Bei liebenswürdigen Wilden. Ein Beitrag zur Kenntnis der Mentawai-Insulaner von Hifred 1 Itlaass. Wilhelm Süsserott Verlagsbuchhandlung, Berlin 1902. :j:W 0/^ % Junger Eingeborener in YoUem Schmuck« Motto: Das schönste Glück dos denkenden Menschen ist das Erf erschliche erforscht zu haben, das Unerforschliche ruhig zu verehren. Goethe. Bei liebenswürdigen Wilden. Em Beitrag zur Kenntnis der Mentawai -Insulaner, besonders der Eingeborenen Ton si Oban auf Süd Pora oder tobo lagai, nebst 30 Textbildern, 6 Lichtdrucktafeln, zwei farbigen lithographischen Tafeln und einer Karte. Nach Tagebuch- Blättern Alfred Maass. ► ^►4 Wilhelm Süsserott Verlagsbuchhandlung Berlin 1902. >5 Ml' , — Alle Rechte vorbehalten. Seiner Hochwohlgeboren dem gpossherzoglich badischen Hofrat Herrn Dr med. Bernhard Hagen dem Erforscher der Battak-Länder und Neu-Guinea's Ritter hoher Orden in Dankbarkeit gewidmet dem Verfasser. Vorwort. Die AnregiiDg zu einer wissenschaftlichen Expedition nach den Mentawai-lnseln erhielt ich durch Herrn Professor Dr. Grünwedel am Königlichen Museum für Völkerkunde in Berlin. Ich konnte umsomehr auf diesen mir gemachten Vorschlag ein- gehen, da die Mentawai-Inseln leicht in den Eahmen meiner Reise, die hauptsächlich den Inseln Java und Sumatra galt, sich einfügen Hessen; andererseits auch für mich ein Ziel wissenschaftlicher Arbeit gegeben war. Da ich die Globetrotter Tournees hasse, so ergriff ich mit Freuden die Gelegenheit, mir die Sporen auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Erforschung von Naturvölkern zu verdienen. Von Beruf Landwirt, vertauschte ich die heimatliche Scholle wegen der immer ernsteren Lage der Landwirtschaft mit dem Wanderstab, um die alte Sehnsucht nach den Tropen wieder zu beleben. Im Herzen durchglühte mich der Wunsch, einen Baustein zu dem grossen Tempel der Wissenschaft hinzufügen zu dürfen. Da war es nun in der „Gesellschaft für Erdkunde'' zuerst Herr Hauptmann KoUm, welcher sich meiner annahm und mich an die geeigneten Persönlichkeiten empfahl. Besonders einer unserer besten Kenner Sumatras, Herr Hofrat Dr. B. Hagen in Frankfurt a. M., unterstützte mich in hervorragender Weise durch Empfehlungsbriefe an seinen Freund Michielsen, welcher Gouverneur von Sumatras Westküste war. In Anschaffung wissenschaftlicher Instrumente ging mir Herr Professor Dr. Frhr. von Danckelmann sehr zur Hand, während im Beschaffen meiner Ausrüstung ich viele gute Ratschläge durch unsere alten Afrikaner Herrn Paul Staudinger und Reich ard erhielt. Theoretisch war ich somit dank all dieser Herren sehr gefördert worden, aber des Lebens grünen Baum, die Praxis im anthropologischen Auf- nehmen und Photographieren, erhielt ich erst durch Herrn Pro- fessor Dr. von Luschan, ebenso unterwies er mich in der Bearbeitung wissenschaftlicher Sammlungen und gab mir manchen ^u beherzigenden Wink aus dem Sch&tz seiner Reiseerfahrungen. An dieser Stelle sei es mir vergönnt allen diesen Herren herz- lichst zu danken, ebenso den Herren am Königl. Museum für Naturkunde, durch deren Unterstützung es mir allein nur möglich war, das Facit meiner zoologischen Sammlungen publi- cieren zu können. Endlich bemerke ich noch, dass die Abbil- dungen pag. 13, pag. 85, pag. 110 und 144 nach Oinginalen von Herrn Nieuwe nhius in Padang angefertigt sind, während die anderen Abbildungen nach meinen Originalaufnahmen repro- duciert wurden. Diese Blätter mögen zeigen, ob ich erfüllt habe, was das Herz wünschte. Berlin, im Oktober 1901. Der Verfasser. Inhalts-Verzeichnis. Seite I. Kapitel. Einleitung nnd kurzer Reisebericht 1—30 II. Kapitel. Ethnographische Beobachtungen 30—170 I. Allgemeines 30— 66 11. Religion 66-102 III. Haus- und Dorfanlagen 102—113 IV. Das tägliche Leben der Eingeborenen 113—134 V. Künstliche Verunstaltungen . . . . , 134—140 VI. Bewaffnung, Jagd- und Fischereigerät 140 — 149 VII. Ackerbau und Viehzucht . , 149— 1Ö4 VIIl. Handel und Gewerbe 154—159 IX. Holzbearbeitung 159—169 X. Knüpfarbeiten und Ledergewerbe 169 — 170 III. Kapitel. Die anthropologischen Ergebnisse der Reise, bearbeitet durch Herrn Professor Dr. von Luschan, Directorialaseistent am Kgl. Museum für Völkerkunde in Berlin 171—187 IT. Kapitel. Wissenschaftliche Bearbeitung der Schmetterlinge durch Herrn Hofrat Dr. med. B. Hagen, Fankfurt a. M 189—210 T. Kapitel. Listen, welche die zoologische Ausbeute der Expedition bringen, bearbeitet durch die Herren am Kgl. Museum für Naturkunde in Berlin 211-218 Tl. Kapitel. Bearbeitung der ethnographischen Sammlung, welche der Verfasser dem Königl. Museum für Völkerkunde in Berlin zum Geschenk gemacht hat 219-250 VII. Kapitel. Meteorologische Beobachtungen 251—254 Anhang. Die Litteratur über die Mentawai-Inseln 255—256 Eine Karte der Mentawai-Inseln 257 Sechs anthropologische Tafeln 258 — 168 Zwei Schmetterlings-Tafeln nebst Erklärung 264—266 Motto: Nuuquam retrorsum! Kapitel I. Einleitung und Allgemeines. Dank der grossen Güte des leider zu früh verstorbenen Herrn Generalkonsuls Dr. Gabriel in Batavia erhielten Herr Dr. med» Morris und ich durch den Gouverneur General von nieder- ländisch Indien Herrn Jongheer C. H. A. von der Wyck die Erlaubnis zum Besuche der Mentawai Inseln, sowie ein offizielles Empfehlungsschreiben an den Herrn Gouverneur von Sumatras Westküste Michielsen. Ein zweites Schreiben mehr freund- schaftlicher Natur, welches ich dem unermüdlichen Förderer meiner Interessen Herrn Hofrat Dr. Hagen in Frankfurt a./M. verdankte, bahnte mir vollends die Wege zum Gelingen meines Planes. Am 22. Juli 1897 gewährte mir der Herr Gouverneur mit meinem Begleiter eine längere Audienz. Ich konnte bei dieser Gelegenheit meine beiden Empfehlungsbriefe abgeben und hatte ich es diesen allein zu danken, dass wir durch seltene Liebenswürdigkeit eine Unterstützung von dem Vertreter der Königlich holländischen Regierung fanden, die unsere kühnsten Erwartungen übertraf. Das Ergebnis unserer Unter- redung war ein weiterer Empfehlungsbrief an Herrn Kontroleur van Drieusche zu dessen Ressort die Inseln speziell gehörten, sowie Erlaubnis zur Durchsicht des wissenschaftlichen Materials, welches dieser Herr im Auftrage der Regierung bearbeitet hatte. Ferner stellte uns der Herr Gouverneur die neuste und 1 beste Karte von den Inseln^ die noch, nicht im Handel seiner Zeit war. zu unserer Verfügung. Dieselbe in Blaudruck ent- worfen, führte den Titel „Schets der Mentawei Eilanden volgens diverse opnamen door J. B. Neumann 1892". Endlich versprach er uns mit dem Gouverneurdampfer Swaluw (Schwalbe) her- über befördern zu lassen. Damit jedoch war seine Liebens- würdigkeit noch keineswegs erschöpft, es wurde uns sogar noch angeboten, dass das Gouvernementsschiff alle 4 Wochen nach unserem Befinden sich erkundigen sollte. Nach der Audienz fuhren wir zu Herrn van Drieusche, der uns gleichfalls auf das freundlichste aufnahm und sein gesammeltes wissen- schaftliches Material, worunter auch eine grössere Wörterliste sich befand zu näherem Studium mitgab. Ferner verdankten wir ihm ein abermaliges Empfehlungsschreiben an den malayischen Regierungsagenten der Holländer auf den Inseln und einen Auszug der gebräuchlichsten Tauschartikel, wie solche in Padang von malayischen Frauen mitgenommen werden. Ich halte es für meine Pflicht allen diesen Herren, sowie noch ganz be- sonders meinen treuen Reisebegleitern Herrn Dr. med. Morris und Herrn Emanuel Rostados, die nach jeder Richtuug bemüht waren, dass ergebnisreiche Resultate für die Expedition geschaffen wurden, meinen aufrichtigsten Dank zu sagen. Abfahrt. Am 28. Juli 1897 begab ich mich mit Herrn Dr. Morris nach dem lang ersehnten Ziel meiner Reise den Mentawai Inseln. Mein anderer Begleiter kam erst 4 Wochen später, da er unseren Schiffsanschluss nicht mehr erreichen konnte und wir die uns so liebenswürdig angebotene Beförderung auch nicht von der Hand weisen durften. Mit dem 4 Uhrzug verliess ich die schöne, gartenähnlich angelegte Hauptstadt der Westküste Sumatras Padang; während Herr Dr. Morris schon am Vormittag vorausgefahren war^ um unser umfangreiches Gepäck auf das Gouvernementsschiff überzuführen und noch kleine Einkäufe an Taback etc. zu besorgen. Gleich nach meiner Ankunft begaben wir uns an Bord, wo wir von Herrn Kapitän Loman und seiner reizenden Gattin in Empfang genommen wurden. 3 Um 3/^5 Uhr war das schöne Schiff zur Abfahrt bereit, die Anker wurden rasselnd emporgewunden ^ die Maschine begann langsam zu arbeiten, w^ähreud der Mann am Steuer den Steamer aus dem kleinen, schmucken Emmahafen dirigierte, um dann mit südwestlichem Kurs uns nach si Oban auf Süd Pora zu bringen. Wir hatten auf dem hübschen Promenaden- deck Platz genommen und genossen in vollen Zügen die gross- artig schöne Ausfahrt, welche durch einen wunderbaren Sonnen- untergang gekrönt wurde. Immer weiter entfernte sich die malerische Küste Sumatras mit ihrer landschaftlich schönen Scenerie, die reiche Ab- wechslung in den bewaldeten Bergrücken und kleinen vorge- lagerten Inseln bot. Der Himmel leuchtete vom schönsten Orangegelb bis zu jenen fascinirenden violetten Tönen, deren reizvolles Farben- spiel mit dem Hauch eines flüchtigen Rosas einsetzte, um ganz allmählich zu den Purpurfarben tiefgesättigter Karmintinten überzugehen. Die leichtbewegte See wurde von diesem reflek- tierenden Farbenzauber ergriff'en, wobei das schöne Lapisblau des Meeres prächtig durchschimmernd den StimraungsefFekt erhöhte. So schwammen wir in einem goldig karminfarbigen Licht den Inseln zu. Ankunft in der Bucht von si Oban. Am andern Morgen gegen V26 Uhr kam die bewaldete Küste von Süd Pora, der kleineren der beiden Mentawaiinseln, in Sicht. Um Ya^ Uhr fuhren wir in die reizende vom dunklen Grün des Urwaldes eingerahmte Bucht von si Oban ein» Hier befindet sich die kleine malayische Station der Holländer in der wir Unterkunft finden sollten. Auf das Signal der Dampfpfeife kamen die Insulaner aus ihren an den Flüssen gelegenen Dörfern und Gärten heraus. Es war ein eigenartiger Genuss mit diesen wilden, scheuen Menschenkindern in Verkehr zu treten. Wie sie in ihren leichten, eleganten Booten graziös angeschwommen kamen, schüchtern, gleich grossen Kindern ^en Gouvernementsdampfer erkletterten, nachdem sie ihre kleinen , monoxylen Kähne vermittelst einer Rotangschnur 1* am grossen Schiff befestigt hatten. Ein ungeheures Vergnügen bereitete es ihnen ihr liebes Ich in dem grossen Spiegel des Speisesalons zu betrachten; neugierig, lachend folgten sie all den Bewegungen, die das Spiegelbild diesen Naturkindern zu ihrer Freude zeigte. Um ^jqß Uhr verabschiedeten wir uns von dem liebenswürdigen Kapitän, sow^ie seiner Grattin mit denen wir so unvergessliche Stunden an Bord verlebt hatten und bezogen unser künftiges Heim. Auch das erste Stück zu meiner ethnographischen Sammlung hatte ich bereits durch die Güte von Frau Kapitän Loman als Geschenk erhalten. Es war ein prächtiger, grosser Männerhut aus den Schäften der Sago- palme hergestellt und einer Krempe, die durch einen kräftigen Rotangstreifen gebildet wurde, sowie mit gleichem Material durch eine Naht befestigt worden war. Weiter gelang es Herrn Dr. Morris die erste photographische Aufnahme zu machen, sodass wir mit dem Anfang recht zufrieden sein konnten. Schlag 3 Uhr hob die Schw^albe die Anker, wir eilten ans Ufer und sahen den uns zugewinkten Scheide- grüssen nach. An uns trat jetzt die wichtige Frage der Einrichtung. Wir bezogen das Hauptgebäude der Station. Es war ein kleines Holzhäuschen mit Atap gedeckt. Eine hübsche, luftige Veranda schmückte die Vorderseite desselben. Raum bot es nur für 2 Zimmer. Das eine bewohnte der malayische Regierungsagent, das andere diente als Aufbewahrungsraum für die Bewaffnung der kleinen 10 köpfigen Besatzung, welche aus alten Perkussionsgewehren und Speeren von si Berut bestand. Wir wählten dies für unsere Wohnung. Es war ein Zimmer von 3x4 mtr. Bodenfläche bei einer Höhe von ebenfalls 3 mtr. Ein Fenster nach Osten gewährte uns auf den kaum 150 Schritt entfernten Urwald eine hübsche Aussicht, während unsere Thür uns sofort auf die uns unentbehrliche Veranda gelangen liess. Von unserem umfangreichen Gepäck nahmen wir die wertvolleren Stücke in unsere Behausung, während der Rest auf der Veranda placiert wurde. In jener reizvollen Stimmung eines Tropenabends zu denen die Cicaden ihr a o ^ P5 c3 6 Konzert anstimmten, kleine Glühkäferchen die Luft erfüllten^ konnten wir dann den genussreichen Tag beenden. Tages-Einteilung. Früh am anderen Morgen lockte es uns zum Meeresufer, um in dem salzigen, kühlen Element durch ein erfrischendes Bad den Körper für neue Schaffens- freudigkeit zu stärken. Ein knappes Plauderstündchen beim Thee konnten wir uns noch gönnen, als bereits in hellem Haufen die Insulaner ankamen, um von den weissen Männern zu hören, was diese eigentlich wollten. Ein flotter Tausch- handel mit den notwendigen Aufzeichnungen belebte dann die Vormittagsstunden, ab und zu konnte auch der Dr. Morris eine Poliklinik etablieren. Auf unseren aus Kisten anfangs herge- stellten Diplomatentisch prangten dann Öfters die schönsten Blumen und buntblättrigen Crontonarten, womit sich die Ein- geborenen so anmutig zu schmücken wissen. Frauen und Kinder machten sie uns zum Geschenk. Nach Tisch machten wir dann in der ersten Zeit Strandpromenaden, um zoologische Sammlungen anzulegen, später besuchten wir die kleinen Plan- tagen der Eingeborenen. Der Abend galt dann in erster Linie der Vervollständigung von Tagebüchern, sowie Entwicklung^ photographischer Platten. So füllten wir unsere Zeit durch Arbeit aus. Exkursionen. Zu den grösseren Ausflügen die wir machten, führte uns der erste nach den Dammargärten eines chinesischen Handelsherrn in Padang, ferner nach dem Dorf si Oban mit seinen 3 Bezirken tai kärusuk, tai bau üma, sa koi-koi; endlich unternahmen wir noch eine durch widerwärtige Winde verunglückte Fahrt nach den Nassauinseln, die uns ebenfalls vom Gouvernement zu besuchen erlaubt waren, während uns das Betreten der grössten Mentawai Tnsel si Berut direkt vom Gouvernement verboten wurde, weil kurz vor unserer Ankunft von einem Stamm dieser Lisel eine malayische Prau ausgeplündert worden war und der Besitzer dabei seinen Tod gefunden hatte. Des undurchdringbaren Urwaldes halber musste ich von einer Durchquerung der Insel Abstand nehmen. Ich konnte mich nur in den Plantagen, sowie Dörfen und auf den Flüssen der Eingeborenen bewegen. Nur einmal gelang es mir auf engen Wildstegen einen kleinen Hügel zu besteigen. Zweck der Reise. Dieses mehr oder mindere Isoliert- sein auf der Scholle hatte jedoch den bedeutenden Vorzug, dass ich gründlicher in das mir gesteckte Ziel eindringen konnte. Der Zweck desselben lag in der Anlage einer möglichst kompletten, ethnographischen Sammlung nebst wissenschaftlichen Notizen zur Kenntnis der Mentawai-Insulaner; nebenbei sammelte ich noch botanisch und zoologisch. Besonders noch richtete ich meine Aufmerksamkeit auf das Fangen von Schmetterlingen, die ich dem liebenswürdigen Förderer meiner Reise Herrn Hofrat Dr. Hagen versprochen hatte und gelang es mir 451 Stück denselben zu überreichen. Am wenigsten zufriedengestellt wurde ich in anthropologischer Beziehung. Dies negative Resultat in Messungen ist jedoch dahin zurückzuführen, dass der Italiener Mogdigliani, welcher im Jahre 1894 die Bucht von si Oban besuchte, uns durch Streitigkeiten mit den Insulanern wegen Messens und Abformens derselben die Sache etwas erschwert hatte ; ausserdem kam noch der Umstand hinzu, dass nach dem Besuch eines Dorfes durch Mogdigliani dort viele Leute be- sonders Kinder am Fieber starben. Mogdigliani selbst, wie mir erzählt wurde, verlor einige seiner Leute durch Pfeilschüsse und kam schwer fieberkrank in Padang wieder an. Etwas glücklicher wie dieser italienische Forschungsreisende war ich im Erlangen von Schädeln, deren 12 Stück ich meinem hoch- verehrten Lehrer Herrn Professor Dr. von Luschan mitbringen konnte. Den Faden meiner zunächst allgemein gehaltenen Schil- derungen wieder aufnehmend, wende ich mich zu den von mir unternommenen Ausflügen. Ausflug nach den Dammargärten. Noch stand die silberne Scheibe unseres alten Trabanten am Morgen- himmel und warf ihren mattglänzenden Schein über die spiegelglatte Meeresfläche. Im fernen Osten leuchtete bereits der Sonnenball, um neues Licht dem Tage zu spenden. Gegen ^g^ Uhr bestiegen Dr. Morris und ich mit unserer Begleitung ein kleines Segelboot, welches uns nach dem Ziel unserer Exkursion bringen sollte, wegen entgegengesetzten Windes mussten wir den ganzen Weg durch Rudern zurück- legen. Die Fahrt ging bei schönstem Wetter längs der malerischen Küste, Dichter Urwald mit kleinen Buchten, flacher Strand, einige aus dem Elemente des meergrünen Gottes emporschauende Korallenriffe, die von einer lebhaften Brandung umgeben waren, wechselten in der Scenerie, während die auf- und nieder- tauchendeh weissen Rosse Poseidons mit ihren schneeigen Kämmen die Küste einsäumten. Langsam nur vermochten wir gegen Wind vorwäi'ts zu kommen. Nach 2y2 stündiger Fahrt landeten wir in einer freundlichen kleinen Bucht mit prächtigem, weissen Badestrand. Hier befand sich eine kleine malayische Siedelung, die aus den Arbeitern der Dammargärten bestand. Nach kurzer Rast führte uns ein hübscher Spaziergang durch die grossartige Urvvaldlandschaft zu der Stelle, wo das Dammar- harz gewonnen wurde. Die Dammargärten sind eigentlich weiter nichts, als Urwald- parzellen in denen sich auf verhältnismässig kleinem Raum mehrere panäsä Bäume, wie die Eingeborenen sagen, zerstreut befinden. Das Dammarharz wird aus den Stämmen von Engelhartia spicata (Blume) derart dort gewonnen, dass die Rinde der Bäume eingekerbt wird; das Harz quillt an diesen Stellen er- giebig heraus. Die Bereitung des Dammarharzes geschieht bis jetzt nur durch Malaien nicht von Eingeborenen. Diese haben sich die Gewinnung noch nicht Nutzen bringend gemacht. Die Entziehung geschieht hier 4 mal im Jahre und soll den Stämmen nichts schaden. 1 niederländischer, ostindischer Picol = 61,689 Kilo bestes Harz kostet 50 Rupien (holländische Gulden) ungefähr 85,00 Mark, die zweite Sorte 40 — 50 Rup. Ein starker Baum von I1/2 — 2 Fuss Durchmesser liefert ca. 31/2 kg Harz. Als wir Nachmittags zurückkehrten, fanden wir einige Insulaner auf der kleinen von den Holländern einge- richteten Station, in der wir ein Unterkommen gefunden hatten. Krabbenfang. Unsere braunen Freunde wollten am 9 Abend Krabben fangen. Zu diesem Zweck hatten sie sich mit Tragkörben auf dem Rücken, Bambuszangen und 6 — 8 Fuss langen Holzfackeln kisou ausgerüstet. Es war ein ungemein reizvoller Anblick, die braunen Naturkinder vom Fackelschein beleuchtet zu sehen, wie sie dahin huschten. Lautlos glitten die breiten platten Füsse durch das dichte,, grasartige Gestrüpp, den Boden ableuchtend und unter alten Baumstämmen die Krabben durch Feuerschein aus ihren Schlupfwinkeln zu locken. Schwarzen, scharfen Silhouetten gleich hoben sie sich kraftvoll in dem rötlich flackernden Licht der Fackeln ab; um die Situ- ation noch lebendiger zu gestalten, begleitete Geschrei den er- gebnisreichen Fang. Fröhlich, lebhaft plaudernd kehrten sie heim. Langsam stieg bereits hinter den Bäumen des Urwaldes die Silberscheibe des Mondes empor, bald strahlte sein magisches Licht über die höchsten Wipfel und erfüllte den Himmel mit jenem Zauberglanze, der mich fesselnd in seine Gewalt nahm. Vor den kleinen Häusern der Station brennen oder glimmen schwache ßauchfeuer gegen die winzigen, bösen Quälgeister von si iiit-iiit. Im dunklen Schatten am Rande des Urwaldes sieht man noch vereinzelte Gestalten im Fackelscheine krebsen. Es ist ein reizendes Tropengemälde diese Mondnacht, in der das Zirpen der Grillen und die Melodien der Eidechsen ertönen. In der prächtig erleuchteten Bucht liegt stolz die kleine Gou- vernementsprau, mit welcher wir nächstens einen mehrwöchent- lichen Ausflug nach den Nassauinseln, besonders der landschaft- lich schönen si kakap Strasse machen wollen. Kleine Glüh- käfer schwirren wie funkelnde Diamanten in der schwarzen Finsternis des Urwaldes, oder ruhen auf den Blättern der Bäume, wie vom Monde intensiv beleuchtete Thautröpfchen, die glitzernden Diamanten gleichen. Ab und zu dringen aus einer der kleinen malayi sehen Hütten die schwermütigen und doch so einschmeichelnden Töne einer Bambusflöte, den Zauber der Stimmung belebend. So wirkt beseeligend in ihrer traum- haften Schönheit die Nacht im Zauberbanne der Vollmondpracht, während der Silbersterne glitzernd Gefunkel am Atherfirmament 10 durch ihren keuschen Glanz das Gemälde mit stimmungsvoller Schönheit abzuschliessen vermag. Dorf besuch. Nach fast dreiwöchentlicher Unterhandlung, trotz mehrfacher Beschenkung des rimata, hatte der gute Alte immer eine Ausrede. Mit unserem Besuch sah es verzweifelt schlecht aus; unter anderem sagte uns auch mal das Dorfober- haupt, dass die Kinder Furcht hätten und der Meinung wären, sie würden durch unseren Besuch Fieber bekommen. Einen anderen sehr wesentlichen Grund erfuhr ich durch Zufall. Die Eingeborenen hatten gehört, wenn wir zu ihren Dörfern kämen, wollten wir erst ein kleines Stück Land erwerben, später immer mehr und sie könnten nicht soviel abtreten, weil ihnen dann nichts mehr zum Leben bliebe. Von den Malaien hatten sie dies erfahren. Die weissen Leute in Sumatra hätten es ebenso gemacht, alles wollten sie besitzen, d. h. das Land sollte Gou- vernementseigentum werden. Dank der Unterhandlung des Herrn Dr. Morriss gelang es uns dann von dem rimata die Erlaubnis zunächst zum Befahren des Flusses zu erlangen, aber aussteigen sollten wir nicht und vorläufig, bis sich die Leute an unserem weissen Anblick gewöhnt, sollten wir alles von der Perspektive unseres Fahrzeuges beüebäugeln. So mussten wir behutsam Stück für Stück uns den Besuch erringen suchen. Endlich war der grosse Tag gekommen, wo wir ein Dorf (lagai) besuchen sollten. Schon verzweifelte ich an der Mög- lichkeit eines solchen Besuchs, denn immer wurden wir durch Redensarten hingehalten. Von grösster einschneidender Wirkung für den Reisenden sind hier die vielen religiösen Ge- bräuche (pünän), in denen sich die Eingeborenen eigentlich ^/^q des Jahres befinden, die unter anderen auch dann den Verkehr mit Fremden verbieten. Lucifer lächelte zwar nicht so wie sonst, dennoch aber freute ich mich, als endlich das kleine Boot vom Lande abstiess und seinen Kurs nach der Flussmündung nahm. Wir machten den Ausflug in 2 Booten. Dr. Moriss fuhr in demjenigen eines Eingeborenen, welches von seinem Besitzer gelenkt wurde, während der Posthalter, Dolmetscher und ein malayischer Ruderer, Samak, Regierungsagent der Mentawai und Nassau-Inseln. 12 sowie ich in dem kleinen Kalm der Regierungsprau Platz ge- nommen hatten. Waffen sollten wir nicht mitbringen auf Wunsch des Dorfoberhaupts, statt dessen begleiteten uns die Tagebücher und Bleistifte, sowie Geschenke für die Eingeborenen. Schnell glitten wir über die leicht gekräuselte Meeresfläche und schwammen mit eleganten Ruderschlägen durch die Brandung. Der Flusslauf war somit erreicht. Lautlos glitt unsere kleine Flotille flussaufwärts, und genoss ich in vollen Zügen die landschaftliche Ufer schönhe it. Der FIuss hatte eine durchschnittliche Breite von 3 — 5 m. Die Schönheit des tropi- schen Urwaldes erhöhte den liebenswürdigen Zauber der Fahrt. Waldriesen mit Lianen, Rotang und anderen Schmarotzergewächsen mischten sich mit schlanken Kokosnusspalmen, reichgefiederten Baumpfarren, üppigem, graziösen Bftmbusgebüsch. Mitten aus dem Grün leuchte die rote, heilige Blume der Eingeborenen die bäkäu (Hibiscus rosa sinensis L.) die farbenprächtigen Croton- arten wussten reizvoll wirkend durch ihre zahllosen Töne male- rische Effekte dem Auge des Reisenden darzubieten. Auf dem Flusse sahen wir öfters kleine mit einer durch Klammern befestigten Rotangschuur verbundene Stämme der Sagopalme schwimmen. Diese Einrichtung hatte den doppelten Zweck, das Holz zum Faulen zu bringen und die sich daran setzenden feisten Maden als Leckerbissen zu fangen, anderer- seits leichter Herr des in den Stämmen befindlichen Sagos zu werden. Wir begegneten weiterhin einzelne Boote unserer braunen Freunde von si Ob an, auch Frauen kamen uns in ihren kleinen Nachen entgegengeschwommen. Als letztere unserer ansichtig wurden, sprangen einige von ihnen sofort aus ihren Booten, überliessen diese der Strömung und suchten Schutz im nahen Urwald. Nur Aviederholtes Zureden des uns begleitenden Eingeborenen vermochte, dass einige sitzen blieben. Scheu und bleich, als wenn wir böse Geister wären, schwammen sie dann an uns vorüber. Nach einer guten Stunde erreichten wir si Ob an speziell den Bezirk tai kärusuk. Was Beine hatte, namentlich Kinder, kamen schreiend ans Ufer gelaufen, um die weissen Leute zu ci O 14 «eben. -Wir landeten in der Nähe des grossen Hauses vom Dorfoberhaupt. Auf eingekerbtem Palmenstamm, der als Treppe diente, erkletterte ich das Ufer. Ein kleiner Knüppeldamm brachte mich auf einen durch Pfähle erhöhten Steg, der mit tvrei schmalen Brettern belegt war, zur Behausung des von der Regierung anerkannten Häuptlings, (dimata auch rimata) si badja i-otu mit Namen, d. h. Altteiler. • Es war ein geräumiges, sauberes Haus in der hier typi- schen Form mit schon geschwungenen Dachgiebeln, auf Pfählen nus Bambus erbaut, mit dickem Atapdach versehen. Wir be- traten einen grossen, halbdunklen Raum, der sein Licht durch die Thüren und von kleinen fensterähnlichen Luftlöchern an den Seiten empfing. Die Decke glänzte russgeschwärzt. Drei grosse Schildkrötensehalen von der Meerschildkröte, eine Masse Tier- schädel von Schweinen, besonders Affen schmückten als Fetische oberhalb des tragenden Dachhauptbalkens den Raum. Ein hübsches Ornament zierte denselben in der Form des laufenden Hundes. An einer Wand bemerkte ich noch Hirschschädel auf kunstvoll hergestellten Brettern. Die Hausgeräte wie Schüsseln, Kokosnusraspel, Fischnetze etc. waren gleichfalls unterhalb des Daches plaziert. Weiter schmückte den Raum die grosse katäuba, ein aus 3 Palmenholzcylindern mit Schlangenhaut be- spanntes Musikinstrument, nach welchem im Häuptlingshause Tänze aufgeführt werden. Wir Hessen uns nach den ersten flüchtigen Eindrücken und nachdem wir dem alten dimata auf ;gut deutsch kräftig die Hand geschüttelt hatten, auf dem Boden nieder; bald war ganz si Oban bei seinem Häuptling versammelt. Eine lautlose Stille herrschte um uns her, so lange wir mit dem Dorfoberhaupt plauderten. Erst als es an die Verteilung von ^Geschenken ging, kam Leben in die Gesellschaft; viele Hände und Händchen streckten sich uns entgegen, selbst das sonst immer so scheue, weibliche Geschlecht zeigte, dass es den Mund ^uf dem richtigen Fleck hatte. Akäu, äkäu pa-nuru-at (du, gieb mir ein Geschenk), so w^ogte es hin und her. Als wir alle unsere lieben Quälgeister befriedigt hatten, machten wir noch in einer kleinen Hütte einen Krankenbesuch bei einem alten 4\ l ' «IkilL. - 5^. ' f ■ k. ' ^'jifh A Ik .1 /' "" i * ( w fci \^/: ■ '^\ vSf .^, 1^;. 1 y" u1| >-«*. H"'- Id W 1: ^ i ^P er 1 1 ^ 2 sc .1 Rimata §i badja i-otu. 16 Mann, der ein grosses Beingeschwür hatte, die Behausung war allerdings nicht so sauber; im übrigen bot sie nichts besonderes und glich den anderen kleinen typischen Hütten. Rostados Ankunft. Welche Ueberraschung, als uns am Nachmittag dieses interessanten Tages mit einemmal das Kapal api (Dampfschiff) avisiert wurde. Eiligst laufe ich von meinem luftigen Verandaplätzchen nach dem Strand, und wirklich der Gouvernementsdampfer in Sicht. Ungezählte Gedanken durch- jagen den Kopf; was mag er wohl bringen? Schnell wird die Toilette gewechselt und wir finden noch genügend Zeit, mit dem „tuan passodar", wie wir gewöhnlich den malajischen Re- gierungsagenten nannten, dem stolzen Schiff entgegenzufahren. Frau Kapitän winkte schon von ferne, wir erwidern diesen Gruss durch Schwenken unserer Kopfbedeckungen. Hurrah! Da ist auch mein zweiter Begleiter, Herr Rostados aus Singapore. Er hält uns zwei Packete schw^enkend entgegen, gewiss Nach- richten aus der Heimat; hoffentlich recht gute. Das Schiff stoppt, wM*r begeben uns an Bord. Welch herzliche Begrüssung durch das liebenswürdige Ehepaar Loman. W^ir nahmen nun in animierter Stimmung eine Schale Thee an Bord ein, worauf uns Herr Kapitän schönes, eisgekühltes Bier servieren Hess; was solch ein Trunk am Aequator bedeutet, das weiss ein deutsches Herz voll und ganz zu würdigen. Zu schnell verstrich die kurze Stunde des Aufenthalts und langsam fuhr das weisse Schiff wieder aus der uns lieb gewordenen Bucht. Der Abend war für uns einer der fröhlichsten von der ganzen Reise. Ihm zu Ehren öffnete ich auch meinen kleinen Weinkeller und hatte uns die malayische Frau eines der Stationsleute frische, kleine Reiskuchen gebacken. Es waren diese ein Leckerbissen für uns. Sie v^erden aus Reismehl, Eiern, Butter und Zucker hergestellt. Ich war glücklich, viel liebes und gutes aus der fernen Heimat zu hören, durch R.'s Ankunft gab's Neues zum Plaudern und belebende Ideen, um nach Kräften das Ziel der Expedition zu fördern. Später als ge- wöhnlich trennten wir uns. Während der ganzen Nacht goss es in Strömen. Am folgenden Tage ward eine gründliche Revision 17 unseres durch R. nunmehr vervollständigten Gepäcks, welches uns durch Versehen der Schiffsgesellschaft zur Hälfte nur in Padang ausgeladen war, vorgenommen. Hierbei zeigte sich manches wenig erfreuliche, aber was half alles klagen! Ich konnte froh sein, mit wissenschaftlichen Arbeiten nunmehr im ganzen Umfange beginnen zu können, Rostados hatte das seiner Zeit vom Mogdigliani bewohnte Häuschen bezogen und sich darin sehr nett eingerichtet. Ein kleines Herophon, welches er mitgebracht hatte, fand ungeteilten Beifall bei uns und den Insulanern, da es deutsches Fabrikat war, so fanden sich mancher Strauss^sche Walzer und echt deutsche Lieder in seinem Repertoir. 2. Dorf besuch. Noch einmal sollte es uns vergönnt sein, si Oban zu sehen. Am 20. September 1897 wurden wir wieder in Begleitung des dimata si badja i-otu in zwei kleinen Booten nach dem Dorf gerudert. An der Mussmündung trafen wir eine Menge Weiber bis unter die Achselhöhlen im Wasser stehend und mit dem panu, einem grossen an zwei 12 Fuss langen dünnen Bambusstäben befestigten Fischköcher fischend. Bald entrollte sich wieder vor unseren Augen das grossartige Landschaftsbild des Flusses. Ich bemerkte diesmal einige Kokosnusspalmen, welche von den Eingeborenen mit Sago- palmenschäften ziemlich in der Mitte der Stämme bekleidet waren. Als ich mich nach der Ursache dieser eigenartigen Bekleidung erkundigte, wurde mir gesagt, dass diese glatten Schäfte die Eichhörnchen am Heraufklettern auf die Bäume sowie am Benagen der Nüsse verhindern sollten. Von den hier vorkommenden Ratangarten unterscheiden die Eingeborenen 8 Stück. Die öfters zahlreich am Ufer auftretenden ernsten Nipa- palmen sind auch ein Handelsprodukt der Insulaner. Entweder gehen die ganzen Wedel in getrocknetem Zustande nach Padang, wo sie zum Dachdecken als sogenanntes Atap benutzt werden. Im anderen Falle werden die Blattstiele mit grosser Vorliebe von den Malayen zur Herstellumg von Cigarettenhülsen gebraucht. Weiter bemerkte ich wiederum auf meiner Bootfahrt in dem Fluss die kleinen ca. 172*^2 Fuss langen Sagostämmchen, die 2 18 durch Klammern vermittelst Rotang untereinander verbunden waren und am Ufer befestigt in dem FIuss schwammen-, ausser- dem noch waren auch Stamm chen von tümun (tratang) (= ta- rangtang) (Buchamania auriculata; Anacardiaceae?) in dem Fluss zu sehen. Diese bleiben nun ungefähr 4 Monate liegen, bis sich Larven toik (mal. kapdung) daran gebildet haben, welche von den Eingeborenen mit Genuss verspeist werden. Auch die den Todten geweihte Stätte zeigte mir unser Dolmetscher durch einen leisen Wink. Endlich war das Dorf erreicht, nachdem wir an Sa koi- koi vorüber gefahren waren. Wir betraten wieder das grosse, gastliche Haus unseres alten Freundes si badja i-otu imd fanden diesmal mehr Gelegenheit, uns darin umzuschauen; so möchte •ich denn meinen ersten Besuch ergänzen. Wir legten genau denselben Weg auf erhöhtem Steg nach dem Hause des dimata zurück, wie wir ihn bereits kannten. Munter tummelte sich in Pfützen zu unseren Füssen das schwarzgraue Borstenvieh. Es wurden uns von unserem freundlichen Wirt sein grosses Haus- heiligtum (iiälau üma) gezeigt, dasselbe bestand aus ver- schiedenen, heilbringenden Blättern, welche in Stoff gewickelt waren. Dieser wurde durch einen Rotangstreifen zusammen- •geschnürt gehalten. Ein Berühren des Fetisch war uns ver- boten worden; auch hier galt der Grundsatz alles ansehen, nichts anfassen. Nachdem wir das Heiligtum einer genügenden Okular- inspektion gewürdigt hatten, zeigte uns der rimata die Frauen- gemächer, diese befinden sich nur im grossen Hause und im- ponierte mir der Schieber verschluss der Thüren, während dieselben selbst mit Tieren wie Hirsch, Affe, Vögel, Hähne verziert waren. Ein reizendes Bildchen von sich lausenden Affen sahen wir beim Eintritt in das Häuptlingshaus an einem kleinen Brette hen, welches links den Raum zwischen dem weit ausladenden Dach und der Hauswand ausfüllte. Auf der rechten Seite befand sich als Pendant eine Hirschkuh, die von einem Hund gebissen wurde. Im Hause bemerkte ich diesmal ein zierliches Gestell für die Raspeln zum Zerkleinem der Kokosnüsse. Besonders anziehend wirkten die geschnitzten 19 Bretter, auf welchen die geheiligten Hirschschädel ohne Unter- kiefer befestigt waren; reich ausgeschnitten wirkten sie sehr hübsch in dem Halbdunkel des Raums. Das grosse Fischnetz für Seefische und Meerschildkröten wurde in 5 Eimern von tarap mal, madan prawas (Polyadenia lucida Nees) aufbe- wahrt. Die Schädel der geheiligten Schildkröten waren auf kleine Stöcke gezogen ; auch sahen wir die grossen Holz- schüsseln, aus denen die geheiligten Tiere wie Hirsch, Affe, Schildkröte und Schwein vom rimata an die Dorfbewohner im pünän verteilt wurden. Auch das auf dem Bodenraum aus 3 grossen 3 — 5 m langen, mit einem Schlitz versehenen Bam- buscylindern bestehende tudü-kat, ein Musikinstrument, zeigte uns der Hausherr, wobei wir eine eigentümliche Treppe be- steigen mussten. Dieselbe bestand aus einem viereckigen •Balken, in welchem quadratische Löcher als Stufen eingestemmt waren. Als wir genug geschaut, wurde uns von dem alten rimata in der liebenswürdigsten Weise eine echte Mahlzeit der Ein- geborenen serviert. Unser Menü bestand aus gätä (Colocasia esculenta) mit darüber geriebener Kokosnuss, während wir die sogenannte Milch derselben als augenehm kühlendes Getränk dazu aus importierten Tassen tranken. Ferner hatte unser aufmerksamer Gastgeber uns ein Näpfchen mit Wasser zum Reinigen der Finger nach dem kleinen Liebesmahl hinstellen lassen. Die Speisen wurden uns auf einer .Matte in einem irdenen, importierten Napf serviert. Wir hockten im Kreise herum, während die Dorfbewohner lachend zusahen, welch' komisches Bild wir ihnen, mit den Händen essend darboten. Auch für Abwechselung beim Essen sorgte der alte si badja i-otu. Er zeigte uns mit gewissem Stolz die Trikolore der Holländer und ein Gouvernementsschreiben, in dem er von der Königlich holländischen Regierung als Dorfoberhaupt anerkannt wurde, ferner die eigenartigen aus bunten Stoffen verfertigten Tanzschürzchen, welcher sich die Tänzer bei Aufführung eines Tanzes bedienen. Mein Sammelherz wollte natürlich diese gleich erwerben, aber sie waren ta-kä-käi-käi (d. h. mit diesem 20 Wort bezeichnen sie den Inbegriff aller sittlichen Gebote) und konnte ich ihn nicht zum Tauschhandel bewegen. Nach dem Essen besichtigten wir die 2 grossen ka-läba unseres Hausherrn. Es waren dies grosse Boote von 20 Schritt Länge und 4 Schritt Breite, In diesen geht das Dorfoberhaupt mit seinen ganzen Bewohnern, abgesehen von Kindern, alten, schwächlichen Personen auf Fischfang. Das eine der Boote fasste 120, das andere 85 Personen. Bei unserer Rückkehr begegneten wir wieder 8 Boote, aus denen die Weiber bei unserer Annäherung geflüchtet waren, trotzdem wir die Heimfahrt in Begleitung des rimata machten. Meinem Begleiter hatte ich versprochen, ihm die Stätte der Todten, die uns aufs strengste untersagt war zu betreten, zu zeigen. Dichtes Bambusgebüsch, tief über den Fluss sich hin- abneigend, bezeichnete den Ort. Als ich Achtung Herr Doktor rief, der in einem anderen Kahn vorausfuhr, hörte ich später von meinem Begleiter folgenden interessanten Zwischenfall. Dem malayischen Regierungsagenten war mein Ruf aufgefallen, und frug er Herrn Dr. Morris, was sagte Herr Maass, worauf dieser antwortete, dass ich die Gegend hübsch fände. Im vor- wurfsvollen Tan fuhr dann dieser von Misstrauen erfüllte Malaye fort „und weiter nichts", worauf Dr. M. erwiderte, „nein, was soll er denn noch gesagt haben". Dass sein Verdacht eigentlich noch mehr eine Rechtfertigung fand, wurde durch den Umstand erhöht, dass wir unseren zur eventuellen Erlangung einiger Schädel engagierten Malayen nicht weit ab von der Todtenstätte zu meiner grossen Freude auf dem Flusse fischend fanden. Schädelwäsche. Meine Annahme hatte mich nicht ge- täuscht, denn als die Dunkelheit eingetreten, wurde uns von unserem Dolmetscher die erste Sendung Köpfe avisiert und zum Fenster lautlos in einem Sack hineingereicht. Der Be- achluss des Tages war nun der Schädelwäsche gewidmet. Ich kann gerade nicht behaupten, dass sich durch diese mehr als notwendige Manipulation in unserem engen Räume der Geruch des „Parfüms der königlichen Gemächer*' verbreitete. Ameisen 21 grösster Art, fette Milden kämpften in der dicken Brühe von übermangansaurem Kali und Sublimat mit dem Tode; kaum konnten wir Herr der schnellfüssigen Vertreter aus der Familie der Hautfltigeler werden, während die trägeren Maden lautlos in der roten Sauce untersanken. Der Anblick der 6 Sclikdel der Siobaner in unserer Waschschüssel war in dei* Ver- fassung, wie sie uns überliefert waren, keineswegs erfreulich, da sie von Erde, Schmutz und Ungeziefer starrten, und doch kam über mich mit einem Mal ein wohlthuendes Gefühl, wie sie ihre grossen, dunklen Augenhöhlen auf mich richteten, als wollten sie sagen, wir bekommen jetzt einen besseren Platz für die Zukunft. Um Ve^ Uhr, noch in tiefer Dunkelheit, befreiten wir unsere stummen Schlafgenossen aus dem Bade, versenkten sie in die bereit gehaltene Kiste, während der Doctor und ich hinausschlichen, das Bad ins Meer der Vergessenheit zu be- fördern. Mit der Lampe leuchtend, stand ich mit meinem