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ANNALEN DES VEREINS

FÜR

NASSAUISCHE ALTERTUMSKUNDE

UND

GESCHICHTSFORSCHUNG.

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JH£ J. PAUL GETTY CENTPft LIBRARY

ANNALEN DES VEREINS

FÜR

NASSAUISCHE ALTERTUMSKUNDE

UiND

GE8CHICHTSF011SCHUNG.

EINUNDZWANZIGSTER BAND.

18 8 9.

MIT 15 LITHOGKArillEKTEN TAFELN.

WIESBADEN.

WILH. ROTH'S BUCH- & KUNSTHANDLUNG (HEINR. LÜTZENKIRCHEN.)

1890.

Inhalts -Verzeichnis

des einundzwanzigsten Bandes.

Seite

f. Register za den Annalen I bis XX I XX

II. Sachverhalt und Dentung der alten Verschanzongen in Nassau. Von

A. V. Cohausen *

III. Das Fischbacher und Lorsbacher Thal. Von \. v. C 4

lY. Die Wallburg. Von A. v. C 5

Im Schlingswald. (,Taf. I) 5

V. Hügelgräber. Von A. v. C ♦>

1. Im Wald Halbehl (bei Münster im Taunus) 6

2. Bei Heckholzhausen (Taf. I) 7

3. Im Ruhehag. (S. auch XI, S. 38) «

VI. Zur Topographie des alten Wiesbadens. Von A. v. C •>

Die Thermen. (Friedrichstrasse 44) (Taf. 11, III u. IV) 9

Römische Gräber und Öfen l-^

VII. Die Reit- und Packsättel der Alten. Von Schlieben, Major a. D.

(Taf. V, VI u. VII) 14

VIII. Die Frankengräber von Schiersteiiu Von B. Florschütz 28

Verzeichnis der in etwa 15 Gräbern gefundenen Altertümer 33

IX. Der Hasselbacher Turm. Von A. v. Cohausen 34

X. Grenzan. Von A. v. C 38

XI. Hügelgräber. Von demselben (s. auch V, S. 6. Fortsetzung) 39

4. Niederwalluf 39

5. Aus der Umgegend Yon Usingen 39

1. Wilhelmsdorf 39

2. Eschbach 39

3. Wernborn 40

4. Im Usinger Wald Schweinhardt 40

5. Im Ptaffenwiesbacher Jungenholz 40

6. Schraidtholz -41

7. Taubenköpfchen •*!

8. Oberloh 41

9. Am ^Altenmark" 41

10. Capersburg Strickert 41

11. Am Süssenberg 41

12. Wormstein 41

13. Hinter der Altenburg 42

6, Im Niederhofheimer Wald Halbehl 43

Seite

XII. Karl Hartwig Grogor von Meusoliach. Lebensnachrichtcn von Dr. K. Seh wart z.

Für die Annalen bearbeitet von F. Otto 43

I. Juijend, 1781—1803 44

II. Dillenburg 1803—1814 52

Xlir. Chronogramm auf das Jahr des grosseu Brandes You Wiesbaden. Von F. Otto. 76

XIV. Wiesbaden im Sommer des Jahres 1796. Nach den Aufzeichnungen des

Wilh. Lautz. Mitgeteilt von F. Otto 77

Register der Namen 105

XV. Das nassanische Münzweseu. Von Jul. Isenbeck. Mit 7 Tafeln .... 107 Dritte Periode: 1800-1866. Die I. Periode XV, p. 99, die II. Periode XVII, p. 145.

XVI. Die schlesische Armee in >assaa vom Anfang November 1813 bis zum

1. Janaar ISU. Von Dr. W. Sauer 197

XVII. Die .Schildhalter des Wappens des Herzogtums Nassau. Von demselben . 25.j

XVIII. Das Jahr der Zerstörung der Burg Lahneek. Von demselben 257

XIX. Schwursteine zu Niederbrechen. Von 0. Klee-Göttingen 258

XX. Waren die derlei uxorati coniugati verheiratete Geistliche? Von demselben 258

XXI. Feldzngspflicht der Hoftrompeter im 17. Jahrhundert. Von Dr. Forst . 260

XXII. Neuere, das Vereinsgebiet betreffende Litteratnr. Von F. Otto. . . . 262

XXIII. Vereinsnachriehten.

Bericht des Sekretärs (von Dez. 1887 bis Okt. 1889) 273

Bericht des Konservators Oberst von Cohausen über die Erwerbungen des

Alterturas-Museums in Wiesbaden während des Jahres 1888 .... 278 Bericht des Konservators Oberst von Cohausen über die Erwerbungen und Untersuchungen für das Altertums-Museum in Wiesbaden während des

Jahres 1889 284

XXIV. Nachruf für den verstorbenen langjährigen Präsidenten, Herrn Ober- medizinalrat Reuter, RUdesbeim. Von Prof. Otto 288

XXV. Verzeichnis der Mitglieder. (Aufgestellt Ende Oktober 1889) 289

Sendunynn, die für den Verein bestimmt sind, beliebe man (in den Verein, nicht an ein

einzelnes MHylied des Vorstandes zu adressieren.

DRCCK VON RUD. BECHTOLD * COMP.. WIESBADEN

BUCIIDRUCKF.RF.I k MTHOOR. ANSTALT.

Register zu eleu Anualeu I bis

1. Aufsätze über Geschichte und AUertümer im aUgemeinen.

2. Aufzeichnungen der nach Kreisen geordneten örtlichen Ge- schichte und Altertümer.

Auch Vogels BeschreihuDg des Herzogtums Nassau, Lotz-Sohneider, Baudenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden und

A. V. Cohausen, Römischer Grenzwall, welcher die Kreise Usingen, Homburg, Langenschwalbach, St. Goarshausen, Ems und Montabaur berührt, haben ausführliche Register.

6„ 369 heisat Band 6, Heft 2, pag. 369.

1. Aufsätze über Geschichte und Altertümer im allgemeinen.

Alte Waffen vor Kaiser Wilhelm I. 18 278. Nachruf an Kaiser Friedrich I. 20.

Besuche der Kronprinzlichen Herrschaften im Museum, am 16. April 1879 1. Dezember 1880. 17, 24.

Adolf von Nassau. Tod. Erinnerungen an ihn. 2„ 149. 6„ 369. Adolf von Nassau und Diether von Isenburg. Vertrag. 10 1. Albrecht von Nassau 1574. Lied auf denselben. 18 267. Alemannen-Krieg. 15 15. Altertümer, merkwürdige in Nassau. l„ 1.

im Museum erläutert. 1„ 227.

entdeckt am Rhein. 1„ 237.

Amulette. 9 123. 8 561.

Anathema auf altchristlichen Steinen. 14 169. Aunalen des Vereins, seine Mitarbeiter. 17, 29. Apollo, gallischer Ileilgott. 4„ 365, Arnold, nicht Eberhard, Abt von Eberbach. 15 266. Arusteiu, Nekrologium. 16 1.

n

Backenstreich im Recht und im Kultus. 0 341. Baileleben im 14. Jahrhumlert in Wiesbaden. 13 344. Bauernkrieg, 7ai >einer Geschichte. S 1. 12 21. Bibliotheksordnung. 14 439. Blutampulle in den Katakomben. 9 19S. Bogner von Walter v. d. Vogelweide. 9 371. Buchdruckerkunst und Werke. \„ 49. 6„ 392. 7, 263. 7„ 255. Burffen und Burj'tVieden. 10 42.

Christentum, älteste Spuren desselben am Mittelrhein. 7„ 1. 9 132. Christliche Bau- uu<l Kunstthätigkeit im 1. Jahrtausend. 12 1. Crypta des heil. Bardo in Mainz. 3,„ 3.

Di'irfer, ausgegangene in Xassau. 4 88.

Drusus, wie weit er in Deutschland vorgedrungen. 1„ 201.

Eberbach, Grabstätten derer von Katzenelnbogen. 6 306.

Eichelstein in Mainz. 3 3.

Erbteilung des Grafen Philipp von Nassau 1554. 7„ 247.

Familien, die ältesten in den Rhein- und Donauländern. 4„ 464. Feldzeichen der Römer. 2,„ 98. Feuerwaffen, zu ihrer Geschichte. 18 227. Friedberg, römische Inschriften. 14 282. Fussringe aus Hügelgräbern. 18 203.

Gaue in Nassau. 3„ 10.5. 3,„ 91.

^ im Taunus. 1 1. Gebetsrolle. 4„ 468.

Gebücke, Rheingauer und andere. 13 148. 15 374. (Jerlach von Nassau. 14. Jahrh. 7„ 73.

Geschicht.s- und Altertumsverein, nassauischer, seine Geschichte. 11. Gläser und deutsche Gläser. 12 320. 14 417. Guttus. Mamilla, Veniculum. 15 272.

Hauptufervorsprung an der Mainmündung. 10 387.

Helme, ihre Gesichtsbedeckung. 1„ 77. 2„ 166.

Hexpnprozes.se, Urteil des Grafen Johann v. Nassau-Dillenburg darüber. 13 327.

St. Hildegard. 6 50.

Höhlen zu Steeten u. andere. 15 305. 17, 23. 17„ 73, 80. 19 173, 174.

20 30, 3ü9. Holzbauten und Schnitzwerk, Einlagen. 13 355. Hufeisen. 17„ 106. 20 334. Hyazinth von Nassau-Siegen. 9 49.

Johann d. ä. von Nassau-Dillenburg. 20 88. Ju<lt'nverfolgung im 14. Jahrhundert in Nassau. 8 107. Ingelheim, römische BiM werke. 12 325.

m

Kimlorgebet 10 407. 9 177.

Kleeberg, Erklärung des Namens. 4,„ Gl 7.

Kostheim, Königspfalz. 10 383,

Kreuz -Archäologie. 8 347.

Kriegswesen in Nassau. 2,„ 91 96.

Landwehren 15 343, 370.

Lebensnaehriehten des Superintendenten Bickel. 19 54. Gerning. 11 109.

»

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V

Göthe in Ems 1774. 12 286. Gh. F. Habel. 11 91. F. G. Habel. 11 186.

M. Heckmann. 20 139.

Hergeuhahn. 13 393.

V. Ibel. 13 1. 14 1.

G. P. Kraus. 1 123.

Ciriacus Lentulus. 3 111.

G. W. Lorsbach. 13 19.

Luja. 11 77.

Nassauische. 10 113. 17 42. 18 1. '

J. P. Rubens Eltern. 12 265.

Savigny. 9 372.

y, Dr. K." Schwarz. 19 219.

J. Textor 1582. 1„ 259. P. E. Thieriot. 18 89.

B. R. Vogel. 20 381. Limburger Chronik. 6 407, 414. Limes, der rechtsmainische. 15 295. Lindauer Gerichtsweistum 1375—1409. 19 17. Litteratur: das Vereinsgebiet. 17 55. 18 5. 19 1.

Annalen des Vereins, seine Mitarbeiter. 17, 29.

Vogels Nachlass. 17„ 70.

Handschriftliche Sammlung von Bodmaun u. Kindlinger. 4„ 457.

j, Kindlinger u, Habel. 17„ 65.

Geschichte des nassauischen Geschichts- und Altertumsvereins. 11 1.

Archiv und Regesten des nassauischen Altertumsvereins. 15 143.

Löss. 13 387.

llainübergaug bei Hanau-Kesselstadt. 15 281. Marau bei Mainz. 10 378. Meilensteine aus dem Rhein. 6„ 287. Miltenberg, römische Inschriften. 14 341. Münzen, deutsche. 1 87. 3 39.

preussischer Friedrichsdor 1797. 10 402.

griechische. 6 12. Münzmeister in Wiesbaden, Münzen daselbst. i,„ 196 u. 614. 18, 196.

IV

Münzwe?en von Nassau. 1 S7. 15 99. 18 145. 19 115,

lies Mittelalters. 1 87. Munimentum Trajani. 2,, 3. Mubchelschmuck aus der Unio sinuatus 12 323.

Xalie, Gräber an der Nahe. 14 331. Nassau, zu seiner ältesten Gesohiohte. 8 600. Bewohner des südlichen Teils. 4„ 435.

Chronik des Hauses Nassau 151(3—1586. 19 59. Fürst Karl Wilhelms Brief 1798. 15 399. zur Gesohiohte des Hauses im 13. Jahrhundert. 18 233. Erklärung von Ortsnamen. 4„ 382. , Oranien, Yerni<tgensverluste 1758. 13 330. Nauheim, Gräberfunde. 14 415.

Oderbruch, Altertümer daher. 12 326. Pt'ahlgraben, älteste F>\vähnung 1043. 4,„ 611.

Refhtsijewohnheiten und Kultur im Mittelalter. 13 316.

Recht, römisches, seine erste Spur in Nassau. 4 101.

Reisen durch Nassau und andere 1442, 1574, 1655. 6 376 386. 17„ 61,

Rheinübergänge der Römer bei Mainz. 10 J57.

Ruländer. 9 375.

Ruprecht IV. von Nassau. 3 81.

Satvr, Cimbelnschlagender. 20 1.

Schanzen, alte. 15 372.

Schildbuckeln. 2,„ 57.

Schlösser und Schlüssel der Römer. 13 135.

Schmalkaldischer Krieg und Philipp von Nassau- Weilburg. 7 296.

Sohmelzschmuck. 12 211.

Seligenstadt, (Trün<lung von Einhard. 12 290.

Solms-Rödelheimisches Arohiv. 13 49.

Sonnenuhren. 20 316.

Sphinx, theologica-philosophioa 1631. 1„ 250, 252. 8 595.

Spinnen und Weben bei den Alten, 15 23.

Stachelschwein-Orden. 15 140.

Steinbaoh-Michelstadt, Basilika. 13 99.

Steinkrüge, Sphragistisches. 14 143.

Sternbund. 8 2!>3.

Sueven. 2„ 25.

Tacitus, Sittenschilderung. 9 164.

Territorien, nassauisi'he. 10 252.

Türkenkrieg und Wallrad von Nassau-Usingen. 20 112.

Veme, Gerhard II. von Savn, Statthalter über ihr. 3„ 36.

WaMonser im Taunus. 7 147.

Wallburgen. 15 343. 17„ 107. 18 208.

Wasserleitung, nimisehe, bei Mainz. 6„ 355.

Wendelring. 10 176.

Wiesbaden, beabsichtigter Einfall von Mainz aus. 18 85.

Win, Frenze in Iluuzig. 14 182.

Würfel. 15 393.

Ziegenverbot auf dem Westerwald. 18 275.

2. Aufzeichnungen der nach Kreisen geordneten örtlichen Geschichte

und Altertümer.

'i— 'I. Kreis Biedenkopf. Battenberg, Ringwallspur auf dem Eisenberg. 15 358.

belagert 1391. 6 489. Bauernmädchen, ihre Tracht. 15 417. Biedenkopf, Altstadt, Umwallung. 15 360. Breidenbach (1365.) 6 501. Buchenau, Felskamm, die Burg. 15 371. Hatzfeld (1365.) 6 501.

Holzhausen a. d. Dautphe, Grabhöhle auf dem Daubhaus. 19 173. V » -n Umwallung Hünkopf. 15 360.

y, n y, Hügolgraben auf dem Eichelberg. 19 173.

Hügelgräber, nur wenige. 18 300. Philippstein, die Burg, erbaut 1390. .6 487.

Rachelshausen-Gunderod, herrschaftliche Hege, Wallgräben. 15 369. Rodheim a. d. Bieber, Hügelgräber. 20 375.

1, n n Ringwälle auf dem Dünsberg. 15 353.

» n T, n Verschanzungen, Denkmal des Grafen Wilhelm zu Lippe

von 1759. 20 377. Warzenbach, österreichische Schanzen von 1759. 15 372.

n. Kreis Dillenburg. Beilstein, Pferdezahl 1710 und 1880. 17„ 39. Burg bei Herborn, Frankengräber. 2,„ 299. Dernbach, Waffelform: der ITuchs predigt den Gänsen. 19 71. Dillenburg, Schloss. 10 223.

Nachgrabungen daselbst. 4 238.

Dolch, daher. 4 197.

beschrieben in Sphinx etc. 1629. 1„ 250.

Beschädigungen 1758 1761. 10 250.

Urkunden von 1607 und 1622. 15 242, 248.

Hexenverfolguug 1559—1684. 19 105.

»

1

YI

Dillenburg, Ilexenverbreunung 1620—1631. 17„ 41.

Geschiohte Juhannes d. ii. 20 88.

Besitzergreifung des Landes 1806. 10 ISO.

hi.storisolie Linde am Schloss. 15 301.

Wuuder-Buohe im Scheider Wahl. 15 301.

Wallburg, lloiu- oder lliinenstein. 15 357.

Schlai-keuhalden und Waldsohmieden. 18 209 Driedorf, geschiohrliehe Xachrichten. 1„ 212. 2, 171.

Freibriet" von 1405. 6„ 367. Erdbaeh, Höhlen, Steinkammer und Grab. 10 174. 20 30. Herborn und an.lerwärts, Hungersnot und Sterben 1635 1637. 18 84. Cfallische Goldmünzen in der Gegend gefundeu. 4 176. Steinrim? und Ritterschlee. 15 357. Herborn-Seelbach, Burgreste von Dernbach. 18 300. H<>hn, Geschichte der Kirche und Pfarrei. 1 00. Hörbach, die Wallstätte, Rucheslo und Steinring. 15 357. 2„ 100. Kalte Eich, Klausenkippel und Schlackenhalden. 10 181.

Medenbach, Zinsen des St. Johannisstifts in Mainz im 13. Jahrhundert. 19 26. Nenderoth, Pferdezahl 1610 und 1880. 17„ 39. Scheidethai, die Hohe Warte, Umwallung. 15 359. Steinring bei Horbach. 15 357.

Tringenstein, geschichtliche Nachrichten von der Burg. 3„ 24. Waidenfels, geschichtliche Nachrichten von der Burg. 3„ 14.

HL Kreis Oberwesterwald, Marienberg.

Croppach, Abschnittswall, Burgwall. 15 362. 17„ 107.

Gebücke bei Alpenrod, Hachenburg, Kirburg, Limbach, Ober- und Nieder-Mors-

bach, Lochum. 15 374. Grund, Pferdezahl 1610 und 1S80. 17„ 39. Hachenburg, Urkunden. 15 155, 165, 158, 159, 208, 206, 186, 173, 230,

214, 242. Liebenscheid, Pferdezahl 1610 und 1880. 17„ 39. Marienberg, Pferdezahl 1610 und 1880. 17„ 39. Marienstadt, Burgreste bei der Abtei. 10 186. Flügelaltar. 2,„ 303. 9 330.

Urkunden von 1219—1227. 15 149, 152. Münderbach-Höchsteubach, Landwehr. 15 369. Niester-Möhrendorf, Wehrholz. 15 375. Rotzenhahn, Alteburg, l.'berreste. 15 371.

IV. Kreis Westerb urg.

Bilkenhoim, Urnengraben. 2,„ 303. 3„ 91 217.

Umwallung des Urnenfriedhofes. 3„ 3. 15 371.

Emmcrich.-uliain, Pferdezahl 1610 und 1880. 17„ 30. Emmerichenhain-Waigantshain, Wehrholz. 15 375.

VII

Gebücke, \Vallmerü<i, Ehringshauseu, Weitlenhahn, Arnsliuf'eii, Niederiihr, Dahleni-

Steinfreuz, Eberhahn, Montabaur, Wirgcs, Ininiendorf. 15 374. Hübüngen (bei Neunkirchen), Kirche von 1385. 13 282. Molsburg und ihr Adelsgeschlecht. S,,, 37. Westerburg-Hachenburg, Schauzgraben. 15 366. Wilsroth-Munderbach, Wallgraben, gen. Römergraben. 15 366.

V. Kreis Unterwesterwald, Montabaur.

Gebücke bei Dasen, Kutscheid, Grenzhausen, Helferskirchen, Uerschbach, Xord- hofen, Marienrachdorf, (^uirnbach, Rückeruth, Schenkelberg, Wulferling, Dierdorf (am alten Zollhaus), Gepickhäuschen, Hillscheid, Ilöhr, Ililgert, Baumbach, Erlenhof. 15 374. Graben, Trierischer von Freilingen nach Weidenhahn. 15 367. Grenzau, Stoiuzeug. 15 415,

Niederlage der Koblenzer. 6 419. Grenzgraben, Höhr-Grenzhausen. 15 366.

bei Neuhäusel um den Koblenzer Wald. 15 369.

Höhr, Hügelgräber am Bierhaus. 17„ 101. Mahlberg bei Leuterode, ZuHuchts- und Wallfahrtsort. 15 354. Molsberg, Ereignis. 6 453.

Montabaur, in Schloss, Bilder aus kurfürstlicher Zeit. 18 299. Urkunden von 1670. 15 254.

Strasse nach Koblenz, Kreuz von 1589. 2,„ 341.

Münzfund bei Hergenroth. 1 32, 33, 35. Pfahlgraben von OberstUeut. Schmidt. 6 107.

berührt den Kreis zunächst der Orte Arzbach, Cadenbach, Hillscheid,

Höhr, Grenzhausen, Stromberg. 6 453. Seeburg, grosse Buche im Taufenbruch. 15 392.

YI. Oberlahnkreis, Weilburg.

Aldeudorf bei Merenberg, erobert 1361. 6 445.

Altankerhausen (Elkerhausen), dabei die Burg Sunneburg (Steuerburg) aufge- schlagen 1387, zerstört 1388. 6 480, 499. Dombach, Wehrholz. 15 375.

Eigenberg (Marenberg), Nachricht über die Burg. 2 180. Etkershausen (Altankerhausen), von Balduin, zerstört 1353. 6 433. Gräfeneck, gegenüber eine Burg, aufgeschlagen 1363. 6 499.

., Ofenkacheln von da. 20 141.

Gretenstein, die Burg aufgeschlagen und zerstört 1360. 6 442. Hessenstrasse bei Böhstadt. 15 361. Langhecke, Wehrholz. 15 375. Mengerskirchen, Rentmauer, Wallburg auf dem Hansenberg. 15 356.

Pferdezahl 1610 und 18S0. 17„ 39. Merenberg, Ringwall auf dem Almerskopf. 15 357.

Ringwallspuren auf der Höhenburg. 15 357.

vin

Merenbers. «lie von Mercnberij warfen einen Liinbm-o'er 1357. 6 440. Oberriefenbaoh. Urkunden vun 14.^6 und 1 438. 15 171, 17'2. Röhnstiidt. Wallburg, Riesenkopf im Burgwald. 1.') 361. Runkel, neuere Befestigung auf der Schanz. 15 373.

Urkunde von 1480. 15 l'.H). Sohadeek, erobert. 6 433. Schupbach. lUdde. 20 369. Steeten, Gletsohertopf. 17„ 77. 20 369.

Hohlen. 13 379. 15 305, 323 17„ 73, 82. 20 369. Wallburg. 13 379. 15 338. Villmar, Brand 1536, Urkunden 1586. 15 231. 17„ 53.

erobert an Limburg gegeben 1353, wieder erobert 1359. 6,„ 439, 440. Weilburg-Elkerhausen, Gebück. 15 374.

beim Tunnelbau ein Ritterschwert gefunden. 4 199. # Waldschmieden. 17„ 35. Wehrhülz. 15 375.

Hügelgräber bei dem Windhofe. 4 197. ^ Fajeneefabrik. 15 416. Winkels, umgrabener Burgsitz. 2 185.

YII. Kreis Limburg.

Ahlbach bei Hadamar, Urkunde von 1545. 15 217.

Alsdorf, alte Kirche, 3 Stunden von Camberg, 2 Stunden von Würges. l„ 245.

Camberg, Hügelgräber. 14 154.

Urkunden von 1486 und 1727. 15 192, 257.

wird Stadt 1357. 6 437. Dauborn, Frankengräber. 19 180. Dem, Hügelgräber im Wald Kippel. 19 178.

einer von Dern ersticht einen von Diez 1367. 6 451. Dietkirchen, 48 Urkunden von 1339—1788. 15 155—245. y, Nekrologium des Stifters St. Lubentii. 14 247.

Dombaoh, Wehrholz. 15 375.

Dornburg, Funde und Wallburg. 1„ 110, 284, 285 15 354. Erbach bei Camberg, Urkunden 1474, 1486. 15 189 192. Hadamar, Freibrief von 1405. 6„ 367.

Kampf um Hadamar 1372. 6 461.

Urkunden von 1595, 1596, 1687. 15 231, 232, 255. Wallburg unterm Heidenhäuschen. 15 354.

Heringen, Hügelgräber. 19 179. Kirberg, Burg und Felsen. 19 179.

Grenzgraben im Rudolfswald 1355. 15 365, Limburg, St. Georgi Stiftskirche und Stift, Lieferung. 2, 153. 13 241, 324. Erbauer, Grabmal, Besuch Otto d. Gr. 9 368, 366, 364. j, südlicher Stadtgraben. 6 419. , Greifenpforte, am Stein, Katzenturm, Frankpforte. 6 447, 486, 500.

IX

Limburg, Wilhelmiter Kloster. 14 302.

Fallstuhl. 0 338.

Turmuhr 1447. 13 .325.

Wappen, Feh.le 1380. 6„ 400. 6 478.

Stadtarchiv, Weistum 1374. 6„ 400. 6,„ 468.

^ Chronik nebst aiphabet. Ortsverzeichnis 1330 1398. 6,„ 409.

Urkunden von 1247, 1347, 1.Ö64, 1747. 15 158, 225, 260.

die Burg, Ladenbeschlag. 20 142. Liudholzhausen, Urkunde von 1002. 15 256. Niederbreohen, wird Stadt. 6,„ 452. Schwurstein. 13 319.

Alteburg, Umwallung und Hügelgräber. 15 361.

Offheim bei Hadamar, Urkunden 1567, 1602. 15 227, 239. Oberselters, Kirche 1448, Salzquelle 1655. 13 283. 18 142. Reckenforst bei Dietkirchen, Landgericht 1361. 6,„ 457. Rosabach (bei Steinfischbach, eingegangen), Urkunde 1601. 15 238.

VIIL Unterlahnkreis, Diez. Ardeck, erbaut 1395, (auch schon 100 Jahre früher). 6,„ 493. Arnstein, der Abtei Bücherverzeichnis. 18 28.

Lebensbeschreibung des Grafen Ludwig III. 12. Jahrhundert. 2„ 121.

4„ 412. Urkunden. 15 394. Nekrologium mit Ortsverzeichnis. 16 1. Balduinstein, erbaut von 1353. 6,„ 432. y, Urkunde von 1452. 15 177.

y, beim Schleusenbau gefundene Dolchscheide. 4 199.

Bärbach, Hügelgräber auf dem Tannenkopf. 15 383, 385.

y, Kronbuche. 15 392.

Biebrich, der Burgkopf. 15 371.

Brunneburg, Geschichte und Basilika. 4, 111. 15 415. Burgschwalbach, Wehrholz. 15 375.

Hügelgräber. 19 180.

erbaut etc. 1360. 6,„ 494. *

Cramberg-Horhausen, Gebück. 15 375.

Gebück und Burg. 15 368. Diez, Brücke durch Hochwasser weggerissen 1373. 6,„ 462.

^ kam an Nassau, als die Grafen von Diez ausstarben 1386. 6,„ 480. Ebertshausen, Hügelgräber im Gilgenloch. 15 383. Ems, römische Baureste, Gräber, bemalte Wand. 'S,, 221. 12 327. römische Inschrift und Pfahlgrabenturm. 6„ 203. y, Pfahlgrabenturm, neu erbaut. 13 354. y, Frankengräber. 1 116. Göthe in Ems 1774. 12 286. Salzquelle 1655. 18 142.

Esterau. 4 73.

FachingeD, Kloster. 4 126.

Flacht, Hügelgräber im (uirtohen. 15 383, 384.

Guteaacker, Basaltkopf, ZuHuehtsort, mitten im Dorf. 15 371.

Ilahn^tätten, Hügelgräber. 19 180.

Huhlentels, erbaut 1355. 1„ 213. 2 185. 6,„ 434.

Homberg, Landgraben uud Gebückgraben. 15 367.

Katzenelnbogen, alte Strasse auf der Fuchsenhohl. 15 382.

Rinjrwall, Weissler Höhe, Steinnieisel dalier. 15 354. 15 415. , Kachelofen aus dem Schloss von 1565. 12 326.

Kördorf, die Hauser Linde. 15 392.

Langenau, erst kürzlich aufgeschlagen, gebrochen 1356. 6,„ 489. Langeuau, Seelbuch der Herrn, Urkunde von 1470. 15 188. 20 57. Langscheid, Gebück und Schlaggraben. 15 368. Laurenburg, \N'oher der Name. 1 120.

Nievern nicht, sondern Xauborn in der Wetterau 1291. 15 153. 17„ 64. Pfahlgraben berührt den Kreis zunächst Fohl und Geissig. Rettert, Wchrholz. 15 375. Schaumburg, Geschichte der Herrschaft. 1„ 96. Schönborn, dessen Adelsgeschlecht. 3,„ 11. Schönborn-Lohrheim, Hügelgräber am Altenweiher etc. 15 383. Singhofen, Alteburg, Abschnittswall. 15 361. Spristerbacher Hof. Rent- oder Ringmauer. 15 354. Welschneudorf, Waldgraben. 15 367. Zollhaus-Mudershausen, im Schiesheimer Wald, Hügelgräber. 19 180.

IX. Kreis St. Goarshausen. Braubach, Steinerhop, Wallburg unfern Falkenborner Hof. 17,, 107. Ribenberg, Abschnittswall. 17„ 108. Hügelgrabfund, Bonapartshut. 3,„ 214. Hügelgrab im Wald Birmenstrauch. 2„ 171. , Verhau, preussisches und Graben. 15 373.

Bornhofen, Kirche, erbaut 1435 und Geschichte. 8 598. Camp, Urkunde von 1746. 15 259. ., Reizenhahn, Gebück. 15 375. Caub, Gutenfels und Pfalzgrafenstein, Geschichte. 9 277. Ordnung des Pfalzgrafen Ruprecht. 20 85. Zinsen von Kloster Klusens 1394. 20 54. Diethardt, befestigte Kirche und Burg Rabenstein. 17„ 108. Dörscheid, Sternschanze von 1631 1632, gegenüber Wesel. 15 373. St. Goarshausen, Rechtsgewohnheit. ß„ 387. Gemmerich, Fund einer n'miischen Bronzelampe. 4 231, Heppenheft, Abschnittswall bei Rettershain. 15 369. HolzhauM.Mi an der Heide, Kastell und Villa. 6„ 203. 17„ 122.

. , römische Baureste im Kohlwald. 17„ 121.

XI

Lahnstein, Autopoudiuni und Einhornsage. 20 31.

Urkunden von 1342—1695. 15 157—255.

Züllrechnun'^ 1344, 134Ö und von 1500. 10 42. 20 52.

und Lahueck, Geschichte. 1„ 117. Liersohied, in der Kirche, Grabstein von 1357. 2,„ 322. Lipporn, Verschanzung, Ring, Abschnitts wall. 1„ 107. 15 361. Lorley, Abschnittswall und Graben. 17„ 107.

Marienfels, römische Baureste und Funde. 1 40. 1„ 15!). 4 231. 17„ 116. Marxburg, Ahler Hütte, Gebückhecken. 15 375. Milien, Bonapartshüte, drei Stück. 3„ 222. Nastätten, Hügelgraber im Walde Pfarrhufeu. 17„ 103. Patersberg, Geschichte des Ortes 1501 1706. 18 45. Rettershain, Burg Heppenheft, Abschnittswall. 15 360. Sauerburg, Geschichte. 6„ 321. ^

Steinen Hop, Ringwall. 17„ 107.

Schönau, Kloster, die heilige Elisabeth und Egbert. 8 157. . Güterverzeichnis aus dem 12. Jahrhundert. 19 19.

Urkunden 1330—1602. 15 154, 203. Wellmich, Urkunden von 1361. 18 241. Weisel, Schanze im Walddistrikt Turm. 15 363.

Pfahlgraben, berührt den Kreis zunächst der Orte Holzhausen a. d. Heide, Obertiefenbach, Bettendorf, (Pohl), Hunzel, Berg.

X. Rheingau, Kreis Rüdesheira.

Aachener Schanze. 15 365.

Clausens bei Johannisberg, Zinsen in Caub, Lorch, Lorchhausen. 20 54. Eberbach, Eberhard von Katzenelnbogen. 6„ 306. Grabsteine, zuletzt in Mosbach. 2,„ 305.

Abte. 15 266. Urkunde von 1698. 15 255. ., zur Geschichte der Abtei im 30jährigen Krieg. 17„ 28.

Eibingen, die heilige Hildegard, geb. 1008, gest. 1179. 6 50.

zur Geschichte des Klosters. 17,, 10. Eltville, Kellerei-Rechnung. 19 42.

Kirchturm, Blitzschlag in denselben 1682. 19 122. Sorgenlochs Grabstein. 1 24. Salzquelle. 1655. 18 142. Frauenstein, Blutlinde. 15 392.

Geisenheim, Hügelgrabfund bei der St. Antonius-Kapelle. 4 201. Linde vor dem Rathaus. 15 392.

und Winkel, von den Franzosen geplündert 1602. 19 127. Gerolstein, Burg an der WLsper. Mittelalterliche Funde. 3 180. Groroder Hof, Fraukengräber. 2,„ 297.

Radschlossbüchsen. 15 408.

Hallgarten, Wallburgen: Heidenkopf, Ringmauer, Zange. 15 350. Sterzelpfad 4 156.

XII

Kiedrioh. Alteburg und Karrhaus im Petersthal. 14 122. , Gewerbthätigkeit im Mittelalter. 14 418.

Wallburg, Heidenkeller, 350.

j, Kirohenstühle. 4 234.

q Kronleuchter, Jungfrau. 14 434.

, Michaelskapellr, Herstellung. 4 177, 210. 14 119.

, Salzquelle 16ö5. 18 142.

Kammerburg, Bliedeneck, Aachener Schanze. 17,, 132. Kammerforst, Hügelgräber. 12 241.

Weissenturm, am Weg Ruhler Eiche. 15 393. Lauxburg an der Wisper, alte Gewehre. 4 175. Lorch, zweistämmige Buche. 15 391.

Zinsen an das Kloster Klüsen 1394. 20 54.

, Portal, karolingisches. 12 309.

Regesten der Hilehen von Lorch, seit 1400. 20 68.

Weistümer der Lehne der Hilehen bei Montabaur. 20 56. Marienhausen, römische Inschrift im Kreuzgang. \„ 12. 4,„ 49. 6 40. Mittelheim, Kirche. 3„ 95. 4 235. Xiederwalluf, vorrömische Funde. 2„ 193. 18 197. Nothgottes, Grundsteineinlage in der Kapelle. 4 174. Oberwalluf, Hiigelgräberfunde.

y, Zehnte an das Petersstift in Mainz. 19 20.

Ostrich, zweistämmige Eiche im Wiesenwald. 15 391. Rauenthal, Chronik 1671 1725. 19 117. Rheinberg, Belagerung mit Gegenburgen 1279. 17„ 130. Rheingau, Adel 1631. 19 69.

1, Beschreibung aus dem 14. und 15. Jahrhundert. 17„ 11. r, Gebück. 13 148. 15 374. Vizedom von Ingelheim. 19 121. » Karte des Rheingaues von 1575. 17„ 34. n Holz-Mark von Ingelheim. 19 142. Sendbrief an die Rheingauer 1526. 17„ 16.

., Wein, Frenz- und Hunzig-. 14 182.

Rüdesheim, die Ober- und Niederburg. 20 11. Ro.senburg, Votiv wiege daher. 4 175.

Brückenschlag durch die Deutschen 1691. 19 128.

Grab, römisches, unter der Schule. 4 175.

Hügelgräber im Kammerforst. 12 241.

y, Hügelgrabfund im Wald Horwitt. 4 24.

, Kirchenstuhl. 4 235.

, Ofenkachel aus dem 15. Jahrhundert. 18 294.

Rechnung des Vizedoms 1317 1318. 19 31. Scharfenstein bei Kiedrich, Kronleuchter. 14 434. Steinheim, Zehuten an das Petersstift in Mainz. 19 20. Steinheimer Hof, Linde. 15 393.

XIII

Tiefenthal hat Oüter zu Wicker und Ilüchheim um 1300. 1!) 22.

Geschichte desselben. 3„ 71.

Voilraths, grosse Pappel. 15 391.

Weisseuturni, am Weg von Kammerforst, Ruhler Eiche. 15 393. Wachhulder, Auszug der Bauern dahin 1523. 8 1.

XI. Landkreis Wiesbaden.

Biebrich (eigentlich Amöneburg), römischer Insehriftstein. 20 150.

Oeburtsbrief von 1767. 15 261.

Bierstadt, römische Inschriftsteine. 4,„ 32. y, Urkunden von 1559. 15 224.

Frankengräber. 14 427.

römische Ansiedelung. 5,„ 1.

Breckenheim, Urkunde von 1438. 15 172. Dotzheim, Inschriftstein. 4,„ 46.

Hügelgräber im Ruhehag. 2„ 65. Eddersheim, Urnen und Bronze aus Hügelgräbern. 3„ 170. Erbenheim, vorrömische grosse Urne. 12 319. Gebück (Auringen.) 15 375.

fränkisches Totenfeld, -Gräber. 15, 386, 411.

Mammutstosszahn. 15 414.

Flörsheim, Grab, ganzes Skelett mit Bronze. römischer Insehriftstein. 4,„ 31.

-Kostheim, Mainfunde. 18 299.

Frauenstein, Hügelgräber in den Kohlhecken. 1 37.

^ Inschriftstein. 4,„ 47.

Gräselberg bei Schierstein. 5„, 67. Grundborn. 5,„ 27.

Hammermühle, Frankengräber. 17„ 104. Hasselt. 5,„ 27, Hochheim, Kasteier Landwehr. 15 370.

Perlen aus Frankengräbern. 12 347.

Gräber von Tiefenthal im 13. Jahrhundert. 19 22.

Urkunden 1475-1717. 15 189—257.

Hollerborn. l„ 138. o,„ 54. Igstadt, Jupiter-Statue. 15 1 u. 412. Glasgemälde. 15 413. Frankeugräber. 14 431. Landgraben an der Kurve. 4 177. 5,„ 59. Mosbach „bei der Warte% Lager 1689. 19 125. Münzberg. 5,„ 17.

Xaurod, Kellerskopf-Ringwall. 15 358. Xeroberg (Dambachthal.) 5,„ 5. 5„„ 33, 35. /Nordenstadt, am Weg nach Erbenheim römische Baureste. 3„ 222. / Rambach, die Burg, Abschnittswall. 15 359.

Rambach, Hügelgräber. 6„ 211.

Fund auf dem Kirchhof: Sreiubeil u. Ziegel, Legion XIV. 5,„ 38, 44, 201.

Roeder. 5,„ 59.

Schierstein, Fischerstation, Bouupartshut. 4 158. 14 431. Frankengräber.

alte Kirche. 2„ 185.

i>

im Wald Ptuhl, Hügelgräber. 14 166

PlattengraB. 12„ 168.

Hü^el^rab, westlich Schierstein. 2„ 193. ^ römische Baureste. 2„ 186.

Sonnenberg, im Wald Fichten Hügelgrab. 15 381. die Burg, Geschichte. 2,„ 3.

die Burg, gewonnen von Kuno v. Falkenstein 1367. 6 452.

Brief von 1795. 17„ 146. Spelzmühle. 5,„ 59. Steinkopf. 5,„ 27.

Wallau, Urkunde von 1365. 15 160.

Wellritzmühle. 5,„ 59.

Wicker, Güter daselbst von Tiefeuthal, 13. Jahrhundert. 19 22.

Zinsen an das Johannisstift in Mainz, 13. Jahrhundert. 19 26. Wiesbaden, römische Ansiedelungen in der Umgegend. 5,„ l.

XII. Untertaunuskreis, Langenschwalbach. Adolfseck, Aarübergang, alte Schanze, Justinusfeis. 10 392. alte Schanze. 15 375. Geschichte. 3 63. Bleidenstadt, Altenstein Wallburg? 15 351.

zur Geschichte des Stiftes. 2„ 80. 20 83. Nekrologium des 15. Jahrhun<Iert3. 19 53,

Urkunde von 1537. 15 215. Breithardt, gemalte Fenster in der alten Kirche. 2,„ 303. Gebücke: Esch, Bechtheim, Neuhof, Ketteruschwalbach, Adolfseck, Wisper. 15 375. Kloster Gronau, Altenberg, Wehrhecke. 15 375. ^ Erdring. 15 364.

Urkunde von 1545. 15 217.

77

Heftrich, Kastell Alteburg, Ziegelstempel Kohorte IV.

, Rieseneiche. 15 390. Idstein, Topographie und Geschichte der Waldenser. 7 147.

Kirchengemälde. 18 272.

Synodialchronik von 1577—1595. 18 55, 273.

Urkunde von 1646. 15 249. Kernel, Hügelgrab. 1 26—30.

die Wallburg Wall, nach der Wisper hin. 15 362. Laufenselilen, Holzordnung. 7„ 239.

Frühliuj'sft'st Schaak. 15 396.

XV

Neuhof, Zehnten an (his Peterssrift in Mainz. ID 20.

Orlen, Zugmantel-Kastell. 4,„ 50.

Panrod, Altschloss im Rudolfswal.l. 15 362. 19 179.

Kirche erbaut 1320. 18 281. .Pfahlgraben berührt den Kreis zunächst der Orte Kröftel, Ifeftrich, Dasbaoh, Eschenhahn, Zugmantel, Orlen, Georgenthaler Hof, Born, Adolfseck, Lindschied, Kernel, Ilupert, Stegerhof, Grauekopf^ Schlangenbad, französischer Überfall 1709. 19 136. Schwalbach, Langenschwalbach, Attentat gegen Ibel. 14 1. Badereise dahin 1584. 6„ 376.

Schauspieler. 18 27.

Strinz-Trinitatis, Altarfiguren. 4 232. Strüth, Hügelgräber. 15 386. Wallrabenstein, erbaut 1393. 6 495. Kloster Wallsdorf, Altartiguven. 14 430.

Kirche erbaut gegen Ende des 14. Jahrhunderts. 13 282. Waldenser in Idstein. 7 147. Wehen, Wehrhecke. 15 375. Zorn und Strüth, Hügelgräber. 15 386.

„' Schlackenhalde und Altschanz. 15 362. Zugmantel, Kastell, luschriftsteine. 6 33, 36, 37, 45. Ringwall. 15 364.

XIII. Kreis Usingen.

Bassenheim. 7 163.

Brandoberndorf, Hügelgräber. 17„ 102.

Landestracht. 17, 27.

Cranzberg, Geschichte. 7 163.

Holzkirche, Ringwall. 15 358.

Dreimühlenborn, Waldschmiede. 14 317. 15 124. Emmerichshausen, Ofenuntersatz von 1719. 18 301. Hattstein, Geschichte. 4 62.

^ wiederholt belagert und erobert. 6 475, 479, 493. Hausberg, WuUburg. 15 358. Hesselbach, Gebück. 15 375.

3 Urkunden 1442, 1474, i486 und ein Lehrbrief 1730. 15 173 189.

Lochmühle, Kastell und Wachtürme am Bennerpfad. 17„ 123. Obernhain, Dreimühlenhorn, Waldschmiede. 15 124, 411.

Drusen- oder Calosenkippel, fester Wohnplatz. 15 363.

Pfaffenwiesbach, davon östlich das Kastell Ockstadt. 12 321. Pfahlgraben berührt den Kreis zunächst der Orte Crausberg, Pfaffenwiesbach, Wehrheim, Kloster Thron, Obernhain, Arnoldhain, Reifenberg, Oberems. Reifenberg, Geschichte. 4 3.

, Urkunden von 1411, 1470, 1573, 1583. 15 167—230.--

- Fehde mit Falkenstein 1374. 6 465.

»

XVI

Rod an iler Weil. Rentmauor Riugw.ill. 356.

. , _ Wehrhülz. 375.

^ ^ , Gebück. 15 375.

Kloster Thron, in Jer Nähe, ('berfall gegen die Limburger Kaufleute 1345. 6 449.., Wehrheim, Redoute, Wehrholz. 15 375, 372.

, am Ptahlgraben, 3 Rittergräber am Grauenberg. 17„ 123.

Westerfeld, Urkunde von 1598. 15 233. Winden an der Weil, Wehrholz. 15 375. Wüstems, drei Hakenbüchsen. 18 301.

XIV. Obertaunuskreia, Homburg.

Altkönig, Ringwälle. 15 351. 17 109. 18 208. Cronberg, ältester Teil der Burg. 6„ 362.

Urkunden 1390, 1413, 1614, 1620, 1620. 15 164—248.

Belagerung 1522. 4„ 470.

Silberner LiJffel. 4 176.

Schlacht, die Frankfurter geschlagen 1389. 6 484.

Salz(iuelle 1655. 18 142.

Hünerberg, Ringwall. 15 353. 20 6. Ruders Kapelle. 20 51 u. 150. Eppstein, Staufen röm. Befestigungy Abschuittswall, Höhle. 4 209. 15 372. 17 108, 114. Rossert, 15 372.

Urkunden von 1366. 15 161,

ältere Geschichte der Herrn von Eppstein. 19 55, 141. Falkenstein, Wappen. 6„ 399.

die Herrn von Falkenstein werden Grafen. 6,, 505.

Fischbach, christliche Inschrift. 13 192.

Hügelgräber im Distrikt Halbehl. 20 374.

Friedrichsdorf, Schnepfonburg, Ringwall. 15 363. Hof Gimbach, christliche Grabplatte. 13 193. Gickelsburg, Ringwall und Gebück. 15 359, 375. Glashütte, Geschichte des Dorfes. 14 139. Gonzenheim, römische Baureste am Steinkritz. 18 217, 218. Humburg, prähistorische Funde. 18 197.

römische Funde und Baureste im Quellengebiet. 17„ 124.

römische Baureste und Strassen. 17„ 127.

y, römische Baureste in dfer Umgegend. 18 219.

hiess früher Dietenheim oder Tiedenheim, älteste Kirche schon 782.

2,„ 81. 13 194, in der Nähe sehlug Hermann von Hessen die Buchener 1397, 6,„ 505, y, Landwehr. 15 370.

Salzquelle 1655. 18 142. Köuigatein, zu seiner Geschichte, 17,, 43. Kugelherruhauö. 17„ 40. 7 211.

XVI [

Künigsteio, Urkuude lÜTö, Lehrbriefe vun 1763 und 17ö9. 15 2ö3 2t)2. Geriolitsbücher. IT,, 43.

Geriohtsschreiber vuu 1437 1549. 17„ 4b.

Geistliche. 17„ 49,

Brand 1509 17„ 50.

Pest 1504. 17„ 52.

Fluruainen. 17„ 51.

erstiejtjen von denen von Reifenberg. 6,„ 465.

Niederhöchstadt, Urkunde von 1737. 15 258, Niedersteeten, GerichtsUnde. 15 392. Obersteeten, Heidengraben. 15 370. Oberursel, alte Linde am Schützenhof. 15 392.

Kulturgeschichtliches und Druckerei. 6„ 391.

Druckwerke. 7 263.

Goldgrube, grosse Wallburg. 15 359. Lindenberg, Ringwall':' 15 353. Bleibeskopf, Ringwall 15 353. Alte Höfe, Ringwall 15 353, Cüstine Schanzen. 15 372. Pfahlgraben, berührt cien Kreis zunächst der Orte Köppern, Saalburg, Feldberg,

Glashütte. Pfahlgrabentürme, am Weisseustein. 17„ 123.

auf dem Kiesshübel. 17„ 123.

am Einsiedel. 17„ 123.

auf dem Kliugekopf. 17,, 123.

Kloster Retters. 17„ 50. Ruppertshain, Landgraben. 15 368. Saalburg, Erhaltungs-Methode festgestellt. 14 431. 18 298.

Erhaltungsarbeiten, Gräberfund, Funde. 12 320. 20 8.

Tierknochen. 12 329.

Bronze, Weissmetall. 12 321.

Unio sinuatus. 12 323.

Brunnen, Funde, Sandalen. 18 298. 20 S.

Hypokausten, Brunnen. 19 164.

Eisenindustrie der Römer. 14 317. 15 124. westlich davon Prcussenschanze. 15 372. ihr zunächst am Pfahlgraben, Fund eines Ringes. 14 433. Inschriften. 13 232. Seulberg, Wölbtöpfe, Töpferei, Brennofen. 14 127. Schloss Born, Pfarrsprengel. 20 42. Kl. Schwalbach, Mauerreste, Yiergötter-Altar. 3„ 222.

XV. Kreis Höchst.

Hof Gimbach. 13 192. Goldstein. 20 97.

1)

xvni

Höchst, Kirche erwähnt 700, Epitaphien. 2,,, 73. Römerbrücke. 19 167. 184. Funde im Mniu. 18 209. ^ Geschichte «les Kreises. 20 07. Zollrechnun!? von löOO. 10 42. Urkunden 1.Ö2.5— lt)öO. 1.5 212 2r)2. y, Ziegel der Leg. XXII und des Jul. Primus. ^ befestigt um l.i.jß. 6 501.

erstiegen von ilen Cronbergern 1306. 6 501. Hotlieim, R'»merkastell. 3,, 227.

, altes Kloster, St. Wendelskapelle. 17„ 130. Abschnittswall. 20 0. Kelsterbach, Schwedenschanze. 18 200. Liederbach, Inschriftstein. 4,„ 30. 6 25. Marxheim, unterirdische (ränge. 17„ 114.

römisches Kastell, Hoflieim auf dem Hochfeld. 3,, 227. Nied, Heidenschloss im Nieder Wald. 3„ 214.

Ziegelplatte, Ziegelstempel der Leg. VIII, XXII und XXX. 2,„ 29' 4,„ 28. 6 46. Handmühlstein. 3,„ 174. , Weistum von 1487. 15 102. im 30jahrigen Krieg. 20 107. Oberliederbach, Urkunden von 1641. 15 249. Schwanheim, Geschichte. 20 97.

^ Urkunden 1438, 1430, Weistum 1453. 15 172, 178.

^ Hügelgräber. 18 200.

XYI. Landkreis Frankfurt.

Heddernheim, Römerreste und Mithrastempel. 1 45. 1„ 161. Mithrastempel. 2 3.

Bronzetafel des Jupiter Dolichmus. 3,„ 176. 4 340.

y, Gigantensäule mit Inschrift. 18 302.

Inschriften. 4 16—27. 6 28—32. 17„ 145.

Töpferofen. 18 220.

» ff

Keller. 18 220. Doppelthor. 18 220. Frankensräber. 12 319. 13 366.

XVII. Stadtkreis Wiesbaden.

Apollo Toutorix. 4,„ 34. 6 37. Archivgebiiude, Mardellen. 15 380, 415. Bäder, römische. 1„ 27. Badeleben im 14. Jahrhundert. 13 344. Bahnhofstrasse, Frankengräber. 3„ 222. Besatzungsgeschichte. 5 53.

XIX

Biebricher Chaussee, Sfeinmesser, IIornstein-Lanzenspitze. 2,„ 303.

Bleirohr. 0 357.

Bürgermeisterei-Reohnung des 16. JahrhuiKh^rfs. 10 78, 188.

Cdstell. 3„ 131. 5 1. 5„ 1.

Clarenthal, Grabstein. 4 201.

Christliche Grabplatten. G 27. 0 3G0. 13 179 u. 365. 17„ 143.

Curve, römische Bauresre. 5,„ 65.

Dotzheimerstrasse, Frankengräber. 2,„ 302. 3„ 181.

nunischer Sarg. 10 405.

Fasanerie, Spiralhalsring, Hügelgräber. 2,„ 303.

Frankengräber. Dotzheimerstr., Bahnhofstr., Midielsberg. 2,„ 302. 3„ 181. 12 316. Gedichte, zwei aus dem 16. Jahrhundert. 18 143. Gemeindebad, Steinbeil. 4 202. Geschichte von Wiesbaden, von Otto, 15 41. Goldgasse, römisches Grab. 12 316. Grundborn, römische Ansiedlung. 5,„ 27. Heidenmauer. 1„ 41. 8 575. 12 317. 14 406. 15 411. Hasselt, römische Ansiedlung. 5,„ 27. Hollerborn, römische Ansiedlung. 1,, 138. 5,„*54. Kupfermühle, Galgenberg erratischer Granitblock, Schädel. 15 414. Kirchhofgasse, Inschrifrstein. 8 575. Kirchgasse, römisches Diadem (Schwertscheide). 4 202. Kranzplatz römische Grabsteine, Pfahlreste. 3„ 235. Legionsstempel XXH. 6 42.

Landgraben, Landgebück Hainer. 15 370, 375, 390. Lutherischer Pfarrer. 18 54. Michelsberg, Frankengräber. 12 316. Militärdiplom. 5 1.

Moritzstrasse, römischer Grabstein mit Inschrift. 8 577. Münzmeister. 18 196,

Museum, n()rdlich neben demselben römische Gräber. 3„ 234. 14 427. Platte, römisches Feldzeichen. 2,„ 98, 99. Römische Gräber, Dotzheimerstr., Goldgasse, Museum, nördlich neben demselben,

obere Rheinstrasse. Obere Rheinstrasse, römische Gräber. 2„ 337, ^

Römerstrasse. 2,„ 337.

Rodungen, Hainer, Neroberg, Wellritz. 15 390. Röder, römische Baureste. 4 177. ö,„ 65. Rentmauer, Ringwall bei der Platte. 15 351. Salzquelle 1655. 18 142.

Schiersteiner Weg, Frankengräber. 2,„ 302. 3„ 181. Schützenhof, römische Baureste. 4 199.

römische Quellenfassung. 3„, 234.

Seifenkugeln. . 1„ 27. Schlachthaus 15, 380. 18 294.

XX

Schuldisziplin. 15 396.

Sinter. 18 21.

Siruua. 9 359.

Sonnenuhr. 9 358. 20 316.

Spelzmühle. 5„, 64.

Steinbeil, Steinmesser, Steinlanzenspitze. 4 202.

Steinerner Löwe. 4,, 474.

Steinkopf. 5,„ 27.

Syenitsäule. 13 365. 14 432.

Urkunden. 15 206, 252.

Uhrturm, Abbruch 1873. 13 367.

^Varme Damm, römische Altertümer aufgestellt. 14 432.

Wasserleitung, römische. 4 177. 5 etc.

Wellritzmühle. b,„ 59, 62.

Wiesbaden, zuerst erwähnt 828. 10 389.

, Wetterläuten, Flurprozession. 15 395.

Bronzering gefunden. 4 199.

alte Topographie und Funde im Stadtkreis. 3„ 232. 5 ganzer Band.

10 361. 11 Geschichte. 12 316. 13 344. 14 406, 427. 15 388. 17„ 137. 18 21, 231, 297. 19 187. 20 29, 380. Würzburg, Ringwall. 15 351.

XYIII. Stadtkreis Frankfurt.

Günthersburg, römische Baureste. 18 220. Landwehr. 15 370. Erzherzog Johannes-Eiche. 15 392. Rheinischer Städtebund 1380. 6 477. Römisches Grab am Sandhof. 19 184.

Sacliverbalt und Deutung der alten Verscbanzungen

in Nassau.

Von

A. V, Cohausen.

Annal. XV, 343. XYII, 1, 107. XVIII, 208. XIX, 145. XX, 6, 9.

1. Die Steinwdllringe auf den Berggipfeln des Taunus, z. B. auf dem Altkönig, gehören einer Zeit und einem Volk an, welches vor dem Erscheinen der Römer das rechte Ufergelände des Maines und des Rheines bewohnte, vorzugsweise Jagd und Fischerei, wenig Viehzucht und Ackerbau trieb, und keine Grabwerkzeuge hatte, mit denen es Gräben und Erdwälle hätte aus- führen kr>nnen. Die von Osten kommenden, plündernden Volkshaufen folgten dem Thalweg, die Eingeborenen wichen nach dem Waldgebirge aus, in dem sie sich mit ihrer Habe versteckten, oder aber die Ringwälle bezogen, welche sie sich aus Steinen mit eingelegten Hölzern möglichst sturmfrei vorbereitet hatten. Von diesen Zufluchtsorten aus konnten sie ihre brennenden Hütten und den weiter ziehenden Feind in der Ebene sehen, oder, wenn er ihnen nachfolgte, sich verteidigen. Dort und in ihren Gräbern den Hügelgräbern finden wir, ausser dicken schwarzen Thongefässen, Schmuck und Waffen, von denen sich meist nur die von Bronze erhalten haben, welche bis zu einer Zeit vor der Römerherrschaft, die wir die La Tene-Periode nennen, herabreichen. Das schliesst nicht aus, dass wir in den Ringwällen auch Dinge finden, welche einer späteren, ja einer neueren Zeit angehören: mit andern Worten, dass jene zu allen Zeiten der Not als Zufluchtsorte aufgesucht wurden. Wir haben keine Veranlassung, die ersten Erbauer Kelten zu nennen, sondern nennen sie Mattiaken, wie die Römer sie nannten. Die Grabhügel aber setzen keine mit Ackerwerk- zeug versehene Bevölkerung voraus, da sie aus feiner Erde bestehen, wie die ist, welche man durch Abschälen von Waldrasen gewinnt.

2. Der Pfahlgraben. Durch die Besitzergreifung der Römer waren die Thalebenen gegen jene von Osten anziehenden Raubhorden geschützt; Ackerbau und Viehzucht blühten und mussten nur gesichert werden gegen die wilden germanischen Stämme, die Chatten, welche jenseits des Gebirges in dem muhen Waldland hausten und plötzlich in kleineren oder grösseren Haufen einbrachen, sengten und brannten und namentlich Vieh, das sich am leichtesten fortbringen liess, raubten.

Gegen sie und zum Schutz ihrer Landgüter und der Gehöfte der romani- sierten Mattiaken legten die Römer den Pfahlgral)en an, mit seinen Kastellen an den Hauptstrassen und seinen Schlagbäumen und Türmen an den Nachbar-

2

wegen. Hier erhoben sie Z<»lle, Hessen keinen Bewaffneten ein und fingen die etwa doch Eingedrungenen ab, wenn sie die Beute fortzuschleppen im Begriff waren. Der Pfahlgraben gab keinen unbedingten Schutz gegen die Einl)recher; die Besatzung seiner Kastelle machte ihnen aber die Bergung der Beute so schwer und das Gelingen so unwahrscheinlidi. dass oben darin der Schutz lag. Er förderte also nicht etwa nur die Interessen der Römer, sondern auch die der eingeborenen Ackerbauer und Viehzüchter.

In den Gräbern dieser Zeit, wie überhaupt in den Rümergräbern, finden wir keine Waffen, nurThon- undGlasürefiisse. Bronze- und andern Schmuck, Schlüssel und sonstiges Kleingeräte aus Eisen und Bronze.

3. Als das römische Heer immer mehr anderwärts rnttig wurde und als die Römermacht auf dem rechten Rheiuufer selbst ganz aufgehört hatte, wurde die Besetzung der Kastelle und Türme von den irmwohnern mit übernommen und selbständig fortgeführt. Das geschah, wie es scheint, selbst da nocli, als die Alemannen das Land inne hatten und statt der Chatten die Franken von Norden vordrangen. Die Gräber der Landeseingeborenen behielten die Eigentümlich- keiten der römischen, den christlichen wurden kleine Steinplatten mit Inschriften und auch wieder Waffen bei":e;'eben. Die alemannischen Gräber können wir von den fränkischen nicht unterscheiden.

4. Aber ohne die staatliche und militärische Zucht der Römer musste auch die Ordnung und Ausübung der Grenzbewaehung und Grenzverteidigung allmählich erlahmen und ganz aufhören, zumal als das von den Rötmern und Romanen kultivierte Land erst durch die Alemannen und nach deren Zurück- drängung durch die Franken eingenommen wurde und damit eine Zeit eintrat, wo der Pfahlgraben unbewacht blieb, die Kastelle und Türme verlassen wurden und zerfielen und die wilde Bevölkerung jenseits der Berge nach den Schätzen der gesegneten Ebene begehrte. Da musste jeder neuangesiedelte Eroberer, jeder freie Mann für seinen, seiner Hörigen und seiner Habe Schutz sorgen und die Waffen zur Hand haben mit denen ausgerüstet wir ihn in den Frankengräbern finden. Es wurde daher zwar nicht jedes Geh()fte eine Burg aber Wohnungen, Ställe und Scheunen wurden mit Hagen und Gebücken um- schlossen und dadurch fest gegen gewaltthätige Räuberbanden, wie gegen Bären und Wölfe.

5. Erdwälle und Gebücke. Die Not lehrt beten; sie lehrt auch sich zu- sammenthun und in Gemeinschaft handeln. Statt jedes Haus, jedes Dorf zu befestigen, befestigte man später ganze Landstriche und verteidigte sie gemeinsam. So entstand das Rheingauer Gebück, das sich von Niederwalluf über das Gebirg bis Lorchhausen hinzog und dessen Durchgänge wie einst der Pfahlgraben mit Kastellen mit Thorburgen und Bollwerken besetzt waren. Jede dieser An- lagen war, wie die Zwischenatrecken, zur Instandhaltung und zur Verteidigung je einer Ortschaft zugewiesen.

Da wo die Ortschaften nicht so zahlreich und nicht so reich waren, als die im Rheingau und also durch weniger Mannschaften grössere Strecken zu ver- teidigen gewesen wären, wie z. B. im Ufergelände des Mains, musste man sich gegen die räuberischen Einfälle der ärmeren und roheren Bewohner jenseits der

Ilnlie mit atückweiscn Absperrungen und mit näher gelegenen Zufluchtsorten behelfen; und als Ackerbauer konnte man das mittels Hacke und Srhippe, indem man auf den sanften Ausläufern des Taunus an Berg/.ungen zwischen Thälern Ciräben ausliol) und Wälle anschüttete und durch Pfahlwerk, durch lebende oder tote Verliaue ergänzte. Wo das Gelände günstig, genügte ein kurzer Al)schnittswall, wie z. ß. der n()rdlich der Hoflieimer Kapelle (XX, 9); wo weniger günstig, musste ein mehr oder weniger rund umschliessender Erd- wall angelegt werden, wie der im Schlingwald, von dem wir in diesem Bande ein Beispiel westlich von Lorsbach geben. Auch von viel kleineren, nur zum Schutz von Berg- und Hüttenbauten dienenden, haben wir im Drusenkippel XV, 363, im Klausenkippel XIX, 181, Steinenhop XYII, 1. 107, Beispiele gegeben.

Gegen die fortgesetzten Räubereien suchten sich zu Ende des 14. Jahr- hunderts die Städte und ihre ackerbautreibende Bevölkeruns: durch Landwehren, mit welchen sie ihr Weichbild umzogen, sowie durch das Geleitswesen nach Mög- lichkeit zu schützen. So entstanden die Landwehren von Frankfurt, Mainz, Wiesbaden und andere. Almlich dem römischen Pfahlgraben bestanden sie aus Wall und Graben, an den Eingängen aus Türmen mit FHehhöfen; ähnlich dem Rheingauer Gebück war der Graben und der unbesetzbare Wall mit ge- bückten Hecken bewachsen. Denn was einst die rohen Chatten srethan, setzten die Nachfolger ihrer Häuptlinge, die Überhöhische Raubritterschaft: die von Hattstein, Reifenstein^ Cronberg und andere fort, indem sie Menschen und Yieh raubten und gegen Lösgeld freiliessen

6. Allein viele Landwehren und Grenzgraben im Lande hatten wie ja auch der Pfahlgraben keinen ausschliesslichen Defencezweck, sondern nur den einer unbestreitbaren Grenzbestimmung zwischen den ungemein zahlreichen Herrschaften, in die das Land zerteilt war; und wenn sie auch eine diebische Holzabfuhr, einen unberechtigten Weidengang erschwerten, so waren sie doch vor allem eine Rechtsgrenze zur Entscheidung der Frage, ob ein Verbrecher diesseits oder jenseits gefangen und gehangen, ob ein Toter von der diesseitigen oder jenseitigen Ortschaft begraben werden musste, oder ein Flüchtling eine Freistatt fand.

7. Endlich führten auch die neueren Kriege zu Verschanzungen, wie zu denen bei Dörscheid, Runkel, Warzenbach Annal. XV, 372, 373, 374, Rodheim XX, 377; die meisten aber sind wie die, welche 1866 um Frankfurt angelegt worden waren, als man die Preussen erwartete, alsbald durch den Ackerbau wieder eingeebnet worden und verschwunden.

Wir haben wie von den älteren, auch von diesen, soweit wir sie fanden, als von geschichtlichen Denkmälern, in unseren Annalen berichtet und fahren damit auch in dem vorliegenden Band fort.

Das Fiscbbaclier und Lorsbacber Thal.

Von A. V. C.

Der Fiächbach, welcher von Ruppertsliain nach Fischbach fliegst, folgt von da nicht ilem deutlich vorgezeichneten Thal nach Kelkheim, Münster und Höchst zum Main, sundern durchbricht von Fischbach nach Eppstein ein zuletzt enges Thal mit steilen Hängen, um sich bei letztgenanntem Ort mit der Krütfel zu verbinden, dann als Goldbach, Schwarzbach, Krüttel, das Lorsbacher Thal zu bilden und bei Okriftel in den Main zu münden. Durch diese Thalhildungen ist der Stautfen vom Kcjssert getrennt und bildet einen bei der Hofheimer Kapelle endenden, ringsum isolierten Rücken.

Er trägt zunächst der Reinach'schen Villa am grossen Mannstein die Spuren einer kleinen Befestigung und ist 1700 Schritt nördlich der Hoflioimer Kapelle von einem Abschnittswall durchschnitten. Wir haben jene Befestigung am grossen Mannstein und auch eine Höhle daselbst Annal. XYH, 108, 114, sowie den Abschnittswall Annal. XX, 9, beschrieben und letztere abgebildet.')

Der Lauf des Fischbaches und seiner Fortsetzung im Lorsbacher Thal war durch mehrere Dämme unterbrochen und gestaut, er bildete grosse ^Yeiher, welche diese Thäler noch ungangbarer machten. Die Dämme sind zwar durch die Wiesenanlage verschwunden, aber die nicht unbedeutenden Felsarbeiteu für den Wasserüberlauf sind noch sichtbar. Zwischen Fischbach und Eppstein, etwa 300 Schritt oberhalb der Ölmühle, ist in den Büschen und Felsen der westlichen Wegseite ein 2m breiter Kanal 2m tief in den Felsen geschroten; der daran schliessende Damm mochte das Wasser bis nach Fischbach hinauf stauen. Ein zweiter Damm scheint gleich unter Eppstein die vereinigte Krüftel und Fisch- bach gestaut und bis in die Nähe der zur Bahn führenden Laufbrücke gehoben und so dem alten Teil des Dorfes auf der Südseite Schutz gewährt zu haben. Ein dritter Weiherdamm lag 1250 m von Eppstein abwärts. Dort sieht man auf der linken Thalseite, an den Staufenfolsen gegenüber dem Heidenkeller, grosse Felaeinschrotungen zum Zweck des Wasserüberlaufes, wenngleich der Damm selbst verschwunden ist. Ob noch eine vierte Stauung, wie die Sage will, etwa unter der Schwärzmühle 1250 m oberhalb Lorsbach stattfand, wissen wir nicht, wohl aber ist bei der Hammermühle unterhalb Lorsbach ein alter Weiher- grund nachgewiesen, indem durch Grabungen auf dieser Strecke halbvermoderte Stämme, Blätter und Früchte zumeist von der Buche zu Tag gekommen sind. Der Damm, der das Wasser gestaut und die Thalsperre erzeugt, wird sich dann an die bei der Hammermühle endende Schlucht antjeschlossen haben, an derem

') Es ma^ hier bemerkt sein, dass in «ler Generalstabskarte der kleine Mannstein 200 m weiter nach WSW und in eine um 120' höhere Horizontale gezeichnet sein sollte.

oberen Ende der Abschnittswall seinen Anfan;^; nahm. Derselbe läuft von hier quer über den Hofheimer Kapellenberg wie wir dies an angeführtem Ort beschrieben haben,

Der ebengenannte Tleidenkeller liegt auf einem niederen Bergvorspning, welcher 1250 m unterhalb Eppstein durch ein rechts einmündendes Thälchen gebildet wird. Die 120 Schritt lange und 10 bis 20 Schritt breite Ilochtläche zeigt zwei seichte Gräben, die sie von dem aus dem Thal zur Iliihe gekrümmten Weg trennen und mehr"re mir Lehm statt Mörtel gebaute Mauern, welche sich aber weder zu einem Hergfried, noch zu Mantel oder Zwinger gestalten lassen. Es scheint eine kleine frühmittelalterliche Burg zum Schutz des Weiherdammes hier gestanden zu haben.

Es ist zu bedauern, dass in den Generalstabskarten und auch in den Forst- karten die alten Namen sehr oft fehlen, oft falsch geschrieben, oder von der Stelle, die sie benennen sollten, verschoben sind. So fehlt auf dem Felde nörd- lich des Hofes Häusel die Bezeichnung Galgenfeld, welche deshalb von histo- rischem Wert ist, weil der Hof Häusel, vor dem noch vor wenigen Jahren die alte Gerichtslinde stand, einst die höchste Gerichtsstätte der Herrschaft Eppstein war und als solche den Galgen zur Hand haben musste. Der Weg von da ins Daisthai führt durck den heiligen Wald, nicht Hasen-Wald, oder wie die Anwohner wollen Heissen Wald; dieser liegt zwischen den Einflüssen der Dais und der Fischbach.

Gegenüber dem Plof Häusel liegt der Altehof, eine leise Umwallung zunächst einer Quelle, die durch das Amsterthal in die Krüftel fliesst. Die Umwallung wird in der That auch nichts anderes als ein landwirtschaftliches J ' Gehöfte umschlossen haben, das jetzt wieder dem Walde anheimgefallen ist.

Der folgende Bergrücken ist in seinem südlichen Teil der Burgfriede be- namt, obschon eher der nördliche Teil zunächst der Burg diesen Namen verdient. Wo der Heidenkeller liegt, haben wir eingangs gesagt; die auf der General- stabskarte dem Höhenpunkt 1005 angeschriebene Bezeichnung Heidcnkeller ist daher hier zu streichen. Ebenso ist weiter südlich der Name Schlingswald bei dem Dreieckstein 932 durch Erbenwellen zu ersetzen und erst dem folgenden Bergrücken, dessen Soitenthäler über und unter Lorsbach münden, ist der Name Schlingswald zu geben; dahin wollten wir kommen, ura die Wallburg im Schlingswald zu beschreiben.

Die Wall])urg.

Von A. V. C.

Im Schlingswald, Taf. I 2, 3, 4, ist 600 Schritt westsüdwesrlich von Lorsbach, auf einem Bergrücken zwischen zwei Seitenthälern gelegen. Der Rücken ist auf der Angriffsseite, gegen den ansteigenden Gebirgsstock durch einen 200 Schritt langen Erdwall und zwei davorliegende Gräben abgeschnitten. Die Höhenunterschiede zwischen den Grabensohlen und der Wallkrone betragen

5 biä 6 m. Voui Wall aus hat man über »len dicht mit Ileokeu und Dornen be- wachsenen Graben hinweg, eine weite Aussicht über die beiden Thalliange und zum westhchen, löOO .Schritt entfernten (iebiri^skamm, über den die Hüchstrasse zieht und der beim Dreiecksstein llöO' Katzenlück heisst. Man könnte da „Chatten- lücke* etymologisieren. Auf der Südseite wird der Wall niedriger, hat hinter sich einen Graben, aus dem der Boden entnommen, und vor sich den natürlichen Abhang bis zu einem Wege, welcher mittelst einer Art Glacis gegen die Feldtlur abfallend einen Graben ersetzt. Die Xordostseite zum Dorf Lorsbach sich ab- senkend, ist nur durch einen l'/im tiefen, 9 m l)reiten Graben und einen l'/sm über der Grabensohle erhobenen Wall gebildet. Seine Erde wurde aus dem vorderen und auch aus einem hinteren Graben entnommen. Auf der Xordnordwestseite hat sich keine Befestigung erhalten, sie ist steil abfallend, sodass hier ein Verhau genügt haben mag, indem man die Bäume als Maske stehen Hess und an sie andere herbeigeschleppte, mit thahibwärts gerichteten Ästen, befestigte. Wasser ist keines in unmittelbarer Nähe, wohl aber in dem südlichen Xebenthal, das leichter zu erreichen als das m'Jrdliche ist jed<jch auch in diesem zu finden. Wie sich Hofheim auf dem östlichen Rücken des Lorsbacher Thaies gegen einen von Norden kommenden Feind geschützt hat, so hat sich Lorsbach auf dem westlichen gegen einen gleichfalls von Nt)rden auf diesem Rücken heran- ziehenden Gegner in der Wallburg des Schlingswaldes einen Zufluchtsort bereitet.

Hügelgräber.

Vun A. V. C.

1. Im Wald Halbehl bei Münster im Taunus. Auf dem Ostabhang des vom Stauten zur Hof heimer Kapelle hingestreckten Bergrückens liegen 100 Schritt westlich von Münster 5 zu dessen Wald, und jenseits des Grenzweges 3 zum Hof heimer Gemeindewald gehörige Grabhügel von 16 und weniger Durchmesser und 2 und weniger Meter Höhe. Mit Beiziehung des Konservators und mit Zustimmung der Herrn Bürgermeister Aumüller und Oberförster Kehrein wurde am 27. Juli hier durch Herrn von Reinach einer der Münsterschen Grabhügel regelrecht mit konzentrischen Gräben untersucht. Man fand 2 m nordwestlich des Mittelpunktes auf dem gewachsenen Boden eine Gruppe von sechs tragbaren Steinen, auf welchen zwei massive geschlossene Bronzearm- ringe von 1 cm Dicke und 5 cm lichter Weite, sowie etwas weiter westlich ein ebensolcher, aber 8 cm im Lichten messender Fussring lagen. Weiter fand sich nichts als einige kleine Kohlenstückchen, aber keine Spur von Töpferei oder Knochen. Es wurde noch ein zweiter, bereits in früherer Zeit ansre^rabener Hügel untersucht und auch dieser bis auf viele Asche und einen menschlichen Unterarmknochen ebenso leer gefunden.

Auffallend sind zwei Dioge: Der Distriktsnamen Halbe hl, welcher auch dem 4'/l' km entfernten (Jräherfeld bei Ruppertahain, Ann. XX, 8-47, eigen ist; für beider Benennung haben wir, auch im Zusammenhalt mit dem Namen des 5 km westlich gelegenen D(jrfes Eh 1 halten, keine Erklärung. Dann ist merk- würdig der Mangel an jeglicher Tüpferei in beiden (.Jrabfeldern.

Wir kennen jetzt Gräber mit Bronzebeigaben ohne Tfipferei, aber auch Gräber mit schönen grossen Thonurnen ohne Bronzebeigaben, und endlich solche ohne jegliche Beigabe. Nur ThongeHisse fanden wir bei H(")hr, XVIf, 101, und Bilkheim II, 303; III, Ol, 217; nur Bronze in den ebengenannten beiden Ilalbehlcn; und ohne jegliche Beigabe waren die Gräber bei Ilahnstättcn XIX, 180 und Holzhausen a. d. Dautphe XIX, 178.

Es wird eine interessante Arbeit werden, aus einer genügenden Zahl von Beobachtungen die verschiedenen Gräber unseres Landes zusammenzustellen.

Hier sei noch bemerkt, dass 1.500 m westlich der Gräber in der Münsterschen Halbehl auf dem Lorsbacher Kopf Bruchstücke von Mühl- oder Reibsteinen aus Mendiger Lava gefunden worden sind, und dass das wasserreiche Ge- lände östlich des Lorsbacher Kopfes für eine frühgeschichtlichc Ansiedlung sehr geeignet war.

2. Bei Heckholzhauseo, 8 km westlich Weilburg. W'ir haben schon früher darauf aufmerksam gemacht, dass in dem Lande rechts der Lahn Hügelgräber selten sind, im Gegensatz der zahlreichen Gräber links der Lahn bis zum Main. Es war uns daher sehr willkommen, als wir sowohl von Herrn (Oberförster Hölzerkopf, als von dem Bergwerksbesitzer Herrn v. Lossen Nachricht über solche Gräber erhielten, welche 8 km westlich von Weilburg im Walde Pfühl zwischen Heckholzhausen und Merenberg liegen.

Heckholzhausen, dessen Bürgermeister Herr Seelbach uns führte und bei den Nachgrabungen nützlich war, ist nicht uninteressant un<l sehr alt, da es schon 879 genannt wird. Seine von einer alten Friedhofmauer eingeschlossene Kirche liegt, einige Meter höher, nördlich der Landstrasse. Sie hat ein enges viereckiges Chor aus der Übergangszeit. Hinter ihr nordwärts, auf dem Rand der nach dem Kerkerbachthal abfallenden Höhe, erkennt man, zwar nicht in anstehenden Mauern, aber doch an den Unebenheiten des Bodens die Überreste der Burg Holzhausen. Sie kam, als der gleichnamige Mannesstamm der Besitzer ausstarb, an die Schützen von Merenberg, welche davon den Namen der Schützen von Holzhausen führten, reich begütert in Kamberg wurden und nach denen das Badharus zum Schützenhof in Wiesbaden benannt ist.

Tausend Meter östlich von Heckholzhausen zieht sich der Wald Pfühl von der Weilburger Landstrasse nach Norden aufwärts zu der Basakkuppe Steinbühl und den Zechenhäusern, wo ein ergiebiger Bergi)au auf Braunstein betrieben wird; reizende Braunsteinnieren, deren Kern mit schneeweissem Kalk- spat erfüllt ist, sind da nicht selten.

Fünfzehn Grabhügel sind im Walde wie immer in unregelmässigen Gruppen verteilt. An zweien derselben war unter besün«leren Umständen schon ein Versuch gemacht, aber durch die Forstbehörde inhibiert worden. Die Funde

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wurden in das Landesmuseum abgeliefert und bestanden einschliesslich der von uns gefundenen in fulgeuden Stücken, Taf. I:

a. 1 Bronzering von 14 cm lichtem Durchmesser und 1 cm Dicke.

b. 13 Stück dünne Bronzegürtelzierdon, Abbild, .ö; dieselben bestehen aus papierdickem, ursprünglich rautenHu-migem Blech, das konkav getrieben ist, sodass es Nadelköpfen gleicht. Die spitzen Ecken der Raute waren in das Leder gesteckt und durch Umschlagen festgenietet.

c. 1 BroDzenadel mit tropfenfiirmigem Kopf und einer durchbohrten Schwel- lung, 4 cm unter demselben; die jetzige, jedenfalls nicht ganze Länge beträgt 13 cm.

d. 1 Bronzering, 17 cm im Lichten, 0 mm dick, geformt aus einem viereckigen Stab, nur in einer Richtung gewunden, an beiden Enden verdünnt und hakenturmig ineinander greifend, sehr schön hellgrün, doch etwas mehlig patiniert.

e. 1 Bronzearmring, verbogen, 12 cm L^mfang, 1 cm breit, mit einer stumpfen Mittelkante und mehreren, in Gruppen verteilten, senkrechten Einschraramungen.

f. 1 Thouflaschenhals (Bauch und Bmlen fehlt), verziert mit einem tisch- grätenförmigen Band; er stand in zwei Schale;n. Die Masse nicht schwarz, sondern hellbraun, enthält Steinchen und dunklere, gebrannte Thonstückchen. Wenige menschliche Knochen hatten sich durch das Kupferoxyd erhalten.

Der Hügel, welcher die letzten Gegenstände d, e, f enthielt, hatte 16 m Durchmesser und 1.25 m Höhe und war an der Oberfläche wie im Inneren ohne Steine und (jhne Kohle.

Südlich dieser Hügelgruppe lagen drei längliche Vierecke, durch leise Erderhöhung umschlossen und markiert. Bei der Durchsuchung eines derselben fand man

g. ein kurz und eng zusammengefaltetes Eiseuschwert, das ursprünglich wenigstens 67 cm lang und 4^'a cm breit und auf beiden Seiten mit einer Mittel- rippe versehen war. Durch die Behandlung mit Ferrugin wurde die Form und auch das blättrige Gefüge des Eisens deutlich, aber durch die Beseitigung des mit Eisen imprägnierten Thones ging auch der Zusammenhang verloren. Mit in das Schwert war auch eine nur 19 mm breite, in Summa 42 cm lange Klinge oder sonstiges Eisen eingefaltet. Es fanden sich keine Töpferei, keine Kohle, nur kleine unbestimmbare Tierknochenreste,

3. Im Ruhehiig. Die jetzt 1888/80 im Bau begriffene Eisenbahn von Wies- baden nach Laugenschwalbach durchschneidet 2500 m südöstlich vom Chausseehaus oder 1500 m südwestlich von Klarenthai ein der Gemeinde Mosbach gehöriges Waldrevier mit vielen Grabhügeln, im Ruhehag genannt. Im Jahre 1830 zählte man deren an 20 Stück und Pfarrer Luja von Dotzheim, einer der verdientesten Gründer unseres Vereins, hat damals und im darauffolgenden Jahre fünf derselben untersucht und sowohl sein Verfahren dabei als seine Funde im 11. Annalen- band, 2. Heft, pag. 65 beschrieben.

I> tadelt mit Recht die selbst in neuer Zeit noch empfohlene Art, Hügel- gräber durch ein oder zwei radiale Gräben oder gar durch einen Schacht, vom

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Gipfel aus, zu untersuchen. Das heisst Raubhau zu treiben, bei dem von einer Untersuchung keine Rede sein kann. Er eniptiehlt die vom Stadtpfarrer Wilheliui in Sinsheim schon in den 2()r Jahren geübte Methode mittelst kon- zentrischer Gräben, eine Methode, die Luja und auch wir seit 1872 stets anwenden.

Luja fand im Ruheiiag der Name scheint wirklich alt zu sein fünf durch Raubbau verdorbene Hügel; von den fünf anderen durch ihn untersuchten Hügeln fand er den einen, N 16 seines Plänchens, mit einem schweren (^uarz- bluck gekrönt. Darin grosse und kleine, meist zerdrückte Thouurneu und Teller.

Die Hügel schienen ihm meist ganzen Familien anzugehören. In einem erhob er einen sogenannten Bonapartshut, in Form einer halben Linse. Er fand ferner einen geschlossenen Halsring, in den kleinere Ringe eingereiht waren, und zwei Armringe.

In \V 14 fand er einen Ring; im übrigen war derselbe ebenso wie \V 12 ganz leer, ohne Gefässe und ohne Kohlen.

In einem Hügel W5 fiind sich ein gewundener Halsring, zweimal fünf Armringe, an denen sich etwas Leder erhalten hatte und zwei bohle, um einen Holzkern geschlagene Ohrringe, deren gewundenes Drahtende sich in das andere Ende steckte.

In dem N3 benannten Hügel lagen 6 und 10 Armringe.

Indem wir die damals gemachten Funde aufzählen, bleiben die diesjährigen an Zahl und Interesse zurück. Sie bestanden aus zahlreichen Thonbruchstücken von Lernen und Schalen, die wegen des absichtlichen Zusatzes von Kieselsteinchen und gebraunten Thonstücken, Aufmerksamkeit verdienten; sie waren teils gelblich- braun, teils schwarz geschwählt, ohne Töpferscheibe gemacht. Ferner aus 5 teil- weise zerbrochenen Bronzeringen, drei durch ilire Abmessungen und ihre cha- rakteristiche Ausschleifung kenntlich und aus Bruchstücken, welche wegen der anhaftenden Gusszapfen und dem überaus schlechten und blasigen Guss einiges Interesse beanspruchen.

Diese Stücke, auf königlichem Boden und durch königliche Behörden er- hoben, kamen in das Museum für vaterländische Altertümer in Berlin.

Zur Topographie des alten Wiesbadens.

Von A. V. C.

Die Thermen.

Seit sechszehn Jahren, seit der Herausgabe des XII. Annalenbandes 1873, sind wir darauf bedacht, die Beobachtungen zu sammeln, welche benutzt werden können, die Gestaltung und Beschaffenheit des Geländes im Geiste wieder her- zustellen, auf welchem Wiesbaden allmählich entstanden ist.

Für die Gründung wie für die Fortentwicklung ist die heisse (iuelle der Angelpunkt.

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Nun kann mau eine Theorie aufstellen, in der Überzeugung und in der Absicht, sie als Tharsache zur Geltung zu bringen, oder aber bescheidener sich ihrer nur dazu bedienen, einstweilen, bis etwas besseres gefunden ist, die That- sachen leichrer aneinander zu reihen und verständlich zu machen; mehr wollen auch wir hier nicht:

Das Taunusgestein, der Sericit, der aus den Brüchen von Sonnenberg, des Nerothaies und Dotzheims hier verbaut winl, hat einst das Mainzer Meeresbecken als steil aufsteigendes Felsufer begrenzt, welches dem Streichen des Gesteines, ja dem Zug des Taunusgebirges selbst entsprechend, eine gerade von SW nach NO gerichtete Linie bildete.

In dieser Linie liegen auch die drei Ilauptquellen: des Schützenhofes, des Adlers und des Kochbrunnens. Sie liegen nicht in einer Gebirgsspalte, denn diese durchsetzt das Gestein mehr oder minder rechtwinklich, sondern sie liegen am Ende der Felswand, längs deren sie aufsteigen.

Vor ihr liegen die L'nebcnheiten des Meeresgrundes, die sich bald ver- mehren und vertiefen, bald füllen und ausgleichen, indem sich auf ihnen je nach heftigen und sanften Strömungen, oder je nach Ruhe und Klärung Gerolle, Sand, Thon oder Kalkgebilde absetzen.

Zunächst lagern sich an das Felsgestein des Sericits die Meeres-Sand- und Strandbildungen, die wir am Ende der Schützenhofstrasse entblüsst sehen und tertiären Sandstein nennen.

Dem Ufer ferner setzten sich dann noch mancherlei Kies, Sand, Mergel und Kalk ab, von denen wir zunächst nur den Litorinellen-Kalk an der Hammer- mühle und am Bierstadter Berg nennen. Über dem lagern sich ein grober Taunusschotter und über diesem wieder die Kiese und Sande ab, die der Main zu- gleich mit seinem Ufergestein, Granit und Hornstein, und mit den Knochen urwelt- licher Wirbeltiere herabgewälzt hat. Wir finden letztere in den Kiesgruben von Mosbach ziemlich häufig, nicht selten aber auch im Untergrund der Stadt, manchmal ruhig bedeckt mit einem grauen lettigen Diluvialthon, der seinerseits wieder bedeckt ist mit grobem Kies, ehe der Sinter sich in der Nähe der Thermen über ihm ausgebreitet hat. Auf dem Ganzen ruht dann endlich das letzte Diluvialgebilde: der Löss, aus dem wir die Ziegel streichen und unsere Häuser bauen.

Die urweltlichen Wirbeltiere, die wir in dem Mosbacher Kies finden, haben wir bereits in den Steetener Höhlen gefunden und im Band XHI, XV, XVII und XX beschrieben.

Diese Tiere, wir nennen nur das Mammuth und das Rhinozeros, müssen nicht notwendig bei uns gelebt haben; sie können ebensogut wie die am Ufer der Lena gefundenen als Kadaver von wärmeren Gegenden hierher geflösst worden sein. D'e Frage, wodurch jene Gegenden, aus denen die Flüsse sie herbeigebracht haben, wärmer waren, beantwortet die Geologie damit, dass die Alpen noch nicht bestanden und die warmen Winde aus Afrika ein warmes Klima mit sich brachten, ebensogut wie der Golfstrom bei Bergen in Nor- wegen Äpfel und Aprikosen gedeihen lässt. Jene Kadaver bestanden aber nicht nur aus Knochen, sondern auch aus Haut und Fleisch, denn andern

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Falles würden die Bewohner wühl Elfenbein und Kuui-hen benut/f-, nicht aber die Sohulterblutter und Oberbeine in ihre Hohlen geschleppt und die Bären- tatzen nicht verbranut haben, wonu die Trochloditen und ihre Hunde nicht ein im Eis konserviertes Fleisch an ihnen gefunden hätten. Dass dies Eis und das kalte Klima bei uns wirklich da war, erkennen wir wieder aus den Ge- beinen der nordischen Tiere: des llenutieres, des Schneehuhns und des Bernsteins. Wo aber diese Kälte hergekommen, erklären die Geoh)gen mit der einstigen Tieferlage Xorddeutschlands, sodass das Meer, welches es bedeckte, mit dem Eismeer, namentlich mit dem weissen Meer zusammenhing. Norddeutschland war nicht nur zeitweis mit Eis bedeckt, sondern an seiner südlichen Küste scheiterten die Eisberge und verbreiteten die arktische Kälte auch über den

Taunus.

Bei Steeten haben wir im Schutz der Höhlen den Menschen, seine Gebeine und seine Kunstprodukte gefunden; im Mosbacher Sand fanden wir wenigstens einen Vogelkochen, so gespalten wie es nur der Mensch vermag und zudem alle jene nordischen Tiere, die wir mit ihm in der Steetener Höhle kennen

gelernt haben.

Auch im Untergrund von Wiesbaden haben wir Steinwerkzeuge und Töpfereien gefunden, welche denen der Steetener Höhlen nahe verwandt, wenn nicht gleich waren. Dass wir hier nicht mehr und nicht besseres fanden, hegt in der offenen Gegend und wenn wir in den Mardellen am Archiv und am Schlachthaus doch einiges Verwandte aufgefunden haben, so liegt das m den Vorteilen, welche die Thermen an W^ärme und an Salz gewährten.

Wir nannten die warmen Quellen den Hauptanziehungs- und den Angel- punkt von Wiesbaden. Ihre Existenz haben sie, wo sie hingelangten, beurkundet durch den braunroten Sinter, den sie abgesetzt haben. Er ist selbstverständlich jünger als das Gestein, in dem die Quelle heraufdrang und jünger als das, auf dem er sich abgelagert hat.

Es ist von Interesse zu sehen, dass die Quelle mit dem Sinter zwar den tertiären Sandstein durchdrungen hat, sich aber auf keiner Schichte ausgebreitet hat, als auf dem groben Kies, welcher über den grauen lettigen Diluvialthon sich gelagert hat. Auf den Thon selbst aber hat er sich nicht au.sgebreitet ; wir schliessen daraus, dass er so wenig wie die Quelle bestand zur Zeit, als dieser Thon abgesetzt worden war, sondern dass die Quelle erst ausbrach, als sich auf diesen Thon der Kies und Sand abgelagert hatte, auf denen wir den Sinter finden. Dieser Ausbruch würde dann in die Zeit fallen, wo die Eiszeit aufhörte, d. h. wo Norddeutschland sich über das Eismeer erhob und an die Stelle der nordischen Tiere diejenigen treten, welche jetzt unsere Wälder und Fluren beleben.

Wie es aber kam, dass die Wässer sich erwärmt und das Gestein aus- gelaugt haben das erklärt die Geologie aus dem Vorschieben des Taunus- gebirges auf einer tiefern Gesteinstläche, zwischen welchen das herabsickernde Wasser das zermalmte Gestein auslaugt und sich selbst, mehr noch als durch die Tiefe, erwärmt, ehe es heraufkommt. Das Vorschieben aber entsteht durch das herabsickernde Regenwasser, welches mit den Bestandteilen des oberen Gebirges

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beladen, in die Risse und Zwischenräume eindringt, da seine Mineralbestand- teile absetzt, kristallisiert und vergrössert, und dadurch fort und fort neue Risse bildet und so das Gebirge vorschiebt.

Wir sind uns des Gewagten unserer Schlüsse wohl bewusst und verlangen nichts mehr, als dass sie durch zahlreichere Beobachtungen bewahrheitet oder umgeworfen werden.

Wir wollen nur darauf hinweisen, dass auch unsere Thermen eine Ge- schichte haben und ihre Entstehung wenigstens geologischen Zeitsätzen ein- gereiht werden kann.

Wenn wir es nicht durch die römischen Schriftsteller wüssten, so würde der durch Römerbauten vielfach durchbrochene und um ihre Bauten angesetzte Sinter es uns sagen, dass die Römer unsere Thermen benutzt haben.

Bei der jetzigen Kanalisation und bei der Anlage der neuen Trinkhalle sind mancherlei römische und spätere Bauten aufgefunden wcjrden, die uns ver- anlassen, auch auf einige frühere Thermen und Sinter -Erscheinungen zurück- zukommen.

Abbildung Tafel II stellt die Lage um den Kochbrunnen dar.

a. Römisches Mauerwerk, 1,90 unter der Erdoberfläche, auf 116,86 über der Nordsee, mit aufrechtstehenden, schlecht gearbeiteten Heizrohren, 5 Stück 30 X 1 1 X 15 und 28 X 12 X 12 cm, ohne Stempel.

b. Römisches Mauerwerk, aus dem unten Tegulä weit hervorstanden, um als Wasserrinne zu dienen, Tafel III b; sie lagen auf 116,20, leiteten das Wasser nach

der Spiegclgasse und trugen die Stempel LEG XIIIIGM VJ und LE Xllll G M V

c. Taf. II. Ebendahin leiteten auch das Wasser viereckige, schön gearbeitete Heizröhren von 37 cm Länge, 13xll'/2cm Breite und Tiefe mit X-förmigen Löchern und mit dem Stempel der 22. Legion, Taf. III, Abbild. 1. Sie lagen auf 116,b-2 und waren nicht verkittet. Ihr Wasser war Thermalwasser und ganz frei von Sinter.

d. Taf. II. Ein Wasserbehälter, wahrscheinlich quadratisch, von 6,55 m Länge und Breite, auf 117,57 geplattet, mit Ziegeln von LöVa X Vl-i X 3 cm auf einem Thonlager gebettet. Die Mauerflucht des Behälters liegt parallel mit einem dreieckigen Stück, auf welchem das Musikzelt steht, und scheint dasselbe noch der letzte Rest des Gasthofs zur Blume (oder zum Sahnen?) gewesen zu sein. Da der Btjden des Behälters fast ohne Sinter, die Seitenwände aber bis zu 25 cm Stärke mit demselben überzogen sind, so ist es wahrscheinlich, dass er eines jener Bäder war, welche, zwar mit Trennung der Geschlechter, sonst aber ge- meinschaftlich benutzt wurden, Taf. III.

e. Taf. III. Es ist daselbst ein Krug gefunden worden, wie sie früher als die c\iind(n-f<)rmigen Krüge bei den Mineralbrunnen in Gebrauch waren. Er ist bauchig, nur an der Mündung gelb glasiert und hat am unteren Teil des Halses ein kleines Loch, durch das die Luft eindringen kann, wenn man trinkt. Es ist derselbe Krug, welchen aur-h Merian bei Schwalbach abgebildet hat. Andere dort gefundene Ziegelstempel sind Taf. III, Abbild. 5 dargestellt.

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Römische Gräber und Öfen: Priedrichstrasse 44. Beim Abraum des Bauplatzes und dos Gartens fand sich 58 Schritt süd- lich der Strasse eine Wand mit neben gezeichneten Schicliten: im TjÜss eiui'ebettet drei Leichen ohne Beigabe, doch in der Nähe römische ^^^^^^^^^^

Humua.

Töpferei. In <ler Nähe, mehr nach der ^|

S

LÖ98.

Strasse fand man gleichfalls im Löss einen ^

grauer

Kies.

roter Kies.

Doppelofen, mit Ziegeln überwölbt. Beide

bestanden aus einem Feuerraum, 1 m lang,

45 cm breit und 45 cm laug, der sich

nach vornen auf 76 cm erweiterte; wozu

er gedient hat, war niclit zu erraten. Es fiel auf, dass die Gefässe, bis auf zwei schwarz, alle breit umgelegte Ränder hatten. Zwei der grössteu waren als Reibschalen mit kleinen weissen Quarzkörnern bestreut und auch in der Masse mit solchen versetzt. Taf III, Abbild. 7, sind die Durchschnitte der Mündungen, sowie deren Halbmesser gegeben. Die Terra sigillata-Bruchstücke sind von der schönsten, wie wir an- nehmen ältesten Sorte, dunkelrot, hart, eines mit Relief verziert, ohne Töpfor- stempel. Von zwei fein abgedrehten Säulen-Kapitalen bezüglich Basen aus feinem (Mainzer) Litorinellenkalk passt das erstere zu einem 33 mm dicken, das andere zu einem 28 mm dicken Säulchen. Dazu noch eine römische Tegula von 42 cm Länge. Nur eine Flasche in Form der Grabkrüglein, aber ohne Henkel, war ganz, 14 cm hoch, 12 cm dick und graubraun.

Die Reit- und Packsättel der Alten.

Ton

Schliebcn^

Major ft. D.

Über die Zeit, zu welcher die ersten Sättel von einzelnen Reitern oder von grösseren Truppenkörpern in Gebrauch genommen sind, haben schon Voss, Gessner, Salmasius, Pancirollus und andere Untersuchungen angestellt, ganz besonders aber Scheffer in seinem Kommentar de re vehiculari, Beckmann im dritten Teile seiner Geschichte der Erfindungen und Ginzrot im zweiten Teile seiner Geschichte der Fuhrwerke ausführliche Mitteilungen gemacht. Wer die Gründlichkeit und Belesenheit jener Herren kennt, wird von vornherein ver- muten, dass ihnen nicht viele Stellen von Bedeutung entgangen sein werden und nur eine schwache Hoffnung nähren, dass es ihm selbst gelingen werde, unter den schriftlichen Nachrichten noch Neues zu entdecken. Anders dürfte es mit den Aufklärungen aus den sich durch Ausgrabungen noch fortwährend mehrenden Funden, aus Sammlung und Verwertung von Skulpturen und Ab- bildungen stehen, welche die jetzt bekannten Resultate noch wesentlich ändern können.

Vor mehr als zwanzig Jahren habe ich die damals bekannten Ergebnisse zusammengefasst (Pferde des Altertums, S. 147), und obgleich seitdem nichts wesentlich Neues beigebracht worden, findet man doch in späteren Werken sehr sicher auftretende Angaben, welche die Lösung der Frage zu enthalten scheinen. Sieht man aber näher zu, so sind die in der Regel sehr unbestimmt gehaltenen Citate, wie „Hieronymus sagt" oder dergleichen, entweder gar nicht aufzufinden die Schriften des Hieronvmus umfassen vier starke Folianten oder sie sind geradezu falsch, nur nach einer freien deutschen Übersetzung gemacht und beweisen daher gar nichts. Es dürfte daher angezeigt sein, das vorhandene Material nochmals zusammenzustellen und, was bisher nicht geschehen, durch nähere Untersuchung der für Esel und Maultiere bestimmten Pack- und Reitöättel die Lösung der Frage nach dem ersten Aufkommen der Reitsättel für Pferde zu versuchen, wobei es sich natürlich nur um Sättel mit festem Hulzgestelle oder mit einem Sattelbaume, ähnlich wie sie heute üblich sind, nicht um blosse Kissen handelt.

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Die Schwierigkeit, den Fortschritt der Konstruktion zu erkennen, liegt zum Teil darin, dass die griechischen und lateinischen Wörter, welche wir schlechthin mit „Sattel" oder „satteln" ühersetzen könnten, im Laufe der Zeit trotz der Ver- änderungen, welche die sogenannten Sättel erlitten, immer dieselben hlieben, und in gleicher Weise auch bei verändertem Materiale nicht nur bei Pferden, sondern ganz ebenso bei Eseln und Maultieren gebraucht wurden, sodass oft gar kein Unterschied zwischen Reit- und Packsätteln, welche beide doch sehr verschieden waren, gemacht wird. Unstreitig war der Packsattel beim Esel, Maultier und Kameel seit den ältesten Zeiten bei allen orientalischen Völkern völlig bekannt und daher der Gedanke, für diese Tiere den Packsattel so abzu- ändern, dass er auch zum Reiten taugte, ein so naheliegender, dass man seine Ausführung den Alten mit Sicherheit zuschreiben kann. Sie benutzten, Männer und Frauen, Priester und Propheten (Richter 10, 3, 5, 10 u. a. 0.), vorzugsweise den Esel, aber auch das Maultier zu allen ihren Reisen, während das Pferd dem Kriege diente, sie hatten daher eine Vorrichtung, auf dem Esel bequem zu sitzen, dringend notwendig, weit mehr als beim Pferde, dessen breiter und fleischiger Rücken (duplex agitur per lumbos spina, Virg. Georg. III, 87) einen angenehmeren Sitz bietet. Zum Reiten genügte allerdings vorläufig eine zusammen- gelegte weiche Decke, anders war es aber, wenn der Esel zum Tragen von Lasten dienen sollte. Man musste vor allen Dingen darauf bedacht sein, die Wirbelsäule durch harte Gegenstände nicht zu verletzen; um aber grössere Gepäckstücke sicher zu befestigen, musste man ein festes Gestell haben, und so bekam der Packsattel eine andere Gestalt, als sie für das Reiten unbedingt nötig gewesen wäre.

Dazu kommt, dass beim Esel der Sitz dicht hinter den Schulterblättern nichts angenehmes hat und die Last deshalb, besonders bergab, vorteilhafter etwas weiter nach der Croupe zu ruht. Oft sitzen daher die Reiter ganz auf dieser, ähnlich wie es bei den indischen Reitochsen geschieht. In diesem Falle, wenn die Orientalen wirklich so gesessen haben, ist selbst eine Decke schwer zu befestigen, und doch ist immer vom Gürten und Satteln der Esel die Rede. Auf allen Abbildungen finden w^ir immer die Decken oder Kissen mit Vorder- und Ilinterzeug versehen, letzteres in Form eines Umlaufs, wie er beim Wagen- pferde üblich ist, und sehr hochliegend, dagegen auffallenderweise den Gurt um den Leib weggelassen. Bei dem angeführten Sitz ist dieser in der That nicht gut anzubringen und auch nicht unbedingt nötig, da der Esel sich nur im Schritt bewegte. Für Männer, welche diesen Sitz einnehmen wollten, ge- nügte ein Vorder- und Ilinterzeug ohne Bauchriemen, um die L^nterlage einiger- massen festzuhalten und beim Bergauf- und Bergabreiten am Ilerabrutschen zu hindern. Unter Umständen genügte auch eine blosse Decke ohne alle Be- festigung. So mag Jesus (Matthäus 21, 7) bei seinem Einzüge in Jerusalem gesessen haben, da seine Jünger einfach ihre Oberkleider auf den Esel legten. Als man jedoch zu einer Art Sattel überging, musste dieser seinen Platz dicht hinter den Schulterblättern finden und ausser dem Vorder- und Ilinterzeug auch einen Bauchgurt bekommen.

IC

Die älteste Enviihnung sogenannter gesattelter Esel findet sich in der Bibel I Mos. 22, 3 (Abraluim), IV Mos. 22, 21 (Bileani), III Mos. 15, 9, II Samuel II. U), 1 u. 2 und 17, 23, I König 2, 40 (David). An allen diesen Stellen hat die Vulgata sagmare oder sagnia, die Septuaginta ni-.-v.y^ sr'.aätTi-.v oder iri^avaa und der hebräische Text chabasch, umwickeln (vom Turban), also gürten, satteln. Das Wort -jdtTs'.v ist wörtlich unser satteln, wie aber dieses Satteln bestand, sagt uns das Wort nicht. Aber in den Glossen zum Talmud aus dem ersten christlichen Jahrhundert kommt das Sprichwort vor (ßaba Mezia S. 27b): .man pHegt nicht einen Sattel geliehen zu nehmen, weil er den Esel drückt," d. h. jedem Esel passt nur sein für ihn besonders eingerichteter Sattel. Die Sättel jener Zeit bestanden also nicht aus blossen Polstern oder Kissen, sondern hatten feste Gestelle und wurden besonders angepasst.

Unter Tr.otüaa und Stratum verstand man alles, was dem Tiere aufg'eleo't wurde. Decke, Polster, Pack- und Reitsattel. Livius setzt strata ganz gleich- bedeutend mit clitellae, da er YII, 14 u. X, 40 ganz dasselbe Faktum erzählt und beide Wörter dabei vertauscht. Die hier gemeinten Packsättel unter- schieden sich in ihrem Überbau von Reitsätteln dadurch, dass sie Vorrich- tungen zur Befestigung des Gepäcks hatten und ziemlich hoch waren, sodass sie zum Reiten kaum ausnahmsweise brauchbar waren. Deshalb Hess Marius im Jahre 355 v. Chr., wie in jener Stelle des Livius erzählt wird, den Last- tieren (mulis) die Packsättel (strata) abnehmen, sodass die Tiere nur eine Unter- lage von zwei Filzdecken (centones) behielten, setzte auf diese die Trossknechte und mischte unter sie Reiter auf Pferden, um dem Ganzen von der Ferne das Aussehen von Reiterei zu geben. Dieselbe List wentlet 293 v. Chr. der Konsul Papirius an, und noch Frontinua, welcher seine Strategemata Ende des 1. Jahr- hunderts n. Chr. schrieb, hält II, 4, ü ein solches Vorfahren für brauchbar, ein Beweis, dass sich die Verhältnisse in betreif der Packsättel nicht geändert hatten. Es folgt daraus, dass diese hojh und überhaupt zum Reiten nicht ge- eignet waren, aber auch, und darauf werden wir später Wert legen, dass die Reiter auf Pferden noch am Ende des ersten Jahrhunderts sehr niedrige Unter- lagen haben nmssten, wenn die auf Maultieren sitzenden Packknechte bei Be- nutzung von zwei Filzdecken mit ihnen ungefähr gleiche Höhe hatten.

Weniger allgemein als Stratum ist der Ausdruck sagma. Vegetius im 4. Jahrhundert n. Chr. unterscheidet mulom. II, 59 sella und sagma und ver- steht unter ersterem einen Reit-, unter letzterem einen Packsattel. Beide hatten aber einen übereinstimmenden Unterbau, er sagt daher weiter: si enim ista minora fuerint vel maiora, angustiora vel ultra modum lata, vel quae non con- gruunt, graviter nocent und fügt noch hinzu, dass oft die Grcisse und Schwere (enormitas) allein schon schädlich sei. Es kann hier nur von festen Gestellen mit zu kleinen oder zu grossen Kammern und zu Hacher oder zu steiler Stellung der Sattelbäume die Rede sein, also von Reit- und Packsätteln, wie sie heute noch üblich sind. Sagma ist der Stamm unseres Wortes Saumtier, ausführlich handelt darüber Schetfer de re vehic. II, 2, 10; ein Saumtier ist also ein Satteltier. Die Abl)ildungen der Altertümer von Ilerculanum von Kilian zeigen Tom. III, tab. XLIII einen Maultiersattel mit ausserordentlich hoher Vorder-

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wulst, welche offenbar eine feste Kammer umschliesst; Ginzrot hat diese Figur auf Tafel 84, 1 abgebildet.

Wenn Aelius Lampridius in Ileliogab. 4 von Matronen spricht, welche auf einem equus .sagmarius reiten, so folgt daraus nicht, dass sagma auch ein Reitsattel war, sondern dass ihre Pferde eigentlich nicht zum Reiten, sondern zum Gepäcktrage^ bestimmt, sogenannte cantherii waren. Ganz ebenso heisst es von Cato bei Seneca, ep. 87: M. Cato Censorius cantherio vehebatur et hippoperis quidem impositis ut secum utilia portaret. Wenn in jenen Worten tue Einfachheit und Bescheidenheit Catos gelobt werden soll, so liegen beide nicht darin, dass er auf einem cantherius ritt, sondern dass er alles, was er brauchte, in einem kleinen Mantelsacke bei sich hatte. Die Packsättel (clitellae) hiessen nämlich bei den Griechen xav^r]Xtor und xavO'r^X-.oc;, auch xavO-o;, hiess ein starkes Saumtier, welches die Römer cantherius nannten. Gewöhnlich war dies ein Maultier, musste man aber Pferde zu diesem Dienst nehmen, so musste man sie, wie Varro de re rust. II, 7 sagt, damit sie ruhiger gingen, kastrieren und deshalb hiessen alle Wallache, auch wenn sie zum Reiten benutzt wurden, allgemein cantherii und konnten dabei sehr edle Pferde sein. Von cantherius soll auch der englische canter, der ruhige Galopp, nach Berenger, Geschichte des Reitens, S. 90, den Namen haben.

Nach Scheffer II, 1, S. 14 hiess y.t^^oI jeder Winkel, das Wort findet sich in unserem „Kante" und würde auf einen Sattel deuten, dessen beide Seiten einen scharfen Winkel, eine Kammer bilden und nach unten dachförmig abfallen. Das Synonymon clitellae soll von xXtro?, clivus kommen, beide Ab- leitungen, durch mehrere Glossen bestätigt, würden wenigstens übereinstimmen. Wie Voss anführt, hiessen auch die schrägen Balken eines Sägebocks, deren Stellung Ähnlichkeit mit einer Sattelkammer hat, y.avO-r^X-.a, die rein sprachUche Untersuchung lässt also den Schluss zu, dass dieser Packsattel hölzerne, in Form eines Sägebockes zusammengefügte Sattelbäume hatte. Das Wort kommt schon bei Aristophanes vesp. 169 vor, es dürfte diese Form also schon alt und wahrscheinlich schon mit dem Esel und Maultier dereinst aus dem Orient nach Griechenland gekommen sein. Die Sage lässt schon Semiramis aus den Sätteln ihrer Saumtiere einen hohen Berg anschütten und auf diesem zum Gipfel eines steilen Felsens emporsteigen, Diodor II, 13. Über die Wanderung von Esel und Maultier, wahrscheinlich von Ägypten her, findet man Näheres bei Lenor- mant, Anfänge der Kultur I, 204 u. 206, bei Hehn, Haustiere, S. 70, und in meinem Buche, über die Pferde des Altertums, S. 69.

Da alle diese Packsättel das gemein hatten, dass ihnen ein hölzernes Gestell zur Grundlage diente, so erklären sich auch die verschiedenen Glossen, welche xav\h;X'.a (sc. i')Xa), clitellae, avrr,'=? und äoTpdßai als gleichbedeutend anführen; von der aotpißT) sagt der Scholiast zu Lucian Lexiph. sogar, dass sie dasselbe sei wie OcXXa und aa7|ia. Wir sahen schon, dass ersteres einen Reit-, letzteres einen Packsattel bedeutet, aber die astraba konnte unter Umständen beiden Zwecken dienen und bedeutet sogar auch das Maultier, auf welchem man reitet. Diese astraba hatte nach der Erklärung des Scholiasten einen aufrecht- stehenden, meist hölzernen Sattelbogen, eine Rückenlehne, wehdie wesentlich

zur Sicherheit des Sitzes beitrug. Hesychius sagt: aitoäß-r; zb kz\ täv ^t.tm'^ iöXcrV 5 xpaToOoiv o'. y.aO".'öa=vo'., man sehe "Walz, rhetor. Graec, vol. YIII, pag. 6t)0, Anmerk. 47. Sie eignete sich wahrscheinlich zum Reiten und Packen in gleicher "Weise oder war doch für beide Zwecke nur wenig verschieden, scheint auch vorzugsweise bei Maultieren verwendet worden zu sein, weil sie der Lehne wegen grösser und schwerer, als die für Esel bestimmten clitellae war. Bei Alciphron, ep. III, 3 und an mehreren anderen Stellen, welche der Thesaurus ling. Graec. von Dindorf angiebt, steht äirpäßr] für gesatteltes Maultier, an anderen gleichbedeutend mit oiXXa und acxYiia. Ihre FrfiDdung wird schon Oxylus zugeschrieben, welcher zur Zeit der dorischen Wanderung lebte. Das Etymo- logicum magnum sagt weiter: äiT&äßrj 37:1 oxs-joo: siprjta'. I'jX'.voo* r^Yyy^ kz\ twv r-rwv r.ö'sasvov i'V/.ov, o xpaToOo'.v o'. y.aO-cCöaEvot. Will man bei diesen Worten nicht an die hölzerne Lehne denken, so muss man unter t-jXov unbedingt den hölzernen Sattelbaum verstehen, versteht man aber die Lehne darunter, so muss erst recht ein hölzernes Untergestell vorausgesetzt werden, da ohne dieses die Befestigung einer Lehne nicht möglich ist. Buttmann hat in seiner Ausgabe von Demosthenes in Midiam 37, exe. 7 auch der astraba eine Untersuchung gewidmet und eine Anzahl Schollen angeführt, aus welchen hervorgeht, dass man diese Art Sattel für ein notwendiges und gewöhnliches Requisit für Esel und Maultiere hielt und dass sie besonders von Frauen benutzt wurde. Bei Scheflfer de re vehic. ist ein reicher Citatenschatz zu finden, aus welchem gleichfalls zu ersehen ist, dass sie hauptsächlich bei Frauen beliebt, ihre Be- nutzung von Männern dagegen mit dem Vorwurf der Weichlichkeit verbunden war. Dass sie eine Lehne hatte, wird zur völligen Gewissheit durch eine Erklärung des Scholiasten zu Demosthenes, welcher sie als eine Art y,adi5pa itrl TrXsbroo el; Z'lo^ avf;/tov, w'jts twv xadi'oar^wv xarr/s'.v xöra bezeichnet, also als eine Art Sitz, welcher in der Regel in die Höhe ragt und den Rücken des darauf Sitzenden stützt. Es heisst hier „in der Regel", also nicht „immer". Völlige Übereinstimmung und schematische Anfertigung solcher Stücke gab es im Alter- tum nicht. Wurde der Sattel für eine Frau bestimmt, so befand sich also die Lehne an der Seite, denn dorthin kehrte die Reiterin den Rücken, ob aber auf der rechten oder linken Seite kann zweifelhaft sein.

Frauen ritten nur in seltenen Fällen auf Pferden, in der Regel auf Eseln oder Maultieren und sassen dann quer auf denselben. Die Amazonen der Fabel, wohl auch die, Avelche zu Alexander dem Grossen kamen (Arrian. anab. VII, 13, 2), Camilla (Virg. Aen. VII, 803), Dido (ibid. IV, 135) und andere, nur von Dichtern als Reiterinnen besungene Heroinen, selbst diejenigen Frauen, welche der historischen Zeit angehörend, auf Pferden ritten, mögen nach Männer- art gesessen haben. Die Frauen des Orients und alle übrigen, welche auf Eseln und Maultieren ritten, sassen seitwärts. Die Fabeldichter sind dabei nicht mass- gebend und widersprechen sich auch. Nach Ovid Met. II, 874 u. Fast. V, 607 sass Europa auf der linken, nach Lucian Dial. Zeph. et Xotus auf der rechten Seite, auf dieser auch nach Achilles Tatius, Clitophon et Leucippe I, 1. Auch Skulpturen sind nicht massgebend; ich habe eine grosse Menge von Beispielen gesammelt, welche die Frauen zu Pferde und auf Maultieren bald rechts, bald links sitzend

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zeigen, ganz oline IJntersoliied der Zeit oder der Nation, nur eins scheint mir überall zutreffend, dass nämlich die Bilder stets so angefertigt sind, dass die Frauen dem Beschauer die Vorderseite zukehren, also rechts sitzen, wenn das Pferd nach rechts, und links, wenn es nach links schreitet. Bei Bildern kommt es oft vor, dass durch den Abdruck die richtige Zeichnung gerade verkehrt wird. Wahrscheinlich ist, dass die Eselreiterinnen auf der linken Seite sassen, da sie das Tier nicht selbst lenkten, sondern durch einen Knaben führen Hessen, dieser aber dasselbe wohl mit der rechten Hand leitete, selbst auf der linken Seite blieb, auch von dieser aus der Frau beim Aufsteigen behülflich war. Dass aber diese Reiterinnen nicht mit gespreizten Beinen, zsfy.ßior;,/, wie Achilles Tatius sagt, sondern auf einer Seite sassen, geht aus zahllosen Bildwerken und aus Ammianus Marcellinus 31, 2, 6 hervor, welcher bei den Hunnen diesen Sitz erwähnt: Hunni equis muliebriter nonnunquam insidentes. Im Mittelalter ritten bekanntlich die Frauen nach Art der Männer oder sassen hinter diesen seitwärts auf demselben Pferde; erst im 12. Jahrhundert wurde der Quersattel eingeführt. Während wir nun im Vorhergehenden gesehen haben, dass die astraba besonders von Frauen benutzt wurde und gewöhnlich eine Seitenlehne hatte, lassen andere Nachrichten sogar vermuten, dass sie auch ein Bret zum Auf- setzen der Füsse hatte, welches oben befestigt, an der Seite horizontal herab- hing. In der That giebt es derartige Bilder, welche allerdings erst im Mittel- alter gemalt sind, besonders eines, welches die Jungfrau Maria in dieser Weise darstellt. Eine solche Bank, deren Erfindung nahe lag, trug wesentlich zur Bequemlichkeit und Sicherheit der Reiterin bei, war aber ohne festen Sattel- baum undenkbar. Bei einer solchen Einrichtung könnte die als unverständig verrufene Stelle des Isidorus- vollständig richtig sein, welcher, wie du Gange anführt, sagt: astraba, tabella in qua pedes requiescunt. Es ist dabei nicht nötig, wie von Beckmann, Gesch. d. Erfind. III, 116 geschieht, an Steigbügel zu denken, wenn die Bank der Sitzenden auch ähnliche Dienste leistete.

n.

Wir haben bis jetzt vorzugsweise von Packsätteln und den für Esel und Maultiere bestimmten Reitsätteln gesprochen, weil sie die ältesten und ursprüng- lichsten zu sein schienen, und müssen jetzt nun von den Pferdesätteln handeln.

Wie lange man ganz ohne Unterlage auf dem Pferde gesessen und wann und wo man angefangen hat, auf eine Verbesserung des Sitzes Bedacht zu nehmen, lässt sich aus den schriftlichen Mitteilungen nicht feststellen, sicher dürfte nur sein, dass einzelne Völker früher, andere später den Sitz auf dem nackten Pferde aufgaben und eine Unterlage benutzten. Der allgemeinste Aus- druck für diese ist s'fl-r'.ov, ephippium, wie sie aber beschaffen war, das lässt sich aus dem Wort selbst nicht schliesson; trotz aller Veränderungen, welche die Sache erlitt, blieb das Wort bis in die römische Kaiserzeit hinein üblich.

Schon Xenophon hipp. 7, 5 spricht vom Sitz des Reiters auf dem ephippium. Zu seiner Zeit war es offenbar noch nicht unter allen Umständen ein notwendiges Ausrüstungsstück des Reiters, da er die beiden Fälle auseinander hält, wo der Reiter auf dem ephippium oder auf dem nackten Pferde sitzt und durchaus nicht

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von solchen Füllen spricht, wo der Reiter das Pferd etwa nur in die Schwemme oder auf die Weide bringen will. Dem auf dem blossen Pferde sitzenden Reiter war ein hoher Rückgrat sehr unbequem. Xeuophon, hipp. I, II sagt: 'oo'fö? Tj O'.-Xy; hier muss unbedingt 'pä/'.c statt ^ot^')^ gelesen werden r^; a-Xf,; xal lx^,7.^■r^^^^T. {xa/.axojTspa xii :c-'y y^o-^wv, Virgil, Georg. III, 87 wünscht des- halb eine duplex spina, welche Servius durch lata prae pingnitudine erklärt, einen fetten, fleichigen Rücken, welcher sich zu beiden Seiten polsterartig erhebt. Yarro VII, 5 verlangt ähnlich, dass der Rückgrat nicht hervorsteht. Dies ist aber in der Regel keine Eigenschaft schneller und edler Pferde, es ist daher wahrscheinlich, dass diejenigen Völker, welche sich durch schlanke Pferde mit scharfem Widerrist und hohen Knochenfortsätzen im Rücken auszeichneten und zugleich viel auf den Pferden sassen (Schlieben, d. Pf. d. Altert., 36, 40, 91 u. f.), wie die Scythen und Perser zuerst auf den Gedanken kamen, sich einer Unterlage zu bedienen, während diejenigen, welche einen stärkeren und fleischigeren Pferdeschlag hatten, die Bewohner der Ebene von Nisaea und Thessalien das Bedürfnis nicht so dringend empfanden. Die Scythen ritten, wie die früher schon angeführte Stelle Ammians besagt, öfters quersitzend nach Frauenart, weil der Spaltsitz, besonders da sie keine Bügel hatten, sie schmerzte und ermüdete. Damit stimmt überein, dass die Perser, wie Xenophon cyrop. VIII, 8, 19 (Athenaeus XII, 10; Curtius V, 1, 23) sagt, mehr Decken auf den Pferden, als in den Betten hatten.

Welcher Art nun das ephippium Xenophons war, dürfte aus hipp. XII, 9 hervorgehen, wo es heisst: Xpf, 5s xal 's;:o/ov to'.oOtov "spöi'f O-a'. w; aTfaXsotspöv TÖv IztAx y.aO-fj'jOa'., xal rr,v i^pav töo 7;rTO'j {at] '^b/t'^^T.:. Was ist sro/ov? Jeden- falls hiernach ein genähtes Polster, welches, um den Sitz mehr zu sichern, wahr- scheinlich vom und hinten kleine Wulste hatte; es war also weder ein Sattel- baum, wie Ginzrot II, 455 will, noch ein blosser Gurt, wenn man nicht Gurt und Kissen als ein Stück ansehen will. Da das ephippium nicht noch ein be- sonderes Stück sein kann, so müssen £'f'!--'.or und l'zo/ov völlige Synonyma sein, wie auch die Etymologie zu bestätigen scheint. Es war also das ephippium zu Xenophons Zeit ein genähtes Polster ohne Sattelbaum, da Xenophon nur vom Nähen spricht.

