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THE J. PAUL GETTY MUSEUM LIBRARY

ANZEIGER

FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

Siebzehnter Band.

Jahrgang 1870.

Nürnberg, im Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums.

THF J. PAUL GETTY CENTED

Redaction des Anzeigers.

August Essenwein, I. Direktor des germanischen Maseums.

Georg Karl Frommann, Dr. phil., II. Direktor und Vorstand der Bibliothek.

August v. Eye, Dr. phil., Vorstand der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen.

Beiträge

zu vorliegendem Bande haben geliefert:

Baader, Jos., k. Reichsarchivrath, in München.

Bergan, R., Professor an der Kunstgewerbschule in Nürnberg.

Bickell, L. , Reg. -Referendar, in Marburg.

Buchner, W., Direktor der höheren Töchterschule in Crefeld.

Cohausen, A. v., Oberst u. Mitglied des Ingenieur-Comites, in Berlin.

üöbner, A., heizogl. Oberbaurath, in Meiningen.

Flegler, A., Dr., Archivvorstand des german. Museums.

Francis, Wilhelm, Hofgerichtsadvokat, in Darmstadt.

Grolefend, H. , Dr. phil., in Breslau.

Haugwitz, von, auf Rosenthal bei Breslau.

Hektor, Enno, BibliothekseUretär des german. Museums.

Hohenlohe- Waidenburg, Fürst Friedrich- Karl, Durch!., in Kupferzell.

Karabacelt, Jos., Dr., Privatdocent an der Universität zu Wien.

Klein, Karl, Dr., Professor in Mainz (f).

Kühler, Oberstlieutenant u. Oommandeur der Corps -Artillerie des

5. Armeecorps in Posen. Lochtier, G. W. K. , Dr., qu. k. Studienrektor u. Stadtarchivar, in

Nürnberg'. Lodtmann, J., Pastor, in Osnabrück.

Meiller, A. v., Dr. jur., k. Rath u. erster Haus-, Hof- und Staats- archivar, in Wien.

Morel, Gall, P., Rektor des Stifts Maria-Eins'edeln.

Peter, Anton, k. k. Gymnasialprofesso'-, in Troppau.

Pfannen schmid, H, Dr. phil., Assistent am k. Staatsarchiv und der k. Landesbibliothek in Düsseldorf.

Romer, Florian, Dr., Custos am Antiken - Cabinete des National- Museums in Pesth.

Schneider, Fried., Domprähendat u. Custos, in Mainz.

Schult*, Alwin, Dr., Privatdocent an der Universität zu Breslau.

Thomas, G. M., Dr., Professor an der Universität zu München.

Walderdorff, Hugo Graf von, auf Hautzenstein bei Regensburg.

Watterwach, Wilhelm, Dr., Professor an der Universität zu Heidel- berg.

Weller, Emil, in Nürnberg.

Will, Cornelius, Dr., fürstlich Thurn u. Taxis'scher Archivar, in Regensburg.

Zahn, A. v. , Dr., in Dresden.

Alphabetisches Register

zum

siebzehnten Bande des Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit.

I. Aufsätze

Abwehr (Peter Vischer'B Werke betr.). 118 ff.

Anfrage (in Betreff der Pursch-Armbrust). 144.

Anfragen und Erörterungen, betreffend den Beginn des Gebrauchs der Feuerwaffen auf der Jagd. 360 ff.

Annales reipublicae Norimbergensis. 94 ff.

Anschlag der schwäbischen Reichsstädte im Schweizerkrieg 1499. 167 f.

Aphorismen, sphragistische (m. Abbild.) 80 ff . 273 ff.

Aufforderung u. Bitte (die Geschichte der Orgel betr.) 299 f.

Aus/lug nach Schwarzburg. 235 ff.

Bauwerke, s. Polychromie.

Beitrag zur Münzkunde des 16. Jahrhunderts. 366 ff.

Beitrage zur Geschichte der Holzschneidekunst. 319 f.

Berichtigung zum Anzeiger 1864, Nr. 4, Sp. 121 f. 16.

Bezahler : passiver Gebrauch dieses Wortes 128.

Braunsberg, s. Stertzeil.

Bucheinband des 15. Jahih. in der Bibliothek des german. Museums (m. Abbild.) 121 ff. Sil f.

Büchsen ohne Knall. 14 f.

Cisiojanus, latein., s. Laurea.

Commission, historische, bei der königl. bayer. Akademie der Wis- senschaften: 11. Plenarversammlung. 341 ff.

Criminaljustiz : zu derselben. 240 f.

Doppeladler, s. Nachtrag.

Durchschnitt und Construction einer Kanone des 15. Jahrhunderts (m. Abbild.). 363 f.

Durer, der Flügelaltar dess. in der St. Katharinen-Kirche zu Nürn- berg. 12 ff.

Dürer, Agnes, s. Frau.

Erbkuchenmeisteramt des heil. röm. Reiche. 370 ff., 389 ff.

Feuerwaffen des 15. Jahrh. im german. Museum (m. Abbild.) 145 ff.

und Notizen.

Feuerwaffen : zur Geschichte ders. (m. Abbild.). 354 ff. 381 ff. Feuerwaffen, s. Anfragen. Findling. 16.

Frage, sphragistische. 143 f.

Franzosen, s. Recept.

Frau Agnes Dürer. 392 ff.

Fugger, die, und Peter Vischer's Gitter. 52 ff.

Fundstelle des Ilildesheimer Silberschatzes (m. Plänen). 156 ff,

185 ff, 221 ff, 261 ff. Gemälde im Kathhaussaale zu Nürnberg, s. Restaurierung. Gesang, deutscher : wird den Schülern verboten. 55 f. Gewänder, liturgische, s. Notizen. Gurk, s. Notizen. Gürtel der heiligen Rosine. 127. Handschrift über Kriegskunst aus der Mitte des 15. Jahrh. 6 ff.,

37 ff., 73 ff, 113 ff. Hildesheim, s. Fundstelle. Holzschneidekunst, s. Beiträge. Hugo von Trimberg, s. Laurea. leonngraphie, s. Studien. Jagd, s. Anfragen. Jungfrau, die heilige, s. Studien. Kanone, s. Durchschnitt. Karl IV., Kaiser, s. Urkunde. Kirche zu Römhild: deren Geschichte, Bau und Merkwürdigkeiten

(m. Abbild.) 161 ff, 199 ff, 229 ff, 268 ff. Kriegskunst, s. Handschrift.

Küchniellel zu einer Hochzeit im J. 1584. 364 ff. Kunstgeschichte, s. Miscelle. Künstler am Hofe des Herzogs Wilhelm V. von Bayern. 366 f.

Alphabetisches Register zum Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

Kupferstich, s. Notiz.

Laurea sanctorum, ein lateinischer Cisiojanus des Hugo von Trini-

berg. 279 ff. 301 ff. Mainz : Dom, s. Pfeiler.

Maximilian /., Kaiser : Hinscheiden dess. 15 f. Maximilian L, Kaiser, s. Römerzug. Minnelied, mittelniederländisches. 242. Miscelle, kunstgescliichtliche. 90 ff. Münzkunde, s. Beitrag.

Museum, germanisches: Jahresbericht f. 1869; Extra-Beil, zu Nr. 1. Museum, germanisches, s. Bucheinband. Museum, germanisches, s. Feuerwaffen. Museum, germanisches, s. Reliquiar. Museum, germanisches, s. Woliteppich. Nachtrug zum Doppeladler. 324. Nemo, Sanctus. 51 f. Notiz (über eine handschriftliche Sammlung von Volksliedern auf

der Baseler Universitätsbibliothek). 96. Notiz zur Kunde des älteren Kupferstiches. 165 ff. Notizen über arabische Stoffe, welche zu liturgischen Gewändern

im Mittelalter Verwendung fanden. 49 ff. Notizen zur Geschichte der Bischöfe von Gurk. 125. Nürnberg, s. Annales. Nürnberg, s. Dürer.

Nürnberg : Rathhaussaal, s. Restaurierung. Orgel, s. Aufforderung. Pfeiler, der, im Mainzer Dom. 195 ff. Planctus de corrupto saeculi et ecclesiae etatu. 368 ff- Polgchromie der mittelalterlichen Bauwerke. 387 f. Preisfragen der Fürstl. .lablonowski'schen Gesellschaft in Leipzig

für die Jahre 1871 u. 1872 348. Pürsch- irmbrust, s. Anfrage. Prognosticon für das ganze Jahr. 391 f. Herept, altes, wider die Franzosen. 323 f. Reich, heil, röm., s. Erbküchenmeisteramt. Reichsstädte, schwäbische, s. Anschlag.

Reime, lateinische des Mittelalters. 10 f., 35 ff, 87 ff, 124, 191 ff,

320 ff, 349 ff. Reliquiar des 11. Jahrhunderts in den Sammlungen des germani- schen Museums (m. Abbild.). 1 ff. Restaurierung der Gemälde im Rathhaussaale zu Nürnberg im J.

1613. 11 f. Römerzug Kaiser Maximilian's im J. 1507 und 1508 : zur Geschichte

dess. 41 ff. Römhild, s. Kirche. Rosina, die. heilige, s. Gürtel. Schreiben, eigenhändiges, einer schwäbischen Edelfrau an Serentin,

Kanzler Kaiser Maximilian's I., um Sammt zu einem Rock

(um 1509). 243. Schwarzbnrg, s. Ausflug. Schweizer krieg von 1499, s. Anschlag.

Sculpluren, allegorische, am Südportale des Wormser Doms. 152 ff. Serentin, Kanzler Kaiser Maximilian's I., s. Schreiben. Silberschatz, Hildesheimer, s. Fundstelle. Sphragistik, s. Aphorismen. Sphragistik, s. Frage.

Stertzeil : dessen Prospect von Braunsberg (m. Abbild.). 105 ff. Stoffe, arabische, s. Notizen.

Studien, iconographische, über die Sippe der h. Jungfrau. 313 ff. Teppich, altdeutscher, auf der Wartburg (m. Abbild.) 92 ff. Urkunde, ungedruckte, Kaiser Karl's IV. d. d. 21. Sept. 1369. 125 f. Vischer, Peter: dens. betreffend. 219 f. Vischer, Peter, s. Abwehr. Vischer, Peter, s. Fugger. Volkslieder, s. Notiz.

Wollenstem: zur Charakteristik dess. 127 f. Warnung an das Teutschland (1572). 243 f. Wartburg, s. Teppich.

Wilhelm V., Herzog von Bayern, s. Künstler. Wollteppich in der Sammlung der Gewebe im germanischen Museum

(m. Abbild.). 33 ff. Worms, s. Sculpturen.

II. Literatur- Anzeigen.

Contzen, Ilciur. C. W., Geschichte der volkswirtschaftlichen Lite- ratur im Mittelalter. 138 f.

Dollinger, Peter, und Nikolaus Stark, die Grafen und Reichsherren zu Abensberg. 31 f.

Droysen, G., Gustav Adolf. 69.

Droysen, Johann Gust., Grundrifs der Historik. 179-

Escher, Heinr. , die Rechtsverhältnisse, der Einfluls und die Sitten der Frauen in den Gegenden, welche jetzt das Gebiet der schweizerischen Eidgenossenschaft bilden, in der zweiten Hälfte des Mittelalters nach Urkunden. 179 f.

Essellen, M. F., Geschichte der Sigambern und der von den Römern bis zum Jahre 16 n. Chr. im nordwestlichen Deutschland geführten Kriege. 65 ff

Giefcrs, W. E., praktische Erfahrungen und Rathschläge, die Er- haltung u. Wiederherstellung der Kirchen betreffend. 251 ff.

Gottesidee und Cultus bei den alten Preulsen. 379.

hardt, Luxemburger weisthumer, als nachlese zu Jacob Grimm's weisthümern. 215.

Hnrlefs, WolöVmar, s. Lacomblet, Th. J.

Hildebrandt-Mieste, Ad. M., über Wappen und Banner des deutschen Reiches. 377 ff

Hinz, A., die Schatzkammer der Marienkirche zu Danzig. 23 ff., 183 f

Hoffmann, F. R. , Grundzüge einer Geschichte des Bilderräthsels. 68 f.

Honegger, 3. 3. , Grundsteine einer allgemeinen Culturgeschichte der neuesten Zeit. 335.

Kirchner, die Churfürstinnen und Königinnen auf dem Throne der Hohenzollern. 31-

Kriegk, G. L., deutsches Bürgerthum im Mittelalter. 69 f.

Lacomblet, Th. J. , Archiv für die Geschichte des Niederrheins: fortgesetzt von Woldemar Harlefs. 253 f.

Lehmann, Richard, Forschungen zur Geschichte des Abtes Hugo I. von Cluny. (1049—1109) 137.

Leitner, Quirin, die Waffensammlung des österreichischen Kaiser- hauses im k. k. Artillerie-Arsenal-Museum in Wien. 293 f.

Löher, Franz v., Jacobäa von Bayern und ihre Zeit. Acht Bücher niederländischer Geschichte. 336 f.

Lorent, A. v., Wimpfen am Neckar. Geschichtlich und topogra- phisch nach historischen Urkunden und archäologischen Stu- dien dargestellt. 253.

Lotler, 3. M., das alte Zeidelwesen in den Nürnbergischen Reichs- walduugen. 71 f.

Maack, P. H. K. v., Urgeschichte des Schleswigholsteinischen Lan- des. 335 f.

Maurer, Georg Ludwig v. , Geschichte der Städteverfassung in Deutschland. 254 f., 259 f., 348.

Mellzer, Otto, Papst Gregoi's VII. Gesetzgebung und Bestrebungen in Betreff der Bischofswahlen. 137 f.

Peetz, Hartwig Freimund, culturhistorisclie Einblicke in die Alpen- wirthschaft des Chiemgaues, 215 f.

Rofsbach, Johann Joseph, Geschichte der Gesellschaft. 139 f.

Sacken, Ed. v., das Grabfeld von Hallstadt in Oberösterreich und dessen Alterthümer. 215.

Stark, Nikolaus, s. Dollinger, Peter.

Walther, Ph. A. F., die Alterthümer der heidnischen Vorzeit inner- halb des Grol'sherzogthums Hessen, nach Ursprung, Gattung und Oertlichkeit besprochen. 101 f.

Wassmumisdoiff, Karl, sechs Fechtschulen (d. i. Schau- und Preis- fechten) der Marxbrüder und Federfechter aus den Jahren 1573 bis 1614; Nürnberger Fechtschulreime v. J. 1579 u. Rösener's Gedicht : Ehrentitel und Lobspruch der Fechtkunst v. J. 1589. 294.

Nürnberg1. Daa Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oeaterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fufa oder 2 Tlilr. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Strafsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F.KJinck- sieck, Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem

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FÜR KODE DER

Neue Folge.

Postamt in Karlsruhe; für Engtand bei Williams & Norgate , 14 Henrietta-Street Covent - Garden in London ; für Nord* Amerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commia- sionär der literar. -artist. Anstalt des Mu- seums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be- fördert.

Siebzehnter Jahrgang.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1870.

JMl

Januar.

Wissenschaftliche Mitteilungen.

Ein Reliquiar des 11. Jahrhunderts in den Sammlun- gen des germanischen Museums.

Nachdem wir in diesen Blättern wiederholt von kirchli- chen Geräthen und Gefäfsen in der Sammlung des Museums ein- gehend gesprochen haben, möge es auch gestattet sein, das wol interessanteste Stück dieser Abtheilung den Lesern vor Augen zu führen und damit vorläufig den Cyclus zu schliefen, falls nicht neue Acquisitionen eine Wiederaufnahme dieses Kapitels veranlassen sollten. Wir gedenken demnächst den verehrten Lesern eine Reihe von Gegenständen aus dem Profanleben, aus Krieg und Frieden, vorzuführen, deren ja unsere Sammlun- gen so manche von besonderem Interesse besitzen, die noch nicht veröffentlicht sind und uns somit gewissermafsen eine Verpflichtung auferlegen, sie. allgemein bekannt zu machen.

Das Reliquiarium, das wir jetzt zu besprechen und umste- hend abgebildet haben, ist aus Bronze gegossen. Es besteht aus einem oblongen, viereckigen Kästchen von etwas unregel- mäßiger Arbeit, das auf vier einfachen Füfsen ruht, die in Löwentatzen auslaufen. An der einen Langseite, der Vorder- seite des Kästchens, sind durch gravierte Bänder drei recht- eckige Felder hergestellt, in welche drei Krieger graviert sind, die in ihrer Tracht und Bewaffnung an die Teppicbe von Bayeux und andere Arbeiten des 10. 11. Jahrh. erinnern. Ein eigentliches Schlofs befand sich nicht daran, wohl aber ein Loch, das auf ehemaliges Vorhandensein eines Drückers deutet. Der flache Deckel dreht sich um zwei Charniere an der rück- wärtigen Langseite. Auf demselben befindet sich ein hoher

Aufbau, der sich mit diesem Deckel dreht, nämlich ein tempel- artiges Bauwerk, innerhalb einer mit Zinnen umgebenen Mauer, mitten auf den Deckel gestellt. Dasselbe hat Säulen an den Ecken; an den Langseiten je drei Bogenöffnungen , an den Schmalseiten ehemals wol je eine, die jedoch jetzt fehlen. So roh auch diese Architektur ist , so lassen sich doch die Nachklänge der römischen Architektur, der mit Pfeilerstellun- gen in Verbindung gebrachten Halbsäulen, darin nicht verken- nen. Das Gebälke Architrav, Fries und Gesimse jedoch der römischen Architektur, ist hier zu einem leistenartigen Ge- simse zusammengeschrumpft, das die rohen Andeutungen von Kapitalen der Ecksäulen verbindet. Das Dach ist zeltartig von vier Dreieckflächen mit gravierten Ziegelandeutungen ge- bildet, die sich aus dem Gesimse erheben und auf der Spitze einen würfelförmigen Aufsatz tragen. Im Innern des Gebäudes ist ein Grab angedeutet, in welches zwei Halbfiguren (deren un- tere Hälfte tiefer stehend zu denken ist) den Leichnam Christi niederlegen. Zu dieser Grablegungsgruppe, auf welche auch die an der Vorderseite des Kästchens eingravierten drei Krieger als Wächter Bezug haben, gehören noch zwei Engel, die, ihre Flügel nach beiden Seiten ausspannend, auf einfachen, gleich- falls noch an die Antike erinnernden Sesseln aufserhalb des das heil. Grabgebäude umgebenden Zinnenkranzes sitzen.

Auf dem würfelförmigen Aufsatze des Daches liegt eine flache Kugel (der ganze Aufsatz soll wol einen Kuppelbau darstellen), aus der sich ein grofses Kreuz mit Astansätzen, also den rohen, natürlichen Stamm darstellend, erhebt, aus welchem sich unmittelbar über der Kuppel zwei Seitenranken

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

lostrennen, die je zwei Figuren als Basis dienen. Dem heil. Grabe nnten entsprechend, ist hier oben die Kreuzabnahme dargestellt in einer Gruppe von fünf Figuren: zuäufserst Ma- ria und Johannes, erstere die verhüllten Hände ausstreckend,

fser als die übrigen vier Figuren, mit besonders dünneD, langen Armen, wird von der einen der beiden andern direkt handeln- den Figuren, unter denen wir, wie unten beim heil. Grabe, Nikodemus und Joseph von Arimathia zu verstehen haben, um

um die Hand des Erlösers, welche bereits vom Kreuz abgenom- den Unterleib gefafst, so dars die Last desselben auf die Scbul- men ist, zu fassen; letzterer mit der rechten Hand das Haupt, ter des Trägers fallen soll und theilweise schon liegt, j da der in der linken ein Buch haltend. Der Leichnam Christi, grö- rechte Arm bereits vom Kreuz losgelöst ist, während die an-

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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dere der beiden handelnden Figuren eben mit einer sehr gro- fsen Zange den Nagel aus der linken Hand herauszieht. Diese Gruppe insbesondere gibt zu manchen Vergleichen Veranlassung, zunächst mit der Gruppe auf den Extern-Steineu, wo insbeson- dere auch die eine Figur den Leichnam Christi auf die Schul- ter geladen hat. Doch zeigt sich keine innere Verwandtschaft des Stiles ; im Gegentheil erscheint die hier vorliegende älter, theil weise starrer und doch naturalistischer als jene. Auffal- lend ist die Stellung des Mannes mit der Zange, der, das Ge- sicht dem Beschauer zugekehrt, mit der Zange von hinten vor- greift und so der ganzen Gruppe ein etwas theatralisches An- sehen gibt, was vielleicht darauf zurückgeführt werden kann, dafs die Mysterien, also Schaustellungen und Schauspiele, auf die bildende Kunst schon damals einen Einflufs hatten, wie ihn Springer für die Flügelaltäre der späteren Zeit nachgewiesen.

Im Kostüm haben wir eine gewisse Aehnlichkeit nicht zu verkennen, die zwischen den hier vorliegenden Figürchen und denen der Thüren des heil. Bernward am Dome zu Hildesheim stattfindet. Auch in der Haltung der Figuren und den Köpfen erinnert Manches an die Sculptur jener Thüren , und auch im Faltenwurf, besonders der fliegenden Falten unserer Maria, ist viel Uebereinstimmung mit denselben, während sich jedoch wiederum nicht läugnen läl'st, dafs wir es hier mit einer andern Schule zu thun haben. Man vergleiche den Christus am Kreuze jener Thüren mit der vorliegenden Figur des Gekreuzigten, um sofort den Unterschied der Schule kennen zu lernen; wäh- rend allerdings gewisse Figuren jener Thüren, so z. B. Gott Vater, vor dem sich Adam und Eva verstecken, mit dem un- serigen übereinkommen. Die kurze Tunika und die Schuhe des Joseph von Arimathia und des Nikodemus hier erinnern gleich- falls an das Kostüm mancher Figuren jener Thüren. Sie ha- ben jedoch auch Aehnlichkeit mit manchen Elfenbeinsculpturen, deren Abgüsse sich im german. Museum befinden, so mit der Begegnung Joab's und Abner's im Louvre, 8.-9. Jahrh., dem Reliquienkasten zu Sens, 7. 8. Jahrh. u. a. ; doch sind zum Theil die (von der Arundel-Gesellschaft in London bezogenen) Abgüsse nicht scharf genug, um feine Detailunterschiede genau zu fixieren, theils ist die Bestimmung der Chronologie der Elfen- beinsculpturen, speciell für diesen Zeitraum, noch immer zu willkürlich, als dafs feste Anhaltspunkte für Zeitbestimmung von dort zu holen wären. Endlich sind auch an dem vorliegenden Stücke manche Theile, wie der Christuskopf, der -Kopf des Nikodemus, Theile der Gewandung u. a. stark abgegriffen, so dafs sich auch hier manches der Detailforschung entzieht.

Auch unter den Miniaturen finden sich manche Parallelen; so namentlich der Waffenträger, der dem Kaiser das Schwert reicht, auf dem von Förster publicierten Blatte aus dem Emmeraner Codex Karl's des Kahlen, einige von Hefner- Alteneck als dem 10. Jahrh. angehörig bezeichnete Figuren seines Trachtenwer- kes, Figuren aus den Bamberger Codices Heinrich's II. und viele andere, deren specielle Anführung um so mehr unterbleiben

muls, als auch hier in der Zutheilung an bestimmte Zeiten viel Willkür geherrscht hat.

Was den Ort der Entstehung unseres Reliquiars betrifft und die Schule, so sind genaue zuverlässige Nachrichten jetzt nicht mehr zu erlangen. Soweit unsere Nachforschungen einen Fingerzeig abgeben können, seheint das Gefäfs aus Mastricht zu stammen.

Nürnberg. A. Essenwein.

Eine Handschrift über Kriegskunst aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

Die Militär -Literatur des Mittelalters ist in Deutsehland nur in Fecht- und Turnierbüchern, und seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Schriften über Artillerie- und Kriegsma- schinen vertreten. Das Werk Herzog Philipps von Cleve, das er i. J. 1498 König Ludwig XII. und später dem Erzherzog Karl (nachmaligem Kaiser Karl V.), wahrscheinlich bei dessen Ankunft in den Niederlanden, überreichte*), galt bisher als das erste deutschen Ursprungs, welches sich auch mit anderen Thei- len der Kriegskunst beschäftigt**). Eine flüchtige Durchsicht der kriegswissenschaftlichen Handschriften des 15. Jahrhunderts in der k. k. Hof- und Staats -Bibliothek zu Wien führte mir die Handschrift Nr. 2952 (Cod. msc. bibl. Palatinae) in die Hände, die sich über Befestigungskunst, Taktik und Artillerie verbreitet. In Bezug auf die letztere ist sie nicht Original, indem sie das Feuerwerkbuch copiert hat, welches zuerst 1511 mit einer Uebersetzung des Vegez gedruckt wurde und das Hoyer in seiner Geschichte der Kriegskunst (IV. Bd. An- hang) nach einer Handschrift in der von der Hort'schen Biblio- thek aufgenommen hat. Auch Fave gibt davon eine franzö- sische Uebersetzung des 15. Jahrhunderts in seiner Fortsetzung der „Etudes sur le passe et l'avenir de l'artillerie" zum grörs- ten Theil wieder***). In unsrer Handschrift sind jedoch einige nicht unwesentliche Zusätze über Pulverbereitung, über Ferti-

*) Das erstere Exemplar befindet sich in der kaiserlichen Bibliothek zu Paris, das letztere in der k. k. Bibliothek zu Wien, beide gleichlautend und in französischer Sprache.

**) Nach Würdinger, Kriegsgeschichte und Kriegswesen von 1347 bis 1506, existiert auch ein Kriegsbuch Ludwigs von Eyb; er gibt jedoch nicht an wo '?

„Dasselbe befindet sich in der Universitäts - Bibliothek zu Er- langen. S. Irmiseher's Handschriften-Katolog, S. 262, Nr. 1390: Ludwig von Eybe zum Hartenstein, Kriegsbuch; Pap. gr. Fol., 322 Blätter, vom J. 1485 (1515), mit sehr vielen gemalten Handzeich- nungen von Kriegsmaschinen. Vergl. auch: Wilh. Vogel, des Rit- ters Ludwig von Eyb des Aelteren Aufzeichnung über das kais. Landgericht des Burggrafthums Nürnberg. I. Abtheil. (1867), S. 36. Anm. 15, wo die Datierung berichtigend als das Jahr 1500 angege- ben wird". D. Redaction.

*'*) Tome III, pag. 138—161.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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gung von Klötzen, über das Laden und Schiefsen mit den Büchsen, sowie über das Schiefsen mit Handbüchsen hinzuge- kommen. Das letztere Kapitel theilt Toll im 60. Bande des Archivs für Artillerie- und Ingenieur-Officiere mit.

Durchaus selbständig und von kundiger Hand sind dage- gen die Abschnitte über Befestigungskunst und Taktik ge- schrieben. Freilich ist vom grofsen Kriege darin nicht die Rede, auch auf die Städtebefestigung und die Kunst, mit den Wagenburgen zu streiten, welche seit den Hussitenkriegen den Höhepunkt der deutschen Taktik des 15. Jahrhunderts aus- machte, läfst sich der Verfasser nicht ein. Es ist vielmehr die Fehde, die ihm ausschliefslich vorschwebt, jener kleine Krieg, wie er innerhalb der grofsen reformatorischen Bewegungen des 15. Jahrhunderts, die wir doch jetzt erst im Ganzen und Grofsen überblicken, die Zeitgenossen vorherrschend in An- spruch nahm. Hier sind seine Mittheilungen aber klassisch und nicht blos durch die vielen Details, die er mittheilt, für die Erkenntnifs der Kriegskunst seiner Zeit wichtig, sondern eben so sehr für die Kenntnifs der zerworfenen Zustände seiner Zeit und für die Sittengeschichte. Auch in sprachlicher Be- ziehung ist die Handschrift sehr interessant. Man sieht wie der Verfasser noch mit der Ausdrucksweise zu ringen hat, namentlich im 11. Kapitel, wo er die verschiedenen Fälle dar- stellt, in welchen ein ausziehender Haufe Reisigerauf seinen Gegner treffen kann, und angibt, wie er sich dabei zu benehmen hat, oder wie sich der Verfasser in der Ueberschrift ausdrückt: „wie man jn Kriegen Ordnung vnd ain geschick jn ainem veld sol machen ains Klaines zugs dz gar gut ist."

Der Charakter der Fehde, der das ganze Werk kenn- zeichnet, drückt sich sowohl in diesem Kapitel, als im 7., ..wie man ain schlofs für ablouffen bewaren soll", und im 8., „wie man sol tun das er ain geschlofs dester bafs behalt-', aus. Die Sicherung der Burg, nicht etwa bei einem ausbrechenden Kriege, sondern die permanente, tägliche, beschäftigt den Ver- fasser ausnehmend. Was wir jetzt Friede nennen, das kannte man damals nicht. Hinter jedem Hügel und aus jedem Walde konnte damals ein Feind hervorbrechen, oder sich über Nacht in die Nähe der Burg geschlichen haben. Die hierauf bezüg- liche Anweisung hat schon Krieg von Hochfelden in seiner Geschichte der Militär -Architektur S. 370. 371 mitgetheilt. Der verstorbene Dr. Böhmer hatte ihm die Wiener Handschrift zugeschickt.

Auch was der Verfasser über die Belagerung einer Veste sagt (10. Kapitel), ist außerordentlich charakteristisch für die Zeit. Mit den Mafsregeln zur Bezwingung der Veste beschäf- tigt er sich fast gar nicht. Seine ganze Sorgfalt concentriert sich darauf, zu verhindern , dafs nicht plötzlich ein Feind von außerhalb her auf ihn einbricht, „das er des ouch zit genug gewarnt werde1'.

Der Verfasser nennt sich nicht, war aber jedenfalls aus dem Ritterstande. Was die Zeit der Abfassung betrifft, so will Toll am Ende der Handschrift die Jahreszahl 1457 gefun-

den haben. Mir hat es nicht gelingen wollen ; aber diese Zeit läfst sich dem Inhalte nach als durchaus zutreffend bezeichnen *).

Der wichtigste Theil des Werkes ist der taktische, nament- lich das 12. Kapitel mit der Ueberschrift: „Hie nach stat ge- schriben ain grofsen reifsigen zug Ordnung vnd schick wider ain andern grofsen gezug jn ainem veld ze machent". Wir sind in Bezug auf Taktik bisher ausschliefslich auf die Rela- tionen von Schlachten und Gefechten angewiesen gewesen, wor- unter allerdings sehr werthvolle. Letztere gehen aber nicht über die Mitte des 15. Jahrhunderts hinaus, wenigstens für Deutschland. Der Verfasser läfst uns auch einen Blick in die Vorzeit thun, indem er uns erzählt, wie die Ritterschaft, be- vor die Büchsen und Wagenburgen aufkamen („e das uffer- stund mit den buchsen vnd Wagenburgen ze stritten"), sich auch häufig zu Fufs in keilförmiger Ordnung formiert habe, im ersten Gliede 3, im zweiten 5 und so immer gliederweise sich um 2 Mann steigernd, „bifs sy genug ist". Wer dann seinen Spitz unzertrennt erhalten und den Spitz des Gegners damit gebrochen und in den Feind gedrungen war, der trug den Sieg davon. Er meint, dafs diese Stellung auch gegenwärtig noch ganz angemessen wäre. In der That war sie das aber nicht mehr. Wir stehen hier an einem Wendepunkt in der Entwicklung der Taktik, der noch nirgends genügend hervor- gehoben worden ist.

Die Wagenburg als Streitmittel, wie sie Ziska ausnutzte und nach ihm von den Deutschen angenommen wurde, ist die erste Form, in der die Feuerwaffen im damaligen Stadium ihrer Entwi- ckelung sich im Feldkriege verwerthen liefsen**). In der Fecht- art, wie sie zuvor bestand, sowohl mit aufgesessener als abge- sessener Ritterschaft, war keine Verbindung mit der Artillerie möglich gewesen, weil das Element der Ritterschaft der An- griff, also die Bewegung, war, und das der Artillerie jener Zeit das stehende Gefecht, Der deutsche Orden hatte das bei Tannenberg erfahren und Kaiser Sigismund in den ersten Feld- zügen gegen die Hussiten. Auf der andern Seite war auch der Angriff der Ritterschaft zu Fufs, der gegen die Wagenburg doch nur ausführbar gewesen wäre, indem man sie zu Pferde unmöglich stürmen konnte, bei der langsamen Bewegung der schwergepanzerten Ritter nicht länger ausführbar. Hierin lag die grofse Ueberlegenheit der Wagenburg und die Notwendig- keit der allgemeinen Annahme derselben in Deutschland. Mit der Wagenburg entstand aber das Fufsvolk, da man es zur

*) Der Krieg gegen Nürnberg 1450 trägt noch ganz den Cha- rakter der Fehde; den Kriegen 1460 62 kann man diesen Namen nicht mehr beilegen; schon aus diesem Grunde ist es wahrschein- lich, dafs die Handschrift vor 1460 geshrieben ist.

**) Die Wagenburg, mit Artillerie besetzt, wurde schon im 14. Jahrhundert von den belgischen Städten angewendet, aber mit geringem Erfolge, weil die Artillerie zu dieser Zeit noch keinen flachen Bogenschufs leisten konnte. Dazu gelangte sie erst wenige Jahre vor Ausbruch des Hussitenkriegs.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Besetzung derselben brauchte. Einmal vorhanden, mufste man es auch befähigen, d. h. danach bewaffnen, aus der Wagen- burg hervorzubrechen, wenn die Feuerwaffen ihre Wirkung vollbracht hatten. Und dazu schritt man wirklich fort.

Der Verfasser spricht es in der oben angeführten Stelle ganz bestimmt aus, dafs die Büchsen und die Wagenburg die Veranlassung gewesen sind, dafs die Ritterschaft nicht mehr zu Fufs kämpfte, und wenn er es dennoch angewendet wissen will, so kann er damit nur den Fall vor Augen habeu, dafs keine Artillerie gegenüberstand, wie schon die Ueberschrift des Ka- pitels anzudeuten scheint. Faktisch hat die deutsche Ritter- schaft in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts nicht mehr zu Fufs gekämpft.

Allerdings war es zu semer Zeit bei den Engländern und Franzosen noch gebräuchlich. Aber wenn sie auch eine zahl- reiche Artillerie zu Belagerungen mit sich führten, in den Schlachten ist von ihrer Verwendung seit Crecy keine Rede mehr.

Der Verfasser gibt seinem reisigen Zeug weder Artillerie noch eine Wagenbnrg bei, verschmäht aber die berittenen Bo- genschützen nicht. Es ist überhaupt bemerkensweith, dafs die Schufswaffen, noch vor der Einführung und Verwendung der Feuerwaffen, eine immer wichtigere Rolle spielen und nament- lich seit den Erfolgen der englischen Bogenschützen gegen die Franzosen auch in Deutschland immer zahlreicher werden. Die Handfeuerwaffe war um die Mitte des 15. Jahrhunderts noch nicht so weit, um von der Kavallerie geführt zu werden, stand wenigstens in der Wirkung gegen die Armbrust zurück.

Die Ritterschaft ist theils mit Lanzen, theils mit Schlacht- schwertern bewaffnet. Bei aufgesessener Ritterschaft formiert der Verfasser die Haufen etwas anders als zu Fufs. Auch hier ist ein Spitz von Spiefsen vor dem Banner, dann setzt sich aber ein viereckiger Haufen mit Schwertern an. So ist es wol zu verstehen, wenn er sagt, dafs der Fürst oder Herr

„etlich der bafz erzügtisten spiefsen für sich gegen den

finden ordnen soll, die sullent sich ouch so sy aller nächst müger.t zesamen halten vmb das man sy nit ze ring zertrennen müge, nachdem sol der fürst oder herre mit sinem fenlin zu- nächst komen vnd nach jm der gantz zug". Wir wissen we- nigstens aus andern Quellen, dafs sich die deutsche Ritterschaft so aufstellte und im ganzen Lauf des Mittelalters so aufge- stellt hat.

Vor diesem Gewalthaufen zogen die Armbrustschützen als Vorhut. Ihnen zur Linken war ein kleinerer Haufen mit Spiersen, welcher dem Feind „vnder di schilt" in die Flanke rennen sollte; rechts der Armbrustschützen war ein Haufen mit Schwertern. Der Anfall sollte, nachdem die Schützen ge- nügend gewirkt hatten, „von allen Haufen zugleich „röschlich vnd flucks mit einander" erfolgen.

Auch wenn der Gewalthaufen zu Fürs geordnet ist, bleibt die Vorhut mit ihren beiden Haufen zur Seite zu Pferde, wenn das Terrain die Ausbreitung gestattet. Der Verfasser empfiehlt,

sich hinter einem Graben aufzustellen, damit der Feind seine Ordnung zerbrechen müsse. Das Terrain war ihm auch in Be- zug auf Gewinnung von Berg und „büchel" (Hügel, Anhöhe) von Wichtigkeit; endlich will er die Sonne im Rücken haben, wie das bei der Bewaffnung jener Zeit wichtig war. Garz. Köhler,

Oberstlieutenant der Artillerie. (Schlufs folgt.)

Lateinische Reime des Mittelalters. I.

Neben der lateinischen Dichtung, welche an den alten Metren festhielt, sich aber zuletzt ausschliefslkh auf Hexame- ter und Distichen beschränkte, erwuchs im Mittelalter die rythmische gereimte. Während nun das Wort versus in der Regel nur die metrische Dichtung bezeichnet, brauchte man für die zweite Gattung den Ausdruck rythmus, entstellt rigmus, woraus doch wol unser Reim herzuleiten ist. Von dergleichen Erzeugnissen habe ich schon öfter Mittheilungen gemacht und fahre jetzt damit fort. Hat doch schon in sei- ner frühesten Periode dieser Anzeiger durch dergleichen Spen- den sich Dank verdient.

Begreiflicher Weise kommen in dieser ganz clericalen Poesie die Weiber durchgehends schlecht weg; man hatte nur zu viel Gelegenheit, sie von ungünstiger Seite kennen zu ler- nen. Im Jahrgang 1868, Sp. 164 habe ich aus Husemanns Schatzkästlein eine Warnung vor den Weibern mitgetheilt; die- selbe findet sich in Wien im Cod. 2942, f. 17 v. und in dem sehr reichhaltigen Cod. 883, f. 31 v. mit einer sich unmittelbar daran schliefsenden weiteren Iuvective gegen unsere bessere Hälfte. Es möge mir deshalb gestattet sein, auch die ersten Reime in ihrer etwas abweichenden Fassung zu wiederholen.

De fugiendo cetum feminarum Rigmus et fallaciis

earum. Fuge cetus1) feminarum, Vidua, hec est elata,

Namque'*) Status omnis harum Fraude plena, delicata,6) Prava dat stipendia. Eris ei ridiculum.

Si sit virgo quam tu gliscis, Si baghine7) socieris,8) Dampua rerum coneupiscis, Mox per eam diffameris,

Cordis et inceudia. Linguam fert cum9) facula.

Maritatam si quis amat,3) Monialis, hec si placet,

Pacem spernit, sc diffamat,4) Semper petit, numquam tacet, Incidit5) periculum.

Radit ut novacula.

') Nr. 2942: tactus. *) Quia, ib. *) si tu amas, ib. et Hus. *) Mox per eam te diffamas, Hus. Deum spernis, te diffamas, 2942. 5) Incidis, beide.

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R. Rece. recedite. ne mulieri credite.

Dicat nobis primus homo, Qui deceptus est in pomo : Sum eiectus dei domo, Uxor mea me fraudavit, Paradiso me privavit, Quando pomum presentavit.

Die tu Loth dilecte verum, Quanta fraus sit mulierum: Heu deceptus sum per merum, Me delusit nata mea, Nam induxit fraude rea, Commisceri me cum ea.

Die tu Sampson et fatere, Quid sentis de muliere: Sum per eam lapsus vere, Torisis pilis defraudatus, Sum per hostes excecatusv Ede fiactus et necatus.

Numriuid'0) David rexpropheta Castitate rupit spreta Leges dei et decreta? Patet teste Salomone:

Mulieres raro bone, Pleneque deeepeione.

Mulierum contra tela Sume fugam pro medela, Tucior non est medela. Heu pro certo scio verum: Mille fraudes mulierum. Sumo testem totum clerum.

Mulieres sunt loquaces, De natura sunt nugaces, Set de more sunt fallaces.

Feminarum facies Sunt ut florum species. Earum vox est abilis, Set sensus est fallabilis, Ac earum oculi Sunt speculum populi. Pulchre sunt forinsecus, Set fetent intrinsecus.

Caveat sibi clericus Ne ineurrat dedicus.

Recedite recedite. ne mulieri credite.

Im Cod. 2942 folgt auf jene ersten Verse eines der häu- figen Spottlieder auf verschiedene Völker und Stämme. Es lautet so :

Castitas australica, Fides ungarica, Jeiunia ytalica, Glosa iudeica Merdum valent omnia.

W. Wattenbach.

Monachus bohemicus, Pons polonicus, Monialis sehwevica, Vestis rinatica, Largitas bavarica, Heidelberg.

6) dilatata, Hus. ') bedigne. 2942- beguinae, Hus. °) sociaris . . . diffamaris, beide. ?) ut, beide. I0) Anstatt nonne, wie es auch noch Peter Luder braucht.

bereits i. J. 1613, also nach Verlauf von 92 Jahren, schon „dermafsen abgeschossen und rufsig, das mans fast nit recht mehr sehen, vielweniger die schafften lesen kan". Der Rath beschlofs daher im Jahre 1613, den Saal renovieren zu lassen. Zu diesem Zwecke wurde mit den Malern Paulus Juvenel, Georg Gärtner, Jobst Harrich und Gabriel Weyer ein Con- trakt geschlossen. Die wesentlichsten Artikel desselben lauten nach einem Rathsdekret also :

„Donnerstags 8. aprilis Anno 1613. Vff der herren de- putirten relation, was sie wegen reuouirung defs rathhaussaals mit vier malern tractirt vnd abgehandlet, nemblich das nit alein die alte gemäl verneuert, sonder auch das obere hultzene gewölb mit bleyweis angestrichen, vnd die stäb vnd obere grofse rosen verguldet werden sollen, darzu ihnen meine her- ren das bleiweil's, leinöl vnd gold lifern, vnd jedem maier für sich vnd ihre gehülfen wochenlich 14 fl. , thut zusammen 56 fl. raichen lassen, hingegen sie schuldig sein sollen , alle andre färben, so sie bedürfen, von dem ihrigen herzuschaffen '■ vnd seien dise vier maier mit namen Paulus Juuenel, Georg Gärt- ner, Jobst Harrich vnd Gabriel Weyer der hoffnung, difs werck innerhalb dreyer monat zum end zubringen wollen auch die arbeit vnter ihnen der gestalt austheilen, das man nit mereken soll, das vnterschidliche hend dabey angelegt worden ist verfassen vnd befohlen , weil albereit 92 jar verflossen, seit diser saal renouirt worden, vnd die gemäl, die nur von Wasserfarben gewest, dermafsen abgeschossen vnd so rusig, das mans fast nit recht mehr sehen, vielweniger die schrifften leseu kan, disem fürschlag also nachzukummen vnd fürderlich ins werck zurichten, dieweil aber das pflaster auch auffgehebt werden mus, welchs einen grossen staub verursachen wirdt, dasselbe zuuorderst zuuerrichten, damit der staub dem gemäl keinen schaden bringe, inmittels aber, weil man mit disem werck vmgehet, das Stattgericht in der gerichtstuben verbleiben zulassen vnd das gerüst mit blähen zuvmbziehen, damit man dannoch in die losungstuben gehen möge vnd doch die maier au ihrer arbeit nit gehindert werden. Damit man aber defs vncostens halben einen gewissen Überschlag machen möge, ist ferner befohlen, mit solcher arbeit vornen' im gericht anzu- fangen vnd zu einer prob eine gantze füllung volkumblich durch die maier ausmachen zulassen. Herr P. Behem, herr G. Volkamer, herr W. Löffelholtz, W. J. Stromer, G. Pfintzing."

Nürnberg. J. Baader.

Die Restaurierung der Gemälde im Rathhaussaale zu Nürnberg im J. 1613.

Der Rathhaussaal zu Nürnberg wurde im Jahre 1521 nach Albrecht Dürer's Zeichnungen mit Gemälden geschmückt*). Dieselben waren aber blos aus Wasserfarben hergestellt und

S. Beiträge zur Kunstgeschichte Nürnbergs, Heft I, S. 8-

Der Dürer'sche Flügelaltar in St. Katharinen Kirche zu Nürnberg.

In den Beiträgen zur Kunstgeschichte Nürnbergs (Heft I, S. 12) ist auch von der Ueberlassung des von Albrecht Dürer gemalten Paumgartnerischen Flügelaltars in der Katharinen-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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kirche zu Nürnberg *) an Herzog Maximilian von Bayern die Rede. Dieser begehrte ihn für seine Kunstkammer und er- hielt ihn dann auch im Jahre 1612. Hierüber existieren etliche noch nicht veröffentlichte Rathsverlässe, die wir hier folgen lassen :

„Freitags 13. Nouembris 1612. Vff herren Maximilian, hertzogen in Bairn, danckschreiben für bewilligte altartafel aus dem Katharinenkloster, so von Albrecht Dürer gemalet , dabey mündliche anzeig geschehen, das sein fürstlich Durchleuehtig- keit bede herren Baumbgartner yeden mit einem güldenen ketelein vnd anhangenden gnadenpfenning vnd bildnus seiner fürstlichen durchleuehtigkeit , vnd herren Wolff Löffelholtz mit einem silbernen pocal 6 marck schwer verehret ist befoh- len, difs schreiben ruhen zulassen bil's die anbefohlene copey dises gemähls gefertigt wirdt, vnd ist auff die herrn losunger gestellet, Paulusen Baumbgartner, pfleger zu Altdorff, vnd Bern- hard Baumbgartners söhnen ihres interesse halben auch eine Verehrung zuthun. Herrn Losuuger. W. Löffelholtz."

„Montags 7. December 1612. Vff hertzog Maximilian in Bairn schreiben an Eustachium Vnterholtzer, darinnen begert wirt, das meine herren auch die flügel defs bewusten altars in St. Katharina kirch sampt der tafel verfolgen lassen wollen, ist befohlen, durch den Vnterholtzer antworten zulassen, das er zwar dise altarflügel sclbs gesehen vnd befunden, das es ein schlecht gemäl, das nit von defs Dürers band gemalet, vnd das der mühe nit werth sein möcht gen München zuführen; doch wenn es ihre fürstlich durchleuehtigkeit begere, woll mans derselben auch verfolgen lassen. Die wolle sich aber wegen der altartafel ein geringe zeit gedulden, bifs die copey verfertigt werde; dann man bey disen kurtzen tagen damit nit eilen könne. W. Löffelholtz."

„Montags den 4. Januarii Anno 1613. Nachdem herr Maximilian, hertzog in Baiern , in einem an Eu«tachium Vnter- holtzer gethanem schreiben auch die bewuste zween altarflügel in St. Catharina closter, die doch von Albrecht Dürer nit ge- malt sein sollen, begert, ist befolen, ihrer fürstlichen durch- leuehtigkeit dieselben sambt der altartafel, wan die copei dauon fertig würdt, folgen zulassen, jedoch durch einen schreiner zween andere flugl an die statt machen vnd durch Jobst Har- rich oder, do er das malerlohn zuhoch spannen wolte, einen andern mahler nach dem alten form vbermalen zulassen. Vnd dieweill herr G. Baumgartner dabei angezaigt, das meine herrn hiebeuor der mainung gewest, ein gülden 4 oder 500 fl. nit anzusehen, wan ein anders gemähl an diser altartafel statt könte erkaufft werden, wann aber er vnd seine vettern nit ge- maint, ein solch gelt zuempfahen vnd in ihren nutzen zuuer-

wenden, sondern vielmehr ad pias caufsas zuuerschaffen, darzu er für sein person den werth defs von dem hertzogen in Baiern ihme verehrten güldenen gnadenpfennings vnd ketleins auch schlagen vnd herschiessen wolte, alfs versehe er sich, ihre herr- lichkeiten würden ihnen ihr vorige mainung nit zuwider sein, sondern solch gelt ihnen zukommen vnd folgen lassen ist ferner befolen, dem herrn Baumgartner zusagen, meiner herrn meinung sei nit, wie er ihm eingebildet, ihnen ein solche re- compens zuthun, sondern also gewest, wan man ein ander Dürerisch stück zukauften bekommen vnd damit die altartafel in Catharina closter erretten vnd allhie behalten könnte, das man ein gülden oder 500 nit ansehen solte. Nun aber dasselbe nit zu werck gerichtet werden können , sondern die altartafel, vnd zwar mit ihr der herrn Baumgartner sambtlichen guten willen, vmb gemeiner statt bestens wegen dem hertzogen in Bairn bewilligt, darüber auch sie zum theil von ihrer fürstli- chen durchleuehtigkeit, zum theil aber von meinen herrn ver- ehrt vnd begabt worden, so werde ers nunmehr dabei bleiben lassen, vnd sich zu ruhe geben, in betrachtung, ob schon von seinen vorfahrn dise tafel herkomme, das doch dieselbe in die kirchen verordnet worden, an dern statt vff meiner herrn vn- costen an ietzo ein andere gemacht werde ; darumb er sich derselben so hart nit mehr anzunemen habe. W. Löffelholtz. S. G. Holtzschuher".

Nürnberg. J. Baader.

*) Im Mittelbilde ist die Geburt Christi, auf den beiden Flü- geln St. Georg und St. Eustachius dargestellt. Gestiftet wurde der Altar von Stephan und Lucas Paumgartner, deren Bildnisse unter den Gestalten der genannten Heiligen auf den Flügeln an- gebracht sind.

Büchsen ohne Knall

gab es zu Nürnberg schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Erfunden und verfertigt wurden sie von dem Schlosser Paulus Dümbler. Die Art und Weise, wie sie beschaffen und angefer- tigt waren, ist leider nicht angegeben. Als der Kath zu Nürn- berg Kenntnifs von dieser Erfindung erhielt, verbot er dem Meister die Anfertigung solcher Büchsen, „weil solchs ein mör- derisch waffen, dadurch man einen menschen hinrichten könne, vnuermerekt wo es herkumme." Wir lassen hier zwei Raths- verlässe über dieses Verbot folgen:

„Donnerstag 26 Februarii Anno 1607. Vff Georgen Lud- wigs von Hütten an herren Dr. Camermaister gethanes vnd bey den herren eitern verlesenes schreiben, darinnen er jme zuer- kennen gibt, das ein schlofser allhie sey, Paulus Dümbler ge- nandt, welcher eine art von püchsen machen könne, so ohne knall abgehen und damit man doch ein brett daumensdick durchschiessen könne, mit angelangtem vermelden, weil solchs ein mörderisch waffen, dadurch man einen menschen hinrichten könne, vnuermerkt wo es herkumme, das man solchs hillig nit gemain werden lafsen solte ist verlassen , den Dümbler zuerfordern, und vnuermeldet aus was vrsachen solchs geschehe, zu befragen, ob er solche püchsen machen könne, von wem ers hab und wem er dergleichen gemacht. Widerbringen und weiter räthig werden. L. Grundherr."

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„Montags 30. Martii Anno 1607. Alfs den herren eitern mündlich referirt worden, das Paulus Dümbler, feurschlofsma- cher, wegen der neuen art von püchsen, so ohne knall abgehen, bespracht, der hab nit allein einen abrifs, wie solche zugerich- tet werden \ sehen lafsen, sonder hab auch bekennet, das er mit Ludwig von Hütten, churfürstlich pfaltzgräuischen ambtman zu Mofsbach, dauon geredet ist verlassen, jme bey seinen bürgerlichen pflichten einzubinden, nit allein ohne meiner her- ren vorwifsen dergleichen niemand nichts zumachen, sonder auch den abrifs hinweg zuthun, damit er andern nit fürkumme. Ita retulit L. Grundherr."

Nürnberg. J. Baader.

Kaiser Maximilian"» I. Hinscheiden.

Dieses wurde dem Rathe zu Nürnberg durch seinen Agen- ten am kaiserlichen Hof, Hans Löchinger, durch nachstehendes Schreiben gemeldet:

Fürsichtigen, erbern vnd weisen! Mein willig vnuerspart dienst seyen eur erberkeit mit allem vleifs zuuor berayt. Gonnstigen, gepietenden, lieben herrn, als herr Lienhart Gro- lanndt vnd Cristoff Krefs am montag nach trium regum nagst verschinen jren abschid am kaiserlichen hofe genomen, jst der- selben zeit die kayserliche mayestat hochlöblicher gedechtuus mit tödlicher vnd vnstetter schwären krannckheit hörttiglich beladen gewest vnd ye lennger ye meer emphunden, auch etwo vil grosser amacht*) gehabt. Das hat den montag vnd eritag nach trium regum gewerdt, vnd an gemeltem eritag ain stund hat man etlich hern von jr mayestat lanndtschafft, so verhann- den gewest, für jr mayestat gefordert, aber jr mayestat hat nichtzit mit jnen geredt. Do sein sie all mit wayuenden äu- gen widerumb herauf ganngen. Also ist jr mayestat am eri- tag zu nacht die ganntzen nacht jn todtlicher wirckhung**) ge- legen vnd gegen tag verschiden. Got der almechtig wolle der seien genedig vnd barmhertzig sein! Auch hat jr mayestat ain ordenlich testament auffgericht, sich zw der Newenstat in Oester- reich zufüren verordent, vnd zw testamentari den bisehoff von Wien, abt von Kremfsmünster, herrn Hannsen Geyman, hoch- maister in Sant Jörgen orden, hern Jörgen von Freundtsperg, hern Lienhart Rauber hofmarschalckh , Wilhelm Schürpffen camerdiener, Johann Renner, Gabriel Vogt vnd Johan Vinster- walder, alle drey secretarien, gemacht, denselben dars gemain hofgesind, so lanng gedient vnd noch vnbelont ist, trewlich beuolhen &c. Solichem meinem schreiben wolle eur erberkait ganntzen glauben geben. Wafs sich dan weitter am hof be- geben wirt, dafs wil ich eur erberkait nit verhalten; thue mich

eur erberkait als meinen gepietenden lieben herrn hiemit vn- derthenig beuelhen. Datum Wells am mitwoch nach trium re- gum 2 stund vor tags anno &c. jm 19.

Eur erberkait vndertheniger gehorsamer

diener Hannls Löchinger. P. S. Auch bin ich, als die kayserliche mayestat ver- schiden, die ganntze nacht zu hof bliben; vermainten etlich, man solt sein sterben ein Zeitlang verhalten haben; ist nit gescheheun.

Den fürsichtigen erbern vnd weisen, den eitern des rats zu Nürmberg, meinen günstigen gepieten- den lieben herren. Der Kaiser wurde am 10. Januar mit den heiligen Sterb- sakramenten versehen. Sein Hinscheiden erfolgte am 12. Ja- nuar in der dritten Stunde nach Mitternacht.

Nürnberg. J. Baader.

*) Ohnmacht. **) Todeskampf.

Berichtigung

zum Anzeiger 18 64, Nr. 4, Sp. 1 2 1 f .

Der Ritter auf Blatt 10 des Balduineums ist, wie ich im- mer vermuthet hatte, nicht K. Heinrich VII., sondern Graf Werner von Hohenberg, welcher nach einer gütigen Mittheilung meines gelehrten Freundes Eltester im J. 1312 als „Capitaneus generalis terrae Lombardice'', mit dem Amtssitz in Mailand, genannt wird. Das Wappen auf seinem Schild und Banner ist also das bekannte Hohenbergische: zwei schwarze Adler, übereinander, im goldenen Felde*); (s. die Züricher Wappen- rolle Nr. 24. und das Bild Nr. XVIIII in dem Manefsischen Codex).

*) Hienach wäre auch die Stelle S. 25 meiner „Helm-Zierden im Mittelalter" zu berichtigen.

Findling.

Aus einem der Stadtgemeinde Zuckmantel gehörigen Sammel- codex des 17. Jahrhunderts.

Tabula prudentiae:

Facere

Potes

Superbia

Inquirere

Nescis

Curiositas

Noli

Dicere

Omnia quae

Scis

Quia

Stultitia

Est.

Credere

Audis

Levitas

Dare

Habes

Prodigalitas

Judicare

Vides

Temeritas

Haec faciendo prudens es

Troppau.

A. Peter.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction: A. Essen wein. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt

Dr. G. K. F rommann. Dr. A. v. Eye. des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sebc Buchdruckerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1870. M 1. Jauuar.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Januar 1870. An der Schwelle des Jahres 1870 begrülsen wir die freund- lichen Leser dieses Blattes, indem wir ihnen den in der letzten Nummer versprochenen Rückblick auf das Jahr 1869 als Jahres- bericht vorlegen. Möge den Freunden der Anstalt durch diesen Bericht ein neuer Impuls gegeben sein ! An Mitteilungen, welche das Museum betreffen, haben wir die Nachricht zu bringen, dafs S. k. Hoheit der Grofsherzog von Mecklenburg -Strelitz, nachdem der aus der Staatskassa dieses Grol'sherzogthums geleistete Beitrag nur bis inclus. 1868, am Schlüsse jedes Jahres zahlbar, zugesagt war, genehmigt hat, dafs derselbe auch für 1869 noch ausgezahlt werde. Für 1870 wird er, wie bei den übrigen Staaten des norddeutschen Bundes, in Folge der gemeinsamen Bewilligung in Wegfall kommen.

Aus Heidelberg eind wir durch die Nachricht erfreut wor- den, dafs eine Anzahl Universitätsprofessoren, nämlich die Herren Laur, Pierson, Stark, Thorbecke, v. Treitschke und Wattenbach, eine Reihe öffentlicher Vorlesungen veranstaltet hat, die bereits am 8. d. M. durch Professor Wattenbach mit einem Vortrage über die Aufgabe, wissenschaftliche Bedeu- tung und Geschichte des germanischen Museums eröffnet wurden und deren Erträgnifs zur Hälfte für unsere Nationalanstalt, zur Hälfte für die archäologische Sammlung der Heidelberger Univer- sität bestimmt ist. Wir begrüfsen um so dankbarer und freudi- ger diese Förderung, weil sie von Männern der Wissenschaft aus- geht und uns die erfreuliche Bürgschaft bietet, dafs die in den neuen Satzungen der Anstalt, die mit 1. Januar 1870 praktisch ins Leben getreten sind, enthaltenen Grundsätze die Billigung derselben gefunden haben.

Das kgl. bayer. Handelsministerium hat uns durch Gewäh- rung freien Transportes für die aus dem Orient kommenden Ge- schütze zu hohem Dank verpflichtet.

Eine kleine Umgestaltung des Anzeigers, dafs nämlich künf- tighin das Geschenkeverzeichnifs der kunst- und kulturge- schichtlichen Sammlungen in erster Stelle unter den Ge- schenkverzeichnissen Abdruck findet, geht aus dem Wortlaut der neuen Satzungen hervor, welche die drei Hauptabtheilungen der Museumssammlungen in dieser Reihenfolge aufführen.

Leider hat der Tod abermals einige Lücken in unseren Ge- lehrtenausschufs gerissen : mit der gesammten Wissenschaft be- klagen auch wir den Verlust des um sie so hochverdienten Germani- sten Prof. W. Wackernagel in Basel; in Graf Robiano in Brüssel ist uns einer der wenigen Vertreter und speziellen Kenner deutscher Wissenschaft in Belgien entrissen, der unsere Anstalt viel- fach gefördert hat. Auch vom Tode der Herren Stiftungscapitu- lar Keiblinger in Melk und Domcapitular Eichhorn iir Braunsberg, die Mitglieder dieses Ausschusses waren, haben wir Mittheilung zu machen.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden fol- gende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Privaten: Altdorf. Dr. Neundeubel 1 fl. 12 kr. Ans- bach. Hofmann, Staatsanwalt-Substitut, 2 fl., Ludw. Keller, Bez.- Ger.-Accessist, 1 fl. 45 kr., Seybold, k. Bankoberbeamter, 2 fl., Bamberg. Dr. G. Rapp, k. Archivvorstand, 1 fl. 45 kr. Bruchsal. Heinrich Hetterich, Particulier, 1 fl. Erfurt. Schum, Stud. phil., 1 fl. 45 kr., Eutin. Fräulein Janus 1 fl. 45 kr., Lauf. Gramp, Färbermeister, 1 fl. Mainz. Dr. Kirsch, prakt. Arzt, 1 fl. 12 kr., Simon, Rentner 1 fl. 12 kr. Marburg. Ubellohde 1 fl. 10 kr. Müncheberg. von Pfuel, Ritterschaftsrath u. Rittergutsbesitzer auf Jahnsfelde, 1 fl. 45 kr. Neustadt a. S. Kiliani, k. Bezirkgerichts- rath, 1 fl. Nürnberg. Leonhard Hack, Privatier, 1 fl., F. Wanderer, Professor a. d. Kunstschule, 3 fl. Pleinfeld. Fried. Kropf, prakt. Arzt, 1 fl. 12 kr. Seehausen i. A. Rudolf Heydtmann, Gutsbesitzer zu Grofs-Holzhausen, 3 fl. 30 kr., Liebrecht, Kandidat des Predigt- amtes, 1 fl. 10 kr., Mertens, Rittergutsbesitzer auf Alten-Gehre, 3 fl. 30 kr., Schönstedt, Kreisgerich tsrath, 1 fl. 45 kr., Stölting, Amtsrichter, zu Gartow (Prov. Hannover) 1 fl 45 kr., Türcke, Rittergutsbesitzer zu Schönberg, 1 fl. 45 kr. Wurzach. A. Schabet, Rentamtsverwalter, 30 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Vereinen, Gesellschaften etc. Bamberg. Gewerbe- verein 50 fl. Tübingen. Burschenschaft Germania 10 fl.

Von Privaten. Rotenburg l/H. Sammlung verschiedener Privaten 6 fl. 32'/i kr. Seehausen i. A. Bethge, Amtmann, zu Wegenitz 1 fl. 45 kr.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 5932 5942.) Eutin. Dr. Kotte, Physikus: Ein aus Elfenbein geschnitzter Todtenkopf; ital. Arbeit. Homburg. J. W. Lommel, landgfl. Kabinetssekretär a. D. : Gufseiserne Ofenplatte mit Darstellung der Taufe Christi. Innsbruck. Valentin Schmidt, Minoriten- ordensbruder: Vorlegschlofs; ital. Arbeit. 15—16. Jahdt. Kra- kau. Prof. J. von Lepkowski: Lithographierte Ansicht der Burg zu Krakau. München. Dr. J. H. von H efner- Alteneck, Di- rektor des Nationalmuseums: 270 Holzschnitte aus Büchern des 15. und 16. Jhdts.; 21 Kupferstiche vom 16—18. Jhdt. ; 2 Hand- zeichnungen vom 18. Jhdt, 3 ältere Spielkarten und neue Ab- drücke von solchen; 3 Abbildungen von Alterthumsdenkmälern in Kupferstich und Photographie. Nürnberg. R. Berg au, Prof.

an der Kunstgewerbscluile: 15 Stück Deutschordensmünzen. Frhr. von Holzschuher'sche Familie: 3 Bl. Photographieen nach Pokalen im Besitz der Familie. Dr. Mayer, prakt. Arzt: Nürn- berger Goldgulden mit dem Friedenslamme v. 1700. Ort wein, Prof. an der Kunstgewerbscluile : 4 Bruchstücke von Malereien auf Glas. 16. Jhdt. M. Strassengel. P. Uir. Greiner: Photogra- phische Aufnahme des sogen. Ürsprungbildes zu Sekkau und der Monstranz zu St. Bernhard bei Tamsweg. Wien. Schindler, Reichsralh: 9 Bll. Abbildungen von Kiiegsleuten; Kupferstiche nach II. üoltzius.

IL Für die Bibliothek.

(Nr. 24 506— 24 746.)

Barmen. W. Langewiesche's Veilagshandl.: Kleinpaul, von

der Volkspoesie. 1870. 8. Basel. Dr. Wilh. Wackernagel,

Univers.- Professor : Ders., Johann Fischart von Strafsburg und

Basel's Antheil an ihm. 1870. 8. Berlin. Ernst u. Korn, Ver-

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lagshandl.: Adler, baugeschichtliche Forschungen in Deutschland; I. 1870. gr. 2. R. Gärtner's Verlagshandl. : v. Brünneck, ver- gleichende Tabellen zur deutschen u. preußischen Staats- u. Rechts- geschichte. 1869. 4. G. Grotesche Verlagsbuchhdl. : Hebel,Werke 3 Bnde. 4. Aufl. 1869. 8. F. A. Her big, Verlagshandl.: Viertel- jahrsschrift f. Volkswirthschaft u. Kulturgeschichte: Bnd. XXV u. XXVI. (Jhg. VII, 1. 2.) 1869. 8. Otto Janke, Verlagshandl.: v. Wickede, Joachim Slüter. Histor. Roman. 4 Bnde. 8. Mühlbach, Kaiser Alexander u. sein Hof. Histor. Roman ; 4 Bnde. 1868. 8. Wiegandt & Grieben, Buchhndl : Kirchner, d. Churfürstmnen u. Königinnen auf d. Throne der Hohenzollern ; III. Th. 1870. 8.

Bremen. C. Ed. Müller, Verlagshandl.: Baumgarten, zwölf kir- chengeschichtliche Vorträge. 1869. 8- Breslau. Schles. Gesell- schaft für vaterländische Cul tur: Dies., 46. Jahres-Bericht. 1868. 1869. 8. Dies., Abhandlungen, philos.- histor. Abth. 1868, II u. 1869. 8. Dies , Abhandlungen , Abth. f. Naturwissensch. u. Medicin; 1868 69. 1869. 8. Brunn. Mährischer Landes- ausschuss: Dudik, Mährens allgem. Geschichte; III. u. IV. Bnd. 1864. u. 65. 8- Beschlüsse des Landtages der Markgrafschaft Mäh- ren, 1861-68. 1869. 8. Christiania. Foreningen til Norske Fortidsmindes merkers Bevaring: Ders. Aarsberetning for

1868. 1869. 8. Darmstadt. Histor. Verein f. das Groi'sher- zogth. Hessen: Ders. Archiv, etc.; Band XII, 2. 1869. 8. Wal- ther, d. Alterthümer der heidn. Vorzeit innerhalb des Grolsh. Hes- sen. 1869. 8. Detmold. Meyer'sche Hofbuchhandl.: Brandes, Ausflug nach Bombay u. Kairo. 1870. 8. Erfurt. C. Villaret, Verlagshandl. : Sehum , Chronik des Erfurtischen Dorfes Dachwig aus d. 16. Jahrh. 1869. 8. Sonderabdr. Essen. G. D. Bädeker, Verlagshandl : Bender, d. deutsche Geschichte; 4. Aufl. 1869. 8.

Frankfurt a. M. Dr. med. Wilh. Carl de Neufville: de Neuf- ville, histoire genealogique de la maison de Neufville. 1869. 4. Verlag f. Kunst u. Wissenschaft (H. Hamacher): Friedrich, Johann Hus. 1864. 8. Janssen, Gustav Adolph in Deutschland. 1865. 8. Ossenbeck, d. Streit Gregors VII. mit Heinrich IV. 1866. 8. Das Annolied, hg. v. Kehrein. 1865. 8. Freiberg. Freiberger Alterthumsverein: Ders., Mittheilungen; 6. Heft.. 1869- 8. St. Gallen. Verlag von Huber u. Comp. (Fehr): MiUheilungen zur Vaterland. Geschichte; n. F. 1. Hft. 1869. 8. Giessen. Grofs. hess. Ludwigs-Universität: Höfner, Otto I. Bischof v. Bam- berg in s. Verhältnisse zu Heinrich V. u. Lothar III. 1868 8 Nebst 41 weiteren akademischen Schriften. 1868 u. 69. 4. 8. Gotha. Justus Perthes, Verlagshandl.: Gothaischer genealog. Hofkalen- der auf d. J. 1869. 16. Gothaisches genealog. Taschenbuch der gräfl. Häuser auf d. J. 1869. 16. Gothaisches genealog. Taschen- buch d. freiherrl. Häuser auf d. J. 1869. 16. Göttingen. Diete- rich'sche Buchhandlung: Grimm, Weisthümer: VI. Theil. 1869. 8. Forschungen zur deutschen Geschichte; Bnd. VIII, 1 3 11. IX, 1. u. 2. H. 1868 u. 69- 8. Vandenhoeck u. Ruprecht, Ver- lagshndl.: Müldener, bibliotheca historica; Jhg. XVII, 1. 1869. 8. Müldener, bibliotheca geograph.-statistica; Jhg. XVII, 1. 1869- 8. Lehmann, Forschungen zur Geschichte des Abtes Hugo I. v. Cluny. 1869- 8. Graz. Akadem. Leseverein: Ders., 2. Jahresbericht,

1869. 8. Histor. Verein für Steiermark: Ders. MiUheilun- gen; 17. Heft. 1869. 8. Ders., Beiträge; 6. Jhg. 1P69. 8- - Güters- loh. C. Bertelsmann, Verlagshandl.: Czerwenka, das Persekuti- onsbikhlein. 1869. 8. de Rougemont, Geschichte der Astronomie. 1869 8- Halberstadt. Kunstverein: Ders., Nachrichten etc., 18. Heft. 1869 8- Hannover. Hahn 'sehe Hofbuchhandl.: Monu- menta Germaniae, ed. Pertz, Scriptores t. XXI, 1869. Imp. 2. Pertz, scriptores rerum Germanicarum : Helmoldi chronica Slavorum. Ar- noldi chronica Slavorum. Gisleberti chronicon Hanoniense. Monu- menta Welforum antiqua. 1868—69 8 Hauzenstein b. Regens- burg. Hugo Graf von Walderdorff: Regensburg in seiner Ver- gangenheit u. Gegenwart. 1869 8. Heidelberg. K. Groos, Ver- lagshandl.: Geschichten u. Sagen vom Rhein. 1870 8. Hofrath Dr. Zöpfl, Univers.-Professor: 22 Schriften polititisthen, juristi- schen etc. Inhaltes. 4 8- Homburg i. Pf. Alb. Schwartzen- berger. k. Rentbeamte: Schwartzenberger, der Oelberg zu Speyer. 1866.8. Kassel. G. E. Voll mann'sche Buchhandl.: Endemann, Bekenntnifs u. Verfassung der hessischen Kirche. 1869- 8. Gerhold, ist für die Lehre der niederhess. Kirche d. augsb. Confession od.

die Declaration v. 1607 mal'sgebend? 1869. 8. Köln. M. Du Mont-Schauberg'sche Buchh.: Funcke, der Waldcultus und die Linde. 1869. 8. Verlag von J. M. Heberle (H. Lempertz): von Mering, Clemens August, Herzog v. Baiern, Kurfürst u. Erzbischof zu Köln. 1851. 8. Flofs, d. Kloster Rolandswerth bei Bonn. 1868. 8. Flols, Romreise, des Abtes Markward von Prüm etc. 1869. 8.

Kreuznach. Antiquarisch-historischer Verein: Ders., zehnter Bericht über d. J. 1868 69- 8- Leeuwarden. Friesch Genootschap: Dies., 40 u. 41. Verslag der Handelingen etc.; 1867—68 u. 1868—69. 8. Dies., de Vrije Fries; XII. Deel (n. R. VI, 1). 1869. 8. Leipzig. Arnold 'sehe Buchhandl.: Hoff- mann, Encyklopädie der Erd-, Völker- u. Staatenkunde; Lief. 70-73 (Schluls). 1868 u. 69. 8. F. A. Brockhaus, Verlagshadl.: v. Raumer, histor.-politische Briefe über d. geselligen Verhältnisse der Menschen. 1860. 8. Held, Staat und Gesellschaft; 3 Thle. 1861—65. 8. Hagen, Künstler-Geschichten; 2 Bndchn. 2. Aufl. 1861. 8. Straul's, Hermann Samuel Reimarus und seine Schutz- schrift. 1862- 8. Boysen van Nienkarken, Leeder u. Stückschen. 1865. 8. Gutzkow, Hohenschwangau; 5 Bnde. 1867 u. 68. 8. Ros- koff, Geschichte des Teufels; 2 Bnde. 1869. 8. Fefsler, Geschichte von Ungarn; 2. Aufl., 8. Lief. 1869. 8. Veit u. Comp., Ver- lagshandl.: Böckh, metrolog. Untersuchungen über Gewichte, Münzfül'se und Malse des Alterthums. 1838. 8- London. Science and Art Department: Catalogue of books on art; part. VI. 1869. 8. Ludwigslust. Hinstorff'sche Hofbuchhandl.: Arndt, Christel, 'ne Dorp-un Lewsgeschicht. 1869. 8. Arndt, up Hohen- müren orer Anna Werner. 1869- 8. Luxemburg. V. Bück. Ver- lagshandl.: Hardt, Luxemburger Weisthumer, 3. Lief. 1868. 8. Magdeburg. Heinrichshofen'sche Buchhandl.: v. Sobbe, Theil- nalime des 3. Magdeb. Infant.-Regiments Nr. 66 an d. Schlacht v. Königgrätz. 1869.8. Mainz. Dr. Karl Klein, Gymnasialprofes- sor: Ders., d. römische Mainz. 1869. 4. Progr. München. Histor. Commission bei d. k. b. Akademie der Wi ssens ch aften: v. Liliencron, d. histor. Volkslieder der Deutschen; Nachtrag. 1869. 8. Frau von Giesebrecht, Professors-Gattin: v. Giese- brecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Bd. I III, 1. 2. 1860—68.8- Münster. Theissing'sche Buchhandl.: Krebs, deut- sche Geschichte ; 3 Thle. 1854 58. 8. Heliand oder das Lied vom Leben Jesu, hg-, v. Köne. 1855. 8- Clarus, Herzog Wilhelm v. Aquitanien. 1865. 8- v. Tenckhoff, d. heil. Norbert. 1865. 8. Nordhausen. Ferd. Förstemann's Verlag: Bornhak, Grammatik der hochdeutschen Sprache; II. Theil. 1867. 8. Förstemann, d. direkten und indirekten Steuern. 1868. 8 Nürnberg. R. Ber- gau, Professor an der Kunstgewerbschule: Ders., zur Restauration alter Kirchen ; (Danziger Ztng., Morgen-Ausg., 1869. Nr. 5802). 2. Ders., Aufnahme der Marienburg; (N. preufs. Zeitung, 1869, Beil. zu Nr. 302). 2- C. Engelhardt, Rechtsrath: Gundling, Discours über Herrn Schiiten deutsches Lehen-Reeht. 1735. 4. Prag. F. A. Credner, k. k. Hof- Buch- u. Kunsthandl.: VogI , Beiträge zur Geschichte von Kuttenberg. 1823. 8. Hamburger, medicin. Topographie und Geschichte der Heirschaft Lämberg u. der be- nachbarten Stadt Gabel. 1837. 8. Klutschak, böhm. Adelssitze; 1. Heft: Schlots Tetschen. 1855. 8. Klepsch, das österreichische Tabularrecht. 1862. 8. Hallwich, Geschichte der Bergstadt Grau- pen. 1868 8- F. Tempsky, Verlagshandl.: Gindely, Geschichte des dreissigjährigen Krieges; I. Bd. 1869.8. Dr. J. Erasm. Wo- cel, Univers.-Professor: Ders., d. Bedeutung der Stein- und Bronze- alterthümer f. d. Urgeschichte der Slaven. 1869 4. Sonderabdr.

Regensburg. Friedr. Pustet, Verlagshandl.: Scherer, über den Weinbau bei Regensburg. 1869- 8. Rostock. Dr. K. Bartsch, Univ. -Professor: Ders., bibliograph. Uebersicht der Erscheinungen auf d. Gebiete d. german. Philologie im J. 1867 u. 68. 1869. 8. Herzog Ernst, hg. v. Bartsch. 1869. 8. Gro l's h erzogl. Univer- sität: Dewalther, on the origin of the Celts etc. 1868. 8. Grube, on the condition of the English language at the close of the 14 th Century. 1868- 8- Hamann, de imperii populi doctrina, quomodo orta sit etc. 1669- 8. Helms, the English adjeetive in the language of Shakspere. 1868. 8- Hörn, d. Anfänge der Strahburger Stadt- verfassung. 1868- 8 Nebst weiteren 54 akadem. Schriften. 1868 u. 69. 4 8. Schaffhausen. Brodtmaun'sehe Buchhandl.: Wan- ner, Studien über die Staatsumwälzung des Kantons Schaffhausen im

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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J. 1798- 1865. 8. Die Legende vom zwölfjährigen Möuchlein, hgg. v. Kirchhofer. 1866- 8. VVanner, Nachtrag zu den in Schieitheim entdeckten Grabalterthümern. 1868. 4. Wanner, d. Incamerations- edict Oesterreichs gegen d. Schweiz. 1869. 8. Schmidt, d. Entwick- lung der Feuerwaffen und anderer Kriegswerkzeuge seit Erfin- dung des Schielspulvers. 1868. 8. Siegen. Kogler'sche Buch- handl. (Ph. Welle): Gerhard, d. Frauen in Freufsens Geschichte. 1862. 8. Stein. Jos. Kinzl, Superior: Ders., Chronik der Städte Krems, Stein u. deren nächster Umgegend. 1869. 8. Triglitz. B. Rag otz ky, Pastor: Ordnung des Buclibinderhandwerks zu Celle. Hs. 1694. 2- Tuttlingen. E. L. Kling, Buchhandl.: Schöuhuth, Beschreibung u. Geschichte, Sagen und Lieder v. d. Bergveste Hohentwiel, 3- Aufl. 1869.8. Utrecht. Historisch Genoot- schap: Dies. Werken etc.; n. S. Nr. 8 u. 12. 1869. 8. Dies., Kro- njik, 24. Jaarg, 1868. 1869. 8. Provincial-Utrechtsche Ge- sellschaft f. Kunst und Wissenschaft: Die9., Verslag etc. 1869. 8. Dies., Aanteekeningen etc. 1869. 8. Weimar. Herrn. Böhlau, Verlagshandl. : Regel, die Ruhlaer Mundart. 1868. 8. Bleek, über den Ursprung der Sprache. 1868. 8- Klopfleisch, Aus- grabungsberichte aus Thüringen; I. 1869- 8- Sonderabdr. Wer- nigerode. Harz-Verein f. Geschichte u. Alterthumskunde: Ders., Zeitschrift etc.; II. Jhrg. 4. Heft 1869. 8. Wien. Kais.

Akademie der Wissenschaften: Dies., Sitzungsberichte; philos.- histor. Classe, Bnd. LX, 1 3. Bnd. LXI, 1. Nebst Register etc. Nr. VI. 1869. 8. Dies., Archiv f. österr. Geschichte; Bnd. 40, 2. 1869. 8. Dies., Fontes rer. Austriac. ; II. Abth., XXIX. Bnd. 1869. 8. Alterthums-Verein: Ders., Berichte u. Mittheilungen; Bnd. X, 3. 1869. 4. L. W. Seidel u. Sohn, Verlagshdlg. : Die k. k. Österreich. Infanterie. 1869 8. Gatti, allgem. Geschichte v. Oester- reich. 1868.8. Ordens-Lexikon. 1868. 8.— Wismar. Hinstorff'sche Hofbuchhandl.: Türk, Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte; 5. Heft. 1835. 8. Wiggers, Kirchengeschichte Mecklenburgs. 1840. 8. Zittau. Heinr. Jul. Kämmel, Direktor u. Professor des Gymnasiums: Ders., M. Caspar Janitius. Ein Beitrag z. Gesch. des Schulwesens in der 2. Hälfte des 16. Jahrb. 1869. 4.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4098.)

Nürnberg. Ernst Müller, Kaufmann: Erlafs Georg's III. Kurfürsten von Sachsen, an den Amtmann Johann Joachim Roth zu Leipzig, die Durchsicht und Beglaubigung des Rechnungswe- sens zweier daselbst verstorbenen Beamten betr. 1681. Pap. Abschr.

Chronik der historischen Vereine.

Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Sechzigster Band. Jahrgang 1868. Heft I- III. Wien. 1869. 8.

Die früheren Wanderjahre des Conrad Celtes und die Anfänge der von ihm errichteten gelehrten Sodalitäten. Von Dr. Joseph Aschbach. Ein Ausflug nach Gottschee. Beitrag zur Erforschung der Gottscheewer Mundart. (Dem Andenken Franz Pfeiffer's ge- widmet.) Von K. J. Schröer. Zur Geschichte des Lombarden- bundes. Von Prof. Dr Jul. Ficker. Fragmente zur Geschichte, Kaiser Karl's VI. (Nach geheimen brandenburgischen Archivalien und den Aufzeichnungen des Grafen Stephan Kinsky bearbeitet.) Von C. Höfler. Bericht über die im August 1868 in Oberöster- reich angestellten Weisthümer - Forschungen. Von Hans Lampel.

Wenzels von Luxemburg Wahl zum römischen Könige 1376. Von C. Höfler.

Register zu den Bänden 51 60 der Sitzungsbe- richte etc. VI. Wien, 1869. 8.

Sitzungsberichte etc. LXI. Band. Heft I.Jahrgang 1869.

Jänner. Laurentii Vallae opsucula tria. I. Von M. J. Vahlen. Beiträge zur Kenntnil's der Rom-Sprache. Von Dr. Fr. Müller.

Archiv für ö s tereichische Geschichte. Herausgege- ben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kais. Akad. d. Wiss. Vierzigster Band. Zweite Hälfte. Wien, 1869. 8.

Das Grab des heiligen Rupert. Ein Beitrag zur Erledigung der Frage: Ob der heilige Rupert zu Worms oder zu Salzburg gestorben sei? Von Dr. Alb. Huber. König Georg von Böh- men und die Concilfrage im Jahre 1467. Ein Beitrag zur Ge- schichte von Böhmen. Mitg. von Julius Pazout. Preul'sen in Mähren 1742- Nach gleichzeitigen Aufzeichnungen mitg. von Dr. B. Dudik.

Fontes rerum Austriacarum. Oesterreichische Ge- schichts-Quellen. Herausg. von der histor. Commission der kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Zweite Abtheilung. Diplomataria et

acta. XXIX. Band. Die beiden ältesten Todtenbücher des Bene- dictinerstiftes St. Lambrecht in Obersteier. Mitg. von Mathias Pangerl. Wien 1869. 8.

Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Ver- eineB zu Wien. Bd. X, III. Heft. (Schi.). Wien MDCCCLXIX. 4.

Vereinsangelegenheiten. Verzeichniss der in den ersten zehn Bänden der Vereins-Publicationen enthaltenen Aufsätze. Plan der Stadt Wien, aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhun- derts, von Dr. Lind (1 Tafel). Arhäologische Rundschau in Nieder-Oesterreich. (67 Holzschnitte.) Ueber die nordischen Museen zu Stockholm , Christiania und Kopenhagen , von Carl Freih. v. Ransonnet- Villez. Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Carthause Agsbach, von Dr. Florian Romer. Die ehemali- gen Schmiede- oder Wielandssäulen, von Anton R. v. Perger (1 Tafel). Die Sage vom Venusberg und dem Tannhäuser, von Jos. Haupt. Ueber die Wiener Bürgerfamilie Breitenfelder, von Dr. Karl Lind (1 Holzschnitt). Das Passionsspiel bei St. Ste- phan in Wien, von A. R. v. Camesina (3 Holzschnitte). Perso- nen-, Namen- und Ortsregister.

Mittheilungen des historisch. Vereines für Steier- mark. Mit einer Abbildung. Siebzehntes Heft. Gratz, 1869. 8.

Vereinsangelegenheiten. Schloss Spielberg in Obersteier- mark. Von L. C. Schlagg. Kleine Beiträge zur Geschichte der Steiermark in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. Von Dr. Franz Ilwof. Unser Frauen Klage. Von Dr. F. Pichler. Epigra- phische Excurse. Von Dr. R. Knabl. Standort der Wechsel- station ad Medias nach dem Hierosolymitanischen Reisebuche. Von dems. Zur Geschichte der Steiermark vor und in den Tagen der Baumkircherfehde. Von Dr. F. Krones.

Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichts- quellen. Hrsg. von dems. Vereine. 6. Jahrgang. Graz, 1869. 8.

Archivalische Reisen. Von Zahn. Nachrichten über meh- rere, die steiermärkische Geschichte betreffende Handschriften. Von Bischoff. Styriaca des fürstl. Lobkowitzischen Archives zu

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Raudnitz. Von Dworiak. Vorarbeiten zur Quellenkunde und Ergänzungen. Von Krones. - Geschichte des Laudtagswesens der Steiermark. Nachträge und Landesarchive. Von Bischoff.

Rechtshandschriften im steierm.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

1) Die Schatzkammer der Marienkirche zu Danzig, beschrieben von A. Hinz, Küster an der Marienkirche. Mit 200 photographierten Abbildungen von G. F. Bufse, Hof- photograph. Danzig, Verlag von A. W. Kafemann. 1870. 8. 119 Stn. u. 103 Tafeln Photographieen.

Es ist bekannt, dafs im Allgemeinen die Herren Küster mit wenigen Ausnahmen ihr Geschäft in Bezug auf die Kunstschätze der Kirchen und deren Aufbewahrung sehr oberflächlich und hand- werksmäfsig treiben, und dafs nur wenige sich durch wissenschaft- liche Bildung ein wirkliches Verständnil's der Schätze zu verschaf- fen suchen, zu denen sie doch, was schon ihr Titel andeutet, in demselben Verhältnisse stehen, wie die Custoden der Museen zu den ihrigen. Um so erfreulicher ist es, aus der vorliegenden Pu- blication zu ersehen, dafs die reichen Schätze aller Art, insbeson- dere au kirchlichen Gewändern, welche der evangelischen Marien- kirche zu Danzig aus den Zeiten vor der Reformation geblieben sind, den Küster dieser Kirche, Herrn A. Hinz, angeregt haben, die betreffende Literatur zur Hand zu nehmen, sich aus den Wer- ken Bock's, Otte's u. A. über die Bedeutung der Stücke zu be- lehren und endlich dieselben photographisch vervielfältigen zu las- sen unter Beigabe eines Textes, der es dem Laien erspart, die Originalwerke nachzulesen, und so insbesondere denen willkom- men sein wird, die zu eigentlichen wissenschaftlichen Studien ihre der praktischen Thätigkeit gewidmete Zeit nicht verwenden kön- nen. Schon von diesem Standpunkte aus müssen wir das obenan- geführte Buch freudig begrüfsen : mehr aber noch um der kost- baren Schätze willen, die es uns vor Augen führt. So möge man es dem Referenten gestatten, obwohl er bereits durch Annahme der ihm so freundlich angebotenen Dedication des Werkes sein Interesse sowohl an dem regen Streben des unter seinen Genossen fast vereinzelt stehenden Herausgebers, wie an den kostbaren Schätzen selber gezeigt hat und somit gewissermafsen an dem Werke betheiligt ist, auch hier auf die Fülle des kostbaren Mate- rials aufmerksam zu machen, welches für das Studium, wie für die praktische Benütznng, hier geboten ist.

Die Hauptseite des Buches, sein Schwerpunkt liegt in der reichen und interessanten Sammlung kirchlicher Gewänder des 15. Jalirh. und stofflicher Ausstattungsgegenstände der Kirche, die theilweise durch Stickereien, thcilweise durch die interessanten Ge- webe sich auszeichnen, die in der Ferne und zum Theil in weit früherer Zeit ihren Ursprung gefunden. R. Bergau hat in diesen Blättern wiederholt auf jene Schätze aufmerksam gemacht und in einem Aufsatze in Nr. 4 des Jahrg. 1868, Sp. 44 ff., auf den wir unsere Leser verweisen, eine kurze Geschichte der Sammlung ge- geben. Die Durchsicht des Buches zeigt uns, dafs die Ornatstücke des katholischen Cultus, mit Ausnahme der speeifisch bischöfli-

chen, alle vorhanden sind; wir können hier Alba, Humerale, Cingu- lum, Stola, Manipel, Casel, Dalmatica und Pluviale finden ; mehrere Altartücher, Antependien und andere schliel'sen sich an. Auf den ersten 11 Tafeln hat der Verfasser solche Stücke im Ganzen ab- bilden lassen, um Gesammtform und Schnitt daraus zu ersehen. Weitere 11 Tafeln zeigen sodann die Kelche, Monstranzen, Kreuze, Reliquiarien, Schnitzwerke, Bücher, unter Berücksichtigung der darin vorkommenden seltenen Holzschnitte und Schrotblätter. Es folgt ferner eine Reihe wichtiger und interessanter Gegenstände, unter denen die Kelche einiges Verwandtschaftliche mit den Kel- chen zu Krakau zeigen ; doch scheinen, nach der blol'sen Photogra- phie zu urtheilen, gewisse dort vorkommende Eigenthümlichkeiten, wie das Filigran, die Verbindung desselben mit Email, oder wenig- stens mit bunten Harzfarbenmassen, in den architektonisch gebildeten Knäufen, Formen, die aus der Profanbaukunst genommen sind, u. A. hier nicht vorzukommen, die Danziger Schule also darin einseitiger gewesen zu sein als die Krakauer. Von dem unter Figur 3 auf Taf. XIV. abgebildeten Crucifixe, resp. dem Kreuz, findet sich ein leider sehr zerstörtes Duplicat im german. Museum. Es ist von Holz, mit Vergoldergrund überzogen, vergoldet und an den Rändern ringsum mit vergoldeten zarten Zinnornamenten besetzt; an den vier Kreuzesenden sind rosenartige Blumen aufgesetzt. Leider läl'st sich bei unserem Kreuze der Ursprung und Entstehungsort nicht mehr angeben. Zwei Reliquienarme, ein Reliquienkopf, eine, wol orientalische, durchbrochene Räucherpfanne, einige Reliquien- gefäl'se, ein Schiffchen u. A. zeigen neue Beispiele bekannter Gat- tungen. Ein Prachtstück aus späterer Zeit ist der auf Taf. XX abgebildete, 1480 gefertigte, silberne und vergoldete Bücherein- band. Daran schliefst sich eine Reihe von Tafeln, die verschiedene Stoffmuster enthalten, deren ältestes uns das auf Taf. XXIII, Fig. 1 gegebene zu sein scheint, welches Zwölfecke darstellt, in denen je zwei papageiartige Vögel mit abgewendeten Körpern und zuge- wandten Köpfen einander gegenüber stehen. Es gehört wol dem 13. Jahrhundert an. In den Zwickeln sind schlangenartige Thiere, welche auf Vorbilder schliel'sen lassen, die aus China gekommen, oder einer verwandten Cultur entstammen. Inschriften in Krei- sen auf den Flügeln der Vögel bezeichnen den Stoff als mau- risch. Ihm dürfte das auf Taf. XLVI, Fig. 2, gegebene Muster folgen, das in Rosa und Grün ausgeführt ist und sich fast ähn- lich zu Aachen findet, während es im german. Museum in Pur- pur und Gold vorkommt. Die Vergleichung der Photographie mit der Abbildung von Abbe Martin (in den Melanges archeologi- ques, tome II, pl. XIII u. XIV) und dem Holzschnitte im An- zeiger f. K. d. d. V. 1869, Sp. 7 zeigt, dafs es nicht genau das- selbe Muster, sondern dafs das Danziger eine etwas jüngere Imi- tation ist, zierlicher und eleganter und im Ornamente mehr mit naturalistischen Motiven ausgestattet. Gewifs ist dieser Umstand, welcher zeigt, dafs damals kein Musterschutz bestand , und doch viele gute und schöne Muster entstanden sind, nicht ohne Inte-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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resse. Das Danziger Muster nähert sich weit mehr den Stoffen des 14. Jahrh. als das Aachener und Nürnberger ; verwandt ist damit ein elegantes Greifmuster, Taf. L, Fig. 2- Solcher Muster des 13 14 Jahrh., theils mit, theils ohne arabische Inschriften, die in eleganter Zeichnung der Pflanzenformen wie der Thiere un- übertroffen dastehen, findet sich in dem vorliegenden Buche eine grofse Reihe, darunter manches, das wol nur hier vorkommt; andere wiederholen sich freilich und sind bereits durch Bock, Martin, Fischbach u. A. publiciert. Manche der Muster kommen auch im german. und im Wiener Museum vor ; doch ist es eine sich stets erneuernde Freude, diesen kostbar gezeichneten Stoffen zu begegnen und die Meisterschaft in der Stilisierung wie die Fein- heit der Linienführung zu bewundern, seien es nun wirklich ara- bische oder, wie wol die Mehrzahl dieser Stoffe, italienisch-christ- liche. Der Verfasser konnte sich nicht die Aufgabe stellen, wissen- schaftliche, bis jetzt noch nicht genügend erörterte Fragen zu lösen. Man müfste wol zunächst sämmtliche arabische Inschriften lesen, um diejenigen Stoffe vorerst auszuscheiden, deren Inschriften, blos ornamental gehalten, keinen Sinn geben, also sicher als nicht arabisch zu bezeichnen sind, und dann durch Vergleichen die sicilia- nisch-christlichen, die norditalienischen und sonstige Stoffe genau bezeichnen zu können. An der Hand einer so reichen Sammlung wäre ferner wol die Frage nicht blos zu entscheiden, sondern auch dem Publikum zugänglich zu machen , wie sich christlicher und maurischer Kunstfleifs abgrenzen, wie weit der Norden Theil hat, und speciell welch charakteristische Eigenthümlichkeiten diese verschiedenen Stilnüancen bezeichnen.

Auch das Granatapfelmuster ist in einer grol'sen Zahl von Variationen vorhanden, und wenn manche der Muster mehr schwere Pracht als feine Eleganz zeigen, so fehlen doch solche Muster nicht, die sich den schönsten der vorhin genannten Reihe in Eleganz und Feinheit würdig zur Seite stellen. Einige dersel- ben knüpfen direkt an frühere Muster an und sind ziemlich alt (Taf. L, 1.); es läfst sich überhaupt die interessante Entstehungs- und Verwandlunsgeschichte dieses Musters verfolgen. Reiche Vertretung in der Sammlung findet auch die Stickerei ; es sind da ornamen- tale und figürliche Kaselkreuze, verschieden nach dem Grade der Feinheit und in künstlerischer Vollendung, einige ziemlich roh, andere in den Figuren von lieblicher Anmuth, wol aus Köln oder den Niederlanden stammend. Besonders häufig begegnet uns Chri- stus am Kreuze, auch sonstige Engel figuren ; andere Kaselkreuze zeigen ganze Scenen und Serien solcher, so Taf. LXVI 8 Scenen aus der Leidensgeschichte vom Oelberg bis zur Auferstehung ; Taf. XLIX die Anbetung der 3 Könige, in eigenthümlicher, prak- tischer Composition in Engelfiguren zerlegt, und diese unter eigene Architekturbaldachine gestellt. (S. die Abbild, auf Sp. 26)

Eine ganze Legende zeichnet sich auf Taf. LXXI, A— C. Was den Stil dieser Stickereien betrifft, so sprechen uns besonders die 2 Figuren aufTafLXXIV, B. an, die auch wol noch in das 14. Jahrh. oder spätestens in den Beginn des 15. fallen dürften. Gehen wir von den Kaselkreuzen auf andere Stickereien über, so ist besonders die Gruppe der 2 Engel mit dem Ordenskreuze auf Taf. LXXXI., die vor der Madonna knienden Kleriker auf Taf. LXXX1I. zu be- achten. Auch von Perlen- und Reliefstickereien sind gute Muster vorhanden.

Nicht europäischen, sondern wol ostasiatischen Ursprunges sind die phantastische Thiere darstellenden Stickereien auf Taf LXXI,

C, Fig. 3 u. LXXII, Fig. 2, während Taf. LI ein Leinentüchelchen aus dem 13- 14. Jahrh. mit abendländischen phantastischen Thier-

3 Engel

Caspar

Maria

mit dem

Kinde

Joseph

Melchior

Baltha- sar

gestalten zeigt, dem sich die eleganten Tüchelchen des 14. u. 15. Jahrh. auf Taf. LH u. LIV ; wie die auf Taf. LVI-LVIII gestick- ten Tüchelchen des 15.— 16. Jahrh. anschliel'sen.

Die Sammlung bildet nach jeder Seite hin für den Kunstfor- scher, wie für Musterzeichner und Sticker, reiche Ausbeute, und wenn der Verfasser am Schlüsse seines Textes sagt: „Vielleicht lie- fert diese Schrift auch dazu einen Beitrag, begründete und gedieg- nere Urtheile über Technik und Alter unserer Kunstgewebe und Stickereien hervorzurufen, als dies dem Verfasser aus leicht zu er- achtenden Gründen möglich gewesen," so wollen wir ihm eine bal- dige Erfüllung dieser Hoffnung auch unsrerseits wünschen, vor allem aber dankbar sein für den reichen Stoff, der hier auf Anre- gung des Verfassers dem Studium zugänglich gemacht ist. Möge recht bald ein Mann, der Gelegenheit zu eingehenden Specialstu- dien, namentlich in England, gehabt hat, wie etwa J. Lessing, das vervollständigen, was der Verfasser nicht bieten konnte!

Nürnberg. A. Essenwein.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Neue Blatt (111. Fam.-Journ.) : Nr. 6. Das Weifenmuseum

und der Weifenschatz. Erheiterungen: 21- u. 22. Hfl», S. 788. Johannes Keppler auf

der Universität in Tübingen. Europa: Nr. 51 f. Das altdeutsche Haus. (M.Heyne.) Nr. 52.

Der Teufel auf der Bühne. Nr. 2. Zur Geschichte des

Frauenportäts. Deutsche Gemeindezeitung: Nr. 48. Bürger und Burgen.

(N. Fr. Pr.) Jagd-Zeitung: Nr.22, S. 666. Reifsgejaydts Ordnung defs Ertz-

hertzogthumbs Oesterreich defs Landts ob der Fnnfs (von

1627.) Der Katholik: Nov. 1869. Zur älteren Glockenkunde. Ein

altes Gedicht auf den Mainzer Erzbischof Luitbert. Monatsblätter f. inn ere Zeitgeschichte : Okt. 1869. Land- graf Ernst von Hessen-Rheinfels, Leibnizens Correspondent.

Ein „diskreter Katholik" und seine Nachkommen. (G. Krätzin-

ger.)

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 63 (159), S. 257. Doris Ritter (angebliche Geliebte Friedrich's II. von Preußen). (Wilh. Petsch.) S. 310. Die Faustsage, das Volksbuch und das Puppenspiel von Faust. (Jos. Beyer.)

Monatsrosen: Nr. 11, S. 426. Bilder aus der deutschen Sitten- geschichte (Handwerksbräuehe). (W. Lindemann.) Nr. 12. S. 441. Johann de Werth. Ein vergessener Held der deut- schen Nation. Biographische Skizze. (Hans Weininger.) S. 453. Johann von Soest, ein altdeutscher Dichter. (Friedr. Wilh. Grimm.)

Notes and Queries: Nr. 103, S. 529- Church bells (insbesond. Glockenreime). (John Higson.)

Novellen-Zeitung: Nr. 2. Der Hut in der Culturgeschichte.

Münch. Propyläen: ^r. 50 f. Das englische Drama in Deutsch- land im 16. u. 17. Jhdt. (Rud. Genee.)

Norddeutsches Protestantenblatt: 2. Jahrg. 1869, Nr. 44. Wie die Päpste ihren politischen Einflufs zu behaupten such- ten. (G. Kaufmann.)

Berliner Revue: 59. Bd., 7.-9. Heft. Die Disciplin des preufs. Heeres nach ihren historischen Haltpunkten und ihrer Bestä- tigung. 2 4.

Revue des deux mondes: Janv., p. 101. Histoire du diable, ses origines, sa grandeur et sa decadeDce ä propos d'un re- cent ouvrage allemand , par M. Albert Reville. P. 214. Guillaume Teil et les trois suisses. la legende et l'histoire, par M. Marc-Monnier.

Rübezahl: Okt. 1869. S. 456. Reinerz seit 100 Jahren. (Th. Oels- ner.) S. 466- Sagen in und um Walstat. (Dr. Matzner.) Nov., S. 501. Drei schlesische Gedichte aus dem Jahre 1642. II. (Wilh. Arndt.) S. 503. Eine Weinrechnung von 1621. (Jos. Graf Hoverden.) S. 511. Zur Geschichte der Familie v. Logau. (Dr. Bob. Röl'sler.) Ein Criminalprozefs aus dem J. 1719. (Rob. Schuck.)

Sonntagsblatt (von Duncker) : Nr. 46. Ein deutsches Flotten- project im 16- Jahrh. (H. Harberts.) Nr. 48. Christian Tho- masius. (\V. Buchner.)

K. Pr. Staatsanzeiger: Beil. Nr. 267. Stammtafel des Gesammt- hauses von Hohenzollein. Die Sammlungen von Alterthü- mern zu Greifswald. Ueber die Schlackenwälle in der Ober- lausitz. — Nr. 285. Heidnische Alterthümer im Kreise Lüben in Schlesien.

Ueber Land u. Meer: Nr. 14. S. 270- Brunaulieu und die Es- calade von Genf. (J. J. Romang.)

Wochenblatt der Joh. -Ord. -Ball ey Brandenburg: Nr. 2- Schreiben des stellvertretenden Meisters Hesse von Schlegel- holz an den Papst Johann XXIII.

Zeitschrift f. bild. Kunst: Beibl. Nr. 4. Die Domsakristei zu Köln. (E.)

Zeitschrift f. d. gesammte luther. Theologie u. Kirche: 31. Jahrg. 1870, 1. Quart-Hft Ueber die Glaubwürdigkeit der Worte Luther's : „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen !" (J. K. F. Knaake.)

Dorpater Zeitschrift f. Theologie u. Kirche: 11- Bd., 3. Hft. Ueber Textform und Sangweise der alten kirchl. Kern- lieder. (AI. v. Oettingen.)

Danziger Zeitung: Morg.-Ausg. Nr. 5802- Zur Restauration alter Kirchen. (R. Bergau.)

Frank. Zeitung: Sonnt.-Beig. Nr. 1. Skizzen aus der Ausbacher Vorzeit. 12. Ein Notenkrieg im 15. Jahrh.

Illustr. Zeitung: Nr. 1380, S. 474. St. Johannissegen. (Dr. Lud- wig v. Hörmann.) Nr. 1381, S. 499. Der Barbarossaglaube. (Frhr. v. Reinsberg-Düringsfeld.) Nr. 1382. Weihnachten in Norwegen. Nr. 1383 (Jg. 1870), S. 9. Die sieben Wo- chentage im Glauben und Brauch des Volkes.

Königsberger Hartungsche Zeitung: Nr. 253. Ein alter Thurm zu Königsberg i. Pr. (R. Bergau.)

Leipziger Zeitung: Wissensch. Beil. Nr. 91 94. Die beiden ältesten Urkunden unserer Universität.

Neue Preufs. Zeitung: Beil. Nr. 302. Aufnahme der Marien- burg. (R. Bergau.)

Vermischte Nachrichten.

1) In den Kalkhöhlen des Hönnethals hat* der Bergassessor v. Dücker wieder interessante Alterthumsfunde gemacht. Im hohlen Stein bei Rödinghausen fand derselbe durch Nachgrabun- gen bei vier Fufs Tiefe Reste vom Höhlenbär, Elephanten und Rhinoceros in unzweifelhafter Zusammenlegung mit menschlichen Kunstprodukten, wie Messern von Feuerstein und Kieselschiefer, Stücken von primitiven Töpferwaaren und bearbeiteten Knochen. In der Friedrichshöhle bei Klusenstein löste er einen offenbar von Menschenhand zerschlagenen grofsen Knochen aus derselben Masse, welche ihm 1867 eine Tigerkinnlade geliefert hatte. Aus der Klu- sensteiner Höhle erhielt der eifrige Forscher eine Streitaxt aus Feuerstein, und aus einer Felsenkluft an der rechten Thalseite sammelte er die Reste eines menschlichen Skelets aus sehr alter Zeit. Eine andere Felskluft lieferte eine auffallende Menge zer- schlagener Rennthiergeweihe. (III. Ztg. Nr. 1380.)

21 Eine Anzahl Urnen sowie alte heidnische Krüge sind beim Abtragen der Böschung am freistehenden Stadtmauer- thurme in der Plantage zu Halbers tadt gefunden worden. Zwei von den Gefäl'sen sind unversehrt und zeichnen sich durch gefäl- lige Form und saubere Arbeit aus. Die Urnen hatten nur Kno- chen und Erde zum Inhalt. (Dies. Nr. 1382.)

3) Auf einem zwischen Haynau und Göllschau in Schle- sien gelegenen Ackerstücke werden fortwährend Urnen gefun- den, welche zum Theil noch wohlerhalten sind, und deren Zahl nach Hunderten zu rechnen ist. Einige derselben zeichnen sich durch ihre Gröl'se (50 Centim. im Durchmesser) aus und ber- gen eine grofse Menge noch bestimmbarer Knochenstücke , sowie viele Zähne. Bronzegegenstände wurden verhältnifsmäfsig wenig gefunden. (Dies. Nr. 1384.)

4) Bei Trier hat man auf dem diesseits Pallien zwischen der Staatsstraße und dem Leinpfad gelegnen Terrain, wo in den letz- ten Monaten das Material für die Herstellung der neuen Chaussee- strecke und des Planums der Stadt entnommen wurde, gegen 25 steinerne römische Särge aufgefunden. Die Richtung und die Tiefe, in welcher die Särge liegen, sind verschieden. Alle sind mit einem nach oben abgeschrägten schweren steinernen Deckel geschlossen, der jedoch nicht fest anschließt, sondern dem Sand und Lehm Eingang gestattete. Auf diese Weise liegen die Ske- lette alle mehr oder weniger hoch in durch Wasser hineingespül- tem Erdreich. (Dies. Nr. 1386 ; Korr. v. u. f. D. Nr. 24.)

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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5) Bei Nachgrabungen, welche den Zweck hatten, die Funda- mente eines Pfeilers des Frankfurter Kaiserdoms zu unter- suchen, ist man in der Tiefe von 10 Fufs auf einen grofsen Stein- sarg gestofsen, welcher in eine Lücke des Pfeilers hineingepafst war. Der Sarg enthielt Gebeine und zeigte auf seinem Deckel zwei Bischofstäbe, zwischen denen ein mit einer Schleife verzier- tes Kreuz steht. Die Arbeit gehört dem 8. oder 9. Jahrh. nach Chr. an. Ganz ähnliche Figuren an Sargdeckeln sind zu Mainz und Köln gefunden ; nach archivalischen Nachrichten sind auch bereits 1418 bei einer Ausbesserung des Domes an derselben Stelle verzierte Steinsärge mit Gebeinen aufgefunden worden. Die Schleife bedeutet die Inful und bezeichnet den Abt. Den Rang eines Ab- tes hatten auch die Geistlichen der Kapellen kaiserlicher Pfalzen. Es geht daraus hervor, dafs die Domkirche auf dem Raum des alten Begräbnifsplatzes erweitert worden ist, und dafs der Pfeiler des Erweiterungsbaues dem bereits vorher in der Erde vorhande- denen Steinsarge angepafst wurde, in welchem einer der Priester der kaiserlichen Kapelle bestattet war.

(Korr. Nr. 39, aus d. Schw. M.)

6) Die Trierer Ztg. schreibt unterm 12. Jan. : In diesen Ta- gen sind wieder römische Mauerreste zu Tage gefördert worden, welche einen schätzenswerthen Beitrag zu den Beweisen für die Richtigkeit des zur Zeit von dem Architekten Chr. W. Schmidt festgestellten Plane der vormaligen Römerstadt Trier liefern dürften. Erst Hr. Schmidt hat durch Nachgrabungen und andere Beweise festgestellt, dafs die heutige Stadtmauer nach Nordosten hin noch auf dem Fundamente der römischen Umfas- sungsmauer steht, die sich nach beiden Seiten an die Porta nigra (jetzt Simeonsthor) angeschlossen hat. Nach Südwesten hin hatte die Stadt jedoch eine weit gröfsere Ausdehnung als die jetzige. An dem ersten Hause des Vorortes St. Matthias führt ein Weg zur Mosel und anderseits nach h. Kreuz hin, neben und unter wel- chem sieh die römische Stadtmaner von der Mosel ab in gerader Richtung bis auf die Höhe von h. Kreuz hingegezogen hat. Dort, wo sie sich wendet und eine östliche Richtung nach dem Amphi- theater hin nahm, wurde der Eckthurm derselben aufgefunden. Diese Mauer, in gerader Linie verlängert, wo sie in den Feldern an mehreren Stellen, wie Hr. Schmidt sagt, zu Tage gekommen sein soll, trifft gerade dahin, wo sich heute noch die Reste des Dammes befinden, über welchen sie geführt und das Thal über- schritten hat. Gerade in dieser Richtung zwischen h. Kreuz und dem Damme, auf welcher Strecke früher die Spur der Mauer zu Tage gekommen sein soll, hat nun jetzt der Oekonom Zeimet aus Olewig die oben erwähnten Mauerreste in einem seiner Felder in einer Länge von ca. 40 Fufs aufgedeckt, so dafs jetzt die einzige Lücke in der langen Reihe der beregten Nachgrabungen auch ausgefüllt wäre, falls diese Mauerreste von sachkundiger Seite für einen Theil der römischen Stadtmauer gehalten werden.

(Köln. Ztg. Nr. 18, 2 Bl.)

7) Aus Oldenburg schreibt Herr v. Alten unterm 18. Ja- nuar dem germanischen Museum, bei Gelegenheit der Uebersen- dung einer Photographie eines im Moor bei Westerstede in der Richtung der Chaussee nach Ostfriesland, etwa in der Höhe von Moorburg, nördlich der gen. Strasse, gefundenen Schuhes, wie folgt:

„Der gelbbraune, aus Leder gefertigte Schuh lag etwa einen Fufs tief im Moor; zwischen der Fundstelle und dem Sande (Un-

tergrund) befinden sich noch etwa fünf Fufs Moorboden. Es ver- dient bemerkt zu werden, dafs in dortiger Gegend das Moor stark gebrannt wird, und mit Bestimmtheit ist anzunehmen, dafs der Schuh vor dem Brennen des Moors 3 4 Fufs unter der Ober- fläche desselben gelegen. Der Schuh befindet sich jetzt in der Sammlung germanischer Alterthümer zu Oldenburg. In demselben Moore, wo der Schuh lag, sind 1869 zwei Bohlwege gefunden worden, welche von Westen nach Osten, also von der Ems nach der Weser erbaut sind. Die Ungunst der Witterung gestattet eine vollständige Untersuchung und Verfolgung dieser Strasse einst- weilen nicht, indels scheint jetzt schon unzweifelhaft, dafs eine Römerstrasse vorliegt , wie es deren hier mehrere gibt, ganz ähn- lich erbaut, wie die bekannten im Burtanger Moore."

8) Eine Anzahl von Goldsachen sind im December bei Sandegaard auf der Insel Bornholm gefunden worden. Diesel- ben bestehen aus vier Münzen, drei vom Kaiser Leo I. (457 474), die vierte vom Kaiser Theodosius II. (408 450), sämrntlich in Kon- stantinopel geprägt; ferner aus drei Goldringen, ringförmig zu- sammengebogenen Goldstangen, welche als Zahlungsmittel zu ei- ner Zeit benutzt worden sind, als man noch mit abgehauenen Stückchen Gold oder Silber nach Gewicht bezahlte. Aufserdem fanden sich noch ein abgehauenes und zusammengebogenes Stück einer prächtigen Brustplatte mit eingravierten Verzierungen, ein kleiner kegelförmiger Knopf und zwei kleine Stücke geschmolze- nen Goldes vor. Sämmtliche Gegenstände lagen in einem Klum- pen etwa 3ln Elle unter der Erdoberfläche.

(111. Ztg. Nr. 1385; Köln. Ztg. Nr. 13, 2. Bl.)

9) In den der Wiener Baugesellschaft gehörigen Steinbrüchen bei Atzgersdorf wurde am 22. December 1869 eine aus der Römerzeit herstammende Achillesfigur aus Metallgul's ausge- graben. Die Statuette ist sechs Zoll hoch, der obere Theil dersel- ben gut erhalten, allein Hände und Füfse sind verstümmelt.

(111. Ztg. Nr. 1384.)

10) Eine werthvolle Antiquität ist in die Sammlung des Mann- heimer Alterthumsvereins gelangt, nämlich ein kleines Relief von Marmor, welches im dortigen Neckarbette bei Erbauung der Kettenbrücke ausgegraben wurde. Es stellt einen in einer Höhle liegenden Löwen vor, über welchen die Löwin sieh spielend gelegt hat. (Dies. Nr. 1383.)

11) Der antiquarischen Sammlung der Stadtbibliothek von Bern sind interessante antiquarische Funde, werthvolle Gold- bleche mit eigenthümlicher Ornamentik, ein bronzener Gurtbeschlag, bronzene Ringe und dgl., einverleibt worden, welche in zwei typi- schen Brandgräbern (bustum) auf einer kleinen Hochebene zwischen Allenlüften und Maus, östlich von Gümminen (in der Nähe von Bern) ausgegraben wurden. (Dies. Nr. 1382.)

12) Aus Bern wird der N. Zürcher Ztg. berichtet: Der sog. silberne Burgunder-Becher, eine Siegesbeute der Bieler aus der Schlacht bei Grandson, der sich in der Alteithumssammlung des verstorbenen Oberst Schwab befunden hat, ist für die Summe von 8100 Fr. an einen Antiquitäten -Händler von Baden -Baden verkauft worden. (Korr. Nr. 28.)

13) Die Stadt Frankfurt a/M. besitzt eine Menge historisch interessanter Kunstwerke und Alterthümer, welche jetzt in ver- schiedenen Localitäten verstreut sind. Diese sollen nun zu einem historischen Museum geeinigt und in einem zu diesem Zwecke zu errichtenden Gebäude nebst dem städtischen Archiv unterge-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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bracht werden. Die bedeutende Brönner'sche Kupferstichsammlung will man dagegen dem Städel'schen Kunstinstitut übergeben.

(111. Ztg. Nr. 1382.)

14) Uralte Wandgemälde sind bei einer Restaurierung der Kirche St. Nikolai in Meifsen zu Tage gekommen. Dieselben sind, soweit möglich, von einem Sachverständigen kopiert worden. Man erwartet, dafs der sächsische Alterthuitisverein die Sache in die Hand nehmen und die weitere Aufdeckung sowie thunlichste Erhaltung der bemerkenswerthen Kunstwerke veranlassen wird.

(Dies. Nr. 1386.)

15) In der altsäclisischen Ortskirche von Gokeschdorf im Kokelburger Comitat ist ein Gemälde an der Wölbung entdeckt worden, welches, in 48 Quadrate getheilt, aus dem 15- Jahrhun- dert stammt und Bildnisse von biblischen Figuren, ebenso die Wappen des Königshauses Anjou und der Adelsgeschlechter Hun- yady, Bethlen und Banft'y zeigt. (Das.)

16) In Leipzig hat sich ein Comite gebildet, um Beiträge zum Ankaufe der berühmten, planmäl'sig angelegten kulturhi- storischen Sammlung des verstorbenen Hofraths und Oberbi- bliothekars Dr. Gustav Klemm zu Dresden entgegenzunehmen. Nach Erwerbung der Sammlung beabsichtigt das Comite, dieselbe zunächst der Universität Leipzig zur Benutzung zu überlassen, um sie dadurch Deutschland zu erhalten und zugleich, indem sie allen Schichten der Gesellschaft offen stehen soll, fruchtbringend für die weitesten Kreise zu machen. Der Ankauf dieser ganzen, 14000 Stück umfassenden Sammlung ist um so dringender den Freunden der Wissenschaft an's Herz zu legen, als eine Vereite- lung desselben die Zersplitterung, was einer Vernichtung dieses werthvollen Schatzes gleichkommen, oder die Entfernung aus un- serm deutschen Vaterlande unvermeidlich herbeiführen würde.

Im Hinblick auf den vom Comite erstrebten Zweck wollen die Erben die Sammlung zu dem im Verhältnil's zum Werthe höchst geringen Preise von 10,000 Thlrn. ablassen.

(Köln. Ztg. Nr. 361, 2. Bl)

17) Die Burgruine Beilstein an der Mosel, oberhalb Kochern, zur Zeit einem Privaten gehörig, soll nächstens versteigert wer- den. Für ein Gebot von mindestens 50 Thlrn. wird sie dem Meistbietenden zugeschlagen. Es steht zu befürchten, dafs der Ersteigerer sie abbricht. Burg Beilstein, über dem gleichnamigen Städtchen am rechten Moselufer gelegen , wurde im 17. Jahrh. noch bewohnt. Damals gehörte sie der Familie Metternich-Win- nenburg ; sie ist eine der Stammburgen der jetzt fürstlichen Fa- milie Metternich.

18) Der in Triest verstorbene Paul Hai hat der kaiserl. Aka- demie der Wissenschaften in Wien laut Testamentes vom 14. No- vember 1866 die Summe von 500 fl. ö. W. zu dem Ende legiert, dafs eine Preisfrage auf deutsch-sprachlichem Gebiete ausgeschrieben werde. Die philosophisch -historische Klasse der Akademie hat, der übernommenen Verbindlichkeit nachkommend, die Ausschreibung der nachstehenden Preisfrage beschlossen : „Es ist eine Darstellung von Otfried's Syntax zu liefern." Der Termin der Einsendung der Schrift ist der 31. December 1870. Die bei der Einsendung zu beobachtenden Formalitäten sind die gewöhn- lichen. Der Preis von 500 fl. ö. W. wird eventuell in der feier- lichen Sitzung am 30. Mai 1871 zuerkannt. Jede gekrönte Preis- schrift bleibt Eigenthum ihres Verfassers und wird auf Wunsch durch die Akademie als selbständiges Werk veröffentlicht, doch ohne Honorarzahlung. (Vgl. Jhg. 1869, Sp. 256, Nr. 80.)

Berichtigung. In der Notiz über die Utrechter Preisfrage (s. die vor. Nr. der Anz.-Beil., Sp. 384) sollte es nicht 100, son- dern 300 fl. heifsen.

Mittheilungen.

1) Im Verlage von Wiegandt & Grieben in Berlin ist soeben erschienen und durch jede Buchhandlung zu beziehen :

Die (ii ii r fürs tin neu und Koni» innen auf dem Throne der

Hohenzolleni, im Zusammenhange mit ihren Familien- und Zeit- Verhältnissen; aus den Quellen bearbeitet von Kirchner, Superintendent etc. III. (Schlufsbaud) : Die ersten sechs Köni- ginnen. Mit deren Bildnissen. l5/6 Thlr. (Preis des nun vollständigen Werkes mit 20 Bildnissen 5'/j Thlr.)

Se. Majestät der König Wilhelm hat die Dedication des Werkes angenommen.

2) Herr N. Stark hat uns eine Partie Exemplare der von ihm und P. Dollin ger jüngst herausgegebenen Schrift:

Die Grafen and Reichsherren zn Abensberg. Aus Ur- kunden und Quellen bearbeitet. Beitrag zur Geschichte der Stadt Abensberg, zur Veräul'serung zu Gunsten des german. Museums ä 1 fl. 10 kr. = 20 Sgr. per Exemplar übergeben , die nur auf direkte Bestel- lung und gegen Einsendung des Betrages beim Geschäftsbureau des german. Museums von diesem franco unter Kreuzband an den Besteller versendet werden.

Da das Werkchen auch im Buchhandel im Verlage von Jos. Thomann (J. B. v. Zabuesnig) in Landshut zu haben ist, so können zur Vermeidung von Collisionen Buchhändlerbestellungen nicht effectuiert werden.

Das Direktorium des german. Museums.

Verantwortliche Redaction : A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sche Buehdruekeiei in Nürnberg.

(Mit einer Extra -Beilage: Jahresbericht des germanischen Museums für 1869.)

Sechzehnter

Jahres-

Nürnberg.

Bericht f£*1iotuilttui&iittt&

1. Januar 1870.

In unserm vorigen Jahresberichte liaben wir aus- gesprochen, dal's wir mit Freuden in die Zukunft schauen können ; und heute , beim Rückblick auf den seither verflossenen Zeitabschnitt, dürfen wir denselben als einen der wichtigsten seit dem Ent- stehen der Anstalt bezeichnen. Das bedeutendste Ereignifs für die künftige Enlwickelung des german. Museums ist die in demselben durchgeführte Aen- derung der Satzungen, die nunmehr am 1. Januar 1870 in's Leben treten sollen. Der I. Vorstand hatte dem Lokalausschuls, als dem bestimmten Vertreter des Gesammtausschusses, den Antrag auf Aenderung der Satzungen vom 11. Januar 1869 zur vorbereitenden Behandlung übergeben. Dieser setzte zunächst zur Prüfung des Antrages eine Commission, bestehend aus den Herren Prof. Dr. v. Giesebrecht , Archivrath Dr. Grotefend, Oberstudienrath Dr. Hal'sler, Prof. Dr. v. Raumer u. Prof. Dr. aus'm Weerth, nieder, welche zu Ostern in Nürnberg zusammentrat und nach Prüfung des Antrages und des vorliegenden Materials, nament- lich auch einer Reihe von Denkschriften, Gutach- ten wissenschaftlicher Autoritäten, Aeulserungen verschiedener Pfleger, Zuschriften vieler Freunde der Nationalanstalt, Zeitungsartikeln u. s. w., die theils für, theils gegen die beabsichtigte Aen- derung waren, sich dahin aussprach , dal's aller- dings einige Aenderungen der Satzungen wünschens- werth und nothwendig seien, und demgemäfs einen Entwurf ausarbeitete, den sie dem Lokalaus- schuls zur Vorlage an den Verwaltungsausschul's empfahl. Der Lokalausschuls adoptierte diese Vorlage , so weit sie die wissenschaftliche Seite der Anstalt betraf, prüfte die Frage vorzüglich vom Standpunkte der juristischen Möglichkeit und der Zweckmäl'sigkeit, mit Rücksicht auf die ge- rechten Anforderungen des deutschen Volkes im Allgemeinen und der Beitragenden insbesondere, und empfahl dem Verwaltungsausschusse die Vor- lage jener Commission mit einer Reihe von Mo- difikationen, welche sich auf die Verwaltung, die Competenz und das gegenseitige Verhältnils der Organe bezogen. So fand der Verwaltungsausschul's, der am 20. Mai zusammentrat, und dem der Rechtsconsulent der Anstalt, Advokat Nidermaier, im Namen des Lokalausschusses das von ihm verfal'ste Hauptreferat vortrug, das gesammte Ma- terial vorzüglich geordnet und von allen Seiten beleuchtet vor. Ein dissentierendes Minoritäts- votum aus der Mitte des Lokalausschusses wurde ebenfalls mitgetheilt. Die Verhandlungen nahmen drei Tage in Anspruch. Der Venvaltungsausschufs, die rechtliche Neite, wie die Seite wissenschaft- licher Zweckmäßigkeit und die Rücksicht auf das Publikum reiflich erwägend, sprach sich, gegen eine ganz geringe Minorität, für die Satzungsän- derung aus, berieth sodann die Vorlage des Lokal- ausschusses und nahm solche mit nur unbedeu- tenden Aenderungen einstimmig an. Die Versamm- lung war einig darüber, dal's in den Grundsätzen, im Wesen und Kerne der Anstalt, als einer Stiftung, Aenderungen weder vorgenommen werden können,

noch auch, dal's solche wünschenswerth seien, dal's aber in den zur Erreichung des Zweckes aufge- stellten Mitteln, sowohl nach den Erfahrungen, welche die Anstalt selbst im Laufe der Jahre ge- sammelt, und die schon früher zu wiederholten Berathungen und Aenderungsbeschlüssen geführt hatten, als nach den durch die Wissenschaft sich ergebenden Grundsätzen Aenderungen nöthig seien. So wenig die neuen Satzungen Aenderungen im Hauptzwecke der Anstalt beabsichtigten, ebenso- wenig lag es in der Absicht der Versammlung, am Charakter der Anstalt, als dem einer ,.Stif- tung," irgendwie zu rütteln, indem die Gründe, welche seiner Zeit den Frhrn. v. Aufsei's veran- lafst hatten, der von ihm ausgehenden Schöpfung nicht den Charakter eines Vereins , noch einer Gesellschaft, sondern speziell den einer „Stif- tung" zu geben, von allen Theilnehmern voll- kommen gewürdigt wurden. Da jedoch die ur- sprünglichen Satzungen vor der eigentlichen Grün- dung der Anstalt verfal'st waren, die Anerken- nung des Museums aber als einer „Stiftung" von Seite der bayerischen Staatsregierung erst erfolgt war, nachdem die Anstalt in Bayern ihren Sitz genommen hatte, und somit ihre Garantie als Stiftung durch den Schutz der bayer. Verfas- sung nicht in die Satzungen selbst aufgenommen war, ebenso wie die ursprünglichen Satzungen, weil vor der Gründung der Anstalt verfal'st, diese noch nicht als specifische Nationalanstalt be- zeichnet, noch die Unveriiufserlichkeit ihres Be- sitzes erklärt hatten, so wurde diesem Punkt in den neuen Satzungen specieller Ausdruck gegeben.

Diese neuen Satzungen mufsten nun, weil die bayerische Regierung mit Genehmigung der „Stif- tung" auch die Aufgabe übernommen, für Ein- haltung des Stiftungszweckes allen Betheiligten zu garantieren, und somit Rechte und Pflichten einer obersten Curatelbehörde auszuüben hat, der- selben zur Genehmigung unterbreitet werden.

Dies geschah sofort, und die allerhöchste Ge- nehmigung erfolgte am 9. Sept. unter der einzi- gen Bedingung, dal's ein kleiner Zusatz gemacht werde, welcher die bereits erworbenen privat- rechtlichen Ansprüche Dritter garantiert. Da natürlich die Versammlung bei Abfassung der neuen Satzungen nicht die Absicht hatte, beste- hende Rechte irgend welcher Art zu schädigen, so erhob sich auch bei Mittheilung dieser Bedin- gung an die Mitglieder des Ausschusses keine Stimme gegen dieselbe.

Die Satzungen sind bereits in Druck gegeben und publiciert, und können von denjenigen Freun- den der Anstalt, welche sie etwa noch nicht ken- nen sollten, durch Vermittlung der Pfleger unent- geltlich bezogen werden.

Während die Verhandlungen, die, wie aus der eben gegebenen Darlegung ersichtlich, mit möglichster Gründlichkeit geführt wurden, die Kräfte aller Betheiligten in hohem Grade in An- spruch nahmen, blieb dennoch die Entwickelang des bereits Bestehenden nicht zurück ; ja, wir ha-

ben auch in dieser Beziehung freudig zu berich- ten, dafs das Jahr 18C9 für uns ein bedeutsames war.

Was zunächst die zur Fortführung der An- stalt nöthigen Mittel betrifft, so ist aus dem un- ten angefügten Verzeichnisse ersichtlich, dal's auch in diesem Jahre eine bedeutende Anzahl gröfserer wie kleinerer einmaliger Geldgeschenke der An- stalt zuflofs, sowie dafs so manche neue Freunde in den Kreis derer getreten sind, die seit langer Zeit durch regelmälsige Jahresbeiträge die Fort- bildung der Anstalt unterstützt haben und ferner zu unterstützen bereit sind. Wenn auch manche alte Förderer im Laufe des Jahres durch Tod der Anstalt entrissen wurden, wenn andere lau geworden, oder durch Verhältnisse genöthigt wa- ren, sich von fernerer Unterstützung loszusagen, so ist doch durch die unten verzeichneten neuen Beitritte die im verflossenen Jahre entstandene Lücke mehr als ausgeglichen , und erfreuliche Meldungen, sowie die Gewifsheit, dafs den Be- strebungen , die von so vielen Seiten , insbeson- dere durch unsere Herren Pfleger, wie durch an- dere Freunde der Anstalt, auf Vermehrung der Beiträge gerichtet werden, der Erfolg nicht feh- len könne, lassen uns für 1870 sehr namhafte Zugänge hoffen. Wir haben deshalb auch die zugleich mit diesem Jahresberichte beabsichtigte Drucklegung des Namensverzeichnisses aller die Anstalt durch Jahresbeiträge gegenwärtig unter- stützenden Freunde und Förderer derselben noch etwas verschoben, um dasselbe in Kurzem beson- ders zu veröffentlichen, wenn sich über die ge- hofften Beitritte ein sicherer Ueberblick gewin- nen lassen wird. Doch heute schon sagen wir Dank allen denen, die im verflossenen Jahre neu beigetreten sind, wie denjenigen, die uns ihre freundliche Gesinnung, wie in früheren Jahren, aufs neue bethätigt, nicht minder Dank allen, die durch einmalige Gaben die Anstalt gefördert, Dank auch denen, welche für künftig ihre Unter- stützung zugesagt haben.

Unter den einmaligen grüfseren Gaben , wel- che die Entwicklung der Anstalt förderten , haben wir vor allen die des Protektors unserer Anstalt, Sr. Majestät König Ludwig's II., zu nennen, wel- cher die Summe von 10,000 fl. aus dem zur Ver- fügung Sr. Majestät stehenden Gewinnantheil der Aachen-Münchener Feuerversicherungs-Anstalt ge- rade in einem Augenblicke uns zugewiesen , als dringende Zahlungen zu leisten waren, die ohne diese erfreuliche Aushülfe nicht hätten bewirkt werden können.

Auch im vorigen Jahre wurde, wie früher stets aus einzelnen Kreisen Bayerns, nunmehr von den Landräthen sämmtlicher acht Kreise dein Mustum Unterstützungen zugewendet, und zwar: von Oberbayern 200 11., Niederbayern 50 fl., Mit- telfranken 300 fl., Oberfranken 50 tl, Untcrfranken und Aschaffenburg 10ü II., Schwaben und Neuburg 100 fl., Überpfalz 5011., Pfalz 100 H.

Ihre Majestät die Königin Auguste von Preu-

Tsen, die wir stets unter die freundlichsten und gnädigsten Förderer unserer Nationalsache rech- nen durften und deren allerhöchster Name, wenn er auch im Verzeichnisse derer, welche sich zu regelmäfsigen Jahresbeiträgen verpflichtet haben, nicht steht, doch seit Langem in keinem Jahre im Gabenverzeichnisse fehlte, hat auch in dem abge- laufenen Zeiträume wieder eine Summe von 150 fl. gespendet.

Der in der Schweiz verstorbene, durch seine politische Thätigkeit aus früheren Jahren her bekannte Dr. G. Fein hat dem Museum ein Le- gat von 175 fl. vermacht. Nicht minder dankbar als für diese Gaben sind wir für alle übrigen, unter denen wir nur noch auf die der Schlüssel- felder'schen Stiftung zu Nürnberg, der Herren Grafen Botho von Stolberg-Wernigerode und Karl- Gottfried v. Giech besonders aufmerksam machen wollen.

Unter den in Aussicht gestellten jährlichen Unterstützungen steht an der Spitze der 1870 erstmals zur Auszahlung gelangende Beitrag aus der Kasse des norddeutschen Bundes von 6000 Thlr. die der Reichstag, dem Antrage des Bundes- rathes folgend, in den Etat pro 1870 eingesetzt hat. Die Anstalt hat mit diesem Beitrage eine erneuerte Verpflichtung auf sich genommen, deren sich die Ausschüsse wie das Direktorium wohl bewufst sind : die Verpflichtung unablässigen Bin- gens und Strebens, die Anstalt je mehr und mehr zu heben, so dals sie recht bald des Vertrauens, das in sie gesetzt wird, vollkommen würdig sei. Thaten mögen statt der Worte der Nation und speciell jeuer hohen Behörde, dem Bundesrathe, wie der würdigen Versammlung, dem Reichstage des norddeutschen Bundes , beweisen, wie sehr die leitenden Faktoren die Verantwortlichkeit er- messen, die auf ihnen ruht.

Auch Se. Majestät der König von Sachsen, der ja zu den ersten Gründern unserer Nationalan- stalt gehört, unter dessen Präsidium im Jahre 1852 die Versammlung deutscher Geschichts- und Alterthumsforscher die Errichtung eines german. Nationalmuseums beschlofs, hat, nachdem die Zeit abgelaufen, für welche aus seiner Schatullkasse der Jahresbeitrag von 200 Thalern zugesagt war, denselben auf fernere drei Jahre zugesichert. Eben- so hat Se. Durchlaucht Fürst Karl zu Löwen- stein-Wertheim-Rosenberg dem Museum das Zins- erträgnirs einer österreichischen 5% igen National- anlehensobligation von 360 fl., das auf 10 Jahre zugesagt war, auf fernere drei Jahre bewilligt. Ferner erwähnen wir aus der Reihe der übrigen neuen Beitritte nur noch besonders den des Herrn Grafen von Frankenberg, Mitgliedes des Reichs- tages des norddeutschen Bundes, dessen geneigte Anregung gerade zur Bewilligung der Hülfe von Seiten des norddeutschen Bundes Anlafs gegeben.

An Geschenken für die Sammlungen hatte die Anstalt im Jahre 1869 sehr namhafte Gaben zu verzeichnen. Für das Archiv betragen sie 251, für die Bibliothek 1431, für die Kunst- und Alterthumssammlung 174 Nummern. Unter de- nen für das Archiv ist wieder die Gabe des Herrn Assessors von Cuny in Bonn, sowie diejenige des im Laufe des Jahres leider verstorbenen langjährigen, eifrigen Pflegers in Altenburg, Herrn geheimen Raths Back, hervorzuheben. Für die Bibliothek war es in erster Linie wieder die schon längst bewährte Geneigtheit des deutschen Buchhandels, der wir schätzenswerthen Zuwachs, wie in früheren Jahren, so auch in dem ver- flossenen zu danken haben. Insoferne eine be- sondere Anerkennung für unsere Anstalt darin liegt, dürfen wir von andern Geschenkgebern hier den Namen Se. Maj. des Kaisers der Franzosen, Napoleon's III., hervorheben, welcher sein „Leben Cäsars ', sowie die fünfbändige Ausgabe seiner übrigen Schriften unserer Bibliothek zum Ge- schenke gemacht hat. Auch des Buchhändlers Herrn Edwin Trol's, der unserer Bibliothek einen werthvollen Sammelband „Manuscripta de rebus Moguntinis"', Pap.-Hs. des 15. 16. Jahrh., über- liels, sowie des Mitgliedes unseres Verwaltungs- ausschusses, des Hrn. Dr. E. Förster in München

sei hier besonders gedacht, welcher die Güte hatte, uns ein Exemplar seines kostbaren Pracht- werkes ,. Denkmale deutscher Baukunst, Malerei und Bildnerei" zu übergeben, da der Verleger dasselbe der bedeutenden Kosten wegen der An- stalt nicht schenken zu dürfen glaubte. Wollten wir unter den vielen Verlegern, die uns durch Ueberlassung von Freiexemplaren in zum Theil sehr bedeutendem Werthe begünstigt haben, ein- zelne aufzählen, so würden sie wol eine bevorzugte Nennung ihrer Namen, als der Collegialität zuwi- derlaufend, zurückweisen; sie aber alle zu nennen, ist glücklicher Weise die Zahl derselben zu grofs ;. und so verweisen wir denn mit dem Ausdrucke vollster Dankbarkeit gegen den gesammten deut- schen Buchhandel einfach auf unser Geschenke- verzeichnils, das von Monat zu Monat im Anzei- ger für K. d. d. V. zum Abdruck gelangt.

Aus den Gaben für die Kunst- und Alter- thumssammlungen heben wir namentlich hervor das Geschenk des Herrn Domvicars Dengler in Regensburg : 24 zum Theil sehr grofse Kuchen- model des 16. 18. Jahrb.; das des Hoftischler- meisters Erner zu Cöln : interessante Gypsabgüsse; das der Sammlung vaterländischer Alterthümer zu Stuttgart , welche gebrannte Thonabdrücke von aufgefundenen Modeln zu Ofenkacheln über- sendete; ferner verschiedene Geschenke von in- teressanten Baumaterialien von Herrn Prof. R. Bergau zu Nürnberg; einen marmornen Inschrif- tenstein auf einen Germanen von Prof. Dethier in Constantinopel ; eineiibyzantinischen Wollteppich, Gobelin des 10. Jahrb., von Herrn Schüller in Cöln. Der verstorbene herzogl. nassauische Re- gierungsrath Albrecht hat dem Museum zwei in- teressante, mit Elfenbein eingelegte Radschlofs- gewehre testamentarisch vermacht ; die israeliti- sche Kultusgemeiude in Nürnberg hat eine ge- schnitzte hölzerne Säule und einige hübsche Schlosserarbeiten des 15. und 16. Jahrh., die sich in dem abgebrochenen Harsdorfer-Hofe befanden, dem Museum übergeben. Die Landesschule zu Pforta hat eine Reihe schöner Abgüsse nach or- namentalen und figuralen Sculpturen der dortigen Kirche für unsere Sammlung anfertigen lassen. Von den im letzten Jahresberichte erwähnten Zu- sagen von Grabstein- Abgüssen haben Ihre Durch- lauchten Fürst F. -K. zu Hohenlohe -Waidenburg und Fürst C. v. Oettingen- Wallerstein die ihrigen bereits erfüllt . während wir der Verwirklichung der übrigen schon in nächster Zeit entgegensehen. Die Herren Gebrüder Muth in Worms haben die Anstalt durch Anfertigung von Gypsabgüssen im Dome ihrer Vaterstadt gegen Vergütung so ge- ringer Kosten unterstützt, dals die Abgüsse fast vollständig als Geschenke betrachtet werden kön- nen. Die ausgedehnteste und wichtigste Förde- rung dieser Abtheilung haben wir jedoch Sr. Ma- jestät dem Sultan zu danken, welcher uns auf Fürbitte der k. u. k. österreichischen Regierung eine Anzahl mittelalterlicher Geschütze, sowie einige sonstige Waffen überlassen hat, deren Beförderung die k. u. k. Regierung durch Kriegs- schiffe zu besorgen die Güte hatte, während die kgl. bayer. Regierung den Tränsport von Kuf- stein bis Nürnberg unentgeltlich und die k. k. priv. österr. Südbahn denselben zu halbem Tarif- preise auf ihren Strecken übernommen haben.

Zu hohem Dank hat uns auch rücksichtlich der Kirnst- vmd Alterthum.ssanimlungen Se. Maj. der König von Bayern verpflichtet, indem er die Ueberlassung von 14 Stück Gobelins aus dem Inventar der Civilliste an die Anstalt genehmigte.

Auch durch Ankauf wuchs dem Museum eine nicht unbeträchtliche Anzahl wichtiger und werth- voller Gegenstände zu. Wir nennen hier aus der Kunst- and Alterthumssammlung: ein interessan- tes Lederfutteral aus dem 14. Jahrh., das ehe- mals zu den deutschen Reichskleinodien gehörte und mit den übrigen für Carl IV. gefertigten, noch bei den deutschen Reichskleinodien in der k. u. k. Schatzkammer zu Wien befindlichen Fut- teralen der Krone und des Schwertes vollständig übereinstimmt ; ein höchst merkwürdiges, aus Mast- richt stimmendes Bronzereliquiar des 11. Jahrb.;

einen Alterthumsfund , der zu Kitzingen gemacht wurde und aus zwei Goldmünzen des 6. Jahrh. und einem Bronzeringe besteht ; einen solchen aus der Gegend von Neustadt a. A. von 10 gro- fsen silbernen Ohrringen; eine Reihe von schö- nen Schlosserarbeiten des Mittelalters und der Renaissance ; eine Anzahl mittelalterlicher Thon- gefäfse; einen greiseren Lederkoffer des 15. Jahrh. mit sehr schönen , geschnittenen Ornamenten ; einen gothischen Schrank ; einige Renaissance- schräuke : ein gemaltes Glas mit dem Kaiser und den sieben Kurfürsten von 1662; eine Anzahl äl- terer Kupferstiche und Holzschnitte von A. Dürer, M. Schön u. a. Meistern ; eine grofse Anzahl Ofenkacheln ; mehrere Waffen , darunter eine grofse, sehr alte Armbrust ; zwei gothische Tep- piche und mehrere kleinere Gewebe und Sticke- reien , mehrere Münzen, eine Reihe von Gypsab- güssen, darunter das Grabmal der Plectrudis aus St Maria auf dem Capitol zu Cöln, Grabmäler der Herren von Katzenellenuogen aus dem Museum zu Wiesbaden und die schon erwähnten aus dem Dome zu Worms ; Elfenbeinsculpturen und son- stige kleinere Schnitzwerke u. A. m.

Von den Ankäufen zur Ergänzung der Bi- bliothek sei hier nur folgender Werke gedacht : Verdier et Cattois, architecture civile et dome- stique ; Cahier et Martin , suites aux melanges d'archeologie ; Decloux et Doury, histoire de la Sainte- Chapeile du palais: Hucher, calques des vitraux peints de la catbedrale du Mans; Pfnor et Ramee, monographie du chäteau de Heidel- berg , wie auch einer Pergamenthandschrift vom J. 1430: ..Ordnung, ob man die Stat Nüremberg belegert, wie man sich darjuneu halten sol."

In den Lokalitäten wurden im Laufe des Jahres manche Umgestaltungen vorgenommen. So wurde der Bau der Wilhelmshalle beendet und diese, wenn auch vorläufig ohne dekorative Aus- schmückung, mit dem Glasgemälde, das Se. Maj. der König von Preufsen gestiftet, dem Publikum übergeben ; ebenso wurde ein neues Lokal, in wel- chem die schöne Sammlung der Schlosserarbeiten aufgestellt ist, ferner der südliche Flügel, sowie ein Theil des östlichen Kreuzgangflügels geöffnet. Vom Magistrat der Stadt Nürnberg wurde die letzte Zelle, welche bei Uebergabe des Grund- stückes an das Museum für andere Zwecke re- serviert worden war, nunmehr auch der Anstalt überlassen ; sie kann nach erfolgter Restauration im J. 1870 in Benützung genommen werden.

Die in den Jahren 1867 und 1868 begonnene Anschaffung von Glasschränken für die Sammlun- gen wurde fortgesetzt, und wenigstens vorläufig das Bedürfnifs fast vollständig befriedigt. Wenn dabei auch allerdings manches Provisorium un- terlaufen uiulste, wenn insbesondere manche Schränke schon mit Rücksicht auf die Gegen- stände gefertigt wurden, die künftig an die be- treffende Stelle kommen sollen, so dals sie nicht vollständig zu dem jetzt darin Aufgestellten pas- sen, andere dagegen, mit Rücksiebt auf die Ge- genstände gefertigt, nicht dem Platze angemessen sind, wo sie jetzt stehen, sondern schon ei- nem künftigen Aufstellungsorte angepafst, so ist doch im Allgemeinen nicht nur die Sicherheit der Gegenstände mehr garantiert, sondern auch in vieler Beziehung eine mehr wissenschaftliche Auf- stellung möglich geworden. Aus der Medaillen- sammlung ist, ähnlich wie dies bei andern Ab- theilungen geschehen, eine Uebersicht über den Kntwickelungsgang und die vorzüglichsten Schu- len in Deutschland vom 16. IS. Jahrh. aufge- stellt worden, die sich grol'sen Beifalls von Seite der Kenner erfreuet und zeigt, über welche Fülle kostbarer Stücke das Museum auf diesem Gebiet zu verfügen hat. Eine ähnliche Ueber- sicht über die Siegel des Mittelalters ist vorbe- reitet. Die im vorigen Jahresberichte erwähnte Reihe von Zeichnungen, welche die Entwickelung der Feuerwaffen vom 14.— 18. Jahrh. darstellt, hat einige nachträgliche Zusätze erhalten. Zur Aufstellung ist sie jedoch nicht gelangt, weil das Geschenk Sr. Maj. des Sultans eine ganz neue Anordnung und Aufstellung der Waffensammlung

nöthig machen wird , so dal's es noch ungewiß ist, ob sie da gleichzeitig eine Anzahl Lücken der Sammlung selbst ergänzt werden mul's schon im Jahre 1870 in definitiver Weise wird gesche- hen können. An der Zusammenstellung über die Entwickelung der Trachten wird fleil'sig gearbei- tet. Es ist jedoch eine so eingehende Detail- arbeit in Aussicht genommen, dafs sie wol erst mit Abschlul's des Jahres 1870 wird vollendet werden.

Ferner wurde im Jahre 1869 mit der begon- nenen neuen Ordnung der Gemäldesammlung fort- gefahren und speciell eine Anzahl neuer, einfa- cher, aber entsprechender Rahmen gefertigt, so- wie mehrere Gemälde sorgfältig gereinigt und kleinen Restaurationen schadhafter Stellen unter- worfen. Auch für die Sammlung des Hausmobi- liars wurden eine längst in Bruchstücken im Mu- seum befindliche grolse gothische Bettstätte, eine eingelegte Truhe aus der Renaissanceperiode, zwei von den neuerworbenen Renaissanceschrän- ken restauriert. Die gothischen Möbel haben eine entsprechende Aufstellung gefunden ; die Mö- bel aus der Renaissanceperiode dagegen müssen sich vorläufig mit einer provisorischen begnügen.

Während auf diese Weise die Umgestaltun- gen in der Anordnung der Sammlungen, soweit sie dem Publikum zugänglich sind, einen gewis- sen Abschlul's erlangt haben , nahmen auch die übrigen Arbeiten des Museums guten Fortgang. Insbesondere wurde die Sammlung der Abbildun- gen, die sich immer mehr zu einem nach jeder Richtung hin brauchbaren Bilderrepertorium ge- staltet hat, durch namhaften Zuwachs vermehrt, indem nicht nur eine Reihe von Blättern durch Geschenke hinzugekommen , sondern auch viele Abbildungen durch Anfertigung in der Anstalt selbst, sowie besonders Photographieen durch Ankauf erworben wurden. Besonders reich war der Zuwachs, indem Abdrücke der von der k. k. Ceutralcommission für Baudenkmale und dem Alterthumsverein zu Wien in ihren Publica- tionen benützten Holzstöcke, sowie ferner die grolse Anzahl der von den Zöglingen der poly- technischen Schule zu Stuttgart gemachten und vervielfältigten Aufnahmen älterer Bau- und son- stiger Kunstdenkmale eingereiht werden konnten. Wir empfehlen diese hochwichtige Abtheilung, der wir unsererseits alle Aufmerksamkeit zuwen- den werden, besonderer Förderung der Freunde

unserer Anstalt. Jede Abbildung (sei es Photo- graphie, Handzeichnung, Durchzeichnung, Litho- graphie, Stich, Holzschnitt) eines alten Kunstdenk- males ist hiefür wichtig; vornehmlich aber könn- ten jüngere Künstler sich ein Verdienst erwerben, wenn sie aus den ihnen zugänglichen Gemälde- sammlungen und den Miniaturen in Bibliotheken uns gewissenhafte und treue Copien von Einzel- heiten jeder Art, wie Costüme, Schmuckgegen- stände, Teppichmuster, Mobiliar, Eis- und Trink - geschirre, auch ganze interessante Scenen, wie Festlichkeiten, Tafeln, Aufzüge u. s. w. , auszie- hen würden, eine Arbeit, welche die Anstalt selbst jetzt noch nicht in dem gewünschten Um- fange vornehmen kann. Genauigkeit würde die Hauptsache solcher Studien sein; auch wäre für jedes einzelne Stück eine bestimmte Angabe des Gemäldes, des Meisters, der Galerie- oder Biblio- theksnummer der betreffenden Miniaturen nöthig.

An dem Literaturrepertorium der Bibliothek wurde auch in diesem Jahre ununterbrochen fort- gearbeitet ; ebenso im Archive die Bearbeitung des eigenen Urkundenschatzes in der früheren Weise fortgesetzt.

An Publikationen wurde der 16. Jahrg. des Anzeigers f. K. d. d. Vorzeit, der zu unserer grofsen Freude immer mehr Anerkennung findet, veröffentlicht. Die Redaktion wird es nicht un- terlassen, ihm auch im Jahre 1870 alle Sorgfalt zuzuwenden. Der schon im Jahre 1868 gedruckte Katalog der Baumaterialien und Bautheile mit 20 Tafeln Abbildungen wurde in diesem Jahre aus- gegeben ; auch kam derjenige der Gewebe , Sti- ckereien, Nadelarbeiten und Spitzen mit gleich- falls 20 Tafeln Abbildungen und einem Holz- schnitt im Text zum Druck und zur Ausgabe, wäh- rend das schon im vorigen Jahresberichte er- wähnte Verzeichnils der kirchlichen Geräthe und Gefäfse mit 25 Tafeln Abbildungen erst im J. 1870 erscheinen wird.

Nach dieser Aufzählung alles dessen, was in der Anstalt im Jahre 1869 geschehen, darf wol die Verwaltung derselben mit Zufriedenheit auf den abgelaufenen Zeitraum zurückblickeu und sich zugleich der Hoffnung hingeben, dal's auch das deutsche Volk die Ueberzeugung daraus schöpfen werde, dafs das german. Museum in der besten Entwicklung begriffen und immer mehr der Un- terstützung würdig ist, ja, dafs es bereits anfängt, dem Volke Genul's und zwar in einem Mafse zu

bieten, dafs dieses auf das durch gemeinsame Opfer geschaffene Werk, im Hinblicke auf seine Lei- stungsfähigkeit und die nun schon in nicht "ar zu grofser Ferne stehenden Resultate, stolz sein darf. Und so möge denn dieser Berieht auch ge- schlossen sein mit einer warmen Empfehlung des Museums. Möge das deutsche Volk , wie bfsher so auch ferner und in noch erhöhterem Mafse demselben seine praktisch opferwillige Theilnahme schenken! Möge keiner zurückbleiben in der Unterstützung, sondern jeder die Anstalt fördern die bestimmt ist, ein Hort deutscher Wissenschaft' ein Ehrendenkmal des deutschen Geistes zu sein ! Die deutsche Wissenschaft, die deutsche Kultur ist ja der gemeinsame Boden, auf dem das ganze Volk zu einem Werke des Friedens sich die Hand reichen möge. Wenn auch Stammesverschie- denheiten, wenn religiöse Differenzen, politische Fragen die Nation trennten, die Früchte des deutschen Geistes haben stets die Trennung aus- zugleichen und die Nation als solche zu erhalten gewul'st. Was der Gelehrte geschaffen, wie die Werke der Dichter und Künstler, welches auch ihre engere Heimat sei, sind Früchte des grofsen deutschen Geistes, der in allen -Mammen lebendig ist, aus dem alle Künstler und Dichter geschöpft^ wie ihre Werke kinwiderum überallhin gehen, so' weit die deutsche Zunge klingt. Deutsche Wis- senschaft und deutsche Kunst halten auch jetzt alle Stämme der Nation hoch ; und so möge denn jeder Einzelne freudig zum gemeinsamen°Werke beitragen, das national ist durch seine Gründung, welche von einer Versammlung von Männern der Kunst und der Wissenschaft aus allen Gauen Deutschlands beschlossen wurde, national durch seine Aufgabe, welche in der Erforschung und Darstellung des gesammten Kulturlebens des deutschen Volkes im Ganzen wie im Einzelnen, in seinem vollen Entwickelungsgange besteht, na- tional dadurch, dafs alle Stämme, alle Gesellschafts- klassen im weiten deutschen Vatcrlaude sich opfer- willig und thätig dafür erwiesen halien. national, in- dem damit die Förderung der deutschen Wissen- schaft bezweckt wird, national, weil dadurch die Na- tion selbst in freier Vereinigung ein Ehrendenkmal sich schafft, das hoffentlich in nicht zu ferner Zeit den Stolz aller Deutschen und das Gefühl ihrer Zusammengehörigkeit wecken und nähren wird !

Seit Veröffentlichung des Jahresberichtes für 1868 sind zu den Unterstützungen des germanischen Museums folgende, und zwar als Jahresbeiträge, neu hinzugekommen.

Von regierenden Häusern.

fl. kr.

Sachsen, König Johann, Majestät (auf weitere 3 Jahre) 850

Sehwarzlmrg- Rudolstadt, Erb- prinz Georg, Durchl. 1 45

Von Städten.

Allstedt, Stadtm.igNtr.it (statt trüber i tl. in kr.) 1 45

Innsbruck, Stadtmsgistrat (statt früher 5 fl. 5U kr.) 1 1 40

Von wissenschaftlichen Gesellschaften und Vereinen.

fl. kr Oppeln. Philomatliie 5 ]5

Wernigerode, llarzverein für Ge- schichte und Alterthumskmide 8 45

Von Stiftungen.

Nürnberg, SchlüsseltVlder'sche Stiftung

Von Privaten.

fl. kr.

Albrecht, Conrad. Stiftungsrendant, in Thalmessingen i

Althaus. F., Freih. v., Ingenieur- praktikant, in Donaueschingen i 45

Ambronn. O., Akt., in sonnebf rg 1

Balke , Kr. L., Dr., Domkapitular, in Osnabrück l 45

Basler, Emanuel, Oekonom, in Of- fenlntrg 1

Baumgärtner, Werkmeister, in Lndwigsl.urg 1 80

Bäumler. Pfarrer, in Happurg :)6

Baurmeister, Ph., Fabrikant , in Carlshafen 3 30

Beck, Rechtsanwalt, in Pforzheim 1 45

Becker, Anwalt, in Bergzabern 1

Becker. Dr., Realschuldirektor, in Miehelstadt 1

Berger, Dr., Professor, in Donau- esehingen 1 12

Bischoff, Christian, Kaufmann, in Sonneberg 1 ]2

Bisohoff, Emil, Kaufmann, in Son- neberg 1

Bittrieh, C, Kaufmann, in Königs- berg i. Pr. s 30

Blel'Smann, Emma, Fräulein, in Fürth 1 _

Böckner, Major a. D., in Erfurt 1 45

Bola, Franz. Professor der Theo- logie, in llrixcn 1 10

Boscr. P, Magistrntsrath, in Dil- lingen 1

Botz, Joh., k. Reallehrer, in Weis senburg a. S.

Braun, Bauinspektor, in Donane- schingen

Brütting. Jobann, Bierbrauer u. Gastwirth, in Stallelstein

Bunge, Heinrich, Direktor des Kathsgyimiaiuins in Osnabrück

Burchard, Sebulratb und Prof., in Bückeburg

Burger, Dr., Keallchrer, in Miehel- stadt

Burnhardt, Professor der Kloster- schule in Rofsleben

Bylandt-Rhevdt, Uraf Peter von, in Bonn

Canitz, Freiherr v., in Gotha

Cbristalni-g, Alfred Graf. Guts- u. (iewerksbesitzer, in Klagen- furt

Clemen, Dr., Profcss., in Grimma

Cramer, P. 8., in Schweinfurt

Czapski, Kaufmann und stadt- veroidneter. in Posen

Czettritz u. Neubans, Ohr. v., Ge- nerailieutenant a. D., Excellenz, in Munster

Daliner, I.ic. theol. u. Pastor, in Rainbin

Dankelmann, Freiherr von, in Gotha

Daumiller, städt. Ingenieur, in Nördlingen

Dieck,R., Baurathjin Saarbrücken

ri. kr. 1 1 12 1 30 1 45 1 45

1 45 1 45

1 10

1

1

1 45

1 .15

2 20

1

1

1 45

fl. kr.

Dietz, Beruh.. Kaufm., in Sonne- berg

Dietzfelbinger, Pfarrer, in Uohen- 8 dt

Dinkel, k. Notar, in Hersbrnck

Dödeilein, Dr., k. Assistenzart, in Werneek

Döderlein, Ed., Dr, Hausarzt am Zellengefängniss in Nürnberg

Dölcber, Franz, Kaufmann, in Immenstadt

Donop, Hugo. Freih. v., Premier- lieutenani und Flügeladjutant, in Detmold

Dörrner. .1. II., Inspector, in Nie- dersohonenfi Id

Dotzauer, Bankbeamter, in Nürn- berg

Drechsler, Friedr.. Cand jur., in Würzburg

Drescher, Lithograph, in Nürnberg

Drefsrl. Cano, Kaufmann, in Son- neberg

Drefsel, Ernst, Kaufmann, in Sonneberg

Dummler, Ernst, Gastwirth, in Homburg i. d. Pf.

Ebner, Ed., k. Hofkunslhündler, in Stuttgart

Ebner, Oskar, Freiherr von, auf Esehenbiu-h

Erbard, Pfarrer, inPoinmelsbrunn

Eyring, A., Stadtvikar, in Nürn- berg

1 45

1 45

Eytenbenz, Professor, in Donaa- eschingen

Fälligen, M., Fräulein, in Berlin

Feder, Gott fr. v., Dr.. k. Regie- rungspräsident, in Ansbach

Fehl ei Ben, Einst, Fabrikant, in Cilli

Forcade, Marquis de la, Appell. - Ger.-Rath, in Hamm

Frank, 11.. Fabrikbesitzer, in Lud- wigsburg

Frauk, N., Fabrikbesitzer, in Lud- wigsburg

Frank, \V., Fabrikbesitzer, in Lud- wigsburg

Frankenberg, Graf, Mitglied des Reichsralhes di*s norddeutschen Bundes, in Berlin

Frauenknecht, Gustav, k. Notar, in Alldorf

Frieker.Auothek., in Ludwigsburg

Friedlander, Dr., Archivsekretär, in Münster

Fries, Dr., k. Assistenzarzt, in Wem eck

Frischbier, H., Lehrer, in Königs- berg in Pr.

Fritz, Buchhändler, in Oehringeu

Fuchs. Obersehrbr., in Hersbruck

Fuckel, Amtsrichter, in Hünfeld

Fuckel, Kaufin., in Sehinalknlden

Gau r, R., Fabrikant, in Ludwigs- burg

Gast, Oberlehrer an der k. Lan- desschule in Grimma

Geist, Dr., Kreisveterinärarzt, in Reiche Isheim i. O.

Geusel, Eduard, in Annaberg

Geargii, von, Generalkonsul, in Stuttgart

Gerster, Hausbesitzer und Stadt- verordneter, in Plauen

Geyer, Martin, Maurermeister, in Statte Jet ein

Glals, Rechtsanwalt, inWindskeim

Goldschmidt, Ludwig, Fabrikant, in Pforzheim

Goltz, Friedr., Dr., Professor, in Königsberg i. Pr.

Gös, Fr., Privat., in Schweinfurt

Gö>chel, Ludwig, Apotheker, in Nürnberg

Götz, k. Reutbeamter, in Landshut

Götze, Dr., Gymnasiallehrer, in Plauen

Götze , Ludw., Gymnasial-Obei- lehrer, in Seehau&eu i. A.

Gramp, Färbermeister, in Lauf

Grashey, Dr., k. Assistenzart, in Werneek

Gre'ner, Fabrikant, in Coburg

Griesingtr, Dr., Geh. Legations- sekretär, in Stuttgart

Gudden, Dr., Direktor der Irren- Anstalt in Weineck

Gugel, Wilh., k. Rentbeamter, in \\ iunwt-iler

Haakii, Dr., Prof., in Stuttgart

Haas. Cluist., Procuris-t, in Utfen- heim

Hagenauer, Max, Kaufmann, in Immenstadt

Hatl'ner, Emil. Vicar, in Hersbruck

Ha i ing , Chi 1 , Buchhändler , in Heilbronn a. X.

Uasper, Dr., Gymnasiallehrer, in Plauen

Ditunz, Franz, Post- u. Bahnver- walter, in Dunauesckmgen

Hausier, Joseph Maurermeister, in Dilliugen

Hegel, k. Bcz.-Gerickts-Ratb, in Windshi im

Heller, A., Dr. med., in Erlangen

Ueriüng, Müller auf der YVeibers- müble iu tleilsbronu

Herr man n, Stadtpfarrer, in Kaila

Better ich, Ueinr., Partieulier, in Bruchsal

lleym Eiuanzconsul., in Eisenaeh

llottmaun. Kjreiarath, in Neustadt

Hessen) Hotiniann, C. Cb., in Homburg .. H.

Bot'mann, Staatsanwahs-Substit.,

in Ansbach Honig, Carl , Bäckermeister, iu

Roth a. rs. Hopf, k. subrektor, in Windsbeim Höriier, Vicar, in VVerneck

llgcu-Lindner , K., Kaufmann, in

Sonueherg Ingnluli, l'i.irr., in Uennertsbofen Jager, 11., buch band lungs-Coui-

mis, in Nürnberg Jaquet. J., labriküiiektor, inLud-

W;gshafen Jci'usch. Otto, Kaufmann, in Kö- nigsberg i. Pr. Jochheiut, Paiticulier, in Gotha Johnson, Dr., Gymnasiallehrer, iu Plauen

fi. kr.

I 1

12

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3

-

3

30

3

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Kamm, Bildhauer, in Bamberg

Kämmerer, Adolf, Curatus an d. Irrenanstalt iu Werneek

Kappes, Direktor d. Gymnasiums in Donauescbingen

Kardasch, Anton, Forstmeister, in Schwarzenberg

Karg.-l, Franz, Lithograph, in Wi< n

Kastner, Joseph, Historienmaler, in Wieu

Kästner, Georg, Kaufmann, in Schweinfurt

Keller. Ludw.,Bez.-Ger.-Accessist, in Ansbach

Kellner, Georg, Glasmaler und Castellan, in Nürnberg

KJd erlin, Rector d. Lateinschule in Nördlingen

Kinder, Job. Gottfr., Kaufmann, in Torgau

Kirsch, Dr., prakt. Arzt, in Mainz

Kirsner, Uotäpotheker. in Donau- escbingen

Kleinsehmidt. August, Gymnasial- lehrer, in Torgau

Klinjrrnstein , Prof., in Nürnberg

Kneävi, Kaufmann, in Nürnberg

Koch, W., Privatier, in Frankfurt a. M.

Kolb, Adalb., Buchdruckereibes., in Dillingen

Korik;imp:, Fr., Buchhändler, iu Berlin

Köit. ritzsch, Dr., Oberlehrer an d. k. Landesschule in Grimma

Kraus, Conrektor, in Uffeuheim

Kremer, Landgerichtsassessor, in Aachen

Kretsehmann, Otto, Dr., Gymna- siallehrer, in Güstrow

Kiick, Pfairer, in Prulendorf bei Bamberg

Krug, H., Hotelbesitzer, in Sonne- berg

Kruse, Bernhard. Domkapitular, in Osnabrück

Kuhn. Dr.. Conservator des bayer. Nationalmuseums in München

Lngel, Victor, in Annaberg

Landgraf, Carl, k. Notar, iu Heils- bronn

Lang, Buchbinder, in Gotha

Lang, Ferd., k. Hofschauspieler, in München

Langethal, Profestor, in Jena

Lautberger, Ferd., Professor der k. k. Gewerbschule f. Kunst u. Industrie in Wien

Lauter, Maler, in Donauwörth

Lindner. Christoph, Commerzien- raih, in Sonneberg

Lindner, Edmund, Kaufmann, in Sonneberg

Lindner, Louis, Comnurzienrath, in Sonneberg

Lobe, Hermann, Banquier, in Son- ne berg

Lochner, Bürge.rm.,in Wind-heim

Lotz. Dr. jur., Staatsanwalt in Sonneberg

Liitz< l berger, F.., Kaufmann, in Sonnebi rg

Mamerth. Ed., Kaufm. u. Stadt- verordneter, in Posen

Mansbach, Freih. Oberamt- mann, in MeiningÄl

Mantel , F.d., k. Oberförster, in Wiiuiw < iler

Marc b taler, v-, Major, in Ell^.-.n- gen

Murold, J., Fabrikant, in Pforz- hfl in

Mariin, Dr., Professor, in Freiburg

i. Br. Matthiea, Kaufmann, in Stralsund Mauch, Kunstmüller, in Cunstanz Mayer, Kector der k. Gewerb- schule, in Nördlingen MeerKnrz, Carl v., Hauptmann a.

D., Riltei etc., in Torgau Meillut, E., Frcih. ., in Berg- zabern Merzbacher, Eugen, stud. phil.. in

Berlin Merzbacher, Ludw., in Nürnberg Miteil, Amtsrichter, in Pforzheim Möller. Gymnasiallehrer, iu Eise- naeh Münieh, Geb.-Reg.-Rath. in Golha Mouck, Dr., Lic theol., iu Berg- zabern Muio, 'i hom., Ritter v., Privatier,

in Klagenturt Müller. Ferd., General Landsch.- bekretar, in Königsberg in Pr. Müller, Luuis, Kaufmann, iu Sou-

neber^ Mnnscber, Friedr., Dr., Gyrmias.-

Obcrielnei, in Torgau Münzi nb< rgi r,Regeuä,tn Limburg Nüotler, Kautor, in Alt iileuüacn

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30

Neutidenbel, Dr., in Altdorf

Ney, Forsta sistent, in Bergza- bern

Niehus, Dr., Prof., in Münster

Ostbtlder, G., Sludienlehrer, in Bergzabern

Patsebky. Friedr.. I. Am'ssehrei- ber, iu Ingolstadt

Perschmann, Dr., Gymnasialleh- rer, in Nordhauseu

Peter, Pfarrer, in Hagenbüchach

Petersen, Geh. Conimcrzienrath, in Münster

PfeirTer, Bucbdr., in llersbruck

PteulVr, Bankdir., in Nürnberg

l'fuel, v.. Kitterschaftsra'h. Kit- tergutsbesitzer auf Jahusfelde bei Müncheherg

Polmann & ENensluck, Kaufleute, in Annaheig

Pommer, Gg., Zeichenlehrer an der Handel .schule in Nürnberg

Premier, Dr., Professor, in Greifs- wald

Puigold, Staatsanwalt, iu Michel- stadt

Pyl, Dr., akad. Docent, in Greifs- wald

KabL Carl, Dr. med., in Wels

Rank, Finanza>sessor,in Stuttgart

Kapp. G., Dr., k. Archiworstaud, in Bamberg

Rau, Carl, Manufakturist, in Nürn- berg

Raupp, Professor, in Nürnberg

Kauscher. Stadtger.-Ratk, in Kö- nigsberg i. Pr.

Raymann, Anton, Apotheker, in Ginünden

Rechcnberger, E.. in Annaberg

Reiehobl, Dr., piakt. Arzt, in Lauf

Re^chauer, Dr., Bataillonsarzt, in Eisenach

Rexioth, Apotheker, in Reichels- beini i. O.

Ried, Kupferstecher, in Nürnberg

Rog«e, A.. Pfarrer, in Darkemen

Ro Ishauseu, Staatsanwalt, in Mün- ster

RÖmheld, Kreisrath, in Lindenfels

Rosbach, A., Buchdruckereibes^ in Königsberg i. Pr.

Rose, Ministerialrath, in Coburg

Rospat, Dr., Professor, in Münster

Rudolph, Wallher, in Annaberg

Ruppieeht, Guttapercha waarenfa- biikant, in Nürnberg

Sauden, Hubert von, stud. jur. et mm., in Erlangen

Schabet, A., Reutaratsverwalter, in Wurzach

Schäfer, F., Apotheker, in Sonne- berg

Scheüler, Kaufmann, i. Markdorf

Sehelble, A , Bibliotbeksgehilfe, in Donaueschingen

Schiimer & Zulcb, Kaufleute, iu Carlshafen

Schlesinger, Ludw,, Dr., k. k. Pro- les-or, in Prag

Scblbrter, Hermann, Domkapitu- lar, in Osnabrück

Schmied, Dietr., Brauer, in Hers- bruck

Schmied, Louis, Gastwirth, in llersbruck

Schmidt, Kaufmann u Stadtver- ordneter, in Posen

Schmidt, Georg, Stadt, Archivar, in K^er

Schmidt, Joseph, Uhrmacher, in Scheinfeld

Schmitt-Friedrich, Architekt, in Bamberg

Scholl, Karl, I. Sprecher der frei- religiösen Gemeinde in Nürn- berg

Schreiber, A., Spiegelfabrikant, in Nui nberg

Schüben, von, Oberst a. D., in Grcifdwald

Schnitze. August, Kaufmann, in OMiabiiiek

Schumann, Dr., Seminardirektor, in Ostei bu i g

Sclmrlio>t. Uichant, i. Osnabrück

Schui ig. Dr., Gymnasiallehrer, in Plauon

Schwarz. Dczirksbanschaffner, in Bergzabern

Betznagel, Alex , Abt zu St. Lam- b recht in Steiermark

Seybold. k. Bankoberbeamter, in Ansbach

Siegele, Jul., Kaufmann, in Pforz- be m

ßiiOei nagel, Rcehtspiaktikant, iu Bergan beru

Siino:i , geb. Coinmerz.-Uath, in Konig>berg i. Preußen

Simon, Dr. jur., iu Königsberg1 iu Pieul'scu

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40

Simon, Rentner, in Mainz

Simon, Moriz, Kaufmann, in Co- burg

Simons, Walter, in Elberfeld

Soiiuenberg, Proviants-Controleur, in Stra^und

Stang, Dr., in Ainorbach

Stöcker, Joh. , Telegraphenassi- stent, in Nürnberg

Sto.k, Joseph, Direktiir der k. k. Gewerbschule für Kunst und Industrie in Wien -

Sturm, Friedr.. Professor der k. k. Gewerbschule f. Kunst u. Indu- strie in Wien

Sulzer, Musikalien- u. Buchhänd- ler, in Bielefeld

Swain, Rotiert, Fabrikbesitzer, in Ilüitensteinach

Tobias, Dr., in Königsberg i.Pr.

Throucr, k. Advokat, inSchv/ein- turt

Tburneysen, Fabrikant, in Maul- bürg

Ullrich, Chr., Pfarrcuratu>, i. VVer- neck

Ungenannter in Basel

Veit heim-Os trau, Frhr. Ludolf r., auf Ost rau bei Stum-idorf

Vog-el, Kaufmann, in Uffenheim

Voigtel, Posidirektor, in Bielefeld

Völker, Architekt, in lierszaberu

Völler, Bernhaid, Domdechant, in Osnabrück

Wagner, Kunsthändler, in Bam- berg

"Walcher, Zeiehnungslehrer, in Ludwigsburg

"Walle, Frnst, Brauereibesitzer, in Stuttgart

"Walter, Postsekretar, in Eisenach

Walther, Carl. Dr. jur., k. k. Ad- vokat, in Brixen

Weber, Dr., praktischer Arzt, in Kehl

Weber, k. Postmeister, in Lands- hut

Webner, Kreisgerichtsassessor, in Sonneberg

Weidauer, Pastor, in Hohenstein

Weidemann, Dr., Gymnasiallehr.. in Cleve

Wetnmaier, Sekretär, in Lands- hut (statt früher i>4 kr.)

Weinmann, Karl, Fabrikant, in Greiz

Weifsenborn, Rittergutsbesitzer, in Greifswald

Weixler, Dr., k. Rechtsanwalt, iu Landshut

Wenck, Franz, Kaufm., in Caris- hafen

Wenger. Bürgermeister, in Grofs- rehrheim (Hessen)

Wentiup, Rector d. Klosterschute in Rofsleben

Werneking, Regierungsrath , in Posen

Wrestermayer, Adolf, k. Studien- lehrer, in Nürnberg

Wetzstein. Carl, Buchhändler, in Schweinfurt

Wex, Bieh., Advokat und Audi- teur, iu .Schwerin

Wiehert, Ernst , Stadtger.-Ratb, in Koipg^berg i. Pr.

Wiedemann, Tu., Dr., in Königs- berg i. Pr.

Willibald, A., Hofhuchdrucker, in Donaueschingen

Wilms, Mi dizinaliath, in Münster

Wink, Professor, in Wunsiedel

Wislicenus. Dr., in K senaeh

Wilsmüller, Pfarr vicar, in Uers-

b.urk

Witter, Frnst, Kaufmann, inSon- ne b rg

Wolf, k. Rentbeamter, in Bergza- bern

Wollncr, k. Subrcktor, in Berg- zaln rn

Wünsch, Julius, Rcchtsconcipient, in Nürnberg

Würthle, Kevisionsiuspektor, in Kehl

Wutz, k. Bcziiksgerichtsrath, in Landshut

Ziegler, Kreisgerichts -Ratli, in Gotha

Zillir, Fr., Kreisger.-Asscssor, in Sonneberg

Zitzmann, qu. k. Uentamtmann, in Nninbc/g

Zürcher, A , Fabrikaut, in Kan- dein

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3 30

An einmaligen Beiträgen, unter denen manche von Freunden herrühren, die solche neben ihren regelmäßigen Jahresbeiträgen geleistet, oder die schon früher, tbeilweise wiederholt, solche Beiträge geleistet ha- ben, wurden seit Drucklegung des letzten Jahresberichtes folgende gegeben:

Aus Staats- und Landeskassen.

fl. kr.

Bayern, k. Laudrath von Mittel- franken 300

Bayern, k. Landrath von Nieder- bay.m 50

Bayern . k. Landrath von Ober- bayern 200

Bayern, k. Landrath von Ober- franken 50

Bayern, k. Landrath von Ober- pfalz und Regensbnrg 50

Bayern, Landrath der Pfalz 100

Bayern, k. Landrath von Schwa- ben und Keutyurg 100

Bayern, k. Landrath von Unter- franken und Asehaffeuburg 100

Von regierenden Häusern.

fi. kr. Preutsou, Konigin Auguste, Ma- jestät 150

Von vormals reichsständischen Häusern.

fl. kr. 23

Giceh, Graf Carl-Gottfried. Eil.

Von Städten.

Meiningen, Stadtmagistrat tu

Von Vereinen.

Bamberg, Gewerbeverein 50

Von Stiftungen.

Nürnberg, SehliisseltVlder'sche Stillung 50

Von Privaten.

Adler, Georg, in Buchholz 1

Biseboff, Alb., Studienlehrer, In Fürth 10

Boineburg-Lengsfeld, Reichsfr si- berr von, in Lengsfeld 1

Brockmann, F. 11., Consul, in Rö- nigsherg i. Pr. 5

Crecelius, V7., Dr.. Gymnasialleh- rer, in Elherfeld 4

Daxen berger. Joseph, Apotheker, in Traunstein 1

Dlckert, StadtvernidneTenvor- steber, i. Königsberg i. Pr. 17

Fein. G., in Diessenhofen (t) 1

Franck. Kubrektor, in Annweiler

Hirschfeld, O., Dr., in Königs-

- betg i Pr.

HSdlng & Knapp, Kaufleute, in Annaberg

Jaquet, Fabrikdirektor, in Lud- wigs baten

Kamm, lt., Rechnungsführer, in Rosen heim

Keller, Graf v., Geh. Reg.-Rath, in Gotha

Keller, Adalbert v., Dr., Univer- s-itäts ProtVssor, in Tübingen

Kräger, Geh. Reg.-Rath, in Gotha

Kropf, l'\ G., Dr., prakt. Arzt, in Pleinfeld

Lichtblau, Hans, Freigutsbesitzer, in Harn (Mähren)

Manecke, Rittergutsbesitzer auf Duggenkopp?l in Schwerin

Neuniärker, Candidat, in Meinin- gen

Renthncr-Wcyll, Graf, auf Del- mensingen

Roseublatt. Commerzienratb. , in Lengsfeld

Rotenburg in Messen, Sammlung verschiedener Privaten

Sailer, Kameralverwalter, in Wil- lingen

Seppeier, Stud. phil., in Münchei

Steiner, Max, iu Innsbruck

fl.