Be- gleiter am Ufef des vom matten Schein des Mondes beleuchteten Meeres, während er nach Zähnen und anderen kostbaren Resten in den Rückständen der Schüssel Unischau hielt. Plantagen. Um die Sitten Und Gewohnheiten der Insu- laner besser beobachten zu können, besuchten wir sie öfters in ihren uns nahe liegenden kleinen Gärten. Der Weg führte uns gewöhnlich auf einem kleinen Flusse durch eine prächtige Mangrove - Landschaft* In der Nähe eines Bootsschuppens verliessen wir dann unser kleines Fahrzeug und spazierten zu Fuss durch die wunderbare ürwaldlandschaft zu den kleinen Siedelungen der Eingeborenen. In diesen befinden sich auch mehrere kleinere Hütten mit dem dazu gehörigen Landstückchen. Es werden zwei Arten ton Wohnstätten unteröchieden, diejenige, welche sie am Tage während der Arbeitszeit bewohnen und welche sichtbat* gebaut ist, sapou §i ma-büak, d» h. das hohe Haus, und die versteckt liegende rusük genannt. In der ersteren kochen, essen sie, verwahren dort ihre für die Boden- kultur notwendigen Gerätschaften. Abends treffen sich die Männer mit ihrer Frau, auch Jünglinge und Jungfrauen in dem kleinen Hüttchen, dem rusuk. Dies enthält oft nur eine Lager- o o C3 2S Stätte für 2 Personen und ist dem Idyll für Schäfer stunden ge^ widmet. Ein reizender Spaziergang bot sieh uns eines Tages bei einer Bergbesteigung. Bei prachtvollem Wetter lenkten wir unsere Schritte durch die kleinen Gärten der Eingeborenen und den schönen Tropenwald. Es galt, einen kleinen Berggipfel zu erreichen^ obwohl mir Dr. Morris Schonung meiner banda- gierten -Beine/ die von den si nit-iiit — ein kaum stecknadel- kopfgrosses Insekt, welches zu den Moskitos zählt — : gräulich zerstoahexL waren, anempfohlen hatte, so drängte mich dennoch die Sucht, etwas zu sehen, meinem Ziele zu. Auf engem Pfad wanderte ich mit Herrn Kostados, dem Dolmetscher und einem Malaien durch die bezaubernde Landschaft des Urwaldes^ mal steil ansteigend auf lehmigem Boden, mit Korallenüberresten vermischt, dann wieder auf ebenem Steg dahin wandernd^ Häufig begegneten wir in dem schattigen Halbdunkel des Waldes den schönen, in intensivem Kot von altem Mahagoni leuchtenden Stämmen von Pisang rimba der wilden Banane, welche zu gigantischer Höhe hier aus dem fetten Erdreich empor geschossen waren ^ daneben wucherten Waldriesen, die sich mit schlanken Palmen und edelgefiederten Baumfarren mischten. Lianen, Rotang wanden sich zur schwindelnden Höhe an den Urwaldgiganten empor. Kein Fernblick, alles nur gewaltige Fülle der Tropenflora, die sich in ihrer üppigen Schönheit dem Auge darbot. So stieg ich langsam empor unter Benutzung von Wildstegen, endlich ein Ausblick. Talatta, da lag es vor uns, das unermessliche Weltmeer in seiner erhabenen Grösse. In der sonnig lachenden Landschaft zu unseren Füssen die winzigen Pflanzungen meiner brauneu Freunde. Aus dem safterfüllten Grün der Bananenheime hoben sich die kleinen, von der Sonne . gebleichten Atapdächer der Hütten hervor. Dichter , Urwald rahmte mit seinem ernsten Grün das liebliche Bild der schönen Landschaft ein. Wie ein schützender Gürtel schloss der Waldessaum die kleine Menschen- siedelung gegen das Meer mit seinen bläulich-violetten Farben- 24 tönen ab, während feine Dunstwölkchen den fernen Horizont in ihren Schleier hüllten. Auf unserem Rückweg machten wir eine kurze Rast in einer jener versteckten Hütten, dem sog. rusuk. Es war eine verfallene Stätte, die mir nur zuflüsterte, die Tage der Rosen sind jetzt fern von mir, erloschen ist das Feuer auf dem Liebesaltar, das lodernd einst Hymen anfachte. Bei vorgerückter Mittagszeit gelangte ich wieder zu meiner luftigen Veranda und war froh, von den Eingeborenen nicht gesehen worden zu sein, denn sie hätten mir diesen köstlichen Naturgenuss gewiss entzogen, weil auf dem bestiegenen kleinen Hügel der böse Geist (s'a-nitu) hauste. Ich habe ihn nicht ge- sehen, nur eine kleine Eule sass stumm auf einem Zweig hoch oben und richtete ihre grossen, fesselnden Augen fragend auf mich, als wollte sie dem Wanderer ein „Zurück" durch ihren Blick aussprechen. Ein letzter, leider misslungener Ausflug war unsere Fahrt nach den Nassau - Inseln. Am 17. August 1897 traten wir die kleine Reise an, die zunächst nach der landschaftlich schönen si-kakap-Strasse gehen sollte. Ein prächtiger Anblick war es, die zur Abfahrt seeklar gemachte, schmucke Regierungs- prau in der kleinen Bucht zu sehen. Der Regierungsagent alias Posthalter hatte uns seine 4 Quadratmeter grosse Kabine mit nur 2 Luftlöchern und einer Thür, welche dem Räume das Tageslicht zuführte, in freundlichster Weise abgetreten. Wir sind im Ganzen 13 Personen an Bord, unser Fahrzeug hat ■eine Länge von 12 Meter bei einer mittleren Breite von 3 Meter. Ein leichter Wind schwellte die schneeigweissen Segel, wir fuhren mit östlichem Kurs längs der Küste unserer Insel, die mir dasselbe landschaftliche Bild, wie auf der Fahrt nach den Dammargärten, zeigte. Nachmittags 4 Uhr mussten wir leider w^egen zu schwachen Windes in der kleinen niedlichen Bucht von si-gitji vor Anker gehen. Einige Boote mit Insassen aus dem nahe liegenden Dorfe gleichen Namens begrüssten uns, und konnte ich wenigstens noch einen Beilstiel erhandeln. Schon nahte die Stunde der Dämmerung, die ersten 25 leichten Nebel zeigten sich bereits über den Bäumen der vom dunklen Waldesgrün eingerahmten Bucht. Die Sonne war bald in jener fesselnden Schönheit, wie sie nur hier in der reinen Luft der Tropen untergehen kann, hinter den Baumwipfeln verschwunden; das intensive Rot des Abeüdhimmels leuchtete noch als reflektierender Scheidegruss. Schüchtern kam die Venus mit ihrem Strahleüglanz im Dämmerlicht heraus; bald folgten die übrigen Stenie. Herrlich war der Anblick dieser südlichen Himmelspracht. — In unserer Kabine war dagegen eine Hitze zum Umkommen. Ich versuchte mich für die Nacht auf dem Dach derselben häuslich zu etablieren, aber die Mos- kitos plagten mich so schrecklich, dass ich kaum eine Stunde Schlaf fand; froh war ich, als um YgS Uhr morgens die Prau wieder zur Reise klar gemacht wurde. Der Wind trieb uns jedjK^h nach der Küste von Sumatra, dazu kam noch, dass ein Gewitter niederging und ich jetzt gezwungen wurde, meine Zu- flucht in die heisse, stickige Kajüte zu nehmen. Jeder be- lebende Luftzug von aussen war wegen des hineinschlagenden Regens uns abgeschnitten worden. Eine stark russende, kleine Petroleumflamme erhellte unsere Behausung, die wir jetzt noch mit dem Posthalter und Dolmetscher teilen mussten; dabei schaukelte unser Schiffchen tüchtig. Gegen Ygö Uhr hörte der Regen auf; ich begrüsste den Moment, wo ich auf dem kleinen, nassen Deck — seekrank natürlich — mich hinhocken konnte. Der Wind, welcher nunmehr stark die Segel blähte, trieb uns jetzt erst recht, trotz aller Kreuzungsmanöver, gen Sumatra. Auf bedenklich schiefer Ebene, dem Dach unserer Kabine, nahmen der Doctor und ich, beide ziemlich abgespannt, den Frühimbiss, aus Reis mit Milch und Cakes bestehend, ein. Zu air den Unbehaglichkeiten kam- noch der Umstand, dass uns derKapitän unserer Prau sagte, wirmüsstenwiedernachHause zurückkehren, da der Wind zu ungünstig sei. Um 12 Uhr ge- langten wir auch dann ermattet und ich speziell sehr angeärgert wegen des Missgeschicks, welches uns sobald zur Rückkehr zwang, wieder auf der Station an. Die Hofihung jedoch, in den nächsten Tagen bei besserem Winde nicht wieder ein 26 Opfer der Naturmächte zu werden, versuchte mich zu trösten, aber es hatte nicht sollen sein. Trotz des schönen Sonnenuntergangs, welcher in seiner intensiven Farbenpracht uns seinen Scheidegruss, als Trost über den verfehlten Ausflug spenden wollte, blieb der Himmel be- wölkt. Nur vereinzelte Sterne blinkten aus dem düstern Wolken- gemisch hervor, desto hübscher war der Anblick der in der Luft schwirrenden Glühkäferchen, oder wie sie hier und da auf dem grauschmutzigen Korallenboden lagen, gleich hellgrün fuhkelnden Smaragden im Dünkel der Naöht. Zwei Zwischenfälle. Im grossen Ganzen kamen wir mit den Eingeborenen recht gilt aus. Sie selbst sagten ja von sich ma-nä-nä bara kai, in freier Übertragung wir haben ein weisses Herz im Gegensatz zu unseren Stammesverwandten in si Berut. Nur einmal hatten wir einen kleinen Zwischenfall Wegen, photographischer Aufnahme von Weibern. Wie gewöhnlich sassen wir auf unserer luftigen Veranda, eifrig beschäftigt jeder in seiner Art, als sich einer unserer braune-n Freunde nahte und in ziemlich vernehmbarem Brustton der Überzeugung an Mr. Rostados wandte und von diesem das Negativ der auf- genommenen weiblichen Gruppe, die ich hier vorführe, haben wollte, weil die Frauen dadurch sterben würden oder Fieber bekommen; ja, der Mensch war so unverschämt, dass er in unsere Dunkelkammer eindringen wollte. Ich liess ihm durch den Dolmetscher bedeuten, wenn er sich nicht ganz manierlich betrage, würden wir sein Anliegen nicht berück- sichtigen. Natürlich war ich mir sofort darüber klar, dass von einem Herausgeben der Platte überhaupt keine Rede sein konnte, wir mussten den naiven Jungen täuschen. Mr. Rostados redete mir jedoch wiederholt zu, eine von den beiden Auf- nahmen zu opfern, um ferneren Streit zu vermeiden. Ich fühlte mich jedoch nicht dazu bewogen, denn wir mussten als tuan's unsere Autorität zu wahren suchen und gelang mir dies durch folgenden kleinen Trick. Mr. Rostados musste die Gruppe zu- nächst kopieren; ich kratzte während dieser Zeit von einer ganz anderen, verunglückten Platte die Schicht ab, so dass das Ö Pm 28 Glas nur blieb. Hierauf übergaben Avir dies nicht fixierte Positiv und die Glasplatte dem erregten sara-ina feierlich und bedeuteten ihm, dass wir das Bild von dem Glas auf das Papier gezaubert hätten und er nun beides behalten könnte. Augenscheinlich sehr erfreut, nahm das grosse Kind beide Ge-* öchfenke vergnügt mit und freute sich, dass es seinen Willen bekommen hatte, während wir von nun an kein Negativ mehr den Eingeborenen zeigten, um nicht in weitere Konsequenzen verwickelt zu Werden. Ein anderes Mal hatten sich die Eingeborenen sehr un- gehalten über uns zu ihrem zweiten rimata geäussert, weil wir ohne Erlaubnis den Berg der Teufels bestiegen uhd Hess uns derselbe ersuchen, wir möchten ihn von jeder ferneren Be- steigung benachrichtigen, weil sonst die Leute böse würden. Abfahrt von si Ob an. Bei den umfangreichen Zielen, die sich ein jeder von uns in seinem Ai*beitsgebiet gesteckt hatte, ein möglich abgerundes Ganze mit nach Hause zu bringen, flog die Zeit auf ihrem rastlos thätigen Webestuhl nur zu schnell dahin. Packen und wieder Packen war die Parole der letzten Tage; endlich waren 40 Stück zusammengeschnürrt, adressiert und nummeriert. Ich war ganz zusammengeklappt bei dieser Hitze und freute mich auf die kühle Seefahrt. Wir öchrieben den 22. September 1897, und entnehme ich meinem Tagebuch folgende Schilderung: Es ist in wenigen Minuten 2 Uhr, als uns das Kapal api (Dampfschiff) wieder gemeldet wurde. Wir stürzen uns rasch in unsere Reisetoilette, raffen in der Eile das letzte Gepäck zusammen, da fährt es auch schon ein das schöne, stolze, weisse Schiff. Von weitem werden uns durch Herrn Kapitän Loman Grüsse zugewinkt, die wir erwidern. Schnell ersteigen der Doktor und ich das Oberdeck, während Rostados alles zur Photographie vorbereitet. Eine schöne Tasse Thee wird uns kredenzt. Einige unserer braunen Freunde sammeln sich noch einmal um die weissen Männer, ihnen Lebewohl zu sagen und Geschenke zu erhalten. Die Dampfpfeife lässt ihren tiefen, gewaltigen Ton erschallen und lockt noch manchen der anderen braunen Insulaner aus ihrem 29 Dorf, die noch einmal die weissen tuan's (Herren) sehen wollen^ während dessen wird unser umfangreiches Gepäck verstaut. Eine Schar kleiner Boote nahte sich aus der Fluss- raündung; mit anmutiger Eleganz überwinden sie wieder die heute sich stärker geltendmachende Brandung. Behende er- steigen viele braune Gestalten mit alten, freundlichen Gesichtern das Schiff. Wir schwatzen und plaudern mit diesem oder jenem und verteilen all' die kleinen Geschenke, welche sich in unseren Restbeständen noch vorfinden. Endlich Y2Ö Uhr das Signal zur Abfahrt. M'-äi-at kai sara-ina rufen uns die guten Inselsöhne zu; wir antworteten kau-an-sara-ina ! (Nur zu, Freunde, lebt wohl!) Besonders schwer wurde mir der Abschied von si-samak radja Bilang, dem Regierungsagenten von si Oban, als wir uns zum letzten Male die Hand schüttelten ; voll Dankbarkeit drückte ich die braune, runzelige Rechte dieses unscheinbaren Mannes, der uns so viel Gutes stets erwiesen hatte und dem wir allein alle unsere Erfolge auf der Insel zu verdanken hatten. Schon wurde der Anker emporgezogen, als uns noch dieser oder jene braune Inselsohn in Dankbarkeit nach seiner Art umarmte, um dann Abschied zu nehmen. So leb denn wohl du grüne Tropeninsel, einst sehnte ich mich fort von deinem traulichen Gestade, heute scheide ich voll Wehmut im Herzen. Am Strande winkten uns die Statious- leute auch noch ein Lebewohl zu. Während unser Schiff aus der stillen grün umwobenen Bucht dahinglitt, leuchtete be- reits der purpurne Abendsonnenschein durch die Wipfel der stummen Urwaldriesen und sanft errötete Poseidons smaragd- grünes Element. Nochmals kamen wir an unseren Freunden von si Oban, die nach dem Dorf in ihren leichten Booten ruderten, vorbei, abermals tauschten wir winkend ein herzliches Lebewohl mit ihnen, welches sie ebenso oder rufend erwiderten. — Ich scheide voll Dankbarkeit gegen die guten Insulaner, die mir so manche nette Stunde schenkten; deiner aber, weltverlorene^ kleine Tropeninsel, werde ich oft im Leben und in der fernen 30 Heimat, wo mich mancher Gegenstand an die Bewohner, auf deinem gastlichen Gestade abermals erinnern wird, gedenken. — Schon tauchte Sol seine glut^rfüllte Fackel in das unab- sehbai'e Meer, als wir die Bucht von si Oban verlassen hatten. Unser Kurs richtete sich nach jenem Berge, auf welchem si a- bäu lagai das grosse Dorf liegt, wo die Seelen unserer Freunde 2um ewigen Frieden einkehren. In ernster Würde lag er vor uns der Berg des Jenseits und zeichnete mit seinen dunklen Urwaldbäumen scharfe Konturen gegen das regenerfüllte Grau des Abendhimmels. Von fern sahen wir die Insel Dau, jenes Fleckchen Erde, das den Seelen der Bewohner von tai barau als Ruhestätte zu ewigem Frieden dient. Bald umgab uns nächtliches Dunkel, die See wurde immer bewegter, w^ährend rastlos arbeitend uns das Schiff nach der Leuchtturminsel pulu Bodjo zu trieb. Am anderen Mittag liefen wir dann wohlbehalten in Emmahafen auf Sumatra wieder ein. Mich aber begleiteten die Worte eines Eingeborenen auf meiner Rückreise: „Mein Freund, wenn du noch weit auf dem Meere bist und die Berge deiner Heimat wiedersiehst, dann wird dein Herz erfreut sein." Kapitel IL Ethnographische Beobachtungen. I. Allgemeines. Geschichtliches Die ältesten Spuren, über das Vor- handensein der Mentawai-Inseln fand ich in alten Kartenwerken des Ptolemaeus. Im Jahre 1548 erwähnt er nur Samotra (Su- matra) und sind die Inseln noch nicht auf derselben vorhanden; erst dreizehn Jahre später 1561 hatte er dieselben als einzelne Inseln mit Namen eingezeichnet. Auf dieser Karte finden wir Si-Biru or Mantawai, Si Pora, Pagi. Ortelius nennt die ganze Inselgruppe in seinem Atlas von 1570 mit Isolas Doure, dagegen Mercator 1587 die Bezeichnung verte plate hat. Während im 31 17. Jahrhundert 1692 im Atlas iiouveau par Jaillot nur die grösste der Inseln mit „Isle la Fortune" und die Nassau- Inseln genannt werden. Im 18. Jahrhundert treten haupsächlich die Namen Goede Fortuyn für die nördlichste und Nassau für die kleineren südlicher gelegenen Inseln auf. Im 19. Jahr- hundert finden wir zu Anfang 1804 grosse Glücksinsel für Siberut. 1819 Sebearoo oder Groot Fortuyn und Goed Fortuyn (Sicobo). In der Mitte dieses saeculum wird die Inselgruppe Mantawi Inseln und Pagai (Nassauin sein) benannt. Zur näheren Kenntnis der Mentawai-Inseln möchte ich folgendes hinzufügen. Die einzelnen Inseln führen folgende Namen Goede Fortuyn oder Sai Berat oder Se Biru oder Nord Pora. Die südliche kleinere Mentawai-Insel wird mit Se Pora oder Süd-Pora bezeichnet. Geograhie. Die Mentawai, Mantawei oder Mentawi- Inseln sind eine Gruppe^ welche sich längs der West- küste von Sumatra hinziehen. Die Kette dehnt sich von N.O. bis SW. aus in einer mittleren Distanz von 120—140 Kilm. Zu ihr gehören 4 grosse und 17 kleine Inseln, welche einen Flächenraum von ca. 11000 Dkm repräsentieren. Die Inseln liegen 59'— 3^ 41' südl. Breite und 98« 30'— 100« 40' östl. Länge von Green wich. Die beiden nördlichen Inseln, das heutige si Berut und Pora werden mit den naheliegenden kleinen Eilanden eigentlich im engeren Sinne die Mentawai-Inseln ge- nannt, während die zwei im Süden gelegenen Inseln von den vorigen durch die Meerenge von Pora, auch Nassaustrasse, ge- trennt, Nord- und Süd-Pagehmit den benachbarten unbedeutenderen Inselchen die Pageh, Poggi oder Nassau-Gruppe sind. Trotz dieser willkürlichen Teilung bilden die beiden Gruppen ihrer Lage und geographischen Ansicht nach ein einheitliches Ganze, welches jetzt den malayischen Namen Mentawai-Inseln trägt. Die Leute von si Berut nennen Süd Pora heute si kobo und die Nassauinseln si ka lagän auch sa ka lagän d. h. Dorf- bewohner. Die Eingeborenen von Süd Pora sagen zu si Berut „sa bu'ut (d. h. die Maus)", die Nassauinseln bezeichnen sie mit 32 Sa ka lagan, einen besondern Namen für jede dieser Inseln haben sie nicht. Sie selbst nennen sich si ka lä-lägat, während sie zu Süd Pora, also derjenigen Insel, die sie bewohnen tobo lagai sagen. Dies ist nun kein eigentlicher Name für die Insel, sondern bezeichnet die Gesamtheit der Dörfer. Da wir uns in den folgenden Seiten ganz besonders mit den si ka lä- lägat beschäftigen werden, so möchte hierbei gleich erwähnen, dass sie Pandang die Haupt- und Residenzstadt der Westküste Sumatras mit Para auch Parak bezeichnen. Die Bewohner von Nias nennen sie si oder sa bägra. Die Malaien haben von ihnen den Namen sa-s'a-räu d. h. die Fernen erhalten. Der Europäer wird mit dem malayischen Wort tuan Herr angeredet. Die Nassauinsulaner haben für si Berut und Süd Pora den gemeinschaftlichen Namen si kobo; ihre Inseln nennen sie sa ka lägan. (Dorfbewohner). Die Malaien haben für alle Inseln die bereits anfangs er- wähnten Sammelnamen, neben den gleichzeitig genannten Sonder- namen für die einzelnen Inseln. Die Inseln sind vulkanischer Formation und Erderschütte- rungen kommen dort häufig vor. Die Oberfläche derselben kann man im grossen ganzen als flach bezeichnen, selten steigen die Hügel über 150 mtr. oder gar 200 mtr. empor. Die Ufer sind stellenweise reich gegliedert und Buchten für gute Ankerplätze vorhanden. Korallenrifi'e umgeben die ganze Inselkette, die Wasserläufe sind von geringer Bedeutung und Zufluchtsorte für Krokodile, sowie Leguane. Die Fauna und Flora erinnert an die der Batuinseln. Politische Verhältnisse. Administrativ unterstehen die Inseln der Residentschaft Padang auf Sumatra, Die Königlich holländische Regierung hat von den Inseln am 10. Juli 1864 nominell Besitz ergriffen und hält dort einen malayischen Re-. gierungsagenten, der wieder einen Kontrolleur in Padang zum Vorgesetzten hat. Die Inseln sind bis jetzt noch nicht von der kolonisatorischen Thätigkeit der Holländer ergriffen worden, sondern beschränken sich diese darauf, dass der Regierungs- agent dieselben besucht und Streitigkeiten besonders zwischeii 33 malayischen Händlern und Eingeborenen zu schlichten sucht; auch hat er sein Augenmerk darauf zu richten, dass die kleinen malayischen Handelsfahrzeuge nicht durch die Eingeborenen ausgeplündert werden. Bei derartig vorkommenden Fällen 'Unter- nimmt gewöhnlich die Königlich holländische Regierung mit dem Gouvernementsdampfer eine Strafexpedition, um den räuberischen Stamm energisch zu züchten. Ich konnte jedenfalls die Be- merkung machen, dass der jetzige Regierungsagent es ungemein verstand mit den Eingeborenen zu verkehren und wurde mir von den Stationsleuten versichert, dass die Insulaner si-Samak radja bilang wie einen Vater verehren. Ausserdem beherrscht er vollkommen ihre Sprache, sowie Dialekte und ist sehr beliebt. Beiläufig bemerkt wohl der beste, sowie zuverlässigste jetzt lebende Kenner der Mentawai-Inseln. Bei uns hat sich der tuan passedor, wie er gewöhnlich genannt wurde, ein unver- gessliches Denkmal durch seine geradezu aufopfernde Unter- stützung gesetzt. Besonders wird mir dies noch Dr. Morris bestätigen, dem er einfach durch die tiefe Kenntnis der Sprache unersetzbar wurde» Die einzelnen Inseln. Die am meisten nördlich ge- legene Insel von der Gruppe ist zugleich die grösste derselben si Berut auch Mentawai, Nord Fora, Goed Fortuyn genannt. Im Norden wird sie durch die si Berut Strasse von den Batu Inseln getrennt, im Süden bildet die Scheide von der Insel Si Pora die Seeblumenstrasse. Bei einer Länge von 110 km hat sie eine Breite von 32 km. Als gute Ankerplätze möchte ich die Bai von si Berut und Ka-to piiian auf der Ostseite erwähnen und die Bucht von ka-torai, in welcher der grösste Fluss der Insel der ka-torai mündet, an der Südseite. Auf si Berut be- finden sich 13 Dörfer mit ca. 7000—8000 Einwohnern zu- sammen. Von den naheliegenden kleinen Eilanden ist das grösste Karawatjet auch Midden Pora oder Coeos-Insel genannt Dieses Inselchen ist näher an si Pora gelegen, welches wir später näher kennen lernen werden. Während die Seeblumen- strasse wieder die Trennung der Insel si Pora von si Berut im Norden bedingt, ist auf der südlichen Seite die NasßÄUstrasse 3 34 als Scheide dieser zweitgrössten Insel vorhanden. Die dritte ihrer Lage und Grösse nach ist Nord-Pageh, getrennt von der vorigen wieder im Norden durch die bereits erwähnte Nassau- strasse und von Süd Pageh durch die landschaftlich schöne si kakap Strasse, in deren Mitte mehrere kleinere Inseln zer- streut liegen. Die Bai von si labu mit gleichnamigem Dorf befindet sich an der Ostseite. Die Insel hat eine Länge von 40 km und ist 25 km breit. In 6 Dörfern sollen ca. 1300 Be- wohner sich befinden. Die südlichste und zugleich kleinste der Inseln Süd Pageh hat nur 40 km Länge und ist sehr schmal, so dass die Breite 10 km nur beträgt. Die Einwohnerzahl ver- teilt sich auf 6 Dörfer mit 1300 Seelen. Das südlichste Knp trägt den Namen Südhoek. Im SO dieser Insel und durch die Meerenge von Addington getrennt, befindet sich eine kleine aus 3 Inseln bestehende Gruppe Sanding ketjil, Sanding besar und Mego oder Biriloga. Diese letztere ist 100 km von Süd Pageh und 190 km NO von Engano gelegen, welches im Süden die westliche Inselkette von Sumatra abschliesst. Speziell „S. Pora". Wir haben uns nunmehr speziell mit si Pora oder Süd Pora auch Si Pora, si Kobo, auch holländisch geschrieben Sicoboe; malayisch Pageh tengah endlich noch von den Eingeborenen Tobo lagai genannt zu beschäftigen. S. Pora ist die zweitgrösste der Inseln in der Mentawai- Gruppe und hat eine Länge von 60 km, welcher eine mittlere Breite von 30 km gegenübersteht. Die Bewohner von Pageh tengah sind seit alten Zeiten von si Berut eingewandert, weil sie die Streitigkeiten mit den Eingeborenen von si Berut auf die Dauer nicht ertragen konnten. Die Gestalt der Insel ist einem Tra- pezoid ähnlich. In 9 Dörfern (lagai) werden 1400 — 1500 Be- wohner im ganzen angenommen. Die hauptsächlichsten Buchten befinden sich auf der Ostseite und ist die uns am meisten interessierende von si Oban zunächst zu nennen, weiter wären noch Plana, silabalaba und nach dem gleichnamigen, bedeutenden Dorfe si gitji zu erwähnen. Die Bucht von Sioban. Die Bucht von Sioban^), ^) Cfr. Litteratur-Verzeichnis No. 12. 35 welche auf dem 2^ 10' 15" S. Br. und 99^ 44' 15" Ö. L. ge- legen ist, hat eine Lange von ca. 1 Seemeile in der Richtung von NW nach SO. Sie greift ungefähr 900 mtr. tief ins Land hinein. Die SO. und NW Huk dieser Bucht, welche 900 mtr. weit von einanderliegen, sind niedrig und mit Bäumen be- wachsen. Von beiden Huken erstrecken sich Korallenriffe in den Eingang der Bucht. Dasjenige an der SO., ca. 170 mtr. und dasjenige an der NW. Huk ca. 100 mtr. weit, so dass zwischen beiden nur eine tiefe Wasserrinne von ca. 600 mtr. verbleibt. Nördh'ch und südlich des in diese Bucht mündenden si Obanflusses liegen längs der Ufer trockenfallende Korallen- riffe, von denen das nördliche ca. 250 mtr. breit ist. In dem östlichen Teil der Bucht längs des Südufers befinden sich Korallenriffe von ca. 100 mtr. Breite, auf deren äusseren Enden einige Steine über Wasser liegen. Li der Mitte der Einfahrt sind 63 mtr. Wasser und diese Tiefe nimmt nach den Einfahrt- huken hin bis auf 21, 6 und 19,8 mtr. ab. Diese letzteren Tiefen sind dicht bei den vorher erwähnten Riffen. Nach innen zu nimmt die Wassertiefe erst langsam bis auf 18 mtr. und dann sehr rasch bis auf 9 und 5,5 mtr. ab. Diese letztere Tiefe ist dicht an der Bank, welche im südlichen Teil sich längs der Küste erstreckt. Der Grund besteht aus blauem Schlamm. Der beste Ankerplatz in dieser Bucht ist in folgenden Peilungen: „Nördliche Einfahrtshuk in rw. N. z. W. 1/9 W, die Fluss- mündung in rw. SW. z. W. Y4 W. und die südliche Einfahrts- huk in rw. OSO. V2 Ö." Die si Oban Bucht ist bei trüber Luft nicht gut zu er- kennen, weil die niedrigen bewachsenen Einfahrtshuken sich nicht vom Hinterlande abheben. Die beste Erkennungsmarke ist die 1 Sm. nördlicher gelegene kleine Pasakiat Bucht, welche am Eingänge längs den Einfahrtsspitzen weissen Sand- strand hat, und dieser ist auf grosse Entfernung sichtbar. Die Flut setzt längs der Küste nach Süd und die Ebbe nach Nord. Die grösste beobachtete Stromgeschwindigkeit betrug 2 Sm. in 4 Stunden. Das Dorf si Oban. Das Dorf si Oban, welches die 3* 36 Domäne meiner Studien werden sollte, liegt an dem gleich- namigen Fluss eine Stunde Ruderns aufwärts, in westlicher Richtung von der Station und war der alte si badja i-otu zur Zeit meines Besuchs Dorfoberhaupt, auch wurde er als solcher von der Regierung anerkannt. Si Oban zerfällt in 3 Bezirke, von denen jeder wieder ein Dorfoberhaupt besitzt, sowie einen stellvertretenden riraata. Gleichfalls befinden sich in jedem derselben je ein grosses Haus als Sitz des Häuptlings und wird dieses von einer Anzahl kleinerer, Familienhäuser läläp und rusuk umgeben. Die 3 Bezirke von si Oban, wie schon im 1. Kapitel erwähnt, heissen tai kärusuk, tai bau üma, sa koi- koi, die zu ihnen gehörigen rimata sind der bereits vielfach genannt si badja-i-otu, si sarak und si tan aka. Die Häuser- anzahl wurde mir für den 1. Bezirk auf ein grosses Haus 37 Familienhäuser (läläp) und 10 kleinen Hüttchen (rusuk) ange- gegeben-, für sakoi-koi ein grosses Haus und 20 läläp, endlich in der letzten Siedelung ein grosses Haus und 21 läläp. Seelenanzahl. Die Seelenanzahl ist im Zunehmen be- griffen und konnte ich auf Grund der Angaben von v. Rosen- berg für die einzelnen Landschaften folgendes ermitteln. Auf der Insel Süd Pora: Landsch. si Oban n. Rosenberg 100 Seelen. Im J. 1897 200 Seelen, f 100 tai ala oinan „ „ 300 „ „ „ pora „ „ 150 „ „ „ si matobä „ ,, 200 „ „ „ si beri ma-nua „ . „ 150 „ „ „ si beri ulan „ „ 200 „ „ „ si bosua „ „ 100 „ „ „ si gitji „ „ 50 „ „ „ si barau „ „ 200 „ „ „ Jedes dieser Dörfer bildet eine Landschaft für sich. Bevölkerung. Was nun die Bevölkerung anbetrifft, so werden in derselben, wie es zuweilen bei einigen anderen Naturvölkern vorkommen kann, keine besonderen Schichten unterschieden. Die Eingeborenen der Mentawai Inseln sind nach der Ansicht unseres verdienstvollen Landsmanns von Rosenberg rein poly- nesischer Rasse, während Dr. Junghuhn sie den Battaks 400 j, t 100 ? „ ? ,, 150 ^, ? „ ? ,, 300 jj t 250 300 ,, t 100 37 verwandt hält. Der Assistent Resident Mess, welcher im Jahre 1870 die Inseln besuchte, zählt sie zu den Malayen. Ich möchte mich zu der Ansicht hinneigen, dass wn'r es hier mit einem versprengten Rest der Urbevölkerung Sumatras zu thun haben, der zu der grossen malayo polynesischen Völkergruppe gehört. Auf Grund seiner Sprachforschungen hatte mein Begleiter Herr Dr. Morris gefunden, dass der Stamm der Mentawai Insulaner zu denjenigen zählt, w^elcher seiner Sprache nach, den malajodajakischen Typus repräsentiert. Die Eingeborenen sind von mittleren Wuchs, ca. 150 — 170 ctm., die Frauen kurz und gedrungen gebaut, verwelken rasch infolge zu frühen Oeschlechtsgenusses und langen Säugens der Kinder. Die Hautfarbe ist ein gelbliches Braun; sie liegt bei Kindern nach der Broka'schen Farbentafel zwischen 36 und 37, bei Jünglingen und Mädchen, sowie Männern und Frauen zwischen 28 und 43. Sie haben eine weiche Haut und sanfte Konturen in ihren Körperformen; selten sieht man prägnante oder gar rohe Gesichtszüge; das Haar ist schwarz, öfters sanft wellig, obwohl etwas straffer, als bei den reinen Polynesiern. Die Schädelformen sind vorwiegend kurzköpfig. Interessant w^ar es mir nur die ersten ganz simplen Anfänge einer Mischkultur feststellen zu können und zwar zwischen Malayen mit Töchtern der Eingeborenen; ob auch ein umgekehrtes Verhältnis bereits entwickelte Keime auf den Inseln hat, konnte ich trotz verschiedener Fragen nicht erfahren. Ich glaube jedoch dies verneinen zu dürfen, da gewiss derartige Fälle dem Regierungsagenten bekannt gewesen sein dürften. Von 3 in der Bucht von si Oban ansässigen Malayen hatte sich der eine vollkommen durch Tätowierung, Haartracht und Schmucksachen mentawisiert, während die beiden anderen ihr malayisches Exterieur beibehalten hatten; ebenso hatten zw^ei von diesen Malayen den Hüttenbau der Insulaner angenommen, während der dritte zu den Stationsleuten zählte und in einem der kleinen malayischen Gouvernementshütten wohnte. Später lernte ich noch einen anderen mentavisierten Malaien aus Tai ala oinan kennen. Hat ein Malaye die Absicht, sich unter den Insulanern anzusiedeln, so kann er durch Tausch von 38 einem guten Freund ein Stückchen Land erwerben, oder durch Heirat mit einer Eingeborenen dasselbe erhalten, jedoch bleibt dies Eigentum der Frau. Im grossen Ganzen leben nur eine sehr beschränkte Anzahl von Malaien auf den Inseln, besonders aber in den Dörfern. Der Grund hierfür ist darin zu suchen, dass es ihnen zu schwer fällt, sich in die Menge der pünän Gebräuche einzuleben und diese dann streng zu befolgen, ausserdem neigen die Eingeborenen der Ansicht zu, dass eine Nichtbefolgung ihrer heiligen Gebräuche Krankheiten im Dorfe entstehen lassen könne. Es liegt nun naturgemäss bei derartigen Anschauungen nahe, dass den eingewanderten Malayen zuerst bei grösserem Umgreifen von Krankheiten diesen die Ent- stehung vorgeworfen würde. Flottante Bevölkerung. Eine flottante Bevölkerung im engeren Sinne ist nicht auf den Inseln vorhanden. Den weitaus grössten Kontingent von Händlern stellt die chinesische Jlasse, Sie haben ihren Wohnsitz hauptsächlich in Padang auf Sumatra, Politsche Verhältnisse in si Oban. Die politischen Verhältnisse liegen folgendermassen: Die Regierung eines Dorfes wird von einem Dorfoberhaupt, dem noch ein zweiter Unterhäupt- ling beigeordnet ist, repräsentiert. Die Würde dieser Stellung bezeichnen die Insulaner mit dimata auch rimata; wobei sie den grossen s'a-bäu und den kleinen si goiso bezeichnen. Seine ausübenden Funktionen, sowie Machtsphäre liegen mehr auf reli- giösem, wie weltlichem Gebiet. Es kann die Würde eines Dorf- oberhauptes erblich sein, doch ist's nicht eine conditio sine qua, vielmehr tritt häufig auch der Fall ein, dass nach dem Tode desselben ein älterer verheirateter Mann dazu erwählt wird. Ist ein kleiner rimata gestorben, so dauerts oft längere Zeit, bis diese Stellung wieder besetzt w^ird. Die Vereinigung mehrerer Dörfer zu einem grösseren Verbände kann gleichfalls Avie in si Oban vorkommen, doch bildet sie eine Regel von der Ausnahme. Die Stellung des Oberhäuptlings zu seinem Volke hat nur dann einen nachhaltigen Einfluss, wenn er zugleich si käräi d. h. der Erleuchtete also Priester ist. Seine w^eltliche 39 Stellung entspricht nach meiner Ansicht rein dem Bedürfnisse eines Volks, ein Oberhaupt zu haben, um welches es sich bei schwierigen Zeitverhältnissen scharen kann, um seinen Rat im Verein mit älteren Männern zuhören. Den einzigen äusserenVorzug, den der rimata geniesst, ist das Bewohnen eines grossen Häupt- lingshauses, in dem Dorfversammlungen abgehalten werden. Zur Zeit meines Aufenthalts in si Oban waren in dem Bezirk tai bäu-üma zAvei rimata, ein si käräi männlicher, zwei weiblicher Abstammung. In sa koi-koi zwei rimata, die zugleich si käräi waren. In tai kärusuk ein rimata, ein männlicher, ein weiblicher si käräi. Die Bezeichnung rimata ist kein Titel, sondern nur der Name einer Würde, die jemandem übertragen ist. Der In- haber wird stets, wie die anderen Leute, einfach mit Namen genannt. Thronfolge. Die massgebenden Gesichtspunkte, welche bei einem Wechsel des Dorfoberhaupts stattfinden, erzählte mir si rusai-mona, der Sohn unseres alten Freundes si badja i-otu. Wenn ein neues Dorfoberhaupt gewählt, wird ein ötägiger pünän gemacht; bei einem Unterhäuptling 2 Monate pünän. Es wird besonders ein älterer Mann bevorzugt, der die zu beobachtenden Vorschriften für die pünän Gebräuche kennt, auch wird die Ver- wandtschaft des Verstorbenen berücksichtigt. Sollte sich ein solcher nicht finden, dann kann auch die Wahl auf den Sohn des verstorbenen Dorfoberhauptes gelenkt werden, da dieser ge- wöhnlich vom Vater in die heiligen Gebräuche eingeweiht worden ist. Alle verheirateten Männer wählen das Dorfoberhaupt; ab- setzen können sie den Gewählten nicht, dagegen braucht dieser die Wahl nicht anzunehmen, wenn ihn sein freier Wille das Entgegensetzte zu thun beeinflusst. Nimmt jedoch der Aus- erkorene die Wahl an, dann kann er nur von seinem Amt da- durch befreit werden, wenn er in die Lage kommt, Witwer zu werden und dies länger bleibt oder der Tod entbindet ihn von dieser Stellung. Bis zur Wahl eines Dorfoberhauptes ist der Unterhäuptling mit den Funktionen eines solchen versehen. Während der Wahl wird im pünän getanzt, doch kann der si käräi den Tanz verbieten, wenn jemand im Dorfe krank ist. 40 Für die Annahme der rimata Würde erhält der Erwählte nichts, hat auch sonst kein besonderes Abzeichen und lebt wie jeder andere Eingeborene. Es kann nun noch der Fall eintreten, dass mehrere Familien mit dem rimata unzufrieden sind, dann können sich diese vereinigen, wenn sie den alten Oberhäuptling nicht mehr haben wollen, zu einem grossen Hausbau für ein neues ihnen passendes Oberhaupt, so kommt es, dass einige wenige Dörfer mehrere Bezirke bilden. In si Oban waren 3 grosse und 3 kleine Häuptlinge. Der Unterhäuptling kann gleichfalls im grossen Hause leben, wenn dort noch genügend Raum für ihn, sonst bewohnt er ein gewöhnliches Familienhaus. Standesunterschiede. Standesunterschiede, natürlich im Sinne eines Europäers, sind nicht vorhanden, w^ie z. B. Ge- burtsadel; wohl aber geniessen diejenigen einen Vorzug, welche es verstehen, die geheiligten pünän-Tiere zu erlegen, wie Hirsch, Affe, Schildkröte. Die Art der Bevorzugung wird in einem Gernhaben dokumentiert. Weiter huldigen die Eingeborenen auch unseren Grundsatz „Reichtum macht nicht glücklich, Armut schändet nicht." Formen des Grusses. Die Art und Weise, wie sich die Eingborenen begrüssen, besteht in einem Anruf wie: „Ai lau äkä sara ina d. h. es ist vorhanden, es (ist) ein Freund (da) oder äkä lau sara-ina, es (ist) ein Freund (da). Dabei wird gewöhnlich ein Arm um die Hüfte des Begrüssenden gelegt, der so Begrüsste erwidert den Gruss ebenso und reibt oder klopft mit der flachen Hand den Rücken des anderen; auch eine doppelte Umarmung unter gleichen Zeremonien kann stattfinden. Nehmen mehrere von einander Abschied, rufen sie sich ein m' äi-at käi, d. h. wir gehen fort, zu; geht dagegen nur einer fort, sagt er m'-ai-an aku d. h. ich gehe fort, Haben die Eingeborenen das Bedürfnis, sich in ganz besonders zärtlicher Weise von je- mand zu verabschieden, dann ergreift der Gehende die rechte oder linke Hand des Zurückbleibenden am Handgelenk undreibt die flache Freundeshand an seiner Brust. Die Umarmungen beim Gruss finden nur bei Freunden statt. Begegnen die Eingeborenen ein Kind, so rufen sie ihm äkä lau to^'a zu; wenn es ein kleines 41 Mädchen ist, äkä lau do^^ai; ein alter Mann sagt zu einem jüngeren äkä lau si rou, zu einer verheirateten jüngeren Frau äkä lau si maiso; begegnet er seine Schwester, äkä lau baliu; Frauen werden beim Grusse nicht umarmt. Für das Dorfober- haupt haben sie keinen besonderen Gruss. Hat dagegen ein Mann seine Frau verloren, wird er mit tä-täu begrüsst, auch im entgegengesetzten Fall tritt dieser Gruss für eine Frau ein. Tä-täu heisst Witwer oder Witwe. Haben verheiratete Leute ihr ein- ziges Kind durch den Tod verloren, begrüsst man sie mit si-boto. Höflichkeits formen. Eine ganz eigentümliche Sitte von Höflichkeitsansicht haben dieEingeborenen noch beimNiessen. Hocken oder sitzen z. B. mehrere Eingeborene zusammen, was entweder dadurch geschieht, dass sie die Beine kreuzweise untereinander geschlagen haben oder sie haben es sich auf ihrem Gesäss bequem gemacht und die Beine nach der Brust ange- zogen und niesst einer von ihnen, so darf sich keiner in dem Augenblick des Niessens etwa erheben w^ollen um sich zum Fortgehen anzuschicken. Der gute Ton verlangt es, dass alle sitzen bleiben, w^enn einer niessen muss. Zum Niessen sagen sie paisi; den Schleim fortwerfen golok. Sklaverei. Sklaverei kennen die Eingeborenen von si Oban nicht, ebenso ist ihnen Schuldsklaverei etwas Unbekanntes. Eechtsbegriffe. Ich wende mich jetzt dem schwierigen Kapitel der Rechtsbegriffe zu und ist's mir gelungen, eine Basis für weitere Forschungen festlegen zu können. Natürlich sind die Begriffe von Recht und Unrecht dem geistigen Niveau der Eingeborenen entsprechend. Da diese nun weder lesen noch schreiben können, existiert auch kein urkundliches Material, in dem die Grundsätze von einem Recht hätten formuliert werden können. Eine Rechtspflege ist demnach nur im abstrakten Sinne vorhanden und findet darin ihre Ausübung, dass sich jeder nach seiner Auffassung sein Recht zu verschafifen sucht ev. oft unter energischer Zurhilfenahme seiner Angehörigen. Das Dorfoberhaupt kümmert sich in Streifällen seiner Bewohner nicht um dieselben. Ich möchte jetzt einzelne besonders markante Fälle, die ein Rechtsverfahren erheischen, beleuchten. 