Man darf aber annehmen, dass die Orientalen, namentlich die Assyrer, schon in viel früherer Zeit eine Art wirklicher Sättel, wahrscheinlich nach dem Vor- bilde der für Maultiere bestimmten Esel scheinen dort ursprünglich nicht heimisch gewesen zu sein, da sie auf allen Skulpturen fehlen besessen haben. Die Ausgrabungen bei Kujundschik, Khorsabad und Nimrud geben davon Zeug- nis. Nach Layard, Niniveh und seine Reste, deutsch von Meissner, pag. 305 u. f. haben die Pferde auf den älteren Skulpturen, welche ins zweite Jahrtausend hineinreichen, mit Ausnahme der hinter dem Wagen des Königs geführten, weder Satteldecken, noch Sättel; in späterer Zeit aber scheint eine Art von Kissen eingeführt zu sein. Die Reiter, welche auf nackten Pferden sitzen, ziehen die Knice bis zum Pferderücken in die Höhe, weil sie Schmerzen leiden, diejenigen, »welche auf Kissen reiten, sitzen gestreckter; Steigbügel haben sie natürlich nicht, lu dem grossen Bilderatlas von Weisser befinden sich mehrere derartige Ab-

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bildungen, eine solche auf Taf. 12, Fig. 34', bezieht sich auf Salmanassar. Jedenfalls sind diese Abbilduugen, wenn sirh ihr Alter auch nicht genau fest- stellen lässt, vor Xenophon und selbst vor Cyrus hergestellt, der Schluss also berechtigt, dass die Orientalen die Sattelunterlagen früher gekannt haben, als die Hellenen. Bei den Persern kommt in den Ruinen von Persepolis keine einzige Reiterfigur vor, weil bei ihnen, wie Xenophon, cyrop. I, 3 u. IV, 33 angiebt, die Reiterei bis auf Cyrus ganz unbekannt war, dieser erst wusste eine solche Vorliebe für sie zu erwecken, dass edle Perser es bald für schimpHich hielten, auch nur die kleinste Strecke zu Fuss zu gehen. Auf der Marmortreppe in Persepolis ist nur ein Pferd ohne Reiter abgebildet, welches zum Hofstaat des Cyrus gehört, es trägt eine einfache kleine Decke auf dem Rücken, während drei ähnliche hinterher getragen werden. Bei den Persern späterer Zeit scheint eine gewisse Weichlichkeit Platz gegriffen zu haben, auf welche sich der früher erwähnte tadelnde Ausspruch Xenophons bezieht; es wird also in diese Zeit die Einführung des Sattels fallen.

Nun sagt Diodor 17, 77 dass Alexander, als er auf dem Gipfel seiner Macht stand, seine Pferde mit persischem Geschirr ausgerüstet habe. Es lässt dies vermuten, dass er statt des ephippium einen persischen Sattel angenommen, welcher, da sein Gefolge ein Gleiches gethan haben wird, sich nach Teilung des Reiches mehr und mehr verbreitete. Dass unter und über diese Sättel noch andere, zum Teil sehr kostbare Decken gebreitet wurden, ist nur darum von Interesse, weil bei den Abbildungen die darunter liegenden Teile dadurch verdeckt sind und uns die Beurteilung, welcher Art die darunter liegenden Sättel gewesen seien, unmöglich gemacht wird.

Es verging seitdem noch lange Zeit, bis das ephippium, welcher Art es auch gewesen sein mag, sich bei den Römern Eingang verschaffte und noch eine längere, bis es bei der Reiterei eingeführt wurde. Im ersten Jahrhundert n. Chr. spricht Varro de re rust. II, 7 vom ephippium, viele Völker aber, wie die Libyer, ritten nicht nur auf nackten Pferden, sondern auch ohne Zaum und lenkten ihre Pferde nur mit einer Gerte. Caesar, b. Gall. III, 2 sagt von den Germanen seiner Zeit, dass sie nur auf nackten Pferden ritten und die Römer, welche sich der ephippia bedienten, so verachteten, dass sie auch auf Schaaren, welche ihnen an Zahl bedeutend überlegen waren, ohne Zögern einen Angriff wagten. Die Verachtung der Polsterreiter hat sich in dem Worte poltron erhalten. Ob sie diese Abneigung beibehielten, während sie als unentbehrliche und oft den Ausschlag gebende Ilülfsvölker im römischen Heere Söldnerdienste thaten, lassen wir vorläufig dahingestellt; die EmpHinglichkeit des Deutschen für fremde Einrichtungen lässt das Gegenteil vernmten.

Nach Dio Cassius 63, 13 sollen die römischen Ritter sich zuerst unter Nero des ephippium bedient haben. Es ist dies offenbar nur so zu verstehen, dass bei den Musterungen, denn von diesen ist die Rede 3v r^ ivrpf.n. TtFäv k^tzänt'. die Ritter früher zu Fuss mit den nackten Pferden erschienen, welche so am bequemsten einer eingehenden Besichtigung unterzogen werden konnten, unter Nero aber auf ihren vollständig ausgerüsteten, also auch mit dem ephippium versehenen Pferden sitzend gemustert wurden. Noch unter Alexander Sevcrus

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im dritten Jahrhundert (Aelius Lampridius 50) ist vom ephippium die Rede, unmüglich konnte dieses aber von derselben Beschaffenheit wie das Xenophon- tische sein. Wir werden sogleich sehen, dass wirkliche Sättel sehr allmählich aufkamen und lange noch neben dem alten Reitkissen im Gebrauch blieben. Bei Pferden mit fleischigem Rücken wir haben schon davon gesprochen wie sie fast alle römischen Denkmäler zeigen und bei der Unbekanntschaft mit Steigbügeln leistet auch ein Reitkissen genau dasselbe wie ein Sattel, ist im Gegenteil viel bequemer. Erst der Steigbügel und die Notwendigkeit, allerlei Gepäck mitzunehmen und ohne Schaden des Pferdes zu befestigen, erfordert einen Sattel mit festem Holzgestell und hervorragenden Sattelbogen, Lötfein, Bauschen u dergl. Da uns über diese Dinge die Schriften keinen Aufschluss geben, so müssen wir in den Bildwerken suchen.

Alle Schriften über unseren Gegenstand behaupten, dass auf den Säulen Traians und M. Aureis vollständige Pferdesättel abgebildet seien, es ist dies jedoch nur teilweise richtig. Die Sättel auf jenen Monumenten sind ihrer grossen Mehrzahl nach kaum etwas anderes als die alten Ephippien waren; dieselben entziehen sich zwar meistens dem Blick, weil sie unter grossen Decken ver- borgen sind, soviel kann man aber ganz sicher sehen: der Sitz des Reiters ist, wie wir schon bei Besprechung der strata für das erste Jahrhundert feststellen konnten, auch hier nur ganz unbedeutend höher als der Pferderücken, sodass oft keine Spur eines besonderen Gestelles um dieses handelt es sich doch zu bemerken ist. So sehen wir es auf unserer Figur 2; die in Fig. 3 be- findlichen Rosetten, welche bei Fig. 4 ganz tief sitzen, sind nur Zeugfalten; diese entstanden durch das Anbinden der Überlegedecke an das Sattelkissen oder an das Vorder- und Hinterzeug, wie aus Fig. 5 noch deutlicher zu sehen ist. Bei Fig. 6 ist der Sitz höher und es könnte demnach hier schon ein Unter- gestell vorhanden sein, wenn es sich nicht auch hier nur um ein etwas stärkeres Reitkissen handelt, wie ein solches in Fig. 1 das Pferd eines Fürsten der Quaden (nach Mommsen, V, 204) zeigt. Der Fürst allein scheint diesen Vorzug ge- nossen zu haben, während die gemeinen Krieger dieser Völkerschaft auf nackten Pferden und sogar meistens auch ohne Zügel ritten, wie Fig. 7 zeigt. Die bisher genannten Abbildungen, welche sich auf die Mitte des 2. Jahrhunderts beziehen, sind sämtlich nach den Zeichnungen Bartolos der M. Aurels-Säule entnommen und zum Teil auch von Ginzrot aufgeführt, Fig. 9 dagegen nach demselben Autor der Traians-Säule (Blatt 34 u. 35); eine ganz ähnliche Ab- bildung findet sich bei Ginzrot II, Taf. 81, 4. Bei beiden sieht man ganz deutlich einen vorderen, bei der unsrigen auch einen hinteren Sattelknopf und einen grossen, ovalen Gegenstand, welchen ich für eine lederne Schutzdecke für die Flanken des Pferdes halte, Ginzrot aber für einen glänzenden Metall- schild, welcher zur Zierde dienen soll. Ich finde diese Unterlage äusserst un- bequem und unpraktisch, wenn sie von Metall war, es sind aber viele derartige Bilder auf der Säule vorhanden, bei welchen die Reiter auf so ausgerüsteten Sätteln sitzen und Ginzrot behauptet, dass ähnliches zu seiner Zeit in der Türkei noch üblich gewesen sei. Jedenfalls waren diese Gegenstände am Sattel- gestell festgebunden. An der grossen Reiterstatue M. Aureis auf dem Kapitel

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endlich sieht man, wie Fig. 8 zeigt, vor und unter dem Sitz des Reiters einen Gegenstand hervorragen, der ein Stück einer wirklichen Satteltracht zu sein scheint. Die Zeichnung ist dem Bilderatlas von Weisser entnommen, die Figur findet sich indessen auch bei Montfaucon IV, 28, 1, jedoch so sehr von vorn gezeichnet, dass die Hauptsache nicht deutlich zu erkennen ist. Man hat es hier mit einer Porträtstatue zu thun und kann sich auf die Einzelheiten vor- lassen; leider steht mir keine Abbildung in grösserem Massstabe zu Gebote. Demselben Werk ist das Pferd des von Sapor gefangenen Kaisers Valerian entnommen, Fig. 14 (bei Weisser, Taf. 16, 19), welches, auf der Felsenwand von Natsch-i-Rustan eingehauen, der Sassaniden-Zeit und zwar der Mitte des 3. Jahrhunders angehört. In diese Zeit ist wohl auch das ganz ähnliche, un- datierte Bild bei Ginzrot II, Taf. 76, 1 zu setzen, welches sich in Chapur befinden soll. Hier sehen wir ein den alten deutschen Sätteln für schwere Reiter und in der Hauptsache auch dem englischen Sattel sehr ähnliches Stück, deren unbekleidetes Holzgestell in Fig. 18 zur Erklärung der einzelnen Teile abgebildet ist. A, der Kopf, enthält unter Umständen eine Bausche oder einen Knopf, B, das Hintergestell, C, der After, hintere Bausche, Sattelbogen, bisweilen mit Löffel, D, Steege oder Trachten. Der ungarische Bocksattel dagegen besteht aus a Vorder- und b Hinterzwiesel mit dem Löifel, c den Trachten. Dazu kommen heutzutage die Bügel und die Bekleidung. Der deutsche Sattel hat auf der unteren Seite ein starkes gepolstertes Kissen und ist oben mit Leder bekleidet, der ungarische hat nur einen angeschnürten Sitzriemen (d) und darüber ein Sitzkissen und ruht auf der zusammengelegten Decke.

Das Bild No. 11 ist aus Montfaucon IV, 30, 3 entnommen; es stammt von der Colonna des Theodosius in Konstantinopel. Diese Säule ist jetzt zerstörl^ aber sie wurde im 15. Jahrhundert, wo sie noch vorhanden war, von Gentile Bellini, wie man allerdings behauptet, nicht ohne kleine Willkürlichkeiten, gezeichnet. Derselben Säule, aber dem Atlas von Weisser ist auch No. 15 entnommen, welches das Pferd eines gefangenen Goten vorstellt. Hier, bei den beiden letzten Bildern sieht mau einen wirklichen, nicht anzuzweifelnden Sattel, aber sie gehören erst dem 4. Jahrhundert an. Nach diesen Abbildungen sind also die Anfänge der Sättel mit Holzgestell vorläufig zwischen dem zweiten und vierten Jahrhundert zu suchen.

Es giebt nun aber eine Anzahl anderer Bildwerke, welche bisher für unseren Zweck fast ganz unbeachtet blieben, uns aber viel näher liegen und einen viel sichereren Einblick gcwäliren. Es sind dies die Denksteine, welche in den Museen von Mainz, Wiesbaden, Worms, Trier, Bonn uud vielleicht noch an anderen Orten aufbewahrt werden, aber einstweilen gar nicht datiert sind, wenn auch die Schriftzüge und andere Umstände es wahrscheinlich machen, dass sie dem zweiten, höchstens dem dritten Jahrhundert angehören. Die wich- tigsten Stücke dieser im Mainzer Museum, teils im Original, teils in guten Nach- ahmungen vorhandenen Denkmäler sind von Lindenschmit, Tracht und Be- waffnung des römischen Heeres, Tafel VII, 1, 2, 4 u. MII, 1 u. 2, ab- gebildet. Sie zeigen, wenn auch teilweise beschädigt, wirkliche Sättel mit hoch- aufragenden vorderen und hinteren Sattelbögen, wie aus unseren Figuren 17,

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12, 10 u. 13 und den in Mainz unter No. 217, 221, 222, 223 katalogisierten Steinen zu ersehen ist. Fig. 17 ist eine Darstellung eines vollständigen Sattels von dem dort betindliihen Grabstein No. 217. Die näheren Angaben über Fund- ort, Inschriften und Einzelheiten sind bei Lindensohmit zu finden. Es ist un- zweifelhaft, dass man es hier mit Sätteln mit festem Holzgestell und hohen Löffeln zu thun hat. loh will noch erwähnen, dass im Wiesbadener Museum, Raum IV, Xo. 6605 u. 13796 zwei Beschläge aufbewahrt werden, welche, in Fig. 16 abgebildet, bei Kempten in der Nähe von Bingen mit römischen Sachen gefunden wurden, sonst aber nicht datiert sind und möglicherweise die vordere Kammer eines Sattels umfassten; sie messen in Höhe und unterer Weite etwa 20 cm. Sehen wir nun zu, ob die schriftlichen Nachrichten damit übereinstimmen. Gleichzeitig nämlich mit diesen Erscheinungen an den Bildwerken und späterhin treten einige Bezeichnungen für Sattel auf, welche sowohl in lateinischen Schriften als hauptsächlich bei den sogenannten Byzantinern vorkommen und das allmählich dem wirklichen Sattel angenäherte ephippium bedeuten: Sella, sella equestris, scordiscus, 'jsÄXa, osA/.ap'.ov, ?o(ja und i-f sopa, die beiden letzten dürfen aber nicht unbedingt mit Sattel übersetzt werden. Achilles Tatius (I, 12), vermutUch aus dem 3. Jahrhundert, braucht an drei Stellen das Wort iopa, kann aber nicht den Sattel, sondern nur die Stelle des Pferderückens, auf dem der Reiter sitzt, meinen, wie Xenophon hipp. I, 11 u. V, 5. Einmal nämlich wischt der Reiter den Schweiss ab, ä~0[j.ärrovto? rr^; i5f»a? too? iopöjTac, wo nur der blosse Pferde- rücken gemeint sein kann, das andere Mal wird er während des Jagens auf dem Pferderücken bald ganz zurück, bald ganz nach vorn geworfen, zv. zffi i^pa? STf a'.p'!^£TÖ ;roT£ (lev i:i' oopav 7.aToX'.'3i>a:v(»>v zozz oe zTil z[jx/r^Krs^j xoßi'jTtüv, was nicht möglich ist, wenn ein Sattel auf dem Pferde liegt. Die dritte Stelle ist in dieser Beziehung nicht entscheidend. Es ist also aus diesem Schriftsteller nichts zu schliessen, man nmss iSpa hier einfach durch Sitz übersetzen und darunter die Stelle des Pferderückens verstehen, auf welcher der Reiter zu sitzen pflegt; wir brauchen heute dieses Wort genau in derselben Bedeutung. Dagegen ist Zonaras HI, pag. 11, ed. Basil. 1557, wo er von der Ermordung Konstantins spricht, also vom Jahre 313 und von diesem sagt: sxrsTrrwxs zifi iopa;;, in der Übersetzung sella excussus est, wegen des ix kaum anders als von einem Sattel mit hohen Vorder- und Hinterbauschen zu verstehen. Die sicherste schriftliche Kunde bildet aber die Erwähnung des Sattels im Codex Theodosianus vom Jahre 385 (lib. VHI, t. 5, 47 u. ebenso Cod. Just. lib. XH, t. 51, 12). Dort heisst es: Quoniam veredorum (juoque cura pari ratione tractanda est, sexaginta libras sella cum frenis, triginta (juinquo vero averta non transeat, ea ratione ut si quis praescripta nnjderamiuis imperatorii libramenta transcenderit, eins sella in frusta caedatur, averta vero tisci viribus deputetur. Ein Sattel, hier sella genannt, welcher mit dem Zaum 60 Pfund wog der vorhin beschriebene deutsche Sattel wiegt noch nicht 20 Pfund muss ein schweres Holzgestell ge- habt haben, umsomehr, als er in Stücke geschlagen werden soll und der Mantel- sack daran angebunden werden konnte. Wenn Nazarius in seiner Lobrede auf Konstantin sagt, dass die sterbenden Reiter sich au ihren Sätteln festhielten moribundi sedilibus attineri so können auch keine Decken, sondern nur feste

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Gestelle gemeint sein. Zweifelhaft bleibt, ob die Wörter antilcna und postilena, sowie antella und pustella (Isidurus 20, 16) wirklich, wie behauptet wird, die Sattelbogen bedeuten; ein niehreres timlct man darüber bei Schetfer I, 11, pag. 125. Die Ausdrücke xo'XoßYj und oz'.'5^>o-/.oöpßT) kommen in der Bedeutung vorderer und hinterer Sattelbogen schon bei Mauritius tact. II, 8, edit. Upsal. pag. 64 im 6. und beim Taktiker Leo im 8. Jahrhundert vor.

Ganz deutlich spricht auch Paulus Diaconus lib. 15 und ähnlich Jornandes 40 von Reitersätteln, von welchen Attila, als er seine Niederlage voraussah, emen Scheiterhaufen errichten wollte; sie mussten, wenn sie brennen sollten, jeden- falls hölzerne Gestelle haben: Attila ex equitatoriis ingentem pyram sellis eon- struxit, ut ibidem se Gothis immiuentibus supposito igne cremaret. Die oft gelesene Angabe, dass Hieronymus der erste sei, welcher von wirklichen Sätteln spreche, trifft, da dieser Kirchenvater erst Ende des 4. Jahrhumlerts lebte, wenn er von seiner Zeit spricht, auf ein sehr spätes Datum. Es ist mir nicht gelungen, in seinem umfangreichen litterarischen Nachlass die betreffende Stelle aufzufinden. Vegetius spricht, wie wir schon früher angeführt, sowohl bei Reit- wie bei Pack- sätteln von der Kammer, welche genau passen soll und klagt über das zu grosse Gewicht einzelner Sättel; er setzt also sicher ein Holzgestell voraus. Auch Sidonius Apollinaris III, 3, wahrscheinlich im 4. Jahrhundert, spricht von Sattel- bäumen: sellarum equestrium madefacta sudoribus fulcra resupinant.

Erst in der Taktik des Kaisers Mauritius Ende des 6. Jahrhunderts ist zum erstenmale von Sätteln mit Steigbügeln die Rede und zwar sollen beide Bügel auf der linken Seite, der eine an dem vorderen Sattelbogen, wie ge- wöhnlich — w; 3i>o? sod , der andere an dem hinteren befestigt werden, da- mit hinter dem Reiter noch ein Kampfunfähiger das Pferd besteigen könne. Die Stelle ist die eben citierte II, 8. Der nächste Schriftsteller, welcher den Sattel mit Bügeln erwähnt, ist der 2 Jahrhunderte spätere Taktiker Leo, er sagt VI, 10, ed. Meuvsii (Lugd. Bat. Elzevir. 1612), S. 57: r.; os 'M osXXa; oV. axäXa? T.OT^pd? xal Mopöooxov, y.al -s5'.xXov xal a;Xo-öo7T^v, wobei zu bemerken ist, dass -s5r/.Xov die Fussfessel und 'jsXo-ö-r.'T] ein Sack ist, in welchem Proviant auf 3 bis 4 Tage mitgenommen wurde. Ob die Stelle nicht verdürben untl nach V, 4, S. 51 zu verbessern ist in: Xwf/'joxov (Fussfessel und Riemen dazu), -so-.Xa (Reservehufeisen) und asXozoofrjV überlasse ich den Philologen. Es ist hierbei nicht nötig, die allgemeine Einführung der Steigbügel erst ins 8. Jahrhundert zu verlegen, da die Stelle weiter nichts beweist, als dass sie zu Leos Zeit be- reits stattgefunden hatte. Verschiedene Völker nahmen den Sattel zu ver- schiedenen Zeiten an, eine Gleichmässigkeit der Construction gab es nicht einmal in demselben Heere; die Sättel waren und blieben sehr verschieden.

Im 12. Jahrhundert spricht Nicetas Choniata von den Sätteln der Scythen und nennt sie aotpäßa'. und huntlert Jahre später Pachymeres de Michaele Palaeologo von Sätteln mit Bügeln: ävT'.ßa-.vs-.v Tä-.c; \i v/A'i^jrt. rrj; s-f-zotpioo; xX-aa^'-v.

Die bisherigen Erörterungen beziehen sich sämtlich auf Reitersättel, wie sie im Kriege benutzt und in der Armee üblich waren, wo es auf festen Sitz und praktische Beschaffenheit für Reiter und Pferd während eines laugen Feldzuges

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ankam. Anders stand es für den Privatmann und den vornehmen Römer, welcher eine Vergnügungsreise in aller Bequemlichkeit zurücklegen wollte. Dieser brauchte nicht das ephippium, wie es für den Soldaten taugte, sondern wie uns Demosthenes vom Midias erzählt, d-e bequeme astraba, sei es auf dem Maultier, sei es auf dem Pferde, oder einen ganz ähnlichen Sattel mit Unter- gestell, an welchem er auch einen Mantelsack festbinden konnte und nicht erst zur Zeit des Traian oder gar des Theodosius, sondern schon Jahrhunderte vor- her, wie wir von Horaz (Sat. I, 6, 105) und noch früher von Cato Censorius (Seneca, ep. 67) wissen. Der Sattel des Iloraz, hinter welchem ein Mantelsack befestigt war, hatte jedenfalls einen hölzernen Bock, wie die astraba, denn sonst hätte er nicht vorn das Maultier an den Schulterblättern drücken können: nunc mihi curto ire licet mulo, mantica cui lumbos onere ulceret atque eques armos. Man beachte, dass der Mantelsack nicht die spina, die Wirbelsäule des Rückens, sondern die lumbi, die Lenden, drückt; die erstere war durch die bis hintenhin durchgehende Kammer geschützt.

Aus dem Capitulare Ludwigs IL, des Karolingers vom Jahre 866, cp. 10 ersehen wir, dass der Sattel bei den Franken allgemein übhch war, denn es wird bereits die Strafe des Satteltragens sellam ad suum dorsum erwähnt, welche sich von den Franken und Schwaben nach Italien verbreitete.

Die Geschichte des Sattels weiter zu verfolgen, liegt nicht im Plane dieses Aufsatzes, wohl aber dürften noch einige Bemerkungen über das Aufkommen desselben bei anderen europäischen Völkern am Platze sein.

Wenn Goropius Becanus, welcher im 16. Jahrhundert ein Werk Francica verfasste, die Erfindung des Sattels den salischen Franken zuschreibt, so wissen wir nach der vorhergehenden L^ntersuchung, dass lange vor ihrer Zeit der Sattel bekannt war und dürfen seine Behauptung mit einer anderen von ihm gemachten Entdeckung, nach welcher das Paradies dereinst in Holland gelegen habe, auf gleiche Stufe stellen. Weit eher dürften wir an die Sättel bei den Quaden zur Zeit M. Aureis anknüpfend, den im Osten Europas wohnenden Völkern an der Donau und an den Ufera des schwarzen Meeres, lauter Reitervölkern, den Goten oder den Arabern, die Erfindung oder Vervollkommnung des Sattels zuschreiben. Denn nach der Völkerwanderung finden wir das kavalleristische Element in ganz Westeuropa vollständig vernachlässigt; die Franken sitzen nach 732 in der Schlacht bei Poitiers ab und kämpfen zu Fuss, während im Osten bei den Gothen und Arabern allein noch grosse Reiterheere die Regel bilden. Erst all- mählich finden sich diese auch wieder im Westen, zuerst bei den Arabern in Spanien und bei den Gothen, dann bei den Austrasiern, von 755 an erst bei den Franken und lange Zeit danach erst im rechtsrheinischen Deutschland, wie von J. Brunner, der Reiterdienst und die Anfänge des Lehnswesens, Zeitschr. f. Rechtsgeschichte, VIII. Band 1887 und in meinem Buche über die ritter- iichen Übungen im Abschnitt von den Turnieren ausführlich dargethan ist. Es ist daher nur möghch, dass die Franken, welche sich von dem angegebenen Zeitpunkt an in allen ritterlichen Übungen hervorthaten (Monum. German. Ein- hard, vita Caroli c. 22) vielleicht vor anderen benachbarten Völkern den Sattel annahmen, welcher im Osten längst im Gebrauch war.

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Wena bei Ginzrot II, 457 angeführt wird, dass Chnodomar, König der Alemannen im 4. Jahrhundert sich hoch im Sattel aufrichtete und dabei auf Amraian. Marceil. XYI, 29 verwiesen wird, so liegt dieser Stelle eine sehr freie Übersetzung zu Grunde, im Text steht kein Wort von einem Sattel; es heisst nur: equo spumante sublimior erectus; ebenso gut könnte man übersetzen: er richtete sich in den Bügeln in die Höhe. Dasselbe gilt von der anderen, bei Ginzrot II 454 angeführten Stelle aus Ammian. XXIII, 0, wo nur steht auro lappilisque distincta ornamenta conspersit, obgleich es sehr wahrscheinlich ist, dass sowohl Chnodomar wie Julian einen Sattel hatten.

Interessant für uns ist das Vorkommen des Sattels in Deutschland, wo ursprünglich vielleicht eine Konstruktion eigener Erfindung in Gebrauch war. Hier scheinen nämlich Bast und Baumrinde die Hauptbestandteile gebildet zu haben, vielleicht dass man zwei Trachten, wie beim ungarischen Bock, von Holz oder von biegsamer starker Baumrinde durch Holzstücke mittelst Bastes verband und den Sitz durch Decken oder Felle polsterte. Die geringe Entwicklung der Technik mag zu diesem Mittel gezwungen haben. Jahns, Ross und Reiter H, 32 macht darauf aufmerksam, dass im altfranzösischen bat und hast, im italienischen basto und in anderen Sprachen ähnliche Wörter den Sattel bedeuten bätard, Bastard, ist fils de hast dass Jeschute im Parcival auf einem Bastsattel ritt und die lievländischen Bauern noch im 17. Jahrhundert ihren Sattel aus Holz und Bast herstellten. Die Teile wurden vermutlich nicht fest gefügt, sondern gebunden, ähnlich wie die schwedische Artillerie ihre Kummte aus beweglichen Holzblättern verfertigte. Die nordische Mythologie lässt ihre Helden stets auf Sätteln reiten, sie werden in der Edda 31, 37, 105, 114, 203, 205, 213, in der Heimskringia I, 23, ed. Wächter, S. GO, in den Nibelungen, dem Waltari- liede und an anderen Stellen erwähnt. Hermedur, Odins Sohn, gürtet den Sleipnir fester und giebt ihm die Sporen, Edda, pag. 282. Nach Weinhold, altnord. Leben, S. 495 wurde der Hengst mit Sattel und Zaum zu dem toten Krieger ins Grab gelegt. Da besonders in den nordischen Eddaliedern Spuren sehr alten Ursprungs enthalten sind, so können diese Vorkommnisse möglicher- weise auf uralte, aus dem Volke hervorgegangen, nicht von anderen entlehnte Erfindungen deuten.

Nachdem wir nun gesehen, dass der Reitsattel mit festem Gestell in seinen ersten Anfängen im zweiten Jahrhundert noch neben dem alten ephippium er- scheint, im dritten und vierten als gewöhnliches Ausrüstungsstück, im achten Jahrhundert sogar mit Bügeln vorkommt, müssen wir weiteren Aufkhirungen nicht nur durch die Auffindung neuer, sondern auch durch bessere Verwertung längst vorhandener, aber in weiteren Kreisen nicht genügend bekannter Denk- mäler hoffend entgegensehen.

Die Frankengräber von Schierstein.

Von

B. Flors:hütz,

Im Xorden von Schierstein, im Flur Eisenmänuchen und ungefähr 300 Schritte vom Bahnkörper entfernt, steigt das Gelände zu einer massigen Erhebung an, welche nach Westen von einer zur Höhe des Berges führenden Schlucht abge- grenzt wird, und auf deren südwestlichem Ende jetzt der Kingofen des Herrn Gastwirt Georg erbaut ist. Nach dem Hohlweg zu hat bereits früher eine künstliche Abtragung stattgefunden, aber auch die Vorderseite der Erhebung zeigt eine Änderung ihres ursprünglichen Protiles; man hat daselbst vor 10 bis 12 Jahren ziemlich viel Boden abgehoben, um den neu angelegten Schiersteiner Totenhof damit aufzufüllen. Dieses Terrain nun bildet den bis jetzt in seiner Gesammtausdehnung noch nicht festgesetzten Reihenfriedhof der alten fränkischen Bewohner Schiersteins, der heidnischen Vorfahren der jetzigen Bevölkerung. Schon früher war man am Nordwestende auf einige Gräber gestossen, die über den Charakter des Platzes keinen Zweifel Hessen; in diesem Winter wurde bei den Grundarbeiten für die Anlage des Ringofens, sowie bei der neben dem Hohlweg von Süden nach Norden vorgenommenen Abstechuug des Lössbodens zur Ziegelfabrikation eine grössere Anzahl derselben aufgedeckt, von denen ein- zelne eine reiche Ausstattung zeigten.

Der Grund und Boden des Friedhofs besteht aus einer massig starken Hunmsschicht, unter welcher ein hellbrauner Löss in grosser Mächtigkeit ansteht. Letzterer erweist sich als ein sehr feinkörniger, durchaus homogener Nieder- schlag und liefert ein ganz vorzügliches Backsteinmaterial; mit Ausnahme weniger Kalkkonkremente ist er frei von allen Beimischungen und braucht keine weitere Zurichtung. Die grösseren und kleineren Steine, die ihm entnommen werden meist Kopfstücke von Budenheimer Kalkstein gehörten den Gräbern an, zu deren Bedeckung sie dienten.

Die Gräber selbst sind in wechselnder Tiefe in den Löss eingeschnitten. Einzelne liegen ganz seicht; doch ist gerade bei ihnen die erwähnte Erd- abtragung zu berücksichtigen. Andere sind bis zu 2, ja fast 3 m unter der jetzigen Oberfläche eingetieft. Sie sind nach unten massig verjüngt; ihre Sohle beträgt durchschnittlich 60—80 cm. Ihre Richtung ist stets von Westen nach Osten, sodass das Gesicht des Bestatteten der aufgehenden Sonne zugewandt war. Eine durchaus regelmässige Reihenordnuug konnte aber nicht nachgewiesen

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werden. Wohl wurden dem Hohlweg parallel zwei Reihen, die erste von 5, die zweite von 9 Gräbern aufgedeckt, aber die einzelnen (^iräber zeigten keine korrespondierende, sondern eine völlig willkürliche Lage. Bei den Ausschach- tungen für den Ringofen, welche ungefähr 7 Bestartungen ergaben, konnte eine plannlässige Anordnung noch weniger beobachtet werden.

Plattengräber sind nicht gefunden worden; doch entdeckte Herr Georg im Dezember vor. Jahres beim Beginn seiner Arbeiten rechts vom Hohlwege fünf grosse (^uarzquadern von je 8 9 Centner Schwere, welche sorgfältig aus- gewählt schienen und unregelmässig zusammengestellt waren. Nach ihrer Ent- fernung stiess er auf eine Platte von Reistenhäuser Saudstein, von etwa 60 cm im Quadrat und 30 cm Dicke; unter ihr auf eine Lage von Budenheimer Kalk- stein. Eine Deutung dieses auffälligen Steinbaues, welcher sonst keine Funde ergab, ist zumal bei der unzureichenden Beschreibung nicht wohl zulässig. In seiner Nähe fanden sich dann die ersten Gräber. Viele Gräber waren, zumal an ihrem Kopfende, mit Steinen bedeckt gewesen, speciell mit Budenheimer Kalksteinen.

Auch von Särgen hat sich nichts ergeben; wohl aber hatte in einem reich dotierten Frauengrab die Leiche auf einem Bret gelegen, dessen Holzart jedoch nicht mehr festgestellt werden konnte.

Jedes Grab birgt auf seinem Boden ein mehr oder weniger starkes Lager von Holzasche, teilweise noch mit Kohlenstückchen, die oft noch ziemlich hoch hinauf zu verfolgen sind. Auf und in diese Asche war die Leiche gebettet, langgestreckt, nur eine ursprünglich wohl sitzend; in diese Asche waren die Beigaben gelegt und gestellt. Die Gräber enthielten vorwiegend nur eine Leiche; doch fand sich in einem sehr ärmlichen das Skelett einer Frau und eines jungen Individuums, vielleicht eines Mädchens; ein anderes grosses und breites Grab enthielt die Überreste verschiedener Personen ohne jede Beigabe. Die sehr fragmentarischen Skelette deuten auf ein wohlgebautes, kräftiges Ge- schlecht; die untersuchten Schädel zeigen den Reihengräbertx-pus mit einem Längsbreitenindex von 71,2, 73,3 und 70,4 und der charakteristischen Gesichts- bildung. Der t^rauenschädel aus jenem Doppelgrab wies dagegen eine voll- ständig abweichende, breite und unschöne Physionomie auf. Sein Index be- trägt 79. (Sklavin?)

Die Beigaben treten in einzelnen Gräbern reichlich auf. Die freien Männer sind in ihrer vollen Waffenausrüstung, die Frauen mit ihrem gesamten Schmuck bestattet; beiden Bestattungen gemeinsam ist die Mitgabe verschiedener Töpfe- reien in Urnen-, Krug- und Schalenform, eines Trinkbechers oder eines Kumpens aus Glas und oft von zierlichster Technik, eines Feuersteines und verschiedener Nahrungsmittel, von denen nichts übrig geblieben ist als einige Tierknochen.

Die Waffenausrüstung ist die allen Franken- (und Alemannen-)Gräbern gemeinsame. Verhältnismässig häufig tritt der Wurfspiess auf, der Ango, als Nachbildung des römischen Pilum, sein Eisen von ca. 1 m Länge. Mit ihm sind grosse und kleine, schmale und breite Lanzen vergesellschaftet, ebenso das Langschwert, die Spatha, und verschiedene grössere und kleinere Saxe; ein typischer grosser Scramasax zu zweihändigem Gebrauch hat sich bis jetzt noch

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nicht gefunden. Regelmässig liegt in der Bauchgegend des Bestatteten der kunstreich getriebene Buckel des längst vermoderten Holzschildes, häufig noch mit seinen breiten Haftnägeln aus Bronze, seinem rundgeschmiedeten ChiTus und einigen Stücken vom Randbeschlag. In der Gegend der linken Hand aber, meist unterhalb derselben, finden wir die elegant geschwungene Franziska, das nationale Wurfbeil der Franken. Zu Füssen des Skelettes steht die getriebene Bronzeschüssel mit den Überresten eines Kammes aus Bein oder Holz des Zeichens der Freien, die allein das lange Haar führen durften, im Gegensatz zu den kurzgeschorenen Unfreien und Sklaven. Oft enthalten diese, auch in den Frauengräbern vorkommenden, Schüsseln Haselnüsse, welchen man gern eine svmbolische Bedeutung beilegen möchte. Wichtiger wäre für den Augenblick die Entscheidung der Frage, ob die Schüsseln mit Nüssen ausschliesslich den Frauen- gräbem die mit Kamm nur den Männern beigegeben waren, Stücke ver- rosteten Eisens deuten ausserdem auf mancherlei Schnallen und Riemenwerk; Tauschierungen sind noch nicht gefunden.

Der Frauenschmuck ist zahlreich und in seiner Eigenart höchst anmutend. Die meist paarig auftretenden Gewandschliessen (fibulae) sind teils aus Bronze, oft aber aus Silber gefertigt und mit Niello und Almandineu (flach geschliffenen, goldunterlegten Edelgranaten) verziert. Dieselben, in Zellen eingesetzten, Steine finden wir auch bei anderen Schliessen, die teils in Form runder Brochen oder kleinerer und grösserer Falken auftreten und für das Zusammenfassen feinerer Gewebe, z. B. der Leinwand, bestimmt waren. Interessant ist hierbei das immer wiederkehrende Motiv dieser Falken, deren Augen, Flügel und Schwanz durch Almandine markiert sind, wenn nicht der ganze Vogel aus solchen zusammen- gesetzt ist, während der Schnabel sich stets durch seine lange, hakenförmige Gestalt charakterisiert.

Schön verzierte Bronzenadeln haben ebenfiills zum Zusammenfassen der Kleidung gedient; für das Haar war der geschlossene, oft grosse, halbmond- förmige Kamm in Gebrauch im Gegensatz zu den zahlreichen Knochennadeln der römischen Frauen. Schnallen, ebenfalls mit Almandinen besetzt und mancherlei Ringe aus Bronze oder buntem Glas waren am Gürtel angebracht, dessen Ge- hänge (aus bronzebesetztem Leder oder Bronzeketten) mit allerhand Bronze- zierrat, zierlichen Knochenschnitzereien, Münzen oder Pincetten und anderen kleinen Bedürfnisartikeln aus Bronze versehen waren. Kleinere Bronzestücke mögen je nach ihrer Form als Beschlagstücke von Schmuckkästchen, oder als Verzierung des Gürtels, seiner Gehänge oder auch des Schuhwerkes gedeutet werden. Das Bronzebecken ist bereits erwähnt. Zahlreiche Perlen schmückten, an Schnüren aufgereiht, den Hals und die Handgelenke. Sie bestehen aus buntem, oft zierlich gebändertem Glase, aus Achaten, Thonfritt und Bernstein und kommen von der kleinsten Form bis zu einem Durchmesser von 4,5 cm vor.

Der einfache Spinnwirtel endlich aus gebranntem Thon mag uns als un- scheinbares, aber desto bedeutsameres Symbol des weiblichen Berufes erscheinen.

Die neben den Leichen aufgestellten irdenen Gefässe treten in Form grösserer und kleinerer, henkelloser Urnen mit rauher, rauchgrauer Oberfläche auf, die mit Wellenornament oder eingeprägten Mustern unterhalb des Halses

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versehen ist, duneben als Krüge mit einem Henkel und Aiisguss; letztere sind oft im Brand verzogen. Ausserdem finden sich nooh Teller und Schalen, vielfach in Form und Färbung an römische Muster oriunernd.

Sehr schön sind die Gläser, deren jedes bessere Grab eines zu besitzen pflegt. Sie zeugen von bedeutender Technik und sind, wenn sie in ein Tlion- gefiiss gestellt waren, meist gut erhalten, während die freistehenden vollständig durch die aufliegende Last zerdrückt wurden. Sie sind teils pokalfürmig, aber stets ohne Fuss, im Gegenteil sogar mit konvexem Boden versehen, der oft noch durch eine Spitze gekrönt wird, sodass das Glas stets nur auf den Rand gestellt werden konnte, teils treten sie als Kumpen verschiedener Form und Grösse auf. Nektuarien und Hörner wurden noch nicht angetrotten.

Selten nur fehlt schliesslich der Feuerstein, der weniger als Messer wie als Werkzeug zur Gewinnung des Feuers zu betrachten ist.

Über die tierischen Knochen, als Überreste der beigegebenen Speisen, ist im allgemeinen nicht viel Zuverlässiges zu berichten, da denselben von Seiten der Finder zu wenig Aufmerksamkeit war zugewendet worden. Desto interes- santer ist dagegen ein derartiger Fund, den Referent persönlich mit erhoben hat und der immerhin einige charakteristische Lichter auf die Fleischnahrung der alten Schiersteiner, sowie auf ihre Totenopfer zu werfen geeignet ist.

Ein 2 m tiefes Grab war soeben an seinem Westende angehauen worden und hob sich mit seiner dunkler geförbten, nach unten immer aschenhaltigeren Füllung sehr deutlich von der hellen Lösswand, in die es eingeschnitten war. Dieses Grab besass eine auffällig geringe Länge und zeigte das in ihm befind- liche Skelett eines kräftigen Mannes in einer solchen Verwerfung, dass letztere nur durch die Annahme einer sitzenden Bestattung mit ausgestreckten Beinen erklärt werden konnte, wie auch Professor Lindenschmit den gleichen Fall im Totenlager von Selzen angetroff'en hat. Waff'en und andere Beigaben, speziell Töpfereien, fehlten gänzlich. Dagegen ergaben sich an dem zuerst angeschnittenen westlichen Ende des Grabes in der rechten Ecke die Trümmer eines sehr fein gestreiften, aber vollständig zerdrückten Glasbechers; in der Mitte in nächster Nähe des herabgerollten Kopfes ein ziemlich starkes Stück Silex neben einem vollständig mürben Eisenrestklumpen, der wohl als ein Überrest des Stahles zum Feuerschlagen erklärt werden konnte; in der linken Ecke aber, durch Asche voneinander getrennt, zwei Häufchen kleiner Tierknochen, welche sorgfältig er- hoben und Herrn Römer zur gefälligen Bestimmung übergeben wurden. Die Knochen des ersten Häufchens rührten von einer Marderart her und zwar wahr- scheinlich von Mustela Martes; die des zweiten entsprachen einem sorgfältig ausgeschnittenen linken Yorderviertel eines Hasen (Lepus timidus) und bestanden aus der linken Unterkioferhälfte, Schulterblatt, Oberarm, Ellbogenröhre und Speiche des linken Yorderfusses und vier Rippen der linken Seite! Hinter diesen beiden Schleckereien fand sich noch das abgehauene Stück eines Schulter- blattes mit dazu gehörigem Rippenbruchstück von einem grösseren Tiere, wahr- scheinlich einem Schafe. Sämtliche Knochen zeigten keine Feuereinwirkung; die Fleischstücke sind also in rohem Zustande beigegeben worden. Es würde nach mancher Richtung förderlich sein, wenn bei weiteren Reihengräber-Unter-

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suchunoen die Forscher auch solchen, scheinbar unbedeutenden Nebendingen ihre froundhche Aufmerksamkeit zuwenden wollten.

Das Alter des bei weitem noch nicht erschöpften Schiersteiner Grabfeldes, an welchem die Arbeiten jetzt für längere Zeit sistiert sind, dürfte in Anlehnung an die Geschirhte der FrankiMi, in den Zeitraum vom 5. 7. Jahrhundert fallen. Eine Münze: MAXIMIANVS NOB CAES GENIO POPVLI ROMANI (Yalerius Maximianus, 285 von Diocletian zum Caesar und 286 zum Augustus und Mit- reo-enten ernannt, wies unter anderem an der Rheingrenze die germanischen Einfälle zurück, dankte 305 ab und wurde 310 getötet) entspricht dem Jahre 285 286 und würde sich daher in Gegensatz zu unserer Annahme stellen. Leitler ist sie aber als Grabfund nicht wohl zu verwerten, da sie auf der durch- jjearbeiteten Bodentläche aufgelesen wurde. Im allgemeinen sind römische Münzen, zumal an den Gürtelgehängcn der fränkischen Frauen, nicht selten, doch ge- hören sie meist einer viel späteren Zeit an, wie z. B. die beiden Silbermünzen des Justinian (527 565) in den Selzener Gräbern. Hätte unsere Münze wirklich in einem Grabe gelegen, so läge ceteris paribus immerhin der Schluss nahe, dass das Alter des Schiersteiner Friedhofes um vieles hinaufzurücken sei, ja dass man daselbst vielleicht sogar statt eines fränkischen Friedhofes einen der vorausgehenden Alemannen vor sich habe, wofür <lann auch das Auftreten von Schnielzriuss im Auge zweier Falkenfibeln und die an römische Vorbilder sich anlehnenden flachen Gefässe sprechen würden. Doch ist wie gesagt die Fund- stelle der Münze eine viel zu unsichere, um irgend welche Hypothesen an sie zu knüpfen, so wünschenswert es auch ist, dass wir thunlichst bald zu einer Differenzierung der Alemannen- und der ihnen folgenden Frankengräber gelangen.

Schliesslich sei, obgleich mit unserem Thema nur durch örtlichen Zusammen- hang verbunden, noch einer naturwissenschaftlichen Beobachtung Erwähnung gethan, die seit den ersten Oktobertagen des vorigen Jahres zum öfteren im Löss des Schiersteiner Grabfeldes gemacht worden ist. In der, wie eingangs erwähnt, durchaus homogenen Masse fanden sich nämlich bis zu einer Tiefe von 3 m einfach in den Löss eingeschlossen und von demselben wie ein flacher, seinerzeit da liegen gebliebener Kiesel umlagert, einzelne Kröten von der Species Bufo calamita, Kreuz- oder Sumpfkröte. Ein Zugang zu denselben durch die Lössmasse konnte niemals nachgewiesen werden, Spalten, welche denselben er- möglicht hätten, fehlten vollständig, Spuren eines nach Krötenart gegrabenen und abgeschlossenen Kanales waren bei aller Aufmerksamkeit nach keiner Seite zu entdecken. Die Kröten machten im ersten Augenblick den Eindruck eines flach gerollten Steines, als welcher sie aus dem Lehm entfernt werden sollten. In der Hand der Arbeiter aber belebten sie sich rasch und hüpften davon. Wenn es auch keinem Zweifel unterliegt, dass dieselben erst im vorigen Jahre zum Zweck des Winterschlafes in solche Tiefe durch den nichts weniger wie lockeren Löss sich eingegraben haben, so konnte doch die Art und Weise dieser Eingrabung bis jetzt noch in keinem Falle erwiesen werden. Ich selbst habe über ein Vierteljahr ein solches Tierchen von 7 cm Länge bei 3,5 Breite, wie es eben frisch herausgeholt worden war, in einem grösseren Glase mit dem Lössboden seiner Schlafstätte beobachtet; es grub sich bei jeder Störung von

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neuo'm ein, auch trotz der eingetretenen warmen Witterung, bis es in den ersten Tagen des Mai verendete. Jedenfalls haben derartige Beobachtungen, welche nur noch zu wenig veröffentlicht sind, die Ilauptveranlassung zu der so häufig gehörten Sage von den in Stein eingeschlossenen Kröten gegeben. Möchte aber der oder jener Leser unserem Bufo calamita, wie er so tief und geheimnisvoll im diluvialen Lehm sitzt, noch tief unter den Frankengräbern, einige zehn- tausend Jahre auf den breiten Rücken schreiben, so haben wir auch nichts dagegen. I'nd wir werden uns von der beschaulichen Ruhe, deren das Tierchen da unten gepflogen hat, dem es vollständig einerlei geworden, was die Geschlechter des 19. Jahrhunderts oben treiben und wie wohl der Heurio-e se- raten mag von dem einzig wahren, göttlichen Nirwana, das unserer glück- lichen Kröte beschieden war, gern von ihm erzählen lassen.

Verzeichnis der in etwa 15 Gräbern gefundenen Altertümer.

WaflFen. Angonen: 3.

Lanzen verschiedenster Art: 7. Langschwerter: 2. Franzisken: 2. Messer: 1 und Bruchstücke. Schildbuckel: 3, teilweise mit Bronze- nägeln und Clavus.

Töpfereien und Gläser.

Urnen: ca. 10.

Krüge: 4 5.

1 Teller, Imitation von Terra sigill.

Glasschalen (Kumpen), weiss ge- schliert: 2.

Glasbecher: 1 und zahlreiche Bruch- stücke.

Bronzeschiisseln: 3.

Schmucksachen.

Silberner, teilweise vergoldeter Arm- ring mit Scharnier und zwei Tier- köpfen, im Stile der folgenden Alman- dinfibeln.

Silberfibeln mit Almandinen: 2.

Silberfibeln ohne Almandine: 2.

Fibeln als Falke, Almandinen, das Auge aber Schmelzfiuss: 2.

Falkenfibel mit AFmandinen, ohne » Schmelz: 4.

Scheibenfibeln mit Almandinen: 3.

Schnallen mit Almandinen: 1.

Anhänger aus Bronze: 2.

Anhänger aus Knochen: 1.

Eine Bronzenadel.

Bronzeringe.

Reste von Kämmen.

Perlen aus Bernstein, Chalcedon, ge- schliertem Glas igrün und weisse Spindel), aus blauem Glas, blau mit weissen Tupfen oder gelben Augen, aus Frittmasse.

Kleine Geräte.

Pincetten aus Bronze: 3. Spinnwirtel: 6. Feuersteine.

Der Hasselbacher Turm.

Ein Re(iuiem zur Warnung. (Taf. I, Abbild. 12.)

Von

Y. Cohausen,

Das im goldenen Grund unterhalb Kamberg an der Ems gelegene Dorf Erbach kommt schon 782 798 als eine in der Erlinbacher Mark gelegene Schenkung an das Kloster Lorsch vor. Yon ihm erstreckt sich der Erbacher Markwald als ein 1500 m breiter Streifen, begrenzt vom Hauser Bach, nordost- Avürts gegen Hasselbach.

Dies Dorf scheint eine Rodung in dem Wald gewesen zu sein, rauss aber schon 1217 bestanden haben, da es damals zum Kirchspiel Rod gehörte. Die Herrn von Limburg, deren Burg auf dem Felsen hinter dem Chor der Stifts- kirche lag, verfügten noch 1317 über den Neurodzehnten und blieben im Besitz des Dorfes, bis dasselbe mit ihrem Aussterben an Nassau und 1420 an Trier kam, welches 1427 ein Viertel davon gegen Austausch wieder an Nassau gab. In diesem zweiherrischen Besitz blieb es bis zum Reichsdeputations-Hauptschluss 1803, durch welchen es ganz an Nassau kam. Im Jahr 1441 erwirkten die gemeinschaftlichen Landesherrn Kurfürst Jakob von Sierk und Graf Philipp von Nassau-Saarbrücken am 1. Sept. von Kaiser Friedrich III. die Erlaubnis, aus dem Dorf Hasselbach, am Leydbos') gelegen, eine Stadt und Feste zu machen und zu bauen, und sie mit Graben, Thore'n und anderem Notdürftigen zu ver- sehen. Die Einwohner waren allseitig frei und ihren beiden Landesherm unterthan und ihre Stadt hatte die Gnaden und Freiheiten wie Frankfurt.

Was die Landesherm vermocht hatte, mitten in dem Waldland zwischen der Ems und der Weil einen befestigten Platz anzulegen, waren die damals sogenannten Hessenstrasse, der Rennweg und die Hühnerstrasse, welche am Walverhaus unterhalb Weilburg beginnen, 2*/2 km nördlich von Hasselbach den Judenpfad aufnehmen und immer auf dem Höhenrücken fortziehen, am Feldberg den Pfahlgraben durchschneiden und über Königstein Frankfurt erreichen.

An der Sicherheit dieser jetzt verlassenen Verkehrsstrasse musste den Landes- herrn gelegen sein. Sie war aber sehr gefährdet durch die an der Lahn und am Taunus sitzende Ritterschaft, welche teils aus Not, teils aus Rauflust und Habgier dazu getrieben, in der weitgehenden Erbschafts- und Ganerbschafts- teilung, den Zinsen und Gefällen zu Fehden reiche Veranlassung fanden, und zu Menschen-, Vieh- und Wareuraub benutzten.

') Der Name Loydbos ist Jotzt dort unbekannt, Bo^s ist ein kurz aufsteigender Hügel, vielleicht der .südlich gegenüber dorn Dorf liegende .Schinn- oder wie die Leute .sagen Schindkopf, auf dem man sich wohl einen zur Warnung der Wegelagerer aufgerichteten Galgen denken mag.

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Gegenüber den landesherrlichen und städtischen, meist schon im 14. Jahr- hundert erbauten Befestigungen, von denen wir nur Weilburg. Alt- und Xeu- weilnau, Runkel, Usingen. Kamberg, Niederhrechen, Villmar, Freienfels nennen, lagen nicht wenige ritterschaftliche Burgen : Emniershausen, Kleeberg, Cransberg, Eichelbach, Elkershausen und vor allen die schlimmsten: Hattstein, Reifenbero- und Kronberg. Durch Ganerbschaft, Belehnung und Öfi'nungsrecht waren die Verhältnisse mehr zu Ungunsten als zu Gunsten der öffentlichen Sicherheit, nur desto verworrener, und die Schaffung landesherrlicher Festungen mit dem von ihnen ausgehenden Geleiten um so mehr geboten.

Welche tollen Kameraden zumal die Hattsteiner und Reifenberger durch viele Geschlechter waren, ja wie in dem Domherrn Philipp Ludwig von Reifenberg (t 1G86) noch das wilde Blut seiner Ahnen furtkochte, hat Pfarrer Ha nnappel, ge- segneten Andenkens, im 4. Band unserer Annalen gründlich und schön beschrieben.

Die gemeinschaftliche Nutzung von Erbach und Hasselbach in dem Mark- wald scheinen doch zu Unzukömmlichkeiten geführt zu haben, wegen deren am 18. August 1474 und am 16. August 1486 Feststellungen stattfanden. (Die Urkunden im Besitz des Vereins, die Regesten Annal. XX, 189 und 192.) Wir erfahren aus denselben, durch wen die LandesheiTn, wohl zugleich Obermärker, vertreten waren; nämlich am erstgenannten Tag Trier durch Dietrich von Dietsch; Nassau, nämlich Katzenelnbogen, Nassau-Dioz und Nassau-Saarbrücken durch Kon. von Reifenberg, Joh. Freie von Dyrne und Konrad von Hattstein (wahr- scheinlich in amtlicher Stellung zu Usingen). Am anderen Tag wirkten als Teidings- leute Henne von Hattstein, Joh. W^alraf und Henrich Riedesel, ferner für Trier und Nassau-Saarbrücken Dietherich von Staffel, Peter von Eltz, Hederich von Rols- hausen und Adam von Reinberg. Wir erkennen darunter manche Mitglieder und Nachkommen der Raubritterschaft, welche nun im landesherrlichen, wie viel- fach auch im städtischen Dienst waren.

Diese schiedsrichterlichen Entscheidungen werden zumeist nötig geworden sein durch die zahlreichen Waldschmieden jener Gegend, welche eine grosse Menge von Holzkohlen verbrauchten. Über die Schmieden von Weilmünster, Löhnberg und Berg besitzen wir noch die Renteirechnungen von 1414 1427 (Annal. XVH, 35) und wir dürfen wohl auch Audenschmiede, Rod a. d. Weil und Emmershausen dazu zählen, denn aus dem Weilthal kamen schon zu Römer- zeiten die trefflichen Eisenerze, welche wir bei der Waldschmiede am Drei- mühlenborn unfern der Saalburg aufj,'elesen haben. (Annal. X[V317, XV 124.) Unzählige Schlackenhalden in den W^äldern zwischen Lahn und Taunus, «»stlich des goldenen Grundes, zeugen von der alten Eisenindustrie, welche nur auf Holzkohlen angewiesen war und nur Schmiedeeisen erzeugte. Daher war in den beiden Teidingen als erster Punkt hervorgehoben: 1. dass niemand mehr im Markwald einen Köhler legen, nicht mehr gekohlt werden dürfe; 2. zwei Tage in der Woche dürften die Hasselbacher zu Feuer Ungehölz, auch zu Zäunen und Gehegen selbst eichene Stecken und zwar jeder Hausgesesse einen Wagen voll holen, die Gerten und Stecken sollen aber wirklich verzaunt, nicht verbrannnt werden; wenn die von Hasselbach in der Mark kein Ungehölz findon, so sollen sie es den Amtleuten zu Kamberg melden und diese ihnen Holz zu

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Feuerung verschaffen, bis wieder I'nijeliiilz wailise; 4. IIulz zu Häusern, Scheuern und Backhäusern sollen die von Hasselbach fordere zu Erbach vor der Kirche von der Gemeine und dasselbe solle geschehe wie herkömmlich; 5. davon sollen die von Hasselbach ihr Recht geben auch Fürstrecht uach Gewohnheit der Markrecht wie von Alters herkommen ist; G. die von Erbach und Hassel- bach sollen es mit Eckern und Viehtreiben halfen nach herkommen; 7. des Frohustück Waldes sollen sie in Gebrauch halten wie seither; 8. alle Gebicke und Hegen, die um ilie ^fark seien, sollen vou denen von Erbach und Hasael- bach unbeschädigt erlialten werden; 9. die von Erbach und Hasselbach sollen die Mark mit Förster bestellen wie seither; 10. die vorkommenden Schäden an den Hegen zu verteidingen soll den Herrn zu Kamberg zustehen.

Es erhellt daraus, dass beide Ortschaften keineswegs gleichberechtigt waren und es scheint dies zu einer nicht bekannten Zeit dazu geführt zu haben, dass der Markwald wirklich geteilt wurde, wobei auf Erbach etwa ''/?, auf Hasselbach '/; und auf tue Obermärker gleichfalls '/; des zwischen beiden ge- legenen Domanialwalds kamen.

Zwei Kilometer südlich von Hasselbach liegt der Eichelbacher Hof, eine Schöpfung des 16. Jahrhunderts. ,

Eine ältere Burg Eichelbach ist jetzt nur mehr in einem auf den General- stabs- und in den Forstkarten als Gebück bezeichneten Waldort zu erkennen. Dasselbe nimmt 1600 m südlich von Hasselbach eine Höhenzunge ein, welche sich 500 m laug und 100 m breit, nach drei Seiten mit steilen Abhängen in den Eichelbacher Grund vorstreckt. Sie ist auf der westlichen Angriffsseite durch einen 219 Schritt langen Graben von 3 m Breite und 1\'2 m Tiefe, sowie durch einen 1 m hohen Erdwall verteidigt. Von Mauerwerk und Gebückbäumen aber ist nichts mehr zu sehen.

^Vir wissen, dass ein Stamm derer von Rheinberg sich auch von Eichelbach nannten, und dass einem derselben die J3urg im Jahr 1353 von Heinrich von Hattstein mit Gewalt entrissen wurde, jedoch schon 1375 wieder an die ursprüng- lichen Besitzer kam.

Ums Jahr 1460 muss sie eine Kapelle gehabt haben, da in diese die Dörfer Kratzenbach und Geniund eingepfarrt waren.

Diese Rheinberge oder Reinberge gehörten nicht dem rheingräfiichen Ge- schlecht an, welches die Burg Rheinberg an der AVisper, vielleicht noch aus der karolingischen Zeit her, besass, sondern sie gehörten wie die von Heppenheft und andere nur zu deren Burgmannschaft.

In der Kirche zu Hasselbach ist in der rechten Chorwand ein schöner Grabstein aus Sandstein eingemauert. Er stellt bis zur Hüfte einen Ritter dar, in Plattenharnisch, barhaupt mit langem Vollbart und gefalteten Händen, da- runter in reicher Renaissanceumrahmung die Inschrift:

ANO DNI MDXXVll V F SAMT TOMASTAG IST IN GOT SELLIGLICH VERSCHIEDEN DER EDEL UND ERENVESTE PHILIPS VON REINBERGK DE GOT GE NEDIG UND BARMHERZIG SEIN WOLLE

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Ein Nachkommen oder Verwandter von ihm wird es gewesen sein, welcher 41 Jahre später den Eichelbachcr Hof anlegte und von der alten Burg dahin übergesiedelt ist.

Der Hof, in einem sanften Feld- und Wiesengolände ohne jegliche ff^rtitika- torische Terrainvorteile, bildet im Stile jener Zeit ein Quadrat von 30 m Seiten- lange mit je einem runden Turm von 6 7 m Durchmesser auf jeder Ecke. Nur zwei dersellfen, welche das die ganze Ostseite einnehmende Herrenhaus flankieren, sind unten massiv, oben in Fachwerk mit einem Glockendach aus- gebaut. Die beiden andern auf den SW- und NW-Ecken sind nur in den Fundamenten erhalten, und waren wohl nie höher geführt. Das ganze Herrenhaus hat nur wenige Fenster nach aussen, nach der Hofseite viele, sowie die Eingangsthür, über der sich in einer Portalumrahnmng die Alliimzwappon des Erbauers und seiner Frau, darüber auf einem Spruchband die Jahreszahl 15(38 betimlet. Rechts, jedoch ohne Farben das Wappen der Reinberg, in Rot ein weisser Sparren mit drei weissen Adlern in den Ecken; auf dem Helm ein wachsender weisser Bock, goldgekrönt, mit roten Hörnern. Links das Wappen der Gemahlin, ge- borene von Selbald, in Blau ein weisser Schrägbalkea von rechts nach links, auf der Oberkaute dreimal in Lilienform ausgeschnitten; den Helm ziert Kopf und Hals eines weissen Windspiels mit blauem Halsband.

Wir unterlassen es, mehr über den Hof, den jetzt der Förster als Dienst Wohnung inne hat, zu sagen und verweisen auf seine Geschichte, welche der Herr Archivkanzleisekretcär Schüler im Wiesbadener Tagblatt von 1885 ge- schrieben und bis zum Jahr 1786 fortgeführt hat.

Sehr zu wünschen wäre es, dass der Verfasser seine in jenem Blatt zer- streuten Aufsätze sammelte und herausgeben möchte.

Wir fahren fort mit dem, was wir noch über Hasselbach zu sagen haben:

Durch die Übereinkunft der Condomini Kurtrier und Nassau wurde Hassel- bach im Jahr 1441 in der Weise zum Schloss gemacht, dass der Ort, auf sanft ansteigendem Gelände der östlichen Thalseite gelegen, als längliches Viereck von 240 Schritt Länge und 120 Schritt Breite mit einer Mauer umgeben wurde. Dieselbe war 4 '/2 m hoch und 75 cm dick, eben breit genug, dass man hinter der Zinne auf ihr rings um den Platz gehen konnte. Auf den. vier Seiten be- fanden sich Thore und neben jedem ein viereckiger Turm, gleich dem jetzt eingestürzten. Sie hiessen diisOber-, Unter- und stumpfe Thor; von dem vierten nur eine schmale Pforte hat sich kein Namen erhalten.

Wie es heisst, wurden die Thore noch vor 50, wohl auch längeren Jahren allabendlich geschlossen und so der Schlosscharakter gewahrt. Derselbe wurde noch besonders betont in einem am 15. September 1739 in Wallrabenstein aus- gestellten Lehrbrief für den Damian Ebeling, gebürtig in dem dem Erzstift Trier und Nassau gemeinschaftlichen Schloss Hasselbaoh als einem im grossen und kleinen Weydwerk gut bewanderten Jäger. (Ann. XV, 259).

Aber ebenfalls vor etwa 50 Jahren wurde der jetzt eingestürzte Turm von der Gemeinde für 56 Gulden etwa 96 M. verkauft. Der Besitzer eines daran srelehnten Hauses benutzte ihn als Scheune und da ihm dazu der Ein- gang zu eng schien, erweiterte er denselben immer mehr, bis die Ecke keinen Halt mehr hatte und die selbstverständliche Katastrophe eintrat.

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Am Abond des 9. Februar 1888 stürzte etwa ein Drittel des Turmes ein, zerschlug einen Teil des angebauten Hauses, bedrohte ein gegenüberliegendes und sperrte mit seinem Schutt die Dorfstrassen, die neben dem Turm sich kreuzten. Das Dach hing noch oben und musste wie das noch stehende Mauer- werk schleunig gestützt und der Schutt abgefahren worden. Da der Besitzer unvermögend war, mussto dies von der (Jemeinde geschehen. Das kostete sie un'Tofähr ^0 M. und es blieb ihr nur die Wahl, den einst für 96 M. verkauften Turm zurückzukaufen und wieder aufzubauen ; dies wurde veranschlagt zu 850 M. ; oder den Turm abzureissen und den Schutt abzufahren, wofür sich zwar nicht ohne Schwierigkeit doch ein Unternehmer fand, der dies nun für 450 M. ausführen wollte.

Die Bemühungen für den Wiederaufbau scheiterten trotz des besten Willens sowohl bei der Gemeinde als bei den Kreisständen an der Höhe der Kosten.

Aber lehrreich und warnend bleibt das Beispiel: wie die Gemeinde in Nichtachtung ihrer geschichtlichen Denkmäler, den alten Turm für 96 M. drangab und dafür jetzt 530 M., sowie ihr altertümlich städti- sches Ansehen, verloren hat!

Nachdem ich im Mai vorigen Jahres schon mit Herrn Dr. Florschütz durch den Erbacher Markwald nach Hasselbach gewandert war und die Unglücks- stelle besichtigt hatte, bedurfte es noch mancherlei Auskünfte, für welche ich den Herren Landrat Dr. Beckmann und Baurat Holler in Usingen und Hom- burg, Oberförster Blackert in Kod a. d. Weil, Pfarrer G. Alberts und Bürger- meister Maurer in Hasselbach hier meinen besten Dank aussprechen möchte.

Grenzau.

Von A. V. C,

In den merkwürdigen Bergfried der Burg Grenzau, dessen Grundriss ein gleichseitiges Dreieck mit einer nach der Angriffseite gerichteten Spitze ist, wurde im Jahre 1888 unbefugter Weise ebener Erde ein Loch gebrochen. Man fand eine grosse Menge Steiuzeugscherben und sechs Stück einigermassen ganze Krüge, von welchen einige für die Geschichte des Steinzeugs nicht ohne Interesse sind, indem sie noch nicht gesalzt, sondern mit eisenhaltigem schmelzbaren Thon glasiert sind. Ausser diesen wurde auch noch eine Hakenbüchse eingeliefert. Dieselbe ist in sehr verrostetem und durch Rost aufgelöstem Zustand 1,10 m lang, mit einem 20 cm langen Schwanzschraubenvorstand und hat 2 '/2 cm Kaliber. Der Kopf, unter welchem 32 cm tiefer der 6 cm breite Haken sitzt, ist achteckig. Das Mtjrkwürdige an diesem Schiesswerkzeug ist aber ein in der Wandung oben ausgebranntes Loch, ca. 3 cm weit, 10 cm unter dem Kopf, sowie der Um- stan«l, dass die ganze Röhre mit acht aufgeschweissten Eisenstäben geschient ist. Das 7 mm weite Zündloch ist offen erhalten.

Hügelgräber.

(Fortsetzung.)

4. Von Niederwalluf 2400 m nördlich, liegt westlich der Rheingauer Strasse eine Anzahl alter Eichen, die Pfarreichen genannt, wegen ihrer schönen Aus- sicht bekannt und an Mariae Himmelfahrt besucht. Zwischen ihnen und dem von Frauenstein nach Neudorf führenden Weg ist eine Gruppe von etwa 7 Hügelgräbern von 24 und weniger Durchmesser und 1 oder weniger Meter Höhe. Sie sind mit Ausnahme von zweien, A u. B, von oben oder von der Seite angegriffen. Am 27. Mai 1889 wurde A mit konzentrischen Gräben und als die Leute anfingen, zu dicht zu stehen, auch B mittels zweier parallelen Gräben, mit 2 m Abstand von der Mitte, untersucht. Von diesen Gräben ging man, sobald der gewachsene Boden erreicht war, durch Schrammen zur Mitte vor. Man hatte den Vorteil, reine Profile des Hügels bioszulegen, etwaige Funde zu unterfahren und nicht von oben herab zu beschädigen. Man konnte hier mehr Leute, welche in den konzentrischen Gräben sich allmählich beengten, verwenden. In keinem der Hügel fand sich Bronze, sondern nur kleine Kohlen- reste. In A waren 4 Steine so aufgebaut, dass ein etwa 1,50 m hoher und 30 cm dicker Stein noch etwas aus dem Gipfel vorstand und auch unten noch tiefer in den Boden reichte. Nördlich dahinter und 75 cm unter dem Gipfel

lag unter vieler Aschenerde ein zerdrücktes Gefäss von etwa 36 cm Durchmesser und breitem, schräg ansteigendem Rand und darin eine Anzahl Teller und Schalen, alles in Bruchstücken, und geringe Knochenreste einer Kinderleiche. Die grosse Urne war in der Masse schwarz und mit Kohlen- und Grasteilchen durchsetzt, im Äusseren aber mit zartem braunen Thun über- schlemmt, der halbtrocken geglättet, zum Teile aber abgesprungen war. Der Hügel B ergab im Mittelpunkt und 0,50 m tief die Bruchstücke einer rötlichen Urne ohne Oberteil und die von etwa vier kleineren, aber keine Kohlen und Asche.

5. Aus der Umgegend von Usingen besitzen wir Nachrichten aus den Jahren 1830, 1859, 1871 und jetzt die nachfolgenden über Hügelgräber, welche ich in den Wäldern in Begleitung der Förster von Usingen, von Pfaffenwiesbach und von Wehrheim vom 2. bis 6. Juli besichtigt und davon einige ausgegraben habe.

1. Wilhelmsdorf, 4 km westlich Usingen. Ungefähr 1000 Schritt östlich des Dorfes, liegen südlich des Holzabfuhrweges im Wald Florath etwa 12 Hügel- gräber, welche noch alle unberührt scheinen.

Wilhelmsdorf ist eine Gründung des Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau- Usingen von 1707— 17 1 1, welcher das Land dazu von dem einst 1000 Schritt östlich gelegenen Neuhof hergegeben hat. Die ursprünglichen 10 Hofgereite sind alle nach einem Plan gebaut; zu Anfang des Urtes liegt das Back- und Schulhaus.

2. Eschbach liegt davon 4 km östlich; es wird auch Katzeneschbach ge- nannt; wie die Einwohner sagen, weil, wenn sie ihre Steuern nach Ismgen brachten, sie mit Hasenbraten traktiert werden mussten; einmal aber entdeckten

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sie, dass m-m ihnen nur Katzen gegeben habe und von dem Tag an haben sie die Steuer nicht mehr gezahlt. So im Volksmuud, wir aber sind der Mei- nung, dass Katzenesohbach, wie auch Katzenolnbogen, ihre Namen von den seit der Rümerzeit hier wohnenden Chatten herzuleiten haben.

3. Wernborn liegt 2'/* km weiter östlich, und der Grabhügel Heiden- könig noch 1^/4 km weiter im Waldrand der Gemeindehecken. Er ist 1,20 m hoch und hat 17,60 bis 20,34 m Durchmesser, ist aber sowohl in der Mitte als von der Nordost- und Xurdwestseite bis fast auf den gewachsenen Grund durchgraben. Als ich ihn 1871 besuchte, sagte man, dass dies vor kurzem durch eine Einquartierung geschehen sei; von Funden wurde nichts berichtet.

4. Im Usinger Wald Schweinhardt, zwischen dem B^ahrweg nach Pfiiffen- wiesbach und dem Fussweg nach Cransberg, fanden wir ausser drei Bergwerkshalden zehn Hügelgräber, davon einige unberührt, die meisten aber von oben oder von einer Seite tief eingegraben. Durch die Gruppe zieht ein alter verwachsener Hohlweg.

5. Im Pfaffenwiesbacher Jungen-Holz, etwa 1000 m südlich von Crans- berg, da wo der Wald an das Rote Wiesenthiilchen grenzt, liegen 1 1 Hügel ; der grösste, C, ist durchgraben; es ist wahrscheinlich, dass es der ist, in welchem der Bassenheimische Forstmeister Schott aus Reifeuberg, dessen Schwiegervater Schauper Rentmeister auf dem damals gleichfalls Bassenheimischen Crausberg war, ein Bronzeschwert gefunden hat. Ich habe auf diesem Hügel als Gast in der angenehmsten Gesellschaft von Frau Landrat Beckmann und Fräulein L. Kirsten das Mittagsmahl eingenommen, leider aber nur wenig be- deutendes in den Hügeln A, B, K u. I gefunden. Die Hügel A u. B wurden mittels konzentrischer Gräben durch je 8 Mann, die beiden K u. I durch Para- lellgräben untersucht, welche je 1 m von der Mitte entfernt bis auf den ge- wachsenen Boden reichten, sodass der mittlere 2 m breite Teil unterschrammt wurde. Alle zeigten nur wenige Kohlenstückchen und keine Töpferscherben. Nur der Hügel K ergab 2,37 m nördlich der Mitte, in 75 cm unter der Hügel- oberfläche, einen Halsring a und 1,80 ra südlich der Mitte in gleicher Tiefe die Bruchstücke, namentlich auch das Felsbein eines Schädels, einen Halsring b und zwei Armringe c. Der Ring a war ein schlichter geschlossener Bronzering von 140 mm lichtem Durchmesser und von 8 bis 9 mm Dicke. Er hatte noch das roh gelassene Gussnäpfchen. Der Ring b war gleichfalls schlicht und ge- schlossen, hatte 135 mm lichten Durchmesser und G mm runde Metallstärke; man erkannte an den verdickten Stellen die schräg abgeschliffenen Gusszapfen. Die Armringe waren gleichfalls schlicht, von rundem, 4 mm dickem Querschnitt und 60 mm lichter Weite. Es wiederholte sich hier die Erfahrung und wurde an den Mädchen, die den Arbeitern das Essen gebracht hatten, wieder erprobt, da.s8 die Hals- und Armringe für Mädchen von 16—18 Jahren zu eng waren, aber von allen Kindern von 8— 10 Jahren umgelegt werden konnten. Es ist daraus zu entnehmen, dass auch in alter Zeit der Hals- und Armschmuck schon den Kindern angethan wurde und ihnen blieb und dass, als sie erwachsen starben, man so viele Pietät hatte, den Toten nicht Kopf und Hände abzuschneiden, um ihnen den Schmuck wieder zu nehmen.

Es erinnert dies an die von Tacitus Germania 31 erzählte Sitte der Chatten, die übrigens auch anderwärts geübt worden sein mag, dass man den weiblichen

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oder Ivindliohen Schmuck dem Jüugling erst löste (abfeilte), nachdem er einen Feind erschlagen hatte.

Wir haben an den Armringen öfters durch das Oxyd erhaltene Lederüber- reste gefunden und glauben, dass der Schmuck überhaupt auf einer Lederunterlage, einem ledernen Arm- oder Halsband getragen wurde und so seine Schärfe und die Schärfe des noch anhängenden Gussnäpfchens erträglich gemacht worden ist.

6. Südwestlich, 2 km von Pfaffenwiesbach, liegen im Schmidtholz (Hecke), rechts des von dort nach Wehrheim führenden Weges, fünf uder mehr niedere, breite Grabhügel, von 16, 30, 40 Schritt Durchmesser und 60 bis 125 cm Höhe. Sie würden wegen des vielen auf ihnen stehenden Gehölzes schwer auszugraben sein.

7. Östlich neben der alten Wehrheim-Usiuger Laudstrasse liegt im Distrikt Taubenköpfchen ein lauggestreckter, mit dichten Hecken bewachsener Hügel.

8. Westlich derselben Strasse und zwar 600 Schritt vom „Tanzplatz" und 100 Schritt von der Feld-Waldgrenze des Wehrheimer Gemeindewaldes Oberloh liegen 10 Hügel von 20 Schritt und weniger Durchmesser unter hohen Kiefern und dichtem Laubholz. Von ihnen sagt der Regierungsrat Pagen- stecher (Weilburg, den 26. Januar 1830): „dass die dortigen Grabhügel, wie man sehen kann, durch den damaligen Beamten Helmerich sämtlich ausgegraben worden, Urnen und dergleichen nach Frankfurt verkauft und von da in das Museum zu Mannheim gekommen seien." Da mir mehrere dieser Hügel jedoch intakt schienen, so habe ich zwei derselben ausgegraben und in der That nichts oder nur einige kleine, kaum 1 cm grosse Scherbenstückchen gefunden.

9. Am „Altenmark", 4 km südlich der Kaisergrube, dem Pfahlgraben entlang, in welchem er mit der Landesgrenze einen merkwürdigen Übergriff über den Grenzwall macht, liegen noch 3 oder 4 Hügelgräber.

10. Die Quelle westlich zunächst der Capersburg wird auch Streitborn genannt. Sie grenzt an oder liegt in einem Walddistrikt, den die Generalstabskarte Streikert nennt, der aber, wie die Leute behaupten, Streitgarten geheissen habe, während östlich über dem Pfahlgraben das Wehrholz liegt. Im Streit- garten hat ein Mann aus Wehrheim beim Ausgraben von Baumstümpfen, einen Bronzekelt mit Tülle, eine kleine Streifaxt von Eisen, eine eiserne Pferdetrense und sechs Pferdehufeisen gefunden. Die Hufeisen sind von zweierlei Art: solche mit rechtwinklig aufgebogenen Stollen und solche, deren scharfe Stollen von beiden Seiten aufgetrieben sind.

11. Am Süssenberg", 2000 m nordöstlich von Wehrheim, im Distrikt Weiss- steinhecke sollen 3 Hügel liegen. Dieselben werden in einer Forstumfrage vom 13. November 1850 erwähnt: der erste 21 Fuss hoch und 132 Fuss im Umfang, der zweite 28 Fuss hoch, 118 Fuss Umfang, der dritte 18 Fuss hoch und 110 Fuss Umfang; dabei ein vierter, bereits früher aufgegrabener. Die Höhen sind durch- aus gegen alle Wahrscheinlichkeit. Eine andere Nachricht vom 4. Juni 1871 giebt denselben, gleichfalls 3 bis 4 Hügeln, nur 2 m Höhe und 25 m Umfang.

12. Im Usinger Wald, 2500 m östlich der Stadt, liegt im Distrikt Worm- stein eine weisse Quarzfelsklippe, welche haushoch war und der Wormstcin hiess, jetzt aber grösstenteils zu Strassenbauten zerstört ist.

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13. UnferD davon, 2000 m südöstlich der Stadt, heisst eine magere Feld- flur hinter der Altenburg. Die Lage und die Steilheit des westlichen und nörd- lichen Abhanges lassen eine Befestigungsanlage wohl möglich erscheinen und darin den Ursprung des alten Osanga der t'uldaischen Urkunden wohl vermuten, allein wirkliche Spuren sind davon nicht mehr zu tinden.

6. Im Niederhofheimer Wald Halbehl, 100 Schritt westlich der pag. 6 beschriebenen Gräber hegt, von dreien einer von Bäumen freier, 20 m im Durchmesser und 1,65 ra in der Höhe messender Hügel. Er wurde am 8. und 9. Aug. 1889 in 6 Zonen von 1 m Breite geteilt und von 18 Mann regelrecht umgraben. Im 4. Kreis fand sich östlich und 1 m tief eine zerdrückte Urne. Zwischen dem 4. u. 5. Kreis westlich, 1,10 m tief ein spitzes eisernes Messer und zwischen dem 3. u. 4. Kreis westlich, 1,65 m tief auf dem ge- wachsenen Boden ein Beschlag- stück von Weissbronze, das einst versilbert und mittels feiner eingeschlagener Punkte verziert war. In Form und Zierweise sehr ähnlich einem Hallstatter Stück (v. Sacken XIII. 29, pag. 84). Ja, es würde dieser Periode zuzu- schreiben sein, wenn es nicht fast gleich wäre dem Überrest einer römischen Schnalle an einem Gla- diusgehänge des römisch-germa- nischeu Museums und sich daher als ein Beutestück erkennen liesse. Die Masse der Urne a besteht aus einem Conglomerat von schwar- zen und grauen Thonsteinchen, von roten Stückchen zerschlagener Thontöpfe und wenigen Quarzkiesel, alles ein- gebettet in einem grauen Thon. Die Aussenseite ist zum Teil mit feinem dunkel- braunem Thou überschlemmt, welcher, da wo er jetzt abgeblättert ist, die roten Bruchstücke vor dem Einschwälen geschützt hat, während alles übrige und auch das Innere mehr utler weniger grau oder schwarz geschwält ist.

Wir erwähnen noch einer Aschenschichte inmitten des Hügels, 1 m unter dem Gipfel, zerstreute Kohlen und wenige Thonscherbenstücke.

Karl Hartwig Gregor von Meusebach,

Lebensnachrichten

von

Dr. K. Schwartz^

weil. Obergchulrat und Gymnabialdirelctor a. D.

Für die Annalen bearbeitet von F. Otto.

Der am 3. Juli 1885 verstorbene Oberschulrat Dr. K. Schwartz hinter- liess u. a. ein vollständig ausgearbeitetes Manuskript über das Leben des Frei- herrn Karl Hartwig Gregor von Meusebach. Er hatte mit vieler Liebe und grosser Mühe alles gesammelt, was dazu dienen konnte, den äusseren Lebensgang des be- deutenden, liebenswürdigen Mannes bis ins Einzelne festzustellen und seine innere Entwickelung, litterarische Bedeutung, sowie Sinnes- und Denkungsweise darzu- legen. Dabei kam ihm sehr zu statten, dass ein früherer Hausfreund der Meuse- bachischen Familie, Herr Oberst v. Cohausen, wertvolle Beiträge lieferte und ihm ein Einblick in die Gedenk- und Tagebücher Meusebachs, ^das weisse Buch", über welches am Ende des zweiten Abschnittes einige Mitteilungen sich finden, durch die Liberalität der Besitzerin, der Tochter Meusebachs, Frau von Witzleben zu Potsdam, ermöglicht wurde. Er benutzte diese Erlaubnis so, dass er eine ganze Reihe wichtiger Aufzeichnungen ausschrieb und auf diese seine Lebensbeschreibung aufbaute, auch Auszüge als Beilagen derselben zufügte. In gleicher Weise sollten die selten gewesenen oder gewordenen Druckwerke Meusebachs voll- ständig aufgenommen werden; die mit Meusebach in näherer Beziehung stehenden Personen fanden eine kürzere oder ausführlichere Behandlung. Da der Heraus- gabe des Werkes in seinem ganzen Umfange sich Schwierigkeiten entgegen- stellten, so erging an den Unterzeichneten die Aufforderung, dasselbe für die Annalen zu bearbeiten, und er entschloss sich aus Verehrung für den Verfasser, seinen langjährigen väterlichen Freund, derselben nachzukommen. Er verfuhr dabei so, dass man sagen kann, der Inhalt gehört im ganzen Schwartz an'), die Form, wie sie eben vorliegt, dem Bearbeiter. Zusätze zu machen war wenig Veranlassung und höchstens in den Xachweisungen der Anmerkungen; dagegen wurde alles, was für das Leben Meusebachs überflüssig zu sein schien, beseitigt, namentlich wo Verweisungen auf gedruckte Mitteilungen ausreichend schienen. Auf den Wiederabdruck von Meusebachs Schriften, sowie auf Mitteilungen aus den

*) Für einige Punkte war es möglich, durch Benutzung von später erschienenen Arbeiten nähere Bestimmungen zu gewinnen; eine Nachprüfung der meisten Angaben dagegen erwies sich als unmöglich.

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Tagebüchern, die nicht in den Text verwebt werden konnten, wurde verzichtet. Da Seh war tz auf Beibehaltung der Orthographie Meusebachs keinen Wert «»elest, sondern alles nach der seiuiiren aufirezeichuet hatte, so glaubte der Be- arbeiter hier freie Hand zu halten und folgte der jetzt in Preussen eingeführten Rechtschreibung. Zunächst bringen wir zwei Abschnitte, die Jugend und die Dillenburger Lebenszeit.

Wiesbaden. F. Otto.

I. Jugend, 1781—1803.

Der Freiherr Karl Hartwig Gregor von Meusebach') wurde am 6. Juni 1781 zu Neubrandenburg geboren, wo seine Eltern wegen eines Rechtsstreites sich einige Jahre aufhielten; er hatte einen vier Jahre älteren Bruder Friedrich und eine zwei Jahre ältere Schwester Amalie. Sein Vater Christian Karl von Meusebach war Anhalt-Zerbstischer Kammerrat, seine Mutter Benigua Friderike, die Tochter des Künigl. schwedischen Kammerherrn Andreas v. Nordeuflycht*), Nichte der damals gefeierten Dichterin Hedwig v. Nordenflycht'); sie starb, als er kaum das vierte Lebensjahr vollendet hatte, fand aber in der zweiten Ge- mahlin des Vaters, Christine Tugendreich Viedmar, welche Kammerfrau der- selben gewesen war, eine würdige Nachfolgerin, die sich die Erziehung der drei Kinder angelegen sein liess und deren volle Liebe gewann. Obgleich der Vater, geb. den 28. November 1734, f den 11. März 1802, die Rechtswissenschaft studiert hatte, so übernahm er, weil der ältere Bruder*) die Beamtenlaufbahn wählte, die Bewirtschaftung der ansehnlichen väterlichen Besitzungen Schloss und Gut Vockst('dt^) im Mansfeldischen und brachte sie als kundiger Landwirt in einen blühenden Zustand. Daneben pflegte er mit Eifer botanische Studien, die er auch auf seinen Sohn vererbte, und machte bis zum Ende seines Lebens gern grosse botanische Spaziergänge, von denen er sich an einem vorher be- stimmten Orte durch seinen Wagen abholen liess. In seinem Hauswesen herrschte die grösste Ordnung und einfache Sitte. Wie er selbst ein Ehren- mann war und sein Gesinde mit Milde und Sorgsamkeit behandelte, so setzte er auch in <lasseibe das Vertrauen einer entsprechenden Treue und Redlichkeit, das ihn nicht täuschte. „Ül)er dem Spiegel meiner Eltern'', sagt Karl v. M. in seineu Gedenkbüchern, hingen sämtliche Hauswirtschaftsschlüssel, recht hübsche

') Über die Familie 8. Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adelsle.xikon VI, S. 271. Der Stammort des Geschlechts ist das eine Stunde südlich von Roda im Herzogtum Sachsen- Altenburg gel«ij,'ene Durf Meusebach, welches schon im zehnten Jahrhundert im Besitz der Farailio war. Keichsfreiherrn seit dem 26. Januar I6!}0. .Yus den fünf Anfangsbuchstaben seines Xumens bildete Meusebach den anagranimatischen Spruch: Komm heute Glück, verjünge mich. Schwartz, Leben des Gen. v. Clause witz, II, S. 182. Anm. '^) Andreas Norden- flycht war 1740 als Ober-Bergdirektor nach Kurland berufen und hier in den Freiherrnstand erhoben worden; er starb 1762. Die Trauung seiner Tochter Benigna mit Meusebachs Vater wurde am 14. Februar 1776 zu Vockstedt vollzogen. ') Dieselbe war geboren den 28. Nov. 1718 und starb den 28. Juni 1763 auf ihrem Landgute am Miilar-See. *) Über ilin s. unten. *) Diese hatte Heinrich Christoph von Meusebach durch Vermählung mit Anna Magdalena von Wülfrodt l<)66 erworben.

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ökonomische Landodelmjinnssitte, welche Onluung zeigt und «loch auch eine gewisse Liberalität und das Zutrauen, dass von diesem heiligen, obwohl offenen Orte niemand von den Ilausleuten missbrauchend einen Schlüssel wegnehmen werde." Eine sonderbare Scliwäche hatte der alte Freiherr, wie man ihn ge- wöhnlich nannte, wehhe der Sohn in folgender Weise schildert:

„Eine eigene Liebhaberei, die ich nun durchaus nicht habe, hatte mein Vater; es war die, Auktionen zu beziehen, und sie hat ihm viel Geld gekostet; aber Geld für Liebhabereien ist nie ganz weggeworfen, wenigstens so weit weg nicht, als die meisten Weiber glauben. Ich weiss nie, dass mein Vater ein neues Buch gekauft hatte, aber auf Versteigerungen hatte er nach und nach viele Schränke von Büchern zusammengebracht. A.ls eine Kurfürstliche Kom- mission im Lande umherzog und Meissner Porzellan versteigerte, zog er ihr den ganzen Thüringischen und Leipziger Kreis durch nach und kaufte nach und nach gewiss für mehrere tausend Thaler Porzellan zusammen, welches wir zu Hause um so weniger gebrauchen konnten, je weniger damals unser Haus- wesen im übrigen eingerichtet war, Fremde zu empfangen und anständig zu bewirten. Er verkaufte auch wohl wieder im einzelnen davon, aber eher zu geringerem als zu höherem oder gleichem Preise, wie ers erstanden hatte. Es war bloss die eigene Lust in Auktionen zu kaufen, und diese Lust wurde an- gefrischt durch den Gedanken, dass man in Auktionen wohlfeiler („für ein Spottgeld", pflegte er zu sagen) kaufe als neu. Dabei vergibst sichs dann leicht, dass das, was man nicht braucht, gar nicht zu kaufen wahrscheinlich noch wohlfeiler wäre. Nach seinem Tode versteigerten wir 43 Stück Schränke, die er beinahe alle auf Auktionen nach und nach zusanmiengesteigert hatte. Auf der Auktion eines armen Maurers in Artern *) kaufte er ein alt elend un- scheinbares Schränkchen mit zwei Gefachen; es war vermutlich unter der niederen berauchten Stubendecke seines vorigen Besitzers aufgehangen gewesen, um dessen Handwerkszeug im Winter aufzubewahren. Dies Schränkchen schenkte er mir und ich habe, so lange bis ich von Vockstedt auf die Schule nach lioss- leben kam, zur Aufbewahrung meiner Kleinodien kein anderes bekommen, aber auch kein anderes begehrt. Auf einer Auktion zu Leipzig kaufte er einen alten Glasschrank von gemeinem Holze, vor alters grün angestrichen; die Leisten schienen ehemals vergoldet gewesen zu sein. Diesen Schrank liess er durch einen Lastträger auf einem Schubkarren von Leipzig nach Vockstedt (ungefähr acht bis zehn Meilen) fahren, und der Lastträger blieb nachher acht bis vierzehn Tage zu seinem Vergnügen bei uns und wurde auf das beste gehalten und verpflegt; es war ein jovialischer, etwas phantastisch, mit wahrscheinlich auf dem Trödel zusammengekauften Sachen gekleideter Kerl, dessen ich mich noch mit Vergnügen erinnere. ... In Mecklenburg bei Versteigerung der v. Ilahn- schen Erbschaftsmasse*) hatte er auch einen hellroten und einen rot, weiss und schwarz gewürfelten Sammetrock erstanden, welche beide, so lange ich mich

•) Artern an der Unstrut im Regierungsbezirk Merseburg, etwa eine Stunde von Vockstedt entfernt. *) Über diese Hahn'sche Erbschaftsmasse war der oben erwähnte Rechts- streit entstanden, wegen dessen der Kammerrat, welcher die Ordnung der Sache übernommen

hatte, nach Neubrandenburg gezogen war.

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zu erinnern weiss, er doch nie selbst angezogen hat. Aber an heiteren Nach- mittagen und Abenden, wenn er mit seinen Gedanken und Unterhaltungen erst in seiner Vergangenheit gewesen und dann auf unsere Zukunft gekommen war, eröffnete er uns die künftige Bestimmung dieser kostbaren Kleidungsstücke: ,"SVenn Ihr ausstudiert habt und bei Hofe seid, so sollst Du, Fritz, den roten, und Du, Karl, den schönen gewürfelten haben."

Zu Vockstedt also wuchs Karl v. Meusebach in der Stille des Landlebens und in grösster Einfachheit, beschränkt auf den Umgang mit seinen Geschwistern, heran. Frühe zeigte er eine grosse Wissbegierde und lebhafte Phantasie; die Mutter erzählte oder liess des Abends biblische Geschichten, Märchen u. s. w. vorlesen; besonders sprachen den Knaben Gedichte an, die er mit Leichtigkeit seinem Gedächtnisse einprägte und mit Gefühl vortrug. Schon im sechsten Lebensjahr versuchte er sich selbst im Dichten; damals überraschte er seine Mutter durch ein von ihm selbst verfasstes geistliches Lied, dem sich später Gelegenheitsgedichte bei Familienfesten anschlössen.

Bis zu seiner Konfirmation wurde er im Eltemhause unterrichtet; nach derselben, welche am 18. August 1793 zugleich mit der seiner Geschwister stattfand, übergab ihn der Vater der nicht allzuweit (4 Stunden) entfernten Klosterschule zu Rossleben, welche als eine Stiftung der befreundeten Familie v. Witzleben mit dieser noch immer in naher Beziehung blieb und noch steht'); Rektor war damals Fr. Benignus Jak. L. Strack (178G 1800). Die Schule bot ihm zwar die Gelegenheit, seine Wissbegierde zu befriedigen, und er benutzte dieselbe auch über die erlaubte Zeit hinaus, indem er in der kalten Zelle, die er mit zwei Alumnen teilte, die Knie mit einem Kopfkissen bedeckt, bis in die späte Nacht hinein las (und diese Gewohnheit nächtlicher Arbeit hat er zum Nach- teile für seine Gesundheit sein ganzes Leben beibehalten); aber die Einrich- tungen der Schule hatten nicht alle seinen Beifall, namentlich unterzog er sich nur ungern den Befehlen seines ältesten Zellegenossen, welcher das Kommando in der Zelle hatte, während der jüngste Wasser holen und andere Dienstleislungen verrichten musste. Dagegen war es ihm als gutem Fussgänger einmal geglückt, an einem schulfreien Nachmittag nach Vockstedt zu gehen und bei guter Zeit wieder in Rossleben einzutreffen. Seitdem wiederholte er diese Besuche öfter. Einmal erhielt er zur Zeit der Obstreife auf einige Tage Urlaub und begleitete seinen Vater auf seinen botanischen Spaziergängen, u. a. auch auf den Kyff- häuser. Obgleich er damals seinen Urlaub überschritten hatte, so erhielt er nicht nur keine Strafe, sondern auch noch das gewohnte Taschengeld. Am 6. Juni 1801 schrieb er: „Mein Lehrer, der Rektor Strack zu Rossleben (dem ich noch mehr Dank schuldig bin für Treue und thätige Sorge und Pflege um meine körperliche Gesundheit als um meine moralische Erziehung und wissen- schaftliche Bildung), nannte mich immer lobend den bedächtigen Meusebach. Einigen Grund dazu mochte er wohl deshalb haben, weil ich auch schon damals so vieler Kindereien ungeachtet doch auch Neigung und Sinn für Gesetzheit hatte. So sehnte ich mich oft aus den kindischen Spielereien (wobei ich gleich-

•) Vergl. Wiese, Da'j liühere Schulwesen in IVeuHsen (I; 1864, S. 271 flF.

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wohl der ärgste und tollste mit sein konnte) nach der Gosellsrhaft und dem Umgange mit Erwachsenen und Gesetzten. Es konnte wohl heides bestehen, ohne dass ich ein Heuchler zu sein brauchte. Ich kann indes doch nicht leugnen, dass ich (um Zuneigung und Zutrauen meiner Mitschüler zu gewinnen, welches mir in Rossleben aber nie gelang) manchmal heuchelte, indem ich gar zu ausgelassen unter ihnen war. So erlaubte ich mir bisweilen wohl gar vor meinen Mitschülern über neue Einrichtungen der Lehrer z. B. einer Lese- bibliothek unverständig tadelnd mit loszuziehen, über welche ich mit dem Lehrer selbst freudig teilnehmend und so zu sagen beifällig gesprochen hatte. Meine Mitschüler nannten mich auch den Bedächtigen, aber im Spott. Und sie hatten in der That fast mehr Recht als der Rektor. 0 wäre ich wahrhaft bedächtig gewesen und geblieben, so wäre ich nicht so oft gestrauchelt und gefallen, wäre wenigstens, wenn ich aus Unvorsichtigkeit fiel, früher wieder aufgestanden und hätte bedachtsam mich vorgesehen nicht wieder zu fallen.**

Der Aufenthalt zu Rossleben wurde Meusebach durcii die Feindschaft einiger Mitschüler verleidet, deren Ursache er selbst darin suchte, dass er sich geweigert hatte, ihnen bei ihren Schularbeiten über das Mass des Erlaubten zu helfen, und darin, dass er Yergehungen, auch wenn er selbst beteiligt war, niemals ableugnete, sondern unumwunden die Wahrheit eingestand. *) Da er sich gegen die Kränkungen, die er erleben musste, nicht selbst schützen oder von den Lehrern geschützt werden wollte, bat er seinen Vater, die Schule von Rossleben mit einer andern vertauschen zu dürfen. Auf Fürsprache seines Bruders Fritz, welcher damals in Marburg studierte, bewilligte der Kammerherr die Bitte seines Sohnes, der nunmehr im Frühjahr 1797 nach Merseburg über- siedelte, um die dortige Domschule, jetzt Domgymnasium, zu besuchen.

In Merseburg'-), wo er in dem Hause des Konrektors J. A. Wagner W^ohnung und Kost erhielt, arbeitete er Tag und Nacht, wie er sagte, und rechnet die hier verlebten Schuljahre zu den glücklichsten seines Lebens. Insbesondere bewahrte er dem genannten Konrektor Wagner^) und dem würdigen Rektor Ph. Aug. Hennicke*) während seines ganzen Lebens ein dankbares Andenken, sowie diese auch später mit dem ehemaligen Schüler in Verbindung blieben, was die zahlreichen Briefe derselben beweisen; er selbst gab ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht über seinen Lebensgang.

Gut vorbereitet für die Universität und mit einem ehrenvollen Zeugnis^) über seine sittliche und wissenschaftliche Reife versehen, konnte Meusebach die

>) Statt der üblichen Libation des Bieres, welche die Schüler darzubringen pflegten, schütteten sie einstmals allos Bier, da es srhlecht war, gegen die Wand. Bei der Unter- suchung bekannte Meusebach ohne Rückhalt, dass or zu dieser unerlaubten Libation das Bei- spiel gegeben, und nannte nach geschehener Aufforderung die übrigen Teilnehmer. ») Über diese Schule s. Wiese a. a. O., S. 247. - ») Wagner, der selten und nur massiges Lob zu erteilen pflegte, schrieb einmal unter das über die Fortschritte Meusebachs ausgestellte Zeugnis: Non laudo - amo enira. - ') Hennicke war Rektor 1790-1822. Über ihn s. das Programm der Anstalt von 1829. ') Es lautet: Discessum e nostro | coetu parat luvenis Oenerosissimus Ornatissimusque Carolus Gregorius Hartwig a Meusebach Eques Thuring. et apud omnea quibus innotuit sui desideriura relinquit, nobis vero, quibus studia eius regendi munus obtigit, adeo in deliciis fuit, ut de scholae nostrae ornamento tarn cito erepto merito doleamus: Tanta

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Schule verlassen. Da er auch in Rosslebeu und Merseburg seiner Neigung zum Versemaohen treugeblieben war, wie zahlreiche Gelegenheitsgedichte in seinem Nachlasse aus den Jahren 1795—1799 beweisen, so war er auf den Wunsch des Rektors gern bereit, mit einem selbst verfassten Gedichte am 22. April von der Schule sich zu verabschieden. Er schreibt darüber: „Da ich bei dem Schul- aktus von 1798 vermittels meiner poetischen und Rednerkünste mir schon eines und das andere hül)sche Lorbeerblatt') gebrochen hatte, so glaubte mein «3-uter Rektor Heuuicke, ich sei inzwischen wohl noch einen halben Kopf höher gewachsen, und wollte deshalb, dass ich bei dem Schulaktus von 1800 mir von dem hohen heiligen Raum des Musengottes abermals etwas Grünes herunter langen sollte. Demzufolge machte ich mich an die Arbeit*); ich kam aber dabei auf keinen grünen Zweig, nämlich an keinen, und beide, der Rektor und ich, sahen noch zu rechter Zeit ein, dass mit dem von mir verfassten Idyll („der schöne späte Herbsttag in Bornstedt" ^) bei dem Aktus nichts zu machen sei. Ich verzichtete darum auf das Lorbeerreis des Dichters, genügsam mit dem, so dem Rhetor gebühret, deklamierte im Aktus statt der im Programm verheissenen Idylle den „doppelten Schwur der Besserung" von Jean PauH) und entschuldigte mich hintennach, so gut ich konnte."

Ehe wir Meusebach zur Universität begleiten, gedenken wir zweier Liebes- verhältnisse, von denen er in späteren Jahren folgendes berichtet: „Lottchen Kaufmann, die Tochter eines Konsistonal-Aktuars zu Merseburg, ein mittel- mässig hübsches und auch geistig nicht besonders hervorragendes Mädchen, hatte damals mein Herz und meine Sinne gerührt (ohne letztere je verführt zu haben), und ich vermochte lange nicht dieses in manchem Beti'acht mich selbst drückende Verhältnis los zu werden. Der Rektor Hennicke wusste ohne Zweifel von dieser Liebschaft, ignorierte sie aber, weil er zu mir das Vertrauen haben mochte, dass ich zu rechter Zeit mich selbst besinnen würde. Ich machte mich auch wirklich los von diesem Liebesverhältnis, das vom 15. Juli bis zum 3. Nov. 1799 dauerte, und es wurde alsbald durch ein anderes, aber noch viel reineres und unschuldigeres ersetzt. Christelchen Rothmann, eine reizend schöne Blondine, die Tochter eines Strumpfwebers zu Merseburg, war nach Lottchens Verab- schiedung vom 5. Nov. bis zu meinem Weggange von Merseburg im April 1800 der Gegenstand meiner innigsten, aber ihr nie mündlich offenbarten Liebesgedanken. Nur einmal, den 30. November 1799, habe ich sie flüchtig und verlegen ge- sprochen, da ich, eben nur um sie zu sprechen, in ihrer Bude ein Paar baum- wollene Handschuhe kaufte. Aber gegrüsst wurde sie in dieser Bude alle

enira in eo apparuit optima quaeque cognoscendi cupiditas, tarn eximius honesti ac pulchri amor, tanta morum castitas coniuncta cum admirabili modestia, ut merito omnibua gratulemur, qui in posterum in e.xcolendo talia iuvenis animo operam impendent, quem optimis votia prosequimur pumque, ut noa abaens quoque amet, rogamua. Scrib. Meraeb. d. V. April. 1800. Joh. Aug. Pliil. Hennicke Rector, Joh. Augustinus Wagner Conrector.

') Vergl. im Abschnitte II, wo auch die übrigen Gedichte Meuaebacha aus seinen Jugend- jahren, soweit sie in den „Kornblumen" Aufnahme fanden, erw^ähnt sind. -^ *) Am 18. April. ^) Dorf bei Merseburg. *) Derselbe war nebst der .Neujahrsnacht eines Unglücklichen" kurz vorher im ^Taschenkuh-nder für die Jugend^, Bayreuth 179(5 erschienen.

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Markttage, sowolil Mittwochs als Soonabonds. Sie liatte noch eine jüngere Scliwester, wenn auch niclit von ganz so zarter, doch von fast noch vollerer üppiger Scliönheit, die ich jedoch nicht mit liebte, sondern meinem Kondiacipel, Herrn Ferdinand Pinkert, und seinen zärtlichen Gedanken überliess. Ich dachte mir die Sache so: ich war im Begriff zu Ostern nach Göttingen zu gehen; hier wollte ich die zu aileligen Ehrenstellon in Kursachsen führende Jurisprudenz unter der Hand an den Nagel hängen und mich nur auf Lateinisch und Griechisch legen, allsofort in loco Göttingen Professor der griechischen und römischen Litteratur werden und dann ohne weiteres die schöne Strumpfwirkerstochter aus Merseburg zum ehelichen Gespons holen. Die ich mir nach vier Jahren anderswoher wirklich dazu holte, hatte in der That viel Ahnliches mit Christel- chen, besonders im zarten weissen Teint und im Haar, nur im letzten noch etwas mehr Goldgelbes. Was aber aus Christelchen in der Folge geworden und welcher glückliche Sterbliche nicht nur ihr Liebender, sondern auch ihr Geliebter, ist mir unbekannt geblieben bis auf den heutigen Tag."

Noch im April bezog Meusebach die Universität Göttingen und wurde am 30. d. M. als stud. iuris immatrikuliert. Wohnung fand er bei dem Magister Kiesser, der ihm zugleich ein väterlicher Freund wurde und ihn wie ein Glied der Familie behandelte. Bei dem ernsten Sinn und regen Streben, von denen er erfüllt war, blieb er dem eigentlichen Studentenleben fast ganz fern, zumal es sonst nichts Anziehendes für ihn hatte, und widmete sich eifrig dem Studium der Rechtswissenschaft, in welche er durch die damals berühmten Rechtslehrer Hugo und Leist eingeführt wurde, hörte auch noch Vorlesungen von Pütter und Schlözer, obgleich die Leistungen derselben dem europäischen Rufe, den sie genossen, nicht mehr entsprachen. Daneben versäumte er nicht Vor- lesungen über Litteraturgeschichte zu besuchen; hier waren der Orientalist Eichhorn und die Philologen Mitscherlich und Heyne seine Lehrer. Gern hätte er auch Kästner, den witzigen Mathematiker, kennen gelernt, doch starb dieser wenige Monate nach seiner Ankunft. Philosophische Vorlesungen hörte er bei Bouterweck und Buhle; Blumenbach lernte er nicht bloss auf dem Katheder kennen, sondern fand auch im häuslichen Verkehr mit ihm Belehrung und Anregung mancherlei Art. ')

In den Ferien besuchte Meusebach Eltern und Verwandte oder machte Fussreisen durch Thüringen und den Harz. Auf einer derselben besuchte er Halberstadt und konnte es sich nicht versagen den damals 82jährigen fast er- blindeten Dichter Gleim zu sehen. Er erzählt darüber folgendes: ^In den- kurzen Pfingstferien 1801 machte ich eine kleine Fussreise von Göttingen über den Harz nach Magdeburg, um daselbst meinen Vetter, den Major v. Polenz*), zu besuchen, bei dem auch die Eisleber Cousinen und meine Schwester anzu- treffen waren. Der Student Illiger, Bruder des bekannten Entomologen, machte

') Über diese Männer vergl. ausser den bekannten Nachschlagewerken üngcr, Göttingen und die Georgia Augusta, Göttingen 1861, S. 90 fr. und 171 fif. *) Die älteste Schwester von Meusebachs Vater Sabine Elisabeth fgeb. den 27. März 1730, f den 1. November 1783) war seit dem 18. Oktober 17.'jl vermählt gewesen mit dem Kursächsischen Rittmeister Friedrich V. Polenz. Die Cousinen waren Christiane, Johanna um! Friederike v. Polenz. S. weiter unten.

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die Reise mit, um gleichfalls einen Bekannten in Magdeburg zu besuclien. Es stehen noch viele kleine reizende Bilder aus dieser Reise mir vor der Seele, wiewohl wir zwei Reisenden unterwegs immer zankten. Unser Gepäck trugen wir selbst im Ranzen und legten doch des Tages fünfzehn bis sechzehn Stunden "We^es zurück; denn um drei Uhr früh wurde aufgebrochen und abends um zehn oder elf Uhr erst Rast gemacht. Daher kam eben der Zank: so ein ijuter, ausdauernder Fussgänger ich sonst zu sein glaubte, meinem Gefährten konnte ich in keiner Weise Genüge thun. Wollte ich einkehren, so wollte er durchlaufen; wollte ich essen, so wollte er nur trinken und mich nicht essen lassen; setzte ich mich nur zwei Minuten an den Weg, um Atem zu holen und die brennenden Füsse auf einen Augenblick zu entschuhen und zu kühlen dort lief er hin, was er laufen konnte, voraus, und ich hatte dann doppelt und dreifach angestrengtes Nachlaufen. So kams, dass wir einige Male im Begriffe waren uns ganz zu trennen, einmal mitten im Walde; da wir aber hier nur einen Weg vor uns hatten und doch keiner ganz umkehren, auch keiner geflissentlich eine halbe Stunde allein warten und zurückbleiben wollte, bis der andere voraus wäre, so trabten wir eine Weile zwar still und als nicht zusammengehörig hinter- einander her; nach und nach aber (da das nicht lange auszuhalten war) gab wieder ein Wort die anderen; ich strengte meine Läufe an, so gut ich konnte, und wir blieben doch wieder beisammen. Nur mit Mühe konnte ich ihn be- wegen, als wir durch Halberstadt kamen, eine halbe Stunde einzukehren, wie- wohl sehr klar war, dass ich hier nicht nur nach meinem Vetter, dem Haupt- mann August V. Witzleben') (der aber nicht da war) zu fragen, sondern auch bei Gleim und Klamer Schmidt*) meinen poetischen Studentenbesuch abzustatten und Stammbuchblätter zu überreichen hatte. Kaum aber dass wir Halberstadts für mich so klassischen Boden betreten, Einkehr gemacht und ein Glas Limonade getrunken hatten, so wurde Freund Illiger, von der Anstrengung des Weges jetzt selbst überwältigt, ordentlich zu meinem Glücke krank, und ich konnte nun ungehindert Besuch machen, wo mirs nötig schien. Klamer Schmidt wunderte sich über die Grösse meines Hutes und zeigte mir Gleims Haus. Dieser war anfangs bloss höflich; als ich ihm aber ort'enbar werden Hess, dass ich in der deutschen poetischen Litteratur und besonders in den Feldern derselben und deren Anbauungsart von anno 1740 und zur Zeit der Litteratur- briefe'i gar nicht unbewandert, sondern ganz darin zu Hause sei, so ward er sichtlich freundlicher, warm und wohlwollend und gab mir sehr gern die Er- laubnis auf der Rückreise wieder zu ihm zu kommen. Der Anblick des ehr- würdigen, sich so warm und freundlich zu mir herablassenden Greises hatte mich so entzückt und erquickt, dass ich nun ganz frisch und neugestärkt wieder

') Christian Dietrich August v. Witzleben auf dem blauen Hofe zu Wolmirstedt, geb. den 11. August 1768, f den 18. Februar 1821 zu Halle, heiratete den 14. Mai 1800 zu Halber- stadt Friederike Eberhardine Auguste Antoinette Ernestine Elisabeth v. Breitenbauoh(1781 1832). ^) Er gehörte wie üleim dem Dichterkreise der „Anakreuntiker" an, geb. 1746, f z" Halber- stadt 1824. >) Die , Briefe, die neueste deutsche Litteratur betreffend,'* Berlin 1759 1764. 24 Bände, von Nicolai, Mendelssohn, Lessing, Abbt u. a. S. J. Schmidt, Geschichte des geistigen Lebens II, S. 149 ff.

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laufen konnte. Illiger hatte sich indes ebenfalls im Wirtshause wieder erholt, lächelte über meine poetischen Besuche und mitgebrachte Hehgkeit, die sich jetzt aus seinem Spotte gar ni(;hts machte, und so gings frühlich weiter. Auf dem Rückwege hielt ich Wort, kehrte freudig bei Gleim wieder ein und musste zwei Stunden bleiben, obgleich sein Wagen zum Ausfahren schon angespannt vor der Thüre stand. Er führte mich in seinen Musen- und Freundschafts- tempel M, und da von den du hängenden Bildern fast kein Original mir ganz fremd und unbekannt war, so neigte der gute, noch immer mit jugendlicher Liebe den Musen, Musenfreunden und Museujüngern ergebene Greis sich immer günstiger und milder zu mir herab. Vor allem entzückte mich schon damals das Bild meines geliebten Jean Paul, der sich wie so viele ältere Freunde Gleims ebenfalls für ihn hatte malen lassen müssen.

„Schon das erstemal hatte ich bei Klamer Schmidt, hauptsächlich aber bei Gleim auf vollendete Ausgabe ihrer sämtlichen Werke gedrungen. Jetzt setzte ich meine Ermunterungen deshalb bei Gleim fort und, ermutigt durch seine Freundlichkeit und liebenswürdiges Zuneigen, bot ich ihm zu einer solchen Ausgabe seiner Werke von der letzten Hand gar die meinige hilfreich an. Gleim ergriff das Anerbieten, das ihm schon manche früheren Freunde wie Jakobi^) u. a. gethan, aber nicht vollführt hatten, mit sichtlicher Freude und bot mir zu dem Ende durchaus freien Aufenthalt in seinem Hause und ausser- dem noch ein jährliches Honorar von 500 Thalern an. Ich müsste aber not- wendig bei ihm sein und mich wenigstens auf zwei Jahre zu bleiben verbinden, weil so viel Zeit zum allermindesten erforderlich sei zur Ordnung und neuen Bearbeitung seiner Werke und zum Ordnen der übrigen in seinem Besitze be- findlichen und mit jenen herauszugebenden Briefe und anderen Papiere. Hätte ich nun nicht noch unter väterlicher Gewalt gestanden, so hätte ich damals gewiss nichts Lieberes gethan, als was Gleim wollte, und der gute Wilhelm Körte ■^) wäre solchergestalt um alles nachherige Edieren gebracht worden. Als Haussohn aber, wie ich noch war, dürft ich unmöglich die Jurisprudenz so ganz an den Nagel und mich selbst bloss an die Gleim'sche Muse hängen; und ich gedachte daher das Sammeln und Ordnen und ein nettes Manuskript für den Druck auch in Göttingen besorgen zu können unter brieflicher Ein- holung seiner Verhaltungsvorschriften, wo es nötig scheinen möchte. Gleim aber hatte vor, jedes seiner Gedichte mit seinem Herausgeber wörtlich durchzugehen und dabei nach Kräften noch daran zu feilen und zu ändern. Als ich nun von meiner Wanderung nach Göttingeu zurückkam, machte ich von der mir

') So nannte Gleim das mit (118) Bildrilsden seiner Freunde und Gönner geschmückte Zimmer ; es waren meist Brustbilder in natürlicher Grösse, in Öl auf Leinwand geiuult, die er seit 1745 meist auf eigne Kosten hatte anfertigen lassen. *) Joh Georg Jakobi, geb. den 2. September 1740, f 1814, mit Gleim befreundet seit 1766, Professor der Philosophie zu Qöttingen, dann zu Halle, später (1784) zu Freiburg i. Hr.; Meusebach wurde gleichfalls mit ihm bekannt und lieferte Beiträge in <iie von ihm herausgegebene .Iris." Vergl. Wendeler, Briefwechsel des Freih. K. H. G. v. Meusebach mit Jakobi und Wilhelm Grimm, 1880, S. VI. ^) W. Körte, geb. den 24. März 1778, f den 30. Januar 1846, Gleims Neffe und Adoptiv- sohn, gab 1811 Gleims Leben und sämtliche Schriften heraus.

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gegebenen Erlaubnis ilini zu schreiben natürlich den freudigsten Gebrauch und legte meinem Briete [einige] Verse an Gleini bei. Er antwortete mir sehr freund- lich durch fremde Hand und verhiess mir auch künftig nach einer glücklich erfolgten Augenoperation eigenhändig mehr zu schreiben. Die Augenoperation ist bekanntlich nicht von glücklichem Erfolge gewesen'), somit auch die weitere Korrespondenz unterblieben, zumal ich nicht den Mut hatte, sie früher wieder anzuknüpfen, als bis ich etwa einmal etwas gutes Poetisches von mir damit vorlegen könnte. Ich fing aber glücklicher Weise schon damals sachte an, von meinen poetischen Gaben und Werken bescheidene Gedanken zu fassen. Gleich- wohl hatte ich noch nach Gleims Tode") die Freude von meinem Vetter Witz- leben zu hören, dass er immerfort noch viele Stücke auf mich gehalten, und dies thut mir bis auf den heutigen Tag gut, ob ich es schon jetzt noch für sehr gut erkenne, dass ich damals nicht nach seinem und meinem Wunsche in sein Haus ziehen und edieren konnte, ^"^och manchen angenehmen Zug und mehrere interessante Anekdoten über das litterarische Wesen der Gleim'schen Blütezeit enthielt aus seiner Unterhaltung frisch niedergeschrieben mein Tage- buch von 1801, welches ich aber früher einmal in böser Stimmung dem Feuer geopfert."

In den Herbstferien 1801 besuchte Meusebach den älteren Bruder seines Vaters, den pensionierten Geheimen Regierungsrat v. Meusebach zu Dillenburg'), welcher den kenntnisreichen und liebenswürdigen Neffen so lieb gewann, dass er ihm den Vorschlag machte, nach Beendigung seiner Studien in den oranien- nassauischen Staatsdienst zu treten, eine Aufforderung, welcher dieser um so lieber nachzukommen versprach, als die Lage und Umgebung der Stadt, der feingebildete Ton der Gesellschaft und der wissenschaftliche Geist, welcher unter den zahlreichen Beamten in Dillenburg und dem benachbarten Ilerborn herrschte, ihm sehr wohl gefielen.

Noch vor Ablauf des vierten Semesters verliess Meusebach Göttingen, um zunächst der Vermählung seiner Schwester Amalie mit Joh. Heinr. Sam. von der Schulenburg, welche am 4. März gefeiert wurde, beizuwohnen.^) Für dieses Fest hatte er eine sapphische Ode verfasst, die er in Göttingen drucken Hess, und eia zweites Gedicht in gereimten Strophen, welches zu Eisleben gedruckt und von den dortigen Cousinen v. Polenz dem Brautpaare am Hochzeitstage überreicht wurde. Schon acht Tage später, am 11. März 1802, starb der alte Kammerherr. Da der ältere Bruder Friedrich die Verwaltung der Güter über- nahm, so konnte Karl v. Meusebach ungestört seine Studien fortsetzen und begab sich zu diesem Zwecke nunmehr nach Leipzig, wo er am 10. Juni immatrikuliert wurde. Wenn er auch hier mit gewohntem Fleisse studierte, 80 blieb er doch dem Studentenleben nicht so fern als in Göttingen, da er von dem Verkehr mit den älteren Schulfreunden und anderen Landsleuten sich nicht

*} Sie wurde von dem Hofrat Himly zu Braunschweig, später Professor zu Oöttingen, am 2. August 1801 vollzogen, ») Er starb am 18. Februar 1803, 84 Jahre alt. «) Über ihn 8. unten Abschnitt II. ♦) Die Ehe war keine glückliche und wurde wieder getrennt. .Amalie vermählte sich dann mit dem Pastor Seiffarth zu Knippehdorf und starb am 4. Juni 1S24 zu Eisleben, wohin ihr Gemahl berufen worden war, an den Masern.

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vollsfändig zurückziehen wollte, lebte sogar bisweilen flott, wie er sagte, und hielt sich zwei grosse Hunde. Vorlesungen hörte er bei Biener, H. G. Bauer, Erhard, Einert u. a.

Nach Beendigung des akademischen Trienniums blieb er in Leipzig und wartete den Erfolg ab, den die Bemühungen seines Onkels wegen seiner Zu- lassung in den oranien-nassauischen Staatsdienst haben würden. Da er sich in seiner Fachwissenschaft hinreichend fest glaubte, um die erforderliche Prüfung zu bestehen, so beschäftigte er sich mehr mit der deutschen Litteratur und hörte noch im Sommer 1803 ein Privatissimum über deutsche Sprache und Litteratur bei dem Hofrat Professor Eck, bis er am 2. August die Nachricht erhielt, dass seine Anstellung zu Dillenburg unter der Bedingung, dass er die vorgeschriebene Staatsprüfung bestehe, genehmigt sei. Alsbald brach er von Leipzig auf, verweilte jedoch auf der Reise einige Tage in Kassel bei der Familie des Oberjägermeisters v. Witzleben'), die er seit 1800 öfter besucht hatte; Witzleben luitte bis 1790, wo er nach Kassel berufen wurde, dreizehn Jahre in Dillenburg verlebt, seine Frau war eine Tochter des dortigen Präsidenten V. Preuschen und seine Kinder waren alle daselbst geboren, und er selbst unter- hielt noch fortwährend die Verbindung mit den dortigen Freunden und Ver- wandten, mit denen Meusebach so im voraus näher bekannt gemacht wurde. Die zweite Tochter des Hauses, Ernestine*), machte damals einen solchen Ein- druck auf ihn, dass er den Entschluss fasste, um die Hand derselben zu werben, sobald seine Zukunft gesichert sei. Am 13, August langte er in Dillenburg an.

IL Dillenburg, 1803—1814.

Dillenburg war damals Hauptstadt und Sitz der Regierung und der Ober- behörden des Fürstentums Oranien-Nassau, welches aus den vier Fürstentümern Dillenburg, Siegen, Hadamar und Diez bestand. Der Fürst Wilhelm V. war am 22. Oktober 1751 seinem Vater dreijährig in der Regierung als Erbstatt- halter der vereinigten Niederlande und Fürst der Stammlande gefolgt und hatte sie im Jahre 1766 den 8. März selbst in die Hand genommen. Er residierte im Haag, wo für die Erblande eine besondere Behörde, das deutsche Kabinet, bestand. Am 4. Oktober 1767 vermählte er sich in Berlin mit der Prinzessin Wilhelmine, Schwester des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm H. Nachdem er durch die französische Republik im Jahre 1795 seiner Stellung in Holland verlustig gegangen war, lebte er mit seiner Familie in England, bis ihm durch den Frieden von Luneville 1801 die Rückkehr nach Deutschland ermi'glicht wurde. Er schlug nunmehr seine Residenz in Schloss Oranienstein bei Diez auf. Die ihm durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 zugewiesenen Entschädigungslande trat er am 29. August 1803 an seinen Sohn,

*) Über den Oberjägermeistcr v. Witzleben gibt ausführliche Lebensnachrichten Strieder, Hessische Gelehrten-Geschichte XVII, S. 197. Er war geboren den 9. Mai 1755 und starb den 16. März 1830; seine Gemahlin Sophie, gob. v. Preuschen, war geboren den 8. September 1761 zu Karlsruhe, vermählt den 31. Dezember 1781, gestorben den \S. April 1S23 zu Kassel. ') Geboren *den 13. September 1784, f den 23. Dezember 1863 zu Potsdam. -

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den Erbprinzen Wilhelm Friedrieb, ab und behielt sich nur den Besitz seiner Stammlande vor. Es war also am Abschluss, wie es schien, dieser grossen Yeränderungeu. als Meusebach zu Dillenburg eintraf).