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Trofs, Edwin , Antiquarlafsbes., in Paris

Wächter, v., Dr., Geh. Rath und Universitäts-Professor, in Leip- zig

Wünscher, Rechtsanwalt, in I.encs feld

Za-tiow. Freih. v. General der üavallerie u. commandirender General des Vir. Armee-Corps, Exeell.. in Münster

Zehler, Dr.. in Nürnberg

fl. kr.

Aul'serdem giengen während des Jah- res folgende Beiträge ein.

Zur Baukassa.

d kr.

Bayern, König Ludwig i . stät. (Aus dem zu Allerhöchst Verfügung gestellten Gewii antheil der Aachen-Münchnci Feuerversieherungsg sei

Stolberg-Wernigerodo, Graf Bo- tho, Erlaucht 80

Zur Deckung der Transportkosten der von Sr. Majestät dem Sultan zum Ge

schenke erhaltenen Geschütze. Ungenannter 175

Summarischer Auszug aus der Rechnuug des gerinanischeu Museunis

für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Deceniber 1868.

I. Einnahmen.

A. Ueberträge aus voriger Rechnung.

fl. kr.

1. Kassabestand 830 43

2. Rechnungsdefekte und Ersatzposten 18 30

3. Eingegangene Aktivaul'senstände 2059 43

B. Unterstützungsbeiträge.

fl. kr.

1. Zinsen aus dem Aktienfond 8G 27

2. Zinsen aus angelegten Baarsummen 30 23

3. Jahresbeiträge (von 25,188 fl. 3oi/, kr.) 21,38s 22'/a

4. Geschenke und einmalige Beiträge 2,252 31'/,

5. Stiftungen für besondere Zwecke 2,536 32

6. Stiftungen für allgemeine Zwecke 253 30

C. Eigene Erträgnisse.

fl. kr.

1. Erlös der literarisch-artistischen Anstalt 1906 25'/a

2. Eintrittsgelder 2665 12

3. Ertrag der Realitäten 54

4. Aufserordentliche Einnahmen (incl. 1500 fl. Diensteskaution) 1628 5%

D. Capitalbewegungen.

Ü. kr.

1. Aufgenommene Passivvorschüsse 153 20

2. Heimbezahlte Aktivkapitalien C600

3. Ruckerstattete Aktivvorschüsse 13 6

4. Aufgenommene Passivkapitalicn 4350

E. Zuschüsse aus anderen Kassen.

Summa aller Einnahmen

fl. kr.

26,547 4V/,

6253 43

11,11«, 26

2,281 2S

40,111 lO'/i

II. Ausgaben.

A. Ueberträge aus voriger Rechnung.

fl. kr.

I. Zahlvmgsrüekstände 837 IC

II. Rechnungsdefekte und Ersatzposten 2 19'/, fl. kr.

839 35'/,

B. Administrationskosten.

fl. kr.

m. Besoldungen Hr die Administration 5778 SC

IV. Remunerationen für besondere Dienstleistungen . . 579 6

V. Diäten und Reisekosten 524 58

VI. Regie, als: Sehreibmaterialien, Inserate, Kalender, Circulare, Formularien, Heizung, Reinigung und

Beleuchtung 374 SO'/,

VII Ocflentliche Lasten, Feuerversicherung 891 49'/j

VIII. Postporto, Fuhr- und Botenlöhne 1014 21»/,

IX. Miethzinse und Pachtgelder 16

8679 21V,

C. Gebäude und Einrichtungsgegenstände.

fl. kr.

X. Baukosten , . . . 8136 42'/,

XI. Einrichtungsgegcnstäude und Inventarstücke ... 1414 1

9550 43"/,

xii. D. Publikationen 24s 1 51

E. Vermehrung der Sammlungen.

XIII. a) Archiv: fl. kr.

1) Besoldungen für wissenschaftliche Arbeiten 1000

2) Ankäufe 86G 38

3) Materialbedürfnisse 16 44

4) Porto für eingelaufene Geschenke und An- schaffungen 27

1281 49 Latus 2278S 21

b) Bibliothek:

1) Besoldungen für wissenschaftliche Arbeiten

2) Ankäufe

3) Buehbind.'rlohne und Materialbedürfnisse .

4) Torto für eingelaufene Geschenke und An-

schaffungen

c) Kunst- und AUerthumssammlungen:

1) Besoldungen für wissenschaftliche u. künst-

lerische Arbeiten

2) Ankäufe

3) Materialbedürfnisse

1) Arbeiten der Buchbinder, Gypst'orinatoren,

Vergolder, Tischler ete

5) Porto für Geschenke und Anschaffungen . .

fl. kr.

Transport

22788 21

fl, kr.

1S25

727 19'/,

11U 37V2

42 ü

Ü. kr.

1500

5015

3»A

25

29 V;

11138

>'/»

208

31

2741 23/4

8117 5%

F. Capitalbewegungen.

XIV. Rückzahlung von Passivcapitalien .

XV. Zinsen von Passivcapitalien . . . .

XVI. Rückzahlung vun Passivvorschü sen

XVII. Rückersotzte AktivvorschüaSe . . . XVIII. Angelegte Gapitalien

G. Verschiedene Ausgaben.

fl, kr.

Transport

3394G 29V»

Ü. kr.

5420 47

39S5 54

llfi 25'/4

3700

13,232 6l/<

XLX. u) Cours-Vcrlustu b) Taxen, Stempel XX. Diensteskautionen

fl. kr.

241 511/,

31 48'/,

1500

1,773 333/,

Latus 3S94G 29V»

Sumina aller Ausgaben 48,952 9',.

Absclilus

.Summa aller Einnahmen . Summa aller Ausgaben

Ü. kr. 49,111 19'/< 48,952 9'/,

Activcassabestand 159 10'/,

NB. Wir machen darauf aufmerksam, dafs diese Stimme nicht die wirklichen Einnahmen und Aufgaben ergibt, weil bei momentanem Maugel Vorschüsse aufgenommen, bei momentanem Uo'iciilu s de Gelder, wenn auch nur auf kurze Zeit, zinsbringend angelegt wurden, wobei sie natürlich als Einnahme und Aufgabe auch bei dieser Gelegen- heit in den Büchern eingetragen werden mussten, ebenso, wie es vorkam, dafs Gelder aus einer Speeialkas^a in die andere vorschußweise übertragen wurden, und dann auf einer Seite in Ausgabe, auf der andern in Einnahme gestellt werden mufsten. Aus dieser Manipulation sind die in der Einnahme unter O, 4. D. u. E. aufgeführten Summen entstanden ingleichem die Mehrzahl der Ausgaben unter F. u. G. XX. u.a.m. Nur unter F. XIV ist die Summe der wirklich getilgten Schulden mit inbegriffen. Die effektive Eiunuhme betrug demgemäfs 34,210 fl. 143/, kr., die wirklichen Ausgaben 34,051 fl 4'/» kr.

Gedruckt bei U. E. Sc bald in Nürnberg.

Nürnberg'. Das Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fufs oder 2 Thlr. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Strafsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F.Klinck- sieck, Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem

ANZEIGER

FÜR KUNDE DER

Neue Folge.

Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams 4 Norgate , 14 Henrietta-Street Covent - Garden in London ; für Nord- Amerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem "Wege des Buchhandels werden durch den Commis- sionär der literar, -artist. Anstalt des Mu- seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be- fördert.

M V

11 \

Siebzehnter Jahrgang.

1870.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

Febrnar.

Wissenschaftliche Mittheilungen.

Ueher einen Wollteppich in der Sammlung der Gewebe im germanischen Museum.

(Mit 1 Tafel Abbildung.)

Unter den interessanten älteren Geweben in der Sammlung des germanischen Museums befindet sich ein grofses Bruchstück eines wollenen Teppichs von hohem Alter, das hier einer ein- gehenden Betrachtung unterzogen werden soll.

Es sind mehrere, von einem breiten Rahmen umgebene Kreise, die einen Durchmesser von 66 Centira. haben. Die Zwickel sind mit einem symmetrischen Ornament ausgefüllt, mit einem Thierkopf in der Mitte, aus dessen Maul und Stirne das Ornament herauswächst. In jedem Kreise ist ein fliegender Greif dargestellt, der einen Stier ergriffen hat und davonträgt; auf dem Rücken des Greifs steht ein Vogel. Der umfassende Kreisrahmen besteht aus zwei Borten, die mit kleinen Kreisen besetzt sind, und einer Reihe von umgeschlagenen Blättern in der Mitte, aus denen Stiele mit Beeren hervorgehen. Wo zwei Kreise sich treffen, sind kleinere Kreise eingelegt, die aus einem Blätterrahmen bestehen, in dessen Mitte ein hori- zontalliegender Thierkopf sich befindet, aus dem vier Ranken hervorgehen. Eine schmale Borte mit Rosetteben, dann eine breite mit Thierköpfen, aus denen Ranken herauswachsen und sich aneinander schliefsen, bildet den Abschlufs unten und an der einen Seite. Ob noch eine abermalige schmale Borte diese breitere abschloß, läfst sich nicht mehr erkennen; dagegen zeigt, obwohl die obere Borte vollständig fehlt, die Anordnung

des Zwickelornamentes, dafs dasselbe kein quadratisches, son- dern ein dreieckiges stets war, dafs also der Teppich ursprüng- lich blos ein Streifen war und wahrscheinlich nur an dem obe- ren Ende noch eine ähnliche Borte hatte wie unten, die wir auch hier auf der Zeichnung ergänzt haben. Ueber das Detail der Zeichnung des Musters, über die Art der Stilisierung sind wol weitere Bemerkungen durch die beiliegende Zeichnung über- flüssig, die das alles deutlicher ausspricht als Worte. Was die Farbe betrifft, so ist die Grundfarbe wol ehemals weifs (oder Naturfarbe der gebleichten Wolle) gewesen ; ob einzelnes gelb war und jetzt verblichen ist, läfst sich nicht mehr ent- scheiden. Die in kleine Dreiecke zerlegten Hintergründe sind theils grün und braun, theils blau und roth, ebenso die Orna- mentranken. Die Conturlinien sind zum Theil roth, zum Theil braun.

Was die Art der Anfertigung betrifft, so ist sie den späte- ren Gobelins ähnlich. Es sind leinene Schnüre der Länge nach gezogen und um diese die gedrehten Wollfäden derart herum- gewunden, dafs beide Seiten vollständig gleich schön und glatt sind. Es ist ein Gewebe im eigentlichen Sinne, da nicht die Fäden der ganzen Länge nach gehen, noch brochiert sind, son- dern jeder einzelne Faden ist wol mit der Spule an seine Stelle geschoben und nur so lange, als es die Zeichnung erfordert. Die Arbeit ist vollständig aus freier Hand hergestellt, so dafs auch die Greifen der einzelnen Kreise nicht gleich sind, sondern so- wohl in den Umrissen als in der ornamentalen Stilisierung der- selben sich verschieden zeigen. Interessant ist vorzugsweise der Umstand, dafs beide Seiten des Gewebes vollkommen gleich

35

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

36

sind ; dafs es also so gearbeitet ist, um freihängend an beiden Seiten gesehen zu werden.

Was Ort und Zeit der Entstehung anbelangt, so hat zwar Bock die Meinung ausgesprochen, dafs es heimischen Ur- sprunges sei und dem 12. Jahrb. angehöre; wir können jedoch diese Ansicht durchaus nicht theilen. Die Behandlung der Hintergründe, die Stilisierung des Ornaments, die orna- mentale Behandlung der Thiere scheint uns an den Orient zu erinnern, und wir vermuthen, dafs der Teppich im 10. oder 11. Jahrb. in Byzanz entstanden ist, wenn er nicht einer noch frü- hern Zeit angehört und in Asien gefertigt wurde, da uns der Charakter des Ganzen einigermafsen an Persien erinnert.

Nürnberg. A. Essenwein.

Lateinische Reime des Mittelalters.

II.

Eine eigenthümliche Abart dieser Dichtungen, welche uns hin und wieder begegnet, besteht darin, dafs die rythmische Strophe mit einem metrischen, gewöhnlich alten Dichtern entlehnten Verse schliefst. So findet sich in der Wiener Handschrift 883, f. 43 ein langes Gedicht, Proteus betitelt, welchen Titel die erste Strophe erklärt :

Protheus huic sapias nomen quod scripto do, Varias sententias hie quia corrodo, Protheus in formulas quo se vertit modo, Quo teneam vultus mutantem Prothea nodo?

versus. (Horat. Ep. I, 1, 90.) Ich habe angefanger, das lange moralisierende Gedicht ab- zuschreiben ; allein es ist gar zu langweilig und inhaltsleer. Die letzte Strophe lautet :

Ex dictis Oracii possent ampliora Paradoxa colligi, si daretur hora. Sed quia fastidii mater extat mora, Ergo legas grana que noveris utiliora. Durch die Umstellung: grana legas, wird der Vers ver- bessert; aber woher er genommen ist, weifs ich nicht. Von einer andern Hand desselben vierzehnten Jahrhunderts folgt ein nicht minder langweiliges Gedicht derselben Art, aber mit anderem Strophenbau. Der Anfang lautet: 0 vos quos antiquus hostis Fallit, nee errorem nostis,

Invalidi in lite, Qui peccatis adheretis Et a vobis removetis Eterne regem vite : Ad mea deeepti iuvenes preeepta venite.

Ovidius. (Rem. Am. 41)

Etwas mehr der Mittheilung werth ist ein, etwa im An- fang des 14. Jahrhunderts geschriebenes Gedicht der Art auf f. 31. Am oberen Rande steht: Liber fratris Gumperti de Goch monachi ord. Cisterciensis, während an anderer Stelle die Handschrift als der Cisterzienser Abtei Camp gehörig be- zeichnet ist. Die Verse lauten:

In mundo degentium Multi sunt errores, Multiplex afflictio Et corrupti mores, Matrum parientium Varii dolores, versus. Nutrices tolerant fortuna urgente dolores. Juv. 6, 592. Proniores hominum Sunt ad mala mentes, Quas divellunt undique Peccatorum sentes, Carnis petulantia Quos facit amentes. versus. Sentit adhuc proles quod commisere parentes. Indulgentes plurimi Cibo delicato, Toto nisu serviunt Ventri delicato, Vivunt sine regula Ut pecus in prato, versus. Est quibus in solo vivendi causa palato. Juv. 11, 11. Terrarum possessio, Sacci magnitudo, Quibus visa fuerit Magna celsitudo, Rerum sugunt copiam De fortune ludu. versus. Non missura cutein nisi plena cruoris yrudo.

Hör. A. P. 476. Eine spätere Hand hat darauf noch folgende Gnomen ge- schrieben :

Ista quatuor Romam destruxerunt seeundum Augustinum : Latens odium, iuvenile concilium, Inpunicio scelerum, commodum proprium. Septem sunt signa fatuorum :

Qui tantum minatur quod non timetur. Qui tantum iurat quod ei non creditur. Qui tantum dat quod depauperatur. Qui se tantum negligit, quod ab aliis negligitur. Qui de re quam emendare non potest, affligitur. Qui rem impossibilem sibi facere nititur. Qui credit quod verisimile non est vel non videtur. Septem vicia sive incurialitates. Loquacitas nimia in convivio. In paupertate alterius derisio. Beneficii aeeepti oblivio.

37

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

38

Inter extraneos presumpcio.

Inter socios et amicos elaeio

Contra utilitatem coramunem concilii occultacio.

Cum necessitas exigit obduracio. Septem virtutes sive curialitates.

In privato sobrietas.

In publico hilaritas.

Inter socios benignitas.

In infortunis iocunda liberalitas.

Inter prospera ad adversa animi stabilitas. 1 Inter extraneos affabilitas.

Inter adulantes discreta dapsilitas. Darauf folgt die schon in voriger Nummer des Anzeigers mitgetheilte Invective gegen das weibliche Geschlecht.

Heidelberg. W. Wattenbach.

Eine Handschrift über Kriegskunst aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

(Schlaft.)

In Betreff der Artillerie ist die Handschrift nicht blos in dem ihr speciell gewidmeten Theile von Wichtigkeit, sondern durch eingestreute Bemerkungen auch an andern Orten, na- mentlich im 9. Kapitel, das von der Ausrüstung der Burgen handelt. Ich rechne dahin, dafs die Böller, die um diese Zeit in der Bedeutung von Mörsern aufkamen, erwähnt werden. Der Verfasser legt, wie Graf Reinhard zu Solms hundert Jahre nach ihm, viel Werth auf ihren Gebrauch. Er meint: „denn etwan vil wirff die köstent nit so vil als ain ainiger buchsen- schus". Es rührte dies daher, weil die Böller Steine werfen, während die Büchsen „ysin oder plyin Klötzen" schössen, und dafs die Ladung für die Büchsen eine gröfsere war. Auf Spar- samkeit im Gebrauch des Pnlvers kommt es ihm aber vor Al- lem an. Er sagt mit Recht : „so jm sin pulver würde verschos- sen E sin geschlofs sturmmäfsig wer worden", so könnte sich der Feind ungehindert nähern. Nur gegen das feindliche Ge- schütz und beim Sturm soll man sich der Büchsen bedienen von vorn und von der Seite. Die Erwähnung von eisernen Kugeln (ysin Klötzen) ist insofern interessant, als uns bisher ein ZeugnÜ's für ihre Anwendung in Deutschland in dieser Zeit ganz fehlt*). Burgundische Rechnungen stellen ihre Ver- wendung für das Jahr 1472 fest, was indessen nicht ausschliefst, dafs die gröfseren Kaliber noch viel später mit Steinen schös- sen. Auch hier werden nur kleinere Kaliber gemeint sein, da die Burgen nur mit diesen ausgerüstet waren, hauptsäch- lich Terrasbüchsen, von denen die Handschrift auch eine Zeich- nung gibt. Schlangen und Kartaunen, die um die Mitte des

*) Das Zeughaus - Inventar von Nürnberg von J. 1462 weist noch keine nach.

Jahrhunderts in Deutschland auftreten, werden in der Hand- schrift noch nicht erwähnt. Mit Steinen warfen nach dem 9. Kapitel aufser den Böllern nur noch die „buchen büchsen", of- fenbar Büchsen aus Buchenholz, welche nur zur Bestreichung der Gräben angewendet werden. Ich habe sie sonst nirgends unter diesem Namen gefunden.

Zum Werfen von Steinen werden auch „stäb schlingen" und, da die Böller hierzu noch nicht geeignet waren, zum Werfen von „springend und schlahend werffkugeln" sogenannte „werff- stöck" (Bilden) angewendet. Offenbar hat man hier den An- fang der Bomben zu erkennen, wie dies für diese Zeit auch aus anderen Quellen hervorgeht.

In Betreff des Feuerwerkbuchs enthalte ich mich näherer Andeutungen. Nur eine sorgfältige Vergleichuug mit früheren und späteren Abschriften könnte hier von Werth sein. Eine kritische Herausgabe desselben, worauf die oben genannten kei- nen Anspruch machen, wäre für die Geschichte der Artillerie und die Kulturgeschichte überhaupt sehr wünschenswerth. Die Zusätze des Textes, die sich in den zahlreichen Handschriften im Laufe des 15. Jahrhunderts einfinden, sind hierbei weniger wichtig als die Zeichnungen, die sich in den späteren Hand- schriften durchaus ändern und von der grofsen Regsamkeit zeugen, die auf diesem Gebiete herrschte. Der Kulturhistori- ker, der auf die Verbreitung, ich will nicht sagen auf die Er- findung, der Feuerwaffen zu Anfang des 14. Jahrhunderts stöfst und die Wirkungen davon im 14. Jahrhundert vergebens auf- sucht, würde aus den Anstrengungen, die im Laufe des 15. Jahr- hunderts gemacht wurden, um die Feuerwaffen zu einem an- wendbaren Instrument der Kriegskunst zu machen, erkennen können, wie schwierig und ganz von der Technik abhängig die Fortschritte waren, und wie die Feuerwaffen erst allmählich und hauptsächlich erst im 16. Jahrb., nach Hinzutritt einer ver- vollkommneten Handfeuerwaffe, die Umgestaltung der Kriegs- kunst bewerkstelligen konnten, während die Artillerie auf die innere Entwickelung und auf die Geschicke der Staaten gerade im 15. Jahrb. in einem an und für sich sehr unentwickelten Zustande am einflufsreichsten gewesen ist. Ihre Einwirkung auf die Taktik war indessen schon im 15. Jahrb. sehr bedeu- tend. Wir haben darauf oben bereits hingewiesen. Die Feuer- waffen waren es, welche die Wagenburgen in der Hand Ziska's zu einem so furchtbaren Kriegsinstrument machten. Es kam dann noch im Laufe des 15. Jahrhunderts dahin, dafs die Ar- tillerie sich davon emaneipierte und im Stande war, die Wa- genburgen zu brechen, dadurch die Infanterie zwang, sich ohne dieselben auf offnem Felde zu schlagen und im Verein mit einer beweglichen Artillerie aufzutreten. Ich will damit den Schweizern das Verdienst nicht rauben, die Formen und den Geist der modernen Infanterie hervorgerufen zu haben ; aber die wenigen tausend Schweizer hätten nicht genügt, wenn nicht viele tausend Deutsche, im Dienst der Wagenburg grofs ge- zogen und mit der Handhabung des Spiefses vertraut, in die Schranken getreten wären und die Taktik der Schweizer adop-

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tiert hätten, um als Landsknechte ihnen bald den Rang strei- tig zu machen. Dadurch , dafs die Franzosen nicht durch die Schule der Wagenburgen giengen, gelangten sie zu keinem na- tionalen Fufsvolk. Aber ohne Artillerie*) wäre es auch den Schweizern und deutschen Landsknechten nicht auf die Dauer gelungen, dem Fufsvolk eine Achtung gebietende Stellung zu geben. Die Handfeuerwaffen haben nur einen sehr geriugen Antheil hieran.

Im Auschlufs hieran sei es uns noch gestattet, einen Blick auf die Veränderungen zu werfen, welche nach den ersten sechs Kapiteln unserer Handschrift den Burgenbau betref- fend — in Folge der Artillerie ersichtlich werden. Dieselben fixieren gleichsam die Einwirkungen, welche die Artillerie bis zur Mitte des 15. Jahrh. auf den Burgenbau wirklich aus- geübt hatte, und das ist um so interessanter, als es das erste Werk von sachkundiger Hand ist, welches sich mit Befesti- gungskunst befällst**).

Die Wirkung der Artillerie im Breschelegen war um diese Zeit noch gering, da nur die kleinern Kaliber mit eisernen Kugeln schössen, die gröfseru dagegen noch mit Steinkugeln, welche zum Breschelegen mit eisernen Eingen umlegt werden. Die Mauerbefestigung herrschte daher noch durchweg. Der Verfasser sucht indessen das Mauerwerk dem direkten Schufs schon zu entziehen, nimmt aber keinen Anstand da, wo dies nicht gut angänglich ist, das Mauerwerk einfach zu verstär- ken***). Im Uebrigen behält er den bisherigen Grundrifs bei, mit Thürmen, Erkern und Zwinger. Er legt jedoch in den Graben „gut vermurt ligend hut weren (Caponnieren) mit schüfs- löchern zu buchen büchsen-' an, um, wenn der Feind in den Graben gelangt, ihn „mit gewalt der büchsen-' wieder hinaus- zutreiben. Die Rücksicht auf überhöhende Punkte im Terrain innerhalb der wirksamen Schul'sweite erwähnt er zwar bei An- lage von Neubauten nicht, macht aber bei schon vorhandenen älteren Burgen darauf aufmerksam und will die Punkte, wo der Feind eine günstige Stellung für seine Geschütze -findet, „ab- schlaiffen" lassen, also Correcturen im Terrain vornehmen.

Er unterscheidet Burgen auf hohem und niedern Bergen und Burgen in der Ebene mit trocknen oder nassen Gräben.

Die gröfsere Sicherung der Mauern gegen den direkten Sehurs sucht er bei den Bergschlossern dadurch zu erreichen, dafs er die Umfassungsmauer auf dem Plateau des Berges et-

*) Die Genter erlagen bei Gavre 1452 der Artillerie. Mit. die- ser Sehlacht endet der ruhmvolle Antheil, den die belgischen Städte an dem Wiederaufleben des Ful'svolkes gehabt haben. Auch die Söldnerrotten der Brabanconen im 12. und 13. Jahrh., sowie manche andere Anfänge von glücklichen Bildungen deutschen Fufsvolks haben keinen Bestand gehabt, weil sie in der Artillerie noch keine Stütze fanden.

**) Der „trattato di Francesco di Giorgio Martini" (f 1506) ist späteren Ursprungs.

***) Bei vorhandenen Burgen legt er an solchen Stellen einen „terraez" (Erdanschüttung) hinter die Mauer. (9. Kapitel.)

was von der scharfen Kaute abrückt, „auf das man die mur vor dem berge nit geschiefsen muge.-' Die Mauern und Ge- bäude soll man „onder sich jn den berg brechen vnd darnider puiven-1, d. h. den Grund tiefer legen und die Gebäude niedriger machen. Günstig gelegene Stellen am Abhänge des Berges, zu denen man vom Zwinger aus leicht eine Communication her- stellen kann, soll man mit starken Mauern in die Befestigung ziehen und Büchsen dahinter legen, um den Abhang zu be- streichen.

Bei Burgen auf niedern Höhen gibt der Verfasser das Wohnhaus („di behusung") von vorn herein preis, läfst sich auf innere Abschnitte nicht ein und legt die Verteidigung aus- schlierslich in die Umfassungsmauer, deren Eingang er „mit vast dicken stareken gutten mauern wol bewaren-' will.

Bei Burgen in der Ebene, die er ganz in der Form der preufsischen Ordensburgen beschreibt, will er niedrige, aber dicke Mauern, und namentlich soll der Thurm, „der jn puwen der höcher sy", also der Bergfried, „von grund off bifs vnder das dach gelich dick vnd als vest das er starken büchsen wider- sten niuge-', sein. Die Aufsenseiten des „Burghufses vnd zwinger niuren-' sollen aufser den Zinnen mit umgehender „Wermaur', auch mit Scharten für Geschütze eingerichtet sein. Die Grä- ben sollen tief und mit Mauerwerk bekleidet sein, und die daraus gewonnene Erde soll nach aufsen geschüttet werden ; denn, sagt er, „di höchin di es da gewint die beschirmt das hufs daz man es nit nider mag geschiefsen." Auf die Idee, hinter dieser Eidanschüttung einen gedeckten Weg herzustel- len, gelangt er noch nicht. Die Zwingermauer darf nicht mit grofsen Büchsen beschossen werden können; der Graben mufs daher rings herum gehen, und die Zwingermauer von der Sohle des Grabens aufgeführt werden.

Den Eingang zum Vorhofe will er, wo es angeht, mit einem „Bollwerk- verwahren, sowohl um die Ausfälle zu si- chern, als den Rückzug zu decken. Obgleich dieser Punkt anscheinend nicht mit den Fortschritten der Artillerie zu-am- menhängt und schon vor Einführung der Feuerwaffen Berück- sichtigung gefunden hatte (die Barbacane *) der Franzosen),

*) Das Wort barbacane wird in Deutschland in Pareham (in Danzi'* urkundlich Parchim) verstümmelt und bezeichnet sowohl den Zwinger, in welcher Bedeutung barbacane auch in Italien vor- kommt, als die äufsere Thorbefestigung im französischen Sinne; (im spätem Mittelalter Bollwerk im Deutschen, Ravelin bei den Italienern). Alle diese Ausdrücke verändern bei der fortschrei- tenden Befestigungskunst ihre anfängliche Bedeutung. Ursprüng- lich war barbacane der Vorhof, dann wird aber auch die Mauer, die ihn einschlofs, so genannt, cf. Ducange II, 585. Umgekehrt wurde in Deutschland die Bezeichnung für die Mauer, welche den Vorhof einschlofs, Zingel (cingulum), und zwar verstüm- melt in Zwinger, als Bezeichnung für den Vorhof übertragen. Nachdem der Zwinger ein integrierender Theil der Befestigung ge- worden war, legte man einen neuen Vorhof vor den Ausgang, der wiederum folgerecht barbacane (in den deutschen Dichtern barbi-

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so führe ich ihn doch an, weil die Construction dieser Boll- werke oder, wie sie in Italien schon damals genannt wurden, „der Ravelini" in permanenter Ausführung den wichtigsten Fortschritt anbahnte, den die Befestigung der Städte des 15. Jahrh. machte, indem sie als die vorspringendsten Theile der Befestigung zur Seitenbestreichung ganzer Fronten durch Artillerie benutzt wurden.

Die Befestigungskunst hatte noch grofse Umwandlungen zu erfahren, bis sie durch die weiteren Fortschritte der Artil- lerie in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. zur Bastionarbefesti- gung mit ganz terrassiertem Wall gelangte. Bis dahin, und selbst bei Albrecht Dürer noch, herrscht das Polygonalsystem vor.

Garz. Köhler,

Oberstlieutenant der Artillerie.

gan) genannt wurde. Im spätem Mittelalter schützte man dessen Ausgang oder auch den des Zwingers durch ein Erd- und Bohlen- werk (Bollwerk), das auch bald permanent in Form von 1 oder 2 Thürmen und selbst ausgedehnter hergestellt wurde und den Na- men Bollwerk beibehielt, aber auch barbacane und ravelin genannt wurde. Wenn Krieg von Hochfelden S. 236 und S. 367 selbst das innere Thorhaus auf den Vorhof (barbacane) zurückführt , so liegt das darin, dal's er Alles, selbst den Zwinger, auf die Römer zurück- führen will. Dal's Zwinger nichts anderes sein sollte als Vorhof, geht aus seinen verschiedenen Bezeichnungen barbacane. outer bal- lium, baisle hervor.

Zur Geschichte des Römerzugs Kaiser Maxinülian's im J. 1507 und 1508.

Im Sommer 1507 hielt der römische König Maximilian I. einen Reichstag zu Constanz, um von den Ständen die zu einem Römerzage erforderliche Reichshilfe zu erlangen. Er erhielt die Zusage auf 3000 Mann zu Rofs und 9000 zu Fürs. Die Reichsstadt Nürnberg war angeschlagen auf 54 Pferde und 50 Mann zu Fürs. Dieselben wurden befehligt von dem nürn- bergischen Reichsschultheifsen Hanns von Obernitz und Jörg Fütterer, der die. Hauptmannschaft führte. Alexius Haller war denselben als Küchen- und Zahlmeister beigegeben. Er führte ein eigenes Tagebuch, worin er alle seine Ausgaben auf dem Zuge von Nürnberg bis in's Lager zu Trient und in's Feld bei Castelbarco verzeichnete.

Diese Aufzeichnungen sind nicht ohne geschichtliches In- teresse, namentlich für den Kulturhistoriker, der daraus unter Anderm auch die Preise ersehen wird, die damals für Lebens- bedürfnisse und andere Dinge im Lande zu Franken, Schwaben, Bayern und Tirol zu zahlen waren. Haller beginnt seine Rech- nungen mit einer Aufzählung der Ausgaben, die für seine eigene Ausrüstung erforderlich waren: Jhesus. 1507 adj. Nürmbergk dinstag vor Symonis vnd Jude.

„Item heruachvolgt, was ich Allexius Haller kuchenmai-

ster verornet von einez erbern rath zw Nürmbergk hie zu Nürmberckt hab aufsgebenn, das in mein rechnung gehört vnd mein herrn zubezallen behort aufs nottorfft in die hilft Romi- scher königlicher mayestat gen Rom."

Auf rüstigung :

„4 haubtstudell, 4 iürpug vnd 4. zeug auff 4 pferd, 3 gül- den, 18 ^% vor ein haubtketten, 3 halfftern 4 %, jtem 2 ü> 15 -&i alts, summa huius 3 gülden 7 %.

1 fl. 1 ort vor ein satell auff meiner pferd, das ich reitt, 1 ort vor ein par steigleder, 1 ort vor ein reinischen gurt, 1 % 18 i% vor ein obern gurt; das ist alles auff meiner herrn pferd kommen, das mir zukommen ist ; summa huius 1 gülden 6 & 24 \.

Item vor ander gereift 3 S. 24 .«%.

Item vor pifs, zügll, kettenn, stegreyff bezalt vnd anders master Jörgen Krefscnn sporer, thut alles 1 gülden 7 $>.

Item für ein grofs puch, darein ich mein entpfaug schreib, 1 fl.

Item schulmaster vnd den herrn allen im pfarhof, predi- ger, schaffer & vor das ampt, alfs mir hynweg zogen, vnd vor wein 2 gülden.

Item dem lieben herrn sant Sebolt vom geleut, kirchner vnd zu letz dem kirchner sant Sebolt 2 gülden zugeben."

„Jhesus. 1507 adj. 29. octobris. Anno 1507 auff fritag nach Symonis vnd Jude apostolorum sind wir zw Nürmberg aufegezogen in der hilf!' der Romischen königlichen mayestat vom reichstag, gehalten im sumer vergangen zw Costentz, z\v- erobern die keyserliche krön zw Rome, vnd sindt dyse her- nach geschriben von denn erberen zw rofs vnd zw fufs mit vns gezogen in vnnsern herrn vnd gemeyner stat solt, dinst vnd lifferung :

Herr Hans von Obernitz, ritter, schultheyfs, 6 pferd. herr Jörg Fütterer dens rathts vnd haubtmon dens zugs 8 pferd, ich Allexius Haller kuchenmaster vnd exspenditor 4 pferd, Wollff Holtschuger, küriser vnd spiser 4 pferd, Cristoff Fürer, küriser vnd spiser 4 pferd, Linhart Helt spiser 4 pferd, Hans Krel spiser 4 pferd, Hans Frey spiser 4 pferd, Pongratz Tu- cher, herrn Endres sun, Sebolt Willont, Hans Pfanmus muster- schreiber, Mich! Petz schenk vnd ander einspenig knecht; ha- ben wir gehabt 54 pferdt reysig vnd 7 wagen mit 28 pferden vnd 14 personn.

Dyse sind aufs den Erbern zw fufs mitgezogen jn der zall der 50 zu fufs vnfseren heren auffgelegt : Sebalt Storg, haubtman, Pertolt Strobel vendrich, Rochius Haller, Vlrichen sun, Sebastionn Holtschuger, Leo Schürstabb, Peter Zenner, Jörg Schopper, Gabriel Dopler, Gabriel Pefsler, Paulus Krafft, Hanfs von Locham, Sebolt Rech, Lucas Ketzell, Hanfs Loter, Claus Haler, Heintz Schwertzer furir, vnd ander vil redlicher knecht aufs der gemeyn &c, vnd sechs wagen mit 24 pferdenn, 5 haubtmon schafft, Reichelfsdorff 4 pferd, Poppenreut 4 pferd, Elterfsdorff 4 pferd, Krafftzhoff 4 pferd, Zigelstein 4 pferd,

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herrnpferd in der peunt 4 pferd, trofswagen 4 pferd, vnd zu jdem wagen sind 2 redlich kriecht verornt."

Den ersten Tag zogen sie bis Schwabach, wo sie ihr Nacht- lager hielten. Die Kosten desselben sind in der Rechnung des Küchenmeisters Alexius Haller also vorgetragen :

Kuchen : Wir haben maltzeyt gehalden , defs nachts die gereysingen bey dem Lincken sampt den trabanten vnd auder zwfell gehabt 90 mall zu 25 fy thut 9 gülden Rein, per se. Item die wagenknecht vnd wafs jn zugehört, auch 25 mall, thut 2 gülden 4 9. 5 -|. Summa huius Hfl. 30 kr. recte.

Keler : Item vor schlafftrincken der herrn vnd so sie ge- laden haben zu dem sehlafftrunck, die aufs Nürmbergk jn das gleit geben, der auff 30 person gewesen allein aufs den erbern, dyses abents vertruncken vnd vor obs, prot vnd colacion thut jnhaltz des zetl 2 gülden 6 ft 10 *%. Item in der iürleut her- berich vor schlafftrincken vnd kefs vnd prot vor und nach 2 ü 12 ,%. Summa huius 3 fl. 2 Vi kr.

Pferdt: Item bei Lincken für 31 metzen haberns zu 25 «% den metzen thut 3 gülden 25 .%. Item stalmit bej jm 7 S 12 «%. Item auff 25 wagenpferd 25 (?) metzen zu 25 ^ thut 2 fl. 4 % 5 fy. Item stalmit 5 <&. Item bei dem Becken der Krell mit seiner rott verzert vor habern vnd vertrincken vnd vor stalmit 2 fl. 7 % 5 *%. Summa 9 fl. 7 % 23 -% = 9 fl. 57 kr. 2 ,%.

Extraordinarie : 2 % turnern vnd die herberich bestalt ha- ben der stat knecht. 2 fl. zu letz *) bey Lincken vnd vor vn- lust **) aKs sich gepürt vnd vor gehalten ist worden. 4 <ft jn der andern herberich vor vnlust jn baeden bey Becken vnd jn der wagenleut herberich. 2 % 24 ^ den buttern der wa- gen vnd einkauffern vor 6 *%. 2 % dem gesindt bey Lincken knecht vnd maeiden. Summa huius 3 fl. 18 kr.

Summa sunmiarum dens nachts zu Schwobach thut 27 fl. 49 kr.

Sampstag nach Symonis vnd Jude frue zu Schwobach :

Kuchen : Item der Linck wolt vns zu Schwobach nymer speifsen, musten selbst einkauffen frue, ist fal'stag gewefsen. Item vor halbfisch, sehmaltz, bering, saltz & der pfragnerin zu Schwobarh, thut 4 fl. 17 kr. Item vor hecht vnd karpfen 2 fl. 15 kr. Item vor weinefsig zu den fischen vnd kraut 25 kr. Summa huius 6 fl. 57 kr.

Keler : 3 fl. 3 ft 8 ^ hab ich bezalt dem Lincken frue allein vor wein zu fruemall vnd vor prot vnd jn die kuchen vor holtz &c. Summa keller fruemalle 3 fl. 24 kr.

Extra hab ich gesetzt auff sambstag vt supra alles 4 fl. 15 kr.

Summa latus 14 fl. 36 kr.

In dieser Weise wurden auf dem ganzen Marsch die Rech- nungen für das Früh-, Tag- und Nachtmahl und für die übri- gen Bedürfnisse fortgesetzt.

Sie zogen über Gunzenhausen nach Oettiugen, wo sie am

*) Trinkgeld. **) Für Reinigung (?).

31. October ankamen und unter Anderm „6 S 12 Jjr, dem pri- ster, schulmaister, kirchner vnd sckülnern denfs ampts sancti Se- bastiani ex commisionie capitani" dann 1 fl. 3 ort zu letz vnd vor vnlust jn allen herberich, sind 3 gewefsen1', bezahlten.

Von Oettingen gieng der Zug über Nördlingen und Gien- gen, wo sie „der stat turnern 15 kr., zweyen pristern vnd schulmaster 9 kr., den singern jn der herberich 10 kr., dem prister, der mefs gehalten, 6 kr." schenkten, und über Au oder Nau nach Ulm, wo sie am 4. November ankamen.

Zu Nördlingen bezahlte Haller „15 kr. palbirgelt vor die herrn vnd knecht 2 balbirern."

Zu Ulm blieben sie bis zum 7. November. Den dortigen Spielleuten, die ihnen an einem Abend aufspielten, gaben sie 30 kr. und den Barfüfsern 1 fl. 32 kr. für Fische und 33 kr. für Wein und Brod, und zwar „auff anregung vnd pet gardians, der ettlich jtzt verschina jar prediger ist gewefsen zu Nürm- bergk ad minores."

Unter den Ausgaben zu Ulm werden auch verrechnet „36 kr. vor süfswein, hat der haubtman verspilt vor süfswein" und „11 kr. vor tropffwein vnd aeyer den pferden", sodann „16 kr. vor pheffer */, %, 24 kr. vor 3 tirdung jmber, 1 fl. 42 kr. vor saffran, 13 kr. vor 5 lot negeln, 15 kr. vor 6 lot zymet, 14 kr. 1 .% vor 10 S reyfs, 9 kr. vor anderhalb Zu- ckers, 5 kr. vor ein kernir, 3 fl. 9 kr. dem gewontschneider vor 6 eilen rottuchs dem koch vor ein rock vnd dem wagen- knecht zu kappen, 27 kr. machlou vnd vor weistuch."

Von Ulm gieng der Zug über Weifsenhorn nach Memmiugen, wo sie am 8. November ankamen, und am 9. November für die Küche verrechneten : „16 kr. vor hennen, 14 kr. vor vogl, 1 ent- vogl, 8 kr. vor hepfen, 8 kr. vor kraut, 9 kr. vor klein vogl, 36 kr. vor kalbfleisch, 39 kr. vor ein gantz, halb, 38 kr. vor ein gantz auff die nacht, 2 fl. 21 kr. rintfleisch, 2 fl. 4 kr. vor 46 U sehmaltz, 24 kr. vor 2 koppen, 6 kr. vor speck vnd zwi- fell, 1 fl. 6 kr. dem pecken vor kraut, mell vnd gersten, er- bes &c." Im Keller verbrauchten sie damals „2 fl. vor prot, 44 kr. vor licht, 7 fl. 29 kr. vor wein, 13 kr. vor neuen wein den herrn."

Zu Memmingen blieben sie bis zum 15. November. Am 10. November verbrauchten sie in der Küche : „36 kr. vor ein kalb, 14 kr. vor 2 wampen vnd vor drey kröfs, 42 kr. vor ein kalb, 36 kr. vor kalbfleisch auff die nacht, 1 fl. 49 kr. vor2kelber, 21/» fl. rintfleisch halben ochsen, 1 fl. 34 kr. vor fisch auff das frue- mall vnd die nacht auff der herrn tisch, den tag kein flaeisch wollen essen, 15 kr. vor vogl vnd enten, 30 kr. vorvogll vnd en- ten, 21 kr. vor hüner." Unter den Ausgaben des folgenden Tages werden unter Anderm verrechnet: ,,1 fl. 16 kr. vor 13 genfs, 42 kr. vor ein kalb, 54 kr. vor ein kalb, 3 kr. vor 2 krörs, 2'/j fl. vor halben ochfsen, 1 fl. vor fünff koppen, 1 gül- den den karteusern geben, das sie den herrn jr heylthum la- fsen sehen, vnd colacion geben auff befeig der herrn, 15 kr. allenthalben den singern und schüllern am tag Martini trinck-

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gelt." Für 2 Haasen zahlten sie 20, für 2 Koppen 22 und für 1 Henne 15 kr.

Von Memmingen marschierten sie nach Mindelheim, von da nach Erlingen und Bobiugen, wo sie vom 17. bis 20. November blieben, sodann wieder nach Erlingen und von da nach Angel- berg, wo sie vom 22. bis 30. November Rast hielten. Auf diesem Zuge liefsen sie wiederholt Messen lesen, für die der Priester jedesmal 6 kr. erhielt, und kauften zu Augsburg eine Trommel, für die sie 1 fl. bezahlten. In Angelberg wurden die Herren und Junker von der Frau von Freiberg zu Gast geladen. Dafür liefs der Hauptmann in das Schlofs 1 fl. zur Ehrung, und den Knechten und Dienern 15 kr. Trinkgeld ver- abreichen. Dagegen luden auch die Nürnbergischen überall, wo sie hinkamen, Gäste an ihren Tisch.

Am 1. December rückten sie in Landsberg ein. Hier blieben sie bis zum 16. desselben Monats. Anfangs wollte Her- zog Wolfgang von Bayern die nürnbergischen Knechte zu Landsberg nicht einlassen ; später kamen sie doch hinein, und zwar auf Ansuchen der Stadt selbst, die sich deshalb an Herzog Albrecht wendete. Dieser schickte den Nürnbergern Wildpret und zwar eine ganze Karrenladung.

In Landsberg ergaben sich für den 3. December folgende Ausgaben :

Kuchen: 2 fl. 36 kr. vor 40 % karpffen fruemall zu 4 kr., 45 kr. vor ruppen herrntisch frue vnd nacht, 36 kr. vor ren- cken vber hoff fruemall, 13 kr. protfisch auff die nacht, 1 fl. 21 kr. vor speifsfisch vber hoff auff die nacht, 34 kr. vor 13 mofs esing den tag verpraucht, 12 kr. vor kraut, 15 kr. vor erbes. Thut 6 fl. 22 kr.

Keller : 6 fl. 55 kr. vor wein den tag vber hoff, 2 fl. vor prott, 30 kr. vor licht, 8 kr. vor obs, nus. Summa 10 fl- 33 kr.

Pferdt: 7 fl. 49 kr. vor habern auff 81 pferdt, 1 fl. 42 kr. stalmit auff 81 pferdt, 13 kr. esig aeyer den pferdten. Summa 10 fl. 44 kr.

Extraordinarie : 1 fl. Rein, geben den herrn von Lantz- perck jrcn 4 statpusanern , sch;ilmeiern &c. trinckgelt, 30 kr. der stat turnern zu trinckgelt, 44 kr. zweyen wegfuren, so die wagen vnd die reysingen gefürt haben byfs gen Lantzperg &c, 6 kr. den kochen loffel zumachen, 1 fl. 4 kr. den kochen vor tuch zu schurtztügern vnd den kuchenpuben zu hemden &c.

Unter den vielen Ausgaben, die sie zu Landsberg gemacht, wollen wir noch erwähnen: „18 kr. vor drey kefs, 1 fl. vor 16 pücher pappirs zu 4 kr., 13 kr. waschgelt von tischtügern vnd hantzwellen, 9 kr. den kuchenknaben machlon von iren hemden vnd von 5 fürtügern vnd tischtügern, 16 kr. vor 2 hasselhüner, 1 fl. 30 kr. trinckgelt denl's hertzog diner vnd jheger auch dem karnmon, der das wilprat gepracbt von Mün- chen, das hertzog Albrecht vns geschickt hat, 12 kr. meinem drofser vor ein hemdt, 9 kr. vor ein par schu meinem drofser, 32 kr. bezalt dem schulmaster vnd den gesellen jm pfarhoff, haben den herrn ein loblichen bsunder vesper erst ser spat

gesungen, all's sie von dem heiligen perg*) komen sein, 13 kr. vor Wachslicht vnd got willen geben vnd dem kirchner, 1 fl. einspenigen knecht von Lantzpergk, der die herrn auff den heiligen pergk gefürt hat, 33 kr. vor 2 hecht den hern auff jren tisch, 3 fl. 28 kr. bezalt furlon ein wagen mit wein von Lantzpergk vorhyn gen Mittenbaldt geschickt, 6 kr. dem nar- ren vor (?) ein kolben, 16 kr. vor spicknadellen vnd vor 2 ey- sen famloffel **) den kochen, 1 fl. Rein, geben Hanfsen Hofl- mon zu zerung von den herren mit briffen zu Romischer kö- niglichen mayestat geschickt gen Mengingen (sie), 19 kr. vor Schreibzeug, schreibmeserlein, scherlon vnd was darzu gehört, 33 kr. vor 4 krentzkefs, 9 kr. vor ein pirekhennen, 3 fl. 40 kr. bezalt Steffann Kuilling, furmonn von Partikirchen, gefürt ein wagen mit profant von Lantzbergk bifs gen Partikirchen, 13 kr. vor ein par eysna ketten, 10 kr. vor ein par schu, 44 kr. für ain schewben saltz, 12 kr. vor 10 pücher pappirs, 12 fl. 24 kr. betzalt meister Cunradten, huffschmid zu Landfsperg, für 248 eisen zu 3 kr. allenthalben mein herrn zu rofs, hawbtleuten vnd dienern vber hoff beschlagen vnd furleuten, 15 kr. vor kraut vnd parisch ***) ruhen, '/2 fl. für hundert schinagel, 6 kr. für ein helnpartenschafft, 24 kr. für 4 koch eisere loffel, 20 kr. für ain par schuch der Elsen aus befebl des hawbtmans, 5 kr. kuchenknaben für ein par schu zuflicken, 33 kr. für 11 kalbs- fel zu 3 kr., 13 kr. dem kuchenknaben für ain hoch par schuch, 4 fl. 30 kr. haben ich vnd Pfanmus mit vnnser rott 8 pferdt meinem wirdt zu Lantzpergk, Peter Vnfridt, bezalt vor holtz, vnlust vnd letz jm vnd seinem gesindt, das er vnfs sein haufs 15 tag gelihen hat, vnfs gelegt vnd gehultzt."

Am 17. December brachen sie zu Landsberg auf, um auf Schongau zu ziehen, wo sie übernachteten. Den Hofirern, einem Vater mit drei Söhnen und einer Tochter, schenkten sie 1 fl. An allen gröfsern Orten, wo sie durchzogen, kamen Trom- melschläger, Pfeifer, Hofierer und Schulmeister mit ihren Schü- lern und Säugern herbei, um das Kriegsvolk durch ihre Kunst zu unterhalten und sich selbst ein schönes Trinkgeld zu ver- dienen.

Vcn Schongau gieng es über Ambrionf) nach Parthen- kirchen. Zu Ambdon stiefsen sie auf den Hauptmann der kai- serlichen Trommelschläger und Pfeifer und auf 300 Knechte; derselbe hofierte den Herrn und erhielt dafür 1 fl. Zu Par- thenkirchen blieben sie den 18., 19. und 20. December. Das Weib des Meisters Erhart, des Hufschmieds, lag eben im Kind- bette. Den Sohn, den sie geboren, liei's der nürnbergische Hauptmann durch Alexius Haller aus der Taufe heben und der Kindbetterin einen reinischen Gulden verehren.

Am 21. December kamen sie nach Mittenwald, wo sie Nachtlager hielten und am nächsten Tag über Seefeld nach

*) Kloster Andechs. **) Schaumlöffel. ***) bayerisch.

t) Wahrscheinlich ist hier Ammergau gemeint. Die Einöde Arnbrosi, die in der Gegend von Schongau liegt, kann es wol nicht sein.

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Zierl in Tirol. Zu Seefeld wurde ihnen in der Kirche das „helieh plut" gezeigt ; dafür verehrten sie 1 fl., und einem frem- den Trommelschlager, der ihnen vor dem Tisch hofierte, gaben sie 15 kr.

Am 23. December zogen sie zu Innsbruck ein, und am nächsten Tage waren die kaiserlichen Räthe ihre Gäste ; auch besichtigten sie das Zeughaus und das Geschütz, wobei sie 2 fi. zur Verehrung gaben.

Wie sie in Tirol gezehrt, können wir aus den Ausgaben für den Christ- oder Neujahrstag ersehen:

„Kuchen: 3 fl. 45 kr. vor ein halben ochsen den tag, 2 fl. 16 kr. vor 3 kelber, 46 kr. vor 10 kennen auff all tisch, 22 kr. vor ein urrhannen, zu Partikirchen gekauft, 1 fl. vor ein fers- lein mit gemsawilprat , zu Mittenbaldt gekaufft von dem Kra- pffen, wirt, 2 fl. 20 kr. vor fisch den herrn auff frue- vnd nachtmall, haben gest gehabt auff ein tisch haubtleut vnd kö- niglicher mayestat rett, sind fora*) vnd hecht gewesen, 1 fl. 12 kr. vor 6 koppen auff frue vnd nacht den gesten vnd auff die herrn tisch, 12 kr. vor aeyr. Summa kuchen den tag 11 fl. 53 kr."

„Keller: 11 fl. 36 kr. vor wein den tag vber hoff tag aufs- geteilt zu after- vnnder- vnd schlaftrincken, 3 fl. vor prott den tag, 22 kr. vor reynfall, 30 kr. vor licht, 14 kr. vor obs, summa 15 fl. 42 kr."

„Pferdt : 10 fl. 39 kr. vor habern auff 85 pferdt vnd 10 ochsen, 3 fl. 24 kr. stalmit auff 85 pferdt vnd 10 ochsen hew, grummat zu füterung, summa 14 fl. 2 kr."

„Extraordinarie eodem die : 8 fl. haben wir bezalt zweien furleuten von Schaingaw aus bis gen Ynlsbruck mit 8 pferden, die profant geführt haben, lfl. dedi auff befeig haubtmous. vnnsern drumschlagern vnd pfeufferen zu opffergelt vnd neuen- jahr &c. &c. Summa denfs tags 52 fl. 4kr."

Zu Innsbruck blieben sie bis zum 29. December. Aus den vielen Ausgaben, die sie hier machten, heben wir noch hervor: .,20 kr. vor 4 moTs senffts, 30 kr. opffer den gemein weybern jm frauenhaurs zu Ynspruck vnd so vns nachgezogen sein vnd noch nachzyhen, ex commisione dominorum, 30 kr. schulmaster und seinen gesellen vnd den knabeu zu einer ver- erung, [die] den herrn vor dem tisch, alfs sie gefst gehabt, ha- ben gesungen, pro honore, 12 kr. vor reinfall zu sant Johanns trunck gesegnet den herrn vnd gesellen, Skr. presenz dem pri- ster, der den herrn frue mefs hielt vnd den wein hat geseg- net, 2fl. dedi ex commisione dominorum der königlichen maye- stat lautenschloger vnd zinckenploser, master Augustin, zu opffer gelt v«d erung."

Am 29. December früh brachen sie zu Innsbruck auf. Der Marsch gieng über Matera, den Brenner, Stertzing, Miilbach und Brauneck, wo sie mehrere Tage lagen, sodann über Brich- sen, die Clausen, Botzen, Neuenmarkt, Nevis und St. Michael in's Lager zu Persen hinter Trient und zu Liffay im Burgau.

Ein Theil der nürnbergischen Pferde war dem Kaiser zuge- theilt ; der Zeug und die Herren kamen nach Trient. Vom 20. bis 29. Februar 1508 finden wir das nürnbergische Volk in den Lagern zu Persen und Trient und am 1. März 1508 im Feld zu Castelbart. *) Hier schliefsen die Rechnungen des Küchenmeisters, aus welchen wir in Kürze nur noch Folgen- des anführen:

Zu Sterzing verausgabte derselbe am 1. Januar 1 fl. als Verehrung für Herrn Jörgen von Frontspergs Pfeiffer und Trom- melschläger. Am 10. Januar brachte der Golddacher, des Kai- sers Marchalk, den Befehl zum Aufbruch. Damals lag das nürnbergische Volk zu Brauneck. Die Herrn luden den Mar- schalk und die Hauptleute derer von Augsburg, Ulm und Frank- furt zu Tische. Auch liefsen sie sich 4 Wappentafeln machen, wofür sie 18 kr. bezahlten.

Am 23. und 24. Januar waren sie zu Botzen bei dem Kaiser, dessen Hofierern und Spielleuten sie 2 fl. verehrten. Sie konnten daselbst ihr Volk nicht unterbringen; jeder mufste sich behelfen, so gut er konnte. Endlich gelang es den kaiser- lichen Furiereu, den Nürnbergeru Herberge zu verschaffen. Für ihre Mühe wurden denselben 2fl. verehrt.

In der Rechnung vom 4. Februar ist folgender Posten vorgetragen : „3 fl. 31 kr. hat Jörg Füterer haubtman verzert sampt 4 knecht, alfs er mit den haubtleuten der stet zu kayser- licher mayestat gen Trent gefordert ist worden, alfs kayserliche mayestat saut Jörgen orden aufsgeben hat vnd zu der, kayser- lichen krön gesegnet vnd sich proclamirn hat lal'sen," und un- ter den Ausgaben vom 16. Februar wird in Trient verrechnet: 1 fl. 22 kr. vor konfectiou vnd ein gemacht malfasir vnnder süfswein & zu colacion nach essens, als kayserlicher mayestat reth zu nacht mit den herrn ge^sen haben vnd die zwye herrn vusers gnädigen herrn von Bambergk haubtleut, der von Haeid- eck vnd der Schenck von Limpurgk."

Der Rath zu Nürnberg war mit Alexius Haller und Jörg Fütterer nicht recht zufrieden; er warf ihnen vor, sie seien zu verschwenderisch in ihren Ausgaben. Am Freitag nach Sebastiani 1508 schrieb er an Haller, es sei an ihn gelangt, dafs er (Hallcr) sich in Verwaltung seines Amtes mit viel über- flüfsiger Zehrung etwas lüderlicb und reichlich halte und den Trossern gestatte, bei gemeiner Küche sich zu behelfen. Am Mittwoch nach Reminiscere 1508 schrieb der Rath abermals, es sei ihm nun wiederholt angelangt, dafs ihre Zehrung und Kostung, auch all ander Wesen mit Trossern und andern Sachen so gestellt sei, dals kein Fürst oder anderer Stand demselben gleichkommen möge. Dadurch entstehe nit allein ein merkli- cher Kosten, sondern auch gegen andern Ständen, Fürsten und Städten nit ein kleiner Neid, Gramschaft und Widerwillen; dann solche Reichlichkeit werde ihm (Rath) mehr für ein Pracht und Stolz dann ein Nothdurft zugemessen.

Nach 8 Monaten kehrte das Kriegsvolk wieder heim. Die

*) Forellen.

*) Schlofs Castelbarco an der italienischen Grenze.

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Ausgaben für dasselbe während dieser Zeit betrugen 18,309 fl. IS n. 8(3. 4 hl., ohne die Kosten, die dem Rath auf den Zeug und andere Rüstung erwachsen waren.

Nürnberg. J. Baader.

Einige Notizen über arabische Stoffe, welche zu litur- gischen Gewändern im Mittelalter Verwendung fanden.

Wir haben in dem Kataloge der im Museum befindlichen Gewebe u. s. w. unser Bedauern ausgesprochen, über manche Detailfrage nicht genügend unterrichtet zu sein, noch darüber in der Literatur sichere Auskunft zu finden. In einer Rich- tung hin ist uns nun solche geworden, und wir glauben bei dem Reichthum, der noch immer an derlei Gewändern in Deutsch- land vorhanden ist, unsern Lesern diese Notizen mittheilen zu sollen. Herr Dr. Karabacek in Wien hat nämlich die Inschrif- ten einiger arabischen Stoffe in Danzig nach der Publication von Hinz gelesen und darüber an Herrn Prof. Bergau einige Mittheilungen gelangen lassen und zugleich gestattet, dafs diese in entsprechender Weise den Lesern des Anzeigers zur Kennt- nifs kommen, obwohl er selbst eine gröfsere Arbeit über das- selbe Thema zu veröffentlichen gedenkt.

Ueber den Stoff auf Taf. XXIII, Nr. 1 des Hiuz'schen Werkes bemerkt er: Die arabische Schrift (Tulut, eine Ab- art des Neschi-Ductus) in den Kreiseinfassungen der Papageien lautet: a) Aeufsere Einfassung: li-maulänä es-sultän el-melik el-'ädil el-'älim Näsir-ed-din ; b) innerer Kreis (doppelt in ein- ander geschlungen in verzierter kufischer Schrift) : Muhammed. Zu deutsch : Unserem Herrn dem Sultan, dem König, dem Ge- rechten, dem Weisen, Näsir-ed-din Muhammed. Nach dem Worte Näsir-ed-din der äufseren Einfassung steht noch die arabische Ziffer 3, welche entweder das dritte Regierungsjahr, möglichen Falls die Stoffnummer, am wahrscheinlichsten aber die Jahreszahl (70)3 nach der Hidschra, d. i. 1303 4 n.Chr., bezeichnen dürfte. Auch auf Münzen werden bei Jahreszahlen häufig die Hunderte weggelassen.

Näsir-ed-din Muhammed war mamlukischer Sultan von Aegypten und Syrien ; er regierte mit Unterbrechungen von 1293 1341. Das Gewebe kann also nicht vor 1293 fallen. Der strenge Stil, wie er in diesen Figuren sich zeigt, welche Bedeutung nun auch die Ziffer 3 habe, reichte also bis in den Schlufs des 13. Jahrh., selbst bis in das 14. hinein. Die Fabrik befand sich in Alexaudriea, in welcher die Gewänder mit dem Titel und Namen des Sultan Näsir- ed-din Muhammed gefertigt wurden. Letzere Thatsache war nach Dr. Karabacek bisher nicht bekannt; es mufs also wol dessen ausführlicher Arbeit vorbehalten bleiben, dieses nachzu- weisen.

Die Inschrift eines zweiten Stoffes (Taf. XXin, Nr. 2 bei Hinz ist in den Charakteren damit übereinstimmend. Es wiederholen sich stets die ersten Worte des Sultanstitels: es-

Sultän (e)l-'älim. Auf dem ganzen, in horizontale Streifen ge- ordneten Stücke wiederholen sich immer diese Worte, und zwar in gleicher Weise bei beiden daselbst gegebenen Stoffen. Durch die ornamentalen Streifen macht uns dieser Stoff, welcher nach Karabacek demselben Sultan angehört, zunächst auf einen Irrthum in der Bezeichnung eines unserer Gewebe aufmerk- sam. Es finden sich nämlich in den schmalen Ornamentstrei- fen kleine Thiere, mit denen der Löwe (G. 14) unserer Sammlung so genau übereinstimmt, dafs wir auch ihn, statt byzantinisch aus dem 11. u. 12. Jahrh., als arabisch und dem 13. 14. Jahrh. angehörig bezeichnen müssen. In den brei- ten Ornamentstreifen aber zeigt das Ornament so genau den- selben Charakter der Stilisierung, wie in unserem Stoffe G. 30 (Bock, liturgische Gewänder, Liefer. I, Taf. VI) dafs die dort gegebene Zeitbestimmung auch hier bestätigt wird. Die Inschriften auf den Stoffen Taf. XXX, 1 u. 2 bei Hinz lassen uns auf diese selbst und auf ihre Zeitbestimmung keinen Schlufs ziehen, da sie aus anderem Stoffe, offenbar einem ganz ähnlichen wie der vorgehend besprochene, aufgesetzt sind. Sie lauten wieder: es-Sultän (el)-'ä(lim).

Hieher gehört auch der Stoff des Pluviales (Taf. VI bei Hinz), auf welchem ebenfalls horizontale Schriftstreifen mit Ornamentstreifen von verschiedener Breite wechseln. Die In- schrift lautet daselbst: es-sultän el-melik el-'älim (der Sultan, der König, der Weise) und : es-sultän el-'älim (der Sultan, der Weise).

Während wir hier wenigstens zweierlei Stoffe haben, da wir alle genannten horizontalgestreiften Inschriftstoffe eigent- lich nur als Varianten eines und desselben Stoffes betrachten können, die sich als ägyptisch, auf der Grenzscheide des 13. und 14. Jahrh. stehend, kennzeichnen, erklärt dagegen Kara- bacek, dars der Stoff Taf. XXXII, 3 bei Hinz (Bock, liturg. Gewänder, Liefer. I, Taf. X, wo die Schriften ganz unrichtig wiedergegeben sind; Sammlung des german. Mus. G. 39) ent- schieden nicht sicilianisch -maurisch, sondern norditalienische Imitation eines ägyptischen Vorbildes ist. Die Schrift in den Zickzacks lautet: (es-)sultä(n) (e)l-'ä(lim), die in dem einen

Zickzackstreifen vorwärts und rückwärts steht, sowie: nja wa din d. i. (Nasir-ed-du)nja wa(d)-din, gleichfalls also der Name des früher genannten Sultan.

Taf. XLVII, Nr. 3 bei Hinz (Bock, liturg. Gewänder I, Taf. VIII) hat die Inschrift: iläha ill(a) alläh, el-a(mr Kul-

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luhu lilläh), d.i. Es ist kein Gott aufser Allah, alle Herrschaft ist bei Gott ; und : (li)man länä es-sultän el-meiik : Unserm Herrn, dem Sultan, dem König. Erstere Legende ist aus dem Koran und kommt auf gleichzeitigen afrikanischen Münzen sehr häufig vor; letztere wiederum des Sultans Titel. Auch dieser Stoff dürfte als eine in der Lombardei entstandene Imitation zu be- trachten sain.

Auf den flatternden Bändern bei Taf. XXV steht, immer von beiden Enden zur Mitte laufend, das Wort : (es)-sultän ; in der Mitte, für beide gemeinschaftlich : (e)l-'ä(lim).

Taf. XXVI bei Hinz hat die Inschriften, über den bei- den Seiten zusammenlaufend : sultä(n), an der Seite : el-'älim (e)l- ä(dil) „der Weise, der Gerechte." Beider Zeitbestimmung (Bnd. II, S. 97) dürfte hier richtig sein.

Sind auf beiden vorgenannten Stoffen die Schriftzüge schon bis zur Unkenntlichkeit entstellt, so ist dies noch mehr der Fall bei dem Stoffe Taf. XXIV bei Hinz, wo Karabacek nur mehr das Wort .... alläh auf der einen Bandschleife, und dasselbe zusammenlaufende Sultä(n) e(l-'ä)lim, wie auf Taf. XXV, auf der andern erkennt. Die so sehr alterierten Schriftzüge lassen die Stoffe jedenfalls als Imitationsstoffe erscheinen.

Sanctus Nemo.

Nachdem im Jahrgang 1866, Sp. 361—367 und 1867, Sp. 206 des Anz. zweiVitae S. Neminis gedruckt waren, liefs sich wohl erwarten, dafs es an weiteren Mittheilungen nicht fehlen werde, wie denn auch 1869, Sp. 39, neue Nachweise gegeben wurden. Auf einen alten Druck war schon 1866, Sp. 392, von Wattenbach hingewiesen ; später hat Herr Subrector Franck in Annweiler einen solchen wirklich gefunden und eine Abschrift desselben gütigst mitgetheilt. Allein ein erneuter Abdruck der Legende könnte nur dann gerechtfertigt erscheinen, wenn etwa eine vorzüglich alte und correcte Abschrift auftauchen sollte, welche eine besondere Beachtung in Anspruch nehmen könnte. Bis dahin wird jeweils eine kurze Nachricht genügen. Auf eine solche müssen wir uns daher auch beschränken in Bezug auf eine Abschrift der Legende, welche Herr Hugo Graf von Walderdorff auf Hauzenstein bei Regensburg einzusenden die Güte hatte. Sie ist entnommen aus dem eigenhändigen Sammel- band des Andreas presbyter, Canonicus zu St. Mang in Stadt- amhof, dessen Inhalt vorzüglich zwischen 1420 und 1427 ein- getragen ist, Cod. lat. Mon. 903 (s. Catal. Codd. latt. p. 157), fol. 113 b unter der Ueberschrift : Quantus, quis, qualis fuerit Nemo. Auch diese Abschrift kommt der 1867, Sp. 206 abge- druckten sehr nahe, welche augenscheinlich die ältere und früh verbreitete Form ist; sie ist hin und wieder besser, vielleicht ursprünglicher, aber doch keineswegs fehlerfrei. Im ersten Absatz wird eine bisher unklare Stelle deutlich, es heifst näm- lich: Primo dico: magnus erat in genere et prosapia; etiam

fuit similis Ade, qui nee creatus nee genitus sed formatus. Die Beziehung auf Adam war durch die falsche Lesung deo ver- dunkelt.

Im zweiten Absatz fehlt bei dem Citat von Job 10, 7 das störende Wort animam; es heifst: et e contrario item de manu dei audacter eripit.

Im dritten Absatz fehlt viel, was doch wol hier nur aus- gelassen ist, da eine ganze Reihe schöner und naheliegender Nemostellen sonst unberücksichtigt geblieben wäre; aber der Schlufs ist hier besser und nicht durch die unpassende Ein- schiebung der Geschichte von der Ehebrecherin gestört. Er lautet :

Sanctus ille Nemo magnus fuit in audacia, quia cum Ju- dei non audebant manus mittere in Jesum, ille cepit eum et ligavit, unde: Nemo misit in illum manum. In fine videns ille sanctus Nemo vana huius mundi, relinquens terrestria ascendit celestia iuxta illud ewangeliste: Nemo ascendit in celum. Quod nobis patrare dignetur qui plus dat quam sibi prebetur.

Die Fugger und Peter Vischer's Gitter.

Ueber das oft besprochene, aber leider nicht mehr vor- handene kunstreiche, von Peter Vischer und seinen Söhnen ge- gossene Messinggitter, das den westlichen zur Hegung des Stadtgerichts bestimmten Theil des grofsen Rathhausaales zu Nürnberg von dem übrigen Räume desselben abschlol's, bleibt nach den Mittheilungen Herrn v. Soden's in seinen Beiträ- gen etc. a, 1855, S. 362 365, und Herru Joseph Baa- der's im ersten Heft seiner Beiträge etc. a. 1860, S. 25 30, kaum mehr etwas zu sagen übrig, da die Geschichte dieses viel bewunderten Kunstwerks von seiner 1530 geschehenen Uebernahme durch den Rath, die Kosten des Ankaufs und der völligen Aufstellung, die sich mehrere Jahre hinauszog, seine einzelnen Bestandtheile, endlich der Verkauf im Nov. 1806, worauf es verschwunden ist, in diesen beiden Schriften eine eingehende und erschöpfende Darlegung gefunden haben. Dafs es ursprünglich nicht für Nürnberg, sondern für die Fugger zu Augsburg bestimmt war, ist bekannt; wie es aber von die- sen dem Meister Peter Vischer oder vielmehr seinen Hinter- bliebenen wieder heimgegeben und zu freier Verfügung gestellt wurde, ist es noch nicht. Es soll daher in Folgendem der hier- über zwischen den Peter Vischer'schen Erben einerseits uud den Fuggern andererseits getroffene Vergleich mitgetheilt wer- den.

„Dafs auff dato vor uns in sitzendem Gericht persönlich erschienen sind, erstlich Caspar Menzinger, Jörg Weyler ge- nannt Schussler, vnd Jörg Reydlock, alle drey weilund Meister Peter Vischers Rothschmids des alten Burgers zu Nürnberg seligen verordent Testamentarii, zum andern Hanns Vischer, Kungund Schweykerin sein Hausfrau, Jakob Vischer, Helena sein Eeweib, Paulus Vischer, Barbara sein Eefrau, Margret

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Vischerin und Jörg Ringler ihr Eewirt, des itztbenannten Pe- ter Vischers des alten, Rothschmids seligen, Söhne, Schnur, Töchter und Tochtermann, zum dritten Barbara weilund Peter Vischers des jung (so des alten obbemelten Peter Vischers Sohn gewest ist) verlassene Wittib und mit ihr bede obgemelte Caspar Menzinger und Hanns Vischer, auch Hanns Behaim als als Testamentarii und Vormund des nächstgemelten Peter Vi- schers des Jüngern aufgerichten und gethanen Testaments und verlassen unmündigen Kinder, mit Namen Barbara, Margaretha, Joseph, Ursula, Magdalena und Anna, Geschwistergit, und zum vierten Ursula Vischerin , weilund Hermann Vischers verlassene Tochter , jtzund Paulus Behaims Eefrau, und derselbig ihr Ee- wirt mit ihr, alle des obernannten alten Meister Peter Vischer des Rothschmids seligen Erben, auch obgemelter Testament Vollstrecker und angezeigter Personen Vormünder, und haben alle samentlich sonderlich und ein jglichs für sich selbst auch für sie all ihr Erben und Nachkommen öffentlich verjehen und bekannt :

Als weylund die edeln und vesten Herren, Ulrich der alt, Georg und Jacob die Fugger, Gebrüder, selig, zu Augsburg, dem oben ernannten Meister Peter Vischer dem alten, Roth- schmid seligen zu Nürnberg, ein messings Gitter und Werk, welche er für ihr, der Herren Fugger Capell im Closter zu Unser Lieben Frauen Brüder zu Augsburg, machen hat sollen, ange- dingt und ihm darauf und daran vierzehenhundert sieben und dreifsig Gulden Reinisch, eilf Schilling acht Haller also bar ge- liehen und bezalt haben, an welchem messingen Gitter und Werk auch ernannt Meister Peter Viseber der alt selig in seinem Leben etwa viel Stück gössen und gemacht hätt, und aber darnach zwischen den ernennten Herrn Fuggern seligen, auch seither den edeln und vesten Herren Raymunden, Anthonien und Jeronimusen den Fuggern, Gebrüdern und Vettern, als Erben der vorgedachten Herren Ulrichen, Georgen und Jaco- ben seligen, und ernanntem weilund Meister Peter Visehern Rothschmid dem alten seligen, auch ihrer aller oben gemelten wegen, Irrungen, Mifsverstandnussen und Zwietracht unter an- derm dergestalt vorgefallen weren, dafs die mehrgedachten Herren Fugger selig und die bestimmten Herren Raymuudus, Anthonius und Jeronimus die Fugger vermeint haben, dafs solch Gitter und Werk dermassen nit, wie dasselb durch Mei- ster Peter den alten seligen vorgenommen und angefangen worden und darnach ferner vollbracht hätt sollen werden, ver- dingt worden seyn soll, defshalben dann also das mehrgemelt messing Gitter und Werk nit ganz ausgemacht noch vollendet worden, sondern unvollzogen blieben war, dafs dem allen nach sie alle die obbemelte sich mit den mehrbestimmten Herren Raymunden, Anthonien und Jeronimusen den Fuggern, Gebrü- dern und Vettern, solchs Gitters und Messinggezeugs, auch be- melter Irrung halben dermassen gütlich und freundlich mit ein- einander vertragen und vereint haben, dafs die gedachten Her- ren Fugger und all ihr Erben und Nachkommen solchs ver- dingnus des gemelten messingen Gitters und Werks halben mit

und gegen Meister Peter Vischer den alten Rothschmid durch die mehrgertachten Herren Ulrichen den alten, Georgen und Jacoben Fugger selig geschehen, gegen ihnen allen und iegli- lichen und sonst männiglichen von ihnen, ihrer aller Erben, und des gedachten Meister Peter Vischers des alten seligen wegen, allerding gänzlich und gar ledig, auch dasselb gitter und Werkzeug ganz nit zu nemen, noch das weiter ausmachen zu lassen, verbunden sein, darzu nit allein, um das alles, son- dern auch ferner um ganz weiter Bezalung über die vierzehen- hundert sieben und dreifsig Gld. eilf Schilling acht Haller, der- gleichen sonst kein weitern Costen, Nachtheil, Schaden, noch Interesse von defswegen, dafs sie, die Herren Fugger und ihre obernennt Vater auch Vetter selig solch Gitter und Werk nit nemen, auch ausmachen haben lassen wollen, noch sonst in einig ander Wege, weder wenig oder viel angesucht, noch an- gelangt werden sollten, noch möchten, und dafs auch herwie- derum sie alle oben gemelte anstatt Meister Peter Vischers des alten seligen weder um die angezogen bezalten vierzehen- hundert sieben und dreifsig Gld. eilf Schilling acht Haller, noch auch um dasjen, was an gemeltem messingen Gitter gemacht, und defshalben von gossem Messing und Stücken vorhanden ist, nit angezogen werden, sondern dafs sie dieselben gegossene Stück und Messing, was zu solchem angedingten Gitter gehört hat, ihres Gefallens ferner vergiefsen, verbrauchen, verändern und verkaufen, auch sonst allenthalben damit thun, handeln und vornemen sollten und möchten, wie mit andern ihren eigen Hab und Gütern, Darauf sie versprachen und sagten zu, sie alle obgemelte samentlich und ein jeglichs insonderheit wissent- lich und wolbedächtlich, dafs weder sie, ihr Erben noch sonst jemand von ihren, auch weilund gedachts Meister Peter Vi- schers des alten wegen, solchs angedingten messingen Git- ters, auch einiger weiter Bezalung halben, über die bezalten vierzehenhundert sieben und dreifsig Gld. eilf Schilling, acht Haller, darzu um einigen Costen, Nachteil, Schaden oder Interesse, den gedachter Meister Peter Vischer Rothschmid der alt selig oder sie solchs unverteidigten und nit genommen mes- singen Gitters oder sonst derhalben in einig ander Weg, wie die immer erdacht möchten werden, erlitten oder erleiden mö- gen hätten, weder zu den mehrgedachten Herren Raymunden, Anthonien und Jeronimusscn den Fuggern, allen ihren Erben und Nachkommen, noch sonst jemand andern von ihrent und ihrer vorgemelten Vater und Vetter wegen, ganz kein Anspruch, Fordrung oder Klagen suchen, brauchen, haben sollten noch möchten, wenig oder viel, auch weder mit noch ohne Recht, au ganz keinen Orten noch Gerichten, dann sie sich solchs und sonst aller und jeglicher anderer Behelf, Vorteil und Einred, die sie immer defshalben haben könnten oder möchten, gänzlich und gar jetzt als dann und dann als jetzt in der besten form gegen ernennten Herren Fuggern, ihren Erben und Nachkom- men, verzigen und begeben, auch die um das alles und jeg- lichs in der besten und beständigsten Form und Mafs, wie sie das nachdem Rechten zum kräftigsten thun sollten, könnten

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und mochten, frey quit ledig und los gesagt haben wollten, alles in Kraft dieses Briefs, auch getreulich und ungefärlich. Actum und Urkund erteilt in Judicio, 2. post vincula Petri den 2. Augusti 1529." (Lit. 44, fol. 60.)

Nürnberg. Lochner.

Deutscher Gesang wird den Schülern verboten.

Im Herbst 1580 sollte zu Nürnberg ein Churfürstentag gehalten weiden. In der Erwartung, bei dieser Gelegenheit gute Geschäfte zu machen, schlichen sich viel fremde Bettler, fahrende Schüler und anderes herrenloses Gesinde in die Stadt und Vorstädte und deren Umgebung. Der Rath liefs sie alle ausschaffen oder gefangen nehmen. Ueberhaupt sollte das Bet- teln während des Churfürstentages gänzlich unterbleiben; nur den Schülern der städtischen Lateinschulen sollte das Singen vor den Bürgershäusern gestattet werden. Die hierauf bezügliche Stelle des Rathsmandates lautet also:

„Was aber rechte Schuler seien, die allhie in die Lateini- schen Schul gehen vnd sich der Almusen gebrauchen, auch der- wegen rechte Schulzeithen haben, denen ist zugelassen, in der wochen au Sambstagen, Sontagen, Donnerstagen vnd Freytagen vor der Burger Heusern mit höchster bescheidenheit zusingen, doch sich keiner andern dann Lateinischen Respon- sorien vnd Gesang, die in Schulen vnd Kirchen zugelassen seyn, zugebrauchen; aher alle andere Teutsche geseng seyen in Zeit dises Churfürstentags *) eingestellt**). Vnd sol- len sie, die Schuler, nit eintzig, sondern je jren zwen mitein- ander vor den Heusern singen vnd sich vber eine halbe stund nach dem garaufs zu abents solch singens nit mehr gebrauchen, vnd aufserhalben desselben sonst meniglich vnbelestig sein, vnd zu der straff vnd Verweisung der Stat in keinen weg vrsag ge- geben. Darnach wisse sich meniglich zurichten und vor scha- den zuhüten.'1

Decretum in ConsUio 20. Augusti 1580.

*) Derselbe kam nicht zu Stande, sondern wurde wieder ab- gesagt.

**) Der Rath hatte schon früher ein Mandat ausgehen lassen, wodurch ihnen verboten wurde, lateinische oder deutsche Gesänge zu singen, ,,die auf leichtfertige weis vnd ton, den weltlichen lie- dern gleich, gemacht" und in den Kirchengesangbüchlein nicht enthalten waren. Uebrigens gab es gar Viele, die Briefe und Zet- tel ausgaben, vor den Häusern lateinische und deutsche Gesänge und Lieder sangen, aber in keine Schule kamen, nichtsdestoweni- ger jedoch an den Sonntagen und an andern Tagen „den rechten Schülern, alldieweil sie der Schul und Kirchen auswarten, vorlau- fen und ihnen die pfenning vnd das brot entziehen."

Hier wollen wir gleich ein paar Stellen aus einer Ordnung folgen lassen, die der Rath unterm 24. Juli 1588 wegen des Singens der Schüler und wegen der Sprecher erliefs, die sich bei den Hochzeiten einschlichen*).

„Vnd haben jre Erbarkeiten hierauff der Schüler halben in den vier Lateinischen Schulen allhie erstlich nachvolgende fürsehung vnd Verordnung gethan , dafs hinfüro in denselben vier Schulen drey vnterschiedliche Rotten vnd in einer iedli- chen Rott zehen Schüler, die des täglichen Almusens als pau- peres nottürfftig seyen, vnd demnach zwen aufs denselben mit Körben zu dem Brot, vnd zwen mit eissenen Püchsen zu dem geld bestellt vnd aufsgeschossen, welche Schüler täglich zu ge- wisen stunden ausserhalb des Sambstags iu denen jnen fürge- schriebenen vnd angewisenen gezircken in der Stadt vor den Häusern singen vnd das Almusen suchen sollen. Vnd will sich ein erbar Ratbe zu gemeiner Burgerschafft versehen, ein ieder in Sonderheit werde sich aufs göttlichem befelch vnd christ- licher liebe vnd treue nach gelegenheit seins Vermögens mit milter handreichung vnd mittheilung des Almusens gegen den armen Schülern zuerzeigen wissen, auff dafs die arme vnver- mügende Jugend zum studirn in dem heiligen wort Gottes desto fruchtbarer vnd besser befürdert vnd vnterhalten werden möge. Welche aber nichts zugeben haben, die sollen die singende Schüler vor ihren häusern nicht lang oder vergeblich auffhal- ten, sondern sie mit bescheidenheit abweisen, daneben auch an- dern Bettlern vnd Störtzern, welche sich singens vnd betteis vor den häusern vnd sonst anmassen, dasselbig gar nicht ge- statten , sondern von ihnen abschaffen. Dann aufserhalb ietztgemelter dreyer Rott der Schüler will ein erbar Rathe hiemit meniglich, es seyen Manns- oder Weibspersonen, so wol auch den Schülern, jungen Kindern, Knaben vnd Maidlein**), hiemit gäntzlich vnd ernstlich verbotten haben, inu diser Stadt vor den Häusern vnd auff den gassen weder zusingen, zu bet- teln, an den häusern von pettelns wegen anzuleuten, noch sich in die häuser einzuschlaichen etc."

„Weiln sich auch bifshero auff den Hochzeiten in den Wirtshäusern die Sprecher, Bettler vnd ander leichtfertig ge- sind befunden, welche neben geistlichen vnd weltlichen Sprü- chen vnd Gesprechen auch leichtfertige vnd schambare Lieder vnd reimen vor meniglich vngescheucht zusingen, zusprechen vnd sonst in ander weg des ßettelns pflegen, demnach will ein erbar Rathe dasselbig singen, sprechen vnd betteln hiemit gäntzlich abgeschafft vnd verbotten haben, bey straff von ieder verbrechung 6 gülden, welche nit allein die Singer vnd Spre- cher, sondern auch die wirt, so dieselben, es seyen Singer, Sprecher vnd Bettler, eingelassen haben vnd derwegen gerügt werden, vnnachlessig zubezalen schuldig sein sollen."

Nürnberg.

J. Baader.

i Vgl. Waldau, vermischte Beiträge zur Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 4, S. 481.

**) Diesen wurde das Singen vor den Häusern auch schon frü- her verboten.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sche Buchdroekerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1870. J\? 2. Februar.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Februar 1870.

Nachdem mit dem Jahre 1869 die Frist abgelaufen war, für welche Se. Maj. der König vonPreufsen unserer Anstalt einen jährlichen Beitrag von 500 Thalern zugesagt hatte, wurde von Sr. Maj. unterm 9. Febr. d. Js. derselbe Betrag für fernere drei Jahre aus der Schatullkasse verwilligt.

Herr Prof. Dr. E. Du mm ler in Halle hat, wie das nachfol- gende Verzeichnifs ausweist, unserer Anstalt durch ein Geschenk von 60 Thaler erfreut. Aus Heidelberg geht uns die angenehme Nachricht zu, dafs die bereits erwähnten Vorlesungen nicht nur gut besucht sind und einen ansehnlichen Ertrag versprechen, son- dern dafs dieselben auch Veranlassung gegeben haben, dafs dort eine bedeutende Anzahl neuer Freunde und Förderer unserem Museum gewonnen wurden, wie eine in Umlauf gesetzte Subscrip- tionsliste, welche uns zur Zeit noch nicht vorliegt, demnächst be- zeugen wird. Unter den Namen, die heute das Verzeichnifs neu verwilligter Jahresbeiträge aufweist, erblicken wir mit Vergnügen auch den des Herrn Professor Waitz in Göttingen, welcher in einem sehr freundlichen und anerkennenden Schreiben gerade die erfolgte Statutenänderung als Veranlassung seines Beitrittes an- gibt, und somit uns aufs Neue zeigt, dafs dieselbe in gelehrten Kreisen Billigung gefunden hat.

Leider hat unser Gelehrtenausschufs schon wieder eine Lücke erhalten, indem ihm Herr Kanzleirath a. D. Vofsberg in Berlin durch den Tod entrissen wurde.

Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz- ten Verzeichnisses folgende angemeldet:

Von Privaten: Eichstätt. Dr. Franz Dirnberger, Dom- dechant, 2 fl. Göttingen. Dr. G. Waitz, Universitätsprofessor, 3 fl. 30 kr. Grimma. Dr. Giemen, Professor, 1 fl. 10 kr. (statt früher 1 fl.), Dr. Dietsch, Rektor, 2 fl. 20 kr. (statt früher 1 fl. 45 kr.) Linz. Franz Kaltenbrunner, Kaufmann, 3 fl. Mannheim. Dr. Gerlach 3 fl. 30 kr. Neu-Ruppin. Dr. med. Julius Jacoby 1 fl. 45 kr. Plauen. Heinzig, Gymnasiallehrer, 1 fl. 10 kr. , Dr. med. Königsdörffer 1 fl. 10 kr. Schleiz. Dr. Fischer, Gymnasialconrektor, 17'/ikr., Schlick, Rechtsanwalt, 17'/j kr. Trier. Chr. Schmidt, Architekt, 1 fl. 45 kr. Zürich. Heinr. Damert, Architekt u. Beamter d. Schweiz. N.-Ost- bahn, 1 fl. 52 kr. , Lasius, Professor der polytechnischen Schule, 2fl. 20 kr. Zweibrücken. Brandstetter, Vicar, 1 fl., Dingler, Ap- pelgerichtsrath, 2 fl., Hahn, Gymnasialprofessor, 1 fl., Petersen, Pfar- rer, in Ernstweiler 1 fl. 10 kr., Reeb, Gymnasialprofessor, 1 fl., Stich- ter, Gymnasialprofessor, lfl. 10 kr., Tegeler, Fabrikdirektor, 1 fl. 45 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Privaten: Halle. Dr. E. Dümmler, Universitätsprofessor, 87 fl. 30 kr. Zürich. Sammlung in einer Gesellschaft 2 fl. 55 kr.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu:

I. Für die kunst

18.

Kupferzeit

Jhdt. nebst 2 Abdrücken

und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 5943 5960.) H. Bruckmann: 2 gestochene Kupferplatten vom Linnig. Dr. Oidtmann's Glas-

malerei: 6 auf Glas eingebrannte Photographieen nach neueren Kunstwerken. Mannheim. Alterthums verein: 8 Gybsabgüsse von eingemauerten Skulpturen am Thurm der Stephanskirche zu Ladenburg. München. Kreitmayr, Gypsformator: Gypsabgufs eines verzierten Lederkästchens im bayer. Nationalmuseum. Nürn- berg. Dr. Barthelmefs, prakt. Arzt: Silbermünze Kaiser Ferdi- nande III. , 1657. R. Berg au, Professor an der Kunstgewerb- schule: 6 Leinenbesätze mit eingewebten und gestickten Verzie- rungen, 17. Jhdt. E. Freiherr von Bibra: Silbermünze des Erzbischofs Johann Hugo von Trier, 2 sächs. Groschen vom 16. Jhdt. und Kupfermünze König Philipp's II. v. Spanien. Sigm. Freih. v. Für er: Photographie nach einem Pokal des Veit Holzschuher, v. 1587. A. Gibsone, Sprachlehrer: Tiroler Silbermünze, 1645. Krack er, Bierwirth: Gröfsere Silbermünze des Markgrafen Ale- xander von Brandenburg , 1765. 2 kleinere kurpfälz. Silbermünzen, 1723 u. 1728. 1 Paderborner und 1 Aachener Kupfermünze, 1718 und 1792. Wilhelm Lorsch, Kaufmann: Kursächs. Groschen vom 16. Jhdt. Probst, Photograph: Photographie nach dem Zunftpokal des Schlosserhandwerks einer fränkischen Stadt, 17. Jhdt. (jetzt im bayer. Nationalmuseum zu München). Oldenburg. Von Alten, Kammerherr: 2 Photographieen nach einem im Moore bei Westerstede gefundenen frühmittelalterl. Schuhe. Paris. Ed- win Trofs, Kunst- u. Antiquariatshandl.: Thaler v. Corvey, 1688.

Pforta. Landesschule: Gypsabgufs eines Doppelgrabsteines zweier Kinder (?) aus dem 14. Jhdt. und Abgufs einer grofsen Console.

IL Für die Bibliothek.

(Nr. 24,747—24,925.)

Aachen. A. Jacobi & Comp., Verlagshandl.: Monatsrosen, Jhg. 1869. 8. Ansbach. Historischer Verein v. Mittel- franken: Ders., 36. Jahresbericht. 1868. 4. Arnsberg. Dr. J. S. Seibertz, Kreisgerichtsrath : Blätter zur näheren Kunde West- falens; VII. Jhg. 1869. 8. Basel. Universität: Dies., Verzeich- nifs der Vorlesungen, 1868-69, 1869 u. 1869-70. 4. Hageubach, Chrn. Friedr. Schönbein. 1868. 4. Gerlach, M. Porcius Cato der Censor. 1869. 4 Schwendener, d. Algentypen der Flechtengoni- dien. 1869. 4. Kinkelin, d. Elemente der Lebensversicherungs- rechnung. 1869 4. Rütimeyer, üb. Thal- und Seebildung. 1869. 4.

Berlin. Dr. K. Eggers: Der Schriftwart, 3. Jhg. 1869. 8. Re- daktion der evangelischen Kirchenzeitung: Evang. Kir- chenzeitung ; Jhg. 1869. 4. Redaktion des Magazins für die Literatur des Auslandes: Magazin für d. Literatur des Auslandes; Jhg. 1869. 4. Redaktion des Wochenblattes der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg: Wochen- blatt etc.; Jhg 1869. 4. Redaktion d. Zeitschrift f. preu- fsische Geschichte und Landeskunde: Zeitschrift etc.; 6. Jhrg. 1869. 8. Graf von Still fr ied, wirkl. Geheimerath und Oberceremonienmeister: Ders., Stammtafel des Gesammthauses Ho- henzollern. 1869. Imp. 2. Dr. Herrn. Stolp: Deutsche Ge- meinde-Zeitung; Jhg. 1869 4. Allgem. deutsche Verlags- Anstalt (S. Wolff): Roraberg's Zeitschrift f. prakt. Baukunst; Jhg. 1869. 4. Wiegandt & Hempel, Verlagshandl : Zeitschr. für Ethnologie etc., hsg. v. Bastian u. Hartmann ; II. Jhg., 1. Hft. 1870. 8. Bielefeld. Velhagen&Klasing, Verlagsh.: Daheim; 6. Jhg., 1.— 4. Heft. 1869. 4. Bonn. Rhein. Friedrich-Wil- helms-Universität: Aegidi, die Mainlinie. 1869. 4. Nasse, üb. die mittelalterliche Feldgemeinschaft u. die Einhegungen des 16. Jahrh. 1869- 4. Springer, die mittelalterliche Kunst in Palermo. 1869. 4. Cremans, de Jacobi Hochstrati vita et scriptis. 1669- 8. Osthoff, quaestiones mythologicae. 1869. 8. Voifs, de Wences-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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lao rege Romanorum. 1869. 8. Wintzer, de Billingorum intra Sa- xoniam ducatu 1869. 8. Nebst 51 weiteren akademischen Schrif- ten. 1869. 4. 8. Breslau. Th. Oelsner: Schles. Provinzialblät- ter (Rübezahl); n. F. 8. Jhg. 1S69. 8. Brügge. W. H. James Weale: Ders., gilde de St. Thomas et St. Luc: tableaux de l'an- cienne ecole Neerlandaise etc. 1867. 8. Cur. Conradin von Moor, Präsident d. geschichtsforsch. Gesellsch. v. Graubünden: Ders., Geschichte von Currätien u. d. Republik Graubünden; IV. Lief. 1869. 8. Dorpat. Gelehrte estnische Gesellschaft: Dies., Verhandlungen ; V. Bnd., 4. Heft. 1869. 8. Dies., Schriften ; Nr. 7. 1869. 8. Dies., Sitzungsberichte. 1868. 8- Kaiser!. Uni- versität: 25 akademische Schriften. 1868 u. 69. 4. 8. Dres- den. Dr. Herrn. Dunger, Gymnasialoberlehrer; Ders., über Dia- lect u. Volkslied des Voigtlands. 1870. 8. Ferdinand Nitze, Privatier: Ders., für Heraldik, Genealogie u. Sphragistik ; Heft I. II. 1859. 8. G. Schönfeld's Buchhandl. (C. A. Werner): Neuer Anzeiger f. Bibliographie etc., hsg. v. Petzholdt; Jhg. 1869. 8. Verein für Münz-, Wappen- u. Siegelkunde: Ders., Mit- theilungen; 1. Heft. 1869. 8. Dünkirctien. Comite Flamand de France: Dass., Bulletin, tome V, no. 4, Oct Dec. 1869. 1870. 8. Frankfurt a/M. Dr. Stricker: Ders., Frankfurt a/M. u. die Franzosen. 8. Sonderabz. Graz. Redaktion der Öster- reich. Gartenlaube: Oesterreich. Gartenlaube; IV. Jbg., 1869, 1.— 4. Heft. 4. Halle. Dr. J. Zacher, Univers. -Professor : Zeit- schrift f. deutsche Philologie; II. Bnd., 1. u. 2. Heft. 1869. 8. Hannover. Architecten- u. Ingenieur-Verein: Ders., Zeit- schrift etc.; Bnd. XV, 1. 1869. 4. Heidelberg. Redaktion der Heidelberger Jahrbücher: Heidelb. Jahrbücher d. Literatur; Jhg. 1869. 8. C. Winter'sche Universitätsbuchh. : Treehsel, d. protestantischen Antitrinitarier vor Faustus Socin; 1. u. 2. Buch. 1844. 8. Sack, Geschichte der Predigt in der deutschen evang. Kirche etc. 1866. 8. Dittmar, d. deutsche Geschichte; 6. Aufl. 1869- 8. v. Reichlin- Meldegg, d. Rastatter Gesandtenmord. 1869. 8. Völter, histor. Atlas; 6. Aufl. 2 Abtheil. 8 Innsbruck. Re- daktion d. kathol. Blätter aus Tirol: Kathol. Blätter a. Ti- rol. 1869. 8. Köln. Du Mont- Schauberg'sche Buchh. : Or- gan f. cbristl. Kunst; 19. Jhg. 1869. 4. Königsberg. Redak- tion der altpreul's. Monatsschrift : Altpreul's. Monatsschrift; 6. Jhg. 1869. 8. Leipzig. F. A. Brockhaus, Verlagshandl. : Blätter f. literar. Unterhaltung; Jhg. 1869. 4. Unsere Zeit; 5. Jhg. 1869- 8. Fürstlich Jablonowki'sche Gesellschaft: Büchsenschütz, die Hauptstätten des Gewerbefleifses im klassischen Alterthume. 1869. 8. Blümner, d. gewerbl. Thätigkeit der Völker des klassischen Alterthumes. 1869. 8. Ernst Keil, Verlagshandl.: Die Gartenlaube; Jhg. 1869. 2. Müller v. d. Werra: Sänger- halle; 8. Jhg. 1869. 4. Redaktion des literar. Central- blattes: Literar. Centralblatt ; Jhg. 1869- 8. Redaktion der Leipziger Zeitung: Wissenschaftl. Beilage der Leipziger Zei- tung; Nr. 1—86. Jhg. 1869. 4. C. G. Thieme: Numismatischer Verkehr; 7. Jhg. 1869. 4. Blätter für Münzfreunde; Nr. 17—21. 4. G. Wuttig, Verlagshandl.: Literar. Wochenbericht. 1869. 8. London. Science and Art Department: Notes and Que- ries etc.; Nr. 53—106. 1869- 8. Mainz. B. Schott's Söhne, Hof-Musikhandl.: Cäcilia. Zeitschrift f. d. musikal. Welt; Heft 21 —24. 27-38.41-79. 81—108(6.-27. Bnd.). 1826-48. 8. Roch- litz, Sammlung vorzüglicher Gesangstücke; 3. Bnd. 4- Verein z. Erforschung der rhein. Geschichte u. Alterthümer: Ders., Zeitschrift; Bnd. III, 1. H. 1868. 8. - München. K. b. Akademie der Wissenschaften: Dies., Sitzungsberichte; 1869, I, H. 4 u. II, II. 1. 2. 1869. 8. Histor. Commission bei der k. Akademie d. W. : Die Chroniken der deutschen Städte; VIII. Bnd.: Strasburg, 1. Bnd. 1870 8. Kunstgewerbe v er- ein: Ders., Zeitschrift; 19- Jhg. 1869. 2- J. Lindau er'sche Buchhandl. (Schöpping) : Mayer, d. Bayern-Buch, 1. u. 2. Halbband. 1869. 8. Redaktion der Münchener Propyläen: Münche-

ner Propyläen, Jhg. 1869. 1 5. 9 52. 8. Münster. Redak- tion des literar. Handweisers: Liter. Handweiser, Nr. 75 86. 1869. 8. Neisse. Philomathie: Dies., 16. Bericht, 1869. 8. Neutitschein. J. N. Enders, Buchh.: Die Biene; 19. Jhrg., 1869. 4. Nürnberg. Max Bach, Maler: Ders., Architektur-Skizzen aus Nürnberg; 4. Heft. 1870. 4. R. Bergau, Prof. an derKunst- gewerbschule: Ders., d. mittelalterl. Heizvorrichtungen im Ordens- haupthause Marienburg. 1869. 4. Sonderabdr. Danziger kathol. Kirchenblatt; 1869. 4. Bauer & Raspe, Verlagshandl. (Ludw. Korn): v. Eye u. Falke, Kunst u. Leben der Vorzeit, 3. Aufl., 3 Bnde. 1868 69. 4. Siebmacher's Wappenbuch, hg. v. Hildebrandt; Lief. 74. 1869. 8. Rotermund, Bildhauer: A Guide to the art collections of the South Kensington Museum. 1869. 8. Parchim. Dr. A. Freybe, Gymnasiallehrer: Herbst, eyn Brüderliche vnd Christenliche Heyliger geschrifft gegründte ermanung etc. 1524. 4. Paris. Cesar Daly, Architekt: Revue generale de l'archi- tecture ; annee 1869. 2- Institut historique : L'Investigateur; 36. annee, 1869. 8. Societe francjaise d'archeol ogie etc.: bulletin monumental; 35. vol. 1869. 8. Societe bib liographi- que: Revue bibliographique universelle; t. III. & IV. 1869. 8. Edwin Trofs, Buchhändler: Ders., der weifs Kunig. Huit plan- ches manquant dans les editions de 1775 et 1799. 1869. 2- de Hef- ner-Alteneck, serrurerie ou les ouvrages en fer forge du moyen- äge et de la renaissance. 1870. 2. Der Schwabenspiegel. Pap.- Handschrift des 15. Jahrh. 2- Quedlinburg. Redaktion des Volksblattes für Stadt und Land: Volksblatt für Stadt und Land; Jhg. 1869. 4. Seehausen i/A. Ludwig Götze, Gymnasial- oberlehrer: Ders., d. ältesten Magdeburger Zeitungen. 1870. 4.

Stuttgart. J. G. Cotta'sche Verlagsh. : Deutsche Vierteljahrs- schrift; 1869- 8. J. Engel hörn, Verlagsh.: Gewerbehalle etc.; Jhg. 1869. 4. Ed. Hallberger, Verlagshdl.: Ueber Land und Meer. 11. Jhrg. 1868—69. 2. Die illustrirte Welt ; 18. Jhrg. 1869. 2- Verlag der Frauenzeitung: Kirchenschmuck etc.; Jhg. 1869, Bnd. 25, 1-3. 8. Tübingen. H. Laupp'sche Buchhandl.: Theolog. Quartalschrift; 51. Jhg. 1869. 8. Warschau. Alexan- der Lesser: Ders., les portraits des rois de Pologne. 1860. 2.

Weimar. Dr. C. Steg mann; Kunst u. Gewerbe; Jhg. 1869. 8.

Weissenfels. G. F. Grofsmann, Verlagshdl.; Numismatische

Zeitung; 36. Jhrg. 1869. 4.

Wien. K. k. Central-Comm is-

ion z. Erforschung u. Erhaltung d. Baudenkmale: Dies., Mittheilungen etc ; 14. Jhg. 1869.4. Aka dem. Leseverein: Ders., 8. Jahresbericht, 1868 69. 1870. 8. Redaktion d. all- gem. Literatur-Zeitung: Allgem. Literatur- Zeitung; Jbg. 1869. 4. Wa llishauser 'sehe Buchhandl. (Jos. Klemm:) Jagd- Zeitung; 12. Jhg. 1869. 8. Wiesbaden. C. W. Kreidel's Verlag: Schliephake, Geschichte von Nassau; 6. Halbbnd. 1869- 8- Würzburg. Polytechnischer Verein: Gemeinnützige Wochen- schrift; Jhg. 1869. 8. Zürich. Leo Wörl'sche Verlagshndl. : Chilianeum, hg. v. Stamminger ; n. F. I. Bnd. 1. Heft. 1869. 8.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4099—4101.)

Andelfingen (Württemberg): vonWunster: Gnadenbrief Kö- nig Sigisraund's von Polen an Mathias von Drzewicza, Bischof von Cujavien, worin er die Schenkungsurkunde Conrads, Herzogs von Krakau und Lentschitz, an die Kirche von Wladislaw über die bei Zlothor auf beiden Ufern der Weichsel liegenden Gründe bestä- tigt. 1526. Pgm. Berlin. Dr. Wilh. Koner, Professor u. Uni- versitätsbibliothekar : Uebersicht der auf deutsche Geschichte be- züglichen Originalurkunden der königlichen Universitätsbibliothek zu Berlin. 832—1543. Urkundenb. Nürnberg. P. Sieghardt, Schriftsetzer : Notarialisch ausgefertigte Protestation des Jörg Kue- doiffer zu Kuedorff in Betreff eines im Eichstätter Bisthum gele- genen Gutes 1483. Perg. (Bruchstück.)

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Chronik der historischen Vereine.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XV. Jahrgang. Jänner Februar. Wien , 1870. 4.

Die vierthürmigen Kirchen in Ungarn. Von Dr. E. Henszl- mann. (Mit 10 Holzschnitten.) Der Schatz von St. Veit in Prag. Von Dr. Fr. Bock. (Mit 5 Holzschn.) Plan der Stadt Venedig aus dem XIV. Jahrhundert. Von Alb. Kitter v. Camasina. (Mit 1 Plane.) Die Pfarrkirche zu Enns. (Mit 3 Holzschn.) Die Conservirungsbauten an der Rundcapelle zu Petronell. (Mit 1 Holzschnitt.) Die Grüfte in der St. Barbara- und Jacobskirche zu Kuttenberg in Böhmen. Von Fr. Benesch. Ueber die Fra- gen, welche in der Generalversammlung der historischen Vereine Deutschlands zu Regensburg zur Besprechung gelangten. Funde im Caslauer Kreise. Ueber Patrizier, Erbbürger und Wappen- genossen. Von Dr. E. Hartmann Edlen von Franzenshuld. Die Fresken von Pisweg. (Mit 1 Tafel.) Beiträge zur Kunde der St. Stephanskirche in Wien. (Mit 2 Holzschn.) Ueber den Be- steller eines Dürer'schen Gemäldes. Von Alb. Hg. Grabstein der Frau Clara Johanna Freiin von Seherr-Thoss, geb. Gräfin von Purgstall zu Patkös in Ungarn. Von Dr. Jos. v. Bergmann. Denkmäler der Baukunst (Besprechung). Aus dem Domschatze zu Halberstadt. Von Dr. Franz Bock. Der Alterthumsverein in Wien.

Anlässig der am 3. December 1869 abgehaltenen Generalver- sammlung des Alt erth ums Vereins in Wien erhielten die sänimt- lichen Vereinsmitglieder ein interessantes Blatt mit der Ansicht des im Jahre 1529 von den Türken belagerten Wien. Die An- fertigung dieser Ansicht wird dem Nürnberger Briefmaler Hanns Goldenmund zugeschrieben. Die Copie des in der Sammlung Dr. v. Karajan's befindlichen Orginals rührt von A. v. Camesina her. Der Verein hat auch seine Abendversammlungen wieder begonnen, deren erste am 12. November stattfand. Dr. Eitelberger hielt in derselben einen Vortrag über den durch seine Illustratio- nen interessanten Znaimer Codex, der auch vorgewiesen wurde, und Dr. Hartmann Edler v. Franzenshuld besprach das Wesen der Erbbürger und Wappengenossen, mit besonderer Beziehung auf die österreichischen Städte. Bei der zweiten Zusammenkunft, welche mit der Generalversammlung zusammenfiel, recapitulierte Anton Widler, unter Vorzeigung von photographischen Ansichten, die hervorragenden Momente des Sommerausflugs. Ein weiterer Ausflug wurde am 17. October nach Klosterneuburg unternommen, wobei man mit besonderer Befriedigung die Wahrnehmung machte, dafs die von dem dortigen Stifte in Angriff genommene Restau- ration des Kreuzganges, beziehungsweise für heuer des östlichen Flügels, nicht nur eine gründliche, sondern auch eine stilgemälse ist.

Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1869. I. Heft IV ; II. Heft I. II. München, 1869. 8.

Ueber einige althochdeutsche Bruchstücke. Von Friedr. Keinz. Ueber neuentdeckte Fragmente de3 althochdeutschen Isidorus de nativitate domini. Von Conr. Hofmann. Heinrich von Pfols- peunt (nicht Pfolsprunt), Bruder des deutschen Ordens. Ein me- dizinischer Schriftsteller des 15. Jahrh., aus Bayern gebürtig. Ueber das unter dem Namen der Mechthild von Magdeburg jüngst

herausgegebene Werk „das fliefsende Licht der Gottheit" und des- sen Verfasserin. Von Preger.

Forschungen zur deutschen Geschichte. Heraus- gegeben von der historischen Commission bei der Kön. Bayer. Akademie der Wissenschaften. Neunten Bandes erstes und zweites Heft. Göttingen, Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1869. 8.

Friedrich der Grofse und Polen. Auszüge aus der Correspon- denz mit den Gesandten in Warschau u. Petersburg. 1762 66. Aus dem Nachlafs Ludwig Häussers mitgetheilt von Prof. K. Men- delssohn-Bartholdy in Freiburg. Maximilian I. in seinem Ver- hältnisse zum Reuchlinschen Streite. Von Dr. L Geiger. Das

Verhältnis des Königs Georg von Böhmen zu Papst Pius II., 1462 —64. Von Dr. H. Markgraf. Zur Geschichte und Politik Peters von Aspelt. Von Dr. J. Heidemann. Beiträge zur Kritik mit- telalterlicher Quellenschriften (Hrotsuits Gesta Oddonis, Annales Quedlinburgenses u. s. w.).

Weisthümer, gesammelt von Jacob Grimm. Sechster Theil, bearbeitet von Richard Schröder. Herausgegeben durch die vorgenannte Commission. Göttingen, in der Dieterich'schen Buch- handlung. 1869. 8. IV u. 782 Stn.

Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis in's 16. Jahrhundert. Achter Band : Die Chroniken der oberrheini- schen Städte. Strafsburg. Erster Band. Leipzig, Verlag von S. Hirzel. 1870. 8.

Zeitschrift des Vereins zur Ausbildung der Ge- werke in München. Neunzehnter Jahrgang. Fünftes bis zehntes Heft. München, 1869, Theodor Ackermann. 2.

Schmuckgegenstände aus dem 16. u. 17. Jahrh. aus dem bayer. Nationalmuseum. Von Prof. Kuhn. Decorationsweisen oberbaye- rischer Bauernhäuser. Von A. Meklenburg. Kuustbeilagen : Details zum Fuggerstübchen, aufgenommen und autographiert von G. Schneider; Schmuckgegenstände aus dem bayer. Nationalmus., desgl.; Ofen aus Nürnberg aus dem 16. Jahrh., in grünglasiertem Thon neu ausgeführt von Hafnermeister Schmidt, aufgenommen von Adolph Seder; SchloTserarbeiten aus dem 15. Jahrh., welche sich zum Theil im Nationalmus., zum Theil in Privatbesitz be- finden, autographiert von dema.; auf schwarzgefärbtem Linnen hoch- gestickter Teppich aus dem Jahr 1625 (aus dem bayer. National- mus.), autogr. von dems.

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegen- wart. Herausgegeben von dem historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg. Mit vielen Holzschnitten und zwei Plänen. 1869- Friedrich Pustet. 8. VI und 170 Stn.

In der Generalversammlung des Vereins vom 16. Dezember 1869 wurden Fundgegenstände aus altgermanischen Grabhügeln in der Umgegend von Hauzenstein vorgezeigt. Der Vorsitzende erläuterte dieselben und gab am Schlufs einen kurzen Ueberblick über die letzte Generalverammlung des Gesammtvereins der histo- rischen Vereine. In der Monatssitzung für Januar '1870 hielt Archivar Dr. Will einen Vortrag über das im 12. Jahrh. gegrün- dete Regensburger Schottenkloster zu St. Jacob. Hierauf legte der Vorsitzende einige Fragmente einer alten Handschrift von Wolfram's Parzival vor, welche Hauptmann v. Neumann bereits vor

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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mehreren Jahren aufgefunden hatte und deren gröfseren Theil der verstorbene Pfeiffer in den Schriften der k. k. Akademie in Wien herausgab. Leider scheint eines der Fragmente, welches in Pfeif- fer's Nachlafs vergebens gesucht wurde, verloren gegangen zu sein.

Sechsunddreifsigster Jahresbericht des histori- schen Vereins von Mittelfranken. 1868- Ansbach. 4.

Kloster Wülzburg. Noch einiges über die Pechthaler Ehe- haft, von Vocke. Ein paar Opfer des Bauernkriegs, von Lam- pert. Beschreibung der Kirchen und Kapellen, welche zu Ro- thenburg a/T. zu verschiedenen Zeiten abgebrochen wurden, von Merz. Die Sippe der Crophonen auf dem Nordgau, von Dr. Kropf. Kirchweihschutz, Planhüter und Platzmeister, von Vocke.

Eine Bibel in der Wmdsheimer Stadtbibliothek.

Kirchenschmuck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschö- pfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter der Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese Rottenburg. Redigiert von Pfarrer Laib und Stadtpfarrer Dr. Schwarz. XXVI. Band, erste Hälfte. Dreizehnter Jahrgang, 1869. Drittes Vierteljahrsheft. Stuttgart. 8-

Der alte Hochaltar im Stiftschore des Mainzer Doms. Zur Geschichte des Kirchengesangs in der Volkssprache. Aelteste Darstellungen der heiligen Jungfrau. Willigis-Alterthümer. Bildliche Darstellung der im Altare verschlossenen Reliquien. Zum Nordischen Kirchenschmuck. Etwas von der heil. Odilia.

Zur Sitte u. Sprache der Kirche. Die Hildesheimer Heilig- thums-Sage.

Archiv für Hessische Geschichte und Alterthums- kunde. Herausgegeben aus den Schriften des historischen Vereins für das Grofsherzogthum Hessen. Zwölfter Band. Zweites Heft. Darmstadt, 1869. 8.

Neue-Sammlang von Volkssagen aus dem Vogelsberg und sei- ner nächsten Umgebung. Dem Volksmunde nacherzählt. Von Theodor Bindewald. Die Herrn von Neckar -Steinach. Zweite Abtheilung: Die Landschadeu von Steinach; 1335 1653. Von Friedrich Ritzert. (Mit 2 Stammtafeln u. 1 Situationsplan). Zur Geschichte der Grafen von Katzenellenbogen.. Von Ernst Wörner. Das Schlofs zu Hainhausen. A'on Hofrath Wagner.

Helwichs Syntagma monumentorum. Von Dr. Baur. Das Canzelgericht zu Ober-Beerbach. Von dems. Die Gefangenschaft Philipps des Grofsmüthigen betr. Von dems.

Die Alterthümer der heidnischen Vorzeit inner- halb des Grofsherzogthums Hessen, nach Ursprung, Gat- tung und Oertlichkeit besprochen von Dr. Ph. A. F. Walther. Mit einer archäologischen Karte. Darmstadt, 1869. Gedruckt auf Kosten des historischen Vereins. 8. 115 Stn.

Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der Rhei- nischen Geschichte und Alterthümer in Mainz. Drit- ten Bandes erstes Heft. Mit 5 Holzschnitten u. 2 lithogr. Tafeln. Mainz, 1868. 8.

Das Gräberfeld am Hinkelstein bei Monsheim , einer der älte- sten Friedhöfe des Rheinlandes, von L. Lindenschmit. Der Erz- schild, von dems. Römische Inschriften, welche in u. bei Mainz aufgefunden wurden, von K. Klein. Philipp Karl von Eltz, Kur- fürst von Mainz 1732—1743, von J. H. Hennes. Mainz und seine Stellung zu Kirche und Reich während des Mittelalters, von

Franz Falk. Welchen Antheil hatte Joh. Jos. Spalla an der ersten Befestigung von Mainz? von Franz X. Geier. Jahres- bericht für 1866.

In der am 23. November 1869 abgehaltenen Sitzung des Ver- eins für Geschichte u. Alterthum zu Frankfurt a/M. hielt Prof. Dr. Creizenach einen längeren Vortrag über Frankfurter Familiennamen. Zum Schlüsse wurde eine Anfrage über die Be- deutung des in Urkunden vorkommenden Wortes „Waldschmied" dahin beantwortet, dafs darunter ein Besitzer von Eisen- u. Ham- merwerken zu verstehen sei. In der Sitzung vom 7- December erläuterte Pfarrer Dr. Steitz das von ihm früher schon vorgelegte Wittenberger Magisterdiplom des Hartmann Beyer nach Bedeutung und Inhalt und reihte hieran Mittheilungen über den Aufenthalt des Reformators Oekolampadius in Frankfurt. In der Sitzung vom 18- Januar 1870 las Dr. Allin aus einer gröfseren kunstge- schichtlichen Arbeit über eine an den Grenzen der Gothik und Renaissance liegende Kunstperiode einen Abschnitt vor, in welchem der Einflufs von Sitten und Anschauungen der damaligen Bevöl- kerung auf den künstlerischen Geschmack erörtert wurde. Hier- auf wies Oberlehrer Dr. Finger aus Anlafs geographischer For- schungen auf die Darstellungen hin, welche sich auf drei silbernen Tischen aus dem Besitze Karls d. G. befanden und eine Weltkarte, wie auch Pläne oder Abbildungen von Rom u. Konstantin opel zur Anschauung brachten. Hiezu wies Prof. Dr. Becker einerseits auf verwandte geographische Descriptionen u. Pläne, wie auch auf Abbildungen in den Reisehandbüchern des Alterthums hin, ander- seits auf das nachweislich älteste Tellurium aus der nämlichen Zeitperiode. Derselbe berichtete über die Funde von menschlichen Gebeinen in dem am Kreuzgange des Frankfurter Domes liegen- den Hofraume und knüpfte daran die Mittheilung der daselbst in einer Tiefe von 7 8 Fufs unterm jetzigen Boden jüngst stattge- habten Auffindung eines in die Ecke eines Pfeilers hineinge- rückten Steinsarges (s. Anz. Beil. Nr. 1, Sp. 29). In der nächst- folgenden Sitzung vom 1. Februar wurden die projektierte städti- sche Kunst- und Alterthumssammlung betreffende Aktenstücke vor- gelegt und näher erläutert. Dr. L. Geiger gab eine Skizze der Geschichte des hebräischen Sprachstudiums in Deutschland vom Ende des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrh.. insbesondere der be- züglichen Bethätigung Reuchlin's, seiner Vorgänger und Nachfol- ger , wozu Pfarrer Dr. Steitz weitere Mittheilungen über die da- maligen Hauptvertreter dieser Fächer, zumal unter den Juden, und Dr. Euler über die Humanisten des 16. Jahrh. und ihr un- stätes Wanderleben beifügte. Zum Schlüsse gab noch der oben erwähnte Steinsarg Anlafs zu genaueren und berichtigenden Mit- theilungen. Näheres über die gefundene Grabstätte soll das „Frank- furter Domblatt" bringen.

Mittheilungen d es Freiberger Alterthumsvereins auf das 7. Vereinsjahr 1867. Herausgegeben im Auftrage des Ver- eins von Buchdr. Heinr. Gerlach. 6. Heft. Mit einem Holzschnitt. Freiberg. 1869. 8.

Freiberg zur Zeit Heinrichs des Erlauchten. (1221 1288.) Von Cantor Hingst. Freibergs Bevölkerung im 16. Jahrhunderte. Von dems. Zur Geschichte und Wappenkunde Freiberger Ge- schlechter. Von Advocat Gautsch. Der Oberhof in Freiberg. Von Bergrath Grätschmann. Die Freiberger Berg- und Hütten- Knappschaft, ihre Kleinodien und Feste. Von Buchdr. Heinrich Gerlach. Alterthümer der Stadt Freiberg in Dresden. Von

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dems. Erbische Strafse und Erbischee Thor. Von Dr. Paul Pfo- tenhauer. — Miscellen.

Mittheilungen des Vereins für Münz-, Wappen- und Siegelkunde in Dresden. 1. Heft, nebst 2 photographir- ten Tafeln. Dresden, 1869- 8.

Mitgliederverzeichniss. Auszug aus den Jahresberichten. Die Wappen und Siegel der Städte Sachsens, Thüringens und an- grenzender Provinzen. Die Münzstätten und Münzmeister der Markgrafen von Meissen, der Kurfürsten und Könige von Sach- sen. — Versuch eines Nomenklators des sächsischen Adels.

Sechsundvierzigster Jahresbericht der Schlesi- schen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Enthält den Generalbericht über die Arbeiten und Veränderungen der Ge- sellschaft im Jahre 1868- Breslau, 1869. Bei Josef Max und Komp. 8.

Abhandlungen derselben Gesellschaft. Philos.-histor. Ab- theilung. 1868, Heft. II. Breslau, 1869. 8.

Der Reichstag zu Breslau und das Strafgericht des Kaisers Sigismund im Jahre 1420. Von C. Grünhagen. Ueber die Be- lagerung Breslan's 1806 bis 1807. Von H. Thiele.

1869 : Wilhelm von Humboldt und Stein. Von C. E. Schuck. Ds. Liegnitzer Lehnstreit 1449 1469. Von H. Markgraf. Schlesiens Landesdefension im 15., 16. und 17. Jahrh. Von H. Palm.

Nachrichten über den Kunstverein und über die Kunstausstellungen in Halberstadt, in den Jahren 1868 und 1869. Achtzehntes Heft. Halberstadt, am 15. November 1869.

Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altert humskunde. Herausgegeben von Dr. Ed. Jacobs. Zwei- ter Jahrgang. 1869. Viertes Heft. Mit einer Steindruck-Tafel (Münzabbild.). Wernigerode, 1869. 8.

Jnhaltsauszug: Ueber die Bedeutung und den Begriff des Wor- tes Dom mit besonderer Rücksicht auf Halberstadt. Von G. A. v. Mülverstedt. Das ehemalige Salzwerk zwischen Auleben und

der Numburg. Von Karl Meyer. Herzog Julius von Braunschweig als Student und gehuldigter Regent. Vom Registr. Sack. Wie es Ballenstedt in den letzten Jahren des 30jährigen Krieges ergieng. Von Dr. Fr. Hoffmann. Ritter an der Spitze der Stadträthe im 13. Jahrh. etc. Von G. A. v. Mülverstedt. Nordhausen und König Heinrich IV. von Frankreich. Von Dr. G. Schmidt. Hal- berstädter Fehdebriefe. Von J. Grote.

Blätter zur näheren Kunde Westfalens. Im Auf- trage des historischen Vereins zu Arnsberg herausgege- ben von Dr. J. S. Seibertz. VII. Jahrgang 1869. Meschede, A. Harmann. 8.

Nachrichten über die Freiheit Husten, von Seissenschmidt. Latiuisirte oder gräzisirte Familiennamen, von Kampschulte und Becker. Veldrom, von Dr. Giefers. Die Oldenburg, von Graf v. Oeynhausen. Die St. Kilianskirche zu Lügde, von Dr. Giefers. Nassau-Siegen und Westfalen, von Pieler. Die Pfarrer in Almen, von Kampschulte. Investitur-Ertheilung des Abts von Abding- hof, von Greve. Ein Gedicht aus dem 14. Jahrb., von Graf v. Oeynhausen. Sagen, Legenden und alte Gebräuche. Hallen- berg und Merklinghausen, von Dr. Seibertz. Studien über das Stift Geseke, von Kampschulte. Münstersche Familiennamen, von Dr. Tücking. Hunnenspuren in Westfalen, von Greve. Kleinere Mittheilungen.

Zehnter Bericht des antiquarisch- historischen Ver- eins für Nahe und Hunsrücken, über das Vereinsjahr 1868 —1869- Kreuznach, 1869. 8.

Bericht über einen werthvollen antiquarischen Fund im Dorfe Waldalgesheim (mit Abbild.). Mittheilung über die im letzten Winter gehaltenen Vorträge: Bücherwesen und Schriftstellern im Alterthum, von J. H. Maurer; alte Kirchen und ihre Geschichte in der untern Nahegegend, von Pfarrer Iluysen ; Altenbaumburg und Schlol's Montfort, von Pfarrer Schneeganz; Resultate der von 1858 bis 1866 stattgefundenen Aufgrabungen auf der Heiden- mauer, von Major Schmidt, die Karakaten als Bewohner der un- tern Nahegegend, von Pfarrer Heep.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

2) Geschichte der Sigambern und der von den Römern bis zum Jahre 16 n. Chr. im nordwestlichen Deutschland geführten Kriege. Von M. F. Essellen. Mit zwei Stein- drucktafeln und einem Anhange: Die Leichenfelder im Kreise Bekum betreffend. Leipzig. Verlag von Fr. Wilh. Grunow. 1868. VI, 388 Stn. 8. Mit zwei Steindrucktafeln. Kaum irgend eine der europäischen Nationen besitzt so einge- hende und anziehende Beschreibungen ihrer früheren Zustände und theilweise so klassische Schilderungen ihres Eintritts in die Ge- schichte, als die deutsche. Leider werden diese Nachrichten, wäh- rend sie mit der einen Hand vollauf geben, mit der anderen spar- sam und lückenhaft; denn die Römer, von denen dieselben zu- nächst ausgiengen, schrieben lediglich von ihrem eigenen Stand- punkte aus, befriedigten das damalige Bedürfnis, setzten vieles als

bekannt voraus , und liefsen daher eine ganze Reihe von Gegen- ständen aufser Acht, über welche uns aufzuklären und zu unter- richten wir das sehnlichste Verlangen tragen. So kommt es denn, dafs neben unzweifelhaft festgestellten Thatsachen sich zahlreiche Angaben und Andeutungen vorfinden , deren Unbestimmtheit die verschiedenartigsten Auslegungen zuläfst. Seit dem Wiederauf- leben unserer deutschen Geschichtsstudien hat man daher versucht sowohl in den Commentarien zu den alten Geschichtschreibern, als in Einzelschriften und gröfseren Werken, durch kritische Com- bination widersprechender Berichte, durch genaues Studium der in Frage stehenden Oertlichkeiten, durch Herbeiziehung monumenta- len und archäologischen Stoffes, sowie endlich durch Rückschlüsse aus späterer Zeit die vorhandenen Lücken zu ergänzen, und auf diese Weise das ursprüngliche Bild der Begebenheiten möglichst getreu wiederherzustellen.

Einer dieser zahlreichen Versuche ist das vorliegende Buch. Seit einer Reihe von Jahren nämlich hat Herr Essellen die Bege-

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benheiten des ersten grofaen Freiheitskrieges der Deutschen wider die Römer, dessen Mittelpunkt die Schlacht im Teutoburger Walde bildet, zum Vorwurfe zusammenhangender Studien gemacht. Nach- dem bereits in früheren Abhandlungen einzelne Punkte einer beson- deren Erörterung unterzogen worden waren, sind nunmehr die Ergebnisse aus einem über mehr als siebenzig Jahre sich er- streckenden Zeiträume in ein übersichtliches Ganze gebracht. Der Verfasser beginnt seine Darstellung mit dem ersten feindlichen Zusammenstofse zwischen Römern und Sigambern, zu der Zeit, als die in der Nahe der letzteren wohnenden Ubier noch auf dem rechten Ufer des Rheins safsen. Es war daher ganz folgerichtig, zuerst nach den Wohnsitzen der beiden Völker zu fragen. Die der Ubier setzt der Verfasser in die Landschaft „etwa zwischen den Flüssen Wupper und Sieg" (S. 4), die der Sigambern im We- sentlichen in den heutigen Regierungsbezirk Arnsberg, doch so, dal's dieselben südwärts nicht bis zur Sieg gereicht, westwärts noch die Herrschaft Gimborn-Neustadt umfafst und von da in einer geraden Linie gegen Herbede an der Ruhr abgeschnitten, gegen Norden den Lauf der Lippe erreicht, im Osten aber einige Gegenden an der Alme und Diemel aufser Acht gelassen hätten (S. 11, vgl. mit S. 19 25.) Als den Ort, wo Cäsar die erste Brücke über den Rhein schlagen liefs, nimmt er einen Punkt etwas oberhalb Köln und Deutz an (S. 13). Nachdem hierauf die ferneren Kriege mit den Sigambern berichet worden sind, behandelt der Verfasser ausführ- lich die Gründung von Aliso, über dessen einstige Lage sich die verschiedenartigsten Meinungen gebildet haben. Während die ei- nen sich dieses Castell bei dem Dorfe Elsen, die anderen nicht blos über dieses Dorf, sondern auch über das nahe daran stofsende Neuhaus an der Alme ausgedehnt denken, verlegt eine dritte An- sicht dasselbe etwas weiter westlich nach Beke , eine vierte in die Nähe von Lippstadt, eine fünfte in die Umgegend von Lünen. Herr Essellen widerlegt alle diese Annahmen, und sucht sowohl aus der Beschaffenheit der Oertlichkeit und den daselbst aufge- fundenen Alterthümern, als aus der Verwandtschaft des Namens darzuthun, dafs das alte Aliso an der Mündung des Flülschens Ahse bei der jetzigen Stadt Hamm gesucht werden müsse. (S. 64

109.)

Die Feldzüge des Tiberius in Germanien geben dem Verfasser Veranlassung, seine Meinung über den Ort des Winterlagers ad Ca- put Juliae und über das Verständnifs der darauf zielenden Stelle des Vellejus auszusprechen. Sie bilden zugleich den Faden, der zu den Ereignissen unmittelbar vor und nach der Schlacht im Teu- toburger Walde hinableitet. Sowie Herr Essellen zur Ueberzeu- gung gelangt ist, dal's Aliso an der Mündung der Ahse gelegen ge- wesen sei, so glaubt er annehmen zu dürfen, dafs die Schlacht nicht weit von Aliso stattgefunden habe, und sucht demnach das alte Schlachtfeld in dem noch jetzt durch seinen Boden sehr schwie- rigen Hügelgelände südwestlich von Stromberg und Beckum (S. 140 170). Den Verlauf der Schlacht selber denkt er sich so , dafs dieselbe südwestlich von Stromberg begonnen, und süwestlich von Beckum gegen die Bauerschaft Lütke Uentrop, der Lippe zu, geen- digt habe. Den Hauptkanipf setzt er in den Wald Havixbrock, woselbst sich die deutlichen Spuren des von Varus errichteten Lagers vorfinden sollen (S. 171 185). Diese Annahme ist um so bemerkenswerther, als man bis jetzt stets die Gegend zwischen Detmold und der Senne als das eigentliche Schlachtfeld anzunehmen gewohnt war, während Herr Essellen in derselben nur den ver-

hängnifsvollen Theil des Rückzuges beginnen läfst (S. 196 203). Die ganze Untersuchung, welche der Verfasser unter der Aufschrift „Befreiung Deutschlands unter der Römerherrschaft" mitgetheilt hat, schliefst mit einem Ueberblicke der Schriften über die Varus- schlacht (S. 207 224). Der übrige Theil des Buches beschäftigt sich mit den späteren Feldzügen des Germanicus, die den frühe- ren Ereignissen vielfach zur Erläuterung dienen. In die Erzäh- lung ist eine ausführliche Abhandlung über die pontes longi ein- geschaltet, welche in das Burtanger Moor gesetzt werden (S. 279 315). In einem beigegebenen Anhange sind die Leichenfelder von Beckum beschrieben (S. 354 388).

Der Verfasser hat in seinem Werke den einzig richtigen Weg eingeschlagen, der zu irgend zuverlässigen Ergebnissen führen kann , indem er die Stellen der alten Schriftsteller durch Bestim- mung der Oertlichkeiten und Erläuterung der vorgefundenen Alter- thümer aufzuhellen und in gegenseitige Verbindung zu bringen suchte. Man muf3 den angestrengten Fleifs und die umfassende Gründlichkeit anerkennen, welche Herr Essellen aufgewendet hat, um den von ihm vertretenen Ansichten möglichst unbedingte Gel- tung zu verschaffen. Gleichwohl kann man sich der Bemerkung nicht entschlagen, dafs die erlangte Gewifsheit in vielen Fällen, wie auch der Verfasser selber hier und da angedeutet hat, nicht über einen höheren oder geringeren Grad von Wahrscheinlichkeit hinausgeht. Ob namentlich für die Bestimmung der Wohnsitze der Sigambern bei der unbestreitbaren Thatsache , dafs dieses Volk in einem gröfseren Völkervereine aufgegangen und mit die- sem nach Gallien fortgeschoben worden ist, und bei der ferneren Thatsache, dafs in dem Mittelalter alte Sprachen erloschen und neue Mundarten an deren^Stelle getreten sind, die heutige Sprach- grenze im Westfälischen für die Bestimmung der Wohnsitze je- nes Volkes mafsgebend sein könue, mag der Entscheidung gewieg- ter Sprachforscher anheimgestellt bleiben. Das Werk des Herrn Essellen ist durch seinen ganzen Inhalt in hohem Grade anregend; die sorgfältige Zusammenstellung aller Nachrichten der alten Schriftsteller, die hinzugefügten Untersuchungen der Neueren und die vortrefflichen geographischen Ausführungen haben ihm eine Gestalt gegeben , die es unmöglich macht, dasselbe bei künf- tigen Studien über den behandelten Zeitraum unberücksichtigt zu lassen. A. F.

3) Grundzüge einer Geschichte des Bilderräthsels. Von F. R. Hoff mann. Mit zahlreichen Illustrationen. Ber- lin. Verlag von Rud. Hoffmann. 1869. 8. 44 Stn.

Dafs die geistloseste aller modernen Spielereien, der sogen. Re- bus, eine Geschichte habe, hat Mancher wol kaum gedacht. Dafs die Geschichte desselben keineswegs ohne Bedeutung ist, zeigt die vorliegende kleine Schrift. „Die Anfänge des Bilderräthsels," sagt der Verfasser in der Einleitung, „reichen in die glanzvollen Tage des macedonischen Reiches und der römischen Weltherrschaft zu- rück. Der Rebus bietet in seinen Schicksalen ein Stück Sittenge- schichte aus alter und neuer Zeit, das uns mit lebhaftem Interesse zu erfüllen geeignet ist." Wie können auf das im Verlaufe der Abhandlung zusammengetragene reiche Material hier nicht weiter eingehen und wollen nur noch bemerken, dafs die heutige Lieb- haberei nur ein Nachklang einer vor dreihundert Jahren vorzugs- weise in Italien und Frankreich herrschenden Mode ist, welche damals durch die dagegen auftretende Opposition geistreicher

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Männer für unsere Betrachtung eine Seite des Interesses gewann, welche sie in ihrer Wiedergeburt noch vermifst und auch wol nicht neu finden wird.

4) Gustav Adolf. Von G. Droysen. Erster Band. Leipzig, Verlag von Veit & Comp. 1869. 8. 369 Stn.

Wenig Werke haben auf dem Gebiet der Geschichtsliteratur in neuester Zeit so viel von sich reden gemacht, wie das vorlie- gende. Man hat es gemeiniglich als einen Versuch aufgefafst, den grofsen Schwedenkönig des Nimbus zu entkleiden, der bei der überwiegenden Mehrheit seiner Verehrer ihn umgibt, eine An- schauung, zu welcher allerdings die vom Verfasser in der Vorrede hervorgehobenen Meinungsäufserungen Anlafs geben konnten. Und Kritiker, die über die Vorrede nicht hinauszulesen gewohnt sind, haben, zum Theil mit Achselzucken, zugestanden, dal's der Versuch gelungen und die Geschichte um einen Helden ärmer sei, nach- dem eben erst, so zu sagen von feindlicher Seite und gar in Frank- reich, eine Stimme kund geworden, welche Eigenschaften und Ver- dienste Gustav Adolfs vielleicht höher stellt, als je einer seiner sogen. Biographen es gewagt. Zu diesen will der Verfasser aller- dings sich nicht gerechnet wissen; wäre seine Absicht aber auch weiter gegangen niemals hätte die deutsche Wissenschaft sich besser bewährt, als in diesem Falle, und, wenn selbst invito Jove, ist das Buch am wenigsten invita Minerva abgefasst. Auf Grund eingehender Quellenforschung und allseitiger Berücksichtigung des in Frage kommenden geschichtlichen Stoffes entfaltet sich ein Bild der betreffenden Zeitereignisse, so durchsichtig, dal's alle Motive des Handelns und Ruhens klar zu Tage treten und die Gestalt der geschilderten Hauptperson aus ihrer Umgebung um so imposanter hervortritt, als sie ungesucht, doch um so nachdrücklicher von dem phantastischen Zuge befreit wird, den man ihr sonst wol angedichtet hat. Wir sind begierig, den zweiten Band des Wer- kes zu lesen ; können einstweilen aber den ersten nicht nur den Freunden der Geschichte überhaupt, sondern in's Besondere auch den Verehrern Gustav Adolfs angelegentlich empfehlen. v. E.

5) Deutsches Bürgerthum im Mittelalter. Nach ur- kundlichen Forschungen und mit besonderer Beziehung auf Frankfurt a. M. Von Dr. G. L. Kriegk, Stadt -Archivar in Frankfurt a. M. Frankfurt a. M. Literarische Anstalt (Rütten und Löning). 1868. 8. 599 Stn.

Der Verfasser betrachtet seine Mittheilungen nur als Bau- steine zu einer allgemeinen Kulturgeschichte des deutschen Mit- telalters, die noch immer eine Aufgabe der Zukunft bleibt. Gleich- wohl darf von vornherein angenommen werden, dal's das Material, welches eine Stadt wie Frankfurt a. M. bietet, im Wesentlichen Alles umfafst, was überhaupt auf diesem Gebiete zur Sprache zu bringen sein würde, und dafs derselbe Stoff, auf andere Orte übertragen, nur Modificationen in seiner äulserlichen Gestaltung erleiden kann. Solche Wandlungen der Sachen, verbunden mit geschichtlichen Vor- und Rückblicken, finden wir nun auch über- all mit so grofser Belesenheit wie richtigem Takte angebracht, dafs das Werk, obgleich von einer einzigen Stadt ausgehend, doch durchaus den Eindruck einer allgemeinen Geschichte macht und, frei von Ueberladung, woran sonst derartige Arbeiten zu lei- den pflegen, den Eindruck außerordentlich rein und einheitlich wiedergibt. Aus den neunzehn einzelnen Abtheilungen heben wir

nur folgende hervor: Heilkunst und Versorgungsanstalten, Bett- lerwesen, Bruderschaften, Kriminaljustiz, kirchliche Feste, öffent- liche Vergnügungen u. s. w. Ein Anhang bringt zahlreiche wei- tere Ausführungen.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr.5. Ein neuaufgefundener Druidenstein im Kan- ton Zürich. (Jak. Messikomer.)

Die Biene (von Enders): Nr. 5, S. 38. Der Aberglaube in Kärn- tens Bergen. (Rudolf Waizer.)

Europa: Nr. 4ff. Zur Geschichte der ökumenischen Concile. Nr. 6. Aus der Zeit der Schulkomödien.

Allgem. evang.-luth. Kirchenzeitung: Nr. 52 u. 53. Aus der deutschen Weihnachtsdichtung alter Zeit : 1. Aus dem alt- sächsischen Heliand ; 2. aus Kynewulf s Crist ; 3. aus der Dich- tung der mhd. Zeit.

Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 57. 59. Die Wohnhäuser des Hans Sachs.

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 65 (161), Febr. 1870, S. 469. Vorchristliche Steindenkmäler. (J. H. Müller.)

Notes and Queries: Nr. 109, p. 122. Queen Elisabeth and free- mansory.

Norddeutsches Protestantenblatt: 3. Jahrg. 1870, Nr. 1. Von den Sachsen in Siebenbürgen. Nr. 2. Die Nonne Ros- vrit die älteste deutsche Dichterin. (J. Marbach.)

Der Salon: Bd. 5, Heft 5, S. 561. Eine Heimat der Heimat- losen. Die alten Colonien der Mährischen Brüder in der Wet- terau. Von Luise Ernesti (M. v. Humbracht.)

Oesterr. Vierteljahresschrift f. kathol. Theologie: 8. Jahrg. 1869, 3 Hft. Zur Geschichte der Philosophie des Mit- telalters. (S. J. Stenstrup.) Zur Ertheilung der akadem. Grade an der Wiener Universität im 15. Jahrb. (F. Scheibel- berger.) Beiträge zur Geschichte der Erzdiöcese Wien (III. die Reformation in Mistelbach; IV. die alte Pfarrbibliothek zu Kornneuburg). (Th. Wiedemann.)

Die illustr. Welt: Nr. 18. Die Burg Rodenstein u. die Sage vom wilden Heer. (Fritz Fuchs.)

Wochenblatt d. Job. -Ord. -Ball ey Brandenburg: Nr.4ff. Der Palast Karl's des Grofsen in Ingelheim und die Bauten seiner Nachfolger daselbst. (A. v. Cohausen u. A.)

Zeitschrift für bild. Kunst: V, 4, S. 111. Vier Porträts von Terburg. (C. v. Lützow.)

Illustr. Zeitung: Nr. 1388, S. 95. Wilhelm Wackernagel. S. 97. Das Haus Cotta, seine Gründer, seine Institute und Un- ternehmungen. — Nr. 1389, S. 119. Zwei Ueberreste aus alter Zeit (Stephaning und Stockenfels). (H. Weininger.) S. 124. Die antike Weinstube zu Lübeck.

Vermischte Nachrichten.

19) In der jüngsten Sitzung der Anthropologischen Gesellschaft in Berlin legte Assessor Friedel Feuersteinwaffen vor, welche zusammen mit Knochen des Mammuth im Diluvium der Mark Brandenburg gefunden worden waren. Die Fundstücke, ob-

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wohl beschädigt, lassen die künstliche Bearbeitung von Menschen- hand unschwer erkennen. (Hl. Ztg. Nro. 1387.)

20) Aus Stettin wird unterm 29. Januar berichtet: Die Be- obachtungen, die Prof. Virchow in den Pfahlansiedelungen des Dabersees gemacht hat, haben diesen Gelehrten dahin ge- fuhrt, den Nachweis der Gleichzeitigkeit eines grofsen Theiles der dortigen sogenannten Burgwälle und der meisten Pfahlbauten und der an einigen Orten beobachteten örtlichen Verbindung bei- der zu liefern. Nahe der Spitze der schmalen Landzuge, die sich in den Dabersee erstreckt, befindet sich nämlich ein Burgwall, eine künstliche Erdaufschüttung von Kreisform, und von diesem Punkte aus erstrecken sich streifenförmige Reihen von Pfahlbauten in den See. An anderen Orten wurde Aehnliches beobachtet, und die Fundstücke von Geräthen und Knochen bestärkten die An- nahme der Gleichzeitigkeit eines grofsen Theiles der Burgwälle und Pfahlbauten. (Korr. v. u. f. D. Nr. 57.)

21) Ein neuer Fundort heidnischer Grabstätten wurde beim Bau der Eisenbahn unfern Cäslau in dem Dorfe Trebesice entdeckt, wo schon der Name treba (Opfer) die archäologische Wichtigkeit andeutet und rechtfertigt. Es wurden dort Urnen- trümmer, ganze Thongefäfse, Aschenlager, Thier- und Menschen- knochen, Steinhämmer aus Serpentin, Steinmeifsel aus Diorit, Bronze- fragmente, dann ein Messer aus Flintstein gefunden, welche Ge- genstände in den Besitz des Kaufmanns Ruzicka in Kuttenberg ge- langten.

(Mitth. d. k. k. C.-C. z. Erf. u. Erh. d. Baud., Jänner-Febr.)

22) Bei K linzkau im preufs. Kreise Kulm stiefsen Arbeiter beim Erdgraben auf eine alte Todtenkammer, die durch Platten von röthlichem Sandsteine gebildet war. Leider ist der gröfste Theil der darin enthaltenen Aschenkrüge von den Leuten in ihrem Unverstände zerschlagen worden. (111. Ztg. Nr. 1388.)

23) 250 Silbermünzen aus der Zeit des österreichischen

Kaisers Leopold I. und des polnischen Königs Johann sind zu Felsö-Domonya in Ungarn gefunden worden.

(111. Ztg. Nr. 1387.)

24) Die Krönung der Jungfrau von Albrecht Dürer, gegenwärtig in der Austeilung der Londoner Akademie, gilt in Eng- land für echt und gehört also, wenn dieses Urtheil richtig ist, zu den Bildern des Meisters, die man für verloren gehalten hat. Wie Scott mittheilt, wurde das Gemälde von Marquis von Lothian in einem Möbelmagazin Edinburgs entdeckt und angekauft. Wie man vermuthet, hatte es früher dem Lord Buchan gehört und war mit dessen übrigen Sachen aus dem Schlosse Holyrood, wo der Lord seine Wohnung hatte, auf den Trödelmarkt gewandert. Scott hält diese Krönung der Jungfrau für das Bild, welches Gio- vanni Bellini, wie aus einem Briefe Dürer's an Pirkheimer hervor- geht, von der Hand seines deutschen Freundes zu besitzen wünschte. Die Jungfrau hat den Jesusknaben auf dem SchoTse, ihre rechte Hand ruht auf einem Buche, zwei Cherubim halten einen Kranz über ihrem Kopfe. Der Jesusknabe trägt auf seiner rechten Hand einen Vogel , mit dem er spielt. Das Gemälde hat grofse Schön- heiten und eine classische Zeichnung ; aber Spuren einer unge- schickten Hand lassen sich mehrere wahrnehmen. Ist Dürer der Meister, so hat er seine Arbeit nicht vollendet. Ein zweiter „Dü- rer" der Ausstellung, ein von dem Marquis eingeschickter „Tod der heil. Anna", ist ohne alle Frage unecht.

(Europa. Chron. Nr. 5.)

25) Das Modell zu einer Statue Luther' s befindet sich zur Zeit im städtischen Museum zu Leipzig aufgestellt. Die Figur, von dem Bildhauer G. v. Dornis in Koburg entworfen, stellt Lu- ther als Chorknaben dar , in der linken Hand das Gesangbuch, in der rechten die Sammelbüchse für die Zwecke der Collecte. Das Denkmal soll auf Kosten der deutschen Burschenschaften in der Stadt Eisenach am Aufgange zur Wartburg aufgestellt werden.

(111. Ztg. Nr. 1388.)

Mitteilungen.

3) Im Verlage der Friedrich Korn'schen Buchhandlung zu Nürnberg ist erschienen :

Das alte Zeidelwesen In den Nurubergischen Reichs. Waldungen, bearbeitet von J. M. Lotter. 1870. 8. 98 Stn.

Das Werk zerfällt in drei Theile, deren erster als Einleitung dient und von mittelalterlicher Bienenzucht überhaupt handelt. Die zweite Abtheilung, dem eigentlichen Gegenstande des Buches gewidmet, gibt Aufschlufs über den Begriff, den Betrieb und namentlich die Rechtsverhältnisse der Zeidlerei. Die dritte Ab- theilung berichtet sehr eingehend über das Zeidlergericht in Feucht.

In einem Anhange wird noch das Forstgericht sowie das Zeidel- wesen im Culmbachischen und im Veldensteiner Forste zur Sprache gebracht. Zahlreiche Urkunden, theilweise hier zum ersten Male abgedruckt, illustrieren das Ganze. Die ihren Gegenstand von al- len Seiten sorgfältig beleuchtende Schrift, die mit einem eigen- thümlichen, bisher wenig beachteten Stück Kulturgeschichte uns genaue Bekanntschaft machen läfst, ist ohne Zweifel geeignet, nicht allein den Bienenfreund, sondern auch den Juristen, den Historiker, wie überhaupt jeden, der die Kulturzustände früherer Jahrhunderte nicht mit gleichgültigem Auge betrachtet, lebhaft zu interessieren.

Verantwortliche Redaction : A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

SobalJ'sche Buchdruckeiei in Nürnberg:.

ZA. f. K.dd.V. 1870. NUT

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Druck v.A.Kolb.Nbg.

Nürnberg. Das Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten PoBtconvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oestorreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fufs oder 2 Thlr. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Strafsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F.Klinck- Bieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem

ANZEIGER

HUI KUNDE DER

Neue Folge.

Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams A Norgate, 14 Henrietta-Street Covent - Garden in London ; für Nord- Amerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commis- si unur der literar.-artist. Anstalt des Mu- seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be- fördert.

Siebzehnter Jahrgang.

1870.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

JV? 3.

März.

Wissenschaftliche Mitteilungen.

Eine Handschrift über Kriegskunst aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

Auf die in den beiden vorhergehenden Nummern durch Herrn Oberstlieutenant Köhler gegebene ausführliche Bespre- chung des Inhaltes der Handschrift Nr. 2952 in der k. k. Hof- und Staatsbibliothek zu Wien, soweit sich derselbe auf Befesti- gungskunst und Taktik bezieht, lassen wir nun auch den voll- ständigen Abdruck dieses Theiles derselben, nach der von Herrn Köhler uns mitgetheilten Abschrift, hier folgen.

{Fol. 9. recto). Wie man ain schloß puwen sol. 1. Wwer ain hoch vest bergsckloß welle puwen der sol ainen berg dar zu kiefsen der vnden prait sie vnd vber sich vff ye schmeller vnd schmeller vnd hoch gnug sy So sol die mur des geschlosses nit zu vordrest obnen vmb den berg laufsen setzen Sunder als verre hin jn das man die mur vor dem berg nit geschiefseu muge Er sol ouch vnder sich jn den berg brechen vnd dar nider puwen Er sol ouch vfsen vor der mur ain zwinger jn fachen mit ainer mur oder mit plöcken oder mit ainem hochen vn starken gutten zouwn zun Er sol sin cappel torhuß turnitz vnd ander huß gemecher Auch keller korenkasten pfystryn kuchin marstel vnd stadel vnd Schmitten yeglichs an solich ende puwen da es am füglichosten sy das die riennen den dacheren zu der zisteren gedienen mugent Er sol ouch vff sin mur arcker machen dar jn sin gesellen des nachtes ligen jn sinem zwinger sol er hund hutten machen mag ers anders an der hoffstatt haben das er ain vorhoff mag angefachen So sol er das vfser torhuß gen dem jnneren jnnern

nit fügen Er sol sinen zu stigen laufsen brechen vnden witters den obnen vnd jn für jnfallen verpuwen Sin türrcn oder tör- hüß sol hocher (Fol. 9. verso) sin den die ander gemecher vff der mur sol ain vmb gende mur (wer) sin Ist die mur des geschlosses gesetzt als vor geschriben stat ob sy den nit vast dick ist so lit leyt nit daran Es sol ouch an yeder sytten des bergs ain weg sin dar vmb das man mit wegen vud mit kar- ren jn das geschlors gefarren muge das nottürftig sy Der an- der weg sol sin ain stieg zer ritten vnd ze gan Man sol ouch vber den wägen weg vff den mittel tail des geschlosses ain Witten tieffen graben vff werffen oder vff füren vmb das das die bürg dester bas beward werde oder die brück des bas be- ward werde hinder dem graben sol ain torhuß sin vnd tor mit ainer schlagbrüg stan von demselben torhuß sol ain mur ouch feldes halben gefuret sin bis an den vorhoff oder bis an des Schlosses mur ob da nit ain vorhoff were. hette ouch der berg solich gelegenhait das man zu den ortten oder orttren des schlosses vnder halb des zwingers jngebrechen möcht vnd dar für stark mureu setzen gut büchsen dar hinder legen zu den finden dar ze schiessen vnd sich Sturmes da mit zc erweren das sol man tun So wirt das geschlofs aber so vil des stercker oder dester baß bewart.

(Fol. 10. r.). Wie man ain nider berg schloß puwen sol vnd das merck eben. 2. Mmöcht ain man der sin schloß wolt puwen nit gar ain hocher berg haben So sol er im ain nidren für niemen der solich hoff stat hab ob jm sin behusung zerschofsen wurd daz er sin hoffstat dennocht vor stürmen behalten mug Er sol

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ouch sine Schlosses aingang zu der were nach dem hesten zu- richten mit vast dicken starcken gutten muren wol bewaren etc.

3. Wie man ain vesten sitz jn der ebnin puwen sol oder machen sol gut Wwer jn der ebniu ainen vesten gutten sitze welle puwen der sol jm ain hoffstat dar zu für niemen vff ai- ner hochen leyten by ainem Witten tieffen wafser oder jn ainem niöß Tut er das by ainem wafser So sol man des sitzes infang nach der Witten vnd nach der form als es den sol werden jn den grund abstechen vnd sol dar für als vil beliben laufsen als witt man den zwinger wil haben vnd vfserhalben des Zwingers zu ainem witten tieffen graben vnd ob er ain buwhoff oder ain schenchhuß vor dem graben weit haben wie wit er die hoffstat zu hüfsern vnd Stadien vnd stellen welle haben dar vmb sol er jm ouch ain Witten graben abstechen (Fol. 10. v.) laufsen die mur des burghufses sol an yedem ort vnd zwischen ain gefiert türren wise geschossen vnd vff gefiert sin vnd der zwinger des selben geliehen der jnn dn puwe muren sillent dick vnd nit hoch sin Auch sol man ain turen dar jn puwen der hocher sy den die ander puwe vnd grund vff biß vnder das dach gelich dick sy vnd als vest das er starcken büchsen widerstan muge vnd welherlay gemachte ain man welle haben die mag er jm wol puwen laufsen ju Ordnung als den hochen bergschloß das da vor geschriben stat. Es sol ouch ain puw oder ain mur vmb den vor puw jnner halb des vfseren graben gefurt vnd all muren vnd zwinger dick starck vnd vest genug sien Die vßschiefse des burghufses vnd zwingers muren sullen schußlöcher haben Dar man die muren den stürmen mit büchsen vnd mit armbrosten vorhalten muge Die hoffstat dar vff die zimern puw die sillent gepuwen werden die selben sil- lent tieff gegraben sin vnd haben vmb das man die puw nit hoch ze schiefsen hab Die graben sillent tieff sin vnd gefiettert mit allem grund der ab der hoffstat vnd den graben wirt geworffen So sol man vßnen des feldes halb vff den burggra- ben schitten die höchin die (Fol. 11. r.) es da gewinnt die beschirmt den das büß das man es nit nider mag geschiefsen als man sunst möcht getan haben. Der zwinger sol also ge- puwet sin das der grab vber den zwinger gang vmb das man jn mit grofsen büchsen nit mug beschießen. Der zwinger der sol ouch zynnen haben vnd ain starcken gutten hinderwer ha- ben. Es sillen ouch ain püdenn jm graben gut vermunt ligend hut wer sein mit schießlöchern zu buchen büchsen gemacht ob yeman jn den graben kam das man die mit büchsen rnöcht beschädigen vnd dar triben mit gewalt der büchsen

Welt ain man aber jn ain möß puwen so sol man

4. Wwelt ain man aber in ain möß puwen so sol man dem puw ze glicher wise tun als vor geschriben ist Dan so vil anders das man wafser graben dar vmb sol machen die man müg ablaufsen. Man sol ouch stecken hin vnd her jn dem graben schlächen vnd soll der wassergrab gefür5 gefrürr aller obnen mit eyfse vber froren sy So sol man als vil wafserß laufsen E das das yfse als dick vnd starck dar vff werde das es yeman getragen müg Also das mau sich verstee das es

sy sy zwischent dem wafser vnd dem yfse dry schuch hoch an wafser den sol man das wafser nütz mer dar vfs laufsen das (Fol. 11. v.) das yfse ob dem wafser bedeckt das wafser das es nit gefrust gefrürt So belibt ouch das yfse als dum vnd kranck das es weder harnaß harnasch bloß oder gewapnott lütte nit getragen mag vnd welher dar vff körnet der vallet hin vnder jn das wafser vnd durch sölichs mag ain man sich jn ainem selichen huß sinen finden jm wintter Sturmes halben als wol erweren als jm summer. Möcht man aber zu sölichem puw jn ainem moß nit festen gutten grund haben So sol man von starcken gespitzten erlin pffälen puwen pursten ain schlä- chen vnd dar vff puwen wau so erlin holtz ye lenger yn dem wafser staut so es ye herter vnd ye stereker vnd ye vester wirt vnd .E. vester etc.

Wie man ain geschloß bewaren sol für stigen für werffen das ym kain schad sy.

5. Mman sol all puw die man für werffen puwen will jm vmbgang des puwes mit dickem guttem starekem holtz das zu sölicher zit nider sy geschlagen das es nit würmig werde Man sol ouch die träme nachent an ainander legen dar vff sand vnd erde schitten ouch vff daz dz vil zesamen gepun- den rysach legen das die (Fol. 12. r.) dick vff ain ander ligen wan den ain schwär stain dar vff geworffen wirt so fert er doch wider vff vnd mag vnder sich vnder oder durch die träm nit schaden tun beduchte dich ouch man weite an ain wand werffen so sol man starck puwen ye ainen an die ander dar an laynen das beschirmot den vast wol sölich werffen.

Wie man ain geschloß bewaren sol für stigen.

6. H haut das schloß ain Witten zwinger so laus machen zesamen vil gebunden dorn buchel mit stainen vermischet vnd leg nach der lengin des Zwingers durch vis vff das mittel tail ye ain büschel neben die andren die ze baiden sytten für gas gät dar vff leg groß stain kam yeman dan jn den zwinger die vber die dören weiten arbaitten vff die fielen den die stain. Man sol ouch gewertig hund jn dem zwinger vmb laufsen louffen vnd wachter darob nachtes laufsen wachen hette aber das geschloß nit zwinger vnd wer doch als witt vor der mur das man hund hütten wol da möchte gehaben die sol man da hin machen gewertig hund dar jn legen Man sol ouch vnder die ziiien der vest mür jrre rechen an wid hencken vnd dar jn kranck gerten sin geflochten dar vff (Fol. 12. v.) sol man stain legen ob yeman der hund vnd wachter halb an die mur wer komen vnd sin stig zug vff schieben weite oder an layten vnd hin jn stigen weiten wen das sy den die stain her ab vff sy fallent wen wachter rechen beriertjen oder berieren das den die stain herab vff vff sy fallent wen wachter oder hund das jnen werdent vnd jn jr für genomen mainung da mit gebrochen werde. Man sol ouch durch mer gewarsamy vn sicherhait wil- len für zu gaun laun ysen legen Auch sol man vor dem zwinger oder vor des geschlofses mur ain zun machen vmb das man mit lüchtern nit behend hin zu gan müg vnd mit den vorge- schribnen sachen wirt ain geschlofs für stigen wol bewart.

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Wie man ain schlofs für ablouffen bewaren sol.

7. A ain geschlofs sol haben ain ander tor jn dem ein tail sol sin ain gesichtt loch jn dem andern tail sol sin ain schlüff- türlin dar vber aiu treten sy gelegt die nit gespannen besun- der lan ligen. Es sillent ouch jnen by dem tor spiefs vnd kolben vnd ouch ander waffen oder wer sin die an notturft des geschlofs niemant dannan sol tieren noch tragen vor dem tor sol sin ain hoff mit ainer mur jn gefangen dar ain ver- gettert dor sy dar durch mau geseuhen müg vff dem selben tor sol sin ain stand das man hin (Fol. 13. r.) v(5 müg ge- seuhen wer jn rit oder gang oder hin jn rit oder gang (sie) Es sillen ouch alle törer vfsen für vff howen oder hacken mit yfsen wol beslagen sin vn jnnen mit gutten schlofsen für alle dietrich versorgt vnd wol bewart sin vnd alle morgen frie E das man jeman hin v[5 laul'se sol man vber das geschlofses tor- huß vnd vff der mur beseuhen ob yeman by dem geschlofs oder zu dem geschlofs sy komen oder sich haimlich dar by be- halten oder enthalten hab das sol man eben lugen. Sicht man niemand so sol man den vfser torwarten zu des jnner tors schlüphfftürlin vfs laufsen vnd das alsbald wider versperren Der sol den ouch vber v(3hin beseuhen ob sich etwar an die vjier mur vertrucket hette Er sech lütt oder nit das sol er den dem jnnern torwarten ze wifsen tun der sol es den fürbaß verkünden wen die nachtwachter ab der wacht gang so sol ain tagwachter da vor sin vnd v(i lugen , was sich by dem schlofs jn dem velde oder an dem berge machte das er das jnen werd ob es beduifft sy daz er es dem herren oder des heren ainem sinein gewalt vor hin ze wifsent tun Der tagwachter sol ain hören haben, das er es nümer blaufsen sol den so er findt sieht vmb das des herren gesellen vn sin arm lütt so dan ze maul jm velde weren des gewarnt würden bete das ge (Fol. 13. v.) schlofs ain graben vnd ain brück dar vber ouch ain zwinger mit v|5 geschofsen turnen So sol man alle morgen das vfser tor üffuy vnd die brück nider laufse oder laufs ain jn den zwinger laufsen der vf|J den türen besech ob sich yeman vnder die brück oder hinder die türen verschlagen het, wie er es den findet also sol er es den ze wifsen tun wer den Jemen da ge- wesen den oder die sy alle betten mügen geseuhen vnd hette der her findschafft wer deii vmb die berg holtz dar jn man haim- lich halten möcht So sol mau das alle morgen mit lütten ze rofs oder ze fufs ouch mit künden ersuchen laufsen vmb daz sy von jn nit werden vberlouffen oder vber rytten vnd nider geleitt werden Weihen oder weihe man morgens oder jm tag zu dem jnnern dor nit geöffnet werden das jnner tor sy den vor zügespert worden Des geliehen weihe man zu dem vrseren tor inlaut da sol man das jnner tor nit vff sperren daz vfser tor sy den vor zügespert vnd mit solicher Ordnung wirt ain schlofs wol bewart für ablouffen.

Wie man sol tun das er sin geschlos dester bafi be- halt.

8. WWelher ain geschlofs hab das ze behalten sy der sol das tag vnd nacht mit hut vnd wacht wol be (Fol. 14. r.)

waren Er hab findschafft oder nit wafi man trachtet E nach gutten geschlofsen die ze behalten sind den nach geschlofsen die man nit behalten möcht Er sol ouch mit sines landes fürsten oder herren nit zürnen Er sol ouch siner nachpuren huld nit verwireken noch nieman halten der jeman wider recht wel bekriegen was er jeman pflichtig sy ze tun das sol er tun vnd sich dar wider nit setzen vordert aber jemas (sie) ichtes an in das er nit maint schuldig ze sin dar vmb sol er by zyt E das ze findschafft köiiie recht bietten für sien landsfürsten oder hefen vnd für sin rätte würde jm ouch vmb ichtü abgesagt dar viii rechtens an in nit wer begert worden Dem sol er schriben er welle jm vmb die sach dar vmb jme abgesett sy gern fürderliches rechtens sin vor sinem landesfürsten oder herren vnd vor sinem (sie) rätten vnd jm ouch tun was zu recht erkent werde das er jm tun sille vn au jn begern das er vff sölichs die tindschafft ablaufs vnd dar vmb sin geschä- hen antwürt vordren verstände er den jn siner antwirt das sin widertail nit recht von jm weit nieman (sie) Sunder jn mutwilliclichen weite bekriegen oder das er antwirt jm nit möchte körnen bekömen (sie) welhes das wer das sol (Fol. 14. v.) er an sinen landsfürsten oder herren bringen vnd die au rieften vnd bitten das er vnd die sinen vor sulichem ge- walt gerüchen welle ze beschütten vnd beschirmen Auch sinen widertail ze schriben war vmb er zu dem sinen sprach main ze haben Dar vmb welle er jm den sinen für sich vnd sin rätt zu recht stellen Wen er das sein forderlich oder sunderlich recht wider gan laufsen vnd das er offenlicheu der findschafft abstee vnd jn sein antwirt by dem hotten geschriben laufsen wifsen wirde jm den geantwürt sölichem nachzekömen so belip es wol daby wird es jm aber abgeschlagen das er jm den wider schrib In solicher maufs da by es werde bestan daz in sin landsfürsten oder herren jn nit welle [zu recht] laufsen ver vnrecht werden Sunder jn welle zu recht beschütten vnd be- schirmen vnd welher sin sach also handolt (sie) der mag sin schloß dester ba|5 gerütcr behalten.

Wie sich ain man verseuhen sol das er sich siner finde dester baji er wer. 9. DDer sol sin geschlofs vnd sich selbs für seuhen mit fromen lütten das er dar zu jn arbaite als müld (sie) pfister koch schüchster murer zymerlutte schmid wagner spengler büchsenmaister Edel vnd vnedel vnd geraisig er vnd den ze buwen Auch zu der wacht (Fol. 15. r.) vud zu der wer mit aller notturft zu der kost vnd getranck karnasch vnd gewand vnd was zu jnen gehört daz sy genüg by jn haben vnd das jm des nit zerrin Er sol ouch kol schwebel vnd Salpeter vnd dar zu oleum petroleum oleum saturnj oleum benedictum Gauf- fer (sie) öll schwebel öll oleum tartari ayer dotter oll vnd lin oll dar zu sol er ouch haben gauffer win efsich vnd gutten geprennten win arfsenicum hartzbech Collophonia gloriat ter- pentin mercurium geschmidet kcgelwachs zin vnd ply war zu vnd wie der ieglichs ze nutzen ist Das wirt man hienach jn dem buch wol finden Er sol ouch haben barchat tüch linin

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tuch vnd zwilch dar zu leder vnschlit schmer schwinischmaltz hanff vn flachs vnd werck Er sol ouch haben gut buchen büchsen grop vnd ciain stain genug dar zu ouch starcke gütte armbrost vnd pfill genüg dar zu Er sol ouch haben ysin vnd plyin büchsen klotzen das jm der nit abgang Er sol ouch ha- ben Stachel ysen vnd kupfer Ouch sol er haben zwen oder dry böller dar man mag stain zu den finden müg werften Zu den büchsen sol er gericht haben vnd gerischt haben vn zu den armbrosten spanbenck vnd böckel Er sol ouch holtz haben das zu sölicher zit sy nider geschlagen das es nit würmig (Fol. 15. v.) müg werden Auch sol er haben stäb schlingen stain dar zu vnd werft" stock dar zu spingent (sie) vnd schla- chend werffkuglen. fiirpfil vnd klebfür noch findt man me re- reeept jn dem buch geschriben der jm man bedarff so er sin schloß sinen finden wil vor halten vnd E das man sich für jn legt so sol er sin berg beschowen vn wa er sieht das sin find stand dar an möchtent haben das das (sie) sol er abschlaiffen laufsen. Weihe püw ze hoch an sinem geschloß sind die sol man ab howen oder abheben laufsen vmb das die sein oder stain da von nit beschädigöt (sie) werden so man zeschüße wa man mag sin inur ouch beschiefsen Dar hinder sol er gut starck vnd vest jn geschlofsen vnd jn geschult tärnaß laufsen machen Het er ouch der berg sölich gelegenhait das man vor dem ge- schlosfs möcht bollwerck machen dar jn vnd dar vfs man von von (sie) dem sicher möcht körnen (sie) die find da von be- schädigen vnd das schloß dester baß bewachen vnd b.eluetten die sol man machen vnd wen sin find sich für jn haben gelegt So sol er all sin were vnd wacht tag vnd nacht besetzen das es ordentlich vnd früntlich zu gang vnd die mit den söJichs besetzt wirt die sillent an ir were wacht vnd hüt nit lut sin Sunder gar still sin vnd das jnnen enphfolhen ist mit sorgen (Fol. IG. r.) sorgen vnd mit trüwen bewaren. Er sol ouch sin gezüg ze vnnotturft nit verschiefsen laufsen Sunder den zu der notturft't behalten an welkem end sin find sich für jn le- gent Dahin sol er sin poller richten ze werften wenn etwen vil wirft' die gestand oder köstent nit so vil als ain ainiger büchsen schütz Er sol sin find mit den büchsen nit haim su- chen er getrüw sy dafi damit gar gewislich zu beschädigen Wen so jm sin puluer wirde verschofsen E sin geschloß sturm- miefsig wer worden so käma jme mit stürmen vil dester necken- der zu Dar vmb sol er sin gezüg vff stürm behalten so er maist müg Aber wa sin finde iren gezüg hin richten zu sinem ge- schloß ze schiefsen vnd ze werften Da wider sol er sich mit sinem gezüg mit allen den stücken vnd sacken die hie nach jn dem buch geschriben sind wider sin find vnder ougen vnd zu den sytten schicken vnd sick damit weren vnd ob er nit vast hoch bevorhet (sie) dennocht mag er jn damit des stürüis wol widerstan vnd sich ir vff halten alle wille er genüg lütte ge- spissen vnd gedrencken mag vnd gewärlichen getrüwcn gezüg hat.

(Schlufs folgt.)

Sphragistische Aphorismen*).

XXVII.

Unter Nr. XVIII und XIX habe ich zwei interessante Bei- spiele heraldischer Schildträger mitgethcilt **). Hier folgt ein weiteres derartiges Siegel Burkharde von Weverlingen aus dem Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts.

Die Darstellung auf demselben ist eine ganz ungewöhn- liche. Der an den Wappenschild angebundene Wolf ist eine Art redendes Symbol ***). Aus den Schildträgern sind wol auch die sogen. Brustschilde, wie z. B. auf den Siegeln Hein- rich's von Seefeld und Schenk Albero's von Velsbcrg (v. 1267)

und Graf Johann's von Ziegenheim (f 1358), dessen Wappen- bild wir hier nach seinem Siegel mittheilen, und später die Schildhalter entstanden.

XXVIII.

(Alibildung s. auf folg-. Spalte.)

Dieses schöne, bereits von Mone*) deshalb erwähnte Sie- gel Heinrich's von Scharfeneck (v. J. 1292) ist das mir bis jetzt bekannte älteste Beispiel mit wirklichen Schildhaltern. Dasselbe ist wieder ein neuer Beweis von der Wichtigkeit der vergleichenden Siegelkunde für alle archäologischen For- schungen. Denn das Alter so mancher Denkmäler ist nur mit Hülfe der Siegel zu bestimmen.

Eine Vergleichung mit den Wappen auf den ältesten ho-

*) S. Anzeiger 1869, Nr. 11. **) S. Anzeiger 1868, Nr. 9. ***) „Weverling" bedeutet im Altdeutschen „Heuler" (cf. GrafFs althochd. Sprachschatz I, 788: weverjan, ululare, ejulare) ; s. m. herald. Monographie : „der sächsische Rautenkranz", S. 23. *) S. Anzeiger 1836, Sp. 471.

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XXVIII.

fried (ff 1390) von Hohenlolie - Brauneck und Entrers von H.-B. in Haltenbergstetten (f 1391) erbaut worden ist*).

henlohischen Siegeln hatte mich z. B. schon längst vermnthen lassen, dafs das hier abgebildete*), in Stein gehauene Wappen von dem 1836 abgebrochenen Altstadtthorthurm in Öhringen

Weibliche Gestalten und Ei.nl scheinen überhaupt die ersten Schildhalter gewesen zu sein.

Wir lassen hier noch einige weitere Siegel mit Schild- haltern folgen.

XXIX.

noch aus dem 13. Jahrh. stammt; allein'die deutlichen Spuren eines Schildhalters erregten bei mir und Andern immer noch Bedenken gegen diese Annahme, was nun aber durch den vor- liegenden urkundlichen Beweis, dals es im 13. Jahrh. wirklich bereits heraldische Schildhalter gegeben, vollkommen beseitigt ist. Es ist dieses sicher eines der allerältesten , noch erhalte- nen deutschen in Stein gehauenen Wappen.

Ich will hier gleich noch ein anderes Beispiel von Schild- haltern aus dem Ende des 14. Jahrh. mittheilen, welches sich an einem Pfeiler außerhalb der Herrgottskirche von Greglin- gen befindet, die von den beiden Brüdern Conrad und Gott-

*) S. Archiv für hohenlohische Geschichte I, S. 277.

Auf dem spitzovalen**) Siegel Heinrich's von Vors, Pfar-

*) S. Archiv f. hohenloh. Gesell. I, S. 299. **) Oligleich die Bezeichnung „parabolisch" jetzt so ziemlich allgemein für diese Siegelform gebraucht wird, so ist dieselbe doch durchaus unrichtig, und auch ..elliptisch" kann man sie nicht nennen. Ich habe mir daher bereits im Anzeiger 18G9, Nr. 7 und im Correspondenzblatt 18G9, Nr. 10 erlaubt, für künftig die schon von Melly gebrauchte Bezeichnung ,. spitzoval" vorzuschlagen.— Es ist aber nicht nur zweckmäl'sig, für diese Siegeirorm eine pas- sende Bezeichnung einzuführen, sondern es ist sogar not h wendig,

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rer's zu Dukov (v. 1284*), sehen wir den Erzengel Michael als Schildhalter. Diese Siegel der Gattung IV. A. 2. meines sphragistischen Systems sind wohl zu unterscheiden von den ihnen bisweilen scheinbar sehr ähnlichen Sig. III. B. 2. a., wie z. B. das neben- stehende des Nicolaus v. Brüsewitz, Pfarrers von Parchim, vom J. 1298 **). Während auf letzterem das Porträt des Sieglers das entscheidende Moment für die Classificierung des Siegels bil- det, ist es auf dem Siegel Heinrichs von Vors dessen Wap- penschild.

XXX.

Auf dem Siegel Friedrich's von Truhendingen, Canonicus von Bamberg (v. 1296), vertritt der blasende Engel die Stelle eines Schildhalters.

XXXI.

Auf dem Siegel Graf Johann's von Eberstein (v. 1361) mufs wol auch der Engel neben den beiden Greifen für eine Art Schildhalter gelten. Der Hirschkopf unterhalb des Schil- des ist wol ohne alle heraldische Bedeutung, reines Ornament, allein wahrscheinlich doch ein Zeichen, dafs der Inhaber des Siegels ein eifriger Waidmann war.

da es auch Siegel gibt von wirklich parabolischer Form, wie die nebenstehende; („des sceaux demi- ovales paraboliques arrondis par le bas-: nach dem Nouv. traite de diplomat. ; „halb-eiförmige kegel- förmige" nach der deutschen Uebersetzung).

*) S. Meklenb. Urkunden-Buch III, S. 120. **) S. a. a. 0. in, S. 78.

Dieses kleine Siegel ist ein wahres Muster von Geschmack und Eleganz und gehört sowohl wegen seiner reichen Compo- sition, als wegen der trefflichen Ausführung zu den besten sei- ner Zeit.

Ganz verschieden von den Schildhaltern sind die Thiere, die auf manchen Siegeln neben den Wappen vorkommen, aber rein decorativer Natur sind, wie z. B. die Vögel auf meinem Sig. IV. C. Herzog Friedrich's von Oesterreich (v. J. 1306).

XXXII.

Bisweilen kommt aber auch auf mittelalterlichen Porträt- Siegeln neben dem Bilde des Sieglers noch eine weitere Figur vor, deren Charakter oft ohne genauere Untersuchung nicht zu erkennen ist.

Auf dem hier abgebildeten Sig. HI. B. 2. a. Graf Wolf- rad's d. J. von Veringen (v. 1262) mit der Legende : * S. Comitis Wolfradi de Veringen junioris, sehen wir z. B. im Sie- gelfelde rechts neben dem Wappen den Grafen, welcher beide Hände gegen den Wappenhelm *) ausstreckt, der von einer weiblichen Figur, die zur Linken des Wappens steht, gehalten wird. Die Frau ist etwa die Mutter des jungen Grafen, welche ihm gleichsam das Wappen übergibt. Wol nur aus Mangel an Raum fehlt hier das Kreuz (oder der Stern) am Anfang der Legende, eine Seltenheit auf Siegeln jener Zeit.

Eine ganz ähnliche Darstellung**) finden wir auf dem gleichartigen Siegel des Grafen Heinrich von Neu- Veringen („de nove veringen", wie er sich in der Legende nennt) vom J. 1299, nur mit dem Unterschiede, dafs die zwei Figuren ge- rade umgekehrt gestellt sind, und dafs der Graf mit dem lin- ken Beine kniet.

Jos. v. Larsberg theilt in Mone's Anzeiger, Jahrg. 1836, Taf. III, Nr. VII, die Abbildung eines Siegels des Grafen Heinrich von Veringen zu Hattingen mit an einer Klosterwal-

*) Hier sieht man, dafs der Helm nicht für den Kopf des Sieglers bestimmt ist. Auf dem folgenden Siegel ist allerdings der Helm mehr im Verhältnifs zum Kopf, sogar eher zu klein.

**) In jedem Hause kommen solche Wiederholungen unge- wöhnlicher Siegeltypen als Modesache vor.

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der Urkunde von 1285, und bemerkt dazu (Sp. 471): „Das Siegel ... ist merkwürdig, weil es meines Wissens das älteste schwäbische Siegel und Wappen ist, welches Schildhalter hat. Es ist ohne Inschrift, auf dem Helm sind zwei aufgerichtete Hirschstangen, im Schilde die drei Vering'schen Hirschstangen. Den Helm tragen zwei bartlose Männer mit langen, wallenden Haaren, mit langen, sla vischen Röcken angethan, die um die Hüften durch doppelte Gürtel (Schärpen) festgehalten werden. Aus dem 13. Jahrb. ist mir kein ähnliches Siegel bekannt." Das ist aber wahrscheinlich derselbe Stempel wie der des Sie- gels von 1299, vielleicht nach einem schlecht erhalteneu Exem- plar blos falsch beschrieben ; leider kann aber der Beweis für meine Behauptung nicht mehr geführt werden, da von dem interessanten Siegel an der betreffenden Urkunde von 1285 nichts mehr vorhanden ist als ein mit Staub gefülltes Säckchen von weifser Leinwand.