42 In erster Linie würde da nun dem schwersten Verbrechen mein Augenmerk zugelenkt werden müssen, dem Totschlag. Dieser wird einfach von den Angehörigen des Erschla- genen auf gleiche Weise gesühnt. Die Eingeborenen dürfen ohne Urteil ihres Priesters einen Menschen töten, wenn er nach ihrer Ansicht etwas Unrechtes begangen und sie dessen gewiss sind. In zweifelhaften Fällen wenden sie sich an ihre Priester und entscheidet dieser dann, ob der Betreffende getötet werden soll. Sind in einer Ortschaft mehrere Bezirke, so rächen alle diese den Tod eines Mannes aus denselben gegen ein entfernt liegenderes Dorf. Tötet aber ein Mann eines Be- zirkes einen anderen aus dem Nachbarbezirk, so rächt nur dieser Bezirk den Mann gegen den benachbarten, in welchem der Mörder sich befindet. Dagegen wird der Kindesmord bei Neu- geborenen nicht bestraft. Es kann z. B. eine Mutter, wenn sie zu viel Kinder hat oder ein Kind nicht nähren kann, ruhig töten, ohne dass von ihren Stammesgenossen etwas dagegen zur Verhinderung oder Bestrafung gethan würde. Dem nächsten Verbrechen, welchem ich meine Aufmerk- samkeit widmete, war der Ehebruch. Der Modus des Sühne- verfahrens ist folgender. Der betrogene Gatte schlägt hier zu- weilen die ehevergessene Frau, aber auch den Ehebrecher*, er kann denselben auch töten, wenn er will, je nachdem sein Ich von Hass gegen diesen erfüllt ist. Gefällt einem Mann seine Frau nicht mehr, dann kann er sie fortschicken, sie darf aber nicht eine neue Ehe, wenn sie von einem anderen Manne be- gehrt wird, eingehen-, vielmehr muss dieser sie dem ersten Gatten abkaufen. Hat ein Eingeborener eine Schuld kontrahiert und ist nicht in der Lage, selbige zurückzuerstatten, so ist nichts zu machen, also tout comme chez nous. Sind Schulden von einem Verstorbenen vorhanden, be- zahlen sie in der Regel die nächsten Verwandten, wenn sie sich in zahlungsfähiger Kondition befinden. Im Nichtzahlungs- falle, auch wenn ein konditio vorhanden, entsteht gewöhnlich ein 43 Streit zwischen den Verwandten und Sclmldforderern, wobei na- türlich das Recht des Stärkeren siejo^t. Beim Vergleich fordern die Eingeborenen gewöhnlich mehr als das Abgemachte, oft das drei- bis vierfache. Auch Begriffe vom Pfandrecht sind ihnen nicht un- bekannt. Sie geben Pfänder; wird der bestellte Auftrag, sei es aus irgend welchen Mängeln, nicht abgenommen, verbleibt das Pfand in Händen des Auftraggebers als Entschädigung, wozu dieser zuweilen noch den zwei- bis dreifachen Preis fordert. Sie bezeichnen das Pfand mit üpa auch pa-nuru-at — Ge- schenk, das Geliehene mit balä. Das Pfandrecht ist bei den Insulanern seit alten Zeiten gebräuchlich. Ich selbst habe mir praktische Erfahrung darin beim Bau eines Modellhauses ge- sammelt. Zur Bekräftigung dessen, dass dieser seltene Auftrag auch bestimmt meinen Wünschen entsprechend ausgeführt würde^ übergab mir einer der beiden Baumeister seinen Kopfschmuck als Sicherheit für gute Effektuierung meines Auftrages. — Auch Kenntnisse vom System der Anzahlung sind bei den Eingeborenen vorhanden, sie haben sich diese durch die handelnden Chinesen und Malaien erworben. Jedoch existieren heute nurAnzahlungen zwischen Handelsleuten und Eingeborenen, nicht aber z\\ischen letzteren unter einander. Im Erbrecht werden die si ka lä-lagat von folgenden Grundsätzen geleitet. Nach dem Tode der Eltern erben nur die männlichen Sprossen der Familie zu gleichen Teilen; will dagegen der Vater den Mädchen auch etwas zukommen lassen, geschieht dies durch Schenkungen bei seiner Lebzeit. Sind keine näheren Angehörigen vorhanden, wird nach den entfernteren Verwandten gesucht und unter diesen nach dem Modus der Gleichheit geteilt. Uneheliche Kinder werden bei Aufteilung des Nachlasses den legitimen gleichgestellt, auch werden sie von beiden Teilen einer Ehe übernommen. Die Nachlassteilung, welche also zu gleichen Rechten und Pflichten nur unter den Söhnen einer Familie geschieht, ist jedoch durch den guten Willen dieser noch erweiterungsfähig in sofern, als diese der Mutter oder den Schwestern etwas vom Erbteil abgeben können, 44 wenn sie wollen. Eine schöne Sitte ist's nun wieder^ wenn die Erben hartherziger Natur sind, dann legen sich die alten Leute ^ines Dorfes ins Mittel, damit dem feminalen Teil der Familie auch Btvvas zugute kommt» Das Dorfoberhaupt beeinflusst auch hier nicht gegebene Situationen. Stirbt jemand ohne Erben, können die in seinem Hause Wohnenden seinen Nachlass nehmen, sogar sein Haus, als auch Ländereien. Das Dorfoberhaupt hat keinen Anteil daran. Der Diebstahl wird je nach der Wiederholung seines Vorkommens bestraft. Beim ersten Mal wird dem Dieb etwas von seiner Habe genommen; wird er im wiederholten Falle er- tappt, wird ihm sein ganzes Eigentum an Gerätschaften ge- nommen, sogar wenn er mehrere Gärten, auch einer. Sie lassen ihm sein Haus, Boot, Ruder. Beim dritten Male wird er aus dem Stamm gestossen. Das Eigentum seiner Frau bleibt jedoch dieser erhalten. In Streitfällen benutzen die Eingeborenen zuweilen den Bogen und schiessen auf einander. Im allgemeinen sollen die Eingeborenen viel stehlen, mir ist nur einmal ein Badetuch entwendet worden, was ich jedoch durch energische Einwirkung des Regierungsagenten nach 3 Tagen unvermutet wieder vor- fand. Ich muss offen gestehen, dass ich mehr die guten Seiten von meinen braunen Freunden habe kennen gelernt, namentlich wiederholt manches schöne Beispiel vom Wort halten. So hatte mir der über 2 Stunden von uns entfernt liegende Dorf- häuptling von tai barau Amulette versprochen, die er in 2 — 3 Tagen bringen wollte und er hielt Wort, was mich umsomehr erfreute, als diese kleinen Halsamulette überhaupt nur nach langem Zureden des Regierungsagenten immer bekommen konnte. Krieg. Tapferkeit. Streithammel. Als ich eines Tages die Leute frug, ob sie denn auch Kriege führten mit den Nachbarstämmen, wurde mir gesagt: „Wir führen seit alten Zeiten keinen Krieg, wir wollen es auch nicht, wir verstehen es auch nicht mehr." Kommen Länderstreitigkeiten zwischen Gartenbesitzern vor, so entscheidet in einer regulären Prügelei das Recht des Stärkeren, welcher dann Eigentümer des Streitobjekts 45 wird. Die Tapferkeit besteht bei den Eingeborenen in der Furchtlosigkeit. Öfters wird sie durch vom Zaun gebrochene Streitigkeiten derart zur Geltung gebracht, dass dieser oder jener Insulaner das Bedürfnis in sich verspürt, durch Ländereien sein Eigentum zu vergrössern. Er nimmt dann einfach dem ursprünglichen Besitzer das begehrte Stück Land fort, wenn er im Stande ist, es sich durch seine Überlegenheit in der Stärke zu erhalten. Sogenannte Streithammel werden aus dem Stamme ausgestossen. Gewöhnlich bittet dann der Ausgestossene, um Aufnahme bei einem Nachbarstamm, will ihn dieser nicht, muss er in dem Walde oder auf einer der kleinen unbewohnten Inseln sein Dasein zu fristen suchen. Hat jedoch der Aus- gestossene die Absicht, sich zu bessern und ein guter Freund findet ihn, so darf ihn dieser aufnehmen; auch ein anderes Dorf, wenn er Besserung verspricht. Die Frau des Ausgestossenen bleibt gewöhnlich in ihrem alten Heim zurück; doch kommen auch vereinzelte Fälle vor, w^o sie dem Manne folgt. Sie kann sich auch ohne Erlaubnis ihres Mannes wieder verheiraten. Bei den Eingeborenen der Insel si Berut, die an und für. sich kriegerischer gesinnt, als die übrigen Inselbewohner der Mentawaigruppe, ist ein sehr entwickeltes Gefühl der Blutrache ausgebildet. Man erzählte mir, dass Eingeborene von si Berut einen Mann getötet hätten, der vor 25 Jahren einen der Ihrigen, im Kampfe gemordet habe. Die Kegierung untersuchte den Fall und war es in der That so. Sie vergessen Beleidigungen nicht, es geht so weit, dass sie die Rache dafür vom Gross- vater auf Kinder und Enkel forterben. Es ist ihnen gleich-^ gültig, wen sie in der befehdeten Familie töten. Hat dagegen einer von den handelstreibenden Chinesen oder Malaien einen ihrer Stammesgenossen erschlagen, dann muss dafür ein Chinese, oder Malaie sein Leben lassen. Stellung des Mannes. Die Stellung des Mannes be- gründet sich vornehmlich darin, dass er als Oberhaupt der, Familie angesehen wird. Als ich mich nach der Begründung dieser Thatsache erkundigte, antwortete mir der si ka lä-lagat,. weil er älter als seine Frau ist. Auch steht dem Manne das 46 Recht zu, seine Frau fortzuschicken, wenn sie ihm nicht mehr gefällt. Die Verwandten derselben erheben keinen Einspruch dagegen. Die Kinder bleiben jedoch in diesem Falle beim Vater und dürfen nicht mit der Mutter gehen. Ferner liegt in xier Stellung des Mannes die Verrichtung gewisser Arbeiten. Sie bauen Häuser, fertigen sämtliche Hausgerätschaften an und sorgen für den Lebensunterhalt der Familie; sie päppeln sogar ihre kleinen Kinder zuweilen. Ihre Frauen behandeln sie im grossen ganzen gut, züchtigen thun sie dieselben nicht, sondern suchen sie durch eindrückliche Ermahnungen und Strenge zur Ordnung zu bringen. Ein si ka lä-lagat meinte, „würden wir -unsere Weiber schlagen, dann könnten sie krank werden und uns abends den Rücken anstatt den Magen zuwenden^'. Eben- so gehört es zu den Funktionen des Mannes, dass er das Holz für die Feuerung im Hause besorgt, Wasser wird von beiden Teilen getragen, auch das Essen können beide Familienober- häupter bereiten. Stellung der Frau. Mich jetzt zur Stellung der Frau wendend, so gestaltet sich diese bei den Eingeborenen derart, ^ass den Frauen ebenso wie bei uns der grössere Teil häuslicher Pflichten zukommt, besonders haben sie über das Wohl und Wehe ihrer jüngeren Kinder zu wachen. Strafen thun sie dieselben nur durch Schlagen mit der Hand, oder es dienen ihnen die aufgespaltenen Bambusrohre, in denen sie Essen bereitet haben, als Züchtigungsinstrument. Gewöhnlich wird der Rücken oder Oberschenkel beim Schlagen bearbeitet. Die Kinder werden in den meisten Fällen von der Mutter gestraft. Streiten fremde Kinder unter einander, kümmern sich die Erwachsenen nicht darum. Schlägt aber einer von den Eltern ein fremdes Kind, w^elches mit ihrem Kinde in Streit geraten, dann kann es zu- weilen vorkommen, dass die fremden Eltern ihr geschlagenes Kind durch Prügel bei dem andern rächen. Von den Ungezogen- heiten der Kinder konnte ich feststellen, dass auch diese die üble Angewohnheit haben, ihren Eltern die Zunge herauszustecken und Gesichter zu schneiden. Dagegen ein Anspucken der Eltern 47 noch nicht kennen. (Die Zunge zum Vater herausstecken bala djala djala ka-ama; Gesichter schneiden libi,) Zu den ferneren Obliegenheiten der Frauen gehört, dass sie sich ihre Kleidungsstücke selbst anfertigen, soweit diese nicht durch Tauschhandel in Form von Zeug erworben werden. Das geschlechtsreife Mädchen darf sich frei bewegen und ist es keine Schande, Verkehr mit Männern vor der Ehe zu haben. Über die rechtliche Stellung unehelicher Kinder habe mich bereits in den Rechtsprinzipien der Eingeborenen geäussert. Das Weib in der Ehe nimmt natürlich, wie auch bei an- deren Naturvölkern, eine untergeordnete Stellung ein und möchte ich sagen, da die Monogamie bei den Insulanern vorherrschend, sie die Gehilfin resp. Haushälterin des Mannes ist. Dass sich auch hier unter dem sogenannten schöneren Geschlecht, welches nur zuweilen in der Jugend durch an- mutige weiche Formen sich zeigt, sonst aber nicht existiert, einige Zankteufel befinden, dürfte nicht überraschend erscheinen, da diese Spezies wohl auf dem ganzen Erdball anzutreffen ist. Bezüglich der Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau, werde ich diese noch später in dem Abschnitt über Ackerbau zu erörtern haben. Ehe Schliessung und Ehescheidung. Über Ehe- ßchliessung und Scheidung möchte ich folgendes berichten. Die Lage der weit auseinanderliegenden Ortschaften bedingt schon an und für sich, dass die Frauen aus dem eigenen Dorf oder dessen Bezirke mit Vorliebe genommen werden; also die En- dogamie als Regel angenommen werden darf. Doch ist auch die Exogamie gebräuchlich. Ein besonderer Wert auf die Jungfrau- schaft oder Reinheit eines Mädchens wird nicht gelegt. Ge- wöhnlich kommt eine Ehe derart zu Stande, dass der junge Mann (si laiiiä) ein Mädchen (si oko) fragt, ob sie ihn gern hat oder haben möchte. Bejaht dieselbe, dann erhält sie von ihm kleine Geschenke an Zeug, Glasperlen, Draht etc. Der Vater des jungen Mädchens oder ihr Bräutigam bauen dann das bereits erwähnte rusuk, in welchem die jungen Leute öfters 48 einige Flitterjahre verleben bis zu ihrer definitiven Heirat. Diese tritt gewöhnlich mit dem Moment ein, wo der junge Mann in der Lage ist, sich ein Familienhaus (läläp) zubauen und ein Gärtchen erwerben kann. Die aus einem derartigen Verhältnis entstehenden Konsequenzen haben zur Folge, dass es zu dem Gewöhnlichen zählt, vor der Heirat einigen Kindern — ich möchte fast sagen, zur festeren Begründung einer Ehe — das Lebens- dasein zu geben. Die unehlichen Kinder fallen den Eltern des Mädchens zu, wenn der Schwiegersohn ins spe stirbt oder seinem Mädchen untreu wird. Hat ein Junggeselle einem Mädchen die Heirat versprochen und hält nicht sein Wort, dann geht das Mädchen in ein an- deres Dorf Ein Kaufpreis oder -Geschenk an die Eltern für das Mäd- chen existiert heute nicht mehr, wohl aber war es in alten Zeiten gebräuchlich und ist auch ferner noch in si Berut und Tabekat üblich. Hat ein junger Mann nun soviel erworben, dass er heiraten möchte, dann geht nicht er zu seinem künftigen Schwiegervater, sondern einer von seinen Eltern, oder wenn diese tot, jemand aus der nächsten Verwandtschaft und hält bei diesem um die Heirat an. Da jener bereits seinen gesinnungstüchtigen Schwiegersohn kennen gelernt hat während der Brautzeit, so ist wohl ein Korb für den jungen Mann nicht zu befürchten. Es giebt aber auch unter dem sonnig lachenden Himmel der Mentawai-Inseln Don Juans, die gelegentlich ein Mädchen sitzen lassen, die gute Sitte, welche dann in ihr Recht tritt, be- merkte bereits im Vorhergehenden. Ich möchte jedoch die Gelegenheit hierbei wahrnehmen, den geehrten Lesern einen solchen Ritter mit grossem Herzen vorzustellen, der zugleich der beste Freund des Herrn Dr. Morris war und ihm manche wertvolle Bereicherung für seine Spracharbeit geliefert hat. Mit Stolz erzählte uns dieser si ka lä-lagat, dass er bereits 2 Mädchen in tai bau üma, eine in sa koi-koi sitzen gelassen habe und jetzt im Begriff stehe, eine neue Liebschaft einzufädeln. Hat ein Mann geheiratet, so muss er in si Oban einen ötägigen pünän halten, dann baut er ein Boot und legt einen Unser Dorf Don Juan sara ina eara-t oba. 50 Kladdigarten au. Der Zeitraum, in welchem er diese Dinge zu verrichten hat, dauert er. 22 Tage; erst nach diesen führt er in seiner jungen Ehe den coitus aus. — lo sa uräinu sind die pünän Gebräuche bei der Heirat andere und werde ich darauf später zurückkommen. Den Verheirateten ist es zu allen Zeiten verboten in den kleinen Häusern (rusuk) am Fluss, am Meer oder in den Gärten den Beischlaf zu vollziehen, weil es der böse Geist sehen könnte, und die zu erwartenden Kinder dann sterben würden, dagegen ist es den Junggesellen überall gestattet, zu coitieren. Geschwister und Stiefgeschwister können sich nicht mit einander verheiraten, wohl aber kann ein si ka lä-lägat seine Cousine heimführen als Frau. Hat ein Junggeselle ein Verhältnis mit einem Mädchen und empfindet ausserdem das Bedürfnis, noch ein ferneres einzu- gehen, dann suchen die Eltern des ersten Mädchens dies zu verhindern, sie werden sogar sehr böse, wie mir mein Gewährs- mann sagte. Sehr wertvolle Nachrichten gab mir der Dorfhäuptling von tai bau üma über die verschiedenen zu beobachtenden Grundsätze, welche für die Schwangerschaft in Betracht kommen. Befindet sich eine Frau oder Mädchen in diesem Zustand, und bedarf eines neuen Hüftschurzes, oder hat den Wunsch nach selbigem, so verfertigt sie in ihrem Garten einen solchen und legt den alten ausgebreitet dahin, doch kann dies auch an einem anderen Ort geschehen, während in anderen nicht Schwangerschaftsfällen sie den alten Schurz einfach w^egwirft. Der Grund, weshalb sie den Schurz ausbreitet, findet sich in dem Glauben, dass dadurch das Kind gerade und nicht krumm geboren wird» Alle Sachen, welche sie während dieser Periode benutzen, suchen sie gerade hinzulegen. Während der Schwangerschaft darf der Mann den coitus nicht ausführen, ebenso (ungefähr 8 Monate) nach der Geburt des Kindes, bis es sitzen kann. Diese Gebräuche sind den si ka lä-lagat ta kä-käi-käi, d. h. heilig. In demselben Raum mit einem Weibe während dieser Zeit schlafen, ist gestattet. 51 Die hier angeführten Vorschriften haben auch die Unverheirateten, die in wilder Ehe oder in ihren Flitterjahren leben, zu befolgen, weil die Eingeborenen die Stellung dieser Mädchen den Frauen gleich achten. Weiter dürfen die Frauen während der Zeit, wo sie ihre Kinder unter dem Herzen tragen, wenn sie aus dem Fluss Wasser holen, keinen Bambusbehälter benutzen, in dem sich ein Schossring ausser am Boden befindet; der- selbe muss ganz glatt sein, weil die Frau gern leicht gebären will; ebenso liegt dem Manne in dieser Zeit die Reinigung der Gerätschaften nach dem Essen ob, während die Frau auf der Veranda des Hauses sitzen darf und der Ruhe pflegen. Der Mann verrichtet deshalb all' diese kleinen häuslichen Funktionen, damit sich das zu erwartende Kind nicht im Leibe der Mutter herumdreht, die Frau keine Schmerzen hat, wenn sich dieselbe durch Arbeit viel bewegt. Auch sind's die Gesetze des pünän, welche diese Verhaltungsmassregeln vorschreiben. Ein Ausser- achtlassen aber dieser Bestimmungen hätte den Nachteil, dass die Nachgeburt (aläi top^a, d. h. der Gefährte des Kindes) folgen und die Frau krank würde. — Ist eine Frau schwanger und wird ihr Mann krank, dann geht dieser zum Priester, welcher ihm sagen kann: „Du bist krank, das Kind ist nicht Dein, ein anderer ist Vater-, ich habe es vom Teufel, mit dem ich gut befreundet bin, erfahren." Natürlich ist's nicht aus- geschlossen, dass dem Kranken der Priester auch sagen kann, dass er durch etwas anderes auch krank geworden sein könnte. Jedenfalls soll die erste Antwort, welche mir als charakteristisch dafür bezeichnet wurde, dass die Priester durch eine solche feststellen, wenn eine Frau mit 2 Männern Umgang gepflegt hatte. Der Mann nach ihrer Ansicht wird in diesen Fällen immer krank, bleibt er gesund, darf er das alleinige Recht der Vaterschaft für sich in Anspruch nehmen. — Während der Schwangerschaft können Frauen alles essen ausser dem Tintenfisch, den sie gurita (malayisch kurito) nennen, weil dieser in Höhlen und zwischen Korallen lebt. Während der Ebbe hält er seinen Kopf heraus und ist schwer aus seinen Schlupf- winkeln heraus zu bekommen, weil er sich dann aufbläht. Die 4* 52 Frauen der Eingeborenen denken nun, wenn sie sich des Ge- nusses dieses Fisches hingeben, dass es ihnen bei der Geburt mit ihren Kindern dann ähnlich ergehen könnte. — Während der Schwangerschaft bedürfen die Weiber nicht des Priesters, auch erhält der böse Geist keine Speisen von ihnen. — Ebenso hat das Mädchen in dieser Zeit pünän zu halten, nicht dagegen der unverheiratete Mann. Besondere Feierlichkeiten finden nicht statt. — Die Mädchen schämen sich nicht, Kinder zu erhalten, auch suchen sie ihren Zustand nicht zu verbergen. De reliquis vitae „si ka lä-lagat'^ familiaritatibus haec mihi, quam afferam, digna videtur quod coitum ita perficiunt, ut femina inter coitum humi recubet, vir inferiorem corporis sui partem una cum genitalibus inter feminae cura distantia inter- ponat, superiorem feminae imponat. — Eodem igitur illi quo nostri modo coeunt. Benutzt ein Unverheirateter die Frau eines anderen, dann muss er dem Manne eine Entschädigung geben, die ganz seinem freien Willen überlassen ist. Dem betrogenen Gatten jedoch steht das Recht zu, sich dann von seiner Ehehälfte ohne weitere Zeremonien zu trennen und kann eine solche Frau sich ohne Zustimmung ihres ersten Mannes dann wieder verheiraten. — Im allgemeinen sind die Männer den Frauen treu. — Frauen, welche mit anderen Männern anbändeln, nennen sie sitjo. Die Witwen. Anschliessend hieran möchte ich einige Worte über die Behandlung und Stellung von Witwen folgen lassen. Eine Witwe bleibt nach dem Tode ihres Mannes bei ihren unver- heirateten Söhnen oder Töchtern, wenn sie welche hat: auch kann sie zu ihrem Bruder, wenn ein solcher vorhanden, gehen und fällt diesem dann das Besitztum seiner Schwester resp. seines verstorbenen Schwagers in diesem Falle zu. Wenn eine Witwe nur eine verheiratete Tochter hat, geht sie zu dieser. Hatte der verstorbene Mann eine Tochter und eine Schwester^ dann wird das Eigentum zwischen dieser und seiner Tochter geteilt. Nach dem Tode eines Mannes ist es seiner Witwe ebenso gestattet, zu ihrem Vater, zu ihren verheirateten Söhnen^ ihrer Schwester, wenn diese verheiratet, zum Bruder oder tw Bi^^'''~'^^^^^^n ^'' ' ''X ,A.^Ki^^^^H '■i^-lM IH -: -: "^)?rf .J/:H ^^^^1 x-^J ^H ^^^^^^^^kt,^^^M • ' \ -..#j^>:! ü^^l ^^^^K^iä^ -.-if^-r-:-- * ^f^^^^H ^^^^^R Pi'S » J^ I^M^^^^^^^^^I ^Bhk* ^/tfl^KtKS^^ f4" y«?Ä *, ■" -_^ '- •tf-«, « * .^H ^^^^^^^^^^^^1 [t'-ÄÄ ;V^^^H ^^^^^^H h>^^^o^ J| ■ ^H^^^^k.^ if^S " f J; ' l^H ^^1 f.;' :v . ^^^Bl Hi^^l B- '^^'^ »■r- » ; ---^ ^^^^l^a ^^^^^^^ ■>V*'*C r\'- , ^^^^^^^^^B ^^^^^^^^^H ^H HB pl!j; >l^ ^^^^1 ^^HH ^K « ^ l^^ttfl ^^^^^^^^^^^H ^^^^^^^^^^^^1 ^^K^^^ li ^^^^1 ^^^^H ^K.^ '^¥^H ^^^^^^^^^H ^^^^^^^^^H ^^^^"'^^ 1^1 ^^^^^^^^^H ^^^^^^^^^H ^^^^^^^^1 ^^^^^^^^1 ^^^^1 a.— ^W Wittwe (die im Rufe einer Gifiraisehcrin stand.) 54 Schwester von ihren Eltern und zu einem Freund zu gehen, niemals aber zu den Verwandten des Mannes. Eine Witwe kann nach dem Tode ihres Mannes alles machen, da sie vom pünän der Verheirateten befreit ist. Sie darf ebenso wieder alles essen, was Verheirateten in gewissen Fällen nicht erlaubt ist, worauf ich noch in dem Kapitel über „Das tägliche Leben der Eingeborenen" mich näher äussern werde. Ebenso ist eine Witwe von dem Schwangerschaftszeremoniell befreit, deshalb, damit der böse Geist weiss, ihr Mann ist tot. — Es ist einer Frau gestattet, sich nach dem Tode ihres Mannes in 3 Tagen wieder verheiraten zu dürfen. . — Auch bekunden die Witwen keine Angst für den verstorbenen Gatten. Der böse Geist des- selben (s'a-nitu) geht dann zu seinem Hause, dort thut er an den Wänden kratzen; klopfen und rütteln am Hause; sogar soll er zuweilen die Leute kneifen. Die Anwesenheit des Geistes dauert 3 Tage laug; hierauf kehrt er in den Wald oder zu dem Toten zurück; was er dort macht, weiss der si ka-lä-lägat nicht. Zu den weiteren Dingen einer Frau, wenn ihr Mann gestorben, gehört das Anlegen der Witwentracht. Die Bananenstreifen des Schurzes und der Oberkörperbedeckung werden breit ge- schnitten, Perlen, Armbänder, sowie sonstiger Schmuck ab- gelegt, auch die so reizend wirkenden Blumen. Die Hüte werden glatt ohne Bananenstreifen getragen. Der Schmuck wird nicht eher wieder angelegt, bis sie sich verheiratet. Moral. Diemoralischen Ansichten der Eingeborenen scheinen mir ziemlich laxer N^tur zu sein. Zur Behauptung dieser An- sicht möchte ich auf einige Erzählungen hinweisen, die im Werke meines Begleiters Dr. Morris, pag. 185 — 195, sich vorfinden. Es sind süsse Keden, Gespräche mit Mädchen, sie geben den priapischen Liedern oder dem Satiricon des Marcus Petronius an Inhalt nichts nach. — Eine besondere Beschränkung dagegen, die unzweifelhaft Spuren eines mehr oder minder ent- wickelten Schamgefühls zeigt, beobachten die Männer in Gegen- wart von weiblichen Wesen. Es gehört bei ihnen zur guten Sitte, dass im Beisein dieser keine unanständigen Redensarten Witwentracht. 56 geführt werden dürfea, oder es wird im Flüsterton von den- selben gesprochen. Cum e caelibe quodam quaererum quomodo viri suae gentis cum feminis coirent, ille eodem modo quod mihi präter opinionem accidit — quo etiam nostri homines uti solent, coitum digitorum opera describere atque imitari conatus est. Alterius enim manus poUice et digito curoatis atque inter se conjunctis rimae vel cunnus formam effecit in quam alterius manus digitum immisit immissumque aliquoties ultro citroque agitavit. Eine Prostitution in unserem Sinne kennen die Ein- geborenen nicht, wohl aber haben sie für nymphomanische Mädchen den trefflichen Namen iba lagai, d. h. Dorfspeise. Diese Mädchen leben in einem rusuk nur einzeln und nicht zu mehreren. Für die Hingabe ihres Körpers erhalten sie weder Geschenke, noch eine Art von Bezahlung, sie thun es aus freien Stücken, um einzig ihren krankhaften Trieb zu be- friedigen. — Treibt jemand mit einem Mädchen Notzucht, so muss er dem Vater desselben oder ihrem Liebhaber Schaden- ersatz zahlen. Geburt. -Bei der Geburt eines Kindes müssen die Eltern diät leben und dürfen keine Nahrungsmittel von anderen annehmen. Wenn eine Frau schwer gebärt, lässt sie den weiblichen si käräi, der Priester, Zauberer und zugleich auch Arzt ist, holen; versteht es dieser nicht, erst dann schickt sie nach dem männlichen Kollegen. Nur bei schweren Geburten wird Hülfe in Anspruch genommen, sonst nicht. Dieselbe be- steht darin, dass der männliche si käräi eine Blättermischung mit Wasser herstellt und damit den ganzen Körper der Frau einreibt. Die Behandlung des weiblichen si käräi ist die gleiche, darauf werden vier verschiedene Blätter büluk täbak (malay. paku tonga)-, böbolo (mal. linjuang, Condyline terminalis); osi v(mal, sikai, Lygodium microphyllum); soung (?) genommen und der Körper der Frau damit gefächelt, ebenso der Raum und das Haus in dem sie sich befindet. Nunmehr erfolgt ein pünän, zu dem ein Schwein oder Huhn geschlachtet wird. Einige Speisepartikel von dem Mahle erhält auch der böse 57 Geist s'a-uitu, während das Essen gemeinsam von den Haus- bewohnern verzehrt wird. Der si käräi nimmt je ein Blatt von den vier genannten Pflanzen, deren Heilkraft dann besteht, dass der s'a-nitu dem si käräi sagt, diese Blätter sind gut. Es können auch andere Leute die Blätter bringen und auch zu- sammen binden, doch keiner kann mit ihnen so fächeln, wie der si käräi; auch massiert derselbe ein wenig den Bauch der Frau. Hebeammen giebts nicht; andere Frauen und Verwandt- schaft sind manchmal bei der Geburt zugegen. — Die Nabel- schnur kann die Gebärende selbst, ihr Mann oder eine andere Frau abschneiden, dagegen haben während der Geburt andere Männer keinen Zutritt, ausser den Gatten. Das Abschneiden der Nabelschnur geschieht mit einem scharfen Bambusstäbchen oder- eingeführtem Messer. Dieselbe wird auf eine unreife Banane gelegt. Sie binden den Nabel mit Zwirn kulit bakä, der aus den Rindenfasern von Gnetum Gnemon hergestellt ist, ab und schneiden dann; hierauf wird derselbe mit Kokosnuss- 01 eingerieben. — Ijiegen die Kinder schlecht, dann ist keine Hülfe vorhanden, sie müssen sterben. — Ist dagegen die Mutter bei der Geburt gestorben und das Kind lebend zur Welt gekommen, wird es vom Vater getötet, dann an die Brust der toten Mutter gelegt und mit ihr begraben. Die Eingeborenen töten derartig verwaiste Kinder, dass ihnen der Kopf eingedrückt, Mund und Nase zugehalten wird. — Diese für unsere Auffassung grausame Art begründen die Eingeborenen damit, dass das Kind keine Milch als Nahrung erhalten könnte und aus dieser Ursache sowieso sterben würde; ausserdem, dass es als Unglückskind angesehen wird. — Nachdem das Kind von der Nabelschnur losgelöst ist, wird es in die Hand ge- nommen und mit Wasser gereinigt; als erste Speise erhält es Milch. Das Kind wird in der Regel von der Mutter gewaschen, nur wenn diese zu schwach, besorgt es eine andere Frau. — Zur ferneren Nahrung erhält der Sprössling gleich am ersten Tag von der Mutter gekauten kladdi. — (Colocasia escülenta) Zum besseren Säugen der Kinder werden die reich mit Nahrung versehenen Brüste oberhalb der Brustwarzen durch eine ge- 58 färbte Rotangschnur (lai-lai) herunter gebunden. Gestillt werden die Kinder bis zum Gehen und im Spaltsitz auf der Hüfte ge- tragen. Ist die Mutter krank, kann sie ihr Kind zn einer anderen Frau zum Stillen bringen, auch wenn die Mutter einige Tage nach der Geburt stirbt, geschieht dasselbe. — Einen Unter- schied in der Behandlung von Jungen und Mädchen existiert nicht bei der Geburt; ebenso bevorzugen die Eingeborenen kein Geschlecht. — Die Nachgeburt wird in einen offenen Bambus- cylinder, in dem sich bereits Asche befindet, gebracht. Auf dieselbe wird dann wieder Asche und Ol gethan, um die Ver- wesungsgerüche zu inhibieren. Dieser Behälter wird an einen Pfahl vor der Veranda des Hauses vermittelst einer Rotangschnur aufgehangen. Dies darf nur der Vater besorgen, ein anderes Familienmitglied oder wer sonst gerade zugegen, darf es nicht. Hier bleibt er solange hängen, bis die Befestigungsschnur ab- fault und der Cylinder herunterfällt. Die Art solcher Behandlung besteht seit alten Zeiten. Die Nachgeburt nennen die Insulaner aläi to;'a (Begleiter des Kindes.) — Zwillinge sind sehr selten, als ich frug, ob die Frauen auch drei Kinder bekommen könnten, meinten die Eingeborenen, es sei nicht möglich. — Frühgeburten, Todtgeborene werden auf dem Begräbnisplatz begraben. Missgeburten entstehen, weil Vater oder Mutter nicht einen pünän gehalten haben, lassen aber selbige am Leben. — Die Eingeborenen wissen, dass nach 9 Monaten Kinder geboren werden und Abortus stattfinden kann. Die Verheirateten haben am ersten Tage nach der' Geburt einen pünän zu halten. Mit der Bedeutung desselben werde ich in dem Abschnitt über Religion mich noch eingehend zu beschäftigen haben. Dieser pünän dauert zwei Tage. Die Eltern und Kind schmücken sich am ersten Tag gleich nach der Geburt mit neuen Blumen und Blättern. Das Kind erhält den Pflanzenschmuck an einer Schnur um den Hals und wird derselbe ein Monat lang von diesem und den Eltern getragen. Nachdem diese beiden Tage verstrichen sind, gehen die Eltern, wie mir die Eingeborenen sagten, 30 Tage lang auf die Suche 59 nach Nahrung, wie die Vögel. Der Mann fängt Fische, die Frau geht nach dem kladdi-Öarten. Nach gethaner Arbeit treffen beide im Hause wieder zusammen. Das Kind erhält gekauten Reis (der importiert wird), während die Eltern die Fische und kladdi verspeisen. — Nach Verlauf der 30 Tage wird ein neuer dreitägiger pünän gemacht, in welchem das Kind ein Perlenhals- und Armband erhält; die Eltern verspeisen in demselben ein Huhn. Dann geht der Mann in den Wald und sucht einen Affen zu erlegen, wozu er 10 Tage Zeit hat. Ist ihm St. Hubertus nicht gewogen, so zieht dies keine weiteren Konsequenzen nach sich; im entgegengesetzten Falle dagegen bringt der glückliche Nimrod seine Beute nach dem grossen Hause, dort wird sie gekocht und zerlegt, so dass jede Hütte ein Stückchen erhält; während der Essenszeit abermals pünän. Nach Ablauf dieser 10 Tage nehmen die Eltern des Neugeborenen denselben nach ihrem Garten mit, dort empfängt auch der böse Greist von ihnen Essen, würden sie dies nicht thun, dann würde der s'a-nitu ärgerlich und das Kind könnte womöglich krank werden. Die Eltern gehen 6 Tage mit dem Kind nach den Plantagen, nach diesen bauen sie ein Boot (sampan), weil sie glauben, dass wenn dies unterbliebe, ebenfalls das Kind von Krankheit befallen würde. Die Zeitdauer des Baues wird auf 10 — 20 Tage angenommen. Hierauf beginnt das Alltagsleben wieder in seine Bahn einzulenken. — Im fünften Monat erhält das Kind ein Armband, ebenso Fussknöchelringe von Messingdraht. Dieselben werden bis zum Engwerden ge- tragen, dann abgenommen und für kommende Kinder verwahrt Fingerringe werden von grösseren Kindern nicht getragen, wohl aber Armbänder von Mädchen, Frauen, Junggesellen und Männern; letztere tragen auch Fingerringe, seltener Zehenringe namentlich für die grosse Zehe. Nachdem das Kind im fünften Monat das Messingarmband erhalten hat, können die Eltern machen, was sie wollen, nur isfs noch untersagt, während dieses Zeitabschnittes den Beischlaf zu vollziehen, erst nach Ablauf dieser Periode dürfen sie es, wenn nicht gerade ein grosser pünän wieder während dieser Zeit ist. Kommt es nun vor, dass sich 60 ein Ehepaar oder andere sich gegen dieses Verbot vergehen, dann kann das Dorfoberhaupt den pünän nach Belieben ver- längern, auch können die, welche das Gebot übertreten haben, aus dem Stamm oder Dorf ausgestossen werden. Am 1. Tage der Geburt wird das Kind im Hause gepflegt, am folgenden wird es einer befreundeten Frau oder Schwester der Mutter gegeben, welche mit demselben zum Flusse geht, dort dem Kinde gekauten kladdi mit Flusswasser giebt und es dann der Mutter zum Stillen wiederbringt. Die Frau sitzt im Wasser, hält das Kind im linken Arm und füttert es; mit dem anderen Arm wirds dann noch gewaschen. Diese Waschung geschieht aus zweierlei Gründen, weil die Eingeborenen glauben, däss Kind wüchse dadurch schneller und würde widerstands- fähiger. Die Neugeborenen werden alle Tage 4 mal zum Fluss getragen und dauert dies solange, bis sie gehen können. In den ersten 3 Tagen besorgt eine andere Frau das Kind zum Fluss, nach diesen die Mutter. — Ganz kleine Kinder werden vom getragen; die linke Hand ruht unter dem Gesäss; der Kopf legt sich auf die Schulter der Mutter und sieht darüber hinweg, während ihn die rechte Hand hält. Erst später, wenn die Kinder grösser, sitzen sie wie schon erwähnt, auf der Hüfte; in beiden Fällen werden die Kinder rechts getragen. — Sterben Kinder, dann kehrt auch der böse Geist, wie bei erwachsenen Toten zum Hause zurück, man kann ihn 3 Tage hören. Tot- geborene Kinder oder solche lebenden, die in beiden Fällen durch ihre Geburt die Mutter getötet haben, dann selbst getötet werden, werden mit ihrer Mutter in einer Matte (narä) zu- sammen begraben und zwar hält dann die Mutter das Kind auf der Hüfte der rechten Seite in ihrem Arm. — Endlich möchte ich noch eine Bemerkung hinzufügen, die mit den religiösen Ansichten der Eingeborenen verknüpft ist. Eines Tages wollten Dr. Morris und ich den Kindern Blumen an- stecken, doch Hessen es die Eingeborenen nicht zu, da sie meinten, es wäre nicht gut. Dagegen hatten Jünglinge sich dieses Anstecken von Blumen durchaus ruhig gefallen lassen. Name. Eine ganz eigentümliche Art und Weise herrscht 61 bei den Eingeborenen, den Kindern einen Namen zu geben, dieselbe steht in ganz anderem Verhältnis als bei uns. Die Kinder erhalten durch den Vater ihren Namen nach 6 Monaten oder in einem grossen pünän z. B. wenn die Eingeborenen ein Schwein verzehren*, er wird dann gegeben, wenn sie gehen können. — Hat z. B. ein Vater seinen Namen lange gebraucht und ist desselben überdrüssig, dann nimmt er einfach einen neuen an und erhält das Kind seines Vaters alten Namen, es ist gleichgültig, ob Sohn oder Tochter; nur darf der Vater seinen Namen nicht 2 mal in der Familie vergeben, resp. ge- brauchen. Dagegen finden die Eingeborenen nichts, wenn ein Name mehrere Male im Dorf vorkommt. Auch das Wechseln des Namens bei einem Individuum kann zuweilen vorkommen. Z. B. hat ein Eingeborener in einem Dorf mit einem anderen denselben Namen und stirbt dieser, wechselt er seinen Namen. Derselbe Fall kann auch eintreten, wenn ein Eingeborener eines anderen Dorfes den gleichen Namen hat. Solche Namen dürfen nicht Kindern gegeben werden; wohl aber andere alte vorhandene Namen. Frauen haben auch andere Namen wie ihre Männer und dürfen sie ändern. Nach den Namen jemandes fragen wird für unschicklich gehalten, weil es ta kä-käi-käi ist. Als gute Freunde gaben sie uns zwar ihre Namen au, aber gewöhn- lich waren es falsche, oder die anderer Eingeborenen. Für uns hatten die Eingeborenen folgende Namen: Dr. Morris, der Herr, dem die Haare heruntergerutscht waren. Mr. Eoslados tuan si atä asak, der mit der langen Nase, und für mich si a- tä tubu, der lange Herr. Eine gewisse Erziehung findet dadurch statt, dass ihnen alles beigebracht wird, was ta kä-käi-käi d. h. heilig, aber auch schrecklich ist. In Gegenwart von weiblichen Wesen die Schamteile entblössen, ist aufs Strengste untersagt. — In der Familie und Verwandtschaft haben die Einge- borenen folgende Bezeichnungen: Vater ukui, Mutter ina, Kind to/^a, älterer Bruder käbu, Schwester ta maniu oder baliu, jüngerer „ bagi, Onkel, Tante von seiten des Vaters ka-ma-ama-n, 62 Onkel, Tante von selten der Mutter ka-ma-itia-n, Neffe, Nichte momoi oder bua, je nachdem sie vom Bruder oder Schwester des Vaters oder der Mutter ab- stammen, Cousin, Cousine taluba, Grosseltern tä-täu; Urahnen ukui si buru, die Vorfahren si bu-bua, Enkel punu tä-täu, Braut, Bräutigam, madi, Ehemann, Ehefrau si koi; verheiratete Frau si maiso; ein Ehepaar sa-na laläp, verheiratete Leute si ma-mu-koliu, Schwiegereltern taliku, ebenso wird auch die Schwieger- tochter genannt, Jungfrau si oko, Jüngling si laiiiä, Knabe si rou, kleiner Knabe si arau, Schwager des Mannes lakün, Schwägerin des Mannes saolu, „ „ „ „ „ der Frau ira, das vater- oder elternlose Kind, die Waise, si lusai, die mutterlose Waise, tä ina. Die Pubertät war nicht genau festzustellen. Der Anfang der Tätowierung ist hier kein Zeichen für die Mannbarkeit. Knaben können hier sogar zu Mädchen gehen,, wenn diese noch nicht ihre Periode haben. Hat ein Junggeselle ein solches Mädchen gern, geht er zum laläp, dem Hause der Eltern des Mädchens, fragt bei der Mutter desselben an, ob er sie erhalten kann, diese verhandelt nun weiter mit dem Vater, wenn der- selbe es zugiebt, baut er dem jungen Mann ein rusuk, oder wenn er darin behindert ist, baut der Schwiegersohn in spe es selbst. Ist das Mädchen noch sehr jung, so kommts auch vor, dass kein rusuk gebaut wird und die jungen Leute wo anders zusammentreffen, um ihre Liebe zu geniessen. — Auch sind keine besonderen Ceremonien bei der Periode, wie bei einigen afrikanischen Stämmen gebräuchlich. Das Eintreffen der weiblichen Geschlechtsreife, der Menstruation, schilderte uns ein Eingeborener wie folgt: „Es sind Jungfrauen. Bei zu- nehmenden Mond kommt Blut heraus, bei abnehmendem Mond kommt es nicht heraus; nimmt derMond zu, kommt es wieder heraus." 