Der Geheime Rat Gottlob Georg Justus v. Meusebach, bei welchem der Neffe abstieg und nunmehr wohnen sollte, war der ältere Bruder von Karls Yater, geb. den 5. November 1733 zu Yockstedt. Seinen ersten Unterricht erhielt er durch Hauslehrer, besuchte von Herbst 1747 bis Ostern 1748 das Pädagogium zu Halle, von 1749 bis 1753 das Gymnasium zu Altenburg und studierte von Ostern 1753 bis Herbst 1755 die Rechte zu Jena. Am 7. August 1756 wurde er zum Auditor bei der fürstlichen Justizkanzlei zu Dillenburg ernannt; am 4. Februar 1758 Assessor, trat er im April 1760 in die Laudes- regierung über und rückte den 16. April 1761 zum Wirklichen Regierunggrat, am 31. Dezember 1781 zum Geheimen Regierungsrat auf. Am 28. Oktober 1783 erhielt er die erbetene') Entlassung mit Belassung seines Charakters und Ranges nebst einer Pension von 600 ti. Er starb den 6. Juni 1804. Wegen seines reichen Wissens, seiner strengen Rechtlichkeit und der Reinheit seines Charakters hochgeschätzt, beschäftigte er sich während seines Ruhestandes be- sonders mit genealogischen Studien und Pflege seines schönen Gartens, nament- lich der Obstbäume. Seine sehr bedeutende Bibliothek, welche nach seinem Tode zum Teil versteigert wurde, war vor allem reich an Leichenpredigten.') Von Poesie hielt er nicht viel und nannte einst zum Entsetzen des Neffen Lessing einen rechten Komödiennarren. Da nun dieser für genealogische For- schungen kein Interesse hatte, sondern der Meinung war, dass sie eher von Nach- teil seien und den Ahnenstolz nährten, so trat wohl bei den eifrigen Gesprächen, welche sie oft bis tief in die Nacht hinein fortsetzten, ein heftiger Zwiespalt hervor. Wie die Poesie, so hasste er auch die Träume und mit ihnen nicht nur den Glauben an Geister und Gespenstergeschichten und an alle Ahnungen, sondern auch schon das Gespräch darüber.*) Er hatte, meint Meusebach, zuviel gelesen und wenn er auch in früheren Jahren viel gethan hatte, so wurde er unthätiger, als er in bessere Vermögensumstände kam und nur für sich, aber nicht für eine Familie zu sorgen hatte. Er las Geschichte, Biographie, Moral-

') Über Wilhelm V. und insbesondere seine Ankunft in den Erblanden im Jahre 1803, 8. von Stramberg, Rhein. Antiquarius, Mittelrhein II, 3 S. 339, 360 ff. Über die Personen und Verhältnisse von Dillenburg und Herborn am Ende des vorigen Jahrhunderts vergl. Gercken, Reisen durch Schwaben u. s. w., Stendal 1786, III, S. 444-460. Martius, Erinnerungen aus meinem fünfzigjährigen Leben, Leipzig 1847, S. 52—57. Über die DiUen- burger Lateinschule (Pädagogium) s. das Programm des dortigen Gymnasiums vom Jahr I8d7 von K. Fischer. Über die Herborner hohe Schule s. A. v. d. Linde, Die Nassauer Drucke, Wiesbaden 1882, I (Nachweis von Litteratur unter den betr. Namen). Es fehlt eine Darstellung des regen geistigen Lebens, welches damals in den doch kleinen Städten Dillenburg und Herborn herrschte. ') Er Hess sich pensionieren, weil er sich zurückgesetzt glaubte. ') Sie befinden sich jetzt in dem Freiherrl. v. Hardenbergischen Schlosse zu Oberwiedeustedt. ♦) Meusebach versuchte alsbald nach seiner Ankunft (am 11. September) ein Charakterbild seines Oheims zu entwerfen, ist aber über den Anfang nicht hinausgekommen. Dies Bruch- stück führt den Titel: Nicht Er, aber doch über Ihn. Einzelne Züge der oben gegebenen Charakteristik sind diesen Aufzeichnungen entlehnt.

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und Lebensphilosophie, Predigten und einige gemeinfassliohe medirinische Schriften. In jüngeren Jahren sehr reizbar und aufbrausend, erwarb er sich nach und nach eine philosophische Ruhe des Gemüts: er handle nach Grund- sätzen'), pflegte er zu sagen, und beurteilte den Wert der Menschen danach, flOb sie nach Grundsätzen handelten." In der neuangelegten Wilhelmsstrasse') hatte er sich ein stattliches Wohnhaus erbaut und mit der Planmässigkeit, welche ihn überall leitete, genau bestimmt, welche Räumlichkeiten er selbst, welche die Frau, die er heimführen würde, welche die Söhne und die Töchter mit den Erzieherinnen bewohnen sollten. Aus der Heirat nun wurde es nichts; er blieb unvermählt und bewohnte zunächst das Haus allein mit seinem Gärtner und dem treuen Diener Henkel, welcher schon bei seinem Vater „Fohlenjunge'' gewesen war. Seinem Neffen wies er zuerst die unteren Zimmer zu, während er die oberen Räumlichkeiten für sich behielt; nach dessen Verlobung teilte er ihm in heiterer Laune mit, dass er mit seiner demnächstigen Gemahlin das Haus so benutzen möchte, wie er es zu thun beabsichtigt habe. Einen eignen Haushalt führte er nicht; den Mittags- und Abendtisch besorgten die zwei Töchter des Oberbergmeisters Stifft^), bei welchem er vorher gewohnt hatte; sein Diener holte dort das Essen ab. Dieser Diener, „der alte Henkel, stand noch im höchsten Alter nachts zwei-, dreimal auf, um nur die vier Uhr nicht zu verschlafen, wo er seinem Herrn in einer seit seinen Jugendtagen nicht mehr mit Kannkraut, wie in Sachsen geschieht, geputzten Kaffeekanne den Kaffee zu bringen hatte. Er hielt seine Sache beisammen und lieh auf kleine Pfänder aus."

Meusebach wurde noch vor Ablegung seiner Staatsprüfung durch fürst- liches Reskript vom 4. Oktober 1803 (Oranienstein) zum Auditor der fürstlichen Justizkanzlei ernannt, ein Amt, mit welchem die Bahn zu den höheren Staats- ämtern zu Dillenburg gewöhnlich eröffnet wurde. Die Justizkanzlei war ein Gericht zweiter Instanz, an welches von den Entscheidungen der Amtsgerichte appelliert wurde. Die Beamten derselben waren grösstenteils auch Mitglieder der Landesregierung und galten als tüchtige Juristen.*) Die Staatsprüfung war

') Als er einst die Nachricht von gefährlicher Erkrankung seines Vaters erhielt, Hess er sogleich satteln, ura trotz des ungünstigen Wetters nach Vockstedt zu eilen. In Marburg rief ein ihm befreundeter Professor von der Freitreppe seines Hauses ihm zu: „Ei, Herr Regierungsrat, was fällt Ihnen ein bei solcher Jahreszeit eine Reise zu machen!" „Mir fällt niemals etwas ein, erwiderte er unwillig, ich handle nach Grundsätzen." *) Nachdem die Franzosen am 13. Juli 1760 das alte Schloss zu Dillenburg in Brand geschossen hatten, wurde es nicht wieder hergestellt, sondern die Regierung überliess baulustigen Bewohnern der Stadt nebst Bauplätzen und Gärten am Abhänge des Berges alles Baumaterial aus den Trümmern des Schlosses und gewährte ausserdem Steuerfreiheit für die neuaufgeführten Gebäude auf eine Anzahl von Jahren. So entstanden die schönen Gebäude der jetzigen Wilhelmsstrasse, unter ihnen das Meusebach'sehe, mit dem Wappen der Famil'e geschmückte Haus, welches später im Besitze des Präsidenten Winter war. In dem Schlossbereich wurde in neuer Zeit der »Wilhelmsturm" zum Andenken an Wilhelm den Schweiger auf .\nregung des Gymnasial- direktors Spiess erbaut und 1875 feierlich eingeweiht. ^) Marie Christine Ernestine Stifft, geb. den 18. Februar 1737, | den I. Mai 1818, und Dorothea Henriette Luise Stifft, geb. den 8. Januar 1748, f den 7. Dezember 1822. *) Zu den Beamten, in deren Kreis er eintrat, gehörten die Geh. -Räte Gürtler v. Gürtelrein, Chelius, Sentft v. Pilsach, v. Preuschen (Sohn des verstorbenen Präsidenten), Forell, v. Pestel, Alex. Pagenatecher und v. Diepenbroik. Den

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nur eine mündliche und dauerte nicht länger als zwei Stunden; sie wurde am 29. Dezember 1803 vormittags von 10 12 Uhr von dem Geh. Justizrate Forell und dem Regierungs- und Justizrate Diepenbroik in Civil- und Kriminalrecht, sowie im Prozess abgenommen. Am 17. Januar 1S04 erfolgte die Vereidigung und Einführung in die Justizkanzlei. Schon am 20. April 1804 erhielt Meuse- bach den Charakter als Kanzleiassessor (mit Auciennität vom 15. März), einen Gehalt (von 600 ti.) aber erst zugleich mit einem votum conclusivum durch Dekret vom 19. Dezember 1805.

Schon in den ersten Wochen seines Aufenthalts zu Dillenburg suchte Meusebach sich Gewissheit zu verschaffen, ob er Hoffnung haben dürfe, seine geliebte Ernestine von Witzleben demnächst als seine Gemahlin heimzuführen. Am 29. August 1803 eröffnete er derselben die Gefühle, die ihn beherrschten, und trug am folgenden Tage der Mutter die Bitte vor, ihn zu ihrem Sohne anzunehmen. Die Zusage von Herz und Hand gab Ernestine am 2. September in einem Briefe, welchen der Vater, für dessen schon vorher angekündigten Besuch bereits Logierzimmer in Meusebachs Hause bereitet waren, persönlich überbrachte. Besuche bei der Braut verboten die Vorbereitungen für die Staats- prüfung; doch wurden häufig Briefe gewechselt. Am 22. Oktober dichtete er einige Strophen, welche er in ein für die Braut bestimmtes Exemplar des Jakobischen Taschenbuchs von 1804 auf das V(jrblatt eintrug.') Sofort nach bestandener Prüfung eilte er nach Kassel und verlebte den Sylvesterabend im Kreise der Witzleben'schen Familie. Die Trauung fand am 9. März 1804 in Kassel statt'), nach welcher das junge Ehepaar die Freunde und Verwandten in Thüringen besuchte und dann in die Heimat eilte, wo ihm der Oheim den grössten und schönsten Teil der Wohnung, den er selbst bis dahin innegehabt hatte, einräumte, indem er sich mit den oberen Zimmern, in denen die Bibliothek aufgestellt war, begnügte. Doch lange konnte er sich an dem Glücke der jungen Eheleute nicht erfreuen: am 6. Juni desselben Jahres, dem Geburtstage des Neflfen, raffte ihn ein schneller Tod hinweg. In seinen Gedenkbüchern widmet ihm Meusebach eine längere Betrachtung, der wir Folgendes entnehmen: „Selten

Vorsitz führten v. Pasaavant-Passenburg, zugleich Präsident, und v. Schenk, zugleich Direktor der Landesregierung. Im Jahre 1806 trat auch der Professor Büttger zu Herborn in die Kanzlei ein. (Dekret vom 19. Dezember 1805.) Genealog. Reichs- und Staats-Handbuch auf das Jahr 1804. Frankfurt, Varrentrapp, S. 358 tf.

') Bei Wendeler, Briefwechsel S. VII abgedruckt. *) Dem Manuskript d. Verf. liegen bei die Abschriften 1. von zwei Gedichten an K. v. Meusebach bei seiner Vermählung von seinem Freunde v. L'ngern-Sternberg (damals auch Kanzlei-Auditor zu Dillcnburg); 2. Hymenäua dem Hoch- und Wohlgebornen Herrn K. H. G. v. Meusebach, Erb-, Lehns- und Gerichtsherrn auf Schlosa Vockstedt u. s. w., meinem gnädigsten Herrn allerunterthänigst bey dero Vermählung mit . . . geweiht von Ihro submissestem treshumbelaten und devotesten Knechte J. E. H. Bär- winkel, L. A. Candidatus necnon Cantor Praeceptorque auf Schloss Vockstedt, der Sonntags- gesellschafts-Mitglied wie auch Promotions-Exspectaut etc. Leipzig bey G. E. Beer auf Kosten des Verf. 1804. 3. Humoristische Hochzeitsrede am Vermählungstage Ihro Hochwohlgeb. des Fräulein E. F. L. G. v. "Witzleben und Sr. Hochwohlgeb. des Herrn . . v. Meusebach, Erb-, Lehns- und Gerichtsherrn in . . von Schoppe, Inspektor und Oberkonsistorialrat zu Vaduz. (^Schoppens Kaaualreden 1304.) Über den Namen Schuppe s. sogleich weiter unter.

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wir«! ein komplett guter Mann in Hinsicht seiner Vorzüge von den Einzelnen vollständig gewürdigt werden: jeder Einzelne findet und st'hützt an dem vor- züglichen Menschen nur den Vorzug und die Tugend, die der Einzelne an sich selbst zu sehen und zu schätzen hat oder durch welche er vornehmlich Vorteil von dem Geschätzten zog, nichts weiter. So wurde mein Unkel G. G. J. v. Meusc- bach geachtet: 1. sehr viele achteten wohl nichts an ihm so sehr als seine Frei- gebigkeit; 2. wenigere die Redlichkeit untl Wahrheit seines Gemüts; 3. wenigere seine Aller-Wesenliebe, welche, so tief sie in seinem Herzen gegründet war, durch die Gewohnheit des Jähzorns freilich oft genug in Schatten gestellt wurde (wie das auch bei seinem Neffen mehr als zu häufig geschehen mag); 4, nur wenige achteten sein Forschen nach Wahrheit; 5. sehr wenige seine Frömmig- keit und seinen für das Heiligste so heiss glühenden Sinn. Dagegen werden die Mängel eines vorzüglichen Menschen sehr leicht schon von jedem Einzelnen in ihrer Gesamtheit vollständig gewürdigt und nur etwa die übersehen, welche der Würdigende selbst an sich trägt und gerade so sehr tadelhaft nicht finden kann."

Die Ehe Meusebachs war eine glückliche, wenn sie auch nicht von herben Schicksalsschlägen verschont blieb. Aus seinen Aufzeichnungen spricht überall die grosse Liebe zu seiner Ernestine, welche durch die Gewissheit gleicher Gegenliebe befestigt und erhöhet ward. Scherzend erwähnt er öfter seine Reiz- barkeit, deren er auch seiner Frau gegenüber nicht immer Herr werden konnte. „In der Nähe kann ich freilich meiner guten zarten Ernestine eher ein hartes Wort sagen, als in der Ferne brieflich, denn alle Donnerwetter klingen in einiger Ferne fürchterlicher als ganz in der Nähe, wo sie oft nur ein blosses Knattern und die stärksten Schläge sich mehr stark als tief hören lassen. Auf der Reise, ich gestehe es, wird mir immer schwerer als zu Hause, mich nach jemand zu genieren, und gerate daher leicht in Streit mit meinem Gesellschafter (und war' es auch nur meine Frau). Die meisten Zugvögel sind darin anderer Art: auf ihrem Standort zanken sie sich um Weibchen, Nestgegend und alles; wenns aber ans Reisen geht, so sind sie eines Sinnes. Du gleichst ja sonst, liebes Ernestinchen, an feiner Organisation und weicher Zärtlichkeit der flötenden Baumlerche; gleiche ihr auch, wenn ich mit Dir zu zanken anfange. Denn sie, wenn ein anderer Vogel mit ihr zanken will, thut nichts, als dass sie sich vor ihn hinstellt und singt."

Wir lassen auch den humoristischen Ehevertrag aus seinen Gedenkbüchorn als bezeichnend für die Sinnesweise Meusebachs und das eheliche Verhältnis folgen: „Wir Ernestine und wir Markus Hüpfinsholz') v. Meusebach haben nach Einsicht der Artikel 1394 und 95 des Gesetzbuchs Napoleons und in Erwägung, dass dieses Gesetz zwar die Abschliessung aller Ehe verträge nach eingegangener Ehe verboten, die Abschliessung oder Erneuerung besonderer Liebesverträge mitten in stehender Ehe aber nicht untersagt sind, auf Bericht unserer Herzen, nach Anhörung unserer Vernunft und Erfahrung wechselseitig beschlossen, ein- ander zugesagt und gelobet wie folgt:

') Über diesen Namen s. weiter unten.

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Sie gelobet und verspricht: Er verspricht und gelobet:

Dann folgen 12 Artikel nach Art des folgenden:

Nicht erst am Tisch ihn zu fragen, Jährlich nicht mehr als höchstens

ob sie statt eines verbrannten, ver- (und nie anders als unter vier

salzenen, verwässerten, verdorrten Augen) ein halb Dutzend Pfeifen

Gerichts etwas anderes holen solle. (nie aber etwas anderes) dem Un-

mute zu opfern. Sie wird über die zerschlagenen Pfeifen genaues Register führen.

Der 13. Artikel lautet: „Im nächsten Quartale und in folgenden gerade so ununterbrochen heiss, zärtlich, hingegeben, gebruramlos, verdrusslos, heiter und freudig einander zu lieben, wie in dem eben abgelaufenen 'in welchem sie doch nicht einmal beieinander waren), nicht die kürzeste Dunkel- und Stinkschnuppe am Do?hte der ewigen Lampe der Liebe ferner zu dulden, sich nicht für zwei Wesen zu halten, sondern für eins, in Summa sich so rein, so treu, so heiss zu lieben, wie sich ungefähr die Engel des Himmels lieben dürften. So ge- schehen Kassel und Dillenburg am 26. August 1811. Ernestine. Markus Hüpf- insholz v. Meusebach."

Erhöhet wurde das Familienglück durch die Geburt einer Tochter, Sidonie, am 6. April 1805, der am 28. November 1806 ein Sohn, Otfried, sich zugesellte.

In das erste Jahr seiner Ehe fällt die Ausgabe') der „Kornblumen von Alban.** Mit einem Titelkupfer, Marburg bei Joh. Christian Krieger. 1804. 131 S. 8*^ die er auf eigene Kosten drucken Hess. Zu denselben macht der Verfasser dieser Biographie, K. Schwartz, folgende Bemerkungen: 1. Der Name Alb an*), unter welchem Meusebach diese seine erste Schrift herausgab, ist dem Romane Jean Pauls Titan (Berlin 1800) entlehnt, dessen Held Albano, abgekürzt Alban, ist. Meusebach gehörte zu den begeistertsten Lesern Jean Pauls. 2. Auch der Name des Mannes, welchem Meusebach den prosaischen Teil seiner Schrift zugeeignet hat, Schoppe, ist dem Titan entlehnt, in welchem er als Erzieher und Begleiter Albanos eine Hauptrolle spielt, der Mentor neben dem Telemach. Welche Person aus Meusebachs Umgangskreise hinter dem Namen verborgen ist, wird schwerlich zu ermitteln sein. Am 3. Februar 1804 schrieb M. an seine Braut: „Noch ein Wort in Betreff Schoppens. Wenn ich mit dem elendesten Menschen (mit dem ichs gleich ausgemacht habe, dass von guter Freundschaft unter uns gar nicht die Rede sein könne, sondern nur von Be- kanntschaft) tagtäglich umgehe, so kommt das nur aus dem natürlichen Grunde, aus welchem ich, wenn ich in einer Wildnis wäre, mich am Ende wohl cnt-

') Nicht aber die Dichtung, wie Wendeler, Fischartstudien des Freiherrn v. Meusebach, Halle 1879, S. 31 sagt; sie „variieren" also auch nicht das Thema seines werdenden häuslichen Glückes, ib. S. 32. Der Verf. der Biographie, K. Schwartz, hatte die Absicht, das ganze Büchlein abdrucken zu lassen. Wir müscien für diese Bearbeitung darauf verzichten. *) Schwartz hatte denselben in dem „Leben des Generals K. v. Clausewitz . .", Berlin 1878, 8. [>iO von dem hellblonden Haare Meusebachs hergeleitet, war aber nachher mit dieser Deutung unzufrieden.

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öchliessen würde, unter eine in derselben sich aufhaltende Räuberbande lieber zu gehen, als allein oder unter den Wilden zu vegetieren, weil man (?) doch wenigstens noch Menschengesichter hätte." In andern gleichzeitigen Briefen erwähnt er den Kollegen Schoppe wiederholt, doch nur ganz allgemein, z. B. er sei mit ihm spazieren gegangen etc. In der Zueignung nennt er ihn nicht seinen Freund, sondern nur seineu guten Bekannten. In den Gedenkbiichern wird er nicht wieder erwähnt, und so dürfte wohl die Vermutung gerechtfertigt sein, dass die hinter dem Namen verborgene Persönlichkeit nur kurze Zeit in Dillenburg oder wenigstens in näherer Beziehung zu Meusebach gewesen sei. Die Angabe, dass dieser gute Bekannte sich im Frühjahr 1804 eine junge Frau zu Soest geholt habe (die keine Eltern mehr hatte), kann vielleicht auf die Spur führen. Wahrscheinlich war er ein älterer Kollege Meusebachs, der sich gegen ihn eine unerbetene Meutorschaft herausnahm, die ihn verstimmte. Schoppe heisst auch der Verfasser der humoristischen Vermählungsrede, S, 56 Anm. 3. Die Städte, welche durch die Namen der Flüsse bezeichnet werden, sind Kassel (Fulda), Merseburg und Weissenfeis (Saale); in diesen hatte er teils Ver- wandte, teils Schulfreunde, wie den Kammerherrn v. Seckendorf und die Kammer- rätin V. Ende in Merseburg, G. H. v. Witzleben, den Bruder seines Schwieger- vaters, in Weissenfeis. Die Stadt am Main ist wohl Frankfurt, wenn auch Beziehungen zu ihr nicht bekannt sind, die durch „eine Menge Windmühlen und Schieferhügel" bezeichnete Stadt ist Eisleben, wo seine Cousinen v. Poleuz wohnten. 4. Der Mann, welcher „so lange schon als ein höherer Genius seines Lebens ihm zur Seite gestanden hat", ist Georg Hartmann v. Witzleben, der jüngere Bruder seines Schwiegervaters, geb. zu Wolmirstedt am 23. Sep- tember 1766, f zu Rossleben am 15. September 1841. Aus seinem Lebens- gang führen wir an, dass er 1790 Stiftsregierungsrat zu Merseburg wurde, 1800 Geh. Finanzrat zu Dresden und 1801 Adjunkt des Salinendirektors v. Harden- berg (Vaters des Dichters Novalis) in W^eissenfels und seit 1808 alleiniger Direktor der Saline Dürrenberg, wo er schon seit 1805 wohnte. Im preussischeu Staatsdienst wurde er 1819 zum Vizeberghauptmann, Geh. Regierungsrat und Kurator der Universität zu Halle ernannt und trat 1828 in den Ruhestand. Sein Sohn ist der spätere Oberpräsident von Sachsen Hartmann Erasmus v. Witz- leben (1805 1878). Auf den frühen Tod von zwei Kindern desselben ver- fasste Meusebach Gedichte, in deren einem „Die Mutter" (2. August 1800) die Stelle vorkommt:

Wie ich das herrliche Weib des trefflichsten Gatten, des Mannes, Der mein Genius war, den ich liebe wie keinen der Männer, Der mich so liebte von Herzen! ach wie ich die Leiden etc.

Und als er dies Gedicht in seine Gedenkbücher eintrug (16. April 1815), fügte er hinzu: „Um die Liebe und das Andenken jenes verehrten Mannes, der noch viel länger als bis zum Jahre 1800 mein heiliger Schutzgeist war, würdig zu feiern, wäre die Anwendung der höchsten poetischen Kräfte (wenn solche zu Gebote ständen) keine Verschwendung, und der Name Georg Hartmann v. Witz- leben soll noch von Euch Kindern und Kindeskindern nicht anders als mit

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segnender dankbarer Erinnerung genannt werden." 5. Tanten und Couginen scheint nur allgemein und ohne Beziehung auf bestimmte Personen gesagt zu sein; wirkliche Tanten hatte Meusebach nicht. tj. „Das geliebte Drey'' ist wahrscheinlich Karoline v. Witz leben, die jüngste Schwester Ernestinens, welche das junge Ehepaar auf der Hochzeitsreise eine Strecke weit begleitet haben mag. 7. Über die Entstehungszeit der einzelnen Gedichte geben die Tagebücher erwünschte Aufklärung. Es gehören nur wenige der Dillen- burger Periode an, die meisten der üniversitätszeit, einige den Merseburger Schuljahren. Die Entstehungszeit der Gedichte ist folgende:

.,Sturm im Innern" am 19. November und 13. Dezember 1803, also in Dillenburg gedichtet. ^Der Jüngling und die Zeit**, 9. Juli 1800. „Badelied'', 20. Juli 1798, verbessert 1802. .Dora's Reize", 27. März 1800, mit der Über- schrift „Christelchcn", am 4. Juli 1802 verändert und überschrieben .,Lalage'8 Reize." Das Gedicht war also in seiner ersten Gestalt durch die zärtliche Neigung zu Christelchen Rothmann, der Tochter des Strumpfwebers zu Mersc" bürg, hervorgerufen.

^Billet an Dora" 1800, verbessert 1804. Auf dem Schulaktus Ostern 1798 hatte Meusebach ein längeres Gedicht vorgetragen (s. o.), an dessen Schluss er sich an die schönen Frauen und Jungfrauen wandte. „Ich lebte", sagte er, „nachher einige Wochen wirklich sehr selig von dem begehrten und, wie ich meinte, auch gewährten Beifallslächeln. Besonders meinte ich von der in der Folge noch besonders besungeneu schönen Augusta Crusius') seitdem viel freund- licher gegrüsst zu werden, wenn ich an ihrem Hause vorüberging." Diese Worte dienen zur Erklärung des Gedichts, namenthch der beiden letzten Strophen.

„Das Lieblingsörtchen", 10. September 1800.

„Klage eines Verliebten", 27. August 1798, anfangs „Henriette", dann „An Rosalia" überschrieben. Jene war Henr. Segnitz zu Merseburg, nachher an Dr. Schlegel verheiratet und früh gestorben. „Am 4. Juli 1802 hatte ich den unglücklichen Einfall, meiner entflohenen, aber doch in der Erinnerung noch süssen, unschuldig schmachtenden Liebesneigung einfältig selbst zu scherzen in folgenden Zeilen: „So klagt u. s. w." Das verwies mir mit Recht der Recensent meiner Kornblumen in der Hall. Allg. Lit. Zeit. 1806, No. 35."

„Amors Zuflucht", Herbst 1801.

„Des Vögleins Schiff'ahrt", Juli 1801.

„Der Lustgang", Juli 1802, verbessert 1804.

„Die Begleitung", 14. Mai 1801.

„Die Trennung", 11. August 1801.

„Die Feier des Tages", 21. August 1801.

„Die Wahl", 13. November 1801.

„Die Ruh im Wäldchen", 13. November 1801.

„Der Nachmittag", Dezember 1801.

') Schon 1799 hatte Meusebach diese .Sophie Amalie Auguste, Tochter des Stiftssuper- inteiidetiteii Buumgarten-Crusius als , Laura" besungen mit ihrem Geliebten, dem Renteisekretär J. J. Bachmann. Sie starb am 1. Dezember 1806, dreis?ig Jahre alt.

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„Abcnrlliohe Ruhe", 28. und 20. Juni 1802.

„Heimkunft", 27. Juli 1804.

„Des Wanderers Morgenlied", Oktober 1802.

„Naehtgedanken," 10. Dezember 1803. Das Gedicht sandte er seiner Braut nach Kassel,

„An Dora", 28. September 1803, das einzige Gedicht, welches an seine Braut gerichtet ist.

„Die Rosen- und Rebenlaube", 23. Juli 1802.

„Für den Glücklichen und Unglücklichen", 14. August 1802.

„Die beiden Rosen", 5. August 1802.

„Warnung,» 11. September 1802.

„Dauer der Liebe", 30. Jul. 1804.

„Stolz und Demut", 30. Juli 1802.

„Dichterweihe", 1. August 1802.

„An einen Sterndeuter", 12. Dezember 1803.

„Das Leben", 1. August 1802.

„Dichter und Dichterinnen", 1802.

Eine Recension der „Kornblumen" erschien in der Hall. Allg. Lit. Zeit. 1806, No. 35 (Februar), S. 278 f. Sie erkennt das Talent des Verfassers an, wünscht aber festere Bildung und männlichere Reife; sie findet mehr Wieder- klang fremder als eigener Töne, aber reges Gefühl; die sentimentale Laune und der humoristische Witz hätten zuviel Gesuchtes und erinnerten an Jean Pauls Manier, nicht aber an seinen Geist; auch die Form verlange noch mehr die Feile u. s. w. In neuerer Zeit hat Wendeler in den „Fischartstudien" (1879), S. 32f. sich über den Wert des Büchleins ziemlich abschätzig geäussert. An J. G. Jakobi in Freiburg hatte Meusebach ein Exemplar der Schrift gesandt, welcher sich ausführlich über die Form und den Inhalt in einem Briefe vom 6. April 1805 ausspricht.')

Ausserdem veröffentlichte Meusebach Gedichte in Taschenbüchern, wie Jakobis Iris, und Zeitschriften, wie in der Zeitung für die elegante Welt. Andere fanden sich ungedruckt in seinem Nachlass. Ein Freund hatte behauptet, dass das Gedicht „Dulce cum sodalibus" etc.') äusserst schwer zu übersetzen sei; alsbald schickte Meusebach demselben vier verschiedene Übersetzungen, welche in seinen Gedenkbüchern erhalten sind.

Aus diesem friedliehen Stillleben wurde Meusebach durch die gewaltigen Ereignisse des Jahres 1806 aufgescheucht. Infolge des glücklichen Feldzugs von 1805 bildete Napoleon aus dem Herzogtum Berg, welches der neue König Max Josef von Bayern, und dem Rest der Provinz Cleve, welche der König von Preussen gegen die Übergabe von Hannover an ihn abgetreten hatte, ein neues Fürstentum, das Grossherzogtum Berg, und übergab es seinem Schwager Murat (15. März 1806'), welcher alsbald in Düsseldorf eintraf und die Hudigung

') Wendel er, Briefwechsel etc., S. V f. »J Jetzt abgedruckt in (Peipers) „Gaudeamus, carmina vagorum selecta in usura laetitiae." Lips. Teubner 1879, S. 74 ff. -- *) Vergl. Goecke, Das Grossherzogtum Berg unter Joach. Murat, N'apoleün I. und Louis Napoleon 1806-1813, Köln 1877, S. 3 ff.

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in Empfang nahm. Eine Gebietserweiterung erhielt der neue Fürst durch die Stiftung des Rheinbundes (12. Juli 1806), indem ihm ausser anderen Gebieten der oTÜsste Teil der nassauisrhen Stammlande des oranischeu Hauses, die Fürsten- tümer Siegen, Dillenburg, Hadamar, die Herrschaften Westerberg, Schadeck, Beilstein und der auf dem rechten Lahnufer gelegene Teil der Herrschaft Runkel zugewiesen wurden'), während einige andere Besitzungen (Diez u. s. w.) ander- weitig vergeben wurden. Der Fürst Wilhelm V. hatte zuletzt bei seiner Tochter, welche an den Herzog von Braunschweig vermählt war, seinen Wohnsitz auf- geschlagen, wo er am 9. April 1806 gestorben war. Sein Sohn und Nachfolger Wilhelm Friedrich verlor somit durch einen Federstrich die eben erst über- nommenen Lande und behielt nur noch die durch den Reichsdeputationshaupt- schluss von 1803 gewonnenen Entschädigungsgebiete, welche er schon vor dem Tode seines Vaters verwaltet hatte. Meusebach konnte, als die oranien-nassauischeu Beamten zu Dillenburg beeidigt werden sollten'), bei seiner grossen Anhäng- lichkeit an das Haus Uranien sich nicht entschliessen, an diesem Akte teil- zunehmen; er verliess Dillenburg und begab sich zunächst nach Vockstedt, ungewiss, welchen Entschluss er fassen solle. Kurz vor der Entscheidungs- schlacht bei Jena reiste er zu dem Prinzen von Uranien, welcher eine Division in der preussischen Armee befehligte und sein Hauptquartier zu Blankenburg hatte. Freundlich aufgenommen erhielt er die Versicherung, bald wieder in den Dienst desselben eintreten zu können, und wurde in der That alsbald zum überzähligen Regierungsrat in Fulda ernannt. Doch wurde diese Berufung da- durch hinfällig, dass der Prinz auch die neuerworbenen Länder wegen seiner Teilnahme an dem Kriege verlor; Fulda kam einstweilen unter die Verwaltung französischer Generäle, bis es später dem neugeschaffenen Grossherzogtum Frank- furt einverleibt wurde. Es blieb Meusebach schliesslich nichts übrig, als nach Dillenburg zu Frau und Kiud zurückzukehren; auf Zureden seiner ehemaligen Vorgesetzten fügte er sich den Verhältnissen und trat nach einfacher Eides- unterschrift statt der Eidesleistung*) wieder in seine vorige Stellung ein.

Über diese Vorgänge hat er folgendes in seinen Gedenkbüchern nieder- gelegt: „Die Zeit vom 29. Juli 1806 (wo ich das letzte Mal der Session der fürstlich oranien- nassauischen Justizkanzlei beiwohnte) bis zum Anfang des November 1806 ist für mich und die Geschichte meines Herzeus und Geistes höchst merkwürdig. Seit ich aber mit dem Jahrgange 1802 und 1803 mein moralisches und historisches Tagebuch über mich selbst geschlossen habe, ist mir die Lust, über mich und den Gang meiner Bildung, meiner Gesinnung und Ideen zu schwatzen, gänzlich verloren gegangen. Es ist mir ordentlich ennuyant, über mich etwas weitläufig hinzuschreiben; sonst thät ichs jetzt viel und sehr. Den 17. Oktober plünderten mich in Halle*) die Franzosen zweimal und

') Vergl. jetzt E. Auafeld, die Besitzergreifung der nassau-oranischen Landesteile für deo Orossherzog von Berg im Jahr 1806 in den Annalen des Vereins f nass. Altertumskunde u. Geschichtäforgchung, XIX, S. 188 tf. «j Am 31. Juli. Ausfeld, a. a. 0., S. 199 f. *) So war für die abwesenden Beamten bestimmt worden. Ausfeld, a a. O , S. 201. *) Am 17. Okt. fand ein Zusammenstoss der Divisionen Bernadutte?» mit der preuss. Reservearmee bei Halle statt, welche eine völlige Niederlage erlitt. Hausse r, Deutsche Gesch. III, S. 13.

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arretierten mich die Preussen auf Jer Broihahnschenke als einen französischen Spion. In Halle stand ich auf dem Markte mitten im Flintenfeuer. Auch meinen lieben treuen Leo büsste ich am 13. Oktober früh in Weissenfels der Franzosen wegen ein. Das edle Herz meines Hruders hatte ich vorher in Vockstedt durch schöne Beweise kennen lernen. Übrigens habe ich erfahren, wie die Notwendigkeit uns erst zwingen muss zu freier Selbständigkeit. Gerade die Menschen, die uns gern am meisten in unserer freien Selbständigkeit be- schränken und turbieren, sind immer die, die sich in unsern Verlegenheiten und misslichen Lagen am wenigsten mit etwas Reellem um uns bekümmern. Soviel weiss ich: Leute, die am wenigsten verlangen, dass ich nach ihrem Plane leben und mein Leben einrichten soll, sind am mehrsten noch im stände und gesinnt, mir in Nöten reell zu helfen und zu nützen. Der Name meines jetzigen Pachters Johann Andreas Liebau aus Rietnordhausen liegt mir auch dann in dankbarem Gedächtnis, wenn ich längst aus aller Geschäftsverbindung mit ihm bin. Vier- zehn Wochen lang war ich von meinem geliebten Weibe und Kindlein entfernt und einigemal in der bangen Besorgnis, sie nie wiederzusehen."

Zu diesen äusseren Widerwärtigkeiten trat hinzu, dass zum tiefen Schmerze der Eltern ihre Tochter Sidonie am 6. Januar 1807 starb. Die Mutter hatte kurz vor Weihnachten 1806 mit derselben die Eltern zu Kassel besucht; auf der Rückreise nach Dillenburg gingen in Marburg die Postpferde durch, der Wagen schlug an einen Prellstein um und Sidonchen fiel in den Schnee. Diesen Unfall betrachtete man als die Ursache davon, dass das Kind schlecht zahnte und am zweiten Feiertage erkrankte; es traten Konvulsionen und Krämpfe ein, denen es trotz der Hilfe von drei Ärzten (zu dem Dr. Hofmann und Schmidt hatte man den Hofrat Fritze von Herborn holen lassen) endhch erlag. In den Gedenkbüchern widmete Meusebach dem geliebten Töchterchen einen tiefgefühlten wehmütigen Nachruf; am 11. Januar begleitete er es still zu Grabe. Auch den am 28. November 1806 gebornen Sohn ereilte am 8. Mai 1808 ein früher Tod, der um so schmerzlicher war, als er durch einen beklagenswerten Zufall herbeigeführt wurde; eine Theemaschine, an der die Mutter beschäftigt war, stürzte um und übergoss das bei derselben stehende Kind mit siedendem Wasser; nach 18 Stunden erlag es den Brandwunden. Dabei fürchtete Meusebach zu- gleich für das Leben seiner Frau, welche heftig erkrankte und abermals nach der am 13. Juli 1808 erfolgten Geburt des zweiten Töchterchens Ludowine Sophia Sidonie') zweimal dem Tode nahe war. Fügen wir sofort hinzu, wie sich die Familienverhältnisse in den nächsten Jahren gestalteten. Am T.Februar 1811 wurde geboren Karoline Gertrud^), am 26. Mai 1812 Otfried Ilans^) und am 12. August 1814 Karl Bernhard Max.*)

Im Frühjahr 1807 (8. April) reiste Meusebach nach Vockstedt, wo er bis in den August verweilte, um mit seinem Bruder die Gutsverhältnisse zu ordnen.

•) Sie starb am 4. April 1822 zu Berlin. *) Vermählt am 6. April 1833 mit August T. "Witzleben, k. preuss Land- und Stadtgerichtsrat zu Potsdam (1602—1842), t den 21. Okt. 1880. ^) Vermählt am 28. September 1852 zu Neu-Braunfels in Texas mit Agnes Gräfin Coreth zu Coredo und Starkenberg. *) K. preuss. Ministerresident in Rio de Janeiro, f am 10. Mai 1862 zu Halle.

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Da dieser die Bewirtschaftung des väterlichen Gutes aufgab, so verkaufte er seine Hälfte an unsern Meusebach und nahm seinen Wohnsitz in Frankenhausen, ■wo er 1811 starb. Am 26. August traf Meusebach wieder zu Dillenburg ein; das Gut verpachtete er.

Wenden wir uns nunmehr wieder zu dem inneren Leben Meusebachs zurück, so sind zunächst die Aufzeichnungen der Jahre 1807 und 1808 zu er- wähnen, in welchen er über seine wissenschaftliclie Weiterbildung und seinen sittlichen Zustund ein aufrichtiges Bekenntnis ablegte. Er sagt:

„1. Ich glaube jetzt schon eine nicht gemeine Kenntnis der deutschen Sprache zu besitzen.

2. Ich glaube eine nicht allgewöhnliche Kenntnis des Inneren der deutschen Litteratur sowie,

3. eine ziemlich weitiäuftige Kenntnis des Ausseren aller anderen Litteraturen zu haben,

4. Item eine gute Rechtseinsicht und Geschick zum praktischen Richter.

Aber wieviel fehlt mir noch von dem, was ich selbst wirklich noch er- langen willl (Denn Fertigkeit im Drechseln, im Klavierspielen will ich gar nicht erlangen). Es fehlt mir noch:

1. Fortgesetztes Studium der griechischen und römischen Sprache, zu denen ich in Merseburg auf der Schule einen sehr guten Grund gelegt habe. Ich war vielleicht zuletzt der stärkste darin unter allen meinen Mitschülern. Aber seit der juridischen Amtsführung hier in Dillenburg habe ich das Studium beider Sprachen zu sehr vernachlässigt.

2. Ich bin zu weit zurück in den neueren europäischen Sprachen, deren Erlernung, wenn ich mich ernstlich daran gäbe, mir bei der vorhandenen Kenntnis des allgemeinen Geistes der Sprache vielleicht gar nicht schwer würde.

3. Ich habe nicht alle zu einem Richteramte nötigen Rechtssätze im Ge- dächtnisse gegenwärtig stehen, weil ich nicht eigentlich Jurisprudenz fortstudiere, sondern nur gelegentlich bei der Amtspraxis fortlerne.

4. Ich teile die Zeit in meinen verschiedenen Studien nicht ordentlich genug ein. Und bei allem diesem, was ich zu meiner Ausbildung nötig erachte, mir noch Fehlenden soll ich noch mehr Allotria beginnen, nochmals Klavier- klimpern? Auch nährt sich, wenigstens in hiesiger Gegend, jetzt ein Holzhauer besser als ein Drechsler."') 1. Dezember 1807.

„Frage ich mich bei dem Rückblicke auf 'das vergangene Jahr (1808), ob ich mit ihm glücklicher, d. h. besser und weiser geworden, so kann ich wohl nichts mir darauf anworten, sondern muss nur beschämt fast gänzlich vor mir selbst verstummen. Thorheiten beging ich noch und Sünde; meinen Jähzorn lernt ich wenig mehr als sonst bekämpfen; anhaltender, strenger und fester Thätigkeit lag ich fast weniger noch ob als sonst. Der alte Wille des wahr- haft Guten blieb zwar bestehen in mir, aber das Vollbringen so schwach, schwankend und unbeständig als sonst. Wie spät erst soll es mir gelingen

') Ein Freund hatte ihm geraten doch noch ein wenig Klavier, auch ein Handwerk, etwa Drechseln, in .subsidium zu lernen.

es

Festigkeit zu erlaogen und ununterbrochene Ausdauer In dem ewig Outen und ewig Schönen! In der Liebe zu den Menschen (dessen bin ich mir bewusst) bin ich beharrt und vorgeschritten; aber was nützen die Gefühle, wenn sie nicht übergehen in Werke! Werde ich am Schlüsse des künftigen Jahres mit mehr heiterem Blicke auf mich und mein Inneres zurückblicken können."

Im folgenden Jahr schrieb er am Tage nach seinem Geburtstage: „Still und vergnügt in Hofmanns') Gesellschaft war die gestrige Feier meines Ge- burtstages; auf der Theerhütte lasen wir in einem der besten Bücher in der Welt, im Hesperus. Hab' ich in meinem Inneren seit meinem vorigen Geburts- tage gewonnen? An Festigkeit des Glaubens an Gott, an ruhiger Ergebung und festem Vertrauen auf ihn, an noch mehrerer Stärke der Liebe zu meinem herrlichen Weibe, ja, des bin ich mir bewusst. Aber sehr blutwenig an Milde, Schonung und Zartheit im Umgange mit den Menschen. Immer noch der alte Brand des Jähzornes, die alte Härte des einmal gereizten Gemütes. Nur seit dem Anfange dieses Jahres ist mir selbst wenigstens die Hoffnung des Besser- wei-dens fester geworden, und dazu halfen: die Liebe Jean Pauls und die Liebe meiner Frau, und mein Vertrauen und meine Offenherzigkeit gegen diese. Ja, liebes treues Weib, Dir hab ich mein Glück zu danken; denn ohne Dich wäre mir schwer geworden jene Hoffnung zu befestigen. Und auch Dir, edler Richter'), möge Gott das Gute lohnen, was Du an mir gethan! Und Du, teuere Ernestine, holdes, süsses Weib! liesest Du vielleicht einmal in alten einsamen Tagen (wenn ich Dir vorausgehen sollte zu unseren verstorbenen Kinderchen), was ich jetzt in meiner leichteren Einsamkeit schreibe, so erheitere und erwärme Dich mein Dank und meine Liebe, von der Du sicher dann sagen sollst: ach! er hat doch Wort gehalten und mich so sehr geliebt bis zu seiner letzten Stunde; und auf welchem Sterne, durch welches ihn mehr reinigende und läuternde Licht er jetzt wandeln wird, so denkt er doch gewiss ewig an mich und sehnt sich so heiss nach mir, als da er dies schrieb. Und dann, Du gutes altes treues Mütterchen, nimm die Kinder, die Du um Dich hast, und drücke sie an Dein heisses Herz und erzähle ihnen von unserer Liebe und sage ihnen, dass sie gut werden und gut bleiben. Dich auf den Händen tragen, alle Menschen lieben, Gott ehren und lieben und ihr Herz und ihren Sinn und ihren Wandel rein erhalten sollen. (Den 7. Juni 1809 abends in der Hütte der untersten Terrasse).** „Als ich in der Nacht, wo Dr. Hofmann mir gesagt, dass ich nicht wieder an das Kranken- und vermeintliche Sterbebett meiner Frau treten möchte, nach dem Feldbacher Wäldchen zu, d. i. den mir nächstgelegenen Gang hinaus ins Freie gegangen war und dort das verwundete Herz in namenlosem Schmerze zu Gott erhoben und gebetet hatte; als meine Frau nachher besser geworden ■war und ich in dem nächsten Briefe nach Kassel meiner Schwiegermutter jene schrecklich schwere Nacht geschildert hatte, da fragte mich in der Folge mein sonst sehr braves Schwägerlein Fritz"), der meinen Brief gelesen, was ich denn

') Über diesen Freund und Hausarzt Meusebachs s. unten. ') Mit Jean Paul war

Meusebach kurz vorher in brieflichen Verkehr getreten. S. unten. *) Ernestines jüngerer

Bruder, geb. den 21. Juni 1790, Kurf. hessischer Überlandforstnieister, 7 den 5. Februar 1858 zu Kassel.

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damals in dem Feldbacher Wäldchen habe thun wollen das habe er gar nicht begriffen und verstanden und warum ich nicht zu Ilauöe geblieben wäre u. s. w. Eine solche Frage schneidet ein wie scharfes Eis und Eisen; mir war bewusst, dass mich nicht etwa eine falsche Empfindsamkeit zu einem prunkenden Xachtgeniälde verleitet hatte; denn ich weiss noch wohl, dass mir in jener Nacht ganz anders zu Mute war."

In dieses Jahr fallt die Niederschrift der Gedanken, welche Meusebach im Jahre 1809 herausgab unter dem Titel: , Geist aus meinen Schriften, durch mich selbst herausgezogen und an das Licht gestellt. Markus llüpfinsholz." Frank- furt a. M. In der Jäger'schen Buch-, Papier- und Landkartenhandluug. 112 S. 16*^. Das Büchlein enthält eine Sammlung von geistreichen Bemerkungen aus den Gedenkbüchern, maunigfalrigeu, meist satirischen oder humoristischen Inhalts in Jean Pauls Manier. Den Anlass zu dem Titel: „Geist u. s. w." gab ihm ein unter dem Titel: „Geist und Chrestomathie der vorzüglichsten, kräftigsten und gelungensten Stellen aus Jean Pauls SiLdiriften," Erfurt 1801 1804 in drei Bänden erschienenes Sammelwerk; Markus Hüpfinsholz nannte er sich nach Georg Rollenliagen, welcher die vom 21. März 1595 datierte Widmung seines „Frosch- mäuslers'* an Heinrich Rantzau auf Segeberg mit ,, Markus Hüpfinsholz von Meusebach'' unterzeichnete, um sich an diesem für den Gebrauch seines Namens zu ,, revanchieren".') Die Aphorismen beziehen sich auf die verschiedensten Seiten von Wissenschaft und Leben und lassen an manchen Stellen auch die persönlichen Verhältnisse und Erlebnisse des Verfassers hervortreten.^)

Die Vollendung des Schriftchens, welches wie gesagt in Jean Pauls Manier gefasste Gedanken enthielt, ermutigte den Verfasser, mit Jean Paul selbst in briefliche Verbindung zu treten, die er an zwei Thatsachen früherer Jahre an- knüpfen konnte nnd die er in der Folge zu den freudigsten Ereignissen seines Lebens rechnete. An diesen Dichter, für welchen er schon auf der Schule zu Merseburg schwärmte, hatte er im Jahre 1799 einen Brief voll glühender Be- geisterung ohne Xamensunterschrift von Jena aus nach Weimar, wo Jean Paul seit Herbst 1798 wohnte, abgeschickt; der Brief war auch in dessen Hände gelangt. In gleicher Weise hatte Meusebachs Gemahlin im Sommer 1802 auf eine eigentündiche Weise die Bekanntschaft des Dichters und seiner Frau ge- macht.') Diese hatten nach ihrer Verheiratung (27. Mai 1801) ihren Wohnsitz in Meiningen aufgeschlagen und machten von da aus kleine Reisen, unter andern nach Kassel. Hier hörten sie einee Abends bei der Rückkehr von Wilhelms- höhe in einem Hause, dessen Fenster geöffnet waren (es war das des Ober- jägermeisters v. Witzleben in der Wilhelmsallee), von einer schönen Mädchen- stimme Jean Pauls Lieblingslied singen:

Namen nennen Dich nicht. Dich bilden Griffel und Pinsel Sterblicher Künstler nicht nach u. s. w.*)

') Wendeler, Fischartstudien, S. 30, Anm. 1. ^) Vergl. die Besprechung des j

Büchleins von "Wendeler, u. a. Ü , S. u. 36 ti'. ') Vergl. Schwartz, Leben des Gen. Ciausewitz, II, 3. 183. Das Manuskript enthält einige weitere Mitteilungen über das Lied, weshalb wir die Erzählung hier wörtlich aufnehmen. *} Das Gedicht ist von dem Pastor

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Jean Paul konnte dem Verlangen nicht widerstehen, die Sängerin kennen zu lernen, und bewog seine zögernde Gattin in das Haus einzutreten. Sie fanden die Familie v. Witzleben, die Eltern und drei Töchter versammelt, gaben sich zu erkennen und wurden freundlich aufgenommen. Der Besuch wurde erwidert und führte einen freundlichen Verkehr von einigen Tagen herbei, bei welchem der Dichter und seine Gattin sich besonders an die zweite Tochter, welche das Lied gesungen hatte, Meusebachs nachherige Frau, anschlössen.

Meusebach, von dem sehnlichen Verlangen erfüllt, mit dem bewunderten Dichter in nähere Verbindung zu treteu, übersandte demselben am 27. Dezember 1808 ein Exemplar seiner neuen Schrift „Geist aus meinen Schriften'', mit folgendem Briefe:

„Junge Leute lassen zuweilen etwas drucken und schicken es grossen, damit diese ihnen etwas schreiben und schicken sollen. Ich aber habe Ihnen, unaussprechlich Geliebter, ja schon vor neun oder zehn Jahren einmal geschrieben und nicht gewagt mit dem jetzigen Petschaft zu siegeln. Dass Sie meinem Briefe, wenn er (wie ich denke) noch zu Weimar in Ihre Hände gekommen, sein jugendliches Glühen nachgesehen haben, dies hielt und halte ich mich fest versichert. Aber jene jugendliche, noch halb schüchterne Glut ist schon lange in lichte Flammen aufgegangen. In diesen elf Jahren, seit sich das Bild Ihres Geistes und Herzens vor meine Seele gestellt hat, hatte ich bei Gott kaum einen Tag, an welchem ich nicht vor diesem hohen, heiligen Bilde mit dem Auge heisser Andacht und Liebe gestanden hätte. Es gibt noch drei oder vier Männer, die ich liebe wie Sie; aber mehr als Sie kann ich keinen lieben, und keinen weiss ich, den ich höher zu verehren, keinen, dem ich heisser zu danken hätte als Ihnen, Unvergleichlichster unter den Männern, der Sie der Schutz- engel meines Lebens gewesen sind, durch den Gott zu mir gesprochen hat! Darum vertraue ich auch fest, dass Sie den Mut, Ihnen selbst dies zu sagen, nicht tadeln und das Andrängen meines Herzens zu dem Ihrigen nicht zurück- stosseu werden.

„Sie hörten einmal in der Wilhelmshöher Allee vor Kassel dem am Klavier gesungenen Liede eines lieben, bescheidenen Fräuleins zu: ,, Namen nennen Dich nicht" etc.; Sie und Ihre Frau Gemahlin gewannen das Fräulein (die mittlere von drei Schwestern) wohl lieb; der Mann dieses lieben, zarten, sanften Engels (wie ein sehr freundliches Billet Ihrer Frau Gemahlin sie nannte) ist es, der Sie jetzt bittet, ihm auch Liebe und Zuneigung zu geben, wie damals seiner schon damals von ihm in verschwiegener Stille geliebten Ernestine. Das Jahr fünf ist beinahe voll, seit diese Ernestine v. Witzleben des Lebens Freuden und Leiden mit mir teilt, aber der letzteren vielleicht mehr, als sie verdient. Sie haben sie als Tochter gesehen, und nur die beste Tochter kann die beste Mutter werden. Das winzige Büchlein, das ich beilege, gibt S. 83 u. 85 von

Uelzen zu Langelingen bei Celle (geb. zu Celle am 29. September 1759, f zu Langelingen den 8. April 1808) im Jahre 1785 gedichtet und von Andreas Kretschmar in Musik gesetzt worden; irr- tümlicher Weise wurde es Jean Paul zugeschrieben, als des^^en Lieblingslied es von andern bezeichnet wurde; Holtei, vierzig Jahre II, S. 22. Jean Paul selbst nennt es sein „angebliches Lieblingslied." Förster, J. P. Werke, Bd. 34, S. 260.

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Zahl und Namen ihrer Kinder gute Auskunft. Aber wenige Tage, nachdem jene nachdatierte Epistel an meine Frau zum Druck beturdert wurden war, gingen wir schon des dort designierten Liebesboten verlustig, und seine arme Mutter hatte das Unglück, selbst die zufällige Ursache seines Todes zu sein. Am Morgen des 7. Juni d. J., als Ernestine in meiner Stube Kaffee machen wollte, und der frohe liebliche Otfried mit gleicher treuer Zutraulichkeit von der Mutter zu mir, von mir zur Mutter lief, welche eben an der Theemaschine rückte, stürzte diese herunter und das siedende Wasser über den herrlichen Jungen her, der nach achtzehn schweren Schmerzenstunden tot war. Ach! Eltern werden grausamer und härter verwaist durch frühes Hinsterben ihrer Kinder als diese durch das frühe jener. Ernestine wurde sehr krank und gab in der Nacht vor dem Morgen, an dem ich dem Gottes- und Totenacker zum zweiten- male ein geliebtes Kind zuführen musste, mir selbst die Furcht ihres eigenen Verlustes. Doch raffte sie sich wieder auf und erfüllte nach vier Wochen die Verheissung des antedatierten Briefextraktes; sie gebar die kleme Ludowine, die aber, da der letzte Monat ihres verborgenen Lebens von der mütterlichen zwie- fachen Krankheit hart mitergriffen worden war, nur leise Hoffnung eines Trostes und Ersatzes gab. Zehn Tage nach der Niederkunft wurde meine Frau, von zu starkem Blutverlust entkräftet, aufs neue und bald so tötlich krank, dass ich nach dem Willen des Arztes schon einmal, um ihr das Scheiden vom Leben durch meine Gegenwart und das Scheiden von mir nicht schärfer und schmerz- hafter vor das brechende Auge zu rücken, mich aus ihrer Stube entfernen und nur die Stunde erwarten musste, wo ich das teure, geliebte Wesen zum letzten- male, aber ohne Puls- und Herzschlag für mich, sehen konnte. Gott aber half wunderbar; sie schien genesen, fiel aber nach vierzehn Tagen von neuem auf das Krankenbett zurück; abermals schien sie rettungslos verloren, kam aber auch jetzt mit dem Leben davon, erholte sich allmählich und auch das Kind gedieh . . .'")

Jean Paul schrieb folgende Antwort:

„Leider eilig! Bayreuth, den 7. Jenn. 1809.

„Mein erster Brief in diesem Jahre ist an Sie, sowie meine erste erhaltene Morgengabe dieses Jahres Ihr Brief gewesen, den i<^'h den 1. Januar be- kommen samt dem Büchlein, dessen Anfang ich schon lauge und so froh aus der eleganten Zeitung gekannt. In Weimar bekam ich einen anonymen Brief aus Jena, der gewiss der Ihrige gewesen. Ich danke dem Schicksal, dass Sie mich lieben und Sie lieb' ich herzhch, wenn Sie auch nur Ihr Büchlein, nicht Ihren Brief geschrieben hätten.

,, Nachahmung ist etwas anderes als Nachäffung oder Nachahmerei; denn sonst gäbe es nur einen originellen Autor, den ersten Schreiber. In Ihrem Büchlein gehören die Einfälle ja nur Ihnen allein; auch die Manier konnten Sie nicht abschreiben, sondern sie fortsetzen, wie ich ja selber thue, wenn ich weiter schreibe. Ihre Laune und deren Bewahrung oft bis auf das Würtchen

*) Hier bricht das Konzept des Briefes ab.

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herab hat mich sehr erquickt; und mein Wunsch ist nun, dass Sie vom Frag- mentarischen zum Ganzen überschreiten und den Witz etc. nur einschalten, der sich jetzt ein Privileg des Einschaltens einschaltet. Ich und meine Frau erinnern uns noch sehr lebhaft d. h. sehr froh der drei Schwestern, welche so schon an die schönste mythologische Drei erinnern.

„Aber Ihnen und Ihrer Gattin noch mehr kann das Schicksal den durch- bohrenden Blitzstrahl nur durch einen seltneren Frühling vergüten; mich und noch mehr meine Frau hat die Thee-Wasserprobe zum Schaudern gebracht. Aber das heimgegangene Wesen muss als Engel herunterschweben oder wer die Stelle vertritt und es muss längere Leiden heilen, als es empfangen hat, kurz nach einem solchen Unglück glauben Sie mir bereitet das Schicksal grosses Glück zu oder hat es schon gethan.

Leben Sie wohl, trefflicher Mann! Jede Nachricht Ihres Fortlebens ist mir willkommen. Gegrüsst von ganzem Herzen sei die Schöne, Zarte und Lebens- verwundete, wenn der letzte Ausdruck erlaubt ist, da sie einen solchen Mann hat! Es gehe Ihnen beiden wohl!

Ihr

Jean Paul Fr. Richter."

In der Freude seines Herzens über diesen Brief schrieb Meusebach in sein Gedenkbuch: „Am 27. Dezember 1808 hatte ich einen Brief an den von mir fast am meisten unter den Männern geliebten Jean Paul Friedrich Richter mit dem „Geist aus meinen Schriften" abgeschickt; am 15. Januar 1809 empfing ich schon eine Antwort von ihm; aber welch eine Antwort! Wenn ich in diesem Jahre kein besserer Mensch werde, so werd ich es nie, sondern der unwürdigste, der solche Liebe nie verdienen kann, als einer der edelsten und göttlichsten Menschen ihm erzeigt hat. Nie kann ich diesem grossen Menschen für die herrlichsten Worte der Liebe, die er mir gegeben, nie Gott selbst genug dafür danken, und beiden nur durch strengste Reinigung des Sinnes und Heiligung des Lebens."

Zu Weihnachten übersandte er an Jean Paul ein von seiner Frau ver- fertigtes Beutelchen, in welches Rosen mit Perlen eingestrickt waren, und diese begleitete die Sendung mit einem an Jean Pauls Gattin gerichteten Briefe. Erst im Sommer 1810 erhielten sie folgende drei Dankschreiben:

1. Jean Paul an Meusebach.

„Bayreuth den 22. Juni 1810.

„Jeden Tag, geliebter Freund und Schriftsteller, beging ich eine Sünde mehr durch den wachsenden Schein meiner Undankbarkeit. Dies ist gewiss anno 1810 mein grösster Fehler gewesen. Aber Sommers Anfang soll auch Besserunganfang sein. Was hälfs, die Ursachen der Zögerung vorzuzählen? Aber Mangel an Liebe war nicht unter ihnen.

„Ihre beiden Briefe sowie das Geschenk brachten nur Rosen ohne Dornen, anstatt dass es sonst im Leben und Winter so viele Dornen ohne Rosen gibt. Glauben Sie dem namenlosen Rezensenten Ihres Büchleins in der Jenaer Litteraturzeitung doch weniger als einem ehrlichen Briefschreiber mit Namens-

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Unterschrift.^) Ich erinnere mich sogar einer Ihrer als irrig angeführten Be- merkungen über den Menschen, wo er offenbar gegen Sie irrt. TVas ich Ihnen höchstens raten würde, wäre, da Deutsche für blossen Witz und blosse Ironie zu wenig Sinn haben, beide ihnen in der Schüssel aufzutischen, aus der sie alles essen, sogar das Beste in einem Romane.

Leben Sie wohll Ich sage nicht: Verzeihen Sie mirl Denn Ihr liebendes und wieder geliebtes Herz hat mir gewiss schon seit zwei Minuten verziehen.

Ihr

Jean Paul Fr. Richter.**

Meusebach schrieb in sein Gedenkbuch am 0. Juli 1810: „Aufgezeichnet zu werden verdient das Fest des heutigen Empfangs des zweiten Briefes von dem geliebtesten unter den Männern, von Jean Paul." Und am 8. November 1810: ,,Jean Paul gibt mir den Rat einen Roman zu schreiben; ich wollte aber, er hätte mir auch das Genie dazu gegeben. Mir wird das gewiss ebenso wenig als Lichtenbergen (dass ich mit diesem mich zu vergleiphen wage) je gelingen, einen Roman zu schreiben, ob ich mir gleich vielleicht noch etwas mehr poe- tischen Talents, wenigstens mehr poetischen Sinnes bewusst bin, als Lichten- berg hatte, der Klopstocks Oden nicht wohl goutieren konnte."

2. Jean Paul an Meusebachs Frau.

„Bayreuth d. 22. Juni.

„An die Rosen-Gärtnerin.

Ich habe, L'nvergessene und Verehrte, meinen Dank so lange verschoben, dass er Ihnen kaum einer mehr sein wird in der Zeit wirklicher Rosen für Ihre perennierenden. Sie haben Ihr Ebenbild trefflich getroff"en, wie wenigstens Leute sagen, die es besser verstehen, z. B. meine Frau, der ich daher das schöne Beutelchen mehr wert als alles, was hineinkommt gegeben habe, da es für ein Mannsfäustchen zu gut ist.

Noch recht klar erinnere ich mich unserer schönen Tage leider nicht, sondern nur Stunden in Kassel. Aber es kehrt nichts um, höchstens der Schmerz, nicht die Freude. Auch diese kehre nicht zu Ihnen um, sondern sie gehe gar nicht fort von Ihnen!

Meine Frau grüsst Sie mit wahrhafter wärmster Liebe. Und ich ahme ihr nach. Ihr

Jean Paul Fr. Richter."

') Ein mit «Wst" sich unterzeichnender Rezensent hatte in der Jenaer Allg. Lit. Zeitung vom 18. November 1809, No. 269, Sp. 335 das Büchlein von M. Hüpfinsholz sehr übel mit- genommen: ,0 Jean Pauli Jean Pauli wie viel arme Seelen vermummen sich wie Du, um auf Deine Rechnung auf den Parnass zu gelangen I Auch diesen ganz kleinen Hüpfinsliolz musst Du auf Dein Gewissen nehmen. Das liebe Männlein weiss sehr witzige Sachen vorzubringen, wenn er die erste beste Idee, die ihm vorkommt, niederschreibt, mit fremdartigen Gleichnissen verbrämt und mit etwas Belcsenheit durchweht" u. s. w. Es scheint nicht, dass die Rezension Meusebach tief bekümmert habe, wenigstens findet sich keine Bemerkung über sie in den Tag- büchern.

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3. Kiiroline Richter an Erncstiue v, Meuscbach. ^Ihr gütiges Erinnern unserer Bekanntschaft gibt mir den Mut, das, was ich längst auszusprechen micli sehnte, wenn auch nur in wenig Worten zu sagen das frohe Gedenken Ihrer Liebenswürdigkeit und Güte und meine innige Achtung und alle die rührenden Eindrücke, die das Anschauen so zarter Yortrefflichkeit mir unaushischlich eingeprägt hat. Glauben Sie mir, dass ich Sie und Ihren edlen Kreis nie vergessen habe, dass unter meine süssesten Erinnerungen Tlir Bild mich immer entzückte. Dass nun durch die freund- schaftliche Annäherung die Hoffnung mir aufgeht, Sie vielleicht wieder zu sehen, befestigt die schöne Erscheinung, und dann will ich Ihnen besser als auf diesem Papiere sagen, wie ich Sie verehre und liebe.

Karoline Richter."

Meusebach erhielt diese Briefe, während seine Frau bei ihren Eltern in Kassel zum Besuche war. Er schrieb ihr nichts davon, sondern bescheerte ihr nach ihrer Rückkehr die zwei für sie bestimmten Briefe unter Rosen versteckt zu ihrem Geburtstage (13. September). Erst im folgenden Jahr antwortete sie von Kassel aus, wo sie sich zum Besuche befand, in einem Briefe, der aber- mals beweist, wie hoch sie diese Freundschaft schätzte. Der Wunsch ihres Gatten, Jean Paul persönlich kennen zu lernen, den sie hier äussert, kam nicht zur Erfüllung, auch die Frauen haben sich nicht wieder gesehen; der schriftliche Verkehr aber blieb auf die mitgeteilten Briefe beschränkt. Dagegen erwähnt Meusebach seines vergötterten Schutzengels und Freundes oft in seinen Gedenk- büchern. „Ich wollte, so schreibt er 1809, Jean Paul bekäme Lust, auch einmal hierher zu ziehen nach Dillenburg! Schöner könnte er hier nicht wohnen als in meinem Hause; mit einem massigen Mietzinse war' ich zufrieden, ich würde niemals mehr so losdonnern, weder gegen meine Frau noch Schwester und Gesinde; denn ich würde immer denken: der Mietsmann droben hörts und wird böse und liebt mich nicht mehr, sondern zieht gar aus. Ganz leicht könnte ich auf die Art ein herrlicher sanfter Mensch werden."

Das Lebensglück, welches Meusebach zu Dillenburg genoss, gründete sich nicht zum wenigsten auf den Verkehr mit gleichgesinnten liebenswürdigen Männern, welche ihm auch über die Zeit seines dortigen Aufenthalts hinaus ihre Freundschaft be- wahrten, wie auch er ihrer nicht vergass. Unter denselben ist zuerst zu nennen sein Hausarzt Dr. Friedrich Hofmann, geb. am 9. Mai 1783 zu Dillenburg, gestorben als Medizinalrat zu Höchst am 30. Oktober') 1821. Der Witwe räumte Meusebach unentgeltlich in seinem Hause zu Dillenburg eine Wohnung ein. Zu seiner Vermählung am 8. Mai 1808 verfasste er eine humoristische Gratu- lationsschrift in ungebundener Rede: „Ratgeber für junge Eheleute", die er jedoch seiner Gewohnheit gemäss nur in 25 Exemplaren drucken Hess und an Freunde verteilte. Von Koblenz aus übersandte er ihm das in Eisen abge- drückte Brustbild Gneisenaus mir einem Gedichte, welches Pertz im Leben Gneisenaus und Schwartz im Leben des Generals Clausewitz abgedruckt hat.')

•) Menge?, Statistik S. 105 gibt als Todestag den 20. November an. *) Schwartz, Leben des Gen. Clausewitz II, S. 190.

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Gleiche Freundschaft verband ihn mit dem Justizrate Heinr. Ludw. Christ. Böttger, welcher seit 1706 zweiter, seit 1804 erster Professor der Rechte zu Ilerborn war und Ostern 1806 in den praktischen Dienst als Mitglied der Justizkanzlei zu Dillen- burg übertrat, auch während der Zeit des Grossherzogtums Berg als Rat am Tribunal des Siegdepartements verblieb und am 31. März 1815 wahrscheinlich infolge eines Fehltritts in der Dunkelheit starb (die Leiche wurde am 12. April in einem "Weiher bei Dillenburg gefunden). Die Freundschaft mit ihm erlitt 1807 eine kleine Einbusse, die aber nicht von Dauer gewesen sein mag, wenigstens verzweifelt Meusebach nicht an ihrer Herstelluug.^) Die drei Freunde feierten wohl Familienfeste gemeinsam, lasen Jean Paul zusammen und verkürzten gerne die Stunden durch mancherlei Scherze, zu denen Meusebach immer aufgelegt war. Zu den älteren Männern, welche damals in Dillenburg lebten und mit dem jüngeren Meusebach in Beziehung traten, gehörten der Forstmann Georg Ludwig Hartig») (1764—1836), welcher von 1797—1806 als Land- forstmeister daselbst wirkte und seine blühende Forstschule dorthin verlegte, und der Oberbergrat, Joh. Phil. Becher^) (1752 1831); als praktischer Arzt und Lehrer der Medizin genoss wohlverdienten Ruf und Anerkennung der Professor an der hohen Schule zu Herborn Aug. Fritze*), geb. den 27. Februar 1754, gest. den 28. Februar 1826, dessen Sohn Wilhelm Fritze (1801 1880), seit 1833 Leibarzt des Herzogs von Nassau, im Jahre 1834 Meusebach zu Berlin aufsuchte und die Erinnerung an die Dillenburger Jahre und die dort verübten „Thatspässe'' auffrischte.^) Ein jüngerer Freund wurde ihm der Theologe

') Vogels Xachlass im Königl. Staatsarchive zu Wiesbaden. Zaig in der Allg. Deutschen Biographie I, S. 103. Meusels gel. Teutschland, tjber die Freundschaft mit Hofmann und Böttger schrieb Meusebach: Die Freundschaft mit dem edlen, bescheidenen hochherzigen Dr. Fr. Hofmann dahier datierte sich ordentlich vom Anfange dieses Jahres 1808 an. Den Verlust der Freundschaft des Justizrats Böttger, der sich aus dem Dezember v. J. her datieren würde, will ich aber diesem Gedenkbuche noch nicht eintragen, weil ich noch immer hoffe, und weil ich auch mit Recht lieber zu voreilig im Eintragen als im Ausstreichen alter Freundschaften sein muss. Bei Hofmann ist übrigens an Voreiligkeit wahrlich kein Gedanke, auch gibts Freundschaften von verschiedenem Kaliber. 'J Vogel, Archiv der nass. Kirchen- und Ge- lehrtengeschichte I. 1818, S. 232—243; Allg. Deutsche Biographie X s. v. Hartig starb als Oberlandforstmeister zu Berlin. ^) Vogel, a. a. O.. S. 174 183 und Allg. Deutsche Biogr. II, S. 204. N. Nekrol. IX (1831) I S. 354. *) Programm der hohen Schule zu Herborn vom Jahre 1788. M enges, Statistik der Lebens- und Gesundheitsverhältnisse in Nassau 1855, 8 104, No. 21. »j Menges. a. a. 0., S. 110, No. 97. Er starb am 19. November 1880 als Geh.-Rat zu Wiesbaden. Vergl. den Nekrolog im Rhein. Kurier vom 25. November 1880. Den Besuch bei Meusebach erzählt Wendel er, Fischartstudien S. 81 mit dessen Worten. „Er weiss mehr von mir als ich selbst. Und zwar gerade von solcher Seite und in solcher Weise, die Ihnen [Haupt] nur die interessanteste sein kann. Es ist alles Mythe, lebendige Volkssage, die von Ihrem Helden sich über den Westerwald nach Wiesbaden und von da bis Bonn und Köln am Rhein hinunter zieht. Ich gestehe, dass ich oft frappiert wurde durch die Dinge, die er mir von Ihrem Helden aus dem grauen Altertume vorerzählte. Von altdeutscher Litteratur ist dabei keine Rede nicht und von Glossen hält Herr Fritze noch weniger als mancher andere. Auch Wortspässe und Mandafabulsche eigene und Bruderwitze machen nicht die Hauptsache aus, sondern Ihr Held zeigt sich in jener Heldensage gleichsam als Unicum von einer ganz neuen Seite: Thatspässe wäre etwa das rechte Wort für die Sache, und der Er- zähler weiss sie in ein gutes Licht zu setzen." Ein solcher Thatspass war, dass Meusebach einst mit dem Kandidaten Vogel eine Flasche Wein auf dem Dache seines Hauses ausleerte.

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Christian Daniel Vogel (1789—1852) von Neuhütte; ihn lernte er kennen und hochschätzen, als derselbe im Jahre 1809 von Neuhütte aus das nahe Dillen- burg besuchte und das Archiv, welchem Joh. v. Arnoldi vorstand, benutzte, oder später von Bailersbach und Liebenscheid aus, wo er Pfarrstellen bekleidete, gleichfalls archivalische Studien machte und die Bibliothek ordnete. Mit ihm blieb Meusebach auch nach seiner Anstellung zu Koblenz in Verbindung und „lockte den Vogel vom Westerwald" (Vogel war 1815 nach Marienberg versetzt worden) zweimal zu sich in seine neue Heimat, in den Jahren 1816 und 1817. Dass Vogel, welcher fast nie über die Grenzen seines geliebten Nassau hinaus- ging, sich zu diesem Besuche verstand, beweist die Festigkeit des Freundschafts- bandes, welches beide Männer umschlang.*) Auch mit dem bergischen Präfekten Schmitz (seit 1809), der sich durch Gerechtigkeitsliebe und Humanität während jener schweren Zeit auszeichnete und in Dilienburg, dem mehrjährigen Schau- platz seiner Thätigkeit, nachher im besten Andenken fortlebte *), stand Meusebach im Verkehr; ein Sohn von jenem fand zu Berlin im Meuaebach'schen Hause später freundliche Aufnahme.^)

Die amtlichen Verhältnisse Meusebachs gestalteten sich unter der gross- herzoglich bergischen Regierung angenehm. Ausser seinem Amte wurde er zu verschiedenen Nebenämtern berufen: so wurde er Mitglied einer Baupolizei- kommission, Präsident der Wohlthätigkeitsanstalten und am 3. November 1809 Generaldepartements-Rat des Siegdepartements. Das Justizwesen bestand anfangs unter wenig veränderten Formen weiter, bis die Einführutig des Code Napoleon durch Dekret vom 12. November 1809 eine völlige Umgestaltung mit dem 1. Januar 1810 herbeiführte*): durch Erlass vom 17. Dezember 1811 wurde in jedem der 1808 gebildeten 78 Kantone des Grossherzogtums ein Friedens- gericht, in jedem der 12 Arrondissements ein Tribunal erster Instanz und in Düsseldorf ein Appellationsgerichtshof eingesetzt. Zum Procureur bei dem Dillenburger Tribunal wurde Meusebach durch Dekret von demselben Tage, in welchem er noch als Assessor bei der Justizkanzlei bezeichnet ist, mit einem Gehalt von 3600 frcs. ernannt; er hatte übrigens dies Amt schon vorher pro- visorisch verwaltet. Diese Stellung entsprach völlig seinem Wunsche: sie war ganz selbständig und nur dem Staatsrate und General-Prokurator zu Düsseldorf untergeordnet. Kurz vorher hatte er eine Reise nach Düsseldorf gemacht, wo man die Ankunft Napoleons erwartete und die Behörden dem Kaiser vorgestellt werden sollten.^) Dies geschah am 2. November 1811. Er bemerkt in seinen Tagebüchern hierüber: „Am 15. Oktober Abreise nach Düsseldorf zur Feier der Ankunft des Kaisers; am 18. Oktober herrliche Fahrt in einem Nachen auf dem Rhein von Koblenz nach Köln oder von Thal Ehrenbreitstein bis Deutz.

^) Auf sein Verlangen .,brütete" Meusebach in seinem Dachstübchen Verse aus zum .Feste der Geburt des Erbprinzen Adolf von Nassau (am 24. Juli 1817), dem erlauchten Vater und Vater des Vaterlandes ehrfurchtsvoll gewidmet von den treugehorsamsten Beamten und Unter- thanen des Westerwaldes." Über den nassauischen Geschichtsforscher Vogel s. N. Nekrol. der Deutschen XXX (1852) II S. 521, Allg. Xass. Schulblatt 1852, Xo. 37. *) Schmitz wurde später Appellationsrat zu Köln. ') Vergl. Anna!. XX S. 381. *) Ooecke, das Gross- herzogtum Berg 1877, S. 40 f. 37. *j Goecke, a. a. 0., 8. 79 ff.

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Am 2. November Yorstellung bei dem Kaiser Napoleon und bei der Kaiserin Marie Luise."

In das ihm bis dahin fremd gebliebene französische Gerichtswesen lebte er sich rasch ein; bald stand er im Rufe, der vorzüglichste Procureur des Gross- herzosjrums zu sein, bei dem sich ausgebildet zu haben jüngeren Beamten zur Empfehlung gereichte. Von seiner Thätigkeit in dieser SteUung stammt auch die Vorliebe für das mündliche Verfahren und die Einrichtung der Schwur- gerichte, welche er sein ganzes Leben hindurch bewahrte.

Doch dauerten bekanntlich die Schöpfungen Napoleons nicht lange. Der siesreiche Feldzug des Jahres l.'^13 bereitete dem Rheinbund und dem Gross- herzogtum Berg ein jähes Endo. Schon am 15. November war Düsseldorf in den Händen der Verbündeten'), am 20. Dezember nahm der Prinz von Oranien wieder Besitz von seinen Erblanden, welche im Auftrage des Generalgouverneurs für das Grosshorgtum Berg, Justus Grüner, der Staatsrat und Genoralprokurator Sethe zu Dillenburg im Namen der hohen Verbündeten demselben übergab. Die französische Gerichtsverfassung wurde sogleich abgeschafft und mit dem 1. Januar 1814 die Justizkanzlei wieder hergestellt.

Nach dem L'bero:an2: der Verbündeten über den Rhein wurde Grüner mit der Verwaltung der linksrheinischen Länder, Donnersberg, Saar, Rhein und Mosel betraut. Während Meusebach noch mit Aussonderung der Akten und anderer Arbeiten infolge der Umwandlung der Gerichtsverfassung beschäftigt war, erhielt er von jenem, welcher ihn zu Dillenburg persönlich kennen gelernt hatte, am 5. Februar 1814 ein Schreiben (d. d. 24. Januar), welches ihn un- verzüglich nach Trier berief, um in Verwaltungsgeschäften behilflich zu sein. Noch mit den Vorbereitungen zu dieser Reise beschäftigt ging ihm ein anderes Schreiben von dem Generalprokurator Sethe zu, durch welches er zum General- advokaten bei dem Appellationshof zu Düsseldorf ernannt wurde (d. d. 1 1 . Februar). Da er Grüner seine demnächstige Ankunft schon angezeigt hatte, begab er sich zuvörderst nach Trier und teilte Sethe die Sache mit; dieser war mit seiner voriäufigen Verwendung zu Trier zufrieden (27. Februar), fügte indessen hinzu, die Stelle in Düsseldorf werde für ihn offen gehalten werden. In gleicher Weise bot ihm Gruner'j eine der ersten Stellen am Appellationshofe zu Trier, welche mit Franzosen besetzt gewesen waren, an; zunächst jedoch solle er bei der Ordnung der Verwaltung mitarbeiten.

Nachdem im Mai 1814 der Sitz des Generalgouvernements nach Koblenz verlegt worden war und das Bedürfnis sich geltend gemacht hatte, zum Ersatz für den Pariser Kassationshof einen Revisionshof in Koblenz zu errichten, so entwarf Meusebach den Plan für diesen neuen Gerichtshof und wurde zum Präsidenten desselben ernannt mit einer Besoldung von 10 000 frcs. Fast gleichzeitig mit

') Goecke, S. 89. ') Grüner starb zu "Wiesbaden, wohin sich der erst 43 Jahre alte Mann zur Wiederherstellung seiner Gesundheit l)egeben hatte, am 8. Februar 1820 und ist auf dorn sogen, alten Kirchhofe bestattet, zu seiner Seite seine Gattin ff den 6. Mai 1826J und Tochter (f lü. März 18'24j.

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dieser Ernennung erhielt er durch den oranisohen Minister v. ffairorn die von dorn Prinzen von Oranien am 7. Mai 1S14 vollzoj^ene Bestallunj^s- urkunde, durch welche er zum Oberhofgorichtsrat zu Dilh'nhurg mit 1000 H. Gehalt ernannt wurde, zugleich mit der Erlaubnis, nach Befinden mit un- bestimmtem Urlaub noch jenseits des Rheines zu bleiben. Die Entschei<iung der Wahl zwischen beiden Amtern erfolgte erst, als Mousel)ach aufgefordert wurde in seiner Eigenschaft als Präsident des rheinischen Kassationshofes dem Könige von Preussen zu huldigen; nunmehr bat er am 2S. Februar 1815 um Entlassung aus dem oranischen Staatsdienste, welche ihm am 27. März gewährt wurde; am 15. Mai 1815 leistete er in Aachen den vor- langten Huldigungseid.

Von Koblenz aus hatte er zweimal seine in Dillonburg znrückfrebliebene Familie besucht, zuerst auf die Nachricht von der Geburt eines Sohnes (am 12. August 1814). Damals „lief er", wie das Tagebuch sagt, von Koblenz nach Dillenburg und war bei der Taufe am 2. September gegenwärtig. Ebenso „lief er" am 5. April 1815 von Koblenz nach Dillenburg, nahm von Frau und Kindern, welche während des Sommers in Kassel und Bad Neundorf blieben, sowie von dem ihm liebgewordenen Dillenburg wehmütigen Abschied und machte auch die Rückreise zu Fuss, auf welcher er in Emmerichenhain noch seinem treuen Freunde, dem Dr. Windt') Lebewohl sagte. Im August traf seine Frau mit den vier Kindern in Koblenz ein.

Noch einmal eröffnete sich für Meusebach die Aussicht, in nassauische Dienste zurückzukehren. Im Jahre 1818 wurde ihm der Antrag gemacht, mit dem Charakter eines Geh. Staatsrats und Generalprokurators sowie dem Gehalt von 6000 fl. nach Wiesbaden zu kommen. Soviel Verlockendes diese Berufung für ihn hatte, so zog er doch auf die ihm eröffneten, aber später nicht erfüllten Aussichten hin die Stellung an dem nach Berlin verlegten Revisionshofe vor.

Wir haben (■)fter die Gedenk- und Tagebücher Meusebachs erwähnt, über welche wir das, was Schwartz mitteilt, hier zum Schlüsse folgen lassen. In dem ersten Winter seines Aufenthalts zu Koblenz begann er, da er noch getrennt von seiner Familie lebte, die Abfassung der sogen, „weissen Bücher", in welche er sowohl den Inhalt der früher von ihm geführten Tage- und Eriune- rungsbUcher, die zum Teil nur als Konzepte vorhanden waren, als auch Auf- zeichnungen über sein Leben in Koblenz aufnahm. Sie sollten ihm selbst in Tagen der Zukunft sein vergangenes Leben vergegenwärtigen und seinen Kindern als teures Vermächtnis zur Erinnerung an den Vater dienen. Der Inhalt ist ein sehr mannigfaltiger, da er auch Betrachtungen über die ver- schiedenartigsten Dinge, Urteile über Gelesenes, Beobachtungen über Gegen- stände der Kunst und Natur, kürzere Bemerkungen und Anekdoten, end- lich auch Gedichte hier einzutragen pflegte. Sie bestehen aus vier Bänden, von denen die zwei ersten hier in Betracht kommen: Band I umfasst die

') Landphysikus zu Emmerichenliain, später Medizinalrat zu Eltville; er starb den 21. >farz 1848, alt 67 Jahre. Menges, a. a. 0., S. 108, Xo. 73.

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Jahre 179S bis 1S04, Band II, welcher auch die Benennung „das heimliche Gemach"* führt, von 1804 bis 1814; der dritte Band enthält die Koblenzer Lebensperiode, der vierte, das -Traumbuch", hat seinen Namen von der Be- stimmung die Träume aufzunehmen. Die vier Bände sind in hellbraunes Leder gebunden und haben weisse Umschläge ; den Namen führten sie daher, dass sie unbeschriebenes oder vielmehr unbedrucktes Papier im Gegensatz zu andern Büchern hatten; denn von einem beschriebenen Papier sagte er einmal, es sei nun schwarz geworden.

Chronogramm

auf das Jahr des grossen Brandes von Wiesbaden.

Von F. Otto.

Bekannt ist die Liebhaberei früherer Zeiten, Jahreszahlen in die Anfangs- buchstaben von Versen oder in die lateinischen Zahlbuchstaben in Versen oder Sprüchen zu verbergen. Ein Beispiel, auf welches A. Wyss in seiner Mit- teilung über die Fortsetzer der Limburger Chronik im Neuen Archive VII, S. 580 aufmerksam macht, betrifft das Jahr 1547 und den grossen Brand der Stadt Wiesbaden am 25. April. Vergl, Rössel, Die kirchlichen Altertümer von "Wies- baden, S. 22, No. 21. Es heisst dort nach freundlicher Mitteilung des Herrn Prof, Hillebrand zu Hadamar also:

Incendium Wisbadense poteris ex bis colligere temporis numerum denotantibus; factum est 252: die Aprilis 1547: Ex supernis thronis cecldit super nos ignis et spirltns procellarnm pars cyati nostri fuit. Numerabis D pro simplici i.

Die Zahlzeichen ergeben: M CCCCLL XVVVVVIIIII (D=) I + IIIIII

1 5 4 7

Die Worte sind zusammengesetzt aus folgenden Worten der hl. Schrift: Apoe. 4,5: de throno procedebant fulgura. Hiob 1,16: ignis Dei cecidit de caelo. Psalm 10,7: spiritus procellarum pars cyathi (statt calicis) eorum.

Wiesbaden im Sommer des Jahres 179G.

Nach den Aufzeichnungen des

Wilh. Lautz.

Mitgeteilt von F. Olto.

Die nachfolgenden Aufzeichnungen sowie die Erlaubnis sie zu veröffent- lichen verdanken wir der Liberalität des am 26. (Oktober 1887 dahier ver- storbenen Oeh. Reg.-Rates Fr. Lautz. Der Verfasser derselben, Wilhelm Anton Heinrich, Vater des Geh. Rates Lautz, war im Jahre 1773 geboren und im Jahre 1796 als Accessist bei der fürstlichen Regierung zu Wiesbaden, welcher sein Vater als Regierungsrat angehörte, angestellt worden. Die Leiden und Gefahren, welche der Krieg dieses Jahres über die Stadt brachte, veranlassten ihn Notizen über die täglichen Vorkommnisse zu sammeln und nachher zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzufassen. Diese Arbeit, welche nach der Schrift zu urteilen, in einem Zuge niedergeschrieben ist, vollendete er am 30. September dieses Jahres; die letzten Ereignisse, die er erwähnt, waren etwa 14 Tage vor- her vorgefallen.

Diese Aufzeichnungen sind in mehr als einer Beziehung der Veröffent- lichung wert. Vor allem geben sie in ihrer Unmittelbarkeit, mögen auch die Sorgen und Befürchtungen hie und da in der Not der Zeit zu schwarz aus- gefallen sein, ein ausführliches und getreues Bild der Zustände zu Wiesbaden während der Anwesenheit der Franzosen im Sommer des Jahres 1796, und je ärmer unsere Stadt an dergleichen Aufzeichnungen ist, um so dankbarer nehmen wir an, was uns geboten wird. Erhöht wird der Wert derselben durch die Stellung des Verfassers, welche ihn in den Besitz sicherer und vielfach wohl offizieller Nachrichten setzte.

Uns lag die Aufgabe ob, die einzelnen Angaben mit den bekannten That- sachen zu vergleichen und in Zusanuueuhang zu bringen, andere Mitteilungen zur Bestätigung oder Erläuterung heranzuziehen und etwaige Nachweise über Personen und Sachen zuzufügen. Dazu dienten ausser dem bekannten Werke von Häusser, deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Grossen bis zur Gründung des deutschen Bundes, vornehmlich folgende Schriften: Denkwürdig- keiten des Feldzugs von 1796, enthaltend die Operationen des Maas-Sambre- Heeres, aus dem Französischen von Bachoven von Echt. Koblenz 1823; Grund- sätze der Strategie, erläutert durch die Darstellung des Feldzuges von 1796.

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Wien 1813; S. G. Fingers Tagebücher, Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, N. F. YI. 1877, S. 161 tt'. Endlich kamen uns die Akten des hiesigen Staats- und städtischen Archives zu statten, namentlich enthalten die letzteren sämtliche nach Abzug der Franzosen eingereichten Rechnungen über die von den Bürgern gemachten Lieferungen und Ausgaben, erstere die Verhandlungen über die Art der Zahlung resp. die Herabsetzung der noch nicht bezahlten Eechnungen.

Über den Feldzug selbst bedarf es nur einer kurzen Yorerinneruug. Während General Moreau die Aufgabe hatte in Süddeutschland einzudringen, was ihm auch gelang, sollte die Maas-Sambre-Armee unter Jourdan über den ^'iederrhein setzen und die dort betindlichen kaiserlichen Truppen zurückdrängen. Der erste Versuch misslang. Xach dem zweiten Angriff zog sich Erzherzog Karl bis zur Oberpfalz zurück, um nunmehr seinerseits zum Angriff überzugehen. Durch die wiederholten Niederlagen sah sich Jourdan gezwungen eihgst zurück- zukehren und das jenseitige Ufer des Rheines wiederzugewinnen.

Einen Teil seiner Armee hatte Jourdan, während er selbst über Frankfurt dem Erzherzoge nachfolgte, unter General Marceau am Mittelrhein zurückgelassen mit der Aufgabe die Festungen Ehrenbreitstein und Mainz zu beobachten und Frankfurt besetzt zu halten. Vergl. Anm. 3 zum 11. Juli und Anm. 6 zum 13. Juli. Von dieser Division, deren Stärke auf 28 525 Mann angegeben wird, standen 9355 Mann vor Kastei unter dem General Daurier, dessen Haupt- quartier zu Wiesbaden war: Marceau befand sich nicht immer an demselben Orte, sondern immer da, wo seine Anwesenheit notwendig zu sein schien. Auch von den Truppen lagen nur wenige in Wiesbaden selbst oder dessen

nächster Nähe. _. , .

F. Otto.

Aufzeichnungen des W. Lautz im Sommer 1796.

3. Juni. Der 3. Juni war der erste Tag, wo das dumpfe Gemurmel [l ging, die kaiserlichen Truppen seien an der Sieg geschlagen.')

Den 4. Juni bestätigte sich das Gerücht mit den Zusätzen, die Franzosen seien bei Bonn über den Rhein gegangen und hätten die Kaiserlichen über- rascht, wobei 2400 Mann geblieben und gefangen worden. Dies sei vorzüglich durch die Schuld des Prinzen von Würtemberg geschehen, welcher mit dem Stabe auf einem Ball gewesen, welches den Franzosen verrathen worden sei.')

An demselben und dem folgenden Tag herrschte das Gerücht, die Franzosen seien geschlagen worden: doch am 5. Nachmittags hiess es, dass die Franzosen

3. Juni. ') Die Österreicher hatten den Waffenstillstand am 21. Mai gekündigt, die Feindseligkeiten begannen am 1. Juni mit dem Vormärsche des Generals Kleber, welcher die Divisionen Let'ebre und Collaud befehligte, gegen den rechten Flügel der Kaiserlichen unter dem Prinzen von Würtemberg, der zwischen der Lahn und Sieg stand. Denkw., S. 16ff. Taf. I. Häusser II, 48.

4. Juni, 'j Dem Andringen Klebers konnte der kaiserl. General Kienmayer (4 Bat. u. 10 Eskadr.) nicht widerstehen und gab seine Stellung zu Siegburg am 2. Juni auf; Kleber gab den Verlust der Österreicher auf 2400 Mann au, worunter lUOü Gefangene. Denkw, 19,

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bei AltenkircheQ die kaiserliche Reserve geschlagen, das Magazin, das Feld- lazareth, Bäckerei sei verloren; auch ein Bataillon Darmstiidter sei gefangen, überhaupt die Armee völlig auseinander gesprengt worden. Nun wurde die Bestürzung allgemein, alles glaubte man verloren.')

5 u, 6. Juni. Das Flüchten fing diesen Mittag an und dauerte fort, ['i Schon sollten die Franzosen in Nassau und kein Kaiserlicher jenseits der Lahn mehr sein.')

0. Juni. Morgens fing die kaiserliche Bagage an hier durchzuziehen. Mittags kam die tröstliche Nachricht, dass die Franzosen wieder etwas zurück- gedrängt seien. Gegen Abend kam ausserordentlich viel Bagage hier durch, welches vor der Stadt hielt. Dieses erweckte sehr üble Gedanken bei uns. Abends sagte man, die Kaiserlichen ständen ganz diesseits der Lahn und die Franzosen jenseits, und bei Diez sei eine heftige Kanonade.')

Den 7. Juni waren die Nachrichten etwas tröstlicher, man sagte, die Kaiser- lichen ständen noch 4 Stunden jenseits der Lahn, die Franzosen schon bei Wetzlar und hätten Altenburg plündern wollen, wobei 100 Mann zusammengehauen worden. Übrigens sei Verstärkung zu der Armee.') Mittags berichtet der Amt- mann Weis^), dass die Kaiserlichen Nassau verlassen und daselbst geplündert hätten, sieh aber an der Lahn halten wollten. Den 7. Juni Abends kam die [3 Nachricht, dass nicht allein die Deutschen die Franzosen diese Nacht geschlagen in einem Gefecht, das von gestern Abend bis heute Morgen gedauert, sondern auch, ohne zu wissen wie und wo, in Koblenz sei . . . Übrigens ging die Bagage und sonstiges wieder vorwärts.

Den nämlichen Abend marschierten die Regimenter Starey') und Ctepnitz*) hier durch. So sprach man auch wieder, dass die Franzosen den Versuch ge- macht hätten, bei Wetzlar über die Lahn zu brechen, weshalb eiligst viele Truppen über Frankfurt dahin gegangen. Übrigens hörte man viel von den erschrecklichen Grausamkeiten, welche die Franzosen überall verübten, wie sie u. a. jenseits der Lahn 7 Dörfer in Brand gesteckt, und ebenso sollen sich die kaiserlichen Truppen auch nicht zum besten auf dem Rückzug betragen.

Den 8. Juni blieb es bei der Nachricht, dass die Franzosen über die [i Sieg zurückgegangen. Nachmittags hörte man kanoniereu. Abends die Nach- richt von Herrn J. Meyer, dass die Kaiserlichen alle diesseits der Lahn stünden

Auch Finger, S. 191, i^ibt dem Prinzen von Würtemberg die Schuld an der Schlappe. *) Ä.m 4. Juni fand das (erste) Gefecht bei Altenkirchen statt, in welchem 3000 Gefangene gemacht, 12 Kanonen und 4 Fahnen erbeutet zu haben Lefebre sich rühmte. Dcnkw., S. 20 f.

5. u. 6. Juni, ') Viele flohen nach Frankfurt, wohin auch von anderen Orten Flücht- linge eintrafen. Finger, a. a. 0. Die Zahl der Kurfreniden war am 13. Juni von 2Ü4 Per- sonen (am 23. Mai) auf 112 herabgesunken. Wiesb. Wochenblatt.

6. Jixni. ') In der That standen die Franzosen auf dem rechten Lahnufer bei Ober- hadamar, konnten aber den Übergang über den Fluss nicht erzwingen. Denkw., S. 22.

7. Juni. M Finger, a. a. O. *) Fürstlicher Amtmann zu Nassau seit dem 26. Nov. 1793, vorher Regierunga-Assessor zu Dillenburg, Archiv. ') Graf Ajiton Sztarey (1740 18Ü8), kaiserlicher Feldzeugmeister, Inhaber des 33. Inf.-Kog , das unter General Wartensleben stand. *) Wohl Zescliwitz-Kürassiere, Grundsätze d. Strat. II, i^. 90,

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und ein Lager vor Limburg und Kirberg zu absteckten. Zugleich des Abends die Xachricht. dass die Franzosen in Weilburg seien.

Den 9,, 10. u. 11. Juni blieb es bei den vorigen Nachrichten. Nach und nach liefen immer bessere Nachrichten ein, bald auch, dass die Schlacht bei Wetzlar gewonnen') und die Franzosen im vollen Rückzug begriffen seien, so auch ihre Niederlage bei Weyerbusch.^

Hierauf fiugen die grossen "Durchmärsche nach dem Oberrhein wieder [5 an*), wobei zugleich die Nachricht, dass die Franzosen bei Kehl über den Rhein gegangen seien.*)

Samstag den 2. Juli. Die Kaiserlichen retirieren, die Franzosen wieder in Montabaur.')

Sonntag den 3. Juli. Man ^agt, die Franzosen seien bei Bendorf, 2 Stunden oberhalb Neuwied, mit 8000 Mann über den Rhein gegangen, hätten die Darmstädter sogleich geworfen und viele nebst der Kriegskasse gefangen genommen.')

Dienstag den 5. Juli. Die Franzosen stünden auf dem linken Flügel bis an die Lahn, in Nassau seien noch 1400 Kaiserliche, General Wartensleben noch jenseits: grosse Bestürzung.

Mittwoch den 6. Juli ging Mittags die Bäckerei von Limburg nebst [6 vielem Mehl hier durch, welches wir für ein böses Omen hielten.

Donnerstag den 7. Juli frühe berichten Briefe von Frankfurt, dass der linke Flügel der Kaiserlichen unter General Kray mit grossem Verlust über die Lahn geworfen sei. General Warteusieben liege krank in Wetzlar. Mittags hiess es, der rechte Flügel der Kaiserlichen sei gleichfalls total geschlagen u. a. Gerüchte,

8. Juli. Nachmittags 3 Uhr wurde gesagt, die Franzosen seien auf [7 6 Stunden repoussiert.')

Abends 7 Uhr. Die Franzosen seien über die Lahn gegangen, aber nach dreimaligem Angriff der Kaiserlichen zurückgeschlagen worden.

9., 10. 11. Juni. ') Die Schlacht bei Wetijlar fand am 15. Juni statt. Denkw., S. 25f. *) Die Schlacht bei Weyerbuseh fand am 19. Juni statt. Denkw., S. 29. ^) Infolge der glücklichen Erfolge an der Lahn Hess Erzherzog Karl einen Teil seiner Truppen nach dem gefährdeten Oberrhein gehen. Häusserll, 48. *) Moreau ging am 23.— 24. Juni über den Rhein. H ausser II, 49.

2. Juli. ') Anfang Juli ergriff Jourdan wieder die Offensive; nach Montabaur kam man erst .später.

3. Juli. ') Am 2. Juli setzten mehrere Truppenteile und Jourdan selbst bei Bendorf- Neuwied über den Rhein und machten viele Gefangene, nahmen auch zwei Kanonen und viel Gepäck; die Darmstädter drei Bataillone fochten übrigens tapfer und nahmen eine Schanze zweimal den Franzosen wieder ab, rettete auch alles Geschütz; die ganze Bagage freilich und das Lazarett gingen verloren. Denkw., S. 36 f. Beck, Gesch. d. hess. Artillerie, 3. 101.

8. Juli. ') Die Franzosen standen am 7. Juli bereits an der Lahn von Nassau bis Giessen, um >(. Juli war Ruhetag, nur dass leichte Truppen dem Feinde nachsetzten, um die Richtung seines Abmarsches zu beobachten. Denkw., S. 44.

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Abends 0 T'hr kamen einige Würzburger Dragoner, welche sagten, die Franzosen seien diesseits der Lahn, und die Kaiserlichen standen eine Stunde vor Kirberg. Andere Nachrichten sagten, die Franzosen wären bei Diez und Runkel über die Lahn gegangen.

Den 9. Juli Samstag Morgen kam Artillerie hier durch. Übrigens wurde wiederum gesagt, die Franzosen seien noch nicht über der Lahn, und das vermöge Nachrichten, die der Fürst haben wollte.

Diesen Morgen ging das Husaren-Regiment Vecsay') und 3 Escadrons Latour^ nebst Infanterie hier durch. Nachmittags allerlei Nachrichten. Man sagte, die Franzosen seien bei Limburg, Diez und Runkel über die Lahn ge- gangen^), aber mit grossem Verlust allenthalben zurückgeschlagen worden. Be- sonders sollen sie bei Limburg viele Leute verloren haben, sowie bei Diez, wo die ()sterreicher eine Batterie von 6 Kanonen auf die Franzosen hätten spielen lassen.*) Andere Nachrichten dagegen sagten, dass die Franzosen bei Limburg, Runkel, bei Weilburg und Wetzlar über der Lahn seien.

Abends 7 Uhr brachte Herr v. Marschall*) die Nachricht, dass heute [8 Mittag in Nauheim Kriegsrath gehalten und beschlossen worden, heute Nacht von der Lahn zu retirieren, so dass die Hauptarmee über Esch und ein Theil über Wiesbaden ziehen dürfte. Grosse Zweifel darüber und auch Gründe dafür! Samstag Morgen, 9. Juli sah man die Bestätigung: der kaiserliche Rückzug [9 war da, Bagage und Truppen gingen den ganzen Tag hier durch.

Den 10. gingen immer noch Soldaten durch. Mittags fing ein Gefecht auf dem Weg nach der Platte bei der sogen. Hellkunde an, welches ziemlich lebhaft war und 2 Stunden dauerte. Die Kaiserlichen, welche ziemlich stark waren, zogen sich bis an das stumpfe Thor zurück, behielten jedoch noch diese Nacht ihre Vorposten oberhalb der Stadt.') Furcht und Besorgnis hat auch die mutigsten in unserer Stadt ergriffen, als das Gefecht begann, denn jedermann [10 fürchtete, dass die Franzosen in dem Gefecht eindringen und es dann eine Plünderung absetzen würde. Allein diese Furcht war Gottlob eitel. Die so gefährliche Nacht ging sehr ruhig vorüber. Die Kaiserlichen zogen sich, un- bedeutende Excesse abgerechnet, in grösster Ordnung zurück, was man haupt- sächlich dem braven General v. Nauendorf zu verdanken hat.-)

Den 11. Xontags früh 4 Uhr ritt die erste französische Patrouille hier ein. Sie war von einigen Offizieren begleitet und betrug sich sehr gut,

9. Juli. ^) Siegbert Freiherr Vecsay v. Hajnacsket (1739—1802) war Inhaber des vierten Huaaren-Regiment.s. Wurzbach. *) Graf Max ßaillet v. Latour (1737— 1S06) war Inhaber eines Dragoner-Regiments. Wurzbach. ^) Die Franzosen gingen am 9. Juli bei Nassau (Daurier), Limburg (Bernadotte), Leun (Bonnard), Wetzlar (Collaudj, Oiessen (Lefebre) und Runkel (Championet) über die Lahn. Denkw., S. 46 u. 47. *) Über das Gefecht bei Diez haben die Dillenburger Intelligenznachrichten von 1796, Sp. 651, einen Bericht. *J E. Freih. v. Marschall-Biberstein (1770 1834\ war seit 1793 Regierungsrat zu Wiesbaden.

10. Juli. ') Die Division Bernadotte war von Limburg über Kirberg nach Wie.-^baden vorgerückt und bestand zwisclien XiMhof und Wiesbaden ein Gefecht, in welchem sie die Stellung am Rande des Waldes (Hellkund) behauptete. Denkw., S. 47 u. 48. ■*) Fr. A. Jos. Graf V. Nauendorf, kaiserlicher Feldmarschall-Lieutenant (1749 1801).

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90 das9 auch jerzt unsere Besorgnisse zu vorschwindon anfangen.') Gegen Mirta? verloren sich die auf dem Erbenheimer, Bierstadter und Mosbacher Berg gestandenen kaiserlichen Vorposten.

Sobald die Patrouillen eingerückt waren, musste sogleich Brod geliefert [U werden und 60 Malter Hafer nach dem Jägerhäuschen. Ebenso wurden auch 56 Malter Korn und Gerste an die Müller abgegeben. Mittags erschien der Commissär Duquoy bei der Regierung untl verlangte für die Truppen bis morgen früh 30,000 Pfund Brod, 7000 Bouteillen Branntwein und 300 Stück Hornvieh. Das zweite wurde verweigert und. in Ansehung des dritten einstweilen 50 Stück Yieh ausgeschrieben.

Wenn das so fort geht, so muss in Zeit von 14 Tagen Hungersnot ent- stehen, indem die Ernte z. Z. ruiniert und auch noch entfernt, und das Yieh durch die Viehseuche grösstenteils verloren ist. Auch hört man, dass auf den Feldern Leute hier und da von den Soldaten ausgezogen worden, in der Stadt selbst sind bis jetzt noch keine Excesse vorgekommen. Ganz ohne [12 Ausschweifungen ist es jedoch nicht abgegangen. Denn gestern Mittag wurde im Wirtshaus zum Wolf alles aufgefressen und noch dazu alles entzwei ge- schlagen. — Abeuds kam der Commissär Duquoy auf die Hofkammer und ver- langte, dass ihm die vorrätigen herrschaftlichen Früchte ausgeliefert würden. Auf geschehene Vorstellung, dass die französische Armee von diesen Vorräten leben müsse, indem man sonst nichts zu liefern habe, stand er zwar von seinem Vorhaben ab. Hess sich jedoch den herrschaftlichen Speicher zeigen. Auch kamen des Abends noch 2 Offiziere unversehens, welche sagten, sie seien hierher gewiesen, und verlangten eine Kutsche mit 2 Pferden. Ich sagte ihnen, dass wir keine hätten, und sie gingen mit grossem Ungestüm und Drohungen weg. Es war, wie sich hernach herausstellte, auf die Kellerei-Pferde und Kutsche abgesehen.-)

Diesen Abend sagte mir auch der Müller Salz, dass er heute von den [13 Latour-Dragonern unter Befehligung eines Offiziers, und hernach von den Fran- zosen zweimal geplündert worden sei. Von den letzteren seien die ersten 2 Chasseurs gewesen, wovon er jedem .3 Carolin habe geben müssen, die andern seien Volontärs gewesen. Auch erzählte er mir, dass es in Sonnenberg heute sehr übel hergegangen. Wegen der kommenden Nacht waren wir in grosser Besorgnis, indem es hiess, die Division des Generals Bernadotte würde durchgehen'); von dem Stadtrat , wurde desshall) bekaunt gemacht, dass jeder Laternen aushängen s(jlle.

11. Juli. ') Zuerst erschienen 12 Offiziere mit der Patrouille, welche alsbald im Ein- horn zum Früh.'itiick 12 Flaschen Assmannshäuser verzehren und an die Avantgarde 33 Flaschen verteilen; zu den Offizieren am stumpfen Tliore gehen 40, an die Mannschaft daselbst 64 Flaschen, auf die Mosbacher Strass3 20, für die Generale auf der Platte GO Flaschen ab. Des Mittags erhalten diese weitere 60 Flaschen, während nunmehr 24 Offiziere im Einhorn zu Mittag speisen (24 FI. Rheinwein, 4 Fl. Champagner und 2 Fl. Limonade). Akten des städt, Archivs. ^) Der Reir.-Rat wohnte im sog. Schlosse, hinter welchem die Stallungen der Kellerei sich befanden. ^) General Bernadotte stand noch bei Wehen; er sollte über Wiesbaden nach dem Maine vorrücken, während General Marceau Wiesbaden besetzen und von hier aus die Featungen am Mittelrhein beobachten resp. eingeschlossen halten sollte, Denkw., 3. 55.

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Dienstae: den \2. Juli. Die Xaoht ging im ganzpn ruhig vorüber. Jedoch wurde in einem Hiiuse in der langen Gaase bei einem gewissen Becker ge- plündert Nach Aussage aller Leute aber ging kein Mann durch. Morgens [14 wurde die Requisition auf Branntwein erneuert und von der Re"-ierun"- er"-in"- der Befehl an den Stadtrat, alle Häuser, wo man glaube, dass Branntwein vor- rätig sei, zu visitieren und Arrest darauf zu legen. Mittags wurde denn au.-h eine ziemliche Quantität weggefahren. Es wurde gesagt, Erbenheim, Mos- bach und Dotzheim seien rein ausgeplündert. Das ausgeschriebene Brod war meistens vorhanden, von dem Hornvieh jedoch nur 33 Stück, we^-en des fehlenden wollte man sich an den Ratsfreund Cron halten und forderte schlechter- dings die Verabfolguug desselben.')

Als ich kaum von der Session lieimgek(tmmen war, drang sich ein [15 Grenadier an unsere Hausthüre und verlangte erst einen Trunk Wasser; als ihm dieser gereicht wurde, wollte er Bier und Wein. Ich g\u<y ans Fenster und sagte ihm, dass wir ihm dieses nicht geben könnten, indem wir dcro-leichen nicht hätten: allein er bestand schlechterdings darauf, in das Haus o-elassen zu werden. Ich reichte ihm unter dem Bedeuten, dass dieses nicht angin^-e, etwas Geld; dieses wollte er zwar Anfangs nicht annehmen, bequemte sich hernach jedoch dazu, setzte aber dem ohngeachtet sein Poltern und Pochen an unserer Thüre fort. Bald gesellten sich noch 2 dazu, und nun gingen sie mit Gewalt daran, die Thüre zu erbrechen, hoben grosse Steine auf, um die Fenster einzuwerfen, [16 und machten einen so erschrecklichen Lärm, dass uns allen Hören und Sehen verging. Unsere Bestürzung war fürchterlich; man kann sich unsere Lage nicht so denken. Ich entschloss mich kurz und sprang die hintere Thüre hinaus und lief ins Einhorn*), um einen Offizier zu holen. Dieser kam und jagte die Kerls fort, die indessen ihr Toben bis aufs höchste getrieben hatten und eben im Begriife waren die Thüre zu erbrechen. Indessen war auch unser Xachbar Rettert^) mit seiner Einquartierung herbeigeeilt, um uns zu helfen. Dieser tru»- denn auch noch etwas dazu bei. Bei ihm war ein Lieutenant, welcher uns gleich eine Sauvegarde aufdringen wollte. Bald nachher kam er wieder und [17 forderte 2 Hemden für den Herrn Hauptmann, weil dessen Weisszeug gewaschen werden müsse, welche ihm denn auch gegeben wurden. [Bei dem Herrn Reo-. Rat Neidhart war um die nämliche Zeit eingebrochen und einiges entwendet worden.] 2 Stunden darauf fand er sich abermals ein und zeigte Lust nach meinen Stiefeln, allein er wurde abgefertigt. Abends 8 Uhr erschien er zum

Er teilte die ihm untergebenen Truppen in vier kleine Divisionen: Poncet scliloss Ehrenbreit- ätein ein, Hardy blockierte Mainz auf dem linken Rheinufer. Daurier besetzte eine Linie von Wiesbaden bis Hochheim, drei Bataillone Bonnards sollten Frankfurt demnächst besetzen, der übrige Teil an dem untern Main sich lagern. Denkw., S. 56.

12. Juli. •) Wir bemerken an dieser Stelle, dass .sich zwei Leute fanden, welche den Dienst als Dolmetscher versahen: Schuckliard und M. Schneck; sie erhielten für Dienst bei Tag und Xacht je 1 fl. 30 kr., die Anwesenheit der Franzosen auf ßü Tage berechnet, also zusammen 130 fl. Den Geldwert regelte erst eine Verordnung vom ö. August: 5 Centimes 1 Sül = iVa kr., 2 Decimes, 4 Sols = 5 kr. Stadt. Arch. *) Im Einhorn hatten die höheren Offiziere ihren Tisch, die , Generalstafel. " ^) Er war der Ilofbeständer und wohnte daher

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drittenmal und forderte Braten und Wein für den Herrn Hauptmann, weil der- selbe kein Geld hätte. Das erstere erhielt er, den zweiten nicht.*)

Übrigens war von der französischen Armee noch nichts zu sehen, weder von Kanonen noch Pulverwagen, und überhaupt mochten es kaum 500 Mann sein, die in der hiesigen Gegend standen.*) Abends erscholl das Gerücht, dass sich die Franzosen heute Nacht bis auf die Platte zurückziehen würden; sie begaben sich meistens aus der Stadt weg. ßange Besorgnis erfüllte uns nun noch mehr, und vorzüglich wegen des heutigen Auftritts, wie ich denn [18 überhaupt befürchte, dass die heute geraachte Bekanntschaft uns noch vielen Verdruss und Kosten verursachen werde.

Das requirierte Vieh wurde diesen Abend auf dem Marktplatz zusammen- getrieben.")

Mittwoch den 13. Juli, Morgens. Die so gefürchtete Nacht ging ruhig vorüber. Wenige Franzosen sind jetzt in der Stadt. Man sagt, die übrigen seien wegen des Transportes der requirierten Sachen abwesend und würden sich bald wieder einfinden, um mehr zu holen.

Die Rotmäntel sollen wieder in Mosbach sein, [19

Unsere Lage ist äusserst traurig und gefährlich, wir sind gänzlich der WillkQhr der Vorposten überlassen, die mit uns machen können, was sie wollen. General Bernadotte soll in Wehen und seine Division in der Gegend dort herum stehen. Es heisst so eben, die Franzosen hätten Mosbach plündern wollen. Es bestätigt sich, dass die Franzosen von der Höhe nicht eher hieher kommen, als bis bei Frankfurt etwas Entscheidendes vorgefallen, wo sie ent- weder Cassel blockieren oder zurückgehen würden. Etwas bestimmtes von [20 der Lage der Sachen kann man schlechterdings nicht erfahren. Wir sind von der ganzen Welt getrennt, völlig isolirt, wissen kaum, was vor dem engen Bezirk der Stadtmauern vorgeht, wie in einer belagerten Stadt; niemand, der nicht dringende Ge.schäfte hat, wagt sich aus seinem Hause, selten sieht man einzelne Menschen scheu über die Strassen schleichen. Was will das noch werden!

In Mosbach soll alles total geplündert und die meisten Einwohner ent- flohen sein.

nahe bei Lautz, 8. o. Anm. 2 zum 11. Juli. *) Vielleicht infolge solcher Vorfälle erliess der General Daurier, freilich etwas spät und sicherlich ohne grossen Erfolg, am 3. Thermidor des Jahres IV (21. Juli) ein Schreiben an den Stadtrat, das in 1000 Exemplaren in deutscher Sprache an demselben Tage veröffentlicht und verteilt wurde. Nach demselben sollten die <iuartierträger nur stellen Logis, Licht, Platz zum Kochen, Kochgeschirr und soviel thunlich Zugemüse; wenn ausser diesem noch weiteres an Wein und Essware mit Zwang und Gewalt verlangt werde, so könne der Bedrängte nur schleunige Anzpige bei seiner Obrigkeit thun und sich auf deren Verwendung bei der betr. Militärbehörde auf die von dieser bereits zuge- sicherte thätige Hülfe sichere Rechnung machen. Stadt. Arch. *) Über die Zahl der Truppen 8. u. zum 13. Juli, Xo. 6. ^) Über das zur „Franken Armee" gelieferte Vieh gibt Fascikel XII der Rechnungen folgenden Aufschluss von der Hand des Friedr. Cron, mitunterzeiohnet von J. W. Weber und J. J. Mahr. In der Stadt wurden erkauft 11 Stück zu 452 H., für die Gemeinde Erbenheim 7 Stück zu 332 tl., 45 Stück von den Ortschaften, und da der Kommissar mit dieser Zahl nicht zufrieden war, ferner 27 Stück und 15 Stück. Da aber auch jetzt der Kommissar nicht mit der Summe zufrieden war und mit Arrest drohte, drückte man ihm 22 fl. in die Hand. Die Stadt kostete diese Lieferung 2160 Ü.

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Mittags. In Dotzhoim und andern Dörfern sull es ebenso traurig: [21 aussehen als in Mosbach, alle Einwohner haben erklärt, dass sie nicht liinj^er bleiben, sondern entlaufen würden. In Sonnenberg ist alles so ausgeleert, dass kaum 5 Stück Vieh übrig sind.

Gestern Abend hat sich der Commissär Duijuoy wieder wegbegeben, nach- dem er 13 Ohm Branntwein und 4 Ohm Wein fortgeschleppt, auch noch 10 Stück Hornvieh, mithin GO Stück mitgenommen hatte.

Auch musste gestern Mittag jeder Einwohner ein Hemd, ein I.eintuch und eine Bettzüge liefern. Heute Morgen erschien ein neuer Commissär Namens Martin; dieser erklärte, dass Duquoy nun nichts mehr hier zu sagen hätte, und setzte sogleich eine neue Lieferung von täglichen DOOO Pfund Brod und eine beträchtliche Quantität von Hafer an. Von ersterem wurden einstweilen [22 4000 Pfund ausgeschrieben.') Wenn diese Quantität 14 Tage lang geliefert worden, entsteht unausbleiblich Hungersnot. Hafer ist fast gar keiner mehr vor- handen, unsere noch unzertretene Saat wird dann vollends zu Grunde gehen.

Heute lief denn auch Nachricht von Wehen ein, dass es daselbst äusserst übel aussehe und das ganze Amt total ruiniert sei. Der Beamte selbst ist so hart mitgenommen worden und solchen Drangsalen ausgesetzt, dass er bei länger andauerndem Unwesen unmöglich länger bleiben zu kflnnen erklärt hat.*)

Hierbei kann ich einen von dem ReservatencommissärZipf zu Schwalbach^) [23 gespielten Streich nicht unbemerkt lassen. Die Franzosen liessen sich nämlich in Schwalbach 20 Malter Hafer geben mit einer Anweisung auf das Nassauische. Der Herr Zipf schickte sogleich Execution nach Born*), welches ohnehin stark bedrängt war, und Hess den Hafer mit grösster Strenge beitreiben.

Der Commissär Martin erzählte, dass heute General Jourdan erst nach Kirberg kommen werde und gestern in Hadamar gewesen sei. Mithin ist alles, was von einer Schlacht bei Bergen u. s. w. gesagt wird, unbegründet, und das Corps bei Wehen ist die Avantgarde. Ein französischer Commissär schrieb [24 gestern eine grosse Lieferung nach Bleidenstadt und Mosbach aus, wobei er zugleich drohete, dass, wofern nicht geliefert werde, alles mit Feuer und Schwert verwüstet werden solle. Zwei Husaren, welche heute Nacht in Mosbach geplündert und 40 Louisd'or erpresst hatten, gingen sodann zu den Ostreichern über; allein man schickte von Biebrich aus einen Boten an den Commandanten von Cassel, welcher sie arretieren und das Geld deponieren liess.

13. Juli. ') Die Bäcker des Amtes lieferten im stanzen nach Fase. X 118.957 Pfd. Brod, von denen 100214 Pfd. auf die Stadt entfielen, berechnet zu 767 H. 6 kr. Dazu traten einige kleinere Betr;ige von 250 fl. 18 kr., 26 fl. 48 kr. und 30 H., sowie für Weiss- und Gemischt- brod fast 700 fl. Die Müller beanspruchten für geliefertes Mehl 1230 fl. 16 kr. u. 2155 fl. 30 kr. *) Dieser Amtmann war der Vater dea späteren Präsidenten K. v. Ibell, Karl Wilh. Chr. Ibell. Schwartz, Annal. XIV, S. 2ff. ') Reservaten-Kommissär war der he.ssen-knssJcli^che Be- amte zu St. Goar, vfelcher darüber zu wachen hatte, dass die rheinfelsischen Beamten nicht in die von Hessen-Kassel reservierten Rechte eingriffen. Der letzte war (seit 1790) der Kriegsrat Zipf, welcher beim Herannahen der Franzosen im Jahre 1794 wie die übrigen Beamten von St. Goar nach Schwalbach übersiedelte, das bekanntlich ebenfalls hessisch war. Oenth, Kulturgesch. der Stadt Langenschwalba<-h 1858, S. 166. Goebel, Ges.h. der Stndt St. Goar 1848, S. 131. *) Born, altnassauisches Dorf im Amte Wehen. Weidenbach, Annal. X, S. 262

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Diesen Mitrag wieder eine neue Requisition auf lö.OOO Gebuml Stroh*) für ein bei Dotzheim zu stehen kommentles Lager von 15,000 Mann.*) Die ['-^5 herrlichen Früchte, die seit Menschengedenken so schön nicht standen, werden also auch ein Raub der Verwüstung. So eben wird erzählt, dass die Franzosen einzelne im Feld betindliche Weibspersonen zur BetVieiligung ihrer abscheulichen Wollust unmenschlich behandeln. Die kaiserlichen Patrouillen gehen noch bis Biebrich.

