Y "ale Fo N en AN en ERITREA R #4 In % » Annalen der ; allgemeinen schweizerischen Gesellschaft pr die . gesammiten Ka chaften: = Herausgegeben a von; SER: .MEISNER,. ©. Professor der ge in Bern: a ES R | Ester ‚Band. Erstes Hep. ‚bei 6. a Ianaz, ‚Buehhindier, a Br Leuzo, in‘ Commission Ber L> “H. F. Hanna. ir FRE a ae G zT nenn 33 BY Ber 5 a ko; n na r, en | der meinen selllleizerischen Gesellschaft a \ für die Herausgegeben | ke Fr Me ISNER ; or der Naturgeschichte in Bern. an rrın Erster Bann t BERN, bei C.A.J ENNT, Buchhändler, 1824. Eırzıc, in Commission bei C. H. F. Hanrmans. ” DE dan aodogei > aukeo ak MAR 1 ol ie a Br TER EE u RER Ir SET T ü Bi ”. Bericht über die neunte Jahresversammlung der allgemeinen Schweizerischen Gesell- schaft für die gesammten Naturwissen= schaften, die am 21, 22 und 23sten Jul. 1823 in Aarau Statt gehabt hat. *) en > Auch zu dieser Versammlung hatten sich, von regem Eifer für die Zwecke derselben beseelt , aus ıı Cantonen die Mitglieder der Gesellschaft in zahlreicher Menge eingefunden. Wie gewohn- lich wurde die erste Sitzung mit einer Rede des, Präsidenten, (diesmal des würdigen Professors der Mathematik. an der Gantonsschule in Aarau, Hrn. Franz Xaver Bronner) eroffnet. So wie frühere Vorsteher der Gesellschaft zum Inhalt ihrer Reden das in den verflossenen Jahren in _ ihrem Kreise Geleistete gewahlt haben, so sprach ' der diesmalige Redner hingegen von dem, was künftig geleistet werden konnte, wobei er sich h / - *®) Da die bereits auf Anordnung der Gesellschaft Bertuukne Uebersicht ihrer Verhandlungen bei der Versammlung in Aarau wohl nur den in der . Schweiz wohnenden Mitgliedern der Gesellschaft zugekommen ist, so dürfte es wohl nichts über- flüssiges seyn, den wesentlichen Inhalt dieser Ver- handlungen hier zu wiederholen, um auch den auswärtigen Lesern unserer Annalen, denen die — Thätigkeits-Aeusserungen unsers Vereins nicht gleichgültig sind, davon Kunde zu'geben. & Natw. Annl. TI. 1. 1 2 EN indessen blos auf eine Reihe physikalischer Ge- genstände beschränkte , deren Bearbeitung der Naturforscher in der Schweiz nicht unwürdig wäre. Wir führen von der beträchtlichen Menge der in Vorschlag gebrachten Aufgaben nur dieje- nigen an, zu leres Auflosung Schweizerische Naturforscher in ihrem Vaterlande ganz besondern Anlass und Gelegenheit fänden. „Pendelversuche und Beobachtungen, aus welchen sich, wie Laplace gezeigt hat, Folge- rungen für den innern Bau der Erde ableiten las- sen, sollten an verschiedenen Gebirgsorten z. B. von Altorf bis Locarno, oder von Sitten über den Simplon bis nach Domod’ossola, oder von Martinach über den grossen Bernhardsberg bis nach Aosta von einem Physiker ‘mit einem guten Chronometer, und einem Pendel von bestimmter . Länge, oder Biot’s Gomparateur versehen, ange- stellt werden, mit der Vorsicht, die Höher de Standpunkte des Beobachters in Rechnung zu bringen. Vielleicht dafs sich durch solche Beob- achtungen unterirdische Höhlen oder mächtige Erzlager kund geben würden. Denn geräumige Fohlen würden die Zahl der Pendelschläge ‘ver- mindern, dichte Erzlager sie für die gleichen Zeiträume vermehren, “ | x Beobachtungen über den Erdmagnetismus, uber Abweichung und Neigung der Magnetnadel sind noch wenig in der Schweiz angestellt wor- den. Doch.wäre es nach Joh. Tob. Mayer’s und Biot’s Anleitungen weder kostspielig noch schwer , sowohl die horizontale als die geneigte Richtung der Nadel täglich zu beobachten, und durch V ergleichung ihre Schwingungen mit den Schlagen eines guten Zeitmessers die magneti- 3 - schen Kräfte zu bestimmen. Nur Alex. v. Zum- boldt hat bei seiner Durchreise im Jahr 1806.in - Zürich, Luzern, 'Altorf, im Ursernthale , im Hospiz auf dem Gotthard und in Airolo derglei- ; ehen Versuche angestellt.“ (Memoires de la Soc.. ‚W’Arcueil Ti ı.) „Beobachtungen über den Gang der Wärme in der Erde von dem. Minimum des Winters bis zum Maximum des Sommers immer tiefer und tiefer und wie sie allmahlig stufenweise vom Som- - mer bis in den Winter schwindet, wurden, wenn } sie an mehrern Stellen zugleich , wenn sie in eimer - Meridianlinie , die über Berge wegliefe, an meh- ' rern Orten der Abhänge einige Jahre nacheinander _ fortgesetzt würden, gewils interessante Resultate 7 für den Gang der Vegetation, für Agricultur u. s. w. darbieten.* „Erforschung der. T emperatur unserer \ Quellen und Seen. Die Wärme der. Quellen ; steht mit der mittlern Temperatur des Erdbodens ‚in sehr naher Verbindung. Die Temperatur der ‘Seen in ihren Tiefen sollieuänitenekfenn, tan ‚und.im verschiedenen Jahrszeiten oder gar alle "Monate beobachtet werden, was sicherlich Auf- -schlüsse über die Beschaffenheit des Erdbodens und seine Erwärmung in beträchtlichen Tiefen _ unter dem Horizonte des Landes, und über den Wechsel und die Beständigkeit der Wärme unter _ der Erdfläche geben ide Auch die Beobach- ä tung der Temperatur nahe am Ufer und zugleich Bättem in den Kesseln der Seen könnte Aleres. sante Data liefern.“ „Beobachtungen ülier das periodische Steigen wen Fallen der Seen , über den constanten en ern Wasserstand, dem Zu- und Abflufs .dersel- + Br ben, üher die Eigenschaften des Wassers , dessen Gefrieren und Aufthauen, dessen Anschwellen durch Winde; über Pflanzen, Insecten, : Ge- wurme, Fische, welche darin leben und ihre Züge halten, über die Vogel, welche sie ge- wohnlich oder selten besuchen etc. ete. “ „Beobachtungen über die Fertheilung der Wärme in der Schweiz. Noch ist nicht be- stimmt, welche Biegungen Zumboldt's Isother- men in der Schweiz haben. Die mittlere Tem- peratur der wenigsten Oerter ist bekannt.‘ Dies erheischt- jahrelang, fortgesetzte genaue Beobach- tumgen ‚des T'hermometers im Freien. Nur wenn die Mitglieder unserer Gesellschaft, wenigstens eines an jedem Orte fleissig meteorologische Be- obachtungen anstellen, sie sorgfältig aufzeichnen und zusammentragen, konnen sich die nothigen Ancaben finden, um aus ihnen die wirkliche Ver- theilung der Wärme zuverlässig zu bestimmen. — Wie wenig kennen wir eine Menge unserer 'Ge- birgsgegenden und ihrer Merkwürdigkeiten! Ue- berall, wohin ein forschendes Auge sich wandte, gaben sich bisher in Luft, Wasser und Erde, an belebten und unbelebten Wesen merkwürdige Ei- genschaften kund, welche werth sind, des wan- dernden Physikers Aufmerksamkeit zu erregen. Noch lange darf an keine Erschöpfung gedacht werden; die Schweiz ist ein physikalisches Fund- land, wo man bei jedem Schritte ansprechenden Gegenständen begegnet.“ „Beobachtungen auf jeder Stufe ersteigli- cher Hochgebirge mit Barometer, Thermometer, Hiygrometer und Electrometer angestellt, bis auf die höchsten Gipfel verfolgt und wo moglich in verschiedenen Jahrszeiten wiederholt, würden A EENER? SEHEN EEE En A Zu > 1 a en tn Du IP LU 5 viel Belehrung über das Gesetz der: Wärme: Abnahme von Unten bis zu den höchsten Punk- ten geben. “ „Darstellung der Sihwiäizerilorl) in Gestalt eines oder mehrerer nebeneinanderstehender Ber 'ge, zu bequemer und leichter Ueberschauung der ver- schiedenen Pflanzenregionen, nach dem Vorlanie } das uns Zumboldt in dee seinem Werke de dis- tributione geograph. plantar. beigefügten Abbil- dung gegeben "hat. * | „Mehrere genaue geognostische Profilzeich- nungen unserer a ee ‚ wie schon Zbel einige geliefert hat. “ „Mehrere Mitglieder der Gesellschäft sollten sich verbinden die Schweiz hypsometrisch zu nivelliren, indem sie die Hohe von so vielen Orten und Punkten dieses Landes, als nur inmer ‚moglich , auf das genaueste bestimmten. “ „Auch ware es sehr verdienstlich , die Zöhe der Melicelinie an so vielen Stellen als moglich ‚auf unsern Gebirgen , mit Beobachtung der Vu 'schiedenheiten auf der Süd- und Nordseite und mit Angabe örtlicher Einwirkungen hypsometrisch zu mans“ — „Vollständige meteorologische Beobach= tungen mittelst Barometer, Thermometer, Hy- meter , Regenmesser , $ Ausdünstungs - und indmesser, i in Verbindung mit dem magnetischen Declinatorium und Inclinatorium. * „Auflosung der Frage: /n welchem Fer hältniss stehen Ausdünstung und Regenmenge _ in der Schweiz ?* „Beobachtungen über den Thau auf meh- _rern Stationen von Thalgrunde an bis an die Gletscher hinauf. “ WET NN er, '„ Untersuchungen über die Winde, ihre Piegelmässigkeit oder ihren Wechsel , ihre Stärke, Dauer etc. in verschiedenen Gegenden.“ | „Giebt .es in der Schweiz sogenannte Wet- terscheiden? Welche Gebirgszüge kann man als solche bezeichnen? WVelchen Weg nehmen die Gewitter in dieser oder jener Gegend? Giebt es besondere Stellen, wo sich Gewitter erzeugen?“ „Genaue Bestimmung und Bezeichnung der Flussgebiete in der Schweiz auf einer eignen hinlanglich-grossen Charte. “ \ „ Zusammenstellung alles Bekannten über die ‚ Eigenheiten unserer Flüsse, ihre Geschwindig- keit, ihr periodisches Anschwellen, ihre Ueber- schwemmungen , Vermehrung der vorhandenen Notizen mit neuen Beobachtungen. “ „Genaue Berichte über die wahre Beschaf- fenheit und Bewandtnifs der sogenannten Wunder- brunnen oder der periodisch intermittirenden Quellen und Bäche in der Schweiz.“ . „Vollständige, aber kritisch gesichtete Samm- lung der Beschreibungen aller Mineralquel- len in der Schweiz. * Eh „Beschreibung der Stellen im Jura und an- dern Gegenden der Schweiz wo Erdöhl und Erdpech vorkommen. “ „Genaue Beschreibung des Steinkohlenla= gers, das durch die Sandsteinformation der Schweiz in grösserer und geringerer Mächtigkeit streicht, und dessen Verhaltens an allen denjenigen Orten, wo es zu beobachten ist. “ „Geognostische Untersuchungen und Be- obachtungen über unsere Gebirge, sind nach allem, was hierin bereits vorgearbeitet worden , noch eine unendliche Menge anzustellen. Die 1 a mi mL nn 7 ‚trefflichen Geognosten , welche unsere "Gesell: schaft unter on Mitgliedern zählt, werden sich’s angelegen seyn lassen . ‚, die Lücken in der geogno- Sachen Kenntnifs unsers Vaterlandes immer mehr auszufüllen. SUR Untersuchung der Höhlen in den Gebir- gen der Schweiz, und ihrer Entstehung, ihrer Schichten und Felsarten , ihrer Gänge und ihres Verlaufs, ihrer T'emperatur u. s. w.“ „Angaben über die rer der Felsen.“ „Beschreibingen us Bestimmungen der m unsern Gebirgen vorkommenden Versteinerungen und der Verhähnisse ihres Vorkommens , in Hin- sicht der Schichten in"welchen sie sich finden , der sie einschliessenden Gebirgsart u. s. w.' Diese und noch viele andere Vorschläge zu Arbeiten für die. Schweizerischen Naturforscher beschlofs der Redner mit den Worten : . . „Eirgreife die Herzen aller Mitglieder , edler, Eifer, der du die preiswürdigen Süfter dieser Gesellschaft von Anbeginn beseelt hast! Ueber- winde die Einwendungen der Bequemlichkeits- liebe , sobald sie durch Vorspiegelung von Schwie- vigkeiten die Lust, etwas zu en. ertodten mochte. Erhabener Muth, Schwierigkeiten zu besiegen , die Untersuchung aufhellender Um- stande standhaft durchzuführen , beseele du jedes Mitglied dieses Vereins , damit de schone Zweck, Mn wir uns vorgesetzt haben , erreicht werde, damit die Naturwissenschaften unter uns fleissigst gepflest, zu Blüthen und Früchten gedeihen Tr das Vaterland Nutzen aus unserer "Vereinigung ziehe! Am Schlufs der Rede wurde noch mit Weh-: muth der im verflossenen Jahre in die Ewigkeit. hinübergegangenen Mitglieder der. Gesellschaft gedacht. Staatsrath Usteri von Zürich gab einen ausführlichen Bericht über die Jugendgeschichte. des zu fruh entschlafenen Zans Conrad Escher von der Linth, und ein Aufsatz Wyttenbach’s theilte die Hauptzuge aus dem Leben des vere- wigten Albrecht's von Haller, des jüngsten Sohnes unsers grossen Haller’s, mit. Hierauf gab der Präsident Nachricht von dem, was die vaterlich gesinnte Regierung des Cantons Aargau neuerlich zur Unterstützung und Beforderung der wissenschaftlichen und gemein- nützigen Anstalten und in’s Besondere auch für die Belebung des naturwissenschaftlichen Studi- ums gethan und las endlich auch ein an ihn ge- richtetes Schreiben der hohen Gantonsregierung ab, worin dieselbe unserer Gesellschaft in sehr verbindlichen Ausdrücken ihre lebhafte Theilnahme an den wissenschaftlichen Bestrebungen dieser Ge- sellschaft ausdrückt und ihr ein Geschenk von 400 Schweizerfranken zusichert. Zum Schluls der ersten Sitzung; gab Prof. Trechsel im Namen der im Jahr ı822 niederge- setzten Commission zu Untersuchung und Ver- gleichung der Schweizerischen Maalse und Ge- wichte, Bericht, wie weit die Gommission in die- ser schwierigen und weitaussehenden Aufgabe bis jetzt. gediehen sei. Wenn zwar gegenwärtig noch keine vollständige und unıfassende Bestim- ‚mung und vergleichende Uebersicht der Schwei- zerischen Maalse und Gewichte vorgelegt werden konnten, so sind doch alle nothigen Einleitungen dazu getroffen, und die Sache geht ihren zwar bi 9 etwas langsamen, aber sichern und hoffentlich zum Ziele führenden Gang. Die Regierungen aller Cantone haben der Sache ihren hohen Bei- fall und geneigte Unterstützung zugesichert und wirklich sind! schon aus mehr als der Halfte aller Cantone die officiellen Bestimmungen und Ver- gleichungen ihrer Maalse und Gewichte einge- sendet worden. Die Vorlesungen, welche in den beiden an- dern Sitzungen gehalten wurden , sind folgende: Prof. Pictet von Genf gab einen sehr inte- ressanten Bericht über eine in Genf neu errichtete Brücke, welche auf Eisendrähten ruht. ° Eine solche wurde zuerst von den Gebrüdern Seguins, 50 Fuls lang, mit sehr geringen Kosten gebaut. Nach diesem ersten Versuche ward ein. Modell “38 Fulßs lang verfertigt, an welchem zwei Draht- seile, jedes aus ı2 zusammengewundenen Drähten bestehend , die ganze Last trugen. Nachdem vorzüglich Obrist Dufour sehr viele interessante Versuche über die Stärke der Drähte angestellt hatte, ward zur Ausführung sgeschritten, Die Erfahrung lehrte, dafs zusammengefalste Drähte weit stärker sind, als Eisenstangen von der Dicke der Drahtseile.. Nach vielen Versuchen, wie die "Verbindung der Drähte am besten geschehen konne, fand man, am vorzüglichsten sei blosses Aneinanderlegen derselben und spiralformiges Um- binden dieset Stelle mit Draähten. Durch Ver- suche ergab sich , dafs 6 Bündel, jeder zu 100 Fäden von 2 Millimetre Dicke, eine Last von 2,880,000 Rilogrammen trugen. Das Ausglühen der Drähte vermindert in bedeutendem Grade die Festigkeit des Zusammenhangs. Dagegen ist die Wirkung vom Wechsel des Luftdrucks und der ° 10 Temperatur auf dieselben sehr gering. Nach dem Modell wurden 2 Brücken über den Stadigraben von Genf verfertigt, wovon die eine ihrer Vol- lendung nahe ist. Die zwei Haupt-Drahitseile- werden durch eiserne Schienen an beiden Ufern des Stadtgrabens festgehalten; die Schienen sind in Massen von Quadersteinen eingelassen, die an dem einen Ende des Grabens ein Paar Häuschen tragen. Diese Brücke ward in Zeit von 6 Mo- naten fertig und die Kosten betrugen nicht mehr als 16000 Fr. (?) Dr. Schinz von Zürich: über die Osteolithen und. Odontolithen die im Steinkohlenlager zu Käpfnach am Züricher-See gefunden wurden. Schon früher waren bei Kapfnach Knochen und Zähne grofser , unbekannter Landthiere an’s Ta- geslicht gefordert worden, die Prof. Meisner zuerst als dem Mastodon angustidens angehorig. erkannt hat. ($. dessen Museum der Naturge- schichte Helvetiens No. 10.) Solche Zähne sind nun neuerdings wiedergefunden worden; alle ha- ben ein Steinkohlen-Ansehn und sind mit .einer . dicken schwarzen Glasur umgeben. Auch fand man 4 zusammengehorende Stücke eines grolsen : Stolszahns. Alle diese Knochen und Zähne lagen . 80 Fuls tief unter der Erdflache. Der Kopf, welcher leider aus Unkenntnifs zertruümmert wurde, mals mit dem Stofszahne etwa 8 Fuls. Auch Biber-Backenzähne und Zähne kleiner Wieder- kauer wurden gefunden. Die letztern gehorten wahrscheinlich einer Hirschart an. Also lebten einst in dieser Gegend Pachydermen , Nager und Wiederkauer beieinander , wahrscheinlich an Süm- pfen, in welchen eine Menge Schnecken (Planor- bis, Limneus u. dgl.) lebten, die sich jetzt auch ıl in den Steinkohlenschichten versteinert vorfinden. — Auch bei Elgg wurde in dem dortigen Stein- kohlenlager ein Fihinozerols-Zahn gefunden. Baup von Vevay theilt eine Verbesserung der Darcet’schen chemischen Lampe mit, welche ein Bad eingeschlossener Wasserdämpfe_ erhitzt. Solch ein Bad giebt sehr constante Erfolge und lafst nur noch wünschen, man möchte die Hitze auch über den Siedepunkt des Wassers erhöhen konnen. Darcet schlielst die Dämpfe in ein ' viereckiges Rästchen von Tannenholz ein; allein die Erfahrung zeigt, dals hier Stoff und Form beitragen, die Hitze zu zerstreuen und ihre Er- hohung zu hindern. Zaup giebt also dem Käst- ‘chen eine ceylindrische Form und verfertigt die umschliessenden Wände aus Carton, das stark mit Leim getrankt und inwendig mit weissem Pa- pier bekleidet wird. Die Wände ‘werden aber doppelt gemacht und stehen’ allenthalben 2 Deci- metre von einander ab. Liesse man den Zwi- schenraum nur mit Luft 'gefüllt, so würde die angehäufte Wärme sich nicht so lange halten „ als wenn derselbe mif leichter Wolle, mit Federn, Baumwolle, Kohle oder irgend einem andern schlechten WVärmeleiter ausgefüllt wird. Die Glasröhre der Lampe geht mitten durch diesen doppelten Cylinder hindurch; wohl anpassende Glasringe halten die aussere Luft ab; ein Paar Linsengläser in den Deckeln gestatten das Able- sen der eingeschlossenen 'Thermometer. Auf zarten Drahtgittern im Innern der Hohlung liegen die Stoffe, welche ausgetrocknet werden sollen. Das Ganze ruht auf eimem' Dreifusse , der. über der Lampe steht. Dr. Jeh. Dan. Mayor in Genf: sandte 12 eine vielumfassende Abhandlung über die Fische der Schweiz ein, eine von unserm unvergelsli- chen Jurine unvollendet hinterlassene. Arbeit ,.- deren Vollendung Dr. Mayor übernommen hat. Die beigefügten sehr schonen und genauen Ab- bildungen hat Jurine noch unter seinen Augen zeichnen und stechen lassen. Die bisher gesam- melten und beschriebenen Fische stammen aus 3. Seen. Demnach befinden sich : ‚ Im Zuger-See 23 Arten von ı0 Geschlechtern. - Langen-See Ba N a Ä rr “ir - Genfer-See 19 - 9. E u Der Verfasser ersucht die Mitglieder um Bei- hülfe zu seiner Unternehmung , um auch die noch fehlenden Arten bestimmen und beschreiben zu konnen. Dr. Kottmann von Solothuse unterhält die Gesellschaft von Raffee-Surrogaten und preiset , nachdem er die schädlichen Wirkungen des ach- ten Kaffee’s, und der gewohnlichen Surrogate als der Bohnen, Erdmandeln, Cichorien angegeben hat,, vor allen den Eichel-Kaffee. Mercanton, Professor der Ghemie in Lau- sanne, beschreibt und analysirt eine neue NMine- ralquelle in Bex. Diese Quelle entspringt 25 Minuten West-Nordwest von Bex am rechten Ufer der Phone aus schwarzem Letten, dessen Schichten mit Geschiebsbanken abwechseln. Der Bergbau zu Bex hat gezeigt, dafs der Ralkstein en Klüfte voll gekohlien oder geschwefel- ien Wasserstoffgases hei, und dafs aus diesen Kluüften Söhsweldlrdese hervorquellen. Die be- schriebene Schwefelquelle scheint einen ähnlichen Ursprung zu haben. Das spec. Gewicht ihres Wassers, das immer eine vollkommene Klarheit 13 behält, ist 1,0016; seine "Temperatur bleibt be- ständig 10 hie ı1° des hunderttheiligen 'Thermo- meters (= 8 bis g’R.); in 24 Stundeis liefert die Quelle immer 403 Kubikfuls Wasser, ein Zei- chen‘, dafs sie sich nicht mit Tagwassern mischt. Ein gelbgrünlicher , seifenartiger Bödancate schlagt " ‚oh darin nieder; ein empyreumatischer Geruch entwickelt sich daraus. In einer Million Wasser- theilen befinden sich nach sorgfältig angestellter Analyse: Schwefelsaurer Kalk Br Theile. Kohlensaurer Ralk - . 1618. Schwefelsaure Bittererde 1772. | Kohlensaure Bittererde ' einige Spuren. ‚Salzsaure Bittererde . 2,75. Schwefelsaures Natron 1016. Salzsaures Natron . 18. Kohlensaures Gas . 73,40. Vol. 1879 K.Z. Geschwef. Wasserstoffg. 16,66. Vol. 542,5 K.Z. ı3566,8ı. Theile. Nach dem Abrauchen des Wassers verbrei- tete sich immer ein Geruch starker Fleischbrühe, Dieser rührt von der besondern Substanz her, die aber, weil sie nur in geringer Quantität vor- handen ist, sich sehr schwer absondern lafst. Ihre Darstellung gelang nur unvollkommen ; sie ist - braun, schwerer als Wasser, welches dadurch “ gelblichbraun gefärbt wird , verbreitet erhitzt einen Üehgerch ‚ wird in Kölertn Hitze schwarz, ‘und ‘verbrennt sehr leicht mit‘ etwas brenzlichem Ge- ruche. Diese Substanz scheint ebendieselbe zu seyn, welche zuerst Chaptal, nach ihm mehrere Chemiker, und neuerlich Longchamp in dem Mi- neralwasser von Barege fand. Das Wasser von Bex enthält eine bedeutende Menge davon. ıh Die medizinischen Wirkungen dieser Heil- quelle haben sich in Haut-Krankheiten , rheuma- ‚tischen Schmerzen und Verstopfungen des Un- terleibs bewahrt. af De Luc, der Neffe, von Genf, hatte 3 Aufsätze eingesendet. Der erste handelt von der untern Linie des ewigen Schnee‘s und der Gletscher für jeden Breitegrad. Humboldt setzte die Schneelinie unter dem :Acquator auf 2460 Toisen; in den Alpen, unter dem 46° nördlicher Breite kann sie 1400 Toisen seyn; folglich senkt sie sich für jeden Breitegrad um 23 Toisen. Ge- gen Norden sinkt sie schneller herab, und am Nordcap unter 71° beträgt sie nur 366 Toisen, so dals für einen Breitegrad 4ı Toisen Senkung träfen und die Schneecurve im 80° die Erdfläche berühren würde. Doch grünt die Erde auf Spitz- bergen, unter 76 bis 80° Breite, im Jul. und Aug. eine kurze Zeit lang. Um die untere Glet- scherlinie zu bestimmen, muls man solche Glet- scher wählen, die von sehr hohen, sich weit erstreckenden Gebirgen niedersteigen, wie im Chamounithale und in Grindelwald. _ Hier schei- nen die Eismassen sich bis zu 500 Toisen über das Meer herabzusenken. In Lappland, Island und in Grönland erreichen die Gletscher die von den Bergen niederhangen , das Meer unter 66 bis 68°, woraus folgt: dafs die untere Gletscherlinie ° von der Alpenkette an bis gegen 70° für jeden Breitengrad um 23 Toisen fallt. In hohern Brei- ten über 70°, wie auf Spitzbergen und in der Baffınsbay senken ‚sich die Gletscher nicht nur bis zur Meeresflache herab , sondern sogar unter dieselbe hinunter. Doch wird die Tiefe dieser Senkung dürch grolse losbrechende Eismassen und den darauf wirkenden Wellenstofs beschränkt. ı5 Der zweite Aufsatz desselben Verfassers han- delt vondem Unterschiede der Ursachen, welche .die Alpenwälder tiefer herab bringen und eine Senkung der untern Schneelinie bewirken. Die Höhe der Schneelinie erleidet zwar ihre Oscilla- tionen, blieb jedoch seit 2—3000 Jahren im Mit- tel ebendieselbe. Die Alpenwälder werden dage- gen zerstort durch verwüstende Lauinen, durch Winde, welche die Dammerde und den jungen An- flug wegführen, durch Platzregen,, Wolkenbrü- che etc., welche die Baumwurzeln entblössen und die Erde herabschwemmen, durch Sturmwinde , welche die Bäume ausreissen ‘und niedersturzen , durch strenge Winter, die den Bäumen todtlich werden. : Alle diese Ursachen bringen keine blei- bende Wirkung auf die Schneelinie hervor; es bedarf nur ein Paar heisse Sommer, so hebt sie sich wieder empor, aber einmal zerstorte Alpen- wälder lassen sich nicht wieder herstellen. Auch darf man nicht vergessen, wie viel die Menschen, seit dem die Alpen bewohnt sind , ausgereutet haben, was die Natur nicht wieder zu erneuern vermag. Es gab einen Zustand der Athmosphäre, welcher den Baumwuchs auf den Gebirgen begün- stigte und die Hochwälder grols zog; der jetzige Zustand der Athmosphäre, mit seinen ewigen Wechseln, scheint das Gedeihen solcher Wälder unmöglich zu machen, so dals diejenigen, die, seit der ersten Epoche gegenwärtiger Vegetation bestehen, nicht wieder nachwachsen, sobald: sie durch irgend eine der obigen Ursachen vertilgt worden. .o. Der dritte Aufsatz De Luc’s enthalt. eine kurze :Geschichte der Meinung von dem ge- ringen Alter des jetzigen Zustandes unsers 16 Erdballs, die zuerst von dem ältern De Luc, ge- stützt auf getreue Naturbeobachtungen , behauptet , deren Richtigkeit nachher von Saussure, Dolo- mieu, Cuvier, Buckland , Gonybeare und Phillips anerkannt worden. Ed. Prevost, von Genf, liest eine Abhand- lung über das Erdpech vor, welches im Thale d’Abondance gefunden wird. Bei der Untersu- chung desselben entzündete es sich schnell , brannte mit gelber Flamme und liefs einen schwarzen Rück- stand. Als es in geschlossenen Gefassen erhitzt und das entwickelte Gas im pneumatischen Ap- parat aufgefangen ward, bildete sich zuerst ein weisser Dampf, dann eine ohlige“Flüssigkeit und eine Gasart, welche vollkommen ohne Geruch verbrannte. Eine unverbrennliche Kohle blieb zurück. ? Dr. Castella in Neuchatel, Arzt im Spi- tale Pourtales, sandte Vorschläge über die An= ordnung einer Abtheilung für Aerzte in der allgem. Schweizerischen Gesellschaft für die ge- sammten Naturwissenschaften ein, und über die Mittel, den ärztlichen Beistand in den Schwei- zerischen Spitalern gemeinnützlich zu machen. Chavannes , Prof. in Lausanne, sandte eine Note über die grofse Scharbe (Carbo Gorme- ranus) mit beigefügter Zeichnung, ein. Von dem am Hinterkopfe dieses Vogels ‚ wie eine dreikan- tige, abgestumpfte Pyramide von vorn nach hinten zu dem ersten Halswirbel hinlaufenden , abgeson- derten Beine, dessen Zweck noch prohleiallenit ‚ glaubt Ch. es diene zum Anhalt, der Muskel, welche nothig sind, den‘ Schlund zu erweitern , wenn der Vogel einen grofsern Fisch verschlingt; die Wirbelsäule, die sonst gerade niedersteigt , 2 - 47 ‚kann sich hier etwas. ruckwarts. biegen und die ‚ Gestalt eines S' annehmen , wodurch der Schlund - eine beträchtliche Erweiterung: erhält. "ı . . Metzger, Pfarrer zu Siblingen, im Canton Schaffhausen, handelt von einer Verbesserung der electrischen Scheibenmaschine und der .Doppelflasche, und zeigt einen sehr wohleinge- richteten Apparat dieser Art vor. Er bringt un- ter Winkeln von 120° drei Reibkissen-Paare und 60° von jedem Reibkissen entfernt einen. Einsau- ‚ger an. Mit einer Scheibe von 22. Zoll im Durch- . messer , die 6 Reibkissen , jedes von 6 Zoll Länge hat, erhielt er ausserordentliche Wirkungen. — ‚Die Doppelflasche besteht in 2 cylindrischen Fla- schen, wovon die eine..genau in die andere hin- einpalst: beide laden sich miteinander und geben viel stärkere Schlagfunken. Sam. Perrotet von Vully, (Botaniste cul- tivateur, voyageur du Gouvernement frangais en ‚ı819—ı821) sandte 4 Aufsätze folgenden In- halts ein: > I. Ueber einen noch unbeschriebenen har- zigen Baum, aus der Familie der. Terpentinarti- gen, Abrea Wgenannt. Er wächst auf den Phi- Iippinen. Das Karz gewinnen die Einwohner durch Einschnitte und vermittelst eines:;grolsen Feuers‘, das sie rings um den Baum+anlegen , wodurch das Harz reichlich aus den Einschnitten ‚ herausrinnt und der Baum sich in wenigen Stun- den seines Saftes entledigt. Diese:harte ‚Behand- ‚lung wiederholen die Indier 2 bis 3 Mal des Jahres, ‚ohne dafs der Baum merklich leidet. Das Harz ‚wird eine. Viertelstunde. lang gekocht ‚und zum -Ueberzug, der Weaarenkisten, zum Ralfatern der | Schiffe u. s. w. gebraucht und halt sich sehr lange. 2 Natw. Amnl. I. 1. ı8 Der Baum grünt nun im Pflanzengarten zu Paris , und könnte zuerst auf den Antillen und dann in den Sandstrecken (Landes) zwischen Bordeaux und Bayonne einheimisch gemacht werden. Sein Aroma verspricht Heilkräfte. _ I. Von dem Gebrauch des Dolichos bül- bosus auf Java und den Philippinen. Dies 'Ge- wachs, Iquamas genannt, hat eine rübenartige Wurzel, wie Brassica napus maxima; die Ma- layen und die Einwohner der Philippinen lieben sie sehr und essen sie sowohl roh als gekocht, wie Erdäpfel. Man benutzt sie auch zur Mastung des Viehes , besonders der Schweine. Die Pflanze gelangt schon in 3 bis 4 Monaten zur Vollkom- menheit, gedeiht in jedem Boden, vermehrt sich am leichtesten durch ihre Bohnen. Sie verspricht im südlichen Frankreich fortzukommen und ein treffliches Nahrungsmittel zu gewähren. II. Beobachtung über die Pflege des Pfefferstrauchs auf Java. Sowohl auf Java, als auf Sumatra wird der schwarze Pfeffer und der Betel in schonen Zeilen gepflanzt. Der Er- folg der Cultur dieser Schlingpflanzen hängt grols- tentheils von der Wahl der Stütze® derselben ab. Der schwarzdornichte Erythrina-Baum scheint von der Natur hiezu bestimmt zu seyn.‘ Die frischen Schosse der Schlingpflanzen wachsen mit ihren Stützen: empor, die Pfefierranken schmie- Ben sich an diese Stutzen, senden einwurzelnde riebe in die Rinde der Erythrinen und eignen sich zum Theil den Saft dieser Gewächse zu. Man hat auf Cayenne versucht, diese Stützen durch den Spondias Mombin oder den Calabassenbaum zu efsetzen, allein die Säfte dieser Pflanzen sag- sen dem Pfeffer nicht zu, und die Pflanzung mils- "2 rieth. Jetzt gebraucht man dort auch die Ery- thrinen zu Stutzen und die Pflanzung gedeiht. IV. Ueber die Pflege des Vanille-Strauchs und die Erhaltung seiner Augen bei Versendungen. Chev. Bourdet (de la Nievre) reisender Geo- ‚log , sandte eine Schrift ein: über 4 neue Arten von Schildkröten (reptiles Cheloniens) im Sand- steine der Schweiz. In einem Steinbruche bei Aarberg, am rechten Aarufer 20—3o Fuls unter der Erdfläche fand man die Ueberreste der Schild- _ kröten, welche das Museum in Bern besitzt. Das erste Stuck ist die untere Schaale einer ' Süfswasser-Schildkrote (Emys) , sehr ähnlich der - Testudo Europaea. Der zweite Rückenwirbel . * zeigte dieselbe Aehnlichkeit und fand sich in eben- ' derselben Steinmasse. Ein anderer Stein schlofs ein Stück des Panzerringes ein, der die untere - 'Schaale mit den Rippen verbindet. Dies Stück kann weder einer weichen noch einer Meer- - Schildkröte angehören, denn ihre Panzerstücke E* Be nicht in die Unterschale ein. Die übrigen | Stücke sind zu sehr zersplittert, man erkennt ; jedoch, dafs sie einer Emys angehören, weil die ; Rappen überall gleich breit sind. Der Verfasser hat diese Art Emys Wyttenbachii genannt. Die zweite Art ist eine Meer-Schildkrote , die B. Che- -Ionia Meisneri nennt. Das erste Stück derselben ‚ist ein Bruchstück des Schulterblattes, das eben so wie das Schlüsselbein zerbrochen erscheint. - Ein anderes Stück ist der obere Theil eines - Schenkels, 4 Zoll lang, und neben ihm findet - sich ein kaum kenntliches Stück emes Waden- ' beins (perone) ebenfalls 4 Zoll lang. Das letzte Stück ist ein Ellebogen 7% Zoll lang, der eben dieser Meer-Schildkrote angehört, die wenigstens 20 4 Fuls Länge hatte. — Am Berge la Moliere , bei Estavayer, 350 Teisen uber das Meer, findet sich eine Breccie, die: sehr viel Meerschnecken und Bruchstucke von’ Landthier - Knochen ein- schliefst. Diese sind alle 'braun gefärbt und haben zum Theil mit Eisenoxyd angefüllte Poren. So sind auch die beiden Schildkrotenreste beschaffen , die man dort fand. Von der ersten besitzt B. den Schild, der 8 Zoll Länge und 4 Zoll Breite hat und einer Sülswasser-Schildkrote anzugehoren scheint, welche der. Verfasser Emys Cordieri nennt. Sie ähnelt der E. serrata, welche ellip- tisch ‚und niedrigen .Baues ist; der Seitenpanzer , welcher beide Schilder verbindet, ist fast ganz erhalten. Die andere .-Schildkrote dieser Gegend nennt B. Emys de Fonte , zu Ehren des CGano- nicus de Fontaine in Freiburg, in dessen Samm- lung ein Abdruck der innern Schaale derselben sich befindet.. Dieser zeigt 3 Rippen auf jeder Seite, überall von gleicher Breite und hat eine niedrige Form. In der Unterschaale geben sich auch Kenn- ' zeichen einer Emys kund. Sie gleicht am besten der 'Teestudo punctata, scheint: aber, als der Ur- welt angehorig , eine besondere Art darzustellen. Dr. Rud. Meyer liest eine Abhandlung über: die /rritabilität der Pflanzen. Der Verf. hat insbesondere die Wirkungen chemisch eindringen“ der Materien, namentlich der Sauren, Alkalien ,, Oehle, des Naphtha, des Weingeistes an der Mi-- mosa pudica beobachtet. Die grolste Wirkung äussern meistens die flüchtigen , (nicht gerade die- jenigen, welche die organische Textur ‚schnell zerstören) wie Naphtha“ und ätherische Oehle. Werden die beiden Endblaitchen eines gefiederten Blattes mit diesen Substanzen benetzt, so erfolgt - be ai Ze Ze u nn er nn = 21 erst allmahliges Zusammenziehen der Blattchen, ‘von der Spitze des gefiederten Blattes nach des- sen Basis zu; dann tritt ein Paar Minuten lang "Ruhe ein; es gehen die vordern Blättchen wieder um ı--2 Linien auseinander; darauf erfolgt ein zweites Zusammenziehen der Blättchen von vorn nach hinten; die Bewegung bleibt aber bei dem erstern Paare der Blätichen nicht stehen , sonderh ‘geht zu dem zweiten , dritten und vierten über‘, und dann von hinten nach vorn; nun erfolgt Sen- "ken des gemeinschaftlichen Blattstiels. Nach ı--4 Minuten Ruhe senkt sich alsdann plotzlich das "zweite unter diesem befindlichen Blatt, dann das dritte, vierte u. s. f., auch die Blätter, die über dem zuerst gereizten sich befinden , und ihre Blätt- ‚chen schliessen sich schnell hintereinander von der Basis der gefiederten Blättchen bis zur Spitze. Diese ‘Bewegungen erfolgen in Zeit von einer Viertelstunde, ofters von Ruhepunkten unterbro- ‚chen. Es ist demnach die Richtung, nach wel- ‚eher das Zusammenlegen der Blättchen erfolgt , ‘eine bestimmte, und der Reiz ein doppelter, der erste mechanisch, der zweite chemisch; zwischen ‚ beiden tritt Erholung‘ ein, welche durch die be- lebende Kraft der flüchtigen Reizmittel erst noch beschleunigt zu werden scheint. Das Wiederer- ‚öffnen der Blättchen geschieht langsam, und in o ‚umgekehrter Ordnung; das zweite erholt sich zu- letzt; war der Reiz zu stark, so erfolgt Lähmung und Absterben des gereizten 'Theils. Die reiz- barsten Stellen sind die Basis jedes Blättehens , ‚der untere Theil und die Basis des gemeinschaft- ‚lichen Blattstiels; durch Berührung: der letztern ‚Stellen erfolgt Senken des ganzen Blattes. Eine ‚andere Beobachtung an denselben Pflanzen scheint 22 ‚dem Verfasser noch neu; dafs nämlich auf Er-. .schütterung die Pflanze ihre Blättchen zusammen- zieht, auf fortgesetzte Erschütterung aber, wäh- . rend mehrerer Stunden die Blattchen sich wieder ‚offnen. | Die auffallende Wirkung, verschiedener Ma- terien auf die Mimosa leitete den Verfasser auf‘ ‚die Idee, diese auch auf andere Gewächse zu versuchen; es- zeigte sich, dafs sehr viele Pflan- zen auf heftige Reize Bewegung ihrer Theile äus- ki sern,, besonders auf Anwendung von concentrir- ter Schwefelsäure, Aether, Ammonium. Ein "Wassertropfen schon, auf die Staubgefässe meh- rerer Mesembryanthemum - Arten gebracht , ver- mag merklich die Petala zu erheben. Aether auf. den Discus einer Bellis perennis stellt plötzlich . die Strahlenblümchen aufrecht empor. Berührt man mit Schwefelsäure die Basis eines Filaments, so legt sich, wie bei der Berberis durch blosses Berühren, das Staubgefals auf die Narbe; die Blu- . menblätter, an der Basis betupft, erheben sich schnell und biegen sich nach der Mitte der Blume zu; dann erfolgt aber Abfallen der Blumenblätter , die erste Zuckung gleich vor dem Tode! . Auf verschiedene Pflanzen haben die gleichen Substan- zen. auch verschiedene Wirkung. Besonders. starke Reaction bringt Aether, und darauf con-. centrirte ‘Schwefelsaure hervor, eine glühende Nadel , oder heisse Schwefelsaure. — Auch auf die Blätter einiger Pflanzen hat die Schwefelsäure außfallende Wirkung. Bringt man einen Tropfen Schwefelsäure auf die obere Seite des gemein- schaftlichen Blattstiels, an den Insertionspunkt der einzelnen Blüthen der Robinia pseudoacacia, der gemeinen Bohne, des Lathyrus und auf die gefie- Hi x i Ä f, a 2 h 3 253 en Blätter vieler Pflanzen, so erheben sich E die beiden , einander entgegengesetzten Blättchen sehr bc, zuweilen so stark, dafs sich ihre Spitzen börühren; darauf senken sie sich und fal- len ab, so wie ER Zerstörung des organischen _ Gewebes vor sich geht. Oberst Fischer, von Schaffhausen , berichtet über eine ‚Erfindıng des Hrn. Schlatter daselbst, Glas in eine porzellan-ahnliche Masse zu verwan- deln und zeigt eime Pistole vor, die 5 drehbare - Pulversäcke hat, sich selbst das Zündpulver auf- »schüttet und ER sehr schnell fünfmal abge- - feuert werden’ kann. ' Graf Mielzynsky aus Pohlen, Ehrenmit- glied der Gesellschaft, sendet Noten über einige Beobachtungen die Physiologie der Schnecken betreffend, ein. ı. Jon den Bewegungsor= ganen dieser Thiere. Läfst man sie über Glas 1 F \ 2 ; t b 3 r 'kriechen, so kann man die wunderbaren Bewe- gungen I wallenden Fusses beohachten. Sie _ kriechen über sehr porose Korper, ja über die “ Sehneide eines Rasiermessers nach der Breite und nach der Länge weg, ohne sich im Geringsten zu schneiden ; sıe klettern an einem sehr feinen, senkrecht befestigten Haare mit grofser Leichtig- keit auf und nieder. Also bewegen sie sich nicht durch Erzeugung eines leeren Raumes unter ihrem Tree: Wenn die Umstände es gestatten, brin- . gen sie zwar einen leeren Raum. hervor , aber derselbe kann doch nicht der Grund ihrer Bewe- gung seyn. Spallanzani schrieb ihre Bewegung der Undulation ihrer Fibern zu. Hieran ist viel Wahres; allein man mufs doch die Fibern des Fusses solcher Weichthiere genauer studiren. Der Verf. stellt sich die Fibern der Schnecken vor , ah als 'strebten sie senkrecht wie die Borsten einer Bürste von Oben nach Unten , äusserst nahe an- einander und höchst zart; fast in wagerechter Richtung. begegnen ihnen en ‚ eben so zarte Fibern‘‘. welche sich ausdehnen und zusammen- ziehen: können. Steht der vordere "Theil des Fusses fest und die mittlern Querfibern ziehen sich zusammen, so rückt der hintere Theil vor; steht der’ hintere Fufstheil fest und streckt der mittlere sich aus, so rückt das Thier wieder voran u. s. w. Daher die Undulationen , die. man am Fusse durch Glaser wahrnimmt. “Die Fibern sind viel feiner als eine Scheermesser- Schneide; das Thier kann also wohl 3 Fibern auf . die Schneide setzen und sich langsam quer darüber wegrücken ; besser geht die Bewegung langs, der Schneide oder an einem Haar von Sietteh Ahr Schleim und die Feinheit der aufvärktee Fibern ge ‚ dafs sich die Schnecke ver- wundet. 2. Yon den Tentakeln dieser Weich- thiere. Es ist die Frage, ob die Schnecken mit ihren Augen an den Tenskeln wirklich sehen? Streckt man ihnen eine Spitze entgegen, SO wis- . sen sie nichts davon, bis sie daran’ stossen, die Spitze mag gefärbt seyn, wie sie will, glänzend { oder dunkel. Lälst man Schnecken im Finstern schleichen , und bringt vermittelst eines Spiegels ' schnell : einen Lichtstrahl auf ihre’ Fühler, so zucken sie nicht im geringsten. In der Nacht von Scheinwürmehen beleuchtet, geben sie kein Zei- chen des Sehens von sich. Kriecht die Schnecke, so streckt sie die Fühler stark aus; berührt sie einen Körper oder sich selbst, so 'zuckt der Fühl- faden in seine Scheide zurück , je nach der Stärke : des empfangenen Stosses’ üehrioder weniger. Man RN Vo ED Ge Nr ah u mn ” 2) sollte demnach glauben ‚ die Schnecken sehen nicht. Doch ist die Schlufs zu voreilig. Als der Graf eine Anzahl Schnecken in ein Blöcher: nes Gefäls einsperrte, in dessen Deckel zwei auf- rechte, 12% Fuls lange Röhren eingesetzt waren, wovon die eine oben mit einem undurchsichtigen Blechdeckel, die andere-aber mit einem durcli: sichtigen Glasdeckel geschlossen wurde; so drä ang- ten Sch die Schnecken, als er etwas Wasser in die Büchse gols und sie dadurch zum Aufkrie- chen nothigte, alle, ein Paär Verirrte ausgenom- men, in die helle Rohre dem Glase zu. Sie 5 konnten also Licht und Finsternifs unterscheiden. Es Dieser Versuch ward oft mit gleichem Erfolg wiederholt. Schnitt man den Seleckeh die Ten- takeln ab, so krochen sie ohne Unterschied in die dunkle ‘oder in die helle Röhre und konnten das Licht nicht mehr von der Finsternils unter- scheiden. Also wohnt ihre Sehkraft allerdings in den Tentakeln ; aber sie reicht wohl nicht wei- ter, als den Tag von der Nacht zu unterscheiden; das Daseyn : äusserer Gegenstände wahrzunehmen L dient sie nicht. Dr. Convers von Weraz: Andet eine Denk- ‘schrift über einige Augenkrankheiten ein. ‘Im rhalische Schärfe auf die Augen nd brachte die Krankheit hervor, welche der Verfasser Oph- 'thalmie eatharrale erysipelateuse nennt. Eine leb- hafte Rothe mit empfindlichem Beissen entstand ‚im Augenwinkel' segen die Nase, die Schärfe ‘des Rothlaufs gift de Augendeckel an; austre- ‘tende Feuchtigkeit Klebte Nachts die Augen zu ‚und erregte Morgens schmerzliches Blicken. Zu- weilen zeigten sich auf den Bedeckungen des Frühlinge dieses Jahrs warf sich haufıg die cathar- . 26 - Thränensacks Hitzbläschen,, die nach 24 Stunden eine scharfe Flüssigkeit ausrinnen liessen; ja sie giengen nicht selten in wahre kleine Geschwüre uber , aus denen nach eimigen Tagen Eiter flols. ‚ Die Häute des Augapfels rotheten sich, wurden gegen die Augenwinkef hin entzündet; die Ent- zundung ergriff auch die Hornhaut in Form emes Augenfells; die Kranken glaubten Sandkörner un-' ter den Augenliedern zu fühlen; scharfe 'Thränen ätzten rothe Striche auf die Wangen, es entstand wohl gar ein Geschwürchen in der Grofse eines Stecknadelknopfs in der Hornhaut , oder der Eiter frals ein bis zur Iris und verursachte eine hernia iridis, und das Ausfliessen der wässerigen Feuch- tigkeit aus der Vorkammer des Auges. — Im, Anfange der Krankheit wurde das Auge mit Hol- lunderthee gebadet, welchem man zuweilen eine schwache Auflösung weissen Vitriols beigemengt hatte. Wenn Bläschen auf dem Thränensacke - und leichte Geschwürchen erschienen, verordnete der Verf. ein kleines Pflaster von der Lilienzwie- bel oder von weichem Brode im Ramillenthee ge- kocht. Wenn die Entzündung die Verbindungs- Membranen des Augapfels ergriffen hatte, liefs er das Auge waschen und ofters des Tages eine Auf-. losımg von der pierre divine Wegerichwasser mit einigen Tropfen der tinctura thebaica und Bleiessig .in’s Auge träufeln. Auch geschah es, dafs ein kleines Ziehpflaster auf den Arm gelegt, und leichte Ausleerungsmittel angewandt wurden. Bluti- gel in der Gegend ums Auge ansetzen, hält der Verf. für schädlich; er sah nie gute Wirkungen davon. Er erzählt mehrere Krankheitsfälle der Art, ‚die mit glücklicher Heilung endigten. ? ” 27 ‚Di. Joh. G. Krauer, von a im Canton Luzern, überreicht der. Gesellse eine - Schrift: Prodromus Florae Lucernensis seu ‚plan- tarum phaenogamicarum in agro Lucernensi et ejus- confinibus sponte nascentium catalogus. — E, Unter den diesmaligen Beschlüssen der Ge- sellschaft haben die. beiden folgenden ohne Zwei- fel ein wichtiges allgemeines Interesse, weshalb wir ihrer hier erwähnen, - 002. Auf den Vorschlag des Prof, Pictet, die _ allgemeine Schweizerische Gesellschaft mochte - ‚sowohl die Kantonal- Gesellschaften, als die ein- ' zelnen, in verschiedenen . Gegenden der, Schweiz, zerstreuten Mitglieder .einladen, sich mit Baro- metermessungen der vorzüglichsten in ihrer Nahe liegenden Berg- und Hügelhöhen , mit Angabe der Stromungen ihrer Flüsse und zugleich: mit Auffassung geologischer und mineralogischer Ei- . -genheiten, und. mit Erforschung der mittlern Tem- peratur der Standorte und andern meteorologischen Beobachtungen zu. beschäftigen; : wird sogleich eine Commission dafür gewählt, die über die beste Weise, wie dabei zu Werke zu gehen seyn dürfte, sich vorläufig berathen und ihre Gedanken der Ver- sammlung, vortragen, übrigens die anzustellenden Beobachtungen in den Gang bringen, das ganze Geschäft zweckmässig leiten und das Ergebnils - ihrer Verhandlungen der Gesellschaft bekannt ma- chen soll. Diese Gommission, welche unter Pic= tet's Vorsitz aus den Professoren De Candolle , “ Trechsel, Horner , Kasthofer ,: Ebel und Zschokke besteht, erhielt auf ihr Verlangen nicht N nur die Vollmacht sich sowohl mit den Kantons- Gesellschaften als mit einzelnen Mitgliedern im [4 28 Namen der Gesellschaft in Gorrespondenz zu setzen, sondern auch , wegen der Nothwendigkeit, mit verglichenen zuverlässigen meteorologischen., ' Werkzeugen zu arbeiten, einen Gredit von 800 Franken um die nöthigen Ausgaben für solche Instrumente u. s. w. zu hestveitändn 2. De Candolle’ s Vorschlag: alle Kantons- Gesellschaften einzuladen, dafs jede in ihrem Kanton einen Commissair ernenne, welcher ihr über den Zustand der Wälder des Kantons, namlich über die Grofse, die "Zulänglichkeit für die Bedürfnisse, ihre Bewirthschaftung , ‚die Ge- setze und Verordnungen über Forstsachen und die Mittel, die Porstcalter zu verbessern, ‘Bericht erstatte. :WVenn diese Documente gesammelt sind, sollen sie einer Gentral- Commission übergehen werden, welche sie vergleichen ‚ untersuchen und der Gesellschaft zweckmässige Mittel vorschlagen wird , wie in diesem Fache zum allgemeinen Be- sten der Schweiz gewirkt werden könne. Dieser Vorschlag wird mit Beifall angenommen‘und eben- falls an die obige Conise zur zweckmässigen | Vorberathung über den Gang der Ausführung 4 gewiesen. 3. Zum Versammlungsort für 1824 wird Schaffhausen bestimmt. R 29 I. Bruchstück aus den. Beiträgen zu einer Mo- ‘ nographie der. Molasse, von B. Studer. Der Muschel: Sandatein.: 0. „Die Gebirgsart, die ich mit diesem Namen - bezeichnen will, hat.schon früher die Aufmerk- + samkeit der. Geognosten. auf sich gezogen: Graf - Razoumovski erwähnt ihrer in mehrern Abhand- ' lungen und in seinem Werk über den Jorat D), und betrachtet sie, in Uebereinstimmung mit den neusten Ansichten des H. von Ferusac, als eine Formation, deren Bildung- in die Zeit fallt, da das Meer sich in seine heutigen Grenzen zurück- ' zog und grolse Landseen hinterliels , die allmalig ‚durch die Flüsse ausgesülst und von Sufswasser- - Geschöpfen belebt wurden ; H. Meyer 2) beschreibt ‚sie als eine Kalksteinmasse, voll von Versteinerun-. ' gen und eingemengten kleinen Geschieben; H. _ Escher ?), in einer.frükern Abhandlung , als einen zwischen dem Jurakalk und der Molasse liegen- ' den, beinah ganz. kalksteinartigen, sehr ‘verstei- merungsreichen Sandstein; in einer spätern, als - einen der Molasse aufliegenden Muschel-Sandstein ; H. Ebel *) ünterscheidet ihn nicht von der übrigen Molasse. | Da mir die schon zum Theil eingeführte und durch H. Escher’s Autorität empfohlne Benennung 3) Jorat II. p. 137. Mem: de Lausanne IH. p. 209. 2) Alpina I. p. 254. +83) Alpina I. p. 281 und 287. . 4) Bau der Erde II. 22. u. £: x "30 Muschel-Sandstein ganz passend scheint, so will ” ich keine neue vorschlagen. Sollte dieselbe je, als zu allgemein und #relleichi auch als schon an- derwärts eingeführt, V erwirrung drohen, so kann man immer durch Beifügung eines Ort- Namens nachhelfen , oder auch das Muschel-Sandstein in Muschel-Molasse umändern. - Es zerfallt diese Gebirgsart, in ihrer ‚ganzen Ausdehnung, betrachtet , ‘wie die Molasse , in einen Sandstein und 'eine Nagelfluh , deren gegenseitiges Verhältnifs aber , wie wir bald sehn werden , mehr noch als in der eigentlichen äsieeneg im Dun- keln liegt. “ a. Sandstein. - Der Muschel-Sandstein im engern Sinn ist. in der That eine wahre Molasse, und besteht, wie diese, grölstentheils aus feinem Quarz-Sand, der durch ein kalk-merglichtes CGement verküttet ist. Seine Festigkeit ist ‘gewöhnlich sehr bedeu- tend und’ nähert sich derjenigen ‘der harten Mo- lasse; die Ueberreste organischer Korper haben wahrschemlich, wie bei, diesem, die bindende Kraft des Kütts erhöht. In Säuren zerfallen auch die festesten Arten zu einem Haufwerk von Sand. ‘Die grünlich-schwarzen Pünktchen , die wir in vielen Molassen gefunden ‚ scheinen RE Mu- schel-Sandstein vorzuglich eigen und fehlen, so viel mir bekannt , BEN Ausserdem aber zeich- net ihn von der Molasse die Beimengung einer grünlichen Substanz aus, die vielleicht mit jenen Pünktchen nahe verwandt ist. Dieselbe kommt vorin runden, oft kuglichten , platt-sphäroidischen, 1 eylindrischen Körmkes ‚ von Br Grolse eines Hirs- korns bis zu der einer Bohne, aussen glatt, grün- Ü 3ı s ‚lieh-braun, im Bruch. fein-erdig, hell-graulich- grün, theils halbhart, theils leicht zerreiblich 5); _ ofters auch als dünne, dem Stein fest ansitzende ‚Häutchen, saftgrün,, grünlich-braun , zuweilen . mit schwarzem Wachsglanz. In letzterm Fall hat es fast den Anschein, als ob sie aus der Zer- störung organischer Theile entstanden wäre. Ich © "will indefs die Identität der Substanz in beiden ‚Arten des Vorkommens keineswegs verbürgen. Charakteristisch für den Muschel-Sandstein ist, wie es die Benennung andeutet,, die grolse — Menge der ihm. beigemengten Ueberreste von 'Schaal-'Thieren. Einige Schichtungs - Absonde- rungen sind ganz mit Steinkernen von Cardien . und, vielleicht, Cyihereen bedeckt, oft liegen .. mehrere Lagen, nur durch dünne Sandstein-Schich- ten getrennt, über einander; die Masse des Steins . selbst wird oft ganz von unverwitterten Schaal- Bruchstücken durchdrungen, ‚so dals nicht selten . diese Bruchstücke fast einzig das Gement bilden , „oder wohl gar den-Stein fast verdrängen, letz- - teres jedoch immer nur streifen- und nesterweise. Zuweilen sind auch nach der Erhärtung einige — Schaalen verschwunden und haben 'leere Stellen » zurückgelassen, die im Querbruch sich als feine , b „länglichte , etwas gebogene Poren zeigen, und - deren Wände nicht ganz selten mit mikroscopi- „schen Kalkspath-Cristallen bekleidet und wie can- dirt sind. Der Kalkspath ist überhaupt ein treuer Be- - gleiter des Muschel-Sandsteins : er durchzieht ihn ‚in feinen Adern, bildet kleine Nester, und scheint [2 5) Hr. Prof. Brunner hat gütigst die Analyse dieses . .Fossils übernommen. EEE DEZE TLREBRLDEEDRE TEN N 32 \ ‚oft, besonders bei den härtern Abänderungen vr als eine fein-schuppige, oder splittrige, zusam- menhängende Masse ausschliefslich und vorherr- schend die Sandkörner zu verkütten. In grofsern . Cristallen habe ich ıhn niemals gefunden. . Un- . geacht dieses starken Verhältnisses, in dem ofters der Kalk erscheint , geht der Stein indels niemals in eigentlichen Kalkan oder auch nur in sandi- gen Kalk über, und die Sandstein-Structur bleibt _ immer deutlich. _ i Das Korn desselben ist eben so > mannigfaltig,.. verschieden, als das der Molasse. Im Aargau fand ich es ziemlich fein, in unserm Canton eher. | grob. Nicht seiten sind, bei einem mittlern Korn, kleine Gerolle beigemengt ; besonders zeichnen ‚sich: darunter , imı Buchekberg 'z. B. kleine Stein- ‚chen yon höchstens ı Gent. Durchmesser , aus,. ‚stumpfeckig, sehr glatt und glänzend ,. schwarz, . Aal lraen, e Kellner: grünlich-schwarz , im ‚Bruch. flachmuschlig, geblich-braun , glatt, muschligem Hornstein - oder °F euevstein HRS nur ist die schwarze Aussenflache auffallend. .s Auch die Farbe des Muschel-Sandsteins durch- läuft alle der Molasse eigenthümlichen Nuancen. Wo die Anzahl der Schaal-T'heile bedeutend ist, . nähert sie sich dem. bräunlich-weissen; wo die grünen und braunen Pünktchen .und Flecken in beträchtlicher Menge da sind, wird der Total- Eindruck durch Bi icdBeirt: an vielen Orten im Aargau ist der.Stein graulich-blau, in unserm. ‚Canton ae olgrün. Im Allgemeinen zeigt er Neigung : zu ai. schiefriger Absonderung a wird daher zu Stein- Platten benutzt (Jensberg » Buchekberg , Gegend von Burgdorf). In den "großsen Steinbruchen. des: 33 ‚Aarsaus findet er sich aber auch in dickern Schichten, welche zum Theil schon zur Zeit der. - römischen Herrschaft (Mägenwyl). als Bausteine gebrochen wurden; bei Würenlos wird er vor- züglich zu Brunnkasten verarbeitet. ‚Die geognostischen Verhältnisse des Muschel- Sandsteins sind sehr einfach. Er bildet auf allen Hügeln, die sich am Fusse . des Jura zu einer gewissen Höhe erheben, bis ‚ungefähr in die Mitte des grolsen Thales zwi- ‚sehen dem Jura und ‚den Älpen ‚ die obersten ‘Lager, und ist meist ‚nur durch unbedeutende ‚lockere Molasse-Lager von der Dammerde ge- trennt, nicht selten auch in unmittelbarer Beruh- rung, mit derselben. Seine. großste Mächtigkeit scheint er im Aar- 'gau zu erreichen, wo er, zwischen Zofingen und Regensperg., in zahlreichen und grolsen ‘ Steinbrüchen ausgebeutet wird. Bei Würenlos ist seine Masse bei 15 Meter dick, von ungefähr leicher Maächtigkeit ist er bei Mellingen und . Mägenwyl; in unserm Ganton übersteigt er wohl nie eine Dicke von 4--6 Metern. . . Es ist indels sehr schwierig hierüber zu all- gemeinen Resultaten zu gelangen, denn das Zusammentreffen des Gesteins mit. der tiefern Molasse läfst sich nur selten beobachten. Da, ‚wo ich diese Trennung gesehn (Molasse-Stein- bruch bei Aetigkofen im Bucheckberg), ist sie scharf und ohne Uebergänge; auch die obere Absonderung ist meistens sehr bestimmt; beides ‚wohl eher wegen’ der Verschiedenheit des Zu- “ sammenhalts, als wegen ursprünglicher : Forma- _ tions- Verschiedenheit. Der Stein nähert sich überdiefs zuweilen der Molasse so sehr, dafs Natw. Annl. I. 1. I 34 Kir man ihn‘, wenn er nicht Petrefacten enthielte , unmoglich davon unterscheiden konnte , ja über mehrere Petrefacten-Lager, die ich, ihrer Um- gebung wegen, zur Molasse gezählt habe, bin ich noch im Zweifel, ob sie nicht eher mit dem Muschel-Sandstein vereinigt werden sollten, und umgekehrt. Der westlichste Hügel, auf de ich den Muschel-Sandstem sefunden , ist der Jensberg, zwischen Aarberg and Nidau. Die Lager errei- chen nur eine Dicke von wenig Decimeter, einige sind noch dünner, die Schichtung ist aber sehr deutlich und regelmässig, so dafs man grolse Tafeln brechen kann. Die ganze Mächtigkeit lafst sich nicht bestimmen , die lockere Molasse geht indefs nur wenig tiefer zu Tag. Die Schich- ten fallen mit 25° gegen 4° ©%). Der Steinbruch liegt auf der obern Fläche des Hügels, gegen Mittag, 37 Meter über Belp N). Man findet dieselbe Sreieckn auf den nord- westlichen Ecke des Ducheckbergs, oberhalb Baln, ı42 M. über Belp. Die Schichten sind mächtiger als auf dem Jensberg und bilden gegen 6) er heifst der Winkel mit dem Horizont beträgt und die Schicht fällt gegen den vierten Grad ae: Horizonts, die Grade nach 360 Theilung vom wahren Nord östlich gezählt. alMeber ein ideales unteres Niveau, das ungefähr mit der Ebene von Belp zusammentriflt. Es ist 52 M. unter unserm Observatorium angenommen, und: da diesem eine absolute Höhe von 592 M. zu- kömmt, so sind zu allen unsern Höhen 530 M. zu addiren, wenn: man sie auf das Niveau des Meeres zurückführen will. Die Höhen sind nach correspondirenden Barometer-Beobachtungen be-, stimmt worden, gewöhnlich leider nur durch ein- fache und ohne EControlle; wo ich Mittel-Resultate geben kann, werde ich meine einzelnen Höhen ın der Note anführen. 35 Osten ein schroffes, ziemlich weit nordlich lau- fendes Felsbord. Sie fallen mit ı5° nach 260°. Eine der bekanntesten Bruchstellen des Mu- schel-Sandsteins auf dem Bucheckberg „st der Bokstein, nahe bei Aetigkofen, ein Felsriff ‚das mehrere "Meter ‚gegen Westen aus einem Felde hervorragt und als eine steile Wand sich süd- warts ichk: Es sind mehrere Steinbrüche darin angelest. Die Schichten liegen horizontal , aus- genomnien anı nordlichen Ende, denı eigentlichen Bokstein, an dem sich eine Toedie Storung der "Lagerung zeigt. Die Höhe über Belp beträgt 107 Meter 3). n Man würde zuverlässig auf allen höhern Punkten dieses Hügels denselbeni Stein wieder- finden; auf mehrern, sind Steinbrüche darin an- gelegt. ° "Bei Ützigen, östlich von Bern, und den Alpen beträchtlich näher als jene Stellen, 175 M. über Belp, wird auf der Ebene unter dem Schlofs ein Stein ausgebeutet, der mit dem Muschel- Sandstein ‚ in Rücksicht der Petrefacten sowohl, als seines äussern Habitus, sehr grofse Aehnlich- keit hat; nur sind die grünen Theile nicht deut- lich handen , wenigstens nicht als Korner, die schwarzen Pünktchen und grünlich-braunen Flecken fehlen hingegen keineswegs. Die’ Schichten sind von geringer Mächtigkeit, ‚ liegen unmittelbar un- ter der Dammerde und ruhen auf Nagelfluh. Sie fallen mit 3° nach 82°. Am gegenüberliegenden Dentenberg , im _ Günmligen-Thal, findet man, in gleicher Hohe 9, 8) Als Mittel von 111,6 M. und 103,9 M. Der zweite Stand liegt in der T'hat ungefähr > M. tiefer. 9) Die beiden Höhen stimmen zufällig bis auf einen Decimeter überein. „36 an der obern Kante des Hügels, Bruchstücke von Muscheln in der Nagelfluh selbst. Es. ist eine Nagelfluh ‚ die in Molasse übergeht, mit vorherr- Sole ‚ sehr grobem und hartem Bindmittel und zerstreut eingesprengten kleinen Gerollen. Auch am Abhang des Bantigers, zu Aeschi , 137 M. über Belp, dont ich einem harten, gro- ben Sandstein, ganz angefüllt mit kleinen, unver- witterten Bruchstücken von Muscheln, der ‚viel- leicht hieher gehort. Aus diesen Gegenden sollen auch die Stein- Platten herrühren , der Dentenberger - Nagelfluh ähnlich, mit denen mehrere Gehasie in Köns z. B. das Münster- und Schulgebäude , unterzo- gen sind. Er enthält ebenfalls einzelne Musehel- Schaalen. In gröfserer Nähe der Alpen habe ich keine Petrefacten-Lager gefunden, die dem Muschel- Sandstein mit über ‚wiegenden Gründen zugespro- chen werden konnten; Vermuthungen, die nicht ohne Wahrschemlichkeit sind , le Einzel La- er im Längenberg verspare ich auf die besondere. Fe arahling ihses Gebiets. Sehr ausgezeichnet ist diese Gebirgsart auf den Hügeln bei Burgdorf anstehend. Auf der Gysnau-Fluh, 157 M. über Belp, nur 2 M. unter der Dammerde , durch eine rothliche Molasse mit harten Knauern davon getrennt; über. Raumsthal, ı70 M. über Belp, ziemlich hoch von Molasse bedeckt; auch auf der nordostlichen HarischuamE dieser Hügel: gegen Bleyenbach. Der Muschel- Sandstein begleitet die Molasse auch in die innern Thaler des Jura. Ich fand ihn, so gut characterisirt, als man es nur wun- sohen kann , bei Bevilard im Münsterthal 212 M. 37 über Belp. Er bedeckt daselbst in dicken Schich- ten einen conischen Hügel, der sich nur wenig über den Thalboden erhebt, enthält grüne Korner - und die gewöhnlichen Petr efacten, Fischzähne , Cardien, Bruchstücke von Pectiniten u. 5. wm’ Oestlich von allen bisher erwähnten Gegen- den bildet der Muschel-Sandstein die obersikh Schichten auf der Höhe über Brittnau bei Zofin- gen'und auf der andern T'hal-Seite, beim Wycken- Schlofs. An beiden Orten sind Ssibräche darın angelegt, und die Petrefacten von Wycken wer- den häufig schon in Lang und Scheuchzer eitirt. Der Buittnatter:Stein nähert sich bereits sehr der Molasse, doch fehlen weder die characterisiren- den Petrefacten, noch die grünen "Theile; aber beim ‚Wycken-Schlofs erblickt man auch diese letztern nicht mehr , der Stein ist oryktognostisch durchaus nicht von der gemeinen Molasse zu un- terscheiden,, welche tiefer an mehrern Orten an- steht, und nur die, zwar nicht haufı igen, Stein- kerne von Muscheln , die den Muschel- Sandstein besonders eh und die Lage der Schich- ien auf der Hohe eines Hügels, an den östlich _ und westlich sich andere Hügel anschliessen , die in ‚gleicher Höhe regelmässig von Musehel-Sand- stein bedeckt sind, lassen seine Natur errathen. - Oestlich von Zofingen folgt nun, wie ich schon bemerkt habe, eine fast ununterbrochene Reihe von Steinbrüchen, zu Endfelden, Lenz= burg, Mägenwyl, Mellingen, südlich bis nach Bremgarten und vielleicht noch weiter, östlich - bis über die Limmat, zu Würenlos, Poppelz und in der Nähe von Regensperg. Die Höhe dieser Lager über Belp ist wahrscheinlich bedeu- tend geringer als in unserm Canton.“ Zr \ In der östlichen Schweiz verlassen mich die Spuren dieser Gebirgsart. Nach einer Note in Andrea’s Briefen 19) sollte man fast glauben, sie im Thurgau und bei Berlingen am Unter-See wie- derzufinden, auch Hr. RKarg erwähnt mehrerer Molasse-Lager mit Meer-Petrefacten zu Bodmann , Hedingen, Berlingen und Zell, die vielleicht hieher gehören möchten. Ganz unverkennbar habe ich sie aber, noch "beträchtlich östlicher , auf der obersten Hohe eines Molasse-Hügels bei Burkartshofen, zwischen Stauffen und Weiler in Süd-Baiern,, gefunden. Es fehlen zwar auch hier die grünen Körner, ‘aber die Lagerung der Gebirgsart, als Decke der etwas tiefer anstehenden Molasse , ihre deut- liche Absonderung in Tafeln von wenig Deeime- ter Dicke, ihre Festigkeit und die Natur ihrer Bestandtheile , ihre Petrefacten endlich, beson- ders die vielen auf den Absonderungen sitzenden Cardien, lassen keinen Zweifel übrig. Sie wird, wie auf dem Bucheckberg und Jensberg , in kleinen Steinbrüchen, mitten im Wald, unregelmässig und mit ofterer Unterbrechung , ausgebeutet, Die Schichten fallen mit 25° nach 320°, die tiefer anstehende Nlolasse hingegen liegt horizontal. — Die niedrigen Hügel dieser Gegend würden ge- wifs auch jeden Nicht-Geognosten an die Gegen- den des Aargaus und unsers Seelandes erinnern. Es fragt sich nun, ob in allem dem Vorher- gehenden wohl hinreichende Gründe liegen, den Muschel-Sandstein von der Molasse zu trennen und als eine fur sich bestehende Formation zu betrachten. Ich glaube nein. 10) Andreä’s Briefe p. 38. ce en ra ” Seine Bestandtheile sind dieselben, als die der Molasse , vielleicht mit etwas stärkerm Ralk- Verhaältnils und fester verbunden; indefs haben wir auch in der Molasse Lager und ganze Fol- en von Lagern gefunden , de an Festigkeit und Kalk-Cementirung den MüschelSaudsteinn vielleicht noch übertr en, Seine Lagerung, als oberste Schichten der Molasse , Eh nicht hin, um ıhn von semer Unterlage abzusondern, denn auch, in andern Formationen findet man oft Verschiedenheiten , - und weit auffallendere, zwischen den ältern und jüngern Schichten. Ueberdiels wird er hier und da auch von Molasse bedeckt. Endlich geht er an mehrern Orten in ge- meine Molasse über, indem seine unterscheiden- den Merkmale nach und nach aushleiben. Ja selbst mitten in deutlichen Schichten-F olgen. des- selben, z. B. m den Aargauer - Steinbrüchen , kommen oft Lager vor, die durch Abnahme des Kalk-Cements E Mängel der grünen Theile der Molasse sehr nahe stehn, cat ganz damit zu- sammenfallen. Würden auch die Petrefacten , die doch immer nur als etwas Zufalliges betrachtet werden konnen , ausbleiben , so Sicht man gar nicht ein, wie es moglich wäre, an vielen Stellen die beiden Gebir gsarten zu trennen. Alle petrographischen und geogmostischen Untersuchungen een daher She die An- sicht zu eisen, die den Muschel-Sandstein als eine blosse Modiktestion der.Molasse betrach- tet, entstanden durch eine spätere Beimischung ' yon organischen 'Theilen und Muschel-Schaalen ; so wie ; in unsern Meeren die obersten Lager des Sand-Grundes eine wesentliche Verander ung ho - erleiden mogen. In wie fern die Vergleichung der Petrefacten diesem Resultate günstig- sei, mussen wir einstweilen noch dahingestellt lassen. b. Nagelfluh. Es wäre nicht ganz richtir, wenn man die 5 Nagelfluh des Muschel-Sandstems , oder die Mu- schel-Nagelfluh,, nur als einen Gerolle einschlies- senden Muschel-Sandstein betrachten wollte, ob- schon sich. allerdings die nahe Verwandtschaft beider Gebirgsarten nicht verkennen lalst. Das Bindmittel dieser Nagelfluh besteht eben- falls grofsern 'Theils aus meist zertrummerten Mu- schel-Schaalen, die sich lagerweise oft so anhäu- fen, dafs sie das übrige Bindmittel fast verdrängn. Die Schaalen liegen nicht selten der Schichtung parallel und befordern so die Absonderung in Tafeln, doch findet man häufiger dicke Lager , in denen sie keiner besondern Richtung folgen. Viele sind, wie im Muschel-Sandstein, aber noch in grolserer Menge und ausgezeichneter, nachdem der Stein schon erhärtet war , verschwunden, und haben leere Raume zurückgelassen , die im Quer- bruch als schmale Poren erscheinen , meistens sind’ die Wände dieser Poren mit kleinen Kalkspath- Cristallen candirt, zuweilen füllt der Kalkspath auch den ganzen Raum aus. Die Molasse, die den andern Theil des Bindmittels ausmacht, ist sehr fest, theils sehr grobkornig, theils so fein- komig, dafs man die Körner mit blossem Auge ‚nicht unterscheidet. Die grünen "Theile, die den Muschel-Sand- stein so sehr auszeichnen , fehlen ganz. Die Gerolle sitzen gewöhnlich sehr fest in dem Bind- mittel. Ihre Anzahl ist sehr ungleich, aber im- ne tee a hs h 4ı mer geringer, als im der eigentlichen Nagelfluh , so dals gewöhnlich jedes Geröll ganz vom Bind- mittel umschlossen ist und die andern nicht be- rührt; ‘oft stehn die einzelnen Gerolle mehrere Decimeter weit auseinander, ja ein grolser Theil dieser Nagelfluh ist ein wahrer Sandstein mit zer- streut-eingesprengten Gerollen. . Die Größe ler Gerolle übersteigt selten ds einer grolsen Baumnuls, dagegen sind sie frischer . und weniger verwittert, als as ser: Nagelfluh , die den Alpen näher liegt; was freilich wohl haupt- sachlich dem Uestamle "beigemessen werden muls , dafs die MuschekNagelfluh durch Steinbrüche so tief angegriffen ist, Aa ie Verivitterung weni- ger als an der andern Nagelfluh, die man nur an . der Oberflache zu har genothigt ist, ver-. spürt werden kann. Man findet unter diesen Gerollen die ausge- _ zeichnetsten Gebirgsarten der Thhuner- und Em- menthaler-Nagelfluh wieder, die rothen und grü- ‚nen Granite, die grünen Bad grauen Porphyre, ‚schwarze und grüne Hoisieie: und Kieselschie- fer u. s. w. Die Identität ist vollkommen. Hin- an habe ich, mit ‘Ausnahme eines einzigen echten, rauchgrauen Ralk-Gerolls, dem Stock- horo-Kalk ähnlich , nichts entschieden alpinisches und, was noch sulfsllender ist, keine Jura-Kalk- ‚steine gefunden. Die buntfarbigen Urgebir rsshen in. grolser Mannigfaltigkeit so sehr vor, ‚als in irgend einem Lager elek ander Nagelfluh. gsarten Eine der günstigsten Stellen zur zahere Un- tersuchung der Muschel-Nagelfluh ‚und Ausmitt- lung äh geognostischen Verhältnisse zur Mo- lasse und zum Muschel-Sandstein ist der eroßse o Mühlstein-Bruch bei Schnottwyl, in der Ver- h2 Nächung des westlichen Bucheckbergs gegen die. Ebene von. Wengi und Messen, 17 M. über Belp ?)). Die Nagelfluh-Schicht, welche "ausgebenteh; wird, mit häufigen Geröllen, ist bei 5 M. mach- üg- und fallt amt ı5 bis 20° östlich, also dem Berge zu. Ihre Grundlage besteht, nach Aus- sage der Arbeiter, aus locher "er Mokasse- Ueber der Nagelfluh, durch ein dünnes Mergellager da- von getrennt , liegen sehr grolse, al auf- steigende Ellipsoide , theils aus der untern Nagel- fh. ‚ aber mit mehr vorherrschendem Bindmittel , theils aus grobem Sand bestehend, und dur dünne, zum Theil sehr harte, graue Mergellager - von einander gesondert. Der längere Durchmes- o ser dieser Ellipsoide beträgt mehrere Meter, ihre grofste Dicke bei ı Meter. Die Zwischen-Lager lafen ımiter spitzen Winkeln gegen das untere Mergellager zusammen und verlieren sich in dem- sie. In dem Sande liegen harte Knauer, als platte Ellipsoide, oder abgerundete Tafeln von ı Decim. Mächtigkeit , dem Streichen der Ellipsoide folgend , oft so feinkömig und hart, dafs man sie ge eh Kalk halten konnte. Die ungefähr 2M. mächtige Lage dieser auffallenden Bildungen ea durch eine horizontale, sehr diinne Schicht harter Molasse oder Mergels quer durchschnitten ; über derselben liegt wieder eine Reihe solcher halber Ellipsoide mit ‚abwärts gekehrter Spitze; dann .folst, unmittelbar unter der Dammocrde , lockere ira oder eher Sand, mit dumkeln Streifen, welche theils von anders gekornter Mo- lasse, theils von unvollkommnen harten Knauern herruhren. ar) Als Mittel zwischen 19,3 M. und ı3,3 M. 43 Die Bildungsweise dieser sonderbaren Struc- tur ist mir ein Räthsel.e. Bei einer nochmaligen, genauern Untersuchung , die vielleicht durch das seitherige Vorrücken an Brecharbeit begünstigt des. möchten sich indefs wohl einige Licht- punkte auffinden lassen. y Steigt man von dem Bruche am Abhang des Berges aufwärts , so findet man bei Biezwyl die gewohnliche Tockeie Molasse der subjurassischen Hügel, mit horizontal-liegenden, harten Knauern , und: ver: der obersten Hohe des Bergs ‚ mehr süd- lich, erreicht man das vorher en Felsbord “ von Misohiel-Sandstein ‚ı42 M. über Belp. Steigt man von demselben nach Balm hinunter , so stolst man, an der südwestlichen Kante des Bergs, überall nur auf Molasse mit harten Knauern, man, ganz in der Ebene und tiefer als der Schnottwyler-Steinbruch , die Grundlage des gan- zen Hügels, den bunten Mergel Sub findet. Diese Verhältnisse ehiinad entscheidend. Die Nagelfluh von Schnottwyl liegt mitten in der nee, als ‚untergeordnetes Lager ‚ sie.wird von Molasse in einer Mächtigkeit von n ih als ı20 M. bedeckt und durch dieselbe vom Muschel-Sand- stein des Bucheckbergs getrennt. Aber. gegen diese einfache Ansicht lassen sich, wie wir bald sehn werden, sehr bedeutende Einwürfe machen, und das Vorkommen der Muschel-Nagelfluh an andern Punkten spricht eher für ihre Formations- Identität mit dem Muschel-Sandstein, als für die Trennung beider Gesteine durch eine so mäch- ige Lage von Molasse. Di; gleichzeitige Bildung der Sehnskkegier. o und der DER Bucheclberg-Lager lalst sich allerdings, wie mir scheint, unter einer der fol- 44, genden zwei Voraussetzungen als möglich denken : man kann annehmen bei der Entstehung derselben ı die gegenwärtige 'T'hal-Bildung zum Theil ech vollendet gewesen , und dieselben Korper, die über Balm sich auf die Höhe ablagerten, ha- ben bei Schnottwyl erst in der Tiefe des Stein- bruchs Grimd gefunden ; es würde die leicht denk- bare ursprüngliche Verschiedenheit des Grundes , oder die natürliche Tendenz loser Gerolle sich an den tiefsten Punkten zu sammeln, zum Tbeil auch die ‚abweichende Beschaffenheit beider Gebirgsar- ten erklären; will man aber beide Ablagerungen o in gleicher Höhe entstehn lassen, so’ nit man einen localen Einsturz voraussetzen, durch den die Schnottwyler-Nagelfluh aus dem Zusämmen- hang der Bucheckberg - Lager losgerissen worden wäre. Die eine wie ‘die andre Hypothese ‚berahe wie man sieht, auf der Annahme, dafs die Lager von Schnottwyl nicht in den Berg selbst eindrin- gen, sondern nur an der Aussenfläche haften , ul höchstens von leichten Molasse - Bildungen , wie der Muschel-Sandstein selbst auch, bedeckt werden. Nach der Configuration des Landes und bei der noch geringen Ausdehnung des Stein- bruchs in östlicher Richtung , Inssehi sich weder für, noch wider diese Annahme’ entscheidende Gründe auffinden. Nicht ungünstig ist ihr die sehr unregelmässige und zum Theil starke Nei- gung der Schichten; denn die Lagerung der tie- fern Schichten der Molasse-Formation ist allge- mein sonst ohne Spur gewaltsamer Storungen , auf lange Strecken hin gleichformig und weniger geneigt, als an der Oberflache. £ 45 ‘Die Muschel-Nagelfluh , mit weniger. Gerol- len als zu Schnottwyl, zeigt sich wieder an der Hauptmasse des Berges zu Südseite des Dozinger-Berges, gegenüber Dies- bach, hier aber mit nordwestlichen Fallen und, “ was noch wichtiger ist, von mächtigen Molasse- Lagern bedeckt, deren Aufliegen auf die Nagel- fluh man bei der Steilheit. des Abhanges nicht bezweifeln kann. Ich fand zuerst über Dozin- gen, an der Strasse, ungefähr in mittlerer Hohe des Berges, anstehende lockere Molasse mit har- ten Knauern der Muschel-Nagelfluh aufliegend , ‚mit ungefähr 30° nordwestlichem Fallen; dann, bis gegenüber Diesbach, an sehr vielen Stellen die lockere Molasse mit Knauern , immer nord- westlich fallend; in einem verlafsnen Steinbruch endlich , lag zu unterst bei 3 M. hoch Nagelfluh, über ihr eine 4 Decim. mächtige Einlagerung von harter Molasse, dann wieder Nagelfluh 3 M. hoch, und auf dieser lockere Molasse bis an das obere Ende des Bruchs, und wahrscheinlich bis auf die noch bedeutend erhöhte obere Fläche des Hügels. Es scheint‘ also bier wirklich die Nagelfluh zur gehoren und noch sehr hoch :von Molasse bedeckt zu werden. Würde sich auf der Hohe des Berges der Muschel-Sand- stein anstehend zeigen, ‚so bliebe wohl über die Verschiedenheit beider. Ablagerungen kein Zwei- ‚fel mehr übrig; aber die nach allen Seiten ver- breitete Waldung läfst wenig Hoffnung, dafs die Frage hier so direkt entschieden werden könne. Ganz nahe am Jura, zwischen Brügg und Mett,, wenig über die Fläche des Bieler-Sees er- hoht , ist die Muschel-Nagelfluh durch einen Stein- bruch aufgedeckt worden.. Sie zeigt sich in mäch- tigen Schichten, mit senkrechten Querabsonde- 46 rungen; auf ihr liegt ein harter, schiefriger Sand-. ie, wahr Saei noch zum Bindmittel gehö- rend, dann lockerer Molasse-Sand mit dumkalk Streifenl und etwa ı5 M. hoher, aber etwas südlich zuruckstehend, , so dals auch Zweifel über die Auflagerung erhoben werden konnten ‚ rother Mergel. Auch unter der Nagelfluh tritt Molasse hakyan, — Die Schichten Fühlen hier schon die Einwirkung des Jura, die östliche und nördliche Einsenkung ist verschwunden und das allgemeine Gesetz der Schichten-Neigung in der Nähe des Jura macht sich geltend. Das Fallen ist mit 47° nach 190°. Der Bruch ist indels noch durch die ganze Ebene‘ von Mett vom Jura geschieden , das starke südliche Fallen kann also Trek Folge der Ablagerung auf einer schiefen Fläche seyn ist es vielleicht zufällig, nur local? oder war die Nagelfluh bereits gebildet, als die ursprünglich korrzontalen” Jura-Schichten ihre starke Neigung erhielten ? Am Jensberg fand ich ganz oben, wie schon erwähnt worden, den Miischel. Sandstein, unge- fahr in mittlerer Flöhe über Jens den bünten Mer- gel, zwischen beiden Molasse mit harten Knauern. Am nördlichen Fufs lagen, als ich dort war, mehrere grofse Nagelfluh-Blocke, die‘ mir zur Schnottyyler- Formation zu gehören schienen , deren Stammort ich aber nicht entdecken konnte. Sie deuten ebenfalls auf ein vom Muschel-Sand- stein unabhängiges, tieferes Nagelfluh-Lager. Hingegen Teheihen die Verhältnisse am an- dern Ende des Bieler-Sees und weiter westlich mehr die entgegengesetzte Ansicht, welche Na- gelfluh und Sandstein als Erzeugnisse derselben Bildungszeit betrachtet , zu begünstigen. Die Na- 47 gelfluh bildet dort, wie der Sandstem im Aargau, meistens die Decke der Hügel, die Gerolle wer- den seltner und der Stein ist eher Sandstein zu heissen. Die grünen Theile fehlen indels durch- gehends. \ Man findet die Nagelfluh auf beiden Seiten des Julimont durch Steinbrüche aufgeschlossen. ‚Am nördlichen Abhang, 28 M. über Belp, liegt sie auf lockerer Molasse mit harten Knauern, die tiefer mit buntem Mergel wechselt; sie wird auch von Molasse bedeckt, doch erreicht sie beinah schon die obere Fläche des Hügels. Die Mu- schel-Schaalen sind, der Schichtung parallel, in besondern Lagern oder Streifen angehäuft, da hingegen andre Theile des Steins, mit diesen Lagern übrigens im innigsten Zusammenhang ste- hend, beimah ‘leer davon sind. Die Nagelfluh- Schichten fallen mit ungefähr 20° östlich, die der aufliegenden Molasse sind horizontal, oder eher südlich eingesenkt. — Am südlichen Ab- hang ist die Nagelfluh ohne alle Molasse-Bedeckung und fällt mit etwa ı0° nördlich. In mehrern An- schürfungen sieht man unter ihr lockere Molasse und harte Knauer. Mit dieser Nagelfluh stimmt diejenige der Steinbrüche zu Zrüttelen, ostlich von Ins fast vollkommen überein: sie enthalt ebenfalls weniger Gerolle', als die Schnottwyler , aber immer die- selben Granite und Porphyre, und wie am Juli- mont wird sie unmittelbar von der Dammerde bedeckt. Indels liegen die Brüche nicht auf der obersten Hohe und die Nagelfluh konnte tiefer in den Berg hinein wohl noch Molasse - Lager tragen. 48 Aber auf dem Mistelach=Berg (Vully) , 112 M. über Belp, ist die Nagelfluh unmittelbar unter dem Signal aufgebrochen und dieses, das den hochsten Punkt des Berges bezeichnet, ist wohl selbst in ihre Masse eingetrieben. Auch hier sind die Gerolle sparsam eingesprengt, mehr noch als bei Ins, aber Nagelfluh und Gerolle sind unverkennbar dieselben. Wie sonderbar — hier am Fusse des Jura Granite und Porphyre und an der gegenüberliegenden Seite der Alpen, 5 zu Guggisberg und im Freiburgischen , Jura-Kalk russ & in der Nagelfluh zu finden! | Noch mehr westlich gelangen wir zu den beruhmten, schon vom Graf Razoumovski be- schriebenen Steinbrüchen der tour la Moliere, 60 M. über Belp 12). Der Stein enthält fast keine Gerolle und ist kaum mehr Nagelfluh zu nennen, aber die Uebereinstimmung desselben mit dem Bindmittel der andern Muschel-Nagelfluh und die Uebergänge, die wir in Bezug auf -Ge- rollmenge bereits in unserm Vorschreiten gegen "Westen gefunden ‚haben, lassen über seine nahe Verwandtschaft mit der Schnottwyler- Nagelfluh keinen Zweifel übrig. art Auf ‘der andern Seite smd-aber auch die geogmostischen Verhältnisse zu tour la Moliere, die Auflagerung des Steins auf Molasse,, in dicken Schichten und mit einer Maächtigkeit: von nahe ı4 M. unmittelbar ‚unter der Dammerde , so:ähn- lich, ich möchte sagen, so identisch mit. den Verhältnissen des Muschel-Sandsteins im Aargau, ı2) Die Höhe, die Graf Razoumoyski angiebt, würde 153 M. über unserm Niveau entsprechen und.ist zuverlässig zu grofs. Es liegt ihr auch nur eine einzige und, wie es scheint, nicht correspondi-- rende Berom. Beobachtung znm Grund. 49 dafs man fast nicht anstehn kann; beide in eine Glasse zu setzen und als getrennte ae der- selben Formation zu börrkichteh. Oestlich von Schnottwyl habe ich die ‘Mn-. schel-Nagelfluh nirgends mehr anstehend gesehni; aber zivischen' St. Urban und Brittnau sind mir: an mehrern Orten grolsere Blocke aufgefallen, die ich sehr geneigt wäre dafür ‘anzusprechen. In. derselben. Gegend ist indefs der Muschel-Sand- stein: auf; ällen lu anstehend‘, ohne die ge- rinsste. Annäherung zur‘ Nagelfluh zu. zeigen; en ‚mochte daher eig hier, ‚ wie am Jensberg; ö auf: ein tieferes, für. sich bestehendes Nagelfluh- - Lager schliessen. ‚Am nächsten den Alan ‚ist: diese Üebikweänt bei Surenhorn, .am nordostlichen Abhang, des Frienisbergs, 156 M. über Belp, austehehd: in ‚dieken Schichten; die jedoch Neigung zu hänfi: gern Absonderungen -zeigen; mit. 19° ‚nach 40” fallend; am rlichie Eingang des ‚Steinbruchs. scheinen die Schichten weniger geneigt. Unge- fähr 5 M. vom Boden et die Nagelfluh- von einem bei 3. M.- mächtigen Lager feinen Molasse- Sandes bedeckt, in lelieine wieder: horizontale Trümmer von Nagelfluh erscheinen. Dieser Band mischt sich mit ke Dammerde. - + ‚Man könnte «auch die ‘schon ne Potre: em, facten-Lager zu Ützigen und am Dentenberg hieher . zahlen wollen, die abankeill theils: unmitälban auf- Nagelfluh a theils selbst Nagelfluh sind , und keine grünen Theile enthalten. Sen übrige Be- - schaffenheit und Lage zeigt indels noch. nahere - Verwandtschaft mit Kr Müschel- Sandstein.: Nachdem wir nun sor gfältig alle Punkte un- tersucht haben, wo sich Spuren” der Muschel- Natw, Amnl, T. 1. 4 50 Nagelfluh zeigen, befinden wir uns also in der- selben Ungewilsheit über das Verhaltnifs dieser Gebirgsart zum Muschel-Sandstein,, als vorher. Für die Verschiedenheit beider sprechen die Ver- haltnisse am Dozinger-Berg und die : Nagelfluh- Blocke am Jensberg und bei Brittnau, für ihre Identität die Aehnlichkeit beider Gebirgsarten und der allmählige Uebergang der einen in. die andre. Sehr beachtenswerth ist die, gewohnlich ziemlich starke und gegen alle Regel sich strau- _ bende Neigung der Nagelfluh-Schichten. Wir ‚haben ostliche, westliche, nördliche und südliche Einsenkung gefunden, unter Winkeln von 20 bis 40°; nicht selten ‚zeigen sich Umbiegungen im gleichen Steinbruch, wie zu Surenhorn und Schnott- wyl, oder im gleichen Hügel, wie am Julimont. Die Sache wird noch auffallender, wenn man erwägt, dals die Grumdlage und, wenn sich eine vorfindet, die Bedeckung von Molasse oft hori- zontal liegt, oder, unter weniger starken Winkeln, oft nach andern Richtungen geneigt ist. So fallen am Julimont die tiefer liegenden Molasse- und bunten Mergel-Lager südlich, die.obern, die Na- gelfluh deckenden, sind horizontal, oder auch sudlich eingesenkt, die Nagelfluh selbst aber fallt ostlich und nördlich. Auf dem Mistelach-Berg ist die Nagelfluh mit ungefähr 10° nordöstlich ein- » gesenkt, die Molasse und der bımte Mergel , tie- fer am Berg, schwach nordwestlich. _ Bei Suren- horn sind ähnliche Verhältnisse. Man kann diese seltsame Erscheinung einigermafsen durch die An- nahme erklaren, dafs die schwachen Einsenkun- gen der Mergel- und Molasse-Grundlage erst nach der Erhartung der Nagelfluh statt gefunden haben: jene weichern Gebirgsarten konnten durch sanfte 5} Biegimgen den auf srolse Strecken kin wirkenden unterirdischen Ursachen nachgeben und , bei einem geringern Fall-Winkel, die Niveau-Verschieden- - heit durch grofsere Längen-Distanzen ausgleichen ; aber die dicken, fest zusammenhangenden, kei: ner Biegung fähigen Nagelfluh-Lager mufsten bei jedem Wanken ihrer Grundlage zerbersten und ° ‚als Folge dieses gewaltsamen, und daher regel: losen Zerreissens, stärkere und keinem Gesetz gehorchende Neigungen annehmen; Ni 3 Dritter AsschxıtT: Die ‚Meer-Formätionen der Molasse. Die Lager der Molasse, welche Meer-Pe: trefacten einschliessen, lassen sich sowohl geo- $raphisch ‚ als: nach ihrer Steinart und Lagerung in zwei groise Gruppen zusammenfassen , die ‚man; einer nicht leeren Analogie folgend, die Gruppen der subjurassischen und der‘ subalpini- schen Hügel nennien konnte. In die erstere kann _ man alle Petrefacten-Lager des Muschel-Sandsteins ‚setzen, oder vielmehr die ganze, fast nur durch fi ö y £ ) die darin eingeschlofsnen Muschel-Schaalen von _ der ‘Molasse verschiedene Lager-Folge, die die- sen Namen trägt, macht selbst die Gruppe aus; in die andere, die mit gemeiner und fester Mo- lasse und mit Nagelfluh wechselnden merglichten Petrefacten-Lager des Längenbergs, Belpbergs,' von Luzern, St. Gallen u. s. w. Beide Grup-- pen sind, wie wir sogleich sehn werden‘, augen- seheinlich, wenn nicht im Meer selbst entstan- ‚den, doch langern Zeit davon bedeckt und die u, . ! h2 Heimath .einer zahllosen Menge von Meer-Ge- schöpfen : gewesen; der Muschel-Sandstein insbe- sondere verdankt den Ueberresten dieser Thiere einen beträchtlichen Theil seiner Masse; und ob- _ gleich man mitten unter diesen Ueberresten und. zwar eben in dieser letztern Gruppe, auch Zähne und Knochen von Landthieren findet, so beweist das isolirte, seltne Vorkommen derselben doch hinreichend, dafs wir ihre jetzige Lagerstätte. nicht als ihr natürliches Grab‘ zu betrachten ha- ben, und keineswegs folgt etwa daraus, dals die Schichten, zur Zeit, da diese Knochen davon umschlossen wurden, trocknes Land oder Suls- wasserboden gewesen seien. .., Da die Gruppe- des Muschel- Sandsteins in der eben bezeichneten und auch in geographi- scher Rücksicht den Formationen des vorigen Abschnitts (den Süflswasser-Bildungen) näher steht, als die der subalpinischen Hügel, so :will ich ihr den Vorrang geben, obwohl las sie an Reich- FR thum, terschibdenatliger Mier-Paneleleie Eee übertreffen. 1. ke Bis Muschel-Sandsteins. .. Die organischen fossilen Körper. aus den ent- legensten T} heilen der Muschel- Sandstein-Bildung sehn sich so ähnlich, und der ausgezeichnete Character der Steinart lafst so wenig eine Ver- wechslung ungleichartiger Formationen befürchten, dafs es nicht nothwendig ist, wie in dem vorigen Abschnitte, die Petrefacten in topographischer Ordnung anzuführen , und ich wähle daher die in den ee altern find neuern Schriften angenom- mene, eine leichtere Uebersicht gewahrende Ein- . - " | 53 theilumg nach dem zoologischen System. Ich werde Belbst den Uhrerschied zwischen Muschel- Sandstein und Muschel-Nagelfluh hier ganz fallen lassen; in den Petrefacten lalst sich keine Alters- Verschiedenheit beider Steinarten erkennen, die Fischzahne und Muscheln von tour la Moliere, oder von Brüttelen finden wir, in allen ihren Ar- ten und auf derselben Stufe der Erhaltung, im ‘ Sandstein des Bucheckbergs und des Aargaus wieder, so wie wir auch in der subalpinischen Gruppe sehr wenig Verschiedenheit in dieser Hin- sicht: selbst zwischen solchen Lagern entdecken werden, die deutlich durch lange Zwischenräume der Bildungszeit und mächtige Lagerfolgen von Molasse oder Nagelfluh getrennt sind. Sollte in- defs, wider Wermaibien ‚ aus fortgesetzten Unter- . suchungen eine Absonderung dem Nagelfhuh vom Sandstein nothwendig werden, so wird man das folgende Weireichrißs ‚ nach den überall beigefüg- ten ndorten ‚ immer wieder in zwei, jeder Ge- birgsart insbesondre gewidmete , T heile zerlegen | . können. ‘Die Anzahl der Thierarten, die man bis jetzt in dem Muschel-Sandstein aufgefunden hat, ist, wahrscheinlich nur wegen der ÜUnachtsamkeit der Arbeiter in den Steinbrüuchen , nicht sehr be- trächtlich; um desto mehr mufs man über die Man- nigfaltigkeit der Glassen erstaunen, denen die we- nigen ns die wir erhalten konnten, anzuge- ren Behsinen. Ueberreste von warm- und kalt- blütigen Thieren, von Land- und Wasserbewoh- nern, von Pachydernen, Wiederkauern, fleisch- - fressenden Thieren, Amphibien, , Fischen, Gru- staceen und Mollusken lassen sich bereits in un- ' sern hiesigen Sammlungen erkennen, :die zum er s a D 54 I Theil erst vor wenigen Jahren sind angefangen worden und von Es reichsten Fundorien Tae- reisen weit entfernt liegen. Was dürften wir nicht für Entdeckungen erwarten, wenn diese Steinbruche von den in der Nahe wohnenden kenntnifsreichen Naturforschern fleissiger besucht, und die Arbeiter durch Männer, die im Lande bekannt und geachtet sınd,, aufgemunNent und | rege erhalten en! h Die Muscheln haben uutee des fordern Ken, pern ein sehr grolses Uebergewicht ‚ und unter denselben. sind es auch nur wenige Arten,: die den bedeutendsten Antheil der ungeheuern Menge zertrummerter Schaalen geliefert haben. Nächst ihnen sind Glossopetern ,. oder Fischzähne , am ° häufigsten, so dals man selten einen Steinbruch erdilet ‚ ohne mehrere gefunden zu haben; ein- schaalige CGonchilien und Lnochen oder Zähne grolserer, besonders Landthier-Arten sind hinge- $. gen Seltenheiten. Die Substanz sowohl der Fischzähne , als der andern hat nur eine geringe, oder gar keine Veränderung erlitten, die Kaschen sind gewohn- lich schwerer ‚ als im natürlichen Zustande, weil sie theilweise von Eisen-Ocher durchdrungen sind, die Muschel-Schaalen sind ofters unverändert er- halten, zuweilen zu einer weissen Masse verwit- tert, nicht ganz selten in Kalkspath verwandelt, vber wohl am häufigsten ganz verschwunden ; den meisten Widerstand haben der Zerstor ung die Pec- tiniten und Austern geleistet. Gewöhnlich sind die Knochen- und Muschel. Fragmente ‚ regellos durcheinandergeworfen , zu einer eigentlichen Breccie verkuttet. Niemals hat man naeh in der Nähe eines Knochens die ubri- { Y | y | | ; 7 55 gen des Gerippes gefunden, nie liegen mehrere getrennte Fischzähne gleicher Art einander E die Muscheln sind ee ausgewachsne Indivi- duen und nicht in Familien von allen Altern ver- einigt; auch wo eine Art z. B. cardium edule, ausschliefslich und in zahlloser Menge die Ober- fläche der Stein-Lager bedeckt, bleibt man im Zweifel, ob diefs wirklich ihr ursprünglicher Wohnort sei, denn immer fehlt die junge Brut neben den grölsern Schaalen, und von en ist stets nur die eine Hälfte di so dafs die Stem- 'kerne nur als halbes Relief auf der Steinfläche und nicht in vollständigen, vom Stein getrennten ‚ Formen g gelunden werden. Säugethiere. Im Museum diluvianum werden mehrere Kno- chen grofserer 'Thierarten aus den Steinbrichen von Ma genwyl, Würenlos und Poppelz angeführt , über Meren Natur indefs Scheuchzer » wie er in der Oryktographie bezeugt, nicht in’s Klare ge- kommen ist. Nicht so leicht dürfte wohl die Angabe eines zu Mägenwyl gefundenen Geweyhs zu er weilale seyn. Mus. diluv. No. 8. + In Andreä’s Briefen Tab. g ist ein Geweyh ' von -Berlingen abgebildet. ie in Rozoum. Jorat findet man mehrere ‚Abbildungen grofserer Knochen aus den Steim- ‚brüchen von tour la Moliere. He. Prof. Meisner und Hr. Bourdet haben in diesen Kupfern und in der Sammlung des Hrn. Chan. Fontaine zu Frey- burg, die besonders reich ist an interessanten ‚Stücken von la Moliere, Knochen-Fragmente von 5 ‚g’olsen Pachydermen nd Flyanenarten erkamt!°). 13) H. Bourdet schreibt mir, dafs er seine Beschreibung der Moliere-Petr nen dem Druck übergeben werde. 56. ‚ Unsre öffentliche Sammlung enthalt : : Mehrere Fragmente von Rippen , die grolsern AD Millim. breit, 32 > Millim. diek, mit geringer Krum- mung, vom Bockstein, m f 30 — ER 24 Millim. breit, 18 Millim. dick, von Mägenwyl lb 25; die RE ee ist Ausserst dicht und fest , und, was ‚vorzüglich wichtig ist, ‚der Durchschnitt der Rippe ist eine vollkommene El lipse, nach innen und aussen gleich gerundet; es ist diefs der ausgezeichnete Charakter der Manati- Rippen, mit denen die grölsern unsrer Sammlung auch in den Dimensionen genau übereinstimmen 19), Einen mit der a erhaltenen Eck- Zahn, 25 Millim. lang, der vollkommen mit denen des gemeinen Fisch. Ötters , lutra vulgaris , “überein- stimmt, vom Staufberg bei Lenzburg lb 37- Ein ech von eben da ‚1'358, sieht einem Schlüsselbein ahnlich, erlaubt aber. keine nahere Bestimmung. vi; ‚ Herr. Prof. Meisner besitzt: Ein Bruchstück eines grofsen Becken- Zahn mit abgenutzter Krone. Es trifft ganz mit der. o aussersten obern Ecke rechts des Rhinoceros-. Zahns in den Ossem. foss. II. pl. VI. f. 2 zu-. sammen, so gut, dals man kaum an der Richtig- - keit dieser Vergleichung . zweifeln kann. An de Wurzel ist der Zahn an dieser Ecke noch 28 Millim. breit , lauft dann conisch , sogar etwas concav, von. ke) A beiden Seiten nach oben zusammen und erhalt da ' genau die Dimensionen der angeführten Figur. Die Hohe der ‚Krone ist 22,5 .Millim. , die Dicke des Emails aber 2,4 Millim.. Als Fundort ist „aus einem Spalt in der Gysnau-Fluh bei Burgdorf“ angege- ben, eine Etiquette, die auch ara in Craners ı4) S. Ossem. fossiles T. V. premiere partie p. 252. 57 ‚Verzeichniks: vorkommt, ımd zwar hei Knochen, . die in Feuerstein verwandelt seyn sollen, was aber ‚wohl von ‚ Email-ähnlicher , oder gar des nänilichen sZahns verstanden. werden iufes Die Etiquette lälst es allerdings sehr im Zweifel, ob diese merk- würdigen Fragmente dem Nüschel: Sandstein an- ehören , ‘oder dem aufgeschwemmten Land; m- dels wird die‘ Gysnau-Fluh in der Höhe von Mu- ‚schel-Sandstein bedeckt. Den ‘Backen - Zahn eines fleischffessendeni Thiers. Die Aussenseite besteht aus drei Hügeln; der erste nur niedrig, mit scharfem, um das: eine Ende der.innern’ Vertiefung herumlaufenden Rand, . die beiden andern grofsere rechtwinklichte Spitzen mit scharfem Rand, der dritte nicht, wie gewöhn- lich, quer abgeschnitten, sondern eher etwas ho- her als der mittlere und an der Seite die diesem zugekehrt ist, noch eine ganz kleine Spitze tra- gend; an der innern Seite AR Zahn ‚ gegenüber Bi, zwei grolsen Spitzen, zwei stumpfe, etwas niedrigere Hegel ımd zwischen denselben ein sehr kleiner Kegel. Der Zahn hatte zwei schief ab- stehende Wurzeln, die aber abgebrochen sind. Länge ı8 Millim., großste Breite 8 Millim. Ich finde in Be Ossem. foss. und auch in Hrn. Prof. Meis- ners Schadel-Samnılung nichts ganz ubereinstim- - mendes; am ähnlichsten ist der grolse Hunds-Zahn Oss. foss. IV. pl. 18. No. £ — Der Fundort ist'nicht angegeben, Hr. Meisner glaubt er komme aus dem Bucheckberg; er war in einen Stein ein- geschlossen , der mit dem Muschel-Sandstein des Bucheckberg , oder von Burgdorf vollkommen übereinstimmt. In der Sammlung von Hrn. Fr. Meyer be- findet sich ; 58 Ein Schulterblatt von 30 Millim. Breite, 27 Millim. Länge, in der Form ungefähr mit der Ab- bildung Össem. foss. V. p. ı. pl. IX. £. 