BIOLOGY

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FRIEDRICH ALEXANDER von HUMBOLDTIS .

Königl. Preußsifchen Oberbergmeiiters und Mitglieds mehrerer gelehrten Gefellichaften,

APHORISMEN

aus der chemifchen Phyfiologie der Pflanzen; ‘-.. ee

Aus dem Lateinifchen übgrfetzt VEEREE Ye

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von \ Ne

GOTTHELF FISCHER‘! -

Nebft einigen Zufätzen von I Herrn Dr. und Prof. Henvpwiıc.

und einer Vorrede

von

Herrn Dr, und Prof, CHRIST. FRIEDR. LUDWIG.

Leipzig,

bei Vofs und Compagnie, 1794

Il en eft de cette fcience (la botanique)) camme de tou« tes celles qui embraffent les details immenfes; ceux qui m’ont fait qu’ en e&baucher l’&tude, n’y voyent qu’une longue et inutile nomenclature et ils difent que la fcience n’exifte point, parce qu’ils ne font

pas eleves jusqu’au point, ol elle commence.

pe Jussıru Mein. de !’ Acad,

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ee Dem grofsen Pfanzenphydolögen. = unferer Zeit NS?

Herrn

Dr. JOHANN HEDWIG,

Profeffor der Botanik ; Mitgliede der römifch-kaifer- lichen Akademie der Naturforfcher; der königlichen Akademie und Gefellfchaft der Wiffenfchaften zu Stock- halm und London; Ehrenmitgliede der ökonomilchen Gefellfehaft zu Leipzig; der naturforfchenden Freunde zu Berlin und Zürch, wie auch der medieinifch- ehirurgifchen Gefellfchaft dafelbtt,

meinem verehrungswürdigen Lehrer

mit innigfler Hochachtung und Dankbarkeit

gewidmet

von

Goutberf: BE ITc he

‚bfchon Linne’ in der That etwas mehr, ‚als ein blofser Syftematiker war, wel- ches aus feinen Schrifien zu erweilen auch ganz und gar nicht fchwer fallen .kann, fo fcheint feine Gelehrfamkeit oder vielmehr die äufsere Form, welche er feinen naturhiftori- fchen Kenntniffen am gewöhnlichften zu ge- ben pflegte, widerErwarten den nachtheiligen Einflufs auf das Studium der Naturgefchichte zum Theil wenigftens gehabt zu haben, dafs man faft über ein halbes Jahrhundert die Na- turgefchichte blos mit Hinficht auf Klafilica- ton und Syftem bearbeitete.

Man vernachläfligte alfo die Nättırbe- fchreibung, und dabei blieben ungemein viel Hinfichten, welche das Studium in der Ver- bindung ünd Zufammenftellung mit ändern

ie

“u wiffen-

vw

wiffenfchaftlichen Gegenflinden zulälst, un- benuzt und das Studium blieb arm an An- wendung, indem es doch reich zu werden

wähnte,

Und ich kann. nicht ungründlich be- haupten, dafs es wohl wenige Studien ge- ben dürfte, welche fo.nüzliche und vielfa- fache Verbindungen eingehen könnten, als das Studium der Naturgefchichte, welche es auch fchon zum Theil mit mehr oder weni- ger Glück eingegangen if. Ich übergehe jezt die allergewöhnlichften mit denjenigen Wiffenfchaften zu erwähnen, deren zu nahe liegende Benutzung auch bei dem Mangel ei- ner ausgefuchtern Gelehrfamkeit nicht über-

fehen werden konnte,

Der Symbolik undHeraldik darfich aber auch wohl nicht erwähnen, denn ich fürchte nur gar zu gewifs, man möchte diefes wiflen- fchafiliche Band für, zu unbedeutend halten

und

VII

und mich fogleich unausgehiagt zurücke wei- fen. Doch einige meiner Lefer werden wohl diefe beyläufige Erinnerung nicht ganz mifs-

deuten.

Mit der allgemeinen Weltgefchichte tritt freilich unfer Studium in eine noch nähere Verbindung und der Gefchichtsforfcher bedarf nicht nur der Naturgefchichte des Menfchen, fondern auch unzählig viel anderer Naturkör- per, um diefe oder jene Reihe von Begeben- heiten zu überfehen und zu berichtigen. Könn- ten wir ferner in die Gefchichte der Urzeit mit Sicherheit zurück blicken, fo würden wir am allererften naturhiftorifche Gelehrfamkeit be- nutzen können. Aber auch die Berichtigung der Gefchichte der neuften Zeit, befonders der wilden Völkerfchaften, beruht nicht fel- ten lediglich auf der Entfcheidung natur- hiftorifcher Thatfachen. Nun ift zwar frei» lich diefe Gelehrfamkeit bis jJezt von fehr

on‘ wenigen

vi

wenigen insbefondere bearbeitet worden, 'al« lein die Menge der hier fich herbey drängen-

den Schwierigkeiten il auch nicht gering.

Nicht weniger erheblich ift die Verbin- dung naturhiftorifcher Kenntniffe mit der Phi- lologie. Diefe ift von mehreren neuern Schriftftellern mit vieler Gelehrfamheit, treff- lichen Forfchungsgeift und Scharffinn benuzt worden. Man hat nemlich Stellen der Alten - durch Kenntniffe der Neuern und Entdeckun- gen diefer durch Kenntniffe jener meifterhaft - zufammengeftellt und herrlich erläutert, wo- von fich felbft einige "Beweile in den ver uns liegenden Bogen befinden. Und die- fe Verbindung ift wechfelfeitig intereffant, denn die Naturgefchichte gewinnt im Ganzen und in Anfehung ihrer Methodologie eben fo viel, als die Philologie wieder in ihren Un- terfuchungen durch jene aannigfallıg unter« flüzt wird.

Ein

IX

"Ein nicht weniger fefles Band verknüpft die Naturgefchichte mit dem Studium der hei- ligen, Alterthümer, dem Studium der Antique und der neuern Kunft;! Und auch für diefe Ge- lehrlamkeit kann man einige Fragmente’ fowohl aus der älten, als auch aus der neuern Zeit aufweifen. BocHArT, Ursınvs, und’OED- MANN, ein neuerer Schwede, arbeiteten in dem: erftern Fache,,..aber erfchöpfen. konnten fie es nicht. Für das Studium der Antique arbeiteten noch mehrere. Denn die Naturge- fchichten der Edelfteine, der Marmöorarten, Alabafter'und anderer feltner Steine, die vor- mals:zu Werken der Kunft angewendet wur- den, fo wie auch die der mannigfaltigen koft- baren Hölzer und mehrerer andern Tfeltnen Naturprodukte, die vormals oder'jezt noch die Kunft verarbeitete, erforderten Kenntifle aus der Naturgefchichte, Aber wer könnte wohl glauben, dafs alle diefe Kenntnifle ge- nau genug auseinander gefezt und berichtigt

E2

H a wären.

x

wären. Auch bekümmert fich die Kunf nicht blos um die Naturprodukte, die fie zu ihren Werken wählt, fondern auch um die Naturgegenflände, welche fie darftellt und aus der Natur entlehnt: Ich verfpreche mir von diefer Gelehrfamkeit für die Zukunft ganz vortreffliche Erläuterungen. Alle Kün- fle hängen von der alles formenden und fchaf- fenden Natur ab und man follte zu ihr nicht

zurücke gehen?

Auf eine ähnliche Weife bietet die Ge- fchichte der Cultur vielfachen und reichen Stoff dar, um von der Naturgefchichte erläu- tert zu werden. Man darf nur die verfchie- denen Perioden der Weltgefchichte durchge- hen, die Bedürfniffe der erften Menfchen mit denen der Bewohner der jezigen Erde zu- fammenhalten, die Sitten der Völkerfchaften aus den entfernten Himmelsftrichen mit einan- der vergleichen, was Veredelung der Natur-

produkte

xl

produkte für einen beträchtlichen Einfufs auf die Bequemlichkeit der Gefellfchaft' hatten, was Luxus zur Erfindung beitrug, indem er aus den entfernteflen Zonen feinen gewähl- ten Schmuck entlehnte, bemerken, und man wird gewifs zu dem Befiz feltener Bemerkun- gen gelangen. Und wem fällt hierbey nicht unausbleiblich ein, dafs mit diefer Gefchichte auch die Gefchichte des Handels zufam- menhängt.