XXXIII.

Auf dem hier aus meinen mittelalterlichen Frauensiegeln *), Nr. 22, abgebildeten Siegel der Gräfin Irmengard von Würt- temberg, geb. Markgräfin von Baden, Gemahlin des Grafen

Eberhard des Erlauchten (vom J. 1301), sehen wir die Sieg- lerin abgebildet, wie sie ihren vor ihr knieenden (Bräutigam?

oder) Gemahl mit einem Kranze wahrscheinlich dem ritter- lichen Danke bei einem Turnier krönt. Es ist dies gewifs ein seltenes Siegel; mir wenigstens ist seit acht Jahren kein derartiges mehr zu Gesicht gekommen.

Auf vorstehend abgebildetem Siegel der Gräfin Margaretha von Sponheim von 1282 (Xr. 16 meiner mittelalterl. Frauen- siegel, s. Beilage zum Correspondenz- Blatt Xr. 2 von 1862) ist dagegen z. B. kaum mehr mit Sicherheit zu bestimmen, wer die zweite Frauengestalt neben der Gräfin ist. (Wol ihre Schutzheilige oder Namenspatronin ?) Mit solchen Siegeln sind aber nicht zu verwechseln die gemeinschaftlichen Porträt- siegel, auf welchen beide Siegler abgebildet sind.

XXXIV.

Auf diesem gemeinschaftlichen Siegel der Gebrüder Conrad und Berthold, Grafen von Freiburg und Urach, vom J. 1239, dagegen sehen wir die Porträte der beiden Inhaber dieses Siegels.

Die etwas schwierig zu entziffernde Legende lautet : * S. CONRADL DNI.JT FRIBVfC 7 (et) BERTOLDI. FRIS (fra- tris) EL (ejus) COI. (comitis oder comitum *) I. VHS.

Solche Doppelbilder treffen wir noch u. A. auf dem ge- meinschaftlichen Sig. IH. A. 3. der Gebrüder Heinrich und Eberhard, Grafen von Seine (Sayn), von 1190, dem Sig. III. B. 1. der Brüder Ruprecht und Heinrich, Grafen von Nassau, von 1221, und auf dem gemeinschaftlichen Sig. III. B. 2. a. der fürstlichen Brüder Otto nnd Heinrich von Anhalt von 1266 und Johann und Albert von Sachsen zu Fufs von 1261, und zu Pferd von 1268. Auf allen diesen Siegeln, mit Ausnahme des von 1190, sind die Herren mit blofsem Kopfe abgebildet.

*) „Cois" kommt auch in Legenden von Stadt-Siegeln als Ab- kürzung von „communitatis" vor.

*) S. Beilage z. Correspondenz-Blatt von 1862, Nr. 2, wo es übrigens heifsen sollte: „(III. A. 2. b.)" nicht (III. A. 2. 6).

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Lateinische Reime des Mittelalters.

III.

Ein anderes Gedicht derselben Art, welche Verse aus al- ten Dichtern einer gereimten Strophe anschließt, findet sich iD der Wiener Handschrift 3121, früher bist. prof. 279 fol. 88 v., und ist daraus zuerst von Chmel angeführt in seiner Be- schreibung der Handschriften II, 13. An sich als Satire nicht ohne Interesse, zeigt es auch die Vertrautheit mit den alten Schriftstellern, welche nach dem 13. Jahrb. nicht mehr anzu- nehmen ist, obgleich die Handschrift erst aus dem 15. stammt. Hexameter und Pentameter sind ohne Regel gemischt und gleich- mäfsig verwendet; einige derselben hat es mir nicht gelingen wollen aufzufinden. Eine jüngere Hand hat darüber geschrie- ben: Nota contra clericos, was als Ueberschrift nicht zutrifft. Omnis fere clericus invenitur parcus, Semper est in ocio, quod non docet Marcus. Testatur Ovidius, dicit Aristarcus: Ocia si tollas, periere cupidinis arcus.

Ov. Rem. Am. 139.

5 Sacerdos qui sacra dat, dum immolat molit,

Pollutis operibus se non bene polit. Servitorem impium credo deus nolit. Impia Celestes non bene dextra colit.

Ov. Her. 7, 130.

Prebet iter presbiter ad lucra prophaiius, 10 Et dives efficitur a plebe plebanus.

Cuncta vorans devorat ut canis decanus. Medee faciunt ad scelus omne manus.

Ov. Her. 6, 128.

Prelatus pre aliis datus honestati, Colletatur impiis, sed non pietati. 15 Dicit quando dicitur: parce paupertati*):

Confiteor, possum vix graviora pati.

Cornuti pontifices cornu sunt discordes, Ad mulgendum vitulos ut lupi concordes. Gregis bibunt sanguinem, hoc bene recordes : 20 Sordibus imbuti nequeunt dimittere sordes.

Olim erant presules modico contenti, Modo querunt copiam auri et argenti, Nee ponuntur animo frena cupienti: Sumrila petit livor, perfiant altissima venu.

Ov. Rem. Am. 369.

25 Pastor qui vocatus est ad summum honorem,

Non pascit sed pascitur, si non mutat morem.

*) pietati c. Die Wiederholung schien mir unstatthaft.

Ovem plenam vellere ducit meliorem: Nullus amor verus, nisi fruetus servet amorem.

Ad pastoris pascua pastor quando sonat, 30 Ventus cito Ventilat, aer cito tonat,

Et dum dives loquitur, huue turba coronat. Et genus et formam regina pecuuia donat.

Hör. Ep. I, 6, 37.

Quicquid petit impetrat dives impetrator, Si sit lege muneris certus legis lator, 35 Grat frustatorie pauper exorator.

Cantabit vaeuus coram latrone viator. Juv. 10, 22.

Cardinalis cardine scribit: frater care, Des dona; si dederis, potes impetrare. Danti semper dabitur, hoc est reguläre. 40 Crede michi, res est ingeniosa dare. Ov. Am. I, 8, 62.

Egens inquit egro: quid enim imploras? Haue ingratus gratiam de frustra laboras. Te pulsantem nescio, vade tolle moras. Si nichil attuleris, ibis Homere foras.

Ov. Art. Am. 2, 280.

45 Nam ni cardinalibus cara dona dones,

Insolute remanent tue questiones. Ut legant peeuniam, legunt lectioues. Ut iugulent homines, surguut de nocte latrones.

Hör. Ep. I, 2, 32.

Pape cancellarius sie eterna querit, 50 Ore legit dulcia, sed cum cauda ferit.

Hie metit, hie colligit, ubi numquam serit. Collige, de multis grandis acervus erit.

Ov. Rem. Am. 424.

Dum scribit grossarius scripta pulcriora Ordinat, si munera fiant largiora. 55 Scribam, dicit gentibus, large sine mora.

Grata superveniet que non sperabitur hora.

Hör. Ep. I, 4, 14.

De procuratoribus hie pauca dieuntur : Si quid eis dederis, multa promittuntur. Promissa verumtamen vix expediuntur. 60 Sepe minus faciunt homines qui magna minantur.

Ecce temporalibus donis dominantur, Qui spiritualibus rebus famulantur. Sunt enim contraria que contrariantur. Non bene conveuiunt nee in una sede morantur.

Ov. Met. 2, 847.

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65 Parura palam pallidus loquar quod audivi :

Reges, duees, comites, quamdiu sunt vivi, Bella gerunt, sanguine fuso madent rivi: Quicquid delirant reges, plectuntur Achivi.

Hör. Ep. I, 2, 14.

Quid prodest aspicere turbam morientem, 70 Quid tellurem rubeam sanguine ruentemy

Rex, quid prodest regere bellkosam gentera? Non honor est, sed onus, species lesura ferentem.

Ov. Her. 9, 31.

Quid prodest in ultimo papa suis bullisV Quid rector regimine, quid gallina pullisV 75 Quid frater de fratribus, quid ullus de illisV

Ossa vides regum teneris exuta medullis.

Quid iuvat excolere vitam speciebus, Qui scis vitam brevibus finire diebusV Nocte fulgent sidera, mane lucet phebus. 80 Ludit in humanis divina potentia rebus.

Ov. Ex Ponto IV, 3, 49.

Quid iuvat in sedibus altis collocari? Quid in regionibus multis dominari? Quid honor, quid gloria, et quid venerari? Omnia mors perimit condicione pari.

85 Bona temporalia ad quid acquiruntur?

Cum sint casualia, casu consumuntur. Si reges aspiceres quando mor hinter: Alba ligustra cadunt, vaccinia nigra leguntur.

Verg. Eel. 2, 18.

Magnus etiam Macedo, dignus meo stilo, 90 Qui subiecit omnia regna iuncta Nilo,

Nunc iacet exiguo sepultus asilo. Omnia sunt hominum tenui pendentia tilo.

Ov. Ex Ponto IV, 3, 35.

Die ubi Eacides, ubi Palaraedes? Ubi fortis Hercules, ubi Palamedes *) V 95 Miser statini venies statimque recedes.

Corpora magna patrum modicas clauduntur in edes.

Miser vili transitu vivens more bruti, Cur tantum desideras deservire cuti? Pone gule terminos, hereas virtuti. 100 Pauca voluptati debentur plura saluti. Cato v. 146.

Si mala sunt dulcia, bona sunt amara. Regnat infidelitas, fidesque ignara.

Omnis cessat Caritas, iniqua sunt cara. Nullus amor superest, fratrum quoque gratia rara.

cf. Ov. Met. 1, 145.

105 Ilic labor est labilis vita, quies pena,

Fetor delectabilis, dulcia venena. Die michi : quid horrea tibi prosunt plena '? Nudus in ignota solusque iacebis arena.

cf. Verg. Aen. 5, 871.

Omnibus omnipotens iusta euneta serit: 110 Ad deum revertere, culpa cito ferit.

Non expectes crastinum, tuta niora perit. Qui non est hodie, cras minus aptus erit.

Ov. Rem. Am. 94.

Non loquor ulterius, sed scire potestis, Vos qui celos tangitis, qui sublimes estis, 115 Quid volo, quid iubeo, de quo sum hie testis.

Imponit fincni sapiens in rebus honestis.

Juv. 6, 443.

Oremus communiter divinum solamen, Patrem atque filium et sanetum spiramen, Ut nostrum misterium sit nobis iuvamen. 120 Per omnia secula seculorum amen.

Heidelberg. W. Wattenbach.

Kuiistgescliichtliche Miscelle.

Es dauert nun schon drei Jahrhunderte, dafs aus Nürn- berg zahllose Kunstwerke fortgeschleppt oder verkauft werden. Selbst vernichtet wurden einige, z. B. das kunstreiche Gitter Peter Vischer's. Manches hinwider gieng zu Grunde unter dem Zahn der Zeit oder aus Nachlässigkeit und Unkenntnifs der Besitzer. Man mufs sich deshalb billig wundern , dafs noch immer, ja selbst bis in die neuere Zeit, der Stadt Nürnberg ein ziemlicher Vorrath an Kunstgegenständen übrig geblieben, Dank der aufserordentlichen Kunstthätigkeit, die dort herrschte, und der groisen Anzahl und Productivität ihrer Künstler, die so zahllose Kunstwerke schufen, dafs selbst ein Zeitraum von drei Jahrhunderten, die doch ihrer Erhaltung so ungünstig waren, nicht ganz damit aufräumen konnte.

Nürnberg war immer eine Fundgrube für fürstliche und an- dere Kunstliebhaber. Wir erinnern hier nur an die Kaiser Rudolf und Ferdinand, die Gemahlin des Kaisers Mathias, die Herzoge und Chuifürsten von Bayern*), den König von Eug-

*) vielleicht Diomedes.

*) Als Gustav Adolf im J. 1632 in München einrückte, befan- den sich in seinem Gefolge auch mehrere Nürnberger, die sich beeilten, die churfürstliche Kunstkammer zu plündern. Nament- lich that sich Georg Fürstenhäuser hervor; er nahm aus derselben,

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land und andere hohe Herrschaften, die die Bedrängnisse Nürn- bergs nicht selten benützten, um dem Rath die werthvollsten Kunstwerke abzupressen. Manches Stück verlor die Stadt na- mentlich während des 30jährigen Krieges, und zwar meistens in Folge von Schankungen und Verehrungen an Fürsten und Generäle, deren Gunst und Wohlwollen in solcher und anderer Weise erkauft werden mufste. Nach der Schlacht von Nörd- lingen liefs sich König Ferdinand im J. 1635 durch seinen Zahlmeister Francesco Chiesa drei Gemälde, den heil. Hiero- nymns (von Penz '?) **) , einen Ecce Homo (von Dürer ?) , eine Madonna des Lucas Cranach, die Churfürst Friedrich von Sachsen vormals dem Rath verehrt hatte, und einen pracht- vollen silbernen vergoldeten Pokal zum Präsent ausbitteu. Der Rath suchte diesen Anforderungen dadurch zu entgehen, dafs er dem königlichen Zahlmeister eine Verehrung anbot, die die- ser jedoch mit der Erklärung ablehnte, er habe sich gegen sei- nen König mit einem leiblichen Eid verbinden müssen, niemals ein Geschenk anzunehmen. Nun blieb dem Rath nichts mehr übrig, als den heil. Hieronymus, die Madonna von Lucas Cra- nach und den Pokal an Chiesa auszuliefern. Vor der Aushän- digung der Gemälde liefs der Rath Copien davon anfertigen, die für die Stadt zurückbehalten werden sollten. Bezüglich des Ecce Homo stellte sich der Rath, als habe er diese Forderung ganz vergessen ; es scheint aber, Chiesa habe auch dieses Bild erhalten, vielleicht aus der Imhofschen Sammlung. Wenig- stens war ein Mitglied dieser Familie beauftragt, dem Chiesa die Entschliefsung des Rathes zu verkünden und die Bilder zu übergeben. Ob wohl dieses Bild identisch ist mit dem Dürer- schen Ecce Homo, der in späterer Zeit in der Sammlung des Herrn von Josch zu Linz aufgetaucht, nachmals aber wieder verschwunden ist?

In demselben Jahre (1635) verlangte der General Graf Walther Leslie vom Rathe ein Verzeichnifs aller zu Nürnberg vorhandenen Raritäten, Gemälde und Kunstgegenstände, zu welchem Zwecke, dürfte leicht zu errathen sein. Das Ver- zeichnifs wurde unter der Aufsicht eines Patriziers hergestellt. Auch der General von Wahl soll damals ein schönes Ge- mälde zum Geschenk erhalten haben.

Endres Herrneis, Bürger und Maler zu Nürnberg, hatte

was er schleppen konnte. Nach der Schlacht von Nördlingen er- liefs Churfürst Maximilian au den Rath zu Nürnberg die Auffor- derung, dieser möge ihm zur Wiederauffindung der von den Nürn- bergern weggenommenen Stücke behilflich sein. Der Rath be- schwor den Georg Forstenhauser bei der Liebe zu seinem Vater- lande, er möge nicht blos die Stücke, die er selbst aus der chur- fürstlichen Kunstkammer sieh angeeignet, sondern auch die andern Personen angeben, die solche Gegenstände mitgenommen; denn der Chufürst verschone nicht einmal seine eigenen Glaubensgenos- sen, geschweige die Evangelischen. Forstenhauser entsprach dem Ansinnen des Rathes.

**) Sollte das Penz'sche Bild in der Morizkapelle zu Nürn- berg vielleicht blos eine Copie sein ?

im J. 1593 „eine Tafel von allerhand Calvinisten" gemalt und dieselbe zum Aergernifs der Bürgerschaft an seinem Hause her- ausgehängt. Der Rath liefs ihm solches untersagen; Herrneis achtete aber nicht darauf und hieng noch einmal eine solche Tafel heraus. Nun wurde er vom Rathe zur Rede gesetzt ; der Maler entschuldigte sich, er habe die Tafel bereits nach Würzburg, dahin sie gehöre, geschickt ; ein ehrbarer Rath möge es dabei bleiben lassen. Das geschah; aber eiue sträfliche Rede mit Warnung liefsen ihm die Herren dennoch sagen.

Dem Maler Nikolaus Juvenel wurde auch eine sträfliche Rede gesagt, weil er allerlei Lästerungen und Verwünschungen gegen einen Prediger ausgestoßen. Juvenel hatte dem Rath ein werthvolles Gemälde in die Regimentstube verehrt. Dafür verlangten seine Erben im J. 1597 ,.ein recompens". Um die- sem Verlangen nachkommen zu können, liefs der Rath das Ge- mälde durch etliche verständige Maler abschätzen.

Nürnberg. J. Baader.

Altdeutscher Teppich auf der Wartburg,

im Besitze Sr. kgl. Hoheit des Grofsherzogs von Sachsen-Weimar.

(Hiezu eine Tafel Abbildung.)

Die stilvoll durchgeführte Einrichtung der fürstlichen Wohn- zimmer auf der Wartburg erhielten vor kurzem eine Bereiche- rung durch einen interessanten altdeutschen Teppich, dessen Beschreibung und Abbildung wir mit dem Wunsche veröffent- lichen, eine Deutung über den Ursprung der Darstellung durch diese Blätter zu erhalten.

Der Teppich war ursprünglich ein Stück ; ist gegenwär- tig in zwei Hälften von je 2,25 Meter Breite zu 0,90 Meter Höhe getheilt und diente offenbar zur W'andbekleidung. Die Technik ist Basselisse-Arbeit in Wolle, mit wenig Nachhilfe in Kettenstich an den Gesichtstheilen ; die Erhaltung in Farbe und Stoff vorzüglich.

Das Vorbild (Karton) der Darstellung reichte für die be- stimmte Gröfse des Teppichs nicht aus ; deshalb sind etwa */s der rechten Hälfte, und zwar ohne Vermittelung des Ansatzes, nochmals wiederholt, wobei die Zeichnung fast genau beibehal- ten wurde, die Farben unwesentlich verändert sind und die In- schriften nachlässiger von dem des Lesens jedenfalls unkundi- gen Weber behandelt wurden.

Die Darstellung enthält in drei Gruppen die Berennung und Vertheidigung einer Burg durch „wilde Männer", welche einander mit Blumen als Lanzen und Geschosse bekämpfen. Zwischen Angreifern und Vertheidigern ist kein Unterschied wahrzunehmen. Alle tragen eigenthümlich eng anliegende Klei- dung von zweifarbigem, in wellenförmige Falten gezogenem Stoff, welcher eine Art Pelzkleidung vorzustellen scheint. Gesicht, Hände und die blofsen Füfse sind fleischfarbig; die Hälfte etwa ist jung und unbärtig, die Hälfte alt und bärtig, von denen

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eiuer der Reiter und der links das Zelt Aufspannende heraus- stehende Eberzähne haben. Die mittelste Figur im Zelt und der vorderste Reiter tragen goldene (gelbe) offene Kronen, alle Uebrigen Blumenkränze, und Alle Blumengürtel um die Hüften. Nur die rechts sitzende Figur im Zelt hat eine Kopf- binde ; der den Reitern Voranlaufende und der rechts das Zelt Aufspannende sind barhäuptig.

Die Gruppe im Zelt, dessen Stricke links und rechts von einem Bärtigen und einem Unbärtigen angezogen werden, zeigt drei an der Erde sitzende Figuren, die mittlere jugendlich (weib- lich ?) mit goldener Krone ; auf einem über die Knie gebrei- teten Tafeltuch ein zerlegtes rohes Stück Wild, dessen Keule der Bärtige in der Rechten hält. Davor zwei Hunde, von de- nen einer einen Knochen nagt. Eine Reihe blau-weifser Rosen am Fries des reich gemusterten Zelttuches entspricht den Blu- menwaffen der nächsten Gruppe. Im Zelt das Spruchband mit der Inschrift in gothischen Majuskeln : . wolvf . ale . mine . wilden . mau . wir . wellent . festen . vnd bvirge . ha .

Vom Zelt weg nach rechts reiten auf phantastischen Thie- ren sechs wilde Männer, zwei mit Bogen und Rosenpfeilen, zwei mit Rosenlanzen, zwei mit Baumästen gegen die Burg; vor ihnen läuft mit einer Thür am Tragband um den Hals ein jun- ger Mann, wahrscheinlich um den Grabeu zu überbrücken. Darüber das Spruchband:

schiesen alle . nieman . los . abe . an . bvte . gewinnent . wil . eiune . habe .

Auf dein Erdboden, welcher von Blumen, Vögeln und vier- fül'sigen Thieren belebt ist, liegen zahlreiche Lilien und Rosen, Geschosse der Angreifer und Vertheidiger, von denen der Thür- träger zwei Rosen und eine Lilie in der Hand hält.

Die Burg ist von einem Wassergraben umgeben, in wel- chem Fische schwimmen, eine aufgezogene und eine niederge- lassene Brücke darüber. Hinter den Zinnen sind fünf Ver- theidiger, von denen zwei mit Bogen Lilien schiefsen, zwei dergleichen werfen ; eine kleine Figur auf dem Thurm bläst in's Hörn; vor der niedergelassenen Brücke im blumigen Vor- grund ein Schwan und ein Affe. Das Spruchband lautet : . vnser . vesten . die . ist . wol . behvt . mit . gilgen . klewen . rosenblvt .

Der Stil der Zeichnung ist, wie aus der Abbildung er- sichtlich, entschieden frühgothiseh ; die Auffassung der Gestal- ten und Bewegungen wesentlich ornamental und typisch, mit einer gewissen lebendigen Führung der Umrisse. Den Hinter- grund bildet ein rothes Teppichmuster ; hinter den Reitern stehen stilisierte Bäume. Sehr zierlich ist die Behandlung des grünen Erdbodens : in schuppenförmigen grünen Feldern stehen grün-weifs-rothe, geschickt stilisierte Kleeblümchen.

Nach gütiger Mittheilung des Herrn Oberstlieutenant von Arnswald, Commandanten auf Wartburg, sind die Teppiche vom Antiquar üoldschmidt in Fraukfurt a.M. erkauft und

stammen vermuthlich aus der Martinengo'schen Sammlung in Würzburg.

Weimar. Dr. A. v. Zahn.

Annale» reipublicae Norimbergeusis.

Als der Rathsschreiber Johann Müllner im November 1624 die Reinschrift seines berühmten Werkes „Annales reipublicae Norimbergensis" den Aeltern (Ausschnfs des kleinern oder re- gierenden Rathes) und gemeiner Stadt Nürnberg dedicierte und in die Losungsstube verehrte, ergiengen nachstehende Raths- verlässe :

„Bey denen herrn eitern ist verlal'sen, von Johann Müller, rathschreiber, seine mit grofser mühe vnd fleifs zusammen ge- brachte Annales reipublicae Noribergensis, so er in vier tomos abgetheilet vnd denen herrn eitern vnd gemeiner statt in die losungstuben dedicirt vnd verehrt*), zu dank anzunehmen vnd jme darfür vnd zu continuirung dieses wercks 600 fl. vber die albereit bezahlte 250fi. schreibgebühr zuverehren, zuuorderst aber vermittels seiner bürgerlichen pflicht von jme zuverneh- men, wie weit solches werck kommen, weme er solches com- municirt, wer es gelesen vnd abschrifft dauon genommen, wer die schreiber gewesen, die solches ingrossirt, solche personen alle erfordern vnd sie gleicher gestalt beaidigen, vnd die co- pien wie auch die concepta von ihnen allen, auch von dem rathschreiber selbsten vermittels solches aids abzufordern vnd verwahrlich in die losungstuben zudeponiren, damit solche an- nales weiter nit aufskommen, dieweilen viel darinnen begriffen, so zu gemeiner statt vnd defs authoris schaden vun mißgün- stigen leichtlieh köndten niilsbraucht werden. Vnd demnach in solchem werckh auch sehr viel guts verfafset, so denen for- derten herrn defs raths vnd consulenten zuwil'sen hochnott- wendig vnd zu diesem stattregimeut sehr nüzlich, soll man ge- dachten rathschreiber ferner vernehmen, ob er jme getraue mit Zuziehung herrn Dr. Richters vnd Elia Ölhaffens, losung- schreiliers, aufs diefsem grofsen werckh einen kurtzen, jedoch nottwendigen extract oder conipendium **), einig vnd allein vber die nuzliche regimentssachen, zuziehen vnd solche mit den vrkuuden der losungstuben zuverifidren, damit man sich sol- ches compendii gleich alfs in einem Spiegel vnd kurtzen be- griff diefser statt anfang, ehre, würde vnd auffnehmen, der- gleichen die merkliche euderung, wie auch der regalien, priui-

*) Die Originale und Concepte der Müllner'schen Annalen wer- den im kgl. Archiv zu Nürnberg verwahrt. Müllner hat zu den vier Bänden Annalen auch einen Registerband angefertigt, der in demselben Archiv hinterliegt.

**) Es sind dies die 22 Müllner'schen Relationen - Abhand- lungen über die wichtigsten Materien aus dem Staatsrecht und der Geschichte Nürnbergs die im Original und Concept bei dem kgl. Archiv daselbst verwahrt werden.

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legien, herrligkeiten, rechten vnd gerechtigkeiten jme recht vnd woll einbilden vnd jn regirung dieser statt zu fried- vnd vnfriedenszeiten zu gemeinem nutz vnd der löblichen burgerschafft zu fernem ehren erspriefslich gebrauchen möge. Seine schrift- liche erlderung wiederzubringen vnd alfsdann räthig zuwerden, was man ihme für solche seine mühe, wan es zu werck gerich- tet, ferner verehren wolle. Actum bey den herrn eitern jn ab- wesen der rathschreiber *) den 26. November Anno 1624. Lo- fsunger, elterbürgermeister herr Christoff Fuerer."

„Auff Johann Müller, rathschreibers, bej den herrn eitern vbergebenen vnd abgelesenen bericht, seine Annales Reipubli- cae Norimbergensis betreffend, darinnen er sich erkleret, das er mit angebottenen 600 ti. Verehrung für seine labores vnd de- dication woll zufrieden, vnd selbige zu vnderthenigem danck annehme vnd solche in seinem obligenden ampt zuverdienen sich anerpietet, defsgleichen die ingrossisten, benantlich Baltha- sar Schmaufs, Johann Wolff Löscher vnd Johann Wilhelm, wie auch diejehnigen nambhafft machet, welche dieses werckh gele- sen, nemblich herrn Nicolaum Baumgartner seel., herrn Dr. Georg Richter, herrn Georg Abrahamb Pömer, herr Hanfs Chri- stoff Tücher, die herrn lofsungschreiber, Paulum Volckamer vnd Melchior Kautzen, darbei sich ferner erpieten thut, neben herrn Dr. Richter und Elias Üelhaffen, lofsungschreiber, einen kurtzen extract oder conipcndium vber gemeiner statt rechten vnd gerechtigkeitten, regalien, priuilegien vnd anderer nützli- chen regimentsachen aufs diesen annalibus zusammen zuziehen, mit vrkunden zuveriticiten vnd historice zudeduciren, auch schliefslich bittet, jme seine concepta zu fernerer verbefserung vnd Vermehrung defs wercks in banden zulafsen, hingegen er solche Verordnung thun wolle, dafs solche ohne vorbewufst, aufser denen es gepüre, niemand sollen communicirt werden, vnd dafs er bei seinen erben die anstatt machen wolle, dafs solche concepta nach seinem todt in die losungstuben sollen gelieffert werden soll man eingangsgedachtem rathschreiber soviel erstlich die Verehrung belangt, 600 fl. ehester tagen aus- zahlen oder, wan er es begeren wird, jme zu fernem ehreu solche in der lofsungstuben vtf jntersse zur gedechtnufs anneh- men. Soviel für das ander die ingrossisten vnd diejenigen herrn vnd personeu betrifft, die solche annales geschrieben vnd ge- lesen, soll man sonderlich die Paumgartnerische vormundere erfordern vnd von ihnen vermittels ihrer bürgerlichen pflicht vernehmen, ob sie dauon abschrifft genommen, auch weme sie dieselben communicirt, vnd solche copien zur hand zubringen.

*) Der Rathsschreiber waren zwei, ein alter und ein junger. Müllner war junger Rathsschreiber und wurde durch Decret vom 23. Juli 1625 zum alten oder ersten Rathsschreiber ernannt.

Man soll auch sein, rathschreibers, erpieten deTs eompendii hi- storici halben zu dank annehmen vnd daran sein, dafs solches zu werckh gerichtet werde, dazu man herrn Dr. Richter vnd Elias Ölhaffen, lofsungschreiber, bitten solle, jme die hülffliche hand zupieten, jnsonderheit aber gedachten rathschreiber noch ferner ersuchen, solches schöne vnd sehr nützliche werckh, wo nicht volckommen, jedoch compendiose bifs vff gegenwertige zeit zucontinuiren vnd vff vnsere nachkommen zutransferiren, weiln jn diesem laufenden seculo von anno 1600 viel denkwür- dige enderung bey gemeiner statt alhie sich begeben vnd zugetragen. Belangend defs rathschreibers concepta soll man jme solche vf sein lebenlang in handen lassen, jedoch dafs er dieselbige geheimb halte vnd seine erben darzu verbinde, dafs sie nach seinem todt alle seine concepta vnd copien ohne hin- terhaltung ainiger abschrifft in die losungstuben zu hinterlegen schuldig sein sollen. Christoff Rudolff Gugel aber soll man die abschrifft dieser aunalium eher nicht vertrauen, bifs seine gesellschafft, der teglich trunck, spielen vnd zulauff in seiner stuhen, auch die dahero besorgte gefahr defs feurs abgeschafft vnd solcher ort der ober registratur wegen gemeiner statt in- teressesachen geheimer gehalten werde, darauff die zur canzlei verordnete herrn, zuvorderst aber die herrrn losunger förder- lichst bedacht sein sollen, Actum bej den herrn eitern jn ab- wesen der ratschreiber den 9. Decembris Anno 1624. Lofsun- ger, elter herr burgermeister, Christoff Fuerer, canzleyherrn." Nürnberg. J. Baader.

Notiz.

Die handschriftliche Sammlung der Texte oder Textanfange von Volksliedern sammt den Melodien, wie sie angeblich (W. Wackernagel in seiner letzten Schrift „Johann Fischart von Strafsburg und Basels Antheil an ihm-, S. 20) „der gelehrte Basilius Amerbach erworben und selbst noch gemehrt hatte", auf der Baseler Universitätsbibliothek, ist im Haupttheil wol kaum mehr als eine Abschrift des in Band II. meiner „Anna- len", S. 18 28 abgedruckten Liederbuchs, wie es der Berner M. Apiarius c. 1550 herausgegeben. Jedenfalls bezieht sich aber die Schlufsjahrzahl 1575 auf den Abschreiber; denn das „Quodlibet von Eyern" ist das letzte Stück obigen Lieder- buchs, mithin über 20 Jahre älter. Ob sich ein so gelehrter Mann wie Amerbach mit Abschreiben von Volksliedern befafste, ist wenigstens sehr fraglich.

Nürnberg. E. Weller.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sobald 'sehe Buehdruckerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1870. M 3. März.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. März 1870.

Erst jüngst hatten wir Veranlassung, den freundlichen Lesern dieses Blattes die Mittheilung zu machen, dafs Se. Maj. der König von Preufsen das der Anstalt stets geschenkte Wohlwollen auch fer- ner zu bewahren die Gewogenheit habe und deshalb den seit- her geleisteten Jahresbeitrag auf eine weitere Periode zusagte ; und heute sind wir schon wieder in der angenehmen Lage, von einer Förderung durch diesen Monarchen berichten zu können.

Es ist, wie längst bekannt, nicht blos unsere Absicht, die Kreuz- gänge des Museums nach und nach ausschliefslich oder doch vor- zugsweise zur Aufstellung von Abgüssen der hervorragendsten Grab- denkmale zu benützen, sondern es ist dazu bereits ein tüchtiger Anfang gemacht, eine Aufgabe, die gewifs die Familien nicht minder interessieren mufs, deren Ahnen hier dem deutschen Volke vor Augen geführt werden, als die Leitung der Anstalt. Wir be- gegnen bei Herstellung der Abgüsse interessanter figürlicher und ornamentaler Sculpturen so vielen Werken, die als besondere Stif- tungen einzelner Glieder hoher Familien ebensowohl die Familien- wie die Kunstgeschichte berühren ; die Porträt- , Münz - und Sie- gelsammlungen sowie andere Abtheilungen der Anstalt knüpfen di- rekt an die Geschichte der einzelnen Familien an; darum hat der Vorstand des german. Museums geglaubt, dafs er die Familien nach und nach ersuchen dürfe, das Museum in Beschaffung der Denkmäler, die zugleich Familiendenkmäler sind , zu unterstützen. So ergieng denn auch an Se. Maj. den König von Preufsen die Bitte, aufser dem regelmäfsigen Beitrage zu den Kosten für die Erhaltung und Fortbildung unserer Nationalanstalt noch einen be- sonderen Beitrag zu leisten , um uns dadurch in dem Bestreben zu unterstützen, recht bald und in entsprechender Weise die für unsere Aufgabe nöthigen , auf das Haus Hohenzollern bezüglichen Monumente zu beschaffen. Se. Maj. hat nun auf dieselbe Zeit, auf welche der Jahresbeitrag zugesagt wurde, eine weitere Summe von jährlich 200 Thlrn. zu diesem besonderen Zwecke bewilligt. Da wir aus Erfahrung wissen, dafs manche Personen geneigt sind, eher für spezielle Zwecke Gaben zu reichen, als zu allgemeinen, und da wir wohl annehmen können, dafs sich Viele für hohen- zollern'sche Monumente besonders interessieren, welche ebensowohl durch ihren Kunstwerth, als durch die Beziehungen auf ein Haus, das in der Geschichte Deutschlands eine hervorragende Stelle ein- nimmt, wichtig sind, so wollen wir nicht unterlassen, alle diese einzuladen, zu demselben Zwecke ihre Gaben mit denen des Kö- nigs von Preufsen zu vereinigen.

Aehnliche Gesuche haben wir auch an andere hohe Personen und Familien gerichtet und hoffen, bald melden zu können, dafs auch von anderen Seiten eben so geneigte und bereitwillige Unter- stützung uns zu Theil werde als von Sr. Maj. dem Könige von Preufsen für diese Hohenzollernstiftung. Wir wiederholen hiermit nochmals die schon früher in diesem Blatte an die grofsen Fami- lien Deutschlands ausgesprochene Bitte. Wenn jede Familie, jede

Stadt, die Mitglieder jeder Gesellschaftsklasse uns darin unter- stützen, das, was aus unserer allgemeinen grofsen Aufgabe beson- dere Beziehung auf sie hat, oder sie besonders interessiert, zu er- langen und durchzuführen, so werden wir unserem Ziele um so rascher nahe kommen.

Das Geschenkeverzeichnifs weist heute die erste Sendung der von Sr. Maj. dem Sultan gespendeten Geschenke nach, sowie unter anderen dankenswerthen Gaben auch ein Exemplar des pracht- vollen Lutherdenkmal -Albums des Hofphotographen Holzamer in Worms.

Unser Gelehrtenausschufs hat durch den Tod des Professors Ko berstein in Schulpforte abermals eine Lücke erhalten.

Als Fortsetzung zu den in Nr. 12 des Jhg. 1869 gebrachten Pflegschaftsnachrichten haben wir folgende nachzutragen : Neu be- gründet wurden die Pflegschaften Markdorf bei Constanz. Pfle- ger: C. Mangold, Apotheker, seit 26- Febr. 1870. Salzburg. Pfleger Ludwig Schmued, Direktor der k. k. Lehrerbildungs- anstalt, seit 1. Januar 1870.

Ferner wurden folgende Pflegschaften neu besetzt: Bayreuth. Pfleger: Friedr. Feustel, Banquier, s. 9. März 1870. Brom- berg. Pfleger: Justizrath Gelsler, Rechtsanwalt u. Notar, s. 16. December 1669. Cassel. Pfleger: Dr. jur. C. Oetker, Ju- stizrath, s. 11. Februar 1870. El hing. Pfleger: Dr. E. Volck- mann, seit 27. Januar 1870. Ellwangen. Pfleger: Gram- ling, Gymnasiallehrer, s. 26. Febr. 1870. Halberstadt. Pfle- ger: Blume, Lehrer, s. 7. Februar 1870. Halle. Pfleger: Dr. phil. J. O. Opel, Gymnasialoberlehrer, s. 28. Februar 1870. Ha vre. Henri Meinel, k. bayer. Vicekonsul, s. 31. Januar 1870. Hom- burg i. Pf. Pfleger: Schwartzenberger, k. Rentbeamter, 8. 15. December 1869. Innsbruck. Pfleger : Albert Neuhauser, Ge- schäftsleiter der Tiroler Glasmalerei-Anstalt, s. 20. Dezember 1869. Naila. Pfleger: Philipp Dittmar, Hammerwerksbesitzer u. Land- rath, in Oberklingensporn , s. 10. März 1870. Norden. Pfleger: Herrn. Braams, Buchhändler, s. 20. Januar 1870. Prag. Pfle- ger: M. Pfeiffer, Sekretär der a. pr. Buschtehrader Eisenbahn, s. 1. Januar 1870. Zusmar shaus en. Pfleger: G. F. Rothen- höfer, k. Bezirksamtmann, s. 18. December 1869.

Eingegangen sind die Pflegschaften: Brakenheim, Neres- heim und Petersburg i. Böhmen.

Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz- ten Verzeichnisses folgende angemeldet:

Von Privaten: Archangel. J. Gernet, norddeutscher Konsul, 1 fl. 523/4 kr.. Hartmann, Conditor, 1 fl. 52'/» kr., Richter, Pharma- zeut, 1 Ü. 523/4kr., Surkow, Pharmazeut, 1 fl. 52'/4kr., N. Utter- marck, Ingenieur, 1 fl. 528/« kr. Cleve. Dr. A. Fürstenberg, Direk- tor der Ackerbauschule, 1 fl. 45 kr., Dr. F. Wilbrand, Lehrer der Ackerbauschule, 1 (1. 45 kr. Köln. Jacob Seligmann, Banquier, 1 fL 45 kr. Naila. Adolph Münch, Gutsbesitzer zu Reitzenstein, 1 fl. 12 kr. Nürnberg. J. G. Alt, Schlossermeister, 1 fl. 45 kr. , Friedr. Dembelein, Färbermeister, lfl., J. C. Ilagen, Grofspfragner, 1 fl. Ohrdruff. Dr. Buttstett, Gymnasiallehrer, 26 kr., Udo Frank, Leh- rer, 35 kr. , Winzer, Schulrath u. Direktor, lfl. 10 kr. Schwein- furt. Wetzel, Bankoberbeamter, 1 fl. Wolfenbüttel. Vorwerk, Asses- sor, lfl. 45 kr. Worms. Carl Pfeiffer sen., Kaufmann, lfl., Ernst Pfister, Kaufmann, 1 fl.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:

Von Privaten: Archangel. Hausen, Pastor, lfl. 62'A kr.

99

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

100

Mainz. Friedr. Schneider, Dompräbendat u. Custos, 5 fl. Ohrdruff. Strenge, Bürgermeister, 35 kr.

Aufserdem giengen unsern Sammlungen ferner folgende Ge- schenke zu :

L Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen,

(Nr. 5961—5971.) Bonn. Prof. Dr. aus'm Weerth: Bruchstück eines figurier- ten Wollenteppichs vom 16. Jhdt., blau u. gelb. Constantinopel. S e. Majestät Sultan Abdul Aziz: 5 Colossal- Geschütze von Bronze, aus der Insel Rhodus. 15. 16. Jhdt. Wallbüchse von Bronze mit Holzschaft. Desgl. von Eisen mit Luntenschlofs. Hand- granate von Bronze mit langem Holzschaft und eisernem Stein- schlofs. Eine eiserne Kettenkugel und 3 kleinere Geschützkugeln. Eine eiserne Sturmhaube (sog. Salade). Eine Hellebarte, eine Kuse und ein Spetum. Mainz. Schneider, Dompräbendat u. Custos: Grüner gemusterter Seidenstoff. 16. Jhdt. Meiningen. Döbner, Baurath : 5 Photographieen nach Grabdenkmälern in der Stifts- kirche zu Römhild. Nürnberg. Frl. Maria Segitz: Falsche Württemberger Münze von 1760.

IL Für die Bibliothek.

(Nr. 24,926—24,953.)

Bregenz. Vorarlberger Museums-Verein : Ders., elfter Rechenschaftsbericht, 1868 69. 1869. 4. Breslau. A. Knob- lich, fürstbisch. Gen.-Vic.-Amts-Assessor : Hoverden-Plencken, Jos. Kögler's histor. Nachrichten v. den Herrschaften Pischkowitz und Coritau. 1869. 4. Verein für Geschichte der bildenden Künste: Schultz, Beschreib, d. Bresl. Bilderhandschrift des Frois- sart. 1869- 4. Friedberg i. H. Dr. L. Matthias, Direktor der Taubstummenanstalt : Kurtze Vorstellung der Heil. Reichs Freyen Stadt Wormbs Anfang, Fortgang u. Untergang. 1690. Pap.-Hs. 8. Göttingen. Di et e rieh 'sehe Buchhandlung: Forschungen zur deutschen Geschichte; Bnd. X, 1. 1870. 8. Greifswald. Uni- versität: Dies., index scholarum etc., 1870. 4. Dies., Verzeich- nifs der Vorlesungen etc., 1870. 4. Heidelberg. Ad. Emmer- ling, Verlagshandl. : Fecht, Geschichte der Stadt Durlach. 1869. 8. Dr. W. Wattenbach, Univers. -Professor : Ders., Kirche und Schule im Siebenbürger Sachsenland. 8. Karlsruhe. G. Braun'- sche Hofbuchhandl. : Zeitschrift für die Geschichte des Ober- rheins; Bnd. XXIV, 4. 1869. 8. - Krakau. Graf Alexander Przezdziecki: Ders., enumeration et description sommaire de 64 manuscrits etc. de l'histoire de Pologne de Jean Dlugosch. 1870. 8. Leipzig. Verein für die Geschichte Leipzigs: Ders., erster Bericht. 1870. Leeuwarden. Friesch Genoot- schap etc.: Dies., de Vrije Fries; n. R. , D. IV, 2. 3. u. D. V, 4. 1863 u. 68. 8. London. Science and Art Depart- ment: Catalogue on books of art; part. VII. 1870. 8. Mainz.

Schneider, Dompräbendat : Der Pfeiler im Mainzer Dom. 1870.8- Mannheim. Dr. A. von Lorent: Ders., Wimpfen am Neckar. 1870. 8. Ders., 30 photographische Abbildungen zu Wimpfen am Neckar. 1870. qu. 8. München. Joseph Anton Finsterlin, Verlagshandl. : Muffat, Baugeschichte des Domes zu Unser Lieben Frau in München. 1868. 8. Bayerischer National -Kalender für das J. 1870. 4. St. Nikolaas. Oudheidskundige Kring van het Land van Waas: Ders., buitengewone Uitgaven ; Nr. 7. 1870. 8. Schweinfurt. Dr. F. Stein, k. Advokat: Ders., d. Reichslande Rineck. 1870. 8. Sonderabdr. Ders., wo befand sich das Kloster der heil. Lioba? 8. Sonderabdr. Strassburg. Societe pour la conservation des monuments histo- riques d'Alsace: Dies., Bulletin; IL serie, t. VII, 1. livr. 1869. 8. M. Strassengel. P. Ulrich Greiner: Kirchenschmuck. Blät- ter des christl. Kunstvereins der Diözese Seckau. I. Jhg. 1870, 1. 2. 8. Trient. Anton Emmert: Catalogus cleri dioecesis Tri- dentinae ineunte a. 1870. 8- Wien. Herzfeld & Bauer, Buch- handl. : Bismarck vor d. Geschichte. 1869. 8. Worms. Dr. Eich: Das Lutherdenkmal in Worms, nach dem Modell von Rietschel. 1 Bl. Holzschnitt. Imp. 2. Carl Holzamer, Hofphotograph: Ders., Luther-Denkmal-Album. 16 Bl. Photographieen. Imp. 2.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4102—4109.)

Ellwangen. H. Högg, Gymnasiallehrer a. D. : Erklärung des Joh. Honisius zu Augsburg, durch welche er vermöge des ihm vom Kaiser verliehenen pfalzgräflichen Amtes die Makel der un- ehelichen Geburt Jakob Kleins von Büllerthann im fürstlichen Stift Ellwang aufhebt und ihm den Namen seines Vaters zu tragen ge- stattet. 1655. Pgm. Nürnberg. Dr. A. v. Eye, Vorstand der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen : Baurechnung über das Schlofs zu Heroldsberg. 1753- Pap.-Orig. Schreiben Joh. Sigm. Grundherr^. Pflegers zu Lauf, an Baron Geuder, des älteren Geh. Rathes zu Nürnberg, über das Eibzinslehen auf dem Kunhof. 1770. Pap.-Orig. Kauf- und Lehenbrief Joh. Ad. Rud. Carl von Geu- der's, des älteren Geh. Rathes zu Nürnberg, für Cath. Barb. Geyer im Gostenhof über vier Morgen Feld und zwei Morgen Holz bei Dernberg gelegen. 1770. Pap. -Abschr. Bericht C. Wilh. Bauer's, Verwalters zu Nürnberg, über die aus dem Nachlasse des v. Geu- derischen Unterthans Georg Keller zu Dntersdorf seiner Enkelin Anna, Ehefrau des G. Mehl zu Steinbach, zugefallene Erbschaft. 1775. Pap.-Orig. Regensburg. Dr C. Will, fürstl. Thurn- und Taxis'scher Archivar : Rescript K. Rudolfs II. an den Abt von Fulda in Betreff der Anstände des letzteren mit der Reichsritter- schaft etc. 1605. Pap. -Abschr. Klag- und Widerrede, den Streit zwischen Fritz Wolf von Gutenberg in Langenschwarz (im Fulda'- schen) mit Martin vom Keitz, Fischer zu Schlotzau, betr. 1616. Akten. Rescript K. Leopold's I. an den Abt von Fulda hinsicht- lich der ansebl. vorsätzlichen Tödtung C. Sigm. von Hainach's durch Heinrich Wilh. von Künsperg und die Fahndung auf den letzteren. 1679. Pap.-Abschr.

Chronik der historischen Vereine.

Verhandlungen der gelehrten Estnischen Gesell- schaft zu Dorpat. Fünfter Band. Viertes Heft: Quellen und Realien des Kalewipoeg nebst Varianten und Ergänzungen von G. Blumberg. Mit einer Karte der Spuren des Kalewiden u. der Fundorte der Sage. Dorpat, 1869. 8.

Sitzungsberichte ders. Gesellschaft. Dorpat, 1868. 8.

Schriften ders. Gesellschaft. Nr. 7. Johann Meilof. Zur Geschichte des römischen Rechts in Livland im 15. Jahrh. Von Dr. E. Winkelmann. Dorpat, 1869. 8.

Foreningen til Norske Fortidsmindesmerkers Be- varing. Aarsberetning for 1868. Kristiania. 1869. 8.

Vereinsangelegenheiten. Runeindskrifter fra Aardals Kirke i Sogn af S. Bugge. Student A. Loranges Udsigt over hans an- tikvariske Viiksomhed i 1868. Oldsager indkomne til det throndhj. Vidensk. Selsk. Sämling, til Bergens Museum, og til Uni- versitetets Sämling. Tillaeg til „Norske Fornlevningen" m. m. af N. Nicolaysen. Fortegnelse over de medfölgende Afbildnin- ger med Henvisning til Texten.

101

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

102

Veertigste verslag der handelingen van het^Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en Taalkunde te Leeuwarden, over het jaar 1867 tot 1868, uitgebragt in de vergadering van 20. Augustus 1868. (Workum.) 8.

Een-en-veertigste verslag . . . over het jaar 1868 tot 1869, uitgebragt ... 19. Augustus 1869.

De Vrije Fries. Mengelingen. Twaalefde deel. Nieuwe Reeks. Zesde deel. Eerste stuk. Te Leeuwarden, bij G. T. N.

Suringar. 1869. 8.

Voorlezing over het leven van Dr. Justus Hiddes Halbertsma en zijne Verdiensten omtrent geschiedenis, taal- en letterkunde van Friesland, door W. Eekhoff.

Verslag van hetverhandeldein de AI gerne ene Ver- gadering van het ProvinciaalUtrechtsch Genootschap van Künsten en Wetenschappen, gehouden den 29. Juni 1869. Utrecht, C. van der Post jr. 1869. 8.

Aanteekeningen van het verhandelde in de Sectie- Vergaderingen van het Provinciaal Utrechtsch Genootschap etc., ter gelegenheid van de algcmeene vergadering, ehouden in het jaar 1869. Utrecht, C. van der Post jr. 1869. 8-

Kronijk van het Historisch Genootschap, geve- stigd te Utrecht. Vier en twintigste Jaargang, 1868. Vijfde Serie. Vierde Deel. Utrecht, Keraink en Zoon. 1868. 8-

Diesen Band füllen zum gröfsten Theil Abdrücke von Briefen und anderen Schriftstücken aus dem 17. Jahrh. , politischen und kriegsgeschiehtlichen Inhalts. Weiter sei hier speciell noch ange- führt: Twee dagboeken van Jan van Doornik, aangaande zijne reis naar Denemarken in het jaar 1594, en de expeditie naar Ca- dix in het jaar 1596- De oudste stadsrekening van Axel. Aug. 1492 - Aug. 1493.

Werken van het Histor. Genootschap. Nieuwe Reeks. N. 8: De Oorlogen van Hertog Albrecht van Beieren met de Friezen in de laatste Jaren der XIV. eeuw, naar onuitgegeven bescheiden door Dr. Eelko Verwijs. Utrecht, Kemiuk en Zoon. 1869. 8. VIII, CXLVIII und 628 Stn.

Nr. 12: Brieven en onuitgegeven stukken van Johannes Wten- bogaert. Verzameld en met aanteekeningen uitgegeven door H. C. Rogge. Tweede deel. Eerste afdeeling. 1618-1621. Utrecht, Kemink en Zoon. 1869. 8. 214 Stn.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

6) Die Alterthümer der heidnischen Vorzeit inner- halb des Gro fsherzogthums Hessen, nach Ur- sprung, Gattung und Oertlichkeit besprochen von Dr. Ph. A. F. Walther. Mit einer archäologischen Karte. Darmstadt, 1869. Gedruckt auf Kosten des historischen Vereins. 115 Stn. 8.

Der fleil'sige Verfasser, dem wir schon mehrere literarische und antiquarische Arbeiten verdanken, legt uns hier wiederum ein verdienstvolles Werkchen vor, das sowohl im Allgemeinen den Freunden der Alterthumskunde willkommen sein wird, als insbe- sondere den Einwohnern am Mittelrhein lehrreich und interessant ist. In der kurzen Einleitung (statt Vorrede) wird bemerkt, dafs, sowie der historische Verein in Darmstadt von jeher auf Ausgra- bungen und antiquarische Funde Bedacht genommen, so habe ein Mitglied, der Rentner Goltermann, über dieselben eine Karte ge- fertigt, welche der Verfasser berichtigt hier vorlegt und zugleich, wie der Titel zeigt, das Alterthum in dreierlei Hinsicht behandelt. Der erste Abschnitt betrachtet die Alterthümer nach ihrem Ur- sprung, indem die Celten, Germanen und Römer geschildert wer- den. Der zweite Abschnitt bespricht die verschiedenen Gattungen der Alterthümer, nämlich die bürgerlichen Wohnstätten, die rö- mischen und germanischen Befestigungen und Gräberund endlich die Strafsen. Der dritte Abschnitt, der Haupttheil des Werkchens, be- trachtet die Alterthümer nach ihrer Oertlichkeit ; hier werden alle Orte im Grofsherzogthum und in der Umgegend alphabetisch auf- geführt und angegeben, was in jedem bis jetzt Alterthümliches gefunden oder bekannt geworden ist. So folgen nacheinander von der Provinz Starkenburg 107, von Rheinhessen 84, von Ober- hessen 121, aus der Umgegend 65 Orte mit Angaben, was bei

ihnen aus alter Zeit zu bemerken ist, wobei wir nur gewünscht hätten, dafs der Verfasser überall die Quelle angegeben hätte, in- dem sie oft fehlt. Bei dieser Zusammenstellung müssen wir den Verfasser wegen seines Fleilses rühmen, und deshalb auch nicht nachsehen, ob wir einen oder den andern Ort beifügen, oder bei einem angeführten Orte eine Zugabe machen könnten. Das Büch- lein bildet ein Repertorium der Fundorte am Mittelrhein und wird hoffentlich von andern benachbarten Vereinen fortgesetzt und er- weitert. Ebenso ist die Karte recht brauchbar, indem sie mit ro- ther Farbe die römischen Strafsen, Grenzwälle, Befestigungen und Wohnorte, mit blauer die germanischen Befestigungen, Grabstätten u. s. w. verzeichnet. Von Baden ist neulich eine ähnliche er- schienen; von anderen Vereinen ist sie zu erwarten.

Aufsätze in Zeitschriften.

Europa: Nr. 11, Sp. 337. Zur Geschichte der Bartholomäusnacht (Kurfürst August von Sachsen betr.).

Der Hausfreund: 6. Heft, S. 268. Die Nikolaus- u. Weihnachts- feier in Tirol. (Dr. L. v. Ilörmann.)

Preufs. Jahrbücher: 25. Bd., 2. Hft. Zur Geschichte der öster- reichischen Politik im J. 1814. (Th. v. Kern.)

Allgem. Kirchenzeitung: 49. Jg., Nr. 5. Luther und die Dop- pelehe des Landgrafen Philipp von Hessen.

Evangel.-refo rm. Kirchenzeitung: 20. Jg., Jan. Aus dem theologischen Arsenal des 17. Jahrh.

Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 89. Heilige Käfer. (N. fr. Pr.) Nr. 96. 98. Die Johannitergeschütze des german. Museums.

Kunst u. Gewerbe: Nr. 10. Nachbildungen der antiken Hildes- heimer Silbergefäl'se. (R. Bergau.)

Notes and Queries: Nr. 112, p. 195. Folk lore : Pig supersti-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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tion. (Hermann Kindt.) Nr. 114, p. 249. Burial in an erect posture. (Vebna.) P. 250. The Sangreal or holy Grail. Nr. 255- Torture at Nuremberg and Munich.

Novellen-Zeitung: Nr. 7, S. 109. Von den Schicksalen der Israeliten im Mittelalter.

Ueber Land u. Meer: Nr. 25, S. 462- Berliner Antiquitäten. I. Das Haus mit der Rippe. Der musterhausen'sche Bar.

Wochenblatt der Joh.-Ord.-Balley Brandenburg: Nr. 7. Ein Besuch zu Rhodus unmittelbar nach der ersten türkischen Belagerung (1480). Nr. 9. Die (Reichs-)Quaternionen. Nr. 10. Ritterwürde und Ritterstand. (Hofrath Hesekiel.)

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 64. Die Wahrheit über die Nenniger Inschriften (gegen die Echtheit).

Frank. Zeitung: Sonnt.-Beig. Nr. 8. Skizzen aus der Ansbacher Vorzeit. 13. Die Fehden mit Bayern -Ingolstadt.

Illustr. Zeitung: Nr. 1392, S. 167. Das Burschenschafts-Denk- mal in Eisenach (Luther als Currendeschüler). S. 171. Der erste Fastensonntag. (Frhr. v. Reinsberg-Düringsfeld.)

Köln. Zeitung: Nr. 47, 1. Bl. Die Restaurationsarbeiten in der Krypta der St. Gereonskirche (in Köln).

Vermischte Nachrichten.

26) In Bonn ist ein Aufruf zur Leistung von Beiträgen für die Restauration des Münsters, eines der grofsartigsten und schönsten romanischen Bauwerke im westlichen Deutschland, er- gangen. Diesem Aufrufe zufolge wird mit der Restauration der Krypte und des Innern des Westchors der Anfang gemacht wer- den. Die Krypte, welche, im Querschiff beginnend, dreischiffig sich unter dem langen Ostchor hinzieht, gehört zu der ältesten Anlage der Kirche und zu deren architektonisch merkwürdigsten Theilen. Der Herstellung des im Innern gänzlich verunstalteten Westchors wird sich der Neubau der Westfagade anschliel'sen. Dringend ge- boten erscheint auch die Restaurierung des Innern des östlichen Langchors und des Langschiffs. (111. Ztg., Nr. 1390.)

27) In der altsächsischen Ortskirche von Gokesch- dorf im Kokelburger Comitat (Ungarn) ist ein Gemälde an der Wölbung entdeckt worden, welches aus dem 15. Jahrh. stammt und, in 48 Quadrate getheilt, Bildnisse von biblischen Figuren, ebenso die Wappen des Königshauses Anjou und der Adelgeschlech- ter Hunyady, Bethlen und Banffy zeigt.

(D. Kunstztg., Nr. 6, S. 45.)

28) Der 400jährige Geburtstag Albrecht Dürer's fällt auf den 21. Mai 1871. Es wird der empfehlenswerthe Vorschlag gemacht, aus Anlafs dieses Jubelfestes sämmtliche Werke des Mei- sters : Gemälde, Kupferstiche, Holzschnitte, Miniaturen, Handzeich- nungen, Aetz-, Relief- und sonstige Arbeiten, welche bis jetzt in aller Welt von Madrid bis Petersburg, von England bis Rom zer- streut und deshalb, weil 6ie sich vielfach in Privatbesitz befinden, oft nur schwer zugänglich sind, in seiner Vaterstadt Nürnberg, soweit irgend möglich, auf einige Zeit zu vereinigen. Es wäre damit überhaupt eine treffliche Gelegenheit geboten, der Welt

ein Bild von Nürnbergs grofser Blütheperiode in künstlerischer wie gewerblicher Beziehung vorzuführen. Lassen sich auch manche auswärtige Arbeiten nicht wohl zur Stelle schaffen, so bietet doch die heutige Photographie ein gutes Mittel, das Fehlende annähernd zu ersetzen. (III. Ztg., Nr. 1392.)

29) Stralsund und die ganze alte Hansa feiern in diesem Jahre einen merkwürdigen Gedenktag: den des Stralsunder Friedens von 1370, des glorreichsten Friedens, welchen die Hansa jemals abgeschlossen hat. Die Städte der Nordsee und der Ostsee hatten ihre Macht zum Kriege gegen die Könige Waldemar von Dänemark und Hakon von Norwegen vereinigt, eroberten Ko- penhagen, und die gedemüthigten Gegner mufsten nicht nur um Frieden bitten, sondern der siegreichen Hansa auch eine Art Ober- hoheit einräumen. Die grofse, noch auf dem Rathhause zu Stral- sund vorhandene Friedensurkunde wurde am 23. Mai 1370 ausge- fertigt. Es ist in Anregung gebracht, diesen 500jährigen, ruhm- reichen Gedenktag auf festliche Weise zu begehen. Auch für die norddeutsche Marine wäre wol Grund vorhanden, dieses Andenken an die alte deutsche Seeherrschaft zu verherrlichen. (Das.)

30) Aus Konstantinopel wird geschrieben: Die Nieder- reifsung uns erer Mauer n ist zum Beschlufs erhoben und hat bereits begonnen. Es verschwindet damit eine Erinnerung, die um so werthvoller war, als diese dreifachen Mauern sich noch ganz in dem Zustande befanden, in dem sie bei der Eroberung der Stadt durch die Türken waren. Nachdem vor längerer Zeit von Engländern der sogen. Palast des Priamos bei Assos nieder- gerissen worden ist, werden jetzt von den Türken auch die alten Mauern von Assos , die aus einer sehr fernen Zeit stammen , fort- geschafft. Engländer waren es ferner, welche die Wasserleitungen und andere Ueberreste von Ephesus niederrissen, um Raum und Steine für eine Eisenbahn zu bekommen, auf welcher man noch an einer Brücke eine altgriechische Inschrift sieht. Während Mo- numente von Sandstein zum Theil erhalten bleiben, wandern die von Marmor in den Ofen. (D. Kunstztg., Nr. 9, S. 70.)

31) Als in Paradins bei Meseritz (Posen) jüngst ein Kanal gegraben wurde, stiel's der Maurergeselle Hanke beim Wegschau- feln der Erde auf eine Kiste mit Geld, 7 Ctr. 85 Pfund schwer, im Werthe von 8000 Thlrn. Auf gemachte Anzeige bei der preu- l'sischen Regierung zog der Fiskus die eine Hälfte ein und über- wies die andere dem Finder. Die besten Stücke suchte sich das kgl. Museum in Berlin aus, 103 Stück Hamburger Thaler aber er- warb der Münzsammler Hermann Lilienfeld in Hamburg.

(Braunschw. Tagebl., Nr. 60, Beil.)

32) Graf Ladislaus Plater erläfst im Namen der Gründer des Polnischen historischen Museums zu Rapperswyl in der Schweiz einen Aufruf zur Unterstützung des genannten, in der Bildung begriffenen Institutes. „Schon sind heilst es im Auf- rufe — von vielen Seiten Gaben eingereicht worden. Einer der der ersten Monarchen Europas (Louis Napoleon) hat sich beim Gründungswelke betheiligt, die Regierung der Vereinigten Staa- ten Arnerika's befindet sich unter den Gebern ; bedeutende Schrift- steller bereichern das Museum mit ihren Werken; Verleger, Buch- händler und Künstler leihen ihre edle Mithülfe; gelehrte Gesell- schaften spenden werthvolle Geschenke. Wir beeilen uns, dies öf- fentlich zu bezeugen und den Gebern unsern Dank auszusprechen. Das Museum wird dem Publikum kostbare Sammlungen von Auto- graphen, Documenten, geschichtlichen Werken, Medaillen, Kunst- werken, Alterthümern, geographischen und ethnographischen Kar- ten bieten, welche alle auf die Geschichte Polens interessante Lich- ter werfen. Der Tag der Einweihung des Museums wird zur Zeit bekannt gemacht werden." (Das., Nr. 37.)

Verantwortliche Redaction : A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sche Buchdruckeiei in Nürnberg.

Nürnberg', Das Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oosterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fufa oder 2 Thlr. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Strafsburg bei G. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F.Klinck- eieck , Nr. 11 nie de Lille, oder bei dem

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FÜR KUNDE DER

Neue Folge.

Postamt in Karlsruhe; für England bei William» 4 Norgate, Henrietta-Street Covent - Garden in London ; für Nord' Amerika bei den Postamtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- stimmten Sondungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commis- oionär der Uterar. -art ist. Anstalt des Mu- seums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be- fördert.

Siebzehnter Jahrgang.

1870.

ORGAN DES GERMNISCHEN MUSEUMS.

JM 4.

April.

Wissenschaftliche Mittheilungen.

Der StertzelPsche Prospect von Brauusberg.

(Mit Abbildung.)

Generalansichten der bedeutenderen Städte waren im sie- benzehnten Jahrhundert sehr beliebt. Man stellte dieselben gewöhnlich in der sogenannten Cavalier- oder Vogel-Perspective dar, welche obgleich in den Verhältnissen des Grundrisses einige Verzerrung bedingend, indem die meisten Strafsen zu breit erscheinen, den grofsen Vortheil bietet, Grundrifs und Aufrifs in sich zu vereinigen. Sie zeigen die Gesammtanlage der Stadt mit allen ihren Strafsen und Plätzen und ihrer näch- sten Umgebung und geben zugleich Ansichten aller bedeuten- den öffentlichen Gebäude, ja sogar der gröfseren Privathäuser, bieten also ein vollständiges und, wenn correct gezeichnet, ge- treues Bild der ganzen Stadt, was auf keinem andern Wege zu erreichen möglich ist.

Zu den ältesten und werthvollsten Ansichten preufsischer Städte gehören die Ansicht von Danzig vom Jahre 1573 in Braun's Städtebuch1), der Kaersche Prospect *) von Dan- zig vom Jahre 1618 und Bering's3) grofser Prospect von Königsberg i. Pr. vom Jahre 1613. Letztere beide sind in verkleinertem Mafsstabe, neben den sehr vortrefflichen Prospec- ten von Elbing uud Thorn, auch in Merian's „Topogra-

') Vergleiche meine Bemerkungen darüber in der altpreufsi- schen Monatsschrift Bd. V, S. 519 ff.

2) Meine Beschreibung desselben daselbst Bd. III, S. 545 ff.

') Vgl. Minden in den Sitzungs- Berichten der physikalisch- ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg, 1865, S. 22.

phia Prussiae et Pomerelliae" vom Jahre 1652 enthalten. Aufser der genannten Abtheilung von Merian's4) berühmtem Werke besitzen wir an Büchern mit Prospecten preufsischer Städte noch Henne nberger's „Erclerung der preufsischen Landtaffel" vom Jahre 1595, Hartknoch's „Alt und Neues Preufsen" vom Jahre 1684, dessen in Kupferstich ausgeführte Ansichten meist Copien der Holzschnitte in Hennenberger sind und an Genauigkeit und künstlerischem Werth mit Merian's vortrefflichen Prospecten in keiner Weise sich messen lassen, Pufendorf's grofses Werk „de rebus a Carlo Gustavo, Sue- ciae rege, gestis" (Nürnberg, 1696) und einige andere kleinere (z. B. Adlerhold), welche auf den genannten beruhen.

Ohne Zusammenhang mit den angeführten Werken ist der vorliegende, aus zwei Platten bestehende Prospect von Brauns- berg neben der in Hartknoch befindlichen, sehr ungenauen und zum Theil falschen Ansicht von Braunsberg (gesehen von Nor- den) der, soweit bekannt, einzige ältere Prospect dieser Stadt. Er ist wahrscheinlich stets fliegendes Blatt gewesen. Ich wurde auf denselben durch Professor Dittrich in Braunsberg aufmerk- sam gemacht. Später erfuhr ich durch Domvicar Dr. Wölky in Frauenburg, dars die Originalkupferplatten im Besitze des Magistrats (Rathsarchiv) in Braunsberg noch vorhanden seien. Alte Abdrücke dieser Platten, sowie auch diejenigen, welche Oberlehrer Dr. Lilienthal im Jahre 1833 hatte anfertigen lassen, sind jetzt sehr selten. Auf meine Bitte hatte der Bürger-

') Ueber dasselbe: A. Reichensperger, Matthäus Merian und seine Topographien (Leipzig 1856), S. 7 ff.

107

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

108

meister Gruihn in Braunsberg die Güte, diese Platten zum Zwecke der Anfertigung neuer Abdrücke (s. die Beilage) mir anzuvertrauen, wofür ich bei dieser Gelegenheit meinen gebüh- renden Dank abstatte.

Beide Blätter zusammengeklebt geben einen Prospekt von 0,61 Met. Länge und 0,30 Met. Höhe. Derselbe stellt die ganze Stadt, gesehen von Süden, mit ihren Festungswerken und deren nächster Umgebung in so grofsem Marsstabe dar, dafs man alle Einzelnheiten der Architektur, selbst an Privat- häusern, mit vollkommener Sicherheit erkennen kann. Die ganze Umgebung der Stadt ist als Wiesenland charakterisiert. Anordnung und Ausführung dieses Kunstblattes, besonders der Vordergrund, sind ganz in der bekannten Manier Merian's be- handelt. Dieser Prospect gehört zu den besten seiner Art.

Oben links steht die Bezeichnung: „Vera delineatio Vete- ris Ciuitatis Brunsbergk , Epätus Varmieii in Prussia Metropo- lis, pro vt A. D. 1635. nomine Regis Begniq; Suecie, ipsam Gubernante Nobili ac Strenuo Colonello ac Andrea Koß- kull in odenfors 2C. munitioniboj ac propugnaculis adornata."

Darunter befindet sich das königl. schwedische Wappen, umgeben von einem Lorbeerkranz ; oben rechts in einer Um- rahmung, welche die Formen der holländischen Renaissance zeigt, das Wappen der Stadt Braunsberg. Unter demselben steht die Erklärung der in der Ansicht selbst mit den Num- mern 1 bis 13 bezeichneten bedeutendsten öffentlichen Gebäude. Unten links befindet sich in einer ähnlichen Umrahmung die Widmung von Paul Stertzell an die fünf hohen schwedischen Staatsbeamten (darunter Feldmarschall Wrangcll und Reichs- kanzler Oxenstierna), welche den Frieden von Stuhmsdorf zwi- schen Poleu und Schweden am 12. September 1635 unterzeich- net5) haben. Rechts davon, neben zwei kleinen Figuren in der Tracht schwedischer Soldaten, befindet sich die Inschrift : Paul Stertzell Excude. Conradt Götke sculpsit.

Sowohl der Letztere als Künstler denn wahrscheinlich hat er auch die Zeichnung zum Stich gefertigt als auch Stertzell als Verleger, welcher, nach gefälliger Mittheilung des Prof. Dittrich, schwedischer Amtsschreiber war, sind, meines Wissens, in der Künstlergeschichte bisher gänzlich unbekannt. Stertzell hat diesen Prospect also mit besonderer Berücksichti- gung der von den Schweden während ihrer Occupation6) der Stadt von 1626 35 unter dem Befehl des Obersten Kofskull auf Odenfors ausgeführten neuen Festungswerke gefertigt oder veranlafst und im letzten Jahre der Occupation vollendet. Nach

5) Vergl. F. W. F. Schmitt, Geschichte des Stuhmer Kreises (Thorn, 1868), S. 64.

6J Die gleichzeitig von den Schweden ausgeführte Befestigung von Elbing zeigt der Prospect bei Merian. Wahrscheinlich ist er Copie eines älteren und gröfseren Prospects, der jedoch nicht bekannt ist. Es dürfte sich verlohnen, darnach zu suchen. Auch in Pufendorf (a. a. 0., S. 99) befindet sich ein Plan der schwedi- schen Befestigung von Elbing.

Abschlufs des Friedens und Abzug der Schweden (am 3. Octo- ber 1635) sind die Kupferplatten dann an die Stadt abgege- ben worden.

Dieser Prospect enthält natürlich sehr viele Gebäude, die jetzt entweder gar nicht mehr, oder nur in verändertem Zu- stande erhalten sind. Er ist daher für die allgemeine Kultur- geschichte und besonders für die Geschichte der Baukunst im Ordenslande Preufsen und der Baugeschichte der Stadt Brauns- berg7) im Speziellen von Wichtigkeit.

Das gröfste Interesse nimmt die Militär- Architek- tur, deren Darstellung augenscheinlich der eigentliche Zweck des Prospects ist, in Anspruch. Die ganze Stadt ist von einer hohen, mit bedecktem Wehrgang versehenen Stadt- mauer umgeben. In gewissen (ungleichen) Entfernungen tre- ten abwechselnd runde und viereckige Thürme, einschliefslich der grofsen Thorthürme im Ganzen 16, aus derselben hervor. Sie sind mit heben Pyramidendächern bedeckt. Die Anlage dieser Stadtmauer gehört wahrscheinlich der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts an. In dem Aufstande der Brauns- berger gegen Bischof Heinrich Soerbom wird sie schon erwähnt8). Einzelne Theile, wie der noch wohlerhaltene grofse, schöne Thurm am Gymnasium, vielleicht auch der runde Thurm in der Nähe der Pfarrkirche, und die runden Thürme auf der Nord- seite dürften dieser Zeit angehören, während der gröfste Theil der noch erhaltenen Ringmauer, wie ich aus der tech- nischen Ausführung dieser Reste schliefsen mufs, und die hohen Thorthürme frühestens aus dem Ende des 15. Jahrh. sein kön- nen9). Im Jahre 1481 wurde zur Restauration der Befestigung ein Legat ausgeworfen ,0). Doch haben die Mauern bei einer Belagerung im Jahre 1520 wieder sehr gelitten.

Auf der Westseite und einem Theil der Nordseite der Stadt zieht sich um die Ringmauer noch eine zweite, wol erst am Anfang des 16. Jahrhunderts ausgeführte, etwas nie- drigere Mauer, welche ebenfalls mit zwei kleinen Thürmen und einem erkerartigen Ausbau, zum Zweck der Seitenbestreichung, versehen ist. Zwischen beiden Mauern befindet sich ein schma- ler, Zwinger, in Preufsen Parcham, genannter Raum, in welchem auf der Nordseite, zwischen dem Münch- und Nagelschmitthor, der mit hohen Bäumen besetzte „Schisgarten" liegt. Rings um die ganze Stadt zieht sich ein breiter, mit Wasser gefüll- ter Graben, welcher auf drei Seiten der Stadt, unter theilwei-

') Eine kurze Uebersicht der Geschichte Braunsbergs s. in F. v. Quast, Denkmale der Baukunst in Preufsen, S. 35 36. Ge- naueres befindet sich, nach gefälliger Mittheilung des Prof. Dittrich, in einem Aufsatz des Prof. Bender im Braunsberger Kreisblatt von 1864 und 65, der mir jedoch leider nicht zugänglich war. Auf eine an den Verfasser desselben gerichtete Bitte um leihweise Mittheilung dieser Arbeit habe ich keine Antwort erhalten.

8j Treteri de episc. Warm, opus posthumum (Cracov. 1685), p. 29.

s) Ueber den kürzlich erfolgten Abbruch eines Thurmes auf der Nordseite s. Bender, im Braunsberger Kreisblatt, 1870, Nr. 16.

10) Gefällige Mittheilung des Prof. Dr. Dittrich in Braunsberg.

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ser Benutzung vorhandener Thäler, künstlich hergestellt, auf der Ostseite aber durch den Flufs Passarge vertreten wird.

Die Stadt hatte drei Haupt t höre: im Westen das „Hoge Thor", im Osten, nach der Passarge hin, das „Küttelthor' und das „Mühlenthor". Alle drei haben hohe Thorthürme mit Satteldächern zwiscben zwei spätgotbischen (Ende des 15. Jahrb.) Giebeln. Das hohe Thor, welches das vornehmste gewesen zu sein scheint, hat aulserdem noch einen Dachreiter in Form der spätesten Renaissance. Während vor dem Küt- telthor keine Brücke sich befindet, dasselbe also wol nur zur Communication mit dem Flusse, besonders für die Schiffer, diente, sind vor den beiden andern Thoren hölzerne Brücken, welche theilweise aufgezogen werden können. Von diesen Tho- ren ist heute nichts mehr vorhanden. Das hohe Thor , einst eine vorzügliche Zierde der Stadt, wurde um das Jahr 1800, das Mühlenthor 25 Jahre später und darauf das Küttelthor ab- gebrochen. Aul'ser diesen drei Hauptthoren befinden sich auf der Nordseite noch drei kleine Thore : das zwischen zwei Rundthürmen liegende und daher wol sehr alte Nagelschmitthor und das offenbar erst später eingerichtete Münchthor, so ge- nannt von dem in der Nähe befindlichen Grau-Mönchen-Kloster, und das Wasserthor, welches, in einen der vorhandenen Thürme eingebrochen, nach dem Stadtgraben führt.

Eine besondere Festung innerhalb der Stadtmauer bildet die auf der Südseite der Stadt, unmittelbar an der Stadtmauer gelegene bischöfliche Burg"), welche, obgleich bis zum Jahre 1340 oft Residenz der Bischöfe von Ermland, in ihrem ersten Massivbau erst der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts angehört, später jedoch in Folge der Zerstörungen12) unter den Bischöfen Heinrich Soerbom (1373 1401) und Paul von Legendorf (1458 67) so vielfach umgebaut worden ist, dafs von diesem ersten Bau in den heute noch vorhandenen, zum gröfsten Theil modernisierten und sehr vernachlässigten, Gebäu- den nur sehr wenig mehr erhalten ist. Da sie seit 1340 nur ausnahmsweise von den Bischöfen bewohnt worden, war sie nur klein, enthielt nur wenig Wohnräume, diente vorzüglich als fester Platz und als Sitz eines bischöflichen Vogts (advocatus castri), später Burggrafen. Die eigentliche Burg besteht aus einem südlichen Hauptflügel , einem niedrigen, nur untergeord- nete Räume enthaltenden Nebenfiügel und zwei mit Wehrgän- gen versehenen Mauern. An der nordöstlichen Ecke befand sich der, auch auf diesem Prospect nur noch in seinen Unterbau- ten erhaltene, massige Hauptthurm (Bergfried), von welchem aus die Nord- und Ostfront des Schlosses und ein Theil der Stadt bestrichen werden konnten. Dieser Thurm und die Um- fassungsmauern wurden nach dem Aufstand gegen Bischof

Heinrich vom Jahre 1396 aufgeführt, unter Bischof Paul aber wieder zerstört. In dem Westfiügel befindet sich der wohlerhalteue Thorthurm, welcher, wie ein in seinem obern Stockwerk vortrefflich erhaltenes Gemach mit schönen Stern- gewölben (fälschlich gewöhnlich Capelle genannt) beweiset, der Blüthezeit der Baukunst in Preufsen, der Mitte des 14. Jahr- hunderts, angehört. Dieses Thor vermittelte die Verbindung mit der westlich gelegenen Vor bürg, welche mit hohen Mau- ern mit Wehrgängen umgeben und nach Westen hin noch durch einen breiten, nassen Graben geschützt war. Durch die West- mauer der Vorburg, über den mit einer hölzernen Brücke ver- sehenen Graben, also von der Pfarrkirche her durch Vorburg und Thorthurm, führte der Hauptzugang zu dem Schlosse hin, während auf der Nordseite ein untergeordnetes, wahrschein- lich erst in späterer Zeit eingebrochenes, Thor vorhanden ist. Aufserdem dienten zwei starke Thürme in der Stadtmauer, welche von der Burg nur durch einen schmalen Parcham ge- trennt war, zur Vertheidiguug derselben. Neben dem einen dieser Thürme befindet sich noch ein dritter Ausgang aus der Burg nach Süden hin. Vor diesem Thor liegt ein besonderer, mit Mauern und viereckigem Thurm befestigter, in Ruinen noch vorhandener, Vorhof (Propugnaculum, Zwinger), von welchem aus der die Stadtmauer stürmende Feind von der Seite und im Rücken und, wenn er eingedrungen war, von allen Seiten angegriffen werden konnte. Vielleicht diente er auch zur Be- herrschung der ganz nahe vorbeifliefsenden Passarge. Dafs die- ses Aufsenwerk erst ein späterer Anbau, wahrscheinlich aus dem 15. Jahrb. ist, geht daraus hervor, dafs der Zugang zu dem Vorhof von der Burg aus durch einen runden Thurm gebro- chen worden ist. Die starke Befestigung der Burg nach aufsen ist nicht auffallend. Die Vertheidigungsmafsregeln gegen die Stadt hin v/erden aber durch die wiederholten Aufstände der Braunsberger gegen den Bischof erklärt.

Aufser den bisher genannten Mauern und Thürmen hatte Braunsberg noch einige interessante Aufsenwerke, welche eben- falls erst im 15. Jahrb. mögen hinzugefügt worden sein. Vor dem hohen Thor nämlich befindet sich, mitten im Graben stehend, ein starker, runder Thurm 13) mit einem Thorbogen daneben, welcher mit dem Thorthurm durch Mauern mit Wehrgängen, die auf Bogen ruhen, verbunden ist. Von dem Thurm führt nach dem jenseitigen Ufer des Grabens eine hölzerne Zug-

") In Urkunden des Bischofs heilst es „in Castro nostro Bruns- berg". Monumenta historiae Warmiensis, Bd. I. Dipl. pag. 110, 154, 231, 497, Bd. II, pag. 16 etc.

".) S. F. v. Quast a. a. 0., S. 36. Monum. bist. Warm. Bnd. III, p. 14, 80 u. 105.

13J Ganz ähnliche Thürme finden sich in Thorn vor dem Cul- mer und Alt-Thorner Thor, in Königsberg vor dem Lastadien- thor, wie die betreuenden Prospecte in Merian zeigen. In Dan zig steht der „Stock" vor dem hohen Thor noch heute, und der Pro- spect in Braun's Städtebuch zeigt auch noch den Verbindungsgang zwischen Thor und Stock. Auch im übrigen Deutschland (z. B. in Frankfurt a. 0., Bremen, Halberstadt, Geldern) finden sich ähn- liche Anlagen. Mehrere Thürme vor dem Thore, durch Mauern zu einem besonderen Castell zum Schutz der Stadttbore verbun- den, findet mau aller Orten oft genug; (Amsterdam, Wesel, Lei- den, Uarlem, Trident und besonders wohl erhalten zu Nürnberg).

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brücke. Er hatte vorzugsweise den Zweck, in Zeiten der Gefahr den die Mauer stürmenden Feind auch im Rücken angreifen zu können. Ein Thurm ähnlicher Art zu gleichem Zweck, welchen man nach Analogie mit gleichen Thürmen der Ordensburgen „Danziger" 14) nennen mufs, befindet sich südlich von der Pfarr- kirche. Er ist natürlich ebenfalls mit der Stadtmauer verbun- den und dient zu erhöhtem Schutz der Pfarrkirche. Auch der viereckige Thurm nördlich von der Burg hatte, wie angegeben, theilweise gleichen Zweck.

Die bisher beschriebenen Befestigungsbauten gehören sämmt- lich dem Mittelalter an. Seit allgemeiner Einführung der ver- besserten Geschütze waren sie zum Schutze der Stadt jedoch nicht mehr ausreichend. Nachdem Gustav II. Adolf, König von Schweden, im sogenannten ersten Schwedenkriege Braunsberg am 10. Juli 1626 erobert und in Besitz genommen hatte 15) (er behielt es nach dem Vertrag von Altmark, 26. Sept. 1629, bis zum Frieden von Stuhmsdorf, am 12. Sept. 1635), liefs er die Stadt sogleich, den zeitigen Bedürfnissen entsprechend, be- festigen, d. h. er legte vor die drei Hauptthore, vor das Mönch- thor, vor die Burg und die Pfarrkirche und aufserdem nörd- lich von der Stadt an der Passarge sechs Bastionen mit nas- sen Gräben davor nach dem altniederländischen Systeme ,6) an und verband dieselben zum Schutz des Stadtgrabens durch kleine Wälle (Glacis ,7) mit schmalen , nassen Gräben davor. Alle diese „Schwedenschanzen" sind jetzt natürlich bis auf geringe Spuren verschwunden. Da die Stadt auf vorliegendem Prospect im Zustande der vollen Kriegsbereitschaft dargestellt ist, ist die äufsere Kante der Gräben mit Palisaden versehen. Auf den Wällen stehen Schanzkörbe, hinter denselben Geschütze. Auch im innern Burghofe stehen Geschütze.

Von der Neustadt Braunsberg, welche 1348 als beson- dere Stadt gegründet war, ist nichts zu sehen. Sie wurde

'*) Vgl. A. v. Cohausen in den Jahrbüchern des rheinischen Alterthums-Vereins Bd. XXVIII, S. 24. Dem Grundprincipe nach hat der Danziger also grofse Aehnlichkeit mit der Barbacane, über welche Viollet-le-Duc, Dictionnaire de l'architecture Vol. I, page 352 59 und II, page 111 16, und A. Essenwein, Krakau, S. 61 63 gehandelt haben. Während Barbacane in den mittel- alterlichen Festungswerken aller Länder ziemlich häufig sind, schei- nen danzigerartige Aufsenwerke aufserhalb Preul'sens gar nicht vor- zukommen. Wenigstens habe ich in Braun's Städtebuch, welches für die Kenntnifs der mittelalterlichen Befestigungsweise von der gröfsten Wichtigkeit ist, keine Anlage ähnlicher Art gefunden. Die im Wasser stehenden, vorgeschobenen Thiirme zu Cöln, Pfalz a. d. Mosel und ehester (Braun I, 39. V, 26 u. III, 3) haben doch einen andern Zweck (Beherrschung der Wasserstrafse).

15) Ueber die Eroberung Braunsbergs s. C. Lohmeyer in den preußischen Provinzial -Blättern, dritte Folge, Bd. V, S. 351. G. Droysen, Gustav Adolf, Bd. I, S. 278.

16) Vgl. A. v. Zastrow, Geschichte der beständigen Befesti- gung. Leipzig, 1854, S. 102.

") A. v. Zastrow, a. a. 0., S. 71.

schon im Jahre 1455 gänzlich niedergebrannt 18). Was davon am Anfang des 17. Jahrh. vorhanden war, ist wahrscheinlich von den Schweden um ihrer eigenen Sicherheit willen zerstört worden.

An kirchlichen Gebäuden besitzt Braunsberg nur we- nige. Die grofse, schöne Pfarrkirche19) St. Katharinen, hart am Südrande der Stadt, bis auf die später ausgeführten Ge- wölbe und Glockenthurm ein Werk aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrh., hat sich bis auf unsere Tage im Allgemeinen in dem Zustande erhalten, in welchem sie hier dargestellt ist. Nur der jetzt modernisierte Ostgiebel ist hier noch besser erhalten, als ihn v. Quast dargestellt ; er hat noch seine Fialen und der 1381 erbaute Dachreiter zeigt gothische Formen statt der heute zo- pfigen. Auch die Flugken'sche Kapelle auf der Nordseite des Glockenturmes hat noch ihre alten gothischen Formen, während sie jetzt, seit 1721, in schlechtester Weise modernisiert ist.

Von der Kirche des im südwestlichsten Winkel der Stadt be- legenen Franziskaner-Minoriten-Klosters w), (seit 1565 in Besitz der Jesuiten11), die darin eine Schule hatten), welche dieser Prospect als einen stattlichen gothischen Hallenbau von neun Jo- chen ohne besonders markierten Chorbau auch an der Pfarr- kirche ist der Chor so klein, dafs er eigentlich nur noch Apsis genannt werden kann mit geradem Ostabschlufs, gothischem Ostgiebel und Renaissance-Westgiebel ohne Glockenthurm, je- doch mit einem zierlichen gothischen Dachreiter, ähnlich dem der Pfarrkirche, zeigt, ist seit 1809 nichts mehr vorhanden. Süd- lich von der Kirche sind die Klostergebäude dargestellt, welche, wie es scheint, keinen Kreuzgang hatten. Sie sind natürlich rings von einer Mauer umgeben. Zwischen Kloster und Stadt- mauer befindet sich eine schmale Strasse. Der noch heute erhaltene schöne Thurm stand also mit dem Kloster in keiner Verbindung.

In unmittelbarer Nähe des Klosters befinden sich drei stattliche Häuser mit reichen Renaissance -Facaden, welche als „Jesuiterheiser" bezeichnet sind. Sie befinden sich noch heute in dem hier dargestellten Zustand und gehören nun dem von dem Bischof Cardinal Hosius gestifteten Collegium Hosianum.

Aulserdem befand sich ohne Zweifel noch eine, dem St. An- dreas gewidmete Kapelle in dem bischöflichen Schlosse. Wir haben dieselbe dort in dem östlichsten Theil des Südflügels zu suchen. Gegenwärtig scheint jede Spur davon verwischt zu seiu.

Mitten in der Stadt befindet sich, rings von Strassen

") Mittheilungen des Ermländischen Kunstvereins (Braunsberg, 1870), Heft I, S. 51—52.

") Ueber dieselbe: F. v. Quast, a. a. 0., S. 35 ff. u. Wölky in den preufs. Provinzialblättern, 1S64, Bd. IX, S. 165 ff.

l0) Ueber dasselbe: Mittheilungen etc., S. 40 ff.

5I) Bender, Geschichte der philologischen und theologischen Studien in Ermland (Braunsberg, 1868), S. 42. Während der zehn- jährigen schwedischen Besatzung waren die Jesuiten abwesend (Bender, a a. 0., S. 60—62).

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umgeben, das Rathhaus*1), ein zum Theil gothischer, zum Theil aber Renaissance -Bau, obne besonderes Interesse.

In Betreff der Privat-Architektur endlich ist zu be- merken, dafs sämmtliche Häuser, wie das im Mittelalter in Norddeutscbland allgemein Gebrauch war, und wie man es in Danzig, Elbing, Thorn, Marienburg etc. noch heute fast durch- gängig sehen kaun, mit ihren Giebeln der Strafse zugekehrt sind. Die meisten Häuser der Hauptstrarsen sind schon mas- siv. Gothische Facaden und solche im Renaissancestyl kom- men gleich häufig vor. Die stattlichsten unter den letzteren sind die „Jesuiterheiser", noch heute „Steinhaus'' genannt. Vor den meisten Häusern der beiden Hauptstrafscn befinden sich hölzerne, laubenartige Vorbauten, welche die darunter vor ihren Wohnungen sitzenden Bewohner vor Regen und Sonnenschein schützen, doch aber den Genufs der frischen Luft gestatten. Sie sind ein Ersatz für die, hier nicht üblichen, massiven Bogen- gänge unter den Häusern, welche, von Italien nach Preufsen verpflanzt, unter dem Namen „Lauben" in Marienwerder, Mewe, Heilsberg, Gutstadt u. a. a. 0., besonders vollständig aber in Marieuburg noch erhalten sind. Vor einzelnen Häusern, be- sonders dem einen des Jesuiten-Collegiums, befinden sich auch „Beischläge" d. h. erhöhte, nicht bedeckte Sitzplätze, ganz ähnlich denjenigen, die in Danzig und Elbing heute noch zahl- reich erhalten sind. Vor andern sieht man auch schon höl- zerne, in die Strafse hineingerückte Vorbauten.

Die Strafsen sind gerade, regelmäßig vertheilt und nicht zu enge. In der Hauptstrafse von dem hohen Thor nach dem Mühlenthor befinden sich drei öffentliche laufende Brunnen.

Nürnberg. R. Bergau.

") Ueber dasselbe : Mittheilungen etc., S. 65.

Eine Handschrift über Kriegskunst aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

(Schiufa.)

Wie sich ain man halten sol der müt haut ain vest ze beiigen. (Fol. 16. v.) 10. W Wer jm für nimpt ain stat oder ain vest ze be- iigen vnd nötten wil Der sol sich vor E er da für körne vn- dersetzen da mit er manigklichs halben getrüw das ze beharren vnd wenne er dar für körnet wie wol er maint sich ze vnder- setzen haben dennocht sol er jemant als wol getrüwen Er schick tag vnd nacht wartlütt hin dan wit vff all straufsen ob jm vnd die sin jement maintten vff dem velde ze bringen das sy das zu sölicher zyt werden gewarnt da mit sy sich zu ai- nem widerstand oder abschaiden mügen gerichten Er sol ouch all nacht sin schiltt wacht vor vnd nach mitter nacht besetzen mit haimlichen lofsungen vnd wortzaichen da by man müg verstau welher dem andern begegen ober sin fruud oder sin find sy ob man möcht jnnen werden wie man sich jm schloß

hielt Dar zu sol er ouch lütt v(i schicken an alle ende vmb sich vnd besunder da hin da vor er sich denn besorgt vnd die kuntschafft laufsen jn niemen ob yeman sich an niemen weite Inne (sie) vnd die sinen zu schaden zu ziechen das er des ouch zit genüg gewarnt werde.

Wie man jn kriegen Ordnung vnd ain geschick jn ai- nem veld sol machen ains klaines zügs dz gar gut ist. 11. SSeit maullen allen die mit krieg bestrickt sind mit grofsen sorgen (Fol. 17. r.) sind beladen vnd jn ouch dar jnne fürsichtikait not ist von mengerlay wegen fürniemung anscbleg Schickung vngeverlich vßstö|i (sie) vnd anstöfi vnd gelegenhait der velder an höltzern fürhöltzern berge vnd teller pücheln vnd graben dörffern vnd hoffen vnd hüfsern vnd städlen vnd da man ouch halt stät haben mag ouch an graben an brücken wafsern möfsern waltörrern verfeilt höltzern vnd letz da ain tail vff dem andern gestofsen vnd da von jm nit körnen möcht ouch deshalben das lütten die krieg arbaittent vnd jn jren Sa- chen mengerlay engegent Also sol sich ainer bewaren oder beworben haut sinem widertail ze schaden das den sin wider- tail sich ouch vff die selben zit wider jn haut gesamlet vnd also vngewarnt jm velde vff ain ander gestofsen sind vnd das ain tail den andern nider geworffen haut vnd dar zu so ainer ain anschlag vff siny find hat getan das den sin finde des ge- warnt ist worden vnd sich dar wider geschickt hat jme sin für niemung ze werren sich ouch offt haut begeben das ainer mit ainem stareken züg gar nachent zu sinen finden haut ge- macht vnd etlich laufsen rennen vnd angrieffen laufsen oder brennen als ob sy sich kaines haltes trösten vn das sy das mit sorgen ze flucht tuoen tüwen (sie) vmb das das man jn nach eyllen werde vnd so man jn den hat nach ge (Fol. 17. v.) ylt Das den die angrieffer oder die gebleut hettent für den halt geflochen sind vnd so jn jr finde ouch bis für den halt nach gefaren siud Das den die halter binden vnd die flicher an sy vornan sind körnen vnd sy nider geworffen haben Auch so ainer vff sin find haut gehalten Sind sy den also körnen das sy jm dar zu haben gevallen das er den jre vorträber haut laufsen fürtraben vmb das sin find jm als nachet körnen das sy jm nit entrinnen möchten oder mügen Dar zu so ainer haut gemaint etwa ain haltstat sy jn ze niemen das den sin find vor jm velde sind gewefsen vnd die vor hin haben jn ge- nomen vnd jm ouch sin mitritter da by nider geworffen wer- dent Da by den wol zu verstan ist weihe krieg arbaitten wend wie sy sich haltent dz sy es dennocht von mengerlay wider- schickung vnd engegens wegen offt an ain hail miefsend laufsen wie jr fürmainung gerät Doch wan aber das an jm selbs ist welher sin find furcht vnd was er gegen jn oder wider sin für nimpt ze handien das er das mit volbrachtcr sorgsamlicber fürsictikait tut Dar jnne vermidet vnd suchet das jm schad möcht sin das den sin sach lenger mag wol geratten den ainem der sin finde nit wil fürchten ouch nichtes suchen noch miden das jm zu schaden möcht körnen Dar vmb sol ain ieder kriegs-

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manu in sinem kriegland lugen all wegen sorg vnd fürsichti- (Foh 18. r.) kait habe» vnd wa hin er den haut willen ze ritten oder ze gau da sol er vor hin wifsen ob er gesellen habe die ju wifsen ze flirren dz jn an der raiß weder graben noch möfser valtör verteilt höltzer waiser noch brücken noch nütz jrre vnd ob iemen s tages an jn vnd an sin gesellen kam die jn ze starck wärin vnd das sy nit wider sich hinder möchten arbaitten wa sy den by zit den entritten mügen Weiher herr oder ander lüt ouch sy als starck jm velde sind die sillent jr vortraber vnd nachtraber haben Ist der züg nit groß so ist genfig an vier vortraber der sillent zweu etwa vor hin traben vnd die selben baid oder ye ainer des zuges nach denselben zwen silleut die andren zwen traben vnd zwi- schent dem zug vnd der vortraber sol ainer traben vnd der nit wyt vor dem zug sunder dem gezüg zu gesiebte traben Dar nach der gantz zug vnd den dar nach die nachtraber mit der zal vnd Schickung als die vortraber Es sy zu den finden oder von jn ze ritten War aber der zug gröfser so silleut der vor vnd nachtraber dester me sin wenne ouch der zug gröfser wer vnd maintent oder versechend sich das jr finde vor jn gewärend gewarnet weren vnd dz die villicht vff sy hieltent oder das jr tiude vff sy ziechen weiten an ainem huffen dem nachtraben der zwischen des zugs vnd der vortraber trabe vnd das nach den als vil (Fol. 18. v.) traben als vortraber sy vmbe das die finde wenne des zngs sy nit mer den selben sol den der gröfser huff nit ze wytt sin mit jrren nachuolgen Wer den jemant jn ainem halt oder hetten jr finde vortraber nun den ersten huffen geseuhen vnd vberseblagen die möchte oder machete E sy es verfürte sy gar des selben halben das sy möchten weunen des zugs wer nit mer den sy geseuhen het- tent mainten sy den dem ze starck sind vnd füren dem halt gen jm oder gestiefsent sunst also vff sy wer jn den der minder tail ze kranck so söllent sy sich mit gemainem zug vinb werffen vnd nit ze vast fliechen vmb dz sy nit ze wyt von jn körnen vnd gegen dem hinder huffen faren wen sy den geduuekt das die jn zuspringen mügen So söllent sy sich wider vmbwerffen vnd jn dem vmbwerffeu so sy nächst vnd geschmüg- kist geschmüekist (sie) mügen ze samen halten vnd also mit den finden treffen So hindert sy sich wol als vil das jr ge- sellen all dar zu kämen Durch sölichem vffsatz verjrret vnd bewincket ainer sine finde dester E vnd bas wenne ouch die vortraber nachend by ainem loche oder vorholtz oder inder da mau sich verdeckt enthalten möcht So söllent die da under jn ir armbrost haben jrre armbrost vff ziechen vnd pfill dar vff schlachen (Fol. 19. r.) vnd wcluer ain spiefs haut sin spiefs sol er zu gewar nieman (sie) vnd da für renneu vnd besechen ob jemant da halte, sechent sy den etwen vnd wie starck die syen Das süllent sy dem gezug schnell ze wifsen tun Wa sy aber niemaut sechent da mügent sy für hin traben Wirde ouch die nachtraber jemans gewar vnd wie starck die weren das sillent sy ouch dem gezug ze wifsen tun vmb das sy dar nach wifsen mügen ze richten mit vortail zu ju oder von jn

ze körnen Hette ouch etlicher velder sölich geschicklichait das zeyler löcher höltzer stüden oder teller zu den sytten weren da hin sullent sy ouch wol geritten gesellen schicken die das erstraiffen vnd ersfichen Wa ouch dem zuge gebüret durch ain tall ze ritten da sullent sy aiu tail der vortraber dy höchin jn niemen vnd gar wol besechen das jemant vif der höchin oder dar hinder helte dem gezug ze schaden möchte körnen vnd da haltent bis der gezug nachent neben sy körne vnd den aber fürbas rücken welher ouch siner finde jn Witten oder engem velde oder an ander stetten als wit gar gewar wirt das er zu jn oder von jn wol mag körnen wil er zu jn so süllent er vnd sin gesellen sich so nächst vnd geschmichigist mügen zu samen halten vnd also gegen jn faren Weite er aber von jn So sullent sy mit ain ander wol ordenlichen hin (Fol. 19. v.) traben da mit sy nit ze wit von ainander körnen wen es sich aber machte das ains finde so kurtz vff ju gestiefsen das er nit enttrinnen mag wie wol sy yme vnd sinen gesellen ze starck weren So sullent sy sich dennocht so sy aller nächst mögen zu samen halten also gegen den finden jn her verren faren vnd mit jm treffen E das sy an der flucht schaden en- pfiengen vnd dar zfi den bot (sie) dar zu nider ligen müstent Wen es haut sich offt begeben das ain klaiuer zug ainen gros- sen zug angestickt haut Söllichs mag ouch wol mer beschechen wer ouch tages nit starck genug jm weide (sie) sy der sol vermiden ze ritten durch dörffer fürhöffe hüfsern Stadien vnd ander ende da jm halt zu besorgen sind vnd alle wille wieg- lütte sich solicher Ordnung haltent So mügent sy vor jren fin- den wol dester baß hin körnen etc.

Hie nach stat geschriben ain grofsen raissiger zug Ordnung vnd schick wider ainandern grofsengezug jn ainem veld ze machent. 12. WWelher fürst oder herr mit krieg beladen wirt ge- gen ainem der ouch wol lütt haben mag der sol sich fürseuhen mit schützen vnd mit spiefsen so er maist mag die wol ritten vnd erzügt siend vnd wenne er jn ain velde komet da er sich besorget So Süllen er vnd sin gesellen allen sich bezaichnen vnd er sol deu schützen kyefsen als vil jme dar zfi geval- lent den selben schützen sol er ain (Fol. 20. r.) hoptman mit ainem fenlin geben vnd weihen wege sich ir hoptman zu den finden vnd by jn wendet da süllent sy jm nach varren vnd wenne es zfi ainem scharmützen oder vechten wil körnen So silleut die schützen alle jre armbrost vff ziechen vnd der halb tail vff die finde abscliiefsen Der ander tail sol verhalten ab- zeschiefsen biß die andren jrre armbrost wider vff bringen mügen die zum ersten abgeschofsen haben den süllent sy ouch abschiefsen vnd das sol also jn wechselwise zu gan alle wille sy ze schiefseu habent vnd baid huffen nit zfi vechten sind körnen. den spiefsern sol er ouch kyefsen als vil jm dar zu gevallent vnd den selben ouch ainen hoptman geben mit ainem fenlin. Er sol ouch etlich Schwerter kiefsen vnd den- selben och ainen hoptman geben mit ainem fenlin Dar vmb git man jn die fenlin vmb das wan die fenlin bas ze sechind

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sind den die höptlütt vnd vnder welhem höpt jr ieder beschai- den wirtt vff den selben vnd ouch vff sin fenlin sol er ouch warten vnd by jm beliben Der fürst oder herr sol ouch sin fenlin selbs bevelhen ainem gutten löblichen kriegsmann Der sol es den ainem sinem erbren knecht zu füren geben zu dem er sich müg verlanfsen das er by jm belib vnd wirde das fechten zu roß bescheuhen So sol der fürst oder herr etlich der baß erzügtisten spiciser die er nit von jme geordnet bette für sich gegen den finden ordnen die (Fol. 20. v.) sullent sich ouch so sy aller nächst mugent zesamen halten vmb das man sy nit ze ring zertrennen müge nach dem sol der fürst oder herre mit sinem fenlin zenächst körnen vnd nach jm der gantz zug vnd wen also find gegen finden ziechent vnd die pferde nit wol gegirtet sind den sol man baß gürten vnd sol der spiefser höptman mit sinen gesellen vnd dem gezüg vff der find rechten sytten hin v[J das felde farren Vnd der Schwerter höptman vff die lincken sytten doch noch wider hin für den das sy nächst vor den schützen sient Der schützen höptman vnd sin gesellen süllent zenächst vor dem gezüg traben vnd das scharmützen anheben das haifsent die verloren schützen jn iiem sol der spiefser höptman mit sinen gesellen hinder der finde schützen zu der finde rechten sytten her jn vff die finde das haifsent vnder die schilt gereut Es sol ouch den der Schwerter höptman mit sinen gesellen vff der finde lincken sytten her jn vff die finde faren Die spiefser vor dem fürsten oder herren sullent die schützen röschlich jn vor berürter Ord- nung nach faren vnd nach jn der fürst oder der herre mit dem gantzen gezüg vnd das sol alles röschlich vnd flucks mit ain- ander zu gan Wa man aber pfliget zu f'üfsen ze vechten da ist dennocht die Ordnung (Fol. 21. r.) mit den schützen spiefsern vnd Schwertern ze haltent als ze röfsen aber dem gezüg sol nach den schützen ain vorspitz mit geliden geordnet vnd ge- machet werden Des ersten vnd ze vordrüst mit dryen mauen das ist das erst gelid Darnach mit fünffen mannen vnd ist das ander gelid Darnach mit syben mannen vnd ist das drit gelid Darnach mit nünen Darnach mit ailffen Darnach mit dryzechen mannen Vnd also ye mit zwaynen meren biß sy genug ist also haut mau vor zytten getan E das vfferstünd mit den büch- sen vud Wagenburgen ze stritten Stritt spitz geordnent vnd gemachet vnd welher tail sin spitz vnzertreiit haut mügen be- halten vnd dem ander tail sin spitz damit zertrennen vnd zwi- schent sin finde körnen der gewan den syg sölichs mag ouch mer bescheuhen Dar vmb so süllent die lütte des selben spitzes vfser leisen gilt lütte vnd ouch mit kürrifsen platten vnd mit andrem harnasch wol erzügt sin Nach dem spitz sol der fürst oder herre mit sinem fenlin volgen Er sol ordnen das vor jm vnd hinder jm vnd zu baiden sytten neben jm vest gut lütte sient die vtt' jn vnd sin fenlin warten vnd sy bewaren vor ni- dergan Nach dem fürsten oder herren sol der gantz gezüg volgen vnd wenn ain fürst oder herre gegen sinen finden zü- chet So sol man alle vor gemalten fenlin fliegen laufsen vnd au dem zütretten süllent (Fol. 21. v.) sich die schützen spiefsern

vnd Schwertern der yder yder (sie) tail sin höptman haut ze röfsen der vorgeschriben Ordnung halten vnd wer das ver- staut dem ist sy genüg geseit Wa aber ainer iu ainem veld were da er zu sölicher Ordnung nit wyt genug möcht haben Mag er es den tun So sol er jm ain geschicklichern walt stät oder halstat für nieman (sie) Er sol ouch sin vortail suchen hinder graben ze beliben das sin finde dar vber müste zu jm da mit wirde jn jr Ordnung vast zerbrochen Wa man ouch berg oder büchel möcht jn gemeinen vnd sich gestellen das die sunue jm vnd den sinen ze rücken schine vnd sinen finden vnder ougen des gewune er ouch grofsen vortail zu vormefsen stritten Ordnung ze machen haut an der für niemung an vil stücken das ich hie nit wol als verstandtklich geschriben kan als den das nottürfftig wer etc.

Zur Abwehr.

Der Artikel in Nr. 12 des Anzeigers vom vor. J., beti- telt : „Zur Kenntnifs der Werke Peter Vischer's", hat in mir, dem Unterzeichneten, sehr gemischte Empfindungen erregt ; freudige, weil ich in dem Herrn Verfasser einen Kunstfreund dem eignen gleichen Strebens erkannte, betrübende, weil ich in dem Artikel einen neuen, unvermutheten Angriff auf P. Vischer's schöpferische Thätigkeit erblickte ; diesmal zu Gunsten des grofsen Albrecht Dürer, während man bisher gewohnt war, nach Heideloff's Vorgang den heillosen, unruhigen Bürger „Veit Stofs'' als eigentlichen Vorarbeiter P. Vischer's gepriesen zu sehen, zu dessen Gunsten man horribile dietn sogar so- weit gieng, iu dem von ihm gefertigten Modell und dessen Aus- führung einer Nothbrücke ein Vorbild fur das Sebaldus- grab zu erkennen (s. meinen Auffatz Sp. 313 des Anzeigers Jhrg. 1865). Wie die HeidclofTsche Fabel bald ihre Nachbeter fand, so wird, erhebt sich nicht energischer Widerspruch bald auch die neue Entdeckung Bergau's, wo P. Vischer's gedacht wird, bei der Sache fern Stehenden Anklang finden und für ausgemacht erkannt werden (s. Schuchart in Nr. 15 des deutschen Kunstblattes 1855 S. 128), und so wird man keinen Anstand nehmen, dem grofsen, vielseitigen und grüfsten Ruhmes würdigen Meister eine Perle nach der andern aus sei- ner wohlverdienten Krone herauszubrechen. „Es handelt sich aber, wie Schuchardt sagt, um das Ehrengedächtnifs eines un- serer bedeutendsten Künstler, das man nicht so stillschwei- gend darf vernichten lassen."

Nachdem ich ein halbes Leben lang fast jede meiuer we- nigen Mul'sestunden auf das Studium P. Vischer's und seines Wirkens verwendet habe, auch in dasfelbe einen leidlichen Blick gethan zu haben glaube, so möge es der geehrte Herr Verfasser des obenerwähnten Artikels dem Interesse für die Sache beimessen , wenn ich mir erlaube , meine abweichende Meinung Punkt für Punkt zu veröffentlichen.

1) Es ist wohl eine auf das natürliche Gefühl gegründete allgemeine Erfahrung, dafs der um den Tod einer geliebten

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Gattin bekümmerte Wittwer im ersten Schmerz am meisten geneigt ist, der Verstorbenen ein Denkmal errichten zu lassen, und dafs Graf Hermann von Henneberg sofort an P. Vischer dachte, als er diesen Plan fafste, dürfte wol in dem damals bereits in der Kirche zu Römhild vorhandenen Erzdenkmal seines Oheims, Otto's IV. von Henneberg, seinen Grund finden. Wenn also aus der auf die Gräfin Elisabeth bezüglichen, vollkommen ausgeschriebenen, Angabe des Todesjahres 1507 und aus der ursprünglich nur mit MCCCCC | | be- zeichneten Angabc des Todesjahres des Grafen Hermann von mir gefolgert wurde, dafs das Monument zwischen 1507 und 1510 gefertigt worden sei, so fufst dies allerdings nicht auf mathematischem Beweis, es ist aber doch wol ohne Zweifel das Natürlichste, anzunehmen, dafs der Verfertiger des Monu- mentes dessen Inschrift so weit vollendete, als es ihm möglich war, und als sie voraussichtlich s. Z. dargestellt werden mufste, um so mehr, als im ersten Jahrzehend des Jahrhunderts und bei dem Alter des Grafen, dem seine Gattin bereits 9 Kinder geboren hatte, nicht anzunehmen war, dafs er das Jahr 1550 erreichte, dessen Inschrift allein die Ausführung des X hätte zweifelhaft machen können. Wenn der Herr Verfasser das Beispiel von Lübeck dagegen geltend macht, so war es wahr- scheinlich in den 1540ger Jahren, als die Domherren Johann und Christoph Tidemann ihr Denkmal fertigen liefsen und das Jahr 1550 nahe bevorstand, in welchem das L der Fertigung von XXXX muthmafslich überhob. Es möchte daher dieses Beispiel meine Verruuthung nicht umstofsen, wie sie denn auch Kugler S. 328 des deutschen Kunstblattes Nr. 41 vom Jahre 1851 für „vollkommen triftig" erkannt hat.

2) Magdalene, des Grafen Eitelfriedrich Gattin, war nicht die Schwester der Gräfin Elisabeth von Henneberg, der Tochter des Churfürsten Albrecht Achilles vou Brandenburg, sondern deren Cousine, die Tochter des Markgrafen Frie- drich's des Fetten von Brandenburg; die Verwandtschaft war also keineswegs so nahe, wie Bergau meint, um der Vermuthung Glauben beimessen zu können, dafs Graf Hermann erst durch den Anblick des Denkmals in Hechingen veranlafst worden sei, seiner Gemahlin Elisabeth ein Denkmal fertigen zu lassen, zu- mal in keiner Chronik etc. einer Bekanntschaft zwischen bei- deu Fürsten gedacht wird und das Römhilder Denkmal offen- bar einem früheren Styl angehört, als das Hechinger.

3) Nicht der gröfste Theil des Hechinger Denkmals wurde im Jahre 1782 zerstört, sondern nur die Träger der noch vorhandenen (jedenfalls weit schwereren) Platte im Ge- wicht von 976 Pfd. Aus der Beschreibung des schwäbischen Dichters Nicodemus Frischlin über die frühere Beschaffenheit des Denkmals geht wenigstens so viel hervor, dafs Heideloff in vielfach bewährter Weise Unwahres berichtet hat und dafs der zerstörte Fufs mit der Römhilder Tumba gar keine Aehu- lichkcit hatte.

4) Läge dem Hechinger Deukmal, wie Bergau meint, die Dürer'sche, erst im Jahre 1513 gefertigte Zeichnung zu Grunde,

wäre mithin das Denkmal, das so viele Arbeiten voraussetzte, bis es zum Gufs gelangte , sicher nicht vor dem Jahre 1515 gegossen worden, so wäre auch nicht der mindeste Grund vor- handen, der das nicht ausgeschriebene Todesjahr 1512 des Grafen Eitelfriedrich erklärlich machte, während die Not- wendigkeit, dafs das Denkmal nicht vor dem 29. Juni 1505 gefertigt sein kann, darin besteht, dafs Eitelfriedrich erst un- ter diesem Datum das Scepterwappen der Reichs-Erbkämmerer- würde erhielt, welches sich doch bekanntlich auf dem Denkmal vorfindet. Es möchte also doch dabei sein Bewenden haben, dafs dasselbe zwischen 1505 und 1510 gefertigt wurde.

5) Der Artikel im Decemberheft führt zwar schon viele Verschiedenheiten der beiden Denkmäler in Römhild und Hechingen auf, übersieht aber gerade die wichtigsten , die be- züglich des Hechinger Denkmals für einen andern Meister als P. Vischer sprechen. Wer des Letzteren Werke genau be- trachtet und studiert hat, dem kann die grofse Virtuosität die- ses Meisters nicht entgangen sein, mit welcher er die Hände zu bilden und zu beschäftigen wufste. „Nichts läfst aber," wie Hermann Grimm im Leben Michelangelo's sagt, „so durchaus sicher die Stufe erkennen, auf der ein Künstler steht, als tl'ine Art, die Hände zu bilden". Nun sehe man die, wie ein Mei- lenzeiger ausgestreckte, linke Hand des Grafen Eitelfriedrich an, und man wird von dieser Virtuosität absehen müssen. Man achte ferner auf den langen Feder- Aermel, der vom linken Arme hinter, resp. neben dem linken Beine, siebtbar werden müfste, man wird jedoch nichts davon gewahr, ein Fehler, den sich P. Vischer nimmermehr würde haben zu Schulden kommen lassen. Man werfe ferner einen Blick auf den Styl beider Denkmäler, und man wird nicht die geringste Aehn- lichkeit finden.

Wer das Hechinger Denkmal muthmafslich fertigte und dabei das Römhilder in seiner Hauptsache sichtlich nachahmte, wird an einem andern Orte von mir erwähnt werden.

6) Wenn sich Bergau auf die von Kugler geäufserte An- sicht bernt, dafs der Mangel eines Monogramms am Römhil- der Denkmal darauf hindeute, dafs das Modell wahrscheinlich von einem andern Künstler geliefert worden sei, nach Au a- logie der Grabplatte des Bischofs Georg II. zu Bam- berg, wozu der Maler Wolfgang Katzheimer die Visierung ge- liefert habe, so ist dies ein überwundener Standpunkt. Wer bestreitet Rauch das Recht, das Denkmal Friedrich's des Grofsen, wer Rietschi das Recht, das Lutherdenkmal sein ei- gen zu nennen und mit seinem Namen zu bezeichnen, obgleich beide Meister die Porträte durchgängig von andern Meistern adoptieren mufsten ? Soll denn P. Vischer nicht das gleiche Recht haben?

Hinsichtlich der Gründe, weshalb das Römhilder Denk- mal P. Vischer's eigenstes Werk ist, beziehe ich mich auf mei- nen Aufsatz S. 155 des deutschen Kunstblattes vom Jahre 1862, Nr. 18, und wenn Bergau meint, es sei mir nicht ge- lungen, die Kugler'sche Ansicht zu widerlegen, so mu's ich

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mir zu bemerken erlauben, dafs von keiner Seite eine Ent- gegnung erfolgt ist, dafs passiver Widerstand einen Gegenbe- weis nicht begründet, dafs mir aber Briefe zugegangen sind, wonach die von mir angeführten Gründe für schlagend erkannt werden und sogar die weitere Bemerkung beigefügt ist, ich habe die Gegner in eigner Pfütze ersäuft. Bergau darf dies frei- lich nicht zugeben, da sich dessen Entdeckung lediglich auf den Kugler'schen Zweifel stützt.

7) Bergau meint, die Dürer'sche Zeichnung sei offenbar die erste Skizze zu dem Grabdenkmal des Grafen von Hohen- zollern. Die Verschiedenheiten zwischen beiden sind aber so grofs, dafs ich bei genauer Vergleichung nicht im Stande bin, diese Meinung zu theilen. Helm mit Federschmuck, Aermel- behäng, Beschäftigung der Hände, Costüm der Frau, die Thiere, die von Dürer natürlich, von dem Hechinger Künstler heral- disch gebildet sind, dies alles ist so verschieden, dafs von der Aehnlichkeit kaum mehr übrig bleibt, als was bei zwei mensch- lichen Figuren unvermeidlich ist. Auch allen weiteren Schlüs- sen bezüglich der Aufeinanderfolge der Anfertigung kann ich aus bereits erwähnten Gründen nicht, wohl aber mufs ich der Behauptung beipflichten, dafs ich zu dem Römhilder Denkmal eine besondere Vorliebe hege, die ich jedoch auch bei dem Herrn Verfasser des Artikels im Decemberheft erwarten zu müssen glaube, wenn er dasselbe an Ort und Stelle sähe. Ich lade denselben hiedurch auf das Freundschaftlichste dazu ein.

Meiningen. Döbner.

Ein Büchereinfoaud des 15. Jahrh. in der Bibliothek des germanischen Museums.

Es ist schon oft ausgesprochen worden, dafs der Geist einer jeden Zeit allen Erzeugnissen seinen Stempel aufdrückt, und es ist deshalb interessant, zu verfolgen, wie die unter sich so verschiedenen Formen der verschiedenen Kunst- und Hand- werksthätigkeiten doch einen ähnlichen Eutwickelungsgang zei- gen; das Aufblühen, Ausarten und Erlöschen ganzer Thätig- keiten ist eben so innig mit der Entwicklung des Zeitgeistes im Allgemeinen in Zusammenhang als die Forraenentwicklung. Es ist die Frage, ob eine bestimmte Handwerksthätigkeit häufig geübt, ob und welche Aufgaben ihr gesteckt worden, noch inni- ger im Zusammenhang mit dem Zeitgeiste als die Specialfrage, wie sich in diesem Gebiete die Formen entwickeln. So ist auch die Geschichte des Büchereinbandes nicht minder interes- sant als die irgend eines Zweiges der Kulturgeschichte. Die kostbaren Goldschmiedearbeiten aus Byzanz, wie die, mit Email geschmückten, goldenen und silbernen Büchereinbände, die deutscher Kunstfleifs im 10. und 11. Jahrh. schuf, sind ehen so geistig aristokratisch wie die Purpurcodices selbst mit ihren Miniaturen und reichen goldgeschmückten Initialen, und alle geben sich als Werke zu erkennen, welche den kostbarsten Theil der Schatzkammer einer reichen Kirche bildeten. Die

Limosinen und andere Emailtafeln, welche die Einbände des 12. Jahrh. schmücken, sind schon in Masse gefertigte Metall- fabrikate, freilich eines immerhin beschränkten Marktes und Bedarfes, doch nicht so kostbar, dafs nicht auch eine ärmere Kirche sich solche Einbände hätte verschaffen können. Der mehr bürgerliche Zug der gothischen Kunstperiode begünstigte vorzugsweise die Ledereinbände. Die Sammlung der Bücher- einbände des germanischen Museums hat einige interessante

Fig. 1.

Exemplare, und wir führen heute einen aus dieser Reihe den Lesern unseres Blattes vor Augen. Er gehört einem Pergament- codex (Nr. 1736 unserer Bibliothek) von 299 Blättern in 12° an, welcher ein für einen Wilhelm Löffelholz (wahrscheinlich den 1475 gestorbenen und durch seine frommen Stiftungen bekann- ten Nürnberger Patrizier) geschriebenes Gebetbuch (Brevier) in lateinischer Sprache enthält und in Holzdeckel gebunden ist, die mit braunem Leder überzogen sind. In dieses Leder sind Verzierungen eingeschnitten, welche wir hier in Fig. 1 und 2 in natürlicher Gröfse wiedergeben. Die Vorderseite (Fig. 1) trägt für die Zeit der bürgerlichen Aristokratie sehr be- zeichnend, im Gegensatze gegen die ältere, höfisch -kirchliche Kunst, die selten und erst iu späterer Zeit den Wappen-

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schmuck angewendet hat, so dafs wir nur wenige Denkmäler vor dem 14. Jahrhundert linden, die mit Wappen geziert sind das Familieuwappen des Besitzers : ein Lamm im Schilde und einen mit einem Lamme gezierten Flug als Helm- kleinod. Die Helmdecken sind gänzlich ornamental behandelt. Eine Einfassung schliefst das Feld ab und bildet einen Rand um dasselbe. Der Grund ist mit kleinen runden Bunzen dicht, Kreischen an Kreischen, geschlagen. Einige wenige leichte Model- lierungen geben einzelnen Theilen etwas Relief. Die Rückseite

Fig. 2.

(Fig. 2) ist verkehrt auf dem Buche, die Füfse nach oben. Auf ihr ist ein springender Hirsch dargestellt, den zwei Hunde verfolgen, von denen einer ihn bereits gefafst hat und in den Bauch beifst. Einige Eichenranken bilden die Verzierung des des Feldes, soweit es von dieser Scene nicht eingenommen ist. Der Rücken des Buches ist neu. Zwei gravierte messingene Ansätze einer Messingschliefse sind noch vorhanden, dagegen fehlen auf beiden Seiten die vier, ehemals zum Schutze gegen Abreiben vorhandenen, Messingrosetten mit Buckeln, deren Form noch theilweise an den Eindrücken und Beschädigungen er- kennbar ist, welche auf dem Leder sich zeigen und dort durch die Befestigung der Ecken hervorgebracht wurden. Weitere

Bemerkungen über diesen Einband scheinen überflüssig, nach- dem die in natürlicher Gröfse des Originals gegebenen Zeichnun- gen alles andere deutlich darstellen. Zu einigen Bemerkungen über die Technik und Geschichte der Lederarbeiten werden wir uns erst später veranlafst sehen, wenn wir den Lesern noch mehrere, in derselben Weise ausgeführte Arbeiten aus den Sammlungen des Museums werden vorgeführt haben.

Nürnberg. A. Essenwein.

Lateinische Reime des Mittelalters*).

IV. Wie sich in den Handschriften einzelne Verse und me- trische Stücke zwischen den Reimen finden, so möge es auch hier gestattet sein, aus dem Wiener Cod. 883, f. 48 v. eine Invective gegen die Weiber in Distichen zu bringen. Feminea lingua non suecus amarior ullus,

Cedere dieuntur toxica euneta sibi. Feminea lingua non aspis durior ullus

Esse potest, nullum peius in orbe malam. Femina non poterit tibi non linguosa videri,

Hoc etenim telo bella diurna movet. Lingua sibi clipeus, cassis, lorica, pharetra,

Hasta, mucro, gladius, clava, sagitta, lapis. Est sibi non usus fungi melioribus armis: Lingua dum pugnat, garrula labra tenet. Porcus cum dente, bos cornu, calce caballus,

Femina cum lingua durius ipsa ferit. Quid tibi dicatur, scribatur de muliere: Pravam non lauda, dilige quamque bonara. In derselben Handschrift steht auf f. 42 v. folgende, wenn nicht erbauliche, doch gewissermafsen moralische Geschichte: In celebri vico quondam vivens heremita, Est ut vir Cristi, suus hospes sie ait illi, An mallet fieri semel ebrius, an mulieri Coniungi veluti vir misceri solet illi, Aut homieida fore. Vir pro culpa leviore Hiis de peccatis crimen putat ebrietatis, Ac ait expresse quod malluit ebrius esse. Ebrius est factus, taudemque cupidine tactus, Hospitis uxore potitur ; vir inde dolore Hospes commotus fuit hac de re quasi totus. Fit certamen ita, tandem necat hunc heremita. Crimina sie trina fecere superflua vina. Nach dieser eindringlichen Warnung vor zu reichlichem Weingenufs wollen wir uns im nächsten Stück von den ge- reimten Hexametern wieder der rythmischen Poesie zuwenden. Heidelberg. W. Wattenbach.

*) Berichtigung. Auf Sp. 36, Z. 20 v. u. lies: ludo ; Sp. 37, Z. 9 v. o. lies : infortunio.

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Notizen zur Geschichte der Bischöfe von Gurk.

Unter den Schriftproben in der Sammlung des germani- schen Museums befindet sich ein Pergamentblatt in Folio aus einem Kalender vom 15. Jahrhundert, das neben den Monaten Januar und Februar auf der vorderen, März und April auf der Rückseite auch ein paar von alter Hand geschriebene Randbemerkungen enthält, die über einige bisher zweifelhafte Punkte in der Geschichte der Bischöfe von Gurk ein Licht zu werfen geeignet sind, und die wir deshalb mit Auflösung der vielen darin vorkommenden Abkürzungen hier wiedergeben. Auf der ersten Seite lesen wir am unteren Rande:

Anno Domini Millesimo cccc0 quadragesimo quarto In Die Sancti Marcelli pater patrie et invictus fridericus Serenissimus princeps Rex Romanorum Dux Austrie fuit hie in Castro Stras- burg praesidente Ecclesie Gurcensis Reverendissimo in Christo patre Domino Domino Johanne de westualia".

Der hier erwähnte Bischof ist Johann V. (1436 1453), den Mooyer in seinem Verzeichnisse der deutschen Bischöfe als Johann Schallermaun aufführt. Der Zusatz unserer Handschrift: „de westualia" bezieht sich ohne Zweifel nur auf die Herkunft des Bischofs.

Auf der anderen Seite steht unten geschrieben: . A e i o v .

Anno domini M°cccc°.lxx°. Serenissimus princeps et domi- nus dominus Fridericus Romanorum Imperator Tercius pater patrie Augustus, Austrie dux etc. Fuit hie in Castro Stras- burg vacante protunc Sede Episcopali Gurcense per obitum Reverendi patris et domini domini vdalrici Sunberger Can- cellarij eiusdem sue Cesaree maiestatis. Et continuauit hie manendo per triduum scilicet Secunde. Tertie et quarte feria- rum festiuitatis Penthecostes. et fuerunt eodem anno vndeeima. duodeeima et tredeeima dies proximi ante profestum Sancti viti. Anno praesignato videlicet 1470".

Bischof Ulrich IV. von Sonnenberg, dessen Todes- jahr von Einigen bisher mit 1473 festgesetzt wurde, starb nach dieser Bemerkung früher, ohne Zweifel, wie auch Mooyer annimmt, 1169. Sixtus von Thanuberg aber, den man als Ulrichs Nachfolger bereits im letztgenannten Jahre hat ein- setzen wollen, der aber überhaupt zweifelhaft ist, regierte nach dem Obigen wenigstens im Juni 1470 noch nicht. v. E.

Wir Karl von gots gnaden Romischer Keiser, zu allen Zeiten merer des Reichs vnd kunig zu Beheim , Bekennen vnd tun kunt offenlich mit diesem bricue allen den, die in sehen odir hören lesen, daz wir dem Erbern Manne Leupolt grozzen, Müutzmeister zu Nüremberg, vnsir vnd des Reichs Müntze zu Nüremberg, die sein pfant ist von dem Reiche**), als sine brieue sagent, [verlihen haben], also daz er haller in der Stat slahen sol in allem deme rechte vnd gewonheit als zu der Müntze gehöret von recht vnd nach dem körn, daz wir vnsern Amptlüten, Schreibern vnd Versuchern geantwurtet haben, dor- nach er slahen sol, Vnd haben im dorzu gesetzet vnsirn Schrei- ber, Versucher vnd ysengraber, die vns dorüber gesworen ha- ben, daz sie vns doran bewaren sullen, daz die Müntz der haller also bei irem rechten bleibe vnd bestee als sie von rechte sol vnd nach dem körn, daz wir dorzu geantwurtet ha- ben. Vnd wenn der vorgenant vnsir Müntzmeister die haller fürbringet vnserm Schreiber vnd dem Versucher vnd sie der Ver- sucher versuchet hat mit wazzer, feur vnd gelote als der Müntz recht ist, vnd waz denn vnser Schreiber vnd Versucher vor gut sagent vnd nement an den hallern, daz mag denn vnd sol vnsir Müntzmeister vorgenant geben wem er wil vnd sol an allen argwau, not... vnd anspräche von vns vnd von allen leuten bleiben. Wir wellen auch daz niemand an dheiner an- dern Stat [haller sla-]hen solle denn zu Nüremberg,

Vlm, Halle vnd Frankenfurt, doch also daz dieselben, die zu Müntzmeister in denselben Stetten vber die Müntze gesetzt werden, zu zeiten dem vorgenanten Leupolde als einem obristem Müntzmeister, des pfant dazselb Müntzmeisterampt ist, von des Reichs wegen vnd daz auch ierlich verzinset, gewarten sullen mit dem Slaheschatze als daz von alter her gewonheit vnd recht ist. Auch wellen wir, daz der egenant Leupolt Müntz- meister sein vnd bleiben sulle bei allen rechten vnd freiheiten, als er von alter von desselben Müntzraeisteramptes wegen her- kumen ist vnd des er vnsire brieue hat als er sprichet. Mit vrkund ditz brieues versiegelt mit vnserm keirserlichen ange- drucktem Insiegel, Geben zu Bretzla nach Cristus geburt dreutzenhundert Jar dornach in dem neun vnd Sechtzigisten Jare an sant Matheus tag des heiligen Ewangelisten vnsir Reiche in dem vier vnd zwenzigistem vnd des keisertums in dem fünfzehenden Jaren. H

Eine ungedruckte Urkunde Kaiser Karl's IV. d. d. 21. September 1369*).

Derselbe verleiht dem Leupolt Grozz die Reichsmünze zu Nürnberg.

*) Dieselbe diente bisher einem Ehehaftgerichtsbuche des Mark- tes Hiltpoltstein vom J. 1629 als Umschlag. Sie ist, wenn auch stark vergilbt, doch noch gut erhalten. Es fehlt ihr nur ein Theil

des untern Randes mit der Recognitionsformel des Kanzlers und das aufgedruckte Siegel ; übrigens trägt sie alle Merkmale der Echtheit an sich.

*) Im Jahre 1363 befahl der Kaiser dem Rath zu Nürnberg, das Münzmeistsramt von Leupold von Grozz an sich zu lösen, falls dieser von Schulden wegen es verkaufen oder versetzen müfste.

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Der Gürtel der heiligen Unsinn.

Als Graf Bruno zu Mannsfeld Kenntnifs erhalten, dafs zu Nürnberg ein Gürtel zu bekommen sei, „welcher den weibern zu befürderung der geburt dienlich", fragte er die nürnbergi- schen Gesandten, mit welchen er im Jahre 1622 zu Salzburg zusammentraf, ob dem also ; denn er habe im Sinne , der kai- serlichen Majestät einen solchen Gürtel zu präsentieren, „dann er damit eine grofse gnad zuerlangen verhoffte". Nachdem die Gesandten ihren Herrn zu Nürnberg darüber berichtet hat- ten, beschlossen diese, die wunderbare Kraft des Gürtels in ihrem und gemeiner Stadt Interesse selbst auszubeuten und denselben der Kaiserin zuverehren ; „denn es möchte villeicht meiner herren Sachen dadurch befürdert werden können."

Dieser Gürtel war nun seit mehr als 100 Jahren im Be- sitze des Geschlechts der Fürer, die da behaupteten, derselbe besitze die vorbezeichnete Kraft und stamme von der heil. Ro- sina her, deren Gürtel er gewesen. Im Jahre 1622 hatte ihn die Frau Castnerin, geb. Fürerin, in Händen. Der Rath wollte ihr den Gürtel abkaufen und befahl, „dieselbe zu vernehmen, wie hoch sie dise gürtel achte, vnd den herrn gesandten nach Wien frey zustellen, ob sie dise gürtel wollen mit sich nemers, doch das meiner herren dabey nicht gedacht werde, weil es mei- nen herren nit reputirlicb, vnd das zur bestettigung defs aber- glaubens geraichen wurde." Es scheint aber, die Frau Castne- rin wollte den wunderbaren Gürtel nicht verkaufeu , oder sie forderte dafür einen Preis, der dem Rath zu hoch dünkte. Es ist auch in den Akten von dieser Sache weiter keine Rede.

Nürnberg. J. Baader.

Zur Charakteristik Walleusteius.

Im Jahre 1625 unterhandelte Nürnberg mit Wallenstein wegen Abwendung der Muster- und Sammelplätze des Kriegs- volkes, die derselbe in's Nürnberger Gebiet verlegen wollte. Wolle Nürnberg mit demselben verschont bleiben, so müsse es 100,000 Thaler bezahlen. Der markgräflichc Kanzler Urban Caspar von Feilitsch und Graf Friedrich von Solnis riethen der Reichsstadt, sie möge nur alle Mittel anwenden, um Wallenstein von ihrer Landschaft ferne zu halten ; „denn er sey eins heffti- gen tyrannischen gemüts, also das, wann die Soldaten, so er auf- hengen lassen, noch im Leben und beysammen weren, ein star- kes regiment machen wurden, wie er dann seins camersecreta- rii, der ein erfahrner wolqualificirter mann gewest, nit verscho- net, sonder denselben alein darumb, das er ihne wegen eins

ankummenen kayserlichen curriers vnzeitig aus dem schlaff auff- geweckt, auffhencken lassen."

Nürnberg. J. Baader.

Passiver Gebrauch des Wortes Bezahlen

Es ist schon früher nachgewiesen worden, dafs die ältere Sprache einzelne Wörter in aktivem wie in passivem Sinne ge- brauchte, was vielleicht am auffallendsten bei „Schuldner"*) hervortritt, welches, wie hundert Stellen, von denen einige im Anzeiger, Jhg. 1858, Nr. 2, zusammengestellt worden sind, beweisen, ebenso für Debitor als für Creditor gebraucht wird. Sehr bekannt ist auch dieser doppelte Gebrauch bei dem Ad- jektiv sträflich, das in „sträflichen" Handlungen ebenso wie heutzutage als „strafbar" vorkommt, während eine „sträfliche" Rede, die der Rath einer Person wegen eines Vergehens er- theilen liefs, eine strafende Rede oder einen Tadel bedeutet. Sehr auffallend ist auch der passive Gebrauch des Wortes Be- zahler. So heifst es in dem Ehevertrag Melchior Koburger's mit Susanua Gundelfingerin vom 14. Mai 1529: „dieses alles (nämlich ihres Heiratsgutes) soll sie vor allermänniglich habend und ge- wartend, auch erste Bezahlerin und Vorgeherin sein, auf allen seinen Hab und Gütern, so er liefs." Ebenso in der Cession oder Kaufabrede, wodurch am 4. Juni 1529 der reiche Michel Hübner, der Messingschlager, und Margareth, seine Ehewirthin, dem Steffan Kanler, ihrem Stief- und rechten Sohn, und seiner Ehefrau Helena, all ihr Hab und Gut käuflich übergeben, worin ebenfalls gesagt wird, dafs sie, die Verkäufer, ihres ausständi- gen Gelds darauf (nämlich auf den verkauften und übergebe- nen Gütern) als ihrem öffentlichen eingesetzten Unterpfand vor allermänniglich habend und gewartend und erste Bezahler sein sollen. Bezahler ist hier also so viel als Hypothekgläubi- ger, der allen andern Gläubigern in der Bezahlung vorgeht. Ueber den gerichtlichen Gebrauch hinaus mag sich jedoch diese Anwendung des Wortes nicht erstreckt haben, sowie auch diese beiden Fälle ziemlich vereinzelt dastehen. Dafs der Platz vor dem Hause dieses Michel Hübner noch heute der Hübnersplatz heifst, mag für das Studium der Ortsnamen hier noch beiläufig bemerkt werden.

Nürnberg. Lochner.

*) Vgl. auch Gelter, „Einer, der Bezahlung zu fordern, oder auch Einer, der Bezahlung zu leisten hat, also Schuldner sowohl, als Gläubiger, doch öfter letzteres;" Schmeller II, 41 (neue Aus- gabe I, 905). Dr. Fr.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'si'he Buehdruckerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1870. 4. April.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. April 1870.

Von den schätzenswerthen Gunstbezeugungen, die das germani- sche Museum dem preul'sischen Königshause dankt, sind wieder neue Beweise zu melden. Ihre Majestät die Königin Auguste hat, wie schon so oft, so im Laufe der jüngsten Zeit ein Geschenk von 150(1. übersendet und Se. kgl. Hoheit der Fürst Carl An- ton von Hohenz ollern-S i gmarin gen hat seinen seither ge- leisteten Jahresbeitrag von 100 fl., nachdem der Termin der Be- willigung abgelaufen war, abermals auf fünf Jahre zugesagt und dabei Veranlassung genommen , dem Direktorium seine Anerken- nung für die Energie bei der Leitung und bei Durchführung des Reformwerkes auszusprechen.

Eine höchst erfreuliche Meldung sind wir in der Lage aus Oesterreich zu bringen. Wie wir Zeitungsnachrichten über die Budgetdebatten und der Meldung eines der Anstalt besonders ge- wogenen Freundes, Dr. J. A. Schindler, Mitglied des Abgeordne- tenhauses, entnehmen, ist in das Budget für 1870 der österreichi- sche Staatsbeitrag für das germanische Museum mit 1000 fl. wie- der eingesetzt und durch die Budgetverhandlungen genehmigt worden.

Aus Paris geht uns die angenehme Mittheilung zu, dal's Se. Maj. der Kaiser der Franzosen die Anfertigung des Gypsabgusses einer durch ihre Schicksale sehr merkwürdigen deutschen Kanone für unser Museum angeordnet hat. Dieses Geschütz, sächsischen Ursprunges, wurde 1523 gegossen. Karl V. nahm es im schmal- kaldischen Kriege als Beutestück an sich. In dem Geschützbuche, das die Abbildungen seiner ganzen Artillerie enthalt, ist das Stück abgebildet und bemerkt, dal's es aus dem Schlosse zu Gotha ge- nommen sei. Dieses Geschützbuch ist spanisch ; es ist also wahr- scheinlich, dal's das Stück auch durch den Kaiser nach Spanien und bei irgend einem Kampfe zwischen Spanien und Afrika dahin kam. 1830 befand es sich in Algier und machte den Franzosen zu schaffen, die nach der Einnahme der Stadt das Geschütz nach Paris fühlten, wo es nun im Artilleriemuseum sich befindet.

In Heidelberg ist der Cyclus der Vorträge geschlossen, deren Erträgnifs zur Hälfte für das Museum bestimmt war ; die Herren Prof. Dr. v. Treitschke, Prof. Dr. W. Wattenbach, Prof. Dr. Stark, Dr. v. Brye und Dr. Pierson haben sich an denselben beiheiligt, und die Hälfte des Ertrages mit 180 fl. der Baukasse des Museums gewidmet. Es werden daraus die Kosten für die letzten zwei Kreuzgangfenster, die nicht als besondere Stiftung betrachtet wer- den können, gedeckt und die Namen der Stifter den Fenstern bei- gelegt. Die sehr erfreuliche Theilnahme, welche sich in Folge die- ser Vorlesungen, besonders der Wattenbach'schen, für unsere Anstalt in Heidelberg kundgegeben hat, ist aus der Liste der Ein- zeichnungen zu Jahresbeiträgen ersichtlich, die uns von dort zu- gegangen ist.

Ein sehr kostbares Geschenk aus dem Oriente ist heute wie- der in unserem Geschenkeverzeichnisse zu lesen. Freih. v. Pro-

kesch- Osten, der gelehrte k. u. k. österreichische Botschafter in Constantinopel, hat ein dem I. Direktor des Museums bei Gelegen- heit der Reise desselben in den Orient gegebenes Versprechen in glänzender 'Weise durch Uebersendung einer Reihe von seltenen Gold-, Silber- und Bronzemünzen, die von den muhamedanischen Fürsten herrühren, gegen welche die Kreuzfahrer gekämpft haben, erfüllt. Da ein früheres freundliches Geschenk von anderer Seite (vgl. Anzeiger 1869, Nr. 1, Sp. 22) uns eine Reihe von Münzen der christlichen Fürsten, welche während der Kmizzüoe Reiche im gelobten Lande gegründet haben, zugeführt hat. so haben wir jetzt eine interessante numismatische Uebersicht über die Kreuz- züge.

Unter den übrigen Geschenken machen wir noch auf das des Herrn Prof. J. Klein, unseres Pflegers in Wien, sowie des Herrn F. Lay in Essegg, der eine Fortsetzung der in Nr. 12 des vorigen Jahrgangs dankend aufgeführten Geschenke gegeben hat.

Unter Vorbehalt des Eigenthnmsrechtes hat uns die hiesige protestantische Kirehenverwaltung den Grabstein des 1296 ver- storbenen Konrad von Neumarkt, Gründers des Kathariuenklosters, zur Aufstellung im Kreuzgange überlassen, nachdem dieser Stein seit der Profanierung der Katharinenkirche lange Zeit unbeachtet in der Krypta der Sebalduskirche gelegen hatte.

Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz- ten Verzeichnisses folgende angemeldet:

Von Privaten: Altenburg. Gabler, Advokat, 3 fl. 30 kr. Heidel- berg. Fr. Arnold, Lieh. Hofrath, 3 U , Dr. Arnsperger, Amtmann, 3 fl., Dr. Becker, Professor, 2 fl.. Dr. Bansen, Geh. Rath u. Professor, 3 fl.. Courtin, Kreisgerichtsrath, 1 fl. 45 kr., Dr. Cuntz 1 fl. 45 kr., Dr. A. Eisenlohr 1 Ü. 45 kr., Frau Geh. Finanzräthin Fallerstein 2 fl., Frau Hofrath Feuerbach lfl., Dr. Friedreich, Hofrath u. Professor, 5 fl., W. Gafs, Professor. 2 fl. , Dr. Robert Gericke 2fl., Dr. Gervinus, Hofrath u. Professor, 2 fl., Dr. Ilelmholtz, Geh. Rath u. Professor, 2 fl., Heimlich, Particulier, 2 11., Dr. Hitzig, Kirchenrath u. Profes- sor, lfl. 45 kr., Dr. Holtzmann, Professor, lfl., Honig, Stadtpfar- rer, 2fl., Dr. Ihne 3 fl. , Dr. Köchly, Professor, lfl. 45 kr.. Dr. Kö- nigsberger. Professor, 5 fl., Köster, Banquier, 10 fl., Dr. Lauer 2 fl., Dr. jur. Franz Mittermaier 2 fl. , Dr. med. K. Mittermaier 3 fl., Dr. Oppenheimer, Professor, 1 fl., Dr. A. von Ploss van Amssel, 5 fl. , Dr. W. Posselt, Professor, 2 fl., Dr. Rau, Geh. Rath und Pro- fessor, 3 fl-, Dr. Renaud, Geh. Rath u. Professor, 2fl., Sachs, No- tar, lfl., Dr. B. Stark, Professor, lfl. 45 kr., Dr. von Treitschke, Professor, 2fl., Dr. W. Wattenbach, Professor, 5fl., Dr. Weber, Professor u. Direktor, 2fl., Dr. Zeller, Hofrath u. Professor, 2 fl., Dr. Zöpfl, Hofrath u. Professor, 2 fl. Kunreuth i. Oberfranken. Gräf- liches u. freiherrl. Egloffstein'sches Gemeingeschlecht 10 H. Nürn- berg. Christian Alt, Kaufmann, 1 fl., Friedrich Barthelmefs, Fabrik- besitzer, 1 fl., Karl Glenk, k. Postofficial, 1 fl., Karl Guthmann, Ban- quier, lfl. 30 kr., Heinrich Haberstumpf, Mühlbesitzer, lfl., Hein- rieh Henninger, Bierbrauereibesitzer, 4 H., Franz Martin, Kaufmann, lfl., Müller, Kaplan, 1 fl. 30 kr., Wilhelm Reuter, Oberlehrer, lfl., Scheuermann, Conditor, lfl., Sebald, Kaplan, lfl. 30 kr. , G. H. Sichler, Privatier, lfl., Leonhard Sorg, Gastwirth. lfl., Johann Wolff, Kaufmann, 1 H. Rottenburg a/N. Dr. Bendel, Domcapitular, lfl. 12kr., Dr. Klotz, Domcapitular, lfl. 12kr., Dr. von Schärft', Domcapitular, 1 fl.

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Einmaliger Beitrag:

Von Vereinen : Ulm. Bürgerge6ellschaft ö fl. 15 kr. Aufserdem giengen unsern Sammlangen ferner folgende Ge- schenke zu :

1. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-

lungen.

(Nr. 6972 5991.) Constantinopel. Frhr. vonProkesch-Osten, k. u. k. österr. Gesandter: 7 Goldmünzen, 7 Silbermünzen und 33 Kupfermünzen muhamedanischer Sultane aus der Zeit der Kreuzzüge. Essegg. F. Lay, Fabrikant: 1 Gürtel, 2 Bänder u. 2 Yorderstücke von Pan- toffeln, slavonische Gold- und Silberweberei Frankfurt a/M. F. Sichel, Hopfenhändler: Tabelle über das Tagesgeläut zu Nürn- berg, Abdruck einer Holzplatte vom 16- Jhdt. Gumpoldskirchen bei Wien. Th. Hoppe, Rechnungs-Revident : 630 Lackabdrücke von Siegeln des Mittelalters und der neuern Zeit. Heidelberg. E. Mohr's Verlagshandlung: Die Belagerung von Heideiderg durch Tilly, Reproduction des Kupferstiches in der Relatio hist. Steindr., Koburg. Christ. Flinsberg, Seifensieder: Verzierter Titel der Apologie des Justus Jonas vou 1540. Mannheim. Alter- thumsverein: 6 Gypsabgüsse von mittelalterlichen Ful'splatten und einem Dambrettstein. Nordhausen. L. F. Frhr. von Eber- stein, Ingen. -Hauptmann a. D. : 2 auf der Ruine Steckelberg ge- fundene Bolzenspitzen. Nürnberg. Bcrgau, Professor an der Kunstgewerbschule : 2 Photographien nach einem silbernen Bücher- einbande des Herzogs Albrecht von Preufsen u. 1 drgl. nach einem alten Schrotblatte auf der Bibliothek zu Königsberg. Von Ira- hof, k. k. österr. Hauptmann: Abgufs eines Jetons von 1592. Klingenstein, Professor an der Kunstgewerbschule: Gestickter Deckel der Statuten der Nürnberger Bürgerwehr, 1801. Kracker, Bierwirth : 17 kleinere Silbermünzen und 1 Kupfermünze, 17. u. 18- Jhdt. Link, Privatier: 15 Bl. Ansichten von und aus Alt- dorf in Kupferstich von J. G. Puschner. E. Frhr. von Löffel- holz: Copie einer Miniaturmalerei aus einem Missale der frstl. Wal- lerstein'schen Bibliothek. Hofrath F. C. Mayer, Professor an der Kunstgewerbschule: Stammbaum der Freiherren von Welser, Ku- pierst, von G. Strauch. 1666- Riefsner, Hafnermeister: Grün- glasierte Ofenkachel. 17. Jhdt. Wallerstein. W. Frhr. von Löf- fel holz, fürstl. Rath u. Archivar: 60 Papierprobeu und Wasser- zeichen vom 15. 18. Jhdt. Wien. Klein, Professor: 7 Bruch- ntückc von bronzenen Crncifixen und 3 emaillierte Figuren. 11 12. Jhdt. Worms. Dr. Curtze, Apotheker: 24 ilalbbrnkteaten vom 12. Jhdt.

II. Für die Bibliothek.

(Nr. 24,954—25,130.)

Berlin. F. A. Herbig's Verlagshandl : Vierteljahrsschrift für Volkswirtschaft u. Kulturgeschichte, herausg. von Taucher. VII. Jhg. (1869), 3. Bnd. 1870. 8. Dr. Ph. Jaffe, Univers.- Professor: Bericht über die Handschriften von Arborea. 1870. 8. J. G. Lü- deri tz'sche Verlagsbuchhandl. (A. Charisius) : Osenbriiggen, Land und Leute der Urschweiz. 1866. 8. Rosenstein, Aberglauben und Mysticismus in d. Medizin. 1866. 8. Zschokke, Heinrich Zschokke;

2. AuH. 1869- 8. Grimm, Albrecht Dürer. 1866. 8. Mittermaier, d. Volksgericht. 1866 8. Tnuittwein v. Belle, Wilhelm v. Oranien. 1867. 8. Woltmann , d. deutsche Kunst u. d. Reformation. 1867. 8. Stark, Joh. Joachim Winckelmann. 1867. 8. Brugsch, über Bildung u. Entwickelung der Schrift. 1868. 8 Verein f. Siegel- u. Wappen-Kunde: Ders., deutscher Herold ; l.Jhrg. Nr. 1. 1870. 4. Bielefeld. Velhagen & Klasing, Verlagshandl: Hesekiel, d. Buch vom Grafen Bismarck; 2- u. 3. Abth. 1869. 8- Bremen. Abtheilung des Künstlervereins für Bremische Ge- schichte u. Alterthümer: Dies., Denkmale der Geschichte u. Kunst d. freien Hansestadt Bremen; II. Ahtheil. 1870- 4. Bres- lan. R. Peiper, Gymnasiallehrer: Ders., Walter von Chatillon. 1869. 4. Progr. Brunn. II istor. -Statist. Section der k. k. mährisch-schles. Gesellschaft etc.: Dies., Schriften etc. ; Bnd. XVII. XVIII. 1868. 8. Cassel. Verein f. hessische

Geschichte u. Landeskunde: Ders., Mittheilungen; Nr. 5 u. 6. 1869. 8- Ders., Zeitschrift etc.; n. F. Bnd. II, 3. u. 4. Hft. u. Supplem. II. 1869. 8. 4. Cleve. Dr. C. Hafskarl: Justus Carl Hafskarl. 8. Corbach. Dr. L. Curtze: Ders., Leben u. Thaten des Fürsten Georg Friedrich v. Waldeck ; II. 1870. 8. Histor. Verein der rstenthu mer Waldeck und Pyr- mont: Ders., Beiträge etc.; III. Bnd., 1. Heft. 1870. 8. Cre- feld. Dr. W. Buchner, Schuldirektor: Ders., Alexander v. Hum- boldt. 8. Ders., York v. Wartenburg. 8. Cur. Conradin v. Moor, Präsident d. geschichsforsch. Gesellschaft v. Graubünden: Ders., Geschichte von Currätien etc.; V. Lieferung. 1870. 8. Dessau. Aue'sche Buchhandl. (A. Desbarats) : Heinemann, codex diplomaticus Anhaltinus; Theil I, 2 1869. 4. Dresden. D r. v. Falkenstein, k. s. Staatsminister, Exe: Archiv f. d. sächs. Geschichte, hg. von K. v. Weber; VIII. Bnd. 1869. 8. Comite der Tiedge-Stiftung: Dass., Mittheilung. 1869. 4. Elber- feld. Dr. Wilh. Crecelius: Bernhardt, krit. Untersuchungen über d. gothische Bibelübersetzung. 1864. 8. Leibing, über d. Insceni- rung des zweitägigen Luzerner Osterspieles v. J. 1583 durch Ren- wart Cysat. 1869. 4. Progr. R. L. Friedrichs, Verlagshandl.: Schölten, Geschichte der Religion u. Philosophie. 1868. 8. Bax- mann, d. Politik der Päpste von Gregor I. bis Gregor VII. 2 Thle. 1868 69- 8 Bergischer Geschichtsverein: Ders. , Zeit- schrift etc.; VI. Bnd. 1869- 8. Erlangen. Dr. Carl Schröder: Ders. , Vruwenlof. Van sunte Marinen. 1868. 8. Richte Boeck de anno 1542. Pap. -Hs. 4. Frankfurt a/M. L iterarische Anstalt (Rütten u. Löning) : Der Nibelunge Not ; Urtext mit Uebersetzung, herausg. v. Braunfels. 1846. 8. Das Nibelungen-Lied, übersetzt v. Braunfels. 1846. 8. Genf. Societe d'histoire et d'ar- cheologie: Dies., Memoires et documents ; t. XVII, livr. 1. 1870. 8. Giessen. Dr. 0. Buchner: LiharXik, d. Gesetz des Wachs- thumes u. d. Bau des Menschen. 1862. 4. Grewingk, d. Steinalter der Ostseeprovinzen. 1865. 8. Heinzerling, d. Bildungsgesetze der Formen in der Architektur. 1869. 4. Sonderabdr. Görlitz. Ober- lausitz. Gesellschaft der Wissenschaften: Dies., neues Lausitzisches Magazin; Bnd. 47. 1. 1870 8. Göttingen. Dic- terich'sche Buchhandl.: Brugsch, d. Sage v. der geflügelten Son- nenscheibe. 1870. 4. Sonderabdr. K. Gesellschaft der Wis- senschaften: Dies., gelehrte Anzeigen; 1869. 2 Bnde. 8. Dies., Nachrichten etc. 1869.8. Graz. Steiermärkisches Landes - archiv: Dass., Jahresbericht; I. Jhg., 1869. 1870. 8. Gütersloh. C. Bertelsmann, Verlagshndl. : Allgem. literar. Anzeiger f. d. evangelische Deutschland; Bnd. III, IV u. V, 1. Heft. 1869-70. 8. Halle. Redaktion der Zeitschrift für deutsche Phi- lologie: Zeitschrift etc.; 1. Bd., 3. u. 4. Heft. 1869. 8.— Hamburg. Verlags- Comp toir : Christeru, polit. Album für Schleswig-Hol- stein. 1846. 8. Marahrens, Grammatik der plattd. Sprache. 1858. 8. Hannover. Hahn' sehe Hofbuchhandl. : Bluhme, edictus cete- raeque Langobardorum leges. 1870. 8. Brennecke, d. Länder an d. unteren Donau u. Konstantinopel. 1870- 8. v. Sichart, Geschichte der königl. Hannoverschen Armee; Bnd. II. u. III, 1. 2. 1870. 8. Heidelberg. Fr. Bassermanu, Verlagshandl.: Wattenbach, d. Siebenbürger Sachsen. 1870. 8. E. Mohr, akadem. Buchhandl : Wirth, Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg. Jhrg. II. 1869- 8. Dr. W. Wattenbach. Univers.-Professor : Ders., An- leitung zur latein. Paläographie. 1869. 4. Jena. Universität: Bruch, Beiträge zur Geschichte u. Statistik des preufs. Armenwe- sens. 1869. 8- Gröfsler, d. Ursachen der Permanenz des sogenann- ten immerwährenden Reichstags zu Regensburg. 1869 8 Weite, d. Bestrebungen des Bonifacius , Apostels der Deutschen. 1869. 8. Nebst 17 weiteren akademischen Gelegenheitsschriften. 1869 u. 70. 4. 8. Kiel. Schleswig - Holstein -Lauenburg. Gesell- schaft f. vaterländische Geschichte: Dies., Jahrbücher etc. Bnd. X, 3. 1869. 8. Dies., Bericht 29 u. 30. 1869 8. Königs- berg i. Pr. K. Albertus-Universität: Bülowius, utruin ad domi- nium rerum immobihum tiansferendum seeundum jus Saxonicum medii aevi resignatione solerani in judicio facta opus fuerit nee ne. 1870. 8 Embacher. symbolae eriticae ad Adalberti Hnmmaburgen- sis archiepiscopi historiam. 1869. 8- Ilaenichen, de ratione, quae inter Friedericum IV. Romanor. regem Elisabethamque, conjugem Alberti II. Rom. regis defuneti interfuit. 1869. 8. Schade, liber

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de infantia Mariae et Christi salvatoris. 1869. 4. Schade, Visio Tnugdali. 1869- 4. Nebst 27 weiteren akademischen Gelegenheits- schriften. 1869 u. 70. 4- 8. Kopenhagen. Kong. nordiske Oldskrift-Selskap: Dies., Aarböger etc. 1868, 3. 4. H. 1869, 1. 2- H. 8- Dies., Tilläg etc.; Aarg. 1868. 1869. 8. Dies., Memoi- re3 etc.; nouv. ser. 1867. 1868. 8. - Krakau. D. E. Friedlein, Verlagsh. : Luszczkiewicza, Wskazowka do utszymywania kösciolow cerkwi i przechowanych tamze Zabytköw PrzeszloSci. 1869. 8. Graf Dr. Alex. Przezdziecki: Ders. , piate sprawozdanie z czynnoSci wydawnictwa dziet Dlugosza. 1870. 8. Ders., wykopa- lisko na wyspie jeziora Lednicy pod Gnieznem. 1869. 8. Lai- bach. Historischer Verein für Krain: Ders., Mittheilungen; 23. Jahrg. 1868- 4. Leiden. Maatschappij der neterland- sche Letterkunde: Dies., Handelingen en Mededeelingen ; 1869.

8. Dies., Levensberichten etc.; 1869. 8. Leipzig. F. A. Brock- haus, Verlagshndl.: Fefsler, Geschichte v. Ungarn; 2 Auflage.

9. Liefer. 1869. 8. Historisches Taschenbuch, hg. von Friedrich v. Raumer; 4. Folge, 10. Jhrg. 1869- 8. Deutsche Classiker des Mittelalters; 9. Bnd. 1869 8. Deutsche Dichter des 17. Jahr- hunderts; 2. 3. Bnd. 1870. 8. A.Lorentz, Verlagshandl.: Lippold, über d. Quelle des Gregorius Hartmanns v Aue. 1869. 8. Linz. Museum Franzisco - Carolinum : Dass , 28- Bericht, nebst Beiträge, Lief. 23. 1869. 8- London. Science and Art De- partment: Universal catalogue of books on art etc.; Part VIII. 1870. 8- Luxemburg. Section historique de l'institut Luxembourgeois : Dies., Publications etc. vol. XXIV (II). 1869. 4. Mainz. Friedr. Schneider, Dompräbendat : Der Ostthurm des Mainzer Domes. 1870. 8. Marburg. Universität: Dies., indices lectionura etc.; 1869. 1869 70. 4. Dies., Verzeichnis der Vorlesungen etc. 1869 1869 70. 8 Henke, Schleiermacher u. die Union. 1868. 8- New-York. E. Steiger, Buchhandl. : Ders., das Copyright Law der vereinigten Staaten. 1870. 8- V er- lag s-Expedition des Deutsch -amerikan. Conversations- Lexicons: Deutsch-amerikan. Conversations-Lexicon. 1. 2. Lief. 1869. 8. Nürnberg. Verlag v. Bauer & Raspe (Ludw. Korn): Siebmacher's Wappenbuch. Lf. 70, 75 u. 76. 1868 u. 70. 4. v. Gern - ming, Oberst: Das Inland; Jhg. 1830, Nr. 169. 4. Dr. E. S ol- ger, prakt. Arzt: Ders., d. Landsknechtsobrist Konrat von Bemel- berg. 1870. 8. Johannes Z eltn er, Fabrikbesitzer : Chemnicius, Examen, d. i. Erörterung des Trientischen Concilij. 1. 3. Theil. 1576. 2. Biblia sacra. 1600. 2. Decimator, thesaurus linguarum. 1606 2. Paris. W. Fröhner, Conservator am kais. Museum des Louvre : Ders., la colonne Trajane. 1865. 8. Pest. Magyar Tudomänyos Akademia: Monumenta Hungariae historica ; Scriptores, vol. XIX. XXIII, 1. 2. 1868. 8. Evkönyvek ; XI, 9—12. 1868—69. 4. Budapesti Szemle; 32-42. 1868—69. 8. Almanach; 1868, 2. 1869. 8. Ertesitö ; III, 5 20. IV, 1 - 8. 1868 u. 69 8 Statist, es nemzetg. Kötzlemenyek; V, 1. 1868. 8- Török-magyar- kori törtenelmi Emlekek ; III. 1868. 8. Archeologiai Közlemenyek; VII, 2.. 1868. 2. Magyar törtenelmi tdr; XIII. 1868. 8. Tortenettu- dom. Ertekezesek; VII. 1868. 8. Monumenta Hungariae archaeolo- gica; I. 1869- 4 Rupp, Buda-Pest helyrajzi törtenete. 1868. 8. Regensburg. C.W. Neumann, Oberlieutenant: Wolfram v. Eschen- bach, Parzival; 5 Pgm.-Streifen aus einer Hs. des 13 Jahrh. 8. Reutlingen. C. Mäcken's Verlag: Völter, Deutschland; I. u. II. Abth. 1840. u. 44. 8. Schwerin. Direktion des Gymna- sium Fridericianum: Seilin, Bischof Burchard II. v. Halber- stadt. 1870. 4. Progr. Verein f. meklenburg. Geschichte u. Alterthumskunde: Ders., Jahrbücher u. Jahresbericht; 34. Jhg. 1869. 8. Sigmaringen. Eugen Schnell, frstl. Archivar: Ders., d. histor. Uebergang des alemannischen in den schwäbischen Dialekt. (Preufs. Staats-Anz. 1870, besond. Beil. Nr. 13.) Speier. Historischer Verein d. Pfalz: Ders., Mittheilungen ; I. 1870. 8. Stuttgart. Dr. F. Dillenius, Dekan a.D.: Ders., Florian Geyer von Geyern , Hauptmann der schwarzen Schaar im gr. Bauern- kriege v. 1525. 1868.8. G. J. Göschen'sche Verlagshndl : Stein, us'm Neckerdhal. 2. Aufl. 1869. 8- K. Ministerium des In- nern: Staats- Anzeiger für Württemberg. Jhg. 1868. 1869. 4. Tübingen. Osiander'sche Buchhandl.: Hartmann, Erhard Schnepff, d. Reformator in Schwaben, Nassau, Hessen u. Thüringen. 1870. 8- Warschau. Mathias Bersohn: Klosy, tom X, Nr. 245. 1870. 2.

Wernigerode. Harzverein für Geschichte u. Alterthum» - künde: Ders., Zeitschrift etc., III. Jhg., 1. Heft. 1870. 8- Wien. K. k. statistische Central-Commission : Dies., Mittheilun- gen etc.. XVII. Jhg., 3. 4. Heft. 1869. 8. Wiener-Neustadt. Dr. Jul. A. Kolatschek, evang. Pfarrer: Ders., die evangelische Kirche Oesterreichs in den deutsch -slavischen Ländern. 1869. 8. Ders., d. evangelische Kirche Oesterreichs in den deutsch-slavischen Ländern; Vortrag. 1869 8. Ders., Uns ist bange, aber wir ver- zagen nicht. 1868. 8. Ders., eine Petrusantwort auf eine Kristus- frage. 1868. 8. Ders., d. Gustaf- Adolf- Verein ein friedlicher u. wirksamer Protest. 1869. 8 Ders, Erkenne die Zeit, darinnen du heimgesucht bist! 1869. 8. Wiesbaden. C. W. Kreidel's Ver- lag: v. Hörn, Johannes Scherer oder Tonsor, Wanderpfarrer in d. Unterpfalz. 1857. 8. Würzburg. Ludwig Alb. Freih. v. Gumppenberg, k. Regierungsrath : Ders., die Gumppenberger auf Turnieren. 1862. 8. Nachrichten über d. Turniere zu Würz- burg u. Bamberg in d. J. 1479 u. i486. 1867. 8. Stahel'sche Buch- u. Kunsthandl. : Fröhlich, Beiträge zur Geschichte der Mu- sik ; I. Bnd. 1868. 8- Höfler, Aphorismen über taktische Begeben- heiten des siebenjährigen Krieges. 1869- 8. A. St über 'b Buch- handl. : Roisbach. Geschichte der Gesellschaft ; Th. III, 1. 1869- 8- Zürich. Gerold Meyer von Knonau, Privatdocent : Ders., die Schweiz, histor. Volkslieder des 15. Jahrhunderts. 1870. 8-

III. Für das Archiv.

(Nr. 4110—4127.) Nürnberg. Von Gemming, Obrist: Urkunde des Bruders An- tonio Balducci von Forli, als des von dem heiligen Stuhle für die Diöcese von Bologna eingesetzten Inquisitors, durch welche er den Johannes Bolste von Rayten in Tirol, Augsburger Diöcese, von der gegen denselben erhobenen Anklage der Ketzerei freispricht. 1567. Pgm. Engelhardt, Rechtsrath: Geschlechtsstafel der Gra- fen zu Stolberg von 566 bis auf die neueste Zeit. Pap.-Abschr.

Kressbronn. Hans Freih. v. u. z. Aufsefs: Verordnung Pe- ter Philipps, Bischofs von Bamberg, in Betreff des den Juden in- nerhalb seines Bisthums zu gewährenden Schutzes. 1672. Pap.- Abschr. Wallerstein. Dr. W. Freih. von Löffelholz, fürstl. öttingen-wallerstein'scher Domanialkanzleirath u. Archivar : Urteil und Rechnungen, den von Caspar Vogt von Botheuwerdt gegen Hans Gay, Wirth zu Münster (bei Donauwörth) hervorgerufenen Untergang betr. 1587. Akten. Quittung Hans Hüttlinger's von Me- gersheim an Hieronymus Hoffmann, öttingischen Vogt zu Sammen- heim, über die von dem letzteren abgetragene Schuld des Leon- hard Säule von Megersheim. 1591. Pap.-Orig. Erklärung der Mar- garetha , weiland Haimerant Schuolers des jüngeren von Diten- heim sei. hinterl. Tochter, durch welche sie ihre Vormünder für die bisherige Verwaltung ihres Erbguts aller ferneren Verpflich- tungen entbindet. 1606. Pap.-Orig. Gewaltbrief der Maria Hoff- mann, Gattin Nikolaus Gröhn's zu Marktbreit, an diesen letzteren in Betreff ihres väterlichen und mütterlichen Guts zu Sammen- heim. 1610. Pap.-Orig. Bestätigung eines Gewaltbriefes durch Ma- thias Schwantz, des St. Leopoldstifts zu Klosterneuburg Richter am Kahleuberge, zu Gunsten Hans Georg Schneidt's von Höchling, wodurch dieser ermächtigt wird, im Namen seiner Geschwister das ihnen zustehende Erbgut in der Grafschaft Oettingen einzu- ziehen. 1615. Pap.-Orig. Geburtsbrief für Hans Engelhart, Schnei- dergesellen, behufs seiner Niederlassung im Oesterreichischen, aus- gestellt von dem Dorfgerichte zu Sammenheim. 1621. Pap.-Abschr. Summarische Abrechnung über Gelder, welche nach Befehl der öttingischen Herrschaft eingenommen und ausgegeben worden sind, verfafst v. H. K. Hörn. 1632. 1633. Pap.-Orig. Schreiben Kaiser Ferdinand's III. an den Herzog zu Württemberg über die Ange- legenheiten der Gläubiger der Stadt Ulm. 1650. Pap.-Abschr. Kauf- brief des Martin Kerglinger, kirchheimischen Unterthans, an Bal- thasar Mühlleutner von Ostheim über seine in Trochtelfingen ge- legene Wirthschaft. 1707. Pap.-Orig. Schreiben der fürstl. öttin- gischen Geheimen- und Hofräthe an die hochgräfl. öttingen-waller- steinische Regierung in Betreff der von der letzteren aus dem Mayinger Zehenten schuldigen Gelder. 1708. Pap.-Abschr. Schrei- ben eines Ungenannten aus Wien an einen andern Ungenannten

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über dessen nachlässige Rechnungsführung. Concept. 1710. Pap.- Abschr. Urtel der Juristenfakultät von Altdorf in Betreff des zwi- schen den Mettenschen Erben und dem Pflegamte Aufkirchen ob- scliwebenden Rechtsstreites. 1711. Pap.-Orig. Schreiben des Job. Lorenz Hul'swedel in Auhausen an den fürstl. öttingischen Forst- meister Schoch zu Hohenaltheim über die Benutzung einiger Wald-

mäder im Lindig durch die Unterthanen von Auhausen. 1716- Pap.- Orig. Kais, königlicher, von dem Grafen Ludwig von Sinzendorf unterzeichneter Reisepafs für den Ingenieur Job. Ludw. von Jung- heim. 1719. Pap.-Orig. Verzeichniis der in der Gemeinde Deinin- gen in einem Jahre eingeheimsten, verbrauchten und verkauften Feldfrüchte. Ohne Datum (Anfang des 18. Jahrh.). Pap.-Abschr.

Chronik der historischen Vereine.

Schriften der historisch-statistischen Section der k. k. mähr. -schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, redigirt von Christian d'Elvert. XVII. Band. Brunn, 1868. 8.

Vi' eitere Beiträge zur Geschichte der böhmischen Länder im siebzehnten Jahrhunderte. Von Chr. Ritter d'Elvert. . I. Die Be- strafung der böhmischen Rebellion, insbesondere die Correspon- denz Ferdinand II. mit dem Fürsten Liechtenstein. IL, III., IV. Der Entwurf der jägerndorfer Landesordnung von 1673, mit Ab- änderung der alten mährischen, die Erledigung desselben und des Entwurfes der troppauer Landesordnung von 1673- Die Praxis des olmützer bischöflichen Lehenrechtes.

XVIII. Band. Zur Cultur-Geschichte Mährens und Oest. Schle- siens. Von Chr. Ritter d'Elvert. 2. Theil. Zur Geschichte der Pflege der Naturwissenschaften in Mähren und Schlesien, insbe- sondere der Naturkunde dieser Länder, mit Rücksicht auf Böhmen und Oesterreich.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XV. Jahrgang. März -April. Wien, 1870. 4.

Die Siegel der österreichischen Regenten. Von Karl v. Sava. (Mit 5 Holzschnitten.) Studien über Schmiede- und Schlos- serarbeiten in Oesterreich. Von Herrn. Riewel. (Mit 56 Holzschn. u. 1 Tafel.) Die Erzdecanatskirche zu Pilsen. (Mit 1 Holzchn.) Monstranze in der Kirche St. Leonhard im Pongau. Von Dr. K. Lind. (Mit 1 Holzschn.) Die beiden Thurmportale bei St. Stephan in Wien. (Mit 2 Holzschn.) Zwei merkwürdige Trag- altäre im Stifte Melk. Von Dr. Karl Lind. (Mit 2 Taf. u. 2. Holzschn.) S. Zeno in Oratorio in Verona. Von V. Teirich. (Mit 7 Holzschn.) Die Restauration des Krongewölbes bei der Prager Domkirche. Die Ruinen des Minoritenklosters in Bene- schau und das Marienbild in der dortigen Decanatkirche. Von B. Grueber. Fliese aus der St. Emmeranskirche in Regensburg. Von Dr. K. Lind. (Mit 1 Holzschn.) Beschreibung der Bres- lauer Bilderhandschrift des Froissart. Von dems.

In der Versammlung des A I ter thu ms ver eins zu Wien um 15. Januar hielt der Seidenzeugfabrikant Karl Giani einen Vor- trag über die gegenwärtigen Produkte der Weberei in Bezug auf die Wiederaufnahme alter Muster und zeigte eine ansehnliche Menge von Stoffen vor, welche nach alten Vorbildern angefertigt waren. Leider mufste der Vortragende schliefslich gestehen, dafs alles Ringen zur Wiedereinführung von correcten Dessins bisher ein vergebliches, erfolgloses geblieben sei. Ferner fand die Aus- heilung der vom verstorbenen Oberbaurath Karl Rösner unter Mithülfe mehrerer Künstler angefertigten Originalcopieu der bur- gundischen Gewänder aus der k. k. Schatzkammer statt. Dr. K.

Lind sprach einige auf diese Gewänder sich beziehende erläuternde Worte. Die Abendversammlung vom 4. Februar brachte die Ausstellung einer Partie Farben- und Schwarzdrucke, nebst vor- züglichen Bleistiftzeichnungen, darstellend die Gemälde des Kreuz- ganges zu Brixen und bestimmt für das vom Regensburger Dom- vicar Dengler herauszugebende gröfsere Werk über die Malereien dieses Kreuzganges. Dr. Lind erläuterte in Kürze die vorgewie- senen Bilder. Oberbaurath Friedrich Schmidt hielt einen Vor- trag über die Restauration der Burg Karlstein.

Kirchenschmuck. Blätter des christlichen Kunst- vereins der Diöcese Seckau. I. Jahrg. 1870. Nr. 1 4. Graz. 8.

Das Kirchengebäude in altchristlicher Zeit. (Mit Abbildung. |

Ein interessantes Dokument für die Geschichte des deutschen Kirchenliedes. Eine mittelalterliche Orgel.

Mittheilungen des historischen Vereines für Krain. Redigirt von August Dimitz. Dreiundzwanzigster Jahrgang. 1868. Laibach. 4.

Die Correspondenz des Intendanten Grafen Fargues , 1809 10. Ein Beitrag zur Geschichte der französischen Zwischen- regierung in Krain. Von A. Dimitz. Das Amtsbuch des Lai- bacher Vicedoms vom Jahre 1496. Ein Beitrag zur mittelalter- lichen Topographie Krains. Von dems. Miscellanea, von dems. : 1. Das Archiv della Bona in Görz. 2. Urkundliches zur Geschichte der Uskoken. 3. Fortsetzung der Reihenfolge der Landesverweser und Landesverwalter von Valvasor bis zum Jahre 1742. Zur Geschichte des Deutschen Ordens in Krain.

Elfter Rechenschaftsbericht, erstattet vom Aus- schusse des Vorarlberger Museums-Vereins in Bre- genz über den elften Vereins-Jahrgang 1868/69. Bregenz, 1869. 4.

Der Bericht handelt hauptsächlich von Ausgrabungen und Miinzfunden und enthält aufserdem : Copia Vertrags defs zu Lin- dtiw den 6/16- Januar a. 1614 gehaltenen Fischertags.

28. Bericht über das Museum Francisco - Caroli- num. Nebst der 23. Lieferung der Beiträge zur Laudeskunde von Oesterreich ob der Ens. Linz, 1869. 8.

Aus der volksmäfsigen IJeberlieferung der Heimat. Von P. Amand Paumgaiten. Nachtrag zu der rechtshistorischen Ab- handlung Peuerbach. Von Julius Strnadt. Archäologische Nach- lese III. Von Josef Gaisberger. (Mit 1 Planskizze u. 2 Tafeln in Steindruck.)

Forschungen zur Deutschen Geschichte. Herausge- geben von der historischen Commission bei der König- lich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Zehn- ten Bandes erstes Heft. Göttingen, Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1870- 8

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Der Kreuzzug Kaiser Friedrich I. Von Dr. S. 0. Riezler. Ueber den Berieht der Gelnbäuser Urkunde von der Verurtheilung Heinrichs des Löwen. Von Prof. G. Waitz. Briefe Johann Slei- dan's an den Cardinal Johann du Bellay, 1542—47. Mitg. von Dr. L. Geiger.

Zeit a chrift des Kunstgewerbe- Vereins zu München. Zwanzigster Jahrgang. Erstes u. zweites Heft. München, 1870. Theodor Ackermann. 2.

Tn der Februarversammlung des historischen Vereins

von (Vberpfalz und Regensburg berichtete Ordinariats- Asses- sor Jacob über ein dem Verein geschenktes Mannsoript, welches die Geschichte des Klosters Michelfeld in der Oberpfalz enthält und als die eigene Arbeit und Handschrift des letzten Abtes von Michelfeld, Maximilian Prechtl, sich herausstellte. Wenn nun zwar eine Umarbeitung dieses Werks durch Ussermann in der „Germania sacra diplomatica" bereits veröffentlicht wurde so be- hält die Handschrift doch insofern ihren Werth, als der Bearbei- ter Alles weggelassen hat, was nur von lokaler Bedeutung und daher gerade für die Oberpfalz von hohem Interesse ist.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

7) Forschungen zur Geschichte des Abtes Hugo 1. von Cluny. (1049-1109). Von Dr. Richard Lehmann. Göttingen , Verlag von Vandenhoeck & Ruprecht. 1869. 8. 113 Stn.

Es hat lange gedauert, bis die Bedeutung des Klosters Cluny für die Geschichte des grofsen Kampfes zwischen Papstthum und Kaiserthum in der zweiten Hallte des elften Jahrhunderts genug- sam erkannt wurde; allein jetzt ist sie, namentlich durch Gfrörer und Giesebrecht, in das rechte Licht gestellt worden. Wir finden es daher vollkommen gerechtfertigt, dafs der Abt jenes Klosters, der natürlich der FTauptträger von der Bedeutung desselben in der besagten Periode ist, einer echt wissenschaftlich gehaltenen und eingehenden Monographie, wie wir sie vor uns sehen, gewür- digt wurde. Ist es doch wol eine einzig in ihrer Art erscheinende Thatsaehe, dafs von einem Abt des elften Jahrhunderts acht Vitae vorhanden sind, von denen sechs von Zeitgenossen, zwei aus nur wenig jüngerer Zeit herrühren.