6 über- einstimmend, doch nicht genug um eine Identitat der T'hierarten wahrscheinlich zu machen. Vom Bockstein. Ein sonderbares Knochen-Fragment , das ich mit nichts zu vergleichen weils. Fünf elliptische, oder stumpf-kantig; vierseitige Prismen von 8 Mil- limeter grolserem und 5 Millim. kleinerem Durch- messer, aus dichter, dunkelbrauner Knochensub- stanz. bestehend , sind mit ihren breiten Flächen um eine mehr poros knocherne, undeutlich damit verwachsne Axe zu einem dieken Cylinder, oder stumpf-kantig fünfseitigem Prisma von 2ı Millim. und ı8 Millim. Durchmesser vereinigt, an dessen Aussenflache die Zwischenräune der Cylinder vier tiefe, 3 Millim. breite und eine, der ungeraden Seite gegenüberstehende, ganz schmale und sehr. wenig tiefe, Furchen bilden. Das Stück ist an beiden Enden abgebrochen und bei ı Decim.YJang; u N a) Br gegen das eine Ende wird es etwas dunner. Aus dem Bann bei Zofingen. Amphibien. Andrea erwähnt eines Stücks von dem Schild der gemeinen Süfswasser-Schildkröte, aus der Gefsnerschen Sammlung, von Berlingen, und giebt eine Abbildıng davon Tab. 9 fa In Gruners Verzeichnifs steht ein Schildkro- tenstuck von Wynau an der Aar, das vielleicht hieher gehören mechte, vielleicht auch in die Gruppe der Aarberger-Petrefacten. Ueber ein Stück aus der Sammlung des Hrn. Fontaine giebt Hr. Bourdet folgende Erklärung: : | 59 es ist der innere Abdruck einer'Emys, der den untern T'heil beider Schaalen darstellt; der obere zeigt noch Spuren von drei Rippen auf jeder Seite, das Ganze hat grolse Aehnlichkeit, sowohl der Forn als Grofse nach ,. mit den analogen Theilen der testudo punctata. Von tour la Moliere. In der öffentlichen und in Hın. Meyers Samm- lung befinden sich mehrere Stücke, die wohl auch: : Schildkröten angehört kaben mögen, aber keine nähere Bestimmung gestatten. Sie stammen theils aus dem Bucheckberg, theils von Brittnau. » Nicht ganz selten sind sogenannte Fisch-Wir- bel, die aber fast noch mehr Aehnlichkeit mit den Wirbeln der Proteus zeigen, die in der ältern Aus- gabe der Ossem. foss. abgebildet sind. Das Mu- seum besitzt einen sehr wohl erhaltenen, voll- kommen runden von 2ı Millim. Durchmesser ; die Spitzen der zwei Trichter berühren sich, und die Seitenwände derselben sind fein eoncentrisch ge- reift. Die ganze Hohe beträgt ı0o Millim. Von Burgdorf. ; Fische. Ich enthalte mich in ein näheres Verzeichnifs » ‘ der häufigen und mannigfaltigen Glossopetern und Bufoniten des Muschel-Sandsteins einzutreten , da der thatige und kenntnifsvolle Naturforscher, Hr. Bourdet, seit längerer Zeit mit einer Arbeit über diesen Gegenstand, beschäftigt ist, die vielleicht noch vor der’ meinigen im Druck erscheinen und von vorzüglich gut ausgeführten Kupfern begleitet seyn wird. a - _ Wir besitzen in den hiesigen Sammlungen unter den Petrefacten des Muschel-Sandsteins die meisten der in Scilla, de corp. mar. abgebildeten 60 Zähne des sqnalus earcharias und canieula , ferner nach H. Botrdet Zähne des squalus cornubicus,, ferox und galeus; auch Gaumen-Stücke von Ro- chen, 'theils als vierseitige , theils als sechsseitige Tafeln , übereinstimmend mit den Abbildımgen: im Jorat 11. f. ı--4 und Mem. de Y’Acad. 1721 pl. 45 die Bufonitten sind meist klem, schwärzlich-braun , platt, elliptisch, der grölste, in der Sammlung von H. Meyer, hält nur 9 Millim. im größsern Durchmesser. Crustaceen. ‘Im Mus. diluv. führt Scheuchzer zwei Glie- der des Flulskrebses aus dem Sandstein bei Pop- pelz an. Schlechte Abbildungen davon kann man in der Oryktographie nachsehn. In der öffentlichen Sammlung besitzen wir den einen Theil einer Scheere, nur ıı Millim. lang und 4 Millim. breit, aber unmoglich zu verkennen. Die fein-chagrimirte Schaale a ganz unveran- dert. Vom Staufbere bei. Lenzburg, Ib 43. Mollusken. Nicht selten sieht man auf der Bruchfläche des Sandsteins ovale Theile von spathigem Kalk mit Perlmutter-Glanz , die vielleicht von Corallen- Arten herrühren. _Würenlos. “In die Glasse der Anneliden gehört ein Stück aus H. Meyers Sammlımg, das mir ganz mit Dentalium striatum übereinzukommen schnia Die Länge beträgt 27 Millim. Es ist in Kalkspatl ver- enden Vom Bockstein. In derselben Sanımlung befindet sich ein Stück - das eine Anhaufung keulenformiger Fistulanen ein- \ ee nn nn u 6: schljefst, auch in Kalkspath verwandelt und da- mit ausgefüllt. Die Form stinmt vollkommen mit E. echinata Broechi.tav. XV. .£.. überein, da aber das Aeussere der Schaale meist von der sehr : harten Steinmasse bedeckt wird, so kann man , über die Richtigkeit der Vergleichung nicht :ent- scheiden. : Die Länge der grolsten beträgt nur ı8 Millim. ‚Vom Baokstpin, .‘ Die, nebst den Cardien , häufigste und für den Muschel-Sandstein charakter ee Bivalve, von der man aber gewöhnlich nur halbe Steinkerne findet, hat Aehnlichkeit mit Gyrene antiqua; doch ist das Schlofs weniger zugespitzt und es ist wahr- scheinlich. eine Meer-Muschel , da sie öfters mit Cardien gemengt vorkommt a ihre Form unter den nssor. Michelin selten, unter den Meer- Muscheln aber sehr häufig ist. Von Cytherea guineensis Ene. pl. 265 f; ı unterscheidet sie die ringere Wolbung ; sie nähert sich auch der A solida, doch ist das Schlofs mehr seit- warts..' Auf mehrern bemerkt man deutliche ae breite Querringe, die nicht immer nur starke Wachsthumsringe zu seyn scheinen. Die grölsten sind 32 Millim. lang, und‘36 Millim. breit. Es ist leicht moglich , dafs nicht alle der nämlichen Art "angehören, in 'halte es aber für überflüssig alle kleinen Differenzen der Steinkerne .hier aufzu: ‚zählen. — Besonders haufig habe ich diese Mu- schel in der Muschel-Nagelfluh gefunden, zu la Moliere z. B. sind ganze Lager nur von ihr be- deckt; die Bruchstucke von Kerle „ „welche haufig, zu Schnottwyl z. B., als Gement. der Nagelfluh dienen, scheinen ebenfalls von dieser Art herzurühren. : Sie fehlt indefs ‚auch in der mittlern und östlichen Schweiz nicht, und kanu 62 daher nicht etwa dienen die Nagelfluh vom Send: stein zu unterscheiden ; oberhalb Brittnau z. B. enthalt sie der dortige Muschel: Sandstein in unge- hetrer Menge, und bei Wicken, auf der jensei- tigen Hohe , erscheint sie gemengt mit Cardien. Eben so haufıg sind ganze Absonderungen mit halben Abdrücken von CGardien bedeckt und oft liegen mehrere solcher Reliefs, rur durch die dimne Steintafel, der sie aufsitzen, geschieden, über- einander. Die meisten erkennt man deutlich, ob- schon die Schaal-Substanz gewöhnlich versuhtvune den ist, für Card. rusticum und edule, oder eher Sir Sow., einige, die langer 4 breit aber von der namlichen Grofse sind, dürften auch einer dritten Art angehoren. — Die grofse Menge dieser Cardien ist mir besonders aufgefallen in der Gegend von Bursdorf und St. Urban und in’ dem früher erwähnten Steinbruch bei Burkartshofen in’ Süd- Baiern; sie smd auch sehr haufig in den Stein- brüchen des Aargaus. } Eine seltnere Art dieser Gattung trifft in Form Yund Gröfse mit Card. edule zusammen, statt der Rippen sieht man aber nur die halbverloschnen Spuren dichtgedrängter, sehr feiner Längenstrei- fen. Bockstein, Utzigen. Ziemlich gewöhnlich sind einzeln Zerstreute Pectiniten-Schaalen , oder Bruchstücke von Schaa- len, deren Ss keine Veränderung erlitten zu haben schemt, aber so fest am Stein ansitzt, dafs es selten gelingt etwas vollständiges loszu- schlagen, Viele scheinen zuverlässig vom Pecten Jacobxzus herzustammen; kleinere Arten von 2-3 CGentim. Durchm. mit ı/, bis’ı6 Rippen und fla- chen Zwischenräaumen, ziemlich stark gewolbt, wage ich nicht zu bestimmen, da es mir nie ge- lungen ist, das Schlofs ganz zu erhalten. 63 "Auch kleine Austern, oder Bruchstücke da- von, finden sich nicht selten, die Exemplare unsrer Sammlung gestatten aber auch keine na- here Bestimmung. Sie scheinen mir insgesammt verschieden von den kleinen Austern von Mont- martre. Die einschaaligen CGonchilien, oder eigent- lichen Mollusken von Lamare, gehören im Mu- schel-Sandstein beinah zu den Seltenbeiten , we- nigstens in Vergleichung mit der zahllosen Menge von Bivalven. Razoum. vergleicht die einzigen, die er zu la Moliere gefunden, nach den Kupfern von Gual- tieri, mit Murex erinaeeus und 'Trochus striatus Lin. . 0 Aus unsern Sammlungen gehören folgende Stücke hieher: Eine sehr ausgezeichnete Cassis, ganz in ‘ Ralkspath verwärndelt; der G. crumena Enc. pl. 406 f. 2 ähnlich in Form und Größe; nur ist der rechte Rand der Oeffnung dicker , scharf.und eben abgeschnitten, gegen den Mund zu feiner gezähnt de bauchiger , Kast wie ein Dolium. Vom Bock- stein. Meyersche Samnıl. Ein Bruchstück einer 'Terehra, oder eines Gerithium’s, mit vollkommen ebenen Windungen und kaum hnelkbircn Einschnitien, so dafs ale . ganze Kegelfläche in der Längenrichtung gerade “iste Es and nur zwei vollständige Windungen „ die untere von 5 Millim. Hohe und an ihrer Base . von: ı0 Millim. Durchm., erhalten. Geiblichweils- caleinirt. Bockstein. Meyersche Samml. Zwei Bruchstücke, die wahrscheinlich den - Gattungen Voluta oder Buceinum angehören. Es Ss 5 sind nur die untern W indungen zum Theil erhal- 64 ten, die der einen von 20 Millim. ‚ die der andern von 45 Millim. Hohe. Letztere zeigt noch deut- liche Spuren von Querring kerne. Vom Staufberg. Meyersche Samnıl. Ein Bruchstück, wahrscheinlich. einer Am- sen. Beides sind Stein- pullaria , mit gewölbten Windungen und hervor- o° stehender Spitze. Kaum über 2 Gentim. hoch. , Die Schaale zum "Theil in Ralkspath verwandelt; zum Theil zerstort. Vom Bnchsein: Museum , mfaı. Steinkern eines Conus mit zerbrochner Spitze und Basis. Ganz übereinstimmend mit GC. cana- lieulatus Brocchi tav. V. ı2, auch mit GC. con: einnus Sow. t. 3o2; die femern Charaktere sind natürlich verschwunden. Die ganze. Länge mag, bei 23 Millim. betragen haben. Vom Staufberg. Meyersche Sammlung. Wir haben unter allen Bias Conchilien keime Sülswasser-Muschel und dagegen viele Ar- ten gefunden, die, im Fall auch ihre Bestimmung ut als Le angesehn werden muls, zu; verlassig doch Gattungen angehören, die nur im Meere leben; unsre anfängliche Behauptung ; dals der Muschel-Sandstein den Meer-Formationen an- gehore , scheint demnach fest genug begründet. Indefsen bemerkt . Graf Razoumovski in seiner Beschreibung des Jorat, dafs die Bivalven von la Moliere der gewöhnlichen Mya, oder. jetzt Unio pietorum unserer Schweizer-Seen so. ähnlieh seien, dafs man kaum an der Identität zweifeln könne, und scheint denmach noch eine uns; wnbe- kannt gebliebene Muschel in jenem Steinbruch ge- Erden zu haben, deren Vorkommen em rede tiges Licht auf unsre Resultate werfen könnte, Da aber der Graf selbst auch Meer-Gonchilien - 65 und Glossopetern von la Molierg anführt, so kann seine erstere Angabe, insofern ihr, in Erwägung des frühern Zustandes der fossilen Conchiologie , einiges Gewicht beizulegen ist, höchstens eine locale Vermischung von Sülswasser- und Meer- Muscheln wahrschemlich machen, was zwar merk- . würdig genug, aber, in Bezug auf die ganze For- mation, nicht von allgemeiner Wichtigkeit wäre. Ich lasse es bis auf weitere Untersuchung, - ‚unentschieden, ob die Widersprüche, die Andrea‘ ‘in der Note p. 58 zusammengestellt hat, auch zu Berlingen eine solche Vermischung anzeigen, oder ‚ob nicht vielmehr in derselben zwei ganz verschie- ‚dene Formationen verwechselt worden seien. Am . Ende der Note macht H. von Beroldingen ein sol- ' ‚ches Bild von dem Berlinger-Stein, dafs man kaum an seiner Identität mit unserm Muschel-Sandstein zweifeln kann, „es ist“, sagte er, „ein Sandstein, '„der so voller Muscheln steckt, dafs er zu Kalk „gebrannt werden kann. Die meisten darin vor- '„kommenden Muscheln sind Chamzs striat@, zu- „weilen Pectiniten und selten Schnecken, als „Bulle, Strombi etc. etc. die fragmenta testudi- „num und die Glossopetre sind eben nicht ausser- „ordentlich selten darin etc. etc.“ Im Anhang ‚hingegen sagt H. Gefsner: „die Versteinerungen „sind meistens von der schwarzen dickschaligten „Flufs-Muschel und dunkeln Flufs-Muschel, mya, „jetzt Unio, margaritifera und pietorum, deren „nuclei und teste calcinatze häufig daselbst ange- „troffen werden, nebst den nucleis et testis der „helix citrma, arbustorum, lucorum , ferner ver- „schiedene Blätter von einheimischen Bäumen etc.“ Die Angaben des gelehrten Zürchers werden eini- germalsen bestätigt durch zwei Berlinger - Stein- Natw, Amnl. I. 1. 66 kerne mit Ueberresten der Schaale, die unser Museum besitzt, der eine wohl zuverlassig von einem jungen Individuum der Unio elongata Lanı. (Mya margaritifera Lin.) herrührend, gı Millim. breit, mit “starker Einbiegung, des Bee. ‚Randes, .der en von einer Helix, mit platten Windun- ‚gen, vielleicht einer unausgewachsenen H. arbu- ‚storum. Die Steinart dieser Kerne ist eine sehr harte, glimmrige, ziemlich grobe Molasse. Unser Verzeichnifs der fossilen Korper des Muschel-Sandsteins ist so dürftig ausgefallen und enthalt, wenn man es genauer prüft, so wenig zuverlassig bestimmte Arten, dals man es kaum zur Grundlage allgemeiner Folgerungen wählen wird; auch che die wenigen, die ich mir hier Ednabin will, nicht Anspruch auf eine mehr als vorübergehende Bedeutung, und werden vielleicht bald, wenn unsre Sammlungen sich mehr vervoll- ständigen sollten, sich wesentlichen Modifikationen unterziehn nuissen. Alle die angeführten fossilen Ueberreste deu- ten auf ein sehr niedriges geognostisches‘ Alter dieser Formation. Die Gattungen und die weni- ger bestimmbaren Arten von Coschiikd werden jetzt noch in unsern Meeren gefunden, selbst die Thierwelt des Pariser-Kalks scheint noch älter; die Fisch-Zähne lassen sich ebenfalls nach Arten benennen, die der heutigen Schöpfung angehören; und was sich von Knochen und Zähnen von Am- phibien und Säugethieren erkennen lalst, die ein- zigen noch sehr zweideutigen Proteus-Wirbel aus- genommen, führt uns in die Epoche der Diluvial- Bildungen, der Holen-Knochen, der Breccien von Gibraltar u. s. w. R 67 - " Sehen wir uns nach änalogen organischen Formationen in fremden Ländern um, so 'ent- spricht diesem Charakter zuvorderst in England der Crag von Suffolk, ein Gemeng von Sand- Gerollen und Muscheln, zuweilen durch Eisen agglutinirt, ofters auch von Eisen durchdrungene Knochen eimschliessend. Unter den Pariser-For- “mationen scheint der Sandstein, von dem Mont- martre bedeckt wird, hieher zu gehoren, und unter der südfranzosischen und italiänischen Alles, was Hr. Brongniart zur obern Meer-Formation zählt, welche zu Paris aber durch den Montmartre- Sandstein und in England durch den Crag vertreten wird. ‘ Eine "besonders auffallende Aehnlichkeit glaube ich in den, auch dem Jurakalk nahe lie- genden Hügeln des mittlern Rihone-Thals zunächst Avignon, wahrzunehmen, wenn ich die kurze Nachricht, die Hr. Br. davon in der Envir. de Paris p. 418 giebt, mit unserm Muschel-Sandstein zusammelhalte.e. Ja man sollte beinah glauben , dafs dort auch die Muschel-Nagelfluh, als ein vom Sandstein verschiedenes, tieferes Lager, in deut- lichern Verhältnissen als irgendwo in der Schweiz auftrete. — Wenden wir uns nach Osten, so fin- den wir dieselbe Uebereinstimmung mit denen Bil- dungen, die nach aller Wahrscheinlichkeit der obern Meer-Formation angehören. Die Petrefac- ten-Lager der Wiener-Gegend, deren Kenntnifs wir H. Prevost verdanken, mochten zwar eher mit unserer subalpinischen Gruppe zu vergleichen seyn, da sie unmittelbar an den Alpen-Kalk an- stossen; aber in. Ungarn dürfen wir zuverlässig mehrere der von H. Beudant beschriebenen Ter- tär-Bildungen hieher zählen, vorzüglich die sables eoquillieres, Sand- und Geroll-Lager,, theils lose, 68 theils durch Kalk fest verküttet, die in gewohn- lich horizontaler Lagerung die Molasse bedecken und eine ungeheure Menge Steinkerne und zer- trummerte Schaalen von Cardien, Peeten’s, Au- stern, Venus, Murex, Cerithien u. s. w. ein-' schliessen. Ra Die Petrefacten-Lager der subjurassischen Hügel würden demnach kemeswegs, wie Graf Razoumovski zum Theil annahm, nur als eine Local-Formation zu betrachten seyn, die auf das grolse Thal der Schweiz beschränkt und der Ab- satz eines grolstentheils vertrockneten oder abge- laufenen ausgedehnten Binnen-Sees wäre. Die Natur der Petrefacten deutet für sich schon auf eine allgemeinere Verbreitung , denn bis jetzt kennt man keine locale Meer-Formation, und auch auf der heutigen Erde sind abgeschlolsne Salz-Seen selten; durch das Auftreten ähnlicher Bildungen, rings um die Schweiz herum in einem grolsen T'heil von Europa, wird aber diese allgemeinere Verbreitung beinah erwiesen. ö Kr Ein sonderbarer, unter der Vorausletzung gleichzeitiger Bildung aller inländischen und frem- den Muschellager , die wir so eben zusammen- gestellt haben, gleich schwer zu erklarender Um- stand, als wenn man dieselben in abgesonderten Local-Formationen trennen wollte, ist die grolse Verschiedenheit der absoluten Hohe unserer und der ausländischen Bildungen. H. Prevost giebt die Hohe derselben über’s Meer zu Turin gleich 230 Meter, zu ‘Wien gleich 220 M., im süd- lichen Frankreich gleich 189 M., zu Paris gleich ı4o M. au, H. Beudant setzt sie in Ungarn auf 100 bis 150 M.; dagegen steigen sie bei uns auf 500 bis 700 M., und überhaupt wäre in der 69 ganzen dielsseits der ‚Alpen liegenden Schweiz , den Grund einiger Seen ausgenommen , gar keine Tiefe zu finden, die auf jene niedrigen Niveaus herabsänke. II. Ueber die Pögel der Gegend von Genf, 2 | von L. A. Necker. (Aus dem Französischen frei übersetzt und " abgekürzt von dem Herausgeber.) u vo Es giebt wohl wenige Länder, die in omi- thologischer Hinsicht so interessant wären, als das unsrige. Ausser einer grofsen Menge von ‘Vogelarten , die unserm Himmelsstriche eigen sind und unsere Ebenen und niedern Thaler bewohnen, wird der Genfer-See von vielen Wasservogeln, und seine Ufer von Strandvogeln sehr. verschie- ‚dener Gattungen und Arten besucht. Unsere Berge endlich, die in einer Erhebung bis zu mehr ‚ als 2000 Toisen den Beobachter eine Stufenfolge von Climaten darstellen, wie man sie auf der Erdkugel zwischen dem 46° nördlicher Breite und dem Pole sieht,‘ sind von Vogeln bewohnt, die ‚weit nordlichern Gegenden angehören. In dem kleinen Raume weniger Stunden um Genf finden wir die meisten Vogelarten beisammen, welche das übrige Europa bewohnen, aber daselbst zum Theil in unermelslichen Entfernungen von einan- der zerstreut leben. Unter diesen Vogeln sind mehrere Standvo- gel, die ihr ganzes Leben hindurch in der Ge- 70 gend bleiben, wo sie geboren wurden; andere verlassen im Herbst unsern Himmelsstrich, um in südlichern Ländern eine mjldere "Temperatur und eine Nahrung aufzusuchen, die ihnen bei uns die Strenge unserer Winter entzieht; im Früh- ling sieht man sie zurückkehren, um bei uns zu nisten, zu brüten und ihre kleine gefiederte Fa- milie zu erziehen. Andere hingegen, die, durch den Frost der nordlichen Regionen vertrieben, im Herbst anlangen, überwintern bei uns und ver- ‚lassen uns sobald die Frühlings-Sonne den Schnee und das Eis zerschmelzt, um sich wieder nach den Gegenden des Nordens zu begeben. | Ausser. diesen verschiedenen Arten, die im eigentlichen Sinne in der Schweiz einheimisch sind, treffen wir aber zuweilen noch zufällig ein- zelne Individuen gewisser Arten an, die ganz ver- schiedene Himmelstriche bewohnen, und die von Ursachen in unser Land geführt werden, welche uns noch nicht recht bekannt sind. Einzeln, ab- gemagert, ausgehungert und, wie es scheint, anz desorientirt langen sie bei uns an. Diese Erscheinung , eine der sonderbarsten in der Na- turgeschichte, scheint wohl allerdings mit meteo- rologischen Veränderungen in Verbindung, zu ste- hen, allein man kann doch nicht behaupten, dals die Veränderungen der Atlımosphare die einzige . Ursache der Erscheinung solcher, unsern Gegen» den ganz fremder Vogel waren. NS: 1. Vögel der Ebene *). Versetzen wir ns in den Anfang des Früh- lings, wo die lange Zeit von Nebeln verschleierte *) Alle in dieser Abhandlung angeführten Thatsachen sind das Resultat der 2ojährigen, ununterbrochen 71 Sonne die Erde durch ihre Stralen aufs Neue be- lebt und von jener Schnee- und Eisdecke ent- blofst, die sie während der rauhen Jahrszeit über- 208, so konnen wir schon in den ersten "Tagen des Merzmonats diesen wohlthätigen Einfluls an allen den Vogeln, welche der Winter nicht von uns entfernt hatte, wahrnehmen. h Der Haussperling,, bisdahin still und traurig, fängt an sein Geschrei hören zu lassen: wir sehn ihn langs den Mauern laufen, sich von der Hohe der Hausdacher ‚herabstüurzen und seine Gattin verfolgen, oder Strohhalme im Schnabel tragend , zwischen den Dachziegeln den Grund zu seinem Neste legen. Buchfink und Goldammer (Frin- gilla caelebs und Emberiza Citrinella) lassen ihren Gesang ertonen; Grünfink , Hänfling , Kern- beisser, (Fringilla chloris,, cannabina , coc= cothraustes) Gimpel, (Pyrrhula vulgaris) Rothkelchen, (Sylvia rubecula) Goldhähnchen , (Sylvia regulus) Zaunkonig, (Sylvia troglody- ze } tes) Fitis, (S. trochilus) (?) Zaunammer , (£m= beriza cirlus) die verschiedenen Meisen , (Pa- rus major, ater, coeruleus, palustris, cau= datus) Holzhäher, (Corvus glandarius) Amsel, (Turdus merula) die Spechte, (Picus viridis, major, medius, minor) Baumläufer, (Certhia Jfamiliaris) Wleiber, (Sitta Europaea) alle bis- dahin zerstreut, in den Wiesen oder längs den Haagen eine kummerliche Nahrung suchend,, ver- fortgesetzten, und in einem besondern Tagebuehe verzeichneten eignen Beobachtungen des Verfas- sers, der jedoch dabei zugleich auch die ihm von glaubwürdigen Jägern und Jagdliebhabern, welche die Natur. zu beobächten verstehen, mitgetheilten Nachrichten, und die Erfahrungen anderer Orni- thologen des Cantons Genf benutzte. n2 sammeln sich in den Wäldern, paaren sich und schicken sich an zum Nestbau. Die Elster (Cor= vus pica) schlägt ihre Wohnung auf hohen Bau- men in der Nahe der Häuser auf, die Lerche (Alauda arvensis) am Boden auf Feldern und Wiesen, so wie die Bachstelzen ( Motacilla alba, boarula , flava.) - Zu diesen Standvogeln gesellen sich bald einige jener wandernden , die uns im Winter ver- lassen , ohne jedoch sich weit von unserm Lande zu entfernen. Die Waldschnepfe (Scolopax ru= sticola) erscheint schon gegen das Ende des Fe- bruars, oder im Anfang des Merz in den Wal- dern am Fufs der Gebirge. Sie kommen wahr- scheinlich aus Italien, Südfrankreich oder Spa- nien (?) wo sie einen gelinden Winter , und einen feuchten , nieht gefrornen Boden fanden. Mit ih- nen zeigt sich hie und da die mittlere Ohreule und die kurzohrige Eule (Strix otus, brachyotos). Die wilden "Tauben (Columba livia (2) palum=, bus und Oenas) ziehen durch unsere Ebenen um sich theils weiter nach Norden, theils nach den Gebirgen zu begeben. Gegen die Mitte des Monats Merz ziehen Schaaren von Staaren (Stur- nus vulgaris). Feld- und Baumlerchen (Lauda arvensis et arborea) Bachstelzen (Mot. alba, boarula , flava) kommen schaarenweise von Sü- den her und ziehen gegen Norden , ohne sich mit jenen Indivtduen gleicher Arten zu vermischen, welche den Winter über bei uns geblieben waren und die sich jetzt schon mit ihrem Nestbau be- schäftigen. Gegen den 25. Merz langen die Rauchschwalben (Zirundo rustica) an; zuerst in kleiner Anzahl, später in grofsen Schaaren , die sich über Stadt und Land Werikeien, Viele 73 - bleiben bei uns, andere setzen ihre Reise weiter nach Norden fort. Die Landbewohner sehen die Ankunft dieser Vogel mit Freude, weil sie glau- ben, dafs sie die schöne Jahrszeit und das warme Wetter mitbringen. Allein diese Hoffnung wird fast immer getäuscht. Denn nicht selten ereignet es sich, dafs nach der Ankunft dieser Schwalben unerwartete Rälte eintritt, welche die fliegenden Insekten, womit sie sich nähren, todtet. Dann versammeln sich diese unglücklichen Vogel, wie man im Jahr ı812 gesehen hat, schäarenweise an den Ufern des See’s, der Arve und der Rhone, in der Hoffnung , daselbst noch einige Nahrung zu finden, und finden sie diese nicht, so fallen sie ins Wasser oder setzen sich ans’ Ufer und ‘ lassen sich mit den ‘Händen nehmen. Andere fliegen um die Häuser herum , suchen Insekten an den Wänden und Mauern und sterben endlich vor Hunger. Dann sieht man ihre todten Körper oft in Menge auf den Gassen und Landstrassen liegen. er nicht nur der Mangel an Nahrung , sondern auch die ‚Kälte selbst lalst dann diese Schwalben ‚viel leiden. In der Nacht vom 1ı5—ı6 April 1816 war bei einer, in unserm Clima so gewöhn- lichen, Rückkehr der Kälte das Thermometer auf 0 herabgesunken. Ein Bauer des Dorfes Genthod bemerkte eine Schaar Schwalben, welche in die Häuser einzufliegen suchte. Er offnete ihnen seine Küche und bei 200 Schwalben flogen hinein und blieben bis sehr spät in den Vormittag. Endlich da das Wetter etwas wärmer geworden, flogen alle miteinander davon und verbreiteten sich aufs Neue über das Land. Die Hausschwalbe (Zirundo urbica) langt erst ı4 Tage nach der Rauchschwalbe an. 74 Die ersten Tage des Aprils sind dureh die Ankunft einer Menge der kleinen Sängerarten be- zeichnet. Der: schwarzköpfige ‚ der fahle, der graue, der schwarzkehlige und der schwarzbäu- chige Sänger (Sylvia atricapilla, cinerea, hor= tensis, phoenicurus, tithys) lassen sich in den Gebüschen nieder ; die Steinschmätzer (Saxicola rubetra und Oenanthe) auf Wiesen und Acker- feldern. ’ Anker Gegen den ı0. erscheint der Kuckuk (Cu- culus. canorus). Sein Ruf deutet den Jagern an, dafs der Durchzug der Schnepfen und "Tauben bald aufhören -werde, die sich jetzt nach den Berggegenden begeben, wo der Schnee hinweg- geschmolzen ist. % | 2 In der Mitte des Monats erscheinen aus süd- lichen Ländern, wo sie überwintert haben: Wen- dehals (Yun torquilla) der rothkopfige und roth- rückige Würger, (Zanius rufus und collurio) | Wiedehopf, (Upupa epops) verschiedene Pi- per. (Anthus arboreus, pratensis rufescens und aquaticus). Die beiden letztern bleiben nicht in der Eberie sondern ziehen sogleich nach den Bergen, wo sie nisten. ’ Gegen den 20. hört man zum erstenmale den melodischen Gesang der Nachtigall, (Sylvia lus= cinia) aber auch die traurigen Tone der Eulen- arten (Strix aluco, otus, brachyotos, passe= rina flammea). Die vier ersten in den Wäl- dern, die letzte auf den Trümmern alter Schlos- ser, auf Kirchendächern und Thürmen, selbst in der Stadt. Auch die Nachtschwalbe (Caprimul- 'gus punctatus) erscheint um diese Zeit aus sud- lichen Gegenden. In den letzten Tagen Aprils und zu Anfang May’s beschliessen den Zug der wandernden Vo- 5 gel diejenigen, welche in Afrika überwintert ha- ben. Die- " Wachteln verbreiten sich in Wiesen und Kornfeldern „ die Wachtelkonige (Gallinula erex), welche jene auf ihren Reisen begleiten , rächen sndı&ehanen;. „Die Mauersohiwal, ben (Cypselus murarius) machen ihre Nester in Mauerspalten. Diese Züge, zu welchen auch die Fliegenfänger (Museicapa grisola und luc= tuosa) gehören, werden von einigen Milanen (Faleo milvus) begleitet. Ob der F liegenfanger mit dem Halsbande " (M. atricapilla s. collaris) in der ‚Gegend von Genf vorkomme ,. ist unge- wils. Wenigstens ist er sehr selten. Der Pirol (Coracias galbula) beschliefst den Zug.der Vogel, welche im Frühling in un- sere- Ebenen kommen. . Er bleibt den Sommer bei uns, und nistet auf hohen Baumen selbst i in der Nähe der Landhäuser. | . -Ist der Frühlings-Durchzug beendigt,, so ya nun.alle Vogel, in der Ehene geblieben, mit dem esbau. Brüten und der Fütterung ihrer Jungen, bevor diese das Nest verlassen, amsig beschaftigt. Einige Spätlinge derjenigen Arten, welche weiter: gezogen sind, tmedoe um in den Bergen oder in nordlichern andern zu nisten, bleiben bisweilen in unsern Wäldern und brüten daselbst. So findet man zuweilen Nester von Sing-Drosseln (T. musicus) von Waldschnepfen , wilden ‚Land ben, obgleich diese Vogel eigentlich nicht zu denen gezählt werden heine die gewohnlich in den Ebenen um Genf nisten. Die sehr wenigen Pärchen des seltenen Orpheus-Sängers (Sylvia c Or= phea), welche hie und da vorkommen , die ‚ihre indie; Mauern; alter -Thürmetoder ‚einzel- 76 ner Bauernhäuser machen, sind wahrscheinlich auch Spätlinge, welche von dem Zuge ihrer Art abge- kommen sind. — Das Geschäft des Brütens erfor- dert den ganzen Monat May und den Anfang des Brachmonats. Gegen die Mitte dieses Monats ha- ben alle kleine Vogel, von welcher Art sie seien, ihr Nest verlassen. 2 Nun versuchen diese jungen Vögel ihre Flü- gel, ohne sich weit von einander zu entfernen, wobei sie einander immer zurufen. Die Eltern, um ihre Kinder besorgt, fliegen um sie herum, treiben die Zurückbleibenden vorwärts, holen die, welche sich zu weit entfernen, herbei und mun- tern sie durch wiederholtes Zurufen auf. Bemer- ken sie eine Gefahr, so verdoppeln sie ihr war- nendes Geschrei; dann kauern die Jungen sich etwa hinter einen Ast oder unter ein Blatt’ und bleiben da unbeweglich sitzen, während die Alten sich muthig hervorwagen und die Jungen beschützen zu wollen scheinen. Selbs} die sonst furchtsam- sten und scheuesten Arten, wie die Würger und Drosseln , umflattern unaufhorlich den Gegenstand, der sie beunruhigt, verlieren ihn nicht aus den Augen und scheinen den Gebrauch ihrer Flügel ganz verloren zu haben, oder die Kraft dersel- ben nicht zu kennen. Zu dieser Zeit verlieren die Sänger ihre schonen Stimmen, deren melodische Tone durch rauhe, krächzende Laute ersetzt werden. Gegen den 20. Jun. lalst zuerst die Nachtigall keine an- dere, als unangenehme Laute mehr hören , später die verschiedenen Grasmücken. HKuckuk, Pirol und Wendehals schweigen auch und die Amsel nimmt, statt ihrer melodischen Gesang-Strophen , ein rauhes Geschrei an, welches sie für den Rest 77 des Biken beibehält. Endlich während der grofsen Sommerhitze tritt an die Stelle der nischen Concerie des Frühlings eine vollkonımene Stille ein. Bald zerstreuen ı sich die Bruten; die jungen Vögel, stark genug, sich ihren Unterhalt. selbag zu erschalleny verbreiten sich in den Gefilden. Mehrere dutfensh sich von ihrem Geburtsorte und begeben sich mit den Alten nach den Bergen. ‚Zu diesen gehören die Wachteln. Fast sämmt- - lich verlassen sie die Ebene, um ihre Nahrung in höherliegenden Gegenden zu suchen, wo Sca Erndten noch nicht gemacht sind. In warmen ‚Jahren bleiben indessen bisweilen einige. Wach- teln in der Ebene, um eine zweite Brut zu ma- chen. Die grauen Feldhühner (Perdix einerea) | durchstreichen das Land; von einem zahlreichen ‚Gefolge ihrer Jungen begleitet, bilden sie dann die von den Jigern sogenannten Ketten oder Völker. Gegen den ı5. Aug. sind die jungen Feldhühner ausgefiedert; zu dieser Zeit geht im "Ganton Genf die Jagd auf. Die Monate Jun, und Jul. bieten in der Ebene keine Durchzüge dar. Mit dem Anfang des Au- “ gusts erscheinen einige Laubsänger (Sylvia sibi= latrix und hippolais) in der föbene ‚ wahrschein- lich von den Bergen (?) oder aus nordlichern Ge- ‘ genden kommend. Mitten in diesem Monat ver- Jafst uns die Mauerschwalbe (Cypselus murarius) und zieht nach Süden. Bald nachher erscheinen die Piper (Anthus arboreus und pratensis) wie- der, um nach dem Süden zu wandern. Dieser Zug dauert ungefähr einen Monat ; die Piper pfle- gen Dich; in ei Weinreben Aufzuhalten, — Am Ende des Augusts ziehen auch Pirol und Wiede- hopf nach südlichern Himmelsstriehen, „8 In den ersten Tagen des Herbstmonats vet- reisen die Nachtigallen , ‚ und die schwarzrücktgen Fliegenfänger (Museicapa luctuosa) kelıren aus ördichen "Gegenden zuruck. Sie haben alsdann ein graubraunes Federkleid , $anz verschieden von demjenigen, welches die im Frühling durchzie- henden Vogel dieser Art tragen. Vielleicht sehen wir im Herbst nur die Jurgen von diesem Jahre, oder hat dieser Vogel einen doppelten Federwech- sel und ein eignes Herbstkleid? ”) — Dieser Zug dauert nur emige Tage. Vierzehn Tage früher zieht der graue Fliegenfänger (M. grisola). A ungefähr‘ langen die Sing- und Wein- Drosseln (7. musicus und iliacus) an, jedoch noch nicht zahlreich, bis der erste Schnee die niedern Berge der Alpen und des Jura deckt. Dann fallen die Singdrosseln , die in den Alpen- waldern senistet haben‘; in grolsen Schaaren auf die Ebene und mit ihnen vereinigen sich diejeni- en, welche aus nordlichen Gegenden kommen. Nichts ist regelmassiger als das tägliche Leben dieser Drosseln. Mit Sonnenaufgang verlassen. sie die Wälder, um sich bis Mittags in den Re- ben aufzuhalten; dann ziehen sie wieder nach dem Geholz , wo sie 2 Stunden lang verweilen; worauf sie abermals in die Reben zurückkehren , die sie erst nach Sonnenuntergang wieder verlassen. Gegen die Mitte des Sept. kommen auch die Wachteln wieder von den Bergen in die Ebene *) Allerdings hat dieser Vogel ein eignes Herbst- kleid; schon ım Jul. geht der neue Federwechsel vor sich; in diesem Herbstkleide verlassen uns die schwarzr uckigen Fliegenfänger im Sept. Im fol- genden Merz wird es vermausert und dann erschei- nen sie im April in ihrem dunkeln Frühlingskleide, M, - renden Ankommlipgen ihrer Arten. Dieser Zug 79 herab, während diejenigen , die in nördliche Län- der gezogen waren, zurückkommen um sich nach wärmern Gegenden zu verfügen. Diese reisen immer während der Nacht. Unterdessen reifen die kleinen Beeren in den Gesträuchen und Haagen und die Amseln verlas- sen die Gehölze und finden sich schaarenweise an den Zaunen und Hecken em, wo es dann auch von Grasmücken und andern Sängern wimmelt, die sich jetzt von Brombeeren, Maulbeeren und Kornelkirschen nähren. Einige Tage nach den Wachteln ziehen die Staare in grolsen Schaaren nach den Gehölzen , während die Wachtelkönige die niedrigen Ge- strauche besuchen. Durch die Erscheinung die- ser nordischen Ankömmlinge gleichsam erimnert , schicken sich diejenigen Vogel der gleichen Ar- ten, welchen den Sommer über bei uns geblieben sind, an, mit jenen nach Süden zu verreisen: Eben so sieht man die Rauch- und Hausschwal- ben, den schwarzkehligen Sanger ($. phoenicu= rus), den braunkehligen Steinsehmätzer (Saxis cola rubetra) um diese Zeit ihren Rückzug be- innen, vereinigt mit den aus Norden zurückkeh- währt ungefähr einen Monat. WVährend er Zeit sieht man Morgens und Abends die Schwal- ben sich in ‚grolser Zahl um den Wipfel irgend eines hohen Baumes versammeln und unter fort- währendem Geschrei um seine Aeste herumfliegen. Auch bemerkt man andere beträchtliche Schaaren, die von Norden nach Süden ziehen, ohne sich aufzuhalten. Die kleinen Sänger reisen des Nachts; man mochte sagen, sie schleichen sich fort von Gebüsch zu Gebüsch, um ihren Feinden zu ent- gehen, & 80 In den letzten Tagen des Sept. und den gan- zen Oct. hindurch folgen sich grolse Schaaren des weilsschwänzigen Steinschmätzers, der weis- sen Bachstelze, des Hanf- und Distelfinken und des Zeisigs, (Saxicola oenanthe, Motacilla alba, Fringilla connabina, carduelis und spi= : nus) ohne Unterbrechung in der Richtung von Norden nach Süden.‘ Oft mischen sich die Zipp- ammer und die Grauammer (Zmberiza cia et miliaria) unter diese Schaaren.- Bald folgen ihnen die Feld- und Baumlerchen, die man gegen den 29. Sept. in solcher Menge anlangen sieht, dafs sie 6 Wochen lang rings um die Stadt einen rei- chen Fang gewähren. Eine Menge Raubvögel, als Falco nisus, subbuteo, aesalon, milvus, bisweilen auch peregrinus folgt diesen Caravanen. Im October endigen sich diese Züge. Gegen den 10. sind alle Haus- und Rauchschwalben-und die verschiedenen Sylvien fort. Gegen den 15. haben uns die letzten Wachteln und die letzten Staare verlassen und einige Tage später erblickt man auch keinen Wachtelkonig mehr. Dann sieht man die Sperber in Truppen von ı2 bis ı5 mit einander nach wärmern Himmelsstrichen zie- hen. Auch kommen in der Mitte dieses Monats Flüge der Schlag- Holz- und Turteltauben (Co= Zumba palumbus, oenas, turtur) aus den Al- penwäldern, wo sie genistet haben , durch den Schnee vertrieben, in die Ebene; aber nach we- nig Tagen verlassen sie dieselbe mit den Indivi- duen ihrer Arten, die gleichzeitig von Norden hergekommen sind um in südlichere Länder zu ziehen. Zu gleicher Zeit beginnt der Zug der ‘Waldschnepfen, nach Süden , der gewöhnlich bis zum 25. Nov. dauert. Die Wiesen sind dann 81 mit weidenden Kuhen bedeckt, zwischen deren Füssen die gelben Bachstelzen (M. flava) furcht- los herumlaufen. Die Sing- und Wein-Drosseln, die nach der Weinlese sich mit Wachholder- und andern Beeren nähren, verlassen uns nun auch bald, und werden durch die Wachholder- und Mistel- Drossel (Turdus pilaris und viscivorus) ersetzt; diese beiden Drosselarten sind wilder als jene und ‚bringen den Winter im Lande zu. Im Spätherbst sieht man zuweilen auch ganze Legionen von Krähen (Corvus corone und frugilegus) von Norden nach Süden ziehen, die oft einen unun- terbrochenen Zug von einem Punkte des Horizonts bis zu dem entgegengesetzten bilden. Ein sol- cher Zug gleicht dem einer Armee; sie scheinen dabei in besondere Gorps abgetheilt zu seyn, welche alle der allgemeinen Bewegung folgen , wobei sie die Lüfte mit ihrem wiederholten Ge- krächz erfüllen. Erhebt sich irgendwo in einer Wiese ein einzelner, hoher Baum , so nimmt der Vortrapp des Zuges seinen Sitz auf den entblat- terten Aesten und kündet durch sein Geschrei an, dals er. einen Ruheplatz gefunden; worauf die übrige ‚Schaar sich ungesaumt ebendahin begiebt. Da aber der einzige Baum nicht alle diese Vogel fassen mag, so setzen sich viele auf die Erde und suchen Schnecken und Würmer, womit sie sich nähren. Doch nicht lange, so wird das Zeichen zum Aufbruch gegeben; augenblicklich erhebt sich die ganze Schaar mit lautem Geschrei und in Kurzem ist sie dem Auge entschwunden. Dohlen und Nebelkrähen befinden sich bisweilen atıch unter den andern Krähenarten. — Noch sieht man in dieser Jahrszeit die Bussarde (Falco | Natw. Am. 1. 1. 6 82 'buteo) gewohnlich paarweise auf feuchten Wiesen nach grofsen und kleinen Feldmäusen jagen. Endlich kommt der Winter; die Kälte nimmt ‘zu; Schnee bedeckt das Land. Die wenigen Vo- 'gelarten ‚ "welche das Land nicht verlassen haben , nähern sich nun den bebauten und bewohnten Oer- tern. Der Berglink (Fringilla montifringilla) der die Kälte zu lieben: scheint, zeigt sich in Menge nach dem ersten Schnee; einige dieser -Art sind schon gegen den 25. Oct. aus Norden 5 'angelangt. In dieser strengen Jahrszeit versam- iriebe sich die kleinen Vogel und suchen mitemn- ander die wenige Nahrung auf, die ihnen die ‘Jahrszeit etwa noch darbietet. “Grünfink , Am- mern, Finken,, Sperlinge fliegen in Schaaren nach den Reben, auf die geackerten Felder und überall hin, wo wenig oder kein Schnee liegt. Einige Flüge von Feldlerchen halten sich auch auf den Feldern auf, wo sie von dem grolsen, grauen Würger (Lanius excubitor) verfolgt werden, der auf der Spitze irgend eines Baumes seinen Stand nimmt, theils um auf seine Beute zu lauern, theils um seine eignen Feinde von Weitem wahr- nehmen zu können. Gimpel, Graufink , und Feld- sperling (Pyrrhula communis, Fringilla petro= nia, montana) kommen von den niedern Ber- en, wo sie den Sommer zubrachten, m die bene. Der Flachsfink (Fr. linaria) der fast das ganze Jahr auf*den Bergen lebt, erscheint in der Ebene nicht anders, als mitten in den kal- | testen Wintern. Der rothbrüstige Sänger, der Zaunkonig, Fitis (?) und Goldhähnchen‘, die drei klemsten V’ogel des Landes, sind die einzigen San- ger, welche die Strenge unserer Winter nicht |; scheuen. Sie nähern sich den Häusern und schlüpfen |; 83 durch die entblätterten Hecken und Gebüsche. Die Braunelle (Accentor modularis) sieht man hier nur im Winter. Sie scheint auch die Kälte zu lieben, denn sie verlalst uns wieder in. den ersten schönen Frühlingstagen. — Elster, Häher, die verschiedenen Spechte (P. viridis, major, me= dius, minor) Wleiber und ‚Baumläufer bringen auch den Winter bei uns zu. — Die Meisen, die seit dem Eintritt des Herbstes sich in den Baum- gärten und Gehauen verbreitet hatten, nahen sich, je kälter es wird, den bewohnten Oertern; daher man diese Vogel häufiger im Winter als zu andern Jahrszeiten sieht. Die geselligste aller Meisen ist die Schwanzmeise (Parus caudatus), deren man selten weniger als 10, bisweilen 20 beisammen sieht. Sie trennen’ sich nie von einander; sie ha- ‚ben einen gewissen Bezirk , aus dem sie sich nicht entfernen, der oft bei einer Stunde im Umfange hat. — Die Flüge der Blaumeisen (P. coeruleus) sind bei weitem nicht so zahlreich, sie zerstreuen sich häufiger, als die vorigen. Die Kohl- und Sumpfmeisen (P. ater und palustris) leben mehr einzeln, sie machen keine Flüge unter sich aus, gesellen sich aber bisweilen zu denen der Blau- und Schwanzmeisen. ae ‚°° Raben und Krähen (C. corone und frugile- 'gus) und mit diesen einige Dohlen und Nebelkrä- hen (C.' monedula und cornix) besuchen im Winter die Wiesen, Felder und die nächsten Um- gebımgen der Stadt selbst. Der Thurmfalk (Z. tinnunculus) macht Jagd auf die kleinen Vogel, während der Stockfalk (#. palumbarius) in die Hofe der Landhäuser fliegt und die Tauben oft vor ihrem Schlage weguimmt. oe AS 54 he 2 Vögel der Berge. Äusser jenen Vögeln der Ebene, die, an- statt nach Norden zu ziehen, den Sonimer. in ho- hern Bergregionen zubringen, giebt es noch man- che Arten, deren Aufenthalt gleichsam an die Berge gebunden ist, die nur dann und wann zu- fällig und auf wenige Tage sich in unsern Ebenen erblicken lassen, wenn ungewöhnliche Kalte sie für den Augenblick aus ihren erhabenen Standor- ten herabtreibt. Schon auf dem nahen Saleve sehen wir einige _ Vogel, die im flachen Lande sich nicht finden. In den Gesträuchen am Fusse dieses Berges wohnt der schwarzkehlige Steinschmätzer (Saxicola ru= bieola) und an den Felsen die Stein-Drossel (Tur- dus sazxatilis), die Mauerklette (Tichodroma phoenicoptera). Ein oder zwei Paare des schmu- tzigen Aasvogels (Cathiartes percnopterus)nisten ah den steilen Felsen des Saleve und Möle. Dieser kleine Geier , obgleich er von den Gebirgen Nor- wegens bis zum Vorgebirge: der guten Hoffnun verbreitet ist, findet sich nur in den südlichen Län- dern von Europa und in Nordafrica haufig. Bei uns ist er sehr selten und sehr schwer zu bekommen. Ein Paar des schwarzbraunen Milans (Falco ater) nistet seit einigen Jahren auf dem Saleve, | von wo er in der schonen Jahrszeit zum See kommt, um die nahe an der Oberflache schwim- menden Fische zu fangen. Sein Hin- und Her- fliegen geschieht sehr regelmässig. Stets sieht man ihn zur gleichen Stunde und über die gleichen Landhäuser hinwegfliegen , wenn er von dem Berge sich zum See begiebt. Hat er einen gros- . sen Fisch gefangen, so trägt er ihn fort nach sei- inne 85 nem entfernten Wohnsitz , und kommt am gleichen Tage. nicht zurück seinen Fang zu wiederholen. Auch die großsen T hurmschwalben (Cypse= Zus alpinus) nisten in den Spalten jener Felsen. Selten zeigen sie sich in den Ebenen um Genf, ‚und zwar nur zur Zeit des Durchzugs im Mai und Sept:; oder bei kaltem, stürmischem und reg- “ nichtem Wetter. So z. B. im Sept. ı809 und im April 1819, mehrmals im Mai und Jul. des unglücklichen Jahres 1816 und endlich zu verschie- denen. Malen im Mai ı82ı während der Stürme und Regen, welche den damaligen Frühling be- Be rhoten. Endiich sseit Kurzem ar ı) kann man zu dem Verzeichnils der Vogel, welche .die Felsen des Saleve bewohnen , Br zwei interessante Arten hinzufügen , namlich die blaue Drossel (Tur= dus eyanus) and..die Felsenschwalbe (Hir. ru= pestris); diese nistet an.einem felsigen Hügel am Eingange des Thales von Boege, jene ach ihre Nest an den gegen Süden gekehrten Felsen ober- halb eeiller ‘ Alle diese Vogel gehoren den süllichen Län- a von Europa an, fur mehrere derselben ist der Saleve die nördliche Gränze der von ihnen "bewohnten Riegion. Da sie in den nackten, stei- len, gegen Süd und. West gekehrten Felsenwan- ‚den dieses Berges eine Bildung und im Sommer auch fast ein Glima finden, wie die an das mittel- ländische Meer gränzenden Berge haben, so kom- men sie hieher und siedeln sich wahrend der heis- ‚sen Jahrszeit daselbst an. Im Winter bietet der mit Schnee bedeckte Saleve einigen Vogeln, die durch die Stvenge der Rälte von den De Al- pen, wo sie die. übrige Zeit des Jahres leben, 86 vertrieben werden, einen Zufluchtsort dar. Vo- gel, die der aretischen Zone angehören, wie Schneehuhn (Tetrao lagopus) und Schneefink (Fringilla nivalis) kommen dann an die Stelle jener Bewohner des Südens, die davon geflohen sind; und so folgen sich alle Jahre, in einem Zwi- schenraume weniger Monate, an den steilen Felsen des Saleve, die geflügelten Repräsentanten der entgegengesetzten Regionen von Eurppa. Erheben wir uns jetzt hoher, so treffen wir in den 'Tannenwäldern des Voirons, Möle, Bre- zon, Vergis etc. zwischen 4--900 Toisen absoluter Hohe, zwei Meisenarten an, die selten und nur während der Kälte in unsern Wäldern der Ebene ' erscheinen, dies sind die Tannen- und Hauben- meise (P. alter und cristatus). Dort findet sich auch der Citronenfink (Fr. citrinella) und der Kreuzschnabel (Loxia curvirostra), der sich selten in der Ebene sehen lalst. Im Jul. 1816 zeigten sich einige auf den Lerchtannen bei ‚Co- logny. Kurz zuvor waren die Berge von frisch- gefallenem Schnee bedeckt worden, was sie ver- muthlich von den Hohen, die sie bewohnen, ver- trieben hatte. So erschienen im Jul. 1821 meh- rere in der Ebene. Der Frühling dieses Jahres’ war so kalt gewesen, dafs die meisten Bäume auf den Bergen erfroren waren. Der Mangel ihrer Nahrung hatte also diese Vogel in die Ebene her- untergetrieben. In den T’annenwäldern dieser Berge finden sich auch der Graufink und Sperling (Fringilla petronia und montana), der Nufs- haher (Corvus caryocatactes), die Ring-Drossel (T. torquatus), der Grauspecht und der grolse Schwarzspecht (Picus canus und martius). 87 -- Der schwarzbäuchige Sänger ($. Tithys), zeigt sich an steinigen Orten und auf den Dächern der Sennhütten. _ Der 'weilsschwänzige Stein- schmätzer (Saxicola oenanthe) bewohnt felsige Orte ımd den Steinschutt am Fufs der Felsen, auf welchen auch der Alpenfluevogel (4ecentor al= pinus) sich aufhält. In den Gesträuchen der Alprosen erzieht das gabelschwänzige Waldhuhn (Tetrao tetrix) seine zahlreiche Familie. — Das, Schneehulin (Tetrao lagopus) verlalst die Gränze des ewigen Schnee’s und den Rand der Gletscher nicht. Im Sommer trifft man es auf Hohen von 12--1900 Toisen an, im Winter kommt es bis auf 4 oder 500 Toisen und noch tiefer herab., Aber so wie der Schnee schmilzt, steigen sie wie- ‚der hinauf und den ganzen Sommer hindurch sind sie auf keinem Berge anzutreffen, dessen Gipfel . nicht bis in die Schneeregion reicht. In der Re- gion der Schneehühner wohnt auch der Schnee-. link (Zringilla nivalis) , den man in kleinen Schaa- ren von Felsen zu Felsen fliegen sieht. Die Bergdohlen (Pyrrhocorax pyrrhoco= r@x) leben in grolsen Gesellschaften beieinander auf ‚den höchsten Alpen. Unter ihnen findet sich aueh die Steinkrähe, (Pyrrhocorax graculus) jedoch weniger zahlreich, als jene. In noch be- deutendern Hohen schwebt der Steinadler (Falco fulvus) und der Seeadler (Z\ albicilla), die man oft nur wie kleine schwarze Punkte über dem -Kopfe erblickt. Ein junger Seeadler, der wahr- . o EI scheinlich von den Bergen herabgekommen war ”), .#) Schwerlieh!; Wir zweifeln sehr, dafs der Seeadler auf unsern Bergen hause. Diejenigen Individuen dieser Art, die im Spätherbst hie und da in der Schweiz vorkommen, mögen wohl eher zu den aus Norden den grofsen Strömen nach sich bis in das Innerste der Länder von Europa verfliegenden gehören. ,M. 88 wurde ı813 im Nov. in einem Walde unweit Genf . getödtet. . Der veränderliche Strandläufer (Tringa va= riabilis) lebt im Sommer am Ufer der kleinen Al- penseen, während der Wasserschwätzer (Cinclus aquaticus) an den Bergbächen und Wasserfällen gesehen wird. ‚Der Jura beherberget noch einige Bergvogel, die auf den Alpen nicht vorkommen. In den 'Tan- nenwäldern hauset das grolse Waldhuhn (Tetrao Urogallus), das Haselhuhn (7. bonasia), das bei uns höchst selten ist. Die Steinhühner (Per- dix saxatilis “) und die rothen Feldhühner (2. rufa) bewohnen die felsigen Stellen am Fusse des Jura, die der grofsten Hitze ausgesetzt sind. So haben wir nun, indem wir uns aus der ‚ Tiefe der Ebene bis zu den höchsten Bergen erho- ben , mehrere charakteristische Vogel des Nordens nach und nach vor unsern Augen einander folgen gesehen. Von dem Kreutzschnabel Deutschlands, dem Birkhuhn ‚Schottlands und Jütlands (?) dem norwegischen Grauspecht , dem Auerhuhn Schwe- dens und Rufslands, bis zu dem Schneehuhn von Lappland! Bald werden wir auf unserm See auch mehrere Schwimmvogel des Eismeeres erblicken. $. 3. Strandvogel. Schon gegen den 20. Febr. beginnen der gehäubte Kiebitz (Yanellus Eristah) und der Goldregenpfeifer (Charadrius pluvialis) von Sü- den zuruckzukommen. Sie verbreiten sich auf den ®) Das Steinhuhn ist im Cant. Bern ein. beständiger Bewohner der Alpen, und der Jurakette hinge- ' gen, so viel wir wissen , ganz fremd. M. n 89 Moor und feuchten ‚. oft noch mit Schnee bedeck- ten Wiesen, und nachdem sie sich daselbst einige Zeit verweilt haben, ziehen sie weiter nach nord- lichern Ländern, wo sie nisten. In den ersten Tagen Aprils ist keiner derselben mehr im Lande. In den letzten Tagen ihres Zugs findet man bis- ‚ weilen männliche Goldregenpfeifer in ihrem Hoch- zeitskleide. Zu Anfang des Merz langen die Heerschne- “ pfen (Scolopax gallinago) und mit ihnen die ‚kleine Moorschnepfe (Sc. gallinula) an. Ein- zelne der letzten Art bringen wohl den Winter im Lande zu, indem sie sich in der Nähe von Quellen ‚. die nicht gefrieren, aufhalten. — Spaä- _ terhin, in der Mitte des Merz, sieht man die grauen Reiher (4rdea cinerea) und die weissen Störche (Ciconia alba) anlangen, die sich nie aufhalten, als nur auf einige Augenblicke am Rande der Sümpfe oder am Ufer des See’s auszuruhen und etwas Nahrung zu sich zu nehmen, und zur ‚Fortsetzung der langen Reise gegen Norden Kräfte zu sammeln. Zu gleicher Zeit sieht man auch einige Kraniche (Grus cinerea) durchziehen , je- doch nicht alle Jahre regelmässig , wenigstens lassen sie sich nicht immer auf ihrem Durchzuge nieder; denn es konnen manche Jahre vorbeige- hen, ohne dafs man sie bemerkt.’ Gegen den 20. Merz langen die Kampfschne- pfen (Tringa pugnax) an. Selten aber erblickt ‚man unter ihnen Männchen in ihrem schonen Fe- derkragen, ihrem Frühlingsschmuck ‚ wir sehen ‘diese Vogel nur noch ‘in ihrem Winterkleide. In den letzten Tagen des ‘gleichen Monats kommen die Uferschwalben (Hirundo riparia) an und. nehmen ihre Wohnungen in den hohen - Ufern der Rhone und Arve ein. 909 Unter den Strandvogeln, die zu dieser Zeit durch unsern Canten ziehen, ohne sich aufzuhal- ten, erwähne ich den Mornel-Regenpfeifer (Cha= radrius morinellus). Häufiger und regelmässiger zeigen sie sich auf ihrem Fuckzuge im Herbst. Der Monat April ist der Zeitpunkt des stärk- sten Durchzugs sowohl auf den Mooren, als auf den sandigen Ufern des See’s und der Flüsse. In den ersten Tagen erscheinen die Rohrdommel (Ar- dea stellaris) und lassen im dichten Rohr und Schilf ihr Gehbrull horen. — Nachdem alle Kie- bitze und Goldregenpfeifer verschwunden sind , sieht man auf den Mooren oder am Seeufer einige schwarzschwänzige Sumpfläufer (Limosa mela= nura) erscheinen, allein es sind ihrer nur wenige, auch kommen sie nicht alle Jahre. Mit ihnen erscheinen im Schilf die Rohranmmern. (EZmberiza, - schoeniclus), die Männer in ihrem Hochzeitkleide mit schwarzem Kopf. Wenn sie im Lande nisten „ welches noch ungewils ist, so bleiben wenigstens: nur eine sehr geringe Anzahl bei uns. Der Rohr- sänger (Sylvia arundinacea) langt um die gleiche Zeit an und macht sein Nest zwischen drei Rohr- stengel so, dals es an diesen Stengeln beweglich ist und das Wasser, wenn es steigt, das Nest in die Hohe hebt, wodurch es gesichert ist, dals es nicht untergehen kann, Der schwarze Storch (Ciconia nigra) und der schreiende-Feldlaufer (Oedienemus crepitans), die auf ihrem Herbstzuge ziemlich haufig sind, zeigen sich im Frühling bei uns nur zufällig. Mitten im April fangt der regelmässige und alljährige Durchzug der willernden und rothfussi- gen Wasserläufer (Totanus hypoleucos) und ca= lidris) und der veränderlichen Strandlaufer (Trin= > g1 ga variabilis) an. Keiner dieser Vogel zeigt sich zu dieser Zeit in seinem vollkommenen Gefieder , sondern sie haben zugleich noch alte Federn ihres Herbstkleides und neue des Frühlingskleides. Ei- nige Paare von diesen Schaan bleiben im Lände, um zu brüten. Die veränderlichen Strand- laufer ER es an den Ufern der kleinen Seen auf . den hohern Bergen. Zu bemerken ist, dafs die trillernden Wasserläufer ‚ die sich im Herbst fast ausschliefslich an den Ufern des See’s aufhalten , ‚im Frühjahr sich.nur an den Ufern der Flüsse und Bäche zeigen. Der punktirte Wasserläufer (7o-= tanus ochropus) lafst sich auch zu dieser Zeit bisweilen sehen. - Gegen den ı5. April langen die kleinen Re- genpfeifer (Charadrius minor) i in klemen Flügen an den sandigen . Ufern der Flüsse und des See’s an. Einige Paare bleiben da und legen ihre Eier auf den m Sand, andere gesellen sich zu den grofsen Schaaren ihrer Hu, die zu dieser Zeit "ach: den nördlichen Tändern; yon Europa ziehen. ‘Fast gleichzeitig sieht man die punktirten und kleinen Rohrhühner (Gallinula porzana und pusilla) anlangen. Sie leben im dichtesten Schilf und in den Binsen der Sumpfe. Die Mittelschnepfe (Scolopax major) die ungleich seltener, und geschätzter ist, als die Heerschnepfe ‚ erscheint, wiewohl in sehr gerin- ger Anzahl ‚ an den gleichen Orten, welche diese besucht. Auch sieht man ziemlich oft, zu dieser Zeit den Nachtreiher (Ardea nycticorax). Bergen den 25. April ziehen in kleinen Trup- pen von 5 bis 10 miteinander, oder. auch wohl einzeln, die grunfüssigen Wasserläufer (Totanus 92 glottis) längs den sandigen Stellen des Bosufens ; während die Brachvögel (Numenius arquatus und Phaeopus) in grolser Anzahl erscheinen. Am Ende dieses Monats sieht man noch ‚einige Paare des kleinen Rohrdommels (Ardea minuta) anlangen , von denen einige in unsern ‚Gegenden zu brüten scheinen , indem man wahrend des Som- mers bisweilen Alte und Junge antrifft. In den ersten Tagen des Monats Mai ist ‚der Frühlings-Durchzug As Strand- und Sumpfvogel gänzlich beendigt. “Die Purpurreiher (Srdea pur- purea) und Rallehreiher (4. ralloides), welche ziemlich regelmässig, wiewohl in klemer Anzahl durchziehen, beschliessen den Zug. Zu bemerken ist, dafs der Frühlings-Durch- zug hier viel kürzer ER ,‚ als der Herbstäigigkk dafs die bei uns verweilenden Arten und ehe duen weit weniger zahlreich sind, und dafs, sie sich nur bei uns verweilen, um etwas auszuruhen, oder wenn die Winde ihnen auf ihrer Reise widrig sind. Auch eilen sie fort, bevor die Sonmer- hitze unsere Möser austrocknet. Wenn einige Wasserläufer , einige kleine Reiher und vielleicht einige Mittelschnepfen in unsern Gegenden blei- Bin um zu brüten, so zieht hingegen die bei wei- tem grolsere Mehrheit der Strandvogel durch unser Land nach den feuchten Regionen des nördlichen Europa’s. In der heissen Jahrszeit sind unsere fast ganz ausgetrockneten Moser vollkommen ver- lassen ‚ und diejenigen ‚ welche am Fuls der Berge . liegen und hie und da noch einige Wasserpfützen behalläar bieten nur etwa einigen wilden Enten (Anas boschas) einen Zufluchtsort dar, die da- selbst nisten und brüten. { de ne 93. Indessen von den ersten Tagen des Jul. an werden die Ufer des See’s aufs neue belebt durch den zahlreichen Zug einiger Strandvogel, die sehon wieder nach dem Siiden wandern , wie z. B. die Brachvogel (Numenius arquatus und Phe= opus) die auf den Sand- und Grienlagern laufen und im Fliegen ein durchdringendes Pfeifen hören lassen. Zur gleichen Zeit erscheint der ‚verän- derliche Strandlaufer (Tringa variabilis). Doch ist er erst im Sept. recht zahlreich, daher ich Rn: dals diejenigen, welche sich schon im Sommer zeigen, die auf den Alpen ausgebrüteten Jungen sind. Hierauf folgen die trillernden Was- serlaufer (Totanus hypoleucos) deren Rückzug gewöhnlich um den 7. Jul. anfangt, manchmal aber sehon zu Ende des Jun. und andere Mal erst in den ersten Tagen des Aug. statt hat. Sie erscheinen in grolser Menge, und da sie ein de- licates Wildpret sind, so werden sie von einer bedeutenden Anzahl von Jägern verfolgt. Ihr Zug dauert gewöhnlich 6 Wochen lang. Im Anfang des August langen die Halsbandre- genpfeifer (Charadrius hiaticula) auf den san- digen Ufern des See’s an. Der Durchzug der weissen Storche hat in der Mitte dieses Monats statt, allein sehr selten halten sich diese Vogel auf. Man sieht sie in einer so grolsen Höhe vor- beiziehen, dals sie mit keinem Schufs zu erreichen sind. Gegen den 20. Aug. fangen die rothfüssi- gen‘ Wasserläufer (Totanus calidris) und mit ihnen einige schwarzschwänzige Sumpfläufer (Li- mosa melanura) an, nach Süden zu wandern. . Der Monat Sept. ist diejenige Zeit im Jahre , zu welcher die Sumpf- und Strandvogel am häu- fissten sind. Die Durchzüge dauern fort und wer- > ga den immer zahlreicher. Zu diesen aus Norden kommenden Vogeln gesellen sich die niedlichen kleinen Strandläufer (Fi) Tringa minuta), die klein- sten aller Strandvogel ‚ mit welchen auch die kleinen Regenpfeifer (Charadrius minor) ein- treffen, die! sehr schnell auf dem Grien laufen und dabei ein feines, aber scharfes Pfeifen horen lassen. Spater sieht man diese Grienlager mit grünfüssigen Wasserläufern ( Totanus Glottis) und mit veränderlichen Strandlaufern (Tringa varia= bilis) bevölkert. Beide Arten sind, wie im Früh- linge, im Uebergange ihres Federkleides, nur mit dem Unterschiede, dafs, so wie im Frühling die Federn des Winters, nun die Sommerfedern vorherrschend sind. Einige dunkelbraune Was- serlaufer (Totanus fuscus) erscheinen zur glei- chen Zeit, ebenfalls im übergehenden Federkleide. Gegen das Ende des Sept. füllen sich die Möser mit Heerschnepfen und Moorschnepfen (Scolopax gallinago und gallinula), unter welche sich späterhin einige Mittelschnepfen (Scolopax major) mischen. Zu gleicher Zeit kommen die Wwasserralle (Rallus aqualicus), die punktirten und kleinen Rohrhühner (Gallinula porzana und pusilla). Ziemlich regelmässig führt das Ende des Sept, auch kleine Truppen schwarzer Störche (Ciconia nigra) auf die Möser und an die Ufer des See’s, auch findet man bisweilen um die gleiche Zeit den Mornel-Regenpfeifer (Charadrius morinellus). Der letzte Durchzug der Sumpfvogel fängt in der Mitte des Octobers an. Ihn bilden die ge- häubten Riebitze (Yanellus cristatus) und die Goldregenpfeifer (Charadrius pluvialis). Doch zeigen sich diese Vögel erst nach dem ersten 99 Schnee häufig. Ihr Zug endet mit dem Ausgang des Bvember: s, zugleich mit dem des scheeienden Feldläufers (Oedienemus erepitans), von welchen man einzelne Individuen ungefähr an den gleichen Orten mit den Goldregenpfeifern antrifft. Im No- vember verlassen auch die Rohrammern (Zmbe= riza schoeniclus) unsere Moser und mit dem Monat November endigen alle Durchzüge. Vom Dezember an ist auf den Mosern kein Durchzug mehr, denn diese sind dann durch die Herbstre- gen zu wahren Seen geworden , auf welchen nun die eigentlichen Wasservogel in Men ge erscheinen, die sicht eher ausschliefslich den So bewohnen, als bis die Moosgewässer zugefroren sind. Der Wasserralle (Rallus aquaticus) der uns das ganze Jahr nicht verlafst, und einige Moorschnepfen (Scolopax gallinula) sind die einzigen Strandvogel, welche unserer Kälte Trotz Hikten: doch viöhen sie sich nach einigen fliessen- den RER oder nach irgend einer Quelle hin, deren Temperatur sich nicht verändert. Der Eisvogel (Alcedo 'ispida) ist auch das ganze Jahr d Man sieht ihn zu allen Jahrszeiten an den Ufern des See’s; er halt sich in den Gebü- schen neben dem Wasser verborgen, und schielst auf kleine Fische, mit denen er sich nahrt. Auch - findet man ıhn an den Ufern aller Bäche, an den Weihern und an den Stadtgräben. Are: \. Vögel des See’s. iD ‚Am Einde ‘des Winters sehen wir! den See von einer Menge Enten. verschiedener Arten, von Steifsfüussen nd Sägern bewohnt, welche auf demselben die kalte. Jahrszeit .zugebracht haben, 96 Mit der: Annäherung. des Frühlings eilen ER Schwimmvögel ‚ welche die Hitze scheuen, die Meere: und Sümpfe des, Nordens wieder zu errei- chen, die sie im Herbst zu verlassen genothigt waren. Gleichzeitig aber sehen »wir Vogel der 5 Winter auf südlichern 'T’eichen oder Sümpfen ; oder an den Kusten des mittellandischen Meeres zugebracht hatten. Vom ı0. Merz an setzen sich u Biol ten, Reiher- und Tafelenten (Anas acuta, fu= ligula und ferina) in Bewegung zur Abreise. Gegen den 25. sind die Sehellenfon und die ge- oleichen oder anderer Arten durchziehen , die, den meinen wilden Enten (Anas clangula und bos= chas), die einige Tage früher angefangen hatten wegzuziehen , fast gänzlich verschwunden, Dann langen die besden Arten von Halbenten (4nas querquedula und crecca) an, so wie das ge- meine Wasserhuhn (Fulica atra) und das grun- füssige Rohrhuhn (Gallinula chloropus), welche sich an denjenigen Stellen des See’s aufhalten, _ wo hohes Schilf‘ wachst; auch sieht man mehrere in den Stadtgraben. Ebendaselbst findet sich auch | der kleine Steilsfuls (Podiceps minor). Selten sieht man Alte dieser Art; die meisten, die sich - hier befinden, haben das erste Federkleid. Die Pfeiffenten (Anas penelope) ziehen in den letz- ten Tagen des. Merz fort. Im Anfange des Aprils werden fast alle Jahre einige Paare der Löffelenten (Anas clypeata) getödtet ‚ und zu Ende dieses Monats und Anfangs Mai’s sieht man über dem See eine Menge EB: schwalben herumfliegen. Es 'sind besonders zwei Arten , welche unsern See besuchen. Die, welche zuerst 'anlangt, gegen den 25. April, ist die roth- Ar 97 füssige Meerschwalbe (Sterna hirundo)- Sie erscheint nie sehr zahlreich und ihr Durchzug dauert nicht langes Die schwarzgraue Meer- schwalbe (Sterna nigra), welche gegen den 6. Mai erscheint, ist dann in ihrem vollkommenen schwarzen Frühlingskleide. Sie ist bei weitem häufiger und oft ‚ek: man Schaaren von mehrern Hönderten miteinander auf dem See. Einige die- ser Meerschwalben nisten auf dem Sande an der Mündung der Drance zwischen Thonon und Evian, auf den en Inseln, welche dieser Bach dort bildet. Die andern bringen den Sommer in nord- lichen Ländern zu. - Die Meven sind ebenfalls sehr haufig. auf un- serm See. Es sind zwei Arten, die regelmässig bei uns. erscheinen, nämlich die graue Meve (La= rus canus), die BER nalen Merber mad im. Winter einfindet, und die Lachmeve (Larus ridibundus), die, sehr häufig ist und sich zu allen Jahrszeiten sehen lalst, de Brütezeit ausgenom- men. Gegen den ı0. Jul. langen gewohnlich ‚ziemlich beträchtliche Schaaren a dem See an, S. ie aus Alten, beiderlei Geschlechts im Herbst- leide, und aus Jun gen vom Jahre bestehen. Wah- rend, ‚heftiger Nordost- Winde verlassen diese Me- ven den See und sammeln sich auf der Rhone, ei den Schanzen der Stadt. Sie fliegen selbst in die Stadt. Wenn sie im Winter zahlreicher bei uns sind, so ist es, weil zu dieser Jahrszeit. noch. viele aus dem Norden kommen um in unsern Gegenden zu überwintern. ®Niitten im Soinmer, gegen den 25.-Jul. fü ängt ii rothfüssige erhwalbe an aus dem Norden oder vielleicht nur von den Sümpfen der nordli- chen Schweiz, wo sie gebrütet haben, zurück- - Natw, Annl. I. 1. 7 98 zuziehen. Mitten im August sieht man ziemlich regelmässig einige Junge des graukehligen Steils- fuls (Podiceps suberistatus) auf unserm See erscheinen. Es ist merkwürdig, dafs man zu die- ser Jahrszeit noch nie Alte angetroffen hat. — Einige Tage später treten die schwarzgrauen Meer- schwalben , die dann schon ihr graues Herbst- kleid ‚angelegt haben, ihren Pückzug an, der wenigstens eben so zahlreich ist, als der Früh- lingszug,, und gewöhnlich den ganzen Herbstmo- nat dauert. Vornehmlich bedeckt sich bei der Annähe- rung des Winters der See mit Schwimmvögeln mancher Arten, und während das trockne Land sich nach und nach von seinen gefiederten Bewoh- nern entvolkert, wird das Wasser belebt durch eine Menge nordischer Vogel, die von der Kalte, welche im Norden alle Sümpfe, Seen und das Meer selbst mit Eis bedeckt, vertrieben, einen mildern Himmel und Gewässer aufsuchen, die auch in den strengsten Wintern nicht gefrieren. Zuerst sieht man in der Mitte des Sept. Schaa- ren wilder Enten (Anas boschas) anlangen, zu welchen sich die wenigen Paare gesellen, die auf unsern Sümpfen gebrutet haben. Mit ihnen er- scheinen die Tafelente (A4nas ferina) und die Halbenten (4. querquedula ‘und crecca). Zu diesen kommen in der Mitte Octobers neue Schaa- ren von Schell- und Reiherenten (4. clangula und fuligula). So lange, als die mit Wasser bedeckten Möser noch nicht gefroren sind, pfle- gen alle diese Enten sich des Nachts dahin zu begeben, um ihre Nahrung zu suchen. Mit Tages “ Anbruch kommen sie auf den See, wo sie nicht. Gefahr laufen, während ihres Schlafs, dem sie "99 sich bei Tage überlassen, von einem unerwarte- ten Frost überrascht zu werden. Sind die Mo: ser einmal gefroren , so verlassen die Enten den See nicht mehr; Sie halten sich in bedeutender Menge dicht zusammengedrängt und sind. äusserst vorsichtig, so dals es sehr schwer ist, sich ihnen ‚auf Schulsweite zu 'nahern. Mit den Enten kommen die Sager ‚die auch in Schaaren leben, die jedoch nicht so zahlreich. sind: Die einzige Art derselben, welche bei uns gemein ist, ist der langschnäbliche Säger (Mer= gus serralor): Diese ‘Art lebt in Polygamie ;ı und in einer Schaar von Weibchen und. Jungen ;: sieht man nur Einen Mann. Diese Vogel ; die'in: ihrem Betragen den Enten gleichen, sind lebhafs: ter und munterer als diese. Man sieht sie stets. untertauchen und auf dem Wasser spielen. ‚Ihe; schlechtes Fleisch sichert sie vor den Verfolgun-' on der Jäger. Der weisse Säger (Mergus al=: Bellus) ist sehr selten, und wird nur jung ange=: troffen. Der grolse oder Gänse-Säger (M; mer- ganser) ist auch einer der seltensten Vogel unsers’ Landes. Wenn er vorkommt, so sind es ge-' wöhnlich alte Männer oder Weiber; . Die Greben langen in den letzten Tlagen des ÖOctobers an. Es sind die Jungen des gehäubten’ Steifsfuls (Podiceps eristatus). Diese sind sehr: zahlreich; die Alten hingegen mit den braunem! Federohren und Backenkragen sind selten und zeigen sich nur zufällig im Frühling und Sommer»: Kurze Zeit nach ihrer Ankımft verlieren diese Vo-: gel so zu sagem den Gebrauch ihrer Flügel, denn’ die Menge der Nahrung, die sie in unsern See finden, macht ihren Korper so fett “und schwer, dals ihre kurzen und schwachen Flügel ihn nicht: 100 zu tragen vermögen. Sie werden dann zu wah-- ren Wasserthieren, und bringen wenigstens eben so viele Zeit unter dem Wasser zu, als auf seiner Oberfläche. Die Jagd dieser Vogel ist eine wahre Parforce-Jagd. Durch unaufhorliches Verfolgen mit kleinen Fahrzeugen, und öfteres Schiessen , wodurch man sie zu wiederholtem Tauchen zwingt, ermüdet man sie endlich so sehr, dafs man sie le- bendig mit den Händen ergreifen kann. Einige Junge vom rothkehligen Seetaucher (Colıymbus septentrionalis) erscheinen im Herbst und Winter gleichzeitig mit den Greben. Man kann sie, gleich diesen, auch parforce-jagen, ‚allein da sie nicht bald ermüden , wie die Greben, so. ist diese Jagd ungleich mühsamer und schwerer. Nicht selten kann man einen solchen Vogel einen ganzen Vormittag verfolgen und bei 120 Schüsse thun, bevor er sich ergiebt. Man hort seine starke und durchdringende Stimme in grolser Ent- fernung. Zwei andere grofsere Arten von Seetauchern wurden in’strengen Wintern bisweilen an den fur die Seeforellen ausgeworfenen: Angeln gefangen, der Eistaucher und der arctische Seetaucher Co= Iymbus glacialis und arcticus). Beide Arten, welche das Eismeer im Sommer bewohnen und an’den Küsten desselben brüten, sind sehr selten bei uns. Im Monat Nov. und zwar in heitern und kal- ten Nächten, hort man mehr, als man sie sieht, rofse Schaaren wilder Gänse durchziehen. Sie halten sich nicht in unserm Lande auf, und nichts ist selfner, als eine zu todten. Doch weils man, dals nicht nur die Saatgans (Anser segetum), sondern auch die Graugans (Anser cinereus) in 101 der Gegend von Genf getodtet worden ist; auch hat man sie bisweilen im Winter auf dem See gesehen. $.5. Zufällige Durchzüge und Erschei- nungen einzelner Individuen. Ausser den bisher angeführten Standvogeln des Gantons Genf und dns welche alle dähbe zu gewisser Zeit anlangen und wieder zu eben so bestimmten Zeiten fortziehen, giebt es noch andere Arten, welche sehr entfernte Länder be- ‘wohnen, und zufallig in das Unsrige verschlagen ‚werden. Einige derselben sine mehr Fäbr weniger oft und in grölsern oder kleinern Schaa- ren; Bandere hingegen zeigen sich nur selten und einzeln, indem bisweilen nur ein einziger Vogel, während des Zugs von den Sehtania.; seiner Art getrennt, seinen Weg verloren und so ganz zufal- ‚Jig sich in unsere Gegenden verirrt hat. Ich habe schon in al vorhergehenden gele- ‚gentlich einige jener zufalligen Durchzüge, die am öftersten vorkonımen, erwähnt, wie die der grofsen Thurmschwalbe (Cypselus alpinus), des Kreutzschnabels (Zoxia curvirostra), der Hau- _ -ben- und kleinen Kohlmeise (Parus cristatus und ater), die bisweilen von den Bergen in die Ebe- nen herabkommen. Auch habe ich die Dohlen und Nebelkrähen (Corvus monedula und cornix) angeführt, die bisweilen die Schaaren der andeın Krähen begleiten; den grofsen Gänse-Sager und den weissen Säger (Mergus merganser und al- bellus), die bisweilen mit dem langschnäblichen "Säger söf dem See erscheinen, Endlich haben 102 wir auch in sehr 'kälten ‘Wintern die Eistaucher und aretischen Seetaucher (Colymbus glacialis und arcticus) sich auf dem See zeigen gesehen. Nun sind aber noch eine Menge andere Arten an- zuführen, die sich zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umständen bei Genf haben sehen lassen. Zu diesen gehört der Seidenschwanz (Bom= bycivora garrula). Seit dem Jahr ı803, in welchem ich meine Beobachtungen angefangen habe, , haben zwei bedeutende Züge dieser nordi- schen Vogel Statt gehabt, nämlich im Januar 1807 und im Jan. 1814. In dem letzten Zeitpunkte waren diese Vogel sehr häufig und brachten den ‘ganzen Winter in unsern Gegenden zu; im Merz verschwanden sie alle. Im Jahr ı807 erstreckte sich der Zug der Seidenschwänze über einen grofsen Theil des westlichen Europas. Ich be- fand mich damals in Edinburg , und diese Vögel, die sonst in Schottland eben so selten sind, als in der Schweiz , erschienen ebenfalls in der Ge- gend dieser Stadt in den ersten Tagen des Jahres “). “ ‚Der Berghänfling (Fringilla montium) hat sich bisweilen in den Monaten Sept. und Oct. gezeigt. + Die Spornammer (Emberiza calcarata) wie jener ein Bewohner der nördlichen Regionen , ist 3 ®) Damals waren die Seidenschwänze in allen Ge- genden der Schweiz sehr gemein. In Bern wurden, sie fast täglich dutzendweise auf den Markt ge- bracht. Hingegen war im Winter 1814, wo sie bei Genf so häufig gewesen, in der Gegend von Bern kein einziger zu spüren. Im Winter 13992 zeigten sich wiederum viele bei Solothurn und nach dem Emmenthale zu, aber um Bern war keiner zu sehen. M. 6} 10) im Sept. 1816 mit den Lerchen im Garne gefan- ‚ gen worden. Das Exemplar, welches ich damals erhielt, war ein Weib. Der rauhfüssige Bussard (Falco lagopus) ist im Januar 1812 bei Goppet erlest worden, und der rothfüssige Falk (Falco rufipes), männ- lichen Geschlechts im Anfang des Mai’s: 1816. Die grofse Ohreule (Strix bubo) ist mehrmals angetroffen worden. _ Ich selbst erhielt sie zwei- mal im Oct. 1818 und ı822. Die kleinste Ohr- eule (Strix scops) ist viel seltner. Ich weils nur Ein Beispiel ihrer Erscheinung bei Genf im Nov. 1808. Auch die blaue Rake (Coracias garrula) ist im Sept. 1805 und ı8ı9 bei dem Moose von Sionnex vorgekommen. — Den Binsensänger (Syl- via salicaria) habe ich einmal in Oct. ı812 in den Binsen bei dem Schlosse Bellerive erlegt. Früher hatte Hr. Gosse im Sept. 1808 einen sol- chen Vogel erhalten. Der grolse 'Trappe (Otis tarda), der sich in der Jürineschen Sammlung befand, war in den Reben bei CGologny getödtet ‚worden. Seitdem sollen im Aug. (?) 1813 zwei andere in den Fieben gesehen und erlegt worden seyn. Der kleine Trappe (Otis tetrax) ist im Dec.’ı822 erschienen, nachdem viel Schnee .ge- fallen und hierauf eine Kälte von — 4 bis 6°R. erfolgt war.. ‚Zwei Junge hat das Museum in et erhalten, wovon der eine bei Aire-la-ville, der andere bei Chancy erlegt worden ist. Die Anzahl der zufällig in unsern Gegenden ‚erscheinenden Strand- und Sumpfvögel ist noch - weit beträchtlicher. Im Sept. 1810 erschien ein Zug Sanderlinge (4renaria calidris); auch im Monat April ist dieser Vogel einigemal vorgekom- men. Den rothbauchigen Strandläufer (Tringa P 104 subargqualta) im Uebergangs-Federkleide hat man im Mai und im August angetroffen, und einige Strandreiter (Zimantopus melanopterus) wur- den im Mai 1818 und ı822 am Ufer des See’s getödtet. Temminks-Strandläufer (Tringa Tem- minckü) erhielt ich jung zu Anfang Sept. 1820 und zu Ende Aprils 1822 einen alten Vogel im Uebergange vom Winter- zum Sommerkleide. Der Teichwasserläufer (Totanus stagnatilis) der in der Gegend von Morsee ziemlich oft vorkommt, ist bei Genf erst einmal gesehen worden, im April > ı817. Junge Steinwälzer (Strepsilas collaris) sind im April 1818 und im Sept. 1816 an den Ufern unserer Flüsse gesehen worden. Im Mai ı806 erhielt ich einen schwarzbauchigen Rie- bitz (Yanellus melanogaster) männlichen Ge- schlechts, in fast vollkommenem Sommerkleide. Dieser Vogel wurde ehedem sehr uneigentlich Schweizer-Kiebitz genannt, denn die Schweiz ist eines von denjenigen Ländern, wo er am selten- sten ist“). Ich habe ihn seitdem nur noch einmal (im Mai 1818) angetroffen. — Der Halsband. giarol (Glareola torquata) , der sich selten ein- findet, wurde im Mai ı821ı gesehen. In eben- demselben Monat des gleichen Jahres erschienen noch zwei andere Arten, die Bewohner südlicher Himmelsstriche und der Meerküsten‘ sind, nam- lich der kleine Silberreiher und der Sabelschnab- ler (Ardea garzetta und Recurvirosira avo= cetta). Die Erscheinung dreier südlicher Arten, die unserm Himmelsstriche gleich fremd sind, bei- ®) Nicht so sehr ! Auf dem grofsen Moose zwischen dem Neuenburger- und Murtner-See erscheint er auf dem Durchzuge im Mai alle Jahre, und ge- wöhnlich in grofser Menge. Mı 105 nahe in dem gleichen Zeitpunkte, ist wahrschein- lich einer Kid ebenderselben Ursache zuzuschrei- ben. Irgend ein heftiger Windstofs mag diese Vogel ch ihrem gew nlicheR Wege verschlagen Haben. Drei alklche Sabelschnabler wurden im Jan. 1822 erlegt. Der roihe Sumpfläufer (Li: mosa rufa) erscheint bisweilen im Merz, wie wir im Jahr 1815 gesehen haben. Im Mai 1807 iR de der Austernfischer Zae-= matopus ostralegus) in einem der Stadtgräben , der mit dem See zusammenhängt , getödtet , ein anderer im Sept. ı820 bei dem Schlosse Belle- rive. Er hatte sich am Ufer unsers See’s an einem Orte niedergelassen, ähnlich denjenigen Stellen , welche die etenhecher an den Meerküsten zu besuchen pflegen, namlich einem langen Strich von Kiessand, umgeben mit grofsen Stemblöfken 4 die halb unter Wasser liegen. Hier flog er von einem Block zum andern AN ruhte bisweilen auf dem Grien am Ufer aus. Die Tage vor der An- kunft dieses Vogels waren durch heftige Stürme, aus Nordost und Südwest wechselnd, bezeichnet. Der weilsstirnige Regenpfeifer (Charadrius can= tfianus) ist ein einzigesmal am Ufer des See’s erlegt worden. Endlich hat man auch den sichel- schnäblichen Ibis (Ibis falcinellns) ein einziges- mal im Jun. ı810 am Ufer des See’s getödtet. Die unsern Gegenden fremden Arten von Schwimmvögeln , de zufällig auf unserm See er- scheinen, sind nicht weniger Yallrsich und merk- würdig. Zwei beträchtliche Züge der dreizehi- gen Meve (Larus tridactylus) haben in den letzten Tagen des Febr. 1806 und in den ersten T agen des Merz ı818 Statt gehabt. Sie waren noch in ihrem Winterkleide , und bei dem zwei- 106 ten Zuge befanden sich einige junge Vogels Bei- den Zugen waren heftige Stürme aus Südwest vorausgegangen, und jedesmal waren die Vogel so ermudet, so verschuchtert und verirrt, dafs sıe in grolser Menge bis in den Hafen der Stadt ka- men und einige sich mit Steinen und Prügeln todt werfen und schlagen liessen. Die weilsaugigen Enten (Anas leucophthalmos) haben sich emi- gemal auf dem See gezeigt. Ein ziemlich zahl- reicher Zug derselben hatte im Merz und April 1818 Statt, so wie im Nov. ı813 und 1817. Es wurden zu diesen verschiedenen Zeitpunkten Männ- chen, Weibchen und Junge getodtet. Ein Zug von Sammetenten (4nas 1sca) erschien im An- fang Aprils 1817. Ich erhielt damals einen Mann in seinem vollkommenen Gefieder , mehrere Wei- ber und einige Junge. Zu Ende Dec. ı822 hat wieder ein Durchzug dieser Enten Stait EN Der Cormoran "(Carbo cormoranus) i seitdem ich die Vogel beobachte, und so viel &; weils, viermal in unsern Gegenden vorgekommen. Der erste war ein Weib und wurde am See bei Versoix zu Ende des Merz ıdıqg erlegt; der zweite, ein schoner,, vollkommen geliederter "Mann wurde im gleichen Jahre zu Ende des Octobers am gleichen Orte geschossen , und die beiden an- dei. am Ufer der ÄArve, der eine zu Ende Oct: der andere in der Mitte Novembers 1822. Beide waven Weiber. Die Bergente (Anas marila) war vor ke als 30 Babe bei Genf gefangen worden. Seit- dem erhielt ich ein Weib dieser Art, das im Dec. || ı81ı5 auf dem See bei Goppet getödtet worden, ein Mann wurde im Merz ı819 angeiroffen. — | Die Schnatterente (Anas sirepera) erscheint ‚auch‘ 107 zufällig auf dem See. Ich sahe sie im Jan. 1817 ünd im April 1818. / ‚Unter den Schaaren der Meven, die im Herbst und Winter auf unsern Gewässern so haufig sind, ‚werden auch ziemlich oft junge Silbermeven (La= rus argentatus) angetroffen, die man leicht an ihrer weit hetrachtlichern Gröfse von den andern Meven unterscheidet. Nie habe ich aber alte Vo- gel dieser Art in unsern Gegenden gesehen. Bis- veilen, 'wiewahl viel seltner., trifft man auch unter den Meven Junge von zwei Arten der Raubmeven (Lestris parasiticus und‘ pomarinus). Die Al- ten sind in unserm Lande nie vorgekommen. . Zwei kleine Arten von Greben sind ein bis zweimal in ihrem vollkommenen Federkleide vor- gekommen, namlich Podiceps auritus männlichen Geschlechts im April 1818 und ı820, und P. cornutus auch im April. Die Jungen beider Ar- ‚ten finden sich bisweilen im Herbst mit den andern ‚Greben ein. — Die Trauerente (Anas nigra) ist ‚einmal im Mai vorgekommmen. Von allen diesen Vogeln, die nur der ZAfall in unsere Gegenden führt, sind wenige so merk- ‚würdig als die Wassertreter. Von diesen Vögeln, ‚die im Sommer in den Polargegenden leben, sollte nan kaum denken , dafs sie sich in einem 'so ge- mässigten Lande als das Unsrige ist, einfinden würden; und doch habe ich mehrere in den Hän- .den gehabt , die auf unserm See getodtet waren. Den plattschnäbligen Wassertreter ( Phalaropus platyrhinchus) erhielt ich im Nov. 1817 in sei- em vollkommenen Winterkleide. Er war Auf einer Mauer am Ufer des See’s bei Presny ge- schossen worden. Einige Tage vorher hatte man ihn wie eine Ente auf dem Wasser herumschwim- 108 men gesehen. "Seitdem wurde im Sept. ı8ıg en deren Vogel dieser Art auf dem See unterhalb dem Dorfe Werenat erlegt. Derselbe Jäger, der ihn geschossen hatte, tete nachher och einen, der Eher Sineu einem Sumpf schwamm, und ver- sicherte zu verschiedenen Zeiten viach mehrere gesehen zu haben, und zwar einmal im Winter eine bedeutende Anzahl miteinander auf dem See. Es schemt also fast, dafs dieser V. ogel nicht so selten bei uns ist, wie man wohl elaubt; und ich habe gefunden, dafs er den Fischern und See- Jägern ziemlich allgemein bekannt ist, die ihn Ders d’eau nennen. Hingegen habe ich die andere, ungleich selt- nere Art dieser Gattung (Phalaropus” hyperbo= reus) nur ein emzigesmal gesehen. Dieser Vogel war im Aug. i806 auf dei See schwimmend, und Mücken und Hafte aus der Luft schnäphrenih, angetroffen worden, und wurde mir von dem Ja- ger, der ihn geschossen hatte, gebracht; der ein- zige seiner Ärı ‚ der je bicher in der Schweiz gesehen worden, und der sich jetzt in dem Mu- seum von Genf befindet. Endlich ist mir noch ein, nicht minder Erg ner Vogel ein einzigesmal vorgekommen ‚ die grofse caspische Meerschwälbe (Sterna Caspia). Sie wurde im April 1812 im Hafen von Versoix getodtet, wo sie mit einer Schaar der rothfüssigen Meerschwalben herumflog und erst nach einer zwei- stundigen V erfolgung erlest werden konnte. Es war em schöner Mann, im vollkommenen Früh- lingskleide. Nie hatten die ältesten Jager und Fi- scher einen solchen Vogel gesehen. Ein zweites Individuum , wahrscheinlich das Weib, zeigte sich zugleich und noch einige Tage nachher, konnte 109 aber nicht erlegt werden. Jenes Exemplar befin- det sich gegenwärtig im Museum zu Genf *). Aliser diesen seltnen Arten von V ogeln, die ich alle selbst erhalten habe, kann ich noch einige ‚andere nanıhaft machen, deren Erscheinung NL uns nicht weniger gewils ist. Hlieher gehört der kurzzehige Adler (Falco brachydactylus); die Kornweihe (F. eyaneus), Mann und Weib; die Halbweihe (£. cineraceus) (Montagu) ; der Heu- schrecken-Sänger (Sylvia locustella) , der im Jun. 1822 zu Lancy bei einem Bache getödtet wurde und Natterers Sänger (S. Nattereri), der im Jul. 1822 in einen RE Genf lebendig gefangen wurde; der rothe Flammant (Phoenicopterus ru= ber); der Bienenfresser (Merops apiaster); der Löffler (Platalea leucorodia); der kleinste Sturm- vogel (Procellaria pelagica) und die Garten-Am- mer (Emberiza hortulana) , welche sich in der Jürineschen Sammlung der Vogel unsers Landes befanden. Endlich erinnere sich, mich sehr gut in meinen Kinderjahren in Genf einen Pelikan (Pe= lecanus orocrotalus) ausstopfen gesehen zu ha- ben , der bei Thonon auf dem See war ‚geschos- a worden und der vielleicht noch jetzt in dieser Iuadı aufbewahrt wird. * Hliemit endigt sich das Meine dus Vo- är, die sich zu verschiedenen Zeiten im Canton und in den: unmittelbar angränzenden Ge- genden finden oder gefunden Kon; Es giebt aber noch einige ai; die bisher in etwas ent- 2 Im April 1823 wurde ein Pärchen dieser Vögel auf dem Neuenburger-See geschossen, von welchen das Museum in Bern ein Exemplar erhalten hat. „Es waren, nach der Aussage des Jägers, noch meh- ni zere zu schen gewesen, die aber bald ver en PI7R 110 ferntern Gegenden, welche jedoch zu der glei- chen physischen Region und zu dem gleichen Was» serbecken gehoren, angetroffen worden sind, und daher leicht auch noch im Canton Genf angeirof-' fen werden konnten. Ich führe auch diese noch kürzlich an, um künftige Beobachter darauf auf- merksam zu machen. Der grolse Rohrsänger (Sylvia turdoides) ist auf unsern-Sümpfen noch nicht gesehen worden, ist aber in andern Gegenden der Schweiz sehr. haufig “). Die Kolbenenie (Anas rufina) ist öfters auf‘ dem See bei Morsee erlegt worden, wo man auch neuerlich den graurückigen Sturmvogel (Procel= laria puffinus) geschossen hat. Die junge Eis. derente(Anas mollissima) und einen jungen Tord- Alk, (4lca torda) hat man auf dem See bei Ve= vay erlegt. Bei Ouchy ist die kleme Meerschwalbe (Sterna minuta), die Eisente (Anas glacialis), jung, eine junge weisse Meve (Zarus eburneus) und eine kleine Meve (Zarus pygmeus) im Win: terkleide , geschossen worden. Der weilsköpfige. Geier (Fultur leucocephalus) wurde im Jun«‘ 1820 bei Pampigny, > Stunden von-Morsee, ge-. todtet. Der wilde Schwan (Anas cygnus) ist. in kalten Wintern auf den grolsen Sümpfen von Gulle, unweit Seyssel gesehen worden. Die weils-: schwingige Meerschwalbe (Sterna leucoptera) sieht man oft in der Gegend von.Morsee ‚, kurz vor dem Durchzuge der schwarzen. Ein Weib. der Rosenamsel (Pastor roseus) erhielt ich, wel- ches zu St. Claude, im Jura-Departement getödtet *) Im Canton Tessin, ja! In der nördlichen Schweiz ist er wohl überall ziemlich selten. M, ı1ı war. In der Gegend von Salanches ist im Herbst 1807 aus einem Fluge von 10—ı2 dieser Vogel ein Männchen geschossen worden. Ein anderes sehr schones Männchen, in der gleichen Gegend und wahrscheinlich aus dem gleichen Fluge her- ausgeschossen, befand sich in meiner Sammlung. Der rauhfüssige Rauz (Strix dasypus), der eini- gemal in demjenigen Theile des Jura erlegt wor- den ist, der zum Canton Waadt gehort, findet sich vielleicht auch in unserer Nachbarschaft. End- lich ist auch, wie Hr. Dr. Schinz angezeigt hat “), der Rothel-Falk (Falco tinnunculoides) in der Gegend von Lausanne erlegt worden *”). | "Die wahrscheinlichsten Ursachen, welche die Erscheinung aller dieser seltnen Vogel in unsern Himmelsstrichen veranlassen, scheinen mir fol- gende zu seyn. Augenblicklicher Mangel der Nahrung in ihrem Vaterlande kann einige dieser Vogel nothigen, andere Länder aufzusuchen. Hef- tige Windstosse konnen andere weit von ihren gewohnten Wohnplätzen fortgetrieben oder sie auf dem Zuge von ihrem Wege verschlagen ha- ben. Einige Individuen komen , von Raubvöogeln gejagt und verfolgt , von andern ihres Gleichen getrennt worden seyn. Vielleicht sind einige Meer- oder Strandvogel einem unserer beiden grofsen Strome, dem Rihein oder der Rhone naeh zu uns se- . o *) Im Naturw. Anzeiger T. 3. No. 6. DE #*) Ich habe dieses Exemplar, welches Hr. Jule de la Motte aus Abbeville in Morsee‘gekauft hatte, in den Händen gehabt, und davon eine Beschreibung; enommen. Ohne damals zu wissen, dafs Hr. atterer in Wien diesen Vogel in seiner Gegend- entdeckt hatte, erkannten wir, Hr. la Motte und. ich, ihn sogleich für eine eigene Art, und ich nannte ihn wegen seiner Aehnlichkeit mit dem Thurmfalken F. tinnunculoides. M. 112 langt: Endlich auch mag wohl hier oder da aus einer Menagerie eim fremder Vogel der Gefangen- ‚schaft eniflogen und zufälliger Weise zu uns ge- konımen seyn. Nehmen wir nun alle in dem Vorhergehenden angeführten Thatsachen kürzlich zusammen, so gehen daraus folgende Resultate hervor: ı. Die Anzahl aller bis jetzt bekannten, in unserm Canton und auf den benachbarten Bergen vorkommenden Vogelarten , beläuft sich auf 242; wovon ı85 eigentlieh einheinisch, 37 aber zufals- lige Gäste sind. Von den ı85 einheimischen Arten gehören 5 der Ebene an, (nämlich 32 Standvogel und. 63 durchziehende); 31 Arten den Bergen; 37 den Sümpfen und dem Strande , (von welchen 3 Stand» vogel und 34 durchziehend sind). Endlich bewoh- nen 22 den See, von denen nur eine einzige Art Standvogel ist. Von den 57 zufällig erscheinenden Arten ge- hören 20 der Ebene an, r6 den Sumpfen und, dem Strande und 2ı dem See. ? Sollten jene 19 Arten, welche ausser jenen in den benachbarten Gegenden zufällig vorge- kommen sind, künftig auch im Canton Genf ent- deckt werden, so würde die Zahl aller unserer Arten auf 261 steigen. j 2. Ausser den allgemeinen Durchzügen, die, wie überall, im Frühling von Süden nach Nor- den, und im Herbst von N. nach S. Statt haben, giebt es noch besondere Zuge, die ebenfalls alle Jahre regelmässig geschehen, nämlich im Früh- In g aus der Ebene nach den Bergen, und im Herbst von den Bergen nach der Ebene. 113 Ausser diesen regelmässigen Zügen von den Hohen nach der-'Tiefe und umgekehrt , sieht man auch bisweilen im Sommer und im Winter ge- wisse Bergvogel in die Ebene herabkommen. Diese zufälligen Erscheinungen werden. durch strenge Witterung, durch plötzlich eingetretene Kälte oder durch vielen Schnee auf den Bergen veranlalst. 4. Die allgemeinen Züge von Norden nach Süden und umgekehrt, führen uns eine gewisse Anzahl von Arten herbei, welche unter 3 Cate- gorieen gebracht werden konnen: a. Vögel, die im Frühling und im Herbst in un- ser Land kommen, ohne daselbst zu bleiben. b. Vogel, die im Frühling aus dem Süden an- langen, um zu nisten und zu brüten, den Sonmmer bei uns bleiben, und im Herbst wieder zurückkehren. c. Vogel, die nur im Herbst zu uns kommen, den Winter über in unserm Lande zubringen , und mit den ersten Frühlingstagen nach Nor- den zurückkehren. 5. Es giebt Arten, von welchen einige In- dividuen das ganze Jahr hindurch im Lande blei- ben, während der groflste Theil der zu diesen - Arten gehörenden Individuen fortzieht, und unter diesen sind einige zahlreicher im Sommer , andere zahlreicher im Winter. 6. Einige Arten sieht man haufig auf dem Frühlingsdurchzuge , hingegen nicht bei ihrer Rückkehr im Herbste; andere sieht man nur im Herbste und nie im F rühlinge. 7. Im Sommer verlieren die Sänger ihren schonen Gesang, und.es herrscht während der Natw. Annl. I. 1. 8 114 grolsen Sommerhitze eine gänzliche Stille, wie ne RE der Kälte des Winters. . 8. Die Strandvogel , welche sich zweimal mausern , zeigen sich gewohnlich bei uns nicht anders, als im- Uebergange von einem Federkleide zum ‚andern. 9. Endlich giebt es mehrere Strand- und. ‚Schwimmvögel , Me in ihrem jugendlichen Alter gemein bei uns sind, sich aber in ihrem vollkom- menen Älterskleide nur sehr selten oder gar nicht sehen lassen. i1d (sogrL)gT za (Ligr) g| 'sısuaAru u nejy) aypaar] aap pun (sqajavo pun wor -sourop ejjlsuwrtg) uoyurg pun söurtodg sop Suwsag|ct “aenaqad Sauagız ap UT Yanz pun uadunnopur.dg A osrssgwppsag Fe yuyvavmaad "sıgr sndoseg oofe,d -oSunwayosıy auppzur] »(Ligı) ’66 wradarns seuy sag uop MP . \ »Ztap] uap ur stq [98 -DA >sarp wargatfq Peg 104270] waseıp ug 'Yıgı pun Logı ejn1ıo8 wroAmKqwmog "zuejuou — "graeutg e]jlourdg SOUAgT OP UT nz SSNZ “(euopf wasatp ur OnZz aadısswunasar way) YUvaNnVve a Juan uoa puabay 40p dopu2]D,) oyosıbogoymusg. R pundiaz aaypoıuyNAoR) Gewöhnlicher FEBRUAR Zeitpunkt. duf dem Moose: Föhr, oo| Vanellus cristatus und Charadrius pluvialis langen an. Zufällige Züge. In der Ebene: Corvus monedula und Cornix. Febr. 23. (1818.) Jduf dem See: Larus tridactylus. Febr. 25. 1806. MERZ. Regelmässsige Veränderungen und Züge. In der Ebene: / Merz. ı|Turdus pilaris und viscivorus ziehen fort. 5l Turdus merula, Sylvia rubecula, trochilus, Emberiza citrinella und cirlus fangen an zu singen. $|Turdus musicus und iliacus, Corvus corax und co- rone ziehen durch. . a 2 5 x s 5 10|Scolopax rusticola, Columba palumbus, livia, oenas TE, ee ee ae er 2 15] Sturnus vulgaris zieht durch. - 27|Hirundo rustica langtanı. : 2. 0.00% Frühester | . Spätester Zeitpunkt, | Zeitpunkt. _ 'Apr. 16 (1816) Feb. 17 (1817) |Merz 2ı(1$14) Merz ı8(1806) | Apr. 10(1816) 117 -gIgT "ga — "somfeyqdoona] seuy ‚gıgr ‘cs Zap SM[ÄIepLı suaer] "299 up nF ‚grgt ga 9 — SnJjdurrom snuipereyn -LıgT *67 "gogr "gr Zap] "BOTsug snıd) SOPUDAIS un pun soo wop np a] -6rgr 65 — wurtassed XI "OST "856 — "BIISOAAINI BIXOT] *gOgT "GT ZIO] eoIoans BIAJÄS "auagT top ur Hönz aFıjymmz A0po oyarmuopaorassny gost)6 zuam| " . . . : - -yoımp Iyaız adojsuad seuy|gs — * .,*.. pamp uayaız einponbaanb pun eoas10 seuy]|cso ‘ne Joy epnSuejo pun seyosoqg seuy uoA Snzyamd 1aql| cs -ue uadue] sndorojyd ejuurjeg pun ee vorm g|cs (List)rzaopg| ? -ypanp uay>1lz ejnsımg ‘wwLtaj ‘wjno® sewy jor "29 up ME uw 43uej erredır opunaıp | $% "yaınp Iyaız xwuönd vöurı L,|0% yoınp uay9lz wgfe wIuodın ‘sırejjals “earaun eapıy |Et ‚ur uodue] ejnurjes pun odeurped xedojoog|T "zıaayı Sapun.ag wm pun 3sooMr wop ny yundyıaz yundyaz Iyundaz_ song | Jasaunıd "ZUYUN Me (ein (sıgr) 8 .ady 118 Gewöhnlicher MER 2. Frühester Spätester Zeitpunkt. Zeitpunkt, Zeitpunkt. Einzelne Erscheinungen. In der Ebene: Falco peregrinus. Merz 25. 1817. Tichodroma phoenicoptera.. — 31. 1808. duf dem Moose: Limosa rufa. 17. 1815. Auf dem See: Carbo cormoranus. 25. 1819. Anas marila. 14. 1819. APRIL. Regelmässige Veränderungen und Züge. In der Ebene: Sylvia Tithys zieht durch. i 6,Sylvia atricapilla läfst ihren Gesang hören. . . [Merz ı5. 1822|Apr. 19. 1921 8|Cuculus canorus langtan. . . 2 2.0.2. |Merz29. 1809 22 |Scolopax rusticola, Columba palumbus, livia, oenas enden ihren Zug. ö 25 Yunx torquilla, Lanius rufus und collurio, Upupa epops, die verschiedenen Arten von Pipern (An- thus) langen an. 119 sıgr *ır “ady gogr 'L vepf yıgı 'y Tem zıst "cs 'ıdy grgr "Lt ep HIST +7 rei] STHT O8 'dday 6ogT +TL Tepy] Lıgı *%y eg undnoz aaysaırdg ann nn und Gegr rt ady 6Tgr "ST zrop]L Sıgr gt Jay List sr plady Ligr ri [Lady %8rT pun Sıgr ‘or juıdy 1681 °27 Judy gıgr -6r JLıdy sıgr "yr juidy yundıraz AaJsayn.ıg Big ı tn Saar "panp Jyaız opunary vwI2Ig|gz ne rn re OAMP JyaıTz B7uadAld suuyig "299 up np ejnum -125 pum odeurjeS xedojoog 19p sönzyamg sap apulog R “y9anp Iy9ız eIjnurw eapıy. > oghp Uoyotz sndoseyd pun snyenbae snrwowmx “5114078 smurjof, ‚ur ud -ue] tofew xedoj00g ‘effisnd pun wuezıod enumges . . . . . * * Damp Iyalz xXEI0919LUu wapıy. \ "rt PWMP IUaLZ doulm smupereyn Kae a ae ee 5 un sıjtgerieA edurtg, ‘stapıpeo pun soonsfod£ky smurloT, ‚styeranjd snrrpei -eyn pun snyeJs1LIo sujjue‘\ UoA sönzyain.] sap apuq "OPUD.AS: um pun 95007 Wuop np ae Tess u * “ur 3duef sutuednur suposd£n "yOINP IyP1Z Op1LaTs[syWZzy9o wı wsongan] edeorosnpy . 5 Ye Seesen. “0. Bro jewws3s19 wmz Sejyog waryı ISJeT xruanJ09_ X1p1ad € ; 2 + Uu9Ioy Jewuslstd umz Sues -35) uaIyT UaSSe] B9T9UL9 wıAJÄg pun ermıosn] wrAJÄg \ "uw J5UR] eolqan Opumamg | ee u 8% cs St gt cu uady yundıazz aoyoy Oman) a ne Are 120 Gewöhnlicher Zeitpunkt, APRIL Ausserordentliche oder zufällige Züge. In der Ebene: Sylvia suecica. April 9. 1816. Emberiza schoeniclus ım Frühlingskleide. 5. 1817. Cypselus alpinus. 24. 1819. Falco milvus. 25. 1821. Auf dem Moose und am Strande : Limosa melanura. 5. 1817. Oedicnemus crepitans. 14. 1821. Totanus ochropus. 26. 1817. Tringa Temminckii. 30. 1821. Totanus stagnatilis. 1817. Ciconia nigra. g Arenaria calidris. Auf dem See: Anas fusca, M. W. und Junge. 7. 1819. Anas leucophthalmos. 4. und 8. 1818. Podiceps auritus im Hochzeitskleide. 6. 1820. Einzelne Erscheinungen. In der Ebene: Falcc peregrinus. 4. 1816. Picus canus. 1815. nn m nn m mn nn nn Frühester Zeitpunkt. Spätester wa, Me " u } - a i gıgr *Lrsepplergrehrgiady| * + yomp Iya1Z aprapgsdwmyngg un wıdrı vuwı93g|9 "sog wop np -ydınp IJy91z saprojjea wopıy| gıgr gs ep] /gıgr Ss Tıddy| *» + nn "yoanp gyaız vormdınd wopıy|t SIgT *ST Tepil "Opunag wm pun 3500 uap np \ 1 ee, SE ae Pa ‚us JSue] ejngqjed snjouig |$8 "ep : "AUG op UT „nz pun u9dungopurddA IFssgwp>Foy 'IVN "ap1ajsjstoj7]y waopıytur um smoryisered sırsor] "Ju ae “snynuro9 sdasıpoq "SIT "76 oprapysduyurg ur pP “snyrme sdaoıpog "zı81 ss +eıdsen euıoIg ‚gig 'g wiadens seuy "295 uop nF LIST 65 earaumd snı9 -gıgr *Gr "Zune ‘sırejfoo sejtsdayg "Opup.g um pun 9Sooyr up np "u9Zunursyosı] oupozurg “yundyıaz r aasaymay | HR a | I4ddV rı22 Gewöhnlicher Zeitpunkt. — 0200020200000 mn MAIL Ausserordentliche oder zufällige Züge. In der Ebene: Cypselus alpinus. 4. und ı3. 1816. 12—ı14. 1821. Falco milvus. 27. 1821. Auf dem Moose und am Strande: Himantopus melanopterus. 3. und 6. 1818 und 1822. Tringa subarquata, Einzelne Erscheinungen. In der Ebene: Falco rufipes. 5. 1816, Juf dem Moose und am Strande : Vanellus melanoyaster. ı5. 