Eine ganz vorzügliche und bey weiten noch nicht hinreichend genung gewürdigte Verbindung fodann, welche die Naturge- fchichte zuläfst, ift die mit der älteften, äl- tern, mittlern und neuern Geographie. Diels ift eine äufserft intereffante wiflenfchaftliche Zufammenftellung, ‚unzählig nüzlicher und wichtiger Unterfuchungen,, die zur Betichti- gung erheblicher Streitfragen und Prüfungen dienenkönnen. Ein jeder Zweig willenfchaft-

licher

X

licher Kendtniffe kann von diefen Studien in der Verbindung Licht und Erläuterung verhoffen. Allein freylich find wir in diefen " Unterfuchungen noch gär' weit zurück und wer die zu einem folchen Studium fich hinzu‘ gefellenden Schwierigkeiten kennt, wird ein- räumen, dafs Mufe und Zeit dazu erforder-: jich fey und leider belohnt«'auch eine folche Gelehrfamkeit ihren Verehrer und Beförderer juftebenfo wenig, als fie erkannt und verftan- den wird. Einen Anfang zu einer geographi- fchen Gefchichte des Thierreichs befizen wir; mehrere Fragmente eiher mineralogifchen Geographie find uns auch gefchenkt worden; allein an einer geographifchen Gefchichte der

Pflanzen fehlt es uns noch gänzlich.

Endlich war aber auch noch eine erha- bene Verbindung der Naturgefchichte mit ei- ner andern Difciplin nicht immer genung erkannt oder doch in denlezten Zeiten ver-

nach-

XI

nachläfliget ira nemlich ‚die mit der Chemie, welche doch über die Phyfik der Naturkörper zuverläfig. das hellefle Licht verbreiten hilft, zumal da zu der Erläute- sung fo vieler Kreigniffe in der animalifchen und vegetabiliichen Schöpfung die Zootomie und Phytotomie doch nicht ausreicht, und da ferner in den lezten Tagen.die Anwen- dung; der Chemie zur Prüfung fo merkwür- diger Erfcheinungen: vielfach modificirt und

erleichtert worden it.

Aus allem dem nun, was ich in mög- lichfler- Kürze jezt eben .in Erwähnung ge- bracht habe, ergiebt fich, dafs die Natur- gefchichte zu etwas beflern tauglich fey, als durch fchlechte Befchreibungen, fyftematifche Zudringlichkeiten, fehlerhafte Abbildungen u. f. w. zurückgehalten, Ja fogar verwahrloft

zu werden.

Die

XIV

* #Die Verbindung, der Naturgefchichte mit der Chemie ift alfo höchft erheblich und auf diefem in der That äufserft viel verfpre- chenden Wege gieng der Verfafler der vor uns liegenden Aphorismen. Mein eben fo eiferfüchtig geliebter, als wahrhaft gefchäzter Freund ift feiner unermüdeten Beharrlichkeit in Erforfchung der Natur, feiner Gelehrfamkeit, feines Scharfinns und philofophifchen Beob- achtungsgeiftes wegen der gelehrten Welt, die ihn zu beurtheilen fich anmafsen kann, zu wohl bekannt, als dafs es einer Empfehlung von meiner Seite noch nöthig haben könnte. Ich lege daher alle Anmafungen eines ge- wöhnlichen Vorredners ab und hebe blos die neuften Bemerkuugen aufmerkfam aus, de- ren Vorzüglichkeit einen jeden meiner Lefer zum forgfältigen Studium diefer Aphorismen aufforderm wird.

Neu und einer befondern Aufinerkfam-

keit werth fcheint: die

XV

die allgemeine Idee, die Pflanzen als belebte Gefchöpfe zu betrachten , darum nicht als Thiere, fondern blos als Gegen-

ftände der generellen‘ vergleichenden Ana-

tomie:

die neue Definition der Lebenskraft (S. 9.), die wenn fie auch noch vielfach an- ders modificirt werden wird, doch die ein-

zige aus der innern Natur der Wefen herge-

nommene it:

die Betrachtung der einfachen körper- lichen Grundftoffe (S. 5.), welche nie die Subftanz belebter Körper ausmachen, nie belebt find:

‚die Vergleichung des Holzes mit den Knochen der Thiere nach Entftehung, Alter,

Subftanz , Krankheiten u, f. w.

die

xvI

«die Idee, dafs die. Reproduktionskraft in den Pflanzen,,; woran man immer gezwei- felt, im Ganzen geunger als in den. Thieren fey, benebft der Vergleichung der Gewächfe

mit den zulammengelezten Tieren: -

die Vertheidigung der belebten Mufkel- fafer in den Pflanzen: -

die Klaflification det Bewegungen bey den Pflanzen. Dafs man objectirr nie wiffen könne, was | willkührliche oder un- willkührliche Bewegung‘ der "Thiere oder Pflanzen fey: £

alles, was von ‘der vermehrten oder verminderten Reizbarkeit in den Pflanzen ge- fagt if. (Neu find die Verfucherüber die oxygenirte Kochfalzfäure, eines ganz vor- züglichen Reizmittels; neu die Veifu- che über die Metallkalke, über'.das Kei- men im Sauerftoflgas und Schwefel, über

‚die Wirkung des Wafleiftofigas ünd des Stick-

XV

Stickftoffs auf die Schwämme; neu die Ver- fuche über die Luft, welche beym Keimen auffteigt und die Waflermenge, welche da-

bey zexlezt wird:

die Erklärung, dafs die den Vegetabi- lien eigne Wärme ($. 99.) aus dem Nuni- tionsgefchäft entfteht, nebft der Widerlegung der haflenfrazifchen Verfuche und dem Be- weile ,„ dafs der Sauerftoff aus den Pflanzen fich mit dem Wärmeftoff der fie umgebenden athmofphärifchen Luft verbinde, und dafs die Schatten auf diefe Art hauptfächlich Kühlung

hervorbringen :

die Auseinanderfetzung des Nutritions- gefchäfts und die Klafification der Gewächfe, nach der zunehmenden Menge des Kohlen: ftoffs durch Verfuche beflätigt:

die Verfuche über den fchweren Waf- ferftoff (hydrogene pefant), welchen der Aga-

en rıcus

xvm

xicus Campeftris aushaucht. —- WVerfuche, welche Heır Profeflor GörtLing in feiner neuften Schrift (Beyträge zur Berichtigung der antiphlogiftifchen Chemie) glücklich benuzte,

der Unterfchied von einzeln und ge-

Tellig lebenden Pflanzen:

die neue Theorie der Exfpiration und die Verfuche, dafs Pflanzen in der Finfter- nifs beym Lampenlicht und in inflammabler Luft Tag und Nacht Oxygen aushauchen und grün werden; der Zufammenhang des Grönwerdens der Pflanzen mit dem Athmen; die Vergleichung der bunten Farben der Ko- rollen mit den bunten Farben der Metallkal- ke; der Beweis, dafs das Bleichwerden eine blofe Anhäufung des Oxygens fey; -die Be- merkung, dafs die faliche Lehre vom Son- nenlicht als fubftantieller Urfache des Grün-

werdens vom Ariftoteles fey:

die

XIX

die Verfuche über das Schwarzwerden des Holzes im Sauerftoffgas und die Erklä-

rung des Brandes der Bäume.

Ueberzeugt alfo, dafs ich einigen Dank von meinen Landsleuten verdienen würde, forderte ich fowohl in Privatgefprächen, als auch in meinen Vorlefungen Herrn FiscHEr, der mit vielen andern liebenswürdigen Ei- genfchaften einen raftlofen Fleifs und vielen Gefchmack verbindet, zu diefer Ueberfezung auf und da er der Gewogenheit und Freund- fchaft des Her Oberbergmeifter von Hum- BOLDT fich zu erfreuen hatte, fo erlangte er auch von diefem die Erlaubnis, ihm die Ueberfetzung zur Revifion zu überfchicken, fo dafs fie alfo unter der Auflicht des Ver- fallers felbf genau und mit Sorgfalt gefertiget

worden it. Mit diefen günftigen Umftänden für die- . Je litterärifche Arbeit vereinisten fich fpäter-

a hin

XX

hin noch mehrere, indem mein fchäzbarer Freund und Kollege Herr Dr. und Prof. Hev- wıG fo-gefällig uns einige Zufätze von ihm zu diefen Aphorismen abzudrucken erlaubte, welche feines Namens und ihres Inhaltes we- gen dem Buche nicht wenig Lefer und ihren

Beyfall gewifs verfchaffen werden.