Diese Lebensbeschreibungen Hugo's sind es denn, welche der Verf. zum Gegenstand genauer Erforschung macht, die das höchst befriedigende Resultat liefert: „Das ideale Bild, welches uns die Biographen von Hugo's ganzer Persönlichkeit entwerfen, stimmt durchaus mit den Charakterzügen, die wir aus seinen Handlungen wie aus den von ihm erhaltenen Schriftstücken gewinnen und wird von anderen, unparteiischeren Seiten her vollkommen be- stätigt."

Der Paragraph über Hugo's Verhältnifs zu den fünf Päpsten von Leo IX. bis Alexander II. erschöpft die Reihe intensiver Be- ziehungen des Abtes zu den grofsen Ereignissen seiner Zeit, wäh- rend er als Illustration zu seiner eigentlichen Thätigkeit die Dar- stellung seiner guten Beziehungen zu Heinrich III. und dessen Ge- mahlin Agnes bietet.

8) Papst Gregor VII. Gesetzgebung und Bestrebun- gen in Betreff der Bischofswahlen. Von Dr. ph. Otto Mcltzer. Leipzig, 1869. Verlag von M. G. Priber. 8. IX, 256 Stn.

Je gründlicher die Geschichtswissenschaft das Durchforschen des Quellenmaterials betreibt, um so gründlicher wird mit der Autorität der Schlagwörter aufgeräumt und an die Stelle erfunde-

ner Begriffe tritt mehr das innere Wesen der historischeu Erschei- nungen. Diese Methode der Forschung setzt natürlich Detailstu- dien voraus, und eine solche ist es, die wir vor uns haben. Vor- dem würde es kaum thunlich erschienen sein, den Investiturstreit abgesondert von der ganzen Geschichte Papst Gregor's VII. be- handelt zu sehen, heute bietet uns der Verf. obigen Werks nur eine Seite des Investiturstreits als eine abgeschlossene Arbeit. Da- bei „ging er von der Meinung aus, dal's es wol au der Zeit sei, eine allseitig vollständige, bis in die Einzelheiten urkundlich fest- gestellte und in dieser Eigenschaft nach unsern Kräften abschlie- fsende Biographie und Würdigung Gregor's VII. in's Auye zu fassen eine Aufgabe, deren Lösung freilich weit kundigeren Händen, als die seinigen sind, überlassen werden muls , dal's aber eine solche so lange unmöglich sein wird, dals wir so lange zwischen den verschiedensten, anscheinend gleich gut begründeten Ansichten über die Thätigkeit und die Ziele jenes Mannes uns werden hin und her bewegen müssen, als nicht alle einzelnen wesentlichen Be- standteile derselben zunächst gesondert für sich , aber in ihrem thatsächlichen Zusammenhang unter einander, der speciellen, un- parteiischen Untersuchung unterzogen worden sind , so lauge, als nicht der nur zu oft beliebten Weise zuvorgekommen worden ist, nach einzelnen, willkürlich ausgewählten Merkmalen das geforderte Bild entwerfen zu wollen/'

9) Geschichte der volkswirtschaftlichen Litera- tur im Mittelalter. Von Dr. Heinrich C. W. Con- tzen. Leipzig, Verlag von M. G. Priber. 1869. 8. 160 Stn. Durch ausgezeichnete Vertreter auf theoretischem Gebiete und den Drang der thatsächlichen Verhältnisse auf gleiche Weise ge- fördert, hat die Wissenschaft der Nationalökonomie in neuerer Zeit einen solchen Aufschwung genommen, dal's man ihre geringen Anfänge darüber fast übersah, ja, sie wol als ganz neue Disciplin betrachtete. Gleichwohl hat sie schon im Mittelalter bedeutende Förderer gefunden, und deren Bemühungen und Verdienste zu wür- digen, ist Aufgabe der vorliegenden Schrift, Nacheinander werden Thomas von Aquino, Nicolaus Oresmius, Fransciscua Patricias und Nicolaus von Cusa besprochen und die in ihren Werken zerstreut vorkommenden, auf Volkswirtschaft bezüglichen Stellen vereinigt und die Grundanschauung, worauf sie beruhen, klargelegt. Sodann werden die nationalökonomischen Grundsätze der canonistischen Lehre, wie die arabische, griechische und jüdische Religionsphdo- sophie des Mittelalters in Bezug auf diesen Gegenstand untersucht.

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Endlich noch die Schriften des Gabriel Biel und Juan Mariana kritisch beleuchtet. Nachträge und Beilagen vervollständigen das im Haupttext Gesagte. Vor der herrschenden Ansicht, welche den Zweck der genannten Wissenschaft nur als praktischen aner- kennt, mufs geltend gemacht werden, dafs eine Verfolgung dersel- ben auf geschichtlichem Boden den gewifs auch greifbaren Nutzen gewährt, die letzten Ziele der Wirthschaftslehre dem augenblick- lichen Bedürfnisse zu entrücken und auf allgemeinere, für immer gültige Gesichtspunkte zurückzuführen. v. E.

10) Geschichte der Gesellschaft von Dr. Johann Jo- seph Rofsbach. Würzburg. A. Stuber's Buchhandlung. 1868. I. u. II. Theil. 8. 283 u. 237 Stn.

Der erste Band behandelt die Aristokratie, der zweite die Mittelklassen und zwar durch den ganzen Verlauf der Geschichte von den alteu Staaten des Orients bis auf unsere Zeit. Der ge- ringe Umfang des Werkes deutet schon an, dafs es nicht die Ab- sicht des Verfassers war, darin alle die vielfältigen Wandlungen und Gestaltungen der menschlichen Gesellschaft nebst den Bedin- gungen und Erfolgen ihrer Umbildung im Einzelnen aufzunehmen ; sein Zweck scheint mehr gewesen zu sein, den heutigen Stand der socialen Kultur und deren weitere Aussichten gegenüber der rein theoretischen Behandlung, die 6ie gegenwärtig so viel- und ver- schiedenfach gefunden, auf streng geschichtlichem Wege zu erklä- ren und zu würdigen. Die Auffindung und Feststellung des im Gange der Geschichte sich kundgebenden allgemeinen Prinzips ist deshalb Hauptaufgabe der Untersuchung ; vom eigentlich histori- schen Material wird überall nur so viel herangezogen, als zur Be- gründung der gewonnenen Gesichtspunkte nothwendig erscheint. Eine grofse Bündigkeit in Hervorhebung der Thatsachen verschafft indefs bald die Ueberzeugung, dafs völlige Beherrschung des Stof- fes das Unberührte ausgeschieden ; eine gewinnende Wärme im Vortrag zieht die Ueberzeugung des Lesers zu den ausgesproche- nen Ansichten hinauf, ohne ihr durch tendenziöse Absicht Gewalt anzuthun.

Aufsätze in Zeitschriften.

Die Biene: Nr. 10. Ueber die Sage von der weifsen Frau.

Börsenblatt f. d. deutsch. Buchh. : Nr. 1. 3. Die Nürnber- ger Buchhändlerfamilie der Koburger. (J. Petzholdt, nach 0. Hase.)

Europa: Nr. 12, Sp. 375. Aus der Hansa. Culturgeschichtliche Skizze.

Die Grenzboten: Nr. 15, S. 41. Der Streit um die beiden Ma- donnen von Holbein. Nr. 16 , S. 99. Die Regie eines gro- fsen Osterspiels im Jahre 1583. (Dr. Franz Leibing.)

Allgem. Kirchenzeitung: 49. Jahrg., Nr. 9. Ein Aktenstück aus dem Zeitalter der Gegenreformation.

Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 158. Der Sonntag Lätare. Nr. 176. 182. Die ehemalige Prediger-Kirche zu Nürnberg. Nr. 185. 187- 189. Von den Böhämmern. (Aug. Becker ; aus der Wiener „Tagespresse".) Nr. 196. Zum Sonntag Lätare.

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 67 (163), S. 58. Ein zweihundertjähriger Bädeker (Martin Zeiller, 1661). (Karl Vogt.)

Notes and Queries: Nr. 117, p. 309. Kempe and the english Company in Germany. (Brinsley Nicholson.)

Norddeutches Pro tes tan tenblstt : S. Jahrg., Nr. 9. Eras- mus von Rotterdam.

Berliner Revue: 60- Bd., 10. 12-Hft. Stärke u. Formation da» preufs. Heeres u. der preufs. Marine in allen hervorragenden Zeitpunkten ihrer Geschichte. 4. 5.

Sonntagsblatt (von Fr. Duncker): Nr. 12- Hochzeitsgebräucb» auf Mönchgut.

K. Preufs. Staats-Anzeiger: Beil. Nr. 10- 11. Das Berliner Rathhaus. 1. 2. Nr. 10 Der Handelsverkehr zwischen den Deutschen und Slaven im frühesten Mittelalter, mit Rück- sicht auf die Entstehung Berlins. Nr. 12 Die Hünengräber in der Provinz Hannover.

Oesterr. Vierteljahresschrift für kathol. Theologie: 8. Jhg., 4. Hft. Johann Friedrich Graf von Waldstein, Fürst- erzbischof von Prag, Primas von Böhmen, 1675 94. (M. Kin- ter.) Zur kirchenrechtlichen Literatur des 11. Jahrb. (F. X. Kraus.) Beiträge zur Geschichte der Erzdiöcese Wien. (15. Die Einführung der Barnabiten in Mistelbach.) (Th. Wie- demann.)

Wochenblatt der Joh. - Ordens - Balley Brandenburg: Nr. 15 f. Die preufsische Geschichte und die deutsche Poesie.

Zeitschrift f. bild. Knnst: VI. Heft, S. 169. Zur Rembrandt- Literatur. (W. Bode.) Beibl. Nr. 11. Ein neuentdecktes Bildwerk aus dem Mittelalter (in Soest).

Zeitschrift f. d. gesammte luther. Theologie u. Kirche: 31. Jhg., 2. Quartalh. Zur Geschichte der in der lutherischen Kirche üblichen Spendeformeln. (G. Kawerau.)

Zeitstimmen a. d. reform. Kirche der Schweiz: 12. Jhg., Nr. 1 ff. Geschichte der Weihnacht. (H. Lang.) Das religiöse Drama. 1. 2. 3. (A. E. Biedermann.)

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 98- Das Sechseläuten in Zürich. Nr. 100. Der Venusberg in Italien.

Danziger Zeitung: Morg.-Ausg., Nr. 5980. Der Altarraum der Marienkirche zu Danzig.

Frankfurter Zeitung: Nr. 91, 1. Bl. (Feuill.) Die Feuerzeuge. Eine kulturhistorische Skizze.

Frank. Zeitung: Sonnt.-Beig. Nr. 12. Ansbach in den Kriegen Friedrich I.

Illustr. Zeitung: Nr. 1395. Der Schwedenschimmel im Zeug- hause zu Ingolstadt. (II. Weininger.) Nr. 1396. In den April schicken. Nr. 1397. Ein Kunstwerk Peter Vischer's (in der Stiftskirche zu Römhild). Nr. 1398. Die Ostereier Nr. 1399. Ursprung der Spielkarten. I.

Leipziger Zeitung: Wissensch. Beil. Nr.22 25. Aus dem Le- ben des Feldmarschalls Laudon. Eine Quellenstudie zur Ge- schichte des siebenjährigen Krieges.

Vermischte Nachrichten.

33) Das germanische Museum hat zwar viele Correspondenten; allein nichtsdestoweniger ist der Anzeiger geuöthigt, seine „Ver- mischten Nachrichten" gröfstentheils fremden Zeitschriften zu entnehmen, die in höchst anzuerkennender Weise durch rasche Veröffentlichung der Nachrichten über Funde, Restaurationen und Zerstörungen von Alterthümern, weil sie täglich oder wöchentlich

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erscheinen, uns zuvorkommen können, so dafs selbst unsere regel- mäßigen Correspondenten es vorziehen, die Nachrichten erst an- dern Blättern zugehen zu lassen und dann uns Abdrücke zuzu- senden. Allein nicht Alles kommt auf diese Weise zu unserer Kenntnifs, und so sehr wir uns auch bemühen, die Uebersicht zu einer möglichst vollständigen Chronik zu machen und deshalb auch mitunter die Aufnahme von Notizen nicht verschmähen, denen der Stempel des Dilettantismus aufgeprägt ist, so ist es uns nicht im- mer möglich, vollständig zu sein. So ist uns auch jetzt erst die Kunde von dem im verflossenen Sommer erfolgten Abbruch des malerischen und interessanten Herstallthores zu Aschaffen- burg, für dessen Erhaltung der kgl. Generalconservator, Director v. Hefner-Alteneck, vergebens alle Mittel aufgeboten hatte, zuge- kommen, eine Nachricht, die wir zur Vervollständigung unserer Chronik hier nachtragen.

34) In Neustadt a.A. sind die noch erhaltenen alten Mau- ern, Thürme und Thore in Gefahr zu fallen und dem Ver- nehmen nach zum Theil schon auf Abbruch verkauft, vielleicht jetzt schon niedergerissen.

35) Für die Sammlungen des german. Museums ist jüngst ein noch ganz wohlerhaltener Hohl zie gel erworben worden, der sich bei Abbruch eines alten Hauses zuGeseke in Westfalen fand und auf dessen convexer Fläche folgende Inschrift eingegraben ist:

De kan giue ghelt vn gued dem is al l'tucz (?) linges *) goet t^-98

Jos Houeke

36) Nachdem der Bildhauer J. Wendler in Berlin die im Jahrgang 1868, Nr. 8 dieser Blätter erwähnte architektonische Be- krönung des alten Altarschreines auf dem Hauptaltar der Ma- rienkirche in Danzig nun vollendet, hat der Kirchenvorstand bei demselben Künstler auch 42 Chorstühle bestellt, welche wie in alter Zeit den Altar umgeben, und den Raum im Mittel- schiff vor demselben von den Seitenschiffen abschlielsen sollen. Die hinteren Stühle erhalten eine 16 Ful's hohe Rückwand mit ta- bernakelartigen Aufsätzen , in welchen die Brustbilder evangeli- scher Kirchenlehrer, besonders auch derReformationsprediger Dan- zigs, angebracht werden sollen. In der ornamentalen Durchbil- dung des Gestühls hat Wendler die berühmten Chorstühle des Münsters in Ulm, welche 1469 74 von Georg Syrlin gefertigt wurden, sich zum Vorbild genommen. R. Bergau.

37) Die mit Mosaik bekleidete Marienstatue zu Marien- burg in Preufsen, die einzige Statue dieser Art, wird gegenwär- tig restauriert. Im Juni d. J. wird der Mosaikarbeiter Gaglierotti diese Arbeit vollendet haben. (111. Ztg., Nr. 1394.)

38) Man hat zu Paris in dem Faubourg St. Victor bei einer Ausgrabung, welche die Omnibusgesellschaft, Besitzerin des Bodens, machen liefs, die Spuren des Amphitheaters der alten Lute- tia gefunden. Es sind nur noch wenige Reste von Mauerwerk und einige Bruchstücke von Ornamenten übrig, aber es gentigt, um die Lage und Gröfse des Amphitheaters festzustellen. Die Arena hatte eine elliptische Form von 55 und 48 Meter Durch- messer. Die auf Veranlassung der Section der historischen Ar-

*) Ob stuc.z zu lesen sei, Ist nicht ganz sicher, wie auch das le tzte Zeichen vor iingu eher ein b als ein « ist. Slutüinges wäre ein genitivisches Adverb mit der Bedeutung: „plötzlich, sogleich". Dr. Fr.

beiten in Paris vorgenommenen Ausgrabungen haben ferner zur Entdeckung von Bronzemedaillen von Iladrian. der beiden Tetri- cus und der Konstantine, von Bruchstücken von Basreliefs, von lateinischen Inschriften und einem Frauenhaisbande geführt.

(Dies., Nr. 1399.)

39) In Wien fand vor Kurzem eine Versteigerung von Alterthümern statt, die eine Sammlung, etwa 250 Nummern, von hohem Kunstwerthe umfafsten. Ihr Prachtstück war ein Brevier aus der 2. Hälfte des 15. Jahrh. , eine Handschrift auf Pergament mit Miniaturmalereien und sinnig componierten Randverzierungen, alles von Meisterhand in außerordentlich schönen Farben gemalt. Zu den Elfenbeinarbeiten gehörten zwei prächtige Kameen in Haut- relief, ein Relief, ein Bacchanal darstellend, und ein zierlicher Frauen- kamm, Florentiner Arbeit aus dem 16. Jahrh. Die schönsten Holzsachen waren eine Tischplatte in Holzmosaik und eine Kassette mit Schnitzereien in Hautrelief aus dem 13. Jahrh. In der Samm- lung befanden sich aufserdem Kunstsachen in Stein, Eisen und Glas, Majoliken, ein schöner Pokal von Bergkristall u. a. m.

(Dies., Nr. 1394.)

40) In Donauschitz nächst Laun in Böhmen fand ein Bauer beim Niederreifsen seines alten Hauses aine bedeutende Anzahl von Goldmünzen aus dem 15. und 16. Jahrh. im Werthe von 2000 bis 3000 fl. (Dies., Nr. 1399.)

41) In dem Holbeinzimmer der Dresdener Gemäldegallerie ist ein neuerworbenes, höchst werthvolles Bild aufgestellt worden. Es ist ein Werk Hans Holbein des Jüngern, welches vor Kurzem in Düsseldorf auftauchte, von dem Historienmaler Prof. H. Mücke erworben und an die Gallerie in Dresden verkauft wurde. Dasselbe, grau in Grau gemalt, bringt den Tod der Vir- ginia zur Anschauung. Der Künstler hat ein dichtes Volksge- gedränge vor dem auf erhöhtem Sitze thronenden Tribun Appius Claudius dargestellt, inmitten dessen die tragische Scene vor sich geht. Die gewaltige Gröfse und der echt historische Stil der Dar- stellung, der Reichthum der Charaktere, der Ausdruck der Köpfe und die vollendete Meisterschaft der Ausführung weisen dem Bilde eine der ersten Stellen auf dem Gebiete der deutschen Historien- malerei des 16. Jahrh. an. (Dies., Nr. 1397.)

42) Eine numismatische Gesellschaft zur Pflege der numismatischen Wissenschaft und Anbahnung eines regern Ver- kehrs zwischen Forschern und Sammlern zur Förderung der ge- meinschaftlichen Interessen hat sich am 19. März bei zahlreicher Betheiligung in Wien constituiert. Die Gesellschaft gibt eine „Numismatische Zeitschrift" heraus. (Dies.. Nr. 1398.)

43) Ein Aufruf zur Stiftung einer Gedenktafel für die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm an deren Geburtshause, dem jetzigen Laudrathsanitsgebäude in Hanau, ist von einer An- zahl dortiger Einwohuer erlassen worden. Der Tafel soll das Re- liefbild beider beigefügt werden*). (Dies., Nr. 1394)

44) Zu Ehren des 500 j ährigen Andenkens an den Frie- den von Stralsund (vergl. in vor. Nummer die 29. Nachricht), der die Macht der Hansa den nordischen Reichen gegenüber auf den Gipfel hob, werden die Geschichtsvereine von Hamburg, Bre- men, Lübeck und Stralsund auf Anregung des Dr. Koppmann in Hamburg ein Preisausschreiben für ein Werk erlassen, das die durch jenen Vertrag beendigte zehnjährige Fehde zum Gegenstand

*) Neuein Nachrichten znfolge ist die Theilnabme eine so lebhafte, dal's man ein Standbild zu errichten beschlossen hat. Anm. d. R.

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hat. Der historische Verein von Bremeu hat seinestheils 150 Thlr. dafür bewilligt. Er wird sich auch bei der Festversaminlung an dem Gedächtnifstage (24. Mai) in Stralsund vertreten lassen.

(Dies., Nr. 1397.1 45) Der Verwaltungsrath der Wedekind'achen Preis- stiftung für deutsche Geschichte macht wiederholt die Aufga- ben bekannt, welche für den dritten Verwaltungszeitraum, d. h. für die Zeit vom 14. März 1866 bis zum 14. März 1876, von ihm gestellt worden sind. Es sind folgende drei : 1. eine Ausgabe der verschiedenen Texte der lateinischen Chronik des Hermann Kor- ner; 2. eine Geschichte des Jüngern Hauses der Weifen von 1055 1235 : 3. ein deutsch geschriebenes Geschichtsbuch , dessen Gegenstand nicht vorgeschrieben ist. Preis für jede Aufgabe: 1000 Thlr. (nur für die letztere unter Umständen weniger).

46) Die im September vor. J. in Innsbruck gegründete deut- sche Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (mit der kürzeren Bezeichnung „deutsche anthro- pologische Gesellschaft") hat sich am 1. April d. J. zu Mainz de- finitiv constuiert. Dieselbe stellte sieh die Aufgabe, alle in die An- thropologie, Ethnologie, Urgeschichte und verwandte Wissenschaf- ten einschlagenden Fragen zu untersuchen und die gewonnenen Ergebnisse auch in weiteren Kreisen zu verbreiten. Sie wird ein monatlich erscheinendes Correspondenzblatt von höchstens 12 Bo- gen jährlich und eine Vierteljahrsschrift mit gröfsern Abhandlun- gen erscheinen lassen. Die Mitgliedschaft erwirbt man durch Er- legung eines Jahresbeitrages von 1 Thlr. Die Statuten sind bereits gedruckt und mit einer Einladung zur Theilnahme zahlreich ver- sandt worden.

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41 Sphragistische Frage. Im ungarischen Natioualinuseuin in Pesth befinden sich vier achteckige Siegeiplatten von Kupfer, de- ren Durchmesser 4.3 Centim. ausmacht. Das Siegel selbst hat einen erhabenen, aus concentrischen Linien stufenförmig gebilde- ten Rand von 3,2 Centim. im Durchmesser, um den ein, an beiden Enden gerolltes Band 0,2 Centim. breit herumläuft. Die Inschrift

lautet :

DISS1MILIYM IX FIDA SOC1ETAS

Der Schild des AVappens ist mehrfach ausgeschweift. Der Lowe steht nach vorwärts gekehrt, mit herausgeschlagener Zunge und zwi- schen den Hinterbeinen sich schlängelndem, gebuscheltem Schweife. Die stark hervortretende Brust ist kräuselig gemahnt. In der rechten Pranke hält er ein langschwänziges Thier (Schaf oder Jagdhund? ist nicht recht zu bestimmen), mit der linken hochge- hobenen hebt er einen Hasen empor. Aus der Krone des Stech- helmes wächst ein nach rechts gekehrter Löwe mit erhobenen Pranken heraus.

Die blattartig ausgeschnittenen Bänder der Helmdecke erfül- len beinahe das ganze Feld, und lassen kaum soviel Baum, dafs vor der linken Pranke ein G, zwischen und hinter dem Schweife die Buchstaben P und P augebracht werden konnten. Darunter steht zwischen den obern Zotteln der Decke 16 9 5.

Ich habe in den von mir redigierten Archeologiai Ertesitö (Ar- chäologischer Anzeiger) die ungarischen Fachmänner um Näheres über diese Siegelplatten gebeten und mittlerweile erfahren, dafs Herr Hofrath Augustin v. Szalay im Besitze einer ganz ähnlichen Platte sei, die aber die Jahreszahl 1595 enthalte. Nach ganz ge- nauem Zusammenhalten glaube ich bemerkt zu haben, dafs letztere l'iatte, deren gelbliche Farbe gegen die rothe der Musealplatten absticht, um 1 Millim. dünner sei, folglich auch jene länglichrun-

den Vertiefungen, die man an den Rückseiten der 3,3 Milk ätar ken Stücke des Museums bemerken kann, durch den Abschliff beinahe verschwunden sind, dafür aber ist ersichtlich, dafs die Zahl 6 in den vier ganz gleichen, und mit den Szalayischen, selbst in den kleinsten Rissen und Vertiefungen übereinstimmenden Sie- geln aus dem Fünfer durch die Verbindung der Oeffnung in dem- selben bewerkstelliget wurde, sintemal man am obern Theile der Zahl 6 die Spuren des vertieften Bartes des Fünfers und das Hcr- ausspringen desselben aus der geschweiften Linie beobachten kann.

Meine Bitte daher, die ich an die Sachkundigen richte, geht dahinaus: Befinden sich in irgend einer Sammlung ähnliche Sie- gelplatten'? — Worauf beziehen sich dieselben'? Ist die Jahres- zahl 1593 oder 1695 die richtige ? Um geneigte Aufklärung ent- weder in diesem Blatte oder brieflich bittet

Dr. Florian Römer.

Cnstos am Antiken-Cabinete des National-Museums

in Pe^th.

ö Anfrage. Gibt es ein älteres deutsches Werk, welches von der Pürsch- Armbrust, ihrer Bauart und der Bezeichnung ihrer Theile handelt ? Der Unterzeichnete glaubt sich zu erinnern, dafs vor 12 oder 15 Jahren in einem Auctionskatalog von T. 0. Wei- gel ein im 17. Jahrhundert gedrucktes Werk über den bezeichne- ten Gegenstand aufgeführt gewesen ist, hat aber nichts Genaueres ermitteln können. Da die Armbrust vom 12. bis zum 16. Jahrh. als Schulswafl'e sowohl im Kriege als auf der Jagd im Gebrauche gewesen ist und zünftige Handwerksmeister Bogener genannt mit ihrer Anfertigung sich beschäftigt haben, so ist es wahr- scheinlich, dal's Aufzeichnungen über den Gegenstand erfolgt sind. Um eine Nachricht darüber wird gebeten.

Rosenthal bei Breslau. v. Haugwitz.

Verantwortliche Redaction : A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sctae Buchdruckerei in Nürnberg.

Vera ieüntatio Vftcris Ciintaüs BmiisIteralL pro vt jß.p..x o~is-. iwmuu lictfi? J* IVobifi ac "Stremio Colomffo ac :..._'. munitionih ac- pro/im ~&.

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Nürnberg. Das Abonnement dea Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreicha 3fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuls oder 2 Thlr. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Strafsburg bei C. F. Schmidt, in Paria bei der deutschen Buchhandlung von F.Klinck- sieck ( Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem

ANZEIGER

FÜR K1DE DER

Neue Folge.

Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams A Norgate, 14 Henrietta- Street Covent- Garden in London; für Xord- Amerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege dea Buchhandels werden durch den Commis- sionar der literar.-artist. Anstalt dea Mu- seums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be- fördert. '

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Siebzehnter Jahrgang.

1870.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

JW5.

Mai.

Wissenschaftliche littheilungen.

Einige Feuerwaffen des 15. Jahrh. im germ. Museum.

Es war in diesem Blatte wiederholt von einem Geschütz- buche der Münchener Hofbibliothek (Cod. germ. 600) die Rede, welches als eine der ältesten Quellen für die Geschichte der Feuerwaffen betrachtet wird. Allein über die Zeit, aus der dasselbe stammt, ist es schwer, etwas Sicheres festzustellen, da man bei den rohen Zeichnungen mehr auf annähernde Zeit- bestimmung durch die Trachten u. A. sich einlassen mufs. Es dürfte allerdings gut sein, die Zeitbestimmung so spät als mög- lich anzunehmen ; auf keinen Fall möchten wir sie in die Zeit von 1345 50 (mit Rettberg) setzen, sondern frühestens (mit Toll) um das Jahr 1380. Vielleicht geht man noch sicherer, erst den Schluß des Jahrhunderts als die Entstehungszeit an- zusehen. Von grorsem Interesse ist daher ein Pergamentma- nuscript der Göttinger Universitätsbibliothek, das dem germ. Museum nebst einigen andern Handschriften kriegswissenschaft- lichen Inhalts gütigst anvertraut wurde. Dasselbe (Cod. Ms. philos. 63) umfaßt 140 Blätter in Folio und ist mit vielen Zeich- nungen, zum Theile kostbaren Miniaturgemälden, geschmückt, welche ein erläuternder lateinischer Text, meist in Hexame- tern, seltener in Prosa, begleitet. An der Spitze dieses Wer- kes, das einer eingehenden Bearbeitung würdig ist und solche auch wol finden wird, steht ein „Exordium" von 17 Verszeilen, das den Namen desselben : „Bellifortis", wie den seines Ver- fassers: „Conradus Kyeser, exul, natus Eystetensis", kund- gibt, und welchem eine allgemeine Widmung, an den König Ruprecht von der Pfalz, wie an alle und jegliche Stände ge-

richtet, in ungebundener Rede folgt: „Datum sub Castro Men- dici in habitacione Exulis Anno domini Millesimo quadringen- tesimo quinto in vigilia Sancti Johannis Baptiste gloriosi mar- tiris Indictione tredeeima." Auf den Autor ausschließlich be- ziehen sich auch die letzten Blätter (fol. 135—139) der Hand- schrift, welche in Hexametern ein „Epichedion Conradi Kyeser Eystetensis", dann ein „Epitaphium Conradi Kyeser Eysteten- sis Exulis", wie auch sein Bildnifs mit einigen Versen enthal- ten, aus welchen hervorgeht, dafs derselbe im J. 1366 geboren worden.

Unter den Zeichnungen ist eine kleine Anzahl, auf denen Feuerwaffen sich finden. Sie stimmen im Wesentlichen mit dem Münchener Codex überein, sind jedoch sorgfältiger gear- beitet. Was zunächst in's Auge fällt, sind die auch im An- zeiger 1860, Nr. 11, Sp. 405 ff. gegebenen kleinen Geschütze, die, in gröfserer Zahl auf gemeinsamer Basis befestigt, in der verschiedensten Weise zum Drehen und Stellen eingerichtet sind. Ein größeres Geschütz*), ähnlich der Steinbüchse des Münchener Manuscriptes, findet sich hier auch im Moment des Schusses. Es ist, wie alle übrigen, aus Eisen geschmiedet zu denken, befestigt auf einem Holzstiel, der wieder vorn auf einer Art Gabel ruht. Die einzelnen Stücke weichen von denen im Münchener Codex nur darin etwas ab, dafs sie eine engere Kammer haben. Die Anfertigung gegossener Bronzegescliütze ist in den Beginn des 15. Jahrb. zu setzen, uud wir haben die

*) Es ist freilich schwer, sich auf die gegenseitigen Gröfsen- verhältnisse zu verlassen.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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erste bestimmte Nachricht darüber in Deutschland vom Jahr 1411, wo zu Braunschweig ein colossales Stück, die „faule Mette", gegossen wurde. Sie wurde zwar 1787 zerstört; indessen sind uns Zeichnungen erhalten, die .sie als einen schön- gegliederten und künstlerisch durchgebildeten Mörser darstellen. Ein mit diesen Zeichnungen fast identisches Stück, auch wol nur ganz wenig kleiner, befindet sich, von der Insel Rhodus gekommen, jetzt im Artilleriemuseum zu Paris. Es gehört aber erst den letzten Jahren des 15. Jahrh. an und möchte sogar Zweifel rege machen, ob die auf den Zeichnungen der faulen Mette erhaltene Inschrift richtig 1411 hiers, und ob die auf S. 24 in dem 1409 begonnenen Rechnungsbuche der Mtt- serie zu Braunschweig erwähnte grofse neue Büchse auch wirk- lich die faule Mette ist*).

Von besonderem Interesse ist daher gewifs jene Büchse, die wol älter ist als irgend eine andere erhaltene, in Bronze

Kammer hat eine Länge von 1,74 Met. und ist 0,3 Met. im Lichten weit. Charakteristisch ist, dafs das Innere nicht aus- gedreht worden, sondern den rohen Gufs zeigt, wie er um einen, wol von Sand oder Thon geformten, nicht glatten, son- dern gerieften Kern sich gebildet hat, ähnlich wie auch Krüge und thönerne Wasserleitungsröhren im Innern solche Querriefen zeigen. Eine Steiukugel würde also, wenn man etwas Luft an- nimmt, die um so nöthiger, weil die Röhre im Innern nicht egal ist, etwa 35 Kilogramm (70 Pfd.) Gewicht haben. Das Gewicht der Büchse selbst ist von uns der Umständlichkeit wegen nicht genau ermittelt worden ; es soll dies erst gesche- hen, wenn alle unsere Geschütze, die jetzt blos provisorisch untergebracht sind, einen entsprechenden Aufbewahruugsort erhalten und dahin geführt werden. Nach einer Berechnung und den Angaben der transportierenden Gelegenheiten hat sie etwa 1600 Kilogramm Gewicht.

Fig. 1.

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3,23 met

gegossene, und welche als Geschenk des Sultans Abdul Aziz von Rhodus in das german. Museum gekommen. Sie ist äul'ser- lich fast cylindrisch (Fig. 1), von flachen, kaum sichtbaren, ringförmigen Gliederungen umgeben. In der Mitte ungefähr ist eine Stelle besonders markiert. Am hintern Ende hat sie zwei Zapfen, auf denen sie in der Lade lag; vorne zwei An- sätze mit beweglichen Ringen. Im Innern ist die hintere Hälfte mit gröfserer Wandstärke als enge Kammer angelegt, während die vordere Hälfte weiter ist und nur sehr geringe Wandstärke hat. Das Innere der Kammer entzieht sich natürlich ganz ge- nauen Untersuchungen; doch haben wir gefunden, dafs sie 1,38 Met. lang und 0,15 Met. weit ist. Der Theil vor der

*) Vgl. Alterthümer der Stadt und des Landes Braunschweig (herausgegeben von C. W. Sack, Kreisgerichtsregistrator) I. Bnd., I. Abth., S. 70 ff. u. Taf. XI. S. 75, wo die neue grüßte Büchse von Heysterbom erwähnt wird, steht, dafs die Steinkugel 3Vj Ctr. 12 Pfd. wog, was allerdings mit der Berechnung des Gewichtes einer Ku- gel von ca. 3 Cubikfufs stimmen würde. Aber erst 1492 ist von der Abfeuerung der faulen Mette die Rede.

Die Frage, welche Gattungsnamen den Stücken zu geben seien, lassen wir ganz aufser Acht, da es überhaupt sehr schwer hält, für die ältere Zeit Namen und Stücke zusammenzubrin- gen. Noch einige Worte wollen wir jedoch über die zwei Ringe in der Nähe der Mündung sagen. Sie dürften dazu ge- dient haben, durch Stricke die Mündung zu heben, um der Röhre eine bestimmte Richtung zu geben; vielleicht auch, um sie zum Zwecke des Ladens ganz senkrecht auf die rückwär- tige Fläche zu stellen, wie uns der vielerwähnte Münchener Codex zeigt, dafs eine, allerdings weit kleinere, Steinbüchse, senkrecht gestellt, mit Schlegeln geladen wird, was wol vor- aussetzen läfst, dafs man um jene Zeit Patronen nicht hatte, sondern das Pulver einschüttete.

Ein zweites Geschütz in den Sammlungen des germani- schen Museums (Fig. 2), gleichfalls als Geschenk des Sultans aus Rhodus gekommen, gehört dem letzten Viertel des 15. Jahrh. an. Es ist mit bestimmter Datierung versehen. Dem ersten gegenüber zeigt es einen entschiedenen Fortschritt. Im Wesentlichen auch äufserlich cylindrisch angelegt, ist die Kam-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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mer weit kürzer, so dafs die Kugel durch eine längere Röhre eine sicherere Richtung erhielt. An der Stelle, wo die Röhre sich von der Kammer absetzt, wo also die Wandstärke plötz- lich weit dünner wird, ist eine Verstärkung um die Röhre ge- legt. Wenn nun auch, wie uns vod kundiger Seite versichert wird, im Beginne des 15. Jahrhunderts die Kammer nicht voll- ständig, sondern nur etwa 3/5, mit Pulver gefüllt und davor ein Propf gesetzt wurde, so liegt doch in dem Umstände, dafs diese Röhre viel stärker gegossen ist als die erste, ein Grund, anzunehmen, dafs das Pulver im Lauf der 60 70 Jahre, die zwischen beiden Röhren liegen, entschieden besser geworden ist. Die Gliederung ist durchgebildet ; es ist indessen auch hier das System der umgebenden Ringgliederung beibehalten, das von den alten, mit Eisenringen versehenen Holz- (Buchen- büchsen) *) und geschmiedeten Eisenbüchsen genommen ist. Doch ist schon zur Gliederung einiger Schmuck hinzugekommen. So

sammenhalte mit der ersten Röhre fällt sofort das weit gröfsere Gewicht, die grüfserc Länge der Röhre vor der Kammer, die Verstärkung des hintern Theiles der Röhre (äußerlich der Mitte der Rühre), dann die zwei Handhaben auf. Zapfen feh- len der Röhre vollständig. Es ist von hohem Interesse, diese Röhre mit ihrer energischen und doch eleganten Gliederung mit den Röhren in dem, vom germ. Museum unter dem Namen ..mittelalterliches Hausbuch" herausgegebenen, handschriftlichen Bildercodex, im Besitze des Fürsten Fr. v. Waldberg-Wolfegg, zu vergleichen, die erst durch diese Röhre verstanden werden können. Die sämmtlichen Röhren in jenem Codex und es ist darin der Artillerie besondere Aufmerksamkeit gewidmet haben diese Verstärkung in der Mitte, die ohne einen Durch- schnitt, der nicht vorkommt, gar nicht verständlich ist; sie zeigen alle eine ganz ähnliche Profilierung wie das vorliegende Stück , alle den flachen Boden. Der Grund desselben geht aus

Fig. a.

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zwei verschiedene Laubkränze am vorderen Theile ; zu bei- den Seiten der Röhre am hintersten Theile jcderseits ein sitzender Löwe, welcher einen Schild mit dem Kreuz des Johan- niterordens hält, auf der Verstärkung aber ein Spruchband mit der Jahreszahl 1482, das Wappen des Großmeisters Peter von Aubusson, der 1476 1505 regierte. Neben diesem Wappen sind zwei Handhaben, konische Körper, die in Köpfe von Män- nern, mit Mützen bedeckt, enden. Sie stehen so weit ausein- ander, dafs sie beinahe als Schildzapfen betrachtet werden könnten. Auf dem einen Ringe steht der Name der Röhre : ..La Bvssoha" (Bussona?). Die Gesammtlänge beträgt 3,84 Met. ; die Länge der Kammer 0,86; die Weite der Kammer 0,15; die Weite der Rühre 0,27. Das Innere ist vollkommen glatt aus- gebohrt, der Gufs aber etwas roh; das Gewicht der Rühre be- trägt nach den uns gewordenen Angaben 4250 Kilogramm (85 Zollcentner) ; das Gewicht der Steinkugel 25 Kilogramm. Im Zu-

*) Vgl. Anzeiger 1870, Nr. 2, Sp. 38.

der im Hausbuche gezeichneten Laffetierung hervor. Leider lassen sich im Hausbuche nur für wenige Stücke die Mafsstäbe und auch diese nur annähernd aus der Umgebung bestim- men ; zum Theil sind es sehr kleine Stücke. Die zwei Hand- haben, die an unserem Stücke sich zeigen, fehlen allenthalben; dagegen sind bei einer Anzahl von Stücken schon die Schild- zapfen vorhanden, die uns wol annehmen lassen, dafs die Zeich- nungen des Hausbuches etwas jünger sind als unser mit 1482 datiertes Stück.

Das erste Vorkommen von Schildzapfen ist schwer zu er- mittrln ; von datierten Stücken ist das älteste uns bekannte ein hessisches von 1494 im Geschützbuche Karl's V. Dasselbe hat indessen schon einen wesentlich andern Charakter als die hier im Hausbuche gezeichneten. Die dort durchgängig vor- kommenden Verstärkungen zeigen, dafs alle, auch die kleineren Stücke engere Kammern hatten; die ebengenannte Abbildung da- gegen hat bereits ganz die Form der in den ersten Jahrzehenden des 16. Jahrb. gegossenen Geschütze, und wenn solche einzelne

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Data eine Beweiskraft für generelle Aussprüche haben, so müfs- ten die Geschütze des Hansbuches zwischen 1482 und 94 fal- len und enthielten wol die ersten vorkommenden Schildzapfen.

Fig. 3.

Fig. 4.

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Die auf Fol. 51 a des Hausbuches enthaltene Hakenbüchse zeigt gleichfalls eine Verstärkung, die noch auf eine Kammer hinweist, also ähnliche Construction voraussetzt wie die größe- ren Röhren.

Wenn es schon schwierig ist, die älteste Geschichte der grofsen Büchsen zu verfolgen, weil die Abbildungen, auf die wir angewiesen, in so Vielem, insbesondere hinsichtlich des Mafs- stabes, uuzuverläfcig sind, so stellt sich dies bei der Handfeuer-

waffe noch mehr heraus. Dies veranlafst uns, auf die im An- zeiger 1868, Sp. 228 erwähnte Röhre noch einmal zurückzu- kommen. Wir haben uns dort nicht entsprechend ausgedrückt. Nicht das Vorkommen des Hakens ist es, das uns veranlagte, die Schäftung uns anders zu denken als die im Hausbuche ab- gebildeten, sondern ein im Haken befindliches Loch, welches zeigt, dafs die Schäftung, in ähnlicher Weise wie bei späteren Büchsen, durch einen durch das Loch im Haken geschobenen Keil oder Nagel befestigt war. Diese Spuren einer anderen Schäftung sind indessen unserer Ueberzeugung nach jünger. Die ursprüngliche Schäftung war der Art, dafs ein Stiel in den rückwärtigen Theil eingeschoben wurde. Im kgl. bayerischen Nationalmuseum zu München ist eine ganz ähnliche Röhre, die aus denselben Quellen stammt wie das unsrige ; (beide sind Ge- schenke des Herrn Grafen v. Preysing an die beiden Museen). Wenn wir unsern Stiel nach dem Münchener ergänzen, so hatte die ganze Waffe ursprünglich die Gestalt, wie Fig. 3 sie zeigt. Bemerkt mufs noch werden, dafs das Mafs der Lichtweite, wie wol jeder Leser selbst errathen hat, nicht 0,24, sondern 0,024 Met. ist.

Eine nicht uninteressante kleine Handröhre, gleichfalls mit Haken, aus Regensburg stammend, befindet sich in der Waf- fensammlung des Museums (Fig. 4). Die Röhre, vorn rund, hin- ten achteckig, ist 0,33 Met. lang, hat vorn eine leichte Gliede- rung des Mundstückes, unten einen grofsen Haken. Das Zünd- loch ist oben; zum Halten dient ein 0,67 Met. langer, wellen- förmig gekrümmter, angeschmiedeter Eisenstab. Ob diese wel- lenförmige Krümmung ursprünglich ist (des bequemern Haltens wegen), oder erst später durch Zufall entstanden, mag dahin- gestellt sein. Die Lichtweite beträgt 0,02 Met., das Gewicht 4 Kilogramm.

Nürnberg. A. Essenwein.

Die allegorischen Sculpturen am Südportale des Worinser Domes.

Symbole und Allegorieen sind die Dilderräthsel auf dem Kunstgebiete ; sie üben einen steten Reiz auf den forschenden Sinn, spotten aber nicht selten lange oder gar auf immer den Lösungsversuchen.

Das gothische Südportal am Wormser Dom bietet ein sol- ches Räthsel in den bekannten vier Figuren an dem Eckpfeiler. Ihre Attribute sind zum Theil höchst seltsamer Art. Die ganze Anordnung der Bildwerke deutet auf einen verbindenden Ge- danken. Doch die Dunkelheit oder Vieldeutigkeit der charak- terisierenden Zeichen, besonders aber der defecte Zustand einer Figur erschweren in hohem Grade die Lesung der symboli- schen Idee. Unter den versuchten Erklärungen scheint die von II o h e n r e u t e r *) die meiste Verbreitung gefunden zu haben ;

*) Kunstgeschichtliche Darstellung des Domes zu Worms ; 1857, S. 16 ff. AuchLotz, Kunst-Topographie, II, S.586 adoptiert

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allein sie, mit allen bis jetzt bekannten, leidet, wie an falscber Beziehung der erhaltenen Attribute, so auch an unrichtigcu Voraussetzungen in Ergänzung der fehlenden Theile.

In erster Beziehung ist nämlich gefehlt, dafs die Figur mit der Salbbüchse und den beiden Knieenden zu ihren Füfsen auf den wahren Glauben gedeutet wird, während solche Attri- bute ganz constant auf die werkthätige Nächstenliebe sich be- ziehen ; ferner, dafs die so charakteristische Figur der Syna- goge, mit der Binde über den Augen, der sinkenden Krone und dem Bocke, mit dem Heidenthume verwechselt wird. Nach der anderen Seite hin ist die Ergänzung des defecten Attribu- tes zu einem zerbrochenen Seepter bei der zweiten Figur in der oberen Reihe willkürlich und dcmgemäfs die Annahme pro- blematisch, in der Deutung auf das Judenthum aber gegen den allgemein festgehaltenen Brauch und somit auch unrichtig. Keine Conjectur wäre übrigens vor Zweifel und Bedenken si- cher. Um so mehr mufs es erwünscht sein, den Bericht eines Augenzeugen zu vernehmen, der diese Bildwerke noch in bes- serem Zustande gesehen und über seine Wahrnehmungen ge- naue Aufzeichnungen hinterlassen hat.

Ein Zufall führte mich auf einen alten Druck, dessen Ti- tel nichts weniger als kunstarchäologischen Inhalt vermuthen läfst; und dennoch findet sich in demselben eine genaue Be- schreibung des fraglichen Portals aus früher Zeit, und was nicht minder wichtig ist, eine vollständige Ausdeutung des sym- bolisch-allegorischen Gedankens, welche die ganze Schönheit der Idee erschliefst und die tiefsinnige Auffassung des Erklä- rers im besten Lichte erscheinen läfst.

Diese Abhandlung steht in „Exercitamenta syncerae pieta- tis" *) des wegen seines Verhältnisses zur reformatorischen Be- wegung vielgenannten Georg Wicel. Derselbe wurde nämlich 1552 bei persönlicher Verfolgung und Plünderung seines Eigen- thums in Würzburg flüchtig und hielt sich darnach einige Zeit bei dem Scholaster des Wormser Domstifts, Daniel Mauch von Ulm, zu Worms auf. Bei dieser Gelegenheit widmete er dem Südportale des Domes eine eingehende Besichtigung in Beglei- tung seines Gastfreundes und legte dann in obiger Schrift in dem Kapitel : „De antiquitate quadam pro foribus Basilicae Vormatiensis apprime visenda1' seine Wahrnehmungen mit sei- ner Erklärung nieder.

Ich übergehe die Beschreibung und Deutung der Figur über dem Portale, der Ecclesia auf dem Thiere, welches in

dieselbe ohne Weiteres. Otte, Kunst-Archäologie, 4. Aufl., S. 882 berührt nur einzelne Momente, ohne sich auf den Zusammenhang einzulassen. Irrig ist ferner die Erklärung von Schannat, historia episcop. Wormat. 1734, vol. I, p. G3.

*) Der vollständige Titel lautet: Exercitamenta syncerae pie- tatis . . . per Georgium Vuicelium seniorem edita. Moguntiae apud Franciseum Behem, Misnensem, sumptu Ilaeredum Johannis Qucn- telii Ciuis Coloniensis Anno Dominicae Incarnationis MDLV mense Februario. 4-

phantastischer Weise die Merkmale der symbolischen Thiere des Ezechiel in sich vereinigt, und gebe das Wesentliche seiner Ausführung über die vier Statuen an dem Eckpfeiler.

Links von dem Beschauer steht zu unterst die Figur, die mit der Linken ein Bücklein hält, welches sie mit dem Mes- ser tödtet. Im linken Arme ruht eine Fahne, deren Stiel dop- pelt geknickt ist; über den Augen liegt die Binde, und vom Haupte sinkt die Krone. Zur Deutung der symbolischen At- tribute zieht Wicel nun stets mit grofser Belesenheit, in scharf- sinniger Anwendung die biblischen Texte an. Dafs in diesem Bilde einer Besiegten und Verdemüthigten die Synagoge dar- gestellt wird, leitet er aus dem Propheten Daniel (3, 33) her; mit Blindheit ist sie geschlagen nach den Worten des Apostels Paulus (Rom. 11, 7; vergl. Dan. 9, 7 u. 8). Den Verlust der Herrscherkrone weissagte Jeremias (Thren. 5, 16); die gebro- chene Fahne ist ihm das Zeichen des zerstörten Tempels (Dan. ä, 26 u. 27).

In gleicher Linie mit dem Bilde des Judenthums steht rechts in Profilstellung ein gekröntes Frauenbild, bei welchem die maskenhaft verzerrten Züge und der aufgetriebene Leib sicher absichtlich nur im Unterschied von den anderen Figu- ren so stark herausgekehrt sind. Mit der Rechten stützt sie sich auf einen Schild; eine knieende weibliche Figur reicht bittend an ihr hinauf; allein ihre Linke ist leer, hängt schlaff herab. An dem Rücken dieses Bildes kriechen Frösche und Kröten herum. Bezüglich dieser Darstellung citiert Wicel, of- fenbar nach dem Gedächtnisse, wol in etwas freier Anwen- dung, ohne Angabe der Stelle, den Propheten Daniel, der den Irrglauben , die Häresie, als fruchtbar an Irrthümern schildert. Das Consol, worauf diese Figur steht, zeigt einen Bock, der die Trauben abfrifst. Ohne in der Deutung allzuweit zu gehen, dürfte dies Motiv auf die Verwüstungen zu beziehen sein, welche der Irrglaube im Weinberge des Herrn anrichtet.

Unser Erklärer geht nun gleich zur Beschreibung der bei- den Figuren in der oberen Reihe über und bezeichnet die über der Synagoge befindliche als Bild der werkthätigen Näch- stenliebe, die gemäfs ihrer Attribute die Dürftigen, welche zu ihren Füfsen knien, sowohl bekleidet, als sie stärkt und er- quickt: mit der Rechten reicht sie das Gewand, und in der Linken trägt sie das Salbgefäfs. Es ist jene Barmherzigkeit, welche Christus im Evangelium dem legalen Opfer vorzieht, wenn er sagt (Matth. 9, 13; 12, 7): Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer. So ist denn auch das Bild der Barmher- zigkeit über das der Synagoge erhöht und verkündet, dars der Thieropfer genug dargebracht worden, dafs nun aber aus un- geheuchelter Liebe dem Nächsten Wohlthaten zu spenden sind. Unser Erklärer wendet sich darauf zu der vierten Figur. Auch sie ist bekrönt; leider fehlt aber jetzt die ganze linke Hand, und von dem Attribut in der Rechten ist nur ein kurzer Stumpf über der Hand sichtbar. Da die Fi^ur Frontstellung hat, so war sie in ihren vortretenden Thcilen der Witterung und Be- schädigungen stets mehr als die anderen Statuen ausgesetzt.

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Schon Wicel bemerkt, dafs die Attribute verwitterten; jedoch trug das Bild damals in der Rechten ein Buch und in der Linken einen Pfeil. Fast will es aber scheinen, als ob hier eine Verwechselung untergelaufen sei, indem die Spuren des Attributes in der Rechten der Figur, in Verbindung mit der ganzen Haltung der Hand, weit eher auf deu Pfeil deuten, und der ausgestreckte Vorderarm der Linken wahrscheinlich das Buch trug. Dieses Frauenbild deutet er auf den wahren Glauben, der mit dem Worte Gottes die darunter stehende Hä- resie nachdrücklich bekämpft, wie sehr diese mit dem Schilde ihre Lebren zu schützen sucht. Der Apostel Paulus bezeich- net das Wort Gottes als im Laufe dahineilend (2. Thessal. 3, 1); es wird darum bei Isaias (49, 2) mit einem erlesenen Pfeile verglichen und durchdringt die Herzen seiner Hörer (Hebr. 4, 12), so dafs der Pfeil als symbolisches Attribut hier in der That trefflich gewählt erscheint. Die weiter folgenden Bemerkungen über die Attribute der Häresie sind mehr moralisierender Natur und können somit, übergangen werden. Wicel fafst zum Schlüsse nochmals den ganzen Gedanken zusammen, indem er sagt, dafs hier die werkthätige Liebe des Neuen Bundes soll gegenüber gestellt werden dem legalen Opfer des Alten Testamentes und die biblische Wahrheit dem Truge der Häresie: die ersteren als obsiegende Heldinnen den letzteren in ihrer ganzen Nichtig- keit. Die Wahrheit lehrt, was zu scheuen, die Barmherzigkeit zeigt, was im Werke zu üben.

Soweit Wicel, der mit seiner Erklärung sicher das Rich- tige getroffen hat.

Was nun die Darstellung selbst betrifft, so kann der dop- pelte Parallelismus, welcher derselben zu Grunde gelegt ist, schöner nicht gedacht werden. Wohl kommen verwandte Mo- tive einzeln in der mittelalterlichen Symbolik vor; aber es dürfte sich nicht leicht ein zweites Beispiel von gleicher Anordnung nachweisen lassen. Gleichsam in einer plastischen Doppelsen- tenz ist der christliche Glaube und das christliche Leben nach ihrer dogmatischen, wie moralischen Seite darin ausgesprochen. Und mit welch monumentaler Einfachheit sind diese großar- tigen Gedanken und tiefsinnigen Bezüge, eine wahre Philoso- phie des Christeuthums, einander gegenüber gesetzt! Gewifs verdienen darum aber auch diese Bildwerke unter den sym- bolischen und allegorischen Kunstwerken des Mittelalters eine ganz vorzügliche Stelle.

Mainz. Friedrich Sehn cid er.

Die Fundstelle des Hildesheiiner Silberscliatzes.

So viel Aufsehen der Hildesheimer Silberfiind durch seine Reichhaltigkeit, seinen Kunst- und Silberwerth seiner Zeit er- regt hat, so ist doch bis jetzt noch in keiner wissenschaft- lichen Schrift die Fundstelle selbst und ihr etwaiger Zusam- menhang mit dem Schatze einer eingehenden Betrachtung unter- zogen worden.

Da ich in Auftrag des k. Kultus-Ministers Herrn v. Müh- ler, Exe, mit der näheren Untersuchung der Oertlichkeit, so- wie später mit der Abfindung der beim Fund betheiligten Leute betraut war, so will ich in dem Nachstehenden das, was sich mir hierbei eines Theils als Thatsächliches und an- dern Theils als Wahrscheinliches ergeben hat, darlegen. Ich benutze hierzu gerade dies Blatt um so lieber , als ich die beste Erklärung, wie der Schatz an jene Stelle gekommen, in dem Kultus und in der ältesten Geschichte unseres Volkes gefunden zu haben glaube*).

Ich beginne mit einem Blick auf die Entstehungsgeschichte der Stadt Hildesheim und werde so zugleich suchen , die Fundstelle und ihre Umgebung kennen zu lehren.

Nach den Untersuchungen v. Ledebur's, Zeufs' und des Lokalhistorikers Lüntzel (Geschichte der Diöcese und Stadt Hildesheim, 2 Bnde. 1858) kann es als festgestellt angesehen werden, dafs zur Zeit der Römerkriege die Cherusker im Norden des Harzes, zwischen der Weser und Elbe wohnten, und dafs sie es vor allen waren , denen die Ehre des Sieges über die Varianischen Legionen zuzuschreiben, ist nicht we- niger bekannt. Ihre Nachfolger traten in den carolingischen Sachsenkriegen als Ostphalen auf und bewohnten das innerhalb jenes Gebietes bestimmter begrenzte Land zwischen der Ocker und der Leine, das wir später als die Diöcese Hildesheim, mit dem gleichnamigen Bischofssitze als Mittelpunkt, kennen.

Nachdem die Sachsenkriege viele Jahre gewährt, und Karl der Grofse im Jahr 779 die Westphalen besiegt hatte, unterwarfen sich auch die Ostphalen. Im Jahr 780 unter- nahm dieser grofse Kaiser einen, wie es scheint, friedlichen Zug durch die ganze Breite des- Sachsenlandes, indem er nach der Eresburg, von da an die Quelle der Lippe und an die Ocker gieng, wo bei Ohrum, dem heutigen Dorf Ahrein, die Bardengauer aus dem heutigen Lüneburgischen, sowie die vie- len Übereibischen Sachsen sich taufen liefsen; er reiste selbst noch bis an die Elbe. Wahrscheinlich geschah es damals, dafs Karl für die kirchliche Unterordnung der Ostphalen, oder doch für deren Einordnung in ein liisthum, Sorge traf, wenn auch die wirkliche, ständige Aufrichtung und Besetzung eines bischöf- lichen Stuhles durch die auf's neue entbrannten und noch zwan- zig Jahre währenden Kämpfe verhindert wurden. Er bestimmte hierzu Elze Aulice, von seiner Pfalz oder seinem dortigen Hof benannt -- welches, inmitten einer überaus fruchtbaren Ebene auf dem linken Leineufer und am Südabhang eines sanften Hügelrückeus gelegen, jedoch hierin irgend einen Vortheil in Betreff seiner Sicherheit gegen feindliche Anfalle nicht gewährte. Er soll daselbst den ersten Stein zu einer Kirche gelegt haben, welche er, ebenso wie die an der Stelle

*) Wahrend meiner Anwesenheit in Hildesheim habe ich be- reits in dem dort erscheinenden Sonntagsblatt vom 25. Juli und 15. Ana;. 1869 den nachfolgenden Aufsatz veröffentlicht, der hier iu erweiterter Gestalt und mit Zeichnungen versehen niedergelegt wird.

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der hessischen Donnereiche bei Fritzlar und die an der Stelle der westphälischen Irmensäule, dem heiligen Petrus weihte. Im vorigen Jahrhundert befand sich auf der Südseite der auch heute noch nach demselben Schutzheiligen benannten Kirche eine „alte von Carolus Magnus erbaute Kapelle"*), von der aber nach dem durch einen Brand nothwendig geworde- nen Neubau keine Spur mehr zu entdecken ist. Auch fand sich noch zwischen einigen verschränkten Ackergränzen eine Stelle, der Königsstuhl genannt.

Auch Ludwig der Fromme hielt sich dort auf, führte aber das von seinem Vater beabsichtigte Werk nicht hier aus, weil, wie angegeben wird, es nicht möglich war, dem bischöflichen Stuhl daselbst einen angemessenen Grundbesitz zu verschaffen. Ein solcher Besitz war jedoch in jener Zeit, wo jedes Recht ein dingliches war, und wo ein Bischof ohne Grund und Bo- den kein Ansehen, keine Rechte, ja keine Subsistenzmittel ge- habt hätte, durchaus erforderlich. Ein solcher Besitz aber scheint bei dem von Ludwig als bischöflicher Sitz in's Auge ge- fafsten Orte, bei Hildesheim, vorhanden gewesen zu sein, oder doch in naher Aussicht gestanden zu haben, wenn auch bei der noch nicht sehr tief eingedrungenen Christianisierung des Vol- kes der Sitz selbst hier nicht eine genügende Sicherheit gegen feindliche Anfälle bot. Ludwig verlegte daher die Cathedra, wie es scheint, noch nicht unmittelbar auf die Stelle, wo der Dom steht, sondern in die Bennoburg, eine gegenüber, auf dem linken Ufer der Innerste gelegene Burg. Sie gehörte einer christlichen Häuptlingsfamilie friesischen Stammes, welche, wie dieser, schon früher christianisiert, etwa bei Gelegenheit eines Raubzuges im Binnenland ansässig geblieben sein mochte. Nach diesem ersten Sitze benannte noch zu Anfang des 11. Jahrh. der heilige Bernward seine Kirche ecclesia Benuopolitana, und benannten sich die Aebte von St. Michael in Hildesheira Benno- burgische Aebte.

Die Bennoburg, deren Lage durch das noch heute so be- nannte Bennoburgsfeld überliefert ist, war sowohl durch ihre Befestigung, als durch das breite, von Wasserläufen durch- schnittene Wiescnthal der Innerste gegen Osten, von wo zu- meist feindliche Angriffe zu erwarten waren, geschützt, wäh- rend die für den bischöflichen Hof und die Kirche ausersehene Stelle auf dem östlichen, feindlichen Ufer des Flusses dieses Schutzes entbehrte, dafür aber andere, sogleich zu nennende Vortheile bot.

Hildesheim liegt nämlich am nordwestlichen Fufse des Gallberges, mit welchem einer der vom Harze herabkommen- den Bergzüge gegen das norddeutsche Flachland endigt. Der Flufs hat hier sein rechtes Ufer angegriffen, so dafs es hoch und steil zu ihm abfällt. Die Gewässer, welche der Nordseite des Gallberges entspringen, haben sich dem Flusse zugewandt

*) Baring's Beschreibung der Saala etc. Lemgo, 1744. 4. Die Saala ist ein aus dem Hilswald kommender, bei Elze in die Leine mündender Bach.

und unter dem Namen des Hagebecks und der Treibe das hohe Ufer schräg durchschnitten, so dafs durch ihr kurzes Thal das Hückethal und durch die Innerste ein Plateauwinkel entstand, der nach zwei Seiten durch steile Böschungen und durch Wasser eine gewisse Sicherung erhielt, wie sie für die Anlage der bischöflichen Burg erwünscht sein mufste. Aber auch auf der dritten Seite, der nordwestlichen, hatte sich eine Einsenkung gebildet, durch welche, vielleicht durch Kunst be- fördert, die Treibe überströmen und der Innerste zufliefsen konnte. Es ist dies die Einsenkung, welche zwischen dem Dom und St. Michael durchzieht, heute als der alte Markt bezeichnet, und die noch im Merianischen Stadtplan durch die grofse Zahl von Ziehbrunuen auffällt. Dafs durch diese Einsenkung quer über die Burggasse, welche den Domhof mit St. Michael ver- bindet, einst ein Wasser flofs, geht auch aus einer Nachricht des 12. Jahrh. hervor, wonach eine Frau, welche barfufs die verschiedenen Kirchen besuchte, sich auf dem Wege nach St. Mi- chael die Füfse in einem Bach „aqua lutea" (Trübe, Treibe) wusch, und dieselbe Stelle auf der Burgstrasse mufs es gewesen sein, welche später das rothe Meer hiefs. Dieser gegenwärtig unterirdische, aber an einer Stelle unterbrochene Wasserlauf scheint daher einst offen gewesen zu sein und als Gerinne einer Mühle gedient zu haben, welche der heilige Bernward dem Kloster St. Michael schenkte, nämlich „molendinum primum juxta lucum in Hildesheim", die oberste Mühle am Wald, das ist in dem auf dem Sildabhang von St. Michael gelegenen, heute „im Wahl" genannten Stadttheil, längs dem der genannte Arm der Treibe (hier „aqua lutea") flofs, während der andre im Hückethal das Freigerinne bildete. Wäre hier eine Mühle au der Innerste gemeint gewesen, so würde dieser Flufs wol genannt und die Stelle als juxta vineam, bei den Weinbergen, welche den Abhang des hohen Ufers westlich von St. Michael einnahmen, bezeichnet worden sein. Dafs diese Mühle nicht mehr besteht, das ihr zugehörige Gefälle aber jetzt weiter oben, in der sogenannten Wasserkunst benutzt wird, kann unsere Vermuthung nicht ent- kräften. Wir hatten hierbei nur die Absicht, auch auf der Nordseite des Domhügels einen Wasserlauf nachzuweisen.

Das so von Wasser umflossene Dreieck, dessen alte Ter- rassenumschliefsung sich längs der bischöflichen und der ur- sprünglichen Domherrn-Gärten und Häuser noch verfolgen läfst und auch durch Lokalnamen als Burg bedeutet wird, hatte im Norden und Nordosten eine Sumpf- und Waldumgebung, wie dies einerseits aus der Gründungsurkunde des St. Michaels- Klosters vom J. 1001 und aus ihrer Bestätigung vom Jahre 1022 „in loco quondam squalido, feris quoque seu brutis animalibus coaptato", mit der Schenkung „silvam in septentri- one" hervorgeht, und anderseits geschlossen werden kann aus dem Leben des heiligen Godehard, der hier eine „palus horrilica" nennt, wo er 1025 das Bartholomäus-Kloster erbaut hat, sowie endlich aus der Erweiterungsurkunde dieses Klo- ters vom J. 1147, welches „sita in loco, (quem) ab aquo pa- ludose circumluitione Sultiam vocant."

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Dafs aber auch uach den andern Seiten hin der Bischofs- sitz mit ebenso unbebautem Gelände umgeben gewesen sein soll, ist nicht anzunehmen, sowohl, weil er eben wegen der Schwierigkeit, Ackerländerei bei Else zu erwerben, hierher verlegt worden war diese Schwierigkeit hier also nicht stattfinden durfte als auch, weil uns direkt oder in ver- schiedenen Flurnamen das einstige Vorhandensein von Burgen, Gehöften oder Dorfschaften überliefert ist, welche alle nicht ohne Feldwirtschaft zu denken sind. Aufser der Bennoburg lag auf der andern Seite der Innerste, zwischen zwei Wasser- läufen, in der Wiesenfläche die Pippelnburg, auf einer Insel der Innerste die Werdenburg und näher dem Fufs des Gall- bergs die Gallenburg ; eine andere Gallenburg wird als in der Einsattelung zwischen dem Gallberg und dem Spitzhut ge- legen angegeben. Eine in unzweifelhafter Lage bekannte Gal- leuburg, welche einem ansehnlichen Patriziergeschlecht ange- hörte, befand sieb innerhalb der heutigen Stadt im Marienrother Sack, und wurde später zu dem städtischen Bauhof und Marstall gezogen. Noch eine Burg scheint im Osten der Stadt da gelegen zu haben, wo jetzt die Hcilig-Kreuz-Kirche steht; denn bei der Erzählung von ihrer Erbauung und ihrer 1079 erfolgten Einweihung wird gesagt, dafs hierdurch ein Haus des Krieges in eine Wohnung des Friedens verwandelt worden sei. Aufser- dem weiseu die Bezeichnung des „alten Dorfes" und die um den Fufs des Gallbergs herum gelegene Workenstetter, Olden- dorfer, Losebecker und Harlesumer Fluren auf läugstverschwun- dene Dörfer und Weiler hin, die hier lagen und ihre Felder bestellten, und zwar vor der Gründung des Bisthums und der Stadt, weil es nicht wahrscheinlich ist, dafs jene Burgeu danach anzulegen gestattet worden und jene Dörfer später entstanden und dann wieder eingegangen seien, sondern vielmehr, dafs sie früher bestanden und von der werdenden Stadt absorbiert worden sind.

Grund und Boden des Ortes Hildesheim sowie der zuge- hörigen Dörfer (wie Losebeck) stand der Kirche zu, sagt Lün- tzel (Geschichte der Diöcese und Stadt Hildesheim) ; wir fin- den das Domstift und, davon abgeleitet, die Klöster St. Michael und St. Godehard im Besitz jener Ländereien, sowie des Gall- bergs selbst, und wir sehen in denselben eben den Besitz, we- gen dessen das Bisthum hieher verlegt wurde. Aufter diesem Besitz und jener festen und leicht noch mehr zu befestigenden Lage des Domhofs möchte aber noch ein anderer und, viel- leicht als der wesentlichste, folgender Grund für die Wahl gewirkt haben.

..Ubi faua destruebantur, statim monasteria aut ecclesias construebant,- hei st es in der Vita St. Amandi (f 674; s. Giimm's Mvtliol. 63); und gewifs können wir auch umge- kehrt aus der Wahl des Ortes für eine bischöfliche Kirche auf seine vorhergegangene Bedeutung als heidnische Kultusstätte schliefsen. Indem man von ihm Besitz ergriff, verscheuchte man den Kultus der alten Götter, überwachte die noch un- sichern Neophyten und konnte die dem Orte aus alter Gewohn-

heit und Anhänglichkeit immer noch zuziehende Landbevölke- rung empfangen und in christliche Pfade lenken.

An direkten Gründen, weshalb hier, und zwar in der un- mittelbaren Nähe der Fundstelle des Silbersehatzes, ein heid- nisches Hriligthum zu suchen sei, fehlt es jedoch gleichfalls nicht. Der Gallberg, wie er entschieden im Volksinund lautet, sowie auf der fieimann'schen Karte genannt wird, kommt auf andern, der Papen'schen und der Hartmann'schen Karte sowie jetzt offiziell, nur mehr als Galgenburg vor. Er heifst urkundlich 1388 Ghalgheberg, 1397 Ghalchberge, U32 Gallech- berg, 1452 Galberge und 1565 Galgenbergk, obschon nach Seharmaeher's Annalen erst 1545 hier ein bleibender Galgen gebaut wurde. Der Bürgermeister that die ersten drei Haue, die Steinmetzen begannen dann die Arbeit, die Zimmerleute vollendeten sie ; Landsberg hiefs der Erste der daran gehän- get wurde.

Auch bei dem eine Stunde westlich von Ilildesheim gele- geneu Kloster und Dorf Himmelsthür ist ein Berg, Gallberg im Volksmund und auf den Karten, nach einer Urkunde von 1329 aber Galchberg genannt. Damals gewährte der Bischof Otto den Burgern auf dem Damm, der westlichen, 1196 von Fla- mändern gegründeten Vorstadt von Hildesheim, auf diesem Berg eine freie Dingstätte. Da nun wol den Bürgern auf dem Damm die Gerichtsbarkeit über Leben und Tod nicht zukam, und sie nicht leicht schon vor der Dingstätte eine Richtstätte dort hatten, die dem Berg den Namen gegeben hätte und überhaupt als ständiges Executiousmittel, als monumentale Zierde des städtischen Weichbildes in dem sächsischen Lande wol nicht so früh vorkommt so ist daraus zu vermuthen, dafs der Name Gall- oder, wie er auch heifst, Galch-Berg und ähnliche Benennungen im hiesigen und überhaupt im deutschen Lande nicht nothwendig durch einen Galgen, sondern oftmals eher in anderer Weise zu erklären sein möchten. Wenn der Name der Weifen zu Gelfen und, um ihn den romanischen Völkern aussprechbar zu machen, zu Guelfen, Walen zu Galen, der nordische Wodan zum fränkischen Gödan wurde, oder aus letzterer Form entstand, und ähnliche Umwechslungen sich noch mehr finden lassen, so kann man wol auch annehmen , dafs ein Gallberg das sein mag, was wir heute einen Wallberg nen- nen würden.

In der That ist auch der Gallberg bei Himmelsthür mit einem Wall und Graben besetzt, welche sich nahe seinem nörd- lichen Gipfel bis zu seinem Fufs hiuabziehen und dort um- biegen. Sie haben sieb, wenn man in ihnen den Rest eines langen Ovals erkennt, allerdings nur auf der öden West- und Nordseite erhalten und sind auf der sanftgencigten, mit Aeckern bestellten Ostabdachung durch die Kultur verschwunden. Es ist uns ganz wohl bekannt, „dat 1440 de Statt Hildensem eine Landwehr by Himmelsthür hat graben lafsen1', worüber Bi- schof Magnus sich beschwert ; diese aber kann es nicht gewe- sen sein, die dem Berg schon 1329 den Namen gab, noch kann es die sein, welcher der dortige Wall angehört, weil eine zum

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Schutz der Stadt gezogene Landwehr überhaupt nicht auf je- nem Berge, sondern im Anschluß an die Innerste an dem Krei- laberg angelegt worden wäre und auf diesem die Linie zu dem befestigten St. Moritzstift, dem Katzeuberg und zu dem Steinberg mit seiner 1348 zu bauen begonnenen Warte fort- gesetzt hätte bis zum obern Anschluß an die Innerste bei Marienburg, gegenüber Itzum. Wenn dieser Theil der Land- wehr auch nicht zur Ausführung gekommen ist, so ist doch ihr nothweudiger Lauf durch das Terrain vorgezeichnet und ihre Fortsetzung, auf die wir später nochmals zurückkommen müssen, von Itzum bis Uppen mit kräftigen Profilen erhalten.

Vor Allem aber trägt auch der Gallberg bei Hildesheim auf seinem Gipfel eine Umwallung, und zwar von hervorragen- der Bedeutung. Von ihr aus geniefst man die weiteste Um- sicht, deren halber Gesichtskreis von der Ebene gegen Hanno- ver und Peine hin und über die Stadt und ihre glückliche Umgebung zu unsern Füfsen eingenommen wird, dann sich links fortsetzt in das Thal der Innerste mit seinen Uferbergen, hinter denen zwei, drei Parallelketten aufsteigen; nur gegen Südost ist durch den nahen Spitzhut und den Knebel die Aus- sicht beschränkt, aber dennoch frei geblieben zum Brocken, die- sem Angelpunkt nordischer Mythe.

Berlin. A. v. Cohausen, Oberst.

(Fortsetzung folgt.)

Die Kirche zu Römhild: deren Geschichte, Bau und Merkwürdigkeiten- Am Palmsonntag des Jahres 1867 wurde die Stiftskirche zu Römhild nach erfolgter umfassender Restauration feierlich eingeweiht. Diese Kirche in einem, dem Weltverkehr ziem- lich entrückten, am Fuß der Gleichberge, der Grenzwächter zwischen Thüringen und Franken, gelegenen Städtchen enthält des Merkwürdigen so viel, daß es den Lesern des Anzeigers für K. d. d. V. vielleicht nicht unwillkommen sein dürfte, einige nähere Notiz davon zu erhalten, um so mehr, als auch der Bau es im hohen Grade verdient, in der Reihe der in- teressanten gothischen Kirchen des 15. Jahrhunderts mit Aus- zeichnung genannt zu werden.

Die älteste Kirche zu Römhild war wol unstreitig die um das Jahr 1830 leider abgebrochene St. Peterskirche zu Altenröm- hild, in der Gegend gelegen, wo sich noch heute die sog. Spital- mühle und herrschaftliche Försterei befindet. Es geschieht ihrer Erwähnung in einer Urkunde vom Dienstag vor Pfingsten Anno 1401, worin es heißt: „Ich Ott von Heldritt vnd ich Katherin sin eliche Wirtin bekennen offenlich mit disem Brieff allen den, die in sehen, hören oder lesen, daz wir mit Gunst willen und verhengnisse des edeln Graven Fridrichs von Henneberg, unsers gnedigen Herren vnd siner Herschafft, ewielich ver- kauft habin vnser Muln zu Altenromhilt vnd daz Swein, daz wir jerlich daruff betten, die dovon dem obgenanten vuserm

Herren vnd siner Herschafft zu Lehen get, den Gotzhusmei- stern vnd dem Gotzhuse sand Peters Kirchen zu Alten- romhilt"' etc.

Es ist dies unfehlbar dieselbe Kirche, welcher Graf Hermann von Henneberg im Jahre 1378 am nächsten Montag vor Sent Mertins tage (s. Tenzel, And. Henneberg. Zehnden S. 12 und 13) eine Gült vom Dorfe Hintfeld im Betrag von jährlich „25 Pfnnd Heller Gelts und siben Schilling Gelts, fünf Malter Korn, vier Malter Hafer um 300 Pfund Heller Lantwer" (Landeswährung) verkauft, und zwar „dem Altar, der gelegen ist yn der Kirchen zu Römhilt und der gewidimpt und geweihet ist in der ere Sant Katherin, und die Lehin- schaft desselben Altars unsir vnd unsir Erbin ist-'. Nach Wezel (Kirch-, Schul- und Brandhistorie der Stadt Römhild, S. 131) beißt es in dieser Urkunde weiter: „vnd haben den Altar jetzo zum erstenmahl verliehen Herrn Bartholden am Ende, Priestern. Und heißen unsern Schultheißen und arme Leuthe in unserm Dorff Hündfeld mit der vorgeschriebenen Güld gewehreu alle Jahr jährlich Herrn Bartholden und seinen Nachkommen zu reichen, doch auf einen Wiederkautf. Datum 1378 Montag vor Martini".

Wenn der St. Katharinenaltar dieser Kirche 300 Pfd. Hel- ler zum Ankauf vorgenannter Gült verwenden konnte, so muß- ten ihm Mittel zu Gebote stehen, die wahrscheinlich theils durch Vermächtnisse, theils durch Abgaben bei Taufen und Begräbnissen sich sammelten und die von den in der Urkunde vom Jahre 1401 erwähnten „Gotzhusmeistern" verwaltet wur- den. Der Priester Barthold am Ende, dem obiger Urkunde zufolge der St. Katharinenaltar zum ersten Mal, und zwar durch den Grafen Hermann V. (?), verliehen wurde, wäh- rend doch die Grafen zu Henneberg damals noch nicht einmal das Patronatrecht auszuüben hatten, mufs wol ausschließlich zu niederen Kirchen - und vielleicht Kasualdiensten berechtigt gewesen sein; denn so erwähnt Wezel a. a. 0., S. 131 „in der Filialkirche ist kein anderer Gottesdienst, als zu ge- wisser Zeit die Frühmesse, Begräbniß und Taufe verrichtet worden" ; und es wird daraus nicht, wie Schultes S. 606 sei- ner hist.-stat. Beschreibung des Amtes Römhild thut, zu fol- gern sein, daß die Kirche zu Altenrömhild schon vor dem Jahre 1405 als eigene Parochie bestanden habe. Schultes erwähnt a. a. 0., daß nach dem Zeugnisse einer Urkunde vom Jahre 814, die von Schüttgen und Kreyßig T. 1, p. 10 erwähnt werde, und worin es hieße: „in villa vocata Rotmulti ad Bunahu, ubi ecclesia edificata est," schon damals eine Kirche in Römhild bestanden habe, und findet in dem Worte Bunahu „ohne Zwei- fel den heutigen Buchenhof', eine Vermuthung, die bei der Lage und Bedeutungslosigkeit des Buchenhofs sehr gewagt er- scheint ; er bezweifelt ferner die Richtigkeit der von Tenzel und Wezel angeführten Angabe, daß Römhild erst im Jahre 1405 zu einer eignen Parochie erhoben und von der Mutterkirche zu Mendhaußen getrennt worden sei, indem schon im Jahre 1347 ein Decauus zu Römhild vorkomme, und glaubt, daß die

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Kirche zu Römhild in weit früheren Zeiten zu einer eignen Parochie müsse erhoben worden sein. Allein die Originalur- kunden über die Trennung der Kirche zu Römhild von der Mutterkirche zu Mendhaufsen, ausgestellt von Wilhelm de Bibra, plebanus in Mellrichstatt, und Conrad Junge, plebanus in Mendhaufsen, am Tage Udalrici (4. Jul.) 1405 und vom Bi- schof Johannes zu Würzburg am Sonnabend nach Trinitatis 1405, betinden sich unter den Stiftsurkunden im Römhilder Archiv Nr. 27 und 28 und dienen somit zum sicheren Beweis der Richtigkeit der erwähnten Ueberlieferung. Dagegen ist es sehr zweifelhaft, ob in der erwähnten Urkunde vom Jahre 814 mit der ..villa vocata Rotmulti ad Bunahu" der Ort Röm- hild und nicht vielmehr ein an der Baunach (Bunaha) gelegener Ort, wo eine Kirche erbaut worden, gemeint sei. In Erman- gelung weiterer Urkunden wird man das Letztere mindestens eben so gut annehmen dürfen, als das Erstere. Dagegen scheint die leider abgebrochene alte Kirche nicht lange vor 1378 oder vielleicht um 1347, zu welcher Zeit eines Decans Erwähnung geschieht, der darum nicht ständig zu Römhild fungiert zu ha- ben braucht, erbaut worden zu sein, da 1378 der Altar ur- kundlich zum ersten Mal verliehen wurde, auch die um 1830 abgebrochene Kirche, von welcher Schreiber dieses noch einige Ornamententrümmer (Krappen etc.) sah, der besten go- thischen Zeit, dem 14. Jhdt., angehört haben möchte*).

Nach den erwähnten Stiftsurkunden war also die Kirche zu Altenrömhild ein Filial der Kirche zu Mendhaufsen, 1 Stunde von der Stadt Römhild gelegen, wohin die Römhilder an den Feiertagen und an bestimmten Sonntagen zur Kirche gehen mufsten. Der Weg dahin durch tiefgründigen, schweren Lehm- boden war ein höchst beschwerlicher und die deshalb geführten Klagen wurden mit Unterstützung und Fürsprache des Grafen Friedrich I., der auf seiner Burg Hartenberg bei Römhild re- sidierte, woselbst er im Jahre 1417 sich eine eigne Kapelle erbaute, von dem Bischof Johannes zu Wiirzburg dahin erle- digt, dafs er die Kirche zu Altenrömhild zu einer eignen Pfarr- kirche erhob und sie mit einem eignen „Parocho oder Rectore" versah, ihr Patronat aber dem Rectori eccle^iae Parochialis in Mellrichstadt übertrug. Der erste Pfarrer war Plebanus Xicol Klcynet (s. WezeJ, S. 133).

Graf Georg I. von Henneberg, der im Jahre 1422 seinem Vater Friedrich I. in der Regierung der Hennebergischen Lande Aschacher Linie folgte , mochte wol schon mit der Absicht umgehen, seine Residenz von der Hartenburg nach der Stadt Römhild zu verlegen, welcher Plan jedoch erst von seinem Sohn Friedrich II. durch den Bau des Schlosses daselbst aus- geführt wurde. Er leitete seinen Plan mit einer Stiftung zur

*) Noch Otte (Kunstarchäologie, 4. Auflage, S. 926) sind die dem Apostel Petrus geweihten Kirchen gewöhnlich die :i 1 te- sten des betreffenden Ortes. Auch daraus dürfte zu folgern sein, dafs sich vor der Peterskirche zu Altenrömhild keine ältere Kirche zu Römhild befunden habe. Siehe die Anmerkung am Schlüsse.

Ehre Gottes ein : gründete im Jahre 1450 die Stadtkirche zu Römhild und besetzte dieselbe mit 12 Canonicis. Ueber diese Stiftung gibt die über dem westlichen Haupteingang der Kirche noch heute befindliche Inschrift ausführliche urkundliche Aus- kunft in den Worten:

„Anno Domini MCCCCL, qui fuit jabileus, temporibus di- vine providencie Nicolai Pape V., Fridrici Romanorum Impera- toris, Gotfiidi Schenken de Limporg Episcopi Herbipolensis, Georgii Comitis et Domini in Henberg ac Johannet ejus Con- thoralis de Nassaw Fundatorum, Johannis Weickers sacre Theo- logiae Professoris primi Decani inchoatum est istud Collegium et structura in honorem gloriose Virginis Marie atque Johan- nis Baptiste. Magister Albertus Lapicida."

Ueber die Zeit ihrer Vollendung fand man im Jahre 1716 am 28. April, als man den Thurmknopf abnahm, in dem- selben neben verschiedenen andern Notizen und Nachrichten folgende Urkunde: „Anno Domini MCCCCLXX tertia feria post festum Sancte Crucis exaltationis temporibus divine pro- videncie Pauli seeundi, Friderici in Roemhild completa est hec structura cum cacumine turris hujus. Benedictus Papa com- posuit et donavit Indulgentias CCC dies. Meister Hermann Sandit hat den Knauff gesetzt und den Thurm gedeckt."

Eine weitere, ebenfalls im Thurmknopf vorgefundene, bei Wezel, S. 172, abgedruckte Urkunde: „Anno Domini millesimo quadringentesimo septuagesimo Domino nostro, domino Paulo divina providencia Papa seeundo, Friderico Romanorum Im- peratore semper Augusto, Rudolfo de Schernherg, Episcopo Herbip. Friderico Illustri Domino et Comite in Henneberg &c. ereeta est presens structura cum adjutorio Dei et elee- mosynarum largitione omnium Christi fidelium," bestätigt die Vollendung der Kirche im Jahre 1470 und weist nach, dafs dieselbe nicht, wie Schultes in seiner histor.-stat. Beschreibung des Amtes Römhild, S. 608, angibt, auf alleinige Kosten des Grafen Georg I. vollständig ausgebaut, dafs sie vielmehr auch durch reichliche Beiträge Anderer unterstützt wurde.

Die Unrichtigkeit der Schultes'schen Augabe geht auch selbst aus dem in Schultes' diplomat. Geschichte, Th. I, S. 586 ff. abgedruckten Stiftungsbrief des Grafeu Georg I. hervor, wo- rin er ausdrücklich erwähnt, dafs er „mit andern, die auch Hülff und Steuer darzu gethan und geben haben, dem alraech- tigen Got zu Lob nach christlicher Ordnung ein Pfarrkirchen in der Stat Römhilt angefangen und gehauet-' habe, worin er ferner den Chorherren ausdrücklich zur Pflicht macht, „für die Sele und gedenck zu bitten für vns vnser Eltern vnd sunderlich für Albrechten von Waidenstein seiner Hausfrauen seins Vaters vnd seiner Mutter aller von Waidenstein vnd aller der Seele von den er sein Guth eingenommen hat vnd in gemein für alle gläubige Seele wann der ohgenannte Albrecht eine gute merekliche Sume an dis Gestifft hat gegeben".

Meiningen. Döbner.

(Fortsetzung folgt.)

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Notiz zur Kunde des älteren Kupferstiches.

Die photolithographierte Copie*) eines von A. Bartsch dem Meister E. S. unter der Bezeichnung le banqnet amou- reux, Nr. 90 zugetheilten Kupferstiches, der wegen seiner Seltenheit nur Wenigen zu Gesicht gekommen sein dürfte, macht denselben in weiteren Kreisen bekannt und brachte auch uns, nachdem wir ihn bisher nur aus der unzulänglichen Beschrei- bung des peintre graveur gekaunt, zum ersten Male ihn in seinen Einzelheiten vor Augen. Bas Erste, was uns dabei auf- fiel, war die fast vollständige Uebereinstimmung dieses Stiches mit der Hälfte einer Zeichnung des im Besitz des Fürsten von Wolfegg befindlichen, vom germanischen Museum unter dem Titel eines mittelalterlichen Hausbuches veröffentlichten Manu- scriptes, wodurch die bereits von Harzen ausgesprochene Ansicht**), dafs der Verfertiger dieser Bilderhandschrift mit dem Stecher der durch das Monogramm B. S. bezeichneten Kupferstichincunabeln zusammenfalle, in ein neues Licht ge- stellt wird. Dafs das oben erwähnte Blatt von der Hand des eben genannten Monogrammisten herrühre, obwohl es selbst ohne Bezeichnung ist, erweist auch die angeführte Copie, in- dem eine nähere Vergleichung kaum einen Zweifel übrig läfst. Werfen wir z. B. einen Blick auf das von Bartsch unter Nr. 22 beschriebene Blatt der wilden Familie, so treten in beiden Stichen Eigenthümlichkeiten hervor, welche nicht nur aus dem Charakter der ganzen Epoche, sondern eben so sehr aus der besonderen Entwicklung eines und desselben eben auf einer ganz individuellen Versuchsstation augelangten Künstlers sich erklären lassen. Die Zeichnuug der mageren Figuren und vor Allem der Gesichtsbildung, mehr noch die Behandlung der Nebensachen, z. B. die ungelenke Ausführung des Baumschlages, die harte Zeichnung der den Boden bedeckenden Gräser, die Vorliebe für thierisches Leben, womit er namentlich die Hin- tergründe sowie die Luft ausfüllt, und viele andere kleine Eigenheiten , welche sich besser fühlen als benennen lassen, sprechen in dieser Beziehung deutlich genug. Nicht so leicht dürfte die Frage zu erledigen sein, ob der Stecher des Lie- besbanketes und der Zeichner des entsprechenden Blattes im Hausbuche dieselbe Person sei. Doch auch diese Frage kann nicht wol zweifelhaft bleiben, wenn man beide Kunstwerke aufmerksam miteinander vergleicht.

Zwar finden sich hier auch nicht unbeträchtliche Abwei- chungen. Zunächst ist die banketierende Gruppe um zwei Per- sonen vermindert, und zwar um den rechts stehenden Narren und die Frau , welche neben ihm dem ausgelassenen Treiben seines trunkenen Kameraden und der Buhlerin höhnend zu- schaut. Statt ihrer ist ein Brunnen mit niedriger Umfassungs-

*) Dieselbe findet sich im Versteigerungskataloge der Samm- lung Brentano , welche am 16. Mai 1870 zu Frankfurt a. M. ver- auetioniert wurde.

**) Archiv für die zeichnenden Künste VI, 1.

maucr angebracht, welcher als Kühlfafs dient und eine Wein- flasche enthält, während ein Schöpflöffel quer über den Mauer- rand gelegt ist. Der auf der Zeichnung hinter den Figuren weit sich ausdehnende Hofraum ist auf dem Stiche zusammen- gezogen, und das denselben abschliessende Holzgeländer un- mittelbar an der den Schmausenden als Sitz dienenden Rasen- bank errichtet. Hierdurch fällt zugleich der auf der Zeichnung befindliche Springbrunnen weg. Die Planken, woraus auf dem Stiche der Zaun zusammengefügt ist, sind zackig ausgeschnit- ten; um aber eine gerade Linie als Ruhepunkt für die beiden Vögel wieder zu gewinnen, welche die Stelle des auf ersterer vorkommenden Pfauen einnehmen, hat der Zeichner einen Stab querüber durch die Eckpfosten des Zaunes gesteckt. Das Eingangsthor, durch welches ein Bote mit einer neuen Ladung von Brod und Wein eintritt, schliefst sich schon im Hausbuche dem Geländer, mit welchem es iu Verbindung steht, in keiner richtigen Perspective an. Der Stecher wenn wir dessen Ar- beit, was weiter unten zu berühren sein wird, als die spätere betrachten dürfen scheint dieses gefühlt und den Versuch gemacht zu haben, seinen Irrthum zu verbessern , ist aber da- durch nur in um so gröfsere Verkehrtheiten gefallen, wie über- haupt seine Perspective äufserst mangelhaft ist. Auf dem Stiche ist die Scenerie noch durch ein Hündchen vermehrt, welches nach linkshin dem eintretenden Boten zueilt und mit gewendetem Kopfe dessen Nahen der wartenden Herrschaft verkünden zu wollen scheint. Die Hintergründe beider Blät- ter sind vollständig abweichend. Auf dem Stiche tritt unmit- telbar über dem Zaune ein Wald hervor, dessen Bäume wie runde Pilze gezeichnet sind. Die Stadt des Hausbuches ist hier in die Mitte gerückt und vor dieser befindet sich, über dem Walde sichtbar, eine Wiese, auf welcher mehrere Reiter ihre Pferde tummeln. Der links befindliche Felsen ist mit einer ausgedehnten Burg besetzt. Iu der Luft findet ein Kampf eines Reihers mit einem Falken statt, welcher von einem der Reiter losgelassen zu sein scheint.

Noch viele andere geringere Abweichungen ergibt der vergleichende Augenschein. Trotz dieser findet sich aber so viel Uebereinstimmendes, dafs beide Blätter als identisch be- zeichnet werden müssen. Viele Einzelheiten stimmen so genau fiberein, dafs eins eine Copie nach dem andern zu sein scheint. Gleichwohl kann, namentlich auch was den inneren Gehalt der Darstellung betrifft , von einer eigentlichen Copiemng weder bei der Handzeichnung noch beim Stiche die Rede sein. Der Künstler hat nur das Motiv im Ganzen wie in seinen Theilen beibehalten und jedesmal mit frischer Kraft behandelt und mit seinem ganzen Vermögen ausgestattet. Die Haltung und Be- wegung der Figuren ist auf beiden Blättern gleich, der Aus- druck der Gesichter sich ähnlich, aber auch gleich sprechend und unabhängig von einander hergestellt. Auf dem Stiche ist der letztere sogar noch etwas prägnanter, weshalb wir diesem auch den Vorzug der späteren Entstehung zuschreiben möchten. Ueberhaupt erscheinen hier alle dargestellten Personen älter,

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als ob der Künstler seit der Verfertigung der Handzeichnung selbst um eine Reihe von Jahren zugenommen hätte. Ohne Zweifel erregte diese lascive Darstellung bei vielen Beschauern des Hausbuches grofses Gefallen, so dafs der Zeichner für eine Vervielfältigung derselben ein ausgiebiges Publikum voraussetzen durfte und sich entschloß, sie in Kupferstich zu wiederholen. Dars beide von derselben Hand herrühren, dafür spricht na- mentlich auch die Zeichnung der Fferde auf der erwähnten Wiese, welche auf dem in Rede stehenden Blatte des Haus- buches nicht vorkommen, aber deren Manier der auf anderen Darstellungen desselben angebrachten trotz der verschiedenen &röfse so sehr entspricht, dal's es klar wird, der Stecher habe die Behandlung vom Verfertiger der Handzeichnungen nicht blos kurz abgesehen.

Als weiter reichendes Ergebnifs dieser Untersuchung ist hervorzuheben , dal's der Monogrammist B. S. , statt an den Niederrhein, wie man aus seinen sonstigen Arbeiten zu schlie- fsen versucht sein könnte, nach Schwaben zu versetzen ist, wo die Handschrift nach sprachlichen Merkmalen ihr Entstehen genommen haben mufs. Befreunden können wir uns indefs durchaus nicht mit der Ansicht, die Harzen ohne weitere Be- gründung aufstellt, dars der Kupferstecher B. S. und der Maler Bartholomäus Zeitblom eine und dieselbe Person gewesen. Es scheint uns unglaublich, dars der letztere, der in allen seinen Arbeiten einen idealen Gehalt in wirklich schönen Formen zum Vortrag zu bringen sucht, es über sich vermocht hätte, mit voller Lust sich in Zeichnungen zu ergehen, die durchweg einen niedrigen Sinn bekunden, und die weichen, voll ausgezo- genen Linien, welche wir in seinen Gemälden wahrnehmen, in das eckige Gekritzel zu verwandeln, woraus zum grofsen Theil die Darstellungen des Hausbuches und der hier in Rede ste- henden Kupferstiche zusammengesetzt sind. v. E.

Anschlag der schwäbischen Reichsstädte im Schivei- zerkrieg 1499.

Der Stett antzaleu wie sie zuroß vnd fü|5 in das here an- geschlagen vnd komen sind.

Pfarit Zufuji

Augfpurg xxxvj Dieselben ijcxliij

Ulm Ix üijcv

Esslingen xvj jcviii

Pfarit.

Rewtlingen xij

Überlingen xviii

Lindow xii

NordJingen . xviii

Hall

Memingen . . Ravenfpurg .

Gmünd

Bibrach

Dinckeirpühel

Weyl

Pfullendorff . . Kawffbewrn . Kempten . . . .

Ysin*)

Wanngen .... Bopffingen . . . Awlen**) .... Lutkirch . . .

Giengen

Hailtpronn . . Werd***). . . . Wimpffen . . .

xvin xiii

xij vi xv ix iii i vi

üj

vi

iüj i

üj

üj

i

x

v

iüj

Zufuß.

Dieselben lxxxi

jcxxi

jcvüj

jcxxj

j°xxj

jcxxj

lxxxj

xlj

lxxxxv

Isj

XX

iüj

xlj

XX

xlj

xvij

iüj

XX

xx

iüj

lxviij

xxviij

xl

Summa ijmjcv

Vergleicht man diesen Anschlag, der sich im fürstenber- gischen Archiv vorfand, mit demjenigen zum niederländischen Feldzug von 1488 (s. Anzeiger f. K. d. d. V. 1869, Nr. 3, Sp. 66 70), so ergibt sich, dafs zum Schweizer- oder Schwabeukrieg die Streitkräfte der Städte, namentlich die Rei- terei, in viel höherem Mars in Anspruch genommen wurden, als zu dem frühern Kampf, in welchem sie gleichwohl gegen- über den Fürsten und Herren schon unverhältnirsmäfsig stark beigezogen waren. Die hier nach dem Original wortgetreu gegebene Abschrift ist in der Summierung nicht verlässig f), auch sind dabei die Pferde gar nicht mitgerechnet.

Donaueschingeu. Wilh. Franck.

*) Isny. **) Aalen. ***) Donauwörth.

-J-) Nach obiger Angabe beträgt die Gesammtzahl der Mann- schaft „Zufurs" : 2105, bei Summierung der einzelnen Posten je- doch ergibt sich die Zahl 2034.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Seba ld 'sehe Bnchdruckerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCIIEiY VORZEIT.

1870.

Jtf5.

Mai.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Mai 1870.

Unsere Mittheilungen, die wir von Monat zu Monat den ver- ehrten Lesern dieses Blattes zu machen haben, können natürlich nicht jedesmal von gleichem Interesse sein. Doch so wenig es seit dem Entstehen des Museums bis auf heute je vorgekommen ist, dal's nicht für jede Abtheilung unserer Nationalanstalt ein Ge- schenk zu verzeichnen, wie bis jetzt nie ein Monat vorübergegan- gen, in welchem nicht neue Subscriplionen auf jährliche Beiträge zu melden gewesen, eben so wenig ist ein Monat vorgekommen, in dem wir gar kein auf die Geschichte der Anstalt bezügliches besonderes Faktum hätten zu melden gehabt. Wohl aber trat häufig der Fall ein, dal's wir wegen augenblicklicher Fülle auf Manches, das wir seiner Wichtigkeit wegen gerne ausführlicher besprochen hätten, nur kurz eingehen konnten. So sehr wir auch die Verpflichtung fühlen, unsere Leser nicht blos von den äufse- ren Schicksalen der Anstalt zu unterhalten, sondern auch deren in- nere Entwickelung , insbesondere die Erweiterung der Sammlun- gen zu besprechen , so müssen doch oft mehrere Monate verge- hen, ehe wir Raum finden, darüber zu berichten. Allerdings liegt dies ja im Wesen der chronikalischen Berichterstattung, dafs das, was sich fortschreitend langsam stets entwickelt, oft selbst der Er- wähnung sich entzieht, dal's für solche Mittheilungen überhaupt aber gewisse Abschnitte am besten gewählt werden. Wenn wir daher seit einer Reihe von Monaten weder über die Entwicklung der Sammlungen, noch über kaufweise Erwerbungen für dieselben Mit- theilungen gemacht haben, so ist doch hier auch Manches gesche- hen. Es wurden für die Bibliothek manche Werke augekauft, von denen wir nur „Die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift" von T. 0. Weigel u. Ad. Zestermann hier erwähnen wollen ; dann eine Sammlung von fast 1000 Dissertationen historischen Inhalts aus dem 17. u. 18. Jhdt. , unter denen viele von beson- derem Werthe sind.

Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen wurde eine Reihe von Feuerwaffen angekauft, dann ein buntglasierter, schöner Ofen aus dem 16-, ein gleichfalls bunt glasierter aus dem 17. und eine Lederjacke (eines FalkoniersV) vom Beginne des 16. Jahrh. ; ferner einige Schlosserarbeiten, Gewebe u. a. m. Auch wurden, nachdem nunmehr der Besuch der Sammlungen, der sich im Winter fast auf Null reduciert, wieder begonnen hat, da und dort neue Aufstellungen und zweckmäfsigere Anordnungen ge- troffen.

Eine überaus wichtige Bereicherung ist diesen Sammlungen von der freiherrl. von Holzschuher'schen Familie dahier zu Theil geworden, die einen kostbaren, grol'sen, seiner Zeit von der Fa- milie in den Niederlanden bestellten Teppich vom Schlüsse des 15., sowie ein schönes Schwert mit dem Familienwappen, aus der Mitte des 16. Jahrh., unter Vorbehalt des Eigenthums überlas- sen hat.

Der Herausgeber des Organs für christliche Kunst, Herr Dr.

von Endert in Köln, hat die freundliche Zusage gemacht, eine der schönen Figuren vom Westportale des dortigen Doms für das german. Museum abformen zu lassen. Ebenso hat Prof. Mohr die Abformung einer Skulptur aus Köln versprochen. Auch andere Freunde unserer Anstalt in Köln hegen den lebhaften Wunsch, dal's bis zur Feier des 400jährigen Geburtsfestes A. Dürer's, die im Mai 1871 in Nürnberg stattfinden soll, nicht nur im Museum die Entwicklung der deutschen Kunst von den ältesten Zeiten bis auf Dürer in ihren Werken sich darstelle, sondern dal's auch spe- ziell die kölnische Kunst entsprechend dabei vertreten sei, und haben es daher übernommen, in Köln selbst lebhaft dafür zu wir- ken, dafs dem Museum bis dorthin möglichst viele Nachbildungen der wichtigsten Werke monumentaler Kunst aus Köln zukommen. Unser Verwaltungsausschufs hat einen Verlust erlitten, den wir mit Bedauern hier zu melden haben. Herr Dr. IL Hauck da- hier, welcher zugleich dem Localausschusse angehörte, hat wecen Arbeitsüberhäufung die Stelle niedergelegt, in der er bisher so er- spriel'slich wirkte.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden fol- gende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Privaten: Cannstatt. Hirsch, Professor, lfl., J. M. Sears aus Amerika 1 tl. Esbeck (Hannover). Friedr. Joh. Freih. von Reden lfl. 45 kr. Frankfurt a. M. Wilh. Weifsmann, Kaufmann, 2fl. Kronach. Fey, k. Notar, lfl. 12 kr. Michelstadt. Creutz, Fa- brikant, lfl., Engel, Ingenieur, 30 kr. , Köhler, Ingenieur, 30 kr., Dr. Lauer, 30 kr., Reuter, Ingenieur, 30 kr. , Baron von Tort, lfl. 30 kr., Dr. Trapp, Assessor, 30 kr. Nürnberg. Dr. med. J. But- tenwieser, prakt. Arzt, lfl., H. F. E. Kieser, Bergmeister , lfl. 45 kr., Leonh. Nothhelfer, Privatier, 2 H., Heinr. Pfann, Kaufmann, lfl. 30 kr., Heinr. Schütz, Kaufmann, lfl. 12 kr., Zurstrassen, Pro- fessor, 1 fl. 45 kr. Osnabrück. Dr. Bohle, Direktor des Gymnasiums Carolinuin, lfl. 45 kr., Otto Fischer, Direktor der Realschule, 1 H. 45 kr., Thiele, Consistorialrath, 1 fl. 45 kr. Wien. Chadt, Emailleur, 2 11. 20 kr.

Einmalige Beiträge wurden nachstehende gegeben:

Von Privaten : Miechowitz in Oberschlesien, von Tiele- Winckler 17 fl. 30 kr. Nürnberg. D. Rauh, Kaufmann, 1 fl.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 5992 6012.) Breslau. Stett, Antiquar: 2 Graburnen. Charlottenhütte. Ascan Conrad, Fabrikbesitzer: Kupfermünze von Marc Aurel. Köln. T. Em er, Hoftischler: Fiale vom alten Sakraments- hause des Kölner Domes. Kölner Krug mit Blattverzierungen und einem Maskeron, 15. Jhdt. Voigtel, Dombaumeister: Bruchstück vom alten Krahn des Kölner Domes. Photographie desselben Kräh- nes. Ansicht des Domes zu Köln von der Westseite, vor der Re- stauration. Kpfstch. v. W. v. Abbema. Meifsel v. 15. Jhdt., gefun- den im alten Gemäuer des Kölner Domes. Königsberg. II. Proth- mann, Photograph: 21 photographische Aufnahmen aus Königs- berg u. Frauenberg. Mainz. Römisch-german. Central- museum:.38 Proben römischer Gewandstoffe aus dem Mainzer Funde. Nürnberg. Ilofi ath Dr. Die tz, prakt. Arzt: Gereifte Zinn-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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kanne vom 16. Jhdt. vonGeraming, Oberst: Celtische Goldmünze, sogen. Regenbogenschüsselchen. L. Mayer, Kaufmann: Silber- münze des Königs Darius von Persien. Silbermünze des Königs Leo III. von Armenien. Armen. Kupfermünze ; 1 türkische Gold- und 3 arabische Silbermünzen. Riefsner, Hafnermeister: Grün- glasierte, mit Reliefs verzierte Ofenkachel vom 17. Jhdt. Passau. Lori, qu. k. Rentbeamter: Initial-R, Miniatur vom 15. Jhdt. Regensburg. Denzinger, Baurath: Eine Anzahl Bruchstücke von ornamentierten Fliesen aus St. Emmeran zu Regensburg. Stück einer goldgedruckten Ledertapete vom 17. Jhdt. Rosenthal bei Breslau, von Haugwitz: 2 gröfsere und 2 kleinere Grabgefäfse aus der Fundstätte bei Oswitz.

IL Für die Bibliothek.

(Nr. 25,131—25,206.) Augsburg. Ilistor. Verein im Regierungsbezirk von Schwaben u. Neuburg: Ders., 34. Jahresber. f. d. J. 1868. 1869. 8. Berlin. A. v. Cohausen, Oberst im k. pr. Ingenieur-Corps : Ders., Caesar am Rhein. 1869. 8. Sonderabdr. Franz Lobeck, Verlagshandl. : Wolter zur Geschichte und Verfassung der evang. Kirche in Preufsen. 1869. 8. Dr. Rud. Graf Stillfried, k. pr. Obereeremonienmeister, Excell. : Ders., Beschreibung u. Geschichte der Burg Hohenzollern. 1870. 8. Bonn. Verein von Alter- tluira sf reunden im Rheinlande: Ders., Jahrbücher; Heft 47 u. 48. 1869- 8. Peters, die Burg -Kapelle zu Iben. 1869. 4.

Braunschweig. Friedr. Vieweg &Sohn, Verlagshandl.: Hett- ner, Literaturgeschichte des 18. Jahrb.; 3. Bd., 3. Abth., 3. Buch. 1869- 8. Rosengarten, d. architektonischen Stylarten; 2. Aufl.

1869. 8. Brunn. Ilistor. -statist. Sektion der k. k. hr.- schles. Gesellschaft zur Beförd. des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde: Dies., Schriften; XIX. Bnd. 1870. 8- Dies., Mittheilungen etc.; 1869. 4. Dies., Notizen-Blatt ; 1865— 69. 4. Cleve. Dr. C. Hafskarl: Alterthumskabinet der Stadt Cleve; 3. 4. 6- 7. 9. u. 10. Bericht; (Kreisblatt f. d. Kreis Cleve). 1869 u. 70. 2. Erfurt. Körner' sehe Verlagsh. (E. Weingart): Altes u. Neues aus dem Gebiete der Musik; 1. Heft. 1869. 8. Frankfurt a. M. F. A. C. Prestel, Kunsthändler: Catalogue de la eelebre collection d'estampes de feu Mad. Antonia Brentano.

1870. 4. Freiburg i. Br. Herder'sche Verlagshandl.: Hefele, Conciliengeschichte; Bd. VI u. VII, 1. 1867 u. 69. 8. Janssen, Joh. Friedr. Böhmer's Leben u. Anschauungen. 1869. 8. Bougaud, Ge- schichte der heil. Johanna Franziska v. Chantal ; 2 Bde. 1869. 8.

Giessen. Dr. H. Wasserschieben, geh. Justizrath u. Profes- sor : Ders., d. Prinzip der Erbenfolge nach den älteren deutschen u. verwandten Rechten. 1870. 8- Heidelberg. E. Mohr, akadem. Buchh. : Wirth, Archiv f. d. Geschichte der Stadt Heidelberg: Jlig. II, 4. 1869. 8. Homburg v. d. H. Fraunholz'sche Buch- handl. : Hoffmann, d. Münzen u. Medaillen der souv. Landgrafen zu Hessen-Homburg. 1870. 8. Hoffmann, Abhandlung über d. Mün- zen, Medaillen u. Orden der souv. Fürsten v. Monaco. 1870. 8-

Kiel. Schlesw. -Holst. -Lauen b. G es e llschaft f. d. Samm - lung u. Erhaltung vaterl. Alterthümer: Dies., 25. 30. Bericht etc.; 1865 69. 8. Dies., Verzeichnifs der Münzsammlung etc.; 1.— 3. Heft. 1863-66. 8. - Königsberg i. Pr. Dr. Rud. Rei- cke: 14 Separatabdrücke ans d. Jhg. 1869 der Altpreufsischen Monatsschrift. 8. Landshut. Jos. Th omann' sehe Buchhandl. : Jakob, d. Kunst im Dienste der Kirche ; 2. Aufl. 1870 8. Leip- zig. F. C. W. Vogel, Verlagshdl. : Hügel, über Otfrid's Versbe- tonung. 1869. 8. Dunger, d. Sage v. trojan. Kriege in den Bear-

beitungen des Mittelalters. 1869- 8. Dietz, Wörterbuch zu D. M. Luthers deutschen Schriften; 4 Lfg. 1870. 8- London. Science and Art Department etc.: Universal catalogue of books on art; part IX. 1870.8. München. Friedrich Hektor Graf Hundt, k. b. Kämmerer u. Ministerialrath : Ders., über d. neue Ausgabe der Tabula Peutingeriana durch Desjardins. 1869. 8. Sonderabz. Nürnberg. Max Bach, Maler: Ders., Architektur- Skizzen aus Nürnberg; V. Heft. 1870. 4. Köhler, Kaufmann: Nehring, histor.-polit.-juristisches Lexicon. 1717. 4. Dr. E. Sol- ger, prakt. Arzt: Ders., aus dem Sanitätswesen der Reichsstadt Nürnberg im 16. Jahrh. 8. Sonderabz. Pharmacopoeia Argentora- tensis. 1725. 2. Pharmacopoeia Augustana renovata. 1734. 2. Mu- reti orationes, epistolae et poemata. 1750 8- Zweifer, animadver- siones in pharmacopoeiam Augustanam. 1675. 2. Zweifer, pharma- copoeia regia. 1675. 2. Oldenburg. Schulze'sche Buchh.: AU- mers, d. altchristl. Basilika. 1870. 8. Rostock. Direktion der gr. Stadtschule: Eberhard, Betrachtung der Niveauttächen u. des hydrostat. Druckes einer um zwei od. mehrere vertikale Axen rotirenden Flüssigkeit. 1870. 4. Schaffhausen. Brodtmann'- sche Buchhandl. : Henne, das Dasein alteuropaischer eigenthüml. Bevölkerung u. Kultur. 1847. 8. Wanner, d. Kanton Schiffhausen in seiner antiquar. Bedeutung 1851. 8. Zehender, Schaffhausen in alter und neuer Zeit. 1851. 8. Meyer, der Unoth ; 2- 7. Heft. 1864 68. 8. Historisch-antiquar. Verein des Kantons Schaffhausen: Härder, d. Clarissinnen- Kloster Paradies 1870. 8. Schleiz. Direktion des Gymnasiums: Fischer, Vorge- schichte zum Kreuzzuge Kaiser Friedrich's I. 1870. 4. Progr. Trient. Anton Emmert: Tarquini, illustrazione della chiave Etrusca di Dambel. 1870- 8. Sonderabdr. Wien. Wilh. Brau- müller's k. k. Hof- u. Univers. Buchhandl.: Weifs, Lehrbuch der Weltgeschichte; 4 Bnde. 1859 70. 8. v. Arneth, Maria Theresia's erste Regierungsjahre. 1863 65. 8. v. Arneth, Marie Antoinette, Joseph II. u. Leopold II. 1866. 8. Lorenz, Joseph II. u die bel- gische Revolution. 1862. 8. Pfeiffer, Briefwechsel zwischen Jos. Freih. v. Lafsberg u. Ludw. Unland. 1870. 8. Oberleitner, d. evang. Stände im Lande ob der Enns unter Maximilian II. u. Rudolph II. 1862. 8. Hasenöhrl, Österreich. Landesrecht im 13. u. 14. Jahrb. 1867. 8. v. Hurter, Wallenstein's vier letzte Lebensjahre. 1862- 8. v. Janko, Wallenstein. 1867. 8. Strobl, das Melker Marienlied. 1870. 4. Anthropologische Gesellschaft: Dies., Mittheilun- gen; Bd. I, 1. 2. 1870. 8. Dr. J. Karabacek, Docent and. k. k. Universität: Ders., über muhammedaii. Vicariatsmünzen u. Kupfer- drachmen des XII.— XIII. Jahrb. 1869. 8. Sonderabdr. Ders., span.- arab.- deutsche Nachprägungen für Polen ; u. A. 1869. 8 Sonder- abdr. — Würzburg. Histor. Verein von Unterfranken und Aschaffenburg: Ders., Archiv; Bnd. XX, 3. 1870 8- Zittau. G. Korscheit, Oberlehrer: Nachrichten über die allgem. Stadt- schule in Zittau; 57. Stück. 1870. 8- H. J. Kämme! , Direktor u. Professor des Johanueums : Lehmann, d. confessionslose Schule. 1870. 4.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4128—4129.) Nürnberg. F. C. Mayer, Hofrath, Professor an der Kunstge- werbschule: Privilegium Kaiser Friedrich's II. für die Stadt Nürn- berg. 1219. Facsimile, durch Ch. G. v. Murr im Jahre 1772 be- sorgt. Kaufbrief der Gebrüder Johann Thomas und Jakob Ferch, Bürger u. Permenter zu Nürnberg, an Hans Kaspar Trautner, Bür- ger u. Weifsbiittner daselbst, über eine Behausung u. Hofrait. Bruchstück ohne Datum (Ende des 18. Jahrh.) Pgm.

Chronik der historischen Vereine.

Aarböger for nordisk Oldkyndighed og Historie, De sonderjydske Strandfrisers foregivne Selvstsendighed i Mid-

udgivne af det kongelige nordiske 0) dskrift-Scl skab. 1868. delalderen. Af A. D. Jörgensen. Om Grönloendernes gamle Tredie og fjerde Hefte. Kjöpenhavn. 8. Tro og hvad der af samme er bevaret under Kristendommen.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Af H. Rink. Den historiske sprogforskning og modersmalet. Af L. F. A. Wimmer. Om Limfjordens Forbindelse med Ve- sterhavet i det Ute Aarliundrede. Af C. F. Bricka. Efterret- ninger om „Nordisk Museum" i Odense. Af C. C. V. Faber. -ridr som sidste Led i samraensatte oldnordiske Quindenavne. Mäl- fylling. En Halvstrophe af Hallvardr Häreksblesi fortolket. Af K. Gislason. De historiske efterretninger om Danevirke. Af A. D. Jörgensen.

Tillseg til Aarböger. Aargang 1868. Kjöbenhavn. 1869. 8.

Aaiböger. 1869. Forste og andet Hefte : Om nogle norske Oldsagfund. Ved J. J. A. Worsaae. Gamle danske Landsbykir- ker med Tvillingtaarae. Af J. Kornerup. De seldste Runeind- skrifters sproglige Stilling. Af Konr. Gislason. Om den seldre Jernalder i Norge. Af 0. Rygh. Om den tidlige Middelalders Traekirker i Danmark. Af J. Kornerup. Mammen Fundet. Af J. J. A. Worsaae. (Hertil Plade 1 9.)

Memoires de la Soeiete royale des Antiquaires du Nord. Nouvelle Serie. 1867. 1868. Copenhague. 8.

L'eglise de Gumlöse en Scanie. Avee deux planches. Par M. J. Kornerup. Sur la trouvaille de Vimose de premier äge de fer). Par M. C. Engelliardt. L'eglise de Storeheddinge en Selande. Par M. J. Kornerup. Coupe de bronze emaille du Jut- land en Danemark. Par C. Engelhardt. Avec une planchc. Analyse de quelques armes du ler äge de fer. Par 0. Blom.

Peintures murales decouvertes dans quelques eglises du Da- nemark. Par J. Kornerup. Avec une planche. De quelques an- tiquites norvegiennes. Par J. J. A. Worsaae. La premiere Pe- riode de l'äge de fer en Norvege. Par 0. Rygh.

Handelingen en Mededeelingen van de Maatschap- pij der N e de rlandschen Letterkunde, te Leiden, over het Jaar 1869. Leiden, E. J. Brill. 1869. 8.

Nader onderzoek over Magdalena Moons in betrekking tot Leidens ontzet in 1574, door Dr. J. T. Bergman. Over de oude Huldigingsplaatsen van Holland, door Prof. R. Fruin. Brief van Direk Gerritze Meerman aan Hugo de Groot, van 8 Ja- nuarii 1623. Brief van Laurens Back aan Christiaan Huygens.

Leiden of Leyden, door Prof. M. de Vries.

Levensberichten der afgestorvene Medeleden van de Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde. Bijlage tot de Handelingen van 1869. Leiden, E. J. Brill. 1869. 8.

Buitengewone Uitgaven van den Oudheidskundi- gen Kring van het Land van Waas. Nr. 7. Het Land van Waas, door Adolf Siret. Vierde Aflevering. Sint Nikolaas, 1870. gr. 8. S. 257—400. (Schlufs).

Publications de laSection historique del'Institut (ci-devant Soeiete archeologique du Grand -Duche, vol. XXIV) constitue sous le protectorat de Sa Majeste le Roi Grand-Duc par arrete du 24. octobre 1868. II. Luxembourg, V. Bück. 1869. 4.

Table chronologique des chartes et diplömes relatifs ä l'hi- stoire de l'ancien pays de Luxembourg. Regne de Wenceslas de Boheme, comte, puis duc de Luxembourg. 1352 83. Par M. Wurth-Paquet : Die wichtigsten Exemplare in meiner Sammlung römischer Münzen. Vom Dr. Elberling. (Mit Abbild.) Notice historique supplementaire sur la ci-devant forteresse de Luxem- bourg. Par M. Ulveling. Historisch -philologische Studie über das belgische Gallien u. die in demselben entstandenen Sprach- grenzen , unter besonderer Berücksichtigung des Luxemburger

Dialektes (mit einer Karte). Von Prof. M. Stronck. Die Pfarre Michelau, vom historischen Standpunkte aus aufgefafst von Prof. Joh. Engling. Gallo-belgische Glossen.

Bulletin du Coraite flamand de France. Tome V, Nr. 4. Octobre, Novembre et Decembre 1869. Lille et Dun- kerque, 1870. 8.

Le chäteau de Bourbourg. Sa demolition en 1528, par E. de Coussemaker. Privilege octroye par Charles -Quint, aux arbale- triers, archiers et arquebusiers de Bourbourg, en 1520. Liste des Cures titulaires et canoniques des paroisses de la Flandre-Ma- ritime faisant partie de l'ancien diocese de Saint- Omer. Notes communiquees par C. David. (Suite). Les poetes flamands de la decadence. II. Schoonaert. Notes recueillies sur les vestiges historiques des Flamands, par J.-J. Carlier. Documents histo- riques sur la Flandre maritime, extraits du grand cartulaire de Saint- Bertin, par E. de Coussemaker (suite).

Nr. 5. Janvier, Fevrier et Mars 1870 : Notice historique sur la commune de Wylder, par B. Verbeke. Notes et docu- ments pour servir a l'histoire des maisons religieuses ou hospita- lieres et des eglises de la Flandre maritime, par A. Bonvarlet. Liste des Cures titulaires etc. , par C. David (suite).

Die Soeiete Dunkerquoise pour l'encouragement des sciences, des lettres et des arts setzt pro 1870 wieder- holt den Preis einer Goldmedaille zum Werthe von 300 Frcs., nebst 100 Frcs. eines Ungenannten, auf die beste populäre Ge- schichte von Dünkirchen, welche geeignet ist, als Lesebuch für Volksschulen zu dienen. Die Arbeit ist an den Secretär der Ge- sellschaft, unter Beobachtung der gewöhnlichen Förmlichkeiten, vor dem 1. Juli 1870 einzusenden.

Bulletin de la Soeiete pour la conservation des monuments historiques d'Alsace. (II. Serie. T. Vn. 1. livraison.) Paris, 1869. 8.

Le Hadstatt de Soultzbach, par M. Sabourin. Les Tombes de Saint-Pierre-le-Vieux ä Strasbourg, par le meme. Rapport sur les ouvrages donnes ä la Soeiete , par M. L. Spach. Les Dynastes de Geroldseck -es -Vosgues, par M. E. Lehr. Les Ther- mes de Badenweiler, par M. L. Spach.

Bulletin monumental ou collection de memoires sur les monuments historiques de France, publie sous les auspices de la Soeiete frangaise d'archeologie pour la conservation et la description des monuments natio- naux. 4. Serie, Tome 5, 35. Vol. de la Collection. Nr. 7. 8. Paris et Caen, 1869. 8.

Notices et observations sur les eglises des environs de Paris, par M. Anthyme Saint -Paul. (Suite.) Rapport sur un court voyage en Espagne, adresse ä M. de Caumont, par L. de Glanville. (2. partie.) Huit jours ä Aix-la-Chapelle, par M. A. de Surigny. Un des monuments du musee lapidaire de Cologne et quel- ques-unes des steles qu'on y rencontre, par M. de Caumont. Lettre ä M. de Caumont sur une excursion en Touraine , par M. de Cougny. (6. partie.)

Tome 6., 36. Vol. de la Collection. Nr. 1. 2 (1870): Notice sur les chaires ä piecher; par M. l'abbe Barraud. Quelques-uns des meilleurs memoires d'archeologie publies reeemment en France; par M. de Caumont. Restauration du retable de I'lidpital de Beaune; par M. Alfred de Surigny. Le jube du cardinal de Luxembourg ä la cathedrale du Mans. Note sur quelques tom-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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beaux de l'epoque merovingienne et carlovingienne , ]iar M. de Caumont. Halles de la Ferte-Berard (Sarthe), par M. L. Charles.

L'Investigateur. Journal de l'Institut historique de France. Trente-sixieme Annee. Tome IX. IV. Serie. 418. et 419. livraison, Septembre et Octobre 1869. Paris, 1S69. 8.

Memoire sur les publications de M. d'Arneth, par M. le comte Reinhard. La Centenaire de Humboldt, par Mme Caterina Scarpellini, traduit de l'italien par M. Depoisier.

Trente-septieme annee. Tome X. V. Serie. 422 et 423. livraison, Janvier et Fevrier 1870: Plutarque et la Gaule, par M. Rossignol. De la liberte de la chasse et de la peche dans les Pyrenees pendant le moyen äge, memoire de M. Cenac-Mon- caut*

Memoires et documents publies par la Societe d'histoire et d'archeologie de Geneve. T. XVII, Livrai- son 1. Geneve et Paris, 1870. 8.

Jean Bagnyon avocat des libertes de Geneve en 1487. Ex- pedition d'une compagnie de cavalerie genevoise en 1562. Les propositions de Jaques Boutilier ou discussion constitutionnelle ä Geneve en 1578. Documents relatifs aus libertes municipales de quelques villes du Faucigny. Le Pere Alexandre (1602t. Essai de determination de la valeur de l'argent ä Geneve, vers le milieu du XVI. siecle. Fragments d'une instruction diploma- tique donnee en 1612 par Charles Emmanuel, duc de Savoie. Lettre de l'academicieu Thomas au Chevalier de Taules, ä Ver- sailles. — Ouvrages sur l'histoire de Geneve anterieure ä 1798.

Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. Heft XLVII u. XLVIII. Mit 15 lithogr. Ta- feln u. 3 Holzschnitten. Bonn, bei A. Marcus. 1869- 8.

Zur Geschichte der Römerstätte bei Niederbiber, f. Cäsar am Rhein. Forschungen und Bemerkungen zu der Geschichte Cäsars von Louis Napoleon. Cäsars zweiter Rheinübergang. Von A. v. Cohausen. (Hiezu Taf. I XI.) Ueber die auf dem Ter- rain des römischen Kastells bei Kreuznach, die Heideumauer ge- nannt, vom October 1853 bis November 1866 stattgefundenen Ausgrabungen. Von Major a. D. Ernst Schmidt. (Hiezu Taf. XII XIV.) Neue Be.eicherungen der römischen Alterthümer des Museums Wallraf-Richartz in Köln. Von Prof. Dr. Düntzer.

Zur Geschichte Walberbergs. Von Richard Pick. Zur Iko- nographie des Crucifixus. Nachtrag I. Von H. Otte u. Prof. Dr. aus'm Weerth. (Hiezu Taf. XV.) Merowingische goldene Ohrringe. Von Stadtarch. P. St. Käntzeler. In Blei gefafster Glasdeckel mit griechischer Inschrift. Von Prof. Fiedler. Drei neu entdeckte römische Inschriften. Von Dir. Dr. C. Leemans.

Römische Inschriften aus Bonn u. der Umgegend. Von Dr. Job. Freudenberg. Literatur. Miscellen (darunter Polemi- sches,, in Sachen der Nenniger Inschriften").

Die Burg-Kapelle zu Iben von F. Peters. Mit 3 lithogr. Tafeln u. 3 Holzschnitten. Fest-Programm zu Wiukelmann's Ge- burtstag am 9. December 1869, hrsg. vom Vorstande des vorge- nannten Vereins. Bonn, 1S69. 4. 10 Stn.

Der Verein von Alterthumsfreunden im Rhein- lande hielt am 9 December 1869 zu Bonn, zur Feier des Geburts- tages Winkelmann's, wie alljährlich, eine öffentliche Sitzung, in welcher die Nenniger Inschriften einer ausführlichen Erörterung unterzogen und für ihre Uneclitheit namentlich äufsere Grunde so entscheidender Art beigebracht wurden, dafs nunmehr die Frage

als definitiv erledigt zu betrachten sein dürfte. Nicht nur war Prof. Kekule, Direktor des chemischen Laboratoriums in Poppels- dorf, nachzuweisen im Stande, in welcher Art und Weise höchst wahrscheinlich die Fälschung vorgenommen wurde, sondern Pro- fessor aus'm Wertk vermochte auch auf Grund von Briefen und Zeugenaussagen bestimmt darzuthun, dafs die fraglichen Mauer- stücke bei ihrer ersten Aufdeckung noch keine Inschriften zeigten. Der Vortragende erklärte schliefslich, dafs er seine Untersuchung der Nenniger Angelegenheit, mit vollständigen Belegen, dem Drucke zu übergeben gedenke. Inzwischen hat Domcapitular v. Wil- mowsky, der bekanntlich die Echtheit der Inschriften vertheidigt, gegen die Beweisführung des Prof. aus'm Weerth unterm 17- März in der Köln. Ztg. aufs lebhafteste remonstriert, so dafs vorläufig ein Ende des Streites noch nicht abzusehen ist.

Zeitschrift des Bergischen Geschichts Vereins. Im Auftrage des Vereins hrsg. von Dr. Wilh. Crecelius. Sechster Band. Bonn, 1869. 8.

Traditiones Werdinenses. Erster Theil. Von \V. Crecelius. Märkische Urkunden. Mitg. von F. Woeste. Urkunden des Stiftes und der Stadt Gerresheim. Mitg. von Dr. Harlefs. Süp- Steffensdag. Mittheilung von F. Woeste. Anna von Cleve, Ge- mahlin Heinrichs VIII., Königs von England. Zweiter Theil. Von K. W. Bouterwek. Die ersten Juden in Elberfeld. Mitthei- lung von W. Crecelius. Ein Curiosum zur Strassen -Polizei des alten Elberfeld. Vergleich zwischen den Pfarrgenossen von So- lingen und der Abtei Altenberg im Jahre 1546 Auszüge aus Menden'schen Hexenprotocollen vom Jahre 1592. Mitg. von F. Woeste. Mittheilungen aus der niederrheinischen Reformations- geschichte. Veröffentlicht von Pastor Carl Krafft zu Elberfeld. Erster Theil.

Beiträge zur Geschichte der F ürsten t mer Wal - deck und Pyrmont. Im Namen des wal deckischen bist. Vereins herausgegeben von L. Curtze. Dritten Bandes erstes Heft. Arolsen, 1870. 8.

Geschichte des Gymnasiums zu Curbach. Von L. Curtze. Neuere waldeckische Regentengeschichte. Von J. A. Th. Varn- hagen. Die Plünderung in der Stadt X. Wildungen im dreißig- jährigen Kriege durch die kaiserlichen Truppen am 1., 2. u. 3. Juli 1635. Von Kreisbauführer Eichler. Regesten zur Geschichte der Herrn von Padtberg. Von Dr. Seibertz. Weinbau zu A. u. N. Wildungen. Von L. Curtze. Evangelische Geistliche zu Pyr- mont seit der Reformation bis auf die neueste Zeit. Die Haus- inschriften im Fürstenthum Waldeck. Von Oswald Curtze. Das Fürstliche Erbbegräbnifs zu Rhoden.

Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschieht e und A 1 1 erthumskunde. Herausgegeben von Dr. Ed. Jacobs. Drit- ter Jahrgang. 1870. Erstes Heft. Mit zwei Steindruck -Tafeln. Wernigerode, 1870 8.

Der Brocken und sein Gebiet. Von Ed. Jacobs. Die Burg Anhalt mit ihrem Zubehör und das Rügegericht zu Volkmannsrode. Von Dr. 0. v. Heinemann. Hierographia Halberstadensis. Kreis Oschersleben. Von G. A. v. Mülverstedt. Stift Quedliuburg und das Voigtland. Von Dr. Ad. Cohn. Ascherslebensche Hän- del. 1378. Mitg. von Dr. L. Hänselmann. Ausgrabungen und Alterthumssammlungen. Die bösen Osteröder Groschen. Beitrag zur Münzkunde Niedersachsens. Von G. A. v. Mülverstedt. Mit-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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telalter-Siegel aus den Harzländern. Vierte Tafel. Von dems. Vermischtes.

Göttingische gelehrte Anzeigen. Unter der Aufsicht derkönigl. Gesellschaft der Wiss ensch aften. 1869. Er- ster und zweiter Band. Gottingen. Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1869- 8. 2080 Stn., nebst Reg. zu 15 Stn.

Nachrichten von der k. Gesellschaft der Wissen- schaften und der Georg-Augusts-Universität aus dem Jahre 1869. Göttingen. Verlag der Dieterk h'stheu Buchhandlung.

1869. 8.

Ueber das Jahr der Capitula de partibus Saxoniae. Von G. Waitz. Ueber das Alter der beiden ersten Titel der Lex Bnju- variorum. Von dems. Nachtrag zum letztgenannten Aufsatze.

Zeitschrift des Architecten- und Ingenieur-Ver- eins zu Hannover. Band XV. Heft 2 und 3. (Jahrgang 1869.) Hannover. Schmorl & von Seefeld. 1869. 2-

Die mittelalterlichen Baudenkmäler Niedersach- sens. Herausg. von demselben Vereine. Vierzehntes Heft. (Drit- ter Band. Zweites Heft.) Hannover. Schmorl & von Seefeld. 1869. 2.

St. Johannis -Kirche zu Billerbeck in Westphalen, mit Abbil- dungen ; mitg. v. F. Ewerbeck. Der Dom zu Osnabrück in West- phalen, mit Abbildungen ; mitg. v. II. Campp.

Denkmale der Geschichte und Kunst der freien Hansestadt Bremen. Herausgegeben von der Abtheilung des Künstler-Vereins für Bremische Geschichte und Al- terthümer. Zweite Abtheilung. Episoden aus der Cultur- und Kunstgeschichte Bremens von J. G. Kuh!. Bremen. Verlag von C. Ed. Müller. 1870. 4. X, 161 Stn. u. 18 Taf. Abbild.

Jahrbücher für die Laudeskunde derllerzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, herausgegeben von der S. II. L. G es el 1 schaft fiir vaterländische Geschichte. Band X. Heft III. Kiel 1869. 8.

Die falschen Urkunden des Erzstiftes Hamburg-Bremen. Von W. Schröder und K. Koppmann. Besitz- und Abgaben Verhält- nisse im vormaligen Amt Neumünster zu Anfang des 17. Jahrh. Von Th. Schultze. - Einiges über die Ratzeburger Polizeiordnung vom Jahre 1582 und die Verhältnisse der Stadt Ratzeburg im Jahre 1863. Volkstümliches. Nachträge von Dr. Ilandelmann. Miscellen.

XXIX. Bericht ders. Gesellschaft: Der Gangbau des Deng- hoogs bei Wenningstedt auf Sylt. Aufgedeckt, untersucht und in seiner allgemeinen Bedeutung für die nordische Alterthums- kirmle geschildert von Dr. F. Wibel. Mit 2 Steindrucktafeln. Kiel, 1869. 8.

XXX. Bericht: Mittheilungen zur Alterlhumskunde.

Jahrbücher des Vereins für mek 1 en b u rgisch e Ge- schichte und Alterthumskunde, aus den Arbeiten des Ver- eins hrsg. von Dr. G. C. Friedlich Lisch. Yierunddreil'sigster Jahrgang. Mit 17 Holzschnitten. Mit angehängten Quartalbe- richten. Schwerin, 1869. 8.

Ueber das spätere Kloster Zarrentin südlich bei Schwerin, von Dr. Lisch. Doberan und Neu-Duberan (Pelplin), von Dr. Strehlke. Ueber die Stnmmtitfel der alten Grafen von Schwerin, von Dr. Wigger. - Ueber das Wappen und die Siegel der Grafen von Schwerin, von Dr. Beyer und Dr. Lisch. Das Geschlecht der Ilahnsteit oder Hahnenzagel, von Dr. Cruli. Tycho Brahe

und seine Verhältnisse zu Meklenburg, von Dr. Lisch. - Ueber die wendischen Schwerine, Nachträge von v. Bülow. Beiträge zur Alterthums-, Münz-, Wappen- und Siegelkunde.

Deutscher Herold. Monatsschrift für Heraldik, Sphragi- stik und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- u n d Wappen-Kunde zu Berlin. 1. Jahrgang. 1870. Nr. 1. 2. 4.

Leber zwei heraldische Manuscripte aus dem 16. u. 17. Jahrh.

Regesten einiger Urkunden zur Geschichte mehrerer nieder- sächsischer Geschlechter. Sigillura villi.

Sechszehnter Bericht der Philomathie in Neisse vom August 1867 bis zum August 1869. Neisse, Graveur'sche Buch- handlung. 1869- 8-

Etymologische Beiträge (über die Bedeutung der Namen Ka- stor urrd Pollux etc.), von Dr. Krause. Beiträge zur- Gechichte des deutschen Rechts in Schlesien, von Georg Bobertag. Fünf Urkunden über den Bürgerwald der Stadt Neisse bei Rothhaus, mitgelh. vom Prof. Kastner.

Beschreibung derBreslauer Bilderhandschrift des Froissart, verfafst im Namen des Vereins für Geschichte der bildenden Künste zu Breslau als Festgeschenk für des- sen Mitglieder von Dr. Alwin Schultz. Mit einer Photographie und sechs autographirten Tafeln. Breslau, 1869. 4. (19 Stn. Text.)

Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Ober - lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften heraus- gegeben von Prof. Dr. E. E. Struve. 47. Band. 1. Heft. Gör- litz, 1870. 8.

Urkundliche Geschichte des Eigen'schen Kreises in der königl. sächs. Oberlausitz. Von Dr. Herrn. Knothe. Nebst Urkundenbuch.

Burghart von llohenfels, eine literar.-historische Skizze aus der Blüthezeit des Minnegesangs. Von Dr. Otto Richter. Kirchliche Sitten in der südliehen Ober-Lausitz. Vom Pastor einer. Dornick.

Miscellen von Otto Jancke : Ueber die in P. Karl Haupt's Sa- genbuche erwähnte sog. Königshainer Bauern-Chronik. Eine Scul- tetus'sche Inschriften - Collection. - Nachrichten aus der Gesell- schaft. — Fehlten den römischen Geographen die Mittel, genauere Kenntnifs von dem Innern von Deutschland, insbesondere von den östlich der Elbe liegenden Land- und Ortschaften zu erlangen? Eine Studie von P. Bronisch.

Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Neue Folge. Zweiter Band. Heft 3 und 4. Kassel, 1869. 8.

Aus dem Tagebuche eines alten Veteranen des siebenjährigen Krieges (des nachmaligen Oberförsters George Bels). Denk- würdigkeiten der Stadt Kassel. Erster Abschnitt. Von F. Nebel- thau. Die Ringwälle in der ehemaligen Provinz Oberhessen. Von Elard Mülhause, nebst einem Grundril's vom Oberförster Pfaff. Die sog. Holzbibliothek im Museum zu Kassel. Vom Mus.-Insp. Lenz. Zur Geschichte des Königreichs Westphalen, aus französischen Quellen. Mitg. vom Bibl. Dr. Bernhardi.

Quatuor calendaria praesentiarum ecclesiae quondam collegia- tae fritzlariensis de arrnis circiter 1340, 1360, 1390 et 1450. Ex codicilius bibliothecae cassellanae et ipsius ecclesiae fritzlariensis, Sectio I. continens calendaria anniversariorum. Zeitschrift dess. Vereins. N. F. 2 Suppl. Kassel, 1869. 4.

Mi tt hei 1 ringen an die Mitglieder dess. Vereins. Nr. 5 und 6. Ausgcg. im Juni und Novbr. 1869. 8.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Nachträgliches zu Heinrich von Langenstein.

In der am 8. März abgehaltenen Sitzung des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt ?.. M. sprach der Vorsitzende, Dr. Euler, über den Inhalt des VIII. Bandes der „Chroniken der deutschen Städte." Zur Mittheilung kam ferner eine Zuschrift des Majors Bode zu Sorau, in welcher derselbe über die Eutstebungszeit des ältesten Faustbuches sich ausspricht. Eine andere Frage, über welche Dr. Euler, Dombau- meister Denzinger und Prof. Dr. Becker sich äufserten, bezog sich auf den von einem frühmittelalterlichen Chronisten , dem Mönche von St. Gallen, überlieferten Bericht über den Bau neuer gottesdienstlichen Gebäude zu Frankfurt und Regensburg im 9. Jahrh. Zum Schlüsse der Sitzung wies E. Kelchner auf das erste Vorkommen hebräischer Lettern in Druckwerken des Konrad Fyner in Efslingen von 1475 und 1477, sowie auf den ersten

vollständigen hebräischen Druck hin, welcher 1476 zu Mantua aus der Officin von Abraham Konrad hervorgieng. In der Si- tzung vom 29- März gedachte der Vorsitzende zunächst des jüngst verstorbenen Grafen Montalembert als Geschichts- und Alterthums- forschers und legte später den Abdruck einer von Hans Koler in Nürnberg angefertigten Holztafel (aus dem 16 Jahrh.?) vor, welche eine Art von kalendermäfsigem Verzeichnisse der Zeiten und be- sondern Anlässe des Glockengeläutes in jener Stadt enthält. Prof. Dr. Becker hielt sodann einen Vortrag über die Feldzeichen (signa) der römischen Heere, wobei ihre verschiedenen Arten und unter- scheidenden Insignien, insbesondere auch der Fahnenschmuck nä- her erörtert wurde. Am Schlüsse hielt Pfarrer Dr. Steitz einen ersten Vortrag über Dr. Gerhard Westerburg aus Köln, einen wiedertäuferischen Emissär aus der ersten Reformationszeit, der im Jahre 1525 in Frankfurt sich aufhielt.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

11) Grundril's der Historik von Johann Gust. Droy- sen. Leipzig, Verlag von Veit & Comp. 1868. 8. 84 Stn.

Zu einer Zeit, in der man anfängt, nicht nur von Jedermann, sondern auch überall Geschichte schreiben zu lassen, scheint es gerathen, einmal wieder an den eigentlichen Beruf des Historikers zu erinnern und wenigstens theoretisch die höheren Gesichtspunkte aufrecht zu erhalten, die von den Meistern der Schule gewonnen worden. Glücklicher "Weise liegt diese Thatsache noch so nahe, dafs die genannte kleine Schrift genug Verständnifs voraussetzen konnte, um auf ihren wenigen Seiten die Bedeutung der ersteren erschöpfend geltend zu machen. Zu wünschen wäre aber, dafs ihr Inhalt nicht nur von den Schreibern, sondern eben so sehr von den Lesern der Geschichte aufgenommen und beherzigt würde. Au- fser dem im Titel angezeigten Grundrisse erhalten wir mehrere, be- sondere Aufsätze verwandten Inhalts: „Die Erhebung der Ge- schichte zum Rang einer Wissenschaft," geschrieben in Bezug auf H. T. Buckle's: „Geschichte der Civilisation in England" und be- reits 1862 in Sybel's Historischer Zeitschrift abgedruckt, ferner „Natur und Geschichte" und „Kunst und Methode," beide in Be- zug auf Geschichtschreibung abgefal'st und die Grundsätze der Hauptabhandlung weiter ausführend. v. E.

12) Die Rechtsverhältnisse, der Einflufs und die Sitten der Frauen in den Gegenden, welche jetzt das Gebiet der schweizerischen Eidgenos- senschaft bilden, in der zweiten Hälfte des Mittelalters nach Urkunden von Dr. Heinr. Escher, Professor. Aarau, Druck und Verlag von H. R. Sauerlän- der. 1870. 8. 76 Stn.

Bekanntlich hat man , als hielte man sich einer besseren Abkunft für unwerth, seit geraumer Zeit angefangen, die Nach- richten des Tacitus über die alten Germanen anzuzweifeln und namentlich, was er über die Stellung der Frauen unter ihnen sagt, für blofse Persiflage der römischen Sittenlosigkeit zu halten. Der Verfasser unserer Schrift weist auf Grund urkundlicher Belege

nach, dafs die Stellung der Frauen im weiteren Verlaufe des Mittelalters dieselbe gewesen, die der römische Geschichtschrei- ber kennzeichnet, und dafs deshalb ein natürlicher und geschicht- licher Zusammenhang zwischen den verschiedenen Zeiten stattge- funden haben mül'se. Wird bei dieser Untersuchung auch nichts von dem Nimbus gerettet, mit welchem unsere späteren Roman- tiker die mittelalterliche Frauenwelt zu umgeben versucht haben, so ist die geschichtliche Thatsache doch ungleich bedeutsamer und fällt um so mehr in's Gewicht, als ihr Nachweis nur auf urkundlichem Boden geführt wird. In Rücksicht auf letzteren erscheint auch die Beschränkung der Untersuchung auf das Ge- biet der heutigen Eidgenossenschaft gerechtfertigt, die man sonst leicht für willkürlich halten könnte, da nur aus ihrem Be- reiche die Urkunden für einen Sachverhalt entnommen sind der in anderen Gegenden mit ähnlichen Documenten gewifs in gleicher Weise geführt werden könnte. Eine sprachwissenschaft- liche Untersuchung über die Wörter Frau, Gemahl, Magd u. 8. w. leitet die Abhandlung ein.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 16, S. 364. Nachtrag zu der Theorie über den Ursprung der Sprache. (Dr. G. Jäger.) S. 382. Ueber die späte Verbreitung der Gabeln in Nordeuropa. (Chamber's Journal )

Europa: Nr. 17, Sp. 535. Ahasverus in den Niederlanden. Nr. 19. Sp. 581. Das grolse Thüringer Mysterium (Spiel von den zehn Jungfrauen.) Sp. 595. Die sociale Stellung des Pferdes in Sprichwort u. Fabel.

Die Grenzboten: Nr. 19, S. 202. Hus u. die Schlesien (C. Grün- hagen.)

Der Katholik: März. Zur Geschichte der Vnlgata.

Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 241. Albrecht Dürer kauft Bernhard Walther's Bücher.

Kunst u. Gewerbe: Nr. 18 20- DerXiello. (Ileinr. Frauberger.)

Mittheilungen der anthropol. Gesellschaft in Wien: Nr. 2- Vorlage von praehistorischen Culturresten (Fr. v. Hauer.)

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Instruction für die Eintragung u. Eröffnung der Tumuli. (Ed. Frh. v. Sacken.) Archäologischer Fund bei Kamp in Niederösterreich. (Aug. Graf Breunner.)

Augsb. Postzeitung; Beil. Nr. 18. GrafRath oder Sanct Rasso. (Hans Weininger.)

Rübezahl: März, S. 112. Reste der Vorzeit u. merkwürdige Quel- len bei Grofs-Graben. (Lehrer Eicbner.) Das Grabmal des Erzbischofs Ernestus zu Glatz. (Rudolf Graf Stillfried.) Zur Geschichte des evangelischen Schullehrer-Seminars u. des gräflich Schlabrendorfifschen Waisenhauses in Steinau a. 0. Nebst biographischem Lehrerverzeichnifs. Das herzogliche Schlots zu Oels.

K. Preufs. Staats-Anzeiger: Beil. Nr. 13. Der historische Uebergang des alemannischen in den schwäbischen Dialekt. (Eugen Schnell.) Nr. 14. Zur Geschichte der Kolonie No- wawes.

Ueber Land und Meer: Nr. 32, S. 4. Berliner Antiquitäten. II. An der Rochbrücke.

Deutsche Vierteljahrs-Schrift: Nr. 130, S. 140. Die drama- tischen Bearbeitungen der Nibelungensage.

Wochenblatt der Joh. - Ord ens - Bai I ey Brandenburg: Nr. 18. Der Feldzug Saladins gegen die Kreuzfahrer im Jahre 1187, nach der Darstellung seines Kanzlers 'Iniäd el Ispahäni. (Prof. Dr. Petermann.)

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 137. Zur Geschichte des Johannes Hus. I.

Illustr. Zeitung : Nr. 1400. Das Sechseläuten in Zürich, (v. R.-D.)

Nr. 1402, S. 372. Tilly's Sterbehaus in Ingolstadt. (Hans Weininger.)

Vermischte Nachrichten.

47) In Prag hat man auf dem Platze vor der Domkirche die Grundbauten des ursprünglichen Kirchenbaues aufgefunden. Die Nachgrabungen werden eifrig fortgesetzt.

(III. Ztg. Nr. 1400.)

48) Beim Abbruche des ehemaligen Poststadels am Steibplatze hinter dem „Weidenhofe" in Regensburg ist ein interessanter Ueberrest kirchlicher Baukunst der Vorzeit zu Tage getreten, nämlich die Pfalzkap eile Karl's des Gro fsen. Auf der sog. Bastei , an welche der Bau angelehnt ist, erhob sich die Pfalzburg des genannten Kaisers.

(Korr. v. u. f. D., Nr. 239, a. d. Rgsb. Mgbl.)

49) In Köln ist man dieser Tage beim Ausschachten eines Kellers (in der Frankstrasse) in einer Tiefe von 6 7 Fufs auf einen römischen Mosaikboden gestofsen. Die Dessins dieses Bodens sind sehr zierlich. Die Unterlage ist so morsch und mürbe, dals es schwerlich gelingen wird, den Fund in seiner In- tegrität zu heben; man wird sich wol mit der genauen Constatie- rung des Fundortes uud der sorgfältigen Abzeichnung der Details des Bodens begnügen müssen. Die Villa, zu der dieser Boden gehört hat, lag einige hundert Schritte von der alten römischen Westmauer. Unmittelbar unter dem Mosaikboden fand sich eine nicht unbedeutende Menge von Knochen, ein Beweis, dals man es dort mit einer Stelle zu thun hat, die wahrscheinlich zuerst

als Begräbnifsplatz diente und später zur Anlage einer Villa be- nutzt wurde. Auf demselben Terrain haben sich auch verschiedene andere Reste römischer Kultur gefunden, die von den Arbeitern gleich an einen Antiquitätenfreund veräufsert worden sind.

(Ders., Nr. 219.)

50) An dem Gasthofe „zur Post" in Regensburg wurde am 25. April, bei Gelegenheit der Erweiterung der dortigen Gastlokalitäten, eine aus dem 12. Jahrh. stammende reiche Thor- bogenverzier ung aufgedeckt. Es ist dies unseres Wissens das einzige aus der romanischen Kunstepoche stammende Portal, welches sich an einem Privatbau bis jetzt erhalten hat. Dem Vernehmen nach wird der Besitzer des genannten Gasthofes diese interessante Antiquität, welche eine wesentliche Bereicherung der Reihe frühmittelalterlicher Baureste Regensburgs sein wird, rei- nigen und stilgerecht wiederherstellen lassen. (Das.)

51) Im Departement der Meurthe, zwischen Liverdun und Fronard an der Mosel, hat man eine Begräbnif sstätt e germa- nischer Krieger aufgefunden. Nach den dabei gefundenen Waffen und Geräthen schliefst man, dafs sie von einem der Ein- fälle der Deutschen in Gallien unter der Regierung des Valenti- nian herstammen. In der verhältnifsmäl'sig grofsen Tiefe von 1 Meter 60 Centim. hat man bis jetzt schon mehr als 200 Ske- lette gefunden, sowie auch einen aus Steinplatten zusammenge- setzten Sarg. Aul'ser den Gebeinen fand man eiserne Waffen ver- schiedener Art, Agraffen und Knöpfe von Silber und Kupfer, einen grofsen kupfernen Kamm und zwei zerbrochene Gefäfse, deren Stücke sich aber vollkommen wieder zusammensetzen lie- fen. (Korr. Nr. 230.)

52) Die mit grofsem Eifer betriebenen Ausgrabungen auf dem Platze des römischen Circus in der Rue Monge in Paris (vgl. Nr. 38 der verm. Nachr. im vor. Bl.) führen täglich zu neuen Entdeckungen. Am 19. April hat man zwei menschliche Skelette ausgegraben, die man für Reste von Gladiatoren hält. In der Nähe derselben fand man ein urnenförmiges Gefäfs, wel- ches zweifellos der Zeit der römischen Herrschaft angehört.

(111. Ztg. Nr. 1400.)

53) Fast in der Mitte der Stadt Bromberg sind mehrere Pfunde alter, zum Theil gut erhaltener Münzen gefunden worden, an einer Stelle, wo vor 15 Jahren ein Gefärs mit gleichen Münzen gefunden wurde. Aul'ser den wenigen zu Marienburg ge- prägten, doch unleserlich gewordenen Ordensmünzen von Win- rich von Kniprode 1351—82, Michael Kuchmeister von Sternberg 1414 22 und Ludwig von Ehrlichshausen 1449 69, die sich unter den Münzen befanden, gehören die übrigen ohne Ausnahme polnischen Regenten an und haben ein Alter von 400 Jahren. Die polnischen Münzen sind unter Wladislaw Jagiello 1382—1434, Casimir Jagiello 1434 44 zu Thorn, Danzig, Bromberg und Kra- kau und unter Johann Albert Jagiello 1491—1501 geprägt.

(Danz. Ztg. Nr. 6017.)

54) In Münster (Westfalen) wird wahrscheinlich bald ein interessantes historisches Denkmal, das Wahrzeichen Münsters, der alte Lamberti-Kirchthurm mit don eisernen Käfigen der drei Wiedertäufer Johann Bockold , Krechting und Knipper- dolling zu Grunde gehen. Es ist nämlich daselbst eine durch- greifende, auf 250,000 Thlr. veranschlagte Restauration der Kirche in altgothischem Baustil unternommen worden, wobei zugleich die nicht ganz vollendete Kirche fertig gestellt und der Thurm

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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neu gebaut weiden soll. Für den Fall, dal's die Mittel zu alle dem wirklich nachgewiesen werden, hat man höheren Ortes die Niederlegung des alten, schiefen, eigentlich unschönen und nicht zweckentsprechenden Thurmes zugegeben, mit dem dann freilich auch die 366 Jahre lang dort hangenden historischen Käfige falleu würden, doch dürfte auf ihre Wiederanbringung an dem neuen Thurme, wenn derselbe zu Stande kommt, Bedacht zu nehmen sein. (Zeitschr. f. pr. Gesch. etc., VII. S. 185.)

55) In der alten gothischen Kirche der Stadt Wimpfen (nicht zu verwechseln mit der bekannten Stiftskirche zu Wimpfen im Thal) machte der mit der Renovation des malerischen Schmuckes der Wände beauftragte Künstler, August Noack von Darmstadt, im vorigen Sommer die Entdeckung, dafs ein grol'ses, ganz vergesse- nes Wandgemälde an der Stirnwand eines Seitenschiffes unter altem Anstrich verborgen liege. Seiner Sorgfalt gelang es, die Umrisse eines grofsartig komponierten jüngsten Gerichtes aus der besten Zeit des 16. Jahrh. blofszulegen und durchzupausen. Der Anblick der hiedurch gewonnenen Umrifszeichnung hat unter Künstlern und Kunstfreunden ungetheilte Bewunderung für die er- habene Schönheit und die nur in Einzelheiten sich verleugnende reife Kunst des so glücklich der Vergessenheit entrissenen Werkes hervorgerufen. Der obere himmlische Theil des Bildes ist bis auf einzelne Beschädigungen noch vollständig vorhanden, ebenso die linke Hälfte des unteren Theiles mit der Gruppe der Seligen; bis auf geringe Reste verschwunden ist dagegen leider die Gruppe der Verdammten, sowie theilweise die aus den Gräbern steigenden Todten, indem hier das Gemälde nicht überschmiert, sondern ab- gerieben war. Natürlich wünschte der Entdecker nichts dringen- der, als die fehlenden Theile auf eine wahrscheinliche Weise er- gänzen zu können. Er suchte daher die gleichzeitigen und aus gleicher Schule stammenden jüngsten Gerichte in andern Städten Schwabens auf und entwarf nach übereinstimmenden Motiven der zu Ulm, Weilheim und Nördlingen vorgefundenen Werke eine Er- gänzung, die jede noch erkennbare Spur des Echten in sich auf- nahm. Auf eine photographische Verkleinerung der Pause, in welche die Ergänzung hineingezeichnet war, wurde dann endlich unter genauem Anschlul's an die erhaltenen Farbenspuren des Ori- ginals eine Farbenskizze aufgetragen, die eben in der Darmstädter Gemäldegallerie ausgestellt ist. (Korr., Nr. 172)

56) Zu den merkwürdigsten Erzeugnissen der sog. Minia- turkunst gehören zwei im 17. Jahrh. nach Angabe des Patri- ziers und Kunstfreundes Ilainhofer von mehreren Augsburger Mei- stern in architektonischer, malerischer, plastischer und mechani- scher Weise vortrefflich ausgeführte Werke , die von dem Erstge- nannten im Jahre 1617 an Herzog Philipp II. von Pommern über- bracht wurden. Das eine von diesen ist noch vorhanden in dem jetzt zu Berlin befindlichen „Pommer'schen Kunstschrank", das zweite dagegen, der sog. „Mayerhof" (Schlots und Gehöfte), ist gänzlich verloren gegangen. Eine bildliche Darstellung desselben hat nun der als Dichter und Kunstschriftsteller bekannte Dr. Franz Trautmann im königlichen Reichsarchiv in München entdeckt. Die zwei grol'sen Blätter enthalten in genauester Copie den Grund- ril's und die schon ursprünglich colorierte Totalansicht des ge- nannten Mayerhofes aus der Vogelperspektive. Der Finder machte alsbald hievon dem historischen und dem Alterthumsverein in München eingehende Mittheilung. Die beiden Copien sind von Dr. Trautmann bereits an das Berliner Museum übermittelt, wel- ches ja im Besitz des gleichzeitig entstandenen Kunstsehranks ist. Auch ist eine Photographie der Abbildung durch Hanfstängl in München hergestellt. (111. Ztg., Nr. 1400.)

57) Der internationale Congrefs für Alterthums- kunde und Geschichte, welcher 1867 in Antwerpen und 1868 in Bonn zusammengetreten, wird dieses Jalir vom 20. bis zum 24. September in Basel stattfinden. Etwa zu stellende wissenschaft- liche Fragen sind an das General -Secretariat in Basel (Dr. J. J. Bernouilli, Kanonengasse Nr. 191, wohin man auch wegen des Pro- gramme? sich wenden kann, spätestens bis zum 15. Juni einzusen- den.

58) In Wien ist die Gründung einer his torischen Ge- sellschaft unter dem Titel „Alt-Wien" im Werke , welche sich die Pflege der Geschichte wie der Sage Vindobonas zur Auf- gabe macht. (111. Ztg., Nr. 1400.)

59) Die berühmte Alhambra wird ein Museum für ara- bische und jüdische Alterthümer aufnehmen, wie sie bis- her auf der spanischen Halbinsel meist in Klöstern zerstreut sind. Der Wohlfahrtsminister Echegary hat diesfalls persönlich in Gra- nada die geeigneten Verfügungen getroffen. (Korr., Nr. 222.)

Mittheilungen.

6) Im Verlage von A. W. Kafemann in Danzig erschien und Beschreibung und Abbildung von Paramenteu, als Kirchen-

kann durch alle Buch- und Kunsthandlungen bezogen werden: gewänder, Kelche, Ciborien, Kreuze, Reliquiarien, kleine Altäre,

Die Schatzkammer in der Marienkirche zu Dauzig Bücher-Einbände, alte Kunstdrucke etc.

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Verantwortliche Redaction : A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sehe Buclidiucketei in Nürnberg.

Nürnbergs Das Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird, ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Poatcouvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oestorreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fufs oder 2 Thlr. preul's.

Für Frankreich abonniert man in Strafsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F.Klinck- sieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem

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DEUU VORZEIT

Siebzehnter Jahrgang.

1870.

ORGAN DES GEBMANISCIIEN MUSEUMS.

JV° 6.

Juni.

Wissenschaftliche illittheilungen.

Die Fundstelle des Hildesheimer Silberschatzes.

(Mit zwei Tafeln Abbildungen.) (Fortsetzung).

Die Wallanlagen auf dem Gallberg sind kreisförmig und bestellen aus einem Hügel als Mittelpunkt mit zwei durch Grä- ben getrennten, nicht genau concentrischen Wällen. Der Hügel hat 26, der innere Wallkreis 75 und der äufsere 110 Fürs Durchmesser, während die Stärke der Wälle durchschnittlich 10, und die Grabenbreiten gleichfalls 10 Fürs betragen. Doch mufs bemerkt werden, dafe diese Marse, sowie auch die Höhenabmessungen auf der Nordseite (dem sanfteren Abfall des Berges) gröfser, auf der Südseite (dem steilen Abfall des Berges zugewendet) aber geringer sind, und dafs der Graben unmittelbar um den Hügel der breiteste ist. Wenn der Mit- telhügel 10 Fürs über dem Terrain erhaben ist, so ist der nächste Wall nur 4 bis 6*/« und der äufsere nur mehr 2 bis 5*/» Fürs hoch, und die Grabensohlen liegen l*/> bis 4 Fürs über dem Terrain.

Der Mittelhügel hatte, ehe er im Jahre 1868 durch Ver- tiefung und durch die Anlage einer Bank entstellt wurde, in der Mitte eine kesseiförmige Einsenkung von 2 Fufs Tiefe. Bei dieser Veränderung und Durchgrabung fand man, wie ge- sagt wird, nichts und kam 3 Fürs tiefer auf den gewachsenen, felsigen Boden.

Die ganze Anlage wird die Pappenheims-Küche genannt, und es findet hierbei eine Verwechslung statt, da nicht der katholische Pappenheim hier lag, er hatte im September 1632

sein Hauptquartier nördlich von der Stadt, in Steuerwald, son- dern die protestantischen Braunschweiger es waren, welche seit August des Jahres 1633 bis zum Sommer des darauf folgenden Jahres auf dem Gallberg Laufgräben aufgeworfen und die Stadt beschossen haben.

Die Spuren dieser Verschanzungs - und Belagerungsarbei- ten sind noch deutlich vom Ringwall abwärts nach Norden zu und näher der Stadt, anschliefsend an den Hügel, auf welchem der Galgen stand, in den Feldern zu erkennen.

Der Theil der braunschweigischen Schanzlinien, welcher sich an die alte Wallburg, an den Ringwall anlegt, ist unver- kennbar von dieser zu unterscheiden. Er tangiert mit seinen geradlinigen und rechtwinkeligen Formen der. zweiten Wall- kreis und hat einen entsprechenden Theil des äufsern zerstört und so augenscheinlich gezeigt, dafe hier zwei Anlagen zu verschiedenen Zwecken und aus verschiedenen Zeiten vorliegen. Von dem hier einschneidenden, 20 bis 30 Schritt grofsen, gla- cisförmig umschlossenen Raum, in welchem ein Wachblockhaus während des Winters 1633 auf 1634 gestanden haben wird, folgt die Schanzlinie noch 20 Schritt dem nicht kultivierten Berggrat und zieht dann in rechtwinkeliger Wendung 200 Schritt lang wohlerkennbar den Nordostabhang des Gallberges durch die Felder hinab, einmal durch den Vorsprung einer Halbbastion unterbrochen.

So wenig wie der Zeit des 30jährigen Krieges, kann die Wallburg dem Mittelalter, etwa als Substruktion eines städti- schen Wartthurmes, angehört haben, schon ihrer ganzen, aus concentrischen Wällen zusammengesetzten Form nach nicht,

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dann aber auch deshalb nicht, weil ein solcher allerdings vor- handen, aber wirklich nicht hier, sondern an der 4000 Schritt entfernten Landwehr, welche quer über den Bergrücken von Itzum nach Uppen zog, gelegen war und nebst den beiden, bei diesen Dörfern befindlichen Warten urkundlich genannt wird. Eine Warte auf dem Gallberg war daher weder nöthig, noch wird sie überhaupt irgend erwähnt.

Die Neigung, räthselhafte Dinge durch noch räthselhaftere erklären zu wollen, oder in jedem Felsen, Scherben, Knochen einen Opferstein, eine Opferschale und den Rest eines Opfer- mahles zu sehen, ist uns nicht gegeben; bei dieser Wallburg aber treffen so zahlreiche Anzeichen zusammen, dafs wir aller- dings der Meinung sind, sie sei der Ueberrest einer heidni- schen Kultusstätte, eines Fanums, und es bestimmen uns hier- zu noch einige weitere Gründe.

Neben der oben versuchten Namenserklärung des Berges scheint uns auch folgende ihre Berechtigung zu haben, ja viel- leicht den Vorzug vor jener zu verdienen. Grimm (Mythologie 2, S. 13) sagt, dafs Ultilas bei seiner gothischen Bibelübersetzung das griechische e'iSuXa durch galiuga, galiuga guda, und üdwXsiov durch galiuge staths verdeutscht habe. Wir sehen nun kei- nen Grund, weshalb diese, Götter- oder Götzenbilder und Orte, wo Götzenbilder stehen, bezeichnenden, uns aber ent- fremdeten Wörter, nicht eben so gut, ja besser noch als so viele keltische zur Namenserklärung des Gall- oder Galgberges sollten herangezogen werden dürfen, um uns in ihm einen Ga- liuga-herg zu zeigen, auf dem einst ein Götzenbild, ein Fa- num oder eine Irmensäule gestanden hat.

Traditionen weisen selbst auf die Gottheit hin, welche hier verehrt wurde. Auf dem Nordabhang des Gallbergs zieht sich, vom Osterthor der Stadt ausgehend, ein Flurweg ostwärts, welcher der Heilige Weg genannt wird. Nach derselben Richtung zog ehedem am Samstag vor Pfingsten ein festliches Geleite mit dem Maigrafen zu dem Pafs in der Landwehr bei Uppen, in das Ilsenholz, das sich von dem mehrgenannten Bergrücken, dem Knebel- und Ilsenberg, in die Ebene hinab erstreckt. Der Mairitt aber, der sich auch anderwärts als uralter Gebrauch fand, oder noch findet, wird anerkannterma- fsen als die Einholung der siegreichen Frühlingsgöttin gedeu- tet. Derselbe wird in dem Tagebuch des Joachim Brandis vom Jahr 1577 und 1585, in Lauenstein's diplomatischer Hi- storie des Bifsthums Hildesheim (1741), Lüntzel's Geschichte der Diöeese und Stadt Hildesheim (1858) und nach mündli- ehen Ueberlieferungen in K. Seifart's Sage etc. aus Stadt und Stift Hildesheim (1854) ungefähr so beschrieben: Ein belieb- ter und angesehener junger Bürger wurde von dem Riede- meisteramt vorgeschlagen und vom Magistrat gekürt. Am Morgen des Samstags vor Pfingsten ritt er, begleitet von sei- nen Verwandten und Freunden, zwischen den beiden Riede- meistern, denen der Stallmeister und die Diener des städti- schen Marstalls vorritten, zum Osterthor hinaus nach dem Up- pener Pafs, durch die Landwehr und in den Wald llsede.

Dort überwiesen ihm die Holzgeschworenen der sieben benach- barten und berechtigten Dörfer ein Fuder „Mai", d. h. 60 bis 70 Bund grünes Strauchwerk, nicht mehr und nicht weni- ger als auf einem mit vier Pferden bespannten Wagen aus dem Holz geschafft werden kann. Wenn der Mai aus dem Holz heraus und in den Pafs gefahren war, so gab der Maigraf seiner Begleitung, den Holzerben und (zur Zeit der Aufzeich- nung) den paradierenden und salutschiefsenden Stadtsöldnern, die auch hierher marschiert waren, eine Collation an Essen und Trinken, wobei Krebse nicht fehlen durften. Das währte bis Nachmittag 3 oder 4 Uhr, dann wurde der Maigraf, mit dem Maikranz am Hals oder schräg über die Brust, unter Mu- sik und Kanonendonner zum Göschenthor herein in die Stadt geleitet und der Mai an die Kirchen, Rathsherren und Freunde vertheilt und umgeschickt. In den darauf folgenden Tagen schlofsen Gastereien und Trinkgelage sich an das Fest an. In spätem, nüchternem Zeiten hörte die Feier allmählich auf und beschränkt sieh jetzt auf ein paar grüne Zweige auf den Kirch- thürmen oder über den Thüren mancher Häuser und auf den Gebrauch der jungen Leute, am Pfingstmorgen in das Itzumer Holz zu ziehen, um dort grüne Zweige und Blumen zu sam- meln und so wenigstens die Continuität des Festes mit dem zu beiden Seiten des Bergrückens hinabreichenden Walde zu erhalten und zu beweisen. An den Maikranz erinnert nur noch die Helmzier des Stadtwappens, welche, wie das Wappen von Magdeburg, eine Jungfrau mit einem Kranz in den Händen darstellt.

Uppen und der Wald llsede liegen, wie erwähnt, ostwärts von der Stadt, und es bildet der Ilsenberg ein Mittelglied des vom Harze zum Gallberg sich ziehenden Bergrückens. Dieser Rücken wurde im Anfang des 15. Jahrb., als alle Städte ihr Weichbild mit Landwehren umgaben, gleichfalls von einer sol- chen durchschnitten. Im Jahr 1429 wird „die Landwehr to Isenem" zuerst erwähnt. Sie zieht als ein 25 Fufs breiter Wall mit 10 Fufs tiefen Seitengräben von dem auf der Nord- seite liegenden Uppen durclvs Holz zu dem auf der Südseite im Innerstenthal gelegenen Itzum (Isenem, Ilsenheim). Sie sperrte hiedurch jede Communication in der Richtung des Bergrückens, während nur in Uppen und Itzum die nach diesen Dörfern benannten Pässe offen blieben, oder vielmehr durch Thürme oder Warten in der Landwehr gesperrt werden konn- ten. Wenn daher in älteren Zeiten der Heilige Weg über den Rücken des Gebirges lief, und der Mai auf diesem Weg eingeholt wurde , so ist es eine nothwendige Folge der Land- wehranlage und der Lage des Uppener Passes, dafs dieser Weg auf den nördlichen Abhang des Gallbergs hinab verlegt und, wie der Malritt, nach jenem Passe gerichtet wurde. Wir kön- nen daher mit einiger Wahrscheinlichkeit aus seiner heutigen auf die frühere Lage des Heiligen Weges und auf die Richtung des Mairitts über den Gallberg schliefsen.

Aus der Art, wie an andern Orten, auch in Dänemark und Norwegen, die Feier stattfand, indem zwischen Reitern,

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welche als Winter mit Pelzen, und anderen, welche als Som- mer mit grünem Gezweige und Blumen vermummt waren, gekämpft wurde, bis der Sommer siegte, erkennen wir, dafs wir auch liier nur den Rest einer alten Frühlingsfeier vor uns haben, bei welcher Hulda, dem Lande Fruchtbarkeit bringend, ihren Einzug hielt.

Auch zur Wintersonnenwende, am Weihnachts-Heiligabend, wurde in Hildesheim ein Umzug mit Mummerei, dem Schau- teufel, gehalten, von dem das Schauteufelkreuz und eine Strafsenecke den Namen erhalten haben. Auf dem Lande dauert der Gebrauch unter dem Namen Aschbeutel noch fort. Die jungen Bursche ziehen, vermummt und mit einem Strumpf voll Asche versehen, herum, schlagen und schwärzen sich unter einander, oder wem sie begegnen, eine Sitte oder, wie die Polizei sagt, eine Unsitte, welche auch bei dem merk- würdigen „Wild f euer" in dem benachbarten, 3 Stunden nord- westlich gelegenen Hohenhamelu stattfindet.

Ein anderer auf das heidnische Alterthum in Hildesheim hinweisender Gebrauch war „das Steinigen des Jupiter" am Samstag vor Lätare auf dem Domhofe. Dahin wurde von einem Bauer aus Algermil'sen (2 Stunden nördlich von der Stadt), welcher dafür eine Hufe Laudes innehatte, ein kegel- förmig zugerichteter Holzklotz von Manneshöhe gebracht und in die Erde gesetzt, dann von Schülern und Knaben mit Stei- nen beworfen und von andern wieder aufgesetzt , bis man ge- nug hatte, oder der Götze zertrümmert war. Derselbe Ge- brauch bestand auch bei einem andern karolingisch -sächsi- schen Bischofssitz, in Halberstadt, und wird als eine Erinne- rung an den Umsturz der Irmensäule oder anderer Göttermale gedeutet.

Endlich ist noch der Osterfeuer Erwähnung zu thun, welche ehedem am Osterabend auf den Bergen angezündet wur- den und auch einigen Höhen der Umgegend den Namen gaben. Solche Feuer wurden namentlich auch auf dem Gallberg an- gebrannt und dabei ein mit Stroh umwundenes Rad den Berg hinab gerollt. Auf eben diesem Berge suchte man in der Jo- hannisnacht das Johannisblut, das als ein Tropfen an der Wurzel des Habichtskrautes (Hieracium pilosella) hängt, und bewahrte es als heilsam und glückbringend in einem Federkiel auf. Auch liegt daselbst, gleich 100 Schritte neben der Wall- burg, die Gertrauden -Kuhle, so benannt, wie es heifst, weil hier eine Hexe Gertraude verbrannt worden; und wohl mag dem so sein, nur dafs man sie mit dem Bildnifs der Hilda ver- wechselt. Denn nach Simrock (Mythologie 387) wurde die verborgene Erdgöttin Hilda noch unter andern Namen verehrt; an ihre Stelle trat Gertraude, welche, wie sie, den Frühling brachte und gleichfalls den Seelen der Verstorbenen die erste, sowie St. Michael (als Wuotan) die zweite, Nacht Aufenthalt gewährte. So mag auch hier der Name Gertraude gebraucht sein, weil man den der Hilda scheute.

Bedenken wir, wie spärlich die Nachrichten sind, welche uns von dem Kultus der Germanen überliefert worden, und wie

die beste Fundgrube für unsere Kenntnifs der alten Götter, ih- rer Attribute und ihrer Verehrung in Lokalsageu , Märchen, Sprüchen und Gebräuchen beruht, so müssen wir um so größe- ren Werth auf diese legen. Wir gedenken deshalb hier noch einer Quelle, welche, dicht vor den östlichen Mauern der Stadt gelegen, gleichfalls, wie uns scheint, ein Gegenstand des Kultus der Cherusker oder Ostphalen war. Es ist dies die Sülte, welche jetzt den größten Theil der Stadt mit Wasser ver- sorgt. „Auf der Ostseite unserer Stadt," so heifst es im Le- ben des heiligen Godehard, „war ein schrecklicher Pfuhl, der von den dort Vorübergehenden wegen mancherlei Greuel mit Schauder angesehen wurde, weil dort, wie man glaubte, so- wohl bei Tag wie bei Nacht fürchterliche Erscheinungen ge- hört oder gesehen wurden. Der Sumpf wird wegen des Salz- gehaltes der Quelle, die inmitten desselben aufwallt, Suiza, Sülte genannt. Nachdem Godehard dies zwei Jahre mit an- gesehen und von den phantastischen Erscheinungen, die das Volk schreckten, gehört hatte, gieng er dem Sumpf mit dem Kreuze und mit den Reliquien der Heiligen zu Leihe und rich- tete sich dort eine Wohnung ein , indem er im Jahr 1023 in- mitten der drohenden Gefahr eine Kapelle zu Ehren des heiligen Apostels Bartholomäus erbaute, und nachdem diese im darauf- folgenden Jahre vollendet und geweiht worden war, allem hölli- schen Spuk von Grund aus ein Ende machte. So war der Ort für alle, die dahin kamen und dort (vielleicht wegen Hautkrank- heiten) verweilten angenehm und frei von Anfechtungen." Die Kapelle wurde mit einer Herberge für Arme und Pilger verbun- den, neben welcher sich bald nachher das Kloster „zur Sülte" erhob. Wir sehen hier im Kleinen wieder, was wir schon bei der Gründung des Bisthums erfuhren : dafs durch die Anlage eines christlichen Gotteshauses von einer heidnischen Kultus- stätte Besitz ergriffen und jeder zurückgescheucht wurde , der sich etwa, noch zum alten Aberglauben hingeneigt, der Quelle nahen wollte ; denn häßlich und als Höllenspuk erschienen vor der christlichen Lehre alle Götter und Göttinnen, so hold und wohlthätig auch der alte Glaube sie ausgemalt hatte.

Die Suite war, wie wir hier erfahren, und wie schon der Name vermuthen liefs denn Sultzer heifsen die Händler, die mit Salz hausieren eine Salzquelle und mufste auch als solche für die alte Landesbevölkerung grofsen Werth haben, da noch iin vorigen Jahrhundert Baring (Beschreibung der Saala etc.) einer Salzquelle bei Wallensen, 4 Meilen südwest- lich von Hildesheim, erwähnt, aus welcher die umliegenden Ortschaften Wasser zum Kochen holten. Die Suite jedoch hat ihren Salzgehalt allmählich verloren, so dafs sie, wie gesagt, jetzt die Brunnen der Altstadt speist.

Wir wissen, dafs die mit christlichem Abschen Frau Holle genannte Göttin Holda, Hulda oder Hilda als ein himmlisches, die Erde umfassendes Wesen verehrt wurde. Sie thront auf Wolken, und wie Donar den Regen, so sendet sie den Schnee ; der fällt, wenn sie ihr Bett macht, und die Federn fliegen. Sie liebt den Aufenthalt in Brunnen und Seen, wo sie, wie

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die Mutter Gottes im Cunibertsputz zu Köln, die Kinder auf blumiger "Wiese um sich hat.

Berlin. A. v. Co hau seil, Oberst.

(Fortsetzung folgt.)

Lateinische Reime des Mittelalters.

V.

Dolus mundi.

Es ist kein unbekanntes Stück, welches ich hier mittheile ; vielmehr ist es schon 1553 von Naogeorgos, d. h. Kirchmeyer, herausgegeben und aus seiner seltenen Sammlung 1847 von Edelestand du Meril wiederholt in seinen Poesies populaires, p. 136 144. Dann gab ich 1861 einen Abdruck in meinen Monumeuta Lubensia nach einer Breslauer Handschrift, welche aus dem Kloster Leubus stammt, damals wegen Mangels an Hülfsmitteln ohne Kenntnifs der früheren Ausgabe. Wieder gab es 1865 als Novität C. Höfler in den Geschichtschreibern derhu- sitiseben Bewegung in Böhmen II, 51 57 (Fontes Rerum Austr. SS. VI) aus einer Prager Handschrift, ohne von einem früheren Abdruck zu wissen. Auch in Böcking's Ausgabe der Opera U. Hutteni, Suppl. I, 500 steht ein Stück daraus, ohne dafs dem gelehrten Herausgeber der Ursprung bekannt war. Es scheint demnach nicht, dafs diese offenbar einst beliebte und verbrei- tete Satire und Bufspredigt zu bekannt sei, um sie noch ein- mal zu wiederholen. Alle Abdrücke sind nämlich mehr oder weniger mangelhaft. Nun wufsle ich schon lange aus Denis I, 2319, dafs auch in Wien eine Abschrift ist, im Cod. 883, der aus der Abtei Camp stammt, und da die Gelegenheit sich dar- bot, habe ich eine Abschrift davon genommen. Die Schrift könnte wohl noch aus dem 13. Jahrhundert sein; von jüngerer Hand ist die Ueberschrift : Speculum mundi. Der Text ist fast fehlerfrei und stimmt meistens mit dem ersten Druck überein. Eine andere Abschrift im Wiener Cod. 4117, f. 86 89 habe ich zu spät bemerkt, um sie auch noch benutzen zu können.