1806. und ı$ı$. Glareola torquata. 15. 1821. Pecurvirostra Avocetta. 17. 1821. Haematopus Ostralegus. 3. 1807. Ardea garzetta. 22. 1821. duf dem See: _ Mergus merganser # 1815. Anas nigra, Frühester —| Zeitpunkt. Spätester Zeitpunkt; 12) gogr 'gs uf sısT Es "Ump . gıer 's@ "umpf zıgr 'L mp yundyaz aaysayndg yrgr °02 my Bqumgon]|' *sz87 "Dunf ‘ejjajsnoog erAl£g| Jogt *G "sSMAILU o9JeA "OUOgT 49P UL "u9gunuraydsaıT] Sufozurg ‚z081 ‘LE e1990A® BNsortAımoay "950047 wap nF "1287 or "suurdje snpsd£n "OUOgZ op UF 9anz Asıjejnz a9po aydımuapaoaassny Yosı yrunf| » . « E 3 - s ° 'IsoN] sep uasse] -19A UI 194519 UOA BISNT opunıg dap uadunp aıqq|Le SIET gr runf| -» : : ° uaBuıs nz Jue Jd0y erutosu] erA] "U9ZUNIHPURIIA - (‘Teuop wassıp ur adnz adıssgwpadar amıay) yundıaz . pyundiaz aasaunad SAINNAL | aorprjupga1af) ü Grwöhnlicher 5; | Frühester Spätester Z itpunkt, 2 JUNI E S Zeitpunkt. Zeitpunkis - Einzelne Erscheinungen: Am Strande: Ibis falcinellus. 1810. Auf dem See: Podiceps cristatus. Alter Mann. 20. 1818. FE LIUS: Regelmässige Veränderungen und Züge. In der Ebene: ı[Die jungen Wachteln kriechen aus. Jul. Am Strande: ı/Numenius arquatus und Phaeopus und Tringa varia- bilis treten ihren Rückzug an. : - R — Aug. 16. 1816 . . !Jun. 26. 1821 Aug. 1. 1817 7|Totanus hypoleucos tritt den Rückzug an. Juf dem See: Jun. ı. 1816 10'Larus ridibundus ziehen. »5|Sterna hirundo ziehen zurück. Ausserordentliche oder zufällige Züge. In der Ebene: ae Loxia curvirostra. ı. 1821. 3. 1816 Cypselus alpinus. 2. 1816. f, 123 Per woypız eınneppur esomg pun stıpı]ed snu1o,T,|0z ö "y9anp I431Z eqje eruooı) |gr "y9ınp Iyatz epnonery sniapereyn|& FAPUDAS wm pun 9350047 Up nF | „2207 woyptz sdoda ednd N pun epngjed snjorıg 08 gogr be Sny| Yogr 9 öny| * ° IsON] Sep wasse] i -19A “mag, aajlaMz “vonsnz ‚opwnad ı9p wodung a1q] | 23 arg '9 "3dag|Gıgı Le Sny| ° . -ue ua -ue[ smaroge swaosapus ‘snoıyenbe “sısuayerd snyyuy |07 ragt ‘or 'Sny| - ‘1205 4ya1Z vJosııd edvstssnp 0% "»5öny puis auynypJ>a,g uadunf arg ct ‘2107 IyBız snueamur snjasdÄn st uayaTz xImejtgis pun sıejoddıy eraj£g t SaUOgT ap Ur Enz ISISSYWJIFZIAT pun UIZUNIIPURIIA "LSsa9nV "6081 ‘GT "1LOTOIeN, erAlÄg SauagT ap ur m9Sunumayosıy Supozurg ‚0387 "uuep] “rasuedıoun snörap] "295 w0p ME e ‘ Sa | -mmaz a9anz Ası]jepnz 19po SyOTUPPADRaSENEL . a9saypdg aajsoyn.ıg = -8N1INLf Jsndny a a -Gewöhnlicher AUGUSTE! Frühester Spätester Zeitpunkt, BE = i Zeitpunkt. Zeitpunkt, Regelmässige Züge. x Aduf dem See: 4 15|Podiceps rubricollis (s. suberistatus) jung. 20|Sterna nigra im Herbskleide. Einzelne Erscheinungen. In der Ebene: Otistarda. 1813. Auf dem Moose und am Strande: Tringa subarquata. Äfuf dem See: Phalaropus platyrhinchus. 28. 1816. Phalaropus hyperboreus, jung. 1806. Anas fuligula. 30. 1816. Larus argentatus, jung. 30. 1816. SEPTEMBER Veränderungen und regelmässige Züge. In der Ebene: = Sept. 6 luscinia zieht fort. 6|N a . . . . . m uscicapa luctuosa im Herbskleide, zieht durch, „ | _ Sept. 13. 1818 m gısr TE RO —_ 'ue wÖSue] Tojeraas nöTapT ‘ewrıaF pım seifdsog seuy]or = ag unp np ergt 5 3790| osgr yadag| *° rn 0 + amp Ifatz Budıu wruoonn|gz | ‚ug uadue] epnurjes pun odeued xwdojoas ‘2107 wayarz eyjisnd pum wuezıod ejnurgpen oz ‘110J UHL91Z SıjtgeiteA eöurıg, “smosnF pun s1I0]3 snueyo T,|or Ligr "93 -duy ‘2107 UAy91IZ JOUTUE SULIPEIEUN) pun eynurur edurty|t osgr "cr ydag vn "nn BnZ UaUIaS Jopus soomajodky smurJoT,|t "OPUDAS: zum pun DS00A7 unp ng \ TıgT 7° 'PO = "rn 000 BZ wagt Juudog sısuaAre epnefy|6r $ | s 'Iy91Z Ayjuwuao eJooıxeg grgt 63 ydag |ozgı "gr Jdag|-ue SNZYONYy wart woduez woıgan pun vorgsna opun.apgg |€7 sıgr IT PO == Arne ne m rn er ee ue wadue7 oamqqus pun woesse oHTeT “stjonp.awo pun vurgemuro ejjtsurtg ‘epnreog pun wgfe eittoeropi|ze ‘2107 uoyaız snandtuaoyd pun eipidesunge erajÄg ee losr gydag| ° - . . 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Haematopus ostralegus. 20. 1808. nn Frühester Spätester Zeitpuukt, Zeitpunkt, 129 TegT "08 'AON gıgt gıgı erst gıgr 13 90 ‚Lost ‘u 390 Ba ‚67 300 |tı8t Lr da "gs 29 gıgr LY BETT ö "&ı 300 Lie r Hi , "WOHSNA pım. yorgm DER OB änZ sap apuqlor eo. -Sanf “sıpguorzyusgdas snqm&jon *Buryels suays rt 0 oe ‚*sdaoıpoq en, ug. en seuy er ne 9 Inne 009 up {np | ozgı 'gezdag| * a a ee “STjBLA e -nyd sniapexeyy) pun snaujstzo snyjoue/ sop Änzypang |St ri :asoopy7 wuop Say Fi o ‘3105 WOyaIZ snoeit pum enolten snpın log _ +. re, ae due] ejjldurgyuour erpidurıg|cs "2107 Jy31Z2 940109 snA10T |os a. ‘x919 ejnutjjen) pun (ZıuanJ09 xıpaag) Taryde Mm 1ap sönzyjony sap opuqler ee RB Jömef efoousmı Xedojoog|st "3107 Jy31Z snstu ooje j|st -ue uodue] sıueptd pun snıoALosta snpam Jjor 3 +" -3107 Iyaız sueänA snurmyg or L “ "rund | Di om | OCNOWMETOLDIO 2. |zgmumesn e. * +SmAINOIUBOyT ErAJÄS 19p Sönz sap apuq|6 199090 S "22UOg op Ur E ben 1 97990 ‚ASıssgwpasoyt 5 64 Z An SAUER = . Ausserordentliche oder zufällige Züge In der Ebenes. vb wi ‚|Fringilla, linaria. 1810. rin Te S19t DE. ‚|Fringilla pi twonia. "Fringilla, imontium.. Emberiza,ni- x GEBE SER - valis. 1810. ne 2+dr +5 0 - BR . 4 IN 3 Auf dert TWoANe ei Totanus fuseus. 8. 1820. Oedicnemus erepitans. 17.2818. - Sylvia aqnatica. ı0. 1812 | = Einzelne Erscheinufigen: „|| 1, | hıcı | In der Ebene: x: xx Picus canus.| 90. 1819., Strix Bubo, 21.1818 und 1822. :: ER En u Fre Lestris pomarinus. ı. 1822. Sa van \sln Carbo cormo una: ‚d29% 2842 ‚80. 1819 Se ueoidasigs2 endırzglo) ‚gr i SEI i “ Entf, «e 333 130 ol | OCTOBER O 750 Frühester Zeitpunkt. i 131 um u GrgT suerıdaro) sumausLp3Q. RrDIEe, ar pre’ = ns" s2s00Mr wap NP u er v® w Sur ep durtg uoA sönzyoihl, sap apuyg rend -681 05 "XlUI09 SNAION : ei «Jogı "ga "erNsodıamd eıXxor]] FRI ORSE -o1gE 9 smgeIs1dd snIeg ft iu’ 177 ed wu" 1453’ SOUOdH op ur | vanz' in pe Jyauspaonassny Bu 3 ei Ei. ae | ; “yoznp : ayarz umjoßas souy |8 ae x nge»ros at u 2} {og up ' ne DE.GENANBEI en arof pun /o$eurjpe3 xedojong, ‘aunzaod ejnurnjeg uoA sönzyoamg sap spuq [og ga Ba Me -sıjerAanjd snıaper h Be: PROBE A) peu miwistio Suffits\ koA sönztyü.mg sap apuq|L® so GEPAMP Iya1z sujorwaoyog vzıLıaqw |% Binz sccbe| 7308: zn. 28 EB % ys dm: "nz usa zu ef 19 ug uinjed egqanjon pun wjootisnı xedojosg es Br EIN eapbrup Iyaız vLıeiftu ezLraqu |S “AoN birpuznsoe”, #813 POUR ap uf j N en VER aaıssgimfa3ay j ymdyaz : un. | Trandoz aosaynıd yn aaamı No N! wpeicı ago) Au * 4 I . — — a a a = WR Gewöhnlicher | WU IN R 4 2°7 0 %] Frühester Spätester > Zeitpunkt. dei NOVEWBER Zeitpunkt, Zeitpunkt, Auf dem See: 0.0." Anas leucophthalmos. ı813 und 11. 1817« Einzelne Erscheinungen. \ In der Ebene: : Strix scops. 1808. Falco pygargus.‘ 1813. , Auf dem. See: 5; Ira Phalaropus platyrhinchös, alt; im Winterkleide. ıgı1. Carbo cormoranus. ı5. 1822. DECEMBER. (Keine regelmässige Züge in diesem Monat.) Einzelne Erscheinungen. In der Ebene Otis tetrax. 18. und 20. 1892. bw Auf dem See: or Bd ae Podiceps auritus, jung. 6. 1808. eg Anas marila, Weib; g9.:181$., it . ‚DM SEHE IOD DV Anas fusca, jung. 24. 1822. lipeht J v epnydon bil sch : Colymbus glacialis. 24. 1822. Wort sa Ay €: BT FH) SRIHTERTRTEFENGE | v32 3 ‚es Ueber die spröden Glastropfen, ur von Peter Merian, Prof. ST ? _ ö > Vorgelesen in der naturf. Gesellschaft zu Basel den 8. Jan. 1823. PR id > ‘ , Unter den Veränderungen ‚ welche die Koha- sionskraft der Körper durch eine plötzliche: Ab- ühlung erleidet, sind hauptsächlich die Zunahme r Härte und Sprodigkeit mancher Stoffe zu be- merken. ‚ Vorzüglich ausgezeichnet in dieser Hin- sicht zeigen sich Stahl und Glas, Die Eigen- aft des Stahls durch plötzliche Abkühlung eine grolse Härte zu erlangen, giebt demselben gros- sentheils die Wichtigkeit ‚ die er, in technischen Anwendungen findet; die Sprodigkeit, welche zu ieser Härtezunahme unvermeidlich sich gesellt, beschränkt hingegen wieder vielseitig ‚den aus ‚ der Härte heryorgehenden Nutzen. Die ausneh- rende Erhöhung der Sprodigkeit des Glases durch nelle Abkühlung tritt besonders hervor an den stropfen, welche man im flüssigen Zustande ıltes, Wasser hat fallen lassen,‘ und an den ologneser-Flaschen, die zwar in der Luft, ' sehr schnell abgekühlt worden. WVie beim ahl gesellt sich aber auch beim Glas zu, der Zunahme von Sprodigkeit eine Zunahme von Hätte, denn schon Sturm ') hatte bemerkt, dafs de, sproden ‚Glastropfen sich ungleich schwerer ‚ abschleifen lassen, als gewöhnliches, langsam ab- gekühltes Glas. #*) Coll. exp. curios. P. IL S. 98. 134 Die Zunahme der Sprodigkeit an diesen schnell abgekühlten Korpern lalst sich sehr befrie- digend. aus der gezwungenen Anordnung erklären , in welcher die Theile sich nothwendiger Weise befinden müssen. Da die Körper dur :ch die Wärme alle ausgedehnt ‚werden, so 'ninmt ein T'ropfen Glas oder eine Scheibe Stahl’ im glühenden Zu- stande einen grolsern Raum em, als im erkalteten. Wird durch plotzliches Abkühlen die Oberfläche zum Erstarren gebracht , so ist der innere ‘Theil des Körpers noch stark erwärmt, die Oberfläche ist also gezwungen beim Erstarren einen. rolsern Raum zu umhuüllen, als der Fall gewesen wäre, wenn die innern Theile des Körpers der Brkält hätten folgen können. Erkalten daher auch sp terhin diese innern Theile, so 'milsten sie, we die "erstarrte Oberfläche sich nicht mehr zusam menziehen kann, sich, an die schon angenommene Gestalt anschmiegen , kommen also in einen ges zwungenen Zisten@ ‚ der zwar im Zusammenhan aller Theile unter günstigen Umständen wohl be- stehen, aber durch einen leichten ‚Impuls g eänzlic zerrüttet werden kann. Diese im Allgemeine sehr befriedigende Erklärımg haben schen ‚Stur und seine Zeitgenossen ängenoitimen ,. neue: hat sie Hr. Biot’ ) aısgeführt,, "und für den Stahl durch den Versuch bewährt. Der Künstler Fortin hat durch genaue Messımgen gefunden, dafs eine Scheibe Stahl i in ihren Län Sendimensionel bei dent Härten um o ‚00043 Zusenahniklen hatte , dafs sie o also wirklich emen grolsern Raum ‘einnirhmt,, als. sie bei derselben 'Tenıperatur vor r dem, Härten ein! genommen hatte. uch 4193 *) Traite de physique. B. 1. S. 318. 135 oo vIch "habe eine änhnliche Prüfung u dem ‚schnell erkalteten Glase vorgenommen. Es wurde ‚mit möglichster Genauigkeit das spezifische Ge- wicht von 6 sproden Glastropfen bestimmt, und zu 2,518 gefunden. Die Glastropfen RTBETe: hier- “auf in einem mit Kohlenstaub erfüllten Tiegel bis ‚zur anfangenden Rothglühhitze erwärmt, wobei Sorge getragen erden; , dals die: Hitze sich zu ‘höch steige und das Glas erweiche; denn da alle „Gastropfen , die mir zu Gebote standen, in ih- ven Innern Blasen bemerken liessen, so hätte das Eirweichen eine’ Aenderung der Gestalt dieser Bla- sen ‚und. also sehr leicht eme Aenderung des .spe- zilischen Gewichts des ganzen Körpers hervor- bringen konnen. Sobald die Erwärmung hinlang- lich schien ‚.wurde.der Luftzug des Ofens abge- schlossen. Nach dem volligen Erkalten zeigte a abermalige Abwägung der 6 T ropfen ein "spezili- sches Gewicht von 2,53ı, also eine Zunahme von 0,013, welches einer‘ Zunahme von 0,005 des Raums, den sie einnahmen, entspricht. Die Tropfen zeigten durch die völlige Beibehaltung ährer. vorigen Gestalt , welche selbst an den fei- men‘Stielen noch dieselbe war, dafs sie nicht bis ee eaeikhen erwärmt worden waren ; sie-hatten aber ihre Eigenschaft, beim Abbrechen de Brieles in, Staub zu zerfallen, vollig. verloren. 0: Auf ähnliche Weise ergab sich das: A ‚sche »Gewicht ‚eines Stückes einer Bologneser- Flasche zu 2,418; nach einer auf:obige. Weise vorgenommenen Erwärmung und Abkühlung zu 2,420; also eine: "Zunahme ‘des Raunies: von se ; 06: -ulEs sind diune Abeusmöhl iseklieh: bei t ‚einem Thermometerstande von 119C, vorgenom- 136 men worden, mithinlanglicher Genauigkeit in den Instrumenten und in dem Verfahren um mit Zuver-. sieht die letzte Dezimalstelle in den Angaben des spezifischen Gewichts verbürgen zu konnen. u ..Der Versuch bewährt also auch hier. die Rich- tigkeit der oben gegebenen Erklärung, indem.er lehrt, dafs dasselbe Glas, wenn es schnell abge- kühlt worden, ein geringeres spezifisches Gewicht hat, dals es folglich bei derselben Temperatur einen grolsern Raum einnimmt, als wenn. die Ab- kühlung nur allmahlig vor sich gegangen ist. Der ‚Unterschied ist bei den Glastropfen weit bedeuten- der, als bei den Bologneser-Flaschen , weil:die Abkühlung bei ihnen auch ungleich’ schneller erfolgt. Du b \ de V Drie i rs Miszellen. | f cal Eine sehr interessante Abhandlung von H. Davy über die Anwendung, der durch‘ Druck-flus- sig gemachten Gasarten findet sich in dem letzten Bande der philosophical transaetions. (1823. 11.) Versuche, welche man über diesen Gegen- stand anstellte, zeigten, dals flüssige Hydrothion- saure unter einem Drucke, welcher eine Atmo- sphäre auf 44 eomprimiert, durch eine T'emperatur- Erhöhung von 3° F. bis auf 50° so viel an Ela- stizität zunimmt, dafs diese nun dem’Drucke gleich kommt, welcher erfordert wird, um eine 'Atmo- sphäre auf 47 zu comprimieren. Flüssige Salz- saure hält bei 3% F. einem Drucke das Gleichge- wicht, welcher eine Atmosphäre auf %, compri- P: 157 miert; «wirdodie Temperatur um.2g2° erhöht ,.-se wird «dadurch.ihre ‚Elastizität so: viel verstärkt, dafs ' deassıder jenigen «einer auf %5..comprimierten ‚Altmosphäre gleich kommt.» Bei 'noch fortgesetz- | mut Temperatur-Erhöhung um .26° erhalt sie .die Elästizität einer auf 140 comprimierten Atmosphäre. Kohlensäure ‘zeigte bei ı20.F, eine Elastizität gleich einer auf %,, bei 32 eine‘solche gleich einer aufs 446 'comprimierten Atmosphäre. | 5 h “srDiese ungeheure , Zunalime. .der., Elastizität Bez Ei T 'emperatur-Veränderungen , welehe ‚Flüssigkeiten condensierten Gasarten ‚er- „die i sehon «(durch den. Unterschied ‘von Schatten und Sonnenschein, durch das Verdunsten von Flüssigkeiteh! oder andere’ähnliche Mittel her- v werden kann, lafst uns hoffen; dafs man Substanzen,als: sehr kräftige Bew regungsmittel wird.anwvenden lernen, da’ wo wir jetzt eine grolse 'e Feuermaterial zu Hülfe nehmen müssen. ; 5! “In dem; namlichen Aufsatze ‚giebt uns Davy |auch 'von einer, eben'so einfachen als merkwürdi- "Methode ‚Nachricht , vermittelst deren’ die |Gasarten in Flüssigkeiten verwandelt werden kon- nen. Dieselbe ‚besteht darin, dafs man, das Gas in den über Quecksilber gestellten einen Schen- kel einer Glasröhre bringt ‚„ und Wärme auf eine kleine Menge von Aether, Alkohol oder Wasser, welche in dem andern, unten verschlos- \senen Schenkel enthalten ist , EM lafst. Durch \den dadurch entstehenden Dampf wird das Gas ir Flüssigkeit verdichtet. Davy gelang es auf diese Art das schweflichtsaure und blausaure Gas ZU dichten. Er macht ferner darauf aufmerksam , dals sse Flüssigkeiten als vortreflliche Mittel zu Er- 138 ig künstlicher Kälte werden zu benutzen seyn, va sie bei ihrem raschen Uebergang in den gas- förmigen Zustand, sobald der Druck, unter wel- chem sie befinälich sind , . weggenommen | ‚wird‘, eine grolse Menge Wärme bindemwii Mi Diese Nachforschungen führten den berühmten englischen Chemiker auch zu einigen Versuchen, Wodluch‘ bewiesen wurde, dals das von Dalton und Gay-Lussac ausgesprochene Gesetz! für die Ausdehnung der Gasarten durch Wärme iunter dem gewöhnlichen Drucke auch dannzumal nn | sei, wenn sich dieselben unter einem doppelt dreifach so starken, oder auch 2—6mal en Drucke befinden. Spätere Versuche, welche Hr Faraday! über die Elastizität der zu Flüssigkeiten ‚condensierten Gasarten bei niedrigen T emperaturen: ‚machte , zeigten, dafs Atimasiak !beir- Je Boldier, 'Blastizi- tät einer auf % bei 50° diejenige einer: auf 1%; und dafs oxyduliertes Stickgas (n nitrous‘oxide) bei 52° eine Elastizität einer auf 4 ‚bei 45° eine solche einer auf 44,3 MEERE RR A mosphäre besitze. (’Thomsons Annals of Philosophy. Febr. | Sch). Ba ni ad 4.4 :- ieh Br er: or e ur Ya N: 2 Ra 3 Ver ie zuh Harn fl, . .f «ANNO MR nauuog MBVANI add urn 3auaplanad Ind UK 191 arntsnagaunag IQ Inv IPHmG 1 SAUER WANDIQ HUBFun gung uaagou anf 1900 /WNIdPAUN® pboroulage Bummagınyg and alagg au anadaı Inv ia ro) saaquolag ame 131144 um Bguvu 732119109 RP AB 110 0) sInaag 89141 sungnanyg na wandı nfom “wodunsguJag aun WSBUNIYPVgoAK shraamagaın waggalaaa m > uam mau Maga IMBME Balun Asia saauolsg noganaı 21H 19a sa /2galag martas m@hıivad Ze RNIT N) EIEIO BE PREITTEUBERREITTDTRTCHRRN) GT MI0A8 24 IH DI LE Ma Mon du US m un ana qun jo) nahme aaaalım ne Bvama a9@10l asaal um aum wBvanag Almyunsıy mpmio@lunaamon amaım va ag na aalara Bunadı GE Panda ang Saal muvg oe m waoa Ip mBunagulad aun woßungasmag on 2a) Iva /anlva agauımıa Bro) gun /WE IRWEHE MpVgorg ne ago wagaauı Im WINE WoBjung nn mn»oR gauaun u MINI App non wamumag anvaog win? 1180] aamum muug quvmag "naaaau dpa a9) WpvlIvgg uaauv wm Bunangag ım 38108 290 11 unvg P2oIG aauagnagaqun vu male ma sum NIS "WYvm Jusıaraa og 1vpIMHO a Paug ma aun Yrpuaıgg ra mn panava pi uva /anm maanalına BUAPR anf Bvanags uaggo) mau quad na abmorng gun ua AUS Ualpog noa 10 up maaaalag nt a a apple a any manner wbunmagmıKKg aun waßıat 6 morogg any nv masauo) /wagsuag nt wsdungauvggys maragnlaßenn m Pugaplanv Quad ng pn VIER WOIADING HS u) Maag aun Dia aaagaunıc. ap mar sd nv naauo) /unogE sv anıı Igaı ag and Inv /198 ara suamganısı u em Bunandanum ne? nv ao) 79118 Janaozs mauıı nF 4m moi gva gun aan) 9 ma /3 2a mar mmuva ’maduamiag 2IuE WENNUPHMLHB Aa BUNa109 aD ag ud and /aı Hd 2pııq92 7206 9 ma / UNE Hal u aagva ua) 89 "ward nd 1360 H U va am Ba WIBLRA MONBNK av Fa /auugs va nv graauajag gun uypg nt umaaopg Hoplmhn a I3pauE 1a ir PS WM qua ARME ago) au vg IHME manag 140m 104 89 wagıne u gun Bngauntind 76% Junanog u pana Bunpvunumupg wende ant Qi aun aa 2008 lan lmanguIg 19Q ODYS uamaanılaa ma m pplphQ wamunı LE PNEETFRREISTETRTETRSRTRRRN HOT 00 80 (Ol aaa aaa eltiekswelles gung nF og jalmanggg uspmmdB 21q and PER BEMBMUPD wu DD 299 Un A9q ag 21199 S0q mngS I MRURHRIUN a nagug Huch BE BAGSHAG TEsr Ang 7 ma /uaag Kurz ed bedarf Feiner meitern Auseinanderfegung alles deffen, was fih fagen Liefe, um dem verehrten Mitgliedern unferer Gefellfchaft die Fräftigfte Unterftüsung des Unter- nehmens, wovon wir bier die erfte Probe geben, recht an’d Herz zu Tegen, Fr. Meisner, Profeflor, als Redaftor der Annalen. ls Verleger habe ich zu obigem nichts beisufügen, als die VBerficherung , dafi ich mir es auf das Heuflerfte angelegen feyn Taflen, und daß ich nichts fparen werde, um diefe fo gemeinnüsliche und intereflante Zeitfchrift auch im Aeuffern fo aussuftatten, wie es ihrem innern Gehalt angemefien it. Sollten zu einer oder der andern Abhandlung Kupfer noth- 11 a wendig fenn, fo werde ich diefe immer nach den einzufendenden Zeichnungen mit der größten Genawigkeit und mit allem Fleiß ausführen laffen, &. U Zenni, Buchhändler, N Ton diesen Are Sen so, vo ae in Vor. EN zäth. vs; eye es ; Ileemal ein Heft von wenig. ‚drei Mon "neues. Hei erscheinen , und bt m hoffen” ist, ‚das‘ oe rel ei R WER BE AT EEE DE a ET EEE ET TE in u ZES nn rn rn nr un TI ni Le veweee £ 2) = > Dal nalen der | A d E "allgemeinen schweizerischen Gesellschaft er für die ) 0 gesammten Naturwissenschaften. ER, ‚Herausgegeben ram A Fr Meisner, Professor der Naturgeschichte in Bern. © Erster Band. Zweites Heft. Urmzıc, in TEE REN bei C. H. F Haneniane Ba RE OTER - IL nTenreerm Iinhal t. \ sd 8. Einige Thatsachen über eine eigenthümliche Gebirgsbildung , worauf die Stadt Basel steht: > . von Pet, Merion, Prof. ; . . Se 191 IL Beschreibung und Naturgeschichte des bäri. | . gen Geieradlers (Gypaetus barbatus.) .. 65 ‚III. Ueber zwei noch nicht beschriebene Arten EN von Vögeln aus der Familie der Sänger, von ER . dem Biansgeber: ii; Se: a 166-177, “ IV, Ueber die Physiologie der Weinbergschnecke (Helix Pomatia),, von B. Gaspard, D.M. mit Anmerkungen von 7 Bell, F,L.S. aus Pie ER vg dem ne übersetzt vor der» Heraus- ..geber. BR ER 178-190 Br N V. Ueber das ie Rubinglas, von c. Brunner , Pro RN, GER ne 4 VI. Memoire sur Enden, Br Mr. "Zink, Chirurgien. . . ”« » « er E = VI. ‚Naturforschende Gesellschaft i in Solothurn, EBENE “ VHI. Bücheranzeigen: 3 4, Die Heilquelle zu Pläfers, von J. 4. Kaiser, ‚Chur 1822. 8. EN RO 16-218 N ; . 2. Lichenes helvetici exsiccati Fasc.I-IV, et Lichenum helveticorum Spicilegium B Be SR Sect. 1. exsic. Fasc. 1-4. illustrans; - Fr Autore ‚ud. Em. ‚Sehaerer , Bernae. ne a Ko a Be ra En a "2 0 — mm En nummer mn nn mn 2 ame men nr ur nen Einige Thatsachen über eine eigenthiümliche Gebirgsbildung worauf die Stadt Basel steht, von Peter Merian „Prof: Vorgelesen in der naturf. Gesellschaft zu’ Basel " den 4. Hornung 1824. wa. Die Forschungen der Geologen in den letzten Jahrzehnden haben mit einem grofsen Grade von; Zuverlässigkeit die Wahrnehmung bewährt, dals ie Ueberreste organisirter Wesen, die wir im Innern der Erde antreffen, nicht bei einer einzi- gen allgemeinen Umwälzung, der Oberflache des Erdbodens begraben worden sind, wie man früher nach emer oberflächlichen Ansicht der Dinge glaubte, sondern dals sie einer Folge von Scho- pfungen angehören, die in weit von einander ent+. ‚legenen Zeiträumen die Erde bevölkert haben. Diese Schöpfungen. sind im, Ganzen genommen um. so unvollkommener und weichen um. so mehr, ab von den jetzigen Bewohnern der Erde, je äl- ter die Gebirgsbildungen sind, welchen sie ange- horen; so dals wir in der Regel nur in den aller- jüngsten Lagern die Geschopfe wieder aufhinden, deren entsprechende Arten noch jetzt lebend an- getroffen werden. Und selbst diese Ueberein- Natw. Amnl. 1. 2, 10 140 stimmung ist nicht durchgreifend; denn nioht nur finden sich in solchen Gebirgslagern,, oft in bunter Verwirrung, Arten vereinigt, welche wir jetzt nur in von einander sehr entfernten Erdstrichen anzutreffen pflegen, wie z. B. die Muscheln und Schnecken unserer Meere mit denjenigen der Süd- see, sondern mit den bekannten 'Thierarten kom- men eine Unzähl anderer vor, deren Originale wir bis jetzt vergeblich aufgesucht haben. Wenn aber die Arbeiten der Naturforscher das Daseyn einer solchen Folge allmählig sich ent- wickelnder Schöpfungen nachgewiesen haben, so bleiben wir noch in grolser Ungewilsheit über die Art und Weise der Entwicklung dieses grolsen Bildungsganges der Natur. Die Beobachtungen weisen uns blofs nach, dafs dieses oder jenes Ge- schopf nach einem andern auf der Erde gelebt » haben muls, wie grofs aber der Zeitraum gewe- sen seyn mag, welcher dazwischen verflossen , konnen sie uns nur auf eine hochst unbestimmte Weise angeben. Es übersteigt alle unsere Be- griffe, wenn wir zu bestimmen versuchen, was für eine Reihe von Jahrtausenden erforderlich ge- wesen zur vollständigen Entwicklung nicht blofs einer einzigen, sondern einer ganzen Folge von Schöpfungen. Nicht einmal darüber können uns die vorhandenen Beobachtungen genügende Aus- kunft geben, wie viele solcher Schöpfungen nach einander aufgetreten sind; ob die grolsen Umwäl- zungen, von denen der heutige Zustand der Erde uns Kunde giebt, die unmittelbaren Veranlassun- gen zum gänzlichen Untergang der die Erde be- völkernden Geschöpfe, und zur Entwicklung ab- ı weichender neuer waren, oder ob die Natur seit der Entstehung des ersten unvollkommenen Thier- Yi und Pflanzenlebens allmählig umgestaltend und umbildend bis zum jetzigen Zustande fortgeschrit- ten ist. Es bleibt den künftigen Jahren aufbehal- ten über solche Fragen Aufschlüsse zu erlangen ; “ nach dem Ziele hinzuarbeiten ist der Beruf des nachdenkenden Naturforschers, wenn auch das meiste für unsere unvollkommene Fassungskraft in beständiges Dunkel gehüllt bleiben sollte. Indefs steht es uns zu auf das bereits Ge- wonnene uns zu stützen, mittelst desselben die bereits bekannten Erfahrungen auszubilden , und än die Vervollkommnung des Gebäudes der Wis- senschaft Hand anzulegen. Die Thatsache der Eigenthümlichkeit der Schöpfungen, welche einer bestimmten Gebirgsbildung angehören , ist nament- lich schon von erheblicher Wichtigkeit für die Un- terscheidung und Bestimmung dieser Bildungen selbst geworden. Wo der Zustand der Dinge die Erforschung der Lagerungsverhältnisse er- schwert, oder unmöglich macht; wo eine grofse Abweichung des Gesteins uns verhindert eine Ue- bereinstimmung, mit bereits bekannten Bildungen - aufzufinden, wird eine sorgfältige Vergleichung der anzutreffenden Ueberreste organisirter Wesen uns zu Aufschlüssen fuhren konnen. Und wo ‘ selbst alle günstigen Umstände sich vereinigen, wo Lagerungsverhältnisse und mineralogische Beschaf- fenheit uns den bestimmtesten Aufschluls gewäh- ren, wird eine moglichst genaue Untersuchung des Zustandes der der Bildung angehorigen Scho- pfung nicht nur eine an sich belehrende, des Na- turforschers würdige Aufgabe seyn, sie wird uns auch wiederum in den Stand setzen in andern Ge- genden, wo weniger günstige Verhältnisse obwal- ten, das Beobachtete an das bereits Bekannte an- ı42 zuknüpfen, Die Versteinerungskunde ist deshalb nicht nur an sich ein wichtiger Theil der Lehre von der Beschaffenheit und den Umänderungen des Zustandes der Erde geworden ‚ sie ist in der Hand des Geologen auch eines der erheblichsten Hülfsmittel um weiter zu schreiten. Und hier tritt, wie bei jedem Schritte, den der Naturfor- scher thut, der innige Zusammenhang.aller Theile der Wissenschaft hervor. Wenn über die Ueber- einstimmung und Verschiedenheit zu untersuchen-. der Organisationen soll abgesprochen werden, so genügt nicht eine allgemeine oberflachliche Ueber- sicht; die genaueste Untersuchung der Wesen der jetzigen Schofung,, als derjenigen, an welche wir alles De anreihen mussen, wird unum- gänglich nothwendig; und das um so mehr, da die Versteinerungen, die wir in den Gebirgsla- gern auffiaden, nicht die vollständigen Wesen selbst, sondern nur unvellkommene Spuren und Bruchstücke derselben seyn konnen, deren Zu- sammenordnung uns erst moglich wird, wenn eine moglichst genaue Kenntnis der lebenden Natur uns die Deutung; dieser Spuren nachgewiesen hat. Der Geologe muls hier die leitende Hand des mit, gewissenhafter Genauigkeit die Arten unterschei- denden,, und Eigenthümlichkeiten aufsuchenden Conchyliologen, des Botanikers und des Anato- men ergreifen „wenn er gegen das Ziel will vor- warts Sea: er mufs anerkennen, dals die kleinste Erfahrung in der Wissenschaft, möge sie auch scheinbar noch so vereinzelt dastehen , das Ganze unı einen Schritt weiter fordert; und dals in dem wohlgeordneten Zusammenhange der grolsen Gottes-Natur alle Theile, als die Glieder. einer Kette, auf das innigste mit einander ver- ee 145 knüpft sind. Wohl dem Naturforscher, der die- ser Wahrheit eingedenk , seines Berufs mit Klar- heit bewulst ist, und nicht wähnt, das Ganze auffassen zu können, öhne mit dessen Theilen vertraut zu seyn. Wenn die Gerolllager, welche. den unmit- telbaren Grund und Boden ausmachen, worauf die Stadt Basel steht, durchsunken werden, so gelangt man in grolsern oder geringern Tiefen , je nachdem man dem Rheine oder dem 2irsig entfernter oder naher ist, auf eine Unterlage von Mergel und Letten. Dafs dem Daseyn dieser den Gewassern undurchdringlichen Erdschicht die Stadt Basel und ihre nächste Umgegend ihren Quellen- reichthun verdankt, ist bei einer andern Gelegen- heit dargelegt worden *) ;; hier wird uns blofs ob- liegen, die Einordnung 'dieser Mergelbildung in die Reihe der uns bereits‘ bekannten Gebirgsbil- „dungen vorzunehmen. Inner den Mauern von Ba- sel selbst lassen diese Lager. keine genaue Unter- suchung zu, weil man nur durch Nasbehrehäkigen sie erreichen, und also: nur: sehr; unvollkonmmene Beobachtungen anstellen kann. Südwestlich von der Stadt kommt die . Bildung in dem Bette des Birsigs an den’ Tag. »''Wir treffen sie daselbst in einer Folge von deutlich; ziemlich horizontal ge- sehichteten’ Lagern eines :Mergels, welcher‘'bald mehr‘, bald weniger kalkhaltig‘,'oft auch von Kalk- ‚ theilen vollig frei, folglich als. reiner 'T'hon erscheint, zuweilen in einen ‘ziemlich ‘harten Schrefermergel übergeht, und mit grolser Beständigkeit eine blau- ®) Abhandlung über die Wärme der Erde in Basel. 1823. 4 “ 144 ir lich-graue Färbung beibehält.. Es zeigen AN häufig Nieren von Wasserkies, zuweilen in kry- stallinischen Knauern ausgesondert, Diese Bil- dung , welche den eben erwahnten, ziemlich ein- formigen Charakter beibehalt, lalst sich im Bette des Birsigs bis gegen das Dorf Zinningen ver- folgen. Sie wird daselbst überdeckt, theils von Dammerde, und von den Gerollablagerungen des aufgeschwemmten Landes, theils von dem tertia- ren Lehm, Sand und Sandstein-Hügeln, welche vom Bruderholz, hinterhalb des Zolees und des Dorfes Alschweiler in das Elsafls sich hineinzie- hen *). ‚Sie erscheint hoher im Thale des Birsigs wieder in den Lettgruben des Dorfes Bottmingen, und zeigt auch daselbst noch eine ganz, ähnliche Beschaftenheit. f Im Ganzen steht also diese Bildung sehr ver- einzelt da, und da ihre mineralogische Beschaf- fenheit so wenig Ausgezeichnetes hat, so mochte es schwer halten, sie in Folge derselben mit Be- stimmtheit der einen ‚oder der andern Gebirgs- schicht beizuordnen ‚welche in der Umigegend von Basel sich beobachten lassen. - Ich habe sie früher ““), obwohl nicht zweifelsfrei , der Gruppe des bunten Mergels der Juraformation beigezählt , weil in der neuen Welt, einem der nächsten Punkte, !wo älteres: anstehendes Gestein wieder zum Vorschein kommt, die Glieder dieser,Gruppe mit Auszeichnung hervortreten ‚und weil: ähnliche Massen von blauem Letten ‚und: Mergel in. der Regel in den obern Lägern dieser Gruppe eine bedeutende Verbreitung zeigen. Eine genauere *) S. Beschaffenheit der Gebirgsbildungen in den Um- .._ gebungen von Basel. -ı821. S. ı21. “) a. a. 5 S. 38. 48. 143 Untersuchung der Versteinerumgen jener Lettenla- ger, zu welcher ich kürzlich veranlafst worden bin, hat mich aber belehrt, dafs diese Zusammen- stellung unrichtig, ist. Es zeigen: sich diese Versteinerungen in den Lettgruben von Bottmingen und Binningen. Sie sind zum Theil sehr wohl erhalten, und sammt- lich in einem nicht wahrhaft versteinerten, son- dern blofs im sogenannten kalzinirten Zustande. Schon dieser Umstand stimmt nicht überein mit dem, was wir an den Versteinerungen des Jura , und namentlich auch an denjenigen der Gruppe des bunten Mergels wahrzunehmen pflegen, und führen uns auf die Vermuthung, es mochte uns. hier eine jüngere Bildung vor Augen liegen. Eine nähere Untersuchung erkebt die Vermuihung, zur. Gewilsheit. Bei weitem die großste Zahl dieser, Verstei- nerungen sind eine Art von Austern, die, wie alle Austern, in Gestalt und Grofse manche. Ab- weichungen zeigen. Manche der grolsern Aban- derungen nähern sich sehr der gewohnlichen efsr baren Auster (Ostrea edulis L."), in der Re- gel sind sie aber von einer geringern Grofse. Ob ie Gonchyliologen und Versteinerungskundigen dieser Austerart schon eine bestimmte Benennung beigelegt haben, wage ich nicht zw entscheiden , die genauen Abbildungen, welche Aruckner **) und hesanders d’Annone: ““") von derselben ge- =“) die bei Knorr Verst. abgebildete P. II. il, 26 keiten der Landschaft Basel: t. 4. t. D. » ‘*=®) Merkwürdi 2. £ob. co d. e , 0) et Versteinerungen BP. II. t. D. IV. £. ı. » k . Ip. 6. er 146 oeben haben, überheben mich aber einer nähern Beschreibung. e Seltener findet sich unter der grolsen Menge der Exemplare dieser Austerart eine andere, grolsere, mit sehr verlängertem Schnabel, die der Ostrea lamellosa, Brocchi sich entfernt nähert, die aber wahrscheinlich nur ein sehr altes Individuum der gewöhnlichen Art ist *). Ebenfalls selten erscheint in demselben Fund- ort eine eigenthümliche, grofse, von den systema- tischen Gonchyliologen noch unbenannte , gefaltete Austerart, welche Bruckner "") abbildet. Auf der Oberfläche der kalzinirten Austern von Bottmingen sitzen, zuweilen in grofser Menge kleine Seeeicheln. Sie scheinen mir mit dem Balanus miser Lam. übereinzukommen, welcher noch lebend in unsern Meeren arigetroffen wird, und auch in den Subappenninischen Hügeln ver- steinert sich findet. Der sel. Professor d’Annone hat über diese Seeeicheln eine besondere Abhand- lung geschrieben, und Abbildungen geliefert “**). Hr. Brocchi rechnet sie zu senem Lepas ba- Tanus zus), ' Ausserdem zeigen sich in den Lettgruben von Bottmingen noch kalzinirte Ceriten, welche mit dem Cerithium plicatum, Lam. überein- ..*) $. deren Abbildung bei Knorr, a. a. O. f. 5. x*) a. a. O.t. 4. f. a. Die Abbildung ist gut, nur etwas kleiner als das vor mir liegende Original der Zeichnung. Das letztere hat eine Länge von 5 franz. Zoll. *=) De balanis fossilibus, in den Actis helveticis, P. U. S. 242. t. 10. Knorr Verst. P. II. t.K.1 f. 2.3. Auch Bruckner bildet sie ab, Öbgleich etwas roh, und a. a. O. t. 4. f. 6, und sieht sie _ _ Fälschlich für kleine Austern an. #Ws*) Gonchiologia fossile subapennina. 5. 598. 147 kommen. Auch von diesen hat, Bruckner eine, obwohl schlecht gerathene Abbildung gegeben “). j Weberhlickin wir diese Versteinerungen , so zeigt sich zwar, dals alle Meerthieren angehören , dafs folglich die Gegend von Basel zur el wo diese R teten und andere Muschelarten lebten, und die Mergellager, welche sie ein- schliessen, sich absetzten, vom Meere überdeckt gewesen seyn muls; und da die Gebilde des Jura auch beinahe KASSE hefzlich Meerthiere enthalten, so könnte man bei einem oberflachlichen Ueber- blick unser Mergellager leicht dem Jura beizählen. Die nähere Vergleichung der Versteinerungen zeigt aber, nicht blofs wegen der bessern Erhaltung, die wir bereits aulrher haben, sondern wegen der gänzlichen Verschiedenheit der Geschöpfe dals die Vereinigung unthunlich ist. Wenn die unbestimmte und wnabänderliche Gestalt der Au- stern schwer zu einem bestimmten Unterscheidungs- grunde veranlassen kann, so sind hingegen die en von Balanus und Cerithium, die wir ın Bott- neh antr effen , ‚ im Jura noch nicht aufgefunden ‘worden. Es ist sogar noch nicht Bete aus- gemacht, ob die Gattungen , welchen diese Arten angehören . ‚ namentlich die Gattung Balanus , in der Juraformation auftreten. Es haben folglich ‚die Veberreste von Seethieren des Bottminger Mer- 'gellagers ungleich mehr Aehnlichkeit niit den jetzt noch lebenden Geschöpfen ‚ als die, welche der Jura aufweist; ja einige Arten scheinen sogar mit einigen noch Teböliden vollig übereinzukommen , die Teit ihrer "Absetzung fi lt also. in eine ungleich spätere Periode, als die Bildung der Bestandmasse des Juragebitgs. *)a.2.0.t. 4. fig. f. 148 Ein vergleichender Ueberblick mit den in an- dern Gegenden beobachteten Gebilden lehrt uns, dafs das erwähnte Mergellager ungefähr zu der Zueit entstanden seyn muls, wo die über der Kreide liegenden Meerformationen der Gegend von Paris, die Gonchylienlager der Gegend von Mainz , die Sandstein- und Nagelfluhmassen der innern Schweiz, und die Subappennimischen Hügel abgesetzt wor- den sind. Es wäre das die erste mir bekannte be- stimmte Beobachtung, von denn Daseyn dieser Formation im Gebiete der Jurakette; wahrschein- lich dürften sich indefs an andern Orten ähnliche Wahrnehmungen machen lassen. Ich habe be- reits Spuren, dafs an andern Stellen des Gantons Basel ähnliche Bildungen angetroffen werden kon- nen, und auf der offentlichen Sammlung in Basel finden sich sehr wohl erhaltene kalzinirte Exem- plare des Cerithium plicatum aus dem Bisthum Basel. Die Vermuthung wird dadurch unterstützt, dals nicht nur Sülswasserbildungen, hochst wahrschein- lich spätern Ursprungs als diese Mergelformation , an manchen Stellen im Innern der Jurakette ver- einzelt vorhanden sind "), sondern dafs auch viele Hauptthäler des Jura, wie die T'haler von Lau= fen, von Delsperg, von Münster, von Court, des St. /mberthal und andere einen Sandstein aufweisen, welcher mit der Molasse der innern Schweiz übereinzukommen scheint. Wahrschein- lich dürfen wir bald genauern Beobachtungen über diese Gegenstände entgegensehen. In dem Mergel bei Bottmingen und Binnin- gen findet man zuweilen Stücke ‚von. bituminosem *) S. Uebersicht der Beschaffenheit der Gebirgsbil- dungen in den Umgebungen von Basel. S. 116. _ ı4g Holz, und zwischen den Ablosungen verkohlte Blätter, welche indefs zu undeutlich sind, als dafs eine Vermuthung über die Art der Pflanzen , welcher sie angehort haben mogen, gewagt wer- den dürfte. Es haben diese Anzeigen in fruhern Zeiten Veranlassung gegeben Versucharbeiten auf Steinkohlen in diesen Gegenden anzufangen, welche indefs sammtlich ohne Erfolg geblieben sind. Das Verhältnifs dieser bei Basel beobachteten Meerformation zu den übrigen beobachteten For- mationen der Umgegend,, lalst sich an den erwahn- ten Stellen nicht wahrnehmen. Weder in Basel selbst, noch bei Binningen und Bottmingen , wo Bohrlöcher bis gegen 200’ Tiefe durch diese La- sind getrieben worden, hat man dieselben jemals durchsunken. Die Weise, auf welche sie sich an die eigentliche Juraformation anschliessen , bleibt daher unbekannt, bis wir sie an andern, mehr entblofsten Stellen auffinden. Dals sie über- deckt werden durch Ablagerungen von Lehm, Sand und Sandstein, haben wir bereits früher erwähnt *). *) Aus den Manuscripten des verstorbenen Hrn. Em. Linder, “ welcher Versuche auf. Steinkohlen in diesen Lagern an. stellen liefs, füge ich noch Folgendes bei. ‚In einer im J. 1783 verfafsten Beschreibung heifst es: „Unter einem „Lager von Sand, Geröllen, Lehm und Sandstein befin- „det sich auf. den Hügeln oberhalb Bottmingen ein blauer „Kalkletten, welcher zum Düngen sehr nützlich ist. Die- „ser blaue Letten zerfällt an der Luft in zarte Scheibchen „gleich dem Schiefer. Es giebt weißlich-blauer , welcher „etwas sandig und glimmerig ist, satt blauer bis aufs „Schwärzliche stechend, welcher gemeiniglich sehr schmie- „rig und fett ist, auch zäher wie Leimen.. In einer Teufe „von 150/ unter dergleichen abwechselnden Letten hat „sich auch ein Letten vorgewiesen, welcher stark. aufs „Grünliche stach , und mit vielem Schwefelkies , aber wie „feiner Staub angeschmaucht war. In hiesiger Gegend „ist diese Lettenbank niemals ganz durchsunken worden. II. '*) Beschreibung und Nafurgeschichte des bärligen Geieradlers (Gypaelus barbatus). Namen. Der allgemeinste Name dieses Vogels in der In Berner-Ober- lande werden die Alten Goldadler , auch Stein- Schweiz ist: Lämmergeier. „Hart Gestein enthält solcher sehr wenig, und: nur Plat. „ten-Steine von 2 bis 6 selten 1/7 mächtig. „Stellen ıst in selbigem gebohrt worden, allwo man bis „in 20 und 30/ nicht das geringste Gestein angetroffen hat.“ Ein von demselben Hrn. Linder ım J. 1770 angestellter Bohrversuch beim Binninger Schutz zeigte folgende DLaBEE n ch. Z. 4. Dammerde von verschiedener Beschaffenheit 2. Dammlett , worin viele Austerschalen . . 3. Gelber Sand . . 4. Blauer Letten, worin äbis 6 Zoll dick verkohl. tes Holz rn 5. Bläulich.graues glimmeriges Gestein 6. Grau.blauer Sand . . 7. Graues Gestein . » » 8. Grau-blauer Sand . . 9. Graues Gestein . -» . 410. Grau-blauer Sand . . 41. Verwitterter Lettenstein 12. Blauer Letten . 413. Weisser, grauer und bläulichter sandige iger Eee IB. BERNER ehe 16° Stem N WIN WE 17. Lett, sandiger . . — hellblauer , zäher EST E ET rslte 1 Bett N el, 208° Stem!! HE. 21. Lett, sehr zähe KR Aehnliche Gebirgsart . . . . . . . . . . . or . r Letten . 1 80 8 0 ee‘ 7. ER Iseseoro [ LS} o nrENS vu» > Ir esseY el i IanPilda Bi 192. An einigen Il — *) Diesen Aufsatz, dessen Verfasser als eifriger , leidenschaft. licher Freund und gründlicher Kenner der Ornithologie , ı5ı adler, die Jungen aber Schwarze Adler ge- nannt. [Der eigentliche Steinadler (Aquila fulva) heilst dort allgemein Gyr (Geier) auch Lämmer- gyr]. .Im Glarnerlande und im Ganton St. Gallen heilst er: Jochgeier, auch schlechtweg: der Vogel. “ — Kennzeichen der Art. Der Oberschnabel gegen das Ende aufgetrie- ben. Die Wachshaut und beide Kiefer an der Wurzel mit starken Borsten besetzt. Am Unter- schnabel ein langer, schwarzer, senkrecht her- abkängender , borstiger Bart “). Die Hornhaut des Auges hervorstehend aufgetrieben. Der Schwanz sehr lang und keilformig. Beschreibung ““). Um den bärtigen Geieradler in seinem Ju- gendkleide nicht, wie es oft geschieht, mit dem als kunstgerechter Jäger und zugleich mit allen physi- schen und geistigen Erfordernissen eines guten Beobach- ters ausgerüstet, die Vögel der Schweiz seit mehr als 30 Jahren zum Gegenstande seines besondern Studiums ge- macht hat, liefern wir hier als Probe eines umfassenden Werks, in welchem der Verfasser seine sämmtlichen Beobachtungen über alle in der Schweiz lebenden und vorkommenden Vögel bekannt zu machen gedenkt. Es enthält aber dieser Aufsatz über einen so selten und schwer beim Leben in der Freiheit zu beobachtenden Vogel so manche neue und höchst interessante Beobach. tung, dafs die Leser demnach zum Voraus sich ver. ‚sprechen dürfen, in dem verheissenen Werke über alle andern , und selbst über diejenigen Vögel , die man schon längst ganz und gar zu kennen glaubte, noch recht viel Neues und Interessantes zu vernehmen. M. Dafs in den bisherigen Beschreibungen dieses Vogels der Bart als vorwärtsstehend angegeben worden , kömmt ‚blofs daher, dafs alle diese Beschreibungen nur nach todten Exemplaren gemacht wurden. Der Zedende Vo. gel läfst seinen Bart stets senkrecht herabhängen. *%) Es ist kaum nöthig, eine weitläufige Beschreibung von einen Vogel zu machen, der bemahe unmöglich : mit * Der . / 192 Steinadler zu verwechseln, so nehmet, liebe Le- ser! wenn ihr einen dieser grolsen Raubvögel in die Hände bekommt, euer erstes Augenmerk auf. Die Füsse. Diese sind beim Steinadler gelb, bei dem Geieradler bläulich-grau, bei jenem sehr stark , bei diesem aber nach Verhaältnifs des Kor- pers sehr schwach. Das Äduge des Geieradlers ist erhaben, mit einem rothen und gelben Ring umgeben, und weilsgelber Regenbogenhaut (Iris). Das Auge des Steinadlers hingegen ist flach, wie bei jedem andern Raubvogel und braun. Die Nasenlöcher des Geieradlers sind mit schwarzen Borsten bedeckt , beim Steinadler ste= hen sie offen in einer gelben Wachs- oder Na- senhaut. Der Kopf des jungen Geieradlers ist beinahe ganz schwarz; bei dem Steinadler hingegen ist Kopf und ein 'Theil des hintern Halses mehr oder weniger rostgelb. einem andern zu verwechseln ist, insofern man nur die geringsten Kenntnisse von der Ornithologie besitzt. Allein da ich mehr für diejenigen schreibe, welche diese Kennt- nisse erst sammeln wollen, so habe ich mich bemühet,, diesen Vogel, der in seinem Jugendkleide von Nichtken- nern oft mit dem Steinadler verwechselt wird, so kenn- bar zu machen, dafs künftig jeder meiner Leser diese beiden Arten sogleich wird von einander unterscheiden können, In diesem Augenblick, da ıch diese Beschrei. bung abfasse,, stehen sieben Exemplare vor mir, und ich könnte daher, wollte ich mich auf alle kleinen Abweichun. gen, die ich an denselben bemerke, einlassen „ eine sehr weitläufige Beschreibung liefern. Allein‘ ich beschränke‘ mich blofs auf die beiden Haupt-Farbenverschiedenheiten des dreivierteljährigen und des zweijährigen Vogels. — Dafs ich ein wenig von der in omithologischen Büchern angenommenen Form der Beschreibungen abweiche , wird ıman mir verzeihen, wenn man nicht vergifst, dafs ich nicht blofs für gelehrte Ornithologen schreibe. - | | ı55 Das auffallendste Kennzeichen ist bei dem Geieradler der schwarze Bart am Unterschnabel , wo Hingegen der Steinadler nur kurze Federchen hat. | Der Schwanz ist bei dem Geieradler lang, seine mittlern Federn sind die längsten, von welchen an die übrigen nach einander immer kür- zer werden, so dafs die aussersten die kürzesten sind. Bei dem Steinadler ist der Schwanz kurz und alle Federn desselben in der Länge fast gleich. Ein grolser Unterschied ist endlich noch in der Gröfse. Der Geieradler ist 4/ Schuh lang, und hat immer über g/ von einer Flügelspitze zur andern in der Breite. Der grölste Steinadler aber hat nur 3’ Länge und nicht mehr als 7’ in der Breite. Der Geieradler ändert sein Farbenkleid fol- gendermalsen : Als ganz jung im Flaum ist er ganz weils. Vor seiner ersten Herbst-Mauser ist die herr- schende Farbe dunkelbraun-grau. Nach dersel- ben wird der Kopf, den Scheitel ausgenommen , graubraun, besonders aber die Wangen, welche am hellsten sind. Der ganze Hals bis auf die Schultern ist schwarzbraun ; die Federn des obern Pückens geschäckt , indem bald die eine, bald die andere Fahne weifs- oder dunkelbraun ist; alle en nach oben weisse Kiele. Die Flügel und Schwanzfedern sind unten braungrau gewässert, übrigens dunkelbraun. Die Schulter- und obern Deckfedern der Flügel sind fast wie die Rücken- federn gefärbt. Brust, Bauch und Hosen sind erdfarbig und graubraun gewässert, das Braune mehr oder weniger in das Rostfarbige ziehend. Nach der ersten Frühlings- Mauser werden 154 Schwanz und Flügel heller und grauer. /n der \ zweiten Herbst-Mauser wird Hals und Bauch rostfarbig ; an der Brust bleibt noch ein herzfor- miger, dunkelbrauner Fleck, der hauptsächlich durch die Spitzen und Saume dar Federn gebildet wird. Die Flügeldeckfedern und der Rücken grau, rostfarbig en. mit dunklern Federetz, In der zweiten Frühlings- -Mauser werden Flü- gel und Schwanz noch heller grau; die Saume der Federn bleiben dunkel. /n der dritten Herbst-Mauser endlich zieht der Vogel sein ganz vollkommenes Federkleid an. Der hunbeza Theil des Halses, Bauch und Hosen werden weils, ein wenig, rostfarbig, überlaufen. Der braune Fleck auf der Brust ist nım verschwunden; Kehle und der untere Theil des Halses hell-rostfarbig;; ; die Rücken - und obern Flügeldeckfedern sind Tegel- mässig in der Mitte grau, mit dunklern Saumen, und, der weisse ‚Kiel läuft an der Spitze jeder Fe- der in ein weisses Dreieck aus. Der Scheitel ist weils; von den Nasenlochern geht über die Augen ein schwarzer Streifen der sich hinter den. Augen gegen die Mitte des Kopfes zieht, und von if übe den Scheitel nach vorn sich wieder verliert. Das Ohr ist mit schwarzen Federn be- deckt. — Die Flaumfedern werden von Jahr zu Jahr gelber, so dals sie bei eimem dreijährigen Vogel” hell-rostgelb sind. Uebrigens ist kein Jun-' ger wie der nttsae gefiedert und auch die Alten ae in der gelben Farbe besonders im Nacken und an der Kehle ziemlich von einander. ab. So lange der Vogel lebt, ersetzt sich die. Spitze des 'Schnabels und an den Seiten blättert er sich immer ab. Gewicht: Der grolste, weichen ieh wog; hätte 1315 16, der kleinste 6%. Aufenthalt. Dieser Vogel bewohnt die hohe Alpenkette , vornehmlich der Gantone St. Gallen, Graubündten, Bern und Glaris; auch in Wallis: findet er sich. Am meisten habe ich ihn in der Kette des hohen Säntis und in derjenigen, welche den Wallen- statter-See nördlich begränzt, angetroffen, so wie in den Gebirgen des Berner-Oberlandes von Interlachen bis zur. Grimsel. Er ist. besonders auf der Mittagsseite dieser Bergketten im Sommer und im Winter anzutreffen , und ist auch eigentlich bei weitem keine so: grolse Seltenheit, als man wohl denkt. Dafs aber so wenige von diesen Vo- geln geschossen werden, rührt. nur daher, dafs der Geieradler sich des Tages meist ruhig ver- halt, der Jäger aber, welcher in die Gegend sei- nes Aufenthalts kommt , mehrentheils auf Gemsen ausgeht und nur auf‘ diese achtet, daher auch nichts anders schielst , damit er durch einen Schufs nicht etwa eine nahestehende Gems verjage. Auch ist das Heranschleichen zu diesem Vogel meistens ‚vergebens und viel mühsamer, als zu einer Gems. Vom Flugschiessen wissen aber die Bergjäger ge- wöhnlich nichts. "> Im Sommer halt sich der Geieradler auf den felsigen hohern Alpen auf, wo noch Schaafweiden sind. Niemals wird man ihn höher als in dieser Region ‚ oder gar über der Schneeregion antreffen. Im Frühjahr, oder vielmehr im Februar bei vielem Schnee kommt er in die Thaler und Dörfer herab, die gegen Mittag liegen , ja bisweilen selbst in die lachen, und kann dann leicht bei einem: Aas ge- en oder geschossen werden, ‘indem. er sich kleine Bezirke einschraänkt. So findet man ihn Natw-Annl. 1.2 ° 11 156 fast alle Jahre zwischen Interlachen und Brienz und zwischen Schannis und Wallenstadt. Er lebt höchstens in Gesellschaft semer Gattin, und man trifft gewohnlich em Paar nicht sehr weit von einander entfernt an. Doch kann sich das: Revier eines Paares immer auf einige Stunden weit er- strecken. Nahruns. Die Nahrung des bärtigen'Geieradlers besteht meistens aus Aas. So lange er dieses hat, greift er kein lebendes Geschopf an. Findet er kein Aas, dann wagt er sich an alles, nicht nur an Haasen, Murmelthiere,' Gemsen, Schaafe und Kälber, sondern selbst an grofses Rindvieh und junge Pferde und sogar an wachsen Menschen. Er ist mehr Dammerungs- als T agraubvogel, vor- nehmlich zu einer Zeitz ‚wo er hinlangliche Speise hat, besonders im Sommer wenn er ein grolses Stück Vieh oder Gewild entweder selbst gefällt, oder ein erfallenes ausgespürt hat. Dann ist er mehr Aas- als Raubvogel. Er nimmt seinen Stand gewöhnlich auf einer Stelle, wo er freien Abflug hat, und zwar mei- stens auf Felsen, die mit seinem Farbenkleide übereinstimmen, oder an steilen Hügeln auf der Erde, nie auf Baumen. Daher sind seine RKral- len gewohnlich ziemlich stumpf , seine Schwanz- kedem hingegen wenig abgestossen, weil er sich immer so zu setzen sucht, dals der Schwanz frei herabhängt ohne irgendwo anzustossen, ' Er stolst nicht, wie andere Raubvogel auf ihren Raub stofsen. Hierzu ist er nicht. gebaut; sein Körper ist zu klein, we und Schwanz aber verhältniflsmässig zu dem Körper zu lang und |] 137 schwer, um schnell auf einen Raub von einer Höhe herabstofsen zu konnen. Die Art, wie er sich. eines Raubes bemächtigt, die ihm ganz eigen ist, beruht mehr auf einem gewissen Vortheil, als auf grolser Stärke. Nie fliegt er in TER wie andere Raubvogel, über einem Raube, son- dern wenn er ein Thier erblickt, dessen er sich bemächtigen mochte, so setzt er sich in ziemli- cher Entfernung oberhalb desselben und so leise, als möglich nieder, wo er dann Stunden lang , nach Art der Eulen, auf den günstigen Zeitpunkt lauert, bis der Gegenstand seiner Begierde nahe an einem steilen Abhange steht. Dann fährt er auf einmal dicht über der Erde hinab gegen das Thier , welches gemeiniglich vor Schreck über den Ab- hang hinuntersturzt und Hals und Beine bricht. Nicht selten geschieht es, dals, wenn er auf diese Weise auf Bchaafe oder Ziegen stofst, er meh- 'rere miteinander, ja wohl ganze erde über eine Felsenwand hinaussprengt , wodurch er also grofsen Schaden verursachen kann. Allein da er diese Operationen meistens in den ersten Stunden der Nacht oder vor Anbruch des Tages vornimmt, so weils der Aelpler gewohnlich nicht, wie es zugegangen ist, und schreibt das Unglück dem Bär, dem "Wolfe oder Luchs, vielleicht einem Ungewitter zu. — Auer- und Birkhühner verzehrt der Geieradler, wie ich glaube, meistens als Aas, wenn nicht ein besonderer schicklicher Zufall ihn begünstigt, sich dieser Vogel lebendig zu bemächtigen , asia auf sie zu Nolan" ea scheint er mir zu langsam. Vom Aufheben und Wegtragen einer etwas grolsern Beute, ist keine Rede. Er Die obenbeschriebene Methode , sich eines "Thieres zu bemächtigen , gelingt dem Geieradler - 158 fast immer. Ich selbst war einst Zeuge,. wie einer ein Rind über einen Felsen hinaussprengte, und sich. darauf sogleich in die Tiefe auf das zer- schmetterte Thhier hinabliels. Als ich dazu kam, hatte er demselben schon ein Fufsgelenk abgelöset. Die Knochen sind diesem Vogel innmer lieber, als das Fleisch, und es ist fast unbegreiflich , wel- che grofsen Kinochenstucke er verschlingen kann.. Ich fand einst in dem Masen eines Geieradlers einen 3! breiten und 5! langen Kopf vom Ober- - schenkelknochen einer Kuh, den Unterschenkel- knochen einer Gemse, der über 6” lang war, ausserdem eine Rippe der Gemse, den Fuls eines Birkhuhns, nebst mehrern Knochenstücken und Gemsehaaren. Von einem andern besitze ich noch .den ganzen Vörderschenkel und den Fuls eines Ralbes vom Ellnbogengelenk an, doppelt zu- sammengelegt g’! lang; Reste vom Öberschenkel- hen. Hl gleichen Thieres, beide in der Mitte zerbrochene Schenkelknochen emes Auerhuhns; alles aus dem Magen, nebst vielen andern Kac: chenstücken, die sich in den Gedärmen fanden. — Die kleinern Knochen losen sie bei den Gelenken ab, oder verbrechen dieselben, die grolsern neh- men sie, wie sie sie finden, indem jedes erfallene Thier, durch den Sturz mehr oder minder alle Glieder bricht und seine Knochen zersplittert. Dafs der Geieradler solche grolse Knochen in die Luft trage und fallen lasse, damit sie zerbrechen, habe ich nie gesehen und wird wahrscheinlich nur Idee seyn! Alle verschlungene Knochen werden durch den Magensaft sehr geschwind und stark angegriffen; die verschluckten Haare sind in die leeren .Raume der Knochen wie eingeknetet, und D gehen mit kleinen Knochensplittern durch den 159 Koth ab. Hornartige Theile, wie Horner und Klauen bleiben am längsten im Magen zurück. Gewolle habe ich nie von ihm gesehen. Ich werde die abentheuerlichen- Geschichten die man vom Geieradler erzahlt, dals er Kinder aufgehoben und durch die Lüfte davongetragen haben soll, kier nicht wiederholen , sondern be- gnüge Floh nur meine Meinung über dieselben zu sagen. Wenn an der Wahrheit einiger dieser Geschichten ‚nicht gezweifelt werden darf, wie z. B. an jener von der Anna Zurbuchen , Lam- mergyranni genannt ° ”), so sehoren diese vielmehr ‚auf Rechnung des Steinadlers, als des Geierad- lers, der, so wie ich ihn kenne, ganz gewils unschuldig daran war. Dieser Irrihum rührt nur von der Verwechselung der Namen dieser beiden Vogel her, ‚und die Herren Erzähler jener Ge- schichten, die nur Volks- und Jägersagen ein- sammelten und wiedergaben , wie sie sie empfan- ‘gen hatten, haben nur vergessen oder nicht ge- wulst, dafs in mehrern Gegenden der Steinadler ns rgyr genannt wird. Hingegen ist es nicht bezweifeln, dafs der Geieradler schon Ver- suche gemacht hat, erwachsene Personen über "Felsenabhänge hinunterzustofsen , wovon ich selbst "auf dem Austock bei Mollis im Glarnerlande ein Beispiel gesehen habe. David Schindler, seiner Zeit ein berühmter Gemsenjager , verfolgte eine "Gemse über ein schmales Felsenband , wo, bei der Unmöglichkeit aufrecht zu gehen, ihm kein anderes Mittel übrig blieb, sich dem Thiere zu nähern , als auf dem Bauche liegend und die Flinte . vor sich herschiebend fortzurutschen. In dieser , a J 5, Reise in die Alpen von F. N, König. Bern 1814. 5. 735. ıbe an sich schon sehr gefährlichen Lage kam em - Geieradler geflogen und fahr dicht an ihm hin, um ihn mit seinen Flügeln in den Abgrund hinabzu- stürzen. Als er dieses bereits zum drittenmale wiederholte, drückte Schindler, der nicht aufste- hen und sich kaum noch halten konnte, seine Flinte liegend los, worauf sich der Vogel ent- fernte ' re Nach dieser meiner eienen Erfahrung sind nıir alle die Geschichten, wo der Geieradler Er- wachsene an steilen Abhängen angegriffen haben soll, viel wahrscheinlicher, als die einzige Weg- REIS eines Kindes alirch diesen Vocel.e Denn da, wo er hauset, kommen erstens keine Rinder hin, und dann braucht er weniger Kraft eine Kuh in Schrecken zu jagen, dals sie über eine Felsen- wand hinabstürzt,, oder einen Mann, der mit grofßs- ter Behutsamkeit , Schritt vor Schritt über einen | *) Wäre dieser Mann damals in den Abgrund geättireb; er hätte keinen jammervollern Tod gehabt, als er einige Zeit nachher wirklich erlitt. Als er nämlich auf den Höhen des Wisgis im Spärjahr äuf der Gemsenjagd war, und wegen schlechter Witterung sich entschliessen mufste schnell heimzukehren, that er, noch in großer Höhe über den obersten Staffeln der Auernalp, einen unglück- lichen Fall, der ihm das eine Bein brach, Fern von aller menschlichen Hülfe lag er da; nichts blieb ihm übrig , als durch wiederholte Schüsse den Hirten in der tief. unter ihm liegenden Alp seine Noth anzudeuten. -—- .Man hörte die Schüsse, allein der tiefgefallene Schnee , welcher die Hirten nöthigte, ihr Vieh schnell nach den’ untern Staffeln hinabzutreiben,, war Schuld , dafs sie den Wunsch , den Hülfe begehrenden aufzusuchen , aufgaben, der also dort oben, auf die erbärmlichste Weise, des schrecklichsten Hungertodes sterben mufste. Erst im folgenden Jahre fand man den Körper des Unglücklichen und errieth seine fürchterliche 'Todesgeschichte aus dem mit dem Nasentuche umwundenen Knochen des Beins , aus dem zernagten Leder des Waidsacks und der Schuhe, ‚womit er noch zuletzt den wüthenden Hunger a, haben sehien ! 161 schmalen Felsenvorsprung hinschleicht, wo er kaum Platz genug) sieht einen Fuls ie hinzu- stellen, hinabzuwerfen, als nur einen 10 Ik schwe- ren ing ankinlichen und ‚fortzutragen. Auch fragt sich’s, ob ein Gewicht-von ı0o 35 nicht die kleinen Schenkel des Geieradlers ausstrecken würde, wodurch er die Kraft seiner Klauen noth- wendig verlieren mulste; denn jeder Kenner weils, dals ein Raubvogel mit den Beinen nichts aufzu- heben und fortzutragen vermag, wenn er sie nicht . an sich ziehen kann. Daher darf man einem sol- chen Vogel, der etwas mit den Klauen ergrifien _ hat, nur die Beine ausstrecken, so wird er bald h en. Wie viel Wahres an Geschichten der Art seyn mag, wo erzählt wird, dals ein Geier- adler eine 27 15 schwere eiserne Falle auf ein hohes Gebirge getragen habe, werden diejenigen zu beurtheilen wissen , denen es bekannt ist, dals ein Vogel keine viel schwerere Last tragt, als er selbst wiegt, »d»..h.’ in gerader Richtung damit fortfliegend , nicht aufwärts steigend... Wohl ver- nlag er von einer Anhohe in sinkendem Fluge die Hälfte seines Gewichts mehr fortzuschleppen. — | Veberhaupt habe ‚ich den Geieradler nie etwas mit den Füssen tragen gesehen. Wenn er et- was fortzutragen ag so geschieht es immer im Schnabel. Fortpflanzung. Der Geieradler paart sich schon im Februar und nistet im Merz. Sein Nest baut er immer in und an Felsen, und zwar sehr gern an eine Stelle, wo. etwa ein T’annen- oder Laubholz- Busch über der Kluft stekt. Nie nistet er in den 163 ° unfruchtbaren hohen Gebirgen, denn er flieht die Regionen, wo nichts mehr lebt; vielmehr schlagt er seine Wohnung meistens in denjenigen felsigen Alpen auf, wo Weide für Schaafe und Ziegen ist. Ich habe sogar ein Nest an einer Felsenwand gesehen , die kaum 300 Fufs über der Hauptland- strasse von Chur nach Reichenau und keine 20 Minuten weit von derselben entfernt ist. Da das Nest dieses grofsten geliederten ‚Alpenbewohners, so viel ich weils, noch nie beschrieben worden, so wird die hier folgende Beschreibung jenes Ne- stes, das ich sehr genau untersucht Kubas ‚ nicht unwillkommen seyn. Die Lage des Ortes, wo das Nest angelegt war, ist eine teile , gegen Morgen gekehrte Fel- senwWandy vor welcher ein senkrecht aufstehendes Belssnstück ‚ das einmal heruntergerutscht zu seyn scheint, eine zweite Wand bildet, die sich in der Hohe von etwa 30 Fufs über ihrem mit Tan- nengesträauch bewachsenen Grunde, von jener Hauptwand so weit entfernt, dafs zwischen beiden dadurch ein geräumieer Platz von ı6’ Länge ent- steht, der an der rechten Seite 7%’, an das lin- ken bes nur 5’ Breite hat. Der ganze Platz ist mit Erde ausgefüllt, und aus demselben steigt auf der linken Seite eine Buche, von der Dicke eines Mannsschenkels, empor. Das Felsenstück erhebt sich noch ı0’ hoch über diesen Platz und bildet einen Schirm gegen die Mittagssonne. Auf die- sem Platze nun, in der Kluft zwischen den bei- den Felswänden,, war das Nest angelest. Seine Grundlage war die Erde; der Kranz oder Umfang desselben bestand meist aus 'T’annenreisern, hin und wieder mit Laubreisern und Haidekraut unter- mengt. Die Schaale oder die Vertiefung des Ne. ı63 stes wär mit grobem Grase und Haidekraut aus- gefüllt. Die Be des ganzen Nestes, welches eine langlich-runde Gestalt hatte , betrug Al In- begriff des Kranzes 6%; die Länge nur 5/. Die Vertiefung hatte gerade das umgekehrte Verhalt- nils, indem ihre Biete nur ı/ "5 ihre Lange hingegen ı‘ 10” hielt. Die Tiefe betrug nur 2 Gall, Dar linke oder hintere Theil des Kranzes hatte -S/!, der rechte oder vordere aber 4’ 6 Breite. Nach vorn oder rechts verlor Ach die Höhe des Nestes ganz, so dafs sie der Erde gleich wurde, Be hinten: „oder. Iinks betrug hiesige il za. Zur Rechten war der Ausflug, der von dem Mit- telpunkte des Nestes an gerechnet g‘/ hatte und zugleich die Tafel bildete, wo dem jungen Geier- adler aufgetischt wurde, wahrend der linke oder hintere Theil hingegen den s. v. Abtritt vorstellte. Auf der Tafel lagen mancherlei Gerippe und Knochen , Bsöhders frische Kälberknochen,, dann Ziegen - nd Schaafknochen. In der Mitte des Nestes duckte sich der weilsflaumige junge Vo- gel, und hinter dem Neste lagen Ei auswendig gelbweissen , besonders am stumpfen Ende w ie mit Lettwasser besprengten , inwendig milchweis- sen Schaalen der zwei zerbrochenen Bier, an welchen man deutlich sahe, dafs das eine ud fruchtet gewesen. Von den Alten zeigte sich keiner. Ich liefs den Jungen noch drei Wlchen im Neste, und als ich nach Verlauf dieser Zeit, am grauenden Morgen mich nebst einen Cage ten dem Neste Ah ekmals näherte, flog ein Alter davon. Auf das sehr leise Gepipe des Jungen, der bereits beliedert war, kamen beide Alten | her- bei und flogen, ohne einen Laut von sich zu ge- ben, um u hem bei welcher Gelegenheit ich 164 das Weib erlegte. Bis Abends spät liefs ich den Jungen auf dem Rasen unter der Felswand liegen, in der Hoffnung, der Vater werde vielleicht wie- der berbeikommen, allein er zeigte sich weder an diesem noch den beiden folgenden Tagen nir- gend, obschon ich das ganze Hevier denchktrich g und so verliels ich dann diese Gegend (den 8. Mai 1816). ‘Früher schon hatte ich zwei andere Geierad- ler-Nester gefunden, allein die Jungen waren schon MEER: ERNESeN Beide waren m Struktur und Form dem obenbeschriebenen vollig gleich , einige geringe Abweichungen nach der jedesmaligen Lage und in Hinsicht der Materialien abgerechnet.. D Nutzen. Für den Menschen kenne ich keinen andern Nutzen dieses Vogels, als dafs seine Schwanz- und Schwungfedern sehr gute und dauerhafte Schreibfedern geben, die bis ı2 xr. das Stück bezahlt werden, und dafs der Schutze, -der einen erlegt und ihn im Lande sehen lalst, oder ihn für eine Sammlung verkauft, ein schones Stück Geld dafür erhalt, Im Carter Bern zahlt die Regie- rung 5 Nthlr. Schufsgekl für einen er Schaden. Dieser erhellt aus seiner Nahrung. Er i anz gewils der schadlichste aller Raubvogel air Schr eiz.. Seine Schädlichkeit liegt beim in der Grofse der Thiere, die er zu seinem Frals wählt, da er nicht selten Rinder und Kühe über Felsen hinabstürzt. Dagegen mufs der Steinad- ler manches Lanım, manche Ziege u. s. w. tod- ı6)5 ‚ten, bis er für den Werth einer einzigen Kuh na hat. Noch bedeutender aber wird die chädlichkeit des Geieradlers, wenn er ganze Heerden von Schaafen in den Abgrund stürzt. — Auch der Gemsen-Jagd thut er grofsen Eintrag. Feinde sind mir keine bekannt, als der Mensch. Zuwei- len, besonders im Fluge zankt sich der Steinadler mit ihm und neckt ihn, den er aber auch fliehet. Schmarozer-Insekten habe ich noch keine auf ihm bemerkt “), so wenig als in ihm Eingeweide- würmer. *) Ich habe einst eine Läuseart (Ricinus) auf dem Geierad- ler in ziemlich bedeutender Menge gefunden , die von der auf dem Adler und andern Vögeln gewöhnlich vorkom- menden Art (Pulex Corvi Redi) verschieden und viel. leicht eine neue species ist. M. 166 j 11. AR ON Ueber zwei noch nicht beschriebene Arten von Fögeln aus der Familie der Sänger. Bei der Versammlung der allgemeinen Schwei- zerischen Gesellschaft für die Naturwissen- schaften in Bern 1822, vorgelesen von dem Herausgeber. Das im Jahr 1804 von mir herausgegebene Verzeichnifs der Vogel, w ‚elche die Schweiz ent- weder bewohnen, oder theils zu bestimmten , theils zu unbestimmien Zeiten besuchen, enthalt 260 Arten. Als ich ı0 Jahre später, in Verbindun mit meinem hochverehrten Freunde und Collegen, Hrn. Dr. Schinz, unter dem Titel: Die Vogel der Schweiz systematisch geordnet und beschrie- ben, ein neues Verzeichnils lieferte,‘ fand sich die Anzahl der Vogelarten, die wir bis dahin als. Schweizerbürger kennen selernt hatien, bis auf 277, also um ı7 Arten vermehrt und heute, nach 6 verlaufenen Jahren, konnten wir zu diesen 277, wiederum 10—ı2 Arten hinzusetzen, die seitdem in der Schweiz aufgefunden en Diese Erfahrungen haben uns eines Theils überzeugt, dafs in demselben Verhältnisse , wie seit der Erscheinung jener Verzeichnisse unter uns die Anzahl der Forscher im Fache der Orni- thologie, so wie die der oflentlichen und Privat- sannılungen zugenommen hat, auch die Entdeckun- en sich Veahehrt haben; sie geben uns aber auch die Hoffnung , dafs wir bei lortgesetztem, eifri- gen Nachforschen noch manchen Vogel in der 167 Schweiz enidecken werden, den man bisher nicht in unserm Lande vermuthete; ja ich glaube sogar verheissen zu konnen „ dals Anke; in unsern Wäl- dern, wie auf unsern Alpen ımd Moosflachen noch Arten von Vogeln werden finden lassen, die den Ormithologen bis jetzt ganz unbekannt geblieben sind. ‘Namentlich dürfte dieses mit solchen Arten der Fall seyn, die zu der Familie der kleinen Sänger gehören, von welchen bei weitem die größsere Adkralil nur im Sommer bei uns ist. Wie? hore .ich hier einwerfen,, sollte es moglich seyn, dafs unter.diesen Vi ogeln ‚ die nicht nur einen kurzen Aufenthalt von wenigen Wochen in unserm Lande machen, die nicht blofs durch- ziehend sind, sondern sich- wirklich auf eine lan- gere Zeit haushäblich bei uns andedait ‚ die einen geraumen Theil des Sommers hindurch ihren lieb- lichen Gesang ertonen lassen und hierdurch unsere Aufmerksamkeit noch besonders auf sich ziehen — sollte es möglich seyn, dafs es unter diesen noch ‘Arten geben” konne „ die man nicht kennte? Das ist kaum glaublich — und doch zweifle ich keinen Augenblick an der Moglichkeit , ‚die ich mir zur höchsten Wahrscheinlichkeit zu erheben ‚getraue, auch: wenn ich keine wirklichen 'T'hatsachen an- führen konnte, die sie beweisen. Denn von wem haben wir Entdeckungen und Beobachtungen im Fache der Ornithologie zu erwarten ? — Von Jä- gern, Vogelfängern und den eigentlichen Natur- forschern. Vor den gewöhnlichen Jagern sind jene Vogel, von welchen hier die Rede ist,,. voll- nen. Blohdug denn. die schiessen bekanntlich nur Schnepfen, "Wachteln, Rebhühner und an- dere elsbare Vogel, selten einmal -- aus Verdruls oder Neid -- einen Raubvogel, der glücklicher 168 jagte, als sie. Auf diese kleinen: Vogel achtet der Jäger gar nicht, und unter den allgemeinen Malen‘: von Grodtiärkinh, Hagspatzen , Laubvo- geln, Mückenpickern u.. dgl. falst er sie alle zu- sammen , ohne eine Ärt von der andern zu ımnter- scheiden. Anıch ist fast wahrend der ganzen Zeit, da diese Vogel die Wälder beleben, die Jagd geschlossen. Also von den Jägern dürfen wir uns keine Entdeckungen dieser Art versprechen. Auch die Vogelsteller, deren es in der Schweiz überhaupt nicht so viele giebt, bekümmern sich um die wenigsten Arten dieser Sanger. Nachti- gall, Schwarzkopf, Rothkehlchen sind fast die einzigen, denen sie nachstellen; und zu der Zeit, wo di Vogelfang bei uns am RE betrieben wird, rämlich im Herbste, haben die meisten Sänger ünser Land schon verlassen. Wie wenig aber von den eigentlichen Naturforschern unter uns, denen Geschäfte mancher und gewohnlich ganz anderer Art es selten oder fast nie erlauben, selbst auf Entdeckungen und Beobachtungen in tw} der freien Natur auszugehen und die gemachten 5 anhaltend zu verfolgen, wie wenig, sage ich, von diesen hierin geleistet werden kann, wird ein jeder derselben selbst am besten wissen ar fühlen. Es ist also sehr wohl moglich und nichts weniger als unwahrscheinlich, dafs manche dieser kleinen Vogelarten , die theils wegen ihrer Kleinheit‘, theils aber auch wesen ihres verborgenen Aufent- halts im Gesträuch und wesen ihres unstaten We- sens und Verschlüpfens zwischen Laub und Zwei- gen,sehr schwer zu beobachten sind , bisher noch der Entdeckuns entgangen seyn RER 9 Manche auch, die ear nicht kelteh ist, hat man vielleicht o “ “ wohl Uingst zu kennen gemeint und, weil man nicht 169 die Mühe genomnien hat, eine genauere Unter- suchung und Vergleichung, anzustellen, so hat es sich ereignet , dals ein solcher ganz gemeiner Vogel stöts mit einen: andern verwechselt worden ist, "dem er zwar sehr ähnlich ist, ohne jedoch darum derselbe zu seyn. Diels mag dann auch wohl der Fall mit den beiden Vögeln: seyn, die ich die Ehre habe Ihnen, H. H. vorzuweisen, und von welchen ich glaube, dals sie alsneue, eigene Arten in das System auf- ‚zunehmen seyn Sichen) Die erste Art gehort zu derjenigen Unter- _ abtheilung der Sängerfamilie,, die man Laubvögel nennt. Ihr Körper ist Kiesars als bei den ubri- en Sängern, mehrentheils dunkler oder heller - grünlich id gelblich gefärbt; mit dinnen , ver- hältnilsmässig langen Piswen. Ihre Nahrung be- steht in Fliegen nel andern kleinen ER ‚ die sie im Fluge erhaschen oder von den Blättern der Ezume een . Unser Vogel, der übrigens gar keine Selten- "heit ist, ek vermuthlich Eder stets mit einem “Alm sehr Aehnlichen, namlich dem sogenannten Fitis-Sänger (Sylvia trochilus , bee-Ain” pouillot) er edhischt und für einerlei gehalten. Die nach- folgende vergleichende Beschreibung der aussern Bildung beider-Arten ‚„ und die Bemerkungen über ‚ihre Lebensart und ihr Betra gen, werden hoffentlich über den Unterschied indie keine Zweifel lassen und die Rechte der Art für unsern Vogel vindiziren. - 'Sehon in den Dimensionen ist zwischen bei- ‚den kein unbedeutender Unterschied; here 170 Sylvia. trochilus: Die neue Art. Länge d. ganz; Vogels 5// Au gi Breite ‘der ausgesp. Flügel . . 84 7% u zu gu Schnabel . „. . . — ZZ MAR Schwanz . . » 2 — ERZE UN ZZG Fußwurzel . . 2. — gar PEeGEN >77, Mittlere Zehe u EZ - 6 Hintere Zehe „. „. — 6% Er aM Die zusammengeleg.- , ten Flügel lassen vom Schwanz un- bedeckt . ... — 8/4 — 11/4 . Beschreibung. Der Schnabel nach vorn zusammengedrückt, 7722 ein. gebogenen Rändern. Oberkiefer kaum länger , als der untere, mit herabge- bogener Spitze, an derselben schwach gekerbt. Unterkiefer gelblich-braun. Ränder der Kiefer gelb mit schwarzen Wimpern besetzt. Nasenlöcher durchgehend, ein wenig aufwärtsgekrümmt. Füsse gelblich-braun, mit gelben Sohlen, /Vägel gelblich braun. Oberhalb ist der ganze Vo- gel grünlich-grau, oder grau- grünlich überlaufen. Von den Nasenlöchern zieht sich über die Augen nach dem Nacken hin em deutlicher weifslich-gelber Streif. Zwischen dem Schnabel und den Atıgen ein graubrauner. Schläfe olivenbraun. Kehle weifslich. Brust weifs und gelblich. Bauch weils, Stei/s blafs-: gelblich. Schuung federn braun, mit Öirenfarbigam Aussenrande. Schwach, an der Basis nie» dergedrückt, nach vorn zu: sammengedrückt, oAne einge- bogene Ränder. Länger als der untere, an der herabgebogenen a] schwach gekerbt. Beide Kiefer braun, an den Rändern etwas. heller mit schwarzen Wimpern. Länglich , schmal. Braun. Dunkelbraun. Ebenso, aber dunkler. le S. Trochilus. Von den Nasenlöchern zieht sich ein schmaler , undeutli.- cher gelb-weifslicher Streifüber das Auge, der sich nach hinten gegen den Nacken verliert. Ein matter schwarzgrauer durch das Auge. Ebenso. Weifs. Graulich-weifs, mischt. Bauch und Steifs blafs-gelb- lich überlaufen. Braun , am Aussenrande oli- . venfarbig gesäumt. mit gelb ge 171 unten ar Gelenk Am Gelenk ‚gelb > unge. gelb , bisweilen Ira refleckt. fleckt. ie 2te und 3te Schwung- Ebenso. feder sind die „längsten. und de ich lang 11579 ES federn braun-grau rau an der schma- mit hlasserm Innenrande,, am ]en , (äussern) Fahne grünge- FeRisR Aussenrande schwach oliven- 'säumt. farbig. "ı, Zwischen Mann und Weib. ist bei beiden kein Unierzebied äusserlich ‘wahrzunehmen. e 5. Vielleicht ı möchte mancher. diese angegebe- nen Verschiedenheiten in der äusserlichen Bildung ‚allein für zu unbedeutend halten „um darnach diese kom ranzusehen;,, ‚allein diese Aheadings geringen iedenheiten. in der Bildung erhalten den- noch Gewicht ‚wenn .die Beobachtung der leben- digen. Vögel Unterschiede zeigt, die es nicht; ge-, ‚statten, beide für einerlei Art zu halten. Während Sylvia Trochilus stundenlang, auf n gleichen Zweige sitzt, und dem Jäger, der Fi Rn. zielt, dumm. und ‚sorglos in das Rohr hin- ıbl ckt, ist. unser neuer Vogel sehr beweglich , d weils durch sein unstätes und unruhiges’ Am Einschlüpfen durch Zweige und Laub den Pe: sehr listig zu entgehen , so dals er Ber schwerer ist "ihn zu schiessen. 8. Trochilus hält sich im Frühling und Som- in den Wäldern auf, und zwar immer in der öhe auf den Aesten der Bäume. Im Herbst kommt er aus den Wäldern in die Wiesen und auf die Weidenbäume längs den Bächen. - Der andere hingegen ist immer in den wal. dern und liebt das niedrige Gebusch,, wo er im- ıer beweglich und lebhaft aus- und einschlüpft. Nur im späten Herbst , kurz vor dem Wegziehn, zeist er sich in den Wiesen. ' Natw. Amnl. I. 2, 12 x N * . Einen auffallenden Unterschi ied, bietet 2. Ge- ‘sang beider dar. Während »trochilus. einen, zwar leisen, aber äusserst Tieblichen , flötenden , wehmüthigen Gesang horen lalst, vernimmt man. von dem andern nichts, als ein einförmiges zipp zapp! zipp zapp! Späterhin lälst er ein Jeises,, undeutliches Flüstern horen. ‚aidım S. trochilus kömmt bei uns im’ April an und verschwindet spät im October. ''Der atdere 'hin- gegen erscheint immer später id verschwindet früher. an Diese angegebenen Unterscihader seheiichf mir, bedeutend und Wichtig genug zu seyn, um’ dio Piechte der Art des Vogels, von welchem hier die Rede ist, zu begründen. S.trochilus ist der einzige V ogel ‚ mit welchem’ er allenfalls hat ver- wachsen werden können; von allen andern unter scheidet er sich so kuffallend‘ dafs keine weitere Verwechselung Statt haben kabkt: Au91d6 fl Ich schlage nun für'ihn den Namen Sylvia sylvestris, W' "aldsänger vor, wegen seines be# | ständigen Aufenthalts in den Wäldern; und möchte” die ae Tara Diagnose so angeben: arrich, Di = Sylvia sylvestris supra griseo-virescens, supercilüs obsolete flavescentibus; subtus sordide’ albido-flavescens. Nares oblongae; pedes fusci. Alarm flexura subtus flava, maculis nullis. In Bewicks history of british birds (Newcastle 1816) Vol. ol findet sich unsere Sylyia sylvestris unter dem Namen Tre willow, wren genau beschrieben und von $, trochilus (he zyellow willow wren und S. rufa (he least willow wren) be. stimint unterschieden. .'S. p. 232 ff. T’he yellow willow wren, der gelbe Weidenkönig. (Mo. tacilla trochilus Lin. — Le "powillot , ou le chantre Buff.) Länge über-5 Zoll. Schnabel braun , inwendig und an) den Rändern gelb. Augen nufsbraun. Obertheil des Gefie.] 173 ers gelb, ins blafs; Olivengrüne ziehend, unterhalb gelb. :ber jedem Auge ist ein weifslicher Strich , der bei jungen Vögeln sehr deutlich ist. Flügel und Schwanz dunkelbraun , mit blassen Säumen. Füsse gelblich-braun. Es giebt 3 bestimmt versehiedene Arten des Weidenkö. Des, von welchen , diese die größte ist. Die beiden folgen. en: sind in der ‚Gröfse! sowohl als in’ den Kennzeichen ver. schieden. Ihre Gestalt und Sitten sind indessen einander sehr ähnlich. Diese Art ist seltner bier. Man sicht sie zuweilen auf den Gipfeln: der Bäume , von wo sie oft singend auflliegt: Ihr Gesang ist schwächer und sanfter, aber nicht sehr abge. ändert. Sie machen ihr Nest in Löcher an die Wurzeln der Bäume oder iin’trockne Hügel , von Moofs, mit Wolle’und Haaren ausgefüttert, Die Eier sind schmutzig weifs, mit röth- Jichen Flecken bezeichnet. Der Eingang des Nestes ist lang und sonderbar überwölbt mit trocknen Grashalmen., . The Willow. wren. — Le figuier brun et jaune, (Buff.) _ Diefs ist der nächste in der Gröfßse. las. Gefieder ist an Ahern Theilen viel dunkler als das des letztern und von grünlicher Olivenfarbe'; die Flügel.sind braun , blafs-gelblich gesäumt ; ‚die untere Seite ist weißslich, ziemlich tief-mit Gelb db erlaufen an der Kehle „ Brust und den Schenkeln ; Schnabel braun, inwendig gelblich; über ‚jedem: Auge eine hellgelbe Linie , die sich vom Schnabel bis an den Hinterkopf erstreckt; die Füsse sind gelblich-braun. Diese Vögel variıren sehr in der Tiefe der Schattirung ihres Grfieders. 0. lDer.Weidenkönig besucht Hecken, Gebüsche und älhn- Jiche Plätze; seine Nahrung besteht in Insekten, in deren ufsuchung er unaufhörlich auf und unter den dünnen Zwei- gen der Bäume herumschlüpfi. Er macht ein kunstloses Nest von trocknem Gras, Moofs und dünnen Stengeln trockner Pflanzen ; es ist mit wenigen Federn, Haaren, und ein wenig Wolle ausgefüttert, und gewöhnlich in ein dichtes Gebüsch oder einen Haag gestellt. Das Weibchen legt gewöhnlich 5 Eier, weils und rothgefleckt. Wir vermuthen diefs sei le ier brun et jaune von Büffon. .. The least Willow wren — kleinster Weidenkönig, Cuf "Dieser Vogel ist ungefähr einen Zoll kürzer als der gelbe | eenenklaig ‚und % Zoll kürzer , als der Letzte. Die obern Theile seines Gefieders sind dunkeler als das rkt. Diese Art besucht dieses Land unter den ersten Zugvö. eln des Sommers , aber wegen ‘der geringen Anzahl dersel. 174 ben sind sie dünn gesäet, und da sie die Schatten einsamer und dichter Wälder vorziehen „ So werden sie selten gesehen, Der zweite ‚Vogel, den ich für eine neue Art ansehe, gehört zu der Gattung der sogenann- ten Piper, (Anthus) unter welcher gegenwärtig mehrere, ehedem zu den Lerchen gezahlte Ar- ten vereinigt sind, die durch den sehr dünnen, pfriemenformigen, nach vorn etwas eingezogenen und oben an der Spitze seicht ausgeschnittenen Schnabel , durch die eirundlichen ‚ in einer etwas aufgeblasenen Erhohung liegenden , zur Halfte be- en. Nasenlöcher, durch die dünnen Füsse und die lange, aber mehr oder weniger gekrümmte Flinterkrälle. dann aber auch vorHehin eh durch ihre ganze Lebensart und durch ihr Betragen sich sehr von den Lerchen unterscheiden. Sie nähren sich blofs von Insekten, halten sich gern, am Wasser auf, wie die Bachstelzen, mit: denen sie auch sonst manches Aehnliche Bee er Der Vogel, von dem hier die Rede ist, dürfte en lich „ Dieken u a AV iesenpiper, As pratensis, verwechselt worden seyn. In der That haben beide auf den ersten Blick eine grolse Aehn- lichkeit miteinander , allein bei naherer "Betrachtung zeigen sich doch V erschiedenheiten , die mir ın einer Gattung, wo alle dazu gehorende Arten ein- ander so Behr ähnlich sind , bedeutehd genug schei- nen, um die Rechte der Art zu begründen, wie, sich wiederum aus der vergleichenden Beschrei- bung. beider Arten ergeben EOENET Erstens finde ich einen beträchtlichen Etend schied in der Grofse zwischen beiden, indem mein | Vogel um mehr als %%#'' kürzer ist, als Anthus pratensis, und wenn er gleich in einzelnen Verhält-, & ne ne >» 175 missen grolser erscheint, dennoch im Ganzen klei- tensis oliven ner und schlanker ist. » “+ ‚Sein Schnabel ist 7!!! lang, während er "8 “A. pratensis nur..6/! beträgt, dagegen aber ist er ungleich schwächer, als Dei diesem. Der Oberkiefer ist langer als der untere, und o° * ” braun von Farbe, der Unterkiefer ist beim Weib- chen heller, beim Männchen aber auch braun; der Oberkiefer nach der Spitze hin stark zusammen- gedrückt. und eingezogen. Bei Anthus pratensis hingegen ist der Oberkiefer gleich lang mit dem „Unterkiefer. Er ist nur an der Spitze und auf dem Rücken, braun, übrigens fleischfarbig : und ‚wenig eingezogen. - Von dem ‚Oberschnabel zieht ER unserm neuen Vogel ein schwacher, weilslicher -Streif über das Auge hin, vom Unterschnabel ein brei- ierer über die Wangen. Hiervon ist bei A. pra- tensis keine Spur. Die Schlafe sind graulich-braun , bei A. pra- grüunlich. - Scheitel und Nacken sind dunkel graubraım 3 Adi schwarzen Längsflecken.” Der Rücken um vieles dunkler, die einzelnen Federn heller grau, das nur sehr wenig auf das Olivengrüne zieht, gesäumt, auf. dem Uropygium. verlauft‘sich das Braune mehr ins Grünliche. Bei A. pratensis: ist auf dem ganzen Obertheil das Olivengrüne viel deutlicher und bestimmter ausgesprochen. Die Kehle ist schmutzig weils, bei A, pra- tensis gelblich-weils; zur Seite mit schmalen braun- lieh-schwarzen Flecken: eingefafst. Die Brust ist rothlich-weifs , mit vielen braun- k Beh marzen langlichen Flecken esökit. Bei A. pra- ensis ist die Brust gelblich-weils und stark gefleckti 176 Mitten auf der Brust fliessen bei unserer neuen Art die schwarzen Flecken und ‚Striche alle in einen grofsen dreieckigen Schild zusammen, von welchem weder bei 19 pratensis noch bei irgend einer andern Art: dieser Gattung sich nie eine Spur zeigt. an Seiten sind braungefleckt, Bauch und Steils weils und ungefleckt; bei A. pratensis gelb- lich-weils. Die Schwungfedern sind grau-braun , am Aus- senrande weifslich gesaumt, 7 Ai grolsen obern Deckfedern mit schwachen und ‘schmalen grauli- chen Saumen, die jedoch viel zu wenig auffallen , als dafs sie über die zusammengelegten Flügel zwei weisse Streifen bilden sollten, wie bei An- thus ‚pratensis, wo jene weilslichen Saume der Deckfedern sehr breit sind, und die dadurch sich bildenden weissen Bänder über die Flügel einen auffallenden Charakter abgeben. Die ausserste Solwantzfeden ist, wie bei A. pratensis zur Hälfte schräg von Aussen nach In: nen weils. Die zweite hat bei dem männlichen Vogel wie bei A. pratensis an der Spitze einen keilförmigen weissen Fleck, der hingegen beim Weibchen nur als ein Punkt erscheint. Die übri- gen Federn des Schwanzes sind schwarzbraun, die beiden mittelsten aber aschgrau. Bei A. pra- _ tensis hat die Ste Schwanzfeder noch eine weisse Spitze, die übrigen sind schwärzlich. Die Füsse sind beim Männchen braun, beim Weibchen fleischfarbig, die Klauen schwarz; die Hinterklaue lang, wenig gebogen. Bei A. pra- tensis sind die Füsse, ehe au Klauen fleisch- farbig. Die Hinterklaue lang und stärker ge- krümmt als bei jener, 177 Es wurde von unserm Vogel ein Pärchen im letzten Mai, auf dem grofsen Moose zwischen dem Neuenburger- und dem Murten- See, vom Neste auffliegend,' geschossen. Das Nest stand mitten im Wasser, auf einer nur sehr wenig, über. dasselbe hervorragenden Binsenmotte, zu welcher man nicht anders gelangen konnte, als bis über die Kniee durch das Wasser watend. —— Ich glaube, die angegebenen Unterschiede werden hinreichend seyn, um auch für diesen Vogel die Rechte der Art zu begründen. We- ‚en seines beständigen Aufenthalts und seiner Woh- nung mitten im Sumpfe, schlage ich für ihn den Namen Anthus palustris, Sumpf-Piper, vor und gebe seine Diagnose also ant ‘ Anthus palustris supra griseo-fusca, ma- eulata. Sitriis albidis obsoletis vel nullis in ala. Subtus sördide alba, jugulo et, pectore maculis ‘oblongis nigricantibus , medio pectiore in unam ma- eulam ifiangularem confluentibus. Reetrix extima ‚dimidiato oblique alba, secunda macula cuneiformi alba. Rostrum longiusculum, gracillimum. Un- ‚guis posticus Jongus et parum curvatus. R, Or i 17° N 7 IV. \ 4 Ueber die Physiologie der Weinbergsschnecke (Helix Pomatia), von B. Gaspard, D. M., mit Anmerkungen von T. Bell, F.E. S. Im Auszuge") in dem Zoological-Journal No.1. (Merz ı824) (übersetzt vom Herausgeber). , $. ı. In unserm gemässigten Clima , gegen ‚den Anfang des Oct. wann Ber, erste Herbstfrost sich einstellt, werden diese Schnecken indolent, verlieren ihre Frefslust und versammeln sich N beträchtlicher Anzahl auf Hugeln , oder unter. dicehtem Gesträuch,, in Hecken u.;s. w. Nach einem bis zwei Tagen horen sie auf zu fressen, entledigen sich des letzten Inhalts ihrer Eingew reide und verbergen sich unter Moofs , Gras, dürrem Laub u. s. w. Hier macht eine, jede: für sich , mit dem vordern Theile ihres ee an mu De eine Hohlung A die weit genug ist, um wenigstens ihr Gehenme: aufzunehmen; sie erweitert en ılbe. noch mehr , indem sie sich nach allen Seiten herum- dreht, 4 erhoht sie nach den Seiten und zuletzt gegen die Decke hin, die aus Moofs oder Laub, oder aus der. durch ur Bewegungen des Throne aufgewühlten Erde sich bildet. Wenn diefs so weit gediehen ist, bis die Mündung des Gehäuses sich in mehr Ai weniger horizontaler Lage be- findet, so liegt sie still. Schnell zieht sie den Fufs er Gehäuse , deckt ihn mit dem Mantel- 9) 4 ganze Abhandlung steht in MMagendie's Journal de Aysiologie Tom. II. p. 295. 179 kragen vollkommen, welcher zu dieser Zeit von ganz weisser Farbe ist, und öffnet eine zeitlang die Lungenhohlimg; um eine gewisse Menge Luft einzuathmen. Um diese zu verschliessen , bildet sie vermittelst des Schleims eine feine durchsich- tige Haut, zwischen dem Mantel und den äussern Gegenständen, welche darüber liegen und nach- theilig werden konnten. Bald nachher sondert der Mantel eine grofse Menge einer sehr weissen Flüssigkeit auf seiner ganzen Oberfläche aus, welche sogleich sich gleichformig verbreitet und inen festen, ungefähr 15 Linie dicken, Deckel ildet. Wenn dieser Deckel erhärtet ist, trennt ' das Thier seinen Mantel, durch einen andern ‚Schleim ‚ der starker ist, als der erste war, davon ab; und nach wenigen Stunden, indem es einen "Theil der vorhin eingeathmeten Luft ausstolst , zieht es sich ein wenig weiter in das Grehaäuse hinein, bildet wieder ein Blatt von Schleim, zieht ‚sich abermals zurück , indem es wieder eine Por- tion Luft ausathmet, und so bildet es nach und nach eine vierte , fünfte und wohl sechste Schei- dewand, mit dazwischenliegenden Luftzellen *). *) Die hier von Hrn. Gaspard gegebene Beschreibung erklärt die Art und Weise , wie die Höhlung gebildet wird, nicht vollständig. ‚Sie wird nicht blofs durch den Druck des , Eusses und durch. das Herumdrehen. der Schnecke zu > Stande ‘gebracht. _ Eine Menge eines sehr klebrigen 7 7Schleims wird auf der untern Fläche des Fusses abgeson_ dertj, an welchem eine Lage Erde oder dürres Laub sich Jsanhängt ; diefs wird umgekehrt , und mit frisch abgeson- dertem‘ Schleim auf der andern Seite vermischt.. Das T'hier nimmt ‚hierauf mit der untern Fläche des Fusses =, eine.neue Lage Erde, kehrt sie auch nach der Seite, „welche die and. seiner. Wohnung werden soll, und so oh, wiederholt'es dieses Verfahren so lange, bis die Höhlung weit genug ist, und die Wände derselben eben, glatt und 0 fest sind. Auf eben diese, Weise ‚wird das Dach der Höhlung gebildet, indem der Fufs unter seiner Fläche eine - 180 \ BEN f % 2. Die Arbeit eines jeden Individumns dauert zwei bis drei Tage. Aber der ganze Mo- nat October verfliefst bis die Eindeckelung dieser Art allgemein vollendet ist. Nach dem Anfang des Novembers,, finden wir keine dieser Schnecken mehr, mit Ausnahme vielleicht einiger wenigen kranken Individuen, die, unvermosend ihre Win- terquartiere zu bereiten, bei dem ersten Frost um- kommen. ° Wenn durch irgend ein Hindernils die Mim- dune des Schneckenhauses nicht in eine horizon- tale Lage gebracht worden ist, sondern mehr oder weniger schräg steht, so geschieht es oft, dafs die kalkise Flussiekeit, bevor sie erhärtet, nach dem untern Theile hinfliefst, wodurch em milsge- stalteter und nicht hinreichender Deckel entsteht. Endlich glaube ich bemerkt zu haben, dals die hautigen Abiheilungen zahlreicher zu Ende des Winters sind, als zu Anfang desselben, ‘so wie auch zahlreicher bei den Schnecken , welche auf den Bergen wohnen, als bei denen die in den niedrigen Gegenden leben. Portion Erde sammelt, die das Thier aufwärts bringt indem es sich umdreht , und dort, vermittelst frisch abge- sonderten Schleims , absetzt , welches so lange wiederholt wird, bis ein vollkommenes Dach fertig ist. Da ich die. ses merkwürdige Verfahren oft beobachtet habe, so bin ich dieser Thatsachen versichert. Indem ich emen "Theil am des Dachs nach seiner Vollendung sehr vorsichtig hin... wegnahm , war ich ım Stande die Bildung des Deckels zu sehen. Ungefähr in einer Stunde oder etwas weniger Zeit nachdem die Winterwohnung zugedeckt worden , schwitzt die ganze Oberfläche des Mantelkragens in einem Augenblick die kalkartige Absonderung in beträchtlicher Menge aus.- Diese ist zuerst flüssig wie ein dicker Rahm „ aber sehr bald erlangt sie die Consistenz des Vogelleims , und wird äusserst zäh und klebrig , nach: Verlauf einer Stunde ist sie vollkommen fest. TB: EEE EEE EWR 181 N . 3. Die auf diese Weise eingeschlossene Shnäcke bringt nun 6 Monate im ERBE gänz- lieher Erstarrımg zu, erst im Frühling BREITE sie ihr Gefängnils und kehrt nach ihrem gewohn- ten Aufenthalt zurück. Wenn wir aber den Deckel kurz nach seiner Bildung wegnehmen , so kommt die Schnecke wieder in vor, reines wie- der umher, und nimmt nach den Umständen ver- schiedene Zustände an. ı. Wenn die Tempera- tur ungefähr auf 12—ı5°R. (59—67 °F.) steht, und die Schnecke Nahrung findet, so fängt sie wieder an zu fressen, ihr "Mantel, der grau und mager geworden war, wird wieder ee ie ‚ und in ungefähr acht Tagen macht sie sich eine andere Hohlung, worin sie sich begrabt und bildet einen neuen Deckel, der eben so fest ist, als der erste war. 2. Wenn die Temperatur kälter wird, z. B. 8—ı0° R. (50 —55°F.) so frilst sie sehr wenig, macht bald ihre Hohlung in der Erde, aber bringt nur einen dünnen, biegsamen , graulichen Deckel zu Stande, mit wenigen erdigen Theilen in seiner Substanz. 3. Steht die Temperatur nur ‚wenig über dem Gefrierpunkt, etwa 3 - 6°R.(39—45 °F.) so verschmäht sie alle Nahrung, bewegt sich kaum, hat keine Kraft ihre Höhle zu mäkeit ; und bringt nur einen häutigen Deckel zu Wege. 2 Sinkt endlich die T emperatur unter. den Gefr ierpunkt herab , so macht die Schnecke keinen Versuch sich ein Winterquartier zu bereiten und stirbt vor Kälte. je 4. Aus den Analysen, denen ich den N Deckel unterworfen habe, ergiebt sich, dafs er ‚ganz aus kohlensaurem Kalk besteht. Er loset sich mit lehhaftem Aufbrausen in den Mineral-Säu- ren und im Weinessig schnell auf, und aus allen 183 diesen Auflosungen , schlägt sich, mit Soda oder Potasche behandelt, ein reichliches weisses Pul- ver nieder, welches die Galcination wieder in den Zustand des caustischen Ralks zuruckfuhrt. Das dieser Kalksubstanz absondernde Organ ist der Kragen des Mantels; ein sehr wichtiges Organ, denn es ist der Theil, durch welchen das Schaalengehäuse selbst gebildet wird *). Es 14 *) Obgleich es aus einigen Umständen., wie z. B. der Wie_ derherstellung der Spitze des Gehäuses, erhellt, dafs auch andere ‘Theile gelegentlich im Stande sind eine Kalk. . absonderung hervorzubringen , so ist doch kein Zweifel, dafs der Rand oder Kragen des Mantels das Organ ist, welches diese Funktion gewöhnlich verrichtet. ich habe zu verschiedenen Zeiten Schaalen zerbrochen , kleine Theile derselben weggenommen , Löcher an verschiede. nen Stellen durchgebohrt , und immer habe ich gefunden, dafs wenn die Verletzung innerhalb des Bereichs des Man. telkragens war, dieser immer darübergezogen wurde, um die Wiederherstellung zu machen. Ich will einen dieser Versuche beschreiben , um zu zeigen, auf welche Weise diefs geschieht. Ich bohrte ein Loch in die Schaale der H. pomatid, und zwar in die vorletzte Windung dersel- ben, in der Meinung, sie werde den Rand des Mantels nicht hoch genug ‚ausstrecken können, um die Verletzung auf gewöhnlichem Wege auszubessern; indessen durch‘ Hervorstreckung des Fusses verschaffte sie Raum , dafs sich der Mantel innerhalb des Gehäuses hoch genug aus. dehnen konnte, und so wie dessen Rand mit dem verletz. " ten Theile in Berührung kam, wurde er wiederholt über das Loch hergezogen, wobei jedesmal eine kalkartige Schicht darüber angelegt wurde, bis dieselbe undurc sichtig ward, und in zwei bis drei Tagen fand ich bei der Untersuchung den neugebildeten Theil eben so fest als die übrige Schaale. Ein anderer sonderbarer Umstand, der hiemit zusammenhängt , ist, dafs bei den Schnecken mit farbigen Binden, wie z.B. bei H. nemoralis, eben so viele Binden auf dem Mantel als auf der Schaale sind ; sie sind braun und durchsichtig und enthalten vermuthlich in Vergleich wenig kohlensauren Kalk. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dafs die zur Ausscheidung dieser Sub. stanz nothwendigen Drüsen in diesen mit Binden bezeich- neten T'heilen des Mantels: wenigstens nicht in gleicher Menge existiren. .. Diefs ist indessen eine, blosse Vermu- thung , die nur insofern wichtig. ist, als, sie mit einem Ge- genstande zusammenhängt, der noch eine genauere Un. suchung verdient. T». Bi 183 ist gewils, dafs dieser Theil in seinen Drüsen oder Gokidsen den kohlensauren Kalk ungebunden ent- hält, so dals, wenn die Oberfläche des Kragens durch einen fremden Korper berührt wird, aus jedem Berührungspunkte eine Menge dieses Stof- fes ‚mit einem zaähen Schleim vermischt, hervor- dringt. Um noch mehr von dieser T’hatsache überzeugt zu werden, schnitt ich den Kragen des Mantels auf, und nachdem ich ihn in eine saure - ‚Auflosung gelegt hatte, entwickelte sich eine o o° Menge Gas, und die Flüssigkeit gab nach Hin- zufügung der Soda den gewöhnlichen weissen Niederschlag. ‘Kein anderer , auf ähnliche Weise behandelter, Bau bietet die gleichen Resuliate dar. 0 Es ist daher nicht zu verwundern, dafs der Kragen dieser Schnecke im ‚Herbst vor der Be- ziehung des Winterquartiers so dick und weils, und, wenn sie im :April wieder zum Vorschein kommt, oder wenn in der Zwischenzeit der Deckel ‚weggenommen wird, so dünn und grau ist. -Das ‚ Thier zieht seine kalkige Flüssigkeit nicht blos alıs seiner gewohnlichen vegetabilischen Nahrung, sondern vornehmlich aus der Erde, ‘die sie m olsem Ueberfluls verzehrt, vermittelst welcher die nothige Menge von Kalkstoff erhalten, und der: Abgang desselben leicht ersetzt wird. Aus diesem Grunde sehen wir diese Schnecken , wenn sieder Nahrung ‚beraubt sind , unfähig etwas mehr als blofse Haäute ‘an die Stelle der kalkartigen Deckel, die ınan ihnen genommen hat, hervor- zubringen 3, - *) Diese Umstände mögen für diejenigen H. pomatia gelten 4 welche in Kalkgegenden sich besser befinden und in grös. . serer Menge angetroffen werden. Dafs aber nicht noth_ wendig , zur vollkommenen Bildung des Deckels, Kalk- 18. Ä Die Versuche des Hrn. Gäspard über diese und andere Arten beweisen, dals die herannahende Kälte, wenn gleich sie für die vornehmste Ursache ihres Wintersehlafes angesehen werden muls , den- noch nicht die einzige ist, da er sonst diese :Wir- kung hatte hervorbringen müssen , wenn er, sie einer künstlichen ‚Rälte bis zum Gefrierpunkt aus- gesetzt hätte, und er fand, dals sie zu der be- stimmten Periode bei sehr verschiedenen Graden der Temperatur , die nach der von ihm gegebenen Tafel von 2=—20' R. (37—77° F.) variiren, die W interquartiere beziehen. at Die Resultate‘ von den zahlreichen und ge- nauen Versuchen des Verfassers um den Zustand der Lebensverrichtungen, während der Periode des Winterschlafes, zu prüfen, sind folgende. Es versteht sich von selbst ohne Beweis, .dals Generation, Sensation, Hirn- und Nervenfunk- tionen und Ortsbewegung gänzlich unterbrochen sind. .Das einzige Zeichen von Reizbarkeit , wel- ches während dieser Periode sich bemerken lalst, ist ein schwaches Zusammenziehen des Mantel- kragens, wenn er bei. Wegnahme des Deckels berührt wird. Die Versuche beziehen sich dem= nach auf Digestion,, Circulation, Bespiration, auf thierische Wärme, Nutrition, 'Secretionen und Absorption. ab \. 8. Da diese Thiere während der Periode: des Ueberwinterns nicht fressen , so ist die Dige- nn rast stion natürlich unterbrochen. Die Zergliederung. {N erde gefressen werden mufs, kann ich durch mehrere Stücke beweisen , welche diese Substanz gebildet haben, obgleich sie den ganzen Sommer hindurch keine Gele. genheit hatten Kalkstoff zu bereiten. Doch zweifle ich nicht , dafs dieser sehr viel dazu beiträgt, den Deckel fest und solid zu machen. . 185 vieler Individuen während dieses Zustandes zeigte den Magen ganz leer, die Gedärme mit einer braunen , dicken Flüssigkeit angefüllt, doch ohne einige No on Meerementen. . Wenn im November , bevor die strenge Kälte here” ein Theil der Sehasie einer zuge- deckelten Schnänke geöffnet wird, sahe man das Herz sich regelmässig ER jedoch schwach und sehr langsam pulsirend.. Während des Winters aber, wenn die Temperatur bis un- ter den Gefrierpunkt herabgesunken war, hatte es sanzlich aufgehört zu schlagen. "Wurde das 7 hier einem geringen Wärmegrad ausgesetzt, so erneuerten Sch Me Bewegungen des, Herzens, orten aber wieder auf, sobald es der Wärme ent- zogen ward. Diels wurde öfters mit dem glei- chen Erfolge wiederholt. Es erhellt also hieraus, dals, während des vollkommenen Winterschlafes der Schnecke, der Kreislauf gänzlich still steht. \. 10. .Auch die Respiration hort während dieser Periode auf, wie die Versuche des Verfas- sers gezeigt haben. Wenn die Schnecken wäh- rend dieser ganzen Zeit unter Wasser getaucht blieben, starben sie nicht, und es ist bewiesen , dafs sie die Luft ,„ welche sich in dem Ratme zwi- schen dem Deckel und dem Thiere befindet, nicht einathmen , denn man fand, wenn diese ans in der letzten Zeit der Uebenlirtdründshenide auf- gefangen und untersucht ward, das gewohnliche erhaltnils von Sauerstoff in derselben. \. 11 u. ı2. Die thierische Wärme, die selbst im Sommer, wenn Respiration und Kreis- lauf am lebhaftesten sind, die Wärme der umge- benden Athmosphäre a a a trifft, ist wahrend der Erstarrungs-Monate nicht 186 bemerkbar, Das Thier erfriert, wenn sein ‚Ge- häuse nicht mit dem Deckel KB lc ist, ge- nau bei ebendemselben Kältegrad,, wie FR an- dere gelatinose Korper; während hingegen dieje- nigen, welche vollkommen zugedeckelt und ei Erde leicht bedeckt sind, die Strenge des, er ters ohne Schaden aushalten. Diels Verkianaß der Rälte zu widerstehen hat indessen seine Gränzen , und es hat sich gezeigt, dals wenn sie einer en von ı6° F. ausgesetzt werden, sie gefrieren; und wenn sie aufthauen, geben sie zwar wieder Lebenszeichen, kriechen sogar , zie- hen sıch aber schnell ın E Schaalen ER und sterben bald nachher. Bei einem niedrisen, sichdem o F. nahernden Grade, sterben sie: augenblicklich. \..13. Ihr Vermögen einen hohen Gra d von Hitze auszuhalten , ist nicht, weniger ausser- ordentlich. In einer Hitze von 100° F. zeigten sie einen hohen Grad von Reizbarkeit , a sie abwechselnd aus ihren Gehäusen hervorkamen und. sich wieder hinein zurückzogen. Ward die Tem- peratur bis auf 120° erhöht, so schienen sie todt, lebten aber bei allmahliger Verminderung der Wärme wieder auf. Ja wenn sie. einen. noch etwas hohern Grad von Hitze ertragen hatten , » lebten sie zwar wieder ein wenig Bu starben aber nahher; bei einer Hitze von 127° war ihr Leben unwiderbringlich dahin. Aehnliche Ver- suche, im warmen Wasser angestellt , gaben die. oleichen Resultate. h ® \..14. Was die übrigen Funktionen dieser Thiere, Nutrition, Secretion und Absorption be- trifft, so gaben die Beobachtungen des Verfassers darüber folgende Resultate. Bei der Untersuchung des Mantelsaumes beim Wiederaufleben des 'Thieres 187 im Frühjahr, fand sich derselbe standhaft. eben _ se’mager und von.eben so grauer Farbe, als un- mittelbar nach der Bildung des Deekels, zum Be- weise, dafs die Secretion wahrend des Ueberwin- terns stillgestanden. Bei einem dieser Thiere,, dem man: im Monat Jun. die langern Fühler ab- genommen hatte, die bis zum Eintritt der Ueber- winterungsperiode zum Theil reproducirt waren), fand sich im nächsten Frühling, dals die Repro- duetion während dieser Periode nicht im Gering- - sten vorgerückt war. In Hinsicht aüf die Nutri- tion und Absorption gelangte der Verfasser zu ähnlichen Schlüssen. 15. Es ist demnach erwiesen , dafs wäh- ‚ zend desWinters, d.h. 5, 6, 7, 8 oder 9 Mo- nate lang, je nach Klima und Witterung , diese Thiere ohne Bewegung , ohne thierische Wärme, ‘oline Nutrition, Respiration, Circulation , mitBi- nem Worte: aller thierischen , organischen: und reproductiven Funktionen beraubt, existiren. Diese ' trübselige Existenz kann m der 'T'hat nicht eigent- lich Leben genannt werden, sondern ist vielmehr nur«eine' blolse Fähigkeit zum Leben :bis zur Rückkehr der erfreulichen Frühlingswärme., u. 579.106. In unserm Glima verlassen die, Schne- cken ihren! Zustand von Erstarrung mit dem: An- fangı.des Aprils, bald nach dem der Kuckuk: sich hören lafst und: die. Schwalben erscheinen, jedoch mit geringer Abweichung je nach .der, Witterung. Die Art und Weise wie sie aus ihrem Gefangnisse hervorgehen ‚ ist einfach und leicht zu begreifen. _ Die 'n den verschiedenen Zellen enthaltene Luft , ‚ welche das 'Thier, indem es sich nach ‘der 'Bil- dung, des Deckels immer tiefer in das Innere des Gehäuses zurückzog, ausgeathmet hatte, wird Natw, Aunl. 1. 2. 13 Si 188 nun wieder eingeathmet, und jede besondere häu- tige Scheidewand wird durch den Druck des hin- tern 'T’heils des durch den Mantel hervorgestreck- ten Fusses durchbrochen. ‘Wenn dieser an den Kalkdeckel kommt, macht das Thier seine letzte Anstrengung , sprengt und loset ihn am stumpfsten Winkel ab. Indem es hierauf nach und nach den Rand des Fusses zwischen Schaale und Deckel hineinschiebt, hebt es diesen auf und bricht ihn weg. Nun kommt das Thier heraus, kriecht und beginnt sogleich zu fressen, mit einem Appetit, der ohne Zweifel durch ein sechs- oder sieben- monatliches Fasten erregt worden ist *). $. 17. Aus den Versuchen des Hın. G. erhellt, dafs die Rückkehr der Wärme nicht allein hinreichend ist, diese Thiere wieder zu beleben. Denn wenn sie während des Winters einer trock- nen Wärme von 60—ı00° mehrere Tage, ja Wochen lang ausgesetzt wurden , so kam doch nicht Eine zum Vorschein; während hingegen diejenigen, welche in ein tiefes Gefals gelegt “waren, dessen gewöhnliche 'Temperatur 50° be- trug, im April oder zu Anfang Mai’s hervorka- men, ohne dafs die Temperatur erhöht war. _ Andere aber, welche in Wasser gesetzt. waren bei einer Temperatur von 77° zerbrachen in zwei oder drei Tagen ihre Deckel und kamen hervor. Dieser Versuch hatte gleichen Erfolg, wenn er im Januar oder im April angestellt wurde, . und *) Ich kann nicht annehmen , dafs das lange Fasten irgend etwas zu Erregung des Appetits bei diesem T'hiere bei. tragen mag, wenn ich bedenke, dafs es während seiner ganzen Ueberwinterung im Zustande eines vorübergehen. den Todes sich befindet, und weder Secretion, Wärme- erzeugung noch irgend eine "andere zehrende Function Statt hat. B. . 189 ‚wenn die Temperatur 60° oder 70° war; und es ist ausgemacht, dafs die Feuchtigkeit zu ihrer Wiederbelebung so nothwendig het, dafs wenn "zwei dieser Thiere nahe Hereiabden das eine in Regenwasser, das andere unter ein Glas gesetzt werden, dieses ohne irgend einen Versuch zu machen um sein Gefängnils zu verlassen, liegen bleibt, noch lange nachher , nachdem’ us andee seinen Deckel gebrochen und seine Funktionen wieder angetreten hat. - Es erhellt also aus diesen Wntsachen, dafs die Rückkehr des Frühlings mit Wärme und Feuchtigkeit in Verbindung ihre Wie- derbelebung bewirkt. \. ı8. Der Verfasser sucht hierauf die Um- stände zu bestinnmen, durch welche die Wieder- belebung verspätet ee kann; und er findet, "dals diels zuverlässig zu bewirken ist, wenn man 'sie beständig einer troekhen Wärme aussetzt ‚ WO- ‘durch er einige sogar bis zum October abhielt, ‚Ihre Deckel zu dischBröchen. Wenn sie dann in asser gelegt wurden‘, lebten sie sicher auf, allein sie waren ‚sehr schwach und starben Endlich. Ob- Br: der Verfasser sie fast ı2 Monate lang in "Zustande erhielt, se glaubt er doch nicht, a der Zustand wirklicher Erstarrung über die r öhnliche Periode des Übers hinaus Mn sondern er meint, dafs das Herz und Organe bis auf einen gewissen Grad ihre Funktionen wieder anfangen , welches er daraus 'beweiset, dafs sie Harbor immer so abgeschwächt gefunden werden. 19. Diese Umstände führen zu der Be "trachtung der Thatsache,, dafs die Schnecken wah- ‚rend der grofsen Sommerhitze" Ah’ in ihre) Ge- "häuse: Eurlichziehent und die Mündung mit emer ui 190 Haut verschliessen.: In diesem Zustande bleiben sie Tag und Nacht, so lange die trockne Hitze anhält , aber so wie ein Regenschauer fallt, bre- chen sie ihren Deckel und Krierkan dä und diefs geschieht so lange, als der Boden ER sert ist. (Wird Jortgesetzt. ) V. | Ueber das alte Rubinglas , von C. Brunner , Prof. Ei Die Memung,, dafs die Kunst der Glasma- lerei verloren gegangen sei, ist ziemlich allgemein. Dieselbe ist aber wohl :unrichtie. Dias Kunst wird seltener ausgeubt , weil ihre Produkte weht ‚mehr so gesucht sind ‚als vormals und nicht me "so. theuer bezahlt werden. Ganz gewils wurde . man aber heut zu Tage bei der, in- uber Stücken | ‚so grolsen V ervollkommnung der auf Chemie ‚sich ‘grüundenden Kunste, mit wenig Mühe alles. was die, ‚Maler des ı5ten und ı6ten Jahrhunderts ‚lei- | ‚steten , eben so gut und noch weit besser zu | Stande bringen , wenn die Arbeit bipling eh be- ‚lohnend ware. ‚.... Diejenige Farbe, welche immer am at | riesten war, rein und schon herv orzubringen sist] die rubinrothe ,. welche auf den meisten gemalten "Fensterscheiben jener Zeit in so ausgezeichneter “Schönheit angetroffen wird. Kunkel soll im Be- ‚sitze des rs merke gewesen ‚seyn, dieselbe Se A er en 191 in | ganz vorzüglicher Vollk ommenheit darzustellen s verschwieg aber‘ in seinem Werke über die Glas- "malerei sein Verfahren. i Es ist allgemein angenommen, Gold sei das Hanpt-Ingrediens zu dieser Farbe. .Ich will nicht entscheiden, in wie fern diese Meinung bisweilen richtig sei, allein einige Versuche, le ich vor Bei über einige Bruchstücke solcher ru- binrother Scheiben aus der besten Zeit angestellt 'habe, machten mich darüber sehr zu a Man weils ferner, dafs man durch Eisenoxyd und “durch Kupferoxydul dem Glase eine rothe Farbe 'mittheilen kann, welche indessen jener Färbung ‘des alten Glases an Schonheit weit nachsteht. - Cooper *) giebt an, dafs das alte Rubinglas Ku- pfer - Eisen- und Sfiheröxyd: nebst etwas Kalk 'enthalte.e. Das Eisen, meimt er, sei blofs ein zu- falliger Bestandthel. Mangan konnte er nicht ‘darin entdecken. ‚_ Ich theile einige Versuche mit, welche ich vor kurzem hierüber angestellt habe. "Das untersuchte Glas war, wie dieses bei den meisten alten rothen Scheiben zu seyn pflegt , "nur auf der einen Seite mit emer sehr dünnen rothen Lage bekleidet (sogenanntes Ueberfang- glas). Beim Erhitzen vor dem Löthrohre ver- schwand diese Farbe und konnte nachher weder "in der oxydierenden noch in der reduzierenden Flamme wieder hervorgebracht werden. _ Ein Stück einer chen Scheibe wurde zu Kücm Pulver zerrieben und im Silbertiegel mit t einen Ralı eingedickt und geschtiolzen. Die ‚geschmolzene NHSe hätte eine gesättigte, grün- -iK * Annals of Philosophy , Febr. 1824. 192 lich-blaue Farbe. Sie wurde mit Wasser auf- geweicht und- hierauf mit Salzsaure übersättist. Dabei verlor sich die blaue Farbe sehr schnell und gieng durch verschiedene Nüancen von Ro- senroth endlich m Gelb über. Als ich sie zur Trockne abdampfte und in salzsaurehaltigen Was- ser wieder aufnahm, blieb vollkommen weisse Kieselerde zurück, welche dem Lichte ausgesetzt sich durchaus nicht färbte,, also kein Silber enihbielt. Die erhaltene salzsaure Auflosung reagierte folgendermalsen : ı) Aetzendes Kali, weisser Niederschlag unauf- loslich im Vol In Zeit von 24 Stun- den wurde er von oben an bräunlich gefärbt. 2) detzendes Ammoniak, ebenso. 3) Kohlensaures Kali, en, 4) Salzsaures Zinnoxydul, keine Verände- rung. 5) RER Eisenoxydul, geringer weis- ser Niederschlag. ? 6) Galläpfeltinktur gab in der mit Ammoniak neutralisierten Auflosung eine violette Trü- bung. - "») Blausaures Eisenoxydulkali, einen hell- blauen Niederschlag. 8) HAydrothionsäure, eine schmutzige TR liche Trübung. 9) Hydrothionsaures Ammoniak ebenso, nur starker. 10) Sauerkleesaures Ammoniak , weisser pul- veriger Niederschlag. 11) Salzsaures Goldoxyd, keine Veränderung. Als ich aus der Auflosung das Eisen vorsich- | tig durch kohlensaures Natron gefällt hatte , erhielt | ich durch fernere Anwendung dieses Fallungsmit- | 193 tels einen weissen Niederschlag , welcher beim Trocknen braun wurde und sich ganz wie Man ganoxyd verhielt. ra ' Aus diesen Reaktionen so wie aus dem Ver- halten beim Schmelzen , geht die Gegenwart von vorherrschendem Manganoxyd hervor, zugleich ist: etwas Eisen (nach 6. 7.) nebst etwas Kalk 6. 10) zugegen. Diese beiden letztern Bestand- theile scheinen ihrer geringen Menge wegen blofs Es ist allgemein bekannt, dafs das Mangan- oxyd dem Glas gewöhnlich eine violette aber kei- neswegs eine rothe Farbe ertheilt. Ich suchte daher nun zu erfahren , durch welche Behandlung wohl letztere vermittelst dieses Metalloxydes er- halten werden konnte und behandelte zu diesem Ende verschiedene Manganoxyde vor dem Löth- rohr mit Borax. Ich fand, dafs sowohl reines , d. i. aus reinem schwefelsaurem Mangan mittelst Natron gefälltes Oxyd als auch der Braunstein in ‚einem gewissen Verhältnisse dem Boraxglase zu- esetzt, dasselbe dunkel-rubinreth färbt. Diese Farbe ist aber so dunkel, dafs sie nur bei kleinen Proben (etwa von der Grofe eines Senfkorns) wahrgenommen werden kann. Will man sie durch Zusatz von mehr Borax heller machen, so erhält man die gewöhnliche violeite Färbung. Ebendie- „selbe erscheint, wenn man das dunkel gefärbte Boraxglas in der reduzierenden Flamme behandelt. ‚Durch eine kleine Menge von Pulver der unter- suchten Fensterscheibe, wurde das Boraxglas ‚schmutzig violett gefärbt. Jene dunkelrothe Fär- ‘bung konnte ich nicht hervorbringen , weil bei einem grolsern Zusatz des Glaspulvers die Probe ‚zu strengllüssig wurde. ‚ıg4 ROH "Aus allem ‘diesem wird es mir sehr wahr- scheinlich,, dafs die. färbende Substanz des unter- suchten rubinrothen Fensterglases blofs: von Man- ganoxyd herrühre, und dals es bei der Dar- stellung nur darauf ankomme, dieses Metalloxyd in einem schicklichen Verhältnisse mit einem Flufs- mittel gemischt auf das Glas aufzutragen und nun in einem lebhaften oxydierenden 'Feuer, welches durch eine besondere Gonstruktion des Ofens, z. B. Anbringen von Luftzügen , welche über die erhitzte Giasfläche wegstreichen , leicht zu erhalten seyn wird, zu behandeln. N VI. Memoire sur U’ Indigestion , (lü a la Societe Cantonale des Sciences Naturelles de Lausanne, dans sa seance trimestrale du 4. Fev. 1824) par Mr. Zink, Chirurgien , membre de la Societ€ Helvetique des Sciences Naturelles. L’Indigestion est un travail particulier qui s’o- pere dans l’estomac; c’est aumoins toujours la qu’il' commence. Il se termine quelques fois dans le tube intestinal. "C’est une depravation de la di- gestion, (prava coctio). Peut-on T’appeler une maladie ou doit-on ne la regarder que comme une indisposition ? Les auteurs ne paraissent pas en avoir fait une maladie, ils s’en sont peu occupes. 199 Monsieur le Docteur Merat , dans son excellent article /ndigestion du Dictionnaire des Sciences medicales, article qui est ce que nous avons de . plus complet sur ce cas, disait en 1818 (t. XXIV, 4 ): „Je n’ai trouve nulle part reunis en corps BEN: doctrine les differentes recherches , que ce „sujet comporte, et j’ai pense qu'il y aurait peut- „etre quelque utilite A le faire.“ Plus loin , (p. 348) il fait observer que SAUV AGES qui a classe 2400 maladies, ne place en aucun endroit l’Indigestion: Si Y’Indigestion n’est pas une maladie elle est done une violente indisposition? La considerer de cette maniere c’est ne lui pas donner une attention assez serieuse, car quelques fois elle conduit & une mort prompte. Je pense qu ’elle doit-tre con- 'sideree comme une maladie aigue. Il me semble que nos comnaissances actuel- les nous permettent d’ajouter A ce qui a ete dit 'jusqu’apresent sur cette maladie, de fixer la theo- rie' de l'indigestion , dont l’auteur que je viens de ‘eiter parle en ces termes: „Pour bien se rendre '„ eompte de l'indigestion il faudrait que, les pheno- ‘„menes qui ont lieu lors de la digestion, nous fus- „sent bien connus, et nous sommes loin d’en &tre „la. * C'est en la considerant sous un point de 'vue different que ce savant auteur, que l’on peut (pour ainsi dire) la suivre au doigt et A Y'oeil; c’est ce que j’entreprends aujourd’ kai Messieiet, "avec lintention de vous faire hommage de mon errlgern ' On a range sous plusieurs series les causes gi empechent la digestion; celles qui pourraient tres les suites des maladies dont seraient atteints -des’autres or ganes que ceux de la digestion: celles 196 qui viennent des vices ou des maladies des organes de la digestion eux-memes: celles qui seraient produites par les aliments: celles enfin qui sont produites par quelques circonstances exterieures arrivees apres le repas. | Je ne m’occuperai point de ces divisions, ni d’aucennes complications,, je laisse ce travail & d’äu- tres personnes, ou peut-etre A moi-meme dans un autre ouvrage; je ne veux ici qu'etablir ma theorie sur les phenomenes de l'indigestion , je vais traiter de la maladie essentielle dans son principe, dans sa simplicite, de celle dont le Docteur Merat dit: (p. 357) „Sur un nombre donne d’indigestions plus des deux tiers sont des indigestions simples. * Je vais done premierement. vous la deerire. telle que je la vois, ensuite je la discuterai. Mais avant et pour expliquer plus facilement mon sujet, je suppose un individu bien portant de quel sexe et de quel äge que ce seit, et je dis que cet individu vient de faire un bon repas, ample sans exageration; il aura mange ce que l’on voudra pourvu que ce soient des substances propres a la nutrition du corps, il aura bu raisonnablement; voyons presentement ce qui va se passer de une indigestion, ll sera bien, et meme tres bien pendant quel- ques heures. Si. quelques-uns de ceux qui vont | avoir une indigestion sont en societe, ils se livrent- selon l'oceasion a la plus grande joie, ils font et disent des folies, paraissenk eires dans le meilleur etat de sante; ils se livrent-au repos si le moment du sommeil est arrıve: c’est un beau jour d’ete qui attend'un oräge. Apres un laps de temps plus ou moins one: wlais qui est communement de trois a eing heures 197 es le .repas, .l'individu. est. reveille d’un som- meil paisible , ou surpris dans son occupation , par une agitation subite, des baillemens penibles, des pandiculations y (simptämes eonnus pour annoncer une inertie) son pouls devient accelere, il a de Voppregsion , un poid extremement penible sur Festomac, avec l’epigastre douloureux quelques fois sensible au toucher; il a une cephalalgie sus- orbitaire, une sueur melee de frissons, une an- goisse un malaise si general, qu'il ne trouve pas ame bonne place et quiil change a chaque instant de position, il est inquiet, souffrant et mal par- tout , il a des eructations penibles , des nausees i ne viennent pas aussi vite le debarasser qulil le desire; & mesure que l'indigestion se prolonge toute cette tourmente devient plus forte et il fini- 'rait par suecomber si elle ne trouvait pas une issue par le haut ou par le bas. Soit naturellement , soit apres quelques se- ‚cotırs, les evacuations commencent, heureusement eiles ont lieu le plus souvent par le haut, l’indivi- u, nous pouvons apresent dire le malade, ‚eprouve ‚une ‚angaisse plus forte, ıl palit, il est pres d’eva- nouir, cet etat extreme est celui qui precede d’un ‚instant le vomissement d’une päte broyee par la mastication, mais ä laquelle les organes de la di- ‚gestion n’ont fait subir aucun ou presqu’aucun ‘ cehangement qui tienne a cette fonction; cette päte laisse un gout fort desagreable dans la bouche , ‚les dents sont aussitöt attaquees par elle comme si un acide violent les avait travaillees, elle repand ‚ane odeur toute particuliere que ceux, qui ont ecrits sur cette partie, nomment aigre, et que ceux, qui nm’ont aucune notion en medeeine ’ appellent aigre ‚aussi. Cette odeur est si forte et si persistante 198 qu’elle domine sur les cadavres des personnes mortes d'indigestion m&me avant leur autopsie ‚et bien plus quand on a peneire dans la cavite abdo- minale et que les gaz qui la distendent peuvent s’echapper ; cette pulpe fermentee est devenue ab- solument impropre & la digestion,, et’ ici je citerai encore une fois Mr. le Docteur Merat qui dit: (p- 367) „Il y a une observation & faire sur I’im- „digestion. C’est que les aliments une fois trou- „bles dans leur marche digestive, deviennent in= „capables de former le chyle, ils ont besoin „d’etres rendus promptement par haut ou par bas.“ J’ajouterai ä cette citation que de toutes les affee- tions de, l’estomac il n’en est aucune autre qui soit accompagnee de cette meme fermentation, qui n’a jamais lieu dans une bonne digestion. Apres cette Evacuation le malade est tout de suite soulage, quelques fois il est si bien, que le "besoin d’aliments se fait bientöt sentir, et quil n’eprouve plus aucun accident; d’autres fois apres 'Ia premiere evacuation il en vient une seconde qui est bilieuse, quelques fois aussi il faut quelques “heures et meme quelques jours pour le remettre entierement. FREER Quand Tiindigestion se dissipe par le bas, I’on ‚sent des barborigmes ‚ ils sont pour le bas ce que 'les eructations sont pour le haut, ils se terminent par la sortie de vents extr&mement desagreables , c'est de I’'hydrogene sulfure; quand les borborig- mes commencent, le medecin a la certitude que le pylore a laisse le passage libre & la pulpe non di- geree , ilne faut plus alors que favoriser sa prompte expulsion par quelques laxatifs doux. Voilä Messieurs, T'histoire de Tindigestion , je vais presentement tächer d’expliquer la cause oe wi = a 3 n 199 des phenomenes‘ que je n’ai fait que‘ vous indi- quer. | La premiere cause de’ lindigestion est Yinertie de Vestomac. C’est un etat Eskionlier de cet or- gane, dont on n’a pas encore parle en traitant ‚de l'inertie generale du corps, et en parlant de ‚celle amenee par la viellesse. Mr. le Professeur Virey a bien dit: (Diet. des seiene. med. t. XXIV. ‚pP: 391). „Les visceres digestifs sont debilites; Vas- ‚similation s’opere languissamment; il se fait une ‚cacochymie ou de mauvaises et laborieuses coctions ‚d’aliments etc.;“ on a ensuite parl& de l'inertie' de ‚la matrice et de ses effets, avant, pendant et „apres,la grossesse, mais on n’a pas dit que l’es- ‚tomac pouvait avoir une inertie independante .de ‚Vinertie generale qui est produite par la viellesse ..ou par un etat de maladie „ on n’a pas traite en par- ‚ticulier.de Vinertie de Tokiurmae comme on la fait ‚de celle de l’uterus, on ‚n’a,pas_ dit que l’estomac ‚pouvait avoir. une inertie ımomentanee comme .celle de Vuterus dans certains moments de l’ac- ‚eouchement. Sans traiter iei des causes del'iner- ‚tie‘, ‚je. suis ‚le premier ‚qui .dise que Yinertie de T estomac est Ja cause de l’indigestion ‚eten cela je traite un. sujet neuf ‚que je vais ‚avoir l’honneur .de vous developper. BERN Revenons actuellement ‚a Yindividu ru; jai „ehoisi, pour voir.,ce qui.se passe dans une indiges- ‚tion. Iln’eprouve aucune meommodite pendant quel- »ques heures, il.est en apparene& dans son etat ‚naturel „ parceque son estomac est entre dans cet .etat diinertie qui; doit amener l'indigestion, c'est ‚am etat de repos complet ‚dans le moment ‚oüt ce ‚viscere devrait travailler A la, plus importante fonc- ‚tion; on peut comparer cet etat,& liinertie ‚de l’u- 200 4 terus lors de l’expulsion du produit de la gestion. Ge sont dans l’un et l’autre cas des visceres sans action, et dans cet &tat (pour”etablir ma compa- raison par deux cas qui peuvent devenir mortels), D’un produit l’hemorragie et Z’autre V’indigestion, le bol alimentaire n’est point broye et l’estomae resie comme insensible pour le moment; V’absence de toute douleur de tout malaise, avant la fermen- tation, montre qu'il n’y a ni crampes ni spasmes. L’aliment contenu alors dans ce viscere ne subit pas du tout les changemens qu’il y eprouve- rait dans une digestion reguliere , ıl est JA comme dans hi tout 'ailtre vade Stud dans in "ei Cha et himide qui favorise la fermentation,, qui est peut-Etre acceleree parce que ce bol alimentaire s'impregne des sucs gastrics qui abondent dans TestBinde) aussi il entre en fermentation , il aug- mente beaucoup de volume sans &tre’broye; il s’en degage les gaz qui produisent les Eeructations, et alors commence la souffrance: l’estomac se distend outre mesure, les vents degages provo- quent et amenent les tiraillemens doulourenk); ren- dent la face boufie, me&me violette, le mälade eprouve de son vivant les memes phenomenes que la fermentation des substances contenues dans l’es- . tomae fait eprouver apres la mort, avec la diffe- rence que cette fermentation agit ici sur des vis- ceres sur lesquels elle est impuissänte quand la vie a cesse. Par exemple l’ouverture des cadavres morts d’indigestion, montre le foie noirätre‘ et gorge de sang, tout comme les vaisseaux du cer- veau engorges, distendus , ‚par l’effet sur la cireu- lation de la plus ou moins prodigieuse distention de l'estomac. C'est cette [ermentation qui s’etablit plus ou moins vite, et sur laquelle je me suis 201 arrete en vous parlant de la marche de l’indiges- tion, pour vous la faire bien connaitre, qui pro- duit touts les simptömes facheux. La .digestion arreide par l’inertie n’est agravde que par la fer- mentation seule, et si le bol alimentaire ne l’eprou- vait pas, il y aurait des digestions retardees mais non pas tous les accidents de l’indigestion: cet etat de. souffrance continue jusqu’& ce que les con- tractions deviennent possibles a l’estomac , alors il se debarrasse par le-haut ou par le bas, souvent des deux manieres et la masse fermentee une fois emportee tout rentre dans l’ordre. Je definis done l’indigestion, une inertie de Testomae qui se prolonge assez ‚de tems pour que la substance qui y est introduite,, aulieu d’etre pre- parde pour la digestion,, entre dans une fermenta- tion aigre, qui rend cette pulpe impropre‘ä former le chyle, produit tous les aceidens qui: accom- ‚pagnent cette maladie, la mort meme, et qui ne cede que quand son Evacuation peut arriver A tems. Je presume une partie des questions qui me seront faites. On me demandera si l’indigestion ‚vient par saturation, si le bol alimentaire n’est pas la cause de liinertie, s’il agit sur l’estomae par la fatigue qu'il lui procure, ou par la qualite des substances qu’il: met en contact avec lui; si les 'substances nutritives ont seules la facult€e de pro- ‚duire l’indigestion? .... Pour repondre & ces ques- tions Messieurs, j'’employerai des faits aulieu de 'raisonnements, parce qu’ls me paraissent la ma- niere la plus simple et la plus claire de traiter une ‚question. Je ‚ne ‚les prendrai pas dans; le nombre ‚de ceux que j’ai cru voir, mais de ceux qui ont etes vus ou ciles, par des hommes du pre- "mier merite. 202 Je dirai d’abord; que le bol-alimentaire ‚qui est introduit.dans l’estomae, ne fait pas la digestion; il n’est que la .partie qui doit &tre digeree; ce sont des substances vegetales ou animales , ‚mais privees de la vie et qui ne fournissent plus qu’une decomposition d’ou la digestion tire le chyle ‘qui sert aA la nutrition du corps: c’est ‚done le tissu vivant de l’estomac, qui opere la digestion des substances passives et privees de la vie ‚qui sont introduites dans sa capacite. Ges: substances-ne peuvent agir sur lu que de» deux manieres, ‘par leur qualite, ou par leur: quantite; voyons si Vexperience'nous dira que l’une de. ces deux cau- ses produit Yinertie de l’estomac, sans laquelle,la fermentation indigeste n’existe jamais. kuenf Gommengons par la qualite, et la pratique nous montre souvent que des malades ont manges sans en &tre ineommodes les choses qui pässent pour les; plus indigestes. Qui n’a pas vu de ces fievreux, dont la maladie durait depuis: long-tems et qui ont ete assez incivils,; pour. se guerir sans Vavis du medecin par un baquet de. mauvaise,'sa- lade qui n’a point ete indigeste pour-eux , dont Vestomae devait Etre bien mal prepare A :recevoir un pareil aliment; qui ne connait: les: appetits de- praves des femmes grosses, des filles chlorotiques que Mr. le Professeur Gardien croit idiopatique de l’estomae:; (traite d’ace..Paris 1807 t:: 1 psı40) et la meme chose en d’autres termes, (Diets.des science. med. t. XXIV. p. 3g4 et 395) quine.sait que dans les cas de Pica, de Malacia, ‚on voit des individus manger des cendres,, du. mortier,, des matieres calcaires,’ de la’ viande crue,,; des araignees, ‚du«cuir, du charbon, et meme 'des excrements; ne .voyons nous pas les polyphages 203 "avaler le sang tire aux malades ‚‘ ou des animaux vivants'tels que des anguilles, des ‚souris ete., et que les femmes, les hommes , et meme les enfans, qui se lıvrent ä ces degoutans repas, n’en sont ‚pas ineommodes; tandis que Ja meme pratique nous pre- sente assez souvent des personnes bien portantes'‘, qui, apres’avoir mange raisonnablement d’un’alı- ment bien prepared et de bonne qualite, ont cepen- dant de penibles indigestions. Voici une reflexion de Mr. le Docteur Mouton , dans son article: ap- petit, (Diet. des science. med. t. 2. p. 259.) „Un „mdividu extenue, phthisique, moribond, digere „me substance reconnue generalement pour indi- „geste,, parce qu 'elle fut un gout de l’enfance, et “son. estomac se refüuse A Vassimilation" de telle „autre universellement regardee comme d’une di- „yestion tres ‚faeile.“ Enfin je remarquerai, que les poisons meme ne produisent pas ordinairement 'Findigestion ;' on les retrouve dans quelques cas, - au dessous de l’estomac; ils tuent, mais ils sont digeres ‚ ils ne donnent pas la mort avec les phe-: "nonienes de l'indigestion. 2 Des faits semblables paraissent nous autoriser ach eonsiderer Pour quelque chose la disposition de l’estomac ; qui pourra une fois se debarrasser‘ sans peine de la chose, qui parait la plus difheile’ a digerer et qui_une autre fois aura une indiges- tion avec le meilleur aliment'. Ne poüvons nous pas dire que l’inertie de l’estomac, qui amene l’in- digestion, ne tient pas essentiellement & la qualit& des 'substances introduites, mais que cet organe mal dispose par fois, se trouve fatigue du poid dont on le charge quelque leger' qu'il "soit‘, Jet 'qu'il- veut se Tepöser , ‘reprendre des” forces: ‚avant d’accomplir son oeuvre, D arat la fermenta-' Natw, Annl. 1. 2. 14 204 tion vient lui €tre un obstacle, ce qui montre (fer- mentation A part) une grande analogie entre l’iner- tie de l’estomac et celle de l’uterus. Venons & la quantite, qui en fatiguant par son poid provoquera peut-etre l’inertie dans certaines ‘ eirconstances. Gependant nous voyons l’estomac recevoir des masses enormes et les bien digerer: je pourrais deja vous presenter le meme raison- nenıent, que je viens de tenir pour la qualite, je vais ajouter les cas de Boulimie, comparee au broye- ment continuel du boeuf, la faım canine, soit ceux dont l’appetit ressemble a la voracite des chiens, les polyphages qui mangent de tout pour assouvir leur voracite, les homophages qui mangent la viande crue, les cas d’ingurgitation ou gula, vo- rago, crapula des latins; et enfin tous ces glöutons qui remplissent leur estomac de la maniere la plus inconsideree, et qui n’ont pas toujours des indi- gestions, pour vous montrer que la quantite n’est pas non plus une cause necessaire de l’inertie de Vestomac. # Entre un tres grand nombre de cas, qui serait trop long et peut-eire fatiguant de vous ci- ter, jen choisirai cependant quatre, dont je vous parlerai d’une maniere tres abregee; et d’abord d’un homme de Wirtemberg dont l’histoire nous est conservee dans les commentaires de Leipsick , dans une these soutenue A Wittemberg , sous la presidence de George Rodolphe Boehmer en 1757, et ensuite dans le Dictionnaire des sciences me- dicales, (t. IV. p. 198 et ıgg9) par Monsieur le Docteur Fournier. Get homme devant le senat engloutit un mouton entier et un cochon de lait, soixante livres de prunes avec leursnoyaux. Toute son histoire est une suite de repas aussi copieux 205 s et plus ridicules, puisque sur la fin il avala une €Eeritoire de fer, recouverte d’etain avec plumes, canif et sable; nous ne le voyons pas atteint d'in- digestion : : son estomae etait il trop yigoureux pour craindre l’inertie? Je ne sais, mais ä läge de 79 ans il devient sobre et ensuite il mourut maigre dit-on , remarque faite de maniere & prouver qu'il avait ete gras. Je prendrai l’autre dans le nombre des ‚cas d’ingurgitation indiques par Messieurs les Doctours Percy et Laurent (Journal complement, t. ı p. 3ı) et je les laisserai parler eux-memes: „Nous avons _„essaye une fois (disent ils) combien un de ces „Lazzaroni pouvait manger de macaroni. Üietait na une foire, et devant beaucoup de monde attire „par ce spectacle; il vida un chaudron plein de „ceite päte, ä laquelle on avait ajoute du fromage „et un peu de sauce. Nous en payames vingt „livres.“ Je vous citerai encore ce Tarrare, dont l’his- toire est rapportee (Dict. des science. med.t. XX. p- 348), par Monsieur le Professeur Percy, qui a eu tant d’occasions de l’observer. „Il defiait le „public de le rassasier, et en quelques minutes il „mangeait un panier de pommes, quand quelqu’un „avait consenti ä en faire les frais,“ ıl se Iivrait & Tappetit le plus desordonne et il mangeait les choses les plus repoussantes. Un jour ä Sultzen Se de Weissembourg, en presence du Docteur orenz, medecin en chef de l’armee, qui se trouvait la par hasard, Tarrare tenant un chat vivant par le cou et les pattes, lui dechira le _ ventre avec les dents, suca le sang, et bientöt ne laissa plus que le squelette; une "demi heure apres il rejetta le poil & la maniere des carnivo- 206 ves et des oiseaux de proie. (ouvr. cite p. 349.) On se fait une idee de ce que cet estomac pou- vait englontir quand on dit, qu’a l’Age de.ı7 ans Tarrare ne pesait, que cent livres % il pouvait „manger en 2/} heures un quartier de boeuf de ce poid.“ Dans les guerres de la revolution, le General de Beauharnais vonlant l'employer a la correspondance secrete, Tarrare apres un essai gui avait reussi, „devora devant plusieurs ofheiers „generaux pres de trente livres de foie et de. pöu- „mons ‚ernds,“ et un etui contenant une lettre pour ım efhicier francais prisonnier pres de Lan- dau. (ouvr. citögp. 350.) Nous ne le voyons pas en eire incommode, il fut pris et il recut deux fois la bastonnade; Y’etuit etant sorti il l’avala de nouveau, pour ne pas Etre pendu au premier arbre sl avaıt ete decouvert, et il rentra au camp frangais tres degoute de e correspondance secrete; s’l avait eu’une indigestion, il aurait ete perdu; il. est venu ensuite mourir a l’hospice de Versail- les; louverture de son corps montra une grande desorganisation ‚ des foyers purulents, de la pu- trefaction , mais sa Jongue histoire n 'indique aucune indigestion malgre les masses enormes qu'il a en- Slouties. i Si a cöte de cela on reflechit, qu’une tasse de; soupe au lait ou au bouillon peut produire I’In- digestion, on est oblige de convenir, que la quan- tite ne, provoque pas "plus Vinertie de l’estomae que la ‚qualite; et si. la qualite des choses i ingerees ‘ou. leur quantit& ne sont pas des. causes. con= stantes de cette inertie, qui produit I'Indigestion ap c'est done une disposition propre & ce ‚viscere qui le rend inerie ? Les substances autritives ont elles ‚seules la / “4 j E97 facult@ de produire cette maladie ? Je) dis ou! I’Indigestion ne peut avoir lieu sans cette „fermen- tation” aigre, qui produit tous les accidents qui ne ‚paraissent, que quand elle s’etablit; le dernier fait que je vais vous citer vient a Yappui de ccite ‚proposition, c’est un polyphage qui me le fournit. C’etait un forcat, qui mourut a T’hopital de la marine de Brest, le 10 Oct. (774. L’ouverture de son cadavre se fit devant tous les ofhciers de sante de Y’höpital, et beaucoup de medecins et ehirurgiens de la ville, il y avait un. changement enorme dans la place, que devait occuper l’esto- ‘mac et dans sa capacite ; l!’on trouve dans la. rela- tion de ce fait (Diet. des sciene. med. t. IV. p- 198 et 199) une liste des pieces trouydes dans ce viscere, il y en a 46 dont la plus longue a 19 pouces, elles sont en bois, fer, etain, a r verre, pipes ete.; elles fournissent ensenibles, le poid ind livre et six onces. si linertie a pu Textikter dans cet organe, ‚2, ne devait Etre pour le forcat qu’ un etat de bien etre, mais que tous ces objets n’etant pas susceptibles de fermentation ils ne pouvaient ‚pas produire tous ces accidents d Indigestion , qui sont la ‚suite : vohme: augmente de la masse qui fermente, de qualite partieuliere que prend cette fermentation a tenfin. du degagement des ‚gar. | NIE’ traitement de Y'Indigestion ‚se. "reduit le Re sonvent au repos „A la ER et aux delayants; mais guand ‚elle devient serieuse elle deniande une lus Srande attention. , DE Danke premier momeht "on "done "souvent - du”the, dans le but de fayoriser la digestion; i retissit assez bien quand la eentahon n'est pas 208 etablie; quelques personnes pretendent qu'il est plus nuisible qu’utile; elles preferent l’eau tiede; jai vu en pareille circonstance de bien bons effets d’une legere infusion de sauge, (Salvia oficinalis Linne) et meme d’une tasse de cafe a l’eau: j'ai employe un autre moyen, duquel je parlerai um peu plus loin, pour ne pas etre oblige de me repeter. | On employe aussi les lavements calmants emollients, on peut en donner des purgatifs; je ferai observer, que dans leur nombre on en a con- seille avec de l’opium. Lorsque ces premiers moyens ne reussissent , "pas, les praticiens en ont propose deux autres, sur lesquels les opinions ont varie, ce sont les eva- cuans et la saignee, qui tous les deux ont eu des succes. \ *. On’ evacue avec le tartre stibie, (tartrate de potasse antimonie) ou avec des sels neutres; le premier se donne tout de suite, c’est-a-dire dans le moment oü Y'Indigestion est quelque fois dans toute sa force , et l’on peut demander, si c’est bien le moment de donner l’emetique ? Ajoutons , lors- que l’estomae est prodigieusement distendu. par la mauvaise fermentation des substances ingerees , et par le degagement des gaz quelle produit: quand Yepigastre est tendu douloureux menie au toucher, que l’etat force de l’estomac change la eirculation, que d’une part le sang est refoule pour ainsı dire dans le, foie dont on trouve la substance nojrätre et gorgee de sang chez ceux qui succombent, et que d’un autre cöte le sang est porte avec force A la tete, que la face devient plus ou moins boufhe et violette, que les vaisseaux Bu cerveau sont distendus et engorges, doit on ex- 209 eiter leı vomissement par le tartre stibie ou V'ipe- ‚cacuanha ? Je ne suis pas etonne, si ces: considera» tions :ont fait reculer plus d’un praticien, surtout si le malade est une de ces personnes, chez les- quelles tout a une apparence apoplectique meme en sante. Je: sais que le danger ne cessera , (que quand l’estomaec sera evacue, mais ne pourrait on pas procurer cette evacuation, sans employer un medicament qui augmente par son excitation l'ef- fet d’un vomissement ordinaire, qui devient redou- table quelque fois dans des occasions bien moins dangereuses ? sn. Les sels neutres’ ne se dennent, que quand le danger estipasse , que l’estomac s’est debarrasse . soit en partie par le vomissement, soit en tout ou ‚en partie par le bas; leur emploi est toujours utile alors, pour faire promptement sortir cette masse impropre au chyle: on facilite leur action par le bouillon de veau,' le petit lait, ‘le bouillen aux herbes , ou toute autre boisson delayante. 0% Le second moyen est la saignee. Ses partisans ont trouves une grande opposition, je pense, qu’elle venait de ce qu’on considerait cette maladie comme ‚ une affection purement bilieuse , ou que l'on craig- nait en saignant de diminuer les forces digestives ‚de l’estomac. J’ai observe beaucoup d’Indiges- tions, j’en ai reconnus sous des’ apparences bien irompeuses , et je n’ai jamais employe la saig= nee dans ce cas, mais je sais qu’elle a ete em- ploye avec avantage. Je crois..que dans l’etat force et sanguin olı le malade se trouve ‚-ilest possible , qu’en rendant la circulatiom plus libre y plus facile, par la: sortie de quelques 'onces de sang, cette Jiberte dans la circulation permettra a l'estomac de sorlir de ‚son inertie), etides ‚qwil 210 sera rendu ‘A son ietat:naturel,: il se/delivrera- tout de suite et; avec. moins d’efforts, de. violence,, que si dans le moment de la tourmente on l’ex- eitait par un vomitif. 313 Mais ne serait-ıl pas un moyen, par lequel « on pourrait faire. cesser l’ineriie ‚ ‚sans recourir au vo- mitif, "qui peut n’etre pas sans .danger;. ou.&a la saignee, qui souvent.et malheureusement a contr’elle opinion a laquelle le medecin ‚est oblige de ceder meme malgre lui; ou enfin dans des cas oü les ‚circonstances Jui feraient desirer de'n Wemployer ni l’un ni l’autre de ces deux moyens? Je ne .pretends pas donner: un. speeifique contre ‚l’Indigestion , car je pense que nous .n’en avons pour aucun cas; je dirai. simplement que Y’opium m’a r&ussi , qu’une dixaine de goutes de Laudanum donne dans une tasse de boisson,, ou une: portion opiacee, ont eu des heureux. eflets; ilme. semblait que peu‘ de moments apres l’avoir administre , l’estomac reprenait ses fonctions, un vomissement sans grands efforts soulageait le pa- tient, ‚bientöt les borborigmes annongaient la liberte du: pylore: si peu de tems apres avoir pris l’o- pium ‚sous une forme quelconque, il reste sans effet, on peut recourir a un ‚autre.:moyen; je me suis souvent felicite de ‚l’aveir employe, je lin- digque. sans pretention , sans meme., chercher. & prouver, qu’en conseillant de l’employer, je ne contredis pas ma theorie..de l’Indigestion. 'Veilä Messieurs, un bien faible essai sur une eruelle, maladie; je n'aı fait qu’une esquisse , ‚je voudrais qu 'elle fut moins imparlaite et plus digne de vous ‚etre presentee ; jai. reuni dans quelques pages et d'une maniere rapide ce qui pourvait faire un. volume; je desire que. vous. accueillez mon z | 211 travail avec indulgence, el si, quand nous rendrons eompte & la Societe Gentrale de nos travaux de Vannee , mon petit memoire peut fournir. quelques lignes interessantes, j’en serai extr&mement flatte. = | vn. | Naturforschende Gesellschaft in Solothurn. nn — ’ x N im letzten Herbst in. Solothurn gebildete naturhistorische Kantonal - Gesellschaft ak vor Kurzem ihre erste Jahres-Versammlung unter dem Vorsitz des Hrn. Hugi, gehalten. An "der ge- druckten Eröffnungs - -Rede ” sieht der Vorsteher vorerst das Ziel an, nach welchem die Gesell- schaft strebt — Beforderung des Studiums der Naturkunde im Allgemeinen , insbesondere Erwei- terung der physischen und naturhistorischen Kennt- nils des Kantons Solothurn und Anwendung, der- selben auf Industrie, Landwirthschaft u. s. w. — und weiset hin auf ‚eine grolse Menge einzelner Gegenstände, über welche die Mitglieder der Ge- sellschaft ihre Aufmerksamkeit und T hatigkeit nach und naeh ersire ecken sollen. Hierauf "hd eine Uebersicht und summarische Inhaltsanzeige der in den wöchentlichen Versammlungen von er Mit- gliedern gehaltenen Vorlesungen ertheilt , aus wel- cher auf eine erfreuliche Weise der Eifer und die Thätigkeit hervorleuchtet, womit diese BES: tete Gesellschaft aufgetreten ist. » 212 f Hr, Augi hat die Gesellschaft über folgende Gegenstände unterhalten: ı) Ueber die kosmo= logischen Mythen in den Religionsansichten der alten Völker. 2) Ueber die Scheidungs- linie der Jahrszeiten. 3) Ueber das Jura= gebilde, in einer Reisebeschreibung. 4) Ueber den neuentdeckten Cölestin im Jura ; sein geog- nostisches Vorkommen und seine oryctognosti- schen Verhältnisse. Hr. H. stellt etwa 20 Ab- anderıngen der Gestalt desselben auf, von wel- chen er die Tafel als Grundform betrachtet, die einerseits in die Säulenform , andrerseits in die octaedrische übergeht. 5) Ueber die im Kan= ton .eingeleiteten, meieorologischen Beobach= tungsstationen. An ı6 der wichtigsten Punkten in den 'T'hälern und Hohen sind bleibende Beob- achtungsstationen , die mit gleichen Instrumenten von wissenschaftlichen Miitgliedern des Vereins hesorgt werden. Von der flachen Schweiz an über alle Keiten und 'Thaler des Jura bis Dornach und eben so in der Ausdehnung von Kienberg bis Bärschwyl hat die Gesellschaft ihre angestellten Beobachter. 6) Ueber die Einrichtung einer Maschine als Feuer= und Gegenständezeiger. 7) Ueber den Zustand und den and des physischen Wissens in Solothurn. , 8) Ueber die Entwickelung des Limneus stagnalis im Ei. 9) Ueber die Fortpflanzung den Schilt- läuse (Goceus). ı0) Ueber die Erdflöhe. ı1) Ueber einen sehr grobkörnigen Roogen- stein, der bei Morspel bricht. Die Körner ha- ben Y; bis 2 Zolle Durchmesser und immer einen fremdartigen Korper als Centrum, um.den sich die Masse oft in dreissig concentrischen Hüllen ' anlegt. Bei vielen fanden sich sehr schon erhal- 213 tene Strombiten als Kern. ı2) Ueber die Pe- trefacten im Jura. Hr. H. stellt 62 Familien davon auf, von denen er die Exemplare vorwiels, Besonders merkwürdig und wichtig für die Geo- logie sind die vielen Osteolithen von Wirbelthie- ren: ganze Kiefer von Raja aquila und mehrern andern Rochen,, Sparus, Anarrhichas, Haifische , Krokodile, Ichthyosauros , Protosauros, und Me- galosauros von ungeheurer Grofse. Von diesem letztern fand man bisher nur in England und bei Honfleur einige Spuren. Viele Schildkröten von verschiedenen Arten Testudo, Emys, Chelonia 1.5.'we Einige Knochen von Ceiaceen, Palao iherien, Anoplotherien, von Elephanten und noch viele Unbestimmte und Unbekannte. Es scheint in dieser Hinsicht die Gegend von Solothurn ein so klassischer Boden für die Geologie zu seyn, als die Gegend von Paris. Mochte'sie doch bald ‚ihren ‚Cuvier und Brogniard finden! 13) Yersuche mit Blausäure an den untern Thierfamilien, 14) Ueber das Erdbeben im Jura von 1356. „u Hr.. Pfluger, Apotheker, hat vorgetragen : 1) Die Resultate der Untersuchung. einer Quelle bei Wartenfels. 2) Ueber das Bepickt- werden der Hühner in einem fremden Hüh- nerstalle. 3) Ueber die Krafi des Saftlaufs im.Weinstocke, der in einer Glasrohre sich über 20 Fuls über den abgeschnittenen Stock hob. 4) Erklärung über Perkins neue Dampfma= schinen. 5) Ueber die Osteocolla. 6) Ueber ‚die Entdeckungen von Faraday, Davy u. a. 7) Ueber die Blitzröhren. 8) Ueber die Ver- besserung des Erdbohrers. 9) Versuche über die Contraction zweier Flüssigkeiten bei ihrer ‚Fermischung. 10) Notizen über. Göthe's na- 2ı4 turhistorisches Studium, “und mehrere Ansich- Y ten desselben. ı1) Ueber Winterl’s T, heorie der Chemie. 'ı2) Ueber das Ziekzackschläa- gen des Blitzes und das ‚Rollen des Donners. Hr. Lüthi,‘ (Veterinärarzt). ı) Ueber die Naturgeschichte ‘der Hausthiere. 2) Ueber’ den Milzbrand beim Hornvieh. 3) Ueber Stammältern und Rassen der gezähmten Wiederkauer, über die Rassen des Schweizer- viehs, dessen Eigenheiten und Naturtriebe auf Hoech- und Mittelalpen ‚in flachen Gegenden und im Sumpflande. 4) Ueber fremdar tige Massen in den Organen thierischer Körper, als Haar- ballen, Darm- und Nierensteine. 5) Ueber die Bedeutung der Schädelknochen. Hr. Roth, (Lehrer). *ı) Ueber die ‚Pen. denz der Botanik. 2) Beobachtungen über die Rosenarten im Jura. 3) Ueber'die Sym- bolik und Bedeutung der Blumen.‘ 1) Ueber die Leguminosen des Jura, ihre Verbreitung im Allgemeinen ‚ vorzüglich m der Schweiz und im: Iurh Die Gattungen werden aufgezahlt, ihr klimatisches Verkätnils entwickelt, und rucksicht- lich der Coronilla minima bei den Schriftstellern | eingeschlichene und nachgeschriebene Irrthimer werdenöher ichtiget. 5) Kritische Beleuchtung von Krauers Prodromus florae lucernensis. 6) YVeber die Requisiten 'zu einer Flora des Jura. 7) Forschläge zu Eimrichlung eines Kantonalherbariums für‘ die Gesellschaft: 8) Ueber eine einzurichtende Maschine, wel- che alle ‘Gegenstände des Horizonts nach= weisen und vornehmlich er nächtlichen ' en brünsten dienen zwiürde. Hr. Ziegler, (Dr..Med.im RER 1) Veber 21) das Ferhältni/s:des Arztes zum Studium der Naturwissenschaft. 2) Ueber die Anstalt für unheilbare Kr ara in der Klus. 3) Weber die Ernähr ung des Menschen. . 4) Ueber das Zerfallen des menschlichen Körpers im Selbst= [ ewu/sseyn, mit Beispielen aus der Geschichte erläutert. . 5) Darstellung des Digestionspro= zesses. Hr. Walker, (Ingenieur). ı) Bericht einer Reise über den Gotthard nach: Graubünden. 2) Weber geographische Länge= Breite- und Höhen = - Bestimmung. 3) Ueber, den wissen= schaftlichen Geist in der Mathematik und. die Art sie wissenschaftlich zu lehren. 4) Ueber ie topographische Adusmessung eines Landes, vorzüglich in Bezug auf Solothurn. r. Jäggi, (Arzt). ı) Ueber die Men- schenrassen und über das allgemeine .Verhältnifs der körperlichen und geistigen. Eigenschaften des. Menschen. 2) Ueber die Behandlung der Sterbenden und Todten, Begr abnilsplatzeu.s. ws 3) Ueber den thieı ischen Ma: gnetismus. Hir. -Meyer ; “(Veterinärarzt). ,ı) Ueber Ausarlung und Verbreitung der Hausthiere. 2) Ueber das Ferhältnifs der Thierheilkunde zur Wissenschaft. 3) Ueber das Ferhält- nifs des Veterinararztes zur Wissenschaft überhaupt und die Erfordernisse eines solchen „ wenn er: Gehöriges- leisten und dem Wunsche des Staats entsprechen solle 4) Ueber die Ab= stammung. der Hunde mit Auseinandersetzung ihres Stammbaums. © Hr. Koftmanni, (Dr. Med.) ı) Ueber die er pre/smaschine. 2) Ueber Sauerkleesäure 1 Salze. Geschichte, der Entdeckung ihrer ‘ 216 giftigen Eigenschaften , Resultate der Leichenöft. nungen dadurch vergifteter Menschen, Versuche damit an Thieren. Als Resultat ergab sich: dals eine kleine genommene Menge schnell todte; da _ bei größserer Mense oft noch Rettung möglich ist. 3) Ueber die Stubenluft, besonders in Sehul- | stuben. 4) Ueber‘die Wiedererzeugung der Regenwürmer, nach Dr. G. Sangiovanni in Neapel. Hr. Girad, (Arzt). Notizen über die Bil- dung einer kalkar tigen Masse im Speichel- gange eines Mannes, der schon lange an hefti- gem Rheumatismus Iitt, durch das Erscheinen dieser Kalkmasse aber, wie mit einem Zauber- schlage davon befreit wurde. Hr. Kottmann, (Sohn). Untersuchung des im Jura neuentdeckten schwefelsauren Strontians. Er fand nächst Schwefelsäure ‚und 4 Strontian in den reinsten Kristallen nur sehr wenig | kohlensauren Kalk, Kieselerde , Thonerde. und | Eisenoxyd. VII. Bücheranzeigen. Die Heilquelle zu Pfäfers, ein historisch- topographischer und heilkundiger Versuch von J. A. Kaiser, der Med. und Chir. Doctor, Stift- und Badarzt zu Pfäfers. Chur, 1822. 8. IV. 182. Das Werkchen besteht aus 3 Abtheilungen. Die erste handelt ı) Von der Lage und Ge- | | 217 schichte des Bades. 2) Von der Badeanstalt. 3) Von der Umgebung und Unterhaltung. Diesem Abschnitt ist die geognostische Be- schreibung der Gegend aus Ebel, eine kleine Flora und Insecten-Fauna , (beide freilich nur allzu mager und durch Druckfehler entstellt) beigefügt. Die zweite Abtheilung enthalt: ı) Ansich- ten über die Heilquelle. 2) Eigenschaften und Bestandtheile. Das Wasser ist rein, kristallhell , leichter als jedes andere, steht nicht leicht oder ‚gar nicht ab; in Bouteillen eingeschlossen machte es nach 30 und mehrern Jahren nicht den minde- sten Niederschlag, es ist farbenlos, ohne Geruch und Geschmack. Die Analyse, welche Hr. Apo- theker Capeller in Chur im Sommer ı819 vor- nahm, gab in einem 15 Wasser zu ı6 Unzen folgende fixe Bestandtheile: - Salzsaure Talkerde 66 Extractivstoff- Sei BEN Salzsaures Natrtum . 0,21 — Härıstff . . . ..070,06 ° — Schwefelsaures Natrtum 0,62 — Schwefelsaure Kalkerde 0, 377° — Kohlensaure Ralkerde 0,32 — Kohlensaure Talkerde 0,87 — 3) Wirkungen. Besonders wirksam erweiset sich das Pfäferser Wasser bei Magenbeschwerden , Leiden der Leber und des Pfortadersystems, in Nervenleiden, bei Gicht, Rheumatalgie und chro- nischen Hautausschlägen , Schleim- und passiven Blutflüssen und mehrern Krankheiten des Lymph- systems, bei Krankheiten des Harnsystems, in Lähmungen, Contracturen und Schwäche nach vorhergegangenen Verwundungen. 4) Anwen- dunssarten. 5) Verhalten vor, während und naeh der Cur. 218 ‘Der. dritte Abschnitt liefert einige Beobach- tungen des Verfassers in manchen einzelnen. Krank- heikskalleni: . Angehängt ist eine Aussee] alterer und neder Gedichte auf die Bleilquelle zu Pfafers. Drei bei- gefügte Kupfer nebst der Titelvignette in 'Tuseh- ınanier geben Ansichten von der Lage des Bodens, von dem Badhause , von. dem Kloster Pfäfers Du vom Eingange zur Re Lichenes helvetici exsiccati, Fase. I-IV. a et. Lichenum helveticorum spicilegium, Sect. J. Lich. exsic. Fasc. 1—4 illustrans; Autore Lud. Em. Schaerer. Bernae, apud ee De C. A. Jenni, bibliopolam. Ne j Der Nutzen getrockneter Sammlungen fir das Studium der eryptogam. Pflanzen ist allgemein an-. erkannt; ‘die Familie der Lichenen bedarf. dieses Hiülfsmittels vor ‚allen andern, denn die mannig- faltigen Formen und Farben dieser ‚Gewaächse Sind sehr schwer zu beschreiben ‚und bis jetzt sind nur wenig Arten derselben ‚gut abgebildet. Das Werk des Hın. S. kann also zur Be- stimmung der Arten dieser Familie.von grolsem Nutzen 'seyn,. zumal da.die Schweiz.an Lichenen sehr reich: ist. Die vier bis jetzi erstere u. über ses Werks enthalten 100 Exemplare von 5ı Ar- ten, indem der Verfasser viele Abanderungen von. Cladonia pyxidata, digitata,, filiformis , gr nahe ua gegeben hat. Aa Pe enthalt die Sammlung; 8 Arten von Galycium , mehrere Arten-von. Pel- ügera , Cladonia, CGetraria und ‚eine- ziemliche Anzahl von Opegrapha. Ki. 0 219 » Die Exemplare sind im '«Ganzen sorgfältig zäsgeniäie: "und ‘zubereitet ‘und genau bestimmt. Indem: «Spicilegium smd die in ‚den A Fascikeln: enthaltenen Arten nebst ihren Abänderungen sehr deutlich und gedrängt beschrieben , und "aid sehr verworrene Synonymie ist. enok nern setzt. worden. 0... Keine .der in den Fäscikeln enthaltenen Art ae ist nen und Hr. S. verdient Dänk‘).dafs’er die "Menge der | voh «Acharius , Flörke > “. ai aufge» stellten“Arten. nicht“ vermehrt hat: 'Er hat viel» mehr viele der von’dem ‚genannten ‘Autoren als. ne Arten!betrachtete Abänderungen’ unter Eine. Art vereint, welches besonders ‘ber den Gattum- gen WC leben el "Opegrapha "oft geschehen ist}; "u ‚Preis. der getrockneten Exemplare (die''auf gutes Papier aufgeklebt in einem 'Pappkasten ver- sendet werden,)' "Fasei IV! 16 Schweizerfran. Br *Lich..spieilegium Seet. 1. besonders Frk: 2; "Nova indoria’ de Par allelarum rectarum h 498 rietatibus , ‚auctore Daniele Hubero,, Ba- BER ‚ in ‚acad. patria mathem. Prof. et Biblio- hecario. Bas. 1823, , sumptib, librar., ‚Schweig- Häuser. NIESEN . In dieser kleinen Schrift werden aus A Än- nahme , dals eine, senkrechte Linie auf eine von zwei Parallelen die andere 'schneide ‚ alle Eigen- schaften \ der Parallellinien linien vollständig abgeleitet. n fangsgründe der _ der Dampfmaschinen= Ihre ür Techniker und Freunde der Mes anik ,„ı von ‚Dr. Christoph, Bernoulli;, ord. f. an der Univ. zu Basel und Mitgl]. mehrerer ‚Gesellschaften. Basel 1824 , bei J G.Neu- irch , mit g Steindrucktafeln. | Natw. Anl. 1. 2. 15 ns 9 l Eine möglichst vollständige‘ Darstellung der Einrichtung der versehiedenen! Arten ‘von Dampf- mösghines und der Grundsätze woigufi sie benulieml . Beiträge zur, "Stöchiomeliien ni dhsmih Shi Statik, von Wu. Falkener, Des oder Phil. und Med. urid Mitgl. der Schweiz. .Gesells.!von Naturforschern. Basdt 1834 4obeid.&. Neukirch. ‚Es'schliefst‘ sieh‘, bien Verkban ıdie 181g! ne Schrift von demselben Verfasser ; uber die. ‚Verhältnisse: und. die. Gesetze ‚ıwonach'ldie Elemente der Korper:gamischt: sind» Der Vers fasser . bestimmt; die,.chemischen;Verthaltnifszahlem der: Körper‘, durch ‚Diseussion ‚einer Auswahl dei geniausten. ‚Analysen ‚indem für (den Sauerstoff die Zahl; 60) gesetzt. wird.ı,'Er zeigt.danı «dafs, mit Ausnahme des "Wasser stoffs,| eine‘ jede: afıl diese Weise bestimmte Verhältnifszahl‘.infdie Borm 20 Fx’+y? gebracht werden: kaum, .vo'x und y ganze Zahlen sind. Es ergeben sich auf, diese Weise Klassen, von Re wo x dense ben Werth ‚hat, und durch diese Klassen "scheh en Korper ‚zusammengeordnet ZU ‚werden » we elche, auch durch ihre chemischen N ‚einanı der nahe Stehen, _ [l ysesih „N " Empfehlungswer: the neue, Sapeh n "ig yon ‚Lehrbuch, der, ‚gesammien. "Misterglogies, von E. Fr. Germar. Diafie bei TEEN und Schwetschke, Has 8, BrRN son Pe "DO System der MBIT Be > vor H.’G. Brom, mit 7 ‚Steindrucktafent, Hei: deiberg (Mohr) 1824. Fol, 0 w .Ioa ae Den ir Bi inf 221 mono „en Ankündigungen. 0 ni ud Schon ‚oft wurde der Herausg; dieser ‚Annalen zu, Fortsetzung des.in den. ersten Jahrgangen des naturwissenschaftl. Anzeigers angefangenen ‚V. er- zeichnisses/ der, schweizerischen Schmetterlinge "aufgefordert, | ‚Sehrjleicht ‚hatte ‚er, diesem Verlan- gen entsprechen. konnen, "wenn ‚nicht ‚die; Zer+ stückelung ' der, ‚Arbeit durch so;, viele einzelne Hefte einer Zeitschrift ‚ die allerdings,ihrer Brauch-+ barkeit sehr ‚hinderlich ist , dieselbe ihm selbst. ver+ leidet gehabt hätte... Auch fühlte, er, vom ersten Anfange dieser ‚Arbeit‘ an, dals sie nur dang erst recht brauchbar seyn ‚werde ‚|; wenn sie nichtmehr ein »blosses, dürres Verzeichnils bliebe ,. sondern ein wirkliches Handbuch der schweizerischen Lepidopterologie würde. Ein solches zu bear- beiten, ist er num seit geraumer Zeit beschäftiget , rind. er.\'hofft\dürch dasselbe ‚nicht nur jener’an ihn ergangenen Aufforderung ein ‚&enüge zu leisten; sondern «auch. ‘eiriem , von, allen!Ereundeni dieses interessanten: Theils:der schwyeizerischen Näturge- schichte! und besonders angehenden Sammlern lebhaft ‘gefühlten Bedürfnisse: abzuhelfen. ;Umi.das Buch nieht volumines undikostbar zu miächen); sind »die » Beschreibungen! mit»maglichsten.: Kürze Jabgefalst;- wobei jedoch Genauigkeit und Klar, heit nicht gelitten haben, damit auch ‚der. Anfan, x im Stande sei, aus der blossen Beschreibung, ie "Abbildungen zu Hilfe nehmen zu mise, jeine ‚jede Art zu erkennenein „use... sul! x Das Ganze wird > mässige Bände bilden, die in der Steinerischen Buchhandlımg i in Winter- thur in einem bequemen ' Tasükleuformat erscheinen werden. Alle Freunde der Tate Eiidischei Lepidopte- rologie bittet, der Herausgeber hiemit angelegent- lich, ihn bei dieser’ Arbeit gefälligst "Unterstützen zu öllen , R welches‘ zünächst‘ ’dureh“ Verse der‘ "Verzeichnisse ihrer Sammlungen nach‘ Hübn mit Kurzen Bemerkungen über an Vereinen: der ‘verschiedenen ‘ Arte; in ‘der’ Schweiz‘, vn so fern ihnen dieses"mit‘ "Zuverlässigkeit bekannt ist, ‚geschehen würde, Besonders erwischt pe will: Frühen star icher Sehnuenteiiiha: ind Bel schreibüngen noch nir gend - beschrieheneh ‘Raupen = Püppen seyn; Iwoduch! das Büich' "einen 'vör- uelichen Werth’ erhalten würde." dus arlanıı Fir. Dar ‚Probe mögen folgende Beschreibungen hier" ‚stehen : h AED ISONSBERDN eek in Be re £ dl: Re A Be w arli 058, Pharte) (Hübn. TSbgno LibAg4s ea: Ei £.54932'49%. 2. 'Ochs. ‘4%, p. 259.)® Grolse: =7») .s29ilDie ungezähnten ‚in die Länge 'gezogenen Pligel auf der :Oberseite ‚Ahnkeilikungie ‚eine un- terbriochene gelbröthe‘; oder rostfarbige: Flecken- bihdeıJor ‚dene Ausdenrände der Vorderflügel;: Jauf den‘Flinterflügeli>stehen3—4 gelbrothe Flecken sorudbn Auksenrandeisc Die Uhlierskite! (gezeichnet wie. /die'oberel,,isaber: \die Grundfarbe sowohlrals die) Binden :'und Flecken: ‚sind ‚stets heller; als — — es. ,ioa obuake ımi oh R; ‚Di Grun BIETE ee a Elaher terlinge angegeben, die Mit Zahlen bezeichnetsind. ©» 223 oben, -zumaäal:bei:dem Weibe. Binde und Flecken haben. weder oben „noch ‚unten nie ‚eine. Spur. von. Punkten, oder : 4ugen. ‚ Bei dem Manne zeigt sich ofters ‚kaum eine schwache Andeutung der Binden: und' Flecken. "Dieser ‚Falter, von dessen frühern Ständen noch ‚nichts bekannt ist, fliegt auf den niedern Alpen, z. B.-am- Bald ps sahen Gurnigels. Ueber der ‚Region des Holzwuchses zeigt er sich ‚nirgend. jur a. Melampus (Ochs. 1, p. 260. Janthe Hübn. T . 122. f. 624. 625. d. Alcyone Borkh. 1, P- 96. vereint mit dem folgenden.) Großse = 8. Etwas kleiner ‚als der Vorige, Grundfarbe ebenso. Die ‚Vorderflügel haben eine rostrothe , durch die Adern getheilte Binde , mit 2—4 feinen schwarzen Punkten „. die bei dem Weibe etwas stärker sind. . Auf den Hinterflugeln standhaft vier rostrothe , etwas langliche Flecken, in welchen, den ersten gegen den Vorderrand ausgenommen , schwarze Punkte stehen. Die Unterseite gleicht der obern, nur ist sie, besonders bei dem Weibe, immer heller. Die schwarz- ale unten weilslich. , . Raupe und Puppe unbekannt. r - Sehr gemein auf den, meisten Alpen und ge- öhnlich die erste Art dieser eigentlichen Alpen- ohner , die den Alpenboden "ankündigt. Auf m Jura kommt er nicht vor. "60. Cassiope (Ochs. 1, p. 264. Hübn. T. 123. £. 626. 627. 8. f. 628. 629. 2.) Grolse = 8. u... „Grolse und Grundfarbe wie die des vorigen. Eine oft kaum zu bemerkende rothgelbe , durch ‚die Adern getrennte Binde vor dem PR Tsaahhilnele ‚der Vorderflügel ‚in welcher 2—/ kleine schwarze 32h Punkte stehen, die aber oft 'kaum'sichtbar sind, nicht selten Ach ganz fehlen. ‘Die Hinterflügel haben gewohnlich , oft aber auch richt, drei bis - vier rothgelbe Flecken, mit oder ohne schwarze Punkte. ” Unterseite im Ganzen hellery die roth- gelbe Binde, die sich nach der Wurzel zu oft ganz in die Grundfarbe verliert, enthält gewöhn- lich 2—3 schwarze, oft kaum bemerkhare Punkte. Hinterflügel einfarbig dunkler oder heller braun, bei dem Weibe bräunlich-grau , gewöhnlich ‘ohne älle Punkte. Das Weib ist etwas grofser, hat eine hellere Grundfarbe und gewöhnlich stärkere Punkte, als der Mann; auf Hübners Figuren sind Flecken und Punkte "is zu stark, wenigstens viel stärker, als sie sıch bei der Cassiope unserer Alpen gewöhnlich zeigen. Der Falter fliegt auf den höhern Alpen, ist aber nicht so allgemein verbreitet, als Melampus. Seme frühern Stände sind ‚unbekannt. 61. Mnestra (Hübn. T. 106. f. 540. 5A. 2. 542. 543. 2. Ochs. 1, p. 264.) Grölse = 7. ‘ Grolser als die beiden Vorigen ‚„ die Flügel etwas breiter, die Fühler oben schwärzlich , unten weils. Erundlonke schwarzbraun , Tehhäfter als | bei den Vorigen, der Saum heller. Auf den Vorderflügeln verbreitet sich die Rostfarbe von dem Aussenrande an, wo sie scharf begränzt ist zusammenhängend nach Innen und beriiuft sich nach der W Na kin allmahlıg in die Grundfarbe. Vor der Spitze dieser Flügel stehen gewöhnlich zwei schwarze, weilsgekernte Augen nahe über einander, ofters fehlen sie aber ganz. Ueber die Mitte der Hinterflügel zieht eine abgekürzte rost- | farbene Binde , gewöhnlich ohne "alle Punkte, | selten mit einem Schwäläh Punkte oder Auge in 225 der Mitte. "Unterseite der Vorderflügel rothbraun,, mit schwarzbraunem: Vorder - oder Aassaninide e mit oder ohne rothgelbe Binde, die sich nach Innen in die "Grundfarbe verliert und in welcher sich die beiden’ Augen , bald mit, bald ohne: Pu- ' pille zeigen. ""Unterflügel dunkel rothbraun ‚ bei dem Weibe braungrau , bisweilen mit einer kaum sichtbaren , etwas . Belleytr Binde „ übrigens ohne alle Punkte ‘und Augen. i 0° Raupe und Puppe unbekannt. "0 Dieser Falter ist bei weitem seltner, als die korigen Arten und wird nur'in einzelnen Gegen- den unserer Alpenketten angetroflen ‚. z. B. auf der Grimsel' beim Aargletscher , auf der Maien- wand, vorzüglich auf den Alpen von ’Ghamouni wos. we &; Mf 2 = Notes'sur les Plantae selectae siecae col- latae in‘ herbario De Candollü et descriptae in Prodromo systematis naturalis Ar ven Bme; par" N. C. Seringe. ‘ Mr Inesrtitnde sol?’ an se trouve sotivent pour osnnziire d’apres 'les desetiptions les especes des auteurs , ; rend: les herbiers' d’un si’ grand in- teret, que jai-eru qu’il importerait aux botanistes exacts de commaitre avec certitude' au moins üne partie des especes qui se 'trouvent decrites dans le Prodromus de Mr. De Gandolle. Eitant ’un des eollaborateurs et charge de l'arrangement de Vherbier ‘de’ ee naturaliste Profond , je mei trouve A portde de connaitre les plantes decrites dans son ouvrage. ' Toutes celles qui paraitront dans ces Veehturies auront ete confrontees sur V'herbier De Gandolle, stir-le imien , ou str eelui de Fauteur , - gui aura travaille telle ou 'telle famille ou genre, 226 si jai eu occasion de le faire, et le point d’excla- mation place apres la citation confirmera la.eönfron-’ tation. Les citations de mes propres ouvrages n’en seront point accompagnees,: car'je dois con- nältre mes especes ou varietes.; ' Lorsque-je n’au- rai point ajoute de notes & la .citation du Prodro= mus, ce sera un signe que je. suis de: l’avis de Vauteur; dans le cas contraire , ou'lorsque.j'aurai ay ajouter quelques remarques, je le ferai. .. Je m’empresserai dans les notes des. centu- ries suivantes, de corriger les fautes qui. auraient pu se glisser, ou bien jindiquerai l’opinion de tel ou tel botaniste, qui aurait fait une eritique, qui cependant n’aurait pu me decider a changer d’avis. Ges centuries renfermeront non-seulement.des. plantes europeennes, mais encore des. especes exotiques, cultivees ou spontandes memes, si je puis m’en procurer. ‚Je ne mettrai dans cette col- lection des plantes communes ‚que. lorsqu'elles pourront servir A montrer des differences specift- ques. Je ferai tous mes efforts pour. les donner en fleur et en fruit, et si dans le moment de la publication, je ne puis.donner la plante dans tous les etats olı elle pourrait offrir de Yinteret, j’y pourvoirai dans la suite par supplement dans l’une des centuries ulterieures. _Chaque espece est ac- compagnee de tout l’article contenu dans ees no- tes, et s'il convient aux botanistes de les ranger dans l’ordre naturel du Prodromus, ce que. je leur conseille , ils n’auront qu’a ajouter au bas de Yetiquette Ser. plant. sel. n..... (1824.) ou tout autre annee de publication. Cette date indi- quera les changemens successifs qui auraient pu s’operer. Les exemplaires supplementaires seront envoyes gratuitement aux acquereurs. “ 227 J'emploirai’tois les moyens pour rendre cette collection instruetive par un bon choix d’exem- plaires en differents etäts, et quelquefois par des analyses de fleurs, comme je l’ai fait dans ceite centurie pour plusieurs especes du genre dconitum. J’y joindrai meme par fois des gravures. Je n’en- verrai point d’exemplaires separes. Le texte est termine par ım tableau merkt dique des especes contenues dans Ja centurie, et par une table alphabetique des especes ou varietes adoptees’ et de leurs synonymes., Le prix de chaque -centurie est de 24 francs de France , mais les souseripteurs ne la payeront que 20 francs. Ils voudront bien envoyer, franc de port, le montant de deux centuries ä la fois, en recevant les centuries impaires. Pour cette somme l’acquereur recevra dans du papier blane 100 especes ou varietes, accompagnees du texte coupe par fragments et ce meme texte broche. Les personnes qui prefereraient faire en partie des echanges de plantes seches ou de livres sont prides d’adresser leurs propositions a, Mr. Seringe, a Geneve, rue du Puits St.-Pierre, No. 116, % N. C. Serınge, PLANTA& SELECTE SICCE cum adnotationibus, collate in Herbario De Candollü et descripte in Prodromo syste= malis regni vegetabilis. CENTURIA PRIMA. Ord. I. Ranunculacee. 4 Clematis parviflora DC. 2 Alpina Mill. ' 3 Thalietrum Alpinum Linn. 4 sinplex & nigricans Ser. 228 „5. Thalietrum simplex.# galicides ‚Ser. ‚6 ‚flavum Linn. 7 Anemone Baldensis Linn. 8 nemorosa y multiplex Ser. 9 nareissiflora Linn. 40 Myosurus minimus Linn. 44 Ranunculus aquatilis y czpitosus Dc. a2 Thora. « vulgaris Ser. 413 er glacialis 0% eriosepalus Ser. 14 alpestris « vulgaris Ser. 75° alpestris ® diversifolius Ser. 16° Pyrenzus « vulgaris Ser. 17 Pyren»us y plantagineus DC. 48 angustifolius DC. 49 parnassifolus Linn. . 20 gramineus Linn. BE; sceleratus « vulgaris Ser. 22 nemorosus £ parviflorus DC. 23 i lanuginosus y nanıs. au philonotis « vulgaris Ser, 25 philonotis 8 intermedius DC. 2 phinolotis Y Brranlbs, DC. 27 Nigella arvensis Linn. 28 Aquilegia Alpina Linn. 29 Delphinium Consolida = glabriusculum Ser. 30 -Aconitum Anthora & vulgaris Ser. s1 Anthora inelaasekh Ser. 32 Anthora : eulophum Ser. 33 Anthora ® multieneullatum Ser, 34 Lycoctonum « vulgare Ser. 35 Eycoctonum Y grandiflorum Ser. 36 Lycoctonum ? penninum Ser. 3 Lycoctonum ® puberulum Ser. 38 ochroleucum « vulgare Ser. 39 barbatum « boreale Ser. 40 variegatum # pallidiflorum Ser. 4 rostratum. .« judenbergense Ser. 42 hebegynum DC. 43 panienlatum “ penninum Ser. A panieulatum 9 flexicaula Ser. 45 japonicum = carneum Ser. ” => %& rw. - 46 Aconitum tortuosimn 3 illinitum ‚Ser. 47 intermedium glabrum Ser. 48 intermedium & versicolor Ser. 49 Napellus #’spicatum Ser. 50. Napellus i bracteosum Ser. 54 Napellus ? pygmzum Ser. 52 Napellus $ ramosum Ser. 53 Napellus » virgatum Ser. 54 Napellus ® &rossum Ser. 55 Napellus % bicolor Ser. 56 Napellus & albifloruum Ser. 57 Napellus ® laciniosum Ser. Ord. IX. Papaveracce. 58 bayern dubium # minus Ser. 59 Alpinum Linn. Ord. XI. Crueifer@. 60 Cheiranthus Cheiri « sylvestris DC. 61 Arabis Alpina = dentata Ser. - 62 albida Stev. ' 63 aurieulata « simplex Ser. 64 turrita Linn. 65 pumila Wulf. ad F 66 coerulea Wulf. 67 Draba aizoides # leiocarpa Ser. 68 aizoides # lasiocarpa Ser. 69 tomentosa « hebegyna Ser. 70 muralis Linn. 74 Cochlearia saxatilis « spathulata Ser. 72 saxatilis # auriculata Ser. Bi rutehlusia rotundifolia = violacea Ser. rotundifolia # albiflora Ser. petr@a « ramosissima Ser. FE petrea 8 purpurea Ser. AR petr&a y simplieinscula Ser. 78 Sisymbrium supinum # parvulum Ser. 79 Neslia panieulata « normalis Ser, 80 paniculata 8# monostachia Ser. 81. Senebiera pinnatifida « integriloba Ser. 82 N; coronopus Poir. 83 Brassica Richeri Vill. "Ord' XV. Cistine@. } ion dh 84 Cistus albidus Linn. L 85 salvifolius Linn. | | Pr 86 Monspeliensis Linn. eR 87 Helianthemum alpestre = wuhrai rien Ser. 88 “ _ „alpestre £ß glabratum Dunal. he Ord. AVl. Violariee.. En 89 Viola canına ® mmor DC. ri . N 90 pumila 8 ericetorum Ging. 91 montana % lactea Gmg. 92 calcarata 8 Halleri Ging. 93 calcarata‘y albiflora ‚Ging. 94 Rothomagensis Desf. a 95 tricolor « hortensis DC. 96 tricolor £. degener DC. 97 trieolor Y alpestris DC. 98 tricolor * arvensis DC. 99 tricolor & gracileseens DC. 4100 tricolor # ' bellidioides DC.. u » Das Studium der Versteinerungskunde aa durch gute Abbildungen sehr erleichtert, Aus diesem Grunde hat der Herr Herausgeber‘ des Meinecke’schen Lehrbuchs der Mineralogie es übernommen, eine Reihe Kupfertafeln zu liefern i die zur Erläuterung desjenigen Abschnittes dienen, der die V ersteinerungen beine Es sollen von jeder Gattung nur so viel Arten abgebildet wer- den, als zur Tebirkicht der SulmBfRächenden Um- risse und übrigen Kennzeichen unumgänglich noth- wendig sind. Diese Abbildungen Garda theils aus den Kupferwerken von Cuvie er, Brongniart, Sowerby , Schlotheim, Sternberg u. a, entlehnt, iheils nach Original - Etöktölaten entworfen, und' mit einer kurzen Beschreibung versehen, so dals man das Ganze auch als ein besonderes Werk 231 betrachten kann. Wir wählen dazu die Quart- form, und kündigen dieses Werk unter dem Titel: „Die organischen. Föormen\der Vorwelt , bild- lich dargestellt von £.-£.-Germar,“ Kioderaie auf Subscription an. Der Preis lalst Sich noch nicht in bestinnmen ,! döch soll er den, Süubscribenten auf ıdas billigste beieckbeh werden „und mit 30-40: Küpfertafeln ihöfft ‚der Herr, Hevausgeber auszur reichen» o Die.Subseription bleibt bis. zum, ı. Nov. a8: öfleh pißwie-bitten. aber ‚aller ».;,die.sich ‚für das Gelingen dieses Väternehmens.‚interessiren), ‚ihrem Beitritt. als Subseribenten uns- bald‘möglichst , ent weder. dürch odie..ihnen. ‚zunächst, liegende Buch- handlung; oderi:dinekt ; anzuzeigen ,; im. desto ‚frii- hertzur:ı usführung dieses Werks ‚schreiten zu könteni ) Zur „Erleichterung dieses Ankaufs wür- denwir/diese Abbildungen heftweise liefern , jedes Heft von 6. Kupfextafeln ‚doch. sollen, die Hefte möglichst schnell aufeinander,, folgen, ‚und ‚von, 4Ag mehreren ER zu ‚gleicher Zeit aus- ‚geführt werd Denn, ftir DRS NA „allem sul Sıloist. Hana \ Hömmerde: ind Schwebehke rs NIE sit; A = ww; Bo oh Bm Nino more n, Halle. ner aid yore]. nis oib..usdi; oillostn no ar „Ai % hai nr: purozor) nolunsilad Aııawr -o2 nulsb „og rear dosm. sole agunl Sassloors milnofl ai efelı (lt ih mohlise harvr arulmse, oltidoe ‚aegih naillor dosiı as un .ny9d® ao naitlor eob n Be, oih e sul 19 srılia EUSTHTEENTT, nollidoenia Kl loM, Hoss Hola .meeisnad 2arsyM ı srldäimeer dA au ns gsılionid zus hob, mov brus Bin dab Todet tod REN oib Ins Bm oRuA Dan ln slosn sie norllow m sa ‚torlosı of I, ‚no RR rn nn ne E usHonub son9e ban’usidul dos ebsivz sb tov to, [>70 to: wiMliszellen. siosiseinonno "SO j e 1% “Dr ‚Bilme) gegenwärtig Direktor des: bota- beine Gaftens. = "Bartavials: „wollte: im! letzten Jahre 'eine grolsenaturhistorische Reise «durch die hisel Java inte Ausser zwei geschick+ ten’ Zeichnerh und einem Gärtner jiidie ihn beglei: ten sollten , wollte‘ er 'noch’'30 Menschen zum Sammeln "und Einlegen der Pflanzen, zum! "Jagen und Ausstopfen' der T hiere „nebst 50 andern zum Tragen des: 'Gepäcks’ und der Sammlungen mitneh- hen: ‚ und dieser Zaıg sollte unter ‚Anführung meh- rerer inländischer‘ Häupter stehen. — Obrodiese Reise zu Stande’ sekommen'und welche’ Resultate Sie 'gehäbt ,‘ abriher ‘kann RE noch zur Zeit Aiehtsl 'bekaniit seyn.’ Kai \erloifeog 20» Von den in Esypten (rise enssirehi Näturforschern Dr. Zhrenber. g undDr. Hemprich ist ‚schon ‚mv letzten, Jahı Fana eRe ungemein reiche Sendung , welche die Ansbeite. ihrer "Nübischöh Reise in 30° größsen' Kisten enthielt, und die inte- ressantesten‘Aufsehlügse über die Natur jener bis dahin so wenig bekannten Gegenden liefert, in Berlin angelangt. Eine später nach Triest einge- schiffte Sammlung 'wird seitdem ebenfalls einge- troffen seyn. Ihrem Plane nach wollten diese unermüdet eifrigen Manner die Küsten des rothen Meeres bereisen, sich nach 'Mokkha “einschiffen und von dort aus Streifzüge an die Abyssinische Küste und auf die Inseln bei Babel Mandeb ma- machen. Dann wollten sie nach Suakim, und von da wieder nach Nubien und Senaar durchzu- a 233 dringen versuchen), ‘um die fruchtbaren Gegenden, be) die ‚sie dort auf ihrer ersten Reise. ‚kennen lernten - Eu 2 5 od u N z Br mit, vielem ‚Fleils und Aufwand gesammelte, Natu- „112 MOON: rt fg < > £ r ' einzelnen: Massen meteorischer Abkunft vor " kommen. und.zum Theil; nur an, den, ‚Gränzen, berührten „ näher. kennen, zu lernen... Den Rückweg gedach- ten sie über ‚Kosseyr und: Gizeh nach Cairo zu nehmen. —: As Bonpland, Humbolds bekannter Beisefährte ,;. ist, .fortwährend., in ‚Paraguay und widmet sich mit bekannter Thatigkeit. der. Unter suchung naturhistorischer Gegenstände , insbeson- dere ‚des, Pflanzenreichs“ . .i, u. 30 Ds. Var een Hr. Can, Fontaine,in Freiburg, hat ry ralien-Sammlung ‚seiwer Vaterstadt geschenkt , un- ter der Bedingung; dals sie zum, offentlichen Un- tervicht benutzt ‚werde. Zu,dem Ende wird wirk- lich in der Schule (au College) neben «lem physi- kalischen Cabinet „. ein Saal,zur Aufstellung ‚dieser Sammlung eingerichtet und der Professor der Phy. si wird sie unter seiner Aufsicht haben, und bei seinem ‚Unterrichte benutzen. EL E 700 Ohne Zweifel wird. hiemit auch in dieser Stadt für die Naturwissenschaften eine neue Mor- - genrothe aufgehen! In Missouri, Distrikt-Weashington , hat man. einen grolsen Bisenberg entdeckt, der fast ganz aus gediegenem Eisen besteht. Das Metall ist von guter Qualität, und in solcher Menge vor- handen, dafs man:auf viele Jahre die ganze Welt damit versorgen könnte. Bisdahin war das ge- diegene Eisen auf der Erde bekanntlich nur in se- 23% ‚un! Erdstofs in Basel.» won) | Den 7 . Dez. 1823 Morgens um halb g: Uhr wollen iehnene Personen in Basel einen Erdstöfs verspürt haben. ' An einem Orte 'wurde zwar das Erdbeben nicht ' ‘bemerkt, - allein eine Pendeluht stand des Morgens still, ‘der Perpendikel' war börüntergefallen ‚' "und der Teiger =. - »5 Min. hach 2. + Es verdient Hegkerkt zu jveidieh J dafs inline rere T’age vorher ein anhaltender Westwind “für die Jahreszeit überaus warme Wi itterun und end- lich Regen herbeigeführt hatte. Die’ enennun Erdbebenwetter ,- welche ' man in der Gegend sol- cher ' ungewöhnlich warmer Witterung zu geben pflegt, wäre also im. vorliegenden Falle nicht un- passend gewesen. Doch war vielleicht das Zu- ' sammentreffen blofs zufällig ? Es sind mir Hoch keine’ Nächrichteh Zu e- kommen , 'dals dieser Erdstofs auch in andern ng } j 116 genden wahrgenommen worden ist. LOTE ‚MM... ke DE 19519 & PR -Tnhalt des ersten Bandes. m. >» Erstes. Heft. En j j Seite. “7, Bericht über die neunte Jahresversammlung der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften , die "am ‘21, 22 und 2öften Jul. 1823 in Aarau Statt gehabt hat. ee BR Hi. Bruchstück. aus den Beiträgen zu einer Mo- gis-i ‚nographie der. Molasse „ von B.Studer.s. „. 29-69 I. Ueber die Vögel der. Gegend von Genf, von L. 4A. Neckers(Aus.dem Französischenfrei „übersetzt und abgekürzt yon dem Herausgeber.) 69-132 IV. Ueber ‘die spröden' Glastropfen, von Per. Merian , Prof. in er . . 13—136 V. Miszellen. = .. 136—138 y © . ‚73 >) . Zweites Heft... I. Einige Thatsachen. über eine eigentlümliche Gebirgsbildung , worauf die Stadt Basel steht ; von Pet. Mericn ,„ Prof. sun .ı 139-149 &; II. ‚Beschreibung und Naturgeschichte des‘ bärti- gen. Geieradlers (Gypaetus' barbatus.) " '.- 150-165 III. Ueber‘ zwei: noch nicht beschriebene Ärten ' von Vögeln aus’ der Familie der Sänger, von e.: üdem-Herausgeber.. .: . .# . 166-177 IV, Ueber die Physiologie der Weinbergschnecke ' 20 (Helix Pomatia), von B. Gaspard, D. Mm. ; . mit Anmerkungen von T. Bell, F.L.$. aus dem Englischen ara von dem Heraus- geber. . n “ * ” . . e 4175190 (o) V. Ueber Jas alte Rubinglas, von C. Brunner, 5 Prof; ars I € hi 0% 190—194 VI. :Memoire sur Yinligesübe: par Mr. Zink, Chirurgien. . ‘ N e s 0. 494—211 VII. Naturforschende Gesellschaft in Solothurn, . 211—216 VIII. Bücheranzeigen : rt 1. Die Heilquelle zu Pläfers , von J, Fi Kaiser, Chur 1822. 8. Ra . 216-218 2. Lichenes helvetici exsiccati Fasc. IV. * et Lichenum helveticorum Spicilegium Seöt. 1. exsic. Fasc. 1—4. illustrans; ‘ + Autore Zud. Em, Schaerer, Bernae. 218—219 3. Nova theoria de Parallelarum rectarum ° proprietatibus , auct. D. Hubero. Basil. Dur. 1:75 Para P ‘ Pi B F, . 219 4, Anfangsgründe der , Danapfmaschinen. ' . 7) lehre für Techniker ‘und Freunde der - Mechanik , von Dr. Chr. Bernouli,\ “ Prof. Basel 1824. 0.20.29 5. Beiträge zur Stöchiometrie und chemi. schen Statik, von f! Z. Falkner , Dr. Basel’ 1824. . 2 2 & „zz! IX. Ankündigungen : % 4. Handbuch - der schweizerischen Lepi- _ döpterologie , von dem Herausgeber. 291-223 2, Notes: sur les: Plantz select@ sicc® col- ‚late, in. ;herbario De Candollüi et: des eriptz inProdromo systematis naturalis regni vegetabilis, par /V..C. Seringe. 223—230 » Die, organischen Formen ‚der Vorwelt ‚ bildlich dargestellt , von E. F. Germar. 230-231 x. Miszellen.. ae no een zu 17Q3 1123 Seite. fi " ® i 6 un.ar ..3, Nova theoria de Paralleläarım rectarum \ proprietatibus , auct, n Hubero. Basil. 4823. .00% arte le ... 219. 4 Anfangsgründe der Dampfmaschinen- ..lehre für Techniker und Freunde der Mechanik, von Dr. Chr. Bernoull, ‚Prof, Basel 1824. .. ER .5. Beiträge’ zur Stöchiometrie und chemi. schen Statik , von F, Z. kaufe Dr. ‚Basel: 1824... en 220 IX. Anklidigungen: , | 2; En Handbuch der schweizerischen Leni. MENT ' ‚dopterologie , von. dem Herausgeber. 221223. BC 2. Notes sur les Plant seleot® sioc® col. | KR = late in:herbario De Candollii et des- eripte in Prodromo 'systematis naturalis regni vegetabilis, par IV. C. Seringe. ars ‚3. Die organischen Formen ‚der Vorwelt bildlich dargestellt ‚von nE.F, Germar. 230-231 . % Miszelle, le a "Fiss ZEERERTERIIEEREEEN I len a ERYBER für die ER gesammien Näturwissenschaften 2% $) ER YE ee en d rl ie F Rt "Mi Eıs NER,- Professor der Naturgeschichte in Bern; S ze HPR 56 = NN. FH "Inhalt 1. Skizze eines natürlichen Systems der ängebor- nen 'Monstrositäten der 'Thiere, von oe ER Schläpfer , Arzt in Trogen.. . ar RG IL. Chemische Zerlegung des Wassers von Wen... senhurg , von C. Brunner , Prof. der Chemie Re UBER NUR ET EEE An de 33-57. m v IE Einige Bemerkungen über das Grundeis der oe . Flüsse, von P. Merian, Prof. in Basel. 58-71 | IV. Verzeichnifs der von mir bis jetzt auf einem Theile der Stockhornkette, und ihrer Nach- barschaft gefundenen Alpenpflanzen. Nebst »— einigen Bemerkungen "über dieselben, von Br K. Trachsel, Arzt zu Rüggisberg. . ra-or. u V. Besteigung des Pilatus am 22, Jul. 1824, von. a DIR. SA ER Er 408-118 e VI. Entdeckter: Baumverderber se zur Nachricht x 4 für Forstbeamte , vors dem Herausgeber, 119-126 7 VII. Beitrag zur Eee des Dachses , von Es ‚Dr. 8. gr N a er NIT. Nachricht für Geognosten , von B. Studer. 1m | Annalen | der | allgemeinen schweizerischen Gesellschaft E für die gesammten Naturwissenschaften. . Herausgegeben von FR. MEISNER, Professor der Naturgeschichte in Bern. nn nn tn vun ZwEıter Bias un nrnarn nam BERN, bei C. A. Jexnı, Buchhändler, 1824. Leirzic, in Commission bei C. H. F. Harımann, R - ur A} % ih NN Skizze eines natürlichen Systems der ange- bornen Monstrositäten der Thiere, vonDr. Schiäpfer, Arzt in Trogen. Einleitung. $. 1. Die Entstehung und erste Bildung des ’Thieres in der befruchteten Gebärmutter oder im Ei ist in ein so tiefes Dunkel gehüllt, dafs die Be- ‚obachtung und Erfahrung dasselbe nicht gänzlich zu erhellen vermag, und der Einbildungskraft, von einer vorsichtigen Analogie begleitet, nothig hat, um einiges Licht über diesen Gegenstand zu verbreiten. 2. Gesetzt nun, dafs diejenige Kraft des Organismus, die man den Bildungstrieb nennt, bei der Entstehung eines T'hieres auf eine ähnliche Art wirke, wie im Unorganischen die Attraktions- kraft Krystalle bildet; dals nämlich in der Flüssig- A Eies die organischen Elementarbestand- |theile nach Polaritäten angezogen und abgestossen werden, dafs die ähnlichen 'Theilchen sich nach bestimmten Richtungen vereinen und Formen bil- den, welche aber, weil die Elementarbestand- theile sphärische Form haben, sich nicht in eckig- ten — wie bei den Krystallen — sondern in ab- erundeten Formen vereinen; — so ergeben sich raus nachstehende Folgerungen, die uns unserm cke nähern: Natw. Anl. IL. 1. 1 $. 3. Es sind im thierischen Organismus nach verschiedenen Richtungen sich durchkreu- zende Polaritäten vorhanden, wovon man die einen positive, die andern negative nennt, nach Analogie mit den in der ganzen Natur verbreite- ten Kräften der Elektrizität und des Magnetismus. — Auf diese organischen Polaritäten ist besonders in neuern Zeiten durch Kielmeyer, Oken und Eschenmayer aufmerksam gemacht worden. $. 4. Eine solche Polarität findet Statt zwi- schen den beiden Enden des Rumpfes, namlich dem Kopf und dem Becken, oder dem geistigen und physischen Generationsorgan, oder dem Anfang und Ende der Digestionsorgane, was man den obern po- , sitiven und den uniern negativen Pol nennen kann. Eine zweite Polaritat ist die vordere und hintere, zwischen Brusibein und Wirbelsäule ; eine dritte die seitliche; die Aehnlichkeit der Organe der seitlichen Pole ist unter allen die groste. — Dies sind die grolsen oder Hauptpolaritäten , viele klei- f nere finden nech zwischen einzelnen Organen ü aber in den gleichen drei Haupirichtungen Statt. Die weitere Ausführung dieser Polaritäten ist in den Schriften obiger Naturforscher enthalten. . $. 5. Wird angenommen, dafs der thieri- sche Organismus in seinem ersten Entstehen nach diesen Polaritäten gebildet werde , oder dafs diese wenigstens bei seimer Formung eine Hauptrolle spielen, so scheint mir, nach eben diesen Polari- taten die Entstehung der Milsgeburten erklärbar. Wird namlich, durch mannigfalige, schwer er- gründliche Ursachen, z. B. etwa mangelhafte Er- nährung, unrichtige Lage, heftige Gemüthsein. drücke — das ruhige Spiel dieser Polaritäten ge stört, so dals die organische Attraktion, der El 3 mentarkügelchen nach andern Richtungen ge- schieht , so entsteht ein von der organischen Bil- dung mehr oder weniger abweichender Organis- mus, den man Monstrum nennt. 9. 6. Diese Störungen haben nun verschie- denartige Folgen, und nach der Verschiedenheit derselben sind die Monstrositäten in vier grolse Hauptklassen theilbar,, namlich in Monstra durch Coalition, durch Deprivation, durch Transloca- tion und durch Mutation. | $. 7. Die Monstrosität durch Coalition oder Zusammenfügung kann entstehen, wenn zwei oder mehrere organische Keime in einem Uterus ‘oder Ei vereinigt sind. Bilden sie sich normal aus, so entstehen Zwillinge, Drillinge. Findet ‚aber eine Storung im Spiel der Polaritäten Statt , so entwickeln sich der eine oder beide Keime r h oder weniger unvollständig, es entstehen Verwachsungen zwischen beiden oder Uebergange derselben ineinander. Diese Hauptklasse bildet eine grofse Reihe von Monstrositäten von denen jan, wo zwei ausgebildete 'Thiere nur mit emem Theil des Bauches miteinander verwachsen sind and sonst vollständig ausgebildet wurden, bis zu enen, wo sich die Coalition nur durch sechs oder hrere Finger oder Zehen an einer Extremität ssert, der übrige Körper aber einfach und voll- ommen gebildet ist. Man nennt diese Mifsbil- 5 auch Monstrositas per excessum. '$. 8. Die Monstrosität durch Depriva- "lion , gröstentheils Blumenbachs monstrositas per llefecetum , kann entstehen , wenn, durch eine Sto- sung ım Spiel der Polaritäten einzelne Theile des ns unentwickelt , oder gleichsam auf einer frü- rn Stufe der Ausbildung zurückbleiben. Haäufig 4 sind dann andere Organe desto grolser und aus- gebildeter, oder es findet sich wenigstens noch ein Rudiment des mangelnden Organes vor. Diese Mifsbildung zeigt ebenfalls eine grolse Reihe von der Monstrosität an, wo beimahe nur ein Kopf statt eines ganzen Thieres im Uterus gebildet wurde , bis zu der, wo nur einzelne Finger oder Zehen verstummelt oder nicht ganz getrennt sind. Diese beiden ersten Haupiklassen von Milsgeburten sind viel häufiger und mannigfaltiger. als die folgenden. \. 9. Die Monstrosität durch Translo= calion, oder Versetzung einzelner Organe nach andern Stellen , Blumenbachs situs mutatus , kommt selten vor und mag entstehen, wenn durch eine Storung im Spiel der Polaritäten einzelne Pole ©: en sich plotzlich umkehren, so dafs der positive zum negativen wird. Diese Translocation kommt gro- stentheils an solchen Stellen vor, die obenge- nannte Naturforscher und Naturphilosophen , die Mifsgeburten nicht berücksichtigend , als Polarita- ten angezeigt haben. Diese Translocation ge- schieht jedoch weniger nach den Hauptpolaritäten, als nach den Polaritäten einzelner Organe. Diese Hauptklasse bildet ebenfalls eine Reihe , von der Mifsbildung an, wo alle Eingeweide im Körper seitlich verkehrt liegen, bis zu der, wo Zähne, anstatt am Alveolarrand, an der vordern Fläche des Oberkiefers , oder im Gaumen vorkommen. \. 10. Die Monstrosität durch Muta- tion, oder Umänderung der Organe in Form oder Farbe, zum Theil Blumenbachs fabrica aliena , ist in Hinsicht: ihrer Entstehung am schwersten erklärbar; sie lafst sich weniger in einer Reihen- folge, die sich nach bestimmten Gesetzen richtet, darweisen, kommt aber auch: selten in betıächt- 5 lichem Grade vor. Haäufi mag sie ihren Grund darin haben, dafs bei der Storung des Spiels der. Polaritäten einer Organe auf Kosten der andern viele und verschiedenartige Attraktionen ausüben. Den Anfang dieser Reihe oder die erste Spur die- ser Klasse hilsleh die Muttermäler. Häufig ent- steht diese Klasse nach der Geburt , Be? der Bildungstrieb durch eine äussere Elisuehi s: ZunBs Verletzung, eine abweichende Richtung nimmt; Z. B. bei der Bildung der Hirschgeweihe. Hier aber werden nur angeborne Mifsbildungen betrach- tet. Diese Klasse geht beinahe unmerklich in die eigentlichen Kikheiten über. - \. ı1. Eine Störung im Organismus,sieht gewohnlich auch andere nach sich , Kal daher sind zuweilen mehrere dieser Klassen von Monstrosi- - täten bei einem Individuum vereinigt; besonders -ist haufig, wenn ein Organ zu Ahlich bedacht ist, ein E ublleren desto mangelhafter. Daher ist auch erklärbar, warum Milsgeburten selten beim Leben bleiben. oe 12. Diese vier Klassen von Monstrosi- täten zerfallen nun, nach den oben angezeigten drei Hauptpolaritäten des thierischen Körpers, in Ordnungen, und zwar nach den drei positiven und drei negativen Polen derselben. Die obere und untere , oder Ropf- und Beckenpolarität bildet z. B. eine Goalitio oder Deprivatio superior und‘ inferior; die vordere und hintere, oder Brust- und Pückenpolarität eine Goalitio oder Deprivatio ante- rior oder posterior ; die seitliche eine Goalitio oder Deprivatio lateralis, die entweder dextra oder - sSinistra seyn kann. Die zwei letzten Hauptklassen _ jedoch richten sich häufiger nach den klemern Po- Iaritäten einzelner Organe unteremander. nm $. 13. Diese Ordnungen zerfallen wieder in Gattungen und Arten, jenachdem z. B. die Coalition oder Deprivation ganz oder theilweise, vollständiger oder unvollständiger Statt findet. — Ich werde nun die Hauptformen von Monstrosita- ten'nach diesem System durchgehen , mit Beispie- len belegen, und den regelmalsigen stufenweisen Gang, den die Natur dabei einschlägt, im Um- visse darzustellen versuchen, Erste Krasse. Mifsgeburten durch Zusammenfügung (Coalitio). Erste Ordnung. | Mifsgeburten durch Zusammenfügung von vorn (Coalilio anterior). sr ı) Coalitio anterior umbilicalis. Die erste Spur dieser Milsbildung ist diejenige, wo zwei vollkommen gebildete Foetus mit einem gemem- schaftlichen Mutterkuchen , oder mit einer gemein- schaftlichen Nabelschnur versehen sind, und wo dann meist beide Foetus durch ein gefälsreiches, diekes, hautiges Band in der Nabelgegend zusam- mengewachsen sind. Zwei solcher menschlicher Zwillinge wurde 1689 durch Dr. Fatio in Basel durch den Schnitt getrennt und beim Leben er- halten. 