Uonuerstag dtMi U. Juli. Fast haben die Franzosen alle Fuhren aus hiesiger Stadt und Oberanit mit tortgeschleppt, nur noch wenige sind übrig, ["26 und diese werden auch in ganz kurzer Zeit weg sein. Die Heuernte und alle Feldarbeit bleibt liegen, nichts kann eingethan werden, da sich auch überdiess einzelne Personen nicht ins Feld wagen dürfen.

Eben läuft die Nachricht ein, dass die Kaiserlichen ganz über den Main gegangen seien, jedoch Frankfurt noch etwas besetzt halten, welches denn auch von den Franzosen bombardiert würde, so dass es darinnen schon stark ge- brannt hätte.')

Wir hatten zwar den ganzen Tag 5 Citoyens mit Fuhren vor unserer Hausthüre, indessen blieb es doch bis jetzt ruhig.

Abends 6 Uhr: Eben sagt mau für ganz gewiss, dass Frankfurt mit [ti7 Capitulation nach einem kleinen Bombardement übergegangen sei und dass morgen früh um 7 Uhr die Franzosen einmarschieren würden.*)

Freitiig den 15. Juli. Morgens. Frankfurt soll noch nicht an die Fran- zosen über sein, sondern die Kaiserlichen einen W'utfeustillstaud auf 2 Tage geschlossen haben.')

Bis jetzt sind immer noch sehr wenige Franzosen hier, wie wir denn auch noch keine Kanone gesehen haben. Sie requirieren hier, schleppen alles zusammen und fülirens nach Schwalbach zu.

Der Commissär Dmpioy machte von Eppstein aus wiederum eine ['28 Requisition auf 800 Pfund Hufnägel, allein der hiesige Commissär schickte sie ihm mit dem Bedeuten zurück, dass jeder nur an dem Ort, wo er sich befände, Requisitionen erlassen könnte.

Gestern machte der in Dotzheim betindliche Commissär Biehl eine Re- quisition auf 10 Fuhren und da diese nicht mehr gestellt werden konnten, er- neuerte er sie mit der Drohung, dass er gegen die Regierung wüten (savir) wolle.

*) Es wurdea ausser kleineren Betriijjen aus der Stadt im ganzen 4527 Oebund Stroh, lUO Gebund zu II ti., geliefert. ") Diese Zahl ist absichtlich übertrieben. Harceau erhielt im ganzen 2S545 Mann, von denen nur 9355 der Abteilung, welche vor Mainz lag, zugewiesen waren. Denkw., S. 55 u. Tat". V, wo auch die einzelnen Truppengattungen aufgezählt sind; ihr Kommandant war der Brigadegeneral Daurior. Bei Dotzheim wurde allerdings ein Lager, aber vielleicht für 500 Mann aufgeschlagen, das später aufgehoben und in das Erbenheimer Feld verlegt wurde. Vergl. unten S. 29, 34, 50.

14. Juli. •) Am 12. Juli abends 6 Chr begann die Boschiessung der Stadt Frankfurt. Denkw., S. 52. Finger, S. 193. '■') Am 14. Juli kam die Kapitulation zu Stande, nach welcher die Franzosen am 16. Juli morgens 7 Uiir in Frankfurt einrücken sollten; am 14. und 15. Juli sollten die Watfen ruhen. Denkw., S. 53. Finger, S. 194. Häusser II, S. tJOf.

15. Juli. ') S. d. vorhergehende Aum.

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Abends kamen sie noch zusammen. Übrigens bestätigt sich das Gerücht, d.iss Frankfurt noch nicht über sei, auch sagt man, dass die Kaiserlichen aus [29 Künigstein einen Ausfall gethan und ilen Franzosen eine Schlappe augohängt hätten. Von Kirbcrg hat der Beamte berichtet, dass sie daselbst noch so ziemlich glücklich davon gekommen seien, wobei er sogleich eine Sauvegarde verlangte, weil Müller und Bäcker daselbst nichts mehr erhalten könnten. In das Amt Burgschwalbach sei noch kein Franzose gekommen. In Nassau soll es noch so ziemlich hergegangen, jedoch die beiden Beamten abwesend sein.

Die Anzahl der Franzosen in der ganzen Gegend ist äusserst gering, wie denn auch das Lager bei Dotzheim nur aus 500 Mann bestehen soll. Privat- nachrichten zufolge ist in Steintischbach geplündert und von den Ein- [30 wohnern, welche sich zur Wehre setzten, drei tötlich verwundet worden.

Der hier betiudliche Brigade-General Becker') sagte heute Morgen dem hiesigen Beamten^), dass er eine Hausvisitation vornehmen lassen und allen vorfindlichen Wein, Tuch und Leder werk in Requisition setzen werde, zu welchem Ende er sich heute Mittag bei ihm einfinden solle, um die Sache zu arrangieren. Der Beamte verfügte sich nun zwar dahin, allein bis jetzt weiss man das Resultat noch nicht. Offenbar ist es hierbei auf nichts als auf eine Prellerei [31 abgesehen; denn nie ist es geschehen, dass ein General solche Requisitionen machte. Der General stiehlt im Grossen, der Soldat im Kleinen, oder vielmehr der General lässt den Raub zuschleppen, der Gemeine geht hin und plündert den Bürger.

In dem Kloster Eberbach haben die Franzosen 113 Stück Wein weg- genommen; überhaupt sollen daselbst 1300 vorrätig gewesen sein. Ists da ein Wunder, wenn der französische Soldat, der immer vom Wein erhitzt ist, allent- halben reüssiert?

Samstag den 10. Juli. Heute hat es sich mit der Hausvisitation wegen [32 Wein, Brod und Lederwerk dahin erklärt, dass der Herr Commandant Plaudin'j 3 blaue Röcke, 3 Stück Nancjuinet, 4 seidne, 12 mässelmanne Halstücher, 3 feine Hüte, 12 Hemden, 12 Strümpfe, einige Stücke rotes Tuch') und ein Pferd haben will und sich sodann bei dem General verwenden will, dass die Visitation unterbleibt, obgleich dieser allem Anscheine nach noch nichts davon weiss. Die Lieferungen an Fleisch, Wein, Brod, Gemüse u. s. w. in die Küche des Generals Becker sind ungeheuer und gehen immer fort.

Ob Frankfurt über ist oder nicht, ist immer noch ungewiss. Unbegreiflich ist es, dass die Kaiserlichen, die mit 4000 Mann die Handvoll Franzosen, die

') Welche Funktionea derselbe neben dem kommandierenden Brigadeisfeneral Daurier hatte, ist nicht ersichtlich. Nach den Denkw. Urk , S. 94 war er Oeneraladjutant. ^) Amt- mann Müller.

16 Juli. M Plantin, Commandant de la place. ') In den Rechnuni^en finden sich, meist uhno Datum, aber mit der Bezeichnung ,tur den Kommandanten" u. a. folgende .\ugaben, welche hierher gehüren: Tücher für dem Kommandanten im ganzen für 273 fl.; 10 Stab super- fein wollblau 155 fl.; 5 St. Moslin, 3 St. ditto, 11 Paar baumwollene Strümpfe, Sa. 86 fl. Eine andere Notiz besagt, dass man dem Stadtkommandanten zu Abwendung einer grossen Requisition aller Tücher, und zu Gewinnung von dessen gutem Willen ein Douceur vun '_'0 Karolin gegeben habe, seinem Adjutanten 1 Karolin (= 231 fl.) Vergl. unten den 28. Juli.

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in der Gegend sind, bis über Idstein hinaus jagen könnten, sich nicht regen [33 und rühren.

Bei Königstein sollen die Franzosen dreimal gestürmt, aber jedesmal mit beträchtlichem Verlust zurückgeschlagen worden sein. General Fink, der von den Franzosen bestochen war, dass er sie ruhig bei Bendorf über den Rhein passieren liess, ist, wie man sagt, gefangen gesetzt worden. General Bernadotte hat sich erkundigt, was der Kömigsreiner Festungsconmiandant Vanca wohl für ein Mann sei und ob man demselben mit Geld beikommen könne: lauter Büttel, wodurch die Franzosen allenrhalben durchdringen.

Sonntag den 17. Juli. Eine Requisition auf 30 Stück Vieh ist [34 abgewendet worden, jedoch sicher nur auf kurze Zeit. Das Wegnehmen des Fuhrwerks geht immer noch fort, in kurzem wird gar nichts mehr da sein. Die in hiesiger Gegend gelegene Generalität ist nunmehr ganz in die Stadt gezogen, die ohnedem ungeheuren Lieferungen an Fleisch, Wein, Brod, Gewürz, kurz an allen Bedürfnissen des Lebens und des Luxus sind jetzt verdoppelt.

Gestern Nachmittag war eine starke Bewegung unter den Franzosen; die im Lager von Dotzheim zogen sich mit 2 Kanonen auf den Geisberg, es mochten ungefähr 500 Mann sein.

Über das eigentliche Schicksal Frankfurts hat man noch gar keine [35 bestimmte Nachricht. Bald heisst es, es wäre in den Händen der Franzosen, bald wieder nicht. Man sagt, die Kaiserlichen ständen noch an der Nied, und die Franzosen hätten sich bis Friedberg zurückgezogen. Im Grunde leben wir in einer völligen Ungewissheit und wissen nicht, was wir glauben sollen. Heim- lich schmeicheln wir uns immer noch mit der Hoffnung, dass, so lange Frank- furt noch nicht gefallen ist, die Kaiserlichen wieder vordringen können. Wenn wir auch gleich bei einem Rückzuge der Franzosen etwas mitgenommen werden, 80 ist es doch besser, als wenn man uns nach und nach auszieht.

So eben lauft die Nachricht ein, dass die Franzosen bei Erbenheim [36 sehr übel hausen; 3 Gerichtsleute haben sie gebunden und dem Schultheissen gedroht, dass sie ihn heute aufhängen wollten, auch haben sie daselbst 17 Carolin erpresst.

Mitunter geben uns die Republicaner auch Stoff zum Lachen, vorzüglich dadurch, dass sie ihre Schwäche verbergen wollen. Diejenigen, welche gestern Abend auf den Geisplatz marschierten, kamen gerade von Dotzheim, wo sie die Zeit über gelegen, und gaben vor, sie kämen, gerade aus Neuwied. Es waren höchstens 200 Mann, in 2 Compagnien geteilt, und diese hatten nicht weniger als 16 Tambours bei sich, die abwechselnd Lärm nuichten. Ebenso [37 kamen am stumpfen Thor Husaren hereingeritten, zogen dem Stadtthor hinaus und dem neuen herein und dann durch die Stadt dem Sonnenberger wieder hinaus,') Sie hatten 3 Trompeter bei sich, die grässlichen Lärm machten, und wenn man die Sache bei Licht besah, waren es 54 Mann. Nachts machen sie

17. Juli. ') Das stumpfe Thor lag in dor Gegend der heutigen Synagoge, das Stadt- thor ni'ht weit vom „Grünen Wnld", das Neuthor um Ende der Neugasse, das Sonnenberger Thor am . Kitter. " Vcrgl. Annal. XV, Tat". IL

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!\llenthalben grosse Feuer, damit man meinen soll, sie seien viele Tausende stark, da doch in der ganzen Gegend keine tausend sind.

Heute haben sie in Bioratadt alle Sohouerleitern weggenommen, um sie zu Königstein zum Stürmen zu gebrauchen. Sie wollten die Weiber zwingen, diese Leitern hinzutragen, und sperrten sie zu dem Ende in eine Scheuer, allein die Weiber brachen ein Loch in die Wand und entflohen ins Feld. Täglich [38 müssen hier allein für die Generalität L50 Pfund Ochsenfleisch geliefert werden.') Gestern Abend sind 10 Stück Yioh von einem Commissär genommen worden und so eben verlangt er wiederum sechs.

Es scheint nunmehr leider gewiss zu sein, dass Frankfurt über ist, denn so eben ist die Post von daher angekommen, welche diese Nachricht mitgebracht hat. Eine ewige Schande ist es für die Kaiserlichen, dass sie Frankfurt, welches während des Kriegs soviel gethan, dem Kaiser so grosse Dienste geleistet hat, welches der Sitz seines Credits war, wo er alle seine Resourcen zog, dass sie dieses, ohne nur mit einer so starken Armee das mindeste zu wagen, ver- lassen haben.

Montag den 18. Juli. In Frankfurt sind 140 Häuser abgebrannt, [39 vorzüglich soll die Judengasse gelitten haben.') Die Franzosen haben daselbst eine Brandschatzung von 20 Millionen Gulden angesetzt und die ganze fran- Z(")sische Armee muss von ihr neu gekleidet werden.^)

Tn Dotzheim hausen die Franzosen sehr übel. Gestern mussten den beiden Commandanten 48 Mass Wein für eine Mahlzeit geliefert werden. Auch sind sie in mehrere Keller eingebrochen und haben unter andern in einem derselben 400 fl. gefunden. Die hiesigen Lieferungen an Brod und Lebensmitteln gehen ununterbrochen fort. Übrigens ist es ruhig und vor Gewalthätigkeiten sind wir so ziemlich gesichert. Alle Gartengewächse und Gemüse werden ver- dorben und gestohlen.

Dienstag den 19. Juli. Gestern war der Beamte von Elfeld hier, um [40 bei der Generalität Klage darüber zu führen, weil ein Kind erschossen. Auf den Ortschaften des hiesigen Oberamtes, besonders in Dotzheim und Schierstein, geht es jämmerlich zu. An beiden Orten liegen bei 1200 Mann, die die Ein- wohner aufs tyrannischste behandeln; wenn es so fort geht, ist in 14 Tagen kein Bissen Brod mehr zu haben.

In Biobrich müssen den Soldaten täglich 4 Ohm und der Generalität daselbst V2 Ohm sehr guten Weines geliefert werden. Vom Nürnberger Hof haben sie bereits 14 Stück gesoffen.

Mittwoch den 20. Juli. Alle Lieferungen gehen fort, besonders für den Tisch der Generäle; weiter fiel nichts vor.')

') Die Fleischrechnungen betragen an 7000 fl.

18. Juli. ') I. Finger, S. 19.^. ^) Jourdan legte der Stadt Frankfurt eine Kontri- bution von 6 Mill. Livres und 2 Mill. in Naturalien auf; er erhob 4 Mill. frcs., 2 Mi)!, in Naturalien und 80000 frcs. für 100 Pferde. Vergl. v. Oven in den Mitteilungen des Frank- furter Vereins IV^, S. 355 f.

20. Juli. ') Der Generalstisch war im Einhorn. Die Rechnung des Wirtes Joh. Reinh. Kesseberger [soj betrug schliesslich 10 436 H. 11 kr.; allerdings wurden von da auch ansehnliche

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Donnerstag den 21, Juli. Heute erhielten wir die Nachricht, dass [41 in Usingen nicht die mindesten Excesse vorgefallen seien. Es raussten daselbst 45,000 Pfund Brod und 1500 Mit. Hafer geliefert worden. Xun ist es aber völlig ruhig daselbst. Die Lieferungen, die hier an Wein und Lebensmitteln geschehen müssen, sind bald uuerschwinglich. Die Schuldenlast, die dadurch der Stadt aufgebürdet wird, ist ungeheuer.') fiestern musste 2 Offizieren, an den einen 2t3, an den andern 36 Bouteillen Wein für eine Mahlzeit geliefert werden. Ein anderer Offizier kaufte sich an einem Laden für 10 fi. Contitures und Zuckerwaaren, holte sodann den Stadtamtmanu^) dazu und sagte dem Krämer, die Municipalität würde es bezahlen.^) Und so wird täglich auf [42 Kosten der Stadt gefressen und gesoffen.

Auf die voQ dem General Dorier [so] neulich gemachte Requisition auf die Karten von Deutschland suchte man zwar denselben mit einer davon abzuspeisen, aber er bestand auch schlechterdings auf den beiden andern und es musste desshalb ein Expresser nach Frankfurt geschickt werden.^) Aller hier vor- rätig gewesener Hafer ist nunmehr völlig aufgezehrt. Privatpersonen sind mit ihrer Einquartierung auf das drückendste belästigt, indem man derselben nicht Wein genug geben kann, alles soll im Überfiuss da sein! Was wird noch werden! In dem ersten halben Jahr dürfen wir uns keiner Erlösung getrösten. [43 Nur der Friede kann uns retten, und wenn dieser endlich kommt, sind wir darnieder getreten.

Freitaig den 22. Juli 1796. Von Dotzheim laufen die kläglichsten Nach- richten ein. Die Franzosen, welche dort im Lager stehen, kommen truppweise in das Dorf und nehmen den Einwohnern alles hinweg. Alles Gemüse, alle Früchte, besonders die Kartoffeln werden ein Raub der Gierigkeit und des Verderbens. Die herrlichen Früchte, die ihrer Zeitigung so nahe sind, werden abgeschnitten und zu Erdhütten verwendet. Aus diesem Lager durchstreifen sie die ganze [44 Gegend und nehmen alle Früchte hinweg. Wenige Kartoffel -Acker sind bis jetzt noch verschont geblieben, was noch nicht geraubt ist, wird nächstens geholt werden. Heute traf ich 2 Kerls auf unserm Stück, welche sich einen Sack Kartoffeln ausgemacht hatten. Ich ging sie auf die härteste Weise darüber an und schalt sie Spitzbuben und Räuber. W^as halfsi' Sie packten den Sack auf und gingen. Traurige Aussichten auf den Winter. Die Früchte, wovon wir uns nähren sollen, werden jetzt schon verzehrt und verdorben. Was [45 wird es werden, wenn wir diese bösen Gäste nicht los werden? Und dazu ist leider nicht die geringste Aussicht. Mainz lassen sie unbelagert liegen, sie denken, es müsse von selbst fallen, und dieses zi(iht unsern unvermeidlichen Ruin nach sich. Die Victualien, die an die drei hier befindlichen Generale')

Lieferungen von Wein an auswärts wohnende höhere Offiziere gemacht. Die Rechnungen der andern Wirte waren geringer, doch betrug die Gesamtsumme für Essen und Wein in den Gaathäusem 22 173 Ü. 17 kr.

21. Juli. ') Siehe die Mitteilung am Ende. *) Stadtamtmann war Körner. ^) Die Rechnungen für Konfekt betragen 507 ti. 45 kr. Jedes Pfund Kirschen u. a , welches ein General verzehrte, kam auf Rechnung der Stadt. *j Landkarten wurden im ganzen 159 auf Leinwand gezogen abgeliefert.

22. Juli. ') Marceau; Daurier und Becker,

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geliefert werden müssen, sind ungeheuer. So z. B. müssen an den General Marceau täglich 20 Pfund Rindfleisch, ein halbes Kalb, ein halber Hammel, 2 (Jänse, mehrere Paar Tauben, mehrere Paar junge Hahnen, 12 Citrunen, 12 Pfund Butter, 50 HO Bout. Wein u. s. w. abgeliefert werden.

Samstag deu -^3. Juli 17%. Die hiesigen Einwohner klagen jämmer- [46 lieh über ihre Einquartierung. Die Kerls verlangen mit gezogenem Säbel und den grössten Drohungen eine Menge Wein und andere Leckerbissen und nicht selten auch Geld.')

Folgenden Vorfall kann ich nicht unbemerkt lassen, ob er gleich eigentlich ausser den Grenzen meines Diarii liegt. Innerhalb der französischen Vorposten weidete die Nordenstadter Heerde. Eine starke österreichische Patrouille aus Mainz jagte die Franzosen in das Dorf zurück und trieb die Heerde fort. Mittler- weile aber kamen die Franzosen verstärkt zurück, nahmen den Deutschen die Heerde ab, erklärten sie für bonne priso und verkauften das Stück zu 3 H. [47 an ihre Metzger.

So eben werden 11 gefangene Rotmäntel hier eingebracht, von denen 3 schwer verwundet sind; sie wurden heute Nacht bei Cassel gefangen.

In dem Amte Idstein war eine Requisition auf 200 Stück Hornvieh und 700 Mit. Hafer ergangen; 134 Stück wurden geliefert, die übrigen 66 aber bezahlte der Beamte mit 3 Carolin p. Stück, und 400 Mit. fehlender Hafer mit 2 grossen Thalern per Malter, Summa 4375 fl. Quae qualis (juanta!

Die Festung Königstein soll mit Capitulation sich ergeben haben'), weil die Franzosen die Wasserleitung dahin vernichtet haben sollen. Allein das [48 ist nach meiner Meinung ein blosser Vorwand zur Übergabe, indem sich die Franzosen mehrere Monate darauf gehalten haben und die Preussen damals^) wohl auch die Wasserleitung ruiniert haben werden.

Sonntag den 24. Juli. Heute wiederum Gottesdienst gehalten und zwar auf Anstiften der Herrn Str. und R. Was es mit Mainz noch werden soll, weiss Gott. Die Franzosen sind hier herum äusserst schwach und kimnen unmöglich etwas unternehmen. Ihr Plan, sagt man, sei, die Carthäuser Au') zu occupieren und sodann Mainz von der Rheinseite zu stürmen. Heute [49 müssen 200 hiesige Einwohner auf dem Hessler'') Schanzen aufwerfen.*)

Montag den 25. Juli. Gestern Abend erging eine Requisition, dass 17 hiesige Bäcker täglich 20,000 Pfund Brod backen, nichts desto weniger aber noch täglich 4000 Pfund von der Stadt geliefert werden sollen.

o

23. Juli. ') Es war also die oben erwähnte Proklamation vom 21. Juli ohne Erfolg. Sie wurde nachher mehrfach auf Kosten der Stadt neuabgoilruekt, wohl ebenso ver- jebiicli. ') Küni^'atein ergab sich am 26. Juli. Finger, S. 195. ^) im Jahre 17'J3 ergab sich Königstein erst nach dreimonatlicher Belagerung (vom 8. Dezember 1792 bis 8. März 1793) an die Preussen. Klein, Geschichte von Mainz während der ersten französischen Üccupation, S. 282.

24. Juli. ') Insel im Rhein bei Mainz, früher im Besitz der Karthäuser zu Mainz. *) Bezirk im Felde zwischen Biebrich und Erbenlieim. ^) Eine offizielle Liste der Bewohner von Wiesbaden aus dem Jahre 1801 weist 505 Bürger auf.

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Was von »len hier hetindliohen (Generälen auf Kosten der Stadt gefressen und »■esotien wird, ist ungeheuer. Ihr Ruin ist daher, wenn es so fort dauert, unvermeidlich. Zwei Sahnen mussten heute gekauft werden, welche die Stadt allein f>3 tl. kosteten.')

Dienstag den *26. Juli 17%. Die Erpressungen auf den Ortschaften [50 gehen immer fort. In Biebrich soll jämmerlich aussehen. In dem Amt Burt^schwalbach. wohin his jetzt noch kein Franzos kam, fangen sie jetzt auch an zu rauben. Die Lieferungen in hiesiger Stadt für die Generals und Ge- meine dauern fort und sind fast nicht mehr zu erschwingen. Heute ver- breitete sich das Gerücht, dass die Franzosen eine Schlappe bei Aschatfenburg bekommen hätten.

Mittwoch den 27. .Juli. In Erbenheim sind die Einwohner äusserst be- drängt; das Lager, welches in Dotzheim war, ist jetzt dort, und [die Soldaten] hausen jetzo da, wie vorhin in Dotzheim.

Donnerstag den 28. .Juli. In Hessloch, Auringen, Xaurod haben [51 5 französische Artilleristen seit 2 Tagen dreimal geplündert, den Schultheissen in die Stücke gehauen und seine Frau tot geschlagen. Sie haben daselbst me-hrere 100 fl. erpresst und abscheulich gehaust. Aus Naurod sind alle Ein- wohner entflohen.

Der hiesige Commandant Plantin, welcher schon 20 Carolin, 12 Paar Strümpfe, 3 Stücke Xanquinet u. s. w. bekommen hat'), will nunmehr noch 40 Carolin haben, unter dem Yorwand, dass er die ersten Carolin mit seinem Adjutanten habe teilen müssen.

Die Xot und das Elend sowohl wegen der Lieferungen an Generäle und Truppen, als auch wegen der Plünderungen ist fast aufs höchste gestiegen.

Heute Morgen sind die Geiseln von Frankfurt hierher gebracht worden'), [52 ein Zeichen, dass die Franzosen eben nicht mehr zum festesten stehen müssen. Die Nachricht, dass sie eine Schlappe bei Gelnhausen bekamen, bestätigt sich. Ob man heften darf, ohne getäuscht zu werden? Nein.

Abends: Die Hoff'nungen, mit denen wir uns labten, sind leider nichts als Täuschungen gewesen. Eher als wir Frieden haben, haben wir keine Erlösung zu hoff'en.

26. Juli. ') In Betreff dieser Salmen ist unser Berichterstatter ungenau unterrichtet. Nach den Rechnungen für Fische wurden an diesem Tage 4 Salmen von 53 Pfund zu 53 fl. für «lie Tafel der drei Generäle gekauft. Sonst wurde das Pfund zu einem halben Gulden berechnet. Fische, namentlich Aal, und Krebse waren neben Salmen sehr beliebt. Die Rech- nung für sie betragt 214 fl. 33 kr.; 100 Krebse werden zu 1 fl. 20 kr. bis 2 fl., das Pfund .\al zu 32 kr. berechnet. Um Ersparnisse in der Küche herbeizuführen, machte man am 27. August dem Koch des Generals Marceau ein Geschenk von 11 fl., dem Bedienten von 5 '/a fl. ; dem Koch des Generals Daurier gab man 8V2 fl. und dazu 5'/.. fl. für neue Hemden, dem Koch lies Generals Becker 8 '/^ fl.: bei der Abreise verlangte der Koch des Generals Marceau noch 7 fl. 12 kr.

28. Juli. ') S. 0. S. 32, Anm. ^) Marceau war am 27. .Juli in Frankfurt eingetroff"en und Hess sofort in der Nacht 8 Magistratsmitglieder als Geiseln aufheben und abführen. Sie waren schon bis Bingen gekommen, um nach Charlemont gebracht zu werden, als sie nach Wiesbaden beordert wurden. Finger, S. 195.

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Freitag den 29. Juli. Zu unserm Unglück hatte sich fast noch ein eben so grosöes gesellt. Vergangene Nacht ','* auf zwölf tiinte plötzlich die Sturniglucke. Wir sprangen von unserm Lager, aus dem ersten Schlafe [53 geweckt, auf und der erste Gedanke, der uns boitiel, war, die Franzosen werden sich der Gelegenheit bedienen, während des Feuers in die Häuser einbrechen und alles plündern. Niemand wagte sich daher anfänglich aus seinem Hause, so dass der Brand schon in 3 Häusern von dem Reichsapfel an bis in die warme [Gasse]') wütete. Jedoch wurden bald solche Anstalten getroffen, dass das Feuer gedämpft ward. Es gingen dabei auch weiter keine Excesse vor, als dass im Reichsapfel von Soldaten, die sich hinein gedrungen hatten, Bett- und Weisszeug gestohlen wurde. Um 2 war der Brand gelöscht.

Morgens früh von 4 bis gegen 9 Uhr hörte man hiereine ununterbrochene Cano- nade und Pelotonfeuer. Es schien jenseits des Rheins zu sein und bestätigte [54: sich auch dahin, dass eine Division von 10,000 sich gegen Mainz genähert und dasselbe habe eiuschliessen wollen. Allein heute Morgen hätten die Östreicher einen Ausfall über das Jägerhaus und Xiederolm gemacht, wären den Franzosen in die Flanke gekommen und hätten sie mit ziemlichem Verlust zurückgetrieben.')

Heute haben die Lieferungen von Brod, Hafer, Heu an die französischen Truppen ihr Ende genommen, indem nichts mehr zu liefern da ist.

Diesen Mittag haben 6 Chasseurs ä cheval eine alte 60jährige Frau [55 dergestalt missbraucht, dass sie von 2 Männern nach Hause geführt werden musste, und sehr übel zugerichtet war. Teufelei und kein Ende!

Samstag den 30. JuH. Die nämlichen Chasseurs, welche gestern die obge- dachte Frau so sehr misshandelten, haben auch den Schultheissen von Dotzheim mit Schlägen und Säbelhieben übel zugerichtet. Es sollte zwar untersucht werden, indem die Thäter genau bekannt sind; allein die Leute mussten unverrichtetersache wieder abziehen. Heute Mittag wurde ein Franzose, der im Felde stahl, wacker durchge- prügelt, allein die, welche ihr Eigentum verteidigt hatten, wurden gefangen gesetzt.

Ein hiesiger Einwohner Namens Hahn, dessen Weib einige notzüchtigen [56 wollten und die sich deswegen zur Wehr setzte, wurde gefänglich eingezogen und bekam auf Befehl des Generals Daurier eine Tracht Schläge, indessen die schändlichen Buben, die die Schandthat verüben wollten, mit einem leichten Verweis entlassen wurden. Voila les bons ordres! Wie ich eben erfahre, bekam er die L5 Prügel, weil er auf die Republik gescholten habe.

Sonntag den 31. Juli. Die Gcwaltthätigkeiten steigen immer höher, bald wird niemand seines Lebens und Eigentums mehr sicher sein. Eine ausser- ordentlich traurige Begebenheit hat sich heute ereignet, die vielleicht ein fürch- terliches Ende nimmt, wo ein durchaus unschuldiger Mann auf eine unverant- wortliche Weise sein Leben einbüssen kann. Die Geschichte ist diese. An dem Hause des Schulmeisters Grimm zu Erbenbeim wurde ein Bube von den [57

20. Juli. ') Das Wort Gasse fehlt in der Handschrift. Die warme Gasse ist die jetzige Spiegelgasse. ^) Am 29. Juli machte die Mainzer Besatzung einen Ausfall auf dem linken Rheinufer, musste sich jedoch auf ein geschicktes Manöver des Generals Hardy, welcher sie eiiizuschliessen drohte, umkehren. Denkw., S. 57. Uardy hatte SS30 Mann. Denkw , Taf. V

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Franzosen wahrgenommen, welcher immer um das Haus herum schlich. Sie nahmen ihn beim Kopf, visitierten ihn und fanden einen Brief, worauf der Bube sao-te, sein eigner Vater und der Schulmeister seien kaiserliche Spione. Der Grimm wurde sogleich arretiert uud mit Banden in den hiesigen Stadtthurm gebracht. Die franzltsischen Generale Pille') und Becker sowie der Commandaut Phintin sagten, dass der Mann auf der That ertappt worden, alles khir sei und derselbe von dem niederzusetzenden Kriegsgericht zum Strang oder erschossen zu werden condemniert würde. Alles streitet indessen für die Unschuld dieses unglücklichen bedauernswürdigen Mannes. Er ist rechtschaffen, vernünftig, an- gesehen und wohlhabend. Das einzige, 'syas gegen ihn ist, ist die Aussage [58 des verloffenen Bettelbubcn uud eines kauderwelschen, unverständlichen und ohne Sinn und Vernunft gesclu-iebenen Briefes ohne Unterschrift und ohne Datum, worin nichts als etwas von 2 Kanonen vorkommen soll. Die Lage dieses be- dauernswürdigen, nach jedermanns Überzeugung unschuldigen Mannes ist er- schrecklich. Zwar hat sich 'der Herr Präsident Kruse-') seinethalben beim General Daurier verwendet, allein er konnte nichts ausrichten, weil bereits ein Kriegsgericht niedergesetzt sei.

Dieser Vorfall hat nun auch die Folge gehabt, dass den Orten Erbenheim, Mosbach und Biebrich verboten worden ist, ihre nach Cassel zu liegende [59 Ernte einzuthun.

Den 1. August Montag. Schon sind auf Kosten hiesiger Stadt 60 Paar Stiefel verfertigt worden, und heute ist wieder eine Requisition auf 100 Paar ergangen.') Zu den Tafeln der hier befindlichen drei Generale müssen täglich o-eliefert werden 3 Kälber, 3 Hammel, 3 Paar junge Hahnen, 12 Paar Tauben, 8 alte Hühner, 8 Schinken, 50 Pfund Butter, 150 Eier, 25 Pfund Kaffe, 50 Pfund Zucker u. s. w. u. s. w.-)

Von dem General Moreau') ist die Versicherung gegeben worden, dass die Sache des Schulmeisters Grimm in der Ordnung untersucht werden solle.

Den t>. August Dienstag. In unserm Unglück gesellt sich noch die [60 fortdauernde und immer zunehmende und jetzt überall verbreitete Viehseuche. "NVas die Franzosen nicht wegschleppen und aufzehren, das rafft diese vollends auf. Von den neulich für 93 fl. gekauften Salnien soll der hiesige Stadtrat den französischen Generälen die Hälfte zum Präsent gemacht und die andere Hälfte auf dem Rathause verzehrt haben, sowie denn die hiesige Bürgerschaft die grössten Klagen über die Municipalität führt, weil sie jetzt auf Kosten der

31. Juli. ') Pille war Adjudant general et chef de l'ötat major, wie er sich unter- zeichnet. — ') Karl Friedrich Freih. v. Kruse, geb. 1738, seit 1768 Präsident der Regierung der Herrschaft Wiesbaden, ein hochverdienter Beamter; f 1806. Vergl. die Biographie des- selben von K. Schwartz in der Allg. Deutschen Biographie.

1. August. ') Für Leder, Schuhe, Stiefel und Sattelwerk wurden Rechnungen aus- gestellt, die sich im ganzen auf ca. 2200 H. belaufen. -) An dieser Tafel speisten in der Regel' abgesehen von den Bedienren u. s. w. 20—40 Personen des Mittags und Abends. Die Kosten für Geflügel, Butter, Eier u. dergl. betrugen schliesslich ca. 1650«. ') Schreib- feliler für „Marceau."

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Stadt ungeheuer schwelge; mehr ist es gewis;?, dass die edlen Herrn sich nichts ahgehen lassen und jeden Abend ihrer unbewusst sind.

Mittwoch den *{. August. Heute musste von jedem Bürger eine [61 Leiter geliefert werden, welche die Franzosen auf Wägen luden und fortfahren liessen ; zu welchem Endzweck, weiss ich nicht.

In der Stadt leben wir jetzt ziemlich ruhig und unturbirt. Die Ernte hat ihren Anfang genommen und es wird, ohnerachtet des Mangels an Fuhren, eine ziemliche (Quantität Getreide eingebracht. Zum Glück hat das Regen- wetter aufgehört und wir haben jetzt sehr warme schöne Tage. Der Schaden, welcher in den Feldern verübt worden ist, ist lange nicht so beträchtlich, als man ihn Anfangs machte. Freilich leiden einzelne, welche es hauptsächlich traf, hart genug darunter.

Donnerstag den -t. August. Endlich hat sich der General Daurier [62 bequemt seinen Tisch mit Wein aus dem Klooter Erbach zu versehen, allein den übrigen Generälen muss er noch von der Stadt geliefert werden, ob sie gleich aus dem Kloster Erbach genug bekommen haben, welchen sie aber um ein geringes Geld verkaufen.

Keine geringe Bescliwerde für die hiesigen Bewohner ist das Schanzen bei Biebrich; täglich muss eine beträchtliche Anzahl dahin.

Von dem eingesteckten Schulmeister Grimm aus Erbenheim hört man, dass jetzo gar keine Rede mehr von einem seinethalben zu haltenden Kriegs- gericht sei, indem sie selbst einsehen, dass diesem Manne schlechterdings nichts aufzubürden sei. Indessen halten sie ihn immerfort gefangen und werden ihn nicht eher loslassen, als er genug gegeben hat,

Freitag den 5. August. Von der Brandschatzung, die wir bezahlen [63 sollen, hört man greuliche Nachrichten. Die Stadt Wiesbaden soll allein 200,000 Livres und das übrige Land 150,000 L. bezahlen.

Heute Abend verbreitete sich das Gerücht, dass die Franzosen bei Bam- berg geschlagen worden seien.^)

Samstag den 6. August 1796. Heute Morgen ist der Schulmeister Grimm aus seinem bisherigen Arrest im Stadtthurm auf Verwendung der Regierung, welche sich auch für ihu verantwortlich erklärt, in das Zuchthaus gebracht worden, woselbst er ordentlich behandelt wird.

Gestern Abend ist Herr Advocat Götz von seiner Expedition, die Los- gebung der Fuhren betr., unverrichteter Sache wieder angekommen. Er konnte aus dem Grunde nichts ausrichten, weil die Kaiserlichen Verstärkung erhalten und sich zwischen Bamberg und Schweinfurt gesetzt haben.')

Heute Nachmittag ist auf Veranstaltung des Gommandanten Plantin [64- eine Hausvisitation vorgenommen worden, woher uns denn auch mit 6 Mann Einquartierung gedroht wurde.

6. August. ') Auch in Frankfurt war das Gerücht verbreitet; Finger, S. 197, Es war vielleicht entätanden wegen der Gefechte, welche die Denkw. S. 63 erwähnen.

6. August. ') Der Advokat Götz sollte das verloren gegangene Zugvieh aufsuchen:

seine Reisekosten betrugen 54 tl. 33 kr.

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Sonntag den 7, AuuüJ^t. Notre mal est sans remede! Täglich wieder schlimmer und rrauriger. Fast ist es nicht mehr auszustehen. Nach und nach, furcht' ich, wird sich jedermann entfernen, der sich nur wegdrüi'ken kann.')

Den 8., 9., 10. u. 11. August tiel weiter nichts besonderes Merkwürdiges vor. Von Mainz aus wurden die Kanonaden sehr heftig, um die Franzosen an dem Schanzen unter Biebrich zu verhindern.

Die Lieferungen an Brod haben aufgehört, hingegen [die] an Hafer, Heu und allen Arten von Lebensmitteln zu den Tafeln der Generäle gehen ununter- brochen fort.

Samstag den '20. August 1T96. Da es mit unsern Gästen immer [65 im alten Train blieb, folglich keine neuen, besonderen Vorfälle sich ereigneten, so blieb mein Tagebuch liegen. Das Merkwürdigste, was seitdem vorfiel, war die angesetzte Contribution, welche sich auf 250,000 Livres belief, deren Be- zahlung aber wegen dazwischen gekommenen Friedensverhandlungen aus- gesetzt blieb.')

Heute Nacht 2 Uhr that die Besatzung von Mainz einen heftigen Ausfall jenseits Mainz und nach Hochheim zu. Die Franzosen sollen im Schlaf über- rascht und sehr stark mitgenommen worden sein. Von ihnen wurden 3 Kanonen erobert und 2 Schanzen genommen. Ihr Verlust soll sich auf einige 1000 [66 belaufen.*)

Heute sagt man wieder, dass die Franzosen über die Donau gesetzt hätten, aber mit einem Verlust von 5000 Mann zurückgeschlagen worden seien. Die

7. August. ') Hier ma«,' eine Notiz über die Frequenz der Kur Platz finden. Im Mai betrug die Zahl der Kurfremden nach der Fremdenliste 204, sank im Anfang Juni auf 122, hob 8ich dann wieder bis zum 11. Juli auf 180. Am 25. Juli waren noch 26 ältere Gaste anwesend und 3 neue hinzugekommen; am 8. August fanden sich neben 14 älteren 5 neue vor; am 15. Auuust .sind 13, am 22. .\ugust 12, am 29. August 27, am 5. September 14 und am 12. September 7 neue anwesend, während von den älteren jedesmal etwa 25 aufgezählt werden. Am 19. September hatte sich die Zahl der Neuangekommenen wieder auf 66 gehoben. Die wenigen Reisenden in den Gasthäusern waren, wie es scheint, Lieferanten. Merkwürdig ist, dass die Preise der Lebensmittel nur wenig von denen im .Vpril verschieden sind, wie folgende Zusammenstellung beweist:

18 April. 1 -Vuijust.

Ochsenfleisch 13 u. 11 kr. 15 u. 14 kr.

Kuhfleisch '.11 H

Kalbfleisch 10 H

Schweinefleisch ...... II 1- n

1 Brod 25V* n 31'/2

1 Pfund Butter 36 32

'/«Hundert Eier 24 , 24

1 Mit. Korn 12 fl. :J0 , 10 fl.

1 , Gerste 8 , , 6 , 30 ,

1 . Hafer 6 , , 6 ,

1 , Waizen 16 , 30 , 14 ,

20. August. ') Von dem Betrag der von der Stadt zu zahlenden Kontribution wurde

am 29. Augu.st ein Ziel bezahlt mit 1299 fl. 11 alb. 2 Pf. M Von die.sem Ausfall berichtet

Finger, S. 201, dass er sich bis Weilbaoh und Wiesbaden ausdehnte und dass die Franzosen

dabei etliche 100 Mann verloren; erst als sie Hülfe unter General Bonnet erhielten, zogen

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Ostreicher sollen 4ri0,000 Mann Verstärkung erhalten haben und ihr Haupt- quartier wieder in Nürnberg sein. Allein das sind eitel Possen!';

Den 27. August 1796. Ssimstag. Heute kam endlich der Schulmeister Grimm wieder los. Die Ordre des Generals Daurier lautete: le maitre d'ecole d'Erbenheim sera mis en liberte aussi que Tenfant,

Also wurde doch der unschuldige Mann auf Anklage eines Kindes ge- fangen genommen, misshandelt und 6 Wochen lang in Arrest behalten.

Um '/2I2 Uhr Mittags gabs auf einmal einen gewaltigen Allarm. Alle [67 hier befindlichen Franzosen eilten über Hals und Kopf zum Thore hinaus, alles packte und rüstete sich zum Abmarsch. Man hiirte eine sehr starke Kanonade, und das ausgerückte Militär kam erst gegen 3 Uhr zurück. Nun erfuhr man, dass die Kaiserlichen heute Morgen einen Ausfall gethan und eine Schanze bei der Donnermühle unterhalb Hochheim demoliert und einige Kanonen ge- nommen hatten, dass aber um ^Iil2 Uhr alles vorbei gewesen sei. Das war der ganze Spectakel, um den sich die Herren so ängstigten.')

Heute ist dann auch die schon lang gefürchtete Requisition oder Con- tribution von Wetzlar angekommen. Sie besteht aus 2000 Centnern halb [68 Waiz halb Korn, 2000 Centn. Hafer, 600 Centn. Stroh, 1000 Centn. Heu, 400 Stück Hornvieh, 3000 Peilen Branntwein und 40 Fuhren. Wo das zu er- schwingen ist, weiss Gott. Der fürchterlichste Gedanke ist, dass allem An- sehen nach unsere Gäste bei uns Winterquartiere machen werden, und dann sind wir verloren.

Das Schanzen bei Cassel geht immer fort, es ist eine äusserst drückende Last für die Unterthanen. Es sind auch bereits einige Leute hart verwundet und gestern Abend zwei erschossen worden.

Den *28. Angust Sonntag. Die Regierung hier befindet sich gegenwärtig in eiuer äusserst misslichen Lage; der Commissär Gauthier zu Wetzlar [69 dringt auf die Bezahlung eines Teiles der Contribution und hat zu dem Ende einen Termin bis auf nächsten Donnerstag gesetzt'), wo im Ausbleibungsfalle mit der schärfsten Execution gedroht ist; wird nun bezahlt, so ist die Summe ohne Anstand verloren, weil, im Falle der Vertrag oder Friede mit den Fran- zosen zu Stande kommt, auf das, was bezahlt ist, nicht reflectiert werden wird; und bezahlt mau nicht, so kann dieses noch grössere Kosten und Ungemach nach sich ziehen.

Montag den 29. Angust. Gestern und heute spricht man wieder stark von dem Vorrücken der kaiserlichen Armee unter Wartensleben. Einige sagen, sie sei in Nürnberg, andere in Würzburg im Grunde ist es sicher nichts als leeres Geschwätz.')

sich die Östreicher zurück. Denkw., S. 57. ') Vom 19. August an wandte sich der Erz- herzog niit überlegener Streitmacht gegen Jourdan und bereitete die Entscheidung, welche demnächst bei Amberg fiel, vor. H ausser II, S. 65.

27. August. ') Auch von diesem Ausfall berichtet Finger, S. 202.

28. August. ') Siehe zum 20. August Anm. 1.

29. August. ') Diesmal nicht; am 24. August hatte Erzherzog Karl den Sieg bei Amberg erfochten und besetzte am 1. September die Höhen bei Würzburg. Hau ss er II, S. 66.

7

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Dienstag den 30. Augu>t. Heute Morgen um ' iT Uhr liürten wir [70 auf einmal einen fürchrerlichen Schlag mit einem starken Xachrollen. Anfangs glaubte man, es sei ein französischer Pulverwageu hernach aber hörte man, es sei ein Laboratorium in Mainz gewesen, welches sieh dann bestätigt hat.

Sonderbar ist, dass sich das Gerücht von einem Rückzug der Franzosen erhält. Selbst in der Hanauer Zeitung liest man es. Aus der Gegend von Frankfurt soll die Bagage schon nach Königstein gebracht worden sein. Tempus docebit.

Mittwoch deu 31. August Abends. Die Sage von einem Rückzuge der Sambre- und Maas-Armee hat sich den ganzen Tag über erhalten und bestätigt. Einige sagen sogar, Jourdan sei schon in Frankfurt. Hier ists noch ganz ruhig.

Donnerstag den 1. September. Die Retirade der Franzosen scheint [71 nun gewiss zu sein. General Jourdan soll bereits in Frankfurt eingetroffen sein. Auch <lie Armee des Generals Moreau ist vom Erzherzog Karl geschlagen worden.')

Freitag den 2. September. Heute Nacht haben die Franzosen vieles aufgepackt und fortgefahren, und gegenwärtig sind sie noch damit beschäftigt. Übrigens halten sie sich sehr still. Das Härteste steht uns jetzt noch bevor, nämlich das Geiselnehmen.

Eodem, Abends 8 Uhr. Unsere Hoffnungen sind nun leider wieder gänzlich gesehwunden. Die Kaiserlichen hatten zwar bei Amberg gesiegt und waren bis Nürnberg vorgedrungen; allein sie zogen sich wieder zurück, und [72 die Franzosen dringen wieder vor. Da wir abermals getäuscht worden, so wolleq wir auch ferner der Hoffnung einer Erlösung keinen Raum geben; denn allem Anschein nach können die Kaiserlichen niemals wieder bis in die hiesige Gegend vordringen, wenn sie auch in einzelnen Schlachten glücklich sein solUeu.

Aber düsterer und trauriger werden immer unsere Aussichten; was wirds erst noch werden, wenn wir diese Menschen noch einen ganzen Winter, wie 68 den Anschein hat, behalten sollenl''

Samstag den 3. September. Bloss notitiae causa will ich hier anmerken, dass heute Abend ein Circular-Schreiben an alle Postmeister gekommen sein [73 soll, worin dieselben avertiert werden, dass die völlige Retirade der Franzosen') Über Gelnhausen und Wetzlar da sei. Ebenso wird gesagt, dass die Bauern im Fuldaischen aufgestanden, viele Franzosen erschlagen") und selbst den General Ernouf^) eingeschlossen hätten. Wenn ichs einmal mit meinen eignen Augen sehe, will ichs glauben.

Sonntag den 4:. September. Gestern Abend ist endlich der Präsident wieder angelangt, was er mitgebracht hat, darauf bin ich sehr begierig.

1. September. ') Beide Gerüchte waren irrig.

3. September. ') An diesem Tage fand die Schlucht bei Wiirzburg statt, welche die Niederlage der Maas-Sambre-Aruiee vollendete. Da die Strasse nach Frankfurt verlegt war, 80 nahm sie den Rückzug durch die Rhön nach der Lahn. Iläusser II, S. 56 f. Denkw., S. 117. *) Die Bauern im Fuldaischen und Franken erhoben sich zur Züchtigung der fremden Be- dränger und fügten ihnen grosse Verluste bei. Häusserll, S. 67. ^j Ernouf war Chef des Generalatabs; am 7. September erschien er zu Frankfurt. Finger, S. 2U6.

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Gestern Abend ist ein Bürger von Mosbach '/* Stunde von dem Ort mit Säbelhieben und Stichen verwundet, tot gefunden worden. Wahrscheinlich haben diese Mordthat 2 Chasseurs zu Fuss verübt, welche dann auch getanglich [74 eingebracht worden. Ob und wie sie bestraft werden, wird man sehen. Ea ist erschrecklich, wie weit die Greuelthaten getrieben [werden]. Niemand soll bei Todesstrafe bewaffnet ausgehen, und doch ist man bei den Unmenschen seines Lebens nicht sicher. Wenn sich jemand gegen die Räuber nur im mindesten widersetzt, wird er auf das höchste bestraft, und unser Eigentum und unser Leben ist der Willkühr dieser Barbaren preisgegeben. Heute müssen noch 40 Stück Hornvieh geliefert werden, weil das von Wetzlar er- wartete nicht angekommen ist.

Unser Herr Präsident hat ganz sonderbare Fata auf seiner Reise gehabt. [75 Den eigentlichen Zweck seiner Sendung hat er nicht erreicht, weil er den General Jourdan nicht antreffen konnte. Als er nach Amberg kam, hiess es, das Hauptquartier sei anderthalb Stunden davon in einem Kloster. Weil er keine Pferde bekommen konnte, entschloss er sich zu Fuss dahin zu gehen. Es waren aber nicht anderthalb, sondern 4 Stunden. Als er dahin kam, fand er den Herrn Jourdan nicht, das Kloster aber war rein ausgeplündert. Kaum war er nach Amberg zurückgekommen, als flüchtige Franzosen einrückten und aufs fürchterlichste in der Stadt zu plündern anfingen. Kurz darauf kamen die Kaiserlichen an, zogen sich vor die Stadt, und Nachmittags um 3 Uhr, den 24, August, begann eine fürchterliche Schlacht, die zum Vorteil der Deutschen endete. Der Erzherzog Karl war durch einen forcierten Marsch der Wartens- [76 leben'schen Armee zu Hülfe gekommen, und dadurch wurden die Franzosen zum Rückzug gezwungen, welcher in das Baireuthische erfolgte.

Er hatte der Schlacht von einem Thurme der Stadt zugesehen, und nach derselben wurde er von den Kaiserlichen arretiert, jedoch von dem ankommenden Wartensleben erkannt und freigelassen. Zwei Tage musste er noch in Amberg verweilen, wo er nichts als Wasser und Brod bekommen konnte. Unter allerlei Gefahren langte er hier an, bei Miltenberg war von den versammelten Bauern siebenmal auf ihn geschossen worden.

Gewisse Nachrichten über den jetzigen Stand der Franzosen weiss man nicht. Allem Ansehen nach sind sie durch das Baireuthische und Fuldaische [77 retiriert und vielleicht ist Jourdan schon vom Rhein und Main abgeschnitten. Nach Frankfurt kamen gestern eine Menge Flüchthnge ohne Gewehr und Hüte, die wahrscheinlich von Bauern aus dem Spessart fortgejagt worden.')

Von dem General Ernouf soll man gar nichts wissen. Einige sagen, er sei von den Bauern im Fuldaischen erschlagen worden. Soviel sieht man aus allem, dass die Bauern aufgestanden und sich mit den Kaiserlichen vereinigt haben müssen. Aus Frankfurt ist das Lazareth über Esch weggebracht worden.

Ob wir denn auch von den Franzosen befreit werdeu? Grosse Frage! Wir schweben zwischen Furcht und Hoffnung. Ein Ausfall der Garnison aus Mainz [78 könnte in Zeit von einiyren Stunden die ganze Gegend befreien und die ganze

4. September, 'j S. Finger, S. 203 f.

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Sache zum Nachteil der Franzosen entscheiden. Es ist erschreoklicli, dass dieselbe es entweder nicht weiss oder den Angritf nicht wagt.

AVi'un nur die kaiserliche Armee nicht noch unglücklich ist, welches ge- schehen k<'punte, da gleich nach der Schlacht bei Amberg wieder 10,000 Mann zur Armee an die Donau abmarschiert sein sollen.

Unter den hier befindlichen Franzosen bemerkt man noch nicht die mindeste Bewegung, ausser dass aus dem Lager heute 3 Bataillon nach Aschaffenburg abmarschiert sind. Überhaupt sollen die hier befindlichen [79 Franzosen seit drei Tagen keine Nachricht von der Jourdanschen Armee er- halten haben und nur wissen, dass sie sich bei Schweinfurt verschanzt hätte.')

Montag: den 5. September. Gestern Abend lief von Wetzlar die Nach- richt ein, dass die Franzosen im Fuldaischen abermals total geschlagen und versprengt und der General Jourdan bereits am 1. hujus in Fulda gewesen sei, dass man aber in Wetzlar für 3000 Mann Brod backe und überhaupt 8000 Mann Verstärkun«' erwarte.

'c

Abends kam durch ein Circular auf der Post die Bestätigung der Nachricht an, dass die Franzosen wirklich retirierten. Übrigens aber bezweifele ich sehr, ob dem allem so sei und insbesondere ob die Kaiserlichen die Absicht hätten, bis zu uns vorzudringen.

Montag den ö. September Abends '/2IO. Die Yerwüstungen') und [80 Diebstähle, die die Franzosen an Feld-, an Baum- und andere Früchten verübt

*) Hier war Jourdan am 1. September.

5. September. ') Über die Verwüstungen durch die französischen Soldaten und über- liaupt die Zustände zu Wiesbaden besitzen wir eine ausführliche Mitteilung von Nik. Kind- linger, welcher damals Archivar im Stift zu Essen war und vom 11. August an sich etwa 14 Tage zur Kur hier aufhielt. Er sagt in seiner Selbstbiographie: „Zu Wiesbaden fand ich keinen einzigen Kurgast; alles, was da war, waren Franzosen. ... In der Stadt hatten zwar drei französische Generäle ihr Quartier und jedem musste täglich soviel an diesem und jenem geliefert und an die Tafel gegeben werden, woran aber niemand als zurückgebliebene Emploies, Kommissairs, kranke Franzosen u. 9. w. kamen; denn die Generäle selbst waren bei der Jourdan"schen Armee im Verfolgen der Österreicher. Es waren aucli gar keine Truppen in Wiesbaden zurückgeblieben als Trainknechte, einige Tambours und einige Invaliden und was von Rekruten nachgeschickt wurde; dem ungeachtet hatten sie in der Höhe zwischen Mainz und Wiesbaden ein grosses Lager stehen, wo aber kaum einige Mann sich aufhielten und einige Tambours von Zeit zu Zeit trommeln mussten. Einige Kanonen standen auch da, um einen Butzemann zu machen. Von diesem Lagerplatz aus konnte man Mainz, Cassel und die ganze umliegende Gegend übersehen. Die Trainkneohte und wenige Soldaten wussten vor Mutwillen nicht, was sie thun sollten. Die meisten Obstbäume in der schönen Allee von Wiesbaden nach Mosbach schälten sie, und wo dieses wegen der Stärke der Bäume nicht an- ging, behauten sie die Stämme unten in der Gegend, wo er sich in Aste teilte, sodass der obere Teil des Stammes vom unteren keinen Saft mehr durch den Bast ziehen konnte. Es war ein Jammer, solch einen Unfug, ohne etwas dagegen sagen zu dürfen, anzusehen. So ver- fuhren solche Lumpenkerle an mehreren Orten: ich sah in der Gegend von Erbenheim mitten im Felde die schönsten Bäume geschält. Sie trugen ilemungeaohtet in diesem und dem folgenden Jahre reife Früchte; in dem dritten Jahre waren die Früchte schon über die Hälfte, als die Bäume anfingen zu trauern und zu verdorren. Auf der Höhe von Wiesbaden, wo das Chausseehaus und das fürstliche Jägerhaus stehen, sah icli nur die Wände; Fenster und alles, was in den Häusern war, waren zerstört, kaum hielt sich ein Mann da auf, der auf die Chaussee acht haben sollte." Gleiche Verwüstung meldet er aus andern Orten.

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haben, sind abscheulich. Sie nehmen alles ohne Unterschied weg und wenn die Eigentümer kommen um sie zu vertreiben, so jagon sie diese selbst fort. Gestern Abend wollten mehrere Bürger einige von ihren Grundstücken ver- treiben, allein diese holten mehrere zur Hülfe und schössen sodann auf die Bürger. Eine kaiserliche Patrouille soll gestern in l'mstadt 12 Stunden von Darmstadt gewesen sein. Die bewaffneten Bauern sollen sich desperat wehren.

Dienstag den 6. September. Gestern Abend kam durch den Rat [81 Winter von Nassau die Nachricht hier an, dass am Sonntag Nachmittag') die Franzosen abermals bei Würzburg geschlagen worden und die Stadt und Citadelle von Würzburg an die Kaiserlichen übergegangen sei.

Aus Usingen lauft die Nachricht ein, dass dorten ganze Schwärme von Flüchtlingen ankommen, auch war daselbst der General Coulance"), welcher schwer im Gesicht verwundet war.

Hier fangen sie an zu packen, weiter sieht man noch keine Bewegungen. Diesen Abend zieht ein Theil der hiesigen Besatzung nach Hochheim. Viele Flüchtige und Verwundete kommen hier an. Jourdan soll in Limburg und die Kaiserlichen in Friedberg sein.^)

Mittwoch den 7. September. Die so gefürchtete Nacht wegen des [82 Aushebens der Geiseln ist ruhig vorüber. Indessen hat sich Herr Reg. Rat Rüssler') auf eine sehr unkollegialische Weise gestern Mittag aus dem Staube gemacht.

Gestern Abend spät kam ein grosser Transport requirierter Pferde hier an. Ob wir heute die Franzosen los werden?

Den 8, September. Noch immer sind unsere leidigen Gäste anwesend; indessen kommen uns die Deutschen immer näher. Frankfurt soll schon ganz gewiss in Ruhe übergeben worden sein') und die Vorposten in Höchst stehen. Unbegreiflich ist es, dass die Garnison in Mainz so stille sitzt; mit einer Hand- voll Leute könnten sie viel zusammenhauen und gefangen nehmen.

So eben sagt mau, dass sich die Bauern bei Schwalbach zusammen [83 rotteten und desshalb auch von hier aus die Carabiniers dorthin beordert seien.

Abends 10 Uhr. Die Retirade geht jetzt völlig hier durch, wir hören das Rasseln der Kanonen und Pulverwagen. Um '/aO entstand der Lärmen, als wenn der Reg. Rat ^ als Geisel fortgeschleppt würde, es war aber falsch.

So eben höre ich nach dem Sonnenberger Thore hin ein grässliches Not- geschrei; es fällt ein Flintenschuss; jetzt ist es wieder still. Schreckliche Nacht.

In einem Theil der Stadt erhebt sich wieder ein Geschrei, mehrere Flinten- schüsse fallen und zwar ziemlich nahe.

Den 9. September Morgens. Meine Besorgnisse wegen des Lärmens [84 in voriger Nacht war nicht ungegründet. Die Franzosen haben diese Nacht

6. September. ') Es war am Samstag den 3. September, als diese Schlacht stattfand. S. 0. zum 3. September. ^) Coulance war dem Generalstab attachiert. Denkw., Tat'. VII. ^) Denkw., S. 118. Jourdan selbst erschien zu Limburg am 11. September. Denkw., S. 122.

7. September. Phil. Ludw. Rössler, 1743—1803.

8. September. ^) An diesem Tage, nachts 2 Uhr zogen die Franzosen von Frankfurt ab. Finger, S. 207. -j Der 2fame fehlt in der Handschrift.

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o-uterletzt erbärmlich gehaust. Das Gasthaus zum Ritter'), das Judenhadhaus zum Rebhuhn'), der Krämer Schmidt, der Müller Sartorius, der Krämer Matthes und das Thilemannsche Haus'^ sind geplündert wurden. Vorzüglich aber ist der Krämer Matthes total geplündert worden. Der Wirt im Ritter AVolf ist hart in den Kopf verwundet, und überhaupt grosse Gewaltthätigkeit ausgeübt

worden.

Mor"-ens um '/i7 sprengten die ersten Kaiserlichen, nämlich 16 Husaren von Barco*) aus der Mainzer Garnison hier durch und mai-hten gleich 5 Gefangene. Kurz darauf rückten viele nach und begann ein lebhaftes Gefecht. Die Fran- zosen wurden immer weiter in das Gebirg zurückgedrängt. Die Deutschen rückten immer vor, verloren aber ziemlich Leute; um 11 Uhr wurden die [85 Franzosen von der Platte verdrängt.^)

Und so wären wir denn Gottlob wiederum von der Gewalt dieser Un- menschen befreit, ohne dass wir Schaden gelitten hätten. Das Schönste und Herrlichste ist, dass keine Geiseln genommen und auf die Contribution nichts als 18,000 Livres, vielleicht aber auch nichts bezahlt ist.

Gott behüte, dass wir diese leidigen Gäste nie wieder je zu Gesicht

bekommen.

Das muss ich noch bemerken, dass die Franzosen eine grosse Kanone aus Königstein, weil sie solche nicht weiter fortbringen konnten, vor dem stumpfen Thor an der ersten Mühle von dem Weg herunter in die Bach warfen.

Bei der in der letzten Nacht verübten Plünderung bezeugte der General Becker, welcher sich überhaupt die ganze Zeit als einen bösen Menschen [86 gezeigt hat, nicht allein sein Wohlgefallen, sondern er liess auch einen Bürger von hier, weil er einige Soldaten, die in seinem Hause plünderten, vor die Thüre geworfen hatte, bis an die dritte Mühle mit nehmen, wo er erst erschossen, und sodann aufgehängt werden sollte, jedoch wurde er endlich, nachdem er 25 Prügel bekommen und dem General Becker den Rock [hatte] küssen müssen, losgelassen.

Überhaupt drohete unserer Stadt diese Xacht ein grosses Unglück, indem auf die falsche Vorstellung, dass die ganze Stadt in Aufruhr sei, der General Daurier schon den Befehl gegeben hatte, die Stadt anzuzünden, welches nur mit Mühe redressiert wurde.

Mittwoch den 14. September. Wir scheinen noch nicht aller Gefahr [87 entronnen zu sein. Die Franzosen sind bereits 6 Tage von hier weg und stehen doch noch 6 Stunden von hier bei Kirberg. Heute Mittag hörte man bis in die

9 September. ') Gasthaus zum Ritter am Sonnenberger Thor, Besitzer Konrad "Wolf. 'j Der heutijje Pariser Hof. ^) Mich. Schmidt, der Rutsfreund Sartorius und die Frau Oberst Thielmann cowie Christ. Mathes wohnten in der Xeu;,'a.sse oder deren Nähe. ■*) Der kaiserliche Oberstlieutenant Feli.v Freiherr (seit 1795) v, Barco, geb. 1756, befehligte das zehnte Husaren-Regiment und zeichnete sich wie früher so auch hier bei der Verfolgung der Franzosen au.s. *) Die Franzosen sammelten sich „auf dem Plateau von Dotzheim" am 8. September; am !). September beunruhigte ein Teil der Mainzer Besatzung ihren Rückzug, wurde aber zurück- gewiesen; Erzherzog Karl will hier zwei Kanonen erbeutet haben. Denkw., S. 121. Marceau setzte seine Truppen in 3 Kolonnen in Marsch, welche am 12. zu Nassau, Diez und Limburg ankamen.

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Nacht hinein eine ununterbrochene Kanonade, welche aus der Gegend Kirberg zu sein scheint. Gott gebe nur, dass der Ausgang für uns nicht traurig sein möge.')

Doniierstaij den 15. September. Einige sagen, die gestrige Affaire sei bei Kirberg, andere bei Singhofen gewesen und zum Nachtheil der Franzosen ausgefallen, welche :V2 Kanonen verloren hätten. Zum Nachtheil der Kaiserlichen kann sie nicht ausgefallen sein, weil man sonst hier Lärmen sähe; indessen lauten die Nachrichten aus Bayern sehr übel, und das macht grosse Besorgnisse.

Die Affaire war wirklich bei Kirberg, woraus die Bussy*) und Rot- [88 mäntel geschlagen wurden.

Bald hernach liefen sehr gute Nachrichten ein, dass nämlich nach einem sehr hartnäckigen Gefecht die Franzosen die Lahn verlassen mussten"), und da auch oben an der Donau die Moreausche Armee in vollem Rückzuge sein soll, so haben wir hoffentlich für diesen Winter Ruhe vor den Franzosen, und ich schliesse hiermit mein Tagebuch.

Wiesbaden, den letzten September. 1796.

Es erübrigt noch ein Wort über die Gesamtausgaben der Stadt und die

.j,v x.v^v... v..^ .,^^»1, «^Vi VIV. VJ.X.0«WH»U05

Art der Zahlung hinzuzufügen.

In den Akten ist eine von deutscher Hand geschriebene Notiz über die Höhe der Kosten, welche die Stadt, abgesehen von den Leistungen einzelner, zu tragen hatte. Sie lautet:

Notte [sie!]

de ce que la ville de Wiesbaden a fourni pour la subsistance de Tarmee Francaise jusqu'ä le 14. Thermidor l'an. 4^-

du pain 150,000 rations c{ui content au moins . . 10,000 fl.

de fourage 1,100 Sacs d'avoine 7,700

16,000 Rations de foin 7,200

2,400 Rations de la paille 720

Bestiaux et de la viande au moins pour .... 6,000

De volaile au moins pour 700

Du vin au moins pour 3,000

38,320 ti. [sie]. Sans compter les autres requisitions sans nombre.

(Ohne Datum- und Unterschrift, auf einem Umschlag von Requisitions- rechnungen).

14. September. ') Bei Mensfelden warf Marceau die Vorhut der Österreicher zurück. Denkw., S. 128 f. und hier S. 88.

15. September. ') Graf Anton Bussy v. Mignot, geb. 1755 in Frankreich, trat 1792 in österreichische Dienste und kommandierte zuerst ein Jägerkorps zu Pferd, das seinen Namen führte. Wurzbach. *) An der Lahn fanden noch mehrere Gefechte statt. Auf dem Rück- zuge der französischen Armee wurde bekanntlich der tapfere General Marceau am 19. Sept. bei Altenkirchen tötlich verwundet und starb am 21. ej. Er hatte ein Alter von 27 Jahren erreicht. Denkw, S. 137 f. Er wurde im Fort Petersburg bei Koblenz von den Österreichern ehrenvoll bestattet. Ib. S. 139.

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Diese gaoz allgemeine Angabe wird bestätigt und erläutert durch die reiche Sammlung der sämtlichen Rechnungen, welche alsbald nach Abzug der Franzosen, soweit sie nicht bei der Lieferung selbst sofort bezahlt worden waren, eingefordert und eingeliefert wurden. Die Gesamtzahl beträgt 469, darunter mehrere unter einer Xummer, in 20 verschiedene Kategorien abgeteilt. Wir haben einzelne dieser Kategorien oben mitgeteilt. Leider ist eine Zusammen- zählung nicht erfolgt; wir haben eine solche versucht, soweit es möglich war.') Die Summe mag ca. 70000 ti. betragen, eine Summe, welche die durch die Erpressungen heruntergekommene Bürgerschaft nicht sofort tilgen konnte. Auch schienen wohl manche Forderungen zu hoch angesetzt. Man verfiel daher auf den Ausweg eine Herabsetzung zu versuchen. So trat denn am 21. Oktober 1797 zu dem Zwecke eine Kommission zusammen, welche bestand aus dem Amtmann Müller, dem Stadtamtmann Körner, dem Stadtschultheisseu Hofmann, dem Bürgermeister Bager, dem Rechner Hofmann und dem Revisor Eidmaun als Schriftführer, welcher es auch gelang eine „Moderation" herbeizuführen, indem viele ihre Forderung um 3°/^ bis 5% herabzusetzen bereit waren. Die Summe, welche nunmehr noch zu zahlen war, belief sich auf 65 430 H. 45 '/a kr. Aber nun machte die Art der Zahlung Schwierigkeit: kleine Posten bei geringeren Leuten wurden sofort mit dem Gelde getilgt, welches man aufnahm, grössere durch Schuldverschreibungen oder Anweisungen. Die volle Erledigung fand die ganze Sache, wie die Quittungen beweisen, erst nach mehr als Jahresfrist.

Anhang.

Wir glauben zum Schlüsse ein eigentümliches Requisitionsschreiben, welches ein französischer Offizier zu Bierstadt an den dortigen Pfarrer Schellenberg richtete, hier anfügen zu sollen; es ist entnommen Häberlins Staatsarchiv 179t)

II, 2, S. 117 und lautet:

_, . Armee de Sambre et Meuse.

Domme,

Cum multi milites modo sint venturi in pagum, ne viuum, quod apud te tantummodo sit bonum, dilapidetur a militibus et tibi ex vino nihil remaneat nisi memoria: rogo te, ut dolium mittas apud Generalem, dolium salis amplum, quod tibi a societate civium solvetur. Venies ipse potatura cum Generali quoties volueris. Sic vinum habebimus onmes sine pcriculo. Si contra apud te magnam copiam vini servaveris, rapient milites, bibent, et nihil pro te, nihil pro uobis erit. Consilium ergo tibi do, ut mittas hie dolium, ut mittas instrumenta, unde possimus coenam parare (scilicet prandium), ut mittas feminam nepotem, quae cibum paret, ut mittas duodecim mensitia, scyphos, lagenas, onmia denique, quae in tua sunt potestate ad prandium pro octo personis necessaria.

Dominus Bourg-Maitre nihil habet. Mitte statim feminam, quae cibum paret nunc.

Ego mitto ad te hominem, quem mittere possis ad emendum in Yisbaden quidquid volueris.

Lsque ad revisum salus et reverentia. Cluquo suite [?]

') Eine genaue Addition ist nicht mehr müglich, da die letzten Kochnun^jen (c. 40) fehlen; die erhaltenen ergeben last 6:iOU0 Ü.

105

Deutsch:

Herr!

Da viele Soldaten eben in das Dorf kommen werden, so bitte ich dich, damit nicht der gute Wein, den du nur hast, von den Soldaten vergeudet [klein gemacht] wird, und dir nichts von dem Wein bleibt, als die Erinnerung, du mögest zu dem General ein Fas» schicken, ein ziemlich grosses Fass, welches die Gemeinde dir bezahlen wird. Du wirst selbst kommen, um mit dem General zu trinken, so oft du willst. So werden wir alle Wein haben ohne Gefahr. Wenn du dagegen eine grosse Menge Wein aufbewahrst, so werden die Soldaten dir den Wein wegnehmen und trinken, und es wird nichts für dich, nichts für uns bleiben. Ich gebe dir also den Rat, hierher ein Fass zu schicken, Kochgerät zu schicken, damit wir uns eine Mahlzeit (nämlich ein Frühstück) bereiten können, eine Frau (nepotem?) zu schicken, welche die Speisen bereitet, zwölf Messer und Gabeln zu schicken, Gläser, Flaschen, kurz alles, was in deiner Macht steht, um ein Frühstück für acht Personen zu bereiten.

Der Herr Bürgermeister hat nichts. Schicke sofort eine Frau, welche die Speisen zubereitet, jetzt.

Ich schicke dir einen Menschen, den du schicken kannst, um alles, was du willst, in Wiesbaden zu kaufen.

Bis zum Wiedersehen Gruss und Hochachtung.

Cluquo

[?]

Register der Namen.

Die Ziffern bezeichnen die am Rande der Mitteilungen stehenden Seitenzahlen

der Handschrift.

Altenberg 2. Altenkirchen 1. Aniberg 71, 75. 78. Aschati'euburg 50. 78. Auringen 51.

Baireuth 76.

Bamberg 63.

Barco 84.

Bayern 87.

Becker, General 3U. 32.

57. 86. Beiulori" 5. 33. Bergen 23.

Bernadotte, General 13.

19. 33. Biebrich 24. 25. 40. 50.

58. 62. 64. Biohl, Kommissär 28. Biorstadt 10. 37. Bleideüstatt 24.

Bonn 1 . Born 23.

Burgschwalbach 29. 50. Bussy 88.

Cassel 19. 24. 47. 59. 68. Coulance, General 81. Crou 14.

Darmstädter 1. 5. Daurier, Brigadegeneral 42.

56. 58. 62. 06. 86. Diez 2. 7.

Dolmetscher 14. Anm. Donnermühle 68. Dotzheim 14. 20. 25. 28.

30. 34. 36. 39. 40. 43.

50. 55. Duquoy, Kommissär 11. 12.

21. 28.

Eberbach 31. 62.

Eltville 40.

Eppstein 28.

Erbenheim 10. 14. 36.

50. 56. 58. Eruouf, Chef des Generalstabs

73. 77. Esch 8. 77.

Fink. General 33. Frankfurt 3. 6. 19. 26. 27.

28. 32. 35. 38. 42. 52.

70. 71. 77. 82. Friedberg 35. 81. Fulda 72. 77. 78.

Gauthicr, Kommissär 69. Gelnhausen 52. Götz, Advokat 63. Grimm. Schulmeister 56. 62. 63. 66.

106

Hadamar 23. Hahn 55. ne>sler 49. Hosslooh .") 1 . Hoohheim 65. 67. 81. Höchst 82. Höhe 19.

Idstein 33. 4 7.

Jourdan. französischer Oher- general 23. 70. 71. 74. 77. 78.

Karl. Erzherzog, kaiserl.

General 71. Kartliäuser Au 48. Kehl ö.

Kirberg 4. 7. 23. 29. 87. Ki)l)lenz 3. Königstein 29. 33. 37. 47.

70. 85. Körner, Stadtanitniann, 41.

Anm. 2. Kray 6. 23. V. Kruse, Präsident, 58. 73 ff.

I.ahn 2. 3. 4. 5. Latour, General 7. 13. Lautz 12. 44. 64. Limburg 4. 6. 7. 81.

Main 26.

Mainz 45. 46.54.65. 68.82.

Marceau, Divionsgeneral 45. 59. 88. Anm.

V. Marschall . Regierungs- rat 8.

Martin, Kommissär 21. 23.

Mathes >54.

Meyer 4.

Miltenberg 76.

Montabaur 5.

Moreau, franz. General 71.

Mosbach 10. 14. 19. 20.

24. 58. 73. Müller. Amtmann 30. Anm. 3.

Nassau 2. 5. 29.

V. Nauendorf, General 10.

Nauheim 8.

Naurod 51.

Neuwied 5. 36.

Ncidliart, Regierungsrat 17.

Nied 35.

Niederolm 54.

Nordenstadt 46.

Nürnberg 65. 71.

Nürnberger Hof 40.

Pille. Platzkommandant 32,

51. 57. Plantin 32. 51. 64.

Rettert Hofbeständer 16. Rotmäntel 19. 88. Rössler, Regierungsrat 82. Runkel 7.

Salz, Müller 13.

Sartorius 84.

Schierstein 40.

Schmidt 84.

Schwalbach 23. 27. 33. 81.

Schweinfurt 63. 79.

Sieg 1. 4.

Sonnenberg 13. 21.

Spessart 77.

Sztaray 3.

Steintischbach 30.

Tmstadt 80. Usingen 41. 81.

Vanca 33. Vecsay 7.

V. Wartensleben 5. 6. 69. 76. Wi-hen 19. 22. 23. Weilburg 4. 7. Weyerbusch 4. Weiss, Amtmann 2. Wetzlar 2. 3. 4. 6. 7. 68.

72. 74. 78. Wiesbaden:

Neues Thor 37.

Stadtthor 37.

Sonnenberger Thor 37.83.

Stumpfes Thor 9. 36. 85.

Stadtturm 57. 63. Zuchthaus 63. Markti)Iatz 18.

Lange Gasse 13. Warme Gasse 53.

Einhorn 16. Rebhuhn 84. Reichsapfel 53. Ritter 85. Zum Wolf 12.

Geisberg 34. 36.

Hellkund 9.

Jägerhaus 11.

Platte 9. 17. 87. Würtemberg, Herzog 1. Würzburg 69. 71.

Zeschwitz 3. Zipf 23.

Das nassauisclie Münzwesen.

Von

JuL Isenbeck»

Mit 7 Tafeln.

i

Dritte Periode: 1800-1866.

Die geschichtlichen Nachrichten aus dem Anfange unseres Jahrhunderts sind spärhch und es hält schwer, sie genau festzustellen.

Von dem weitverzweigten nassauischen Hause bestanden nur noch zwei Zweige, zu Usingen und zu Weilburg.

Fürst Karl Wilhelm zu Usingen starb am 17. Mai 1808 kinderlos; ihm folgte sein am 23. April 1738 geborener Bruder Friedrich August, der 1806 von Napoleon I. zum Präsidenten des Rheinbundes ernannt, am 12. Juli desselben Jahres den Titel „souverainer Herzog zu Nassau" annahm. Er starb ebenfalls kinderlos am 24. März 1816.

Fürst Friedrich Wilhelm zu Weilburg, geb. 2.5. Oktober 1768, war am 20. November 1788 seinem Yater Karl Christian gefolgt; er starb am 8. Jan. 1816 infolge eines Sturzes.

Beide Fürsten vereinigten 1806 ihre Lande zu einem unteilbaren Herzog- tum Nassau, das sie gemeinsam verwalteten. In ihren Landen war seit dem Jahre 1752 das Münzrecht nicht mehr ausgeübt worden; 1807 fassten sie aber den Entschluss, prägen zu lassen und die frühere kurtriersche Münze in Ehren- breitstein wieder einzurichten. 1808 beriefen sie dahin den bergischen Münz- raeister Christian Teichmann von Düsseldorf, übertrugen ihm die Einrichtung der Münzstätte und stellten ihn als Münzmeister an.

Die Münzstätte war nicht so rasch eingerichtet, deshalb fragte man zuerst in Hanau, dann in Darmstadt an, ob dort Kupfermünzen für Nassau geprägt werden könnten. Man einigte sich über die Ausprägung in Darmstadt, wo Remigius Fehr als Münzmeister und Dietze in Frankfurt a. M. als Wardein angestellt waren und liess da bis Anfang September prägen.

Als Hof- und Münz^rraveur war Johann Lindeuschmidt in Mainz angestellt; sein Kontrakt ist unterzeichnet: Biebrich, den 3. und Weilburg, den 6. Febr. 1808; er hatte die Stempel zu schneiden. Ausser ihm lieferten noch der Münz- schlosser Joh. Ludw. Göttmann in Darmstadt und F. Ludy in Neuwied einige Stempel.

108

Die Münzstätte in Ehreabreitstein wird Ende August, Anfang September 1808 in Tkärigkeit gesetzt worden sein, am 27. August lieferte Lindensohmidt die ersten Stempel dahin. Zuerst wurden nur Kupfermünzen geprägt, gegen November dann auch Silber (zuerst die Medaille auf die Huldigung der Münz- stätte Ehrenbreitstein).

Die Münzen und Medaillen habe ich in 3 Abschnitten aufgeführt:

a. Gemeinschaftsmünzen des Herzogrums Nassau 1808 1816;

b. Münzen mit dem Kopfe des Herzogs Friedrich August;

c. Münzen mit dem Kopfe des Fürsten Friedrich Wilhelm.

Auf den Medaillen ist die Eröffnung der Lahnschiffahrt bis Weilburg er- wähnt; der Ausbau der früher kurtrierschen Strecke von Limburg bis Weilburg fand von 1808 1810 statt.

Die Medaille auf die Aufliebung der Leibeigenschaft ist vom Jahre 1812; das erste auf derselben erwähnte Edikt vom 1. Januar 1808 aus Bieberich datiert; es hebt die Leibeigenschaft im ganzen Umfange des Herzogtums auf, und ge- bietet, dass die Abgabe, die da heisst: das Besthaupt, von Anfang des Jahres an, nicht mehr gehoben werde.

1815 wurde die Münze nach Limburg verlegt.

Die Münzen haben aussen um die Schrift herum einen Perlenreif.

Tertrag mit Äftnziueister Teichmann.

FRIEDRICH AUCfUST von Gottes Gnaden souverainer Herzog zu Nassau etc.

und

FRIEDRICH WILHELM von Gottes Gnaden souverainer Fürst zu Nassau etc.

Demnach Wir Uns gnädigst bewogen gefunden haben den bisherigen Gross- herzüglich Bergischen Münzwardein Teichmann zu Düsseldorf wegen seiner Uns angerühmten vorzüglichen Geschicklichkeit zu Unserem Münzmeister bey Unserer zu Thal Ehrenbreitstein angelegt werdenden Münze anzunehmen; so wird dem- selben darüber gegenwärtiges Dekret ertheilt mit dem Anhang, dass er sich baldmöglichst auf seinen Posten nach Ehrenbreitstein zu begeben, die Einsicht der Münzstätte in technischer Hinsicht zu leiten, übrigens aber alles dasjenige getreulich zu leisten habe, was man von einem getreuen Müuzmeister und Diener erwarten könne und ihm in seiner Instruction demnächst noch besonders vor- geschrieben wird.

Gegen seine als Münzmeister sowohl als sonst nach seinen Fähigkeiten ihm bei etwaigem Stillstand der Münze übertragen werdenden Geschäfte bewilligen Wir demselben zum jährlichen Gehalt vom Tage seines Dienstantritts an, an Geld Sechshundert Gulden, Sechs Malter Korn Ehrenbreitsteiner Amts-Maas, Sechs Klafter Holz, Vier Ohm Wein und freie Wohnung in dem Münzgebäude.

Urkundlich der gewöhnlichen Unterschriften und beygedruckten Geheimen Kabinets-Insiegeln.

So geschehen Bieberich den 25. und Weilburg den 20. März 1808. LS Friedrich Hz. Nassau LS Friedrich W. F. Nassau.

109

(Ueberelukunft auf eiu Julir.)

1. Verbindet sich der gedachte Herr Münznieister die für deu Lauf des •'eirenwärtis'en Jalires bereits aufgegebenen und weiter nach höchstem Gutfinden und nach deu \Virkung.skräften der Münzstätte aufzu- gebenden Münzwerke auf eigene Kosten und nach Massgabe aller in seiner Dienst-Instruktion begriffenen höchsten Vorschriften und Auflagen mit ununterbrochenem Fleisse, und in der Ordnung auch nach dem Korn und Schrote, wie die Werke selbst vorgeschrieben werden, kunstmässig und rein auszumünzen respec und auszuprägen.

2. Nimmt derselbe das bereits seit dem 20. Decb. in Arbeit begriflene Münzwerk von 500 Mark t) Kreuzer-Stücke in den gegenwärtigen Münzlohns-Accord ausdrucklich auf, vergütet die aus der herzoglichen Münzkasse darauf schon verwendeten Kosten und liefert die Feilen für eigene Rechnung, welche zum iustiren dieses und all weiterer im laufenden Jahre zu fertigenden Müuzwerke nöthig seyn werden. Dagegen verspricht die Herzogliche Münzdirection

3. Ihm Herrn Münzmeister nebst allen in seiner Dienst-Instruction im voraus enthaltenen Höchstherrsehaftlichen Bewilligungen bei dem vor- zunehmenden Schmelzen und Ausprägungen jede zweckdienliche Kostenerleichternde Beförderung überhaupt und anebenst folgende Löhne.

a. von Conventions ganzen und halben Thalern per Mark fein 24 kr.

b. von 20 kr. Stücken per Mark fein 48 kr.

c. 10 kr. 60 kr.

d. , 6 kr. 80 kr.

e. für 1 ^ kupferne Kreuzer 3 kr.

f . 1 a: . '/4 , 10 kr.

zu dessen mehrerer Bekräftigung gegenw^ärtige Uebereinkunft von beiden contrahirenden Theilen eigenhändig unterzeichnet worden.

Ehrenbreitstein am 8. Januar 1809.

(gez.) Kalt (gez.) Teichmann.

FRIEDRICH AUGUST von Gottes Gnaden souverainer Herzog zu Nassau etc.

und FRIEDRICH WILHELM von Gottes Gnaden souverainer Fürst zu Nassau etc.

Nachdem Wir den Graveur Lindenschmidt in Mainz zu Unserem Hof- und Münzgraveur gnädigst zu ernennen geruht haben: so verpflichten Wir denselben hiermit

1. die für Uns erforderlichen Arbeiten in seinem Fache mit Zurück- setzung aller anderen zu fertigen,

2. solche für Uns um in der Anlage bestimmten Preise und mit An- wendung alles dessen was ihm bei seiner Kunst zu Gebote steht, auf das fleissigste und promteste zu verfertigen: das sowohl dieses geschehen als besonders auch er nie ohne Unser Wissen und Willen

110

Unser hüchstes Brustbild, Wappen oder sonstige Theile Unserer Stempel für jemand anders fertigen, nicht weniger die mit dem }lünz Wardein verabredeten geheime Miinzzeichen an niemanden offen- bare. Soll er 3. Uns durch Ablegung eines leiblichen Eydes zu dem Allmächtigen versichern. Gegen hierin treue Dienste werden Wir ihm ausser der durch die Anlage bestimmte stückweise Zahlungen jährlich zwei hundert fünfzig Gulden verab- reichen und durch Unsere Münzeasse quartaliter mit zwei und sechzig Gulden dreissig kr. auszahlen zu lassen geruhen, urkundlich Unserer eigenhändigen Unterschriften und beigedruckten geheimen Cabinets-Iusigel. Biebrich, den 3. und Weilburg den 6. Febr. 1808.

LS Friedrich Herz. z. Nassau LS Friedrich Fürst Nassau.

In fidem copiae

(gez.) Sterzing Ilerzogl. Canzleiverwalter.

Die Besitzer der Münzen sind bezeichnet:

Herr Förster in Leipzig? F

, Pülizeirat Huhn in Wiesbaden H

Isenbeok in Wiesbaden J

C. O. Thierae in Leipzig T

Nasa. Altertumsverein in Wiesbaden V

a. Gemeinschaftsmünzen des Herzogtums Nassau 1808—1816.

1808.

Graveur Lindouschmidt lieferte nach Darmstadt: 25 Paar u. 3 Revers-Stempel für nass. Kreuzer der grösseren Sorte,

6 y, V V n kleineren (Dickkreuzer),

7 u. 1 Avers V-i

Ausserdem lieferte der Münzschlosser Johann Ludwig Göttmann in Darm- stadt 4 Paar Stempel für Kreuzer der grösseren Sorte, ob dieses aber gravierte Stempel waren, oder ob Lindenschmidt sie graviert hat und sie schon in obiger Zahl enthalten sind, ist nicht angegeben.

Nach Ehrenbreitstein hat Lindenschmidt in diesem Jahre geliefert: 15 Paar Stempel für Kreuzer,

2 n n /* »

9 ^ Konventions-Fünfer = 6 Kreuzer-Stücke.

Ausgeprägt wurden Kreuzer '/* Kreuzer 6 Kreuzer

in Darmstadt . . für ti. 8 008 30 kr. fl. 3 053 Oi) kr. tl. - kr.

Ehrenbreitstein 5 300 \öO 400 ^

zusammen fl. 13 308 30 kr. fl. 3 203 09 kr. fl. 400 - kr. also ca. 798 510 Stück 448 756 Stück 4000 Stück.

Die Akten enthalten nicht, wieviel Kreuzer von der grösseren und kleineren Surte dies waren.

111

Konventions-Fünfer. = 6 Kreuzer-Stücke. Gr. 21 mm, «Jew. 2,00-2.22 g.

Hs. (iekrünter Schild, <larin in blau fingiertem Felde der ge- krönte nass. Löwe 1., von 7 Schindeln umgeben. Diesea Bild kommt auf allen Münzen der gemeinschaftlichen Regierung vor, ich erwähne es deshalb nicht weiter und führe nur noch an, wo eine Verschiedenheit <larin besteht.

1* U.b. HERZ. NASSAU. CONVENT MÜNZ . unten (5)

b _

c d

" . -MÜNZ

n

n

2 HERZOGLNASS. CONVENT -MÜNZ

Rä. In einem unten gebundenen Eichenkranze in 4 Zeilen: ^'*'M,2 240 1 EINE FEINE MARK- 18081 C-)')

^^ ~ i ~ - I MARK I - I (L)

Rand: schräg gekerbt.

Besitzer: Ib. H-J le. H Id. H 2 V

Beschrieben: 1 a. 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 2508. 1854 Leitzmann: Numismatische Zeitung, S. 53, Xo. 22. (Diese Zeitung bezeichne ich ferner mit 1854 NZ), Erwähnt: 1869 Kat. Sedlmaier in München, No. 13 308.

Hs. HERZ. NASS. SCHEIDE M.

Rs. In 3 Zeilen: III KREUZER 1808 |

Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 489, No. 2509. 1854 NZ, S. 54, Xo. 23. In den Stempelrechnungen dieses Jahres, sowie in den Angaben über die ausge- prägten Sorten werden keine 3 Kreuzer-Stücke erwähnt; die Jahreszahl wird wahrscheinlich nicht richtig ge- lesen sein.

Kupferkreuzer der grösseren Sorte. Gr. 22 mm, Gew. 4,40 g.

3 Hs. U. b. Rosette. HERZOGL- NASS SCHEIDE MÜNZ

Rs. 1 I KREU-- ZER. 1808 j (L) Rand: schräg gekerbt. Besitzer: F - H J Beschrieben: Xeumann No. 10 004.

4a,b,c,d) Hs. U. b. HERZOGL- NASS . SCHEIDE MÜNZ-

,®'^ V . _ . _ MÜNZ.

•'^'^ r> r, . _ . _ MÜNZ

') (L) bedeutet: uuten zwischen der Kranzschleife steht L das Zeichen des Sterapel- sehiieiders Lindenschmidt. '

112

4a,b,h,i Rs. I KREU-- -ZER- 1808! (L)

c, 1 . - - -ZER - I (L)

d,e,f.g.k I -ZER. - I

ra , 1 i _ . - I (L)

a u. b haben verschiedene Krauzzeichnung. Rand: schräg gekerbt.

Besitzer: 4a. F— H b. T c. H d. H-T e. H

f. V g. F; h. H wiegt nur 2,40g.

i. H k. H-T m. F-H-T

Beschrieben: 4h. Xeuinann No. 10G05. 41. Neumann Xo. 10 606.

5a Hs. U.b. ERZOG: NASS. SCHEIDE MÜNZ

b . . _ . _ . _ MÜNZ

5a,b Rs. 1 1 KREU-- -ZER- , 1808 | (L)

Rand: 5a. fischgrätenformig. Besitzer: 5a. H-T

Beschrieben: 5a. Neumann No. 10 607; 5b. Reinhardt No. 3799. Neumann No. 10 608.

6a,b IIs. U. b. HERZ -NASSAU SCHEIDE MÜNZ

C V V * *

d . . _ . _ . _ MÜNZ

e V r>

6a,c,e Rs. 1 KREU-- ; -ZER- 1808 | (L)

. b,d - : - i -ZER i - 1 (L)

Rand: 6d. Strichrand. Besitzer: 6c. H

Beschrieben: 6a. Reinhardt No. 3800. Neumann No. 10610. 6b. Neumann No. 10611. 6d. Neumann No. 10 609. 6e. 1854 NZ, S. 54, No. 25.

Hs. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

. _ MÜNZ.

. MÜNZ

ta b

c,e,f d

V V

Im Felde fehlen die Schindeln, g ^ ^ _ . _ SCHEID" MÜNZ

^ ^ ^ . SCHEID MÜNZ

7a,c " " Rs. I KREU- ' -ZER 1808

b',d « - 1 I - I

e li - : -.| (L)

f.g,h . -I - - I (L)

Rand: 7b, d, f, h: schräg gekerbt. Besitzer: 7b. H-V d. H-T e. F f . H g. T

h. F-H Beschrieben: 7a. Reinhardt No. 3803; Neumann No. 10612. 7c. 1854 NZ, S. 54, No. 27.

113

Silberabachläge von Kreuzern der grösseren Sorte.

8a Hs. U. b. HERZOGL-NASS- SCHEIDE MÜNZ

b —._._. MÜNZ.

8a,b Ra. I | KREU-- | ZER- , 1808 (L)

Rand: 8a. Laubrand. Besitzer: 8a. H

Beschrieben: 8b. 1833 Wambült Kat., S. 189, No. 2511. 1854 NZ, S. 54, No. 24.

Kupfer-Kreuzer der kleineren Sorte -= Dickkreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 5,02 %.

9a Hs. U. b. Rosette: HERZOGL- NASS- SCHEIDE MÜNZ

b n _•._._ MÜNZ

c,d . _ . _ MÜNZ

e,l n 77

od. MÜNZ zweifelhaft.

g,h,i -_._._ MÜNZ

9a,b,i Rs. I \ KREU^ | ZER \ 1808 |

C7e,f,h _| _ I _ I _ I (L)

d -• - I -•! - I

g . -i - I -•! - ! (L)

Rand: schräg gekerbt bis auf No. 9e., das EEEEE hat. Besitzer: 9a. H b. H c. H-J d. H-J e. H f. H (2 St.) g. H (2 St.) h. H

(3 St.); i. H (2 St.)

Beschrieben: 9a. Neumann No. 10 605 (?) d. Neu- mann No. 10 606 (?)

Silberabschlag eines Dickkreuzers. Gr. 19 mm, Gew. 4,70 g.

10a Hs. U. b. HERZOGL-NASS. SCHEIDE MÜNZ

b _ . _ . _ MÜNZ

10a,b Rs. I I KREU- | -ZER ; 1808 i (L)

Rand: schräg gekerbt. Besitzer: 10a. H b. V

^4 Kreuzer Heller. Gr. 19 mm, Gew. 1,18 1,35 g. IIa Hs. r. b. HERZOGL:NASS- SCHEIDE MÜNZ

1) »

b

c— d _ . _ . _ MÜNZ

e

» jj

lla,b,d,e Rs. ^j KREU^ --ZER I 1808 (L)

c ^ _| _ l-ZER.'l - , (L)

Rand: ghitt.

Besitzer: IIa. J IIb. H-J 1 Ic F-H(2 St.) J-T lld. H lle. V

8

114

Beschrieben: IIb. Neunuinn Xo. 10 026; 11 o. Rein- hardt No. 3806. Neumann Xo. 10 627. 1S33 Kat. Wambolt, S. 189, Xo. 2512; lle. 1854 XZ, S. 54, Xo. 28.

12 H3. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

12 Rä. ^ KREU -ZER. j J808

K;mJ: glatt. Besitzer: H J - T

13a Hs. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ-

b

c

n

7f

13a,b Rs. -^' KREU -ZER 1808 (L)

c ^ _ _ .| -ZER. ' - I (L)

Rand: glatt. Besitzer: 13a. T: 13b F

7

Beschrieben: 13c. 1854 XZ, S. 54, Xo. 29.

Silbierabschlag eines "< Kreuzers. 14 Hs. X^b. HERZOGL-NASS- SCHEIDE MÜNZ Ros.

Rs. ~ KREU- -ZER 1808 ^ (L)

Rand: schräg gekerbt. Besitzer: H— Wiener Kabinet.

Herr Münzmeister Fehr in Darmstadt erhält für Fertigung der

Gold- und .silbernen Kreuzer fl. 6.24

für 1 Mark 1 Lot Silber und 36 '/s Dukaten (fold 225.24 Danach wären auch Kreuzer in Gold geprägt, bekannt sind aber keine.

1809.

Dukaten. Gr. 22 mm, Gew. 3,45—3,60 g. . 2 Paar Stempel und 1 Avers-Stempel lieferte Lindenschmidt.

Bei dem Avers-Stempel enthalten die Rechnungen die Bemerkung: „welcher durch die Form des Schildes von einer zweiten Bestellung unnütz ward zu graviren." Es scheinen also nur obige 2 Stempelpaare zum Prägen verwandt worden zu sein.

1809 wurden 2343 Stück Dukaten aus der Münze abgeliefert; 1810 im März und Juli noch etwa 1200 Stück; doch scheinen dieselben auch die Jahr- zahl 1809 zu haben, denn neue Stempel wurden nicht angefertigt; auch sind keine Dukaten mit der Jahrzahl 1810 bekannt geworden.

115

15 Hs. Der gekrönte uassauidche Wappenschild ist mit

<Mnem LorbtM^rkrunz beliangen.

0. b. HERZOGTHUM NASSAU-

Rs. In '3 Zeilen auf einer verzierten (luadratiseheu Tafel:

1 ' DUCAT . i 1809 I

Rand: schräg gekerbt.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: 1883 Kat. Wambolt, S. 702, No. 1031 mit der Bemerkung: Ist eine gemeinschaftliche Duo. der Gesamthäuser. 1854 NZ, S. 54, No. 30.

1869 Kat. Schulthess Rechberg No. 4154, Th. 3.10.

Erwähnt: 1875 Hamburger, Kat. Lühr etc., No. 4320. 1883 Kat. Hess No. 3836, M. 15.—

a Davon bestehen Abschläge in Kupfer. Gew. 3,36 g.

Rand: glatt. Besitzer: H J

Angeführt: 1888 Zschiesche & Köder in Leipzig, Verzeich- nis No. 34, No. 2695. M. 1.50.

Konventioii8-20er = 24 Kreuzer. Gr. 28 mm, Gew. 6,64—6,70 g.

5 Paar Stempel dieser Sorte scheint Lindenschmidt geliefert zu haben, denn dabei ist nicht angegeben, dass ein Porträt darauf gewesen; sie kosteten fl. 20 bis fl. 24, während die Stempel mit Porträt fl. 33 kosteten.

Ferner lieferte Friedr. Ludy in Neuwied 3 Paar 24 Kreuzer-Stempel uhne Porträt; es scheinen die mit dem Pferdchen zu sein.

Die Ausprägung an 24 Kreuzerstücken in diesem Jahre bestand in 850 Mark 8 Loth fein Silber, also ungefähr 51000 Stück; es ist aber dabei nicht ange- geben, wieviel Stück mit dem Porträt des Herzogs, dem des Fürsten, oder dem Wappen geprägt wurden.

16a,c Hs. U. b. HERZ- NASSAUISCHE CONVENTIONS MÜNZ

unten 20 b HERZ- NASSAUISCHE CONVENT .MÜNZ-

unten 20 d » » HERZ: NASS : CONV : MÜNZ

unten 20 Rs. In einem unten gebundenen Eichenkranze in 4 Zeilen: 16a 60 ! EINE FEINE MARK- ' 1809

b - I - - , - ' (L)

c ' -1 I 1. sprin-

gendes Pferdcheu, keine Schleife.

8*

116

Rs. In einem unten gebundenen Eiohenkranze in 5 Zeilen, die Schritt steht bogig: d Rosette 60 Rosette EINE FEINE I MARK ]

kleine Rosette 1809 kleine Rosette 1. sprin- gendes Pferdchen.

Rund : fischgräteuförniig.

Besitzer: 16a. H b. H in 4 Stempelverschiedenheiten

-J c. H- J d. H-J

Beschrieben: 16b. Appel No. 2820. 1854 NZ, S. 54,

No. 34. d. Appel No. 2322. 1S54 NZ, S. 54, No. 35.

Konventions-lOer = 12 Kreuzer. Gr. 24 mm, Gew. 3,92 g.

2 Paar Stempel ohne Porträt lieferte Lindeuschmidt und 1 Paar F. Ludy. Für tl. 3000 wurden geprägt.

17a Hs. U. b. HERZ- NASSAUISCHE CONVENTIONS MÜNZ ,

unten 10 b , HERZ. NASSAU CONVENT -MÜNZ,

unten JO Rs. In einem unten gebundenen Eichenkranze in 4 Zeilen: 17a 120 EINE FEINE ; MARK- 1809 | (L)

b I I . I unten nur

die Schleife.

Rand: schräg gekerbt. Besitzer: 17a. H-V 17b. H

Beschrieben: 17a. 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 4701. 1854 NZ, S. 55, No. 39.

Konventions-Ser = 6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 2,02 g. Nur ein Paar Stempel wurde angefertigt. Die Ausprägung ist nicht erwähnt. 18 Hs. U. b. HERZ. NASSAU CONVENT. MÜNZ unten (5)

18 Rs. In einem unten gebundenen Eichenkranze in

4 Zeilen: 240 EINE FEINE j MARK- 1809 | (L)

Rand: schräg gekerbt, Besitzer: H

Beschrieben: Kat. Bretfeld No. 29 998, 1854 NZ, S. 55, No. 40.

3 Kreuzer. Gr. 18 mm. Gew. 1,34 g. Mit 3 Paar Stempeln wurde für fl. 500 ausgeprägt. 19a Hs. Oben herum: HERZ NASS- SCHEIDE M-

K _ . _ .SCH -M.

117

Rs. In 3 Zeilen: 19a III KREUZER 1809 |

b I KREUZER. I I

Rand: glatt.

Besitzer: 19a. H 19b. V

Beschrieben: 19a. 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 4702. 1854 NZ, S. 55, No. 41.

Kupfer-Kreuzer der grösseren Sorte. Gr. 22 23 mm, Oew. 3,82—4,23 g.

Die Rechnungen führen 10 Paar Stempel zu Kreuzern der grösseren Sorte und 3 Paar zu Kreuzern der kleineren Sorte auf. Dick-Kreuzer von diesem Jahre sind aber bis jetzt nicht bekannt. Ausgeprägt wurden 2756 Pfd. Kupfer.

20a Hs. O. b. HERZ : NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

b fl :

Der sonst gekr. Löwe ist bei dieser Münze ungekr. c ^ HERZ. NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ,

d _ . _ __ MÜNZ

e _ . _ _ MÜNZ

Der gekr. Löwe; im Felde 7 Schindeln, eine zwi- schen dem Löwen und seinem Schwänze. f Hs. O. b. HERZ. NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

Die eine Schindel steht hinter dem Schwänze des Löwen, g HERZ. NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

Im Felde 6 Schindeln. 20a— g Rs. I I KREU^ \ --ZER- \ 1809 |

Rand: 20a u. b: glatt.

20c u. f: fischgrätenförmig gekerbt. Besitzer: 20a. H b. F-H-J-T c. T

d. T e. T f. H (2 St.) - J - T

21a, b Hs. O.b. HERZ. NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ-

c .

Keine Schindel zwischen dem Löwen und seinem Schwanz. d HERZ. NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ I

e ^ _ . _ _ MÜNZ j

Eine Schindel zwischen dem Löwen und seinem Schwanz. 21a, d Rs. 1 I KREU' i =ZER. ! 1809 (L)

b, 0, e -I - ^ -ZER I - 1 (L)

Rand: gekerbt.

Besitzer: 21a. F 21b. H-T 21c. F-H

d. F-H e. H-T

118

22a Hs. 0. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

b » ~

22a, b R3. I KREU-- -ZER- J809 \

Rand: schräg gekerbt. Besitzer: 22b. H

Beschrieben: 22a. Neumann No. 10 620. Reinhardt No. 3801.

23a Hs. 0. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

h . MÜNZ

23a Rs. 1 KREU-- , -ZER- 1809 i (L)

b . -I - 1 =ZER - 1 (L)

Rand: gekerbt. Besitzer: 23a. H 23b. H-T

24a Hs. U. b. HERZOGL- NASS- SCHEIDE -MÜNZ

unten eine Rosette. b HERZOGL-NASS. SCHEIDE MÜNZ

unten eine Rosette. 24a Rs. I KREU-- -ZER Rosette ' 1809 ]

b , 1 I - I - „1-1

Rand: schräg gekerbt. Besitzer: 24b. H-T

Beschrieben: 24a. 1854 NZ, S. 55, No. 42. Neuraann No. 10 621.

25a ' Hs. U. b. HERZ NASSAU SCHEIDE MÜNZ

b ' . . - . - . - MÜNZ

Schild unten spitz. 25a Rs. I KREU= 1 -ZER- i 1809 [ (L)

b , I| - I - . 1 - I

■■ •'. Rand: gekerbt, tischgratförmig.

Besitzer: 25b. F-H

Beschrieben: 25 a. Reinhardt No. 3807. Neuraann No. 10610.

26a Hs. U. b. HERZ NASSAU SCHEIDE MÜNZ

.. b , , _ . _ . _ MÜNZ

26a Rs. 1 i KREU-- \ -ZER 1809 ; unt. nichts zu sehen,

b -I - I =ZER.| - I (L)

Rand: gekerbt. j

Besitzer: 26a. H !

Beschrieben: 26 b. Reinhardt No. 3807. Neumann '

No. 10 619. i

119

';4 Kreuzer -= 1 Heller. Or. '20 mm, Oew. 1,40 g. 7 Paar Stempel lieferte Liudeuschinidt; die Ausprägung ist nicht vermerkt. 27a-d Ha. O. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

f

g b, i

MÜNZ

27a,e,h Rs. ^| KREU= | --ZER. 1809 (L)

b,g,i - I 1 -ZER :' I (L)

c, f I - -ZER. J

d _| _■ ^ .-ZER , - I

Rand: glatt.

Besitzer: 27b. F H J T c. T e. H

f. H g. H-J h. T

i. H (2 St.) Beschrieben: 27a. Neumann No. 10t)3I. 27d. Neu- mann No. 10 630.

28a, c Hs. 0. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

' b - . _ . _ _ MÜNZ

28a Rs. 4-1 KREU- ' -ZER ' 1809

b,c

(L)

Rand: glatt.

Besitzer: 28a. H - T c. H

Beschrieben: 28b. 1854 NZ, S. 55, No. 46.

1810.

3 Kreuzer. Gr. 18 mm, Gew. 1,30 140 g. Geliefert wurden 21 Paar Stempel und damit 1562 Mark 8 Lot Silber verprägt.*)

29a Hs. U. b. HERZ NASSAU SCHEIDE M

b _ . _ -SCHEID MÜNZ

c ^ ^ _ .NASS -SCHEIDE M.

d _ . _ .SCH M-

29a,c Rs. In 3 Zeilen: IUI KREUZER 1810-

b . « n - i - I 1810

d , , I .1 1810

n

Rand: glatt.

Besitzer: 29a. H-J c. H d. H-J

Beschrieben: 29b. Appel No. 2324. 1854 NZ, S. 55, No. 47

') Laut der Warnungsanzeige im Intelligenzblatte N'o. 4, den 26. Jänner 1811, bestehen falsche 3 Kreuzerstüoke vom Jahre 1810.

120

Kupferkreuzer. Gr. 22 mm, Gew. 390 4,90 g.

19 Paar Stempel von Lindenschmidt; ausgeprägt wurden 4330 Pfd. 8 Lot Kupfer.

30a Es. O.b. HERZ NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

b . r, - . - - MÜNZ

30a,b R8. 1 : KREU' ^ZER- ' 1810 (gross.) (L)

Rand: glatt, teilweise auch etwas schräg gekerbt. Besitzer: 30a. F-H-J-T b. F-H-J

Gr. 24 2^ mm. Gew. 4,50 5,90 g.

31a Hs. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

b r, r, _ . _- _ MÜNZ

31a,b Rs. 1 1 KREU^ -"ZER 1810 (klein.) (L)

Rand: glatt.

Besitzer: 31a. F-H-J-T b. F-H-J-T

Beschrieben: 31a. Neumann Xo. 10 623. 31b. Neumann No. 10 622, lässt aber irrtümlich beidemale die Um- schrift unten beginnen.

Neumann führt No. 10 624 eine Münze wie No. 31a auf, aber ohne Punkt nach -ZER und mit gekerbtem Rand.

Gr. 22 mm. Gew. 4,25—5 g.

32a H8. 0. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

b , , _ . _ _ MÜNZ,

c , , - . - - MÜNZ

d,e . _ . _ _ MÜNZ

32a Rs. 1 I KREU= | ^ZER | 1810 (klein.) (L)

b,c,d -I - I - •! - (L)

e ^ _| _ 1 .ZER I - ohne (L)

Rand: glatt oder etwas gekerbt, Besitzer: 32a. T b. F c.H-J-T

d. F - H - J - T Beschrieben: 32e. 1854 NZ, S. 55, No. 48.

Vi Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 1,20 1,35 g. Lindenschmidt lieferte 4 Paar Stempel; Auspräge 560 Pfd. Kupfer. 33a Hs. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

b -NASSAISCHE

c

_ . MÜNZ

i> n

33a Rs. ~ KREU-- i --ZER

4 i 1

1810

b,c -I - 1 -ZER I - I (L)

Rand: glatt. Besitzer: 33a. F b. F H J

121

34a,b Ha. 0. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

c n . _ _ MÜNZ

d V n . _ _ MÜNZ.

e V n ' MÜNZ

34a,d Rd.

1 4

KREU^ -ZER. 1810 (L)

b,e ^ _ , _ j .-ZER (L)

e » -I - I - i - i

Rand: glatt.

Besitzer: 34a. H c. F d. F - T

Beschrieben: 34b. Neumann No. 10 634. 34e. 1854 NZ, S. 55, No. 49. 1854 NZ, S. 55, No. 50 wird ein '/4 Kreuzer beschrieben mit L unter der Jahrzahl Reinhard No. 3813.

35a Hs. U. b, HERZ NASSAUISCHE SCHIID MÜNZ

b , _ . _ _ MÜNZ-

35a Rs. 4-| KREU

4 I

I

= ZER 1810

b _| - I .ZER. I - I (L)

Rand: glatt.

Besitzer: 35b. F - H - J - T

Beschrieben: 35a. Reinhardt No. 3811. Neumann No. 10 633.

36 Hs. U.b. HERZ. NASSAU. SCHEID MÜNZ

Rs. ~r-\ KREU- ' -ZER. I 1810 I Rand: glatt. Besitzer: H

1811.

3 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,11 g.

Mit 6 Paar Stempeln wurden 562 Mark 8 Lot Silber ausgeprägt.

37a Hs. U. b. HERZ- NASSAU- SCHEIDE M

b _ . _ . SCHEID MÜNZ.

c _ . _ . _ MÜNZ

d , _ . _ . _ MÜNZ

37a- d Rs. III KREUZER 1811 |

Rand: glatt. Besitzer: 37 a, b, d. H

Beschrieben: 37c. Bretfeld No. 30000. 1854 NZ, S. 55, No. 52.

122

Kupfer-Kreuzer, lu ilen Rethnungen dieses Jahres kommen keine Stempel für Kupfer- Kreuzer vor; die Ausprägungen führen aber den Münzlolin von Kupfer-Kreuzern vun 1906 Pfd. auf. Münzen davon sind nicht bekannt.

'/* Kreuzer. Gr. 19 min, Gew. 0,93 1,45 g. Mit 18 Paar Stempel wurden 2120 '2 Pfd. Kupfer ausgeprägt.

.38a— c

39a— c

40a b c

41a,b c d

38a b

39a b

40a b,c

41a

c b,d

Hs. 0. b.

HERZ. NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

R9.

KREU

ZER- 1811

(L)

I I -ZER

Rand: glatt.

Besitzer: 38a. H (4 St.)

e. H - T Besolirieben: 38a. Xeumann Xo. 10G35

b. F - H (2 St.) - T

Ifs. O. b.

Rs.

HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ 1

KREU--

(L)

(L)

--ZER. 1811 4 I I .1

, -\ - i ^ZER ! - I

« - - ; -ZER. - I Rand: glatt.

Besitzer: 38a. H (7 St.) b. H (2 St.) c. H (3 St.)

Beschrieben: 39b. Reinhardt Xo. 3813. 1854 XZ, S. 55, No. 53. 39c. 1854 XZ, S. 55, Xo. 54.

Hs. 0. b.

7)

Rs.

HERZ NASSAU SCHEIDE MÜNZ . . MÜNZ

KREU- -ZER 1811

-I - ! -ZER- I - I

Rand: glatt, Besitzer: 40b. H

Beschrieben: 40a. Xeumann Xo. 10 638. 40c. Rein- hardt Xo. 3814. 1854 XZ, S. 55, Xo. 55.

Hs. U. b.

HERZ NASS SCHEIDE MÜNZ _ . _ . _ MÜNZ

. -SCHEID

Rs.

4

KREU- -ZER 1811

-ZER.

-ZER

(L) (L)

Rand: glatt. Besitzer: 41.. H

''M

123

Beschrieben: 4Ia. Xeunr-uiu No. 10636. 41b. Neumanu No. 10 637. 41(1. Heiühardt Nu. 3814. 1854 NZ, S. 55, Xo. 56.

42 Ha. Oben herum: HERZ-NASSSCHEIDZM-

43a,b « SCH -M-

42,43a Rs. -|-j KREU^ | ZER. 1811

iL)

b « I - I =ZER. - I

Rand: glatt. Besitzer: 42. H 43a. F - H b. F

18lre.

3 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,42 g. Mit 8 Stempeln wurden 3580 Mark rauh = ca. 1000 Mark fein Silber verprügt. 44a Hs. 0. b. HERZ NASSAU SCHEIDE M

b . . _ . _ . _ M.

c _ . _ .SCHEID -M.

44a— c Rs. III \ KREUZER , 1812 |

Rand: glatt.

Besitzer: 44b. H c. H - J

Beschrieben: 44a. 1854 XZ, S. 55, No. 58.

V4 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,45 g.

Mit 19 Stempeln wurden 4187 Pfd. 8 Lot Kupfer verprägt, die 6126 fl. 56V4 kr. ergaben, also 1470 465 Stück.

45a Hs. 0. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

b,c,d - - MÜNZ

45 Rs. In einem runden Kranze von 16 Blättern, in

4 Zeilen: a,b Mit Eicheln innen und aussen:

4

c Mit Eicheln üben:

J_ 4

d Ohne Eicheln:

1

KREU-- -ZER- 1812

KREU- -ZER- 1812

. , KREU-- -ZER 1812' 4 I

Rand: glatt.

Besitzer: 45a. H b. T c. J d. H

8*

124

46a,b

Hs. O. b HLRZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

_ . MÜNZ

n n

46 ßs. Wie No. 45 in einem runden Eicheukranze

a Mit 16 Blättern, ohne Eicheln, in 4 Zeilen:

1

KRLU^

ZER 1812

Mit 15 Blättern, Eicheln aussen und innen:

4

KREU- ZER

1812

Mit 15 Blättern, Eicheln innen: 1

KRLU

ZER 1812

Rand: glatt. Besitzer: 46a. H

b. H

c. H

V

47

47a

e

48a,c,d,f,h b,e,g,i

45

Hs. 0. b.

HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ . MÜNZ

Ra. In einem unten gebundenen, oben geschlossenen Eichenkranze, in 4 Zeilen:

Mit 14 Blättern und aussen Eicheln:

4

KREU-- ; =ZLR- 1812

Mit 15 Blättern, innen Eicheln:

-^ KREU-- 4 I

ZER- 1812

(L)

(L)

Mit 14 Blättern, innen und aussen Eicheln:

-^ KREU= -ZER 4

1812

Mit 14 Blättern, innen Eicheln; ^ KREU- I -ZLR. 1812

(L)

(L)

Mit 14 Blättern, innen und aussen Eicheln:

4

KREU

Rand: glatt. Besitzer: 47a. J e. T

ZER 1812

b. H

(L) c. h

d. H

Hs. 0. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ __ . _ MÜNZ

Rs. Unten gebundener, oben offener Eichenkranz. (Die 1. und letzte Zahl geben die schmäleren Blätter, in denen der Kranz oben endet, die beiden mitt- leren die Anzahl der beiderseitigen Blätter an).

125

49

a,b Eioh. in. u. aus. 2, 7 : 7.2

1

c d

e

h,i

n

n

^EU =

-ZER-

1812

(L)

1

(L)

1

(L)

.

(L)

b. T

n. J

d.

f. J

g

. H

h.

^,7:7,2 -i

1,7:7,1 -I

1,7:7,1 -I

7:7 -I

-, u . o, _ I

Rand: glatt. Besitzer: i8a. H e. H i. H Beschrieben: 48d. Neumann Xo. 10 639. e. Rein- hard No. 3815, 1854 NZ, S. 55, No. 59.

Hs. 0. b. HERZ NASSAU- SCHEIDE M.

Rs. In einem unten gebundenen, oben offenen Eichen- kranze, der 6 Blätter auf jeder Seite hat und oben je in einer Eichel endet, in 4 Zeilen:

4

KREU-- -ZER. 1812

(L)

Rand: glatt. Besitzer: F H

50

Silberabschlag des '/«Kreuzers. Or. 19mm, Gew. 1,40g.

Hs. 0. b. HERZ . NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

Rs. In einem unten gebundenen Eicheukranze, der je auf jeder Seite 7 Blätter hat und mit Eicheln besetzt ist, in 4 Zeilen: 1

KREU- -ZER. 1812

Rand: glatt. Besitzer: H

(L)

1813.

3 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,35 g.

Mit 7 Stempeln wurden 843 Mark 12 Lot Silber verprägt, für 25 312 fl. 30 kr.

51a,b c

51a b,c

Hs. 0. b. HERZ-NASSAU- SCHEIDE- M.

_ . _ .SCHEID MÜNZ

Rs. In 3 Zeilen: III KREUZER 1813

n n

Rand: glatt. Besitzer: 51a. J Beschrieben: 51c. S. 55, Xo. 61.

I . 1815

b. H - J

Bretfeld No. 30 001. 1^54 NZ,

126

Kupfer-Kreuzer. Gr. 24 mm, Gew. 4,10 g. Mit 3 Stempeln wurden für 2 138 H. 13 kr. geprägt. 52a Hs. 0. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

b,C y, . _

Die Krone des Löwen zeigt bei 52a 5 Bügeln, bei 52b u. c 3 Bügeln.

Rs. 1 KREU-- , --ZER- 1815 | (L)

52a,b

-I - I -ZER I

Rand: glatt. Besitzer: 52a u. b. H

c. J

(L)

i/a Kreuzer. Gr. 21 mm, Gew. 1,92—2,31 g.

Geliefert wurden 22 Stempel, womit 2513 Pfd. Kupfer zu 3704 fl. 30 kr. verprägt wurden, also ca. '/a Million Stück. Nur in diesem Jahre wurden halbe Kreuzer in Kupfer geprägt.

HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

53a

Hs. 0. b. HEF

b

V Tt ~

c

r> » ~

53a,b

Es. l

c

Rand: glatt

KREUZER

1813

MÜNZ

(L) ohne (L)

Besitzer: 53a. H - J b. H c. J

Beschrieben: 53a. Xeumann No. 10 625. 53c. Rein- hardt No. 3818. 1854 NZ, S. 55, No. 62.

'/4 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,19 1,33 g.

Mit 9 Stempeln wurden 790 Pfd. Kupfer zu 1165 fl. 57 '/a kr. verprägt, also 279 830 Stück.

54a b— d e,f

54a,f,d b,e

Hs. O. b.

V n

HERZ NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

. SCHEID

. MÜNZ

Rs. ^ KREU-- : -ZER

4 I

1813

T)

V

ZER

(L)

(L)

Rand: glatt.

Besitzer: 54a. J b. F-H-J c. H

d. H e. H f . H - T

Beschrieben: 54b. Neumann Xo. 10 640. 54e. 1854 NZ, S. 56, No. 63.

127 1814.

3 Bä-euzer, Or. 19 mm, Gew. 1,28 g.

Mit 6 Stempeln wurden 1406 Mark 4 Lot Silber zu 42 187 fl., 30 kr. ausgeprägt, also ca. 843 750 Stück.

55a,b Hs. 0. b. HERZ NASSAU SCHEIDE M

c _ . _ -SCHEID MÜNZ

55a,c Rs. III I KREUZER 1814 \

b , I I 1814. i

Rand: glatt.

Besitzer: 55a. H b. H

Beschrieben: 55c. Bretfeld No. 30 002. 1854 NZ, S. 56, No. 64.

Vi Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,08 1,32 g.

6 Stempel, damit wurden 794 Pfd. 22 Lot Kupfer verprägt, 1159 fl. 20 '/2 kr. = 278 242 Stück.

56a-c Hs. 0. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

(i , . _ _ MÜNZ

i6a Rs. 4-1 KREU-- ' -ZER- ' 1814

-ZER I -

(L) ohne (L)

57

57

4

. I

" I

Rand: glatt. Besitzer: 56a. H b. H c. F H J T

d. F Beschrieben: 56a. Neumann No. 10641. 56b. 1854 NZ, S. 56, No. 65. 56c. Neumann No. 10 642.

(L)

. 0. b. HERZ. NASSAU. SCHEIDE. M.

Rs. ] 4

KREU'-

= ZER. 1814

Rand: glatt.

Besitzer: H

1815.

3 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,53 g.

Mit 6 Stempeln wurden 1125 Mark Silber zu 33 750 fl. verprügt.

58 Hs. O. b. HERZ -NASSAU. SCHEIDE. M.

Rs. Iq 3 Zeilen: III KREUZER 1815 |

Rand: glatt. Besitzer: H

128

Medaillen.

Auf die Eröffnung der Lahnschiffahrt bis Weilburg. Gr. 25 mm.

59 Hs. Jq 8 Zeilen: UNTER DER REGIERUNG ]

FRIEDRICH -I- HERZOG ZU NASSAU UND i FRIEDR- WILHELM FÜRSTEN ZU NASSAU . [ Darum Keif. Rs. In 7 Zeilen:

EROEFNUNG DER LAHNSCHIFFAHRT BIS ^ WEILBURG DEN12.0CT. 1810 | Darum Reif.

Rand: glatt.

Diese Medaille ist ausgeprägt: a in Silber, verg., vermeilliertjBesitzer: H Gew. 7,30g

b , Silber H-J-V 7,75

c „Kupfer H-J-V 7,25

Beschrieben: 18G9 Kat. d. Sohulthess Rechberg'schen Sammlung No. 4158.

Auf die Aufhebung der Leibeigenschaft. Gr. 47 mm.