Es würde mir nun leicht sein, eine ganze Wolke von Va- rianten zu geben; allein das hätte bei einem solchen Gegen- stand'keinen Sinn. Meine Absicht ist nur, einen lesbaren und in seiner Art correcten Text zu geben, und das ist mit den vorliegenden Hülfsmitteln leicht zu erreichen. Häutig könnte man auch eine andere Lesart ohne Schaden vorziehen; aber der Sinn bleibt derselbe, and die Anführung schien mir über- flüssig.

Viri1) fratres, servi dei, Sed audite propter deum

Nun vos turbent verba-) Flebilem sermonem meum.

mei,

') al. Cari fratres. Jenes ist eine sehr häufige Anrede im N. Testament. *) Der alte Druck bat : rythmi.

5 Mundum dolens cireuivi, Fidem undique quesivi : Ubicunque fidem quero, Vel in plebe vel in clero, Vel in claustro vel in foro,

10 Ubi fides sit ignoro. Fides nullibi apparet, Totus mundus fide caret, Filius non servat patri Fidem neque frater fratri.

15 Heu de sede sua ruit Fides, que tarn firma fuit Quondam, et pro ea dolus Triumphat per orbem solus, Tarn potenter et tarn dire,

20 Ne quis possit contra ire. Quidquid dolus iubet esse, Hoc implere est necesse.

Clerus populusque totus Dolo subiacet devotus.

25 Dolus papam, cardinales Et episcopos totales Regit et ubique reges. Dolus glosat sibi leges, Dolus omnia pro voto

30 Disponit in orbe toto. Qui cum dolo conversantur, Uli sunt qui prineipantur, Sed qui vere dolum nescit, Est abiectus et vilescit,

35 Et vocatur ydiota,

Nee est dignus una yota.

Prelati ecclesiarum Habent dolum valde carum, Nam per eum prebendantur

40 Et potenter doininantur. Estiino pro sensu meo, Quod prebendas non pro deo Pure dant, sed mos est

sibi : Da miclii, tunc dabo tibi.

45 Sic ad invicem colludunt, Atque pauperes exeludunt. Qui redonant, illis datur, De egenis nil curatur. Heu quamobrem non at- tendunt

50 Quod sie Christi bona ven- dunt, Que preeepit deus dari

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Gratis et non venumdari? Symcnizant, et est equum, Quod mercedem sumant se-

cum. 55 Miror tunc quid respon-

debunt Ante deum dum parebunt, Responsuri de re gesta, Si sit vilis vel honesta, Ubi genus, res, honores 60 Nemini sunt adiutores, Sed qui bonum hie gesse-

runt, Uli soli salvi erunt. Advertatis vos prelati, Quantum oportebit pati 65 Post hanc vitam pro pec-

catis, Et que iusta sunt agatis.

Curati et sacerdotes, Possidentes amplas dotes, De salute animarum

70 Subditorum curant parum. Nichil curant quam habere Et hominibus placere. Non adverlunt ad clamores Pauperum, sed claudunt fo- res.

75 Sic non subditis ut debent, Formam bone vite prebent Sed per pravos suos mores Multos dueunt ad errores.

Canon regula vocatur, 80 Hinc canonicus derivatur, Eo quod sub regulari Vita debet famulari Cum devocione deo. Modo curant nil de eo, 85 Sed libentius ad forum Currunt quam frequentant

chorum. Vestcs militares ferunt, Nichil quam mundana que-

ruut. Non impertiuntur dignis 90 Suas ope«, sed malignis. Quidquid eis superesset, Hoc pro deo dandum esset: Modo habent tarn avarum

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Cor, quod nichil dant vel parum.

95 Uli qui in claustris degunt, Juxta normarn se non re-

gunt, Patres quam instituerunt, Sed que vetita sunt que-

runt. Vestes deferunt claustra-

les, 100 Sed in mente non sunt

tales, Quia sub religiosa Veste Iatet mens dolosa. Rixas, lites et rancores Habent inter se maiores 105 Monachi et moniales, Quam persone mundiales. Qui vult Sathane servire, Debet claustrum introire. Mali cogunt ibi bonos, 110 Ut cantent eorura tonos').

Item fratres mendieantes Omnes fere sunt trupban-

tes. Parent quasi sint devoti, Cum sint tarnen nequam

toti. 115 Quidquid predicant ser-

mone, Raro complent actione. Metunt ubi non severunt, Semper plus quam sua

querunt. Oves alienas tondunt 120 Et parrochias eonfundunt. Dantibus applaudunt care, Sed qui nichil possunt

dare, Vel eis replcre nianum, Ulos mittunt ad plebanum.

125 Pulcre perorare sciunt: Qui credunt deeepti fiunt. Per verborum apparatum Aures pruriunt'2) magna-

tum ; Valdc diligenter notant,

130 Ubi divites egrotant:

Ibi curruut, nee cessabunt, Donec ipsos tumulabunt. Sed ad casas miserorum Non aeeedit quis eorum.

135 Puto vero quod prodesset Nunc in mundo quod non

esset Nullus ordo mendiealis Sive seeta beginalis Postquam tantum aecreve- runt,

140 Lex et fides perierunt, Et totius mundi Status Est in pravum commutatus. Utrum culpa sit eorum, Novit conditor eunetorum3).

145 Cesar, reges, marchiones, Duces, comites, barones, Omnes prineipes terrarum, Possident de fide parum. Inter omnes vix est unus,

150 Quin respieiat ad munus, Et iusticiam postponat, Pro eis qui 4) dona donat. Per tyraunidem et guerram Undique disponunt 5) ter- ram.

155 Magis querunt christianos Debellare quam paganos. Non verentur nee formi-

dant, Quod innoeuos oeeidant. Cur tarn diu sinit deus,

160 Quod oeeidit iustum reus ?

') Diese beiden Verse finden sich nur in den alten Drucken, aus welchen Du Meril und Böcking schöpften.

1) penetrant haben die alten Drucke , premunt die Broslauer Handschrift.

3) Die Wiener Handschrift hat : factor conditorum.

4) d.h. wol : pro eo qui eis d.d. Die Breslauer Handschrift hat : pro qui eis.

5) oder Dissipant ubique, nach der Prager und Breslauer Hand- schrift.

Quondam milites Statut i Erant, ut per eos tuti Essent vidue, pupilli Et clerus, nunc autem illi 165 Tales minime defeudunt, Sed predantur et incen-

dunt Cor eorum magis pronum Est ad malum quam ad

bouum.

Cives, nobiles, communes, 170 Raro doli sunt immunes Nobiles iniuriantur, Cives vero fenerantur.

Tot et tauti sunt reatus, Et tarn pravus nunc est

Status. Natus ante annos mille, 200 Vere felix fuit ille.

0 quam venenosa pestis ! Fenerator, falsus testis, Für, periurus, latro, mechus, Homicida, tantum decus 205 Habent tanquam probi viri. Quidquid potest nunc ac-

quiri, Sive bene sive male, Est hominibus equale. Nullus devitatur questus,

De communibus vix ullus 210 Quantumcunque inbonestus.

Est fidelis sive nullus. 175 Naute maris et coloni, Qui fuerunt qunndam boni, Sic pervertit eos dolus, Quod vix iustus unus solus.

Item mundi mercatores, 180 Quid sunt quam defrau-

datores : Sive emun't sive vendunt, Semper fallere pretendunt. Deum sauetosque periu-

rant Et mentiri parum curant. 185 Quando boni nummi va-

dunt, Statim eos igni traduut, Quod manet est paganien-

tum '), Scoria et non argentum. Sic confundunt mundum

totum, 190 Istud undique est notum. 230 Ab errore falsi mundi

Pondus, numerus, men- Tempus est nos emendandi,

sura, Vere tempus est plorandi.

Simul omnis mercatura, Seimus quia transit bora,

Sic per eos sunt infecte, Redeamus sine mora.

Quod vix ullus agit recte. 235 Redeamus, non tardemus, 195 Nisi deus opem prestat, Vitam nostram emendemDS.

Dcperire mundum restat: Nemo debet desperare,

') So die Wiener Hs.; im alten Druck: Sicque manet p.

*) d. h. Mals, wie es scheint. Dueangc, ed. Ilenschel, I, 775b.

3) Die Wiener Handschrift und der alte Druck, welchen ich sonst meistens gefolgt bin, haben dreimal nos, was aber, nament- lich vor redeundi, doch nicht wohl angeht.

Lex et diseiplina perit, Nemo quod est iustum que-

rit. Nemo facit id quod debet; Nemo alteri hoc prebet,

215 Quod habere vult ab eo. Nemo curat iam de deo, Nemo tenet modo briam*), Nemo vadit reetam viam, Nemo novit unseren,

220 Nemo curat confiteri, Et quanivis confiteatur, Indc parum emendatur. Jam nee popnlus nee clerus Est in suo facto verus.

225 Liquet fratres quod erra- mus. Tempus est ut redeamus. Tempus est nunc") conver-

tendi, Tempus est nunc pcnilendi, Tempus est nunc redeundi

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Nemo debet dubitare Tarn miserieors est deus : 240 Nullus vivit ita reus, Heidelberg.

Quin si veniam precetur Deus eius miseretur1).

W. Wattenbach.

') Dieser Sprachfehler im letzten Wort hat in der Prager Handschrift zu der Aenderuug geführt: Fiat cuilibet sicut mere- tur. Allein das pafst weder zum Sinn, noch in den Vers.

Der Pfeiler im Mainzer Dom.

Man war bisher gewohnt, den Pfeiler, welcher im Mainzer Dome zwischen Mittelschiff und Ostchor eingebaut ist, nur vom Standpunkte der constructiven Notwendigkeit aus zu betrach- ten, indem man in ihm blos eine Stütze sah, welche der un- verhältnil'smäfsigen überlast, die auf dem alten Arcus Iriumpha- lis ruht, begegnen sollte. Seit vor fast 15 Jahren die Restau- ration des Domes eingeleitet ist, dreht sich fortwährend die Frage um diesen Pfeiler, der als Stein des Anstofses erschien und auf dessen Beseitigung man darum dachte, um den inne- ren Raum des Mittelschiffes und des Ostchores dann zu einem großartigen Ganzen zu vereinigen.

Während die Gründe, welche in der gothischen Bauperiode bestimmend waren, den Pfeiler einzusetzen, klar vor Augen liegen, herrschte grofse Unklarheit über die Zeit, wann die Er- bauung desselben stattgefunden habe, wie über den ganzen Ge- danken, welchen seine Erbauer mit ihrem Werke verbanden.

Die neuesten Untersuchungen lieferten zwar den Beweis, dafs der ganze Pfeilerbau unter obstructivem Gesichtspunkte verfehlt war, indem derselbe allerdings für eine senkrecht wir- kende Last genügend sein konnte, indefs von seinen Erbauern die Wirkung des seitlichen Schubes der Kuppel dabei völlig aufser Augen war gelassen worden. Wir übergehen diese Seite der Fragen und theilen nur in Kürze die neuesten Resultate über Bauzeit und Ausstattung des Pfeilers mit, welche bei Beseitigung der grofsen Zopfaltäre am Fufse desselben sich neuestens ergabeu.

Als nämlich vor wenigen Wocheu der Fufs des Pfeilers und die unteren Theile der seitlichen Einbauten freigelegt wurden, zeigten sich die Ansätze von Bogen, in den Ecken Säulchen mit Kapitalen, ferner eine Masse von Sculpturfrag- meuten und endlich, nach Entfernung der Tünche, reichliche Spuren von Wandmalereien unmittelbar auf den Steinnaehen des Pfeilerbaus. Damit stand die Thatsache fest, dafs der Unterbau des Pfeilers mit einem Lettner in Zusammenhang war, und dafs die Vermuthungen welche hierüber von ein- zelnen Seiten waren ausgesprochen worden, sich als wohlbe- gründet erwiesen.

Nach den Gewölbeansätzen zu schliefen, zerfiel der Lett- ner in fünf Traveen, zwischen welchen zwei Durchgänge sich öffneten. Auch die Tiefe des Lettnerbaues läfst sich jetzt ge-

nau bestimmeu. Gegen Osten hin lagen die Durchgänge mit dem ganzen Pfeilerbau in einer Linie ; gegen Westen hingegen trat die Bogenstellung, deren Profil noch an den Längeumau- ern ersichtlich ist, so weit nach dem Schiffe zu heraus, als zur Ueberdachung der darunter befindlichen Altäre nothwendig war, und blieb hier in der Linie mit der Stirnseite der Chor- mauern. Da die jetzige Bodenlage gegen früher beträchtlich erhöht worden, so ist wohl möglich, dafs beim Abräumen sich noch weitere Anhaltspunkte ergeben.

Die aufgefundenen Trümmer lassen annähernd vermuthen, welcher architektonische Reichthum an diesem Bautheile ent- faltet war. Man kann sich der schmerzlichsten Gefühle nicht erwehren, wenn man sieht, wie in wahrhaft barbarischem Un- verstand mit Mühe und Kosten eine solche Perle gothischer Architektur zerstört wurde, um den geschmacklosesten Zopf an die Stelle zu setzen. Gründe der Nothwendigkeit lagen nicht vor ; es geschah aus blofsem Geschmacksfanatismus im 17. Jahrhundert.

Die Details zeigen im Allgemeinen sehr entwickelte gothi- sche Formen ; das Laubornament und sämmtliche Profile sind von elegantester Zeichnung und meisterhafter Ausführung. Nach dem Schiffe zu öffneten sich fünf Bögen mit Wimpergen, deren Schenkel auf phantastischen Köpfen aufsetzen, über den freistehenden Säulen oder polygonen Pfeilern. Die Gewölbe waren , wie aus den Bruchstücken ersichtlich , aus mannigfach durchschneidenden Rippen gebildet, in deren Kreuzungswinkeln freies Laubornament sich einfügte ; reichverzierte Schlufssteine schmückten die Mitte der einzelnen Felder. Von allen diesen Theilen haben sich Einzelheiten vorgefunden und werden als interessante Fingerzeige bewahrt.

Die zahlreichen Farbenspuren an diesen Fragmenten be- weisen, dafs der ganze Lettner aufs reichste polychromiert war. Aufserdem waren die Wandflächen unter dem Lettner mit figürlichen Darstellungen geziert, und es ist gelungen, die- selben von Mörtelschichten und Tünche so weit zu befreien, dafs der Gedanke der Darstellung und die Art der Ausfüh- rung sich erkennen lassen. Die Bilder selbst entsprechen den Stiftungen, welche mit den drei Altären verbunden waren.

Der mittlere Altar vor dem Fufse des Pfeilers war der heiligen Jungfrau gewidmet.

Von den beideu Seitenaltären war der auf der Marktseite ursprünglich den Heiligen Valentinus, Bartholomäus und Chri- stophorus geweiht, der auf der Südseite dem heiligen Aegi- dius. Die Stiftung dieser beiden Altäre ist für die Bestim- mung der Bauzeit des Lettners und damit gewi.s auch des Pfeilers von entscheidender Wichtigkeit. Der Altar des hei- ligen Christoph wurde nämlich durch den Decan des Dorastifts Peter von Udenheim dotiert; derselbe starb 144S und fand sein Grab vor den Stufen des Altares. Bleibt in diesem Falle die Erbauungszeit des Altares selbst unentschieden, so erwähnt die Stiftlingsurkunde der correspondierenden Vicarie des heili- gen Aegidius ausdrücklich der Erbauung des Altares, worauf

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die Fundation gemacht wurde ; Marquardus von Praunbeim stiftete nämlich eine Vicarie und legte dem jeweiligen Inliaher derselben die Verpflichtung auf, in jeder Woche an dem Al- tare des heiligen Aegidius, „der vor dem Eisernen Chore neu erbaut und consecrirt worden,-' drei heilige Messen für den Stifter, dessen Familie und deren Wohlthäter zu lesen. Die bezügliche Urkunde ist von dem oben erwähnten Decan Peter von Udenheim am 21. Juni 1446 ausgestellt. Von beiden Al- tären hat sich keine Spur erhalten; indessen gelang es auch hier, die Wandgemälde, welche über der Mensa derselben un- mittelbar auf die Steinflächen des Pfeilerbaues gemalt waren, unter der Tünche aufzufinden. Ueber dem Christopkorusaltar zeigte sieb, gleichfalls auf lichtrothem Grunde, der mit kleinen Rosetten besäet ist, die Figur des heiligen Christoph nach der Mitte gewendet, auf der rechten Schulter das Jesuskind, in der Linken einen grünenden Baum. Die Mitte der Fläche nimmt eine Figur der heiligen Jungfrau ein, die unter einem viereckigen, innen flach gewölhten Baldachin von spätgothischen Formen steht. Von einer dritten Figur ist nur noch der Hei- ligenschein und ein Theil der Schulter sichtbar. Ueber dem Aegidiusaltare auf der Südseide kam eine grofse Figur in schwarzem Mönchskleide zum Vorschein, die auf einem reichen, gothischen Thronsessel sitzt, wahrscheinlich der heilige Abt Aegidius ; zu Fül'sen kniet in Zweidrittellebensgröfse der Stifter, nach der Mitte gekehrt, die Hände gefaltet und mit dem wei- fsen Chorkleide angethan. Der gemalte Fufsboden des Bildes ist farbig getäfelt. In Zeichnung und Färbung stimmen die Bilder der drei Altäre genau überein. Die Zeichnung ist von fester Stylisierung, frei von aller Manier und Härte. Die klei- nen Engel und die Figur des Jesuskindes lassen trotz der ar- gen Beschädigung immerhin noch etwas von jener Anmuth er- kennen, welche namentlich der Kölnischen Schule jener Zeit eigen ist. Am Besten ist die Figur des Donators an der Stelle des Aegidi- Altars erhalten; aber auch hier fehlt der Kopf. Weitere Spuren von Malerei zeigen sich auf der Nordseite an den in den Krypta- Eingang eingesetzten Fenstern; aul'ser ei- nem Wappenschild ist jedoch nichts mehr zu erkennen.

Fassen wir die verschiedenen Momente zusammen, so kann es nicht zweifelhaft sein, dafs der Lettner mit den Altar- bauten um 1440 45 errichtet worden ist. In diese Zeit ist gleichfalls die Entfernung der Krypta zu setzen, und mit gro- fser Wahrscheinlichkeit fällt die Erbauung des Pfeilers mit den gedachten Veränderungen zusammen. Obwohl in die Struc- tur der unteren Theile desselben sich noch kein völlig klarer Einblick gewinnen läTst, so zeigt sich doch zur Genüge, dafs der Pfeiler mit dem Lettner nicht blos in einer äufserlichen, unorganischen Verbindung stand. Spricht schon von vorn- herein die Erwägung dagegen, dafs ein so gewaltiger Baukör- per nicht so voraussetzungslos an die Rückseite des Lettners gesetzt werden konnte, ohne den Bestand des Letzteren zu alterieren, so zeigt die Verbindung der Werkstücke, von wel- chen- seiner Zeit die Ansätze der Lettnergewölbe weggehauen

worden, das dieselben integrierende Bestandtheile des Unter- baues des Pfeilers sind. Unter diesen Votaussetzungen wäre somit der Pfeiler mit dem Lettnerbau als ein organisches Ganze aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zu betrachten. Historische Daten, Bauformen und construetive Momente wei- sen vereint darauf hin ; dafs die Detailbildung des Pfeilers ge- gen diese Annahme könnte angerufen werden, möchten wir kaum glauben. Dieselben sind zwar entschieden spätgothisch, aber keineswegs der allerletzten Zeit angehörig. Und was wäre damit gewonnen, wenn man dem Pfeiler für sich eine spätere Entstehungszeit zuwiese und etwa zur Erklärung der einheitlichen Structur von Pfeiler und Lettner einen gänzlichen Umbau des letzteren annehmen wollte ? in der Sache selbst nichts. Zudem fehlt jeder historische Anhalt, während die oben bezeichnete Periode von 1440 45 eine historische Unter- lage bietet, mit welcher die architektonischen Momente leicht und ohne gewaltsame Combiuation sich Zusammenfügen.

Ueber den Erbauer des Pfeilers fehlen directe Nachrich- ten. Es ist nur im Allgemeinen bekannt, dafs noch im Jahre 1436 Johannes Weckerlin Baumeister des Domes gewesen. Im Jahre 1440 wird als Werkmeister des Domes Peter Esse- ier erwähnt. Derselbe gehörte dem weitverzweigten Architek- tengeschlechte der Eiser (auch Oelser, Oeller, Eseler, Esseier) aus Alzey an; im Jahre 1159 treffen wir einen Nikolaus der- selben Familie als Dombaumeister in Mainz. Er kehrte um Nördlingen hierher zurück, nachdem er daselbst am Bau der Georgskirche, sowie in Augsburg, Rothenburg und Dinkelsbühl thatig gewesen. Sein gleichnamiger Sohn hatte ihn auf diesen Wanderzügen begleitet und genofs gleich seinem Vater bedeu- tenden Ruf in seiner Kunst. Noch im Jahre 1509 ist der jüngere Nikolaus Eiser als Werkmeister im Dienste des Mainzer Domcapitels. Wahrscheinlich führte sonach ein Eiser den Bau des Pfeilers aus.

Wir können diese Zeilen nicht schliefsen, ohne der künst- lerischen Seite des oben entwickelten Pfeilerbaues ein Wort zu widmen. Dafs derselbe unter construetivem Gesichtspunkte ein ungenügendes Ilülfsmittel war, welches die intendierten Func- tionen nur theilweise und sehr unvollkommen erfüllte, mag hier nochmals im Vorübergehen erwähnt weiden ; er gereicht inso- fern seinen Erbauern nicht eben zu besonderer Ehre. Abgesehen hiervon war aber durch die Verbindung des Lettuers mit dem Pfeiler das Problem nach seiner künstlerischen Seite in einer höchst vollendeten Weise gelöst, indem der über die ganze Breite des Mittelschiffes gezogene Lettner dem schlanken Mit- telpfeiler zur reich gegliederten Basis diente und seine Höhe in der Wirkung für das Auge verminderte. Die offenen Ar- kaden standen ihrerseits mit den schmal geschlitzten Durch- lässen im Einklang durch ihre gleichgestalteten Linien. Die durchbrochenen Balustraden und der reiche Schmuck von Sculp- turen und Malereien, welche die unteren und oberen Theile des Einbaues bedeckten, verbanden das Ganze zu noch gröfse- rer Einheit. Nehmen wir dazu die reizende Wirkuug der

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Durchsichten, wie sie unter und üher dem Lettner durch die Thüren und die hohen Bogenöffnungen darüber sich bildeten, so unterliegt es keinem Zweifel, dafs der östliche Theil des Mittelschiffes von einer unvergleichlich malerischen Wirkung gewesen sein mufs und insofern selbst eigenthümliehe Vorzüge vor der einfachen Gröfse einer gleichartigen Architektur hatte.

Mainz.

Friedrich Schneider.

Die Kirche zu Römhild: deren Geschichte, Bau uud Merkwürdigkeiten.

(Fortsetzung.)

Der Baumeister, der Steinmetz Meister Albertus, war, wie die gesammte Anlage der Kirche beweist, nicht der Geringste unter seinen Fachgenosseu. Die Anlage ist vielmehr so wohl durchdacht, und bei aller Einfachheit so effectvoll construiert, dafs sie schon zur Zeit ihrer Erbauung sich allgemeineu Bei- falls erfreut und deren Plan vielen anderen kurz nachher er- bauten Kirchen der Umgegend zum Vorbild gedient zu haben scheint.

Das Wesentliche dieser Anlage, wodurch sie sich von den meisten Kirchen unterscheidet, ist: dars sie nur einen Thurm hat, der nicht in der Mitte der West- oder Ostseite steht, da- her nicht den westlichen Haupteingang in das Innere oder in seinem östlichen Erdgeschofs die Altarhalle bildet, sondern dafs dieser Thurm sich an die Nordostseite des Kirchenschiffs an- schlierst umladen nordöstlichen Winkel zwischen Schiff und Chor ausfüllt, wiihreud der südöstliche freie Winkel die Anbringung grofser Fensteröffnungen, mithin die reiche Beleuchtung des Altarraums zuläfst. Sein Erdgeschoß bietet in Folge dieser Stellung den besten Kaum zur Anbringung der Sakristei, und die durch diese Stellung motiviite Fensterlosigkeit der Nord- seite des Ostchors gewahrt Schutz gegen den eindringenden Nordwind und gegen den Zug nach den gegenüberliegenden Fenstern. Diese sehr praktische, wenn auch unsymmetrische, Anlage wurde nachgeahmt in den benachbarten Kirchen zu Eisfeld und zu Heldburg, die nächst der Römhilder zu den schönsten Kirchen des Herzogthums Meiningen gehören, sowie in vielen benachbarten Dorfkirchen (Milz, Neubrunn etc.). Die Kirche zu Römhild bildet im Grundriß ein in 3 Schiffe zer- fallendes, fast genaues Quadrat von 62 Fuß Seite, an welches sich ostwärts ein Chor mit halbem Achtecksschiurs von 41'/» Fufs Tiefe, 25'/i Fürs Breite im Lichten, und westwärts im Chor mit gleichem Schlufs von 27V» Fürs Tiefe bei gleicher Breite, wie das vorige anschließt. Das Westchor besteht aus einem Erd- geschors, über welchem sich neun Fache zierlicher Bippengewölbe befinden, die von sechs reizend gehauenen Säulen getragen werden, deren Basen sich theils aus dem Kreis, theils aus dem Viereck zum Achteck auflösen. Die Achtecksseiten der Säuleu sind concav geschweift. Die 3 Spitzbögen, mit welchen

das Westchor gegen das Mittelschiff abschliefst, sind so ange- legt, dats man beim Eintritt in die Kirche von Westen her das 41 Fürs hohe Rippengewölbe des Ostchors sammt dem bis da hinauf reichenden Hochaltar vollständig im Auge hat uud dadurch einen überaus wohlthätigen Eindruck empfängt.

Ueber diesem Erdgeschofs des Westchors befindet sich eine Tribüne, die durch eine in herrlichem Marswerk durch- brochene Brüstung von dem Kirchenschiff sich abscheidet , ge- genwärtig die Orgel trägt, früherhin aber jedenfalls als Kirch- staud für die gräfliche Familie und deren Hofstaat diente. Dats dies wirklich der Fall und dafs schon bei der ursprüng- lichen Anlage der Kirche auf eine Verbindung derselben mit dem erst später aufgeführten Schlosse Rücksicht genommen war, beweist eine erst vor etwa 38 Jahren vermauerte, in die Nordseite dieser Tribüne mündende, mit reichen Protilierungen versehene Thüre, zu welcher ehedem vom Schlosse aus ein be- deckter Gang durch mehrere Häuser hindurch und über die Stadtmauer hin führte.

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Infi in.!

Der Thurm, der mittelst dreier Hohlkehlengesimse in meh- rere Stockwerke sich abtheilt, ist in der Mauerung 98 Fürs, von da bi~zur" Mitte des Thurmknopfs 57 Fufs hoch. In

Himmelsthür

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der obersten Abtheilung befindet sich der Glockenraum, des- sen Fensteröffnungen mit Mafswerk versehen sind, lieber den letzteren, nahe unter dem Dachgesimse, sind nach jeder der vier Seiten hin steinerne Tafeln angebracht mit folgenden In- schriften: (nach Osten) „Christus glorificat, Christus cunctis donat" ; (nach Norden) „Christus coronat, Christus et superat" ; (nach Westen) „Christus rex triurnphat, Christus semper regnaf' ; (nach Süden) „Christus et imperat, Christus nos renovat". Das jetzige Thurmdach zerfällt in drei, durch zwei sogen. Later- nen getrennte Abtheilungen ; die untere Abtheilung wird durch eine sog. welsche Haube, die aus dem Viereck in's Achteck übergeht, gebildet, die erste Laterne von einer achteckigen welschen Haube, die zweite Laterne von einer schlanken, acht- eckigen Pyramide überdacht. Nach einer noch vorhandenen alten Zeichnung und einer Notiz bei Wezel, S. 218 trug der Thurm vor dem grofsen Brand am 7. Sept. 1609 , der den gröfsten Theil der Stadt Römhild sainmt dem Dach des Thurms und der Kirche verzehrte, eine hohe, achteckige, pyramidale Spitze ; es befanden sich darin sechs Glocken und ein künstliches Uhrwerk, welches alles bei dem Brande zu Grunde gieng. Das dermalige Geläute, aus drei Glocken bestehend, ist von schönster Harmonie. Die grofse Glocke von 21 Centner Gewicht trägt die Aufschrift : „Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen." Dann die weitere Schrift:

„Als im tausentn sechshundertn und neundn Jhar Der siebende Tag Septembris war Zu Abend um die siebende Stund Die Stadt Römhild gar im Fewr stund All Glocken sind allda zuflössen Die Melchior Mörinck wiedr gegossen Zu Erfurt in der Friede Stadt Gott wohn uns bey mit seiner Gnad Anno Christi MDCX"

Die mittlere Glocke von 12 Centner Gewicht trägt die Schrift: „Anno 1609 den 7. Sept. auf den Abend umb 7 Uhr ist die Stadt Römhild gantz und gar verbrandt, und das Geleut zerflossen, welche Melchior Möringk zu Erfurth dieses Jahr wiederum hat gegossen." Die kleine, erst 1689 gegossene Glocke trägt die Inschrift:

„Ich ruf geht fort

Hört Gottes Wort

Mit Gott flos ich

Matteus Temel von Waldtorff go(5 mich. Anno 1689."

Am 20. Juli 1666 schlug der Blitz in den Thurm, scheint jedoch wesentlichen Schaden nicht veranlafst zu haben. Auch im August 1811 traf ein Blitz den Kirchthurm. Bei der neue- sten Restauration wurde daher in weiser Fürsorge ein Blitz- ableiter auf Thurm und Kirche angebracht.

Die Kirche war der Jungfrau Maria und Johannes dem Täufer geweiht. Für beide Patrone war je eine besondere

Kapelle bei der ursprünglichen Anlage in den beiden westlichen Dritttheilen der Seitenschiffe in der Art angebracht, dafs diese Dritttheile in zwei überwölbte Geschosse abgetheilt waren und die obern Geschosse als Marien- und Johanniskapelle bestan- den, die in frühester Zeit jedenfalls ihre besondern Altäre hat- ten, bei der Restauration aber mittelst Durchbruchs ihrer Ost- wand vollständig mit der übrigen Kirche vereinigt wurden, was schon in früherer Zeit theilweise, aber höchst nothdürftig geschehen war. Von Johannes dem Täufer ist noch eine Sta- tue vorhanden, die denselben von einem grobgestrickten Rock bekleidet darstellt und die auf einer Console am westlichen Chor, der Johanniskapelle zunächst, aufgestellt ist, während von der ebenfalls vorhanden gewesenen Marienstalue nur noch die Console, worauf sie stand, vorhanden ist, auch von den Balda- chinen, welche beide Statuen überdachten, nur noch Spuren sichtbar sind.

An das östliche Dritttheil des südlichen Seitenschiffs schliefst sich die sogen. Taufkapelle als besonderer, südwärts vortreten- der Ausbau an. Nach Schuttes histor.- statistischer Beschrei- bung des Amtes Römhild soll diese Kapelle schon im Jahre 1465 erbaut und zur Begräbnisstätte der gräfl, hennebergischeu Familie bestimmt worden sein. Beide Angaben sind aber un- richtig. Wäre sie schon 1465, also noch vor Vollendung der Kirche, bei muthmafslichen Lebzeiten ihres Meisters Alber- tus angebaut worden, so wäre sie organischer, als dies gesche- hen, mit der Kirche verbunden worden. Wäre sie zur Grab- stätte des gräflichen Geschlechtes bestimmt gewesen, so hätte man wol geräumige Grüfte mit einem Zugang zu denselben an- gebracht, während die darunter befindliche Gruft von sehr ge- ringen Dimensionen, ohne irgend welchen Zugang unfehlbar erst später zur Ausführung kam. Man hätte alsdann auch wol die Denkmäler des Grafengeschlechtes in derselben aufgestellt, was bezüglich der beiden dermalen darin befindlichen ehernen Denk- mäler erst in neuerer Zeit geschehen ist. Die Kapelle wurde dem Stil zufolge nicht vor dem Ende des 16. Jahrh. oder zu Anfang des 17. erbaut, und es ist daher unfehlbar richtig, was Tenzel im „Andern Henneberg. Zehnden", S. 27, mit den Wor- ten des Diaconus Georg Deler's also angibt: „von der Lieb- frauen-Capelle besser herunter ist 1588 durch die Mauren ein Loch gebrochen und mit einem Schwibbogen wiederum ver- wahret worden, so grofs, dafö man mit einem Wagen hineinfah- ren möchte. Von aufsen ist eine Capelln hübsch mit einem Gewölbe, langen Fenstern und Ziegeldach daran gebauet, unten in der Erden ist eine Knifft gegraben, so lang und weit die Capelle ist, gemauert und gewelbet zu Begräbnifs Herzog Jo- hann Casimirs erster Gemahlin, welches er Ihr in Ihrem Be- widdums-Sitze erwehnten Jahres hat bauen lassen." Sie fand indefs ihre Grabstätte nicht darin.

Die Kirche ist in allen ihren Theilen mit Rippengewölben in den mannigfaltigsten Constructionen überwölbt und macht bei der namhaften Höhe, bis zu welcher sich die Gewölbe er- heben, einen höchst feierlichen Eindruck. An einer Gewölbe-

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rippe des südlichen Seitenschiffs ist ein Frosch in Stein ge- hauen, den man als das Wahrzeichen der Kirche bezeichnet.

Die von Holz coustruierten Emporen wurden bei der neue- sten Renovation vollständig erneuert und dabei hinter die Pfei- ler, welche die Gewölbe tragen, zurückgerückt. Es wurde da- durch wesentlich an Licht gewonnen, indem die früheren, eben- falls hölzernen Emporen bis an die äußere Flucht der Pfeiler reichten und einen Theil der Fenster, der zumal die Erdge- schosse der Seitenschiffe zu beleuchten hatte, verdeckten. Em- poren scheinen aber schon im ursprünglichen Plane der Kirche gelegen zu haben. Unterhalb der obenerwähnten Johannis- kapelle, im nordwestlichen Dritttheil des nördlichen Seitenschiffs, war, hinter hohen Kirchständen versteckt, die in Stein gehauene Statue des Ritters Albrecht von Waidenstein gegenwärtig nach der Altarhalle versetzt, aufgestellt, eine völlig gehar- nischte, wohlbeleibte Figur mit Schwert und Streitaxt, höchst ausdrucksvollem Gesicht, auf einem Hunde stehend. Die Um- schrift des Denkmals lautet: „Anno 1470 die Lucie vergit validus vir Albertus de Waidenstein, cujus anima requiescat in pace." Ob derselbe nur zufällig gleichnamig mit dem berühmten Feldherrn des dreißigjährigen Krieges war, oder ob verwandtschaftliche Beziehungen zwischen beiden stattfan- den, ist zur Zeit nicht zu ermitteln gewesen. Das Wappen, vier senkrechte rothe Balken auf weifsem Felde, deutet nicht darauf hin. Auf den Ecken des Denkmals befinden sich die Wappen von Waidenstein (Siebmacher I, S. 134) oben rechts, von Hütten (Siebmacher I, S. 100) oben links, von Falken- berg (Siebmacher I, S. 134) unten rechts, von Wenns (?) (Siebmacher I, S. 142) unten links. Da sich diese vier Wap- pen auch an den Gewölberippen der genannten Abtheilung angebracht finden, so ergibt sich daraus, dafs Albrecht von Waidenstein sich bei seiner schon erwähnten Stiftung für die Kirche in derselben wol seine Grabstätte ausbedungen hatte, die wir dann gewifs an keiner andern Stelle der Kirche zu suchen haben, als da, wo seine Ahnenwappen die Gewölbe- rippen zieren und wo seine Statue stand.

Sein Verdienst um die Kirche ist durch eine Urkunde constatiert, die sich noch im Kirchen- Archiv zu Römhild be- findet, folgenden Inhalts :

„Ich albrecht von Waidenstein thue kunt mit diseme uffen briff allen meniglichen, obe ich anderthalp hundert guldeu jer- lichen zynße han gehat, dy mir, und weme ich sy ume godes ere gebe, von dem wolgeborn Hern Hern Jürgn grafen und Herrn zu Hennenberg meinem gnädigen Hern uff den stedten munstatt und römhilt verschöben syn vnd eyn firtheil am zen-

den zu Boppenlur, den ich von banßen von Born gekauft habe nach lüde der Briffe, dy darüber sagen, sulche gemelte jerliche nuzungen und zenden habe ich geben und auch daz gelt dar umb ich sye gekaufft han obe losunge geschee an daz nuwe gestyffte, daz der obegenante mein gnediger Herre und Frawe Johannet syn eeliche geniale in römhilt gestift haben nach lüde eyns Briffes, den ich darüber versygelt geben und Hern Berit apt zu fesser Dizen truchsessen und Hanßen von Born zu ge- zugeneß mit mir zu versygeln gebeten daz sy alle getban han, ich han auch dy obegenante myn Hern und syn Erben und vorgenannte dy stedte Inbemelten Briffen mit my anhangend Insygel qwityret und an dy Hern dy obgeuannt gestiftet gewist. Dieselben Briffe dat. heldrit nach godes gebort firze hundert jar und darnach im ferzygesten jar am Donnerstage nach dem suntage Invocavit. Disen Briff han ich mit meiner eignen Hand geschriben. Daz han ich dar ume gethan , daz nymant reden oder sprechen darffe, sulches myn meinung und wille nicht noch vorneme, daz mir my Insygel abehendig bracht und hynder mir oder nach myn Thode geschriben syn, sondern daz man gemer- ken möge, daz sulches lutterlichen ume godes wille und mit guten vor bedachtunge gethan, noch auch den gänzlichen an al- len beygedinge recussirt han, zu mererem Bekenntniß han ich disen briff mit meyne Insygel zu ende diser schrifft versygelt, das geben ist yn dem jar und an dem tage obe der obegemelte Brieffe Dat. saget. (L. S.)

Albrecht von Waidenstein vermachte durch vorstehende Urkunde der neuen Kirche 150 fl. jährliche Zinsen und '/« am Zehnten zu Poppenlauer, welchen Betrag Schuttes auf 5000 fl. angibt. Da sich sein Wappen, höchst zierlich in Stein gehauen, an einem Bande hängend, das um einen Zweig geschlungen ist, auch über dem kleinen spitzbogigen Eingang zur jetzigen Super- iutendentur zu Römhild angebracht findet, so war wol auch dieses, noch jetzt zum Stifte gehörige Gebäude eine Besitzung des Ritters Albrecht von Waidenstein. Ueber diesen „Nobilis in aula Georgii, comitis Hennebergicr' finden wir noch eine Notiz in Scharold's Beiträgen zur älteren uud neueren Chronik von Würzburg S. 333, wonach er seine Rüstung an die Marien- kapelle zu Würzburg vermachte.

Was die Kirche zu Römhild nächst ihrem Bau ganz beson- ders auszeichnet, ist eine Reihe von Denkmälern, der gräflichen Familie von Henneberg- Römhild angehürig, wie man sie selten in der Kirche einer kleinen Stadt vereinigt findet.

Meiningen. Döbner.

(Fortsetzung folgt.)

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Bebald'suhe Buchdruckerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1870. JM 6. Jnni.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Juni 1870.

Se. Majestät König Ludwig IL von Bayern, von dessen hochherziger Fürsorge unser nationales Institut so reiche Beweise bereits erhalten, hat aufs Neue durch ein kostbares Geschenk Ver- anlassung gegeben, an dieser Stelle unsern Dank abzustatten.

Se. Majestät haben, einer Bitte des Direktoriums zufolge, dem germ. Museum eine Anzahl alter Waffen aus bayerischen Zeug- häusern überlassen, von denen der gröfste Theil bereits eingetrof- fen und aufgestellt ist. Unsere Waffensammlung hat durch die- ses Geschenk eine erhöhte Bedeutung gewonnen und erregt im- mer mehr den Beifall derer, welche der Geschichte der Feuerwaffen ihre Aufmerksamkeit zuwenden.

Herr Geh. Hofrath und Professor Dr. Bluntschli in Heidel- berg hat für unsern Baufond eine 4l/j°/oige Österreich. Metalliques- Obligation gespendet.

Unsere Sammlung historischer Erinnerungen hat eine interes- sante Bereicherung erhalten, indem Herr Antiquar S. Pickert dahier die beiden Glasschränke dem Museum zum Geschenke ge- macht hat, in denen einst die deutschen Reichskleinodien in der hiesigen Spitalkirche zur Besichtigung ausgestellt waren , ehe sie aus Nürnberg geflüchtet wurden, wohin sie bis jetzt nicht zurück- gekommen sind, obwohl König Sigismund unter dem 29. Sept. 1423 dieser Stadt das Recht der Aufbewahrung „ewiglich und un- widerruflich verliehen" hatte.

Leider haben wir abermals den Tod eines Mitgliedes unseres Gelehrtenausschusses zu melden, des Herrn Dr. Rud. Köpke, Professors der Geschichte an der Universität Berlin.

Als Ergänzung der in Nr. 3 ds. Jhrg. gebrachten Pflegschafts- veränderungen haben wir Folgendes nachzutragen :

Neue Pflegschaften wurden gegründet in Dorpat. Pfleger: Dr. H. Ulmann, Professor an der Universtät, seit 31. März d. J. Einbeck. Pfleger: Friedr. Fischbach, s. 1. April. Elbo- gen: Pfleger. Fr. Heisinger, Realschuldirektor, s. 1. Mai. Meers- burg (Baden). Pfleger: Herrn. Willareth, Hauptlehrer am grol'sh. Taubstummeninstitut, s. 10. Mai. Prenzlau. Pfleger: C. Schmelzer, Gymnasialdirektor, s. 1. März. Folgende Pfleg- schaften wurden neu besetzt : Andernach. Pfleger: Gottfried Kühl, Progymnasiallehrer, s. 15. Mai. Düsseldorf. Pfleger: Dr. phil. H. Pfannenschmid, Assistent am k. Staatsarchiv u. der k. Landesbibliothek, s. 12. April. Fürth. Pfleger: Rai- mund Bauer, Stadtschreiber, s. 20. April. Gaildorf. Pfleger: G. Schauppmeier , Oberamtmann, s. 30. April. Krumbach, Pfleger: B. Miller, Bürgermeister, s. 13. März. Mediasch. Pfleger: Dr. Rudolf Theil, Gymnasiallehrer, s. 4. Mai. Einge- gangen sind die Pflegschaften Ortrand u. St. Veit.

Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses folgende angemeldet:

Von Vereinen : Köthen. Männerturnverein 3 fl. 30 kr.

Von Privaten: Auenheim (Baden). H. Förster, Pfarrer, 4 fl. Düsseldorf. Philipp Grot Johann, Maler, 1 fl. 45 kr. Frankfurt a/M. Paul Gerson 5 H. Hanau. Lautensehläger 1 fl. Hersbruck. Rein- hard, Pfarrer in Kirchsittenbach, 30 kr., Spalter, k. Studienlehrer, 1 fl. Kork (Baden) Greiner, Gerichtsnotar, 48 kr. Nördlingen. Wilh. Beck, Buchhändler, 1 fl., Lechner, Bahnamtsverwalter, 1 fl.,

Ruf, Lehrer, 30 kr. Nürnberg. Dr. H. A. Ph. Stadelmann, prakt. Arzt, 1 fl. 30 kr. Prag. Dr. med. Wilh. Frankl 2 fl. Prenzlau. Dr. Winkelsasser, Gymnasiallehrer, 1 fl. 45 kr., Dr. Wolffgramm, Gym- nasiallehrer, 1 fl. 45 kr. Tauberbischofsheim. Bender, Professor, 1 fl., Bunkofer, Professor, 1 fl. , Epp, Kaplan, 1 fl., Jung, Referendar, 1 fl., Kuhn, Professor, 1 fl.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben: Von Privaten : Köthen. Louis Wittig, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. Tauberbischofsheim. Deetken, Gerichtsnotar, 1 fl., Löhle, Professor, 48 kr., Dr. Rosenfeld, prakt. Arzt, 1 fl. 30 kr., Dr. Seher, Bezirks- arzt, 1 fl. Uelzen. Ferdinand Hoppe, Rentner, 2 fl. 30 kr.

Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst-

und kulturgeschichtlichen Samm- lungen,

(Nr. 6013 6041.) Berlin. Generaldirection der kgl. Museen: 20 Gypsab- güsse kleinerer mittelalterlicher Denkmäler und von 4 der Masken sterbender Krieger von Schlüter. Guben. Richard Flach, Po- lytechniker: Halskrause, sogen. „Karnette", der wendischen Frauen. Hamburg. Dr. Voigt, Archivar: 5 photograph. Abbildungen verschiedener Alterthümer. Koburg. Friedrich Wilh. Do- nauer, k. ö. Lieutenant a. D. (f) : 45 Miniaturschnitzereien aus Fruchtkernen, in 2 Etuis. Mainz. Prof. Schneider: Italie- nischer gemusterter Seidenstoff, 14. Jhdt. Photographie nach einem gestickten Antipendiura in der Kirche zu Oberlahnstein. Mün- chen. Se. Majestät König Ludwig II. von Bayern: 2 bron- zene Geschützrohre von 1500, 1 dsgl. von 1526, 1 dsgl. "vom 17. Jahrh.,

1 eisernes vom 16. Jhdt., 3 bronzene Doppelhaken, 1 Wallbüchse,

2 Zweihänder- Schwerter und 38 Partisanen, Hellebarten, Spiefse und Spontons. Nürnberg. vonGemming, Oberst: Gypsabgufs einer getriebenen Metallplatte mit dem Martyrium des Apostels Matthias. Max Hochschild: Oesterr. Fünfzehnkreuzerstück von 1805. Louis Meyer: 3 türkische Silbermünzen neuerer Zeit. Paris. Ch. de Linas : Photographie nach einem mit Figuren ver- zierten Kruge vom 16. Jhdt. EdiwinTrofs, Antiquar: 18 Bronze- ringe der vorchristlichen Periode. 9 Gewandnadeln u. a. Schmuck- gegenstände derselben Zeit, Lampe, Löffel, 2 Griffel, 3 Gefafs- henkel, 2 Stempel und Spiegelgriff von Bronze, römisch. 11 kleine Götterbilder u. a. Figuren von Bronze. Unterer Theil eines Leuch- ters in Gestalt von zwei Beinen, Bronze. Schlüssel von Bronze. 2 Schlüsselhaken von Bronze, 15. Jhdt. Weibliches Brustbild in ovalem Rahmen, Relief von Bronze, 16. Jhdt. 3 römische Kupfer- münzen, 2 Rechenpfennige vom 16. Jhdt. und 6 kleinere Silber- münzen. — Windebrack, von Prel'sentin, Gutsbesitzer: Russi- sche Kopeke von 1763. Würzburg. Heffner, Privatier: Ein Stück Leinwand vom 13. Jhdt. und ein Stück gemusterter Borte vom 13. Jhdt. Photograph. Aufnahme des Domes zu Würzburg.

IL Für die Bibliothek.

(Nr. 25,207—25,373.) Almoshof bei Nürnberg. Karl Köhler, Maler: Geschlechts- u. Tagebuch des Müllers Georg Matthefs zu Brück. Pap.-Hs., 17. Jahrh. 4. Arolsen. A.Speyer, Buchhändler: Curtze, Geschichte des Gymnasiums zu Corbach ; I. 1869. 8. Berlin. Verlag von Ernst & Korn: Schölten, Auszüge aus den Baurechnungen der St. Victorskirche zu Xanten. 1852. 8. v. Quast, d. Entwicklung der kirchl. Baukunst des Mittelalters. 1858. 8 Schwechten, der Dom zu Meifsen; 22 Tafeln. 1862. Imp. 2. Friedrich- Wil-

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helms-Universität: 9 akademische Gelegenheitsschriften. 1869. 4. 8. Hugo Kastner, Verlagsbuchh. : Dies., Ferdinand Schmidt, Volks- u. Jugendschriftsteller. 1870. 8. K. geh. Ober-Ho fbuch- druckerei (R. v. Decker): Bäl'sler, Heldengeschichten des Mit- telalters ; neue Folge, 1. Heft. 1869. 8. Cassel, altkirchlicher Fest- kalender. 1869. 8. Vierteljahrs-Ilefte des k. preul's. Staats-Anzeigers;

1868, 2.-4. Heft. 1869. 1.— 4. Heft. 2. Dietrich Reimer, Ver- lagshandi.: Kiepert, Atlas antiquus ; 5. Aufl. 1869. 2. A. Sacco's Nachfolger, Verlagshandl. : Schure, Geschichte des deutschen Liedes. 1870. 8 Braunsberg. Historischer Verein für Erm- land: Ders., Zeitschrift etc.; Bnd. IV, 12. 1869- 8. Monumenta historiae Warmiensis ; 11. u. 12. Liefer. 1868 69. 8. Braun- schweig. Friedr. Wagner's Hofbuchh. : Chamloth, Verhandlun- gen der Braunschweigischen Vorsynode. 1870. 8. Bremen. J. Kühtmann's Buchhandl.: Lübben, Zeno oder die Legende von den heil, drei Königen; Ancelmus, v. Leiden Christi. 1869. 8. Breslau. Verein für das Museum schlesischer Alterthü- mer: Ders., 11. u. 12. Bericht. 1869. 4. Danzig. A. Hinz, Kü- ster zu St. Marien : Ders. , der renovirte Altar in der Oberpfarr- kirche zu St. Marien in Danzig. 1870. 8. Dr. Theod. Hirsch, Gymnasialprofessor: Ders., die Ober-Pfarrkirche v. St. Marien in Danzig. Th. I u. II, Bgn. 1—17. 1843. 8. Darmstadt. Verein für Erdkunde u. verwandte Wissenschaften: Ders., No- tizblatt; 3. Folge, 8. Heft. 1869. 8. Engelthal. F. W. L. Kalb, Pastor: Ders., Entstehung der Mythen, Sprachen u. Völker. 1870. 8. Erfurt. Dr. Dietrich, Prof. u. Direktor des Gymnas.: Ders., zur Feier des fünfzigjährigen Stiftungsfestes des k. Gymnasiums zu Erfurt. 1870. 4. Wilh. Freih. v. Tettau, Ober-Regierungs- rath: Ders., über einige bis jetzt unbekannte Erfurter Drucke aus dem 15. Jahrh. 1870. 8. Glarus. Historischer Verein des Kantons Glarus: Ders., Jahrbuch; 6. Heft. 1870. 8. Göttin- gen. Dieter ich' sehe Buchh. : Taciti Germania, ed. Jac. Grimm. 1835. 8. Winkelmann, Gerson, Wiclefus, Hussus inter se et cum reformatoribus comparati. 1857. 4. Benfey, über einige Pluralbil- dungen des indogerm. Verbums. 1867. 4. Taciti Germania, her- ausg. u. erläutert v. Finck ; I. Hälfte. 1857. 8. La chanson de Roland, hgg. u. erläutert v. Müller ; I. Hälfte. 1863. 8. Orient u. Occident, hgg. v. Benfey ; Jhg. II, 4. u. III, 1—3. Heft. 1864—66. 8. Marx, zur Beurtheilung einer Kupferstichsammlung. 1867. 8. Gütersloh. C. Bertelsmann, Verlagsh. : Wullen, Jakob Böh- me's Leben u. Lehre. 1836. 8. Kapff, d. württemb. Brüdergemein- den Kornthal u. Wilhelmsdorf. 1839. 8. Heuser, Uebersicht der merkw. Begebenheiten aus d. allgemein. Weltgeschichte. 1856. 8. Eberle, Luther's Glaubensrichtung. 1858. 8. Andreae, d. gute Le- ben eines rechtschaffenen Dieners Gottes. 1864. 8- Mittheilungen, aus d. Tagebuch u. Briefwechsel der Fürstin Adelheid Amalia von Gallitzin. 1868- 8- v. Engelhardt, Valentin Ernst Löscher nach seinem Leben u. Wirken. 1856 8. Halle. G. Emil Bart hei, Verlagshandl. : vom Hagen, d. Stadt Halle ; 2. Ergänzungsheft. 1870. 8. Buchhandlung des Waisenhauses: Walther v. d. Vo- gelweide ; hgg. v. Wilmanns. 1869. 8. Guillaume le Clerc de Nor- mandie, le besant de Dieu; hgg. v. Martin. 1869. 8. Rumpelt, d. natürliche System der Sprachlaute. 1869. 8- Kreutzwald, ehstni- sche Märchen, übers, v. Löwe. 1869. 8. Erzählungen aus dem deutschen Mittelalter; V. Bnd. 1869. 8. Schmoller, z. Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrh. 1870- 8. Höfer, Alt- vile im Sachsenspiegel. 1870. 8. Kurschat, Wörterbuch der litaui- schen Sprache; Th. I, Lief. 1. 2. 1870. 8. Hamburg. W. Mauke Söhne, Verlagshandl.: Salomon, Erinnerungen an d. Seebad auf Helgoland. 8. Geffcken, über d. verschiedene Eintheilung des De- calogus. 1838. 8. Francke, der gemeine deutsche u. schlesw. -hol- steinische Civilprozefs ; 2 Thle. , 2- Aufl. 1844. 8. Lohse, Text zu den Geschichtstabellen der alten Zeit, des Mittelalters u. der neue- ren u. neuesten Zeit; 2 Hefte. 1863. 8. OttoMeifsner, Ver- lagshandl. : Knorr, der Feldzug des Jahres 1866 ; 2 Bnde. 1867 u. 69. 8- Röpe, die moderne Nibelungendichtung. 1869. 8. Ver- ein für hamburgische Geschichte: Ders., die milden Pri- vatstiftungen zu Hamburg ; 2. Ausg. 1870. 8. Koppmann, d. mit- telalterl. Geschichtsquellen in Bezug auf Hamburg. 1868. 8. Dr. J. F. Voigt: Ders., Geschichtliches über d. Gärten um Hamburg.

1869. 8. Hannover. Hahn 'sehe llofbuchbandl. : Annales Altahen-

ses majores ; ed Pertz. 1868. 8. Annales Poloniae ; ed. Pertz. 1868. 8. Cnutonis regis gesta ; ed. Pertz. 1865. 8. Herbordi dialogus de vita üttonis episcopi Bambergensis , ed. Pertz. 1868. 8. Ottonis episcopi Frisingensis opera; vol. I. IL, ed. Pertz. 1867. 8. Vita Heinrici IV. imperatoris ; ed. Pertz. 1855. 8. Wiponis proverbia ; tetralogus Heinrici regis ; vita Chuonradi II. imperatoris ; ed. Pertz. 1853. 8. Ryccardi de Sancto Germano notarii chronica; ed. Pertz. 1864. 8. Heidelberg. J. C. B. Mohr, Verlagsbuchhandl. : Wirth, Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg ; Jhg. III, 1. 1870. 8. Dr. K. Wassmannsdorff, Univers. -T urnlehrer : Ders., sechs Fechtschulen der Marxbrüder u. Federfechter etc. 1870. 8. Hermannstadt. Verein für siebenbürgische Landeskunde: Ders., Archiv etc.; neue Folge; Bnd. VIII, 3 u. IX, 1. 1869 u. 70. 8. Ders., Jahresbericht f. 1868-69. 1869. 8. Trausch, Schriftsteller -Lexikon oder biogr.-literar. DenkbläUer der Sieben- bürger Deutschen; Lief. 1. 1868. 8. v. Zieglauer, Harteneck, Graf der sächs. Nation , u. die siebenbürg. Parteikämpfe seiner Zeit, 1691 1703. 1869. 8. Seivert, Hermannstädter Lokal -Statuten.

1869. 8. Csallner, d. Höhenverhältnisse des Flufsgebietes der Bi- stritz. 1869. 8. Progr. Reissenberger, zur Höhenkunde v. Sieben- bürgen. 1869. 4. Progr. Hildburghausen. Bibliographisches Institut: Gsell-Fels, römische Ausgrabungen im letzten Decen- nium. 1870. 8. Jena. Fr. Frommann, Verlagsbuchh.: Heim- burgius, de Caspare Peucero ejusque meritis. 1841. 8. Der deut- sche Zuschauer; I. IV. 1862-— 63. 8. Schmidt, Schleswig-Holsteins Geschichte u. Recht. 1864. 8. Pichler, allerlei Geschichten aus Ti- rol. 1867. 8. Karlsruhe. Maisch & Vogel, Verlagshandl.: Böcklin von Böcklinsau, rechtsbegründende Denkschrift zur ge- richtl. Reklamation der lehenbareu Zugehörden des Stammschlos- ses Rust. 1856. 8. Koburg. Friedr. Wilh. Donau er's Er- ben: Donauer, Anleitung zu dem Schneiden verschied. Arten v. Fruchtsteinen. 8. Kupferzeil. F.-K. Fürst zuHohenlohe- Waldenburg, Durchl. : Günther, d. Siegelrecht des Mittelalters.

1870. 4. Landshut. Historischer Verein für Nieder- bayern: Ders., Verhandlungen; Bnd. XIV, 3. 4. 1869. 8. Lau- sanne. Ed. Secretan, professeur: Ders., les origines de la con- federation Suisse, par Rilliet. Le Grütli et Guillaume-Tell, par Bordier. 1868. 8. Ders., du passage des Alpes par Annibal. 1869. 8. Societe d'histoire de la Suisse Romande: Dies., me- moires et documents ; t. XXIII. 1869. 8 - Leipzig. F. A. Brock- haus, Verlagshandl: v. Raumer, Vorlesungen über d. alte Ge- schichte; 2. Bnde. 3. Aufl. 1861. 8. Riel, Natur u. Geschichte; Einleitung u. 1. Bnd. 1863 u. 66. 8. Hölty, Gedichte, hgg. v. Halm. 1869. 8. B. G. Teubner's Verlagshandl.: Weidinger, Andreas Hofer etc. 1861. 8- Möbius, Are's Isländerbuch. 1869. 8- Andresen, über d. Sprache Jacob Grimm's 1869. 8. Göh- ring, d. Helden des deutschen Befreiungskrieges. 1869. 8. Hut- teni equitis operum supplementum; ed. Böcking. Tomi poste- rioris pars prior. 1869. 8. Veit & Comp.; Verlagshandl.: Preufs, Friedrich derGrolse als Schriftsteller; nebst Ergänzungsheft. 1837. 38. 8. Friccius, Geschichte der Befestigungen u. Belagerungen Dan- zigs. 1854. 8. Friccius, Geschichte der ßlokade Cüstrins in d. J. 1813 u. 1814. 1854. 8 v. Lerchenfeld, Geschichte Bayerns unter König Maximilian Joseph I. 1854. 8. Memoires du comte de Senfft. 1863. 8. Droysen, d. Leben des Feldmarschalls Grafen York v. Warten- burg. 2 Bnde., 4. Aufl. 1863- 8. Falke, d. Geschichte des deut- schen Zollwesens. 1869. 8. Weber, d. deutsche Zollverein. 1869. 8. LeopoldVofs, Verlagshandl. : Hartenstein, histor.-philosophi- sche Abhandlungen. 1870. 8. Caspari, Leibniz' Philosophie. 1870. 8. London. Science and Art Department etc.: Universal Catalogue of books on art; part X. XI. 1870. 4. Luxemburg. V. Bück, Verlagshandl.: Hardt, Luxemburger Weisthümer; 4. Lief. 1868. 8. München. K. b. Akademie der Wissenschaften: Dies., Sitzungsberichte; 1869, II, 3. 4. u. 1870, I, 1. 8. J. Lin- dauer'sche Buchhandl.: Bälde, ausgewählte Dichtungen, übertra- gen v. Schrott u. Schleich. 1870. 8. G. Ludw. von Maurer, Staats- u. Reichsrath, Exe: Ders., Geschichte der Städteverfas- sung in Deutschland; II. Bnd. 1870. 8. Münster. Friedr. Re- gensberg, Buchhandl.: Parmet, Rudolf von Langen. Leben u. Gedichte des ersten Münster'schen Humanisten. 1869. 8. Thei- f sing' sehe Buchhandl. : Wahrhafte u. beurkundete Erzählung der

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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von Philip Ernst reg. Grafen zu Schaumburg Lippe gegen Georg Freyh. von Monster-Beck gemachten Verschwörung etc. 1789- 8. Driver, Walram Graf von Mors, Bischof, u. Johann Graf von Hoja, Protektor zu Münster. 1798. 8. Driver, bibliotheca Monasterien- sis. 1799. 8. Bachern, Versuch einer Chronologie der Hochmeister des deutschen Ordens. 1802. 4. Flensberg, Westfalen in Hinsicht seiner Lage. 1817. 8. Depping, Geschichte des Krieges der Mün- sterer u. Cölner gegen Holland, 1672—1674. 1840. 8. Cornelius, d. Münsterischen Humanisten u. ihr Verhältnifs zur Reformation. 1851. 8- Fässer, Geschichte der Münster'schen Wiedertäufer. 1852. 8. New-York. American Museum of Natural History: Dass., I. annual Report. 1870. 8. Nördlinyen. C. H. Beck' sehe Buchhandl.: Hunnius, Glaubenslehre der evang. - luther. Kirche; bearb. v. Bauer. 1870. 8. Nürnberg. Bauer & Raspe's Ver- lag (Ludw. Korn); Siebmacher's Wappenbuch; hgg. v. Gritzner u. Hildebrandt; Lief. 77 u. 78. 1870. 8. Baptist C an tor, Redak- teur: Homerillias et Ulyssea. 1535. 2. Engolhardt, Rechtsrath: Sollen die Religionsverfolgungen wieder anfangen ? 1810. 8. Wel- che tbeolog. Partei soll von der Staatsgewalt unterdrückt werden? 1820. 8. Adresse an d. König gegen den Prediger Eberhard in München. 1841. 4. Oldenburg. Gerhardt Stalling, Verlags- handl. : Reinke de Vos, hg. von Lübben. 1867. 8. Stacke, Erzäh- lungen aus d. mittleren u. neueren Geschichte; 1. Th., 5. Aufl. u. 2. Th., 6. Aufl. 1867 u. 68. 8. Strackerjan, Aberglaube u. Sagen aus d. Herzogth. Oldenburg; 1. u. 2. Bnd. 1867. 8. Oels. Hans v. Prittwitz u. Gaffron, Hauptmann a. D.: Ders., die Sachs v. Löwenheimb'sche Familien -Stiftung. 1870. 8. Osnabrück. J. Lodtmann, Pastor: Lodtmann, Genealogie der Möserschen Fa- milie. 1866. 8. Paderborn. Verein für Geschichte u. Al- terthum skunde Westfalens : Ders., Zeitschrift etc. ; 3. Folge, 8. Bnd. 1869. 8. Prag. Lese- u. Redehalle der deutschen Studenten: Dies., Jahresbericht ; 1869—70. 1870. 8. Rostock. G. B. Leopold's Univers. - Buchhandl. (E. Kuhn): Brinckman, uns' Herrgott up Reisen. 1870. 8. Salzburg. Museum Caro- lino-Augusteum: Dass., Jahres -Bericht f. 1869. 8. Dass., Katalog über die in der Bibliothek vorhandenen Salisburgensia. 1870. 8. Schaffhausen. Fr. Hurter'sche Buchhandl.: Bufs, d. Orden der barmherzigen Schwestern ; 2. Ausg. 1847. 8. Klöster u. Klosterleben. 1860. 8. Schöpf, Handbuch des kathol. Kirchen- rechts; 4. Bnde. 2. u. 3. Aufl. 1863—66- 8. Robitsch, Geschichte der christl. Kirche; 2. Aufl. 1863. 8. Werner, Geschichte der apolo- getischen u. polemischen Literatur der christl. Theologie; 3. 5. Bnd. 1864—67. 8. Westermayer, d. Papstthum in den ersten 500 Jahren; 7.— 12. Heft. 1869—70. 8. Seehausen (Altmark). Ludw. Götze, Gymnasial-Oberlehrer : Ders., urkundliche Geschichte der Stadt Stendal; 1. Lief. 1870. 8. Stuttgart. J. G. Cotta'sche Buchhandl.: Schleicher, d. deutsche Sprache; 2. Aufl. 1869. 8. ühland's Schriften; 4., 6. u. 7. Bnd. 1868 u. 69. 8. Geiger, d.

Ursprung der Sprache. 1869. 8. Burkhardt, Göthe's Unterhaltungen mit dem Kanzler Friedr. v. Müller. 1870. 8. v. Sybel , Prinz Eu- gen von Savoyen. 1861. 8. Förster, Handbuch für Reisende in Italien; 2 Thle. 1866. 8- Heigel u. Riezler, d. Herzogth. Bayern zur Zeit Heinrich's des Löwen u. Otto's I. v. Witteisbach. 1867. 8. v. Sybel, kleine histor. Schriften. 2 Bnde. 1869. 8. Würdinger, Kriegsgeschichte v. Bayern, Franken, Pfalz u. Schwaben v. 1347 1506 ; 2 Bde. 1868. 8. Heilmann, Kriegsgeschichte v. Bayern etc., v. 1506—1651. Bnd. I. u. II, 1. 2. 1868. 8. Franckh'sche Ver- lagshandl. : Hagen, Fragen der Zeit;- I. Bnd. 1843. 8. A. Lie- sching & Comp., Buchhandl.: Vischer, über das Erhabene u. u. Komische. 1837- 8. Wien. Matthias Pangerl: Ders., Ma- riazeil. 1870. 8. Sonderabdr. Ders., Beiträge zur Kulturgeschichte der Steiermark. 1870. 8. Sonderabdr. Wiesbaden. C. W. Krei- del, Verlagshandl. : Schenkel, d. Reformatoren u. d. Reformation. 1856. 8. Knapp, die geschichtliche Entwicklung der Lehre vom Sehen. 1862. 8. Scheffler, d. Umbildung der deutschen Recht- schreibung. 1863.8. Nassauischer Verein für Naturkunde: Ders., Jahrbücher ; Jahrg. XXI u. XXII. 1867 u. 68. 8. Wismar. Hinstorff'sche Hofbuchhandl. : Reuter, sämmtliche Werke ; 3., 5., 6. u. 11. Band. 1867 u. 68. 8. Glöde, Zutemoos. 1869. 8.

III. Pur das Archiv.

(Nr. 4130—4134.)

Charlottenhütte in Oberösterreich: Ascan Conrad, Fabrik- besitzer: Begleitschreiben des Kammerpräsidenten Job. Bapt. Gra- fen von Lodron an Maximilian Gandolf, Erzbischof zu Salzburg, worin unter Uebersendung eines Berichtes und der dazu gehöri- gen Akten um baldige Schlul'snahme gebeten wird. 1678. Pap.-Orig. Koburg. Karl Frenzel, Justizamtsaccessist : Offenes Send- schreiben des Ritters Hans Khisell zum Kaltenbrunn u. s. w., wo- rin er um Zusammenlegung einer Summe zur Befreiung des Georg Schörtzer von Seussenburg aus türkischer Gefangenschaft bittet. 1581. Pgm. Nürnberg. W. v. Bibra, stud. med.: Erklärung der Vorsteherinnen des Ursulinerklosters in Landsberg an den Kur- fürsten Karl Theodor, dafs sie gegen die letztwillige Verfügung der bei ihnen verstorbenen Freifrau Florentia von Kleist, geb. v. La Montagne, nichts einzuwenden haben. 1780. Pap.-Orig. Daumerlang, Xylograph : Brief Albrecht's von Freudenberg, Burgmanns zum Rotenperg, worin er Cunrad dem Smied und des- sen Nachkommen ein Erbe zu Oberndorf überläfst. 1377. Pgm. von Gemming, Oberst: Schreiben des Raths zu Nürnberg an Hans J. v. Zedwitz, Amtmann zu Baicrsdorf und Erlangen, worin er wegen des von dem Wildmeister Gottfried Engelschall gegen sei- nen Mitbürger Hans Summerer auf freier Landstrafse ausgeführten gewaltthätigen Angriffs Genugthuung verlangt. 1613. Pgm.

Chronik der historischen Vereine.

Archiv des Vereines für siebenbürgische Landes- kunde. Neue Folge. Achter Band, III. Heft. Herausgegeben vom Vereins - Ausschufs. Kronstadt, 1869. Verlag von Jobann Gott & Sohn Heinrich. 8.

Ohne geschichtlichen Inhalt.

Neunter Band, I. Heft. 1870. Johann Karl Schuller. Ein Beitrag zur Geschichte seines Lebens und Wirkens. Von Dr. G. D. Teutsch. Ueber die Hügelgräber hinter Bardacz nächst Ba- roth im Udvarhelyer Stuhl, von G. Westen. Nachtrag zu den im Vereinsarchiv mitgetheilten deutschen Rechtsdenkmälern, von Fried- rich Schuler-Libloy. Archäologische Analekten von Karl Goofs. Vor zweihundert Jahren. Bilder aus dem Leben des Schenker Kapitels. Von Dr. G. D. Teutsch. Siebenbürgische Literatur.

Jahresbericht desselben Vereines für das Vereinsjahr 1868/9, das ist vom letzten Juli 1868 bei letzten Juli 1869, redigirt vom Vereins-Secretär. Hermannstadt. 1869- 8.

Schriften der historisch-statistischen Sektion der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, redigirt von Christian Ritter d'Elvert. XIX. Band. Zur Cultur-Geschichte Mäh- rens und Oest.-Schlesiens. 3. Theil. (Woll-, Lein-, Seidenwaaren-, Branntwein-Erzeugung etc.) Brunn, 1870. 8.

Mittheilungen derselben Gesellschaft. 1869. Brunn. 4.

Notizen-Blatt der histor. -statist. Section ders. Gesellschaft. Weitere Folge vom Jahre 1865 bis zu Ende des Jahres 1869. Brunn, 1869. 4.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Zur mährisch-schles. Adelsgeschichte. (Forts.) Zur mähr.- schles. Biographie. (Forts.) Die eingegangenen Dörfer der Ab- tei Brück und der Umgebung, von Dr. Beck. Die Sieglung mit rothem Wachs. Der Münzfund bei Hlina, von Kupido. Mährische Dienstmannen -Rechte. Neue und alte Krankheiten nach Thomas Jordanus, von Rittmann. Joseph II. huldigt dem Ackerbaue, das Monument bei Slawikowitz. Privilegium der Stadt Auschwitz von 1291, von Temple. Chronik der Stadt 01- rau, von Trampler. Kanzlei - Taxordnung der Stadt Olmütz von 1674. Zur Geschichte der Landwirtschaft. Zur Geschichte der Freiherren Tunkel. Schenkung des Schlosses und der Stadt Ungarisch - Brod 1506. General -Repertorium mähr. Urkunden.

Die Brünner Maler zu Anfang des 18. Jahrh. Der Brünner

Kartenmaler Trier. Zur Geschichte der Pesten in und bei Brunn. Verweisung der Prädikanten aus Iglau.

Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. I. Band. 1870. Nr. 1-3. 78 Stn. 8.

Vorlage von praehistorischen Culturresten. Vortrag von Fr. v. Hauer. Instruction für die Eintragung und Eröffnung der Tumuli, von Ed. Frhr. v. Sacken. Archäologischer Fund bei Kamp in Niederösterreich (Handmühle), mitgeth. von Aug. Graf Breunner. Die Pfahlwerke bei Kammer und Litzelberg im At- tersee. Von Prof. Fr. Simony.

Jahres-Bericht des städtischen Museums Carolino- Augusteum zu Salzburg für 1869. Salzburg, gr. 8.

Katalog über die in dem genannten Museum vorhandenen Salisburgensia. A. Druckwerke. B. Manuscripte. C. Musikalien. D. Karten, Pläne und Ansichten. Salzburg, 1870. gr. 8. 117 Stn.

Verhandlungen des historischen Vereines fürNie- derbayern. XIV. Band. 3. u. 4. Heft. Landshut, 1869. 8.

Beiträge zur Geschichte des Marktes Siegenburg und der Schlösser Train und Ratzenhofen in Niederbayern. Gesammelt von Dr. J. B. Prechtl. Urkunden -Auszüge zur Geschichte des Marktes und Gerichtes Eggenfelden. (Die dem Museum nicht zu- gegangenen Hefte 1 und 2 enthalten : Die Grafen und Reichsher- ren zu Abensberg. Aus Urkunden und Quellen bearbeitet von Dollinger u. Stark.)

Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1869. II. Heft III. IV ; 1870. I. Heftl. München, 1869. 1870. 8.

Ueber die Sprachmittel der Verneinung im Griechischen, La- teinischen und Deutschen, von Prantl. Schreiben des Prof. Bruun in Odessa, enthaltend: geographische Bemerkungen zu Schiltberger's Reisen. Bericht darüber von Thomas. Ueber einige altdeutsche Denkmäler, von Keinz. Ueber die neue Aus- gabe der Tabula Peutingeriana durch Desjardins und ihre Ergeb- nisse für Süddeutschland zur Römerzeit, von Graf v. Hundt.

34. Jahres-Bericht des historischen Kreis-Vereins im Regierungsbezirke von Schwaben und Neuburg für das Jahr 1868. Mit einer artist. Beilage. Augsburg. 1869. 8.

Vereinsangelegenheiten. Die vier ältesten, noch nicht edir- ten Original -Urkunden des Augsburger Stadtarchivs. Mitgetheilt von Th. Herberger. Was Kayser Carolus dem Vten die Römisch Künglich Wal cost, im 1520 Jar. Mitg. von B. Greiff. Kurze Nachrichten über das Leben und die Werke des Glasmalers Lud- wig Mittermaier aus Lauingen. Mitg. von J. L. Bautenbacher. Kaiser Karls V. Todtenfeier, veranstaltet von Kaiser Ferdinand I.

im Dome zu Augsburg am 24. und 25. Februar 1559. (Mit 2 lithogr. Beil.) Von Prof. P. L. Brunner und Insp. Scheuermayer.

Archiv des historischen Vereines von Unterfran- ken und Aschaffenburg. Zwanzigster Band. Drittes Heft. Würzburg. 1870. 8.

Die Reichslande Rinek und die übrigen Besitzungen ihres Dy- nastengeschlechtes. Eine historisch -staatsrechtliche Skizze. Von Dr. F. Stein. Nachträge zu „Alex. Kaufmann, Quellenangaben und Bemerkungen zu Karl Simrock's Rheinsagen etc." Von Dr. Alex. Kaufmann. Baugeschichte des Vierröhrenbrunnens zu Würzburg. Bearbeitet nach den Protokollen des Obern -Rathes und sonstigen Quellen des Stadt -Archives. Von Jos. Hörnes. Die Truchsesse von Baldersheim. Nachtrag. Von H. Bauer. König Ruprechts Feldzug in die Wetterau. Ein Beitrag zur Ge- schichte der Schlösser Mömbris und Wasserlos. Von Dr. Alex. Kaufmann. Wo befand sich das Kloster der heiligen Lioba? Von Dr. F. Stein.

Kirchenschmuck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschö- pfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter der Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese Rottenburg. Redigirt von Pfarrer Laib und Stadtpfarrer Dr. Schwarz. XXVI. Band, zweite Hälfte. Dreizehnter Jahrgang 1869. Viertes Vierteljahrsheft. Stuttgart. 8.

Monumentale Malerei in neuen Kirchen (Geislingen, Bollingen). Beiträge zur Ikonographie des Gekreuzigten. Zur Geschichte des Altars. (Friedr. Schneider.) Frohnleichnams - Altäre. Lindenschmit's Fingerzeige über die älteste deutsche Kunst. Zur Baugeschichte des Mainzer Doms. Sinnbilder des Altar- sakraments.

Mittheilungen des historischen Vereines derPfalz. I. Speier, 1870. 8.

Kurze Geschichte des Vereines. Satzungen desselben. Mitgliederverzeichnifs. Zur Einführung von Ortschroniken.

In der am 10. Mai abgehaltenen ersten Sommersitzung des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frank- furt a/M. berichtete S. A. Scheidel über seinen Besuch des zwei Stunden von Hadamar in Nassau gelegenen und unter dem Na- men Dornburg bekannten Basaltberges, welcher einerseits das na- turwissenschaftliche und industrielle, anderseits aber durch die Reste einer weit über die geschichtlichen Ueberlieferungen hinauf- reichenden Culturepoche auch das antiquarische Interesse in An- spruch nimmt. Pfarrer Dr. Seitz theilte mit, dafs sich in einer Handschrift des britischen Museums eine in griechischer Sprache von einem gewissen Philipp Reinhard abgefafste Biographie des Prädicanten Hartmann Beyer vorgefunden habe. Derselbe been- digte sodann seinen Vortrag über den Wiedertäufer Gerhard We- sterburg.

Preisschriften, gekrönt und herausgegeben vonderFürst- lich Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig. XIV. Die Hauptstätten des Gewerbfleifses im klassischen Alterthume, von B. Büchsenschütz. XV. Die gewerbliche Thätigkeit der Völ- ker des klassischen Alterthums, von Dr. Hugo Blümner. Leipzig, bei S. Hirzel. 1869. 8. VII u. 106, XIV u. 154 Stn.

Wie wir aus dem ersten Bericht des Vereins für die Ge- schichte der Stadt Leipzig entnehmen, hat dieser Verein während der kurzen Zeit seines Bestehens , seit December 1867, bereits eine rühmenswerthe und mit Erfolg gekrönte Thätigkeit

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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entfaltet. In den Hauptversammlungen, deren im Ganzen 15 statt- gefunden haben, wurden u. a. folgende Vorträge gehalten: Ueber die hundertjährige Geschichte des alten Theaters, von Dr. Kneschke; die kaiserlichen Privilegien der Leipziger Messen, von Dr. Zim- mermann ; über die Wandgemälde im Kreuzgange des Paulinums, von Dr. 0. Mothes ; über die Beziehungen Leipzigs zur lutherischen Reformation, von Lehrer Rommel ; zur Geschichte des Schlosses Plei- fsenburg, von Dr. Möbius ; über die Belagerung Leipzigs im Jahre 1547, von Dr. Zimmermann ; die älteste Geschichte Leipzigs, von Prof. Dr. Wuttke. Eine Anzahl Mitglieder vereinigte sich zu Sectio- nen, besonders nach der literarischen und artistischen Richtung hin. Der literarischen Section liegt die Beschaffung der Vorträge, die Sammlung aller auf Leipzigs Geschichte bezüglichen literarischen Erscheinungen, die Beantwortung von Anfragen und die Bearbei- tung eines Jahrbuchs der Geschichte Leipzigs ob. Die artistische Section legte für den Verein ein „Schaubuch" an. Zunächst sol- len in dasselbe Ansichten von Leipzig und einzelnen Gebäuden der Stadt, sowie Bildnisse berühmter Leipziger, Pläne, Costümbil- der etc. aufgenommen werden. Die so entstandene Sammlung um- fafst schon mehr als 200 Blätter. Behufs Ansammlung von Mate- rial wurden von diesem Ausschusse Besichtigungen öffentlicher und sonst merkwürdiger Gebäude Leipzigs und der Umgegend vorgenommen. Um die kunst- und kulturgeschichtlich interes- santen Gegenstände, welche bei dieser Gelegenheit angetroffen wurden, wo möglich, der Vergessenheit und dem Verderben zu entreil'sen, liel's der Verein Gesuche an die Besitzer ergehen , ihm solche zur Anlegung einer Sammlung Leipziger Alterthümer schen- kungsweise oder mit Eigenthumsvorbehalt zu überlassen. Auf diese Art ist bereits eine Sammlung von 600 Gegenständen zusam- mengekommen, für deren Unterbringung ein geeignetes Lokal ge- miethet worden ist. An dieses Museum knüpft sich die Anlegung eines „Repertoriums", bestehend in einer Reihe von Mappen, de- ren jede die von einer bestimmten Körperschaft einer Anstalt, einem Verein, einer Einrichtung der Stadt u. s. w. herrührenden Drucksachen und sonstigen Nachrichten aufnimmt. Ein besonde- res Verdienst hat sich der Verein erworben um die BloMegung und Restaurierung der im Jahre 1385 ausgeführten, 1515 17 übermalten und dann mehrmals, zuletzt noch 1864, übertünchten Wandbilder in dem zur Universität gehörenden Kreuzgange des ehemal. Dominikanerklosters St. Pauli.

Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. ElfterBe- richt des . . . Vereins für das Museum schlesischer Alterthümer. Mit 2 Bildtafeln. Breslau, 1869. 4.

Der Kawallener Silberfund, Münzen u. Schmuckstücke, um das J. 1010 nach Christi Geburt vergraben. Nebst einem Anhange über einen Silberfund von Schimmerau. (Von Dr. Jul. Friedlän- der.) — Das Grabmal Hans, Herzogs v. Oppeln, f 1532. Mit einer Einleitung über die oberschlesischen Herzoge, von A. Welzel. Bres- lau's Papiermühle. (Papiermacher , Spielkartenfabrikation , Perga- menteure, Buchbinder.) Von Jul. Neugebauer. Zur Literatur der schles. Alterthumskunde. (1711 1868). Von Dr. H. Luchs. Allerlei.

Zwölfter Bericht. Mit 3 Bildtafeln. Der Zinnkrug der Bres- lauer Bäcker-Innung vom Jahre 1497, gez. u. beschr. von Dr. Al- win Schultz. Glasmalereien aus der Kirche zu Sponsberg. 15. Jahrh. Von Franz Heinelt. Noch Etwas aus der katholischen

Pfarrkirche zu St. Georg in Reichenbach in Schlesien. Von Ro- bert Schuck. Die Ausgrabung vorgeschichtlicher Alterthümer betreffend. Von B. v. Dücker. (Allerlei zur schles. Münzkunde).

Zeitschrift für die Geschichte und Alterthums- kunde Ermlands. Im Namen des historischen Vereins für Ermland herausg. von Prof. Dr. Thiel. Vierter Band. 12. Heft. Jahrgang 1869. Braunsberg, 1869. Verlag von Eduard Peter. 8.

Geschichte der ermländischen Bischofswahlen. Dritte Periode (1772 - 1836). Von Domdechant Dr. Eichhorn. Necrologe. Vereinschronik.

Monumenta Historiae Warmiensis. III. Abtheilung. Bibliotheca Warmiensis oder Literaturgeschichte des Bisthums Ermland. Im Namen desselben Vereins herausg. von Dr. Franz Hipler. Eilfte und zwölfte Lief. Band IV, Bogen 6— 15. Brauns- berg, 1868 und 1869. Verlag von Eduard Peter. 8.

Deutscher Herold. Monatschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- und Wap- pen-Kunde zu Berlin. 1. Jahrgang. 1870. Nr. 3. 4.

Das Wappen und die Siegel der H. R. R. Stadt Nürnberg. (Seyler in Würzburg.) Einige Anmerkungen und Berichtigungen zu „Tr. G. Voigtel's Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten, neu herausg. von Ludw. Adolf Cohn."

Die milden Privatstiftungen zu Hamburg. Heraus- gegeben auf Veranlassung des Vereins für Hamburgische Geschichte. Zweite umgearbeitete und veränderte Ausgabe. Hamburg. 1870. 8. XLVIII und 231 Stn.

Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Al- terthumskunde. Herausgegeben von dem Verein für Ge- schichte und Alterthumskunde Westphalens. Dritte Folge. Achter Band. Mit drei lithographirten Tafeln. Münster, 1869. 8-

Geschichte der Herrschaft und der Stadt Ahaus. Von Dr. Carl Tücking. Zur Topographie der Freigrafschaften. Von Dr. J. S. Seibertz. 21. 30. Der Dukat des Erzbischofs von Köln in Westfalen und Engern. Von Heinr. Kampschulte. Geschichte der Herrschaft Gemen, ihrer Herren und deren Geschlechter. Von Friedr. Grafen von Landsberg -Velen. Geschichte der Stadt Brakel. Von Dr. Willi. Engelb. Giefers. Die bei Werne in der Lippe gefundenen Alterthümer. Von F. A. Borggreve. Ur- kunden zur westfälischen Geschichte während des dreifsigjährigen Krieges. Aus dem Chigi'schen Archive zu Rom, mitgeth. von Dr. Florenz Tourtual. Actenstücke vom westfälischen Friedenscon- gresse. Aus dems. Archive , mitgeth. von dems. Vier Ringe von Bronze. Mitgeth. von Assessor Heinr. Geisberg. Das Pa- derborner Siechenhaus. Von Domcap. Bieling. Chronik des Vereins.

Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons Glarus. Sechstes Heft. Zürich u. Glarus, Meyer u. Zeller. 1870. 8.

Protokolle des Vereins. Die Burg Nieder-Windeck. Von Dr. J. J. Blumer. Der Kanton Glarus unter der Helvetik. Drit- ter Zeitraum : 20. Mai bis Herbst 1799. Von Dr. J. Heer. Eine Ausschreitung der glarnerischen Demokratie im vorigen Jahrhun- dert, oder der sogen. Brigadieradel vom Jahr 1775. Von Dr. N. Tschudi. Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Gla- rus (Forts).

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

11) Luxemburger weisthümer, als nachlese zu Jacob Grimm's weisthümern, gesammelt und eingeleitet von Hardt, regierungsarchivar in Luxemburg. Luxemburg, Druck u. Verlag von V. Bück. 1868. 8. I.— IV. Liefer. LXIII u. 496 Stn.

Die eigenthümliche Geschichte des Luxemburger Landes be- dingt es ohne Zweifel, dafs für Erforschung und Darstellung der- selben, namentlich aber seiner kulturhistorischen Entwicklung, bis- her weniger gethan war, als in manchem anderen nicht so vortheil- haft gelegenen Gebiete. Das oben genannte Werk macht zwar keineswegs den Anfang damit, gewährt indefs für alle vorherge- gangenen und etwa noch nachfolgenden Forschungen eine so bedeu- tungsvolle Unterlage, dafs es für den bezeichneten Zweck als epoche- machend betrachtet werden kann. Der zum Abdruck bestimmten Weisthümer und dahin gehörenden Urkunden sind fast zweihun- dert an der Zahl, welche einen starken Octavband von etwa 800 Seiten bilden werden. Sie sind nach den Ortsnamen alphabetisch geordnet ; der durch spätere Abschreiber häufig verdorbene Text ist hergestellt, zum Zweck der leichteren Citierung in numerierte Artikel eingetheilt und mit erklärenden Anmerkungen versehen. Eine umfassende Abhandlung über das Wesen der alten Gemeinde und deren rechtliche Grundlage wie Entwickelung leitet das Ganze ein. v. E.

12) Das Grabfeld von Hallstatt in Oberösterreich und dessen Alterthiiraer. Von Dr. Ed. Freih. von Sacken, Custos des k. k. Münz- und Antiken - Cabinetes. Wien, 1868. Wilhelm Braumüller, k. k. Hof- und Universi- tätsbuchhändler. 4. 156 Stn. Mit 26 Tafeln in Steindruck.

Der Gräberfund bei Hallstatt ist ohne Zweifel der bedeu- tendste unter allen in neuerer Zeit gemachten. Bereits seit dem Jahre 1846 begonnen und unter kundiger Leitung bis 1864 fort- gesetzt, hat er nebst seinen überraschenden Ergebnissen auch schon mehrere monographische Behandlungen hervorgerufen. Die vor- liegende bespricht den Gegenstand im Zusammenhange und unter Aufstellung aller hergehörenden Gesichtspunkte. Sind die wissen- schaftlichen Resultate ihrem Wesen nach auch nicht gerade neu, so versehen sie das bisher Bekannte doch mit Belegen so bedeut- samer Art, dafs dieses immerhin den Eindruck eines Neuen macht. Neben dem erschöpfenden Text sind die Abbildungen besonders lehrreich. Die erste gibt eine Uebersicht des ganzen Grabfeldes mit mehreren Hunderten von Bestattungsorten ; drei folgende ge- ben Abbildungen von solchen selbst in charakteristischer Auswahl, nach genauen, an Ort und Stelle aufgenommenen Zeichnungen; die übrigen die der ausgezeichnetsten Fundstücke, die fast sämmt- lich von der seltensten Art sind.

13) Culturhistorische Einblicke in die Alpenwirth- schaft des Chiemgaues. Verfafst von Hartwig Frei- mund Peetz, Vorstand des landwirtschaftlichen Bezirks- vereins Traunstein. München. In Commission der E. A. Fleischmann'schen Buchhandlung. 1869. 8. 59 Stn.

Diese Broschüre, deren Inhalt den Werth manches dickleibigen Bandes aufwiegt, behandelt, vom historischen und nationalökono- mischen Standpunkte aus, eine der brennendsten Zeitfrageu, die seitherige Verwüstung wie die nothwendig gewordene Schonung des Bodens, und obwohl sie ihre Untersuchungen und Folge- rungen auf einen geringen landschaftlichen Bezirk begrenzt , sind die auf Grund urkundlicher Belege vorgeführten Thatsachen so schlagender Natur , die daraus sich ergebenden Forderungen an eine Aenderung oder strengere Einhaltung des Systems so durch- greifend, dafs ihre Anwendung auf diese Culturfrage im weitesten Umfange nahe liegt und wir die Schrift Jedem, der mit der letz- teren sich beschäftigt, empfehlen müssen. Aus diesem Grunde be- dauern wir, dafs manche Ausdrücke und Bezeichnungen, die am Orte in Gebrauch sind, keine nähere Erklärung gefunden, da Man- ches dadurch aufserhalb unverständlich wird. Die erste, ge- schichtliche Abtheilung behandelt zudem Verhältnisse und Ent- wicklungen, die nur in wenigen Gegenden Deutschlands wieder- kehren und bis jetzt noch kaum von den Culturhistorikern in's Auge gefal'st sind, so dafs auch von dieser Seite her die Bedeu- tung der Schrift über blos provinzielles Interesse hinausgeht.

v. E.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 20, S. 474. Gegen die Zeitschätzungen der dänischen Alterthumsforscher.

Das neue Blatt: Nr. 24. Ein Scharfrichter-Bestallungsbrief von 1673. (C. Spielmann.)

Daheim: Nr. 35. Aus den Werkstätten der Altvordern. Schilde der Renaissancezeit. (G. Hiltl.) Nr. 36. S. 572. Westfälische Bauernhochzeit. (Otto Thelemann.)

Europa: Nr. 22. Das deutsche Kinderspiel. Nr. 28. Dia Wurt- kirchen der Marschen.

Die Gartenlaube: Nr. 21. Ein deutsches Kaisergrab im alten Sachsenlande (Königslutter). Nr. 23. Aus der Jugend einer berühmten Frau (Friederike Caroline Neuber, 1697 1760.) (Dr. E. Herzog.)

Der Hausfreund: 10. Heft, Nr. 29, S. 457. Tirolische Ostern. (Dr. Ludw. v. Hörmann.)

Neue evangel. Kirchenzeitung: Nr. 21. Das Passionsspiel in Oberammergau.

Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 272 f. Christoph Karl v. Schlip- penbach (1649).

Kunst u. Gewerbe: Nr. 24. Altdeutsche Webemuster. (Fr. Fischbach.)

Mittheilungen der anthropol. Gesellschaft in Wien : 1. Bd., Nr. 3, S. 70. Die Pfahlwerke bei Kammer und Litzel- berg im Attersee. (Prof. Fr. Simony.)

Mittheilungen des k. k. österr. Museums für Kunst u. Industrie: Nr. 56. Die liturgischen Gewänder mit arabi- schen Inschriften aus der Marienkirche in Danzig.

Monatsblätter f. innere Zeitgeschichte: 35. Bd.. 3. Heft, März. Die Convertiten des hessen - darmstädtischen Fürsten- hauses.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Die Natur: 12. Ergänzungsheft , S. 33. Zur Geschichte unserer künstlichen Beleuchtungsmittel. (Otto Ule.)

Augsb. Postzeitung: Sonntagsbl. Nr. 22 ff. Das Passions-Spiel in Ober- Ammergau.

Norddeutsches Protestantenblatt: 3. Jahrg., Nr. 16. Die reformatorischen Grundsätze Luther's.

Revue des deux mondes: 1. Mai 1870, 1. Livr., p. 114. Le congres international d'archeologie prehistorique (session de 1869). II. Origines de la civilisation scandinave. (M. A. de Quatrefages.)

Sonntagsblatt (von Fr. Duncker): Nr. 15. Die ersten Zeitun- gen. (W. Girschner).

Ueber Land und Meer: Nr. 36, S. 6. Das Dodolo oder Re- genmädchen in Ungarn (Volksbrauch).

Zeitschrift f. bild. Kunst: 8. Heft, S. 230. Einige Bemerkun- gen über Jan van der Meer von Haarlem und B. van der Meer. (Wilh. Schmidt.)

Illustr. Zeitung: Nr. 1404, Nr. 407. Die Zigeuner.

Leipziger Zeitung: Wissenschaftl. Beil. Nr. 34. 35. Geschichte des gothaischen Landes.

Vermischte Nachrichten.

60) In der Nähe des Dorfes Piwana im böhmischen Bezirke Mies liegen auf einer ausgedehnten Hutweide an 30 Grabhügel. Sie sind aus Steinen und Erde aufgeführt und haben an der Basis einen Durchmesser von 5 bis 8 Klaftern. Als vor Kurzem die Hut- weide in Feld umgewandelt und die Mehrzahl der Hügel geebnet wurde, stiel's man dabei auf zahlreiche interessante Gegenstände. Ueber einer Schicht Lehm fand man nämlich theils bestattete, theils verbrannte Leichenreste und als Beigaben derselben Blättchen und Ringe von Gold, zahlreiche Schmuckgegenstände von reiner Bronze, bestehend in Armspangen, Ringen, Nadeln, Spiralen, fer- ner Urnen aus rohem, mit vielen Quarzsandstücken vermischtem Thon. Einige der Grabhügel sind noch ungeöffnet. Dieser Fund schliefst sich zahlreichen andern des westlichen Böhmens vollkom- men an. Die daselbst Bestatteten, am Ausgange des Bronzealters Mitteleuropas stehend, gehören der letzten keltischen Periode Böh- mens, ungefähr dem 2- Jahrh. v. Chr. an. (111. Ztg., Nr. 1404.)

61) Zwei alte Schwerter, beide mit Inschriften versehen, sind zu Hildesheim aufgefunden worden. Das eine, dessen Inschrift auf ein Alter von 400 Jahren schliefsen läfst, wurde am Galgenberge, von wo bekanntlich auch der Silberschatz stammt, ausgegraben ; das andere, wahrscheinlich das Schwert eines Solda- ten aus dem 30jährigen Kriege, fand sich unter altem Gerumpel auf dem Boden eines Burghauses. Beide sind dem Hildesheimer Museum zugedacht. (Köln. Ztg., Nr. 161, 2. Bl.)

62) Auf der Flur des Dorfes Rott bei Wessobrunn fanden Ackersleute Ende Aprils beim Umpflügen des Bodens einen bar- barischen Erzgufs, eine rückwärts hohleBüste mit geschmack- losem Ornament, drei Pfund schwer, zehn Zoll hoch und acht Zoll breit. Prof. Reber und Dr. Sepp, welche das Fundstück einer näheren Besichtigung unterzogen, hielten es Anfangs für Renais- sancearbeit, etwa eine Brunnenfigur aus dem nahen Kloster, um so mehr, als ein wunderlicher Kranz von Rosen sich um das Haupt zieht und über das zopfige Ornament zerstreut. Genauere Untersuchung ergab jedoch eine dicke Patina, aerugo nobilis, den

Gufs als roh und ohne Ciselierung, aber das Erz durch den Zahn der Zeit tief zerfressen und die starke Oxydierung auffallend, so dafs die von Silber eingesetzte Reihe Zähne weit hervortritt, ebenso die silbernen Augen mit eingehämmerten Augäpfeln. Diese Bestandtheile, sowie das halbseitige silberne Brustfell sind nicht aufgelöthet, sondern eingezwängt, und geben dem Kopf einen grin- senden Ausdruck. Dr. Reber erklärte das Modell für römisch, aus der Zeit Konstantin's oder seiner Nachfolger, und dachte an einen jugendlichen Cäsar; Dr. Sepp dagegen behauptete, es stelle eine weibliche Gottheit dar, wie der Haarwulst und die hervor- tretende eine Brustwarze verrathe, und das Bildnils sei keltisch. Man vereinigte sich endlich dahin, das Ganze für vindelizisch zu erklären, etwa für die amazonenhafte gallische Kriegsgöttin , aber das römische Vorbild und die benannte Zeit anzuerkennen.

(Korr. v. u. f. D., Nr. 310, a. d. Allg. Ztg.)

63) In Alt- Ofen sind neuerdings wieder interessante AI ter- thümer aufgefunden worden. Zu erwähnen sind neben mehre- ren Bronzegegenständen , Gefäfsen etc. ein ganz gut erhaltener Votivaltar, ein Sargtheil aus dem Familiengrabe des Valerius Ma- ximinus, eines römischen Kriegers, und als ein bemerkenswerthes Denkmal ein römischer Meilenzeiger, eine ziemlich grofse Säule. Auch wurden jüngst sehr starke Grundmauern bloßgelegt, die höchst wahrscheinlich einen Theil des römischen Amphitheaters ausmachten. Man will die Reconstruction dieses Baues versuchen.

(111. Ztg., Nr. 1406.)

64) Aus Buch bei Castellaun kommt uns die Nachricht zu, dafs in einem 56 Fufs tiefen und 6 Fufs Durchmesser haltenden Verliefs des Schlosses Balduinseck (jetzt Ruine) allerlei, zum Theil kostbare Gegenstände, namentlich steinerne Gefäfse, Goldsachen, Steigbügel, Sporen, Säbel u. dgl. m. gefunden wor- den sind. Der Berichterstatter, zugleich der Finder, beruft sich auf einen ausführlichem Artikel in Nr. 110 der Coblenzer Zeitung, der uns leider nicht vorliegt. Den schriftlichen Bericht vollstän- dig wiederzugeben, müssen wir Anstand nehmen, wegen seines augenscheinlich dilettantischen Ursprungs. Vielleicht entschliefst sich eine kundigere Feder, uns genauere Mittheilungen über den merkwürdigen Fund zukommen zu lassen.

65) In Boros-Jenö (Arader Gespannschaft) steht noch ein Minaret neben einer Moschee, die später als christliche Kirche verwendet wurde. Unter den Grabsteinen, die von den dar- über Gehenden sehr verletzt wurden, befindet sich einer, der die Leser dieser Blätter interessieren dürfte. Das Wappen zeigt einen unten zugespitzten Schild, der quergetheilt ist : im oberen Felde zwei hintereinander sitzende Thiere , vielleicht Hunde, im unteren in der Mitte eines dieser Thiere. Ueber dem Spangenhelm sitzt ebenfalls ein Hund, und an der Stelle der Zipfel der Helmdecke sind S artige Schnörkel angebracht. Die schwer zu entziffernde Inschrift lautet :

ALHIER RVHET DER WOHLEDELGEBOHRNE HERR FERDINAND GOT LIEB U DVTTERSTADT DER ROM KAY MAY BORGRAFF SALARISCH REGMT ZV FVSS GEWESTER HAVBTMAN- Bei den sehr spärlichen Daten über benannte, noch gröfsten-

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theils erhaltene Grenzfeste, wäre es sehr erwünscht, etwas Näheres über obigen Hauptmann zu erfahren. R.

66) In Eschweiler ist eine Alterthumsausstellung eröffnet worden, welche Alles umfalst, was an alter Kunst von den Tagen der Römerherrschaft an durch das Mittelalter hindurch bis zur Renaissance in dortiger Gegend übrig geblieben ist. Sämmt- liche Gebiete der alten Kunst sind vertreten: Malerei, Weberei und Stickerei, Elfenbein- und Holzskulptur, Schmiede- und Töpfer- arbeiten, Kupferstiche und Holzschnitte u. s. w.

(111. Ztg., Nr. 1403.)

67) Die Versteigerung der Kupferstichsammlung Birkenstock-Brentano begann am 16. Mai in Frankfurt a.M. Die guten Sachen erzielten hohe Preise, so z. B. die sieben Planeten von Beheim 728 fi., St. Katharina von Bocholf 460, Burgk- mair's Triumphzug des Kaisers Maximilian 3450, Dürer's Passion 310, dessen St. Hieronymus in der Zelle 450 und Erasmus von Rotterdam 380 fl. (Dies. Nr. 1404.)

68) Die Mittel, welche zur Errichtung eines Standbil- des Ph. Melanchthon's zu Wittenberg gesammelt worden sind, haben noch einen Ueberschurs ergeben. Mit demselben ist eine Stiftung gegründet worden, welche unter dem Namen „Me- lanchthon-Stiftung zu Wittenb erg" die Unterstützung von Gymnasiasten, Studenten und Dozenten während ihrer Ausbildung und zu ihrem Fortkommen bezweckt. Es ist jetzt ein Statut der Stiftung entworfen worden, nach welchem das gesammte Restkapital auf 10,500 Thlr. festgestellt ist. Die Zinsen von 10.000 Thlrn. sind zur Bezahlung der Stipendien und die Zinsen von 500 Thlrn.

zur Erhaltung der Denkmäler Luther's und Melanchthon's auf dem Wittenberger Markte bestimmt. (Korr. v. u. f. D., Nr. 256.)

69) Der 500. Jahrestag des für die alte Hansa so glorrei- chen Friedens von Stralsund ist am 23. Mai daselbst sehr festlich begangen worden. Der Feier im altehrwürdigen Rathhause der Stadt wohnte eine ansehnliche Versammlung bei, darunter Ver- treter von Hamburg, Bremen und Lübeck. Auch in diesen Städten ist der merkwürdige Gedenktag nicht ungefeiert vorübergegangen. Ein glückliches Zusammentreffen fügt es , dal's gerade im Jubel- jahr des Stralsunder Friedens der erste Band der von der histo- rischen Commission bei der Münchener Akademie in Angriff ge- nommenen Ausgabe der „Hansa- Recesse" an's Licht treten und just mit den Documenten über diesen Frieden abschliefsen wird.

(111. Ztg., Nr. 1404.)

70) Die historischen Vereine von Lübeck, Hamburg, Bremen und Greifswald- Stralsund (bei Gelegenheit der Stralsunder Feier zur Gründung eines hansischen Geschichtsvereins übereingekom- men) haben auf Antrag des Hamburger Geschichtsvereins die Aus- schreibung einer Preisschrift beschlossen , durch welche sie die 500jährige Feier des von der Hansa siegreich gegen den König Waldemar IV. von Dänemark gefühlten Krieges festlich zu bege- hen gedenken. Der Ehrenpreis soll aus 500 Thlrn. bestehen und wird von den Vereinen aufgebracht. Die Concurrenzschriften über das Thema: „Die deutschen Hansestädte und König Waldemar von Dänemark" müssen bis zum 24. Mai 1875 eingereicht werden. Das Preisrichteramt haben die Prof. Mantels in Lübeck, Usinger •n Kiel und Waitz in Göttingen übernommen. (Dies., Nr. 1405.)

M i 1 1 h e i 1 u n g e n.

7) Peter Vischer betreffend.

Als ich vor einem Jahre meinen in Nr. 12 (Jahrg. 1869) dieser Blätter abgedruckten Aufsatz über das Verhältnifs Peter Vischer's und Dürer's zu den bekannten beiden Grabdenkmalen in Römhild und Hechingen schrieb , sah ich einen Widerspruch von Seiten des Herrn Döbner voraus ; denn ich weifs sehr wohl , dafs es un- gemein schwer ist, von alten, liebgewonnenen Meinungen sich los- zusagen. Nichts desto weniger glaubte ich, da ich eine bei der Erörterung über deu Künstler der besprochenen Grabdenkmale bisher nicht beachtete Thatsache mittheilen konnte, mit meiner, von Herrn Döbner abweichenden Ansicht im Interesse der Wis- senschaft nicht zurückhalten zu sollen; denn der Austausch ver- schiedener Ansichten führt schliefslich zur Wahrheit, und auf Er- forschung der Wahrheit allein kommt es mir dabei an. Daher wird jede neue, urkundliche Feststellung, auch wenn sie meine Ansicht umstofsen sollte, mir sehr erwünscht sein.

Herr Döbner aber hat in seinem „euergischen Widerspruch" in Nr. 4, Jhrg. 1870, dieser Blätter das neue beigebrachte Mo- ment nicht nur gar nicht berührt, sondern überhaupt nichts ge- sagt, was nicht von ihm selbst oder von Andern früher bereits mit- getheilt worden wäre. Ich konnte also in dem wissenschaftlichen Theil dieser Zeitschrift auf Herrn Döbner's Artikel „Zur Abwehr"4 nicht weiter eingehen, sondern mufs die Beurtheiluug der wahren Sachlage dem Urtheil unparteiischer Sachverständiger überlassen *).

Nürnberg. R. Bergau.

*) Das germanische Museum dürfte wol bald in der Lage sein, die Ab- güsse beider Grabdenkmale neben einander zu stellen und damit diejenigen anderer Viseher'scher Sculpturen zu verbinden. Nur auf diese Weise wird es möglich sein, die Frage über den relativen künstlerischen Werth der Werke gegen einander, sowie über die innere Einheit des Stiles der ver- schiedenen Werke dieses Meisters und damit die Krage seiner Künstlerselb- ständigkeit zu lösen. D. Red.

Verantwortliche Redaction : A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sche Bachdruckerei in Nürnberg.

Nürnberg". Das Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postcouvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutachlands incl. Oestorreichs 3fl. 36 kr. im 24 fl.-Ful's oder 2 Thlr. preul's.

Für Frankreich abonniert man in Strasburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klinck- sieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem

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Nene Folge.

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Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commis- sionar der lüerar.-artiat. Anstalt des Mu- seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be- fördert.

Siebzehnter Jahrgang.

1870.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

Ml.

Juli.

Wissenschaftliche MttheiluMen.

Die Fundstelle des Hildesheimer Silberschatzes.

(Fortsetzung).

Blicken wir jetzt zurück auf die Gründung der bischöfli- chen Kirche, wie ihre Lage gewählt war inmitten des kaum zum Christenthume bekehrten Volkes, in einer überaus frucht- baren Landschaft und begiftet mit einem reichlichen Grundbe- sitz, gesichert durch Gewässer und Steilabfälle, so gewinnen auch die kleinen Züge, die nach der frommen Sage den er- sten Entschlufs herbeiführten und die erste Bauanlage bestimm- ten, eine gröfsere Bedeutung.

Als nämlich Kaiser Ludwig der Fromme, sagt die Le- gende, in Elze weilend, einst im Walde, wo jetzt Hildesheim liegt, jagte, befahl er seinem Kaplan, die Messe zu lesen. Dieser hieng die Reliquienkapsel, die er an einem Riemen umgehängt bei sich trug, an einen Rosenstrauch, hatte aber, nachdem er das Mefsopfer dargebracht, das Mifsgeschick, die Reliquien zu vergessen und sie erst zu Hause zu vermis- sen. Er kehrte daher zu dem Orte der heiligen Handlung zurück und fand zu seinem Erstaunen die Kapsel mit den heiligen Reliquien dicht von Dornen und Zweigen umgeben und überwachsen. Der Kaiser, dem davon Meldung wurde, erkannte darin den göttlichen Willen und befahl, den Grund der bischöflichen Kirche hier zu legen. Und siehe, ein neues himmlisches Zeichen gab auch den Plan zu derselben an; denn als man beginnen wollte, die Fundamente zu graben, war ein Frühschnee gefallen, der den Grundrifs von Chor und Kirche scharf und rein vor dem Rosenstock auf den Bo-

den gemalt hatte. Selbst die Quelle fehlte nicht; sie ent- sprang am Fufs des Strauches und wird, wenn auch durch die Bebauung des Domhügels minder ergiebig, noch heute ge- zeigt.

Es mufs hier angeführt werden, dafs ein struppiger, üp- piger Schopf von Zweigen, welche gegen die Natur des Bau- mes manchmal bei Kiefern und Kirschbäumen von einer Ast- stelle aus wachsen, im Odenwald und an der Bergstrasse He- xenbesen, im Holsteinschen Marzack genannt wird. Er entsteht, wenn eine Hexe in der Mainacht zu nahe über dem Gipfel hingestreift ist. Als aus der himmlischen Hulda eine Hexe, aus ihrem Frühlingseinzug ein Blocksbergsritt und ein wildes Heer wurde, erkannte man alle ihre schönen und segens- reichen Eigenschaften und Wirkungen wieder in der heiligen Jungfrau, und so konnten die Neubekehrten, welche bisher die Entstehung solcher Zweigsträufse und die Sendung des Schnees ihrer Göttin Hulda zugeschrieben, sehen, dafs dies auch, oder ausschliefslich, durch die Macht des Christengottes und die Fürbitte der heiligen Jungfrau geschehe; sie konnten ahnen, wie auf sie auch noch andre schöne und sinnige Züge der ge- stürzten Göttin pafsten.

Es lag im Geiste der Zeit, dafs man das um so freudiger und zuversichtlicher aufnahm, was, nachdem es mit klugem Bedacht gewählt worden, durch ein himmlisches Zeichen die Weihe erhalten hatte, zumal wenn dies Zeichen, wie hier, in der Volkstradition schon als ein bedeutungsvolles feststand.

Sollten wir da nicht auch den Fingerzeig, den uns der Name Hildesheim gibt, auf die Göttin gerichtet sehen und in

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der zeitweiligen Vermeidung des Namens Hildesheim und in der Fortführung des Namens Bennopolis, wie ihn Bischöfe und Aebte im Anfang beliebten, nicht einen empfindsamen Abscheu vor der Heidengöttin vermuthen '?

Wenn es uns gelungen ist, eine vorchristliche Kultusstätte bei Hildesheim nachzuweisen, oder doch sehr wahrscheinlich zu machen, so werden wir als deren Mittelpunkt den Gallberg und in gewissem Grad auch die Sülte anzusehen haben, und in den Ländereien und Waldungen, welche gleich bei der Hier- herverlegung des Bisthums in dessen Hand kamen, das frühere Eigenthum der Göttin wieder erkennen.

Wir wissen, dafs die Gottesverehrnng der Germanen sich vorzugsweise an Quellen, an heilige Haine und heilige Bäume knüpfte, und begreifen, dafs diese mächtiger auf das Gemüth wirken mufsten, als Bau- und Bildwerke, wie sie mit den ihnen zu Gebot stehenden dürftigen Kunstmitteln ausführbar wareD.

Wir lesen, was Rudolf von Fulda schreibt, dafs sich ins- besondere bei den Sachsen der Kultus um dichtbelaubte Bäume und um Quellen, dann aber weiter auch um hölzerne Säulen bewegt habe, welche unter freiem Himmel aufgerichtet standen, und welche sie Irmensäulen, gleichsam das Weltall tragende Säulen, nannten. Es befinden sich in Hildesheim zwei Säulen, welche als Irmensäulen bezeichnet werden, (vergl. J. M. Kratz, der Dom zu Hildesheim, mit vielen Kupfertafeln): die eine im Dom, vor dem Hauptaltar, trägt ein Muttergottesbild und eine Lichterkrone und besteht aufser der Bronzebase, Bing und Capital aus zwei Stücken, das untere 2' 10" lang mit 10" Durchmesser, das obere 2' 9'/4" lang mit 93/*" Durchmes- ser; ihre Masse ist ein bräunlicher Kalksinter, ähnlich dem aus der römischen Wasserleitung von Köln, doch ist sie nicht dieselbe, sondern dunkler. Diese Säule soll die von Karl dem Grofsen auf der Eresburg gestürzte Irmensäule sein, die dann heimlich an der Weser vergraben, bei der Erbauung des Klo- sters Corvey aber wieder aufgefunden und auf Kaiser Ludwigs Befehl nach Hildesheim gebracht worden. Auf dem Wege da- hin sei die Bedeckungsmannschaft, nachdem sie schon die Leine passiert hatte, von heidnischen Sachsen überfallen, aber nicht besiegt worden. Zum Gedächtnifs dessen soll das Dorf Irmen- säule 2Vi Meilen südlich von Hildesheim und 1000 Schritt westlich von dem von Süden nach Norden auf dem Bergrücken hinziehenden Rennweg, erbaut worden sein, welches jetzt mit nichts anderem als mit seinem Namen an jene Säule erinnert. Die andere Säule, von weifsem, mit grauen und rothen Adern durchzogenem Marmor, 7' hoch und 13" Durchmesser, stand früher vor dem Hauptaltar der St. Michaelskirche und befindet sich jetzt in der Krypta. Sie ist ein Geschenk des oldenbur- gischen Bischofs Benno an den heiligen Bernward und soll gleichfalls als Irmensäule gedient haben. Wir können in bei- den nur antike römische Säulen erkennen, welche zum Bau oder zum Aufstecken der üsterkerze aus der Ferne hieher geschenkt worden sind, und welche die Sage vielleicht auch

spätere Gelehrte mit einer ehedem wirklich hier vorhande- nen, aber zerstörten Irmensäule verwechselt hat. Gewifs hat diese ganz anders ausgesehen.

Bei den schönen und guten, allem Gräfslichen und Fra- tzenhaften anderer Kulte fernliegenden Attributen, welche die Germanen ihren Göttern beilegten, würde es schwer, sich diese als unnatürliche Gräuelgestalten vorzustellen, obschon wir in Anbetracht ihrer ungeschlachten Kunstleistungen auf dem Ge- biete der Thonarbeiten keine andere als solche widerwärtige Gestalten erwarten könnten. Wir mögen daher auch bei Hil- desheim weder an Götterbildnisse, noch an irgend ein Bauwerk denken, sondern müssen den Kultus beschränkt halten auf einen Quellendienst au der Sülte und auf Opfer in einem heiligen Haine auf dem Gallberg, welcher das Fanum, die hölzerne Ir- mensäule oder ein sonstiges Sinnbild der Göttin, auf der Wall- burg, von Ringwall und Hagen umgeben, bewahrte: „aras et fana idolorum cum septis circumdata." Wir mögen, wenn auch abgeneigt, der Phantasie zu viel Recht einzuräumen, in dem Gallberg, wie im thüringischen Hörselberg, Frau Holda's Aufenthalt, in der Sülte ihren Ausgang und den Ort erblicken, wo der heidnische Sachse, und mancher vielleicht noch lange nach Einführung des Christenthums, ihr sein Gelübde löste, seine Gaben brachte, und sind überzeugt, dafs, wenn die Ge- legenheit sich böte, den Quellengrund auszuräumen, auch hier, wie in Pyrmont und anderwärts, manch altes Kleinod ans Ta- geslicht käme. Dars der Wald schon früh verschwunden, er- klärt sich aus der werdenden Stadt und aus dem an andern Orten constatierten Eifer der christlichen Bekehrer, solche heid- nische Haine auszurotten.

Aber waren die heiligen Orte der Germanen im Besitze von Gold- und Silberschätzen ? Diese Frage und zugleich eine zweite beantworten schon allein die Annalen des Klosters Lorsch, worin es heifst: „Karl der Grofse eroberte die Eresburg, kam an die Irmensäule, zerstörte dies Fanura und nahm das Gold und Silber, das er dort fand, weg." Wir erfahren hiedurch, dafs dieser Ort einen Gold- und Silberschatz besafs, und dafs, wo ein solcher vorhanden war, dessen Hüter alle Ursache hat- ten, ihn bei Seite zu bringen, ehe der FranUenherrscher kam. Wir müssen hier den weiter unten folgenden Untersuchungen vorgreifen. Aus Gründen, welche gelehrtere Federn dargelegt haben, erkennen auch wir in dem Hildesheimer Schatz einen Besitz des Quintilius Varus. Wenn daran noch gezweifelt wird, so geschieht es vorzugsweise nur, weil man sich sträubt, an ein so grofses Glück zu glauben, da.'s der Schatz alle jene ihn während 1800 Jahren bedrohenden Gefahren in seinem Versteck glucklich überdauert habe, um sich uns hinzugeben. Wir wer- den die Zahl der überwundenen Gefahren unten selbst noch um einige vermehren können. Wir wissen, dais aus Gründen, die uus die römischen Schriftsteller nicht mitgetheilt haben, die in der Schlacht im Teutoburger Wald erbeuteten Legions- adler nicht den Cheruskern, sondern den Chatten, Bruktern und Marsen zufielen, und müssen vermuthen, dafs wenigstens

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der nächstkostbarste Beuteantheil, das Silberzeug des Feldherrn, dem Volksstamme, welcher bei jenem Siege den gröfsten Ehren- antheil hatte, den Cheruskern, oder also ihrem Stammesheilig- thum übergeben wurde, und dafs dieser Schatz mit inbegrif- fen war in den Siegeszeichen, von denen Arminius feierlich rühmt, dafs sie noch zu sehen seien in den Hainen, wo er sie zu Ehren der Götter aufgehangen habe, und dafs, so schliefsen wir, dieser heilige Hain in des Cheruskerlandes Mitte, auf dem Gallberg lag, in dessen Schatten, in dessen schützendem Bereich wir sie gefunden haben.

Wenn die Römer es wagen konnten, dem Rheine nahe, in Westfalen, das Heiligthum der Tanfana zu zerstören und zu berauben, so war dies nicht so ausführbar östlich der Weser, im Lande der Cherusker, wo sie zuerst nur wie vorüberziehende Gewitter erschienen, dann aber als Freunde und Schützer rö- misch gesinnter Fürsten Geschenke bringend eintraten. Es ge- nügte, wenn sie mit Uebermacht in seine Nähe kamen, den Schatz nur auf kurze Zeit ihrer Raubsucht zu entziehen. Wo er auch versteckt wurde, er entschwand nicht aus der Erin- nerung der Lebenden ; im darauffolgenden Herbste konnte er wieder im heiligen Haine aufgestellt und aufgehangen werden; dort war er gesichert durch die Heiligkeit des Ortes, durch das Gehäge und Gebücke, das ihn umgab, durch den, wenigstens von den Semnonen berichteten, Gebrauch, in den heiligen Hain nur gefesselt einzugehen, durch die Aufsicht der Priester und die Nähe eines Schutzherrn, der dem Heiligthum, wie den christlichen Kirchen und Klöstern der ritterliche Advocatus, nicht gefehlt haben wird.

In die Zeit der römisehen Freundschaft aber möchten wir namentlich die beiden Humpen setzen, deren mehr barbarischer Stil und deren Gröfse dem Geschmack und dem Durste unse- rer Altvordern wohl entsprochen haben mag. Der Schatz ohne römische Feldzeichen und ohne römische Waffen hatte nichts, was die römische Ehre verletzte. Anders war es mit den Karolingern, welche die heidnischen Heiligthümer nicht nur zerstörten und beraubten, sondern auch mit dem Bisthum eine christliche Kolonie gründeten, eine Aufsichtsbehörde einsetzten, keinen Rückfall zum alten Glauben duldete, vor der der ein- mal vergrabene Schatz nicht mehr an's Tageslicht gezogen wer- den durfte, und welche alle überlebte, welche bei der Bergung thätig gewesen waren.

Dies sind die Gründe, weshalb wir glauben, dafs der Schatz nicht zur Zeit der Römer, sondern zur Zeit der Siege Karl's des Grofsen der Erde anvertraut worden ist. Wie dies ge- schehen, ist jetzt näher zu beschreiben.

Der Gallberg besteht in seinem Grat, auf dem die oben beschriebene Wallburg liegt, aus den aufgerichteten Schichten des Korallenkalkes. Während sein Nordostabhang sanft in die Ebene abgleitet, fällt die andere Seite steil zur Thalsohle der Innerste, deren Grundlagen die übrigen tiefern Glieder der Jura- und Liasformation bilden. Sie sind hier mit Diluvium bedeckt, unter welchem sich besonders eine schwarzblaue Thon-

schichte auszeichnet ; dieselbe folgt, meist von Ackerboden be- deckt, in etwa zwei Fufs Mächtigkeit den sanften Mulden und Brinken (Hügelrücken), die vom Bergfufs auslaufen. Dieser Mulden sind drei, von denen die beiden der Stadt fernem die längeren und tieferen sind und Quellen ihren Ursprung geben ; die der Stadt näher liegende Mulde aber ist in Länge, Breite und Tiefe nur unbedeutend und ohne Wasserlauf. Es ist die, in welcher im Herbst 1868 der Silberfuud stattfand. Man hatte nämlich, um den dort anzulegenden und von SW. gegen NO. gerichteten Schießständen eine möglichst wagrechte Bahn und den Scheiben eine hohe und steile Rückwand gegen den Berg zu geben, in dessen Fufs einen Einschnitt gemacht und den Boden thalwärts dammartig angeschüttet. Der Einschnitt be- trug an der Scheibenrückwand 15'/i Fufs und bildete am. 17. October noch vier treppenförmige Absätze, wie man solche bei Erdarbeiten stehen zu lassen pflegt, bis man der Böschung ihre regelmäfsige Abflachung gibt. Der Arbeiter, der dies aus- führen sollte, safs auf dem zweiten Absatz und warf den Bo- den, den er losgehauen seinen Kameraden hinab, welche ihn fortfuhren. Er stiefs zuerst auf eine spiralförmig gewundene Stange, die er ihrer schwarzen Farbe wegen für altes Eisen hielt und mit hinabwarf. Beim weiteren Einhauen bemerkte er sogleich, dafs hinter der trocknen Erdwand seine Hacke in weichen, schlammigen Boden kam, und es wurde beim Weiter- arbeiten die Wassermenge selbst so unbequem, dafs man für deren Abzug durch eine in den Boden gehauene Rinne Sorge trug. Wir bemerken dies deshalb, weil wir, ehe uns dies mit- getheilt worden, es fiir wahrscheinlich oder möglich hielten, dafs der Silberschatz etwa als Beigabe an dem Kopfende eines Lang- grabes gestanden habe. Allein die angeführten Umstände lehren, dafs dem nicht so war : weder verlängerte sich die Grube nach vorne (nach S., SW. oder W.), denn man würde sonst nicht erst unmittelbar vor der Auffindung des Silbers in das schlam- mige Erdreich gelangt sein, sondern bei der herrschenden Tro- ckenheit den nassen Boden und das abfliefsende Wasser schon früher bemerkt haben, noch auch dehnte sich die Grube, in welcher der Schatz stand, nach den entgegengesetzten Richtun- gen aus, da man beim Nachgraben nach jenen Seiten hin so- gleich überall den unberührten gewachsenen Boden, und nament- lich auch jene unverkennbare schwarzblaue Thonschichte fand. Wir ersehen hieraus zugleich, dafs nicht schon, ehe man auf- merksam wurde, einzelne Stücke unbeachtet in den Schutt ge- rathen sein können, da sie sich nur in der von schlammigem Boden und Wasser erfüllten Grube befinden konnten und mit dem ersten Stück zugleich diese wie die Leute sich aus- drückten, dieser Wassersack entdeckt werden mufste. Da während der Auffindung die Stellung der einzelnen Stücke nicht verzeichnet worden war, so haben wir durch Nachfrage bei den zunächst dabei thätig gewesenen Personen, an Ort und Stelle und zur Veranschaulichung durch Bezeichnung der einzelnen Stücke mittelst Steine und Pfähle ihre ursprüngliche Stellung in der Fundgrube, wie wir glauben, mit ziemlicher Sicherheit

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erkundet. Die drei Hauptstücke standen im Kleeblatt, nämlich : vorne links der Krater mit den Eroten, rechts der bauchige Eimer mit Traghenkel und hinter beiden die Vase, deren un- tere Kundung und Fufs fehlen. Mit den beiden ersten in glei- cher Front, ziemlich parallel mit der Scheibenwand, standen die beiden sogenannten Humpen, von den Leuten als Köhren bezeichnet, und zwar nahm der am meisten zerstörte den äufser- sten linken, der besser erhaltene den äufsersten rechten Flügel ein, so dafs diese Erstreckung etwa 4 Fufs, die gegen den Berg aber nur 3 Fufs betrug. Während sich die Hauptstücke auf einer Fläche, 7'/i Fufs unter der heutigen Erdoberfläche, fan- den, standen die Humpen um etwas, etwa 3 Zoll, höher. An die rechte Seite des Eimers lehnte sich ein vier- oder vielmehr achteckiges, muldenförmiges, canneliertes Becken. Es war durch eine Hornsilberschichte mit dem Eimer verwachsen, so dafs bei der Wegnahme beide beschädigt wurden. Hinter dem Eimer und mehr rechts als die Kleeblattmitte stand der dreibeinige Fufs des Candelabers; theils an diesen, theils nach rückwärts hinter der Vase ansteigend und wahrscheinlich an die Gru- benwand gelehnt, fand sich der Dreifufs, dessen Obertheil mit den Hermenköpfen die Leute als Krone bezeichneten, und der, wie sie sagen, wie ein Regenschirm zusammengefaltet war. Die drei Hauptstücke enthielten in ihrem Bauche alle übrigen bisher nicht genannten kleinen Gefäfse und Teller ; sie waren, wie angegeben wird und wie die Grenzen der Chlorisation so- wie die Spuren der beim Fund erlittenen Einhaue zeigen, et- was nach rechts und vorne gesunken. Die drei Hauptstücke waren mit runden Platten und Schüsseln, und zwar der Krater mit der doppelten runden, nicht verzierten Silberplatte, bedeckt. Sie waren daher nicht ganz mit Lehm, sondern zum Theil auch mit Wasser gefüllt, welches einen Lehmüberzug auf den Inhalt, die kleineren Stücke, abgesetzt hatte. Welche einzelne Klein- gefäfse jedes enthielt, ist nicht mehr anzugeben; sicher ist nur, dafs Füfse und Henkel meist von denselben abgelöst waren. Die Humpen waren leider bei der Auffindung nicht mehr bedeckt oder aber vielleicht der rechtsstehende mit .„einem faserigen Stoff, zersetztes Silber," überdeckt gewesen, der alsbald zerrifs und an der Erde kleben blieb; auch konnte man auf irgend eine ehemalige Bedeckung schliefsen, da der Lehm von oben wie ein Kork nur wenig in den Humpen eingedrungen war. Einsätze oder sonst einen Inhalt sollen beide entschieden nicht gehabt haben.

Die mehrgenannte schwarzblaue Thonschichte zieht durch die Fundgrube, so dafs sie nach links und nach dem Beschauer sich senkt und der Rand des rechtsstehenden Gefäfses sowohl als der weiter zurückstehenden (NO.) Stücke noch in sie ein- geschnitten war. Sie bewirkte, dafs das Wasser in der Grube zurückgehalten wurde. Wie dies Wasser aber zu dem grofsen Kochsalzgehalt gekommen, dem die Verwandlung des Silbers in Chlorsilber zugeschrieben werden mufs, ist nicht leicht erklär- lich. Die Felsschichte des über der Fundstelle ansteigenden Gallbergs, von dem das Regenwasser zum Theil hierher ab-

fliefst, gehört der ganz salzleeren Juraformation an. Eine Quelle, die etwa aus der tiefer liegenden Keuperformation deren Salz- gehalt heraufgefördert hätte, ist nie hier geflossen, und die Quelle der Sülte mit ihrem einstigen Salzgehalt ist über 2000 Schritt entfernt und in keine Beziehung zu bringen mit dieser höher gelegenen, durch Höhenrücken von ihr geschiedenen Stelle. Zwei, nur 15 Schritte entfernt, in gleicher Tiefe gefundene Bronzegegenstände, auf die wir später zurückkommen, waren mit einer schönen Patina, einer kohlensauren Oxydschichte, überzogen. Wir können sie als Reagens zur Prüfung der Flüs- sigkeiten, die den Boden einst durchzogen haben, ansehen; sie beweisen uns, dafs diese keine kochsalz- oder chlorhaltige war, da eine solche die Bronzestücke ganz aufgelöst und entführt haben würde. Wir müssen daher vermuthen, dafs dieser Chlor- gehalt nur dem Wasser in der Grube eigen war, d. h. dafs dem Schatze bei der Vergrabung einst in einer uns verborge- nen, vielleicht zauberwirkenden Absicht, jedenfalls aber zu sei- nem thatsächlichen Unheil eine Gabe Salz beigefügt worden war, welches durch seinen Chlorgehalt die Silberoberflächen gröfstentheils, jedoch nicht alle, in Chlorsilber verwandelt, den Blei- und Kupf ergehalt der Niellomasse, mit welcher viele Stücke verziert waren, aufgebläht, theilweise grün gefärbt und zum Fliefsen gebracht, die Löthung der Henkel und Füfse mit- telst unedlerem Metall zerstört uud den Candelaberstamm, wel- cher fehlt und von Eisen gewesen sein mag, aufgelöst haben wird. Der ganze Fund besteht nur aus Silber, und wenn irgend ein Gegenstand aus einem andern Material , aus Bronze oder Eisen, von Elfenbein oder Knochen mit demselben beigesetzt worden war, so mufste er durch den Chlor aufgelöst und sei- ner Form nach vernichtet werden. Auch von Thonscherben oder Kohlen fand sich nichts in der Grube.

Die Grube wird nach der räumlichen Stellung der Fund- stücke ungefähr 4 Fufs lang und 3 Fufs breit gewesen sein ; ihre Wände wurden im Eifer des Findens nicht beachtet und waren, da man etwas über sie hinausgegangen, auch später nicht mehr zu sehen. Ihre Tiefe betrug unter der heutigen Ober- fläche 7 Fufs und 6 Zoll ; sie mag aber einst geringer gewesen sein, da sich 2 bis 2'/« Fufs unter der heutigen Oberfläche noch verschiedene Gegenstände fanden, die dem Mittelalter an- gehörten : ein Stück grün glasierte, verzierte Ofenkachel aus dem 16. Jahrh. ; ein dicker, facettierter Nagelkopf, wie man solche an festen Thoren und Pforten anwandte ; ein spornförmiges Eisen, das als Fassung und Griff eines Metallspiegels gedient haben könnte ; ein vermodertes Bohlenstück. Diese Dinge lagen nicht genau über, sondern 10 bis 15 Fufs nördlich der Fundgrube in der angegebenen Höhe. Auch weiter westlich fanden sich, drei Fufs unter der Erdoberfläche, mittelalterliche Gefäfsscherben (Kruggeschirr mit gezackt eingekniffenem Fufs) und viele Thier- knochen. Wenn nun auch dergleichen Dinge mit dem Dünger auf den Acker und selbst in einige Tiefe gebracht werden können, so macht die Tiefe von 2 bis 3 Fufs, in der man einige der- selben fand, sowie die ganze Bodengestaltung es doch wahr-

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scheinlich, dafs die Erde sich durch Anflöfsung erhöht hat, die Oberfläche einst tiefer lag, und die Grube, in welcher die Sil- bergefäfse standen, ursprünglich kaum 5 Fufs tief war. Die Mündung der Gefäfse würde dann nur mit 33/« Fufs, vielleicht mit noch weniger, Boden bedeckt gewesen sein; ja, wir halten es selbst für möglich, dafs der Pflug so nahe über den Dielen hingestreift hat, mit welchen, wie wir annehmen, der Schatz ursprünglich überdeckt war, dafs er bei deren Einbruch den spiralförmigen Griff von dem Gefäfse, dem er angehört haben mag, getrennt und in die abnorme und höhere Lage gebracht hat, in der man ihn fand.

Berlin. A. v. Cohausen, Oberst.

(Schilift folgt.)

Die Kirche zu Römhild: deren Geschichte, Bau und Merkwürdigkeiten.

(Fortsetzung.)

An der Südwand des Ostchors eröffnet die Reihe : der Stifter der Kirche, Graf Georg I. von Henneberg, bekanntlich einer der vorzüglichsten Fürsten seiner Zeit , eine kräftige Mannesgestalt in vollständiger Rüstung, das zur Erde gesenkte Schwert in der linken, eine Fahne mit der Henne in der rech- ten Hand haltend, die Halsbcrge ein Kettengeflecht. Die Figur steht auf einem Löwen, hat, wie alle dergleichen Steingebilde, die stets gerade ausblicken, etwas Steifes, verräth aber immerhin eine geschickte Künstlerhand. Die Umschrift des Denkmals lautet : „Anno Domini MCCCCLXV uff Sant Jacobs Tag ist ver- schiden der Hochgeborn Herre Here Jorge, dem Got gnade. Stiefter und Anheber dises Stiffts." Auf den Ecken der Stein- platte, an welche die Figur angelehnt steht, befinden sich 1) das henneberg-römhildische, 2) das henneberg-schleusingen'- sche (Mutter), 3) das gräflich schwarzburgische (Grofsmutter väterlicher Seite), 4) das markgräflich badensche Wappen (Grol's- muttcr mütterlicher Seite).

Dem Grafen Georg zur Seite befindet sich das Denkmal sei- ner Gemahlin Johannetta, geb. Gräfin von Nassau-Weilburg, im Nonnengewand, mit gefaltenen Händen den Rosenkranz haltend und auf einem Löwen stehend ; eine vortreffliche Figur im schön- sten Faltenwurf und der edelsten Auffassung. Die Umschrift des Denkmals lautet : „Anno domini fJ-81 uff Abend purificationis Marie ist vorschiden die hochgeborne Fraw Johannet geborn von Nassaw Grätin und Fraw zu Henberg. Stiffterin dieses Stiffts d. g." Die auf den Ecken der Rückplatte angebrachten Wappen sind : 1) das hennebergisebe (Gemahl), 2) das nassaui- sche (Vater), 3) das hohenlohesche (Mutter), 4) das spanheimi- sche (Grofsmutter mütterlicher Seite). Da die Zahl 19-St und die Worte ,,uff Abend purificationis Marie" ganz augenschein- lich und unzweifelhaft von ganz anderer Hand gearbeitet sind, als die übrige Schrift, so geht daraus mit Zuversicht hervor, dafs Gräfin Johannetta sich das Denkmal bei Lebzeiten ferti-

gen liefs und ihr Todestag sammt Jahreszahl erst nach erfolg- tem Tode nachgearbeitet wurde.

Der Gräfin Johannetta zur Linken steht das Denkmal ih- res elften Kindes, des Grafen Hermann VII., der sieb bei Ritter- spielen und Turnieren an fremden Höfen vielfach herum- tummelte, dabei Schaden nahm und am 13. Febr. 1465 starb, seinem Vater also im Tode vorausgieng, da dieser erst am 25. Juli desselben Jahres sein thatenreiches Leben endete. Auch dieses Denkmal stellt eine völlig gerüstete Figur, auf einem Löwen stehend, das Schwert in der Linken, eine Fahne in der rechten Hand, dar. Die Umschrift lautet: „Anno domini MCCCCLXV an sant Valentins abent ist verschiden der hoch- geborn Herre, Her Hermann Grave und Herre zu Hennenberg dem Gott gnedig und barmhertzig sey Amen." Die auf den Ecken der Rückplatte angebrachten Wappen sind: 1) das hen- nebergische (Vater), 2) das uassauische (Mutter), 3) das hen- neberg-schleusingensche (Grofsmutter väterlicher Seite), 4) das hohenlohesche (Grofsmutter mütterlicher Seite).

Die vorbeschriebenen drei Denkmäler an der Südwand des Ostchors wurden bei der Restauration im Jahre 1865 an der Stelle und in der Reihenfolge aufgestellt, in welcher sie gegen- wärtig stehen. Vor dieser Zeit standen sie, mehr ostwärts beginnend, in der Reihenfolge, wie die betreffenden Personen starben, zuerst Graf Hermann, dann Graf Georg, dann Gräfin Johannetta. Sie sind, wie man nach der Aehnlichkeit der Aus- führung und nach der fast völligen Uebereinstimmung der zu ihren Füfsen liegenden Bestien schliefsen darf, wol von einem Meister gefertigt, demselben, der auch den Ritter Albrecht von Waidenstein fertigte. Die gleich ausdrucksvoll gebildeten Köpfe und die bei den männlichen Gestalten übereinstimmend schwa- chen Beine deuten entschieden darauf hin ; und wenn man sich eine Vermuthung über den Künstler auszusprechen erlauben darf, so war es vielleicht jener Magister Albertus lapieida, der die Kirche baute, die Bildsäulen ihrer Stifter, eines Sohnes der- selben und eines dabei betheiligten Wohlthäters fertigte und dieselben bei der Nachwelt verewigte.

An der Nordseite des Ostchors steht dermalen, östlich beginnend, das Denkmal des ersten gefürsteten Grafen Friedrich's II. von Henneberg, eine colossale Figur, aus einem Steine von 9 Fufs Höhe, 5 Fufs Breite und mindestens 3 Fufs Dicke gebildet. Sie ist völlig geharnischt, hält mit der Linken ein Schwert, mit der Rechten eine, leider der obern Hälfte be- raubte, Fahne, deren Fufs in den Rachen einer Bestie gestofsen ist, die mit einer Tatze das Henneberg -Schleusinger Wappen hält und auf welcher der rechte Fufs des Grafen steht, während der linke auf einem zweiten Ungethüm ruht, das in das Band beifst, woran das hohenlohesche Wappen befestigt ist. Von ausgezeichneter technischer Virtuosität des Künstlers zeugt das Schwert, welches ca. 3 Zoll breit und 1'/« Zoll dick schief ge- gen die Lagerschichten des Steins völlig frei herausgearbeitet, dabei reich verziert ist und sich in dieser Beschaffenheit fast vier Jahrhunderte hindurch unversehrt erhalten hat. Gleich

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glücklich hat sich das völlig frei gearbeitete Band erhalten, woran das am Kopf des zur Rechten der Figur aufsteigenden Dienstes angebrachte hennebergische Wappen hängt, auf wel- chem zum ersten Mal die Rörahilder Säule (der Columneser) vorkommt. Von des Künstlers naivem Humor, der sich auch an den grimmigen Bestien ausspricht, auf welchen die Figur steht, zeugt unter Anderem der in Stein gehauene, krummgeschla- gene Nagel, woran dies Band aufgehängt ist. Von dem gräflich nassauischen Wappen, welches zur Linken der Figur, am Kopf des links der Figur befindlichen Dienstes angebracht ist, hat sich das frei ausgearbeitete Band leider nicht erhalten. Die mehr- fach verwitterte Umschrift ist uns von Spangenberg, Tenzel und Wezel aufbewahrt und lautet: „Anno domini MCCCCLXXXVIII Jar uff Montag nach Martini ist verschieden der hochgeborne Fürst und Herre Herr Friederich Grave und Her zu Henne- berg, dem Got guedig sey. Amen."

Der Name des Künstlers, der das Denkmal fertigte, hat sich am Fufse desselben erhalten. Da stehen deutlich einge- graben die Worte und Zeichen:

trEnt) J- nnnadj

Es ist wol kein Zweifel, dafs der Künstler Creutz hiefs und von Aachen gebürtig war, obschon das Wort uonad) kei- nerlei Theilung wahrnehmen läfst. Man findet diesen Namen in keinem Künstlerverzeichnifs aufgeführt; gleichwohl verdient es derselbe gewifs, der Vergessenheit entrissen zu werden, in- dem er sich an diesem Denkmal als tüchtiger, durch Fleifs, Humor und technische Geschicklichkeit ausgezeichneter Bildner erwies. Dies Denkmal stand vor der Restauration in der da- mals fast ganz dunklen, nordöstlichen Ecke des nördlichen Sei- tenschiffs der Kirche ; der Kopf war zum Theil durch das Gebälk der Empore verdeckt, und ein grofser Theil der Figur war durch Kirchstände unsichtbar gemacht. Erst bei Gelegen- heit der Restauration kam dessen interessante Erscheinung zu Tage und bildet nunmehr eine wesentliche Zierde der Altar- halle.

Zu seiner Rechten steht das Monument seiner Gemahlin Elisabeth, geb. von Wiütemberg, im Nonnenhabit mit Rosen- kranz, der von der gefalteten linken Haud herabhängt. Die Figur steht auf einer Bestie. Der Hintergrund, der über ihren Schultern sichtbar wird, ist mit einem zierlichen, erhabenen Laubornament ausgefüllt. Zu Häupten befinden sich drei Wap- pen : das hennebergische (Gemahl), das würtembergische (Vater) und das bayerische (Mutter); zu Füfsen befinden sich noch zwei, jedoch sehr verwitterte und beschädigte Wappen, wahr- scheinlich Mömpelgard (Grofsmutter väterlicher Seite) und Oesterreich (Grofsmutter mütterlicher Seite: Margaretha, Gemah- lin Heinrich's des Reichen von Bayern, Tochter Erzherzogs Albrecht IV. von Oesterreich.) Die Umschrift, die vor der Re- stauration mit einem namhaften Theil der Figur in die Umfas-

sungsmauer einer Wendeltreppe eingemauert war, und daher von Tenzel und Wezel nicht gelesen werden konnte, heifst: „Anno domini MCCCCCI auf den sechste tag des monats Apri- lis ist vorschiden die hochgeboren fürstin vnd fraw fraw Eli- sabeth geboren von Würtemberg etc. Grefin und Fraw zu Hen- neberg, der Got gnedig sey.'' Das Kostüm dieser Figur ist durch einen Schleier ausgezeichnet, der den Kopf verhüllt und dessen Zipfel fast bis zu den Füfsen derselben herabhän- gen. Die Schriftweise ist von der auf dem Denkmal ihres Ge- mahls wesentlich verschieden ; sie deutet daher auf einen an- dern Künstler, wie dies auch aus der Art der Arbeit entnom- men werden mufs. Der Gräfin Elisabeth zur Rechten ist das bereits erwähnte Monument des Ritters Albrecht von Waiden- stein aufgestellt Da die vorgenannten Denkmäler Friedrich's II. und seiner Gemahlin in der östlichen Ecke des nördlichen Seitenschiffs ursprünglich aufgestellt waren, in derselben Ecke nach Tenzel (Andere Henneberg. Zehenden, S. 17) auch das jetzt in der Taufkapelle befindliche berühmte Peter- Vischer- Werk (s. unten) gestanden haben soll, und bei der Restauration der Kirche an dieser Stelle mehrere ausgemauerte und über- wölbte Grüfte sich fanden, so war hier wol die Grabstätte der gräflichen Familie seit Friedrich's II. Zeit, während die Stifter der Kirche wahrscheinlich in der Altarhalle in der Nähe ihrer Denkmäler begraben wurden.

Ein siebentes in Stein gehauenes Doppeldenkmal befin- det sich neben dem nördlichen Fufs des östlichen Chorbogens. Auf demselben sind in seltsamer Vereinigung die im Jahre 1507 bereits gestorbene Gemahlin Hermanus VIEL von Henne- berg, Elisabeth, geb. Markgräfin von Brandenburg, und Anna, des Grafen Berthold's XVI. (XIX.) Gemahlin, Tochter des Gra- fen Ernst von Mannsfeld, f den 26. Juli 1542, beide vor ei- nem Crucifix knieend und den Rosenkranz in den gefalteten Händen haltend, dargestellt. Der, wie das ganze Denkmal, im Renaissancestil gearbeitete Aufsatz trägt die Inschrift : „MD VII am 25. Tag Aprilis starb die durchleuchtige hochgeborne Für- stin und Fraw Fraw Elisabet, churfürstlich geboru Markgrevin zu Brandenburg, Grevin und Fraw zu Henueberg, der Got gnad, Amen.- Zunächst über den beiden Figuren, die unter zwei Bogen stehen, welche von einer Säule getragen werden, befindet sich die weitere Inschrift : „Nach Christi Geburt 1542 am Tag Anne starb die hochgeborne Fürstin, Fraw Anna, Gre- vin und Fraw zu Henneberg, geborne Grevin zu Mansfelt, der Got gnad. Amen." Ueber der Säule, zwischen den beiden Bögen befindet sich das Henneberg - Römhilder Wappen, zu Füfsen der Gräfin Elisabeth das brandenburgische, zu Füfsen der Gräfin Anna das mannsfeldische Wappen. Da der Gräfin Elisabeth das unten beschriebene herrliche Erzdenkmal von ih- rem Gemahl Hermann VIII. bereits kurz nach ihrem Tode 1507 errichtet worden war, da die Gräfin Anna erst 1529 den Grafen Berthold von Henneberg heiratete, ihre Schwiegermutter gar nicht kannte, indem sie selbst, eine Tochter des Grafen Ernst H. von Mannsfeld, aus zweiter Ehe war, die erst 1512

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gestiftet wurde, so ist die Zusammenstellung der beiden Grä- finnen auf einem Doppeldenkmal in hohem Grade merk- würdig und wol nicht anders zu erklären, als dafs die Grätin Anna, die sich das Denkmal noch bei Lebzeiten setzen liefs, indem ihr, in seinen Finanzen auf's äufserste bedrängter Ge- mahl sich kaum dazu herbeilassen konnte, seiner Mutter und seiner Gemahlin ein gemeinsames Denkmal errichten zu las- sen, darin eine Demonstration zu Gunsten der katholischen Kirche auszusprechen suchte, der sie, wie aus dem Rosenkranz zu schliefsen, bis an ihr Ende treu blieb, und sich mit ihrer gleichfalls im katholischen Glauben verstorbenen Schwiegermut- ter als treue Anhängerin verewigen wollte (s. Schultes, dipl. Gesch. I. S. 405), während die Grafen von Henneberg-Römhild wol schon um das Jahr 1535 das Lutherthum in ihren Lan- den eingeführt hatten (s. Schultes, dipl. Gesch. I, S. 401, An- merk. 1).

Dal's das Denkmal bei Lebzeiten der Gräfin Anna gefer- tigt und ihr Todestag und Todesjahr nach ihrem Tode nach- getragen wurde, dürfte mit Wahrscheinlichkeit daraus hervor- gehen, dafs das Todesjahr der Gräfin Elisabeth, MDVII, mit römischen Ziffern, das Todesjahr der Gräfin Anna, 1542, dage- gen mit arabischen Ziffern in Stein gehauen und zur Ausfüllung des ursprünglich leer gelassenen Raumes geflissentlich ausein- ander gezogen ist.

Wenn die vorbeschriebenen Steindenkmäler in künstlerischer Beziehung vielleicht eine minder hervorragende Stellung einneh- men, obscbon sie für Personal- und Kostümgeschichte höchst bedeutend sind, sich auch vor gleichzeitigen anderwärts vor- handenen Monumenten auf das Vortheilhafteste auszeichnen, so sind dagegen die beiden Bronze-Denkmäler, die gegenwärtig in der obenerwähnten sog. Taufkapelle aufgestellt sind, vom höch- sten Kunstwerth. Wie der Verfasser anderwärts nachgewiesen, sind dieselben unzweifelhaftes Eigenthum des gröfsten deutschen Erzgiefsers seiner Zeit, Peter Vischer's zu Nürnberg. Die auf dem gröfseren Denkmal angebrachten Evangelisten-Symbole, die aus derselben Form gegossen sind, welcher die an dem Grab- mal des Erzbischofs Ernst zu Magdehurg an gleicher Stelle be- findlichen entstammen, sind dafür unwiderlegliches Zeugnifs. Das grörsere Denkmal, in Tumba-Form, liefs Graf Hermann VIII. zwischen 1507 und 1510 seiner 1507 gestorbenen Gemahlin Elisabeth, geb. Markgräfin von Brandenburg, und sich selbst fertigen. Die Figuren beider in Haut-relief, wahrhaft klassische Gestalten, zieren den Deckel des von 6 Löwen getragenen Cenotaphiums. Die Attribute der Evangelisten auf mehrfach gegliederten runden Postamenten zieren die vier Ecken des De- ckels, 10 Heiligenfiguren Jacobus major, eine weibliche Fi- gur, etwas beschädigt und durch kein Attribut mehr kenntlich, vermnthlich aber Elisabeth, die Namensheilige der Gräfin, Ma- ria mit. dem Chiistuskiud, die heiligen drei Könige, Christo- phorus, Stephanus, Magdalena und Catharina und 16 Ah- nenwappen des Grafen und der Gräfin die Wände dessel- ben, die Heiligenfiguren von Baldachinen überdacht und auf

zierlichen Postamenten stehend, die Wappen die Füllungen gothischer Rundbogen deckend. Gesammtanlage des Entwurfs, plastische Darstellung, insbesondere der Hauptfiguren, des Grafen in stattlichster Rüstung, üppigem Helmbusch, den Schwa- nenorden auf der Brust, das reichverzierte Schwert in der Rechten, einen Löwen zu seinen Füfsen, und der Gräfin in reichverziertem Damastgewand, Strahlenkrageu, gestickter Haube, den Rosenkranz in den unvergleichlich schön gebildeten Hän- den haltend, einen Hund zu ihren Fürsen dann Architek- tur und Ornamentik sind an dem Denkmal so vortrefflich, dafs es, das drittgrößte aller zur Zeit bekannten Vischer'schen Denk- male nächst dem Sebaldusgrab und dem Monument des Erzbi- schofs Ernst zu Magdeburg, zugleich zu den vorzüglichsten Schöpfungen dieses grofsen Meisters gehört.

Die Deckplatte ist umrahmt von einem sich schräg abda- chenden Rand, der zu den Füfsen und links in lateini- schen Majuskeln die zweizeilige Inschrift trägt: „Anno Dui MCCCCCVII am XXV Tag Aprilis ist ferschieden die durch- leuchtig hochgeborn Fürstin un Frav, Frav Elisabet kurfürst- lich geborn Markgrevin und Frav zu Hennenberg der Got giid Amen." Dann zu Häupten und rechts die Inschrift : „Anno Dfii MCCCCCXXXVs jar auf den fünften Dag des Monats Apriliis ist verschiden der hochgeborn Fürst und Her, Her Herman Grave und Her zu Hennenberg dem Got gencdig und barmherzig sei Amen." Ueber den beiden Figuren wölbt sich ein halber Vierpars, auf dünnen Säulchen stehend, dessen mit dem rechteckigen Rahmen gebildete Zwickel durch einen ge- schweiften Steg getheilt und in den sich bildenden Füllungen durch je zwei nackte Kinderfiguren und je eine Krappe ausge- füllt sind. Die Mitte des Deckels zwischen den beiden Haupt- figuren wird in trefflich arrangierter, Weise getheilt durch die von dem Grafen Hermann in der linken Hand gehaltene Fah- nenstange, deren fliegendes Fahnentuch den Zwischenraum über den Köpfen der beiden Figuren trefflich ausfüllt und, wie Kug- ler (Deutsches Kunstblatt 1851, Nr. 41) sagt, durch einen spie- lend leicht bewegten Faltenwurf, frei von allen eckig geknit- terten Brüchen sich auszeichnet.

Wenn Kugler das Relief des Deckels als „jedenfalls eine der schätzbarsten Arbeiten deutsch mittelalterlicher Bildncrei" erkennt, dagegen die in den Füllungen oberhalb des Vierpasses angebrachten Kindergestalten, die an Peter- Vischer- Werken fast nie fehlen, als „widerwärtige, zwergartige Wesen" bezeich- net, „die einen schneidenden Contrast gegen den Adel des Hauptwerkes bildeten", so ist diese heftige Aeufserung um so auffallender, als die fraglichen Kindergestalten zwar skizzen- haft modelliert sind, aber bei lebendigster Bewegung um kein Haar tiefer stehen, als die vielen Kinderflguren, die sich an dem Sebaldusgrab und andern Vischer -Denkmälern als deren charakteristische, immer wiederkehrende Merkmale dieses Mei- sters vorfinden und bei denen ganz besonders berücksichtigt werden mufs, dars Vischer's Werke nach dem Gewicht bezahlt wurden , dal's er für Modellieren, Formen, Gießen und Metall-

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lieferung 18 bis 20 fl. erhielt, eine solche Kinderfigur bei ca. 8 Pfd. Gewicht mit etwa 1*/« fl. bezahlt wurde, für welchen Preis selbstverständlich ein ganz besonderer Fleifs nicht aufge- wendet werden konnte.

Die Zeit der Fertigung des Denkmals zwischen 1507 und 1510 läfst sich mit voller Zuversicht aus der Inschrift und deren specifischer Beschaffenheit nachweisen.

Am äufsersten Rande des Deckels, an der Fufsseite finden sich die offenbar gleichzeitig eingegrabenen Buchstaben : M. F. und in einigem Abstände davon W. S. 15 C. Ich erkenne darin den von der St. Sebalduswage ausgestellten, dem Em- pfänger zum Nachweis dienenden Wagschein und lese sie: Meister Fischer (bekanntlich ebenso mit F, als mit V ge- schrieben) Waage Sebaldi 15 Centner, welches Gewicht sich lediglich zunächst auf den Deckel beziehen würde.

Das Monument stand, wie schon erwähnt, nach Tenzel (Andere Henneberg. Zehnden, S. 17) ehedem „unter der Porkirche in der Ecke zwischen Graf Friedrich's II. und sei- ner Gemahlin Elisabeth Epitaphiis;" es wurde nachmals in die Taufkapelle , mit der rechten Langseite dicht an die südliche Mauer, versetzt und erst in den 1830 ger Jahren unter Lei- tung des Verfassers an die dermalige Stelle, in der Mitte der Taufkapelle, gebracht, wo es von allen Seiten gesehen werden kann.

Meiningen. Döbner.

(Schlufs folgt.)

Ein Ausflug nach Schwarzburg.

Unter den Tausenden, welche jährlich das fürstliche Jagd- schlofs Schwarzburg, dieses ocel lum Thuringiae, besuchen, mögen wenige sein, welche die im dortigen Zeughause aufge- stellte Alterthumssammlung aus anderem Grunde in Augen- schein nehmen, als um zu der schönen Natur der Umgebung eine Folie zu haben. Dem innern Werthe und ihrer wissen- schaftlichen Bedeutung nach ist dieselbe unseres Wissens noch nicht gewürdigt; und doch enthält sie einzelne Stücke, welche anderswo im Original kaum eine Parallele finden, auf anderem Gebiete ganze Reihenfolgen, die bei einer Bearbeitung des ent- sprechenden Zweiges unserer Alterthumskunde nicht aufser Acht gelassen werden dürfen. Der unter dem Namen Me- li ssantes auftretende Verfasser des „Erneuerten Alterthums" von 1713 erwähnt in seiner Beschreibung des Schlosses Schwarz- burg eine dort vereinigte Sammlung noch gar nicht. Im be- treffenden Aufsatze von Fr. Gottschalck's „Ritterburgen und Bergschlössern Deutschlands" (1831) wird sie mit drei Zeilen abgefertigt und darin gerade hervorgehoben, was vor der Kri- tik in Wegfall kommt. Dr. Hesse gibt in dem Sammel- werke „Thüringen und der Harz" (1839) wenig mehr; Archiv- rath vonMedem nimmt in K. Ed. Förs temann's „Neuen

Mittheilungen", Bd. VII, 1846, einen gewaltigen Anlauf, die Wichtigkeit der Sammlung hervorzuheben und beansprucht für sie die wissenschaftliche Betrachtung, behält aber die dafür aufzustellenden Gesichtspunkte wie ein Geheimnifs für sich. Wir denken in Folgendem dieselben anzugeben, soweit sie uns selbst bei einem flüchtigen Besuche aufgegangen.

Den Hauptbestandtheil der Sammlung bilden Waffen, und zwar Schiefswaffen , die, obwohl, wie ersichtlich, insgesammt dem fürstlichen Hause entstammend, doch durch ein glückli- ches Ungefähr so aneinander gereiht sind, dafs sie mit Hinzu- nahme einiger im benachbarten Rudolstadt befindlichen Stücke eine fast vollständige Uebersicht der Entwickelung des Ge- schützes gewähren. Wir haben da die alten Feuerbüchsen von geschmiedetem Eisen, glockenförmig, mit bedeutend verengter Pulverkammer, deren geringerer Durchmesser sich auch aufsen kundgibt, und hinten angesetzter langer Eisenstange zur Hand- habung des Geschosses. Ein umgelegter Metallring macht sich hier noch unmittelbar vor dem erweiterten Rande der Mün- dung bemerkbar und kennzeichnet somit eine zweite Phase der Entwicklung; doch haben die hier in Rede stehenden Rohre ohne Zweifel noch die Hausfehde mit durchgemacht, welche gegen Mitte des 15. Jahrhunderts eine grofsen Theil der thü- ringisch-sächsischen Lande in Flammen setzte. Unmittelbar daran schliefst sich ein anderes eisernes Geschofs, das ähnlich construiert ist, dessen stärkere Wandung und schärfere Profi- lierung, sowie der Mangel der am Ende anzubringenden Stange, die hier ohne Zweifel schon durch eine hölzerne Unterlage er- setzt wurde, eine spätere Zeit charakterisieren. Dem Ende des 15. oder dem Anfang des folgenden Jahrhunderts gehört eine äufserst merkwürdige eiserne Hinterladungskanone an, de- ren Bohrung durch das ganze Rohr geht und, nachdem die La- dung von hinten eingebracht, durch einen starken, vierkantigen Zapfen, der unmittelbar hinter dem Zündloch eingeschoben wird, zu schliefsen ist. Das Geschütz, das als halbe Schlange zu bezeichnen sein dürfte, ist, nach Weise der gegossenen, mit vollkommener Meisterschaft gearbeitet, zierlich profiliert und ruht noch was überhaupt die Schwarzburger Sammlung auszeichnet auf alter Lafette. Von grobem eisernen Ge- schütz sind noch zwei Mörser vorhanden, die erst jüngst für die Sammlung bestimmt wurden und auf Blöcken mit jenen schönen Beschlägen ruhen, die Furttenbach in seiner „Ar- chitectura martialis" abbildet.

Das 16. Jahrhundert ist vorzugsweise durch eine Anzahl bronzener Geschütze von leichterem Caliber repräsentiert, dar- unter eins mit der auf den alten Namen des Schlosses zu Ru- dolstadt anspielenden Eidechse, wie wir deren mehrere im An- zeiger, Jahrg. 1869, Sp. 38, angeführt haben. Zwei andere, von gleicher Gröfse und Schönheit tragen das Zeichen eines Basilisken, ein drittes Paar ein Einhorn. Diese Stücke, deren hinteres Ende bereits mit einer Verzierung abschliefst, tragen die Jahreszahlen 1522 und 1534; zwei gröfsere von 1501, welche noch auf dem Schlosse zu Rudolstadt als Feuerlärm-

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kanonen gebraucht werden, haben statt deren den durchlöcher- ten Zapfen, der zur Aushülfe der mangelhaften Schildzapfen und deren Befestigung diente und die Geschütze der früheren Zeit charakterisiert. Eine dieser Kanonen ist besonders merk- würdig durch den derben Humor, der, in der Nähe des Zünd- loches in Relief angebracht, jene Epoche gleichfalls kennzeich- net. — Noch vorhandene Steinkugeln von bedeutendem Um- fange weisen auf Kanonen schwereren Calibers, die ohne Zwei- fel, wie es den älteren Erzgeschossen fast ohne Ausnahme er- gangen, zu späteren umgeschmolzen sind. Sehr merkwürdig sind steinere Kettenkugeln von länglicher Form.

Geschütze dieser Art aus späterer Zeit mögen hier nur als vorhanden angeführt werden. Der eigentliche Schwerpunkt der Sammlung liegt aber in den kleineren Schiefswaffen, unter wel- chen uns zunächst eine Reihe gleichartiger Gewehre vom Ende des 16. Jahrhunderts auffällt, die einer damals bestehenden Miliz, wofür auch andere Thatsachen sprechen, angehört zu ha- ben scheinen. Aus früherer Zeit stammt eine Handfeuerwaffe von Bronze und ausgezeichnet schönem Gufs, nur noch im kan- tig profilierten Rohre vorhanden, das, kaum gröfser als ein späterer Carabinerlauf, eben durch seine Kleinheit auffällt. Ein ähnliches Bronzerohr in Begleitung eines etwas gröfseren, auf welchem ein Schild in der Form des 15. Jahrhunderts mit der Relieffigur des heil. Gereon angebracht ist, sowie mehrere eiserne Aexte und Bespannungsüberreste hat sich jüngst an einer sumpfigen Stelle des Thüringer Waldes gefunden und ist in Besitz des Freiherrn 0. von Schauroth übergegangen. Kriegsgewehre aus späterer Zeit, an welchen die Entwicklung dieser Waffe bis auf ihre neueste Vervollkommnung wozu die erste von Dreyse verfertigte Zündnadel im Besitz des Frei- herrn 0. von Schauroth zu Rudolstadt den interessanten Beleg bildet sind, gleichfalls als hinterbliebene Ueberreste frühe- rer Truppenkörper, zahlreich vorhanden. Wahrhaft glänzend aber ist die Reihe der Jagdflinten und Pistolen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, welche, abgesehen von der technischen Aus- bildung, die Gewehrfabrikation auf ihrer Höhe zeigen. Wir haben da Leistungen der berühmtesten Büchsenmacher jener Zeit, wie Lazaro Lazarino u. a., Stücke von jener eleganten oder zierlichen Form, die seitdem verloren gegangen, Damen- flinten, deren Leichtigkeit fast die Bedeutung des Gegenstan- des vergessen macht, jene mit graviertem Elfenbein, Perlmut- ter, Schildkrot oder mit Silberdraht eingelegten, mit getriebe- nen Metallblechen beschlagenen Schäfte, die sich den Kunster- zeugnissen ihrer Zeit im besten Sinne des Wortes anreihen ; Pistolen, die ganz aus Messing, aus blauangelaufenem Stahl ge- fertigt sind, oder sonst durch eine Besonderheit sich auszeich- nen, endlich einige jener Vexiergewehre , die am Schlofs eine Vorrichtung tragen, wodurch Jeder, der unberufen sich ihrer bedienen möchte, mittels eines hervortretenden Stachels empfind- lich bestraft wird. Sämmtliche Stücke stammen aus dem Be- sitz der früheren Grafen und Fürsten von Schwarzburg, und zu ihrem Gebrauch geben die langen Reihen der aufgesteckten

Hirschgeweihe in den Gallerieen des Schlosses die erklärende Blustration.

An diese schliefsen sich Waffen anderer Art, als Geschofs zunächst eine grofse Armbrust, deren reiche und kunstvolle Elfenbeiueinlagen sie den zuletzt genannten Gewehren würdig anreihen. Schwerter und Degen sind vom 15. Jahrhundert an durch manche interessante Exemplare vertreten. Das früher dem Kaiser Günther zugeschriebene Schwert ist eine Toledo- klinge mit geschnittenem und vergoldetem Eisenknopf aus der Zeit Kaiser Karl's V. Geschnittene Degengriffe in der Weise des Gottfried Leygebe sind mehr vorhanden und einige von so trefflicher Arbeit, dafs sie ohne Bedenken diesem Meister zugeschrieben werden dürfen. Ein grofses Richtschwert ent- hält am Beginn der Klinge Gravierungen von künstlerischem Werthe. An Kolben, Streithämmern, Aexten fehlt es ebenfalls nicht. Letztere sind sogar noch aus einer Zeit vorhanden, in der ihre ursprüngliche Bedeutung bereits verloren gegangen und sie nur noch als Paradewaffen dienen konnten. Sehr merkwürdig ist eine Art von Bajonnetmessern, die, nach der grol'sen Anzahl, in welcher sie vorhanden, zu schliefsen, der oben erwähnten Miliz angehört haben müssen, und mit der gleichen Menge von spanischen Eisenhüten, die, eben daher zu rühren scheinen, in das Ende des 16. Jahrhunderts zu versetzen sein würden.

Auffallend ist, dafs aufser zwei Harnischen aus der Zeit des dreifsigjährigen Krieges keine Rüstungen vorhanden sind, die doch gewifs ehemals in reicher Anzahl sich vorgefunden ha- ben. Man könnte annehmen, dafs sie bei den verschiedenen Brandfällen, welche das Schlofs im Anfang des vorigen Jahr- hunderts betrafen, zu Grunde gegangen seien. Doch spricht Hesse noch um das Jahr 1840 von einem „Reichthum von Ritterrüstungen und Waffen" und erwähnt namentlich einen ,, Kinderharnisch", dem wir nicht mehr begegneten. Es würde sich verlohnen, rücksichtlich dieses Punktes Nachforschungen anzustellen, da man weifs, wie nachlässig früher derartige Samm- lungen verwaltet wurden und das Vermißte vielleicht nur ver- tragen, nicht verloren ist. Ein Stück eines Brustpanzers trägt, von vergoldeten Buchstaben aufgesetzt, den Namen Kö- nig Gustav Adolph's; doch entspricht das ebenso angebrachte Wappen nicht der Ueberlieferung, die sich daran knüpft.

An keinem anderen Orte sahen wir noch eine Art von Helmen, wie sie hier in einer Anzahl von Exemplaren aufbe- wahrt werden. Sie gleichen an Gestalt den spanischen Blech- hauben vom Ende des 16. Jahrhundert' s mit hohem Kamm und umlaufendem Schirm, bestehen aber aus festem Filz, sind mit Tuch überzogen und mit bunten Reliefstickereien verziert. Ihr Gebrauch bezog sich ohne Zweifel nur auf das Ringelren- nen, das um die angegebene Zeit das ernstere Turnier ver- drängt hatte. Leider haben sie unter dem Einflufs der Zeit sehr gelitten. Eben so selten dürfte man im Original noch jenen hohen, schwarzen Pelüchehüten begegnen, wie sie z. B. der Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg - Culmbach

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auf seinen Bildnissen trägt und wovon hier etwa ein Dutzend noch vorhanden ist. Eine Anzahl mit gravierten Eisenplat- ten besetzter Sättel gehört ebenfalls zu den Kostbarkeiten der Sammlung, darunter einer, der ehemals den Kurfürsten Otto Heinrich von der Pfalz getragen haben mufs, dessen Wappen in Begleitung des ihn als Reichsverweser charakterisierenden Apfels wiederholt darauf angebracht ist. Bezeichnend für das Ende des 17. und den Verlauf des vorigen Jahrhunderts sind mehrere noch in vollem alten Glänze erhaltene Schlitten, nach dem phantastisch ausschweifenden Geschmacke jener Zeit bald in Form abenteuerlicher Thiere, bald als Eiskrystalle oder in anderen barocken Gestalten ausgeführt. Das dazu gehörende reiche Zaumzeng und Geschirr ist ebenfalls noch vorhanden.

Der im ganzen Räume decorationsweise angebrachten Fah- nen, zum Theil aus früherer Zeit, wollen wir hier nur vor- übergehend Erwähnung thun. Au sie schliefsen sich historische Erinnerungen, die, in einigen Fällen noch kritisch zu prüfen, längerer Auseinandersetzungen bedürftig wären. Von sonsti- gen interessanten Denkmälern nennen wir noch eine Bettstatt für Kinder, ein Himmelbett, das mit Reliefverzierungen von bemalter Teigmasse in eigenthümlicher Stilisierung versehen ist und innen, sowohl am Kopf- wie am Fufsende, in Wiederho- lung zwei grofse Holzschnittincunabeln, den Sündenfall und die h. Dreieinigkeit darstellend, eingeklebt enthält, Seltenheiten, die in keiner Sammlung uns bisher begegneten und an diesem Platze zugleich als neuer Beleg für die ursprüngliche Verwen- dung solcher Andachtsbilder wichtig sind. Merkwürdig ist auch ein metallener Becher, der die Eigenthümlichkeit besitzt, denjenigen, der ihn geleert hat und wieder hinstellt, durch ein Kreuzfeuer von mehr als einem halben Dutzend von Schüssen zu überraschen. Der Zustand von Zerstörung, in welchem ge- genwärtig das Geschirr sich befindet, läfst die äufserst sinnrei- che Maschinerie, durch welche der Humor unserer Altvordern in so drastischer Weise sich in Scene setzte, erkennen, und diese könnte leicht nachgeahmt werden, wenn unsere Zeit sol- che Scherze noch liebte.

Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, dafs wir in Rudol- stadt eine Sammlung kirchlicher Denkmäler, ausschliefslich Skulp- turen und Malereien, sahen, welche höchst verdienstvoll Mini- ster von Bertrab vom Untergang gerettet und einstweilen in einem Saale neben seiner Wohnung aufgestellt hat. Es befin- den sich darunter äufserst merkwürdige Temperamalereien vom 14. bis in deu Beginn des 15. Jahrhundert's, sehr bedeu- tende und wohlerhaltene Altarwerke, überhaupt ein kunstge- schichtliches Material, das mit vollem Recht von einer Thürin- ger Schule sprechen läfst, die bis dahin ganz unbekannt war. An die benachbarte fränkische Schule allerdings sich anlehnend, bewahrte dieselbe, wie hier sich zeigt, in ihrer Abgelegenheit von den grofsen Heerstrassen des Weltverkehres viel länger als jene einen idealen Charkter mit Hervorkehrung eines tief- innigen Gemüthslebens. Als Hauptbeleg dafür mufs ein Altar von grofsem Werthe genannt werden, dessen alterthüniliche,

breitausgeladene, alles aufsteigenden Ornamentes entbehrende Form neben der statuarischen Vertheilung und Haltung seiner Figuren die Entstehungszeit an einem anderen Orte unbedingt in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts verweisen würde, während auf seiner Rückseite eins der siebziger Jahre als Zeit seiner Vollendung angegeben ist. Wir enthalten uns indefs, auf diese interessante Sammlung hier näher einzugehen, da sie eine genauere Prüfung in hohem Grade verdient und sicher einmal finden wird.

Nürnberg.

Dr. A. von Eye.

Zur Criniinaljustiz.

In Nürnberg wurden die Weiber, die ein todeswürdiges Verbrechen begangen, durch Ertränken hingerichtet. Die Rechts- gelehrten der Stadt drangen darauf, dafs diese Todesart in die Hinrichtung mit dem Schwerte abgeändert werde; der Rath aber wollte von dem herkömmlichen Ertränken nicht ablassen. Wie beide Theile ihre Ansichten begründeten, möge uns fol- gender Rathsverlafs zeigen :

„Freitags 8. january 1580. Nachdem die berren hochge- lehrten nun zum öffternmal gerathen, die mifsthetige Weibsper- sonen mit dem schwert richten vnd zum tod bringen zulassen, dieweil das ertrenken ein harter, gefehrlicher vnd schwerer tod, dadurch die arme weiber leichtlich in Verzweiflung gerathen mögen, meine herren aber nie aus dem alten gebrauch schrit- ten vnd kummen wollen, in betracht, das die weibfspersonen sehr plöd, vnd wann sie auff die riehtstatt gebracht vnd mit dem schwert gerichtet werden solten, sie aus plüdigkeit zur er- den sinken vnd den nachrichter verkürtzen würden, der sie alfs- dann auff der erden zermetzeln vnd mit dem schwert vom le- ben zum tod bringen müste, alfs aber herr Philip Geuder auch der mainung, das man die weibfspersonen hinfort, so den tod verwürekt, mit dem schwert richten lassen solte, darzu dann die kälte defs wassers vnd das die Pegnitz sehr vberfroren, zu desselben enderung gute gelegenheit geben könte vnd wurde, soll man delswegen die herren hochgelehrten alle miteinan- der hören vnd ihr räthlich bedenken zum ehisten widerkum- men lassen , dasselb , wann man der verhafften Agnes Lengin halben rath beim rechten halten wirdt, haben vorzulegen. Schö- pfen."

Die Herrn „Hochgelehrten" drangen diesmal mit ihren Ansichten durch. Wir fügen hier gleich das Urtueil bei, das über die Agnes Lengin und noch zwei andere Kiudsmörderin- nen an einem und demselben Tage gefällt wurde :

„Nachdem ein erbar rath alhie, vnsere herrn, diese gegen- werttige drey Weibspersonen, Margaretha Dörfflerin weilendt Michel Dörflers, aines gewesenen tagwerkers aufm gepirg, nachgelassene wittib, dann Agnes Lengin von Amberg vnd Eli- sabeth Ernstin von Onoltzbach, beede gewesene dienstmaigdt alhie, aufs beweglichen guten vrsachen vnd darumb zu gefeng-

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nufs haben annemen lassen, das jr jede jr aigen leiblich kindt, des sie schwanger gangen Tnd doch desselben gegen niemandts gestenndig sein wollen, allfs sies allein one meniglichs beysein lebendig auf die weit geborn, aufs gefasstem bösen fürsatz vmbs leben gebracht, dergestalt, das die Dörflerin angeregt jr kindt alfsbalden nach der geburt jn der damals gewesenen grossen kelt haimlich in ainem garten vor dem vestnerthor, darynn sie zu herbrig gewest, an ainem verporgnen ort von jr gelegt, der mainung vnd Vorhabens, es also liegen vnd erfrie- ren zulassen, vnd hernach mit gelegenheit zubegraben, auch darauf dauon gangen vnd auf besprachung der gertnerin zum stattlichsten für die gepurt dei's kindts gelaugnet vnd es der- massen erfrört, das es baldt hernach, wie maus gefunden vnd kaum zur heiligen tauf gebracht, tods verschieden, defsgleichen die Lengin jr kindt, nachdem sies geborn, durch ein gefehrli- chen fürsetzlichen grieff in die hirnschaln dermassen verletzt vnd beschedigt, das es desselben auch sterben müssen, die Ern- stin aber jrem kindt nicht allein die sennen abgerissen, dauon es sich tödlich verblutte, sondern auch, allfs es sich dorob mit dem fuefslein geregt vnd ein klaines schrailein gethan, dassel- hig an jr brüst genomen vnd mit dem köpflein fürsetzlicher weifs dermassen daran getruckt, das es auch das leben darob aufsgeben, wie sich dann solches bey ainer jeden in gnugsamer erfarung, auch aufs jrer selbstbekantnufs, die sie vnd ein jede insonderheit vor defs heiligen reichs ponrichter vnd zwayen geschwornen schöpffen frey vngepunden gethan, lautter also er- funden hat, zudem es sonst auch offenbar vnd ruchtbar ist, da- durch sie dann in die poen der recht vnd defs heiligen reichs halfsgerichtordnung gefallen vnd jr leib vnd leben verwürckt haben hierauf erkennen meine herrn, die geschwornen schöpf- fen, zu recht, das obgedachte Margaretha Dörfflerin, Agnes Lengin vnd Elisabeth Ernstin bifs zu der gewondlichen richt- statt gefürt vnd daselbst als die vbelthetterin aufs gnaden vnd auf beschehne Loche fürpit mit dem schwerdt vom leben zum todt gericht vnd jre köpf an dem hohen gericht aufge- steckt werden sollen, andern zu ainem pillichen exempel, sich vor dergleichen vbelthatten desto bafs wissen zuuerhueten. Exequirt erichtags den 26. january 1580."