2) Coalilio anterior abdominalis. Dann folgen solche, . die von vorn mit dem ganzen Bauch zusammengewachsen sind. ati 3) Coalitio anterior pectoralis. Dann solche, die mit der Brust von vorne zusammıen- gewachsen sind. Z. B. zwei Kälber, mit Brust % 7 ' „und Kopf vorn miteinander verwachsen, sind ab- gebildet und beschrieben in Planque Biblioth. de medec.. t. 2. p. 340. Und zwei so erwachsene Kinder in Osiander epigramm. p. 58. 4) Coalitio anterior truncalis. Solche Foetus, die mit Brust und Bauch zusammenge- wachsen sind. Beispiele solcher sind haufig. Ich selbst besitze zwei so zusammengewachsene aus- getragene Kinder. _Sigwart A! einen sol- chen Fall in historia gemellor. coalitor. Tub. 1769. Noch ein Schritt Fr elek bildet den Fall, wo Brust und Bauch von vorn verwachsen, A Glie- der vorhanden sind, aber nur ein Hals nd Kopf. Z.B. ein 1677 in Ruprechtsau ausgebrütetes Hühn- chen; vide Schmucker fascieul. admirandor. naturae accretio. Strasb. 1679. c. fig. 5) Coalitio anterior capitalis. Solche, die mit der Stirn, oder mit dem ganzen Gesicht züsanntiengewachsen sind. Z.B. ein Hase mit zwei ‘Rümpfen , zusammengewahsenem Hals und Kopf, 2 Augen und 4 Öhren wurde 1763 in Wolfstein gefunden; vide Riedingers Thierzeich. nungen. 6) Coalitio anterior pedalis. Zwei Foe- tus, die von vorn. mittelst der Extremitäten zu- sammengewachsen sind. “M =. & Zweite Ordnung. a an er durch iramenenfäglind von hinten (Coalitio posterior). 1) Coalitio posterior sacralis. Die erste Stufe ist hier, wenn zwei ausgebildete 'Thiere nur mit der Lenden- oder Sicht: Gegend zusam- ngewachsen sind. Z. B. die ungarischen Wun- rädehen. 2) Coalitio posterior dorsalis, Dann fol- N gen solche, die mit dem ganzen Rücken zusam- ‚inengewachsen sind. 3) Coalitio posterior capitalis. Solche ; die mit dem Hinterkopf zusammengewachsen sind. 4) Coalitio posterior totalis., Endlich Thiere, die mit dem Hinterkopf, Nacken und Pücken zugleich verwachsen sind. Z. B. die Wundermädchen von Ostende. Zwei Hasen die ı62ı bei Ulm gefangen wurden uud wovon der eine abwechselnd laufend den andern auf dem Fücken trug; vide Schmucker. Dritte Ordnung. Mifsgeburten durch Zusammenfügung von oben (Coalitio superior). Zwei Thiere, die in gerader Richtung am Scheitel zusammengewachsen sind. Z. B. im Naturalienkabinet zu Stutgard sah ich zwei Kin- der, die nur einen Eeheiel haben, so dafs ein Kind umgekehrt auf dem Kopf des andern steht. Sie wurden von Klein beschrieben. Dieser Fall ist sehr selten, und Abstufungen oder Arten des- selben sind: mir keine a ii Vierte Ordnung. ’ Mi a durch Zihämp von unten (Coalitio inferior). ı) Coalitio inferior abdominalis. Fälle, wo Bäuche in gerader Richtung von unten: inein- andergeschoben oder gewachsen sind, kommen höchst selten vor. Ein Beispiel nebst "Abbildung, findet sich in Planque Bibliotheque de men t. 2. p 144. Die untern Extremitäten waren voll- ständig vorhanden, EN ‚Roh 9 2) Coalitio inferior pedalis. Kommt nicht selten bei Vögeln vor, wo nämlich überzählige Füsse in das Becken von unten oder hinten einge- schoben sind. Es giebt solche mit einem einzel- nen dritten Fuls an dieser Stelle; oder dieser dritte Fuls hat anstatt vier, 6 Zehen und bildet Kmheam zwei zusammengewachsene Fülse, z. . einen solchen Sperling bildet Schmucker ab; dann solche mit zwei Fülsen ohne Schenkel z. B. nicht selten bei Hühnchen; endlich solche mit 2 vollständigen Extremitäten mit Schenkeln (ausser den normalen) z. B. ein Hühnchen in den actis naturae curiosor. mit Abbildung. Zuweilen findet sich auch noch ein fünfter kleinerer Fuls an dieser Stelle vor, während die zwei normalen an den ge- wohnlichen sich befinden , z. B. ein solches Huhn- chen wurde im Juni 1820 der St. Gallischen na- turforschenden Gesellschaft vorgezeigt. Hier sind dann noch ‘Spuren eines dritten Keimes eines Em- bryo vorhanden, man kann dies Coalitio inferior pedalis duplex nennen. Häufig hat dann das Be- cken auch doppelte Theile, z. B. einen doppelten Jjlers | Fünfte Ordnung. Mifsgeburten durch Zusammenfügung von der Seite (Coalitio lateralis). Kommen von beiden Seiten vor, doch ist die Zusammenfügung von der linken Seite weit häufi- ger. Diese Ordnung von Mifsgeburten ist über- haupt sehr zahlreich. ı) Coalitio lateralis truncalis. Zwei Thiere, die mit dem Rumpf seitlich zusammen- wachsen sind. Z. B. zwei Kälber, die mit Hals und Brust seitlich verwachsen sind und auch Ri 10 zugleich mit-emem Theil zweier Vorderfüßse wur- den 1796 im Canton Zürich geworfen. Es giebt auch eine Coalitio lateralis Kun Yartialisı, wo nur einzelne kleine Organe des Pumpfs mehrfach vorkommen. Z. B. zwei Pa- pillen auf einer Zitze, was Korrkring bei einem Weibe, und ich bei emem Knaben beobicii drei Ventrikel des Herzens statt zweien, eben- falls nach obigem Schriftsteller, doppelte Muskeln auf einer Bene), ı3 Rippen u. s. w. Kommen hingegen Augen, Mund, Lungen ete. mehr als in der Normalzahl vor, so a gewöhnlich auch noch andere Theile in Ueberzahl vorhanden, was in die folgenden Abtheilungen gehört. — Hieher aber gehört noch die selten vorkommende lacerta agilis mit doppeltem Schwanze, wovon Jonston in seiner histor. animalium zwei Abbildungen giebt. 2) Coalitio lateralis capitalis. Zwei Thiekäil die mit dem Kopf seitlich zusammengewachsen sind. Hier sind entweder zwei getrennte mi mit einem einfachen normalen opf. Z 2 Katzen mit einem Hopf wurden 1679 im Bu ‚geworfen, Oder- zwei geirennte Rumpfe mit einem Kopf mit mehr als 2 Augen oder Ohren. Oder En es ıst nur ein Rumpf vorhandua mit 2 Köpfen. Dann aber hat dieser Rumpf ent- weder mehr Theile als gewöhnlich, z.' B. drei Arme, zwei Brustflächen — oder der Rumpf ist normal gebildet, und es sind zwei Kopfe vorhan- den. Hier bildet sich eine Reihe, wovon den Anfang macht eine Schnauze mit Zahnen an der Basis eines Ohres, z. B. em solches Ohr von einem Kalbe besitze ich in meiner Sammlung; — oder eine doppelte Unterkinnlade und doppelte Zunge bei einfachem Kopf und Körper, = B& 11 vide Osiander epigramm., p. 167. Man kann dies Coalitio lateralis capitalis ineipiens nennen. Dann folgen solche mit gemeinschafilicher Schadelhöhle, wo nur das Gesicht getrennt ist, die Coalitio la- teralis capitalis incompleta«. Hier ist das Gesicht entweder unvollständig getrennt, so dafs etwa nur 3 Augen vorkommen, z. B. eine solche mensch- liche Mißsgeburt mit dem ten Aug mit zwei Pu- pillen in der.Mitte wurde: 1680:von. Kilian’in» Bis. felden beobachtet; in Frankfurt wurde 1676 ein solcher Pfau ausgebrütet, vide Schmucker ; — oder das Gesicht ist vollständig getrennt und doppelt, ein häufig vorkommender Fall, z. B. 1817 wurde ein solches Kalb im Canton Selleiyn geworfen ; — oder das Gesicht ist bis zum Hinterhaupt g getrennt F z. B. eine Katze mit einem Hals und zwei Köpfen wurde 1672 in Strafsburg geworfen. — Endlich folgen solche, wo nicht nur der Kopf, sondern auch die: Hälse doppelt sind, Coalitio lateralis eapitalis completa , was ebenfalls haufig vorkommt. Z« B. eine Ente mit 2 Kopfen und 2 Hälsen ist in ‘meiner Sammlung; ein solcher Rehembryo wurde ı603 bei Rauenzell in einem Geschosse- nen gefunden. Zuweilen kommt auch ein Rumpf vor mit drei Köpfen , Coalitio lateralis capitalis duplex , wenn drei Keime ineinanderschmelzen. Z. B. Bartholin beschreibt ein solches Kind. 3) Coalitio lateralis pedalis. Hier ist ent- weder ein doppelter Rumpf mit zwei Fülsen, und dieser Rumpf wieder entweder getrennt, z. B. ein Fall in Hallers opuscul. anatom. p- 158, oder ver- wachsen , z. B. Scultet in seinem ati Zeug- haus beschreibt eine menschliche ‚Milsgeburt iR # Köpfen , 4 Händen, einem doppelten nicht ge- 12 trennten Rumpf und 2 Fülsen; — oder ein Rumpf mit 2 Kopfen, 2 Fülsen und 3 Armen, wovon der dritte zwischen beiden Köpfen ist. Dieser Arm hat entweder nur eine Hand, oder zwei Hände, z. B. ein solches Kind Er zu Rufach 1618 geboren. Oder aber ein einfacher Rumpf mit drei un- tern Extremitäten. Z. B. Sigwarts tripes haiter- bacensis hat einen dritten seitlichen. Oder ein einfacher Rumpf und Kopf mit 3 vordern Exire- anitaten. Oder aber die Coalitio lateralis pedalis duplex, wo 4 Vorderfülse oder Arme vorkom- men. Z. B. ich besitze ein Schaafskelet , aus dessen linkem Schulterblatt drei Fülse entsprin- gen, das also 6 Fülse hat; diese überzähligen smd dann entweder ganz getrennt, oder zum Theil verwachsen. Endlich zeigt sich die Coalition nur an die Händen oder Füllen ‚ so dals namlich aus: einem Vorderarm oder Unterschenkel zwei oder drei Hände oder Fülse entspringen. So z. B. wurde 1731 im Algau ein Wildschwein geschossen, das am rechten V.orderfuls zwei kleine Nebenfüfse mit - Klauen, am linken und rechten Hinterfuls einen kleinen Nebenfufs hatte, vide Riedingers Thier- zeichnungen. Oder die Coalition zeigt sich nur an den Fingern oder Zehen, Coalitio Iateralis pe- dalis digitalis. Z. B. bei Menschen kommen nicht selten Fälle vor von solchen ‚ die 6 oder 7 Finger oder Zehen an einer Hand oder Fuls haben ; wo- von der sechste oder siebente entweder vollkeuiie men, oder rudimentartig ist. Auch Hühner ha- ben zuweilen fünf Zuckanca statt vieren, oder Hähne zwei Spornen an einem Fuls. wo Hlieher gehören auch die monsteosen Kre Ir | a | | } 13 .scheeren von Ästacus fluviatilis, wovon ich eine mit drei, eine andere mit 6 Spitzen oder Digita- tionen besitze. Hieher mag auch eine Seesterumilsgeburt ge- hören , die in meiner Sammlung liegt. Ein schö- nes Exemplar von Asterias aurantiaca hat nämlich Amormale Radien und einen ten, der sich an der Spitze in 2 unter einem stumpfen Winkel ausge- hende, 14 Zoll lange Radien theilt, welche voll- ständig ausgebildet sind. Endlich ist hieher ‘zu zählen eine sehr seltene Nlifsgeburt in meiner Sammlung , namlich ein Murex tribulus , dessen Schaale mit 3 ausgebildeten Spindeln , statt mit einer » versehen ist, wovon zwei unter einem spitzen Winkel von der Basis des 3ten ausgehen, und etwas kürzer sind. Sechste Ordnung. Mifsgeburten ‚vermittelst Zusammenfügung durch Einschiebung (Coalitio: involuta). Diese Ordnung von Monstrosität durch Coa- lition entsteht dadurch , dafs der Keim eines Em- bryos in dem eines andern ganz oder zum Theil enthalten ist, so dals sich ein Embryo ganz oder zum Theil im andern ausbildet. ı) Coalitio involuta totalis. Wo ein Em- bryo im Unterleibe eines andern gefunden wurde, z. B. im ıgten Band von Hufelands Journal ist ein Beispiel angeführt, wo ein Foetus im Unterleibe eines ı/4jährigen Knaben gefunden wurde. ‘Auch findet man zuweilen ein Vogelei sammt kalkartiger: Schaale in einem andern umhüllenden, das innere hat dann entweder eine normale oder eine’ eylin- drische Form. Von letzterer Art befindet sich - eines in meiner Sammlung. 14 2) Coalitio involuta partialis. Wenn ein- zelne Theile eines zweiten 'T'hieres unter einem rechten Winkel in den Korper eines andern einge- schoben sind. Dies geschieht entweder als CGoa- litio involuta partialis Babe ior; wenn die Einschie- bung von vorn geschah. Z. B. Buxtorf beschreibt in den actis helvetieis einen Mann von Gremona, von dessen oberer Bauchgegend ein Gesals sammt Geschlechtstheilen und herunterhangenden untern Extremitäten ausgieng. Oder Coalitio involuta partialis posterior, wenn einzelne, Theile von hinten eingeschoben sind. Z. B. in Bayern wurde ı82ı ein lebendes Kalb zur Schau herumgeführt, welches einen Fuls auf dem Rücken hatte, an dessen Basis ein Euter be- findlich war. j Oder Coalitio involuta superior, wo einzelne Theile von oben eingeschoben sind. Z. B. 1821 sah ich in Chalons sur Marne einen lebenden männ- lichen Zebu , welcher zwischen den Höornern einen beweglichen Fuls hatte, der jedoch kleiner war, als die ubrigen vier. An der Basis dieses Fulses konnte man eine Art von Becken unterscheiden, und deutliche weibliche Geschlechtstheile,, welche eoffnet waren und Schleim absonderten. Auf diese Art war also dies 'T'hier ein gemeiner Hermaphrodit. Wären die normalen 4 Filse defekt gewesen, und wäre diese Einschiebung in gerader Linie, nicht unter emem rechten Winkel geschehen, so würde dieser Fall zur Translocation gehören. Von einer Coalitio involuta partialis inderien und lateralis konnte ich bis jetzt keine Beispiele auf- finden. ı5 Zweıte Ruasse. Mi Vfsgeburten durch unentwickelte CA (Deprivatio). Erste Ordnung. Mi/sgeburten durch Mangel der Theile von oben (.Deprivatio superior). a ‚ı) Deprivatio superior incipiens. Die erste Spur dieser Mifsbildung zeigt sich dadurch , dals die Fontanellen des Kopfes lange unverkno- chert bleiben , oder eine besondere Grolse haben. Dann folgen die Fälle, wo der Schädel oben eine Oefinung” hat, die nur mit einer Membran ge- schlossen ist, und aus der oft schwammige Aus- wuüchse oder "Theile des Gehirns sackformig. her- ausdringen ,„ was man hernia cerehri Heme Bei nem findet sich eine ähnliche Mifsbildung ; so besitze ich z. B. einen Hüuhnerschädel mit he Wulst auf dem Scheitel mit mehrern kleinen Oeff- nungen; einen andern mit einem erhabenen Rand und einer trichterformigen weiten Mündung in die Schädelhöhle gleich einem Nürnberger - Trichter} in dem ein Theil des Gehirns gelagert war — Dann folgt: 2) Deprivatio superior cranü. Die sehr - haufig vorkommenden Fälle, wo der obere Theil des Schädels oder die Hirnschale fehlt, haufig zugleich auch ein Theil des Gehirns , es Bi findet sich nur als Rudiment vor, oder durch schwammige Auswüchse ersetzt, oder es fehlt ganz. Hiemit ist auch zuweilen der obere Theil ‚des Rückgrats gespalten. Häufig sind dann am entgegengesetzten Pole die physischen Genera- ‚lionsorgane gröfser, der Korper überhaupt toro- rd 16 ser; wenigstens ist dies bei Er solchen menschk | lichen Acephalis, die ich in meiner Samml besitze, der Fall. Zuweilen ist auch zugleich u Hals verkürzt. oe ganz fehlend. \) Deprivatio superior capitalis. Milsge- burten, wo-der ganze Kopf fehlt. Z. B. Büttner beschrieb einen solchen Fall in, seinen ‚anatomi- schen Wahrnehmungen. 4) Deprivatio "superior pectoralis. End- lich giebt es auch Fälle, wo Kopf, Hals und Brut fehlt. Sue beschrieb ein solches Monstrum, wo zugleich auch die obern Extremitäten und die Nabelschnur fehlten. Zweite Ordnung. Mi/sgeburten durch Mangel der Theile von unten (Deprivatio inferior). ı) Deprivatio inferior digitalis. Mangel- hafte Zehen und Finger kommen häufiger 'bei Menschen vor als bei Thieren, letztere weit hau: figer als erstere. Die erste Epne zeigt sich bei der Deprivatio inferior digitalis önhe, wenn Finger oder Zehen ganz oder theilweise durch eine Zwi= schenhaut zusammengewachsen sind, oder bei der Entwicklung des Embr 'yos nicht getrennt wurden. Z.B. en ll: Kind, dem der Ste und te Finger ganz, zusammengewachsen war, operirte ich 1816 in Gräffes Glinieum in Berlin. Dann folgen Fälle, wo einzelne Fingerglie- der mangeln,, oder auch ganze Finger; haufig sind sie dann durch fleischige Kügelchen ersetzt. Deprivatio inferior digitalis partialis, z. B. eine solche Mifsbildung an beiden Händen beschrieb Acoluth im 5ten Band der acta naturae curiosor. 2 Ich wntersuchte einen 6monatlichen Embryo mit solchen rudimentarligen Fingern , wo aber zugleich als Eirsatz ein sehniges Band von einer Hand zur andern geht. Hierauf solche, wo alle Finger oder Zehen an einer Hand oder einem Fulse, oder an beiden fehlen, Deprivatio inferior digitalis totalis , z. B. ein Kind mit einer solchen rechten Hand sah ich 1818 in Teufen, Daumen und Zeigefin- ger waren durch kleine Kügelchen ersetzt. 2) Deprivatio inferior pedalis. Hierauf fol- en solche Fälle, wo die ganze Hand oder der ganze Fuls fehlt; dann diejenigen, wo der Unterschen- kel oder Vorderarm fehlt, Deprivatio inferior pe- dalis ruralis. Z. B. in Tübingen sah ich 1815 einen Knaben, welcher anstatt des linken Unter- schenkels nur einen circa 3 Zoll langen, fleischi- gen, hakenformigen Fortsatz, vom Knie ausge- hend, hatte. Deprivatio inferior femoralis findet Statt, wenn entweder die eine untere Extremität, oder beide fehlen. Zwischen beiden stehen solche, wo nur ein Rudiment eines einzigen Fufses von der Mitte des Beckens ausgeht ; z.B. Buxtorf be- schreibt in den actis helveticis einen Fall, wo ein bis zum Becken wohlgebildetes neuebornes Kind statt der untern Extremitäten einen kegelformigen, zugespitzten, in der Mitte mit einem Gelenk ver- sehenen Fortsatz hatte, und einen zweiten klei- nern, fleischigen, runzlichen, vom Kreuzbein ausgehend; was man Deprivatio inferior pedalis rudimentosa nennen kann. — Von gänzliehem Mangel beider untern Extreme erzählt ein Beispiel Dekkers in seinen exereitat. medicopraet. Er sah einen Jungling, der auf dem Gesäls stund und _ auf den Händen gieng, weil er ohne Schenkel # ® geboren war. an? 3 ” Oo Natw. Annl. II. 1. 2 18 ‘ Es kann auch ein Arm oder Vorderfuls ganz fehlen ; z. B. 1823 wurde in Appenzell eine le- bende Ziege geworfen und gezeigt, welche keine Spur des linken Vorderfufses, ausser emem klei- nen Rudiment des Schulterblattes hatte. Dann folgen endlich Mifsgeburten, die durchaus ohne untere und obere Extremitäten geboren sind, De- privatio inferior pedalis totalis. FBinen solchen Fall beschreibt Beer im ten Theil der acta na- turae Curiosor. 3) Deprivatio inferior truncalis. Hier zeigt sich die erste Spur bei Neugebornen mit verschlossenem After und mit verschlossener Harn- röhre, dann folgen solche, wo der After oder so- gar ein Theil des Mastdarms, der Harnwerkzeuge oder der Genitalien ganz fehlt. So z. B. unter- suchte ich 1823 einen 8monatlichen Foetus mit Klumpfüfsen und Klumphänden, welcher nicht die geringste Spur eines Afters, ja sogar keine Spalte zwischen den nates, und statt der Genitalien ein undurchbortes membrum zeigte. Bei der Sektion zeigte sich, ausser einem Divertikel am dünnen Darm, dals der obere Theil des Mastdarms sich schlofs und nach unten in einen kloakähnlichen , mit gallertartigem Schleim gefüllten Beutel über- gieng, an welchem sich folgende Anhänge befan- den: ‘Auf einer Seite ein hornformiger Fortsatz , wie beim Uterus eines Schaafes, an welchem die fallopische 'Trompete mit Fransen , nebst Bierstock und ala vespertilionum befindlich war, auf der an- dern Seite giengen eben diese Theile unmittelbar vem Beutel aus. Hinten öffnete sich in ihn ein blasenähnlich erweiterter Ureiher, der von einer einzigen, sehr kleinen, mit der glandula supra- renalis versehenen Niere herkam; vorn und unten \ 2 gieng jener Beutel durch einen kurzen dicken Hals in die vor ihm liegende Harnblase über. Diese verlängerte sich nach oben in den geöffne- ten Urachus, nach unten gieng sie in eine ge- schlossene ligamentose Harnröhre über, die sich in jenem penis- oder clitorisartigen Korper endigte. Dann folgen Fälle, wo Mıfsgeburten ohne Bauch geboren werden. Z. B. Hasenest be- schreibt im 6ten Theil der act. nat. curiosor. eih neugebornes Kind mit einem einzigen, seitlichen , aufwärtsgekrümmten Fuls , ohne Becken und Bauchwandungen, dessen Eingeweide in einem vom peritonaeum gebildeten Sack herabhiengen. In Tübingen wurde 1598 ein Hühnchen ausgebrü- tet, mit Fülsen, dessen Eingeweide aber hinten in enem Sack heraushiengen, an dem ein fleischi- ger , handformiger Auswuchs befindlich war. Dann folgen Fälle, wo der Bauch ganz fehlt; ferner solche, wo Extremitäten sammt Bauch und Brust fehlen, z. B. in Hufelands Journal ist ein Fall erzählt, wo nur ein Kopf mit emem klemen Anhängsel im Uterus war und geboren wurde. Dritte Ordnung. Mifsgeburten durch Mangel der Theile von 0... vorn (Deprivatio anterior). E “ Diese Ordnung von Mifsbildungen ist meistens in einer Trennung der vertikalen Mittellmie des Körpers begründet, oder von ihr ausgehend. Die erste Spur dieser Mifsbildung zeigt sich in der: ı) Deprivatio anterior funiculi. Die Na- belschnur fehlt zuweilen bei Embryonen ganz, am häufigsten bei Mifsgeburten. Fälle des Mangels derselben bei zeitigen und gesunden Kindern erzählt 20 Dr. Fatio in seiner helvet. Wehmutter. Chatton- beschreibt einen Fall, wo ein Rudiment der Na- belschnur vorhanden war, das ‚oben mit dem Kinde nicht in V erbindung stand. In Prof. Frorieps Sammlung ist ein menschlicher Embryo ohne Na- belsehnur und Nabel. 2) Deprivatio anterior umbilicalis -- seu hernia umbilicalis congenita, bildet die zweite Stufe; wenn namlich die Unterleibswandungen am Nabel weit geoffnet sind, so dals sie einen Theil der Baucheingeweide De 'ingen lassen, oder viel- mehr, wenn die Eingeweide aus an Nabelblas- chen sich nicht ganz zurückgezogen haben, Falle, die haufig vorkommen. Die Eingeweide sind dann röder mit den allgemeinen "Bedeckungen be- deckt, oder nur vom Bauchfell. 3) Deprivatio anterior abdominalis. Dann folgen Falle, wo ein 'Theil der Bauchwandungen gespalten ist, oder in hoherm Grade die ganze Bauchwandung fehlt und die Eingeweide im sack- formigen Bauchfell enthalten sind. Von ersterer Art besitze ich einen Embryo in meiner Samm- lung. 4) Deprivatio anterior pectoralis. Man fand zuweilen den schwertformigen Knorpel des Brustbeins gabelformig gespalten, z. B. Sandifort; oder das ganze Brüstbein gespalten, z. B. Fiker in seinen Beiträgen zur Arkmpiineenghahin Dann folgt der gänzliche Mangel des Brustbeins, wovon Wiedemann ein Beispiel. erzahlt; hierauf folgt der Mangel des Brustbeins und der Rippenknorpel , wovon ein Beispiel in den Memoires de l’acad. des sciences de Paris 1760 steht. Endlich fan- den sich auch Fälle, wo die vordern Brust- und Bauchwandungen “ganz. fehlten, und die Einge- 21 weide, z. B. Herz, Magen, Leber und Därme, in einem Sack eingeschlossen, zu Brust und Bauch 'heraushiengen,, z. B. Sandifort beschrieb ein sol- ches Kind im 7ten Band der acta helvet. 5 5) Deprivatio anterior genitalium. Die Spaltung der Mittellinie des Korpers von vorn ‘offenbart sich besonders deutlich an“den beiden 'entgegengesetzten Enden des Rumpfs, nämlich an ‘den Genitalien und dem Gesicht. Bei weiblichen "Thieren ist die abnorme Spaltung der Genitalien ‘seltener als bei männlichen , namlich weil sie Norm ist; doch beobachtete man bei Thieren mit ein- ‘fachem Uterus auch schon abnorm einen gespalte- 'nen, bicornis, z. B. Steglehner. Bei männlichen ‘hingegen bildet diese Spaltung eine ganze Reihe von Abnormitäten. Die erste Spur zeigt sich bei ‘den hypospadiaeis, wo die Harnröhre sich nicht ‘vorn an der Eichel , sondern weiter hinten offnet, ‘und die Harnröhre nach vorn meistens verschlos- 'sen ist; dann folgt die vollige Spaltung der Harn- ‘röhre, wovon z. B. Oberteufer im Museum der - Heilkunde einen Fall erzählt, wo die Ruthe oben‘ ‚ “und die Harnrohre ganz gespalten und offen war. ‘Hierauf folgen die Falle, wo auch das scrotum palten, und solche, wo zugleich noch die Sc jambeinvereinigung getrennt ist; eine nicht sehr ‘selten vorkommende Zwitterbildung , wobei ge- ‘wöhnlich auch die Harnblase umgestülpt und vor- ‘gefallen ist; die Testikel sind dann entweder im 'serotum , oder noch im Unterleibe. Einen solchen Fall sah ich ı81/4 in Autenrieths Glinicum in Tü- bingen. 6) Deprivatio anterior capitalis. Die Spal- tung der Mittellinie am Kopf kommt am häufigsten an den Kinnladen vor; doch sah ich auch ein neu- gebornes lebendes Kind in Trogen, welches vom innern rechten Augenwinkel aus ene % Zoll tiefe und %. Zoll breite Furche vertikal über die Stirn hin hatte. Die theilweise oder gänzliche Spaltung der Oberlippe bildet die Hasenscharte , die einfach, in der Mitte, oder seltener seitlich, oder aber doppelt seyn kann; im letztern Falle liegt gewöhnlich ein knochigter Auswuchs, ana- log dem os intermaxillare zwischen beiden. Bis- weilen setzt sich die Spaltung auch auf den Al- veolarrand und in den Gaumen fort, palatum fis- sum; auch der weiche Gaumen sogar ist zuweilen gespalten. Von diesen Fällen besitze ich Bei- spiele in meiner Sammlung. Auch auf die Nase kann sich diese Spaltung erstrecken. Z. B. de la Faye beschreibt in den Memoir. de l’academ. de chirurg. t. ı. ein von ihm operirtes Kind mit doppelter Hasenscharte, wo sich die Spaltung in beide Nasenlöcher fortsetzte. In Appenzell wurde ‚1817 ein Kind geboren ohne Oberlippe, ohne knochernen Gaumen, also ohne Scheidewand zwi- schen Nase und Mund, ja sogar ohne. knorplige Nasenscheidewand. Es kann auch die Nase ganz fehlen, womit aber meistens andere Mifsbildungen verknüpft sind. Ein Beispiel beschreibt Winslow. Zuweilen ist auch, wiewohl selten die Unterlippe gespalten, oder die Unterkinnlade fehlt ganz. — Das Huhn mit menschenähnlichem Profil, beschrie- ben in der Bibliotheque universelle 1819, scheint ebenfalls nur einer Spaltung und Verkürzung der Maxillarknochen seine Miılsbildung verdankt zu habens Vierte Ordnung. Mifsgeburten durch Mangel_der Theile von hinten (Deprivatio posterior). Diese Ordnung äussert sich, so wie die vo- rige, ebenfalls durch Spaltung der Mittellinie des Mörbers, aber von hinten an. Den ersten Grad bildet die ı) Deprivatio posterior lumbalis , wo ein oder mehrere Lendenwirbel hinten gespalten sind, wobei zuweilen die Scheide‘ des Rückenmarks sackformig herausdringt, und Wasser enthält. — er seltenen Fällen fand man auch das Kreuzbein sespalten. 2) Deprivatio posterior dorsalis. Ein- zelne oder mehrere Rückenwirbel, oder der ganze Rückgrat ist gespalten; spina bifida. Selten sind ‚dann die Dornfortsätze getrennt , meistens fehlen sie ganz. Zuweilen fehlen auch die übrigen Fort- sätze. Salzmann sah sogar in einem Falle nicht nur den Bogen der Wirbelbeine, sondern auch ‚die Körper derselben gespalten, so dafs man in die Bauchhöhle sah; vide Voigtels patholog. Ana- tomie ır Bd. p. 320. % i Kz hass Fünfte Ordnung. Mifsgeburten durch Mangel der Theile von der Seite (Deprivatio lateralis). Hievon ist mir ein merkwürdiges Beispiel bekannt, welches’ ich selbst untersuchte und im schweizerischen naturwissenschaftlichen Anzeiger‘ beschrieb; und welches in einer Spaltung. der seit- lichen Vertikallinie des Korpers bestund. Ein neu- gebornes Kalb nämlich hatte das Maul und die 4 Wange der linken Seite bis ins aussere Ohr ge- spalten , der linke Ast der Unterkinnlade war Be verkürzt, nicht artikulirend , die Spaltung erstrekte sich bis in den RB REIN Gehörgang,, welcher offen da lag. Auch der Gaumen war auf der linken Seite gespalten. Dann war die linke Seite der Brust und des Bauches so gespalten , dals die Eingeweide auf derselben Seite nur von der pleura ind dem peritonaeum bedeckt waren; die Rippen, waren vom Brustbein getrennt, veiköret und nie der Wirbelsäule zurückgebogen; der linke Vor- derfuls fehlte, drei zusammengewachsene Rippen bildeten einen schulterblattahnlichen Knochen. Uebrigens waren auch die Wirbelsäule und die Weibchen der Hinterfülse widernatürlich auf rhachi- tische Art gekrümmt und verbogen, Osiander erwähnt in seinen Epigrammen eines Kalbes, dessen Mund bis an die Ohren gespalten war. — Auch unter den Würmern zeigt sich die Lateraldeprivation. Ich besitze z. B. eine Asterias aupantiaca mit vier Radien, statt fünf, die aber regelmäfsig ins Kreuz gestellt sind, so dals sie den 5ten nicht wahrend dem Leben verloren ha- ben kann. Der Mangel einzelner Eingeweide, z. B. des Herzens, des "Magens und Darmkanals , der Le- ber , findet gewöhnlich nur bei Mifsgeburten Statt, die unter obige Ordnungen gehören. Dritte Ruasse. - Mifsgeburten durch Versetzung der Theile (Translocalio). Beispiele von Translocationen sind nicht hau- fig, doch auch hier kann noch eine Eintheilung : 25 nach den bereits bekannten sechs Hauptpolen in Beispielen dargestellt werden, jedoch ist die Rei- ‚henfolge aus Mangel an hinreichenden Beispielen ‘nicht so ununterbrochen, wie bei den vorigen "Rlassen. Erste Ordnung. Mifsgeburten durch Versetzung der Theile von der Seite (Translocatio lateralis). S ı) Man hat Beispiele, dals die Spitze des Herzens auf der rechten Seite lag; ferner, dafs das ganze Herz auf der rechten Seite lag, ohne 'abnorme Lage der übrigen Eingeweide. Auch solche, wo die Leber auf der linken, die Milz auf der rechten Seite lag, z. B. Gemma beschreibt eine solche Abnormitat. f | 2) Endlich sind die Beispiele nicht sehr sel- ‚ten, wo alle Eingeweide der Brust und des Un- ‚ierleibes seitlich verkehrt lagen. Ein solcher Fall kam 1816 in Tübingen auf der. Anatomie vor. In Dr. Stegers Dissertation de inversa corpor. -‚humani structura, praeside Emmert, Tub. 1816 ‚sind die bekannten Beispiele von iheilweisen und «gaänzlichen Lateraltranslocationen aufgezählt, die ‚stufenweise Entwicklung , oder das gradweise Vor- ‚kommen derselben von einzelnen Organen bis zur sammtlichen Umkehrung speziell dargewiesen, und einige Gesetze daraus gefolgert. N Hieher gehören auch die abnorm linksgewun- denen Schnecken, von denen die Weinbergs- schnecke , helix pomatia perversa nicht sehr sel- ten vorkommt. Hr. Professor Studer beobach- tete auch helix arbustorum , hortensis und aspersa linksgewunden. Siehe dessen Verzeichnils der Schweizer-Conchylien. Bern 1820. G Pr 3) Eine andere Gattung besteht darin, dafs‘ seitlich gelegene Theile in die Mittellinie des Kor- pers gerückt werden. Am häufigsten ist dies bei den Augen der F all; dals namlich statt zweier Augen ein einziges über der Nasenwurzel, an der Stirne vorkommt. Dies hat dann entweder zwei Pupillen, oder nur eine. Ein Beispiel von einem solchen Gyclopenlamm beschrieb Albrecht im 2ten Band der act. nat. curios. Zuweilen fehlt dann auch zugleich die Nase. Zweite Ordnung. Mi/sbildung durch Versetzung der T heile nach oben (Translocatio superior). ı) Hier zeigt sich die erste Spur dadurch, dafs die Teestikel auch nach der Geburt, zuweilen lebenslänglich im Unterleibe zurückbleiben. 2) Dann folgt die Versetzung der männlichen Puthe, oder eines Analogons derselben nach der Stirn, ein neuer Beweis der Polaritat zwischen dem geistigen und physischen Grenerationsoygan. In mehrern Fällen fand man nämlich einen penis- artigen Korper über der Nasenwurzel ,, der zuwei- len undurchbohrt, zuweilen durchbohrt war; die Geschlechtstheile waren dann meistens unvollstan- dig ausgebildet. Zuweilen fehlte dann zugleich auch die Nase, oder es war nur ein einziges Aug an der Basis der Nasenwurzel vorhanden. Fälle dieser Art beschreiben z. B. Eller, Ploucquet, Osiander. 3) Zähne, die anstatt im Älveolarrand an der vordern Flache des Oberkieferknochens, z. B. neben der Nase vorkommen, gehören auch in diese Ordnung. Ich selbst sah zwei dergleichen Fälle. 8, t- 27 "Dritte Ordnung. Mifsbildung durch Versetzung der Theile nach unten (Translocatio inferior). ı) In seltenen Fällen befanden sich die Oh- ren am Halse, entweder unter dem Winkel der Unterkinnlade oder neben dem Luftrohrenkopf. Einen solchen Fall beobachtete Sebenieius. Col- lomb beschrieb ein neugebornes Kind ohne Unter- kinnlade , mit Ohren seitlich am Halse. Eben einen solchen Fall untersuchte Dr. Rüsch im Spei- cher. Die Ohren waren gehorig gebildet, aber seitlich am Halse, mit einem Gehörgang verse- hen, der sich in die Beinhaut der Halswirbel ver- lor. Mund und Unterkinnlade fehlte, statt letz- terer war ein kleiner hufeisenformiger Knorpel ‚ vorhanden, der in der Mitte eine vertikale Ritze hatte als Analogon der Mundoffnung. Im Gau- men stunden hirtereiahder zwei PL? Zähne, statt der Zunge zeigten sich zwei kleine Koötgen. Hier ist also zugleich die Spaltung der Mittellinie unverkennbar. Ks der Stelle, wo sonst die Oh- ren liegen, war keine Oeffnung. 2) Man fand auch schon die Augen am Halse. oder unter dem Kinn, zuweilen ar zuweilen ohne die Ohren. T’hemel beschreibt in dem fascicul. dissertat. anatom. Amstel. 1754 ein Lamm ohne Unterkinnlade, Mund, Zunge und Nase, der Kopf bildet vorn einen geschlossenen Sack, SUB einen zweiten mit zwei grolsen nahestehenden Augen unten am Halse , kmtor diesen an: deriBlei Ws Luftröhrenkopfs liegen die Ohren, miteinander verbunden und queiliegend ‚ mit geschlossenem Gehörgang. 28 3) Schenk und Spielenberger erzählen Bei- spiele, wo die Augen fehlten , ind statt deren au- genähnliche Organe auf den Ackscht oder Schul- eh oralen. Vierte Ordnung. } Mi/fsgeburten durch Versetzung der Theile nach vorn (Translocatio anterior). ı) Von Translocation der Ohren auf die Wan- gen erzählt Fieliz im 2ten Bd. von Starks Archiv ein Beispiel bei einem neugebornen Rinde, 2) Littre ‚untersuchte eine menschliche Mils- seburt, bei der der After, statt an der gewohn- lichen Stelle ‚ über der Schambeinvereinigung, be- findlich war. Diese Fälle sind jedoch meistens complicirte Monstrositäten. 3) Scheuchzer giebt in seiner physica sacra 9 die Abbildung eines Schaafes von Sondrio, des- sen Rumpf seitlich so verborgen ist, dafs das Becken neben den Kopf zu liegen kommt. Fünfte Ordnung. Mifsgeburten durch Versetzung der Theile nach hinten (Translocatio posterior). ı) Dals einzelne oder mehrere Zähne im knochernen Gaumen vorkommen, davon sind die Beispiele nicht selten. 2) Bartholin beschreibt eine Mifsgeburt , wo die Augen fehlten, und hingeg liches Organ am Hinterkopf befindlich war. seoen ein augenahn- ee u 39 — VıErTE Krässe. Mifsgeburten durch Umänderung der Theile (Mutatio). Erste Ordnung. . Mifsbildungen durch fremdartige duswüchse (Mutatio excrescens). ı) Hieher gehören die schwammigten, braun oder roth gefärbten Hautauswüchse , die man mit dem Manier: der Muttermähler , naevi materni, be- zeichnet und die von sehr a Form und Grolse und an verschiedenen Theilen der allge- meinen Bedeckungen vorkommen. Hier bildet sich eine Reihe von den kleinen warzenähnlichen Auswüchsen bis zu solchen, die grofse Theile des Körpers bedecken. Ein ausgezeichnetes Beispiel wurde von Rlein beschrieben. Die linke Hälfte der Stirn, des Schadels, des Augenliedes, der Schläfe war bei einem neugebornen Kinde mit einem dicken, schlammigen, blutrothen, platten Auswuchs besetzt; eben so der untere Theil der Nase und die einen grolsen Wulst bildende Un- terlippe. 2) Dann gehören hieher die angebornen , har- ten, schuppenartigen Hautauswüchse; z. B. der borstige Engländer oder Stachelschweinmensch , der beinahe am ganzen Korper mit harten, unem- pfindlichen, zuweilen abfallenden Schuppen be- setzt war. Auch wurden schon Kinder mit gros- - sen homartigen Auswüchsen geboren, z.B. Ama 5 tus ins erwähnt eines sulchöh- % 30 Zweite Ordnung. Mifsbildung durch Vergröfserung oder Ver= kleinerung der Theile (Mutatio magnitudinis). ı) Allgemeine Vergrolserung der Theile ist die, wenn ausgezeichnet grolse und schwere Kin- der geboren werden, die nachher eine riesenmäs- sige Grolse erreichen. Sie stehen den Zwergen entgegen , welche ungeachtet ihrer Reife sich durch eine besondere Rleinheit auszeichnen. Diese letz- tern haben entweder einen unverhaltnifsmaälsig brei- ten Rumpf, oder sie stehen in Hinsicht ihrer Lange und Dicke und im Verhalitnils zu den Fxtremitäten in regelmälsiger Proportion. Die Beispiele von letztern sind ausgezeichneter und seltener als er- stere. Auch Huhnereier werden zuweilen gefun- den, die kaum die Hälfte ihrer normalen Grofse haben. | 2) Vergröfserung des Korpers durch Ueber- flufs eines Bestandtheils desselben kommt auch an- geboren vor. Z. B. eine ausgezeichnete Menge von Fett, entweder in einzelnen 'T'heilen, oder im ganzen Korper verbreitet. Hievon beschreibt ein Beispiel Eschenmayer im ersten Band der Tü- binger Blätter. Anna Steinhieber wurde 1804 im Juli im Würtembergischen geboren, mit einer solchen Anlage zum Fettwerden, dafs sie im Mai 1806. 70 1b, im Mai 1814. 2ı9 Ib wog. Vergrolserung des Korpers kann auch durch angeborne Wasseransammlung Statt findem, die entweder allgemein seyn kann; z. B. 1817 ent- band ich ein mit ungeheurer anasarca und einer Hasenscharte behaftetes todtes Kind im Speicher; oder partiell, wovon das ausgezeichneteste Beispiel der angeborne Wasserkopf, hydrocephalus inter- 3ı nus, liefert,; wodurch oft der Schädel ungeheuer ausgedehnt wird. Buxtorf beschreibt im 7ten Bd. der act. helvet. ein neugebornes Rind, dem das Kreuzbein mangelte, und wo die Häute des Rücken- marks daselbst sich in emen so grolsen mit Was- ser gefüllten Sack ausdehnten , dals er an Grolse den Rumpf übertraf. 3) Angeborne Vergröfserung einzelner Theile des Körpers. Ich sah z. B. einen Mittelfinger, der von Geburt an doppelt so dick und etwas lan- er war, als der der andern Hand, ohne krank- haften Zustand. Im Clinieum in Tübingen sah ich 1815 ein Kind mit emem angebornen Kropf, der bis zum Nabel reichte. Osiander machte ein Epigramm auf ein neugebornes Schwein in seiner Sammlung mit einem sehr verlängerten Rüssel, der dem eines Elephanten ähnelt. Ein ähnliches bil- det Schmucker ab, vide fascieul. admir. natur. ‚accretio. In meiner Sammlung ist der Kopf eines Haushahns mit einem so monstros grolsen Kamm , dafs er die Grolse des Kopfs wohl dreinial über- trifft, womit ein knochenartiger Auswuchs oben am: Schadel verbunden ist. | Dritte Ordnung. Mifsbildungen durch veränderte Form der “00. Theile (Mutatio formalis). rg ı) Es giebt zuweilen Mifsgeburten, die beinahe in allen Organen abnorm gebildet sind, und die zu- weilen kaum mehr menschenähnliche Form haben. Solche Fälle beschreiben Koerkring und Dinmore. 2) Einzelne Theile konnen auch durch ange- - borne Rhachitis monstros geformt, verdreht und - verkrimmt seyn. 3) Ein Beispiel von monstroser Form bei Schnecken giebt die helix pomatia scalaris mit py- ramidalem oder langgestrecktem Gewinde, von denen es verschiedene Abstufungen giebt. Pro- fessor Studer besitzt auch eine helix hortensis scalaris. — Auch Hühnereier sind zuweilen in der Form sehr vom Normalen abweichend, z. B. mit Warzen besetzt, cylindrisch, hornförmig gebogen. Vierte Ordnung. Mifsbildungen durch veränderte Farbe (Mutatio coloris). ı) Hier bilden die erste Stufe die gefleckten Mohren, die auf schwarzem Grunde weisse Flecken haben, z. B. einer von Martinique ; oder umgekehrt, 2) Dann folgen solche mit blondem oder ‚schwarzem Haar , er einen oder mehrere Flecken mit angebornen weissen Haaren zeigen, z.B. einen solchan Knaben sah ich in Tenfeige 3) Endlich mit rother Pupille, weisser Haut und weissen Haaren. Ein solcher Albino, Ge- org Gamber, zeigte sich 1817 auch in St. Gal- len. Bei Säugthieren sind Rakerlacken am häufig- sten bei Kaninchen ‚ auch bei Mäusen. Die rei Varietat von mus musculus pflanzt sich leicht fort, und erzeugt immer wieder die gleiche Varietät; ein Versuch, Ankos Vermischung Ianit der gewöhnlichen Hausmaus Bastarde zu erzeugen , schlug fehl, weil letztere den schwachern Kakerlacken Aufina, Bei Ratten, Fledermäusen und Maulwürfen giebt es auch zuweilen Kakerlacken. Unter den V. ögeln bei Kra- hen, die auch zuweilen gefleckt York ‚ Am- zn: Sperlingen u. »ielen Ändern Arie r Ä 33 u | | Be II. 1 Chemische Zerlegung des Wassers von W eissenburg. Von C. Brunner, Prof. der Chemie in Bern. Die Gebirgskette des Stockhorns, auf deren südlichem Abhange die warme Quelle von Weis- senburg entspringt, besteht grostentheils aus einem dichten Kalkstein, bald von hellgrauer,, bald von dunklerer Farbe, welche von Kohle herzurühren scheint. An einigen Stellen finden sich in dem Kalk Nester von Steinkohlen. Hin und wieder - ist das Gestein mit dünnen Ralkspatgängen durch- zogen. An einigen Stellen kommt auch Gyps zum Vorschein. Am Fufse des Gebirges ist ein eigen- thümlicher Sandstein angelagert, der an einigen Stellen Schichten von rothem Thonschiefer enthalt. Die Quelle von Weissenburg befindet sich in einer tiefen Schlucht, durch welche der Bunischi- bach aus dem Scholse des Gebirges hervordringt in einer Hohe, die nach meiner barometrischen Messung 2758,31 Pariser-Fulse über das Meer beträgt. Seit wenigstens 200 Jahren wird dieses Wasser als Heilmittel gebraucht, obschon es schon seit längerer Zeit seiner natürlichen Wärme ‚wegen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben scheint. Ueber die Anwendung ind den Nutzen desselben als Heilmittel will ieh hier nicht dasje- ‚Inige wiederholen, was schon früher gelehrte I Aerzte uns zu verschiedenen Zeiten darüber mit- getheilt haben. Mein Zweck war blofs es in phy- = Natw, Anl. II. 1. 3 | 34 ö sikalisch-chemischer Hinsicht einer neuen Prüfung zu‘unterwerfen , weil mir eine solche theils wegen den von andern früher darin aufsefimdenen Be- standiheilen, aus .deren sehr geringen Menge sıch die durch tausendfache Erfahrung erprobte Wir- kung dieser Heilquelle kaum erklären lafst, theils wegen der demselben eigenthümlichen natürlichen Wärme, welche bei andern ahnlichen Quellen die Physiker schon so vielfach beschäftigte, win- schenswerth schien. Besonders war mein Augen- merk auf die flüchtigen Bestandtheile gerichtet , die ich im diesem Wasser anzutreflen glaubte. In dieser letztern Rücksicht schien mir vorzüglich die von meinem verewigten Lehrer, Hrn. Apotheker Morell im J. ı788 bekannt gemachte Analyse nicht vollkommen zu genügen. Da in neuern Zei- ten in so vielen zum Theil auch warmen Quellen, wie z. B. denjenigen von Aachen, von Venezuela und in unserm Leukerbade die Entwicklung von Stickstoffgas beobachtet worden, dagegen in allen altern Analysen von Mineralwassern die erhaltene Luft insofern sie nicht Kohlensäure noch Schwe- felwasserstoffgas war, gewöhnlich als atmosphari- sche Luft angenommen wurde, so war es mir vor- zuglich darum zu thun, auch hier die Gegenwart oder Abwesenheit von Stickstoffgas zu untersuchen. Um dem Einwurfe zu entgehen, die flüchtigen Bestandtheile seien während der Versendung des Wassers entwichen, verfügte ich mich mit dem nöthigen Apparate versehen den 29. Sept. vori- gen Jahres selbst nach Weissenburg, um die f Untersuchung an Ort und Stelle vorzunehmen. Die Witterung war seit mehrern Tagen voll- | kommen schon gewesen und die Einwohner ver- sicherten das Wasser sei so kraftig als jeim Sommer. D P2 { i j | N 33 Die Einfassung der Quelle, welche aus jenem Kalkstein hervorzukommen scheint, ist ein Aecki- ger gemauerter und durch ein Gewolbe verdeck- ter Be von 6—7 Fuls Länge auf 2% Fufs Breite und ungefähr 12—ı93 Fuls Tiefe. Dieser Kasten ist bis er ungefähr 2 Fuls Hohe mit Was- ser angefullt , Welches auf dem Grunde desselben beständig, ohne sichtbare Bewegung noch Gas- ' entwicklung hervorquillt. Das Gewolbe dieses Kastens ist inwendig mit einem tropfsteinartigen Sinter überzogen. Durch holzerne Rohren eh das Wasser von hier ungefähr ıo Minuten weit nach dem Bade geleitet, wo es sich in einem 2 Zoll dicken Some in einen grolsen holzernen Kasten ergielst. Sowohl die Leitung als der hol- zerne Kasten erfüllen sich mit Be rothlich- braunen Schlamme, welcher aus letzterm während der Kurzeit beinahe täglich herausgeschafft wer- den mufs. Uebrigens Sal sich derselbe zu allen Jahreszeiten ungefähr in gleicher Menge einfinden. 5 Wenn, was ziehe selten geschieht, die Leitung durch heruntergestürzte Steine oder andere Ur. sachen schadhaft geworden ist, so dafs neue Roh- ren eingelegt werden müssen, so erscheint jedes- mal einige Stunden lang das Wasser trübe und nothigt die Kurgäste das Trinken einzustellen. "Ich liels einige Leitungsröhren herausnehmen und sammelte ds darin Etbähcaen Schlanım, indem ich in geneigter Stellung Wasser in dieselben gols und die am andern Ende herausfliessende braune Brühe in einem Topfe auflalste, in wel- chem sich der Schlamm nach einiger Zeit zu Bo- den setzte. | Das Wasser selbst besitzt folgende physische Eigenschaften : ! 36 ı) Es ist vollkommen klar und durchsichtig. Betrachtet man eine grolsere Menge dessoht ben aufmerksam , so sieht man einige kleine bräunliche Klümpchen darin schien N welche aus dem oben beschriebenen Schlamm bestehen , den das Wasser mechanisch mit- führt. 2) Es besitzt durchaus keinen Geruch. 3) Sein Geschmack ist sehr schwach. Mir schien er mit demjenigen einer sehr verdimn- ten Fleischbrühe einige Aehnlichkeit zu haben. A) Beim Ausgiessen in ein anderes Gefals schäumt es sehr wenig. 5) Das spezifische Gewicht desselben ist bei 11%"! R. = 1,009326. 6) Ueber die Temperatur der Quelle machte ich folgende Beobachtungen : Den 2g. Sept. Abends 6 Uhr zeigte das Was- ‚ser, da wo es aus der Trihkschee fliefst,, 24°C. Mi Mai die äussere Luft zeigte 104, Den ehem Tag Abends 8 Uhr ebendaselbst 23,75°C. Die Lift? Den 30. Sept. Morgens 6%, Uhr 23,6° c. (ie Luft 9,5%.) - - - Nachmittags 2 Uhr 24,6° C. ‚ (Die Luft As 50) - 2 - Abends 84, Uhr 24°C. (Die Luft 10%.) An der Quelle selbst fand ich die Tepe den 30. Sept. Morgens 11% Uhr ungefähr‘ 1 A Bee unter der POheikiähe des Wassers 27,50 C. Diejenige der Dunstatmosphäre über dem Wasser 18,50 G. während die aussere ‚Luft 13,5 zeigte. 37 Um die auch hier wie bei allen warmen Quel- len herrschende Meimung: „das Wasser bleibe langer warm als künstlich gewärmtes“ zu prüfen , nahm ich 2 möglichst gleiche ınd ziemlich 'grofse irdene 'T'opfe , füllte, nachdem ich sie beide durch Eintauchen in den hölzernen Wasserkasten auf die namliche Temperatur gebracht hatte, den einen mit natürlich warmem Wasser von 23,50, den andern mit künstlich auf den namlichen Grad er- warmtem gewöhnlichem Quellwasser und beobach- tete bei beiden die Zeit des Kaltwerdens. Ich "war aber nicht im Stande den geringsten Unter- schied wahrzunehmen. ». Die so sehr verbreitete. Meinung des langsa- mern Raltwerdens des natürlich warmen Wassers, welche nicht nur bei den Bewohnern und Bade- gästen warmer Quellen herrscht, sondern nicht selten auch in physikalischen und chemischen Werken angetroffen wird ”), liegt ohne Zweifel in .dem Umstande, dafs man an den Quellen im- mer mit sehr grofsen Mengen zu thun hat und nicht bedenkt, dafs eine Wassermasse von mehr als tausend CGubikfufsen,, wie z. B. in emem der grolsen Badekasten von Leuk natürlicherweise eine viel längere Zeit zum Kaltwerden bedarf, als ein ewohnliches Bad von vielleicht 25— 30 Gubikfufs "Inhalt. Es wäre zu wünschen, dafs. man dieses bei allen warmen Quellen untersuchte **). Ich '*%) Z.B. Patissier, Manuel des Eaux minerales de laFrance, p- 67. Dictionnaire de Medecine VII. 260. Diction- naire des Sciences medicales, suppl. VI, 103, **) Die nämliche Beobachtung ist übrigens gänz kürzlich auch - bei andern Quellen gemacht worden. $. Longchamp , Annales de Chimie et de Physique XXIV. 247. — Fici. nus, in Schweigg. Journal. Auch Hrn. Pagenstechers Versuche über das Wasser zu Leuk gaben die nämlichen Resultate. 38 bin weit entfernt die Thatsache, welche ich be- obachtete , auf alle ausdehnen zu wollen, aber ehe man bestimmte Erfahrungen hierüber hat, ist es auch, glaube ich, voreilig, auf die bisher wenig sichern Angaben ’Fheorieen zu bauen und daraus Erklärungen der Wirkungen dieser sogenannten Thermahvärme herzuleiten. Prüfung des Wassers mit Reagentien. ı) Geröthetes Lakmuspapier wurde nach eini- ‘en Stunden blau. 2) Aetzendes Kali. Flockig-weisser Nieder- ‘ schlag im Ueberschuls unaufloslich. 3) Barytwasser. Sogleich ein starker weisser Niederschlag unaufloslich in Salpetersäure. 4) Kalkwasser. Nach einiger Zeit ein flocki- ger weisser Niederschlag (in einem verschlos- senen Grlase.) m 5) Aetzendes dmmoniak. Anfangs nichts, nach einiger Zeit ein weisser flockiger Niederschlag unaufloslich im Ueberschuls. 6) Kohlensaures Natron. Sogleich starke weisse Trübung, nach einiger Zeit leichter weisser flockiger Niederschlag, welcher bald pulverformig wurde. 7) Kohlensaures Ammoniak. Sogleich starke weisse Trübung, nach einigen Stunden pul- veriger weisser Niederschlag. 8) Essigsaures Blei. Sogleich starker weisser Niederschlag, der sich, ehe er niedergefal- len war , durch Zusatz von Salpetersäure unter Ausgeben einiger Gasbläschen aufloste. Hatte er sich aber zu Boden gesetzt, so war er nach- her in Salpetersäure unaufloslich. 3% 9) Sauerkleesaures Ammoniak. Sogleich starke weisse Trübung,, nach einiger Zeit pulveriger Niederschlag. ı0) Salzsaurer Baryt. Starker weisser pulver- forniiger Niederschlag unauflöslich in Salz- saure, ı1) Salpetersaures Silber. Nach einigen Stun- den ein kaum merkliches Opalisieren. ı2) Schwefelsäure. m 13) Salzsäure. ı4) Schwefelsaures Natron. ı5) Salzsaures Natron. keine Ver- ı6) Salzsaures Platin. änderung. 17) Chromsaures Kali. 18) Salzsaures Gold. 19) Blausaures Eisenoxydul-Kali. 20) Salpetersaures Quecksilberoxydul. Beim ersten Zusetzen eine weilsliche Trübung , setzte man aber noch ı oder 2 "Tropfen mehr hinzu, so wurde die Flüssigkeit wieder hell. " Nach 24 Stunden bildeten sich auf dem Bo- den des Glases kleine weisse , spiessige , büschelformig-gruppierte Krystalle. | 21) Salpetersaures Quecksilberoxyd. Schön zitrongelber pulveriger Niederschlag. (Einen ganz gleichen giebt dieses Salz im Kalkwasser.) 22) Schwefelsaures Kupfer. Nach einiger Zeit ‚ein blaulicher Niederschlag. = 23) Hydrothionsäure. keine Ver- 24) Hydrothionsaures Ammoniak. anderung. 25) Alkohol von 97 p. c. zu gleichen Theilen mit dem Wasser gemischt, gab einen flocki- gen weissen Niederschlag. 26) Galläpfeltinktur. Anfangs keine Verände- rung, nach 2/, Stunden eine unbestimmte weils- liche Trübung. ho Untersuchung der Gasarten. A. ; 95ı Grammen des Wassers wurden aus der Trinkrohre in emen gläsernen Kolben, der ganz damit angefullt wurde und mit einer ebenfalls mit Wasser gefüllten Gasrohre versehen war, gefalst, in diesem Apparate mittelst zweien starken Wein- geistlampen eine Viertelstunde lang gekocht, und das sich entwickelnde Gas über Wasser aufgefan- gen. Seine Menge betrug, nachdem durch mehr- stündiges Stehen über ätzendem Rali die Kohlen- säure daraus weggeschafft worden war, bei ı ‚IC und einem Barometerstand von 680 Millim. 20 Mil- lilitres (oder bei 0° und 760 Millim, 17,804 Mil- hilitres). Dieses Gas wurde mit einer heilsberei- teten Auflosung von Schwefelkali, welche einige Zeitlang der Luft ausgesetzt worden war, in Be- rührung gebracht und ofter damit umgeschüttelt. Nach 24 Stunden betrug der Ruckstand des Gases auf eine Temperatur von o° und einen Druck von 760 Millim. berechnet 11,9 Millilitres *). Diesemnach enthält das untersuchte Gas nach Hinwegnehmen der Kohlensäure 17,804—ı11,9= 5,904 Sauerstoffgas ‚ oder 100 Theile des von Rohlensäaure befreiten Gases enthalten 33, 16 Sauer- stoffgas, oder auch 84,6 atmosphärische Luft und 15,4 Sauerstoffgas. J *) Ich mufs hier’ bemerken, dafs ich Hrn. Pfaffs (analyt. Chemie II. 566) Angabe , die Absorption des atmosphä- rischen Sauerstoffes durch das Schwefelkali-Eudiometer erfordere blofs ein Schütteln von 5 Minuten, unmöglich beistimmen kann. Ich habe stets gefunden , dafs selbst nach mehreren Stunden, wenn auch das Instrument feis- sig Be wurde , noch eine Raunverminderung Statt and. ; 4ı B. - Die nämliche Menge Wassers wurde in dem eichen Apparate gekocht. Das erhaltene Gas " betr ug nach Hinwegnahme der Kohlensäure bei 11,7°C. und 680 Millim. 19:9 Millilitres oder bei 0° und 760 Millim. 17,053, Dieses Gas wurde mit einer Stange Phosphor in Berührung gebracht und betrug nach 24 Stun- den bei ıı, 259 C. und 676,5 Millim. Barometer- stand 14,3 Bl bei Ch und 670 Millim. 12,212 ; Millilitres, also nach der nothigen Cohen für die Ausdehnung des Gases durch den Phosphor (nach Berthollet um Yio) 11,907. Nach diesem Versuche enthalt also das in dem Wasser enthaltene Gas nach Entfernußg der Kohlensäure 17,053 — 11,907 = 5,146 ödeh in 100 Theilen 30,17 Sauerstoffgas. C. se Wassers sab durch ı) Die nämliche Meng g die gleiche Behandlıng nach Hinwegnahme der Kohlensäure .1757 Milli. bei 10° G. und 681 Millim. oder 15,28 Millil. bei o° und 76 Millim. Davon wurden 8 Volumtheile mit 8,3 Was- its: ‘) im Velta’schen Eudiometer verbramnt. Der sand betrug 8,5. Es waren also bei dem Verbrennen 7,8 Voluntheile Gas verschwun- den, welches 3° = 2,6 Sauerstoffgas anzeigt. Es ‚enthielten mithin 100 Theile des in dem Was- - ser enthaltenen Gases nach Wegschaffen der Roh- lensäure 32,5 Sauerstoffgas , ART ‚44 atmosphä- . rische Luft und 14,56 Sauerstoffgas. *) Aus Wasser durch Zink und Schwefelsäure bereitet. & > [3 2) Der namliche Versuch mit einer neuen Menge Wassers wiederholt gab 15,58 Gas ohne Kokians sure. welches (bei 0° und 760 Millim.) in 100 Erilen aus 85.979 en Luft und 14,025 Sauerstoffgas , oder aus 32,075 Sauerstoffgas u 67,025 atmosphärischer Luft bestand. 3) Wasser, welehes in einer gut verschlos- senen Flasche nach Bern gebracht, und daselbst auf die namliche Art behandelt worden, nur mit dem Unterschiede, dafs das Gas über Quecksilber aufgefalst wurde , gab aus der namlichen Menge 16,9 Biegen Gas, (die Kohlensäure ungerechnet und auf o° und 760 Millim. reduzirt) weile: bei der Untersuchung mit dem Volta’schen Eudiometer in 100 Theilen 31,58 Sauerstoffgas zeigte. Fassen wir die hier aufgeführten Resultate zusammen, so haben wir im Mittel aus 5 Beob- achtungen in 951 Grammen des W Me RUDI nach Hinwegnahme der Kohlensäure 17,804 17,093 15,28 16,523 Millil. Gas bei o° u. 760 Millim, 5,58 16,9 Von diesem Gase enthalten 100 Theile 33,16 30,17 32,5 oder im Mittel 31,89 Sauerstoffgas , 32,07 31,58 oder auch 86,2 aimosphärische Luft und 13,8 Sauerstoffgas. _—— 100,000 " 43 Zur Vergleichung untersuchte ich auch das Wasser , so wie es in Bern verkauft wird. Ich er- hielt aus gr. 95ı desselben durch das namliche u” ‚sers erhielt ich nach obiger Behandlun Verfahren nach Abscheidunse der Kohlensäure o 19,1 Millil. Gas, in welchem das Volta’sche Eu- diometer 27,12 bis 27,21 also im Mittel 27,165 Procent Sauerstoffgas anzeigte. Bestimmung der Kohlensäure. 791,5 Grammes frisch gefalstes Wasser wurde in einem Kolben, der mit einer in Baryt- wasser tauchenden Rohre in Verbindung stand, eine Viertelstunde lang gekocht. Es entstand ein Niederschlag , welcher ausgewaschen und geirock- net 0,211 gr. wog. Dieses zeigt nach Berzelius 0,0471 gr. Kohlensäure, oder nach Biot und Arago 23,8 Millilitres kohlensaures Gas an. Der namliche Versuch mit einer neuen, eben so grolsen Menge Wassers wiederholt, gab ganz genau das namliche Resultat. Es enthielt also ı Bernmals (=56 Unzen) dieses Wassers 3,435 Cubikzoll freie Kohlensäure *). Aus 650 Grammen in Bern gekauften Was- 5 emen - Barytniederschlag , welcher getrocknet 0,128 be- trug. Dieses Wasser enthalt demnach in einem Bernmals 2,5367 Cubikzoll Kohlensäure. *) Die hier angewandte Methode, die Kohlensäure zu bestim- men, halte ich, wenn die nöthige Vorsicht angewandt wird , für vollkommen genügend. Es darf kaum erinnert werden, dafs der Zutritt der atmosphärischen Luft , so- wohl bei der Operation selbst als vorzüglich bei dem Fil- trieren des Barytwassers, sorgfältig vermieden werden mufs. — Bekanntlich hat Vogel vor kurzem die Unvoll. ' kommenheit der zu diesem Zwecke von 'T'henard angeg „benen Methode dargethan. (S. Journal de Pharmacie IX.) 44 y ‘Bestimmung der fixen Bestandtheile, ı) 3450 Grammes Wasser wurden aufge- kocht. Es entstand ein graulich-weisser pulveriger Niederschlag ‚ welcher getrocknet 0,08 wog. Er bestand aus kohlensaurem Kalk. Das Wasser wurde bei gelinder Wärme und unter Verhüten des Hineinfallens von Staub in einer Platinschaale zur Trockne abgedampft. Der Salzrückstand: be- irug 4,86. Er war vollkommen weils und eine Probe desselben färbte sich nicht bei gelindem Gluhen. Auch hatte das Wasser wahrend des Abdampfens durchaus keine Färbung angenommen. Dadurch ist also die gänzliche Abwesenkt von organischen 'Theilen erwiesen. 2) Diese Salzmasse wurde mit absolutem Al- kohol digeriert, die .allioholische Flüssigkeit mit Wasser versetzt und der Alkohol durch Abdamı- pfen entfernt. Sie verhielt sich nun als eine Auf- losung von salzsaurer T alkerde. Durch Bu I saures Silber entstand darin ein Niederschlag welcher getrocknet 0,027 wog. - Dieses ze nach Bkız elins 0,00g salzsaure 'Talkerde an. 3) Die mit Alkohol ansgezogene Salzmasse (2) ‚wurde mit ein wenig destilliertem Wasser übergos- sen und einige Tage lang unter ofterm Umschüt- teln ruhig hingestellt. Die auf diese Art erhaltene Auflosung wurde zur Trockne abgedampft und der Pckstand wieder mit wenig kaltem Wasser dige- riert. Es blieb 0,1/,8 Gyps zurück. 4) Die in (3) erhaltene wässerige Auflosung wurde mit essigsaurem Baryt gefällt. Der Nie- derschlas verhielt sich ganz als schwefelsaurer Baryt und betrug trocken 2,053, geglüht 1,955. 5) Die mit Baryt gefällte F lüssigkeit (4) wurde zur Trockne abgedampft und der Rückstand ver- | | 4 "brannt, hierauf mit Wasser ausgekocht. Es ent- stand dedıtsch eine alkalisch- veagierende Flüssig- ‚keit, welche mit Salpetersäure g gesättigt beim Ab- dampfen rhomboidale Krystalle lieferte ‚und Wedel mit Platinauflosung noch mit Weinsteinsäure rea- gierte, also salpetersaures Natron enthielt. Um die Menge des Natrons zu bestimmen, wurde das haltene salpetersaure Salz in ein wenig Wasser aufgelöst, mit Schwefelsäure versetzt, zur Trockne abgedampft und gelinde geglüht. Es gab 0,647 efelsaures Natron. 6) Der mit Wasser ailikiochte verbrannte Rückstand (5) wurde mit ver alter Schwefelsäure erwärmt. Es loste sich viel unter Aufbrausen auf. Die Auflosung gab beim Abdampfen Krystalle von schwefelsaurer T alkerde. Dieselbe wog schwach geglüht 0,437- (In dem schwefelsauren Natron von (5) ist 0,3634 und in der schwefelsauren ’Talkerde (6) 0,2883 Schwefelsäure enthalten, also 0,6517 in dem ganzen wasserigen Auszuge (3). Der ee echs von (4) zeigt 0,6719 Schwer felsäure an). 7) Die mit Wasser in (3) ausgezogene Salz-' masse wurde nun mit vielem Wasser gekocht und e Auflosung, welche auf salpetersaures Silber Ei reagierte , mit salpetersaurem Baryt gefällt. Der Niederschlag wog getrocknet 6,27 -8, geglüht 6,15. Dieses zeigt nach Berzelius 3, 646 schiiel lausen Kalk an. Als der Barytniederschlag mit verdünnter Salpetersäure digeriert wurde, a Blese nichts davon auf. Es ist also keine-Phes- phorsäure zugegen. 8) Die mit Baryt gefällte Flüssigkeit (7) wurde durch Schwefelsäure genau von dem über- 46 schüssig zugesetzten Baryt befreit und in 2 gleiche. Theile getheilt: A. Die eine Hälfte wurde mit sauerkleesaurem Kalı gefallt. Der Niederschlag gab, nach- dem het getrocknet worden, bei tr Glü- hen 0,7495 RER Dieses zeigt in der ganzen Flüssigkeit von (7): 3,6094 schwe- Felkaufen Kalk an. Als nachher die Flüssigkeit mit kohlen- saurem Natron gekocht wurde, entstand keine Trübung. B. Die andere Hälfte wurde mit kohlensaurem Ammoniak kochend gefällt, alsdann die fil- trierie Flüssigkeit zur Trockne abgeraucht und das Ammoniaksalz durch Hitze verflüch- tigt. Es hinterblieb eine sehr geringe Menge eines salzigen PRückstandes , welcher mir schwefelsaures Natron zu seyn schien. Ich war aber nicht im Stande weder seine Menge genau zu bestimmen noch dasselbe einer wei- tern Prüfung zu unterwerfen. 9) Der beim Kochen der Salzmasse in (7) hinterbliebene Ruckstand erschien als ein grau- liches Pulver. Er wurde im Platintiegel mit Salz- saure übergossen und mit einem Uhrglase leicht bedeckt, erwärmt. Es entstand eine fast farben- lose Flüssigkeit unter Zurückbleiben eines gerin- gen flockigen, g grauen Rückstandes, welcher 0,0706 wog. Ders wurde das Uhrglas nicht im minde- sten angegriffen, wodurch ui Abwesenheit von Flufsspathsäure erhellet. 10) Die in (9) erhaltene salzsaure Auflösung. wurde mit einigen "Tropfen ‘Salpetersäure gekocht um das Eisen zu oxydieren und dieses euro durch atzendes Ralı im Ueberschufs gefällt. Der 47 Ri entstandene Niederschlag verhielt sich als Eisen- oxyd, war aber zu gering um sich quantitativ be- stimmen zu lassen. Die kalische Flüssigkeit gab mit Salmiak ge- kocht keine Trübung. Sie enthielt also Keine Alaunerde. ı1) Der bei der Behandlıng mit Salzsaure in (10) gebliebene Rückstand wurde mit ätzendem Ralı geschmolzen. Es entstand eine schmutzig- grüne Masse, die beim Auflosen in see tigem Wasser, Abdampfen der Auflosung und Wiederaufnehmen des Rückstandes in Wasser, _ Kieselerde zurückliels , deren Menge geglüht 0,066 betrug. ı2) Die salzsaure Flüssigkeit (11) wurde durch Salpetersäure oxydiert Ed kalt mit koh- lensaurem Natron gefällt. Es entstand ein gerin- ger Eisen-Niederschlag, dessen Menge ich nicht bestimmen konnte. Als ich die Flüssigkeit kochte, erschien ein weifslicher Niederschlag , welcher nach einiger Zeit braun wurde. Seine Menge war aber ausserst gering, so dals ich ihn nicht einmal qualitativ genauer untersuchen konnte. Er schien mir von Mangan herzurühren. Bei der vorstehenden Analyse’waren also in den untersuchten 3450 Grammen des Wassers von Weissenburg folgende Bestandtheile gefunden worden: 1. Flüchlige Bestandtheile. 59,941 Millil. nämlich 51,6727 atmosph, Luft 8,2682 Sauerstoffgas 9,9409 103,73 Millil. Kohlensäure, 48 Fixe Bestandtheile. Koblensaurer Kalk (1) .: 2... "0,080 Salzsaure Talkerde (2) 2 0. . 0,009 Schwefelsaures Natron (5) » » . . 0,647 Schwefelsaure Talkerde (6) - - » » 0,457 Schwefelsaurer Ralk (3) - » 2 .2...0,148 en — _— (7) 3,616 . o id rz het; — (8) 3,6094 Mittel 3.6195 Kırseleider( 13) =. ua ner ne rege 5,000 Eisenoxyd | RER Manganoxyd 1 N Gesammt-Menge der in dem Wasser enthal- tenen Salztheile (1). . 4,86 + 0,08 = 1,94. Also Ueberschufs bei der Analyse 0,06. Berechnet man dieses auf 10000 Theile Was- sers, oder auf ı Bernmafs zu 3 56, so hat man +8 Flüchtige Bestandtheile: in ı Bernmals. Atmosphärische Luft . -. « . 1,71090. 4 Sauerstffgss - » » . . . 0,2737C. 2. Kohlensäure »- » » . ... 5435 C. 5,4196 Suckstollgas, - -« « . % . 23816 Sauerstoflgas » » » 0... 0,6350 . Koblensäte "dur .ie “34888 Ag it Fixe ‘Bestandtheile: - * (alles in wasserfreiem Zustande berechnet.) Er‘ in 4 Bernmafs. in 10000 Thin, Bohlen: Ralk . . gr. 0,623 0,2318 Salzsaure Talkerde . - 0,070 0,0260 Schwefelsaures Natron -. 5,041 1,8753 Schwefelsaure Talkerde - 3,404 1,2666 Schwefelsaurer Kalk . - 29,300 10,9005 de. a 0 =: OD 0,1913 Eisenoxydul *) 38,952 ılydgıd Manganoxyd’? - Nach Hrn. Morells Bestimmung "*) enthal- ten 2 Pfund Weissenburgerwassers Kohlensaures Gas . . 2 2.2.2.2 02%. Atmosphärische Luft . . 2.2. 011% Spuren. Salzsaure Talkerde .- © » . . 2% gran. ra Natron us. a ae Kohlensauren Rak . . . I. erg. — Talkerde 1.10, er „ui: > Risen“ 3 77 Pass Schwefelsauren Ralkk . . » .. 9% N Extraktivstoff — Spuren. Untersuchung des Schlammes aus den Leitungsrohren. Getrocknet stellte derselbe ein bräunlich-gel bes Pulver dar, welches weder Geruch noch Geschmack befals. Man konnte hin und wieder kleine Holzfasern darin entdecken, ohne Zweifel aus den Rohren. ı) Es wurden 2,828 Grammen dieses Pul- vers mit absolutem Alkohol einige Tage lang dige- =) Ohne Zweifel als kohlensaures zu betrachten. **) Gesundbrunnen und Bäder der Schweiz, p. 256. Natw., Ann]. II:1. 50 riert. Der Alkohol wurde dadurch kaum merklich gefarbt und gab beim Abdampfen em geringes gelbliches Extrakt, welches mit Wasser ausgezo- gen eine farbenlose Flüssigkeit gab, in welcher salpetersaures Silber - die. Gegenwart von einer Spur eines salzsauren Salzes, alle übrigen Rea- genzien nichts anzeigten. Die vom Alkohol aufgeloste Menge harzartigen Extraktivstofles betrug 0,103. . 1. | ....2) Das bei der Behandlung mit Alkohol zu- rückgebliebene Pulver wurde mit vielem Wasser ausgekocht. Die vom ‚Wasser aufgenommene Menge betrug 0,138. Beim Abdampfen der Auf- losung blieb eim brawnliches Extrakt ohne Bildung von Krystallen. Die Auflosung des Extraktes reagierte schwach auf Schwefelsaure. Sie enthielt wahrscheinlich eine Spur Gyps, deren Menge aber nicht bestimmt werden konnte. | | 3) Das von der Behandlung mit Wasser übriggebliebene Pulver (2) wurde mit Salzsäure erhitzt. Es entstand unter Aufbrausen eine gelbe Auflosung mit Zurücklassen eines schwärzlichen Ruckstandes, welcher getrocknet 1,05 wog. 4) Die salzsaure Auflosung (3) wurde mit emigen Tropfen Salpetersaure versetzt und zur Trockne absedampft, hierauf wieder m Wasser aufgelöst, wobei 0,016 Kieselerde zurückblieb, und durch ätzendes Ammoniak das Eisen gefallt. Der erhaltene Niederschlag wog geglüht 0,537. Dieses zeigt nach Berzelius 0,621 kohlensaures Eisenoxyd an. A; 5) Die mit Ammoniak gefällte Flüssigkeit (4) wurde zur Tröckne abgedampft und durch Erhitzen das Ammoniaksalz entfernt, hierauf wieder in Wasser aufgenommen und mit »sauerkleesaurem 5ı Kali gefällt. Der Niederschlag gab beim Trock- nen und heftigen Glühen 0,569 ätzenden Kalk. Dieses zeigt Ya Berzelius 1,010 kohlensauren Kalk an. 6) Der in (3) gebliebene schwärzliche Rück- stand wurde eine Zeitlang im Platintiegel stark geglüht. Seine Menge betrug nach Aatar Glühen 0,731. Er hatte dabei, eine, brammrotlig Farb angenommen. 7) Dieser Rückstand (6) wurde nun mit Sal- petersalzsäure gekocht. Die erhaltene gelbliche Auflosung gab Fa ätzendem Ammoniak einen Bi- sen-Niederschlag, welcher geglüht 0,063 betrug. — Als die mit nie gefallte Flüssigkeit mit kohlensaurem Natron - gekocht wurde , entstand keine 'Trübung. | Der vom Kochen mit Salpetersalzsäure ge- bliebene Rückstand betrug 0,457. Er verhielt sich wie Rieselerde mit einem geringen Rückhalt von Eisenoxyd. Die angewandte Menge des Schlammes wurde also zerlegt ı in - durch Alkohol ausziehbarer Ex- in 100 Thin. ‚traktivstof (1) » - » . 0,109 3,643 _ durch Wasser ausziehbarer Ex- | ee 2 nat WEN" NPERRENPCHER 4,883 ee. 0000,40 0,010 Re ein ha 10,728 - Kohlensaurer Kalk (5) . . 1,010 35,714 Kohlensaures Eisenoxyd (4. 7) 6 ro. 0,797; 264088 durch Feuer zerstorbare Pflan- zenfaser (6) - -» - . 0,319 11,3 ae go: | 2,780 98,345 fen * Verlust 0,048 1.655 2,828 100,000 Ob die in ee vorhandenen , durch Wasser und Alkohol ausziehbaren, so wie die organischen, im Feuer zerstorbaren 'T'heile als chemische Bestandtheile des Wassers anzuse- hen seien, möchte ich bezweifeln. Dieselben scheinen mir wohl eher aus den Rehren, durch welche das Wasser eine bedeutende Strecke weit fliefst, herzurühren. In dem Wasser, da wo es aus der Trinkrohre fliefst, fand ich, wie meine Analyse zeigt, keine Spur von Extraktivstoff und es ist nicht wahrscheinlich, dafs wenn er an der Quelle selbst darin enthalten wäre, er sich wnter- weges absetzen sollte. Das Eisen dagegen scheint wohl im Wasser enthalten zu seyn, allein auf je- den Fall in sehr geringer Menge. Bei der Analyse habe ich nur Spuren davon aufgefinden,, weil es sich schon bei der Trinkrohre nicht mehr in che- mischer Auflosung in dem Wasser befindet, sondern in Gestalt kleiner Klümpchen, deren Menge sehr geringe ist, mechanisch darin schwimmt, und bei der Analyse diese Ilumpchen nicht mitgenommen wurden *). | Den Tuff, welcher die Wände und das Ge- wolbe des gemauerten Quellen-Kastens bekleidet, fand ich grostentheils aus kohlensaurem Kalk mit einer geringen Menge Kieselerde bestehend. , Die meisten, welche ein natürlich warmes Wasser chemisch und physikalisch untersucht und *) Einen ähnlichen Schlamm hat Davy in den warmen Bädern von Lucca beobachtet. Er glaubt das Eisenoxyd wäre in \ diesen Wassern ursprünglich vermittelst der Kieselerde (im.Zustande einer salzartigen Verbindung) aufgelöst und werde durch den Zutritt der Atmosphäre mit der Kiesel. erde zugleich herausgefällt. Er giebt das Verhältnifs der Kieselerde zum Eisenoxyd ungefähr auf3 zu 4an. S$. Au. nales de Chimie et de Physique XIX, 194. 55 beschrieben haben , glaubten sich verpflichtet am Ende ihres Bere eine .Meinung über die Ur- sache dieser natürlichen Wärme angeben zu müs- sen. Allein betrachtet man die von den verschie- denen Schriftstellern hierüber geausserten Ansich- ten, so wird man nur zu bald inne, wie unzu- reichend alle diese, oft sinnreich genug ausgedach- ten Hypothesen sind, um die merkwürdige Erschei- nung zu erklären. Die älteste hierüber aufgestellte Meinung, die aus der Schule des Empedocles herruhrt , besteht in der Annahme eines im Innern der Erde bren- nenden Centralfeuers, welches als die Ursache der Vulkane und der warmen Quellen angesehen wurde. Ohne Zweifel rührt diese Ansicht aus einer Zeit her, da man keine andern warmen Quellen kannte, als solche, die mit Vulkanen in offenbarer Ver- bindung standen. In neuern Zeiten sind viele Naturforscher Pe andern Wegen wiederum auf diese Ansicht ge- leitet worden. Durch genaueres Studium der Ge- ognosie hat man namlich in vielen Gegenden, in denen warme Quellen angetroffen worden, das Vor- harfdenseyn vulkanischer Gebilde oder Ueberreste ehemaliger Vulkane aufgefunden und die Wärme jener Quellen aus der Berührung ihres Wassers mit jenem im Innern der Erde noch. nicht kaltge- ‚wordenen vulkanischen Gestein herleitet. So z. B. erklart Berzelius *) die Wärme der Quellen von Topliz und. Carlsbad. Unsre Weissenburg- Quelle scheint indessen nicht zu dieser Klasse zu gehoren. Zwar nimmt Hrn. von Buch **) an, "die Kalkalpen verdanken Jahresbericht III. 214. we) Annales de Chimie et de Physique XXIIL 289. & 34 ihre Erhebung den unterliegenden Pyroxenforma- tionen, es sei also bei ihrer Entstehung 'vulkani- sches Feuer thatig gewesen. Allein es bleibt im- mer sehr schwer zu erklaren, warum alsdann auf der ganzen langen Strecke dieser Gebirgskette gerade nur diese einzige warme Quelle sich vor- findet. Andere halten das zum Wärmen der Quellen dienende Feuer für brennende Steinkohlenlager. Allein die geognostische Beschaffenheit der Gegen- den, in welchen die warmen Quellen sich ort den, sprechen oft deutlich gegen diese Meinung. Die warmen Quellen in Portugal, diejenigen von Mariara, Turmero und las Trincheiäts in Vene- zuela, entspringen aus Granit und Gneifs ®), so wie auch die neuerlich von Berthier re Quellen von St. Nectaire **) in Frankreich. Andere Naturforscher glaubten in chemischen Zersetzungen, welche sie im Innern der Erde vor „sich gehen liessen, die Ursache der Wärme zu "finden. Vorzüglich sollten hiebei die verschiede- nen Abanderungen der Schwefelkiese ihr Spiel treiben, allein der so eben angeführte Umstand , dals so viele warme Quellen in Gegenden ange- troffen werden, deren Boden ganz aus Granit und 'Grneils besteht, worin grofse Lager von Schwe- felkies Hieckeintich nicht vorhanden sind , scheint dieses zu widerlegen. Uebrigens mülsten, wenn dieses die Ursache wäre, die warmen Quellen, besonders in den, an Schwefelkiesen so reichen Formationen des Thonschiefers häufiger seyn, als dieses wirklich der Fall ist. *) Humboldt , Voyage II. 84. — Boussingauilt und Mariano de Rivero in den Annales de Chim, et de Phys. XXIII. 272. **) Annales de Chimie et de Phys. XIX. 129, E 22] u . u 55 Ghemische Prozesse von noch anderer Art, hat man als Ursache der Thermalwärme angeführt. So glaubte Salaignac, dals dieselbe von der Ver- bindung einer Sahre mit einer Salzbasis, welche beide in abgesonderten Quellen aufgelöst enthalten und zufallig zusammengerathen , herrühren mochte‘ — Merkwürdig genug, dafs die Saure und Ba- sis fast immer im eltiae der Sattigung in diesen Wassern angetroffen werden. Die Elektrizität, dieses so räthselhafte Agens , welchem so oft ‚dasjenige, was nicht Aa dans erklärt werden kann, beigemessen wird, mufs ‚nach einigen Schriftstellern auch hier a wirk- same Prinzip seyn. Mehrere haben im Innern der Erde abwechselnde Schichten verschiedenartiger Substanzen einer grolsen galvanischen Saule ahn- lich, als Erreger der Wärme aufgestellt. = Die Entdeckung der Waksslien und erdigen Metalle, welche mit Wasser in Berührung sich unter starker Erhitzung oxydieren, wurde von Davy auf die Erklärung der Vulkane und bald’ darauf von einigen anal auch auf diejenige der Thermalquellen angewandt. Sie gehört ohne Zweifel zu den wahrscheinlichsten, obschon sie auf der Hypothese der im Innern der Erde vor- 'handenen Erdmetalle beruht und überhaupt noch ‚mehrere Einwürfe zulaäfst. - Die neueste Ansicht über die Wärme de Quellen ist diejenige von Laplace “). Nach dieser ‚sollen die warmen Quellen aus einem sehr tief im ‚Innern der Erde liegenden grofsen Wasserbecken kommen, in welchem das Wasser durch die in- *) Mecanique celeste, V. 19. m “ 4 56 nere Wärme der Erde, welche aus der, in neuern Zeiten beobachteten höohern Temperatur der tiefen Schachte wahrscheinlich gemacht wird, erwarmt worden. Obschon nun wirklich die Zunahme der Tem- peratur durch die in neuern Zeiten von Lampa- dius, d’Aubuisson, Fox u. a. m. angestellten Be- obachtungen erwiesen zu seyn scheint, so ist die Ursache ders noch einigem Zweifel unterwor- fen. Die meisten Naturforscher schreiben sie einem im Innern der Erde noch nicht erkalteten, vie- leicht sogar noch glühenden Kerne zu. Prechtl *) suchte sie von comprimierter und dadurch ihrer - Wärme-Capacität zum "Theil beraubter Luft her- zuleiten. " Ist bei unserer Quelle der innere Kern 'der Erde die Ursache der Wärme, so mufs man die- selbe als ursprünglich sehr tief liegend annehmen , da die Quelle in einer Hohe von 2758 Fufs über dem Meere erst zu Tage kommt. Gesetzt nun es gäbe im Innern der Erde solche Becken voll heissen Wassers, so bleibt iimmer noch die Schwierigkeit übrig, anzugeben, auf welche Art dasselbe so viele tausend Fuls hoch zu Tage heraif gepumpt wird. Gegen die meisten der angeführten Meinun- gen scheint noch ein Umstand zu sprechen, welcher bei allen warmen Quellen wahrgenommen wird, namlich die überaus grofse Gleichförmigkeit ing Temperatur. Dieselbe scheint blols bei denjeni- gen zu variiren, welche dem Vermischen von Tagwasser oder kalter Quellen ausgesetzt sind. o BY ß Die warmen Bader von Jachen, von dix en *) S. Jahrbücher des polytechnischen Institutes zu Wien. IIL., 37 Provence und Jix in Savoyen kannten schon die Römer als solche, ebenso scheint ihnen auch Nies ) derbaden hekannt gewesen zu seyn "). . Pfe f- .fers wird seit 12/0 =”), Weissenburg_ seit 1604, ""“) als warme Quelle benutzt. > ‚ Nachdem ich nun hier meine Zweifel gegen die bis jetzt gegebenen allgemeinen. Erklärungen der men Quellen ausgesprochen habe , wird. man ge von mir erwarten, dals ich eine genü- ndere an ihre Stelle zu setzen suchen werde. - Allein ich gestehe aufrichtig, dafs ich diese Er- . wartung nicht zu erfüllen vermag. Es giebt ja - im Gebiete der Naturwissenschaften so viele Er- scheinngen, die wir wohl beobachten konnen; von denen wir aber die Ursache nicht anzugeben vermögen. Besser ist es in solchen Fällen seine Unwissenheit zu gestehen, als sich in Theorieen und Spekulationen, die auf Hypothesen beruhen , zu verlieren. 4 Y u ”) Aqux helveticx. m. s. Haller, Helvetien unter den’ Römern. II. 470. ”") Scheuchzer , Naturgeschichte des Schweizerlandes. =”) Rebmann , Gespräch des Niesens und Stockhorns. dA IN. Einige Bemerkungen über Res Grundeis der Flüsse, von Peter Merian, Prof. Vorgelesen in der naturf. Gesells. zu Basel den 8. Nov. 1823. t ‚Wir haben leider in den Naturwissenschaften noch häufig Gelegenheit die Bemerkung zu machen, dafs der gemeine Mann über viele Naturerschei- nungen richtigere Begriffe hegt, als die, welche unter den wissenschaftlichen Forschern allgemein verbreitet sind. Besonders ist das der Fall bei manchen meteorologischen Gegenständen , und überhaupt bei Erscheinungen in der grofsen Natur , weil sie der Erforschung durch Versuche sich ent- ziehen, und wir daher die günstigen Augenblicke abwarten müssen, welche sich, ohne unser Zu- ‚ihun, zu ihrer Beobachtung darbieten. Die Lage des Gewerbmannes ist aber fur solche Beobach- tungen weit günstiger, als das Studirzimmer des Gelehrten. Oft schon hat daher der Gelehrte , durch unzureichende theoretische Ansichten irre geleitet, mit Ungrund Er fahrungen vernachlässigt , zu sell allgemein verbreitete Meinungen a Leuten , liche nicht zu seiner Zunft gehören, ihn hätten führen konnen. Die wenigen Bemer- kungen über die Bildung des Grunde in flies- kl Wassern, die ich hier mitzutheilen habe , mogen diese Behauptungen bekraftigen. 39 Man nennt Grundeis,, die losen, unzusam- i menhängenden Eismassen , weine bei anhbllender Kälte auf-der Oberfläche der fliessenden Gewässer - fortgeführt werden. Dasselbe ist sehr verschieden 'von den festen Eisrinden, mit welchen das Was- 'ser längs den Ufern, ehrlich an den rühigern Stellen sich zu überziehen pflegt. Es bildet sich "auch niemäls in Seen, Beichen‘ , oder andern ste- henden Gewässern, sondern Bewegung scheint zu ke) "seiner Entstehung ein nothwendiges Erfordernils. "Auf den ersten Anblick hat es un gleich mehr Aehn- Jiehkeit mit durchnätzten Schädeklumpen ‚ die im "Wasser fortschwimmen, als mit gewoöhnlichem Eis; eine nähere Untersuchung zeigt aber eine ‚ganz eigenthumliche Beschaffenheit. Es besteht j Hähilich @ aus einer Zusammenhäufung einer Unzahl verhältnifsmälsig dünner, rundlicher Biölcheibehen, von einigen Linien Durchmesser, die für sich durch- ‚siehtig sind, und erst durch ihr Aneinanderordnen eine halbdurchsichtige, aus einiger Entfernung dem nassen Schnee ahmldhe Mässe: bilden. Beben ich ist eine anhaltende, mehrere Grade unter 0° stehende Lufttemperatur erforderlich „ damit Flüsse ‚oder Strome das Grundeis zu treiben anfangen, und ‚man bemerkt allgemein , dafs ein kalter, die Laufe ‚des Stromes entgegengesetzier Wind die Bildung üligemein befördert: “Nicht selten zeigen daher jme derselben Gegend, die aber nich nach derselben Richtung forkihensart; nicht zu gleicher Zeit das Grundeis; ; sondern je nachdem der hert- 'schende Winterwind diesem oder jenem mehr ent- gegengesetzt ist, erscheint dasselbe Ve „auf diesem oder jenem fliessenden Wasser. © Auf den ersten Blick sollte man glanbeh das Gründeis müsse, wie die Eismassen er ruhigen 60 ö Gewässern , an der Oberfläche sich bilden, weil die Abkühlung durch die Atmosphäre vornehmlich an der Oberfläche wirksam ist, und das Wasser, wenn es einmal unter 5°G, oder unter die Tem- peratur seines grosten Dichtigkeitszustandes gefal- len, bei fernerer Erkältung leichter wird. Man sollte also glauben, das Wasser, welches dem Gefrieren nahe ist, habe, wie das in stillen Ge- wassern der Fall ist, ein Bestreben oben zu blei- ben, und das Eis müsse sich folglich an der Ober- fläche zu bilden anfangen. Es ist diels auch die Ansicht, welcher die meisten physikalischen Schrift- steller, die diesen Gegenstand berühren, zuge- than sind. Dennoch lalst sich das, was bei ruhi- gen Wassern eintritt, nicht auf die sich bewegen- den ausdehnen, und das Grundeis bildet sich be- stimmt am Boden der Gewässer. Schon die deutsche Benennung Grundeis zeigt diels an, oder zeigt wenigstens , dals die allgemeine Meinung der Bil- = dung am Grunde zugethan ist. Man wird auch kon einen Müller , Fischer oder Schiffmann an- treffen, der an dieser Thatsache zweifelt. Alle wissen häulige Beispiele zu erzählen, dafs sie Au- genzeugen gewesen sind, wie grolse Grundeis- massen von dem Boden selbst tiefer Strome her- aufgestiegen, und anfanglich gewaltsam über die Oberfläche des Wassers sich emporgehoben haben. In jedem strengen Winter kann auch jedermann an jedem grundeisireibenden Flusse, der nicht so tief ist, dafs der Grund sich nicht deutlich unter- scheiden liesse, durch den Augenschein von der Wahrheit dieser Behauptung sich überzeugen. Im Winter 1823 bin ich wenigstens , auf die Erinne- rung eines Freundes, über meinen Skepticismus in dieser Sache eines Bessern ‚belehrt worden; 61 Der St. Alban- Teich, ein durch Basel 'geleiteter Kanal des Birsflusses, trieb häufiges Grundeis. Zur Zeit der Beobachtung , im Monat Januar 1823, ‚führte der Rhein hingegen keines. Einige Zeit vorher hatte das Umgekehrte statt gefunden. Das. Wasser war äusserst klar, so dafs auch an Stel- len, wo die Tiefe des Kanals 3 und mehr Fuls betrug , die Gegenstände am Grunde sich deutlich unterscheiden liessen. Der Boden wird hier durch ‚gerollte Steine gebildet. An jeder Stelle nun, wo irgend eine Hervorragung am Grunde zu be- merken war , an den tiefern Stellen des Wassers , wie an den weniger tiefen, hatte ein Büschel losen Eises sich angesetzt, der von WVeitem einen Baum- wollenflocken zu vergleichen war. An mehrern Stellen war beinahe der ganze Boden mit solchen Flocken überzogen. Zuweilen lösten sich diesel- ben ab, und stiegen im strengfliessenden Wasser allmahlig an die Oberfläche empor. Fischte man dieselben heraus, so zeigten sie ganz dieselbe Be- schaffenheit zusammengehäufter rundlicher Eisbhlätt- chen, wie das Grundeis, was häufig an der Ober- flache schwamm, es bleibt also kaum zu bezwei- feln, dafs nicht auch das letztere auf ähnliche Weise gebildet worden, und erst durch Ablosung vom Grunde an hohern Stellen des Flusses auf die Oberfläche gekommen sei. Die eigenthümliche, gleichformige Anordnung des Eises am Grunde, lafst der Vermuthung keinen Raum, dafs dasselbe erst von der Oberfläche auf den Boden gesun- ken sei. Die natürlichste Erklärung der Sache ist wohl ‚folgende. Die fliessenden Wasser kühlen sich im Winter zwar vorzugsweise an der Oberfläche ab, ‚ihre beständige Bewegung, zumal wenn noch ein 62 widriger Wind zu Hülfe kommt, mengt aber die‘ Wasser der Oberfläche und die des Grundes be- ständig durcheinander, des geringen Unterschiedes des spezifischen Gewichtes ungeachtet. Die Tem- peratur des Grundes und der Oberfläche, selbst bei ziemlich tiefen Stromen, kann daher keine erheblichen Verschiedenheiten zeigen. Die her- vorragenden festen Korper am Boden bieten aber‘, für das sich bildende Eis, einen vortheilhaftern Pr Ansetzungspunkt dar, als die beständig sich be-. wegende Oberfläche, und man weils, wie viel es bei Krystallisationen auf solche Ansetzungspunkte ankommt. Das genugsam er kältete Wasser fangt daher am Grunde an Eis abzusetzen, vorzugs- weise an denjenigen Stellen, wo eine vorliegende Erhabenheit vor Hd Gewalt des Stromes schützt. Die immerwährende Bewegung im Innern hindert aber, wie in bewegten anschiessenden Salzauflo- sungen, die Ausbildung grolserer fester Massen, und es entstehen daher blols Anhäufungen kleiner , unvollständig ausgebildeter Eisblattchen. Sind diese Anhäufungen endliek zu grölsern Massen ange- She ı7 so reissen sie sich, in Folge ihrer grös- sern spezifischen Leichtigkeit, oder m Folge der Gewalt des Stromes vom Boden los, und erheben sich an die Oberfläche, oft noch Theile des Bo- dens in sich schliessend, denn bekanntlich trifft man nicht selten Sand, kleine gerollte Steine , Schlamm und andere Gegenstände am Grundeise haftend an. j Ich habe in den Schriftstellern nachgesucht , um Erfahrungen zur Bestätigung , oder zur Wi. derlegung er hier niedergelegten Ansichten zu finden, aber nur Weniges, ee das beinahe aus- schlielslich in ältern W Erkeh gefunden; in neuern 63 wird der Gegenstand kaum berührt, oder schon als gänzlich abgethan betrachtet. „ Plot erzählt , [ in seiner Naturgeschichte von Oxfordshire *): „dals alle Wasserlente ‚die er jemals gesprochen . Bibe ‚ sammtlich darin übereinstimmen , dafs die Flüsse der Gegend beständig am Boden zu ge- frieren anfangen, was“ fahrt-er fort „so überra- schend es für den Leser seyn mag, weder unbe- greiflich noch lächerlich ist. Es ist Thatsache , welche sie alle zugeben, dals man haufig Eisklum- pen Eck iheers, ' wiesie” dieselben” dort nennen) antrifft, die sich unter den Augen des Beobachters vom: Boder in die Hohe heben, und dafs man oft an der untern Seite derselben Steine und Kies findet, welche von unten mit herauf gebracht wor- den sind.“ Zales “") bestätigt Plots Behauptun- gen, und findet sie bb end den Apr gen der Fischer und Wasserleute an der Themse, und zwar in den Gegenden, wo Ebbe und Fluth merkbar sind, und "da ‚ wo sie es nicht mehr sind. nelben fühlen namlich das Eis mit ih- ren Stangen mehrere Tage vorher, ehe die Ober- fläche der Themse überfriert, und sehen es auch mit einer solchen Gewalt vom Boden emporstei- gen, dafs es auf der schmalen Kante stehend % bis ı Fuls über die Oberfläche hervorschielst , einige Zeit in dieser Stellung bleibt, und sich dann mit der flachen Seite ade Oberfläche des sers legt. Dieses Eis wird in grolsen Men- gen vom Stroine fortgeführt, und Ice-meers (Grundeis) genannt. Wen die Kälte anhält, so erhärtet es zu einer zusammenhängenden festen 5 Beiroste, -und der Flufs ist zugefroren.“ - en. Natural history of Oxfordshire. 2d. ed. Oxf. 1705. fol. . 23. ” Statical essays. Append. 64 Den $o. Jan. 1730 des Morgens um 7 Uhr, bei einer Lufttemperatur von ungefähr — 9°C. gieng Hales an die Themse „und fand in einem Busen bei Teddington, wo das Wasser sehr wenig Lauf hatte, dessen Oberfläche 5 Zoll dick zugefroren. Unter diesem Eise sah er am Boden eine andere Eisrinde. Durch eine Oeffnung im obern Eise wurde ein Stück von untern herauf- gefischt, welches etwa .1% Zoll dick war, aber- weit schwammiger und blasiger als das obere Eis. Das untere hieng mit dem obern Eis am Ufer zu- sammen, entfernte sich aber von demselben im- mer mehr , so wie das Wasser tiefer wurde , in- dem es dicht am Boden festgefroren war, von dem es oft Sand und Steine mit in die Hohe bringt, wenn es, seiner spezilischen Leichtigkeit wegen, - sich emporhebt.. Wenn das Eis sehr diek wird, so nimmt es selbst zuweilen die von Weiden ge- flochtenen Korbe mit herauf, die mit Steinen be- schwert zum Behufe des Fischfangs auf den Boden gelegt worden sind.“ - ‚Den 28. Dez. 173ı um 8 Uhr des Morgens, ungefähr bei der oben erwähnten Temperatur der Luft, fand Hales „denselben Busen des Flusses auf ähnliche Weise überfroren, sowohl an der Oberfläche als am Grunde, nur die schnellflies- senden Stellen des Stromes waren ausgenommen, welche wegen der Bewegung , weder an der Ober- fläche, noch am Boden gefroren waren. In Ue- bereinstimmung mit dieser Erfahrung bemerken die Wasserleute und Fischer , dafs es am Boflen da zuerst gefriert, wo der Strom am sanftesten ist, so wie ein Teich an der Oberflache schneller zu- gefriert, wenn ein sanfter Nord-Ost über ihn weg- bläst, als wenn er einem heftigen Winde ausge- setzt ist.“ I 65 ) „Obgleich bei kaltem Wetter der Schnee das Gefrieren des Wassers beschleunigt, so bemerkt man doch, dals die Themse am Boden zuerst ge- friert, auch wenn lange vorher kein Schnee gefal- len ist, so dals man die Erscheinung nicht dem Niedersinken des Schnees zuschreiben kann.“ Das war auch der Fall gewesen bei der von mir am St. Alban- Teich angestellten Beobachtung, die ich oben erwahnt habe. Längere Zeit vor der Erscheinung des Grundeises war kein Schnee ge- fallen. Uebrigens ist schon bemerkt worden, dafs bei einer nähern Besichtigung das Grundeis von einer vom gefrornen Schnee ganz verschiedenen Beschaffenheit sich zeigt. „Da also“ fahrt Hales fort, „dieses Gefrie- ren am Grunde niemals in Teichen oder stehenden Wassern bemerkt wird, so mufs es nothwendig der Bewegung des Stromes zugeschrieben werden ; denn in stehenden Wassern , wie in der Erde, ist es gewils bei frostigem Wetter an der Oberfläche kalter , als in emiger Tiefe; da hingegen in einem fortfliessenden Strome das obere und untere Was- ser beständig durcheinandergeworfen, und dadurch ungefähr auf dieselbe Temperatur gebracht wird; und da das Wasser an der Oberfläche in grofserer Bewegung ist, als am Grunde, so kann es nicht so leicht gefrieren. _In dem erwähnten Busen , wo die Bewegung des Wassers unbedeutend war, fand sich zwar die Oberfläche zugefroren , so gut als der Boden, aber doch nicht mit einer so dicken Eisdecke, da hingegen in der Mitte des Stromes, wo die Bewegung stärker war , die Oberfläche njcht überfroren, aber doch mit Grundeis nt A war , welches sich beständig vom Boden erhob.“ Natw. Annl. II. 1. 5 66 FR Mit Recht fügt ‘Hales die Bemerkung hinzu , dafs der Boden eines Flusses im Winter sieh un- gleich mehr abkühlen müsse, als der eines Tei- ale: oder Sees, wäre das Wasser, welches den Boden berührt, auch von derselben T emperatur, weil im fliessenden Wasser die beständige Er- neuerung des den Boden erkaltenden Wassers eine grölsere Erniedrigung der Temperatur hervorbrin- gen muls. Es lehren ıms die angeführten Biefaktkeie 3 dals die Begriffe, welche schon die deutsche Be- nennung Gr undeis ausdrückt, auch in England, unter den Leuten vom Fache ‚ die allgemein ver- breiteten sind. Sie geben uns ferner eine umständ- liche Beschreibung der Thatsachen durch einen sehr zuverlalsigen Beobachter an die Hand, aus welchen wir iesten ‚dürfen, dafs Be nur flockenartiges Grundeis, sondern unter günstigen Umständen auch eine festere Eisdecke amı Bode der Flüsse sich zu bilden vermag. Solchen 'That- sachen zu widersprechen, scheint mifslich; den- noch geschah es, mit unverdientem Erfolg, durch Nollet *). Nollet fangt damit an sich zu entschuldigen , dafs er sich de Mühe giebt, eine ernsthafte Wi- derlegung eines der gesunden Vernunft so wider- streitenden Volksvorurtheils, wie das über das Grundeis, zu unternehmen ; nur die ihm haufig von bewährten Personen gemachten Gegenbemer- kungen, die von Plot und Hales offentlich ausge- sprochenen Meinungen hatten ihn hiezu bewegen konnen. Er liefs zu dem Ende, im Winter des Jahrs 1743, als bei einer Lufttemperatur von ”) Memoires de WAcadem. des Sciences pour 1743, $.51, 67 — 12°C. die Seine in Paris überfroren war, „das Eis 3 oder 4 Fuls vom Ufer durchstechen , und ein Stuck Eis von ungefähr einem Quadratfufs - Oberfläche ablosen , welches sich 8 Zoll dick fand. Die untere Seite war nicht eben, wie das an dem Eise, welches sich auf stehenden Wassern bildet, zu seyn pflegt, sie war auch nicht fest, wie nr übrige Theil, za TOR ungleich und schiman- mig, und hatte ganz das Ansehen von in feine Theile ER ON Eise, welches unter einem festern Eise sich angelegt hatte. An allen Stellen des Flusses, wo das Eis durchstochen wurde, zeigte sich dieselbe Erscheinung. Man bemerkte ‚ferner, dafs die gebildeten. Eislocher kein klares Wasser zeigten, wie die Locher auf dem Eise der Teiche , sondern sie waren mit Stücken schwammigen, wenig festen Eises erfüllt, demje- nigen iulich', edles an der Unterseite der Eis- inicka bemerkt worden. Vergeblich suchte man die Oberfläche des Wassers von diesem losen Eise zu befreien, es erneuerte sich beständig, und die Arbeiter behaupteten, dieses lose Eis, welches - sie.douzin nennen, bilde sich während der Nacht am Boden des F RER: und werde den Tag über durch die Sonne an die Oberfläche gezogen. ss- wegen seien die meisten herausgehobenen Stücke schmutzig ‚ voll Erde, und &uhiöhen zuweilen Grashalme.* Die Unreinigkeiten des losen Eises zeigten - sich nicht nur amı Ufer des Flusses, wie Nollet zuerst glaubte, sondern selbst an Stellen wo des- sen Tiefe g bis 10 Fuls betrug. Dennoch konnte er sich nicht „allen Prinzipien zuwider * überzeu- ' gen, dals das Eis der Flüsse am Boden sich aus- bildet, um so mehr, da .er mehrere Male, und D 65 er in verschiedenen Jahren, die Temperatur des Was- sers der Seine in verschiedenen "Tiefen untersucht hatte, als das Eis der Oberfläche eine Dicke von 2, 3, bbis 8 Zoll zeigte, und er niemals das Wasser bis zu dem zum Gefrieren erforderlichen Grade von. Kälte abgekühlt fand. Es kam oft in der That diesem Grade sehr nahe, aber blofs nach mehrern Tagen eines strengen Frostes, und nicht wenn das Eis der Oberflache nur noch 4 Zoll Dicke hatte. Diese "Temperatur - Beobachtungen sind aller- dings merkwürdig, nur konnen sie keine That- sachen widerlegen. Sie sind übrigens an Punkten angestellt, wo der Strom langsam genug, flielst , um an der Oberfläche zu überfrieren, und schon dadurch beweist, dafs er an der Oberfläche käl- ter geworden ist, als im Innern. Sie verdienen aber an Stellen wiederholt zu werden, wo man Grundeis am Boden,sich bilden sieht, wo keine schon gebildete Eiskruste das Wasser vom erkal- tenden Einfluls der Luft schützt, und wo zugleich das Wasser tief genug ist, dafs Unterschiede der Temperatur in verschiedenen Tiefen moglich werden. Um das flockige, schwimmende Eis wegzu- schaffen, liefs Nollet an einer Stelle des durch- bohrten Eises ein Fals ohne Boden einsetzen. Aus demselben konnten nun mit Leichtigkeit alle Eisflocken ausgeschöpft werden. Wenn er aber daraus den Schlufs zieht, dafs, weil er an dieser Stelle kein Eis von unten herauf in das Fafs em- porsteigen sah, es am Boden sich nicht bilden konne, so ist er offenbar im Irrthum. An einer eng begrenzten Stelle, wie im Umfang des Fasses , kann natürlicher Weise in einer gegebenen Zeit 69 wenig, oder Kein Eis vom Boden sich ablösen, und an die Oberfläche kommen; das Meiste wird in höher gelegenen Stellen des Flusses sich gebildet Gabenyt Kben so wenig kann die Bemer- kung , welche nach Noltet ein hinreichen soll die Gegner vollständig zu widerlegen, ‚aus -der gleichen Ursache dh nur vom geringsten Ge- wichte seyn. „Wenn es wahr.ist, dafs das: Grundeis vom Boden komn#“ sagt Nollet, „soll- ten die Unreinigkeiten, die es mit sich führt, nicht dem Boden angehören, an welchem es gebildetseyn soll, und über dem es schwebt, wenn .man es herausfischt? Ich habe indels ganz das Gegen- theil bemerkt. Die herausgefischten Eisflocken waren oft gelb und voll Sandes , wahrend der Boden an dieser Stelle auf beträchtliche Entfer- nungen nur Schlamm zeigte. Dieses Eis ist also Höher herabgekommen, und denn findet man keine Schwierigkeit das Dasayn der Unreimigkeiten zu erklären. Man braucht mur dndbchsreh) was man leicht zugeben wird, dafs es an den seichten Stellen längs dem Grunde gegleitet sei, und dals die einzelnen Bruchstücke, aus welchen es .be- steht, vor der Vereinigung verunreinigt gewesen sind.