60 Hs. 0. b. DEN WEISESTEN UND BESTEN LANDES-

FÜRSTEN DAS DANKBARE HERZOGTHUM NASSAU . Die stehende gekrönte Nassovia hält eine Schale über einen zu ihrer Rechten stehen- den Altar; ihre Linke ruht auf dem an sie ge- lehnten nassauischen Löwenschilde; hinter ihr ein Pflug. Der Altar trägt in 7 Zeilen die In- schrift:

EDIKTE j VOM i 1 JAN 1808 | 10 UND 14 | FEB . 1809 1 . U 3 SEP 1812 1 Unten im Absch. L Darum Reif. Rs. InlOZeil.: DENKMAL DER AUFGEHOBENEN | LEIBEIGENSCHAFT UND VOLLZOGENEN | STEUERAUSGLEICHUNG UNTER DER REGIE- RUNG FRIEDRICH -I HERZOGS U FRIED- RICH WILHILM FÜRSTEN ZU NASSAU | MDCCCXII. Darum Reif.

Rand: glatt.

Diese Medaille besteht in:

a Silber verg., vermeilliert, Besitzer: H Gew. 53,45 g

b Silber H-J-V 50,90

Im August 1813 sind von dem Herzog Friedrich August und dem Fürsten

Friedrich Wilhelm GO Stück Yermeil- und 200 Stück silberne Medaillen verteilt

worden und am 22. Oktober 1813: 2 Vermeil und 10 silberne Denkmedaillen

an das 1. leichte Infanterieregiment, das in Spanien stand, übersandt worden.

129

Auf den Münzbesuch in ElirenbroitHtoin 1R15. Or. 40 mm Silber. 61a ir.s. r. I). FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU

Kopf r., im iral-sabsch. L Daruin ^.(pkorbtor Reif. 61a Ra. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU

Kopf rechts, darunter L RaiKlsolirift eingraviert:

Münze! c^ Teielimaun ^^ EHRENBREITSTEIN 1815 Besitzer: 01a. V Gr. 40 mm, Gew. 27,50 g. b Ein gleiches Stück, aber ohne Randsclirift besitzt

Herr Polizeirat Höhn. Beschrieben: 1813 Kat. Wambolt, S. 507, Xo. 1646.

b. Münzen mit dem Kopfe des Herzogs Friedrich August.

1809.

Fonventionsthaler. Gr. 40 mm, Gew. 28,08—28,84 g. In den Stempelrechnungen von Lindenschmidt wird nur ein Stempelpaar für Konventionsthaler mit dem Portrcät des Herzogs erwähnt; die beiden anderen Reverse werden also wohl ursprünglich zu den Stempeln gehört haben, welche das Porträt des Fürsten trugen, von denen 2'!^ Paar geliefert wurden. (1765 Mark 2 Lot 9 g fein wurden mit Porträt des Herzogs und mit Porträt des Fürsten an Konventionsthalern ausgeprägt in diesem Jahre; eine Detaillierung geben die Rechnungen nicht).

62a— c Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU-

Kopf r., im Halsabsch. L 62a Rs. ü. b. ZEHN EINE FEINE MARK-

Der gekr. nassauische Schild zwischen einem Lorbeer- und einem Eichenzweige, welche unten gebunden sind; darunter 1809- b U.b. ZEHN EINE FEINE MARCK- Wie vorst.

c ^ _ _ _ MARK

der Schild aber zwischen Lorbeer- u. Palmen- zweig; unten 1809 Randschrift erhaben: UT - SIT - SUO - PONDERE -

TUTUS, an Stelle der Blattwerk. Ein Stück von 62a hat am Anfang der Randschrift ein

springendes Pferdchen. Besitzer: 62a. H J c. V

Beschrieben: 62b. 1833 Kat. Wambolt, S. 507, Xo. 1647/8. 1854 NZ, S. 54, Xo. 31, 32. Ob dieser Stempel aber besteht^ 62c. 1865 Dr. Schalk, Münzsamml. d. Ver. f. uass. Altertumsk. etc., S. 4. Is69 Kat. Schulthess- Rechberg Xo. 4155. Th. 1.26.

9

130

\'j Konventionsthaler. Gr. 34 mm, Gew. 13,75- 13,98 g.

Stempel ilavon sin«! iu der Rechnung nicht erwähnt. Die Ausprägung bestand in 157 Mark ö Lot. 16'/. g lein mit Porträt des Herzogs und des Fürsten; vielleicht hat Ludy in Neuwied beide Stempel geliefert.

63a Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU-

b »n ~ __

Kopf bei a u. b r., im Halsabsch. L 63a,b Rs. U.b. ZWANZIG EINE FEINE MARK

Gekr. nass. Schild zwischen den unten geb. Lorbeer- u. Palmenzweig; unten 1809 Rand: Blattwerk. Besitzer: G3a. H Hauch in Frankfurt.

b. H - J - V Beschrieben: G3b. 1833 Kat. Wambolt, S. 507, No. 1649.

1854 NZ, S. 54, Xo. 33. 1865 Dr. Schalk, S. 4. Erwähnt: 63b. 1872 Hamburger: Kat. Heimbürge etc., No. 2224.

Konventions-20er = 24 Kreuzer. Gr. 28 mm, Gew. 6,53 g.

Mit 4 Paar Stempel wurden 850 Mark 8 Lot fein Silber zu 13 000 fl. ausgeprägt mit beiden Porträts. (Die Angabe stimmt aber nicht).

64 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU

Kopf r., darunter L 64 Rs. U.b. 60 STUCK EINE FEINE MARK-

^ Gekr. nass. Schild, zu dessen Seiten 18-09,

unten (20) Rand: Blattwerk. Besitzer: H V Beschrieben: 1833 Kat. ^yambolt, S. 189, No. 2513.

1854 NZ, S. 54, No. 37. 1865 Dr. Schalk, S. 4. Erwähnt: 1872 Hamburger: Kat. Heimbürge etc., No. 2224.

Konventions-lOer = 12 Kreuzer. Gr. 24 mm, Gew. 3,83 g.

4 Paar Stempel lieferte Lindeuschmidt; es ist nicht angegeben, wieviele das Porträt des Herzogs trugen; auch hat sich keine Angabe über die Aus- prägung gefunden.

65 Hs. U.b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU

Kopf r., im Halsabsch. L Rs. U.b. 120 EINE FEINE MARK Gekr. nass.

Schild, zu dessen Seiten 18-09, unten (10) Rand: Kettenrand. Besitzer: H - J - V Beschrieben: 1854 NZ, S. 55, No. 38.

131

1810.

Konventionathaler. Gr. 39 mm, Gew. 28,50 g. 5 Stempel, Ausprägung 54 öOO H.

66 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU

Kopf r., im Hiilsabsoli. L 66 Rs. U.b. ZEHN EINE FEINE MARK Gekr. nass.

Schild zwischen unten geb. Lorbeer- u. Palmen- zweigen; unten C 1810 T- Randschrift vertieft: UT - SIT SUO PONDERE -

TUTUS - An Stelle der Blattwerk. (Unterm 25, May 1810 berechnet Joh. Lindenschmidt: „Eine Randelmaschine zu Thlr. gravirt mit den Worten ut Sit SuG pondere tutus (reliefj fl. 11." Besitzer: H

1811.

Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Gew. 28,05 g. 2 Stempel, Ausprägung 4131 Mark 2 Lot 6 g. 67a Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU

b V r, _ _ _ .

Kopf bei a u. b r., im Halsabsch. L 67au.b Rs. U.b. ZEHN EINE FEINE MARK fickr. nass.

Schild, zwischen unten geb. Lorbeer- u. Palmon- zweigen; unten C 1811 T- Rand: 67a. Laubrand. 67b. Schrift vertieft wie No. 66. Besitzer: 67a. H - V b. H - J

Beschrieben: 67b. 1833 Kat. Wambolt. S. 507, No. 2893.

1854 NZ, S. 55, No. 51. Erwähnt: 67b. 1869 Kat. Klebelsberg in Wien Xo. 2326. 1883 Kat. Hess No. 3837. 1875 Hamburger: Kat. Löhr No. 4319.

68 In der Yereinssammlung befindet sich dieser Kon- ventionsthaler No. 67b; auf der Hs. ist aber der Kopf des Herzogs r. mit 1 kleineren Stempel zum zweitenmale eingeprägt. Gr. 40 mm, Gew. 28.05 g.

Beschrieben: 1865 Dr. Schalk, S. 4. ungenau.

1812.

Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Gew. 28,02 g.

1 Stempel mit dem Kopf des Herzogs kommt in den Rechnungen vor. (4000 Mark 6 Lot 12 g. fein wurden ausgeprägt.)

69 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU

Kopf r., im Halsabsch. L

132

69 Rs. L'.b. ZEHN EINE FEINE MARK Gekr. nass.

Schild zwisohcü uDten geb. Lorbeer- u. Palinen-

zweigen; unten C 1812 T- Randschrifr: vertieft wie bei Nu. 66. Besitzer: H Beschrieben: Wellenheim No 3781. 1854 NZ, 3.55, No. 57.

Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Gew. 28,U7 g. 1 Stempel und 1 Revers-Stempel. Ausprägung 4306 Mark 6 Lot 7 g 192 Teil. Für 101455 Ü.

70 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU

Kopf r., im Halsabsch. L 70 Rs. O.b. ZEHN EINE FEINE MARK Gekr. nass.

Schild zwischen unten geb. Lorbeer- u. Palmen- zweigen; unten C 1813 T- Randschrift: vertieft wie bei Xo. 66. Besitzer: H V Beschrieben: Dickmauns Münzsammlung No. 2445. 1854

NZ, S. 55, No. 60. Erwähnt: 1869 Kat. Schulthess- Rechberg No. 4156. 1883 Kat. Hess No. 3838. M. 6.—

1814.

Die Rechnungen dieses Jahres führen unterm 12. Juli einen Hs.-Stempel mit Porträt des Herzogs auf; an die Müuzkasse sind abgeliefert worden aus 3438 Mark 10 Lot 6 g: 82 527 fl. 30 kr. Da keine Konventionsthaler mit dieser Jahreszahl bekannt sind, so sind wahrscheinlich ältere Stempel zum Prägen verwandt worden.

1815.

Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Gew. 28,00 g.

V'ergl. zu No. 88. 71 Hs. Wie No. 70.

71 Rs. Wie No. 70, aber unten C 1815 T

Randschrift: Wie No. 70. Besitzer: H - J - V

Beschrieben: Birou v. Kurland, Verzeichnis S. 279, No. 291. 1854 NZ, S. 56, No. 66.

133

Medaillen.')

Bis Xovembor 1808 waren iu der Müdzo zu Ehreubreitsteiu nur Yor- kchrungoa getroti'ou, um die kupfernen Kreu/.er-Stücko zu priigen; als der Herzog Friedrich August gegen diese Zeit auf Schluss Eugers sieh uufhielr, wollte er auch seine neueiTichtete Münzstätte besichtigen; dies gab dem Miinzmeister Teichmann Veranlassung, das Profil des Herzogs schneiden zu lassen, um dann eine Gelegeuheitsmedaille zu prägen. Der Versuch damit gelaug gut flaut seinem Briefe an den Herzog vom 13. November 1808), aber der Herzog er- schien nicht; demselben wurden dann mit dem erwähnten Briefe 6 goldene, 12 vergoldete, 24 silberne und 3() kupferne Abdrücke dieser Huldiguugsmedaille eingesandt. Sie zeigte:

72 Hs. U. b. FRIED AUGUST SOUVERAINER HERZOG ZU

NASSAU Kopf r., im Halsabsch. L

72 Es. In 5 Zeilen: HULDIGUNG DER MÜNZSTÄTTE |

EHRENBREITSTEIN 1808 | Rand: glatt. Die Medaille ist laut obigem Schreiben geprägt in: a Gold, davon sind keine bekannt.

b Silber vergoldet

c Silber Besitzer: H - J - V Gr. 25 mm. Gew. 8,50 g

d Kupfer H - J . 25 7,30

Beschrieben in Silber: 1833 Kat. Wambolt, S. 189,

No. 2507. 1865 Dr. Schalk, S. 5. Erwähnt: 1875 Hamburger: Kat. Löhr etc. Xo. 4321.

1884 Kat. Garthe Xo. 7131. Beschrieben in Kupfer: Appel Xo. 2317. 1854 XZ, S. 53, Xo. 21.

Verdienstmedaille. Gr. 47 mm, Gew. 44,97 g.

73 Hs. Kopf des Herzogs r., im Halsabsch. I L

73 Rs. In 6 Zeilen: FRIEDRICH AUGUST HERZOG

ZU NASSAU PRAESIDENT DES FÜRSTEN- COLLEGIUMS DES RHEINBUNDES- , , Rand: glatt.

Die Medaille besteht in: a Silber vergoldet, vermeilliert, Besitzer: H

b Silber H - V

Joh. Lindenschmidt reichte am 24. Juli 1811 seine Rechnung für die Stempel mit 231 ti. ein; die (Quittung ist vom 30. August 1811. Die Medaillen dürften also wohl auch iu diesem Jahre zuerst geprägt sein.

1813 wurde die Verdienstmedaille auf Befehl des Herzogs nach der Sciilacht bei Leipzig geschlagen. 1814 ist ein Medaillen-Stempel gesprungen.

') Die Medaillen haben um die Schrift aussen einen glatten Reif.

134

74 Hs. Kopf (ios Herzogs r, im Halsabsch. I-L-

74 Rs. In einem aus Lorbeer- und Eichenzweig gebun-

(lonon Kranze in 5 Zeilen:

FRIEDRICH AUGUST. I. SOUVERAINER | HERZOG ZU NASSAU Unt. d. Kranze P Z Rand: glatt. Gr. 47 mm, Gew. 44,01 g.

Besitzer: H V Philipp Zollraann fertigte zufolge seiner Rechnung vom 24. Januar 1815 zwei neue Revers-Stempel der grossen Civil-Yerdienstmedaille ä 88 fl.

Medaille auf Nicolaus Fischer, in Konventionsthalerforin.

75 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU

75 Kopf des Herzogs r., im Halsabs<'h. L

Rs. In 7 Zeilen: DAS DANKBARE KIRCHSPIEL | ROD AM BERG DEM JUBELGREISE i

NICOLAUS FISCHER den i- Novem- ber 1812

Rand: glatt.

Besitzer: H Gr. 39 mm, Gew. 28,05 g.

Folgende Mitteilung gibt darüber das Herzogl. Nassauische allgemeine Intelligenzblatt, No. 50, den 19. Dezember 1812:

Amts-Jubelfeier eines verdienten vaterländischen Schullehrers, Der 1. November war dem Kirchspiel Rod am Berg, Amts Usingen, ein feierlicher Tag. Der Schullehrer zu Dorfweil, Henrich Nicolaus Fischer, gebohren zu Wiesbaden den 25. Janr. 1734, hatte an diesem Tage, an welchem zu- gleich das Dank-Erndtefest gefeiert wurde, das Glück 50 Jahre seiner Dienstzeit zu vollenden. Er fing sie zu Mudershausen, Amts Catzenellnbogen 1762 den 30. Oct. an, stand über 36 Jahre der Schule zu Rod am Berg vor, überliess sie unter höchster Genehmigung seinem Sohne, und zog nach Dorfweil, wo er noch jetzt, beinahe 79 Jahre alt, mit vollen Kräften an Bildung der Jugend arbeitet.

In seinen verschiedenen Aemtern hat er erfreuliche Proben seiner Kennt- nisse und seines Fleisses abgelegt. Yon 10 Kindern bestehen noch 9 Haus- haltungen, in denselben zählt er 32 Enkel und 7 Urenkel. Die ganze Familie beträgt 48 Personen.

Es folgt noch eine Beschreibung der Feier.

Tapferkeitsmedaille.

Die Statuten datieren vom 9. August 1807.

Die Medaille wurde als Belohnung einer im Kriege bewiesenen tapferen Handlung verliehen.

76 Hs. U.b. FRIEDRICH. I. HERZOG ZU NASSAU Kopf

des Herzogs r.; unt. her. LINDENSCHMIT F-

135

76 Rs. Secha gekreuzte Fahnen, darüber in 2 Zeilen:

DER TAPFERKEIT von einem Lorbeerkränze umgeben. Rand: glatt.

Diese Medaille besteht in: a Gold mit ()se zum Tragen.

b Silber ^ Besitzer: H - V Or. 35 mm,

Gew. 7,71 g.

Der Rheinische Kurier bringt in seiner No. 1 vom 1. Januar 1889 einen Aufsatz: Die ehemals nassauischen Orden und Ehrenzeichen II; darin wird bei dieser Medaille gesagt: Gestiftet wurde dieselbe vom Herzoge Friedricli August durch Verordnung vom 9. August 1807; mit der Verleihung wird gleichzeitig begonnen sein, da die Stempel zu derselben bereits im Juni d. J. in der damaligen herzoglichen Münze in Ehrenbreitstein fertiggestellt waren etc.

Da das Anstellungsdekret Teichmanns, vom 29. März 1808, die zu Ehren- breitstein anzulegende Münze erwähnt, auch feststeht, dass gegen November 1808 die erste silberne Medaille da geprägt wurde, der Stempelschneider Liudenschmidt aber in Mainz wohnte, so wird obige Angabe nicht ganz stimmen. Siehe dieserhalb auch den unter No. 89 erwähnten Brief vom 13. November 1808.

Waterloo-Medaille in Silber. Gr. 29 mm, Gew. 9,18 g.

Durch Dekret vom 23. Dezember 1815 wurde dieselbe gestiftet, besonders zur Erinnerung an die von den nassauischen Truppen in der Schlacht bei Waterloo bewiesene Tapferkeit; ihre Anfertigung kostete 6694.31.1. fl.

77 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU-

Kopf des Herzogs r., darunter I-L-

77 Rs. U. b. DEN NASSAUiSCHEN STREITERN BEY

WATERLOO Im Absch. in 2 Zeilen: DEN 18 JUNI 1815 I Eine geflügelte Victoria r. setzt einem vor ihr stehenden Krieger in alt- römischer Kleidung einen Lorbeerkranz auf.

Rand: glatt mit Ose. Besitzer: H - J - V Beschrieben: 1854 NZ, S. 56, No. 67. 1869 Kat. Schult-

hess-Rechberg No. 4157. Th. 1.1. Erwähnt: 1883 Kat. Hess No. 3841. M. 3.—

78 Hierzu besteht eine Intcrimsmedaille. Gr. 17 mm;

von derselben Zeichnung, unter dem Kopfe aber steht nur L

Besitzer: H - V

136

c. Münzen mit dem Kopfe des Fürsten Friedrich Wilhelm.

isoo.

Konventionathaler. Gr. 40 mm, Gew. 27,79—28,08 g. Über die Ausprägung 3. No. 62. 79a Hs. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU

b,c „„ ___

Kopf r., bei a darunt. L, bei b, c im Ilaldabsch. L

79a, b Rs. U. b. ZEHN EINE FEINE MARK Der gekr.

nass. Schild zwischen Lorbeer- u. Eichenzweig,

weU'lie unten zusamniengeb. sind; daruut. 1809

c fl U-b. ZEHN EINE FEINE MARK Dieselbe

Vorstellung, der Schild aber zwischen Lorbeer- u. Palmenzweig; unten 1809

Handschrift erhaben: UT - SIT - SUO - PONDERE -

TUTUS An Stelle der Blattwerk. Besitzer: 79a. H b. H - J e. V

Beschrieben: 79a. 1833 Kat. Wambolt, S. 505, No. 1639. 79b. 1854 NZ, S. 64, No. 88. 79c. 1869 Kat. Schulthess-Rechberg No. 4161. 1865 Dr. Schalk fehlerh. Erwähnt: 79. 1869 Kat. Sedlmaier-München No. 13307. 1872 Hamburger: Kat. Heimbürge etc. No. 2219. 1833 Kat. Wambolt, S. 505, No. 1640 und 1854 NZ, S. 64, No. 89 wird ein Konventionsthaler beschrieben: .,unter dem Bild LUDY, und eine offene Blume, dessen Stempel in Paris gemacht wurde." F. Ludy war Stempelschneider in Neuwied; er arbeitete für die nassauische Münze; ein ähnliches Stück ist aber sonst nicht bekannt, auch liegt keine Rechnung von Ludy über einen Thaler- stempel vor.

V2 Konventionsthaler. Gr. 33 mm. Gew. 13,64—14,05 g. Yergl. No. 63. 80a Hs. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU

Kopf bei a u. b r., darunter L 80a, b Rs. U.b. ZWANZIG EINE FEINE MARK-

Der gekr. nass. Schild über den unten gebundenen Lorbeer- u. Palmenzweigen; unten 1809 Laubrand.

Besitzer: 80a. H J b. V

Beschrieben: 80a. 1833 Kat. Wambolt, S. 506, No. 1641.

Appel No. 2315. 1854 NZ, S. 64, No. 90. Erwähnt: 80b. 1865 Dr. Schalk, S. 5. 1883 Kat. Hess No. 3842, M. 4.—

137

Konventiona-20er 24 Kreuzer. Or. 28 mm, Gew. fi.fiS g.

Verg]. No. 64.

81 Ha. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU

Kopf r., (larunfor L

81 Rs. U. l). 60 STUCK EINE FEINE MARK

Der gekr. nass. Schild, zu den Seiten 18-09, Hilfen (20)

Laubrand.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: 1833 Kat. Wainbult, S. 188, Nu. 2499. 1854 NZ, S. 64, No. 91.

Erwähnt: 1865 Dr. Schalk, S. 5 fehlerhaft. 1875 Ham- burger: Kat. Lühr etc. No. 4324.

Konventions-lOer = 12 Kreuzer. Gr. 24 mm, Gpw. .3,03--3,nR g.

Vergl. No. 65.

82a, b Hs. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU

Kopf r., im Halsabsch. L

82a Rs. U. b. 120 EINE FEINE MARK-

b

Gekr. nass. Schild, zu dessen Seiten 18-09, unten (10)

Kettenrand.

Besitzer: 82a H - V b. H - J

Beschrieben: 82a. 1833 Kat. Wambolt, S. 188, No. 2500. 82 b. 1854 NZ, S. 64, No. 92. Beide geben irrig an ohne den Buchstaben L

Erwähnt: 1865 Dr. Schalk, S. 5.

1810.

Konventionathaler. Gr. 40 mm, Gew. 27,94 g.

Yergl. No. 66. 83 Hs. U.b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU

Kopf r., darunter L

83 Rs. U. b. ZEHN EINE FEINE MARK Oekr. nass.

Schild über den unten geb. Lorbeer- u. Palmen- zweigen; unten C 1810 T-

Randschrift vertieft: - UT - SIT - SUO - PONDERE -

TUTUS An Stelle der Blattwerk. Besitzer: H J

138

Konventions-SOer 24 Kreuzer. Or. '23 mm, Gew, 6,76 <». Weder Stempel noch Ausprägiiügen dieser Miinzsorte werden in den Akten erwähnt.

84 Hs. r. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU

Kopf r., »Kirunror L 8-t Rs. r. h. 60 STÜCK EINE FEINE MARK-

Ciekr. nass. Schild, zu dessen Seiten 18-10,

unten 20 Rand: schräg gekerbt. Besitzer: H - J - V

1811.

Konventionsthaler. Gr. 40 mm, Gew. 28,05 g. Vergl. Xo. 67.

85 IIs. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU

Kopf r., im Ilalsabseh. L 85 Rs. Wie bei 83, aber 'C- 1811 T-

Randschrift: wie bei 83. Besitzer: H J (2 Stempel.)

Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 506, No. 2892. 1854 NZ, S. 65, Xo. 93.

1812.

Konventionsthaler. Gr. 39 40 mm, Gew. 27,50—28,15 g.

1 Stempel mit dem Kopfe des Fürsten wurde geliefert; Ausprägung vergl. Xo. 69. 86a, b Hs. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU

Kopf r., bei a,b im Halabsch. L, bei c darunt. L 86a— c Rs Wie bei 83, aber C 1812 T

86a, c Randschrift: Wie bei 83 vertieft, b Rand: Laub.

Besitzer: 86a. J b u. c. H

Erwähnt: 1878 Kat. Hess, Xo. 1760. M. 7.—

1813.

Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Gew. 27,85-28,03 g.

1 Paar Stempel. Yergl. Xo. 69. 87 Ha. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU-

Kopf r., darunter L 87 Rs. 0. b. ZEHN EINE FEINE MARK Gekr. nass.

Schilil über den unten geb. Lorbeer- u. Palmen- zweigen; unten C 1813 T Randsthrift: wie bei 83 vertieft. Besitzer: H - J - V

139

1814.

Naoli den Akten wäre geprägt worden; vergl. die Nutiz bei Herzug Friedrich August von 1814.

1H15.

Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Ucw. 27,90 g.

1 Revers-Stempel wurde in diesem Jahre nur geliefert; die gemeinschiif'tliche Auspräge an Konventiousthalern betrug 2525 Mark 1 Lut 12 g = 00602 H. üO kr.

88 Hs. Wie 87.

88 Rs. Wie 87, aber C 1815 T Randschrift: "Wie bei 83 vertieft. Besitzer: H - J (2 Stempel.)

Huldigungsmedaille der Münzstätte Ehrenbreitstein.

89 Hs U. b. FRIEDRICH. WILH-SOUVERAINER FÜRST ZU

NASSAU- Kopf r.. im Hal.sabsch. L

89 Rs In 5 Zeil: HULDIGUNG DER MÜNZSTÄTTE |

EHRENBREITSTEIN , 1808 \ Rand: glatt. Die Medaille ist ausgeprägt:

a in Silber: Besitzer: H Gr. 25 mm, Gew. 9,00 g. b Kupfer: H 25 7,40

Dieses ist die erste Silberpräge in Ehrenbreitstein nach folgendem Briefe:

Durchlauchtigster souverainer Herzog, Gnädigster Fürst und Herr!

Die jüngsthinnige Anwesenheit seiner Durchlaucht des Herrn Fürsten von Nassau auf dem Schlosse Eugers gab Veranlassung zur gnädigsten Eusserung des Befehles, dass der erste x\.ntrieb der herzoglichen Münzstätte dahier in höchster fürstlicher Gegenwart beginnen solle. Es bestand derzeits noch keine andere Vorrichtung als jene zur Ausprägung kupferner Kreutzer; Sr. Durchlaucht tlem Fürsten hätte also kein w"eiteres Erbringen der Kunst präsentirt, und noch weniger die Bestimmung der aufgestellten Schmelz- Rost- und anderer Oefen die Wirkungskraft der Streck- und Schneid-Maschinen, dann der feineren wardein- schaftlichen Zurüstungen und Instrumente anschaulich gemacht werden können.

Und doch lag dies in der Gnädigsten Absicht des Herrn Fürsten höchst- weiche noch keine Münzstätte im Betrieb gesehen hatten. Der gehorsamst Unter- zogene der durch die Gnade Eurer Herzoglichen Durchlaucht als ^lünzdirector angeordnet ist, fiel daher auf den Gedanken, in Eile einen Stempel mit dem hochfürstlichen Profil fertigen, und denselben zur Ausprägung einer Gelegen- heits-Medaille dergestalten anwenden zu lassen, dass die anwesenden gnädigsten Herrschaften gleichzeitig das ganze Manoevre sehen könnten.

Der Erfole: sjelans: so srut, als es die Umstände erlaubten, und die treu- gehorsamsten Beamten hatten unter den ungünstigen Verhältnissen keine so sehr zu bedauern, als dass Sie gnädigster Herzog und Herrl in dieser feierlichen

140

Stunde der Einweihung eines so wichtigen Etiiblissements nicht ebenwuhl an- wesend waren, um die Ehrfurchtvolloste Huldigung höchstihrer treudevuten Diener in (ruaden aufzuuehmen. Wir huldigten inzwischen uioht minder eifrig in Ge- thinken, und da wir nun durch die Einwilligung höchstihres geheimen Staats- Ministers Freiherru von Marschall, unseres hochverehrten Chefs, einen Stempel mit dem höchsten Prutile Euerer Herzoglichen Durchlaucht erhalten haben, so nehmen wir die uutcrthänigste Freiheit, anbei B goldene 12 vergoldete 2i silberne und 36 kupferne Abdrücke zu höchsten Füssen niederzulegen. Genehmigen Sie huldreichster Fürst und HerrI unsere besondere Freude darüber, dass es dem Medailleur gelungen ist, die erhabenen Züge des angebetheten weisen und milden Kegenten ziemlich gut zu graviren, und erlauben höchst Sie dann gnädigst, dass wir, unter feyerlicher Erneuerung unserer Pflichten für das höchste Interesse dieses Institilts, in tiefester Ehrfurcht ersterben. Euerer herzoglichen Durchlaucht unseres gnädigsten Fürsten und Herrn

unterthänigst treu gehorsamste

Ehrenb reitstein am 13":^ November 1808. " (gez.) Kalt

Münzel Teichmann.

d. Herzog Wilhelm 1816-1839.

Geboren am 14. Juni 1792, folgte seinem Vater Friedrich Wilhelm Fürst zu Nassau -Weilburg am 9. Januar 1816, beerbte am 24. März desselben Jahres den kinderlos gestorbenen Herzog Friedrich August von Nassau-Usingen und führte von da den Titel „Herzog von Nassau."

Der 1808 angestellte MUnzmeister Christian Teichmann, f "t- f'ebr. 1852, stand während seiner Regierung der Münze vor und wurde ihm in Anerkenntnis seiner Verdienste 1. Dezember 1824 der Charakter als Münzrat verliehen.

Die Stempel fertigten bis zum Jahre 1819 Johann Lindenschmidt in Mainz, dem 1818 Johann Philipp Zollmanu zugesellt wurde, der von 1819 an allein die Stempel schnitt.

1816.

Kronenthaler. Gr. 40 mm, Gew. 29,45 g. 1 Stempel wunle geliefert und für 16 323 fl. 45 kr. ausgeprägt.

90 lls. Ü. b. WILHELM HERZOG ZU NASSAU

Kopf r., tlaruuter L 90 Rs. U. b. KRONEN THALER Auf gekr. Wappen

mantel der nass. Schild; unten C 1816 T- Randschrift verti(>ft: UT - SIT - SUO - PONDERE

TUT US - Statt der Verzierungen. Besitzer; V

141

6 Kreuzer beschreibt 1883 Kut. Wambolr, S. 180, No. 5«i()Hc ii. dinach 1S51 NZ, 8. ti.'), N.,. :i7:

IIs. HERZ NASSAUISCHE SCHEIDEMÜNZ

(it'kr. \\ ;i|i[)t'U.

K«. 6 KREUZER. 1816 SM- Tu ilen Reohuuiigea kominen koiue b Kreuzer-Stetuprl und -AiisprägiingeD v<ir.

3 Kreuzer, (ir. 13 mm, Ijcw. 1,-'*;^. Mit - Stempeln wunlen für 4öötJ ti. kr. geprägt, also gi'geu 'JIUU(J Stüik. 91 Hs. Oben herum: HERZ NASSAU SCHEIDE M

(iekr. nass. Sihil'l. Ol Rs. In 3 Zeilen: III KREUZER 1816 |

Rand: glatt. Besitzer: H

1S17.

Kronenthaler. Gr. 40—41 mm, Gew. 29,13- 29,44 g.

5 Stempel und 1 Revers-Stempel wurden geliefert und für 32 SG5 fl. 10 kr. ausgeprägt. 92a Hs. Oben herum: HERZOGTHUM NASSAU

b,c T, r,

Auf gekr. Wappenraantel der nass. Schild; bei a unten 1817 gross, bei b,c klein.

92a, b Rs. In einem Eichenkranze in 4 Zeilen:

EIN KRONEN j THALER CT- (L)

-I - I - i C-T I Randschrift: vertieft wie 90.

Besitzer: 90a. H-J-V b. H-J c. H

Beschrieben: 90a. 1833 Kat. Wambolt, S. 507, No. 2894.

1854 NZ, S. 65, No. 96, nach Dickmanus Münzsammlung

No. 2449. 1865 Dr. Schalk, S. 6. 90b. 1869 Kat.

Schulthess-Rechberg No. 4163.

Erwähnt: 1872 Hamburger: Kat. Heimbürge etc. No. 2226.

6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 1,54—2,18 g. Mit 4 Stempeln wurden für 10 872 fi. 45 kr. geprägt. 93 Hs. O. b. HERZ. NASSAUISCHE SCHZID MÜNZ

Uekr. uass. Schild. 93 Rs. In einem Lorl)eerkrauze in 3 Zeilen:

6 KREUZER 1817. | Rand: glatt. Besitzer: H - V

Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, 8. 189, No. 5606. 1854 NZ, S. 65, No. 99 mit SCHEIDE

142

3 Kreuzer.

4 Stempel wurden geliefert un<l für 12 968 fl. 26 kr. ausgeprägt; es sind aber keine Stücke bekannt.

1 Kreuzer in Silber, (jr. 14 mm, Gew. 0,33 g.

15 Stempel: Ausprägung für 1320 tl., also 79 200 Stück. Die Angabe ob Silber oder Kupfer fehlt. 94 Hs O. b. H N- L M rjekr. nass. Schild.

94 Rs. In 3 Zeilen: I i KREUZER 1817 1 Rand: glatt.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. .5606b. 1854 NZ, S. 65, No. 100, hat die falsche Beschreibung: EIN KREUZER \ 1817 S-M- L . in einem Kranze.

1 Kreuzer in Kupfer, ür. 24 mm, Gew. 4,27 g.

Bei der vorigen No. scheinen unter den 15 Stempel auch solche für Kupfer zu sein; Ausprägung für 3391 H.

95a— c Hs. O.b. HERZ NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ

Gekr. nass. Schild.

95 Rs In einem Lorbeerkränze in 4 Zeilen:

a 1 KREU- I -ZER. | 1817 | (L)

b . -; - ! -ZER I - I (L)

c ^ _| _ [ .ZER. 1 - I

Rand: gekerbt.

Besitzer: 95a. H b. h J c. H

Beschrieben: 95a. Xeumann No. 10 643. 95b. 1854 NZ, S. 65, No. 101 als KREUZER- u. Neumann No. 10 644.

•/4 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,16 1,85 g. Mit 19 Stempeln wurden für 1804 H. 18 kr geprägt.

IIs. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

'96a— d e

Gekr. nass. Schild, bei e aber das Feld nicht

96

blau tingirt.

Rs. In einem Lorbeerkranze in 4 Z

teilen:

a

-^i KREU-

-ZER.

1817-

1

(L)

b

7J !

(L)

c

r>

(L)

d

r> 1

e

V

Rand: glatt.

(L)

Besitzer: 96a. F - H - T

b. H

(4)

- J -

- T

c. F - H

(2)

e. H

T

143

Boschrieben: 00a. Noumann Xo. 10 04G. OGc. Rein- hardt No. 810. isr)4 NZ, S. <j«j, No 102. Neumann Xo. 10 047. 00(1. 1854 XZ, 8. 00, Xo. 103. Xeu- mann Xo. 10 048.

97a, bc Hs. O. b. HERZ NASSAU SCHEIDE M

Gekr. nass. Scliihi.

97 Rs. In einem Lorbeerkranze in 4 Zeilen:

a ~ KREU-- I --ZER. | 1817. (L)

b I I --ZER I I iL)

C . -I - I - I - I

Rand: glatt

Besitzer: 97a. F - J b. F - H (2) - J c. J

98a, bc Hs. 0. b. HERZ : NASS : SCH : MÜNZ Gekr. nass. Schild.

98 Rs. In einem Lorbeerkranze in 4 Zeilen:

a -^1 KREU-- I ^ZER. j 1817 (L)

b . -I - I - I - I (L)

Rand: glatt.

Besitzer: 98a. F-H-J b. F-H-J c. H

Beschrieben: 98b. 1854 XZ, S. 66, Xo. 104.

1818.

Dukaten. Gr. 21 mm, Gew. 3,40 g.

2 Stempel wurden graviert, weil der erste beim ersten Auswurf sich ge- senkt hatte. 501 Stück sind geprägt.

99a Hs. U.b. WILHELM I- HERZOG ZU NASSAU Kopf r.

99a Rs. Auf gekr. Wappenmantel der nass. Schild. Unten

C . 1818 T . Rand: schräg gekerbt. Besitzer: H - J - V Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 702, Xo. 1248.

1854 NZ, S. 60, Xo. 105. 1805 Dr. Schalk, S. 9. Erwähnt: 1872 Hamburger: Kat. Heimbürge etc. Xo. 2225.

In den Akten ist bei dieser Münze erwähnt: Die auszuprägenden X'assauischen Dukaten werden ohne dies eine vaterländische höchst schätzbare Münze werilen, da das Bildnis Ihrer Herzoglichen Durchlaucht, welches auf den Dukaten genau getroffen zu sein scheint, höchst selten ist. Die ganze Quantität wird daher nur in die Hände von Liebhabern und in Münzkabinette kommen, welche dieselbe gern um jeden Preis bezahlen. (Der Dukaten wird jetzt zu 15 M. ausgeboten.)

99b Von diesem Dukaten besteht l Abschlag in Silber.

Besitzer: H

144

Kronenthaler. Gr. 40 mm, Gew. 29,40 g ^

Wieviel Stompel ansefertiijt, liabe ich niclit n;pfuntlon; geprägt wunlen für ööGÖ H. 44 kr. Zufolge Vcronlnuiig vom 20. Juni 1818 sollen alle Werke j Kronenthaler mir (h'in Brustbilde seiner Ilorzogl. Durchlaucht ausgehen.

100a H.^. r. b. WILHELM HERZOG ZU NASSAU

b V n

Brustbild r., darunter P-Z, bei b die Haare reihenweise geordnet.

100a,b . Rs. Oben zu den 'Seiten: KRONEN THALER

Gekr. Wappenmantel mit dem nass. Schilde; i darunter C 1818 T-

Randac'hrift: vertieft wie 66. Besitzer: 100a. H - J - V b. H

6 Kreuzer. Gr 21 mm, Gew. 1,96 g. 2 Stempel wurden abgeliefert: für 26 250 fl. geprägt.

101 Wie Xo. 93, aber 1818.

Besitzer: H i

Es bestehen falsche 6 Kreuzer-Stücke von diesem Jahre.

3 Kreuzer. Gr. 18 mm. Gew. 1,30 g i

10 Stempel; Ausprägung für 33 750 tl.

102 Hs. O. b. HERZ. NASSAU -SCHEIDEM.

Gekr. nass. Schild.

102 Rs. In 3 Zeilen: III | KREUZER | 1818 |

Rand: glatt. Besitzer: H - V

Kupfer-Kreuzer. Gr. 23 mm, Gew. 3,35-5,24 g. j

6 Stempel; Ausprägung für 1400 fl.

103a Hs. 0. b. HERZ NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ ]

h MÜNZ- '

Gekr. nass. Schild. 103a, b Rs. In einem Eichenkranze in 4 Zeilen:

1 KREU^ -ZER 1818 \ (L)

Rand: glatt. I

Besitzer: 103a. H - J b. H - J ]

Beschrieben: 103a. Neumann \o. 10645. !

Angeführt: 103. 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 5606d. j

1854 NZ, S. 66, No. 107. i

145

V4 Kreuzer. CJr. 19-20 mm, ftew. 0,92 l,r)0 g. Mit 6 Stempeln wurden fiir 'M21 H. i'T kr. f,'opr;i';t.

104a, b IIs. (). 1). HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

0 ^ ^ _ _ _ MÜNZ

d, e HERZ NASSAU - SCHEIDE M

Gekr. nuas. Schild.

104 Rs. In einem Eichenkranze in 4 Zeilen:

a,e ^ KREU-- ' --ZER- ' 1818 (L)

b-d _| _ I =ZER i I (L)

Rand: glatt.

Besitzer: 104a, b. H J c, d. J e. F

Beschrieben: 104a. Reinhardt No. 3820. 1854 NZ, S. 66, No. 108. Neumann No. 10 651. 104d. Reinhardt No.3821. 1854NZ,S.66, No. 109. Neumann No. 10 652.

1819.

Kronenthaler.

1 Stempel wurde von Ph. Zollmann geliefert und für 11647 fl. l!)^/4 kr. geprägt. Münzen mit dieser Jahreszahl sind nicht bekannt.

6 Kreuzer. Gr. 21 mm, Gew. 2,18 g. Mit 2 Stempeln wurden für 37 800 fl. geprägt. 105 Wie 93, aber von 1819.

Rand: glatt. Besitzer: H -- J

Besclirieben: 1838 Kat. v. Zehmen in Dresden No. 5211. 1854 NZ, S. 66, No. 110.

3 Kreuzer. Gr. 18 mm, Gew. 0,88 g. Mit 5 Stempeln wurden 46 386 fl. 27 kr. geprägt. 106a Hs. O. b. HERZ- NASSAU SCHEIDE- M-

u _ . SCHEID MÜNZ

Gekr. nass. Schild. 106a,b Rs. In 3 Zeilen: III KREUZER 1819 |

Rand: glatt.

Besitzer: 106a. H - J - V

Beschrieben: 106b. AVellenheim, Verzeichnis No. 3791.

Kupfer-Kreuzer. Es sind keine Stempel vermerkt, aber für 1143 fl. L^ kr. geprägt. Münzen

sind nicht bekannt.

10

146

'4 Kreuzer. Or. 18 19 mm, Oew. 0,75 1.50 g.

Mit 6 Stempeln, die Lindensehmidt und Zollmann fertigten, wurden für 2055 H. 48 kr. geprägt.

107a,b Hs. O. b. HERZ NASSAUiSCHE SCHEID MÜNZ

Gekr. nass. Sohil»!. Rs. In einem Eicheokranze in 4 Zeilen:

y, ^! KREU- -ZER- 1819 | (L)

, -I - ' -ZER : - I (L)

Rand: glatt.

Besitzer: 107a. H (6) - J b. H (2) - J

Beschrieben: 107a. Reinhardt No. 3822. 1854 NZ, S. 66, No. 111. Neumann No. 10 653.

lo:

a.b

108 a, b

109

108

109

Hs. 0. b. HERZ: NASS :SCH: MÜNZ Gekr. nass. Schild.

Rs. In einem Eiohenkranze in 4 Zeilen:

a

1 " 4

KREU-

TZER-

' 1819

(L)

b

-ZER

1 -

(L)

Rand: glatt.

Besitzer: 108a. H b H - J

Beschrieben: 108a. Neumann No. 10655. 108b. Rein- hardt No. 3823. 1854 NZ, S. 66, No. 112. Neumann No. 10657:

Hs. 0. b. HERZ. NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ Gekr. nass. Schild. Rs. In einem Eichenkranze in 4 Zeilen: 1

KREU- -ZER. 1819

(Z)

Rand: glatt. Besitzer: 109 J

110a,b c

110

a

b, c

Hs. 0. b. HERZ : NASS : SCH : MÜNZ Gekr. nass. Schild.

_ : _ : _ :MUNZ Rs. In einem Eichenkranze in 4 Zeilen;

. -^1 KREU- I

. -I - I Rand: glatt. Besitzer: 110a. H (4)

-ZER. 1819 -ZER I

(■z)

(Z)

b. H (3) c. H (7)

Da der Betrieb der Münze bei dem hohen Stande der Preise von Silber und Kupfer nicht den gewünschten Nutzen ergab, so wurde derselbe nach langen Verhandlungen mit dem Jahre 1819 eingestellt.

147

In den Akten befindet sich ein interessanter Bericht aus dem Jahre 1820, der eigentümliche AufsLhlüsse über das Umlaut'sgebiet der damaligen Scheide- münze gibt:

„An Kupferkreuzern sind seit mehreren Jahren keine mehr ge[)riigt worden.'^ (Vergl. aber die Ausprägung vom Jahre 1819, wo die Akten eine Auspräge von 1143 fl. 18 kr. erwähnen un<l ilie Kupfer-Kreuzer vom Jahre 1818, No. 103, welche vorliegen.)

„Es sind von 1809 an davon für 57 000 fl. in Tmlauf gekommen, der grösste Teil davon aber auf das linke Kheinufer nach uud nacli ausgewandert, weil daselbst zur Zeit der franziksischen Occupation keine Scheidemünze geprägt worden. Die im Herzogtum noch zirkulierende (Quantität ist kaum in Anschlag zu bringen, ebensowenig als jene von Silber-Kreuzern, da tleren im Ganzen nur für 1500 fl. ausgei)rägt worden sind.

An nassauischen Groschen sind 1809 1812 im Ganzen für 124 615 fl. aus der Herzoglichen Münze ausgegangen, diese aber aus vorgedachter Ursache grösstenteils auf dem linken Rheinufer bis nach den Niederlanden in Umlauf gekommen, wohin jetzt noch häutig Summen übergehen, da auf der K<migl. Preussischen Münze zu Düsseldorf keine geringere als 4 Groschenstücke aus- geprägt werden.

Von 1813 1818 sind auf der herrschaftlichen Münze ausgeprägt worden:

an Groschen für 152 526 fl.

an 6 Kreuzer-Stücken für 37 122

im Jahr 1819 wahrscheinlich noch. . . . 57 352

Zusammen 247 000 fl.

Nach preussischem Münzgesetz sollten bei der Kopfzahl von 300 000 Seelen 1 005 000 fl. ausgeprägt werden."

Am 27. Januar 1820 wurde das Betriebskapital der Herzoglichen Münze nach Abzug der per 1819 aus diesen Fonds noch bestrittenen Besoldungen und sonstigen Lokalkosten mit 11081 fl. 37 kr. an die Staatskasse versiert.

Anfang 1822 machten die Gebrüder Heitefuss in Frankfurt den Antraj; bei der Münzdirektion für sie so viele kupferne Heller auszuprägen, als auf zweien Prägestücken mehrere Jahre lang ausgebracht werden kimnten, weil sie dieselben nach Ostindien abzusetzen Gelegenheit hätten.

Die Genehmigung wird mit dem Zusätze erteilt, dass die Stücke nicht wieder nach Nassau geschafft werden dürften. Durch das Sinken der Mcrall- preise war wieder Aussicht auf Gewinn beim Münzprägen und wurde deshalb die Münze wieder in Thätigkeit gesetzt.

Durch den Vertrag mit den Gebrüdern Heitefuss in Frankfurt, die aber unterm 20. Oktober desselben Jahres bitten, vorläufig mit dem weiteren Prägen ganz einzuhalten, erkhirt sich die starke Auspräge dieses Jahres in '/* Kreuzer- Stücken; es wurden nämlich für 17 545 fl. hergestellt, also 4 210 800 Stück.

Philipp Zollmann lieferte dazu 32 Paar Hollerstempel; bei dieser grossen Anzahl sind die wenigen Stempel Verschiedenheiten, welche die Münzen zeigen, autfallend.

148

Die hierüber handelnden Briefe lauten wie folirt:

Zwiäclien der Ilerzo^l. Nassauischen Münz-Directiou «Jahier von einer, und dem Haiidels- haus Gebrüder Heitefuss iu Frankfurt am andern Tlieile, ist heute nachstehende Ucbereinkunft verabredet und abgeschlossen worden:

1. Die Herren Gebrüder Heitefuss werden Sechzig Sechs Centner kupferner Pfcnnig- [ilättciieii, deren -^60 Stück ein Pfund wiegen sollen, in successiven Sendungen, und zwar das Pfund zu dem Preise von einem Gulden, an die Herzogl. Münze dahier liefern, und

2. die Bezahlung dieser Plättchen nicht allein in geprägten Pfennigen annehmen, sondern auch den Ueberschusa, welcher aus dieser Prägung hervortreten wird, der Herzogl. Münzkasse dahier nach dem nominal. Werthe, nämlich '24Ü Pfennige zu einem Gulden im 24 H. Fusso gerechnet in monatlichen Abrechnungen baar vergüten, dagegen verbindet sich

3. die Herzogl. Münz-Direction, die für diese Pfennig- Ausprägung tauglichen Präge- stücke in der Münze dahier ausschliesslich für die Herren Gebrüder Heitefuss 80 lange iu Thätigkeit zu erhalten, als nicht das Herzogliche Gouvernement des einen oder anderen dieser Prägestöcke zum Ausbringen eigener inländi^che^ Münzen selbst bedürfen wird.

Zur Crkunde und Festhaltung dessen haben beide contrahirenden Theile gegenwärtige Uebereinkunft unterzeichnet.

So geschehen Limburg 17. Febr. 1822.

(gez.) Münzel. Gebrüder Heitefuss.

An Herzogl. Nassauisches Staats-Ministerium

unterthäniger Bericht

der

Herzoglichea General-Steuer-Direction.

Die Ausprägung kupferner Heller für Rechnung der Gebrüder Heitefuss in Frankfurt betreffend.

Im Februar 1. Jahres machten die Gebrüder Heitefuss zu Frankfurt bei der Münz- Direction den Antrag, auf die Ausprägung so vieler kupferner Heller, als auf zweien Münz- stöckeu mehrere Jahre laug ausgebracht werden könnten, weil sie dieselben nach Ostindien abzusetzen Gelegenheit hätten. Sie machten sich hierbei verbindlich, die Plättchen nach dem bisherigen Gewicht und der Stückelung gegen Anrechnung von 1 H. per Ctr. ä 108 Pfd. zu liefern, dagegen aber auch die Pfennige üi Ü. 1.30 per Ctr. also in ihrem Xennwerth in Empfang zu nehmen.

Da die Ausprägung unter solchen Bedingungen höchst vorthoilhaft und schon früher hierzu die höhere Bewilligung eingetreten war, zögerten wir nicht der Herzoglichen Münz- Direction hierzu den Consenz in dtr Art zu ertheilen, dass dadurch die Ausprägung silberner Schei<lemünze nicht aufgehalten und die auszuprägende Heller-Quantität vor der Hand auf 66 Ctr. beschränkt werde, wornach denn auch die in Abschrift anliegende Uebereinkunft vom 17. Febr. abgeschlossen worden ist.

Um über das factum, dass diese Heller nach Indien versandt werden, folglich nicht mehr wieder zurückHiessen, Gewissheit zu erhalten, erkundigten wir uns darüber bei Herrn Münzrath Bunsen in Frankfurt. Nach dessen hierbei gehenden Antwort werden auf der Frankfurter Münze schon seit 50 Jahren unauf Iiörlich Heller geprägt und naidi Holland versendet, wo sie mit den daselbst ausgebrachten notorisch nach Indien verschickt werden.

Es unterliegt daher wohl keinem Bedenken, die unbe<lingte Heller-Ausprägung für Rechnung der Gebrüder Heitefuss zu erlauben in soweit die Arbeitskraft der Münzarbeiter zu .Vusprägungen für herrschaftliche Rechnung nicht erforderlich ist, welche zu jederzeit den Vorzug haben, sofort der hiesigen Münze den Vortheil zuzuwenden, welchen jene zu Frankfurt seit undenklichen Jaliren gezogen hat. Dieser ist niclit unl edcutend. Der reine Gewinn für die Steuerkasse kann per Ctr. zu 24—30 tl. angenommen und das Jahr über, wenn die Arbeiten

149

mit 2 Prägstöcken ununterbroclien fortijesetzt werden, das Quantum von wenigstens 200 Ctr. ausgeprägt, t'ülgiich jährlich 4300 tl 6Ü0O ti. gewonnen werden, ohne dass von derselben ein Kreuzer Auslage erforderlich ist.

Wir erlauben uns jedoch vor Instruirung der Lokalbehörde hierzu die ausdrückliche Genehmigung Herzoglichen Staats-mininterii zu erbitten.

Die Ausprägung der wie vorgedacht übernommenen 66 Ctr. Pfennige wird '^oi^vn «las Endo dieses Monats vollendet sein, weil bis jetzt noch nicht so viel .Silber eingegangen ist, dass mit Ausprägung Nassauischer Scheidemünze der Anfang gemacht werden konnte.

Wiesbaden 2. July 1822. (gez ) Pfeiffer.

Ministerial-Acte betr. den Betrieb d. Münze. Nass. General- Acto 17 c.

An das Herzogl. Nassauische Münz-Amt in Limburg.

Bis jetzt sind alle ferneren Bestellungen auf die Kupfermünze ausgeblieben, demnach wir uns hiermit erlauben, Sie ergebenst zu bitten, vorläufig mit dem weiteren Prägen ganz einzuhalten. Würden Sie das noch bei Ihnen vorräthige Quantum nicht für das Herzogthum gebrauchen können? Wäre dieses der Fall, so würde es uns sehr augenehm sein und erbitten wir uns hierüber Ihre gütige Antwort.

Frankfurt 20. Octob. 1822. (gez.) Gebrüder Heitefuss.

6 Kreuzer. Gr. 19 mm. Gew. 2,20 g.

3 Paar Stempel. In den Jahren 1822 und 1823 wurden für 30 662 fl. 25 kr. in 6 Kreuzer-Stücken ausgeprägt.

111 Ha. 0. b. HERZ. NASSAU SCHEIDE MÜNZ

Gekr. nass. Schild.

111 Rs. In einem Lorbeerkranze in 3 Zeilen:

6 ; KREUZER 1822 j Rand: glatt. Besitzer: H

3 Kreuzer. Gr. 18 mm. Gew. 1,14 g.

In diesem Jahre wurden 2 Paar Stempel gefertigt; die Ausprägung ist wieder mit 1823 zusammen aufgeführt; sie betrug für 33 553 fl. 30 kr.

112 Hs. O. b. HERZ : NASS : SCHEID MÜNZ (Jekr. nass.Schild.

112 Rs. In 3 Zeilen: UI \ KREUZER 1822 | Rand: glatt.

Besitzer: H

i/i Kreuzer. Gr. 19 mm. Gew. 1,13 1,68 g. Stempel und Ausprägung üben erwähnt.

113 Hs. O. b. HERZ. NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ

Gekr. nass. Schild.

113 Rs, In 3 Zeilen in einem Lorbeerkranze:

1

4

at

Besitzer: H J

KREU-- -ZER 1822

(Z)

Rand: glatt.

150

11 4a b

1 1 5a, e b c d

lUii, b

Hs. 0. b. HERZ NASSAU SCHEIDE- M-

ri ^

Ockr. uass. Schild. Rs. Iq einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

-^1 KREU--

Rand: glatt, Besitzer: 114a,b. H

ZER 1822

(Z)

Hs. O. b.

HERZ

NASSiSCH

MÜNZ MÜNZ

Gekr. nass. Schild.

115

Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

a-d

KREU--

1 4

Rand: glatt.

Besitzer: 115a. H J

ZER ZER

1822

(Z)

(Z)

Xeumann erwähnt No. 10 660 noch einen Stempel: =ZER unten L; dies ist aber nicht richtig, da der Stempelschneider Lindensclimidt nur bis 1819 vor- kommt; das Z des Stempelschneiders Zollmann ist oft undeutlich und der obere Strich schlecht zu erkennen ; es gleicht dadurch L

1823.

6 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 2,20 g. '\

6 Paar Stempel; die Ausprägung ist mit der von 1822 angeführt. 116 Wie 111, von 1823.

Besitzer: H

Beschrieben: Kat. Bretfeld Xo. 30 018. 1854 NZ, S. 66, No. 114.

3 Kreuzer. Gr. 18 mm, Gew. 1,22-1,42?. \

8*/2 Paar Stempel; die Ausprägung scheint also stärker als 1822 gewesen

zu sein. 117

Wie 112, von 1823. Besitzer: H J

Silber-Kreuzer. Gr 14 mm, Gew. 0,42—0,51 g. 13 Paar Stempel; für 9075 fl. 15 kr. ausgeprägt, also 544 500 Stück. 118a Hs. U. b. H-N- L-M- Gekr. nass. Schild.

b H-N. L M

c n . H-N. L.M.

18a— c Rs. In 3 Zeilen: I KREUZER 1823 |

Besitzer: 118a. H-J b. H c.H-J

I

i

i

151

Kronenthaler. (Au3priif,'e davon in den Akten ist iii.;lit erwähnt.)

Die Numismatische Zuitun-,', Jalir<,';iu;,r 1854, 8. G6, No. 1 16 erwähnt nach

V. Frank, Verzeichnis, Wien IS.iO, Xo. 2128 einen Kronenthah^ dieses Jahres:

Hs. HIRZOGTHUM NASSAU In einem -ekrönten

Schilde auf einem Hermeiinmantel der nass. Lüwe,

unten 1824

Rs. In einem Lorbeerkranze:

EIN KRONEN , THALER | C-T- L Vertiefte Randschr. VT etc.

Dieser Thaler wird wohl nicht bestehen, da Lindenschmidt (L) nur bis 1819 thütig war. (No. 115 Zusatz.)

6 Kreuzer. Gr. 19-20 mm, Gew. 1,95 2,15 g. Ausgeprägt wurde für 8340 fl. 1 1 9a Hs. 0. b. HERZ : NASSAU : SCHEIDE MÜNZ

b n V . _- MÜNZ

Gekr. nass. Schild.

119a, b Rs. In einem Lorbeerkranze in 3 Zeilen:

6 ! KREUZER 1 1824 [ (Z)

Rand: glatt. Besitzer: 119a. H b. H - J

Silber-Kreuzer. Gr. 14 mm, Gew. 0,48— 0,50 g.

Ausgeprägt wurde für 9400 fl. 45 kr.

120a Hs. U. b. H-N- L-M- Gekr. nass. Schild.

b H.N LM

120a, b Rs. In 3 Zeilen: I : KREUZER 1824 |

Rand: glatt.

Besitzer: 120au.b. H - J

Beschrieben: 120a. Kat. Bretfeld No. 30 022. 1854 NZ, S. 66, No. 117.

18*45.

Kronenthaler. Gr. 40 mm, Gew. 29,40 g.

Die Akten führen unterm 1. November 1825 an: „Im Ij«ufe des jüngst verflossenen Monats ist ein Werk Kronenthaler von 12 096 fl. ausgeprägt worden. In der Mitte der Prägung verunglückte der Revers-Stempel und zur alsbaldigen Vollendung des Werkes musste ein älterer noch brauchbarer von 1818 gebraucht werden. Diesen unangenehmen Vorfall, welcher vom mangelhaften Stahl herrührt, sind wir schuldig herzoglichen Staats-Ministerio anzuzeigen und den Umstand aufzuklären, warum die Hälfte der Kronenthaler mit der Jahreszahl 1818 und die andere Hälfte mit jener von 1825 ausgegangen ist. Dieser Umstand hatte

152

nebenher noch die nachrheilige Folge, dass viele niisslungene Stücke nicht aus- ffe^eben werden konnten und durch eine neue Schrotenschmelz von ungefähr löOO fl. neu geprägt werden müssen eto."

24. November 1825. Es sollen neue Maschinen angescliaflFt werden.

121 Wie 100b, aber von 1825.

Besitzer: H

6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 2,09 g. Ausprägung 730 Mark 4 Lot 12 g fein.

122 Wie 111, von 1825.

Besitzer: H

3 Kreuzer. Gr. 17 mm, Gew. 1,29 g,

Ausprägung 403 Mark 10 Lot 5'/4g fein.

123 Hs. O.b. HERZ. NASS -SCHEID MÜNZ

Gekr. nass. Schild.

123 Rs. In 3 Zeilen: III | KREUZER | 1825 |

Besitzer: H - J (2 Stempel.)

1826.

6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 2,09—2,40 g.

5 Paar Stempel; Ausprägung für 31402 H. 11 kr. 124a Hs. 0. b. HERZ NASSAU SCHEID MÜNZ

c - -NASS . - -

124a c Rs. In einem Lorbeerkranze in 3 Zeilen:

6 I KREUZER I 1826 I (Z)

(der obere Strich daran undeutlich.)

Rand: glatt.

Besitzer: 124a. H J bu.c. H

Beschrieben: 124a. 1854 NZ, S. 66, No. 119.

1833 Kat. W^ambolt, S. 189, No. 5606f führt ein falsches 6 Kreuzer- Stück dieses Jahres an.

3 Kreuzer. Gr. 17 mm, Gew. 1,15 g.

4 Paar Stempel; Ausprägung für 17 576 fl. 125 Hs. 0. b. HERZ NASS. SCHEIDMUNZ (iekr. nass. Schild.

125 Rs. In 3 Zeilen: III : KREUZER 1826 |

Besitzer: H

153

6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Opw. 2,14 2,30 g. 11 Paar Stempel; Auspräguug für 30 211 H. 31 kr.

126 lls. O. l). HLRZ. NASSAU SCHEID MÜNZ

(Jekr. iiass. Schild. 126 Rä. In eioein Lurbeerkranze iu 3 Zeilen:

6 I KREUZER 1827 | (Z)

Rand: glatt.

Besitzer: H - S - V (2 Stempel.)

Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 189, Xo. 56()6g. 1854 NZ, S. 66, No. 120.

3 Kreuzer. Gr. 17 mm, Gew. 1,31 g. 8 Paar Stempel; Ausprägung für 15 407 W. 10 kr.

127 Wie 125, von 1827.

Besitzer: H - V

18ä8. 6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 2,06 g.

9 Paar Stempel; Auspnigung für 30 270 fl. 37 kr.

128 Wie 126, von 1828.

Besitzer: H - J - V

3 Kreuzer. Gr. 17 mm, Gew. 1,08 g.

10 Paar Stempel; Ausprägung für 15 396 fl. 20 kr.

129 Wie 127, von 1828.

Besitzer: H J

1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 5606 h, und danach 1854 NZ, S. 67, No. 121 führen einen Silber-Kreuzer wie 94 von diesem Jahre au; nach den Akten sind aber keine Kreuzer-Stücke geprägt.

Mit dem Schluss des Jahres 1828 hörte der Münzbetrieb in Limburg auf, um

1S30

in der neuen Münze in Wiesbaden am Luisenplatze, dem jetzigen Realgym- nasium, fortgesetzt zu werden. Dazu hatte man eine neue Uhlhuru'sche Prägemaschine aufgestellt, und wurden von da an die Münzen im Ringe geprägt. Die Münzen sind daher nun mit scharfem Rande versehen, der eine vertiefte Randschrift bei den grösseren Münzen enthält; die Grössen der verschiedenen Münzsurten wurden dabei genau eingehalten und auch auf das genaue Gewicht

mehr Sorgfalt verwandt.

10*

154

Im J.ilir l^.'iO wurden nur

Kupfer-Kreozer. Gr. '21 mm, Gew. 3,60 g

ausgeprägt uuil zwar für 4423 fl. IS kr.

130 Hs. O. b. HERZOGTHUM NASSAU (Jokr. uasa. Sohild.

auf (Ipssen Kami Punkte.

130 Es. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

EIN KREUZER 18"0 1 Rand: glatt. Besitzer: H J

Beschrieben: Kat. Bretfeld No. 30 025. 1864 NZ. S. 67, No. 122. Neumann No. 10 661.

18B1.

Kronen thaler. Gr. 39 mm, Gew. 29,40 g.

Ausprägung für 24 840 tl.

131 Hs. U. b. WILHELM HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs r., im Halsabsch. vertieft ZOLLMANN F

131 Rs. Oben herum: KRONEN THALER Auf einer Leiste

der gekr. Schild von Nassau, von 2 gekrönten Löwen gehalten: unter der Leiste 1851 Randschrift vertieft: ' ZUR ^ ^SICHERUNG* * ^DES'=

* GEWICHTS* Besitzer: H V

Kronenthaler auf den Münzbesuch des Herzogs.

132 Hs. Wie vorstehend.

132 Rs. In 8 Zeilen: BESUCHT ZUM ERSTENMAL !

DIE VON IHM ERBAUTE MÜNZSTÄTTE I ZU ; WIESBADEN j DEN 28 DEC: 1851 | Randschrift vertieft: *ZUR* * SICHERUNG* * *DES*

* GEWICHTS* Besitzer; H J - V

6 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 2,38 g. Ausprägung für 110 015 tl. 12 kr.

133 Hs. 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. Schild.

133 Rs. In einem Lorbeerkranze in 3 Zeilen:

6 i KREUZER i 1851 , Rand: gezähnt. Besitzer: H J - V

Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 5606i. 1854 NZ, S. 67, No. 123.

155

3 Kreuzer. Gr. 16 mm, Gew. 1,13 g. Ausprägung für 25 437 H. 4H kr. 134 Hs. O. b. HERZOGTHUM NASSAU rierznjrmiger, gekr.

nasd. Si.'hiltl.

134 Rs. In einem Lorbeerkränze in 3 Zeilen:

3 ! KREUZER 1851 [

Rand: gekerbt.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 124.

1833.

Kronenthaler, für 1528 fl. 32 kr. geprägt.

135 Wie 131, von 1832.

Besitzer: H J

Beschrieben: 1852 Mainzer Verzeichnis einer Münzsamm- lung No. 474. 1858 NZ, S 52 zu No. 124. 18G9 Kat. Schulthess-Rechberg No. 4165.

6 Kreuzer, für 37 744 fl. 25 kr. geprägt.

136 Wie 133, von 1832.

Besitzer: H V

3 Kreuzer, für 19 391 fl. 41 kr. geprägt.

137 Wie 134, von 1832.

Besitzer: H - V

1 Silber-Kreuzer, für 2401 fl. 22 kr. geprägt.

138 Hs. 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. SchiUl. 138 Rs. In einem Lorbeerkranze in 3 Zeilen:

I I KREUZER 1852 |

Rand: gekerbt.

Besitzer: H J

Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 126.

1 Kupfer-Kreuzer, für 8620 ti. 52 kr. geprägt.

139 Wie 130, von 1832, aber ohne l'uukte auf dem

Schildrand.

Besitzer: H - J

Beschrieben: Bretfeld No. 30 02G. i^'A NZ, 8. 67, Nu. 125.

1Ö6

Kronenthaler.

Die MüDzakren führen keine Aiispniirung dieses J;ihres auf, welche für die Regierung gemiioht worden; sie enthalten aber folgende Bemerkung:

Weil dem Rankhause von Rothschild zu Frankfurt die Prägung einer Partie Kronenthaler unter herzoglich nassauischem Gepräge auf eigene Rech- nung zwar erlaubt, die unentgeltliche Benutzung der Münzgeräthschaften aber auch zugleich gestattet worden ist.

140 Wie 131, von 1833.

Besitzer: H J

Beschrieben: AVellenheim No. 3789. 1854 NZ, S. 67, No. 127.

6 Kreuzer, für 64 104 fl. 12 kr. geprSgt.

141 Wie 133, von 1833.

Besitzer: H J - V

3 Kreuzer, für 2090 fl. 50 kr. geprägt.

142 Wie 134, von 1833.

Besitzer: H - V

1 Silber-Kreuzer, für 17 277 fl 37 kr. geprägt.

143 Wie. 138, von 1833.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: v. Zehmen No. 5211. 1858 NZ, S. 53.

1834.

6 Kreuzer, für 56 506 fl. 29 kr. geprägt.

144 W^ie 133, von 1834.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: Bretfeld No. 30 020. 1854 NZ, S. 67, No. 128

Von diesem Jahre bestehen falsche 6 Kreuzer-Stücke; die 4 in der Jahres- zahl ist auf denselben geschlossen, die ächten haben 4i oben offen.

Besitzer: H Gr. 20 mm, Gew. 2,24 g.

3 Kreuzer, für 14 621 fl 33 kr. geprägt.

145 Wie 134, von 1834.

Besitzer: H - V

1 Kupfer-Kreuzer, für 5416 fl. 45 kr. gpprägt.

146 Wie 130, von 1834.

Besitzer: H J

Beschrieben: 1854 NZ,S.67,No. 120. Neumann No. 10 663.

157

1835.

6 Kreuzer, für 83 178 fl. 38 kr. peprSgt.

147 Wie 133, von 1835.

Besitzer: H - V

Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 130.

1 Silber-Kreuzer, für 6792 fl. 20 kr. gepräg».

148 Wie 138, von 1835.

Besitzer: H J

1836.

Kronenthaler (wird Rothschild haben prägen lassen.)

149 Wie 131, von 1836.

Besitzer: H - J - V

6 Kreuzer, für 45223 fl, 25 kr. geprägt.

150 Wie 133, von 1836.

Besitzer: H - J - V

3 Kreuzer, für 16 973 fl. 42 kr. geprägt.

151 Wie 134, von 1836.

Besitzer: H

1 Silber-Kreuzer, für 2711 fl. 15 kr. geprägt. Sind keine bekannt geworden.

1 Kupfer-Kreuzer, für 3327 fl. 30 kr. geprägt

152 Wie 130, von 1836.

Beschrieben: Neumann No. 10 664.

1837.

Kronenthaler, für 72 429 fl. 29 kr. geprägt.

153 Wie 131, von 1837.

Besitzer: H J

6 Kreuzer, für 31 141 fl. 58 kr. geprägt.

154 Wie 133, von 1837.

Besitzer: H - J - V

1838.

Gulden, für 189 749 fl 41 kr. geprägt. Gr. 31 mm, Gew 10,31 g

155 Hs. U. b. WILHELM HERZOG ZU N:vSSAU Kopf des

Herzogs r., im Halsabsch. Z 155 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

1 GULDEN I 1858 i

158

Rand: gezähnt.

Besitzer: H - J - V

Beschnehen: 1854 NZ, S. 67, No. 131. Wellenlieira No. 3790. 1869 Kat. Schulthess-Rechberg Xo. 4166.

Vj Gulden, für 54 200 ri. 38 kr. i,'eprä?f. Gr. L>4 mm. Gew. 5,29 f?.

156 Ha. U.b. WILHELM HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs r., im Halsabsoh. Z 156 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

-|-' GULDEN ! 1838

Rand: gezähnt. Besitzer: H - J - V

6 Kreuzer, für 20 105 fl. 9 kr. geprägt.

157 Wie 133, von 1838.

Rand: gezähnt.

Besitzer: H - J - V

1 Kupfer-Kreuzer, für 4480 fl. 30 kr. geprägt.

158 Wie 139, von 1838.

Besitzer: H J

Beschrieben: Xeumann No. 10 665.

1839.

Gulden, für 108109 fl. 45 kr. geprägt.

159 Wie 155, von 1839.

Besitzer: H - J - V

»/» Gulden, für 54 200 fl. 38 kr. geprägt.

160 Wie 156, von 1839.

Besitzer: H - J - V

6 Kreuzer, für 10944 fl, geprägt.

161 Wie 133, von 1839.

Besitzer: H V

Münzverträge voa 1837 und 1838.

Am 25. August 1837 wurde zwischen Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und Frankfurt a. M. eine Münzkunvention abge- schhjssen, welche bestimmte, dass der 24 '/z Guldeufuss in den kontrahierenden Staaten angenommen, Gulden und halbe Gulden ausgeprägt werden sollen. Die Ausprägung gröberer Sorten bleibt der Vereinbarung mit den norddeutschen Staaten des Zollvereins vorbehalten.

Der Silbergehalt der Hauptmünzen wird zu '•'/lo und der Kupfergehalt zu */io des Gewichts angenommen. Der Durchmesser wird für die ganzen Gulden- Stücke auf 30 mm, für '/vi Gulden-Stücke auf 24 mm festgesetzt. Der Avers der ganzen und halben Gulden-Stücke zeigt das Bildnis des Regenten des be-

159

treffondpii Staates uinl bei der freien Stadt Frankfurt das Wappen dersell)en. Der Ivand ist J^orippt mit glatten Stäbelien auf beiden Seiten.

Dazu wurde eine besondere Übereinkunft wegen <ler Scheidemünze ge- troffen, welche bestimmte, dass die gemeinsame Scheidemünze in 6 und 8 Kreuzer- Stücken in Silber bestehen solle. Die Ausprägung von 1 Kreuzer-Stücken von Silber oder Kupfer und der Teilstücke derselben bleibt dem Ermessen der einzelnen Staaten überlassen.

Für die Ausprägung der 6 und 3 Kreuzer-Stücke wird der 27 Guldeufuss an- genonmien. Der Durchmesser der 6 Kreuzer-Stücke wird zu 20, und der 3 Kreuzer- Stücke zu 17,5 mm angenommen. Der Avers derselben enthält das Wappen des ausmünzenden Staates und der Revers die Wertangabe der Münze nebst der Jahreszahl in einem Kranz von Eichenlaub.

Am 30. Juli 1838 wurde zu Dresden eine Konvention abgeschlossen, in der es unter anderem heisst: Der 24 '/a Guldenfuss wird festgesetzt in Bavorn, Württemberg, Baden, Plessen-Darmstadt, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg, Nassau, der Schwarzburg -Rudolstädtischen Oberherrschaft und in der freien Stadt Frankfurt. Der Landesmünzfuss soll genau innegehalten werden und von dem Gehalt oder Gewicht der Münze darf nur insoweit abgewichen werden, als eine absolute Genauigkeit unerreichbar ist. Die im äussersten Falle zulässige Abweichung im Mehr oder Weniger ist beim ganzen oder halben Gulden auf ^/looo im Feingehalt oder '/2 % Gewicht festgestellt. Es soll eine Yereins- münze zu einem Siebenteil der Mark feinen Silbers ausgeprägt werden und sonach den Wert von 2 Thaleru = 3'/2 Gulden erhalten.

Sie muss 9 Zehnteil Silber und 1 Zehnteil Kupfer enthalten (14*,-. lötig.)

Die V^ereinsmUuze erhält einen Durchmesser von 41 nim; sie wird im Ringe und mit einem glatten, mit vertiefter Schrift oder Verzierung ver- sehenen Rande geprägt.

Die 2 Thaler-Stücke haben von nun an die Grösse von 41 mm, das Gewicht von 37,10 g, die Gulden: Gr. 30 mm, Gew. 10,60 g, die '/a Gulden Gr. 24 mm, Gew. 5,30 g. Die kleineren Sorten wie früher.

Medaillen.

Tapferkeitsmedaille. Gr. 35 mm, Gew. 15,01 ^. Die vom Herzoge Friedrich August gestiftete Tapferkeitsmedaille wurde auch vom Herzoge Wilhelm, mit seinem Kopfe versehen, in Silber verliehen. 162 Hs. U. b. WILHELM -I- HERZOG ZU NASSAU

Kopf d. Herzogs r., darunt. erhaben: ZOLLMANN Darum Strichreif. 162 Rs. Sechs gekreuzt liegende Fahnen, darüber in

2 Zeil.: DER , TAPFERKEIT- Darum Lorbeer- kranz. Aussen Strichreif. Rand: glatt mit Öhr. Besitzer; V

160

Civil-Verdienatmedaille.

Auch vom Herzoge Friedrich August gestiftet.

163 Hs. Kiipf des Herzogs r., im Halsabsoh. erhaben:

ZOLLMANN Darum Striohreif.

163 Ks. lu einem aus einem Lorbeer- und einem Eichen-

zweige gebuud. Kranze in 5 Zeilen: WILHELM SOUVERAINER HERZOG ZU NASSAU | Darum Strichreif. Rand: glatt. Diese Medaille besteht in: a Gold für 50jährige Dienste. Gr. 48 mm, Gew. 69,80 g. Bes.: V b Silber . 48 , , 39,90 V

Beide Medaillen wurden im Jahre 1866 von der Regierung dem Verein für nassauische Altertumskunde, ebenso wie die sogenannte Fahrbüohse der Münze überwiesen. Die Fahrbüohse musste Proben von jeder Ausprägung ent- halten und zu den Probationstagen mitgenommen und vorgelegt werden; die Proben wurden dann geprüft. Die überwiesene Fahrbüchse enthielt aber auch Münzen, welche von anderen Münzstätten der hiesigen zugeschickt waren.

Medaille des landwirtschaftlichen Vereins.

Durch den Ministerial-Erlass vom 9. Mai 1820, St. M. 745 ist die Prägung von Medaillen zur Verteilung als Preise für verdienstliche Leistungen von Land- wirten bei der Generalversammlung und Preisverteilung genehmigt worden.

164 Hs. U. b. WILHELM SOUVERAINER HERZOG ZU NASSAU

Kopf des Herzogs r., unten bogig ZOLLMANN Darum Strichreif.

164 Rs. Eine von Getreide und Wein umrankte Säule,

vor der unten eine Pflugschar steht. Im Absch. in 3 Zeilen: LANDWIRTHSCH : VEREIN ' IM | HERZOGTH: NASSAU , Darum Strichreif. Rand: glatt.

Diese Medaille besteht in: a Gold, Besitzer: V Gr. 34 mm, Gew. 25,89 g b Silber, V 34 , 16,47 ,

165 Eine grössere nur in Silber ausgeprägte Medaille

hat dieselbe Darstellung, der Namen des Stempel- schneiderg' ist aber: P- ZOLLMANN F ange- geben und die Umschrift der Hs. LANDWIRTH- SCHAFTL : VEREIN IM i HERZOGTHUM

NASSAU-

Besitzer: H - J - V Gr. 48 mm, Gew. 60,93 g.

161

e. Herzog Adolf 1839-1S66.

Geboren am 24. Juli IS 17, fol^^te am 20. Au;,aist 1839 seinem Vater Herzog Wilhelm. Nach dem Kriege von 1866 annekfierte Preu-sscn das l[er/.ogrum Nassau durch Gesetz vom 20. September und Patent vom IL Oktober 1866. Die Münzfhätigkeit unter Herzog Adolf begann

1840.

2 Thaler-Stücke. Ausgepräi^t für ßOGOl fl '^2 kr (Ir. 41 min (n-w. 37 10"

166 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kcpf des

Herzogs r. im Haisabscli. erhaben: ZOLLMANN

166 Rs. In einem Eichenkranze in 5 Zeilen:

rV/, GULDEN I 2 THAL ER 1840 I Über dem Kranze bogij»-: VEREINSMÜNZE, unter dem- selben: VII EINE FMARK Randschr. vertieft: CONVENTION VOM 30 lULY 1838'^ Besitzer: H - J - V

Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 132. Dr. Schalk, S. 7. 1883 C. Schwalbach No. 150. Auf derselben Seite der NZ, wird unter No. 133 ein zweites 2 Thaler-Stück desselben Jahres, welches sechzehnfeldiges Wappen mit Mittelschild habe, be- schrieben; da die Verfügung das vollständige Wappen auf die 3 ';2 Gulden-Stücke zu setzen erst 1843 erlassen wurde, so ist dies wohl ein Irrtum.

Gulden, für 116 514 fl. kr. geprägt.

167 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs r., im Halsabsch. vertieft Z

167 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

1 GULDEN i 1840 j Rand: gezähnt. Besitzer: H - J - V

Beschrieben: Dr. Schalk, S. 8. 1869 Kat. Schulthess- Rechberg No. 4168.

V2 Gulden, für 47 337 fl. 14 kr. geprägt

168 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs r.

168 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

-^! GULDEN 1840 2 , 1

Rand: gezähnt. Besitzer: H - J - V Beschrieben: Dr. Schalk, S. 8.

6 Blreuzer, für 0414 H i;epr5jt.

169 Hs 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. Schild.

11

162

169 Ra. In einoni Eichenkranze iu 3 Zeilen t

6 KREUZER 1840 j Rand: gezähnt. Besitzer: H - J - V

1841.

2 Thaler-Stücke wurden für 33 072 Ü. 14 kr. abgeliefert, da aber keine Stücke bekannt sind, so werden sie wohl die Jahreszahl 1 840 tragen, resp. mit den alten Stempeln geprägt sein.

Gulden, für 123 900 fl. 58 kr. geprägt.

170 Wie 167, von 1841.

Besitzer: H - J - V

'/« Gulden, für 62 462 fl. 17 kr. geprägt.

171 Wie 168, von 1841.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 134. 1869 Kat. Schulthess-Reehberg No. .5169.

6 Kreuzer, für 32 075 fl. 49 kr. geprägt.

172 Wie 169, von 1841.

Besitzer: H - V

Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 135.

1854 NZ, S. 67, No. 136 und 137 werden noch 3 Kreuzer und 1 Kreuzer in Kupfer von diesem Jahre angeführt.

Im Jahre 1841 wurden auf der Münze zu Wiesbaden 6 und 3 Kreuzer für Hohenzollern-Siegmaringen geprägt und zwar:

6 Kreuzer für .... 10492 fl. 30 kr. und 3 . . . . o 4-0

1842 sollten geprägt werden (es ist aber nicht ersichtlich, ob es geschehen):

6 Kreuzer für '. 7000 fl.

3 . . 3000

Kupfer-Kreuzer für 2000

Für Oldenburg wurden geprägt:

2V2 Silbergroschen für . . . 1898 Thaler .

1 Silbergroschen für .... 2100 ^

1843. I

Auch in diesem Jahre führen die Akten für 31 360 fl. 26 kr. zwei Thaler- Stücke als Rest von 1841 auf; sie dürften wohl auch die Jahreszahl 1840 tragen, , wenigstens sind mit der von 1842 keine bekannt geworden. J

1 Gulden, für 19 617 fl. 37 kr. geprägt. 1 173 Wie 167, von 1842.

Besitzer: H - J - V ' ;

Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 138. ;

163

'/a Gulden, für 15 537 H. geprägt.

174 Wie 168, von 1842.

Besitzer: H - J V

Beschrieben: 1854 XZ, S. 67, Xo. 189. 1854 NZ, S. 67, No. 140 wird ein 6 Kreuzer-Stück von 1842 erwähnt; die Akten führen keine Auspräge darin an und sind auch sonst keine bekannt.

3 Kreuzer, für 5600 fl. 15 kr. gepräijt. Gr. 17 mm, Gew. 1,26 g.

175 Hs. 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. Schild.

175 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

5 i KREUZER 1842 | Rand: gekerbt. Besitzer: H Beschrieben: 1854 NZ, S. 68, No. 141.

Kupfer-Kreuzer, für 7996 H 45 kr. i^eprägt. Gr. 21 mm, Gew. 3,44 g.

176 Hs. 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. Schild.

176 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

EIN j KREUZER | 1842 | Rand: glatt. Besitzer: H J Beschrieben: 1854 NZ,S.68,Xo. 142. XeuraannXo. 10666.

1 Heller, für 756 fl. 15 kr. geprägt. Gr. 17 mm, Gew. 1,39 g.

177 Hs. 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. Schild.

177 Rs. In 3 Zeilen: 1 | HELLER 1842 | Rand: gekerbt.

Besitzer: H J

Beschrieben: 1854NZ,S. 68,No. 143. XeumannXo. 10669.

1843.

Unter: Wiesbaden 31. Janr. 1843 findet sich die Bemerkung i. d. Akten:

Auf Vorschlag der Königl. Bayerischen Regierung haben sämmtliche übrigen Regierungen des süddeutschen Münzvereins sich damit einverstanden erkhirt, für den Revers der in Folge der Convention vom 30. July 1838 künftig hin auszuprägenden Vereins-Münze das Landeswappen anzuwenden und hierdurch eine allgemeine Uebereinstimmung in der Form des Reverses dieser Münze herbeizuführen.

Ferner: Wiesbaden, den 10. April 1843:

Seine Durchlaucht der Herzog wollen, dass auf dem Revers der 3^2 flstück, welche für die diesseitige Rechnung auf der hiesigen Münze geschlagen werden, das vollständige herzogliche Wappen im Mantel ausgeprägt werde etc.

1858 NZ, S. 53, zu No. 143 wird nach „Neueste Münzkunde, Leipzig, Tab. LXXXVIII, No. 1"' ein 2 Thaler-Stück von 1843 angeführt, „aber ohne Namen des Münzmeisters.* Sonst ist nichts davon bekannt.

164

Gulden, für 233 841 fl. 34 kr. geprü^'t.

178 Wie IGT, vou 1843.

Besitzer: H - J - V Beschrieben: 1N54 NZ, S. 68, Nu. 144.

'/j Gulden, für 101568 fl. 22 kr. geprägt.

170 Wie 168, von 1843.

Besitzer: H - J - V Besehrieben: 1854 NZ, S. 68, No. 145.

1H44.

2 Thaler, für til 110 H. 08 kr. geprägt.

180a Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs r., im Ilalsabseh. ZOLLMANN

180a Us. Üben herum: 5'/, GULDEN VII EINE F MARK

2 THALER; unten herum: ^ VEREINS MÜNZE 1844 * Auf ^ekr. Wappeumautel der 12 leidige, mit 4t'eklii^em Mittelschilde und einem Herzschikle

'o

belegte gekr. nass. Schild. Randschrift vertieft: CONVENTION VOM * 30 lULY *

1838 Besitzer: H J Beschrieben: 1869 Kat. Schulthess-Rechberg No. 4170.

Wie 180a, aber der Namen des Stempelschneiders

fehlt im Halsabsch Besitzer: H

Beschrieben: 1858 NZ, S. 53, zu No. 145, nach Mainzer Terz. 478. 1883 C. Schwalbach No. 152. (?)

1 Gulden, für 93 366 fl. 46 kr. geprägt

181 Wie 167, von 1844.

Besitzer: H - V

V. Gulden, für ,58 483 fl. 46 kr geprägt.

182 Wie 168, von 1844.

Besitzer: H - J - V

6 Kreuzer, tür 73'j8 fl. Ui kr. geprägt.

183 Wie 16!J, von 1844.

Besitzer: H - J - V

3 Kreuzer, für 2817 fl. 50 kr. geprägt.

184 Wie 175, von 1844.

Besitzer: H

165

Kupfer- Kreuzer, für 3136 rt. 15 kr. geprägt.

185 Wie 176, von 1844.

Besitzer: H J

Beschrieben: 1858 NZ, S. 53. Xeumann No. 10 667.

1845.

Nach den Akten sollen für 17 783 fl, 19 kr. 2 Thaler-Stücke geprägt sein; es sind aber keine bekannt.

1 Gulden, für 138 249 tt. 36 kr. geprägt.

186 Wie 167, von 1845.

Besitzer: H - J - V

'/j Gulden, für 36 212 fl. geprägt.

187 Wie 168, von 1845.

Besitzer: H

3 B[reuzer

sind nach den Akten nicht geprägt.

188 Wie 175, von 1845.

Besitzer: H - J - V

1846.

2 Gulden, für 353 257 fl. 05 kr. geprägt. Gr. 36 mm, Gew. 21,05 g.

Die Konvention von München, 27. März 1845 bestimmte u. a., dass von Nassau in den Jahren 1845 1847 für 528000 H. in 2 Gulden-Stücken auszu- prägen sei; etwas mehr ist denn auch 1846 und 1847 geprägt worden.

189 U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Knpf des

Herzogs r., im Halsabsch. 0 ZOLLMANN 189 Rs. Oben herum: ZWEY GULDEN Auf einem Unter-

satze der von zwei gekr. Löwen gehaltene gekr. nass. Schild. Darunter: 1846

Rand: gezähnt. Besitzer: H J - V

Beschrieben: 1858 NZ, S. 53. Neueste Münzkun<le, Leipzig Tab. LXXXVIII, No. 3. 1883 C. Schwalbach No. 153.

Gulden, für 47 646 fl. 12 kr. geprägt.

190 Wie 167, von 1846.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: 1858 NZ, S. 53. Gallerie sämtlicher Münzen, Quedlinburg T. LI, No. 242.

166

6 Kreuzer

sind in den Akten nicht erwähnt. 101 Wie 169, von 1846.

Besitzer: H

1H47.

2 Thaler sind nach den Akten nicht geprägt; eine Maschinenprobe davon besitzt aber Herr Polizeirat Höhn. Gr. 41 mm, Gew. 37,13 g.

192 Ha. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs r., im Halsabsch. ZOLLMANN 192 Rs. In 3 Zeilen: MASCHIENEN PROBE 1847 |

Randschrift vertieft: CONVENTION VOM * 50 lULY * 18Ö8 * 1858 NZ, S. 53 führt nach ^Gallerie sämtlicher Münzen, Quedlinburg Tab. LI, No. 240" ein 2 Thaler-Stück von diesem Jahre an; ebenso 1888 C. Schwalbach No. 151. Sonst kommt dasselbe nicht vor.

2 Gulden, für 176,562 H. 36 kr. geprägt.

193 Wie 189, von 1847.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: 1854 NZ, S. 68, No. 146. 1869 Kat. Schult- hess-Rechberg Xo. 4171. 1883 C. Schwalbach No. 153.

Gulden, für 231381 ti. 40 kr. geprägt.

194 Wie 167, von 1847.

Besitzer: H - J - V

6 Kreuzer (die Akteu führen keine Auspräge davon an.)

195 Wie 169, von 1847.

Besitzer: H

3 Kreuzer, für 10 501 fl. 86 kr. geprägt.

196 Wie 175, von 1847.

Besitzer: H J - V

1848. 6 Kreuzer, für 19 810 H. 02 kr. geprägt.

197 Wie 169, von 1848.

Besitzer: H V

3 Kreuzer, für 27 038 ti. geprägt.

198 Wie 175, von 1848.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: 1858 NZ, S. 53. Gallerie sämtlicher Münzen, Quedlinburg, T. LI, No. 245.

167

Kupfer- Kreuzer, für 4143 fl. 13 kr. geprägt.

199 Wie 139, von 1848.

Besitzer: H J

184.

Zwei eioseitige Probeabschläge von Hs. u. Rs. der Stempel eines 2 Thaler- Stückes, an dem die letzte Stelle der Jahreszahl noch nicht ausgefüllt ist, besitzt Herr Polizeirat Hiihn. Die Zeichnung gleiclit den bis dahin gebräuchlichen weniger als denjenigen, welche 1860 geprägt wurden.

200 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs 1., im Halsabsch. 0 ZOLLMANN 200 Rs. Wie 180a, aber die Jahrzahl unvollendet 184

1854.

2 Thaler,

201 Wie 108b, von 1854.

Besitzer: H - J - V

Beschrieben: 1883 C. Schwalbach No. 152.

6 Kreuzer, für 19028 fl. 54 kr. geprägt. 3 8927 , 45 .

Die 6 und 3 Kreuzer-Stücke vom Jahre 1854 waren nicht aufzufinden, wohl aber vom Jahre 1855, in dem nach den Akten diese Sorten nicht ge- prägt wurden.

Kupfer-Kreuzer, für 4561 fl. 11 kr. geprägt.

202 Wie 176, von 1854.

Besitzer: H

1855.

Gulden, für 188 074 fl. geprägt.

203 Wie 167, von 1855.

Besitzer: H J

Erwähnt: 1869 Kat. Schulthess-Rechberg Xo. 4172.

In diesem Jahre wurde ein neuer Stempel zur Hs. geschnitten:

204 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs 1., im Halsabsch. Z

204 Rs. Lorbeerkranz, darin in 3 Zeilen:

1 I GULDEN 1855: | Rand: gezähnt. Besitzer: H J V Erwähnt: 1869 Kat. Schulthess-Rechberg No. 4173.

168

6 Kreuzer (siehe bei 1S54.)

205 Wie lÖO, von 1855.

Besitzer: H J V

3 Kreuzer (siehe bei 1854.)

206 Wie 175, von 1855.

Besitzer: H - J - V

Kupfer-Kreuzer,

207 Wie 176, von 1855.

Besitzer: H J

1856.

Gulden, für 40 301 fl. geprägt.

208 Wie 204, von 1856.

Besitzer: H - J - V

Vi Gulden, für ].i6 349 fl. :}0 kr. geprägt.

209 Ils. U. l). ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

~ IIerzo2:.s I., im Hiilsahsoh. Z 209 Rs. Tmrljeerkranz, darin in 3 Zeilen :

~ GULDEN 1856

Rind: gezähnt. Besitzer: H - J - V

Kupfer-Kreuzer, für r)943 fl geprägt.

210 - Wie 176, von 1856

Besitzer: H J

1859.

In Wien war am 24. Janr. 1857 ein Münzvertrag unterzeichnet worden der bestimmte, dass

a. im Königreiche Preusen mit Ausschluss der Hohenzollern'schen Lande, in den Königreichen Sachsen und Hannover, im Kurfürstenthum Hessen, im Grossherzogthum Sachsen, in den Herzogthümern Sachsen- Altenburg, Sachsen-Gotha, Braunschweig, Oldenburg mit Birkenfeld, Anhalt-Dessau, Cöthen und Anhalt-Bernberg, in dem Fürstenthume Schwarzburg-Sondershausen und der Unterherrschaft des Fürstenthums Schwarzburg-Rudolstadt, in den Fiirstenthümern Waldeck und Pyrmont, Reuss ä. L. und Reuss j. L., Schaumburg-Lippe und Lippe:

der Dreissig- Thaler -Fuss;

b. im Kaiserthuuie Oesterreich, .sowie im Fürstenthume Liechtenstein:

der Fünf und vierzig -Gulden -Fuss;

169

c. in den Königreichen Bayern, Württember;^, in »leu Orossher/og- thUniern Baden und Hessen, im Herzogrhume Saohsen-Meiningen, im Fürstenthume Sachsen-Coburg, in den Huhenzullern'schen Ijanden Preussens, im Herzogthume Nassau, in der Oberherrschaft des Fürstenthums Schwarzburg-Rudulstadt, in der Landgrafschaft Hessen- Ilüinburg und in der freien Stadt Frankfurt:

der zwei und fünfzig -und- einhalb -Guhien-Fuss

als Landesmünzfuss und Grundlage der gesetzlichen Landeswährung daselbst angesehen und bezüglicli eingeführt werden.

Oesterreieh bleibt es ausnahmsweise vorbehalten, noch ferner sogenannte „Levantiner Thaler" mit dem Bildnisse der Kaiserin Maria Theresia und mit der Jahreszahl 1780 im damaligen Schrot und Korn als Handelsmünze aus- zuprägen.

Zur Vermittlung und Erleichterung des gegenseitigen Verkehrs unter den vertragenden Staaten sollen 2 unter den im Art. 2 gedachten Münzfüssen ent- sprechende Hauptsilbermüuzen unter der Benennung Vereinsthaler ausgeprägt werden, nämlich:

L das Ein-Vereinsthaler-Stück zu \'3o des Pfundes feinem Silbers mit dem Werthe von bez. 1 Thlr. in Thalerwährung, 1 '/2 fl. öster- reichischer Währung und P/4 fi. süddeutscher Währung; 2. das Zwei-Vereinsthaler-Stück zu '/«•'> des Pfundes feinen Silbers mit dem Werthe von bez. 2 Thlr. in Thalerwährung, 3 fl. österreichischer Währung und 3 '/2 fl. süddeutscher Währung.

Das Mischungsverhältniss der Vereinsmünzen wird auf 900 Tausendtheile Silber und 100 Tausendtheile Kupfer festgesetzt. Es werden demnach 13 doppelte, oder 27 ','2 einfache Vereinsthaler ein Pfund wiegen. Die Abweichung im Mehr oder Weniger darf nicht mehr als 3 Tausendtheile, im Gewicht aber bei den einzelnen Ein -Vereinsthaler- Stücken nicht mehr als 4 Tausendtheile seines Gewichtes und bei dem einzelnen Zwei-Vereinsthaler-Stück nicht mehr als 3 Tausendtheile seines Gewichtes betragen.

Der Durchmesser wird für das Ein-Vereinsthaler-Stück auf 33 mm, für das Zwei-Vereinsthaler-Stück auf 41 mm festgesetzt; beide werden im Ringe und mit einem glatten, mit vertiefter Schrift oder Verzierung versehenen Rande geprägt werden.

In den Avers soll das Bildniss des Landesherrn aufgenommen werden.

Die Höhe der in Zwei-Vereinsthaler-Stücken auszuführenden Ausmüuzungen bleibt dem Ermessen jedes einzelnen Staates überlassen.

Dagegen sollen an Ein-Vereinsthaler-Stücken:

1. in der Zeit von 1857 bis zum 31. December 1862 von jedem der vertragenden Staaten mindestens 24 Stücke auf je 100 Seelen seiner Bevölkerung,

2. in den folgenden Jahren vom 1. Januar 1863 an, innerhalb jedes- maliger vier Jahre von jedem der vertragenden Staaten mindestens 16 Stücke auf je 100 Seelen seiner Bevölkerung ausgeprägt werden.

170

Scheidemünzen auszuprüjjen in Silber und Kupfer bleibt vorbehalten;

dieselbe darf im eigenen Lande niem;ils gegeu den ihr beigelegten Worth heruntergesetzt werden.

Als Yereiushandelsniünzou werden in (iuld luuueu und halbe Kronen

ausgeprägt.

1859.

Thaler, für 87073 fl. s^eprä^t. (Ir. 33 lum, Gew. 18,48 g.

211 Hs. r. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs 1., im Halsabsch. Z

211 Rs. r.b. EIN VEREINSTHALER Rosette XXX EIN

PFUND FEIN, unten 1859 Der gekr. nass. Schild von 2 gekr. Löwen auf einem verzierten Unter- satze gehalten. Randschrift vertieft: MÜNZ VERTRAG VOM 24 lANUAR

1857 * Besitzer: H J - V

Beschrieben: 1883 C. Schwalbach No. 154. Weyl: Berliner Münz-Blätter, S. 216, No. 72.

Kupfer-Kreuzer, für 13926 fl. 38 kr. i,'eprägt. Gr. 21 mm, Gew. 4,26 g.

212 Hs. Oben herum: HERZOGTHUM NASSAU Unten

herum: * SCHEIDEMÜNZE " Auf verziert. Unter- satze der von 2 gekr. Löwen gehaltene gekr. nass. Schild.

212 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

1 I KREUZER 1859 |

Rand: glatt. Besitzer: H - J - V

1 Pfennig, für 503 fl. 40 kr. geprägt. Gr. 18 mm, Gew. 1,25 g.

213 Hs. Oben herum: NASSAU Im Absch. in 2 Zeilen

SCHEIDE I MÜNZE j Auf einer Leiste der von

2 gekr. Löwen gehaltene gekr. nass. Schild.

213 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:

1 I PFENNIG i 1359 |

Rand: glatt. Besitzer: H - J - V

2 Thaler. Or. 41 mm. Gew. 37,08 i,'.

214 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs I., im Halsabsch C ZOLLMANN-

1

171

214 Rs. V. h. ZWtY VEREINSTHALER - XV EIN PFUND

FEIN iiiitcii 1860 Auf f,a'kr. W'appenmantel der f;ekr. 12t'ol(lige Schild voa Nassau mit 4foldigem Mittel- und oinom Horzsohilde.

Randschrift vertieft: MÜNZVERTRAG VOM 24 lANUAR

1857 * Besitzer: H - J - V Beschrieben: 1883 C. Schwalbach No. 155.

Thaler, für 447 058 fl. 30 kr. geprägt.

215 Wie 211, von 1860.

Besitzer: H J

Beschrieben: 1869 Kat. Schulthess-Rechberg No. 4174. 1883 C. Schwalbach No. 154. Weyl: Berliner Münz- Blätter, S. 216, No. 72, Annierk.

V2 Gulden, für 52 045 fl. geprägt.

216 Wie 168, von 1860.

Rand: nach „Schweizer Arf* gekerbt. Der 1859 ein- getretene neue Münzmeister F. Korn verwandte dazu noch die alten Stempel, den Rand kerbte er aber, wie dies in der Schweiz, wo er vorher angestellt war, gemacht wurde; dies entsprach aber nicht der Miinz- konvenrion von 1857, deshalb wurde die Prägung bald eingestellt und die Stücke eingezogen.'

Besitzer: H - J - V

217 Es wurden darauf wieder '/s Gulden wie 168 von

1860 geprägt.

Besitzer: H J

Kupfer-Kreuzer, für 10 160 fl. 50 kr. geprägt.

218 Wie 212, von 1860.

Besitzer: H J

1 Pfennig.

219 Wie 213, von 1860.

Besitzer: H ~ J

MUnzbesuch-Thaler (sollen nur :i Shick u'''P'"il.,'t soin.)

220 lls. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs 1., im Ualsabsch. F-KORN 220 Rs. In 6 Zeilen: DEM EDLEN FÜRSTEN GEWID-

MET , BEI BESUCH SEINER MÜNZE ,

172

Rand: glatt.

Besitzer: H

Beschrieben: Weil, Berliner Münz-Blätter, S. 247, No. 72a.

Der Besuch des Herzogs in der Münze war beschlossen; der Münzmeister hatte die Stempel geschnitten und probeweise die oben erwähnten 3 Stück Thaler ausprägen lassen. Die weitere Ausprägung unterblieb, da der Besuch des Herzogs nicht erfolgte. Die Stempel befinden sich auch in der Sammlung des Herrn Polizeirat Höhn. Der Münzbesuch-Thaler wurde bei Hess in Frankfurt a. M. auf der Auktion mit über 1100 M. bezahlt.

Silber-Kreuzer, für 11058 H. 30 kr. geprägt.

221 Hs. Oben herum: HERZOGTHUM NASSAU, unten

herum 'SCHEIDE MÜNZE ^ Gekr. nass. Schild.

221 " Rs. Eicheukranz. darin in 3 Zeilen:

1 ; KREUZER 1861 |

Rand: glatt. Besitzer: H - J - V

Kupfer-Kreuzer, für 9607 tt 35 kr. geprägt.

222 Wie 212, von 1861.

Besitzer: H J

1862.

Kupfer-Kreuzer, für 10165 fl. geprägt.

223 Wie 212, von 1862.

Besitzer: H J

1 Pfennig.

224 Wie 213, von 1862.

Besitzer: H J

1863.

Thaler, für 253 989 fl. 45 kr. geprägt.

225 Hs U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs 1., im Halsabsch. F KORN 225 Rs. U. b. EIN VEREINSTHALER ' XXX EIN PFUND

FEIN, unten 1865 Gekr. nass. Schild, von 2 ge- krönten Löwen auf einem verzierten Untersatze gehalten. Randschrift vertieft: MÜNZVERTRAG VOM 24 lANUAR

1857 * Besitzer: H - J - V

173

Kupfer-Kreuzer, für 0597 fl 46 kr. pepräu't.

226 Wie 212, von 1863.

Besitzer: H J

1864.

Thaler auf die 25jährige Regierung. 6162 Stück geprägt

227 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs I., mit Lorbeerkranz; im Ilalsabsch. F. KORN

227 Ks. 0. b. ZUR FEIER 25 JAEHRIGER SEGENS-

REICHER REGIERUNG* In einem Eiclienkranze in 3 Zeilen: DEN 21 AUGUST 1864 Randschrift vertieft: 'EIN GEDENKTHALER ' ^XXX EIN

PFUND FEIN* Besitzer: H - J - V

Besehrieben: 1883 C. Schwalbach No. 157. Weyl: Berliner Münz-Blätter, S. 118, Xo. 71 und S. 216, No. 74.

Kupfer-Kreuzer, für 9510 fl. 48 kr. geprägt. Sind nicht bekannt.

o. J.

Zwitter-Gulden. Gr. 30 mm, Gew. 10,26 g.

228 Hs. U. b. WILHELM HERZOG ZU NASSAU Kopf des

Herzogs Wilhelm r., im Halsabsch. Z

228 Rs. U.b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU

Kopf des Herzogs Adolph r., im Halsabsch. Z Rand: gezähnt. Besitzer: H

Medaillen.

Civil -Verdienstmedaille.

229 Hs. Kopf des Herzogs r., im Halsabsch. ZOLLMANN

Aussen herum Reif. 229 Rs. Ein aus Lorbeer- und Eichenzweig gel>iin<h'ner

Kranz; darin in 4 Zeilen: ADOLPH] HERZOG ZU ] NASSAU Aussen herum Reif. Rand: glatt. Sie wurde an einem orange und blau gestreiften Bande im Knoptluch auf der linken Seite der Brust getragen.

Besitzer: in Gold unbekannt.

Silber H Gr. 48 mm, Gew. 58,72 g.

174

Die Civil -Verdienstmedaille war schoQ von dem früheren Herzoge gestiftet. Unterm 22. < >ctober 1839 wurde angeordnet, dass die noch vorrärhigen Medaillen umgeprägt werden sollten; ,fs sollen S goldene und 12 silberne Medaillen, wovon die Hälfte mit Henken zu versehen, mir dem Pn»Hl des Herzogs Adolph, neu geprägt werden •*

26. Februar 1841. Am verwiehenen Samstag wurde der Stempel zu dieser Metlaille gehärtet, wobei der Revers -Stempel zersprungen ist. Ein Versuch diesen durch einen darübergepressten starken Ring von Stahl zusammen zu halten wird in etwa 8 Tagen zu erkennen geben ob die davon zu prägenden Exemplare brauchbar sind etc.

Schon am 24. Februar beeilt sich das MUuzamt 2 goldene und 3 silberne Civil-Verdienstmedaillen in Kapseln zur BetTirderung des dringendsten Bedarfs vorläufig einzuschicken. Sie sind über alle Erwartung schön ausgefallen und werden gewiss den höchsten Beifall erhalten, den sie verdienen.

12. März 1841 werden 8 goldene und 12 silberne Medaillen abgeliefert mit Kostenrechnung. Diese Kosteurechnung wird aber beanstandet. Der Münz- meister verteidigt sich darauf; weil diese Verteidigung auf die Herstellung der Medaillen Bezug nimmt, teile ich sie mit.

,Auf die beanstandete Kostenrechnung erlaubt sich der Oehorsamstunter- zogene zu deren Erläuterung anzuführen, dass die Ausprägung der goldenen Medaillen ungleich mehr Mühe verursacht, als die der silbernen, indem jene Acht- bis Zehnmal in den Stempel gebracht werden müssen, bevor sie zur voll- ständigen Ausprägung gelangen. Bei jedesmaliger Herausnahme aus demselben müssen sie um zur fcdgenden Prägung die erforderliche Dehnbarkeit zu erlangen ins Feuer gebracht, geglüht und gesotten werden, worauf alsdann die genaueste Vorsicht anzuwenden ist um das Stück wieder in dieselbe Figur und Buch- staben des Stempels wie zuvor einzulegen, indem solches bei der geringsten Verschiebung unbrauchbar wird.

Für diese in das Künstlerische Fach einschlagenden Arbeiten würde nun der Preis von 1 (Julden zu gering erscheinen. Bei dem zu 3 Gulden ein- gesetzten Preise ist der Abgang an Gold, welcher, vormals besonders in An- rechnung gebracht wurde, einbegriffen, welcher auf das Stück berechnet mehr als einen Gulden ausmacht. Es würde also schon dieser Umstand die Recht- fertigung des Ansatzes begründen.

Eine jede Münzarbeit erfordert zu ihrer Anfertigung einen Ueberschuss an Metall dessen Gewicht zum öfteren dem der gelieferten Arbeit, im geringsten Falle aber der Hälfte derselben srleichkommt.

Diese nach verfertigter Arbeit als Abfälle, (jder Schroten zurückbleibenden Ueberschüsse, ktmnen bei dem Silber alsbald zu einer nachfolgenden Aus- münzung verwendet werden. Wo aber keine Goldausmünzungen stattfinden, müssen dieselben so lauge, bis wieder eine Bestellung an Münzen vorkommt über Jahr und Tag aufgehoben bleiben, so, dass die Zinsen, der ein kleines Kapital erfordernden Vorlage dafür den angesetzten Präglohn bald absorbiren.

Die silbernen Medaillen bedürfen, weil sie eine stärkere Metallmasse ent- halten, zu ihrer Ausprägung einer so oftmaligen Wiederholung der vorgedachten

175

Operatiünoa nicht und kruinon (l(\s.sli;ilb moliroiitlioils in viorinal(>n :uisj;epr;igt wenlon etc."

(Es wird nooli tTwähut, dass ein Cioklarheiter die Henkel später daran gemacht liahe.)

Wiesbaden, 18. März 1S41. fgez.) C. F. Teichniann.

Melireremale sind Civil -Verdienstmedaillen geprägt worden mit demselben Stempel, bis zum 8. Oktober 1854 der Miinzmeister Zi)llmann berichtet, da88 von der Civil-Verdieustmedaille mit dem Bildnis des Herzogs Wilhelm iler Revers total zersprungen und unbrauchbar sei.

1H05

sind neue Stempel zu dieser Medaille geschnitten worden und am 14. Februar 25 Stück Medaillen in Silber abgeliefert.

230 Hs. Kopf des Herzogs 1., im Ilalsabsch. KORN Aussen

herum Reif.

230 Rs. Wie No. 229.

Rand: glatt.

Besitzer: H Gr. 48 mm, Gew. 66,70 g.

Medaillen für den landwirtschaftlichen Verein.

Durch Ministerial-Erlass vom 9. Mai 1820, St. M. No. 745 ist die Prägung von Medaillen zur Yerteilung als Preise für verdienstliche Leistungen von Land- wirten bei der Generalversammlung und Preisverteilung genehmigt worden.

Bis 1864, wo neue Stempel gefertigt wurden, verteilte man folgende Medaillen :

231 Hs. U. b. ADOLPH SOUVERAINER HERZOG ZU NASSAU

Kopf r., darunter ZOLLMANN Auss. her. Keif.

231 Rs. Im Absch. in 3 Zeilen: LANDWIRTHSCH : VER-

EIN i IM ; HERZOGTH: NASSAU Ein Denk- stein von Ähren und Wein uinraukt, davor eine PHugschar. Aussen herum Reif. Rand: glatt.

Diese Medaille besteht: a in Gold, Besitzer sind nicht bekannt; b in Silber, H - J Gr. 34 mm, Gew. 16,38 g.

232 Ferner wurde eine grössere Medaille in Silber

geprägt, deren Hs. dieser gleich, die

232 Rs. im Absch. in 3 Zeilen: LANDWIRTSCHAFTL :

VEREIN IM HERZOGTHUM NASSAU | bei derselben Vorstellung wie die vorhergehenden, hat.

Rand: glatt.

Besitzer: H Gr. 48 mm. Gew. 59,70 g.

176

Rettung aus Lebensgefahr. Am 13. Februar 1S43 vuUzog der Herzog die Stiftuugs-Urkunde und gab zugleich Auftrag zum Prägen dieser Medaille. Der erste Revers-Stempel wurde verworfen, weil die Buchstaben ungleich und die einzelnen Zeilen nicht auf grader Linie standen (am 1!). Mai 1S43); schon am 29. Mai war ein anderer Stempel fertig, der genügte und mit dem fürs Erste 36 Stück Medaillen, welche 107 tl. .')() kr. kosteten, geprägt wurden. Unterm 19. Juui 1848 wurden wieder 18 Stück bestellt und am 1. September 1848 abgeliefert; sie kosteten 51 fl. 30 kr. Zuletzt wurden am 6. Dezember 1862 wieder 18 Stück bestellt.

233 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf r.

Aussen herum Reif.

233 Rs. In 4 Zeilen: FÜR RETTUNG ! AUS LEBENS-

GEFAHR Darunter verzierter Strich. Aussen

herum Reif. Metall: Silber. Rand: glatt. Besitzer: H

234 > Später wurde zu dieser Medaille eine andere Hs.

geschnitten, welche den Kopf 1. zeigt, die gleiche Umschrift hat, aber den Namen des Münzmeisters KORN unter dem Kopfe trägt.

234 Rs. Wie No. 233. Metall: Silber. Rand: glatt. Besitzer: H

1. nassauische Gewerbeausstellung in Wiesbaden 1846.

235 Hs. U. b. ERSTE NASSAUISCHE GEWERBE-AUSSTELL-

UNG Die sitzende Nassovia 1., mit einem Lorbeer- kranze im Haare, hält in der Rechten einen Kranz und stützt die Linke auf den nass. Löwens(diild. Im Abschnitte in 3 Zeilen: ZU | WIESBADEN , 1846 I Auf der Abschnittleiste: C- ZOLLMANN

235 Rs. In einem dicken Eichenkranze in 3 Zeilen:

DEM , GEWERB ^ ; FLEISSE , a Ist verfertigt in (iold. b , Silber.

c Komposition, Bes.: H Gr. 42 mm. Gew. 23,80g.

d , Kupfer, Bes.: V - H - J Gr. 42 mm, Gew. 29,90g.

Das Sicherheitskomitee in Wiesbaden beabsichtigte im März 1848 zur Erinnerung an die Ereignisse des 4. März eine Denkmünze auszugeben und wünschte dieselbe in der hiesigen Münze prägen zu lassen. Das Ministerium gab seine Einwilligung und ermächtigte den Münzmeister Z<;llmann zur Aus- prägung. Medaillen darauf bezüglich sind nicht bekannt.

177

Eckemförder Medaillen.

Auf das am 5. April 1849 sfattgofundene glückliche Gefecht bei Eckern- förde gegen die dänischen Kriegsschiffe, bei dem besonders die nassauische Artillerie sich ausgezeichnet hatte, beschloss die Regierung, eine Medaille prägen zulassen und forderte dazu von der Ständeversammlung des Herzogtums unterm 15. Mai 1840:

für den Stempel 198 fl. kr.

für 127 Medaillen mit Henkel in fein Silber ii 3 fl. 2 kr. . MSo „14 für 50 Ellen Medaillenband k 30 kr. per Elle .... 25 ^

608 fl. 14 kr.

Die Versammlung erhob sich zustimmend bis auf 2 Mitglieder.

Die Medaille soll wie es im Generalbefehl vom 25. Juli 1849 heisst „an sämtliche Individuen der herzoglichen Artillerie, welche an diesem denkwürdigen Ereignis teilgenommen haben, verliehen werden.

Dieselbe wird aufder linken Brust mit der Kopfseite nach oben, zunächst hinter der Verdienst- und Waterloo-Medaille an einem blaugewässerten Bande getragen.

Das Band ohne Medaille soll nicht getragen werden.

(gez.) Alefeld. Generalmajor und Generalcommandant."

236 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf r., im

Halsabsch. ZOLLMANN Aussen herum Reif.

236 Rs. Rechts b. MEINEN TAPFERN KANONIEREN

Fregatte r.; im Abschnitte in 3 Zeilen: ECKERN- FÖRDE I 5 -APRIL 1849 | Aussen herum Reif. Rand: glatt, oben Ose. a In Silber: Besitzer H

b In Kupfer: H - J Gr. 30 mm, Gew. 15,50 g.

Ausser dieser von der Regierung ausgegangenen Medaille Hessen auch Privatpersonen Medaillen auf dieses Ereignis prägen; bekannt wurden die

Folgenden:

In Silber.

237 Hs. Oben bogig: ECKERNFÖRDE Gefechtsdarstellung.

im Absch. das unrichtige Datum d 2 . Ap 1848

237 Rg. In 5 Zeilen : And: | an die | tapfern deutschen |

HELDEN I Rand: glatt. Besitzer: H

In Komposition.

238 Hs. Im Hintergrunde 1. die Strandbatterie, im Vorder-

grunde die beiden Schiff'e Christian VIII und Gefion, von denen das eine vcm Pulverdampf umgeben ist; im Abschnitt eine kleine Verzierung und DRENTWETT-F-

\-2

178

233 Rs. t'. b. GROSSER SIEG DER DEUTSCHEN ÜBER

DIE DÄNEN BEI ECKERNFÖRDE- 1849 ^ Im Felde der schwarz, rot, guldeu tiugirte Schild, von Verzieruugeu umgeben.

Raud: glatt.

Besitzer: Präsident vun D ungern H

239 Hs. Strandbatterien, davor 4 Schiffe.

239 Rs. Oben herum: EROBERUNG d. D:K:S: Unten

herum: bei ECKERNFÖRDE Im Felde in 4 Zeil.'u: CHR.VIII und GEFION d. 5. Ap 49 Rand: glatt. Besitzer: H

In Kupfer.

240 Hs. Die Bucht von EckernfJJrde ; im Hintergrunde

die Stadt mit der Nordbatterie, auf der eine Fahne weht; rechts eine Batterie mit 4 Ge- schützen. Davor die beiden dänischen Kriegs- schiffe Christian VIII und Gefion, die in dem Augenblick dargestellt, wo Christian Till infolge der Pulverexplosion brennt und zu sinken beginnt; Teile der Takelage und zwei Menschen fliegen in der Luft; die Gefion hat sich ergeben und von ihr weht die schwarz, rot, goldene Fahne. Im Absch.: LÖWENSTEIN Aussen ein Reif. 240a Rs. O.b. * DEN TAPFEREN DEUTSCHEN KRIEGERN

GEWIDMET Im Felde in 10 Zeilen: ZERSTÖR- UNG D- DAN -LINIENSCHIFFES CHRISTIAN VIII UND EROBERUNG ] DER FREGATTE |

GEFION ECKERNFÖRDE 5- APRIL

1849 Aussen ein Reif.

Rand: glatt.

Besitzer: H J Gr. 32 mm. Gew. 14,30 g.

b Dieselbe Medaille besteht in Komposition, dann hat sie im Abschn.: LÖWENSTEIN F- Besitzer: H

241 Ha. Ob. herum: VON DEN lUNGFRAUEN ECKERN-

FÖRDES

Im Absch.: KUPF(er). V(on). CHR^istian). VIII Die Bucht von Eckernförde; auf der rechten Seite der Münze die Südbatterie, auf der eine schwarz, rot, goldene Fahne weht; das Ufer im Yordergunde zeigt eine angeschweumite Tonne,

Nachtrag.

Seit der Herausgabe «ler „Erste Periode der nassauischen Münzen" im Annalenbande XV sind iu Bayern Münzfunde gemacht worden, welche dicder Zeit entstammen und die Kenntnis der früheren Landesmünzeu sehr erweitern.

Graf GerUich I. von Nassau, ein verschwenderischer Herr, musste 1344 von der Regierung abtreten: er starb VMl. Seine Söhne führten darauf die Regierung gemeinsam, bis sie 1355 zur Teilung schritten, in der Adolf I.: Idstein, Johann L: Weilburg und Ruprecht: Sonnenberg erhielten; Gerlach, der dritte Sohn, war 1346 Erzbischof von Mainz geworden.

Graf Adolf I. zu Idstein, dem ^Yiesbaden gehörte, hatte nach der Teilung viel mit Geldmangel zu schaffen, während sein Bruder Ruprecht zu Sounenberg, der kinderlos, besser gestellt war. Hierüber geben folgende, im hiesigen Staats- archiv befindli(die Urkunden, die kürzlich aufgefunden wurden, Auskunft. (Ich teile dieselben auszugsweise mit.)

1360, Mai 18, Schultheiss und Schöffen zu Wiesbaden erklären, dass sie nach dem vom Erzbischof Gorlach von Mainz vermitreiten Vergleich zwischen dem Grafen Adolf und Ruprecht (seinen Brüdern) verpflichtet sind, dem letz- teren jährlich zweimal 70 Pfund Heller zu zahlen.

1363, März 2. Gräfin Margareta von Nassau, Tochter von Graf Friedrieb dem älreren, Burggrafen von Nürnberg, gestattet, dass ihr Gemahl (fraf .\d.jlf, das ihr zum Wittum verschriebene Wiesbaden nebst Zubehör veq)fändet und ihr hierfür die vom Reiche lehnnfhrigen Touruosen zu Gernsheim, Bacharach und Lahnstein, unter Verpfändung der halben Burg und Stadt Idstein, sowie des Schlosses Adolfseck, zur Sicherheit überweist.

1368, Juli 12. Graf Adolf von Nassau-Wiesbaden, seine Gemahlin Mar^^^^eta und Graf Gerlach, ihr ältester Sohn geloben, wenn sie vom Grafen Ruprecht ihre Stadt Wiesbaden einlösen, zugleich auch eine an den Mainzer Bürger Ulin Lerkruge und dessen Genossen verpfändete Gülte von 200 Gulden einlösen zu wollen.

1369, Febr. 7. Die Stadt Frankfurt gestattet dem Grafen Ruprecht von Nassau und dessen (jemahlin Anna, eine von ihnen verpfändete, auf die Stadt Wiesbaden lautende Gülte von 100 Gulden für 1000 Gulden einzulösen.

1394, Juli 11. Erzbischof Konrad von Mainz vergleicht sich mit dem

Grafen Adolf IL von Nassau-Wiesbaden, welcher ihm für ein Darlehen von

8000 Gulden, unter Zustiiumung »einer Vettern, des Domherrn Grafen Johann

von Nassau -Wiesbaden zu Mainz und des (trafen Philipp von Weilburg, Burg

und Stadt Wiesbaden, sowie das halbe Dorf Mosbach verpfändet hat, über die

jährlich auf die Burg zu Wiesbaden zu verwendende Bausumme, sowie über

die Einlöse der i^anzen Pfandschaft.

12

184

1404. Januar 2. Graf Adolf von Nassau reilr mit seinem Vetter, Graf Philipp von Xassau-Saarbrücken, die mit dem von der Anna, Gemahlin des ver- storbenen Grafen Ruprecht an sie gefallenen Schlosse Sonnenberg auf sie ge- kommenen Gülten zu Wiesbaden und Wehen. .Vdolf erhält die zu Wiesbaden, da dieselben aber diejenigen zu Wehen an Wert übertreffen, beweist er dem Philipp eine jährliche Rente von 79 Gulden 5 Grosehen aus der Lade zu Wiesbaden.

In Bayern sind nun Anfang der 80er Jahre Münzfunde gemacht worden, welche nassauische Münzen dieser Zeit enthalten :

in Fetzelhofen bei Neustadt oder Hochstedt a. d. Aisch, mit F bezeichnet, bei Hernau, H.

bei Billenhausen, - * B. .

bei Volkershauaen, Vo. ,

Das Königl. Museum der Akademie in München und Herr Bezirksarzt Dr. Fikentscher in Augsburg kauften diese Funde und hatte letzterer die Ge- fälligkeit, die nassauischen Münzen teilweise an Herrn Polizeirat Höhn und mich zu überlassen.

Die von den Herren Jul. und Alb. Erbstein in Dresden schon veröffent- lichten Münzen des Grafen Ruprecht, welche in Sonnenberg geprägt sind, scheinen ,auch diesen Funden zu entstammen.

Die schon früher bekannten und beschriebenen Münzen dieser Grafen führe ich jetzt noch mit an und gebe bei den neu hinzutretenden den Fundort an.