63 Kränkelt, Tod, Bestattung. Die Ursache der Ent- stehung von Krankheiten wird infolge des Glaubens der Insulaner an böse Geister diesen zugeschrieben. Der böse Geist s'a-nitu kommt, wenn Südwind von Pageh baru (Nassauinseln), wenn Nordost-Wind von Sumatra, bei Westwind von si Berut. Der böse Geist kommt in einem grossen Schiff ka-iäba in der Nacht; weht dann gerade Nord- oder Südwind, bekommen die Eingeborenen Fieber. Tritt dies nur in massiger Form auf, sagen sie, die Winde, in denen auch die Geister hausen, bringen es. Haben die Eingeborenen dagegen viel Fieber und grosse Krankheiten, dann bringen es die Teufel, welche im Meere zwischen ihrer Insel si kobo und Sumatra wohnen. Sie kommen während der Nacht, der Priester kann sie sehen, am Tage kehren sie in ihrer ka-läba zu ihren Wohnstätten im Meere zurück. Ferner neigen die Eingeborenen zu der Ansicht, dass auch böse Menschen ihnen Krankheiten zufügen können. Ein Mann erzählte uns eines Tages, dass schlechte Menschen Gift unter seine Hütte gelegt hätten und dadurch sein Kind krank geworden wäre. Sieht ein Eingeborener, der nicht Priester, den bösen Geist auch, so kann er ein wenig, aber auch sehr krank werden. Beim Tode werden nun folgende Gebräuche beobachtet. Da ist zunächst Vorschrift, dass beim Eintritt desselben die nächsten Verwandten und gute Freunde drei Tage lang pünän halten und den Toten beweinen und klagen — der Tote wird in eine Lattenmatte narä gelegt, dann in ein Boot gebracht und bis zur Begräbnisstätte gefahren; dort angelangt wird er aus der iiarä herausgenommen und im Boot gewaschen, darauf in weisses Zeug (komaii si ma-bülau mal. kain marekan) gewickelt, und in eine neue am Begräbnisplatz angefertigte Matte gehüllt. Reiche Eingeborene werden in 12 oder 20 Armspannen Zeug gewickelt. Diese Längen sind die eines malayischen Längenmasses kaju; arme Leute erhalten nur in 3 Arm spannen. Die alte Matte wird wieder nach Hause mitgenommen. Sie waschen den Toten deshalb, weil die Leute, welche um ihn stehen, buchstäblich beweinen, diese Thränen aber müssen wieder 64 entfernt werden, da sonst die Klagenden krank würden. Ferner fügen sie dem Toten eine Kokosnussschale mit Wasser bei, damit die Seele weiterlebt und nicht stirbt. — Den Inhalt eines Klagegesanges konnten wir leider nicht ermitteln, da er ta kä-käi-käi ist. Wir sahen nur eines Mittags 2 Boote, das eine mit 3, das andere mit 2 Personen am jenseitigen Ufer unserer stillen Bucht vorüberziehen. Aus diesen erscholl nach Angabe des Regierungsagenten ein Klagegesang, dessen Ton aus der Feme wie ein langgezogenes mit einem harmonischen Toneinfall sich anhörte. — Unpassend ist es auch zu einem Eingeborenen zu sagen: „Ich habe dich lange nicht gesehen", wenn ich weiss, es hat ein Todesfall in seiner Familie statt- gefunden. Es darf aber niemals darauf hingewiesen werden im Gegensatz zu uns, die wir unser Beileid bezeugen möchten. — Bei der Bestattung dürfen nur Jünglinge und Unverheiratete den Toten zur Begräbnisstätte bringen. — Ein Witwer darf zum Grabe seiner Frau folgen, aber nicht, dieselbe tragen helfen. Ist ein Mann gestorben, begleitet die Witwe den Toten, aber nicht die Kinder, wenn ein Priester gestorben, geht nicht der rimata mit; hat ein Dorfoberhaupt das Zeitliche gesegnet, dann begleiten ihn auf seinen letzten Gang viele Jünglinge. — Das eigentliche Begraben besteht nun darin, dass der Tote einfach auf die Erde, in seiner Matte eingehüllt, hingelegt wird. Die Wohlhabenderen werden an einer Stange befestigt, die auf je zwei gabelförmig zusammen gebundenen Bäumen ruht; ist dies geschehen, dann weinen und klagen die nächsten Verwandten. Perlen und Schmuck gehen in beschränktem Massstabe mit ins Grab. — Die Trauernden legen denselben während der Trauer- zeit ab. Die Männer, wenn ihre Frau gestorben, legen Kopfschmuck, Perlen, Fingerringe, Armbänder und sonstigen Schmuck ab, bis sie sich wieder verheiraten. Von Kindern werden, während sie trauern, die Schmucksachen ein Monat lang abgelegt. Die Trauer erstreckt sich auch, wenn jemand seine Eltern, Schwestern und Brüder sterben und dauert auch einen Monat lang ; sie wird gleichfalls durch Ablegen der Schmucksachen dokumen- tiert. — Ein Abschneiden von Fingernägeln oder Haaren zum 65 Zeichen der Trauer findet nicht statt; auch können alle Dinge des Verstorbenen von den Erben nach seinem Tode weiter benutzt werden. — Stirbt ein Eingeborener eines anderen Dorfes auf der Reise in einem fremden Dorf, dann wird er dort begraben. Seine Angehörigen u ndFreunde kommen nach dem Hause,in welchem er gestorben, beklagen und beweinen ihn, auch fragen sie, woran er gestorben ist. Sie gehen aber nicht nach dem Begräbnis- platz mit, da dies ihnen ta kä-käi-käi ist. — Den Tod durch Erschlagen vom Blitz kennen die Eingeborenen nicht. — Auch singen die Priester beim Tod ebensowenig, wie bei einer Geburt; wohl aber kommt es bei Wohlhabenden, wenn Hochzeit ist, vor. Zu dem Tod eines Giftmörders erzählte uns der alte rimata von tai bau üma folgende Geschichte. Die Benutzung des Galgens kommt sehr wenig vor und wird nur bei Gift- mördern angewandt. Er hatte in seinem Leben, welches jetzt wohl 55 Jahre zählen mochte, nur einmal in seiner Jugend einen Mann fangen helfen, der im Verdacht des Giftmordes stand. Vor langer Zeit — so fuhr der rimata fort — war im Dorf ein Mann, der 4 Brüder und einen Vater hatte, da starb der eine Bruder. Nach ungefähr 9 Monaten wurde der andere Bruder krank, als der Vater den si käräi fragte, sagte dieser, dass der Mann durch Gift den verstorbenen Bruder getötet und dem Kranken dasselbe gegeben. Der Vater erzählte dies seinen Kindern und sagte, wir müssen ihn ergreifen, sonst tötet er uns alle. Darauf fingen die Söhne mit noch 6 anderen Jünglingen den Bruder. Der Vater durfte sich nicht daran beteiligen, weil es für Verheiratete verboten d. h. pünän oder ta kä-käi-käi ist. Es wurden ihm die Hände auf den Rücken und die Füsse gebunden, dann wurde er in ein Boot gelegt und zur Stätte des Toten, dem Begräbnisplatz gebracht. Hierauf fertigte einer der Begleiter eine narä d. h. eine Matte aus dünnen Latten an, in welcher der Tote eingewickelt wird. Während der Deliquent zum Richtplatz geschleppt wurde, sagte er: „Vater, Vater ich habe nicht Gift gegeben, ukui, ukui ta mandä aku". Warum wollt ihr mich töten, ich habe nicht Gift gegeben, aber einige Leute hatten es gesehen« Ja du 5 66 musst sterben, sagten die andern» Im Moment des Hängens sagte er dann: „Ich will sterben". Begraben wurde er dann wie jeder andere. Eingewickelt in die bereit gehaltene iiarä und mit 3 Paar kreuzweise über dieselbe gelegten Pflöcken ^m Boden befestigt. — Aufgehangen werden die Toten, wie ich schon erwähnte, wenn ein Reicher begraben wird, aber es geschieht dies nur dann, wenn die Träger stark genug sind, die Bäume zu biegen. — Ist ein Eingeborener gestorben, so erkennen sie es daran, wenn der Athem weg ist, oder der si-käräi sagt, sein käcat ist fort. Sein Körper wird nun ein böser Geist, während die Seele für die Eingeborenen von sa uräinu nach der Insel Dau wandert, hatten unsere braunen Freunde von si Oban sich den Berg si a-bäu lagai d. h. grosses Dorf zur Wanderung ihrer Seelen auserkoren, dorthin wurde sie entführt, wo bereits die alten Voreltern wohnten. Sie leben dann als böse Geister weiter. II. Eeliglon. Unzweifelhaft ist die Religion eins der interessantesten Kapitel über Naturvölker. Die Religion der Mentawai-Insulaner ist ein mit dem Glauben an guten und bösen Geistern (sa bulu- nan und s'a-nitu) innig verwachsener Fetischdienst. Wir begegnen in demselben jene psychologischen Voraussetzungen, welche die Urquelle, aus dem jeder Fetischismus hervorsprudelt, bilden: ^Erstens den besonderen Schätzungswert, welchen der Wilde den Objekten giebt, zweitens die anthropopathische Naturauf- fassung, drittens die kausale Beziehung der Vorstellungen, viertens die Gemütsbewegungen, insbesondere der Furcht und der Hoffnung". In prächtiger Urwaldlandschaft, nur wenige Schritte vom Meeresufer der Bucht von si Oban, erhebt sich das grösste Heiligtum unserer braunen Freunde, die ka caila pu-koat-an. Sie wird namentlich, wenn Leute auf das Meer fahren oder zum Fischen ausziehen, verehrt. Dieses Heilig- tum besteht aus einem grossen eingekerbten Bambuscylinder, der mit bunten Streifen Zeugs, an denen Blumen oder Blätter 68 gebunden, behangen ist; ferner aus einem hölzernen Stab, dessen oberes Ende gespalten und somit in mehrere Spitzen ausläuft, zwischen diesen liegt ein kleines Brettchen aus dem Schafte der Sagopalme. Dasselbe deutet den Sitz für den guten Geist (sa bulunan) an. Geopfert wird nun derartig, dass . neue Streifen Zeug mit daranhängenden Blumen oder Blättern an dem Bambuscylinder befestigt werden und auf dem Sitz legen die Eingeborenen kleine Partikel von Speise nieder für den Geist. Essen sie Eier, so werden die Schalen auf die Spitzen, w^elche den Geistersitz umgeben, gesteckt. Ein kleineres Heihgtum, die sogenannte Haus ka caila^ benutzen sie in ähnlicher Weise in ihren Hütten. — Beim Gewitter wird dieselbe gerüttelt, um die bösen Geister, welche dasselbe veranlasst haben, zu vertreiben. — Im Häuptlings- hause befindet sich das nalau üma als grosser Hausfetisch. In kleinem Maassstabe gleicht es dem nalau Si käräi der Priester, welches diese als Amulet, um den Hals tragen. — Die Familienhäuser haben andere Fetische], wie den Schnabel des Nashornvogels, das Rückenschild von Seekrebsen und in Tuch gewickelte Blätter, sowie Holzstückchen, die mit rot- gefärbtem Rotang (iailai) verschnürt sind, ebenfalls aber auch mit bunten Bändern verziert werden. Parallel mit dem Glaubensbekenntnis der Eingeborenen, welches in dem Bewusstsein des Vorhandenseins verschiedener Geister, die sich im Walde, im Wasser, in der Luft, in ihren Dörfern befinden, gipfelt, geht eine Summe von Gebräuchen, die ihnen heilig und in denen den Eingeborenen gewisse Ob- servanzen auferlegt werden, welchen sie sich zu unterwerfen haben. -Die Mentawai-Insulaner bezeichnen diesen Zustand mit pünän. Allein das Studium zur Kenntnis aller der Momente zu gelangen, in welchen sich die Insulaner im pünän (malayisch pantang) befinden, würde eine interessante wissenschaftliche Ausbeute sein, die allerdings nur durch unumschränktes Ver- trauen bei den Eingeborenen erlangt werden könnte und einen jahrelangen Verkehr wie durch Missionare voraussetzen müsste. Ich habe mich bemüht, so viel es mir möglich gemacht wurde. Grosser Waldfetisch ka caila pu-koat-an. 70 mich in die Summe dieser Gebräuche hineinzudenken und möchte annehmen, dass es mir wohl gelungen ist, eine breite Operationsbasis für fernere Reisende zu schaffen, um das Bild in nochmehr durchgearbeiteter Form zu vollenden. Ist pünän vorhanden, schmücken sich die Insulaner mit der ihnen besonders heiligen roten Blume bäkäu (Hibiscus rosa- sinensis L.), welche in den Haaren, hinter dem Ohr und an der Stirn getragen wird und nur in demselben angelegt werden darf. — Die Priester einiger Stämme schmücken sich während dieser Zeit mit Hahnenfedern in einem Ohrläppchen. Bei einem allgemeinen pünän geht das Dorfoberhaupt in den Wald, sucht Blätter und Blumen, womit die Haus ka caila geschmückt wird. Diese wird gewöhnlich an einem Thürpfosten befestigt. Dann kocht der Häuptling Essen für den bösen Geist von kladdi (Colocasia esculenta), oder dem Herzen eines Schweins, zuweilen wird auch ein Hühnerherz genommen, ferner sind noch Krabben gebräuchlich. Dies sind die hauptsächlichsten Nahrungs- mittel, von denen der s'a-nitu erhält, doch dürfen ihm auch noch andere Lebensmittel gereicht werden. Hat das Dorfoberhaupt den bösen Geist gespeist, geht er in die kleine Kammer seines Hauses und giebt dort ebenfalls dem ä'a-nitu Nahrung, dann begiebt sich der rimata nach dem grossen Gemeinderaum zurück, hockt in der Mitte desselben nieder und wartet ein Weilchen, bis der böse Geist seine Mahlzeit vollendet hat. Er schlägt nun das Gong, eine Art Tam-Tam, das von Chinesen importiert wird, geht dann abermals in eins der kleinen Zimmer, um jetzt mit seiner Familie zu speisen Der rimata darf solange keine Nahrung im pünän zu sich nehmen, während die anderen Dorf- bewohner speisen, da er glaubt,sonst sterben zumüssen-, ebensowenig darf er während dieser Zeit irgend welche Arbeit verrichten, denn dann würden seine Leute sterben. Diese haben, solange er seine Mahlzeit einnimmt, zu warten. Ist ein rimata alt und kann nicht mehr gehen, dann trifft sein Sohn oder der nächste Anverwandte die Vorbereitung zu einem pünän namentlich das Holen der notwendigen Blätter, gleichzeitig wird der damit Be- auftragte, besonders wenn es der Sohn ist, in die Kunst pünän 71 zu machen eiDgeweiht und angelernt. Den pünän selbst hält aber der Unter- oder kleine rimata ab. Bei grossen, längeren pünän's werden Hühner und anderes Vieh aus den Gärten nach Hause gebracht, um dieselben füttern zu können, da die Eingeborenen dann das Dorf nicht verlassen dürfen, ebenso keinen Umgang mit Fremden pflegen. Kleine pünän's finden beim Bootsbau, Gartenanlagen, beim Bau eines kleinen Hauses, wenn Sago bereitet wird, bei Geburt und 8 Monate nach derselben, Krankheit, Hochzeit, Tod, beim Erlegen der durch pünän besonders g-eheiligten Tiere, wie Hirsch, Affe, Meerschildkröte und schliesslich, wenn ein Eingeborener sein Dorf wechselt, statt; auch bei Gartenbestellung, wenn ein Baum im Walde fällt. — Während des pünän durften sie auch keine Aufträge von uns, wie die Herstellung von Armbändern, ausführen. Da sich nun die Eingeborenen mehr oder minder fast das ganze Jahr hindurch in grösseren oder kleineren pünän's befinden, so war es ausserordentlich schwierig, ihre Dörfer zu sehen. Ein ferneres Hindernis war der sie ausserdem noch be- herrschende Aberglaube, welcher allerlei Auswüchse trieb, da wurde uns dann gesagt, dass Kinder Furcht vor Fieber hätten, wenn wir kämen. Mit grosser Geduld musste ich mich in mein Schicksal finden und die wertvolle Zeit bis zum Besuch eines Dorfes kostete mich wochenlange, wiederholte Unterhandlungen, eh das Vertrauen zu uns gefestigt war. Eine fernere wichtige Rolle in den Religionsanschauungen der Eingeborenen spielt der Begriff' des ta-kä-käi-käi, welchen ich schon öfters erklärt und den sie als vorzügliches Abschluss- mittel gegen alles das, was sie nicht wollen, auch besonders Fremden gegenüber, ins Treffen führen. Einige Beispiele mögen zur besseren Begründung hier Platz finden, z. B. ist pünän und wird im Häuptlingshause die grosse ka-täuba geschlagen, dazu getanzt, dann dürfen Fremde nicht zusehen, da es ta ka käi-käi. Diese ka-täuba darf nur beim Tanz geschlagen werden. Weiter erstreckt sich dieser Begriff, wenn in Gegenwart von weiblichen Wesen das Bewusstsein des Anstandes verletzt wird; oder kommt jemand zu mir, ich habe viel Aerger gehabt, er 72 fragt nun, wie es mir geht; ich antworte schlecht, in bin behext (äi kai mu käi-käi oder äi kai mu pünän). Zu den weiteren Verboten im pünän gehört, dass der Bei- schlaf jedweder Art nicht vollzogen werden darf. Erlaubt da- gegen sind im pünän alle Speisen. Ein pünän kann nun ferner entstehen, wenn ein von den, den Insulanern heiligen Tieren, die ich bereits oben erwähnte, erlegt wird. Dieses wird dann zum Dorfoberhaupt gebracht, der darauf das non schlägt, darauf versammeln sich die Dorf- bewohner in dem grossen Häuptlingshause. Der Unterrimata teilt nun das Tier in so viel Stücke, wie Häuser im Dorf sind, jedes Familienoberhaupt nimmt sein Stück zum Essen mit. Zuerst essen all die Leute des Dorfes, dann der rimata. Die Zeit, während das Stück verzehrt wird, ist pünän, bei kleinen Tieren dauert es 1 Tag, bei grossen zwei Tage. Die Schädel dieser geheiligten Tiere, auch das Rückenschild von der Schildkröte werden beim rimata aufbewahrt in dem Glauben, wenn sie solche aufheben , dass sie bald wieder so ein Tier erhalten. Wenn nach dem Begräbnis eines rimata der ötägige pünän beendet ist, dann dürfen die Eingeborenen 8 Monate lang ihre Felder bepflanzen, nach Ablauf dieser Zeitperiode ist wieder ein grosser pünän, der sogenannte pünän ii'otu, d. h. der pünän der Hundert, in dem das neue Dorfoberhaupt gewählt wird. Die verheirateten Leute machen dann zwei Klösse aus Kladdi mit geriebener Kokosnuss, die sie zum „Grossen Haus" bringen. Das neue Dorfoberhaupt nimmt ein wenig von diesen Klössen, giebt dem s'anitu davon etwas, während die Leute den Rest nach ihren Häusern mitnehmen, um ihn zu verspeisen. Während des pünän müssen alle Männer im Häuptlings- hause schlafen. Sie gehen nach Sonnenuntergang zu demselben hin, und am Morgen, wenn es dämmert, so gegen ^/.^l Uhr, verlassen sie es wieder, um nach ihrer eigenen Hütte zurück- zukehren. Während des pünän dürfen Männer nicht mit Frauen zu- sammenschlafen; doch kann der si käräi diese Vorschrift auf- 73 heben, wenn in einer Familie z. B. keine Kinder sind und der Wunsch nach solchen vorliegt. In diesem Falle gestattet der Priester den ehelichen Beischlaf im pünän. Er sagt: ,,Geh' nach Deinem Flause, schlafe am Tage mit Deiner Frau während des pünän;" ferner giebt der Priester der Frau Blätter und Blumen, die sie an den Kopf stecken muss. Nach dem coitus geht die Frau zum grossen Hause, sucht dort ein kleines Kind zu er- halten, dem sie Kladdi giebt. Ich möchte jetzt an dieser Stelle die bereits in Aussicht gestellten pünän-Gebräuche, wie sie in sa urärinu bei einer Eheschliessung bestehen, hier erwähnen. Am ersten Tage werden die jungen Leute verheiratet, den zweiten bleiben sie in ihrer Behausung, 3. —5. Tag fangen sie kleine Krebse im Fluss-, der 6. und 7. Tag ist dem Fischfang an der Fluss- mündung gewidmet-, am 8. — 16. Tage gehen sie zu ihren Gärten, welche an der Quelle des Flusses liegen, also die sog. Dorfgärten. — Ta-kä-käi-käi ist dem Eingeborenen noch, wenn er nach einem anderen Orte geht, verheiratet ist und sich dort mit Weibern einlässt. Ebenso sind ihnen ta-kä-käi-käi die Häuser in den Gärten, wo sie ihre Hühner bewahren; wenn ein Fremder dort gehen würde, dann würden diese Tierchen krank werden. Noch einmal möchte ich jetzt kurz rekapitulieren, in welchen Fällen pünän stattfindet. Der grosse pünän wird beim: 1. Bau des Häuptlingshauses, 2. wenn grosse Krank- heiten im Dorf, 3. wenn ein Kokosnussbaum von selbst fällt, 4. bei Wahl eines Dorfoberhauptes, der von seinen Ver- wandten dazu ausgerufen wird •, folgen ihm die anderen Leute, dann grosser pünän, 5. bei Priester- Wahl, 6. wenn ein Eingeborener durch ein Krokodil getötet wird, 7. wenn ein Giftmörder gefangen wird, 8. wenn bei einem Streitfalle ein Eingeborener getötet wird im Dorf, 9. wenn die pünän-Tiere Hirsch, Affe, Meerschildkröte erlegt werden, abgehalten. Kleine pünän (pünän üma) finden statt: 1. beim Bootsbau, 2. Garten machen, 3. wenn kleines Haus (läläp) errichtet wird, 4. beim Sago bereiten, 5. in der Schwangerschaft, 6. Kindergeburt und 74 8 Monate nach derselben, 7. bei Krankheit eines Menschen hat sein Haus pünän, 8. beim Tod, 9. wenn ein Priester kommt, den bösen Geist des Verstorbenen aus dem Hause zu treiben, 10. Hochzeit, 11. haben diejenigen, welche die geheiligten Tiere fangen oder erlegen, machen pünän, 12. von den vorhandenen Schildkröten dürfen sie nicht während des pünän die kaira (karah), d. h. Karetschildkröte, fangen, wohl aber die si ma- lina oder iba laut (mal. katuong) und elato (katuong balim- biäng), 13. wenn jemand fortzieht, z. B. nach si Berut. Der Blitz im Volksglauben. Von den Naturerschein- ungen, welche mit dem Religionskultus der Eingeborenen innig verwachsen sind, spielt zunächst der Blitz eine besondere Rolle. Die Ursache seiner Entstehung hat bei den Eingeborenen folgende Vorstellung in ihnen grossgezogen. Sie meinen, die Blitze sind eine Menge böser Geister (s'a-nitu), welche während eines Gewitters ihr Wesen im Dorfe treiben. Um sich gegen dieselben zu schützen, bedienen sich die Insulaner einer Fackel, welche sie mit dem Namen ka sila bezeichnen. Sie besteht aus einem Stückchen Holz, welches im grünen Zustande ge- klopft, dann getrocknet und angebrannt wird. Es verbrennt mit wohlriechendem Rauch, welcher die bösen Geister vertreibt. Mütter bedienen sich ihrer auch bei Kinderkrankheiten zum Vertreiben der Dämonen; wenn sie dies Holz nicht an- wenden thäten, dann würden die Kinder den Teufel riechen, aus Furcht weinen und wollten auch dann nicht baden. Seit langen Zeiten haben die Eingeborenen nicht gehört, dass jemand vom Blitz erschlagen w^orden wäre. Fährt der Blitz in einen Baum, so sass ein sVnitu in dem- selben, jedoch läuft dieser fort und der Baum wird getroffen. Gleichzeitig möge diese Notiz darauf aufmerksam machen, dass sich die Eingeborenen in ihrem Glauben an guten und bösen Geistern dieselben auch in Bäumen denken. Hat der Blitz nur einen Baum getroffen, so entsteht ein Loch in der Erde, über dieses legen sie ein Birablatt, dies wird an einer kleinen Stelle trocknen, unter dieser soll sich zuweilen bülau- Zinn befinden; jedoch müssen die Eingeborenen ein bis zwei 75 Fuss graben^ um es zu finden. Dann wird es geschmolzen und zu Dolchen als Zwinge benutzt. Stammes- und Ortsgottheiten (Dorffetische). So- genannte Stammes- und Ortsgottheiten giebt's im eigentlichen Sinne nicht. Die Dorffetische sind in jeder Ortschaft dieselben, mit kleinen Varianten in der Herstellung; dagegen sind die Geister in den einzelnen Dörfern verschiedene und nicht die gleichen. Stirbt z. B. jemand in einem Dorf, der aber in einem anderen seinen Wohnsitz hat, so kehrt sein s'anitu nach dem- selben zurück-, im Leben dagegen ist der s^a-nitu ständiger Be- gleiter des Menschen. Die Geister und die Geisterwelt. Zu den fesselndsten Mitteilungen, welche mir die Eingeborenen machten, gehörten ihre Vorstellungen von Geistern und deren Wirken. Eine eigenartige Ideenwelt ist^s, die sich dem lauschenden Ohr des Reisenden hier mitteilt-, emsig fliegt die Feder über die zu füllenden Tagebuchblätter, um möglichst viel aus diesem Kapitel menschlicher Anschauung schöpfen zu können. Als Grundbasis dieses Vorhandenseins von Geistern, die sich die si ka lä-lagat als männliche und weibliche denken, möchte ich den Glauben der Eingeborenen, die gute und böse Geister verehren, betrachtet wissen. Die guten Geister nennen sie sa bulu-nan, die bösen s'a-nitu. Den ersteren schreiben sie eine grössere Kraft zu, da die letzteren Furcht gegen dieselben hegen -, auch sind die guten Geister in grösserer Anzahl, als die bösen vorhanden. Bei Speiseopfern, die Eingeborene ihren Geistern zuweilen darbringen, giebt der gute Geist dem bösen davon ab, um ihn zu versöhnen. Auf diesen Glauben baut sich nun weiter ihre Ideenw^elt derart auf, dass sich diese beiden Arten überall für sie befinden, sei es in der Luft, sei es auf der Erde oder im Wassei*. Ungemein schwankend war die Vorstellung der Einge- borenen von der Grösse ihrer Geister. Sie nannten die Grösse eines Zeigefingers und dehnten dieselbe bis zu der eines 4 bis 5jährigen Knaben aus; sogar die Grösse eines grossen Fisch- netzes, wie sie es zur Meerfischerei gebrauchen, wurde mir an- 76 gegeben. Ausser den Geistern spielt das käcat und ünou tubu noch eine besondere Rolle in dem Leben der Mentawai- Insulaner. Das käcat ist das Leben^ welches man bei Kindern an der Stelle der grosse Fontanelle sieht. Ich bezeichnete es mit Seele, während das übrige im Menschen pulsierende Leben, besonders das Klopfen des Herzens von den Eingeborenen mit ünou tubu benannt wird. Das käcat, die Seele des Menschen sieht aus wie er selbst. Morgens 4 Uhr und abends 10 Uhr zu einer Zeit, wo die Ein- geborenen der Nachtruhe pflegen, also sich in einem abstrakten Dasein befinden, geht's zum Bade im Flusse, wenn es dort von S^a-nitu angetroffen und mitgenommen wird, dann stirbt der Mensch. Nach dem Bade kehrts wieder zurück zu dem Menschen. Hat ein s^a-nitu ein käcat gefangen, nimmt er es nun auf seine ka-läba, die ein grösseres Boot ist, mit und stösst er dann dem- selben ein Messer in den Leib und sagt, nun kannst du wieder zu deinem Besitzer zurückkehren, dann muss derselbe auch sterben. Nach seinem Tod geht das käcat wieder zum Teufel auf die ka-läba. — Ist jemand krank und das käcat kehrt zurück vom Teufel, dann bleibt es bei seinem Besitzer, wenn der Priester es weiss und durch seine Medizin den Menschen zu heilen ver- mag, wobei auch ein pünän abgehalten werden muss. Ferner hegen die Eingeborenen die Ansicht, dass nur das käcat aber nicht der Mensch krank werden kann. Woher das käcat kommt, konnten mir die Eingeborenen nicht angeben, sie sagten mir, dass Kinder gleich mit demselben geboren würden. Wenn die Eingeborenen sich im pünän befinden und in dem- selben einen Affen oder sonst eins von den ihnen heiligen Tieren verspeisen, abends dann coitieren, regt sich in ihnen das käcat und zwickt sie am Körper, weil sie den heiligen Brauch des pünän verletzt haben. So tragen selbst nach Ansicht der si ka lä-lägat die Geister dafür Sorge, die Menschen zu strafen, wenn sie die von alters her heiligen Gesetze verletzen. Jetzt möchte ich eine kurze Unterhaltung des Herrn Dr. Morris mit einem Eingeborenen über Geister folgen lassen. 77 Dr. M. Kannst du die bösen Geister sehen? Dr. M. Wo ist der Teufel? Dr. M. Einer blos? Dr. M. Hat der Teufel Angst E. Der Teufel hat Angst vor vor dem si käräi ? den Zaubermitteln des Priesters. E Ich kann die s' a-nitu nicht sehen, der si käräi kann sie sehen. Ich bin kein Priester. E. Der Teufel ist im Dorf. E. Viele, soviel wie Menschen; am Abend, sind Teufel da. E. Sie essen nicht, das giebts nicht bei den Teufeln; bei uns, den si ka la-lagat, giebt's Essen. E. Wenn die Teufel nicht essen, sterben sie nicht, wenn die si ka lä-lägat nichts essen, sterben sie, sie habenHunger. E. Du kannst den Teufel sehen, Du bist ein si käräi, deine Augen sind nicht klar. E. Sie sind nicht hässlich, sie sind schön ; am Abend können sie sehen; ihre Augen sind rot, ihr Körper wie ein Mensch. E. Sie sind gekleidet wie die si ka lä-lägat E. Ja, Teufel oben, des Teufels Weib unten. E. 9 oder 10 Monate wie beim Menschen. E. Der Teufel ist nicht wie ein Schwein, Hahn, Huhn, er ist wie ein Mensch bloss. Ferner stellten wir folgende Namen von Geistern fest. Dr. M. Was essen sie? Dr. M. Sterben sie denn nicht, wenn sie nicht essen? Antwort von Dr. M. Ich habe ihn noch nichtgesehen. Dr. M. Sind die Teufel schön oder hässlich? Dr. M. Sind sie bekleidet? Dr. M. Coitieren sie ? Dr. M. Wie lange dauert bei ihnen Schwangerschaft? Dr. M. Kann der Teufel auch wie ein Tier aussehen? 78 Gute Geister. 1. tai la ki-kiau sie essen nicht, wohnen im Himmel. 2. tai ka ma-nua der im Himmel wohnt, er isst nicht. 3. si ku-kuti wohnt auf der Erde, er isst Fische. 4. tä-täu der Alte, der am Hause rüttelt, wohnt im Walde. 5. si kom mäk-mäk die die reifen Bananen essen, wohnen auf der Erde. 6. si pu-ma-batu-oinan der den Fluss steinig macht, wohnt an der Quelle des Flusses. 7. si ta sulät die ohne Nagel wohnen im Flusse, sie fahren auf Segeböten. 8. s' äi ma-dju-dju wohnen auf dem Berge. Böse Geister. 1. tai la ki-kiau wandert auf dem Berge. 2. si bau läpä der mit der grossen Jacke wohnt am Flussufer, (er isst nicht.) 3. si la-ko-koina wohnt auf dem Gipfel grosser Bäume. 4. tai ka täiia loina der auf der Mitte der Bäume wohnt. 5. tai ka ba;'a-t koat die im Meere wohnen. (Sie essen nicht.) 6. tai ka tiri-t oinan die an der Flussquelle wohnen. 7. tai ka läläu die auf dem Berge wohnen. 8. s'a-nitu polak der auf der Erde wohnende a-nitu. 9. tai ta alai die Haarlosen wohnen auf der Erde am Strande. 10. si iiu iiu djö-djö die Hundeschnauze wohnt im Walde. 11. si njap-njan alai der die Haare abschneidet wohnt aussen an den Bäumen. 12. si ta lo-lokat der ohne Hals wohnt unten an den Bäumen. 13. si ta utä der ohne Kopf wohnt ebenso. Vom si la-ko-koina erzählte uns ein Eingeborener, dass er seinen Sitz auf einem Baume habe. Den Kokosnussbaum aber liebe er nicht, sondern auf einem grossen Baumwipfel sässe er. Er isst Hühner, geht nach den Hütten der si ka lä-Hgat, stiehlt dort Hühner, rupft die Federn aus, w^irft sie weg. Kochen thut er die Hühner nicht. — Auch möchte ich noch erwähnen, dass den Eingeborenen angenehme, sowie unangenehme Träume bekannt sind. 79 Nicht uninteressant dürfte es sein, die Erzählung eines Eingeborenen zu hören, wie Menschen wahnsinnig werden können. Erlegt ein Mann einen Hirsch, dann wird dieser im pünän verspeist. Schläft der glückliche Schütze bei seiner Frau während des pünän, dann nimmt der Hirsch sein käcat, trägt es zum Walde und der Mann wird wahnsinnig, da sein käcat dem Hirsch immer folgen muss, so wird der Mann alle Sachen machen, die das käcat thut. Wenn der Hirsch todt bleibt im Walde liegen, so bleibt auch dort sein käcat, da selbiges immer im Kopfe sich befindet. Amulette und Zaubermittel. Wunderkraft von Amuletten, (rialau) Diese zu erhalten gelang mir nur durch das Vertrauen, welches der Regierungsagent bei ihnen besass. Ihre Zähigkeit am Festhalten derselben war jedoch eine so grosse, dass sie mir von der kleinen Anzahl, welche ich erhielt, nur 2 getragene brachten, während sie die anderen neu angefertigt hatten. Die Amulette haben den Zweck, die Menschen gegen Gift, Krankheiten, böse Geister und Menschen zu schützen. Der Eingeborene wird dabei von der Vorstellung geleitet, dass diese zum s^a-nitu sprechen „komm nicht, ich schütze die Men- schen". Als ich einmal einen Dolch mit daranhängendem Amulett von einem Eingeborenen kaufen wollte, sagte er mir, dass er sich von seiner Waffe und dem Amulett nicht trennen dürfte, da er sonst sterben würde. Der gute Geist sagt zum Priester: „Nimm Blätter, 5 — 6 Arten, thue sie in ein zumachendes Amulett, damit, wenn der s'a-nitu kommt, es den Menschen schützen thut." Mehr als zwei Amulette haben die Insulaner nicht, die Wirkung in beiden ist eine gleiche. Die Leute von si Berut haben noch besondere Amulette für den Krieg, die sie zuweilen am Schildgriff befestigen. Wenn die Eingeborenen von si Fora nach si Berut fahren, haben sie noch ein besonderes Amulett um, welches sie schützen soll, dass ihnen von ihren Stammes- brüdern in si Berut nicht der Kopf abgeschlagen wird. Kommen sie wieder nach Hause, legen sie dieses Amulett fort 80 und heben es auf. Die Amulette werden vom sa bulu-iian durch den si käräi oder rimata gegeben. Gewöhnlich besteht ein Amulett aus einem Stückchen importierten Zeugs von blauer oder roter Farbe, in das die schützenden Blätter gethan werden, dann wird es mit einem dünnen rotgefärbten Streifen Rotang oder Schnur fest umwickelt und verschnürt. An einer Schnur oder Messingdraht um den Hals getragen. Zuweilen finden sich auch noch an den beiden Enden des rollenförmigen Amuletts kleine Hühnerfedern als Verzierung. — Nicht ein jeder kann Amulette machen. — Im Amulett können folgende Pflanzen oder deren Bestandteile sich befinden: 1. Kopuk (mal. xekur) Kaempferia galanga, 2. tikup (mal. dukung anak) Phyllanthus oxyphyllus Miqu, 3. Kulu, 4. popui (mal. lalang laut), 5. laiga (mal. sapedas) Macaranga megalophylla), 6. akaba (mal. akar barak) Chailletia sumatrana Miqu, 7. Kara, 8. takodan, 9. pa-ka-sailäu Polygala Simassan Miqu. var. lanceolata, 10. pai-pai (mal. puar) Curcuma Zedoaria Rose, 11. lagigi (mal. djerudju) Acanthus ebracteatus, 12. padoimin, 13» bobo (mal. linjuang auch djiluang), 14. süra (mal. puding ami) Tabernae montana mallacacensis, 15. bäkäu (mal. bungarajo) Hibiscus rosa sinensis L., 16. Kainau (mal. bunga suli oder kambäliu), 17. to-tonän (mal. sambong) Scindapsus pertusus, 18. ailäpät si ma-sorou (mal. puding itam), 19. sari (mal. paladang) Sonerila insignis Bl., 20. po-pou-pou (mal. perupu), 21. ailäpät si bula/at (mal. puding telor), 22. pakalä Ol aus der Kokosnuss gewonnen. Beim Begräbnis behalten die Eingeborenen ihre Amulette um. Eine besondere Art von Amuletten haben noch die Priester, auf welche ich näher bei Beschreibung derselben ein- 81 gehen werde. Auch an ihren dolchähnlichen Messern befestigen sie manchmal ein Amulett und sind dann natürlich solche Waffen nicht verkäuflich. Im Zauber wesen der Eingeborenen ist's besonders die kä - caila. Diese kommt vor als kä-caila üma, welche zum Fernhalten der bösen Geister im Hause dient. Sie wird ent- weder geschüttelt oder kurz hintereinander auf den Boden ge- etossen und befindet sich im Hause oder am Thürpfosten be- festigt. Ihr Äusseres besteht aus einem Bambus cy linder, der zur Aufnahme heiliger Blumen und Blätter dient. Ein Zahn- schnitt am unteren Ende dient dazu, um Streifen bunten Zeugs mit Blättern und Blumen ebenfalls als Anhängsel autzunehmen. Auch im Walde befinden sich grosse ka-caila's aufgestellt und möchte ich die Aufmerksamkeit des geehrten Lesers noch einmal auf pag. 66 und 69 gelenkt wissen, wo bereits die ka-caila pü-koat-an erwähnt wurde; ebenso möchte ich nochmals an die als Fackel beim Blitz und Kinderkrankheiten benutzte ka-sila auf pag. 73 erinnern. Dann wäre noch die ka-caila üma s'a-bäu, welche sich im grossen Hause befindet, zu erwähnen; aus Bambus und Blättern der Sagopalme hergestellt, dient sie gleichfalls zum Fernhalten böser Geister. Neben der ka-caila ist das nalau von Bedeutung. Wir finden es in besonderer Grösse und als Hauptheiligtum, als sog. iialau üma, im Hause des Dorf Oberhaupts und erwähnte ich auch dieses bereits auf pag. 18. Ferner kommt es auch als solches, aber in anderer Form, noch in den Hütten der Einge- borenen vor. Hier besteht es aus einem geschnittenen Stück schweren Holzes, von den Eingeborenen tarap (mal. madan prawas) genannt, welches mit blauem Zeug umwickelt ist und dann netzartig mit rotgefärbtem Rotang verschnürt wird. Ein gelber Behang von pälakak (mal. pua) und verschiedenen Läppchen blauen, roten, weissen Zeugs, letzteres ist gelb gefärbt durch kinäu (kuni) und Fahnenfedern vom Hahn dienen als Verzierung. Dem iialau üma s'a-bäu gleicht das iialau si käräi; es ist eine Diminutivform des ersteren und wird gebildet von einem Halsring aus Bambus, an welchem sich das Hauptteil des 6 82 eigentlichen iialau befindet. Dieser Teil wird nach seiner Ura- wickelung mit rotgefärbtem Rotang lai-lai bezeichnet; ein als Zier dienender Behang, manai genannt, ist aus to-tonan (sambong) gemacht; rotes Zeng, kleine Muschelstückchen an Perlkettchen, Hahnfedern, ferner noch zwei kleine Streifen lai-lai mit Perleu, welche an dem Hauptteil angebunden sind, vervollständigen das Ganze. In dem nalau befinden sich die als Zaubermittel be- kannten und Heilkraft besitzenden Blätter, wie bä-bagät (rotan bezar); bäkäu (bungarajo); uka-na (das Blatt von pisang iri); ferner inu (manä) kleine blaue Perlen und bülau (tima itam) Blei, endlich lai-lai (rotang janaug) und wird es im pünän ge- tragen. Auch die Knollen von laiga (sapedas) werden zuweilen an einer Schnur als iialau getragen, dienen dann als Amulett. Zu den weiteren Fetischen, in welchen eine Zauberkraft für die Eingeborenen wohnt, wird das kaman gezählt. Ist pünän vorhanden, werden sie geholt; in ihrem Innern befindet sich Medizin, d. h. Blätter, gegen den Teufel; wenn die Einge- borenen in den Wald gehen, nehmen sie es mit — Ebenso erfreut sich als Zaubermittel das lalap eines Rufes. Es ist dies ein in gefärbtem Rotang eingeschnürter Stein, welcher an einem Holzhaken durch einen Rotangstreifen befestigt ist. Er wird in der Behausung aufgehängt; wenn ihn der Teufel sieht, läuft er weg. Den Beschluss in den Zaubermitteln bilden einige Fackeln. Da möchte ich zunächst eine solche für Priester beschreiben. Sie wird ma-iiaiiiai genannt, besteht aus dem kienartigen Holze tükälä-akä und ist mit köman si ma-pusu, blauem Zeug, um- wickelt, welches in lai-lai netzförmig eingeschnürt ist. Der zu ihr gehörige Vogel dient als Verzierung. Die Priester benutzen sie beim Fieber, indem sie selbige anzünden und schwenken, dann ausdrücken und die Asche auf den Körper des Menschen tupfen. Endlich bedienen sich noch die äi ka lä-lagat einer Fackel beim Gewitter, die sie mit lo-loisi bezeichnen, um auch mit dieser die bösen Geister zu vertreiben. Eine besondere Rolle nehmen natürlich in diesem Zauber- 83 kiiltus die Gesänge der Priester ein, die ihre besondere Be- rücksichtigung in dem Buch des Herrn Dr. Morris gefunden haben« Ich möchte hier nur eine kurze Probe geben. Einer dieser Zaubergesänge lautete: ..Konat, — konat, — konat, — konat Kina käcat aläi, si ron, do^ai, ba pu-ru — rusa kam, ba pu-äpa-kam, iba-ta, sakoko, iba-ta gou-gou.'' „Kommt, kommt, kommt, kommt her, ihr Seelen; ihr Knaben ihr Mädchen, erregt keinen Wind, laaft nicht durcheinander. Unsere Speise sind Schweine, unsere Speisen sind Hühner." Die Art und Weise, wie der Priester seine Zauberkräfte ent- faltet, besteht darin, dass er sich zunächst mit dem grossen Priesteramulettbehängt; dem seinemStande zukommenden Schmuck, dieHahnfeder, in das Ohrläppchen steckt und mitBlumen sein Haupt schmückt; dann nimmt er in die eine Hand eine kleine Glocke, in der anderen hält er einen Strauss Blätter von böbolo (lin- juang); nun ruft er durch einen Gesang die Geister herbei, ver- spricht ihnen Speise und zaubert sie in den Strauss hinein. Dieser wird nun von ihm den Leuten auf den Kopf gehalten, und er bewirkt dadurch, dass der gute Geist im Kopf bleibt und nicht herauskommt, um dem bösen Geist den Eintritt zu verweigern. — Im grossen pümän tanzt er noch dazu. — Ist ein Mensch in übler Verfassung, hat er Fieber, geht der si käräi zu ihm und singt eine seiner Zauberformeln „Kommt her, die ihr im Busch wohnt, ihr guten Geister", dann ist pünän, und der Mensch ist nunmehr befreit von seinem Übel, erzählte uns ein Einge- borener. Anschliessend hieran möchte ich nunmehr etwas Näheres über den Priester-, Arzte-, Zaubererstand berichten. Alle 3 Funk- tionen vereinigen sich bei den Mentawai-Insulanern in einer Person, die sie mit dem Namen si käräi d. h. der oder die Er- leuchtete bezeichnen, da es männliche und weibliche giebt. Unsere erste Bekanntschaft mit einem solchen Vertreter 6* 64 so vielseitiger Thätigkeit führte dazu, dass sich mein Begleiter, Herr Dr. Morris, mit seinem si Obaner-Kollegen und unserem Dolmetscher hinter eine verschlossene Thür zurückzog, um ihm die Künste abzuhorchen. Allerdings brabbelte der si käräi daim auch einige unverständliche Zauberformeln Herrn Dr. Morris vor, war jedoch zu anderen, eingehenderen Erörterungen nicht zu bewegen, vielmehr Hess er uns beim Abschied nur in der Hoff- nung, in 3-4 Tagen wieder zu kommen; er zog es aber vor, sich hinter Schweigen und Unsichtbarkeit fernerhin zu verschanzen. Im gewöhnlichen Leben, wenn die si käräi nicht in Aus- übung ihres Berufes sind, haben sie kein Unterscheidungs- merkmal ihren Stammesgenossen gegenüber. In ihrer Thätig- keit werden sie, wie bereits erwähnt, durch das nälau si käräi und die Fahnenfeder eines Hahnes ausgezeichnet. Letzterer Schmuck war jedoch in si Oban nicht gebräuchlich, wohl aber in anderen Dorfschaften. Die beigegebene Abbildung zeigt das wohlgelungene Porträt eines jungen Arztes, geschmückt mit den Abzeichen seiner Würde. Priester kann nur derjenige werden, welcher den guten Geist sa bulu-nan gesehen, und dieser bezeichnet ihm auch die Blätter und Pflanzen, welche von heilbringender Wirkung sein sollen. Zu diesem Zweck hat der Betreffende dem guten Geist in den Wald zu folgen, nachher teilt er seinen Verwandten die Unterredung mit demselben mit; diese bringen nun das Ereignis unter die Dorfbewohner und sprechen besonders mit dem Dorf- oberhaupt und alten Leuten darüber, welche ihn dann zum si käräi machen. Die Ceremonie besteht in einem fünfmonat- lichen pünän, in welchem der jugendliche, angehende Priester den Kopfschmuck läi-läi d. h. die Fahnenfeder des Hahnes sich beschafft und das Amulett iiälau anfertigt. Nur wenn er seine Funktionen ausübt, ist er si käräi, sonst wird er, wie jeder andere Mensch behandelt. Als Priester, Arzt, Zauberer erhält er kleine Geschenke, wie Zeug, Perlen, Draht, Hühner etc. von seinen leidenden Mitmenschen. Im grossen pünän bekommt er sogar das halbe Schwein, sobald Ein junger §i käräi. 