Schlüfslich wünfche ich, dafs diefe vor- trefichen Aphorismen einen baldigen und fichtbaren Einflufs auf die künftige Bearbei- tung und Kultur der Naturgefchichte haben

mogen.

A. F, von HUMBOLDT’S

APHORISMEN

aus

der chemifchen Phyfiologie der Pflanzen.

3H

SH

Wenn man die Natur mit einem Blick um: fafst, fo findet man in ihren Elementen eine grofse und bleibende Verfchiedenheit. Einmal fehen wir Körper, die den Gefetzen der che- milchen Verwandtfchaft gehorchen ‚: ein an- dermal folche, die, frei von diefen Banden, auf mannichfache Art, mit einander -verbun- den find. Diefe Verfchiedenheit nun, fcheint nicht fowohl’ in!'den' Elementen felbl, und in ihrer natürlichen Befchaffenheit, als viel- ımchr blos in ihrer Vertheilung zu liegen. Träge, unbelebte Materie nennen wir.dieje- ige, deren Beftandtheile nach den Gefe- tzen der chemifchen Verwandtfchaft gemifcht find; belebte und organifirte Körper hinge- gen diejenigen, welche, des ununterbroch- nen Beftrebens ihre Geftalt zu ändern un- geachtet, durch eine gewifle innere Kraft ge- hindert werden, ihre erfle, ihnen eigenthüm-

liche Form, zu verlaflen. »Die Worte organifirt und belebt

„find; meiner Meinung nach, gleichbedeutend. Aa „Jeden

4

„Jeden Körper, jeden Theil des Körpers, kurz, „jede organifirte Subftanz halte ich für belebt, „fo lange das Princip des Lebens ‚und der „Reizbarkeit in ihnen ift, und fo lange ihre » Verwandtfchaften nicht verfchieden find von „denen, welche man in den belebten Subftan- „zen antrift.« GIRTANNER in feiner fcharf- finnigen Abhandlung von der Reizbarkeit *).

Viele Schriftfteller haben eine andere Er- klärung vorgefchlagen, die fie theils von der Bewegung ,der flüfsigen Theile in den feften, theils von dem, durch innere Gefäfse, geführ- ten Nahrungsfafte, theils von dem Unvermö- gen ihre Geftalt zu ändern, entlehnten 2). Element nenne ich das, was chemifcher Weife nicht weiter zeriegt werden kan. Hier- aus folgt unmittelbar, dafs wir eben die Sub- ftanzen, die wir jetzt mit-diefem Namen bele- | gen; z. B. Stickftoff, Sauerftoff, Schwefel, in der Folge der Zeit, zu den zufammengefetz-

} ten

aa ll a din. 2 a 1 a

3) Rozier Obfervations fur la Phyfique Tom. 37. pag. 150. 5

2) Edıard. Smith Di. de generatione. Lugd. Batarv.

“1786: $2. Gehler’s Phyfikal. Wörterbuch. Tom. 3.

S, 388. Blumenbachs Handbuch der Naturgefchichte. 62.

5

ten Körpern werden rechnen müfien ?). | Wie grofs ift daher nicht der 'Ünterfchied, ' zwi- fchen den Elementen, die ich hier meine, und den Urftoffen der Dinge, deren die Peripathe- tiker fchon erwähnten, von denen uns aber der'Geilt diefes Tahrzehends und die befcheid- nere Art zu philofophiren, mehr zu dichten verbietet.

Von den 37 Elementen dar wir jetzt ken- nen, machen nur ı$8 die Beftandtheile beleb- ter Körper aus, da man die übrigen nie: an- ders, als, nach den Gefetzen der chemifchen Verwandtfchaft, gemifcht .antrift. _ Die der erften Gattung find folgende: Lichtftoff, Wär- meftoff, Elektricität, Sauerftoff, Wailerftoft, Stickftoff, Kohlenftoff, Schwefel, Phosphor, Soda, Pottafche, Kiefelerde, Thonerde, Bit- tererde, Schwererde, Eifen, Braunftein. Einige wollen auch noch andere einfache Stof- fe in Thieren und Pflanzen gefunden haben, z.B. Gold‘%) im Weinftock (Fitis vinifera); in

A3 der

_—

3) Lavoifier Traite eidınent. de Chemie. ed. 2. Vol. x. Pag. 194. Girtanner's Anfaugsgründe der, autiphlo- gift Chemie. S. 16. r

4) Leitre du Dofleur Demefle au Dofleur Bernhard, Tom. r. pag. 575. Tom. 2. pag. 540. Der Evan- gelift

6

der/ Eiche (Quercus' Robur), der Hainbuche RR ag und dem I ön Ce he- B.. Alt hir),

‚+ . mr race JELaIN dia .kl fi unzi )

7 gelift /S. Ichannes:fcheint der erfte unter den Phyfi- kern gewefen zu feyn, welcher auf der Infel,Padmos Gold aus den Pflanzen gezogen hat, nach Daskors Zeugnißs. Phyfie. Jubterran. fuppl. 1. c.4. 'p. 304- Es

. führt nämlich der leichtgläübige: Mann’ Adams Vilo- 'ris Hy ynın. ad‘ Evangel. an; derjenige’ hat einen un-

„„erfchöpflichen Schatz, welcher aus Ruthen Gold, „und aus fchlechten Steinen Edeltteine macht.” Selbft Henkel hat Verhnilet. dafs fich Gold i in Pflan-

3 zen fünde. Flora faturnizans. pag. 249. Unter den Neuerh behauptet dies niemand mit mehr’ Strenge,

‚vals’die Herren Suge, Gerard, Lauragais, Rouelle,

@Arcet, Morandes Bertholet und andre. Vergl. Sage Dlemoire fur Vor .quw' on vencontre dans les cendres

| des vegetaux; lu a! Academie 1778. und Experiences . faites par M. M. Rouelle et d’Arcet, d’apres celle de ""M. Sage. 1773. Die vegetabilifche Erde oder hunus pauperata Lin. fcheint vorzüglich einen Ueberflufs - an’ Gold zu haben. L’art d’efayer Vor et l' argent ‚par Sage. 1780. S. 98 und 105. Ebendeff. Deferipr. du Cabinet de V’ ecole des mines 1734. ‚pag. ı8ı und 474. Es ift auch wirklich keine Urfache da, warum man zweifeln follte, dafs fich das Gold nicht auch in den vegetabilifchen Körpern finden könne, da

- nach Cramer und Bergmann (artis docimafl. P.ı. 6.448. Phuyfikal. Erdbefchreibung B. Il. S..313:) fat . Jeder Thon und Sand einen kleinen Theil Gold ent-

hält.

7 lix),; Zinn ’)in Spartinm-iunceum u. £. w. Behau- ptungen, die den Beobachtungen der neuern

n

Phyfiker widerfprechen. Schwererde findet fich iin den Pflanzen fehr felten, in Thieren hat: man fie, fo vielich weifs, bis jetzt noch nicht :gefünden. . Dexiunfterbliche ScuEELe entdeckte fie zuerlt:in den Kohlen °),. deren Zerlegung ganz: neuerlich Herr RückErr ”) wiederholt hat.‘ ‘Die Gräfer fcheinen vorzüg- lich viel.Schwererde. zu enthalten ?). En Kie: felerde - hat. der fcharffinnige AsıLGAaARrD dureh : feinen 'unermüdeten Eifer im thieri- Sehen Körper bemerkt. ‚Sie findet fich nämlich

Be 4 in

hält. .Dasienige Gold hingegen, welches Sage und Röuelle aus den Aeften des Weinftocks herauszogen, fcheint in dem Blei, welches fie dazu anwanden, ge- wefen zu feyn. Vergl. Baumes Verfuche in Z’ar£ d’efayer etc. pag. Sg fg. Hielm in Creil’s Annal. 31784. S7 432.

5) Phiufikalifche Belufiigungen. 1751. St. 2..S. rır,

t

ı 6) mit Magnefium; ‚Scheels fämtliche Schriften über). von Hermbflüdt. B. 2. S.85. Bergmann’s Anmerk, zu Scheffer’s Vorl. $ 172.

») Der Feldbau chemifch unterfucht, Th. x. S. 38.

8) Crell’s chemifche Annalen. 1790. B. 4.9..448.