„Diser vrtl ist durch den nachrichter volg beschehen vnd die drei arme Weibspersonen, aine nach der andern, auf ai- nem sessel die köpff von jme dem nachrichter redlich vnd wol abgehauen, vnd volgendts derselben häupter oben auf das LoLe gericht mit negeln durchscLlagen vnd also angeLefft worden."

Bei der Elisabeth Ernstin und Margaretha Dörfflerin wurde die Tortur angewendet, bei ersterer „mit aufsteendem deinen stein", bei der andern „mit dem deinen stein". In dem Ma- lefizbuch, welchem diese Nachrichten entnommen sind, findet sich am Rande die Anmerkung: „Difs sindt die ersten Weibs- personen, so man alhie mit dem schwerdt gericht hat".

Nürnberg. J. Baader.

Ein niittelniederländisches Minnelied.

Unter freundlicher Vermittlung des Hrn. Dr. A. Freybe, Gymnasiallehrers in Parchim, ist mir von Hrn. Direktor Pide- rit in Hanau nachstehendes Minnelied in mittelniederländischer Sprache zur Veröffentlichung überlassen worden. Dasselbe steht, von einer Hand des 15. Jahrh. deutlich geschrieben und nach je vier Langzeilen regelmäfsig abgetheilt, auf der einen Seite eines sonst leeren Blattes in kl. 2., welches in Hanau, wo noch heute eine Gemeinde niederländischer Emigranten be- steht, aufgefunden wurde. Der Abdruck schliefst sich buch- stäblich getreu an diese Urschrift an.

Der wynt* ys verghangLen ons compt des meyens tyet1) Iick sie die loeffer hanghen die bloemkens spruten daer wt Soe veer yn ghenen dalen daer ys soe genuchelick syen Daer synck frou nachtegale en soe mennych fogelkyn.

Iick wyl die mey gaen halen al yn dat groene walt Vnd sceyncken my buul my trowen die my hart beuanghen

haet En vraghen of hie wold coiiien all voer my kleyn feensterlyng

staen En ötfanghen die mey myt bloemmen sye ys (so) scoen gedaen.

En doe die suuerlixste die klacht oeck haet gehoert Doe stont sye trurenlycke myt deen2) sprack sye een woert Wye wyllen die mey ötfanghen myt groter eerwirdicheyt Hie druckten sye aen oer wanghen was dat nyet eerberheyt.

Hie naem sye sonder truren al yn syen armkens blanck Die wechter vpter muren 3) die hief wp en lüde sanck En ys daer ymaut ynuen die mach wael toe huyswart gaen Ick sie die dach vp klymmen al doer die wölken klaer.

Och wechter vpter muren waer om en swychtu nyet Ick lych yn swaren truren yn soe mennych swaer vsdriet Ghy queylt my alsoe sure ghy kreynck my myennen muut Des klach ick got den heren dat ick van oer sceyden muut.

Adde my rose bloemme adde my suute lieff. Wees dat ick weder cöme vnd blyeff altyet bye die Soe muut w got bewaren vfi sparen w lanck gesont Wees dat ick weder cömen vii cussen voer ween roder mont.

Wat toech hie van den banden van golden een vyngerlyng Holt daer scoen lyef my trowee daer bie gedencket my Wylt my daer bie gedeencken als ghy my nyet en syet Wees dat ick weder cömen blyeff altyet bye die.

Nürnberg. Dr. Frommann.

') Undeutlich corrigiert : vyet ? tyet ?

a) myt den, wol = mit een. plötzlich.

3) Die Ha. murer; vgl. die folgende Strophe.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Eigenhändiges Schreiben einer schwäbischen Edel-

frau an Serentin, Kanzler Kaiser Maximiliau's I., um

Summt zu einem Rock (um 1509).

Min frintlich grüs und was ich eren und guts vermag zu- voran. Lieber her kanfsler, ich hab alwegen von minem vet- ter Simen von Pfirt gehert, wie ir aller frawen und jung- frawen gutter brock erater1) bi kaserlicher Mt. syt, auch so weis ich das min her und gemahel ein grofs vertruwen zu üch hat, us dem grund so schrib ich üch hiemit die meinung, kai- serliche Mt. brucht mir minen herrn und gemahel zu vil und ist mir ganz zu schwer, in ansehung das ein sorglicher sitz zu Loufenberg (Lauffenburg) ist mit nochberschaft der Schwi- tzer und so er nit anheimest ist, mufs ich grofse sorg haben; Deshalber ich ein grosen Zuspruch zu kaiserlicher Mt. hab. So ouch min her und huswirt bisher zu mir heimer kumnien ist, hat er wenig scheinckungen gebrocht, wiewol ich weis, das min her umb keini bit, demnoch so bit ich üch, ir wellent min gutter virmünder by kaiserlicher Mt. sin umb ein schwar- tzen samend zu einem rock fir ein bietpfengig. So wil ich dem kaiser sin schlos zu Loufenberg, ob got wil, gar wol behüten und got trüwlichen biten, das der kaiser und ir al syg und gelick wider die Vineder2) haben. Domit spar üch got gesunt

Bärbel von Habsperg, geboren von Pfirt.

Adresse (mit Siegelspur): Kaiserlicher Mt. eberherkanz- ler herrn N. von Serendein3), minem üben heren in sin hand.

Donau esc hingen. Franc k.

*) Procurator, Fürsprecher. *) Venetianer. 3) Mit Bezug auf ihn und die Neigung des Kaisers zu schwäbischen Frauen erzählt die Zimmern'sche Chronik (herausgeg. v. Barack in der Bibliothek des literar. Vereins zu Stuttgart, 1869) Band IV, S. 302 eine drol- lige Geschichte.

Eine Warnung an das Teutschland. 1572.

Ah Teutschlandt wie lang bistu blindt? Wie bist so wohnwitz worden gschwindt ? Der Geltgeitz reist all Tugent hin, All Gottsfurcht weicht von deinem sinn : Dein altes lob hat vast ein end : Dein Nam stinckt nun, vnd ist elend. Dann du fragst nicht nach Namen gut, Wo Geltstanck ist, da ist dein mut,

Franckreich, Spani, vnd frembde land,

Lachen schimpflich zu deinem tandt,

Vnd wissen, wo sie zeigen Gelt,

Das du dich finden lest im Feld,

Vnd lest dich brauchen zu jeder sach,

Es bring heil oder vngemach,

Ah Gott, wie das ein torheit ist,

Von Gelts wegen trug, falsch vnd list.

Ist dafs das alte Teutsche Blut,

Glaub, trew, manheit vnd tapffer mut?

Ah last die Wollust gehen dahin.

Last Geltsucht haben keinen gwin.

Jetzt ist von nöten dapffer sein,

Denn das vnglück tringt heut herein.

0 jr frommen Herrn, Fürsten hehr,

Die jr noch seid in Cron vnd Ehr,

Rath zu, rath zu, es ist gros zeit,

Gros schad ist ewer langsamkeit,

Seid einig, seht das Vaterlandt,

Vnd den elenden blossen standt :

Die zeit ist da, schlummert doch nicht,

Ein jeden dis billich anficht.

Aber Gott seis im Himmel gklagt,

Wir reden, vnd ist vil gesagt,

Der bauch vol gschwulst unn Wassersucht

Thont, gibt kein ghör, bis ers versucht.

Weil denn niemand wil klug mehr sein,

Herr Jesu Christ, so hilff den dein,

Hilft" vns, vnd deine Kirch bevvar,

Erret vns, Herr, aus aller gfahr,

Amen, hoch globt in ewigkeit,

Du hilffst vns frei aus allem leid,

Durch dein Göttlich Barmhertzigkeit

Zum Himel, vnd ewiger frewd. Steht am Schlüsse eines 1572 gedruckten Folioblattes, welches den Titel führt : Epicedion in mortem Casparis de Co- ligne, Domini de Castilione, Ammiralii Franciae, qui contra datam fidem regiam in nuptiis regiis ex inopinato obrutus per insidias, una cum suis misere truncatus est XXIIII. Augusti, Anno MDLXXII. Es enthält sechs Gedichte in lateinischen Distichen, von deren letztem obiges deutsche die Uebersetzung ist. Ein Exemplar auf der Züricher Stadtbibliothek.

Nürnberg. E. Weller.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sche Buchdrnckerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1870. M 1, Juli.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Juli 1870.

Wir haben heute mitzutheilen, dal's für unsere Baukasse Herr Rud. Ritter von Haidinger in Elbogen eine österr. National- anlehensobligation zu 100 fl. österr. W. , Herr P. von Stetten in Augsburg und Herr Bezirksgerichtsdirektor Frhr. v. Wels er hier je einen 4% bayer. Darlehensschein zu 100 fl. gespendet haben.

Die Stadtgemeinde Pöfsneck in Sachsen -Meiningen hat dem Museum eine sehr interessante Holzdecke aus einer dortigen um- gebauten Kirche*), nebst einem einfachen eisernen Geschütze des 15. Jhdts., das noch auf einem alten Holzblocke mit Eisenbändern angeschmiedet ist, überlassen.

Nach einer Mittheilung aus dem kaiserl. franz. Kriegsministe- rium ist der Abgufs des schon früher erwähnten deutschen Ge- schützes aus dem Pariser Artilleriemuseum beendet und bereits an unsere Anstalt abgesendet.

Indem wir hinsichtlich der übrigen Geschenke auf die nach- stehenden Verzeichnisse verweisen, von denen besonders das un- seres Pflegers Herrn Klein in Wien uns wichtig ist, sei nur noch erwähnt , dal's die Aufstellung der sehr bedeutenden neuen Zu- gänge bei den Feuerwaffen, sowie diejenigen bei den Oefen, welche eine gänzliche Umstellung der betreffenden Sammlungen nöthig gemacht haben, beendet ist.

Leider hat der Tod abermals unserem Gelehrtenausschusse ein würdiges und in Förderung unserer Anstalt eifriges Mitglied Herrn Hofrath Dr. Holzmann, Professor an der Universität Hei- delberg, entrissen.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden fol- gende neue Jahresbeiträge angemeldet :

Von Standesherren : Wien. Fürst Friedrich Liechtenstein, Durchlaucht, Hfl. 40 kr.

Von politischen Corporationeu : Staffelstein. Distrikts- rath lfl.

Von wissenschaftlichen Vereinen : Nordhausen. Wis- senschaftlicher Verein 7 fl. (statt früher 3 fl. 30 kr.)

Von Privaten: Aussig. Dr. Emil Theumer, Advokat, 3 fl. 30 kr. (statt früher lfl. 10 kr. Düsseldorf, von Knackful's, Maler, lfl. 45 kr. , Adolf Schmitz, Maler u. Professor, lfl. 45 kr., Carl Strauven, Notar, lfl. 45 kr., Todt, Maler, lfl. 45 kr. Ellwangen. E. Gramling, Gymnasiallehrer, 2 fl. (statt früher lfl. 12 kr.), HU. Högg, Gymnasiallehrer, lfl. 10 kr. Genf. M. G. Conrad, Lehrer, lfl. 30 kr. Nürnberg. P. E. Grevel, Kaufmann, 5 fl., Daniel Munsch, Kaplan, 1 fl. 30 kr., &. A. Schütte, Kaufmann, 5 fl., Heinrich Straufs, Kaufmann, 1 fl. 30 kr. Oldenburg, von Beaulieu, Oberappellations- rath, lfl. 45 kr., Dr. jur. Hoyer, Advokat, lfl. 45 kr., Klivemann, Rathsherr, lfl. 45 kr., Krohne, Divisionsprediger, lfl. 45 kr. , Dr. Nielsen, Oberhofprediger, 1 fl. 45 kr. Pfaffenhofen. G. Mayer, k. Be- zirksamtsassessor, 3 fl. 30 kr. (statt früher 1 fl. 45 kr.) Posen. Bert- heim, Rechtsanwalt, 1 fl. 45 kr., Kohleis, Bürgermeister, 1 fl. 45 kr., Ritter, Geh. Rath u. Oberregierungsrath, 1 fl. 45 kr. Sonneberg. Ar- nold, Rechtsanwalt, 1 fl. 10 kr., Otto Drelsel, Kaufmann 1 II. 10 kr., H. Lobe, Banquier, lfl. 45 kr. (statt früher lfl.) Stuttgart. Baron August König, Legationsrath u. Kammerherr, 2 fl. (Dieser Beitrag wird schon seit vorigem Jahre bezahlt.) Wolnzach. Kollmann, Apo-

*) Siehe unten : Vermischte Nachrichten, Nr. 71.

theker, lfl. 45 kr., Joseph Schober, Lehrer, lfl. 45 kr., Joseph Schulmaier, Kaufmann, lfl. 45 kr., Michael Ziehnaus, Realitäten- besitzer, 1 fl. 45 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben: Von Privaten: Breitenbrunn. Albert Pilz 6 k'-. Oldenburg. Dr. Groskopff, Justizrath, lfl. 45 kr., Jachmann, Marineeoiumissär, lfl. 45 kr., Freiheir von Rössing, Staatsmänner, lfl. 45 kr. Pfaf- fenhofen. Hohe, k. Buzirksamtsassessor, 1 fl. 45 kr. Riga. Stud. jur. Th. Berent 30 kr. Stuttgart. Eberhard Graf Zeppelin, k. Kamnier- herr u. Geh. -Leg. -Sekretär, 3 fl. 13 kr. Ulm. Karl Geroek, Archi- tekt, lfl. R 2fl.

Unsern Sammlungen giengeu ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen,

(Nr. 6042 6051.) Berchtesgaden. Jacob Kerschbaumer, Kaufmann: Braut- krone aus Golddraht, Flitter und Steinen. 18. Jhdt. Berlin. Se. Exe. Graf S tillf ried -Alcantar a : Abbildung einer ver- zierten Ofenkachel vom 15. Jhdt. Calcar. Wolff, Vikar an der Nikolaikirche : Photogr. Aufnahme des Altars zu den sieben Schmer- zen Maria zu Calcar. Mägdesprung. Eisengiefserei: 3 Ab- güsse in Eisen von Tellern des 16. Jhdts. im Gewerbemuseum zu Berlin. Mergentheim. ZumAndenkendesIIofrathesBrei- tenbach gestiftet von seinen Hinterbliebenen: Wappen des Deutschmeisters Hund von Wenkheim , Steinrelif. Neuburg a.D. Histor. Verein: Wappen der Stadt Neuburg a. D. Farben- druck nach einem Original von 1506. Facsimile eines Kalenders von 1480. Nürnberg. R. Bergau, Professor an der Kunstge- werbschule: 7 Bl. Tupfmuster vom 18. Jhdt. Göschel, Schreiner- meister : Grofses verziertes Thürschlol's mit gravierter und durch- brochener Deckplatte. 17. Jhdt. Verzierter Thürgriff und durch- brochene Sehlolseinfassung. Dr. Zeh ler. prakt. Arzt: 2 Silber- und 1 Kupfermünze. 17. Jhdt. Paris, von Penguilly l'Ha- ridon, Direktor des Artilleriemuseums: Photograph. Aufnahme einer Handfeuerwaffe des 15. Jhdts. Pössneck. Stichling: Apo- theker: Büchse von graviertem Alabaster in Buchform. 18. Jhdt. Schönau bei Berchtesgaden : A do I f Pachmay r, Gutsbesitzer: Sporn, gefunden in der Nähe vom Königssee. Wien. Professor Klein: Eine Partie Bruchstücke gemalter Fenster aus dem 14. Jhdt. Würzburg. Spörer, Gasthofbesitzer: Eiserne Pechpfanne mit verziertem Träger.

IL Für die Bibliothek.

(Nr. 25,374—25,422.) Aarau. H. R. Sauerländer's Verlagsbuchh. : Bühler. Davos in seinem Walseidialekt; 1. Halbbändchen. 1870. 8- Bamberg. Historischer Verein: Ders. , 28., 29-, 30. u. 31. Bericht, 1864-68. 1865—69. 8. Berlin. Verein für die Geschichte Berlins: Ders., Schriften etc., Heft 2—4. 1870. 8. Ders., Ver- ein f. d. Geschichte Berlins; Nr. 2. 1870. 8. Fidicin, Berlinische Chronik, Lief. 2—6, m. Urkundenbueh. 1869 70. 4 Breslau. Dr. Herrn. G rotefend: Ders., über Sphragistik. 1809 8. Ders., der Werth der Gesta Frideriei imperatoria des Bischofs Otto von Freising. 1870. 8. Chur. Conradin von Moor, Präsident der geschiclitsforsch. Gesellsch. v. Graubünden: Ders., Geschichte von Currätien etc.; VI. Heft. 1870. 8. Eichstätt. Krüll'sche Buch- haudl. (II. Hugendubel) : Grol's, über den Nutzen u. zur Methodik der Altertumsstudien. 1869. 8- Progr. Zettel, erste Klänge. 1869.

247

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

248

8. Zettel, Edehveifs; 3- Aufl. 1870. 8. Stauelmann, das Hohe- lied. 1870. 8- Schöberl, d. Oberammergauer Passions-Spiel mit den Passionsbildern von A. Dürer. 4. Aufl. 1870. 8. Erlangen. Ferd. Enke, Verlagshandl. : v. Maurer, Geschichte der Städteverfassung in Deutschland; U. Bnd. 1870. 8. Freiburg i. Br. Ilerder'sche Verlagshandl.: Gfrörer, Geschichte d. ost- u. westfränkischen Caro- linger; 2 Bnde. 1848- 8. Fetaler, Sammlung vermischter Schriften über Kirchengeschichte u. Kirchenrecht. 1869 8. Fulda. Verein für Naturkunde: Ders. , I. Bericht, 1865—69. 1870. 8. Kiel. Dr. K. Weinhold, Univers.-Professor : Ders., d. gotische Sprache im Dienste des Kristenthums. 1870. 8. Ders., Schöuborn's Auf- zeichnungen über erlebtes. 8. Jansen, d. ersten Regungen eines staatsbürgerl. u. nationalen Bewufstseins in Schleswig -Holstein. 1870. 8. -- Köln. J. P. Bachern, Verlagshandl.: Wisemann, Er- innerungen au die letzten vier Päpste ; 4. Aufl. 1870. 8. Landshut. Histor. Verein f. Niederbayern: Ders., Verhandlungen; Bnd. XIV, 1. 2- 1869. 8. Leipzig. Willi. Bänsch, Verlagshandl.: v. Friesen, Jul. Heiur. Graf v. Friesen, kais. Generalfeldzeugmeister. 1870. 8. Joh. Fr.Hartknoch, Verlagsbuchh. : Kneschke, Leip- zig seit 100 Jahren; 2. Aufl. 1870- 8. Lübeck. Verein für lübeckische Geschichte: Ders., Bericht etc. 1867 u. 1868. 4. Ders., Siegel des Mittelalters; Heft 7 u. 8. 1865 u. 70. 4. Klug, d. Unterdrückung der Herrnhuter in Lübeck. 1864. 8. Marburg. Direktion des Gymnasiums: Collmann, über d. g riech., ins- besondere d. Prosa -Leetüre in Prima. 1870. 4. Progr. Neuburg. Historisch er Filialverein : Ders., C'ollektaneen-Blatt etc. ; 35. Jahrg. 1869. 8. St. Nikolaas. Cercle arch eologique au pays de Waas: Ders., Annaleu etc., IV. Deel, 1. Aflev. 1870. 8. Nürnberg. Verlag von Bauer & Raspe (Ludw. Korn): Sieb- macher's Wappenbuch. Lief. 79. 1870. 8- R. Bergau, Professor, an der Kunstgewerbsehule : Wanderer, AdamKrafft u. seine Schule, 1490 1507. Imp. Fol. El. Claufs, Kaufmannswittwe : Agricola, vom Bergwerck XII. Bücher. 1557. 2. Maximilians -Heilungs-

Anstalt: Dies., 56. Jahres - Bericht ; 1869 70. 1870. 4. Joh. Leonh. Schrag's Kunstverlag (Heinr. Schräg) : Wanderer, Adam Krafft u. s. Schule, 1490—1507. Imp. 2. Pilsen. C. Maasch, Buehh. : Lederer, Sagen u. Geschichte aus Böhmen. 1869. 8. Regensburg. Histor. Verein von Oberpfalz und Re.gens- burg: Häutle , die Oberpfalz u. ihre Regenten v. 1404 1448. 1869. 8. Sonderabdr. Schwerin. Verein f. meklenburg. Ge- schichte u. Alterthumskunde : Ders., Quartalbericht; XXXV, 2. 3. 1870. 8. Strassburg. Kaiserl. Academie: Collection generale des dissertations de la faculte de medecine; III. ser. tomeVII XI. 1870.4. Gazette medieale de Strasbourg ; 29. annee. 1869. 4. Stuttgart. K. statis t. - topograph. Bureau: Dass., württemb. Jahrb.; Jhg. 1868. 1870. 8. Ebner &Seubert, Ver- lagshandl.: Weil's, Kostümkunde; Lief. 7. u. 8. 1870.8. Ad. Krab- be's Verlagshandl.: Höfer, wie das Volk spricht, 6. Aufl. 1870. 8. Tübingen. Dr. Adelbert von Keller, Univers.-Professor: Ders., zum hundertsten Bande der Bibliothek des litterar. Vereins in Stuttgart. 1870- 8. Wien. Kais. Akademie der Wissen- schaften: Dies., Sitzungsberichte ; Bnd. 61. 2. u. 3., Bd. 62. 1. 4. Heft. 1869. 8. Dies., Archiv etc.; Bnd. 41, 1. 2. 1869. 8. Dies., Denkschriften ; philos. -histor. Classe, Bnd. 16. u. 18. 1869. 4. Dies., Almanach; 19. Jhg. 1869. 8. H. Martin, Verlagshandl.: Leitner, d. Waffensammlung des oster. Kaiserhauses im k. k. Artillerie- Ar- senal-Museum. 9. 15. Lief. (Schlufs.) Imp. 2.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4135—4139.)

Osnabrück. J. L od t mann, Pastor: Zwei Briefe von Abt Je- rusalem und seiner Gattin, 1773 und 1751 , und zwei Briefe von Justus Moser und seinem Bruder J. Z. Moser, 1777 und 1754. Au- togr. Pössneck (Sachsen -Meiningen). II. Stiehl er, Gasthofs- besitzer : Ein Schreiben Friedrich Ludw. Jahns. 1849. Autogr.

Chronik der historischen Vereine.

Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. LXI. Band. Heft II. und m. Jahrg. 1869. Febr. und März. (Wien.) 8.

Keltische Forschungen. I. Keltische Namen im Verbrü- derungsbuche von St. Peter in Salzburg. Zweiter Theil. Von Dr. Fr. Stark. Reisebericht über die in Niederösterreich (Vier- tel ob und unter dem Wienerwalde) angestellten Weisthümer-For- schungen. Von Jos. Strobl.

LXII. Band. Heft I— IV. Jahrg. 1869. April -Juli. Bericht über die in Tirol im Jahre 1868 angestellten Weisthümer-Forschun- gen. Von Dr. J. V. Zingerle. Bericht über die in Vorarlberg angestellten Weisthümer- Forschungen. Von Franz Wieser. Keltische Forschungen. I. Keltische Namen im Verbrüderungs- buche von St. Peter in Salzburg. Dritter Theil. II. Keltische Personennamen, nachgewiesen in den Ortsbenennungen des Codex traditionum ecclesiae Ravennatensis aus dem 7. 10. Jahrhundert. Erster Theil. Von Dr. Fr. Stark.

Archiv für österreichische Geschichte. Herausgeg. von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Com- mission der kais. Akad. d. Wiss. Einundvierzigster Band. Wien. 1869- 8.

Zur Geschichte und Genealogie der Premislidischen Herzoge von Troppau. Von Franz Kopetzky. Versuch einer Geschichte des alten niederösterreichischen Landhauses bis zu seinem Umbaue im Jahre 1837. Mit Benützung urkundlicher Quellen von Dr.

Leop. Jos. Fitzinger. (Mit einem Grundrisse des alten Landhau- ses und Erläuterungen zu demselben von A. Ritter von Camesina.) Statuten des Metropoliten von Prag, Arnost von Pardubitz, für den Bischof und das Capitel von Olmütz um das Jahr 1349. Von Dr. B. Dudik. Gabriel Salamanca's Grafen zu Ortenburg Gesandtschafts-Berichte über seine Sendung nach England im Jahre 1527- Mitgetheilt von J. V. Göhlert. Zur österreichischen Münzkunde des XIII. und XIV. Jahrh. Ein kritischer Versuch von Dr. Arnold Luschin. (Mit 2 Tafeln.) Die diplomatische Correspondenz des Graien Johann Wenzel Gallas, kaiserlichen Ge- sandten in London und Haag während des spanischen Successions- krieges. Nach den in Prag und in Friedland aufgefundenen Ar- chivalien zusammengestellt von C. Höfler. Das Archiv der Stadt Eger. Ein Bericht von Dr. Franz Kürschner. Der tür- kisch - polnische Feldzug im Jahre 1620. Nach gedruckten und handschriftlichen Quellen dargestellt von Dr. Xaver Liske. Do- cumenta historiae Forojuliensis saeculi XIII. et XIV. ab anno 1300 ad 1333. Summatim regesta a P. Josepho Bianchi rtineniäi. (Schiurs.)

Denkschriften der kais. Akad. der Wiss. Philosophisch- historische Classe. Sechzehnter Band. Wien. 1869. 4.

Quellenmaterial zu altdeutschen Dichtungen. I. Von Dr. Fr. Pfeiffer.

Achtzehnter Band. Ueber das von Anselm Schramb und Hie- ronymus Petz veröffentlichte Breve Chronicon Austriacum, autore

249

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

250

Conrado de Wizzenberg, abbate Mellicense. Von Dr. A. von Meil- ler. — Geschichte der böhmischen Finanzen von 1526 bis 1618. Von Dr. A. Gindely.

Almanaeh ders. Akademie. Neunzehnter Jahrgang. 1869. Wien. 1869. 8.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XV. Jahrgang. Mai Juni. Wien, 1870. 4.

Studien über Schmiede- und Schlosserarbeiten in Oesterreich. Von Herman Riewel. (Schiurs.) (Mit 40 Holzschn.) Der Codex des Znaymer Stadtrechtes. Von Albert Hg. (Mit 2 Tafeln.) Die Ruine Stahremberg in Nieder- Oesterreich. Von Dr. K. Fron- ner und A. Wilemans. (Mit 2 Taf. und 12 Holzschn.) Der Pen- dant zum goldenen Rössel in Alt-Oettiug. Von H. Weininger. (Mit 1 Holzschn.) Die Restauration der Fürstengräber in Neu- berg. — Ein lateinisches Epitaphium Neidhardi etc. Von Dr. Jos. von Bergmann. (Mit 1 Holzschn.) Die beiden Langhausportale der St. Stephanskirche in Wien. Ueber mittelalterliche Skulp- turwerke in Basel. Von Ch. Riggenbach. Erwähnung der Wie- nerburg. Von Albert Hg. Die Funde im Grabe Casimirs des Grol'sen in Krakau. (Mit 3 Holzschn.) Das „eiserne Thürl" in Kl. Neuburg. Von A. Wilemans. (Mit 1 Holzschn.)

Kirchenschmuck. Blätter des christlichen Kunstver- eins der Diöcese Seckau. I. Jahrg. 1870. Nr. 6. Graz. 8.

Kirchliche Centralbauten aus dem Mittelalter.

Verhandlungen des historischen Vereines für Nie- derbayern. Dreizehnter Band. Landshut, 1868. 8.

Die Grafen und Reichsherren zu Abensberg. Aus Urkunden und Quellen bearbeitet von Peter Dollinger, Benefiziat, und Nico- laus Stark , Kaufmann. Beitrag zur Geschichte der Stadt Abens- berg. Mit 3 lithogr. Beilagen.

Zeitschrift des Kunstgewerbe-Vereins zuMüuchen. Zwanzigster Jahrgang. Drittes u. viertes Heft. München, 1870. Theodor Ackermann. 2.

Ueber Wirkerei und Gobelins von Prof. Dr. Kuhn.

Collek taneen-B latt für die Geschichte Bayerns, insbesondere für die Geschichte der Stadt Neuburg a. d. D. und des ehemaligen Hcrzogthums Neuburg, bearbeitet von Mitgliedern des historischen Filial-Vereines zu Neu bürg. Fünfund- dreifsigster Jahrgang 1869. Neuburg, 1869. 8.

Die letzte Hofhaltung zu Neuburg a. d. D. Die Adels- und Honoratioren -Familien von Neuburg a. d. D. im 19. Jahrh., von Ant. Föreh. Mauern (Pfarrdorf.) Monographie von C. A. Böh- haimb. Kloster Hohenwart, von M. Strobl. Ein Unicum- Ka- lender vom Jahre 1480, von M. Loher.

Einunddreifsigster Bericht über das Wirken und den Stand des historischen Vereins zu Bamberg im Jahre 1868. Bamberg, 1869. 8.

Zur Geschichte der Pfarrei Stöckach während der Reforma- tionsperiode, archivalisch bearbeitet von Jos. Baader. Geschicht- liche Notizen über die St. Jacobskirche in Bamberg ein Si- tzungs - Vortrag von Domdechant Rothlauf. Verzeichnisse der Mitglieder des alten Domstifts in Bamberg vom Jahr 1046 1497, nach einer Handschrift der Kapitelsbibliothek von 1748 veröffent- licht durch dens.

Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. Herausgegeben von dem K. statistisch-to-

pographischen Bureau. Jahrgang 1868. Stuttgart. H. Lin- demann. 1870. 8.

Das Rechtsverhältnifs der religiösen Gemeinschaften und der fremden Religionsverwandten in Württemberg nach seiner geschicht- lichen Entwicklung. Von Ass. Dr. Stalin. Urkunden zur Ge- schichte des Herzogs Christoph von Wirtemberg und des Wormser Fürstentages, April und Mai 1552. Von Prof. Dr. Kugler.

Zum hundertsten Bande der Bibliothek des litte- rarischen Vereins in Stuttgart. Eine Denkschrift von Adel- bert von Keller. Tübingen 1870. 8.

Kirchenschmuck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschö- pfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter der Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese Rotten bürg. Redigirt von Pfarrer Laib und Stadtpfarrer Dr. Schwarz. XXVII. Band, erste Hälfte. Vierzehnter Jahrgang, 1870. Erstes Vierteljahrsheft. Stuttgart. 8.

(An der Spitze dieses Heftes befindet sich eine Erklärung der Redaction, wornach mit dem nächsten Hefte der zweiten Hälfte des 27. Bandes die Zeitschrift zu erscheinen aufhören wird.)

Eucharistische Elemente und Gebräuche. Studien über Kreuz und Crucifix. Ueber die Bedeutung zweischiffiger Kir- chen in Tyrol. Ueber Vorhallen in den Kirchen Tyrols. Et- was über Kirchenstühle. Mittheilungen aus Schlesien. 1. Das romanische Rauchfafs im Kloster Trebnitz. 2. Zur Geschichte der Glasmalerei. 3. Mittelalterliche Kirchengebräuche. Aus Testamenten. (1367.) Paramentenverzeichnifs der Pfarrkirche St. Quintin zu Mainz aus dem 15. Jahrhundert. Steinmetzensie- gel. — Das Einhorn als Kirchenschatzzierde.

In der am 14. Juni abgehaltenen Sitzung des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. erörterte Pfarrer Dr. Steitz, mit besonderem Bezüge auf die mo- nogrammatische Sigle einer in der Sitzung vom 24. Mai vorgeleg- ten Ptolemäermünze , nach der Erzählung des Kirchenhistorikers Eusebius und anderen Quellen die Geschichte der bekannten Vi- sion Constantin's des Grolsen bezüglich des Kreuzes Christi mit der Beischrift „durch dieses siege", wodurch eine Discussion über die späteren abweichenden Berichte hinsichtlich des Vorganges selbst, des Ortes und der Zeit desselben, weiter des Wortlautes jener Beischrift, sowie endlich über die Abbildung des Monogram- mes Christi auf dem Heeresbanner, Labarum, und die sprachliche Ableitung des letzteren Wortes vtranlafst wurde.

Berlinische Chronik. Herausgeg. von dem Verein für die Geschichte Berlins durch E. Fidicin. 2.-6. Lief. Ber- lin,'1869. 1870. K. Geh. Oberhofbuchdruckerei. 2.

Schriften desselben Vereins. Heft II. Der Schulze Marsi- lius von Berlin von L. Frhrn. von Ledebur. Berlin, 1870. 8.

Heft III. Das Palais Sr. K. H. des Prinzen Albrecht von Preu- fsen von L. Schneider.

Heft IV. Chronicon Berolinense continens res Berolini aetas ab a. 1307 vsque ad a. 1699. Accedit Series consulum Bcrolinen- sium.

In der Generalversammlung des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt machte der Vorsitzende Mittheilung von der Aufdeckung eines Leicheufeldes unmittelbar vor den Thoren der genannten Stadt, und gab ferner bekannt, dafs die zuerst auf der vorjährigen Generalversammlung angeregte Idee der Einrichtung eines allen Anforderungen entsprechenden

251

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

252

städtischen Archivs in dem neu zu erbauenden Rathhause einen günstigen Erfolg verspreche.

Quartalberichte des Vereins für mekl enburgische Geschichte und Alterthumskunde. XXXV, 2. 3. Schwe- rin, im Januar und April 1870. 8.

Siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lü- beck. Herausgeg. von dem Vereine für Lübeckische Ge- schichte und Alterthumskunde. Achtes Heft. Lübeck 1870. 4. lSStn., 1 Stammtafel und 6 Taf. Siegelabbild.

Memoires et Documents publies par la Societe d'histoire de la Suisse romande. Tome XXIII. Monuments de l'histoire du Corote de Gruyere et d'autres fiefs de la maison souveraine de ce nom rassembles par J. J. Hisely et publies par l'abbe J. Gremaud. Tome II. Lausanne. Georges Bridel editeur. 1869. 8. VII u. 772 Stn.

L'In vestigateur. Journal de l'Institut historique de France. Trente-septieme Annee. Tome X. V. Serie.

424. Livraison.

Mars 1870. 425. Livraison.

Avril 1870. Pa-

ris, 1670. 8.

Bulletin monumental ou collection de memoires sur les monuments historiques de France, publie sous les auspices de la Societe fran§aise d'archeol ogie pour la conservation et la description des monuments natio- naux. 4. Serie, Tome 6. 36. Vol. de la Collection. Nr. 3. Paris et Caen, 1870. 8.

Notice sur l'eglise de St. Quentin, par M. Ch. Gomart. Me- lange d'archeologie.

Annalen van den Oudheidskundigen K ring van het Land van Waas. Vierde Deel. Eerste Aflevering. Juni 1S70. St. Xikolaa«. 8.

Gerard de Cremer ou Mercator, geographe flamand. Reponse ä la Conference du Dr. Breusing , Directeur de l'Ecole de naviga- tion ä Breme, tenue ä Duisbourg, le 30. Mars 1869- Par le Dr. J. van Raemdonck.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

141 Praktische Erfahrungen und Rathschläge, die Erhaltung und Wiederherstellung der Kirchen betreffend. Von \V. E. Giefers. 3. Auf.age. Pader- born, 1869.

Es ist eine traurige Erfahrung, welche man heutzutage al- ler Orten oft genug machen mufs, dafs man die altehrwürdigen, historisch und künstlerisch weithvollen Baudenkmale, besonders die Kirchen und die alten, meist mustergiltigen Werke der Kunst- Industrie nicht nur andauernd vernachlässigt, sondern, wenn end- lich der Zustand so schlecht geworden ist, dafs die betreffenden Gebäude und Gegenstände praktisch nicht mehr brauchbar sind, dieselben bei der sogenannten Restauration ohne die ihnen gebüh- rende Achtung und Pietät behandelt, oder, wenn auch das Beste wollend, zur Erreichung seines Zweckes nicht immer die richti- gen Mittel und Wege einschlägt. Interesse an den Dingen und guter Wille allein genügen nicht. Die Restauration eines alten Bauwerks kann nicht von jedem tüchtigen Architekten, die eines alten Bildes nicht von jedem guten Maler, die einer gothischen Monstranz nicht von jedem geschickten Silberarbeiter, und waren sie die besten ihres Faches, ausgeführt werden. Zur Leitung und Ausführung solcher Arbeiten gehört eine gründliche, bis in die kleinsten Details gehende Kenntnifs möglichst vieler gleichartiger Denkmale, der Technik ihrer Verfertigung, welche nur durch viel- jähriges eingehendes Studium, langjährige Erfahrung und ausge- breitete Reisen erworben werden kann, sodann Kenntnifs der Specialgescliichte der betreffenden Orte, Aufgeben jeder künstleri- schen Individualität uud vor Allem historischer Sinn und Pietät vor dem Ueberlieferten.

Die Aufgabe jeder wahren Restauration ist, vom Alten so viel als möglich zu erhalten und vor künftiger Zerstörung zu schü- tzen, Alles und Jedes genau nach der alten Form, in demselben Material und in derselben Technik herzustellen.

Obgleich diese Grundsätze sich von selbst zu verstehen schei- nen, so überaus klar und leicht begreiflich sind, so wird doch so sehr häufig dagegen verstofsen, dafs man im Allgemeinen, es gibt natürlich auch sehr ehrenvolle Ausnahmen diejenigen hi- storischen Denkmale, welche einer Restauration unterworfen wor- den, als für Kunst und Wissenschaft verloren betrachten mufs.

Da in unsern Tagen Restaurationen überall auf der Tagesord- nung stehen, ist es dringend nothwendig , auch das gröfsere Pu- blicum über das Wesen derselben zu unterrichten.

Der Oberlehrer Dr. Giefers in Paderborn war während vieler Jahre, zunächst in seiner Heimat, dann aber auch in weiteren Kreisen, eifrigst bemüht, in dieser Weise einzugreifen, und er hat sehr wohlthätig gewirkt ; denn er besitzt alle jene Kenntnisse, wel- che erforderlich sind, um Restaurationen in zweckmäßiger Weise zu leiten. Er weifs das Verständnifs und damit ein erhöhtes In- teresse anzubahnen , weifs in den meisten Fällen anzugeben , wie man mit den einfachsten Mitteln die vorhandenen Kunstschätze in geeigneter Weise conservieren, die schadhaften restaurieren kann.

Durch viele Anfragen dazu veranlafst. entschlofs Dr. Giefers sich endlich, die Resultate seiner reichen Erfahrungen zu publicie- ren. Es geschah vor zehn Jahren in einem kleinen, allmählich an- gewachsenen, jetzt in dritter Auflage als stattlicher Band vorliegenden Werke, welches das auf dem Titel Versprochene in vollem Umfang und in liebenswürdig anspruchsloser Form erfüllt. Es ist dies das einzige Buch der Art. welches Beachtung verdient und solche in reichstem Mafse bereits auch gefunden hat, und Al- len, denen die Obhut über ein älteres Gebäude anvertraut ist, ins- besondere allen Pfarrern, bestens empfohlen werden kann.

Nach einer Einleitung, welche eine kurzgefafste Geschichte der Baukunst im Mittelalter enthält, gibt der Verfasser in einge- hendster Weise sehr wichtige, und selbst von Fachmännern zu beachtende Fingerzeige über Erhaltung und Wiederherstellung der Kirchen im Allgemeinen (wobei besonders die Seite 96 ff. gemach- ten Bemerkungen über das „Zuviel", da man aus lauter Liebe die herrlichsten Denkmale zu Grunde richtet, besondere Beachtung ver-

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dient), über deren Ausschmückung und Ausstattung etc., über- haupt alles, was mit der Conservation derselben und ihrer Geräthe in irgend welchem Zusammenhange steht. Man merkt dem Ver- fasser an, dafs er den Gegenstand, den er behandelt, vollständig beherrscht, erkennt in ihm bald einen vielerfahrenen, kenntnifs- reichen Führer, dem man sich gerne anvertraut. Wie er durch persönliche Hilfeleistung schon so oft geholfen hat, so wird er hoffentlich in sehr viel mehr Fällen durch sein Buch helfen und manche schöne Kirche vor Vernachlässigung oder schlechter soge- nannter Restauration bewahren. R. Berg au.

15) Wimpfen am Neckar. Geschichtlich und topographisch nach historischen Urkunden und archäologischen Studien dargestellt von Dr. A. von Lorent, Ritter u. s. w. Stutt- gart. Verlag von A. Weither, 1870. 8. 334 Stn. Mit 30 photographischen Abbildungen in besonderer Kapsel, qu. 4.

Als eine der beträchtlicheren Ansiedlungen der Römer in der Nähe ihrer nördlichen Grenzmarke, als Pfalz der Hohenstaufen, freie Reichsstadt und Zeugin der wichtigsten Begebenheiten, wel- che seit dem Beginne des dreifsigjährigen Krieges im südöstlichen Deutschland sich abspielten, wie nicht weniger als eifrige Pflege- rin der Künste, deren Denkmäler namentlich auf dem Gebiete der Architektur noch zahlreich erhalten sind, verdient die kleine Stadt Wimpfen gewifs die Monographie, in welcher Dr. von Lorent ihre Bedeutung für deutsche Geschichte und Kultur in so hingebender wie einsichtiger Weise gewürdigt hat. An eine Uebersicht der politischen Geschichte des Ortes von der nur durch wenige zer- streute Nachrichten aufgehellten Zeit der Römerherrsc.haft bis zum Verlust der lteiehsunmittelbarkeit schliefst sich eine Behandlung der inneren Verhältnisse , mit namentlicher Rücksicht auf Gesetz- gebung und Verfassung, Verkehrswesen, kirchliches Leben und Statistik der Bevölkerung. Eine dritte, sehr ausführliche Abthei- lung gibt nach einer sehr allgemeinen Ortsbeschreibung eine Be- sprechung der zu Wimpfen am Berge vorhandenen Alterthums- denkmäler ; eine vierte behandelt Wimpfen im Thal und das Städt- chen Jagstfeid. Die Quellen sind in Anmerkungen unter dem Texte verzeichnet. Als besondere, schätzenswerthe Beigabe sind die vom Verfasser selbst nach der Natur aufgenommenen photo- graphischen Abbildungen hervorzuheben, welche Ansichten im Gan- zen, Architekturen und kleinere Denkmäler darstellen, trotz ihres geringen Umfauges an Deutlichkeit nichts ermangeln lassen und auch unabhängig vom Werke ein artiges Album bilden. v. E.

16) Archiv für die Geschichte des Niederrheins. Be- gründet von Dr. Th. J. Lacomblet, fortgesetzt von Dr. Woldemar Harlel's, Kgl. Staats -Archivar und Bibliothe- kar in Düsseldorf. Der neuen Folge zweiter Band (der gan- zen Reihe VII. Bd.). Cöln , 1870. Verlag von J. M. He- beric (EL Lempertz). 431 Stn. 8.

Der neueste Band der von dem verdienstvollen Herausgeber rüstig geförderten Zeitschrift enthält verschiedene werthvolle Pu- blicationen und Arbeiten, mit zwei Ausnahmen ausschliefslich von den Beamten des Düsseldorfer Staats-Archivs herrührend und meist auf dem Materiel beruhend, welches das genannte Archiv darbot. Vom Herausgeber rühren die Weisthümer aus den Herzogtümern Jülich und Berg her (83 Stück), welche sich an die kureölnischen Weisthümer (75 Stück) im 1. Band d. n. F. anschließen. Der Her-

ausgeber beabsichtigt aufserdem noch zu bringen die Weisthümer aus Preul's. Geldern, Mors, Cleve und andern Territorien des Nie- derrheins. Durch die Veröffentlichung dieser Weisthümer erwächst der betreffenden Literatur eine höchst dankenswerthe Bereicherung. Es folgen dann drei historische Arbeiten, von denen zwei kri- tischer Natur sind. Die eine, vom Archivar Dr. B. Simson, verbrei- tet sich mit eingehender Genauigkeit über einen im Düsseldorfer Archiv beruhenden, aus dem Kloster St. Pantaleon in Cöln her- stammenden Codex aus der 2. Hälfte des 12. oder der 1. Hälfte des 13. Jhdts. Derselbe enthält 29 verschiedene Stücke, die einzeln aufgeführt und höchst sorgfältig beschrieben werden. Aus jenen StUcken sind nun die Vita Mathildis reginae, Vita Brunonis altera, Ruotgeri Vita Brunonis, die Translatio S. Evergisli und die Trans- latio S. Patroeli ihrer historischen Wichtigkeit wegen zu ausführli- cher Vergleichung mit den im (1841 publicierten) 4. Bande der SS. beiPertz aus einer bedeutend jüngeren, dem 15. Jhdt. angehören- den Handschrift mitgetheilten gleichnamigen Stücke herausgeho- ben, und die verderbten Lesarten bei Pertz auf Grund des nun- mehr vorliegenden Originals nachgewiesen worden, wobei sich her- ausgestellt hat, dafs der von Pertz benutzte (Brüsseler) Codex eine jüngere Copie des Düsseldorfer Codex ist. Die zweite histo- rische Arbeit hat zum Verfasser den Dr. Cardauns in Cöln. Sie läfst sich in kritischer Weise über die Annales monasterii S. Pantaleo- nis (1238 1249) aus und gibt eine sehr eingehende und gründli- che Untersuchung über den Ursprung und die Glaubwürdigkeit dieser erst jüngst durch A. Huber in ihrem wahren Werthe erkann- ten und iin 4 Bande von Böhmer's Fontes aus einer Würzburger Handschrift der Chronica praesulum Coloniensium veröffentlichten Fortsetzung der Ann. Coloniensea maximi. Es wird festgestellt, dafs der Verfasser dieser Jahrbücher ein sehr wohl unterrichteter und befähigter, im Ganzen auch unparteiischer Zeitgenosse war, dessen Zuverlässigkeit durch eine sorgfaltige Vergleichung der Nachrichten seiner Annalen mit denjenigen der übrigen, darunter auch bisher wenig benutzter belgischer und holländischer Quellen, bestätigt wird. Für die deutsche und besonders die niederrheini- sche Geschichte jenes Zeitraumes ist. die neu eröffnete Quelle mit- hin von grofser Wichtigkeit, weshalb ihr nach der Cölner Hand- schrift berichtigter Text demnächst auch in die Mon. Germ. bist. aufgenommen werden soll. Die dritte historische Arbeit, vom Ar- chiv- und Bibliothek - Assistenten Dr. II. Pfannenschmid, stellt in anschaulicher Weise die Geschichte der Kgl. Laudesbibliothek zu Düsseldorf seit der Zeit ihrer Stiftung (1770) bis zur Gegenwart dar. Zur Niederrheinischen Mirakelbuch - Literatur bringt Dr. Anton Birlinger, Privatdocent in Bonn, einen kleinen interes- santen Beitrag, der auch in sprachlicher Beziehung nicht überse- hen werden mag. Den Schilds bilden zwei ausführliche Recen- sionen aus der Feder des Herausgebers, von denen sich die eine in eingehender und sehr anerkennenswerther Weise über das für die Geschichte der Cleve - Märkischen Landstände wichtige Buch des jetzigen Staats-Archivars zu Idstein A. von Haeften (Urkk. und Aktenstücke zur Gesch. des Kurfürsten Friedrich Wilh. von Bran- denburg. Ständische Verhandlungen. Erster Band. Berl. 1869) ausläl'st, die andere die von Hardt herausgegebenen Luxemburger Weisthümer bespricht.

17) Geschichte der Städteverfassung in Deutsch- land. Von Georg Ludwig von Maurer, Mitglied der

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Akadeniieen der Wissenschaften in München und in Berlin u. s. w. Erster Band. Erlangen. Verlag von Ferdinand Enke. 1869. 8. 657 Stn.

Bei Anzeigung dieses Werkes ist es in doppelter Beziehung nothwendig, auf die früheren, demselben Bereiche entnommenen Schriften des Verfassers zurückzukommen, einmal, -wenn es gilt, den Werth des ersteren aus dem Verdienste der letzteren zu wür- digen, besonders aber, weil die Geschichte der Städteverfassung zu den Arbeiten über die Marken-, Hof- und Dorfverfassungen gewissermassen den Beschlufs bildet und in so nahem Verhältnifs dazu steht, dafs, wie die Vorrede selbst hervorhebt, das Eine ohne das Andere nicht vollständig verstanden werden kann. Gegenüber der sonst herrschenden Meinung, welche die Verfassung der deut- schen Städte aus dem Römerthum ableiten wollte, vertritt v. Mau- rer die Ansicht, der entschieden auch schon Moser in seiner Ein- leitung zur Osnabrückischen Geschichte nahe tritt, dafs sie ein naturgemäfses Erzeugnifs der altgermanischen Markenverfassung sei, und er entwickelt diesen Gedanken auf Grund umfassendsten und scharf sichtenden Quellenstudiums im vorliegenden Bande bis zum 12. und 13. Jahrhundert. Für Geschichtsfreunde, die nicht selbst Forscher sind, bemerken wir noch, dafs der geistreiche Vor- trag des Werkes stets unter Hinblick auf sein letztes Ziel fort- schreitet und schon im Beginn auf Ergebnisse der Thatsachen für unsere Zeit hinweist, die um so bedeutungsvoller erscheinen, je strenger sie in ihrer geschichtlichen Entwicklung verfolgt werden.

v. E.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 27, S. 635. Ueber das Alter und die Bewoh- ner der Gruben- oder Höhlenwohnungen. (Franz Maurer.)

Europa: Nr. 28, Sp. 891. Die Ahnfrau unserer Anrichte.

Die Gartenlaube: Nr. 28, S. 436. Altdeutsches Rügegericht in den Harzer Bergen. (H. Rahn.)

Die Grenzboten: Nr. 25, S. 441. Die Haus- und Hofmarken. (G. Homeyer.) Nr. 28, S. 41. Das Oberammergauer Spiel und seine dramatische Wirkung.

Der Hausfreund: 12. Heft, Nr. 36, S. 569. Christi Himmelfahrt und Pfingsten in Tirol. (Dr. Ludw. von Hörmann.)

Allgem. Kirchenzeitung: 49. Jahrg., Nr. 17. 18. Elisabetha Dorothea geborene und vermählte Landgräfin zu Hessen.

Allgem. evang.-luther. Kirchenzeitung: Nr. 19. Ein in- teressantes Dokument für die Geschichte des deutschen Kir- chenliedes.

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 321. 323. Die Sage vom Veit Stofs.

Magazin f. d. Literatur des Ausl.: Nr. 28, S. 405. Die Uni- versität Leiden im 16- Jahrh. (Nach dem Holland.) I.

Mittheilungen des K. K. österr. Museums f. Kunst und Industrie: Nr. 57 f. Die Kunst der Siebenbürger Sachsen. (Alb. ng.)

Illustr. deutsche Monatshefte. Nr. 70 (166), S. 357. Wie- ner-Neustadt. (Wendelin Bonheim.)

Altpreufs. Monatsschrift: 3- Heft, Apr. Mai. Zwei neue Maerlaudtfragmente. Mitgeth. von Ferd. v. Hellwald. Ein heftiger Streit um den Herren- Titel (1722.) Johann Bie-

mann, der Grofsvater Gottsched's. (Adolf Rogge.) Alte Börsenbauten in Königsberg. (D. Minden.) Das Hünen- grab zu Klinzkau (ehemals Klinczkowo) an der Nordwestgrenze des Culmer Kreises. (J. Scharlock.) 4. Heft, Mai -Juni. Forschungen auf dem Gebiete der preufsischen Sprache. (G. H. F. Nesselmann.) Münzfund in Braunsberg.

Norddeutsches Protestantenblatt: 3. Jahrg., Nr. 21. Ein Urtheil über die Infallibilität des Papstes aus dem 16 Jahrh. (G. Schmidt.)

Rübezahl: 4. Heft, S. 171. Schlofs Grol's-Wilkau bei Nimptsch. 5. Heft, S. 213. Alterthumsforschungen eines schlesischen Regiments im Jahre 1864. (Dr. Biefel.) S. 225. Görlitz vor 550 Jahren eine schlesische Stadt. (Prof. H. Palm, nach Prof. Knothe.)

Der Salon: Bd. 6, Heft 9, S. 311. Das Passionsspiel in Ober- ammergau. (Die Vorbereitungen und Proben.) (Arthur Mül- ler.) — S. 370. Im Rathhaus zu Antwerpen. (Max Sulzber- ger.) Heft 10, S. 491. Das Passionsspiel in Oberammer- gau. (Ferd. Hey'l.)

K. preufs. Staats-Anzeiger : Beil. Nr. 18. Zur Baugeschichte des königlichen Schlosses in Berlin. Zur Geschichte der früheren Stettiner Handelskompagnien. Nr. 19. Zur älte- sten Geschichte des Landes Preufsen.

Ueber Land und Meer: Nr. 42, S. 7. Johannes Kepler. (J. P. Glöckler.)

Wochenblatt d. Joh.-Ord.-Balley Brdbg.: Nr. 24. Das linnene, achtspitzige Ordenskreuz. Nr. 27. Marquard (alt- wendisches Dorf.)

Unsere Zeit: 11. Heft (1. Juni), S. 770. Sprachwissenschaft u. Sprachvergleichung.

Illustr. Zeitung: Nr. 1409, S. 5- Schlofs u. Grafschaft Neu- burg am Inn. (Adalb. Müller.) S. 9. Fraktur oder Anti- qua? (Dan. Sanders.) Nr. 1410, S. 34. Das Kepler-Denk- mal in Weil der Stadt, (Enthüllung 24. Juni).

Kölnische Zeitung: Nr. 179, 1. Bl. , u. 180, 1. Bl. Die alten Festungswerke der Stadt Köln. (Dr. Ennen.)

Vermischte Nachrichten.

71) Die aus dem 14. Jahrh. herrührende Carmeliterkirche zu fsn eck (Sachsen-Meiningen) wird zu einer Schule eingerich- tet und deshalb gänzlich umgebaut. Die ursprüngliche Architek- tur der später mehrfach verbauten Kirche ist sehr einfach ; es ist ein oblonger, gänzlich ungegliederter Raum von 130 Fufs Länge und 34 Fufs Breite. An der Süd- und Ostseite befanden sich ehe- mals hohe Mafswerkfenster. Strebepfeiler sind nicht vorhanden ; im Innern waren die Wände glatt, ohne Gliederung, mit mancher- lei gänzlich zerstörten Spuren von Gemälden. Ehemals hatte die Kirche eine Bogendecke ; der darauf eingerichtete interessante Dach- stuhl wird jetzt gleichfalls abgetragen. Wir geben in dem beifol- genden Holzschnitte die Construktion desselben mit der Bemerkung, dafs ehemals eine Längenverbindung der Hölzer nur durch die Lat- tung und Verschalung hergestellt war, und dafs nur einzelne durch- gehende Balken anstatt der bei den übrigen Gespärren sich fin- denden Stiche eine Querverbindung bildeten. Im Jahre 1517 wurde eine flache hölzerne Decke, mit Wassermalereien geschmückt, ein-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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gesetzt, die ziemlich gut erhalten und aufser der Dachconstruction das Einzige ist, was heute noch an der nachmals verbauten Kirche Interesse bietet. In Folge einer Anregung des Herrn Oberbau-

raths Döbner in Meiningen, der bei dem Baue in soferne bethei- ligt ist, als er ein Gutachten über die Zweckmäßigkeit und die Art der Ausführung gegeben hatte, wurde die Decke sorgfältig abgenommen und ist bereits dem german. Museum zur Wieder- aufstellung überwiesen. Leider ist im Museum kein passender Raum, in welchem auch einige Gespärre des Dachstuhls wieder auf- gerichtet werden könnten , was doch sehr wünschenswerth wäre, da nur wenige Dachstühle aus jener Zeit erhalten geblieben sind. 72) Eine ergiebige Fundgrube für Altert hümer aus der slawischen oder schon vorslawischen Zeit Sachsens hat sich bereits seit mehreren Jahren bei Strauchitz in der Nähe von Oschatz aufgethan. Dort ist die Abgrabung der Höhe des sog. Schänkberges für Kiesgewinnung in Betrieb gesetzt, und seitdem sind Hunderte von Urnen, verschiedene Bronzewaffen, Schmucksachen u. dgl. gefunden worden. Noch immer setzen sich diese Funde fort; bei jeder neuen Abgrabung finden sich zahlreiche Urnen, allerdings leider häufig in bereitts zerdrücktem Zustande. Es ist jedoch gelungen, eine bedeutende Zahl, darunter mehrere von ausgezeichneter Gröfse und Seltenheit der Arbeit, zu gewin- nen, die in die Hände des Besitzers von Strauchitz, des Kammer- herrn von Zehmeri, übergegangen und schon zu einer recht bedeu- tenden Sammlung angewachsen sind. Es handelt sich bei dieser Fundstätte jedenfalls um einen ausgedehnten Begräbnifsplatz, so dafs die gefundenen Sachen eine ziemlich lange Periode umfassen und dafür sprechen, dal's die dortige Gegend zu jener Zeit bereits stark und von einer sel'shaften, wenigstens in der Töpferei nicht ungeschickten Bevölkerung bewohnt war. Auch die Bronzearbei-

t!sadi.

ten sind zum Theil nicht schlecht gefertigt. Steinwaffen sind bis- her nicht entdeckt worden. (111. Ztg., Nr. 1406 ) 73) Die Kunstanstalt von Franz Hanfstängl in München hat von der Direction des bayerischen Nationalmu- seums daselbst den Auftrag erhalten, die Kunstschätze dieses Museums durch photographische Reproduction den Lehranstalten, der Industrie und dem Kunstge- werbe zugängig zu machen. Bei der Reichhaltigkeit an seltenen, werthvollen und interessanten Gegen- ständen, deren das bayer. Nationalmuseum sich rüh- men kann, ist zu erwarten, dal's das Unternehmen die besten Früchte tragen und einen gedeihlichen Fortgang nehmen werde. Um die Sammlung mög- lichst gemeinnützig zu machen, hat die Direction in alle Kulturepochen und Stilperioden hineingegriffen und Muster daraus photographieren lassen. Das Werk erscheint unter dem Titel „Photographien aus den Sammlungen des bayerischen National- Museum s'' in monatlichen Lieferungen zu je 12 Blät- tern. Bereits ist die Sammlung auf 125 Original- aufnahmen gewachsen, worüber gedruckte Verzeich- nisse ausgegeben werden. Der Preis für ein unauf- gezogenes Blatt in Folioformat beträgt 24 kr., für ein aufgezogenes 30 kr. Jedes Blatt wird auch einzeln abgegeben. Eine permanente Ausstellung der Photo - graphieen befindet sich in dem photographischen Saale des bayer. Nationalmuseums.

74) Bei dem bedeutenden An theil, welchen Ir- land an der Christianisierung des europäischen Fest- landes nahm, wird auch die Gelehrten diesseits des Kanals ein Unternehmen interessieren, welches unter den Auspicien der „Royal Historical and Archaelogical Association of Ireland" eben in's Leben zu treten in Begriff ist. Der ver- storbene Dr. Petrie hat nämlich eine bedeutende Anzahl jetzt bereits zum Theil zerstörter christlicher Inschriften in irischer Sprache aus der Zeit vor der englischen Besitznahme aufgenom- men und handschriftlich hinterlassen , welche nun seine Freunde unter dem Titel: Christian inscriptions in the Irish lan- guage etc. Dublin: Hodges Foster and Co. zu veröffent- lichen begonnen haben. Die Inschriften sind vorzugsweise auf dem alten Kirchhofe von Clonmacnois, auf welchem vom 6. bis 12. Jahrhundert die irischen Könige ihre Begräbnifsstätte fan- den , gesammelt und von hoher geschichtlicher, wie nicht weniger paläographischer Bedeutung.

75) Die von Dr. Peschek als verloren angegebene Chronik Zittau's von Albert Arnsdorf vom Jahre 1611, später bis 1702 fortgesetzt, ist im Hause einer alten, angesehenen Familie in der genannten Stadt unter alten Dokumenten aufgefunden und der dortigen Rathsbibliothek als Geschenk zugewiesen worden.

(111. Ztg. Nr. 1408.)

76) In den Sitzungen der philos. -historischen Klasse der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien vom 18. Mai und 1. Juni d. J. theilte Th. v. Karajan in einer Abhandlung mit, dafs sich zwei gleichzeitige Handschriften der noch in's 13 Jahrh. hinaufreichenden österreichischen Dichter Seifried Helb- ling und Ottacker von Steiermark gefunden hätten. Bis jetzt lagen die Dichtungen beider nur in Ueberlieferungen vor»

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welche bei Ottacker aus einer Zeit herrühren, die um fast zwei, bei Helbling um mehr als drei Jahrhunderte jünger ist, als jene des Lebens ihrer Verfasser. Der Fund besteht zwar nur in be- scheidenen Bruchstücken, allein diese werden gleichwohl als wich- tig bezeichnet bezüglich der Einsicht in die Glaubwürdigkeit der bisherigen Ueberlieferung.

77) Die an bedeutenden Schätzen reiche Bibliothek der Stadt Danzig besitzt u. A. einen beachtenswerthen, bisher ganz unbe- kannt gebliebenen Druck des französischen Eulenspie- gels, der um so merkwürdiger ist, als er, obwohl undatiert, doch nachweislich dem 15. Jahrh. angehört, einer Zeit, aus welcher Drucke von Rouen der Danziger Eulenspiegel ist ein solcher Druck bis jetzt nicht bekannt gewesen sind. Der Prof. Dr. Richard Gosche in Halle hat in seinem Archiv für Literaturgeschichte Bd. I. S. 282 88 eine eingeheude Beschreibung diese* französi- schen Eulenspiegels (,,Ylespiegle de sa vie, de ses oevvres, et merveillevses Aduentures par luy faites etc. Nouuellenunt corrige et translate de Flament en Francis-. A Roven. Chez Thomas- Mul- lard." kl. 8.) gegeben. (Petzholdt's Anzeiger, Heft 6, S. 210.)

78) Das aus der Düsseldorfer Gallerie dort verbliebene Ge- mälde „die Himmelfahrt Maria" von P. P. Rubens, eine wahre Perle, ist geborsten; ein gewaltiger, fingerbreiter Rifs trennt das Bild in seiner ganzen Länge in zwei Theile, leider auch den herrlichen Kopf der Madonna. (Düss. Anz. Kr. 181)

79) Die Holbein-Ausstellung, welche im vergangenen Herbst in Dresden stattfaden sollte, allein in Folge der Ver- sendung des Darmstädter Madonnenbildes nach München verscho- ben werden mul'ste, wird nun am 15. August eröffnet. Die Ein- sendung jenes Madonnenbildes ist zugesichert. Die Königin von England hat die Zusendung von acht Gemälden aus den Gallerien von Windsor und Hamptoucourt und eine Anzahl Zeichnungen der Windsorbibliothek zugesagt. Auch das kgl. Museum in Ber- lin und die Gallerie patriotischer Kunstfreunde haben ihre Holbeins zur Verfügung gestellt.

(Europa-Chron., Nr. 28; vgl. Beil. z. Zeitschr. f. bild. Kunst. Nr. 18, S. 154.)

80) Der diesjährige internationale Congrefs für An- thropologie und Urgeschichte findet von 1. bis 8. October in Bologna statt. Verhandlungsgegenstände sind: 1. Das Stein- alter in Italien; 2. die Höhlen an den Küsten des mittelländi- schen Meeres, besonders in Toscana, verglichen mit den Grotten im südlichen Frankreich; 3. die Pfahlbauten und Torfmoore des

nördlichen Italiens ; 4. Analogien zwischen den Terramares und den Kjökkenmöddings ; 5. Zeitbestimmung des ersten Ersatzes der Bronze durch das Eisen ; 6. kraniologische Fragen bezüglich der verschiedenen Rassen , welche die verschiedenen Theile von Ita- lien bevölkert haben. Mitglieder, welche Mittheilungen zu machen wünschen, sind aufgefordert, den Generalsekretär des Comites, Prof. J. Capellini, davon vor dem 20. August zu benachrichtigen.

(111. Ztg., Nr. 1407)

81) Der Buchhändler E. Steiger in New-York setzt, wie er im Maiheft seines „Literar. Monatsberichtes" bekannt macht, einen Preis von 800 Dollars aus für die beste, objeetiv gehaltene „hi- storische Skizze des selbständigen geistigen Lebens der Deutschen in Nordamerika, speciell behandelnd die deutsch-amerikanische Presse und deren Einflufs auf die Gestaltung der Verhältnisse in der Union." Diese Arbeit ist zunächst zur Veröffentlichung im erwähnten „literar. Monatsbericht" bestimmt, und soll ungefähr 50 Seiten desselben füllen. Doch wird ander- weitige Verwendung vorbehalten, namentlich die Herausgabe in Buchform, nach vorgenommener Erweiterung und Ueberarbeitung. Als Termin der Ablieferung ist der 1. Mai 1871 festgesetzt. Die Einsendung hat in gewöhnlicher Weise zu geschehen.

82) Die belgische Akademie der Archäologie in Antwerpen hat den Staatspreis von 800 Frcs. für eine Geschichte der belgischen Skulptur von den ältesten Zeiten bis zur Renais- sance ausgesetzt. Soweit es möglich, hat der Verf. Zeichnungen oder Photographieen der von ihm besprochenen Skulpturen seiner Arbeit beizufügen. Die Concurrenzarbeiten sind bis zum 31. De- cember 1871 einzusenden und müssen entweder in französischer oder flamändischer Sprache geschrieben sein. (III. Ztg., Nr. 1406.)

83) Die Gedenktafel, welche die Stadt Hanau an dem Ge- burt shause der Brüder Grimm anbringen läfst, wird von dem dortigen Bildhauer Aug. von Nordlieim angefertigt. Nach der eingereichten Skizze wird dieselbe 5 Fufs lang und in entspre- chender Höhe in weifsem Marmor ausgeführt. In der Mitte der Tafel wird ein Bronzemedaillon mit den Bildnissen der beiden Heroen der deutschen Sprachforschung und Wissenschaft eingelas- sen. Rechts und links davon werden die Namen derselben nebst ihrem Geburtstage zu stehen kommen. Ueber dem Medaillon wird sodann ein Schwan angebracht, der das Hanauer Stadtwap- pen darstellt. Auch das weitere Projekt, den „hessischen Diosku- ren" eine eherne Doppelstatue auf dem Marktplatze von Ha- nau zu errichten, findet lebhaften Anklang. (Dies., Nr. 1109.)

M i 1 1 h e i 1 u n g e n.

8) Im Verlage von Ferdinand Enke in Erlangen ist soeben er- Maurer, G. L. v., Geschichte der Städlevorfassung in Deuts-ch- schienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen : laud. II. Band. 8. brosch. Preis Thlr. 4. 24 Sgr. oder 8 fi. 16 kr.

Verantwortliche Redaction : A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebalii'sche Buchdruckerei in Nürnberg.

Nürnberg1. Das Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und betragt nach der neuesten Postconvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fufa oder 2 Thlr. preufa.

Für Frankreich abonniert man in Strafsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F.Klinck- sieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem

ANZEICillR

FÜR KIME DER

Neue Folge.

Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent - Garden in London ; für Kord* Amerika bei den Postämtern Bremen and Hamburg,

Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege de» Buchhandels werden durch den Commis- sionär der Uterar. -artiBt. Anstalt des Mu- seums, F. A. Brockbaas in Leipzig, be- fördert.

Siebzehnter Jahrgang.

1870.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

M 8 & 9. August & September.

Wissenschaftliche Müheilungen,

Die Fundstelle des Hildesheimer Silberscliatzes.

(Sehlufs.)

Nachdem man sich bei der Auffindung überzeugt, dafs man nicht altes Eisen, sondern Silber vor sich hatte, wurden die einzelnen Stücke mit einer leicht erklärlichen Hast heraus- gezogen. Besser wäre es freilich gewesen, die Stelle im ge- wachsenen Boden zu untergraben und so die obere Schichte mit ihrem Inhalt an Gefäfsen und dergleichen allmählich her- abrollen zu lassen. Die einzelnen Stücke wurden auf den dicht dabei vorüberführenden und mit Rasen bewachsenen Koppel- weg gebracht, dort, nicht ohne Erprobung ihres Stoffes und ihrer Biegsamkeit, in einer herbeigebrachten Bütte etwas ab- gewaschen und der Bodensatz dann ausgegossen. Darüber trat die Dämmerung ein; man beeilte sich, die kleinen Stücke wieder in die drei großen Gefäfse zu thun, belud damit drei Schiebkarren und fuhr sie, jeden unter besonderer Aufsicht, mit einbrechender Dunkelheit und unter Zudrang der Menge in die Stadt bis in die Kaserne, wo sie in der Waschküche unter Verschlufs genommen wurden.

Am darauf folgenden Tag, einem Sonntag, fanden botani- sierende Gymnasiasten da, wo man den Fund gewaschen hatte, noch einige Stücke, zwei Henkel, und lieferten sie ab. Wenige Stücke, die von andern Leuten gefunden worden waren, ge- langten an einen Silbcrschmied und wurden, wie gesagt wird, als unbedeutend eingeschmolzen. Noch andere, darunter gleich- falls zwei mit Vogelköpfen ornamentierte Henkel, auch Stücke von den Spannstäben des Dreifufses und Bruchstücke des lin- ken Humpens, wurden später noch zurückgebracht.

In der Waschküche der Kaserne wurde der Fund unter Aufsicht gereinigt. Der Archäologe mufs zwar nichts mehr wünschen, als dafs er bei Entdeckung eines solchen Schatzes zugegen gewesen wäre und ihn vor der Berührung jeder an- dern als seiner Hand hätte bewahren können ; aber er mufs zugestehen, dafs der Fund hier unter bei weitem günstigeren Umständen erhoben, zusammengehalten, vor Verschleuderung geschützt und durch seine Aufnahme in eine öffentliche Samm- lung zum Gemeingut der gebildeten Welt geworden ist in einem Mafse, wie es nur in den seltensten Fällen zutrifft, und mufs anerkennen, dafs auch zu seiner weitern Reinigung, wenn sie nun doch einmal hier geschah, wenigstens nur solche Leute angestellt wurden, welche dazu am geeignetsten scheinen muß- ten: ein Silberschmied und zwei Soldaten, von denen der eine demselben Handwerk angehörte, der andere Zeichner und Photograph war. Das Reinigen geschah theils mittels Wassers und Borstenbürsten, theils aber auch mittels der bei den Sil- berschmieden gebräuchlichen Kratzbürsten aus Messingdraht. Verderblicher als dies war die überaus grofse Sprödigkeit des Metalls und der Umstand, dafs die Fundstücke großenteils mit einer bis eine Linie dicken Kruste von Honisilber (Chlorsilber) überzogen waren. Diese Brüchigkeit konnte nur aus einer in der Länge der Zeit allmählich eingetretenen Molekularum- lagerung durch eine vergröberte Krystallisation hervorgegangen, durchaus keine ursprünglich dem Material eigene sein. Sie war z. B. ungemein grofs und trat ohne die mindeste vorher- gehende Biegung ein bei den 6'" breiten 1" dicken Zugstangen (Andreaskreuzen) des Dreifufses, welche in dieser Verwendung

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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aus einem so spröden Material ganz unbrauchbar und unhalt- bar gewesen wären. Es wird nicht ausreichen, sie aus einem Auseinanderrecken des metallischen Gefüges durch die Krystal- lisation des Chlorsilbers zu erklären, da diese Brüchigkeit auch bei Gegenständen, welche nur wie mit Chlorsilber angeflogen waren, bemerkt wurde.

Leider tiberzeugte man sich von dieser auffallenden Er- scheinung nur durch zu viele Bieg- und Brechversuche. Min- der schädlich war das bei einigen Stücken angewendete Ver- fahren, die Hornkruste durch Glühen abzulösen, und es würde auch die sorgfältige Hand des Sammlers kaum ein anderes Mittel anzuwenden wissen, um an die Stelle der durch Chlor aufgequollenen Formen die der ursprünglichen Gestalt ähn- licheren, jedoch etwas magerern Formen treten zu lassen. Die Chlorsilberkruste ist nämlich 2'/i mal so dick als die Silber- schichte war, aus der sie entstanden. Ihre Oberfläche läuft daher beispielsweise l1/« Millimeter parallel über der ursprüng- lichen Oberfläche hin , während durch die Beseitigung der Chlorsilberschichte eine neue Oberfläche zum Vorschein kommt, welche 1 Millimeter unter der ursprünglichen Oberfläche bleibt und deren Bild schärfer und treuer wiedergeben wird, als die Oberfläche der Hornsilberkruste es that. Ihre Besei- tigung gelingt auf keine Weise besser als durch Abschmelzen, was gefahrlos ist, da es nur eines Hitzgrades bedarf, der um etwas höher als der Schmelzpunkt des Bleies, und dem des Silbers noch sehr ferne ist.

Man hat Anfangs großes Gewicht gelegt auf ein Stück- chen Pergament, welches man in dem grofsen, eimerför- migen Gefäfse faud. Es ist fürs erste daran zu erinnern, wann man es faud. Nachdem dies Gefäfs wie die andern an der Fundstelle entleert und mit seinem Inhalt einigermafsen gereinigt, dann aber wieder gefüllt und in die Waschküche der Kaserne gebracht worden war, blieb der ganze Fund dort über den Sonntag stehen und wurde am Montag einer gründ- lichen Reinigung unterzogen. Bei dieser Gelegenheit, und nachdem schon die obenauf liegenden kleinen Gefäfse wieder heraus genommen waren, fand man in dem Lehmschlamm das fragliche Pergamentstück (etwa 4 Quadratzoll grofs), gleichfalls mit Schlamm überzogen. Es wurde vorsichtig abgewaschen und dem Funde beigefügt. Man fand, und zwar nicht der Finder des Pergaments, auf demselben dunkle Flecken und Zeichen so gruppiert, dafs man sie mit guten Augen und in geeigneter Beleuchtung sehr wohl für Schriftzeichen ansprechen konnte und uns selbst ist dies gelungen welche das Wort Herzok oder Herzog und ein U bildeten; ja, man fand, dafs auf dem Pergament eine andere und mit anderer Tinte geschriebene Schrift durch Abreiben zu vertilgen* versucht wor- den war, ehe man jene darüber geschrieben hatte; und wie man Anfangs geneigt war, den Schatz der Renaissance zuzu- schreiben, so brachte man jene Schriftzeichen mit Herzog Ulrich von Braunschweig in Beziehung, von dem Hildesheim 1633 belagert worden war. Da wir aber Zweifel an der Mög-

lichkeit hegten, dafs ein Stück Pergament, selbst unter der conservierenden Einwirkung von Salzwasser oder von Chlor- silber, sich auch nur 200 Jahre sollte unverändert, geschmei- dig und scharfrandig erhalten haben, und in dem fraglichen Stückchen nichts als ein Abschnitzel von einem Trommelfell zu erkennen glaubten, so wandten wir uns nochmals an den Finder und erhielten die Auskunft, dafs die Waschküche aller- dings früher zu mancherlei Beschäftigungen der Mannschaften benützt worden, auch die Regimentsmusiker ihre Uebungen ab und zu darin abgehalten haben, und dafs es daher leicht möglich sei, dafs auch ein Wechsel der Trommelfelle bei dem Ersatz schadhafter an diesem Ort stattgefunden habe. Es wurde uns ferner die Möglichkeit zugegeben, dafs das fragliche Stückchen Pergament erst nach Aufstellung der Fundstücke in der Waschküche, welche am Abend und bei angebrochener Dunkelheit stattfand, in das bauchige Gefäfs gelangt und durch irgend einen Zufall , z. B. bei dem Herausnehmen und Wieder- hineinlegen der kleinen Gefäfse, so tief in den noch immer vorhandenen Lehm eingedrückt wurde, dafs es erst nach hal- ber Leerung gefunden werden konnte. Auch unter den Putz- lappen, mit welchen der Fund gereinigt wurde, konnte sich das Pergamentstückchen befunden haben. Zugleich wurde uns von dem Finder ein Pergamentstückchen übergeben, das er selbst einem ausrangierten Trommelfell entnommen hatte, und welches in Farbe und Textur dem fraglichen vollkommen glich ; es hatte selbst wie jenes den etwas erhabenen schmutzigen Streifen, der durch die Befestigung über dem Trommelreif entsteht. Solche Abfallstücke von alten Trommelfellen sind bei den Mannschaften sehr beliebt, um sie, mit ihrem Namen versehen, in ihre Röcke und Hosen zu nähen, weil sich leich- ter und unverwischlicher auf dieselben schreiben läfst, als auf die Futterleinwand. Da nun diese Montierungsstücke von dem zur Kriegsreserve Entlassenen wieder auf einen Rekruten übergehen, der seinen Namen an Stelle dessen seines Vorgän- gängers schreibt, so entsteht hier an Orten, wo man es kaum sucheu möchte, ein Palimpsest mit allen Entzifferungsschwierig- keiten, die dem Urkundenforscher so reizend sind. Herzog ist ein in Niedersachsen, woraus das Regiment seinen Ersatz bezieht, öfters vorkommender Familienname.

Es ist unter allen Umstanden von grofsem Werth, dafs, wie hier geschehen, vom Finder jeder Umstand, ob er ihm wichtig erscheint, oder nicht, mitgetheilt werde, da mau nur so in den Besitz auch dessen zu kommen hoffen kann, was zur Beurtheilung des Fundes vielleicht von entscheidendstem Interesse ist. Wir haben deshalb so lang, und wol zu lang, bei diesem Pergamentstückchen verweilt, damit der Vorwurf, eine mit dem Schatz gefundene Urkunde sei todtgeschwiegen wor- den, nicht wiederholt werden kann.

Wir kehren zur Fundstelle zurück. Ihre weitere Unter- suchung schien jedenfalls nothwendig und war von dem Herrn Kultusminister angeordnet worden, nicht sowohl in Erwartung, noch mehr Silberschätze zu finden, als in der Absicht, über

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die Verhältnisse, in welchen der, den wir besitzen, sich befun- den hat, Aufschlufs zu erhalten.

Der Raum unmittelbar nordöstlich hinter der Fundstelle wurde zuerst in 14 Fufs Breite und 20 Fufs Länge vorsichtig abgegraben, bis man durch die schwarzblaue, ungestörte Thon- schichte sich überzeugte, auf dem gewachsenen Boden ange- langt zu sein, in oder unter welchen eine menschliche Hand nie gereicht hat. Man fand, wie schon erwähnt, im Boden bis zu einer Tiefe von 2 bis 2'k Fufs Gegenstände, die dem spätem Mittelalter oder dem 16. und 17. Jahrhundert ange- hörten und uns lehrten, dafs der Fund einst durch weniger Boden als jetzt bedeckt war. Die Stelle, wo der steile Berg- abfall aufhörte und der flachere Abhang begann, machte dies schon von vorne herein wahrscheinlich. Man setzte demnächst die Fundgrube gegen Westen in der ungefähren Verlängerung der Linie, in welcher die Humpen gestanden hatten, vier Ruthen weit fort, um so etwa eben so weit links gegangen zu sein, als rechts von der tiefsten Stelle der Mulde der Schatz gestanden hatte. Der Graben wurde überall etwa 8 Fufs, bis in die schwarzblaue Schichte vertieft, an der man leicht er- kennen konnte , dafs man auf unberührten Boden gestofsen war. Von diesem Graben etwa rechtwinklig und von der Fundstelle 28 Fufs entfernt, in der Mitte der Thalmulde, wurde bergwärts ein dritter Graben vorgetrieben, bis auf 56 Fufs verlängert und bis in den gewachsenen Boden vertieft. Es fand sich in einer Tiefe von 6 Zoll eine 6pfündige Kanonen- kugel, wahrscheinlich von der Stadt gegen die braunschweigi- schen Belagerer abgeschossen und hieher gerollt ; zahlreiche Knochen von Pferden, auch einige von Schafen und Schweinen; spätmittelalterliche Krug- und neuere glasierte Scherben. Es zeigten sich bis in die Tiefe von 6 Fufs zahlreiche Regen- würmer, welche nur in gelockertem, nicht in gewachsenem, durch animalischen Dünger fettem Boden vorkommen, und in gleicher Tiefe 2 bis 4 Zoll weite hohle Gänge, welche vermuthen liefsen, dafs sie von Wurzeln, die nun verwest waren, übrig geblieben, und dafs vor langer Zeit einst Bäume hier gestan- den hatten. Endlich fanden sich in einer Tiefe von 4'/i bis 5 Fufs, nahe über dem blauschwarzen Thon und 30 Fufs nörd- lich von der Fundstelle des Schatzes gelegen, zwei kleine Gegenstände von Bronze mit edler, grüner Patina. Der eine ergab sich als eine römische Fibula, ornamentiert mit einem Widderkopf und Voluten, welche die Eisenspirale deckten, mit welchen die jetzt fehlende Nadel verbunden war. Der andere Gegenstand war eine halbrunde, an beiden Enden verdickte und angespitzte Spange, wahrscheinlich gleichfalls einer Heft- nadel angehörig.

Ein Zusammenhang zwischen diesen offenbar italischen Fabrikaten und dem Silberschatze konnte zwar noch nicht erkannt werden; sie machten es aber unabweislich, sich nicht mehr auf diese Versuchsgraben zu beschränken, sondern den ganzen Raum um die Fundstelle, und namentlich den obern Kessel der Mulde, durch Umsetzen, Riolen des Bodens Schau-

fel für Schaufel zu untersuchen. Es geschah dies, anschliefsend an die bereits vorher durchsuchte, 280 Quadratfufs grofse Fläche hinter der Fundstelle, in einer Breite und Länge von 50 Fufs, nördlich derselben, da vor derselben, südwestlich, die Arbeiten au den Schiefsständen schon alle altern und neuern Bodenablagerungen beseitigt hatten, jenseits des 50 auf 50 Fufs grofsen Raumes aber der neue Boden so seicht lag und der Berg schon so steil anstieg, dafs hier eher eine Abflöfsung, die etwaige Eingrabungen schon früher blofs gelegt hätten, als eine schützende Anflöfsung stattgefunden haben müsste, und keine Wahrscheinlichkeit blieb, dort noch etwas zu finden, was irgend einen Aufschlufs gegeben hätte.

Man fand unter der Grasnarbe, und zum Theil nur von 6 Zoll dunklem Boden bedeckt, unter einigen Brandspuren viele Dachziegel in § und Halbkreisform auch einige Mauer- ziegel und Bruchstücke von schwarzen und grünglasierten, orna- mentierten Ofenkacheln, ein Thür- oder Kistenschlofs mit ver- zierter Schlüsselführung, wie sie bis ins 16. Jahrhundert Mode war; Thür- oder Kistenbänder, Stein- oder Kruggeschirr- seherben und eine sehr grofse Menge Bruchstücke von drei- beinigen, kesseiförmigen Thongeschirren, wie sie im Gebrauch waren, so lang noch am offenen Feuer gekocht wurde. Dann aber fanden sich in verschiedenen Tiefen, und zwar bis zu 5 Fufs Tiefe, sehr zahlreiche Knochen von Pferden, einige von Schafen, auch vom Hunde oder Fuchs.

Da der Platz zu entlegen von der Stadt und von vorüberfüh- renden Wegen liegt, auch nur bergan fahrend zu erreichen ist, so ist es nicht wahrscheinlich, dafs die Bautrümmer als Schutt dahin gebracht und abgeladen worden sind; auch sprechen die Pferde- knochen , ihre Menge und die Tiefe, in der sie lagen , dagegen, dafs sie als Schutt oder gelegentlich mit dem Dünger hieher ge- rathen seien. Man mufs daher annehmen, dafs sie und auch die andern Knochen durch eine hier betriebene Abdeckerei dahin ge- kommen sind, dafs eine Hütte hier stand, die mit Ziegeln gedeckt und durch einen Kachelofen geheizt war, in welchem der Ab- decker, zugleich wol Henker für den nur 300 Schritt nörd- lich gelegenen Galgen, das Fett in jenen dreibeinigen Thon- kesseln ausschmolz und in deren Nähe er das Unbrauchbare vergrub, und zwar bis 5 Fufs tief so tief, als man die römische Fibula gefunden hat. Wir fanden in deren Nähe auch einige menschliche Gebeine in sehr verwittertem, ent- leiintem Zustand, nämlich einen Kinnknochen mit den Alveolen von sechs Vorderzähnen, einen Backenzahn und einen Arm- knochen (die linke ulna) sämmtlich von einem erwachsenen Menschen ; endlich auch ein kleines Bruchstück eines hart- gebrannten Thongefäfses mit einem Streifen eingedrückter, gitterförmiger Verzierung, welche man für eine Graburne an- sprechen kann.

Man kann annehmen, dafs die Bronzegegenstände, die Urne und die menschlichen Gebeine einem Grabe angehört haben, welches durch den Abdecker, als er die thierischen Ueberreste vergrub , aufgefunden oder unbeachtet zerstört wor-

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den ist. Dies Grab würde, jedoch ohne nachweislichen Zu- sammenhang, etwa 30 Fufs nördlich vom Silberfund gelegen, einem Manne, vielleicht einem Cherusker, angehört haben, der italische Schmucksachen trug, über dessen Bestattungszeit sich aber schwerlich etwas Genaueres wird feststellen lassen, als dafs sie in die ersten acht Jahrhunderte unserer Zeitrechnung gefallen sei.

Einige Bleikugeln, ein Musketenbeschlag, der Auslauf eines Pulverhorns mit Schlufsvorrichtung, welche man in ge- ringer Tiefe fand, konnten angesehen werden als die Zeugen eines Kampfes um eine braunschweigische Feldwache, welche die Hütte des Abdeckers und ihre den Blicken der Stadt ent- zogene Lage benützt und, durch einen Ausfall angegriffen, die Zerstörung der Hütte herbeigeführt haben mag. Es hat dies für unsere Frage nur geringes Interesse.

Das einstige Vorhandensein einer Abdeckerei aber macht es sehr unwahrscheinlich, dafs überhaupt in ihrer Umge- bung noch irgend etwas gefunden werde, und läfst uns den Glücksfall doppelt preisen, der erst in unserer Zeit den so nahe liegenden Silberschatz entdeckte. Ja, der Glücksfall ist um so gröfser, als, wie wir oben gezeigt, der Schatz einst mit wenigem Boden bedeckt war; als ferner nur 20 Schritt fehlten , dafs der bei der neuerlichen Feldabtheilung abgesteckte Koppelweg, über die Fundstelle gelegt, diese für alle Zeiten der Kultur und der Aufgrabung entzogen hätte, und als end- lich es auch nur dem Erfolg des Zündnadelgewehres zu danken ist, dafs hier, und zwar für dasselbe, Erdarbeiten für einen Scheibeustand vorgenommen wurden, welcher, nur um 2 Fufs kürzer, den Schatz nicht berührt haben würde. So vom Glücke bevorzugt, können wir ohne Ueberhebung auch an die Gunst glauben, dafs der Schatz, den wir vor uns haben, wirklich eine Beute des Sieges im Teutoburger Walde sei.

Unsere Ermittelungen haben die Schlüsse, zu denen Friedrieh's , Wieseler und andere gekommen, dafs ein grofser Theil des Fundes aus der Augustäischen Zeit, und zwar von der Varianischen Niederlage herrühre, in keiner Weise er- schüttert; sie haben die Möglichkeit, dafs auch Stücke aus späterer Zeit zu demselben gekommen seien, zugegeben und erklärt, indem sie es wahrscheinlich machten, dafs bei Hil- desheim ein Nationalheiligthum der Cherusker stand, welchem man diese Beute aus der Varianischen Niederlage und später noch andere Werthstücke geweiht hat, und dafs diese Weihe- geschenke nicht sowohl vor den Römern, als vor den ersten fränkischen Kaisern und Heidenbekehrern versteckt, dann aber, wegen Gründung des Bisthums an der heidnischen Kul- tusstelle selbst, nicht mehr ans Tageslicht gezogen werden konnten und so dem Gedächtnifs der Menschen entschwunden sind. Dies Gedächtnifs an der Fundstelle für die Mit- und Nachwelt zu erhalten, wird die städtische Behörde in den durch die Nachgrabungen gelockerten Boden der Thalmulde eine Gruppe von Silberlinden pflanzen.

Berlin. A. v. Cohauseu, Oberst.

Die Kirche zu Rönihild: deren Geschichte, Bau und Merkwürdigkeiten.

(SchluTs.)

In derselben Kapelle, an der Südwand steht ein zweites Kleinod der Kirche zu Römhild: die lebensgrofse Erzstatue des Grafen Otto IV. von Henneberg, eine geharnischte Figur mit langem, zweihändigem Schwert in der Linken und mit eherner Fahne, auf welcher das Hennenberg -Römhilder Wap- pen von sicherer Hand eingegraben erscheint, in der Rechten, auf einer löwenartigen Bestie stehend. Hinter der etwa 6 Fufs hohen Figur ist eine 8' 8'k" hohe, 3' 9" breite gelbliche Sandsteinplatte an der Wand aufgestellt und befestigt, in welche zu beiden Seiten der Figur und über derselben Metall- streifen von 6 Zoll Breite eingelassen sind, auf denen in erhabener, deutscher Schrift die Worte zu lesen sind: Anno Dmi m cccc und in dem lxxxxxij jar ist der hochgeporn herre Ott grave und herre zu hennenberg verschiden, dem got gnedig sey amen.

Neben dem Metallstreifen sind, in Flachrelief gegossen, an jeder Seite 4 Ahnen wappen angebracht, und zwar rechts die der Ahnen väterlicher Seite: das hcnneberg-römhildische, das henneberg - schleusingensche , das gräflich schwarzbur- gische, das markgräflich badensche, links die der Ahnen mütterlicher Seite: das nassauische, das hohenlohesche, das nassau - saarbrückensche , das spanheimsche , eine Anordnung, wie wir sie auf sehr vielen Vischer- Denkmälern in völlig gleicher Weise wiederfinden. Die Art des Gusses ist noch die alte, wie sie in der Giefshütte von Peter Vischers Vater, Hermann Vischer, allgemein üblich gewesen zu sein scheint und an dem Taufbecken zu Wittenberg noch heute ersichtlich ist. Die Figur ist hohl, der Rücken offen, der Kopf mit kur- zem Rumpf ist für sich gegossen und hohl, fast nur Maske, der Helm ebenfalls für sich gegossen und an den Kopf und die Halsberge angenietet. Die Rüstung ist bis ins kleinste Datail auf das Pünktlichste ausgeführt und jede Schnallenspange ge- treulichst in Erz wiedergegeben. Achsel- und Ellenbogenschie- nen, die im Lauf der Jahrhunderte abhanden gekommen wa- ren, wurden bei Gelegenheit der Restauration nach einer vor- handenen alten Zeichnung auf Kosten des Herzogs Bernhard, der aufserdem die Restauration mit einein Zuschufs von 2000 fl. unterstützte, sorgfältig ergänzt. In den sichtbaren Gesichts- zügen zeigt sich, wie Kugler sich treffend ausspricht, „ein vortrefflich individuelles, schon ziemlich weiches Gefühl und eine verhältnifsig bedeutende Durchbildung".

Die Inschrift zeigt deutlich, dafs die vier letzten Ziffern der Jahrzahl xxij von anderer Hand aus dem Metall heraus- gearbeitet und nicht ursprünglich gegossen wurden, dafs also das Denkmal in den 1480ger Jahren gefertigt wurde, und der Künstler nicht glaubte, dafs der Graf das sechzehnte Jahrhun- dert erleben werde. Da Peter Vischer erst 1489 Meister wurde , unsere Bildsäule aber keinem anderen Meister damaliger

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Zeit beigemessen werden kann, so ist dieselbe wol dessen erstes Werk, das er selbständig, nach seines Vaters im Jahre 1487 erfolgten Tode zur Ausführung brachte.

Die Kirche zu Römhild erhielt aufser den beschriebenen Denkmälern aus der Zeit ihrer Stiftung einige werthvolle Glasgemälde, darunter eines, welches den Stifter, Grafen Georg I. darstellt, knieend vor einem Kreuze, an dessen Fufs das hennebergische Wappen mit vollständiger Helrazier an- gelehnt steht, vor ihm ein fliegender Zettel mit der Aufschrift : Sancta dei genitrix intercede pro nobis, und zu seinen Füfsen ein Band mit der Aufschrift: Jörge graf und her zu henneberg.

Nächstdem stammen aus der Zeit der Stiftung noch 2 echtgothische, von Engelköpfen getragene Bronzeleuchter, die lange Zeit in Trümmern umherlagen, aber nunmehr, durch Ver- mittlung des Verfassers wieder ergänzt, eine Zierde des Altares bilden.

Auch bewahrt die Kirche noch die Reste einiger pracht- voll gestickter Paramente auf, die später zu Altarbekleidungen umgebildet wurden und jetzt als werthvolle Reliquien ge- schätzt sind.

Weiter befindet sich dermalen in der sog. Taufkapelle ein auf Holz gemaltes Bild vom Jahre 1482, Stiftung eines gewis- sen Heinrich Kipkorn, welches Diakonus Wezel in seiner Kirch-, Schul- und Brandhistoire der Stadt Römhild vom Jahre 1735 beschreibt als ein Gemälde, „da sich präsentirt eine Weibsperson, welche mit dem Schwerd justificirt und zum Tode präparirt wird von Bischöfflichen Personen, die neben ihr stehen, worunter Eine einen blofsen Degen in der Hand hält, und damit auf ein unten zu Füfsen liegendes Rad sticht, davon die Hälfte als zerbrochen daneben liegt". So Diakonus Wezel. Die „Weibsperson" ist aber die heilige Jungfrau, die bischöfliche Person mit dem Degen die heilige Katharina mit Schwert und Rad, zur linken Barbara mit dem Kelch, hinter Katharina Erasmus mit der Spindel, hinter Barbara ein Bischof mit einer Kirche im Arm, wahrscheinlich der heilige Wolfgang. Zu Füfsen dieser Heiligen-Figuren knieen der Stif- ter und die Stifterin, dann ein Chorherr mit Tonsur, aus dessen Händen ein Zettel in die Höhe fliegt mit der Aufschrift : mater dei miserere mei. Eine weitere, am Fufse des Bildes angebrachte Inschrift heifst: alma virgo virginum , intercede pro nobis ad dominum, der letzte Satz verkehrt geschrieben. Beide Inschriften hätten den Herrn Diakonus wohl darauf führen können, dafs nicht von einer zu justificierenden Weibsperson, sondern von der heiligen Jungfrau die Rede ist.

Der Statue des Grafen Otto zur Rechten, in der nordöst- lichen Ecke der Kapelle, steht der Rest eines Tabernakels oder Opferstocks, der nach Marsgabe des nur allein noch vorhan- denen Uutertheils mit den Wappen des Grafen Hermann und seiner Gemahlin Elisabeth, geb. von Brandenburg, auf eine überaus zierliche Arbeit des Ganzen schliefsen läfst. Ein vier- eckiger Sockel mit Fufsgesimse setzt sich in einen runden Fufs, dieser ins Achteck über, das in 3 Absätzen aufsteigt,

am zweiten Absatz reiches Mafswerk, im obersten Absatz die beiden Wappen und ein zierlich gewundenes Geästel trägt, woraus sich wieder das Viereck als ein ziemlich weit aus- ladendes Gesimse entwickelt. Auf diesem sind noch die reich gekehlten Füfse der Pfeiler sichtbar, welche den leider ver- loren gegangenen Aufbau trugen. Aus den Wappen ergibt sich, dafs der dem spätgothischen, bekanntlich durch zierliche Formen ausgezeichneten Styl angehörige Opferstock eine Stif- tung des kunstsinnigen Grafen Hermann VIII. und seiner Gemahlin Elisabeth war, auf deren Mutter Anna von Sachsen sich das in der Mitte des brandenburgischen Wappens befind- liche Wappen von Sachsen bezieht.

Stadt und Amt Römhild wurden von dem letzten daselbst residierenden Grafen Berthold von Henneberg Schulden halber an seine Schwäger, die Grafen von Mannsfeld 1548 verkauft; Berthold starb am 25. März 1549 kinderlos, und die Grafen von Maunsfeld behaupteten sich im Besitz bis zum Jahr 1555, in welchem sie das Besitzthum an die Herzoge von Sachsen, Johann Friedrich den Mittleren und dessen Brüder abtraten. 1572 kam Römhild in den gemeinschaftlichen Besitz der bei- den Söhne Johann Friedrichs des Mittleren, Johann Casimir und Johann Ernst, 1596 in den alleinigen Besitz Johaun Ca- simirs. Dieser hielt sich in Römhild oft und gern auf, em- pfieng daselbst im Februar 1633 den schwedischen Kanzler Oxenstierna , hatte auch Römhild zum Wittwensitz für seine beiden Gemahlinnen bestimmt, von denen die zweite, Uargare- tha von Braunschweig, auch eine Zeit lang daselbst residierte, bis sie durch die Bedrängnisse des 30jährigen Krieges von da vertrieben wurde. Von den Jagdergebnissen des Herzogs Johann Casimir zeugen die noch jetzt vorhandenen Geweihe von Hirschen, die er auf dem Gleichberg ..gefangen'' hatte. Eine jedenfalls unrichtige Nachricht bei Wezel (Kirch-, Schul- und Brandh. S. 123) schreibt ihm die Erbauung des mittleren Schlofsflügels zu, der unfehlbar noch aus hennebergischer Zeit stammt und wahrscheinlich der älteste, vom Grafen Friedrich II. erbaute Theil des Schlosses ist. Das hennebergische Wappen im Erker des Saales ist dafür Zeuge. Auch fanden sich bei Gelegenheit des in den 1830ger Jahren stattgehabten Umbaues eines Theils dieses Schlofsflügels noch die deutlichen Spuren des im Jahre 1539 stattgefundenen Schlofsbrandes. Dagegen war Herzog Johann Casimir in maunigfacher Beziehung für Römhild thätig.

Am Deckengewölbe der Kirche befindet sich ein altes, auf Holz gemaltes sächsisches Wappen, welches bei der Restau- ration zwar durch ein neues stylgerechteres verdeckt wurde, unter demselben aber noch heute vorhanden ist. Es trägt dasselbe die Jahrzahl 1609, wurde daher unter Job. Casimir's Regierung und unfehlbar von ihm selbst gestiftet. Der grofse Brand vom 7. September desselben Jahres, der fast alle städti- schen Gebäude zerstört und auch das Dach der Kirche und des Thurmes vernichtet hatte, mochte ihn wol veranlassen, die Restauration der Kirche für seine Rechnung auszuführen

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wie er denn auch durch den Bau der bereits oben erwähnten sogenannten Taufkapelle sein Interesse für die Kirche bethätigt hatte. Sein lebensgroßes Bild im Sarge bewahrt die Kirche unter ihren Reliquien auf und hält es in dankbaren Ehren.

Nach Joh. Casimir's Tod (16. Jul. 1633) kam Römhild in den Besitz des Herzogs Johann Ernst, und als auch dieser am 23. October 1638 ohne Erben starb, an die herzoglichen Häuser S. Weimar und S. Altenburg, endlich nach dem Aus- sterben des letzteren an Herzog Ernst den Frommen. Die Landestbeilung vom 24. Februar 1680 brachte nach dessen Tode Römhild in den Besitz des Herzogs Heinrich, vierten Sohnes des Herzogs Ernst, der seine Residenz zu Römhild aufschlug und einen verhältnifsmäfsig glänzenden Hof daselbst hielt, viel baute und sich durch eine weise und milde Regie- rung die gröfste Liebe seiner Unterthanen erwarb. Von sei- nem Vater hatte er einen tief reügiösen Sinn geerbt und be- thätigte denselben dadurch , dafs er nicht allein der Stadtkirche zu Römhild besondere Aufmerksamkeit zuwandte, sondern sich auch eine besondere Schlorskirche in Verbindung mit seinem Residenzschlosse errichtete.

Als Zeugen seiner Thätigkeit für die Stadtkiche bestehen noch heute der Hochaltar mit der Jahrzahl MDCXCII, der nach dem Muster dessen in der Peterskirche zu Rom durch den Bildhauer Chr. Luchs von Neustadt a. S. aus Holz gebil- det und von dem Maler J. Gedeler aus Ungarn in Farbe ge- stellt und vergoldet wurde, dann der wesentlichste Theil des Orgelprospectes, desgleichen das als Reliquie an der Südwand der Kirche noch aufbewahrte Positiv der alten Orgel , ferner der Capitelstuhl mit einem schön geschnittenen Christus am Kreuze, mit Moses und den vier Evangelisten, die um die Brüstung herumstehen. Diese Gegenstände wurden bei der Renovation der Kirche, obschon sie dem Styl derselben nicht entsprachen, dennoch erhalten, da der Verfasser, welchem diese Restau- ration übertragen war, der Ansicht vollkommen beipflichtet, das im Laufe der Jahrhunderte in die Kirchen Gestiftete, von der Kunst und dem Geschmack der Zeit Zeugnifs Gebende, auch wenn es dem ursprünglichen Styl der Kirche nicht ent- spricht, dennoch zu erhalten, und nicht vandalisch zu be- seitigen, zumal wenn Mittel und Umstände nicht gestatten, gleich Imposantes, Stylgerechteres an die Stelle zu setzen. Von Herzog Heinrich, der 1710 starb und in der Kirche be- graben wurde, befindet sich das Bild, das ihn im Sarge lie- gend darstellt, ebenfalls in der Kirche.

An weiteren bemerkenswerthen Gegenständen des kirch- lichen Schmuckes enthält die Kirche eine Kreuzabnahme, eine Uebergabe der augsburgischen Confession, eine Reihe Oelbil- der, frühere Geistliche darstellend, dann eine Anzahl plasti- scher Grabsteine, höheren Staats- und Hofdienern angehörig, welche unter den verschiedenen Regierungen in Römhild thätig waren. Sind diese Gegenstände auch nicht von besonderem künstlerischen Werth, so geben sie doch nicht nur Zeugnifs von der Pietät und Denkweise ihrer Zeit, wie man das Gedächtuifs

der Verstorbenen zu erhalten suchte, sondern sie beweisen auch, dafs in all den verschiedenen Regierungsperioden des kleinen Ländchens Arbeiter zu finden waren, wie man sie kaum heutigen Tages an so kleinen Orten zu finden pflegt ; sie bieten endlich durch die ungemein reichen heraldischen Zuthaten in genealogischer Beziehung hohes Interesse.

Altar und Kanzel wurden bei der Restauration nach dem Entwurf des Verfassers neu gefertigt, ebenso der Taufstein, der dem früher vorhandenen, aber in Trümmer gegangenen nachgebildet wurde. Von besonderem Interesse ist die vom alten Taufstein wieder verwendete Zinnschale, auf welcher in scharfer Gravierung mit sicherer Hand biblische Scenen des neuen Testamentes dargestellt sind.

So ist die Kirche zu Römhild in den verschiedensten Rich- tungen ein Denkmal, wohl würdig, der Vergessenheit entrückt und mit ihrem unleugbar höchst werthvollen Inhalt an das Licht gezogen zu werden, nachdem sie vier Jahrhunderte hin- durch fast im Dunkel begraben war, ihr aber nunmehr durch die mit Dank anzuerkennende Entschliefsung der städtischen Behörde und durch die Munificenz des Regenten eine Restau- ration zu Theil wurde, deren sie so dringend bedurfte, die aber seit Jahren schmerzlichst vermifst wurde und mannigfachster Anregungen ungeachtet nicht zur Ausführung kam. Die Restauration erforderte einschliefslich der neuen Orgel, die auf 3075 fl. zu stehen kam, einen Aufwand von 10451 fl. 7 kr.

Anmerkung. Der in Schöttgens und Kreyfsigs Diploma- tarien abgedruckten Urkunden, auf welche Schultes seine Vermu- thung, dafs im Römhild'scken schon um das Jahr 814 eine Kirche bestanden haben müsse, gründet, sind zwei. Beide betreffen eine Verhandlung zwischen dem Bischof Wolfger von Würzburg und dem Abt Radger von Fulda, wonach der erstere zu Beseitigung längerer Streitigkeiten, wobei auch Gesandte des Königs Ludwig des Frommen vermittelnd mitwirkten, (s. Fries, Chronik S. 411), dem Abt von Fulda die Einnahmen von einer Reihe, dem Bischof von Würzburg bisher tributbarer Orte und Kirchen abtritt. In der Urkunde Nr. XXV wird unter vielen, in weiter Ferne von Römhild gelegenen Orten, deren Pflichtige künftig nach Fulda steuern sollen, erwähnt: Simili modo in villa, vocata Rotmulti ad Bimaha, ubi ecclesia aedificata est et ad loca illuc pertinen- tia. In der Urkunde Nr. XXVI heifst es ebenso bei Namhaft- machung der Einnahmen, die Bischof Wolfger von Würzburg an Fulda abtritt: Simili modo in villa, vocata Rotmulti ad Bunaham, ubi ecclesia aedificata est. Es scheint eine ganz will- kürliche, durch nichts begründete Annahme zu sein, wenn Schul- tes das Wort Rotmulti in den vorgenannten Urkunden mit Röm- hild identificiert , zumal sich in keiner weiteren Urkunde irgend eine Notiz von einer zu jener Zeit in Römhild erbauten Kirche wiederholt. Ist die von Brückner in dessen Landeskunde des Herzogthums Meiningen gegebene Erklärung des Wortes Rotmulti als „Rodland, gerodetes Land" richtig, so kann ein solches Rodland an sehr verschiedenen Orten sich vorgefunden haben, und es liegt der Nachdrnck alsdann auf dem Beisatz „ad Bimaha", welches wol corrumpiert ist und ad Bunaham heilsen

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soll, wie es in der zweiten Urkunde deutlich angegeben; darunter hat man unzweifelhaft das Flüfschen Baunach zu verstehen.

Kaiser Karl der Grolse hatte in der Gegend des Baunach- grundes, wo Bonifacius den dort eingewanderten Slaven das Christenthum gepredigt hatte, an 14 verschiedenen Orten Kirchen erbauen lassen. In Baunach geschah dies (s. Lehnes, Geschichte des Baunachgrundes S. 11) im Jahre 805, und es war dies eine der ältesten Mutterkirchen der Christenheit in Franken. Von Baunach, Altenstein, Sendelbach (loca illuc pertinentia) waren schon dem heiligen Bonifacius bedeutende Stiftungen nach Fulda gefolgt (s. Lehnes a. a. 0.), wo derselbe ein Kloster errichtet und ganz besonders beabsichtigt hatte, dafs in demselben fromme und gelehrte Männer unterhalten und eine Pflanzschule für tüchtige Geistliche gebildet werden sollte. (S. Lorenz Fries, Würzburg. Chronik S. 410, Sp. 2.) Dazu bedurfte das Kloster bedeutender Einkünfte. König Pipin hatte seine Einkünfte aus Osterfranken dem Bisthum Würzburg überlassen; sein Sohn Karl der Grofse dagegen hatte den Zehnten aller seiner Einkünfte aus Buchonien, dem nachmaligen Stift Fulda , dem Kloster daselbst geschenkt. Es entspannen sich darüber Streitigkeiten zwischen Bischof Wolf- ger und Abt Ratger, „weil", wie Fries sagt, „jeder glaubte, der andere grase ihm zu nahe." Nach den erwähnten Urkunden vom Jahre 814 trat nun um des Friedens willen und im Hinblick auf die obenbemerkte Bestimmung des Klosters zu Fulda Bischof Wolfger die ihm zustehenden Einnahmen aus den in denselben bezeichneten Orten an Fulda ab, und es ist die villa vocata Rot- multi ad Bunaham, ubi ecclesia aedificata est, wol gewifs der Ort Baunach, wo im Jahre 805 eine Kirche erbaut worden war, und der schon zu Bonifacius Zeit bedeutende Stiftungen nach Fulda gewährt hatte. Von Römhild ist dagegen im vorliegenden Fall um so weniger die Rede, als man nirgends eine Abhängig- keit dieses Ortes vom Stifte Fulda erwähnt findet, wenn auch Fahilt, die Stifterin eines Klosters zu Milz, das, was sie oder an- dere Klosterschwestern in „Rotermulte" besessen, sammt dem Kloster zu Milz dem Kloster zu Fulda schenkte. Die Worte „ad Bunaha", welche Schultes der villa vocata Rothmulti beifügt, schei- nen den von ihm citierten Urkunden zufolge auf einem Schreib- fehler zu beruhen.

Meiningen. Döbner.

Sphragistische Aphorismen.*)

XXXV.

das Sig. IV. A. 2. des Dekans von Krauchenwies, Ortolf von Leiterberg*), an einer Kloster Walder Urkunde vom Jahre 1243, mit einem redenden Wappen, einer Leiter auf drei Bergen. Das einzige mir bekannte Original ist leider sehr beschädigt; von der Legende ist nur ein Buchstabe übrig. Das andere ist das hier abgebildete 0 Sig. IV. A. 2. des Pfarrers von Herbertsfelden, Otto von Paenge, aus den Jahren 1259 1270. Was den halben Doppeladler auf diesem Siegel betrifft, so verweise ich auf meinen Nachtrag zum Doppeladler im An- zeiger, Jhrg. 1869, Nr. 7, Sp. 198; ferner auf das Correspon- denzblatt v. 1869, Nr. 10, S. 77 und auf das Siegel Nr. XXXVI des Erich von Rabiel. Das mir sonst unbekannte Wappen der Herren von Paenge gehört unter die schwer zu blasonie- renden; es ist wol eine Gattung von Zinnenschnitt, ahnlich den Wappen von Castelruth oder Freyndorff **).

Durch die Güte meines gelehrten Freundes Lisch bin ich im Stande, die Abbildung eines weiteren sehr alten geist- lichen Siegels mit Wappen hier mitzutheilen , nämlich des

Sig. III. B. 1. des Probstes Nicolaus von Meklenburg v. J. 1280***).

Die mir bis jetzt bekannten zwei ältesten Beispiele von Siegeln geistlicher Herren mit ihren Wappen sind : das eine *) S. Anzeiger 1870, Nr. 3.

*) Krauchenwies soll früher den Herren von Leiterberg ge- hört haben.

**) S. 0. T. von Hefner, Handbuch etc., S. 67. Eine ähn- liche heraldische Form findet sich auf dem Sig. IV. A. 2. Johann's Zamekowe, v. 1369, s. Taf. 5, Fig. 35 der „Lübecker Bürger- siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck".

***) Dafs bei der Beschreibung dieses Siegels im Meklenburg. Urkundenbuch II, p. 624 es heifst: „männliche Figur", bei dem () Sig. III. B. 2 a. des Pfarrers Nicolaus von Brüsewitz, von 1298, (s. oben ad XXIX.) „ein stehender Priester" (a. a. 0. IV, p. 78), bei dem () Sig. III. B. 2. b. der Fürstin Anastasia von Meklenburg, v. 1275, „eine weibliche Figur", (a. a. 0. n, p. 507) und bei dem () Sig. III. B. 1. Martin's von Malin, v. 1301, „ein Menschenhaupt", (a. a. 0. V, p. 3), wogegen die Figuren auf dem Sig. III. B. 1. der Gräfin Elisabeth von Wölpe, v. 1272, (a. a. 0. II, p. 436) und auf dem Sig. IH. B. 2. b. der Gräfin Elisa- beth von Holstein, v. 1272, (a. a. 0. p. 436) richtig als Porträte bezeichnet werden, ist wol ohne besondere Absicht geschehen, je- doch wegen mangelnder Uebereinstimmung immerhin zu beklagen.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Als ältestes Beispiel von Familienwappen auf Siegeln der Geistlichkeit führt von Ledebur*) das Siegel des Bischofs von Paderborn, Bernhard IV. zur Lippe, v. J. 1236, an. Dasselbe ist abgebildet auf Taf. 5 des I. Bandes der Lippischen Re- gesten von Preufs und Falkmann. Die grofse sechsblätte- rige Böse, mit welcher nach dieser Abbildung das Mefsge- wand, die Casula (nicht die ..Dalmatica") verziert sein soll**), hat allerdings mit dem Lippischen Wappenbilde, wie es be- reits auf dem Siegel Hermann's hier aber, wie sonst ge- wöhnlich, fünf blätterig, v. J. 1221, (s. a. a. 0. Taf. 2) vorkommt, einige Aehnlichkeit***). Allein diese Aehnlich- keit kann auch eine ganz zufällige sein. Wir linden näm- lich auch auf anderen bischöflichen Siegeln derartige Verzie- rungen; z. B. auf dem spitz-ovalen Sig. III. A. 2. b. des Bi- schofs von Würzburg, Heinrich III. von Berg, v. J. 1195. Auch sehen wir auf dem ersten Bilde der Hedwigs -Legende in dem Schlackenwerther Pergament-Codex v. J. 1353 ähnliche Rosen als Verzierungen der Mantelschliefsen (Pectorale) des Patriar- chen Berthold von Aquilegia und des Bischofs Ekbert von Bamberg (Söhue des Herzogs Berthold von Meran und Brüder der hl. Hedwig), und zwar bei dem Bischof Ekbert sogar in einem dreieckigen (Wappen-) Schildchen, obgleich ohne alle heraldische Bedeutung.

Als Wappen möchte ich die sechsblätterige Rose auf dem Siegel Bernhard's IV. daher nicht unbedingt gelten lassen, wie die fünfblätterigen unten im Siegelfelde der () Sig. III. B. 2. b. der Bischöfe Otto II. von Münster, v. J. 1250, (s. a. a. 0. Taf. 10.) und Bernhard V. von Paderborn, v. 1322, wo sich auf dem Rücksiegel die fünfblätterige Rose noch in Mitte eines Kreu- zes befindet (s. a. a. 0. II, Taf. 28, Nr. 28). Ich würde deshalb das Siegel Bischof Bernhard's, v. J. 1236, als Sig. III. A. 2. b. bezeichnen, mit der Bemerkung: auf der Casnla ist vorn als

Verzierung eine sechsblätterige Rose angebracht, ähnlich dem Lippischen Wappenbilde *), der fünfblätterigen Rose**).

XXXVI.

*) S. Archiv für Deutsche Adels-Geschichte I, 26. S. 164. **) Diese Stickereien auf der Casula sind nicht zu verwech- seln mit dem Pallium, mit welchem sie bisweilen auf Siegeln grofse Aehnlichkeit haben. „Anfanglich", sagt v. Wolfskron, „bis ins XIII. Jahrh. war das Pallium, wie sein Name zeigt, wirk- lich ein Mantel, der jedoch später mit einem weifswollenen Bande vertauscht wurde, welches die Schultern kreisförmig um- schliefst und von dessen Mitte zwei Streifen, je vor- und rück- wärts, hinabfallen und so mit jenem ein Tförmiges Kreuz bil- den. Auf jedem Theile dieser Bänder befanden sich vier rothe (gegenwärtig schwarze) Kreuzchen oder kreuzartige Rosetten". Auf einem Sig. ID. A. 2. b. des Erzbischofs Mathias von Mainz, v. J. 1327, sehen wir ein solches Pallium mit 4 Kreuzen auf dem vorderen Streifen, aber auch oben auf jeder Seite noch je eines. Zu vergleichen die Siegel der Erzbischöfe von Cöln bei Lacomblet, Drk.-Bnch I. und zwar Fig. 5—9, aus den Jahren 1003—1191.

***) Die Siegelabbildungen in diesem Werke sind als Finger- zeige immerbin als sehr dankenswerth anzuerkennen; für eine ge- nauere Untersuchung geniigen sie aber leider nicht, da manche davon nur nach mangelhaften Zeichnungen gemacht worden sind.

Das bereits erwähnte Siegel des Probstes zu Halberstadt, Erich von Rabiel, an einer Magdeburger Urkunde v. J. 1412, ist merkwürdig durch den Adler, welcher sich an der gewöhn- lichen Stelle des Wappenhelmes befindet, und dessen Bedeutung noch unklar ist. Der Adler ist wol das Wappen der Dom- probstei des Hocbstiftes Halberstadt. Auch auf dem Naum- burger Domprobstei- Gerichtssiegel aus dem XVHI. Jhdt. be- findet sich ein Adler , und zwar mit einem Nimbus und einem Bande mit der Inschrift: „Johannes"; wieder ein Beweis mehr, dafs auf geistlichen Siegeln bei unbekannten Adlern die Präsumtion für das symbolische Bild des hl. Evangelisten spricht***) und in dem bischöflichen Wappen von Naum- burg kommt bekanntlich eben so wenig ein Adler vor als in dem von Halberstadt f).

Bei Siebmacher I, 159 ist das Rofs im Rabiel'schen Wap- pen roth, mit gelben Zügeln im weifsen Felde, der Helm- schmuck aber zwei Büffelhörner, gelb roth und roth gelb ge- theilt; auf älteren Siegeln dagegen ist derselbe ein halbes wachsendes Rofs, ähnlich wie Nr. 520 der Züricher Wappen- rolle, nur ohne Sattel ff).

*) Wer aber diese Rose als das Wappen des Bischofs an- sieht, der würde dieses Siegel eben nach meinem Systeme als Sig. III. B. 2 b. bezeichnen, mit der Bemerkung: die Lippische Rose (sechsblätterig) ist als Verzierung der Casula angebracht. Beide Bezeichnungen würden Dritte über dieses Siegel nicht im Zweifel lassen.

**) Die heraldische Rose war im Mittelalter überhaupt beinahe immer fünfblätterig; so z. B. im Wappen der Grafen von Eberstein, auf dem Siegel Eberhard's von 1207 etc. Vergl. auch oben Nr. XXXI und in der Züricher Wappenrolle Nr. 142, 213, 265, 319 u. A.; bei Nr. 33 ist dagegen von den 3 Rosen die oberste sechsblätterig.

***) Vergl. oben Nr. XXXV.

f) S. Siebmacher, I, Taf. 10 u. 11. ff) Das Pferd ist auffallender Weise ein im Mittelalter sehr seltenes Wappenbild. In der Züricher Wappenrolle z. B. kommt es unter 587 Wappen nur fünfmal im Schild und auf dem Helm und einmal als Helmscbmuck vor.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

278

XXXVII.

Dem vorigen reihen sich ganz passend die Siegel der Brü- der Nicolaus, Gerhard, Werner und Bartold Swartepape an, welche an einer Urkunde v. J. 1386 hängen und auf welchen sich nach Lisch*) das obige Wappen befindet: „ein Schild mit drei schräge links gestellten Sternen**) und über dem Schilde statt des Helmes einem halbmondförmigen Neste, in welchem

Helinzeichen allein im Siegel. Von den Papen ist bisher nur ein einziges Siegel bekannt geworden (v. J. 1356) , auf welchem Johann Pape ein Pelikansnest im Schilde führt".

Da nun der Pelikan auf anderen Siegeln dieses Geschlech- tes im Schilde (als eigentliches Wappen) oder auf dem Helm (als Helmschmuck) erscheint, so kann er auf unserem Siegel als sphragistisches Beizeichen heraldischer Natur be- zeichnet werden, wie die Henne auf dem Siegel der Gräfin Sophie von Truhendingen, geborenen Henneberg, v. 1360*). Wäre das nicht der Fall, so wäre der Pelikan eben als sphragistisches Beizeichen symbolischer Natur, etwa wie das Lamm auf dem Siegel der Gräfin Agnes von Truhen- dingen, geb. Lechsgemünd und Graisbach, v. 1293, zu blaso- nieren**).

Uebrigens finden sich wiederholt auch Beispiele von mit- telalterlichen Wappenschilden mit dem Helmschmuck, ohne

ein links gekehrter Pelikan steht, der mit dem Schnabel seine Brust aufreifst und mit seinem Blute die im Neste sitzenden drei Jungen ätzt" ***) ; (s. oben Abbild, a). Lisch bemerkt dazuf): „Die Schwartepapen führten mitunter auch dieses

*) S. dessen „Berichtigung einer von d. H. Staatsminist. v. Kamptz zu Berlin in dessen Prüfung d. landständ. Rechte d. bür- gerl. Gutsbesitzer in Meklenburg gemachten Aeufserung"; Schwerin 1844, p. 60.

**) Sollte heifsen: mit einem linken, mit 3 Sternen belegten Schrägbalken.

***) Es möchte genügen, zu sagen: mit einem Pelikan mit 3 Jungen im Neste; alles Andere ist bei diesem bekannten symbo- lischen Wappen- und Siegel-Bilde als selbstverständlich nicht be- sonders zu blasonieren.

f) S. Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Geschichte 1867, p. 31 u. 32.

den Helm. So z. B. stehen auf dem Sig. IV. C. Otto's von Wensine, v. J. 1361, die beiden Büffelhürner des Helm- schmuckes unmittelbar auf dem Wappenschilde***); ferner an den drei hier abgebildeten Hohenlohe-Brauneck'scken Wappen in der Herrgottskirche zu Creglingen. Die Wappen rechts und links, ohne Helm, sind die der beiden geistlichen Herren Gottfried und Endres, ff 1390 f).

*) S. a. a. 0. Nr. 6 meiner Frauen-Siegel; oben Abb. b. **) S. a. a. 0. Nr. 5 meiner Frauen-Siegel; oben Abb. c. ***) S. Siegel adelig. Geschl. von Holstein u. Lauenburg a. d. Arch. d. Stadt Lübeck, Taf. 13, fig. 198.

f) S. im Archiv für Ilohenloh. Geschichte I, Nr. VIII das Hohenlohische Wappen p. 296. Wenn daher 0. T. v. Hefner behauptet: Ohne Helm kein Kleinod! so sehen wir, dafs es auch in der mittelalterl. Heraldik keine Regel ohne Ausnahme ge- geben hat.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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XXXVIII.

Ad vocem ,.Pelikan-' theile ich hier die Abbildung des Siegels Johann's von Wernigerode, Stiftsherrn von S. Mar. Virg. in Halberstadt, v. 1289 1293, mit, nach dem trefflich erhaltenen Original-Stempel in Bronze in meinem Besitze.

"Wir finden den Pelikan u. A. auf einem Deutschordens- Siegel der Comthurei Coblenz, v. 1277; auf einem Siegel der Kunigunde von Haideck, v. 1294; auf den beiden Siegeln Theodor's von Smyrne, v. 1327, und Hermann's von Jetheburg, v. 1339, Stiftsherrn S. Mar. Virg. in Erfurt; des Pfarrers Hermann von Möckmtihl, v. 1333; der Burgleute von Schöneck a. d. Eifel, v. 1350; Hermann's von Termbach, v. 1364, und der Deutschordens-Commenthe Neustadt, von 1381 etc. Der Pelikan ist somit, ebensowenig wie der Phönix, der Greif oder der Lindwurm, ein Kind der „Zopfzeit", wie 0. T. v. Hef- ner*) meinte. Ja, es ist sogar bei der Bedeutung, welche Pe- likan und Phönix in der christlichen Symbolik von jeher hatten wenn es nicht gerade deshalb der Fall ist, zu verwun- dern, dafs beide in unserer (christlich-)mittelalterlichen Heral- dik nicht öfters vorkommen. F.-K.

Laurea sanctorum,

ein lateinischer Cisiojanus des Hugo von Trimberg.

Durch gütige Vermittlung des Herrn Archivar Janicke zu Hannover in den Besitz der Copie einer noch unedierten latei- nischen Cisiojanus-Handschrift gekommen, glaubte ich, dieselbe nicht länger der Oeffentlichkeit vorenthalten zu dürfen, umso- nichr als sie schon ihres Verfassers wegen ein Anrecht auf die Veröffentlichung hat. Zugleich aber will ich den Versuch ma- chen, für die lateinischen Kalenderverse einen ähnlichen Ab- schluß herbeizuführen, wie ihn Franz Pfeiffer im Serapeum XIV, 145 ff. für die deutschen erreicht hat**).

*) Sein unerwartet früher Tod ist ein grofser VerJust für die Wissenschaft; so viel ich wenigstens davon verstehe, war er si- cherlich einer unserer ersten deutschen Heraldiker.

**) Zu den dort aufgezählten 9 Nummern kommt als Nr. 10 ein niederdeutscher Cisiojanus, welcher nach zwei Incunabeln in dem 23. Bande der Jahrb. d. Vereins für mecklenb. Gesch. S. 126

Vorher aber mögen einige Bemerkungen über das Datieren nach dem Cisiojanus gestattet sein. Das früheste urkundliche Vorkommen der Datierung nach dem Cisiojanus ist in einer Brieger Urkunde vom Jahre 1390 (feria tertia post Oculi, in hac sillaba de[coratur] Gregori. Cod. dipl. Sil. IX). Dem folgt eine Reichenbacher Urkunde (Bresl. Staatsarchiv) vom Jahre 1404 mit „die mensis Maji in hac sillaba In, hujus dic- tionis in hac serie", und die alten Breslauer Signaturbücher. Diese enthalten (nach Zeitschr. d. Vereins für schles. Gesch. X, 159) auf den Umschlägen Vermerke darüber, auf welche Sylbe nach dem Cisiojanus jedesmal der Tag der Rathserneuerung, der Aschermittwoch traf, und zwar vom Jahre 1399 bis in die Mitte des 15. Jahrh. Daran schliefst sich zeitlich das Chro- nicon Bartossii (Dobner, mon. Boem. I) und die Ratiborer Chro- nik (Zeitschr. des Vereins f. schles. Gesch. IV, 118), beide nur aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh., sowie die hinter dem Kalen- darium des Kreuzstiftes zu Breslau gemachten Anniversar-Auf- zeichnungen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. (Zeitschr. d. Vereins für schles. Gesch. VII, 311). Nach einer Mitthei- lung des Professors Wattenbach hat im 15. Jahrh. auch die Universität Leipzig nach dem Cisiojanus datiert. Auch noch im 16. Jahrhundert benutzte man den Cisiojanus zu Datie- rungen, wie seine mehrfache Erwähnung als Unterrichtsgegen- stand, seine Aufnahme in gemeinnützige Schriften, sowie der von Rethmeyer (Kirchenhistorie der Stadt Braunschweig II, 231) aus den Aufzeichnungen des ersten reformierten Predigers zu Braunschweig, Heinrich Lange mitgetheilte Umstand be- weist, dafs das jährliche gemeinschaftliche Gastmahl der braun- schweigischen Geistlichkeit von der Sylbe Fus im Cisiojanus ,.Convivium Fus- genannt worden sei. Einmal aus dem Ge- brauch gekommen, war der Cisiojanus bald vergessen. Fehlte schon Rethmeyer in der Bestimmung des Tages Fus, den er auf den 20. Juni (statt Juli) setzte, so war Blumberg, der in seiner kurzen „Abbildung des Kalenders" (Chemnitz 1721, S. 159) die Rethmeyer'sche Angabe wiederholt, mit dem Cisiojanus noch weniger bekannt, da er aus der Syllaba Fus eine Sibylla Fus machen konnte.

Die bisher bekannt gewordenen lateinischen Abfassungen des Cisiojanus sind :

1. Bick. Anzeiger für Kunde deutscher Vorzeit, 1865,

abgedruckt ist. Dieser steht unter den übrigen deutschen Cis. einzig da: er hat mehr den Charakter einer Umarbeitung, einer Uebersetzung des gewöhnlichen lateinischen Textes. Zu Xr. 8 ist zu bemerken, dafs der ganze Text in den Hann. Anz. 1753, Zugabe S. 359, und in Ersch und Gruber's Encyclopädie s. v. Ci- siojanus abgedruckt ist. Nr. 9 ist ebenfalls in den Hann. Anz. und im Ersch und Gruber ganz abgedruckt. Ueber einen andern alten abweichenden Druck von Nr. 9 siehe Serap. XX, 160. Die Incunabel von Günther Zainer findet sich aufser in der Münch- ner Bibl. auch in der Bibliothek der Neifser Stadtpfarre. Einen französischen Cisiojanus siehe Serap. XXIII, 298.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

282

S. 158; vgl. S. 259. Anm. Nach dem Herausgeber (Bi- ckell) bezeichnet. Er enthält viel Eigenthümliches und ist der geringen Anzahl der Feste, nach der älteste.

2. Serap. Serapeum, IX, 38, vom Jahre 1386. Heraus- gegeben von Naumann.

3. Steff. Petzholdt, neuer Anzeiger für Bibliographie, 1867, S. 325, nach einer aus Preufsen stammenden Handschrift des 14. Jahrhunderts. Nach dem Herausgeber (Steffen- hagen) bezeichnet.

4. Halt. Haltaus, calendarium medii aevi (Lips. 1729. 8.), angeblich aus einer Handschrift des 14. Jahrhunderts. Voller Eigenthümlichkeit, aber auch voller Fehler, die aus dem Bestreben hervorgegangen zu seiu scheinen, das Versmafs zu verbessern. Abgedruckt, aber mit dem Druckfehler Februs für Februo, in Ersch und Gruber's Encyclopädie s. v. Cisiojanus.

5. Prag. 1) Dobner, monumenta Boemise I, p. 174. Die Erwähnung von Hus spricht sehr für eine Entstehung in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

2) Monumenta hist. univ. Carolo - Ferdinand. Prag. I. 1830. Das Kalendarium der Präger Universität. Colla- tioniert in Zeitschr. d. schles. Gesch. Ver. VII, 308.

6. Bresl. 1) Zeitschr. des schles. Gesch. Ver. VII, S. 312, aus dem Calendarium des Kreuzstiftes zu Breslau von ca. 1470.

2) Collationiert ebenda. Aus dem Zinsbuche der Stadt Liegnitz.

7. Hild. Zeitschrift des histor. Vereins für Niedersaclisen, 1855, S. 189. Aus dem Nekrologium des Klosters Wien- hausen von ca. 1470.

8. Luth. 1) in Luther's Betbüchlein mit eym Calender und Passional (Wittenberg, 1530), neben den Tagen des Kalenders, und auf fol. 14 u. 15 zusammengefafst. Ei- gentnum des Senators Culemann zu Hannover.

2) in dem (von Reinhold) Luther's Enchiridion piarum precationum (Witemb. 1543. 8.) vorgesetzten Kalender. Stadtbibliothek zu Hannover.

9. Loss. Cisiojanus, hoc est, kalendarium syllabicum Lucae Lossii (Witteb. 1551. 4.) aus der Collation in Petzholdt, 1867, S. 327.

10. Chytr. Chytraei Chronologia historiae Herodoti et Thu- cydidis, (benutzt die Ausgabe: Helmstadii, 1586. 4.).

11. Coler. Colerus, calendarium oeconomicum et perpetuum (Wittenberg, 1591). Kgl. Bibliothek zu Hannover; vgl. Serapeum XXX, S. 303.

12. Der unten aus der Wiener Handschrift saec. XV. Nr. 4919 (olim Theolog. 508) edierte Cisiojanus, der den Schlul's- versen nach dem als Dichter des Renner bekannten Hugo von Trimberg zuzuweisen ist.

13. Melanchthon's Kalenderverse, in dem unter Nr. 8, 2

erwähnten Kalender des Enchiridion piarum precationum unter den einzelnen Monaten angeführt. 14. Graph aeus. In dem unter Nr. 10 erwähnten Buche des Chytraeus im Anhang S. 36. Nach der Ueberschrift von Cornelius Graphaeus (Scribonius oder Schryver f 1558) verfafst. Nr. 1 bis 11 sind verschiedene Bearbeitungen der bekann- ten sinnlosen Verse des eigentlichen Cisiojanus ; dafs ihnen ur- sprünglich etwas vernünftigere Verse zu Grunde gelegen, die durch das stete Einfügen von Heiligentagen sich mehr und mehr verschlechtert haben, läfst sich aus der Vergleichung er- kennen. Leider aber ist eine Restituierung des Grundtextes in seinem ganzen Umfange nicht möglich. Ich habe mich daher für die Angabe des Textes der Mehrheit entschieden, unter Beifügung der abweichenden Lesarten. Auf die Verschieden- heit der Orthographie und offenbare Lesefehler ist dabei keine Rücksicht genommen.

Januar. Cisio janus Epi sibi vendicat Oc Feli Mar An ') Prisca Fab Ag Vincen Ti Pau1) Po nobile lumen3).

Februar. Bri Pur Blasus Ag Dor febru Ap4) Scolastica Valent Juli conjunge tunc Petrum Matthiam inde.

März. Martins Adria Per decoratur Gregorio Cyr5) Gertrud Alba6) Bene juneta Maria genetrice.

April. April in Ambrosii festis ovat atque Tiburci Et7) Valer sanetique Geor Marcique Vitalis8). Mai. Philip9) Crux Flor Got 10) Johan latin11) EpiNe*)Ser etSophn) Majus in hac serie tenet Urban in pede Cris (?) Can 13).

Juni. Nie Marcelle Boni dat jun1*) Primi Ba Cyrini15) Vitique Mar Prothas AI saneti16) Johan Jo Dor Le Pe Pau ,7).

') sibi Pauli Prim Oc Fei Mau Mar An, Hild. Marcel, Biek. 2) Paulus Luth., Chytr., Loss. 3) Tim Paulus sieque Valerus, Bick. Pau Po Car nobile lumen, falso Halt. *) Februo Sern))., Suff. Agath februo, Hild., Bick., Halt. Agath sub febre, Coler. 5) officio de- coratur Gregoriano, Bick., Coler. Translatio (sc. Wtnceslai) decoratur Gregori Long Cyr, Prag. Translatio per decoratur Gregorio Cyr, Suff. 6) Apoll, Halt. ') Pet, Prag., Serap. 8) Vita Qui, Bick. 9) Phil Sig, Brest., Prag., Steff. ,0) God (sc. Tri. Godchardi) God, Hild., Bick. God Flo, Serap. et God, Unit. ") Stanis, Brest., Prag., Steff. *) hanc sillabam omitltt Halt. '*) Ser et Rcl (?), Hild. Johan Vic Steph. (sc. adoenlio reliq. Stephani) E]ii Pan Ser et Lot (?), Bick. ,3) Cris Pe, Halt. Cris Pan (sive Pau = Paulinus), Brest., Prag., Loss. Fe. Can, Hild. Urbanum sequitur Pe, Chytr. Urban Bede Max Fe Pe, Serap. '*) Bonif dat Me, Halt. Bonifa dat, Hild. Bo Vin dat jun, Bresl. ,5) Nie Mar Eras Bo dat jun Med. Primi Bar Nazari, Bick. Cyrilli (?), Halt. ,6) decem, Bild. "J Viti Hus (?) Mar Gervas Alba \i(gilia) Jo conjunge Pe Pau, Bick. Johan Jere Pe Pau, Halt, qui inter Jere et Pe unam syllabam omillit.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

284

Juli.

JuVa) Proces Udal Oc19) Wil10) KUi*) Fra Bene11) Margar

Apost AI Arnolfus Prax Mag Ap Christ Jacobique Sini11) Abdon13).

Augast. Pe Steph Steph Protho Six Don24) Cyr Ko Lau Tibur Hip Eus Sumptio Agapiti Timo45) Bartholo Ruf Aug Coli Aucti26).

September.

Egidium sep habet Nat57) Gorgon Protique18) Crux Nie19) Eu30) Lampertique Mat Mauricius et Da Wen31) Mich Jer31).

October.

Remique33) Franciscus Marcus Di Ger Arteque Calix34) Galle Lucas vel Und35) Se Seve36) Crispine Simonis Quin37.)

November.

Omne novembre Leo38) Qua Theo39) Martin Bricciique 40) Post haec Elisa Ce41) Cle Chry's Katharina Sät An41).

l8J Oc, Hild. ,9) Jul Visit Huldrich Oc, Coler., Loss. , Lulh. Jul Visit Huldrich Guer (Goar), Chylr. Jul Proces Uldeque, Bich. Jul Proces Procop Hus, Prag.l. Jul Proces Procop Oc, Prag. 2. I0) et, Sle/f. *») Be Fe, Bick. -1) Jacobi Pau Fei, Serap., Eich. Jacobi Pau Sim, Uild. Jo Annaque Sim, Prag. 1. Jaco- bique Fei, Slejf. ") Jacobi Pau Be Ab Germ, Halt. *) pro Wil Kili Serap. lacunam praebet. ") Pro Do Six Do , Bresl. Proth Os Six Af, Serap. Proth Os Six Do, Prag. Jus Os Six Af, Ualt. Stephan Os Six Af, Uild., Bich. ") Gap Magni Pri Ti Ti , Bick. Sum Bern (sc. Tri. Bernwardi) Oc Agap Bern et Ti Ti, Uild. ") Ruft' Her Jo Fei Pau, Bick. Ruff Au decolla, Halt. ") [Mag.] ni Mar, Uild. w) Pro Jacin, Bresl., Prag., Steff. ") Prot Ia crux Eu, Halt. Gorgoniumque Crucemque, Coler. 30) Lud(mi7/a), Prag. En, Halt. 3l) et Sta(n«sfous) Wen, Bresl., Steff. et Dann, Serap., Ualt. Cyp Cos Wen, Uild. Mauri Ru Fir Cy Co We. Bick. ") Lam- pertum cum Mat Mauricius hinc Dami Mich Jer, Coler., aui diem 16. in primum posuit cersum. 33) Remigi, Bick. Re Leo, Chgtr., Se- rap. Re Le Du, Uild. ") Cal Heilig), Bresl., Slejf. Cal Mau, Uild. Ger Androque (sc. Andronicus) Calix , Serap. Sergi Dionysius Ad (?) Mau, Bick. Remique sub Octobre Sergi Di Ger Augustini Calix, Ualt. 35) Wend(ah'mw) Un, Loss. Wend , Prag. 1. Lu Janu Und, Bick., Hild. 36) Se Co, Bick. 3T) Simonis et Juda, Bick. (verba et Juda [also ex glossis in textum reeepta sunt). Galli Lucas Ur Cor Se Sa Cris Aman Simonis Quin, falso Halt. 38| November habet, Coler., Loss. 39) Novembre Le Wil Quatuor, Serap. No- vembre cole Pro Leo, Halt. 40) Leon Qua The Lud (sc. Tri. Lud- millae) Mart. Fra (?) Briccius Oth, Prag. Leo Qua The Lud Mar Fra Bricciique, Steff. cole cade (forsan pro Qua The) Mart Cu Briccique, Bick. Om Eustachi Leo Wil Clau The Mar Mar Li Bricci- que, Hild., ambo diem 16. in sequent. vers. ponentes. 4l) Elisabeth, Coler. Othmari Lis Ber(nwardus) Co Ce, Hild. Istos insequitur Ce, Bick. ") Succedunt istis El Ce Katharinaque Sat An, falso Halt.

December.

Beccmber Barba Nico Concep43) et Alma Lucia Sanctus abinde44) Thomas' modo Nat Steph Jo Pu ThomaeSil45). Sillaba quaeque diem duo versus dant tibi Mensem46).

Die Cisiojane des Melanchthon und des Graphäus gebe ich nicht wieder, da sie beide, aufser in der durch seine vielfachen Ausgaben so weit verbreiteten Chronologie des Chy- traeus, auch in Ersch und Gruber's Encyclopädie (sub voce Ci- siojauus) abgedruckt sind.

Es bleibt also nur noch das Kalendergedicht des Hugo von Trimberg übrig. Der Verfasser nennt sich selbst in den letzten Worten des Gedichtes und gibt zugleich so deutliche Angaben über seine Heimat, seine Stellung, dafs von einem Zweifel an der Identität des Verfassers der Laurea sanetorum und des bekannten deutschen Dichters gar keine Rede sein kann. Ist derselbe ja auch schon durch sein Registrum inultonim auetorum, gewissermafsen einer Bibliographie der Kirchenge- schichte in Versen, als gewandter lateinischer Spruchdichter bekannt. Die Handschrift, nach der das Gedicht herausgege- ben ist, wird auf der Wiener Bibliothek sub sign, nova 4919, (olim theolog. 508) aufbewahrt und füllt in diesem Bande Fol. 164 bis Fol. 171 incl. Sie stammt aus dem 15. Jahrhun- dert, ist aber augenscheinlich mit so wenig Verständnifs angefertigt, dafs au vielen Orten Conjectur an die Stelle der entschieden fehlerhaften Lesarten der Handschrift treten mufstc. Um hierin sicher zu gehen (da ich der mir zugegangenen Ab- schrift nicht recht traute), wandte ich mich noch einmal nach Wien um Collationierung derselben mit der Handschrift, wel- cher Arbeit sich Herr Studiosus Victor von Renner, Mitglied des Instituts für Geschichtsforschung, mit dankenswerther Be- reitwilligkeit unterzog. Mehrere wesentliche Lesefehler der Abschrift wurden verbessert und so für die Conjectur, die vorzugsweise graphischen Gründen zu folgen hatte, eine si- chere Grundlage geschaffen. Nur eine Stelle, der Vers 270 spottet jeder Conjectur, die sich streng an das von der Hand- schrift Gegebene hält. Mögen vielleicht andere mehr Glück da- bei haben. Die beiden Lücken und den fehlenden Versschlufs habe ich nicht zu ergänzen versucht; die Handschrift übrigens deutet dieselben in keiner Weise an. Interlinearglossen (*) und Marginalnoten (f) sind dem Texte gleichzeitig und von derselben Hand geschrieben.

*3) Nicolaus, Bick., Coler., Loss., Luth., Chytr. , Halt. **) ac inde Luth., Loss. is) Tho Col(umia) Sil, Bick. "j Serap.

Breslau. H. Grotefend, Dr. phil.

(Schlufs folgt.)

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Seba ld sehe Buehdruckerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1870. J\° 8 & 9. August & September.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. September 1870. Seit wir vor zwei Monaten den Lesern dieses Blattes die letzten Mittbeilungen über die Entwickelung unserer Nationalanstalt ge- macht, haben sich grofse Ereignisse zugetragen, die natürlich vor- läufig das Interesse von derselben ablenkten. Deshalb ist auch in dem Erscheinen unseres Blattes eine Stockung eingetreten, die durch die vorliegende Doppelnummer wieder ausgeglichen wird. Wenn auch beim Beginn des Krieges, dessen Entscheidung in Frankreich nunmehr von Tag zu Tag erwartet wird, über den Gang desselben keine Vorhersage gemacht werden konnte, so war doch die Zuversicht auf einen glücklichen Erfolg zu Gunsten der deutschen Waffen so grofs und so allgemein, als die Entrüstung über die leichtfertige und übermüthige Heraufbeschwürung des- selben durch unsere Gegner. Die Einmüthigkeit der ganzen Na- tion mufste erhebend auf jeden Einzelnen zurückwirken , und für unsere Anstalt, die ähnlicher Einmüthigkeit ihr Entstehen, wie ihre Blüthe dankt, war es ein freudiges Gefühl, zu sehen, wie mächtig das Band ist, das die deutschen Stämme vereinigt. Ein er- hebendes Gefühl mufste für alle am Museum Betheiligten in dem Gedanken liegen, dafs auch diese Anstalt, indem sie seit Jahren die Regierungen wie das Volk aller deutschen Länder, sei es auch nur durch den fortwährenden Aufruf zu gemeinsamen Gaben, zu gemeinsamem Handeln, zu einem Eintreten für eine gemeinsame Angelegenheit aufforderte, indem sie zeigte, was durch vereintes Handeln geschehen könne, das Ihrige beigetragen habe, den Geist zu wecken, der jetzt so herrliche, wenn auch blutige Früchte trägt. Der erfreuliche Hinblick auf das grofse Resultat liefs es natürlich gering erscheinen, dal's vorläufig das Interesse von der Anstalt abgezogen und so deren Entwickelung auf eine hoffentlich nicht zu lange Zeit unterbrochen wurde. Haben wir doch um so freudigere Aussichten auf eine grofse Zukunft!

Wie überall in Deutschland erkannt wurde, welch wesentli- chen Einflufs auf die Entscheidung Se. Majestät der König von Bayern ausübte, so mufste natürlich die echt deutsche Treue, in welcher der König gehandelt , unserer Anstalt , die in ihm ihren Protektor verehrt, doppelt werthvoll sein, da er dadurch seine na- tionalen Gefühle, denen er schon durch Uebernahme dieses Pro- tektorats Ausdruck gegeben, nun aufs Neue glänzend bethätigt hat. Diese Gedanken leiteten das Direktorium und den Lokalaus- schufs, als sie folgende Adresse an Se. Majestät richteten:

Allerdurchlauchtigster, Grofsmächtigster König! Allergnädigster König und Herr!

Nur im Frieden gedeihen Künste und Wissenschaften; unter dem Donner der Schlachten fehlt ihnen die Ruhe. Der Krieg er- fordert daher auch Opfer von dieser Seite. Er wird doppelt schwer auf einer Anstalt lasten, die durch freiwillige Beiträge ihre Mittel bezieht, wie dies bei dem germanischen Museum der Fall ist.

Nichts desto weniger fühlen das Direktorium und der Lokal- aussehufs dieser allen Deutschen gemeinsamen Nationalanstalt, dafs es höhere Rücksichten gibt, als diejenigen, welche ihr Amt ihnen auferlegt, dafs das Wohl des Vaterlandes selbst höher steht, ah das einer Anstalt, die ihre schönste Aufgabe darin sieht, eine Zierde des Vaterlandes zu sein.

Deshalb fühlen sie sich gedrungen , Euerer Königlichen Ma- jestät den ergebensten Dank dafür auszusprechen, dafs Allerhöchst Dieselben für die Ehre und den Ruhm des deutschen Namens, für die Integrität deutschen Gebietes das Schwert gezogen, Aller- höchst Sich rasch und entschlossen an die Seite Sr. Majestät des Königs von Preufsen gestellt und so in der That den Ausschlag gegeben und dem Auslande gezeigt haben, dars die grofse deutsche Nation sich einig fühlt und eine einheitliche ist, wenn einem ihrer Glieder von aufsen Gefahr droht.

Sie fühlen sich gedrungen, es auszusprechen, dafs, so schwie- rig auch die Lage der Anstalt werden mag, die unter Euerer Ma- jestät Allerhöchstem Protektorate steht, sie dennoch freudig die Opfer tragen wird, die ihr auferlegt werden, und dafs sie zuversicht- lich hofft, dafs der Allmächtige den Waffen Euerer Königlichen Majestät und Allerhöchst Ihrer erhabenen Verbündeten den Sieg verleihen werde.

Wenn dann Deutschland in frohem Bewufstsein seiner Siege, stolz auf die erhabenen Monarchen, die seine Geschicke gelenkt, ein neues ruhmreiches Blatt in das Buch seiner Geschichte ver- zeichnet, wird auch für die der Geschichte Deutschlands gewid- mete Nationalanstalt die Zeit gekommen sein , in welcher die Na- tion sie als ein nationales Sicgesdenkmal, als ein Denkmal desselben Geistes, der so einmüthig Deutschland verbunden hat, betrachten und noch bereitwilliger als bisher unterstützen wird.

Nicht wenig wird die Anstalt diese frohe Zukunft dem Ein- drucke verdanken, den ihres Protektors Entschliefsungen auf aller Herzen gemacht haben. Das deutsche Volk wird sich bemühen, da es Euere Königliche Majestät als den erhabenen Gönner und Schützer der Nationalanstalt kennt, da es weifs, dafs Euere Kö- nigliche Majestät Sich den Fortgang und die Förderung der An- stalt durch Uebernahme des Protektorates zu einer Allerhöchst Ihrer Aufgaben gemacht haben, durch glänzende Unterstützung des germanischen Museums zu zeigen, wie freudig dankbar es sich Euerer Majestät verpflichtet fühlt.

Solch frohe Hoffnung läfst das Opfer leicht erscheinen, wel- ches der Krieg auch unserer Anstalt auferlegt, um so mehr, als wir die feste Ueberzeugung haben, dafs das Allergnädigste Wohl- wollen und die Weisheit Euerer Majestät selbst unter dem Ein- drucke des Krieges und unter den vielen Sorgen für das Wohl des Vaterlandes noch Mittel finden werden, eine direkte Gefahr,

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die durch die Stockung der Zuflüsse für das germanische Museum etwa entstehen könnte, von demselben abzuwenden.

In allertiefster Ehrfurcht verharret

Euerer Königlichen Majestät

Nürnberg, den 1. August 1870.

allerunterthänigste treugehorsamste

Vertretung des germanischen Museums:

(Folgen die Unterschriften.)

In Folge dieser Adresse gieng dem I. Direktor nachstehendes Schreiben zu:

Euer Hochwohlgeboren!

Unter den vielfachen, an Se. Majestät den König gerichteten Kundgebungen feuriger Vaterlandsliebe und ehrfurchtsvollsten Dankes war es insbesondere die vom Direktorium und Lokalaus- sehusse des germanischen Museums eingesendete Adresse, welche unsern allergnädigsten Herrn mit innigem Wohlgefallen erfüllt hat.

Allerhöchstdieselben sind stolz darauf, dafs eine Anstalt in- nerhalb Bayerns Marken blüht, welche als echt nationales Denk- mal der Macht und Herrlichkeit vergangener Tage zur segensrei- chen Pflanzstätte deutschen Sinnes und deutscher Sitte geworden ist und hiemit auch der gemeinsamen Entfaltung deutscher Kraft die Wege ebnen half.

Gerade deshalb aber gereicht es Sr. Majestät, dem erhabenen Protektor dieser Anstalt, zum doppelten Vergnügen, die Adresse ihrer Vertreter mit Dank und herzlichem Grufse zu erwidern.

Indem ich mich beeile, Eurer Hochwohlgeboren Vorstehendes im Allerhöchsten Auftrage zur Kenntnifs zu bringen, zeichne ich unter der Versicherung vorzüglichster Hochachtung als Eurer Hohlwohlgeboren

Schlofs Berg, den 8. August 1870.

ergebenster gez. Eisenhart.

Diese erfreuliche Antwort hat unsere Hoffnungen auf eine grofse Zukunft und glänzende Blüthe der Anstalt wesentlich be- stärkt und gehoben.

Auch die am Schlüsse der Adresse ausgesprochene Hoff- nung, dafs der Protektor in der Lage sein werde, direkt drohende Gefahren von der Anstalt abzuwenden , war keine vergebliche. Wie es natürlich ist, blieben zu einer Zeit, wo die Sorge für die Söhne des Vaterlandes bei der Armee, die Sorge für die Verwun- deten, die ihr Blut für das Vaterland vergossen, wie für die Hin- terbliebenen derer, welche ihr Leben zum Opfer gebracht haben, die Mildthätigkeit Aller in ungewöhnlicher Weise in Anspruch nahm, die Mehrzahl der gewöhnlich einfliefsenden Unterstützungsgelder für das Museum aus; der Besuch durch Reisende, deren Eintritts- gelder bei dem jetzigen Stande unserer Finanzen leider noch im- mer so nöthig sind, stockte, und so versiegte eine Quelle, die in anderen Jahren, vorzugsweise in den Sommermonaten, eine wirk- lich ergiebige zu sein pflegt. Obwohl das Direktorhmi natürlich sofort auf jeden Gedanken der raschen Weiterentwickelung ver- zichtete, so blieben doch die früheren Verpflichtungen aufrecht; und wenn wir auch nach einigen Seiten hin Nachsicht in Anspruch nehmen mufsten, so wäre doch die Möglichkeit nicht gegeben ge- wesen, den Verpflichtungen in der Weise gerecht zu werden, wie es nun geschehen, wenn nicht der Protektor Mittel geschaffen hätte, indem die kgl. bayer. Regierung die dankenswerthe Anordnung traf, dafs die von den Landräthen der acht Kreise Bayerns für 1870

bewilligten Beiträge, noch ehe die kgl. Sanktion der Beschlüsse erfolgt ist, ausgezahlt wurden. So giengen uns folgende Beträge zu :

Oberbayern 200 fl., Niederbayern 50 fl-, Oberfranken 50 fl., Mit- telfranken 300 fl., Unterfranken und Aschaffenburg 100 fl., Schwa- ben 100 fl., Oberpfalz und Regensburg 50 fl., Pfalz 100 fl.

Als die Nachricht von den deutschen Siegen hieher gelangt war und, wie alle Städte, so auch Nürnberg sein Festgewand an- legte, da schmückte sich auch das germanische Museum, und zwar glaubte es, dafs die Entfaltung der seiner Zeit vom Bundestage dem Museum übergebenen historischen Erinnerungen den entspre- chendsten Schmuck einer historischen Anstalt bilden mflfsten. Es wurden deshalb vornehmlich die von der Dekoration der Pauls- kirche zu Frankfurt im Jahre 1848 herrührenden Stücke dazu be- nützt. Die grofse Germania, die damals sich über dem Präsi- dentensitze befand , sowie der Spruch waren angebracht , welcher dort eine Mahnung an die Volksvertreter bildete, jetzt aber wohl durch die Weisheit der Feldherrn und die Tapferkeit der Krieger Deutschlands eher Aussicht auf Erfüllung hat:

Des Vaterlands Grofse, des Vaterlands Glück, O schafft sie, o bringt sie dem Volke zurück!

Ueberhaupt waren die Tage im Museum sehr bewegt, als der Sieg bei Sedan gefeiert wurde. Der hiesige Magistrat hatte schon im verflossenen Winter beschlossen , zur Zeit der in den ersten Tagen des September hier stattfindenden Messe dem Publikum alle möglichen Genüsse zu bereiten und deshalb auch an das Mu- seum die Bitte gestellt, während dieser Tage auf die Erhebung von Eintrittsgeldern zu verzichten, ein Wunsch, dem gerne ent- sprochen wurde. Nun traf es sich, dafs gerade die Tage der Sie- gesfeier mit jenen Tagen zusammenfielen. Während dreier Tage war daher das Museum von etwa 30,000 Personen besucht, deren Wogen und freudiges Treiben der herrschenden stillen F"eststim- mung jenen lauten Ausdruck gab, den manche bei Festen suchen.

Erfreulich ist es, dafs selbst während der Kriegsereignisse das Museum nicht ohne Beweise der Theilnahme aller Stände geblieben ist, und dafs sowohl das Verzeichnis neuer Geldbeiträge, wie die von Geschenken für die Sammlungen auch diesmal ihre Fort- setzung finden.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden fol- gende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Privaten. Bayreuth. Ludwig Brand, Procurist, 1 fl., Dr. Job. Fikeuscher, Chemiker, 1 fl. , Hille, Privatier, in Donndorf 1 fl. 45 kr. Beuthen (O.-Schlesien). Dr. Franke, Gymnasiallehrer, 1 fl. 10 kr., R. Giemsa, Apotheker, 1 fl., Dr. Gotschlick, Gymnasial- Oberlehrer, 1 fl. 45 kr., Schröder, Rechtsanwalt, 1 fl. 45 kr., Schwei- tzer, Zimmermeister, 111., Venzky, Apotheker, 1 fl. 10 kr. Chem- nitz. Louis Bernstein 1 fl. 10 kr., Ed. Beyer, Kaufmann, 1 fl. 45 kr., Bohnisch, Stadtrath, 1 fl. 10 kr., Brandt, Stadtrath , 1 fl. 10 kr., Dr. Flinzer, Bezirksarzt. 1 fl. 10 kr. , Focke, Stadtrath, 111. 45 kr., Fuchs, Brandversicherungs- Inspektor, 111. 10 kr. , Ghezzi, Kauf- mann, 1 fl. 45 kr., Gutzschbauch, Archidiakon, 1 fl. 10 kr. , Ilaase, Baumeister, 1 fl. 45 kr.. Hartmann, geh. Commerzierrrath, 1 fl. 45 kr., C. Heinr. Uling, Kaufmann, 1 fl. 45 kr., Kohl, geh. Hofrath u. Ad- vokat, 1 fl. 45 kr. , v. Könneritz, Amtshauptmann u. Kammerherr, 1 fl. 45 kr., Keller, Commerzienrath, 1 fl. 45 kr., Ludwig, Advokat, 1 fl. 45 kr., Melzer, Sprachlehrer, 1 H. 45 kr., v. d. Mosel, Referen- dar, 1 fl. 10 kr., Richter, Advokat, 1 fl. 45 kr., Karl Roth 1 fl. 45 kr., Zimmermann, Commerzienrath, 1 fl. 45 kr. Eisenach. Jungherr, Kreisgerichtsrath, 1 fl. 45 kr. Müllheini (Baden). Sievert, Stadtpfar- rer, 1 fl. 45 kr. Nürnberg. Anton Heilbrunner , Kaufmann, 1 fl. Potsdam. Stud. jur. Georg Sello 1 fl. 45 kr. Stendal. Härter, Gym- nasiallehrer, 1 fl.45kr., Dr. Holzweifsig, Gymnasiallehrer, lfl. 10 kr.,

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Dr. Kiefsler, Oberlehrer, 1 fl. 10 kr., B. Kuppen, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. , Liebhold, Gymnasiallehrer, 1 fl. 45 kr. , Siber, geh. Justiz- rath, 1 fl. 45 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben: Von Privaten. Barmen. W. H. Raphael 30 kr. Nürnberg. Dr. phil. R. Schmitt, Professor an der Industrieschule, 1 fl. Plein- feld. J. B. Müller, Pfarrer, 30 kr. Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 6057—6068.) Amberg. v. Sebus, k. b. Oberstlieutenant: Radschlol's mit Schlüssel, 17. Jhdt. Donaueschingen. Franck, Archivrath: 2 Gypsabgüsse der alteren Stadtsiegel von Freiburg i. d. Schweiz. Einbeck.. Friedr. Fischbach: Ein Pallasch aus dem kaiserl. Heere des 18. Jhdts. München. Dr. J. H. von Hefner- Alteneck, Direktor des Nationalmuseums: 100 Holzschnitte aus illustrierten Werken des 15. u. 16. Jhdts. Nürnberg. R. Bergau, Professor an der Kunstgewerbschule: 11 Ansichten aus Nürnberg, Photo- graphieen nach Autenrieth. Dr. Cnopf, prakt. Arzt : Goldgedruckte Ledertapete, 17. Jhdt. Fleischmann, Fabrikant: 2 Sohlen aus dem 17. Jhdt. von Gemming, Oberst: Kreidezeichnung nach dem Grabmale Konrads von Neumark aus der Sebalduskirche zu Nürnberg. Lösch, Forstmeister: Beil, gefunden unter den Wur- zeln einer dreihundertjährigen Eiche. Freiherr von Wels er, Bezirksgerichtsdirektor a. D. : Photographie nach einem Holz- schnitte von H. Burgkmair mit Darstellung verschiedener Wilden.

Rostock. H. Langfeldt, Baumeister: Zwei „halbe Witten" des Herz. Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin, 1704.

IL Für die Bibliothek,

(Nr. 25,423-25.467.) Berlin. P. G. Heinersdorff, Hofbuchhand].: Hofstede de Groot, Ary Scheffer. 1870 8. Braunschweig. Friedr. Vieweg u. Sohn, Verlagsh.: Hettner, Literaturgeschichte des 18. Jahrh.; III. Th., 1. Buch. 1865. 8. Breslau. Dr. Alwin Schultz, Custos an der Univ. - Bibliothek: Ders., die Cistercienser- Klosterkirche zu Leubus. 1870. 8. Sonderabdr.— Brunn. Mährischer Landes- ausschufs: Ders., Rechenschafts-Bericht, 1869 1870. 1870. 4. Cincinnati. Deutscher Pionier-Verein: Der Deutsche Pionier; I. Jahrg. 1869. 8. Dünkirchen Societe Dunkerquoise: Dies., Memoires; XIII. et XIV. vol. 1868—69. 8. Echternach. J. M. Föhr, Seminardirektor: Müllendorff u. Glasen, die ehemalige Abteikirche des heil. Willibrordus zu Echternach. 8. Erfurt. Stadtmagistrat: Das Archiv der Stadt Erfurt. 4. Sonderabz.

Franzensbad. V. Pro kl, Brunnen-Inspektor: Ders., Schlols See- berg im Egerlande. 1870. 8. Freiwaldau. Karl Umlauff, k. k. Landesgerichtsrath: Beiträge für den II. Jahrg. des „Kremsierer Volkswirth"; 1869. 8. Genf. Societe d'histoire et d'ar- cheologie: Dies., Memoires et documents; t. XVII, livr. 2. 1870. 8. de Rossi, des premiers monuments chretiens de Geneve. 1870. 4. Görlitz. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissen- schaften: Dies., seriptores rerum Lusaticarum; n. F. IV. Bnd. 1870. 8. Greifswald. Universität: Dies., index scholarum etc. 1870 71. 4. Verzeichnifs der Vorlesungen etc. 1870 71. 4. Hermannstadt, Verein f. siebenbürgische Landeskunde: Ders.. Archiv, n. F., Bd. VII, 3. u. VIII, 1. 1867. 8. Ders., Jahresbericht f. d. J. 1866 u. 67. 1867. 8. Programm d. Gymnasiums zu Hermann- stadt, 1865—66 u. 1866—67. 1866 u. 67. 4. Teutsch, Beiträge zur

klimatolog. u. Statist. Kenntnifs der Stadt Schäfsburg. 1867. 8. Csallner, der Rösner Gau. 1865. 8. Bertleff, Beiträge zur Kenntnifs der Rösner Volkssprache. 1867. 8- Karlsruhe. G. Braun'sche Hofbuchh.: Zeitschrift f. d. Geschichte des Oberrheins; Bnd. XXIII, 1. 1870. 8. Königsberg. Dr. K. Lohmeyer: Ders., die Littauer- schlacht bei Rudau im Samland, 1370. 8- Leipzig. Justus Nau- mann's Buchh. : Meurer, Luther's Leben. 3. Aufl., 2. Hälfte. 1870. 8. Mainz. Victor v. Zabern, Buchhandl.: Schirges, d. Rhein- strom. 1657. 8. Münnerstadt. K. Studienrektorat: Jahresbe- richt etc. 1869—70. 4. Backmuml, Catilina und die Parteikämpfe in Rom im J. 63 v. Chr. 1870. 4. Nürnberg. R. Bergau, Pro- fessor a. d. Kunstgewerbschule: Ders., alte Kunst und neue Zeit in Danzig. 8. Danziger katholisches Kirchenblatt: VI. Jhrg. Ja- nuar— Juli. 1870. 4. Pedrazzi, Registratur: Die Ludwigische Ur- kunde v. J. 1267. Pap.-Hs. 19. Jahrh. 2. J. Priem, Bibliotheks- kustos: Ders., Nürnberger Sagen u. Geschichten; 1. u. 2. Abth. 1870. 8. K. Rehm, qu. k. Bezirksgerichts-Direktor: Ders., e. Gang durch u. um die Münsterkirche zu Kloster Heilsbronn. 1870. 8. Paris. Ministere de l'instruction publique: Revue des societes savantes des departements; IV. serie, tome VII et VIII. 1868. 8. Seehausen (Altmark). Dr. Ludw. Götze, Gymnasial- oberlehrer: Ders., urkundl. Geschichte der Stadt Stendal; 2- Lief. 1870. 8. - Stralsund. Ulrich G raf Behr-Negendank, Regie- rungspräsident: Ders. u. v. Bohlen-Bohlendorf, die Personalien u. Leichen-Processionen der Herzoge v. Pommern u. ihrer Angehöri- gen, 1560-1663. 1869. 4. Stuttgart. K. statist- topograph. Bu- reau: Beschreibung des Oberamts Gmünd. 1870. 8. J. G. Cotta'- sche Buchhandl.: Uhland's Schriften; 5. Bnd. 1870. 8. Trier. Gesellschaft f. nützliche Forschungen: v. Wilmowsky, d. römischen Moselvillen zwischen Trier u. Nennig. 1870. 8. Wien. K. k. statist. Central-Commission: Dies., Mittheilungen etc.; 15. Jhg-, 2. u. 3. Heft. 1869. 8. Dr. Jos. Karabacek, Docent an d. Universität: Ders., d. liturgischen Gewänder mit arabischen In- schriften aus der Marienkirche in Danzig. 1870. 8. Sonderabdr. Ders., über muhammedanische Vikariatsmünzen u. Kupferdrachmen des XII. XIII. Jahrhunderts. 1869- 8. Ders., spanisch - arabisch- deutsche Nachprägungen für Polen. 1869. 8. Sonderabz. Ders., die angeblichen A60- Münzen arabischer Prägung. 1870- 8. Sonder- abdr. — Wiesbaden. Fe 11 er & Gecks, Buchh.: Die Fahrt auf d. Rhein v. Mainz bis Köln. 8. Zürich. Antiquarische Gesell- schaft: Mittheilungen etc. XXXII. XXXIII. 1868 u. 69. 4.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4140—4142.)

Bern. F. L. Haas, Fürsprech und Mitglied der schweizeri- schen gcschichtsforschenden Gesellschaft: Erklärung von Schult- heis, Rath und Gemeinde der Stadt Solothurn an die von Bern, wo- rin sie das mit diesen letzteren eingegangene Bündnifs dahin er- läutern, dafs dasselbe seine Kraft verliere, wenn der Kaiser oder sein Sohn auf ihrem Gebiete erscheine, und erst, wenn diese daraus sich entfernt hätten, wieder in Wirksamkeit trete. 1342. Facsim. Schreiben Thomas Wyttenbachs, des Reformators von Biel, an den „Meyer und die Herren" daselbst, worin er um Entschädigung für die bei Entfernung von seiner Pfründe erlittenen Verluste nachsucht. 1524. Facsim. Donaueschingen. Franck, Archivrath t Scherzhafte Erwiderung vonRichter, Burgermeister, Rath, Ritter u.s.w. der uralten Hauptstadt von Meran auf den offenen Absagebrief der Gemeine aus Passeir „von wegen des Holzspan, der wienerisch Zettel und des Kriegspfenning". 1823. Pap.-Orig.

Chronik der historischen Vereine.

Im Frühjahre 1870 ist in Wien ein heraldischer Verein Berücksichtigung der österreichisch -ungarischen Monarchie. Er „Adler" gegründet worden, der sich zur Aufgabe gestellt hat, verfolgt diesen Zweck nicht nur durch regelmäßige Zusammen- Heraldik, Sphragistik und Genealogie zu pflegen, mit besonderer künfte und Besprechungen, Sammeln von einschlägigem Material

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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und Ausstellung interessanter bezüglicher Gegenstände, sondern beabsichtigt auch, demnächst eine periodische Publication ins Le- ben zu rufen , welche sowohl über das Wirken des Vereines den Mitgliedern ausführlichen Bericht erstattet, als auch heraldisch- genealogische, wo nöthig mit Abbildungen versehene, Abhandlungen bieten wird. Beitretende haben jährlich 5 fl. ö. W. zu entrichten und zahlen 3 fl. für das Aufnahmediplom. Die herauszugebende Zeitschrift kann von Mitgliedern um den halben Preis bezogen werden. Näheres ist den vom 10. Mai datierten gedruckten Sta- tuten zu entnehmen.

Kirchen schmuck. Blätter des christlichen Kunstver- eines der Diöcese Seekau. I. Jahrgang. 1870. Nr. 7 u. 8. Graz. 8.

Kirchliche Centralbauten aus dem Mittelalter. (Forts.) Ue- ber Paramentik. lieber Kirchenstühle.

Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1870. I. Heft II u. III. Mün- chen, 1870. 8.

lieber aufgefundene Fragmente aus der Freisinger Handschrift der Fabulae des Higinus. Von Halm. (Besonders gedruckt :) Die Entfaltung der Idee des Menschen durch die Weltgeschichte. Von Wilh. Preger.

Abhandlungen der philosoph.-philolog. Classe ders. Aka- demie. Zwölften Bandes erste Abtheilung. München, 1869- 4.

Die Quellenzeugnisse über das erste Landrecht und über die Ordnung der Bezirksverfassung des isländischen Freistaates von Eonrad Maurer. Die Skida-rima von dems.

Zeitschrift des Kunst- Gewerbe-Vereins zu Mün- chen. 20. Jahrg., 5. u. 6. Heft. München, 1870. Theodor Acker- mann. 2.

Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Alterthumskunde. Siebenter Band. Viertes Heft. Jena, Friedrich Frommann. 1870. 8.

Ueber das Leben der heiligen Elisabeth von Johannes Rothe. Von Dr. Aug. Witzschel. Ein dichterisches Zeugnifs für einige Persönlichkeiten des Thüringisch -Fränkischen Gebietes. Mitgeth. von Prof. Dr. Karl Regel. Das Nikolaikloster in Eisenach. Von Dr. C. Galette. (Mit 1 lithogr. Tafel.) Dorfgewohnheit Rothen- eteins vom Jahre 1480. Hrsg. von Dr. jur. Oskar Stickel. Zu Rothe's Düringischer Chronik S. 466 ff. der von Liliencron'schen Ausgabe. Von Dr. Funkhänel. Heinrich Raspe als Pfleger des deutschen Reiches. Von dems. Ein Hofmaler des Landgrafen Albrecht. Von dems. Die alte Kapelle zu Eisenach. Von Dr. C. Galette. Nachtrag über das Leben der heil. Elisabeth von Rothe. Von Dr. A. Witzschel.

Scriptores rerum Lusaticarum. Sammlung ober- und niederlausitzischer Geschichtschreiber. Herausgegeben von der oberlausit zischen Gesellschaft der Wissenschaften. Neue Folge, vierter Band. Magister Johannes Hass's, Bürgermeisters zu Görlitz, Görlitzer Rathsannalen. Herausgeg. von Prof. Dr. E. E. Struve. Dritter Band, (1521-1542). Görlitz, 1870. 8. XXII, 391 u. 27 Stn.

Deutscher Herold. Monatsschrift für Heraldik, Sphragistik

und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- u. Wappen- Kunde zu Berlin. 1. Jahrgang. 1870. Nr. 5. 4.

Ueber die Einrichtung einer Adelsmatrikel , mit besonderer Berücksichtigung preufsischer Verhältnisse. Promemoria, eine angebliche „Wappen- und Schildsage" der Grafen zu Schwarzburg betr. (Ludw. Graf Uetterodt).

In der Jahresversammlung des Vereins für hamburgische Geschichte vom 1. Juli theilte der Vorsitzende u. A. mit, dafs letzten Winter Dr. Hübbe eine ausführliche Erläuterung der Ur- kunde von 1258 über das der Stadt Hamburg von dem Grafen von Holstein ertheilte Weichbildrecht gegeben und Dr. Koppmann einen Vortrag über die Einführung und Verbreitung des Ziegel- baues in den norddeutschen Hansestädten gehalten habe; ferner, dafs von der Ausgabe der alten Kämmereirechnungen der zweite Band 'sich im Druck befinde und das Lexicon hamburgischer Schriftsteller bis zum vollendeten fünften Bande, der mit dem Na- men Pauli schliefst, gediehen sei.

Zeitschrift des Architecten- und Ingenieur- Ver- eins zu Hannover. Band XV. Heft 4. (Jahrgang 1869) Han- nover. Schmorl & von Seefeld. 1869. 2.

Die mittelalterlichen Baudenkmäler Niedersach- sens. Herausgegeben von demselben Vereine. Fünfzehntes Heft. (Dritter Band. Drittes Heft.) Hannover. Schmorl & von See- feld. 1869. 2.

Kirchen an der Unterweser (zu Blexen, Langwarden, Gander- kesee, Westerstede und Zwischenahn), von 0. Tenge.

Die römischen Moselvillen zwischen Trier und Nenn ig. Von Domkapitular von Wilmowsky. Hrsg. von der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier. Trier 1870. gr. 2. 18 Stn.

Mittheilungen der Antiquarischen Gesellschaft (der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer) in Zürich. XXXII. Mosaikbild von Orbe. XXXIII. Geschichte der Burg- feste Kyburg. Mit je einer Abb. Zürich 1868 u. 1869. 4.

Memoires et documents publies par la Societe d'histoire et d'archeologie de Geneve. T. XVII, Livraison 2. Geneve et Paris, 1870. 8.

Theodore-Agrippa d'Aubigne ä Geneve. Notice biographique avec pieces et lettres inedites, recueillies par Theophile Heyer.

Des premiers Monuments chretiens de Geneve et speciale- ment d'une lampe en terre cuite avec l'effigie des douze apötres. Par J. B. de Rossi (traduit de l'Italien). Geneve et Paris. 1870. 4.

Bulletin du Comite flamand de France. Tome V, Nr. 6. Avril, Mai et Juin 1870. Lille et Dunkerque, 1870. 8.

Michiel de Swaen et sa famille, par J. J. Carlier. Liste des Cures titulaires et canoniques des paroisses de la Flandre maritime faisant partie de l'ancien diocese de Saint-Omer. Notes communiquees par C. David (suite). Leonard-Louis Van Rave- schot, peintre natif de Bailleul, note comrauniquee par J. Cordon- nier. Melanges. Documents historiques sur la Flandre ma- ritime, extraits du grand cartulaire de St.-Bertin, par E. de Cous- semaker.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

18) Die Waffensammlung des österreichischen Kai- serhauses im k. k. Artillerie- Arsenal- Museum in Wien; herausgegeben von Quirin Leitner. Wien, Verlag von H. Martin, gr. Folio.

Es war von diesem Prachtwerke im Laufe des Erscheinens wie- derholt die Rede. Wir haben nun aber die Pflicht, nachdem es mit der 15. Lief, abgeschlossen vor uns liegt, noch einmal darauf zurückzukommen und die Wichtigkeit des Ganzen für die Wissen- schaft darzulegen. Diese Wichtigkeit liegt in erster Linie in den Dingen selbst, die hier dargestellt sind. Auf 68 Blättern sind meh- rere 100 Abbildungen gegeben, welche die vorzüglichsten und kost- barsten Stücke jener berühmten kaiserlichen Sammlung vorführen. Dabei ist die Auswahl so getroffen , dafs das Werk eine vollstän- dige Uebersicht über die Entwicklung jedes einzelnen Waffenstückes gibt. So sind die Rüstungen in Prachtexemplaren vom Schlüsse des 15. bis zu dem des 17. Jahrh. fortgeführt; einzelne Helme, Schilde u. A. beigegeben. Die Schwerter, Degen, Säbel und Dolche sind durch alle nur denkbaren und vorkommenden Formen vom 13. 19. Jhdt. vertreten. Besonders interessant ist die Uebersicht, die sich über das ganze Gebiet der Stangenwaffen aus dem Nebeneinander- stellen der schönen Blätter ergibt. Was die Sammlung charakteri- siert, ist, dafs wir in ihr nicht nur die Waffen des gemeinen Man- nes sehen, sondern zum gröfsten Theil Prunkwaffen, die mehr des äufseren Glanzes, als des Gebrauches wegen gefertigt sind, daher mitunter von solcher künstlerischer Vollendung, dafs ihre Bedeu- tung als Kunstwerke weit über der steht, die sie als Waffen haben. Die kostbar geschnittenen und getriebenen Eisenarbeiten des 16. Jahrh. sind kaum in vortrefflicheren Gegenständen erhalten als in diesen Rüstungen ; die herrlichen Einlagen der Gewehre in Elfen- bein und anderen Mateiialen erheben sie zu bedeutenden Kunst- werken.