86 er sich in ausübender Thätigkeit befindet. Hat der Kranke nichts, um den Arzt zu bezahlen, ruft er ihn auch nicht, sondern leidet ohne zu klagen und stirbt lieber ohne jede Hülfe. Wenn jemand krank ist, so geht der si käräi von der Hypothese aus, dass das käcat den kranken Menschen verlassen habe und durch seine Kunst demselben wieder zugeführt werden müsse. Dies geschieht unter den bereits beschriebenen Formalitäten 5 die dabei in Kraft tretenden Zaubergesänge kommen öfters in alten, feststehenden, erstarrten Formen vor, die teilweise selbst alten Leuten unverständlich sind, auch wohl dadurch den Zauber des Mystischen erhöhen. . Leider waren die Bemühungen des Herrn Dr. Morris, diese veralteten Formen zur Translation zu bringen, nicht immer von Erfolg gekrönt, da der Sinn der Wörter den Leuten im Laufe der Zeit abhanden gekommen war. Wenti zu einem grossen pünän die den Eingeborenen heiligen Tiere gebraucht werden, dann ruft der si käräi das käcat dieser Tiere an und erhält dies dann kleine Teilchen Fleisch von den zu verspeisenden Tieren, auch etwas Kladdi ab. Ist jemand gestorben, so kann der si käräi die Seele ,des Verstorbenen als bösen Geist sehen. Wenn die beiden bösen Oeister des Menschen, in welche sich das käcat ünou tubu verwandelt hat, zur Behausung des Verstorbenen zurückkehren, kann man zuweilen den einen dieser beiden Teufel hören, den anderen nicht. Es soll sogar vorkommen, dass man ihn 3 Tage lang hören kann. Die Witwe des Verstorbenen oder die Über- lebenden rufen dann den Priester an, welcher einen Strauss Blätter zusammenbindet, diese an dem Thürpfosten befestigt oder in einem Bambuscylinder vor dem Hause in die Erde steckt. Der Grund, welcher in dieser Ceremonie zu suchen ist, kenn- zeichnet sich dadurch: Wenn der böse Geist kommt, dann kann er das Haus nicht sehen, da der Priester ja seine heilkräftigen Zaubermittel angewandt hat. Daraufhin kehrt der böse Geist des Körpers, der s'a-nitu, nach dem Berge si-a-bäu lagai, dem Ort, wo die Seelen der Abgeschiedenen weiter leben, in das schöne Land des Jenseits zurück, während das käcat und ünou tubü es nicht thut. Ein anderes Mittel des Priesters, um die 87 Dämonen von dem Hause Verstorbener fern zu halten, ist eine Einreibung, die er allen Insassen des Hauses befiehlt. In das Wasser der Bambusbehälter mischt er einige der uns bereits bekannten Blätter. Am ersten Tage reibt der si käräi die sämt- lichen Bewohner des Hauses ein, am dritten Tag reiben sich die Leute selbst den ganzen Körper ein und betupfen den Kopf mit einem Tropfen Kokosnussöl. Wenn die Leute auf diese Weise den s'a-nitu nicht aus dem Hause heraus bekommen, fürchten sie, sterben zu müssen. Auch weibliche si käräi haben die si ka lä-lagat der Men- tawai-Inseln; bei ihrer Wahl 1 Monat pünän. Die Berufung eines Priesters glaube ich am besten wieder durch ein Gespräch des Eingeborenen sara-t oba mit Herrn Dr. Morris darstellen zu können. Dr» M. : Wie viel Ärzte sind sara-t oba: Viele; 5 oder 6. in deinem Dorf? Möchtest du , ein si käräi werden? Was gebt ihr dem si käräi? Kommt der gute Geist zu dir? Wer kann denn Priester werden? Sind die Kinder des Arztes auserwählt? Werden sie Arzt? Wer macht denn die Ärzte zu Auserwählten? Ich möchte gern. Die Menschen geben Schweine, Hühner, Affen alles dem si kärä,i. Der sa bulu-nan kommt nicht zu mir, er will mich nicht. Die Auserwählten, Geeigneten werden si käräi. Will sie der sa bulu-iian, geht er zu ihnen; ist er bei ihnen, werden sie si käräi; ist er nicht bei ihnen, werden sie es nicht. si käräi werden durch Geister gewählt; wenn du in einem Dorfe wohnst, kommt der sa bulu-iian zu dir, so bist du Arzt. 88 Woran siehst du denn, dass jemand auserwählt? Kann der sa bulu-nan auch zu dir kommen? Sehen denn Arzte die Geister? Kann eine Frau auch Arzt werden? Können es mehrere in einem Dorf werden? Kann der rimata die Geister sehen? Warum sehe ich die Geister nicht; ich bin doch ein Arzt? Ob ein Mensch auserwählt ist oder nicht, kann ich nicht sehen. Die Geeigneten werden Arzte. Kommt der sa bulu - nan zu mir, das will ich, das ist schön. Wenn ein Arzt da ist, kann er sehen; sieht er die bösen Geister, sieht er die guten Geister. Ist eine Frau geeignet, wird sie Arzt. Viele Frauen in einem Dorf haben die Berufung. Wenn rimata kein si käräi, sieht er sie nicht, blos mit dem pünän weiss er Bescheid. Die Arzte der Herren sehen die Geister nicht. Deine Augen sind blöde. Als ferneres interessantes Beispiel von Geisterglauben möchte ich unsere Bekanntschaft mit einer Eingeborenen von si ma-tobä, die in dem Ruf einer Giftmischerin bei ihren Lands- leuten stand, erwähnen. Eines Tages landete in unserer ab- geschiedenen Bucht, die vom Frieden des Urwaldes umrauscht wurde, ein iBoot mit 3 Insassen, 2 Weibern und 1 Mann. Es waren Leute von si ma-tobä, die von dem weissen si käräi ge- hört hatten. Unser Dolmetscher sagte uns, dass dieselben eine alte Frau mit Namen si gori manai zu uns brachten, welche wir nach Europa mit uns nehmen möchten, um sie gegen die Ver- folgungen ihrer Landsleute zu schützen, bei denen sie in den Ruf einer Giftmischerin stände, was auch der si käräi behauptete. Da mir der Wunsch der Eingeborenen gerade nicht verlockena schien, so Hess ich den Leuten den Vorschlag machen, wir wollten die Frau untersuchen (d. h. ich photographierte sie, 89 nahm ihre wundervolle Witwentracht für meine Sammlung, gab ihr dafür komaii und andere kleine Geschenke, Herr Dr. Morris nahm einige anthropologische Masse), ob sie wirklich eine Giftmischerin sei, denn unsere ärztliche Kunst könnte dies ergründen. Natürlich entliessen wir die Leute mit der Erklärung, es sei ganz unmöglich, dass diese Erau solches Verbrechens beschuldigt würde und sie sollten das ihrem si käräi sagen. Nach einigen Tagen kam jedoch die Gesellschaft wieder und Hess uns der si käräi bestellen, wir könnten das nicht sehen, somit waren unsere Bemühungen, den Ruf der Frau zu reha- bilitieren, an der Zähigkeit des Glaubens der Insulaner und der Macht eines si käräi gescheitert. Die medizinischen Kenntnisse der si ka lä-lagat sind sehr beschränkt Den Hauptbestandteil ihrer Heilmittel bilden Blätter von Bäumen oder Sträuchern, die entweder zerrieben oder in frischem Zustande auf den schmerzenden Körperteil gelegt werden. Die Anwendung innerer Mittel ist sehr selten, daher in wenigen Fällen bis jetzt noch angewandt. Nachfolgende Pflanzen oder deren Bestandteile, sowie die Form ihrer Anwen- dung konnte ich feststellen. No. Pflanze Name malayisch und wissenschaftlich AnwenduDfjr 1. karamanjon bajem-bajem äusserlich angewendet u. zwischen Fingern ge- rieben. 2. cäp-cäp-ät rumput tjirit babi. Blain- auch gerieben, bei Bauch- vella latifolia schmerzen mit Wasser getrunken. 3. si-gau-gau zerschnitten, äusserlich, bei Kopfschmerzen. 4. si mada schabei bei Bauchschmerzen; trin- ken. 5. talin-änän siri antn. Chavica miniata bei Kopfschwindel aufge- Miqu. legt. 6. doguru bei Kopfschmerzen zum Kühlen. 7. süra puding ami. Tabernaemon- bei Körperkrankheit durch- tana mallaccensis löchert aufgelegt. 90 No. Pflanze Name malayisch und wissenschaftlich Anwendung. 8. ailäpät puding telor. Graptophyl- lum hortense (?) bei Kopfschmerzen aufge- legt. 9. ailäpät si-ma- surou puding itam. bei Kopfschmerzen auf- legen; bei Bauchschmer- zen trinken. 10. 11. paka s'älä djagbuk sugi-sugi. Polygala Si- massan Miqu. bei Kopfschmerz auflegen, dito 12. bäkäu bungarajo. Hibiscus rosa dito, ebenso bei Bauch= cinensis L. schmerzen. 13. kasika puro damungu. bei Husten angewandt. 14. to-tonan sambong. Scindapasusper- tusus Schott. bei Kopfschmerzen benutzt. Die Schale einer Schnecke^ welche sie lala djö-djo (Chry- sostoma Nicobaricum) nennen, wird in einem Stückchen Kokos- nussschale über dem Feuer geröstet, dann zu Pulver zerstampft und mit Kokosnussöl zusammengerieben und als Brei zur Hei- lung der abgeschnittenen Nabelschnur bei Neugeborenen benutzt. Brechmittel, Entbiriduugs- und Abtreibemittel sind den Ein- geborenen unbekannt. Pfeilgift. Sie stellen dagegen ein Pfeilgift aus mehreren Pflanzen her. Zunächst benutzen sie den Rindensaft des ömai Baumes (mal. ipu) Antiaris toxicaria, dann den tuba - Strauch (mal. tuba) Derris elliptica, dann daro (ladok)^ baglai (langkuas) (Alpinia galanga L.) Die Säfte dieser Pflanzen werden in Wasser ausgedrückt, dann wird der Pfeil damit bestrichen, an der Sonne getrocknet und wird diese Manipulation mehrere Male wiederholt. Eine ausführliche Giftbereitung Hess ich mir eines Tages von den Eingeborenen selbst zeigen. Sie bedienen sich dabei eines Giftmörsers nebst Klopfer und Press - körbchen mit Zange. Die Rinde von ömai wird abgeschabt dann geklopft, damit sich der Saft aus derselben herauslösen kann, dazu setzten sie baglai und ein Stück von der Wurzel tuba, beide werden gleichfalls bis zum Entquellen des Saftes 91 mit dem Klopfer behandelt; weiter fügen die Eingeborenen noch den Saft der Pfefferschote hinzu. Hierauf wird die breiartige Masse in ein zierlich geflochtenes, kleines Körbchen gethan, welches in ein Bananenblatt gelegt ist und durch eine Quetsch- zange wird dann der Brei gehörig ausgepresst. Der so ge- wonnene Saft ist das Pfeilgift ömai. Die Wirksamkeit desselben hält sich einen Monat lang auf Pfeilen. Selbst in gut ver- schlossenen Flaschen zersetzt es sich leicht. Herr Professor Dr. Lewin einer unserer besten Kenner der Pfeilgifte der Naturvölker, hatte die Güte, die mitgebrachte Probe zu untersuchen und teilte mir darüber folgendes mit: „Es wurden mir 3 ccm einer gelblichen, dünnen, emulsions- artigen Flüssigkeit in einem ?;ugeschmolzenen Glasrohr über- geben. Ein Stoff mit glycosidischem Charakter konnte nicht darin gefunden werden. Die Substanz erwies sich als giftig. Nach subcutaner Beibringung von etwa 1 ccm stellte sich bei einem Frosche nach 35 Minuten systolischer Herzstillstand ein."^) Von den hier vorkommenden Krankheiten beobachtete Herr Dr. Morris bei einer alten Frau rheumatische Affektion der Gelenke; bei einem Mädchen eitrige Hautaffektion am linken Unterarm, sowie bei einem kleinen Jungen dieselbe Krankheit zwischen den Zehen; weiter kam uns eine alte Frau mit einem Geschwulst in der linken Bauchseite vor. Ein Mann mit Haüt- bläschenausschlag (Herpes iris), hier guluk genannt, mehrere Leute mit grossen Flechten, ein Eingeborener mit einem Gerstenkorn, einer mit tiefeiternden Beingeschwüren und endlich eine Anzahl von Fieberfällen. Eine gute Beschreibung des Malariafiebers erhielt ich von Herrn Dr. Morris, der dieselbe durch einen der Eingeborenen hatte. Zugleich zeigt die folgende Darstellung, wie ein Einzelner die Natur dieser Krankheit beobachtet hat 5,Am anderen Tage ist Fieber, nach zwei Tagen ist es nicht da, (am nächstfolgenden Tage) ist es wieder da. ^) Näheres über Pfeilgifte der Mentawai-Inseln findet sich in dem Werke des Herrn Professor Dr. Lewin „Die Pfeilgifte." Berlin 1894. Verlag Georg Reimer. 92 Wenn Fieber ist, (fühlt man) Kälte, es kommt Schweiss, (dann) ist es zu Ende.'* Ausser diesen Fällen möchte ich noch hinzu- fügen, dass auch die Pocken zeitweise unter den Eingeborenen grassieren und sie gegen diese kein Heilmittel besitzen. Den Biss einiger Giftschlangen heilten die Eingeborenen früher durch Abbinden des gebissenen Gliedes, welches dann abfaulen musste» Häufig stellte sich bei diesem Heilungsprozess ein 7— Stägiges Delirium ein. — Jetzt thun sie nichts mehr gegen giftigen Schlangenbiss. Ich möchte mich jetzt zu einem anderen interessanten Gebiet, der Zeitrechnung der Eingeborenen, wenden. Eine Ein- teilung, wie wir dieselbe haben, darf natürlich nicht bei einem so primitiven Volke, wie die si ka lä-lagat der Mentawai-Inseln erwartet werden, dennoch sind ihnen Begriffe für dieses Kapitel ethnographischer Forschung bekannt. Die Tageszeiten werden von den Insulanern nach dem Stande der Sonne unterschieden. Einen Tag nennen sie go-göi, Sonnenaufgang bala sulu, dann 6—7 Uhr pato, Morgen matjäp, Vormittag tago, 9 Uhr vormittags §ulu pu-artälu-at gou-gou, Y2II Uhr tabo, 12 Uhr mittags tugä-rio sulu, 2 Uhr nachmittags gilik sulu, 3 — 4 Uhr nachmittags pa-näu-kam gätä d. h. die Zeit wo Kladdi bereitet wird, Sonnenuntergang bala - sulu, Abend, Nacht soibo, Mitternacht täiia m'-öi, einen Monat lago. Für die Zeitdauer eines Jahres, sowie für Festtage haben sie keinen sprachlichen Begriff. Dagegen unterscheiden die Eingeborenen in dieser Zeitspanne zwei grosse Perioden: rura und agau. ßura ist die Zeit von 7 Uhr morgens ' bis 7 Uhr abends, in der das Siebengestirn abends im Westen erscheint und morgens im Osten untergeht; agau diejenige Zeitspanne, wo von morgens 7 bis abends 7 Uhr die kalaba, der Skorpion am Himmel sichtbar ist. Sie fällt in die Zeit der 6 malayischen Monate muharam, sapal, maolut, jethaida, jumi, diawan, die anderen 6 Monate rura (mal. bintang banjak). Die trockene Zeit auf den Inseln ist vom Januar bis Juli, die Regenperiode in der zweiten Hälfte unserer Jahresrechnung, von August bis Dezember. 93 Auch über die asti'onomi sehen und physikali»ehen Kennt- nisse der si ka-lä lagat konnte ich einiges erfahren. Den Himmel nennen sie ma-nua, den Horizont koilup ma-nua, Tag und Nacht entsteht dadurch, dass die Sonne sülü von einem Berge kommt, dessen Name leider nicht in Erfahrung gebracht werden konnte, dann in das Meer, welches an der Erde hängt, untertaucht, um nun wieder den Berg zu besteigen; so wird in ewigem Wechsel dieser Erscheinungen Tag und Nacht hervorgerufen. Den Regenbogen nennen sie luni, Wolken tanai rusa, Morgenröte laüit. Die Sonne dagegen kommt aus einem Lande, in welchem nur Frauen wohnen, und wurde uns eine Erzählung von den Südostwinden darüber berichtet: „Es sind Frauen, der Südost nur ist ihr Bräutigam. Wenn er in ihre Geschlechtsteile hineinweht, kommen Kinder. Ihr Speise sind die Himmelssprossen. Kommen die Frauen Morgens, sind die Sprossen zart, kommen sie Mittags, sind sie hart.^^ Beim Mond lago unterscheiden die Eingeborenen genau die Phasen, welche auch wir an demselben beobachten können. Neu- mond lago kina bala, erstes Viertel takäp lago si goiso, Halbmond lago si goiso, drittes Viertel takäp ma-mutu lago, Vollmond ma- mutu lago. Der Mond geht auf bala lago ; der Mond geht unter bala lago. Den Mondhof bezeichnen sie mit pu-turu-kan. Auch die Erscheinung einer Mondfinsternis ma-rapät mata-t lago ist den Eingeborenen bekannt. Sie sagen auch dazu ma-ramun mata-t lago. Desgleichen kennen sie die Sonnenfinsternis. Beide flössen ihnen Furcht ein. Gründe, wie diese Naturereignisse entstehen, wussten sie nicht anzugeben. Im Monde sitzt für die si ka lä-lagat ein Mann Namens si kobut, auch dessen Herkunft ist ihnen unbekannt. Von diesem wissen sie eine kleine Fabel zu erzählen. Er soll ein Tau spinnen, an dem er sich zur Erde herunterlassen will, da aber eine Maus es immer wieder anknabbert, so kann er nicht herunterkommen und so wiederholt sich dieses Spiel jede Nacht. — Die Sterne pa-njan- njaii sind nach Vorstellung unserer Insulaner — Menschen, und zwar die grossen — Männer, die kleineren — Weiber, die ganz kleinen — Kinder. Fällt ein Stern zur Erde, besuchen sich zwei 94 Sterne, ein Mann und eine Frau. Das Herabfallen ist das Zurück- kehren des einen Teils in seine Hütte. Die Sterne sind Kinder des Mondes. Eine niedliche Erzählung darüber wussten uns die Eingeborenen von diesen Kindern zu geben. ,,Die Sonne verspeiste einst Sterne und sagte dies dem Mond, darauf erwiderte derselbe, ich will sie selbst essen, und machte sie für die Sonne unsichtbar. Nunmehr entstand ein Streit zwischen Sonne und Mond.^' Sternbilder, die natürlich in den seltensten Fällen mit unsern identisch sind, gaben uns die Eingeborenen folgende an und versinnbildlichten mir einige durch das Hinlegen kleiner Korallenstücke. 1. ^"^^ tälänana der Skorpion. 2. ,^^j^ si ka tä-tälu tai oko die drei Jungfrauen. *^' :i:** bäkala sa koko Unterkiefer des Schweines. 4. ,;, si gai-tat sasa Rotangschnitz el. 5. j^jf.^ Ji ka tä-tälu birut die B Mäuse. 6. kinapat (mal. utä muri) das Schiff aus 8 Sternen be- stehend. 7. si ka ruku-at balu die 8 Späne aus 8 Sternen bestehend. 8. pu-ri-manu das Fischnetz (?) aus 4 Sternen bestehend. 9. so-soat die Lanze aus 2 Sternen bestehend. 10. pöi (mal. taradju) die Waage. 11. kalaba oder muri (mal. bintang kola). 12. sukat (katjoran) der Planet Venus. 13. pa-abaii-an (mal. naga) der Drache. Der Regenbogen luni ist ihnen gleichfalls bekannt, eine Geschichte wussten sie darüber nicht zu erzählen, wohl aber unterschieden sie an demselben als Hauptfarben rot, grün, weiss. Für Wolken haben sie die eigenartige Bezeichung Windkot tanai rusa. Sie kommen von den Bergen Sumatras über das Meer zu ihnen. Auch fragten wir wiederholt, wer denn die Welt gemacht hätte. Sie hatten keine andere Idee davon und konnten uns auch nichts Näheres darüber mitteilen, wer ihre Inseln gemacht habe, ausser was ihnen aus ihren Sagen bekannt war. 95 Von den physikalischen Eigenschaften im Weltall waren ihnen Wind rasa, Sturm rusa ma-ron. Regen uran, Blitz bila, Gewitter, Donner lä-lägu, Flut odju, Ebbe ma-laläp odju be- kannt. Auch Nebel ki nobut, Thau lo-lo kannten sie, desgleichen starke Erdbeben, welche die Inseln heimsuchen und Hütten der Eingeborenen zerstören. In den 6 Monaten des agau ist die Flut stark, während in der Zeit der rura See und Wind angenehm sind. — Von den Himmelsrichtungen kennen die Eingeborenen acht. 1. Norden barä, 2, Nordwesten barä usut iiäi, 3. Westen usut hai, 4. Südwesten sika läläu d. h. die Richtung, nach der das Land liegt, 5. Süden si ka olak, 6. Süd- osten kaiaman, 7. Osten kaiaman mata-t sulu, 8. Nordosten si ka laut d. h. die Richtung, nach der das Meer liegt. Beim Rechnen unterscheiden die Eingeborenen Ganze und Halbe; jedoch ist ihnen von den Brüchen nur die Hälfte be- kannt. Sie können bis 1000 pulu-n'otu zählen und wird diese Zahl besonders beim Verkauf von Rotang und Kokosnüssen benutzt. Soll ein Eingeborener die Aufgabe „eine ungerade Anzahl Perlen teilen" lösen, so teilt er zunächst die gerade Anzahl und setzt hinzu, es fehlt eine auf der einen Seite oder es ist eine auf der anderen Seite zu viel. Für Stück haben die Eingeborenen das Wort bä und wenden es öfter zur Be- zeichnung von Gegenständen an. Auch ein sogenanntes Quasel- einmaleins besitzen sie, wie mir Herr Dr. Morris sagte. Die bei Handel und Wandel nötig werdenden kleinen Berechnungen sind ihnen im Grossen und Ganzen geläufig, selbstverständlich dienen ihnen auch die Finger zuweilen als Hülfe im Zählen. Einige Zahlenproben, welche ich Herrn Dr. Morris verdanke, mögen hier angeführt sein. 1 sara. 8 balu, 2 rua. 9 siba. 3 tälu. 10 pulu. 4 äpat. 11 pulu sara tära. 5 lima. 12 pulu rua tära. 6 änäm. 20 rua-na pulu. 7 pitu. 21 rua-na pulu sara. 96 30 tälu-iia pulu. 80 balu-na pulu. 40 äpat-na pulu. 90 siba-na pulu. 50 lima-n pulu. 100 sa-h'otu. 60 änäm-na pulu. 200 rua-n'otu. 70 pitu-iia pulu. 1000 pulu-tfotu. In alten Zeiten hat in tai-bä-üma eine Auswanderung stattgefunden. Die alten Leute sind zurückgeblieben und haben den Ort tai bäu-üma d. h. das Haus der Alten genannt. Über die Entstehung der Erde und der si ka lä-lagat konnten wir folgende Geschichte in Erfahrung bringen: „Es war einmal ein guter Geist mit Namen tai ka-ma-nua, der lebte im Himmel und machte die Erde, die Bäume, die Tiere im Walde, die Fische, er machte alles und warf Erde nach Sumatra hin. Es waren dort keine Menschen. Tai ka-ma- nua machte einen Mann und eine Frau. Als diese 3 Monate dort waren, fragte tai ka-ma-nua, warum vermehrt ihr euch nicht. Sie antworteten, wir verstehen es nicht. Er antwortete: Ich will euch einen Hund und eine Hündin zeigen, wie die es machen, so müsst ihr es auch machen. Die ersten Menschen folgten dem Beispiel und es wurde eine grosse Bevölkerung. Ein Krokodil sagte zu den Menschen, ihr seid viele, macht eine ka-läba, eine alte Art Prau (Boot). Sie segelten dann nach si Berut, wo sie blieben. Nach einiger Zeit kehrte die Hälfte nach Sumatra wieder zurück und kamen abermals nach einiger Zeit nach si Berut wieder zurück. Es kam nun ein Vogel manjaiig von Pageh baru, dieser verspeiste einige, die wieder von Sumatra mit der ka-läba gekommen waren. Diese kehrten nun nach Sumatra wieder zurück. Der tai ka-ma-nua sagte zu den Leuten, die in si Berut geblieben waren: Braucht den kabit (d. h. macht euch einen Hüftschura aus Baumrinde). Kain (ein kattunartiges Gewebe) braucht ihr nicht mehr, ebenso Eisen. Ihr braucht nicht zu wissen, wie Kain und Eisen gemacht wird, wenn ihr es wissen thätet, würdet ihr nicht mit ihren Ver- wandten zusammenkommen. Nun reisten einige Leute mit der ka-läba nach Pageh baru und Hessen dort Leute und kehrten dann nach si Berut zurück. Als sie dort ankamen, fragten sie. 97 warum sind nicht viel hier, sagten die anderen, der manjan hat uns gefressen. Dann kehrte die Prau nach Sumatra wieder zurück und erzählte, dass dort so wenig Leute waren. Die Menschen in Sumatra sagten, wir wollen das Nest des manjan suchen. Es war auf einem hohen Baum. Die Leute arbeiteten viele Tage daran, um ihn zu fällen, da sie arbeiten nicht gewohnt waren. Nachts wuchsen ihre Streiche immer wieder zu. Sie machten Feuer an während der Nacht und hieben sie Tag und Nacht. Sie sahen Körperteile aus dem Nest heraus- hängen. Endlich fiel der Baum, da die Streiche nicht so schnell zuwachsen konnten, wie sie selbige dem Baum zufügten. Der Baum fiel nach 3 Tagen, als die ka-laba dort angekommen war. Der Vogel flog nun nach einem anderen Baum, wo sie ihn dann schössen, er wurde nur verwundet. Der Vogel flog nun nach Sumatra und starb dort. Als er daselbst ankam, wurde er ein kleines Gewässer." Einen besonderen Wert legte ich bei der Verfolgung meines Reisezweckes in der Sammlung anthropologischen Mate- rials. Leider war es mir nicht möglich, bei dem grossen Miss- trauen, mit welchem meine braunen Freunde mir in diesem Zweig wissenschaftlichen Forschens entgegenkamen, auch nur eine zweckmässige Körper-Messung, die sich für die Publikation eignete, zu erlangen. Ich gebe mich jedoch der Hoffnung hin, dass der verdienstvolle italienische Reisende Dr. Mogdigliani, dem es in si ma-tobä besser gelungen ist, bald sein anthropolo- gisches Material veröff*entlichen wird. Andererseits begünstigte mich das Glück, 12 Schädel zu erlangen. Es sind diese die ersten, welche in grösserer Anzahl nach Deutschland gebracht worden sind, und dürfte die Publikation einiger typischer Reprä- sentanten derselben Interesse in Fachkreisen beanspruchen. Ich hatte dieselben seiner Zeit meinem, um die anthropologische Wissenschaft sich hohe Verdienste erworben habenden Lehrer Herrn Professor Dr. von Luschan für seine Sammlung ge- schenkt. Dieser hatte die Güte, dieselben in einem Kapitel zu meinem opus zu besprechen. Ich möchte nur hier noch an- führen, dass die Eingeborenen von mittlerem Wuchs sind, sehr 7 98 schöne, weiche Körperformen zeigen und eine sammtartige Haut haben, die nach der Brocaschen Farbentafel für Kinder zwischen 36 und 37, für Jünghnge, Frauen, Männer zwischen 28 und 43 liegt; natürlich erscheinen die wenig bekleideten Stellen etwas heller. Einige anthropologische Aufnahmen sollen meine Resultate auf diesem Gebiet abschliessen und verweise ich die geehrten Leser auf die beigegebenen Abbildungen. Bezüglich des sprachlichen Materials möchte ich hier nur einige Eindrücke wiedergeben, da dasselbe ausschliesslich von Herrn Dr. Morris bearbeitet worden ist und dieser seine Ergebnisse in einem JDCsonderen Werk, „die Mentawai- Sprache, Berlin 1900, Verlag Conrad Skopnik," veröffentlicht hat, worauf ich meine Leser hiermit hinweisen möchte. Weiter möchte ich bemerken, dass dieses ausserordentlich interessante Werk zu- nächst eine Sprachskizze, dann Märchen, Sagen, Rätsel, Gespräche und ein alphabetisches, sowie sachlich geordnetes Wörter- verzeichnis nebst Nachträgen enthält. Mir persönlich sei es an dieser Stelle gestattet, Herrn Dr. Morris für seine sehr fleissige Arbeit, die somit den 2. Band meines opus bildet, hiermit noch- mals meinen herzlichen Dank zu sagen. Ich gestatte mir aus diesem Werke nur eine kleine Skizze von einer Erzählung hier beizufügen. Die Stammsage« Sie kamen von si Berut, ^^^,^ ^^ ^^ g^ gj^^^^ ^..^.. langten hier an (und) gründeten ein Dorf. Da gab es als ^^ ^^' *^^^ ^^S^'' ^''^^ ^^^ Nahrung Bananen, es gab als bago ai-at kan toität, ai-at bua-t Nahrung Kokosnüsse, es gab ^^.^ y.^^ ^.^^. g. ^-.^^.^^^ Baumfrüchte. Danach warfen (Teufel) einen Menschen tot, ^^*^^ ^'^"^^^^ pa-si-ribai. läpa die Teufel hatten nach ihm si käräi mu-pana sVnitu dua, geworfen. Danach schoss der g^^^ .. ^^,^^^^^^ v^^.^ v. ^^^^^ Priester die Teufel, zwei, ein Weib und einen Mann. Da- ^^P^ ^' ri-ma-nua ma-si-ala lä 100 nach holten die Menschen zu trinken aus dem Flusse, (da) schassen (die Teufel sie) tot. Es starben viele, die anderen zogen fort, sie machten sich fort. Es gab keine (Menschen) im Dorfe. Zwei blieben übrig, ein Mann (und) eine Frau. Danach segelten sie nach tai Barau, dann folgten (die andern), sie kamen nach si Berut, riefen, (die Leute) kamen von den Dörfern hierher, sich nieder- zulassen. Danach kamen die Anverwandten hierher sich niederzulassen. Danach kauften sie das Dorf, sie kauften den Fluss, danach liessen sie sich oinan, bob - bob - bob, matäi. matäi ma-igi sia, tui si bagäi, tui sia ta-ta ka lagai. dua mu- lägä'i, sara si ma-täu, sara si na-naläm. läpa gäti ladjo tai Barau, tut naiiat sia, ai ka Sa Birut, soga-i, 6i sia ka lagai, läpa 6i sia ka lagai kudu sä nä, läpa 6i käi kudu si bu-bua läpa a-da-saki lagai, a-da-saki n-oinan, läpa gäti kudu. si Obat oni lagni. oiii-t si ri-ma-nua käu oni lagai ma-udju-t äi bu- bua. läpa. nieder, si Oban ist der Name des Dorfes; der Name des Menschei^ gab den Namen dem Dörfe.^) Seit langer Zeit (sitzen) die Nachkömmlinge (hier). Aus. Die Sprache der Mentawai-Insulaner ist eine in Stamm- wörtern ungemein blühende. Es giebt Praefixe, Infixe und Suffixe in ihr. Der Artikel ist si oder tai, was dasselbe be- deutet. Ein gewaltiger Wortreichtum tritt natürlich in den Dingeti und da zutage, wo das Interesse der Eingeborenen sich bekundet. So erinnere ich mich, dass eines Tages, als Dr. Morris Körperbewegungen notierte, die Eingeborenen für alle möglichen und unmöglichen Stellungen besondere Namen halten und meines Begleiters Gymnastik zu Erhärtung ihrer Wprte nachahmten. Ausserordentlich geschickt waren die si ka- i, ^) Nach der Herrn Dr. Morris gegebenen Erläuterung meint der Er- zäliler^ dass tai Oban seinen Namen davon habe, dass seine Bewohner von deöa einen alten Ehepaare abstamme. 101 lälägat in ihren vielseitigen Bewegungen, die ihnen der Jäger- beruf beim Anschleichen des Wildes oder beim Fischfang auf- erlegte. Es war ihnen sogar eine gewisse Eleganz in der mimischen Darstellung aller dieser Bewegungen nicht abzu^ sprechen ; natürlich hatten die weichen, geschmeidigen Körper- formen ihren Anteil daran. Einzelne sogar wussten mit be- wundernswertem Pathos Geschichten zu erzählen. Besonders der alte si badja i-otu. Die Worte wurden dann kurz hervor- gestossen, was den Ausdruck bedeutend hob-, um aber der Dar- stellung noch eine besonders fesselnde Kraft zu geben, begleitete ein sehr bewegtes Mienenspiel und lebhafte Gestikulation die Erzählungen. Viel Wert scheinen die Eingeborenen auf eine richtige, gute Betonung zu legen. Es wurden eine grössere Anzahl Männer- und Frauen- namen festgestellt, wovon ich nur einige, deren Bedeutung er- mittelt werden konnte, hier anführen möchte. I. Namen von Männern auf II. Frauen-Namen auf si Kobo: si Kobo: 1. si ta api der kein Feuer (hat). 1. si käu die Geberin. 2. si goiso uma der Kleinhaus. 2. ci kaila Huhn. 3. si bolot lulak der Teller- 3. si pa-igi tiboi-ät Yielschwatz. lecker. 4. si tu-tu baya Bösherz. 4. si badja i-otu der Altteiler. 5. si lälät lagai Dorfstein. i) 5. si ta i-oba der Unmögliche. 6. si sarak lagai der Dorf- stosser. 7. si ton akä der Zieher. 8. sipusu parader Schwarzarm. 9. si ta i-oba golu der Fried- liche. 10. si sara-t oba der nur will. Ihre Flüche entnehmen sie von Geschlechtsteilen z. B. tiläi (äussere weibliche Geschlechtsteile), pärät (penis), kuou (pro- lapsus uteri), lalan (vulva). — ^) cfr. Max Morris Mentawaisprache, pag. 45 — 58, § 21 Eigennamen. 102 Auch Witze haben die Eingeborenen; z. B. bezeichnen sie schlechten Tabak mit Witwentabak. Von den Rätseln möchte ich die für unsere Begriffe ver- ständlichsten Exemplare anführen; z. B. man fragt, was ist das? hier ist^s, da ist's, überall, wo ich will, zeigt mit dem Zeigefinger nach verschiedenen Richtungen hin. Lösung der Finger. Ferner*. Man hat's äusserlich und sieht's doch nicht. Die Ohren sind gemeint, bei der Voraussetzung, dass die Ein- geborenen früher keine Spiegel kannten. — Besondere Namen haben sie noch für Weiber, welche mit anderen Männern anbändeln sitjo, für eine Diebin manako, für eine Giftmischerin si pa-nanai. Ein besonderes Zimmergewerbe ist bei den Eingeborenen nicht vorhanden ; vielmehr werden die Häuser unter Zuhülfe- nähme guter Freunde und Verwandten von dem Interessenten und dessen Familienangehörigen errichtet. Da die Hütten aus- schliesslich aus Balken von Holz und viel Bambusrohr herge- stellt werden, so kennen sie die Thätigkeit eines Maurers nicht. Beim Bau des grossen Hauses für das Dorfoberhaupt helfen die pH 10* .^ 148 Seefische den Flussfischen vor, da selbige besser schmecken und fetter sind. Sie bedienen sich beim Fischen des djärik (Netzes), der ka-käbili (Angelhaken resp. Angel), der bo-bob- bob, einer Fischlanze mit drei Spitzen, der patara, einer Lanze mit loser Spitze, des panü, eines grossen Fischköchers, der Reuse lägäu, des süba, eines kleinen Fischköchers, der pana- pana (harpunenartige Pfeile) und endlich der Art, die Fische zu betäuben durch Gift aus dem Rindensaft des tüba (mal. tuba [Derris elliptica]) Holzes; dieses wird ausschliesslich am Strande zwischen den während der Ebbe trockenfallenden Korallenbänken ausgeübt. Jagdweise des erlegbaren Wildes. Diejenigen, welche eins der geheiligten pünän-Tiere erlegen wollen, müssen einen pünän machen, um das betreffende Tier finden zu können; sie schlachten für diesen pünän ein Huhn, welches sie dann verspeisen. Um pünän-Tiere zu fangen, benutzen die Eingeborenen beim Hirsch folgende Fallen: 1. Die bou-bou (mal. ranjan), dabei spüren die Insulaner den Hirschwechsel aus und bringen einen schärf zugespitzten Bambus derart an, dass der Hirsch darauf auflaufen muss und sich selbst spiesst. 2. Bedienen sie sich der sä-särä, einer Falle, die den Hirsch durch Erwürgen töten soll. 3. Haben sie eine drei Fuss tiefe Grube mit einem kräftigen Pfahlstachel (ogdog) versehen, die mit Blättern zuge- deckt wird. Der Hirsch fällt dann beim Wechsel in dieselbe und wird durch Aufspiessen gefangen resp. stark verwundet oder getötet. 4. Fertigen die Eingeborenen eine Thürfalle aus Bam- bus an. Sie stecken starke Bambusstäbe zu einem Viereck zusanimen, an dessen einer Seite eine Fallthür derartig ange- bracht ist, dass der Hirsch, wenn er das Innere dieser Um- zäunung, in welcher ein Köder liegt, betritt, die Thür zufällt und ihn gefangen hält. 5. Benutzen die si ka lä-lagat einen zwei Armspannen 149 langen Bogen, aus möglichst harten Holzarten hergestellt; dieser wird in dem Wechsel so zwischen zwei Bäumen aufgestellt, dass der Hirsch gegen das die Sehne spannende Holz läuft, dadurch geht der Pfeil los und tötet ihn. Die bou-bou soll die einfachste und beste Falle sein. Weiter benutzen die Eingeborenen auch Bogen, Pfeile, Lanze und Haumesser, sowie ihre Dorfhunde zur Hirschjagd. Gleichzeitig ist der Hirsch das einzige Tier, welches in Fallen gefangen wird. — Beim Erlegen durch Pfeilschuss wird das Gift des- selben aus der Wunde nicht entfernt. Ein Hirsch soll nach einem Pfeilschuss noch ca. 500 Meter laufen können. Schiessen sie einen Affen morgens, so wird er erst mittags geholt, da er gewöhnlich in den Zweigen hängen bleibt und nach eingetretenem Tode dann von selbst herunterfällt Zur Krokodiljagd gebrauchen sie alle Sorten Pfeile, die vergiftet sind. Auch fangen sie die Krokodile zuweilen mit Angel- haken von Messing an einer langen Schnur. Zum Köder be- nutzen sie Ratten und Eichhörnchen. Auch nehmen sie eine Rotangschnur, an welcher ein spitzes Holz zur Befestigung des Köders angebracht ist. Das Krokodil wird nicht verspeist, sondern nur getötet, weil es Schweine und Hühner frisst, da- gegen wird der Leguan verzehrt, jedoch nur von Junggesellen. VII. Äckerbau und Vietazncht. Die wichtigsten Gerätschaften. Ein neuer Abschnitt wird mich zur Betrachtung des Ackerbaues und der Vieh- zucht, welche die Eingeborenen treiben, veranlassen. Die wichtigsten Geräte, die zu einer niederen Bodenkultur benutzt werden, sind ein Haumesser (tälä), ein Beil (baliok) und ein Pflanzstock. Die Arbeitseinteilung bei der Bestellung ihrer kleinen Gärten ist folgende: Bananen, Bira-Bira, Zuckerrohr, Kokosnüsse w^erden von Junggesellen gepflanzt, Ist z. B. ein Junggeselle in einer Siedelung nicht vorhanden, so muss einer 150 aus einem Nachbardorf geholt werden, andere dürfen diese Pflanzungen nicht ausführen, da es ta-kä-käi-käi ist. Auch kennen die Eingeborenen das Tagelohnverhältnis, wo der junge Mann dann für kleine Geschenke, gewöhnlich für Essen und Trinken arbeitet. Die Frauen bearbeiten nur die angelegten Kladdigärten, ausgenommen während der Schwaugerschaftsperiode. Alle weiteren Arbeiten, nachdem die Pflanzungen stattgefunden haben, machen die verheirateten Männer. Zu den Frauen- arbeiten gehört auch noch die Anfertigung der Fischnetze, so- wie des Garns zu denselben, ferner fischen sie auschliesslich mit dem panü und liegt ihnen endlich noch die Pflege ihrer Kinder am Herzen. Einteilung des Feldes. Wenn die Eingeborenen ein Kladdifeld anlegen, werden erst im Urwald die kleineren Bäume umgehauen, um Raum zu schaff*en, der nunmehr gesäubert wird, d. h. die gefällten Baumstämme mit ihren Zweigen wird nach der Seite geschafl*t und es wird mit dem Pflanzen von Kladdi be- gonnen. Die Grenzen einer solchen Anlage, son auch labu ge- nannt, werden durch Bäume hergestellt. Später beginnen die Eingeborenen immer mehr Licht und Luft in ihrer Kladdianlage durch Fällen der grossen Bäume zu schafi*en, doch wird von diesen nur das hinderliche Gezweig beseitigt, während der Stamm einfach liegen bleibt, da sie kein genügendes Hand- werkzeug zur schnellen Fortschafl*ung besitzen. Die Art des Pflanzens von Kladdi geschieht einfach mit dem Pflanzstock, mit dem die Eingeborenen unregelmässig angelegte Löcher in den Boden stossen und in diese die Pflänzlinge hineinsetzen. Das Loch bleibt sogar offen, wird nicht einmal zugetreten, da der Boden sehr feucht, infolgedessen sich leicht von selbst schliesst und in einem solchen Boden die Wachstumsbedingungen durch die Natur von selbst schnell fördernd bewirkt werden. Bananen werden ebenso gepflanzt, doch liebt man es, Bira-Bira auf gleiche Art zwischen diesen zu pflanzen. Auch Zuckerrohr wird häufig zwischen Bananen wie Kladdi gepflanzt. Zu diesem Zweck werden alte Zuckerrohr- Wohnhaus (laläp) der Eingeborenen in den Pflanzungen. _±ä^ 152 stämmchen in Stückchen von ca. V2 ^ Länge geschnitten. Die Kronen derselben dienen als Pflanzen und werden in das feuchte^ lockere Erdreich hineingeschoben, während die übrig bleiben- den nicht mit einer Krone versehenen Stücke als Nahrungsmittel benutzt werden. Kokosnüsse werden als kleine Pflanzen zwischen Bananen oder an besonderen Stellen, namentlich an Flussufern, in Rein- kulturen angelegt. Die Kokosnusspflänzlinge werden aus der Nuss angetrieben und mit dieser in kleine Löcher gelegt, die nur schwach mit Erde zugedeckt sind. - Sägo wird gleichfalls aus Stecklingen gezogen und an sumpfigen Stellen gepflanzt. Auch den Anbau von Tabak kennen die Eingeborenen. Er wird aus Samen, den sie selbst gewinnen, zu Stecklingen herangezogen, dann ausgepflanzt und öfters gejätet. Die reifen grünen Blätter werden zusammengerollt, dann geschnitten und über Feuergestellen in wenigen Stunden getrocknet. Hierauf gelangt der Tabak in einen Bambusbehälter, wo er eng zu- sammengepresst bleibt bis zum Gebrauch. Einen gewissen Turnus im Fruchtwechsel kennen die Ein- geborenen nicht. Sie unterscheiden nur alte und neue Anlagen, z. B. monä gata Kladdigarten, wird er alt und ist er nicht mehr zu gebrauchen, nennen sie ihn pu-gätä-kat. Eine alte Bananenplantage pubago-kat, eine alte Bira-Bira- oder Alocasia- anläge pu-bio-at, eine alte Kokosnussanpflanzung pu-toitän-an, ein alter Zuckerrohrgarten pu-kolä-at. Bei Neuanlagen wird einfach der Name hinter monä (Garten) gesetzt, z. B. monS» gätä (Kladdigarten oder Feld); monS, toität, monä sagai (Sago-) feld); monä kolä (Zuckerrohr); monä bago (Bananen). Ausser- dem bauen sie die Pfefferschote daro. (mal. lombok) und Bohnen an. Beide sind jedoch von den Malaien eingeführt und werden von den Eingeborenen nicht genossen, sondern nur an Händler^ die von ihnen Rotang etc. kaufen, gegen andere Sachen aus- getauscht. Ebenso wird von ihnen noch das importierte ubi kaju, bei den si ka lä-lagat gobi s'a-räu, eine Bataten art mit roten Knollen und laiga, von den Malaien sapedas (Macaranga 153 megalophylla) genannt, kultiviert und Malaien und Chinesen zum Kauf angeboten. Die Ordnung in den Gärten geschieht derartig, dass die Weiber den Kladdigarten in der Reinigung unter sich haben, schwache Frauen werden auch von den Männern darin unter- stützt. Dagegen haben die Männer Sorge zu tragen, dass die Bananenanpflanzungen mit dazwischen gepflanztem ludju oder Tabak, sowie die Sagogärten von ihnen in Stand gehalten und gereinigt werden. Auch Kinder werden von ihren Eltern dazu angehalten, an der Gartenarbeit teilzunehmen. Wenn sie noch klein sind, müssen sie Wasser holen und die zum Pflanzen be- stimmten Kokosnüsse herbeitragen. Grössere Kinder beteiligen sich auch dann schon im Haushalt, z. B. beim Reiben von Kokos- nüssen, beim Fischfang und Rotangschueiden. Die Eingeborenen der Mentawai-Inseln kennen 6 Arten von Bananen: 1. eine Banane zum Rohessen bago iialit-ät; 2. eine Doldenbanane bodji; (vielleicht auch bodjä helle Banane) 3. eine überhängende, sehr grosse Banane ba-batu-at; 4. eine grosse Art ta-guili; 5. eine kleine Art gula; . 