7

in den büfckelförmigen ‘Fibern des Acyenimm lyeurium Lin. (A. aurantium Pall.) und: in:der Sabella chryfodon Lin: welche HerrBeraıvs der Gattung Teredo beyzühlt. Eben'diefe Erde findet fich, nach D: Rvsser’s Beobachtun- gen, in einem weifslichen Safteaufgelöft, in dem Halm der Bambufa arundinacea Schreb. (A. hambos.) ’MAcıe hat dies-durch eine chemi- fche Zerlegung beftätigt. "Eine ähnliche Er- fcheinung gewährt A. phragmites?). Die Schwefelleberluft, die aüus- Mufkelfibern, Haa- ren und Eyern, aus’dem thierifchen Fette und; nach dem Zeugnifs” des Herrn Lavoister, aus den menfchlichen Exkrementen ausdün- ftet, beweifet, dafs felbft Schwefel fich in den Thieren finde 9. Von den Erden it keine häufiger in den Pflanzen, und in falt al- len Thieren, felbft die Infekten ”) nicht aus- genommen, als die Kalkerde. »— Welche

RN Urfäche

9) La Metherie in Crei’s. chem, Anzalen. 1792. St. 9. 09. 237. ' 10) Hermbflädt Grundriß der Experimental- Pharma- cie. T. 1..S. 50..$ 72. 1) Halleri primae lineae Phyfol. ed. Wei p- z1.

$ 143. und vom AEEEER: Achard ph 2 Chemifehe öhriften. S. 265.

9 Urfäche aber läfst fich davon ahnden, dafs bei einer fo'grofsen Mannichfältigkeit der Metalle blos Eifen und Braunftein den organifchen Körpern beigemifcht' find?

5,2%

ARERFER innere Kraft „welche die Bande der chemifchen "Verwandtfchaft auflöft, und die freie Verbindung der Elemente in den Kör-

| pern hindert, nennen wir Lebens kraft. Daher giebt es kein untrüglicheres Zeichen

.„.des Todes, als die Fäulnifs, durch welche die

- Urftoffe in ihre vorigen Rechte eintreten, und fich nach chemifchen Verwandtfchaften ord- nen. Unbelebte Körper können nicht in

Fäulnifs übergehn,

Alle belebte oder organifirte Körper ge- rathen nach dem Tode, bei gleichen Umftän- den,'z.:B. bei eben dem Hitzegrad, eben der Befchaffenheit der Athmofphäre, in Fäulnifs, bei welcher fie im Leben, der: Fäulnifs wi- derftanden. Der Einwurf, man könne Mufkel- fibern, Zeilgewebe und andere fefte Theile des menfchlichen Körpers, auch wenn die Lebens- kraft verfchwunden ift, durch kohlen -gefiuer- . tes Gas oder Weingeift, lange gegen die Fäul- Az | nils

Io

nifs fehützen, trift daher meine Behauptung nicht. Denn in beiden Fällen kömmt eine äufsere Urfache hinzu, welche die faft unaus- bleiblich erfolgende Mifchung der Urftoffe hindert.

+", Ausidem, was ich von 'dem: Unterfchied belebter und unbelebter Subftanzen gefagt ha- be,. erhellet, dafs man die Gefetze. der Ver- wandtfchaft, blos aus der Natur der letztern ableiten müffe. Wenn wir die Welt nur mit organifirten Gefchöpfen gefüllt fähen, wenn die Natur diefen kein'Ziel ihres Lebens’ ge- fetzt hätte, fo würden wir kein Verwandt- fchaftsgefetz kennen, fondern ungleichärti- ge Stoffe verbunden, gleichartige getrennt finden.

Unbelebte Körper können nicht in Fäul- nifs übergehn. Denn fie find nach chemifchen Verwandtfchaften gemifcht und haben . nicht das-Beftreben in fich, ihre Geftalt zu ändern. Mar fagt zwar, dafs.Schwefelkies oder ge- fchwefeltes Eifen (Rohftein), wenn es der athmofphärifchen Luft ausgefetzt würde, verwittere, Allein .diefes Phänomen ift von der: Gährung der Vegetabilien gar fehr ver- fchieden. -Im erften- Falle verbindet fich Sauer-

ftoff

11

" ftoff aus der Luft mit dem Schwefel und bildet Schwefelfiure. Im andern Falle nehmen die Beftandtheile des Körpers felbft, ohne Da- zwilchenkunft einer Subitanz, ‚eine.neue Ge. ftaltıan !?).

.- ‚Nichts ift. in. der ‚That fchwieriger, als

eine 'pafiende Definition: von der Lebenskraft zu geben. ‘„Iedes lebende Gefchöpf, fagt' Cı- »CERO "”),. es fey Thier.oder aus der Erde „entfprofien lebt durch dieihm inwohnende » Wärme.” Wenn ich.diefe Stelle mit dem ver- gleiche,was ARISTOTELES inden phyfifchen Problemen und in dem Buch vom Leben "*) gefagt hat, fo halte ich für ziemlich ausge- macht, dafs der inclufus calor des, Cıc#ERro eben das ift, was die Neuern latenten Wärmeftoff genannt haben. Daher fcheinen mir jene vor-

| treflichen

12) Macquer’s Chym. Wörterbuch T. 2. S. 595. 13) Cicero de natura deorum lib. 2. cap. 9.

14) Ariflot. Opera omnia. 1606. T. 2. p. 1082. cap. 9. von deflen Art, über phyfifche Gegenftände zu fpre- chen, ich fchon an einem andern Ort geredet habe. S. von Humboldt fiber die wärmeleitende Kraft in Creil’s chemifch. Annalen. 1792. S. 424.

I2

treflichen Männer, "welche, Teit dem letzten Jahrzehend die chemifcke Phyfiologie in Edinburgh mit fo glüeklichem Erfolge betrie- ben, tur der Meinung des Cıcrro beizu- treten, wenn fie lehren, dafs die Lebenskraft durch einen gewiflen Theil gebundnen Wär- meftoffs die Verwandtfchaften aufhebe#j. Finige Phyfiologen behaupten, die Lebens- kraft. beftehe in einer ununterbrochnen Bewe- gung. Es ift nicht zu leugnen, dafs alle be- lebten Theile in der Thier- und Pflanzenfchö- pfung nie Ruhe geniefsen, doch fehe ich nicht ein, wie blofse Bewegung, wenn keine andere Urfache da feyn follte, die Bande der Ver- wandtfchaft löfen könne.

$ 3 Alle lebende Gefchöpfe, es feyen T’hiere oder Pflanzen, zerfallen in zwo Klaflen. Zu der erften rechne ich diejenigen, deren Elemente größstentheils nach den Gefetzen der chemi-

fchen Verwandtfchaft gemifcht find, zu der andern

15) S. was mein Freund Herr Hofr. Sömmerring vom Bau des menfchl. Körpers. T. 1. $. 34. über die angeborne Wärme des Galens gefagt hat.

13 andern diejenigen, welche in jeder Fiber Reiz- barkeit und Lebenskraft befitzen. Säug- thiere. Fifche. Bäume. Sträucher. Intefiina. Mollufca, Tremellae und die meiften Agarici.

Wenn ich der belebten Theile erwähne, fo verftehe ich befonders diejenigen darunter, welche reizbar find. Viele aber haben Lebens- kraft und Reizbarkeit und doch keine Em- pfindlichkeit. So grofs auch die Verwandt- fehaft von beiden ift '°), fo fcheinen fie doch verfchieden zu feyn, da nach fo vielen trefli- chen Beobachtungen, das Herz felbft, ob es gleich ein fehr reizbarer Theil des menfchli- chen Körpers ift, gar keine Nerven hat, und die von Neusaver gezeichneten mehr den Arterien als dem Herze felbft gehören '”),

S4 Unbelebte Theile, welche im lebenden Thiere gefunden werden, find: Knochen, Haare,

Nägel,

16) Sümmerring’s Mufkellehre S. 29. $ 44.

17) Deffelb. Gefüßlehre S. 45. $ 32. Defelb: Hirn- und Nervenlehre S. 324. $ 323. n. 44 S. 343.'6 337. n. 2.