Bei der Münze von Ruprecht, welche in Wiesbaden geprägt ist, bemerke ich. dass durch die oben unter 1.363 erwähnte Verpfändung von W^iesbaden, Ruprcrlit das Recht hatte, da zu prägen.

Was das Vorkommen naasauischer Münzen so weit von ihrem Heimats- orte Itcrnrti, so sei daran erinnert, dass die CJemuhliu des (irafen Adolf I. eine Tochter des Burggrafen Friedrich von Nürnberg war und durch diese Verbindung die Han'lelsbeziehungen mit dem reichen Augsburg, der Haupthandelsstadt Süd- deutscfilauds, sicher gefordert wurden.

Adolf L, Graf von Nassau und Idstein, 1344, 1355—1370.

Pfennige.

Hs. Die Umschrift wird Adulfus com gelautet haben.

darum P. R.') Gekrönter Kopf.

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Nassauischer Löwe I., in Hhog. Einfassung. innen P. R. Dasselbe

zwischen 2 St. R. Nass. Löwe 1. innen St. R.

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Die Umschrift wird No.

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Moneta Weis-

badensis zu ergänzen sein.

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Eins. Heller.

Die Umschrift wird Adolf comes gelautet haben.

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als Besitzer bedeutet:

Berirlraarzt Dr. L. Fikentscher in Auijaburg. Amtsgerichtsrat Weber in Wetilar.

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Die folgenden Heller werden wohl zur selben Zeit geprägt sein und die Umschrift Moneta Wvsbadensis zu lesen sein.

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179

oii-e Fahiio, Schitf^iplankcn und einen Tofon. Die beiden dän. Schiffe sind darj^^estellt, Christian VIII als l)is auf die Wasserlinie abgebranntes Wraek, das starke Kaurhmassen entwickelt und dahinter die GcHon, deren Vorderniastspitze fehlt und die die schwarz, rot -,'(jldene Fahne aufgezogen hat.

241 Rs. Wie 240.

Rand: glatt, teilweise geöhrt.

Besitzer: H - J (iv. :j2 mm, Gew. 13,25 g.

242 Ha. Wie 242, aber ohne Seliriff.

242 Rs.O.b. "= V.D.LINIENSCHIFFE CHR . VIII ECKERN-

FÖRDE 5. APR. 1849 a Im Felde ein Herz.

b ^ fl Viereck mit massig eingebogenen Seiten.

c Kleeblatt.

Rand: glatt.

Besitzer: 243a u. b. H b. u. c. Präsident v. Dungern.

1849 wurden auch Tapferkeitsmedaillen geprägt und dem Herzoge nach Schleswig, wo er sich aufhielt, nachgeschickt.

243 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf r., im

Halsabsch. G Z Aussen herum Reif.

243 Rs. Auf 6 gekreuzten Fahnen liegt ein Lorbeerkranz.

in dem in 2 Zeilen DER TAPFERKEIT steht. Rand: glatt, oben Öse. a In Gold. Besitzer nicht bekannt.

b Silber: Besitzer: H Gr. 34 mm, Gew. 31,80 g mit Band, c Kupfer (wurde nicht verteilt.)

Medaille auf die Grundsteinlegung beim Bau der evangelischen Kirche

in Wiesbaden.

244 Hs. Kopf des Herzogs r., im Halsabsch. ZOLLMANN

Darum Reif.

244 Rs. In 15 Zeilen: IM NAMEN GOTTES UNTER

DER REGIERUNG HERZOGS ADOLF ZU NASSAU NACH D- KIRCHENBRANDE DES 27 JULI 1850 WARD ZU DER EVANGL- HAUPT- KIRCHE VON WIESBADEN WO ZU RISS UND PLAN CARL BOOS ENTWARF UND AUSFÜRT DER GRUNSTEIN GELEGT AM 22 SEPT 185.", . DER HERR BAUE, SCHÜTZE, SEGNE SEIN HAUS Darum Reif.

Rand: glatt.

Metall: Goldbronze.

Besitzer: H Gr. 47 mm. Gew. 50,85 g.

ISO

Unterm 2. Nuvember 18öO stiftete Herzog AJulf voo Li[)pspringe aus eine Medaille für Kunst und Wisseusohaft, die am gleichen Bande wie das Verdienstkreuz getragen wurde.

245 Hs. Auf gewässertem guillochirtem Grunde 1 Malteser-

kreuz, dessen 8 Spitzen in Kugeln enden; darauf liegt ein Medaillon, ilas im Felde ein gekröntes ß zeigt, um das ein Reif gezogen, worin unten VIR TUTE. und oben Lorbeerzweige angebracht sind. Darum Reif.

245 Rs. In einem Lorbeerkranze in 5 Zeilen:

FÜR KUNST, 2.^ UND^-1>L9 | WISSEN-- | SCHAFT j Darunter Verzierung. Darum Reif. Rand: glatt mit Ohr.

a Metall: In Gold laut Verordnung.

b V n Silber Besitzer: H Gr. mm,

Gew. 20,30 g.

Medaille auf die Biebricher Blumenausstellung 1861.

246 Hs. Oben herum: BLUMEN AUSSTELLUNG Die

Biebricher Gewächshäuser. Im Absch. in 3 Zeilen: BIEBRICH 1 APRIL 1861 |

246 Rs. O. b. 4* DER KUNST UND DEM FLEISSE IN

DER PFLANZEN-CULTUR Blumen u. Laubwerk. Rand: glatt. Metall: Silber. Besitzer: H Gr. 40 ram. Gew. 35,00 g.

Medaille auf die nassauische Kunst- und Gewerbeausstellung 1863.

247 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf r., da-

runter KORN Aussen herum Reif.

247 Rs. U. b. ALLGEMEINE NASSAUISCHE KUNST- UND

GEWERBEAUSSTELLUNG •:•:• In einem Kranze von Eicheublättern in 5 Reihen : DEM VER- DIENSTE I - I WIESBADEN 1863 |

Rand: glatt.

Metall: Bronze.

Besitzer: H - J Gr. 48 mm, Gew. 59,18 g.

Medaille auf die 25jährige Regierung 1864.

248 Hs. ü. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf 1. mit

Lorbeerkranz, darunter KORN Aus. iierum Reif.

248 Rs. In einem Eichenkranze in 6 Zeilen: ZUR | FEIER |

25JAEHR. REGfERUNG D 21 AUG | 1864 j

Aussen herum Reif.

Rand: j^latt.

Metall: Silber.

ßeditzer: H -- J - V (Jr. mm, (iew. L'0,87 g.

Medaillen für den landwirtschaftlichen Verein.

Im Jahr 1864 wurden ueue Stempel angefertigt und am 21. Juni wird berichtet, dass die Prägung der Medaillen für den landwirtschaftlichen Verein beendet sei.

249 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf r., da-

runter KORN; aussen herum Keif. 249 Rs. Oben herum in 2 Reihen: LANDWIRTHSCHAFT-

LICHER VEREIN IM HERZOGTHUM NASSAU | An einer von Wein umrankten Siiule hängt ein ge- krönter nass. Schild; an denselben lehnen Sensen und Rechen; unten liegen gekreuzt 2 Garben; zur rechten Seite eine Egge, sowie Ochs und Kuh liegend, zur linken Seite ein PHug, ein stehender Widder u. ein liegendes Schaf. Aus. herum Reif. Rand: glatt.

a Metall: in Silber, Besitzer: H J Gr. 49 mm. Gew. 58 g. c Bronze, H - J 37 27,35 g.

Medaille, sogenannte ,,Gtln8burger" von 1866.

Diese Medaille wurde nach dem Feldzuge an die nassauischen Truppen verteilt.

250 Hs. ,P[ unter einer Krone, darunter in 2 Zeilen:

JULI U: AUGUST 1866- Darum Reif.

250 Rs. In 3 Reihen: NASSAU'S KRIEGERN verzierter

Stab. I Darum Reif. Rand: glatt, mit Öse. Metall: Bronze. Besitzer: H J Gr. 29 mm, Gew. 11,58 g.

Medaille des nasaauischen Vereins für vaterländische Arbeit und Bildung, o. J.

251 Hs. Oben herum: NASSAUISCHER -VEREIN Eine

flatternde Fahne zeigt einen Geldbeutel, woran 2 Ringe sind; an die Fahnenstange lehnen zwei Büchsen und ein Pulverhorn; unten Blattwerk und Schnörkel. Im Felde rechts zwei Reiter; zur Linken ein Globus, vor dem ein aufgeschlagenes Buch liegt, dahinter eine Leier zwischen Epheu- blättern und Rauken.

182

251 Rs. Ob. herum: F- VATERLÄNDISCHE ARBEIT U-

BILDUNG- Auf einer verzierten Einfassung, in der sich zwei gekreuzt liegende Berghämmer be- finden, ein Berggüpel und dahinter ein Baum; zur Hechten zwei gekreuzte Fruchtgarben mit Sichel und Krug; zur Linken ein Ambos mit Zirkel, Axt und Zweig.

Rand: glatt.

Metall: Silber.

Besitzer: Landrichter Dussel. Gr. 29 mm, Gew. 10,10 g.

Auf welche Veranlassung und zu welcher Zeit diese Medaille geprägt worden ist, war nicht zu ermitteln.

69

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ohne Rinfa88UQg(ickx. Kopf V\ 1') (i,:{0 .J

F. 14 0,20 II

F. 15 0,20 F

F. 15 0,20 \V

F. H 0,30 F

undeutlich F. F

F

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F

F

zw. R. u. P.R. Gekr. K(.pf B. 15 0,10 J

(Umaohr. rückläufig.) , B. 15 0,10 H

(Umachr. rüokläutig.)

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F. 1 5 0,20

H

Nasa. Löwe 1. F. 16 0,25

W

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F. 14 0,25

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V

F. 14 0,20 (verwischt.)

F

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F. 14 0,20

F

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F. 15 0,25

F

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F. 15 0,20

J

Heller mit verworrener Umschrift, wahrscheinlich von Wiesbaden.

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ohne Einf. Gekr. Kopf

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F.

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innen R. Kopf darüber

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F.

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innen P. R. verwischt

F.

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F

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innen P.R. Gekr. Kopf

F.

15

0,20

F

(Doppell B7^

achlag)

n 1) i> y>

F.

15

0,20

F

(Doppel

achlag)

Heller, in Idstein geprägt.

97 . Ä . ö D I a 1 ohne Einf. Gekr. Kopf 16 A. M. ')

98 DIGhlN , , 16

') A. M. bedeutet: Akademie Münohea.

188

Fundort

Gr.

Gew.

Bes.

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ohne Einf.

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(Doppeischlag)

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Heller mit Nassau.

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ohne Einf.

Gekr. K

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Ohne

Umscbrit't

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A.M

(Die Schindeln

stehen nicht senkrecht.)

Heller mit

verworrener Umschrift,

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inn.

P.R.

Gekr. Kc

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F.

15

0,25

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F.

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Naas. Löwe 1.

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inn.

P.R.

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F.

14

0,15

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III

(ausgebrochen)

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F.

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0,20

F

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F.

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0,30

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F.

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F.

15

0,20

F

189

Fundort Or. Gew. Bes. mm g

133 BSU innen R. Naas. Löwe 1. F. 15 0,20 F

134 10 10 , , F. 16 0,20 F

Graf Ruprecht zu Sonnenberg, 1355 1390. Von dem Orafeu Ruprecht zu Sonnenberg waren mir früher nur 4 Münzen bekannt; ich kann jetzt die folgenden aufFühren:

Goldgulden. 135a Hs. O.b.Hü P e K T" OiOm&S Lilie.

b ,,ROPaR T uomis

135 Rs. O.b. . S . lühTtn aS.BÄTAm Schluss ein

kleiner nass. Löwe 1., mit den Schindeln. Im Felde der stehende St. Johannes im härenen Mantel. 135a Besitzer: H Gr. 21. mm, Gew. 3,43 g. b 1884 Kat. Garthe No. 7128.

Zweiseitige Pfennige.

a. mit Sonnenberg.

136 Hs. O.b.+ R P6RT darum R. Bärtiger Kopf mit einem Stücke

Gewand an der Brust.

137 , OPPaR darum R. Kopf mit Locken u. Gewand.

lOO y, öiflflflUJtTI»»

139 + R^v RT fl Der nass. Löwe 1. (Doppelschlag.)

140 Ohne Umschrift ^

136 R8.0.b OnanBG N.Löwel. 17 0,58 EM

137 SOn-bx. inn. R. 17 0,52 A. M.

138 , naB(?) . . 17 0,51 A.M.

139 , *S nanB . . Kopf. B. 17 0,40 H-F.

140 n S 0 n e n B G , , Bartloser Kopf

m.Hütch.WB. 17 0,41 E-H

b. mit Moneta "Wiflbaden (vergl. oben Urktinden).

141 Hs. RVPaR BS:o: e inn. R., N.Löwel.

142 ^ RV .JOS: Ose ,

143 R vö" Qu II öS , P.R., verwiBcht.

141 Rs.o.b. 'monacii n R.,Kopf. n 0,41 h

142 , .«iiGRöCil vISBiIi)en , , H. 17 0,44 H

143 , , onÖT VYI b d P.R.verw B. 15/16 0,20 J

c. mit Nassau.

144 Hb. O.b. ROPPQ zw. 2 R. Kopf m. Locken.

145 , , ROPIORT r, r

14t} ^ 0 Verwischt.

144 Rs.o.b.* SS inn R. NadS.Lüwel. A.M.

145 ^ Kopf. Beschr.: Wambolt. S. 1)57,

No. 2495; Mader VI, S. 207; Grote, Mst. III, S. 99,3.

146 ,, tRASS inn. R. Niws.Löwel. F. 17 0,44 K

Einseitige Heller. 146a nenB lon. R. Nass. Löwe 1. Vo. 14 U,25 J

b_ ■„.•) EB , , , Vo. 14 0,20 H

') .7.A A. Erbbiein ia Dresden.

190

147 14^ 140

Zwischen 2P.R.

Graf Walram, 1370, 1386—1393. Audi vou (iraf Wulrain 1370. allein 13SH, f 7. Xovember 1893^ »<ind einige neue Münzen liekannt üfeworden; ich führe ülle an:

Goldgulden, in Idstein geprägt.

Hs. . \v Ä L R A m : a o . siies \ De .- li n s s a v . . w r: L R Ä m ? a o s me s ? De % n a s s a v . t w Ä L R Ä 31^ 3 a 0 M a s n Ä s s t: V I

Wsch. mit dem n;i8s. Löwen 1. in 6bog. Einfassung. 147—149 Rs. MOnHTA - dT6 e S I n zwischen 2 P. R.

St. Pauhis unter einem Portal; unten Wsch. mit dem nass. Löwen 1.

147 Besitzer: H Gr. 22 mm, Gew. 3,56 g.

148 Beschrieben: Mader VI, 39 abgebildet, S. 208. Grote, Blätter f. Münzfreunde III, S. 99, Xo. 1.

149 Beschrieben: 1872 Frankfurt: Kat. Heimbürge etc. No. 2206, ti 70 jetzt im Königl. Museum in Berlin.

Pfennige, in "Wiesbaden und Idstein geprägt.

JimVS°aOiPÖS zw. 2K Xas8. Löwe 1.

wjiLRiijnvs° oomes . Rs. t na ä:w SBHDan , oMone7Ä^06ianszain

1.50 Besitzer: Akademie in München.

1.50 151

H3.

150 151

2 2 o

Kopf mit Locken.

Beschrieben: Berliner Zeitschr.

152 1.53 154 155 156 157

Nass. Löwe 1.

151 y, Museum in Berlin, f. Xumismat. YII, S. 164.

Einseitige Heller.

wTfLRT^m vs a OMe s

t W IS innen R.

' W r, r, r,

152 Beschr.: Mader VI, S. 209. - Grote, Bl. f. Münzfr. III, S. 99, No. 2.

153 F. Gr. It; mm. Gew. 0,20 g. H

154 , . 15 , , 0,20 J

l.')5

15H

16 15

H H H

158

, 0,25 ,

. 0,25

1-^7 , n . 0,20 ,

Von Graf Johann von der Ottonischen Linie zu Nassau-Dillenburg 1351 1416 hat Herr Polizeirat Höhn aus Belgien einen Goldgulden erhalten:

Hs. O.b. t I OhÄnaS : GOOiaS Da HASÄV im Sechspass

Schild mit dem nass. Löwen 1.

Rs.JPOneTÄ .Seieein St. Paulus in halber Figur,

uutiT dem Tabernakel schultert das Schwert: unter ihm in

der ITirisclirift ein Schild mit dem nass. Löwen 1.

Grösse 21 nini, Gow. 3.30 g. Beschriel)en: R. Sorrur^: Bulletin

mensuol de numismatique et d'archeol., IL aunee, No. 1. .Tiiillet 1880.

191

Die vorst. beschriebenen Münzen vom Grafen Adolf I. sind bisher nicht bekannt; sie treten in diesen Fundon in so vielen Stempelverschiedenheiteu auf, duss daraus auf eine starke Ausprägun«^ in den Münzstätten Wiesbaden und Idstein zu dieser Zeit geschlossen werden darf; das auf anderen Stücken vork<Jinniende Nassau wage ich nicht recht als die Burg Nassau, das Stamnischloss des Geschlechtes, zu bezeichnen, wenn auch der Name ganz dem von Idstein ähnlich angebracht ist.

Von Graf Ruprecht von Sonnenberg brachten diese Funde mehrere neue Stempel; die von ihm bekannten ^[ünzen sind alle selten; man kannte nur solche, welche Sonnenberg als Prägeort nannten, hier aber fanden sich Münzen mit „Moneta Wisbaden." Wiesbaden gehörte dem Grafen Adolf, der eine "rössere Familie hatte, während sein Bruder Ruprecht keine Kinder hatte und der andere Bruder Gerlach Erzbischof von Mainz war. Adolf hatte eine Schuld an Ruprecht und versetzte, verpfändete ihm deshalb seine Stadt Wiesbaden; durch den Versatz, die Verpfändung, aber ist das Münzrecht zugleich an Graf Ruprecht gekommen.

Seine Gemahlin Anna überlebte dm, war aber vor dem 2. Januar 1404 verstorben, da die unter diesem Datum aufgeführte Urkunde über die Teilung ihres Nachlasses handelt; ihr Todestag ist nicht bestimmt; die frühere Angabe, sie sei am 21. Januar 1404 gestorben, muss also eine unrichtige sein.

Eine Ausübung des Münzrechtes auf Grund des Pfandrechtes ist mir sonst nicht bekannt und wäre es sehr erwünscht, wenn weitere Beispiele dieser Art veröffentlicht würden.

Herr P. Joseph hat im 18. Annalenbande, S. 196 den Münzmeister zu Wiesbaden aus einer Schuldverschreibung vom: 1368 März 29 bekannt gemacht: es war Heincze von Craczawe (wahrscheinlich Kreuzau, Pfarrdorf bei Düren, Reg.-Bez. Aachen), der also von den angeführten Münzen geprägt haben dürfte. Leider sind dieselben alle schlecht ausgeprägt resp. erhalten und sind auf den meisten nur einzelne Buchstaben zu erkennen; es hat sehr schwer "ehalten dieselben mitzuteilen. Herrn Dr. Fikentscher aber herzlichen Dank dafür, dass er diese seltenen Stücke wieder in ihre Vaterstadt zurückgeführt hat.

Als fernere Nachträge erwähne ich:

Vi Batzen von Graf Johann Ludwig zu Nassau-Idatein und Wiesbaden

1568-1596.

* 10 . LVD : C . A . NAS SA D L WIS E ITZ

* IW ..

L Y*** ••• •■

Bei beiden Wsch. mit d. nass. Löwen 1.; zu d. Seiten: zu 3 9-1, zu 6 9-Z Rs. * RVDOL . Z IMP . AVG P F DEC Reichsapfel, darin Z .. * ~ . .— .—.—. .— ^ ^ Z

Bes.: zu 3: R. Hauch in Frankfurt a. M., zu 6: J

'/•i Batzen von Graf Albert zu Nassau-Weilburg und Saarbrücken

1559-1593.

Zu 32: a S. 150 Hs. ° ALB C A NAS SA E SARW Di- LAR

32: b 150 - .-•-• - -SAR . - .-.--LAH

Bei beid. Wsch. m. d. nass. Löwen 1.; zu d. Seiten: 8 8

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Zu 32: a Rs. RVDOL Z IMP AVG P F DEC 32:b , " - .-.-.- .— . - °

Bei beiden gekr. Reichsadler mit Reichsapfel, worin

Z, auf der Brust. Be3.: zu 32a: Saarbrücker Museum, zu 32b: J

Diese ','2 Batzen waren nach einer Münzverordnung Kaiser Ferdinand I. vom Jahre 1350 Reichsmünzen; sie galten 2 Kreuzer und jeder war verpflichtet, bei Zahlungen davon bis 25 Gulden anzunehmen; sie wurden von Graf Albert nur in den Jahren 1588 und 1589 geprägt; die Vj Batzen mit dem Reichs- apfel und darin der Wertzahl Z waren dagegen Landmüuzen und wurden viel schlechter ausgeprägt.

Zu 32: c S. 150Hs. * ALB- C- ANAS SAR SARW D- I LAH 45: a 150 * - •-•-. - SAR- - ---.L-AH 62: a , 151 , * - •-■-•NS SAR- - - •-• T AH

Bei allen drei: Wsch. mit d. nass. Löwen 1.; zu den Seiten: bei 32c 8-8, bei 45a 9-0, bei 62a 9-1 Diese 3 haben gleiche Rs. ^RVDOL- Z IMP AVG P F DEC Reichsapfel, darin Z Bes.: J

Die Stempel zu der Medaille 149, S. 169 von Fürst Karl 1753 1788 befiuden sich im herzoglichen Archiv zu Weilburg. (Mitteilung des Herrn Hauch in Frankfurt a. M.)

Vor Xo. 187, S. 175: Der Katalog der Sammlungen Heimburge und Wellens, welche in Frankfurt a. M. 7. Oktober 1872 und folgende Tage ver- ateio-ert wurden, führt noch ein goldenes Porträtmedaillon auf die Yermählung von Fürst Heinrich von Nassau-Dillenburg mit Dorothea Elisabeth, Tochter des Herzogs Georg HI. von Liegnitz auf, wie folgt:

Hs. HEINRIC . D . G PR NASS C(omes) C(attimeliboci) V(iandae) E(t) D(eciae) D(üminus) Fn) B(eilstein). Geharnischtes, sehr erhabenes Brustbild nach links mit langem Haar, am Arm DV-F-1663. (D. Vogt, Stempelschneider, arbeitete für Liegnitz.)

Rs. DOROTH^ea) ELISAB(eta) D(ei) G(ratia) DUC(issa) LIGN(icen8i8) & BRIGENS(is) . Reichgeschm. Brustbild der Fürstin n. rechts. 5'/j Dukaten. Feine Arbeit u. treffl. erh. Original. Die Medaille wurde zu 120 fl. zugeschlagen.

Zu No. 24, S. 192 der Mainz, Hessen-Darmstadt, Nassau-Saarbrücken u. Frank- furter (jemeinschaffsmünzen:

Hs. /EMEINTZ . HES NAS FRANC c/*

193

Medaille auf J. G. Hagelgans. Abgebildet auf Tat". VI IT.

Archivrat Jüh. Geori^ Haj^elii^aus wurde am 30. <.)ktt)bor 1687 (sein Testament sagt 9. November) zu Lauterbach geboren; sein Vater war freih. Rieflesel'scher Hospitalverwalter; er studierte Tlieologie und war 1729 Legationsekretär in Frankfurt. Am 1. September 1729 wurde er als Arehivrat in nassau-usingische Dienste berufen, Landoberschultheiss- und Polizeiamtsfunktionen waren ihm bis 1732 übertragen, von da hatte er die "Vermessung der Grenzen zwisciieu fürstl. Qassau-saarbrüoken'schem und gemeinschaftlichem Amte Kamberg zu besorgen. Die Titel seiner Arbeiten, soweit sie mir bekannt geworden, folgen unten. Hagelgans geriet in Idstein bald in grosse Zerwürfnisse mit dem Amtmann Vogt. Kleinstädtische Fraubasereien, Mägdegeschichten u. s. w. scheinen die Ur- sachen dieser Haupt- und Staatsaktion gewesen zu sein. Für Frau Amtmann Vogt und Frau Hagelgans traten ihre Männer ritterlich in die Schranken und ganz Idstein wird auf das Tiefste erregt. Da die ganze übrige Gesellschaft auf Seiten des vielvermögenden Amtmanns steht, branden die Wellen des Frosch- teiches um den Felsen im Sturm Ilagelgans. Nur Generalsuperintendent Lange steht kühl über den Parteien, Stadtpfarrer Ostertey jedoch auf Seiten des Amt- manns. Lange macht den Vorschlag die Rechnung beider streitenden Parteien zu liquidieren unter Anwendung des Grundsatzes, dass die Ehemänner für die Schulden, welche ihre Weiber mit ihrem Wissen gemacht, aufzukommen hätten; dann würden sich Einnahme und Ausgabe vergleichen. Hagelgans bringt in seinen Eingaben kontra Vogt bis zu 49 Klagepunkte vor, der Amtssekretär soll die Untersuchung führen, Hagelgans verwirft denselben als parteiisch u. s. w. Die Katzbalgereien beginnen 1734 und sind 1746 noch nicht beendigt.

Eine Episode in dieser Batromachia war die Kalendergeschichte des Jahres 1738. Buchdrucker Lyce gab einen Kalender in 15 000 Exemplaren heraus, betitelt ^Der deutsche Michel." Statt des schadhaften Holzstockes verfertigte Hagelgans einen neuen und als nun zu allerletzt in Idstein der neue Kalender ver- breitet wurde, erkannte man die Feinde des Hagclgans klatschend zusammen- stehend, ihn selbst aber sah man als den deutscheu Michel klagend sich gegen seine Feinde wenden und auf das Feuer zeigend, welches vom Himmel über das neue Sodom und Gomorrha fiel. Den Türmen und dem Weiher nach hatte letzteres eine verzweifelte Ähnlichkeit mit Idstein. Drob neues Gezeter, der Holzstock wurde vernichtet und Hagelgans unter Censur gestellt.

Dann Streitigkeiten wegen des heiligen Abendmahls. Hagelgans erklärte, dass er unmöglich mit einer Sippschaft, wie sie in Idstein zu finden sei, das heilige Mahl gemessen könne. Er will in Idstein überhaupt nur als ein Fremder betrachtet sein und scheint wirklich vom Genüsse des heiligen Mahles ausge- schlossen worden zu sein. In einer 1745 erschienenen Klageschrift sagt er, dass ihm Wasser und Weide abgeschnitten sei, und er keine Magd mehr be- halten könne (ob nicht daran seine bitterböse Frau Mitschuld trug?) und ver- langt deshalb, dass das Konsistorium eine Ansprache von der Kanzel verlesen

13

19-i

Hesse, wonach niemand einem andern seine Mai^d u. s. w. abspannen, abdingen dürfe, sonst werde er eine Predigt darüber im Druck ers«'heiuen lassen.

Mit seiner zweiten Verheiratung scheinen diese Streitigkeiten aufgehört zu haben.

Hagelgans starb wahrscheinlich am 12. Februar 1762; am 10. März

desselben Jahres wurde sein Nachfolger ernannt. Sein Testament betiudet sich

im Archiv in Wiesbaden. Zu Idstein wurde er beerdigt; sein Leichenstein

hatte die Inschrift:

CONDITA

HIC

QUIESCUNT

OSSA ET CINERES

10. GEORG

HAGELGANS

LAUTERBACO BUCHOVÜ

CONSILIAR ET ARCHIVAR-

NASSOVIO USING.

ANNO MDCCLXll

Hagelgans hat einen Stammbaum der fürstlich nassauischen Familie ge- zeichnet, der im Archive hier aufbewahrt wird und zwischen seinem Bildnisse und dem seiner ersten, sehr schönen (und bösen) Frau hängt.

Von seinen Schriften habe ich folgende Titel gefunden;

Einsiedler vom Karmel, Frankfurt 1731, 8, zu welchem Lange (General- superiutendent) die Vorrede schrieb.

Allgemeiner [ Tugend- und Ileldenspiegel, | darinnen die merkwürdigste Begebenheiten ueber allen Völckern auf Erden und die Thaten ihrer Regenten nebst denen daher rührenden Veränderungen | im weltlichen Regiment j

Historisch, Politisch und Moralisch beschrieben werden. Frankfurt am

Mayn 1722.

Katechet. Bibel d. h. der ganze Katechism. in bibl. Spr. 8. (Fleischer- Leipzig 1711.)

Architectura cosmica od. Vorstellung d. "NVelrgebäudes 2 Th. m. Kupf. 8. fF. Ebend. 1736—1744.

Orbislitteratusacademic. GermanicoEuropaeus c. fig. fol. Lips. Gleditsch 1737.

Be3chreil)ung in der archit. cosm. angegebenen zweif. Weltkugel 8. Ebend. 1738.

Geheimnissvolle Himmelskugel. 8. Ebend. 1739.

Höllisches Spinnrad etc. m. K. 8. ff. Ebend. 1740.

Allgem. Welt Chronika od. Zeit-Rechnung, welche in d. Chronologia und Heraldica sacra gegründet ist etc. Mit Tabell und Figur. 2 Thl. ff. Leipzig 1751/52.

Nass. Geschlechtstafel d. Walram'schen Stammes m. K. fol. Ebend. 1754.

Ausserdem hat er noch Gebetbücher uii.l über die Offenbarung Johannis geschrieben.

I

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Herr Polizeirat Ilühn hier erwarb iu cliesem Jahre eine auf Ilagelgans

geprägte Medaille:

Hs. Der stehende Prophet Daniel r. (das Profil trägt nar-h dem Ölgemälde

im Staatsarchive in Wiesbaden die Züge von Hagelgans) gibt dem Drachen die verderblichen Pechkugeln zu fressen. (Cfr. Hb. „Vom Drachen zu Babel." ^Der rreorgsrittor," als welchen sich Ilagelgans gern aufspielte.) Mit der linken Hand weist er auf das am Himmel sichtbare Sternbild des Orion. Zu seinen Seiten schreiten ein Löwe und ein Lamm. Im Hintergrunde rechts die aufgehende Sonne, von deren Strahlen das links sichtbare Babylon in einor durch Bäume dargestellten Landschaft liegt; auf einem Thore steht ein geharnischter mit einem Speere bewaffneter Verteidiger. Hierüber im Bogen, anfangs noch durch die Strahlen der Sonne bedeckt: Sl DEVS PRO NOBIS QVIS CONTRA NOS; über dem Abschnitte in der Ecke links CE (Oechslein, Nürnberger Medailleur.) Im Absch. in 5 Zeilen:

CONSERVATORI SVPREMO GRATES HABET ter IVBILANS 10. GEORG HAGELGANS a L.

soDaLIs In CertaMIne ET VICtorIa.

(Dem obersten Erhalter dankt der dreimal jubilierende Johann Georg Hagelgans von Lauterbach dem Genossen in Kampf und Sieg.) Die grossen Buchstaben ergeben die Jahreszahl 1760. Rs. Über einem strahlenden Dreiecke sieben Sonnen, darin ein gekröntes Kreuz, dessen Ecken und Winkel mit 12 Sternen besteckt sind und das die drei Buchstaben IGH (Johann Georg Hagelgans) auf dem Querbalken und a C (nicht zu enträtseln) im unteren Längsbalken zeigt. Unten zu Seiten des Kreuzes AMICVS - DEI (Freund Gottes.) Das Kreuz ruht auf zwei gekreuzten Palmzweigen.

Unter dem strahlenden Dreiecke auf goldtingirtem Grunde eine von einem Bande umfasste Erdkugel; das Band hat die Inschrift INIMICVS (Feind), unter demselben MUNDI (der Welt.) Auf dem goldenen Grunde um die Kugeln flattern sechs Nachtvögel, von denen wenigstens zwei als Eulen zu erkennen sind.

Rand: glatt. Gr. 3.5 mm, Gew. 14,53 g, Silber. Wer bei dieser Medaille unter dem Drachen zu verstehen ist, bemerkt Herr Pfarrer Dörr, ob seine eigene Frau oder Frau Vogt oder Ostertay ist schwer zu unterscheiden, da Konterfeien dieser würdigen Damen mir nicht zur Hand sind und eine Vergleichung deshalb nicht möglich. Aus innern Gründen möchte ich auf Frau Amtmann Vogt rautmassen. Sollten die Punkte auf dem Avers der Münze Hagel bedeuten?

Herr Dekan Cuntz bemerkt noch: *

Das Sternbild des Orion geht unter (zur Winterszeit), wenn die Aurora sich erhebt. Hat er (Hagelgans) mit dem gewaltigen Heros Orion sich selbst

13*

196

vergleichen wollen, der nun bald als „ter jubilans" der , Aurora" in den Sohooss sinkt? Zu solchen Sterbegedanken würde die Rückseite der Denkmünze inso- fern passen, als das Kreuz mit der Namensinschrift I G H wohl als Grabkreuz aufzufassen ist und er sich der Nachwelt durch solches Grabdenkmal als amicus Dei, inimicus mundi bezeichnen mochte.

Das „inimicus mundi'' dürfte bei Hagelgans denselben Sinn haben wie bei Yalerius Ilerberger das

„Yalet will ich Dir geben,

Du arge böse Welt etc." Bei der Versteigerung des Nachlasses der zweiten Frau von Ilagelgans am 19. Juli 1798 kauft sein Nachfolger Herr Hofkeller v. St. George 1 Schau- stück in Grösse eines 18 Bätzners zu 1 fl. 14 kr., wahrscheinlich vorstehende Medaille.

Den Stoff zu vorstehender Mitteilung verdanke ich der Freundlichkeit der Herren: Polizeirat Höhn, Archivrat Dr. Sauer, Pfarrer Dörr und Dekan Cuntz, denen bestens dafür danke. J- I-

Die schlesische Armee in Nassau

vom Anfang November 1813 bis zum 1. Januar 1811.

Von

Dr. W, Sauer^

Köiiigl. Archivrat uad Staatsarcbirar zu Wiesbaden.

I. Die französische Armee vom 30. Oktober bis 9. November 1813.

Am 30, Oktober 1813 achlug Napoleon, mit dem etwa 70U00 Maun starken Reste seiner Truppen in eiliger Flucht den Rhein zu erreichen suchend, bei Hanau die letzte grosse Schlacht auf deutschem Boden. Ihn dort aV)zufangen, war nicht gelungen, aber dennoch waren die Früchte der für beide Teile blutigen Schlacht nicht gering. In dem Verzweiflungskampfe bei Hanau wurde die französische Armee zerschmettert, aufgelöst; zu fernerem Widerstände in offener Feldschlacht nicht mehr fähig, suchten die Trümmer derselben Mainz in wilder Flucht zu erreichen, in allen Ortschaften das Mitleid der Bewohner erregend.

Den fliehenden Franzosen folgte die alliierte Armee; zunächst jene bayerischen und österreichischen Corps, welche bei Hanau den Franzosen gegen- über gestanden hatten, dann kaum einen Tag später die Hauptmacht der Alliierten selbst unter dem Oberkommando des Fürsten Schwarzenberg.

Noch ehe der Kampf bei Hanau begonnen, war das Gerücht bis an den Rhein vorgedrungen, dass der gewaltige Schlachtenkaiser bei Leipzig von seinem Glücke verlassen sei. Vorsichtig, furchtsam und mit gemischten Gefühlen wur- den diese Gerüchte weitergetragen, offen auszusprechen wagte dieselben kaum jemand. Was das zum Rheinbunde gehörige Herzogtum Nassau betrifft, so war dasselbe von französischen Truppen besetzt, deren Kommandeur Marschall Kellermann von Mainz aus eine Art von Aufsicht über die Haltung des Landes führte und viel in Wiesbaden und Frankfurt verkehrte. Der endliche Ausgang des Kampfes war immer ungewiss; des Korsen wilden Grimm fürchteten Fürsten, Regierung und Volk,

Die ersten Meldungen von der Wendung der Dinge scheint die Regierung zu Weilburg erhalten zu haben. Am 26. Oktober berichtete der Amtmann Müller zu Atzbach, dass nach umlaufenden Gerüchten Napoleon am 'JO. wiederum total geschlagen sei; die Österreicher und Bayern sollten bei Miltenberg und Wertheim streifen und würden täglich in Frankfurt erwartet; bei Giessen und Grünberg läge ein starkes Corps Franzosen. Am 27. Oktober berichtet derselbe,

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dass man nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr starke Kanonade in der Richtung von Hanau oder Fulda gehört habe; am *JS., dass die Franzosen, 40 000 Mann stark, bei Alsfeld lagerten, Preussen und Russen bereits am 26. in Hersfeld eingerückt seien.

Gerüchte ähnlicher Art, vielleicht auch zuverlässige Nachrichten, werden in denselben Tagen das herzogliche ^^liuisterium in Wiesbaden in den Stand gesetzt haben, den wahrscheinlichen Gang der Ereignisse zu übersehen. Am 27. (Oktober erging deshalb eine Verfügung") an die Amter des Inhalts, dass das Kriegstheater den Grenzen des Herzogtums näher rücke und dass starke Truppendurchmärsche zu erwarten seien; die Einwohner sollten sich deshalb einrichten, für die ersten Bedürfnisse der Truppen Lebensmittel und Branntwein bereit zu halten. Eine weitere Verfügung des Ministeriums vom folgenden Tage zeichnet die Situation schon klarer, hier ist schon von der Erwartung die Rede, dass in den nächsten Tagen französische Truppen teils bewaffnet und durch Offiziere gehörig befehligt, teils aber unbewaffnet und einzeln (!) durch das Land ziehen würden; es sei nicht zu bezweifeln, dass jene durch Offiziere befehligten Truppen in guter Ordnung marschieren und Mauneszucht halten würden; aber es könne auch der Fall sein, dass diese nicht gehörig instradiert seien (!), weshalb die herzoglichen Behörden dieselben mit Marschroute versehen und, ilem Befehle des Marschalls Kellermann entsprechend, auf die Landstrasse nach Coblenz weisen sollen, weil Mainz des Abends gesperrt würde und deshalb kein geeigneter Ubergangspunkt sei. Da wir dieses Reskript wohl auf die unmittelbare Einwirkung Kellermanus- zurückführen können, ist es zweifellos, dass derselbe von der Sachlage gut unterrichtet und rechtzeitig bemüht war, der fliehenden Hauptarmee denn jene Verordnung bezieht sich nur auf die durch die Leipziger Schlacht versprengten Haufen von Flüchtlingen die Strasse auf Mainz frei zu halten. Doch werden die herzogli(;hen Amter nur wenig in die Lage gekommen sein, die fliehenden Haufen nach Kellermanns Befehl auf Coblenz zu dirigieren, da die Ereignisse selbst eine andere Wendung herbeiführten.

An den nächstfolgenden Tagen, am 30. und 3L Oktober 1813, wurde die Schlacht bei Hanau geschlagen; an den nächsten Tagen führte das Kriegs- geachick die französische Armee, richtiger Tausende und aber Tausende elender, wund- und nervenfieberkranker, erbarmungswürdiger Menschen durch das Herzogtum. Der Durchmarsch der, wenn auch nicht mehr in geordneten, so doch noch in ziemlich kompakten Massen fliehenden Truppen erfolgte über Frankfurt auf der grossen, dem Main folgenden Strasse, und zwar in einem fortschreitend beschleunigten Tempo, da mit dem Aufgebot der letzten Kraft die Hauptstrasse und jeder nach Wiesbaden und Mainz führende Seitenweg benutzt wurde, um den hart nachsetzenden österreichischen Husaren und den Kosaken zu entgehen.

Die Hauptmasse der Truppen marschierte über Höchst, der grossen Strasse folgend, nach Mainz. (Jbwuhl diese Kolonnen aus den verschiedensten Truppen- gattungen bunt zusammengewürfelt waren, scheint doch bei denselben wenigstens

') Allgemeine Vornoliriften über das Verhalten hei etwaiger Annäherung des Kriega- schftuplatzes. Extrabeilage zum Verordnungablatt Xo. 16 d. J. 1813.

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in den ersten Tagen die militärische Disziplin noch einigermassen vorhanden gewesen zu sein, wozu vielleicht die Anwesenheit Napoleons, der auf seiner Flucht nach Mainz') durch diese Truppen fuhr, einiges beigetragen hat. Aber schon bald riss auch hier jede Ordnung, die Soldaten verwandelten sich in Excessc suchende Ivaulter.

liei dieser Flucht litten am meisten die nächstbeteiligten Ämter Höchst Wallau und Ilochheim, dann auch Idstein und Wiesbaden. Über die Ereignisse in Hr.chst liegt ein ausführlicher Bericht des Amtmanns Ilofgerichtsrats Lamboy vor; da dieser Bericht bereits in grösserem Auszuge bekannt "-emacht ist') kann von einer Wiederholung desselben abgesehen werden. Nicht ganz genau jedoch sind die bisherigen Angaben über die von den Franzosen bei dem Über- gänge über die Nied benutzten Brücken. Die Brücke über die Xied hatte der General Preval am 29. Oktober zerstören lassen; in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November wurde sie auf Napoleons Befehl hergestellt und aus- schliesslich für die Kavallerie und Artillerie bestimmt, während für die Infanterie zwei Notbrücken an der Wörthspitze bei dem Bolongaro'schen Hause her"-e- richtet wurden. Das erforderliche Material nahm man auf Bauplätzen und wo man es sonst fand, sogar die Nebengebäude des Bolongaro'schen Hauses und ein Haus in Nied wurden abgedeckt. Am 2. November Hess Marschall Mortier die Brücken verbrennen, am 3. wurden sie auf Befehl des russischen Generals Patow durch die Bürgerschaft wiederhergestellt.

Aus dem Amte Wallau erfahren wir, dass alle Ortschaften schon am 30. und 31. Oktober von Flüchtenden so überfüllt waren, dass alle vorhandenen Lebensmittel aufgezehrt waren; in Weilbach fehlte es am 30. Oktober an dem erforderlichen Brot, um die Kinder zu befriedigen, und mussten die nicht mimier bedürftigen Nachbargemeinden Lebensmittel dorthin abgeben. In dem zu dem Amte gehörigen kleinen Orte Okriftel befand sich am 1. November das Haupt- quartier der kaiserlichen Garde, deren Kommandeur Fürst Orsano mit dem Stabe bei dem Pfarrer Spiess daselbst lag. Auf die Geschicke des schwer heimgesuchten Hochheim kommen wir zurück.'; Die Kolonnen, welche von Hanau aus sich in nordwestliche Richtung geworfen hatten, um über Homburg, Usingen und Idstein Mainz zu erreichen, scheinen meistens zersprengte und v<illig demoralisierte Haufen gewesen zu sein, deren einzige Parole das Sauve <|ui peut war; Raub, Plünderungen und Excesse aller Art bezeichnen ihren Weg in jenen Ortschaften, wo sie sich vor den Kosaken noch sicher und dem waffenlosen Landvolk überlegen wussten. Zum Glück sorgten die Kosaken dafür, dass der Aufenthalt dieser Banden sich nur auf Stunden erstreckte. Am 29. (Jktober meldete der Amtmann zu Idstein, dass das ganze Amt voll flüchtiger Frauzosen von allerhand Regimentern und Truppengattungen sei; in Idstein liege ein polnischer General, in Steinfischbach ein französischer General, die Flüchtigen

') Xapuleon vcrliess Frankfurt in der Nacht vom 1. auf den 2. November zwisclien 1 und 2 Uhr. V"or<;l. Fr:inkfurtt?r Archiv N. F VI, S. 327. Die An,:,'abe bei Plotho: Der Krieg in Deutschland und Frankreich 1813/1814, 11, S. 4(34, er sei am 1. November nadimittags halb zwei aufgebrochen, ist irrig. -) Vergl. Schüler, Gesch. von Hochheim, S. 140 ^) Vergl. Schüler, a. a. O.

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kämen teils von Königstein, teils von Usingen, um auf Wiesbaden zu ziehen. Das Dorf Esch sei so stark belegt, ilass jedes Haus ilurchschnittlich 200 Mann habe aufnehmen müssen. Die Not in den Ortsvhaften sei so gross, dass bereits mehrere derselben mit vollständiger Auswanderung druhten. Am 30. Oktober verbot das Amt Idstein den Einwohnern, von «len Franzosen Watfen, Sattel- decken und andere Ausrüstungsgegenstände zu kaufen. Trupps von 50 bis 100 Mann, meistens ohne Offiziere, suchten an diesem Tage von Idstein aus über die Platte Wiesbaden zu erreichen. In dem kleinen Orte Hessloeh bei Wiesbaden war die Not so gross, dass am 20. (Oktober für die durchziehenden Franzosen kein Brot mehr aufzutreiben war und Kluppenheim aushelfen musste, als jene Miene machten, den Ort anzuzünden. Noch am 2. November lagen 200 französische Artilleristen in Bierstatt. Sogar bei den gefangenen Franzosen waren E.xcesse nicht selten. Während ein Trupp von etwa 800 Franzosen, welche kurz vor dem Einrücken der Alliierten von Mainz nach Wiesbaden ge- worfen wurden und an der Friedrichsschule lagerten, sich im ganzen anständig betrug, begingen Kriegsgefangene, besonders aufgegritfeue Marodeure, welche bald darauf gleichfalls in der Friedrichsschule (dem jetzigen Storchnest) unter- gebracht wurden, '^roben Unfug. Sie zerstörten von Schränken und sonstigem Mobiliar, was ihnen zugänglich war, und zerschlugen die Apparate der physi- kalischen Sammlung der Schule, zum grössten Kummer des damaligen Rektors Schelleuberg.

II. Die Hauptarmee unter dem Kommando des Fürsten Schwarzenberg in der Zeit vom 2. bis 18. November 1813.

Am 2. November 1813 waren die österreichischen und bayerischen Truppen, welche unter Wrede die Schlacht bei Hanau geliefert hatten, in Frankfurt ein- gerückt; diesen folgten am 4. November die Vortruppen der llauptarmee, deren Oberfeldherr Fürst Schwarzeuberg noch an demselben Tage sein Hauptquartier von Gelnhausen dorthin verlegte.') Am 5. November blieb das Hauptquartier in Frankfurt, ebenso das Gros der Armee, während die Yortruppen unter Graf Bubna gegen Mainz vorgeschoben wurdeu. Au demselben Tage kam Kaiser Alexander mit dem russischen Hauptquartier nach Frankfurt, ihm folgte das Gros der russischen Armee.

Am »3. November begann die Vorwärtsbewegung der Hauptarmee. Soweit dieselbe sich innerhalb der Grenzen des Herzogtums Nassau vollzog, ist folgendes zu berichten. Die Avantgarde unter Feldmarschall-Lieutenant Bubna besetzte Wicker und löste die bisher von dem bayerischen Corps Wrede auf der Linie vom Main über Wicker, Nordenstatt auf Biebrich gestellten Vorposten ab; zur Verstärkung L-rhielt Bubna die Avantgarde der zweiten österreichischen Armee- - abteilung. Aufgabe dieser Vorpostenkette war, das von den Franzosen besetzte und verschanzte Hochheim zu beobachten. Als Soutien folgte der Avantgarde

>j Plotho ir, 468; Frankfurter Archiv X. F. VI, 333.

201

die zweite österreichische ArInt•cuhteilu^;,^ deren Ifiiupttiiiartior in lliichst war; ihren Sammelplatz hatte lüe Abteilung l)ei Sindlin>^n'n, die Reserve- Artillerie stand bei Höchst, Die Reserve-Kavallerie hatte ihre (Quartiere in Bonames und Eschborn. Die russische Armee hielt Frankfurt besetzt, grössere Teile derselben drangen am linken Mainufer vor, während für den Einmarsch in Nassau das Corps des Generals Grafen Wittgenstein bestimmt war, dessen Haupt(iuartier vom 7. November ab in Friedberg war. Doch schon vorher, in den ersten Tagen des November, war das zu diesem Corps gehörige Kosakencorps des Attamans Grafen Platow von der Lahn her in Nassau eingedrungen, um nicht minder nachdrücklieh, wie es am Main durch österreichisVhe Husaren und Ulanen geschehen, die Hetze der flüchtigen Franzosen zu vollenden. Die Kosaken waren der Schrecken der fliehenden Franzosen, aber auch nicht weniger durch ihr ungestümes Requirieren, welches sich mitunter auch auf hübsche Weiber und Mädchen erstreckte, der Schrecken der Dörfer und kleinen Ortschaften, welche schon durch die flüchtenden Franzosen erheblich geschädigt waren. Die Berichte der Amtmänner und Ortsbürgermeister fliessen über von den heftigsten Klagen und Beschwerden über die Kosaken, die aber übertrieben und meistens wohl von dem panischen Schrecken, der die Leute ergriff'en, diktiert sind, da doch nur wenige der wirklich nachgewiesenen Excesse von Erheblichkeit sind, und manche derselben noch durch das ungeschickte Benehmen der Einwohner herbeigeführt zu sein scheinen. Auf alles kann hier nicht eingegangen werden, da es hier nur die Aufgabe sein kann, die Nachrichten über den Vormarsch der Kosaken zusammenzustellen. Die ersten Kosaken, zu dem Corps von Czernitschef gehörig, werden aus Ortschaften rechts der Lahn gemeldet. Am Abende des 30. Oktober kam der Major Schilling mit 80 Kosaken nach Limburg, dieselben führten einen in Hasselbach gefangenen französischen Inspecteur mit Frau und Bagage mit sich, die daselbst gefangenen Soldaten hatte man laufen lassen. Die Kosaken bivouakierteu vor der Stadt, zeigten sich mit den ihnen gemachten geringen Lieferungen zufrieden und betrugen sich ordentlich; die Offiziere hielten strenge Zucht, In ihrem Bivouak richteten sie einen Kram- markt ein, in welchem Beutestücke, Uhren, Ringe, Waff'en, feine Leibwäsche, Pferde etc. verkauft wurden. Die Abteilung zog am 31. nach Hadamar, wo sie die öfl'entlichen Kassen mitnahm, und von dort, bis auf 200 Mann ver- stärkt, nach Montabaur, wo sie abends 6 Ulir eintraf unti ihr Bivouak auf dem Markte einrichtete. In Montabaur hatten sich 40 bis 50 versprengte französische Offiziere und eine Anzahl Gemeiner angesammelt, welche hier ruhten; die Erzählung eines aus Limburg geflüchteten französischen Offiziers, dass die Kosaken im Anzüge, bewirkte die schleunigste Flucht der ganzen Abteilung, Auch hier wird die Haltung des Majors Schilling gerühmt, der bei dem dort vorgefallenen kleinen Excesse mit aller Schärfe einschritt. Schilling ging von dort nach Altenkirchen; er besass, wie der Amtmann nicht ohne Staunen berichtet, ^eine sehr richtige Spezialkarte von dem Herzogtum Nassau, worauf auch nicht das kleinste Örtchen fehlte."

Es scheint, dass das Kosakencorps, welches, wie bereits augegeben, von dem Attaman Grafen Platow kommandiert wurde, am 4. November die wich-

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tifferen Punkte der Amter im Taunus bis zur Lahn, soweit sok-he bis dahin eben erreichbar waren, von den Franzosen gesäubert hat. An diesem Tage dem 4. Xovember wird die Ankunft von Kosakentrupps verschiedener Stärke gemeUlet. Um Mitternacht rückten melirere Abteilungen in Usingen ein. Ein Trupp von 30 Mann kam morgens 5 Uhr über Yilmar nach Idstein, von denen ein Teil sofort auf die Platte vorgeschoben wurde; gleichzeitig mit diesen traf Major von Colomb mit seinem Streiftrupp ein, der von dort nach Bleidenstatt ritt, von wo aus er dem damals dem Marschall Kellermann gehörigen Johannisberg den ergötzlichen Besuch abstattete.') Andere Abteilungen werden aus Neuhof bei Wehen und aus Walsdorf gemeldet; letztere besonders ver- breitete dadurch Schrecken, dass sie dem Pfarrer Uhr und Kleidungsstücke abnahm. Am 5. November waren Kosaken bis au den Rhein vorgedrungen, es wird deren Eintreffen auf dem Hof Armada bei Niederwalluf gemeldet. Am b. November erscheinen sie in Frauenstein und Dotzheim; hier wurde bei dem Schultheiss Rössel mit Gewalt fouragiert. Am 7. November kam eine Abteilung auf den Groroder Hof. Derselbe Tag ist ferner dadurch bemerkenswert, dass die ersten Kosaken nach Wiesbaden kamen, die dort noch anwesenden fran- zösischen Soldaten teils vertrieben, teils fingen, und dann ihre Posten bis Biebrich vorschoben, sodass von diesem Tage ab auch die Rückzugslinie der Franzosen von dem verschanzten Hochheim, der letzten von ihnen behaupteten Position, auf Kastei bedroht war. Vom 9. November ab hatten der General Graf Platow und andere Kosakenführer ihr vorläufiges Hauptquartier in Wiesbaden, dann in Biebrich-Mosbach. Bis dahin waren zwei Kosakeuregimenter, das Donische und das Regiment Grekow Ylll, beide unter dem Kommando des Generalmajors Kaisaro w, vorgezogen; ausser an den genannten Orten finden wir die Kosaken dann in Schierstein, Erbenheim, Bierstatt, Sonnenberg, Hessloch, Kloppenheim, Rambach, Naurod, Auringen. Die Kosaken, welche der Avantgarde des öster- reichischen Corps beigegeben waren, standen unter dem General Fürsten Scherbatow, der am 9. November nach der Einnahme von Hochheim nach Wies- baden in Quartier kam. Die Bewegungen der Kosaken scheinen sich iu diesen Ta^en rheinabwärts nicht über Walluf hinaus erstreckt zu haben. Am 7. No- vember war das Amt Rüdesheim noch in der Lage, berichten zu können, dass der ganze Rheingau von Einquartierung frei sei, hielt aber doch solche zum Schutze gegen die Kosaken, sowie gegen einen befürchteten Überfall der Fran- zosen von Bingen aus für sehr wünschenswert. Man bemerkte nämlich in Rüdesheim seit Anfang November täglich am linken Ufer abwärts ziehende starke französische Kolonnen; am 9. November standen bei Bingen bOOO Mann Infanterie und Kavallerie, deren Übergang auf das rechte Ufer nuin befürchtete. Von den preussischen Truppen, welche der Hauptarmee zugeteilt waren, erschien gleichzeitig mit den Kosaken am 4. November eine Abteilung von 300 Mann Kavallerie in Idstein, die an demselben Tage über Ehrenbach nach Langen- schwalbach weiter gingen; eine andere Abteilung preussischer Kavallerie erschien an demselben Tage in Bleidenstatt.

') Colombs Tagebuch, FOrator, Befreiungskriege, IIj S. 537.

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Ü^ber die Teile der Hauptarmee, welche anfangs November in das Herzog- tum vordrangen, ist bereits eingangs dieses Abschnittes einiges angegeben. Es soll deshalb hier wiederholt bezw, hinzugefügt werden, dass diesell)en aus der

1. leichten Division unter dem Feldmarschall-Lieutenant (iraf Bubna und der

2. leichten Division unter Fürst Moritz Lichtenstein, welche beiden Divisionen den Vortrab bildeten, bestanden; ihnen folgte die erste Armeeabteiluug unter Fürst Hieronymus CoUoredo, die 2. Armeeabteiluug unter Fürst Aloys Lichten- stein und die 3. Armeeabteilung unter Graf Giulay, der das Kommando führte.')

Für die Kommandeure und Stäbe dieser Armeeabteilungen können wir folgende (Quartiere nachweisen. Generalmajor von Scheittjr, zur Division Bubna gehörig, lag am G., 7., 8. November bei dem Amtmann Lex in Wallau, eben- daselbst vom 8. bis 15. November Fürst Alovs Lichtenstein, dessen Division am

13. November ein Lager bei der Erbenheimer Warte bezog. Am 8. November lagen Teile der Division Giulay, das Infanterie-Regiment Fröhlich, die Kavallerie- Regimenter Klenau und Rosenberg, sowie Kroaten, im ganzen 10 bis 16 000 Mann, in und um Eddersheim. Graf Bubna lag vom 7. bis 10. November auf dem Mechtildshäuser Hofe, daselbst sodann vom 10. bis 12". November Fürst Moritz Lichtenstein, vom 9. bis 11. Generalmajor von Rothkirch, vom 11. bis

14. November General von Mezieres von den Reservetruppen, Graf Colloredo lag am 12. November in Königstein, gleichzeitig standen Kavallerieabteilungen in Ai-noldshain und Reifenberg.

Die Rückzugslinie der Franzosen auf Mainz deckte, wie schon vorhin bemerkt, das verschanzte Hochheim. Ho<!hheim litt während der Flucht der französischen Armee schrecklich. Schon am 2. November plünderten Dragoner, am 4. das 95. Infanterie-Regiment. Vom 3. November ab führte General Guilleminot das Kommando im Orte; von diesem Tage ab war der Ort der Plünderung und Verwüstung durch die aus 2000 Mann mit 20 Kanonen be- stehende Besatzung preisgegeben. Um ein Bild von den Kriegsleistuugen ein- zelner Häuser in diesen Tagen zu geben, soll nur angeführt werden, dass der einzige Gasthof zur Krone vom 24. October bis 3. November 5 Generale, 25 Stabsoffiziere, 41 Subälternoffiziere, 135 Burschen und 291 Pferde beherbergte und völlig verpflegte. Die Weinberge fielen den Schanzen und Bivouaks zum Opfer. Auf die Einzelheiten der französischen Plünderungen, die eigentlich mehr wüste Zerstörungswut gewesen zu sein scheinen, können wir nicht ein- gehen ; dieselben erstreckten sich, wie die aktenmässigen Nachweisungen ergeben, von den Geld- und Wertsachen bis zu Frauenkleidern und den geringwertigsten Haushaltungsgegenständen. Die von allen Häusern in Hochheim erfolgten An- meldungen des erlittenen Schadens sind so umfangreich, dass die Bewohner ausser den vier Wänden ihres Hauses nur das nackte Leben gerettet haben können.

Die französische Occupation dauerte bis zum 9. November; an diesem Tage fiel die mit Ausnahme von Kastei letzte Position der Franzosen auf damals deutschem Boden.

') Das Nähere über den Bestand bei Plotho III, Beilage 1.

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Fürst Sohwarzenberg hatte sich an diesem Tage per>önlich nach Hochheim beo-eben; um 2 Uhr mittags gab er dem Feldmarschall- Lieutenant Grafen Giulay den Befehl zum Angriff, der in drei Kolonnen ausgeführt wurde. Die erste Kolonne unter Giulay rückte auf der Strasse von Höchst nach Hochheim vor; die zweite unter Aloys Lichtenstein ging über Massenheim auf den Mechtildshäuser Hof; die dritte unter Bubna deckte mit den Yortruppen diese Bewe^-uno-en und unterhielt die Verbindung zwischen beiden; die Reserve- Kavallerie unter Muritz Lichtenstein folgte über Massenheim dem Centrura zur Unterstützung Bubna's. Auf dem Mechtildshäuser Hofe angelangt, gab Fürst Alovs Lichtenstein durch drei Kanonenschüsse das Zeichen zum Angriff. Sofort begann Giulay vorzugehen; die vorgezogene ArtUlerie seines Corps beschoss die französischen Geschütze von drei Seiten so wirksam, dass sie abfuhren, worauf unter Giulay's persönlicher Führung zwei Bataillone Infanterie vor- gingen, welche die vor dem Stadtthore zu beiden Seiten der Landstrasse auf- o-eworfenen Verschanzungen mit dem Bajonett erstürmten und hierbei 2 Kanonen und eine Fahne nahmen. Dem in die Stadt, deren Thore gleichfalls ver- schanzt waren, zurückweichenden Feinde folgten die beiden Bataillone im Sturmschritt und drangen sofort ein. Nach kurzem Kampfe tioh ein Teil der Besatzung nach Kastei, 25 Offiziere und 800 Mann wurden auf den Strassen gefangen. Inzwischen hatten die zweite und dritte Kolonne den Feind, der sich auch auf der Strasse zwischen Hochheim und Kastei entwickelt hatte, angegriffen, überall zurückgetrieben und aus den noch unfertigen Verschan- zungen geworfen; bei dem fluchtartigen Rückzuge des Feindes auf Kastei brachte die Artillerie demselben noch grosse Verluste bei; das Chevauxlegers- Regiment Rosenberg eroberte hier noch 2 Kanonen. Im ganzen verloren die Franzosen in dem Gefechte an Gefangenen 30 Offiziere und 1000 Mann; erobert wurden eine Fahne und 4 Kanonen. Der Verlust der Österreicher war gering.')

Im ganzen jedoch wurde durch die Erstürmung von Hochheim die Situation nur insoweit verändert, dass die Vorposten näher an Kastei herangeschoben wurden und die Linie Hochheim-Biebrich-Mosbach, bezw. auch Schierstein und Dotzheim mit Sicherheit halten konnten. Die Quartiere der Truppen blieben im grossen und ganzen unverändert bis in die Tage vom 18. bis 20. November, in welchen eine durchgreifende Dislokation dahin erfolgte, dass die Hauptarmee an den Mittel- und Oberrhein gelegt wurde und deren Teile, welche uns bisher beschäftigten, die bis dahin innegehabten Kantonnements am rechten Mainufer der schlesischen Armee überliessen.*) Vom 9. bis 16. November lag Feldzeug- meister Giulay mit dem Generalmajor Salins in Hochheim; am 15. d. M. räumte Fürst Aloys Lichtenstein Wallau, ging auf einer bei Sindlingen geschlagenen Schiffbrücke über den Main und marschierte nach Darmstadt. Andere Ab- teilungen marschierten über Höchst unter Benutzung einer bei Nied aufge- schlagenen Schift'brücke in das Darmstädtische.

') Gefechtsbericht bei IMotho H, S. 471. Verjjl. Schüler, Hochheim, S. 151. - ■') Plotho ir, S. 473.

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III. Die schlesische Armee.

In rastloser, eifriger Yerfolgung dos geschlagenen Feindes hatte die schlesische Armee am 3. November 1813 Oiessen erreicht, woselbst den der Erholung bedürftigen Truppen Ruhetage gewährt werden konnten. Die uner- müdlichen Führer dieser Armee beschäftigte unausgesetzt der weitere Kriegs- plan, der eben für die schlesische Armee in <ler Hauptsache dahin ging, dass dieselbe von Giessen auf Köln und von dort an den Xiederrhein vordriniren sollte. Schon am 15. November beabsichtigte Blücher in Köln zu sein. Gneiseuau begab sich mit dem aufgestellten Kriegsplane sowie einem zugehörigen Berichte Blüchers an den König nach Frankfurt, um die Genehmigung des Hauptquartiers für seine Entwürfe, insl)esondere für den beabsichtigten sofortigen Vormarsch auf Köln, einzuholen. ')

Nach diesem Plane waren der 5. und 6. November zu Ruhetagen be- stimmt. Nach dem am 6. November ausgegebenen Marschbefehl sollte am 7. und 8. November das Hauptquartier des Feldmarschalls Blücher sowie das Corps des Generals Sacken über Weilburg, Limburg und Freilingen gehen, um am 11. Altenkirchen zu erreichen; für das York'sche Corps war Alten- kirchen für den 12. November als Ziel bestimmt und der Weg über Braunfels, Runkel, Hadamar und Freilingen gewiesen; endlich sollte das Corps Langeron über Herborn und Dillenburg, Siegen und Wissen am 11. November Weyer- busch erreichen, um von hier aus, wie die übrigen Corps, die Strasse nach Siegburg einzuhalten; mit ihm sollte sich am 7. oder 8. November das Corps von St. Priest in Siegen vereinigen.

Die Vortruppen, gebildet aus dem 8. russischen Corps, erschienen am 6. November in Dillenburg. Hier wurden die Bestimmungen des Vertrags vom 21. Oktober, die Verwaltung der eroberten Länder betreffend, sofort zur Ausführung gebracht, die französische Verwaltung des Sieg-Departements für aufgehoben erklärt. Der Geheime Rat von Arnoldi erhielt als General-Kommissar die Leitung der ganzen Verwaltung; an die Stelle des Präfekten Schmitz trat der General-Sekretär Pagenstecher; die Dillenburger Veteranen-Compagnie blieb in Thätigkeit. Den im übrigen weiter fungierenden Behörden wurde jede Ver- bindung mit den französischen Behörden untersagt.

Am 7. November begann dann auch der Marsch der Armee, welcher noch an diesem Tage grössere Teile derselben auf nassauisches Gebiet führte. Feld- marschall Blücher mit dem Hauptquartier und das Sacken'sche Corps kamen nach Weilburg, das Corps Langerou nach Ilerborn und Dillenburg, das York'sche Corps nach Braunfels, wo York im Schlosse abstieg. Die Vortruppen lagen in Hirsch- hausen, Bernbach, Philippstein.*) Zu diesem Ti^ge glaubt Droysen-*) die

') Vergl. ausser Plotho II, S. 475 ff. besondera die Darstellung bei Pertz, Oneiaenau 111, S. 516. ä) und St. George! wie Plotho II, S. 488 angibt. Unrichtige Ortsbenennungen sind, wie leicht erklärlich, dort keine Seltenheit. St. George weiss ich nit-ht zu deuten; es scheint, dass der Name des damaligen Weilburger Kabinetssekrotärs St. George hier in den Text geraten ist. ^) York III, S. 199.

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Bemerkung machen zu müssen, dass man von Ja ab Gelegenheit in Fülle gehabt! habe, eine rheiubümllerische Musterwirtschaft, die nassauische, kennen zu lernen-' der Fürst von Solms-Braunfels habe York über das Verhalten Xassau's "■eo-en; die Mediatisierten belehrt, wozu in der Anmerkung aus einem Tagebuche die AVorte: „Erbärmliches Benehmen des Fürsten von Nassau in dieser trübea Periode*^ und endlich zum Schluss die Anekdote, dass York am 9. November, als er Weilburg passierte, die Einladung des Fürsten abgelehnt und durchge- fahren sei, ohne von dem Fürsten Notiz zu nehmen, hinzugefügt wird. Letztere; Anektlote ist bei den bekannten fjgentümlichkeiten York's glaubwürdig'; bei! den ersteren Äusserungen vermisst man, wie häufig bei Droysen, eine un- befangene Prüfung des Gegenstandes. Doch ist hier nicht der Ort, diese Frage; zum Austrag zu bringen.

Am 8. November ging Blücher und der Stab nach Limburg'), mit ihml kam das Corps Sacken bis Limburg und l^mgegend. Sacken selbst lag an diesem; Tage bei dem Amtmann Kalt in Herschbach. Langeron marschierte von Dillen- burg auf Siegen weiter; an diesem Tage waren der Kommandeur des Kavallerie-| Corps General von Kortf und der Kommandeur der L Dragoner- Division j Barasdin in Herborn. Yurk's Hauptquartier blieb in Braunfels; seine Vor-i truppen gingen bis Runkel, Höfen, Steten und Ennerich, die Reserve-Kavallerie 1 bis Ober- und Niederbrechen, ^Veyer und Werschau; die 2. Brigade bis Yilmarj (der hier dem Pfarrer Hewel zu Mittag angemeldete Prinz Wilhelm erschien nicht), Langhecke und Münster; die 7. Brigade bis Elkershausen, Blessenbach und Laubuseschbach; die L und 8. Brigade in Gräveneck, Freienfels, Kirsch- hofen, Weilburg und Weilmünster; die Reserve-Artillerie bis Ahausen. Edels- berg und auf den Windhof. Von Weilburg aus erliess an diesem! Tage der Kriegskommissar Ribbentrop eine Bekanntmachung, dass Nassau der durch die Konvention vom 2L Oktober geschaffenen Centralbehörde für die occupierten Länder unterstellt sei und Hess dieselbe durch Einzeldrucke sowie Abdruck in öffentlichen Blättern verbreiten.

Am 9. November soll nach Plotho^j Blüchers Hauptquartier bis Freilingen gegangen sein. Die Angabe ist nicht genau, da die Rechnungen an diesem: Tage die Verlegung des Hauptquartiers von Limburg bis nach Höchstenbachi nachweisen. In Höchstenbach nahm Blücher bei dem Pfarrer Baizar in dem' jetzt nicht mehr bestehenden reformierten Pfarrhause Wohnung. Langeron . ging bis Wissen, das Corps Sacken ging mit dem Hauptquartier und lagerte | in Freilingen und Höchstenbach; Hauptquartier des Generals Y'ork war Ober-j hadamar; von seinem Corps standen die Vortruppeu in Herschbach und Wörs-I dorf, die Reserve-Kavallerie in Steinefrenz und Bilkheim, die 2. Brigade in' Salz, Wallmerod, Berzhan und Kirschkrauel ("0^), die 7. Brigade in Nieder-j zeuzheim und der Pletzmühle, Molsberg und Frickhofeu, die 1. und 8. Brigade! in Oberhadamar, dem Schneppenhäuser Hofe, Thalheim und Wilmerod, die

') Blücher wohnte im Nassauer Hof bei .lakob Arnold. Bei Johann Verhören Witwe ; wohnte nach den Rechnungen der Generalquartiernicister von „Gneisenau " Da Gneiaenau in diesen Tagen in Frankfurt war (Pertz, Gneisenau III, S. 532, 548), ist seine Verwechslung mit Müffling evident. ''} X. a. O. =•) 8o der Namen bei Plotho a. a. O. ^

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Reservo-Artillorio in Xiederhadamar, Obor- und Xledorerbaoh. Die dorn Corps nach der Sehlaclit hei Leipzig zugeteilten Kosakonreginientor vom Corps Sacken kehrten an diesem Tage zu demselben zurück.

Am 10. November war Ruhetag, der Feldmarsrhall v(jn Blücher brach um 11 Uhr Morgens von Höchstenbach auf und ging nach Altenkirchen.

Am 11. November war das Hauptquartier und mit ihm das Corps Sacken in Altenkirchen, York marschierte bis Freilingen und Langoron bis Weyerbusch.

Es ist bekannt, dass Gneisenaus anfänglich erfolgreiche Bemühungen in Frankfurt, die sofortige Weiterführung des Krieges auf allen Punkten, insbe- sondere die Ermächtigung zu dem auf den 15. November angesetzten Rhein- übergange der schlesischen Armee durchzusetzen, im letzten Augenblicke, am 10. November scheiterten.') Schon am folgenden Tage, am 11. Nm-ember, wurde Blücher von der befohlenen Abänderung seines Kriegsplanes in Kenntnis gesetzt und angewiesen, sofort umzukehren und seinen Marsch so einzurichten, dass die Armee vom 15. ab in die Blokadc von Kastei eintreten könne.

Blücher erhielt diesen Befehl in Altenkirchen '^) und erliess sofort die er- forderlichen Anweisungen. Für die Blokade von Kastei wurden die Corps von York und Sacken bestimmt und für diese \Viesbaden und Wicker als Haupt- quartiere ausersehen; auch sollte zur Erleichterung des Dienstes dieser Truppen das Corps von Langeron für die Blokade herangezogen werden.

Der Rückmarsch der Truppen begann sofort. Bezüglich der Märsche und Hauptquartiere des Obergenerals Feldmarschalls Blücher melden die Kriegs- berichte^), dass dessen Hauptquartier am 12. November in Westerburg, am 13. November in Limburg, am 14. November in Würges*) gewesen sei.

Mit diesen Angaben stimmen die Nachrichten, welche den Akten des Staatsarchivs zu entnehmen sind, im ganzen überein. Über den Aufenthalt des Feldmarschalls in der Nacht vom 11. auf den 12. November liegt keine Nach- richt vor, es kann aber in Anbetracht der Entfernungen der Ortschaften als richtig angenommen werden, dass er dieselbe auf dem Schlosse Westerburg zugebracht hat. Am 13. November war er bei Arnold in Limburg, am 14. aber nicht in Würges, sondern in Camberg als Gast des dortigen Oberamtmanns und Geheimen Rats von Schütz.

Nach den Kriegsberichten'') kam am 12. November fernerhin Langeron bis Westerburg, das Corps des Generals Sacken nach Oberhadamar, das Haupt-

•) Vergl. besonders Pertz, Gneisenau, III, S. 532. ») Müffling, S. 113. Droysen, York III, 200. Pertz, Gneisenau III, S. 533. Colomb, «riefe Blüchers, S. 66. Wit^gers, Leben Blüchers, S 179. Colomb, a.a.O. sucht , Altenkirchen am Rhein", den Ausstellungs- ort de.s dort abgedruckten Briefes Blüchers, mit einem sonderbaren Versuche der Erklärung des von ihm Blücher aufgebürdeten Irrtums bei Wetzlar. ') Plotho 11, S. 491. - *) Plotho a. a. O., hiernach Pertz, Gneisenau III, S. 535 *j Plotho II, S. 471. Über die Märsche des Corps bis zum 24 November, vergl. auch Henckel von Donnersmarck damals Komman- deur einer Brigade der Reserve-Kavallerie), Aus meinem Leben, S. 238 ff., sowie die von dem- selben mitgeteilten Kriegstagebücher mehrerer Regimenter, der Reserve-Kavallerie und anderer Truppenteile des Corps, daselbst S. 453, 502, 518; hier wie in ähnlichen älteren Publikationen sind die Namen der kleineren nassauischen Ortschaften meistens unrichtig wohl nach dem Gehör wiedenjesjeben.

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quartier des Generals York nach Kirberg, die 1. und 8. Brigade nach der Iliinerkirohe, Wallbach, Beuerbach, Ohren und Kaltenholzhausen, während der Kommandeur der 8. Brigade, Prinz Wilhelm von Preussen, bei Jakob Arnold in Limburg lag. Die 7. Brigade lag in Netzbach, Heringen und Xees- bach, die 2. Brigade in Limburg, Mensfelden und Linter, die Reserve-Kavallerie in Ober- und Niederneisen, Flacht, Holzheim und Biebrich, die Yortruppen in Diez und Freiendiez, die Reserve-Artillerie in Hachenburg und Umgegend.

Am 13. November ging General Sacken bis Kirberg und Burgschwalbach, General Langeron nach Limburg, York nach Wehen; die L und 8. Brigade nach Neuhof, Orlen, Steckenroth, Wingsbach, Wehen, Hahn; die 7. Brigade nach Ober- und Niederehrenbach, Listein, Enchenhahn und Würsdorf; die 2. Bri"-ade nach Hambach, Ober- und Niederlibbach und Strinz; die Reserve- Kavallerie nach der Hünerkirche, Limbach, Wallbach, Beuerbach ; die Reserve- Artillerie nach Rennerod und Langendernbach ; die Yortruppen wurden auf- gelijst und traten in ihre Brigaden zurück. Der Oberst von Zielinsky vom Generalstabe, der am IL November nach Wiesbaden vorausgeschickt war, um mit den österreichischen und russischen Generalen wegen der Räumung der bisherigen Kantonnements derselben zu unterhandeln, kehrte an diesem Tage mit der Meldung zurück, dass General Scherbatow und der Kosakeuattaman Platow mit ihrem Hauptcorps noch in Wiesbaden ständen und den Rhein von Biebrich bis Rüdesheim beobachten Hessen und dass die dritte österreichische Armeeabteilung noch den linken Flügel des Blokadecorps bilde.

Am 14. November ging Blücher, wie schon angegeben, nach Camberg. Sacken mag, wie der Armeebericht angibt, sein Hauptquartier in dem benach- barten Würges gehabt haben. York ging nach Wiesbaden, die 1. und 8. Bri- gade nach Langenschwalbach, Bärstadt, Kemel und Wambach, die 2. Brigade nach Wiesbaden, Frauenstein und Dotzhcim, die 7. Brigade nach Sonnenberg, Bierstatt und Erbenheim, die Reserve-Kavallerie nach Auringen, Medenbach und L'mgegend, die Reserve-Artillerie nach Limburg, Elz und Staffel.

In diesen Tagen waren ausserdem zwei kleinere Abteilungen der Armee detaschiert worden. Der Major von Boltenstern war am 9. November in Thal Ehrenbreitstein eingerückt, hatte in Dausenau eine Anzahl von Kähnen über- nommen und zur Beobachtung von Coblenz in Ehrenbreitstein, Pfaffendorf und Niederlahnstein Aufstellung genommen. Zur Beobachtung des Rheins vom Ein- fluss der Lahn bis nach Rüdesheim wurden Abteilungen des brandenburgischen Husarenregiments unter Oberstlieutenant von Sohr nach Oberlahnstein, Braubach, Camp, Niederkestert, St.-Goarshausen, Caub und Lorch gelegt.

Der 14. November 1813 war für Wiesbaden bedeutungsvoll, an diesem Tage rückte York mit seinem Corps ein. Über die Stärke des Corps an diesem Tage liegen keine übereinstimmende Nachrichten vor. Nach ämtlichen Quellen soll die Zahl der Kombattanten 11,515 Mann betragen haben, aber York selbst gibt die Zahl abweichend auf 9993 Mann an. ') Trotzdem der Oberst

») Droyaen II, S. 134, der sich bemüht, diesen Widerspruch aufzuklären. Vergl. die Schlachtordnun;? u. die Kombattantenliste des Corps von diesem Ta<,'e bei P 1 o t h o II, Beil. 26 u. 27 ; in letzterer Berechnung wird die Stärke auf 358 Offiziere, 10,172 Mann u. 2556 Pferde angegeben.

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V. ZieÜDsky in den vorhergelieutlen Tngen mit dem russischen Oberkommando wegen Räumung der Stadt verliamlelt hatte, weigerte sich der General Scher- batow, die in Wiesbaden liegenden Kosaken zu dislocieren. Hierdurch ent- stand bei dem Einrücken der preussischen Truppen eine Verwirrung, welche erst durch Befehl des Stabes Blüchers beseitigt wurde. ') Die Vortruppen des Corps, welche an diesem Tage aus der Division des Generals Hörn gebildet wurden, zogen durch Wiesbaden nach Mosbach, wo General Hörn (Quartier nahm; das zur Division gehörige ostpreussische Jägerbataillon kam nach Erben- heim, um dort am folgenden Tage die österreichischen Vorposten abzulösen. Mit glühenden Worten schildert der damalige Konmiandeur dieses Bataillons, der spätere General von Holleben '-), die Begeisterung seiner Leute und der brandenburgischen Husaren, welche an diesem Tage einem Sonntage als die ersten Preussen auf der Platte anlangten, hier mit freudetrunkenem Blicke die herrliche Landschaft zu ihren Füssen schauten und Deutschlands Stolz, den von ihnen während mouatelanger Kämpfe und Entbehrungen ersehnten und im Liede gefeierten Vater Rhein mit einem vollen Hurrah begrüssten. Auch einige anekdotenhafte Erzählungen haben wir zu erwähnen, mit welchen Droysen^) hier wie öfter seine Darstellung des Lebens seines Helden York auszuschmücken pflegt. Die Mitteilungen von Droysen stützen sich nach seiner Angabe auf mündliche Überlieferungen und Tagebücher, dieselben gehen darauf hinaus, dass von selten der nassauischen Beh()rden den einrückenden preussischen Truppen mit Abneigung entgegengekommen sei. Wenn wir diese Erzählungen im Folgenden prüfen wollen, so dürfen wir übrigens nicht vergessen, dass höchst wahrscheinlich auch von seiten der preussischen Offiziere dem rheinbündlerischen Staate kein besonderes Entgegenkommen gezeigt wurde und dass York selbst, dessen Anschauungen hier wohl durch den, der Regierung seines engeren Vaterlandes feindlich gesinnten Freiherrn vom Stein*) beeintlusst wurden, nicht immer eine gewinnende Persönlichkeit war. Auf die schwierige Lage, in welcher das zwischen den Fronten der beiden kämpfenden Heere sich befind- liche kleine Herzogtum befand, ist schon zu Anfang dieser Darstellung hinge- wiesen. Seitdem hatten sich diese Verliältnisse nicht erheblich geändert. Die bisherigen Occupationstruppen, die Österreicher und Russen zogen ab, an ihre Stelle traten die Preussen unter den Befehlen von Blücher und York. Es war mit Sicherheit zu erwarten, dass der bisher kaum zu einer Wirkung gelaugte Vertrag zwischen den alliierten Mächten vom 2L Oktober 1813, durch welchen alle zu erobernden Länder bis zum Rhein einer Ceutralverwaltung unter Stein unterstellt waren, nunmehr mit aller Schärfe gegen das Herzogtum durchgeführt

') Droysen III, S. 200. ^) Aus den hinterlaasenen Papieren des Generals von Hol- leben, Berlin 186", S. 101. Droysen III, S. 200, liut diese ihm liundschriftlich vorge- legenen Aufzeichnungen benutzt. Eine gleichfalls hübsche Aufzeichnung eines Wachtmeisters des Leibhusaren-Regiments bei Fürstor, Freiheitskriege II, S. 487. ^) Droysen, York III, S. 200. *) Auf die Beziehungen Steins zur nassauisclien Regierung können wir hier nicht weiter eingehen und verweisen deshalb auf die, allerdings nicht überall zutreffende Darstellung von Pertz. Übrigens liegen aktenmässige Nachrichten dafür vor, dass die her- zogliche Regierung, welche am 13. November die Beschlagnahme der Güter Steins aufhob, Wege suchte, um eine Verständigung mit dem gefürchteten Gegner anzubahnen.

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werden würde, nachdem Stein seihst am 13. November in Frankfurt anse- kommen war. Die Unsicherheit, in welcher der Hof in diesen Tagen schwebte, mag allerdings das kühle Benehmen des Herzogs veranlasst haben. Dann konnte am 15. November die von Droysen vermisste Begegnung zwischen dem Herzoge und York wohl nicht mehr stattfinden, weil jener an diesem Tage ebenso wie der Fürst von Weilburg nach Frankfurt ging, um infolge der er- haltenen Nachricht, dass die Monarchen den Beitritt Nassau's zur Allianz ge- nehmigt hätten, diesen sich vorzustellen. Nach Bericht in der Frankfurter Zeitung vom 16. November 1813 ') entsagten der Herzog und der Fürst unter diesem Tage dem Rheinbunde, traten der Allianz bei und wurden von den Kaisern, sowie vom Könige Friedrich Wilhelm empfangen. Ausserdem war beabsichtigt, dass mit dieser Reise die Verlegung des Hoflagers des Herzogs von Wiesbaden nach Usingen verbunden werden sollte. Der bezügliche Befehl des Herzogs erging in Frankfurt unter dem 16, November. Der Herzog ging von Frankfurt nach Usingen, woselbst er für die nächste Zeit ohne Unter- brechung verblieb. Dem Herzoge folgten die Centralbehörden, das Staats- ministerium, die Generaldirektion des Militärwesens, die Marsch- und Einquar- tierungskommission und die Staatskasse nach Usingen^), was am 7. Dezember 1813 durch das Verordnungsblatt bekannt gemacht wurde. Die Zurückverleguug dieser Behörden nach Wiesbaden erfolgte erst gegen Mai 1814. Hiernach also mögen die von Droysen mitgeteilten Angaben über den kühlen Empfang York's ihre Erklärung finden, vielleicht auch die weitere, S. 202 gemachte, übrigens unerhebliche Mitteilung, dass einige Tage später der Hofmarschall von Bismark bei York den Vorfall entschuldigt habe, worauf dieser der Her- zogin seine Aufwartung gemacht habe. Weiterhin erzählt Droysen^), dass Y'ork nach seiner Ankunft die nassauischen Posten im Schlosse durch preus- sische Soldaten mit den Worten: „Ich kenne keine nassauischen Truppen, wo ich bin, besetzen meine Truppen den Posten**, habe ablösen lassen. Ein her- zoglicher Kammerherr, welcher York deshalb Vorstellungen machte, habe in der Unterredung schliesslich geäussert: „Sie werden meinen gnädigsten Herrn doch nicht dethronisieren wollen,** worauf York kurz erwiderte: „Mein Herr Kammerherr, noch habe ich keinen Befehl dazu.** Diese Erzählung hat nichts Unglaubwürdiges in sich, der Vorgang kann bei der Lage der Verhältnisse, wie ich sie vorhin dargestellt habe, sehr wohl so gewesen sein. Nur ein Punkt ist in Droysens Erzählung zu berichtigen. Droysen gibt an, dass York mit seinem Stabe in dem dem Schlosse gegenüberliegenden Gasthause Quartier genommen habe und dort vom Fenster aus die nassauischen Posten,

') Dieser Akt wurde dem Lande durch eine besondere Bekanntmachung d. d. Frank- furt den 16. November 1813 kundgegeben. Die bezügliclien Vertrüge sind jedoch unter dem 20. und 23. November ausgefertigt. Na8Haui8cher.seit8 führten die Verhandlungen der usingen'sche Oberdtallmeister von Wintzingerode und der Oehoime Rat Ibell; die Angabe von Schwartz, Annal. XIV, S. 38, der letztere hätte bei diesen Verhandlungen die freundlichste Aufnahme im Hauptquartier Blücher's gefunden, ist durch ungenügende Kenntnis der Thatsachen herbei- geführt. - *i Förster, Befreiungskriege II, S. 489, gibt irrig Weilburg an. ^) III, S. 201, von Förster, Befreiungskriege II, S. 489, Treitschke I, 516 u. A nacherzählt.

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die übrigens viel zu liarmlos waren, als dass sie den Zorn des Generals in diesem Masse erregen konnten, erblickt habe. Dieses Gasthaus kann nur das Lamm sein, do<'h hat nach den vorliegenden Nachweisen Y'ork sein Quartier hier nicht gehabt. Vielmehr wohnte er vom 14. November bis 2. Dezember bei dem Oberbergrat Gramer in dem damals neugebauten fiskalischen Hause am Mainzerthore, dem jetzigen Amtsgerichte; am 3. Dezember verlegte er, wie es scheint infolge eines Streites mit Gramer, sein Quartier in den Schützenhof, wo er bis zum 30. Dezember blieb. Das iJmi damals gemachte Anerbieten der Verpflegung auf Kosten des Herzogs wies er, wie die Akten berichten, in schroffer Weise als Beleidigung zurück. Ausser York lagen im Schützenhof Hünerbein und der Russe Wassilikow. Im Lamm lagen die Burschen und Pferde von York, wodurch das Versehen bei Droysen entstanden ist.

Der folgende Tag, der 15. November, war für die Ablösung der bisher von der Hauptarmee gestellten Blokadetruppen bestimmt. Das Hauptijuartier des Feldmarschalls Blücher wurde von Gamberg nach Königstein') verlegt, Blücher selbst wohnte an diesem und dem folgenden Tage mit Goltz und Nostitz bei dem Gastwirt Colosseus. Am 17. ging er nach Höchst, von dort am 19. nach Frankfurt, wo er mit Jubel empfangen wurde, kehrte aber noch an dem folgen- den Tage zu dauerndem Aufenthalte nach Höchst zurück.^) Auch das Corps des Generals Laugeron wurde nach Königstein gelegt. General Sacken ging nach Erbenheim, York mit Stab blieb in Wiesbaden. Von Wiesbaden aus wurden des Morgens 8 Uhr unter Führung von Offizieren des Genevalstabes die österreichischen Vorposten durch ein Bataillon und eine Schwadron der 2. Brigade abgelöst; dasselbe erfolgte am Mechtildshäuser Hofe und der Erben- heimer Warte durch je ein Bataillon und eine Schwadron der 7. Brigade.^) Der Weg vom Häuserhof nach Kastei schied den rechten und linken Flügel; die Vorposten-Kette des rechten Flügels ging von hier bis Biebrich; das Kommando der Vorposten führte ein Stabsoffizier du jour der 2. Brigade. Den Vorposten- dienst an der Erbenheimer Warte hatte an diesem Tage das ostpreussische Jäger- bataillon unter dem Hauptmann von Holleben*); der Kommandeur der 7. Brigade, General von Hörn, nahm sein Quartier bei dem Amtmann Lex in Wallau.

Am 16. November besetzte die 7. Brigade Biebrich und Mosbach und soweit sie nicht in Dienst war, Schierstein. General Hörn verlegte sein Quartier nach Mosbach (bei Becker), wo er sich, wie ausdrücklich bezeugt wird, durch sein leutseliges Wesen die Liebe aller Einwohner, deren Beschwerden er stets bereitwilligst anhörte, erwarb. Er erhielt die Aufgabe, seine Posten so aufzu- stellen, dass sie, Mosbach vor der Front habend. Kastei und das Fort Monte- bello scharf beobachten konnten; die Stellung sollte künstlich befestigt werden; zur Unterstützung wurde ihm eine 6 pfundige Batterie beigegeben. Auch Prinz Wilhelm war an diesem Tage in Mosbach. Der General von Hünerbein brach des Morgens um 6 Uhr mit der 1. und 8. Brigade aus dem bisherigen Quartier

') Nicht Künigghofen, wie Pertz, Gneisenau III, S. 535, ai)t,'ibt '^) Aus dieser Zeit sind interessante Briete Blüchers, besonders an seine I'rau erhaltJ-n, ver?!. Colomb. Briefe Blüchers; Blasendor ff, fünfzig Briefe Blüchers, in Sybels Zeitschrift 54, S 397 ff. - »3 Plütho II, S. 492. *) Holleben a a. 0., S. 101.

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Langensohwalbach auf und marschierte nach Eibenheim, Bierstatt, Xonlenstatt, Wallau, woselbst er bei dem Amtmann Lex (Quartier nahm, die Artillerie kam nach Erbenheim. In Erbenheim angekommen, löste Hünerbein die Posten der 7. Brigade ab, deren alsdann erfolgende Aufstellung vorhin angegeben ist. Die 2. Brigade unter dem Prinzen Wilhelm von Preussen rückte, nachdem Hörn Mosbach besetzt hatte, als Reserve nach Wiesbaden, die Kavallerie derselben nach Dotzheim; die Reserve-Kavallerie des Corps nach Igsfatt und Kloppen- heim. Für einen etwaigen Ausfall oder Angritf der Franzosen von Kastei und dem Fort Montebello aus wurden genaue Dispositionen ausgegeben. An dem- selben Tage war vom Corps Sacken der Kommandeur der 27. Infanterie-Division, Generalmajor Stawitzky, in Hochheim. Blücher war an diesem Tage, wie schon angegeben, von Königstein nach Höchst gekommen und hatte sein (Quartier in dem prächtigen Hause der Familie Bolongaro genommen, zu nicht geringem Schrecken des Städtchens. Höchst hatte, wie die vorliegenden Berichte ergeben, das ganze Jahr hindurch furchtbar gelitten; nicht weniger schwer war das Geschick, welches die Stadt in diesen Tagen betraf. Der Amtmann Lamboy klagt unter dem 1!). Xovember, dass alle Nahrungsmittel aufgezehrt seien, das Corps des Generals Sacken hätte alles verbraucht. Noch in der Nacht vom IS. auf den 19. November hatten die Kosaken arg dort gehaust, ganze Häuser ruiniert und die Dielen der Brücke bei Nied fortgeholt, fortwährend requirierten dieselben von Frankfurt aus. Nun kam das grosse Ilauptijuartier, welches über 100 Offiziere aller Grade mit über 700 Pferden zum ständigen Aufenthalte brachte. Eiligst begab sich der Gemeinderat zu dem eben eingetroffenen Feldmarschall, um Schonung für den ausgesogenen Ort zu erbitten. Blücher antwortete wörtlich'): „er verlange täglich Tafel für 26 bis 30 Personen, doch nicht von dem armen Städtchen Höchst, nicht von dem ebenso ausgeplünderten Amtsbezirk, sondern in der Eigenschaft des kommandierenden Hauptgenerals im Herzogtum durch Konkurrenz des ganzen Landes. ** Seinem Verlangen ent- sprechend fand die Verpflegung des ganzen Stabes auf Landeskosten statt. Sonstige Zuwendungen nahm er nicht an. Der Minister von Marschall meldete ihm seinen Besuch auf den 2.5. November an und trug, den damaligen Gepflogen- heiten entsprechend, hierbei Sorge, dass dem Feldmarschall 200 Flaschen Wein überreicht wurden, welche, wie das Verzeichnis ergibt, den besten Sorten an- gehörten, welche die Schlosskeller zu Wiesbaden und Weilburg bargen. Blücher nahm jedoch, wie ein späterer Amtsbericht meldet, diese Gabe „in seinem da- maligen Unwillen" nicht an; noch im Oktober 1814 standen die nicht geöffneten Kisten in dem Hausflur des Bolongaro'schen Hauses zum höchsten Unbehagen dea Amtmannes. Übrigens war Blücher in der Zeit seines bis Ende Dezember dauernden Aufenthaltes vielfach abwe;A}nd; öfters speiste er in Frankfurt, an welchen Tagen dann Gneisenau uml Müffling der gemeinsamen Tafel des Generalstabes fernblieben; öfters gab er Gesellschaften, so veranstaltete er am 2. Dezember eine grosse Jagd für seine Frankfurter Freunde. Die eben angeführte Klage des Amtmannes von Höchst über die enormen Kriegsleistungen der

') Amtabericht. Der Amtmann nennt in seinen Berichten Blücher oft den »rubrizierten Feldmarseliall".

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Stadt in diesen Tagen ist, was hier nebenbei bemerkt werden soll, gewiss nicht übertrieben. Wie sehr alle Ortschaften, auch die khiinston, in dics.'r Beziehunir in Anspruch gcnotninen wurden, mag das Beiapiel des Wiesbaden benachbarten Bierstatt zeigen. Hier higen in der Zeit vom l;i. Xovember bis 31. Dezember 1813 von russischen und preussischen Truppen aller Waffengattungen 2012 Mann, dann vum 1. Januar bis 9. Mai 1814 weitere l!)2o Mann, im ganzen 3037 Mann, an welche 30575 Rationen Brot zu 2 Pfund, Fleisch zu '/2 Pfund und Brannt- wein zu 'A Schoppen, nebst 1600 Malter Hafer, 1073 Centner Heu und 858 Cent- ner Stroh geliefert werden mussten.

Am 17. November war die Aufstellung des Corps nach den Dispositionen, welche York am 15. gegeben hatte, beendet. Den Rhein von der Mündung der Lahn bis Rüdesheim beobachtete der Major von Sohr mit dem 10. schlesischen Landwehr-Kavallerieregiment und zwei Schwadronen des 3. schlesischen Land- wehr-Kavallerieregiments. Von Rüdesheim bis Biebrich war das branden- burgische Husarenregiment aufgestellt, dessen Kommandeur von Schierstädt sein Stabsquartier vom 17. November bis 18. Dezember in Rüdesheim hatte. Von Biebrich zur Erbenheimer Warte und dem Mechtildshäuser Hof standen die Posten des York'schen Corps, vom Mechtildshäuser Hof über Hochheim stand das Sacken'sche Corps ; Sacken selbst lag an diesem Tage in Wicker. Ausser- dem wurde die Weiterführuug und Vollendung der von den ()sterreichern be- sonders bei Mosbach und Hochheim begonnenen Verschanzungen befohlen.

Am 18. November bestätigten die Monarchen die aus den Beratungen in Frankfurt hervorgegangenen Vorschläge zur Fortführung des Krieges und hier- mit auch die Bestimmungen bezüglich des Kantonnements des York'schen Corps im Herzogtum Nassau. York ging an diesem Tage zur Meldung bei dem Könige nach Frankfurt und kehrte am 22. nach Wiesbaden zurück.') General v. Hüner- bein verlegte an diesem Tage sein Quartier nach Erbenheim, wo er bis zum 28. des Monats verblieb.

Die Verschanzungsarbeiten bei Mosbach wurden am 23. November in Au- griff genommen. Es wurden Schanzen an der Armeuruhmühle und auf dem Hosenberge oder der Hessler Schanze, sodann zwei Blockhäuser gebaut, wozu Arbeiter aus den einzelnen Gemeinden gestellt werden mussten. Die Generale von dem Knesebeck, Graf Neipperg, SchuwaloflT, Sacken und der französische General de Cort waren an diesem Tage, wie die Kriegsrechnungen ergeben, in Hochheim (in der Krone) zusammen; über den Gegenstand der Verhandlungen ist nichts bekannt.'^)

Die Aufstellung der Truppen führte schon in den ersten Tagen zu lebhaften Beschwerden von sciten der zu stark mit Einquartierung belegten und nicht mehr leistungsfähigen Ortschaften, welche von der herzoglichen Regierung nach- drücklichst unterstützt wurden, sodass sofort auf eine zweckmässigere L'mlegung der Mannschaften Bedacht genommen werden musste. Die L'mlegung der Truppen verfügte Blücher unter dem 21. November mit der Bestimmung, dass dieselbe am 24. November erfolgen sollte, dass aber schon am 23. die gegen den Feind

') Droysen, York III, S. 204, 207, 208. *) Vielleicht stolieu dieselben mit Jen da- mals schwebenden Friedensverhanllungcu in Zusammenhang. '

2U

«bestellten Posten so vermehrt Nverden sollteu, diiss ilemselben die am folgenden Tii^e stattfindende Bewegung verdeckt bliebe. Da die Umlegung vom 24. Novem- ber und die au diesem Tage \ou. den Truppen eingenommenen Quartiere nur im allo-emeinen bisher bekannt sind'), soll hier der Eintjuartierungsplan, welchen der in Wiesbaden fungierende Kriegskommissar unter dem '24. November der herzoglichen Regierung mitteilte, wörtlich folgen. Es wurde gelegt:

die 1. Brigade unter dem Befehle des Generalmajors von Hünerbein in die Gegend von Langenschwalbaeh, und zwar 1 Grenadierbataillon nebst Hauptquartier des kommandierenden Generals von York und des Brigadegenerals von Hünerbein in Langenschwalbaeh selbst, also gegen 1000 Mann und 500 Pferde. Der übrige Teil der Brigade in Ramschied, Bärstatt, Wambach, Bleidenstatt, Hahn, Wehen, Lindschied, Hambach, Kemel, Langschied und Mappershain; die 8. Brigade unter eben dieses Generals Befehl in die Gegend von Nastätten; sie wird verteilt ausser in Nastätten selbst in Nochern, Läu- tert, Nauroth, Über- und Niedermeilingen und dem Hofe Schmalschied; die 2. Brigade unter dem Prinzen Wilhelm von Preussen K. H. Zwei Bataillone besetzen Erbenheim, das mecklenburgische Husarenregi- nient in Nordenstatt und Bierstatt; das übrige kommt mit dem Haupt(|uartier des Prinzen Wilhelm in und um Wiesbaden; die 7. Brigade unter dem Befehle des Generalmajors von Hörn. Zwei Bataillone in Mosbach selbst, das übrige derselben Brigade in Biebrich und mit dem Hauptquartier in Wiesbaden. Das brandeu- burgische Husarenregiment zum Teil in Mosbach, das übrige in Dotzheim, Hof Nürnberg u. s. w.; 1 Compagnie Jäger in Caub; 1 Compagnie Jäger in Rüdesheim; das brandenburg. Ulanenregiment zwischen Rüdesheim und Niederwalluf; die Landwehr-Kavallerie in Caub und in den Orten zwischen der Lahn

und Assmannshausen; das westpreussische Dragonerregiment, das litthauische Dragonerregiment und das ostpreussische National-Kavallerieregiment als Reserve in Katzenelubogen und Umgegend; die Reserve-Artillerie in Kirberg, Kaltenholzhausen, Heringen, Dauborn, Nesbach, Nauheim, Mensfelden, Netzbach, Ohren, Burgschwalbach; die Handwerker- Kolonne und Artillerie-Werkstätte in Limburg; 1 Pionier-Compagnie in Wiesbaden; 1 Pionier-Compagnie in Erben- heim; die Train-Kolonne der 2. Brigade in Ober- und NiederUbbach; die Train-Kolonne der 7. Brigade in Limbach. Die in dieser Dislokationsordre vorgesehene Verlegung des Hauptquartiers des Generals York nach Langenschwalbaeh hat indessen nicht stattgefunden, da derselbe nach wie vor in Wiesbaden blieb. Prinz Wilhelm und Hörn gingen am 25. November nach Wiesbaden, wo sie letzterer bei Schlichter im Adler bis zum ."iO. Dezember blieben. An das York'sche Corps schloss sich in

M Plotho II, 9.497; Henckel von Donnersmarck, Ana meinem Leben, S. 239, und die KriegHtagebiicher daselbst S. 453, 502, 518.

215

weiterhin unveränderter Aufstellung, wie .schon vorhin angegeben, bis zum Sohwiirzbach das Corps des Generals von Sacken. Sackens Ilauptcjuartier war Flörsheim, von wo dasselbe am 2. Dezember nach Darmatadt verlegt wurde'); ihm folgte in Flörsheim bis Ende Dezember Fürst Scherbatow. An das Corps des Generals Sacken schloss sich vom Schwarzbach bis zur Nidda das des Generals Langeron; der General selbst hatte sein Ifauptf^uartvcr anfänglich in Königstein, später, wie es scheint, in Höchst.

Ausserdem crliess Blücher unter dem 21. Xovember genaue Dispositionen für die Ausführung der Einschliessung von Kastei, welche wir, als zu sehr in das Einzelne gehend, hier übergehen können.') In dieser Aufstellung verblieb das Corps bis zum 7. Dezember, einzelne kleine Veränderungen abgerechnet, deren Anführung im einzelnen nicht erforderlich ist.

Die Aufgabe des Corps, nämlich die Einschliessung von Kastei, wurde von Blücher, wie dessen soeben angeführten Dispositionen zeigen, sehr ernst aufge- fasst, vielleicht ernster als es erforderlich war, da die schlesische Armee dem am linken Rheinufer aufgestellten Corps des Marschalls Marmont an Zahl und Leistungsfähigkeit weit überlegen war. Die durch ansteckende Krankheiten dezimierte Garnison von Mainz betrug 14 15 000 Mann, ausserdem waren am Rheinufer bis Coblenz etwa 18 20 000 Mann unter dem Kommando des Divisionsgenerals Riccard aufgestellt, welche nicht im stände waren, dem Vor- dringen der schlesischen Armee Stand zu halten. Wir finden diesen Gedanken mehrfach ausgesprochen in Privatbriefen des Ministers Marschall aus diesen Tagen, welche in unzweifelhaft deutsch-patriotischer Gesinnung den Zweck verfolgen, ein Vorgehen der Alliierten gegen das schwach besetzte Mainz anzuregen. In ähn- licher Weise lauteten auch Berichte des nassauischen Gesandten v. Bock in Darm- stadt, sowie Aussagen von Deserteuren aus Mainz, welche sich öfter einmal 14 Schweizer unter Führung ihres Unteroffiziers in Wiesbaden einstellten.

Auf die politischen und militärischen Gründe, welche die Monarchen im November bewogen hatten, in ihrem Siegeszuge an den Ufern des Rheins Halt zu machen, einzugehen, ist hier nicht der Ort, doch dürfen wir einen derselben nicht unerwähnt lassen, nämlich die offen hervorgetretene Notwendigkeit, der schlesischen Armee und besonders dem im Laufe des Jahres furchtbar in An- spruch genommenen York'schen Corps Ruhe zu gönnen, die Truppenzahl des- selben wieder auf die erforderliche Kriegsstärke zu bringen und endlich die vollkommen in Verfall geratene Ausrüstung desselben wieder in Stand zu setzen. Das Kriegstagebuch des York'schcn Corps entwirft eine traurige Schilderung des damaligen Zustandes der Ausrüstung^) und in Übereinstimmung mit dieser Schilderung legen die Lieferungen, welche das Herzogtum Nassau nach Ausweis der Kriegsrechnungen in den Monaten November und Dezember für die schlesische Armee aufzubringen hatte, Zeugnis dafür ab, in welchem Zustande die Truppen sich befanden und wie dringend notwendig eine mehrwöchentliche Ruhe war, um dieselben für den weiteren Verlauf des Feldzuges kriegstüchtig zu machen.

') Akten, sodann Droysen II, S. 210. -) Plotho II, S«. 405; vergl. Ilollcben, S. 101 ff.; Droysen, York II, S. 202 u. a. 'J VerKl. iiuch Ilenckel, S. 240; Droyson III, S. l'Jö, 233.

216

Der Feltlmarschall Blücher liatte, in Verbindung mit seinem ursprünglichen Plane, Mitte November den Rhein bei Mülheim zu überschreiten, dem General St. Priest, Kommandeur des zum Corps des Generals Langeron gehörigen 8. russischen Corps, den Befehl erteilt, von Cassel aus am 7. oder 8. November Siegen zu erreichen und sich dann gegen den Niederrheiu zu wenden.') Am 18. November erschien St. Priest in Düsseldorf, zog sich aber dann, nachdem die schlesische Armee, wie vorhin dargestellt, eine andere Verwendung erhalten hatte, auf diese zurück, um die Deckung des rechten Flügels derselben zu übernehmen. Am 26. November traf er in Montabaur ein, wo er im Gast- hof zur Krone bei dem Kommerzienrat Grandy bis zum 29. November blieb. Am 30. November verlegte er sein Hauptquartier nach Thal Ehrenbreitstein; an demselben Tage nahmen nach einer Meldung der Regierung zu Thal Ehren- breitstein von den Truppen seines Corps') folgende Quartiere im Herzogtum oder benachbarten Ortschaften:

11. Division, Hauptquartier Montabaur. 1. Jägerregiment: Dernbach, Würges, Ebernhahn, Ransbach, Bombach; das Polotzky'sche Regiment: Stand, Ützingen, Morchheim, Bannber-

scheid, Boden, Heiligenroth; das Ekaterinburg'sche Regiment: Mogendorf, Quirnbach, Siershan,

Helferskirchen, Leuterod, Niedersayn, Saynerholz; das Rylsky'sche Regiment: Meudt, Ei&en, Dahlen, Ehringhausen, Ober-

ahr, Niederahr, Langwiesen, Goldhausen, Ruppach, Zehnhausen; das 38. Jägerregiment: Valfendar, Weitersburg, Mallerau, Urbar, Nie-

derwerth; das Geletzi'sche Regiment: Höhn, Hillscheid, Grenzau.

17. Division.

das Belosersky'sche Regiment: Stadt Nassau, Obernhof, Schweighausen,

Misselberg, Becheln, Scheuern, Bergnassau, Oberwies, Dienethal; das 48. Jägerregiment: Bad p]ms, Dorf Ems, Dausonau, Hömberg,

Zimmerschied, Ladenbach; das Riäsan'sche Regiment: Winden, Hübingen, Horbach, Gackenbach,

Welschneudurf, Drubach: das 30. Jägerregiment: Eitelborn, Neuhäusel, Arenberg, Immendorf,

Niederberg, Simmern: das Brest'sche Regiment: Stadt Neuwied; das Willmanstrand'sche Regiment: Engers; das Charkow'sche Dragonerregiment u. das Kosakenregiment Kutainikow

in Bendorf und den umliegenden Dörfern; die Pioniere: Untershausen, Stahlhofen, Ruppenrod, Ettersdorf; das livländische reitende Jägerregiment: Niederlahnstein, Horchheim; die Artillerie: Holler, Niederelbert, Horressen, Eigendorf, Eschelbach.

'j Vergl. Pertz, Gneisenau III, S. 503, 535. ^) Die Zusammensetzung des Corps bei Plotho III, Beil. 2.

217

Die fortwiilircndon Streitigkeitea, in welche die preussischen Truppen mit den Russen, insbesondere mit den rücksichtslos und stets weit über den hierzu zugewiesenen Bezirk fouragierenden Kosaken gerieten, veranlassten den Feld- marschall, am 6. Dezember dem General St. Priest den Befehl zu erteilen, alle auf dem linken Ufer der Lahn kantonnierenden Truppen auf daa rechte Ufer zurückzuziehen.

In den alsdann hier zugewiesenen Quartieren, über welche nur vereinzelte Nachrichten vorliegen, blieb das Corps St. Priest bis zum 31. Dezember des Jahres. General St. Priest selbst hatte vom 1. bis 31. Dezember sein Quartier im Schlosse zu Engers, wo er ein lustiges Leben führte und grosse Feste gab; er unterhielt von hier aus Verkehr mit der fürstlichen Familie in Neuwied.

Kriegerische Ereignisse von einiger Bedeutung sind aus dieser Zeit nicht zu melden ; auch der einfiJrmige, allerdings- ermüdende und anstrengende Yor- postendienst erlitt wenig Unterbrechung.') Einiges Leben brachten zunächst verschiedene Besichtigungen der Truppen. Am 27. November kam Feldmarschall Blücher nach Hochheim, um von hier aus die Aufstellungen zu besichtigen.*) Am folgenden Tage, den 28. November, erschienen Kaiser Franz und Ki'mig Friedrich Wilhelm IIL von Frankfurt aus bei den Truppen.') Am 30. Novem- ber erschien der König in Wiesbaden, wo er an einem sehr glänzend verlaufenen Balle, welchen das Offiziercorps des York'schen Corps veranstaltet hatte, Teil nahm; der gleichfalls zu dem Balle angemeldete Kaiser Alexander erschien nicht.*) An dieses Fest schloss sich am folgenden Tage die Parade des Corps auf dem Felde zwischen Mosbach und Erbenheim; während der König mit glänzender Suite die Fronten abritt, begrüssten ihn die Franzosen von Kastei mit einigen wirkungslosen Kanonenschüssen. Nach der Parade gab der König ein Diner in der Krone zu Hochheim, welchem ein scherzhaftes Nachspiel nicht fehlte, da, wie der Wirt später klagte, während dieses Diners russische Diener silberne Löffel stahlen. Am folgenden Tage, dem 2. Dezember, ging das Sacken'sche Corps, wie vorhin schon angegeben, nach Darmstadt, wohin auch Sacken selbst sein Hauptquartier verlegte. In seinem verlassenen Quartiere, der Krone in Hochheim, folgte ihm der russische General Emmanuel, der in seinem Gefolge mehrere deutsche Maitressen mitführte und mit diesen, wie es scheint, ein lustiges Leben führte; Gäste bei ihm waren vom 6. bis 15. De- zember der General Fürst Scherbatow, am 24. Dezember der General Graf Pahlen.

Am 7. Dezember erfolgte eine teilweise Umlegung der Truppen, um die durch die bisher getragene Einquartierung erschöpften Gemeinden zu erleichtern. Die hierdurch festgesetzte Belegung der Ortschaften blieb bis zum 31. Dezember unverändert; wir lassen dieselben in der Aufstellung, wie sie dem herzoglichen Ministerium von dem preussischen Kriegskommissar von Reiche zu Wiesbaden mitgeteilt wurde, hier wörtlich folgen:

') Vergl. Holleben, S. 102. *) Rechnungen, vergl. Holleben, S. 103. =*) Rech- nunaren. ♦) Akten, sodann Henckel, S. 259, -153; Droysen III, S. 208 tf . ; Fürster, Freiheitskriege 11, S. 588.

218

Dislokations-Tableau des I. preussischen Armeecorps.

Truppenteile.

u

ca

Hauptquartier lios koinmamiieronilen Generallieutenants v. York . .

Hauptquartier des Prinzen Wilhelm K. H

BritjadekommanJeur v. Warburg .

Kriegskonimissiiriat u. Proviantamt

1. ostpreuiJS. Inf -Reg

1. Bat. des 2. ostpreuss. Inf.-Reg. Fussbatterie No. 1

2. Bat. des 2. ostpreuss. Inf.-Reg.

1. ostpreuss. Fiis.-ßat

2. .... Landw.-Bat. v. Fischer .... Mecklenburg. Hus.-Reg, :

1 Eskadron

1 , inkl. Jäger ....

2 Eskadrons < . .

Trainkolonne

a a

c o

a a

Standort.

Anmerkungen.

263

60 20 16 908 470 140 408 4.30 452 480

120 145 245

130

4296

393

90 32 24 81 39 136 31 33 33 32

128 150 255 140

1597

Wiesbaden

Kioppenheim Erbenheim

Bierätatt

n

Igstatt

Xordenstatt

Ober- u. Nieder-

libbach

Müssen sämtliih au8 mili- tärisrhcr Rücksicht ^o kantonniert stehen blei- ben und können nicht weitläufl^er gelegt «er- den. Da aber nach der Anzeige des Kriegs- kominissars die Orte Kloppenheim, Erben- heim, Biersuitr, Igstatt und >'orden>t.Ttt ihre Truppen nicht mehr er- halten künnen, so muss ihnen Hülfe gegeben werden. Selbst in Wies- baden muss Hülfe ge- geben werden.

General v. Hörn, Oberst v. Wtlzin Kriegskommissariat

1. Bat. des Leib-Inf.-Reg. . . . Landw.-Bat. v. Reibnitz . . . .

Knorr und Kottulinski

Sommerfeld u. Petten-

hofen

, Bleiihenbach u. Wedel

2. Bat. des Leib-Inf.-Reg. . . . Jägerdetaohement desselben . . .

Leib-Füs.-Bat

Brandenburg. Hus.-Reg, inkl. Jäger:

l Eskadron

l ,

3 Eskadrons

Fussbatterie No. 3

Proviantamt Trainkolonne

1. Pioniercompngiiie

60

110

9

10

554

59

418

19

434

20

551

22

428

18

561

19

134

10

540

29

HO

113

110

113

333

342

100

130

15

10

70

200

110

11

4537

1235

Wiesbaden

Dotzheim

Mosbach

Biebrich »

Mosbach

Biebrich

Schierstein

'/i in Dotzheim,

'/i in Mosbach

Mosbach

Limbach,

Hiinerberg

Mosbach

Die in Wiesbaden, Mos- bach, Biebrich und Ge- gend stehenden Trup- pen können ans militä- rischer Rücksicht nicht anders dislociert wer- den und nach dem Be- richt des Kriegskommis- sars müssen sämtliche Quartierstiinde, wenn sie ihre Einquartierung vollstündig befriedigen sollen, besondere Unter- stützung erhalten.

219

Truppenteile.

Oberst und Brijjadeohef v. Jürjjas nebst Adjutanten u. Ordonnanzen

Oberst u.Brigadekomm. Gr. Henckel nebst Adjutanten u. Ordonnanzen

Kriegskommissariat und Proviantamt

Litthauiaches Drag.-Reg

1. westpreuss. Drag.-Reg.

Ostpreuss. National-Kav.-Reg. . .

Brandenburg. Ül.-Reg.

10. schles. Landw.-Reg. v. Sehr

1. neumärk.

V. Osorowaki V. Sydow

Reitende Batterie No. 2 .

n n

Trainkolonne .

a o a o

u O

60

20

35

650

550

550

550

l_

170 80

2665

a

99

Stanflort.

70

20

35

700

600

600

600

Katzcnelnbogen

200 1 1201

Katzcnelnbogen,

Bremberg,

ErjJenhausen,

Kürdorf

Mudershausen,

Herold,

Holrnfeld,

Klingelbach

Dörsdorf,

Berghausen,

Allendorf

Elfeld und längs

dem Rhein, Rüdesheim etc. auf Vorposten bei der Brigade No. 7, V. Hünerbein bei der Reserve- Artillerie

Rückershausen

2945

Anmerkungen.

Wenn *itgta der leichte- ren VprpHcsunu eine wfitlüuh:.ere Disloka- tion gewüni-cht werdea sollte, so erwartet maa (tarüt)er die V'orschlütfe und wird hierbei be- merkt, dass lach dem Bericht des KrlP({9kom- mi-isars die QuHrli<'r- stäade nur noch eine sehr kurze Zeit im blande sein werden, ohne eine besondere L'nterstiitz- ung den Truppen eine volUtündiife Verpfleg- ung /.u gewahren.

Ostpreuss. Gren.-Bat. .

Westpreuss. Gren.-Bat.

Kriegskommissariat . .

Leib-Oren.-Bat. . . .

Schles. Leib-Gren.-Bat.

Landw.-Bat. v. Walter V. Martiz .

T. Larisch

V, Borraitz

S-Pfd.-Fussbatterie No. l

2. Leib-Hus.-Reg. , .

Jägerdetachement Trainkolonne . .

372

36

305

37

9

10

555

41

569

34

642

64

437

28

121

97

512

526

140

110

74

156

3736

1169

L.Schwalbach

n n

Wehen Bleidenstatt

Laufenseiden

Kernel

Steckenroth

Biirstatt

2. u. 3. Eskadron

Langenseifen

Adolfseck

Rücksichtlich der Disloka- tion gilt hier dieselbe Bcmerkunif und wird noch besonders hinzu- gefügt, dass nach dem Bericht des Krie(?i- kommissars die One li.-Schwalhach u. Blei- denst it ihre Kinquar- üerung ohne besondere Hülfe nicht ni»hr ver- pflecen konncnund da->s auch dieses in den Orten dos Amts Wehen in einer sehr kur/enZeit derKall sein wird.

220

'S

Truppenteile.

a o

©

.1

-*^ es

Standort.

Anmerkungen.

Generalmajor v. Hünerbein . .

60

90

L.-Schwalbach

Hier (jetten die Bemer

Kriegskommissariat

9 564

10 49

Zorn,

kungen wie Tor.

Das kombinierte Füs.-Bat. . .

.

Weidenbach,

Diethard,

Münchenroth,

Nauroth,

Schmakmiihle,

Algeiiroth

.

Oberst v. Gaza

20

20

Nastätten

Bat. V. Bülow

599

62

V. Wiegand

626

50

Holzhausen

to

a. d. Haide,

Land w.- Bat. v. Wintert'eld . .

528

37

Buch Ölsberg und

00

Endlicbhofen

Fussbatterie No. 15

134

107

Ober- u. Nieder- meilingen

Landw. -Kav.- Reg. v. Osorowsky nebst Train-Kül. v. Frankenberg

262

75

2891 170

Miohlen, Himraighofen, Ruppertshüfen

Landw.-Kav.-Reg. v. Sydow , .

245

244

Ober- u. Nieder-

wallmenach, Läutert, Bogel

3122

1128

u

>

ZI

= I

■(

12-Pfd.-Batterie No. 1 . . . . 1 Kompagnie des Bat. Gellhorn 12-Pfd.-Batterie No. 2 . . . . Reitende Batterie No. 2 . . .

n n n ^

n » r> '■'•'■

6-Pfd.-Fu88batterie No. 2 . . . Packkolonne No. 1

„3

«5

13 .... . Handwerkerkolonne No. 1 .

Pferdedepöt

3 Kompagnien des Bat. Gellhorn Verpflegungskülonno .... Kriegskommiösariat

276

104 241

191

184

191

192

128

128

128

126

43

41

308

27

9

2317

191

12

172

219

212

219

100

183

160

183

189

40

100

39

50

101

2079

Kirberg

Nauheim

Eufingen

Dauborn

Niederncisen

Kaltenholzhauson

Neesbach

Netzbach

Hanstüttcn

Oberneisen

Limburg

Ennerich

Der halbe Bedarf der Ar- t

tillerie ist bis jetzt noch i auf daa Amt Hadamat i ao^jewieien, Dur der < Kriegskommissar beauf- 1| trajft, seine diesselt- ^ lictien Kequisitionen i dort bis auf eine ab- 1 ändernde BestimmuDgl fortzusetzen. Sollte eine« weitläufigere Disloka- \ tion gewünscht werden, I 80 erwartet man diel Vorschläge.

221

Truppenteile.

a s

c o

o

Standort.

Anmerkunj^en.

Fliegemlcs Pfonledepüt unter Haupt mann v. Hauke

Transportkolonne iles Lieutenants Kessel

Detachcment des fliegenden Pferde depots

Bäckereikolonne No. 2 ... « 3 . . .

Von diesem ein Detachenient .

Flif^i^endos ^^>ldlazar(>tt No. 2 .

Ober-Kriej^skomniJHsariat .

Haupt-Proviantamt

Feidkries'skaaae

Hierzu

2. Brigade

Reserve-Kavallerie .

1. Brigade

Reserve-Artillerie , Summa . .

Wiesbaden, den 7. Dezember 1813.

40

.S2

443

4296 4537 2665 3736 3122 2317

21116

138 104

14

35

106

39 1

76

361

30

3

61

40

42

54

12

14

30

24

487

1597 1235 2945 1169 1128 2079

10640

Auringen

Nauroth

Hesloch

Runkel

Wiesbaden

Diez Wiesbaden

n

L.-Schwalbaoh

gez. : V. Reiche.

Aus Jen folgenden Tagen verdient nur noch Erwähnung ein glänzendes 'Fest, welches die herzogliche Regierung am 12. Dezember dem Feldmarsohall zur Feier seines Geburtstages gab. Blücher's Geburtstag ist der 16. Dezember; auf eine Anfrage der Regierung hatte sein Adjutant Goltz irrtümlich den 12. Dezember als solchen bezeichnet, worauf ungeachtet des von Blücher selbst eingelegten Widerspruchs die Einladungen zu dem Feste auf den 12. ergingen. Blücher erschien denn auch an diesem Tage mit Gneisenau und dem übrigen Stabe aus Höchst, Hünerbein aus Langenschwalbach, Laogeron aus Rüdelheim, NO er sein Quartier hatte, anscheinend ist auch Stein aus Frankfurt herüber- gekommen; zur Teilnahme aufgefordert waren ferner die nassauischen Beamten |:u "Wiesbaden und in den benachbarten Amtern. Der Verlauf des Festes, dessen jlesamtkosten sich auf 8477 fl. 38 kr. beliefeu, war ein äusserst glänzender. [Blücher hatte die Annehmlichkeit, seinen Geburtstag nochmals in Frankfurt ^uf Einladung der Stadt, diesesmal aber an dem richtigen Tage, feiern zu :önnen.')