6. eine Banane, die sich zum Rösten eignet si ra-ra. Die Grösse der Bananen schwankt zwischen der eines kleinen Fingers bis zur Handspanne. Viehzucht. Die Eingeborenen halten besonders Hühner, die reicheren Schweine, einige auch Hunde. Von einer be- sonderen Zucht, welcher das Veredelungsprinzip zu Grunde liegt, kann man nicht sprechen; dagegen ist Inzucht bei ihnen beliebt, die ja an und für sich durch die willkürlich gegebenen Momente jede höhere Anforderung im Zuchtprinzip von selbst ausschliesst und die in den Dorfschaften frei herumlaufenden Tiere infolgedessen noch zur Fortpflanzung der Inzucht auf diese Weise unterstützt. Ihre Hühner rufen sie des Abends zu ihren Käfigen mit einem langgezogenen A-hä zusammen. Da 154 wilde Bienen vorhanden, benutzen die Eingeborenen auch ihr Wachs zu verschiedenen Zwecken. Ein Spaziergang zu den Pflanzungen der öfters weit vom Dorfe ablegenden Gärten der Eingeborenen bot mir stets eine anregende Abwechselung durch die mannigfaltigen Ein- drücke, welche die Mutter Natur auf mich wirken Hess. Der Weg ging zunächst immer eine längere Strecke durch den Urwald, wir wanderten auf engem Fusssteig oft durch Pfützen, über alte Baumriesen kletternd oder mussten uns durch den Weg dicht versperrende Luftwurzeln, Lianen, Rotang winden. Dann plötzlich kamen wir zu einer grösseren Waldlichtung, wo zer- streut vereinzelte Häuschen unserer braunen Freunde lagen, die zuweilen mit Crotonarten oder den anderen leuchtenden Blumen, die sie zum Kopfschmuck benutzen, eingesäumt waren oder auch nur vereinzelte Büsche in ihrer Nähe zeigten. Dichte Bananenhaine mit ihren ünterpflanzungen, Kladdistückchen, Tabakpflanzungen zeigten die Gartenanlagen. Die meisten Bananenfrüchte waren klein, dickschalig und wenig wohl- schmeckend. Das Blut von Tieren. Das Blut aller Tiere, die sie erlegen, wird in eisernen Pfannen, die aus Padang durch Händler eingeführt sind, zu einer dicken, zähen Masse gekocht und sie geniessen es dann als Nahrungsmittel vermittelst Löffel aus Kokosnuss. Ein Aderlassen bei Menschen und Tieren ist ihnen unbekannt. VIII. Handel und Gewerbe. Der Handel mit Malaien und Chinesen wird zwischen den Eingeborenen ausschliesslich durch Tausch bewerkstelligt. Es werden von den Mentawai-Inseln besonders Sago, der sehr ge- schätzt und von blendend weisser Farbe ist, dann Rotang, weisses Dammarharz, Kokosnüsse, die Wedel der Nipapalme als Dachdeckmaterial, zuweilen auch Schildkröten nach Padang, der Hauptstadt von Sumatra's Westküste, ausgeführt. 00 « P3 a s O P 156 1 Picol (= 61,689 kg) Dammarharz kostet in Padang 50 Rupien in Silber (k 1,70 Mk.) =85,00 Mk., 1 Picol (= 61,689 kg Rotang kostet in Padang 9—12 Rupien in Silber (k 1,70 Mk.) = 15,30—20,40 Mk, 1 Picol (= 61,689 kg) Kokosnüsse kostet in Padang b^j^ Rupien in Silber (k 1,70 Mk.) = 9,35 Mk. Gehandelt wird Zeug nach Armspannen, während die anderen zahlreichen Tauschartikel nach Gutdünken abgegeben werden. Auf Empfehlung wandte ich mich in Padang an den Chinesen Lie Ban Eng, Kongsi Bau Strat, Pasar Borong. Dieser handelte seit Jahren mit den Mentawai- Insulanern und hatte auch die Güte, uns seinen Dolmetscher abzutreten. Ich führte an Tausch- artikeln die gangbarsten Sachen und zwar Zeug in mehrenen Ballen und verschiedene andere Kleinigkeiten mit. Folgende Tabelle soll gleichzeitig einen Anhalt für andere Reisende ge- währen. 1. weisses Zeug kömaii si ma bülau, 2. rotes Zeug köman lakn, 3. blaues Zeug köman si ma püsu, 4. schwarzes Zeug kömaii auch ma püsu, 5. gemustertes Zeug si ma guri, 6. rote wollene Decken Jadäi, 7. dünner Messingdraht kili-kilik, 8. dicker Messingdraht datjo, 9. kleine Blechspiegel to-toro, 10. Brummeisen dja-djaok, 11. kleine Schellen kasika, 12. grosse Messingschellen tai-rosi, 13. hemdenartige Jacken läpä, 14. Beinkleider sokit, 15. Eisenstangen läbä, 16. Lanzenspitzen aus Eisen söat, 17. Eisenhauer tälä. 18. Zwingen aus Messing salü 19. Perlen (blaue) inu, 20. Perlen (gelbe) inu ma-kinäu, 157 21. Streichhölzer, ma-pak-pan 22. Lichte, 23. Ringe, 24. laufende Elefanten (Spielzeug), 25. diverse Perlketten, 26. Brillen, 27. Mundharmonika, 28. Garnknäule, 29. Suppenterrinen aus Steingut, 30. chinesische Gong's. 100 Stück Rotang sind gleich 1 ik^n ~ 4 lading = 8 Spannen Zeug = 2 Mk., 25 Stück Rotang haben den Wert eines Hundes, 500 Stück Rotang sind im Wert gleich 2 Picol, die einen Ein- kaufswert von ungefähr 10 Mk. ergeben. Der Händler kauft also 500 Stück für 10 Mk. und ver- kauft sie in Padang für 30,60-40,80 Mk., mithin mit 20,60 bis 30,80 Mk. Verdienst, wobei er wohl glänzend bestehen dürfte. Ein Prau ladet gewöhnlich 180—200 Picol. Weiter verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Kontrolleurs Herrn van Drieusche aus seinen Akten einen Auszug, der die Befrachtung einer Handelsprau nach den Inseln darstellt. Ich gebe dieselbe im malaiyschen Text mit holländischer Schreibweise wieder. 1. 100 kajoe kain marekan, 2. 5 koedi kain panas, 3. 3 koedi kain biroe, 4. 10 kajoe kain kasoembo, 5. 4 koedi badjoe kambabanang, 6. 1 picol kawat, 7. 4 koedi parioeh tombagu, 8. 500 boeah barang bessi, 9. 50 loesin tjiwan pingan, 10. 1 koedi tali kaier, 11. 12 rauan djalo ikan, 12. 10 rauan djaring ikan, 13. 6 boedi lapih poelou batoe, .«'«^^ 158 14. 272 picol manik roepa, 15. V2 koedi kain itam, 16. 3 peti barang koemango roepa, 17. 4 boeah peti koelit, 18. 2 boeah peti kajoe rangas, 19. 30 pieol beras makanan, 20. 12 kotah benaDg. Maasse und Gewichte. Mit dem Handel eng verknüpft ist natürlich die Kenntnis der Maasse und Gewichte. Da unter- scheiden zunnächst die Eingeborenen in ihrer blühenden Sprache die Begriffe schwer orü, sanä, onäm; leicht nanka, naka. Kommt die Einheit als Stück in Betracht, so unterscheiden die Eingeborenen solche Stück, in denen Leben pulsiert, münän und solche, die leblos sind ba, z. B. 5 Stück Hunde lima-sia münäh djö-djö. 5 Stück Eier a-tälu lima bä. Gewichte und Wagschalen kennen die Eingeborenen nicht,, ebenso wie die Anvvendung von Hohlmaassen in grösserem Maass- stabe, desto reicher ist bei ihnen das System der Längenmaasse ausgebildet. 1. Die Elle von der Spitze des Mittelfingers tis zum Ellen- bogen gemessen sikä*, 2. eine Armlänge d. h. die Entfernung von der Mittel^ fingerspitze bis zur Schulter natapara; 3. eine Armlänge d. h. die Entfernung von der Mittel- fingerspitze bis zur Achselhöhle mata käpa (kommt im Handel selten vor); 4. eine halbe Doppelspanne d. h. die Länge von der Mittelfingerspitze bis zur MitteUinie der Brust polou ru-rukat; 5. das Maass von der Mittelfingerspitze bis zur entgegen- gesetzten Achselhöhle bei gestrecktem Arm mata käpa sila; 6. das Maass von der Mittelfingerspitze bis zum entgegen- gesetzten Ellenbogen cukuilän: 7. das Maass von der Mittelfingerspitze bis zur einen Brust- warze bei gestrecktem Arm mata tot- tot; 159 8. das Maass von der Mittelfingerspitze bis zur entgegen- gesetzten Brustwarze bei gestrektem Arm mata-tot sila; 9. zwei Armspannen gleich ein Klafter sara-räpa auch däpat (d. h. die Arme zur Horizontale erheben), mit diesem Maass wird gewöhnlich Zeug gehandelt. Ausser diesen Maassen werden die Finger in der Breite benutzt, z. B. eine Fingerbreite sara ci nonai, zwei Fingerbreiten dua ci nonai etc. Die Spanne der Daumenspitze bis zur Spitze des Zeige« fingers turu. Die Spanne der Daumenspitze bis zur Spitze des Mittel- fingers räma(k). Als einfaches Hohlmaass wird der radou, der Hohlraum zwischen zwei Knoten des Bambusrohres benutzt. Weitere einfache Maasse, welcher sich die si ka lä-lagat bedienen, sind: Ein Trag- korb voll sa-na labit, ein Käfig voll sa-iia Ion, eine Windung (Draht) sa-na roko, eine Schnur (Perlen) sa-na lai-lai, ein Bündel von 25 Stück (Rotang) sa-na sa-kiat. Ein Fischnetz, panü mit Namen, wird gleichfalls als Hohlmaass benutzt. Metalltechuik. Da sämtliche Metallwaren, bosonders Eisen, Messing, Importartikel sind, so kennen die Eingeborenen nur die Art und Weise, auf Steinen die Lanzenspitzen, Dolch- klingen und Haumesser zu schärfen. Ebenso können sie aus feinem Messingdraht Nadeln herstellen, aus dickerem Messing- draht Armbänder. IX. Holzbearbeitung. Die Bearbeitung der grossen Menge ihrer Hölzer geschieht hauptsächlich mit dem Beil und Haumesser, da sie keine anderen Werkzeuge kennen. Mit Hülfe meines Dolmetschers konnte ich über 100 Arten Hölzer fesstellen, die den Eingeborenen bekannt waren. 160 g Jz; i a - ä ^ Iv ^ c6 rd M JD ^ CO Ö O o (ß ;^ Q O 5uO r^ P O Co M S o ö 0) w ;3 ö c3 a ce *M c« PI o H o CS CA C« o ^4 (ü ^ s c3 3 N ü 03 'S «3 CD O Ü O J=l c3 o O O P^ g I ^* s «) S "-^ Ol) WJ ^ t> 2 2 ^ rS ^ S ce • »-^ cö ce CO 'S Co 0) Ü CÖ Ü Ü CO 0? 2 .3 o s a .5 2 ^ 'S tS -2 ;:3 CS Ph P. CS O CS Q CS '3d CS O CS cS CO . tüO CS g fl fl ^ n^ «S CS S ^ xi CS Jiii d CS ^ P. rM fl bß bSj Ö o fl • ^ CS CS CO OQ rfl a rrt Ol P-, o. S TU 3 IS ^ CS CS rP a o p CS -1-9 CS d ^ S 9 Ö CC CS ;3 *;-i *^ :cS ü n:^ "-d ^ o *cÄ cS , t ^ % p. 2 :cS .^ -^ M -^ -— rP ^j ^ «Ö ^ »CQ ^ ^ 1^3 2 ^ CS «00 cj ,-P »O) rP >CQ •g.1 ^ p^ cS Ö o :cS Ö '^ «8 iS ;i:? ^--s .5P 'C "S tS ■♦^ Tj -» »ri r2 Ja 'S •«ö H ^S 5CS Ö '^ 08 tH 00 05 O ,-H (M CO ^ lO CO I> 161 Ö s Co P5 H S3 QP Ü CS s s r— ( CO ü J3 o CS CS <ü W CS a 0) cS Ol (D d a - I ce CS CS S Q QQ CS <^ > ^ ^ a ^ CS CS QQ — ■ Cß ö -CS ^ s CS G ._ o -< ;z; O S 2 CS O O 05 ü O s CS CS :o3 PI PS 44 ri>d 6C § CS . 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Inhalt 43 rizontaler Umfang . . erer Umfang .... © u^ c8 Ca :0 Jh ^ ö ö a © O 3 ÖQ pq O O W pq O H Ph O e W Of 186 I>- 00 CVJ lO :S »o (M ^ tH o 1-H Ci [> 1 i> 00 Gfi O » rt* 00 1 "—^ 1 s i-H -g 05 o I> I>- „^ T— ) (M >o 05 t^ o o oo Oi 05 !>• 00 lO I>- I> 00 lO 00 *€0 "^ !>• d T-^ h5 , ^ ^ ^ ^^ CO o 00 CO o^ 05 I> iO 1 1 1 s I> co^ 00 Tt< 05 Ü-^ 1 1 1 T-l Ci lO l> I>- Tt< Oi QO I> 1 1 1 I>- 1 1 rJH 1 1 1 1 1 1 i-H • 00 - 1 1 1 c^ 1 1 1 ^ „^ . ^_^ .„^ ^^ ^^^ "^ 1-1 iO o 00 CO tH (M 8 05 CO 0^ I>- GO lO c>-^ c^^ 1 1 ^ 1-1 !>• ^■"^ -r-l 1 1 Ö2 CD CO 05 05 r- 05 lO C^ 1-* lQ 1 05 05 05 D- 1 lO i> «>• 05 lO OQ • r-4 Tt< o 1 1 i-H Ol co 05 05 1— ( lO 00 00 lO lO I> .- ^ 05 t^ 05 C^ 05 lO r- l>- 00 lO CO a 4^ 1-H fi o lO 05 05 !>• Ol o o lO TiH (M "© a :c3 l>- 05 C^ 1 lO i> l> 00 o X H CO 05 05 lO CO -!*< fM C^ »— 1 J^ Oi CO 1 1 00 »o l> I>- 05 1 QO T}^ r<- 1 1 1 § > tH ^ c^ (M 00 o ,^ 05 -^ Q Q 32 CO O I> o CO l>' c- tO o -^ [> 1— t tH tH CQ ü tH ^ T-{ fM CO 05 CO ^ ,__, -:t< 00 »o 05 iO O I> 00 lO !>• l>- 05 ^ 05 •i-i ^ I> ►3 TM Xo X ■ Xs Ö >^ 0) . • Y 1 rd -4J -2 ' ® • 00 I> l-H o . ni :o . o . n3 *s • :0 . *® . *S • •43 o der Schädel . . reiten - Index (100 durch Länge) (75— :On3 öhen - Index (100 durch Länge (70— ben - Gesichtshöhen - 100 X Gesichtsh Jochbreite) (90) ten-Obergesichts-In X Obergesichtsh Jochbreite) (50) breiten-Index (100 enbreite durch Je 1 md Stirnbreiten-ln >< kleinste Stirnbr Jochbreite) . . fhlen-Index(100xH Breite) (80-85) xs 1 8^ «lg ^^ 11 xf ooo tH -^ — ' Nummer Längenb Breite Breitenh Höhe H-5 dex ( durch Jochbrei o ,£3 n ^5 187 Diese Tabelle (II) bestätigt, was schon die erste flüchtige Betrachtung der Schädel ergab, dass in ihnen ein verhältnis- mässig einheitliches Material vorliegt, das aber nicht in allen Zügen dem Begriffe entspricht, den wir uns von dem typischen „indonesischen" Schädel zu machen pflegen. Wie aber schon eingangs bemerkt, ist die Zahl der vorhandenen Schädel zu gering, als dass irgend welche weiteren Schlüsse zulässig wären. Ich veröffentliche hier also einfach den thatsächlichen Befund, lediglich zur Anreihung an verwandtes Material und in der Hoffnung, auch mit dieser an sich naturgemäss sehr bescheidenen Mitteilung einen kleinen Beitrag zur allmäligen Erkenntnis der craniologischen Verhältnisse Indonesiens zu liefern. Im übrigen schliesse ich mit einer Bitte und mit einem Danke — mit der Bitte an den Leser, die Flüchtigkeit dieser Studie zu entschuldigen: ich musste sie in knapp bemessenen Stunden unmittelbar vor Antritt einer grösseren Auslandreise einem wenig geübten Stenographen diktieren und habe keine Möglichkeit, eine Korrektur zu lesen. Mein Dank aber gebührt Herrn Alfred Maass, der von seiner Studienreise nach den Mentawai-Inseln nicht nur eine wertvolle ethnographische Sammlung mitgebracht und dem Berliner Museum für Völker- kunde geschenkt hat, sondern sich auch durch die Beschaffung der hier zum ersten Male veröffentlichten Schädel ein dauerndes Verdienst um die Wissenschaft erwarb. Ich kann nur hoffen, dass auch seine künftigen Reisen von gleich schönen Erfolgen gekrönt sein mögen. An Bord des „Saturno". 24. 12. 1. T. Lusehan. Kapitel IV. Vorlänfige Diagnose nener Rhopaloceren von den Mentawai-Inseln. Bereits veröffentlicht in den „Entomol. Nachrichten" Jg. 24. No. 13 Von Hofrat Dr. B. Hagen, Frankfurt a. M. Herr A. Maass in Berlin, der im Jahr 1897 eine Forschungsreise nach den westlich von Sumatra gelegenen Mentawai-Inseln machte, (vgl. seinen Reisebericht in den Verhandl. d. Gesellsch. f. Erdkunde in Berlin 1898 No. 4), hatte die Güte, auf meine Bitten hin auch Schmetterhnge sammeln zu lassen und sie mir nach seiner Rückkehr zur Verfügung zu stellen. Dieselben sind auf der Insel Sipora in den August- und Septemberwochen 1897 in der Nähe der Küste gesammelt, und repräsentieren etwa 50 Arten in über 400 Exemplaren. Wie ich vorausgesetzt, fand ich darunter, obwohl die Sammlung flüchtig und ohne Sachkenntnis zusammen- gebracht war, eine ganze Anzahl neuer oder modifizierter malai- scher Formen, von denen ich die hauptsächlichsten nachstehend kurz beschreiben will.i) 1. Fapillo siporanus n. sp. S. Taf. 1 F. 1. Ein einziges 9- Nahe verwandt mit P. nephelus ab» alboUneatus Forb., aber grösser. Länge des Vorderflügels 60 mm gegen 58 mm bei P. saturnus-, alboUneatus-, und uranus-QQ. ^) Eine ausführliche Arbeit wird demnächst in den Abhandlungen der Senkenberg'schen naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a. M. mit 2 farbigen Tafeln der neuen Arten erscheinen. Durch das freundliche Entgegenkommen genannter Gesellschaft bin ich in den Stand gesetzt, die beiden prachtvoll ausgeführten Tafeln meinem Buchp als besondern Schmuck beizugehen, wofür ich an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank sa^e. A. Maass. 192 Ausserdem ist der Vorderflügel weniger spitz ausgezogen als bei saturnus und um ein Bedeutendes breiter, gleicht alsa in den Umrissen mehr dem P, uranus. Auch der Hinterflügei ist grösser und breiter, der Schwanzanhang jedoch beträcht- lich kürzer und schmäler als bei den 99 ^^^ obengenann- ten Arten, in Form und Grösse genau dem eines in meinem Besitz befindlichen saturnus- (^ aus Deli (Ostsumatra) ent- sprechend. Auf der Oberseite sind die hellen Zeichnungen des vor- liegenden Exemplars nahezu doppelt so gross als bei dem 5a- tumuS'Q von Deli. Die hellen Flecke am Hinterwinkel der Vordei'flügel gehen breit bindenartig nach oben und hängen mit der sehr breiten, aber verwaschenen Subapicalbinde zu- sammen, so dass man von einer kontinuierlichen weissen, nach hinten zu schmutzig ockergelb werdenden Vorderflügelbinde reden kann. Dieselbe wird nur in der Zelle zwischen dem 1. und 2. Medianast undeutlich durch schwärzliche Bestäubung,, bleibt aber in Form eines graulichen Flecks immer noch schwach sichtbar. Die Spitzen der Mittelzellen aller Flügel werden durch diese Binde, welche sich auf den Hinterflügeln bis zum Innenrande fortsetzt, mit getrofi^en, sind also weiss. Auf den letzteren ist die Binde vom 2. Medianast ab bis zum Innen- rand, entsprechend den Vorderflügeln, ebenfalls ockergelb an- geflogen. Unterseite gleich der Oberseite, aber die Binden noch deutlicher und schärfer, und von rein weisser Farbe. Die Saumflecke aller Flügel ebenfalls bedeutend grösser als bei den oben genannten verwandten Arten. Benannt nach dem Fangort, der südlichen Mentawai-Insel Si-Pora. Bellas hypopella n. sp. S. Taf. I F. 2. Ein einziges 9- Gleicht in Form, Farbe der Oberseite und Grösse fast genau einem in meinem Besitz befindlichen 9 ^^^ ■^« ^^ötsawa 1.93 Kheil und gehört mit dieser Art in die hyparete- Gruppe der Oattung Deltas. Nur ist bei der vorliegenden Art der Vordev- flügel nicht ganz so spitz ausgezogen wie bei niasana, und die dunkle Bestäubung der Mittelzelle und beiderseits der Adern auf der Oberseite sämtlicher Flügel etwas stärker und breiter. Noch mehr ist dies der Fall auf der Unterseite. Der Hauptunterschied jedoch ist, dass die Randflecke auf der Unterseite der Hinterflügel, welche bei D. niasana rot oder gelb (ab. amarilla Kheil) sind, bei dem vorliegenden Exemplar ganz weiss mit einem leichten bleichschwefelgelben Anflug sind, der hier an Stelle des Citrongelb der niasana auftritt. 3. Danais (Salatura) Keteus n. sp. S. Taf. I F. 3. Viele Exemplare, (5(5 ^^^ 99- Gehört in die plexippus- Tcsp. genutia-Grnpi^e, Vorderflügellänge: (5(5 42 — 43, 99 39 — 41 mm. (Siehe die Bemerkung zu Ende des Artikels.) (5- Oberseite: Vorderflügel schwarz. Eia breiter Längs- streif in der Mitte der Zelle und zwei ebensolche beiderseits der untern mediana lebhaft feuerbraun, der obere jedoch kaum halb so lang als der untere und alle drei durch die breit schwarz berussten Rippen von einander getrennt. Eine subapicale Quer- reihe von bis zu 6 nur wenig über stecknadelkopfgrossen weissen Flecken, die bis auf die beiden ersten und kleinsten Fleckchen am Vorderrande alle durch ziemlich breite Zwischenräume ge- trennt sind. Ferner ein kleiner weisser Apicalfleck, dem sich oft nach unten noch einige weitere marginale und submarginale anschliessen. Ein weiterer weisser Fleck steht in der Zelle zwischen 2. und 3. Medianast nach aussen von d^m braunen Felde. Hinterflügel oben einfarbig schwärzlich mit einer mehr oder minder kompleten marginalen und submarginalen Reihe weisser Punkte. Manchmal schlägt die braune <^der weisae Farbe der Unterseite in fahlen bräunlichen oder weissliohen Streifen nach oben durch, besonders gern in der Mittekelle 13 194 ÜDterseite der Vorderflügel wie oben, nur sind die braunen Felder hier zusammengeflossen und der Apicalteil vor der weissen Fleckenbinde ist bräunlich angelaufen. Hinterflügel unten hell bräunlich, Öfters mit weissen Wischen in den Enden der Zellen; alle Adern breit schwarz berusst. In dem breit schwarzen Aussenrand steht eine Reihe marginaler und submarginaler weisser Flecke. 9. Ganz ebenso gezeichnet. Auf den Vorderflügeln stehen dicht vor der Mittelzelle noch zwei weitere weisse Fleckchen, die auch beim (^ öfters vorhanden sind, und denen sich nach oben, gegen die costa hin, manchmal noch einige weitere anschliessend Auf der Unterseite sind dieselben bei beiden Geschlechtern konstant vorhanden, ebenso ein weiterer weisser Fleck oberhalb der zweiten mediana. Die Unterseite der Hinterflügel wird bei den 99 ^^ ganz weiss zwischen den dunkel bestäubten Adern, so dass von der bräunlichen Grundfarbe nur eine leichte Bestäubung gegen den schwarzen Aussenrand hin verbleibt, und gleicht dieselbe dann denjenigen von D. hegesippus Gram. Hinterleib bräunlich gelb, unten etwas heller. 4. Euploea Seltzi n. sp. S. Taf. II F. 4. 2 (5(5- Länge des Vorderflügels 45 mm. Gehört zur Untergattung Penoa und steht nahe der P. Kheili Weym. von Nias. Unterscheidet sich von dieser nur durch die Gestalt des Brandstreifens auf den Vorderflügeln, welcher bei Seitzi um etwa 2 mm länger, aber nur so breit ist als bei Kheili. Das eine Exemplar gleicht im übrigen völüg einem typi- schen Kheili'(^, welchen mir Herr Fruhstorfer zum Vergleich freundlichst geliehen hat, nur sind die 2 weissblauen Fleckchen im apex der Vorderflügel sehr klein. Bei dem andern Exemplar sind sowohl diese, wie die marginale und submarginale Fleckenreihe auf der Oberseite d«r Hinterflügel verschwunden und scheinen letztere nur ganz schwach bräunlich von der Unterseite her durch. Auch auf 195 der Unterseite der Vorderflügel sind die beim typischen Exem- plar wie bei Kheili schon inkompleten Marginal- und Submarginal- Punktreihen fast völlig verloschen, während diejenigen der Hinterflügel intakt und komplet, nur in etwas bräunlicher ange- flogenem Weiss sich erhalten haben. Das hübsche Tier, welches wegen des ganz verschiedenen Brandstreifens wohl nicht als blosse Varietät von Kheili an- gesehen werden kann, ist benannt nach meinem Freunde Dr. Seitz, dem bekannten Lepidopterologen und Direktor des zoologischen Gartens in Frankfurt am Main. 5. Euploea (Anadara) Stichel! n. sp. S. Taf. II F. 3. 7 Exemplare, sämtlich (5(5- Länge des Vorderflügels zwischen 44 und 47 mm. Etwas grösser als J.. Staudingeri Kheil von Nias, dem das Tier sonst in Form und Färbung nahe steht. Auch diese Art variiert sehr in der Anzahl der weissen Punkte anf der Ober-, weniger auf der Unterseite. Das dunkelste Exemplar ist oben einfarbig dunkelbraun, mit Ausnahme des Brandflecks auf den Vorder- und dem hellen, gelblichgrauen Duftfleck auf den Hinterflügeln. Höchstens scheinen auf den Hinterflügeln die marginale und submarginale Punktreihe verloschen bräunlich durch. Das hellste Exemplar zeigt oben: Auf den Vorderflügeln 3 subapicale weisse Fleckchen, von denen der mittelste, steck- nadelkopfgross, am grössten ist. Ausserdem ist eine Reihe feiner Margin alpunkte vorhanden, die da beginnen, wo die subapicale Fleckenreihe endigt, und längs des Aussenrandes herabziehen. Auf den Hinterflügeln ist eine Reihe marginaler und submargi- naler weisser Punkte, von denen die der submargiiialen Reihe etwas grösser und nach dem Analwinkel zu länglich gestaltet sind. Auf der Unterseite finden sich die Fleckenreihen der Oberseite komplet wieder. Auf den Vorderflügeln wächst die Zahl der Subapialflecken meist auf 4 an, bei einem Exemplar haben sie sich sogar zu einer submarginalen Reihe von 7 Stü<^k 13* 196 entwickelt. In der Zelle zwischen 2. und 3. mediana findet sich ein grösserer, länglicher, unregelmässig trapezförmiger, bläulicher Fleck, über demselben, zwischen 1. und 2. mediana, ein bläulicher Punkt und bei 2 Exemplaren auch noch ein solcher in der Mitte der costa. Auf den Hinterflügeln sind Marginal- und Submarginal- Punktreihen meistens komplet und bei zwei Exemplaren, merk- würdigerweise gerade bei dem dunkelsten und dem hellsten, findet sich am Ende der Mittelzelle noch ein bläulicher Punkt, umgeben von 6 — 7 ähnlichen in den anstossenden Zellen. Bei den übrigen Exemplaren, bei denen der Zellfleck ver- schwunden ist, werden auch die umgebenden Punkte inkomplet, sogar bis auf einen einzigen herunter. Hinterleib schwarz, die Segmente unten bläulich-weiss ge- ringelt. Unterscheidet sich von Ä. Staudingeri hauptsächlich da- durch, dass die breite, submarginale Fleckenreihe der Vorder- flügel oben verschwunden und nur durch die 3 kleinen sub- apicalen Fleckchen repräsentiert ist. E, Lowii Moore (nee Butl.) ist eine ähnliche Art von Borneo, bei der aber der Seidenstreif auf den Verde) flügeln des (5 kleiner und feiner ist; auch besteht die subapicale Fleckenreihe derselben aus 5 bedeutend grösseren Flecken, von denen der mittelste am grössten. Auf den Hinterflügeln ist oben die submarginale Punktreihe nur durch die drei oder vier vordersten apicalwärts vertreten. Auch E. aegyptus Butl. von Sumatra ist eine verwandte Art, die aber ebenfalls die subapicale Fleckenreihe der Vorder- flügel vollzähliger und sogar noch grösser hat als Lowii, Benannt nach Herrn Stichel, dem derz. Schriftführer des Beriiner entomolog. Vereins, der mich durch Zusendung von Vergleichsmaterial aus Nias aufs liebenswürdigste unterstützt hat. 6. Euploea (Tronga) mentawlca n. sp. S. Taf. II F 1 J 2 9 (5(5 und 99- Länge des Vorderflügels: (5 45—51, 9 45 — 49 mm. 197 Etwas grösser als Tr. niasica Moore. Oberseite J: Dunkel schwarzbraun, die Hinterflügel gegen den Vorder- und Hinterrand etwas lichter. Auf den Vorder- flügeln in der Regel eine inkomplete Reihe weisser Marginai- punkte. In den Zellen beiderseits der letzten medina je ein weisser, klein stecknadelkopfgrosser, submarginaler Fleck, von denen der obere konstant grösser und oft nur allein vorhanden ist. Öfters schliessen sich in den Zellen nach oben noch 1 oder 2 weitere feine Pünktchen an; bei einem Exemplar haben sich dieselben sogar zu einer dünnen, submarginalen Punktreihe ausgebildet, die oben mit einem grösseren subapicalen weissen Keilfleck (Spitze nach innen) zwischen subcostalis und oberer radialis endigt. Hinterflügel mit einer marginalen und submarginalen Reihe weisser, länglicher Fleckchen. Diese weissen Zeichnungen können nun ganz verschwinden. Die dunkelsten Exemplare haben die Oberseite aller Flügel einfarbig braun und nur am Aussenrande der Hinterflügel eine inkomplete Reihe verlösche-, ner weisser Margin alpunkte. Unterseite: Wie oben. Auf den Vorderflügeln steht ausser- dem noch zwischen unterer und mittlerer mediana ein grösserer, länglicher, unregelmässig gestalteter, weisslich- violetter Fleck, ein ebensolcher kleinerer sowohl oberhalb desselben in der Zelle zwischen oberer und mittlerer mediana, als in der Spitze der Mittelzelle und am Vorderrande zwischen 1. und 2. subcostalis. Die marginale und submarginale Fleckenreihe fehlen nur bei den dunkelsten Exemplaren; aber stets sind die ihnen ent- sprechenden weisslichen Punkte in der Zelle zwischen unterer und mittlerer mediana vorhanden, und wenn die Submarginal- reihe komplet ist, so ist der in der obenerwähnten Zelle stehende der grösste, entsprechend der Oberseite. Auf den Hinterflügeln stehen ausser den oft inkompleten Marginal- und Submarginal -Punktreihen noch ein weisslich- violetter Punkt in der Spitze der Mittelzelle, umgeben von 2-5 ebensolchen in den Spitzen der angrenzenden Zellen. Derselbe 198 kann jedoch auch fehlen, resp. so klein werden, dass er kaum mit der Lupe erkennbar ist. Oberseite Q: Heller als der (5, olivenbraun. Auf den Vorderflügeln ist die marginale Punktreihe sehr verwaschen und inkomplet, ebenso die submarginale. Doch leuchtet hier bei allen gerade wie beim (5 stets und am grössten der zwischen mittlerer und unterer mediana stehende Fleck hervor. Konstant vorhanden sind ferner: Der Costalfleck zwischen 1. und 2. sub- costalis, ein Fleck in der Spitze der Mittelzelle und ein nebenan befindlicher in der Zelle oberhalb der zweiten mediana. Bei einem Exemplar steht in der Zelle unterhalb der unteren mediana in der Mitte noch ein länglicher weisser kleiner Strich. Auf den Hinterflügeln sind Marginal- und Submarginal- Fleckenreihe sehr scharf und gut ausgeprägt, grösser als beim (j\ nur bei einem Exemplar fehlt die letztere fast ganz. Unterseite: In der Spitze der Mittelzelle beider Flügel- paare steht ein bleichvioletter Fleck und zwischen diesem und dem Aussenrand befinden sich 3 Querreihen weisslicher Flecke mehr oder minder komplet, eine discale, eine submarginale und eine marginale, immer aber die beiden Flecke der discalen und submarginalen Reihe, welche in der Zelle der Vorderflügel zwischen mittlerer und unterer mediana stehen, am grössten. Unterhalb der unteren mediana der Vorderflügel steht ein langer, bleichvioletter Streif, der nach unten mit dem hellen Hinterrandsfeld zusammenhängt. An der Basis der Vorder- flügel ein, der Hinterflügel 2 — 3 weisslich- violette Punkte. Hinterleib schwärzlich, unten weisslich quergestreift. 7. Euploea (Tronga) Morrlsl n. sp. S. Taf. H F. 6 (5, 7 9. In beiden Geschlechtern. Länge des Vorderflügels: (^ 35—38 mm, 9 37 --41 mm. Die (5(5 haben den Hinterrand der Vorderflügel sehr stark ausgebaucht. Beide Geschlechter olivenbraun. (5- Oberseite: In betreff der weissen Zeichnungen variieren 199 die einzelnen Stücke sehr. Das dunkelste ist oben einfarbig und hat nur am Vorderrande oberhalb der Spitze der Mittel- zelle einen kleinen bleichvioletten Fleck. Ebenso scheinen am Aussenrand der Hinterflügel die submarginalen Randpunkte der Unterseite schwach durch. Die meisten Exemplare jedoch haben, bei einfarbig brau- nen Vorderflügeln, auf den Hinterflügeln eine mehr oder minder komplete und deutliche Reihe submarginaler und marginaler weisser Flecke, von denen die drei dem Vorderrande zunächst stehenden der submarginalen Reihe rund und gewöhnlich auch am grössten sind, während die andern mehr länglich strich- förmig sich erweisen. Zwei Exemplare haben auch auf den Vorderflügeln je eine inkomplete marginale und submarginale Reihe feiner weisser Punkte, in der Weise, dass die marginale Reihe unten am Hinterwinkel beginnt und nach oben zu allmählich verlöscht, während die submarginale am Vorderrand beginnt und nach unten zu verlöscht. Ausserdem zeigt noch eines dieser beiden Stücke nach oben durchschlagend einen weissen Punkt in der unteren Spitze der Zelle und nebenan einen ebensolchen zwischen erster und zweiter mediana. Auf der Unterseite sind alle Flecke und Punkte bläulich- weiss, die Marginal- und Submarginal-Punktreihen aller Flügel sind mehr oder minder komplet, auch bei den dunkelsten Exem- plaren. In der Mittelzellenspitze aller Flügel steht ein heller Fleck, Auf den Hinterflügeln ist derselbe in den anstossenden Zellen umgeben von einem Halbkreis von 6 — 7 gleichfarbigen Punkten, während auf den Vorderflügeln im Discus beiderseits der ersten mediana bei allen Exemplaren noch je ein heller Punkt steht, denen sich nach unten zwischen mittlerer und unterer mediana ein etwas grösserer, ovaler, gleichfarbiger Fleck anschliesst. Der Vorderrandspunkt oberhalb der Spitze der Mittelzelle ist unten bei allen Exemplaren vorhanden. Die 99 zeigen bei gleicher Variabilität auf der Oberseite dieselbe Zeichnung. Auf der Unterseite jedoch ist dieselbe weniger variabel und in allen Punkten bei sämtlichen Exem- 200 plaren yorhanden und zwar etwas grösser als beim r^. Ausser- dem haben sie als Fortsetzung der sub marginalen Punktreihe der Hinterflügel oberhalb der ersten subcostalis noch einen hellen Fleck, der bei den (5(5 meistens fehlt. Auf den Vorder- flügeln steht unterhalb der letzten mediana ein langer, mit den übrigen Flecken gleichfarbiger Streif, der nach unten meistens mit dem hellen Innenrandfseld zusammenhängt. An den Wurzeln der Hinterflügel 2 — 3 weisse Punkte. Hinterleib braun, unten bläulichweiss quergestreift. Benannt nach Herrn Dr. med. Morris, dem Reisegenossen des Herrn Maass. 8. Ettploea (Trepsichrois) Maassl n. sp. S. Taf. I F. 4 5 Taf n Fig. 5 9. In beiden Geschlechtern. Länge des Vorderflügels: J" 46-48, 9 45—50 mm. Der dieser neuen Art gleicht auf der Oberseite dem (^ der Tr. mindanaensis Semp. von den Philippinen. Letztere jedoch hat, wie ich mich an einem Dutzend Exemplaren über- zeugt habe, auf der Oberseite der Vorderflügel die blauen Marginal- und Submarginal - Punktreihen fast stets komplet, während bei dem Mentawai-Tier beide stets inkomplet sind; die marginale Reihe namentlich besteht oft nur aus wenigen winzigen Pünktchen. Die submarginale Reihe setzt sich konstant nur aus 5 Punkten zusammen (statt aus 8 bei mindanaensis) y von denen der oberste oberhalb des ersten Discoidalastes stets der grösste ist. Die Hinterflügel sind ohne jeglichen blauen Schiller. Auf der Unterseite hat die Mentawai-Art konstant in der Spitze jeder Mittelzelle einen bläulichen Fleck, umgeben von einem Halbkreise anderer in den anstossenden Zellen, worunter auf den Vorderflügeln die beiden zwischen den Medianästen und der zwischen den beiden ersten Subcostal-Aesten am grössteu. Der im Anfang der Zelle oberhalb der unteren mediana stehende ist überdies von hellerer, mehr weisslicher Farbe. Auf den Hinterflügeln bestehen diese Flecke nur in feinen 201 Spritzern, die oft kaum sichtbar sind. Die marginale Punktreihe ist meist komplet; von einer submarginalen ist jedoch nur ein Anfang vorhanden, von der ersten subcostalis bis zur zweiten mediana herab, und besteht ebenfalls nur aus feinen Pünktchen, während sie bei mindanaensis sehr deutlich und komplet ist und von der zweiten mediana ab bis zum Anal winke! aus länglichen Strichen besteht. Das 9 ^^^ Maassl hat die Flügel bleich braun, heller als alle mir bekannten Arten und in sämtlichen 4 Exemplaren ohne jede Spur eines blauen Schillers. Die Flecke und Streifen sind wie bei midamus 9? ^^^^ bleicher, verwaschener, und etwas bräunlich angehaucht. Ich nenne diese hübsche neue Art nach dem verdienst- vollen Leiter der Expedition, Herrn A. Maass in Berlin. 9. Xanthotaenia polychroma n. sp. S. Taf. I F. 5. 2 (5(5* Vorderflügellänge: 33 und 32 mm. Kleiner als X. obscura Butl. von Nias und X. husiris Westw. von Malakka und den grossen Sunda-Inseln, und mit schmaleren Flügeln als diese. Unterscheidet sich von denselben hauptsäch- lich durch die auffallend ockergelbe Farbe der Hinterflügel oben^ die nur an der Wurzel bräunlich werden, während die Rippen schmal und der Aussenrand und halbe Vorderrand ziemlich breit dunkel bestäubt sind. Ausserdem fehlt auf der Oberseite der Vorderflügel der helle Apicalfleck bei dem einen Exemplar ganz und bei dem andern ist er sehr klein. Die Querbinde ist nicht so intensiv gelb als bei den Vorgenannten und erreicht bei dem einen Exemplar nicht ganz den Vorderrand, sondern endigt an der zweiten subcostalis, bei dem andern wird sie von dort ab undeutlich. Die Unterseite gleicht der von husiriSj ist jedoch etwas bleicher und heller, namentlich die gelbe Querbinde und der Apicaltheil der Vorderflügel. Die Ocellen der Hinterflügel sind kleiner und nur wenig dunkler bestäubt als bei husiris. Die kleinen Zwischenocellen fehlen bei dem einen Exemplar ganz, bei dem andern sind sie rudimentär. 202 Die Behaarung des Kopfes und des Thorax oben etwas heller als bei biisiris und obscura. 10. Cethosia pallaurea n. sp. S. Taf. I. F. 6. 2 99- Dieses hübsche Tier, dessen Vorderflügellänge 44 mm beträgt, steht ungefähr zwischen C. aeole Moore von Java und C. cyane Dru. von Vorderindien. Die Form der Vorder- flügel ist nicht ganz so gestreckt wie bei hypsina-Q^ von Su- matra, Malakka und Banka, der apex weniger ausgezogen, und gleicht mehr den cyane-QQ. Oberseite: In der Färbung ähnelt das Tier am meisten der aeole von Java, doch ist es viel bleicher, mehr gelb statt rot, und die diskale Querbinde der Vorderflügel cremefarben, ausserdem auch etwas breiter. Das helle Feld längs des Innen- randes der Vorderflügel steht an Ausdehnung zwischen aeole und hypsina und ist hell weisslichgelb, g^g^^i die Wurzel hin mit schwach rötlichem Anflug. Derjenige Teil der Vorderflügel, welcher bei hypsina und aeole einfarbig schwarz ist ohne andere Zeichnung als die feine weisse Randzackenlinie, weist hei pallau- rea fast dieselbe Zeichnung auf wie bei cyane, namentlich die submarginale Reihe weisser Striche hinter der Zackenlinie. Die diskale weisse Querbinde, welche sich bei cyane-QQ in ihrer ganzen Breite an diese submarginale Strichreihe ansetzt, berührt bei pallaurea dieselbe nur mit ihrem äussersten Ausläufer ganz schmal beiderseits des zweiten Medianastes. In dem schwarzen Feld zwischen beiden befinden sich noch, von der Binde aus- gehend, feine, verwaschene, weissliche Wische. Die Querstreifung der Mittelzelle unten ist auch auf der Oberseite deutlich sicht- bar, was bei den mir vorliegenden hypsea- und hypsina-<^Q gar nicht und bei aeole nur in ganz schwachem Grade der Fall ist. Auf den Hinterflügeln, welche in orangegelbem Felde die- selben schwarzen Spritzer besitzen wie aeole^ ist der schwarze Aussenrand fast doppelt so breit wie bei allen vorgenannten Arten. 203 Auf der Unterseite unterscheidet sich pallaurea sofort dadurch, dass die Aussenränder aller Flügel viel breiter schwarz gefärbt sind und dass hinter der weissen Randzackenlinie eine wellige, durch die, auf den Hinterflügeln gelben, Adern unterbrochene weisse Linie sich befindet. Im ganzen Apicalteil der Vorder- flügel fehlt die ockergelbe Färbung der andern Arten vollständig, der innere Rand der weissen Querbinde verläuft mehr gerade, während er bei hypsina und aeole treppenstufenartig ausgebuchtet ist und die vom 2. Medianast zur Mitte des Innenrandes herab- ziehende weisse, schwarz eingefasste Halbbinde ist kaum an- gedeutet. Auf den Hinterflügeln ist die weisse Discalbinde verloschener und verliert sich ungefähr vom 2. Medianast ab allmählich in der gelben Grundfarbe. Ihr äusserer Rand ist, mit Ausnahme eines schwärzlichen Striches nahe dem Vorderrande, ohne die schwarze Strichbegrenzung, wie sie bei aeole und hypsina zu sehen ist und ihr innerer Rand ist viel weniger ausgebuchtet. 11. Messaras peliopteryx n. sp. S. Taf. I F. 7. In beiden Geschlechtern. Vorderflügelläuge des kleinsten (5 28,5 mm, des grössten 9 32 mm. Etwas grösser als M. erymanthis Cr. und M. disjiincta Weym. von Nias. Auf der Oberseite sticht das Tier unter allen Formen, wie sie mir von Nias, Malakka, Sumatra, Borneo, Ceylon und Hongkong vorliegen, dadurch hervor, dass die Basalhälfte aller Flügel völlig aufgehellt ist und nur unmittelbar im Wurzelteil verloschene graue Bestäubung hat, so dass die Flügel alle gleich- massig bleich ledergelb erscheinen, fast von derselben Farbe, wie die Querbinde der Vorderflügel bei erymanthis. Infolgedessen ist auch bei unserer Art von dieser Binde kaum eine Spur zu sehen, nur die sonst scharf schwarzen, zackigen Säume derselben finden sich in verloschener bräunlicher Zeichnung hier wieder. Der Apicalteil und Aussenrand der Vorderflügel ist nicht so dunkel wie bei erymanthis oder disjuncta. sondern nur leicht, 204 aber sehr breit schwärzlich bestäubt und geht nach innen nicht scharf abgeschnitten, sondern ganz verloschen und allmählich in die bleichgelbe Grundfarbe über. Bei mehreren Exemplaren finden sich in diesem schwarzen Apicalteil die 3 Reihen bleich- gelber Flecke, wie sie Weymer bei der Niasform disjuncta angiebt, aber nur ganz verloschen und undeutlich. Der runde schwarze Fleck, der sich bei erymanthis und disjimcta in der Zelle zwischen mittlerer und unterer mediana mitten in der gelben Querbinde präsentiert, steht bei peliopteryx näher an dem dunkeln Aussenrande. Auf den ebenfalls hell ledergelben Hinterflügeln sind nur die runden, schwarzen Flecke von einem verwaschenen, dunkler gelben Hof umgeben und die schmale Binde, welche dieselben wurzelwärts begrenzt, ist hell weisslich, wie bei recht hellen Exemplaren von disjuncta. Hinter dieser schmalen, weissen^ innen dunkel gesäumten Binde folgt wurzelwärts nach einem Zwischenraum, der bei peliopteryx stets breiter ist als bei ery- manthis und disjuncta, noch eine einfache dunkle Linie. Während dieselbe bei den eben genannten Arten ziemlich stark gebuchtet und geschlängelt ist, verläuft sie h^\ peliopteryx fast ganz gerade und entsendet nur am 1. Discoidalast einen scharfen Zahn nacli aussen. Nur bei einem einzigen Exemplar ist diese Linie eben- falls etwas mehr gebuchtet. Die Unterseite aller Flügel ähnlich wie heidisjuncta, vielleicht noch eine Kleinigkeit heller und auf den Vorderflügeln infolge des fehlenden Kontrastes des dunklen Basal- und hellen Mittel- teils einfarbiger. Der Opalglanz der äusseren Mondreihe der Hinterflügel fehlt. 