14 Nägel, der feine Bartander Pinna und dem Mitylus ; in der lebenden Pflanze: das Ober- häutchen, das Holz, die Saamenkronen. ' So verichieden auch alle diefe Organe in Hin- ficht auf Entftehung und Wachsthum find, fo kommen fie doch in Anfehung (der. che- mifchen, Natur ihrer Elemente, der Farbe, der Härte u. f. w. aufserordentlich -mit ein-

ander überein. rer

Obgleich Holz und Knochen unbelebt und den Steinen die aus blofser Erde beftehen, ver- wandt find, fo zeigt fich in ihnen doch ein mannichfaltiges Gewebe von fehr feinen Fi- bern, deffen Natur MAarrıcreı in den Pflan- zen, und Gacrı TARDI in der menfchlichen Mafchine mit vielem Scharflinn beobachteten. Eben wegen diefer Fibern fchre iben. einige auch den Knochen Organifation zu, doch neh- men fie dann dies Wort in einem ganz andern Sinne, alsin dem, worin ich es brauche. Ich will die gefchlängelten Fibern, welche Herr Fontana ”) in Metallen gefehen zu haben vorgiebt, nicht von neyem erwähnen. Eben

fo

2 m

18) Sur le venisde: la vipere T.:2-. Pag. 259,

15

fo übergehe ich die Verwandtfchaft zwifchen der Zulammenfügung ‚des Holzes und‘ der Knochen und derjenigen Struktur der Fofüi- lien, die wir ‘mit. den Namen fasriger Bruch, Durchgang der Blätter, kör- nig abgefonderte Stücke bezeichnen. Doch wünfchte ich, die Phyfiker hätten bei Erklärung der Organifation, das Gewebe der Fibern, die Röhren und was dergleichen mehr ift, nie erwähnt, da Lebenskraft oft ohne Fi- bern und Fiber ohne Reizbarkeit feyn kan. Beifpiele geben uns das Blut und die Knochen.

Wenn gleich das Holz im belebten Ge- fchöpfe, einen unbelebten Theil ausmacht, fo übertrift es doch an Umfang und Gewicht die belebten Theile des ganzen Körpers um ein grofses. Die Natur der Knochen ift in An- fehung ihres Gewichts fehr verfchieden. Elephant. Frofch. Eiche. Lichen flo- ridus"®),

Die Natur der Knochen und des Holzes, die in fehr verfchiedenen Gefchöpfen aufs ge-

nauefte

19) Diefe Flechte hat, wie ich fchon in Prodrom. Flo- rae Fribergen/. S. 30. n. 47. angemerkt habe, wah- res, röthlichgraues Holz, weifsen Splint), und eine hellgrüne Rinde,

16

nauefte tibereinkomt, verdiente in Anfehung der Mifchung eine forgfältigere chemifche Zer- -legung. In den Knochen findet fich: Kalk- erde, Eifen, Phosphorfäure oder (wie mehrere Verfuche des fcharffinnigen HERMBSTAEDT beweifen) Phosphor felbft; im Holze: Kalk- erde, Thonerde, Bittererde, Pottafche, ‘das Weinfteinfaure und Eifen. Diefe Grundftoffe find allen Pflanzen und Thieren gemein, es giebt aber auch noch andere, die nur einzelnen Gattungen eigen find, dem Holz: Schwer- erde, Kiefelerde, Braunftein, 'und viele Ab- änderungen von Säuren, welche aus verfchied- nen Graden der Oxidation des Kohlen- und Wailerftoffs entftehen; den Knochen: die von D. Rıenter *) entdeckte Erde, deren Natur noch weiter zu unterfuchen ift. or ao

Einige wollen in den Knochen des menfchliehen Körpers Kiefelerde gefunden ha- ben: .Der-Schmelz der Zähne giebt zwar am Stahl Feuer *), ich bin aber nicht im Stande

gewelen,

20) Richter über die neuern Gegenflünde der Chemie und das Uranium. S. 86.

a1) Sömmerriug's Knochenlehre 8. 193. $ 225.

17 gewefen, eine Spur von Kiefelerde bei feiner Auflöfung mit dem Salpeterfauern, die ich im Winter 17917 vornahm, zu entdecken. Selb Steine, die'aus reiner Kalkerde beftehen, 'ge- ben beim Anfehlagen manchmal: Funken, Man behauptet, die Knochen des Menfchen enthielten 'miehr Eifen *%), als die der übrigen Thiere, Sollten aber nicht Knochen 2) und Holz von. einer Thier- und Pflanzengattung, nach Verfchiedenheit der Nahrung, des Kli- ma, und der Lage verfchieden feyn ?

Das Holz der Pflanzen und die Knochen der Thiere find meift gelblich weifs. Doch haben auch einige eine andre Farbe,

eine fehwärzliche: Diofpyros .ebe- nafer Retz. (D. decandra Lor)

Ebenoxylum verum Lor. Phafia-

nus gallus, eine Varietät aus Guinea.

eine rothe: Caefalpinia veficaria. eine gelbe: Phafianus pictus °. Die

22) Rozier Obfervat. fur la Phyfique 1783. Fevr. 23) Söümmerring a. a, 0. S. 86. $ 69.

24) Die Knochen des Finken aus Bengalen (Fringi!!a amandava) find nicht gelb, wie Hr. Hofr. Blumenbach B zuerk

18

Die Knochen der Kinder find gelblich grau 2). Die holzigen Fibern der Pflanzen fallen ins Gelbliche, wenn fie jung find, im Alter aber, wenn fie dem Sauerftoff der Athmofphäre nicht ausgefetzt find, werden fie bläffer.

«u Die Federn und Haare der Thiere, die Fe- derchen und Härchen der Pflanzen, welche alle, ungeachtet ihrer verfchiedenen ‘Natur, nach den Gefetzen der chemifchen Verwandt- fchaft gemifcht find, haben mannichfaltige Farben. Obgleich in den Knochen und dem Holze,. nach dem Abfterben der Thiere oder Pilanzen eine geringe Veränderung vorgeht, fo werden fie doch fehr oft in der Verbindung mit Theilen, welche Lebenskraft befitzen, aufgelöft und faulen dann. Diefe Erfcheinung mufs man nicht in den Elementen des Holzes und der Knochen felbft, fondern blos in’ der Kraft fuchen, mit welcher Feuchtigkeiten, Gefäfse, und andere :belebte Organe .auf fie wirken. Denn die Natur der Feuchtigkeiten

ın

zuerft beobachtet hat. S. Zandbuch der Naturge- Schichte S.233. Gefichichte der menfchlichen Kno- chen. S. 1. |

25) Summerring’s Kuochgniehre. S. 4. $ 7.

19 in: dersorganifchen Welt, wird durch die Le. benskraft umgeändert, (wie die Herren Bruc- MANNS und Couron in ihrer vortreflichen Abhandlung ?%) gezeigt haben,) und die un- belebten Theile des ganzen Körpers, leiden beiden Veränderungen der Flüfsigkeiten eben- falls. Faulende Knochen ‘und faulendes Holz werden: nur fehr felten . fchwarz 27), ehe fie vom übrigen Körper getrennt und: der’ Ath- mofphäre ; ausgefetzt: worden find. ‚| »Diefe Schwärze entfteht dann: aus dem Sauerftoff der Luft, wie ich'an einem andern Orte durch meine ‚eignen Verfuche zu beweifen Gelegen- heit haben werde. « Indeflen gefchieht es doch zuweilen, dafs auch Feuchtigkeiten die Kno- chen fchwarz färben, und zwar zu einer Zeit, wo noch Leben in der, ganzen Mafchine ift. Denn die Säfte werden oft fauer, nach Duv- HAMEL’S Beobachtungen, und fetzen dann den Sauerftoff, welcher in ihnen angehäuft it, an die Holzfafern ab, wodurch der Kohlen-

Ba | Stoff

nn ne aan nn eng sent gg 26) Lugduni Batavor. 1789.

27) Sümmerring an anger. O0. S. 90.