“ Ich lasse dahingestellt , ob Eis 3 welches nach dieser Voraussetzung langs einem wärmern Grunde hinstreicht, vellends an untiefen Stellen , wo der Strom reissender,, und der Grund aus eben dieser Ursache mehr kiesig als schlammig zu seyn pflegt, viele Unreinigkeiten' mit sich fortzureissen und fest- zuhalten vermag; wem istaber je in den Sinn gekom- men zu beliarnien ‚ dafs das Grundeis, welches man den Flufs herabschwimmen sieht , sei €s nun auf der Oberfläche , -eder , wie im hier erwähn- 79 ten Falle, unter einer schon gebildeten Eisrinde, dafs dieses Grundeis alles von den unmittelbar untenliegenden Stellen des Stromes heraufgekom- men sei. Wie schon erwähnt, ist es schon ge- nug, wenn man, wie am St. Alban- Teich, an einer gegebenen Stelle nur zu Zeiten einen Eis- klumpen emporsteigen sieht; geschieht dasselbe im ganzen Bette des Flusses, so müssen an der Oberfläche beständig Eisklumpen fortschwimmen , die aber freilich alle von hoher gelegenen Stellen herkommen. h Aus diesem Allem geht hervor, dafs Nollet mehr trachtete seine vorgefalste Meinung auszu- sprechen, als durch sorgfältige Untersuchung, die Gegenmeinung zu prüfen , die, obgleich sie seinen Prinzipien zu widersprechen schien, dennoch der Beachtung werth war; und trotz dieser , ich mochte wohl sagen emporenden Oberflachlichkeit , schei- nen doch die auf keinen 'Thatsachen beruhenden Behauptungen bei den Physikern , ohne erheblichen Widerspruch , allgemein Eingang gefunden zu ha- ben. So leicht wird oft ein Irrthum angenommen, wenn er einen angesehenen Naturforscher zum Urheber hat. Von neuern Beobachtungen, die hieher ge- hören , finde ich die des Hrn. Strenke “), welcher berichtet , dafs im Februar 1806 zu Pillau 6 Fuls lange eiserne Ketten, die lange Zeit am Grunde des Wassers verloren gelegen hatten, ein 30 Rlafter langes Tau, und 3 bis 6 Pfund schwere Steine, von einer dieken Eiskruste umgeben, an die Oberfläche emporstiegen,, und dals der Anker eines Schiffs , nachdem er eine Stunde im Wasser gewesen , mit *) Gilberts Annalen der Physik. B. 22. S. 332. u __ 2 SE ir a Tb . einer Rinde von Eis überdeckt heraufgezogen wurde *). Wenn ich übrigens durch das Gesagte mich bemüht habe, die Bildung des Grundeises>am Bo- den der Flüsse darzuthun, so soll damit keines- wegs behauptet werden, dafs das einmal in die ‚Höhe gekommene Eis, sich nicht an der Ober- fläche vergrössern konne. Es scheint im Gegen“ theil wahrschemlich, weil durch die vorhandenen Eisklumpen nun auch an der Oberfläche, die doch wenigstens so kalt seyn mufs, als der Grund, An- satzpunkte zur Krystallisirung gegeben sind. Vol- lends mufs die Gefrierung an der Oberfläche über- handnehmen, wenn durch irgend einen Umstand das Grundeis an einer Stelle sich anstaunt, und eine mehr oder weniger zusammenhängende Masse bildet. als unter gewissen Bedingnissen auch an der Oberfläche eines sich wirklich 'bewe- genden Wassers Eisbildung eintreten konne,, will ich nicht bestreiten; so viel scheint mir aber erwie- sen, dals am Boden der Strome und Flüsse Eis erzeugt wird, und dafs die übereinstimmende Be- schaftenheit dieses Eises mit allem Grundeis, was an der Oberfläche schwimmt, eine gemeinschaft- liche Bildungsweise mehr als wahrscheinlich macht. *) Seit der Abfassung dieses Aufsatzes Habe ich erfaliren,, dafs bereits Lichtenberg die Bildung des Grundeises am Boden der fliessenden Gewässer vertheidigt hat. Die Ori- nalabhandlung konnte ich aber noch nicht zu Gesichte ekommen, 72 VERZBICHNISS..N der von mir bis jetzt auf einem Theile der Stockhornkette, und ihrer Nachbarschaft gefundenen Alpenpflanzen. Nebst einigen | Bemerkungen über dieselben. | Von K. Trachsel, Arzt zu Rüggisberg, ver- schiedener Gesellschaften Mitglied, 1824. Vorwort. Das durch den gegenwärtigen Stand der Bo- tanik gesicherte Interesse an genauen botanischen Ortsbeschreibungen,, wenn auch nicht grolser Be- zirke, und der Wunsch einige Bemerkungen an- zubringen, die, wenn auch nur als eine Stimme mehr für ein längst ausgesprochenes,, aber nicht allgemein angenommenes Urtheil, immer einiges Interesse haben können, mogen die Erscheinung dieses kleinen Verzeichnisses im Publikum ent- schuldigen. Dieses Verzeichnifs bezieht sich auf den Theil der Stockhornkette vom Stockhorn bis zum Och- sen; ein Ralkgebirge, dessen hochste Punkte das Stockhorn 6767 franz. Fufs über’s Meer, der Ochsen 6760 (nach Lüthart) und der, Ganterisch 6756 erhaben sind, nebst den auf beiden Seiten sich anlehnenden Alpen. Auch habe ich einige seliene Pflanzen aus der Gegend von Rüggisberg I En u BZ 4 73 - aufgenommen. Ueberhaupt nehme ich es mit dem ohnediefs sehr relativen Namen Alpenpflanzen nicht eben genau. - Ich habe ‚keine andern Pflanzen angeführt , als solche, die ich selbst da gesammelt habe. Auf Vollständigkeit ist also nach zu rechnen; denn obschon dies Gebirge zu den Durchsuchte- sten in der Schweiz gehort, so finde ich doch noch alle Jahre solche Pflanzen, die vorher nie- mand da gefunden, oft auch niemand da vermuthet hatte ‚ und werde vielleicht noch mehr solche fin- den, da ich noch lange nicht alle merkwürdigen Stellen, zu den verschiedenen Jahrszeiten dureh sucht habe, und bestimmt weils, dafs mehrere Pflanzen hier gefunden wurden, die mir nie zu Gesichte kamen, der eryptogamischen Gewächse nicht zu gedenken, von den vielleicht ein an- dermal die Rede seyn kann. In Betreff der eingestreuten Bemerkungen . füge ich nur noch bei, dafs ich mich zu denjeni- gen Botanikern zähle, welche annehmen , dals jede Species vom Schöpfer gegeben sei, dals in freier Natur so wenig eine Pianze; in eine andere, als Pferde in Esel sich verwandeln, und dafs es eben so wenig rathsam sei, die verschiedenen Formen einer Pflanze zu Arten zu erheben, als es den Zoologen eingefallen ist, die Hunde in mehrere Species zu vertheilen. Gerne möchte ich noch beifügen, dals sich jede gute Art so de- finiren lassen he dals ein der "Terminologie kundiger Botaniker sie richtig zu bestimmen im Stande sei, ohne die verwandten Arten zu kennen, und dafs mithin alle Arten verwerflich seien, die sich nur durch Relation ergeben. Ohne weiters verwerflich sind mir alle diejenigen Species, die 74 sich durch Uebergänge verschmelzen, wo auch . der beste Botaniker in Verlegenheit kommen konnte, anzugeben , wo die Cbzimie zu ziehen sei. Dels- wegen will ich andere Ansichten niemand streitig machen, und protestiere feierlichst gegen allen Verdacht von Unehrerbietigkeit gegen Namen, die ich zu schätzen weils. Veronica tenella. Wett. Flor. N Auf Neunenen und Gurnigel nicht selten. Blofs eine auf etwas feuchtem, Foltern Alpenboden erzeugte Form von V. serpillifolia. Veronica sazxatilis. Linn. Auf schattigen Stellen am Fußse des Gan- terisch. Veronica frutieulosa. "Wulf. Auf der Morgenseite auf Leitern. Fast blofs durch die Farbe der Blumen, aber dieses auch standhaft, von obiger verschieden. Veronica alpina. L. Auf Neunenen und Gurigel überall. Eine Abart mit weissen Blumen ‚verdient vielleicht be- merkt zu werden. Veronica-aphylla. Linn. Wie vorige, fast noch gemeiner. Sonderbar genug „ dals es noch kahich Be eingefallen ist, die vollig fee Diagnose, auf die sich der har so unrichtige Ar ma gründet, zu verbessern. Die Pas hat einen Reihe liegenden, beblat- terien Stengel, und achselständige , blatilose Blu- menstiele. hr auf a Boden verkum- merte Exemplare komiten Anlals zu jenem Ier- thum geben. 7) Veronica montana. L. In den Wäldern um das Gurnigelbad; haufig auch in allen Wäldern um Rüggisberg. | Veronica urticaefolia. Jacg. Vollig wie vorige. Auf den Alpen sind die "Blumen etwas lebhafter gefärbt. Pinguicula alpina. L. Am Obergurnigel , aber auch häufig, und sehr schon auf schattigen , feuchten Sandfelsen am Schwarzwasser , Ein 2000 franz. Fuls über’s Meer. Circaea alpina. L. Im Gurnigelwald,, und in Wäldern um Rüg- gisberg gemein. Circaea intermedia. Ehrh. Eben so, übrigens sehe man Mertens und Koch Deutschlands Flora, Tom. ı. pag. 358 und 359. Valeriana tripteris. L. Am Obergurnigel. Weit zahlreicher noch am Schwarzwasser auf Suidfelseh ‚ wo ich sie bis ge- „gen Niederscherli hinunter sah. Auf Felsen zu- F nächst dem Ochsen fand ich einst Exemplare mit unzertheilten Blättern; durch zweihäusige Blüthen, ‚und durch die Physiognomie ‚ indessen doch als, zu dieser gehorend,, bezeichnet, vielleicht ein Ueber- gang au Vs he Jacq. Faleriana montana. L. - Am Fulse des Ganterisch , gegen den Ressel,, j Bmleh sparsam. Crocus vernus. L. Am Thalberg, ich fand ihn aber stets ver- blüht. Ungemem haufig auf Wiesen um Rüggis- „6 berg. Die Farbe ändert vom Violetten bis zum ganz Weissen, so dafs weils, mit violetter Rohre und solchen Streifen auf den Blumenzipfeln die Normalfarbe bildet. Die beiden Extreme scheinen kränkliche Individuen zu seyn, die vorzüglich da vorkommen, wo der Schnee langer liegen bleibt. Bei den vielen Exemplaren die ich untersuchte , fand ich stets die Staubgefasse um die halbe Länge der Antheren länger als das Pistill. Diels eilt aber nur bei der so eben aufgeblühten Be Später ändert sich diefs Verhältnifs. Eben so sind die Blüthenzipfel bei verschiedenen Exem- plaren bald breiter , bald schmäler , bald mehr oder weniger ausgerandet oder auch völlig glattrandig ; auch die Knollen sind mit einem Faserngewebe bald mehr bald weniger dicht bekleidet; eben so sind gewöhnlich die Zipfel der Narbe an Länge ungleich etc. etc. wie diels alles bei einer Pflanze Behr begreiflich ist, die mit der unstäten Witte- rung Has ersten Frühlings zu kampfen hat. Wie wenig es rathsam sei, “dergleichen Verschieden- heiten zur Gründung eigener Arten zu benutzen , ergiebt sich ohne mein Bemerken. Scirpus caespitosus. L. Häufig am Gurnigel und Neunenen an sum- pfigen Stellen. Eriophorum capitatum. Host. An enmpügen Stellen , am obersten 'T'hal- berg (Hessel). Sie ist viel kleiner als E. vaginatum, und der Halm hat ‚meist nur eine Scheide, sonst wulste ich nicht worm sie verschieden wären. 77 Elyna spicata. Schrad. _ Auf Bürglen und Ganterisch, und auf dem ‘ Grat zwischen beiden, häufig. Nardus stricta. L. icht blofs auf Neunenen und Gurnigel, son- ‘ dern“auch um Rüggisberg und Tammerwalil ‚an hoher gelegenen {Och Stellen , besonders auf erde,“ Agrostis canina ? Im Seelinenwald. Von A. alpina blofs durch flache Halmblätter. verschieden. Agrostis alpina. Scop. 'Ueberall auf trockenen Hügeln auf Neunenen. Agrostis rupestris. All. Auf hoher gelegenen Felsen der ganzen Rette. An den Aunkler gefärbten ,„ mehr nn die Hälfte grolsern Reber ‚ so wie an den starren Blättern von letztern leicht zu unterscheiden. Phleum alpinum. L. Am Gurnigel und Neunenen gemein. ‚Phleum Micheli. All. Gemein auf allen Alpen jenseit des Grats. Briza media. L. ‘ In Ritzen am Thalberg. — Oft mehr um die Hälfte gröfser als auf Wiesen der Ebene; die. breiten rei Blätter geben ihr einen ganz eige- nen Habitus. Poa nemoralis, spongiosa. Gaud. Unter der Tschingellluh fand ich sie im Som- 1825. Poa alpina. L. Mit und ohne sprossende Blättchen , haufig Neunenen etc. Poa distichophylla. Gaud. Im Ambachgraben , am untern Neunenen etc. Nach Mertens und Koch mülste man diese Pflanze vielmehr für Poa flexuosa Wahlenb. halten, die indessen schwerlich so tief hinunter kommen dürfte. Festuca Halleri. Gaudin. Am obern Thalberg. Von Hall. fil. selbst für diese erklärt; scheint mir aher besonders der kurzen Grannen wegen, näher bei F. ovina zu stehen, als einem Exemplar von F. Halleri, das ich vom St. Bernhard vor mir habe. Festuca laevigata. Gaudin. Am obersten Thalberg in Ritzen hie und da. Sie sieht freilich der F. ER sehr ahnlich , scheint sich aber doch durch die viel breitern, rin- nenformigen Blätter, und durch die grolsere Bidne k ohne rs sie eben mehr Aerchen hätte, zu unter- scheiden. Festuca nigrescens. Lamark. Am gleichen Orte. — Verhalt sich zuF. ru- bra wie Tenes zu F. duriuscula. Festuca varia. Host. An steinigen Orten auf Neunenen. Am Thal- berg fand ich einst ein Exemplar, mit ganz gelb- lichen Blüthen ; auch auf dem Ochsen kommt isn Spielart vor. Elymus europaeus. L. Häufig in Wäldern um Ruüggisberg. Sesleria coerulea. Scop. Auf Felsen, sowohl der Stockhornkette Fi auch um Püggisberg. Globallaria elihen L. h Häufig am Thalberg. 2 79 . Globularia nudicaulis. L. Ebenso. Plantago alpina. L. Auf der ganzen Kette gemein. ’ Plantago atrata. Hopp. Am Thalberg. Scheint mir von P. lanceo- ‘ lata hinlänglich verschieden. Galium sylvestre. Pollich. Auf allen Klippen, sowohl als auch äuf den Sandfelsen um Rüggisberg PERL mannigfaltigen Formen. | Alchemilla vulgaris. L. Gemein auf guten Triften; eine Abart mit haarigem Ueberzug und kleinerer Statur soll viel- leicht A. montana Wallroth seyn. Alchemilla ftssa. Schummel. Am Ganterisch nicht selten. Vollig mit der Beschreibung in Deutschlands Flora von Mertens und Koch übereinstimmend. Vielleicht finde ich des- . sen ungeachtet noch die Uebergänge zuÄ. vulgaris. Cuscuta Epithymum. L. Auf der Sonnseite am Wege über Leitern, auf mehrern Pflanzen schmarotzend. Cerinthe glabra. D. Cand. An schattigen Stellen, z. B» im Walde ZWwi- schen dem untern Thalberge und dem Schafläger. ... Myosotis alpestris? Hopp. Auf Neunenen. Vielmehr eine kleine nied- che Form von M. scorpioides L. TA Soldanella alpina. L. Auf‘ Neunenen und T halberg etc. häufig. 80 % Primula farinosa. L. Auf den Alpen, aber auch überall; auf nassen Wiesen und Triften bis nach Bern. Primula auricula. L. Auf Neunenen und T halberg o auf allen Felsen. c Androsace lactea. L. Bis auf circa 5500 Fuls herunter sehr ge- mein. Aretia helvetica. Willd. Am Neunenen, Ganterisch, Stockhorn, Och- sen etc. in Felsspalten, bis circa 6000 Fufs herunter. Phyteuma orbiculare. L. Bis auf den Obergurnigel herunter häufig. Campanula linifolia. Henke. Am obern Neunenen häufig. Ist wohl kaum mehr als eine der vielen Ko von C. rotun- difolia L. Campanula pusilla. Jacg. Auf schattigen Felsen um Ruggisberg. Eher konnte diese 3 eigene Art gelten. Ich beob- achte sie seit mehrern Jaliren, ohne je Ueber- gänge zu bemerken. Campanula glomerata. L.' Sowohl auf den Alpen als auch auf Wiesen um Rüggisberg. Campanula barbata. L. Am Obergurnigel und auf Neunenen. Campanula thyrsoidea. L. Auf höhergelegenen Klippen. Ziemlich selten. N : 81 Campanula rhomboidea. Sauter. - Unter der 'T'schingelfluh; am Fulse des Stock- horn etc. Lonicera alpigena. L. Am Neunenen und ’Thalberg. Auch in der Nähe des Gurigelbads, am Seeligraben. Rhamnus alpinus. L. An der T'schingelfluh. Viola biflora. L. . Häufig an schattigen feuchten Stellen, oft bis in's Thal herunter. Fiola palustris. L. Am Untergurigel; auf der Maäritmatten. Viola grandiflora. D. C. (Sudetica. Prodrom.) Auf Neunenen sehr gemein, bald mit gel- ben, bald mit violetten, bald mit wasserblauen Blumen, die Blattansätze bald hand- bald fieder- formig gespalten; eben so auch die Blätterform sehr verschieden. Daraus verschiedene Species zu formiren, wird man auf dem Standort dieser Pflanze nicht versucht. Viola pumila. Will. (V. ericetorum , 'Schrad.) In ericetis am Schwarzwasser bei Silene gallica. Ribes alpinum. L. Um. Rüggisberg selten. Auf den Alpen ist mir diese Pflanze nie vorgekommen. nn -Ribes rubrum. L. Auf der T'schingelfluh, wo ich sie anfangs für R. petreum hielt. + Natw.-Annl. Il. 1. 6 Thesium alpinum. L. Am: Thalberg. Zu unterst im Thal gegen Weissenburg kam sie mir mit astiger Rispe vor; eben so an der Aar bei Belp. Sollte ersteres vielleicht 'T. linophyllum seyn? ich halte beide nicht für verschieden, konnte aber für T. lino- phyllum nie eine andere Pflanze erhalten. Deut- lich verschieden ist hmgegen 'T'. montanum Schrad. die ich aus der Gegend von Mannheim vor mir habe. Swertia perennis. Willd. Auf mehrern sumpfigen Triften am Obergur- nigel und Neunenen, Gentiana lutea. L. Am Thalberg; nicht aber am Neunenen. Durch den F ie dar Wurzelgraber , die einen hochgehaltenen , freilich herzlich übelschmecken- den en aus den Wurzeln dieser Pflanze bereiten, wird diese Königin der Alpenpflanzen fast ausgerotiet. Gentiana purpurea. Frohlich. Am Obergurnigel und Neunenen. Wird haufig als Vharzudı gegraben, und verdient vielleicht den ihr vom Lhndmatie via Vorzug vor G. lutea. Gentiana verna. L. Häufig auf Neımenen. Noch häufiger auf ma- gern hanlähten Wiesen um Rüggisberg. Eine Form mit viel hoherm Stengel, breiten Kelchflü- geln , spathelformigen obern, anal kleineren, fast ride Wurzelblättern, grolsen Blumen etc. die ich einst im September blühend auf Neunenen fand, hielt ich für G. utrieulosa , weil ich diese damals | noch nicht kannte. 83 Was ich für G. bavarica hier sammelte, und von andern Orten erhielt , war ich vergebens be- müht, durch irgend ein standhaftes Kennzeichen von der äusserst veränderlichen G. verna zu un- terscheiden. Vielleicht dafs ich die wahre G. ba- varica nie zu Gesichte bekam. Gentiana germanica. Willd. Auf trocknen Hügeln um Rüggisberg haufig. Gentiana compestris. Frohl. Auf dem Laals, unterhalb dem Gurnigel- bad etc. _ Gentiana asclepiadea. Frohl. Zunächst oberhalb dem Gurnigelbad ui. Gentiana nivalis. Frohl. Auf dem Grat zwischen Neunenen und Gan- terisch nicht selten. Die ersten dieser Pflanzen sind nicht immer einblüthig. Gentiana acaulis. L. Auf beiden Seiten des Grats sehr häufig. Astrantia major. L. Am Thalberg. Häufig auch auf Wiesen um Blumenstein. } Imperatoria ostruthium. L. Auf schattigen Felsen. Beide letztern Pflan- zen werden häufig von den Landleuten als T'hier- arznei benutzt, und werden dadurch selten. Laserpitium latifolium. L. Auf Felsen am Thalberg selten. Die Pflanze ist kleiner als die, welche “ich in Alpenthälern , z.B. im Gasternholz fand, die untere Seite der - Blätter ist etwas rauh ; also Vermöhieh L. cervaria . Rohling. #) 84 Laserpitium sier. L. Bei L. latifolium. . Noch sparsamer. Laserpitium simplex. L. Häufig auf Ganterisch und Bürglen. Phellandrium Mutellina. L. Auf hohergelegenen Stellen haufig. Pimpinella magna, wumbella rubente : Hegetschw. An mehrern Orten, z. B. am Ne unter der Tschingelfluh. Pimpinella saxifraga. L. Häufig auf trockenen Hügeln um Rüggisberg. Bupleurum ranunculoides. L. Häufig auf der Sonnseite des Grats. Athamanta Libanotis. L. Auf beiden Seiten des Grats. Nicht gemein. "Athamanta cretensis. L. Auf Felsen; z. B. auf der Tschingelfluh. Auch diese Heiden Pflanzen werden häufig zu Thierarznei ausgegraben. Linum montanum. Schleicher. : Links neben dem Fulsweg auf der Sonnseite auf Leiteren. Sowohl von L. narbonense als L. austriacum L. verschieden. Trefflich charakteri- sirt m De Cand. Prodrom. p. 427. . Allium schoenoprasum. L. Am innern Kessel, und anderswo häufig. Stimmt aber mehr mit A. alpınum Lam. en. Vermuthlich sind beide nicht verschieden. Convallaria verticillata. L. Im Gurnigelwald, wo ich sie aber nie blühen | 85 sah. / Sie findet-sich aber, wiewohl etwas selten in Hecken um Rüggisberg. Convallaria polygonatum. L. Auf sonnigen Felsen am Thalberg , sehr selten. Anthericum serotinum. L. Auf Neunenen, am Fufse des Ganterisch. % Anthericum liliago. L. Am Thalberg unterhalb Wannels, selten. Uvularia..amplexifolia. L. Im Seelinenwald. Sehr selten bluhend. Lilium martagon. L. Am untersten Thalberg (Rüdli) auf. sonnigen Felsen. Juncus filiformis. L. Zwischen Gurnigel und Neunenen auf sum- pfigen Waldblöfsen, bis fast zum Bade herunter. Juncus triglumis. L. Am Obergurnigel, zahlreich auf feuchten Stellen. Juncus flavescens. Host. In Wäldern am Gurnigel, gemein. Veratrum album. L. Am Gurnigel und Neunenen. Selten blühend. Rumex scutatus. L. Am Fulse des Ganterisch. Rumex alpinus. L. Bei allen Sennhütten. Die Hirten bedienen sich der Wurzel zum Abführen. Diese Pflanze verdiente vielleicht Aufmerksamkeit in medizini- scher Hinsicht. 86 Rumex montanus. 'Hegetschw. Am Fufse der Tschingelfluh. Scheint mir allerdngs mehr als eine, durch fette Alpenerde erzeugte üppige Form vom R. acetosus. Rumex arifolius L. für welches mir die Pflanze schon zu- gesendet wurde, ist es sicher nicht. Paccinium vitis-idea. L. In Wäldern am Gurnigel, auch in mehrern Wäldern um Rüggisberg. Vaccinium uliginosum. L. Häufig auf einem Torfmoor bei Zimmerwald. Epilobium alpinum. L. Im Seelinenwald. Epilobium obscurum. Schreb. In Wäldern um Rüggisberg sparsam. Epilobium trigonum. Schrank. Im Seelinenwald. Moehringia muscosa. L. Am untersten T'halberg , um Blumenstein etc. Polygonum viviparum. L. Auf Alptriften überall. Pyrola virens. Seringe. In trocknen Fichtenwäldern um Ruüggisberg. Dafs diese Pflanze bestimmt eine eigene Art sei, wird niemand bezweifeln, der diese so oft auf ih- rem Standort zu sehen Gelegenheit gehabt hat , wie ich. ._ Pyrola minor. L. In Wäldern um Rüggisberg. Aber auch auf dem obern Neunenen, nur an en Orte auf- “ 5 73 23 3 ) 87 fallend kleiner, mit rosenrother Blüthe. Sollte letztere vielleicht Pyrola rosea der neuern Bota- niker , und erstere Pyrola intermedia Schleicher seyn? Wenigstens palst der Name minor auf diese Pflanze delswegen nicht, weil man oft Exemplare findet, die geölser sind, als bei P. rotundifolia. Rhododendron ferrugineum. L. Häufig am Gurnigel und Neunenen. Auch unweit Rüggisberg am Bir rasser steht diese Pflanze kaum 2500 Fuls über’s Meer. Rhododendron hirsutum. L. Gleicher Standort , gewöhnlich etwas höher. Findet sich dessen ungeachtet ebenfalls am Schw arz- wasser. Arbutus alpina. L. Auf Neunenen, nicht selten. Arbutus uva-ursi. L. Am Thalberg. Auch auf Sandfelsen, am Schwarzwasser nicht mehr als 2800 Fuls über's _ Meer. Saxifraga Aizoon.. Gaudin. Häufig am obern Neunenen und Thalberg. Saxifraga mutata. Willd. Am Schwarzwasser sehr zahlreich. Auf den Alpen fand ich sie nie. Saxifraga rotundifolia. 'L. In Wäldern am Gurnigel, sehr gemein. Saxifraga autumnalis. L. Am Gurnigel und Neunenen. Folgt oft dem Lauf der Kirneeni bis in die Thaler nn Auf den 83 | \ Alpen findet man oft Exemplare mit ganz glatt- ‚rändigen Blättern und orangefarbigen Blumen. Soll vielleicht S. Aizoides Sternb. seyn ? Saxifraga muscoides. Stermnb. Auf Neunenen etc. Ich habe bis jetzt noch nicht ausmitteln können, ob nicht etwa S. mos- chata Wulf. unter den verschiedenen Formen die- ser Pflanze steckt. | Saxifraga androsacea. L. Auf Neunenen, eine der gemeinsten dieser Gattung. Sazxifraga oppositifolia. Wulf. Neunenen, Auf Klippen und Steinen sehr gemein. Saxifraga cesia. Jacgq. Am Fufse des Neunenen und Ganterisch, doch selten. Saxifraga stellaris. L. Eben da, viel häufiger. Gypsophila repens. L. Am Thalberg. Auch haufig an der Aar un- weit Belp. Dianthus superbus. L. Am Fulse des Ganterisch. Auch um Rüg- gisberg. Dianthus sylvestris. Willd. Auf Leiteren bei Linum montanum. Silene acaulis. L. Am obern Neunenen. Auf Ganterisch etc. 39 Silene quadridentata. : Persoon. Auf der Tschingelfluh. Ich fand die Pflanze beständig dreiweibig. 4renaria ciliata. Jacq. Auf Neunenen und "Thal, häufig. Arenaria multicaulis. Jacq. Am Fufse des Ganterisch; an der Tschin- gelfluh ete. In allen Dimensionen um die Hälfte srolser als vorige , sonst freilich etwas schwer von en zu unterscheiden. Im frischen Zustande zeichnen sie vorzüglich die dicken, saftigen Blät- ter und ihr lebhaftes Grün von jener, stets etwas bläulichen, Pflanze aus. Diese blüht erst im Au- st, während jene schon einen Monat früher blü- hend gefunden wird. ‚ Arenaria verna. L. In Menge auf Neunenen etc. Die A. c»s- pitosa Ehrh. die ich von verschiedenen Gegenden erhielt, konnte ich kaum als Varietät von dieser unterscheiden. Cherleria sedoides. L. Am obern Neunenen und auf Ganterisch oft grolse Rasen bildend. Sedum atratum. L. Am obern Neunenen nicht selten. Die eben aufgeblühte Pflanze sieht gelblich aus, erst nach dem Verblühen wird sie dunkelroth. Ich hielt sie sonst für zwei Arten, und nannte erstere $. pal- lescens. Sedum dasyphyllum. L. Am mittlern Thhalberg auf sonnigen Felsen. 90, Spergula saginoides. L. Am Seelibühl, auch am Wege vom Schwe- felberg nach dem Ochsen. Ich hatte diesen Som- mer Gelegenheit aufgeblühte Exemplare zu unter- suchen, und mich zu überzeugen ‚ dals die Pflanze wirklich eine Spergula sei. Cerastium alpinum. L. Am obern Neunenen. Wie alle Kese ‚Dak tung, in mannigfaltigen Formen. Cerastium strietum. L. ® commune D.C. Am obersten Thalberg. Sempervivum. tectorum. L. Am mittleren Thalberg bei Laserpitium siler. Kommt auch auf "edE np zwischen Rüggisberg, und Zimmerwald vor. Mespilus cotoneaster. L. z An mehrern Orten am Thalberg. Auch am Schwarzwasser auf Sandfelsen. Vielleicht ist letz- teres M. tomentosa. Willd. der auch um Thun vorkommt. Ich sah ihn nie blühend. Mespilus Amelanchier. L. Am untersten T'halberg auf Felsen, auch auf den Sandfelsen am Schwarzwasser. Mespilus Chamae-mespilus. L. Am obern Neunenen , selten; in der Schlucht unterhalb dem Stockhorn. Crataegus Aria. L. Ueberall auf den Hügeln unserer Gegend. Rosa alpina. Jacgq. TE Am obern Neunenen, '"Thalberg etc. "Auch am Schwarzwasser. Eben so in Wäldern ZWi- schen Zimmerwald und Belp. g9L Rosa pyrenaica. Gouan. Am T halberg. Wenigstens hier blofs eine Form von voriger mit steifborstigem Fruchtboden, was ich vielleicht noch auf ein und demselben Stamme. bestätigt finde. Rosa cinnamomea. L. Am Fufse des Immi auf. einem Hügel, die Form von R. foecundissima Schranck. wi Ge- büschen und Hecken um 2. ‚ die Form von R. Auvialis Retz. Rubus tomentosus. Willd. Anı Rande des Gibeleggwaldes auf trockenen Stellen. Es giebt Uebergänge von R. fruticosus zu dieser Pflanze, die es ae: machen dürften , die Grenze zu beikbamen, Das Gleiche gilt auch von R. corylifolius, Sprengel, den ich bei Zim- merwald gefunden zu haben glaube. Dryas octopetala. L. Zahlreich am obern Neunenen etc, _Potentilla alpestris. Hall. fil. Am Neunenen. Von Hrn. Haller sel. selbst dafur erklärt. Eine Pflanze, die ich auf Felsen am Schwarzwasser fand, und Hr. Haller für P. salisburgensis nahm, die mit P. dubia Sauter einer- lei seyn dürfte, mochte ich für eme Form von P. verna halten. Potentilla aurea. L. | Zahlreich, bis fast auf den Laafs, unterhalb dem Gurnigelbad herunter. Geum montanum. L. Am obern Neunenen ; nicht selten. Cistus alpestris. Weahlb. Häufig am obern Neunenen etc. In wie fern diesg Pilinve! soul: oelandicus verschieden sei , kann ich nicht angeben, weil ich letztere Pflanze nicht kenne. Aconitum Napellus. L. ı Gurnigel und Neunenen; sehr gemein. Aconitum Iycoctonum. L. Am Neunenen,, z. B. unter der Tschingelfluh. Auch am Gutnigel. Thalictrum minus. L. Bei Laserpitium siler und Sempervivum tec- torum auf einem Felsen am 'Thalberg, äusserst sparsam. Anemone Barcissilann, Jacq. Am obern Neunenen und Thalberg sehr ge- mein. Anemone vernalis. L. Am Grat zwisehen Ganterisch und Bürglen , und auf letzterem selbst, sehr gemein. Anemone alpina. L. Am gleichen Orte mit A. narcissiflora , steigt jedoch etwas tiefer hinunter. Ranunculus alpestris. L. Etwas schattige, thonichte Orte, ungemein haufig. Ranunculus aconitifolius. Willd. An Bächen um Rüggisberg und von da bis auf Neunenen und Thalberg. Ranunculus montanus. Willd. Nicht selten in dieser Gegend. ‚ Ranunculus polyanthemus. L. An Brunnen bei den Sennhütten , sonst aber nirgends in dieser Gegend. 5 Ranunculus lanuginosus. L. Häufig um Rüggisberg an etwas schattigen Stellen, und von da in mamnigfaltigen Formen bis auf Neunenen; hier oft nicht mehr als fingerhoch; dort oft 2 Fuls. Ranunculus nemorosus. D. C. In Wäldern zunächst ob dem Gurnigelbad; nicht eben selten. So auffallend sich diese Pflanze . von der vorhergehenden , besonders durch die keil- formigen Blattstücke und Blumenblätter , auszeich- net, so liessen sich dennoch vielleicht mit einigem Nachsuchen die Uebergänge finden. Stachys alpina. L. Am untern 'Thalberge nicht selten. Melissa grandiflora. Willd. ‚ „An der Zugegg, in ausgehauenem Walde, etwas oberhalb dem Fulswege, der nach der grofsen Wahlalp führt, sparsam. Thymus serpyllum, var. hirsuta. Sollte diels vielleicht Th. lanuginosus Willd. seyn? sie ist haufig am Neunenen und Thal. Thymus alpinus. L. Am Thalberg, sehr gemein. Erinus alpinus. L. Auf einigen Felsen am Thal; am Fulswege über Leiteren; am Ochsen etc. Euphrasia oficinalis. L. Sollten die sehr kleinen Exemplare dieser Pflanze, mit bald gelben, bald blauen Blumen , 94 die auf dem Obergurnigel und auf Neunenen zahl- reich anzutreffen sind, vielleicht E. minima Fl. Franc. seyn? An Uebergängen fehlt es nicht, aber sonderbar genug findet man sie oft mit der gewöhnlichen Form auf der gleichen Stelle. Melampyrum sylvaticum. L.. In lichten Waldungen auf Wahlalp; am Grat zwischen Neunenen und Ganterisch. Bartsia alpina. L. | Sehr gemein am Gurnigel. Tozzia alpina. L. Am Neunenen unter der en ‚ın der Schlucht unterhalb dem Stockhorn u. a O. mehr. Pedicularis foliosa. L. Z Auf den Seiten des Grats zwischen Neune- nen und Thalberg. Pedicularis versicolor. Wahlb. Am gleichen Orte, schon etwas tiefer. „ Pedicularis verticillata. L. Eben da, kommt aber noch tiefer herunter, Antirrhinum alpinum. L. In feuchten Rieseten, an den Abhängen des Grats zwischen Neunenen und Thalberg und zwi- schen Neunenen und Ganterischberg , oh gemein. Draba aizoides. L. Am obern Neunenen, sehr gemein. An mei- nen vorliegenden, sehr guten Exemplar die übrigens nach allen Beschreibungen, die ich verglei- en konnte, vollkommen mit D. aizoides über- einstimmen, sind die Griffel meist um die Hälfte kürzer als die Schötchen breit. Sollte es dels- 95 wegen D. aizoon Wahlb. seyn? ich glaube nicht; and. halte diels Verhaltnils, wegen Pder grolsen eränderlichkeit , die besonders von der äusserst ungleichen Blue der Schotchen abhängt, Diagnose für unbrauchbar. 2 Draba tomentosa. Weahlb. Am Stockhorn, am Fufse des Ganterisch etc. wo ich sie zuerst für D. stellata Jacq. hielt. So gut sich beide Pflanzen in ihren Extremen unter- scheiden lassen , so sahe ich doch Uebergänge die es sehr schwierig gemacht haben wurden, die Grenze anzugeben; vielleicht liesse sich die Reihe bis zu D. nivalis Willd. hinüberziehen, die ich aus den Alpen des Bagnethals vor mir habe. Eben jetzt habe ich einige gute Exemplare von der Gemmi mit ästigem Stengel, der mit mehrern Blättern N mia ist, vor mir, ohne dals ich diese Form für D. TER ‚ Ehrh. halten könnte. Draba pyrenaica. L. Am Stockhorn. Hr. Greiser, gew. Öber- gärtner in Elfenau, will diese Pflanze auch am Ganterisch gefunden haben. . Myagrum saxatile. L. - Auf Felsen am Neunenen und Thal. Auch fand ich diese Pflanze an der Aar bei Belp. Die mit eingeschnittenen Wurzelblättern ist am Thalberg ebenfalls nicht selten. Lepidium alpinum. L. ' Häufig am obern Neunenen und an andern hochgelegenen,, schattigen Stellen. Bisculella levigata. L. Gemein am obern Neunenenberg. 96 Turritis hirsuta. Jacgq. / Auf schattigen Stellen am obern: Neunenen. Die Pflanze ändert sehr. Sollte eine Form mit verkehrt eirunden Wurzelblättern, und ganz ein- fachem Stengel, die am untern Thalbere nicht eben selten vorkonımt, vielleicht Arabis ciliaris Willd. seyn, wofür ich diese Pflanze schon auch erhielt? Dentaria pentaphyllos. Scop. In Waldern um das Gurnigelbad, und am untersten Thalberg. Eben so in Waldgr aben, die sich an die Rüggisbergegg anlehnen. "Hiek rc sie oft durch Erdschlipfe bis zu den Wohnungen herunter gepflanzt. Arabis alpina. L. > Häufig am Neunenen und Gurigel etc. Auch diese Pflanze folgt gern dem Lauf der Bäche bis ins T'hal hinunter, um das Blumensteinbad trifft man sie delswegen nicht selten an. Arabis nutans. Moench. An der T'schingelfluh, sehr sparsam. Die Idee, diese Pflanze mit A. bellidifolia, und beide mit A. corulea zu verbinden, stammt wohl nicht von Beobachtung dieser Pflanzen in freier Natur. f Arabis auriculata. D.C. Auf Sandfelsen am Schwarzwasser. Seit einigen Jahren nicht wieder da gefunden. “ Geranium sylvaticum. L. In Gräben und Wäldern die ae iegen y gemein. Corydalis fabacea. Willd. Im mitilern Thalberg , unweit der Sennhutte gegen Morgen bei Steinhaufen. So wie man 97 zu Ende Mai's.oder. Anfangs Jul. dahin kommt , findet man die Pflanze meist schon verblüht. Fumaria parviflora. Lam. Unter dem Getreide um Rüggisberg, und zwar weit häufiger als F. ofheinalıs L. unter- scheidet sich aber, wie mich dünkt, standhaft durch die kurzen, stark verdickten pedicelli die bei der blühenden Pflanze kaum länger als das Deckelblatt sind. Diese Pflanze wickelt sich oft, nach Art der T. capreolata um andere Pflanzen. Genista sagittalis: L. Auf Hügeln um Rüggisberg, gemein. Vicia sylvatica. L. Am untersten Thalberg. Häufig auch in Ge- sellschaft von V. dumetorum in Hecken zwischen Zimmerwald und Belp. Phaca australis. Willd. Am Fusse des Ganterisch, auf Klippen ge- ‚gen Bürglen etc. _ Phaca frigida. Jaeg. " Am Fulse des Ganterisch und Neunenen, an etwas schattigen Stellen. 0 Phaca astragalina. D.C. - Am Grat zwischen Neunenen und Thal etc. ‚gemein. Auf rauhen Standorten oft ohne Stengel; vermuthlich ist diels Astragalus alpinus L. Einen andern fand ich wenigstens nie. Astragalus uralensis. L. Häufig auf den Klippen des Thalbergs dem "Grat nach , auch auf Ganterisch , Bürglen , "Ochsen etc. Natw. Aunl, II 1. "7 Trifolium cespitosum. Beynier. Gemein auf diesen Alpen. Trifolium badium. Schreb. Am Gurigel, Newnenen etc. Onobrychis montana. D.C... Am Thalberg, und über den ganzen Grat. Hedysarum obscurum. Wild. Gemein am Grat zwischen Neunenen und Ganterisch etc. Hippocrepis comosa. Am Thalberg,, bekanntlich auch auf Hügeln anderswo. Hypericum. dubium. Smith, Oberhalb dem Gurnigelbad, im Walde zwi- schen Neunenen und Cnnee, etc. Der Sten- gel von H. quadrangulare, die Blume von H. perforatum. Hyoseris foetida. L. Häufig am untern Neunenen. Hieracium amplexicaule. ‘Willd. Am Thalberg,, auf sonnigen Felsen; auch, obgleich sparsam, auf Sandfelsen am .Schwarz- wasser. Die Pflanzen von letzterem Standorte sind weit weniger astig, und die Blätter kaum etwas gezähnt, mit langen Zotten zwischen den Wurzelblättern. Sollte diefs vielleicht H. cerin- thoides Schrank. seyn? Hieracium Jacquini. \Villars. Am Fufse des Ganterisch , auch bei vorigem am Thalberg , aber ausserst selten. 99 Hieracium aureum. Willars. Sehr gemein am Gurnigel und Neunenen. BHieracium aurantiacum. Willd. Am Obergurnigel fand ich einst mehrere Exemplare, scheint aber ausgegangen zu seyn. Hieracium paludosum. Willd. In Wäldern am Gurnigel, auch in Wäldern um Rüggisberg, gemein. | Hieracium cymosum. L. Auf trockenen Hügeln um Rüggisberg , z. B. auf der Bütschelegg. Was ich von verschiedenen Orten als H. piloselloides Vill., und als H. flo- rentinum Hoppe erhielt, weils ich von dieser. Pflanze nicht zu unterscheiden. - Hieracium villosum. Willd. Gemein auf den Seiten des Grats. Ein kaum behaartes Exemplar mit stark gezähnten Blättern hielt ich einst für H. Halleri, weil ich diefs noch nicht kannte. u Hieracium valde-pilosum. \Villars. In der Schlucht unterhalb dem Stockhorn, So leicht es scheint, diese Pflanze von der vori- n zu unterscheiden, so schwer ist es schnei- »nde Merkmale für beide anzugeben, um so mehr, _ da beide nach Art der Hieracea sehr abändern, Sonchus alpinus. L. In Wäldern am Gurigel, in Seelinenwaldete. Crepis austriaca. Hall. fil. Am Thalberg und‘ Neunenen , nicht selten. Auch diese Pflanze, die ich Hın. Haller einst vor- zeigte, ändert sehr. 100 Leontodon erectum. Hoffm. Auf sumpfigen Stellen auf den Alpen Sowoh als um Rüggisberg etc. Die Blätter dieser Pflanze sind bald schrotsägenformig , bald buchtig gezahnt. Die Pflanze unterscheidet sich aber immer deutlich an den äussern Kelchschuppen ete. von Leontod. Taraxacum. Apargia alpina. Willd. Ueberall auf den Alpwiesen in mannigfaltigen Formen. Apargia hispida. Willd. Am Gurnigel und um Rüggisberg a. ändert ebenfalls Be, : Apargia hastilis... Willd, Um Rüggisberg , eine der gemeinsten Wie- senpflanzen. Carlina acaulis. Willd. Auf, dem Gurnigel, auch auf der Rüggis- bergegg etc. i Carduus defloratus. L. He Auf Neunenen, Thalberg ete., auch am Schwarzwasser, sogar bei Belp an der Aar. Carduus personatus. Willd. Am Fulse der Tschingelfluh; am Neunenen. Cnicus spinosissimus. L. Häufig am Neunenen. Cnicus acaulis. Willd. Auf dem Gurnigel , auch auf Hugeln um Rüg- gisberg emerwald etc. Fe eriophorus. L. Am grolsen Wahlalp und zu unterst am 'Thal- berg, Sonst nirgends hier von mir gefunden. 101 Cacalia alpina. Willd. - Am Fulse der Tschingelfluh bei Carduus personatus. Cacalia albifrons. Willd. In den Wäldern am Gurigel, auch fand ich die Pflanze einst im 'Thanwald bei Ruggisberg. Gnaphalium dioicum. L. Auf dem Gurigel, Neunenen etc. Auch auf Hügeln um Rüggisberg. Gnaphalium alpinum. L. Häufig auf dem Grat zwischen Ganterisch und Bürglen; auf dem Kulm des letztern selbst. Gnaphalium leontopodium. Wild. Auf dem Stockhorn, und auf Bürglen. Gnaphalium pusillum. Willd. * Häufige am obern Neunenen. Nach dem Ver- blühen ist die Pflanze fingerlang, zur Zeit der Blüthe aber kaum zolllang. Sollte letzteres viel- leicht G. supinum Willd. seyn? Die Pflanze an- ‚dert sehr. Gnaphalium norwegicum. Betz. Im Seelinenwald, zwischen Gurnigel und Neunenen. So gut sieh diese Pflanze, Binde -durch ihre grolsen Blätter von Gaaphl rectum Willd. unterscheiden lalst; so kommen doch beide sich, ‚durch Uebergänge so weit entgegen, dafs -man in Verlegenheit Teräth, wenn man bestim- men» soll, wo yo Gienze sei. | Chrysanthemum inodorum. wind, "Gemein am Immi, zwischen Zimmerwald nd Rüggisberg. 102 Erigeron alpinum. L. Am obern Neunenen etc. nicht selten. Fer- nere Untersuchungen der mamnigfaltigen Formen dieser Pflanze werden mich hoffentlich belehren , ob noch gute Arten darunter stecken. Erigeron uniflorum. L. Da wo obige. Lälst sich noch ziemlich gut von einblumigen Exemplaren derselben unter- scheiden. Erigeron atticum. Villars. Am Thalherg auf erhabenen felsigen Stellen ziemlich selten. Biel eine gute Art, Cineraria spatulefolia. Gmelin. Auf beiden Seiten des Grats gemein, Die Blätter mehr oder weniger wollig,, aber nicht scharf. Die Form därselben ist wegen ihrer grolsen Veränderlichkeit kaum zur Diagnose zu gebrauchen; der Stengel oft „—5blüthig , aber eben so oft nur einblüthig. Sollte letztere Form vielleicht Senecio Doronicum L. seyn, wofür man sie oft mag gehalten haben? Wenigstens fand ich nie eine andere, und auf der Stockhornkette dürfte schwerlich eine andere zu finden seyn. Cinerarea aurantiaca. D.C. Auf der Sonnseite des Grats; ziemlich ge- mein, aber immer hoher als die Vorige. Auch diese Art ändert bedeutend ab , ist aber bestimmt von der vorigen verschieden, welche erst zu blu- hen anfängt, wenn diese Ben verbluht hat. Cineraria cordifolia. Willd, Am grofsen Wahlalp. Auf den übrigen Al- pen fand ich sie nie. j | 103 Cineraria alpina. Willd. Am gleichen Orte mit voriger , von der diese offenbar nur eine Form ist. “Senecio saracenicus. wild. Am untersten 'T'halberg , ziemlich selten; Senecio viscosus. L. Auf Felsen im Rüdli zu wnterst im Thal, Für unsre Gegend eine Seltenheit. T ussilago alba. L. In Wäldern am Gurnigel und um Ruggisberg. Tussilago Petasites. L. 5" Am Rande der Bäche um Rüggisberg. Tussilago hybrida. L. Eben da. Die weibliche Pflanze der vorigen, welche blofs abortirende Zwitterblüthen. hri st, daher auch der Blumenschaft nach dem Verblühen gleich verwelkt. Diese hingegen , die nur) ı—5 itior „übrigens lauter a Blüthen trägt, fand ich stets "Saamenzeugend. Tussilago alpina. Willd. In Waldern am Gurmigel, auch unı Büg- ‚gisberg. Arnicä Bellidiastrum. Willd. Ueberall auf schattigen feuchten Stellen, auf ‚den Alpen und sonst. | Arnica montana. L. Am Biren-Ganterisch unterhalb Büren, Arnica scorpioides. L. An feuchten schattigen Stellen am oben Neu- nenen gemein. 104 Aster alpinus. L. Auf der Sonnseite des ganzen Grats gemein. Achillea atrata. L. Bei Arnica scorpioides, am Schätten der Felsen. Centaurea montana. L. Auf dem Grat bei A alpinus N auch am Schwarzwasser, & # Orchis globosa. L. Am obern Thalberg, gemein. Orchis albida. Swarz. Fast auf allen Alpwiesen bis zum Gürnigel herunter. Orchis viridis. Swarz. Wie Vorige, auch nicht selten auf Wiesen und Triften um Rüggisberg. Orchis nigra. Swarz. Auf allen sonnigen Alptriften der Kette gemein. Orchis pallens. L. Im untern Thalberg (Rüdli) selten. Die fri- sche Pflanze hat einen elnulin Holundergeruch , übrigens die Kennzeichen von O. pallens;, was viellöicht den Vorschlag, diese mit O, sambuccinea zu verbinden , begünstigt. Ophrys alpina, L. Auf dem Kulm des Bürglen, auch hie und da auf Felsblocken am obern Neineen‘, mit wel- chen die Pflanze einst die Reise vom Cierisch herunter gemacht: haben mag. Ophrys Monorchis. L. Um Rüggisberg auf Hügeln ‚gemein: 105 Ophrys arachnites. Willd. > Wie voriges Ophrys apifera. Willd. ‚Auf. der Bütschelegg. Ophrys anthropophora. Willd. / - Auf dem Riedhubel , am Fulse des Immi, sparsam. \ Neottia repens. Swarz. Gemein in trocknen Fichtenwäldern um Rüg- gisberg. Limodorum epipogium. Swarz. Sparsam in Wäldern am Fufse der Stock- hornkette, auch unweit Rüggisberg. Epipactis cordata. Willd. In den Wäldern des Gurnigel , gemein. Cypripedium calceolus. L. ’ In einem Walde zwischen Rüggisberg und "Gurnigel. Carex davalliana. Smith. Am Gurmigel und um Rüggisberg sehr ge- mein. Ist stets zweihäusig. . Carex pauciflora. Lightf. Im Walde zwischen Gurnigel und Neunenen, bei Juncus filiformis. CGarex pulicaris fand ich nie in dieser Gegend. Carex curta. Good. Eben da. Carex stellulata. Good. Am gleichen Orte, gemein. 106 Carex atrata. Willd. Auf Neunenen nicht selten. Carex pillulifera.- Willd. Gemein in Wäldern um Rüggisberg. Carex alba. Willd. Auf Felsen am Schwarzwasser,, gemein. Carex clandestina. Smith. Bei vorigem, seltener. Carex varia. Host. Häufig am obern Neunenen. Carex firma. Host. Am Ganterisch in Felsfpalten. Ganz zuver- lalsıg blofs eine Form von vorigem, und mit dem- keiben; durch Uebergänge genau verbu Carex capillaris. L. Am Fulse des Ganterisch auf Felsblöcken bei Ophrys alpina, vermuthlich mit diesem einst von oben herunterspazirt. Carex Mielichhoferi. Schk. Gemein auf Neunenen. Carex pendula. Huds. In Wäldern am Gurnigel und um Rug- gisberg. Alnus viridis. D.C. \ Am Gurigel und auf unbebauten Hügeln um Ruüggisberg. Ein lastiger Strauch für dam Land- mann. Salix hastata. L. An Neunenen ete., z. B. am Fufse der Tschingelfluh bei Arbutus alpina. 107 Salix reticulata. Willd. Gemein am obern Neunenen. Salix retusa. Willd. Juniperus sabina. L. An der Newnenenfluh gegen Thal, an der brochnen Fluh, gegen die gleiche Seite. Immer sah ich die beträchtlichen Sträucher blols in einiger Entfernung, an unzugänglichen Stellen, wo er blofs noch vor dem Fleils der Wurzelgräber ‚sicher ist. 108 V Besteigung des Pilatus am 22. Juli 1824, von Dr. S. Brunner. (Der Gesellschaft Häturf; Freunde in Bern vorgelesen.) Zwei starke Stunden von Luzern, westlich vom südlichen Zweige des seltsam gestalteten Vier- waldsiädter-Sees, erhebt sich von allen übrigen Gebirgen anscheinend isolirt, drohend steil und finster der Pilatus. Seine Richtung geht von Nordost nach Südwest, in einer Länge von etwa 2% Stunden, doch ostwarts sendet er jenen, jahe in den See einspringenden Gebirgsrücken hervor welcher unter dem Namen Äengg in den Annalen der Revolutionssturme einige Bedeutsamkeit be- hauptet. Alte aberglaubische Sagen, welche in der sehr charakteristischen lateinischen Benennung : Mons pileatus, der mit Wolken bedeckte Hut- träger, entsprangen und den armen judaischen Landpfleger im dortigen kleinen Bergsee begraben wissen wollen , reiheten sich in den Köpfen des unwissenden Pobels der Umgegend, bei der dem Menschen so eigenen Liebe zum WVunderbaren , an das Spucken von Unholden, Geistern und He- xen, welche den von Nebel umhüllten Wanderer in den Abgrund zu stürzen sich ein Spiel machten. Einige vor Zeiten sich hier zugetragene Unglücks- falle mochten diese Scheu verstärken und selbst bei gebildeten Leuten die Meinung einer wirklich gefahrvollen Besteigung des Gebirgs begründen. u ee er EEE | J 109 Hiezu kam noch die Nähe des classischen Rigi, dessen bequemer Zugang, treffliche Wirthshau- ser, mälsige Hohe und herrliche, ringsum freie Lage sich vereinten, ihn zu emem allgemeinen eur 'opäischen Wallfahrtsorte zu erheben , ‚ und je- dem Freunde erhabener und lieblicher Naturscenen gleichsam die Pflicht aufzuerlegen, im Leben ein- mal wenigstens nach diesem Mekka zu wandern. Wie konnte es nun fehlen, dafs der früherhin öfters besuchte Pilatus mit seinen durchaus schlech- ten Herbergeanstalten, seinem weit beschwerli- chern Zugang, und seinem schlimmen Rufe sehr bald in Ver gessenheit gerieth ? Die Nähe i in der ich mich auf meiner letzten Rückreise von Luzern nach dem Berneroberlande über Alpnach am Fulse des Pilatusberges befand, die über alle Beschreibung Br Witterung des Tages, die Ber len des Gebürges in na- turhistorischer Hinsicht, vorzüglich durch die neuern Forschungen des Dorahnfen Wahlenberg , welcher dasselbe in drei verschiedenen Hinar ten besuchte, bew ogen mich dieses Gegenstück des weltbekannten , fedach nicht eben sehr pflan- nreichen Rigi gleichfalls zu besuchen und zu a ‚ob Be Sicht auch hierzulande Kalkgebirg e arme Nagelfluh an Mannigfaltigkeit der Vege- tation A In Begleitung eines alten erfahrenen Gems- jagers aus Alpnach, Niklaus Nuefer, mit Zuna- men der Schwab, eines verständigen und grund- ehrlichen Mannes , den ich allen künftigen Reisen- den bestens empfehlen darf, w ei hc wie sich’s aus einzelnen Notizen sehr bald zeigte, auch Wah- lenbergs Führer gewesen , trat es u den nan- lichen Abend gegen /} Uhr den 3 Stunden langen \ 110 Weg nach den obersten Hütten an. Von welcher Seite man auch den wilden Pilatus anzugreifen un- ternimmt, so geschieht es doch gewils von keiner bequemer und sicherer als von Alpnach her. Steil ist der Pfad zwar immer, gleich demjenigen unsers Stockhorms, aber gefährlich darum noch lange nicht, wie es wohl auf einigen andern Seiten der Fall seyn dürfte. Durch einen unünterbrochenen Buchen - und Nadelholzwald. worin man mit Bewunderung ‘ 5 Stämme von Weils- und Rothtannen erblickt, die alles bisher Gesehene dieser Art weit zurücklas- sen, gelangten wir, meist geschutzt gegen die Strahlen der hellen Abendsonne, in der gewohn- lichen Zeit nach der unreinlichen Hütte von Zrek= ment, (Verderbnifs von Fractus mons, welche Benennung des ganzen Gebirgs diesem Alpen- 9 grund in spatern Zeiten vorzugsweise beigelegt scheint) welche gleich oberhalb der Waldregion in einem Kessel grüner Alpenwiesen und südlich von den eigentlichen Spitzen des Berges liegt. Dafs die allermeisten mir bekannten hohern Berg- gipfel von hinten bestiegen werden müssen, ist sehr natürlich, denn darin gerade, dals sie durch ‘ihre schroffe , imposante Gestalt die Neugierde des Besteigers anlocken, liegt die Ursache ihrer dor- lügen Unzugänglichkeit. In den Umgebungen der Hütte, wo ich spät ankam, fand ich nicht vieles zu schaffen. Eine nahe daran vorbeistromende Quelle, welche als mälsiser Waldstrom sich gegen Alpnach hinunter- stürzt , liefert treffliches "Trinkwasser , dieses grolse Labsal für Menschen und Vieh in höohern und niedrigern Gegenden; Cineraria cordifolia, welche ich auf dem sogenannten Seeboden des Rigi 111 in voller Blüthe traf, und hier Stafel- gr benen- "nen hörte, war wegen beträchtlicherer Höhe (und vielleicht auch schattigerer Lage?) noch sehr zurück. ‚Am folgenden Morgen trat ich den Marsch gegen die obersten 3 Spitzen des Gebirges an, und machte den Anfang mit der ostlichsten, dem sogenannten Esel. Ob diese Benennung auf des Landpflesers Leibreuterei anspiele, oder nicht, ptles \ lasse ich dahingestellt, genug, der unpoetische Name hrockte mich nicht ab. “Finell bequemen Pfad durch den Grund des nordwärts sanft sich - hinanziehenden 'Thhales lies ich rechts, um längs des felsichten Fulses der 2ten mittlern und bald zu beschreibenden Spitze einen ungleich beschwer- lichern einzuschlagen; denn mein Führer bezeich- ' nete mir ihn als denjenigen, welchen Wahlenberg ‚jederzeit zu betreten pflegte. Es dauerte nicht lange, so sah ich ein, dals er nicht unrecht ge- habt, denn auf den Felsen holte ich mir in Bikaas "Zeit eine Menge von Gewächsen, w elche, ob- ' "og dem Kalkgebirg se eigenthümlich, ‚mir bis jetzt noch nie so bequem id schon zu Theil orden, worunter ich besonders des niedlichen Er us alpin. erwahne, welcher hier alle Ritzen im eigentlichsten Sinne auskleidet. Vieles war wegen des späten Jahres noch zurück und nur sehr weniges verblüht. Das Verzeichnils am Schlufse. Auf dem beschwerlichen Kalksteingerolle, welches wir num quer durchschreiten BEN) traf ich Lepidium rotundifol., Linaria alpina, Co- ronilla minima und zu meiner so grolsen als ange- “nehmen Ueberraschung den schonen und ziemlich - seltenen Alpenmohn (Papaver alpinum) ingrolsen "zahlreichen Buschen und voller Blüthe. 112 ” Weiterhin, als wie die Steingerolle verlas- sen, traf ich auf der stets ansteigenden Wiese die gewöhnlichen hohern Alpengewachse wie auf dem. Stockhorn, und genols nun Sen eines Ausblickes nach dem obern Ende des Vierwaldstadter-Sees , welcher ein machtiger Ansporn zum rastlosen Vor- schreiten war. Längs der westlichen Felswand des rechter Hand liegenden , drohend steilen Esels, welcher den Hintergrund des Thales schlols , ge- langten wir ende nach dem Sattel, zwische ihm und der zien Spitze. Schnee‘ lag hie SN stellenweise umher , doch nirgends so, Be : er.den Zugang hätte verwehren eh gefährlich machen konnen. In 5 Minuten war Be Fels erstiegen , indem wir, nicht ganz ohne Gefahr , aber festen Fulses und sichern Kopfes über den schmalen „_ L zwischen 2 steilen Abgründen sich hinandı den Felspfad erklimmten. An der Spitz, “ Esels fand ich mich zu meinem Erstaunen , ‚plötz lich auf einem ziemlich geräumigen , mit Ba sen ‘'bewachsenen , Hacken Plaiis) bi Bewunderung ergriff mich, als mein Auge herumschweifte in der Landschaft , Be, jetzt zu. meinen Fülsen ausgebreitet lag. Im Nebeltan sah ich tief unter mir Berge. a Thaler versch\ v den und andere N Seen sich im blau B Aether spiegeln und sodann. dureh ME Woll er gewand milchweils durchschimmern , sah rt" Flecken und Dörfer aus grunen Fluren 8. im Nu hinter neidisches Gewolk treten, kurz ic sah ein Gemälde, das nicht beschrieben werden kann. Zu Fuülsen lag zunächst Luzern, so deut- lich, dafs man mit. Eldkam Auge Häuser, Thür- me und Brücken wahrnehmen konnte, Von hier. 113 erstreckte sich der malerische See gen Brunnen nebst allen seinen classischen Ufern, bis er nach jähem Umschwunge , diefsseits Altdorf endigte. Still und bescheiden stund der gefeierte Rigi in der Mitte seiner ringsumfliessenden Spiegel , gleich als fühlte er die Ueberlegenheit an Grolse des finstern Nachbarn , auf dessen Gipfel ich mich nun- 'mehr befand, ohne darum an Werth und Schon- heit zu verlieren. Hinter seinen östlichen Aus- äufern blickte das freundliche Schwytz, hinter die- sem Haken und Mythen und in ihrem Gefolge die zahllosen Gebirge der ostlichen Alpenwelt. Jenseits des nahen Alpnachersees und des ihn enge begren- , zenden Rotzbergs , am Fulse des gleichbenannten Horns lag, Stanz , weiterhin Buochs, noch mehr rechts die lachenden Ebenen von Sarnen , mit dem keblichen See geschmückt und von der klaren Aa - durchzogen , und zwischen beiden Thälern endlich ebirgsketten , welche Engelberg und Melch- trennen. : Wie Riesen ragten am Horizont isch, Scherhorn, Tödiberg und Titlis em- nebst den Sustenhörnern , welche den Ueber- zum Bernischen Hochgebirge vermittelten. ihnen zum Heil hielt sich dieses gröstentheils Wolken verborgen, sonst würden die un- hen Massen der Jungfrau und beider Eiger s ar bald zu Boden gedrückt haben. Mc 7} z eichte dieses unvergleichliche Gemälde hin, den Verlust einer Aussicht nach den flachen Gegenden jenseits der 3 kleinern Seen des Kan- tons Luzern, des Sempacher , Baldegger und Hall- wyler, welche einige Düsterheit des Horizontes dem Auge entzog, und ins prosaische Gelände des - Enntlebuchs , welches das nahe aufstrebende Toomlis- - horn verdeckte, vergessen zu lassen. Ich blieb stau- | Natw, Annl. II. 1. 5 114 nend, bewundernd und forschend, eine volle Stunde oben und nur den wiederholten Mahnungen meines sorgsamen Führers, dals es Zeit sei, den im Thale stets sich haufenden , und allmählig auf- steigenden Wolken zuvorzukonmen , nachgebend entschlols ich mich zum Rückweg, welcher frei- lich bis an den Fuls des steilen Felsens langsamer als hinaufwärts vor sich gieng. Die 2te Spitze, (welche den Esel blofs um 4o Fuls an Höhe übertreffen soll) Tommlishorn , oder Oberhaupt genannt, griff ich nach meiner, Rückkehr in die Sennhütte, um ı Uhr Nachmit- tags frisch an. Von dort aus lalst sich wohl die untere, Felswand, an deren Fufs ich Morgens herborisirt hatte, nicht aber die Spitze’selbst entdecken. Das Hinaufsteigen dauerte 1% Stunde, zuerst über, sanft ansteigende Triften bis zum kleinen, jetzt ganz von Schnee bedeckten Seelein, worein sich. Pilatus gestürzt haben soll, alsdann uber eine steile, jedoch sehr fruchtbare Alpenwiese , welche sich: rechtshin um die nackten Felsen des Gipfels her- umschlägt, und nur erst auf der obersten Spitze. endigt. Zu beiden Seiten starren jahe Abgründe, welche aber dem, der sich hübsch in der Mitte des. Grates halt, durchaus keine Gefahr bringen. _ Die Witterung war jetzt schon viel neblich-, ter als Morgens auf dem Esel, die Aussicht daher. verworren und unterbrochen , so dafs ich es bei zu- nehmenden Wolken fur unnütz hielt, länger zu‘ verweilen. Die Aussicht soll übrigens mit jener ziemlich übereinstimmen , blofs mit dem Unter- schiede, dafs sie mehr den westlichen als den ost- lichen Horizont befalst. | ad .y Das Wıdderfeld, oder Klimsenhorn, den niedrigsten der 3 Bergspitzen, zu besuchen, ge- 113 brach es mir an Zeit, was mich um destoweniger' gereute, da ich von meinem Führer die Aeusse- rung hörte, Hr. Wahlenberg hätte dort ein meh- reres nicht gefunden, als was ihm schon der Esel geliefert, eine an sich freilich zweifelhafte Auto- rität, welche aber durch die Betrachtung einer ähnlichen Lage, eines homogenen Gesteins und übereinstimmender Hohe und durch die bevorste- hende nothwendige Besorgung der gemachten Beute Gewicht genug bekam , mich zum Abmatsche nach Alpnach zu vermögen. Auch die Mondmilchhöhle , welche, wie mich der Führer versicherte, ohne mitgebrachte Fackel weder zugänglich noch be- lehrend gewesen wäre und mich bei 2 Stunden Weges abgeführt hätte, liefs ich auf sich beruhen und traf Abends 6 Uhr wohlbehalten wieder in * Alpnach ein. Zum Schlufs nur noch einige Betrachtungen über dieses merkwürdige Gebirg in Vergleichung zu unserer benachbarten Stockhornkette, womit _ es manche auffallende Aehnlichkeit hat, und ein’ Verzeichnils der Pflanzen, welche mir der einma- ' ige, freilich kurz abgefertigte Besuch zu sammeln - { Veranlassung gab. Wie bekannt ist der Pilatus _ ein reines graues Ralkgebirg, welches, obgleich - scheinbar für sich bestehend , als letzte Fortsetzung des, langen, vom Brienzergrat zwischen den Kan- tonen Luzern und Unterwalden sich hinziehenden Bergrückens anzusehen ist. Nach Art der mehre- - sten Kalkgebirge der Alpen sind seine Kanten sehr scharf und die Abhänge jahe, der Zugang somit - beschwerljcher und gefährlicher als bei Nagelfluh und Gneisgebirgen. Dafür aber lohnt die einmal ertungene Hohe mit weit unbegränzterm Ueber- - blick des nähern Vorgrundes, als z. B. auf dem 116 meist horizontal-geschichteten Jura, wo jener nicht selten alle Fernsicht verdeckt. Ein ähnliches Bild stellt uns die Stockhorn- kette dar, ohne doch mit dem Pilatus weder un- mittelbar noch mittelbar zusammmenzuhangen. Aehn- lich wie dieser steht er gen Norden , schroff und an den mehrsten Stellen unzugänglich,, wird aber von Suden her fast durchgehends erklommen. Wie am Pilatus vereinigen sıch grünende Weiden südwarts in ein Bergthal und wie dort birgt hier der Abhang der Hauptspitze einen Alpensee (oder vielmehr 2 stalt eines einzelnen). Der mit Rasen bekleidete steile Berggrat des Tomlishorn erin- nert an die Spitze des Stockhorns, während die steilen Felsen des Esels an der Neunenenfluh ihr Gegenstück finden dürften. Doch auffallender noch ist die Uchbiedin, mung beider Gebirge in Rücksicht auf ihre Vege- tation, woraus ich; indessen kein weiteres Argu- ment zu ziehen versucht bin, als dafs die Natur des Gebirgs selbst es so mit sich zu bringen scheine. Ich schliesse demmach diesen kurzen Reisebericht mit Aufzählung der von mir theils eingesammelten, theils blols getroffenen und an- gemerkten Pflanzen : 1) Waldregion — am Fulse derselben pteris aquilina in Menge. Äbies excelsa et picea. Fagus sylvatica. Cacalia alpina. Carex sylvatica. (Die am Pilatus angegebene Pedieularis sylva- tica mufs auf einer andern Seite wachsen, finden komnte ich sie nicht). a u an; 7 2) In den Wiesen über der Waldregion. Cineraria cordifolia, in Menge. Aconitum napellus. Veratrum album etc. etc. 3) Am Fufse des .Tommlishorn gegen den Esel hin längs der Felsen. Athamanta cretensis. Aspidium fontanum Swartz. Carex sempervirens. - - - brachystachys. -- - strieta var alp. ‚rinus alpinus. Arabis alpina. Biscutella levigata. Draba aizoides (Frucht und Blume). - Daphne mezereum (Blüthe und Blätter zugleich). Globularia cordifolia. Hieracium villosum (noch sehr zurück). Laserpitium latifolium. Myagrum saxatile. Pedicularis verticillata. Senecio Doronicum, . Silene acanlıs. ‚Bartsia alpina. 4) Im Steingerölle am Fufse des Tomlis- horn. Lepidium rotundifolium (s. Iberis rotundif.) Linaria alpina. * Coronilla minima. Papaver alpinum. 5) Am Fufse des Esels. Anemone vernalis. - - - alpina. Geun montanım. Soldanella alpina. Silene acanlıs. Pedicularıs flammea. Cistus oelandicus et alpestris. 118 6) In den Felsritzen‘ des Horns. Primula auricula. Lepidium alpin. Aretia helvetica. 7) Am Gipfel des Esels. Silene acanlis. Carex firma. Hedysarum obscurum. 8) Am Tommlishorn. a. Auf der Wiese bis zum See. Die gewöhnlichen Alpenpflanzen, als: Gent. acau- lis, verna, Veronica saxatilis, Polygala chamaebuxus, Alchemilla alp. und vulgaris, Plantago alp., Tussilago alp., Phellandr. mutellina, Potent. crocea und aurea, Aconit. napellus, Satyrium nigrum und albidum, Viola grandiflora, Centaurea mont., u. Ss. w. b. Oberhalb auf der Wiese bis zum Gipfel. Fortsetzung derselben Pflanzen, zu oberst ein dichter Rasen von Poa alpina und alchemilla vulgaris , nebst mehrern recht kräftigen Aconitumstanden. Ich bin weit entfernt zu behaupten , dafs dieses Verzeichnils alles enthalte, was sich dort vorfin- det, ich führte blofs das mir Auffallendste an, und wünsche recht sehr, dafs es von andern ver- vollständigt werden mochte. Soviel ergiebt sich indessen aus obigem , dals ausser Aspidium fonta- num , Globularia cordifol., Lepidium rotundifol. , CGoronilla minima und Papaver alpınum alle übrigen Pflanzen auch auf der Stockhornkette vorkommen und das Vorhandenseyn der dort fehlenden wohl mehr den nach Süden liegenden Steingerollen des Pilatus als einer andern Ursache zuzuschreiben seyn dürfte, ee SE 119 VI Entdeckter Baumverderber ‚„ zur Nachricht für Forstbeamte, von dem Herausgeber. Bei der diefsjahrigen Versammlung der allg. ‚schweiz. Gesellschaft für die gesammten Natur- „wissenschaften in Schaffhausen, wurde durch Herrn ‚Zyli, von St. Gallen, Aufschluls begehrt über ‚folgende in Zaurop’s Jahrbüchern der gesamm- ten Forst- und Jagdwissenschaft (1823, Ates Heft) mitgetheilte und bis jetzt unerklärt geblie- bene Thatsache: „Im Julius des Jahres 1821, „heifst es da- ‚selbst,“ wurde in der Gegend von Dornfeld, im ‚Konigl. Preussischen Bezirke Münster, an meh- ‘ rern, zum Theil 5 bis 6 Stunden von einander entfernten, Orten zu gleicher Zeit eine Erschei- ‚nung wahrgenommen , die man früher nicht kannte, ‚und auch später nicht wieder bemerkt hat. Man ‚fandnämlich 8 bis ı0 zollige und geringere Bäume , oft nur stellenweise, oft auch bis auf ı5, 20 bis 30 Fuls Hohe am Stamme hinauf, fast gänzlich ‚abgeschält , so, dafs auf den abgeschälten Stellen ‚auch nicht eine Faser der Rinde geblieben war; an einigen geringern Stämmen hatte diels Loos auch die Zweige bis zur schwachen Spitze , ge- - troffen. Wo Hornbäume (Hageibuchen, oder -Weifsbuchen) sich befanden, waren vorzüglich ‚diese, sonst aber auch Buchen, Zitterpappeln , „Weiden , mitunter auch junge Eichen, angegriffen. ‚Die Rinde fand man meistens in 1ı—ı% Zoll „breiten Absplissen , deren mehrere bis 8 Zoll lang 120 waren, unbenagt unfer: den Bäumen liegen. Bei Weiden und Zitterpappeln hiengen oft Riemen von gedachter Breite , welche bis zu 2 Fuls lang wa- von ‚„ noch am Baume. Sie waren ne von oben nach unten, zuweilen aber auch umgekehrt, abgesplissen, und durch einen horizontalen Bils eloset, der nicht viel breiter war, als ein. star- ker Strohhalm. Nicht ohne einige Kraftanstren- gung konnten Riemen dieser Art, besonders von ‚unten nach oben, abgesplissen werden. Die ab- geschälten Stellen waren stets in vertikaler Rich- tung , jedoch kaum merkbar , benagt. In einigen kleinen Gehölzen, beiläufig ı5 a 20 Morgen, waren fast an 200 Stämme beschädigt. In der letzten Hälfte des Julius verbreitete sich der Unfug mitunter bis auf die Waldhecken, zwi- schen den Kampen , horte aber mit dem Einde dieses Monates vollig auf. Hr. Forstmeister W. A. Borch- meyer gab sich alle Mühe diesem Waldverderber näher auf die Spur zu konımen , und liefs früh und spat darauf Acht haben, aber vergebens. Unter mehrern geschälten Bäumen fand er ziemlich ge- räumige Löcher ; diesen liels er auf ganze Strecken nachgraben , bemerkte aber am Ende nichts weiter, als dafs sie mit mehreren Maulwurfsgängen in Ver- bingung traten, und vielleicht auch Hörad gehörten. Ueherhaupt schien das Thier eher in hohlen Bäu- men, als in der Erde zu wohnen; sonst hätte es sich elite irgendwo durch seine Fährte verrathen, worauf sehr sorgsam Bedacht genom- men wurde. Der Argwohn fiel zuerst auf die Feld- oder Waldmaus , weil diese bekanntlich die jungen Stäm- me, horatlen, vom Hornbaume, am Grunde sehr gern benagen. Diese wurden red freigespro- 121 PN | — . ehen, weil man ihnen nicht die Kraft zutrauen konnte, Riemen, wie sie beschrieben worden, abzuspleis- sen, auch besonders weil die Oeffnung der Schnei- dezähne zu grols, und die Zähne selbst zu breit waren. Dann kam es an das Eichhorn, das nicht IR lange im Verdacht blieb, weil die alsgeschälten dünnen Zweigspitzen alt stark genug "sähieweil; um dasselbe tragen zu konnen; auch weil man ‚bisher noch keine. ähnliche Excesse von ihm in Erfahrung gebracht hatte. Doch wollte ein Bauer ‚ein Eiekhorn- beim Abschalen geschossen haben. Es schien ‘nicht :wohl anzunehmen, dafs ein ein- heimisches Thier der Thäter sei, weil sich diels auch wohl früher zu ähnlichem Benehmen hätte verleiten lassen; doch erzählte Hr. Borchmeyer‘, Konigl. Piece; Forstmeister zu Neuhaus , Bruder des lerwrähntent, dafs er mehrmals. Eichhörner beim "Abschälen den Lerchbäume wirklich getrof- fen habe. Die Reihe des Verdachts kam nun an die Haselmaus und den Siebenschlafer ; wahrend dem man sein Augenmerk auf. diese wandte, liels die Regierung im Amitsblatte bekannt machen, dafs ein vierfülsiges Thier , von der Grofse eines Eich- ‘'hornes, welches oben dunkelgrau, und unten weils gefärbt sei, bei dem Abvelilten erblickt worden seyn solle. Diese Bezeichnung schien auf beide zu passen, und man hoffte, wo nicht in demsel- ben, doch in dem folgenden Sommer Gewilsheit zu erlangen. Allein es hat sich seit dem nicht die geringste Spur wieder gezeigt. ; Der sel. verstorbene Hr. Forstrath Bechstein, h welcher zur Zeit der Erscheinung darüber berich- ‚tet worden , konnte keine Aufklärung geben. Er- Whnter Er. : Forstmeister« Wi A, Borchmeyer 122 x schrieb daher noch den ı2. Oktober 1823, dals ihm die 'Thierart, welche das Abschälen in der ‚dortigen ‚Gegend, bei Mannsgedenken nur einmal verübt habe, und zwar an verschie RE: durchaus unbekannt sei.“ Zur Auflosung dieses Problems theilen wir hier mit, was auf eine ganz. ahnliche Erscheinmg in den Gemeinnützigen Schweizerischen Nach= richten vom Jahr 1813. No. 66. S. 264. von "Thun aus bekannt gemacht wurde. „Vor einiger Zeit ward unsere rer ur keit aufs hochste gespannt, und auf ein unbekann- tes Etwas gerichtet, das mit furchtbarer Schnel- digkeit unsere Stadtwaldungen am Grüsisberg zu verheeren drohte. Es zeigten namlich unsere Bann- «warte, welchen die Aufsicht jener Wälder an- «vertraut ist, ihren Obern an: dals sie seit Kurzem an verschiedenen Stellen des ‚gedachten Waldes, und gerade an den schönsten, im üppigsten Wachs- an begriffenen Tannen, bedeutende und hochst nachtheilige Abschälungen bemerkt hatten, welche nothwendig das Abstehen der angegriffenen Stämme zur Folge haben müfsten. Bald war der ganze Stamm ringsum in der Breite von einem da meh- reren Fulsen, bald nur ein grolser Fleck an dem- selben, und fast immer weit über Mannshohe , von Rinde entblofst. Man bemerkte an den schad- haften Stellen gar keine Spur des Gebrauches von Instrumenten, und das entbloste Holz war durch- aus glatt, ohne fremde Eindrücke; auch ergab sich aus der soresamen Wachsamkeit der Wald- aufseher,, dals unmöglich Menschenhand jene Be- schadigungen hervor inchkaäh haben konne. Nun . cher ‚die grolse Frage, woher jenes Verder- ben rühre, das, ungeachtet verdoppelter Auf- x 125 merksamkeit doch mit verheerender Schnelligkeit ‚üuberhand nahm, so dafs die Magistratur , welche ‚ungesäumt die Sache untersuchen liels, den Scha- . .den bereits auf etwa 1000 Stämme der schönsten Ey jungen Tannen schätzte. Selbst während des Au- ‚genscheines wiesen die Bannwarte auf viele Stam- ‚me, welche sie Tags vorher noch unangetastet' gesehn zu haben versicherten. Die Sache war ‚zu wichtig, um halbe Mafsregeln zuzulassen, und der Magistrat ergriff auch sogleich die klügsten ‚und wirksamsten Mittel zu Entdeckung des unbe- ‚kannten Feindes,. indem er eine ansehnliche Be- ‚lobnung demjenigen versprach, der sichere Aus- ‚kunft darüber geben konnte. Diels bewirkte ver- ‚doppelte Wachsamkeit der Waldaufseher, die nun ‚Tag und ‘Nacht auf der Lauer standen, allein ‚wiederum ohne Erfolg, bis sich endlich einer ent- schlols, ohne alles Geräusch eine ganze Nacht 5 auf einer T’anne zuzubrinsen, worauf er denn auch wirklich. den unbekannten Feind gegen Morgen in ‚seiner Nähe nagen horte. Noch erblickte er den- ‚selben nicht , allein seine Aufmerksamkeit war aufs ‚hochste gespannt; endlich gewahrte er den kleinen „Missethater und fand nun zu seinen Erstaunen , ‚dals es das gemeine Wald-Eichhörnchen sei. Er beobachtete dasselbe wie es sich mit seinen Nagzähnen oben in die Rinde hakte, dann mit den ‚Vorderfüssen sich ansperrend, ein bedeutendes Stuck abrifs, und so nach Belieben seine Arbeit fortsetzte, bei jedem Geräusche schüchtern auf- ‚fahrend. Hierauf nagte und verzehrte es von der Rinde den innern Bast (Splint) und liefs den Rest zu Boden fallen. Ein Schuls des Waldaufsehers streckte dasselbe zu Boden und die nachherige ‚Untersuchung seines Magens bewies, dafs es den 12H 5 Bast wirklich als Nahrımgsmittel zu sich genom- men habe. Eine a allgemein Nörhnetelieth Jagd bestätigte vielfach diese Entdeckung. Er- falrenne Bassuhänneh versichern uns, dei diese Art zu schaden etwas durchaus ungewohntes von dem Eichhörnchen sei, das sich gewohnlich da- mit begnügt, im Frühjähre die jungen 'Tannen- sprolslinge abzunagen, und welches also durch jenes bewirkte Unheil einen kostspieligen Beweis von seiner Erfindsamkeit in Gewinnung neuer Nah- rungsmittel ablegt. WVermuthlich hat die nasse Jahrszeit eine der gewohnlichen Sommerspeisen jener 'Thiere ungenielsbar gemacht, und sie daher genothigt etwas anderes aufzusuchen; und da der anhaltende Regen die Rinde und den Bast der Tannen ungewohnlich saftig zart gemacht hat, so wurden die Eichhornchen in den Fall gesetzt, mit ihren geringen Kräften das neue Nahrungsmittel gewinnen zu konnen, welches ihnen in einem trockenen Jahrgange vielleicht nicht gelingen dürfte. Wir ‚machen dieses absichtlich bekannt, damit im Fall sich ähnliches an andern Orten zuträgt, so- gleich und ohne Saumen das Zweckmälsige ver- anstaltet werden kann, ehe es dem kleinen Feinde gelingt, so grolse Verwüstungen anzustellen , wie dieses in den Waldungen unserer Stadt gesche- hen. ist.“ Diesen fügen wir nun noch bei, was im Laufe dieses Sommers, in den letzten Taxen des Brachmonats sich hier in der Stadt Bern selbst zugelragen hat. Man bemerkte namlich eines Morgens, dafs in einer der Rofskastanien-Alleen , welche die Platteforme neben der Miünsterkirche zieren, viele der obersten jungen Schofse vom Jahre anstatt gerade in die Hohe zu stehen, matt 4 22 125 und wie eingeknickt zur Seite herabhiengen. Bei näherer‘ Untersuchung zeigten sich alle diese jün- gen Scholse unten durch einen Querbils einge- kuickt, die weiche grüne Schaale aber war' von da an nach der Spitze zu aufgeschlitzt und hieng in schmalen Streifen herab. Der Gärtner, dem die Besorgung dieser Bäume obliegt, liels die: verletzten Scholse wegschneiden , allein am fol- genden Morgen hiengen wieder eben so viele zer-. knickt herab. Natürlich fiel der Verdacht dieses Frevels sogleich auf Thiere und der Conservator unsers ‚zoologischen Museums, C. Rohrdorf, als ein trefllicher Schütz , wurde beauftragt die Verderber zu entdecken und zu erlegen. : Dieser begab sich also früh morgens vor Tagesanbruch auf. die Gallerie des Kirchendachs, wo er die Wipfel der nahestehenden Bäume sehr gut übersehen und seinem scharfen Jagerauge nichts entgehen konnte, was sich etwa in denselben zeigen mochte. Kaum fieng der Tag an zu grauen, so vernahm er schon ein knackendes Gerausch, womit der Verderber seine Operationen begann und bald verriethen die schwankenden und niedersinkenden Schofse den Feind, und siehe da! es war kein anderer, als das gemeine Eichhorn. Eine Weile sahe R. der Arbeit des Thieres zu, um eine Idee zu haben, wie es zu Werke gieng und wie viel es allein wohl in einer gewissen Zeit verderben konne. Nun bemerkte er, wie das Thier, auf dem Ast sitzend, zuerst nahe über dem Auge, aus welchem das junge Reis aufgeschossen war, einbils, dann aber ver- mittelst der beiden spitzen Schneidezahne des Un- terkiefers die grüne Schaale des Schofses von dem - gemachten Bils an so weit aufschlitzte, als es nur vermöge einer gänzlichen Ausstreckung seines 126 Körpers zu reichen vermogte , worauf es den: Splint des Scholses verzehrte, Da’ nım aber. hiebei: jedesmal nur wenig herauskam und überdiels noch bei der Bewegung des Scholses ein guter. Theil des Splints hinunterfiel, so sah sich deswegen das Thier genothiget, um sich zu sättigen, die Ope-: ration an vielen Schofsen zu wiederholen,. welches aber mit grofser. Schnelligkeit von Statten gieng.’ So überzeugte sich R. dals dieses einzige Thier, den ganzen Apieler bemerkten Schaden ganz allein habe anrichten konnen, und wirklich hat auch, nachdem sein Schufs das Thier erlegt hatte, diese Baumbeschadigung gänzlich aufgehört. — Nach diesen beiden hier und in Thun gemach- ten Entdeckungen ist es wohl nicht mehr zu be- zweifeln, dafs auch j jene in Laurop’s Journal erzählte Thatsache dem Eichhorn zugeschrieben werden müsse, um so mehr da, laut jenem Bericht ein Bauer wirklich ein solches-Fhier beim Abschalen eines Baumes geschossen zu haben versichert hat, - welche Versicherung also durch die hiesigen Ent- deckungen volle Glaubwürdigkeit Seh Vin. th Beitrag zur Naturgeschichte des Dachses, von Dr. S. Letzthin besafs ich einen lebenden Dachs , den ich anatomisch untersuchte. Obschon er zahm war, sich streicheln und hin und her tragen liels, so war er doch nicht harmlos, sondern Sehr blut- dürstig. Bei Tage schlief er meistens, als ich . aber 3 junge Grünspechte zu ihm ins Zimmer 127 that, sprang er plötzlich auf dieselben lofs, bifs allen zuerst die Kopfe ein, lekte ihr Blut, brach. _ dann ihre Flügel, und dann erst frals er sie bis auf wenige Schwungfedern vollständig auf, die Beute mit den Tatzen haltend, ganz barenartig. Einen jungen lebhaften wilden Fuchs, den ich im glei- chen Zimmer unangebunden hatte, frals er über Nacht bis auf wenige Schwanzhaare auf, nachdem er ihn an der Gurgel gepackt und erbissen hatte. Er war beinahe unersättlich , und frals ausgezeich- net gern Fleisch, obschon er“vorher über ein Jahr, lang|nur mit Milch und Pflanzenspeisen erhalten, worden war. Einen an der Wand hängenden Rock zerbils er uber Nacht in mehr als 4o kleine Stücke.. Er scharrte sich, wie die Katze, in die Erde eine Grube mit den Vorderfüssen , worein er seine’ Excremente legte, und die er mit den Hinterfüfsen. wieder zudeckte. — Die Brustmuskeln haben viele Aehnlichkeit mit denen des Maulwurfs und somit, mit denen der Vogel, der Darmkanal ist beinahe ‚ überall gleichformig weit und ohne Blinddarm , wie beim Marder. VII, Nachricht für Geognosten. In dem seiner merkwürdigen Petrefacten we-. en von Alters her berühmten Thale von Court und Malleray, Bisth. Basel, empfehle ich den Be-, such einer ziemlich hohen Felswand am nördlichen Abhang , gleich hinter Sorvilier. ° Die Grundlage des Hügels, dessen Profil die Felswand aufdeckt , ist lockere Molasse oder ganz loser Sand, dann folgt ein ungefähr ı"- mächt. 128 Lager von ausgezeichnetem Muschelsandstein, in den sich Hay fischoäla finden , auf demselben ein _ 0,7" mächt. Lager von Sülswasserkalk, mit Ab- drücken kleiner Planorben; dieser Kalk wird be- deckt durch ein bei 2” mächt. Lager von Muschel- sandstein, dem untern vollkommen ähnlich; dann folgt lockere Molasse, die Nagelfluhgeschiebe auf- nimmt und zuletzt m wahre Nagelfluh übergeht, unter deren Gerollen man alle ausgezeichnetern Gra- nite, Porphyre u. s. w. der Thuner- oder Emmen- thaler-Nagelfluh, aber auch nicht ein einziges von Jurakalk findet. Diese Nagelfluh ist bei 5” macht. Wenn, nach einer ziemlich verbreiteten Annahme, der weisse Jurakalk, aus dem beide Thalwände und wohl auch der Grund des Court-Thales bestehn, Kreide ist, und die Molasse der plastische 'T’hon von Paris, so hatten wir hier also die ganze For- mationsfolge von Kreide, plastischem 'T'hon, cal- caire grossier, Sulswasserkalk , gres marin supe-- rieur und terrain de transport; nur setzt sich dieser Vergleichung die vollkonımene Identität des obern und untern Muschelsandsteins und die Natur der Ge- birgsarten entgegen, aus denen die Nagelfluh besteht. Auf dem Gipfel eines , naher bei Court, mitten im Thale liegenden Molasse-Hügels, fand ich ein Geschiebe von braäunlichem Jurakalk ganz voll von Pholadenlochern, welche grofstentheils noch die ' Schaalen der Pholaden , ausserordentlich gut erhal- ten, einschlossen. Es wäre von hoher Wichtig- keit dieses Gestein anstehend zu finden. B. Studer. | DATE EEE Et Pr RAT SERERENN SE an nn nennen. zu er RE u a =S Bee der Y “ allgemeinen schweizerischen Gesellschaft : hen die gesamten Naturwissenschaten, BEUTE: e G “ Herausgegeben a ii GELE von Fr A G FR. Meisner, Professor ‚der Naturgeschichte ‘in Bern. 39% ’ ve, f F\ % 3% Zweiter Band. Zweites Men. P7 SYa72 737 Heilquelle RN A Kenauı Meat; ut ılı |8 GC... ‚Fee = N 7 I /JW RZ), q WERKE DE. DL KEN Fig 1. 1. Ueber das Gebläse mit verdichtetem Knallgas, von Prof. GC. Brunner, in Bern. (Mit einer Abbildung.) w a c& ü Zr Vervollständigung des, unsrer Akademie zu- “gehörigen chemischen Apparates, fand ich mich 'veranlalst, auch ein Knallgasgebläse verfertigen zu lassen. Ich las zu diesem Ende alle von diesem merkwürdigen Instrumente vorhandenen Beschrei- bungen nach, und suchte daraus Belehrung zu seiner zweckmälsigsten Einrichtung zu schöpfen. - Obgleich Hr. Pfaff *) uns vor einigen Jah- ren eine kurze Zusammenstellung der verschiede- ‘nen Abänderungen, welche man nach und nach bei dem Knallgasgebläse getroffen , in einem Auf- satze mitgetheilt hat, um einige von ihm selbst _ über diesen Gegenstand unternommenen Versuche ' daran zu reihen, so glaube ich, wird es doch nicht ganz überflüssig seyn, hier eine ähnliche Ueber- sicht zu geben, und zwar um so weniger, da seit Hr. Pfaffs Mittheilung noch einige wesentliche Vorschläge zur Verbesserung unsers Instrumentes gethan worden sind. ’ — Die Erfindung des Gebläses mit verdichtetem "Konallgas wird gewohnlich dem durch viele seithe- *) In Schweiggers Journal XXII, By Fr - Natw. Ann. II. 2. 9 3, 130 rige Arbeiten berühmten Prof. Robert Hare zu Philadelphia zugeschrieben, obschon Clarke *) ausdrücklich sagt, sie rühre „von einem unbekann- ten Deutschen“ (an unknown native of Germany) her. Die ersten Versuche von denen wir Nach- richt haben, sind von Robert Hare und stehen in ‚Bruce’s american mineralogical journal I. 97. (1802), im Auszuge in den Aunales de Chimie XLV. 113. und in Gehlens Journal I. 288. Von dieser Zeit an blieb die Sache liegen bis im Jahr 1816 Newmann und Clarke x ® Abhandlungen darüber bekannt machten, welche uns in cher Zeitschriften ”“) mitgetheilt wurden. Der von diesen beiden letztern beschriebene Apparat bestand in einem viereckigten Kästchen von Kupferblech, in welches vermittelst einer Gompressionspumpe Knallgas hineingeprelst wurde. Durch ein mit einem Hahn versehenes gläsernes Röhrchen von sehr engem Durchmesser liels man das Gas ausströmen und setzte den zu erhitzenden Korper dem angezündeten Gasstrom aus. Ver- mittelst dieses Apparates erhielten die angeführten Chemiker hochst merkwürdige Resultate, welche in den angezeigten Schriften weitlaufig beschrie- ben sind. Allein es zeigte sich sehr bald ein Umstand , welcher für die Anwendung dieser Schmelzungs- maschine höchst nachtheilig zu werden drohte. Man fand nämlich theils durch Zufall ***), theils durch eigens in dieser Absicht angestellte V ersuche, dafs, wenn die Oeffnung der Ausswöntmenähge Gilberts Annalen LV. 5. Gilb. Annalen LV. 1. — Annales de Chimie et de Phy- sique III. 39. — Schweiggers Journal-XVIIL. 225.228, *##) Gilb. Annalen LXII. 251, Be, 131 eine 'beträchtliche Grofse hat, die Flamme leicht in das Innere des Gefässes hineindringen, das in demselben enthaltene Gasgemenge sich entzünden und das Gefäls zu nicht geringer Gefahr. der Um- stehenden zerschlagen werden konne, Um diesem Nachtheile vorzubeugen , schlug ‘“ man nun verschiedene Einrichtungen vor: So empfahl z. B. Buchner *) das Gas durch mehrere Haar-Röhrchen strömen zu lassen, und dieselben ‚auf einen Punkt zusammenzufüuhren. Ein ähnliches Sicherungsmittel, welches das Zurücktreten der Flamme leder sollte, gab auch Wollaston *”) an. Auf dem nämlichen Grundsatze, nämlich.der Erkältung der Flammen bei ihrem Dorchgange durch Metall, beruht auch die Sicherung mittelst feiner‘ Drathgewebe , die man im Innern der Ausstromungsrohre änbrachte ,; so ' wie Davy dieses bei seinen . Sicherungslampen an- - zubringen gelehrt hatte. Alle diese Mittel: bewie- sen sich als zweckmalsig,, machten aber natürlicher Weise den Apparat zusammengesetzter ohne voll- ständige Sicherung zu gewähren. ie A| . »Da man durch einige ungeachtet dieser Vers ’ besserungen erfolgte REES sehr vorsichtig emacht wurde, ee brachte Newmann "Jin den Feabtoh ‚des Gebläses einen zum "T['heil mit Wasser oder Oel: angefuüllten kleinen Behälter‘, durch wel- chen das’Gas vor dem Eintritte in die Ausstro- mungsrohre hindurchgehen mulste. Trat nun. auch die Flamme in diesen Theil des Apparates;.so geschah daselbst die Detonation der geringen Menge wegen ohne Schaden und das Feuer wurde ass *) Schweigg. Journ. XVIII. 252. 7 5 Gilb. Annal. LXIT. 274. er) Schweigg. Journ. XVII. 337. 132 die Flüssigkeit verhindert sich dem ganzen Gas- vorrathe mitzutheilen. Allein ungeachtet dieses Behälters und zweier Drathgitter wurde doch einmal bei Clarke ein sol- cher Apparat zertrümmert "). Defswegen schlofs er nun denselben in einen aus starken Brettern zu- sammengesetzten Schrank ein, welcher so gestellt wurde, dafs die eine wandlose Seite desselben dem Fenster zugekehrt war, so dafs bei einer stattfindenden Explosion die Stücke hinausgewor- fen würden *”). Zugleich wurde die dem Fenster zugekehrte Seite des Blechkasteus ein wenig schwa- cher als die übrigen gemacht, damit nur diese und ohne bedeutenden Schaden für die übrigen Theile des Apparates losgerissen werden möchte. Man sieht leicht em, dals diese Einrichtung allerdings Sicherung gewährt, dals aber zugleich das Instrument zusammengesetzter und daher die Ausführung schon etwas schwieriger ist. Dieses mag; auch die Ursache seyn, warum man es so selien in chemischen Laboratorien antrifft. Wenn übrigens gleich auf diese Art der Experimentator gesichert ist, so ist es doch der Apparat selbst nicht, indem beim jedesmaligen Zurücktreten der Flamme derselbe zertrümmert würde. | Man war daher immer noch darauf bedacht, den Apparat zu verbessern und zwar befolgte man zwei einander ganz entgegengesetzte Wege. “Booth brachte das Gemenge in eine unter einem gelinden Drucke befindliche Blase und liefs es durch einen Bündel feiner Haar-Rohrchen aus- strömen =), *) Gilb. Annal. LXII. 254. **) Ebendas. 265. **) Gilb. Annal. LAXII. 279. 1393 Ungefähr die nämliche Vorrichtung beschrieb auch Gurney *). Vor dem Ausstromen des Ga- ses leitete er dasselbe durch eine kleine Kammer worin es durch Wasser und nicht weniger, als ‚achtzig (!!) Drathgitter hindurchgehen muls. Obschon nun freilich durch solche Blasen- . Apparate alle Gefahr vermindert wird, so müssen dieselben doch in der Anwendung sehr unbequem seyn. Denn wenn der Druck nicht vollkommen gleichformig fortwirkt, welches sehr schwer zu erhalten seyn mag, so muls bei jedesmaligem Auf- horen oder Nachlassen desselben nothwendiger- weise durch die Elastizität der Blase die Flamme 'einwärtsgesogen werden und die Explosion ver- anlassen. Einen ganz andern Weg schlug Beale“”') ein. Er verfertigte ein Gefäls aug halbzolldickem Gufs- eisen mit einer Bodenplatte von Blei, welche bei allfalliger Explosion als der schwächste Theil durch den mit einem kreisrunden Ausschnitt versehen ' Tisch herausgeschlagen werden sollte. Osbrey *"") verfertigte ein ungemein starkes Gefäls aus gegossenem % Zoll diekem Kupfer , ‘welches noch mit einer spiralformig gewundenen und zu einem Cylinder zusammengeschweilsten ı% Zoll dicken eisernen Stange verstärkt wurde. Dieses gewaltige Instrument füllte er mit ı3facher Ladung von Knallgas, entzündete die Ladung durch einen hineingeleiteten elektrischen Funken und die Detonation geschah ohne Schaden. *) London journal of arts and sciences Novb. 23. (Dingl. polytechn. Journal XIII. 145. XIV. 231.) **) Gilb. Annal. LXII. 273. \ ”*) Gilb. Annal. LXII. 134 Ein solches Instrument hat nur die beiden Fehler, dafs es ı) zu kostspielig und 2) zu schwer- fallig ist. Es lalst sich leicht berechnen, dafs es wohl gegen hundert Pfund wiegen muls. Noch mufs ich eines andern Vorschlages er- wähnen , welcher von einigen geihan wurde und der die Sicherung des Apparates bezwecken soll. Man suchte namlich die Gefahr dadurch zu ver- meiden, dafs man die Gasarten aus abgesonder- ten Behältern zusanımenstromen liefs. So war auch der zuerst von Hare beschriebene Apparat beschaf- fen. Versuche dieser Art mit Steinkohlengas und mit Wasserstoffgas beschrieb Lampadius *). Ridolfi und Zrugnatelli brachten die Gas- arten in abgesonderte Blasen, welche unter einem geringen Drucke befindlich waren und deren Oeff- ‚nungen einander genähert wurden ““). Auch Edwards“) und Schmidt }) beschrie- ben solche zweitheilige Apparate. Murray em- pfahl sogar einen in drei gleiche Theile getheilten anzuwenden, aus zwei Abtheilungen Wasserstoff- und aus der dritten Sauerstoffgas ausstromen zu lassen ff). Mehrern Nachrichten zufolge soll aber ein solches aus verschiedenen Kammern bestehendes Instrument nicht die Wirkung eines Knallgasge- bläses nach Newmann’scher Art ihun. Der Grund davon scheint in der weniger innigen Mengung der Gasarten zu liegen. Einige Naturforscher suchten den Apparat durch die zweckmälsigste Auswahl der anzuwen- denden Gasgemenge zu vervollkommnen. *) Schweigg. Journ. XIX. 319. **) Schweigg. Journ. XX, 218. ) Gilb. LXII. 270. +) Gilb. LXVI. 84. +7) Gilb. LXII, 271. a 155 Nach Clarke soll ein Gemenge aus 2 Vo- lumtheilen Wasserstoff- und ı Volumtheil Sauer- stoffgas die stärkste Hitze geben“), nach Davy ““) soll ein geringer Ueberschuls an Wasserstoffgas bei diesem Gemenge sehr vortheilhaft seyn. Einen solchen etwas grölsern Ueberschuls an Wasserstoff, nämlich 3 Volumtheile auf ı Volumtheil Sauerstoff- will Clarke bei Reduktionen vorzüglich wirk- sam gefunden haben. Die beiden Kohlenwasser- stoffgasarten dagegen gaben ihm keine befriedigen- den Resultate. Die Untersuchungen von Pfaff“) endlich haben über mehrere Punkte bei Einrichtung des ‚ Konallgasgebläses Licht verbreitet. Dieser Physi- ker untersuchte die Umstände unter denen das Zu- rücktreten der Flamme eines brennenden Gasstro- mes in das Behaltnils aus welchem es ausstromt, statt findet. Nach ihm richtet sich dieses theils nach der Enge des Ausstrommngsrohres, theils ‚nach der Länge desselben, theils nach dem Drucke unter welchem das Ausstromen geschieht. Die in dieser Absicht mit Gasgemengen, die in Blasen, welche durch bestimmte Gewichte belastet waren, und durch kupferne Rohren von bestimmter Länge und Weite ausstromten, angestellten Versuche zeigten, wie dieses auch zu erwarten war, dals ırch Vermehrung des Druckes, Verkleinerung der Weite der Röhre und Verlängerung der letz- tern das Zurücktreten erschwert und endlich auch gänzlich verhindert werde. Die Gasarter, mit denen Hr. Pfaff seine Untersuchungen anstellte, _ waren Gemenge von reinen Wasserstoffgas, von -*) Schweigg. Journ. XXI. 384. - **) Gilb. Annal. LXVI. 149. #9) Schweigg. Journ. XXII. 402, 136 ‚ olerzeugendem Gas (durch Einwirkung von con- centrierter Schwefelsäure auf Alkohol dargestellt) und von Steinkohlengas mit Sauerstoffgas. In Rücksicht der Entzündlichkeit dieser Gasgemenge und der daher zu treffenden Sicherungsanstalten , stehen nach seinen Versuchen diese Gasarten un- ter sich in der eben angeführten Ordnung, Auch über die Wirksamkeit verschiedener Gasgemenge stellte Hr. Pfaff Versuche an. Er fand, dafs ein solches aus 214 Volumtheilen Sauer- stoff- und ı WVolumtheile olbildendem Gas die stärkste Wirkung gebe.- Etwas weniger leistete ein Gemenge aus ı Theil Steinkohlengas und 2 Theilen Sauerstoff. Dasselbe gab aber immer noch eine stärkere Hitze als ein Genienge aus 2’ Vo- lumtheilen Wasserstoff - und ı Volumtheile Sauer- stofigas. Diese Resultate scheinen mit jenen Angaben von Clarke und Davy nicht ganz übereinzustimmen. So viel war mir zur Zeit über das Knallgas- gebläse bekannt, als ich mich mit der Construk- tion eines solchen Instrumentes befalste. Unter den verschiedenen hier angezeigten Einrichtungen schienen mir die meisten zu künstlich und zu sehr kleinen Zufallen ausgesetzt, denn man sieht leicht ein, dafs bei den vielen Ventilen, Sicherheitsgit- tern, Sperrungen mit Wasser oder Oel u. s. w. gar zu leicht etwas in Unordnung gerathen oder ausser Acht gelassen werden kann und alsdann nothwendigerweise ähnliche Zufalle, wie diejenigen, die sich bei Clarke zutrugen, erfolgen müssen. Ueberdiels setzen die meisten dieser Einrichtungen schon geschickte Mechaniker voraus, und, ob- gleich es mir an solehen keineswegs fehlte, so 137 7 suchte ich doch dem Instrumente eine einfachere Einrichtung zu geben und es dadurch auch für andere brauchbarer zu machen. ’ Unter allen oben angeführten Vorschlägen schien mir blofs derjenige von Osbrey vollkom- mene Sicherung mit der vollen Wirkting des In- strumentes zu verbinden. Ich schenkte daher dem- selben vorzüglich meine Aufmerksamkeit. Herr ‚Osbrey schien mir indessen seine Vorsicht zu weit ‚getrieben und seinem Apparate zugleich mit der Starke eine unnatürliche und im hochsten Grade “unbequeme Schwerfälligkeit verliehen zu haben. Es war daher vorerst zu untersuchen, wie grols ‚wohl die Kraft seyn müsse, welche der Ausdeh- ‚nung und dem gleich darauf erfolgenden Verschwin- den des verbrennenden Gasgemenges entgegenge- setzt werden müsse. Dals diese eine so unge- heure nicht sei, schien mir aus mehrern Betrach- tungen hervorzugehen. So kemt z. B. jeder‘ den Versuch, durch welchen man bei chemischen Vor- lesungen gewöhnlich die Bildung des Wassers zeigt, indem man namlich Knallgas in einer star- ken gläsernen Kugel mittelst des elektrischen Fun- kens entzündet. Es ist ferner bekannt, dals wenn man bei der elektrischen Pistole den Stopsel so befestigt, dals er durch die Verbrennung nicht herausgeworfen werden kann, diese bei einem In- strumente von gewohnlicher Stärke ohne den ge- ringsten Schaden vor sich geht. Ferner ist doch ‚endlich die Ausdehnung, welche man bei der Ver- puffung eines Gasgemenges im Eudiometer wahr- nimmt, auch keine so ungeheure. Um nun ungefähr ein annäherndes Mafs für die nothige Stärke des Gefässes zu erhalten, machte ich mehrere Proben mit Gläsern von verschiede- 138 ner Stärke, die ich mittelst einer Gondensations- pumpe mit Knallgas anfüllte, welches ich durch eine eigene Vorrichtung , mittelst eines isolierten, in das Innere des Gefässes geführten Metalldrahtes entzundete. Ich fand, dafs ein Glas von 4 Un- zen Inhalt und ungefähr % Linie Dicke zum Ver- brennen einer nicht comprimierten Atmosphäre von Koallgas (aus 2 Volumtheilen Wasserstoff- und ı Volumtheil Sauerstoffgas) hinreichend stark sei. Durch eine erst nahe an 3mal comprimierte At- mosphäre wurde ein solches, allerdings mit grofser Heftigkeit, zerschmettert. Hierauf versuchte ich das naämliche mit blechernen Gefässen von der gleichen Gestalt." Dieselben erforderten schon stärkere Ladungen. Ein cylindrisches Gefals von starkem Kupferblech konnte ich auch durch eine 8fache Ladung nicht mehr zersprengen *). Ich liefs nun ein Gefals aus Kanonenmetall gielsen, welches nach einigen Abanderungen die auf der beigefügten Zeichnung dargestellte Ein- richtung, erhielt. Ein eylinderformiges Gefäls 4 Fig. ı. von 84.541 Hohe, 3” 10/4 Weite im Lichten (also 97,11 Cub. Zoll haltend) dessen Wand 4 diek ist, wird mit Bodensund Deckel versehen , welche 10’// dick sind, und, nachdem ein Ring aus ge- walztem Blei dazwischen gelegt worden, in den Cylinder eingeschraubt werden; mittelst eines star-, ken angegossenen Zapfens N steht das Gefäls in einem viereckigten Boden aus hartem Holz M EI *) Es ist mir überhaupt unbegreiflich, warum man fast im- mer viereckigte Kasten anwandte, da man doch weifs, dafs dergleichen Gefässe einem Drucke sowohl von innen als von aussen weit weniger Widerstand leisten als cylin- drische. \ 139 Ungefähr %,'’ über dem Boden des Gefässes geht seitwärts eine gerade Rohre 3 aus, deren innerer Durchmesser 174‘ beträgt. Dieselbe verlängert sich in horizontaler Richtung 8” weit von dem Gefaässe und kann der Bequemlichkeit wegen, in ihrer Mitte durch eine Schraube C auseinander genommen werden. Ungefähr ı“ vor ihrem Ende ist sie mit einem Hahn / versehen, durch dessen Oeffnen und Schliefsen der Gasstrom regliert wird. In der Mitte des Deckels ist das Ventil D, ‚welches demjenigen einer Windbüchse ähnlich ist, befestigt, so dals es ungefähr 24’ weit in den innern Raum des Gefasses hinabreicht. Ueber diesem Ventil wird die CGondensationspumpe Z ‚aufgeschraubt. In 7 hat der Deckel eine kleine Oeffnung , ‚welche mit einer Schraube vollkommen luftdicht ‚verschlossen wird “). . Das Füllen des Instruments geschieht auf fol- gende Art. Zuerst muls die in demselben enthal- 'tene atmosphärische Luft herausgeschafft werden. ‚Dieses wird dadurch bewerkstelligt,, dals man es ‚durch die Oeffinung 7 mit Wasser anfullt. Hierauf ‘wird, nachdem diese Oeffnung wieder verschlos- sen, eine das Gasgemenge enthaltende Blase G an die Schraube #7 der CGondensationspumpe an- gesetzt und das Gas aus derselben bei geoffnetem Hahn / hineingepumpt, bis, bei etwas geneigter ‚Stellung des Instrumentes , kein Wasser mehr aus- flielst. Alsdann wird der Hahn sogleich zuge- dreht und die beliebige Menge von Gas durch die ‚Pumpe hineingebracht. . *) Die Ausführung meines Instrumentes geschah durch un. sern geschickten Mechaniker ‚Scherk , dem ältern. Gerne gestehe ich, demselben mehreres an seiner Einrichtung zu verdanken. 