Der Friedensverhandlungen, welche im November zwischen den Alliierten ind Frankreich schwebten, haben wir vorhin bereits so weit, als es der Zweck

') Akten, ausserdem die Briefe Blüchers bei Colomb, S. 76; Sybel, Zeitschr. LIV, S.399.

222

unserer Darstellung erfordert, kurz gedacht. Gegen Ende des Novembers wurden diese Verhandlungen abgebrochen, zum grossen Teile infolge der sich stets steigernden masslosen Forderungen Napoleons, welche den Alliierten end- lich zeigten, dass es jenem nicht Ernst war mit dem Frieden, dass er vielmehr nur Zeit gewinnen wollte, um neue Heere zu einem neuen Angriffskriege bilden zu können. Mit dieser Erkenntnis tiel die Entscheidung, wie sie den Absichten der deutsch denkenden und fühlenden Generale und Staatsmänner, den be- <^eisterten W^ünschen des gesamten deutschen Volkes entsprach. Dem bangen Warten stand das Ende bevor, es ging vorwärts. Gegen Ende November wurde beschlossen, dass die alliierten Armeen soweit vorgeschoben werden sollten, dass am 1. Januar 1S14 der Übergang derselben über den Rhein auf der ganzen Strecke von Coblenz bis Basel stattfinden könne.

Wir stehen somit vor der Darstellung einer der denkwürdigsten Thaten der schlesischen Armee, des Rheinüberganges derselben bei Caub am 1. Januar 1814 und den nächstfolgenden Tagen.

Die Dispositionen Blüchers') für den Rheinübergang der schlesischen j Armee sind aus Höchst vom 26. Dezember 1818 datiert; in dem Begleit- 1 schreiben^, mit welchem diese Dispositionen den Generalen mitgeteilt wurden, j sagt Blücher, er werde sein Hauptquartier am 29. nach Frankfurt verlegen,! eine Bestimmung, welche, wie sich gleich ergeben wird, abgeändert wurde. Aus i diesen Dispositionen folgen hier die wichtigeren Stellen wörtlich:

Den 1. Januar mit Anbruch des Tages geht die schlesische Armee über' den Rhein, und zwar die Corps von Langeron und von York zwischen Mainz | und Coblenz und das Corps von Sacken zwischen Mannheim und Mainz.

Den 4. Januar vereinigen sich die Corps dergestalt, dass das Corps | von Sacken bei Alzei eintrifft und Neustadt, Dürkheim und Speyer mit Detache-i ments besetzt, auch gegen Mainz Kavallerie poussiert; die Corps von Langeron! und York treffen bei Kreuznach ein und schicken ebenfalls Kavallerie gegen i

Mainz vor.

Durch Kavallerie -Detachements, welche von beiden Seiten abgeschickt! werden und sich zwischen Kreuznach und Alzei begegnen, werden gegenseitigj die Nachrichten vom Eintreffen gegeben; sobald der Übergang bewerkstelligt! ist, wird jedoch schon ein Kurier von beiden Seiten über Frankfurt die Nach-|

rieht davon bringen.

Ich werde mich bei dem Corps von Langeron und von York aufhalten.!

Die Pont(jnbrücke des Corps von Langeron ist fürs erste in der Gegend! von Caub zu schlagen, bis auf den Lahnschiffen eine Brücke zu stände gebracht] ist, um eine fliegende Brücke bei Coblenz zu errichten. [

Ausserdem erfolgten gleichzeitig mit diesen Generaldispositionen weiter® Spezialdispositionen für die einzelnen Corps. Die Spezialdisposition für das

York'sche Corps lautet:

Das York'sche Corps verlässt Wiesbaden und die Gegend am 30. Dezember und konzentriert sich zwischen Langenschwalbach und dem Rhein.

VKrie-rttafjebuch des York'achen Corp.?, hiernach Plotho III, S 44 ff.; Damitzj Droyaen u. a. - ') Kriegstagebuch; Plotho a. a. U.; Droyaen 111, S. 230.

223

Am 31. Dezember zwischen Nastätten exklusive Schönau und dem Rhein gegen Caub und St. Goarshausen.

Am 1. Januar 1814 seliifft die Infanterie der Avantgarde auf den zwischen Caub und der Lahn vorhandenen Schiffen in der Gegend von Caub über. Die Leinwands-Pontonbrücken werden bei Caub geschlagen und das Corps fidgt dem Übergange seiner Avantgarde. Sobald die Kavallerie und Artillerie der Avantgarde übergegangen ist, setzt sich das Ganze über Rheinböllen nach Stromberg in Bewegung. Ein Detachement von einem leichten Kavallerie- Regiment, einem Füsilier-Bataillon und einer halben reitenden Batterie besetzt Simniern. Das Corps rückt in enge Kantonnierungen zwischen Bacherach und Rheiubtdlen.

Das Haupt(juartier der schlesischen Armee wird sein den 30. Dezember in Langenschwalbach, den 31. Dezember in Caub.

Plotho, der diese Disposition aus dem Kriegstagebuch des York'schen Corps mitteilt'), hat es unterlassen, Datum und Ausstellungsort derselben anzu- geben; dieselbe ist wie die Generaldisposition aus Höchst vom 26. Dezember 1813 datiert. York, der am 26. mittags die bei Droysen III, S. 230 mitgeteilte vor- läufige Benachrichtigung, dass der Übergang am 1. Januar stattfinden solle, erhalten hatte, empfing diese letzten Dispositionen am 27. Dezember mit nach- stehendem Schreiben Blüchers:

An etc. Herrn v. York Excellenz.

Ew. etc. übersende ich in der Anlage die Dispositiones zum Über- gange über den Rhein mit dem ergebensten Bemerken, dass die Ponton- compagnie des Graf Langeron'schen Corps am 30. d. M. in Xastätten eintreffen werde, wo Hochdieselben ihnen den Befehl erteilen wollen, sich den 31. nach Caub in Marsch zu setzen.

Hauptquartier Höchst, den 26. Dezember 1813.

v. Blücher.

Die Spezialdisposition für das Corps von Langeron regelte dessen Marsch dahin, dass dasselbe stets dem von York folgen sollte; am 31. Dezember sollte es zwischen Nastätten inkl. Schönau am rechten Ufer des Mühlbachs und Langenschwalbach, die Reserve-Kavallerie in Langenschwalbach und Katzeneln- bogen stehen; am 1. Januar sollte das Korps nach Caub weiterrücken. Die Stärke dieses Corps betrug etwa 35 000 Mann.

In dem vorhin erwähnten, am 26. Dezember an York gerichteten Schreiben'; sagt Blücher, er werde, um die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten möglichst zu verheimlichen, bei der auf den 29. angesetzten Verlegung seines Hauptquartiers von Höchst nach Frankfurt solche Einrichtungen treffen, als wenn er auf längere Dauer dort bleiben würde. In der That sind, wohl um die stark betriebene Spionage der Franzosen zu täuschen, die Bewegungen des Hauptquartiers mit einem solchen Erfolge verschleiert worden, dass man noch heute in den ein- gehendsten Darstellungen der Ereignisse jener bewegten Tage vergeblich nach

') III, S. 46. *) Droyseo III, S. 230.

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genauen Angaben sucht. Einen Beleg dafür, wie vorsichtig die Vorbereitungen des Corps zum Abmarsch betrieben wurden, zeigt ein Brief des nassauischen Kriegsrars Geyer zu Wiesbaden, welcher mit dem preussischen Kommissar von Reiche das Einquartieruugswesen leitete und also am besten unterrichtet sein konnte, au den Geh. Rat Ibell vom 29. Dezember, in welchem es wörtlich heisst: .,Endlich habe ich das tief beobachtete Geheinmis ergründet, dass morgen den 30. Dezember das ganze York'sche Armeecorps aus der hiesigen Gegend abmarschiert. Wohin":' ist durchaus unbekannt. Nur erfuhr ich von Herrn von Reiche, dass der 1. Januar ein merkwürdiger Tag sein werde, an welchem der Herr von York abermals ein grosses Wagestück unternehmen und aus- führen werde."

Die Angaben über den Tag, au welchem Blücher sein Hauptcjuartier nach Frankfurt verlegte, weichen ab; er selbst hatte den 29. Dezember in Aussicht genommen, von sonstigen Angaben soll nur die von Mütfling') angeführt werden, welcher den 25. Dezember angibt. Nach der ausdrücklichen Angabe in einem Berichte des Amtmanns Lamboy zu Höchst, sowie den Verptlegungsrechnungen steht jedoch fest, dass Blücher mit dem ganzen Hauptquartier am Nachmittage des 27. Dezember nach Frankfurt ging. Über den Tag des Aufbruchs des Hauptquartiers von Frankfurt und die von demselben eingeschlagene Richtung habe ich nur eine zuverlässige Angabe gefunden, nämlich eine Frankfurter Korrespondenz in der Darmstädter Zeitung vom 4. Januar 1814; alle Spezial- darstellungen der Kriegsgeschichte dieser Zeit gehen hierüber hinweg. In dieser Korrespondenz heisst es, Blücher habe am 30. Dezember Frankfurt in der Rich- tung nach Coblenz verlassen. Diese Tagesangabe ist richtig, die unbestimmte Angabe der von Blücher eingeschlagenen Richtung zeigt, wie wenig man noch am 4. Januar sogar in Frankfurt von dem weltgeschichtlichen Ereignisse, welches sich wenige Tage vorher in einer Entfernung von nur einigen Meilen vollzogen hatte, wusste! Die Kriegsrechnungen') ergeben als thatsächlich, dass Blücher am 30. Dezember von Frankfurt aufbrach und sich mit seinem Stabe direkt nach Wiesbaden begab, wo er bei dem Posthalter Schlichter im Adler abstieg. Eine vorausgesandte Estaffette hatte im Adler das Mittagsessen auf 4 Uhr für 24 Personen bestellt; es ist anzunehmen, dass Blücher diese Stunde eingehalten hat. Rechnen wir für die in Wiesbaden erfolgte Unterbrechung der Fahrt drei Stunden, so wird es 7 Uhr abends gewesen sein, als Blücher Wiesbaden ver- liess, um das in der Disposition vorgesehene Nacht([uartier in Langenschwalbach zu erreichen; ziehen wir die Beschaffenheit der Wege und die Jahreszeit in Betracht, so wird derselbe nicht vor 1 1 Uhr abends in Langenschwalbach an- gekommen sein. Es liegt zwar keine aktenmässige Bestätigung dafür vor, dass Blücher die Nacht vom 30. auf den 31. Dezember in Langenschwalbach zugebracht hat, aber diese Annahme wird weiterhin unterstützt durch die An- gabe Colombs^), dass Blücher die damals an die schlesische Armee erlassene

') Kriegsgeschichte des Jahres 1813, II, 8. 14. ^) Staat.sarcliiv. ^) Briefe Blüchers, S. 82. Das Kriegstagebuch und Plotho III, S. 52, geben jedoch an, dass diese Proklamation, sowie eine zweite im dii; I^'svoliniT i\oh linktni Klieiiiufers gerirhtete, welclie „Am linken Rheiimfer, d. 1. Januar 1814" datiere ist, am 1. Januar in (.'aub ausgegeben sei.

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wohl vorher fertiggestellte und deshalb weder mit Ausstellungsort nooh Datum versehene Proklamation am 30. in Langenschwalbach erlassen, d. h. aus- gegeben habe, eine Angabe, welche nach Lage der I'mstände glaul) würdig erscheint. Ausserdem findet sich in den Rechnungen die Ausgabe für einen dem Feldmarschall am 31. Dezember von Langenschwalbach nach Caub nach- geschickten Statfettenreiter, woraus sich ergibt, dass jener kurz vorher dort gewesen sein muss.

Der Aufliruch des Corps selbst erfolgte an diesem Tage den 30. Dezember genau nach den gegebenen Dispositionen.') York verlegte sein Hauptquartier nach Kemel, die übrigen in Wiesbaden einquartierten Generale und Brigade- Kommandeure verliessen gleichfalls die Stadt. Prinz Wilhelm von Preussea gab die 2. Brigade an den Obersten von Warburg ab und übernahm in Langen- schwalbach das Kommando der bisher von Hünerbein, welcher inzwischen zum Generallieutenant befördert war, geführten 8. Brigade; Hünerbein selbst und unter ihm Generalmajor von Katzler, welcher bis dahin sein Quartier in Mosbach gehabt hatte, übernahm die Bildung und Führung des Vortrabs.

Der 31. Dezember war bestimmt, den Aufmarsch der Truppen für das auf den folgenden Tag angesetzte Unternehmen nach den gegebenen Dis- positionen zu vollenden. General von York verlegte sein Hauptquartier nach Caub, wo er mittags vor dem Feldmarschall eintraf. Da, wie bereits an"-e- geben, York seine Verpflegung selbst bestritt und jedes Anerbieten einer Ver- pfleguüg auf Landeskosten zurückwies, haben wir über das Haus, in welchem er in Caub Quartier nahm, keine bestimmte Angabe, doch könnte die Ver- mutung aufgestellt werden, dass er im Hause der Witwe des Weinhänd- lers Kilp wohnte. Ihm folgte im Laufe des Tages der Feldmarschall selbst, der bei einbrechender Dunkelheit, gegen 4 Uhr nachmittags, mit dem ganzen Hauptquartier in Caub eintraf und bei dem Amtmann von Heusser daselbst Quartier nahm."')

Nach dem Kriegstagebuch, dessen Angaben sich bei Plotho HI, S. 47 im Auszuge finden, war die Aufstellung der Truppen an diesem Tage 31. De- zember — folgende:

1. Die erste Brigade hatte St. Goarshausen (Brigadequartier), Reichen- berg, Brennerhof (auch Heppenhof genannt), Patersberg, Welmich, Bornig und Caub. In Rüdesheim die beiden Jäge/compagnien.

2. Die zweite Brigade hatte Lierschied (Brigadequartier), Ober- und Niederwallmenach, Läutert, Weidenbach, Auel, Reitzeuhain.

3. Die siebente Brigade hatte Welterod (Brigadequartier), Hof Rodeln, . Espenschied, Patfester Hof, Mappenhof, Aulhausen, Stephanshausen,

Nothgottes und Patersberg. : 'ej^y-»

4. Die erste Brigade hatte Caub (Brigadequartier), Sauertbal, Ramsei, Weisel, 4>l>€r- und Nie<lei5()rscheid, Lorch, Lorchhausen.

') Ausser den vorhin anirefiihrten Dispositionen ist zu ver?!. Henckel, S. 240ff., 502, 519; Holleben, S. 106. ') Eine eingehende Erürterun» dieser für die Darstellung neben- sächlichen Frage gibt die Beilage.

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5. Die Reserve-Kavallerie hatte Endlichliofen, Ölsberg, Ruppertshofen, Casdurf, Bogel, Marionfels, Pissighofen, Oennerich, Ilimniighofen, Nüohern, Eschbaoh, Prath, Weyer.

6. Die Reserve-Artillerie Strüth und Lipporn.

7. Die Bagage in Breithard, Steokenroth und Ilolzliausen über Aar. Die vorstehende Angabe des Kriegstagebuchs, dass das Hauptquartier des

Prinzen Wilhelm, Kommandeurs der S. Brigade, am 31. Dezember schon in Caub gewesen sei, ist nicht richtig. Der Prinz war an diesem Tage und in der Nacht zum 1. Januar im Kloster Schcmau. In der von der Gemeinde Strüth wegen der Einquartierung des Stabes der 8. Brigade eingereichten Liqui- dation ist als Brigadekommandeur sonderbarer Weise General von Steinmetz') genannt, statt des Prinzen. Am folgenden Tage kam der Prinz nach Caub, denn erst am 1. Januar, nicht aber schon am 31. Dezember, berechnete die Stadt Lieferungen für ihn und seinen Stab (Rationen für 48 Pferde).

Zur Ausmittelung der für den Übergang geeigneten Stelle des Rheins waren am 29. Dezember der Ingenieurmajor von Markow und der Major von Klitzing vom Generalstabe nach Caub gesandt. Derselbe berichtete") folgendes: „Bei Caub hat der Übergang über den Rhein solche Schwierigkeiten, dass er beinahe unmöglich ist, wird er von hinlänglichen Truppen am linken Ufer ver- teidigt, dann der Engpass von Weisel nach Caub von dem hohen Thalrande des linken Ufers, auf welchem Ilenschhausen liegt, kann eingesehen und mit Geschützfeuer bestrichen werden und ist das Städtchen Caub mit seinea engen Strassen in Brand gesteckt, so ist die einzige Passage durch die Stadt nach dem Ufer unterbrochen; endlich steigt auch das jenseitige Ufer unmittelbar an der Chaussee, die dicht am L^fer von Bacharach nach St. Goar läuft, sehr steil in die Höhe. Xur beschwerliche Fusssteige in engen Schluchten führen nach dem Thalrande und es fehlt durchaus an Terrain, sich dies- und jenseits aus- zubreiten, da das Rheinthal sehr schmal ist. Sind daher die Schluchten ver- hauen, so ist der Übergang über den Rhein fast unmöglich."

Als General von York am 31. Dezember mittags in Caub eingetroffen war, gab er für den Übergang die nachstehenden Dispositionen:^) Eine zwölf- pfündige Batterie*) fährt von Weisel auf dem rechten Ufer des Caub-Baches und eine halbe zwölfpfündige Batterie bei den Ruinen von Gutenfels auf, diese Batterien bestreichen das linke Rheinufer und verhindern das Auffahren feind- licher Batterien.

Zwei zwölfpfündige Kanonen werden, sobald der Übergang stattfindet, unten am Ufer aufgestellt und werden die Ecke der Chaussee am Fusse der Platte bestreichen.

') Steinmetz führte früher die er.ste Brigade, welche aber in diesen Tagen schon General von Pirch II hatte; vergl. Droysen III, S. 225, hiernach ist Beitzke, Freiheitskriege III, S, 72, zu berichtigen. *) Bericht des Majors von Klitzing im Kriegstagebuche; hiernach fast würtlich bei Plütlio III. S. 47. ^) Kriegstagebuch, luornach Plotho III, S. 49, zu er- gänzen. — *) Die zwölfpfündige Batterie No. 1 unter dem Hauptmann Witte war auf dem Hofe Sfluerthal einquartiert, am 31. Dezember war sie zur Deckung der Brücke auf dem Hohenrod In Cauber Gemarkung aufgefahren, wo sie an den folgenden Tagen bivouakierte. Kriegsrechn.

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Eine Conipagnie Jäger, welche in Rüdoshoim liegt, besetzt d.'n W.'g von Assmannsliausen längs <len Rhein hinab und beschiesst an den schmälsten Stellen die von Bingen naoh Baoharach führende Strasse.

Die Infanterie der 8. Brigade geht sich fulgend auf Kähnen übor den Rhein und wenn sie hinüber ist, bemächtigt sie sich der jenseitigen Schluchten und Höhen, sperrt die Chaussee, nimmt das Dorf flenschhausen und sudit Bacharach von dem Wege von Breitscheid, wo es wahrscheinlich am zugäng- lichsten ist, in Besitz zu nehmen. Von Lorchhausen und Lorch werden während der Nacht in aller Stille die Kähne heruntergebracht und zum Überfahren gebraucht.

Zu der 8. Brigade stossen noch zwei Compagnien ostpreussische Jäger, das 2. Leibhusaren-, das brandenburgische Ulanenregiment, eine Eskadron Brandenburger, eine Eskadron mecklenburger Husaren und eine Eskadron des ostpreussischen National-Kavallerie-Regiments mit einer reitenden Batterie.

Sowie die Brücke geschlagen ist, geht zuerst die Kavallerie und die Artillerie der Avantgarde über, dann folgt die erste, zweite und siebente Brigade, die Reserve-Kavallerie und Reserve-Artillerie, das ostpreussische National-Kavallerie- Regiment gehört zur ersten Brigade.

Die Truppen versammeln sich sämtlich bei Weisel und rücken von hier nach und nach nach Caub; es darf kein Wagen früher hinüber, als bis zuvor alle Truppen auf dem linken Ufer versammelt sind.

Sowie die Avantgarde ganz hinüber ist, marschiert sie nach Stromberg. Der Generalmajor von Katzler kommandiert die Kavallerie der Avantgarde, den Oberbefehl über die letztere führt der Generallieutenant von Hünerbein. Um 12 Uhr des Nachts fängt der Übergang an und die Infanterie der ersten Brigade wird um 7 Uhr folgen, wenn auch die Brücke nicht fertig ist.

Während das Corps des Generals St. Priest rechts von dem York'schen Corps aufmarschiert war, um gleichzeitig mit diesem in der Xeujahrsnacht den Rhein bei Ehrenbreitstein zu überschreiten, war das Corps von Langeron diesem in der Weise gefolgt, dass es am 31. Dezember zwischen Nastätten, Langen- schwalbach und Katzenelnbogen bereit stand, um am 1. Januar auf das linke Ufer nachrücken zu können.

Am Abende des 31. Dezember wurde, wie ein Protokoll des Stadtvorstandes von Caub angibt, durch Offiziere den Stadtvorstehern mündlich der Befehl erteilt, durch die Schiffer sofort alle vorhandenen Kähne sowie alles zum Bau einer Brücke dienliche Material zusammenbringen zu lassen. Ebenso wurden aus St. Goarshausen und Welmich die für die Arbeiten brauchbaren jungen Schiffer herbeigeholt. Um 10 Uhr abends, wie das Kriegstagebuch ausdrücklich berichtet, nicht aber erst um Mitternacht, wie vielfach angegeben wird, begann General von Hünerbein mit der Ausführung der ihm in der Übergangsdisposition gestellten Aufgabe. Tor 12 Uhr nachts war die Aufstellung des Vortrabs beendet; die Infanterie stand am Rheinufer, die Kavallerie und Artillerie stand hinter der Stadt Caub in dem Pass von W»Msel. Die Spitze des Vortrabs führte General von Katzler; sie bestand aus drei Bataillonen Infanterie, dem 2. Leibhusaren-Reginient, drei weitereu Eskadrous und einer reitenden Batterie.

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Das Hauptcorps des Vortrabs unter Ilünerbein selbst, den Oberstlieutenants von Hiller und von Stutterheim, bestand aus 6 Bataillonen Infanterie, 8 Eskadrons und einer Fussbatterie.') Punkt 12 Uhr traf der Feldmarschall bei Hünerbein ein und wurde von den Truppen trotz des strengen Gebots, dass jeder Lärm vermieden werden sollte, mit einem heiteren Prosit Neujahr I begrüsst; von dort ritt Blücher an den Rhein an die zum Übergang ausersehene Stelle.') Um dieselbe Zeit waren die russischen Pontons, welche in den vorhergehenden Tagen in Nastätten hergerichtet waren, am Rheinufer eingetroffen. Der Bau der Brücke wurde sofort dicht oberhalb Caub in der Richtung auf die Pfalz begonnen; gleichzeitig wurden von den Schiffern alle vorhandenen Kähne so geräuschlos wie möglich in den Rhein geschoben. Dies gelang und es schien, als ob die bisher erfolgten Vorbereitungen trotz des Lärms, der nicht zu ver- meiden war, und der ungewöhnlichen Beleuchtung der Häuser in Caub'), am linken Ufer nicht bemerkt wurden. Die Witterung begünstigte das T'nternehmen, die Nacht war hell und sternenklar, im Thale selbst war es nicht besonders hell. Der Rhein war eisfrei, erst gegen den 11. Januar trat, wie ein Amtsbericht meldet, starker Eisgang ein. So war es möglich, dass um 2V2 Uhr nachts 200 Füseliere des brandenburgischen Infanterie-Regiments unter Führung des Majors Grafen von Brandenburg mit dem Major von Arnauld vom Generalstabe in Kähnen den Übergang eröffneten. Eine Viertelstunde war verflossen, als die Kähne an der im Befehl bestimmten Stelle, und zwar unterhalb des von einer französischen Wache besetzten Zollhauses landeten. In dem Zollhause brannte Licht, sonst herrschte vollständige Ruhe, als die braven Brandenburger an das Ufer sprangen und hier, dem strengen Gebote zuwider, in ein stürmisches Hurrah! ausbrachen. Hierdurch wurden die Franzosen aufgeschreckt, es fielen einige Schüsse, durch welche ein Mann und ein aus Caub mitgenommener Führer ver- wundet wurden. Es entwickelten sich nach und nach Schützengefechte mit kleineren Abteilungen Franzosen, die lebhafter wurden, als 8 Uhr morgens von Bacharach aus etwa 400 Mann französische Infanterie anrückten und auch ein französisches Geschütz, von welchem 8 oder 9 Schuss abgegeben wurden, in den Kampf einzugreifen suchte; doch auch den durch steten Nachschub ver- stärkten preussischen Truppen gestattete das Tageslicht, sich zu entwickeln und das Gefecht aufzunehmen, welches dann von den Generalen von Hünerbein und von Katzler geleitet, nach kurzer Zeit mit der Besetzung von Bacharach und Oberwesel endete. Die Preussen hatten festen Fuss an dem linken Ufer des deutschen Stromes gefasst, überall in Stadt und Dorf mit hellem Jubel von den harrenden Einwohnern begrüsst, denen der denkwürdige Neujahrsmorgen nach zwanzigjähriger Unterjochung die Befreier gebracht hatte. Während dieser Vorgänge war Kahn auf Kahn mit Truppen ohne Unterbrechung gefolgt; bis 7 '/2 Uhr abends war, also nur mittels der Kähne, die ganze Infanterie der ersten Brigade an das andere Ufer gebracht; ohne Aufenthalt folgte sofort die zweite Brigade. Ausserdem waren so rasch wie möglich zur Unterstützung der

') Kriegstagebuch, hiernach Plotho 111, S. 49. *) Aufzeichnung eines Freiwilligen des ostpreussiachen Jägerbataillons, bei Förster, Freiheitskriege II, 3. 595. ^) Henckel, S. 242.

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am linken Ufer im Gefecht bezw. im Vorgehen bofindhchen Truppen zwei Eskadrons Leibhiisaren und zwei reitende Geschütze auf Fähren von der Pfalz aus übergesetzt. Inzwischen ward natürlich an der Brücke gearbeitet, doch konnten hier nicht die Fortschritte gemacht werden, wehjhe man bei dem General- stabe für ausführbar gehalten hatte und nach welchen die vorhin mitgeteilten Dispositionen bemessen waren. Zwar war bis nachmittags 4 Ulir die Brücke bis zur Pfalz und von dort soweit fertiggestellt, dass bis zum linken Ufer nur noch etwa zehn Pontons fehlten und die Truppen schon den Befehl zum Hin- überrücken erwarteten, als die Verankerung der äusseren Pontons sich histe und hierdurch das ganze Stück der Brücke jenseits der Pfalz von dem Strome herum- gerissen wurde und die Brücke bis beinahe an die Pfalz abgenommen werden musste. Das Kriegstagebuch des York'schen Corps weist jede Schuld des preussischen Generalstabes an diesem unangenehmen und störenden Zwischen- falle mit der bestimmten Erklärung ab: „An diesem, den Übergang so sehr ver- zögernden Ereignis war der Eigensinn der russischen Pontonniers schuld, die sich aller Vorstellungen ungeachtet, der schweren Rheinanker zur Befestigung der Brücke nicht bedienen wollten." Durch diese unerwünschte Störung wurde die weiterhin für den 1. Januar beabsichtigte Truppenbewegung unmöglich ge- macht; die Truppen verblieben im Marschquartier an den Stellen, an welchen sie sich befanden. Das Hauptquartier des Generals Blücher und York blieb in Caub; der Vortrab und die erste Brigade unter Hünerbein standen bei Bacharach und Steg, die zweite im Übergang begriffene und die erste Brigade unter dem Prinzen Wilhelm standen in Caub, die siebente Brigade, Kavallerie und Artillerie lagerten bei Weisel; an diese hatte sich das im Anmarsch befindliche russische Corps Langeron herangeschoben.

Am folgenden Tage, dem 2. Januar, war es den russischen Pontonniers nach grossen Anstrengungen des Morgens 9 Uhr gelungen, die Brücke zu vol- lenden; auf der Strecke vom rechten Ufer bis zur Pfalz, deren Breite 150 Schritt beträgt, waren 27 Pontons gelegt, auf der Strecke von der Pfalz bis zum linken Ufer, deren Breite 240 Schritt beträgt, 44 Pontons.*)

So konnten von 9 Uhr morgens ab an diesem Tage die in und um Caub gelagerten Massen ungehindert den Strom überschreiten. Blücher und Gneisenau werden dem Übergänge von den Fenstern des Amthauses, ihres Quartiers, aus zugeschaut haben ^), York liess die Truppen an der Brücke bei sich vorbei-

') Vergl. über die Einrichtung der Pontons Müffling II, S. 16. *) Gneisenau an Justus Grüner hei Pertz-Dclhrüok, Gneisenau IV, S. 142. Hier mag die Frage heriihrt werden, oh Blücher am 1. Januar 1814 das linke Rheinufer betreten hat. Förster, Geschichte der Freiheitskriege II, S. 598 berichtet dies ohne Angabe der (Quelle, sodass es zweifelhaft ist, ob die vom linken Rheinufer den 1. Januar 1814 datierte Proklamation Blüchers oder dessen bei Colomb abgedruckter Brief vom 1. Januar an seine Gemahlin als solche anzusehen sind. In diesem Briefe d. d. Bacharach den 1. Januar 1814 (Colomb, Briefe Blüchers, S. 83) sagt derselbe u. a. : Der frühe Neujahrsmorgen war vor mich erfreulich, da ich den stolzen Rhein passierte u. s. w. Hiernach wäre der Feldmarschall schon am frühen Morgen «irüben gewesen. Indessen scheint diese Annahme nicht unbedenklich. Es ist nicht ersichtlich, was für einen Zweck die persönliche Anwesenheit des Feldmarschalls am linken Uf&r um diese Zeit gehabt haben sollte. Der Inhalt des Briefes macht überdies den Eindruck, als ob er am 2. Januar geschrieben

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marschieren') und ging vormittags nach Bacharach, wo er 12 '/2 Uhr mittags anwesend war. Auch Blücher verliess im Laute des Tages Caub, er und York hatten am Abend ihr Hauptquartier in Stromberg. Am 3. Januar war der Übergang der Preussen beendet; es folgten die Russen, deren Übergang bis zum 5. Januar währte. Auf die eigentliche Armee, deren Übergang somit am 5. Januar beendet war, folgten fortwährend in unübersehbarem Zuge Gepäck- wagen, Kranke, Marode und Nachzügler, diese in solchen Massen, dass Blücher noch in diesen Tagen auf Bitte des Amtmanns von Heusser zu Caub ein Gensdarmerie-Kommaudo dorthin zu schicken versprach, um die Ordnung auf- recht zu erhalten. Die Brücke selbst hatte sich bald nach Beendigung des Über- gangs der preussischen Truppen als nicht haltbar bewiesen, weshalb Langeron

sei; vermutlich beruht in tliesem Falle das Datum auf einem Versehen des Feldmarschalls oder es liegt ein Lesefehler des Herausgebers vor. Will mau diese Erklärungen nicht gelten lassen, so könnte man annehmen, dass Blücher, als er nicht mehr an dem Gelingen seines kühnen Unternehmens zweifelte, in der Freude seinos Herzens den Brief schrieb und vor 4 Uhr mittags, als die Brücke riss, durch eine Statfette befördern Hess. Hierfür könnte der äussere Umstand sprechen, dass dann dieser Brief, sowie der folgende an Rühle und der oben- erwähnte Brief Gneisenaus noch am Nachmittage des 1. Januar durch dieselbe Statfette nach Frankfurt befördert worden wäre. Weitere Zeugnisse, welche die Frage aufhellen könnten, haben wir nicht. Es ist ausser diesem Briefe nur ein zweiter Brief Blüchers von diesem Tage bekannt, an den Oberstlieutenant von Rühle zu Frankfurt, welcher offenbar auch nur kurze Zeit vor der Brückenkatastrophe geschrieben ist. Die Nachschrift dieses bei Pertz, Gneisenau III, S. 610 gedruckten Briefes lautet: ,Es sind in diesem Augenblicke 300U Mann Infanterie über den Rhein, binnen 2 Stunden ist die Brücke fertig, wo ich alsdann mit meiner ganzen Armee hinübergehen werde. Der Feind hat keinen bedeutenden Widerstand geleistet." Der Inhalt dieser Nachschrift scheint dagegen zu sprechen, dass der Feldmarschall am 1. Januar das linke Ufer betrat. Als am 1. Januar 1864 die fünfzigjährige Wiederkehr des Tages des Über- gangs in Caub festlich begangen war, wurden die damals noch lebenden Sclüffer in Caub und den benachbarten Orten, welche bei dem Übergange mitgeholfen hatten, vom Könige von Preussen durch Verleihung des allgemeinen Ehrenzeichens, vom Herzoge von Nassau unter dem 6. Januar und 22. Juni 1864 durch Verleihung des silbernen Verdienstkreuzes ausgezeichnet; vergl. Nass. Verordnungsblatt 1864. Nicht uninteressant ist nun, dass die Verhandlungen über die Verleihung dieser Auszeichnungen verschiedene Schitfer zu Tage fördern, welche am 1. Januar 1814 Blücher im Nachen über den Rhein gefahren haben wollen mehr Glauben lässt sich diesen Angaben doch nicht schenken, die höchstens eine verworrene, nach Verlauf so langer Zeit allerdings wohl erklärbare und gewiss zu entschuldigende Erinnerung zeigen. Nachdem die Cauber Schiffer die Ordensdekorationen erhalten, meldete sich nämlich hierzu ein Einwohner von St. Ooarshausen als der einzige Überlebende von 8 Schiffern von dort, die bei dem Übergange mitgearbeitet haben; sein Gesuch unterstützt der Bürgermeister durch die v?eitere Angabe, dass der Antragsteller mit zwei Genossen den ersten Kahn geführt und dann die Generale Blücher, York und Hünerbein übergesetzt hätten. Nachdem nun Antragsteller die erbetene Dekoration erhalten, meldete sich ein Einwohner von Welmich, der dasselbe Verdienst für sich in Anspruch nahm. Besagter Einwohner aus Welmich gab nämlich die Erklärung ab, dass er derjenige gewesen sei, welcher den „Heldengreis Blücher" am 1. Januar 1814 morgens halb neun Uhr von Caub aus übergesetzt habe; der Feldmarschall habe bei dieser Fahrt den Anzug eines Bauern, einen leinenen Kittel, eine Kappe von Wachstuch und einen Stock getragen! Wenn nun das Verdienst auch dieses Mannes die gebührende Aner- kennung fand, so sind doch beider Erzählungen nicht dazu angethan, den Beweis zu liefern, dass Blücher am l. Januar wirklich am linken Rheinufer war. >) Holleben, S. 103. Henckel, S. 243ff.

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d. d. Hauptquartier Binf^en den 4. Januar dem Stadtvorstand zu Caub befahl, die entfernte Schiffbrücke schleunigst durch eine tiiegende Brücke zu ersetzen, was auch geschah.')

Wenn man bedenkt, dass bei scharfer Winterkälte fast >)0()Ü0 Menschen-) zwischen Caub und Weisel beinahe acht Tage in Bivouak lagen, dass es diesen Massen an dem Nötigsten, an Lebensmitteln^), an Futter für die Pferde fehlte, so musa man die von den Truppen bewiesene Ordnungsliebe und Disziplin be- wundern, ebensosehr der patriotischen (Jpferfreudigkeit der Einwohner jener Ortschaften, die schwere Tage durchzumaclien hatten, Anerkennung zollen. Und doch liegen nur wenig Klagen vor. Nur einzelnes soll hier angeführt werden. Wie drückend in einzelnen Fällen die Einquartierung war, ergibt die Klage des katholischen Pfarrers Holle zu Caub, dass von den beiden Zimmern seiner Wohnuntj das eine von 10 russischen Offizieren und 13 Bedienten derselben belegt gewesen sei. Die Einwohner von Caub klagen besonders, dass die Truppen, besonders die Russen, alles Holz, dessen sie habhaft werden konnten, namentlich die Weinbergspfähle*) und mit diesen die Weinstöcke selbst ver- brannt hätten, der Schaden der Stadt betrug im ganzen etwa 25 000 fl.

Von den umliegenden kleinen Orten kam natürlich Weisel am schlimmsten weg. Die Kosaken verbrannten hier die ganze Gemeinderegistratur imd schliess- lich stahl ein Kosak noch das Gemeindesiegel. Ein recht anschauliches Bild gibt der Bericht, den der damalige Pfarrer Stifft daselbst unter dem 6. Januar 1814 an die Regierung zu W^iesbaden erstattete, aus welchem das |Wesentliche in den Beilagen mitgeteilt wird.

Der Übergang der übrigen Teile der alliierten Armeen vollzog sich schneller, wie der der schlesischen Armee. Für die vorliegende Darstellung kann jedoch nur der Übergang des Corps von St. Priest bei Ehrenbreitstein in Betracht konmien. Vom General St. Priest erhielt der Feldmarschall Blücher am 1. Januar 4 Uhr nachmittags durch den Hauptmann von Scharnhorst die Meldung, dass der Über- gang glücklich bewerkstelligt und General St. Priest in Coblenz sei. Da jedoch die Darstellung der Einzelheiten dieses Überganges an dieser Stelle nicht zur Aufgabe gehört, beschränke ich mich darauf, in den Beilagen Berichte von Augenzeugen, des Direktors der weilburgischen Regierung zu Thal Ehrenbreit- stein und des Amtmanns zu Engers an den Kabinetssekretär des Fürsten zu Weilburg mitzuteilen.

') Nach den Akten. '') Blücher selbst (an Bonin) gibt die Zahl auf 80 000 an, was zu hoch gegriffen ist, Sybel, Zeitschr. LIV, S. 400. ') Am 30. Dezember hatten die Truppen in den Ortschaften, in welchen sie einquartiert waren, den dreitägigen eisernen Bestand er- halten. — *) Holleben, S. 107 gedenkt der „frühlichen Winiernacht" vom 1. auf den 2. Januar bei den aus Weinbergspfiihlen unterhaltenen Feuern.

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Beilagen.

I. Zwei Berichte von Augenzeugen über den Rheinübergang.

Liest mm eine Schilderung des Rheinübergangs etwa in Strambergs Rheinischem Anriquarius oder in 0. von Horns beliebten Volksbüchern, so fühlt man sich in das Gebiet der Sage versetzt. Jetzt, nach dem Verlaufe von 75 Jahren, sind manche Ereignisse jenes ersten Januars, besonders solche, welche der Hauptaktion nicht unmittelbar angehören, bereits so sehr der Sage anheim- fjefallen, dass eine Feststellung derselben schwierig geworden ist. Diese Sagen- bihlung ist gefördert durch die autfallende Dürftigkeit unserer Quellen; abgesehen von dem trockenen, nur die wichtigsten Ereignisse meldenden ,,Elfteu Berichte der schlesischen Armee", d. d. Kreuznach den 4. Januar 1814, welcher damals durch die Presse veröffentlicht wurde, abgesehen von einigen äusserst dürftigen Tagebuchnotizen oder Briefen mangelt es völlig an Schilderungen von Augen- zeugen, aus welchem jenem dürren Gerippe des elften Armeeberichts eine einiger- massen befriedigende Ergänzung zu teil werden könnte. Diese eigentümliche Thatsache lässt uns lebhaft die Vorteile empfinden, welche die ungeheuren Fort- schritte der Technik und das Verkehrswesen in den letzten Decennien uns bieten. In den Kriegen unserer Zeit wurden wir nach jedem Ereignisse durch den Telegraphen, durch ausführliche amtliche Berichte, durch Berichterstatter der Zeitungen und durch Privatkorrespondenzen in kürzester Zeit von einer Fülle von Einzelheiten und kleinen Zügen, w^elche das Gesamtbild des Ereignisses vervollständigen, in Kenntnis gesetzt; von einem ein Menschenalter hinter uns liegenden Ereignisse haben wir nur die dürftigsten Nachrichten.

Die Hoffnung, in den Akten eingehendere berichtliche Nachrichten über den Rheinübergang zu finden, hat sich nicht erfüllt. Es fanden sieh nur zwei Aktenstücke, welche hierin zu ziehen sind, und w^enn auch der geschichtliche Wert beider Schriftstücke nicht bedeutend ist, so mögen dieselben doch als die einzigen Berichte nassauischen Ursprunges hier ihren Platz finden. Es sind:

1. Ein Bericht des protest. Pfarrers Stifft zu Weisel an das Ministerium, d. d. Weisel den 6. Januar 1814.

Die wichtigeren Stellen des Berichts folgen im Auszuge.

An herzogliche Landesregierung. Bericht des Pfarrers Stifft zu Weisel, das durch gewaltsame Fouragierung dem hiesigen Orte zugestossene Unglück betr.

d. d. Weisel den 6. Januar 1S14.

Der für die gute Sache des deutschen Vaterlandes so günstige 1. Januar dieses Jahres wurde durch einen traurigen Zufall für das hiesige unglückliche Dorf zerstörend und schrecklich.

Die in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar zu Caub geschlagene Schiffbrücke hatte mehrere Anker auf felsigem Boden ausgeworfen und geriet den 1. Januar morgens 11 Uhr'), als schon ein grosser Teil der preussischen

') Eine auffallende Angabe dieses Augenzeugen gegenüber dem durch anderweih'ge Be- richte festetehenden Vorlauf der Sache.

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Division des Herrn Generals von York dieselbe passiert hatte, durch das Weichen der Anker auf dem Felsgrunde in Gefahr, zerrissen zu werden.

Dieser unglückliche Umstand brachte augenblicklich einen Stillstand in dem bereits begonnenen Zuge. Alle Truppen, welche noch diesseits des Rheins standen, machten Halt und blieben da, wo sie standen. In dem hiesigen Dorfe befand sich damals ausser sehr vielen Wagen und Geschützen die ganze Brigade des Uerrn Generals von Hörn, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, sodann bei- nahe die ganze Division des russischen Herrn Generals I^angeron.

Es folgen Klagen über die Requisitionen, besonders der Russen, dann heisst es wörtlich weiter:

Ich darf nur bemerken, dass mehrere Tausend Krieger ohne Ordnung und Mässigung die ganze Nacht vom 1. auf den 2. Januar nahmen, was sie fanden und für ihren Wunsch geeignet war, dass, als den 2. Januar die preussische Brigade abmarschierte, die Russen zu Tausenden noch zurückblieben, die Foura- gierung den ganzen 2. Januar bis zur Hälfte des 3. fortsetzten und erst gestern den 5., des Morgens um 7 Uhr ihr Bivouak in dem hiesigen Ort verliessen u. s. w.

Schreiber bemerkt noch, dass die Schiffbrücke in eine fliegende Brücke verwandelt sei.

2. Der Amtsbericht d. d. Caub den 11. Januar 1814.

Wenn der Inhalt dieses kurz und flüchtig geschriebenen Berichtes des Amtmanns, also des berufensten Berichterstatters, hinter der gehegten Erwartung weit zurückbleibt, so ist zu berücksichtigen, dass der Verfasser, wie seine Personalakten ergeben, kränklich und zu angestrengter geistiger Arbeit nicht mehr fähig war und sich deshalb, wohl infolge der Anstrengungen, welche der Übergang ihm aufgeladen, erst 10 Tage nach dem Ereignisse in der Lage fand, einen Bericht zu erstatten, der übrigens auch nur das Notdürftigste bringt.

An herzogliche Marsch- und Einquartierungscommmission. Hofgerichtsraths von Heusser gehorsamster Bericht, Kriegsvorfälle betr.

Der Hauptheerzug dahier über den Rhein von mehr als 60 m. Mann (die genaue Anzahl lässt sich wegen gählinger Ueberhäufung gar nicht bestimmen) ist nun vorüber. Was aber die hiesigen Amtsortschaften, sonderheitlich Caub, Weisel, Dürscheid und Sauerthal und von diesen wieder vorzüglich Caub und Weisel an Drangsalen, Schrecken, Kosten, Plünderungen und sonstigen Schäden ausgestanden haben, übertriff't alle Beschreibung. Alle vordem Kriegsunruhen und Kosten zusammen genommen sind ein Schattenwerk gegen die diesmalige.

Der Truppenzug war natürlicher weis nach der Voraussetzung, dass die Pontonsbrücke in angemessenem Zeiträume zu Stande kommen werde, abgemessen und angeordnet. Nun aber ward die Aufschlagung der Brücke, weil sie wegen allzu starkem Strohm des Flusses jenseit der Pfalz mehrmal verunglückte, erst den 2. Tag vollendet. Inzwischen wuchs die Anzahl der Truppen dahier der- massen stark an, dass alle Häuser in (\iub und Weisel von unten bis oben hinaus voll waren und viele Einwohner ihr Nachtlager auf ihren Speichern nehmen mussten; ich selbst habe nebst einem preussischen Rittmeister, der

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schon 4 Wochen gefährlich krank bey mir liegt, 2 Generäle, 10 andere Offiziere und eine grosse Anzahl von Bedienten und Pferden aufnehmen müssen.

Zu :?leicher Zeit haben mehrere Tausende dahier und in Weisel herum bivouaquirt, für welche Holz, Brot, Fleisch, Wein, Brandwein und Fourage für die ungeheure Anzahl Pferde ebenfalls hergeschafft werden musste. Da nun das vorräthige Brennholz für die unterm freyen Himmel gelagerte nicht zureichte, so haben alle Planken in den Gärten, ja die Thüren selbst, die Pfähle in den nahen Weinbergen, zum Teil auch Weinstöcke, und zu Weisel nebst den Thüren an Häuser und Ställen, Fuhr- und Ackergeschirr zum Brand herhalten müssen. Das härteste für mich insonderheit war, dass ich gar keine Hülfe hatte und alle Last allein auf mir läge ' ) und die grösste Drangsale für mich ist aus dem endlichen Fouragemangel entstanden, ich habe die gröbsten Insolentien von russischen Offizieren erdulden müssen uml ward endlich genöthigt, den übrigen ihnen verrathen wordenen herrschaftlichen Hafervorrath, nachdem davon dem preussischen Commiseär, der schon vorhin das Ganze in Beschlag genommen hatte, t)4 '/i Malter abgegeben worden waren, herzugeben, doch sind wegen dem gähliug erfolgten Abmarsch noch 28 Malter übrig geblieben.

Bei der allzugrossen Zudringlichkeit der Russen (gestalten man bey deren Befehlshabern gar kein Gehör fand) wendete ich mich mittelst einer per Expressum abgeschickten lamentabeln Vorstellung an des Herrn Feldmarschalls von Blücher Excellenz, woher ich denn abschriftlich nebengehende sehr tröstliche Antwort erhielt, obgleich die versprochene Absendung eines Officier mit Gensdarmes nicht erfolgt ist.

Die pontons Brücke wurde zwar bald hernach abgebrochen, dagegen aber auf Befehl des russischen Herrn Obergenerals von Langeron, wovon hierbey Abschrift folgt, eine fliegende Brücke erbaut, worüber dann bis zum Eintritt des Eisgangs im Rhein tagtäglich noch viele Nachzügler, hauptsächlich an Bagage- wägen und sonstigen Fuhren gingen, und gewöhnlich dahier übernachteten. Auch befinden sich noch wirklich dahier 53 Mann (worunter 7 Offiziere) und 41 Pferde einquartiert. Wir bedürfen daher noch immer vieler Fourage und gleichwohl ist hieran wie auch an baareni Gelde in der Stadt-Casse, ja auch bey den einzelnen Bürgern fast durchgängig gänzlicher Mangel, Weswegen ich eine hochlöbliche Commission um hochgefällige Verfügung einer schleunigen Beyhülfe an Fourage und seiner zeitigen Vertheilung unserer diesmaligen ausser- ordentlichen Kriegslasten auf die minder belästigt gewesenen Gemeinden ehr- furchtsvoll bitten muss.

Caub den H. Januar 1814.

V. He US 88 r.

') Diese Klafje des Amtmanns, in den Tagen des Übergangs ohne alle Beihülfe gelassen zu sein, ist begründet, da nach Ausweis der Akten der nassaihsche Kriegsrat Geyer aus Wiesbaden, der sich am l. Jiinuar in Caub befand, noch an demselben Tage nach Wiesbaden zurückkehrte.

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II. Blüchers Quartier in Caub.

Der vorstehendea Arbeit liegt im wesentlichen ein Vortrug .zu Grunde, welchen ich am 6. Februar d. J. zur Erinnerung an den vor 75 Jahren erfolgten Übergang der schlesischen Armee bei Caub hielt. In diesem Vortrage suchte ich auch die örtlichen Überlieferungen zur Geschichte dieses Vorganges zu sammeln und zu sichten. Nicht zu umgehen war es, dasa hierbei die Frage, in welchem Hause in Caub Blücher in jenen Tagen gewohnt hatte, zur Erörterung kam und zwar umsomehr, als bei der patriotischen Gedenkfeier, welche am 1. Januar d. J. in Caub stattgefunden hatte, an einem Hause daselbst, dem früher Kilp'schen Hause, der jetzigen „Stadt Mannheim", eine Gedenktafel angebracht und feier- lich enthüllt war, welche besagt, dass Feldmarschall Blücher am 1. Januar 1814 dort sein Quartier gehabt habe. Nach den mir vorliegenden Nachrichten glaubte ich mich in jenem Vortrage dahin aussprechen zu müssen, dass diese Annahme nicht richtig sei^ dass der Feldmarschall nicht in diesem Hause, sondern im Amthause bei dem Amtmann von Heusser gewohnt habe.

Bei dieser Lage der Sache stand ein so weit wie möglich gehender Wider- spruch zu erwarten, als ich meine, die Ansprüche jenes Hauses auf die Gedenk- tafel verneinende Ansicht aussprach. In der That hat es denn auch an einem Kampfe um das Für und Wider, welchem der Rheinische Kurier damals bereit- willig seine Spalten öffnete, nicht gefehlt. Wenn ich nochmals auf die Frage zurückkomme, so geschieht dies nicht ohne Widerstreben, da der eigentlich ge- ringfügige Gegenstand in keinem Verhältnis zu der aufzuwendenden Mühe steht.

Die mehrfach gegen meine Ansicht, dass Blücher bei dem Amtmann von Heusser, nicht aber bei Kilp wohnte, vorgebrachten Einwendungen haben die Folge gehabt, dass ich das von mir und auch von entgegengesetzter Seite vorgebrachte Material wiederholt eingehendst und ohne irgend welche Vorein- genommenheit geprüft habe. Bei dieser mehrfachen Beschäftigung mit der Frage habe ich jedoch nicht die Überzeugung gewinnen können, dass die dafür auf- gestellten Gründe, dass der Feldmarschall im Kilp'schen Hause gewohnt habe, diese Annahme als thatsächlich richtig erweisen können.

Wenn von einer zur Sache nichts bedeutenden Erzählung eines ungenannten alten Einwohners von Caub') abgesehen wird, so stützt sich die Annahme, Blücher habe im Hause des Weinhändlers Kilp gewohnt, lediglich auf zwei Quellen, nämlich

1. auf die Darstellung des Rheinübergangs Blüchers in mehreren Jugend- schriften des O. von Hörn, '

2. auf eine entsprechende Tradition der Familie Kilp.*)

•) Rhein. Kurier 1889, No. 72. *) Der Aufsatz ,BIücherfoier in Caub" im Rlwin. Kurier 1889, Xo. 2 gibt im wesentlichen den Bericht Oertela wieder. Der von der Kölner Zeitung 1888, Xo. 362 gebrachte, von dem Lehrer Kiilzer zu Holsterhausen bei Essen eingesandte längere Bericht über den Rheinübergang, welchen der Einsender im Nachlasse seines Grossvaters gefunden haben wollte, ist gleichfalls, wie Külner Zeitung 1889, Xo. 3 nach- gewiesen wurde, den Erzählungen Oertels entlehnt. Eine Besprechung dieser beiden Aufsätze ist deshalb nicht erforderlich.

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>'ach einer nicht unwahrscheinlichen Angabe') hat 0. von Hörn freund- schaftliche Beziehungen zu mehreren Familien in Caub gehabt und sich dort öfters aufgehalten; es ist unverkennbar, dass seine Erzählung und die Tradition des Hauses Kilp unter sich in Zusammenhang stehen, wenn auch nicht mehr ermittelt werden kann, welcher Art dieser Zusammenhang ist, ob Oertel (Hörn) jene Tradition des Hauses geschaffen hat oder ob er aus dieser schöpfte, jedenfalls aber verlieren beide Zeugnisse hierdurch erheblich an selbständigem Werte. Die Erzählung Oertels, dass Blücher bei der Witwe Kilp gewohnt habe, findet sich, soweit ich sehe 1. in der ohne Jahr erschienenen, in fünfter Autlage mir vor- liegenden Erzählung „Das Büchlein vom Feldmarschall Blücher"; 2. in der 1879 erschienenen Erzählung: „Blüchers Schützling", 3. in einer Erzählung in der Zeitschrift: „Aus der Maje", die mir nicht zugänglich war.

In allen diesen Erzählungen leitet Oertel seinen Bericht über den ßhein- übergang damit ein, er sei Augenzeuge desselben gewesen und somit ein zuver- lässiger Gewährsmann.

Dass Oertel Augenzeuge der Vorgänge in Caub gewesen 'sei, ist mit Nach- druck als besondere Stütze seines Berichtes angesehen worden; unter andern ist ausdrücklich gesagt worden'), dass Oertel dem Rheinübergange persönlich beigewohnt habe, sein Yater sei damals (1813) Pfarrer in MauRbach gewesen und sei mit dem Pfarrer Ahles in Caub befreundet gewesen.

Diese Annahmen sind jedoch nicht zutreffend und beruhen wohl auf einem Missverständnisse der Worte Oertels. Augenzeuge des Rhein Übergangs ist Oertel in Caub selbst sicherlich nicht gewesen und in diesem Sinne sind seine Worte nicht zu verstehen. Dass er ein damals 15 jähriger Knabe von seinem Heimatsorte Manabach aus die Vorgänge am linken Rheinufer, besonders bei Rheinböllen gesehen hat, erscheint glaubwürdig und konnte er sich so allerdings im weiteren Sinne des Worts als Augenzeuge betrachten; aber dass er am 31. Dezember 1813 in Caub selbst, wo schon tagelang vorher kein Fremder und gewiss am wenigsten ein französischer Unterthan vom linken Rheinufer mehr zugelassen wurde und sich ebenso wie Röder an dem Hause, in welchem der Feldmarschall abstieg, befand, das bleibt doch nachzuweisen. Nicht besser steht es mit der Glaubwürdigkeit seiner Darstellung der Vorfälle in Caub in jenen Tagen. Abgesehen von der berührten Erzählung über Blüchers Quartier, die vorläufig dahingestellt bleiben mag, verdanken wir ihm noch die Kunde von einer weiteren Episode aus Blüchers Leben. Und selbst, falls Oertel nicht der Urheber dieser Erzählung, auf welche wir jetzt kommen, sein sollte, so ist doch in der ganzen Darstellung seine ausschmückende Hand schwer zu ver- kennen. Oertels mehrfach als Quelle für anderweitige Darstellungen benutzte Erzählung lautet kurz: „Bei anbrechender Dunkelheit traf Blü(>her in Caub ein und nahm bei Kilp Quartier. Kaum augelangt, begab er sich mit seinem Stabe in das Haus des protestantischen Pfarrers Ahles und sagte diesem, er solle die Kirche öffnen, weil er die Schiffer der Stadt dorthin habe bescheiden lassen. Er sell)st, der Pfarrer nämlich, möge seinen Ornat anlegen und mit ihm zur Kirche gehen, wo die Schiffer in Eid und Pflicht genommen werden sollten.

*) Rhein. Kurier a. ». O. 'j Rhein. Kurier a. a. O.

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Der Geistliche beeilte sich, dem Gebote Folge zu leisten, und nach kurzer Frist traten sie in die Kirche, wo Kopf an Kopf die Schiffer (und fast die ganze Männerzahl bestand aus solchen) versammelt standen, nicht ohne än"-3tliche Erwartung dessen, was da kommen sollte. Der Feldherr redete sie in kräftig- soldatischer Weise an, indem er ihnen eröffnete, dass er hier den Rhein über- schreiten werde und dazu ihrer besonders ])edürfe, denn das Schla^-en der Brücke könne nicht mit solcher Schnelle vor sich gehen. Schlag zwölf diese Xacht werde er die Vorhut übersetzen lassen, und zwar in ihren Kähnen. Er erwarte von ihnen als guten Deutschen treue Hülfe und darauf sollten sie ihm den Eid der Treue leisten. Hierauf wandte er sich an den evangelischen Pfarrer Ahles und bat ihn, die Leute auf den Eid vorzubereiten. Tief ergriffen von dem herrlichen Momente, sprach dieser aus voller Seele heraus, wiederum tief <lie Hörer ergreifend, und mit voller Begeisterung leisteten die Männer den Eid. Auf Befehl des greisen Feldherrn blieben sie alle bis zur Entscheiduno-sstunde in der Kirche versammelt."

Was die angebliche Beteiligung Blüchers an der hier geschilderten Scene betrifft, so " wird man schon bei oberflächlicher Betrachtung Anstand nehmen müssen, dem Oberfeldherrn, der nach langer Tagesfahrt ermüdet in sein Quartier gekommen war und dessen in der Nacht grosse, schwierige Aufgaben harrten, ohne zwingende Gründe ein solches in das Einzelne gehende Eingreifen zuzu- schreiben. Eine Veranlassung, die Instruierung der Schiffer in eigener Person vorzunehmen, lag für den Feldmarschall nicht vor. Weiter und besonders müssen wir Anstand nehmen an der Erzählung, dass der Feldmarschall nassauische Unterthanen für ihre, dem preussischen Armeekomniando zu leistenden Hand- dienste vereidet haben soll; es ist nicht wahrscheinlich, dass derselbe be- sonders bei den damaligen politischen Verhältnissen sich diesen Eingriff in die Hoheitsrechte des Herzogs von Nassau gestattet haben sollte. Doch braucht man sich mit Beibringung weiterer Gründe, welche die Unwahrscheinlichkeit jener Erzählung Oertels darthun, nicht zu bemühen, da es genügt, dieselbe mit dem Berichte eines wirklichen Augenzeugen, nämlich Röders, zusammenzuhalten, um sie sofort als sagenhaft zu erkennen.

Röder berichtet^) wörtlich: „Gegen Abend am 31. Dezember Hess der Kommandant der Stadt Caub, Major von Klüx, alle Schiffer des Orts um 6 Uhr in der reformierten Kirche versammeln. Hier erschien der protestantische Geist- liche Inspektor Ahles mit dem Freiherrn von Klüx. Der erstere richtete eine kurze erhebende Ansprache an die Schiffer, um sie zu einer patriotischen That und zum pünktlichen Gehorsam gegen die Befehle des Stadtkommandanten zu bestimmen. Dann sprach dieser zu den Männern, eröffnete den Plan des Rhein- überganges und die Absicht, die Schiffer an diesem I'nternehmen zu beteiligen. Er gab Anleitung und Befehle, Hess truppweise die Schiffer sich in Sektionen ordnen und Anführer ernennen, hielt dann alle Männer in der verschlossenen Kirche bis zu einer späteren Stunde zurück, damit kein Verrat des Unternehmens vor dessen Ausführung möglich werde."

') S. 26.

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Hier stellt sich der Torgang ganz anders dar! Gegen die volle Glaub- würdigkeit dieses einfachen und offenbar wahrheitsgetreuen Berichtes Röders ist nicht die geringste Einwendung zu erheben und kann derselbe ohne jegliches Bedenken als thatsächlich richtig angenommen werden. In einem gewissen Masse wird diese Erzählung Röders gestützt durch den Bericht, mit welchem der Stadtvorstand von Caub die Rechnung über die am 31. Dezember der preussischen Armeeverwaltung gelieferten Baumaterialien der herzoglichen Regie- rung zur Liquidation einreichte. Hier heisst es: .,Am Abende des 31. wurde der Ortsvorstand von Caub durch mehrere Offiziere mündlich aufgefordert, alle vorhandenen Schiffsfahrzeuge auszuliefern, auch alle zum Schlagen einer Schiff- brücke erforderlichen Materialien, soviel nämlich von selten des Militärs dazu nötig erachtet werden würde, aufs schleunigste herbeizuschaffen. Da dieser Requisition nicht auszuweichen war, musste geliefert werden wie folgt u. s. w.** Diese Bemerkung bestätigt, was übrigens auf der Hand liegt, dass Einzelheiten des l'nternehmens durch Generalstabs-Offiziere geordnet wurden. Endlich ist eine sehr wesentliche Bestätigung dieses Berichts Röders zu entnehmen aus dem Schreiben, welches die Stadt Caub am 2. Januar 1815 in Yeranlassung einer Feier, welche zur Erinnerung an den ein Jahr vorher erfolgten Über- gang dortselbst stattgefunden hatte, an den Feldmarschall richtete, sowie aus des letzteren Antwortschreiben') vom 20. Januar 1815. In dem Schreiben der Stadt heisst es: „Am Vorabende des neuen Jahres, und zwar um 6 Uhr, in der nämlichen Stunde, wo die hiesigen Schiffer in der Kirche zu dem mit ihnen vorgehabten Zwecke versammelt waren, versammelt sich jetzt die gesamte hiesige Einwohnerschaft u. s. w." Blücher berührt in seinem Antwortschreiben diesen für ihn offenbar nur nebensächlichen Punkt überhaupt nicht. Wäre aber der Verlauf der Sache so gewesen, wie Oertel erzählt, hätte insbesondere die von ihm geschilderte Beteiligung des Feldmarschalls an den Vorgängen in der Kirche und eine Vereidigung der Schiffer durch ihn so stattgefunden, so würde die angeführte Stelle des Schreibens eine ganz andere Fassung erhalten haben.

Oertels Bericht über Blüchers Quartier und über die Vorgänge in der Kirche sind so ziemlich die einzig selbständigen und zugleich auch wesentlichen Teile seiner Darstellung des Rheinübergangs; wenn schon der wichtigste Teil dieser Erzählung, die Scene in der Kirche, sich als eine, dem Novellisten freilich zustehende Ausschmückung erweist, so müssen wir doch Anstand nehmen, den Rest dieser Erzählung als geschichtlich beglaubigt zu betrachten. So wenig man berechtigt ist, an den Xovellenschreiber die Forderung unbedingter geschicht- licher Treue zu stellen, so wenig soll man aber auch seine Erzählungen als Geschichtsquellen ansehen.

Übrigens soll nebenbei hier noch auf einen recht auffälligen Umstand in der Erzählung Oertels aufmerksam gemacht werden. Hier ist nämlich die Persönlichkeit, welche bei Kilp in Quartier lag, und welche die Rede in der Kirche hielt, eine und dieselbe, nach Oertels Auffassung in beiden Fällen der

') Beide im Stadtarchiv zu Caub befindlichen Schreiben sind veröffentlicht im Rhein. Kurier 18S8, No. 362.

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Feldmarscliall. Dnroli Köder wissen wir aber, dass der Stadtkommandant Major von Kliix die Anrede in der Kirche liiolt, weiterhin .stoht aus den f]in- quartierungsakten feat^ dass derselbe >rajor von Klüx seit dem 14. November 181;} bei Kilp in Quartier la^. Ohne der weiteren Darstellung hier vorgreifen zu wollen, soll hier doch bemerkt werden, dass hier leicht der Ursprung der Tradition der Familie Kilp, dass Blücher in ihrem Hause gewohnt habe, gesucht werden kann.

Hiermit kommen wir auf die Tradition der Familie Kilp. Wir erfahren'), dass eine alte Dame in Bonn von ihrem Oheim Kilp gehi»rt habe, Blücher habe sein Quartier im Kilp'schen Hause gehabt; das Gleiche meldet ein mir vor- liegender Privatbrief vom 0. Dezember 1888 mit der Angabe, dass damals für den Feldmarschall und den ganzen Generalstab der Glühwein in. Waschkesseln gekocht sei. W^enn, wie wir später sehen werden, bei Kilp die Stabswache in Quartier lag, so sind wir in der Lage, diesen letzteren Teil der Sage des Hauses richtig zu stellen; dem sonstigen, die Person des Feldmarschalls be- treffenden Teile der Sage ist die Behauptung entgegenzustellen, dass dieselbe auf einem Irrtum und auf der Verwechslung des Feldmarschalls mit einem wirklich bei Kilp einquartiert gewesenen Offizier beruht. Verwechslungen solcher Art sind sogar in amtlichen Schriftstücken nicht selten. So ist schon vorhin '-) angegeben, dass bei dem Durchmarsche des Corps durch Limburg der Oberst von Müffling mit dem General Gneisenau verwechselt wurde; in den Rechnungen finden wir zum 1. Januar den General von Steinmetz als Einquartierung in Kloster Schonau, während derselbe in Wirklichkeit nicht anwesend war und der Kommandeur der früher von Steinmetz geführten Brigade, der Prinz Wilhelm von Preussen gemeint ist.

Es ist hier zunächst darauf hinzuweisen, dass dieser Tradition des Hauses Kilp kein anderes Beweismittel zur Seite steht, als die Erzählung Oertels, welche, wie schon gezeigt ist, auf schwachen Füssen steht.

Der bei der Untersuchung der Frage wesentlich in Betracht kommende Zeuge ist der Amtmann selbst, dessen Bericht über die Ereignisse vom 1. Januar vorhin mitgeteilt ist. Hierbei sind schon die Gründe hervorgehoben, aus welchen der Inhalt dieses Berichtes wenig befriedigend ausgefallen ist. Diese Be- merkung gilt besonders bezüglich des die schwebende Frage betreffenden Teiles dieses Berichtes; der Amtmann sagt nur, er habe zwei Generale und 10 andere Offiziere und eine grosse Zahl von Bedienten und Pferden aufzunehmen gehabt. Leider nennt er die Namen dieser Generale nicht, aber dass unter dieser Ein- quartierung des Amtmanns nur an das grosse Haupt(|uartier mit dem grösseren

') Rhein. Kurier, 1889, Xo. 72. ^) Verfjl. S. 206. "Wie leicht solche Traditionen entstehen können, zeigt die mir vorliegende briefliche Mitteilung einer Dame in Wiesbaden, nach welcher dieselbe von ihrer Schwiegermutter stets gehört hat, dass Blücher am 31. Dezember in deren Hause zu "Weisel, im Pfarrhause daselb'ft, gerastet und einen Imbiss genommen habe, während es feststeht, dass der in Frage stehende Schwiegervater dieser Dame erat ISIS Pfarrer in Weisel wurde. Ebenso ▼erweise ich auf die am Schlüsse zu bringende Mitteilung, dass im Jahre 1864 sowohl Schiffer von St. Goarshausen wie von Welmich behaupteten, Blücher im Nachen über den Rhein ge- fahren zuhaben; auch diese Tradition wird einer genaueren Prüfung nicht Stich halten können.

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Teile des Stabes desselben zu verstehen ist, zeigt die Fassung dieser Stelle powie die Wahl des Hauses, welches wegen seiner grossen Frontlänge und seiner Lage am Rhein gerade an der Stelle, wo die Brücke geschlagen wurde, einzio- und allein von allen Häusern in Caub zur Aufnahme des grossen Haupt- quartiers geeignet war. In den Einquartierungs-Rechnungen von Caub ist für den 31. Dezember und 1. Januar der Amtmann mit der Lieferung der Rationen für 180 Pferde aufgeführt. Nach einer in den Akten vorliegenden Nachweisung führte das grosse Hauptquartier 190 Pferde mit sich; ziehen wir hiervon die Pferde von Generalstabs-Oftizieren-, welche, wie sich zeigen wird, bei Kilp in Quartier la^en, ab, so lässt sich aus dieser Lieferung des Amtmanns die Ver- mutung völlig begründen, dass das grosse Hauptquartier bei ihm lag.

Es ist eingewendet worden, dass das grosse Hauptquartier aus mehreren Gründen nicht habe in daa Amtshaus gelegt werden können.*)

So ist behauptet, die Dienstwohnung des „in bescheidenen Verhältnissen lebenden" Amtmanns habe sich mit dem Wohnhause des opulenten Weinhändlers Kilp nicht messen können. Gegen diese Behauptung bestehen doch die erheb- lichsten Zweifel. Der Amtmann von Heusser lebte nicht in bescheidenen Ver- hältnissen, sondern war vermutlich der wohlhabendste Einwohner von Caub, wie er ausserdem seinem Range nach die erste Person der Stadt war.

Aus einer alten pfälzischen Beamtenfamilie zu Bacharach stammend, wurde er am 24. Juli 1700 in den Adelstand erhoben, er war kurpfälzischer Hofgerichtsrat, Obereinnehmer von Bacharach und Zollschreiber zu Caub und starb unverheiratet am 11. August 1815 im Badhaus zu den Lilien in Wiesbaden. Als Zollschreiber wurde er 1804 bei Aufhebung der Rheinzölle mit 2000 fl. jährlich pensioniert und bezog ausserdem als Amtmann ausser Naturalien ein weiteres jährliches Bargehalt von 1182 fl.; bei seiner Pensionierung wird er in den Akten als der bestsituierte Beamte des Herzogtums bezeichnet mit dem Hinzufügen, dass er und sein Vater zusammen 63 Jahr Zollschreiber zu Caub o-ewesen seien und als solche jährlich eine Einnahme von durchschnittlich 4000 fl. bar gehabt hätten. Wo bleiben da die „bescheidenen Verhältnisse des Beamten?" Von weiteren erhobenen Gegengründen soll nur erwähnt werden, dass das Verbot, nach dem Rheine zu Licht zu brennen, und der mit Anwesenheit des Hauptquartiers unvermeidliche Lärm die Wahl des Amthauses zum Haupt- quartier unthunlich gemacht hätten. Aber Henckel*) bezeichnet es geradezu als auffallend, dass die ungewöhnliche Beleuchtung der Häuser und der am Rheinufer herrschende Lärm die französische Wache nicht aufmerksam gemacht habe wodurch jener Einwand widerlegt ist.

Kehren wir nach dieser Abschweifung zu dem Berichte des Amtmanns

zurück.

Zunächst sind die Generale festzustellen, welche am 31. Dezember und 1. Januar in Caub einquartiert waren. Die Generale von Hünerbein und von Katzler befanden sich bei der Avantgarde und setzten mit dieser über, General von Hörn lag bei dem Pfarrer Heye zu Welterod und Prinz Wilhelm von

>) Rhein. Kurier a. a. O. ») S. 242.

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Preuäsen in Kloster Schimau. Nach einer in den Aktea befindlichen Angabe des Pfarrers Heye verliess Hörn sein Quartier am 1. Januar morgens 10 Uhr. Es bleiben also übrig der Feldmarschall selbst und aus seinem Stabe der General- heutenant von Gneiseuau und die Generalmajore von Müffling, Generalquartier- meister des Stabes, und von der Goltz, sodann der Kommandeur des 1. Armee- corps General von York. Diese fünf Generale') waren vom 31. Dezember bis 2. Januar in Caub einquartiert.

Wenn nun der Amtmann sagt, er habe zwei Generale im Quartier gehabt, so konnte man zunächst versucht sein, an Mütfling und Goltz zu denken. Zwingende Notwendigkeit hierzu liegt jedoch nicht vor, ebenso gut können Blücher und Gneisenau gemeint sein. Da der kränkliche und «lit Geschäften überhäufte Amtmann erst am 11. Januar dazu kam, seinen überdies noch flüchtigen Bericht an die Regierung zu schreiben, kann es nicht auffallen, wenn er eines nebensächlichen Umstandes, seiner eigenen Einquartierung, nur nebenbei Erwähnung thut und die beiden Hauptpersonen seiner EirnjuartieruDg nur schlechthin Generale nennt, ohne sich die Mühe der vollen Wiedergabe ihrer Titel zu geben; nur deshalb sind die beiden hervorragendsten Personen so bezeichnet, um die von ihm getragene Last hervorzuheben. Ob sich vielleicht noch sonst Generale untergeordneten Ranges unter den bei ihm einquartierten 10 Offizieren des Stabes befanden, konnte ihm für den Zweck seines Berichtes gleichgiltig sein, und dürfte ihn überhaupt nicht viel gekümmert haben; bezüglich der genannten MüfFliug und Goltz ist auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass er den Rang beider nicht einmal kannte, da dieselben kurz vorher zu General- majors befördert waren und daher vielleicht sogar noch die bisherige Regiments- uniform, nicht aber schon Generalsuniform trugen. Weiterhin aber kennen wir einen dieser bei dem Amtmann einquartierten beiden Generale aus dem Briefe, welchen Gneisenau am 1. Januar 1814 aus Caub an Justus Grüner schrieb.*) Hier heisst es u. a.: „Hier sitze ich an einem Fenster, unter welchem die Truppen der schlesischcn Armee über den Rhein setzen. 16 Ba- taillone sind bereits übergeschifFt. Die Brücke ist zu drei Vierteilen fertig. Wenn sie vollendet sein wird, werden Geschütz und Kavallerie übergehen. Der Feind leistete wenig Widerstand und hat sich nach einigen Schüssen fort-

^j Im „Daheim", Jahrgang 1867, S. 58 wird erzählt, wie der spätere General Vogel von Falkenstein, damals Freiwilliger im ostpreussischen Jägerbataillon des Majors von KliLi, bei dem Übergänge in Caub durch den General von Hiller dem Feldmarschall vorgestellt worden sei. Hier liegt insofern ein Irrtum vor, als Hiller damals noch Oberstlieutenant war, vergl. Plotho III, Beilage II. *) Abgedruckt bei Pertz- Delbr ück, Gneisenau IV, S. 142. Vergl. meine Mitteilung im Rhein. Kurier, 1889, No. 142. Die Nachschrift des Briefes, welchen Blücher offenbar um dieselbe Zeit an den Oberstlieutenant von Rühle nach Frankfurt schrieb. Pertz, Gneisenau III, S. 610, vergl. oben S. 229 Anmerk. 2, stellt sich bei Ver- gleichung als Auszug aus diesem Briefe Gneisenaus dar; auch Blücher sagt wörtlich: „der Feind hat keinen bedeutenden Widerstand geleistet." Hat demnach, was die Ver- gleichung beider Briefe evident macht, Blücher bei Abfassung jenes Briefes an Rühle den Brief Onoisenaus un Grüner zur Einsicht vorgelegen, so kann man mit Fug und Recht annehmen, dass beide Generale in demselben Zimmer des Amthauses zusammen gearbeitet liab en.

16

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begeben. Einige Kanonen wollten Widerstand leisten, die Schützen gingen im Trab darauf los und die Geschütze flohen im vollen Jagen davon. Das Haupt- quartier begibt sich noch heute nach Bacharach, welcher Ort von unseren Truppen genommen ist.^

Der Brief ist offenbar bald vor 4 Uhr nachmittags, um welche Stunde die Brücke riss, geschrieben. Der Inhalt des Briefes lässt keine andere Deu- tung zu, als dass Gneisenau denselben in seinem eigenen Quartier, von dessen Fenstern aus er den an der Stelle selbst erfolgenden Übergang der Truppen beobachten konnte, schrieb und dieses Haus kann nur das Amthaus sein. Somit war Gneisenau, der Chef des Stabes Blüchers, der eine der beiden bei dem Amtmann einquartierten Generale. Es ist feststehender militärischer Brauch, dass wenn eben thunlich, der Chef des Generalstabes sein (Quartier bei seinem kommandierenden General hat, und da kein Hindernis bestand, in dem vor- liogenden Falle nach dieser Regel zu verfahren, so ist nach keiner Richtung hin abzusehen, weshalb nicht der zweite bei dem Amtmann wohnende General der Feldmarschall Blücher selbst war. In dem vorliegenden Falle haben wir ausserdem auf das vertraute freundschaftliche Verhältnis zwischen diesen beiden Generalen hinzuweisen, welches es von vornherein wahrscheinlich macht, dass beide hier wie überall nicht nur zusammen wohnten, sondern auch wie sich aus der unten in Anmerkung nachgewiesenen fast wörtlichen Übereinstimmung ihrer am Nachmittage des 1. Januars geschriebenen Briefe abnehmen lässt, in ein- und demselben Zimmer zusammen arbeiteten. Vom militärischen Stand- punkte konnte überdies nur dieses TIaus für das Hauptquartier gewählt werden, aus dessen Fenstern man die Brücke und den Rhein unmittelbar überschaute. Dass kein äusserer Umstand die beiden Generale von der Wahl dieses als Beobachtungspunkt allein geeigneten Hauses in Caub abhalten konnte, ist, was nochmals wiederholt werden soll, schon vorhin nachgewiesen.

Weiterhin aber sind wir in der Lage, die direkte Aussage eines Augen- zeugen dafür, dass Blücher bei dem Amtmann einquartiert war, beibringen zu können. Dieser Augenzeuge ist der spätere Pfarrer und Schulinspektor Rüder, auf dessen lesenswerte Schrift ') hier besonders aufmerksam gemacht werden soll.

Köder sagt S. 25 seiner Schrift: „Verfasser dieser Skizze, damals noch Gymnasiast, war zufällig in den Weihnachtsferien in seiner Vaterstadt Caub anwesend und berichtet von hier als Augenzeuge und lebhafter Teilnehmer an jenem merkwürdigen Übergang der schlesischen Armee, soweit er in seiner privaten Stellung mitwirkend sich beteiligen konnte"; sodann daselbst S. 26: „Um 4 Uhr des Nachmittags hielt auch der greise Marschall Vorwärts mit grossem militärischem Gefolge seinen Einzug in die Stadt und wurde im sogen. Amthause vor dem Zoll einquartiert."

Dieser Bericht, dem noch die Versicherung vorhergeht, dass der Bericht- erstatter das Erzählte als Augenzeuge gesehen habe, meldet somit mit vollster

•) Rüder. Der Rheiniibergang des Feldmarschalls Blücher mit der schlesischen Armee bei Caub am 1. .Januar 1814. Ein Xeujahrsblatt aus der deutschen Geschichte vor fünfzig Jahren. Wiesbaden 1863.

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und jeden Zweifel ausschliessender Bestimmtheit, däss der Feldmarschall im Amthause gewohnt habe.

Diesem ganz bestimmten Zeugnisse gegenüber ist nun behauptet worden, dass Rüder sich geirrt habe und dass ferner sein Zeugnis ohne Bedeutung sei, da er durch eine Bemerkung in dem Vorworte zu seiner Schrift allen von ihm berichteten Nebenumständen die Qualität von geschichtlichen Daten genommen und deren Glaubwürdigkeit von der Übereinstimmung mit anderen Überlieferungen abhängig gemacht habe.') Da wir, wenn dies richtig ist, in Rüder einen Schrift- steller kennen lernen, der schon in der Einleitung zu seiner Schrift die Glaub- würdigkeit seiner ganzen Erzählung vernichtet, so lohnt es sich wohl, diese sonderbare Vorrede näher anzusehen. Hier heisst es: „Was ich in nachstehender Skizze berichte, habe ich als Augenzeuge aus selbsteigener Beobachtung ge- schöpft, doch auch zur Sicherstellung der Thatsachen die Stimmen anderer Augenzeuge zu sammeln gesucht, und besonders des Herrn Jac. Müllers ^) Notizen benutzt. Sollten dennoch etliche Fehler untergelaufen sein, was in einem so bunten Gedränge rasch vorübereilonder Vorfillle leicht möglich ist, so wird es für die Geschichte nur nützlich sein, wenn andere Sachkundige meine Dar- stellung berichtigen und ergänzen u. s. w."

Diese Worte sind jedoch nichts wie die bekannte, bei allen Schriftstellern beliebte und uns überall aufstossende Bescheidenheitsphrase, deren Wert leicht zu ermessen ist; dieselbe mag immerhin auch Geltung haben für jene Teile der kleinen, nur 40 Seiten umfassenden Schrift, in welcher die politischen Er- eignisse jener Zeit überhaupt dargestellt werden, ganz gewiss aber nicht für die Seite 25 der Schrift beginnende Darstellung des Übergangs selbst, die aus- drücklich mit den Worten eingeleitet wird, dass Verfasser von hier ab als Augenzeuge das erzähle, was er selbst gesehen. Wenn Röder nun selbst über- zeugt gewesen wäre, dass er auch die wenigen Einzelheiten, welche er als selbst beobachtet erzählt, nicht hinlänglich verbürgen konnte, wozu hat denn der Mann, den noch lebende Bekannte desselben als durchaus gewissenhaft rühmen, überhaupt jene Schrift veröffentlicht und ausserdem als ehrlicher Mann nicht Anstand genommen, bei der am 1. Januar 1864 in Caub stattgefundenen Festfeier in einer offiziellen Festrede in Gegenwart aller Spitzen der Behörden des Herzogtums seine Erzählung vorzutragen, wo er doch Gefahr laufen musste, von den anwesenden Caubern des Irrtums geziehen zu werden'?

Diese Feier, welche am 1. Januar 1864 in Caub zur Erinnerung an die fünfzigste Wiederkehr des Überganges begangen wurde und bei welcher an der Pfalz selbst eine Gedenktafel angebracht wurde ^), gab Röder Gelegenheit, mit seinen Erinnerungen und seinen Erlebnissen als vollwichtiger Augenzeuge und als eine der Hauptpersonen des ganzen damaligen Festes aufzutreten. Der Festzug vom 1. Januar 1864 bewegte sich zur Pfalz; hier, am Ufer des Rheins, vor der Pfalz und angesichts des Amthauses, des Quartiers des Feldmarschalls,

') Rhein. Kurier 1889, So. 72. ') Im Jahre 1813 Pfarrer zu Osterspai. ') Vergl. u. a. den Featbericht in Hailbergers Über Land und Meer 1864, No. 13, nebst Illustrationen.

IG*

244

hielt Roller vor zahlreicher Festversammlung, zu welcher der Herzog hatte absao-ea lassen aus Wiesbaden die Spitzen der Civil- und Militärbehörden, wie der dirigierende Staatsminister Prinz Wittgenstein, der General von Breid- bach, die Obersten Gräser und von Arnoldi, der Major von Iladeln, der Regie- rungsdirektor Schepp, der Steuerdirektor von Gagern u. a. erschienen waren, die Festrede, in welcher er der Festversamnilung, von welcher ihn erforder- lichen Falles mancher, so besonders auch ein anwesender Veteran aus der preussischen Armee, hätte berichtigen können, schwerlich etwas anderes erzählt hat, als was er in seiner zu derselben Zeit gedruckton und herausgegebenen, «■erade für dieses fünfzigjährige Jubelfest bestimmten und verfassten Schrift f^esagt hat. Und damals hat niemand die doit gethane Äusserung, da&3 Blücher im Amthause gewohnt habe, zu bezweifeln Veranlassung genommen. Damals, 1864, lebten in Caub noch 6 Schiffer, die bei dem Übergange mit- geholfen hatten, denen es ein leichtes gewesen wäre, einen etwaigen Irrtum Röders zu berichtigen. Aber niemand hat an eine solche Berichtigung dieses Augenzeugen gedacht, obschon die abweichende Angabe Oertels schon seit Jahren bekannt war. Wenn man damals der Erzählung Oertels mehr Glauben geschenkt hätte wie der Röders, weshalb hat man dann nicht besser jenen nach Caub berufen und ihn als geeignetere Persönlichkeit wie diesen zum Fest- redner ausersehen? Doch genug dieser Erörterungen wenn solche positive Zeugnisse, wie dieses Röders keine Geltung mehr haben sollen, dann wankt jeder Boden.

Weiterhin sagt der Amtmann in seinem Bericht, dass ausser den zwei Generalen noch 10 Offiziere bei ihm gewohnt haben, welche wir nach dem bisher Gesagten für einen Teil des Stabes des Armeekommandos anzusehen Grund haben. Es entsteht somit die Frage nach dem Verbleib der übrigen. Die Liste des Stabes vom 1. Januar 1814') weist ausserdem Generallieutenant von Gneisenau, aber einschliesslich der Generalmajore von Müftling und von Goltz, 21 Offiziere auf. Von diesen hielt sich der Oberstlieutenant von Rühle in diesen Tagen in Frankfurt auf*); es bleibt demnach das Quartier für 10 Offiziere des Stabes zu ermitteln. Dass diese 10 Offiziere nicht weit vom Quartier des Feldmarschalls in dem mehr in der Stadt belegenen Hause des Weinhändlers Kilp, der jetzt irrig für Blüchers Quartier angesehenen „Stadt Mannheim" wohnten, ergibt die in den Einquartierungsakten der Stadt Caub von Karl Kilp in Vertretung seiner Mutter, der damaligen Besitzerin dieses Hauses, ausgestellten Rechnung über die von ihm in der Zeit vom 14. November 1813 bis 6. Januar 1814 gemachten Kriegsleistungen. Diese Rechnung^) lautet wie folgt:

') Plotho III, Beilagen, S. 16. -- *J Vergl. den Brief Blüchers an Rühle d. d. Caub d. 1. Januar 1814, Pertz, Leben Steins III, S. 704 und Leben Oneiaenaus III, S. 610, dem als Nachschrift ein kurzer Bericht über die Vürgän!,'e beigegeben ist. *) Vergl. Rhein. Kurier 1889, No. 57. Die in dem nachstehenden Abdruck gesperrt gedruckten «teilen sind von dem Revisor der Rechnung, der das auf Seite 3 derselben befindliche Notat schrieb, mit roter Tinte in die Rechnung hinein korrigiert.

245

(Seite t der Rechnung.)

Berech II u II ü^

über die an die Herrn Offiziere und zum Theil auch auf schriftliche Anweisungen

verabreichte Gegenstände.

1813

H.

kr.

November

14

1)

An bi8 zum 31. December für das Oel, welclies als Nachtlicht für die Schildwache unter meinem Thor

verbrannt wurde

6

34

December

31

2)

Sechs Bout. 1783er Rheinwem, laut schriftlicher An- weisung, per Bout. H. 4

Moderirt auf fl. 12.

24

n

1

Für die Verpflegung der nicht mit cinquartirt gewesenen Herrn

Offiziere, zum Generalstaab Sr. E.xc. Herrn Oeneral-

Feldmarschall von Blücher gehörig, an Speisen, Wein

1814

und Cartee

94

Januar

3

3)

Vom 3. bis zum 6. Januar speisten täglich ausser dem mir einquartirten Russischen Oberst und Adjutant noch 8 Offiziere bey mir und den 5. Januar Abends sämmt- liche hier gewesenen Offiziere, wo nach dem Essen noch ein Ball gehalten wurde, für die verabreichte Speisen, Wein und Brandwein . . ,

67

dto.

3

•i)

Für 10 Bout. urdinairen Wein, welcher auf Befehl der Obristen an die Musikanten verabreicht werden musste, per Bout. 24 kr

4

An Transport . .

195

34

(Seile 2 der Kechuunfj.)

1813 Januar

An Transpoit . ,

5) 12 Bout, rother ä fl. 1, 30 (30 roth durchstrichen) 12 weisser ä fl. 2

laut schriftlicher Anweisung betragen

30

Für Einheizung und Beleuchtung der Zimmer, wo sich die

Leibwache Sr. E.xc. Herrn G. F. Marschall von Blücher

aufhielt, vom 31. December bis 2. Januar 1814, laut

schriftlicher Weisung

Ferner:

6) Dergleichen für die Leibwache des Russischen Obrist

vom 3. bis 6. Januar

7) Für die Feuerung auf dem Heerd und in 8 Oefen, wo

während dem Uebergang 1' i Klafter Buchenholz ver- brannt wurde

im fl. 24 Fuss Summa . .

a.

195

42

30

272

kr.

34

34

246

1814 Januar

15

Nota über die gelieferte Furaache.

1 Centner Heu

3 Laib Brod

im 2i Ü. Fuss Summa . .

Nota über 9 Stück S'J' Baustämme, welche zur Brücke geliefert

habe, im 24 fl. Fusa

Per Stamm fl. 4, 30 kr.; moderirt auf fl. 40, 30 kr.

Das8 ich obige vierzig Gulden und dreissig Kreutzer von Herrn Rentmeister Heiderich dahier richtig erhalten habe, bescheinige ich hiermit.

Caub, 20. März 1815.

Kilp.

(Seile 3 der Rechnung.)

Nota über die mir bei dem üebergang der Armee entkommenen und ruinirten Sachen.

1) 2 Stück E99 I j„^^j 3 - The I

2) 2 Stück Servietten

3) 6 Stück christallene Gläser, per Stück zu 1, 30

4) 16 Stück grüne ßoutellgen ä 6 kr

5) ein neues Weinlegel]

für einen verbrochenen Consoltisch ....

sämmtliche verbrochenen Fensterscheiben .

nach fl. 24 Fuss Summa . . Total Summa der sämmtlichen Berechnungen . .

Nota über die So. 1 bis 7 bezeichneten Posten.

Können nun passiren

Dieses betrifft die 2 mit rother Tinte bemerkten. Die übrigen Posten müssen um so mehr ganz wegfallen, als die wirk- lich getragene Einquartierung zur Ausgleichung kommt und die geführte ControUe Maass und Ziel setzt.

(Seite 4 der Rechnung.) Wird zur Erwirkung der amtlichen Zahlungs-Anweisung attestirt.

Caub, den 23. März 1814.

Caesar. Flock. Weber. Beysiegel.

"Wird zur Zahlung angewiesen.

H. N. Amt. v. H e u s 8 e r.

Dass ich von Herrn Rentmeiater Heidrich dahier auf Abschlag dieser Rechnung zwei und vierzig Gulden im 24 fl. Fuss empfangen habe, dieses bescheinige ich hiermit.

Caub, d. 20. März 1815. „.,

' Klip.

247

Zu dieser Rechnim;,', welche eigeutlich eine Zubummenbtelluug vuii 4 Eiu^el- rechnungen ist, bemerke ich zunächst, dass in derselben unzweifelhaft alle Un- kosten verrechnet sind, welche Kilp überhaupt in jenen Tagen gehabt hat, dass also gegen dieselbe ein Einwand, es könne ausser dieser Rechnung n<»ch eine zweite von welcher sich ausserdem keine Spur gefunden hac ein- gereicht worden sein, in keinem Falle erhoben werden kann.

Die Rechnung ist von dem Amtsrentmeister als Revisionsbeamten revidiert und sind Notate zu derselben gezogen, die mit roter Tinte in die Rechnung hinein korrigiert sind. Die Notate, welche hier in Betracht kommen, sind ge- zogen zu pos. 2 der ersten Spezialrechnung, wo die berechneten 24 fl. auf 12 herabgesetzt sind, zu pos, ö daselbst, die auf 30 H. herabgesetzt wird, sodann zu der dritten Spezialrechnung, die auf 40 fl. 30 kr. herabgesetzt wird.

Für die vorliegende Frage kommt die auf Seite 1 und 2 der Rechnung befindliche erste aus 7 Positionen bestehende Spezialrechnung, und besonders pos. 2, AI. 2 derselben zunächst in Betracht. Hier sind die Verpflegungs- kosten für die Offiziere des Generalstabes verrechnet; der Sinn ist dadurch, dass der Ort der Einfjuartierung derselben nicht ganz ausdrücklich augegeben ist und zu ergänzen bleibt, auf den ersten Blick dunkel. Es liegt nahe, in den Worten „nicht mit einquartiert gewesenen" zu „mit" zu ergänzen „bei mir'' und wenn diese Ergänzung richtig wäre, so könnte es möglich erscheinen, dass Blücher bei Kilp gewohnt habe. •) Doch ist diese Auffassung der Stelle nicht zutreffend, vielmehr ist die Ergänzung aus den in der Rechnung folgenden Worten herzunehmen, es ist zu ergänzen „nicht mit dem Feldmarschall.'*

Den Beweis für die Richtigkeit dieser letzteren Auffassung erbringt das auf der Rechnung befindliche Notat des Revisors, durch welches, wie bei dem vorstehenden Abdrucke angegeben ist, alle diejenigen Positionen der Rechnung Kilps gestrichen werden, in welchen die Ausgaben über die von ihm wirklich getragene, d. h. in seinem Hause beherbergte und verpflegte Einquartierung, eowie für alle in seinem Hause während der Dauer der Einquartierung für diese gemachten Leistungen angefordert und nur diejenigen Forderungen an- gewiesen werden, welche für Aufwendungen für nicht bei ihm einipiartierte Personen oder für nicht mit seiner Einquartierung zusammenhängende Leistungen, wie z. B. für Lieferung von Baustämmen für die Brücke, von ihm gestellt wurden. Das Verfahren des Revisors ist ein durchaus korrektes und beruht auf den Vorschriften des Edikts vom 24. und 26. Oktober IS 13, die so klar und bestimmt gefasst sind, dass über deren Auslegung kein Zweifel sein kann. Dass Kilp eine Rechnung aufstellte, welche mit diesen Vorschriften nicht in Ein- klang stand, thut der Korrektheit des Verfahrens des Revisors um so weniger Ab- bruch, als jener Kilp in der Rechnung seine Interessen verfolgte, vielleicht auch die Bestimmungen jenes Edikts nicht genügend kannte oder missverstaud. Das angezogene Edikt bestimmt, dass die Einquartierung und die Verpflegung der einquartierten Mannschaften, welche auf Grund des für jede Ortschaft auf- gestellten sogen. Einquartierungs-Katasters erfolgt, in der Regel eine Lokallast

') Rhein. Kurier 1889, No. 50.

248

der Gemeinde sind, für welche eine Entschädigung aus Staatsmitteln nicht ge- leistet wird. "Werden jedoch durch Umstände einzelnen Quartiergebern grössere Leistungen, wie für die Tafel der bei ihnen einquartierten Generale, auferlegt, so sind dieselben sofort dem Amtmann anzuzeigen und wird alsdann für diese Ausgabe die Entschädigung aus der Staatskasse geleistet.

Es ist möglich, dass Kilp bei seiner Rechnung die Ausgabe für die Ver- pflegung der Offiziere des Geueralstabs als in die Kategorie der Ausgaben für die Generalstafel, die in den Kriegsrechnungen stets besonders als Staatslast und Dicht als Lokallast der Gemeinden verrechnet werden, gehörig betrachtete und sich deshalb für berechtigt hielt, die ihm hierdurch entstandenen Kosten bei der Amtkasse zu liquidieren. Die Autfassung des Amtmanns ergibt das Monitum des Amtsrentmeisters, welches den eben angeführten Bestimmungen des Edikts völlig entspricht. Durch dieses Monitum wird jene Autfassung von Kilp als ungerechtfertigt abgewiesen, festgestellt, dass jene Offiziere des Stabes die wirklich von Kilp getragene, d. h. beherbergte und verpflegte Einquartierung waren und die Entschädigung hierfür abgelehnt, weil dieselben als Gemeindelast der Gemeindekasse aufzubürden war.

Steht durch die auf jenes Notat gestützte Schlussfolgerung fest, dass die in der Rechnung Kilps genannten Offiziere dessen wirkliche Einquartierung waren, 80 folgt weiterhin, dass wie vorhin ausgeführt, in der Rechnung selbst zu den Worten „nicht mit einquartiert gewesenen" zu ergänzen ist „bei dem Feld- marschall", dass also das Haus Kilps nicht dessen Quartier war. Die Be- handlung der übrigen Positionen der Rechnung zeigt, dass der Revisor überall lediglich nach der vorhin dargelegten Vorschrift verfahren ist; überall hat der- selbe diejenigen Forderungen gestrichen, welche Kilp für solche Lieferungen, welche er innerhalb seines Hauses gemacht hat und welche in Beziehungen zu seiner Einquartierung stehen, aufstellte; hingegen hat er alle Leistungen ausserhalb des Hauses, wie für 6 Flaschen Rheinwein') und für die zur Brücke gelieferten Baustämme, zur Zahlung angewiesen. Dass Kilp trotz des Vor- behalts in seiner Quittung sich dieser Entscheidung des Revisors gefügt hat, ergibt der Umstand, dass die Rechnungen der Landes-Kriegskasse keine Zah- lungen an ihn nachweisen, welche aber später erfolgt wären, wenn die Auff'assung des Revisors nicht als korrekt angesehen worden wäre.

Somit bestätigt auch die Rechnung Kilps und das Notat des Revisors zu derselben völlig die Angabe Röders, dass der Feldmarschall bei dem Amtmann von Heusser gewohnt hat. Hiermit mag die Erörterung derjenigen gegen diese Angabe Röders erhobenen Einwände, welche mehr oder weniger als beachtens- wert anzusehen waren, abgeschlossen sein, um dieser, wie schon bemerkt, sehr nebensächlichen Frage nicht über alle Gebühr Raum zu geben; über mehrere recht nebensächliche Punkte kann sich der Leser aus den angezogenen Artikeln

'J Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese von Kilp aus dem Hause gelieferten 6 Flaschen j Rheinwein für den Feldmarschall selbst bestimmt gewesen sind. Wie die Rechnung des Wein- händlers Mumm zu Höchst erweist, wurde dem Feldmarschall während seines dortigen Aufenthalts stets dieselbe Sorte 1783 Rheinwein geliefert. j

240

im Rheinischen Kurier, in welchem dieselben erörtert sind, zur Genüge unter- richten. Nur einen Punkt will ich noch berühren. Da die Rechnung Kilpa ergibt, dass die Stabswache in seinem Hause ein Unterkommen fand, ist hieraus geschlossen worden, dass auch der Feldmarsehall dort gelegen habe, weil not- wendigerweise die Stabswache sich in dem Quartier der HöchstkommandiereDden befunden haben musste. Im allgemeinen ist es gewiss richtig, dass die Stabs- wache, wenn auch in Veranlassung der örtlichen Verhältnisse nicht gerade in demselben Hause, so doch in nächster Nähe des Höchstkommandierenden sich betindet. Dieser Regel ist auch in dem vorliegenden Falle insoweit entsprochen worden, wie nach den örtlichen Verhältnissen thunlich war, da das Kilp'sche Haus, in welchem ein Teil des Stabes lag, in geringer Entfernung von dem xVmt- hause liegt und der von der Stabswache zu leistende Postendienst ohne alle Schwierigkeit gethan werden konnte. Indessen lag eine zwingende Notwendigkeit, die Stabswache etwa zum Schutze des Feldmarschalls in das Amthaus zu legen, nicht im entferntesten vor, da am linken Rheinufer kein Franzose zu sehen war, und am rechten Ufer, zum Teil unter den Fenstern des vom Feldmarschall bewohnten Hauses, das ganze preussische erste Armeecorps Gewehr bei Fuss auf- marschiert stand, hinter diesem die lUnsen unter Sacken, eine Truppenmasse, bei welcher es bezüglich der persönlichen Sicherheit des Feldmarschalls wohl gleichgiltig war, ob die Stabswache im Amtliause oder dem hundert Schritt entfernten Kilp'schen Hause lag. Übrigens ist das Quartier der Stabswache bei Kilp doch nur als deren AVachtstube anzusehen; dass dieselbe nicht die vorschriftsmässigen Posten vor dem Arathause stellte, folgt aus der Rechnung nicht und soll auch von mir nicht behauptet werden.

Wenn also nach allem diesen ein genügender Grund zu einem Zweifel an der Angabe des Augenzeugen Röder, dass das Amthaus zu Caub das Quartier des Feldmarschalls war, nicht vorliegt und die Tradition der Familie Kilp sich insoweit als irrig erweist, als sie die Person des Feldmarschalls Blücher betrifft, 80 könnte man, wenn man die Entstehung dieser Tradition nicht aus den Schriften oder persönlichen Mitteilungen Oertels herleiten will, geneigt sein, in derselben einen gewissen geschichtlichen Kern zu suchen und anzunehmen, dass in jenen Tagen neben den Offizieren des Stabes bei Kilp noch ein Offizier gewohnt habe, den das Haus als Gast betrachtet und für dessen Verpflegung 88 keine Rechnung gestellt habe.

Insoweit würde diese Familientradition denn auch bestätigt durch die Er- zählung eines Cauber Bürgers'), dass damals im Kilp'schen Hause eine Per- sönlichkeit — der Tradition der Familie Kilp zufolge Blücher separat ver- pflegt worden sei. Eine solche bei Kilp „separat verpflegte" Persönlichkeit ist nun aus den Akten sowie der Rechnung Kilps in der That zu ermitteln, es ist. wie schon im Vorstehenden angegeben, der Major von Klüx, der vom 14. November 1813 ab bis nach dem Übergange bei Kilp in Quartier lag. Dass Kilp die durch diese Einquartierung verursachten Kosten nicht li(|uidiert hat, ist mögUch, da sich eine Rechnung über dieselben nicht findet; indessen

') Rhein. Kurier 1889, No. 72.

250

würde er mit einer solchen Liquidation bei der Staatskasse schwerlich Erfols erzielt haben, da diese Kosten ihm nach den Bestimmungen des Einquartierungs- edikts von IS 13 zur Last fielen. Hingegen hat er, wie seine vorhin mitgeteilte Rechnung ergibt, die Kosten für die während der Dauer dieser Einquartierung erforderliche Beleuchtung seines Thorweges angefordert, gleichfalls ohne Erfolg, da der Revisor diese Forderung als mit der Einquartierungslast im Zusammen- hange stehend strich. So kann es leicht möglich sein, dass die Person des Majors von KlUx, dessen Aufenthalt im Kilp'schen Hause vom 14. November ab feststeht, in der Tradition der Familie Kilp zum Feldmarschall Blücher geworden ist; auf den sonderbaren Irrtum Oertels, der die von demselben Major von Klüx am Abende des 31. Dezembers in der Kirche zu Caub vor- genommenen Handlungen dem Feldmarschall beilegt, ist schon vorhin auf- merksam gemacht.

Mir scheint diese Auflösung der rätselhaften Familientradition die am nächsten liegende; will man jedoch unbedingt daran festhalten, dass ein General dort gewohnt haben müsse, so habe ich nichts gegen eine Substitution des Generals von York selbst einzuwenden. Wo General von York in Caub ein- quartiert war, ist aus den Akten nicht zu ermitteln, wahrscheinlich hat er hier, wie überhaupt während seines Aufenthalts in Nassau, jede freie Verpflegung abgewiesen und die ihm gemachten Lieferungen selbst bezahlt, so dass sein Quartiergeber keine Veranlassung hatte,* Tafelkosten für ihn zu liquidieren; dasa er aber sein Quartier nicht in das des Feldmarschalls und Gneisenaus legte, steht wohl ausser Zweifel.

Zum Schlüsse soll noch eines Berichtes über den Rheiuübergaug gedacht werden, welcher teils wegen seiner Unselbstüadigkeit, teils wegen seines sagen- haften Charakters in der bisherigen Darstellung nicht berücksichtigt werden konnte. Es ist die Erzählung Strambergs in dem 1856 erschienenen 5. Bande der II. Abteilung des Rheinischen Autiquarius, S. 113fF. Stramberg gibt die Darstellung der einzelnen Vorgänge meistens wörtlich nach Damitz, fügt dann als selbständige Erzählung die Sage vom Schneider Waroquier bei, welche die Gestaltung, welche sie an dieser Stelle erhalten hat, wesentlich wohl der viel- fach kühnen Phantasie Strambergs verdankt. Der Feldmarschall war, wie Stramberg weiss, sehr ergrimmt darüber, dass durch den verunglückten Brücken- schlag eine Störung des Übergangs herbeigeführt wurde; es sollen nun die Schifl'er von Caub mit ihren Kähnen helfen. Er lässt schleunigst den Amtmann kommen; das Zwiegespräch beider vermag Stramberg noch fast wörtlich zu berichten. Blücher verlangt einen Schilfer, der mutig und gewandt sei, die vor dem Hause (vor welchem Hause, vergisst Stramberg leider anzugeben) auf- gestellten russischen Grenadiere nach der Pfalz zu führen. Nach einigem Be- sinnen empflehlt der Amtmann den Waroijuier, der Franzose und früherer Douanier, sich in Caub niedergelassen habe und dort einen kleinen Mehlhandel betreibe, warnt aber den Feldmarschall in Rücksicht darauf, dass jener Franzose sei. Hierüber aber lacht der Feldmarschall, da seine Grenadiere den Franzosen

251

schon in der Rieht halten würden. Waroquier setzt die Russen zwar über, besinnt sich aber während der Fahrt und kommt zu der Meiuun;^, dass die Sache auch einen anderen Verlauf haben könne, als Blücher f,Maube, und dass dann seine Landsleute Rache an ihm nehmen könnten. Er Hess sich deshalb still mit seinem Nachen nach Oberwesel treiben und verduftete auf eini;::e Zeit. Jetzt schweigt die Geschichte bis zum Oktober 1814. Da uäudich, als Blücher nach geendetem Kriege heimwärts zog, wollte er Caub und seinen Freund Waroquier besuchen. Es findet ein rührendes Wiedersehen beider statt, der Feldmarschall hält dem Tapferen eine längere Rede, hängt demselben die Medaille für Nichtkombattanten, die sogen. MehlmedatUe an und schenkt ihm 100 Thaler. So geht die Erzählung weiter; auch werden weiterhin der Nach- welt noch einige Züge aus dem Leben Warocjuiers mitgeteilt. 'Auf Warocjuier komme ich zurück. Was die sonstige Erzählung betrifft, so muss bei der Wichtigkeit, die ich möchte sagen jeder Zug des thatenreichen Kriegslebens Blüchers hat, darauf hiogewiesen werden, dass sich nur hier und sonst nirgends die Angabe findet, dass Blücher nach dem Befreiungskriege Caub besucht habe. Zwar ist das von Stramberg angegebene Jahr 1814 offenbar unrichtig; nach Beendigung des Krieges 1813/14 hat Blücher die Rheinlande nicht betreten. Hingegen Hesse die Anwesenheit des Feldmarschalls in die Ereignisse des Jahres 1815 sich recht wohl einordnen. Nach Beendigung des Feldzuges von 1815 brauchte der Feldmarschall im Spätherbst die Bäder von Aachen, fuhr nach Beendigung seiner Kur von Aachen am 4. Dezember nach .lülich, von dort über Köln nach Coblenz, wo er mehrere Tage verweilte, und alsdann von Coblenz nach Wiesbaden, wo er am 16. Dezember seinen Geburtstag feierte (Wiggers, Leben Blüchers, S. 286.) Es wäre also immerhin möglich, dass er auf dieser Fahrt von Coblenz nach Wiesbaden Caub besucht hat, wenn auch von diesem Besuche und noch weniger von den Einzelheiten desselben weiter etwas bekannt ist, als des Rheinischen Antiquarius fabulose Erzählung.

Mit dem, was Künzer in dem schon angeführten, in der Kölner Zeitung 1888, No. 362 veröffentlichten Berichte über Waroquier mitteilt, brauchen wir uns nicht zu beschäftigen. Auch Oertel erzählt von ihm; in dem „Büchlein vom Feldmarschall Blücher" erscheint Waroquier als ein kühner Schmuggler, der die preussischen Truppen glücklich durch die Bergpässe nach Henschhausen führt. Letztere Angabe kann als richtig angesehen werden, da auch Röder dasselbe berichtet mit dem Zusätze, dass Waro(juier bei Henschhausen verwundet worden sei. Dass einer der aus Caub mitgenommenen Führer am linken Ufer ver- wundet wurde, bestätigen anderweitige Augenzeugen, wie Henckel. Doch scheint es, dass Waroquier es nur dieser Verwundung, wegen deren er nach Röders Berichte vom Feldmarschall belobt wurde, zu danken hat, dass die Führung der preussischen Truppen nach Henschhausen später hauptsächlich ihm zum Verdienst angerechnet wurde. Nach den Akten wurde am 31. Dezember von dem preussischen General- stabe der Cauber Schmiedemeister Jakob Müiileisen und ,4 Konsorten" als Führer und Wegweiser der Truppen am linken Rheinufer angenommen, wie die von diesen an die Regierung gestellte Forderung einer Geldbelolmung ergibt. Unter diesen 4 Konsorten mag sich auch Warocjuier befunden haben.

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III. Aus dem Schreiben des Kanzlers Kalt zu Ehrenbreitstein an den Kabinetssekretär St. George zu Weilburg.

Ehrenbreitstein den 2. Januar 1814 Abends 10 Uhr.

Iq Jer Nacht vom 31. Dezember auf ilen 1. dieses hatte man alle erbringliche Getahre von Niederlahnstein bis unterhalb Neuwied im Rheine ge- sammelt Ein dichter Nebel begünstigte diese Arbeit und man würde in Coblenz den Präfekten, den General Guerin, etwa 500 Mann Besatzung, mehrere Kanonen und so weiter aufgehoben haben, wenn nicht die Ungeduld der Kosaken den Spass ver- dorben hätte. Fünf dieser Unholde fuhren schon um 9 Uhr nach Sebastian-Eugera über, traten in ein Bauernhaus, wo der Mann am Bette seiner kranken Frau sitzend, eingeschhifen war. Sie weckten ihn, erkundigten sich nach Franzeskoy und als der sehr erschrockene Mann die Versicherung gegeben hatte, dass keine Franzosen im Orte und auch wenige in Coblenz seien, nahmen sie denselben mit sich in den Nachen und machten ihn im strengsten Galopp zum Komman- dierenden ins Thal reiten. Dies gab natürlicher Dinge jenseits des Rheins schon einigen Verdacht. Eine Stunde später detachierte man von hier aus einen Offizier mit etwa 6 Kosaken ans sogenannte deutsche Eck, wo der General Guerin wohnt, um auszukundschaften, ob eine daselbst aufgestellte Wache und eine Kanone noch vorhanden sei. Der Posten schrie den Nachen an und gab auf die Leute Feuer. Diese kehrten um, hinterliessen aber neuen Verdacht. Doch beide Ereignisse würden einen grossen Allarm nicht erregt haben, denn man hatte schon den ersten Fall als einen gewöhnlichen Streich der Kosaken und den letzteren als einen Versuch von Schmugglern ausgelegt. Aber dem Kommandanten soll gleichzeitig eine Meldung zugekommen sein, dass der Feind von Bonn aus anrücke. Nun zog sich die Besatzung auf dem Paradeplatze zu Coblenz zusammen. Der Präfekt und Guerin traten ihre Abreise über den Hunsrücken vermutlich nach Mainz um 1 1 Uhr an und das Militär zog mit den Kanonen und einer Kasse bald dahin nach. Zwischen drei und vier Uhr morgens fuhren nun die Russen von Niederlahnstein, Horchheim und Pfaffen- dorf und schon früher von Irrlich, Neuwied und Vallendar aufs linke Rhein- ufer. Die Franzosen hatten zu Kapellen gerade gegen der Lahn über einige eiserne Kanonen aufgepHanzt. Diese hörte man um diese Zeit etwa sechsmal krachen, sie thaten aber keinen Schaden. Die Mannschaft landete glücklich und das Regiment, welches am höchsten Fleck übergesetzt und bis ans äusserste Thor der Stadt Koblenz zur Karthause zu aufmarschiert war, geriet mit wenigen französischen Soldaten in Kampf. Es fielen etwa 16—17 einzelne Schüsse, durch welche zwei Russen getötet und 6 blessiert worden sein sollen. Nun wars wieder kurze Zeit über still, als man auf einmal den russischen Marsch in der Stadt und zugleich ein fürchterliches Hurrah ertönen hörte. Dies war das Zeichen zum aligemeinen Übersetzen. Es sah zwischen hier und Coblenz fürchterlich aus. Alle Zugänge jenseits waren mit schweren eichenen Pallisaden verschlossen; das Hacken, das Einreissen, das Eindringen, die schnell auflodernden grossen Feuer, der Tumult der Trommeln, der türkischen Musik, das Vivat-

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schreien des gemeinen Volkes, die Masse von Soldaten, die Kosalven, Spiesse und Pferde in gewiss öO «>0 verschiedenen Gefahren, das alles bildete einen erschrecklich schönen Anblick. Kaum hatte der Kommandierende in Coblenz vernommen, dass der Präfekt und das Militär erst wenige Stunden Weges zurückgelegt haben könne, als schon Kosaken zum Nachsetzen beordert wurden. Diese haben den Nachtrab erreicht, einige Hundert Manu, verschiedene Kanonen und einen Geldwagen, dessen Wert man auf 30 000 frcs. angibt, eingebracht. Den Rest der Besatzung glaubt man in den Händen der höher am Rheine übergegangenen Russen, zweifelt aber am Einholen des Präfekts und des Generals, die längs der Mosel zu Pferde abgezogen sein sollen. Der ganze Übergang war also das Werk weniger Stunden, aber nicht so die Vorbereitung und die Folge desselben. Der kleine Bering von Niederlahnstein bis Neuwied wird diesen Auftritt nie vergessen. Gestern und heute passierten bloss hier über 10 000 Mann mit unzähligen Kanonen, Pferden und Gepäck, und auf morgen steht der Übergang von 5 bis 6000 Kavalleristen bevor, die alle in Lähner Kähnen geschoben und fortgerudert werden müssen. Der Graf von St. Priest hat erst heute sein Haupt(iuartier in Coblenz und zwar in der Präfektur aufgeschlagen. Diese Stadt ist aber glücklicher als ich es war, denn sie wird diesen schwelgenden überteuren Mann schon morgen wieder loa. Zu seinem grossen Verdrusse kam heute der Befehl, auf der Stelle gegen Trier vorzu- rücken, indem preussische Truppen Coblenz zu besetzen bestimmt sind. Noch werden dahier keine Anstalten zu einer stehenden Brücke gemacht und dem- nach besorge ich, dass Ehrenbreitstein noch lange der Fleck des Überganges sein werde. Mehreres zu melden behalte ich mir vor u. s. w.

IV. Aus dem Schreiben des Amtmanns Staehler zu Engers an den Kabinets- sekretär von St. George zu Weilburg, d. d. Engers d. 2. Januar 1814.

Vorgestern Abend kamen die Unterthanen von St. Sebastian vis-ä-vis von der Bendorfer Hütte auf diese Rheinseite und holten mit ihren Nachen die Kosaken ab, diese in kleiner Anzahl sprengten bis nach Coblenz abends 10 Uhr, wo der General, Präfekt und der Kommandant der Truppen ruhig auf dem Kasino einem Souper beiwohnten, welches die Gesellschaft am letzten Tag des Jahres immer zu geben gewohnt war. Man meldete dem General das Erscheinen der Kosaken. Er wollte es nicht glauben, inzwischen suchte man es ihm begreiflich zu machen, dass sie schon an der Moselbrücke gewesen, aber wieder rückgekehrt seien, und dass man ihr abermaliges Erscheinen in grösserer Anzahl ganz gewiss erwarten müsse. Nun kehrte der panische Schrecken in die Herzen der Gesellschaft, man eilte aus dem Saal, wusste die Thüre nicht zu finden und der Herr General blieb mit dem Präfekten, so sagt die Chronique scandaleuse von Coblenz, in einer Seitenthür stecken, weil jeder zuerst in seinem Hause sein wollte.

Der General und Präfekt verliessen, und zwar ersterer gleich, letzerer aber erst um 12 Uhr in der Nacht, nachdem er vorerst für die Verbringung der exekutivisch beitjetriebenen Summe die Vorkehrung getroffen hatte, die

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Stadt zu Pferde. In der Zwischenzeit hatten sich die Russen zu Niederhihustein versammelt und gingen daselbst aus der Lahn über den Rhein, wurden aber von den Franzosen aus einer zu Kapellen auf dem alten Schloss errichteten Batterie, welche die Mündung der Lahn bestreichen konnte, begrüsst. Bei der Landung zu Coblenz wurden sie auch von der französischen Infanterie begrüsst und es blieben bei dieser Affaire 5 Franzosen und 3 Russen tot und 5 Russen, die Zahl der Franzosen ist mir unbekannt, wurden verwundet, mehrere Franzosen gefangen gemacht und 4 Kanonen, das ganze Geschütz der Franzosen, erbeutet.

Um 4 Uhr morgens erfolgte der Einzug der Russen unter dem Schall von ♦) Bauden türkischer Musik und zwar durch das Thor, welches nach der Karthaus führt, durch die ganze Stadt, wo unter Yivat und Hurrahrufen alle Einwohner ihre innigste Freude an den Tag legten. Alle Hausthüren waren geöflfnet, alle Fenster erleuchtet und die fröhlichste Stimmung in jedem Familien- kreis. Da auch zu Yallendar die Russen übergesetzt wurden, so vermehrte sich die Zahl der Truppen in der Stadt.

Die erste Verfügung, welche erlassen wurde, bestand in der Ordre, den Hüchtigen Präfekt, den sich die Bürger, um ihn selbst tot zu schiessen, erbeten haben, und die mitgenommenen Schätze einzuholen, ein herrliches Stück für die Kosaken. Sie schnallten gleich auf und da 400 am Abend schon in Trier sein sollten, so ritten alle schnell ab und am Nachmittag brachten sie schon das gestrippte Geld, wozu der ärmste Bürger einen Louisdor hatte beitragen müssen, auf einem mit 7 Fässchen beladenen Wagen unter dem Jubel des Volkes, bald darauf auch einen Herrn ein, den sie irrig für den Präfekt erkannt hatten es war ein Irrtum, doch lief ihm die halbe Stadt nach, schrie ihm einen Fluch nach dem anderen zu. Am gestrigen Morgen um 10 Uhr war in der Klemens-Stadt auf dem freien Platz vor dem Hause des Kommandierenden Dankfest der Russen. Sie bildeten ein Quarre, in dessen Mitte sich die Geistlichkeit und die Generalität befanden. Der General logiert in der Präfektur, wird aber heute oder morgen wieder aufbrechen. Ich kann Ihnen übrigens die Freude nicht beschreiben, welche bei den jenseitigen Rheinbewohnern herrscht, noch weniger jenes herzliche Vergnügen, welches dieselben hatten, als sie wieder zu uns hierhin kamen, ich war Augen- zeuge, wie die Bewohner von Kaltenengers ihre eine Stunde vom Rhein ge- legenen Xachen wieder beifuhren, in den Rhein Hessen, zu uns auhero eilten und wie sie von den russischen Schnurrbärten, die noch dahier waren, geküsst und gedrückt wurden u, s. w.

Die Schildhalter des Wappens des Herzogtums

Nassau.

Von

Dr. W, Sauer^

Könl^l. Archivrat ua<l StaatsarrhiTar zu WIeibailen.

Das Wappen des Herzogtums Nassau bestätigt wohl den geltenden Satz, dass die bei ein und demselben Wappen vorkommenden Abweichuno-en der Schildhalter durch stattgehabte Willkür zu erklären sind.

Es ist bezüglich der Schildhalter des nassauischen Wappens eine ver- schiedene Observanz nicht bloss zwischen den beiden Hauptstämmen des Hauses, sondern auch innerhalb eines jeden ILiuptstammes festzustellen. Insbesondere finden sich in Siegeln der Glieder des walramischen, späteren herzoglichen Stammes die den Wappenschild haltenden stehenden Lüwen teils gekrönt, teils nicht gekrönt, wobei nicht weiter besprochen werden soll, dass auf Siegeln und Münzen mehrfach nicht zwei stehende, sondern ein stehender und ein ruhender Löwe Schildhalter sind.

Bestimmungen hierüber scheinen nicht getroffen zu sein. Bei den Verhand- lungen, welche bei Abschluss des Erbvereins 1783 wegen eines gemeinsamen Wappens beider Hauptlinien stattfanden, sind die Schildhalter ganz übergangen. In den Bestimmungen für das Siegel, welches Fürst Friedrich August von Nassau- Usingen von seinem am 17. Mai 1803 erfolgten Regierungsantritte bis zur Annahme des Herzogstitels 1806 führte, heisst es: „Schildhalter sind zwei ganz aufgerichtet stehende goldene Löwen." Hier ist nur von Löwen schlechthin die Rede und steht somit der Präsumtion, dass nicht gekrönte Löwen gemeint sind, nichts entgegen. In der That zeigt auch dieses Siegel, sodann das nach 1806 für Friedrich August als Herzog gefertigte Siegel, sowie das seines Nach- folgers, des Herzogs Wilhelm, nicht gekrönte Löwen als Schildhalter.

Die Annahmen neuerer Schriftsteller über diesen Punkt gehen auHciuander.

Hefner (Siebmacher I 5, 1854) gibt eine auf Angaben des Archivdirektors V. Preuschen beruhende Beschreibung des nassauischen Wappens nebst Abbildung desselben. Hier sind die Schildhalter gekrönt.

Hingegen sind auf der Abbildung der nass. Wappen in v. Goeckingks 1880 erschienenen verdienstlichen Geschichte des nass. Wappens die Schildhalter nicht gekrönt und zwar ist hierfür, wie mit Grund angenommen werden kann,

256

die aus der vorhin aügeführten Bestimmung für das vom Fürsten Friedrich August 1S03 1806 geführte Siegel herzuleitende Präsumtion massgebend ge- wesen. Die Abbildung bei v. Goeckiugk ist wiederholt bei Voraterman van Oyen, Het Vorstenhuis Oranje-Nassau, S. 13 u. 14.