20

ftoff des Holzes, vormals’vom Hydrogen um: hüllt,jetzt, nachdem das neuentftandne- Waf- fer hinweggeführt ift, frei ra RE er- fcheint: EOHITET: DE. TEORSGE BE HE

Die Krankheiten der Knochen find entwe: der allen Theilen gemein, oder treffen. nur einige-derfelben *®). Ich habe manchmal an gefällten Eichftämmen;,; 'ein. Stückchen’ ver- faultes Holz gefehen, das von gefunden, ftar- ken, und unverdorbenen Fibern eingefchloflen war, welche Erfeheinung»mit der Necrofis oder vielmehr mit der unmerklichen' Entblätterung einige Aelinlichkeit hat. ' Auswüchle finden fich: fehr häufig ‚am Holz, ob fie gleich von den wahren: Exoftofen im Anfehung ihrer'Ent- ftehung 'fehr verfchieden find. » #5“ ei 191119 s bes ST .J SrAoTa > RE i | Die Pflanzen haben mit. den meiflen Thieren,

« welche weilses und kaltes Blut haben, ‚auch ee

28) S. Barfch Anleit. zur Kenntnils der Pflanzen Th.t. S. 284. und meinen fcharfinnigen Freund Hrn. D. Seetzen in Differt. Pathologiam plantarum exhibente. Gött. 1789. n

=I

diefes gemein, dafs fie keine wahren Kno- ehen haben. Das Holz fcheint‘aus belebten veralterten und verengten Gefäfsen, der Pappus allein aus unbelebten Elementen zu entitehen. . Bei keinem von beiden u fich die konn u, heile wieder, ‚oder mit dem grofsen Phyfiologen BLumennach zu ‚reden, bei keinem von beiden findet fich „Reprodudlion der Materie.”

Die unbelebten Theile, welche in der ve- getabilifchen und: thierifchen Schöpfung. vor- kommen, find in Anfehung ihres Entftehens, ihrer Nahrung und ihres Untergangs fehr ver- fchieden.

Das Holz wird aus eben den Fibern ge- bildet, welche, fo lange noch Lebenskraft und Reizbarkeit in ihnen if, zur Ernährung der Pflanzen den Saft-oder den Chymus her- zuführen. „Wenn die Saftgefäfse, fich‘ zu „verhärten anfangen, fo entfteht der foge- „nannte Baft; verhärten fie noch mehr, der »Splint, und dann das Holz. So erzeugen „jene kleinen Kanäle, die anfangs von Säf- »ten durchftrömt werden, in einigen Vege- „tabilien die zäheften Fibern, welche einen

B3 „grofsen

22

„gröfsen ökonomifchen Nutzen gewähren.” Henwıc °),

Die Knochen haben ganz einen andern Urfprung. ‚Ich mag die Entftehung der Kno- chen aus allmälich verhärteten Knorpeln, die Verknöcherüngspunkte, das Entftehen der Diploe nicht berühren, da die berühmteften Männer darüber uneinig find. Nur die ein- zige Meynung, welcher die Neuern einftim- mig beytreten, anzuführen kann genug feyn, dafs nämlich kein Knochen aus belebten Thei- len zufammenwachfe. Die: Arterien führen einen Knochen erzeugenden Saft zu, und die Iymphatifchen Gefäfse fcheinen die knorpli- che Subftanz wegzufaugen und dem Blute bei- zumifchen.

Kein Theil des menfchlichen Körpers: ift dem Mineralreich näher verwandt, als der fo fein gebildete Zahnfchmelz, der, wie fchon HERISSanT erinnert hat, wie- der Tuph-

ftein

29) in feiner vortreflichen Schrift, de fibra vegetabili. 1789. pag. 31. Malpighi anat. plant. pag. 4.

23

ftein 3°) durch eine Verhärtung oder Krytfalli- fation entfteht.

Mit dem Holze gehen, bei zunehmen- den Alter der Pflanzen, ganz andere Verände- rungen vor, als mit den Knochen bei bejahr- ten Thieren. - So lange Lebenskraft in den Fi- bern ift, fetzt fich jährlich ein neuer Ring von Fibern an. "Die Knochen der Thiere hingegen, die mit den Mufkelfibern nichts gemein ha- ben, werden fchwächer und dünner °'). - Ein Beifpiel geben die Scheitelknochen (olla breg. mat.)

Aus dem bisher gefagten erhellet of- fenbar, dafs die Pflanzen, (wie alle Thie- re ??), welche weifses und kaltes Blut haben)

RB phyfio-

| 30) Bluntenbach’s Gefchichte der Knochen S. 244. $ 175.

Sömmerring’s Knochenlehre S. 206.

31) Sümmerringii Diff. de cognitionis fub£. fyffem. Iym- ‚phat. in med. vfu. pag. 12.

32) Nämlich die Infekten und Würmer, den Cancer gammarus jedoch ausgenommen, deffen Magen durch fehr Schwache Knochen ausgefpannt it. _Die Sepia officinalis, deren Anatomie uns John Hunter gegeben hat, rechnen einige unter die Fifche, weil fie ein

Rückgrat

24

pbyfiologifch betrachtet nichts, was den Kno- chen ähnlich ??) wäre, befitzen, und dafs:Holz und Knochen nur das miteinander gemein ha- ben, .dafs fie beide unbelebte Theile in beleb- ten Wefen find.. Noch giebt es aber eine an- dere"und grofse Uebereinftimmung derthieri- fchen und vegetabilifchen Natur, die ich nicht mit Stillfchweigen übergehen darf. . Die al- ternde Mufkelfiber komt dem Holze fehr-nahe.,

»Wenn gleich der Tod vor Alter»felten „ift, fo exiftirt erdoch, Die Arterien fan- „gen an dichter und enger zu werden, Die „Mufkeln verwandeln fich, wenn kein Blut „mehr darinn ift, und die Fibern zufammen- „gewachfen find, in dichte, harte und von „Reizbarkeit entblöfte Sehnen. . Die Menge „der Feuchtigkeiten: vermindert fich, bei Ver- „dichtung des ganzen Körpers, und ihre Wir-

„kung

Rückgrat hat. Man findet aber in ihr keine Spur von Nerven, wie mein Freund Abilgaard beobach- tet, da doch alle Fifche Nerven haben, wenn fie auch fchon fehr fein find.

33) Batfch Anleit. a. ang. O0. S. 33. $ 35. ihm wider- fpricht Herr Bertholon über die Elektricitüt der Pflan- zen. S. 8.

j 25

„kung ift um fo fehädlieher, da fie zu viel er- „dige Theile aufgelöft enthalten. Diefe Men- „ge Erde wird in dem ganzen Körper noch „vermehrt, indem-die Feuchtigkeit viel da- „von mit fich führt, und daher die Härte aller » Theile zunimmt. Wenn eben diefe Urfachen, »die Reizbarkeit zu fchwächen, und die Erde „zu vermehren fortfahren, fo mufs ohnfehl- „bar das fchwächliche Alter des Greifes er- „folgen.” Harrer ®%). Was diefer grofse Mann uns von alternden Fibern fagt, das ge- fchieht auch, wie uns die tägliche Erfahrung Jehrt, in den Pflanzen. Die belebten Gefifse verengen fich, gehen von Baft und Splint in Holz über, werden dichter, und: nehmen, wenn die Mifchung der Grundftoffe nach den Gefetzen der chemifchen Verwandtfchaft vor‘ fich gegangen ift, die Natur unbelebter Theile an. Zu diefer Härte, oder wenn ich einen weniger fchicklichen Ausdruck wählen darf, Verknöcherung der Fibern, kommen indefs die Thiere, da fie weit eher fterben, niemals. Es ift alfo ein grofser Unterfchied, auch wenn der Tod vor Alter eintritt, zwifchen den Kno- Bz chen

34) Primae tineae Phyfiolog. ed. Wrisberg. $ 464 970.

26

chen und den verdichteten ‘Pflanzenfafern. Noch entfteht die Frage, ob die Sehnen, wel- che die wahren Mufkelbänder find, und der Empfindlichkeit eben fo wie der Reizbarkeit beraubt zu feyn fcheinen, in Anfehung ihrer Entftehung mit der Natur des Holzes überein- kämen? Bejahen müffen wir fie, wenn wir HarLern beipflichten wollen, der die Ent- ftehung gewiffer Sehnen aus der Mufkelfafer behauptet. „Dafs die Fleifch- oder Mufkel- „fibern, fagt diefer unfterbliche Mann, fich „wirklich in Sehnen verwandeln, lehrt ‚die » Vergleichung des Kindes, welches fehr we- „nig Sehnen hat, mit dem Knaben, der weit „mehrere, und die Vergleichung diefes mit „dem Erwachfenen, oder endlich dem Grei- „fe, welcher die meiften hat.” ?) Diefer Meinung widerfprechen aber die Beobachtun- gen des Mvrray, SÖMMERRING, MEckEL und Hvnter °). Die Sehnen der Vögel nehmen zwar oft: eine knorpliche oder knö- cherne Geftalc an ?”). Die Mufkelfibern aber,

ob

35) Haller am angef. Ort. S. 218. $ 396.

36) Sömmerring über Haller’s Grundr. der Phyfiologie S. 297.