12. Llmenitis Laubenheimeri n. sp. S. Taf I F. 8. 2 99. Grösse und Gestalt wie beim 9 ^^^ ^- ctemonia Weynu von Nias, dem sie auch sonst in Zeichnung und Färbung nahe steht. Sie unterscheidet sich von diesem jedoch sofort durch die sammtschwarze Grundfarbe der Vorderflügel auf der Ober- 205 Seite, welche nur die Flügelwurzel und den Innenrand bis zur weissen Mittelbinde hin mahagonibraun lässt. Längs des Aussen- randes ziehen sich zwei feine, wellige, durch eine schw^arze Linie getrennte graubraune Submarginallinien herab. Die weisse Mittel- binde ist grösser resp. breiter als bei aemonia, und der unterste Fleck dieser Binde, welcher bei den 5 mir zur Verfügung ste- henden Exemplaren von L. aemonia (3 (5(5? 2 99) ^^^ ^^^ Sub- medianast erreicht, geht bei Lauhenheimeri bei dem einen Exem- plar bis zu demselben, und bei dem andern Exemplar sogar bis zum Innenraud selbst herab. Die 2—3 subapikalen Fleckchen, welche bei aemonia sehr klein sind, präsentieren sich bei Lauhen- heimeri als vier mindestens um das Vierfache grössere, unter einander stehende Flecke, von denen die beiden mittleren, von eiförmiger Gestalt, am grössten sind. Auf der Oberseite der Hinterflügel sind die beiden weissen Flecke am Vorderrande nicht durch die dunkle Ader getrennt wie bei aemonia^ sondern zusammengeflossen und bedeutend breiter; nach unten schliesst sich ihnen noch ein dritter, steck- nadelkopfgrosser weisser Fleck an. Die beiden feinen Wellen- linien längs des Aussenrandes, welche bei aemonia weisslich braun sind, haben bei Lauhenheimeri, namentlich die innere, das Colorit der Grundfarbe der Hinterflügel (mahagonibraun). Die Unterseite ist ähnlich der von aemonia, doch ist, ent- sprechend der Oberseite, im ganzen Apicalteil der Vorderflügel die Grundfarbe mattschwarz, mit wenigen, verloschenen, gelb- bräunlichen Wischen. In der Mittelzelle ist der bei aemonia sehr breite braungelbe Querstreif durch die namentlich an der Aussenseite sehr breit werdende schwarze Einfassung bedeutend eingeengt. Auf den Hinterflügeln haben sich die drei weissen Flecke der Oberseite zu ein^r kompleten, bis zum letzten Medianast herabziehenden, in der Mitte nach aussen gebuchteten, weissen Querbinde verlängert Der AussenrÄud ist schwärzlich, dunkler als bei aemonia und durch eme gewellte, bleichviolette. 206 an den Rippen bräunlich angehauchte Linie der Länge nach verteilt. Das hübsche Tier ist benannt nach dem eifrigen Freunde und Förderer der Lepidopterologie, Prof. Dr. Laubenheiner^ Direktor der Farbwerke in Höchst a./Main. 13. Athyma euryleuca n. sp. S. Taf. I F. 9. Ein (5, ein 9- Länge des Vorderflügels: (5 32^ 9 ^^ i^^- Grösser als Ä. Icreshna Moore, mit der sie sonst in der Anlage der weissen Zeichnungen ziemlich übereinstimmt; nur sind dieselben grösser und breiter als bei dieser, namentlich ist die innere Binde der Hinterflügel, die überdies nach aussen konvex gebogen ist, doppelt so breit als bei Z;r^5Äwa-Exemplaren, die mir von Sumatra und Borneo vorliegen. Der äussere ßand der Vorderflügel ist nicht konkav, sondern eher etwas konvex ausgebuchtet. Die subapikale und submarginale weisse Linie der Vorderflügel oben ist beim (^ fast so deutlich wie bei Jcreshna- (5(5, beim 9 ^^^ ^^^ etwas verloschener, bräunlicher. 14. Neptls dahana Kheil var. confluens mihi. S. Taf. I F. 10. Ein Exemplar. Die rotgelben Flecke auf der Oberseite der Vorderflügel fliessen hier noch mehr zusammen als bei dahana von Nias und die gleichfarbigen Binden auf der Oberseite der Hinterflügel sind breiter und hängen am Vorderwinkel ziemlich breit zusammen. Die dunkle Randbinde ist schmäler und die feine rotgelbe Linie darin steht nicht wie bei dahana in der Mitte, sondern näher nach dem Innenrande zu. Die Unterseite ist noch fahler als bei dahana und die Zeich- nungen der Binden fast ganz verwischt. Nur die beiden Fleck- chen vor der Basalhälfte des Vorderrandes der Hinterflügel sind lebhaft schwarz geblieben. 207 16. Neptls Infuscata n. sp. Ein einziges 9 ^^^ 26 mm Vorderflügellänge. Am nächsten verwandt mit N. vikasi Horsf. und N. ilira Kheil. Mit der ersteren stimmt sie in der Färbung, mit der letzteren in Flügelschnitt und Zeichnung überein Der apex der Vorderflügel noch etwas stumpfer als bei ^7^Va, das ganze Tier ausserdem etwas kleiner. Farbe der Unterseite nur wenig heller als bei vikasi. 16. Neptis paucalba n. sp. S. Taf. I F. 11. 2 (5- Vorderflügellänge: 25 mm. Etwas kleiner als N, duryodana Moore, mit der das Tier- chen verwandt ist, und von der es sich ausser durch die ge- ringere Grösse noch durch die Kleinheit der weissen Zeichnung, namentlich der diskalen breit unterbrochenen Fleckenbinde, sowie durch die bräunlich-verloschene Submarginallinie der Oberseite der Vorderflügel unterscheidet. Ausserdem steht auf den letz- teren der weisse Fleck der diskalen Binde zwischen erstem und zweitem Medianast viel weiter nach innen zu, nahe der Spitze des weissen Mittelzellen-Keilflecks. Die innere Binde der Hinterflügel erreicht nicht den Vorder- rand und die äussere, aus getrennten weissen Strichen bestehend, ist geringer und verloschener. Unterseite gleicht der von duryodana. Auch hier erreicht keine der beiden Hinterflügelbinden den Vorderrand. 17. Chersonesia rahria Horsf. u. Moore var. apicusta mihi. S, Taf. I F. 12. Zwei (5(5? ^iii 9* Vorderflügellänge : (5 20, 9 ^^ mm. Etwas grösser als rahria. Der (5 unterscheidet sich von letzterer durch den ziemlich breit schwärzlich (bis zur Hälfte des Vorderrandes herunter) angerussten apex der Vorderflügel oben und etwas lebhafteres und saftigeres Colorit. Auf den 208 Hinterflügeln oben ist die subniarginale Querbinde etwas mehr gebogen, die beiden sie begrenzenden schwarzen Linien etwas mehr gewellt und die schwarzen Striche in der Mitte derselben etwas kürzer und dadurch weiter auseinanderstehend. Das 9 unterscheidet sich vom rahria-Q nur durch elie Grösse und das eben beschriebene Verhalten der Submarginal- binde der Hinterflügel oben. Die Unterseite beider Arten und Geschlechter fastganz gleich. Bemerkung: In wie weit Danais (Salatura) Keteus n. sp. verwandt oder identisch ist mit der Butler' sehen D. eurydice von Nias oder der Doherty' sehen D. Pietersü von Engano, kann ich aus Mangel an Vergleichsmaterial jetzt noch nicht ausmachen. Anhang: Die Dachfolgende Liste führt die (von Hofrat Dr. Hagen bestimmten) Schmetterlinge aus meiner Ausbeute auf, welche von anderen Lokalitäten bereits bekannt und beschrieben sind. Rhopalocera. Tagschmetterlinge. Papilio theseus Cr. Pieridae. Eurema hecabe L. „ tilaha Horsf. Danaidae. Hestia reinwardti Moore. Gamana costalis v. nigrocostalis Hag. Salatura hegesippus Cr. Radena vulgaris Butl. Parantica funeralis Butl. Par. aglaoides Feld. Penoa m^n^tri^si Feld. Morphidae. Amathusia phidippus L. CSerome arcesilaus v. pallidior Hag. 209 Satyridae. Mycalesis medus L. Ypthima pandocus v. mentawica Hag. Nymphalidae. Rhiuopalpa elpinice Feld, lunonia atlites L. Precis ida Cr. Neptis ombalata Kheil var. Lycaenidae. Lampides elpis Godt. „ aelianus Fabr. „ spec. Everes exiguus Dist. Catochrysops spec. Nacaduba spec. Hypolycaena thecloides Feld. Sithon ravindra Horsf. Deudoryx xenophon Fabr. Hesperiidae. Padraona maesa Moore. Pamphila augiades Feld. Kerana diocles Moore. Ismene lizetta Ploetz bestimmt durch Herrn Prof. Karsch. Erionotba thrax L. Heterocera. Nachtschmetterlinge. Uranidae : Micronia sondaicata gren. Lithosiidae: Bizone puella Cr. Hypsidae: Aganais (Asota) unicolor Hag. Nyctemeridae: Nyctemera inconstans Vell. 14 219 Noctuidäe: Eulen: Thermesiidae: Thermesia spec. Geometridae: Spanner, Hazidae: Euschema (Hazis) doubledayi Gnell. „ militaris L. Zerenidae: Panaethia georgiata Guen. Ephyridae: Anisodes carnaria Walk. Microlepidoptera. Kleinschmetterlinge. Pyralidae: Stericta spec. Botys spec. Zinckenia recurvalis. Glyphodes bivitralis Gnen. Margarodes (Glyphodes) spec. 3 Raupen, in Ermanglung der Schmetterlinge nicht sicher be- stimmbar. Kapitel V. Liste der von Alfr. Maass auf Si-Pora (Meiitawai- Inseln) gesammelten und dem zoologisehen Museum in Berlin gegebenen Tiere. 14* L Säugetiere. bestimmt durch Herrn Kustos Matschie. Sciuropterus lugens Thos. Flugeichhörnchen, ist erst von Modi- gliani auf si Oban entdeckt worden und von Thomas 1895 beschrieben; charakteristisch für die Mentawai-Q-ruppe. n. Vögel. bestimmt durch Herrn Professor Reichenow. Loriculus galgulus Fledermauspapagei. Collocalia linchi Salangane III. Reptilien und Amphibien, bestimmt durch Herrn Dr. Tomier. a) Eidechsen: Cerberus rhynchops Sehn. Calotes cristatellus Kühl. Chrysopelea chrysochlora Gonyocephalus chamaeleonti- Reinw. nus Laur. Dendrelaphis caudolineatus Lygosoma nitens Ptrs. Gray. Mabuia rugifera Schleg. c) Frösche. Aphaniotis aeutirostris Ptrs. Eana modesta Böttg. b) Schlangen. Dipsadomorphus irregularis Merr. IV. Fisehe, bestimmt durch Herrn Prof. Hilgendorf. Grammistes sexlineatus(Thunb.) Mesoprion decussatus C. V. Epinephelus merca Bl. Apogon kalosoma Blkr. 214 Apogon fasciatus (White) Chaetodon vittatus Bl. Sehn. „ RaiFlesi Benn. „ baroDessa C. V. Scorpaena diabolus C. V. Pereis tetraeantha Laep. Platyeephalus ef. punetatus C. V. Plesiops nigrieans (Rüpp.) Aeanthurus triostegas . (L.) „ cf. strigosus Benn. „ flavescens Benn . Naseus lituraltus (Porst.) Gobiodon. ef. histrio' C. V. Gobius phalaena C. V. „ ornatus Rüpp. Periophthalmus cf. chrysopte- rus Blkr. Salarias fasciatus Bl. Mugil waigiensis Q. G. Dascyllus aruanus (L.) Pomaoentrus albofasciatus Schleg. Pomäcentrus rhödonptus Blkr. Helia^tes lepidurus C. V. Glyphidodon cf.biocellatusC.V. Platyglossus javanicus Blkr. „ cf. purpurascens Bl. Sehn. „ notopsis K. H. Stethojulis kalosoma Blkr. Pseudoscarus cf tricolor Blkr. Pardachi vus cf pavoninus Laeep Plptößus sp. Clupea cf. clupeoides Blkr. Semiramphus cf. quoyi C V. Mnraena pieta Abi. sp. (jung) „ cf hepatica Rüpp. Rüppelli M' Gl. „ nebulosa Ahl. Gymnomuraena marmorata La- eep. Moriugua sp. Balistes lineatus Bl. Sehn. Tetrod.on nigropunotatus Bl. Sehn. " Hippoeänapus guttulatus C. V. Syngnathus conspicillatus Jen. alles Meerfische^ die meisten weit durch den indischeri Ozean verbreitet. V. Insekten bestimmt durch Herrn Professor Kolbe. a) Käfer (Coleopteren). Familie Cicindelidae. Coliyris sp. Familie Histeridae. Hololepta proxjera Er» 21a Familie Hydrophilida^e. •'...■* Hydrophilus cavisternum Bedel. ' ..!/.; : „ picicornis Olieor. var.^ orienialis Dej. Familie Parnidae. Sostea sp. Familie Lucanidae. Cladognathus girafFa F. . Familie Scarabaeidae. Lepidiota stigma Burm. Euchlora cupripes Burm. „ jurinei M'Leay var. siporensis Kolbe. Chalcosoma atlas OL subsp. chiron Ol. Oryctes rhinoceros L. Familie Buprestidae. Chrysochlora fulgurans Hbst. Familie Elateridae. Athous sp. Familie Oedemeridae. Sessinia sp. Familie Brenthidae. Geocephälus reticulatus F. Trachelizus bisulcatus F. Familie Cerambycidae. Glenea saperdioides Thoms. Clytus annularis F. Familie Coccinellidae. Caria dilatata F. Verania lincata F. Epilachna 28 — punctata F. var. 3 Larven der Gattung Rhynehophorus (Palmwurm). b) Hymenopteren. bestimmt durch Herrn Dr. Enderlein. Apidae: Xylocopa latioeps Drury. 5, aestuans (L.) 216 Megachile sp. Scoliidae: Triliacos dimidiata Gner. Discolia erratica Smith. Chalcididae: Sycica sp. c) Dipteren bestimmt durch Herrn Dr. Enderlein. Ptilocea fastuosa Grerst. „ amethystina VoUenh. VI. Spinnentiere und TausendfOsse. bestimmt durch Herrn Professor Dahl. 2 Scorpio longimanus Hbst 3 Skolopender 1 ,_, .^.. . 2 Juliden } (T^^«^«^f«««-)- YII, Niedere Tiere. a) Krebstiere, bestimmt durch Herrn Dr. Vanh offen. a) Kurzschwänzige Krabben. Eriphia scabricula Dana. Gelasimus Dussumieri M. E. Atergatopsis sp. „ annnlipes M. E. „ cultrimanus White. b) Einsiedlerkrebse. Cardisoma hirtipes Dana (Land- Coenobita cljpeatus Hbst. krabbe). „ compressus M. E, Metopograpsus oceanicus Jacq. „ rugosus M. E. Luc. Clibanarius coralinus M. E. „ latifrons White. Calcinus tibicen Hbst Sesarma gracilipes M. E. cj Längs chwänzige Krebse. „ sp. jung. Thalassina anomala Hbst. Sesarma cf. erythro dactyla Palinurus ornatus F. Hesse. Talaemon cartinus (L.) „ cf. Aubryi A. M. E. d) Henschreckenkrebse. „ cf. Eydouxi M. E. (Squilliden). 217 Gonodactylus chiragra (L.) e) Asseln (Isopoden). Ligia sp. f) Schmarotzerkrebse (Lernaeiden). Penicalus ef. furcatus Kröy. b) Ringelwürmer (Anneliden). Serpula sp. (Röhrenwurm). c) Weich- und Schaltiere (Mollusken), bestimmt durch Herrn Prof. von Martene. a) Landschnecken» Oyclophorus perdix Brod. Nanina (Hemiplecta) nicht er- wachsen. b) Süss- u. Bankwasser- Schnecken. Pythia panthorina A. Ad. jung Neritina iris Mouss. „ turrita Chemn. mit var. semiconica Lam. Potamides palustris (L.) c) Schalenlose Meerschnecken. Oncidium Peroni Cuv. sehr gross. d) Meer-Schnecken mit Schale. Conus betulinus L. „ figulinus Hwass. „ hebraeus L. „ catus L. „ musicus Hass. „ capitaneus L. „ lividus Hwass. Conus fabula Sow. Murex adustus Lam. „ Martenianus Rr. „ triqueter Born. Purpura pica Blainv. Purpura strigosa Gm. (bucci- nea Dess ) Ricinula tuberculatu Blainv. Pisania undosa (L.) Nassa globosa Q. G. Turbinella ceramica (L.) „ cornigera Lam. Latirus craticulatus L. Mitra adusta Lam. „ nana Rv. Oliva elegans Lam. Tritonium chlorostoma Lam. Ranella bituberculaj-is Lam. Cypraea mauritiana L. talpa L. lynx L. caputserpentis L. erosa L. carneola L. annulus L. (einzelne sehr klein). „ moneta L. „ interrupta Gray. ,, hirundo L. „ globulus L. Natica lurida Thil. 218 Strombüs ürceus L. (üait schwarzer Mündung). Ranella bafonia J^am. Strombus gibberulus L. Cerithium moniliferum Kien Nerita chamaeleo L. „ polita L. Neritopsis radula (L.) ^ Turbo setosus Gin. „ argyrostomus L. „ petholatus L. . „ porphyrites Martyn. Meist im indischen Trochus niloticus L. ,. maculatu^ L. e) Meer-Muscheln. Spondylus sp., abgeriebene ein- zelne Schalen. Area fusca Bong. Tridacna (Riesenmuschel) sp., :sH jutig. ' 'Girce gibbia (Larii.) Asaphis rugosn (Lam.) Teredo (Kuphus) arenaria L., Bruchstücke der Kalkröhre. Ozean weitverbreitete Arten. d) Echinodermen. 2 Holothurien. e) Koralleutiere, bestimmt durcli Herrn Dr. Weltner. Sarcophyton trocheliophorum Marenz. (weiche Koralle). Fungia sp., dreierlei Formen. Kapitel VI. Mentawai-Sammlung dem Königlichen Museum für Völkerkunde geschenkt und beschrieben Alfred Maass. No. 1. Hut tu-tu gemacht von külit sagai und sasa d. i. aus den Schäften des Sagobaumes, (Metroxylon sagus) Nähte von Rotang, (Calamus speciosus) wird besonders von Männern geti'agen. No. 2. Dolch palite Klinge (ba^'a-t), Griff sakala, Scheide sagbun von bulau käcat^ einer Holzart, gemacht, Knochenspitze tölat, Stichblatt bob- bob, Portepee gaut, ein Zauberkraut, welches auch in der Medizin benutzt wird, hier als Talisman dient. Abschluss des Handgriffs golo. No. 3. Hut tu-tu gemacht aus bälau, (Pandanus atrocarpus Grriff.) genäht mit bakä (Gnetum Gnemon L.), versehen mit roter Rotang- schnur lai-lai, wird besonders von Frauen getragen. No. 4. Hut tu-tu wie 3, aber mit einer Guirlande von Bananenblättern büluk bago (Musa paradisica) versehen. No. 5. Httftschmuck lai-lal gemacht aus rot gefärbtem Rotang lai-lai; vor der Behand- lung heisst derselbe pälaga, nach der Behandlung lai-lai. Derselbe wird in einem Bambusbehälter gesteckt und darin eine Woche lang mit dem Rindensaft von önam rot gefärbt, (mal. ubar) (Glochidion sumatranum Miqu). No. 6. Frauenbekleidung für den Oberkörper gemacht aus Bananenblättern büluk bago (Musa paradisica). No. 7. Frauensehurz für den UnterkSrper kömaA gemacht aus büluk cogünai. Blatt von (mal. pisang rimba) der wilden Banane (Musa malaccensis). 222 No. 8. Bogen rau-rau gemacht von Palmenholz. Sehne iktäk oder itäk spitzes Ende an der Spannungsseite ütä, stumpfes Ende pai-pai, Spannungskerb lok-lon, stumpfer Höcker agara, das Spannen bätäk, das Abspannen cip. No. 9. Pfeil logui Spitze bäkulü aus aribuk, (Areca Nibung Mart.) Nibong- palme, Fadenbefestigung liptäp, Pfeilspitze piat aus aribuk, Pfeilspitzenverzierung (Kerbe) lilit, Spitze des Pfeileinsatzes (Widerhaken) lakut, Pfeilschaft aus osi (Lygodium micro- phyllum) genannt üma, Pfeilpech önam (Glochidion suma- tranum Miqu.), Pfeilband liptäp. Der Pfeil wird erst ge- bunden, dann gelackt. Pfeileinsatz bakulü, der flache Kerb daran gorot, der tiefe lok-lon. No. 10. offener Kocher ^alü-kat Band daran apara, der Boden sokolo, untere Ende pai-pai, Band, mit dem gebunden, liptäp, aus Bambus obuk ge- macht. No. II. Fisehharpune mit 3 Spitzen bob-bob-bon Schaft üma, Band apara, Spitze con, äusserste Spitze piat, Widerhaken soro. No. 12. Fischharpune mit einem Haken bob-bob. No. 13. Fisehharpune mit zwei Haken bob-bob. No. 14. gesehlossener Köcher maSat Köcher für Geräte aus Bambus obuk Deckel takä, Be- hälter ogbuk, runde rote Borte takä, schwarzer Anstrich aiiu, bereitet aus Canarium ro Stratum (oder Canarium longiflorum ?) Na. 15. gesehlossener Köcher mit Verzierung ma§at. No. 16. Tabaksbehältcr abärft Deckel takä, 2 Böden sökolö, Behälter tubü, Höhlung ba^'a. No. 17 Tragkorb orä Tragband läbit. Schnürband sä-särä, Boden sökolo, das vor- springende untere, freie Ende bäkala, gemacht aus pälagä Rotang (mal. rotan kitjil). 223 No. 18, Ruder luga Ruderzwinge oben takä^ Gravierung unterhalb der Zwinge taka, Stange gö-gö, Ruderblatt gosät, Mittelrippe des Rudei'- blatts täi-täi gosät'nia, Knauf unten büluk sökolo, die scharfe Kante daran bä-bä, die stumpfe Ecke daran taimiii, verzierter Kerb an Spitze des Ruderblattes taka (Name für jede Verzierung.) ' No. 19. Schachtel bäkulü zusammen gehalten durch Schnur apara, Tragband saga, Deckel takä, Behälter selbst tubü No. 20. Kleines Boot ladjo-at wird als Kinderspielzeug benutzt. Steuerruder guru-nan, Vorderteil ütä Hinterteil miiri, Höhlung ba^'a, Kiel täi-täi, Pflöcke pata; Harz zum Dichten katokäli, Band zum Befestigen särä. Übergang der Höhlung des Schiffsbauches zum Vorder- und Hinterteil tidit ba/a. Die Einsatzlöcher für Ruderpflöcke ubä-kat. No. 21. Kleines Wasserschöpfgefäss lu-lümai wird benutzt, um das Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Griff uka-kät, Knopf am Griff ubä-kat, gemacht aus tarap auch pu-la;^a genannt (mal. madang prawas) (Polyadenia lucida Nees. oder Syzygium brachybotryum Miqu.) ; ebenso werden diese Schöpfer auch aus poak (mal. djulu atu) gemacht. No. 32. Rindenschurzstoff kabit gemacht aus der Rinde des baiko Baums (Artocarpus incisa) Brotfruchtbaum. No. 23. Hüftschmuck ungefärbt pälägä derselbe war aus einer Bogensehne hergestellt, die von Rotang (mal. rotan ketjil) gemacht war. No. 24. Hüftschmuck lap-lap aus rotgefärbtem Rotang pälaga (mal. rotan kitjil) gemacht; mit Perlen verziert. Bindeband pucu; Faden zum Festhalten der Perlschnur sä-särä. Der Nahtfaden der Rückseite birak No. 26. Halsscbmuek mit Perlen lai-lai genannt. Die Perlen sind aus Padang importiert. 224 No. 26. Halsschmuck mit Perlen lal-lai genannt. Nur anderes Muster. No. 27. Perlhalssclimnek laMai die senkrechten und wagerechten Gehänge werden nicht besonders unterschieden. No. 28. Haarsehmnek aus Perlen manal derselbe wird am Hinterhaupt in einem Schopf getragen, besteht aus Perlen inu und kleiner Klingel tai rosi, sowie einem kleinen durchbohrten Muschelstückchen gärä-gärä. No. 29. Sagobehälter tdpiri Sagai wird benutzt gewöhnlich zur Aufnahme von Sago, gemacht aus bosai (mal. Atap), wird auf der Schulter getragen. Die mit überwendlichem Stich gemachte Naht aus Kotang kak-kak; die einfache Naht in der Mitte und unten läläp-täu; die Naht am Boden birak; die überschüssigen Rotangenden der Naht pucu. No. 30. Wasserbehälter aus Bambus obuk. No. 31. Grrosse Esssehüssel lülak Band zum Aufhängen saga, Spitze ütä, die als Verzierung dienenden Kerbe agara, Rand innen, sowie aussen bä-bä. No. 32. Stlrnsehmuek kirit aus importierten Perlen, wird von Frauen und Männern getragen. No. 33. Grrosser Tragkorb für das Fischnetz bulukbuk. Reifen lato, Deckelschnürband pipiu, Geflecht am Boden birak, Boden pä-pät, Ose des Tragbandes am Boden alupat, die Naht der einzelnen Seitenblätter birak balaba-kat. No. 34. Feuerzange la-lap-lap n-apl Umbiegestelle lämu, die Arme tubü. No. 35. Fisehtriehter galätat auch golotoi Das Band zum Aufhängen saga, Naht birak, gemacht aus Sagoblättern külit sagai. Abfliessloch sökolo, oberer Rand nu. No. 36. Trlnkgefäss aus einer grossen Muschel bako auch pako genannt (mal. serasa) (Nautilusboot?) Band da- zu saga. 225 No. 37. Korb baläba der Boden sokolo, das Innere haysi, die Öffnung hu, Seiten- wand bä-bä senkrechte Streben (Rippen) tärä, rundes kleines Bodengeflecht im Centrum birak, das gewundene Geflecht darin tu-tu-t käcat, Band saga. No. 38. Armband sallimun gemacht aus einer Pflanze (mal. sepatang) wächst als eine Art Schlinggewächs auf der Krone von Bäumen, ist nicht künstlich geschwärzt, sondern besitzt eine schwarze Rinde. No. :i9. geflochtener Fischkorb öpa hergestellt aus pälaga (mal. rotan kitjil) eine Rotangart. No. 40. Damarharz panä§ä zum Tätowieren, benutzt von den Eingeborenen (mal. damnar itam) genannt. No. 41. Wurzel kiuäu wird zum Gelbfärben der Haut benutzt; von den Malaien (kuni) genannt. Fibraurea chloroleuca Miers. No. 43. Zuckerrohr kolä der Saft wird zum Tätowieren benutzt. Nr. 43. Klingel (Kinderspielzeug) agau Klingel oberer Teil con (~ Zahn), Klöppel djala, Blatt aus der Sagopalme büluk sagai, Band sä-särä. No. 44. Raspel gi-^iok gemacht aus dem Blattstiel der Kokospalme, zum Zer- kleinern der Kokosiiüsse gebraucht, Stachel con, werden durch Feuer hergerichtet, labö. No. 45, Sitzbrett für Boot üdän-an gewöhnlich ohne Ornament, Band daran sä-särä, die Ver- zierung, das Ornamentieren taka, gemacht aus ma-tjämin, (mal. damar-putij, (Dammara-alba); grüne Farbe aus büluk daro (mal. daun-lombok (= Pfefferblatt) hergestellt, Loch für das Band pücä, Holz karai (mal. maranti) Shorea. No. 46, Fingerring aus Messingdraht öip-<^lp. No. 47. Fingerring aus Messingdraht (31p-<31p. No. 48. Armband lätju von dickem Messingdraht gemacht. Herumwinden lau. 15 226 No 49. Löffel mip Ende des Griffes stellt einen Hühnerschnabel dar, alle ge- kerbten Ornamente agara, der Schöpfteil aus Kokosschale lakut toität, der Griff gö-gö-at, gemacht aus pa-talina (mal. bona) (Antidesma paniculatum), die durchbohrten Löcher pücä genannt, Kerbe am Rand der Schale agara. No. 50. Pfeil zum Affensehiessen, rergiftet tümnn Spitze auch tumuii genannt, Ornament taka, Pfeilgift ömai (mal. ipu) Antiaris toxicaria Bl.; Urticaceae. No. 51. Miisikinstriiment lä-lSga bestehend aus 4 Hölzern, auch lä-läga genannt, 2 Schlägeln bo-bok-bok, gemacht aus dem Holze papan (mal. kaju ba- lam), (Bassia balem, Sapotaceae ?). No. 63. Eopfschmuek ans päläknk (mal. pua) kleines dazu gehöriges Bund sairorot (mal. nilanali). No. 53. TrinkgefÄss lakut gemacht von toität (Kokosnuss), eingeki-atzte Streifen baruk oder polou (diese haben senkrechte Stellung), schmale Streifen bedeuten dasselbe, gemacht aus tarap (mal. madan prawas) (Polyadenia lucida Nees), Deckel takä, die Ösen talina. No. 54. Kesonanzboden zur lä-läga, ugu-Aan genannt, Längsseiten bäkälä. No. 55. Stampfer balalai Griff gemacht aus iiiara (mal. ngara), Band saga, Ver- dickung am Stiel baugö (?) das Loch täbäk, das dicke Ende zum Stampfen büa. No. 56. Reibeschale ba§ok wird gebraucht für Kokosnüsse, gemacht aus lapa-ät sagai, Sagoschaft. No. 57. Musikinstrument tudü-kat die 3 Klanghölzer werden Vater ükui, Mutter Ina und Kind tö;'a genannt, beide Schlägel bo-bok-bok, die Quer- hölzer tärä. No. 58. Kamm pa-§ogi die äusseren Spitzen ta-baliau, die Mittelspitze läna, die 227 Zähne con, das Blatt tubü^ gemacht aus Schildpatt, Brust- panzer mä-kara. No. 59. Hölzerner Griftmörser in Vogelform pa-nudu-kat n-omai Vogelkopf als Verzierung ütä-üma, Schwanz pai-pai, Höhlung bap'a, Seitenwände baruk, Stampfer tu-tudu, Griff gö'gö, Ende des Stampfers tubü, Quetscher pä-päcut, Kerb oben lok-loii, Band apara. No. 60. Hammer ^äsala Stiel gögöj Hammerkopf tubü, gekerbter Teil con, Pflock pata wird zur Rindenzeugbearbeitung benutzt. No 61. Waldteufel ti-kurlkut (2) der Bogen taili toität^ büluk, das zusammengekniffene Blatt, stammt von der Kokospalme. No. 62. Feuerfächer bi-bit-bit n-api aus büluk bäla Nipapalme (Nipa fruticans). No. 63. Flöte piau gemacht aus dem Blatt der Kokospalme büluk toität^ Mundstück djalai-djalai, der Stift dazu ko-kok, Zungenstück, wenn es vibriert, sich also öffnet, nanka. No. 64. Flechtwerk tapak aus Kokosblatt gemacht. Spielerei. No. 66. Flechtwerk tapak andere Form No. 66. Kleine l¥indmflhle to4obä gemacht aus dem Blatt der Kokospalme. Kleine Scheibe cäk-cäk, Kinderspielzeug. No. 67. Musikinstrument aus 2 Bambuseylindern ka-täuba (Trommel) bestehend aus einem grossen Cylinder s'a-bäu (gross) und einem kleineu kiu, das Schnürband apara, Stimmkeil pata, die abgeschabte Fläche zum Klopfen mata (Auge), die Höhlung ba^'a und der Cylinder tubü. No. 68. Sieb lätju wird zum Saftausquetschen benutzt, aus pälägl Rotang (mal. rotan kitjil) gemacht. 15* 228 No 69. Tätowiernadel pa-tlti in Form eines Hahns geschnitzt. Schlägel ba-bak-baii oder bo-bok-bok, Nadel aus Messingdraht con (= Zahn), Kopf der Nadel tipü-con, Schwanz pai-pai, gemacht aus inara- Holz (mal. ngara), Schlägel gemacht aus ma-tjämin (mal. damar puti) (Dammara alba), bis auf die Klopfstelle ab- geschabter Griff gai, Klopfstelle büa, die beiden Enden pai-pai. No. 70. Lanze äöat Messingzwinge salü, Lanzenspitze con, die Spitze der Spitze lamänaii, Lanzenschaft üma, Ende des Schaftes pai-pai, gemacht aus si-m*-asit (mal. kaju passa). No. 71. Holz tüba (mal. tuba) (Derris elliptica, Leguminosae) wird gebraucht zum Vergiften der Fische und als Pfeilgift» No 72. Sagopresse bolodbod §agai wird benutzt zum Pressen der Sagoschäfte, welche zu den grossen Männerhüten benutzt werden, Presshölzer lap-lap von pädä-gat (mal. lako). No. 73. Fackel kiSou wird benutzt zum Krebsen^ aus pa-labaii-i-Holz gemacht. No. 74. Nadel pa-noilak gemacht aus Messingdraht, versehen mit Faden, gemacht aus bakä (mal. baggu) (Gnetum Gnemon L.). No, 76. Schlafmatte bologbog gemacht aus dem Sagobaum loina sagai (Metroxylon sagus), genäht mit sasa (Rotang), Liegefläche täi-täi (~ Rücken), Bodenfläche baya (= Bauch). No. 76. Pflanzen zur Giftbereitung baglai (mal. langkuas) (Alpinia Galauga L.j, ömai (ipu) (Antiaris toxicaria Bl.), daro (lombok) Pfefl'er, tüba (tuba) (Derris elliptica). Aus diesen zusammen wird das Pfeilgift ömai gewonnen. No. 77« Stossstange tu-tnra gemacht aus ma-tjämin läläu (mal. musirai) Hex cymosa Bl., Stossende bakat. 229 No. 78. Amulett nälau umwickelt mit roter pälagä (Rotang) lai-lai genannt; es be- finden sich in demselben so;^a, eine farrenartige Pflanze, tagät, si-moboni(?), guluba, bai (mal. paku badji) (Cycas circinalis L.), läpä-Iäpä, ailäpät si ma-äurou (mal. puding itam), Schnur taliiia, gemacht aus külit tobä (maL baru), (Hibiscus tiliaceus L., Malvaceae). No. 79. Beilstiel daran-an mit Rotang umwickelt, Beilhalter ütä, Geflecht, dacat, Eisenteii con, Name für das ganze Beil baliok, gemacht aus dem Holze lo-losit (kaju passa), (Microsepala acumi- nata Miqu.) oder kaju madang. No. 80. Flöte piau das Rohr aus lapa-ät si kailo, Blattschaft der Papaya (Carica papaja) gemacht. No. 81. Kä% Ion wird für Geflügel und andere kleine Tiere benutzt, ge- macht aus rutü, einer Rotangart, (mal. rotan gedang). No. 82. Brummeisen djaok Zunge djala, Belastung derselben durch Bienenwachs ka- tokäli, Handgriflbelastung wird auch durch katokäli her- gestellt, von paola auch poula (mal. lako) (Arenga saccha- rifera) Areng-Palme, Zugschnur zum Spielen djonon, Knebel daran aus den Oberarmknochen von lätuak (mal. kalüwang), eine Art Fledermaus, Futteral üma {= Haus), gemacht aus obuk (Bambus), geschwärzt mit Wachs am Boden, dasselbe ist deshalb schwarz, weil das Wachs alt ist. Das Wachs am Instrument ist braunrot, also jüngeren Datums. No. 83. Messer ](u-kura Verzierung komät saba. Kerb lok-lon; tai-lodokat Hals von Bambus obuk gemacht, Gravierung auf der Innenseite taka und du-rükat Brust (cfr. Tätowierung). No. 84. Sehiebemesser §ü§arü scharfe Schneide con, Spitze nu, Rücken guruk (?), zum Herausnehmen der Speisen aus Bambusröhren, gemacht aus Bambus. 230 No« 85. Pinzette zum Epilieren to-tok-tok gemacht aus Bambus obuk, Klemtübrancheu to-tok, federn- der Teil aus dem Blatt der wilden Banane büluk cogünai (mal. pisang karang oder utan rimba) Musa malaccensis wird benannt bokolat^ sebwanzartige Verzierung ma-biau, der Winkel, mit dem die Verjüngung beginnt säkoro, Band apara, die Zuschärfung der Klemmbranchen auch säkoro genannt. No. 86. Harke äakut beim Absicheln benutzt, gemacht aus liptäp (mal. bagu), (Gnetum Gemon Tj.), Harkenzahn con^ Stiel tubü. No. 87. Feuerzeug: bestehend aus zwei Stäben, die aus loina-ömai (ipu) (An- tiaris toxicaria Bl. ) bestehen, drehen des Stockes pücä, der Stock, welcher gedreht wird, gögöy der Stock, auf dem gedreht wird, pücä-kat, die Drehgrube pücä-kät, das Loch mata, die Drehspitze nu (scherzweise wird der Dreh- stab pärät (penis), das Loch tiläi genannt), (d. h. äussere weibliche Geschlechtsteile). No. 88. Bindenzeu^^^ unbearbeitet. No. 89. Kinderboot ladjo-at Hinterteil muri, Vorderteil ütä, Steuerruder guru-nan, Kopf desselben ütä, der bauchartige Teil tubü, Verjüngung da- runter golo, Kerb an der Spitze der Verjüngung lok-loü, Schwanz des Steuerruders büluk; das Steuer soll einen Menschen darstellen, Kopf ütä, oberer Kerb daselbst asak, der untere Kerb nanan. Loch für das Steuerruder paä guru-nan, das dazu eingelassene kleine Stück lok-lok, das Steuerruder einstecken guru, herausnehmen golok, drehen piläk; der Rumpf des Schiffchens tubü, Seitenwand bä-bä, Boden täi-täi (= Rücken), Aufsatz rüpi, Pflöcke, die ihn halten, pata, die beiden kleinen Bretter des Aufsatzes vorn und hinten laiigiri, der Pflock wieder pata, für deii Gesamtausleger ist der Name si räpak n-abak vorhanden; die beiden gi'ossen Querstangeii, an welchen die Ausleger befestigt sind lokot, die Spitzen derselben hu-lokot, die 231 Lenkstangen mit Belastung si räpak, die v^i'bindenden Pflöcke dazu pata, die Oberseite der Beschwerung tüdak, die Unterseite täi-täi, Seitenwände derselben bä-bä, der Mast pa-nairat-an, der verdünnte obere Teil balalai, die oberste Spitze desselben bütät balalai, Taue bao, Wimpel garo-garo, der lose Teil der Taue tipü bao, Segel ladjo, der obere Balken, an welchem das Segel be- festigt wird mi-mit, ebenso die untere Stange, Tau am Segel pa nolot. Wenn die losen Seitentaue am Mast befestigt werden särä; Ornament auf der Beschwerung des einen Auslegers taka, Loch zur Durchlassung der grossen Querbalken, an der Seitenwand befindlich, arät rüpi, das Segel reffen pürut, das Segel entfalten iiänäii. No, 90. Musikinstrument tiko gemacht aus 3 Bambuscy^lindern, Schlitz si-si, Boden sökolo, Kerb an beiden Schmalseiten lok-lon, der Innenraum bai'a, Schlägel bo-bok-bok, Namen der Cylinder, der grosse buü, der mittlere si läi, der kleine si bau. No. 91. Wasserbehälter la-latöun gemacht aus si ma-süra; (sog. beschriebener oder bunter Bambus). No. 92. Haeke für Sago du-rukü äagai Stiel üma, aus Bambus magaa, Löcher im Stiel titi (-Täto- wierung), Band sä-särä aus Rotang sasa, (Calamus speciosus), Umwickeln lai-lai, Knoten päu, das Holz, welches zum Hacken benutzt wird, von aribuk (Areca Nibung) Mart. Nibongpalme, Unterteil con, oberer Teil gö-gö, die schiefen Löcher oben im Stiel, wo die Hacke befestigt täbäk, das Durchführen desselben olop, Kerb in der Hacke lok-loii, Hackenschneide nu (= Mündung). No. 93. Musikinstrument tuk-tuk bestehend aus zwei verschiedenen Balubuscy lindern, die senkrecht auf den Boden gestossen werden. No. 94. Köcher obuk auch ogbuk mit Kinderpfeilen aus Bambus magäa versehen, Kinder- pfeile taiU eigentlich Blftttrippe, aus külit sagai. 232 No. 9ö. Klammern pata zum Festhalten der Sagostämme im Fluss benutzt aus magäa (Bambus)*, oberer Teil bukü die klammernde Rundung tünan, die äusserste Spitze piat, die grosse Spitze nu, die Rückenfläche (grüne) täi-täi; die Seite täiia, die abgeschnittene obere Fläche §apü, die Stelle, die nicht mehr in den Sagostamm geht lakat. No. 9(). Kladdi Schabmesser panirit gätä aus Bambus gemacht. No. 97. Schabeisen pa-nü^uru zum Glätten für Boote benutzt, Band zum Halten des Eisen dacat, gleichsam als Zwinge gedacht; Eisen pa-pat-i, Keile zum Festhalten desselben pata. No. 98. Vogelfall c pa-ra-goa-t gemacht aus Rotang sasa (Calamus speciosus), grosser Befestigungsring si räko aus Rotang sasa, Schlinge des Ringes päu, die einzelnen kleinen Schlingen auch pa-ra- goa-t; Knoten, mit denen die kleinen Schlingen am grossen Ring befestigt sind, päu-päu. Schlinge sä-särä, Knoten der- selben päu-päu, zuschnüren njan, aufschnüren nänan, er- würgen särä lo-lokat (eigentlich den Hals zuschnüren). No. 99. Boot ladjo-at nach malaylscher Art von einem Insulaner als Kinderspielzeug nachgeahmt, Zwischenwände pa-soii-an, feste Masse des Vorderteiles pa-kat, ebenso Hinterteil, Querkerbe beim Hinterteil (a) eigene Erfindung-, das Boot ist gemacht aus batara Holz, war malayisch nicht festzustellen. No. 100. Kreisel to-ton Stiel gö'gö aus magaa (Bambus) Kreiselholz büa d. h. Frucht, Spitze pai-pai, Höhlung ba^'a, Kreisel tu-tuinä-ton (sich drehen); Kreiselholz ist eine Frucht (mal. paning- paning) eine Quercus-Art. No. 101. Läusekamm dl-rignru-t go§ät Zähne aus magaa (Bambus), Griff aus Schweineknochen- Oberschenkel tölat bakapät sa koko, Gravierung tau, Ein- fügung der Zähne in einen Schlitz im Knochen tipü, ge- 233 platzt äi-bätu, Band apara, die kleinen Zähne der tau: heissen agara, reinigen der Kammzähne durch Auseinander- schnellen derselben sat-sat-, die Längsreinigung kikin. No. 102. Bindfaden täli gemacht aus Rindenbast von bakii (mal. baku) *, Gnetum Gnemon L. es werden von der schon bearbeiteten Rinde die weichen Fasern ba^a benutzt. Die Fasern werden gedreht pütärä zu 2, 3, 4, 5mal u. s. w. No. 103. Nähgarn püläk gemacht aus püläk (mal. landä auch romin oder sau hu tan genannt) (Parinarium Griffithianum Hook, fil.); der Rinden- bast ba^'a külit. , No. 104:. Musikinstrument, kleine ka-täuba bespannt mit Schlangenhaut külit saba, mal. ula. bezaar, \\h\ gedang (Python?) bespannte Seite mata, entgegen- gesetzte offene sokolo, Band saga, Stimmkeil pata, Be- festigungsring aus sasa (Rotang) Calamus speciosus heisst dneat, Befestigungsband für Schlangenhaut aus baiko dem Brptfruchtbaum (Artocarpus incisa) mit dem Saft aus önam (mal. ubar) (Glochidion sumatranum Miqu.?) getarbt,, heisBt panitäk, Bambuscy linder okbug, (sog. dicker Bambus). No. 105. KoUdeeke närä hergestellt aus Bambusstäben mit Rotang* geflochten, zum Einwickeln von Fischnetzen und Todten und als Schlaf-, matte benutzt-, Oberseite täi-täi, Unterseite bä/a, zusammen- rollen pürut, aufrollen nänän, Stäbe auch, närä genannt; Band apara, Zwischenräume älak, Nacht birak. No. 106. Fetisch kaman (bara pünän turu) ist punän vorhanden, werden sie geholt, umwickelt mit lai-lai, darunter laka (rotes Zeug) als Um- hüllung-, das umwickelte Ende sokolo, das offene nu-nu, an diesem ist Wachs katokäli, im Innern befindet sich gaut s'a-nitu. Kräuter gegen den bösen Geist. Wenn sie in den Wald gehen, nehmen sie es mit. Der Ver- käufer hat es selbst gemacht, nicht alle können Amulette anfertigen. 234 No. 107. Handhaben tarap sind bestimmt zum Halten für ein grosses Fischnetz und befestigt an einer Schnur, gemacht aus tarap (mal. madan prawas). (Polyadenia lucida Nees). Erhabene Ornament- ringe golo, geschnittene Ringe gorot, das Ende der Hand- habe stellt den Vogel dod-dod (mal. baraba) vor; der grosse Kerb am verdickten Ende heisst kudu-at 8ä-särä; es müssen immer zwei zu einem Netz gebraucht werden. Be- wegungen: seitlich pendeln lassen, in aufrechter Stellung ilo, wagerecht nach vorn strecken tägbug, dann auf- richten türa, kurz zucken gärä-gärä. Ni>. 