Dadurch macht der Gegenstand das Werk wichtig. Nicht minder ist aber auch hier hervorzuheben, was als unbestrittenes Verdienst des Herausgebers zu betrachten ist. Vor allem sind die vortrefflichen Zeichnungen, von tüchtigen Künstlern unter einer, wie man dem Werke ansieht, strengen einheitlichen Leitung her- gestellt, außerordentlich schön und mit so grofsem Verständ- nisse durchgeführt, wie bis jetzt noch nie Waffen publiciert wurden. Bis in's Kleinste ist alles richtig da. Es ist kein Strich einer Aetzung, kein getriebenes Ornamentchen, keine Schnalle, kein Knopf übersehen oder durch malerische Effekte verdeckt. Die gröl'ste Strenge und dabei doch eine künstlerische Wirkung ist hier erreicht. Aber auch alles , was zur Charakterisierung wichtig ist, ist hervorgesucht. So sind z. B. alle Plattner-, Schwertfeger-, Schäfter- etc. Zeichen in Naturgröfse beigefügt. Ein besonderes Verdienst hat sich der Herausgeber ferner erworben durch die Richtigstellung der Namen der einzelnen Waffenstücke in der Chronologie der Bewaffnung. Ebenso hat er manches Wichtige berücksichtigt, woran vielleicht Viele gar nicht denken würden; so z. B. die Angaben des Gewichtes aller Waffenstücke, die für die Studien über Benützung derselben und den Einflufs auf den Krieg so wichtig ist.

Nach jeder Seite hin ist das Werk eine erfreuliche und be- deutende Erscheinung. Es zeigt, dafs die deutsche Alterthums- wissenschaft nunmehr auch auf dem Gebiete der Monumente in eine Phase eingetreten ist, WO Präcision und Sicherheit, ebenso wie auf philologischem Gebiete, die Grundlage der Erkenntnis bilden, dafs auf diesem Gebiete z. B. die Studien schon so weit gediehen sind, als nur in irgend einer exaeten Wissenschaft, dafs hier Ver- muthungen und nebelhafte Umrisse nicht mehr genügen können, dafs vielmehr in Text und Zeichnungen die Wahrheit vollständig klargelegt werden kann. A. E.

20) Sechs Feehtschulen(d. i. Schau- und Preisfechten) der Marxbrüder und Federfechter aus den Jahren 1573 bis 1614; Nürnberger Fechtschulreime v. J. 1579 undRösener's Gedicht: Ehrentitel und Lob- spruch der Fechtkunst v. J. 1589. Eine Vorarbeit zu einer Geschichte der Marxbrüder und Federfechter von Karl Wassmannsdorff. Heidelberg, 1870. Buchhand- lung von Karl Groos. 8. 58 Stn. Mit einem Titelholz- schnitt.

Wenn auch in den mitgetheilten Dichtungen von Poesie wenig die Rede sein kann , so zeigt doch der Versuch der ehrsamen al- ten Fechtmeister, die zum Theil selbst hervorheben, dafs die Füh- rung des Gänsekiels nicht ihre Sache sei, ihre Kunst in Reime zu bringen, mit welchem Bewufstsein sie jene betrieben, und ihre Schwäche im Bereiche der Dichtkunst beweist fast mehr für die Empfänglichkeit des Publikums, als ihre Stärke getlian haben würde. Dafs wir es hier mit einer wichtigen kulturgeschichtlichen Erscheinung zu thun haben, unterliegt keinem Zweifel; der Ver- fasser der vorliegenden Brochüre hat sich um die Geschichte der Fechtkunst bereits wesentliche Verdienste erworben, und wir dür- fen sein gröfseres Werk mit Interesse erwarten. v. E.

Aufsätze in Zeitschriften. Das Ausland: Nr. 34, S. 806. Die Steinzeit in Dänemark. Das neue Blatt: Nr. 32 f. Das Passionsspiel in Ober-Ammergau. Börsenblatt f. d. deutschen Buchh.: Nr. 134. Auch ein

Wort über das erste deutsche Zeitungswesen. (E. Kelchner.) Europa: Nr. 30, S. 935. Die Zigeuner Tirols. Die Grenzboten: Nr. 33, S. 266. Elsafs u. Lothringen. Der Hausfreund: 13. Heft, Nr. 38, S. 603. Das Rathhaus in

Breslau. (Willi. Anthony.) Evangel. -reform. Kirchenzeitung: 20. Jahrg., Juniheft. Zur

Geschichte der Prädestinationslehre. Luther. Kirchenzeituug: 2. Bd., 1. Heft. Das wahre Princip

evangelischer Kirchenverfassung. 2- Geschichtlicher Ueber-

blick. Allgemeine Militärzeitung: Nr. 27. Das Exerciren der

preufsischen Infanterie. Nach seiner historischen Entwicke-

lung und auf seinem gegenwärtigen Standpunkte. Illustrirte deutsche Monatshefte: Nr. 71 (167), Aug.

S. 490. Die Rose. Historisches aus der Blumenwelt. (S. v. M.) Theolog. Quartalschrift: 52. Jg., 2. Qu.-Heft. Sieben unaus-

gegebene Briefe von Gerhard Groote. (Nolte.)

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Berliner Revue: 62. Bd., 1. Heft. Das vormals sehlesische Fürstenthum Severien. 4. Heft. Die Deutschen in Sieben- bürgen. 1.

Rübezahl: Juni, S. 289. Ein altes schlesischea Pfingstfest. S. 293. Volkstümliches aus Grofsglogau. S. 297. Alter- thümer.

K. Preufs. Staatsanzeiger: Nr. 25. Der Aufbau von Sans- souci und der Anfang seines Gartens. 1745 47. Nr. 27 30. Zur Geschichte des preulsischen Handels und Verkehrs. Nr. 28. 29. Der sittliche Zug in der deutschen Sage. Hün- nengräber in Jütland. Der Dom zu Hildesheim. Nr. 30. Zur Geschichte des eisernen Kreuzes. Die Einwirkungen des englischen Theaters auf die deutsche Bühne im 16. u. 17- Jahrh.

Ueber Land und Meer: Nr. 44. Schlofs Aschhausen.

Oesterr. Viertel Jahresschrift f. kat hol. Theologie: 9. Jhg.i 1. Heft. Nicolaus Elleubog. (L. Geiger.) Beiträge zur Geschichte der Erzdiöcese Wien; 6. Zur Geschichte der Er- richtung des Bisthums Wien ; 7. Das Barrecht in Pottenstein. Mitgetheilt von Th. Wiedemann.

Siebenbürgisch-deutsches Wochenblatt: Nr. 31. Der archäologische Fund bei Hammersdorf.

Neue Zeitschrift f. Musik: Nr. 33, S. 307. Ungedruckte Mu- sikerbriefe. Hrsg. von Dr. Ludw. Nohl. 1. Briefe von Or- lando Lasso.

Dorpater Zeitschrift f. Theologie u. Kirche: 11. Bd., 4. Heft. Eberhard Gutsleff, Superintendent und Oberpastor in Arensburg. Eine kirchenhistorische Skizze aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. (R. Girgensohn.)

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 224. Kaiser Leopolds Manifest als Beantwortung der Kriegserklärung Ludwigs XIV., am 18. Oct. 1688. Nr. 250. Die verbrannten Bibliotheken Strafsburgs. Nr. 251. Martin Luthers Sprache u. Wortschatz. (Rein- hold Bechstein.). Noch einige berühmte Elsässer.

Frankfurter Zeitung: Nr. 196, 2. Bl. Ein Streithaudel des Thomasius.

Illustr. Zeitung: Nr. 1411, S. 47. Das Grimm'sche Wörter- buch und seine Fortsetzer. S. 51. Die grol'se Glocke zu Herisau. S. 56. Das polnische historische Museum in Rap- perswyl.

Vermischte Nachrichten.

84) Der Dom zu Naumburg ein Gewölbebau aus dem 11. bis 13. Jahrh., dem Bamberger Dom sehr ähnlich und eine Menge der schönsten figürlichen und ornamentalen Skulpturen bergend ist durch Emporen, Logen, Kanzel, Altar u. s. w. in geschmacklosestem Zopfstil, sowie durch eine Wand, welche den hohen Ostchor vom Schiffe trennt, in seinem Innern derartig ent- stellt, dafs er weder künstlerisch wirken, noch als würdiger Raum für den Gottesdienst gelten kann. Die Fenster, der Fufsboden befinden sich in der traurigsten Verfassung, und auch das Aeufsere zeigt, abgesehen von den unvollendeten Thürmen, viele Mängel. Dals noch nichts zur Wiederherstellung geschah, mufs um so mehr befremden, als das dortige Domkapitel über ansehnliche Rcichthü- mer zu verfügen hat. (D. Kunstztg., Nr. 28, S. 220.)

85) Canonicus Dr. Fr. Bock, der in den letzten Jahren den reichhaltigen Kunst- und Reliquienschatz des Aachener Münsters mehrfach in Wort und Bild veröffentlichte , hat sich auf Wunsch des Stiftskapitels der Aufgabe unterzogen , für die kuust - und stilgerechte Restauration der sehr beschädigten Reliquien- gefäfse des Münsters in der Weise Sorge zu tragen, dafs die Wiederherstellung je eines Reliquiars durch die Mittel je einer hervorragenden Familie bewerkstelligt werde. Eine nicht unbe- trächtliche Reihe von Restaurationen hat auf diese Weise in jüng- ster Zeit bereits stattgefunden. Die Restauration des Aeulsern der ehemaligen Krönungskirche deutscher Könige schreitet ihrer Vollendung entgegen ; auch steht mit Grund zu erwarten, dafs der musivische Schmuck des innern Oktogons während der nächsten Jahre in alter Pracht wiederhergestellt werde.

86) Zur Wiederherstellung des alten, historisch denk- würdigen Rathhauses in Krakau hat der Kaiser von Oester- reich einen Staatszuschufs von 20000 fl. in vier gleichen Jahres- raten zu je 5000 fl. von 1870 an bewilligt.

87) Die Wiederherstellungsarbeiten an der alten Burg „Vaj da-Hunyad" (Siebenbürgen) schreiten rasch vorwärts; zu Ende August werden der Rittersaal und ein Theil der Basteien vollendet dastehen. Kürzlich wurden bei den Ausbesserungen un- ter mehrfachen Mörtelschichten, welche man abkratzte, zwei Fres- kogemälde, die Brustbilder eines Mannes und einer Frau, blofs- gelegt. Nach den daneben befindlichen Familienwappen sind es die Porträte von Johann Hunyady und Elisabeth Bathory.

(Dies., Nr. 1416.)

88) Die Bildung einer archäologischen Landescommis- sion in Ungarn ist von dem dortigen Unterrichtsminister be- schlossen worden. Dieselbe soll für die Erhaltung der im Lande vorhandenen Baudenkmale Sorge tragen. (Dies., Nr. 1415.)

89) Einer der ältesten, zierlichsten, für Archäologen wie Künstler interessanten gothischen Baureste, nämlich der kleine Thurm im Dorfe Dachbetten bei Regensburg, ist jetzt abge- brochen worden. Der Thurm stand auf dem alten Schlachtfelde, wo der Bayernherzog Arnulf, von der Geistlichkeit der Böse zu- benannt, mit Heinrich dem Sachsen im Jahre 920 um die deutsche Krone kämpfte. Einer Stadt wie Regensburg, die so reich an Wahrzeichen einer fast zweitausendjährigen Geschichte ist, wäre eine recht rührige Theilnahme für ihre archäologischen Schätze zu wünschen, deren schon viele unnütz vernichtet worden sind. (Dies., Nr. 1413; vergl. den Art. „Archäologisches aus Regens- burg" in Nr. 199 der Allg. Ztg.)

90) In Köln ist man beim Ausschachten der Keer für einige Neubauten in der Römerthurmstrafse auf alte, kräftige, durch nie- drige Bogen miteinander verbundene Mauerpfeiler gestofsen, welche nach Mafsgabe ihrer Construction und ihres Materials sich als die Substructionen eines bedeutenden mittelalterlichen Bau- werks zu erkennen geben. In römischer Zeit soll an dieser Stelle das Militärprätorium gestanden haben. Die vielen römischen Bau- reste, die sich unter dem Bauschutte fanden, bestätigen hier den früheren Bestand eines römischen Bauwerks, geben aber keinerlei Haltpunkte für die Feststellung der ehemaligen Bestimmung des- selben. (III. Ztg., Nr. 1411.)

91) In dem ungarischen Dorfe Zsigra, welches eine prächtig gebaute rumänische Kirche besitzt, wurden Freskogemälde von

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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historischem Werthe, Schlachtenbilder darstellend, gothische Al- täre und antike Kirchengeräthe entdeckt. (Dies., Nr. 1416.)

92) In zwei alten Dorfkirchen der Niederlande, zu Wijk in Geldern und zu Bathin en in Overijssel, hat man bei Gelegenheit von Reparaturbauten alte Wandmalereien aufgedeckt, die um bo bemerkenswerther sind, als von älterer Malerei in den Nieder- landen fast keine Spuren bis auf unsere Zeit gekommen. An ersterem Orte sind es drei Apostelfiguren , Paulus, Petrus und Andreas, etwa in halber LeibesgröTse und auf einem Hintergrunde mit Teppichmuster. Sie sind mit leichter Hand in starken Kon- turen gezeichnet und einfach mit ganzen Farben koloriert, fanden sich jedoch nach Abnahme der vielfachen Kalktünche, die sie deckte, so unhaltbar, dafs man sich begnügen mufste, eine Durchzeichnung davon zu nehmen. Bedeutender sind die Reste in der Kirche zu Bathmen. Dort fanden sich im Schiffe die frei- lich ganz verdorbenen Reste eines grofsen Bildes des jüngsten Ge- richts, dagegen im Chor sehr gut erhaltene Brustbilder von hei- ligen Personen in Lebensgröfse und eine grofse Darstellung der Geschichte der 10,000 syrischen Märtyrer. Dieses Bild ist etwa 22 Quadratmeter grol's und stammt vermuthlich aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. (Korr. v. u. f. D., Nr. 350.)

93) In dem Holbeinzimmer der Dresdener Gemäldegalerie ist ein neuerworbenes, höchst werthvolles Bild aufgestellt worden. Es ist ein Werk Hans Holbein's des Jüngern, welches vor kurzem in Düsseldorf auftauchte, von dem Historienmaler Prof. H. Mücke erworben und an die Galerie in Dresden verkauft wurde. Dasselbe, grau in Grau gemalt, bringt den Tod der Virginia zur Anschauung. Der Künstler hat ein dichtes Volksgedränge vor dem auf erhöhtem Sitze thronenden Tribun Appius Claudius dar- gestellt, inmitten dessen die tragische Scene vor sich geht. Die gewaltige Gröfse und der echt historische Stil der Darstellung, der Reichthum der Charaktere, der Ausdruck der Köpfe und die vollendete Meisterschaft der Ausführung weisen dem Bilde eine der ersten Stellen auf dem Gebiete der deutschen Historienmale- rei des 16. Jahrhunderts an. (Organ f. ehr. Kunst, Nr. 13)

94) Die für Dresden projektiert gewesene Holbeinausstel- lung (s. vor. Nr., Sp. 259) ist auf nächstes Jahr verschoben.

(111. Ztg., Nr. 1413.)

95) Während der Zeit von Anfang Juli bis Mitte August die- ses Jahres fand zu Aachen eine Ausstellung mittelalterli- cher Gewebe und Ornatstickereien in der grofsen Aula des Polytechnikums und dessen Nebensälen statt. Das Stiftskapi- tel hatte in seiner' Sitzung vom 4. Juni den Beschlufs gefafst, dafs die geeigneten textilen Ornate und liturgischen Prachtgewänder des Münsterschatzes, desgleichen eine gröfsere Sammlung von meist byzantinischen figurierten Seidengeweben der Ausstellung überwiesen werden sollten. Um das Studium und die Wiederbe- lebung der ornamentalen Künste durch diese internationale Aus- stellung in den weitesten Kreisen zu wecken und zu heben, hatten auch mehrere Kirchenvorstände des In - und Auslandes die Be- schickung der Ausstellung mit besonders geeigneten Ornaten zu- gesagt. Ueberhaupt war beabsichtigt, die Ausstellung in reich- stem Umfange und möglichster Vollständigkeit herzustellen. Allein wie in so manches andere, so mufste auch in dieses Unternehmen der inzwischen ausgebrochene Krieg störend eingreifen. Leider konnten sich deshalb die Erwartungen, welche man an den Er- folg der Ausstellung geknüpft hatte, in keiner Weise erfüllen.

96) Der fürstlich Thurn und Taxissche Archivar Dr. Will in Regensburg hat über 200 Pergamenturkunden mit meist wohlerhaltenen Siegeln entdeckt, welche ohne Zweifel aus einem graubündischen Archiv stammen und der Zeit des 13. bis Ende des 15. Jahrhunderts angehören. Viele dieser Urkunden be- treffen die berühmten Familien der Vaz, Razüns, Werdenberg, Montfort, Toggenburg, Schauenstein u. s. w. Andere haben Be- zug auf Bischöfe von Chur, andere gehören berühmten Klöstern an, wie Disentis und Pfäffers. Dieser Urkundenschatz mufs schon vor langer Zeit seiner Heimat entfremdet worden sein , denn kein einziges Stück findet sich bei Mohr, Codex diplomaticus (Samm- lung der Urkunden zur Geschichte Cur-Rätien3 und der Republik Graubünden), oder bei Eichhorn, Episcopatus Curiensis in Rhaetia, abgedruckt. (Europ. Chr., Nr. 29)

97) Im Jahre 1868 wurden in einem Torfmoor bei Roben- hausen in der Schweiz Pfahlbautenreste entdeckt. Messiko- mer aus Zürich hat inzwischen dieses Torfmoor, welches etwa 60,000 Quadratfufs grol's ist, bis auf 12 Fufs, d. h. bis auf den weifsen Seeboden, austiefen lassen und auf diese Weise drei über- einander stehende Pfahlbauten entdeckt, welche eine feste Unter- lage von Pfählen und Balken haben, und deren Untersuchung die mannigfaltigsten Gegenstände zu Tage gefördert hat. Es fanden sich daselbst Knochen- und Steinwerkzeuge, namentlich Steinäxte und Steinsägen, Reibsteine und Knochenahlen, auch hölzerne Keu- len, Lederstücke, Netzfragmente, Gewebe und Bestandteile von Webstühlen; an Naturprodukten: Weizen, Gerste, Hirse, desglei- chen Weizen-, Gersten- und Hirsebrod, Flachs (roh und bearbeitet), Aepfel und Birnen, ferner Reste von Bären, Wolf, Wildschwein, Torfschwein und Torfkuh, Wildkatze, Wisent, Ur, Elenn und Bi- ber, desgleichen von Rind, Schaf, Ziege, selten von Pferden.

(Köln. Ztg., Nr. 185, 2. Bl.)

98) Ein vorchristliches Steindenkmal wurde kürzlich in der Nähe von Osnabrück ausgegraben. Das Denkmal liegt bei Dei- tinghausen und gehört dem Colonen Bettinghaus. Die Fund- gegenstände bestanden in mehreren sehr schön geschliffenen Feuer- steinkeileu, Bruchstücken von Feuersteinmessern, Scherben von schlichten und verzierten Urnen, Knochen und Holzkohlen. Der Hauptzweck der Untersuchung war indefs die genaue Feststellung des innern Baues des Denkmals , welche auch in befriedigender Weise erreicht wurde. (111. Ztg., Nr. 1413.)

99) Am Fufse der Teufelskanzel unweit Solnhofen wurde im Verlaufe dieses Sommers bei Gelegenheit von Bahnarbeiten ein Fund von Bronzealterthümern gemacht, der weniger durch die Reichhaltigkeit der gewonnenen Gegenstände, als vielmehr durch die Seltenheit eines Geräthes interessant ist, dem wir in dieser Form noch in keiner Sammlung begegnet zu sein uns er- innern. Dasselbe besteht aus einem starken, in fünf weit ausla- denden Krümmungen schlangenförmig gewundenen, an einem Ende zugespitzten, am anderen in eine Spirale zusammengelegten Bronze- draht. Nahe dieser Spirale ist eine bewegliche Röhre umgelegt, von deren einer Seite drei, etwa zolllange Oehre hervortreten, die je einen fast eben so grofsen Ring halten. An den inneren Kan- ten dieser letzteren machen sich kleine Vorsprünge bemerkbar, welche den Zweck gehabt zu haben scheinen, stärkere Stellen des Metalles mit dem der Oehre in Berührung zu halten und so die Folgen der Reibung und Abnutzung zu vermindern. Jeder Ring enthält, ebenfalls durch grofse Oehre befestigt , zwei gabelförmige

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Zierathen, die je mit glatten Flächen gegeneinander gekehrt sind, während die Kanten der aufseien Seiten sich abgestumpft zeigen. Dafs das Ganze, welches etwa 16 Centimeter in der Länge mifst, die Bedeutung der häufig vorkommenden grol'sen Gewandnadeln gehabt habe, ist trotz der abweichenden Gestaltung wohl kaum zu bezweifeln. Es gehört seiner Zusammensetzung und der Stilisie- rung der Zierathen nach entschieden zu den Denkmälern, deren Herkunft als etruskisch allgemein angenommen wird. Zwei in demselben Funde enthaltene Armringe waren ohne besondere Be- deutung, ebenso etliche Eisensplitter, welche in einiger Entfernung vom oben genannten Orte in einem Erdgrabe neben Resten eines Skelettes gefunden wurden.

100) Einer Nachricht aus Hermannstadt zufolge wurde von dem benachbarten, wirklich klassischen Boden von Hammers- dorf, in der Nähe des Dorfes, auf dem Acker eines Zigeuners eine unverkennbar antike Waffen Werkstatt e mit einem ziem- lich grol'sen Yorrath an bronzenen Watten verschiedener Art und anderweitigen Ausrüstungsstücken, ferner Rohmaterial an Kupfer und Zinn aufgefunden und vom Besitzer des Grundstücks sofort an einen Hermanustädter Kupferschmied veräul'sert. Nach ei- ner kleinen Nachlese des Fundes zu urtheileu, soll es sich hier um einen sehr bemerkenswertheu Fund handeln. Eine spätere Nachricht sagt : Der Archäologe Dr. Florian Römer ist in Hermannstadt eingetroffen, wohin der gelehrte Custos des Pester Nationalmuseums von der Regierung gesendet wurde, um den ar- chäologischen Fund bei Hammersdorf für das Museum zu über- nehmen. (111. Ztg., Nr. 1412. 1413.)

101) In der Sitzung der philosophisch -historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien vom 20. Juli d. J. legte Dr. F. Hofmann eine interessante Abhandlung „über den Verlobungs- und den Trauring" vor. Das Ergebnil's

der Untersuchung sei hier mit kurzen Worten dargelegt. Bei al- len Völkern ist der Brautkauf die ursprüngliche Art der Ehe- schliefsung. Der Ring, den der Bräutigam (und nur er) zu geben pflegte, entspricht dem Ringe , den bei Griechen und Römern zu- weilen der Käufer als Zeichen ernstlichen Vertragswillens (arrha) dem andern Contrahenten gab, war daher ursprünglich nur ein Zeichen der Verlobung. Unzweifelhaft ist die Beringung keine urgermanische Sitte, sondern mit dem Christenthum von Italien aus eingedrungen. Bis in das späteste Mittelalter kamen kleine Münzen bei der Trauung eben so häufig zur Verwendung als Ringe, was noch deutlich auf den Brautkauf zurückweist. Mit der Erin- nerung an diesen erlosch das Bewufstsein von der ursprünglichen Bedeutung der Sitte des Beringens, die nicht mehr mit der Ver- tragstreue, sondern mit der Treue der Neigung in Verbindung ge- bracht wurde.

102) Von den 19 Preisfragen, welche die Gesellschaft der Künste und Wissenschaften zu Utrecht für 1870 ausschreibt, sind folgende drei, als die deutsche Geschichte berührend, hier anzu- merken: Eine Denkschrift über die sog. flämischen Sandsteinkrüge (cruches, dites de Gres de Flandre), welche im 16. u. 17. Jahrh. in den Niederlanden im Gebrauch waren; eine Biographie des Ludwig von Beaufort, hauptsächlich in Rücksicht auf seine Ver- dienste als Geschichtsforscher; eine Studie über den Einflul's des grofsen Raths von Mecheln auf das alte niederländische Recht. Der Preis für jede würdige Lösung einer Frage besteht in einer goldenen oder silbernen Medaille zum Werthe von 300 3. holl. (ca. 620 frcs.) Die Aufsätze dürfen in französischer, holländischer, deutscher (mit lateinischen Buchstaben), englischer und lateini- scher Sprache geschrieben sein, und sind vor dem 1. Decbr. 1871 an den Sekretär der Gesellschaft N. F. van Nooten zu Utrecht frankiert, unter Beobachtung der üblichen Formalitäten, einzusenden.

1 i 1 1 h e i 1 u n g e n.

9) Aufforderung und Bitte.

Mit dem Sammeln von Materialien zu einer Geschichte der Orgel beschäftigt, richtet der Unterzeichnete an Alle, denen bezüg- liche Urkunden, (Contrakte, Baurechnungen etc.), Abbildungen (Miniaturen, Baurisse, Stiche, Photographieen,) seltnere Druck- werke oder ältere Orgeln selbst bekannt und zugänglich sind, die dringende Bitte, ihm hierüber möglichst ausführliche Mittheilung zu machen, rcsp. ihm derartige Abbildungen und Bücher leihweise oder käuflich zur Vervollständigung einer später dem germanischen Museum zu übergebenden Sammlung zu überlassen. Prompteste Zurücklieferung und gewissenhafte Schonung des Anvertrauten

wird zugesichert. Gesucht werden hauptsächlich die Werke von: Bendeler organopoeia Frcf. 1690. Müller Sendschr. Bier mann organogr. hildesh. Mittag bist. Abhandig. Hül- phers hist. Afhandlingetc. Fabricius Unterricht etc. Frkf.1756 Förner vollk. Bericht 1684. Ludwig Gedanken etc. Sorge der i. d. Rechenk. erf. Obmstr. und die Monographieen von Krasskeu (2), Boxberg, Lonelius, Trost, Hartmann, G i e s e , sowie Stiche von den Orgeln zu Landshut, Augsburg, Riga, Görlitz.

Marburg, (Provinz Hessen -Nassau).

L. Bickell, Reg. - Referendar.

Verantwortliche Redaction : A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sche Buchdrucker ei in Nürnberg.

Nürnberg1. Das Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3fl. 36 kr. im 24 fi.-Fui's oder 2 Thlr. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Strafsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F.Klinck- eieck, Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem

ANZEIGER

FÜR MUHE DER

Neue Folge.

Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate , 14 Hennetta-Street Covent - Garden in London ; für Nord- Amerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commis- Bionär der literar.-artist. Anstalt des Mu- seums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be- fördert.

iin

Siebzehnter Jahrgang.

1870.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS. JW10.

October.

Wissenschaftliche Mittheilungeii.

Laurea sanctorum,

ein lateinischer Cisiojanus des Hugo von Trimberg.

(Schlufs.) Incipit laurea sanctorum. (fol. 164.) Cum sit necessarium sanctos invocare, Ut factorem omnium velint exorare, Ne mole peccaminum sontes opprimantur, Sed salutis bravium cursum nanciscantur, 5 Quoddam kalendarium sive letaniam

Tarn per metrum varium quam per rudani viam Annuoa) curriculo quidam compilavit Et pro latino pueris discentibus donavit, Imitans compendium versuum illorum 10 Cisio Janus epi; quis enim sanctorum Numerum vel nomina novit singulorum Praeter hunc qui solus est conditor ipsorum, Qui et multitudinem numerat stellarum Atque solus nomina disserit illarum. 15 Sed cum sit difficile regulain finitam De infinitis dicere nee non expeditam, Intrans viridarium paradisi corde Auetor kujus carminis multos sine sorde Flores ibi reperit, ex quibus elegit 20 Digniores, et in unum sertulumb> compegit Lilia cum violis rosasque vernantes, Id est justos quoslibet Deo conregnantes;

Designantur etenim vere per hos flores Martires et virgines atque confessores,

25 Quos per metrum disticum auetor invoeavit Atque kalendarium sie metrifieavit. Ac si vellet faeibus solem adjuvare (fol. 161'.) Sivec) densem nemorura liguis augmentare Fide dignis soeiis committens hoc dietamen

30 Ut linient et corrigant fidum per examen

Hirta, scabra, mareida funditus runcantes f) Ovidius Et si que sunt superflua ramalia truncantes. Non corrodat emulus hec dente canino

_ _ _ _ d)

35 Puerica licentia metrique de rigore Carent legis, propria vocabula vigore Licenter ita posita non flocci6' pendantur Et que metri gravitas stringit non carpantur Frequens repetitio quorumdam verborum

40 Careat hie vitio, quippe cum illorum Celebrior positio nequeat vitari, Cum quibus petitio debet explicari. In locis necessariis ponendi sunt auetores, In quibus collecti sunt vocabulorum flores.

45 Igitur si placeat scribant hec minores Atque sibi faciant exponere majores Ut per tale Studium perque bonos mores

a) Die Handschrift hat: anirao. b) serculum.

ist.

c) seu. d) Sinn und Reim zeigen, dafs hier ein Vers ausgefallen

cl flecti.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Cum dictatore summos mereantur honores.

Pax sit scribenti, sit pax hec metra legenti, f) no» 50 Pax exponenti, pax omnia corde tenenti.

Nos circumcidat") Dens et mala cuncta relidat

Qui circumcisus propter nos est homo visus.

Mistica dona feruut tria tres magi duce Stella

Et puerum querunt natum de virgine bella. 55 Christum quesistis simul et matrem reperistis f) additio

Ut celura meritis ascendam supplico vestris.

Celi nos aule socies heremicola Paule (fol. 165.)

Dulcia mixtilla simul ut roboremur in illa.

Hilarius vir non varius sed praesul honestus 60 Nos fragiles reddat stabiles, domitans litis estus.

Presbyter alme Felix meritis et nomine felix,

Quesimus ut runces prece*) erimina nostraque trunces.

Marcellus papa totus vitii sine lapa

Nos miseros purget, quos sarcina criminiss) urget. 65 Virgo Dei Prisca ne nos onerent mala prisca

Sordis et anginah), tua nobis prosit agina.

In Christo sanus gaudet raartir Fabianus,

Nam mala nulla luit, sed sine fine cluit !).

Est orbis vasti dccus atque lucerna Sebasti- 70 anus, cui tela pro morte fuere medela.

Virtutum magnes o virgo nobilis Agnes,

Cui->> sociata places, agnum nobis prece places.

Inclite Vincenti qui sanguinis imbre rubenti

Es raartir Christi nos erue de nece tristi. 75 Annuat ipse Deus suus et famulus Timotheus,

Pro scelerum flocco decoret nos perpete coccok>.

Saulus perversus prius existens lupus agnus

Postea conversus fit doctor precoque raagnus.

Expertes secte de criminis arbore secte 80 Fac nos Prejecte vivamus ammodo rede.

Sontes sulphurea rapiat Polycarpus ab olla

Hos ut purpurea celi Deus ornet abolla.

Ignatius, totus ignitus pneumatis igne,

Insita cordicitus Christi fert nomina digne. 85 Brigida flos fidei sacra casta decens sine nevo (fol. 165'.)

In virtute Dei pctulanti1» restitit evo.

Yirgo Maria pia prae eunctis purificata

Nos a sorde pia ducens ad regna beata.

Martir et antistes precibus succurrito Blasi 90 Ne pereant tristes vite de codice rasi.

Funde preces Agatha pro nobis virgo beata

Ut mala vitemus ne per vada nigra bitamus.

Impetret in celis Scolastica virgo fidelis,

Ut barathri clathros hostes fugiamus et atros.

95 Alme Valentine necis expers atque ruine Te duce nos spurca vitii non mergat amurca. Nos doceat virgo martirque Dei Juliana Inm> mundi pirgo levipendere gaudia vana. Orat pregratusn) Domino Petrus0' cathedratus,

100 Ne reprimens noxa spoliet nos?' perpete doxa. Custodire vias electas sacer Mathias Nos doceat legis sie et attoniti gregis. (?) Oreti) Perpetua cumr> saneta Felicitate, Nos ut perpetua Deus ornet felicitate.

105 Gregorius pater egregius clerique coraula

Katholicam cluat ecclesiam prece solis in aula. 0 pia Gerdrudis quae pacis commoda cudis Bellaque concludis nos celi jungito ludis. Zelator morum pater et speculum monachorum

110 Ad loca non riete pacis trabe nos Benedicte. Nunciat illud ave quod sontes llbänturs) ate In latebris celle Domini synmista puelle. Quesimus Ambrosi tua saneta precatio prosit His quos dampnosi delicti sarcina rosit*>.

115 Celi nos curti post evi tempora curtiu> Jungito Valeriane sacer martirque Tiburti. Nos deposce mori feliciter sancteT> Geori, (fol. 166.) Qui martir Christi constans in agone fuisti. Serve Dei Marce, sublimis in etheris arce

120 Quodw) ferent arce cordis pus quesumus arce. Sancti Vitalis nos intercessio mundet Ne nos pessumdet noxx> jugiter exitialis. Clade gravi lippe gentes o clare Philippe Ne male cecentur te supplici clarificentur.

125 Sit Jacobus eunctis virtutum glutine junetis Promis archemon hos ne calvat cacademon. Walpurgis casta miseris sit ensis et hasta Quo superant fastum, qua pellant demonis astum. Nos crux inventa tueatur qualibet hora

130 In qua distenta sunt Christi membra decora. Presul Alexander cum collegis sibi caris Nos incessanter juvet in celestibus aris. Ads*) bona non tardus presul Domini Godehardus Cum grege nos albo precibus compaginet albo.

135 Pro Domino passus Johannes ante latinam

Portam non lassus sit a gentibus ad medicinam. Subveniantz) cordi timido saneta prece Gordi- anus et Epimachus virtutum germine fonli. Oret°J Achilleus Pancratius atque Nereus,

140 Ne crucient dire miserorum pectora Dire. Gangolfus miles solitus res spernere viles,

aa)

e') eircumdat. f) preces. g) erimina. h) augina. i) Penta- meter, j) C ijus. kl toeco. 1> peculatum.

m) ira. n) praegnatus. o) Petrus tuque. p) nox. q) 0 rex.

r) et et. s) libatur. t) Hos . . delicta . . . resi. u) turti. v) sancti.

w) quo. x) nos. y) Kl. z) aubvenerant. aa) Dem Sinne nach ein Vers ausgefallen.

305

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

306

Fac pie Servati gratosbb> die pietati

Hos qui peccati veteris sunt fasce gravati. 145 Adjuvet Urbanus martir Domini venerandus

Ne vaga sumamus, illectet cc) corda nefandus.

Sancti Felicis nos intercessio pura

Sulphuris atque picis trahat a sorde spurcadd>.

Alma Petronella Domino dilecta puella (fol. 166'.) 150 Pro nobis ora, sis previa mortis in hora.

A zabuli predis oratio nos Mcomedis

Segregat ut leti maneamus tempore leti.

Nos Marcellini Petrique precatio firma

Roboret ut vitii nos non teret ammodo summa. 155 Archimandrita martirque Dei Bouifati

Noster in hac vita sis dux et tempore fati.

Impetreteo> a Domino Primus cum Feliciano

Surgat ut omnis homo de lapsu cottidiano.

Venia dei Barnaba mite mitior arva 160 Sis nobis parma contra fera demonis arma.

Basilidis, Cyrini Nazariique, Naboris

Auxilium trepidos suffulciat omnibus horis.

In vera vite palmes teuer et redimite

Phospboree vite pete nobis gaudia Vite. 165 Criminis a reste Crescentia, Vite, Modeste,

Nos absolvatis, precibusque piis foveatis.

Adjuvat bos Marcus servus et collega fidelis,

Letiferis telis scelerum quos sauciat arcus.

Gervasius cum Protasio miseros tueatur, 170 Exitio ne pro vitio rea gens tribuatur.

Presbiter Albane clangens fidei tuba sane

In nobis unca vitiorum germina runca.

A jügi pena sanctorum milia dena

Sontes absolvantff>, ne sulphuris hos vada volvant. 175 Nos, pie rex Christe, lavet intercessio munda

Sancti Baptiste, qui te mundum luit unda.

Virtutum pannis oratio sancta Johannis

Et Pauli nudos decoret facies mage sudos.

Septem pulsantes recavi sub tegmine montis (fol. 167.) 180 Nos male palantes a clade cluant Acherontis.

Quos libet errantes vitio 8g) vitium cumulantes

Conciliando deo corrige papa Leo. hh>

Ora Petre Symon rex ut nos protegat ymon (?)

Contra praedonem, qui te dedit opilionem. 185 Ingens non paule, sublimis apostole caule

Virtutum merce precamina nostra coerce.

Martir Processus cum sancto Martiuiano

Postulet ut pressus homo surgat ab hoste profano.

Presul Udalricus, Domini specialis amicus, 190 Per mundi vicos munda prece mundat iniquos.

Sanctus Othmarus,"' Colonatus, Kilianus

Nos prece vicatim studeant mundare diatim.

Septem nos fratrum juvet intercessio pura

Sanctorum patrum servare salubria jura. 195 Digne translatus Benedictus et extumulatus

Subveuiat stultis vitiorum mole sepultis.

Hex pius Henricus, re-»> largus, mente pudicus,

Vi scelerum varos precibus sustollat avarus.

0 Margaretha virtutum germine feta 200 Criminis ad Stigma fer opis miseris cito smigma.

Bis seni missi per mundi climata missi

Nos prece sincera ducant ad gaudia vera.

Alma dei serva Reinsvindis corda proterva

Dulcibus enerva precibus domiuoque reserva. 205 Quem deus allexit doceat nos sanctus Alexis

Spernere propolas, meritoria, pharmacopolas.

0 pia Braxedis cunctis succurrito fidis

Ut bona sie braxent vitiis ne frena relaxent.

Magdala peccatrix Christi specialis amatrix (fol. 167'.) 210 Sic prece feeundet nos ut beata(!) vita seeundet.

Apollinaris sacer in celestibus aris

Nos precibus claris domini conjungito caris.

0 vernans verna*) christi Christina superna *) ancilla

De mundi zerna1*) trabe nos ad gaudia verna*). *) amena 215 Christi cognatus Jacobus famulusque beatus

Nostros conatus retrahat de labe reatus.

Christoforus magnus patiens martir velut agnus

Nos doceat gnavosu> hostes superare profanos.

Subveniat miseris oratio Pantaleonis 220 Quos laqueo sceleris vinxit fraus dira leonis.

Sanctus Simplicius cum consoeiis benedictis

Cunctis propicius sit ab hostibus hie male victis.

Christi prudentes Abdon Sennesque clientes

Exstirpent sentes scelerum nos impedientes. 225 Vincula qui vineto dirupit carcere Petro

Nos ab inexstineto luis*) avocet**)u'> carcere tetro***). *) sordis **) trahat ***) obscuro

Papa roget Stephanus domini non assecla bonus

Ut zabuli busta non calvat corpora vesca.

Stephanus inventus, dans gaudia plurima genti, 230 Nostros conventus commendet euneta regenti.

Sontibus*) Oswalde veniam pete rex pie valde *) reis

Hos perpes multa*) ne muleitet ob mala multa. *) pena

Sanctis conmixte pie martir papaque Sixte

Nos ope prelustri*) retrahas de vortice flustri"11"'. *) nobili f) vortex est circulatio et circumvolatio aquae, id est swal, flustrum vero ipsa vorago. 235 Christi testis Afra fidei sub tegmine vafra*) *) astuta

In crepitante pyra sprevit cruciamina dira.

bb) grates. cc) illecet. Conditionaler Conjunctiv, vgl. Cic. de nat. d. I, 2i , 57. dd) spe carica. ee) Impetrent. ff) absolvat. gg) ulcio. hh) Pentameter.

ii) Othnarius. jj) re et. kk) serva; vgl. dazu Vers 289. 11) do- cea gnanos. 11') avolet. mm) lustri.

307

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

308

Laude coronate martir venerande Donate

Nos precibus grate de penarum trahe crate.

Obtineat precibus martir Domini Cyriacus 240 Ne sine fine lacus miseros furcillet opacus. *) obscurus

Protege Romane peccantes seroque mane (fol. 168.)

Ne scelus inmane queat hos seducere vane.

Tiro *) dei justus prunis Laurentius ustus *) degen

Ne nos flamma voret vitiorom jugiter oret. 245 Virtutum lima vitiorum tubera lima

Ne princeps furti cruciet nos, sancte Tiburti.

Virgo deo clara meritis et nomine Clara

Sparsit in orbis hara que in eterna1"1) metit ara.

Hippolytus nudus, sudus foris, intus et udus 250 Non est dampnatus quamvis sit equis laceratus.

Eusebius durus contra fera scismata murus

Clausus in obscuris obiit pro canone juris.

Est assumpta dei genitrix ad regna trophei

Et chorus omnis ei reboat*) Carmen jubilei. *) cantat 255 Scandit ad ethera virgo puerpera virgula Yesse

Non sine corpore sed sine tempore tendit adesse.

Pro variis penis vario cruciamine plenis

Agapitus juvenis fidei non cessit babenis.

Serve dei Magne meritis et nomine magne 260 Cunctos emenda qui non vivunt sine meuda*). *) macula

Sauctorum precibus Timothei Symphoriani

Det nobis Dominus ne spe fallamur inani.

Nos tibi summe Deus commendet Bartholomeus,

Qui te testatus pro te fuit exeoriatus. 265 Rufe Dei eultor ne nos cruciet luis ultor

Nobis suecurras scelerum removendo saburras.

Oret pro nobis Christi vexillifer Hermes

Ne nos cum reprobis rodant in sulphure vermes.

Nos Augustine trahe lux ubi sit sine fine 270 De scrobe sentine™' quam nescit meta ruine. (?)

Fit saltatricis precium suasu meretricis

Cervix Baptiste que te lavit pie Christe.

Nos ope divina confortet virgo Sabina

Ne nos vulpina fraus ledat sive lupina. 275 Obtineant precibus sanetus Felix et Adauctus (fol. 168'.)

Ut per nos numerus sanetorum fiat adauctus.

Impetret Egidius sacer actu me'nteque dius *) *) divinus

Ut poliarcha pius famulis nos aggreget ejus.

Est nobis nata mediatrix virgo beata 280 Per quam donata sunt mundo gaudia grata.

Da Deus ut precibus Adriani Corbiniaui

Intus et exterius possimus vivere sani.

More boni nos Gorgoni defende patroni

Ne vaga mens mala semper agens sit preda draconi. 285 De pieeis undis trahe nos virgo Kunegundis

Que precibus mundis spem vite das gemebundis.

Postulet a Domino sanetus Protus atque Jacinctus

Ne superetur homo fidei munimine cinetus.

Expertes zerne*) vitiorum00' sancte Materne *) sine parte

scabiei 290 Fac nos eterne precibus sociando lucerne.

Exaltata Dei crux summi forma trophei

Sic nobis Signum pellens proeul omne malignum.

Confer auxilium Cornelius et Cyprianus

Orbis ut exilium bene pertransire queamus. 295 De latebris fedis oratio nos Nicomedis

Ad loca mercedis velut agnos ducat ab hedis.

Nos Eufemia de muudi pseudosophia

Non errante via ducas ad gaudia dia.

0 pie Lamperte Christi dilector aperte 300 Quesimus ut per te eulpe mundentur operte.

Arcis ad etheree trahe nos bone sancte Mathee,

Xe nos fimee*) seducat amor Cythare«**)0!". *)immo-

ralis **) Veneris

0 pie Mauriti uos vere jungito viti,

In qua tu flores soeiique tui quasi flores. 305 Nobis propitii sint Cosmas et Damianus,

Omne genus vitii per eos ut transiliamus.

Collocet in celis oratio nos Michaelis, (fol. 169.)

Dum fidei m) velis navigat mare quisque fidelis.

Expositor legis veteris summi tuba regis 310 Hieronymus clerum doceat cognoscere verum.

Gens Pommerana letatur dogmate sana

Presulis Ottonis, linquens jugum Babilonis.

Oret Germanus, Remigius atque Vedastus

Nos ut mundanus nequeat seducere fastus. 315 Pro Christo passa flammisque crepantibus assa

Inclita saneta Fides jam mala nulla vides8»).

Nostris Francisce precibus suffragia misce

Ne vite prisce ledant in fine marisce *). *) sordes

Martir et antistes doctorum flos Dionysi 320 Ducito nos tristes ad letitiam paradisi.

Quid deceat quid non trutinareque *) nothiseauton")**) *) librare **) cognosce te ipsum

Nos doceat Gereon clarus in arce Syon*)ss). *) specula,

quae dicitur warte.

Sanctis conmixtus in celis papa Calixtus

Subveniat"» fessis, eulparum pondere pressis. 325 Burgharde sacer coutra mala quaelibet acer

Nos vitare doce mala gestu, corpore, voce.

Galle capsella decorat quam rubra catella

Quoslibet in cella fratres docet hie nova bella.

Perpeteuu> nos luce lucet") intercessio Luce 330 Ne mala vertigo nos obruat aut scaturigo *). *) immundities

Nobis regna darf per te petimus Januari

In quibus ante Deum letaris habere tropheum.

nn) ara . . . materna. nn') semine.

oo) vicorum. pp) cyrbaree. qq) fidelis. rr) nothiseliton. ss) Pentameter, tt) subvenerat. uu) perpere. vv) licet.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

310

Post vite cursum si quis vult scandere sursum

Vineiat nunc ursum(?) quem vincat Ursula rursuni. 335 Miratur clerus quod Christi verna Severus

De lanis raptus fit presul doctus et aptus.

Sancte Severine trahe nos de valle ruine

Ne plagant spine culparum nos sine fine.

Saudi sutores Crispinus et Crispinianus (fol. 169'.) 340 Nos doceant mores quibas alta poli capiamus.

Simonis et Jude nos intercessio purget

Cordis in incude dum spurca rebellio turget.

Martir Quintinus non volpinus sed ovinus

Mentes volpinas prece corrigat atque lupinas. 345 Votis sanctorum cunctorum Christe tuorum

Mundiflca corda vitiorum . ww)

A nobis pulsi radicitus atque revulsi

Errores varii sint prece Cesarii. ")

Larga dei pietas ad gaudia ducat amena 350 Captivas animas quas expiat*) horrida pena. *) purgat

Eustachius miles pompas oblitus heriles

Se dedit et natos Christo cum conjuge gratos.

Cantica divina doceat nos virgo Marina

Sub monachi veste, quae muudum vicit honeste. 355 Corde leo, nardus fidei sanctus Leonardus

Ad bona non tardus mala transiit ut leopardus.

Bis duo sculptores quibus est deus ipse Corona

Nos ad summa bona doceaut tolerare labores.

Assiduis precibus preciose Theodore martir 360 Absolvas animas quas in tenebris cruciat pyr.

Presul Martinus Christi dulcedine plenus

Mente columbinus fuit patiens et egenus.

Martins egregiisr) nos intercessio Menne

Ad loca subsidii trahat a fetore gehenne. 365 Qui sunt addictiZ2> pejus quia demone victi

Parcius afflicti per te redeant pie Bricti.

Abbas Othmarus, virtutum lumine clarus,

Ychonomns*)™) gnarus gaudet Domino fore carus.

*) dispensans sapiens

Virgo Cecilia pro Christi nomine passa 370 Nobis non lassa conferat auxilia. **>

Papa Dei Clemens meritis et nomine Clemens (fol. 170.)

Non fuit hie demens *) sed mundi scandala demens. **)

*) stultus **) auferens vel excipiens

Ora Chrysogone miserorum fide patrOne

Nos ut sub divo*) deus ornet munere divo.**) *) aere

**) divino 375 Inclita regina martirque dei Katherina

Nos tua doctrina trahat a fetente latrina*). *) cloaca

Nos pius Andreas doceat vitare galeas*) *) naves

Fortibus armatis gravidas, rigidasque piratis.

Barbara virgo Dei nobis ferat arma trophei 380 Ne mundi lama*) nos fallat sive dilama.**) *) lutum

**) fallacia

Lampas virtutum, scola morum, flos bonitatis,

Auxilii scutum Nicolaus adest tribulatis.

Ut nobis dia lux luceat alma Lucia

Postulet et gignam *) doceat superare raalignam. *) pugnam 385 Cunctis cecatis vitiorum mole gravatis

Impetre Otilia jugiter utilia. bbb)

Thoma, tu diu mussans, didymus*) qui jure vocaris,

*) dubius f) quia diu mussas

Pro nobis orans sis in celestibus aris.

Filius est matris genitus sine semine patris 390 Quem sine matre pater genuit sine patreque mater.

Christi levita Stephanus quondam lapidatus

Laude coronatus letatur perpeteccc> vita.

Non nos subsannes Domino dilecte Johannes

Pectore de Christi qui viva fluenteddd> bibisti. 395 Ducant insoutes*) pueri sacra prece sontes**)

*) innocentes **) nocentes

Ad vite fontem ne formident Acherontem. *) *) fluvium

infernalem

A propriis natis Thomas in corpore matris

Qui fuit occisus, ducat nos ad loca risus.

Sancti Silvestri legis fideique sequestri 400 Jugiter oramen precantes protegat, Amen.

Lector quisquis siseee>, si forsan discere queris

Auctoris nomen pete quod sibi det deus omen*), *) for-

tunam

Et lege quod sequitur quia velatum reperitur

Versibus in trinis. Operis sit postea tinis. (fol. 170'.) 405 Ultima sit prima vocalis, quarta sit ima

Quintaque mutarum medium conservet earum.

H. preponatur, sie nomen et inveniatur.

Quis natu fuerit idem*) si quis modo querit, *) Hugo

Scireque dignatur hie protinusfff> expediatur. 410 Iste Dei venia*) de villa nomine Werna *) servus

Fraucorum natus in Babenbergque moratus

Hec tibi dietavit, fidos sociosque rogavit

Aspera planare nebulosaque clarificare.

Si qua sehymerine*) sedeant hie aut asinine *) mere-

trices f) id est incongrue 415 Non defendantur, sed vaniter ejiciantur

Dlaque ponantur quae congrua plus videantur.

0 socii digni verbis, factisque benigni

Si sim fortassis verborum pondere mersus

Mente caballino quia nunquam fönte eeg) respersus 420 Vos male tornatos*) ineudi reddite versus. *) ornatos

ww) fehlt das Versende, xx) Pentameter, yy) egregie. zz) ad- bbb) Pentameter, cec) perpere. dddl fluens. eee) fehlt der

dueti. aaa) Analug der Bildung t'odvouos', aus fi'xd? und vofioc. Handschr. fff) promimis. ggg) oab. fons, vgl. Persius, Sat. Prot. v. 1.

311

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

312

Hoc qui scripsit opus Uli sit Christus scopus*)hhh>

*) custos Atque sacrura flamen nos orunes protegat. Amen.

hhh) xpc höpus. Breslau.

H. Grotefend, Dr. phil.

Ein zweiter Bucheinband des 15. Jhdts. in der Biblio- thek des germ. Museums.

In der Bibliothek des germ. Museums befindet sich unter Nr. 912 eine Papierbandschrift in klein Folio aus dem Schlüsse

den Ecken kreuzen, bilden einen Rand, der ein Mittelfeld um- schliefst. In diesen Feldern ist mit scharfem Messer auf der Vorderseite S. Augustinus, auf der Rückseite S. Monica in dünnen Linien eingeritzt, ersterer in bischöflichem Gewände mit Mitra, Buch und Stab, letztere als Matrone mit dem Rosen- kranze. Der Grund des Mittelfeldes hinter diesen Figuren ist durch eingeschlagene kleine Kreischen belebt. Die Zeich- nung der Figuren, gut und fest in den Linien, ist äußerst schwach und leicht eingeritzt, so dars dieselbe kaum sichtbar wird; der obere Rand ist zu Ueberschriften benutzt. An den Ecken sind ganz kleine Messingbeschläge, in der Mitte des

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des 14. Jhdts., enthaltend ein „Compendium Chronicorum", dessen W. Wattenbach im 42. Bande des Archivs für Kunde österr. Geschichtsquellen unter der Feberschrift ,.Petrus de Herentals- Erwähnung thut. welchem er dieses Compendium zuschreibt.

Wir haben daher keine Veranlassung, hier auf den Inhalt weiter einzugehen, da wir nur beabsichtigen, den Lesern des Anzeigers den Einband vor Augen zu führen. Derselbe gehört dem 15. Jahrhdt au und ist somit jünger als das Manuscript. Er besteht aus Holzdeckeln, die mit braunem Kalbleder über- zogen sind. Einige ringsum eingepreßte Linien, die sich an

Feldes je ein kleines Piosettchen mitten in der Figur. Lederne Riemen mit einfachen Messinghaken verschließen das Buch.

Für die Geschichte der Bflchereinbände ist der vorliegende deshalb wichtig, weil er zeigt, wie das 15. Jahrb.. sein Leder für diese Zwecke in der verschiedensten Art zu behandeln wurste und selbst mit dem geringsten Aufwand an Mitteln eine künstlerische Wirkung zu erreichen verstand, die freilich nicht auf die Ferne berechnet ist.

Nürnberg. A. Essenwein.

313

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

314

Icouographische Studien über die Sippe der h. Jungfrau.

Seitdem an Stelle einer blos von Begeisterung getragenen Vorliebe für mittelalterliche Kunst und mittelalterliche Anti- quitäten eine nüchterne, methodische , streng wissenschaftliche Forschung getreten ist, hahen wir in der Kenntnifs des Mit- telalters sicher höchst anerkennenswerthe Fortschritte gemacht. Dennoch ist ein Maugel sehr fühlbar: bei der Menge der Monu-

1. Joachim

I Maria

I Jesus

Jacobus minor

Anna

2.

Cleophas

I

Maria Cleophas.

Alphaeus

Barnabas Simon Juda

Maria die Maria Salome, und es fehlt Gott Vater und der h. Geist.

Die sitzenden Gestalten sind leicht zu erkennen; ebenso sind die Gemahle der h. Anna wohl bekannt; dagegen sind die Gruppen hinter Maria Salome und Maria Cleophas schwer zu deuten. Sehen wir den Stammbaum Christi an, den die ge- reimten Marienlegenden des 13. Jahrhunderts und die Legenda aurea bieten : Ysaschar

Esmeria

3. Salome

I

Maria Salome.

Zebedaeus

Johannes d. Evang.

Jacobus major.

Elisabeth.

Zacharias

I Johannes Baptista

Eliud

I Emin.

B. Memelia

I Servatius

mente, die wenig oder gar nicht bekannt sind, begnügt man sich zumeist, dieselben mit wenigen Worten zu charakterisie- ren, da eine genaue Beschreibung verhältnifsmäfsig zu viel Raum beanspruchen würde. Es fehlen uus daher gewöhnlich die genau ins Detail eingehenden Schilderungen der einzelnen Werke und, da dieselben nicht vorhanden sind, auch die Ver- suche, schwierigere Darstellungen richtig zu interpretieren. Dafs eine solche Interpretation nicht überfiufsig ist, dafs für uns viele Darstellungen, so nahe wir auch ihrer Entstehungs- zeit noch stehen mögen, unverständlich sind, dafür brauche ich hier wol nicht erst Beweise beizubringen. Viele Bildwerke lassen sich jedoch nur dann deuten, wenn eine Anzahl ähn- licher Monumente mit ihnen zusammengehalten werden, und da, wie gesagt, die guten Beschreibungen ziemlich rar sind, so ist auch die Lösung iconographischer Käthsel oft mit grofsen Schwierigkeiten verbunden.

Als ich in der Zeitschrift „Schlesiens Vorzeit in Schrift und Bild" p. 151 den geschnitzten Marienaltar des Breslauer Museums publicierte, konnte ich die Malereien, die auf den Aufsenseiten der inneren, den Innenseiten des äufseren Flügel sich vorfinden, nur unvollkommen deuten, da mir eben die übrigen ähnlichen Darstellungen nicht zugänglich waren. Die Composition war folgende: Auf den vier Tafeln waren die drei Marien und S. Anna dargestellt, sitzend auf einer Bank mit hoher Lehne, hinter der Figurengruppen sichtbar wurden.

Zwei Zwei Männer. Krauen und ein Kind.

Gott Vater, h. Geist, Joseph.

Maria Cleophas mit vier Kindern.

Maria mit d. Jesuskinde.

Cleophas,

Salome,

Joachim.

Anna.

Eine Frau Drei mit einem Männer. Kinde.

Maria Salome mit zwei Kindern.

Aehnlich ist die Composition des geschnitzten Altares zu Bankau bei Brieg. Hier sitzen die vier Frauen nebenein- ander im Schreine selbst, hinter ihnen stehen die beschriebe- nen Gruppen. Nur sitzt neben Anna die Maria Cleophas, neben

Ich vermuthete daher, dafs in der Gruppe über M. Cleo- phas der h. Servatius, in der über Maria Salome der h. Jo- hannes der Täufer dargestellt sei, da beide Kinder durch Hei- ligenscheine hervorgehoben sind ; ich konnte jedoch diese Deutung nur als Hypothese aufstellen. Durch Vergleichung einer An- zahl von ähnlichen Denkmälern bin ich nun im Stande, eine sichere Erklärung jener schwierigen Gruppen zu geben.

In der Moritzkapelle zu Nürnberg hängen zwei Tafeln (Nr. 95, 96 vgl. Waagen, Kunst und Künstler in Deutsch- land I, 192), wol fälschlich dem Fritz Herlin zugeschrie- ben, wahrscheinlich so zusammengehörig, dafs 96 die Altar- tafel, 95 die Predella bildete. Die erstgenannte Tafel euthält vier Darstellungen, durch Spruchbänder erklärt. Links oben: Stallanus, Emerencia, Anna; rechts oben: Hismeria ein swester anne, Elisabeth, Eliud; links unten: Ser- uatius episcopus, Memelia; rechts unten: Zacharias, Elisabeth, Johannes baptista. Das Predellabild zeigt zwei Gruppen mit den Inschriften: Maria cleophas, vir alpheus, Jacobus minor, Symon, tatheus, Joseph Justus, und: Maria Salome, vir zebedeus, Johannes, Jacobus maior. Es liegt auf der Hand, dafs der Maler dieser Bilder, die wie das Breslauer und Bankauer Altarvverk in dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts gefertigt sind, einen andern Stammbaum (siehe folg. Seite) als den oben ge- gebenen bietet.

Was für unsern Zweck hier hauptsächlich Bedeutung hat, ist, dafs wiederum Johannes der Täufer und S. Servatius aus- drücklich zur marianischen Sippe gezählt werden.

In derselben Sammlung finden sich sechs andre, fälschlich dem Martin Schongauer zugeschriebene Tafeln (N. 59. 62. 63. 66. 111. 115. vgl. Waagen, a. a. 0. 185). Die Inschrif- ten der Spruchbänder erklären die Darstellungen:

66: Anna mit Joachim gebar Mariam gottes mutter dar. 115: Anna vnd Cleophas mit Ee Geparn Mariam Cleophe.

315

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

316

1. (Joachim)

i (Maria)

Anna (2. Cleophas)

I

Maria Cleophas.

Alphaeus

Stallanus. Emerencia

3. (Salome)

I

Maria Salome.

Zebedaeus

Esmeria

Jacobus minor

Simon

Thaddeus

Joseph justus

Johannes evangelista

Jacobus maior

Elisabeth. Zacharias

I

Johannes

baptista

Ehud

Memelia

Servacius

Anna mit Salome nit liel's Die dritten Mariam Salome

hiefs. 63: Hismeria*) vnd ir man hett Eliud vnd Elizabeth. 62 : Die erst Maria Jhesum genas Der hailig Gaist tet wir- ken das Joseph sein geschätzter vater was. 111: Cleophe maria alpheum het Den mindern Jacob sie ge-

beren tet. Der gerecht Joseph der ander was Der dritt

vnd vierd Symon Judas. . 59: Maria Salme vnd ir mann Zebedeus geparn Johann

Evangelisten rain bekant vnd Jacobuni den grosseren

genant. Hier sind wieder auch Zacharias, Alphaeus und Zebedaeus mit dargestellt.

Ein Paar Altarflügel (1) aus dem Ende des 15. Jahrhun- derts, in Liegnitz gekauft, jetzt im Besitz des bekannten Kunst- sammlers Frh. v. Minutoli-Woldeck in Friedersdorf bei Greifenberg (Schlesien), zeigen auf den Innenseiten Maria Cleo- phas und Maria Salome mit ihren Kindern und ihren Gemah- len. Ebenso sind sie auf einem Altaischrein (2) , der jetzt in einer der Südcapellen der Sebalduskirche zu Nürnberg steht, mit angebracht. In dem geschnitzten Schrein sitzt Anna und Maria; zwischen ihnen steht das nackte Christus- kind; hinter ihnen sieht man Joseph und die drei Gemahle der h. Anna. Auf dem linken Flügel ist Maria Cleophas mit Alphaeus und ihren Kindern, auf dem rechten Maria Salome mit Zebedaeus und ihren beiden Söhnen (Johannes ist durch das Attribut des Kelches besonders ausgezeichnet) gemalt. Aehnlich ist ein großes Tafelbild von 1525 in der Peters- kirche zu Friesach (Kärnten) (3) disponiert. **) Die Namen der Personen sind in die Heiligenscheine eingeschrieben.

Ein kleines geschnitztes Hausaltärchen (Anf. d. 16. Jhd.), etwa 2 Spannen hoch, 1868 im Besitz des Antiquars Pick er t zu Nürnberg (4) , gehört in dieselbe Kategorie. Im Mittel- stück : Maria mit dem Kinde, Anna, Joseph , die drei Männer Annas ; auf den Flügeln : die beiden Marien mit ihren Männern und Kindern. Ein Allarhugelpaar (Ende des 15. Jhd. der- selben Sammlung) (5) zeigt ebenfalls die beiden Schwestern der h. Jungfrau mit deren Männern und Kindern. Die aus-

*) Waagen hat die Inschrift nicht lesen können, nennt die eine Frau Helmeira und sieht in Elisabeth die Stifterin der Ge- mälde.

**) Das germ. Museum besitzt eine Photographie desselben.

führlichste Darstellung bietet jedoch das Mittelstück von dem Altarwerke der Familie von Hackenay(6) im Kölner Mu- seum Nr. 166 (Förster, Denkmale, Malerei XII, 21). Aufser den üblichen Figuren finden wir hier noch S. Catharina und Barbara , die aber mit der Sippe nichts zu thun haben ; da- gegen ist Johannes durch den Kelch, Jacobus major durch den Pilgerhut, der jüngere Jacobus durch die Walkerstange, Simon durch die Säge besonders charakterisiert. Auch in der wendischen Kirche zu Camenz (Kgr. Sachsen) findet sich ein ähnliches Tafelbild vor (7) , jene schon unter 2 und 4 ge- nannten Personen darstellend*).

Aus allen diesen Beispielen geht hervor, dafs bei den Sip- penbildern die Gemahle der beiden Marien häufig hinzugefügt wurden.

Wir könnon von den Familienbilderu überhaupt verschie- dene Kategorien unterscheiden.

1. Maria mit dem Kinde.

2. Maria mit dem Kinde und Joseph.

3. Anna mit Maria und dem Jesuskiude

a) Anna stehend, <*) das Kind auf dem einen, Maria auf

dem andren Arme haltend; J) Maria tragend, die das Christuskind hält.

b) Anna sitzend, a und ß.

c) Anna sitzt, hält das Kind; Maria steht dabei.

d) Maria erwachsen, das Kind auf dem Schorse haltend; Anna dabei sitzend, in einem Buche lesend.

e) Anna und Maria sitzend, zwischen beiden das Kind, in mannigfacher Haltung.

4. Anna mit ihren drei Gemahlen (oder auch mit Joachim allein), Maria mit dem Kinde und dem h. Joseph.

5. Anna mit den drei Gemahlen, Maria mit dem Kinde, Joseph und Gott Vater (so in dem Calcarer Altar werke vgl. E. Förster, Denkm. etc. XII, Bildnerei p. 11), zuweilen noch mit dem h. Geiste, so dafs den drei Ge- mahlen der h. Anna die drei der h. Jungfrau entsprechen.

6. Die unter 4 oder 5 genannten Personen, die beiden Ma- rien mit ihren Kindern allein (so in dem Altar der Eli-

*) Neues Lausitzisches Magazin VII (1828), 478. Der Verfasser hat statt Salome Salomo, statt Zebedaeus Zacharias, statt Juda Isaac gelesen.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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sabethkirche zu Marburg vgl. E. Förster, Deiikni. II.)

oder in Begleitung ihrer Gemahle.

So erweitert sich die Darstellung der h. Sippe allmählich, und wir können die Anordnung unsres Breslauer und Bankauer Altarwerkes als

siebente Stufe bezeichnen. Wie gesagt, hinter M. Cleo- phas stehen zwei Männer und zwei Frauen, deren eine einen durch den Nimbus ausgezeichneten Knaben hält; hinter Maria Salome drei Männer und eine Frau mit einem h. Kinde. Aehnlich scheint der geschnitzte Hochaltar und ein andrer Schnitzaltar der wendischen Kirche zu Camenz (N. Laus. Mag. VII, 477. 480), sowie der geschnitzte Hochaltar der Ni- colaikirche zu Löbau (Kgr. Sachsen; ebendas. 335) angeord- net zu sein; doch ist die Beschreibung sehr unklar. Die Er- klärung der Gruppen wird nun einigermafsen gefördert durch ein Altar- Schnitzwerk, das im Minutoli'schen Museum in Liegnitz sich findet. Ueber Maria Salome steht da eine Frau mit einem Kinde, eine andre Frau und zwei Männer. Das Kind ist durch das Lamm als S. Johannes Baptista bezeichnet. Damit ist schon viel gewonnen. Noch mehr Licht gibt uns ein Gemälde an einem der Südpfeiler der S. Se- balduskirche zu Nürnberg, ein Epitaphiumsbild des 1504 verstorbenen Johannes Löffel holz. Waagen (a. a. 0. p. 166) sah es noch in der Gallerie auf der Burg, jetzt ist es seit 1866 der Kirche zurückgegeben. In der Mitte sitzt Maria, neben ihr St. Anna; das Christuskind steht breitbeinig auf den Knieen der Mutter und der Grofsmutter. Hinter dieser Mit- telgruppe ist ein Teppich aufgespannt, hinter dem links von Maria Joseph, rechts von Anna deren drei Gemahle sichtbar sind. Vorn, vom Beschauer links, sitzt Maria Cleophas mit ih- ren Kindern, hinter ihr steht Alphaeus; rechts sehen wir Maria Salome mit ihren Söhnen und mit Zebedäus. Hinter Maria Cleophas stehen Ismeria und Elisabeth; letztere hält den kleineu Johannes den Täufer auf dem Arme. Dieser Gruppe entspricht auf der andren Seite Eliud, Memelia mit dem Kinde Servatius, das einen als Eminev (Emin) bezeich- neten Mann am Arme fafst. Die Namen sind alle beige- schrieben.

Durch diese beiden Werke wird dargethan, dafs die Gruppe, in der zwei Männer und zwei Weiber, eine derselben ein Kind haltend, vorkommen, darstellt: Alp h aus, Zacharias, Ismeria, Elisabeth und den kleinen Johannes den Täufer.

Die entsprechende Gruppe zeigt dann: Zebedäus, Eliud, Enim und S. Servatius mit der h. Memelia.

Der Werth dieser Interpretation wird jedoch zweifelhaft durch ein Altarbild, 1868 im Besitz des Antiquars Pickert. Inmitten sitzt Maria und Anna; zwischen ihnen steht das Christuskind. Links sitzt Maria Cleophas, rechts Maria Sa- lome, beide mit ihrer Familie. Hinter Anna und Maria ist Gott Vater sichtbar; hinter Maria Cleophas stehen vier Män- ner und zwei Frauen, deren eine ein infuliertes Kind auf

dem Arme trägt; hinter Maria Salome vier Männer, eine Frau mit einem Kinde. Es liegt wol auf der Hand, dars wir von den 8 Männern drei als Gemahle der h. Anna ansehen kön- nen; dann bleiben die fünf gewöhnlich vorkommenden übrig. Es ist allerdings befremdend, dafs Joseph feldt. Abweichend von der vorbesprochenen Anordnung ist nur, dafs S. Serva- tius in der Gruppe mit den zwei Frauen dargestellt ist. Neh- men wir an, dafs die eine derselben die Grolsmutter der h. Memelia, S. Esmeria vorstelle, die andere die h. Meinelia selbst (denn das infulierte Kind kann ja nur S. Servatius sein), so bleiben vier Männer übrig: Alphäus, Enim, Eliud und, wie ich vermuthe, etwa S. Joachim. Die entsprechende Gruppe zeigt dann S. Elisabeth, Johannes Baptista, Zebedäus, Zacharias und vielleicht Cleophas und Salome.

Klar ist also die Sache noch immer nicht ganz ; es fragt sich: mufs man die Gruppe mit den zwei Frauen für die Jo- hannes des Täufers oder die des S. Servatius erklären? In dem Lüffelholz'schen Bilde fafst Servatius den einen Mann am Arme; in dem Breslauer Altar ergreift der Knabe in der Gruppe der zwei Frauen, den ich für Johannes halte, den ei- nen der Männer mit der Linken am Finger. Ist diese Bewe- gung typisch? Kommt sie häufig vor? Lassen sich über- haupt typische Bildungen für einzelne der Gestalten nachwei- sen? Das sind alles Fragen, die nur durch genaue Beschrei- bung der unzweifelhaft sehr häufigen Darstellungen dieser Art beantwortet werden können.

Die sämmtlichen mir bekannten Sippenbilder stammen aus dem letzten Viertel des 15. oder aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Wahrscheinlich gab erst die Vision der beata Coleta Boilet, der nach Waddingus (Ann. Minorum a. a. 1406 num. 23.) 1406 die h. Anna mit ihren drei Töchtern und de- ren Kindern erschien , überhaupt den Anlafs zu derartigen bildlichen Darstellungen. Die Beschreibung, die der Biograph der Coleta Boilet (1380 oder 81, f 1447) Stephanus Julia- cus von der Vision gibt (AA. SS. März 1. p. 556) entspricht genau den Gemälden, die wir hier kurz besprochen haben. Es wäre interessant, darüber Ermittelungen anzustellen, in welchen Ländern und in welcher Zeit besonders dieser Vorwurf zur Darstellung gewählt wurde. Nach E. Förster hat auch Pietro Perugino ein solches Gemälde gefertigt, das früher zu Perugia in S. Maria tra fossi, jetzt im Museum zu Marseille sich fin- det (Rafael I, 151), und noch in den Wandmalereien des Ci- stercienserklosters Grus sau (Schlesien), nach 1692 von Mi- chael Witt mann ausgeführt, ist eine Stammtafel in Figuren versucht, sehr unklar übrigens in der Anordnung. Nur eins ist hervorzuheben , dafs auch die Eltern der h. Anna Stolanus (der oben mitgetheilte Stammbaum nennt ihn Stallanus) und Emerentia hinzugefügt sind.

Breslau. A. Schultz.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

320

Beiträge znr Geschichte der Holzschneidekunst.

I.

Chr. Schuchardt beschreibt bekanntlich in seinem Werke über Lukas Cranach d. ä. unter Nr. 181 ein Porträt Dr. M. Luther's, „Halbfigur in Mönchskutte, mit Tonsur, nach rechts gewendet; vor sich ein theilweis sichtbares, halb auf- geschlagenes Buch", mit der Jahreszahl 1520, und führt neben dem Originale 7 verschiedene Copieen auf. Passavant er- wähnt in seinem peintre-graveur, IV, 18, Nr. 194 denselben Holzschnitt in fast wörtlichem Auszuge aus Schnchardt's Schrift, ohne dessen bedingende Meinung hinzuzufügen, dafs dieses Porträt nicht von Cranach geschnitten sei , vielmehr nur seine Zeichnung demselben zu Grunde zu liegen scheine, möglicher Weise aber auch der bekannte, Luther in gleichem Gewände und ähnlicher Stellung vorführende Kupferstich als Vorbild gedient haben könne. Die in diesen Bemerkungen ausgedrück- ten Zweifel würden bestimmtere Gestalt gewonnen haben, wäre ihm der Passavant und seinen Vorgängern gleichfalls unbekannt gebliebene Holzschnitt vorgekommen, in welchem wir nicht nur das unbezweifelte Original all der in Kede stehenden Bildnisse Luthers, sondern zugleich eine der vorzüglichsten Arbeiten des 16. Jahrhunderts anzuerkennen haben. Derselbe ist auf der letzten Seite der 1523 ohne Angabe des Verlegers erschiene- nen Luther'schen Broschüre: „Von dem Eelichen Leben" abgedruckt, trägt aber selbst, wie das von Schuchardt beschrie- bene Bildnifs, die Jahreszahl 1520. Das uns vorliegende Exem- plar ist auch von einem bereits abgenutzten, rauh gewordenen Stocke abgezogen , so dafs ersichtlich , letzterer sei ursprüng- lich für einen anderen Zweck gefertigt und in der genannten Druckschrift nur wieder in Anwendung gebracht, um die letzte leer bleibende Seite auszufüllen. Der Stock war bis dahin offenbar sehr oft abgedruckt, wie es bei einem Bildnifs Luthers vom Jahre 1520 sich erwarten läfst; dafs die ersten Abdrücke sehr selten geworden, kann eben so wenig Wunder nehmen, da sie noch um der dargestellten Person, nicht um ihrer selbst willen gekauft und so nicht hinreichend sorgfältig aufgehoben wurden.

Was den Holzschnitt selbst betrifft, so hat er etwas ge. ringeren Umfang, als die sämmtlichen Copieen : die Platte mifst 5" 6'" in der Höhe und 4" 4'" in der Breite. Das darge- stellte Brustbild ist im Verhält nifs noch kleiner, da die umher angebrachte Architektur ausgebildeter ist und deshalb auch mehr Platz einnimmt. Zu beiden Seiten ziehen sich, die Fi- gur begrenzend, die mit symmetrischen Verzierungen bedeckten Vorderflächen von Pfeilern in die Höhe, von welchen der rechts stehende die nach innen perspectivisch sich verkürzende Sei- tenansicht zeigt und einen zweiten Pfeiler sichtbar werden läfst, wie auch einen gröfseren Abschnitt des darüber ruhenden Gewölbes. Die oberen Enden der Pfeiler sind durch zwei Gesimse mit durchgebildeter Profilierung zu Capitälen abgeschie- den, was alles bei den Copieen viel einfacher behandelt ist. Die Jahreszahl, die auf den letzteren entweder ganz fehlt, oder

störend in die obere Ecke rechts versetzt worden ist, befindet sich im Original auf zwei Schilden unter den Verzierungen der Pfeilerflächen , nicht ganz in halber Höhe des Holzschnittes. Die Figur mifst bis zur Spitze des Scheitels nur 4" 1'", im Gegensatz zu den 5" 4'" der von Schuchardt aufgeführten, und ist gleichwohl nach unten weiter zu sehen als letztere. Beide Hände reichen in das Bild hinein, und dem von ihnen gehalte- nen Buche fehlt nur die untere, durch die Randlinie abge- schnittene Ecke. Auch die Verzierungen des Bucheinbandes sind reicher als auf den Copieen. Einen noch gröfseren Un- terschied zeigt die Gewandung der Figur, namentlich die Mo- zetta, welche bei den Nachbildungen glatt auf Schulter und Brust liegt, im Original von trefflich motivierten Falten durch- zogen ist. Die Hauptsache bildet aber der Gesichtsausdruck, dessen Rohheit in den ersteren erst neben letzterem recht sichtbar wird. Die feine Durchbildung der Gesichtsformen, die tiefe Erfassung des selischen Ausdruckes gehen selbst über den Cranach'schen Kupferstich hinaus. Luther erscheint in diesem Holzschnitte als eine durchaus zart gestimmte Natur, und der milde Blick, in welchem die Spuren vorhergegangener, tief ein- greifender Seelenkämpfe noch deutlich erkennbar sind , der Schnitt des Mundes scheinen wenig zu stimmen mit dem ent- schiedenen Auftreten, den derben Worten, mit welchen der Reformator nicht gerade sparsam umgieng. Der Holzschnitt ist ohne Zeichen ; doch der innere Werth weist ihn wol mit Sicherheit dem bedeutendsten Künstler der betreffenden Ge- gend zu. Es ist kein Zweifel, dafs Kupferstich und Holzschnitt nach derselben Zeichnung gefertigt worden; beide geben die- selbe Gesichtslage wieder, und die nämliche kleine Verzeich- nung am linken Auge , welche die Copieen noch übertreiben, findet sich auf dem einen wie dem anderen. Der Holzschnitt aber vor allem macht ersichtlich, dafs die Zeichnung nach dem Leben aufgenommen , da der Ausdruck des Gesichtes über das hinausgeht, was sonst das 16. Jahrhundert davon bot, wie an- dererseits aufser Cranach im Jahre 1520 schwerlich ein Künst- ler in Luther's Nähe lebte, welcher der Wirklichkeit so zu fol- gen im Stande gewesen wäre. Die Zeichnung auf den Stock ist, namentlich im Gesichte, in fein- und kurzgestrichelter Ma- nier, wie sie Cranach sonst gerade nicht eigen, ausgeführt, vielleicht eben in dem Bemühen, hier die Feinheiten der Form vollkommen zu bewältigen.

Der uns vorliegende Abdruck trägt die Unterschrift : D. Mar. Luth, welche ohne Zweifel bei den vielleicht als Ein- zelblätter ausgegebenen ersten Abdrucken vollständiger war.

Dr. A. von Eye.

Lateinische Reime des Mittelalters.

VI. Eine sehr scharfe Satire auf die Prälaten findet sich im Wiener Cod. 883 f. 42 v. Die Absätze sind in der Hand- schrift selbst bezeichnet; ein regelmäfsiger Strophenbau ist

331

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

322

nicht vorhanden. Die Zeilen sind einfach gereimt, haben aber in der Mitte noch einen unvollkommenen Reim. Einzelne Ausdrücke lassen französischen Ursprung verrauthen, wie bei den meisten Dichtungen dieser Art.

Ille pastor optimus merito censetur, Qui pro suis ovibus mori non veretur. Ille mercennarius iure nuncupatur, Qui dum venit lupulus, in fugam mutatur.

5 Vere mercennarii multi sunt prelati,

Ad curam ovini*) qui gregis sunt vocati, Cuius lanam tollere semper sunt parati, Ipsum sed defendere raro comprobati.

dum lupum viderint gregem invadentem, 10 Ipsumque perpenderint viribus potentem,

Parvipendunt ponere animam pro grege, Terga fuge reddere sed habent pro lege. Plus augere numerum volens confessorum, Quam implere martirum candidatum chorum, 15 Sed si lupus fuerit viribus minutus,

Pelle que remanserit preciosa tutus, In tantum de precio pellis gratulatur, De gregis periculo quod vis recordatur.

De pastoris nomine gratulantur multum, 20 Pecoris sed minime sui noscunt vultum,

Cuius quando maculas sors datur videre, Ingentes leticias ceruuntur habere: Sperantes sunt sicule de replecione, Non curantes macule de remocione.

25 Supra gregem domini quando vigilare

Dcberent solliciti, ne posset errare, Infra tecta latitant sopore torpentes, Vel si forte vigilant, male sunt studentes. Non student ut animas perditas lucrentur,

30 Sed carnis delicias quomodo sectentur.

Ad particularia ultra non descendam, Ne si dicam singula, hos nimis offendam. Deus cui omnia nuda sunt secreta, Horum novit studia perversis repleta.

35 Non ab re caponibus isti comparantur,

Qui licet in domibus laute nutriantur, Nullos *) tarnen procreant filios galline Hinc fit ut proficiant duntaxat coquine.

Quis in domo domini laucius nutritur, 40 Quam prelati singuli, sicut vulgo scitur,

*) Unsicher. In den Vers palst. **) Illos cod.

Cod. scheint ovium zu stehen, was nicht in

Sed quis videt filios horum spiritales? Utinam non spurios gignerent carnales !

Ad quem ergo reliquum usum deputantur, Quam ut ad igniculum coquine ferantur, 45 Huius qui dyabolus idcirco vocatur,

Quod morcellus geminus ei tribuatur ? Unus est materia nostre carnis vilis, Alter est et anima nature subtilis.

Non solum non liberant suos ab errore, 50 Sed eosdem maculant pravo suo more.

Istos ergo fugere quando bouum sentis, Et velis corrigere librum tue mentis, Tuuc ad exemplaria recurras antiqua, Quoniam recentia nimis sunt iniqua.

55 Multa fuit bonitas pastorum priorum,

Cunctis sed perversitas patet modernorum, De quo si methaphorum delectat audire, Causam tibi proferam quod potes seutire. Duplex animalium genus reperitur, 4 60 Ut ex libris plurium sapientum scitur.

Uni cibus deficit ubi generatur, Natura cur precipit, ut hoc moveatur De nativo loculo, sicque cibum querat Sibi necessario, donec vitam gerat.

65 Provisum est alteri in loco nativo

De cibo, qui corpori competens sit vivo. Hoc non locum variat dilatationis Motu, sed plus fluctuat vi constrictionis.

Primitus ecclesia pauperes habebat 70 Pastores, ad varia loca quos mittebat,

Ut gregis dominici curam observarent. Sicque suo corpori victum procurarent. Semen ewangelicum ubique spargebant, Unde messis plurimum precium metebant. 75 Postquam est ecclesie venenum infusum,

Grandis opulentia hunc mutavit usum, Pastores cur rennuunt locum variare, Propter quod ineipiunt oves deviare. Hi licet localiter bene non mutentur, 80 Vere tarnen alteri moveri videntur:

Spiritu superbie moti dilatantur, Peste avaricie constricti gravantur. Sic demum sufficiat maus de prelatis, Quos a malo retrahat mater pietatis.

85 Adhuc habet alios grex dei pastores,

Qui nee gase cumulos queruut nee honores, Sed solum desiderant ut sibi commissum Gregem sie custodiant, ne intret abyssum.

323 Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 324

Ipsum verbo nutriunt simul et exemplo, sterstädten, frisch wetteifern in deutscher Sitte, Kraft und Btir-

90 In plateis instruunt simul et in templo, gertugend und, mit Deutschland wiedervereinigt, eine neue

Pro gregis periculo vitam levipendunt, Periode freien selbständigen Lebens beginnen.

Coram omni populo sepe quod ostendunt. Es mag zugleich hierorts bezeugt sein, dafs A. Schmeller

Personas offeudere non curant potentum, in den Repertorien zu den Handschriften unserer Bibliothek,

Timeo sed vivere horum nusquam centum. dieser vielbenützten, aber wenig und selten gerühmten Fund-

95 Isti quia populum vivi docucrunt, grübe alles möglichen Wissens, das Heft ..Elsafs und Lothrin-

Post vite curriculnm ut poli lux erunt, gen: immer zu Deutschland gerechnet und gestellt hat. Mit

Et quia iustitiam propagabant dei, welchem Auge und mit welcher Seelenlust würde er und so

Pure cernent gloriam sue faciei mancher andre der Besten, welche heimgegangen, unsere Siege

Cum bonis, que saciat horum appetitum. geschaut und gefeiert haben !

100 Quam videre faciat nos in infinitum Das ReCept nun lautet also:

Christus dei filius, simul et Marie, r. , . . . ... , . , , . . .....

_, . , , ., ... Ein bewehrtes Antidoton wieder den anietzo umb sich

Qui suis dolonbus nos salvavit pie. , , c .

^ * fressenden frantzosen.

W. Wattenbach.

R e c i p e.

Brandenburg. Stachelnüsse 12000

,. Lüneburg. Rors Käfer 10000

Ein altes Recept wider die Franzosen. Holländische Meer Krebse 20000

Es ist sicherlich an der Zeit, ein 200 Jahr altes politi- Sächfs. Rauten Knopffen vermischt mit Donner

sches Recept zu veröffentlichen, oder wiederzuveröffentlichen, Keulen 10000

welches mit zeitgeraärser Zu- und Wegthat heutzutage von den Schwäbische und fränkische Greiffs Klauen . . 12000

Deutschen und mit echt braudenburgischem Nachhalt angewen- Westphälische Korn Beifser 6000

det worden ist. Hierzu noch keyserl. Böhmische Ohrlöffel . 4000

Dasselbe steht in einem der vielen reichen Mannheimer und Sammelcodices, jetzt Cod. Monac. Lat. 10816, fol. 176. Was Drey mfnipula Croatische Habichte ebendort (fol. 159) in einem elegischen Ton und umsonst aus- solches alles zusammen dem unruhigen Patienten am Rein- gerufen wird : strohm öfters in einen Brandenburg. Mortier wiederhohlet und Nulla salus Gallo, per Gallum perdimus omnes, Unverzüglich ümb den Kopff geschlagen, es hilfft und wird die Sub Gallo nullus vivere Teuto potest. übermühtigen Gedancken des Aller Christi. Königs und seines Libertas Germana iugum perferre recusat, Abimelechs Fürstenbergs, vertreiben.

Sed nisi praevenias, Teuto, vasallus eris .... München. Dr. G. M. Thomas.

Quod si coniunctis Alemannia viribus hostem

Obstaret, dudum Gallia milla foret

es ist endlich vor unseren Augen herrliche Wahrheit geworden: Nachtrag zum Doppeladler.

die Einigung Deutschlands, und nicht mehr gilt das Spottge- Im königlichen Staatsarchive zu Dresden befindet sich das

dicht (ebendaselbst fol. 159 verso), das also beginnt: Siegel der Stadt Breslau, mit dem Doppeladler im Siegelfelde,

Pfuy Strarsburgk schäme dich, an einer Urkunde von 12672. Dasselbe ist abgebildet bei

Soll nun dein Zeughaufs prahlen Dr. Korn, Urkundenbuch der Stadt Breslau, Bnd. I, als Titel-

Pfui dich wie liederlich Vignette.

Ist deine Ehre befallen Dieses Siegel wäre somit unter 6 a einzuschalten im An-

, , zeiger f. K. d. d. V., Jahrg. 1864, Nr. 3, Sp. 84; ebendaselbst

nicht mehr der Schiurs: Jahrg ^^ Nf ^ gp 42Q und JArg ^ Np ^ Sp 381

Die Dahm am Rhein ist todt, wäre statt des 13 Jahrh die jaareszani 126V1 zu setzen.

Ist das nicht Schand und Spott . ,, t-.it-

Kupferzell. l.-IL

nein! die „Dain am Rhein" steht wieder auf, Strafsburg wird

mit Nürnberg, Augsburg, Ulm, den alten oberdeutschen Schwe- (Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sobald sehe Buchdmcfeerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1870. ' M 10. October.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. October 1870. In den Tagen vom 3. 6. October fand die alljährliche Gene- ralconferenz des Verwaltungsausschusses des germanischen Mu- seums statt. Die Zeitverhältnisse hatten eine Störung in dem Er- scheinen unseres Blattes veranlagt, so dafs die sonst regelmäfsige vorherige öffentliche Bekanntmachung derselben im Anzeiger dies- mal unterbleiben mul'ste. Da der Ausschul's sich in schriftlicher Abstimmung für Abhaltung durch eine Siebenercommission ent- schieden , so waren , nachdem mehrere Ablehnungen erfolgt , die Herren Hofrath Dr. Dietz, Professor Dr. Gengier, Archivrath Dr. Grotefend, Professor Dr. v. Raumer, Direktor Rehm, Dr. Zehler und Fabrikbesitzer Zeltner mit den beiden Direk- toren, dem Rechtsconsulenten und dem Cassacontroleur der Anstalt zu den Berathungen zusammengetreten, denen ferner auch die Abtheilungsvorstände des Museums sieh anschlössen. Nachdem die Berichte über die Thätigkeit des Museums seit der letzten Con- ferenz und die Rechnung für das Verwaltungsjahr 1869 genehmigt und eine Reihe von laufenden Geschäftsangelegenheiten erledigt waren, gelangten als Hauptgegenstand die Instructionen für die Be- amten und die Geschäftsordnungen für die Ausschüsse, wie sie in Folge der im verflossenen Jahre beratheuen Satzungen sich um- gestalten mufsten, zur Berathung und wurden nach eingehender Prüfung einer vom Direktorium gemachten Vorlage zwar mit man- chen Aendcrungen , aber doch im Sinne dieser Vorlage angenom- men. Hierauf wurden die Aufgaben für die Thätigkeit der An- stalt im Jahre 1871 und der Etat für dieses Jahr festgestellt. Als Hauptaufgabe wurde die Beschaffung von Gypsabgüssen der vor- züglichsten deutschen Grabdenkmale für den Kreuzgang des Mu- seums in Aussicht genommen, dann aber, neben der Fortsetzung der Arbeiten der Beamten, auch für Erweiterung der übrigen Samm- lungen einige Mittel angewiesen. Da sich der vor zwei Jahren beschlossenen gröfseren Publication Schwierigkeiten in den Weg gestellt hatten, die von Seite des Museums nicht zu beheben wa- ren, so wurde nächst dem endlichen Abschlüsse des schon längst unter der Presse befindlichen Katalogs der kirchlichen Geräthe und Gefäfse das Direktorium mit der Publication der in jüngsten Jahren gemachten Zusammenstellung der Original quellen für die Geschichte der Feuerwaffen beauftragt, eine Publication, von der freilich im Jahre 1871 wo] nur die Hälfte wird erscheinen können. Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses folgende angemeldet :

Von Vereinen : Reutlingen. Handelsvercin 3 fl. 30 kr., Metzin- ger Kranz 3 fl. 30 kr., Museumsgesellschaft 5 fl.

Von Gemeinden : Calw. Gemeindepflege 10 fl. (st. früher 5 fl.) Von Privaten: Casscl. Dr. Oetker, Justizrath, 1 fl. 45 kr., Riefs, Rechtsanwalt, 1 fl. 10 kr. Heilsbronn. Karl Landgraf, k. No- tar, 1 fl. 12 kr. (statt früher 1 fl.) Lauf. Christian Hammerbacher, Lehrer in Leinburg, lfl., Heinr. Unger, Vikar, 1 fl. Murau. Karl Gritz , Dr. theol. , Konfiktspräfekt und Gymnasiallehrer im Stifte St. Lambrecht, 1 fl. 10 kr. Nürnberg. Jakob Deuerlein, Besitzer des Gasthauses zum König von England, 1 fl. St. Petersburg. Aug. Ed.

Schwabe, kaiserl. brasil. Generalconsul , 1 fl. 45 kr. (dieser Beitrao- wurde sogleich für die Jahre 1870 und 1871 bezahlt). Reutlingen! Wilh. Guppinoer, Vorstand der Handelskammer 2 fl., Wick, Real- lehrer, 2 fl. Schweinspoint. Bolz, Oberförster in Ammerfeld, 1 fl. Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen,

(Nr. 6068—6089.) Karlsruhe. L. Allgeyer, Photograph: Photograph. Darstel- lungen des Hochaltars und des zweiten Seitenaltars im Münster zu Ueberlingen. Köln. Joh. Erner, Hoftischler: Abbildung eines reichverzierten Kreuzes von vergoldetem Silber bei den Au- gustinern zu Köln. Kpfstch. vom 17. Jhdt. Thewalt, Bürger- meister: Kolner Rathszeichen von 1730, Zinn. Kronach. Kauer, k. b. Gerichtsrath : Thaler von Johann Casimir und Johann Ernst von Sachsen, 1618. Reformationsthaler von Johann Georg von Sachsen, 1630. 2 Thaler von Heinrich Julius. Bischof von Ilalber- stadt, 1596 und 1611. Silbermünze der Republik Ragusa, 1793. 8 gröfsere und 7 kleinere Silbermünzen vom 17. und 18. Jhdt.

München. Dr. J. H. von Hefner- Alteneck, Direktor des Nationalmuseums: 126 colorierte Holzschnitte aus Sebast. Mün- ster's Weltchronik. Bruchstück eines Bauernkalenders vom 18. Jhdt. Nürnberg. A. Fritz, k. b. Landwehrlieutenant: Franzö- sisches Assignat von 1792. Joh. Gehling, Dackdeckermeister : Jeton von 1601. Hornung, Commis : Prager Groschen vom 14. Jhdt. Schatt, Rothgiefsermeister : Geschnitzter Ochsenkopf mit natürl. Hörnern. 17. Jhdt. Ungenannter: Messingjeton auf den Krieg geg. Frankreich v. 1870. Ungenannte: Grolser verzierter Kamm, 1835. Paris. Se. Maj. Kaiser Napoleon III: Gypsab- gufs- einer im Artilleriemuseum zu Paris befindlichen Kanone von 1525. Pössneck. J. Stichling, Apotheker: Bruchstück eines periförmig verzierten Armringes v. Bronze, ausgegraben bei Pöfsnek. Eiserne Speerspitze, gefund. bei Ranis. Sporn v. 14. Jhdt., ebenda- her. Kleines Bronzegehänge, gefund. auf d. Kochsberg bei Pöfsneck.

IL Für die Bibliothek.

(Nr. 25,468 - 25,617.) Aarau. H. R. Sauerländer, Verlagshandl. : 2. Jahresheft des Vereins schweizer. Gymnasiallehrer. 1878. 8 Basel. Gesell- schaft z. Beförderung des Guten u. Gemeinnützigen: Geschichte der Gesellsch. etc.: 93. Jahr, 1869. 1870. 8. Hi- storische Gesellschaft: Dies., Beiträge zur Vaterland. Ge- schichte; IX. Bnd. 1870. 8. Dies., XLVHI. Neujahrsblatt etc. 1870. 4. Ed. His, Vorsteher der öffentlichen Kunstsammlung: Ders. , d. Basler Archive über Hans Holbein d. .T. etc. 1870. 8.

Berlin. A. Duncker's Buch-Verlag (Gebr. Pätel): Dörr, d. deutsche Krieg gegen Frankreich im J. 1870; 4. Lief. 8 T h. Chr. Fr. Enslin, Verlagshandl.: Frischbier, Hexenspruch u. Zau- bann. 1870. 8. Fr. Kortkampf, Verlagshandl.: Petong, über publicist. Literatur beim Beginn der Nymwcger Friedensverhand- lungen. 1870. 8. Puttkammer u. Mühlbrecht, Verlagshandl.: Mühlbrecht, d. Literatur der preul's. Staats- u. Rechtswissenschaft. 1868 8. G. Schlawitz, Verlagshandl.: Chemnicius, examen con- cilii Tridentini, cd. Preuls. 1862. 8. Concordia. Libri symbolicä ecclesiae evang. 1857. 8. Bengel, Abrifs der sogen. Brüderge- meine. 1858- 8. Bachmann, I'aul Gerhardt. 1863. 8. v. Harlefs, Jak. Böhme u. die Akhymisten. 1870. 8. Brömel, Joh. Georg Ha- mann. 1870. 8. Osw. Seehagen, Verlagshandl.; Vol's, d. Tanz u. seine Geschichte. 1869. 8. Bern. Haller'sche Verlagsbuchh. :

327

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

328

Hagen, d. auswärtige Politik der Eidgenossenschaft in d. J. 1610

1618- 1865. 8. Bielefeld. Velhagen u. Klasing, Verlags- handl : Czerwenka, Geschichte der evang. Kirche in Böhmen; II. Bnd. 1870. 8. Breslau. Görlitz u. Coch, Verlagshandl. : Saurma, Wappenbuch der schles. Städte u. Städtel. 1870. 4. J. U. Kern's Verlag (Max Müller): Groismann, des Grafen Ernst v. Mansfeld letzte Pläne u. Thaten. 1870. 8. Brunn. K. k. m ä h r. - schles. Gesellschaft zur Beförd. des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde: Dies., Schriften etc.; XVI. Bnd. 1867. 8. Brüssel. Academie royale des sciences, des lettres etc. de Belgique: Dies., memoires couronnes etc.; t. XXXIV. 1870. 4. Memoires couronnes et autres memoires ; t. XXI. 1870. 8. Bulletins etc. ; t. XXVII. XXVIII. 1869 u. 70. 8. Compte rendu des seances de la coramission d'histoire ; t. X , 6. XI, 1—4 et annexe. 1869. 8. Annuaire ; 36. annee. 1870. 8. Snel- laert nederlandsche Gedichten uit de 14. Eeuw. 1869. 8. Cur. Conradin v. Moor, Präsident etc.: Ders., Geschichte v. Cur- rätien etc.; 7. Heft. 1870. 8. Donaueschingen. Direktion des grofsh. Gymnasiums: Herrmann, d. Veroneser Virgilscholien. 1870. 8. Progr. Dresden. Dr. v. Falkenstein, k. sächs. Staats- minister, Exe: Gersdorf u. v. Posern -Klett, codex diplomaticus Saxoniae regiae ; II. Hauptth. , 9. Bnd. 1870. 4. Justus Nau- mann, Verlagshandl.: Luther, geistliche Lieder. 8- Luther, Ant- wort an Erasm. v. Rotterdam , dafs d. freie Wille nichts sei. 8. Andrea, über Styl u. der christlichen Kunst Haupt -Stylarten. 8.

Einsiedeln. Gebr. Karl u. Nikolaus Benziger: Zimmer- mann, d. heil. Elisabeth von Ungarn. 1870. 8. Elberfeld. R. S. Friedrich's, Verlagshandl.: Loth, etymol. angelsächs.-englische Grammatik. 1870. 8. Emden. Naturforschende Gesell- schaft: Dies., 55. Jahresbericht, 1869. 1870. 8. Woldemar Haynel, Verlagsh. : Ostfriesisches Jahrbuch ; Bnd. I, 1.2. 1870. 8.

Erlangen. Ferd. Enke, Verlagshandl.: v. Maurer, Geschichte der Städteverfassung in Deutschland ; 3. Bnd. 1870. 8. Frank- furt a. M. J. D. Sauerländer's Verlag: Rausch, Geschichte der Literatur des rhätoromanischen Volkes. 1870- 8. Verein f. Ge- schichte u. Alterthumskunde : Ders., Neujahrs-Blatt. 1870. 4. Mittheilungen etc.; Bnd. IV, 1. 1869. 8. Battonn, örtliche Beschreibung der Stadt Frankfurt a. M. ; 5. Heft. 1869. 8. Frauenfeld. Histor. Verein des Kantons Thurgau: Ders., Thurgauische Beiträge; 11. Heft. 1870. 8. Freiberg. Direk- tion des Gymnasiums: Rachel, Reimbrechung u. Dreireim im Drama des H. Sachs. 1870. 4. Freiburg i. Br. Herder'sche Verlagshandl. : Acta et decreta saerorum conciliorum recentiorum ; t. I. 1870. 4. Sentis, Clementis papae VHI. decretales. 1870. 8.

Göttingen. Dieterich'sche Verlagshandl. : Forschungen z. deut- schen Geschichte; Bnd. X, 2. 3. 1870. 8. Vandenhoeck u. Ruprecht: Verlagshandl.: Müldener bibliotheca geographico-sta- tistica; Jhg. XVII, 2. 1869- 8. Müldener, bibliotheca historica ; Jhg. XVII, 2. 1869.8. Halle. Emil Barth el, Verlagshandl.: Geist- liches u. Weltliches zur Gustav-Adolfs-Sache; Heft 1 3. 1870. 8. Salomon, unter dem Halbmond. 1870. 8. Thüringisch-säch s. Verein f. Erforschung des vaterländ. Alterthums etc.: Ders., neue Mittheilungen, Bm*. XII, 2- 1869. 8. Hannover. Hahn'sche Hofbuchhandl. : Grote, Münzstudien; Bd. IV, 2. 3. V, 3. VII, 2. 1865—68 8. Grote-fend, der Werth der Gesta Friderici imp. des Bischofs Otto v. Frtoising. 1870 8. Dante's Hölle der Verliebten, deutsch gereimt v. Minzloff. 1870. 8. Müller, über Er- ziehung u. Bildung. 1870. 8. v. Natzmer, George Chrph. v. Natz- mer, Chef der weil'sen Husaren. 187*. 8. C. Schrader's Nach- folger, Hofkunsthandl. : Engelhard, d. nord. Heldenscge bildlich dargestellt, qu. 2. Heidelberg. Dr. W. Wattenbach, Univers.- Professor : Ders., Bemerkungen zu einigen österr. Geschichtsquel- len. 1870. 8. Sonderabdr. Heilbronn. Alb. Scheurlen, Ver- lagshandl.: Krieger, d. Burg Hornberg am Neckar. 1869. 8. Jena. E. Frommann, Verlagshandl.: Örtsverzeichnil's der thüring. Staaten. 8. Verein für thüring. Geschichte: Ders., Zeit- schrift etc.; Bnd. VII, 4. 1870. 8. Jever. C. L. Mettcker u. Söhne, Verlagshandl.; De plattdütsche Kienner up d. J. 1870. 8. Kiel. Schwer'sche Buchhandl.: Ehlers, Schleswig-Holsteensch Räthselbok. 1865. 8. Handlemann, topographischer Volkshumor aus Schleswig-Holstein. 1866. 8. Das Erbfolgrecht Herzog Fried-

rich's Vni. auf die Herzogthümer Schleswig -Holstein. 1865. 8. Hansen, Johann Rist. 1867. 8. Lipsius, Chronologie der röm. Bischöfe bis zur Mitte des 4. Jahrh. 1869. 8. Krakau. K. k. Gelehrten-Gesellschaft: Dies., Rocznik etc.; Tom XVII. 1869. 8. Landshut. Histor. Verein für Niederbayern: Ders., Verhandlungen etc., Bnd. XIV, 1. 2. 1869. 8. Leipzig. F. A. Brockhaus, Verlagshndl. : Deutsche Dichter des XVI. Jahrh. ; 4. Bnd. 1870. 8. Deutsche Classiker des Mittelalters ; 9. Bnd. 1870. 8- Wander, deutsches Sprichwörter -Lexikon; 29. Liefer. 1870. 8. Der Nibelunge Not, hgg. v. Bartsch. 1870. 8. Holtzmann, altdeutsche Grammatik; Bnd. I, 1. 1870. S. Opper- mann, hundert Jahre, 1770-1870; 1.— 8. Theil. 1870. 8. Steub, d. oberdeutschen Familiennamen. 1870. 8. Stichart, Erasmus v. Rotterdam. 1870. 8. Hermann Costenoble, Verlagshandl.: Fricke, wat möt, dat möt ; Bnd. I u. II. 1870. 8. K. Expedi- tion der Leipziger Zeitung: Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung; Jhg. 1869, Nr. 87—105 und Jhg. 1870, Nr. 1 78. 4. J. C. fl inrichs' sehe Verlagshndl. : Zimmermann, Leip- zigs Vorzeit bis zum 15. Jahrh. 1870- 8. Laurent, peregri- natores medii aevi quatuoretc. 1864. 4. Luthardt, Kahnis, Brück- ner, d. Kirche nach ihrem Ursprung, ihrer Geschichte, ihrer Gegen- wart; 2. Aufl. 1866. 8. Pasig, Johannes VI., Bischof v. Meil'sen. 1867. 8. Schaff, Geschichte der alten Kirche. 1867. 8. Arnason, islenzkar thiödsögur og »efintyri ; II. bindi, 1864. 8. JustusNau- mann, Verlagshndl.: Das Spiel v. den zehn Jungfrauen, über- tragen v. Freybe. 1870. 8. Ein Seel vor Gottes Füfsen lag, Ged. aus d. Anf. des 15. Jahrh., übertr. v. Freybe. 1870. 8- Moriz Schäfer, Verlagshndl.: Gräl'se, Märchenwelt. 8. Luxemburg. V. Bück, Verlagshndl.: Crusius, d. Winterfeldzug in Holland, Brabant und Flandern. 1865. 8. Hardt, Luxemburger Weisthü- mer; 5. Liefer. (Schlufs.) 1870. 8. Magdeburg. Heinrichs- hof en'sche Verlagshndl.: Holzapfel, kurze Geschichte der höhe- ren Gewerb- und Handelsschule zu Magdeburg. 1870. 8. Mainz. Friedr Schneider, Dom-Präbendat und Custos : Ders., d. Bau- geschichte d. Mainzer Doms. 1870. 4. Mannheim. J. Schneider, Buchhandl. : Nötling, Studie über altröm. Thür- und Kastenschlös- ser. 1870. 8. Mitau. Kurland. Gesellschaft f. Literatur und Kunst: Dies., Sitzungsberichte, 1848 u. 1849, 1869. 8. 4. Dies., Arbeiten etc., 10. Heft. 1851. 8. Dies., Sendungen ; Bnd. I. 1840. 4. München. K. b. Akademie der Wissenschaften; Dies., Abhandlungen der philos.-philol. Classe; Bnd. XII, 1. 1869. 4. Dies., Sitzungsberichte ; 1870. I, Heft II. III. IV. 1870 8. Preger, d. Entfaltung der Idee des Menschen durch d. Weltgeschichte. 1870. 4. Histor. Commission bei d. k. b. Akad. d. W. : Schmeller, bayer. Wörterbuch: 2. Ausg., 4. Lief. 1870. 8. Fin- sterlin, Verlagshndl.: Schmidt, d. reguläre Siebeneck geoinetr. construirt. 1870. 4. Dr. G. Ludw. v. Maurer, Staats- u. Roichs- rath ; Ders., Geschichle der Städteverfassung in Deutschland ; 3. Bnd. 1870. 8. M. Riege r'sche Univers. -Buchhmll. : Stieve, d. Reichs- stadt Kaufbeuren und d. baier. Restaurations - Politik. 1870. 8. Histor. Verein von und für Oberbayern: Ders., Archiv etc. : 29. Bnd. 1869—70. 8. Ders., 31. Jahresbericht, 1868. 1869. 8.

Namur. Societe archeologiqu e: Dies., Rapport, 1868. 8.

Nördlingen. C. H. Beck'sche Buchhmll. : Schultheis, europäi- scher Geschichtskalender; 1. und 4.-9. Jhg. 1861. 1864—69. 8. Löffelholtz, Beiträge f. Kunst und Gewerbe; 1. Heft. 2. Fiaas, d. Nördlinger Schlacht am 27. August 1634. 1869. 8. Wegele, Friedrich d. Freidige, Markgraf von Meil'sen. 1870. 8- Nürn- berg. Bauer & Raspe's Verlag (Ludw. Korn) : Siebmacher's Wap- penbuch; Lief. 80. 1870. 4. Engelhardt, Rechtsrath : Der Frau v. Stael Verbannung aus Frankreich. 1813. 8. Rede des Staatsministers, Grafen Reynaud v. St. Angely etc. 8. Deutsch- lands Wohlfahrt in Beziehung auf Militär etc. 1822. 8- C. Köh- ler, Historienmaler: Ders.. d. Trachten der Völker in Bild und Schnitt; I. Th. 1871. 8. U. E. Sebald's Vorlag: v. Böckh, evang. lutherische Agende; 2 Thle. 1870. 4. Offenburg. Direktion des grofsh. bad. Gymnasiums: Intlekofer, Bemerkungen zur deutschen Wortbildung. 1860. 8. Progr. Rieger, Alarich, der Balthe, König der Westgothen. 1870. 8- Progr. Parchim. Dr. Herrn. Höfig, Gymnasiallehrer: Ders., latein. Hymnen aus an- gebl. Liturgien des Tempelordens. 1870. 8. Paris. H. Gaidoz:

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Revue celtique, dirigee par H. Gaidoz ; Nr. 1 , Mai 1870. 8. Co- pey und lautter Abschrifft eines warhafftigen Sendbrieffs, wie der Türckisch Kayser Solyman, disen sein Anzug wider die Christen- hait geordnet etc. 1532. 4. Des Türeken erschröckenliche bele- gerung, der Stat vnd Sehlofs Günfs etc. 1532. 4. Warhafftige vnnd Erschreckliche Thatten handlungen der Lxiij Hexen vnnd Vnn- holden, so zu Wisenstaig, mit dem Brandt gericht worden seindt. 1563. 4. Gründtlicher warhaffter Bericht was sich am tag Kungun- dis . . . nicht weit von dem Dorff Poppenreuth . . . für ein wun- derliche erschröckliche Geschieht, verloffen vnd zugetragen. 1567. 4. Erhard, calholische Brieff, vnd Sendtschreiben, darinnen ver- meldet, wie es ein Beschaffenheit vmb das Religionwesen in der Herrschafft Nicolspurg in Märhern. 1586. 4. Warhaffte Newe Zei- tung, welcher gestalt ein Spannischer See öbrister Don Diego Pi- mentel genannt, . . . ein herrliche Victori wider die Türeken er- halten, etc. 1614. 4. Pest. Dr. Florian Romer, Custos des Münz- und Antiken- Cabinets : Ders. , illustr. Führer in d. Münz- und Alterthumsabtheilung des ungar. National -Museums. 1870. 8. Petersburg. Commission imperiale ar che ologique: Dies. , Compte rendu pour l'annee 1868. Avec un atlas. 1869. 2. u. Imp. 2. Prag. Richard Ritter v. Dotzauer: Dotzauer, Topographie der Stadt Grafslitz. 1870. 8. Pressburg. Redak- tion der deutsch-ungar. Monatschrift: Franz Liszt in Un- garn. 8. Rauschenberg. Elard Mülhause: Ders., d. Ring- wälle in d. ehemal. Prov. Oberhessen. 8. Riga. H. Brutzer & Comp., Verlagshndl. : Baltische Monatschrift, hg. v. E. v. d. Brü- gen; 19. Bnd. (n. F. 1. Bnd.), Jan. Aug. 1870. 8. Berkholz, Dr. Joh. Breverus, Superint. v. Riga. 1869. 8. Stettin. Gesell- schaft für pommer's che Geschichte und Alterthums-

kunde: Dies., Baltische Studien; 23. Jhg. 1869. 8. Stuttgart. J. G. Cotta'sche Buchhndl. : Ein Büchlein für d. Jugend. 1834. 8. Ein Volksbüchlein ; 2. Theil. 1839. 8. Steub, über d. Urbewohner Rätiens. 1843. 8. Venedig. Istituto Venedo di scienze lettere ed arti: Dass. , Memorie; vol. XIV, 3. 4. Wien. W. Braumüller, K. K. Hof- u. Universitätsbuchh. : v. Arneth, Maria Theresia nach d. Erbfolgekriege. 1870. 8. Brunner, d. Pas- sionsspiel zu Oberammergau; 3. Aufl. 1870. 8. v. Klinkowström, aus d. alten Registratur der Staatskanzlei. 1870. 8. Newald, Ge- schichte von Gutenstein; 1. Thl. 1870. 8. K. k. statist. Cen- tral-Commission: Dies., Mittheilungen etc.; 17. Jhg., 1. Heft. 1870. 8. Mathias Pangerl: Ders., Wok von Rosenberg. 1870. 8. A. Pichler's Wittwe u. Sohn, Verlagshandl.: Richter, d. Kunstgewerbe; 2. Aufl. 1869. 8. Becker, d. Reaktion in Deutsch- land gegen d. Revolution v. 1848 ; 2. Ausg. 1869- 8. Wiirzburfl. Polytechnischer Centralverein: Ders., Jahres -Bericht etc. 1870. 4. A. Stuber's Buchhndl.: Lampert, d. Passionspiel in Oberammergau. 1870. 8.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4143—4145.)

Kronach. Spörl, Apotheker: Verzeichnifs verschiedener auf den städtischen Archiven von Kronach befindlicher Urkunden. 1122 1796. Urkundenb. - Nürnberg. Joh. M. Pedrazzi: Bei- träge zur Geschichte des Buchhändlers Joh. Ph. Palm. 1806. Ak- ten. — Pössneck. J. Stichling, Apotheker: Lehenbrief Christi- an's H. , Kurfürsten und Herzogs von Sachsen, an Christoph von Raschau über den Ansitz zu Niederpölnitz. 1610. Pgm.

Chronik der historischen Vereine.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XV. Jahrg. Juli Aug. u. Sept. Oct. Wien, 1870. 4.

Die dakische Königs- und Tempelburg auf der Columna Tra- jana. Von Joseph Haupt. (Mit 3 Holzchn.) Mittelalterliche Denkmäler im nordöstlichen Böhmen. Von B. Grueber. (Mit 25 Holzschn. u. 1 Tafel.) Heidnische Grabalterthümer in Schlesien. Von Anton Peter. (Mit 15 Holzschn.) Hainburgs mittelalter- liche Baudenkmale. Von Dr. Karl Fronner. (Mit 25 Holzschn.)

Die sog. Capistrans - Kanzel bei St. Stephan in Wien. (Mit 2 Holzschn.) Ein merkwürdiger Fund im Prager Dome. Die mittelalterlichen plastischen Werke in Fünfkirchen. Von Dr. E. Henszlmann. 1. Abschnitt. (Mit 2 Taf. u. 9 Holzschn.) Die Bregenzerwälder Familie Feuerstein. Von Dr. Jos. v. Bergmann.

Lietava. Von Franz Drahotüszky. Zur Philosophie der Todesvorstellung im Mittelalter. Von Albert Ilg. Die Wall- fahrtskirche Maria Neustift bei Pettau in Untersteiermark. Von Hans Petschnig. (Mit 4 Holzschn.) Ein romanisches Altarkreuz aus Bronze im Privatbesitze zu Pols in der Steiermark. Von Joh. Gradt. (Mit 1 Holzschn.) Ueber einige ältere religiöse Abbil- dungen in der k. k. Hofbibliothek zu Wien. I. Von A. v. Perger. (Mit 2 Holzschn.) Ueber Ordens -Insignien auf mittelalterlichen Grabdenkmalen. Von Dr. Karl Fronner. (Mit 10 Holzschn.) Gothische Kirchenstühle zu Gröbming in der Steiermark. (Mit 3 Holzschn.) Die Kathedrale des hl. Veit in Prag und die Kunst- thätigkeit Kaiser Karl IV. Von Dr. Karl Lind. (Mit 8 Holz- schn.) — Die Bedeutung der Stein- und Bronzealterthümer für die Urgeschichte der Slaven. Von Dr. Karel Jiöinsky. Ueber

Glasmalerei. Von A. R. v. Camesina. Beiträge zur mittelalter- lichen Sphragistik. Von Dr. Karl Lind. (Mit 4 Holzschn.)

Mittheilungen der anthropologischen Gesell- schaft in Wien. I. Band. 1870. Nr. 4. 8.

Ueber das Vorkommen alter Grabhügel in der europäischen Türkei. Von Prof. Dr. Ferd. v. Hochstetter.

Kirchenschmuck. Blätter des christlichen Kunst- vereins der Diöcese Seckau. I. Jahrg. 1870. Nr. 9. u.

10. Graz. 8.

Das Feldkreuz. Die liturgischen Gewänder in der früh- christlichen Zeit. Die Stadtpfarrkirche zu Radkersburg. Der Hauptfaktor in der Entwicklung der christlichen Kunst.

Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1870. I. Heft IV. Mün- chen, 1870. 8.

Brunn, geographische Bemerkungen zu Schiltberger's Reisen. (Forts.), von Thomas. Von Hofmann : a. Hans Schneider's histo- risches Gedicht auf die Hinrichtung des Augsburger Bürgermei- sters Schwarz ; b. über das Züricher Arzneibuch des 12. Jahrb. ; c. Beiträge zur Textkritik der Nibelungen ; d. über ein Notker- fragment. Beiträge zur Genealogie des bayerischen Adels im

11, 12. und 13. Jahrh. Von v. Giesebrecht. Forschungen zur Deutschen Geschichte. Herausge- geben von der historischen Commission bei der König- lich Bayerisch en Akademie der Wissenschaften. Zehn- ten Bandes zweites Heft. Göttingen, Verlag der Dieterich'schen Buchhandlung. 1870. 8.

Die Wahlverschreibuug Karl's des Fünften in ihrer Genesis.

331

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Von Dr. 0. Waltz. Albert von Strasburg u. Matthias von Neuen - bürg. Von Prof. C. Hegel. Beiträge zur Geschichte Kaiser Friedrich's II. Von Prof. E. Winkelmann. Urkunden der ita- lienischen u. burgundischen Könige aus den Jahren 888 und 947, herausg. von Prof. E. Dümmler. Ueber Thegan, den Geschicht- schreiber Ludwig's des Frommen. Von Dr. B. Simson. Kriti- tischo Erörterungen zur Geschichte der Burgunden in Gallien. Von Dr. G. Kauffmann.

Drittes Heft : Zur Chronolgie der Bonifazischen Briefe und Sy- noden. Von Ph. Jaffe. Die Kriege Heinrich's III. gegen Böh- men 1039—1041. Von M. Perlbach. Ueber das Testament Kai- ser Heinrich's VI. Von Prof. E. Winkelmann. Heinrich VIII. von England und der Schmalkaldische Bund 1540. Von Dr. A. Stern. Die dänische Reunionspolitik um die Zeit des sieben- jährigen Krieges. 2. u. 3. Artikel. Von Prof. H. Handelmann.

Kleinere Mittheilungen. Uebersicht des Inhalts von Band I X nach den Verfassern.

Ober bayerisches Archiv für vaterländische G e - ii chichte,herausgegebenvondem historischen Vereine von und für Oberbayern. 29. Band. München, 1869 70. 8.

Die bayerischen Münzen des Hause3 Witteisbach, von dem Ende des zwölften bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts (1180—1550.) Von J. P. Beierlein. Mit 9 Taf. Abbild. Das ehemalige Spital und die Kirche der barmherzigen Brüder zu St. Max vor dem Sendlingerthore. Urkundlicher Beitrag zur Ge- schichte Münchens. Von E. v. Destouches. Das ehemalige Spi- tal und die Kirche der Elisabethincrinnen zu den fünf Wunden vor dem Sendlingerthore. Urkundlicher Beitrag zur Geschichte Münchens. Von dems. Die ehemalige Findel- und Gebär-Stube zu München. Von Dr. Martin. Beiträge zur Kcnntnifs der Ta- bula Peutingeriana. Von J. N. Seefried.

31. Jahres-Bericht dess. Vereines. Für das Jahr 1868. Erstattet in der Plenarversammlung am 1. April 1869 durch den ersten Vorstand Ministeriahath von Schönwerth. München, 1869. 8.

Zeitschrift d es Kunst-Gewerbe -Vereins zu München. 20. Jahrg. 7. - 10. Hft. München, 1870. Theodor Ackermann. 2.

Ueber Wirkerei und Gobelins von. Prof. Dr. Kuhn. (Schlufs.)

W. H. Riehl über die Kunststadt München. (Aus der Allg. Ztg.) Email auf Metall und dessen Anwendung im modernen Kunsthandwerk.

Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Alt erthu ms künde in Frankfurt a. M. Vierter Band Nr. 1. Ausgegeben im December 1869. Frankfurt a. M. 8.

Gelnhausen. Grabhügel aus heidnischer Vorzeit bei Frank- furt. — Sebastian Münster, der Cosmograph. Von Dr. W. Stricker.

Ueber den Maler Karl Ballenberger. Von Dr. Gwinner. Der Gemeinsam der Frankfurter Bürger in früheren Zeiten. Von Dr. G. L. Kriegk. Leiden einer Frankfurter Patricier-Familie. Von dems. Zur Topographie von Frankfurt. Gesammelte Notizen von Dr. med. W. Stricker. Die Incunabeln der Dr. Sencken- bergischen Bibliothek zu Frankfurt. Von dems. Mittheilungen über die Lebensumstände von Frankfurter Aerzten. Von dems.

Uebersicht der lebenden oder jüngst verstorbenen Frankfurter, welche in Naturwissenschaften und Heilkunde in auswärtigen Stellungen sich ausgezeichnet haben. Zusammengestellt von dems.

Tile Kolup (der falsche Friedrich) und die Wiederkunft eines

ächten Friedrich. Von V. Meyer. Besprochen von Dr. Euler. Die alten Bäume in der Dreieich. Von Dr. Friedr. Scharff. Verzeichnis der Frankfurter, welche in Wittenberg von Gründung der Universität an bis zum Todesjahre Melanchthons (1502 1569) studirten. Zusammengestellt von Pfarrer Enders. Der namen- lose Sonntag. Von Dr. Euler. Die Familie von den Birghden. Von Gerhard Schott. Frankfurter Goldgulden. Von Dr. L. H. Euler. Das Nonnenhaus zu Rödelheim. Mitg. von dems. Zeugnifs der Artistenfacultät zu Wittenberg für Magister Hart- mann Beyer. Mitg. von Dr. G. Eduard Steitz. Oecolampad's Beziehungen zu Frankfurt. Von Dr. G. E. Steitz. Die Artikel der Frankfurter 1525. Von Dr. med. W. Stricker. Mittheilun- gen zur Frankfurter Familiengeschichte. HI. Von Wilh. Fresenius.

IV. Eine Frankfurter jüdische Familie vom Jahre 1625 bis zur Gegenwart. Mitg. von Elias Ullmann.

Neujahrs-Blatt, den Mitgliedern des vorgenannten Vereins dargebracht am 1. Januar 1870. Frankfurt am Main. 1870. 4.

Die Baugeschichte der Paulskirche (Barfiil'serkirche) zu Frank- furt am Main. 1782 1813. Nach den Acten bearbeitet von Dr. Wilh. Stricker. Mit 1 Lithographie und 10 Holzschnitten.

Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main, von Johann Georg Battonn. Aus dessen Nachlasse herans- gegeben von dems. Verein durch Dr. jur. L. H. Euler. Fünftes Heft, die Beschreibung des Schlusses der Altstadt und des Anfangs der Neustadt enthaltend. Frankfurt a. M. 1869. 8. IV. und 348 Stn.

Neue Mittheilungen aus dem Gebiet historisch- antiquarischer Forschungen. Im Namen des . . . Thü ringisch-Sächsischen Vereins für Erforschung des vaterländischen Alterthums und Erhaltung seiner Denkmale herausgegeben von Dr. J. 0. Opel. Zwölfter Band. Zweite Hälfte. Halle u. Nordhausen, 1869. 8.

Die offizialischen und censualisehen Bürger von Erfurt. Un- terthänigheit oder Altfreiheit ? Zugleich ein Beitrag zur Ge- schichte der modernen Kritik. Von E. Lambert. Archäologi- sche Wanderungen in den Königlich Preulsischen Landräth liehen Kreisen Zeitz, Weifsenfels und Merseburg, während der Jahre 1856 -66. Forts. Von Gustav Sommer. Ueber Wolfgang Ratichs .Me- thode. Ein Gutachten des M. Anton Mylius zu Kelbra. Von Dr. B. Anemüller. Die Aufzeichnungen des Thomas von Buttel- stedt über die Landgrafschaft Thüringen zur Zeit des Anfalles an die Herzöge Friedrich und Wilhelm von Sachsen 1440 43. Von Dr. Karl Menzel. Die Kirche S. Bonifacii zu Langensalza vor der Reformation. Von Superint. Hübner. Beiträge zur Geschichte des Naumburger Fürstentages vom Jahre 1561. Mitgeth. von Th. Sickel. Miscellen : Die Familie Göthe in Artern, u. A.

Balti seh e S t udi e n. Herausgegeben von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskund e. Dreiundzwanzigster Jahrgang. Stettin, 1869. 8.

35. Jahresbericht. Die Pfahlbauten in dem ehemaligen Per- sanzig-See bei Neustettin. Von Major Kasiski. Ueber pommer- sche Gräberfelder, besonders bei Storkow, Mulkentin und Grofs- Wachlin zwischen Stargard und Massow. Von Prof. Rud. Virchow.

Münzfund bei Claushagen. Von dems. Stettin zur wendi- schen Zeit. Von Superint. Quandt. Colberg und Altstadt zur wendischen Zeit. Von dems. Naturgeschichtliches. I. Von Th.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Schmidt. Die Exemtion des Bisthums Cammin. Von Robert Klempin.

Deutscher Herold. Monatschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- und Wap- pen-Kunde zu Berlin. I. Jahrgang. 1870. Nr. 7. 4.

Beiträge zur Genealogie einiger Rheinisch -Niederländischen Familien.

In der am 4. October stattgefundenen Versammlung des Er- furter Geschichts- und Alterthum svereins theilte der Vorsitzende mit, dafs beabsichtigt werde, im Anschlufs an die „Baudenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, herausgeg. von Dehn- Rothfelser und W. Lotze", ein Inventarium der Baudenkmäler in der ganzen Monarchie aufzustellen. Lehrer Ney hielt hierauf ei- nen längeren Vortrag über den Untergang des thüringischen Kö- nigreiches, dessen Schlufs eine kurze Geschichte der jetzt im Be- sitze der Grafen von Schulenburg befindlichen Burg Scheidungen bildete.

Beiträge zur vat erländischen Geschichte. Herausge- geben von der historischen Gesellschaft in Basel. Neun- ter Band. Mit 2 photogr. Abbild. Basel, H. Georg's Verlags- handlung. 1870. 8.

Andreas Ryff. Von Prof. Dr. Andr. Heusler-Ryhiner. Basels Theilnahme an dem niederländischen Kriege von 1488. Von Prof. Dr. Andr. Heusler-Sarasin. Die Eroberung des Aargaus 1415. Von Dr. Hans Frey. Luther und der Koran vor dem Rathe zu Basel. (Mit einem bisher ungedruckten Briefe Luthers.) Von Prof. Dr. Karl. Rud. Hageubach. Der Kirchengesang in Basel seit der Reformation. Mit neuen Aufschlüssen über die Anfänge des französischen Psalmengesangs. Von Prof. Dr. Chr. Joh. Riggeu- bach. Miscellen zur Basler Buchdruckergeschiclite. Von Conr. Dr. D. A. Fechter.

Geschichte der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen in Basel. Dreiundneunzigstes Jahr. 1869. Basel. Schweighauserische Buchdruckerei. 1870. 8. 278 Stn.

XLVIII. Ncuj ahrsblatt für Basels Jugend. Hrsg. von ders. Gesellschaft. 1870. 4. (Inhalt: Die kriegerischen Ereignisse in der Schweiz während der Jahre 1798 und 1799. Von Dr. Carl Wieland.)

Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Ge- schichte. Herausgegeb. vom historischen Vereine des Kantons Thurgau. Elftes Heft. Frauenfeld, 1870. 8.

Die Freiherren von Bufsnang. Georg Kappeier, Pfarrer in Frauenfeld. Uebereinkunft zwischen dem Collator von Sitter- dorf und dem dortigen Leutpriester, betreffend Abtreten von Pfrilndeinkommen an erstem, 1352.

Bulletin de l'Academi e Royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. Treute-huitieme Annee. 2™ Serie, T. XXVII. Bruxelles, 1869. 8.

Jeanne la Folie et les documents concernant cette princesse, qui ont ete publies recemment; notices par M. Gachard. Robert Peril, graveur du seizieme siecle: sa vie et ses ouvrages; notice par M. le Chevalier de Burbure. Rapports de MM. Thonissen, De- facqz et Haus sur le memoire de concours relatif a l'histoire du

droit penal dans le duche de Brabant. Rapport de MM. Borg- net, Gachard et Juste sur le memoire en reponse au concours de Stassart relatif aux rapports de droit public des provinces beiges avec l'Allemagne. Etudes historiques sur Don Juan d'Autriche, par M. Gachard; 3me etude: Don Juan et Marquerite; 4mu etude: Donna Giovanna d'Austria.

T. XXVIII : Note ä l'appui de la question des pagi, presentee pour le concours de la classe des lettres de 1871; par M. A. Wau- ters. Sur Jeanne la Folie et la publication de M. Bergenroth, par M. Gachard. Les relations de l'Angleterre et de la Flandre au XIVe siecle, notice par M. le baron Kervyn de Lettenhove. Quatre regiments wallons au Service du roi des Detix-Siciles, notice par M. le general Guillaume.

Table generale des notices concernant l'histoire de Belgique publiees dans les revues beiges, de 1830 ä 1865. Par M. Ernest van Bruyssel. (Annexe aux Bulletins.) Bruxelles, 1869. 8. II et 156 p.

Compte rendu des seances de lacommission royale d'histoire, ou recueil de ses Bulletins. Troisieme Serie. Tome dixieme. VIme Bulletin. Tome onzieme. Ier, IIme, Ulme et IV>ne Bulletin.

La Bibliotheque des princes Chigi, ä Rome. (Par M. Gachard.) Relation du manage du duc Charles de Bourgogne et de Margue- rite d'York. (Communiquee par M. le baron Kervyn, d'apres un Ms. du British Museum.) Analectes historiques: quatorzieme Serie. (Par M. Gachard.) Table chronologique des chartes et diplömes imprimes concernant l'histoire de la Belgique. Lettre de M. Alph. Wauters sur l'ctat de 1'impression du tome III et sur difi'erentes questions qui se rattachent ä la Chronologie des diplö- mes de la fin du XIIe et du commencemeut du XIIIe siecle. La bibliothcque des princes Corsini, ä Rome. (Par M. Gachard.) Lettres de Laevinus Torrentius, eveque d'Anvers, au Cardinal Antoine Carafia, 1583 90. (Flu- M. Reusens.) Les archives Farnesiennes, ä Naples. (Par lc meme.) Analectes historiques: quinzieme Serie. (Par M. Gachard.) La joute de la dame in- conuue <k Bruxelles. La joute du sire de Commiues et du sire de Jonvelle ä Bruges. (Par M. Ie baron Kervyn de Lettenhove.)

Annuaire de l'Academie Royale etc. 1870. Trente - sixienie Annee. Bruxelles. MDCCCLXX. 8.

Me moires couronnes et memoires des savants etran - gers, publies par l'Acad. roy. etc. Tome XXXIV. 1867—1870. Bruxelles, 1870. 4.

(Naturwissenschaftlichen Inhalts.)

Memoires couronnes et autres memoires, publies etc. (w. o.) Collection in 8. Tome XXI. Bruxelles, Mars 1870. 8.

Memoire eu repose ä la question suivante, du Programme de concours de 1868: „Apprecier Jean Lemaire (de Beiges) comme prosateur et comme poete''; par M. Gh. Fetk

Nederlandsche Gedichten uit de veertiende eeuw van Jan Boendale, Hein van Aken en anderen, naar het oxfordsch lumd- schrift, op gezag van het staatsbestuur en in naam der koninklijke academie van Wetenschappen etc. uitgegeven door F.-A. Snellaert. Brüssel, M. Hayez. 1869. 8. XCVI und 833 Stn.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

20) Grundsteine einer allgemeinen Culturgeschichte der neuesten Zeit. Von J. J. Honegger. Erster und zweiter Band. Leipzig, Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber. 1868, 1869. 8. 416 und 542 Stn.

Mitteninne stehend zwischen den Leistungen unserer Meister der politischen Geschichtschreibung und den bescheidneren Ver- suchen auf dem bisher speziell der Kulturgeschichte vindicierten Gebiete, sucht und betrachtet der Verfasser des vorliegenden, grofs- artig angelegten Werkes seinen Gegenstand vorzugsweise da, wo er allerdings am ersten zu finden und am ausgiebigsten zu verfol- gen sein mufs, im Bereiche der geistigen Thätigkeit der Völker. So finden wir neben den socialen Verhältnissen hauptsächlich Wis- senschaft und Kunst berücksichtigt, nicht weniger Fortschritte auf dem Gebiete des Verkehres, der Technik, Reisen, Entdeckungen, Colonisationen u. s. w. , sowie auch die Politik, soweit sie auf den allgemeinen Zuständen gegründet ist, oder darauf zurückwirkt. Das überreiche Material, das dem Bestände aller Kulturvölker Eu- ropa's entnommen, verlangt in der Behandlung natürlich ein sum- marisches Verfahren; allein das energische Zusammenfassen des behandelten Stoffes unter einen gemeinsamen Gesichtspunkt und die Bedeutsamkeit des letzteren, der überall den eigentlichen sitt- lichen Gehalt der Nationen zu ergründen sucht, entschädigt für die mangelnde Ausführung und bedingt den wahren Werth des Buches. Wesentlich hängt mit demselben auch der Reiz zusam- men, den die in der Auffassung der Thatsachen überall hervortre- tende bedeutende Individualität des Verfassers gewährt, namentlich da, wo er, wie im Bereiche der Wissenschaft und Literatur, selb- ständig urtheilend auftritt. An anderen Orten, wo er sich, z. B. der bildenden Kunst gegenüber, mehr auf die Meinung Anderer verlassen mufs, dürfte die vertretene Anschauung mit den jetzt überhaupt vorherrschenden Ansichten über kurz oder lang eine Wandlung erfahren. Das ganze Werk ist auf fünf Baude be- rechnet, von welchen der letzte einen dialektischen Abrifs über den gesammten Kulturgang unseres Jahrhunderts und seine End- resultate geben wird. v. E.

21) Urgeschichte des Schleswigholsteinische n Lan- des von Dr. P. H. K. v. Maack. Theil I. Das urge- schichtliche Schleswigholsteinische Land. Mit 3 Holzschnit- ten. Kiel, 1869. G. v. Maack's Verlag. 8. 167 Stn. mit 3 Holzschnitten.

Der Inhalt dieser interessanten, bereits bei ihrem ersten Er- scheinen von der Kritik nach Verdienst gewürdigten Schrift ist in kurzem ungefähr folgender. Frankreich und England hiengen ur- sprünglich durch eine Landenge zusammen, und noch zu geschicht- lichen Zeiten bildete die heutige Nordsee eine Meeresbucht, deren ruhige Strömung die Marschbildung an den sie begrenzenden Küstenländern ermöglichte. Das Naturereignifs, welches den letz- ten Durchbruch der festen Landverbindung herbeiführte und die Strasse des Canals schuf, war wahrscheinlich die grolse kimbrische Fluth, von welcher die Schriftsteller der Alten reden, und trat

erst in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. ein. Diese Fluth, welche zugleich die unter demselben Namen gehende Völ- kerwanderung um 389 v. Chr. veranlafst haben mag , veränderte in bedeutender Weise auch die Gestalt der schleswig-holsteinischen Lande. Durchstechungen des Bodens führen aber auch unwider- leglich die Wandlungen vor Augen, welchen diese Gegenden viele Jahrhunderte früher schon unterworfen waren, und die zum Theil bis in unsere Zeit sich fortsetzen. Die wichtigste unter allen war die Milderung des Clima's, bedingt sowohl durch die Herbeiführung des warmen Golfstromes als die allmähliche Hebung der östlichen Länder, welche die Gewässer der finnischen und des weifsen Mee- res trennte. Drei Perioden dieses Temperaturwechsels, kenntlich gemacht durch die das Land überziehenden, in den verschiedenen Lagen der Moore aufbewahrten Pflanzendecken , lassen von der kalten Renthierzeit bis zur Gegenwart sich nebst ihren Ueber- gängen unterscheiden. Die Fauna des Landes begleitete diese Wandlungen in naturgemäfsem Fortschritt. Ueber die älteste Be- völkerung, die schon einen grofsen Theil jener gewaltsamen oder allmählich eintretenden Erdrevolutionen mit ansah, geben Ausgra- bungen und sprachliche Denkmäler in überraschender Weise Auf- schluß. — Die vorliegende zweite Bearbeitung ist um mehr als das Doppelte verstärkt; der Reichthum des herbeigezogenen Ma- terials gewährt, obwohl die Behandlung die strengwissenschaftliche Methode niemals verläfst, ein eben so grofsartiges wie anschauli- ches Bild. v. E.

22) Jacobäa von Bayern und ihre Zeit. Acht Bücher niederländischer Geschichte von Franz von Lo- he r. Zweiter Band. Nördlingen. Druck und Verlag der C. H. Beckschen Buchhandlung. 1869. 8. 566 Stn.

Der zweite Band gibt, ehe er die Erzählung des ersten wie- der aufnimmt , eine Darstellung des burgundischen Reiches und seiner nächstliegenden Verhältnisse', innerhalb deren die Begeben- heiten sich weiter entwickeln. Es werden sodann die wieder aus- brechenden Kämpfe der Hoeks und Kabeljaus, das Auftreten Her- zogs Johann von Bayern und Jacobäas zweiter Heereszug gegen denselben vorgetragen, dessen Folge, ihre Flucht nach England und ihre Vermählung mit dem Herzoge von Gloucester, den Grund zu neuen Wirren bis zu ihrer endlichen Niederlage und dem sieg- reichen Hervorgehen des burgundischen Herzogs legte. Den Be- schlufs machen die letzten Schicksale der Heldin des Buches selbst und der hauptsächlichsten in den Gang ihres Lehens verwickelten Personen, für welche sämmtlich auch in der streng historischen Darstellung sich ein romanhaftes Interesse herausstellt. Ueber- haupt wird die Wirkung, welche schon der erste Band dieser aus- gezeichneten Geschichtserzählung hervorrief, im zweiten bedeutend gesteigert. Die Elemente, welche am Ausgange des Mittelalters die Grundlagen der staatlichen und gesellschaftlichen Bildung ab- gaben, sehen wir hier, von hervorragenden Sonderkräften getra- gen, in wildester Bewegung, jedes einzelne um den Vorrang und um sein Dasein kämpfend, alle aber sich gegenseitig vernichtend und der kaltberechnenden Staatskunst zum Opfer fallend, welche auf ihren Trümmern sich erhebt und, was lebensfähig geblieben, zu ihren Gunsten wieder zusammenfügt. Zunächst zwar handelt

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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es sich nur noch um Interessen ; von Principien, deren Verfechtung in der Folgezeit den Gang der Geschichte bedingt, zeigen sich hier kaum die ersten Spuren. Aber die gewaltigen Kräfte , die be- stimmt sind, bald für sie einzutreten, vermögen wir um so siche- rer abzuschätzen, jemehr sie nur noch aus eigensten Antrieben bewegt werden. Für die Darstellung entsteht jedenfalls ein gro- Iser Vortheil daraus, dafs die einzelnen Factoren ihrer Entwicke- lung streng geschieden neben einander stehen und in wahrhaft dramatischem Verlaufe ihre Rolle abspielen. v. E.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 38, S. 908. Zur Geschichte der bürgerlichen Zeitrechnung. (Chambers' Journal.)

Die Biene (von Enders): Nr. 29. Die Erfindung der Orgel. Das Basilikenkloster bei Munkäcs.

Deutsche Gemeindezeitung: Nr. 34 f. Die altdeutsche Mark- genossenschaft und die Landgemeinde in Hessen. Vortrag v. Dr. M. Endemann.

Jahrbücher für deutsche Theologie: 15. Bd., 3. Heft. Stu- dien über die Theologie Melanchthon's.

Der Katholik: Jul. f. Das Tridentinische Reformdekret „Tam- etsi".

Allgem. Kirchenzeitung: 49. Jhrg., Nr. 30. Dr. Martin Lu- ther über den Krieg.

Allgem. evang.-luther. Kirchenzeitung: Nr. 34. Aus dem Zuckmantier Passionsspiel.

Korrespondent v. u. f. Deutschland: Nr. 480. 482. 484. Die deutsche Reichs- und Nationalfarbe.

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 73 (169), S. 30. Fried- rich der Grofse und Barbarina Campanini. (F. v. Hohenhau- sen.) S. 37. Zur Geschichte des deutschen Kinderspiels. Culturgeschichtliche Skizze. (Albert Richter.) S. 99. Die deutsche Küche. Culturstudien. (Karl Braun.)

Norddeutsches Protestantenblatt: 3. Jahrgang, Nr. 36. Zwingli über den Krieg. Das Strafsburger Münster. (C. Manchot.)

Berliner Revue: 62. Bd., 5. Hft. Die Deutschen in Siebenbür- gen. 2. 6. Hft. Das Wappen des Elsasses in der Königs- standarte Preufsens. Das Officiercorps der preul'sischen Ar- mee nach seiner historischen Entwickelung, seiner Eigenthüm- lichkeit und seinen Leistungen. 1.

Rübezahl: 7. Heft, Juli, S. 330. Ein Verzeichnifs v. Pein'scher Familien -Documente. (Rob. Schuck.) S. 331. Oberschlesi- sche Holzkirchen: 1. Die Kirche von Markowitz. S. 332. Grofs-Wilkau bei Nimptsch. (R. Graf Stillfried.) S. 347. Alterthümer in Stadt und Dorf. (Dr. Joh. Klein.) S. 349. Ein merkwürdiges Crucifix zu Neisse (Hl. Kümmernifs.) 8. Heft, Aug., S. 373. Volkstrachten in der Grofs-Glogauer Gegend. S. 380. Die Holzkirche zu Lugnian in Oberschle- sien. — S. 390. Das erste Jahrhundert der schlesichen Land- schaft. — S. 402. Alterthümliches aus der Kirche zu Rankau, Kreis Nimptsch.

K. preufs. Staatsanzeiger: Beil. Nr. 33 35. Das Verkehrs- leben des Mittelalters. Nr. 35. Das deutsche Sprachge- biet in Frankreich. Nr. 38. Volkslieder des preufsischen

Heeres gegen die Franzosen. Zur Geschichte der deutschen Sprache.

Oesterr. Vierteljahresschrift für kathol. Theologie: 9. Jahrg., 2. Hft. Maria Rafing. Ein Beitrag zur Geschichte des Protestantismus und Josefinismus in Oesterreich. (A. Er- dinger.) — Beiträge zur Geschichte der Erzdiöcese Wien. (Th. Wiedemann.)

Volksblatt f. Stadt und Land: Nr. 55. Aus einem Florile- gium des 12. Jahrhunderts.

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 288. Zur Geschichte der romani- schen Race. (Friedr. v. Hellwald.)

Vermischte Nachrichten.

103) Die vielseitigen Beziehungen, welche sich durch Verglei- chung oft scheinbar entfernt liegender Gebiete des Wissens erge- ben, veranlassen uns, den nachfolgenden Brief ohne jede Aende- rung hier abzudrucken, da er gewifs viele unserer Leser interessiert, die den Einflufs des Orients auf das Abendland im Mittelalter und deren gegenseitige Beziehungen gerne aufmerksam verfolgen möch- ten.

„Gestern erst schrieb ich Ihnen von der Absicht, den auf der hiesigen Hofbibliothek befindlichen arabischen Codex mit 70 Bil- dern durchzusehen, und heute, nachdem ich es gethan , kann ich Ihnen schon über diesen alle meine Erwartungen weit übertreffen- den Schatz mittelalterlicher arabischer Gemälde in Kürze be- richten. Ich beachtete den Codex nicht, weil ich voraussetzte, die Bilder desselben wären mit der Feder gezeichnete Fratzen und Carricaturen , wie sie öfters in arabischen Handschriften kosmo- graphischen Inhalts vorkommen, aber nein! es 6ind auf Gold- grund fein ausgeführte grol'se Gemälde mit Darstellungen, die uns einen tiefen Einblick in die morgenländischen Sitten, Gebräuche und Costiime des 14. Jahrhunderts gestatten, denn der Codex wurde in der Abschrift am 29- März 1334 beendet. Er enthält die durch Rückert's geniale deutsche Nachbildung der ganzen gebildeten Welt zugänglich gemachten berühmten Makämen Hariri's (f 11211*). Die Schriftzüge, wie noch andere Nebenumstände, weisen das Buch nach Vorderasien, wahrscheinlich Syrien oder Mesopotamien, und die Bilder schliei'sen in Uebereinstimmung damit schon auf den ersten Blick den sonst leicht fafsbaren Gedanken eines nicht ara- bischen, etwa persischen Ursprungs aus. Der Codex, in Grofsfolio, ist deshalb, so viel ich weifs, in Europa der einzige seiner Art. Das ganze erste Blatt (Baumwollenpapier) ist bedeckt mit einem Gemälde, die übrigen 69 Bilder sind kleiner. Die Figuren, Män- ner, Weiber und Kinder, Vornehme und Niedrige, Sclaven oder Neger vorstellend, sind grofs und hinsichtlich ihrer Bekleidung bis in's Detail ausgeführt. Aufserdem begegnen uns in diesen Ge- mälden verschiedene Thierftguren , wie Pferde, gezäumte und ge- sattelte Kameele, Vögel; ferner Pflanzen, Geräthschaften verschie- dener Gattungen und Formen als: Stühle, Betten, Glasgefäfae (Ampeln, Lustres, Trinkbecher, Flaschen, Vasen) und Musikinstru- mente. Unter den vorgeführten Actionen des täglichen Lebens gehen die Trinkgelage der sündhaften Korangläubigen hier im Bilde Hand in Hand mit vielen andern durch das Wort arabischer

») Fr. Rückert, die Verwandlungen des Abu Seid Ton Serag.

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Dichter überlieferten Hymnen auf den Wein und dessen Vortreff- lichkeit.

Interessant und historisch merkwürdig ist ein Gemälde, wo- rauf im Innern einer mit Säulen und Lampen geschmückten Mo- schee der abbäsidische Imäm, in dessen historisch schwarzer Klei- dung allerdings nur der Schalk Abu Seid von Serug steckt, von der Kanzel (minber) herab die knieenden Gläubigen anredet. Ne- ben dem Imäm ist die schwarze Fahne (liwä) der Abbäsiden auf- gepflanzt*). Nicht minder anziehend sind einige Bilder mit Zelt- lagern in der Wüste oder mit den langsam dahinziehenden ,. Schif- fen" derselben, deren Passagiere weit behaglicher zu reisen schei- nen, als in den kleinen engen Segelfahrzeugeu die durch ihre na- tionale Wein-Poesie dem zweiten Element vielleicht mehr entfrem- deten Reisegenossen.

Obwohl hinsichtlich der technischen Ausführung unserer Bil- der auch für den Maler das arabische Sprichwort, dafs Jeder der Sohn seiner Zeit sei, gilt, so sind sie doch überaus lehrreich für die Geschichte der Malerei ; namentlich im Vergleich zur damali- gen persischen und europäischen Malerkunst bieten sie uns sehr belangreiche neue und überraschende Gesichtspunkte.

Gleich wichtig aber sind sie für uns noch gegenüber den in Nürnberg, Wien, London und andern Orten aufbewahrten Ueber- resten orientalischer Gewebe und deren Imitirungen, die in diesen Bildern durch Zeichnung und Farbe so mannigfach vorgeführten Kleiderformen und Musterungen ihrer Stoffe. Letztere treffen wir von der einfachsten Art bis zu den prächtigsten Goldbrokaten mit Pflanzen- und Vogelbildern, geschmackvollen Arabesken und Inschriften. Turbanbinden von Mousselin (schäsch) mit eingeweb- ten Titeln (marküm bi-1-alkäb), Teppiche, endlich Vorhänge mit Inschriftenstreifen werden uns gleichfalls hier mehrfach geboten.

Um nur kurz zu bemerken, finde ich eben in den Stoffinschrif- ten und den Darstellungen überhaupt die unerwartete Bestätigung für einige in meiner Schrift : „Die liturgischen Gewänder mit ara- bischen Inschriften aus der Marienkirche in Danzig" aufgestellten Gesichtspunkte, wie denn unsere arabische Bilderhandschrift selbst, auch die von mir am dortigen Orte vorgebrachten Beweise gegen die landläufige Annahme eines allgemeinen muslimischen Bilderverbotes am siegreichsten unterstützt.

Wie genau sich der Maler an die Mode, den Farbengeschmack und übeihaupt an die Vorlagen der damals gangbaren Stoffe ge- halten hat, zeigen die kleinliche Ausführung der Muster und die Darstellungen uns schon bekannter Gefäfsformen , von denen ich einige in Pausen beilege. Interessant ist es hiebei, zu erfahren, dafs die der Zeichnung Nr. 1 entsprechenden hohen gläsernen Hängelampen, wie eine ganz gleiche aber inschriftenlose vor Kurzem auch in den Besitz des k. k. Museums kam (vgl. Mittheilungen dess. 1870, p. 147 f.), nicht, wie man geglaubt hat, mit Oelflammen leuchteten, sondern, wie die Abbildungen des Co- dex auf das deutlichste zeigen, zur Aufnahme langer Kerzen bestimmt waren**). Auch der Text des Harirt erwähnt mehrfach, z. B. Makäme Xn, der Wachskerzen (schumü'), die zu jener

*) „Und als sie ihm (dem ersten Abbäsiden) gehuldigt hatten , bestieg er schwarz gekleidet die Kanzel und redete zu dem Volke." El-Makin, Hist. Saraz, p. 94. Die erste von den Abbäsiden nach Chorasan gesandte schwarze Fahne soll auf einer 19 Ellen hohen Lanze (ramh) befestigt gewesen sein und den Namen Thall geführt haben ; 1. c p. 92.

**) Nur die flachen, scbalenartigen Lampen dienten zur Beleuchtung mit Oel.

Zeit im Oriente allgemein im Gebrauch waren. Als ein gleichzei- tiges Beispiel über den Aufschwung dieses Industriezweiges ver- dient hier erwähnt zu werden, dafs nach dem ägyptischen Histo- riker el-Makrizt der mamlükische Sultan Näsir-ed-din gelegent- lich einer Hochzeit im Jahre 1332 von seinen Emiren nicht weni- ger als 3030 Wachskerzen im Gewichte von 3600 Centnern ge- schenkt erhielt. Sie waren zum Theil sehr kunstvoll gearbeitet und stellten verschiedene Bilder vor. Die schönsten davon wa- ren in Damaskus gemacht worden, welche Stadt auch nach den arabischen Quellen, wenigstens schon im 10. und 11. Jahrhundert, den spätem Ruhm der Glasindustrie Venedigs besafs.

Gleichzeitig lege ich noch die flüchtige Copie eines herabhän- genden Goldbrokat -Vorhanges bei. Die Grundfarbe desselben ist Purpur. In den runden Flächen mit grünem Fond befinden sieh goldgewirkte Pflanzenornamente. Die obere Borte, sowie der Schriftstreifen sind in Gold gewirkt.

So viel für jetzt. Diese Gemälde sind in kulturgeschichtli- cher Hinsicht von bedeutender und weitgreifender Wichtigkeit ; allein ihre allgemeine Nutzbarmachung, die mir aus eben diesem Grunde sehr wünschenswerth erscheint, unterliegt manchen Schwie- rigkeiten, von denen die meisten aber nur der Orientalist vom Fach zu überwältigen vermag. Da mein erster kritischer Versuch auf orientalischem Kunstgebiete beifallig aufgenommen wurde, will ich sehen, ob mein Entschlufs, diese Bilder nun als Grundlage ei- ner zweiten Untersuchung zu benützen, nicht etwa durch sich ent- gegenstellende technische Hindernisse vereitelt wird.

Wien. Dr. Karabacek.

104) Die Orgel des Münsters zu Freiburg i. Br. soll demnächst erneuert werden. Ein in Brügge lebender Engländer, Mr. Sutton, der Vieles schon für die gothisehen Kirchen der Rhein- lande gethan, hat die Kosten mit 36000 fl. übernommen. Hr. Sut- ton hat, wie uns von kundiger Seite mitgetheilt wird, weitgehende Studien über die Geschichte der Orgel in ihrer iunern Construc- tion, wie der äufsern Form gemacht und wird deshalb die Frei- burger Orgel, die 1574 errichtet wurde, streng im Sinne der Al- ten restaurieren lassen. Sie soll am alten historischen Orte in der Höhe der Mittelschiffwand auf einer grofsen Console schwebend erhalten, an der alten Disposition nichts geändert und nur jene Register, welche thiels zu Grunde gegangen, theils modernisiert worden sind , sollen in ihrer primitiven Einfachheit wieder herge- stellt werden.

105) Ueber die Altäre zu Kaikar und Xanten sind dem- nächst umfassende photographische Publicationen zu erwarten, die von Brandt in Flensburg hergestellt werden, welcher auch die kostbaren Blätter des Schleswiger Altarwerkes herausgegeben hat. Kaikar wird 90, Xanten 75 Blätter enthalten. Ein Text von Ca- plan Wolff zu Kaikar mit urkundlichen Belegen wird den Publi- cationen beigegeben.

106) In Xanten hat sich ein Alterthumsverein gebildet, der zur Aufstellung seiner Sammlungen von der bischöflichen Behörde zu Münster die Michaelskapelle über dem Eingange zum Domfried- hofe erhalten hat. Da die Kapelle Eigenthum des Domes ist und bleibt, so bemüht man sich wie zu hoffen mit Erfolg dafs alle dem Dom gehörigen, nicht mehr im Gebrauche befindlichen Kir- chengeräthe und Stickereien, namentlich eine schöne Sammlung von Weifsstickereien und Spitzen, gleichfalls dort aufgestellt werden.

107) Im Laufe des Monats September hat man in der Sa-

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kristei der St. Katharinenkirche zu Osnabrück bei Aus- grabung zur Legung des Dampfkessels für die Heizung der Kirche einen zinnernen, vier Fufs langen Sarg mit messingenen Griffen, schön eingegrabenen hannoverisch- braunsehweig'schen Wappen, einigen Inschriften und der Jahreszahl 1664 gefunden. Dieser Sarg wird derjenige sein, welcher die Leiche eines todtgebornen Sohnes des Bischofs Ernst August I. vom Jahre 1664 euthält, Hierüber findet man eine Notiz in der Geschichte der Stadt Osna- brück von Syndicus Dr. Stüve, S.470, und in Röling's osnabrücki- scher Kirchengeschichte, S. 31.

Osnabrück. J. Lodtmann, Pastor.

108) Auf der Domäne Lapshorn, zwei Stunden von Det- mold, im Teutoburger Walde, sind kürzlich ziemlich tief in der Erde uralte Münzen von Silber und wohl erhalten gefunden worden. Zugleich hat man dort zwei neue Münzen von Baltha- sar von Meifsen und Friedrich mit der gebissenen Wange , von der Gröfse eines Guldens, aufgefunden.

Osnabrück. J. Lodtmann.

109) Fast in der Mitte der Stadt Bromberg sind mehrere Pfunde alter, zum Theil gut erhaltener Münzen gefunden wor- den, und zwar an einer Stelle, wo vor 15 Jahren ein Gefäfs mit gleichem Inhalte ausgegraben wurde. Aufser den weni- gen zu Marienburg geprägten, doch meist unleserlich gewordenen deutschen Ordensmünzen von Winrich v. Kniprode 1351 1382, Michael Kuchmeister v. Sternberg 1414 1422 und Ludewig v. Erlichshausen 1450 1467, die sich unter den Münzen befanden, gehören die übrigen ohne Ausnahme polnischen Regenten an und sind unter Wladislaus Jagello 1382- 1434, Casimir Jagello 1447 1492 zu Thorn, Danzig, Bromberg und Krakau, und unter Johann I. Albert Jagello 1492 1501 geschlagen worden. Unter diesen be- finden sich mehrere sehr seltene Stücke. (Num. Ztg. Nr. 17.)

109) In Ungarn werden bedeutende archäologische Nachgra- bungen auf Kosten des Erzbischofs Haynald vorgenommen. Es handelt sich um die Blofslegung der Ruinen des Markt- fleckens Lures; die bezüglichen Arbeiten leitet Emerich Hen- fselmann. Die bisherigen Nachgrabungen förderten in einer Tiefe von zwei Klaftern unversehrte Mauern und einige geborstene Bo- gen zu Tage, die früher einen grofsen Saal und einen vor demsel- ben befindlichen Corridor umschlossen haben mögen.

(111. Ztg., Nr. 1419.)

110) Die schon vor mehreren Jahren eingeleiteten Forschun- gen nach Pfahlbauten in den österreichischen Seen sind im Interesse der Wiener anthropologischen Gesellschaft von den Grafen H. Wilczek u. G. Wurmbrand wieder aufgenommen worden und haben ein befriedigendes Ergebnifs geliefert. Es wurde eine Pfahlbaustätte am nördlichen Ufer des Attersees (Salzkammergut) unzweifelhaft constatiert. Sie ist die erste, die bisher in einem österreichischen See entdeckt wurde, und die östlichste aller be- kannten Pfahlbauten. Soweit die bisher gemachten Funde ein Urtheil gestatten, gehört diese rfahlbauniederlassung der Steinzeit an. Ein weiterer Pfahlbau, der vorläufig nicht näher untersucht wurde, zeigt sich am westlichen Ufer desselben Sees. Aufser dem Attersee wurden noch der Hallstädter- und der Wolfgangsee be- sichtigt, für deren Untersuchung aber der Wasserstand und die Jahreszeit nicht günstig waren. Diese Forschungen sollen im nächsten Jahre wieder aufgenommen werden. (Dies., Nr. 1421.)

111) Anknüpfend an die Pfahlbaureste im Attersee macht Prof. L. H. Jeitteles die Mittheilung, dafs die genaue Vergleichung der von ihm im Jahre 1864 im Weichbilde der Stadt Olmütz auf- gefundenen Reste aus der Stein- und Bronzezeit mit den Pfahl- baualterthümern der Schweiz und Süddeutschlands deren völlige Uebereiustimmung ergeben habe, und dafs in wenigen Monaten eine kleine Abhandlung über die Olmützer Funde mit Abbildun- gen, später eine gröfsere Arbeit mit vielen Tafeln erscheinen solle.

(Dies., Nr. 1423.)

112) Prof. Dr. Handelmann veranstaltet schon seit längerer Zeit auf der Insel Sylt gelau sgrabunge n. Der letzte von ihm geöffnete und ausgebeutete Hügel, nordwestlich von Kai gelegen, hat für die Alterthumskunde sehr werthvolle Schätze ge- liefert. Handelmann fand in dem Hügel einen 9 Fufs langen, 4 Fufs breiten und 3 Fufs tiefen Keller, und in demselben die Ueberreste eines 6 Fufs 11 Zoll Hamburger Mals langen mensch- lichen Körpers sammt einem goldenen Armring, einem goldenen Fingerring, einem Dolch, einen Pahlstab, einer Schnalle oder Bro- sche und einem Fingerring, letztere Sachen von Bronze.

(Korr. v. u. f. D.)

Berichtigung. In der verm. Nachr. 86 (s. vor. Beil., Sp. 296), die der Illustr. Ztg. entnommen war, ist Tuchhaus statt

Rathhaus zu lesen.

Mittheilungen.

10) Elfte Plenarversaniiiiliiiig

der historischen Commission bei der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften.

München, im October 1870. Die statutenmäfsigePleuarver- sammlung der Commission für deutsche Geschichts- und Quellen- forschung wurde auf Befehl König Ludwig's II. auch in die- sem Jahre abgehalten. Wie allgemein das Gefühl ist, dafs die Arbeiten der Commission mit den nationalen Interessen in enger Verbindung stehen, zeigte sich darin, dafs sich trotz des deutschen

Krieges fast sämmtliche auswärtige Mitglieder eingefunden hatten. An den Sitzungen, welche in den Tagen vom 1. bis 6. October stattfanden, nahmen aufser dem Vorsitzenden, Geheimen Regie- rungsrath v. Ranke aus Berlin, Antheil : Hofrath Ritter von Ar- neth aus Wien, Professor Hegel aus Erlangen, Geheimer Regie- rungsrath Pertz aus Berlin, Director v. Stalin aus Stuttgart, Professor v. Sybel aus Bonn, Professor Waitz aus Göttingen, Professor Wegele aus Würzburg, überdies die sämmtlichen ein- heimischen Mitglieder: Professor Cornelius, Reichsrath v. D Ol- lis g e r, Oberbibliothekar F öringer, Reichsarchivdirector v. L ö -

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her, Staatsrate v. Maurer, Reichsarchivrath Muffat, General- lieutenant v. Sp runer und der Secretär der Commission, Profes- sor v. Giesebrecht.

In der Eröffnungsrede wies der Vorsitzende zunächst auf den überaus schmerzlichen Verlust hin, welchen die Commission durch den Tod W. Wackernagel's erlitten hatte; nachdem dieser her- vorragende Gelehrte den Sitz J. Grimm's in der Commission eingenommen, unterstützte er die Arbeiten derselben mit dem le- bendigsten Eifer und hat sie nach vielen Seiten gefördert. Auch des Abscheidens R. Köpkes und Ph. Jaffe's wurde gedacht, da ihre historischen Studien sich mit den Bestrebungen der Com- mission vielfach berührt hatten. Im weiteren Verlauf der Rede deutete der Vorsitzende auf den Zusammenhang der Commissions- arbeiten mit der deutschen Erhebung der Gegenwart hin und be- leuchtete die grofsen Zeitereignisse in ihren welthistorischen Be- ziehungen. Die nationale Gesinnung, welche in den Worten des Vorsitzenden hier Ausdruck fand, belebte dann auch die weiteren Berathungen der Commission ; vor dem Eintritt in dieselben sprach sie in einem Anschreiben an König Ludwig II. die Gefühle in- nigsten Dankes aus, welche die hochherzigen und folgenreichen Entschliefsungen Seiner Majestät in ganz Deutschland hervor- gerufen haben.

Ueber die Arbeiten des letztverflossenen Geschäftsjahres erstat- tete der Secretär in hergebrachter Weise Bericht. Bis zum Aus- bruche des Krieges waren fast alle Unternehmungen in raschem Fort- gange gewesen, dann aber manche nicht zu bewältigende Hemmnisse eingetreten. So mufsten sogar einzelne Werke, die zur Ausgabe fertig waren, wegen der dem Buchhandel ungünstigen Zeitverhält- nisse zurückgehalten werden.

In den Buchhandel sind seit der letzten Plenarversammlung gekommen :

1) Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis in's 16. Jahr- hundert. Bd. VIII, enthaltend die erste Abtheilung der Strafs- burger Chroniken, bearbeitet von C. Hege 1.

2) Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis in's 16- Jahrhundert, gesammelt und erläutert von R. v. Lilien- cron. Nachtrag, enthaltend die Töne und das alphabetische Verzeichnifs.

3) Forschungen zur deutschen Geschichte. Bd. X.

4) Weisthümer, gesammelt von J. Grimm und nach dessen Tode, unter Mitwirkung von F. X. Kraus, Archivar Mül- ler und anderen Gelehrten, von G. L. v. Maurer. Theil VI, bearbeitet von R. Schröder.

5) Bayerisches Wörterbuch von J. A. Schmeller. Zweite, mit des Verfassers Nachträgen vermehrte Ausgabe, bearbeitet von G. K. Fr om mann. Lieferung IV.

6) Briefe Friedrich's des Frommen, Kurfürsten von der Pfalz, mit verwandten Schriftstücken, gesammelt und bearbeitet von A. Kluckhohn. Zweiter Band, erste Abtheilung 1567-1572.

Zur Ausgabe fertig sind aufserdem :

1) Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. Band IX, enthaltend Geschichte der germanischen Philologie von R. v. Raum er.

2) Die Recesse und andere Akten der Hansetage von 1256 1430. Bd. I.

3) Briefe und Akten zur Geschichte des dreifsigjährigen Kriegs in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Witteisbacher.

Bd. I. Die Gründung der Union 1598—1608, bearbeitet von M. Ritter.

Die weiteren Mittheilungen des Secretärs , wie die Berichte, welche im Laufe der Verhandlungen von den Herausgebern der einzelnen Werke erstattet wurden, thaten dar, dafs auch eine An- zahl anderer Arbeiteu bereits der Presse übergeben ist und meh- rere neue Publicationen in naher Aussicht stehen. Wie früher sind auch in diesem Jahre die Nachforschungen, welche die Commis- sion in den verschiedenen Archiven und Bibliotheken für nöthig hielt, von den hiesigen und auswärtigen Behörden mit der gröfs- ten Liberalität unterstützt worden.

Die Commission war diesmal vorzugsweise mit Berathungen beschäftigt, welche sich auf das vom Geheimen Rath v. Ranke und Reichsrath v. Döllinger beantragte und erst kürzlich in Angriff genommene grofse Unternehmen der allgemeinen deutschen Biographie bezogen. Freiherr v. Liliencron, jetzt in München ansässig, welcher die Redaction des Werkes übernommen hat, be- richtete über seine umfassenden Vorarbeiten, wie auch über eine Reise, welche er im Interesse desselben ausgeführt hatte. Ueber- all war er reger Theiluahme für das Unternehmen begegnet, und hervorragende Gelehrte hatten ihm nicht allein die Bearbeitung einzelner Artikel, sondern auch gröfserer Abtheilungen zugesichert. Von besonderer Wichtigkeit erschien es jetzt der Commission, das Unternehmen, ohne der Vollständigkeit Eintrag zu thun, doch auf einen Umfang zu begrenzen, welcher die Ausführung in einem nicht zu langen Zeitraum ermöglicht. Die Zahl der Artikel wurde deshalb auf etwa 40,000 beschränkt, von denen kaum der vierte Theil mehr als eine Seite füllen wird ; die Artikel werden in al- phabetischer Folge erscheinen und soll in 20 Bänden das ganze V\ erk seinen Abschlufs finden. Dasselbe wird in gleicher Weise die Biographien von Regenten, Staatsmännern, Feldherren, Gelehr- ten, Künstlern, Industriellen, insoweit ihre Wirksamkeit auf die Entwicklung der deutschen Nation von Einnul's war, zu liefern haben. Die Bearbeitung der einzelnen Biographien, bei denen es neben sicherer Charakteristik besonders auf genaueste Feststellung des Thatsächlichen ankommt, soll nur erprobten Kräften anver- traut und die Verfasser der einzelnen Artikel bezeichnet werden. Es ist eine Verlagshandlung bereits gewonnen . deren Thätigkeit und patriotischer Eifer die glückliche Durchführung des Unterneh- mens auch nach aul'sen hin sichert. Ein lange schmerzlich ver- mifstes Werk, welches in vollständiger und doch übersichtlicher Weise sichere Lebensuachrichten über alle um das deutsche Volk verdienten historischen Persönlichkeiten darbietet, wird gewifs in einer Zeit neuer Erhebung Deutschlands mit der allgemeinsten Befriedigung aufgenommen werden ; es füllt nicht allein ein wis- senschaftliches Bedürfnifs aus, sondern verspricht zugleich eine tiefe Wirkung auf das ganze Leben der Nation zu üben.

Die Geschichte ehr Wissenschaften in Deutschland wird dem- nächst um eine neue Abtheilung : die Geschichte der Zoologie, bearbeitet von Professor Victor Carus in Leipzig, bereichert werden ; ein grofser Theil dieses Werks ist bereits gedruckt. Mehrere andere wichtige Abtheilungen des Unternehmens sollen in den nächsten Monaten der Presse übergeben werden. Die Be- arbeitung der Geschichte der classischeu Philologie , der Historio- graphie und der Medicin haben jetzt die Professoren Bursian in Jena, Wegele in Würzburg, Hirsch in Berlin übernommen. Wegen der Geschichte der Botanik sind neue Unterhandlungen

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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einzuleiten, da die Commission leider auf die Mitwirkung des aus- gezeichneten Gelehrten verzichten mufs, dem bisher diese Abthei- lung übertragen war. Das umfangreiche Unternehmen , fast zur Hälfte vollendet, wird voraussichtlich mit dem Jahre 1876 zum völligen Abschlufs gelangen.

In der grofsen Sammlung der deutschen Städte -Chroniken wird sich dem bereits publicierten ersten Bande der Strafsburger Chroniken der zweite, im Drucke beinahe vollendete Band dem- nächst anschliefsen; derselbe enthält die letzten vier Kapitel der Chronik von Königshofen nebst einem Anhange von noch unge- druckten deutschen Stücken aus dessen sogenannter lateinischer Chronik, ferner zehn Beilagen, in welchen das zur Ergänzung von Closener und Königshofen dienende urkundliche Material theils in selbständigen Abhandlungen über Verfassung, Recht, Münze, kirch- liche Verhältnisse, theils in Urknndenabdrücken verwerthet ist. Beigegeben wird ein alter Stadtplan , gezeichnet nach dem Origi- nalrelief des Strafsburger Architekten und Historikers Speckle, von dem zu befürchten, dafs es mit vielen andern unersetzlichen literarischen Schätzen der Stadt vor Kurzem zu Grunde gegangen ist. Man wird es Professor Hegel , dem Redacteur der deutschen Städte-Chroniken , gerade jetzt besonders danken, dafs er sich die Strafsburger Chroniken in sein Unternehmen zu ziehen beeilte und die Mühen der Bearbeitung sich selbst auferlegte ; vielleicht nur so ist es möglich gewesen, zur Geschichte einer der herrlichsten deutschen Städte werthvolles Material, welches der Krieg vernich- tet, dauernd der Wissenschaft und der Nation zu erhalten. Die Bearbeitung der nürnbergischen Chroniken ist von Professor v. Kern in Freiburg fortgesetzt worden, so dafs die Publication des vierten Bandes sich bald erwarten läfst. Aufserdem sind auch die Arbeiten für die kölnischen Chroniken fortgeführt worden: Dr. C. Schröder in Leipzig war mit der sprachlichen Bearbeitung der grofsen kölnischen Chronik beschäftigt, Dr. Cardauns in Köln hat die historische Bearbeitung der Reimchronik von Gott- fried Hagen ausgeführt. Den Druck des ersten Bandes der lü- beck'schen Chroniken stellt Professor Mantels für das nächste Jahr in sichere Aussicht.

Der zweite Band der deutschen Reichstagsakten hat leider wegen verschiedener Behinderungen des Herausgebers im verflos- senen Jahre der Presse nicht übergeben werden können ; man hofft aber, nun nur um so rascher den Druck zu fördern. Inzwi- schen aber haben der Herausgeber, Professor J. Weizsäcker in Tübingen, und seine Mitarbeiter, Bibliothekar Dr. Kerl er in Er- langen und Dr. Schäffler, jetzt Vorstand des Archivs in Würz- burg, durch ihre Reisen und Nachforschungen in den Archiven noch viele werthvolle Ergänzungen des bereits gesammelten Ma- terials gewonnen.

In gewissem Sinne als ein Seitenstück zu der grofsen Samm- lung der deutschen Reichstagsakten hatte die Commission immer die Ausgabe der Hanserecesse betrachtet, mit welcher sie seit ih- rem ersten Zusammentreten auf Antrag des verstorbenen Lap- penberg beschäftigt war. Mit grofser Freude nahm sie jetzt den ersten, im Druck vollendeten Band der Hanserecesse entgegen, der sich in jeder Beziehung dem ersten Bande der Reiehstagsakten würdig zur Seite stellt. Ueber die Geschichte dieses Unterneh- mens und die vielfachen Hindernisse, auf welche dasselbe nach Lappenberg's und Junghans' Tode stiefs, gibt Professor Waitz in der Vorrede Nachricht. Der erste Band trägt den be-

sonderen Titel : Die Recesse und andere Akten der Ilansetage von 1256 1430 Bd. I. und umfafst die Recesse bis zum Jahre 1370. Man verdankt die Bearbeitung desselben Dr. K. K o p p m a n n in Göttingen und ist bei dem rühmlichen Eifer desselben auf eine schnelle Nachfolge der andern Bände dieser Abfheilung sicher zu zählen. Durch die angemessene und schöne Ausstattung des Werkes hat sich auch die Verlagshandlung Duncker und Hum- blot in Leipzig kein geringes Verdienst um das Unternehmen erworben. Vor Allem aber verdient Beachtung , dafs nur die hochherzige Unterstützung, welche Bayerns Könige der deutscheu Geschichtswissenschaft angedeihen lassen, es der historischen Com- mission ermöglichte, diese so wichtige Sammlung der Verhandlun- gen des grofsen norddeutschen Städtebundes der Presse zu über- geben.

Von den Jahrbüchern des deutschen Reichs wird demnächst eine neue Abtheilung erscheinen, welche im Druck beinahe vollen- det vorlag: es ist die Geschichte König Pippin's von Dr. 0 eisner in Frankfurt a/M. Archivar Dr. Simson in Düsseldorf hatte ei- nen Theil seiner Geschichte Ludwig's des Frommen im Mann- Scripte eingeschickt und verspricht baldige Vollendung. Die Ge- schichte Otto's des Grofsen, deren Bearbeitung der verstorbene R. Köpke zugesagt hatte, wird hoffentlich von Professor Dümm- ler in Halle übernommen werden. Die Vollendung der Geschichte Heinrich's II. ist Dr. Breslau in Berlin übertragen. Die Ge- schichte Heinrich's III. verheifst Dr. Steindorff in Göttingen im Laufe des Jahres druckfertig herzustellen. Professor Winkel- mann in Bern ist in der Bearbeitung der Geschichte Philipp's von Schwaben und Otto's IV. bereits weit vorgeschritten.

Bekanntlich werden seit einem Decennium mit Aufwendung bedeutender Mittel in den deutschen und ausländischen Archiven von der Commission Nachforschungen nach der Correspondei Fürsten des Wittelsbachschen Hauses im IG. und 17. Jahrhundert angestellt. Die Nachforschungen haben zur Sammlung eines sehr umfangreichen Materials geführt, welches nicht nur für die bayeri- sche und deutsche, sondern auch für die allgemeine Geschichte Eu- ropas von grofsem Werth ist. Diese noch in stufigem Wachsen begriffene Sammlung bildet gleichsam die Quelle für mehrere be- deutende Publicationen der Commission. Die nach vielen Seiten hin interessante Correspondenz Churfürst Friedrich's III. von der Pfalz, bearbeitet von Professor Kluekhohn, wird alsbald mit der zweiten Abtheilung des zweiten Bandes vollständig dem Pu- blicum vorliegen. Von den „Briefen und Akten zur Geschichte des 16. Jahrhunderts mit besonderer Beziehung auf Bayerns Für- stenhaus" hat unter Leitung des Directors v. Löher Dr. v. Druf- fel zwei Bände bearbeitet. Der Druck des ersten hat begonnen, ist aber durch die Einberufung des Bearbeiters zur Landwehr unterbrochen worden. Die umfänglichste dieser Publicationen sind die unter Leitung des Professors Cornelius bearbeiteten „Briefe und Akten zur Geschichte des dreifsigjährigen Kriegs in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Witteisbacher", deren erster Band, bearbeitet von Dr. M. Ritter, der Commission im Druck vorlag. Die Arbeiten für die folgenden Bände sind von Professor Cornelius und seinen Mitarbeitern Dr. Ritter und Dr. Stieve ununterbrochen fortgesetzt worden, hauptsächlich in dem Münchner Archive; aufserdem in Düsseldorf, im Haag, in Paris und besonders in dem gräflich Dohnaschen Familienarchiv zu Schlobitten, in welchem sich eine neue ergiebige Fundgrube

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Anzeiger

für Kunde der deutschen Vorzeit.

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für diese Forschungen erschlossen hat. Der Druck des zweiten Bandes, welcher das Eingreifen Heinrich's IY. von Frankreich in die deutschen Verhältnisse und die Schicksale der Union in den Jahren 1608 10 zum Gegenstand haben wird, kann hoffentlich schon im nächsten Jahre beginnen. Ihm werden sich dann ohne Unterbrechung der dritte und vierte Band mit den Akten Herzog Maximilian's von Bayern und der Liga anschliefsen, nachdem bis dahin die Archive in Dresden und Simancas durchforscht und die Arbeiten in Wien vollendet sein werden.

Die Sammlung der Weisthümer ist mit dem sechsten Bande vorläufig abgeschlossen. In Bearbeitung ist jetzt ein ausführliches Wort- und Sachregister, welches die Benützung des Werks sehr erleichtern wird : in Jahresfrist hofft man dieses Register vollendet zu sehen.

Auch für die bereits abgeschlossene Sammlung der histori- schen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert ist noch ein Glossar in Aussicht genommen, doch hat es bisher an den Kräften zur Anfertigung desselben gefehlt. Ob die von W. Waekernagel angeregte, mit den Volksliedern in innerer Ver- bindung stehende Sammlung der historischen Gedichte der deut- schen Lyriker im 13- Jahrhundert nach dem Tode W ackernag el's, der selbst einen grofsen Theil der Arbeit übernehmen wollte, noch ausführbar ist, mufs späterer Erwägung vorbehalten bleiben.

Die neue Ausgabe von Schmeller's Bayerischem Wörter- buch ist in regelmäfsigem Fortgange : die fünfte Lieferung wird demnächst erscheinen.