37) Haller's Phyfiologie des menfchl. Körpers. B. 4. S. 681.

- a7

ob fie gleich im’ alternden -Menfchen dichter, und‘zäher werden; nehmen doch die Natur der Sehnen nicht an ?®);

Die Härte, welche bei den Holzfafern durch die Verengerung entfteht, ift in verfchiede- nen: Pflanzen verfchieden. "Quercus Ro- bur. Boletus antiquus. Salix al- ba. Lichen hippetrichoides. .Neke ra dendroides. Man fagt zwar, dafs die Härte des Holzes von der Gefchwindigkeit des Wachsthums der ganzen Mafchine abhän- ge, «wogegen gleichwohl die Beifpiele des Acer occidentale,' des Acer platanoi- des und Juglans nigra fprechen. Die wahre Urfache ift uns unbekannt, da fie wahr- fcheinlich in der eigenthümlichen Lebens- kraft der Gefäfse liegt. Ein Kubikfufs Holz von der italienifchen Pappel wiegt 24 Pfund 8 Unzen °?),. Ein Kubikfufs von der Sorbus

dome.

_—

38) Sömmerring vom Baus des menfchl. Körpers. Th. 3. S. 51,:$. 87.

39) Memoires de !’ Academie d’ Agriculture. 1787. S. 44. Einige Arten von den Fifchen und Säugthie- ren find an Knochenhärte augenfcheinlich von einan- der verfchieden,

28 : domeftica hingegen 73 Pfund: 2 Unzen. Bei beiden gefchieht alfo die Verengerüng der Fibern nach dem Verhältnifs wie n:732 Un- ter allen Vegetabilien, die uns bisher bekannt waren verdichten fich die Fibern des Buxus fempervirens am meiften. Denn feine fpecififche Schwere ift gleich 1,328 da fie vonder Pinus fylveftris etwa 0,550 beträgt. . Dafs die Kälte’ der nördlichen Zo- nen die Fibern nicht mehr zufammen ziehe, als die brennenden Sonnenftrahlen, das leh- ren uns die Beifpiele von Haematoxylum campechianum,: Caefalpiniabrafi- lienfis, Ibira pitanga Marcgr. *) (ein

ln | dem

m r

40) Eine) ziemlich unbekannte Pflanze, welche Fer- nambuckho!z giebt, wird, ohne alles Recht, mit Caelalp. brafilienf. verwechfelt, z. B. in Zamprecht’s Technologie S. 209. und in dem vortreflichen Werke Funke’s Naturgefchichte und Technologie B. 2. S. 285; vielmehr ift fie von einer ganz andern Gattung, le- gumine dyfpermo nicht polyfpermo. S. auch Schreb. gen. plant. Vol. 1.’ pag. 279. n. 703. Krünitz ökono- mifche Encyclop. B. 12. S. 615. Auch irren dieje- nigen, welche glauben, dafs Caefalp. brafil. von ih= rem Geburtsorte den Namen habe. Wir wiffen aus Handfchriften von 1193 und 1306, dafs ein gewilles rothes Holz, welches aus Indien gebracht wurde,

nament-

29

dembrafilianifchen älinliehes Holz, Vernem- bock, .Bauhin. hiflor. I. p. 492.) Swietenia mahagoni.

"an -ii} li > R

„Wenn man die Art-und Weife betrachtetz wie,unbelebte Theile in dem.lebendigen Thie- re entftehen, fo hat blosider Pappus der, Pilan- zen,» gleichen Urfprung mit den Haaren und Knochen in der thierifchen ‚Mafchine.’ In dem Pappus ift vom'erften Anfang keine Le- eine und feine Fibern, wenn er, anders

folche

ei EL u an AT NERT VEEE RT EN EEE ATTERSEE EL CHR - Sr1ogt io Jr;

namentlich Brifolium, Brifiacum, Brefillum, Braxil-

le, fchon damals zum Färben der Tücher gebraucht

wurde, Bifchor's Gefchichte der Fürbekunfl. S. 79.

wen: auch Plictho in feinem fehr feltenen Buche de

pP arte’ de’ tentori. Vinegia. 9548. Erwähnung thut. '‚ Vielleicht it Caefalp. fappan,das, was die Franzofen bois de Japon Bedpeny obgleich fappan ein malayi-

" Aches Wort it, und’ in Japan, (nach Thunberg’s

Verficherüng) äufser der 'C!'eriftata keine Art von

(\Caefalpinia, angetrofien - wird. ' "Entftehen ‚vielleicht

aus dem Stamme der C. brafilienfis und C. veficaria

fo viele Variet: iten des Brafilianifchen Holzes, als der- gleichen in unfern Oi verkauft werdem?..

Beim Mahagoni Holz ift es wenigftens gewifs, dafs

nicht blos die Swiefenia mahagoni, fondern ver

fchiedene Arten der Mimofa es liefern.

30 |

\. I folche hat, fcheinen niemals reizbar ‘gewe: fen zu feyn. |

Nach Verhältnifs des Wachsthums der Knochen und des Holzes ift es offenbar, war- um jenes fich wieder ergänzen, diefesaber verlohrne Theile nicht wieder erfetzen kann: Den Knochen wird neuer Nahrungsftoff durch die Arterien zugeführt. (Holz, welches aus verengten und veralternden Gefäfsen 'entftan- den ift,' kann fich nicht wieder reprodueiren. Unter den Knochen des menfchlichen Körpers findet blos bei dem Zahnfchmelz keine „Re- produetion der Materie” ftatt,

6 Diejenigen Theile der Pflanzen, welche ‚vor« züglich Lebenskraft oder Reizbarkeit. befi- tzen, find folgende: die Saftgefälse, das Zellgewebe, die Luftgefifse (vafa fpira lia), welche durch jeden vegetabilifchen Körper mannichfaltig verbreitet find. Die Bewegung oder die Contradlilitit einiger Staubfäden, Blätter und Blattfliele, fcheint zu zeigen, dafs die Pflanzen auch NieBBel- fibern ‚haben. „Die

31

„Die feften Theile der Thiere und Vege- „tabilien haben diefes mit einander gemein; „dafs ihre Elemente, wovon die feinften nur »das Mikrofcop erreicht, Fibern find.” Har- LER. #) Hydra viridis und Hydra fu fca haben gleichwohl, nach den Beobachtun- gen des fcharffinnigen Herrn AsınGAARrD, keine Fibern. » Sie zeigen dem bewafneten Auge.nichts als Bläschen und gelatinöfe Kü- gelchen, welche auch Srvarr und die, wel- che der Hoockifchen und Swammerdamifchen Schule’ zugethan find, für die wahren Ele- mente der einfachften Fiber ausgeben wür- den. Dafs die Seemoofe (fuci) keine Ei- bern haben, hehaupten Marsıcrr und Ha- LES #), was jedoch den Beobachtungen, wel- che ich felbft am Meeresufer und auf dem Mee- re anktellte, widerfpricht. |

Nach Lyoxwer und Harrer #) follen die Infekten aus unzähligen Mufkeltibern, ohne

ar) Prim. lin. Phyfiolog. $ 2. Deffelben Elementa Phyfiologiae Tom. 4. pag. 440. 42) Statik der Gewüchfe, herausgegeben von Wolf.

$. 215.

43) Anfangsgr. der Phyfiolog. Th. 4. S. 659. $ 6. wo diefer

32

ohne Gefäfse (?) zufammengeletzt feyn, „Die

Vegetabilien haben faft lauter Gefäfse, y

theils faft- theils luftführend find ey

will die Meinung nicht wiederholen, Ka

Kınag und Qvesnax vorbrachten, dafs»die

Mufkekibern hohl, mit Blut gefüllt und wah-

ve Gefäfse: wären, da fait alle Neuern davon abgehen‘ *). Die kleinften Gefäfse, die man ihn den Pflanzen entdeckt 'hat, find, vobs fie

gleich gewöhnlich Fibern #%) genannt» wer-

den, doch zu weit, als dafs fie mit Recht un» ter die wirklichen Fibern gerechnet: werden könnten. a b ala

Alle

i %} j diefer treffche Mann alles wiederholt, was er von den Gefäfsen der Infekten vorher gefagt hat.

44) Selbft die fehr feinen Haare und Borften der Pflan- zen zeigen dem gewafneten Auge noch ein Geflechte‘ von Gefäfsen. Comparetti Prodromo di fihca vege- tabile. 1791. Padova.