108. Dolchgriff Säkala palite aus 8äu-säu gemacht (mal. kaju umbu) Ho. 109. Irzteschmuck laUal §i käräl gemacht aus Schwanz- und Flügelfedern des Hahns, ebenso aus langen, grünen Blättern palanü und kaba (mal. akaba) einer schwarzen Koralle, umwickelt mit lai-lai; nur in si Berut wird die Schwanzfeder bulü pai-pai, Flügel- feder bulü käpa benutzt. Ko. 110. Roher Bogen mit bearbeiteten neuen und unbearbeiteten Pfeilen; Bogen- holz po-poalat (mal. laka) Myristica, welches sie verarbeitet pa-da/at nennen. No. 111. Pfeillack önam gewonnen aus Glochidion sumatranum Miqu. No. ir^. Pfeillackbehälter aus Bambus üma önam. No. 113. Schöpfeimer tn-tnpu gemacht aus den Schäften des Sagobaumes lapHät - sagai, (Metroxylon sagus), Stiel gö-gö aus Bambus magaa, Querholz zur Verbindung rakärä, Nacht birak, Knoten pucu, Spitze des Trichters pai-pai; genäht mit sasaRotang,(Calamus speciosus) die Naht am oberen Rand des Trichters birak, Verbindungs- band am Querholz apara, der zugeschärfte Teil des Stielen balalai. No. 114. Fischräucherrost sala^a aus Längsstäben JalaJa, kurze Stäbe tätäa, umschichtiges 235 Durchziehen der kleinen Stäbe ti-guru, Auseinanderbiegen der Stäbe länau, Hineindrücken der kurzen Querstäbe gorosot^ die offenen Zwischenräume, welche durch die Stäbe gebildet werden, heissen älak, gemacht sind die Stäbchen aus obuk Bambus, Oberseite ba/^a. Unterseite täi-täi. No. 115. Schlaftnatte boläbo gemacht aus Rinde von si moitä (mal. kare) (Linostoma scandens Griff; Thymeliaceae). No. 116. Hausefalle pa-pak-pak gemacht aus magaa (Bambus). Spannstäbe der Ellipse pa-pak-pak; Band, welches sie zusammenhält apara ; der Raum zum fangen tubü, Stellstab ko-kok-än, Kerb daran agara, Halter des Stellstabes loloi-kan, Spannband sä-särä auch sa-sakut; das Loch in der Mitte täbäk, ebenso das andere für das Spannband, zusammenknoten pucu auch päu. No. 117. Batten- und HSusefalle Djo-njon njoii gemacht aus magaa (Bambus), Stellstab ko-kok-äo, die Feder aus Bambus do-ror-at, Stellstabband sä-särä. Würge - . bandsä-särä. Kerb lok-lon, Schleife pucu, Knoten päu. Löcher täbäk, spannen bätäk^ ai-säräan die Schlinge zieht sich zu» No. 118. Luftpistole fttr Kinder bä-bätu-ät (ebenfalls so wird auch das Gewehr genannt) Lauf aus magaa, wird genannt üma bä-bätu-ät, Bänder daran apara, Mündung pai-pai; entgegengesetztes Ende nu, Stöpsel Iba, (— Speise) von Blüten ailüpa (bungo Jamba) (Jambolanum domesticum L.) Stosskolben turü, ebenso der eigentliche Stossteil, Handgriffe ka pät, die Blumen hineinstecken büluk, einschlagen bok. No. 119. Modell eines Uäuptlingshauses üma §Vb8u senkrechte Balken, auf denen das Haus steht ai'igi, wage- rechte Balken für Schweinebucht gäli, Verbindungsbänder von Rotang sasa (Calamus speciosus), apara genannt, Schweinebucht sa koko, Horizontalbalken in der Längs- richtung des Hauses budjuk, grosser Balken in der Quer- richtung pulaii-än, Fussbodenbelag aus Bambus magaa*,; Befestigungslatten auf dem Fusfeboden djaräba. Der Thür- 286 rahmen lap-lap ; grosse Balken auf dem Fussboden in der Längsrichtung des Hauses pö-pö, grosse Dachlatte an der Aussengalerieseite der Thür kabäi-at, Treppe örat, Stufe der Treppe mata örat, gemacht aus gobu Holz, Feuerstelle in der Vorgalerie koloko, Dachsparren vom Dach (Aussen- seite) zum kabäi-at, kasou; für die Innenseite pa-si-sikou^ Dachlatten auch kabäi-at genannt, grosser Querbalken an der Vordergalerie bai-bait-at, Vorderbalken vom Rähm- stück bai-bait-at, die Längsseiten des Rahm kabäiat. Wände aus Sagoblattschäften lapa-atsagai, tu-tuku genannt, Thüraus- schnitt in der Dachbedeckung mata-t üma, grosse Thüren im Hause vorn und hinten ba^^a üma, kleine Seitenthüren mata-t baliu, senkrechte Stützbalken roi-roi auf, Vorderseite und Hiuterseite des Rahm stehend, für den grossen geschweiften Dachbalken pa-ra-bubun-an, Ausläufer desselben, sehr ge- schweift pailo, Deckenbelag aus Latten dapara (?), befindet sich im Hauptraum des Hauses ^ das Dach zerfällt in den eigentlichen Dachbelag tobat, gemacht von büluksagai (Sago- blätter) und die First, hergestellt aus büluk sagai, genannt tobat läläu (mal. sikai) Lygodium mikrophyllum, Dachreiter bou- bou, das kreuzweise Zusammenhalten der Dachreiterbälken saila, Unterzüge der Dachreiter dä-dän-an, Befestigungs- latten für das Dach lap-lap, ihre kreuzweise Zusammen- kunftstelle saila. Diejenigen Balken, welche den Dach- belag^ tobat halten, kalasou genannt; Naht des Dachbelages pa-iiak-kak von Rotang-, nähen nat, grosser innerer Ver- sammlungsort ba^'a üma, vordere Galerie zugleich Männer- eingang laibo, hintere Galerie ut, zugleich Frauenaufent- haltsort und Eingang, noch besser laibo-ka ut,. n'-üma genannt; Seitengalerie wird wie Fussboden djaräba genannt; die Vordergalerie ist der Aufenthaltsort für Männer; Decken- latte lap-lap über Längsseite des Rähmstückes. >o. 120, Schlinge für Sehweine Sa-särä, von Rotang gemacht, Schleife mata, Knoten päk-päk. ISi^. 121. Fetisch ka-(^aila üma kleines Heiligtum mit Blumen geschmückt, wird am Balken 237 des Hauses befestigt; Blumenbehälter aus Bambus mit einem Einschnitt zum Aufhängen von Blumen und Bändern. Das Ganze wird geschüttelt gärä-gärä, davor hat der böse Geist s'a-nitu Angst und entweicht. Grosser Einschnitt iau-sau, Zähne zum Aufhängen pa-nagat, Zapfen unten zum Anbinden aparät. Das Heiligtum enthält folgende Pflanzen. 1. so^'a eine farrenartige Pflanze, 2. ailäpät (puding telor) Graptophyllum hortense, 3. sugu-süguru (sikilie) (Aeschynanthus brevicalyx Miqu.) 4. bobolo (letjuan, Condy- line terminalis), 5. süra sa s'a-räu (puding amas, Codiaeum veriegatum L.), 6. süra ka-lagai-mäi (pudin ami, Tabernae- montana malaccensis), 7. duro (rissi), 8. bäkäu (bunga rajo, Hibiscus rosa sinensis), 9. dorot poula (pudju lako), (Arenga sacharifera), 10. bae büa (duftende Blätter), 11. to- tonan (mal. sambong) (Scindapsus pertusus), 12. koro babak (bunga raya puti, Gramatophyllum scriptum et speciosum). ^0. 123. Kokosöl, von den Eingeborenen gemaeüt. üo. 123. Verzierter Schweineunterkiefer soll darstellen, in welcher Weise der Eingeborene künst- lerische Motive zu erfinden vermag. Roter Fruchtkern pa-rusa (Abruas precatorius), schwarze Verzierungen aus wildem Bienenwachs katokäli ; an den Schneidezähnen ist ein Vogel üma befestigt; die Hauer werden con si attä genannt. Lange Vorderzähne (Schneidezähne) pa-mäkuru, das Zusammentreffen der Unterkiefer räma(k) bäkala; das Ornament als solches taka, Muschelsttickchen gärä-gärä. Jfo. 134. Tabakspfeife ubä-kat dieselbe ist auf Bestellung gearbeitet, doch ist die Industrie derselben ausgestorben. Kopf tubü, der Stiel oder das Rohr gö-gö. ]^o. 125. Fetisch ka-6aila wird gegen Kinderkrankheiten benutzt, in grünem Zustande geklopft und getrocknet, danach angesteckt und verbrennt mit wohlriechendem Rauch, welcher den s'a-nitu (Teufel) vertreibt, auch zum Verscheuchen des Blitzes soll dieser Fetisch im Gebrauch sein. 238 No« 126. Holzmarke §nga wird benutzt zum Kennzeichen des Besitztumes in Gärten, Versicherung von Diebstahl; Kerb lok-lon, Spitze, die in den Baum geht ba/^a, entgegengesetzte Spitze piat, gemacht von magäa (Bambus). No. 127. Messer so-^ogi wird benutzt zum Fransenmachen für Frauenschurze, Spitze piat, entgegengesetzte pai-pai von obuk. Bambus. No. 138. Haken §aga benutzt zum Aufhängen von Sachen im Haus; von lo-losit (kaju passa, Microsepala acuminata), Ose von Rotang sä-särä, Haken pa-nagat, Kerb lok-lon, Knoten päu. No. 129. Bambuslt)ehälter takä ^aba für Schlangenfett, enthält das Fett der Py ton schlänge, ist mit einem Bananenblatt verschlossen; wird schlechtweg obuk (Bambus) genannt; Stöpsel cäk-cäk. No. 130. Fruchtzweig Ton büa djabut (bua rissing) ist versehen mit Vogelschlingen sä-särä. No 131. Fischreuse lägäu gemacht von Bambus magaa, die beiden Fangtrichter werden töp'a genannt; der grosse Trichter tubü (= Körper), Naht birak aus sasa (Rotang); Spitze pai-pai aus obuk. Die beiden Zapfen iioimak, Aufhängeband sä-särä, Handhabe zum Herausnehmen säsaga, scherzweise werden die kleinen Trichter auch genannt si bagi (jüngeres) und si käbü (älteres Kind). Der grosse Trichter Ina (Mutter). No. 132. ftrosser Fetisch ka-^aila pu-koat-an (pantang pigi di laut djari ikan. d. h. ein Heiligtum, welches ganz besonders beim Auszug eines Dorfes zum Fischzug verehrt wird; es ist das grösste Heiligtum der Eingeborenen), grosser Stab rä-rä gewöhnlich dä-rä, Fuss aus Bambus magäa, Behänge aus Bändern und gefasertem Bast manai, kleines Brettchen aus den Schäften der Sagopalme lapa-ät sagai hergestellt, wird als Sitz des guten Geistes tukü-at pa-si-bulu-an angesehen; Eierschalen tälu, Spitzen aus Bambus balalai, grosser Ring aus Rotang, der die Spitzen 239 auseinander hält läkät, die Naht resp. Band, welches den Ring festhält birak, kleiner Ring, der verhütet, dass der Bambus weiter aufspaltet, dacat aus Rotang^ gelber herab- hängender Bast von to-tonan (mal. sambong, eine kalmus- artige Pflanze mit schöner, roter, grosser Blume) (Scindapsus pertußus, Schott.), weisser Stoff köman si ma-bülau, blauer Stoff köman si ma-püsu, gemusterter Stoff köman si ma-guri. m, 133. Schild küräbit dieselben sind nur noch bei den kriegerischen Stämmen auf si Berut gebräuchlich. Das hier zur Sammlung gehörige ist auf Bestellung gearbeitet, in der Form, wie solche früher in si Oban üblich war, hergestellt. Konvexe Aussenseite täi-täi, hohle Innenseite ba;^a, Ornamente taka, oberer Rand, IUI, Seitenränder bä-bä, Spitze pai-pai. Handgriff asak, Kerbe agara, Loch zum Durchgreifen von Zeige- und Mittelfinger uka-kät, rote Farbe laiiiä (= Verschönerung), Holz bibakbaii (mal. pulai-pipi) (Alstonia kalophylla Miqu.); rote Farbe gemacht aus der Frucht des kalumänan (mal. djanank). No. 134. Fetisch für Irzte nälaii M käräl Halsring aus Rotang pälaga (mal. rotan kitjil); das Haupt- teil heisst lai-lai, nach der Umwickelung mit lai-lai. Gelber Behang manai aus to-tonan (mal. sambong, Scindapsus pertusus Schott.), rotes Zeug kömaii laka, Schmuck aus Muschel- stückchen gärä-gärä und Perlen inu, Federn auch manai von bulü gou-gou Hahnenfedern, 2 kleine Stückchen lai- lai mit Perlen inu am grossen Stück angebunden, werden tä täi-at genannt; das Band dazu apara, Schluss des Hals- ringes besteht aus Rotang sasa und Band apara, Knoten desselben pucu. Vor dem Amulett scheut sich der Teufel, dasselbe wird nur im pünän getragen und ausser dieser Zeit fortgelegt. No. 135. Sagobehälter daro auch poduat §agai Aufhängeband saga, oberer Rand nu, Reifen la-lap-lap aus sasa Rotang, innen und aussen Rotangverbindung lato genannt, Knoten derselben pücä, die Abschnitte zwischen denselben tipü, das dünne Band zwischen den Knoten 240 auch lato, Boden sökolo, Geflecht mit grossen Maschen aus pälaga heisst ligboii, das gedrehte resp, Umeinander- liegen der dicken pälaga Streifen pa-caila genannt; auf das Geflecht wird ein Bananenblatt büluk bago aufgelegt als Filter^ um den Saft durchzulassen and den Sago trocken zu erhalten. Das seitlich angebrachte Hängeband ist durch Verlängerung mit dem Bodengeflecht verbunden ; diese Ver- längerung an der Wand heisst tipü saga, aufhängen saga, tubü Seitenwand. No. 136. Fiscbnetzbügel damaü Süba Bügel damau, Netz süba, Bügel mit Rotang gebunden. No. 137. Spaltholz für Kokosnfisse ogdag: toltä^t. aus dem Holze inara (mal. ngara). Abschälen der Nüsse resp. Aufspalten ogdag No. 138. Fetisch nälau Schnur täli, daran 3 Stückchen laiga (mal. sapedas) Knolle einer Pflanzenart (Macaranga megalophylla). No. 139. Massstab tärä wird benutzt zum Knüpfen der Maschen beim grossen Schildkrötennetz djärik, aus Bambus obuk. Kerb lok-lon, Nacken tätä-kat^ Hals lo-lokat, Schnabel vom Huhn wird die Krümmung genannt, welche beide Enden zieren No. 140 Fackel §üra gebraucht für Moskitos, gemacht von sura toitat, Kokos- nussblütenschäfte, Bänder aus Rotang dacat, Flechten üsu, Band apara. No. 141. Thürflügel mata-t baliu Zapfen pai-pai, geschnitztes Ornament — Hirsch — sä-sä, das andere labai (mal. banguan) einen Reiher vorstellend, gemacht von katüka (mal. katuka), Längsseite kuruk, Schmalrand nu, Innenseite (Ornament) ba^^a, leere Seite täi-täi. No. 143. Medizinbehälter üma rau Allerlei Blätter darin ^ werden mit Wasserzusatz ausgelaugt und dann zum Waschen benutzt für den Körper 3 Tage lang bei Abort gebraucht; gemacht ist der Behälter von obuk. No. 143. Frauenschmuck mandi oder ogo wird auf den Rücken getragen und besteht aus böbolo (mal. linguang) Condyline terminalis ; manai si ma-sinin (ruku ruku), si maino (mal bayem ayam, Amarantaceae), süra (pudiii ramba?). No. 144. Pfeffer daro mal. lombok ist von Padang nach si Oban herübergebracht worden. No. 145. FUiernadel pa-IItak-at dazu ein Stab gemacht von aribuk, (mal.nibung, ArecaNibung Mart) Nibongpalme, pucu Schnur von külit tobä (mal. baru) (Hibiscus tiliaceus L.) Maschenhalter räpak, gemacht aus Bambus magaa; den Halter in die Maschen stecken üsukamata, ebenso die Filiernadel in die Maschen stecken; die Filier- nadel durch die Maschen ziehen subai, der Prozess des Durch- ziehens von Garn kolot; knüpfen, Schlingen zuziehen päu. 1^0, 146. Hausfetisch nälau üma ist immer aus schwerem Holz gemacht (mal. tarap madan prawas) (Polyadenia lucida Nees oder Syzygium brachy- botryum Miqu.), umwickelt mit köman si ma-püsu, befestigt ist dieses mit lai-lai, gelber Behang von pälakak (mal. pua), und verschiedenen Stoffen: rotes Zeug köman laka, blaues Zeug köman si ma püsu, weisses Zeug köman si ma bülau gefärbt mit kinäu (mal. kuni). (Fibraurea chloroleuca Miers.) Hahnenfeder bulü gou-gou. No. 147. Fetisch ka-Calla benutzt im grossen Hause üma s'a-bäu des Häuptlings von magäa Bambus und Sagoblättern büluk sagai, Band apara, ebenfalls von Sagoblättern. Ho. 148. Puppe fiir kleine Mädchen üma ta-tö/a §1 na-näläm (^1 golsio gemacht von Holz lapa-ät sagai, Band pa-nagat von der Nipapalme büluk bäla, Rückenschmuck manai von Blättern ailäpät si bulayat (puding telor) (Graptophyllum hortense), ailäpät si ma-surou (puding itam) (dunkler Ailäpät), Arme para, Füsse dä-rä, Hals lo-lokat, Kopf ütä. 16 242 No« 149. Behälter fSr Teller gaktak pigat Geflecht aus pälaga (rotan kitjil), Band zum Aufhängen saga Öffnung nanan, der geflochtene Teil ligbon, Bindeband apara, nanan öffnen, cip schliessen den Behälter. No. 150. Grrosses Boot ka-läba wird benutzt vom ganzen Dorf zum Fischen, Verdeck-Dach bubuk, Stützen arigi, Querbalken bai-bait-at, obere Quer- balken nä-näi-näi, ebeoso werden auch die grossen Längs- balken auf dem Dach nä-näi-näi genannt ; kudu-at loii agau ist der Platz für die Krabbenkäfige. Mäste pa-nairat-an, Wimpel garo-garo, ebenso wird der dazu gehörige Vogel genannt, Spannseile für Mäste bao, Segel ladjo, Stangen, an denen das Segel befestigt, mi-mit, die Befestigung des Segels birak, geschwungene Verzierung vorn und hinten korok, kleines Querholz am Vorderteil pa-nirit, frei über dem Wasser schwebendes dreieckiges Holz pu-si-manan, Steuer guru-nan. Dach aus Atap, Nipapalme, büluk bäla, andere Beschreibung vom Boot s. No. 89. No. 151« Seliwliniiier damaü wird benutzt beim Auslegen des grossen Fischnetzes, gemacht aus tarap (madan prawas) (Polyadenia lucida Nees.) unteres Ende pai-pai, Kerb lok-loii, obere Spitze üta, erster Absatz bökolo, die darunter folgende eingezogene Stelle lo-lokat, die dann kommende Verdickung am Ringschnitt bokü, der eigentliche Körper tubü, Kerb am unteren Ende lok-loii. No. 152. Körbchen ligbon wird zur Sagopresse benutzt, gemacht aus loina a-li-ma-ma (mal. rotan batu) (Calamus Diepenhorstii), oberer Rand, iiu, Boden sokolo, Flechten ligbon. No. 15S. Fischnetz mit Btlgel Süba Bügel damaü aus Rotang, Griff ebenso damaü, Befestigungs- band sä-särä, Hauptband vom Fischnetz, an dem es hängt pa-närä-at, Spitze des Netzes püsou, Netzgewebe süba; Band, welches den Bügel hält apara, das untere Band am unteren Griff räu-räu aus büluk bäla (Nipapalmenblatt). Das Netz ist gemacht aus bakä (mal. kulit bagu). (Gnetum Gn^mon L.) 24ä No. 154. Hauszierrat nu-nu 6i palü Schnabel vom Nashornvogel, Bindeband saga von Rotang bagra sasa. No. 155. Hansbalken arigi mit reichem Ornament verziert, gemacht von raa-laibibi (mal. mandarahan, Cinnamomum calyculatum Miqu. oder Myristica mandarahan) mit Holzkohle gefärbt; Holzkohle sä-sä. No. 156. Steuerruder guru-Aan gemacht von kasai, soll vorstellen Kopf eines Menschen ütä, nur Mund vorhanden iia-na, Hals lo-lokat, Körper tubü^ Loch für den Handgriff pilän-an heisst pai, Band resp. Schutzring aus sasa, Kerb (Hals) lo-lokat, die dem Schiff zugekehrte Seite heisst con, die entgegengesetzte kuruk, Spitze pai-pai, sapdap der Übergang zum Steuerblatt genannt. No. 157. Hirschfalle Suga §ä-Sä Modell derselben gemacht von lapa-ät sagai (Sago) Zähne von Bambus obuk; der Hirsch sä-sä von Sago dargestellt; grosser Balken kudu-at süga, soll die Erde vorstellen, in welche er gleichsam hineingesteckt wird. Die Zähne werden süga genannt, obere Seite, auf welcher sich die Zähne befinden si-si, Seiten bä-bä, kurze Enden pipiu, breite Bodenfläche täi-täi. No. 158. Hirsehfalle gä-Särä gS-ää gebogener Baumstamm do-ro-at, Schlinge sä-särä Spann- holz balitäkat; Spanntau sä-§ärä balitäkat; Grundlage des ganzen Gestelles hakenförmig loloi-kan; die Hölzer, welche das balitäkat halten täkirat; hochschnellen bau-bau, nieder- drücken, spannen ürup oder sikou. No. 159. Spielzeug bäa, (eigentlich die harte Bastschicht der Kokosnuss zwischen Oberhaut und Schale.) ®2 1. pai-pai. 2. ütä. 3. tubü. 4. bäkapät, (Oberschenkel). 5. tärä. 6. Hohlseite ba;'a. 7. eonvexe Seite täi-täi. 16* 244 No. 160. Treppe von einem Hause örat gemacht von ma-laibibi (mal. mandarahan) (Myristica manda- rahan Miqu.), Stufen örat, die Schweifung in den Stufen sapdap örat, Kerb auf der Rückseite lok-loii, Spitze unten bakat n-örat, Kopf oben päpäu. (?) :No. 161. Krebskäfig küliu agau von lapa-ät sagai den Blattstielen der Sagopalme, die 4 Pfahle pata genannt von magaa, einer mittelstarken Bambusart. No. 163 Angel kabili Angelhaken cot-ka-käbili, Drahtverbindung von Haken mit Schnur oila-oila, Schnur täli, Aufwickelholz la-lak-lak, Beschwerung des Angelhakens von dickem Messingdraht lä-läm-at; Spitze des Aufwickelholzes la-lak-lak, Spitze des Angelhakens la-ma-haii (?), Widerhaken soro, Ohr pai-pai; Angelstock toto, Angelhaken von lojaii (Messing); täli schon beschrieben in No. 102. No. 163. Angel fiir Seefische kabili. No. 164. Angel mit Stock käbili. No. 165. Musikinstrument, Nachahmung eines Aon. gemacht aus einer Ficus-Art boti-at (kaju-aro), Zapfen pa-närä-at, Knoten päu; Aufhängeband Saga aus pälaga; Schlagstelle sokulü, Rand der Innenseite bä-bä; Hohlfläche des Ganzen ba/'a s^a-bäu: innere Hohlfläche ba^a sokulü; Klöpfel bo-bok-bok, Umwickelung mit Rindenzeug (kabit) tabut genannt, Stiel uka-kät {= Halter), Bastband apara aus liptäp (mal. bagu) (Gnetum Gnemon L.) gemacht; beide Enden des Halters heissen tipü; gemacht aus Rotang sasa. No. 166. Fliegenfalle pa-pak-pak lägu aus obuk (Bambus) gemacht, Spannholz sopo bakala. Arme der Falle bakala (= Kiefer), Zugschnur täli; das Ausein- anderbringen der Arme iiänän genannt; feststellen §opo. No. 167. Schlinge für Besessene ää-§ärä säläu biegsamer Stab bau-bau-baii, aus si bok-boii-i (mal. mali- mali) (Leea Sambucina Wild.) 245 No. 168. Garnhalter, Biudfadenhalter la-lak-lak Spitze bäkala, das dreieckige Loch ba/a von ma-tjämin läläu (mal. musirai) Holz gemacht (Hex cymosa Bl.) No. 169. Galgenmodell tl-tigot. gebogener Baum do-ror-at, Drosselschnur sä-särä, Schlinge mata-t sä-särä, Spannschnur balitäkat, das Spannen bätäk, loslassen bau-bau, eine Schlinge lösen golok^ zuziehen njan, strampeln, zappeln bödöt^ hängen toak. , .( V ' No 170. Anker ^ao abak. (Bootsiinker.) auch sao djärik grosser Fischnetzanker genannt, Ose zum Befestigen am Tau oila-oila aus pälaga Rotang, Loch zur Aufnahme des Ankerringes resp. der Ose pau, Anker- schaft tubü, Ankerquerbalken saginai, Steine zürn Be- schweren tanai oder tanai sao; Befestigungsband r iapara aus sasa, Loch zum Durchführen des Querteiles päu, Pflock, Keil zum Befestigen des Querteils pata, Greif- haken con, Verzierung ütä, stellt einen Hahn vor. Namen der Verzierung: Kopf Uta, Schnabel iiu-nu, Hals lo-lo- kat, Körper tubü, Holz aus kalu matäi(?). Der Anker ohne Öse aus lo-losit gemacht, (mal. Kaju passa), (Microse- pala acuminata). Ho. 171. Tabaksb^bälter üma iibä oder talukut übä aus Bambus obuk gemacht. No. 172. Esswarenbehälter rudju oder lutii. Geflecht lai-lai aus pälaga, Tragband für den Rücken läbit, obere Öffnung im, Böden sokolo. No. 173. Kreisel ron Holz baga geipacht aus loina pa-taliiia (mal. bona), (Antidesma pani- culatum), Körper tubü, Kerb lok-loii, Spitze Uta, Band täli. 1^0. 174. Faekel lo loiSi wird beim Gewitter benutzt zum Vertreiben böser Geister; pä auslöschen, gemacht ist dieselbe aus palakak (mal. pua Name für viele Scitamineae) ; im Innern ist sie mit tabut toität bewickelt, umwickelt ist sie mit lai-lai pälaga (Rotang), Hängeband aus pälaga heist saga. 246 No. 175. Gal^renmodell ti-tigot wird benutzt zum Hinrichten von Mensehen, bei Gift- morden und besteht aus 2 Baumstämmen. Die Ki^euzung der Baumstämme heisst saila, Schlinge sä-särä; die eigen t* liehe Schlinge für den Kopf mata-t sä-särä, Spannschnur sagirät, spannen itik, loslassen bau-bau, Verbindungsband der Baumstämme apara saila. No. 176. Zauberbesen Aal-äai besteht aus taili boala (?) (mal. lidi), zugebunden mit sasa, Band apara, Handgriff uka-kät, Fegen mit dem Besen nunnu (?) No. 177. Hirsch ääSä. aus Wachs katokäli No. 178. Vogel labai (der Reiher) aus ailüpa (mal. salam) Holz gemacht (Jambulanum domes- ticum), dient als Hauszierrat. No. 179. DachTerzieruiig ko^ä tau tobat befestigt an der schmalen Dachseite; Schmalseite tau, Spitze aus Holz verziert kosä genannt. Die Spitze der- selben piat, Kopf üt?!; viereckige Kante baligi^ Zapfen gö- gö, Loch darin päu, zum Durchführen des Sicherb eits- pflocks pata. No. 180. Bogenbehälter talukut rau-rau wird besonders für gute Bogen benutzt und ist aus Bambus obuk gemacht; Band dacat. No. 181 und 181a. Streichholzerschachtel importiert aus Japan ; die Streichhölzer ma-pak-paii. No. 182. Fackel nai-nal wird benutzt von Priestern bei Ausübung von Zauberei; an derselben ist ein Vogel befestigt Gemacht aus kienartigem Holze tükälä aka ; umwickelt mit blauem Tuch köman si ma püsu und lai-lai; aus pälaga (rotan kitjil) (päläga wird durch Kochen lai-lai, es wird nur Wasser zugesetzt und dieses bis zum Aut"kochen ge- bracht.) Vogel üma aus dem Holz i-bag-bag (mal. bulai-pipi.) 247 (Eläocarpus stipularis Bl.) gemacht, näm-än-iiäin-än (muL taro) genannt. Die Fackel wird bei Fieber beumtzt. Die Fackel wird angezündet, geschwenkt, dann ausgedrückt, di^ Asche genommen und auf den kranken Körper aufgetupft. ]^o. 183. KHiibermittel läläp besteht aus einem Stein, der in lai-lai gewickelt ist, das Geflecht wird sinäri genannt; der Stein ist an einem Holzhaken sakut befestigt; die Benutzung ist derartig: Der Priester singt. Aufhängen des Fetisch, kommt dann der Teufel, sieht er ihn, hat er Furcht und läuft weg. No. 184. Kreisel tu-tuIAä. Kinderspiel^^eug. Der obere Rotationskörper des Kreisels aus der Frucht von si gh'at (mal. tugan) angefertigt, ebenso der untere. Oberer mit Schnur kudu, Unterer tuinä genannt, Zugschnur itik; Aufwickeln der Schnur bäliu oder pudju^ der Stab gö-gö; an der Schnür ziehen itik; durch Ro- tation wickelt sie sich selbst zurück und wird dies pürut genannt. Keil unten pata, Kopf Uta, spalten sila. No. 185. Grosses Flsehnetz djärlk §'a-bäü. Diese Nummer enthält eine Probe desselben und hat ein grosses Fischnetz die Länge von 20—50 Arm- ^ spannen und eine Breite von 6 Armspannen. Gemacht ist es aus täli, welches aus der Rinde des Holzes kulit bakä (mal. bagu) (Gnetum Gnemon L.) gewonnen wird. Um bei der Arbeit das Verheddern des Netzes zu verhindern, wird ein kleines Bambusstück latak angebracht. No. 186. Kinderruder lui^a. Handgriff takä, Stiel gö-göy Ruderblatt büluk, Spitze sokolo, Kerb gorot, da wo das Ruderblatt ansetat, Er- höhung, Rücken des Blattes täi-täi gosät, Ecken des Ruderblattes taimin. No. 187. HausTerzieruog:, einen Yogel darstellend, genannt pili:-pll£ (mal. tero) gemacht von lo-losit (kaju passa). (Microsepala, aeuminata Miqu.) Holz 248 No. 188. Daebdeckungsmaterial-Streifcn tobat vontobat(mal.atap); Holzstab in demselben kalasau von magaa (Bambus); die einzelnen Streifen lau, Naht saisa (Rotang). ISo 189. Crrosse Feuerstelle pu-ruSu-at. auch koloko genannt; unterer Rahmen labo-kät/ Latten desselben salasa; grössere Querlatte auf diesen Längs- latten räkärä. Auf den Latten ruht külit bago (Bananen- . blätter) resp. deren Schäfte, auf dieselben wird Asche gestreut. Die grossen Standpfähle sodoi, die Durch- bohrung derselben titi, Pflöcke golobat; der schief auf- ruhende Bambus örat; Ausschnitt des örat, mata n-örat; darauf ruht ein Stab der Nibong-Palme von aribuk, lakat genannt, der graue Stein lälät; die Aushöhlungsrinne desselben mata-t ba;^a; Seitenflächen bä-bä, Unterfläche täi-täi, die Bambusbehälter mit Essen ta-dou; (?) obere Durchbohrung der sodoi, titi genannt; Stäbe an den Schmalseiten räkärä, ruhen darauf; 3 Stäbe in der Breite ba^^a otjün-an; die so hergestellte Fläche dient als Lager- stätte für Holz otjüii^an ; die Spalte der Hauptpfähle roimaii; die darin gelegten Stäbe kabäi-ät./ Diese haben den Zweck, den Pfählen nach oben die nötige Festig- keit zu geben. Zugleich können über diesen oberen Rahmen Gegenstände zum Trocknen gelegt werden. Au dem vorderen linken Pfahl, sodoi, ist der tuk-tuk ku-kura angebracht. Behälter für Messer und Schäler ki-kirit, der tuk-tuk ist ein kurzer Bambuscylinder; oben und unten ist er vorsprungartig ausgeschnitten; der obere heisst bäkala, der untere pai-pai, er ist fest gebunden an dem sodoi; Band apara von Jasa. No. 190. Kleine Feuerstelle pu-ru^u-at No. 191. Sagoschaber ki-kIrit gemacht aus Bambus obuk, Hohlseite baya, Spitze con. No. 193, Kinderdolch pallte gemacht aus Bambus obuk. No. 193. Grrosses Musikinstrument ka-tänba ^'a-bäu Gehänge pa-nagat, Haken desselben sakut. Stab des- 249 selben totoan (?); Pflock, der den hakenförmigen Stab hält kosä. Der eigentliche Aufhängeteil pa-nagät, Kerbe zum Aufhängen gorot; untere Ecken lainä, obere Ecken bütät; grosser Cylinder sara-ina. (eine Mutter). Die beiden kleinen Cylinder duä toya (die beiden Xinder), gemacht aus poalat (mal. laka) (Myristica) Verstärkungsring aus sasa (Rotang) dacat genannt; Spannkeile pata, Trommelfell aus külit saba (mal. ülar gedang), spannende Befestigung des Trommelfells am Cylinder aus sasä biktak. Holz des Aufhängers palakit sokut (mal. wäfingin^) (Urostig- ma). Das Spannen der Trommelfelle geschiebt am Feuer utid wird rä genannt. No. 194. Frauenhut tu-tu gemacht von Pisangblättern. No. 195, Hüftscliiirz und Bekleidung des Oberkörpers; erworben von einer alten Frau (Witwe), welche in den Ruf einer Giftmischerin stand; hergestellt aus Bananen- blättern. No. 196. Messer tälä. stammt aus Padang-, Griff säkala ; gemacht von uiiat düriat. (durian). (Durio Zibethinus L.) No. 197. Kleines Haus läläp. Die Beschreibung stimmt überein mit der des grossen Hauses. No. 198. Grrosses Boot abak. gemacht von ma-tjämin läläu. (mal. musirai) (Hex cymosa Bl.) No. 199. Zahnfeile niru. Griff säkala, gemacht von düriat (durian) ; (Durio Zibethinus). Die Feile selbst ist importiert von Padang. No. 200. Vogel palü der Schnabel des Nashornvogels wird als Hauszierrat benutzt. No. 201. Schnur und Garn Herstellung desselben. No. 202. Sandalen taranai. Die eine ist gemacht aus köman (—Zeug), die andere aus 250 külit tobä (mal. baru). (Hibiscua tiliaceus, L.) Bänder sä-särä; durchziehen pucu. Das Vorderband wird durchgezogen zwischen die grosse und zweite Zehe, sowie vierte und fünfte Zehe ci nonai. Eine Schlinge herstellen tikäru (r^) Oberseite baya, Unterseite tai-täi. No. 203. WetteifahBe topoi gemacht aus Bambus; Stiel auf dem sie steht lok-lon; Flügel topoi, Fahne gälun-än. No. 8U4. Bolehmesser pi^au raui. No* 205* Uaumesser balatü der Handgriff balalai. der Knauf Uta, die Klinge ba;^a, die Scheide sabuii, der Hornabschluss tölat ebenso die Ver- kleidung beim Handgriff. Kapitel VII. Meteorologische Beobachtungen. 253 Ort Höchste Niedrigste Summa äi Oban Temperatur Bemerkungen auf Sipora "Celsius H. N. M. 1897 den 30. Juli 33 26 34 H. . 31. „ 35 26 68 52 26 N. den 1. August 35 24 „2. 29 24 Regen l 3.' ", 38 24 . 4. 36 24 „ 5. 30 23 Regen „ 6. 38 24 ,. 7. 30 23 Regen * „ 8. „ 37 23 etwas Regen . 9. „ 31 23 etwas Regen V 10. „ 31 - des Nachts stark. Re- gen des Tags bewölkt „ 11. 35 24 „ 12. „ 34 23 ;; 13. „ 34 23 „ 14. 42 28 >, 15. 41 23 . 16. 35 24 . 17. „ 36 25 / 25 ^ an Bord der Re- gierungsprau ' . 1«. » 40 . 19. " 41 25 „ 20. „ 39 24 l 21. „ 39 23 desNachts vielRegen >, 22. „ 39 24 . 23. 40 23 „ 24. 32 24 V 25. 34 23 desNachts vielRegen „ 26. 37 23 . 27. „ 39 23 desNachts vielRegen „ 28. „ 35 23 dito „ 29. 36 23 dito >, 30. „ 35 24 dito 35,93H „ 31. „ 37 24 * 1114 730 23,54N 254 Höchste Niedrigste Summa si Oban Temperatur Bemerkungen **Celsius H. N. Mittel 1897 den 1. S«ptbr. 38 21 . 2. „ 30 22 Regen nachts „ 3. „ 37 23 V 4u „ 33 24 j\ 38 22 / Nachmittag, Abend starkes Gewitter „ 6. . 36 ' 23 Nachm. st, Gewitter „ 7, „ 34 ' 23 „ 8. , 38 23 des Nachts Regen „ 9. „ 31 ! 24 „ 10. „ 38 1 27 „ 11. „ 41 1 23 desNachts viel Regen « 12. „ 25 23 . 13. ,. 33 1 23 „ 14. „ 35 ; 24 „ 15. 38 22 desNachts vielRegen „ 16. „ 30 22 . 17. „ 35 23 „ 18. „ 31 22 ,. 19. „ 33 23 „ 20. „ 38 20 gegen Morg. Regen ,^ 36,28H „ 21. „ 31 21 762 478 27,76N Tages-Temperatnren. (Höchste und niedrigste, sowie Diiferenzen.) Temperatur "Celsius Höchste Niedrigst© Differenz 31. Juli 30. . 35« 33« 26« 26« 9« 70 14. August 2. 42« 29« 23« 24« 190 5« 11. September 2. u. 16. 41« 30« 23« 22« 18« 8« C^esamt mittlere Temperatur Ton 3 Monaten der Aufnahme. Temperatur ^Celsius Höchste Niedrigste 35,40^ 24,10« Differenz 11,30« 255 Anhang. Litteratur nl)er die Mentawai-Inseln. 1. Tydschrift van Nederlandsch Indie 1849. Afterblad213, Christie's Besuch der MentaweUnseln 1823/24. 2. H. V. Rosenberg, Tydschrift voor Indisch Taal-land en Volkenkunde. I. pag. 399. 3. Tydschriftvoorlnd. Taal-landen Volkenkunde de 1853. pag. 403. 4. „ „ ,, „ ,, „ lo04. „ oiy. 5. Mess, Tydschrift van Nederlandsch-Indie 1870. I. pag. 339. 6. H. V. Rosenberg: Der malayische Archipel. Leipzig. Gustav Weigel 1878. pag. 176-205. 7. Tydschrift voor Ind. Taal-land en Volkenkunde de 1880. pag. 63. Tom. XXVI. 8. De Hollander, Land en Volkenkunde der Nederlandsch Oost Indie. Breda 1882. pag. 614. 9. Bastian, Reisen im indischen Archipel 1886. 10. Nouveau Dictionnaire de Geographie universelle par M. Vivien de Saint Martin Paris 1887 Tome III pag. 795. 11. H. V. Rosenberg, Een en ander over de be woners derMentawei- eilanden. Internationales Archiv für Ethnographie 1888. pag. 218. 12. Stakmann, Th. A., Annalen der Hydrographie. 1889. pag. 240. 13. Sterk, J. J., De Nassau en Mentawei Eilanden, Westkust van Sumatra. Geneesch. Verslag Zeen. 1889. s'Gravenhage 1891. Bl. 243. 14. Ratzel, Völkerkunde. 1894. Band I. pag. 375. 15. Modigliani Bolletino Societa Geographia italiana (3) 7. pag. 543—548 u. Annali Genuesi. 1894. 16. Professor Dr. L. Lewin, Die Pfeilgifte. Berlin 1894. Georg Reimer, pag. 114 — 117. f 256 17. Modigliani Bolletino Societa Geographia italiana. Ser. III. XI. 5. Maggio 1898. 18. Max Morris, Mentawai-Sprache. Berlin 1900. Conrad Skopnik. 19. Mr. Pleyte, Globus. Band LXXIX No. 1. 1901. 20. Ernst Haeckel: Aus Insulinde, Bonn Emil Strauss 1901. Karten» 21. Karte von Ptolomaeus Venetia 1561. 22. Karte Atlas Orteliu» 1570. 23. Karte Mercator 1587. 24. Berghaus, Atlas von Asia 1837. r H A A r S I B E^ OE ^ s>r. Fora o^ V>^Y«'L'"^-''H Karte der Meatawai-Inseln. 17 Tafel l. Mentawei-Iaseln« 1491« TaM n. Mentawei-Inseln. 1490* Tafel IIU Mentavei-Inseln. 1496. Tafel IT. Mentawei-Inseln« 1492« TifdT. Mentawei-Inseln. iMS. •Tafel TL Mentawei-Inseln. 1489. Tafeln-Erklärung. Taf. I F. 1. Papilio siporanus 9 2. Delias hypopelia 9 3. Daiiais Keteus (5 4. Trepsichrois Maassi J 5. Xanthotaenia polychroma J 6. Cethosia pallaurea 9 7. Messaras peliopteryx (^ 8. Limenitis Laubenheimeri 9 9. Athyma euryleuca (5 10. Neptis dahana var. confluens (J* 11. „ paucalba 5 12. Chersonesia rahria var. apicusta (^ Taf. II F. 1. Tronga mentawica .J 2. „ ^ „ 9 3 Anadara Sticheli ^ 4. Penea Seitzi (5 5. Trepsichrois Maassi (5 6. Tronga Morrisi (5 7. . «9 Abhandl. d.Sfnckcnh. natiirf'öesclisch . Taf.l. kth.Anst V Werner &. WinUi FrarM.irt ^M. Hagen: Schmetterlinge von den Mentawej -Inseln. . Ihhaiidl. (L Srnrhnk iidturf Gesrlbch. Taf.n. J.:ih ß.hst vWe.rve,t l^^AhniT. Frmkfa.rt'^M Hagen : Schmetterlinge von den Mentawej -Inseln. ^üthtn tvfi)m in htt ^nlapbud)l)anhlm% ilteu5 unti #uer burriji I. Sumatra ^rei$ ^a. 120; po^ret W^- 1-30. Jüer Perfaffer, tpcld^er piele 3abrc in ©ftafien unb 6er 6eutfd?eit 5ü6fee 5u$ebrad}t Ijat, fd}iI6ert in biefem erften Bän6i= d}en, welches in 6ic Itbfd^nüte „XDie id) (Eabafpflanser murbc", „£e^r5eit" un6 „Wanbeviaijxe" eingeteilt ift, feine perfön= Iid)en (Erlebniffe auf 5er 3nfel Sumatra. Der 5u?eite Ceil, weldjev in einiger 5^^^ erfd?einen tpir6, betjanbelt C^ina, "Kaifer IDillyelmsIanb un6 8ismarcf=Urd)ipeI. Cljina mürbe pom Perfaffer sn^eimal befud]t un6 5U>ar bas erfte VTial o^äfjrenb ber ^aiixe \SS^—\S86 unb bann im 3at?re ](900, in weldfem er als ^ilfsbelegierter ber freia)iUt$en Kranfenpflege an ber oftaftatifdjen (Eypebition teilnaljm. Diel tErauriges unb mandj ^reubi$es ift bem Perfaffer auf feinem Cebensrpege begegnet. Die §e\i ifat erfterem all* mäfjlid) bie 5d)ärfe genommen, unb fo begegnen u?ir überall einer fadjlidjen unb ruhigen Beurteilung ber Der^ältniffe unb ber in 8etrad}t fommenben Perfonen. Das IDerf bietet burd) feine flüfftge 5d}reibn)etfe eine fe^r intereffante Ceftürc. ^flustralien Süösee von Moritz Sehanz. 22 Bogen gross Oktav mit zahlreichen Illustrationen. Preis Mk. 8, — . In künstlerisch ausgeführtem Originaleinband Mk. 10, — . Der bekannte Weltreisende hat ein ungemein reiches und vielseitiges Material in diesem Werke vereinigt. Land, Leute und Lebensverhältnisse Australiens, Neu-Guineas, Tasmaniens, Neu-Seelands, der Fidschi-, Tonga- und Sa- moainseln etc. lernen wir kennen. Das Buch ist Ton grösstem Werte für den Gelehrten wie für den Laien; wissenschaftliches Material ist in reichstem Masse geboten und bei der fesselnden Darstellung und dem reichen Inhalt liest auch der Laie das Werk gern. Für vor- nehme Ausstattung ist Sorge getragen und zahlreiche Abbildungen auf Kunstdruckpapier sind, nach Naturauf- nahmen hergestellt, dem in jeder Beziehung wertvollen Buche beigegeben. Berlin W. 35, Potsdamerstrasse 42. Vilbelm Sfisserott Verlagsbuchhandlung. Nachdem der bekannte Welt reisende und Wirtschaftspolitiker Moritz Schanz im vorigen Jahre, gleichfalls in meinem Verlage, das von der Kritik so überaus anerkennend aufgenommene Werk: „Australien und die Südsee" erscheinen Hess, hat er diesmal seine auf Grund eigener Anschauung und eingehender Studien ge- wonnenen Eindrücke zu einem neuen Buche: Ost- und Süd-Afrika von ]S/lofitz Schanz verwertet, das gerade angesichts der jüngsten Ereignisse ein vielen willkommenes, zuverlässiges Orientierungsmittel bieten dürfte. Haben doch innerhalb der letzten Jahrzehnte wirtschaftliche und politische Verhältnisse in keinem Erdteil so tiefgreifende und viel- fach umgestaltende Veränderungen erfahren, wie gerade in Afrika, so dass man es einem Manne, dessen Blick durch langjährige Studienreisen in allen fünf Weltteilen geübt und geschärft ist, Dank wissen kann, wenn er aus dem reichen, aber vielfach ver- streuten und veralteten Material ein tibersichtliches Bild davon zu geben sucht, wie sich die geschichtliche Entwicklung dieser in- teressanten Länderstriche bis zur Jüngstzeit vollzogen hat, und wie sich deren wirtschaftliche Gestaltung zu Beginn des neuen Jahrhunderts darstellt. Der Verfasser verwertet ein vielseitiges statistisches Material, versteht dabei aber auch, den spröden Stoff in ein ansprechendes Gewand zu kleiden, so dass das gute, mit einer Reihe von Original-Illustrationen ausgestattete Buch dem Fachmann wie dem Laien Belehrung und Anregung bieten wird. Das Werk behandelt auf 29 Bogen Abessiiiicii 9 Erythräa, Somalilaiid, Sansibar, Britisch-, Deiitscli-, Portugiesiscli-Ostafrika, Bri- tisch Zentralafrilta-Protectorat, Die Komoren, Madagascar, Die Masearenen, Kapicolonie, Natal, Oranjestaat und Basutoland, Transvaal und Swasiland. Der Preis ist brosetiiert 10 M-, elegant gebunden 12 M. Wilhelm Silsserott, venagsbachhaDdiung, Berlin W. 35, Potsdamerstrasse 42. Am 1. März 1902 erscheint: ^s^m i^amoa von Dr. Roiueckc. Ca. 850 Seiten mit zahlreichen neuen interessanten Abbildungen. Preis ele^. geb. nur Mk. 3, — . ^ Von Süsserott's Kolonialbibliothek erschienen: Band I Ernst Tappenbeck, Deutsch-Neuguinea. Band II Dr. C, Mense, Tropenhygiene u. Tropenmedizin. Demnächst erscheinen folgende Bände: Dr. Reinecke: Samoa. Hauptmann a. D. Leue: Deutsch-Ostafrika. Professor Dr. Karl Dove: Deutsch-Südwestafrika. Professor Dr. Fesca: Tropische Agrikultur. Bergassessor a. D. Hupfeld: Togo: Die Bibliothek wird fortgesetzt und zwar werden die folgenden Bände enthalten: Die deutsche Handelsflotte, Kamerun, Kiautschou, die deutsche Kriegsflotte, Rechtsverhältnisse in den Kolonien, Ratschläge für Auswanderer. Brasilien, Deutsche Missionsarbeiten etc. Der billige Preis von 3 Mark fUr einen gut ausgestatteten, elegant gebundenen Band ermöglicht jedermann den Kauf. Jeder Band ist reich illustriert und mit einer guten Karte versehen. Wegen Bestellungen wende man sich an eine Buchhandlung, oder falls keine am Orte, an die Verlagsbuchhandlung von Willielm SOsserott, Benin w. 35. Potsdamerstr. 42. Soeben erfdjicn: üon ^. 8cibel, Sefretär ber ^eul|d)cn ^olüniaIgefcnfd)aft, (Schriftleiter: bcr Seiträge ^ur ^Dlonialpolitif unt) ^olonialiüirtfc^aft. preis 6c$ Qanicn WcvUs 2nt. 10—. S3erlin W. 35, $ot§bamerftm6e 42. pit^efm ^n^sttoit Soeben erschien: Tropische Gesundheitslehre und Heilkunde von Dr. C. Mense. Preis gebunden Mk. 3, — Bestes Geschenk für Angehtfrige in den Kolonien. Wilhelm SDsserott veriiisbicuMii. Berlin W. 35. Von Alfred Maas erschien in Th. Grieben'» Verlag" (L. Fernau) in Leipzig: ^Irikanische frfihlings-, Italienische Sommertage Mit zahlreichen interessanten Abbildungen aus Afrika. Preis brochlert 4 Nark^ gebunden 5 Mark. Urteile: Das Buch ist warmherzig und elegant geschrieben, es offenbart ein offenes Auge für die Schönheiten der Natur, sowie Sinn für die Sitte und Gebräuche der Bevölkerung. Was noch einen weiteren Vorzug des Werkes gegenüber ähnlichen bildet, das ist die grosse Menge prächtiger Illustrationen, womit es ausgestattet ist und die im Zusammenwirken mit der lebendigen, geistvollen Schilderung das Buch zu einer wertvollen Bereicherung einer jeden Bibliothek prädestinieren. Reiseonkel No. 164. Heft II. 1896. Das Buch ist vortrefflich dazu geeignet, als eine Art von Reiseführer durch die geschilderten Gegenden zu dienen, wird aber auch denen gefallen, welche sich nur über Land und Leute, über Kunst und Natur derselben unterrichten wollen. L. _. Jeder, der für Reisebeschreibungen etwas übrig hat, wird in dem Buche eine angenehme Lektüre finden und wenn er in der glücklichen Lage ist, selbst einmal den Orient aufzusuchen, wertvolle Vorstudien machen können» Die Bilder sind besonders zu loben, da sie viel, dem grossen Publikum völlig Unbekanntes bieten. Deutsche Tages-Ztg. 1895. Das vornehm ausgestattete, mit 112 hochinteressanten Abbildungen nach Originalaufnahmen geschmückte Buch giebt in anspruchsloser, angenehmster Plauderweise die Erlebnisse und Wahrnehmungen des Verfassers wieder, und der Leser empfängt eine reiche Menge unmittelbarer Eindrücke, die in seiner Vorstellung fester und lebendiger haften bleiben als die dick* leibigsten Werke professioneller Reisebeschreiber, die meistens durch ihre strenge Systematik und breite Gründlichkeit mehr ermüden als anregen. Unsere Gesellschaft. 4. Sept. 1896. In ausserordentlich frischer und lebensvoller Weise schildert der trefflich beobachtende Verfasser dieses Buches an der Hand zahlreicher Illustrationen seine Reise durch Algier, Tunis und Sicilien. Darin liegt aber gerade der Hauptreiz des liebenswürdigen Werkchens, dass es nicht kunstvoll gemacht, sottderu unmittelbar empfunden ist, und deshalb wird Jeder, der jene Länder bereist hat oder noch zu bereisen gedenkt, es gewiss mit Vergnügen lesen. Stangens illust. Reise- u. Verkehrs- Ztg. No. 21. 15. Nov. 1895. IL Jahrg. Draek von Max 8ctiitt«rsow vorm. Zaha k Ba«udel, Kiichbaia N.