140 Bei dem Gebrauche des Instrumentes werden an das Ende der Ausstromungsrohre Ansätze von beliebiger Gestalt X, ZL mit feinen Oeffnungen angeschraubt. Obgleich meine oben angegebenen Versuche mich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf hinläang- liche Stärke meines Apparates bei emer etwaigen ‘ Entzündung des Gasgemenges schliessen liessen , so wäre es doch unklug gewesen, nicht noch be- sondere Versuche hieruber anzustellen. Zu diesem Ende füllte ich das Instrument mit seinem /fachen Volumen Knallgas aus 2. Volumen Wasserstoff- und ı Volumen Sauerstoffgas *) und entzundete es mittelst des elektrischen Funkens , den ich durch einen in 7 hineingekitteten, durch eine Glasröhre isolierten messingenen Draht hin- einleitete. Das Gas verbrannte dabei ohne Scha- den für das Gefals mit einem schwachen klingen- den Tone, ungefähr als wenn man mit einem harten Korper einen schwachen Schlag an den Cylinder gethan hätte. Das Gefals fand sich bei der Un- tersuchung bis auf einen geringen Rückstand, der aus Stickgas und Wasserstoffgas bestand , leer. Das nämliche Resultat erhielt ich, als ich zu ver- schiedenen Malen den Versuch mit 6—$facher Ladung wiederholte. | Im Anfange hatte ich die Ausstromungsröhre zum Theil aus Glas verfertigen lassen. Dieser Theil wurde bei jenen Versuchen mehrmals zer- trummert. Auch milslangen einige dadurch, dals *) Das Sauerstoffgas war zu diesen wie zu allen folgendeu Versuchen durch Erhitzen von Braunstein und Waschen des erhaltenen Gases mit ätzendem Kali, und das Wasser. stoffgas durch Auflösen von Zink in verdünnter Schwe. felsäure bereitet worden, 141 2 ‚die den Draht in 7 enthaltende Glasrohre heraus- . geworfen wurde. Allein als ich die Ausstromungs- röhre mit einer metallenen vertauschte und der Rohre in / eine, nach innen sich etwas erwei- ternde konische Gestalt gab, giengen die Ver- suche vollkommen ruhig und ohneSchaden vor sich. ‘ Gerne hätte ich einen solchen Detonations- versuch mit vollkommen reinen Greasarten ange- stellt, welche bei ihrem Verbrennen ganzlich ver- schwunden wären , weil man glauben könnte, dafs bei nicht ganz reinen Gremengen das ubrigbleibende Gas durch seine Elastizität vielleicht 2” durch Abkühlung des glühenden Wasserdampfes die Wir- kung mildern konnte. Es wollte mir indessen nicht gelingen, aus Braunstein selbst, bei noch so sorg- faltigem Waschen des lasse, mit Aetzkali ein vollkommen reines Sauerstoffgas darzustellen. Da übrigens dieser Fall in der Breaks nie vorkommen a, so hielt ich fernere Versuche ag diesen Punkt nicht für wesentlich. Da Hr. Pfaffs Versuche gezeigt beit) dals ein Gemenge aus Kohlenwasserstofigas und Soucis; ‚stoffgas in der Anwendung einigen Vorzug vor dem gewöhnlichen Knallgas verdiene, so wollte ich meinen Apparat auch mit einem solchen erpro- ben. Ich glaubte es mülste hier noch eher Ex- plosion statt finden, weil die entstehende Kohlen- säure nicht wie der Wasserdampf durch die erkäl- tende Metallmasse des Gefässes eine V erdichtung erleiden konne. Ich bereitete zu diesem Ende ein solches Gas durch Zersetzen von Oel in einem glühenden eisernen Gylinder. Das auf diese Art erhaltene Gas, welches durch ätzendes Kali ge- waschen worden , erforderte zu seinem gänzlichen Verbrennen sein 2,37faches Volumen Sauerstoff- 146 gas. Es wurde nun eine A,24fache Ladung eines genau in diesem Verhalinils zusammengesetzten Gemenges in dem Instrumente auf die angezeigte Weise entzündet, allein auch hier geschah die Verbrennung ohne den geringsten Schaden. Als: Fückstand erhielt ich ein Gas, welches aus einer entsprechenden Menge von Kohlensäure und etwas Stickgas bestand. 4 Es blieb noch ein Versuch mit reinem olbil- dendem Gas zu machen übrig, welches bekannt- lich mit Sauerstoffgas gemengt unter allen Gasge- mengen die stärkste explodierende Kraft besitzt. Ein solches Gas wurde nach Daltons Vorschrift durch Destillation von ı Theil Alkohol mit 4 Thei- len Vitriolol bereitet. Um dasselbe vorlaufig, zu untersuchen, entzündete ich ein Gemenge aus ı Volumtheile mit 3 Volumtheilen Sauerstoffgas in einem starken Volta’schen Eudiometer über Was- ser, allein das Instrument wurde mit grolser Hef- tigkeit zertrummert. Dieses ominosen Vorspieles ungeachtet, lud ich ein Afaches Volumen eines solchen Gemenges in meinen Gylinder und entzündete es. Die Ver- brennung gieng aher vollkommen. ruhig vor sich und gab ein Gas, welches fast ganz aus Kohlen- saure bestand. Nun hielt ich die Stärke meines Instrumentes für hinlänglich erprobt, und zwar um so mehr, da ich die angegebenen Versuche sehr oft wieder- > holt hatte. Ich fieng defshalb nun an, eine Reihe von Versuchen anzustellen, um die Wirkung die- ser Feuer-Maschine kennen zu lernen. Ueber die bei dem Gebrauche nöthigen Hand- griffe habe ich nur weniges zu bemerken. Ich fand, dafs eine zu starke Pressung des Gases ß f F 14% nicht vortheilhaft sei, weil sonst durch die starke Bewegung des ausstromenden Gases die Proben, wenigstens die pulverformigen und die geschmol- zenen leicht weggeblasen werden. Ein gleichfor- mig anhaltendes mälsiges Ausstronien des Gases, welches durch Drehen des Hahns leicht erhalten werden kann, fand ich immer am wirksamsten. Delswegen ist es nicht rathsam den Apparat klei- ner als der vorliegende ist, zu construieren, weil man sonst für manche Versuche nicht einen hin- ‚länglich gleichformigen Gasstrom erhält. Die mei- sten der gewöhnlichen Apparate scheinen mir zu klein. _ _ Esist ferner nicht rathsam , einen Versuch so lange fortzusetzen bis die Stromung des Gases schwach zu werden anfängt, weil sonst sehr leicht die Flamme von der Probe zurückgetrieben, in die Rohre hineingelangt und die Entzündung des Gases im Innern des Gefässes veranlalst, welche zwar vollkommen gefahrlos ist, aber immer den Verlust des explodierenden Gases zur Folge hat. Ich pflege um dieses zu vermeiden, mit der linken Hand beständig den Hahn zu reglieren, sobald ich ein Abnehmen des Gasstroms fühle, welches bei einiger Uebung lehr leicht ist, den Versuch zu | unterbrechen , und einen neuen Antheil Gas hinein- zubringen. Zu den meisten Versuchen fand ich den ge- bogenen Ansatz Z/ am bequemsten. Seine Oefl- nung mag ungefähr 4, —3‘'’ betragen. Zu gros- sern Verbrennungsversuchen wende ich zuweilen den geraden Ansatz Ä an, dessen Oeffnung un- gefähr 72” Durchmesser hat. a Die groste Schwierigkeit fand ich bei der Auswahl einer passenden Unterlage, auf welcher | A u 148 | man die Proben dem Gasstrome aussetzen könnte. Alle Korper , die Kohle ausgenommen, schmelzen ° sogleich. Die Kohle hat den Nachtheil , dafs sich viele Substanzen in ihre Poren einsaugen, und dafs sie immer reduzierend wirkt. Kreide würde nach der Kohle noch am längsten dem Schmelzen wi- derstehen, wäre sie nur "nicht ebenfalls poros und übte sie nicht oft durch ihren Kalk eine nachthei- lige Wirkung auf die Probe aus. Diesen Mangel an einer schicklichen Unterlage halte ich für den schlimmsten Umstand bei dem Gebrauche des Knallgasgebläses. Feste Korper, die nicht zer- fallen oder weggeblasen werden, kann man am besten in einer kleinen Platin-Zange dem brennen- den Strome vorhalten, wobei man aber darauf zu sehen hat, dals die Zange nicht von der Flamme etroffen werde. Ä Da ich bei meinen Versuchen einige Resultate erhielt, welche Clarke nicht beschrieb, in einigen auch solche, die von den seinigen verschieden waren, so theile ich hier mehrere derselben mit, in der Hoffnung einige hieher gehörigen 1 Hr nungen aderch naher zu beleuchten. I. Schmelzungs- und Verbrennungs- Versuche. Zu denselben diente ein Gemenge aus 2 Vo- lumtheilen Wasserstoffgas und ı Volumtheile Sauer- Pa . Metalle. ı) Kupfer schmolz sehr schnell in Tropfen, die Flamme färbte sich grün. 2) Silber schmolz ebenfalls sehr leicht. Bei “ der vollen Hitze, die das Instrument geben kannte , % N - wi. j ı4> Kölhte es. Ein Antheil verflüchtigte sich in Gestalt eines weissen Rauches, der sich an einem Kupfer. bleche theils als ein graulicher Ueberzug, theils in sehr kleinen nıetallischen Pünktchen, (vielleicht mechanisch hinaufgespritztes Silber) ansetzte. 3) Platindraht % — %'" dick schmolz schnell am Ende zu einer Kugel. Zugleich sprüh- ten nach allen Richtungen sehr kleine glänzende Funken aus. Platinblech von einem Tiegel verhielt sich ebenso. . _Platinschwamm (durch Ausglühen von Pla- finsalmiak bereitet) entzündete den Gasstrom so- gleich, schmolz aber schnell zu einer Kugel ”). ia 4) Nickel schmolz schnell zu einer Kugel und sprühte nachher kleine Fünkchen aus, indem es verbrannte. 5) Eisen brannte mit lebhaftem Funkensprü- hen. Dicke Eisendrähte schmolzen vorn zu Tro- pfen, welche herunterflossen. Zugleich sprühten länzende Büschel von glühenden Theilchen von & erhitzten Stelle aus. Es entstand dabei schwar- zes Oxydul. 6) Stahlfedern verbrannten sehr leicht und ‚mit lebhaftem Funkenwerfen. Die ausgeworfenen glühenden Theile spruhten noch in der Luft nach allen Richtungen glänzende Sterne aus. Eine %' dicke Feile brannte mit sehr schoner Lichtentwick- lung , selbst ein mehr als %5’’ dicker Meissel wurde *) Es gelang mir einige Male Risse in einem Platintiegel zu- zuschmelzen, indem ich etwas mit Wasser zu Brei an. gerührten Platinsalmiak auf die schadhafte Stelle brachte und dann das Gebläse darauf wirken liefs. — Einen klei. nen Platinlöffel stellte ich dar, indem ich an einem starken. Platindrahte eine 1%, dicke Kugel schmelzen liefs und dieser durch Hämmern die schickliche Form gab. Natw, Annl; II. 2. 10 ı46 da wo er dem brennenden Gasstrome ausgesetzt war, unter lebhaftem Funkensprühen verzehrt. Silicium, nach Berzelius dargestellt, wurde vor dem Gebläge nicht geschmolzen , noch erlitt - dasselbe überhaupt eine Veränderung. Die Wirkungen des Geblases auf die leich- ter schmelzbaren nd oxydierbaren Metalle, wie Zinn, Zink, Blei u. s. w., wurde nicht unter- sucht, da ds Verhalten derselben im Feuer be- kannt genug ist. b. Steine. Erden. Erze. Die meisten Angaben Clarkes hierüber habe ich durch Versuche .bestätigt gefunden. Ich füge nur noch einige bei. Dolomit schmolz zu klarem Glas. Eisenglanz von Elba schmolz schnell zu einem schwarzen magnetischen Korne. Rotheisenstein Brauneisenstein Bohnerz Dichtes Magneteisen Erdiges Magneteisen ehenso. Krystallisiertes Chromeisen aus Baltimore Dichtes Chromeisen aus Frank- reich Rutil in dünnen Krystallen schmolz schnell zu einem schwarzen Kügelchen. Körner von gediegenem Platin schmolzen sehr schnell zu Kugeln. Kieselerde (chemisch ausgeschiedene) se zu klarem Glase. Talkerde zu weissem halbdurchtigem Email. Alaunerde ebenso. win 147 Gemeine Kreide verhielt sich als eine der strengflüssigsten Substanzen. Sie zeigte nur an den Ecken und Kanten einige Schmelzung. ' Da- bei war die Lichtentwicklung so heftig, dafs die Probe nur mit Mühe wahrgenommen werden konnte “). Kalkspath vom Harz verhielt sich ebenso. Hupererde von Lengnau ““) schmolz leicht zu einem gelblich-weissen Email. Stückchen eines hessischen Tiegels schmol- zen schnell zu halbdurchsichtigen, glasartigen Kornern. Graphit sprühte Funken, rundete sich ab und bedeckte sich mit kleinen glasartigen, theils farbenlosen , theils gelbliehen und bräunlichen Rü- ehren ===), welche ohne Zweifel von den, dem raphit beigemengten Erden herrühren. U. Reductionsversuche mit künstlich-- bereiteten Oxyden und Salzen. Hiezu wurden Gasgemenge mit etwas über- schüssigem Wasserstoffgas angewendet. Wolframsäure schmolz und sog sich in die *) Diese äusserst starke Lichtentwicklung verursacht, ehe man sie gewohnt ist, bei dem Gebrauche des Knallgas. gebläses, einige Schwierigkeit. Das Auge wird dadurch anfangs so geblendet, dafs man die Probe kaum sehen kann, hat es sich aber einmal an das intensive Licht ge. wöhnt, so wird der Gegenstand mitten in dem Sonnen. ähnlichen Glanze wieder sichtbar, gerade so, als wenn man bei einem Hohofen neben dem Gebläse in das ge. schmolzene Eisen sieht, wo man anfangs nichts, nach einiger Zeit aber das in Tropfen herunterfliessende Me. tall deutlich wahrnimmt. **) Ein fast reiner Kiessand , der zu sehr feuerfesten Töpfer. Compositionen gebraucht wird. | er) Sillimans Diamanten ? 148 Kohle ein. Als ıch sie mit kohlensäuerlichem Natron gemengt dem Gebläse aussetzte, entstand ein dunkelgraues geflossenes Korn , welches beim Abkühlen auf der Oberfläche eine krystallmische Textur annahm. Beim Anfeilen desselben kam aber blols eine geschmolzene Salzmasse zum Vor- schein. Als dieses Korn noch weiter erhitzt wurde, verzehrte es sich unter Aussprühen kleiner Funken. Auf der Kohle blieb ein kupferrother Fleck zurück, welcher, mit einer Lupe besehen, als aus einer Menge metallisch-glänzender geflossener Korner bestehend erschien, deren Farbe zwischen Ru- pferroth und Goldgelb fiel. Ob diese Körner das Wolfram-Metall oder ein verglastes Oxyd dessel- ben, der Bleiglätte ähnlich, waren, wage ich nicht zu entscheiden. Ihr Ansehen schien mir mehr für die erstere Meinung zu sprechen *). Ich glaube nicht, dafs dieselben einem fremden Kor- per zuzuschreiben seien, denn die angewandte Wolframsaure war durch Glühen von vollkommen reinem wolframsaurem Ammoniak bereitet worden. Urgefähr die namlichen Resultate erhielt ich, als ich wolframsaures Ammoniak sowohl für sich als mit kohlensäuerlichem Natron auf Kohle dem ‚Gebläse aussetzte. Mit wolframsaurem Rali wollte mir der Versuch nicht gelingen. Dieses Salz schmilzt namlich und saugt sich augenblicklich in die Kohle ein. *) Als dunkelbraun beschreiben die Gebrüder d Elhuyart, als stahl- oder eisengrau, Jauguelnund Hecht, Bucholz , Allen und AJiken dieses Metall. Clarke nennt es kupfer- farben, meint aber die Kohle möchte an der Farbe eini. gen Antheil haben. Berzelius (Anwendung des Löthrohres) spricht ebenfalls von einem goldgelben Metall, welches man vor dem Löthrohre durch Erhitzen der Wolframsäure mit ni en Kohle erhalte. Er scheint es für wirkliches Metall zu halten. lg Grünes Chromoxzydul ohne Zusatz wird immer fortgeblasen. Mit kohlensaurem Natron vermengt , Todırılerl es sich auf Kohle zu Metall. Der Auch gelang mir aber nicht immer. Leichter geschieht die Reduktion dieses Metalles aus dem chromsauren Rali, wenn dieses Salz für sich auf Kohle vor dem Gebläse behandelt wird. Es schmilzt anfangs und bald nachher erscheint eine blafsviolette (Kalium-) Flamme von einem weissen alkalischen Rauche begleitet. Unterbricht man die Operation zu rechter Zeit, so erhalt man ein deutlich geflossenes Metallkorn von stahlgrauer . Farbe, gewöhnlich hin und wieder mit kleinen anhängenden Staubchen von grünem Oxydul be- setzt. Wird die Hitze zu lange fortgesetzt, so verzehrt es sich und wird (wahrscheinlich im Au- genblicke der Oxydierung,) alsein Rauch fortgeführt. Ich habe diesen Reduktionsversuch oft und stets mit dem nämlichen Erfolge wiederholt. Da das angewandte Salz krystallisiert und vollkommen rein war, so war auch ohne Zweifel das erhaltene‘ Metall rein. Es war immer sehr sprode, zeigte beim Zerschlagen vollkommenen Metallglanz, und wurde vom Magnet nicht gezogen. | Sauerkleesaures Nickel (als ein apfelgrimes’ Pulver aus salpetersaurem Nickel- Ammoniak durch sauerkleesaures Kali gefällt) mit etwas kohlensau-' rem Natron vermengt, gab sehr bald ein deutlich geflossenes Metallkorn von hell-eisengrauer Farbe Dieses Korn war kalt sehr dehnbar, und wurde vom Magnet stark, doch in etwas geringerem’ Grade als ein gleich schweres Sttickehen Eisen‘, gezogen. — Pihict mega metallische Korn noch langer, so verbrennt es’ unter - Atswerfen kleiner Funken. . Ich komme endlich zu den Versuchen über _ die so viel besprochene und bestrittene Darstellung der Metalle des Baryts und Strontians. Nach Clarke’s Beschreibung sollte man diese Reduktion für ganz leicht halten, in den Laboratorien zu London hat sie nie gelingen wollen. Auch ich gestehe gerne, nicht so glücklich als Clarke ge- wesen zu seyn. Obgleich ich mit allem Fleisse und mit dem besten Willen etwas metallisches zu sehen arbeitete und den Baryt bald auf die von Clarke angegebene Art als ätzenden Baryt für sich oder mit Oel angerieben, oder auch als salpeter- saures Salz dem Gasstrome aussetzte, welcher einen sehr dicken Platindraht zu schmelzen ver- mochte, so brachte ich es doch nie weiter, als bis zum ätzenden Baryt. Das namliche geschah bei Anwendung von sauerkleesaurem und wein- steinsaurem Salze. Es entstand bei allen diesen Versuchen eine grünliche Flamme. Es möchte schwer zu entscheiden seyn, ob dieselbe von reduziertem und wieder verbrennendem Metall- dunste herrühre oder blofs glühender Barytdampf sei. Ganz die nämlichen Erscheinungen zeigten sich bei Behandlung des Strontians, nur mit dem Unterschiede, dafs die Flamme purpursoth war. Das von dem Baryt und Strontian reflektierte Licht war ausserordentlich blendend. Es ware allerdings voreilig nach diesen mils- glückten Versuchen die Clarkeschen Angaben für unrichtig ausgeben zu wollen. Das Milslingen mag vielleicht an einem Umstande liegen, der mir nicht bekannt ist. Nur sei es mir erlaubt zu be- merken, dals einige seiner Beschreibungen mir nicht deutlich sind. So z. B. ist nicht leicht ein- zusehen, was Clarke wıter seinem salpetersayren Baryt versteht, welchen er als ein”zerjlie/sliches Salz beschreibt. Raum mag es noch nöthig seyn, über die Anwendung des RKnallgasgebläses etwas hier bei- zufügen. Der Nutzen eines solchen Instrumentes ist bereits bekannt genug. Es ware sehr zu wün- schen, dafs es auch im Grofsen. ausgeführt wer- den möchte. Gewils würde man dadurch manche nützliche Wirkung erhalten konnen. Die Gefahr der Explosion, welche wohl bisher das groste Hindernifs bei emer solchen Anwendung war, scheint mir sehr leicht beseitigt werden zu konnen. -Man dürfte nur dafür sorgen, dafs während der Arbeit beständig ein hinlänglicher Druck da wäre, und dafs das Gasgemenge in einem hinlänglich starken Gefässe, welches auch eine allfällige De- . tonation aushielte, zusammengeprelst würde. Eine ı2pfünder-Kanone möchte z. B. hiezu leicht ein- gerichtet werden konnen. Wie schätzbar mülste ein solcher Apparat z. B. für einen Platinarbeiter seyn! Ein grofseres Hindernifs für die Ausfüh- rung des Knallgasgebläses im Grofsen möchte die Darstellung grolser Mengen von Sauerstoffgas seyn. Doch dieses käme auf eine Berechnung an. ; Als Brennmaterial konnte man nach Hr. Pfaffs Vorschlag Steinkohlengas anwenden. Dieses hat aber den Nachtheil, dals es viel mehr. Sauerstoff- gas als das gewöhnliche Wasserstoffgas erfordert und wie mir aus einigen Proben zu erhellen schien, nicht viel mehr leistet; doch gestehe ich, keine . genauen Versuche hierüber angestellt zu haben. un» ı rn $ ıı arr site’ , BrUy 4 Be 1. Neue Einriehtung des Volta’schen Eudiometers. Von ebendemselben. Eines der unentbehrlichsten Instrumente für die Analyse der brennbaren Gasarten ist das Vol- ta’sche Eudiometer,, daher denn auch die Chemi- ker haufig darauf bedacht gewesen sind, die Ein- richtung desselben zu verbessern. Eine Haupt- schwierigkeit bei den Versuchen mit diesem In- strumente , ist die heftige Detonation gewisser Gasgemenge, welche oft die stärksten Rohren mit nicht geringer Gefahr für den Experimentator zertrummert. Besonders gefährlich sind die De- tonationen von Gemengen aus Sauerstoffgas mit olbildendem Gas. Saussure“) und Berzelius ““*) geben an, dals die stärksten Eudiometer dadurch zerschlagen werden. Auch Berthollet hemerkt“**) er habe die Analyse des olbildenden Gases mittelst dem Volta’schen Eudiometer nicht zu Stande ge- bracht, indem ihm zwei starke Instrumente dieser Art zertrümmert worden seien. Obgleich nun Saussure diesem Uebelstande dadurch abgeholfen hat, dafs er mehr Sauerstofl- gas anwandte als zur Verbrennung erforderlich ist, wodurch die Heftigkeit der Explosion wegen der Elastizität des bei der Detonation unthätig bleiben- den Antheils von Sauerstoffigas, vielleicht auch ”) Andale de Chimie LXXVIII. 59. — Gilberts Annalen . 351. ws Lehrbuch der Chemie. — Jahresbericht I. 30. ”*) Memoires de la societ& d’Arcuei} II. Gilberts Annalen KAXIV 412, ‚ 153 wegen der durch dasselbe bewirkten Abkühlung des brennenden Gemenges gemildert wird, und man auch zur Analyse brennbarer Gasarten Ap- parate erfunden hat, worin die Verbrennung lang- sam vor sich geht “), so war doch in vielen Fällen ein Eudiometer , welches dieDetonation aushielte, _ sehr zu wünschen. ‚ Da ich bei meinen Versuchen über das Rnall- gasgebläse die Erfahrung gemacht hatte, dafs selbst ein comprimiertes Gemenge aus olbildendem Gas und Sauerstoffgas in einem metallenen Gefässe von hinlänglicher Stärke ohne Schaden abgebrannt wer- den kann, so suchte ich diese Erfahrung auch auf die Construktion eines solchen Eudiometers anzu- wenden. Ich gab demselben folgende Einrichtung. AB Fig. 2. ist ein hohler Gylinder aus ge- schmiedetem Eisen, (z. B. der unterste Theil eines starken Flintenlaufes) von 6—7 Zoll Länge und etwa 0,7 Zoll innerem Durchmesser. In 4 ist derselbe mit einer Schraube verschlossen, durch welche ein mittelst einer Glasrohre isolierter und in eine kleine Kugel sich endigender Draht einge- führt wird. Das untere Ende des Rohres ZB hat eine etwas verengte und mit einem sorgfältig eingeschliffenen Hahn Z versehene Oeffnung, un- ter welcher es sich wieder etwas trichterformig erweitert. Der Gebrauch dieses Instrumentes ergiebt sich von selbst. Da dergleichen Versuche, wenn sie genaue Resultate liefern sollen, über Queksilber angestellt werden müssen, so habe ich mein Instrument aus Eisen verfertigen lassen. Wollte man es zu Ver- suchen über Wasser anwenden , so ware ein ku- pfernes zweckmälsiger. *) Wie z, B. derjenige von Henry, in Gilb. Annal, XLII. 154 Ich habe in diesem Eudiometer die am hef- tgsten explodierenden Gasgemenge, wie z. B. 1 Y olumtheil olbildendes RR mit 3. Sauerstoffgas , ı Volumtheil Gyangas mit 2 Volumtheilen Sauer- stoffgas bei verschlossenem Hahn ohne den ge- ringsten Nachtheil verbrannt, und zweifle daher nicht daran, dafs es bei allen. detonierenden Ge- mengen anwendbar seyn werde. Indessen em- pfiehlt auch hier die Klugheit immer Vorsicht, und es ist bei Gasgemengen, deren Wirkung man noch nicht kennt, immer anzurathen, das Instru- ment so zu stellen, dals der Experimentator ge- sichert sei, und die Entzündungen durch Draht- leitungen zu bewerkstelligen. Bei dem Verbren- nen von olbildendem Ga mit Sauerstoflgas ent- stand jedesmal ein zarter grauer Anflug im \ Innern des Instrumentes, welcher, da er auch den iso- lierenden Theil der Glasrohre c bedeckte, einen zweiten Verbrennungsversuch verhinderte. An- fangs glaubte ich, es mochte derselbe aus einer, bei de Verbrennung entstandenen olartigen Zu- sammensetzung bestehen, allein bei genauerer Un- tersuchung zeigte er sich als fein zeriheiltes me- tallisches Qusckiilbeh ‚ welches wahrschemlich durch den entstandenen Wasserdampf in diese Form gebracht worden , ungefähr so wie. /ogel ‘) die Kaneir "kung des tropfbarflüssigen Wassers auf Quecksilber, welches anhaltend damit geschüttelt wird, ‚beschrieben ‚hat. *) Schweiggers Journal IV. 397. II. Ueber die Pfäferser Heilquelle. Von Dr. J. R. Kochlin in Zürich. Er.‘ - . Bibendum aut moriendum. "Wenn der Arzt bei seinen Bemühungen, die Gebrechen und Krankheiten der Menschen zu heben , oder wenigstens zu lindern, von der Heil- kraft der Natur zum 'Theil oder ganz verlassen wird; so ist sein Geschäft sehr schwierig und er - erreicht seinen Heilendzweck nur nach und nach mit Zeit und Weile, oder nur zum Theil, oder auch gar nicht; die kraftigsten Mittel bleiben dann oft unwirksam, mögen sie auch mit noch so viel Sachkenntnifs und Umsicht angewendet werden, oder, wenn sie einigermalsen Huülfe leisten , so bestehet diese in oft schnell vorübergehender Lin- derung der Krankheit. Es sind namentlich die chronischen Krank- heiten, bei denen die Heilkraft der Natur in mehr und minderm Grade mangelt, gegen welche daher der Arzt vorzüglich seine Kunst in Anwendung bringen muls, und durch deren Heilung derselbe zeigen kann, wie grofse Fortschritte er als Heil- künstler gemacht habe. /n Heilung der chro= nischen Krankheiten, bei denen den damit behafteten Organismen die Heilkraft der Na= tur fast ganz oder doch grofsen Theils ab- eht, zeigt sich der Meister in der Kunst ! Bei den acuten Krankheiten wirkt jene heilende Kraft das Meiste ; sie ist es eben, die gleichsam ı56 den Sturm erregt; um die bosen Dünste zu ver- treiben; der Arzt hat nichts zu thun, als sie no- thigen Falls zu leiten und zu wnterstützen. Besonders schwierig ist die Heilung der chro- nischen Kranliheiten, wenn die Anlage zu den- selben anererbt, angeboren ist, oe doch ‚sehr tief in der Organisation Winezel gefalst hat, un wenn die Lage ‚„ Umstände, die v erhaltnisse und. Umgebungen Ser -daran Leidenden die erregenden wi: Gelegenheitsursachen derselben herbeiführen und begründen. Da wird das Uebel, ungeachtet der angestrengtesten Bemühungen des Arztes, immer größer ; ; die körperlichen Werkzeuge ver- sagen ge Dienste immer mehr; das Leben ermat- tet, und endlich wird auch oft die Psyche derge- stalt in Mitleidenschaft gezogen, dals der Kranke den Muth verliert, zu den ihm obliegenden Be- rufsgeschaften eh mehr tauglich ist, von Angst ua Bangigkeit gequalt zuletzt erliegt,, und in Blodsinn oder Geisteszerrüttung verBik: Diefs gilt vorzüglich von einer der allerlangwierigsten und hartnäckigsten Krankheiten: der Hypochon- drie, und dew damit im Gausal-Verbindungen. ste- henden Krankheitserscheinungen. Unter solchen Umständen und bei solchen Uebeln , bleibt dem Arzte nicht viel weiter übrig, als die Verordnung einer sogenannten Gur für den Kranken, ausserhalb der Heimath desselben : mit Mineral-Wassern, Milch, Molken, und auch mit dem Safte von frischen Kräutern. Gestatten die Lage und Verhältnisse des Kran- ken ihm den Ei buch amp kplchee ,„ so ist es für ihn, in Hinsicht des Erfolges, von Wichtig- keit, dafs sie ihm der Arzt zu guter Zeit verordne. Denn hat die Krankheit schon Jahre gedauert, 157 und werden noch Jahre mit der Anwendung der offieinellen Heilniittel hingebracht, so dürfen der Arzt und der Kranke davoti kaum mehr als Lm- derung derselben erwarten. Und diese ist vollends en das glücklichste Resultat, wenn die Umstände dem ränken nur erlauben, die benannten Cur- mittel zu Hause zu gebrauchen , insofern dieselben "auch da erhältlich Kind, oder dahin transportiert werden konnen; denn da bleibt derselbe den erre- Pad und Gelegenheitsursachen seiner Krankheit gemeiniglich frtdaur end ausgesetzt. Unter den zahlreichen Carimiltehr der Schweiz nimmt die Pfäferser Heilquelle mit allem Rechte eine der ersten Stellen ein. Viel Gutes wurde von den Heilkräften des Pfäferser Wassers. schon vor Alters gerühmt; doch erst heut zu Tage werden sie von Koszien BER Nichtärzten gehörig gewürdiget , und werden immer mehr gewürdigt werden, wenn Aerzte selbst dieses Wasser an Ort und Stelle zur Wiederherstellung ihrer Ge- sundheit gebrauchen, und seine heilsamen Wir- kungen an sich und Ändern beobachten, wie sie der Laie in der Arzneikunst nicht beobachten kann, und wenn solche Aerzte von ihren Beob- achtungen und Erfahrungen für das kranke Publi- kum durch Wort und Schrift den besten Gebrauch zu machen sich bestreben, wie diefs der würdige Arzt des Bades, Hr. Dr. Kaiser zu Chur durch seine Schrift: „Die Heilquelle zu Pfäfers &c.“ Chur 1822, gethan hat. Eine Cur, d. h. der Gebrauch eines der be- nannten allgemeinern Heilmittel an dem Orte, wo sie aus. der Erde hervorquellen, oder wo sie von vorzüglicher Güte erzeugt und bereitet werden , ist, auch abgesehen von dem Heilmittel selbst , 138 iR wo möglich ein Verlangerungsmittel des Lebens, und solche CGuren gehören daher auch in der Hy- giene und. Maktohiotik zu den vorzüglichsten und kraftigsten Waffen gegen Keankheit und Tod. Durch die Entfernung aus dem häuslichen Kreise ; durch Ruhe von Geschäften, durch die veränderte Luft, Nahrung und Lebensweise überhaupt, durch die Zerstreuung in der Gesellschaft und bei an- genehmen und anziehenden Spielen und Belusti- gungen werden so viele Gelegenheitsursachen von dem Kranken abgehalten , au er sich schon darum nothwendig erleichtert fühlen muls, wenn nicht seine Krankheit so tief gewurzelt hat, dafs ihr Fortbestand von dem Daseyn äusserer erregender Momente nicht mehr abhängt, oder wenigstens die Entfernung dieser trsnähhähen Momente Nichte weiter als eine geringe und vorübergehende Er- leichterung für ihn zur Folge hat. Jene wohltha- tige Wirkung hat eine 'Cur zu Pfäfers mit andern Garen gemein, abgesehen von dem Gebrauche des Wassers und dem daraus entspringenden Nutzen für die Gesundheit. Was nun aber das Pfäferser Wasser selbst betrifft, so ist dasselbe allerdings und wie schon bemerkt ein vortreflliches Heilmittel. Es ist ein für den Geschmack und Geruch ganz reines, leichtes, krystallhelles und mit einer > Wärme von ungefähr 30 Graden nach dem Reaumürschen Thermometer versehenes Wasser, das in unver- schlossenen Flaschen aufbewahrt nicht so leicht absteht, wie das gemeine Wasser , und in ver- ‚schlossenen Flaschen eine lange Reihe von Jahren sich ganz klar und ohne alles Sediment erhält. Bei der Öuelle verspüren zarte Geruchsorgane zuwei- len Schwefeltheile, und die uhlemisäle Analyse | 159 des Wassers hat gezeigt, dafs dasselbe salzsaure, schwefelsaure und kohlensaure Neutral- und Mit- telsaze, aber in äusserst geringem, und daher eben nicht sinnlich wahrnehmbarenı Quantum ent- halte. Zum Trinken ist es sehr angenehm, und erregt nur dannzumal Eckel, wann die Menge desselben dem Magen widersteht. Besonders an- genehm ist das Bad wegen seiner immer gleichen, für die meisten Naturen mäfssigen und daher er- ickenden Warme. Das Wasser erneuert sich in den Bädern theilweise ununterbrochen, indem der beständige Abfluls desselben durch einen glei- chen Zufluls augenblicklich ersetzt wird. So manche der heilsamen Wirkungen der Pfäferser Heilquelle lassen sich schon erklären, wenn auch nur im Allgemeinen die Nothwendig- keit des Gebrauches des Wassers für die mensch- liche Organisation und der Nutzen, welcher aus dem Trinken eines reinen, leichten Quellwassers für dieselbe entspringt, in’s Auge gefalst werden. Kein Mensch kann ohne Wasser leben; und wenn es Menschen gibt, die davon, als solchem, nur selten, vielleicht nie Gebrauch zu machen gezwun- gen sind, und daher in der Regel auch kein Was- ser trinken, so bildet doch dasselbe das nothwen- dige Menstruum und Vehikel der festern sowohl als der flüssigen Nahrung. - - Die Grunde der Wirksamkeit des Wassers im lebenden Korper wurden bisher nur oberfläch- lich erwogen und unvollständig erforscht. Die Annahme, dafs das genossene Wasser im Organis- mus Wasser bleibe, als solches die Canäle und Gefasse passiere, sich mit den Säften vermische, und zum Theil durch die Se- und Excretionsor- gane wieder ausgeführt werde, ist eine ziemlich ıho oberflächliche und rohe physiologische Ansicht. Konnte nicht auch angenommen werden, dafs das getrunkene Wasser im Organismus in seine Ele- mente zertrennt, und die Se- und Excretions- stoffe durch einen synthetischen Prozefs in den Ab- und Aussonderungswerkzeugen gebildet werden ? Und solche analytische und synthetische vital-che-' mische Prozesse geschehen sie nicht wirklich mit der zersetzbaren und assimilierbaren Nahrung? Welche Veränderungen erleiden die Nahrungs- mittel im Speisekanale; welche Verschiedenheit ist zwischen Speisen und den Excrementen? — Aller- dings geschehen die serosen Se- und Excretionen nach dem Genusse von vielem Wasser häufiger, und die Se- und Excreta erhalten eine wasserige, weniger consistente Beschaffenheit. Allein be- sitzen nicht dessen ungeachtet der Urin und Schweils beständig ihre eigenthümliche thierische Beschaffen- heit, mag der Mensch auch noch so viel Wasser oder wässeriges Getränke genossen haben? Ist es wahrscheinlich , dafs das Wasser als solches gleich- sam so neben der Lymphe und dem Blute herfliesse? Und wenn diels geschahe, wie konnte es seyn, dafs es sich nur nach den Nieren oder nach den allgemeinen Bedeckungen begabe ; mülste es nicht auch andere Theile und Eingeweide belasten? Oder hat etwa die neuere Erklärungsart der schnellen und häufigen Ab- und Aussonderung des Urins nach dem Genusse vielen Wassers oder wässerigen Ge- tränkes, nach welcher die Venen das Wasser we- nigstens zum Theil im Darmkanal einsaugen‘, und einen kürzern Weg nach den Nieren führen, nur im geringsten mehr Wahrscheilichkeit für sich? Diese Menge Wasser mülste doch unzweifelhaft das Herz, die Lungen und die grolsen Blutge- 161 fasse passieren, und welche Unordnungen und . Storungen würde sie da veranlassen? Und end- lich wenn man eine Mischung des genossenen Wassers mit der Lymphe und dem Blute anneh- men wollte: wie konnte denn die Trennung in den Nieren so schnell geschehen, da das nach den Nieren gehende Blut ja nur ein geringer Theil der ganzen Masse der Säfte ist? Gewils wirkt das Wasser überhaupt und na- mentlich auch das Pfäferser Wasser verdün- nend auf die Säftemasse, sey es nun, dafs sich dasselbe den Säften blols beymische, oder dafs es durch die Kräfte des Organismus in seine Ele- mente zertrennt, und durch organische ‚Synthese in wirkliche thierische Materie, oder aber in Se- und Excretionsstoff umgewandelt werde. Durch seine das Blut und die Säfte überhaupt verdün- nende Eigenschaft ist das Pfäferser Wasser ein ‚schätzbares Heilmittel, indem es die verschiede- nen Arten von. krankhafter Dichtigkeit derselben mindert und hebt, und sie so zum Kreislaufe und zur Ernährung der festen Theile geschickter macht. Besonders leistet dasselbe bei Krankheiten, welche ‚mit der sogenannten N Ti Beschaffen- heit des Blutes in ursachlicher Verbindung stehen , namentlich,gegen die zum Theil daher entsprin- ende, Hypochondrie, gute Dienste, indem es durch seine eindringende und verdünnende Eigen-- schaft Stockungen und Verstopfungen in dem Pfort- adersysteme kräftig lost, die gehemmte und un- Emrekis Cirkulation wieder herstellt und zur Norm - zurückführt. . Das reine Wasser überhaupt und besonders auch das Pfäferser Wasser wirkt auf die Säfte versüssend, d. h. Schärfe und Reiz mildernd. Natw. Annl. IT. 2, 11 ı62 Es wirkt versussend Einmal dadurch, dafs es als eine milde Flüssigkeit die Säfte verdünnt; Zwei- tens dadurch , dafs es die Ab- und Aussonderun- gen befördert, durch welche überflüssige, un- brauchbare ae nachtheilige Stoffe aus den Orga- nismus entfernt werden , "und Drittens dadurch , dafs es die gesunde Ernahrung befördert und wie- derherstellt , und folglich hinnieller die Kräfte und Verrichtungen derjenigen Organe, welche der Verdauung, Chyniification , Chylihication und San- guification vorstehen , so et und regelt, dafs keine andere als in Qualität, Quantität und Consistenz gesunde Säfte, namentlich gesun- des mildes Blut, erzeugt werden. Daher hat das Pfäferser Wasser auf die Gallen-Seeretiön. und die Beschaffenheit der Galle und ohne Zwei- fel auf die Qualität aller übrigen Ab- und Aus. sonderungssafte und Stoffe einen so grolsen und bleibenden Einflufs. Die Galle erhält eine mil- dere Beschaffenheit, und Personen , die an einem Reizungszustande , oder an krankhaft erhohter Thatigkeit der Leber und daher fehlerhafter Be- en allzugrofser Menge und Schärfe der Galle litten, und auf welche die Sommerwärme deshalb besonders nachtheilig wirkte, haben dauern- den Nutzen von dem Gbreiehe dieses Wassers gespürt , und bezeugt, dafs seit demselben auch | die warme Witterung und Jahreszeit weit besser von ihnen vertragen werde, als früher. Ferner ist das Pfäferser Wasser, vermoge seiner ver- süssenden Eigenschaft, auch heilsam bei Krank- heiten von sogenannter- specifischer Schärfe: bei katarrhalisch- RR. Aflektionen, bei Skro- feln, ‚bei syphilitischen Krankheiten und chroni- e#'ien Exanthemen. ı63 "Eine der Beobachtung höchst werthe Eigen- schaft des Pfäferser Wassers ist die natürliche, innig an dasselbe gebundene Wärme, welche der Blutwärme des Menschen beinahe gleich kommt. Durch diese Wärme wirkt es um so eindringen- der mit seinen schon berührten Eigenschaften als reines, leichtes Quellwasser auf die Beschaffenheit der Säfte in Qualität und Quantität; durch sie wer- den sowohl die erschlafften als die erstarrten Ge- fässe in erneuerte T hatigkeit versetzt; durch sie erhalten die Säfte mehr Antrieb von dem Centrum nach der Peripherie und nach den Se- und Excre- tionsorganen. Die Ab- und Aussonderungen wer- den fast sammtlich durch den Gebrauch dieses "Wassers vermehrt , besonders auffallend die Haut- ausdunstung und die Ab- und Aussonderung des Urins. In seltenern Fällen bewirkt dasselbe Durchfall, weit öfterer hingegen Leibesversto- pfung. Die Steigerung des Gefafslebens, der Gefalsthätigkeit, welche das Pfäferser Wasser bewirkt, erklart sowohl diese letztere Erscheinung als die Verschlinmerung bei hektischen und phthi- sischen Zuständen, welche sein Gebrauch gemei- niglich zur Folge hat, und es scheint nicht noth- wendig, demselben eine eigentlich erhitzende Ei- genschaft beizumessen , deren Annahme sich doch mit den Begriffen von der Wirksamkeit eines lau- warmen Wassers nicht wohl verträgt. Bei Per- sonen, bei denen die Säfte einen starken Trieb von Innen nach der Oberfläche haben, und die daher sowohl zu Schweilsen als zu Unterdrückung der Hautausdünstung,, sowohl zu vermehrtem als zu vermindertem Harnabgange geneigt sind, wird das Pfäferser Wasser diese Ab- und Ausson- derungen vorzüglich befordern, und dann leicht 164 ‚durch Ableitung und Gegenreiz, die Thätigkeit . des Darmcanals\und die Secretionen in denselben vermindern , und somit die Stuhlausleerung hem- men und unterdrücken. Auch mag. hierbei die „Wirkung des Wassers auf das Pfortadersystem , ‚das Pfortaderblut, die Absonderung. der Galle und besonders die dadurch verminderte Schärfe und Reizkraft‘ dieser Flüssigkeit in Anschlag zu ‚bringen seyn., Bei Personen hingegen , ‘die wenig ausdünsten, eine trockne Haut haben und: kalter ‚Gomplexion sind, mag das Wasser den Antrieb der Säfte leicht nach dem Speisecanale leiten, ‚die Darmsecretionen befordern,, und so früher oder später Durchfall bewirken. Zuletzt ist auch noch der Mineral-Gehalt des Pfäferser Wassers, so geringe derselbe an Menge, auch ist, nicht aulser Acht zu lassen. Es ist gewils ein Irrthum der Aerzte, ‘wenn sie glauben , dals in so geringem Quantum vorhandene ‚heilkräftige Stoffe nichts wirken. Im Gegentheile leisten sie oft in geringen Gaben mehr als in grofsen, weil. der Organismus oft nicht im Stande ist, solche grolse Gahen zu verdauen und zu assimilieren, ‚und sie daher wieder ausscheidet. — Die salzigen Bestandtheile des Pfäferser Wassers unterstützen swenigstens durch ihre reizende, auflosende, er- offnende und reinigende Eigenschaft die übrigen Heilkräfte desselben. Die Wirkung dieses Wassers auf die Grund- verrichtungen des Organismus ist da, wo dasselbe angezeigt ist, in der Regel offenbar heilsam , auf die Sensibilität und Reproduktion schon während der Cur, auf die Irritabilität mehr in der Nach- wirkung. Hypochondrisches Angstgefuhl und Be- klemmung . weichen der .beruhigenden Wirkung 163; desselben auf die Nervenfaser oft schon in..den ‚ersten Tagen seines Gebrauches, auch wenn die erregenden Ursachen , namentlich krankhafte Luft- erzeugung und Aufbläbung des. Unterleibes noch. nicht gehoben sind. Auch die erstorbene Sensi- bilität in den Werkzeugen der Bewegung; und, der: äussern Sinnlichkeit weckt dasselbe Kellimnlft auf;- und es gehört zu den schonsten Beobachtungen an der Heilquelle, wenn ihrer, Wirkung dien Lah- miung der Empfindung in den Cihodkmassen allmahlig weicht, die zurückgekehrte Sinnlichkeit sich durch: Schmerzempfindung, aussert,, und dann auch nach, und nach die aufgehobene Beweglichkeit wieder, hergestellt wird ; oder wenn sich ds Schwächung, der Sinne ‚des Gefühles und des. .Gehores schnel- ler oder laugsamer' verliert., Doch werden diese, letztern Wirkungen wohlnur dann erfolgen , wenn, die Schwächung, oder Lähmung, der: Simnenihätig-, keit von Schwächung ‘oder Lälmung ‚der Gefals-, thatigkeit in den der. sinnlichen Empfindung, vor stehenden Nerven herrührte, ‚Ist hingegen. diese, letztere mehr direckt und primär geschwächt, und, verleizt durch .erschopfende geistige und sinnliche, Anstrengung , oder durch g gewaltsame;; äussere Ein-, flüsse auf die Werkzeuge der ‚Sensibilität ; +.so last, sich in dieser Beziehung wenig,'oder. nichts VRR der ‚Wirkung des Wassers erwarten, 1 4% Die, vorzüglichste Wirksanikeit der: Pfäfer- ‚ser Heilquelle ee die Werkzeuge der Reptoduk-, tion. Jälst sich. aus ihrer, die Thätigkeit. des, .Ge- falssystems überhaupt aufregenden, die Qualität und Quantität der Säfte ver bessernden zydie zwei ten Wege und besonders das Pfortadersystem ws a nenden , und die Ab- und Aussonderungen befor- dernden , Heilkraft eutnehmen, Bald nach dem, 166 J Beginne des Gebrauches derselben wird der Ap-ı petit stärker, und selbst solche Speisen, welche zu Hause den Verdammgskräften Widerstand lei- steten , werden leichter vertragen; das blasse, kachektische Aussehen verschwindet nach und nach, und die erloschene Rothe kehrt auf die Wangen zurück. In Hinsicht auf die contraktile Faser wirkt das Pfäferser Wasser sowohl erregend, die Le- bensthätigkeit befordernd , als aber auch erschlaf- fend und schwächend. Die Reizkraft, welche dasselbe auf das Gefafssystem ausübt, ist schon gewürdigt worden, und auf der dadurch gestei- gerten und neu belebten Thätigkeit des Blut- und Lymphsystems beruhet ganz vorzüglich und fast einzig seine heilsame Wirksamkeit. Auch die Er- regung und Wiederherstellung der Zeugungskräfte, welche als Wirkungen seines Gebrauches gerühmt werden, sind blofs davon herzuleiten. Auf das Muskular-System hingegen wirkt dasselbe in be- deutendem Grade erschlaffend ; die Gurgäste kla- gen daher insgemein über Mattigkeit und Müdig- keit der Glieder, und sonst rüstigen Fufsgangern geschieht es nicht selten, dafs ihnen die Kniee un- willkührlich einsinken. Doch verschwindet diese Müdigkeit gewöhnlich, wenn das Gehen ımver- drossen fortgesetzt wird, und beim Tanzen findet sie gar nicht Statt,, das erste vermuthlich darum, weil durch die fortgesetzte Bewegung auch die Restauration der Spannkraft hervorgerufen wird, beides durch Vermittlung der Nervenkraft, und weil der Wille vieles über den Körper vermag. Und überdiels wird eben durch diese erschlaffende Eigenschaft das Pfäferser Wasser zum wohlthä- tigen Heilmittel bei Gontrakturen, Verkrüummm- j 167 gen und Gelenksteifigkeiten , und wirkt das Leben verlängernd auf betagte Personen , indem jene Ei- genschaft die Rigidität aufhebt, die Schnürungen löst, und die erstarrende Faser des Alters schmeidigt. Die günstige Nachwirkung des Pfäferser Wassers, auf welche so mancher Gurgast ver- trostet wird und vertrostet werden mus , besteht in der Harmonie der organischen Kräfte , die dann- zumal wiederkehrt. Während der Gur fühlt der Kranke oft nur Erleichterung der einen oder andern Beschwerde , und die übrigen korperlichen Leiden werden dadurch vielleicht noch hoher gesteigert, erreichen zuweilen erst nach der Cur den, hoch- sten Grad. Allein der Kranke lasse sich dadurch nicht verleiten, an dem günstigen Erfolge zu zwei- feln. Erst dann tritt derselbe manchmal ein, wenn die eine oder andere Beschwerde, z; B. ein fixer Schmerz oder ein Krampf, den hochsten Grad von Heftigkeit erreicht haben; der“ Schmerz ver- mindert sich nach und nach, verliert sich vielleicht ganz; der Ton der Faser kehrt zurück, und das wiederhergestellte Gleichgewicht der ‚Kräfte ‚und Thätigkeiten verursacht dem Wiedergenesenen das erquickende Gefühl der Gesundheit, das er schon Jahrelang entbehrt hatte. ‘ Oder es kann:die Gur, und auch diels ist eine günstige Wirkung dersel- ben, einen fieberhaften Zustand zur Folge haben, welcher die vorhandene chronische Krankheit ‚kri- tisch entscheidet und hebt. Ist der Erfolg, nicht dermalsen günstig, der Kranke jedoch eines Theils seiner Beschwerden ledig geworden; so fasse:der- ‚selbe den Vorsatz , die Gur im nächsten Jahre zu ‚wiederholen; ja er wiederhole sie: so oft, bis er ‚seinen Endzweck ganz erreicht, wenn es nur im- mer seine Lage und Verhältnisse gestatten! . = i ı68 Aus dem bisher Gesagten ergeben sich die Namen der Krankheiten, gegen welche das Pfä: ‚ferser Wasser angezeigt ist, und heilkräftig wirkt. Es sind Schwäche und Lähmung der Sinnlichkeit und Bewegung, Hypochondrie, Hysterie und Krämpfe, Mangel an Zeugungskraft und Unfrucht- barkeit, sogenannte passive, d. h. von Abspan- nung und Erschlaffung, Traägheit und Unthätigkeit der Blutgefässe herruhrende Blutflüsse, Verdau- ungsbeschwerden, Stockung und Verstopfung in den Eingeweiden, Vollpfropfung (Infractus) und selbst noch nicht allzuweit fortgeschrittene Dege- neration und Verhärtung derselben, Gelbsucht und Harnbeschwerden, katarrhalische und rheu- matische Affektionen, Schleimflüsse, Gicht u. s. w. Dagegen wirkt das Pfäferser Wasser in der Regel bei allen Krankheiten nachtheilig, welche durch ein gesteigertes Gefalsleben, oder durch krankhaft erhöohete 'Thätigkeit des Blutgefälssystems überhaupt sowohl als der einzelnen Organe be- rundet worden und damit verbunden sind: bei akuten Fiebern (mit Ausnahme des intermittieren- den Fiebers), bei wahrer Vollblütigkeit, Entzün- dung und aktiven Blutflüssen, bei Blutcongestion ' im Kopfe und in der Brust, bei Disposition zum Schlagflusse und zur Lungensehwindsucht , bei ‘Vereiterungen edler Eingeweide und der Knochen (Caries) , bei Verhärtung drüsiger Theile, die in Eintzundung,, Vereiterung und Cancer überzuge- hen drohen, auch bei der Wassersucht und wah- rend’der Schwangerschaft. Der Gebrauch des "Wassers gegen solche Umstände und Kratikheiten imuls nothwendig schaden , und die todtlichen Aus- md Ueberigänge :der letztern beschleunigen und herbeiführen. Und mag auch ohne das Vorhan- - ı69 denseyn solcher Gegenanzeigen die Cur biswei- len einen todtlichen Erfolg haben: ist nicht oft die Heilkraft auch der besten und passendesten Arznei minder mächtig als der im Innern des Or- ismus liegende und® sich entwickelnde Keim des odes, als die feindseligen und zerstorenden Ge- ice von Seite der Aussenwelt; und muls nicht früher oder ‚spater ein Mikrokosmus dem’ Makro- kosmus unterliegen; müssen nicht wir alle der Na- tur den’ schuldigen Tribut bezahlen, indem wir derselben heim Tode unsere korperlichen Stoffe eichsam zurückerstatten ? — Im Anfange der Cur sind 4 Gläser voll Was- ser zum Trioken des Morgens und 2 Gläser des Abends das Mafs, welches dein: Curgast nicht über- schreiten sollte. Ein solches Glas halt ungefähr einen halben ‘Schoppen, oder 6 bis 7 User am Gewicht. ‘Wenn das Wasser passiert und sonst vertragen wird , so kann man schneller oder lang- samer auf ı2 Gläser und höher steigen. Das Quantum ist nicht gleichgültig und kann nicht gleich- ’ gültig seyn, wenn wirklich das Wasser die Heil bewirken soll; und so wenig dem unmälsigen Trinken des Inhaltes von 20, 30 und mehr Glä- sern das Wort zu reden ist: so mufs doch der Kranke in der Regel mit demselben nicht aus- setzen, auch wenn da Wasser seinen Magen und Unterleib mehr und weniger belästigen , ihm: wer derstehen und Eckel Walhrsachen sollte. _ Dießs dauert gemeiniglich nicht lange, besonders wenn man. ‚äh beinr- Trinken und naeh leichte Be- wegung macht, in Translpiration geräth. und eine copiose Harnausleerung erfolgt. Es ist zweck- mälsig , von einem Glase zum andern. eine Vier- telstunde zu pausiren,-und wenigstens 2 Stunden 170 nachher nichts zu geniessen. Spürt man keinen Hunger, so kann das Frühstücken unterlassen werden; der Appetit beim Mittagsmahle ist dann um so stärker. Wer daran gewohnt ist, und an schwacher , träger Verdauung leidet, trinke nach dem Mittagessen eine Tasse unvermischten Kaffee, und Abends, 3 Stunden vor dem Nachtessen, kehre man auf die Trinklaube zurück , um wenig- stens die Hälfte der Portion zu trinken, die man des Morgens getrunken hat. Nur in dem einzigen Falle ist das Trinken des Abends nicht anzurathen , wenn. die Verdauumg so schwach und träge ge- schieht, dafs die Speisen den Magen und Unter- leib nach Verflufs von 2 bis 3 Stunden nach dem Mittagessen noch belästigen. Uebrigens geschicht dasselbe , jedoch in verringertem Malse, so zweck- mälsig und mit demselben guten Erfolge, als am Morgen. Man bediene sich im Allgemeinen war- mer und trockner Rleidung, und passe dieselbe übrigens der Witterung wohl an. Die Füsse be- sonders müssen warm und trocken gehalten, und Verkaltung sorgfältig vermieden werden. - Arz- neien gebrauche man ohne wirkliche Noth keine, sondern überlasse das Heilgeschaft ganz dem Was- ser und der dadurch aufgeregten und neu belebten Heilkraft der Natur. Muls der Leibesverstopfung nothwendig gesteuert werden, so versuche man Kiystiere von dem Wasser selbst, je nach. Be-- dürfnifs wiederholt. Sehr wünschenswerth ist hier- für eine Einrichtung wie im Stadthofe zu Baden, Vor der Cur ist nur in dem Falle ein Brech- oder Laxiermittel erforderlich , wenn gastrische Unrei- nigkeiten.nach oben oder unten turgescieren, Der Gebrauch des Bades ist sehr wohlthätig,, aber auch gefährlich für Personen, welche zu u 176 einem Ausschlage sehr geneigt sind, und um so ihrlicher , da bei solchen derselbe gemeiniglich nicht über den ganzen Körper erscheint, sondern an dem einen 'T'heile erst ausbricht, wenn er an dem andern bereits abgeheilt ist. Der Ausdruck „gefährlich “ will hier aber nur so viel sagen , dafs der Gurgast durch den Gebrauch des Bades in Gefahr gerathe, mit dem Badeausschlag behaftet und dadurch gezwungen zu werden, so lange in Pfäfers zu verharren, bis der Ausschlag überall auf der Oberfläche erschienen und wieder abge- heilt ist, was Monate erfordern kann, worüber doch gewohnlich der Kranke nicht zu disponieren hat. Ueberdiels ist die Gur äusserst strenge, wenn ein Ausschlag gebadet werden soll; der Kranke darf sein Zimmer nur verlassen, um sich in das Bade zu begeben, und mufs seine ganze Zeit bei- nahe zwischen dem Aufenthalte in diesem und dem Aufenthalte im Bette theilen,, also der Gesellschaft, die an einem solchen Orte von so grolser Bedeu- tung ist, gänzlich entbehren. Kann und will er sich dieser Ausbadecur zu Pfäfers nicht unter- werfen, so wird derselbe doch durch das Erschei- nen des Ausschlages genöthigt, sich entweder in ein anderes Bad zu begeben, und daselbst bis zur Abheilung des Ausschlages zu verweilen, oder zu Hause zu demselben Endzwecke zu baden, oder endlich, wo Anstalten dazu vorhanden sind, die schwefelsauren Päucherungen, das weitaus kräftigste Mittel unter diesen Umständen, zu ge- brauchen, um die Nachtheile, welche das Ver- bleiben des Ausschlages auf der Oberfläche so- wohl, als’ das Zurücktreten desselben zur Folge haben, auszuweichen. Allerdings kann das Aus- "baden zu Pfäfers gegen sehr hartnäckige Unter- 172 leibsbeschwerden, katarrhalische und rheumatische: Affektionen, Krankheiten von specifischer Schärfe ,. chronische Exantheme, Gontrakturen und Gelenk- steifigkeiten sehr wohlthätig ja einzig, heilsam wir- ken; a Personen, diesen es eh schwer fallt „ auf de gesellschaftliche zu verzichten , die über ihre Zeit verfügen konnen, und genugsame peeu-- niare Mittel besitzen, haben den Badeausschlag in Pfafers nicht zu scheuen, wenn er übrigens ihren Umständen angemessen ist. In entgegen- gesetzten Fällen aber. muls man’ zur. Vermeidung desselben entweder gar nicht, oder nur selten’ ba- den, oder wenigstens jeden zweiten, dritten Tag mit dem Ende aussetzen, je nach Malsgabe der dazu vorhandenen Neigung. Ist der Äusschlag der Absicht des Arztes und des. Kranken. ‚entge- gen, bereits an einzelnen T'heilen ausgebrochen, so lasse man die befallenen T'heile wiederholt blu- üg schropfen. Wird derselbe dadurch nicht, ge- hiokient so ist der Kranke sehr zu bedauern, a ihm seine Umstände nicht. gestatten, entweder an Ort und Stelle, oder Pe nr zu Hause auszubäden, oder die Gabrtiefiläninen Raucherun- gen zu gebrauchen , bis der Ausschlag. allgemein erschienen und dann wieder überall abgeheilt ist, was viele Wochen Zeit erfordern kann, und da- her gemeiniglich nicht wenig heschyreukale ISterie Die ‚Lage und. Lokalitat des Gurortes. Pfä= fers sind. w oh anziehend für den Reisenden, nicht aber für den Gurgast, und am allerwenig- sten bei truber , reguichter und feuchtkalter Wit- ‚terung , welche Bewegung. i im Freien und. kleine Excursionen nach da und dort in der Umgegend nicht gestattet. Eine wild-romantische, cE ein- | gerissene Felsschlucht, von der schäaumenden 7a» 173 nina durchtobt , deren Getose, besonders nach Regengüssen , das Ohr betäubt; auf der rechten ‚Seite Es Flusses eine senkrechte Felswand von ‚mehr als 600 Fuls Höhe, auf der linken Seite, ‚wo sich die Heilanstalt befindet, ein 'eben so ho- ‚her, steiler , übrigens angenehm mit, Grün uber- „wachsener Abhang ; klosterartig eingerichtete Ge- .bäude mit meistentheils finsteren Zimmern, in wel- ‚chen man kaum den Himmel erblickt: alles dieses ‚sind Umstände , welche die Neugier des Reisenden ‚aufregen,‘ und ihn zu einem Besuche des Bades ‚antreiben konnen, keineswegs aber "anlockende ‚Reizmittel zu einem Aufenthalte von 3 bis 4 Wo- chen an einem solchen Orte. Entsteigt man der ‚Felsschlucht, so gelangt mamin ein angenehmes, ‚ziemlich bebautes, mit den Dorfern Yalens, Ya= fön, und mit mehrern Höfen und Hütten besetz- tes, von den hohen, zum Theil mit ewigem Schnee bedeckten Bergen: Monteluna, graue Hörner, ‚Calanda und Madonna umschlossenes Thal, ‚das in südlicher Richtung in das enge Aalfeuser- thal übergeht, von wo die Tamina fast unterir- ‚disch herstromt. Lockend für Reisende und Gur- ‚gäste ist besonders der Weg zu der Quelle, der etwa.d Minuten beträgt, und den Anblick eines Äurchtbar-schonen Naturschauspieles gewährt. Al- lein dieser Weg ist für jeden, der ıhn geht, mit Lebensgefahr verbunden. Der Schwächliche,, der Schwankende und Schwindelnde werden ihn nicht anternehmen, oder doch nicht vollenden. Aber ‚auch .den, der festen und sichern Fusses und schwindelfrei ist, kann ein unvorhergesehener , nicht voraus zu berechnender Unfall: der leich- teste Milstritt, ein augenblicklicher Verlust des Gleichgewichtes, in den T'od stürzen; und es ist 174 daher sehr zu wünschen, dafs das Gefahrvolle dieses Weges durch Mittel aufgehoben werde‘, die gar nicht schwierig in Anwendung gebracht werden konnen. Man geht auf einem zuweilen sehr schmalen, nicht mit Lehnen versehenen, an einzelnen Stellen feuchten , mit verwittertem her- ‚abgefallenem "Thonschiefer bedeckten und unebe- nen Bretterstiege,, 3o bis 40 Fuls. über der wü- thenden , die Tiefe der Schlucht ganz ausfüllenden Tamina stromaufwärts; rechts und links steigen die Felswände senkrecht empor; oder sie über- ragen den Wanderer, entziehen ihm den Anblick des Himmels , werfen düstere Schatten auf seinen Weg und die nahen Gegenstände; und da wo der Weg von Valens. und aus dem Bade nach dem Dorfe Pfäfers über die Schlucht führt, schliessen sie sich von beiden Seiten zu dem schauerlichsten Gewolbe , das man sich nur denken kann. | In Hinsicht auf die Einrichtung der Zimmer , die Kost und Bedienung ist in der Curanstalt Pfä- fers von dem L. Gotteshause , dessen Eigenthum jene ist, besonders durch den gegenwärtigen Hrn. Abt, sehr vieles rühmlich verbessert , und den Wünschen der Curgäste in vielen Stücken bereits entsprochen worden. Und es lalst sich mit aller Zuversicht von der anerkannten Gemeinnützigkeit des Stiftes hoffen und erwarten, dafs dasselbe den noch vorhandenen wesentlichen Bedürfnissen nach und nach so viel als moglich abhelfen, und den billigen Wünschen der Curgäste um so eher Rech- nung tragen werde, da diels die sichersten Mittel sind, um den Credit dieser so sehr wohlthätigen Heilanstalt beim ärztlichen und kranken Publikum immer mehr zu befestigen, und dem Gotteshause immer reichlichere Zinse von den daran verwen- deten Capitalien zu verschaffen. se | IV. 2 ik Einige Worte über die Seekrankheit aus Selbsterfahrung. Der medizinisch-chirurgischen Gesellschaft des Cant. Bern vorgelesen den 24. April 1822. durch Dr. Brunner. | L .-. - Quzxque ipse miserrima vidi Et quorum pars magna fü . » . Virg. - Den Grundsatz dafs, um eine Krankheit recht zu kennen, der Arzt sie selbst durchgemacht haben müsse , wen man zwar, zum Heil unseres eige- nen Sanitätspersonals aller Länder und Orte, wohl nur im Scherz ‚aufzustellen versucht seyn, aber nichts destoweniger bleibt es wahr, dals es Ge- fühle und Zustände giebt, deren eigentliche Na- tur und Heftigkeit nur ullein durch eigene Per- - ion gehörig gewürdiget werden konnen. Die Seekrankheit, als ursprünglicher Nervenaffekt , gehört unstreitig in diese Ciinig Verfasser die- ser Blätter hat sie selbst in aller möglichen Form durchgemacht , philosophisch-pathologisch durch- gefochten und glaubt, da er, durch sein eigenes Gefühl geleitet, der Quelle des Uebels während seines Daseyns nachsann , solche wirklich aufgefun- den zu haben. Er wird daher in dieser kurzen Abhandlung : ı) den ganzen Verlauf seiner eigenen Seeaffec- tion während der Ueberfahrt von Calais nach Dover historisch und blofs dem wesentlichen nach darstellen; E “ 176 . 2) seine Anfalle dieses peinlichen Gefühls auf der Rückkehr vom Brighton nach Dieppe vergleichungsweise uber ; 3) seine Ansichten über die Ursaehe und das Wesen dieser eben so’ künstlichen als durch- "aus gefahrlosen Ärankheit der Gesunden aus a Gesagten zu entwickeln trachten. Daes ee schwer ist, sich solche Gefühle der unangenehmsten Art a priori zu denken, so lebt Verf. in der getrosten Hoffnung, es werde seine Erzählung als Axiom gelten bei allen denje- nigen ‚welche nicht etwa, um das Gegentheil be- weisen zu konnen, seine Erfahrungen zu wieder- holen sich geneigt finden dürften.» Dafs die nach- folgende Erklarungsweise individuell sei, versteht sich wohl von Steh Es war (so tritt Verf. redend auf) den ı. Oct. ı821.um % 3 Uhr Nachmittags, als, nach 2% tagigem- bangem Erwarten bessern Windes das französische Paketboot Iris (Capitän Souville) mit beiläufig 60 Passagieren beiderlei Geschlechts und aus Serchinlenen "Nationek (meistens Engländer, \ Franzosen und Schweizer) vom Hafen zu Galais nach Britanniens weissem Gestade absegelte. Der vorher sehr heftige Gegenwind hatte er seit Mittag, von RE in Nordwest umgewehdet, wodurch die Ueberfahrt zwar ungefährlich, aber doch lange nicht gut geworden war. Anfangs lich gieng alles erwünscht, die Gesellschaft war guter Dinge, lachte, scherzte und hielt sich, da die Witterung hell war, sammtlich auf dem Verdeck auf. Lange blieb die französische ‘ Küste im Angesichte , denn der immer noch etwas widrige Wind machte das Lavieren no- thig. Nach Verlauf von % Stunde ward es all- | 177 mählig stiller, allgemach zerflofs die Gesellschaft , und es füllte sich in gleichem Mafse die geräumige und reinliche CGajüte. Dals die Frauenzimmer das Drama eroflneten , wird niemanden wundern. Das beim Lavieren stattfindende Wenden des Schiffes vermehrte jedesmal die Zahl der Kranken. So lange ich mitten auf dem Verdeck auf dem Deckel der ins innere führenden Wendel- ireppe sals, die Augen dem Schnabel des Schiffes zugewandt, gieng alles gut; ein neben mir sitzen- der älterer Engländer wollte mir schon das Gom- pliment eines guten Seemanns abstatten, als mich der unglückliche Einfall (oder vielmehr die begin- nende Nothwendigkeit) ergriff, meinen Sitz zu verlassen und auf den an die Gajüte stolsenden Abtritt hinunterzuschwanken. Diese WVerände- rung gab den Ausschlag, denn kaum war ich die enge, gewundene Treppe unter stetem Schwan- ken des ganzen Gebäudes heraufgestiegen, so entstürzte mir ohne Rückhalt der gröfste 'Theil des kürzlich genossenen Mittagmahles. An den Rand des Verdecks kriechen, dem’ einmal gefal- lenen Loose mich gelassen ergeben ‚' und den Be- fehlen des allgewaltigen Meeresgottes gehorchen,, war alles was zu thun übrig blieb. So oft das Schiff auf diejenige Seite wandte, auf welcher ich mich selbst befand , fühlte ich eine entsetzliche Zunahme von Milsbehagen, was sich dagegen be- deutend minderte sobald mein Sitz in die Hohe stieg. Der stets conträre Wind stemmte die Wel- len dem Schiffe entgegen, wodurch sein Sinken desto fühlbarer , rascher und ungleichförmiger wurde. Deutlich wahrnehmbar zeigte sich eine mit ‚diesem Fallen zunehmende Ueblichkeit, und ein gewisses unnennbares Gefühl des Dahinschwindens Natw. Annl. 11. 2. 12 175 von der widerlichsten Natur, das momentane Steigen des Fahrzeugs mit bemerkibarem Widerstand von vorne her erleichterte dagegen augenblicklich. Nach Sonnenuntergang wurde die Seeluft un- gemein kühl, ich begab mich in die Cajüte. .Da war das Elend allgemein. Die Verschiedenheit der Tone, Geberden und Stellungen mag dem unpartheyischen Zuschauer ein recht unterhalten- des Schauspiel dargeboten haben, da sogar ich, der ich. tapfer mitspielte, mich hin und wieder, trotz alles Milsbehagens , eines unwillkührlichen f.achens kaunı erwehren konnte. Die meisten Passagiere lagen in den Wandbetten, viele am Fufsboden gerade ansgestreckt, die Unerfahrnen salsen (zu diesen gehörte ich) in buntem Gemische auf Coffern, Mantelsacken wie’s denn kam, und büfsten schwer für diese Stellung. Um einen Be- griff von der Energie dieser anti-peristaltischen Be- wegung durch die Seekrankheit zu geben , diene der einzige Umstand, dafs ich, nach mehreren fruchtlosen und daher sehr abmattenden Versuchen, sogar das Morgens früh 8 Uhr genossene Raffee- fruhstuck nach ı0 vollen Stunden wieder brechen mufste! Wahrlich mit Neptuns gewaltigem Drey- zack lafst sich kein Helleborismus vergleichen! Zwar komnte ich unmoglich sagen, ob ich mich in der Cajüte oder auf dem Verdeck besser oder schlimmer befunden, wohl aber fühlte ich eine merkliche Verschiedenheit beim Wechsel, von dem einen zum. andern, daher die anfangenden Uebligkeiten beim Eintritt in die Cajüte so bedeu- tend, beim Hinaufsteigen aufs Verdeck aber so, nnhbezwingbar überhand nahmen , und ich, nach meinem zweiten Hinabsteigen (eigentlich blofs un-. iernommen den Mantel zu holen) ieines wiederhel- 179 sieh hinaufzuklimmen durchaus unfahig war. Es scheint mir, nebst allen unten zu yerkähtkn: den Umständen, vielmehr die mit spontaner' Be- wegımgsanstrengung verbundene 7% emperatur= Veränderung, vielleicht auch die passive Dia- gonalbewegung bei aufgerichtetem Korper Schuld zu seyn, "als die ‘schwüle Cajütenathmosphäre , an welche man sich sogleich gewöhnt. Wer kennt nicht die Erfahrung, dafs Betrunkene vom Hinaustritt ins Freie ein erleichterndes Erbrechen bekommen, und doch fallt es niemanden bei zu en kühle Luft bewirke Brechen! Endlich um ıı Uhr Nachts war es überstan- den. Die Boote von Dover naheten heran, die ranken stiegen bei hellem Sternenglanz in die äh den Wogen umherschaukelnden Fahrzeuge, und liessen sich an’s hellerleuchtete Gestade 1% in- gen.‘ Mit Betreten der Brittischen Erde war "jede Spur von Ueblichkeit wie durch Zauber ver- schwunden , es hatte sich sogar beirmir asien and etwas Durst eingestellt. Nicht vollig so verhielt es sich, als ich am 10. Oktober Abends um 7 Uhr, bei hellem Voll- mondsschein und wolkenlosem Himmel dem freund- lichen, heitern und lieblich gelegenen Brighton und mit ihm dem hochherzigen Brittenland ein Le- bewohl sagte ‚ um auf dem schonen und grolsen englischen Paketboot von 84 Tomnen, the Lord Wellington , unter Leitung des braven Gapitän Ehedsmar mich den unsteten Wogen, nd dies- nal auf längere Zeit anzuvertrauen. "Weil Bright - keinen Ehafen ‚ sondern eine blofse Rhede Ha du e mulste die Reisegesellschaft sammt ihrer’ ‚Bigage in Booten bis zu dem in Kanonenschufsweite‘ a Ufer vor Anker liegenden Paketboot geschafft % 150 / werden. Da die See ziemlich hoch gieng , ‘kam - ieh schon halbseekrank aufs Schiff, und koennte des majestätischen Schauspiels einer Mondschein- Nacht auf offener See nur sehr unvollkommen geniessen. Abermals behauptete meine noch nicht seemännisch gewordene Natur ihre Rechte, doch mit ein Paar Mahnungen war’s für diesmal abge- than. Ich entdeckte namlich, wie durch Zufall, nach vielerlei vergeblich versuchten Stellungen , die Behaglichkeit der ausgestreckten Rücken- oder Seitenlage, nahm sie sowohl auf dem 'Ver- deck als spaterhin im Bette (insofern eine Art von Wandschubladen mit Vorhängen einer wollenen Decke und ı Haupikissen diesen Namen verdient) an, und brach nun kein einziges Mal mehr. Auch diesmal hatten wir Widerwind und kamen , statt in 20—22 Stunden nun erst nach 30 Stunden in Dieppe an, daher gieng der ganze ııte Oktober in Faullenzen und 'Traumen in der Gajüte verloren. Die Bewegungen des Schiffes waren bei fort- _dauerndem Gegenwind ziemlich unsanft , allein die liegende Stellung , mein ruhiges Verhalten, wahr- scheinlich auch eine schon vor sich gegangene An- gewohnung des Schaukelns erregten endlich statt Eckel einigen Appetit, wobei mir ein Stück schmack- haftes englisches Brod und ein Glas frisches Was- ser trefllich zu Statten kamen. Abends um % ıı Uhr rief der Capitän aufs Verdeck. Das Meer gieng, mälsig. hoch, die niedrige aber dennoch steile inzugängliche Küste von Frankreich lag ganz nahe vor uns. Doch kaum in das herbeieilende, Boot ‚hinabgestiegen , empfand ich, wegen der lebhaftern Schaukelbewegungen die alten Uebel- keiten, wiewohl in geringerm Grade, und mulste mir beim Eintritt ins Schlafzimmer zu Dieppe zum 181 letzten Male Luft machen. Aus dieser getreuen Erzahlung des Hergan- ges scheint sich nun zunächst folgendes zu er- eben : 3) Dafs ich die Seekrankheit wohl in aller Form gehabt. | 2) Dafs das Uebel sich beide Male bei Wider- wind einstellte. 3) Dafs die liegende Stellung bei weitem die behaglichste war. 4) Dafls auch nach evacuierten Speisen die An- ' strengungen zum Brechen dennoch fortdauer- ten, und statt zu schweigen, nur um desto quälender wurden. 5) Dafs längere Ueberfahrten verhaltnifsmäfsig wenigere Beschwerden mit sich bringen als kürzere. 6) Dals überhaupt das Sinken des Schiffes das unangenehme Gefühl vermehre, das Steigen es vermindere. 7) Dafs man sich an diesen so gut als an jeden andern anfänglich blofs unangenehmen Ein- druck gewohnen konne. Es ist-über die entfernte wie über die nächste Ursache der Seekrankheit vieles gesagt, geschrie- ben und gemuthmalst worden, und die allerson- derbarsten cosmodynamischen Theorien sollten die Erregung dieser heftigen anti-peristaltischen Bewegung erklären. Doch wie’s so oft in der Pathologie geht, geschah es auch hier: das zu- nächst liegende wurde von vielen (vorzüglich de- nen die hinter ihrem Schreibtische nicht wohl selbst seekrank werden konnten) überseben. Ich will da- her versuchen, ob es mir besser gelingen werde: Schon das vorausgehende Gefühl von Vollheit, 182 das wiederholte unwillkührliche , keineswegs er- leichternde :Gähnen, die allmahlig zunehmende Empfindlichkeit gegen die Bewegungen des Schiffs, das allgemeine Milsbehagen und viele kleinere, kaum zu beschreibende Gefühle, besonders in der Herzgrube, zeigen eine gastrische Affection und allgemeinen Nervenreiz an. Es fragt sich nun hiemit: ı) welches Uebel ist das ursprüngliche, die gastrische Affection oder die Nervenempfin- dung? 2) wie stehen beide Krankheitsäusserungen unter . sich in Zusammenhang ? 3) wodurch wird wohl die ganze Reihe von Zu- fallen erzeugt? I. Sympathische Natur der Seekrankheit. In Hlinsicht des ersten Punkts scheint es mie ziemlich einleuchtend, dals das Nervensystem die Hauptquelle sei. Denn ohne zu erwägen, wel- chen Einflufs der Zustand des Gerebral-Nerven- systems auf die Verdauungsorgane ausübe, .wie durch Hemiranie, durch Verletzungen und Errschüt- terung des Gehirns u. s. w. Brechen erregt werde, ergiebt sich die sympathische Natur des Uebels deutlich genug aus dem Umstande,, dafs, bei jeder Epoche der Verdauung, die Krankheit ihr Recht behauptet, mit dem Unterschied jedoch, dals bei teerem Magen das unnütze und blo/s krampfhafte Würgen eine consensuelle Affection des Magen- mundes beurkundet. II. Zusammenhang der Erscheinungen. .. Dieses angenommen liesse sich der Zusam- menhang. heider Uebel als Ursache und Wirkung 185 folgendermalsen erklären : durch die Sinne werden die Eindrücke von aussen vermittelt, die ihnen zu- gehörigen Nerven fühlen bestimmt, deutlich und mit Bewalstsey n. Durch sie geht Wollust und Schmerz. hervor , insofern sie sich klar aussprechen. Allein jedes Gefühl von allgemeinem Mifsbehagen , wel- ches sich durch Worte nicht nsdrseheh lalst , mufs in einer andern Quelle gesucht Werden Die Präcordialangst z. B. sitzt offenbar in einer Afleetion des Solar-Nervengeschlechts. Letzteres aber steht dem allgemeinen dunkeln CGonsensus unter den Organen der Reproduction vor, und, obschon in etwas von dem Gerebralsystem iso- liert, durch Hülfe der herunıschweifenden Nerven und anderer Nervenstamme und Geflechte mit letz.- term in Verbindung. Eindrücke aber, welche vom ganzen Kürper mittelst der‘ Sinne aufgenoni- nmıen werden, mussen dem Gemeingefühl um so verworrener zukommen, als sie selbst auf unge- vegelten, unbestimmt echenlien Bewegnngen beruhen. Folgender Umstand beweist diese sympathi- . sche Uebertragumg des Gefuhls am allerdeutlich- sten: die Bewegung des Schiffes verursacht eine stete Veränderung der Lage aller umgebenden Dinge in Beziehung auf uns, ähnlich derjenigen, ‚ welche auf der Schaukel oder bei schnell FIRAPER hender Bewegung des Körpers entsteht; hiedurch wird in den Augemerven ein Gefühl von Schwin- del erweckt, welches zwar bei weitem weniger heftiger ist, sobald man die Augen schliefst , od gerade gegen den Himmel aufschaut, aber kei wegs ganz aufhort. Nun aber steht das Gehirn bekanntlich mit dem sympathischen Nerven und "durch den herumschweifenden Nerven mit dem 184 Magen in Verbindung , es ist demnach begreiflich , 2 dan das dunkle Gefühl des Schwindels Fa Rich... tung nach den Unterleibsgeflechten nimmt und da- durch vielleicht das Gerebralsystem vor Ohnmach- ten schützt, welche bei der Seekrankheit in der Regel so wenig vorkommen, dals gerade die volle Geistesbesinnung einen ihrer peinlichsten Begiasier ausmacht. Ohne die mindeste Ueberladung der Viopdenis ungswerkzeuge bricht daher der Fra ‚ ohne dasies zu bedürfen , und folglich ohne dauernde Erleichterung wie bei materieller ‚Ursache primär gastrischer Affectionen. IH. Ursachen. Wodurch wird die Seekrankheit veranlafst? Gäbe es wohl eine Constitution, ein T'empera- ment, welches dazu disponierte , eines das dag: gegen schützte? Oder giebt es aussere Momente, welche sie, unter gewissen Bedingungen , begünstigen , andere die sie hihterfäiben.. Pi wofern sie bereits vorhanden ist, entfernen? A. Prädisponierende Ursachen. Es thut mir leid sagen zu müssen, dafs, in. Hinsicht der ersten Frage, die Erfahräng auch hier jede 'T'heorie im Bücher Kilie ji So viele Personen ich über diesen Gegen- stand befragte, selhst erfahrene Seeleute, eben- soviele erklärten mir geradezu, dafs sie hierüber nichts entscheiden wollten, weil sich schlechter- dings nichts bestimmtes sagen liesse. Starke und Schwache, Reizbare und Pflegmatische, Junge und Alte, Männer und Weiber, Cholerische und | 185 Sanguinische stehen unter Neptuns eisernem Scep- ter, sobald sie sich seinem launischen Wasserge- biete anvertrauen, einige mehr, andere weniger, . ja selbst alte ergraute Seeleute sind vorüberge- henden Anwandlungen des Uebels ausgesetzt. Der Seeheld Nelson soll fast jedesmal, wenn er nach längerem Aufenthalt am Lande sich ein- schiffte, die Seekrankheit verspürt haben. "Jemand bleibt heute verschont , welcher mor- gen vielleicht heftig seekrank wird, und umgekehrt. Auf langen Seefahrten brechen einige fast bestän- dig, andere in den ersten Tagen, Stunden, an- dere nur erst im Verlauf der Reise (hauptsächlich bei Widerwind), manche gar nie. So erzählt Alex. von Humboldt von sich selbst, dafs er auf seiner Ueberfahrt von Teneriffa nach Sudame- rika nicht ein einziges Mal Uebligkeiten ver- spürt und daher, während fast sammtliche Passa- giere seekrank darniederlagen, seine wichtigen physikalischen Versuche über die Meerestempera- tur in verschiedenen 'Tiefen ungestort verrichtet hätte. | Meist indessen stellt sich das Uebel am ersten Tag ein, mindert sich stufenweise bis es ganz verschwindet und macht sodann gemeiniglich einem starken Appetit Platz. Ich bin überzeugt, hätte meine zweite Ueberfahrt langer gedauert, der Ste und folgende Tage wären mir ohne Anfechtung und ruhig, verstrichen. Wahrscheinlich ist daher die Angewöhnung an die Bewegungen des Schiffes das sicherste Heilmittel, aber eine Gewohnheit, welche an- fänglich sich fast immer nur auf die gegenwärtige Seereise erstreckt, und bei einer 2ten und 3ten wiederholt werden muls, bis sich das Nervensy- 186 stem gleichsam spezifisch gegen die Bewegung abgestumpft hat. Indessen will man im Allgemeinen bemerkt haben , dafs blonde weniger als braune oder schwarzhaarichte Personen von der Seekrankheit leiden , was sich vielleicht aus der durch die Farbe des Haarwuchses und einen gewissen Grad der Reizbarkeit im Abdominalsystem sich aussprechen- den Gonstitutions- und 'Temperaments - Verschie- denheit und wohl auch daraus erklären liesse,, dals dunkel gefärbte Augen (die gewöhnlichen Be- gleiter dunkler Haare) nach der Becbachtung erichinfunn Augenärzte ‚ für sensorielle krank Eindrücke empfänglicher, reizbarer und zu Sto- rungen des Sehvernögens disponierter scheinen als die mehr zu Entzündungen und Organisations- fehlern geneigten hellern. = B.. Gelegenheitsursachen. Man hat, sowohl Aerzte, Physiologen als auch Layen, verschiedene aussere Momente der Erregung der Seekrankheit beschuldigt, haupt- sachlich sind es folgende: a. Der Theer- und Salzgeruch der Schiffe. Allein 1) in einem Seehafen wo durch Beisam- menseyn vieler Schiffe der Geruch ungleich star- ker und unangenehmer ist, wird wohl niemand auf festem Lande die Seekrankheit bekommen, ich wenigstens habe von keinem solchen Beispiele ge- ‚hort, Seoul 2) in den Cajüten der Paketboote , wel- che den reinlichsten Schlafzimmern des Continents gleichzustellen , und von jedem Geruche frei sind , bekommt man die Seekrankheit so gut als auf dem Verdeck, ja nach mancher Behauptung noch eher und heftiger. 187, ob» Die Veränderung des athmosphäri= schen Druckes durch’s plötzliche Steigen und Fallen. Ich kann mich den Augenbliek nicht entsinnen, wer diese 'T[’'heorie 'aufstellte, doch zu fragen dürfte erlaubt seyn,. ob denn eine dia- metrale Bewegung von 10—1ı2 Fuls einen so grolsen Einfluls auf belebte Korper auszuüben, gerade diese und keine andere Wirkung hervor- zubringen im Stande wäre? wie man sich denn daran zu gewöhnen vermochte? Woher die Ver- ‚minderung der Uebelkeit durch’s Schliessen der Augen oder Aufwärtsblicken? und eine Menge anderer , ebenso schwer zu beantwortender e. „©. Das Hin- und Herschwanken der Ge- genstände vor den Augen. Dals dieses aller- dings viel beitrage, ergiebt sich aus dem obigen. Aber einzige Veranlassung kann es darum nicht wohl seyn, weil die Krankheit fortdauert, wenn man gleich die Augen schlielst. Nach meiner völligen Ueberzeugung sitzt die Quelle des Uebels einerseits in einer (besonders beim Widerwind fühlbaren) Unregelmässigkeit der Bewegung, woran das Sensorium nach den allgemein organi- schen Gesetzen sich zu gewohnen Mühe hat, an- dererseits in dem durchs Sinken des Schiffes ent- stehenden *), mit keiner Furcht (vielmehr mit totaler Gleichgültigkeit gegen Gefahr und sogar mit Lebensüberdruls) verbundenen Gefühl von Mangel an Widerstand und Dahinsinken ins Bodenlose. Wer hieran zweifeln sollte, den bitte ich zu berücksichtigen : *) Alle die, welche ich über Seekrankheit zü sprechen Gele. enheit hatte, kamen, auch unaufgefordert und von freiem trieb darin überein, das Sinken sei ungleich widerlicher als das Steigen. 188 “ ı) Das ganz analoge Gefühl desjenigen,, welcher im Wagen rückwärts sitzend, die Gegen- stände rasch zurückweichen, gleichsam von sich fliehen sieht. 2) Die Empfindung der Schaukel (des sogenann- ten Reitseils) wo das Sinken ungleich mehr Schwindel als das Wiederaufsteigen erregt. 3) Die Empfindung der herannahenden Ohnmacht, welche in einem Schwinden (Zerfliessen) der Gegenstände (Schwindel) besteht. Nun aber ist es sehr denkbar , dafs eme Erschei- nung hier Ursache seyn konne, wenn sie dort Wirkung war, oder mit andern Wor- ten: das Gefühl von Schwinden in den lee- ren Raum, welches der Uebelkeit oder der Ohnmacht als Symptom vorangeht, kann hin- wiederum primär seyn und letztere erzeugen. Diefs nun wäre die berüchtigte Seekrankheit. 4) Hiezu kommt endlich noch die bekannte Er- fahrung von Beangstigung , Schwindel und Ohnmacht, welche alle Besteiger hoher Berg- spitzen und Aeronauten in einer gewissen Hohe empfanden , sie weist offenbar auf eine durch verminderten Luftdruck hervorgebrachte Sto- rung des Gleichgewichts und ein Bedürfnils nach äusserem Widerstand zum Wohlseyn des menschlichen Korpers hin. C. Diätetisches Verhalten. ı. Ob man sich nüchtern, oder nach gehal- tener Mahlzeit aufs Schiff begebe, ist ungefähr einerlei, blofs mit dem Unterschied, dafs, so lange Stoffe ausgebrochen werden konnen , die Anstren- gungen weniger beängstigend und peinlich sind. . 189, Einige vathen leichte, andere schwere Speisen , die einen den Genuls spirituoser Getränke, z. B. eines starken Weins, sobald Uebelkeit eintreten will, andere vegetabilische Sauren , noch andere laues Wasser, Tihde „.das Bieehen' zu befördern. Allein bei Annahme des obigen Satzes, dafs das Magenleiden secundar sei, fallen alle diese Rath- schlage als eigentliches Präservativ oder Heilungs- Bere weg, ne konnen, bei stets fortdaurender Bewegung, hochstens iii Palliative gelten. 2. Wichtiger ist die Stellung , welche man Iieldem "Schiffe beobachtet. .' Je mehr der Körper äufgerichtet ist, desto bedeutender ist das Hin- and Herschwanken des Kopfes, desto stärker die Diagonalbewegung beim Sinken; in der Rücken- lage hat der Körper die meisten Berührungspunkte Ai der sich bewegenden Masse des Fahrzeugs, daher auch das verhaltnilsmälsig geringste Ge- fühl von Widerstandsmangel, folglich ist diese Stellung allen denen, welch von der Seekrankheit einigermalsen verschont bleiben wollen, vor jeder eh rtzürathen! 3. Da die Bewegungen, des Schiffs an seinen beiden Enden am stärksten sind, so ist es rathsam sich bei anfangendem Uebelbefinden dem Mittel- masie zu en n. 4. Würde ich jedermann shit, ‚„ eher ent- fernte, sich scheinbar stets gleich und ruhig blei- hende Gegenstände (z.B. da Himmel , ey Ho- rizont) als aber die zunachst umgebenden anzu- schauen. Es ist mir sehr wühskchi dals, wenn der Aufenthalt in der Gajüte vehlichzedunsl- ler als der auf,dem Verdeck indisponieren sollte , die Ursache davon eher in den nahe umgebenden = / und stets heftig schwankenden Gegenständen , als in irgend San anderm zu such sei. "Was aber alle diese Gautelen nicht zu a stelligen . vermögen, ithut bei langern Seefahrten die Bekainheiie ganz.allein. Sie m es übrigens , welche den lsosen gegen die stündlich kat un- ter den fürchterlichsten Gestalten ihn bedrohenden Lebensgefahren mit einem Heldenmuth ‚einer To- desverachtung und einer Seelengröfse ausrüstet , die den gemächlichen "PER TEWERETINEN zum Stau- nen, ja ich mochte sagen zur Bewunderung hin- reilst. Durch Gewohnheit lernt das kleine, aber bewundernswürdige Geschopf , das. wir Mensch nennen, der Wauth der Naturkräfie trotzen und Weltgeg enden unter sich verbinden, weiche nur da- rum getrennt scheinen, damit des verwegenen Ge- schlechts angestammte Vortrefflichkeit sich zu ent- falten Gelegenheit finde. SEN ‚ Arzneien richten gegen die Shekoknlclieik we- nig aus, denn sie kann de veranlassende Ursache dei nicht . heben. : Indessen mögen bei schwächlichen, zu Krampfen geneigten Pescanin. spirituose antispasmodica , welche den Leib nicht anhalten , - allerdings von Nutzen seyn, und die, Heftigkeit des Brechens mildern. Die Engländer gebrauchen gerne ein Gemisch von Wasser und Branntwein ‚ ich kann jedoch die Wirksamkeit dieser Arznei durch keine Erfahrungen belegen. So widerlich, peinlich und angreifend indes. sen die Seekrankheit ist, so gefahrlos ist sie dage- een. Wie mit eihem Zauberschlae sind die dit Behafteten beim Auftreten an’s feite Land geheilt. Der Beispiele von Menschen, welche davon ge- storben seyn sollen, sind äusserst wenige "und ihrer Authenticität möchten wohl einige Zweifel x 191 unterliegen. Grolse Gefahr in Stürmen macht sie oft augenblicklich verschwinden, ebenso der An- blick des Landes und die süsse Hoffnung es bald zu erreichen. Sie hat schon manchen nach tro- pischen Gegenden segelnden,, des dortigen Climas ungewohnten Europaer gegen Gallenfieber und andere todliche Seuchen bewahrt *) und also im Ganzen mehr genützt als geschadet. So viel was ich über. diese vielfach bespro- chene Krankheit der Gesunden aus Selbsterfahrung und Selbstheobachtung zu bemerken . dienlich glaubte. Es wäre wohl überflüssig, bei einer seefahrenden Nation über einen so allgemein kun- digen Gegenstand sich auszudehnen, allein in un- serer binnenländischen Schweiz stolst es nicht jedem Arzte zu, dieses Uebel selbst zu beobachten und ich schliesse daher mit dem Wunsche , es moch- ten alle Andersdenkenden ebenso aus Erfahrung sprechen lernen, als ich es gethan. u) Conf. Golberry voyage a la cöte de P-Afrique oceidentale, "Paris 1779. Vol. II. äh # 192 j V. Ueber das Vorkommen des. Dattelbaumes in Italien. Von ebendemselben. Bekanntlich sind es blofs vier Arten aus der ganzen zahlreichen Palmenfamilie, welche sich uber die nördliche Gränze der Wendezirkel hinaus erstrecken , die mittelländische Zwerg- oder Kü- stenpalme (chamcerops humilisL.) , die 2 Palmetto’s Nordamerika’s (chamoerops palmetto und ch. serru- lata) und endlich der bekannte nützliche sowohl als dichterische Dattelbaum (Phenix dactylifera L.) Dieser letztere ist es, welcher uns hier aus- schliefslich beschäftigen soll, denn an ihn knüpfen sich so hehre Erinnerungen aus der Vorzeit wie an keine andere Palme und ist er gleich langst be- schrieben und bekannt , so dürfte es denn doch, so scheint es mir , nicht ganz überflüssig seyn , gewisse Eigenheiten des Baues und der Natur dieses scho- nen Gewächses durch Zusammenstellung näher zu beleuchten, um manchen Zweifel zu heben und Irrthumer zu berichtigen , welche nicht selten über die anscheinend bekanntesten Gegenstände herrschen, zumal bei denjenigen, welche sie blols aus beiläufigen, abgerissenen , leider nicht immer natur-getreuen Beschreibungen kennen zu lernen Gelegenheit fanden. Der Dattelbaum , ursprünglich wahrscheinlich in Ostindien und Arabien zu Hause, findet sich heutzutage durch den ganzen Orient und Norda- frika verbreitet, von wo er bald nach dem süd- | \ j 193 lichen‘ Portugal , den Inseln des Mittelmeeres , Eirechenland Br Unteritalien wanderte. Aus dem Innern des Gebietes von Tripoli (Biled=ul= derid, wörtlich Dattelland), von Tunis ; Aegypten und Syrien kommen die meisten und beisten Dat- teln in den Handel. Den europäischen Baumen aber fehlt es an der erforderlichen Sonnengluth um die Früchte zur Reife zu bringen, daher man sie blofs der Zierde wegen hin und wieder einzeln anpflanzt, ohne auf Ertrag zu rechnen. Der erste Bat#m dieser Art, der mir auf mei- ner letzten Reise durch Italien im März 1823 zu Gesichte kam, steht in der Vorstadt Capo di Mergellina zu Neapel. Den Eindruck, den die acht-südliche Pflanzenform auf das Göntith des Nordländers macht, läfst sich kaum beschreiben ; mir fielen bei seinem Anblick’ die Schuppen von den Augen und ich rief unwillkührlich aus: : das ist es, Re ich längst geahndet , aber nie gewulst! Herrlich prangte die Krone in- rothlich-gelber Spie- | des matten Blättergrüns , und wiegte sich wohllüstig und gracios in de lauen Lüften dieses Spändes, Von welcher Seite man sie auch be- trachtet, nimmt man lauter edle Formen wahr, und begreift es dann wie dieser Baum durch den von einer Menge nakter Stämme hervorgebrachten Totaleindruck dem Menschen jene örstein Besriffe _ von Säulenordnungen beibringen konnte, Bien stets mehr und mehr sich ausbildender Geschmack wir am griechischen Alterthume bewundern. Don Gastano Desplam), ein Priester und Ei-' ‚genthümer des Garten worin die schöne Palme steht, welche ich von nım an recht oft besuchte, lud mich freundlich zu sich, und schien Wohlge- fallen an meiner botanischen Beseister urZ zu Inden. Natw, Annl. II:2 13 e _ 194. Er gewährte mir einen anfangs Bofs leise ge- äusserten Wunsch, und liels durch seinen Gärtner einen ganzen Früchtebüschel sammt semem Sten- gel und einen Blatt-Wedel herunterholen, da aber der Stamm am Ansatz der Blätter und diese selbst nıit harten, langen und spitzigen Dornen bewaff- net sind, so war es bei beiden unmoglich sie un- . versehrt vom Stamme zu losen. x.) Die Zahl der Büschel weiblichen Geschlechts war 10—ı2, die Länge des flachen, 2 Zoll brei- ten Steckens bis zum Anfang ders Aestehen,, betrug 3% Pariser-Fuls; diese selbst waren:2 Fuls lang, quirlformig vom Hauptzweig ausgehend, geschlan- gelt und den Vertiefungen nach mit stiellos ansitzen- den Früchten reichlich besetzt. Die Datteln selbst waren wächsern-gelb, cylindrisch-oval, kaum ei- nen Zoll lang , im Durchschnitt zeigten sie ein noch rohes, festes, krautig-herbes und zusammenziehend- schmeckendes Fleisch. Statt des eingekerbten, an der Pulpe anliegenden, damit jedoch nicht ver- wachsenen steinharten Kernes, welchen man bei , den im Handel vorkommenden Datteln trifft, war eine ovale Hohlung, in deren untern Spitze der eingeschrumpfte Embryo sals, bemerkbar, zum‘ deutlichen Beweise, dafs das Befruchtungsgeschaft nicht vor sich gegangen, und die ganze Bildung ungültig sei. Der kaum bemerkbar 3lappige , aber mit 3 deutlichen Rippen versehene, gestreifte, tas- senformige und hautige Kelch verband die Frucht mit dem Zweige, blieb aber an diesem sitzen, ' wenn sich jene abloste. Der ganze Baum sammt der Krone mag etwa die Hohe von 35—40 Fuls betragen. Der Umfang des Stamnıes, 5 Fuls über der Erde . 199 wär, sorgfältiger Messung zufolge, 7.Paris. Fufs also der Durchmesser -. . . . 2»F.:%Z% die Gestalt ungefähr eylindrisch. Ich sage absichtlich fünf Fufs über der Erde, denn auch hierin weicht dieses merkwür- dige Gewiche von unsern Baumen ab, dals der bis auf jene Hohe kegelformig sich zuspitzönde Strunk von einer zahllosen Menge kleiner Wur-- zelansätze bedeckt ist, weiche mit aufgehäufter Erde umgeben , sogleich zu ordentlichen Wurzeln auslaufen würden, und so die ausserordentliche Leichtigkeit erklären, womit Palmen überhaupt sich ducch Wurzelschofse fortpflanzen , während ‚ von dort aufwärts kein Baumgeschlecht weniger Tendenz zu Aestebildung verräth , als sie, folg- lich mit einer sehr bestimmten Gränze nur erst hier der Stamm beginnt. Das Alter dieses Individuums konnte ich nicht näher ausmitteln. Der gefällige und redselige Pa- drone wulste blols anzugeben , der frühere Besitzer hätte ihn, ebenfalls ohne sein Alter zu wissen, über- nommen, der Baum sei sıch seit Menschengedenken schon damals so ziemlich gleich geblieben, und da sie beide zusammengenommen schah lange im Be- sitze des Eigenthums wären, so könnte Han sein Al- ter dreist Kür 200 Jahre schätzen. Unter dem früuhern Besitzer soll an der entgegengesetzten Gartenmauer ein männlicher Stamm von derselben Stärke gestar.- dan haben, bis ihn ein Sturmwind sammt oe Wur- »zel ausrils *). Nutzen hat, wie gesagt, der in Europa gezogene Dattelbaum, ausser Feikein zädrkehen Aysehih, wei- ‚*) Schon in St. Non’s Voyage Pittoresgue a Naples et en 'Sieile steht mein Baum , obgleich schlecht genug, Vol. I, Kupfertafel 3, abgebildet, 196 2 ter keinen als etwa die Zweige, welche, bis zu der Länge von ı8—20 Fuls anwachsend, aus einer dreikantigen Mittelrippe und zahlreichen , gewöhnlich paarweis daraus entspringenden, etwa ı%—2 Fuls langen, schwerdformigen, zschnei- dig-zugespitzten steifen Blättchen bestehen. Aus- ser der Processionen des Palmsonntags, wo ganz Rom sich aus dem eigens gepflanzten Palmen- wald bei Bordighera , unweit Nizza “) mit Zweigen versieht, verfertigt man in jener Stadt Stocke aus den mittlern Stücken der Rippe, welche sich durch ihre Dawerhaftigkeit und ihr sonderbar exotisches Ansehen empfehlen. Ihr Besitz gilt gleichsam als Wahrzeichen, dafs je- mand in Rom gewesen sei. Sie müssen im Sep- tember geschnitten werden, wann sie am wenig- sten Saft besitzen, sonst taugen sie nichts. ® Bei meiner spätern Durchreise traf ich zu Terracina in einem Privatgarten 2 Datielpalmen beiderlei Geschlechts nebeneinander , gerade in der Periode, als sich die Blumen-Scheiden offnen wollten. Auffallend verschieden gestalten sich beide; die Spatha des weiblichen Individuums ist 4 Fuls lang, etwa handbreit,, 2schneidig und sa-. belformig gekrümmt. Durch den Druck des- schwellenden Blumenbuschels berstet sie an ihref innern concaven CGante,, ohngefaähr 3 Zoll unterhalb der Spitze, von oben nach unten und Jlafst die ihr an. Länge gleichkommende, nach einer ‘Seite hin hängende, aus grün-gelben,, zahlreichen Aestchen bestehende Blüthentraube , gleich einem unbeweg- lichen Weasserstrahl bogenformig hervorquellen. *) Decandolle rapports et voyages, und Desfontaines arbres et arbustes de la France, vol, I, pag. 458, 397 nn Der Blüthen sitzen an jedem Aesichen oft bis 50, jederzeit in der Vertiefung des flexuosen *), beinahe A4eckigten, durchaus gleichdicken Zwei- ges, haben eine kleine, ätheilige Blumenkrone , und den oben angeführten 3lappigen Kelch zur einzigen kärglichen Bedeckung, auf dem Frucht- knoten sitzt ein einzelnes Pistill "*). Ganz anders verhalt es sich mit der mannli- chen Blume. Kaum 2% Fuls lang, und nur 4 Zoll breit, aber von unverkennbar stärkerem, gedräng- ‘terem Bau aller Theile, offnet sich hier die Scheide nicht auf ihrer Cante, sondern langs der Mitte / ‘beider flach gewolbten Seitenwände bis auf die ‚Hälfte ihrer Länge; gleich wie dört, nicht durch Klaffen einer Nath, sondern durch Zerreissung des faserigten Gewebes selbst. Der von Fülle strotzende, durch eine Unzahl in Spiralrichtung umsitzender , gelbgrüner Blumen gebildete, keu- lenformig -zweischneidige Blüthekolben gewährt einen ganz eigenthümlichen Anblick. Der Geruch © welchen er, jugendlich und frisch, verbreitet, ist — ausserordentlich stark, aber lieblich, veilchen- - oder noch richtiger nymphäenartig, und theilt ' sich dem Zimmer, ja sogar dem bereits dürren 4 Holzgewebe der Scheide und des Stengels dauer- haft mit **"). Die Blumen selbst haben einen 'Slappigen Kelch, eme ätheilige, länglichtzuge- ‚spitzte Krone und 6 Staubfäden, welche kürzer als die Krone sind. *) Man verzeihe mir diesen undeutschen Ausdruck , ich - kann in unserer Sprache kein Wort finden, das dem Begriffe so ganz entspräche. _**) Ueber das vermuthliche Abortieren der beiden übrigen prä- - formierten Keime in der Dattelpalme vide Turpin memoires du musee d’hist. naturelle , vol. III. pag. 411—417. #9) Noch’ immer riecht der Schrank in welchem ich. die Schei- den seit einiger Zeit aufbewahre, sehr angenehm, 1 198 Die Gonsistenz beider Scheiden im frischen Zustand ist zahe, jedoch fasericht, ihre Ober- ‘flache der Länge nach gestreift, die Farbe hell- grün, mit einem rostfarbenen, wolligten Ueber- zug vorzüglich gegen beide CGanten hin. Sie spalten Ba ‚ so wie die Blüthezeit vorruckt, im- mer weiter, bis zuletzt die weibliche als bedeu- tungsloser Bast in sich selbst gerollt, aus Mangel an "Zusammenhang i in einem, die männliche dage- ‚gen von beiden a in 2 Scoken sich ablost und am Fulse des Baumes zum Behuf seiner künftigen Nahrung, verfault. In Rom stehen 5 Palmbaume , darımter der vorzüglichste ein, wenn ich nicht irre, weiblicher , besrichtlich hoher und schon beblätterter Stamm im Garten des Klosters San Giovannı e Paolo, unweit des Goliseums steht. Schade jedoch, dafs der an die Nordseite des Stammes anschlagende Regen, da er nicht gehorig abtrocknet, diesen be- reits sehr beträchtlich angegriffen Isatı Schon vielen Malern hat er zum Modell gedient, und eignet sich auch durch seine Grolse ‘und freie Lage hiezu ganz vorirefllich. Noch gedeiht die Dattelpalme unter Pisa’s mil- dem ftinmel. Im nachbarlichen Florenz halt kaum noch die Zwergpalme im Freien aus *), sogar Genua , wo doch Agrumen überall in Gär- ten wachsen, hat es noch nicht glücken wollen, - diese Konigin der Pflanzen grofs zu ziehen. Sie mag also nnerdar um eine Stufe zartlicher als h selbst die Citrus seyn. *) Ein hübscher junger Dattelbaum steht in PR Lage gegen Mittag im Garten der Georgopbilen zu Flo- renz in freier Erde, mufs aber zur Winterszeit stets bedeckt werden. 