Aber autFallend bleibt es, dass man sich trotz jener Anordnung seit der Zeit des Fürsten Friedrich August ebensowenig an eine bestimmte Form gebunden hat, wie in früherer Zeit; beide Formen, gekrönte wie nicht gekrönte Schild- halter lassen sich durch eine Anzahl von Fällen belegen, sodass man annehmen kann, dass hier stets Willkür geherrscht hat und für die Wahl der einen oder anderen Form der zeitweilige Geschmack des siegelführenden Herrn oder viel- leicht sogar des Siegelstechers oder Stempelschneiders den Ausschlag gab. Ein- zelne Fürsten es ist hier nur <ler walramische Stamm gemeint führen sogar beide Formen ohne Unterschied.

In den Siegeln der Fürsten des walramischen Stammes geht, soweit ich dieses ohne besonders eingehende Untersuchung, die für diesen Zweck nicht erforderlich ist, angeben kann, der Gebrauch der Schildhalter nicht über die Zeit des Grafen Wilhelm Ludwig von Nassau-Saarbrücken (f 1640) hinaus; die schildhaltenden Löwen auf seinem Siegel sind nicht gekrönt.

In derselben Weise fehlen den Schildhaltern die Kronen auf Siegeln des Fürsten Walrad von Usingen 1688—1702, auf den Handsiegeln des Fürsten Karl August von Weilburg, des 1794 gestorbenen Fürsten Ludwig von Saar- brücken und besonders, was schon vorhin besprochen ist, auf den grossen Staats- und Kabinetssiegeln des Fürsten, alsdann Herzogs Friedrich August und des Herzogs Wilhelm. Auf dem Staats- und Kabinetssiegel des Herzogs Adolf sind die Schildhalter in Fortfall gekommen.

Die gekrönten Schildhalter finden sich auf den Siegeln, wie es scheint, weniger häufig. Ich fand sie auf Siegeln der Linie Usingen und zwar auf Siegeln des Fürsten Karl Wilhelm und den Handsiegeln des Prinzen und Herzogs Friedrich August, der, wie schon bemerkt, im Staatssiegel nicht gekrönte Löwen führt.

Auf den Münzen der walramischen Linien finden sich, soweit ich sehen konnte, nur gekrönte Löwen als Schildhalter, wie auf den des Fürsten Karl August von Weilburg, besonders aber auf den Münzen der drei Herzoge, also auch hier abweichend von der Form des Staatssiegels. Das gleiche ist der Fall bei dem Wappenschilde, welches sich an dem unter Herzog Wilhelm erbauten Schlosse zu Wiesbaden befindet; hier tragen die Schildhalter Kronen.

Das Jahr der Zerstöriini> der Biiri? Lahneck.

Von

Dr. W. Sauer^

Künigl. Archivrat und Staatsanliivar zu Wiesbadeo.

Yogel S. 640 gibt an, die Burg Lahneck habe 1646 noch ,,in voller Pracht" bestanden und sei vermutlich 1688 durch die Franzosen zu Grunde gerichtet worden. Lotz S. 271 folgt ihm unter Berufung auf die von Merian 1646 veröffentlichte Abbildung der noch wohlerhaltenen Burg, durch welche also auch wohl Vogel zu jener Annahme veranlasst wurde.

Diese Annahme ist irrig. Beschädigung und Zerstörung des Schlosses ist durch die Schweden zu zwei verschiedenen Zeitpunkten kurz vor dem Jahre 1637 erfolgt. Der Zeitpunkt der ersten Beschädigung ist nicht mehr festzustellen; der zweite Überfall der Schweden, bei welchem die bei dem ersten Besuche derselben begonnene Zerstörung vollendet zu sein scheint, erfolgte im Dezember 1636. In den Akten des Amtes Oberlahnstein, die dem hl. üdalrich geweihte Kapelle jener Burg betrefifend, heisst es in einem Berichte an den Kurfürsten Anselm Kasimir vom 22. April 1637, dass in dem ganzen verflossenen Jahre in der Kapelle kein Gottesdienst mehr habe gehalten werden können, da die Schweden sie arg beschädigt, insbesondere die Fenster zerschlagen hätten; dann seien im Dezember 1636 rheinabwärts marschierende schwedische Truppen auf Lahneck gewesen und hätten in der Kapelle ärger wie Türken gehaust. Dass übrigens diesem Besuche der Schweden im Dezember 1636 nicht bloss die Kapelle, sondern auch das Schloss selbst seine Zerstörung verdankt, erweist ein Schreiben des Kurfürsten vom 5. Dezember 1640, in welchem das Schloss selbst „ziemlich destruiert" genannt wird, sowie ein weiterer Amtsbericht vom 27. April 1654, in welchem es heisst, das Schloss sei „alt und demoliert."

Merian hat somit 1646 eine Abbildung des noch intakten Schlosses ge- liefert, während es in der That schon fast zehn Jahre in Trümmern lag, ein Beweis, wie vorsichtig man bei Verwertung Merian'scher Abbildungen als ge- schichtlicher Quellen sein muss.

17

ScliAviirsteine zu Xiederbrechen.

Von

0. Kl es- Gottingen»

In No. 2 seiner Beiträge z. Kenntn. der Kultur- u. Rechtsgew. des M. A. (Xass. Annal. XIII) suchte Dr. Götze aus einer daselbst mitgeteilten Urkunde nachzuweisen, man habe zu Niederbrechen am Ende des 14. Jahrhunderts noch genau gewusst, dass vier Steine, welche im Orte nach den vier Himmelsgegenden aufgerichtet waren, davon herrührten, dass man früher dort geschworen hatte.

Ich bin der Meinung, dass G. diese Urkunde, speziell den seiner Behauptung zu Grunde gelegten fett gedruckten Teil derselben, missverstanden hat. Es sind dij vier orter darumb (nämlich um die hobestat) wohl nicht als Himmels- gegenden, sondern nur als Ecken zu nehmen, welche Be^leutung vielfach nach- gewiesen ist und sich z. B. auch in dem noch jetzt vorkommenden Personen- namen Orthaus klar erkennen lässt. Auf diese vier Ecken des Grundstücks nun haben vor Zeiten dij gesworn, d. i. die Feldgeschworenen, Märker, vier marsteyne gesetzt, in denen trotz fehlendem k, gk oder c die Mark- oder Grenz- steine kaum zu verkennen sind. Von einem Schwüre bei irgend welchem Steine kann ich aus der Urkunde nichts herauslesen.

Waren die clerici uxorati coniugati verheiratete

Geistliche ?

Von

0, Klee- Gottingen*

Zu Xo. 5 von Götzea eben erwähnten „Beiträgen" möchte ich eine etwas ab- weichende Auffassung in Vorschlag bringen. Götze selbst findet es nach seiner Aus- ^ legung noch immer auffallend, dass die clerici coniugati diese „für die Beglaubigung der Urkunde völlig gleichgültige Notiz" in die Beglaubigungsformel aufnahmen. ^ In der That scheint nuin zur Erklärung dieses Umstandes annehmen zu müssen, ; dass die Betretfeuden eiueu päpstlichen Dispens erlangt hatten (denn nach \

259

anderen Fällen zu schliessen wunlo ilurcli Eintritt in Jen geistlichen Stand eine vorher bestehende Ehe gelöst), oder dass sie überhaupt nicht geweihte Geistliche, sondern weltlich^ Notaren waren, auf die sich von der Zeit her, da nur Geistliche des Schreibens kundig waren und des Notariats walteten, die Amtsbezeichnung clericus übertragen hatte. Eben zur Unterscheidung von den Geistlichen mochten sie die Ilinzufüguug eines uxoratua oder elich für nützlich ansehen. Es läge dann hier dieselbe ßegriffswandlung des Wortes clericus vor, die im Englischen in der fast ausschliesslichen Bedeutung von clerk = Schreiber, Commis, vollständig durchgeführt, im Französischen als clerc de notaire = Notariatshülfsschreiber wenigstens in einer Nebenbedeutung erscheint. Auch die Phrase: „Publicus imperiali auctoritate clericus'* ist der Deutschen: „von dez Keisers gewalt eyn offinbar schriber" völlig gleichgebildet, hier also clericus zweifellos = Schreiber, wie es denn überhaupt einen „Geistlichen von des Kaisers Gewalt" nicht wohl geben konnte.

Feldzugspflicht der Hoftrompeter im 17. Jahrhundert.

Von

Dr. Forst

In meinem Aufsatze über Graf Walrad von Xassau-Usingen im Türken- kriege 1664 (Bd. XX, Heft 1) habe ich S. 116 erwähnt, dass ein Hoftrompeter aus Kassel sich als Freiwilliger für den Krieg meldete, weil er nach den Gesetzen seiner Genossenschaft wenigstens einen Feldzug mitgemacht haben musste.

Diese letztere Bestimmung findet sich nun thatsächlich in den beiden Privilegien, welche Kaiser Ferdinand H. unter dem 24. Oktober 1630 und Ferdinand HI. unterm 7. Juli 1653 der „Kameradschaft" der deutschen Hof- und Feldtrompeter verliehen haben. Der kürzlieh verstorbene Archivrat Dr. Herquet hat im „Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg", Jahrgang 28 (1887), No. 14, 15 und 28 das Privileg von 1653 vollständig veröifentlicht, sowie über das von 1630 Mitteilungen gemacht. Aus dem von den Hinterbliebenen mir gütigst zur Verfügung gestellten Material teile ich hier die einschlägigen Abschnitte mit.

Der „Hof- und Feldtrompeter" nahm im 17. Jahrhundort eine etwas höhere Stellung ein als heutzutage. Er hatte nicht allein Musik zu machen, sondern auch die Dienste eines Feldjägers zu versehen, indem er Depeschen und feierliche Schreiben von einem Hofe an den anderen beförderte. Ebenso besorgte er im Felde die Korrespondenz mit dem feindlichen General.

Daher unterschied er sich scharf von den gewöhnlichen Musikanten, sowie von den blos Wachtdienst verrichtenden Türmern.

Die gewöhnliche Lehrzeit eines Trompeters dauerte zwei Jahre; dann erfolgte seine Freisprechung. Das Privileg von 1630 bestimmt nun (Artikel X): „Wann einer frey gesaget wird, und solcher, wie bishero Missbrauch fürgangen, einen oder mehr Lehr-Jungen annehmen thäte; so soll ihm dasselbe vor Verlauff sieben Jahren, und dass er hierzwischen zum wenigsten einen Zug ins Feld, bey dem Kriegswesen ver- richtet, nicht zugelassen seyn."

Das Privileg von 1653 wiederholt diesen Artikel nicht, setzt ihn aber als bekannt voraus. Es heisst da nämlich im siebenten Artikel: Wenn ein Türmer oder ein anderer „Instrumentist" die Trompeterkunst lernen wolle, so müsse derselbe zunächst die gewöhnliche Lehrzeit durch machen.

261

„nach vulh'udt'ter L^'hrzcit aber sieben Jahr wie audere freygesprocheno Trompeter oder Heer-Paueker warten und unterdessen einen rechten Feldzug, ess sey wider den Türken oder andere Feinde, thun, und seines Wohl Verhaltens guten Beweiss vorbringen; als«dann ihme einen Jungen anzunehmen vergunt und zugelassen.** Im 14. Artikel wird einem Trompeter, der sich zur Ruhe gesetzt hat, um Landwirtschaft oder ein bürgerliches Gewerbe zu treiben, dennoch ver- stattet,

„wenn er zuvor sein ordentliche (Lehrzeit) ausgestanden und einen Feldzug verrichtet", Lehrjungen zur Ausbildung anzunehmen.

Endlich heisst es im 16. Artikel:

„Wenn etwa ein Potentat, Fürst oder Herr einen Jungen die Trompeter- oder Heer-Paucker-Kuust lernen und denselben nach den Lehr-Jahren und Freysprechung mit ins Feld Hesse, sondern er für einen Instrumentisten dienen müsse, könne zwar derselbe der Kunst nach passiert, aber keinen andern Jungen zu lernen verstattet werden."

Aus diesen Bestimmungen geht hervor, dass die Teilnahme an einem Feldzuge notwendig war, um das Recht zur Ausbildung von Schülern, also in der Zunftsprache das Meisterrecht, zu erwerben.

Neuere das Yereinsgebiet betreifende Litteratur

mit Ausnahme der in diesen Annalen enthaltenen Abhandlungen.

Abgeschlossen Juni 1889.

Von

F. Otto.

Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, im Auftrage der Historischen Gesell- schaft zu Berlin herausgegeben von J. Jastrow. VIII. Jahrgang 1885 (Berlin 1889): Abt. II, S. 88—94; Abt. III, S. 100-103; IX. Jahrgang 1886 (1889): Abt. II, S. 82-94; Abt. III, S. 90—96; IX. 1887: Abt. II, S. 79—91; Abt. III, S. 103—110. Die Berichte sind von F. Otto verfaast.

Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, herausgegeben von F. Hettner und K. Lamprecht. Litteraturberichte in Jahrg. IV 188-5, Y 1886, VI 1887, VII 1888; dieselben erscheinen nicht weiter.

Melchior Acontius (von Ursel, 1515) von F. Schnorr von Carolsfeld. Archiv

f. Litteraturgeschichte XIII, S. 297—314. Benediktiner u. Cistercienser: F. W. E. Roth, Die Schriftsteller der ehe- maligen Benediktiner- u. Cistercienser-Klöster Nassaus (12. 18. Jahrh.)

Jahrb. der Görres-Gesellachaft YII, 2 1886, S. 210-232. Yergl. unten

unter Wiesbaden. Biburg: Ohlenschlager, Erklärung des Ortsnamen Biburg. Sitzungsberichte der

k. bayrischen Akademie der Wissenschaften, historische Klasse 1885 III,

S. 377 ff. Bleidenstatt: S. Widmann, Hubert von Bl. u. andere Bleidenstätter Chronisten.

Rhenus III, S. 46—47. F. W. E. Roth, Eine Bleidenstätter Urkunde.

Ib. S. 12. (P. J. Blum:) U., Aus der Wirksamkeit eines katholischen Bischofs. Katholik 54

(1885), S. 50—74. Cronberg: W. Basse, Das Rittergeschlecht und die Stadt Cronberg im Taunus.

Frankfurt 1886. 63 S.

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K. Fischer, Zur Geschichte des Gymnasiums zu iJillenburg. Ostcr-

programm des Gymn. Dillenburg 1887. 4".

Eberbach: Leop. M. E. Stoff, Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach

im Klieingau von 1331 1803. Als Fortsetzung von Bars diplomatischer

Geschichte nach gedruckten und ungedruckten Quellen. III, I. 1331 1371.

Wiesbaden 1886. 149 S.

S. Widmann, Die Eberbachor Chronik der Mainzer Erzbischöfe. Neues'

Archiv XIII, S. 121 143. F. Falk, Reise und Aufenthalt des hl. Bernhard am Mittelrhein (nicht

in Eberbach). Katholik 65 (1885), S. 75—82. S. Widmann, Joh. Nik. Weinbach von Oberlahnstein, Abt zu Eberbach. Rhenus III, S. 40—41. Ekbert: 8. Widmann, Vita Ekirerti. Neues Arch. XI, S. 619—628. Elisabeth von Schönau: F. W. E. Roth, Das Gebetbuch der hl. Elisabeth von Schönau, nach d. Originalhdschr. des 12. Jahrh. herausgegeb. Augsburg 1866. Strauch, Ausführliche Besprechung von F. W. E. Roth, Die Visionen der hl. Elisabeth u. s. w. in der Zeitschr. f. deutsches Altertum. 30 (1886). Anz., S. 25-37. Friedrich von Hausen: G. Freih. Schenk zu Schweiusberg, Zur Frage nach dem Wohnsitze Friedrichs von Hausen. Zeitschr. f. deutsches Altertum. 32, S. 41—44.

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Programm von Wiirzburg 1885. Der Grenzwall: Westd. Zeitschr., Korr.-Bl. Y, Sp. 108—110, 145, 213 216; Bonn. Jahrb. 80, S. 23—150 von E. Hübner; Küit.-BI. des Ges.-Yer. 34, S. 45—48; Allg. Zeitung 1885, Beilage No. 221;, Rhenus III, S. 6, 21, 33. Über den Grenzwall in der Wctteraii hat F. Kofler Untersuchungen angestellt und in den Quartalblättern des hess. Vereins 1885tF. verütfentlicht; den ganzen Grenzwall behandelt E. V. Kalle, Das rätisch-obergennanische Kriegstheater der Römer. Mit einer Karte. Württemberg. Yierteljahrssehr. XI (1888), S. 81 127. Die Saal bürg: Westd. Zeitsohr. lY, S. 388 403; ebenso Korr.-Bl.,

Sp. 129-236; 150; 71; Y, Sp. 46 u. 52; YII, Sp. 17 ff. Heddernheim: 0. Donner von Richter u. A. Riese, Ileddernheimer Ausgrabungen: Die Hedd. Bruunenfunde. Frankfurt. 4*^. 20 S. 1885. Westd. Zeitschr., Korr.-Bl. lY, Sp. 3 6; 70f.; Y, Sp. 114-117; 126-128; 96-105; 146 150; YI, Sp. 40-48; 86-90; YII, Sp. 35; 124-127; YIII, Sp. 65—67. Wiesbaden: Westd. Zeitschr., Korr.-Bl. YI, Sp. 179f.; YII, Sp. 30-35; YIII, Sp. 19-28; 50-52; 103—104. Gwthe-Jahrbuch YI, 1885, S 128 (Ausgrabung des Römerbades 1816). Runen: L. F. A. Wimmer, Die Runenschrift, vom Yerf. umgearbeitete und vermehrte AuH. Aus dem Dänischen von F. Ilolthausen. Berlin 1887. (S. 57 die mittelrheinischen Runen.) E. Sarcerius: Röselmüller, Das Leben und Wirken des Erasm. Sarcerius. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte. Progr. des Realgymn. zu Anna- burg. 1888. 4". 28 S. P. Schlarff: S. Widmann, Joh. Schlarff von Johannisberg. Rhenus, S. 2 5,

19—20. Schlangenbad: v. Dankelmann, Das Taunusbad Schlangenbad unter hessen- kasselischer Herrschaft. Mitteilungen des Yer. f. hessische Geschichte und Landeskunde. 1884, S. 54 57.

Th. Schüler, Die Gründung zur Entwickelung Schlangenbads, seine illustren Gäste und die Spielbanken hier und in Schwalbach. Eine geschicht- liche xN achlese. Wiesbaden 1888. 55 S. A. Genth, Der Überfall in Schlangenbad im Jahre 1709 und der Schult- heiss J. G. Hotfmann zu Rauenthal. Wiesbaden 1884. 46 S. Schwalbach: Zur Geschichte des Kurorts Schwalbach. Schwalbacher Zeitg.

1886, No. 44. Schwanheim: (W. Kobelt), Chronik des Dorfes Schwauheim am Main. Schwan- heim 1888. 83 S.

J. Grimm, Über den Streit von Schwanheim. Westdeutsche Zeitschr., Korr.-Bl. YI, Sp. 126—127. Weilburg: R. Gropius, Die älteren Handschriften der Gynmasialbibliothek zu

Wt.'ilburg. Gymnasialprogramm 1885. 4". 15 S. Weinbach, s. Eberbach.

287

Wiesbaden: F- W. E. Roth, Geschichte und J3eschreibuug der k. I.audes- bibliothek zu Wiesbaden. Nebst einer Geschichte der Klüsterbibliuth(,'ken Nassaus. Frankfurt 1886. 31 S.

, Die Handschriften der eheniabgen Benediktiner- und Cistercienser-

Klüster Nassaus in der k. Landesbibliothek zu Wiesbaden. Studien

und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Cistercienser-Orden.

YII, 1 (1886), S. 434—444 u. VII, 2, S. 172—180.

S. Widmann, Kleine Mitteilungen aus Wiesbadener Ilandschrifteo. Neues

Archiv XI, S. 619—628. A. V, Coluiusen, Antiquarisch-technischer Führer durch das Altertums- Museum zu Wiesbaden. Wiesbaden 1888. 213 S. S. auch Römerzeit.

Yiele Namen von Personen, Orten und Sachen in Nassau enthalten u. a. folgende Werke:

H. Osterley, Wegweiser durch die Litteratur der Urkundensamml. Berlin 1885.

F. Philippi, Siegener Urkundenbuch. Im Auftrage des Vereins f. Urgeschichte

und Altertumskunde zu Siegen und mit Unterstützung der Stadt und des Kreises, I. bis 1350. Siegen 1887. XXXIX u. 246 S. Siegen gehörte zu Nassau-Dillenburg.

H. Boos, (Quellen zur Geschichte der Stadt Worms. I. Urkundenbuch I, 627 1300. Berlin 1886. XVI, 505.

A. Hilgard, Urkunden zur Geschichte der Stadt Speyer. Speyer 1885.

E. Winkelmann, Acta imperii inedita. II (saec. XIII et XIV). Urkunden und Briefe zur Geschichte des Kaiserreichs und des Königreichs Sicilien in den Jahren 1200—1400. Innsbruck 1885.

L. Molitor, Urkundenbuch zur Geschichte der ehemals pfalzbayerischen Residenz- stadt Zweibrücken. Zweibrücken 1888.

A. Goerz, Mittelrheinische Regesten oder chronologische Zusammenstellung des Quellen-Materials für die Geschichte der Territorien der beiden Reg.-Bez. Koblenz und Trier. IV. 1273—1300. Koblenz 1886.

Deutsche Reichstagsakten unter König Ruprecht. Herausgegeben von J. Weiz- säcker II, III. 1401—1405,1406—1410. Gotha 1885, 1888.

unter Kaiser Sigismund. Dritte Abt. 1427—1431 von D. Kerler. Ib. 1887.

Inventare des Frankfurter Stadtarchivs. Mit Unterstützung der Stadt heraus- gegeben von dem Verein für Geschichte und Altertum I. eingeleitet von H. Grotefend. Frankfurt 1888. (Reich an nassauischen Sachen.)

R. Höniger, Der rotulus der Stadt Andernach von 1173 1256. Annal. des historischen Ver. f. den Niederrhein; 42 S. 1 ff.

G. HüfFer, Der hl. Bernhard von Clairvaux. Eine Darstellung seines Lebens

und Wirkens. I. 1886. (Bespricht auch das im Besitze des Vereins be- findliche Exordium magnum Cisterciense.) M. Bär, Der Koblenzer Mauerbau, Rechnungen von 1276 1289. Leipzig 1S88. (U. a. Diezer Lahnkalk.)

268

Zeitschrift f. die Geschichte des Oberrheius. No. 39 (1885). Graf Wilhelm von Katzeuelnbogen, S. 370; N. F. No. 1 (40) 1886: u. a. 14 Urkimden des Königs Adolf von 1293—1297.

F. Hansen, Westfalen und Rheinland im 15. Jahrhundert. I. Die Soester Fehde. Leipzig (Publikationen der preussischen Staatsarchive, Bd. 34). Grafen und Herrn in Nassau.

Th. Lin<lner, Die Veme. ^lüuster und Paderborn 1888. (Bemühungen der Grafen von Xasaau-Dillenburg 1384 ff. -um einen Freistuhl.)

Caesarius von Heisterbach, Wunderbare und denkwürdige Geschichten aus- gewählt und übersetzt von A. Kaufmann. I. Annal. des historischen Ver. f. den Nieden-hein. 47. 1888 Köln. (Eberbach und Hadamar u. a. O.)

Terwelp, Ringmauern, Wehrtürme und Thorc von Andernach. Bonn. Jahrb. 77, S. 196. (1449 F. Kalk von Thonys von Hattenheim bezogen; 1.591 Tempel, ein nassauischer < )brister, greift Andernach an).

K. Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter. L'ntersuchungen über

die Entwicklung der materiellen Kultur des platten Landes auf Grund

der Quellen zunächst des Mosellandcs. Leipzig. L 1, 2. Darstellung 1886.

IL Statist. Material 1885. HL Quellensammlung 1885. Mit vielen Karten.

, Skizzen zur rheinischen (Teschichte. Leipzig 1887.

R. Riihricht, Deutsche Pilgerreisen nach dem hl. Lande. Gotha 1889. (1340, 1433, 1495, 1519 Grafen von Nassau und Katzenelnbogen; Brömser von Rüdesheim).

Fr. Kapp, Geschichte des deutschen Buchhandels. I. Bis in das 17. Jahrhundert. Leipzig 1886. (Marienthal, Eltville.)

W. Friedenthal, Der Reichstag zu Speier 1526 im Zusammenhang der politischen und kirchlichen Entwicklung Deutschlands im Reformationszeitalter. Berlin 1887. (Grafen von Nassau, Königstein u. a.)

W. Falkenheiner, Philipp der Grossmütige im Bauernkrieg. Marburg 1887. (^Katzenelnbogen u. a.)

Das Buch Weinsberg, Kölner Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jahrhundert V. K. Höhlbaum. Leipzig 1887. 2 T. (vielfach werden nassauische Personen und Orte erwähnt).

M. Lossen, Briefe von Andr. Masius u. seinen Freunden 1538 1573. Leipzig 1886.

R. Jung, Frankfurter Chroniken und annalistische Aufzeichnungen aus der Reformationszeit. Nebst einer Darstellung der Belagerung von 1552. (= Bd. n der Quellen zu Frankfurts Geschichte.) Frankfurt 1888.

Hessenland. Zeitschr. f. hessische Geschichte 1887, S. 151 („das Nassauische Silbergeschirr mit 4625 Daler").

E. Joachim, Die Entwicklung des Rheinbunds vom Jahre 1658. Leipzig 1886.

E. Bodemann, Briefwechsel der Herzogin Sophie mit ihrem Bruder, dem Kur- fürsten Karl Ludwig von der Pfalz. Publikat. der preussischen Staats- archive, Bd. 26. Leipzig 1885. (Ems, Schwalbach, Caub, Graf v. Usingen.)

, Briefe der Kurfürstin Sophie von Hannover an die Raugrätinnen und Rau- grafen zu Pfalz. Publikat., Bd. 37. Leipzig 1888. (Sophie zu Wiesbaden 1681 vom 21. April bis 11. Mai; Ems, Schlangenbad, Grafen von Nassau.)

269

Seb. Bruüuer, Der Humor in der Diplomatie und Regierungskunde dos 18. Jahr- hunderts. Hof-, Adels- und diplomatische Kreise Deutschlands geschildert aus geheimen Gesandtschat'tsberichten und anderen ebenfalls durchweg archivalischen, leider unedierten Quellen. Wien 1887. 2 Bde. (Yer"! H S. 323 f. über den Fürsten von Nassau-Saarbrücken 1747; S. 360, Fürst von Nassau-Weilburg).

Hessenland. 1887, S. 213: Der Prinz von Nassau-Usingen in dem Gefecht bei Saudershausen (1758, 23. Juni) verwundet.

0. Wächter, Joh. Jak. Moser. Stuttgart 1885. Moser während der Gerichls- ferien des RKG. zu Schwalbuch.

B. Erdmaunsdürfer, Politische Korrespondenz Karl Friedrichs von Baden 1783 bis 1806. I. 1783-1792. Heidelberg 1888: Ludwig von Nassau-Saar- brücken (1786), Fürst zu Nassau-Usingen (1792), Friedrich Wilhelm, Erb- prinz zu Nassau- Weilburg (1784); Gräfin zu Sayn-Hachenburg (1784).

P. Ballieu, Fürstenbriefe an Napoleon 1. Sybels bist. Zeitschr. 1887. N. F. 22 S. 434—464: Briefe nassauischer Fürsten 1802, 1806, 1807, 1808.

Oncken, Zeitalter der Revolution des Kaiserreichs und der Befreiungskriege. H, S. 868: ]Iardeubergs Plan der Verpflanzung des Hauses Nassau auf das linke Rheinufer.

Goethe-Jahrbuch von L. Geiger. VH, 1886. Brief Goethes d. d. 21. Juni 1765 Wiesbaden.

Goethes Briefe an Frau von Stein, von A. Scholl. 2. Aufl. von W. Fielitz. n, 1885: 1789 war Frau von Stein zu Wiesbaden, zu Ems.

G. Ebe, Die Spät-Renaissance. Kuustgesc.'hichte der europäischen Länder von der Mitte des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Berlin 1886: „Ad. Straes von Wilborch in Nassau"; Schütz der Ältere.

Frz. V. Reber, Geschichte der neueren deutschen Kunst u. s. w. 3 Bde. 2. Aufl. Leipzig 1884. Yergl. Bd. I, S. 117: Zais; H, S. 368: Boos und Hoff"- mann; S. 338: L. Knaus.

, Kunstgeschichte des Mittelalters. Leipzig 1886. Vergl. S. 243: Höchst; S. 407 u. 484: Limburg; S. 501: Reichenberg.

L. V. Ompteda, Rheinische Gärten von der Mosel bis zum Bodensee. Berlin 1886: Wiesbaden, Biebrich.

H. Jäger, Gartenkunst und Gärten, sonst und jetzt. Handbuch f. Gärtner, Architekten und Liebhaber. Berlin 1888: Biebrich, Geisenheim, Wiesbaden; F. L. Skell.

R. Schäfer, Hessische Glockeninschrifteu. Archiv f. hessische Geschichte XV, S. 519: Ph. G. V. Low, 1722; S. 525: Ad. Werner, Abt zu Eberbach, 1783; S. 497: F. W. Rincker zu Sinn.

Siebmachers grosses allgemeines Wappenbuch I, 4. Städtewappen; bearbeitet von 0. T. V. Hefner und A. v. Gaubsch, A. v. Gaubsch und L. Clericus. Nürnberg 1885 (enthält viele nassauische Städtewappen).

E. Friedberg, Die geltenden Verfassungsgesetze der evangelischen deutschen Landeskirchen, herausgegeben und geschichtlich erläutert. Freiburg 1885. (I, S. 230 255 das frühere Herzogtum Nassau.)

270

0. Mejer, Zur Geschichte der römisch-deutschen Frage. 3 Teile 1871 1885. Freiber"-. Vergl. uanieutlich Bd. HI, an verschiedenen Orten über Nassau; I, S. 299 Beck zu Limburg; III, S. 20, 229 Koch.

A. Hinrichsen, Das litterarische Deutschhmd. Berlin und Rostock 1887: enthält viele Biographien von in Nassau geboreneu oder wohnenden Schriftstellern.

.1. Kürschner, Deutscher Litteraturkalender. 188G (YIII), 1887 (IX), 1888 (X). Berlin und Stuttgart: gibt Namen u. Schriften vieler nass. Schriftsteller an.

R. Kleinpaul. Menschen- und Völkernamen. Etymologische Streifzüge auf dem Gebiete der Eigennamen. Leipzig 1885. Vergl. S. 372 u. a. O.

R. Pick, Der Ausdruck Bitz (= Stück Land.) Annal. des bist. Ver. f. d. Nieder- rhein. 41 (1884), S. 148.

Allgemeine Deutsche Biographie. XVII. 1883. Juh. Kraft von Herboru, 1658—1731. Cuno. Juh. Phil. Kratz zu Scharffenstein, f 1635, Feldmarschall. K. H. Joh. Phil. Krebs, 1771 1850, Oberschulrat und Professor zu Weilburg. H. Hartmuth von Kronberg, f l-''^^- Ulmann. Aug. V. Kruse, 1779 1848, Gen.-Lieutenant. K. Schwartz. Karl Friedr. V. Kruse, 1737—1806, Reg.-Präsident zu Wiesbaden. K. Schwartz. Juh. Christian Lange, 1669—1756, Gen.-Superintendent zu Idstein.

XVIII. 1883. Leop. Frz. Friedr. Lehr, 1709 1744, Liederdichter. Ledderhose.

XIX. 1884. Georg Lorich, Pfarrer zu Hadamar. Werner. Georg Wilh. Lorsbach, 1752—1816, Orientalist. Pünger. Karl Frdr. L. Low von und zu Steinfurth, 1803—1868, Präsident des O.-Appell.-

Gerichts zu Wiesbaden. Teichmann. Ludwig, Graf zu Nassau-Katzenelnbogen, 1538 1574. Müller. Ludwig Günther, Graf zu N.-Katzenelnbogen, f 1604. Müller. Ludwig Heinrich, Graf zu N.-Dillenburg, 1594—1662. Joachim. Ludwig Crato, Graf zu N.-Saarbrücken, 1663 1713. Joachim. Ludwig II., Graf von N.-Weilburg, 1565—1627. Joachim.

XX. 1884.

Matthias Martinius, 1572-1630, 1595 Hofprediger zu Dillenburg u. 1596—1607

Professor zu Herborn. Cuno. Ant. Matthaeus, 1594—1605, Professor der Rechte zu Herborn. Eisenhart.

XXI. 1885.

Joh. Mechtel, 1595 Stiftsherr zu Limburg. Kraus.

Joh. P. Melchior, 1741—1825, einige Zeit an der Porzellan-Fabrik zu Höchst

beschäftigt. Holland. Joh. Melchioris, 1646—1687, Prof. theol. zu Herborn. Cuno. 0. Melander, 1571 1640, Prüf. phil. 1601 1604 zu Herborn. Minor. K. G. Gr. V. Meusebach, 1781 1847, Jurist, 1803—1814 zu Dillenburg. r.

271

XXII. 1885. Moriz, Prinz von Oranien, lö()7 1025. Müller. Joh. Frz. Mülitor von Obertirsel, 1779 1800. Prantl. Joh. II. Traugutt Müller, 1797 18G2, Mathematiker. Cautor.

XXIII. 1886. Fr«lr. Muzelius, 1684 1753, Schulmann. Lier.

Juliane, Grätin zu Nassau, Gem. Wilhelm des Reichen, 150«)— 1580. Jacobi.

Jod. Xauni, 1560 1597, Prof. theo!, zu Ilerborn. Cuno.

Ph. Andr. Nebel von Dillenburg, 1764 1822, Reiseachriftsteller. Ratzel.

Konr. Nesen von Nastätten, 1495 1560. Kämme!.

Wilh. Nesen von Nastätten, 1493—1524, Humanist. Kämmel. Vergl. Archiv

f. Frankfurts Gesch. und Kunst. Dritte Folge I (1888), S. 329. M. Nethenus, 1618—1686, Prof. theol. zu Ilerborn. Cuno.

XXIV. 1887.

M. Gerh. Eob. Geldenhauer, gen. Noviomagus, 1537 1614, Theologe. Cuno.

Kasp. Olevian, 1536 1587, Theologe. Cuno.

Fr. W. Ph. Oertel, 1798-1867, Volksschriftsteller. Brummer.

Joh. Ph. Ostertag von Idstein, 1734—1801, Schulmann. Hoche.

P. v. Osterwald von Weilburg, 1718—1776. v. Schulte.

G. Ch. Otterhein von .Fronhausen, 1731 1800, Theologe. Cuno.

Otto I., Graf von Nassau, f nach 1289. Ausfeld.

Otto IL, Graf von Nassau, f 1350. Ausfeld.

XXV. 1887.

E. A. 0. K. Pagenstecher, 1697 1753, Rechtsgelehrter. Eisenhart.

I. W. M. Pagenstecher, 1793 1864, Forstmann. Hess.

Fr. H. Pagenstecher, 1828—1879, Augenarzt. H. Pagenstecher.

H. K. A. Pagenstecher, 1799—1869, Arzt. E. Pagenstecher.

G. Pasor, 1570—1637, Theologe. Cuno.

M. Pasor, 1599—1658, Theologe. Cuno.

A. H. Peez, 1786— 1847, Badearzt. Otto.

Philibert, Prinz von Oranien, 1502 1530. Otto.

XXVI. 1888. Philipp I., Graf von Nassau-Saarbrücken, 1368—1429. Otto.

IL, 1418—1492. Otto.

n IIL, 1504—1559. Otto.

I., Wiesbaden, 1490—1558. Otto.

r, IL, . t 1566. Otto.

Philipp von Nassau, 1566 1599. Müller. Philipp Wilhelm, Prinz von Oranien, 1554—1618. Müller. Joh. Pincier, 1556 1624, Prof. phil. et med. zu Herborn. Otto. Joh. Pincier, 1521 1591, Theologe; Joh. Pincier, f 1592, Amtmann zu Epp-

stein. Otto. Joh. Piscator, 1546—1625, Prof. theol. zu Herburu. Cuno.

272

Herrn. Tresber, 1830— 1 884, Novellendichter. Otto.

W. L. V. Preuschen, Reichsfreiherr von und zu Liebenstein, 1806 1864, zu- letzt Archivbeamter. Sauer.

XXVII. 1888. Joach. Raff, 1822—1882, Komponist. Weber. Joh. Eb. Rau, 1695 1770, Prof. theol. zu Herbora. Otto. Seb Rau von Herborn, 1724 1811, Siegfried. Jüh. Gerh. Rauch, 1671 1748, Arzt. Otto. K. H. Rauschard, 1750 1796, Historiker. Sauer. H. Ravensberger, 1586—1625, Theologe. Otto. Joh. Just. Ravensberg, 1720 1754, Jurist. Otto. Just. Reifenberg, f 1631, Jurist. Otto, Friedr. v. Reiffenberg, Ritter, 1515—1595. Otto. Joh. Phil. V. Reiffenberg, f 1722. Otto. V V V y> Bär.

Friedr. v. Reiffenberg, 1719 1764, Jesuit. Otto. Phil. Ludw. V. Reiffenberg, f 1686, Domherr. Otto.

Vereinsnachrichten,

Bericht des Sekretärs.

(Vom Dezember 1887 bis Oktober 1889.)

Im August und September 1888 wurde den verehrliclien Mitgliedern das 2. Heft des XX. Bandes der Annalen zugestellt. Dasselbe enthält u. a. den von Herrn Oberst von Cohausen verfassten „Führer durch das Altertums-Museum zu Wiesbaden", dessen Trefflichkeit allerseits Anerkennung gefunden hat. Dem vorliegenden XXI. Annalenbande ist als Gabe für die Mitglieder des Vereins noch beigelegt: Franz Behem von Dr. Simon Widmann, eine Schrift, zu der den Yerfiisser, ehemaligen Sekretär unseres Vereins, ein im Vereinsarchiv gemachter Fund veranlasst hat.

Wie früher, so ftinden auch in den beiden letzten Wintern regelmässige Zusammenkünfte des Vereins statt, die sich eines regen Besuches, z. T. auch von Nichtmitgliedern zu erfreuen hatten. Es wurden in denselben folgende Vorträge gehalten:

1. Am 2. November 1887: Bericht des Herrn Oberst von Cohausen über die Generalversammlung der deutschen Geschichts- und Alter- tumsvereine zu Mainz, sowie Vortrag des Herrn Dr. Schmitt über die römische Rheinbrücke bei Mainz.

2. Am 15. Dezember auf der Generalversammlung: Vortrag des Herrn Dr. Schmitt über den Mithraskultus und seine Wanderungen.

3. Am 14. Januar 1888: Vortrag des Herrn Geb. Baurat u. Reg.-Rat Cuno über die Geschichte der Verkehrsverhältnisse zwischen Rhein und Donau.

4. Am 8. Februar sprach Herr Major Schlieben über die Teilung des Tages und Jahres bei den Alten, insbesondere über die beiden einzigen in Deutschland gefundenen römischen Sonnenuhren, die Wiesbadener und die Cannstadter, femer Herr Oberlehrer Dr. Adam über eine Scene aus dem mimischen Privatleben.

5. Am 7. März: Vortrag des Herrn Major Freiherr von Wangenheim über die Schlacht bei Höchst 1622 und des Herrn Dr. Schmitt über die Parzival- und Gralsage.

Ferner fanden im Winter 1888/89 und zwar am 1. Mittwoch jeden Monats folgende Vorträge statt:

1. Im November 1888: Vortrag des Herrn Oberst von Cohausen über

die deutschen Ansiedlungen in Polen.

18

274

2. Im Dezember auf der Generalversammlung spraoh Herr Direktor Professor Spiess über „Eine Wohn- und eine Begräbnisstätte der llühenzollern."

3. Im Januar 1889: Vortrag des Herrn Geh. Baurat u. Reg. -Rat. Cuno über die Kulturbestrebungen der Karolinger in Mitteldeutschland.

4. In der Yersanimlung im Februar sprach zuerst Herr Oberlehrer Dr. Adam über athenisches Privatleben, sodann Herr Archivrat Dr. Sauer über Blüchers Rheinübergang bei Caub.

5. Im März: Vortrag des Herrn Major Sc blieben über Anfang und allmähliche Entwicklung der Cirkusbelustigungen.

Öffentliche Vorträge wurden, ausser den auf den Generalversammlungen gehaltenen, seitens des Vereins nicht veranstaltet.

Gemeinsame AusHüge der Mitglieder, wie solche bisweilen in früheren Jahren, allerdings unter stets schwächerer Beteiligung ausgeführt wurden, unterblieben. Dagegen beteiligte sich eine Anzahl von Vereinsmitgliedern an einem Ausflug, den der hiesige Architekteuverein im letzten Sommer nach Ingelheim unternahm.

Der Schriftenaustausch mit den auswärtigen Vereinen wurde teils in der hergebrachten Weise fortgesetzt, teils dadurch bedeutend erweitert, dass zu den 152 Vereinen, mit denen er bereits gepflegt wurde, 14 andere hinzutraten.

Und wie durch diesen Tauschverkehr, so wurde auch durch JS^euanschaf- fungen, sowie durch Schenkungen der Vereinsbibliothek wieder manche wertvolle Bereicherung zu teil. So verdanken wir der Huld Seiner Majestät des Hoch- seligen Kaisers Friedrich auch den 9. Band des Jahrbuchs der preussischen Kunstsammlungen (1888), und Seine Majestät der Kaiser und König Wilhelm II. hatten die Gnade zu genehmigen, dass dem Vereine das genannte Jahrbuch auch fernerhin überwiesen werde. Weiter beschenkten den Verein die Herren: W. S. Freiherr von Bibra, Oberst von Cohausen, Dahlen (Geisenheim), Sanitäts- rat Dr. Florschütz, Professor Hillebrand (Hadamar), Jasper, Oberlehrer Jentsch (Guben), Dr. Kobelt (Schwanheira), Kofler (Darmstadt), Dr. Maue (Frankfurt a. M.), Näher (Strassburg), Frau Appellationsgerichtsrat Rössler, die Herren: Landes- direktor Sartorius, Professor Dr. Schaaffhausen (Bonn), G. Aug. B. Schierenberg, Major Schlieben, Oberlehrer Schmitz (Montabaur), Th. Schüler, Generalarzt Dr. Stödtke, Major Freiherr von Wangenheim; ferner das Königl. preussische Kultusministerium, die Realprogymnasien zu Biebrich, Diez und Ems, die Gym- nasien zu Hadamar und Wiesbaden.

Allen gütigen Gebern sei hiermit auch an dieser Stelle der Dank des Vereins ausgesprochen.

Die Generalversammlung der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine für 1888 fand am 10. bis 12. September in Posen, die für 1889 vom 8. bis 12. September in Metz statt. Wie in früheren Jahren, so übernahm der Königl. Konservator Herr Oberst von Cohausen auch bei diesen beiden Versammlungen die Vertretung des Vereins.

Was die Mitgliederzahl betrifft, die in den letzten Jahren stetig, wenn auch nicht gerade erheblich abgenommen hatte, so darf der Bericht des Sekretärs endlich wieder einmal ein erfreuliches Wachsen derselben konstatieren.

275

Unter denen, die dorn Yeroine durch den Tod entrissen wurden, beklagt er vor allen den Hingang Seiner Majestät des Kaisers Friedrich, der dem Ver- ein Seine Gunst durch Annahme der Ehrenmitgliedschaft, sowie durch Zuwen- dung von wertvollen Geschenken bezeugt hatte (s. Nachruf auf Kaiser Friedrich in Annal., Bd. XX).

Ferner traten aus, bezw. starben zwischen Dezember 1887 und Dezember 1888 die Mitglieder:

Herr Jacob Werner, Biedenkopf.

> Lautz, Geh. Regierungsrat, W. f » Pfaff, Gastwirt, Königstein, f

» C. Glaser, Kaufmann, W. f » Gottschall, Schneider, \V.

R. Eibach, Pfarrer, Xenderoth.

Dr. Hart mann, Sanitätsrat, W. f » Christ, Pfarrer, Löhnberg. » Julius Hartmann, W. » Dr. Genth, Sanitätsrat, W. f » Boruemann, Wirkl. Geh. Kriegsrat a. D., W. - Ebhardt, Geh. Rat, W., f

Dr. Steiger, Oberlehrer, Rinteln. » Dr. Kratz, Geistlicher Rat, Schwanheim, f

> W. Klappert, Ingenieur, W.

» Jage mann, Generalmajor z. D., W.

zur Nedden, Landrat, Saarbrücken.

» Dr. med. Rambach, Hamburg, f

* Böhmer, Kaiserl. Deutscher Konsul, W.

* Freiherr von Bleul, Staatsanwalt, Hechingen. » Dr. Wesener, Oberlehrer, Fulda.

Dr. Mehlis, Dürkheim. Benedick, Amtmann, Rüdesheim, f Dr. med. Lotz, Frankfurt a. M. Seit der Generalversammlung am 5. Dezember 1888 bis jetzt schieden aus dem Verein folgende Mitglieder: Herr Dr. Usener, Professor, Bonn. » Zülch, Reallehrer, Oberlahnstein. » Hepp, Lehrer, Xastätten. » Wingender, Kaplan, Rüdesheim. » Nie. Kremer, Kaufmann, Eltville. » Hoffmann, Oberbaurat, Mainkur. f " Firnhaber, Geh. Regierungsrar, W. f » Bott, Bürgermeister, Eltville. f =" Schartow, Oberst z. D., W. " von Langendorff, Major a. D., W. » Dr. Schirm, W. f » Streitberg, Amtsgerichtsrat, W.

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Herr Lenders, Oberforstmeister, Küln. » Dr. R. Müller, Professor, W. « Schaffner, Geh. Regierungsrat, W. » Alex. Simons, Kommerzienrut, W. f

. Ottfr. Schambach, Dr. phil., Gymnasialprofessor, Altenburg. » Rodrian, Buchhändler, W. » Ileinr. Niedner, Yerlngsbuchhändler, W. » J. Niedner, Yerlagsbuchhändler, W. =• Rud. von ßeckerath, Rüdesheim, t

> A. C. Buschbaum, Hamburg, f

> Schumann, Major a. D., Mosbach (Biebrich). f

- Kiss, Hauptmann z. D., Giessen.

Andererseits traten dem Verein seit Dezember 1887 bis Dezember 1888 bei Herr Dr. med. Ludwig Schneider, Rüdosheim.

» Ferd. Oppermann, Bad Soden. Der Kreisausschuss des Kreises Westerburg. Herr Joh. Hess, 2. Bürgermeister, W.

Der Kreisausschuss des Ober-Lahnkreises zu Weilburg. Herr Graf von Hachenburg, Hachenburg.

» Dr. Beckmann, Königl. Landrat, Usingen. Der Kreisausschuss des Kreises Usingen, Usingen. Der Kreisausschuss des Rheingaukreises zu Rüdesheim. Herr Heinrich Hess, ^yeinkommissiouär, Ostrich.

- Heinrich Kaufmann, Gerbereibositzer, Lorch. y> Wilhelmy, Prokurator, Hattenheim,

■^ Graf von Ingelheim, Geisenheim.

* von Dewitz, Landrat, Rüdesheim. Kreisausschuss des Kreises St. Goarshausen. Herr von Nachtigall, Generallieutenant, W.

> Pistor, Hilfslehrer am Gymnasium, W.

y> Neubourg, Hilfslehrer am Gymnasium, W. Die Lehrerbibliothek des Realgymnasiums zu Diez. Herr Heinrich Fritz, W.

- C. Wickel, Buchhändler, W. Königl. Gymnasium zu Dillenburg.

Herr Reichert, Domänen- Rentmeister, Weilburg. «. Wilhelmi, Pfarrvikar, Nassau. » Kiss, Hauptmann z. D., W. » Siegel, Pfarrverwalter, Schwanheim. » Herrn. Schellenberg, Buchhändler, W.

- Martin, Historienmaler, Kiedrich.

» Schwinn, Referendar a. D., Saarbrücken.

» Fischbach, Zeichner für Kunstgewerbe, W.

» Dr. med. Ahrens, W. Kreisausschuss des Dillkreises zu Dillenburg. Realprogymnasium /u Biebrich a. Rh.

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Seit Dezember 1888 bis jetzt wurden als Mitglieder uufgeuoinincn: Herr von Knebel, Oberst, Sonnenberg. August Mackauer, Geiseuhcim. » Hugo Peipers, Rentner, W.

Roth, Bergrat a. D., W. Kolb, Major, W. Kreisausschuss für den Obertaunuskreis zu iloniburg. Kreisausschuss Marienberg. Kreisausschuss des Landkreises Wiesbaden. Kreisausschuss des Kreises Biedenkopf, Biedenkopf. Kreisausschuss des Kreises Limburg. Gemeinderat zu Wiesbaden. Kreisausschuss Höchst. Kreisausschuss zu Langenschwalbach. Herr Otto, Realgymnasiallehrer, W.

> F. Rücker, Lehrvikar, Rittershausen. » Schäfer, Gymnasiallehrer, W. Kreisausschuss Montabaur.

Kreisausschuss des Landkreises Frankfurt a. M. Herr M. Heyne, Realgymuasiallehrer, Biebrich. Dr. med. M icheisen, prakt. Arzt, W. » Dr. Focke, Kustos a. "R^:' Königl. Landesbibliothek, W. V Ho ff mann, Premierlieutenant a. D., W., Vereinssekretär. >• von Körber, Generallieutenant, Excellenz.

Cr ah 6, Rentner, W. » Joseph Pohl, Weinhändler, W. » Stammler, Apotheker, W. Leonhardt, Kaufmann, W. ■» Knopf, Rentner, W. Magistrat der Stadt Frankfurt a. M. Ferner ernannte der Vorstand zu Ehrenmitgliedern die Herren: Geh. Rat Professor Dr. von Sybel, Berlin und Professor Dr. Schaaffhausen, Bonn. Die Gesamtzahl der Mitglieder beträgt jetzt 410, nämlich !J Ehrenmitglieder, 9 korrespondierende und 392 ordentliche Mitglieder.

Aus dem Vorstand trat beim Beginn des Sommersemesters 1888 Herr Dr. Schmitt aus, infolge Berufung an das Wilhelms-Gymnasium zu Kassel. Die von ihm IV2 Jahre verwaltete Stelle des Sekretärs wurde nach seinem Abgange einige Zeit in liebenswürdigster Weise von Herrn Major Freiherr von Wangenheim versehen, bis auf W^unsch des Vorstandes der Unterzeich- nete die Geschäfte des Sekretariats übernahm.

Die Generalversammlung des Vereins am 5. Dezember 1888 fand in her- kömmlicher Weise statt. Nach den hier statutengemäss vorgenommenen Wahlen, wobei Herr Oberst z. D. Labes eine Wiederwahl aus Gesundheitsrücksichten abgelehnt hatte, bilden den Vorstand die Herren:

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Direktor: Spie 88, Direktor Professor.

Sekretär: Dr. Ruppel, Realgymnasiallehrer, welcher aus Gesuntlheits- rüoksichten ausscheidend, vom 1. November ab durch Herrn Premier- lieutenant a. D. Ho ff manu ersetzt worden ist.

Konservator: von Cohausen, Oberst z. D.

Dr. Adam, Oberlehrer.

Cuno, Geh, Baurat u. Reg.-Rat.

von Eck, Geh. Justizrat.

Dr. Fleischer, Oberstabsarzt.

Gaab, Rentner.

Dr. Stödtke, Generalarzt.

Freiherr von Wangenheim, Major a. D.

Weldert, Direktor.

Ersatzmänner:

Dr. Flors ehiitz, Sanitätsrat.

Keutner, Landgerichtsrat.

Dr. Wedewer, Gymnasiallehrer. In die Rechnungsprüfuugs-Kommission wurden gewählt die Herren:

Dr. Adam, Oberlehrer.

Cuno, Geh. Baurat u. Reg.-Rat.

Streitberg, Amtsgerichtsrat. Letzterer schied im Mai aus dem Verein aus. Wiesbaden, im Oktober 1889. Dr. Ruppel.

Bericht des KonserTators Oberst von Cohausen über die Erwerbungen des Altertunis-Museums in Wiesbaden während des Jahres 1888.

Erstattet am 5. Dezember 1888.

Das Jahr, das sich zu Ende neigt, wird man nicht nennen können ohne die Erinnerung wach zu rufen an die drei Kaiser, welche das wieder aufge- richtete Reich regiert haben.

Nicht dem Schmerz über das Hinscheiden der beiden herrlichen Kaiscr- gestalten, nicht der Hoffnung auf unseren jetzigen Kaiser, sondern der Freude möchte ich Ausdruck geben über die Beziehungen, welche unseren Verein mit den Majestäten des Kaisers Wilhelm L, des Kaisers Friedrich HL und des Kaisers Wilhelm IL beglückt haben.

Kaiser Wilhelm L, den wir alljährlich zu sehen die Freude hatten, und der oft davon sprach, wie gerne er hier weilte, hatte stets die Absicht, unser Museum zu besuchen, musste aber immer vor dem Abraten der Arzte zurück- treten. Uns zu entschädigen, gestattete er, dass ihm am 26. November 1878 ein römischer Legionär in den Waffen unseres Museums vorgestellt wurde, so- dass sein prüfender Blick auf dessen Bewaffnung, Tracht, Haltung, Schritt und Waffengebrauch ruhte.

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Am 28. April 1883 liees er sich die Waffen der Franken und ihre Rekonstruktionen durch Herrn Dr. Beck vorlegen. Seine Majestät sagte dabei, „das8 man bei den vorliegenden, wie bei vielen anderen Dingen iininer wieder versucht sei, auf das Altertum zurückzugreifen, und dass die rechte Art, das Alter- tum und seine Künste verstehen zu lernen, eben in solchen Reproduktionen liege." Welche reiche Mittel er für die Erhaltung des römischen Kastells der Saalburg, deren Wert auch als Lehrobjekt er würdigte, gewährt hat, ist bekannt. Kaiser Friedrich III. hatte diesem Denkmale schon lange als Kronprinz seine (runst zugewandt, uqd ist es kaum zu sagen, wie oft er mit seiner hohen Gemahlin und den kronpriuzlichen Kindern in den Mauern und der 8ch«)nen Umgebung des Kastells viele Stunden lang geweilt hat. Es war am 25. Sep- tember 1885, dass der hohe Herr in Begleitung von Franz Pascha, der ihn einst bei der Eröffnung des Suez-Kanals geführt hatte, und anderer Herren der Ausräumung eines römischen Brunnens beiwohnte. Er trug damals als Brustnadel einen silbernen Vespasian, den der verstorbene Prinz Waldemar bei einer anderen Gelegenheit dort ausgegraben hatte, und einen Stock aus dem schwarzen Holz einer römischen Brunneneinfassung. Wir erwähnen dieses als eine jener gütigen Aufmerksamkeiten, die Er stets hatte und hier den Leitern der Ausgrabungen bekundete.

Der Ausgrabung eines anderen Brunnens daselbst wohnten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin mit den Prinzessinnen Töchtern am 18. Mai 1886 bei. Es war zum letztenmal, dass wir uns an der Beteiligung und an dem gespannten Interesse der höchsten Herrschaften dort erfreuen konnten. Auch unser Museum besuchte die hohe Familie zu wiederholten Malen. Von einemmal, am 1. Dezember 1880, ziert des Kronprinzen Namen unser Fremdenbuch wenn er gleich kein Fremder, sondern die Gnade hatte, als Ehrenmitglied unserem Vereine beizutreten, unsere ^ii^'^lßii alljährlich entgegenzunehmen und unserer Bibliothek das Prachtwerk der Jahrbücher der preussischen Museen zu schenken.

Von des jetzigen Kaisers Majestät bleibt uns stets das schöne Bild vor Augen, wie er (es war am 18. August 1878), seinen jüngsten Bruder, den früh verstorbenen Prinzen Waldemar auf dem Rücken tragend, vom Drei- mühlenborn her durch Farrnkräuter und Haide rüstig der Saalburg zuschritt.

Die königlichen Prinzen hatten sich mit Hacken und Spaten mit Glück an den Ausgrabungen beteiligt und unter anderen jene obenerwähnte Silber- münze gefunden.

Prinz Wilhelm, des jetzigen Kaisers Majestät, trat unserem Museum am 16. April 1879 näher, indem er mit besonderem Interesse unser Tanagra- figürchen und das Modell der Cäsarischen Rheinbrücke besichtigte zumal aber auch dadurch, dass er das Abklatschen der Steininschriften erlernen wollte und dem Museumsdiener Schwamm und Bürste aus der Hand nahm und selbst, herzhaft und praktisch zugreifend, einen untadeihaften Abdruck zu stände brachte. Und so wird er, dess sind wir versichert auch die Lapidarschrift, zu der er berufen ist, mit kräftiger Hand in das Buch der Geschichte eintragen.

Wir aber wenden uns wieder den kleinen Dingen zu, welche Stück um Stück aneinander gereiht, ein Paar Seiten unserer Kulturgeschichte aufzubauen die Aufgabe haben. Indem ich Ihnen die Erwerbungen des Museums dieses

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Jahres vorlege, sage ich auch in Ihrem Namen den Geschenkgebern und Förderern unseren besten Dank.

Ich halte mich nach Möglichkeit an die Zeitfolge und stelle obenan die mit den Ringwällen in Verbindung stehenden Altertümer.

Aus den Nachgrabungen auf dem Altkönig wissen Sie, dass die Stein- wälle Mauern waren, welche durch eingelegte Hölzer ihren senkrechten Stand und Halt erhielten, durch das Feuer, dass der Angreifer, um sich eine Sturm- lücke zu machen, anlegte, zusammenstürzten und verschlackten. Wo kein Feuer hinkam, verfaulte das Holz und die Mauern stürzten, ohne Schlacken zu bilden, zusammen. Ausser dem Altkönig kennen wir in unserer Nähe noch drei Zufluchtsorte mit solchen Schlacken-13reschen, bei Kirnsulzbach an der Nahe, bei St. Medart am Glan und auf dem Donnersberg. Diesen haben wir im Frühjahre mit einer ausgewählten Gesellschaft, grösstenteils Sachkundiger, besucht und teils selbst, teils durch die Güte Seiner Excellenz des Generals von Sevdlitz, verschlackte Steine (Melaphyre) und Steinbeile mitgebracht.

Ahnliche Werkzeuge mit sehr altertümlichen Töpfereien, das Gehörn des Bos primigenius und anderes brachte uns der Herr Sanitätsrat Dr. Florschütz von Bierstatt mit. Jene keramischen Erzeugnisse sind, älter und doch feiner und genauer, als die aus unseren Hügelgräbern, noch ein Rätsel, und deshalb in jedem Scherben aufbewahrenswert. Auch bei den Kasinobauten fanden sich Töpfereien, die vielleicht noch über die Hügelgräberzeit in die der Pfahl- bauten hinaufreichen, da sich dazwischen ausser dem Unio sinuatus auch die Unterkiefer des Torfschweins tiuden.

Ein hübsches Chloromelanit-Beil empfingen wir in Münster, in dessen Wald wir einer Ausgrabung durch Herrn von Reinach assistierten; dieselbe brachte nur geringes und bekanntes. Von einer ebenso schönen, als inte- ressanten Steinart, dem Nephrit, legen wir hier ein Stück aus Neuseeland vor, weil aus derselben auch in Deutschland Steinbeile gefunden werden, ohne dass dies Mineral bis jetzt in Europa unter Verhältnissen angetroffen worden ist, die jene Anwendung zuliesse.

Durch Herrn von Lossen aufmerksam gemacht und durch den Herrn Ober- förster Hölzerkopf, sowie den Herrn Bürgermeister Braun von Heckholzhausen unterstützt, haben wir in dessen Gemeiudewald Pfuhl mehrere Grabhügel unter- sucht und die hier vorliegenden Thon-, Bronze- und Eisengegenstände gefunden. Man könnte einwenden, dergleichen Ringe und Nadeln hätten wir schon genug ganz richtig aber die Stücke sind nicht alle ihrer selbst wegen, sondern auch zur Kennzeichnung des Landes nötig, und wenn einst eine historische Landeskunde geschrieben wird, wird es sich wohl fragen, warum etwa auf der rechten Lahnseite auf so und so viele Quadratmeilen keine Hügelgräber, oder keine Bronzeschmucksachen, oder nur ganz einfache, gefunden worden sind ob jenes Land noch unbewohnter Wald oder mit so wilden Leuten bewohnt war, dass kein Händler sich da hinein wagte, während sie das Rhein- und Mainthal in jeder Richtung durchzogen. Mau wird auf ähnliche Erscheinungen in überseeischen Ländern auch in unserer Zeit hindeuten, um eine richtige Vorstellung unserer Urzeit zu erhalten.

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Unter den Eisengeräten aus dem Heekhulzhauser Wald iat auch ein Lang- schwert, mehrfach zusammengefalten, wie man es in der Wetterau den Chatten zuschreiben zu können glaubt.

Ein llalsring, in dessen Näpfchen, wie in den pferdekupfartigen Haken einer Gürtelschliesse ein roter Schmelz sass, ein geperlter Armring und ein ge- schweiftes Bronzemesser kamen uns aus Rheinhessen zu und zählen zu den der La Tene-Periode angehörigen Dingen.

Aus römischer Zeit waren die Erwerbungen nicht eben reichlich zu nennen: Sieben Thonlampen mit Reliefs, davon zwei mit dem Töpferstempel COMVNI und AYITVS. Den letzteren Namen und MARINYS fanden wir auch auf zwei terra-sigillata-Scherben. Aus Köln vier hübsche schwarze Puppengesthirre. Aus dem Maifeld, was leider nur allzu spekulativ ausgebeutet wird, emptingen wir eine schwarze Thontlasche mit darüber gestülptem Becher, eine Kanne von rotem Thon mit weissen Tupfen; von Glas einen Kelch auf hohem Fuss, der erste dieser Art, den wir besitzen, eine viereckige Flasche und eine Bowle, sowie von Bronze einen Zügelring mit seiner üblichen Befestigung auf dem Kummet; von Terracotta eine Hühnerhofscene und einen misslungenen Glasie- rungsversuch au einem kleinen Fläschchen.

Wir haben hier noch nachzuholen ein ägyptisches Alabastron (Balsam- flasche) von blauem Glas, gelb gewürfelt, und ein grünglasiertes Votivplättchen, auf welchem der schakalköpfige Anubis gelb bemalte Augen hat; ein Geschenk des Herrn Tendlau. Von Frau Prof. Kurtz in Ellwangen ein Akrotherion von Paestum und zwei Tanagra-Köpfchen in Terracotta.

Aus fränkischen Gräbern bei Braubach, aus denen wir zur Zeit des Eisen- bahnbaues 1860 Waffen und Schmucksachen empfangen hatten, empfingen wir jetzt ein dazu gehöriges gelbes geripptes Trinkglas. Wir danken die erste Nachricht auch von römischen Funden daselbst dem Herrn Rektor Dr. Wid- mann in Oberlahnstein.

Nicht ohne Interesse sind zwei Paar Gürtelbeschläge in Form bären- artiger Schnabeltiere, dann solche von silberplattierter Bronze, als Beispiel dieser Technik, verschiedene Riembeschläge, ein silberner Ohrring und zwei goldene, mit nachgeahmtem Filigran verziert, eine grosse Zierscheibe und eine runde Fibula von Nackenheim. Von ebendaher eine Gürtelkette, wie sie die fränkischen Frauen trugen, daran hängend zwei Hirschhaken, eine aus einer römischen Grünsteinplatte rund hergerichtete und seitlich durchbohrte Scheibe, und zwei Thonperlen nebst einem aus Marmor gedrechselten Ringe; aus Frankengräbern auf dem Maifelde spätrömische Kupfermünzen.

Ich habe hierbei einige Eisen-Altertümer ausgestellt, welche der Vorstand des städtischen Laboratoriums in Heidelberg, Herr Dr. Bücher, vom Rost befreit und auf längere Zeit gegen die Einwirkung des Rostes gesichert haben will.

Die Zeit des Mittelalters und der darauf folgenden Jahrhunderte ist ver- treten durch wenige Geräte und mehrere Töpfereien.

Ein besonders für uns merkwürdiges Stück verdanken wir der Aufmerk- samkeit des Herrn Amtmann Lorsbach. Es ist ein Sporn des Kaisers Adolf wenigstens spricht nichts dagegen und manches dafür. Seine Form ist die vom

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Ende des 13. Jahrhunderts, er ist auf dem Schhichtfelde vor GöUheim in der Erde gefunden. Er ist vergoldet und es ist bekannt, dass der Kaiser im Gegensatze seiner Gegner in goldener Rüstung kämpfte und fiel. Ein etwa 100 Jahre jüngerer Sporn wurde beim Kaualbau in Wiesbaden gefunden. Eine Partisane von der Danneufelser Mühle am Donnersberg danken wir der Güte des Herrn Generallieutenant von Seydlitz, sowie ein für die Geschichte der Optik nicht uninteressantes Mikroskop der Güte des Herrn Postdirektor Schultz- Hendke. Einen aufmerksamen und dem Museum wohlgeneigten Beobachter hiesiger Fundamentbauten besitzen wir in Herrn Philipp Dormann ; von ihm erhielten wir unter anderem eine Renaissance- Wandplatte, die sich bei zwei Skeletten im Baue der Markt- und Kirchgassenecke fand. Für die Geschichte des Thongewerbes sind zwei Steinzeugtöpfe, auf die er uns aufmerksam machte, von Interesse. Sie tragen den Charakter des frühen Mittelalters, und dadurch dass sie beim Brand verdorben sind, sind sie für uns um so wertvoller: sie zeigen, dass sie nie in den Handel gekommen, d. h. in Marienthal, früher Aulhausen, gemacht worden sind. Wir denken mit Freuden des Tages, als wir sie autfanden, und derer, die uns dabei Hilfe leisteten.

Eine der ausgezeichnetsten Porzellanfabriken war die 1740 gegründete von Höchst am Main und es ist interessant, ihre Erzeugnisse mit den anderen früher und später ins Leben getretenen Porzellan- und Fayencefabriken zu vergleichen. Wir besitzen der namhaftesten Marken etwa 13 in Porzellan und 7 in Fayence. Wir danken viele derselben dem Herrn N. Hess und unserem langjährigen Gönner Herrn Buschbaum in Hamburg.

Gemalte Trinkgläser mit Wappen aus dem 17. Jahrhundert. Ein Topf aus dem Walde von Schrezheim bei Ellwangen zur Bereitung des Urnenharzes. Wiederhergestellt von Herrn Seibel in Homburg.

Wir stellen hier ein byzantinisches, jedenfalls slavisches Ölgemälde der heiligen Maria, umgeben von sechs Heiligen, aus, überall zeigen sie nur die Gesichter, während Kleidung und Hintergrund von einer beweglichen, getriebenen Silberplatte bedeckt sind. Wir danken das schöne Stück der Gefälligkeit unseres Mitgliedes Herrn Olsen; ferner zwei Reliquiaren mit feiner, weiblicher Klosterarbeit, sowie ein anderes in Form eines Kruzifixes von gutem, derbem Holzschnitzwerk. Auch das kulturhistorische Interesse dieser allmählich seltener werdenden Gegenstände wird niemand leugnen. Ich füge ihnen noch ein Paar Proben von Glasmalerei bei, welche ausreichen, die dabei geübte Maler- technik zu zeigen.

Als Geschenk der Frau Sanitätsrat Hartmann empfingen wir den authentisch beglaubigten Gipsabguss von dem Schädel des Philosophen Kant. Wir werden Gelegenheit haben, ihn mit unseren Römer- und Frankenschädeln zu vergleichen. Für unser ethnographisches Museum, welches schon im vorigen Jahre von Frau Konsul Mannheimer aus Liberia so reichlich beschenkt wurde, empfingen wir eint'u Dolch mit trefflicher Lederarbeit an Griff und Scheide, ein eigentüm- liches Gewebe und einen Pfeil.

Herrn Tendlau danken wir einen Wasserkühler (Gulle) aus Nilthon und eine Betschnur gleichfalls aus Ägypten.

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Unsere Erwerbuagen an Münzen waren nicht bedeutend, doch danken wir dem Herrn Dr. Genth eine eiserne, vun der Stadt Berlin 1816 auf den Feldmarschall vun Blücher gegossene Denkmünze, der Frau Prof. Kurtz eine Speyer'sche Silbermünze von Franz Christoph von Hütten 1747 andere zum Teil unleserliche Münzen übergehe ich.

Als Gegenstück zur Blücher-Medaille legen wir eine in Bierstatt erworbene Helenamedaille aus.

Ein merowiugischer Triens von Gold und vier spätrömische Kupfermünzen fanden sich in fränkischen Gläsern des Maifeldes.

Der Führer durch das Altertumsmuseum ist in diesem Jahre in Ihre Hände gekommen. Sie werden beim Durchblättern bemerkt haben, dass darin neben den engeren archäologischen Interessen auch die technischen hervor- gehoben sind aus Gründen, welche die Einleitung ausspricht. Auch bei den jährlichen Ausstellungen unserer Erwerbungen scheuten wir die Absicht nicht, zu wiederholen, auch den Gewerben zu dienen. Heute versuchen wir sie dadurch zu bethätigen, dass wir den Erzeugnissen der Vorzeit diejenigen der Gegenwart gegenüberstellen. Der nassauische Gewerbeverein hat uns einige freundlich zur Verfügung gestellt. Wenn auch die unmittelbare Wechsel- wirkung nicht überall zutage tritt, so möchte ich Sie doch aufmerksam machen auf die Intarsien (Einlagen) in Zinn, von denen der alte Willkonmihumpen ein so hübsches Vorbild gibt. Auf eine andere Intarsie, eine Fussbodenver- zierung im Schlosse zu Weilburg, ist in den Annalen XHI, 350 aufmerksam gemacht, nicht minder ist ebendaselbst auf die schönen Holzschnitzwerke an Bauernhäusern zu beiden Seiten der Lahn hingewiesen. Auch von Kleinschnitz- werk liegen Proben vor. Zumal aber sind es die Arbeiten in getriebenem Eisen, von denen wir Beispiele den Dachknauf des alten Uhrturms, Thür- klinken der alten Mauritiuskirche hier und ihnen gegenüber entsprechende Arbeiten des Gewerbevereins aufgestellt haben. Dieselben sind grösstenteils als Schülerarbeit bezeichnet, sind aber meisterhaft, sodass hier ausgebildete Arbeiter selbst in München mit offenen Armen empfangen werden.

Verwandt mit den Intarsien sind die Holzmosaiken, von denen schöne Beispiele vorliegen; in gleichem auch von Holzbrand- und Lederschnittarbeiten zwei Werkweisen, in welchen neben manchen anderen Kunst- und Kunst- gewerbezweigen auch unsere junge Damenwelt sich mit Talent und Geschick bethätigt.

Wir erlauben uns auf die derartige Ausstellung Webergasse 4, I, hin- zuweisen.

Wenn Sie den Führer durchblättern, werden Sie vielleicht sagen, dass Geschichte und Technik der Keramik zu sehr zu unserem Lieblings-Gegenstande geworden sei, allein wenn ich mich früherer Töpfereien von Breitscheid erinnere, und die hier ausgestellten in Masse, Glasur und Farbe sehr guten vergleiche, 80 rauss ich mit Freude einen Fortschritt anerkennen.

Das Altertumsmuseum wurde an 23 Sonntagen von 2902 Personen und an 69 Wochentagen von 2931 Personen besucht, an welche 83 Führer, also etwa täglich einer, zu 1 M. 50 Pf. verkauft worden sind.

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Bericht des Konservators Oberst vou Cohauseu über ilie Krwerbiiugeu uud L'utersuchuugeu für das Altertums-Museum iu »iesbadeu während

des Jahres l^^i^.

Zuerst erfüllen wir mit Freuden die Dankesptlicht gegen die Geschenk- geber.

Dem Herrn Pfarrer Paulus in Puzieux, der uns bei der Versammlung des Gesamtvereins in Metz einen sehr interessanten Vortrag über die Briquetage hielt; er gab uns einige der Milliarden von gebrannten Thouklösseu, aus denen in dem Sumpfgelände der Seille (auf dem Wege von Metz nach Strassburg) um die salzreichen Quellen grosse Inseln gebaut sind. Ein mchreres hierüber werden Sie in dem Korrespondeuzblatt des Gesamtvereins, welches den Herrn Mitgliedern zugänglich gemacht wird, erfahren. Wir setzen diese künstliche Inselbildung an die Spitze, weil auf ihr Renntiergeweihe gefunden worden sind. Wir erhielten von Herrn Paulus vorliegende Briquetage-Stücke.

Von Herrn Direktor Spangenberg empfingen wir einen Mahlstein aus Weissliegendem aus Laubersheim in der Pfalz wir sind gewöhnt diese bei uns Bonapartshüte genannten Steine von Mendiger Lava zu finden.

Von Herrn Bürgermeister Eisenmenger in Kammerforst, Kreis Montabaur, empfingen wir drei Steinbeile aus grauem Basalt.

Der Kittmeister und Hofjägermeister des Königs von Schweden, Herr C. Follin gab uns ausser einem Erzkclt mit Tülle noch eine Anzahl von Stein- geräten und Waffen aus Schoonen. Von demselben Herrn haben wir schon vor Jahren ähnliche Altertümer erhalten.

Von unseren Ausgrabungen der Hügelgräber im Wald Halbehl von Münster (pag. 6), Heckholzhausen (7), Kuhehag (8), Niederwalluf (39), Usingen (39), Halbehl von Xiederhofheim (-42), brachten wir die im XXI. Annalenband beschriebenen Sachverhalte und Altertümer mit.

Von den Baggerarbeiten bei Erbach a. Rh. kam ein Erzring, vou vier Ochsenköpfen umgeben, aber von unbekanntem Gebrauch, in das Museum.

Frau Thierry-Preyer brachte uns aus Rom mehrere antike Terracotten mit.

Von Herrn Direktor Dr. Hettner in Trier empfingen wir die Bruchstücke von Glashafen, sowie von Gläsern und bunten Fritten die unleugbaren Beweise, dass die Römer schon in der rauhen Eifel Glas, und zwar kunstvolle Gläser und Mosaikmaterial, bereitet haben.

Aus Köln erhielten wir eine Anzahl kleiner, sehr gut erhaltener Gefässe und Geräte aus Erz, römischen Ursprungs, vor allem aber einen römischen Dolch, dessen eiserne Scheide mit Erz tauschiert und mit Schmelz und Perl- muttereinlagen reich verziert ist.

Aus Bertrich zwei runde, gut erhaltene Fibeln mit Schmelz. Ein silberner Löffel mit Rchfussstiel, ein beinerner Schwertknauf uud sonstige kleine römische xVltertümer wurden uns aus Heidesheim, Finthen uud von dem alten Kirch- hof in Wiesbaden gebracht.

2.S5

Mörtel mit Sinter aus dem prachtvollen römischen Aquaeduct von Jouv aux Arches bei Metz, sowie ein durch den städtischen Ingenieur Herrn Brix aus der Umgebung des Kochbrunnens entnommener Sinterblock wurden mit mehreren römischen Ziegeln von ebendaher dem Museum einverleibt. Ein mehreres hierüber werden Sie im Annalenband XXI, 12 finden.

Aus dem durch Herrn Ch. Georg bei seiner Ziegelei erhobenen Franken- gräbern, erwarben wir, freilich nicht alle die in den Zeitungsartikeln wieder- holten Dinge aber doch das, was uns bis jetzt nützlich schien: Einen Feuer- steinsprthn, Feuerstahl und Stein, an Waffen eine Franciska, ein Langschwert, Speerspitzen, einen Umbo, Glasschalen, verschiedene Thongefässe (auch mit dem Wellenornament), Erzschüsseln, mancherlei Perlen, und machen wir auf den mit Almandinen überdeckten Falken (Gewandnadel) deshalb aufmerksam, weil das Auge aus zweifarbigem Schmelz gebildet ist. Weil die Franken ihren Schmuck nicht mehr mit Schmelz, sondern mit Almandinen zu besetzen pflegten, so halten wir einen Teil dieser Gräber, der ältesten Franken- oder vielmehr der Alemannonzeit angehörig (Annal. XXI, 28). Ähnliche Funde empfinden wir aus Rheinhessen, aus dem Maifeld und von Andernach, von wo ein Paar silberne Ohrringe Beachtung verdienen.

Wir müssen hier noch einen Fund einschalten, der in den letzten Tagen in dem Schiersteiner Gräberfeld gemacht und aus den Mitteln des Museums erhoben worden ist. Wir fanden nämlich, indem wir einen runden Brunnen- schacht (?) immer tiefer verfolgten, einen Votivstein, bestehend aus einem vier- eckigen Sockel mit darauf gehörigen geschuppten Säulenstücken aus Sandstein. Der Sockel trug die Bildnisse von Minerva, Herkules und Merkur und die wohlerhaltene Inschrift:

I O M

VIC SENECA EQ

LEG XXII P PFE

X VOTO IN SVO PO

SVIT GRATO ET Sl

LEVGO COS PRI

DIE KAL MART

Beim Weitergraben fand sich ausser dem Kapital auch der zu erwartende Reiter, der einen Barbaren oder Giganten niederreitet. Es tritt dies Denkmal also zu denen von Heddernheim in Frankfurt und Merten in Metz. Die Konsule ergeben das Jahr 221 n. Chr.

Der Aufmerksamkeit der städtischen Herrn Ingenieure danken wir einen bauchigen Krug, wie solche von Merian bei Schwalbach abgebildet sind und ohne Zweifel im 17. Jahrhundert auch in Wiesbaden in Gebrauch waren, l'm unmittelbar aus dem Krug, der noch kein Steinzeug ist, trinken zu können, ist die Mündung glasiert und mit einem feinen Nebenloch versehen (Annal. XXI, 12).

Durch Herrn Bauinspektor Holtgreve in Montabaur kam eine geschiente Hakenbüchse aus dem Bergfried von Grenzau in das Museum (Annal. XXI, 38).

Durch Herrn Polizeirat Höhn empfingen wir einen Sporn des IG. Jahr- hunderts, aus den Kiesgruben von Mosbach.

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Von Herrn Rektor Dr. Wulmann ein altertümliches Strickluikchen.

Von Frau Thierry-Preyer Porzellantassen mit den Marken von Venedig und vun Ansbach.

Herr Olson verschaffte uns ein schönes bemaltes Körbchen von Höchster Porzelliin.

Dem ethnographischen Museum verehrte Frau von AVolff ein silbernes Kleinod, reich mit Gold und Rubinen verziert: ein sitzender Braniah.

Schliesslich können wir ein schönes Geschenk des Herrn Dr. Beck nicht übersehen, obschon es von ihm verfertigt, des neuesten Ursprungs ist, nämlich eine damascierte, ganz den Vikinger Schwertern nachgebildete Waffe, welche um so interessanter ist, als eben jetzt eine prächtige Publikation des Museums in Bergen diese Vikinger Klingen behandelt und durch ehrliche Studien heraus- i'efunden hat, dass diese sogenannten Vikinger Schwerter im Innern von Gallien, Belo-ien und wohl auch dem Siegerland augefertigt, durch Kauf, vor allem aber durch Seeraub an jene nordischen Seekönige gelangt sind.

Eine Besprechung der 1. Sektion der Versammlung in Posen Hess den Konservator von neuem die Notwendigkeit erkennen, einige Tafeln oder Abdrücke zusammenzustellen, aus denen die in Xorddeutschland als dem Burgwallcharakter ano-ehörigen Töpfereien und Ornamente, als etwas von dem, was man im Süden als "Wallburgcharakter benennt, verschiedenes, erkannt werden soll. Bei der Metzer Versammlung kam die Sache wieder zur Sprache und das römisch- germanische Museum wurde bestimmt, die jenen Ornamenten entsprechenden Charaktere auszuwählen und in Gipsabgüssen zu veröffentlichen.

Eine solche, teils zu erweiternde, teils zu beschränkende Sammlung lege ich Ihnen hier in 80 Nummern vor.

Das drino'ende Bedürfnis unseres Museums nach Raum und Licht wurde im verflossenen Jahre wieder in Anregung gebracht, indem des Herrn Ober- präsidenten Grafen zu Eulenburg Excellenz am 4. April den ganzen Bau und Bauplatz mit dem Konservator eingehend besichtigte. Es liegt auf der Hand, dass wenn der längs der Museumstrasse projektierte Flügel angebaut würde und der Nachbar Friedrichstrasse No. 3 von dem Recht, seinen Garten zu be- bauen, Gebrauch machte, der Museumshof mehr einem engen Brunnen, als einem Lichtraum gleichen würde; denn jetzt schon erfreut sich das ebenerdige Geschoss, dessen eine Hälfte das Museum einnimmt, nur auf einem Drittel des Fussbodens des Himraelslichtes, während alle nutzbaren Waudflächen von dem Reflex der frünen Bäume der Wilhelmstrasse und anderseits von dem überhohen roten Ziegelbau der Delaspee-Strasse ihr gefärbtes Licht beziehen.

Bei dem Ausflug nach Freiweinheim und Nieder-Ingelheim, zu welchem der Altertumsverein sich dem Architektenverein anschloss, hielt der Konservator einen Vortrag über letztgenannten Ort und musste darauf hinweisen, wie viel seit 1852, wo er die Überreste in einer Festschrift für die erste Versammlung des Gesamtvereins in Mainz beschrieb, zerstört worden ist.

Nicht alle Bemühungen zur Erhaltung historischer Bauwerke haben ihr Ziel er- reicht. Der Turm von Ilasselbach ( Annal. XXI, 34), die Feldbacher Kirche bei Dillen- burg liezeugen es. Doch ist für den Bergfried von Frauenstein das Nötige erreicht

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und für den des Seharfenstein bei Kiedrich in sichere Aussicht gestellt worden. Ob wir für ein Freskobild in der evangelischen Kirche zu Idstein und für das idyl- lische Kirchlein von Ober-Auroff ebenso glücklii-h sind, steht noch in Frage.

Die Ilerstelluugsarbeiten an der Saalburg, für welche des Königs Majestät in vier Jahresraten 16 000 M. bewilligt hatte, sind in diesem Jahre vollendet worden. Es wird sich jetzt nur mehr um eine bleibende, gering bemessene jährliche Erhaltungssummc handeln.

Mit weiteren 1000 M. hat Se. Excellenz der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten den Homburger Taunusklub unter- stützt, welcher statt des anfangs beabsichtigten Alpengarteus vor der Villa der Saalburg einen in den wesentlichsten Umrissen den Plinius'schen Gärten nach- gebildete Anlage ausgeführt hat. Es wird sich nunmehr darum handeln, dass der genannte Klub mit derselben Ausdauer für die weitere BepHanzung und Erhaltung sorgt, wie es seine ursprüngliche Absicht erwarten liess.

Der Konservator hat im Auftrag des Herrn Oberpräsidenten Grafen zu Eulenburg Excellenz über die im Regierungsbezirk vorhandenen Geschichts- und Altertumsvereine und die denselben Studien entsprechenden Sammlungen berichtet. Es sind die Vereine von Dillenburg, Herborn, Homburg, Frankfurt a. M., Wiesbaden und Oberlahnstein und die Sammlungen der genannten Vereine, zu welchen noch die in Ems von Herrn August Vogelsberger, des Herrn von Oettingen auf Schloss Reichenberg, des Herrn Grafen zu Hachenburg daselbst, sowie in Frankfurt die Sammlungen von Dr. Hammeran, Herrn Thomas, Ritter, Heberlin, die Senkenbergische und die in Rödelheim kommen.

Es ist gewiss, dass dem Studium des deutschen Altertums in den gelehrten Schulen nicht im entferntesten derjenige Lehreifer und die Lehrkenntnis ge- widmet wird, wie sie der klassischen Archäologie zu teil werden. Es liegt dies zum Teil in der erst noch in der Bildung begriffenen deutschen Altertums- wissenschaft, in dem sehr ungenügenden Lehrmaterial, zum Teil aber auch in den vorzugsweise nur philologisch gebildeten Lehrern.

Recht bezeichnend hierfür ist das Verzeichnis der den preussischen Gvm- nasien angehörigen Sammlungen, welche das Königl. Kultusministerium hat auf- stellen lassen, und von einer überraschenden Dürftigkeit zeugt. Es konnte daher dem Konservator nur sehr erwünscht sein, als er sich dem genannten hohen Ministerium darüber aussprechen und eine nur aus 126 Nummern bestehende Beispielsammlung vorlegen durfte, welche von der prähistorischen bis zur neuen Zeit reicht, und an die sich weitere Erwerbungen anreihen lassen.

Wir haben hier noch der schönen Textilsammlung von Originalen und Abbildungen des Herrn Fischbach Erwähnung zu thun, für welche wir aller- dings nur kurz vorübergehend einige Wandfläehen in dem Museum frei machen konnten. Ein geeigneter Raum wäre dieser interessanten Sammlung in jeder Beziehung sehr zu wünschen.

Wir sehliessen mit der Statistik der Besuche, dessen sich unser Museum trotz des grossen Mangels an Platz und Licht in diesem Jahr zu erfreuen hatte: Es waren an 94 Tagen 4987 Besucher, an welche 54 „Führer'' verkauft worden sind.

Dr. KARL REUTER f.

Soeben geht uns durch die Zeitung die Trauerkunde zu, dass der ()bermedizinalrat Dr. KARL REUTER, welcher seit nielir als einem Menschenalter dem Vereine und während dieser Zeit fast beständig dem Vorstande desselben angehörte, auch mehrmals dessen Direktor war, gestern, am 12. November, zu Rüdesheim, wo er zuletzt bei seinen Verwandten lebte, im 87. Lebensjahr verstorben ist. Da der Druck des vorliegenden Bandes der Annalen soeben abgeschlossen ist, so kann hier eine ausführ- lichere und entsprechende Darstellung seiner langjährigen und erfolgreichen Thätigkeit für den Verein und seine Ziele nicht mehr statthaben und soll in dem nächsten Bande der Annalen nachfolgen.

Wiesbaden, den 13. November 1889.

^F. Otto.

289

Verzeichnis der Mitglieder.

(Aufgestellt Ende Oktober 1889.)

Ehrenmitglieder.

Herr Dr. Henzen, Professor, erster Sekretär d. Kaiserl. archäol. Instituts, Rom. » Thomas Hodgkin, Esquire, Newcastle on Tyne, Benwelldone. * Dr. Lindenschmit, Prof., Direktor d. röm.-germ. Zentralmuseums, Mainz.

Dr. Karl Menzel, Professor, Bonn. » Dr. Th. Mommsen, Professor, Berlin. » Roach-Smith, Sekret, d. archeological society, London.

Dr. Sc haaff hausen, Professor, Bonn. » H. Schuermans, Conseiller ä la cour d'appel. Liege. » Dr. von Sybel, Geh. Rat, Professor, Berlin.

Korrespondierende Mitglieder.

Herr Beyer, Archivrat a. D., Erfurt.

» G. Dieffenbach, Kaufmann, Friedberg i. Wetterau.

Dönges, Lehrer, Dillenburg. » Franz Pascha, Kairo. Herborn, Pfarrer, Heddernheim.

» Dr. Heider, Sektionsrat im Kaiserl. Königl. Minist, f. Kult., Wien. » Michelant, Bibliothecaire au dept. des manuscrits de la Bibl. Nationale,

Paris. » Overbeck, Professor, Geh. Hofrat, Leipzig. » Baron de Septenville, Chateau Lignieres (Foix).

Ordentliche Mitglieder.

Herr Abel, Rechtsanwalt, Hadamar.

> Dr. von Achenbach, Staatsminister und Oberpräsident, Potsdam. » A. Achenbach, Königl. Berghauptmann, Clausthal.

» Dr. phil. L. Adam, Königl. Gymnasialoberlehrer, Wiesbaden (W.)

» Dr. med. Ahrens, Arzt, W.

» Almenröder, Pfarrer, Ober-Biel, St. Albshausea (Kreis Wetzlar).

» A. Ammann, Gymnasialoberlehrer, W.

> Anthes, evang. Pfarrer, Caub.

> Aumüller, Beneficiat, Oestrich (Amt Eltville).

» Dr. phil. Eduard Ausfeld, Königl. Archivar, W.

19

290

Herr von Aweyden, Oberregieriingsrat, W.

» Josef Baehr, Landwirt, Frauenstein b. "Wiesbaden.

» Chr. Bahl, Geistl. u. Lehrer a. d. höheren Bürgerschule, Limburg a. d.Lahn.

» E. Bartling, Rentner, \V.

Bat ton, Postmeister, Nassau.

Bauer, Hauptmann und Compagnie-Chef im Magdeburg. Fussartillerie- Regiment Xo. 4, Berlin. » Wilh. Baunach, Frankfurt a. M.

R. Bechtold, Buchdruokereibesitzer, W.

Dr. L. Beck, Hüttendirektor, Biebrii-h.

Dr. Fr. Beckmann, Küuigl. Landrat, Lsingeu.

Begere, Konsistorialsekretiir, W.

Albert Benjamin, Rentner, W, ' J. F. Bergmann, Verlagsbuchliändler, W.

Dr. Berg, Direktor des Knaben-Pensionats, Ober lahnstein. » Dr. B. Berle, Banquier, W. » E. Bernhard, Professor, Gymnasialdirektor, Weilburg.

von Bertouch, Kammerherr und Geh. Rogierungsrat, W. » Dr. med. Bertrand, Geh. Sanitätsrat, W. » Freiherr W. von Bibra, W.

P. von Biegeleben, Hauptmann und Compagnie-Chef im Kadettencorps a. d. Kriegsschule, Darmstadt.

Bimler, Markscheider, Breslau. » Blell, Rittergutsbesitzer, Lichterfelde b. Berlin.

Boch, Geh. Kommerzienrat, Mettlach. » Adam Bonn, Pfarrer, Wellmich a. Rh. ('Kreis St. Goarshausen). » Josef Bonn, Pfarrer, Nieder-Erbach (Kreis Westerburg).

H. Bouffier, Zeichenlehrer, W.

E. Bütticher, Hauptmann a. D., München.

Dr. phil. Braun, Gymnasiallehrer, Hadamar.

- L. H. Brofft, Frankfurt a. M. » Th. Burchardi, Pfarrer a. D., W.

Dr. phil. Büsgen, Gymnasialdirektor, Rinteln.

Dr. phil. von Canstein, (Jkonomierat und Generalsekretär, Berlin.

- A. Charlier, Rentner, W. » C. Christ, Rentner, Heidelberg.

A. von Cohausen, Oberst z. D. und Konservator, W. » Dr. med. M. Cohn, Hofarzt, Sanitätsrat, W. -

Conrady, Pfarrer a. D., Miltenberg a. M.

Conrady, Kreisrichter a. D., Miltenberg a. M. * Crahe, Rentner W, " O. de la Cruix, Konsistorial-Präsident und Ober-Regierungsrat, W.

- E. Cuno, Geh. Baurat u. Reg.-Rat, W. | ' Heinr. Wilh. Dahlen, Generalsekretär des deutschen Weiubauvereina i

und Redakteur, Geisenheim. f

i

i

291

Herr Deissmaun, Pfarrer, Erbaoh.

* Deissmann, Dekan, Grävenwiesbach.

» Dr. med. Dettweiler, Falkenstein i. T.

y von Dewitz, Lamlrat, Rüdcsheim.

- Dr. med. J. Diester weg, Sauitätsrat, W. » von Dobschütz, Oberst z. D., W.

H. von Donop, Kammerherr, W.

Phil. Dormanu, Bauführer, W. Frau Baronin von Dungern, auf Schloss Dehru a. Lahn bei Limburg. Herr Freiherr von Dungern, Präsident der Herzogl. Nass. Fiuanzkammer, W. » H. Dussel, Landrichter, Neuwied.

- Rud. Dyckerhoff, Fabrikbesitzer, Amöneburg b. Biebrich. =0 Freiherr von Eberstein, Referendar, Berlin.

» Freiherr von Eberstein, Oberst z. D., W.

» Ebhardt, Landgerichtsrat, Limburg.

» Vict. von Eck, Geh. Justizrat, W.

» von Eck, Rentner, Nassau.

* Graf Karl zu Eltz, Eltville.

» Ernst, Professor, General-Superintendent, W.

•> Graf zu Eulenburg, Staatsminister, Oberpräsident, Kassel.

» C. F aus er, Rentner, W.

-> Fischbach, Zeichner für Kunstgewerbe, W.

> Dr. phil. Fleckeiseu, Professor, Dresden.

» Dr. Fleischer, Sanitätsrat, W.

Dr. med. Bruno Florschütz, Sanitätsrat, W.

» Dr. Pocke, Kustos a. d. Königl. Landesbibliothek, \V.

» Fonck, Geh. Regierungsrat, Rüdesheim.

» Dr. phil. H. Forst, Osnabrück.

» 0. Freitag, Badhausbesitzer, W.

» Dr. phil. R. Fresenius, Geh. Hofrat, Professor, W.

=0 Friedrich, Pfarrer, W.

H. von Friedrichs, Oberstlieutenant a. D., W.

» Heinrich Fritz, W.

» Fritze, Königl. Gymnasiallehrer, W.

» Fromme, Landrat, Dillenburg.

* W. Fuchs, Laudgerichtsrat, W. » Chr. Gaab, Rentner, W.

» L. Gecks, Buchhändler, W. Geis, Lehrer, Ems.

* von Gerstein- Ho henstein, Generallieutenant a. D., W. von Goeckingk, Premierlieutenant und Kammerherr, \V.

B. Goltz, Hauptmann im 87. Regiment, Mainz.

* F. Goetz, Hotelbesitzer, W.

» F. Graeber, Kommerzienrat, W. » Rob. Graeser, Oberst a. D., W.

19*

292 ^

Herr Dr. Grandhomme, Kreisphysikus, Höchst (Taunus).

» E. Grimm, Major z. D., W. i

Dr. jur. J. Grimm, Professor, W. j

C, Grosehwitz, Buchbimier, W.

> Haas, Rektor, Limburg a. d. Lahn.

» Graf von Hachenburg, Hachenburg. i

« Dr. phil. Arnold Hageraann, Archivsekretär, W. j

» Halbe V, Geh. Ober-Regierun^srat, Berlin.

» Dr. phil. A. Hammeran, Frankfurt a. NF.

» Alfons Haniel, W. '

» Heinr. Hart mann, Postsekretär, Berlin.

» Hecker, Gerichtssekretär, Nassau.

» Dr. Heger t. Geh. Staatsarchivar, Berlin.

» Herm. Heibig, Baurat, \V.

» C. Hensel. Buchhändler, W. :

Jos. Heinr. Hensler, Ingenieur, W.

» Dr. med. Herxheimer, prakt. Arzt, Frankfurt a. M.

Heinr. Hess, Weinkommissionär, Oestrich. [

> Joh. Hess, 2. Bürgermeister, W. | » S. Hess, Kunst- und Antiquitätenhändler, W. I » Hetzel, Professor, Gymnasialoberlehrer, Dillenburg. <

von der Heyd, Königl. Landrat, Homburg v. d. H.

» Hey'l, Kurdirektor, W.

» M. Heyne, ordcntl. Lehrer am Realprogymnasium, Biebrich.

» Hilf, Justizrat, Limburg a. d. Lahn.

» Hillebrand, Oberlehrer, Professor, Hadamar. ,

» G. Josef Hilpisch, Direktor der St. Leonardskirche, Frankfurt a. M.

» Dr. Ernst Hintz, W. 1

A. Höhn, Polizeirat, W. <

» Joh. Heinr. Hoffmann, Pumpenfabrikant, Herborn.

» Otto Hoffmann, Rentner, W. j

» Hoffmann, Gutsbesitzer, Niederhöchstadt (Amt Königstein). j

> Wilh. Hoffmann, Premierlieutenant a. D., Vereinssekretär, W. ] «• Holtgreve, Königl. Bauinspektor, Montabaur. j » Hosseus, Inspektor der Heilanstalt Falkenstein.

» H. Hubaleck, in Firma Carl Chr. Schneider, Steeten b. Runkel.

» Jacob i, Baumeister, Homburg v. d. H. j

Ilgen, Kapitän in der niederländischen Armee, Padang, Sumatra.

» Janotha, Herzogl. Schloss-Inspektor a. D., Weilburg.

* Dr. jur. von Ibell, Oberbürgermeister, W. Frau Gräfin Bella von Ingelheim, Rüdesheini. Herr Graf von Ingelheim, Geisenheim.

» Paul Joseph, Lehrer, Frankfurt a. M. Karl Irle, Oberförster, Biedenkopf.

' J. Isenbeck, Rentner, W.

293

Herr Ur. Kallc, Biebrioh.

Dr. phil. A. Ktiufmanu, Archivrur, Werrheiin a. M.

Ileinr. Kaufmann, (Jcrberoibesitzer, Lorch.

Kcier, Rentner, W.

W. Keim, Laudgerichtärat, \V.

Keller, Rechtsanwalt, ramburg.

> Keuchen, Rentner, Lorch. Keutner, Landgerichtsrat, W.

Frau Gräfin von Kielmannsegge, Nassau. Herr C. Kiessling, Schreinenneister, W.

Ferdinand von Kietzell, Oberstlieutenaut /. D., Diez a. <1. Lahn. » Dr. Klein, Bischof, Limburg a. d. Lahn.

Herrn. Klein, Hüttenbesitzer, Carlshütte b. Biedenkopf.

* Ph. Knauer, Rentner, W.

» von Knebel, Oberst, Villa a. d. Tennelbach. » Knopf, Rentner, \V,

Pitcairn Knowles, Rentner, W. » Dr. med. Kobelt, Schwanheim.

Koch, Pfarrer, Neudorf (Amt Eltville).

> Gottfried Koch, Kaufmann (Papierhändler), W. ■^ Kohn-Speyer, Frankfurt a. M.

- Kolb, Major, W.

- Königstein, Pfarrer, Bornheim b. Frankfurt a. 3L ' von Körber, Excellenz, Generallieutenant, W.

> Dr. phil. P. H. Kraus, Professor, Freiburg i. Br.

> C. W. Kreidel, Verlagsbuchhändler, W. Kroeck, Hauptmann a. D., Berlin.

* Krücke, evang. Pfarrer, Limburg a. d. ]^ahn. Labes, Oberst a. D., W.

> E. von Lade, Geisenheim a. Rh.

Lauth, Königl. Kreis-Bauinspektor, Biedenkopf.

* Lautz, Vicepräsident des Appellations-Gerichts a. D., W. " von Lehmannn, Excellenz, Generallieutenant, W.

- G. Lehr, Hofrat, \V.

» C. L. Leonhardt, Kaufmann.

* Dr. Lieber, Reichs- und Landtagsabgeordneter, Camberg. ^ Ch. Lirabarth, Buchhändler, \V.

» Dr. phil. Fr. Lehr, Gymnasiallehrer, W.

» Freiherr Erwin Low von Steinfurt, Oberstlieutenaut a. D., W.

* H. Lützenkirchen. Buchhändler in Firma W. Roth, W.

> C. Lugenbühl, Kaufmann, W.

> Aug. Mackauer, Geisenheim.

» H. Maeckler, Bauunternehmer und Stadtvorsteher, W. ^ Magewirth, Ober-Pfarrer, Homburg v. d. H. » Freiherr von Malapert, Hauptmann a. D., W.

294

Herr Malmros, Amrsrichter. Limburg a. d. Lahn. » Manger. Pfarrer, Dillenburg.

Martin. Hisruriennialer, Kiedrich. » Dr. Herrn. Maue, Frankfurt a. M. Frau Gräfin v Matuschka, geb. Freiin v. Greiffenklau-Yollraths, Yoll-

raths b. Winkel a. Rh. (Amt Rüdesheim). Herr J. Fr. Meckel, Kaufmann, Herborn.

» J. L. Meckel, Rentner und Stadtvorsteher, W. . Dr. phil. F. E. Medieus, Direktor, W.

. Dr. med. Meissen, 2. Arzt in der Heilanstalt, Falkenstein i T. Meister, Landgerii'htsrat, W. Dr. med. Meurer, W.

> Dr. med. Michel, prakt. Arzt, Niederlahnstein. » Dr. med. Mich eisen, prakt. Arzt, \V. \ » Moritz, Buchhändler, W. j » Moureau, Pfarrer und Schulinspektor, Cubach b. Weilburg.

. Mühl, Forstmeister, W.

» Jul. Müller, Gerichtsassessor a. D., W.

» Mich. Müller, Pfarrer, Seck.

> Müller. Postmeister a. D.. Hadamar. | » J. H. Müllers, Religionslehrer, Montabaur. j » Heinr. Mulot, Rentner, Haiger. | » Musset, Landgerichtsrat, Limburg a. d. Lahn.

» von Nachtigall, Exeellenz. Generallieutenant, W. !

» Neubourg, Hülfslehrer am Königl. Gymnasium, W.

> Nick, Pfarrer, Salzig b. Boppard. ' » Gisbert Noertershäuser, Buchhändler. W.

» W. Noetzel, Rentner, W. j

Se. Hoheit Herzog Georg von Oldenburg. ,|

Herr H. H. Olson, Goldarbeiter, W\ l

» H. Opitz, Regierungsrat, W.

» Ferd. Oppermann, Bad Soden.

> Dr. Orth, Gymnasiallehrer, Frankfurt a. M. | » Fr. Otto, Gymnasial-Professor, W. ^ j

> PauH, Gutsverwalter, Schloss Bodenstein b. Regensburg. i » Hugo Peipers, Rentner, W. !

> Alex. Pfarrius, Pfarrer, Dodenau b. Biedenkopf. | » Emil Pfau, Direktor der Aktienbrauerei, Nassau. I » Dr. med. Aug. Pfeiffer, prakt. Arzt, W. |

> Dr. med. E. Pfeiffer, prakt. Arzt, W. j - Pfeiffer, Mühlenbesitzer, Diez. ' » Pistor, Lehrer am Königl. Gymnasium, W. j » von Pestel-Dreppenstedt, Oberst, W. j » Joseph Pohl, Weinhändler, W. | » Freiherr von Preuschen, (Jberförster, Rüdesheim. j

295

Frau Tliici r\ -Pi-cyci-, W.

Herr Rabe, I.uudrar, Liinbiir-,^ a. d. Lahn.

Reichert, Doniänen-Koutmeistcr, Weilhiirf^.

Alb. von Reinacli, auf Stautton I). Kj)p8teiu.

" Reusch, Bürgermeister, Oberhihnstein.

- Dr. med. C. Reuter, Obermediziualrat, Rüdesheim. Reber, Pfarrer a. D., W.

» A. Th. Rhüd, Pfarrer a. D., W.

* Jul. Risch, Regierungs- und Sehulrat, W.

* W. Riecks, AVirkl. Geli. Kriegsrat und MiHtäriuteudant, W. » Riedel, Amtsgerichtsrat. Frankfurt a. M.

* C. Ritter, Buchdrucker, W.

» Dr. jur. H. Romeiss, Rechtsanwalt, W. » Rospatt, Regierungsrat, W.

* A. Roth, Rentner, W.

- Roth, Bergrat a. D., W.

> F. Rücker, Lehrer, Rittersliau.scn.

> Karl Rupp, Pfarrer, Langenl)ach (Oberlahnkreis). » Dr. Ruppel, Realgymnasiallehrer, W.

» Dr. Saemann, W.

» Sartorius, ^Lajor z. D.. Bozirks-Komni., Aachen,

» Sartorius, Landesdirektor, W.

» Dr. Sauer, Archivrat, W.

» Schäfer, Gymnasiallehrer, W.

» Dr. jur. Schalk, Bibliothekar, W.

D. von Scheliha, Oberst a. D., \V. A. Schellenberg, Instrumentenmacher, W. C. Schellenberg, Apotheker, W. >' L. Schelleuberg, Buchdruckereibesitzer, W. » Alfred Schellenberg, Architekt, W. >' C. Schellenberg, Pfarrer, Battenberg. » llerm. Schellenberg, Buchhändler, W.

W. von Scheven, Botschaftsbeamter a. D., W. >- Fr. Schickel, Redakteur, Oberlahnstcin. » \V. Schilo, Pfarrer und Kreis-Schulinspektor, Idstein. " Wilh. Schlaadt, Gymnasiallehrer, W.

* Schlieben, Major a. I)., W.

- J. Schutt, Pfarrer, Eltville.

F. Schmidt, Professor am Realgymnasium, W. » A. Schmitt, Rentner, W. » Dr. phil. Heinr. Schmitt, Kassel. >' Schmitz, Gymnasial-Oberlehrer, Montabaur. » Schmölder, Kaufmann, Biebrich.

Schneider, Pfarrer, Buchenau (Kreis Biedenkopf). » Friedr. Schneider, Geistl. Rat, Mainz.

296

Herr Dr. med. Ludw. Schneider, Rüdesheira. Bernh. Scholl, Rüdesheim. » C. Scholz, Justizrat. W. » Ph. Schramm, Rentner, W. Schreiner, Pfarrer, Barmen. J. Schröder, Fabrikant, Oberlahnstein. Schudt, Redakteur, Homburg v. d. H. » Schulz, Königl. Oberförster, Caub (Kreis St. Goarshausen). » Schultz, Oberst a. D., W. » Schupp, Pfarrer, Sonnenberg.

Schuster, Pfarrer, Frischborn b. Lauterbach (Oberhessen). Schwinn, Referendar a. D., Zweibrücken. Th. Schwarz, Generalm;ijor, W. » Freiherr Schwartzkoppen-Rottorf, Weinheira a. d. Bergstrasse, von Schweder, Oberst, W. C. Schweisguth, Feinbäcker, W. » Seyberth, Landrat, Biedenkopf. » Dr. jur. E. Siebert, Justizrat, W. » Siegel, Pfarrverwalter, Selters. Fürst Solms-Braunfelsische Haus (Hofraarschallamt auf Schloss BraunfeU). Herr Spiess, Gymnasialdirektor, Professor, W. » Stahl, Hofgerichtsrat a. D., Hachenburg.

Dr. jur. E. Stamm, Justizrat, W. » Stammler, Apotheker, W.

Ch. Stein, Steinhauermeister, W. » C. J. B. Steinheimer, Gutsbesitzer, Oestrich. » Dr. phil. Steubing, Hofmann'sches Institut, St. Goarshausen. » Stier, Hauptmann a. D., Zossen.

> Stifft, Amtsgerichtsrat, Höchst a. M. Stippler, Bergwerksbesitzer, Limburg a. d. Lahn.

» Dr. med. Stödtke, Generalarzt in Pension, W.

» L. Stoff, Pfarrer, Eberbach (Post Hattenheim).

» W. H. Stell, Professor, Weilburg.

> A. Strempel, Apotheker, W.

E. Sturm, Weingutsbesitzer, Rüdesheim.

» G. Theis, Mühlenbesitzer, W.

» Thies, Steuerrendant, liiedeukopf.

» C. H. Thönges, Justizrat, W.

» Thurneisen, Rentner, W.

» Tilman, Oberforstmeister, W.

» von Trott zu Solz, Landrat, Höchst.

» Dr. phil. Uth, Professor, Prorektor am Königl. Realgymnasium, W.

-• Dr. phil. Velke, Stadtbibliothekar, Mainz.

» L. Vigelius, Ministerialrat a. D., W.

» Arnuld Vogel, Pfarrer, Kirberg.

297

Herr Vogel, Pfarrer, Eppenrod (Amt Diez),

Vogelsberger, Kaufmann, Ems. =<■ E. Vömel, Pfarrer, Homburg v. d. H.

O. Wächter, Privatmann, Epernay (Champagne). » Freiherr von Wangenheim, Major z. D., W. * B. Walch, Hochheim.

Water loo, Ober-Landesgerichtsrat, Frankfurt a. M.

Weber, Amtsgerichtsrat, Wetzlar. » Dr. Herm. Wedewer, Religionslehrer am Königl. Gymnasium, W.

Wehrheim, Direktor der Taubstummenschule und Lehrer in Kamberg. ' C. Weldert, Direktor an der Töchterschule, W. » Ph. Weller, Hotelbesitzer, Oberlahnstein.

> Dr. Weyland, Bischof, Fulda. Wickel, Buchhändler, W.

» Bernh. Widmann, Frühmesser, Eltville.

» Dr. phil. Simon Widmann, Rektor, Oberlahnstein. Se. Durchlaucht Fürst zu Wied, Neuwied. Herr Wilhelmi, Pfarrer, Nassau.

> Dr. jur. A. Wilhelmj, W. Wilhelmj, Prokurator, Hattenheim.

» M. Wille tt, Architekt, W.

Winter, Regierungspräsident a. D., Elmshausen (Kreis Biedenkopf).

E. Winter, Baumeister und Direktor d. städt. Gas- und Wasserwerks, W.

Wirth, Landesdirektor a. D., W. » Wissmann, Landgerichtsrat, W. » H. Wüstmann, Pfarrer, Niederlahnstein.

von Wurmb, Regierungspräsident, W. » K. Zais, Hotelbesitzer, W. - H. W. Zingel, Lithograph, W.

> W. Zingel, jr., Lithograph, W.

Archive, Bibliotheken, Museen und Akademieen, Vereine und andere

Korporationen.

Kunst-Gewerbemuseum, Berlin.

Königl. Geolog. Landesanstalt und Bergakademie, Berlin.

Königl. Bibliothek, Berlin.

Realprogymnasium, Biebrich.

Königl. Realprogymnasium, Biedenkopf.

Kreisausschuss des Kreises Biedenkopf.

Ständische Landesbibliothek, Cassel.

Königl. Staatsarchiv, Coblenz.

Grossherzogl. Hessisches Haus- und Staatsarchiv, Darmstadt.

Kreisausschuss des ünterlahnkreises, Diez.

Lehrerbibliothek des Realprogymnasiums, Diez.

Königl. Gymnasium, Dillenburg.

298

Kreisausschuss, Dillenburg.

Grüfl. V. Erbach-Erbach'sches Gcsanit-Haiis-Archiv. Erbacli i. Odenwald. Realprogymuasium. Ems. Stadt bibliothek, Frankfurt a. M.

Kreisausschuss des Landkreises Frankfurt a. M., Frankfurt a. M. Kreisausschuss St. Goarshausen, St. Goarshauson. Grossherzogl. Badische Universitätsbibliothek, Heidelberg. Königl. Gymnasium, Hadamar. Kreisausschuss. Höchst.

Kreisausschuss für den Obertaunuskreis, Homburg v. d. H. Kreisausschuss, Langenschwalbach. Kreisausschuss, Limburg. Königl. Staatsarchiv, Marburg. Stadtbibliothek, Mainz. Kreisausschuss, Marieuberg. Kreisausschuss, Montabaur.

Der Kreisausschuss des Rheingaukreises in Küdesheim. K<"»nigl. Kurkommissiun, Schlangeubad. Kreisausschuss des Kreises Usingen, Usingen. Königl. Staatsarchiv, Wetzlar. Königl. Staatsarchiv, W,

Der kommunalständische Verband des Regierungsbezirks Wies- baden, W. Königl. Gelehrten-Gymnasium, W. Kreisausschuss des Kreises Westerburg, Westcrburg. Kreisausschuss des Oberlahnkreises zu Weilburg, Weilburg. Kreisausschuss des Landkreises Wiesbaden, W. Gemein de rat, W. Magistrat der Stadt Frankfurt a. M.

Verzeichnis

der Akademieen, Gesellschaften und Vereine oder Institute, deren Druckschriften der Verein im regelmässigen Schriftenaustausch erhcält.

1. Aachen, Geschichtsverein.

2. Altenburg, Geschichts- u. Altertumsforschende Gesellschaft des Ostorlaudes.

3. Amiens, Societe des antiquaires de Picardie.

4. Amsterdam, Koninklijke Akademie van Wetenschappen.

5. Ansbach, Historischer Verein für Mittelfranken.

6. Antwerpen, Academie d'archeologie de Belgique.

7. Arolsen, Historischer Verein für die Fürstentümer Waldcck und Fvrmont.

8. Augsburg, Historischer Verein für Scliwaben und Neuburg. 0. Bamberg, Historischer Verein für Oberfranken.

10. Basel, Historibclie und antiquarische Gesellschaft.

299

11. Bayreuth, Verein für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken.

12. Berlin, Verein für Geschichte der Mark Brandenburg.

13. —, Verein für die Geschichte der Stadt Berlin.

14. —, Archäologische Gesellschaft.

15. , Herold, Verein für Heraldik, Sphragistik und Genealogie.

16. , Anthropologische Gesellschaft.

17. , Gesellschaft für deutsche Philologie.

18. , Kuratorium des Reichs-Postmuseums.

19. Bern, Historischer Verein des Kantons Bern.

20. Bonn, Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande.

21. Brandenburg a. d. H., Historischer Verein.

22. Bregenz, Museums-Verein.

23. Bremen, Künstlerverein, Abteilung für Geschichte und Altertumskunde.

24. Breslau, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur, philosophisch-

historische Abteilung.

25. , Verein für Geschichte und Altertum Schlesiens.

26. Brunn, Mährisches Gewerbemuseum.

27. , K. K. mährisch-schlesische Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues,

der Natur- und Landeskunde.

28. Brüssel, Societe des bollandistes.

29. Charleroi, Societe paleontologique et archeologique.

30. Chemnitz, Verein für Chemnitzer Geschichte.

31. Christiania, Kongelige Norske Frederiks-Universitet.

32. , Museum nordischer Altertümer.

33. Copenhagen, Kongelige Nordiske Oldskrift-Selskab.

34. Darmstadt, Historischer Verein für das Grossherzogtuni Hessen.

35. Dessau, Verein für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde.

36. Donaueschingen, Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar

und der angrenzenden Länder.

37. Dresden, Königl. sächsischer Altertumsverein.

38. Düsseldorf, Düsseldorfer Geschichts-Verein.

39. Eisenberg (s. Altenburg), Geschichts- und Altertumsforschender Verein.

40. Eisleben, Verein für die Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld.

41. Elberfeld, Bergischer Geschichtsverein.

42. Erfurt, Königl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.

43. , Verein für Geschichte und Altertumskunde.

44. Essen, Historischer Verein für Stadt und Stift Essen.

45. Frankfurt a. M., Verein für Geschichte und Altertumskunde.

46. , Taunusklub.

47. Frankfurt a. d. O., Historischer-statistischer Verein.

48. Freiberg, Altertumsverein.

49. Freiburg i. Br., Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertiims-

und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzen<leu Landschaften.

50. Friedrichshafen, Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung.

300

51. St. Gallen, Historischer Verein.

52. Giessen, Oberhessischer Verein für Lokalgeschichte.

53. Glarus, Historischer Verein des Kantons Glarus.

54. Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften.

55. Graz, Historischer Verein für Steiermark. j

56. Greifswald, Rügisch-Pommersche Abteilung der Gesellschaft für Pomniersche I

Geschichte und Altertumskunde in Stralsund und Greifswald. |

57. Halle a. S., Thüringisch-Sächsischer Verein für Erforschung des vaterländischen j

Altertums und Erhaltung seiner Denkmale.

58. Hamburg, Verein für Hamburgische Geschichte.

59. Hanau, Hanauer Bezirksverein für Hessische Geschichte und Landeskunde. ,

60. Hannover, Historischer Verein für Niedersachsen.

6L Hermannstadt, Verein für Siebenbürgische Landeskunde.

62. Hohenleuben, Voigtländischer Altertumsforschender Verein. i

63. Homburg v. d. H., Verein für Geschichte und Altertumskunde. ;

64. Jena, Verein für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. '

65. Innsbruck, Ferdinandeum.

66. Kahla, Verein für Geschichte und Altertumskunde zu Kahla und Roda, I

67. Karlsruhe, Grossherzogl. Museum.

68. Kassel, Verein für Hessische Geschichte und Altertumskunde.

69. Kempten, Altertums-Verein Kempten.

70. Kiel, Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte.

71. , Anthropologischer Verein in Schleswig-Holstein.

72. Köln, Historischer Verein f. d. Niederrhein, insbesondere f. d. Erzdiözese Köln. i

73. , Stadtarchiv. '■

74. Königsberg i. Pr., Königl. und Universitätsbibliothek. |

75. , Physikalisch-ökonomische Gesellschaft. j

76. , Altertumsgesellschaft Prussia. '

77. Kornik in Posen, Bibliotheka Kornicka. |

78. Krakau, Akademie der Wissenschaften. i

79. Kreuznach, Antiquarisch-historischer Verein für Nahe und Hunsrücken.

80. Laib ach. Historischer Verein für Krain.

81. Landshut, Historischer Verein für Niederbaiern.

82. Leiden, Maatschappij der nederlandsche Letterkunde.

83. Böhmiach-Leipa, Nordböhmischer Exkursionsklub,

84. Leipzig, Verein für Geschichte Leipzigs.

85. Leisnig, Geschichts- und Altertumsverein.

86. Lincoln, Nebraska State Historical Society- |

87. Lindau, Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung.

88. Linz (Österreich), Museum Francisco-Carolinum.

89. London, Society of antiquaries, ^

90. South Kensington Museum.

91. Lübeck, Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde.

92. Lübben (Cottbus, Guben), Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie

und Urgeschichte.

301

93. Lüneburg, Xfusenmsveroin für das Fürstentum Lüneburg.

94. Luxemburg, Section histori(iue de Tin-stitut Royal Grand-ducal de Luxem-

bourg.

95. Luzern, Historischer Verein der fünf Orte: Luzern, Uri, Schwyz, Unter-

waiden und Zug.

96. Magdeburg, Verein für Geschichte und Altertumskunde des Herzogtums

und Erzstifts Magdeburg.

97. Mainz, Verein zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Altertümer.

98. Mannheim, Altertumsverein.

99. Marienwerder, Historischer Verein für den Regierungsbezirk Marienwerder.

100. Meiningen, Hennebergischer altertumsforschender Verein.

101. Meissen, Verein für Geschichte der Stadt Meissen.

102. Metz, Verein für Erdkunde.

103. , Societe d'archeologie et d'histoire de la Moselle.

104. München, Königl. bayerische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist.

Klasse.

105. , Historischer Verein für Oberbayern.

106. , Altertumsverein.

107. , Die Wartburg.

108. Münster, Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens. ^

109. Namur, Societe archeologique.

HO. Neuburg a. D., Historischer Verein.

111. Xew-Castle, Society of antiquaries.

112. Novara, biblioteca civica di Novara.

113. Nürnberg, Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg.

114. , Germanisches Nationalrauseum.

115. Offenbach a. M., Verein für Naturkunde.

116. Oldenburg, Oldenburger Landesverein für Altertumskunde.

117. Osnabrück, Verein für Geschichte und Landeskunde.

118. Buda-Pest, Magyar Tudomänyos Academia. (Ungarische Akademie der

Wissenschaften.)

119. St. Petersburg, Commission Imperiale archeologique Russe.

120. Posen, Historische Gesellschaft für die Provinz Posen.

121. , Gesellschaft der Freunde der Wissenschaft zu Posen.

122. Potsdam, Verein für Geschichte Potsdams.

123. Prag, Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen.

124. , Lesehalle der deutschen Studenten zu Prag.

125. Stift Raigern (bei Brunn).

126. Regen 3 bürg, Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg.

127. Reichenberg, Nordböhmisches Gewerbemuseum.

128. Riga, Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen

Russlands.

129. Rio de Janeiro, Museu Nacioual.

130. Rom, R. Accademia dei Lincei.

131. Saarbrücken. Historischer Verein für die Saargegend.

302 .

132. Salzwedel, Altmärkischer Verein für vaterländische Geschichte und

Industrie.

133. Schaffhausen, Historisch-antiquarischer Verein des Kantons Sohaffhausen.

134. Schmalkalden, Verein für Hennebergische Geschichte und Landeskunde.

135. Schwerin, Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.

136. Sigmaringen, Verein für Geschichte und Altertumskunde.

137. Soest, Verein für die Geschichte von Soest und der Börde.

138. Speier, Historischer Verein der Pfalz.

139. Stade, Verein für Geschichte und Altertümer der Herzogtümer Bremen

und Verden und des Landes Hadeln.

140. Stettin, Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde.

141. Stockholm, Nordiska Museet.

142. , Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Akademien.

143. Strassburg, Societe pour la conservation des monuments historiques

d'Alsace.

144. , Historisch-litterarischer Zweigverein des Vogesenklubs.

145. Stuttgart. Königl. ütfentl. Bibliothek.

146. , Königl. Württ. Haus- und Staatsarchiv.

147. Tokio (Japan), Uuiversity of Tokio,

148. Trier, Gesellschaft für nützliche Forschungen.

149. Washington, Sraithsonian Institution.

150. Wernigerode, Harz verein für Geschichte und Altertumskunde.

151. Wien, Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.

152. , K. K. geographische Gesellschaft.

153. , Verein für Landeskunde von Niederösterreioh.

154. , Akademischer Leseverein der K. K. Universität.

155. , K. K. Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst-

und historischer Denkmale.

156. , Altertumsverein.

157. , Archäologisch-epigraphisches Seminar der Universität Wien,

158. , Anthropologische Gesellschaft.

159. Wiesbaden, Gewerbeverein.

160. , Verein für Naturkunde.

161. , Rhein. Kurier.

162. , Handelskammer.

163. Worms, Altertumsverein.

164. Würzburg, Historischer Verein für Unterfranken.

165. Zürich, Antiquarische Gesellschaft.

166. , Allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz.

167. Zwickau, Altertumsverein für Zwickau und Umgegend.

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Nördlich vor dem Bathaus.

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1890.

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