Die Forschungen zur deutschen Geschichte haben sich als eine dem Geschichtsstudium sehr förderliche Zeitschrift erwiesen und immer wachsende Theilnahme gewonnen. Dem vollendeten zehnten Bande ist eine Uebersicht des Gesammtinhalts beigegeben worden. In der bisherigen Weise wird die Zeitschrift auch ferner fortgeführt werden.

Die Commission fühlte bei ihren Berathungen das Bedürfnifs, die Lücken, welche durch den Verlust Hausse r 's, Lappen- berg's und Wackernagel's in ihrer Mitte entstanden waren, durch Zuziehung neuer Mitglieder auszufüllen. In der vorgeschrie- benen Weise wurden deshalb mehrere Geschichtsforscher von an- erkannten Verdiensten gewählt, um sie Seiner Majestät dem Könige zur Ernennung zu ordentlichen Mitgliedern der histori- schen Commission in Vorschlag zu bringen. Die Richtung der Wahl wurde theils durch die im Gange befindlichen gröfseren Unternehmungen, theils durch den Wunsch bestimmt, die Verbin- dungen der Commission mit Deutschösterrekh zu verstärken.

So hat die Commission die ihr aufgetragenen Friedensarbeiten inmitten eines blutigen Krieges unbeirrt mit sicherer Zuversicht fortgeführt. Möchte die Eintracht, mit welcher hier deutsche Männer aus verschiedenen Theilen unsers Vaterlands zu nationa- len Unternehmungen berathend zusammenwirkten, von guter Vor- bedeutung sein für Verhandlungen von weit gröfserer Tragweite, die uns bevorstehen und die über die ganze Zukunft des deut- schen Volkes entscheiden werden !

11) Im Verlage von Ferdinand Enke in Erlangen ist soeben er- schienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :

v. Maurer, Q-. L., Staats- und Reichsrath. Geschichte «1er Städteverfassung in Deutschland ; III. Bd. geh. Preis 4 Thlr. 10 Sgr. oder 7 fl. 32 kr.

12) Preisfragen der Fiirstl. Jablonowskischen Gesellschaft in Leipzig für die Jahre 1871 und 1872.

Für das Jahr 1871. Die Geschichte der landständischen Steuerbewilligung ist unstreitig eine der wichtigsten Seiten der Territorialentwicklung, ebenso bedeutsam für die Ausbildung des Staatsrechtes, wie des Finanzwesens und der Volkswirtschaft. Gleichwohl fehlt es noch sehr an tiefer eingehenden Speeialunter- suchungen darüber, obschon jedes geschichtlich weit zurückrei- chende landständische Archiv Stoff bietet. Man wünscht daher

die urkundliche Geschichte der land ständischen Steuerbewilligung in irgend einem deutschen Territorium.

wobei übrigens die «institutionellen Volksvertretungen des 19. Jahrhunderts ausgeschlossen bleiben. (Preis 60 Ducaten.)

Für das Jahr 187 2. Die Geschichte der städtischen Selb- ständigkeit und Freiheit in Deutschland hat längst die Aufmerk- samkeit der Forscher in Anspruch genommen, und mit Erfolg ist der Weg eingeschlagen worden, jene Entwickelung an einzelnen hervorragenden Städten nachzuweisen. Dagegen sind die Eigen- thümlichkeiten der städtischen Verwaltung in Jurisdiction, Polizei, Kämmerei- und Rechnungswesen u. s. w. noch wenig oder doch nur beiläufig erörtert worden, so reichen Stoff auch für die ältere Zeit etwaige Urknndenbücher, für die spätere die Acten der städti- schen Archive selbst gewähren. Die Gesellschaft stellt daher die Aufgabe, es mögen

die mittelalterlichen Verwaltungsformen, Ver- waltungsbeamten und das Actenwes en einer deut- schen Reichs- oder gröfseren Landstadt

erläutert werden. Als äufserste Zeitgrenze dürfte die Mitte des 16- Jahrhunderts anzusehen sein. Sonst wird sich die Gestaltung und Begrenzung der Aufgabe natürlich nach den eigentümlichen Verhältnissen der Stadt und nach dem aufbehaltenen Quellenma- terial richten müssen. (Preis 60 Ducaten.)

Die Preisbewerbungsschriften sind in deutscher, lateini- nischer oder französischer Sprache zu verfassen, müssen deutlich geschrieben und paginiert, ferner mit einem Motto versehen und von einem versiegelten Zettel begleitet sein, der auswendig dasselbe Motto trägt, inwendig den Namen und Wohnort des Verfassers angibt. Die Zeit der Einsendung endet für das Jahr der Preisfrage mit dem Monat November; die Adresse ist an den Secretär der Gesellschaft zu richten. Die Resultate der Prüfung der eingegangenen Schriften werden jederzeit durch die Leipziger Zeitung im März oder April bekannt gemacht.

Verantwortliche Redaction : A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des' germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sche Buchdruckerei in Nürnberg.

Nürnberg. Das Abonnement des Blat- tes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postcouvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fufs oder 2 Thlr. preul's.

Für Frankreich abonniert man in Strafsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F.Klinck- sieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem

ANZEIGER

Ffll Willis DER

Neue Folge.

Postamt in Karlsruhe; für England bei "Williams & Norgate , 14 He nrietta- Street Covent- Garden in London; für Nord- Amerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum be- stimmten Sondungon auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commis- sionär der literar.-artist. Anstalt des Mu- seums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be- fördert.

\

Siebzehnter Jahrgang.

1870.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

JW 11.

November.

Wissenschaftliche Mittheilungen.

Lateinische Reime des Mittelalters.

VII.

Der Verfasser des folgenden langen Ergusses in derselben Wiener Handschrift 883, fol. 58 ereifert sich gewaltig gegen eine Secte, die er Theobari nennt, ein Name, der mir sonst noch nicht vorgekommen ist. Der Ausdruck ist nicht immer ganz klar, wol nicht allein durch die Schuld des Abschreibers.

Christus qui flagicia seculi delevit, Excolens novalia semen bonum sevit, Unde post ecclesia fidelis excrevit, Vili quam zizania Sathan heu replevit.

5 Fides in periculis stat christicolarum, De cuius articulis multi curant parum. Ager Christi fertilis non dat fructum darum, Increscit cum tribulis genimen spinarum.

Magna pars dominici gregis est infecta, 10 Ex defectu medici pestilens neglecta Vinea magnifici regis preelecta Feris datur subici, sepes est deiecta.

Fodiunt vulpecule currentes per villas Generose plantule caribdes et cillas, 15 Seque legunt subdole mentis per cavillas. Torpent heu viticole nee depellunt illas.

Quidam sunt erratici dicti theobari, Populi catholici seduetores gnari. Nulli volunt subici vite regulari, 20 Sed ecclesiastici fratres appellari.

Quorum superstitio seetaque dampnata Nulla est religio de iure probata, Sed est simulatio vulpibus equata Et prevaricatio contra fidem lata.

25 Ex matre superbia primo radicantur, Heresis astucia post refocillantur, Tandem in malicia tanta dementantur Hü, quod in ecclesia ritum execrantur.

Hominum postposito deique timore 30 Altercantur subito cum quovis doctore, Vincendi proposito pro laudis honore Disputant et solito vinci spernunt more.

Male notionibus divinis utentes, Allegationibus falsis intendentes, 35 Pervertunt simplieibus plerumque sie mentes, Quod sunt in erroribus eis adherentes.

Non querunt scientiam zelo puritatis, Suam extollentiam sed exquirunt satis,

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Plebis vel placentiam fallunt, hoc credatis.

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•*)

Sancte coram seculo foris excercentur, Ut ab omni populo beatificentur, Non ut cordis vasculo merita serventur, Post a mundi figulo quod remunerentur.

Usus temporalium cum sit eis eure, Horum fit**) consorcium brevis durature. Oritur dissidium, obiurgantur dure, Ad peius negocium vergentes mature.

Amplius quam sapiunt exponunt figuras, Dubia diseuciunt per sacras scripturas. Eos dum pereipiant quod audire curas, Novas adinveniunt glosas et lecturas.

Exaltatum*) flentibus cum erumpnis totis, 80 Patriam aventibus Omnibus ex votis,

Cessat lingua subdola, verba fraudis arent, Ex comenta discola sie effectu carent. Nam si verba frivola talibus donarent, Arte tarn malivola lateres lavarent.

85 Quando stat capitulum ordinum petentum, Assunt per seculum ducentes conventum, Dant auditum sedulum ad predicamentum, Usurpantes tytulum nomen et**) scientum.

Itaque subtilibus quibusdam collectis, 90 Suis factionibus insuper adiectis,

Predicant simplieibus ***) hec in locis tectis, Ac si forent omuibus digniora lectis.

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Licet ewangelicis verbis quibus nutant, Viris theologicis se maiores putant, Modis rem sopbisticis sepe tarnen mutant, Se miscentes clericis corde quos refutant.

Humiles et minimi sie eunetis apparent Nam si fastus intimi notam propalarent, Precaventes proximi mox eos vitarent, 60 Sic quod virus animi non disseminarent.

Fassi voce publica verbum incarnatum, A fide catholica cor habent mutatum, De natura deica vel quod sit formatum Corpus vi mirifiea precor veri satum (sie).

65 Obstant sacerdotibus statuto papali Sectam confundentibus teste deeretali. Hiis quidem loquentibus seviunt ut mali, Sed obmutescentibus favent in totali.

Sacerdotes odiunt veris documentis, 70 Qui plebem erudiunt quod sit fide mentis, Unde se custodiunt plures sue gentis, Et ab illis fugiunt pro suis figmentis.

Qui licet servaverint hactenus hunc morem, Quod ***) disseminaverint heresis errorem, 75 Ubicunque senserint mencium torporem, Nee adesse videriut fidei fervorem :

Visis tarnen mentibus in fide devotis, Alta sapientibus terrenis amotis,

*) Die Zeile ist leer. **) sit, cod. ***) que, cod.

Cuiquam in scientia nolunt f) coequari, Ideo communia rennuunt citari, 95 Nova spiritalia querunt ignorari

Que petant industria gaudent singulari (sie).

Non oecultant penitus nee in verbo prono Vulgant, sed per gemitus cum susurro sono Quedam sibi celitus monstrari de trono, 100 Pandi que divinitus viro solent bono.

Nimis mirabilia patenter hec fore, Que perceptibilia de mundi eultore, Vixque visibilia sibi pre timore, Nee depingibilia sunt hec a scriptore.

105 Utuntur iaetaneie verbis asserentes :

Ccdunt dum pigricie ceterorum mentes, Nos intelligencie spiritum habentes, Mentis sumus acie mistica videntes.

Inque lectisterniis sompnes dum morantur, 110 Nobis in vigiliis alta demonstrantur.

Quibus pro fictieiis iure cum spernantur, Mentum (sie) in eloquiis simulando fantur.

Facie ad faciem deum intuentur : Eius tarnen speeiem nosse prohibentur. 115 Omnium maneriem celo que ff) tenentur, Vidisse per seriem fari non verentur.

Luce sapientie dieunt se nitentes,

In gradu scientie Christo coneurrentes.

*) Exult., cod. **) et fehlt im cod. ***) supplieibus, cod. f) volunt, codex, tt) <luo> c°d-

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Visiones, proprie truphas, sunt docentes, 120 Christi et ecciesie dogmata spernentes.

Hec et hiis similia predicant delire, Que tamquam ficticia spernerent audire, Auditum ad talia quamvis aperire, Nimis sit mendacia quam verba poire (sie)

125 Tractat hec diffusius, dum interpretatur

Job, sanetus Gregorius, quibus adiuugatur, Ut eorum planius trupha videatur, Et de multis amplius malis taceatur.

Templum dum ingrederis, versus oeeidentem 130 Sedent hü, quo reperis femininam gentem. Si quem forte videris ut preces fundentem, Senties dum aderis, Ulum dormientem.

Dimittunt officia pro meudicitate*), Reor ex pigricia non ex karitate. 135 Eis sunt pro latria facies velate,

Cum tangis (sie) capucia, vestes longelate.

Scripturarum Studium uumquam amplectentes, Fidei contrarium crebro sunt miscentes ; Vocum usualium tenorem linquentes, 140 Verbis novis plurium ad se trahunt mentes.

Supprimunt paeifice verba que pretendunt, Sed adesse publice doctos dum attendunt, Proloqui scismatice turbati suspendunt, Et fantes satyrice clerum reprehendunt.

145 Suadent mulierculis et cuique sorori, Denegare masculis suis iura thori; Tarnen pre singulis in luxu majori Crebris instant fabulis earum pudori.

Quid moror in talibus ? quoeunque meant, 150 Verbis gressu vestibus gestu phariseant, Cum hedis ab ovibus ut divisi fleant Postmodum pro laudibus, quibus nunc se beant.

Quorum de preconio scribere putavi, Sicut de ficticio, sed in sorte gravi, 155 Fuso cornu, folio rupto quod planavi, Fracta penna, tedio coactus cessavi.

Oret hinc ecclesia : Christe sator pure, Spinas et zizania, sentes, vepres ure,

Novare novalia sitque tibi eure, 160 Fruges*) ut in copia siut et valiture.

0 pastor, o medice! tuuni preelectum Gregem queso respice pene iam despectum, Pestis vi malefice graviter infectum : Medicamen confice gregis ad profectum. **)

165 Armis***) clerus utitur pelle vitulina,

Qua reieeta perditur sensus cum doctrina. Totum id quod legitur seimus vi divina, Nil est nobis igitur librorum ruina.

170

Vise eultor Vitium, vineam direptam, Repara vastantium impetu deeeptam. Hanc virore frondium tibi fac aeeeptam, Pellens turbam vulpium ipsi tarn ineptam.

Fides, spes et unio dulcis, non crudeüs, Regnent ut in medio populi fidelis, 175 Pacem hinc cum gaudio da rex Israhelis, Nos transcurso stadio bravians in celis. Explicit.

W. Wattenbach.

Frues, cod. **) perfectum, cod. ***) Das Wort ist zweifelhaft.

Zur Geschichte der Feuerwaffen.

(Mit 3 Tafeln Abbildungen.)*)

Wir haben in Nr. 5 des Anzeigers, Sp. 145 f. auf ein Manuscript der kgl. Universitätsbibliothek zu Göttingen (Cod. ms. philos. 63) aufmerksam gemacht, das für die Geschichte der Feuerwaffen nicht ohne Interesse ist, und kommen des- halb noch einmal darauf zurück, indem wir einige Abbildungen desselben unsern Lesern vor Augen führen. Es sind dort in dem die Feuerwaffen betreffenden Theile, wie bemerkt wurde, zunächst eine Anzahl kleiner Geschütze, die auf gemeinsamen Blöcken in verschiedener Art befestigt sind **). Sie gleichen vollkommen jenen des Münchener Cod. germ. 600 (vgl. Anzeiger 1860, Nr. 11, lithogr. Beilage), und es ist kaum etwas anderes darüber zu sagen, als dafs sie neue Belege für die Annahmen bilden, die auf jene gegründet werden können. Von specieller Wichtigkeit aber sind zwei Zeichnungen, die wir hier näher zu betrachten haben. Die eine (Fig. 1 der Tafel) gibt eine grofse Steinbüchse, auf einem Gestelle liegend, das in eine Hütte mit beweglichen Scitentheilen eingefügt ist, welche auf Rädern ruht. Die Büchse ist durch die Farbe als Eisen cha-

*) medicicace, cod.

*) Tafel m wird mit der nächsten Nummer ausgegeben. **) Einzelne Zeichnungen stimmen vollständig überein mit de- nen des Cod. 50 der Ambraser Sammlung ; (s. Sacken, p. 240 ff.).

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rakterisiert, hat Ringe und eine engere Kammer. Sie ist im Momente des Schusses abgebildet. Obwohl eine Vorrichtung vorhanden ist, die zum Stellen des Rohres dient, so ist doch zu ersehen, dafs man einen hohen Bogenschufs beabsichtigte. Hat dies für uns insofern hei diesem Geschütze nichts Be-

Fig. 1.

Ringen umlegt. Von rückwärts ist ein hölzerner Stiel einge- schoben. Die Lage des Zündloches beweist, dafs der Stiel ziemlich tief hineinreicht. Während das Ende des Stieles auf dem Boden steht, ist unter das Geschütz selbst vorne eine Gabel gestellt, da es, wenn auch als Handbüchse zu bezeichnen,

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Fig. 2.

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fremdendes, als es sich ja den Mörsern nähert, so ist es allerdings auffällig, auch bei einer zweiten Feuerwaffe, die doch nur als Handbüchse, wenn auch von gröfserem Kaliber, bezeich- net werden kann, zu sehen, dafs der Schurs als Bogenschufs ohne direktes Zielen abgefeuert wird. (Fig. 2 der Tafel.) Das Geschütz ist von Eisen, aufsen polygon, innen rund, mit

doch zu schwer ist, als dals es ohne Unterstützung regiert werden könnte.

Von Interesse ist auch der in Fig. 16 der Tafel gegebene Durchschnitt eines Geschützes, da daraus zu ersehen ist, dafs schon in jener Zeit wenn auch wol nicht allgemein ein bestimmtes Verhältnis zwischen dem Durchmesser der Kugel

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und der Röhrenlänge gesucht wurde. Die Manuscripte des fraglichen Sammelbandes sind zum Theile datiert von 1422 und 1427. Fig. 17 gibt die im Anzeiger 1870, Nr. 2, Sp. 37, erwähnte Tarrasbüchse. Es ist diese Abbildung um so wichtiger, als sie ausdrücklich durch Beischrift als Tarras- büchse bezeichnet ist und bekanntlich sehr wenige der für Ge- schütze angewendeten Bezeichnungen durch Abbildungen erläu- tert sind. Das Kaliber läfst sich freilich aus der Zeichnung

Fig.

Die dort gegebenen Abbildungen haben uns veranlafst, Herrn Dr. A. Schultz um gefällige weitere Mittbeilungen zu ersuchen, und er hatte die Güte, uns eine Reihe von Zeich- nungen aus diesem Codex zugehen zu lassen, welche Geschütze der mannigfaltigsten Art und Gröfse enthalten, die auch durch die verschiedenen Laffetten, Gestelle, Schirme u. s. w. merkwürdig sind. An einigen kommen schon Schiklzapfen vor, also bis jetzt das älteste Beispiel. (Fig. 3 15 der Ta- 3.

kta&to*

Fig. 4.

#0'ltät4*'

nicht erkennen; allein wir sehen, dafs in jener Zeit nicht ein zu transportierendes Feldgeschütz, sondern ein am Orte, also auf dem Wall oder der Erde stehendes Geschütz darunter ver- standen ist. Wir erinnern daran, dafs das Manuscript in die Zeit von 1450—60 fällt.

Von grofser Wichtigkeit für die Geschichte der Feuer- waffen ist auch das Manuscript des Froissart in der Stadt- bibliothek zu Breslau. Die künstlerische und kulturgeschicht- liche Bedeutung der Miniaturen desselben hat unlängst Dr. A. Schultz besprochen und theils durch Photographien, theils Auto- graphien erläutert*).

*) Beschreibung der Breslauer Bilderhandschrift des Froissart,

fein.) Besonders wichtig scheinen uns zwei Handfeuerwaffen, die wir in Fig. 3 u. 6 der Tafel wiedergeben. Der Farbe nach sind sie von Eisen ; der hinten eingeschobene Stiel ist von Holz oder Bronze. (Das Zündloch befindet sich so weit hin- ten, dafs ein eingeschobener Holzstiel nicht viel Raum zur Be- festigung fände.) Sie sind mit ringförmigen Gliederungen um- geben. Wichtig erscheint dabei, dafs, wie zu ersehen ist, diese kleinen Handbüchsen nicht zu Bogenschüssen benutzt wurden, sondern dafs mau direkt durch Anlegen an der Wange zielte;

verfal'st im Namen des Vereins für Geschichte der bildenden Künste zu Breslau als Festgeschenk für dessen Mitglieder von Dr. Alwin Schultz. Breslau, 1869.

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ferner, dafs schon ein Hahn zum Feuergeben vorhanden ist. Die Handschrift ist sicher datiert; sie gehört den Jahren 1468 und 69 au. Vergleichen wir die Fig. 3 und 6 mit den zwei Originalbüchsen in unserem german. Museum und mit der im bayerischen Nationalmuseum zu München, ferner mit den Handbüchsen in dem „Mittelalterlichen Hausbuchc' und den oben abgebildeten des Göttinger Codex, so geht daraus hervor, dafs man im ganzen Laufe des 15. Jahrb. Handbüchsen von verschiedenen Dimensionen hatte, die aber alle derart con- struiert waren, dafs sich hinten ein dünnerer eingeschobener Stiel befand; dars die leichteren aus freier Hand benützt, die schwereren aufgelegt wurden, wozu theils Gabeln, theils die in den Wehrgängen der Mauern befindlichen Auflagen dienten; dafs zum leichteren Auflegen die Haken an der Unterseite sich schon damals fauden.

Wann eine Holzschäftung in der Art, dafs die Röhre in einem förmlichen Bette liegt, bei diesen mit langem, dünnem Rohre versehenen Büchsen aufgekommen ist, läfst sich bis jetzt aus Manuscripten u. s. w. nicht nachweisen. Jedenfalls noch dem 15. Jahrb. gehören einige im Artilleriemuseum zu Paris befindliche Stücke an, von denen jedoch nur bei einem der Schaft alt ist. (Fig. 18 der Tafel.) Obwohl von sehr kleinen Dimensionen und somit zum Tragen ganz eingerichtet, hat doch das fragliche Exemplar eine Gabel, welche zeigt, dafs es auf einen Bock aufgestellt wurde. Ein Haken ist demgemäfs nicht vorhanden.

Bereits vollständig geschäftet, mit Kolben und Hahn findet sich eine Büchse abgebildet auf einem Kölner Schützenbriefe vom J. 1501 im Besitze des Herrn Lempertz (Heberle) in Köln (Fig. 20 der Tafel); ebenfalls geschäftet, jedoch ohne Hahn auf dem Kampfbilde von 1502 im german. Museum. Ein Originalstück, auf der Grenzscheide des 15 und 16. Jahrb. stehend, besitzt das german. Museum ; wir geben es im Holz- schnitte (Fig. 1) wieder, und zwar bei a die eiserne Röhre aus dem Schafte herausgenommen, bei b das vollständige Ge- wehr von oben, bei c und d von den beiden Seiten. Die Form des Hahnes ist eine jüngere ; es mufs also dahingestellt blei- ben, ob er ehemals vorhanden war.

Nur wenig jünger ist ein zweites Gewehr mit eisernem Laufe und einem fast ähnlichen Schafte, der vorne einen höl- zernen Haken hat. Eigenthümlich ist dabei, dafs die um jene Zeit fast allgemein vorkommende Gliederung der Mündung sich hier nicht findet. Ein Hahn ist nicht vorhanden ; die Ent- zündung erfolgte also aus freier Hand. (Fig. 2.) Den ersten Jahren des 16. Jahrb. gehören einige bronzene Röhren mit verschiedener Gliederung an, von denen wir eine in Fig. 3 wiedergeben. Fig. 4 zeigt eine solche, gleichfalls im german. Museum vorhandene, Büchse mit der Originalschäftung vom Be- ginn des 16. Jahrb., die bereits nicht blos einen Hahn, son- dern ein einfaches Schlofs hat. Es ist so eingerichtet, dafs ein Druck auf den Knopf a die Feder löst, welche den Hahn b festhält, so dafs er mit dem eingeklemmten brennenden

Schwamm vom Gesichte des Schützen weg gegen die Mündung zu vorwärts auf die Pfaune fällt.

Nürnberg.

A. Essenwein.

(Schlufs folgt.)

Anfragen und Erörterungen, betreffend den Beginn des Gebrauchs der Feuerwaffen auf der Jagd.

In mehreren Jahrgängen des Anzeigers f. K. d. d. V. sind Aufsätze, welche die Geschichte der Feuerwaffen betref- fen, enthalten. Dadurch habe ich mich angeregt gefühlt, das- selbe Thema unter dem Gesichtspunkte des Gebrauchs der Feuerwaffen auf der Jagd zu behandeln. Ich habe darüber einen kleinen Aufsatz geschrieben, welcher im Jahrg. 1869 der Wiener Jagdzeitung Aufnahme gefunden hat. Fragen, welche mir dabei aufgestofsen sind, haben zum Theil Bezie- hung zu Erörterungen, welche der Anzeiger gebracht hat; deshalb hoffe ich, dafs auch das Nachstehende freundliche Auf- nahme bei den Lesern dieses Blattes finden werde.

1) Zunächst habe ich die ersten Fälle des Gebrauchs einer Feuerwaffe bei der Jagd auf ein bestimmtes Wild zu ermitteln gesucht. Die Gründe liegen auf der Hand, warum der Gebrauch einer Feuerwaffe auf der Jagd viel später ein- getreten sein wird, als im Kriege ; aber ein Anfang mufs doch gemacht worden sein, und es fragt sich: wie waren die ersten auf der Jagd benutzten Feuerrohre beschaffen ?

Der erste von mir ermittelte Fall ist in einem Büch- lein enthalten, welches den Titel führt: Adriani Cardinalis S. Chrysogoni ad Ascanium Cardinalem S. Viti Vicecancellarium venatio, und welches in Florenz im Jahre 1504 zuerst gedruckt wurde. Es wird in lateinischen Versen erzählt, dafs der Car- dinal Ascanius in der Gegend von Tivoli mit einer Gesellschaft gejagt habe ; unter dieser habe sich ein Deutscher befunden, der ein in die Netze verwickeltes Stachelschwein mit einer Kugel aus einem Feuerrohr erlegt habe, welches, mit einem Zünd- loche versehen, durch eine vom Jäger daraufgeworfene Lunte entzündet worden sei. Nur dieser eine Schufs wird in dem Gedichte erwähnt, und zwar als etwas ganz Ungewöhnliches.

Auf diese Darstellung habe ich in dem oben erwähnten in der Wiener Jagdzeitung abgedruckten Aufsatze hingewiesen. Seit- dem bin ich erst auf einen andern Fall aufmerksam geworden, in welchem Kaiser Max I. bei einer Fahrt auf einem Schiffe mit einem Feuerrohre auf Wasservögel geschossen hat. Die Entzündung des Schusses ist auch hierbei mit einer Lunte (Zündstrick) erfolgt, mit dem Unterschiede gegen jenen ersten -Fall, dars nicht der Schütze selbst, sondern ein Diener den brennenden Zündstrick auf das Rohr geworfen, um das Los- gehen des Schusses zu bewirken. In beiden Fällen hatte das gebrauchte Feuerrohr noch kein Schloß, und der Zeit nach dürften diese Fälle in die letzten Jahrzehnde des 15. Jahrb. zu setzen sein.

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Aufserdem habe ich in den Beilagen zu Buri's Behaupteten Vorrechten der Drei Eicher Bannforste unter Nr. 171 (S. 184) de anno 1465 die Erwähnung des Gebrauchs der Büchsen ne- ben den Armbrüsten beim Waidwerke im Wildbanne gefunden, ohne dafs etwas beigefügt ist, wodurch man einen Schlufs auf die Bauart der angewendeten Büchsen oder auf das Wild, zu dessen Erlegung sie gebraucht worden sind, ziehen könnte.

Dies sind die von mir ermittelten Fälle des ersten Ge- brauchs von Feuerrohren zur Jagd. Ich frage, ob andere Fälle dieser Art aus Schriften des 15. Jahrh. sich nachweisen lassen ?

2) Dafs ein Feuerrohr mit dem blofsen Luntenhahne oder Serpentin jemals auf der Jagd angewendet worden wäre, davon habe ich keine Spur auffinden können. Und doch sollte man meinen, dafs Gewehre mit dieser Vorrichtung schon besser auf der Jagd sich hätten gebrauchen lassen, als die oben erwähn- ten Feuerrohre, auf deren Zündloch aus freier Hand die Lunte aufgeworfen wurde.

3) Auch über die Anwendung des Lunten- oder Schwamm- schlosses beim Gebrauche auf der Jagd ist mir eine Nach- richt aus Deutschland nicht bekannt geworden. Zwar enthält eine Stelle aus der im Jahre 1575 zuerst gedruckten satirischen Schrift: „Geschichtklitterung" von Fischart eine Anspielung auf den Gebrauch des Schwammschlosses; aber es ist dabei nur vom Scheibenschiefsen die Bede. Es heifst nämlich dort : „im Stechen verlor er's nimmer, es war' denn, dafs . . . oder der Schwamm nicht brennt . . . oder der Hahn schlug nicht ein."

Aulserdem wäre hier noch anzuführen, dafs auf einem von Cornelius Galle nach Stradanus im 16. Jahrh. gestochenen Blatte vier Jäger ersichtlich sind, von denen drei gleichzeitig auf Sauen in der Suhle zu schiefsen sich anschicken. Der Hahn des einen, am deutlichsten dargestellten Gewehres ist ein rückwärtsschlagender, und der Umstand, dafs unter der Pfanne ein Bad am Schlosse nicht sichtbar ist, läfst auf ein . Luntenschlofs schliefsen ; doch ist die Zeichnung zu undeutlich, um eine bestimmte Annahme darauf zu gründen.

4) Es fehlt ferner an einer sicheren Nachricht über die erste Anwendung des Badschlofs-Gewehres auf der Jagd. Dafs Kaiser Maximilian I., der erste Waidmann seiner Zeit, nur die Armbrust auf der Hirsch- und Gemsjagd geführt hat, geht aus dem Weifs Kunig, Theuerdank und aus dem vom Kaiser selbst verfal'sten Geheimen Jagdbuch*) klar hervor.

5) Dies gibt mir Veranlassung, über die Frage nach der Zeit der Erfindung des Radschlosses am Feuergewehr Einiges zu bemerken. Bisher wurde allgemein angenommen, das Rad- schlofs sei in Nürnberg im Jahre 1517 erfunden. Neuerdings hat Herr Major Toll in Coblenz in einem Aufsatze, welcher gegen den Artikel des Herrn Joseph Baader**): „Ueber die er-

sten Büchsenschützen, die au der Wange abschössen," gerich- tet ist, auszuführen gesucht, dafs das Radschlofs schon im er- sten Jahrzehnd des 16. Jahrh. existiert habe*). Er stützt sich dabei vor Allem auf eine Stelle im Theuerdank, welche sich auf den oben angeführten Fall bezieht, in welchem der Kaiser Maximilian mit einem Feuerrohr ohne Schlofs auf Wassergeflügel geschossen hat. Die Stelle lautet: „Denn zu den Zeiten war die Sitt Bein Büchsen trug man Zündstrick mit Mit einem Feureisen Schwam und Stein Hielt man Feur bei Geschütz insgemein, Die schädlich Feuerschlofs noch nit waren Wie jetzt gemein in selben Jahren." Herr Major Toll findet mit Recht in den letzten beiden Zeilen dieser Stelle eine deutliche Bezeichnung des Radschlos- ses, und beruft sich dabei auf den Umstand, dafs der Theuer- dank im Jahre 1517 zum ersten Male in Nürnberg gedruckt ist. Er citiert indessen die Stelle nach der Frankfurter Aus- gabe von 1589 in der stillschweigenden Voraussetzung der Uebereinstimmung des Textes in beiden Ausgaben. In diesem wichtigen Umstände irrt aber Herr Major Toll; denn die ci- tierte Stelle ist in den ersten Ausgaben des Theuerdank von 1517, 1519 und 1537 gar nicht enthalten ; sie gehört zu den Zusätzen, welche Burkard Waldis den von ihm redigierten Aus- gaben von 1553, 1563 und 1589 beigefügt hat; namentlich stimmen die beiden Ausgaben von 1553 und 1589 in Bezug auf diese Stelle genau überein. Aus der erst im Jahre 1553 erfolgten Beifügung der citierten Stelle folgt also vielmehr ein Beweis dafür, dafs das Radschlofs im Jahre 1517, zur Zeit des Beginnes des Druckes des wahrscheinlich schon etwas früher redigierten ursprünglichen Textes des Theuerdank, noch unbe- kannt war.

Wenn aufserdem Herr Major Toll aufstellt, es sei erst nach Erfindung des Radschlosses üblich geworden, den Me- chanismus zum Abfeuern „Schlofs" zu nennen, so mufs ich dieser Annahme aus zwei Gründen widersprechen :

a) weil ein Hauptbestandteil des Mechanismus zum Los- lösen eines Schusses die Nufs schon an der Armbrust vorhanden war, ehe man an irgend einen Mechanismus am Feuerrohr gedacht hat, wie sich aus dem Büdinger Reichs- walds-Weisthum von 1380 ergibt**), und weil dieser technische Ausdruck auf den ähnlichen Theil des Schlosses am Feuerge- wehr von der Armbrust übergegangen ist.

b) In der oben (unter 3) angeführten Satirc von Fischart beziehen sich die Entschuldigungen des ungeschickten Schützen zuerst auf die Armbrust und dann auf das Feuergewehr. Un- ter den Ausreden, welche sich auf die Armbrust beziehen,

*) Dies geheime Jagdbuch Kaiser Maximilian's I. ist von Th. v. Karajan zuerst in Wien 1858 herausgegeben.

**

) Anzeiger f. K. d. d. V., Jahrg. 1865, Nr. 11, Sp. 469.

*) Der Aufsatz des Major Toll steht in der Wiener Jagdzei- tung, Jahrg. 1866, S. 432; ob er noch sonstwo abgedruckt wurde, ist mir unbekannt.

**) Abgedruckt in Grimm'e Weisthümern, Bd. III, S. 426.

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kommen folgende vor : „oder das Schlofs hett gelassen" . . . „oder das Schlofs nicht gehangen." Und auch im Theuerdank (Text zu Fig. 44) kommt vor: „dann er (d. h. der Stahel, die Armbrust mit dem Stahlbogen) hat doch kein zungel schlofs." Hieraus ist zur Genüge ersichtlich, dafs der Ausdruck „Schlofs" nicht erst (wie Herr Major Toll annehmen will) nach Erfindung des Kadschlosses üblich geworden ist, sondern dafs man ihn von dem Mechanismus an der Armbrust schon früher gebraucht und nur auf das Feuergewehr übertragen hat.

c) Im Jahrg. 1860 enthält der Anzeiger unter Xr. 8, Sp. 311, eine auf die graden und spiralförmigen Züge an der Büchse und auf die Zeit ihrer Erfindung bezügliche Anfrage. Da mir nicht bekannt, ob irgend eine befriedigende Antwort erfolgt i^t, so will ich eine auf diese Frage sich beziehende Notiz hier nicht unerwähnt lassen. In der oben angeführten, im Jahre 1575 zuerst gediuckten Schrift von Fischart (Ge- schichtklitterung) steht Folgendes:

(er schiefst) „so gewirs als schüfs er nach dem besten mit einer Nürnbergischen geschraubten Büchsen." . . . „Und weiter sprach er, wie kein Kunst ist, bei dem Wein gut leben . . . also ist kein Kunst mit gutem Geschofs vnd geschraubten oder gezognen Büchsen wol schiessen, son- der aus jeder, wie seltzam sie auch sey, das schwartz zu tref- fen wissen."

Hieraus ergibt sich, dafe die Anbringung des Dralls, d. h. der spiralförmigen Züge, der Nürnberger Arbeit, also auch wol Erfindung, damals, d. h. im Jahre 1575, zugeschrieben wor- den ist, und dafs man den Einflufs dieser Erfindung auf die Sicherheit des Schusses sehr wohl zu würdigen gewufst hat.

Zum Schlüsse stelle ich noch die Fragen, zu deren Beant- wortung ich anregen möchte, zusammen :

1) Ist (aurser in den beiden von mir angeführten Fällen) die Verwendung eines Feuerrohrs mit blofsem Zündloch auf der Jagd nachzuweisen, namentlich aus der Zeit des

15. Jahrb. in Deutschland?

2) Ist ein Feuerrohr mit dem Luntenhahn auf der Jagd ge- braucht worden?

3) Ist in Deutschland ein Feuerrohr mit dem Luntenschlofs auf der Jagd gebraucht worden ?

4) Läfst sich aus den zwanziger oder dreißiger Jahren des

16. Jahrh. der Gebrauch einer Radschlorsbüchse auf der Jagd nachweisen?

Rosenthal bei Breslau. v. Haugwitz.

Durchschnitt und Construction einer Kanone des 15. Jahrhunderts.

(Mit einer Abbildung.)

In einer Papierhandschrift, Octav, datiert von 1428, wahr- scheinlich in Schlesien geschrieben, jetzt im Besitz des Stud.

med. Häuser *) , steht mitten unter medicinischen Tractaten eine Anweisung zur Salpeterbereitung :

Nota. Salniter sie fit. Rade ipsum de Terra follonum aut alia terra vbi inveneris sine de muro. superfunde aquam et moue cottidie bis per septimanam. deinde claram aquam effunde et coque in caldario et spuma bene et proba intingendo cala- mum et sparge in ignem cum scintillat sicut salniter tunc sa- tis est. deinde effunde in vas latum et pone ad solem et con- geletur in salniter.

Pulueres vero fac. Recipe carbones tilie recentes. incluse in Olla relicto supra foramine paruo et combuste cum carbo- nibus uel lignis ab extra, quarum % Vi- sulphuris ft j. pre- dicti sali- Tb. v. pulueres incendendi similiter fac sed inbibe cum vino ardenti et modice camphore et exsicca.

Terra in prima inbibicione relicta, vbi spargitur facit ite- rum crescere salniter et sie multiplicatur locus eius qua(cun- que?) volucris.

Item aceti fortis quartam j. et impone calcem inbibendo per noctem et effunde darum et pone ad solem et habebis.

Globuli facti de pulueribus incendendi super pulueres po- siti vj. uel. vij. mirifice fortificant ictum. Item nodus corrigü partium inpositus prope foramen incendendi prohibet ne pul- ueres incensi exeant foramen incendendi nee flamma sed statim fortiter mittit.

Item terra rasa in ouili mixta cum calce viua et cinere clauellato de hoc impleatur foue (!) facte in ouili ad modum caldarium et permittatur putrescere per annum hoc exceptum soluatur in aqua que coeta ut prius facit salniter multum.

Dann folgt die auf der anliegenden Tafel unter Nr. 16 wiedergegebene Federzeichnung, zu deren Erklärung wol nichts hinzugefügt zu werden braucht. Die Seele ist dreimal so lang, als der Durchmesser der Weite ; die Kammer zwei Durchm. lang, */» Durchm. weit, die Stärke der Wand ist 'h Durchm.; das ganze Geschütz entspricht etwa unserer Haubitze.

Breslau. Dr. Alwin Schultz.

*) Nunmehr in der Bibliothek des germ. Museums, Nr. 24347.

Ein Küchenzettel zu einer Hochzeit im J. 1584.

Als Herzog Wilhelm V. von Bayern seinem Kämmerer, dem Hortensi Tyriach, im J. 1584 Hochzeit halten wollte, wurde der Bedarf für die Küche folgender Marsen angeschla- gen: Ain iberschlag der kuchen notturfft auf 6 rundt- vnd 16 gsindt-disch 1. gueten geschniten oxen 18 fl., 2 guete rinder 20 fl., 24 kälber 27fl., 14 lemer 7fl., 2 guete schwein 16fl., 20 oxen- und rindtzungen 2fl., 12 rindteutter l'/ifl-, 25 zentter-

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lin1) guetdigen11) fleisch Vlifi-, 3 wöstfällisck bannen a) 4fl., 12 sponsäw2fl., 3 stuckh wildt 7 reher vnd wildtkhölber 12 hasen 4 fl., frisch schwein, auch frischling oder gesaltzen wildt- prädt, wan mans haben kban, fcderwildprädt, souer -was zuebe- kbumen wer, grofs vnd ciain vögl, souil man der bekkuuien mag.

12 indianisch oder haimisch pfaben 18 fl. 4.%, 60 copaun 40 fl., 70 hennen Hfl. 40 kr., 100 stadlhienner werden nit zuebekhomen sein 13 fl. 20 kr., 70 jung dauben 3 fl. 30 kr. 18 gennfs 3 fl. 36 kr., 30 haimisch vnd wildt-änten 4fl.

Visch: 25« pachferchen 4) 8fl. 20 kr., 30 « äsch 6 fl., 30« rutten 7fl. 30 kr., 25 ft pärm 4 fl. 10 kr., 50« bucht da- runder 3 grofs zum sultzen 7 fl. 30 kr. , 30 « waller oder all- fisch — , 80« khärpfen 9fl. 20 kr., krebfs drag sorg, wer- den nit zubekhomeu sein digen visch.

Von gbyrtz vnd andern spötzereyen : '/» « safferan 41/» fl., 3 « jmber 2 fl., 3 % pfeffer 2fl. 48 kr., 1 « zymet 2fl., Vi « negell 1 fl. 15 kr., 'U « muscatnufs 28 kr. Dises alles muefs gestossen sein.

Ganntz gbürtz: 8 lott niufscatnurs 28 kr., 8 lott zymet- rern 30 kr., 8 lott jmber 10 kr., l/a « muscatplüe 2fL, 7a « pfefferkhern 28 kr. , 8 « gestossen cannarizuckher 4 fl. 48 kr..

3 huet mellifszuckher Hfl. 12 kr., 6 mafs bonüg 2 fl., 1 tf. hau- senplatter 50 kr., 8 ft. feygen 48 kr., 8 ft zy wöben , 12 « manndl 3fl., weinpär , 40 « zwöspen, 15 « reyfs, 6 « grose ca pey5) im saltz 54 kr., 150 gesaltzen lemoni 1 fl. 46 kr., 20 « grofs maronner cösten0), 4 zytroni lfl., 30 frysch lemoni 1 fl. 30 kr., 50 suefs pameräntzn lfl. 30 kr., 10 siefs margrän- den äpfl7), 8 « pamüll lfl. 36 kr., IV» emer essig 9fl. 36 kr., 1 centn. schmaltz 10 fl., 30« putter 3 fl., 700 ayer 2fl. 40 kr. 70 grofs vnd khlain insletkbertzen 7 fl. , 1 scbeyben saltz 1 fl. 8 kr. , 3 metzen schön auflegöpfl vnd püern, 1 panntzn kboch- piern vnd öpfl, 1 metzn grofs pachöpfl, 1 metzn zwifel 40 kr. 25 guete hörtte claine gabifs-kbröpfl8), gepayst zötl- vnd ga- bifskhraudt 2 fl. 30 kr. , bayrisch rueben bey 3 metzn , wer- sching, khell, salat, pettersill, ranen, khren9), salffe, die no- turfft zuebestellen, kymich vnd khrönpärr 10), 3 mafs sennff 1 fl.,

4 dögerseher khäfs 3 fl. 12 kr., 10 « pärmasan khäfs 2 fl. 30 kr., 10 dutzet lözeltl11) 2fl., 800 bolbypen 2fl., 6 marcypän zue 30 oder 40 kr. thuet 4fl., 18 marcypanwöckhl zu 6 oder 7 kr. thut 2fl. 6 kr., pyscatn, haller däller, windtliechter, 100 grose oblet 16 kr.

Confeckht: 2 manndl, 2 « coryannder, 2 « zymet, 1 « negell, 1 « imber, 2 « ännefs 8 fl.

Melberch : 3 metzn schön, 6 metzn rockhn-, 1 metzn pfef- fer-, 1 metzn haber-, 1 metzn gerstenmell.

Für süfsen und sauern Wein wurden 200 fl., für Brod und die Bewirthung der Gäste während ihres Aufenthaltes zu Mün-

*) ein Stück geräuchertes Fleisch, gewöhnlich Schweinfleisch. *) geräuchert. 3) Wol harnen (Schinken); d. Red. *) Bachforel- len. 5) Cappis oder Kopfkohl? Wol Kapern; d. Red. 6) Ka- stanien. 7) Granatäpfel. 8J Kopfkohl. 9) Meerrettig. I0) Krane- witt- oder Wacholderbeeren. ") Lebkuchen.

eben, dann für Pferdefutter und Anderes 400 fl. in Ansatz ge- bracht, so dafs diese Hochzeit dem Herzog über 1000 fl. zu stehen kann. Sie sollte im Altenhof, der vormaligen Residenz des Herzogs, abgebalten und die Stallmiethe von dem Bräuti- gam, wie herkömmlich, bezahlt werden. Aufser mehrern Ade- ligen und ihren Hausfrauen und Töchtern wurden von den Brautleuten auf die Hochzeit geladen : die Herzogin Anna, Wittwe des Herzogs Albrecht V., Herzog Ernst, Kurfürst von Cöln, Herzog Wilhelm sammt seiner Gemahlin und der Herzo- gin Maximiliana, der Prinz von Mantua, der Herzog Ferdinand. Bruder des Herzogs Wilhelm, der Markgraf von Baden, der Landgraf von Leuchteuberg und seine Mutter, Ott Heinrich, Graf zu Schwarzenberg, nebst Gemahlin und Mutter, der Dom- propst von Augsburg, der Administrator von Regensburg, der Erzbischof von Salzburg, der Graf von Helfenstein, Hanns Fug- ger und die Söhne des Georg und Hanns Jacob Fugger. Man nahm aber an, dafs kaum die Hälfte der Geladenen erscheinen werde.

München. Jos. Baader.

Künstler am Hofe des Herzogs Wilhelm Y. von Bayern.

Im Jahre 1587 wollte Herzog Wilhelm V. von Bayern seinen Hofstaat verringern. Zum herzoglichen Hofstaat gehör- ten auch:

1) Die „Malerei'' mit den Malern Donauer, Lambrecht, Hufnagel, Engeilender, Engelbart, Schwarz, Friedrich, Peter und Antoni Maria und mehrern Gesellen. Peter und Antoni Maria malten damals an 5 Altartafeln ;

2) mehrere Bildhauer, darunter Hubert mit 2 Jungen , Na- mens Hanns Krumpper von Weilheim und Georg Müller ;

3) zwei Bildschnitzer, Namens Blasi Fistulator und ein Un- genannter;

4) 5 Stuccatoren, darunter Peter Martino und Michelangelo Castello ;

5) ein Baumeister und mehrere Steinmetzen, darunter Mei- ster Mathes und Meister Friedrich, mit 40 Gesellen ;

6) ein Cristallschneider mit einem Buben ;

7) ein Goldschmied und Münzer, Namens Eisele ;

8) eine grofsc Anzahl Sänger und Instrumentisten, darunter Albertus Musicus, Organisten und Trompeter.

Auch die Zahl der wilden Thiere, der Löwen, trächtigen Löwinnen und Tiger u. s. w. sollte reduciert werden.

München. J. Baader.

Beitrag zur Münzkunde des 16. Jahrhunderts.

Ein Beitrag zur Münzkunde aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts, der bisher bestehende Ungewißheiten aufzuhellen

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im Stande, findet sich in einer kleinen Flugschrift jener Zeit, die um so schwerer wieder aufzutreiben sein dürfte, als darin weder Verfasser noch Druckort angegeben sind, und deren übriger Inhalt den oben genannten Gegenstand kaum voraus- setzen läfst. Ihr Titel lautet: Das ist eyn anschlag eines zngs wider die Türeken. Und alle die wider den christenlichen glauben sind. Sie ist in Quart (um 1517) gedruckt und besteht nur aus vier Blättern*). Zur Unter- stützung der grofsen Bewegung, welche der Verfasser gegen den Feind der Christenheit anzuregen sich müht, will er überhaupt den Verkehr im ganzen Bereiche derselben erleichtert und zu diesem Zwecke überall ein gleiches Münzsystem eingeführt wis- sen. Er specialisiert dieses System in folgender Weise:

„Item solch anschlag der Türcke gehört ennigkeit (B. zu solche a. ... eynigkeyt) der Fürsten des reichs, auch eintrecht- liche müntz von gold vnd von silber, das der vngerisch vn der reiniseh gülden mit einander concordiere. Also das funff reinisch gülde also gut seyend, als vier vngerisch oder ducaten gülden.

Ite auch do bey ein silbrin müntz, als grosche vnd creützer vn zwayer vnd pfenning das dan dienet in alle landt, das ein yeder möcht wanndern on verlust der müntz.

Item So müste die vngerischen ducaten gülde auff das mynst halten .xxiiij. karat. Etlich halten mer etlich mynnder Sollen achtzigk auff ein wiener marck geen.

Item So sollen die reinischen halten .xix. karat. Vnd sol- len lxxxvj. (B. Ixxvj) auff ein wiener marck geen.

Item So müst der grosch halte .ix. lot feins Silbers, vn müsten hundert auff ein wiener marck geen.

Item Aber (B. oder) der grosch müst halten .viij. lot feins Silbers vn xcj. auf ein wiener marck gen, so ward er dester pesser. So wer dann ein grosch als schwer als drey crewtzer.

Item So sollen die crewtzer halten ein marck. viij. lot feins Silbers, vnd sollen .xvij. auff ein lot gen, so wegen drey creützer ein groschen, vnd das soll wiener gewicht sein.

Item die zwayer sollen haben ein marck .vj. lot feins Sil- bers wiener gewicht vnd sollen .xxvj. auff ein lot geen.

Item die pfenning sollen haben ein marck. iiij. lot feins Silbers wiener gewicht, vn sollen .xxxvj. auff ein lot geen.

Ite so wers .xxv. grosche für .j. vngerische od' ducate gülde.

Item .xx. grosche für ein reinischen gülden, wer .v. für .iiij. vngerisch gülden oder .iiij. vngerisch für .v. reinisch gülden.

Item der grosch soll gelten .iiij. pfenning oder .ij. zwayer.

Item der crewtzer soll gelten .xij. pfenning oder .vj. zwayer.

Item wer gleich drey crewtzer für ein grosche. Auch wer es gleich .lxxv. crtwzer für ein vngerische oder ducate gülde, vn lx. crewtzer für ein reinische gülde. Wer in Oster- reich, Bayrn, Steyrmarck, Kernten, Kren .x. Schilling pfenning für ein 'vngerische oder ducate gülde. Auch wer es für ein reinische güld viij. Schilling pfenning od' .iiij. (5 zwayer für ein reinische gül.

*) Ein späterer Abdruck (ß) ist etwa vom J. 1531.

Ite möcht man dem grosche, als weyt dz heylig Römisch reich ist ein gemainen namen setzen vn hayssen, nach dem der kauffmä dan mit mancherley grosche jm heilige reich kanfft vn verkaufft, möcht man de grosche nenne Schilling in gold xxv. Schilling in gold für ein vngerische oder ducaten gülden vn. xx. Schilling in gold für ein reinische gülde, ein Schilling in gold für .xij. haller oder pfenning wie man sie nennen wolt.

Item So würde solliches gelt geen also weyt alle tewtsche vii welische landt seind jm heilige reich vn aller Fürstethum."

Dr. A. von Eye.

Plaiictus de corrnpto saeculi et ecclesiae statu. Cod. Einsidl. saec. XV.

1. Quondam duo gladii

simul concordabant, causas huius seculi recte iudicabant.

2. Maiores cum minimis

Christum invocabant, angelorum homines*) panem manducabant.

3. Omne mundi gaudium

versum est in lucturn, semen iam agricole parce profert fruetum

4. Segetes et germina,

flores ac vineta, nichil iam in seculo vivit mente leta.

5. Deviat de ordine

totum quod movetur, labitur, exuritur, viribus deletur.

6. Stelle negant radios,

aves aggravantur, fere tardant cursibus, nemora curvantur.

7. Nos purgavit crimine

Christus passione, iacet sua passio sub olivione.

8. Dixit ad diseipulos:

Tunicas vendatis,

calcios et caligas, gladios ematis.

9. Aiunt illi: Domine

videmns,

ecce duos gladios nobiscum habemus.

10. Respondit diseipulis:

Non plures queratis sed illos custodia vos obtineatis.

11. Duos nobis gladios

reliquit in Signum, spiritalem gladium iustum ac benignum.

12. Posuit per ordinera

hie ut sit supremus, secularis gladius post illum extremu«.

13. Isti duo gladii

modo decreverunt, et per euneta secula iura perierunt.

14. Innocentem sanguinem

hominum eflüderunt, plurimas sententias falsas produxerunt.

15. Heu, heu, sponsa Domini,

Quomodo nunc sedes ! cares omni gaudio, nudos habens pedes.

*) hominum ; cod. Einsidl. cf. Psalm. 77, 25.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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16. Tuis es sponsalibus

Omnibus exuta, speciosa facies lacrimis polluta.

17. Transierunt per viam

colaphis te cedunt, verbis et operibus ubique te ledunt.

18. Surge pater celitus,

vigila pro clero; si non surgis citius, surgis nimis sero.

19. Prebe tuam dexteram

viris literatis, sedent iam in seculo unguis conseratis.

20. Heu, heu, sponsa Domini,

quomodo sedes sola? iura spiritualia sonant quasi nola.

21. Siderant in solio*)

tenipla sacra dei, et in omni spolio nolunt esse rei.

25. Baculum pontificis

curvum deiecerunt, et eorum brachia lanceos emerunt.

26. Galeas pro infula

superposuerunt, casulam sanctissimam loricam fecerunt.

27. Producunt in pectore

clipeum pro stola: tempore novissimo gravis erit raola.

28. Judicabit iadices

iudex generalis ; ibi nicliil proderit dignitas papalis,

29. Sed fetorem sentient

pene gehennalis, sive sit episcopus sive cardinalis.

30. Vestros, ait Dominus,

renes accingatis, et lucernas mauibus ardentes feratis.

offenbar die Bezeichnung derjenigen, an welche die folgenden Vorwürfe gerichtet sind.

22. Raro prebent patribus

loca requiei,

nunquam solent dicere : 31 Exempium pro popui0

Miserere mei. bonura prebeatis,

23. Nolunt hoc attendere hoc est sine dubio

iudices terrarum, lana <=astitatis.

solent iam colligere

res ecclesiarum. 32- Sacri vos P™sbiteri

sacri vos prophete,

24. Tenent eternaliter quod vobis paratum est

regna tenebrarum sine meta mete,

nunquam finis erit his illud possidebitis

propter hoc penarum. magna cum quiete.

Diese Klage über die kriegerischen und weltlichen Präla- ten, welche wir der Güte des Herrn P. G. M. verdanken, fin- det sich auch in der Sterzinger Miscellaneen-Handschrift ; s. Zin- gerle in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 54, 309. Daraus wird sich wol der Text herstellen lassen ; einige ver- letzte oder sonst unleserlich gewordene Worte sind durch ge- sperrten Druck bezeichnet, aber in der 21. Strophe ist es nicht gelungen, einen verständlichen Sinn herzustellen; es fehlt

*) Diese Zeile ist augenscheinlich fehlerhaft.

Das Erbküchenmeisteramt des heil. röm. Reichs.

I.

Diss sind die alten Freihaiten, Gerechtigkaiten vnd Her- kommen eins Erbkuchenmeisters des Heiligen Römischen Reichs, wie es in meines genedigen Fürsten vnd Herrn Salbuch be- griffen.

Zum Ersten. So offt zu Falle kombt vnd sich gebürt, das Stamlehen des Hailigen Reichs Erbkuchenmeisterampte zu empfahen von einem Pfaltzgrauen bey Rhein, Ertztruchses- sen vnd Churfürsten, wie dan das die vätterlich Ordenung dar austruckt.

Zum andern so offt der selbig Pfaltzgraue sein Ampte zu gebürender Zeit bey Kayserlicher oder Künigclicher Maje- stät verwesen will, So solle der von Seldeneckh Erbkuchen- meister, Der ye zu Zeiten, nach sage vorgerürter vetterlicher Ordnung des endes ist, vnd das Ampte verwist, zu allen malen den gülden Kayserlichcn oder Künigclichen Apffcl in sein Hand bringen, vnd der Zeit anders Niemants, vnd derselb Kuchen- meister soll hinder oder bey den Fürsten stehen, darnach der stand ist, vnd wenn dem Pfaltzgrauen nider zu sitzen oder hinwegkh zu gehn, eeh der dienst des orts ende hat, gebürt, so solle der Kuchenmeister den vorgesagten Apffel von ilnne empfahen vnd halten, so lang, bis der Fürst wider zum dienst khombt, vnd des Apffels begert, oder der dienst der Zeit sein ende hat, vnd zu allen malen, So der Pfaltzgrave sein Ampt verwist, Oder zu des Reichssachen beschriben, Oder der selbst in befeile ist einer von Seldeneckh, als vorgemelt entgegen vnd ob der die Zeit bey Kaiser oder Königen oder andern Fürsten in diensten were, vnd der Pfaltzgraue thette die Zeit bey ime zu sein vordem oder begern, das were er zuthun pflichtig, wo aber die begerung nit also besehene, Nicht destminder solle er Sich da zu male gen dem Pfaltzgrauen als sein Herrn des Orts Ime gebürt sein lehen zuuerdienen vff Ine zuwartten vnd das zuthon des endes fugklichen angeben vnd erbitten Da auch ein Pfaltzgraue schuldig ist, als seinen gnaden vnderamptman des Reichs anzunemen, Die zeit mit aller Liferung vnd anderm, wie sein genade Räthe vnd Hofgesindt zuhalten Ongeuerlichen , Das ist auch also bey allen Weltlichen Churfürsten gegen den iren vnderamptleuten im gebrauch, Loblichen Herbracht stet meinen Erben mit fugen auch zubehalten etc.

Zum dritten So der Römisch König nach seiner ord- nunge zum ersten des heiligen Reichs Churfürsten vnd Fürsten das Male gibt, Darzu so offt ein Römischer Kayser oder Kö- nig die wirdigkeit seines Hofs begeet, so soll der von Selden- eckh, der das Ampte vertrit als vor gesagt ist, vff den selben Pfaltzgrauen wartten, vnd so der Pfaltzgrave sein Ampte daramb

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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er sich Erztrucbsesse sehreibt der zeit verwist, als sich gebürt, zwei verdekt essen mit vier silbern die zwölff marck haben, vff seinem pferdt für denn Römischen Kayserlichen oder König- lichen Dische fürt, Die selben silber vnd das pferdt nimbt der Erbkuchenmeister, vnd so das Kömisch Kayserlich oder Königlich male geben wttrdt, vnd darzu so dickh ein Römischer Kayser oder König die wirdigkeit seins Hofs heget, vnd der Pfaltz- grave Erhtruchsesse oder ein Beyrischer Fürst der das Ampte zu dem male verwesen weite, nit entgegen weren, so soll das der Erbkuchenmaister thun an stat des Pfalczgraiien von dem er das zu leben hat, und obwohl der Pfalczgraue seiner Gna- den Rethe oder ander geschürten mit macht an seiner Gnaden stat da bette, der kheiner soll vor dem Erbkuchenmeister das Ampte vertretten auch sonst Niemandts des Orts vor Ime zu- gelassen werden vnd nicht destminder so der Pfalczgraue nit des endes gewest, vnd sein Ampte wienor stet verwesen, ist er dem Erbkuchenmeister der es an seiner stat vertretten hat, die Silber vnd das Pferdt, als ob er entgegen gewest were, vnd das selbst persönlich verwesen gehabt bette, zu geben schuldig, Nach herkhomen vnd gebrauch, aller der gleichen Weltliche Churfürsten vnd irer gnaden Amptleute zu den an- gezeigten Malen der Römischen Kayser oder Königen, Solle der Erbkuchenmeister dem l'falczgrauen der Zeit vor seinem Dische dienen, Nicht destminder, ob er nit entgegen vnd Niemandt ob dem Dische were, es wurd dann geschafft der Erbkuchen- meister Niderzusitzen etz., zu dem oben angezeigten Königli- chen ersten Male zeit vnd darzu so offt ein Römischer Kayser oder König die Wirdigkeit seins Hoffs mit den Churfürsten vnd vertrettung irer genaden Ampte begeth, So ist nach altem loblichem herkhomen vnd gebrauch. Des heiligen Römischen Reichs des Erbkuchenmeisters so der entgegen ist one wider- sprechen, alle die hewt so von Viehe vnd Wilbret, zu dem Hofe vnd Male abgenomen, geschlagen oder gestochen werden, vnd alles das zu der selben Male zeit vberbleibt, Es sey gekocht oder Rohe, darzu alle kuchen gereitschafft, Kessel, Pfannen Brotspifs, Löffel Rost Brandreitten etz. wie das alles nameu hat oder gehaben mag gar nichzit ausgenomen, vnd das fiudt man also in meins gnedigsten . Herrn des Pfalczgraiien vnd Churfürsten Salbuch eingeschriben etz. Es hat auch der gcmelt Durchleuchtigste Herre Herr Philipps Pfalczgraue bey Rhein vnd Herzog in Beyern des heiligen Römischen Reichs Ercztruchsefs vnd Churfürst mein gnediger Herre, am nechsten tag vor des aller durchleuchtigisten Grofsmechtigisten Fürsten vnd Herren Herrn Maximilian Römischen Königs &c. vnsers aller gnedigsten Herren Krönunge vnd ersten Male zeit zu Ach, Deshalbe vff begern des wolgebornen Herrn Adolffen Grauen zu Nassawe dazumale Königlicher wirde Hofmeister in schrifften, wes ein Erbkuchen-

meister der Zeit zustehn vnd geburen solle, die bericht auch geben von wort zu wort also lautende : Als du begerst der Ar- tikeln, der gerechtigkeit vnsers vnderkuchenmeisters des Reichs, wes Ime als von sollichs Ampts wegen vff tag zu dem Hofe vnd Male, nach der Königlichen Krönunge zu stehn, So sein difs die Artickel. Item die hendt Dischthüecher auf vnd vber- schlege der geschmeide vnd gezierde bey vnd ab Königlichen vnd Fürstlichen Dischen, vnd alles so in der kuchen von Speis vnd gereidtschafft gebraucht wttrdt vnd vberbleibt von alten herkhomen vnd vbunge vff sollich meins gnedigsten Herrn des Pfalczgrauen angezaigten bericht der gerechtigkait der Zeit eines Erbkuchenmeisters hat mein Herre der Hofmeister ege- nant, an mich begert, Ime zu erkhennen geben, was mir die Königliche wirde difsmals für solche meine gerechtigkait thon solle Mir nach ziralicher gebüre werden, Darumb hab ich j c gülden gefordert, sein mir on alle Widerrede ausgericht wor- den. Zum vierten: So offt der Römische Kayser oder Kü- nig in des Reichs Sachen zeucht in Stett oder zu Velde, so sein alle hewt die von vihe vnd wilpret zu gebrauch Kayser- lieher oder Küniglichen Kuchen vnd Liferung, gestochen oder scldagen werden, Darzu als offt der Römische Kayser oder Kö- nig der Zeit von einer Stat oder Leger vffbricht, Abzeucht oder fürtterrückt , was in der kuchen ist. vberbliben, gekocht, eder rohe, ist des Erbkuchenmeisters etz.

Zum fünf ften So der Römisch Kayser oder Küuig Le- hen leihet. Ist der Pfalczgraue oder ein Bayerischer Fürst, der das Ampt verwesen will nit entgegen so gebürt das dem Erbkuchenmeister so er des Orts ist, an des Pfalczgrauen seins Lehen Herrn stat zuthun, vnd anders Niemandt vor im, er sey wer er wöll etz. Nun sein ob Achzig, die zum Reich ge- hörn, vnd den allen gebürt von eim Römischen Kayser oder Künig ire Pegalia zu empfahen der yedem als dau drey vnd sechzig Marck vnd ein virdung Silbers in des Reichs Empter, nach clarer anzeigung der gülden Bullen zugeben stet vnd pflichtig sein, Ausgeschlossen die Churfürsten vnd ein Appte zu Fuldt sein selbst die Obersten Amptlewte des Reichs vnd sollichs zu gebeu frey &c. Die yetzt genanten Marck silbers cm- pfecht vnd thailt aus der Hofmeister Römischen Kaysers oder Künigs als sich gebürt, Defs gehürn zehen Marckfa oder sech- zig gülden dafür dem Erbkuchenmeister, so der entgegen am Hofe oder bey dem dienst, als die Lehen geliehen sindt ge- west ist. Zum Sechsten vnd so der Römisch Künig zum ersten Male in Küniglichen wirden, vnd dan aber zum ersten male in Kayserlichen Wirden in die Reich Stett vnd Freistet ein zeucht, So sein zu allen malen Nach gewohnheit Herkho- men vnd gebrauche, dieselben Stet schuldig, dem Erbkuchen- meister mit gelt zimlich Eerung zuthun. Dergleichen die Ju- den, an welchen ende die siezen. Zum Sib enden: Der Rö- misch Kayser oder Künig solle ein Erbkueheumeister des hei- ligen Reichs der dem Ampte mit vertrettung nachfolgen will, Nach loblichen Herkhomen an seim Hofe halten, mit zehen Pferden, oder nach willen oder vermügen desselben Erbkuchen Meisters, in minder Zal, mit aller Liferung Wie ander seiner Mayestat Räthe vnnd Hofgesindte.

Wien. A. v. Meiller.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Seba ld sehe Buchdruckerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1870. JW 11. November.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. November 1870.

Wir freuen uns, melden zu können, dal's der Krieg, so sehr er seinen Einflui's auf unsere Anstalt geltend macht, doch weder zu vollständigem Stillstande der Entwicklung genöthigt, noch un- serer Kasse bis jetzt Verlegenheiten bereitet hat, die nicht hätten behoben werden können. Gehen auch die längst zugesicherten Jahresbeiträge, welche in dieser Periode fällig sind, nicht so re- gelmäl'sig ein als früher; ist uns auch durch den gestörten Ver- kehr und andere Verhältnisse der gröfste Theil der sonst im Sommer und Herbste kommenden Reisenden und damit ein grolser Theil der leider noch immer nöthigen Eintrittsgelder ausgeblie- ben : so sind doch auf der andern Seite dem Museum so viele Beweise des Wohlwollens und der Theilnahme zugekommen, wie sie selbst unter ganz normalen Verhältnissen uns nicht immer zu- gehen. Besonders erfreulich war uns eine Reihe von Zuschriften aus Oesterreich, aus denen hervorgeht, dal's auch die an dem heu- tigen ruhmvollen Kriege nicht theilnehmenden deutschen Stämme sich gehoben fühlen durch das Bewufstsein , wenn auch nicht po- litisch, so doch stammverwandt noch der Nation anzugehören, die sich so mächtig hebt. Der Gemeinderath der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien hatte seit dem Jahre 1866 keinen Beitrag mehr geleistet, und unsere Bemühungen, den Namen dieser Stadt in dem grofsen Verzeichnisse der das Museum unterstützenden Städte er- halten zu sehen, waren fruchtlos. Für 1870 hat derselbe, ohne direktes Einschreiten von unserer Seite , den Beitrag von 100 fl. ö. W. wieder zugesendet und ausdrücklich bemerkt, dal's dies aus Anlafs der heute so erfreulichen Lage der Nation geschehe.

Von Seite der Schlüsselfelder'schen Stiftung in Nürnberg wurde dem Museum ein alter Schlitten mit Schnitzwerk und Vergol- dung zur Aufbewahrung übergeben. Der auf Kosten des Herrn Banquier Hohenemser in Mannheim ausgeführte Abgul's des Grab- denkmals König Ruprecht's von der Pfalz und seiner Gemahlin ist seit unseren letzten Mittheilungen übergeben worden. Auch die Verzeichnisse der neuaugemeldeten Jahresbeiträge, sowie der Geld- geschenke und die Gaben für die Sammlungen können heute eine nicht unwesentliche Fortsetzung erhalten.

Ein Aufruf des Museums , ihm von allen Seiten die auf den Krieg sich beziehenden Proklamationen, Flugschriften, Gedichte, Carrikaturen u. s. w. zuzusenden, hat grofsen Erfolg gehabt, und wir sprechen mit der Bitte um Fortsetzung allen Einsendern freund- lichen Dank aus. Eine spezielle Anführung der hierher gehörigen Gegenstände im Verzeichnisse unterlassen wir jedoch, weil die Zahl derselben zu grofs ist, und doch, so wichtig auch die Samm- lung im Ganzen, der materielle Werth der meisten Einzelstücke nur so gering ist, dal's wol die Einsender von einer besonderen Bestätigung des Empfanges gerne absehen werden.

Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses folgende angemeldet:

Von Privaten : Breslau, von Haugwitz , Generallandschafts-

repräsentant auf Rosenthal 3 fl. 30 kr. Dr. med. Krocker, geh. Sanitätsrath , 3 11. 30 kr. Castell. Sieger, gräfl. Castell'scher Kas- sier, 1 fl. Constanz. Baier, Bezirksbauinspektor, 1 fl.. Eisen. Haupt- mann, 1 fl., Eduard Funke 1 fl., Hager, Oberstaatsanwalt, 1 fl. 45 kr. Dresden. Dr. Loose 3 fl. 30 kr. Hanau. Aug. Deines, Architekt, 1 fl., Julius Hopf, Graveur, 1 fl. Kempten. Leonh. Weife, Kaufmann, 1 fl. Nürnberg. Franz Heinr. Schröder, Kaufmann, 5 fl. Ribnitz. Schlie- mann, Amtsauditor, 1 fl. 45 kr. Rossleben. Burghardt, Pfarrer, 1 fl. 45 kr. (statt früher 521/, kr.), Nebe, Professor, 1 fl. 45 kr., G. L. Plath 1 fl. 45 kr. Salzburg. Dr. Aberle, Professor, 1 fl. 10 kr., Die- ter u. Krollische Buchhdl. 2 fl. 20 kr., Dr. Gogl 1 fl. 10 kr., Himlv. RegierungsAssessor , 1 fl. 45 kr. , Dr. Khuen , Ber^werksdirektor, lfl. 10 kr. Th. Klein, Fabrikbesitzer, 1 fl. 10 kr. .'Sacker, Haupt- lehrer u. Professor, 1 fl. 10 kr., Ludw. Schmued, Direktor der k. k. Lehrerbildungs-Anstalt lfl. 10 kr., Dr. Leop. Bpatzenegger, Profes- sor, lfl. 10 kr., Steinhausen, Regierungsrath , lfl. 10 kr. . Taube, Buchhändler, lfl. 10 kr. , Wogerbauer, Direktor, lfl. Staffelstein. Böhm, k. Rentbeamter, 1 fl. Weimar. Dr. Apelt, Gymnasiallehrer, lfl. 45 kr. Werneck. Brock, Vikar, 30 kr., Dr. Dittmar, k. Assi- stenzarzt, 1 fl., Dr. Engelhard, k. Assistenzarzt, 1 fl., Höhl, Rechts- concipient, lfl., Dr. Hubrich, k. Oberarzt U.Direktor der Irrenan- stalt, lfl., Dr. Jolly, k. Assistenzarzt, lfl., Dr. phil. Merkel, 30 kr. Wunsiedel. Lange, Professor, 30 kr.

Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben: Von öffentlichen Kassen : Sesslach. Distriktsrath 5 fl. Wien. Magistrat der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt 116 fl. 40 kr.

Von Privaten : Dresden. Th. Weser 2 fl. Hannover. August Meyer, Kaufmann, lfl. 45 kr. Kempten. Ungenannter 5 fl. Lon- don. W. M. Rossetti, 3 fl. 30 kr. Schässburg. Frau Goldschmidt, Kaufmannswittwe, 5 fl. 50 kr., Jos. Haltrieh, Professor, 13'/4 kr., einige Schüler des Gymnasiums 1 fl. 31 kr. Worms. Römheld, Hauptmann, 1 fl.

Ferner giengeu unsern Sammlungen folgende Geschenke zu :

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 6089—6103.)

Mannheim. Hohenemser, Banquier: Gypsabgüsse der Grab- denkmale K. Ruprecht's von der Pfalz und seiner Gemahlin. Nürnberg. R. Bergau, Professor an der Kunstgewerbschule : Gla- sierte Thonfliese aus der Nische des kolossalen Standbildes der Maria an d. Schlofskirche zu Marieuburg. Frau Prof. Bergau: Pfeifenstopfer von Porzellan in Gestalt eines Beines, v. Gern- ming, Oberst: Der Kaiserstuhl zu Rense, Kpfsteh. ; Grabstein des Gottfried von Schlüsselburg, Stdrck. Spitzenmuster vom 18. Jhdt. Klingenstein, Professor an der Kunstgewerbschule: Vergolde- ter Kupferziegel vom Dach des abgebrannten Thurmes der St. Lo- renzkirche zu Nürnberg. L. Meyer: Silbermünze des Philipp von Savoyen als Herzogs ven Achaja; Silbermünze des Guillaume de la Roche als Herzogs Athen. L. Ritter, Kupferstecher: An- sicht des schönen Brunnens zu Nürnberg, Kpfsteh. Zur Stras- sen, Professor an der Kunstgewerbschule: Dolch mit gravierter Klinge vom 18- Jhdt. Anbetung der Maria, Seidenstickerei vom 18. Jhdt. Ungenannter: 7 Kupferstiche und 1 Zeichnung nach architektou. Denkmälern und einer Malerei. Padua. A. Lener, Minoritenordenspriester : Goldgesticktes Caselkreuz mit figürlichen Darstellungen in Seide, dalraatin. Arbeit, 16. Jhdt. 66 Photogra- phieen nach den Miniaturen des Codex Grimani zu Venedig u. a.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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IL Für die Bibliothek.

(Nr. 25,618 25,702.) Berlin: Rudolf Graf Stillfried, Oberceremonienmeister, Exe. : Ders., geschieht]. Nachrichten vom Geschlechte Stillfried v.Rat- tonitz; 2 Bnde. 1870. 4. Bückeburg. Burchard, Rector u. Prof. am Gymnasium: Ders., kritische Beiträge zur neuesten Literatur der Römerzüge im nordwestl. Deutschland. 1870. 4. I'rogr. Frei- berg. Heinr. Gerlach, Buchdruckereibesitzer : Freiberger Stadt-, Land- u. Berg-Kalender auf d. J. 1871. 4. Freiburg i. Br. : Uni- versität: 10 akademische Schriften. 1870. 4. 8. Greiz. Bruno v. Geldern-Crispendorf, Regierungsrath : Ders.. die Entzau- berung Friedrich's I. des Rothbarts. 1849. 8. Ders., d. Raub deut- scher Reichslande durch d. Franzosen ; 2. Aufl. 8. v. Geldern, Vogtland unter den Vögten. 1870. 8- Hannover. Jugler, Laud- syndicus: Die 60jährige Amtsjubelfeier des Dr. th. et phil. F. G. F. Schläger. 1867. 8. Die Runde - Stiftung zu Hannover. 1862. 8. Schmidt, aus dem Leben der sächs. Städte im Schmalkaldischen Bunde. 1867. 8- Mejer, die Veränderungen in dem Bestände der hannoverschen Flora seit 1780. 1867. 8. Ahrens, Urkunden z. Ge- schichte des Lyceums zu Hannover v. 1267—1533. 1869. 4. Schu- ster, über formale Eigenthümlichkeiten des deutschen Volksliedes. 1869- 4. Haushaltsplan der kgl. Residenzstadt Hannover f. d. J. 1869. 1870. 4. Dr. W. Nöldeke, Direktor der Stadttöchter- schule 1: Ders., Hannoversche Haussprüche. 1870. 8. I'rugr. Hi- storischer Verein für Niedersachsen: Ders., Zeitschrift etc.; .Thg. 1S67. 1868, 1869. 1868 70. 8. Der«., 30., 31. u. 32. Nachricht etc. 1868 u. 69. 8. Heidelberg. E. Mohr, akadem. BucLh. : Krummel, Johannes Hus. 1870. 8. Dr. K. Wal'smanns- dorff, akadem. Turnlehrer : Ders., Turnerisch-Vaterländisches aus

der Kriegs- u. Siegeszeit unserer Väter. 1870. 8. Jena. Univer- sität: 21 akadem. Schriften. 1870. 4. 8. Leeuwarden. Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en Taalkunde: Dies., de vrije Fries; n. R., VI. D., 2 St. 1870. 8. Nürnberg. Verlag von Bauer & Raspe (Ludw. Korn): Siebmacher's Wap- penbuch. Lief. 81. 1870. 8. E. Hektor. Bibliotheksekretär des germ. Museums: Heldenthaten , Anecdoteu u. Charakterzüge aus dem Kriege im J. 1866- 1866. 8- Humor u. Ernst des deutschen Kriegers im J. 1866. 1866- 8- Rose, die Marketenderin. 1867. 8. Pest. Ludwig Aigner, Verlagsh. : Graf Beust, Oesterreich's Neutralitäts-Politik u. das künftige Verhältnil's der österreich.-un- gar. Monarchie zu Deutschland. 1871. 8. Rostock. G. B. Leo- pold's Univers.-Buchhandl. (E. Kuhn): Brinckman, Peter Lurenz bi Abukir. 1868. 8. SchafThausen. Brodtmanu'sche Buch- handl. : Wanner, d. Revolution des Kantons Schaffhauseu im J. 1831. 1870. 8. Wertheim. Dr. Alex. Kaufmann, Archivrath : Hürl'er, Kriegsfahrten einer preul's. Marketenderin 1806 1815. 1863. 8. Zittau. Heinr. Jul. Karamel, Direktor u. Professor des Gymnasiums: Ders., das Gymnasium in Zittau während der trüben Jahre 1587 1602. 4. Zürich. Universität: 24 aka- demische Schriften. 1868—70. 4. 8.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4146.)

Bern. Dr. C. Manuel, Amtsrichter: Lehenbrief des Joh. Gertsch, Curators an der Kirche von St. Moriz zuNaters (im Kan- ton Wallis), an Caspar Mattig und Christian Jossen über den Ze- henten am Berge Bürgisch. Notarialisch gefertigt und bestätigt: 1629. Pgm.

Chronik der historischen Vereine.

Deutscher Herold. Monatsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. Organ des Vereins für Siegel- und Wap- pen-Kunde zu Berlin. 1. Jahrgang. 1870. Nr. 8 10. 4.

Die heraldische Terminologie. (Seyler.) Die von Gotfart. (Ludw. Graf Uetterodt.) Das Wappen der v. Landwüst. Auf- findung alter Urkundenbücher zu Siegburg. (J. B. Dornbusch). Die österreichischen Grafen von Beust. (Alfred Grenser.) Die deutschen Farben. (K. Frhr. v. Reitzenstein.) Beiträge zur Ge- nealogie rheinischer Familien. (Frhr. v. Vorst-Gudenau.)

Zeitschrift des historischen Vereins für Nieder- sachsen. Herausgegeben unter Leitung des Vereins-Ausschusses. Jahrgang 1867 *). Mit 4 Tafeln. Hannover 1868. In der Hahn'- schen Hofbuchhandlung. 8.

Beitrag zur Feststellung der Diöcesangrenzen des Mittelalters in Norddeutschland. Von C. von Bennigsen. II. Die Diöcesan- grenze des Bisthums Halberstadt. War der Adel in Sachsen bis zur Mitte des 13- Jahrhunderts zahlreich ? Erörtert von Eduard Frhrn. v. Schele. Ueber den Gau Gretinge oder Grete. Vom Staatsmin. a. D. Frhrn. von Hammerstein. Urkundliche Beiträge zur Geschichte des Klosters Isenhagen. Vom k. Rath E. Bode- mann. Meister Tilemann von Zierenberge und seine Ehefrau, die Wittwe Olegard Junge Bothen. Vom Archivrath Dr. C. L. Grotefend. Ergebnisse aus mittelalterlichen Lohnregistern der

*) Zugleich mit den folgenden Jahrgängen erst jüngst dem gennan. Mu- seum zugegangen. Es wäre wünschenswert!!, die Vereinsschrifteu sofort nach deren Erscheinen zugesandt zu erhalten. D. Red.

Stadt Hannover. Mitg. vom Oberbaurath Mithoff. Alter Braun- schweigischer Stadtgeschlechter Erlöschen. Von Hilmar v. Strom- beck. — Hexenprozesse im Gerichte St. Jürgen, Niederende. 1550 u. 1551. Mitg. vom Gymnasialdir. Krause. Die auf den Gene- ral Grafen von Vaubecuurt im Jahre 1761 auf dem Harze geprägte Medaille. Von dem Bergregistrator von Salz. Vorchristliche Alterthümer im Lande Hannover. Bericht vom Studienrath J. II. Müller. Inhaltsangabe der dem historischen Vereine für Nie- dersachsen überlieferten Beschreibungen vaterländischer Kirchen nebst Zubehör. XVI. Lutherische Kirchen und Kapellen im Für- stenthume Lüneburg. Zusammengestellt vom Oberbaurath Mithoff, a. Cellischer Theil. Miscellen.

Jahrg. 1868 : Athelold, Probst des Blasiusstiftes zu Dankwar- derode. Vom Oberlehrer Dr. Herrn. Dürre. Anhang : Eine uuge- druckte Urkunde des Pfalzgrafen Heinrich vom Jahre 1197. Die Belehnung Adolfs von Sautersleben mit der Grafschaft Schaum- burg im Jahre 1030. Vom Geh. Regierungsrath F. A. v. Campe.

Urkundliches über die Edelherren von Depenau. Vom Geh. Leg.-Rath von Alten. Ergebnisse aus mittelalterlichen Lohnre- gistern der Stadt Hannover. Mitg. vom Oberbaurath a. D. Mithoff.

Die Reformation des Herzogthums Braunschweig- Wolfenbüttel unter dem Regimente des Schmalkaldischen Bundes 1542 74. Ein aktenmäfsiger Beitrag zu der Reformationsgeschicbte des Herzog- thums Braunschweig, vom Gymnas.- Oberlehrer Friedr. Koldewey.

Vorschläge zu einer planmäl'sigen Sammlung der Mundarten und Ortsnamen. Vom Frhrn. Bodo von Hohenberg. Inhalts-

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

378

angäbe der dem Verein überlieferten Beschreibungen vaterländi- scher Kirchen nebst Zubehör. XVI. Lutherische Kirchen und Ka- pellen im Fürstenthume Lüneburg, b. Harburg-Dannenberg'scher Theil. Zusammengest. vom Oberbaurath a. D. Mithoff. XVII. Lu- therische Kirchen und Kapellen in der Grafschaft Hohnstein. Zu- sammengest. von dems. Aufsätze in dem „Braunschweigischen Magazin", die sich auf das Herzogthuui Braunschweig beziehen, seit 1860. Kleinere Mittheilungen über Alterthumsfunde. Vom Studienrath Dr. Müller. Miscellen.

Jahrg. 1869 (mit 3 lithogr. Tafeln) : Zur Chronologie der Hil- desheim'schen Bischöfe Siegfried I. und Conrad II. und der zu ih- rer Zeit erscheinenden Hildesheimer Dompröbste. Vom Geh. Leg.- Rath v. Alten. Die Wüstungen um Braunschweig. Vom Ober- lehrer Dr. II. Dürre. Bemerkungen über die Umfangsgrenze des Bardengaues. Ein Sendschreiben an Staatsmin. W. C. C. Frhrn. v. Hammerstein - Loxten in Bezug auf dessen Bardengau §. 4, S. 10 47, und andere die Grenze erläuternde Stellen; vom Rath Dr. H. Böttger. Zur Geschichte des Fleckens Fallersleben. Vom Amtsrichter G. F. Fiedeler. Ergebnisse aus mittelalter- lichen Lohnregistern der Stadt Hannover. Mitg. vom Oberbau- rath a. D. Mithoff. Boilings Monita, hrsg. von Prof. Dr. H. Floto. Correspondenz der Herzogin Sophie von Braunschweig mit dem Geh. Rath Bodo von Oberg zu Berlin, in Betreff der Ver- bindung ihrer Tochter, der Prinzessin Sophie Charlotte, mit dem Kurprinzen Friedrich von Brandenburg. 1683 84. Mitgeth. vom Frhrn. von Löhneysen. Die Wüstung Serlinge, Sirlinge, Zer- tinge, Tzerlinghe, jetzt Sarling, in der Kon.-Preul's. Provinz Han-

nover im Amtsgerichte Fallersleben. Von IL v. Stronibeck. Miscellen.

30-, 31. u. 32. Nachricht über denselben Verein. Hannover. 1868 - 70. 8.

In der am 18. October im Hotel Drexel zu Frankfurt a. M. abgehaltenen ersten AVintersitzung des Vereins für Ge- schichte und Altertb umskunde daselbst begrüfste der Vor- sitzende die trotz der bewegten Zeit zahlreich erschienenen Ver- einsmitglieder zur Wiederaufnahme der aus Veranlassung der grofsen Ereignisse der Zeit lange ausgesetzt gewesenen Versamm- lungen. Hieran reihte er u. A. die Mittheilung, dals der 6. Band der vom Vereine herausgegebenen „örtlichen Beschreibung- Frank- furts von Batton bis Anfang 1871 im Drucke vollendet sein werde ; zum Schlüsse des Ganzen folge dann noch im 7. Baude die To- pographie von Sachsenhausen. Aus Anlafs der Brandzerstörung der Strafsburger Stadtbibliothek sprach E. Kelchner seine Beden- ken bezüglich einer gänzlichen Vernichtung besagter Bibliothek aus, indem er als unmöglich erklärte, dals die Pergamenthaud- schriften und Drucke so verbrannt wären, dals sich in dem Schutte keine Spuren davon sollten auffinden lassen. Zur Veranschauli- chung dessen legte er drei Blätter eines durch Feuer zerstörten Pergamentdruckes mit gemalten Holzschnitten vor (wahrscheinlich Bruchstücke einer 1523 von Hans Lufft in Wittenberg gedruckten deutschen Bibel) ; diese Blätter , von dem Besitzer aus zusammen- geschrumpften Knollen entrollt, sind jetzt, in Folge der durch die Gluthitze bewirkten Ausscheidung des Fettes aus dem Pergamente, steif und zerbrechlich wie Glas.

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

20) Ueber Wappen und Banner des deutschen Rei- ches. Von Ad. M. Hildebrandt-Mieste. Berlin, Mit- scher u. Röstell. 1870. 8. 16 Stn. u. 3 Tafeln.

Die Frage, die schon Fürst F.-K. zu Hohenlohe im Anzeiger f. K. d. d. V. zum Gegenstand verschiedener Abhandlungen über den einfachen und Doppeladler gemacht, und die über die Farben des Reiches, die derselbe im Frühjahr 1866 in einer besouders ge- druckten Abhandlung (Verlag des german. Museums) erörtert hat, werden hier kurz und populär behandelt. Der Verfasser gelangt zu folgenden Resultaten :

1. Die Beantwortung der Frage, welches Banner und Wappen das neu zu constituierende deutsche Reich anzunehmen habe, ist nicht politischer Natur, sondern nach den Regeln der Heral- dik auf Grund historischer Thatsachen zu suchen.

2. Die Farben Schwarz-Roth-Gold haben keine historische Be- deutung. Sie waren nie Reichsfarben , sondern stammen von der Burschenschaft her und sind irrthürnlieh 1848 für Reichsfarben ge- halten und angenommen worden.

3. Der Doppeladler gehört späterer Zeit an. Als Zeichen des neuen deutschen Reiches darf nur der alte einköpfige, schwarze Adler auf goldenem Grunde wieder gewählt werden. (Das Zei- chen und die Farben, welche, wie hier beiläufig bemerkt sein

mag, das germanische Museum seit seinem Entstehen fuhrt. Li nml's jedoch von allen nicht heraldischen Zuthateu befreit bleiben, mit denen im letzten Jahrhunderte sowohl der deutsche Doppel- adler als der kgl. preuls. Adler belastet worden ist, wie Krone, Schwert, Scepter u. A.

4. Als Bannerfarben sind historisch nur berechtig

a. das Schwarz-Gelb (aus der obigen Combination stam- mend),

b. das Roth-Gelb (der deutschen ReichsBtnnnfahne). Wolle man also eine Trikolore für das neue Reich combi-

nieren, so könne mau etwa die beiden obigen rereinigen zu Seh war z- Gold -Ro th, oder man müsse das alte Schwarz-Gelb mit dem Schwarz -Weifs der Hohenzollern verbinden und dann, da nach heraldischen Regeln Metall neben Metall (also Weifs ne- ben Gelb) nicht stehen darf, ebensowenig als Farbe neben Farbe (wie in Schwarz-Roth-Gold), setzen : Oelb-Schwarz-Weifs. Der Ver- fasser empfiehlt aber scbliefslich lebhaft und warm: Schwarz- Gold-Roth, weil sich hier doch alte historische Farben vereinigt finden und symbolisch die Farben des zu erweiternden norddeut- schen Bundes dadurch „gebessert" würden, indem bei Umgestal- tung in ein deutsches Reich das edlere Gold (Gelb) an Stelle des Silbers (Weife) trete; weil ferner die Freunde des Schwarz -Roth- Gold, das mitunter allerdings die Fahne des Aufruhrs und Umstur- zes gewesen, an dem aber doch auch so viele edle Geister fest- gehalten, hiermit sich beruhigen würden, während die Einwände

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

380

der Gegner von Schwarz-Roth-Gold darauf keine Beziehungen hät- ten. Auf der Brust des einköpfigen schwarzen Adlers im golde- nen Grunde, dessen Zunge, Schnabel und Klauen roth „bewehrt-', sei als Herzschild das hohenzollern'sche Wappen zu setzen, eine An- ordnung, die doch vielleicht da und dort Anstofs erregen könnte, da man gerne hier in Bayern den blauweifsen Weckenschild, in Sach- sen den sächsischen Schild u. s. w. an dieser Stelle sehen würde, wie wir auch dem Schilde noch den rothen Rand wünschen , der schon in der Züricher Wappenrolle auf der Grenzscheide des 13. und 14. Jahrh. vorkommt. A. E.

21) Gottesidee und Cultus bei den alten Preufsen.

Ein Beitrag zur vergleichenden Sprachforschung. Berlin,

\V. J. Peiser. 1870. 8. Während man bei Erforschung der Religion der alten Preufsen, welche nach der Eroberung des Landes durch den deutschen Or- den nach und nach gänzlich in den Hintergrund gedrängt wurden, bisher davon ausgieng, die spärlichen, von den Chronisten uns über- lieferten Notizen und die im Volke noch erhaltenen alten Sitten Gebräuche und Sagen sorgfältig zu sammeln , zu vergleichen und aus diesen einzelnen Thatsachen ein System aufzubauen, schlägt der ungenannte Verfasser dieses Buches einen andern Weg ein. Er geht nämlich von dem Grundsatz aus, dal's jene, von den mön- chischen Chronisten überlieferten Nachrichten zum Theil auf falsch verstandenen Wahrnehmungen beruhen, und dal's sie nicht die ur- sprüngliche, reine, sondern eine schon verderbte Religion verge- genwärtigen. Um nun jene ursprüngliche Idee wieder zu ermit- teln, benutzt er die Hülfsmittel der vergleichenden Sprachfor- schung und gelangt dadurch zu Resultaten, welche völlig neu und eigenthümlich sind. Ob dieselben auch richtig, wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls werden sie kritisch mit den Resultaten verglichen werden müssen, welche W. Mannhardt in einem grofsen Werke über die Religion der alten Preufsen und Lithauer binnen Kurzem publicieren und in welchem er alles für diese Un- tersuchung wichtige und ihm zugängliche Quellen- Material vorle- gen wird. B.

Aufsätze in Zeitschriften.

Die Grenzboten: Nr. 42, S. 95. Alte Worte aus Strafsburg

(des Johannes Sleidanus) für ein einiges Deutschland. Protest. Kirchenzeitung: Nr. 39. Bilder aus dem Zeitalter

der Reformation. 1. Erasmus von Rotterdam. Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 579. Sebald Schonhofer. (R.

Bergau.) Nr. 583 f. Das Nachtlager von Granada. Nach

(deutschen) Urkunden mitgetheilt von Ignaz Hub. Magazin f. d. Literatur des Ausl. : Nr. 42. Vor 100 Jahren

in Strafsburg u. Deutschland. (Heinr. Düntzer.) Nr. 45.

Zur Geschichte der Französirungs - Versuche im Elsafs. I.

(Trauhtwein von Belle.) Mittheilungen des k. k. österr. Museums f. Kunst und

Industrie: Nr. 61. Zur Geschichte der älteren Glasindustrie

in Wien. (Alb. Hg.) Die Predigt der Gegenwart: 7. Jahrg., 8. Heft. Dr. Johann

Friedrich Röhr und Ulrich von Hütten im Kampfe gegen Rom

und römisches Priesterthum. (0. Wendel.) Luther über den Ehestand nach seinen Tischreden. (K. G. Färber.)

K. preul's. Staatsanzeiger: Beil. Nr. 39. Die Haus- u. Hof- marken. — Nr. 40- Die deutschen Verwandtschaftsnamen. Deutsche Literatur im Elsafs. 1. Der Laacher See und die Abtei Laach. 42. 43. Die Verluste der deutschen Heere sonst und jetzt. Capitulation von Strafsburg 1681. Die Mundarten Frankreichs. 1. 2. Shakespeare auf der Bühne im 17. u. 18. Jahrh. St. Elisabethkirche zu Marburg. Deutsches Wesen in Sprüchwörtern, Sprüchen, Inschriften u. Devisen. 1. Danzig und seine Architektur.

Theolog. Studien u. Kritiken: 1871, 1. Heft. Geschichtliche Untersuchungen über Luther's Leben vor dem Ablafsstreite. (Köstlin.l

Allgemeine Zeitung: Beil Nr. 301. Ueber Hans Holbeins Ju- gendarbeiten. (Dr. J. A. Mel'smer.) Nr. 316- Das Spiel von den zehn Jungfrauen. (Reinh. Bechstein.)

Vermischte Nachrichten.

113) Die deutsche Bauzeitung enthält einen Aufruf gesren die Beseitigung der sog. Butterbude, eines sehr originellen kleinen mittelalterlichen Bauwerkes auf dem Marktplatze zu Lü- beck, um dessen Abtragung eine Petition an den Senat gerichtet wurde, als man eben beginnen wollte, es zu restaurieren, nachdem sogar schon die zur Restauration nöthigen Mittel bewilligt und die Formsteine hergestellt waren. Hoffentlich wird das für die Kulturgeschichte so wichtige originelle kleine Bauwerk, das als ein Unicum zu bezeichnen ist, erhalten bleiben.

114) Zeitungsnachrichten zufolge soll das alte Giefshaus hinter dem Zeughause in Berlin auf den Abbruch ver- kauft und auf dem Bauplatze ein Neubau errichtet werden. Die D. B. bemerkt dazu : ..Mit dem Abbruche des Giefshauses, in wel- chem neben brandenburgischen und preufsischen Geschützen be- kanntlich auch manches monumentale Kunstwerk, namentlich das Reiterstandbild des grofsen Kurfürsten, gegossen worden ist, wird Berlin nicht allein um eine historische Erinnerung ärmer ; in der nach dem Zeughause gekehrten Fagade desselben, die in der engen Gasse wenig in's Auge fällt und daher wenig bekannt ist, soll auch ein interessantes Baudenkmal, eines der wenigen kleinen Werke, die unser grofser Andreas Schlüter in Berlin geschaffen hat, dem Untergange geweiht werden. (D. Kunstztg., Nr. 33-)

115) Die H. N. berichten über die antiquarischen Nach- grabungen, welche Prof. Handelmann auf der Insel Sylt ver- anstaltet hat*). Die untersuchten Grabstätten, welche theils ver- brannte Gebeine in Urnen oder Steinkisten, theils unverbrannte Leichname enthielten, gehörten sämmtlich dem Bronzealter an, und es wurden darin sehr zierliche Bronzesachen, sowie auch einige Goldringe gefunden. Der bedeutendere Theil der Fundgegen- stände wurde sofort zur Abformung und Restaurierung an das Central- Museum in Mainz geschickt. In Betreff der untersuchten Hügel ist durch Prof. Handehnann festgestellt worden, dafs zwei der gröfsteu Hügel (der Klöwenhaag und der Tipkenhaag bei Kei- tum) überhaupt nicht in die Kategorie der Grabstätten gehören, sondern von Anfang an eine andere Bestimmung gehabt haben. Zwei der untersuchten Grabkammern, bei Braderup und bei Kam- pen, die sich vorzugsweise durch ihre interessante Bauart auszeich- nen, sind offen geblieben und dürfen mit Recht zu den Sehens- würdigkeiten der Insel Sylt gezählt werden.

(Korr. v. u. f. D., Nr. 560.)

•) Vgl. Nachr. 112 in vor. Anz.-Beil.

Verantwortliche Redaction : A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald sehe Buchdruckerei in Nürnberg.

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Z.A.f Kd.d V 1870 Nun.

Autogr. Druck v.A.Kolb in Nbg.

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ZA.fKdd.V. 1870 N°11.

Autogr. Druck vA. Kotbin Nbg.

Nürnberg". Bas Abonnement des Blat- teB, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Fostcouvention bei allen Post- ämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuis oder 2 Thlr. preufs.

Für Frankreich abonniert man in Strasburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutscheu Buchhandlung von F.Klinck- eieck , Nr. 11 nie de Lille, oder bei dem

ANZEIGER

FÜR KODE DER

Neue Folge.

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Alle für das german. Museum be- stimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commis- Bioniir der literar.-artist. Anstalt des Mu- seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be- fordert.

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Siehzelinter Jahrgang.

1870.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

Dcterabcr.

Wissenschaftliche MÜtheilungen.

Zur Geschichte der Feuerwaffen.

(Schiurs.)

Es ist überall sehr schwer, die Grenze zwischen den trag- baren (Infanterie-)Feuerwaffen und der Artillerie zu suchen. Im Geschützbuche Kaiser Karl's V. sind die Hakenbüchsen, wie Fig. 4 und 5, unter die Stücke aufgenommen, abgebildet und gezählt ; auch später fügte man stets den Verzeichnissen der Artillerie als selbstverständlich Hakenbüchsen, Doppelhaken u. s. w. bei.

Gehen wir nun zur eigentlichen Artillerie über, so haben wir unsere Leser zunächst auf eine gufseiserne Hinterladungs- kanone aufmerksam zu machen (Fig. 21 u. 22 der Tafeln), die,

mit der Hauptröhre ; die Grörse bedeutend unter jener ; die Ge- sammtlänge beträgt nur 1,30 Met.

Kehren wir wieder zu den Sammlungen des Museums zu- rück, so kommen wir zunächst auf zwei Geschütze (Fig. 5 u. 6), die auf der Grenzscheide des 15. und 16. Jhdts. stehen und unstreitig zusammengehören, obwohl ihre äufsere Gliede- rung etwas verschieden ist. Beide haben eine Länge von 2,79 Met., eine lichte Weite der Mündung von 0,075 Met. und ein Gewicht von ca. 475 Kilogramm *). Das erste (Fig. 5) ist rund, vom Boden zur Mündung sich verjüngend, von einer Reihe ringförmiger Glieder umgeben. Am Boden ist ein phan- tastischer Thierkopf, der einen Ring im Maul hielt. Hinter den Schildzapfen ist ein Wappen, darüber die Jahrzabl 1500

Fig. 5.

bei Aachen im Jahre 1848 gefunden, nun zu den Sammlungen des kgl. Generalconservators, geh. Raths F. v. Quast auf Radens- ieben in der Mark gehört. Die uns von R. Bergau mitge- theilte Abbildung zeigt, dal"s sie cylindrisch und jener Bronze- röhre nicht unähnlich ist, die wir in Nr. 5, Sp. 147 u. 148 dieses Jahrgangs besprochen und abgebildet haben. Die ge- trennte Kammer ist jedoch nicht enger , sondern gleich weit

auf einem Spruchbande. Das andere Geschütz (Fig. 6) ist der Länge nach in drei Theile getheilt, von denen das kurze Mit- teltheil die Schiltlzapfen enthält. Aeurserlich zwölfscitig ange- legt, übersetzen die zwölf Seiten in jeder Abtheilung von der

*) Sie tragen die neuere Inschrift 950 und 948 ft, wobei aber nicht zu ersehen ist, welche Pfunde es sind.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Ecke auf die Mitte der vorigen. Ein Wappenschild steht gleichfalls unter der Jahrzahl 1500. Der Schild zeigt eine Rose (Familie Guttenherg; deutet somit auf Würzburg als Entsteh- ungsort hin). Er ist sehr flach und läfst eine grorse Reihe von

Fis

In den Zeugbüchern Kaiser Maximilian's finden wir fol- gende Geschützgattungen in dem Verzeichnisse des Theiles vor : „was Ewr. Ko. mt. von allerley zewg von newem erdacht ange- ben vnnd durch mich Bartlmeen Freyfsleben E. Ko. mt. ober-

6.

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Hieben erkennen, so dafs man vermuthen kann, dafs es ver- nichtet werden sollte, und dafs einmal ein zweites Wappen da- darüber aufgelothet war. Das erste der Geschütze (Fig. 5) trägt dagegen ein in sehr starkem Relief ausgeführtes Wappen, das auch sehr hoch liegt und deutlich zeigt, dafs das Wap- pen auf ein darüber befindliches aufgelothet ist ; es ist das des Gabriel v. Eyb, Bischofs zu Eichstätt (1496—1535). Es

sten Haufszewgmeister hat machen lassen,' yglichs mit seinem naraen vnnd tittell": Hauptpuchsen, Scharffmetzen, Nachtigaln, lanng Korthonen, kurtz Korthonen, Notbuchsen, Virtlpuxen, der Basilischk, der Wurm, lanng Slangen, Hauffnitz, gössen Camer- slanngen, Hagelpuchsen, Streytkarn mit Sechs slangen, geschmidt Camerslangen auf Wägen, Mittelslangeu , Schermpuxen, ganntz eysne Slanngen, messing Hagkenpuxen, messing Hanndtpuxen, geschmidt Hagkenpuxen. Die Abbildungen, welche beigegeben sind, machen es möglich, alle diese Stücke genau zu unterschei- den. Allein man ist nur bei wenigen im Stande, sich über Ka- liber und Dimensionen durch diese Abbildungen zu orientieren, und also in dieser Beziehung auf andere Quellen angewiesen. Das Zeugbuch gibt aber auch ein vollständiges Yerzeichnifs des- sen, was auf mehreren hundert Schlössern, wie in einigen gro-

Fig. 7.

dürften also wol bei irgend einer Fehde (wahrscheinlich im fränkischen Krieg 1523)*) beide Geschütze erobert worden sein und ihre neuen Wappen erhalten haben, von denen jetzt nur noch eines vorhanden, während statt des anderen das alte wieder zum Vorschein gekommen ist.

*) Vergl. Anzeiger 1866, Sp. 7 u. 8.

fseren Zeughäusern vorhanden war, das Bartholomäus Freys- leben in denselben vorfand und dorthin verordnete. Da sind nun auch eine grofse Zahl älterer Inventarstücke ; ebenso wie ein ganzer Abschnitt dem gewidmet ist, „was für alte stugk vnd zewg von Keyser Friderichen des dritten vnnd Ertzhertzogk Sigmuudts von Osterreich etc. beider hochloblicher gedechtnus Innhalt eines Inuentary bliben sind." Daraus ist manches

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

386

über ältere Waffen zu ersehen. Die Hauptbüchsen haben die Form wie die auf Sp. 149 und 150 dieses Jahrgangs abge- bildete Bussona. Eine der dort angeführten Hauptbuchsen ist das im Artilleriemuseum zu Paris befindliehe, dorthin von Rhodus als Geschenk des Sultans gekommene Geschütz, von dem im Anzeiger, Jahrg. 1862, Sp. 261, und Jahrg. 1868, Sp. 257, die Rede war, das im Katalog mit Nr. 87 bezeichnet und dem Jahre 1407 zugewiesen ist, während es in der That erst von 1487 herrührt. Daraus geht ferner hervor, dafs A. Schultz ganz Recht hatte, wenn er die Röhre Fig. 16 als Haufnitz bezeichnete. Es sind jedoch auch eine grol'se Anzahl Tarrasbüchsen abgebildet, und wir sehen, dafs zu jener Zeit darunter ein kleines Geschütz verstanden war, ohne Zweifel ein Hinterlader, wenn man die Fig. 23 der Tafel betrachtet- Zwar läfst sich auch hier keine Dimension bestimmen; allein in den Inventaren finden sich die Tarrasbüchsen stets nur dort, wo sie gewissermafsen die Stelle der Hakenbüchsen vertreten. Von Lafetten ist fast nirgends die Rede. An einigen Stellen heilst es, dafs die Gefäfse zerbrochen seien. Es findet sich aber auch die Abbildung eines Karrens, der eine Tarras- büchse trägt; wir geben dieselbe in Fig. 24 in verkleinertem Mafsstabe wieder. Daraus geht hervor, dafs es ein ganz kleines Geschütz ist, da der Karren mit einer Gabeldeichsel, also nur für ein Pferd eingerichtet ist. Haben wir nun einmal da- durch einen Anhaltspunkt, und ersehen wir ferner aus den Inven- taren Freyslebens, dafs die Darras gröTstentheils von Eisen wa- ren, so brauchen wir auch keinen Anstand zu nehmen, ähnliche Rohre kleinsten Kalibers, als Hinterlader eingerichtet, wie sie z. B. aus dem 16. Jahrh. im Conservatorium der Artillerie zu München, im Artilleriemuseum zu Paris, auf der Wartburg, auf Coburg u. s. w. sich befinden, als Daraxen zu bezeichnen, und wir haben Stücke zu sehen, die den Uebergang zwischen Kanone und Hakenbüchse bilden. Damit stimmt auch ihre Erwähnung in Schriften des 16. Jahrhunderts überein, wovon wir unten eine Probe geben.

Wir machen hier noch einmal auf die Mittheilung Baader's im Anzeiger 1866, Sp. 3 u. 4, aufmerksam, wo das Geschütz aufgezählt ist, das Nürnberg zum fränkischen Kriege stellte. Hier sind als Artilleriestücke gleichfalls 60 Haken sammt ihren Böcken erwähnt, die also auch im Felde gebraucht wurden. Wie dies geschah, geht gleichfalls aus den Zeugbüchern Maxi- milian's hervor; wir geben davon in Fig. 19 der Tafel eine verkleinerte Abbildung.

Einige gröfsere Geschütze aus dem Beginn des 16. Jahrh. im german. Museum werden zu besonderen Abhandlungen Ver- anlassung geben ; wir übergehen daher dieselben jetzt, um zu einem kleineren (Fig. 7) zurückzukommen. Es ist eine mark- gräflich-brandenburgische — burggräOch-nürnbergische Röhre vom J. 1526, 2,89 Met. lang, mit einer Mündungsöffnung von 0,0875 Mt., einem Gewichte von ca. 700 Kilogr. Wie Fig. 6, so hat auch diese Röhre der Länge nach drei Haupttheile, eine besondere Gliederung des Mundstückes, der hier ein Hals-

band beigegeben ist, sowie Gliederung des Bodenstückes, das in eine Traube ausläuft. Die Schildzapfen sitzen etwas unter- halb der Achse des Rohres. Zwei Handgriffe, „Delphine", sind augebracht, freilich hier so wenig in Gestalt von Delphi- nen, als die „Traube" die wirkliche Traubenform hat. Die Delphine bestehen aus zwei Schlangenköpfen, die gemeinsam in ein Ei beifsen. Das Zündloch ist von einem besonders ge- gliederten Schüsselchen umfaßt ; zwei daneben stehende Zapfen zeigen, dafs ehemals ein Deckel des Zündlochs vorhanden war. Die letzte Abtheilung enthalt auf der oberen Seite ein Wappen, das in seinen vier Feldern die Figuren von Brandenburg, Pommern, Burggrafschaft Nürnberg und Zollcrn enthält; da- rüber ein Spruchband mit der Jahrzahl 1526 und den Buch- staben E. P. G. M. Auf dem langen Vordertheil des Rohres ist ein Vogel angebracht (Wachtel , Lerche , Rabe ?) , darunter ein Spruchband mit den Buchstaben B. H. G. N.

Das Stück ist sehr charakteristisch. Wenn man die Un- sicherheit und Mannigfaltigkeit der Form an den Geschützen bis in den Schlufs des 15. Jahrh. betrachtet, so ist hier we- nige Jahrzehnde später ein Normalmodell gegeben, das für die Geschütze Jahrhunderte lang mafsgebend war, bis die neueste Zeit das ganze Geschützwesen abermals umgebildet hat. Es ist die moderne Construction und Formbildung, die hier sich streng von der mittelalterlichen scheidet. Selbst Verzierungs- weise und Gliederung tragen bereits die Formen der Renaissance, während noch alle Stücke aus den ersten zwei Jahrzehnden des 16. Jahrh. gothischen Stil zeigen. Wir sehen daraus, dafs eben die Zeit vom Schlufs des 15. und Beginn des 16. Jahrh. für die ganze Entwicklung des Geschützwesens die entschei- dende war.

Auch in der Bezeichnung der Geschütze bildete sich da- mals rasch eine Norm aus. Während wir für das 15. Jahrh. schwer mit irgend einer Sicherheit eine bestimmte Geschütz- gattung und bestimmtes Kaliber mit gewissen Namen bezeich- nen können, war im Beginn des 16. Jahrh. für jede Form und jedes Kaliber ein Gattungsname festgestellt. So haben wir schon in den Zeugbüchern Kaiser Max I. diese bestimmten Be- zeichnungen. Allerdings zeigen die selbst aus dem Beginne des 16. Jahrh. nur in so wenigen Exemplaren erhaltenen Ge- schütze, dafs man hinsichtlich des Kalibers noch nicht immer mit vollständiger Genauigkeit verfuhr, so dafs es wol unbe- dingt nöthig war, die Munition für jedes einzelne Stück beson- ders zu haben. Allein man bezeichnete die Stücke, je nachdem sie annähernd dahin oder dorthin gehörten. Von höchstem In- teresse in dieser Beziehung ist das Geschützbuch Karl's V., wel- ches Abbildungen von mehreren hundert Geschützen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrh. enthält. Es sind meist eroberte, die aus den verschiedensten Orten herstammen, und von denen deshalb auch fast jede ein anderes Kaliber hat. Dagegen ist bei den von Karl V. selbst gegossenen Geschützen angegeben, dafs von jeder Gattung eine gröfsere Zahl vorhanden war.

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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

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Wir haben also dort Normalgeschütze, wie wir sie wol schon auch in den von Maximilian ..erfundenen" haben.

Es befindet sich im Museum in der Christoph Scheurl'schcn Bibliothek ein Broschürchen mit dem Titel : „Ordnung, Namen vnnd Regiment Alles Kriegs volcks. Von Geschlechten, Namen vh Zal aller Büchsen, In ein gantze Aerckelei eins Feldtzugs vn Zeughau(5s gehörig. Von iedes Gewicht, Schwäre, Steyn vnd Lot.

<P Auß dem Kriegs Rathschlag Jacoben Preussen, Chür- förstlicher Durchleuchtigkeit zu Sachsen, Zeugmeisters."

Dieselbe enthält vier Blätter in Quart von denen zwei Seiten der Organisation und Angabe der Aemter und Stellen der Armee, zwei andere dem Geschützwesen gewidmet sind, während der Best die Anfertigung von Feuerpfeilen und Lust- feuerwerk enthält. Das Schriftchen ist gedruckt zu Strafsburg bei Christian Egenolph im Jenner Anno 1530.

Dasselbe dürfte so selten sein, dafs es zweckmäßig er- scheint, den ganzen auf das Geschützwesen bezüglichen Theil hier abzudrucken, um ihn mit den Zeugbüchern Maximilian's, mit dem Aufsatze in einem Mainzer Sammelbande des Mu- seums*) und mit Fronsperger vergleichen zu können.

„Die Gschlecht vnnd Namenn aller Geschütz.

ES seind aller Büchsenn nit mer daii -VIII- Geschlecht, die man autf der Achsen scheufst.

Nämlich IUI. Maurenbrecher, Vnd IUI. Feldtgeschütz, ob man jnen gleich sunst tausend namenn gebe, seind jr doch nit mer, on die Boler vnnd Feurbüchsen.

Nachtgallen vnnd Singeriii ist ein geschlecht, Die beid schiessen ein kugel gleich grofs vnd schwer.

Allein das die Nachtigall etwan zweyer schüch lenger daii die Singeriii.

Die zal iedes Geschlechts in ein Aerckelei.

ITeiu IUI. Metzicana, die mau nefiet in Teutsch Scharptf- metzen. Deren eine scheui'st gewonlich einen centner eisen **), wigt an jrm Ror C. centner.

IL Cana, die wir nennen Basilischgo , Schiessent gewon- nenen LXXV. Ib. eisen, Die wigt an jrem Ror LXXV. ceutner.

IUI. Duplicana, die man neüt Nachtgalln schiessen gwö- lich L. Ib. eisen, Wegen an jrm Ror L. cent.

IUI. Triplicana, die man nent Singeriii, schiefse gwonlich L. Ib. eisen, Wegen an jrm Ror. L. centner.

IUI. Quartana, not oder vierteil büchsen gneiit, schiesen 25. Ib. eisen, Wegen am Ror 25. centner.

Das seind die vier Maurbrecher, Damit mag mag (lies: man) Mauren Turn vnd andere stareke gebäw vmbwerffen. Die haben in jrer zal oder Suiii XVIII. stuck, in ein gantze Aerckelei gehörig.

Vier Geschlecht des Feldtgschützs.

*) Anzeiger 1869, Sp. 167 ff. **) Die Nürnberger von 1523 nur 70 Pfund, Anzeiger 1866. Sp. 3.

V. Trackhana, auff teutsch Trachen oder Nodtschlangen ge- nant, Schiessen gewonlich 16. Ib. eisen.

VI. Schlangkhana, die man Schlangen nennet, Schiessen gewonlich VIII Ib. eisen.

XIIII. Valckonet, die man Falcken nent, schiefsen gewon- lich 2. Ib. blei, Darzu gehörenn zwo Feurbüchsen, daraus man feur scheufst.

X. Falckhona, die man nenet halbe Schlangen, Schiessen gewonlich 4. Ib. eisen oder blei.

(f. Summa 37. Veldtgcschütz, die Maureubrecher, Darzü 18 stuck. Thüt die gantze Sufii eins Zeughauses LV Büchsenn.

(f. Darnach zwo grofs Morthier, die man nennet Narren, oder Boler, Deren einer wirfft ein centner steyn, Die gehnd durch stareke gewelb. Der soll wegen an seinem Ror, L. Centner.

IL Halbmorthier. Der einr wirfft ein halben cetner, Der sol wegen an seim Ror, XXV. Centner.

Noch XII. Klein Morthier, oder Boler, deren einr von seim Ror, On das gfefs, anderthalben Centner wigt, Vnnd nit über acht pfund wirfft. Das macht in der Suiii XVI. Morthier, daraufs man feur oder steyn werften mag.

(f. Item Steinbüchsen, Kamerbüchsen, Hagelgeschütz, Bock oder Tarrifs Büchsen, Scharpffendin, Feurbüchsen, Toppel- hacken, Hacken, Halbhacken, Handgeschütz, als Zül, Birsch, Feur, und Feier Büchsen.''

Wir haben zu bedauern, dafs der Verfasser das normale Rohrgewicht des Feldgeschützes nicht angibt. Berechnen wir nach der Rohrmündung das Gewicht eiserner Kugeln für die 3 oben beschriebenen und abgebildeten Geschütze, so ergibt sich für Fig. 7 ein Gewicht von 2,41 Kilogr., für Fig. 5 u. 6 von 1,54 Kilogr., so dafs dieselbeu wpl alle 3 als halbe Schlangen zu bezeichnen sind, obwohl sie nicht vollständig das dafür ange- gebene Kugelgewicht haben. In der zweiten Hälfte des 16. Jhdts. wechselten die Bezeichnungen , wie die Angaben bei Frons- perger beweisen ; daher die Bedeutung der oben abgedruckten Zeilen der Broschüre für die vorliegenden Studien um so wich- tiger ist , wenn schon unsere Exemplare beweisen , dafs man eben nur annähernd die Stücke jenen Normalangaben passend herstellte.

Noch für eine andere Frage, die in jüngster Zeit viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, ist die obige Mittheilung wichtig. Es war vielfach die Rede, was unter Tarrasbüchse zu verstehen sei ; ob sie zum gröfseren oder kleineren Kaliber gehöre. Für das 15. Jahrhundert ist diese Frage insoferne nicht gelöst, als die in Fig. 4 der Tafel abgebildete Tarras- büchse kein Kaliber erkennen läfst und die Möglichkeit gege- ben ist, dafs mit dem Worte früher ein anderes Geschütz be- zeichnet wurde, wie dies ja auch in anderen Fällen vorkommt. In der ersten Hälfte des 16. Jahrh. aber gehörten, wie dies aus obiger Mittheilung hervorgeht, die Tarrasbüchsen nicht zum groben Geschütz, sondern zu den Wallbüchsen. Im Zeug- buche Kaiser Maximilian's kommen „Bockstücke" nicht vor, und

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wir glauben deshalb in Fig. 18 der Tafel eine solche zu se- hen, von der die Broschüre ausdrücklich sagt: „Bock oder Tar- rifs Büchsen".

Nürnberg. A. Essenwein.

Das Erbküchenmeisteramt des heil. röm. Reichs.

II.

Allerdurchleuchtigister Grofsmechtigister vnüberwindliehster Romischer Kaiser allergenedigister Herr etc. Demnach die von Seldenneckh meins Stamens vnd Namens des Hailigen Römischen Reichs Erbkuchenmaister Ampt mit seinen Zierden, Wirden, Rechten vnd gerechtigkait, vor Lann- gen zeiten zuuorderst aufs verleihender gnade Gottes des Al- mechtigen, vnnd durch Ire Mainigfaltige getrew dienust Eer- lich vnnd Ritterliche Thatten, Redlich erworben, von vnfür- denncklichen Jaren herbracht haben, auch alle Zeit der Eltest meius stamens vnnd Namens an eines Jeden Römischen Kaisers Hof mit Acht oder Zehen Tferden ganntz gnedigst vnnderhalten worden. Ist demnach an Ewer Kay. Mayt. mein ganntz vnnder- thenigist Bitt, Mich yetz als denn Eltesten meins gesckleehts, der das Ampt bediennt vnd Inhat, wie andere E. Kay. Mt. Vor- farn mit Zweien oder dreien Pferden an E. Mt. Hof gnedigst zw vnnderhalten Solches vmb E. Kay. Mt. zuuerdiennen Will ich mit Darsetzung Leibs vnnd guts Jeder zeit ganntz willig vnd gehorsam sein, Gnedigster Antwort von Ewer Mt. vnnderthe- nigist gewartende. E. Kay. Mt. vnderthenigster gehorsamster (Pracs. 29. 7bris Jacob von Seldenneckh,

1552) des Hay. Röm. Reichs Erbkuchenmaister.

Durchleuchtigster Hochgeborner Fürst, genedigister Herr, Ewr Chili-fürstlichen gnaden seyen mein vnderthenig gehorsam Pflichtig vnd willig dienst alzeit zuuor. Demnach von E. Churfl. Gd. des Hailigen Römischen Reichs Erbkuchcnmaistersamt zu leben Rurt, vnd mir von E. Churfl. Gd. zu lehen gnedigist ge- lihen mit aller derselbigen nutzungen, Freyhaiten vnd gerech- tigkait, Dieweil ich dann meiner Lehen Pflicht, vnd nodturfft nach von solches lehens wegen vnd der selbigen gerechtigkait Niemandt waifs noch kann anpringen. Dann allain E. Churfl. Gn. als meinem genedigisten Churfürsten vnd gcnedigisten Lehen Herrn, So kan noch mag E. Churfl. G. ich nit verhal- ten, das nach alter gewonhait, löblichem herkomen vnd ge- prauch. So offt ain Römischer Kayser oder Khünig in des Reichs anliegenden Sachen zeucht in Reichstett oder zufeldt, so sein alle Heut die von wilpret oder Vieh zugebrauch Kai- serlicher oder Khuniglicher küchen vnd lifferungs gestochen oder geschlagen worden , darzu als offt der Römisch Kaiser oder Khunig, der Zeitt von Ainer Reichstat oder Legger auf- pricht, abzeucht ödere fürdere ruckht, was in der kuchen ist vberbliben, gekocht oder Roh ist alles des Hey. Röm. Reichs Erbkuchenmeisters. Dieweil dann Kay. Mt. Jetz in Reichstett vnd zwfeldt zeucht ist Derohalben an E. Churfl. G. mein

ganntz vnnderthenigist Bit vnd begern vmb ain gnedigst Pro- motorial vnd Fürschrifft, gegen Kaiserlich Mt. zuhanndhaben E. Churfl. Gd. aigenthumb vnd meiner lehens gerecbtijkait, damit mir solichs vorgemelte gerechtigkait zugestellt werdt vnd vor Kay. Mt. Hofampt, als ein Erbampt des Hey!. Rö. Reichs vnuerhindeit, vngedrengt nach Billigheit zugelassen werdt sol- ches vmb E. Churfl. G. Inn vndertbenigkait zuuerdienueu bin ich mit allem vermugen ganz vndertheuigist geflissen. Da- tum Lerupach den 20 October Anno 52. E. Churfl. Gd. Vndertheniger

Jacob von Seldteneckh des heiligen Römischen Reichs Eibkuchenmeister etc.

Allerdurchleuchtigster Allergrosmechtigster onvberwindtlich- ster furste römischer Kaiser, eur Kais. Mt. seien mein vndter- tbenigst gehorsam schuldig vnd ganzs willig dienst allzeit zu- vor allergnedigster herr. Wellichermassen mich des heilligen rö. Reichs Erbkuchenmaister Jacob von seldenneckh Iczo vmb furbittliche fürderunge an eur Kais. Matt von wegen ettlich angemasten gerechtigkait, angesucht vnd gebetten, das haben E. Kais. Matt, her In verwart gnedigist zu verneinen. Wan ich nun ein Iden zu dem er befugt zubefurdern genaigt, so hab ich diesem Erbkuchenmaister sein bitt auch nit verwaigern wollen, vnd langt demnach an E. Kaiserliche Mt. mein vnder- thenigs bitten die gerachen difsfals ein soliche gnedige Ver- ordnung zu thun, das Ime das Jlienige,'so Ime dil'sorts von billicheit wegen zustendig sein mage, der gebure widerfare vnd gehandtraicht werde, in dem sich also gnedigst gegen Ime be- weisen, das er dieser meiner furbitt bey E. Kays. Matt, würek- liche fruchtbarkeitt befinden muge, das beger vmb E. Kayl. Matt, ich als gehorsamer Churfurste alles weis zuverdienen, vnd thue E. Kayl. Matt mich hiemit gehorsamlich bevelhen. Datum Wormbs vff Simonis et Jude Apostoloruni A. 52. E. Kayl. Matt, vnderthenigster

Churfurste Fridericb, Pfalczgraf bey rein vnd Herczog In Bairn.

Allerdurchleuchtigster Grol'smechtigster Unüberwiudtlichstcr Römischer Kayser ! Allergnedigster Herr Euer Kayserliche Mayestat sein mein underthenige guetwillige Dienst alzeit zuvor berait. allergne- digster Kaiser Euer Kaiserlichen Maiestat gib Ich gantz un- derthenig zu erkennen, demnach der Durchlenchtig Fürst und Herr, Herr Friderich Pfaltzgraf bey Rhein, des hailigen Römi- schen Reichs Ertztruchsefs unud Churfürst, mein gnedigster Fürst unnd Herr, vor ettlicher vergangner Zeit ein gnedigst Promotorialscbrifft an Euer Kayserliche Maiestat mir mitge- tbeilt, welche Promotorialschrifft Ich leibs plödigkeit unnd kranckhait halben vor dieser Zeit Euer Kaiserlichen Mayestat nit persönlich liefern können, noch mögen, aber seidher sich meine Sachen gebessert, hab ich mich alhieher zu Euer Kay- serlichen Maiestat verfuegt und solch vorbemelte Promotorial- schrifft neben meiner Supplication unnd andern belügenden

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Briefen unnd Sigeln zu underthenigstem Bericht zu lievern undterfangen.

Ist derhalben au Euer Kaiserliche Maiestat mein under- thenigst bitt unnd begern, demnach das Geschlecht von Sei- deneck meines stammens unnd Namens, des hailigen Römischen Reichs Erbkuchenmaister Ampt von unverdechtlichen Jareu herbracht unnd erworben, zu vorderst durch Gottes gnaden, auch Ire manigfaltige Ritterlichen thaten unnd getreue Dienst, so Sy Jederzeit den Römischen Kaisern und dem hailigen Rö- mischen Reiche erzaigt und bewisen, also das Je der Eltest von Seideneck meines Geschlechts solch Erbkuchenmeister Ampt au aines Jeden Römischen Kaisers Hof, bedienen unnd ver- tretten soll, Auch die nutzung des Ampts Jeder Zeit einnemen unnd entpfangen, Auch uf ansuecheu unnd begern ain Römi- schen Kayserlicheu Hoff mit zehen Pferden oder In mindern Zall allzeit gantz gnedigst undterhalteu werden mit allerley Ze- rung, wie andere Irer Majestät Räthe unnd Hofgesinde, Ist derhalben an Euer Kayserliche Maiestat mein underthenigst Bitt unnd Begern, Dieweil Ich diser Zeit der Eltest von Sei- deneck meines stammens bin, unnd In willens an Euer Kay- serlichen Maiestat Hoff das Erbkuchenmaister Ampt zu bedie- nen und zu vertretten, das Euer Kaiserliche Maiestat mich, wie andern Euer Kaiserlichen Maiestat Räthe unnd Hofgesinde ganz gnedigst In auzal ettlicher Pferde nach Euer Kaiserlichen Majestät willen unnd gefallen undterhalten wollen. Solches umb Euer Kaiserlichen Majestät In aller underthenigkeit zu be- schulden bin Ich Jederzeit ganz willig unnd geneigt

Euer Römisch Kaiserlicher Majestät undertheniger Jacob von Seideneck des hailigen Römischen Reichs Erbkuchenmaister.

Wien. A. v. Meill er.

Prognosticon für das ganze Jahr.

In der Innsbrucker Pergament-Miscellan-Hdschr. Nr. 355, geschrieben 1334 35 von Rudolf dem Schüler von Meran, ehemals dem Kloster Stams in Tirol zugehörig, findet sich Fol. 101 b folgende Wetterprophezeiung:

Januarius si fuerit die Dominica Hyems erit bona. Ver ventosum. Estas sicca. Yindemia bona. Oues crescunt Mes- sis bona. Mel habundat Senes et femine moriuntur.

§. Si die Lune Hyemps erit mista. Ter bonum. Estas sicca et ventosa. tempestas per loca. Vindemia bona, messis bona et valitudo hominum. Apes moriuntur. Peccora periclitantur.

§. Si die Martis. Hyems vmbrosa erit. Ter bonum et ventosum siue pluuiosum. Estas bona et habundancia erit. Mulieres moriuntur. Naues periclitantur. Hostilitas erit. Re- ges perhibunt.

§. Si die Mercurii. Hyems erit dura et aquaciones. Ver malum. Estas bona, et in medio anni Luna laborabit malum in populo et egrotabuut. Messis bona. Vindemia bona fru-

ctus bonus. Apes moriuntur et Peccora. et qui negociantur satis laborant. mel erit paruum.

§. Si die Jovis Hyems erit bona. Ver ventosum. Estas bona et habundancia erit. Reges et principes perhibunt et pax fiet.

J. Si die Veneris. Hyems stabilis erit. ver bonum. dolor oculorum erit. vindemia bona et Annona cara et erit. frumen- tum partium per loca.

§. Si die Sabbati. Hyems erit turbosa. Ver ventosum. Estas bona. Naues perhybunt. pluuia minuitur. et nix grandis erit. fructus habundant, iuuenes egrotabunt. et Senes moriuntur Domus et case eradicabuntur. et Apes moriuntur.

Breslau. Alwin Schultz.

Frau Agnes Dürer.

Rettungen sind heutzutage besonders beliebt; so ist es nicht zu verwundern, dafs, nachdem Tiberius und Cleopatra und Lucrezia Borgia ihre Rettungen gefunden, auch für Frau Agnes Dürer ein Ritter aufgetreten ist. Es hat M. Thausing in Lützow's Kunstblatt 4. Bd. 1869 einen längeren Aufsatz über Dürer's Hausfrau veröffentlicht, welcher in mancher Hinsicht die herkömmliche Meinung berichtigt, bisher falsch Gedeutetes in ein anderes Licht stellt, anderseits aber auch unserer An- sicht nach in dem Bestreben, Frau Agnes gegen die bis dahin für zweifellos gehaltenen Anschuldigungen zu rechtfertigen, viel zu weit geht.

Allerdings beschränkt sich unsere Kenntnifs über Frau Agnes, soweit wir solche aus Dürers eigenen Worten schöpfen können, nur auf etliche wenige Stellen seiner Briefe aus Vene- dig, seines Tagebuches von der niederländischen Reise. Der Hauptbelastungszeuge ist und bleibt der bekannte Brief Pirk- heimer's an Tscherte, abgedruckt bei Campe S. 162 ff. Es ist nicht zu verkennen, dafs man aus den venezianischen Briefen mehr herausgelesen hat, als darin steht, was übrigens sich theilweise daraus erklärt, dafs Pirkheimer"s Briefe verloren, Dürer's Briefe nur theilweise erhalten und dazu bisher nur in mannigfach incorrecter Fassung abgedruckt sind. Unter diesen Umständen sind Mißverständnisse erklärlich : der Sinn mancher Stelle wird sich auch nach einem kritischen Abdrucke der Briefe nur annähernd vermuthen lassen. Wenn man bisher die keineswegs höflichen Worte Dürer's von der „Rechenmeisterin" und dem „Unflat1' auf Frau Agnes bezogen hat, so erscheint diese Deutung nach Thausing's Eutwickelung als widerlegt, ob- gleich wir jetzt kaum in der Lage sind, den Sinn der Worte genau festzustellen. In ähnlicher Weise wird man annehmen dürfen, was Thausing über mehrere andere Stellen aus Dürer's Briefen und Tagebüchern bemerkt. Dagegen ist es auffällig, dafs er über eine unserer Ansicht nach sehr kräftige Stelle mit einer Zeile hinweggeht, über die Stelle (Campe S. 30): „Ihr schreibt, ich sollt bald kommen oder Ihr wollt mirs Weib

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kristirn (karessieren*); ist Euch unerlaubt, Ihr brautet sie denn zu Tode". Es ist richtig, Dürer lehnt den Scherz kurz und derb ab, wie Thausing spricht; aber diese Derbheit ist doch, soweit wir deutsch verstehen, keineswegs ein Zeugnifs für besondere Anhänglichkeit Dürer's an seine Frau. Der leichtfertige Ton, welchen Pirkheimer sich über Dürer's Frau erlaubt, der gleich leichtfertige Ton, mit welchem Dürer Firkheimer's plumpen Scherz beantwortet, mag im Brauche der Zeit begründet sein, wie in dem gegenseitigen Verhältnisse der in ihrer brieflichen Unterhaltung sehr zwanglosen Freunde; dafs man aber diese Aeufserung zu Ungunsten der Frau Agnes gedeutet hat, finden wir nicht nach Thausing's Wort „merkwürdig", sondern äufserst naturgemäfs. Die Annahme einer Beziehung auf eine andere Persönlichkeit, wie Thausing anzunehmen scheint, ist gegen- über dem Gebrauche Dürer's ganz unhaltbar; „das Weib-' nennt er (Campe S. 11) zweimal Frau Agnes. Uns wenigstens er- scheint diese Stelle zweifellos als ein Beweis, dafs Dürers Em- pfindungen für Frau Agnes eher alles Andere als zärtlicher Art waren; wir wüfsten nicht, wie er seine Gleichgültigkeit stär- ker, ja roher hätte ausdrücken können.

Thausing sucht Pirkheimer's allbekannte Stelle durch die Annahme zu entkräften, derselbe habe nur im Aerger über die seinem Sammeleifer entgangenen Hirschgeweihe so harte Aus- drücke gebraucht, sei überhaupt selbst bereits der Auflösung nahe gewesen, als er jenen Brief schrieb. Auch diese Annahme erscheint nicht gerechtfertigt. Pirkheimer zeigt sich allerdings in seinem Briefe verbittert, gründlich mifsstimmt, aber doch im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte ; auch heifst es , den Mann, welcher lebenslang einem Dürer so nahe stand und zu den geachtetsten Humanisten seiner Zeit gehörte , gar zu nie- drig taxieren, wenn man annehmen wollte, er habe, weil Frau Agnes ihm etliche Hirschgehörne vorenthielt und anderweit verkaufte, eitel falsch Zeugnifs über sie geredet. Der Mann mag übertrieben haben; die Zehrung, an welcher Dürer ver- starb, läfst sich füglich eher auf Rechnung jener Krankheit schreiben, welche er aus den Niederlanden mitbrachte; da Dü- rer in seinen letzten Jahren hauptsächlich an seinen wissen- schaftlichen Werken arbeitete , ist auch die Annahme Pirkhei- mers, dafs er durch übermäfsige Anstrengung im Kupferstechen oder im Zeichnen für den Holzschnitt seine Gesundheit zu Grunde gerichtet habe, eher auf eine frühere Lebensperiode des Künstlers zu beziehen. Wer aber Pirkheimer's Stelle ohne Voreingenommenheit liest, der findet darin ein so treffendes Konterfei mancher sonst ganz braven, aber argwöhnischen, ei- fersüchtigen und zänkischen Frau, dafs, auch etliche Ueber- treibung zugestanden, es schlechthin undenkbar erscheint, der wenig schmeichelhaften Schilderung habe nicht ein beträchtli-

*) kristirn steht für klystieren, und dieses hier in einem nahe- liegenden obseönen Sinne, wofür auch das folgende „brauten1' (Sehmelier l2, 371 und Grimm, Wbch. II. 333) spricht, s. Schnel- ler II, 397 u. Grimm V, 1309 f. D- Red.

ches Quantum von Wahrheit zu Grunde gelegen. Welchen Grund sollte auch Pirkheimer gehabt haben, in einem Schreiben, an dessen dereinstigen Abdruck er nicht entfernt denken konnte, Mit- und Nachwelt kurzweg zu belügen?

Thausing legt grofses Gewicht darauf, dafs Dürer Frau Agnes wiederholt gezeichnet habe, und äufserte: „Warum hätte wohl Dürer seine Frau so oft und so treu abgebildet, wenn sie ihm gleichgiliig oder gar widerwärtig gewesen wäre ?" Dieser Grund erscheint uns nicht stichhaltig. Er konnte sie zeichnen entweder, um eine anmuthig freie Stellung beim Nachmittagsschlummer festzuhalten, oder weil er ,,auf dem Rhein bei Boppart" sich nicht besser die Zeit zu vertreiben wufste, oder aus allen möglichen anderen Gründen. Wenn Thausing in der letzterwähnten Zeichnung, obwohl er den seit- wärts gerichteten Blick als ungünstig anerkennt, ..weniger ge- winnende Freundlichkeit, als würdigen, ja strengen Ernst" aus- gesprochen findet, so ist das Geschmackssache. Wir finden in dem stechenden Auge, in dem sinnlichen Munde, den zusam- mengekniffenen Kinnbackeu genau das Konterfei, wie es zn Pirkheimer's Schilderung pafst.

Schliefslich möchten wir noch eine Stelle heranziehen, welche unserer Ansicht nach hierher gehört, wenn auch Frau Agnes darin keineswegs erwähnt wird. In dem schönen Be- richte Dürer's über seine Mutter (Campe S. 146 ff.) spricht er: „Diese meine fromme Mutter hat 18 Kinder getragen um! er- zogen, hat oft die Pestilenz gehabt, viel andre schwere merk- liche Krankheit, hat grofse Armut gelitten, Verspottung, Ver- achtung, höhnische Worte, Schrecken und grofse Widerwärtig- keit; doch ist sie nie rachselig gewest." Wir beziehen diese Stelle kurzweg auf das Verhältnis der alten guten Frau zu ihrer Schwiegertochter; denn wie hätte Dürer sonst darauf kommen können, ihr nachzurühmen, sie habe Verspottung und höhnische Worte ertragen und sei dennoch nie rachsüchtig ge- wesen? Wer sollte der alten Mutter des hochgeachteten Künst- lers in solcher Weise begegnen? Wer konnte es anders, als leider! die Schwiegertochter, die, vermögend und verwöhnt, auf die durch die Schule der Noth geprüfte alte Frau hoeh- müthig herabsah.

Alles zusammengefaßt, so scheint es uns, dafs, auch wenn man manche frühere Mißdeutung als abgethan betrachtet, noch genug übrig bleibt, um das Bild der Frau Agnes nicht beson- ders liebenswürdig erscheinen zu lassen ; und wir stehen nicht an, zum guten Theil auf dieses häusliche Mißbehagen jenen be- kannten Stofsseufzer Dürer's in Venedig zu deuten : O wie wird mich nach der Sonne frieren! hier bin ich ein Herr, daheim ein Schmarotzer !

Jeder, der sich etwas näher mit Dürer beschäftigt hat, mufs bedauern, dafs wir von seinen bei Campe gesammelten Briefen und anderen Schriften, sowie von den nachmals aufge- fundenen Briefen, weder einen gemeinsam vollständigen, noch einen correcten Abdruck besitzen. Es wäre eine des germani- schen Museums würdige Aufgabe, eine solche kritische, mit den

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nöthigen Erläuterungen versehene Ausgabe der kleinen Schrif- ten des berühmten Nürnbergers herzustellen; es wäre das um so wünschenswerther, da ohne Zweifel durch falsches Lesen eine Menge jetzt unverstandlicher Stellen entstanden sind*). Nur im Vorbeigehen fügen wir hier einige Emendationen zu Campe bei, welche sich gleichsam von selbst ergeben.

Campe S. 50. Hiemit will ich mich Euch befohlen haben und last mich den sein ich hab geeilt. Dafür: Lest nach dem Sinn, ich hab geeilt, wie Ca. S. 21.

Ca. S. 132. Arbeitet die vollkommene Zahl der un- schuldigen Erschlagenen; dann will ich richten. Dafür: Er- beitet, d. h. erwartet.

Ca. S. 148. Do sie neun Jahr was bei mir gewest; Ebendaselbst: dann sie hielt ihr Gesundheit immer nach meines Vaters Tod.

Crefeld. W. Buchner.

*) Die Briefe Dürer's sind bekanntlich nach den gegenwärtig auf der Stadtbibliothek zu Nürnberg befindlichen Originalen und dem trefflichen, von H. Lempertz veröffentlichten Facsimile des einen, aus der Reihenfolge getrennten, in Dr. A. v. Zahn's Jahr- büchern für Kunstwissenschaft II, S. 201 ff. neu abgedruckt. Die übrigen kleinen Schriften Dürer's, für welche Campe seine Quel- len verschweigt, existieren zum Theil nur in späteren Abschriften, zum Theil vielleicht gar nicht mehr. Wenigstens sind die mei- sten verschollen.

Polychromie der mittelalterlichen Bauwerke.

Die Erscheinung aller Dinge offenbart sich dem mensch- lichen Auge nach zwei Seiten hin ; es ist die Form und die Farbe, die sich dem Auge bemerkbar machen. Für die bildende Kunst sind es nur diese Gebiete, auf denen sich ihre Thätigkeit bewegen kann. Naturgemäfs verband das künstlerische Schaf- fen schon in seiner Wiege beide Gebiete und durch alle grofsen Kunstperioden gehen Form und Farbe mit einander. Die mo- numentale Kunst des alten Asien zeigt in ihren Bauwerken die Formenwirkung allenthalben durch die Farbe gehoben; die mächtigen Tempelpalaste der Aegypter sind bemalt. Die Frage, ob die Tempel der Griechen bunt bemalt waren, ist auch längst bejahend entschieden. Den Römern war, wie ein Blick auf Pom- peji, die Reste in Rom und anderwärts beweist, die Farbe ein notwendiges Erfordernifs zur Ausstattung des Innern der Ge- bäude und so vieler Theile des Aeufsern Der Glanz der Mo- saiken altchristlicher Baudenkmale, die Farbenpracht des Innern der byzantinischen Kirchen ist bekannt genug. Aus der roma- nischen Kunstperiode in ganz Europa werden fast täglich neue Wandmalereien unter der Tünche hervorgeholt, und aus der gothischen Periode wie aus der der Renaissance sind in Italien, Frankreich und Deutschland so viele Beispiele der Bemalung erhalten, dafs am ursprünglichen reichen Farbenschmuck der Gebäude keiner mehr zweifelt, während die bemalten und ver-

goldeten Sculptureu sowohl in Stein als in Holz etc. allent- halben jedermann vor Augen stehen.

Eine Frage, die noch manches Beitrages bedarf, ehe sie gänzlich gelöst, ist jedoch die, wie weit man im Aeursern der Gebäude in verschiedenen Perioden mit der Bemalung gieng. Es ist einleuchtend, dais schon die Farbe des Baumaterials von gi'ofsem EinÜusse auf die Formenbidung sein mulste ; es ist be- kannt, dais man durch verschiedenfarbiges Material, sowohl bunte Sandsteine als Marmor, Effekt zu erzielen wurste. Die bunte Glasur der Ziegel, die in Verbindung mit der Naturfarbe des Sterns uud dem W eirs der Mörtelfugen, abwech-end mit ge- putzten und bemalten Flächen, den Reiz der Farbenwirkung hob, hat nicht blos im Oriente, sondern auch im Norden Deutsch- lands den Künstlern eiu gern benutztes Motiv an die Hand gegeben.

\\ ir wissen aber auch aus Miniaturen, dafs man ganze Ge- bäude mit grellen Farben anstrich*) oder mit Gemälden be- deckte. Es ist bekannt, dafs man kleinere Bauwerke, so z. B den schönen Brunnen zu Nürnberg, oder einzelne Theile grö- l'serer, so z. B. Portale (Freiburger Münster), Erker (goldenes Dachl in Innsbruck) u. s. w., verschiedenfarbig bunt bemalte.

Eine der weitestgehenden Bemalungeu zeigt wol eine in den Sammlungen des Museums befindliche Zeichuung einer Haltte des untern Theiles der Fagade des Stralsburger Müu- sters Es siud die zwei unteren Stockwerke, Portale und Ro- sette enthaltend, die gauz mit den gebräuchlichen Farben, Blau, Gold und Roth, bemalt sind. Die Zeichnung, auf Papier mit ziemlichem Ver5tändnifs in grolsem Marsstabe ausgeführt, ist offenbar nur der untere Theil einer gröfseren Zeichnung, die sich auf einem anderen Blatte fortsetzte. Unter derselben be- findet sich ein Grundrirs, der Profile der Architektur in den ver- schiedenen Höhen in einander geschoben zeigt. Die Zeichnung der beiden Stockwerke ist 55,5 Ctm. hoch, die Rose hat also z. B. eineu äulsersten Durchmesser von 20 Ctm. Ob, wie wahr- scheinlich, auf dem daran gefügten oberen Theil auch eine Be- malung angegelegt war, läfst sich nur vermuthen. Die Zeichnung ist wol erst aus dem 17. Jahrb. ; eine Inschrift auf der Rückseite erklärt sie jedoch als Copie einer alten Pergamentzeichnung, die unseres Wissens nicht mehr existiert. Die Inschrift lautet:

366.

Diese Zahl ist auff dem Original zuruckhwarts zufinden. Solchs ist auff pergamen von Vrbino de Steinbach dem Werckh- meister dieses Bauwes, welchen Er aus dem fundament vnd ein gutes stiiekh vber den Iloryzont auffgeführt, gezeichnet vinb das Jahr 1274. Dauon diese Copia gemacht von Marhardt Inge- nieur, damahlen bei Ihrer fürstl. Durchl. Fridrichen dem Eltern Marggf. zu Baden Durlach etc. alda solch original zu sehen.

Ob je die Bemalung ausgeführt und das Original unserer Zeichnung nach der Originalbemalung bemalt war, oder ob hier eiu Entwurf für die Bemalung vorlag, wie wir annehmen möch- ten, bleibe dahingestellt. Für die Polychromiefrage ist das Blatt jedenfalls sehr wichtig.

Nürnberg. A. Essenwein.

*) Vgl. Lacroix und Sere, le moyen-äge et la renaissance (Cor- poration des metiers), pl. VIII.

(Mit einer Beilage.)

Verantwortliche Redaction : A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sche Buchdruckerei in Nürnberg.

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜXDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1870. X? 12. December.

Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Dec. 1870. Wenn wir in unserer letzten Mittheilung bemerkten, dal's wir bis jetzt noch in keine Geldverlegenheiten gekommen seien , die nicht zu beheben gewesen wären, so hatten wir dabei auf die Worte bis jetzt ein besonderes Gewicht gelegt, weil uns aller- dings noch die vielen am Schlüsse des Monats December zu lei- stenden Ausgaben für Zinsen und Capitalrückzahlungen drohend vor Augen standen, ohne dal's wir wissen konnten, in welcher Weise für alle diese Ausgaben Deckung zu schaffen sei. Heute sind wir bereits in der Lage, den Freunden der Anstalt mitzuthei- len, dal's wir auch für diesen Termin bereits gesichert sind, indem es dem Museum erspart worden ist, die vier dieses Jahr gezogenen Bauanlehensscheine ä 500 H. zurückzuzahlen. Se. Erlaucht der re- gierende Herr Graf zu Stolberg, der Besitzer des einen Bauan- lehensscheines, hat zu Gunsten der Baukasse auf die Rückzahlung verzichtet, und ein Besitzer von drei dergleichen hat solche dar- geliehen, um sie an Stelle der weiteren drei gezogenen einstweilen zu deponieren. Aul'serdem stehen uns durch den hiesigen Credit- verein die noch fehlenden Mittel zur Verfügung, um zum Jahres- schlüsse all unsere Verbindlichkeiten lösen zu können. Ein klei- nes Deficit, mit welchem wir auf diese Weise in's Jahr 1871 über- gehen, wird sich hoffentlich bald decken lassen.

Dafs wir unter solchen Verhältnissen auf mancherlei Ankäufe, die wir gerne gemacht hätten, verzichtet, wird begreiflich sein; und wie wir seit Monaten keine Veranlassung hatten, hierüber zu sprechen, da wir nur ganz Unbedeutendes käuflich erwerben konn- ten, so haben wir auch jetzt, beim Jahresschlufs, keine Veranlas- sung, der Erwerbungen zu gedenken, um so mehr, als der dem- nächst erscheinende Jahresbericht Gelegenheit geben wird, noch einmal alles zusammenzufassen, was im Laufe des Jahres zur För- derung der Anstalt geschehen konnte , wobei dann Einzelnes, was in den monatlichen Mittheilungen übergangen wurde, noch be- merkt werden soll.

Unsere Sammlung der auf die Zeitgeschichte bezüglichen Flug- blätter mehrt sich in erfreulicher Weise. Dafs es dem Museum auch sonst an Beweisen des Wohlwollens aus allen Kreisen der Gesellschaft und allen Gauen Deutschlands in diesem Monat nicht gefehlt, läl'st sich aus den unten folgenden Verzeichnissen ersehen.

Und so schliel'sen wir denn für dieses Jahr unsere monatliche Chronik mit dem Ausdrucke freundlichsten Dankes gegen alle, die sich so warm unserer Anstalt in diesem ablaufenden Jahre ange- nommen haben, und zugleich in der frohen Hoffnung, dafs die po- litischen Verhältnisse, welche die Kraft der deutschen Stämme so schlagend bewiesen, und die so viele Wünsche und Ideale ver- wirklicht haben, auch unserer Nationlanstalt in reichem Mafse zu Gute kommen mögen.

Unser Verwaltungsausschufs hat sich durch Wahl zweier Mit- glieder verstärkt, der Herren Prof. Dr. W. Wattenbach in Hei- delberg und Dr. A. Schultz in Breslau.

Leider haben wir wieder einige Todesfälle aus der Reihe der Mitglieder unseres Gelehrtenausschusses zu beklagen : den des Herrn Grafen Franz v. Thun, des als Kunstfreund und Kunst- förderer bekannten vormaligen Referenten im k. k. österreichi- schen Kultusministerium, der zuerst unserer Anstalt in Oesterreich die Wege ebnete und seit jener Zeit dem Gelehrtenauschusse als Ehrenmitglied angehörte, dann der Mitglieder Professor Kreu- ser in Köln und Professor Klein in Mainz.

Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden fol- gende neue Jahresbeiträge angemeldet:

Von Vereinen : Innsbruck. Handelskammer 6 fl. 25 kr. Trop- pau. Deutscher herein Hfl. 40 kr.

Von Privaten : Baden bei Wien. Dr. Herrn. Rollett, Schrift- steller, Id. 10 ki. CUM (Steiermark). Wüh. Fehleisen, Fabrikant, 1 fl. 10 kr. Ebernburg (Pfalz). Schneider, VVeinhändler, 1 fl. 45 kr. Eger. Anton Fischer, k. k. Gymnasial - Professor, 1 fl. 10 kr., Wilh. Gamringer, Kanzleidirektor des Feuerversicheruugsvereins St. Flo- rian, 1 H. 10 kr., Adolf Ladek, k. k. Gymnas -Professor, 1 fl. 10 kr. Gernsheim (Hessen-Darmstadt). Johannes Jeckel II. 1 ri. Gmunden (Oesterreich). Franz Xav. Mayrhofer, Ledrermeister, 2 fl. Heilbronn. Carl Jordan, Transportversicherungsgesellschafts - Direktor, 1 fl. 45 kr. Hersbruck. Ludwig Holzmann, Büttner- u. Bäckermeister, 48 kr. Hohenau (Mähren). Karl Hauisch, Eisenbahnbeamter, 1 fl. 10 kr. Innsbruck. Ed. Ritter von Lutterotti, Landesgerichtsrath, 1 fl. 10 kr., Dr. Ritter von Peer 1 fl. 10 kr., Dr. Franz Rapp, Reichs- tairsabyeordneter, 1 fl. 10 kr., Jos. v. Stadl, Architekt, 1 fl. 10 kr. Leitnteritz. Dr. theol. Joseph Ginzel, Domkapitular u. Mitglied des Reichsrathes, 1 fl. 10 kr., Dr. jur. Wilh. v. Golitschek, Landesadvo- kat, 1 fl. 10 kr., Karl Schöler, Professor an der Oherrealschule. 1 fl. 10 kr., Dr. jur. J. H. Stradal, Laudesadvokat, lfl 10 kr. Meers- burg iBaden). Gottlieb Bonegger, Fabrikbesitzer, 1 fl.. Robert ilüt- tenbach, Spediteur, 1 fl. 12 kr., J. Merz, Seminardirektor, 1 H. 10 kr., Friedr. Reinmuth , Buchhalter, lfl., H. Willareth, Oberlehrer der Taubstummen-Anstalt, 1 fl., R. Zimmermann, Kaufmann. 1 fl. 12 kr. Nürnberg. Freih. von Ebner, I. Staatsanwalt am k. Bez.-Geneht, 1 fl. 45 kr. Olmütz. Math. Wödl, Handelsmann, 1 fl. 10 kr. Speyer. Louis Grohe, Kaufmann, lfl. 45 kr. , Siebert. Ingenieur, lfl. 45 kr. Wien. Dr. Dollmayr jun., prakt. Arzt, 3 fl. 30 kr.. Ferdin. Kwi-.la, Apotheker zum heil. Markus, 2 fl 23'/» kr. Zwickau. Dr. A. Franeke, Pastor, in Bockwa, 1 fl. 45 kr., B. 6. Hehler. Schichtmeister, in Ober- hohndorf 1 fl. 17 kr., Ferd. Kästner, Kohlenwerksbesitzer, in Bockwa 1 fl. 45 kr., Gotthilf Kästner, Kohlen Werksbesitzer, in Bockwa 1 fl. 45 kr. , Kurt Kästner, Kohlen Werksbesitzer, in Bockwa lfl. 45 kr., J. G. Kirmse, Produkteuhändler, lfl. 45 kr. , Lehmann, Diaconus, in Schedewitz, lfl. 45 kr., Herrn. Brasm. Müller, Advokat, lfl. 45 kr., H. Pfau, Kaufmann, lfl. 45 kr., Joh. Seh. Schmidt, Gast- hofbesitzer zur Post, lfl 45 kr., A. Wiede, Direktor, in Bockwa 1 H. 45 kr., Gl. Winter, Kohlenwerksbesitzer, in Oberhohndorf lfl. 45 kr.

Als einmaliger Beitrag wurde folgender gegeben:

Von Privaten : Salzungen. Schorr, Rektor, 1 fl.

Ferner giengen unsern Sammlungen folgende Geschenke zu:

I. Für die kunst- und kulturgeschichtlichen Samm- lungen.

(Nr. 6104-6126.) Danzig. Block, Stadtrat h: Photolit.hograph. Nachbildungen zweier in Schrotkuust ausgeführten Ablafstafeln in der Manen-

399

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

400

kirche zu Danzig. A. Hinz, Küster an der Marienkirche : Photo- graphie nach einem Standbild der Maria in der Marienkirche zu Danzig. Ehlersdorf. von Lewetzow, Stud. : Stein mit einge- kratztem menschlichen Gesicht. Erlangen. Stud. Bartilsmann: Bronzekeil mit profilierten Kanten , gefund. bei Wildeshausen in Oldenburg. Eutin. Dr. Jaep, Gymnasiallehrer: Uhr in Messing- gehäuse, mit 3 Zifferblättern. 18. Jhdt. Fr. Peters, Gymnasiast: Speerspitze von Feuerstein, gefunden zu Grol's-Rolübbe unweit Eu- tin. Lienau, Hofapotheker: Sammlung von Feuersteinsplittern und angefangenen Geräthen, gefunden bei Heide in Norderdith- marschen. GroSS-Sölk bei Gröbning : Frau Gutsbesitzer Con st. Koller: Stück eines gemusterten Wollenteppichs vom 17. Jhdt. 2 gestickte Leinentücher, Weilsnäherei ders. Zeit. Hersbruck. Frau Stadtschreiber Nagel: Gesticktes Taufjäckchen vom 18. Jhdt.

Hildesheim. Fr. Küsthardt, Bildhauer: 5 Photographieen nach plastischen Arbeiten des Hrn. Geschenkgebers. Kirchsittenbach. Frau Saubert, Pfarrerswittwe : Ciavier vom 18. Jhdt. mit einge- legtem Deckel. Neckars - Ulm. Ma genau, Gerichtsnotar: An- sicht der Burg Scheueiberg bei Neckars -Ulm im alten Zustande, Stdrck. color. Nürnberg. Frau Prof. Bergau: Danziger Elle vom 17. Jhdt. Wilh. F ö r de rreuther : 2 Assignaten von 250 und 10,000 Frcs. der französ. Republik von 1793 u. 1794. v. Gem- ming, Oberst: Bleimedaille des Sebast. Imhof. Hauser, Profes- sor: Bruchstück eines Terracottagefäl'ses und eines Bronzenagels mit verziertem Kopf, gefunden bei Tennenlohe (Schwaniugen). Wagner, Fabrikbesitzer: Bruchstück eines kleinen aus Thon ge- brannten Standbildes der Maria. 16. Jhdt. Salzungen. G. Lom- ler, Oberlehrer: Stück Tapete aus dem Wohnzimmer der Gräfin Lud. Elisabeth von Schwarzburg-Rudolstadt zu Schlofs Leutenberg. 17. Jhdt. 25 Papier- und Lacksiegel. Ein Stück Stempelpapier vom Königreich Westphalen. Stockholm. Hans Hildebrand: 7 Photographieen nach Alterthumsdenkmälern zu Upsala u. Stein- druck nach einer Deckenmalerei in einer Kirche in Södermanland.

Strassburg. Ungenannter: Verschiedene Bruchstücke abge- schossener Sculpturen vom Strafsburger Münster.

II, Für die Bibliothek.

(Nr. 25,703-25,734.)

Altenburg. H. C. v. d. Gabelentz: Ders., die ausgestorbe- nen Adelsfamilien des Osterlandes. Nachträge. 8 Berlin. Dr. C. G. Homeyer, Univers. -Professor : Ders., die Haus- u. Hofmarken. 1870. 8. Mitscher u. Rösteil, Verlagshandl. : Hildehrandt- Mieste, über Wappen und Banner des deutschen Reiches. 1870. 8.

Braunschweig. Friedr. Vieweg u. Sohn, Verlagshandl.: Hett- ner, Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts; III. Th., 3. Buch, 2. Abth. 1870 8 Crefeld. Dr. W. Buchner, Direktor der hö- hern Töchterschule: Der-;., Mozart. Ein Lebensbild. 12. Ders., Seume. Ein Lebensbild. 12. Pahde, Widukind, der Sachseuherzog.

1860. 4. Progr. Luchs, Heinrich IV., Herzog von Schlesien-Bres- lau u. Mathilde von Brandenburg seine Gemahlin. 1864. 4. Progr.

Erlangen. Dr. C. Hegel, Univ. - Professor : Ders., d. deutsche Sache u. d. deutschen Hochschulen. 1870. 4. Graz. Dr. Rieh. Peinlich, Direktor des k. k. I. Staats- Gymnasiums : Ders., Ge- schichte des Gymnasiums in Graz; II. Periode, Forts. 1870. 4. Progr. Hamburg. Verein für hamburgische Geschichte: Ders., Zeitschrift etc., n. F., Bnd. III, 2. 1870. 8. Hannover. Historischer Verein für Niedersachsen: Ders., Lünebur- ger Urkundenbuch ; VII. Abth., 3 Lief. 1870. 4. Kopenhagen. K. Gesellschaft für nordische Alter thumskunde : Dies., Aarböger etc. ; 1869, 3. u. 4. H. ; 1870, 1. H. 8- Dies., Tillaeg til Aarböger etc. 1869. 8. Dies., Memoires etc. ; 1869- 8. Luxem- burg. Section historiquede l'institutLuxembourgeois: Dies., Publications etc.; annee 1869 70, vol. XXV. 1870. 4. München. Kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften: Zittel, Denkschrift auf Chr. Erich Herman v. Meyer. 1870- 4. Kluckhohn, Briefe Friedrich des Frommen; Bnd. II, 1. 11. 1870. 8. v. Raumer, Geschichte der german. Philologie. 1870. 8. Dr. Chrn. Häutle, k. b. Reichsarchiv- Assessor : Ders., Genealogie des erl. Stammhauses Witteisbach. 1870. 4. Math. Rieger'sche Univ.-Buchhandl. : Briefe u. Acten zur Geschichte des dreifsigjäh- rigen Krieges etc.; 1. Bnd. 1870. 8. Nürnberg. Bauer u. Ras- pe's VerIag(Ludw. Korn) : Siebmacher's Wappenbuch etc. ; 82. Lief. 1870. 8. F. W. Freih. von Ditfurth: Ders., einhundert histo- rische Volkslieder des preul's. Heeres v. 1675—1866. 1869. 8. Ders., ein Pilgerstrauls. 1870. 8. Ungenannter: Ocyorus (Si-Imel- lenberg), Experimenta v. Zwentzig Pestilentz-Wurtzeln. 1578- 8. (Defect.) Riga. H. Brutzer u. Comp., Verlagshandl.: Balti- sche Monatschrift; 19. Bnd. (n. F. 1. Bnd.), Sept. u. Oct. Iö70. 8.

Saalfeld. Dr. R. Richter, Direktor des Gymnas. : Ders., altes Geld. 1870 8. Sondershausen. Thilolrmisch, Professor: Ders., über den thüringischen Chronikensrhreiber M. Paulus Jovius und seine Schriften. 1870 4. Stockholm. Hans Hilde br and: Ders., antiqvariska undersökningar i Skaue. 8. Sonderabdr. Strass- burg. Societe pour la conservation des monuments hi- storiques d'Alsace: Dies., Bulletin; II. Ser., T. VII, 2. Livr. 1870. 8. Tübingen. Dr. Adelb. v Keller, Univers.-Piofessor : Verzeichnifs der Vorlesungen etc. 1870 71. 4. Wien. S e. Maj. Franz Joseph I., Kaiser von Oesterreich : Leitner, die hervor- ragendsten Kunstwerke der Schatzkammer des Österreich. Kaiser- hauses ; 1. Lief. Imp. 2.

III. Für das Archiv.

(Nr. 4147.)

Sprendlingen bei Darmstadt, Wilhelm Flegler, Candidat der Theologie.' Brief eines ungenannten Kaufmanns an seine Gat- tin aus Prag über Handelsgeschäfte und das dortige Theater. 1787. Pap.-Orig.

Chronik der historischen Vereine.

Kirchen schmuck. Blätter des christlichen Kunst- vereins der Diözese Seckau. I. Jahrg. 1870. Nr. 11. Graz. 8.

Die zwei steierischen Dome.

Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit, Neunter Band. Geschichte der Germanischen Philo- logie vorzugsweise in Deutschland von Rudolf von Raumer. Her- ausgegeben durch die Historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften. München, 1870. R. Oldenburg. 8. XII und 743 Stn.

In der Monats- Sitzung des historischen Vereins von Oberpfalz und Regenshurg am 1. December wurde über den bei dem Eisenbahnbaue in der Nähe der Kumpfmühlerstrasse ge- machten Fund römischer Alterthümer Folgendes mitgetheilt : Auf- gedeckt ist bis jetzt ein steinerner, wahrscheinlich römischer Sar- kophag mit einem Gerippe und Fragmenten von zweierlei Glas ; ein ganz gut erhaltenes Begräbnils aus Ziegelplatten, (auch Co- lumbarium genannt), mit Knochen und Urnenresten ; mehrere ziem- lich erhaltene Urnen, mit Asche und Knochen gefüllt, und viele Grablampen ; auch fanden sich eiserne Nägel vor.

401

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

402

Zeitschrift des Vereines für hamburgische Ge- schichte. Neue Folge. Dritten Bandes zweites Heft. Hamburg, bei Johann August Meifsner. 1870. 8.

Das Weichbild der Stadt Hamburg nach der Urkunde vom 10. October 1258, von Dr. Wilh. Hübbe. Von den ältesten Spuren der Juden in Hamburg, von Dr. Karl Koppmann. Be- richt über die Ausgrabung eines Heidenhügels bei Ohlsdorf, von Dr. F. Wibel. Französische Trappisten -Mönche und Nonnen um 1800 in Lübeck und Hamburg, von Dr. J. F. Voigt. Ueber einige alte, im Pfarrarchiv zu Ochsenwärder bei Hamburg befind- liche Urkunden, nebst deren Abdruck, von dems. Preisaufgabe zur Ausarbeitung eines Geschichtswerks über das Thema „die deutschen Hansestädte und König Waldemar von Dänemark." Vereinsangelegenheiten.

Lüneburger Urkundenbuch. Auf Kosten der Lunebur- gischen Landschaft anfänglich herausgegeben vom Landschafts-Di- rector Wilhelm von Hodenberg und fortgesetzt vom Ausschusse des historischen Vereins für Niedersachsen. Siebente Abtheilung: Archiv des Klosters St. Michaelis zu Lüneburg. Dritte Lieferung. (Von 1401 bis 1500 incl.) Enthält Heft III. des Urkundenbuchs des Klosters St. Michaelis zu Lüneburg, be- arbeitet von Dr. jur. E. Dommes. Hannover. Hahn'sche Hof- buchhandlung. 1870. 4.

Bulletin monumental ou collection de memoires sur les monuments historiques de France, publie sous les auspices de la Societe francaise d'archeologie pour la conservation et la description des monuments natio- naux. 4. Serie, Tome 6, 36. Vol. de la Collection. Nr. 5. 6. 7. Pa- ris et Caen, 1870. 8.

De l'eau benite et dos vases destines ä la contenir, par M. l'abbe Barraud. Notice sur une pierre tumulaire trouvee dans les demolitions de la cathedrale de Gap, en 1866 ; par MM. Mon- gins de Roquefort et A. Casan. Lettre sur la Provence, adres- see ä M. de Caumont, par le baron J. de Vemeilh. Une Vi- site ä Jublains en 1870, par M. de Cougny. Clochers du dio- cese de Bayeux, par M. G. Bouet. Lettre de M. l'abbe L. ä M. de Caumont, sur une excursion ä Dinan, St-Malo et dans quelques cantons des departements de la Manche et du Calvados. Le prieure de St-Hilaire-du-Harcouet, par M. Hippolyte Sauvage. Le manoir d'Hermerel, ä Gefosses, et sa chapelle, par M. de Cau- mont. — Des mors ou agrafes de chape ; par M. l'abbe Barraud.

Excursion archeologique aux environs de la gare de Moult-Ar- gences ; par M. de Caumont. Quelques mots sur les colombiers; par le meme,

Bulletin de la Societe pour la conservation des monuments historiques d'Alsace. II. Serie. septieme Volume (1869). Deuxieme Partie Memoires, avec gravures et planches.. Paris, veuve Berger-Levrault et Fils, meme maison ä Strasbourg. 1870. gr. 8.

Essai sur un manuscrit du quinzieme siecle decouvert dans la Bibliotheque de la ville Strasbourg, par M. Auguste Lippmann.

Les Abbes de Seltz, par M. Ristelhuber. La Vallee supe- rieure du Rhin, excursion archeologique, par M. V. Guerber. Le Chäteau de Bernstein, par M. L. Spach. Une maison ä Strasbourg, par le meme. Les Burgmänner de Haguenau et la Burg des Hohenstaufen, par M. V. Guerber. Medailles gauloises trouvees ä Strasbourg, par M. Eugene Chain. Notice sur les tours primitives dans l'ancien eveche de Bäle, par M. Guiquerez.

Rapport sur la Situation de la Societe pendant l'annee 1868. Presente par Mr. le President dans l'assemblee general du 4. fe- vrier 1869. 8. p. 217 236.

Publications delaSection historique de l'Institut (ci-devant) Societe archeologique du Grand-Duche, vol. XX). An- nee 1869—1870. XXV (III). Luxembourg, V. Bück. 1870. 4-

Table chronologique des chartes et diplömes relatifs ä l'histoire de l'ancien pays de Luxembourg. Regne de Wenceslas II. , roi des Romains et de Boheme, duc de Luxembourg et comte de Cliiny. 8. decembre 1383 16. aoüt 1419. Par M. Wurth-Paquet. Die wichtigsten Exemplare in meiner Sammlung römischer Münzen ; von Dr. Elberling. (Mit Abbild.) Coup-d'oeil historique sur les charges locales sous le regime feodal, et puis sur les depenses communales ä partir de 1795 ; par J. Ulvelmg. Rapport ä la Societe historique sur les travaux de transfoiination executes ä Luxembourg en 1870 ; par le meme. Rcnseignements sur les anciens refuges religieux ä Luxembourg, ainsi que sur la maison du comte de Wiltz, dans la meme ville. Contribution de guerre imposee ä cette ville en 1795 ; par le meme. Die früher hier- lands üblichen Amichter. Beschreibung des codex aureus der Abtei Echternach ; von L. Eltester. Evenements historiques qui se sont produits ä Luxembourg et dont le mois de juin compte les anniversaires. Freiheitsbrief von Ellingen.

Nachrichten.

Aufsätze in Zeitschriften.

Die Grenzboten: Nr. 48, S. 329. Rechtsleben einer deutschen Kleinstadt im Mittelalter.

Protest. Kirchenzeitung: Nr. 43. Bilder aus dem Zeitalter der Reformation. 2. Zwingli.

Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 596. Martin Behaim's Jugend- jahre. — Nr. 599. Wann wurde die Vorhalle der Frauenkirche zu Nürnberg erbaut? (R. Bergau.) Nr. 601. Ein Würzbur- ger Schuldirektor vor 300 Jahren. Nach Urkunden mitge-

theilt von Ignaz Hub. Nr. 636 f. Die Kapelle Berthold Tu- cher's.

Magazin für die Literatur des Ausl. : Nr. 46 ff. Kaiser und Reich sonst und jetzt.

Rübezahl: October, S. 501. Der Gutegraupen-Thurm in Breslau.

Der Salon: Bd. VII, Hft. II, S. 229. Strafsburg's Fall und Auf- erstehung. (Wilh. Rullmann.)

Der Schrift wart: Nr. 9. Ueber die Entstehung der römischen Zahlzeichen. (Dr. Lehmann.)

403

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.

404

Wochenblatt d. Job. -Ord.-Balley Brandenburg: Nr. 48.

Der Krieg im Munde des deutschen Volkes. Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 321. Deutsches Eigenthum in Paris.

(Dr. F. X. Kraus.) Illustr. Zeitung: Nr. 1431. Der St. Nikolaustag, (v. R.-D.)

Vermischte Nachrichten.

116) Der Engländer Sutton läfst, nachdem das Innere der Kirche zu Kiedrich (Nassau) auf seine Kosten wiederherge- stellt wurde, jetzt auch die Restauration des Aeuf*ern derselben auf eigene Kosten zur Ausführung bringen. Bereits ist die Süd- seite fast vollendet, im Winter wird der Helm des Thurmes ver- geben und die Steinhauerarbeit für das obere Stockwerk gerichtet, so dal's gleich im Frühjahr die Erneuerung beginnen kann. Auf den unteren, älteren Theil ist ein Stockwerk mit grofsem Mals- werkfenster projectiert, das aber dem Charakter der späteren Archi- tektur , in welcher Chor und die oberen Theile des Schiffes er- neuert sind, conform sein wird. Eine Gallerie mit Fialen auf den Ecken, deren Ansätze sich gefunden haben, schliefst den Steinbau ; darauf setzt sich, ähnlich wie in Bingen, Oestrich und Reuenthal, ein achteckiger Holzhelm mit Wimpergensehlul's ganz mit Schie- fermustern bekleidet auf und daraus steigt die einfache Helmspitze hervor. Wir bleiben also der Landarchitektur mit ihrer ganzen Einfachheit und dem traditionellen Materiale treu. Der Steinbau wird aus dem grünen Thonschiefer der Gegend mit rothen Eck- quadern genommen. Eltville besitzt einen schönen Hochaltar von Bethune und Heibig; sehr elegant durchgeführt, aber nicht rheinisch genug; doch ist das Kirchlein in Eltville mit Sutton's neuer Orgel an der Seite neben dem Chorbogen recht sehenswerth.

Mainz Friedrich Schneider.

117) Das alte Schlofs zu Marburg ist unter Leitung des Landbaumeisters Regenbogen neu hergestellt und dem hessi- schen Staatsarchiv zur Benützung eingeräumt worden. Das früher zu einem Gefängnil's verwendete Gebäude enthält eine Menge der herrlichsten Säle , in welchen nun die Schätze des Archivs unter- gebracht werden. Bis auf Kleinigkeiten ist die Restauration vol- lendet. Bei den Arbeiten machte man höchst interessante Ent- deckungen, nicht nur an Wandgemälden und Inschriften, sondern auf der Südseite auch an prachtvoll gegliederten gothischen Fen- stern, von deren Dasein man bei ihrer vollständigen Vermauerung keine Ahnung gehabt hatte. Die berühmte Kapelle und der Rit- tersaal des Schlosses, welche ganz im alten Stil hergestellt werden sollen, werden in nächster Zeit unter der Leitung des Architekten Schäfer aus Kassel in Angr.ff genommen. (111. Ztg., Nr. 1429.)

118| Nach einer uns aus Lübeck zugegangenen Mittheilung ist in Folge des Aufrufs der deutschen Bauzeitung die Nichtab- tragung der Butterbude und ihre Restauration angeordnet worden.

119) Das k. b. Ministerium des Innern hat in der Nürnber- ger Stadtmauerangelegenheit genehmigt: a. dal's die der- maligen Stadtgrabenbrücken am Laufer , am Max- und am Neuen Thor, unter Erhaltung der Thore selbst, durch Erddämme ersetzt werdeu ; b. dafs eine Verbindung der Stadt mit der Vorstadt Wöhrd durch Errichtung eines Dammes und Verlängerung der Wöhrder- thorstrafse, mit Beseitigung des Wöhrderthorfhurmes und der Wöhrder Bastei, nach dem Plan der Gemeindebehörden erfolge.

(Korr. v. u. f. D., Nr. 632.)

120) Das Haus, in welchem Nikolaus Kopernikus in Thorn vor fast 400 Jahren geboren wurde, wird im nächsten Frühjahr mit einer einfachen Tafel aus grauem Marmor mit ent- sprechender Inschrift ausgezeichnet werden. (111. Ztg., Nr. 1430.)

121) Die Stadt Leipzig hat Gustav Klemm's kulturhi- storische Sam ml ung, bestehend aus 14000 Nummern, als Grundlage eines allgemeinen anthropologischen Museums erwor- ben, und dieselbe vorläufig im ersten chemischen Laburatorium der Universität untergebracht. (Das.)

122) Zu Pförring (bei Ingolstadt) fand ein Bauernbursche auf einem Acker über 1200 römisshe Münzen aus den Zeiten Hadriaus, Commodus, Antoninus Pius und Aurelians. Die Bilder sind sehr wohl ausgeprägt und die Inschrift oft ganz deutlich. (Ueber den Verbleib der Münzen ist nichts erwähnt.)

(Augsb. Postztg., Nr. 290; Frk. Kur., Nr. 333.)

123) Aus Regensburg, 17. November, berichtet das Rgsb. Mrgbl. : Gestern wurde zwischen dem Vitusbache und der Kumpf- mühler Landstrasse, beim Dammbau für die Regensburg -Neumar- ker Bahn, 3 Fufs unter der Erde ein wohlerhaltener römischer Sarkophag aus zwei riesigen Kalksteinblöcken aufgegraben. Leider wurde der dachförmige Deckel, der an den vier Ecken mit den herkömmlichen Buckeln geziert ist, in mehrere Stücke zerbrochen ; die in dem mächtigen Steinsarg befindlichen Gebeine wurden herausgenommen. Schon früher fand man in dieser Ge- gend , nahe bei der Zuckerfabrik römische Grabsteine , darunter auch solche von christlichen Märtyrern, die sich jetzt in den Sammlungen des historischen Vereins befinden.

(Korr. v. u. f. D., Nr. 594; vgl. die Mitthei- lung in der Vereinschronik.)

124) Wie aus Selb (Oberfranken) mitgetheilt wird, hat man daselbst im Grasgarten des Webermeisters Michael, an der Erkers- reuther Strasse, beim Ausgraben zur Ableitung eines Brunnen- wasserabfalles ein grofses, mit Menscheuknochen angefülltes Grab aufgefunden, welches wahrscheinlich aus der Zeit des dreißig- jährigen Krieges stammt. Die Länge des Grabes beträgt 20 Fufs, die Breite ist noch nicht ermittelt ; die Knochenlage ist 2'/i Fufs hoch, die Erddecke auf dem Grabe 2'/j Fufs dick. Bis jetzt ist auch ein Steigbügel , ein Sporn und eine Trense gefunden wor- den. Weitere Nachgrabungen sind angeordnet.

(Nbgr. Anz., Nr. 323.)

Da mit dieser Nummer der Jahrgang 1870 des Anze'gers gescblossen ist, so wird die gütige Bestellung der Fortsetzung desselben hiedurch iu Erinnerung gebracht. Halbjähriges Abonnement wird nicht angenommen.

Verantwortliche Redaction : A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye. Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.

Sebald'sche Buuhdruckerei in Nürnberg.

20.

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LAF.K.d.d.V.1870.N!l2.

AutojJr. Druck v. A.Koib in Nbg.

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