199 u. BR | ı "Ueber die ursprünglichen Stammracen der Hausthiere aus der Classe der Mammalien. Von Professor Menbr. (V orgelesen in der Versammlung naturforschender Freunde in Bern den 15. Mai 1824). Die Untersuchung über die ursprüngliche Abstammung unserer Hausthiere hat von "jeher die Zoologen beschäftiget. Während es bei einigen dieser nützlichen Thiere ein leichtes war, die ach in ihren ersten, durch den Einflufs des Menschen unveränderten Verkähnisseh ‚ lebenden Original- oder Stammrassen derselben mit unwidersprech- licher Gewilsheit nachzuweisen , mulste es hinge- gen bei mehrern andern Amentac klären bleiben , ob ihre Original- Stammrassen noch irgendwo auf der Erde im ursprünglichen freien und wilden Zustande leben oder nicht. - Ev. Es ist keinem Zweifel unterworfen , dafs unter- unsern Hausthieren mehrere, namentlich das Kaninchen, die Hauskatze , das Hausschwein , deren mannigfaltige Ahbänderungen i in Ausserlichen, f überflächlichen , zufälligen Chaxahteten, als blofse Folgen der däreh die Domestieität herren Aus- ’ artung anzusehen sind, mit den bekannten wilden ren dieser Arten era identisch sind. Dies beweiset nicht nur die gänzliche Ueberein- _ stimmung, in allen wesentlichen Charakteren des Organismus, sondern auch der Umstand, dafs u 200 diese Hausthiere, so mamnigfaltig sie auch im Aeusserlichen, als in Farbe, Grofse, Hautbe- deckung u. dgl. von der Urform abgewichen seyn mögen, wenn sie wieder in den Stand ihrer ur- sprünglichen Freiheit versetzt werden, allmahlig, beiden und-nach einigen Generätionen ich wieder zu ihrer ursprünglichen Bildung zurück- kehren konnen, und dann ‚von denjenigen Indivi- duen ihrer Ärten ‚ welche den freien Urstand nie verlassen hatten, sich durch nichts mehr unter- ‚scheiden. Ueber die Kom ‚des zahmen Esels herrscht @benfalls kein Taveißek.. ds seine ars sprüngliche Stammrasse, wird der in den weit- läufigen Steppen der grofsen. Tartarei in grolsen Schaaren herumschwärmende wilde Esöl. der Onager der Alten, von den Tartaren Kulaz ge- Dan allgemein und mit Recht angenommen. Die- ser de Esel hat zwar etwas schlankere, hohere Beine, als der zahme, tragt auch seinen Kopf höher und seine gespitzten Ohren beständig, auch im kränklichen Zustande, aufrecht ; ıst überhaupt in seinem ganzen Körperbau schlanker , schöner als der zahme Esel, übrigens aber ist zwischen diesem und jenem kein Unterschied , zumal in Asien wo der zahme Esel den unsrigen an Schon- heit, Muth und Schnelligkeit unendlich weit über- wifft ). Nicht ganz so gewils scheint es zu seyn, ob es auch ursprünglich wilde Pferde giebt. Die Meinungen sind hierüber getheilt. Einige Natur- Forschen verneinen es theils geradezu, theils ziehen yB) E: ARE Taschenbuch der Reisen 1810, ir Th. . 22, fl. F 201 sie es in Zweifel. Blumenbach behauptet in der achten Auflage semes naturhist. Handbuchs (vom Jahr 1807) geradezu: : „ursprünglich-wilde Pferde giebt es nicht mehr.“ In der uanenkih Auflage (1821) hingegen macht er es nur zweifelhaft, in- dem er sagt: „ursprünglich-wilde Pferde giebt ‚es schwerlich mehr.“ Ändere, z. B. Pennau Pallas, Gmelin versichern, dafs im mittlern Asien bis fast zum 58° N. B. ae Ver in den unge- heuern mongolischen Steppen und Wiisten noch ursprünglich-wilde Pferde existiren, und ich sehe keinen Grund , warum ich der Versicherung dieser Männer keinen Glauben beimessen solle: Nach ihrer Beschreibung sind diese wilden Pferde klein , standhaft von mausefahler Farbe, dickbehaart, "haben einen verhaltnifsmälsig grolsern Kopf, als die zahmen, und eine merklich gebogene Stirn. Sie leben in Heerden oder Binden an Anfuh- rung eines starken Hengstes, sind sehr wachsam, r Nüchtig und laufen zum Erstaunen schnell. — \ Verwilderte, d.h. ursprünglich von zahmen ab- m Jtammende Pferde, die sich in der Freiheit fort- gepflanzt und in menschenleeren Ländern unge- nein vermehrt haben, finden sich in mehrern Ge- enden der Erde. So trifft man auf beiden Seiten >s Donflusses,, vorzüglich gegen das Asowsche leer hin, Heerden von Pferden. in vollkommen wildem , menschenscheuem Stande, welche sammt- von einer Anzahl russischer Pferde abstam- men, die hei der Belagerung von Asow 1697 ge- Srnaucht worden, und ändlich., weil es an Fulter fehlte, in Freiheit gelassen werden mulsten. In Südamerika, Ho; die Pferde bekanntlich erst durch die Spanier aus Europa versetzt worden N sind , übersteigt die Anzahl der verwilderten Pferde 202 alle Begriffe. „Die ganze, weite Ebene vom Platastrome,“ sagt der Missionair Dobrizhofer in seiner Gesichichte der Abiponer , „ist auf 200 Meilen weit ganz. mit wilden, umherirrenden Pfer- den bedeckt." Hievon kann jeder so viel nehmen, als er will. In wenigen Tagen bringen etliche Reiter viele 1000 Pferde nach Hause. Sie wer- den theils einzeln mit Schlingen, theils in grolser Anzahl gefangen, indem man sie in umzäunte Felder, oder auch in Wasserteiche hineintreibt, Bin solches erst eingefangenes, noch unberittenes Pferd ist unglaublich \vohlfeit!" Veortmale (1697) * kaufte man für ı Rthlr. Werth 20, für ein Huf- eisen 6, für eine Pfeife 5 Pferde, und für 2 Nah- nadeln ein schönes Pferd. Selbst in unsern Zei- ten kostet dort ein schon zugerittenes Pferd hoch- stens 2 Thlr.*). Diese verwilderten Pferde, die in jenen grofsen Steppen ihr schlechtes Futter kümmerlich suchen müssen , dabei der Nässe, Hitze und nächtlicher Kälte ausgesetzt sind, ha- ben mit jenen ursprünglich-wilden i in Leibesgröfse und Gestalt grolse Achnkehkeit; Sie sind“ ganz in den Stand der Natur zurückgetreten, haben ihr veredeltes Aussehen Verloren N sınd so scheu und furchtsam geworden, dafs man sie hierin von den ursprünglich-wilden nicht unterscheiden kann. Allem nachdem sie eingefangen worden, legen sie in kurzer "Zeit ihre Wildheit ab, und lassen sich leicht zu allen Diensten gewöhnen. Bei besserm Futter und gehoriger Pflege erlangen sie auch bald ein veredelteres Aussehen. Von einigen andern Hausihieren, als dem orientalischen Büffel, dem nordischen Rennthiere s *) Zimmermanns Taschenbuch der Reisen. 1807. 8. 218 |. | ni 20) dem Lama der Gordilleren ist es bekannt, dafs ihre Originalrassen noch im Stande der Freiheit existiren. Nach allem aber, was man von diesen erzahlt, scheinen sie von den zahmen T hieren ihrer Arten, weder im der Bildung, noch in der Gemüthsart sich bedeutend zu unterscheiden , welches auch bei den beiden Gameelarten der Fall zu seyn scheint, von denen einige behaup- ten, dals sie noch im Stande der ursprünglichen Freiheit angetroffen werden, was hingegen von andern gelaäugnet wird. Vollig hypothetisch ist nun aber alles, was man von der Abstammung. unserer Ziegen und Schafe , unseres Buadlviehs, und unserer Huude anführt. Die Hausziege lassen einige Naturforscher vom Steinbock, andere vom Paseng (Capra Ae- 'gagrus) sn. Balun meint sogar , sie ne ein Bastard des männlichen Steinbocks und der weiblichen Gemse seyn. Diese letzte Mei- nung ist ganz aus der Luft ergriffen ,„ indem es be- kannt ist, dafs Steinbock und Gemse durchaus keine nsisschaft haben, dals sie vielmehr ein- ander meiden und fliehen. Und selbst wenn die- ses nicht wäre, wenn beide wirklich miteinander Bastarde erzeugen konnten, so wäre dadurch noch nicht erwiesen, dafs die Hausziege dieser Bastard sei. Eben so bleibt es immer eine blofse Vermuthung , für welche alle Beweise fehlen, dafs die Hausziege eine durch die Domestication be- wirkte Ausartung des Steinbocks oder des Pasengs sei. Wenn man für die Abstammung der Haus- ziege vom Steinbock als entscheidenden Beweis die T'hatsache anführt, dafs der Steinbock sich mit der Hausziege fendhihap begatte, so folgt / ! 20 A \ deswegen dennoch nicht, beide für Eine Art an- sehen zu müssen, so wenie als man Pferd und Esel, oder Hänfling, Distler , Zeisig uud ‘Cana- Fienvogel zu Einer Art zahlen wird, weil sie mit Aaer Bastarde erzeugen. Ueberdies wenn auch die Begattung des Steinbocks mit der Hausziege in der Gefangenschaft keinem Zweifel unterworfen. seyn kann, so ist es hingegen noch gar’ nicht erwiesen, dafs sie auch ım freien Naturzustande bisweilen Statt habe. Zwar wird erzählt, dafs einst zwei Hausziegen, die im Herbst auf den Alpen zurückgeblieben und ganz verloren gegeben waren, im folgenden Frühjahr zu grolser Ver- wunderung a, Kigenthumer trachtie in’s Thal von Gogne ‚zurückgekommen waren und beide Steinbocksbastarde veworfen hätten ; allein ieh bm sehr geneigt, diese Erzählung nur für eine Erfin- dung zu halten , wodurch die Besitzer der in der Gefangenschaft erzeugten Bastarde dieselben inte- BR RR zu machen sächteh ‚ um sie desto iheurer verkaufen zu konnen. . Mit dem Paseng oder Feb wilden Ziege, (C. aegagrus) die auf dem Caucasus tnd den Gebir- sen Persiens und Indiens lebt, hat, nach den, Ze) freilich sehr unvollkommenen , Beschreibungen, die man von diesem T'hiere findet, die Hausziege in einigen ausserlichen Chnrikteren; wie z. B. in der Bildung der Horner, im Ansehung des Bartes u. s. w. allerdings eiwas mehr Aehnlich- keit, als mit dem Steinbocke,, welches auch wohl der einzige Grund seyn mag, warum man ziem- lich allgemein den ‚Paseng für die wilde Stamm- vasse der Hausziege angesehen hat, wolür"ubri- gens ebenfalls alle Beweise fehlen; und wenn dieses Thhier, wie Rajus, Büffon,, Pallas und an- 20) dere gethan haben, unter die Antilopen zu setzen wäre, so würde die Sache dadurch noch unwahr- scheinlicher *). Ich .mufs bekennen, dafs ich so Pr *) Cuvier hat in dem Werk: La menagerie du Musdum SL ; . Ai national d’hist. naturelle (A Paris an X (1801) fol.) alles gesammelt, was bei verschiedenen Schriftstellern von die- sem 'T'hiere gemeldet wird, und unter dem Namen: Ze Paseng ou bouc sauvage , (Capra aegagrus Linn. Gm.) ein männliches und weibliches Thier , nebst einem Jungen abbilden lassen, welche unter dem Namen von Bougıe- Zins oder Steinböcken aus der Gegend des Montblanc nach Paris in die. Menagerie gekommen waren. Dafs es keine ächten Steinböcke seien , zeigte sich auf den ersten Blick; das männliche Thier wenigstens konnte wegen der ganz verschiedenen Bildung seiner Hörner, wegen seines Bartes u. s. w. unmöglich für einen Steinbock gelten. Auf die Vermuthung, die früher schon Pallas geäussert hatte, dafs der Paseng auf den europäischen Alpen ’exi- stiren und daselbst immer mit dem Steinbock könne ver- - wechselt worden seyn, hielt Cuvier es für möglich , dafs diese räthselhaften Thiere vom Montblanc von dieser Art wären , mit der sie in den von Pallas angegebenen’ Haupt- charakteren nicht übel übereinzukommen schienen ; jedoch äussert er dabei zugleich einigen Argwohn , dafs die Leute, welche diese T'hiere in die Menagerie verkauften , betrü- - » gerischer Weise ein Paar Geschöpfe für wilde T'hiere aus. gegeben haben möchten, die sie vielleicht durch die Be. gattung eines wahren Steinbocks mit ihren Hausziegen "erzielt hatten. Dieser Argwohn scheint sich mir nun voll. konmen zu rechtfertigen und ich gestehe, dafs ich das männliche Thier jener Abbildung für nichts anderes halten kann, als für einen männlichen Steinbocksbastard , voll. kommen übereinstinimend mit demjenigen, der hier in “Bern im Frühling 1821 von einem 20 Monate alten Stein... bock mit einer, in den Alpen nicht seltenen kurzbehaarten. Abänderung der Hausziege erzeugt wurde, und den wir jetzt, vollkommen ausgewachsen, noch vor Augen haben. : Das weibliche T’hier der Abbildung , welches Cuvier als ziemlich wild beschreibt, scheint mir eine. ächte Steinziege zu seyn. Unser Bastard hat seit zwei Jahren sowohl die Steinziege , die seit dem Herbst 1518 sich in Bern schr, wohl befindet, als auch immer mehrere Hausziegen be. lest. Die aus diesen Begattungen gefallenen Jungen glei. chen vollkommen dem des vermeinten Paseng auf der Abbildung. Alle waren indessen schwächliehrr Art; meh. rere wurden todt geboren , andere giengen, früher oder ' später, Schwachheits halber zu Grunde , gleich wie der Junge vermeinte Paseng in Paris, der nur eine kurze Zeit gelebt hat. 206 n: 2 wenig an die Abstammung unserer Hausziere vom Paseng, als an die vom "Steinbock glauben kann. Nach sei ‚ was man von: Paseng ve ‚ scheint er in seinen Sitten wenig vom Steinbock ver- schieden. Beide führen ein äusserst flüchtiges , menschenscheues Leben auf wilden, unzugäng- lichen Gebirgen, und nur mit grofser Behut- samkeit und Bekämpfung unsäglicher Schwierig- keiten und Gefahren, welche der Aufenthalt die- ser Thiere ihren V erfolgern entgegensetzt, ge- lingt es dem beherzten , nero Jiger bisweilen, sich ihnen zu nähern. Dagegen kennt jedermann das menschenfreund- liche, furchtlose Gemüth der Hausziege, die den Menschen als ihren Beschützer und Freund erkennt und zutraulich sich an ihn anschmiegt und andr: yangt, sobald ein Hund oder ein andörek Thier sie 5 Furcht setzt. Wer erinnert sich wohl nicht von seinen Alpenreisen mit Vergnügen an die Beweise von Zutraulichkeit, welche diese 'Thiere ihm ge- geben haben ? Hlie und da an den steilen Berg- halden zerstreut, zwischen Felsblocken ihre Nah- rung suchend , erblicken sie den vorüberziehenden Wanderer kaum von Weitem, so kommen sie in flüchtisen Sätzen frohlich herbeigesprungen ‚ be- rüssen ihn freundlich meckernd , laufen ihm Stun-. den weit nach und scheinen endiich gleichsam mit Mühe sich wieder von ihm zu trennen, Dies, wird man sagen, ist nın eben die Folge der Domesticitat. Durch diese hat sich nicht blofs die aussere Gestalt der 'Thiere, sondern auch ihr Gemüth, ihr ursprünglich wilder, scheuer Cha- rakter verändert. — Also werden sie, antworte ich hierauf, wenn sie in den Stand der ursprung- lichen Freiheit und Wildheit zurücktreten, gleich. 207 wie ihre äussere, durch die Domesticität verän- derte Bildung nach einigen Generationen wieder in die ihrer ursprünglichen Stammeltern zurück- kehrt, auch nach und nach den ursprünglichen wilden, menschenscheuen Charakter annehmen, wie wir es z. B. von den verwilderten Katzen und Pferden wirklich wissen. Dies ist aber bei den verwilderten Ziegen ganz und gar nicht der Fall, denn man \weils ‚ dafs diese Thiere, nach- dem sie in menschenleeren, unbewohnten Ländern anz sich selbst überlassen worden und langst in = Stand der Wildheit zurückgetreten waren, dennoch ihren menschenfreundlichen, zutraulichen Charakter beibehalten hatten. Büffon führt ein’ _ Beispiel dieser Art an. Als im Jahr 1698 ein | Engl. Schiff an der capverdischen Insel Boa- vista landete, kamen zwei Neger an Bord, welche den Engländern so viel Bocke und Ziegen gratis anboten, als sie nur mitnehmen wollten. Da der Capitain des Schiffes über dieses Anerbieten seine Verwunderung bezeigte, antworteten die Neger: Es wohnten auf der ganzen Insel überhaupt nur ı2 Menschen; die Bocke und Ziegen aber hätten sich in der Freiheit so sehr vermehrt, dafs sie ihnen durch ihre Zudringlichkeit zur grofsten Last gereichten, indem sie den Menschen, wie Haus- thiere überall nachliefen und man ihrer nicht los werden konne. — Es bleibt mir demnach die Abstammung der Hausziege von einer vermeinten ursprünglich-wilden Stammragen höchst unwahr- scheinlich; und gleiche Bewandnils dürfte es auch wohl mit dem Schaf haben. H Von allen Hausthieren scheint das Schaf, so wie es jetzt ist, am allerwenigsten ohne die Pflege und den Schutz des Menschen bestehen zu 208 können. Man behauptet, es sei so sehr Haus- thier geworden ‚ dals es gar nicht. einmal mehr verwildern könne, wie das Pferd, die Ziege , der Hund und die Katze, sondern , schalt es, der menschlichen Pflege beraubt, eh ganz selbst überlassen- bliebe, in kurzer Zeit zu Gtunde ge- hen müsse. Obgleich ich diese Behauptung für übertrieben halten muls,, und ich mir die Existenz dieser Thiere nicht so ganz und gar und einzig auf der menschlichen Pflege beruhend denken kann, indem es ausser dem Schafe noch manche andere Thiere giebt, die wenigstens eben so sehr, wo nicht noch mehr hülf- und wehrlos scheinen, als das Schaf, und dennoch ohne alle menschliche Pflege leben und sich wohlbefinden; so will ich doch wohl zugeben , dafs allerdings durch die Do- mesticität der hülfsbedürftige “Zustand des Schafs sich einigermalsen verschlimmert haben mag; allein dals er ganz und einzig das Werk der durch die Domestieität bewirkten Ausartung seyn, und dals das Schaf von einem wilden, starken, kraft- und muthvollen Stammthiere absammen soll, das in allen zu emer selbstständigen Existenz erforder- lichen Eigenschaften gerade das Gegentheil von diesem salmän ,„ muth- und wehrlosen Hausthiere wäre, hievon kann’ich mich nicht überzeugen. Dies aber wird angenommen, indem man den Ars gali vom Caucasus (Ovis ammon) für den ur- sprünglichen Stamm des Schafs ausgiebt. Dieses flüchtige, wilde und 'menschenscheue Thier ‘be- wohnt ‘alle Gebirgsketien des mittlern Asiens. Gmelin sahe selbst einen dreijährigen Argali , der so stark, wild und unbändig war, dals 10 Maän- ner es nicht wagten ihn anzugreifen und ihn zu bändigen. Seine Stärke, Schnelligkeit und Ge- 209g wandtheit im Besteigen der hochsten ‚ gefährlich- sten Felsen ist ausserordentlich , die Jagd dessel- ben erfordert die gröfste Vorsicht und ist immer mit augenscheinlicher Lebensgefahr verbunden. Wenn wir nun annehmen müssen, dals- das Schaf wohl zuerst von allen andern zum Haus- thier gemacht worden, da es selbst in der alte- sten Urkunde der Geschichte des Menschenge- ‚schlechts heifst: Abelwar ein Schäfer; lalst es ‘sich dann wohl denken, dafs die Domestication dieses 'Thieres moglich gewesen wäre, wenn es nicht schon damals ein schwaches Geschöpf war, das den ersten Menschen, statt vor ih- nen zu fliehen oder sich gegen sie zur Wehr zu setzen, vielmehr freiwillig entgegen kam und sich an sie anschlofs? Oder wie sollten diese ersten, selbst noch so.hülf- und wehrlosen Men- ‚schen im Stande gewesen seyn, ein so wildes, flüchtiges, unbändiges Thier, wie der Argalı ist, zu fangen und zu unterjochen, da es ihnen hiezu noch an allen nothwendigen Kenntnissen und Hülfsmitteln fehlte ? Von unserm zahmen Zindvieh wurde lange von allen Zoologen,, die hier, wie es leider oft ‚geschieht, ohne weitere Untersuchung nür einer dem andern nachschrieben , der Juerochs (Bos urus, ferus Gmel.) als die primitive, Rage ange- sehen. Unser hochverehrte College, Hr. Pfr. Steinmüller ; schrieb noch im Jahr 1806 im ersten Bande der Alpina (p. 110) folgendes: „Der Auer- „ochse oder Urochse ist unläugbar der Stamm- „vater unsers zahmen Ochsen. Er hat zwar ein „weit grolseres, wilderes und grimmigeres‘ An- „sehn, ganz mit Haaren bezottete und'bemähnte „Sehultern, Genick und Brust, und seine Farbe Natw, Annl, II. 2. 14 \ 210 „ist standhaft, namlich allezeit schwarz-gräulich „mit einem maäusefahlen Rückenstrich; allein wenn '„wir bedenken, was für Ausartungen Mangel der „Freiheit, oder Zahmung, Verschiedenheit des „Clima und der Nahrung unter den Thieren zu- „wege bringen konnen, so werden. wir uns über „die jetzige Abweichung unsers Rindviehs von „dem ehemaligen Auerochsen so sehr nicht, wun- „dern. — Ueberdies vergleichen wir mit der ge- „gebenen Beschreibung einen grofsen , gutgehal- „tenen Freiburger- oder Emmenthaler-Zuchistier , „seine starken Gliedmassen und sein wildes, un- „biegsames, trotziges, oft wüthendes und grau- „sames Benehmen , so werden wir eine auffallende „Aehnlichkeit zwischen beiden erblicken. End- „lich — setzt der Hr. Pfarrer noch hinzu — wird | „diese Behauptung durch die Etymologie selbst „bestätiget: Ur bedeutet den Anfang, . das Erste; „Urochs also ein alter Stammochs, Vater der „Heerden.“ Ä REN Ohne mir das Ansehn geben zu wollen, als sei ich ein belsrer Etymolog wie Hr. St., will ich nur bemerken, dafs das Wortchen Ur oder Zuer bei den alten Deutschen auch einen Wald, eine Wildnifs bedeutete, folglich Ur- oder Auerochs wohl eher so viel als Wald- oder wilder Ochs heissen mochte, so wie Ur- oder Auerhuhn-so viel als Waldhuhn heilst. Denn es dürfte den ‘alten Deutschen, als sie dieses T’hier zuerst Ur- ochs benannten, wohl kaum in den Sinn gekom- men seyn, damit den Stammvater ihres zahmen Rindviehs bezeichnen zu wollen; vielmehr scheint es viel natürlicher anzunehmen, dals sie ‚dabei FR an den Aufenthalt dieses Thieres. gedacht haben. 2ıı Mit der auffallenden Aehnlichkeit eines gros- ‚sen , gutgehaltenen Freiburger- oder Emmenthaler- "Zuchtstieres ‘hat es übrigens aber auch nicht viel . zu bedeuten. Nach den Abbildungen, die man ‘vom AÄuerochsen hat, und nach der Vorstellung , ‘die mir von einem lebenden Thiere dieser Art, ‘das ich in meinen jüngern Jahren gesehen habe, noch ziemlich lebhaft und deutlich geblieben ist, mufs ich bekennen, dafs mir jene geruhmte Aehn- ‚lichkeit ziemlich entfernt vorkommt. Aber gesetzt auch, sie wäre wirklich so auffallend, wie Hr. -St. meint, so'würde sie dennoch nicht als Beweis ‘für die Identität des Auerochsen und unsers zah- ‘men Rindviehes gelten konnen; denn über diese -kann nicht die Aehnlichkeit in oberflächlichen Cha- rakteren allein entscheiden, sondern die damit ver- ‚bundene Uebereinstimmung in den wesentlichen es ‚Kenntzeichen , welche erst die Anatomie enthüllt. _ ‘Nun hat aber diese bei der Vergleichung des Skeletts vom Auerochsen und den verschiedenen ‘Racen des zahmen Rindviehs so bedeutende Ver- schiedenheiten in der Schädelbildung , in der Lage der Horner, in der Anzahl der Rippen nachge- "wiesen “), dals es durchaus keinem Zweifel mehr ‚unterliegen kann, unsere Ochsen und Kühe und alle ausländische Varietäten, als die kleinen "Schottischen Ochsen, die Ochsen mit grofsen ‘Hornern aus Romanien , den ungehörnten Ochsen , den grolsen und kleinen Zebu mit und ohne Hör- ‚ner , selbst die Ochsenmumien von Oberegypten, die alle ohne Ausnahme standhaft miteinander (übereinstimmen, für identisch zu halten; den Ar- *) S. Menagerie du Mus, national d’kist. nat. a Paris 1901. fol. Artikel: Zebu p. 4. 212 erochsen aber, als eine von jenen ganz bestimmt ‚verschiedene Art‘ anzusehen, und so kann folg- lich der Auerochs auch nicht langer für die ur- sprüngliche Stammrage aller genannten Varietäten ‚des zahmen Hornviehs gelten. Cuvier hat dage- ‚gen die Vermuthung, aufgestellt "), dals gewisse Schädel, die nicht selten in den Torfmooren des Sommethals, so wie bei Stuttgard und andern Gegenden im fossilen Zustande gefunden worden "sind; die, ihre weit betrachtlichere Grofse und die verschiedene Richtung der Hörner ahgerech- net, übrigens vollkommen mit den Schädeln un- -sers zahmen Findviehs ubereinkommen, vielleicht . ‘der’gänzlich erloschenen wilden primitiven Race angehören dürften. — Allerdings mogen die Och- -sen , denen diese fossilen Schädel angehort haben,- ‘vollig identisch mit unserm zahmen Hornvieh ge- -wesen seyn, allein immer bleibt es unerweislich,, dafs sie die Stammrage gewesen, die in einem Stande der Wildheit gelebt habe, dem sie der Mensch erst entziehen mulste, um sie zu bandigen ‘und zu zahmen. Auch der Zund endlich, das. Sinnbild der Anhänglichkeit, Ergebenheit und Treue für den Menschen, soll von einer ursprünglich-wilden,, dem Menschen feindseligen Rage abstammen, und so wären jene Tugenden, die ihn dem Menschen so werth machen, erst nach und nach durch die Domestication in ihm erweckt und. entwickelt worden. Dies würde nothwendig angenommen werden müssen, wenn der Wolf der Stammvater des Hundes wäre, wie einige haben -behaupten wollen, oder wenn, nach andern, der Hund ein *) Ossem. fossiles T. IV. Ruminans foss. p. 54. " > 21> Bastard. vom: Wolf und :Schakal: wäre. Da in- dessen diese Behauptungen ganz willkührlich sind, _ und sich auf keine nur einigermafsen scheinbare Gründe stützen, so ist es nicht nothig dabei einen Augenblick länger zu verweilen. Die Frage: welche von den unendlich vielen, verschiedenen Hunderacen, die mit dem Menschen sich über den ganzen bewohnten Erdboden verbreitet haben, ist der Urstamm, von welchem alle jene verschie- denen Pacen herstammen? Diese Frage lalst sich auf keine Weise mehr mit Gewilfsheit beantworten, auch ist die Beantwortung für das, was ich mir in dieser Abhandlung zu beweisen vorgesetzt habe, ganz gleichgültig, so dals ich mich dabei auch. nieht aufhalten will. Alle Hunde, so sehr sie in der Bildung nach den verschiedenen Ragen voneinander abweichen, kommen in der ihnen von Natur eigenen Neigung und Anhänglichkeit zu dem Menschen überein. Wenn hierin ein Untersehied Statt hat,: so. ist dieser wahrscheinlich mehr der menschlichen Er- ziehungs- und Behandiungsweise ‚ als der ange- bornen Anlage des Thieres zuzuschreiben. Wenn z.B. Jagdhunde.,_ welche ausser der Jagdperiode in Zwinger oder Ställe eingesperrt , ihren Herrn kaum zu sehen bekommen, weniger Anhänglich- keit gegen ihn fühlen und äussern, sich gerne, wenn sie können, in Freiheit setzen und davon- laufen, während hingegen ein Pudel, der immer um seinen Herrn ist, ihn nie verlafst, und wenn er von ihm getrennt ist, keine Ruhe hat, als bis er ihn wiedergefunden, so ist dieser Unterschied u grofstentheils eine Folge der ganz verschie- enen Behandlung, welche solchen Thieren zu Theil worden ist. Im Ganzen aber ist die natür- 21% liche Anhänglichkeit und Zuneigung des Hundes zum Menschen ein ihm eigner Charakterzug, den selbst die verwilderten Hunde nicht verlaugnen. In Südamerika giebt es solche verwilderte Hunde, die vielleicht schon seit mehr als 200 Jahren im Stande einer vollkommenen Wildheit leben. Sie stammen ab von europäischen Hunden, die zu- fallig in die dortigen Einoden gerathen sind und sich so vermehrt haben, dafs sie schaarenweise umherschwärmen. WVie andere Raubthiere fallen sie in die bewohnten Gegenden ein und greifen Vieh und Menschen an. Man macht daher Jagd auf sie, wie auf andere Raubthiere, denen sie ganz gleichen, so lange sie den Menschen nicht kennen. Allein so wie man sich ihnen mit Sanftmuth und Freundlichkeit nahert, wenn -man sie liebkosend anlockt, so werden sie bald zutraulich, verges- sen ihre Wildheit und schliessen sich mit eben der Anhänglichkeit, "Treue, Folgsamkeit und Dank- barkeit an den Menschen an, wie andere Hunde. Wird es demnach nicht hochst wahrscheinlich , dafs eben der zutrauliche, menschenfreundliche Charakter , den die ersten Menschen an dem Hunde bemerkten, sie bewogen haben werde, dieses Thier bald zu ihrem Gefährten und Hausgenossen zu machen, dessen Dienste ihnen in der Folge theils zur Unterjochung anderer nützlichen , theils zu Abhaltung, Verfolgung und Vertreibung an- derer schädlichen Thiere so wichtig und wesent- lich wurden? Nehmen wir nun das Gesagte noch einmal kürzlich zusammen, so ergeben sich daraus fol- gende Resultate: 21) 1. Alle unsere Hausthiere, aus der Classe der Säugethiere können in Hinsicht ihrer Abstam- mung unter zwei Categorieen gebracht werden , nämlich : a. Diejenige, von hieleksen sich die primitive Stammrage im ursprünglich-wilden Stande noch mit Gewilsheit nachweisen lalst. b. Diejenigen, von welchen keine im ursprüng- lich-wilden Stande lebende Stammrage erwie- 'sen werden kann. | 2. Zu der ersten Cätegorie gehören: das Kaninchen, die Katze, das Sehwen‘ der Esel, das Pferd. Auch der Büffel, das Rännthier, u Lama und die beiden Untbselarien gehören zwar unter diese Categorie, allein es ist mit Srolser Wahr- scheinlichkeit 3 EEE dafs der oe Zustand dieser Thiere sich sehr wenig von dem unter- scheide, in welchem sich die Hausthiere der glei- chen Arten befinden, so dals z. B. der zahme Büffel nur wenig zähmer ist als der wilde, und das wilde Cameel nur wenig wilder als das zahme. _..3..Zu der zweiten Categorie gehören: die Hausziege, das Schaf, das Be: Rüindvieh und der Hund. . Es sind aber diese Hausthiere, von wel- ehen keine im urspr ünglich-wilden Stande lebende Stammrace erweislich ist, gerade diejenigen, welche für "des Menschen hei Weitem die nothwendigsten und wichtigsten sind. 5. Es ist daher, wo nie ganz gewils, doch höchst wahrscheinlich, dafs er diese Thhiere sich nie in einem ursprünglich-wilden, den Menschen fliehenden und hassenden Stande befunden haben , sondern dals sie vielmehr gleich mit so sanften ‚Gemüthern aus den Händen des Schopfers her- 216 vorgegangen sind, dafs sie, weit. entfernt. den Menschen zu fürchten, zu fliehen oder gar feind- selig sich gegen ihn zu stellen, vielmehr von selbst sich ihm naheten, sich an ihn anschlossen und es ihm auf diese Weise erleichterten, sie zu seinen Hausgenossen, Gefährten und Gehülfen zu machen. 6. Die unter der ersten Categorie begriffenen Thiere aber, mit Ausnahme der CGameele., deren Charakter in ihrem natürlichen Stande sich wenig von dem zu unterscheiden scheint, den wir an ihnen als Hausthiere kennen, die daher auch sehr frühzeitig Hausthiere geworden seyn mogen *), sind unstreitig wohl erst weit spater zu Hausthie- ren gemacht worden , als jene; namlich erst nach- dem der Mensch die Mittel erforscht und kennen, gelernt hatte, ihre Wildheit zu besiegen und zu ezähmen. r Diese Ansichten scheinen mir so ungezwun- gen und naturgemals, dafs ich kaum glaube, es werde sich viel erhebliches dagegen einwenden lassen. Was wir aus den Schilderungen des Zu- standes von Amerika in Beziehung auf diesen Ge- genstand zu bemerken haben, scheint obigen Be- hauptungen auch nicht entgegen zu seyn. Das einzige Hausthier, welches die Europäer bei der Eroberung dieses Welttheils bei den Eingebornen antrafen, war das Lama oder Schafkameel. Man findet dieses Thier in dem hohen Gebirge der Cordilleren noch im natürlichen Zustande, der sich da, wo es als Bastthier benutzt wird, wenig ver- *) Vom Anfange der historischen Zeit her ist das Drome. dar als Hausthier, Saumthier und wegen seiner Anwen. dung im Kriege bekannt , v. Desmoulins sur la patrie du Chameau a une bosse ei. Memoires du Mus. d’hist. nat. V. anne. 9me cah. 217 ändert hat. Es ist schon von Natur mild, furcht- los und zutraulich und gewohnt sich sehr leicht an den Menschen. — Dafs das Hirtenleben, dem die Nomadenstämme von Mittelasien so allgemein zugethan sind, den Ureinwohnern von Amerika“) . ganz unbekannt geblieben ist, hat keinen andern Grund, als den gänzlichen Mangel jener friedli- chen, den Menschen nicht scheuenden Wieder- kauer, die den Wohlstand der Volker der alten Welt begründen. Der Bison und Bisamochs in Amerika sind nie gezähmt worden, gewils aus keinem andern Grunde , als weil sie, gleich dem _ Auerochsen der alten Welt, ihres wilden, unbän- digen Naturells wegen, sich nicht zu Hausthieren & eignen. ; \ ®) Nach Humboldt, 218 vi ” Bericht über die am 15. Mai 1824 in der Versammlung naturforschender Freunde von Hrn. Prof. Meisner gehaltene Vor= lesung von den ursprünglichen Stamm= racen der Hausthiere aus der Classe der Mammalien, durch Hrn. Dr. Ith, Professor der Physiologie "). In der Absicht, Belehrung für mein anthro- pologisches Fach zu schöpfen, habe ich das An- erbieten des gel. Hrn. Verfassers, mir seinen Aufsatz zur Untersuchung und Berichterstattung zu übergeben, angenommen, und mich zu sehr ungleichem Wettkampf mit einem verehrten Lehrer auf unbekanntem Boden verstanden. | Viele Kenntnisse existiren vereinzelt, de neben einandergesitellt, in Wechselwirkung ge- bracht überraschende Lichtstrahle auf die Natur werfen würden. Ich rede nicht nur von der Analo- gie , die gewils als princıpium instrumentale und nale der Naturforschung in den letzten Zeiten ge- milsbraucht worden, aber darum nicht verwerflich ist, sondern auch von der unmittelbaren Aufklarung, *) In den Sitzungen jener Gesellschaft nämlich ist seit kurzem die Sitte eingeführt, dafs. zu vollständigerer Beleuchtung des vorgetragenen Gegenstandes ein oder mehrere Mitglieder beauftragt werden, über die vorge. lesene Arbeit einen Rapport abzustatten, worinn, mit steter Schonung der Persönlichkeit , die darinn entwickel_ ten Ansichten nochmals durchgegangen , gewürdigt und nöthigenfalls berichtigt oder theilweise bestritten werden. So entstand auch die gegenwärtige Arbeit, at 219 die in der Natur jeder Gegenstand durch den andern erhalten muls. So weit und unerschwing- lich daher auch das gewählte Feld der. Wissen- schaft seyn mag, so dürfen wir es uns nicht ge- reuen lassen, hier und da einen Streifzug in’s frem- dere Land zu machen; konnen aber dann auch hoffen, als Fremdlinge Nachsicht zu finden. Ich werde kürzlich dem Verfasser folgen, meine Bemerkungen beifügen, und mich einige Augenblicke länger verweilen, wo ich nicht blols Hang, sondern Beruf zum commentiren und cri- ticiren fühle. Das Kaninchen, die Hauskatze, das Haus= schwein werden als identisch mit den wild-leben- den Thieren derselben Art anerkannt. Merkwür- war mir bei dieser Gelegenheit die Aeusse- . rung Blumenbachs “): „Aethiopis cranium non magis ab Europxo abhorret, quam suis domesticze ab apri capite osseo; aut equi Neapolitani caput, quod a similitudine arietinum vocaut, ab eo equi Hungariei, quod singulari brevitate et maxille inferioris amplitudine conspieuum esse norunt.“* Es herrscht also in zwei ganz ähnlichen Fällen , nämlich bei Bestimmung der Abkunft des Men- schen und des zahmen Schweins eine hochst un-+ gleiche Strenge, ja Verschiedenheit des Raison- nement, indem so viele Anthropologen neuerlich die Identität der Menschenspecies läaugnen. So- dann mufs ich noch eine unwissende Frage bei- fügen: Wohl ist bekannt, dafs die Schweine leicht verwildern, aber werden sie wieder zu wilden Schweinen im zoologischen Sinn? *) De generis humanı varietate nativa p. 80. 220 " Die Abkunft des Zsels vom Onager oder Kulan, ist nach dem gel. Verfasser keikiem Zwei- fel unterworfen; gegen Norden hin artet er aus, und weiter hin komint er gar nicht fort. Schon unser Guggisbergische Esel ist sichtbar schlechter als der Waadtländische und vollends als der Ita- lienische. In Rücksicht der Pferde schlielst sich der Verfasser an Pennant, Pallas, Gmelin, welche den wilden Stamm in den Mongolischen Steppen nachweisen. Guvier *) scheint blofs‘nech Abs kommlinge zahmer Pferde im freien Zustand’ an- ee Merkwürdig ist die ausserordentliche Veränderung der Pferde "dunch Clima , Boden und Binnkktieition in Rücksicht der Form sowohl, als . der Grofse. Cuvier ““) sagt, dals sie fäst die doppelte Grofse erreichen Könnieis. "Wien wie von den wild-lebenden und verwilderten Pferden schliessen, so scheint die Domestication diese Thiere fast durchgehends vergrölsert zu haben. Sollte denn die Galtır den Menschen schlechter- dings verkürzen? Der Verfasser lafst nun den orientalischen Büffel, das Rennthier, das Lama folgen, de- ren Originalragen noch im Stande der Freiheit existiren. Die freie Stammrage der. Kameele und Dromedare schätzt Guvier ***) für verloren. Bei Gelegenheit des Haus-Rindviehs führt Hr. Meisner die Stelle aus Cüvier ) an, die eine ganz übereinstimmende Rage im Fokahei Zustand "Le Regne animal distribue d’apr&s son organisation. T.E. p. 244. ”) Ossemens fossiles. T. II. p. 112. “*) Oss. foss. T.-IV. p. 150. 7) Oss. foss. t. IV. p. 109. u. ff. 3 % d 221 nwachweist, und rügt wie dieser die, Verwechs- lung mit dem Auerochsen in zoologischer, aber ‚auch in etymologischer Beziehung. Ich füge noch die Bemerkung bei, dafs die guten alten Germanen, .die den Namen Juer- oder Urochs erfunden, wohl schwerlich Nachforschungen über Alter und Herkunft ihres Viehs oder Gewildes angestellt haben, was man doch voraussetzt, wenn man unter der Silbe Aur oder Ur, den Begriff ursprünglich versteht. Uebrigens scheinen ‚sie mit Aurochs und urus ganz verschiedene Spe- cien gemeint zu haben. Die fossilen Schädel des -Ochsengeschlechts, die man besitzt, sind nicht aus den Knochenlagern der. Elephanten und ‚Rhi- noceros, wohl .aber andre Knochen die demsel- ben genus zugehoren “). Die Schädel fossiler ‘Art, welche mit unsrem Haus-Rindvieh eine Spe- ‚cies auszumachen scheinen, sind blofs in ober- flachlicher Torferde gefunden, und konnten daher jvon neuerem Ursprung, als die Schwester-Specien seyn. ‘Die Originalrage unsers Zugviehs muls ‚erst ‚noch seit Herberstein ausgestorben seyn, ‚der nach einigen Individuen, die hier und da in ‚Parks gehalten wurden, eine leidliche Abbildung ‚entwarf, welche mit unsrem Rüindvieh und nament- Jieh mit dem schwarzen, sogenannten Schwyzer- ‘Vieh die meiste Aehnlichkeit hat. Wegen der ‚constanteren Farbe und Bildung ist man auch in ‚der Schweiz ziemlich allgemein geneigt, die er- ‚wähnte Varietät für directere Sprolslinge der ursprünglichen Rage zu halten, als die gefleckte ‚Spielart. Eine noch zuverlässigere Abstammung ‚von dem Thur urus der Alten, bubalus der Un- | *) Cuvier oss. foss. T. IV. p. 116, 222 , wissenden , weist Cuvier in dem sogenannten ‘weissen Bison nach, den Pennant zu Drumlanrig beim Herzog von Queensbury und zu Chilling- ham-Castle beim Grafen von Tancarville gesehn hat “). Dieser zeigt auch fast in allem Aehn- lichkeit mit unserm Ochsen. z Ahle Eine mir auffallende Erscheimung ist es, dafs die fossilen Ueberreste dieser und ähnlicher ’Thiere nirgends für sich angehäuft vorkommen; wie man von heerdeweis lebenden Thieren erwarten konnte, während Knochen von verwandten, wenn nicht von denselben Arten, mit den Resten andrer , 'so verschiedener Thiere, wie Elephant, Rhinoze- ros, Tiger, Lowe, Pferd, Hirsch in bunter Verwirrung übereinander modern. Uebrigens müs- sen wir Guviers Bemerkung beherzigen, der imall- ‚emeinen mehr und mehr zur Ueberzeugung gelang dafs die fossilen Specien bei grofser Aehnlichkeit dennoch andere seien, als die Lebenden, waser namentlich auf Pferde und Ochsen angewendet wissen will. | | Es scheinen mir die beiden Umstände, dals 'namlich das Haus-Rindvieh nun gezähmt ist, und dafs keine übereinstimmende Art im Zustand der Wildheit gefunden wird, nicht stark genug für die Behauptung zu sprechen, diese Species sei ursprünglich dem Menschen zugewiesen. Die ungebändigte Schwester-Species des Auerochsen, ‚die ebenfalls dem Aussterben nahe ist, die grofse Wahrscheinlichkeit, dals die Origimalrage noch vor kurzem im wilden Zustand existirt habe, der bösartige, trotzige Charakter des männlichen Ge- schlechts, die Neigung zur Verwilderung , end-- Ware. 225 Jich auch, aus später anzuführenden Gründen, das ‚heerdeweise Vorkommen, sind mir im Gegentheil ‚starke Gründe gegen jene Annahme. . Die Meinungen über Abstammung der Zaus- ‚ziegen und Schafe sind nach uns. gel. Verfasser vollends ganz hypothetisch. Die Abkunft der Schafe von dem unbändigen “ Argali des Gaucasus (ov. Ammon. L.) wird aus ‚der verschiedenen Gemüthsart, und aus der fru- ‚hen Domesticität der Schafe zu einer Zeit, als ‚die Menschen keine Mittel zur Unterjochung wil- .derer Thiere hatten, unwahrscheinlich gemacht. Der Verfasser beruft sich auf die grolse Abhan- ‚gigkeit der Schafe von menschlicher Pflege, ohne ‚doch diels Bedürfnifs für absolut ursprünglich aus- zugeben. i In der That empfangen die Schafe, die auf ‚den Schottischen Gebirgen weiden, weniger vom ‚Menschen, als sie ihm geben; und wo der Win- ‚ter nur wenig rauher und dabei kürzer ist, als der nordische Sommer, wie z.B. in Spanien, dürften ‚sie dieser Pflege wohl ganz entbehren konnen. . Ueberdiels mufs ich hier einige Bemerkungen ‚einschieben, die mir in mehr als einer Beziehung Zuweifel über die Richtigkeit der Ansichten des Ver- dassers einfloßsen; Zweifel die ich um so lieber ‚gehoben sähe, da mein Gefühl gar sehr für diese ‚vermeinte freundliche Ordnung in der Natur neigt. ‚Bei heerdeweise lebenden Thieren scheint mir die Gewährleistung ihrer Sicherheit nicht unbedingt in der Selbstvertheidigung: der Individuen ‚. daher “nicht in ihrem Privatcharakter , :oder in Theilen ihrer Organisation, sondern in ihrem Verein, in der Constitution der Heerde, und höchstens in der Persönlichkeit des Vorfechters gesucht werden 12% zu müssen. Ihr Instinkt, soweit er die Siche- rung gegen Feinde: betrifft, hat offenbar Bezug auf das Zusammenleben. Die Kuh, die verein- zelt den Feind flieht, schliefst sich dagegen, wenn sie in Gesellschaft angegriffen wird, an die übrigen, und begegnet dem Ueberfall unter dem Commando eines starken Stiers, ungefähr wie der Infanterist, dem durch viele Uebung seine Pflicht zum Instinkt geworden, für sich einzeln alle Hoff- nung zur Behauptung gegen den Cavalleristen auf- giebt, während ihnı in Reihe und Glied mit den’an- dern Vertrauen, selbst Verachtung des Feindes er- wächst. Im-Vorkämpfer nur ist der Muth einer gan- zen Heerde vereinigt. Bei den schwächeren Thie- ren, die heerdeweise leben, beschränken sich die Si- cherheitsmialsregeln auf strenge Wachsamkeit , und doch findet bei ihnen, so wie bei den grolsern Wiederkauern ein auffallender Unterschied zwi- schen weiblichen und männlichen, ja zwischen den jüngern und ältern männlichen Thieren in Hinsicht der physischen Stärke, der Bewaffnung, der Wildheit und des Muthes statt. Der Brunft- Hirsch ist zuweilen ein wahrhaft furchtbares Thier. Manche Widder und Böcke sind in ihrer ganzen Gegend gefürchtet, und im Zorn durch einzelne Männer nicht zu bändigen. Der Widder ist also seinem Charakter nach in keinem so starken Gontrast mit dem Argali, als es scheinen mochte, wenn man diesem ein vereinzeltes weibliches Schaf gegenüberstellt , zu- mal ehe man genauere Erkundigung eingezogen hat, ob auch der weibliche Argali, und ob er über- haupt und durchgängig der imposanten Beschrei- bung entspreche. 223 Aus allem dem schliesse ich , dafs es nicht so leicht sei, den Gemüthscharakter einer Thierart aus vereinzelten Individuen zu erkennen; dafs das Geschlecht, das Alter, das heerdeweise oder ein- ' same Leben wiehtige Beiträge zu dieser Bestim- mung liefern = Jene Zeit endlich, auf welche unser gel. Verfasser anspielt, da der Mensch noch keine Instrumente zur Baändigung der Thiere besals, ist wohl bei unsrem hisiprischen Gedachtnifs nie ge- wesen. Vernunft ist das Unterjochungsinstrument des Menschen, das er, im ganzen genommen, ge- 'wils früher in "Anwendung gebracht hat, als wir nachweisen konnen; durch Postiätieniin aber werden nicht allein die eingefangenen Individuen , sondern auch die ganze Zucht derselben weit tractabler. Auch glaube ich, dafs die Angewoh- nung an den Menschen immer hauptsächlich durch die sanfteren weiblichen Thiere geschieht, die sich an den Ernährer ihrer Jungen gezogen fühlen , und dann wieder auf sehr natürliche Art das frei- sinnigere männliche Thier nach sich ziehn. Die Identität sei es zwischen Schaf und Ar- gali oder zwischen Schaf und Mouflon mufs also 'auf‘sicherern Basen gegründet, oder mit mehreren und zuverlässigern Einwürfens bekampft werden, ehe wir zu dieser oder jener Annahme uns ent- schliessen konnen; namentlich dürfte ohne die Materialien der vergleichenden Anatomie bei übri- gens so ähnlichen Uhren schwerlich etwas glaub- würdiges herauskommen. - - Die Abstammung der Zausziege vom Stein- bock sowohl als vom ı Paseng (C. aegagrus Gm.) wird vom Verfasser BR Yon "Steimhark wird die Ziege bald durch Bastard - Erzeugung Natw. Annl. II. 2. ı3 226 mit der Gemse, bald durch Entartung und Do- mestication abgeleitet; beide Arten er Abstam- mung Dei yeihele der Verfasser. Er sagt, die Bastard-Erzeugung zwischen Steinbock und Ziege sei kein Beweis Ai Identität, zumal nicht in Ge- fangenschaft. Die in der Wildheit erzeugt seyn sollenden Bastarde seien sammtlich historisch zwei- felhaft. Von dem etwas unsicheren Paseng, den Cuvier in der Menag. du musee, in-8°. Il. 177» abbilden lassen, habe der Mann die auffallendste Aehnlichkeit mit einem hier befindlichen mann- lichen Individuum, welches aus der Verbindung einer Gebirgsziege mit einem Steinbock entstan- den, während das Weibchen einer wahren Stein- ziege am nächsten kommt. Der Gemüthscharak- ter des Steinbocks sowohl, als des Paseng seie “endlich gleich weit von a der Ziege entfernt , welche string durch Verwilderung nie ihren menschenfreundlichen Charakter verliert, der sich auffallend genug schon in den jungen Ritzchen zeigt. Der Steinbock mengt sich wege. Büffon nie unter die Heerde der Ziegen , wie diefs zu- weilen sogar die Gemse thut. Bomreit der Aufsatz. Zu eben Beweisen mochte ich noch hinzu-. fügen, dafs der Steinbock sehr vereinzelt, so il ich weils paarweise ‚ wenigstens nicht in die- ser Polygamie lebt, wie der Ziegenbock,, der an hundert Weibchen genügt “). Es scheint mir Ei V erhaltnifs des ae zum weiblichen Geschlecht in Hinsicht der Zahl muüfste überhaupt als Charakter der Species grofse Aufmerksamkeit verdienen. Es giebt vielleicht | wenige so merkwürdige Wahrnehmungen , als die | *) Guvier. r. A. T. I. p. 266. 227 von Süfsmilch für alle Theile der bewohnten Erde "nachgewiesene, oder doch wahrscheinlich gemachte Uebereinstimmung des Verhältnisses beider Ge- schlechter des Menschen. Verfolgung kann. die Vereinzelung des Steinbocks nicht verschulden , da die Gemse selbst in niedrigern Alpenregionen, wo sie vom Jäger leichter erreicht wird, als der ohnehin kühnere Steinbock, dennoch rudelweise lebt. Der Steinbock, für die hochsten Regionen, wo das Futter sparsam, bestimmt, scheint mir vielmehr von Haus aus eine kleine Species auszu- machen, in der die Geschlechter ebendaher auch an Zahl wenig verschieden seyn dürften. Diesen Grund hat die Herleitung vom Paseng nicht ge- gen sich, da dieser heerdenweise vorkommt. Nun auch einige Einwendungen. Bastard- Erzeugung wird so viel ich weils von niemand als Beweis für Identität der Species angesehn , wohl aber würde Erzeugung von Bastarden,, die in der Regel fruchtbar sind, in diesem, wie in jedem andern Fall bedeutendes Gewicht haben, denn die vom Hr. Verfasser erwähnten Bastarde zwischen verschiedenen Specien, namlich Maul- Esel und Maulthier, sind bei wohlgebauten Ge- schlechtstheilen nur selten fruchtbar. Uebrigens ist man über diese Sache noch nicht ganz einver- standen. Hajus unterscheidet die Arten nach der Erzielung fruchtbarer Bastarde. Frisch setzt als Beding den wilden Zustand hinzu; Buffon ausserdem noch Rückkehr zur Originalrace durch fruchtbare Begattung der Bastarde mit Individuen der ursprünglichen Rage. Blumenbach *) lalst uns über seine Meinung im Zweifel, indem er *) de g. h. v.n. ed. 3. pag. 67. 528 nur die practische Unmöglichkeit, diels, eriterium überall anzuwenden, zeigt; wie aber wäre es dann zu halten, wenn die Schwierigkeit für einzelne . oder viele Fälle gehoben ware? Ich zweifle sehr ob der Zustand der Wildheit eine wesentliche Bedingung genannt werden .konne. Zufällige Zu- stände des 'T'hiers konnen wohl nur zufällige Ver- änderungen hervorbringen und nicht die Grund- züge der Natur verwischen. Anomalien des Ge- schlechtstriebes zeigt uns die Natur, aber ent- sprechende Anomalien der Zeugungskraft, die über allen Zweifel erhoben wären, sind mir we- nigstens nicht bekannt, es sei denn dafs ich die monstra des Zuchelli u. dgl. glauben wolle. Nach Cuvier r. a. ı. 266 begatten sich beide Arten des Steinbocks C: ibex und caucasica mit der Ziege, und wenn eine Vermuthung irgend Gewicht hat, so ist diese gewils nicht die ungegründetste, dafs bei dem oftern Verlaufen der Ziege, bei dem ver- einzelten Leben des Steinbocks, bei der heftigen Brunst dieser T'hiere, und bei ihrer immerhin grofsen Gleichartigkeit auch im wäden Zustand hier und da eine Vermählung statt finden moge, die übrigens, wie gesagt, wohl nicht viel zu be- deuten hat, sobald wir fruchtbare Bastarde zwi- schen Steinbock und Ziege aufzuweisen haben. Diese sind ausser Zweifel. Es blieben demnach blofs die Fragen zu beantworten übrig, ob der- gleichen Bastarde in der Regel fruchtbar seyen ? und ob die, beiden Thiere anatomisch hinreichend übereinstimmen? Ueber ersteres bleibt wohl kein Zweifel übrig; in Hinsicht des letztern erwarten wir noch eine genauere Vergleichung. Vorläufig sind uns keine sehr wesentliche Verschiedenheiten bekannt. Einen Zweifel konnen wir indels aus 229 dem sparsamen vereinzelten Vorkommen des Stein- bocks, und aus der anscheinend geringen Poly- gamie desselben, schopfen; gewils sind wir aber auf keinen Fall noch so weit, eine Veredlung der Ziegen durch Vermählung mit dem Steinbock vor-. schlagen zu dürfen. Für die Abstammung von Bastarden zwischen, Steinbock und Gemse lalst sich wohl nicht viel einleuchtendes. sagen; wir benutzen hier blofs die- Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf einen Punkt, zu richten. a Durch Verbindung von Pferd und Esel. ent- stehen bekamntlich 'Thiere, die einen von beiden: Eltern verschiedenen, bosartigeren Gemüthscha- rakter haben. Könnte nicht etwas ähnliches bei Kreutzung der Varietäten statt finden? konnte. nicht eine Verbesserung ebensowohl, als eine Ver- wilderung des Charakters statt finden? Wenig-. stens verdient dieser Umstand Berücksichtigung, bei Festsetzung der allgemeinen Gemüthseigen-. schaften einer Zucht von 'T'hieren. Ohne darauf weiter zu reflectiren, kann ich mich nicht enthalten, Büffons “) Bemerkungen über den Gegenstand hier einzuschalten... Seine Vermuthung ist, Steinbock, Gemse und Ziege machen nur eine Species aus. Die weiblichen Thiere derselben seien einander sehr ähnlich und eonstant, während die männlichen Thiere: Stärkern Veränderungen und Abweichungen unterwor- fen seien, als man gemeiniglich glauben wolle, (puisque l’on peut prouver. par l’experience, qu'il y a des especes dans la nature, otı la femelle peut *) Oeuvres completes. Paris 1775. Tom. V..Hist. des anim. 286,.287. 236 egalement servir a des mäles d’especes differentes et produire de tous deux. La brebis produit avee le boue aussi bien, qu’avec le belier, et produit toujours des agneaux , des individus de son es- pece (?) Le belier au contraire ne produit point avec la chevre, on peut regarder la brebis comme une femelle commune ä deux males differens, et parconsequent elle constitue l’espece independem- ment du mäle). So, glaubt er, stelle blofs der weibliche Steinbock die ursprüngliche Species dar, - weil er von constanter Natur sei, und die Haus- ziege würde wahrscheinlich nicht nur mit ihrem Bock, sondern auch mit Gems- und Steinbock Junge erzeugen. So konnen zuweilen zwei, eine männliche und eine weibliche Varietät in der glei- chen Species stait finden, welche beide fortbeste- hen, sich verewigend mit ihren distinetiven Cha- rakteren zwei verschiedene Specien auszumachen scheinen, und jene Fälle herbeiführen, wo es unmöglich wird zu bestimmen, ob man verschie- dene Arten oder Varietäten vor sich habe *). *) Die Geschichte der letzten Spröfslinge unsrer hiesigen Stein. böcke ist nicht ohne Interesse und Aufschlufs. Iiese Familie besteht aus einem nun 4%, Jahr alten Steinbock %, Rage, der aus der Verbindung eines ächten Steinbocks und einer Bastardziege entsprungen ist, welche beide 1820 aus dem Aosta-T'hal hergebracht wurden. Dieser Bastard kömmt an Gröfse,, Stärke, in der Bildung und Vollendung der Hör- ner dem ausgewachsenen Steinbock sehr nahe, und über- trifft namentlich seinen im vierten Jahr gefallenen Vater, der auf unserm Museum zu sehn ist, in allen diesen Be. ziehungen auffallend. Das andere Glied der erwähnten Familie ist eine ächte Steinziege, die vom damaligen K. Sardinischen Gesandten 1820 geschenkt worden, und nun vor wenigen Monaten gestorben ist; endlich gehört dazu eine Bastardziege , die von dem genannten Bock und einer Hausziege erzeugt worden. ; Die Eltern dieser Individuen, so wie melırere andere angekaufte , männliche sowohl als weibliche ‘Steinböcke , 23: Die Hausziegen (e. hircus) zeigen übrigens auch unter sich in Rücksicht der Gestalt, Farbe ,. F4 sind auf verschiedene Weise verunglückt. Einige Ske. lette befinden sich auf unserm anatomischen, einige aus- gestopfte T’'hiere auf dem zoologischen Museum. Wiewohl jene Thiere als frei und wild angesehn wer- den können , so zeigen sie keine Spur, weder von Men. schenfurcht, noch von Menschenliebe. Auf den Stadtwäl- len, die ihnenzum Tummelplatz angewiesen waren, machte sich der wilde Bastardbock durch widerholte Angrifte auf: die Schildwachen gehässig. Mehr als einmal unterbrach er die im Freien zunächst an der Sternwarte vorgenom- menen astronomischen Beobachtungen; stieg auf einen benachbarten Spaziergang hinab und jagte die Lustwand- ler in die Flucht, gefiel sich auf den anstossenden Dä.. chern.die Ziegelsteine zu zerhacken u.s. w. Vonallen Seiten liefen Klagen ein. Die Steinbock-Familie wurde nun auf den Abendberg bei Interlacken verpflanzt. Die Stein- ziege und Bastardziege strebten nach den Höhen, allein der Steinbock gefiel sich besser in den. bewohnteren Re.. gionen. Täglich kam er mehreremale zur Alphütte,, und war zuletzt mit keiner Gewalt mehr von da hinwegzu.. bringen; stiefs den Aelpler zu Boden, wenn er sich wider. setzte, und dieser wäre bei einer solchen Gelegen. ' heit wahrscheinlich umgekommen , wäre nicht seine Frau herbeigestürzt, die aus richtigem und glücklichem Instinct den Feind beim Barte ergriff, der, wie die Ferse am Achill, fast die einzige schwache Stelle an dem furchtba. ren Bastard ist. Wegen der Verheerungen in den Pflan- zungen, und wegen der Gewaltthätigkeiten die der Bock alle Augenblicke verübte, wurde nun die Steinbocks-Fa. milie weiter hinauf an die Höhen des Saxeten.Thales ge- bracht. Der Bock mufste durch 4 Männer an einem starken Seil fortgeschleppt werden , und warf mehr denn _ einmal seine ganze kräftige Escorte über'n Haufen. Ein herculischer Gemsjäger, Obmann Roth, übermahm nun mit eigentlicher Vorliebe die Aufsicht über die neuen Gäste, die «ber wenig Dankbarkeit bewiesen. An einem senk- rechten kelsabsturz , einen Schritt vom Abgrund, mufste einmal der beherzte Jäger über eine Stunde lang mit dem Bastarden ıingen, der ihn hinabstofßsen wollte. Auclı hier ward letzterer das Schrecken der Aelpler , indem er . beständig zu den Hütten herabkam und die Widerstehen- den geradezu überrumpelte. Seit Ende September hatte er seine Ziegen ganz verlassen, und sich im T'halgrunde von Saxeten aufgehalten. Dem Roth gelang es, ıhn auf - seine Höhen zurückzuführen , aber schneller als sein Mei- ster, war der Steinbock wieder im Thal, stiefs 'alle 232 Gröofse, der Form und selbst Menge der Horner , der Länge und Feinheit der Haare vielfältige und bedeutende Abweichungen, deren Extreme leicht für verschiedene Specien gehalten werden dürften. Endlich.ist nicht zu vergessen, dafs Thiere, welche ihrem natürlichen Boden und Glima ent- rissen werden, natürlich auch der menschlichen Pflege schon um defswillen mehr bedurfen, ohne dafs wir darum annehmen könnten, dafs dieses Verhältnifs ursprünglich sei. ki Es ist hier beilaufig merkenswerth, dals man bisher mit Bestimmtheit weder Schaf- noch Zie- 'Thüren ein, wo er Ziegen vermuthete , besprang diesel. ben und verfolgte selbst Weibsleute in Küchen und Keller. Man hoffie, dafs nach Ablauf seiner Brunstzeit,- der Wildfang sich wieder zu den Seinigen halten würde, welche indefs ruhig die höhern Alpgegenden beweidet hatten. Allein wenige Tage nachdem er der Haft entlas- sen und auf seine Höhen zurückgebracht worden, erschien er plötzlich zu Wilderswyl in der Fläche, ‚hinter einer Heerde von Ziegen daherrennend,, die in voller Eile ins ‘Dorf gelaufen kam. Die einzige noch übrige reine Steinziege , die vom Ba. stardbock und von der bösartigen Bastardziege viele Mifs- handlungen erlitten hatte, starb im Winter 1825, wie es scheint an Lungengeschwüren. Der wackere Obmann brachte die Nachricht ihres Todes mit Thränen in den Augen. Den Winter über mufsten die T’hiere gefüttert werden , schon im Späthherbst waren sie aus Mangel. an Futter in ihren hohen Revieren ganz abgemagert. _ Der %,-Steinbock ist unstreitig bösartiger und geiler als die reinen Sieinböcke, die wir besessen haben. Es existiren eine Menge seiner Spröfslinge. Merkenswerth ist bei diesen T’hieren der Trieb, die höchsten Stellen ihres Reviers zu erklettern, von wo sie oft'nicht mehr hinunter zu steigen wagen. Eine unsrer Ziegen blieb einmal aus Scheu drei Tage auf einem Thurm , und mufste heruntergeholt werden, da sie selbst sich nicht mehr zu. rückwagte. 17 Uebrigens erwarten wir von unserm gelehrten Hr. An. ker eine ausführliche Geschichte dieser T'hiere, und na- mentlich eine anatomische Vergleichung derselben mit Gemsen und Ziegen, welcher wir mit keinem Worte vor- ereifen wollen, 233 er fossiler Art gefunden hat, so dafs e 'Thiere nebst dem Menschen späteren Ur- sprungs zu seyn scheinen. Der Hr. Verfasser schliefst seine Arbeit mit dem Zund, und zeigt, dals sein Stammvater un- bekannt, aber wahrscheinlich kein erklärter Feind des Menschen gewesen , dafs man auch ganz im Zweifel sei, ob alle Varietäten einen gemeinsa- -men Stamm hätten; dals auch die in Amerika verwilderten Hunde sich leicht an den Menschen gewohnten. Hr. Meisner nimmt nun’ vorzüglich von diesem 'T'hier die Gelegenheit, die so neue als schone Idee in der Naturgeschichte aufzu- stellen und zu begründen, dals man die Stamm- rage gewisser T'hiere vergebens und durch Vorur- theile irregeführt durchaus im wilden Zustand auf- suche, da sie hingegen ganz eigentlich von der Na- tur zu Gesellschaftern des Menschen bes limmt, eine ursprüngliche. Instinctneigung zu ihm hätten, sich ihm von freien Stücken näherten und an ihn anschlöjsen. Und warum sollte es nicht dergleichen rela- live Instincte, die sich als freundschaftliche Zu- neigung zu andern Arten von T'hieren äussern, eben so wohl, als zwischen verschiedenen Ge- schlechtern, warum nicht anziehende Verhältnisse eben so gut, als feindliche geben? Hat doch jedes Geschopf seine natürlichen Feinde, warum nicht. auch natürliche Freunde ? Relative Instincte anderer Art, die zwischen ganz verschiedenen Specien obwalten, zeigen uns das Nachahmen der Affen, das Nachschw alien, der Papagaien. Aber sehn wir denn nicht geradezu ne Ziegen und Schafe sich an die Heerden des Rirktviehs anschliessen? Sind nicht Schwalben , Singv ögel 23% und Storche wahre Hausfreunde des Menschen? Beim Hund nım vollends ist es auffallend, dafs er — fast das einzige uneigennützige Wesen in der Schopfung — aufs vortrefllichste zum allereigen- nützigsten dem Menschen pafst. Die Frage ist aber nicht eigentlich, ob diese gegenseitige Verkäliise wiederlegt rede , SON- dern ob sie hinreichend erwiesen werden können, ob nicht näherliegende Ursachen, denn einge- pflanzte Triebe, zur Erklärung der Thatsachen angegeben werden mögen? Wozu brauchen wir Rindvieh, Ziege, Schaf, Pferd, Hund? Ihr Loos im Diane "den Men- schen ist Sklaverei, und im allgemeinen harte Sklaverei! Wir nehmen ihnen see Milch auf Kosten eines srofsen Theils ihrer Jungen, die wir zum Theil schlachten. Wir rauben ihnen ihre Wolle, Haare und machen sie dadurch freilich zur Freiheit untauglicher. Wir mästen sie zum platzen, um sie zu schlachten. Ihre Häute, ihr Fett, fast alle ihre Theile verwenden wir zu ver- schiedenen eisennutzieen Zwecken. Pferde und Hünde entgehn diesen Mifshandlungen, nur um desto länger von ihrem sogenannten Freunde, dem Menschen, zu leiden. Ihr Alter zumal ist hart und traurig. Wilde Pferde, Esel, Büffel, Auerochs, Hunde u. s. f. befinden sich trefllich in der Freiheit. Sollte nun die ‘Natur diesen Thieren wirklich eme betrügerische Hinneigung zum Menschen, zum kaltblutigsten , plaghaftesten ihrer Feinde eingepflanzt haben? ich wülste in der übrigen Natur keine andere so verratherische Zuneigung eines 'Thieres zu den ihm feindlichen Geschopfen. Hochstens das Schrecken führt hier und da das schwächere Wesen dem stärken in 23) den Rachen. Danebst sind viele unserer Haus- ihiere Zeerdenthiere, die gleichsam nomadischen Thierstaaten zugehören, welche in diesem Ver- haltnifs alles vereinigen , um unabhängig zu leben. Die Heerde hat ihr instmetmalsiges Verprovianti- rungs-, ihr Wachsamkeits- und Vertheidigungs- system. Die verwilderten, nach Gargilasso bei Blumenbach schon vor den Spaniern in Südame- rika existirenden Hunde, jagen von freien Stücken schaarenweise. Der wilde Esel zieht jahrlich im Herbst in unzähliger Menge aus seiner Steppe südlich nach Persien und Indien , wo er überwin- tert. Die Hirschrudel stellen ihre Wachen aus; das Rindvieh bildet gegen den Feind einen Koi der Wolf, der den: Hund verwandt ist, ‘scheint nach manchen, vielleicht zur Hälfte fahelhaften Erzählungen, Mitglied eines organisirten Vereins zu seyn. Was würden. wir nicht im Sinne‘ des Verfassers für Beweise vom Elephanten herholen , der doch immer das intelligenteste aller Thiere , und wie zum Gefährten deh Menschen geschaffen ist? und doch mulfs der letztere diels venefliche Geschöpf jedesmal im der Freiheit holen, in der seine Specien sich noch immer behauptet haben, obwohl die Domestication ihnen immer so glan- zende Vortheile als andern T'hieren- anbäuk‘ ' Das Schwein dagegen, das eines der unent- behrlichsten Flnikikiere ist, und nachst dem Hund am weitesten mit seinem Herrn herumkommt, ist weder beneidenswerth, noch durch irgend eine Art von Zwneigimg zum Menschen ausgezeichnet. Der Hund scheint mir allein in seinem Cha- rakter wahre Anhänglichkeit zu haben. Aber sehn wir ihn nicht mit gleicher Treue bei Gelegenheit an einem Löwen, an einem Pferd, ja selbst‘ an 256 einer Katze hangen, wenn der Mensch die Tnitia- tive zur Vreutdschuft zwischen denselben veran- lafst? Und sogar ohne dafs der letztere den Gore- lationspunkt ausmachte‘, ist vielmehr frühe Ange- wohnung das sicherste Mittel zu dergleichen selt- samen platonischen a hier. Verkiltendden Ich meine nur, es liege im Hund die anhängliche Anlage, aber ohne ursprünglich bestimmtes "Object; dieses ‘wird dureh die ERREICHEN Behandlung des Menschen bestimmt, und ist für den Hund zu- fallig. Alle Mensch ist den Thieren Feind und From abwechselnd und eigener Art. Er nährt sie, schmei- ehelt manchen ihrer Instincte und Leidenschaften. Will er sie zerstoren, so geschieht es nicht mit dem Grimm, der sich der Einbildungskraft des Thiers als Schreckbild einpragt; er zerreilst das Schaf nicht mitten in der Heerde, hinterlafst nicht die Grausen erweckenden Spuren des Mordes — für viele 'Thiere ist der Tod die erste und letzte Mifshandlung durch Menschenhand. Durch eine Freundschaft dieser Art, werden auch wohl Men- schen von Menschen gekodert. Weder der An- blick noch die Stimme des Menschen haben etwas sehr furchtbares, zuruckschreckendes. So kann ich mich denn weder aus Hatilai storischen, noch aus V ernunftgründen von der Rich- tigkeit des Satzes überzeugen, dals es ursprüng- liche Hausthiere gebe. > Ich finde hier beim gel. Verfasser einen Feh- ler des Raisonnemens, der leichter zu bekritteln , als zu vermeiden ist, "wenn eine schone Idee uns erfüllt. Wenn namlich über die Stammrage, und daher über die ursprüngliche Wildheit unsrer Haus- thiere Zweifel existiren, so konnen diese eben sa 237 wenig für, als gegen die aufgestellte Ansicht spre- chen. Auch sahen mir zu unbedingt der Gegen- satz von Freundschaft oder Feindschaft gegen den Menschen den Verfasser geleitet zu habean Es ist ein Drittes möglich: Gleichgültigkeit , wenig- stens nach Ueberwindung des tee ungewohnten Anblieks, der bei T'hieren und selbst hei ungebil- deten Menschen immer schreckhaft wirkt. De Wolf, und so viele andere reissende T'hiere gehn bald gleichgültig am Menschen vorüber , bald fliehn sie ihn, bald auch wenn sie vom starkeren Instinet des Hungers oder Zorns getrieben sind, greifen sie ihn an und zerreissen ihn. Ich sehe hier kein bestimmtes, eingepflanztes Verhaltnifs. Man mufs nie vergessen, dals wir in unsrer' Teeleologie im- mer von einem Standpunkte ausgehn, der die stärkste Präsumption der Einseitigkeit mit sich giebt, indem wir uns selbst für den Mittelpunkt der Schöpfung ansehen. Der Naturforscher, der sein Heil mehr und mehr in der historischen und philosophischen Pracision zu suchen hat, zaulßte. diese Klippe so viel wie moglich meiden: Erhaltungsinstinct , Zwang, das Gefühl a Unterwürfigkeit unter die Gewalt des Menschen, (denn geistige und physische Kraft haben für das Thier dieselben Resultate) Angewohnung der Sinne, Anhänglichkeit an die Jungen H Weibchen schei-- nen Sa die Gründe der Domestication auf Seite der Thiere; ja ich würde anstehn, das Fortwir- ken dieser Gewohnheit in den Jungen durchaus abzuläugnen, und den Zustand der Ver »wilderung dem ..der ursprünglichen Wikdheit ganz gleichzu- . setzen. Vomumkt mit ihren grofsen Wirkungen ist aber Beding der Dhtnestinatien auf » Seite des Menschen. Mir erscheinen auch diese Principien 238 als hinreichend um die thatsachlichen Verhaltnisse zu erklären , und daher auch so, um die Annahme einer eingepflanzten Neigung der Thiere zum Men- schen unnöthie zu machen, die ohnehin schwer darzuthun seyn .dürfte. y Folgendes sind die Resultate, die mir aus dieser Untersuchung hervorzugehen scheinen. Bei Bestimmung des ursprünglichen Zustan- des der Hausthiere mussen folgende Rucksichten genommen werden: 1) Auf ihren eigenthümlichen Wohnort, ihr Cli- ma etc. 2) Auf ihre Lebensart. Heerdenweise lebende Thiere vereinigen in sich die Bedingungen der Unabhängigkeit. Nur vereinzelte Thiere sol- cher Art, mögen bei andern Thieren oder beim Menschen Nahrung oder Schutz suchen. 3) Auf Bestimmung der Species ähnlicher freile- bender Thiere. a. Hiezu ist der Gemüthscharakter unzureichend und sodann erfodert die Bestimmung des letz- tern Vorsicht. «. Kreuzung der Specien mag nämlich densel-. ben verändern, daher auch vielleicht Kreu- zung der Varietäten. #%. Es mufs sorgfältig und namentlich bei den Pflanzenfressern das männliche und weib- liche Geschlecht unterschieden werden. Von einem und demselben Paare möchte der Mann zu den unbändigen, das Weib zu den furchtsamen und sanften Thieren zu stehn kommen. Selbst die Verschiedenheit des Alters kann den Charakter gar sehr mollifiziren. 3. Auch hier ist das heerdeweise Vorkommen wichtig, weil die isolirte oder gesellschaft- liche Stellung der Individuen den Charakter verschieden erscheinen läfst, der namentlich Y k 3 Fi 239 beim weiblichen Geschlecht blofs eine rela- tive Energie hat. Bastarderzeugung hat nur insofern Beweis- kraft für Identität der Species , als die erzielte Nachkommenschaft iz der Regel fruchtbar ist, und durch Verbindung mit der Original- race sich wiederum derselben nähert. Bei Er- füllung dieser Bedingungen scheint der Zu- stand der Freiheit keine nöthige oder wesent- liche Forderung, -€. Wo nun das Criterium der Erzeugung frucht- barer Bastarde wegen Entfernung nicht an- wendbar ist, da kann blofs absolute Ver- schiedenheit des Skelets und zwar haupt- sächlich des Schädels, die nicht blofs in der Gröfse, oderin der Form sehr veränderlicher Theile, wie etwa der Horngebilde, liegt, die Bestimmung leisten. Ueberhaupt sind die anatomischen Kennzeichen die bedeutendsten. d. Die Vergleichung der Verhältnifszahl beider Geschlechter verspricht Aufschlufs, e. Veränderung des Charakters durch Verwilde- » rung kann zur Bestimmung der ursprüngli- chen Species wenigstens bei den reissenden Thieren, die einen selbstständigen Charakter haben, beitragen. Zur Bestimmung des ursprünglichen Zustandes der Haus-Säugethiere mufs das Princip der Domesticierung genauer festgesetzt werden, Es fällt ein Theil desselben auf die Thiere, ein anderer auf den Menschen. a. Auf Seite der Thiere ist es wohl verschieden), + je nachdem sie furchtsamere Pflanzenfresser, oder reissendere Fleischfresser sind. Bei den ersteren dürften Anziehung durch angebo- tene Nahrung, Auffangen der Jungen, Er- nähren derselben, Nachfolgen des dankba- rern, zutraulichern weiblichen, und der hie- durch erfolgte Beitritt des freiheitsliebenden, trotzigern männlichen Thiers, bei den letz- tern dagegen Hunger, Umgebung der mensch- lichen Wohnung mit den früher eingefange- nen, furchtsamern Thieren, Geburt in der Sklaverei, Gewohnheit an menschlichen An- blick, an menschliche Stimme, Jagd, und bei allen "vorzüglich die Abwesenheit der Ver- nunft die Ursachen der Domestication gewe- . sen seyn. d. Auf Seite des Menschen ist die vorwaltende Bedingung der Unterjochung und Herrschaft über die Thiere, nämlich dessen Vernunft, die auf diese begründete Herrschbegierde, wohlgewählte Behandlungsart, Erfindung von tausend Mitteln zum Anlocken, Einfangen der Thiere zum Schmeicheln der thierischen Instincte, ja selbst die Abwesenheit natürli- cher Waffen und eines furchtbaren Anblicks dürften hier dem Menschen. zu statten kommen. 5) Was endlich das Bedürfnifs der Domestication, welches als Grund gegen die ursprüngliche Freiheit der Hausthiere angeführt wird, be- trifft, so scheint mir diefls lediglich auf "Seite des Menschen, nicht aber auf Seite der Thiere Statt zu finden, da wir ja Schwester-Specien selbst Schwester-Varietäfen der Hausthiere im freien oder verwilderten Zustand, freilich aber unter angemessenen äussern Bedingungen, fortkommen und gedeihen sehen. Das Be- dürfnifs, das die Thiere allenfalls erwerben, unter menschlichem Einflufs zu stehn, ist zu- fälligen secundären Ursprungs und von Ver- pflanzung unter fremdes Clima, von Berau- bung natürlicher Bekleidungen u. Er abzu- leiten. VI. Herr Carl Friedrich August Meisner, geboren zu Ihlefeld, Königreich Hannover, den 6, Januar 1766, gestorben zu Bern den 12. Februar 1825 Y). Eine ehrenwerthe Sitte bleibt es immerdar, das Andenken der Verstorbenen zu erhalten und auf die Nachwelt überzutragen, geschehe. diels nun durch prächtige Mausoleen, durch prunkvolle Grabsteine, oder auch blofs mittelst eines war- men freundlichen Wortes vom Herzen gesprocherr” und vom Herzen aufgenommen, dafs es durch Ueberlieferung fortlebe im Geiste derer, die auf der rühmlich gebrochenen Bahn fortstreben in Er- forschung der Wahrheit. Auch gegen unsern ent- schlummerten Freund und Collegen werde diese Pflicht erfüllt, und wo konnte das wohl passen- der geschehen, als am Schlusse gegenwärtiger Blätter, welche der Verewigte, durchdrungen von Eifer für die Wissenschaft, eröffnete, ohne zu ahnden, dafs noch vor Abschlufs des zten Bändchens ihn das unerbittliche Schicksal in ein anderes Leben abrufen werde. Ob gegenwärtige Zeitschrift sich einer Fortsetzung zu erfreuen habe, oder mit diesen Zeilen schliessen werde, steht da- *) Das unerwärtete Absterben dieses würdigen Gelehrten mitten aus der Redaction dieser Annalen, veranlafste den Verfasser dieses Aufsatzes zu Beendigung des Ganzen und zu Befriedigung der respektiven Herren Pränumeranten, ‘ die Redaction der letzten 6 Bogen zu übernehmen, wo. bei er die gefällige Mithülfe seiner Herren Collegen dank. bar anerkennt. £ Natw, Annl. IL.B. ı6 242 hin; allein auf jeden Fall bleibt ein theures An- gedenken der Nachwelt zugesichert. ‚ Keine vollständige Biographie unseres verbli- chenen Freundes erwarte man hier, denn diels wäre eben so schwierig als nutzlos! Schwierig, theils wegen des beschränkten Raumes dieser Bo- gen und der Kürze der Zeit, theils wegen man- gelnder Angaben aus seinem frühern Leben; nutzlos hauptsächlich darum, weil er, was er uns und der Wissenschaft war, nur erst von dem Zeitpunkt an recht eigentlich wurde, da ihn sein Schicksal an die Schweiz fesselte, an der er auch bald eine zweite Heimath fand. Herr Carl Friedrich August Meisner stammte von unbemittelten Eltern, sein Vater war Vorste- her des Padagogiums zu Ihlefeld, wo der Sohn auch seinen ersten Unterricht erhielt. Nachher studierte er-in Göttingen vorzüglich Humaniora, und hielt sich dann 7 Jahre in Bremen, theils als Haus- lehrer, theils als Dr. Müllers Gehülfe an einer Erziehungsanstalt auf. Im Jahr 1796 erhielt er den Ruf als Hauslehrer nach Bern, wohin ihn überdiefs noch seine entschiedene Liebe für eine schöne Natur anlockte. : Nicht lange nachher ver- ehelichte er sich mit einem Frauenzimmer aus einer hiesigen patrizischen Familie, welche ihm zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter schenkte, hatte aber das Unglück seine Gattin in Folge ihrer $Sten Niederkunft zu verlieren. Die damaligen Revolutionssturme hatten alle frühere Verhältnisse in ihrem Innersten erschüt- tert, ganz vorzüglich aber hatten die offentlichen Unterrichtsanstalten unter den Ereignissen einer rohen Zeit gelitten. Doch aus ihren Trümmern traten sie bald hervor, glänzender als je. Mit be- 243 sonderer Vorliebe für den Unterricht der Jugend stellte sich Hr. M. im Jahr 1799 an die Spitze eines solchen Privatinstituts, von dessen Zweck und Plan er in einer besondern Schrift öffentliche Rechnung gab. Damals schon liefs er sich die Mühe nicht gereuen, auf Spaziergängen und wäh- rend der Erholungsstunden seine jungen Zoglinge auf alles Wissenswürdige der umgebenden Natur aufmerksam zu machen, und sie zu Anlegung kleiner. naturhistorischen Sammlungen aufzumun- tern. Denn auch in ihm hatte sich bald eine ent- schiedene Neigung zur Naturgeschichte entwickelt, welche durch die freundschaftlichen Mittheilungen der Herren Prof. Studer und Pfarrer Wyttenbach angeleitet, ihn vorerst auf Schmetterlinge, bald aber auf die übrige Entomologie, von da auf die. Conchyliologie und so unvermerkt auf die übrigen Fächer der weitumfassenden Zoologie, ja zuletzt mittelst der Petrefactenkunden sogar auf Minera- logie führte. Diesem wissenschaftlichen Entwick- lungsgange kam der Umstand zu Hülfe, dafs im Dezember des Jahres 1801 die bekannte Sprüng- lische Vogelsammlung durch einen Verein gemein- nütziger Bürger angekauft und zur offentlichen Belehrung in ihrem jetzigen Locale aufgestellt ‚wurde; ja es ist sogar wahrscheinlich, dals dieses Ereignifs bei Hr. M. den Ausschlag gab und ihn bewog, von nun an seine . besondere Aufmerk- samkeit der damals noch ziemlich vernachlässigten schweizerischen Ornithologie zu schenken, ein Unternehmen, woran er späterhin an dem gelehr- ' ten Dr. Schinz in Zürich einen thatigen Mitar- beiter fand. Mit rastlosem Eifer ordnete nun Hr. M., als Mitglied der damaligen Gesellschaft naturforschen- i 244 der Freunde, die seiner speziellen Aufsicht anver- traute Sammlung aufs trefllichste , unterstützt durch den zu frühe verstorbenen Näturalienhändler Dan. Rätzer. Ein Verzeichnifs des fruhern Besitzers jenes Cabinets wurde, von ihm nun aufs beharr- lichste durchstudiert, der neuen Anordnung zum Grund gelegt, und zahlreiche Geschenke langten. bald von allen Seiten ein, ‘die wahrhaft vaterlan- dische Sammlung schweizerischer Säugethiere und Vogel zu ergänzen. Mit ächt-eritischem Blick begann nun Hr. M. die Gegenstände genauer zu untersuchen, und mulste sich sehr bald überzeugen, wie vieles zu einer richtigen Bestimmung der an- scheinend langst bekannten Schweizervogel zu thun übrig sei, zumal der Raubvogel, welche je nach ihrem verschiedenen Alter unter 3 bis 4 ver- schiedenen Namen vorkommen. Eben diese Sorg- falt verwendete er auf die genauere Erorterung der Amphibien der Schweiz und die Bestimmun- gen der fossilen Knochen aus den verschiedenen Gegenden unseres Vaterlandes. Eine Synopsis der helvetischen Schmetterlinge, an welcher er gleichfalls arbeitete, blieb dagegen unvollendet. Ihm vorzüglich gebührt das Verdienst der heutigen streng-wissenschaftlichen Anordnung des Cabinets, und des auf gründliche, vielfältige Beobachtung gestützten, im Jahr ı804 im Druck erschie- nenen Verzeichnisses, welches seither als gülti- ‘ger Wegweiser jedem fremden Naturforscher z Gebote steht. Man mufs selbst Zeuge gewesen seyn von der Unverdrossenheit und Beharrlichkeit, so wie der sich immer gleichen Gemüthsruhe dieses Mannes, um sie begreifen zu können jene prunklose 'Tha- tigkeit, welche keine der von dergleichen Leistun- 245 ven fast unzertrennlichen Hindernisse einen Au- genblick storen konnten, weil sie ihren hochsten Stolz darein setzte, dafs unser naturhistorisches Museum den Rang, welcher ihm unter den An- stalten dieser Art zu Theil geworden, auch fer- nerhin rühmlich behaupte. | Mit dem ‚Jahr ı805 begann für Hrn. M. ‚gleichsam eine neue Lebensperiode. Im Januar namlich schritt er zur zweiten Ehe mit seiner noch jetzt lebenden Gemahlin. Im Spatjahr aber loste sich, bei Gründung der neuen Schule und Aka- demie, sein Privatinstitut auf, und aus Vorliebe für die Naturgeschichte wählte er sich den Lehr- stuhl derselben an der neuen Anstalt, welchem an sich schon weitläufigen Pensum man auch noch die Geographie und den naturhistorischen Unter- yicht für das Gymnasium einverleibte. Ob es wohl geihan war, auf bald.nachher erfolgte Re- signation des ausserordentlichen Lehrers der Bo- tanik dem Professor der ‚Geographie und Na- Zurgeschichte auch noch diese Wissenschaft auf- zutragen, lassen wir dahm gestellt; gewils aber ist es, dafs unser verewigte Freund laut eigenem Geständnils die Pflanzenkunde immer nur mit einer gewissen Selbstuberwindung vortrug, während er sich dagegen für Zoologie und Mineralogie bei- nahe aufopferte,. und unaufgefordert aus eigenem Antrieb sich unter Anleitung des verdienten Prof. Enmert, des ältern, im Secieren übte, um die vergleichende Anatomie mit der Zoologie zu ver- binden. Im Jahr 1806 schrieb Hr. M. seine Hand- bücher der Zoologie und Geographie zum Ge- brauche der bernischen Lehranstalten. Auch hatte sich inzwischen unter stetem Sammeln seine eigene 246 Privatsammlung, sehr ansehnlich bereichert, so dals sie m Beireff mineralogischer und zoologi- scher Seltenheiten unter die ansehnlichern md belehrendsten Privatcabinette der Schweiz gezählt zu werden verdient. Als Schriftsteller fand er auch bald Gelegenheit auswärtige gelehrte Ver- bindungen anzuknüpfen. Fr wurde nämlich erwahlt: 2) Zum ordentlichen Mitglied: Der Societät fur die gesammte Mineralogie zu Jena. 1813. Der Herzogl. Sachsen-Gothaischen und Meiningischen Bociiät der Forst- und Jagd- kunde zu Dreissigacker. 1813. Der Gesellschaft zur Beforderung der ge- sammten Naturwissenschaften zu ME 1817. Der Kaiserl. naturforschenden Societät zu Moskau. ı8ı8. | 2) Zum correspondirenden Mitglied: Der Societe des Naturalistes a Geneve. 1804. Der Wetterauischen Gesellschaft für: > gesammte Naturkunde. 1808. Der Senkenbergischen Br Gesellschaft zu Fraukfurk a. M. ı822. In mehr oder weniger lebhaftem litterarischem Verkehr stand er mit Blumenbach, Lichtenstein , Hausmann, Albers in Bremen , von Schreibers und Bremser in Wien, Prinz Max. von Neuwied, Sommering , Cuvier , Brognart, Merrem in Mar- burg, Echholz in Dorpat, bei welchen er, was die "Zoologie und Petrefactenkunde der Schweiz anbelangt, - Autorität galt. Auch nach England und be Nordamerika erstreckten . sich Seine wissenschaftlichen Verbindungen und sein Brief- wechsel. 247 Nachdem sich die allgemeine naturforschende Gesellschaft im Jahr 1815 zu Genf constituierte , brachte er die weitläuftig projectierte Organisation in eine Form, und benutzte hiezu die von verschie- denen Seiten her ausgesprochenen Gedanken; auch übernahm er, als im nächstfolgenden Spätjahr die Versammlung der Gesellschaft in Bern Statt fand, die mühsame Secretärstelle mit eben so vieler Ge- falligkeit als Aufopferung. Auch als Mitarbeiter unserer Gantonalgesell- schaft, welche er im namlichen Jahr stiften half, und spaterhin wahrend ein Paar Jahren präsidierte, hat sich Hr. M. bleibendes Verdienst erworben. Er war es auch, der die erste wissenschaftliche Vorlesung derselben hielt... WVas er überdiels ge- leistet, davon liefern die Protokolle den einleuch- tendsten Beweis. Was er ergriff, das ergriff er mit Energie, suchte sich alsobald darinn zu orien- tieren und liels nicht ab, bis er den philosophi- schen Zusammenhang, klar aufgefalst hatte. Mit unbefangenem, nüchternem Urtheil forschte er dabei stets nach T'hatsachen vielmehr als nach glanzenden Theorien, und liefs sich auf diese blols dann ein, wenn sie ihm durch Erfahrungssätze hinreichend erwiesen schienen. Er gehörte übri- gens keineswegs zu den Pedanten, welche sich und ihre Ansichten für untrüglich halten und ihre einmal ausgesprochene Meinung nie zurücknehmen ‚zu dürfen glauben, sondern gestand, als wahrer Gelehrter , seine Irrthümer mit der grofsten Un- befangenheit ein, sobald er eine richtigere An- sicht und Vorschläge eroffnen hörte. Aufgemuntert durch mehrere angesehene Mit- glieder der allgemeinen Gesellschaft, entschlofs sich Hr. M. hei der Zusammenkunft in Zurich 248 im Herbst .ı817 zu Herausgabe einer Zeitschrift unter dem Titel: Naturwissenschaftlicher Anzei- ger der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft, wovon vom ersten Beginn an jeden Monat ein Bo- gen to erscheinen sollte. Ihre nächste Bestim- mung war, die Verhandlungen der Gesellschaft so wie auch kürzere WIE Notitzen und An- fragen ihrer Mitglieder SENT ‚ und so eini- germalsen das Be Blatt der Gesellschaft aus- zumachen. Leider hat sich die niederschlagende Erfahrung der meisten schweizerischen Zeitschrif- ten auch hier bestätigt , indem trotz der unter günstigen Auspizien begonnenen Unternehmung , der betrachtlichen Abonnentenzahl und der vielen Beiträge von allen Seiten .bei einer unermüdeten T hätigkeit des Hrn. Redactors der Vertrieb nach Ankscn allzu gering war, dals sie auf die Dauer hatte bestehen ökion Alljährlich pflegte sonst Hr. M. einen natur- historischen (vorzüglich entomologischen) Ausfltı in’s nahe, an Naturprodukten so reiche, Wallis zu machen, Seit ein Paar Jahren jedoch be- sehränkte er sich auf die nähere Umgegend oder auf Besuche hei seiner in Vevay verheiratheten altern Tochter, ausgenommen dann, wann das mächtige Bedürfnifs nach gegenseitiger Mitthei- lung ihn zu den alljahrlichen Versammlungen der helvet. Gesellschaft mit unwiderstehlicher: Gewalt hinzog. Denn selten, und blofs nothgedrungen duch: anderweitige Berufsgeschäfte, versagte er sich diese geistige Erholung , welche er Ri: eine stillschweigende Pflicht ansah.: In diesem Verband befestigten sich seine freundschaftlichen Verhältnisse zu e.: Dr. Schinz in Zurich , mit welchenı er bereits im Jahr 1815 sg das für die schweizerische Ornithologie sehr wich- üge Werk: Die Vögel der Schweiz, herausgab. Seit 1807 war sein, mit Abbildungen verse- henes, an neuen Angaben reiches, Musik der ‚Naturgeschichte in zwanglosen Heften erschienen, wozu er für den ar Theil seit 1818 an dem fleissigen Hrn. Seringe einen tüchtigen Mit- arbeiter fand. Vom zoologischen Theil dieser Werke ist bisher ı Band hto mit ı2 Nummern und 98 Seiten, vom botanischen aber sind nur 6 Nummern heransgekommen. Sein letztes iskenschöfiliches Unternehmen war die Pedaction gegenwärtiger Annalen, welche er im Jahr 1813 übernahm, , und wovon 2 Hefte einen Band ausmachen sollten. Plan und Zweck blieben ungefähr die namlichen, wie beim natur- wissenschaftlichen Anzeiger, und dafs blofse Liebe zur Wissenschaft ihn hiezu vermocht , beweiset die Uneigennützigkeit, womit er sich dabei gegen den Verleger hehe Als Jugend- Schriftsteller gebührt unserm Freunde En ähnliches Lob. Bei Herausgabe seiner Reisen in verschiedene Gegenden der Schweiz, welche seit ı801ı zu Seelen ‚Epochen in 4 Bändchen mit Kupfern geschmückt, erschienen, wulste er sich zum Fassungsvermo- gen der Kinde; herabzulassen, ohne jedoch teivial zu werden, und überall Jenchtete das reine Be- streben hervor, ‚nützlich und angenehm zu be- lehren. Endlich lieferte er als Mitarbeiter an dem vielgelesenen Alpenrosen - Almanach manchen in- teressanten Reisebericht über einzelne: Gegenden des schweizerischen Hochgebirgs. © Was Hr. M. als Verehrer der Tonkunst ge- 250 wesen, gehört wohl nicht hieher.: Begnügen wir uns daher mit dem Zeugnils , dafs auch hierin sein reiner Sinn für Kunst und achten Geschmack ihn über das Gemeine empor hob, ihm eine Liebe zur Sache, eine Ausdauer, eine Aufopferung mög- lich machte, welche die hochste Achtung und alle Nachahmung verdiente. Er war es, der den schlummernden Sinn für den gediegenen deutschen Chorgesang unter zweien Malen bei uns wiederum anfachte, und in der verhängnifsvollen Grise der edlen Tonkunst, als ein Zusammenfluls widerwär- tiger Umstände gegen ihr Aufkommen in unserer Vaterstadt verschworen schien, nebst einigen we- nigen gleich verdienten Musikfreunden den Muth ' nicht verlor , und stets mit einer bessern Zukunft ' trostete, welche er denn auch erlebte und in vol- len Zügen genols. or Hr. M. arbeitete viel und mit ungemeiner Leichtigkeit. Seine Handschrift, ohne gerade schon zu seyn, war dennoch sehr angenehm und ungemein leserlich, trotz dem, dafs er seine Ge- danken mit erstaunender Schnelligkeit zu Papier brachte. Als Mensch war M. höchst achtungswerth. Sein harmloses Gemüth theilte sich ohne Rück- halt mit gegen jeden, der an dasselbe sprach. Aller Welt gewogen, war er auch von Jedermann geliebt. Seine Thüre stand immer offen für Ge- lehrte und Künstler, ihnen theilte er mit, was er hatte, ohne ‚Rücksicht auf Gegendienste; und Knaben, welche Geschmack an der Naturge- schichte ‘zeigten, schenkte er mit freigebiger Hand was er aus seiner eigenen Sammlung konnte. Mit stiller anspruchloser Bescheidenheit uber eige. nes Verdienst, ertheilte er Lobsprüche denen, — m in Fu = —,m— PR}1 die solche zu verdienen schienen , ohne sich we- der durch persönliche Rücksichten, noch durch Nationalvorurtheile blenden zu lassen. Nichts aber schien ihm alberner, ja unbegreiflicher , als die verjahrten Vorurtheile des Standes und der Geburt, und wurde er je satyrisch, so war es gewils über sie und über die Charlatanerie, der er gleichfalls von Herzen abgeneigt war. Seine vor- züglichste Lebenstendenz war Kunst und Wissen- schaft. Er war ein warmer, eifriger Verehrer der Natur. Was manche andere Erdensohne zum Zauptzweck ihres Daseyns erheben, war bei ihm untergeordnete Nebensache. Dals er in dieser 'Denkungsart vielleicht zu weit gieng, und, hin- gerissen von seiner unbegränzten Liebe zur wah- ren Geistesbildung,, der Prosa des Lebens viel- leicht allzuwenig Rechnung trug , dafs er Nieman- den etwas ausschlagen konnte, und über seiner Dienstfertigkeit, seiner Neigung zum frohen, unschuldigen Lebensgenuls im Cirkel vertrauter Freunde seine eigenen Vortheile vergals, das sind leider Schwachen, die so manche Gelehrte mit ihm theilen, und edle Seelen um so häufiger als sie en für solche Gefühle die empfänglichsten sind. ein Frohsinn in Gesellschaft und auf Reisen, dem wahren Probierstein guter Laune, war wirk- lich unübertrefflich. ” Rachsucht war ihm ein unbekanntes Gefühl. Wie oft sah man ihn nicht offenbare persönliche Beleidigungen, die im menschlichen Leben nım einmal unvermeidlich sind, mit stoischem Gleich- muth erwiedern, und hintendrein dem Dinge., welches sich mancher faustdick hinter’s Ohr ge- ‚ schrieben hätte, die comische Seite abgewinnen , ja zuletzt von ganzem Herzen darüber lachen. 252 Dafs Hr. M. seinen Vorlesungen nicht das- jenige Interesse zu geben wulste, welches der Gegenstand selbst wohl mit sich gebracht hätte, ist ein Vorwurf, den ihm Mancher machte. Wer indessen die schmale Granze zwischen trockner Gelehrsamkeit und Anekdotenkrämerei kennt, und weils wie schwer es hält, sich stets auf der Mit- telstrafse zu behaupten, ohne weder nach der einen, noch der andern Seite zu verirren, wer denkt, wie vielen grofsen Gelehrten , bei ungleich weniger Humanität,, die natürliche Gabe der Mit- theilung in weit höherm Grade fehlt, der wird gewils unserem verstorbenen Freunde, dessen oko- nomische Lage nichts weniger als unabhängig und sorgenfrei, dessen Brust überdiefs schwach gebaut ‚und das halbe Jahr hindurch. mit Verschleimung und Catharrh behaftet war , rucksichtlich des aka- demischen Vortrags Manches zu Gute halten, was jeden andern nicht entschuldigt hätte. Wenn man aber behauptet, Hr. M. hätte es verdient, Mit- glied irgend einer gelehrten fürstlichen Akademie zu werden, vielmehr denn Lehrer einer republi- kanischen Erziehungsanstalt zu bleiben, so stim- men wohl alle, die ihn gekannt, aus voller Ue- berzeugung bei. Seit einigen Jahren nahmen indessen jene habituellen Brustcatharrhe einen drohendern _Cha- rakter an, und jedesmal trat er abgemagert und ermattet daraus hervor. Häusliche Verhältnisse , vorzüglich die langwierige und gefährliche Krank- heit seiner Gattim, warfen ihn im Januar dieses "Jahres auf’s Krankenlager , eme Leberaffection mit ‚typhosem Fieber gesellten sich zu der wahrschein- Jich schon früher vorhandenen, verborgenen und od nunmehr ausbrechenden knotigen Lungenschwind- 253 sucht, und am ı2. Februar 1825 entschlummerte er Et und schmerzlos in den Armen der Seinigen. Leider ward dem zärtlichen Vater der Trost nicht, seinen sehnlichst erwarteten Sohn, dessen Bild ihn in den letzten Tagen seines Dume un«- aufhorlich beschäftigte, zu umarmen. Möge es diesem dafur gelingen, seinem, von Allen ver- mifsten und Belsakrten Vater, würdig nachzu- folgen, der trauernden Wittwe und Töchtern eine Stütze zu werden, und zu ersetzen, was seine Freunde und Bekannten, was die Wissenschaft an jenem verloren! Noch glauben wir den Vol- lendeten in unserer Nahe zu erblicken , theilneh- mend, liebreich und freundlich wie er immer war. ne Seele ist entflohen, doch sein Andenken ‚lebt fort. Dr. Brunner. 254 RD.) Ankündigungen. - I. Naturgeschichte der Vögel, welche sich zum Theil in der Schweiz aufhalten, zum Theil aber nur durchziehen oder sie besuchen. | Es ist dasjenige Werk, aus welchem der sel. verstorbene Hr. Professor Meisner: in die Annalen ıster Band 2tes Heft pag. 150 die Beschreibung des bärtigen Geieradlers als Probe eingerückt hat, und enthalt alles, was der Verfasser ser mehr als 30 Jahren aus eigenen Erfahrungen und Beobach- tungen aufzubringen im Stande war. Seine Auf- merksamkeit beschrankte sich nicht allein auf den Sommeraufenthalt der Zugvogel in der Schweiz, sondern er fand Gelegenheit die meisten derselben in denjenigen Gegenden des sudlichen Europas zu beobachten, wo sie den Winter zubringen. Es darf sich demnach jeder Leser manches Neue und Belehrende von diesem Werk versprechen, um so mehr, da sich der Verfasser bemühte , nicht nur für gelehrte Ornithologen, sondern für Anfänger verständlich zu een, aus welchem Grunds dasselbe auch für die Jugend und blofse Dilettanten ebenfalls empfehlenswerth seyn dürfte. Für Liebhaber von Kupfern konnen um einen sehr billigen Preis die Büffonischen Tafeln dem Texte beigefügt werden: Er Werk zerfällt in 3 Bande 8vo, ungebun- den um 6 Schweizerfranken auf Subscription. 255 U, Naturgeschichte der schweizerischen Säu- . .gethiere. Auch dieses Werk liefert manches Neue und Interessante für jede Classe von Lesern, und geht ‘vom nämlichen Gesichtspunkt aus als das vorige. ı Bd. 8vo a 2 Schweizerfranken 5 Batzen auf Subscription. III. Jagd und Fang aller Säugethiere und Fögel der Schweiz. Oder: Der Schweizer= Jäger. Den Zweck des Verfassers lehrt der Titel hin- reichend,, jedem Liebhaber wird dieses Werk ganz gewils willkommen und erwünscht seyn, in- dem er darinn alles finden wird, was er bei der Dressur seiner Hunde und bei Behandlung ihrer gewöhnlichen Krankheiten zu beobachten, so wie auch die Art und Weise, mit der er sich bei der Jagd und dem Fange aller unserer Säaugethiere und Vogel zu benehmen hat. ı Bd. 8vo in zwei Abtheilungen , per Subscrip- tion 2 Schweizerfranken 5 Batzen, sammt 3 Ku- -pfern über die Fährten, 3 Franken. Nach der Subscriptionszeit, die bis 30. Juny 1825 dauert, wird der Preis jedes dieser Werke erhohet werden. Subseriptionen darauf werden in allen Buch- handlungen angenommen. Endsunterzeichneter zeigt überdiefs den Herren Ornithologen hiemit an, dafs er stets mit einer Col- 256 lection von Schweizer-Vogeln und Säugethieren versehen ist, welche bisher immer durch Vermitt- lung Hrn. Prof. Meisners an die respectiven Herren Liebhaber versendet wurden. Seit jenes Abster- ben empfiehlt er sich hiemit ferner und bittet, sich künftig an ihn selbst zu wenden. Rohrdorf, Präparator des Museums , wohnhaft Brunngasse Nro. 28 in Bern. Inhalt des zweiten Bandes. Erstes Heft. I. Skizze eines natürlichen Systems der angebor. nen Monstrositäten der Thiere, von Dr. ‚Schläpfer , Arzt in Trogen. ‘ h N 41-32 II. Chemische Zerlegung des Wassers von Weis. senburg,, von C, Brunner , Prof. der Chemie in Bern. re 20.0 1833-57 III. Einige Bemerkungen über das Grundeis der Flüsse, von P. Merian, Prof. in Basel. 58—71 IV. Verzeichnifs der von mir bis jetzt auf einem Theile der Stockhornkette, und ihrer Nach. barschaft gefundenen Alpenpflanzen. Nebst einigen Bemerkungen über dieselben, von K. Trachsel, Arzt zu Rüggisberg. . . 72-107 V. Besteigung des Pilatus am 22. Jul. 1824, von Dr. $S. Brunner. r N R . 108—118 VI. Entdeckter Baumverderber , zur Nachricht für Forstbeamte , von dem Herausgeber, 119—126 VII. Beitrag zur RER des Dachses, von . Dr, S. ZN “126-127 VII. Nachricht für PRRTERNSN von B. Studer. 127—128 Zweites Heft. I. Ueber das Gebläse mit verdichtetem Knall. gas, von Prof. C. Brunner, in Bern. . 129—151 II. Neue Einrichtung des Volta’schen Eudiome- ters. Von ebendemselben. 2 A . 152—154 II. Ueber die Pfäferser Heilquelle. Von Dr. J. R. Köchlin in Zürich. . . . . 155-194 IV. Einige Worte über die Seekrankheit aus Selbst. erfahrung. Der medizinisch - chirurgischen Gesellschaft des Cant. Bern vorgelesen den 24.,April 1822, durch Dr, Brunner... „ 4175-191 co) V. Ueber das Vorkommen des Dattelbaumes in Italien. Von ebendemselben. . 224192198 VI. Ueber ‘die ursprünglichen Stammragen der Hausthiere aus der Classe der Mammalien. Von Professor Meisner. (Vorgelesen in der Versammlung naturforschender Freunde in Bern den 15. Mai 1824.) . »... 0... .499—217 VII. Bericht über die am 15. Mai 1824 in der Ver. sammlung naturf. Freunde von Hrn. Professor ‚Meisner gehaltene Vorlesung von den ur. sprünglichen Stammragen der Hausthiere aus der Classe der Mammalien, durch Hrn, Dr. Ih, Prof. der Physiologie. . . . +»218—240 VIII. Herr Carl Friedr. Aug. Meisner, geboren zu Ih. lefeld, Königreich Hannover , den 6. Jan, 1765, gestorben zu Bern den 12, Febr. 1825, . 24-253 IX. Ankündigungen: N 4. Naturgeschichte der Vögel, welche sich zum Theil in der Schweiz aufhalten, zum Theil aber nur durchziehen oder sie be- Seite. suchen: Rs A ae N TE 2. Naturgeschichte der REN Säu- gethiere. . . : - : 1: 7055 3. Jagd und Fang aller Säugethiere und Vögel der Schweiz, Oder: Der Schweizer-Jäger. 255—256 6 JUN.94 Meisner, Kemer m. ek Hammer, ‚den6. Jan, 1765, RE il ind der Schweiz aufhalten. F% zum ; nal en in ai Borm wie‘ Bisher forigesetzt Haange 4 A IE x - x Z SISSR SITIIIIIIIIIIIIIIIITN "SZ NT RAD EVER a RB DR ANZ HERR, ER; co 1441 s En aneter.