45) Procha/ka de carne mu/:ulari pag. 47,

46) Willdenow Anfangsgrände der Botan. $ 244. Nur felten wird man finden, dafs man zum täglichen Ge- brauch, fick aus Saftgefäfsen, aus den Venen - oder Arterienbündchen der Pflanzen ‚(arteriis plantarum

fiexuofis)

33

Allenbelebte, oder organifirte ‚Körper ‚be- ftehen aus Elementen, welche bei verfchiede- nen Graden der Wärme Seelen d. BR. wo- von einige, (ohne et man ihre : natürliche Lage änder!) feft, andre flüfsieg find. So be- me “Mas Blut felbit, das’ durch die Gefäfse geführt, wird, Lebenskraft, , Dagegen, hat, man nie,eine„belebte Flüfsigkeit entdeckt, welche nicht,,in ‚einem felten, ‚Körper‘ eingefchloffen, noch eine belebte, fefte, homogene: Materie, welche nicht von einer Feuchtigkeit durch- drungen 'gewefen wäre: Diejenigen Feuch- tigkeiten ‚welche fich in Pflanzen und Thie- ren finden, und welchen die Natur eigene Ge- fifse "angewiefen - hat,’ fcheinen "nich Ver. fchiedenheit des gebundenen Würmeftofis von doppelter Natur zu feyn. Einige find tropf- bar flüfsige, andere, permanent ela- ftifch flüfsige oder gasförmige. Blut, Lymphe, Saft. Mit Stickftoff gemifchtes Sauerftoffgas. Kohlenfaures Gas. Die bis ir bekannten Gefäfse ünnd:

A. Saft

flexuofis) Leinwand, die man mit: Unrecht byfiinus nennt, oder aus wahren Fibern der Saamenkronen (pappus) baumwollene Zeuge gewirkt habe.

c

34

"A, Saftführende (vafa chymifera).

‚s)Schläuche nachBarscn. (vtriculi,

contextus cellulofu s), "welche bei einem horizontalen Durchfchnitte

_ des Stammes zum Vorfchein kommen.

Schnurförmige 'Saftgefäfse

' nach BarscnH. (vafa fuccofa vel fibrofa): welche‘ fenkreeht "in die

Höhe fteigen.

«) die zuführenden Gefäfse wafa

adducentia), Heowıe’s. 9),..die zunächft unter der Haut liegen, ftär- ker und zäher find. Arterien.

#) die zurückführenden Gefäfse

(vafa reducentia) Hrpwıe’s. Deren giebt es fehr viele, fie find weicher und ftecken im Zellgewebe. Venen.

Die Saftgefifse, die zur fo. genannten Markfubftanz gehen, find feltner, und nie- mals in ein Geflechte verbunden.

y) Mark-

47) De fibrae vegetabidis ortu Pag. 22.

35 y) Markgefäfse (vafa medullaria),

welche fehr fein und nur an den gröfsern angelegt getroffen werden.

0) die eignen Gefäfse (vafa pro- pria) oder nach BartscH Nah- rungsgefäfse.

„Alle diefe Gefäfse find in bejahrten Pflan- „zen feiner als in zweijährigen und jäh- „rigen Gewächfen.” Hepwıc. Bei den Säugthieren find die innern Häute der

Schlagadern und Venen fehr glatt; die Gefäfse der Vegetabilien 'hingegen find inwendig, ob fie gleich keine Valveln ha- ben, rauch.

B. Luft- oder Spiralgefäfse (vafa pneumato-chymifera, Fiftulae fpirales, Tracheae), deren wahre Befchaffenheit uns Heopwıc zuerft vor Augen gelegt hat *).

Man mufs alfo nicht die fpiralförmig ge- wundenen Fibern #°) der zwoten Arterienhaut

3 P mit

48) a. angef. 0.5.25. Defen Fundam. kiflor. natur. mufcor. frondo/. P. 1. tab. 2. fig. 9.

49) Sömmerring’s Gefäjllehre $ 45.

36 mit den Spiralgefäfsen verwechfeln. Jene find dicht, diefe hohl und mit Saft gefüllt °).

Dafs die Gefifse der vegetabilifchen Ge- fchöpfe Lebenskraft befitzen, beweift die Be- wegung der Flüfsigkeiten oder das Auffteigen des Säftes. MaurıGiı behauptete zuerft un- ter den Phyfiologen, dafs die kleinen Gefifse der Pflanzen Reizbarkeit befüfsen, und dafs fie ihren Durchmeffer bald verengten, bald erweiterten °'). Hares fchlägt einen ganz

andern

56) So viel von der Pflanzenanatomie. Die Struktur der Gefäfse, der Gefchlechtstheile, der jungen Pflan- zen und des Saamens haben vortreflich unterfucht und befchrieben: Nehemias Grew, Marcellus Mal- pighi, Stephan. Hales, C. G. Ludwig, Micheli, Du Hamel, Thämming, Gleichen& Bonnet,. Köhlreuter, Schmiedel, Weigel;: Schreber, Reichel, Molden- hawer, Bat/ch, Hofmann, Gärtner, und unfer - grofse Zeitgenoffe , der fich über alle erhob, Jonann Hepdwıs. Gleichwohl wünfchte ich, und mit mir gewifs alle, denen die Vervollkommnung. der \WVilien- fchaften am Herzen liegt, dafs der fcharffinnige Herr Medicxs, da er während feiner ganzen Lebenszeit fo vielen Eifer. auf die Pflanzenphyfiologie gewendet hat, feine vortreflichen Beobachtungen der gelehrten Welt endlich einmal mittheilen möchte,

51) Anatomia plant. Pag. ı7.

37

andern Weg ein, indem ‚er das Aufiteigen des Saftes oder der Feuchtigkeiten, der durch die Sonnenwärme verdünnten Luft und Haar- röhrchen zufchreibt °?). Diefer Meinung fimmten berühmte Männer, Boxwxer, Mv- STEL°?) und andere Neuere bei. Aber van Marvm °%) hat hinlänglich gezeigt, dafs we- der die Verdünnung der Luft durch die Son- nenftrahlen, noch die Anziehungskraft der Haarröhrchen hinlänglich fei, die Bewegung der vegetabilifchen Flüfsigkeiten ‚zu erklä- ren. Das veranlafste Bonnet, feine vori- ge Meinung zu verlaffen und die Reizbar- keit der Pflanzengefäfse nun felbft zu leh-

ren”).

3 Diefe

52) Statick der Gewächfe S. 27.u. 68. Es fpricht die- fer grofse Mann (@. a. 0.S. 43.) „de motu vndante „animato” was man nach der Theorie des Hales von der belebenden Kraft der Wärme verftehen mufs.

| 53) Traite theoretique et pratique de la Vegitation & Paris 1789. S. 35.

54) Differt. de motu fInidorum in plantis, experimentis et obfervationibus indagato. Grön. 1773. Hebenftreit Diff. de caufis humorum motum in plantis commutan- tibus. Lipf. 1779.

55) Collelion complette des oeurres de Bonnet: T. 4.

as, Pag. 199. ö

38°

Diefe Kraft ) haben in dem verfloffenen Jahrzehende die fcharffinnigen Holländer, BRVGMANNS, COovLoNn, und vorallen van Marvm, durch den die Pflanzenphyfiologie fo unendlich gewonnen hat, durch zahlrei- che Verfuche erwiefen. Brv@aMmanns be- merkte, dafs die Hämorrhagie der verwunde- ten Euphorbien, der Contrattilität der Ge- fäfse allein zuzufchreiben fei, und beftrich daher einige Aeftchen von Euphorbia la- thyris und myrfinites, in welche er Einfchnitte gemacht hatte, mit einer leich- ten Auflöfung von Alaun und Eifenvitriol. Er fah, dafs aus den beftrichnen Wunden nach kurzer Zeit keine Milch fich ergofs °”), da die Ergiefsung bei andern, (die er unberührt liefs,) mehrere Stunden fortdauerte. Das Aufhören der Hämorrhagie konnte aber kei- ner andern Urfache als der zufammenziehen- den Kraft des Alauns, oder der Reizbarkeit

der

56) Die fchon dem Zupfius, wie es mir Scheint, nicht unbekannt war. S. Dif. de irritabilitate. Lugdun. Batav. 1748. pag. 24. $ 40.

57) Corlon Diff. de mutata humorum in regno organico indole a vi vitali vaforun derivanda. Lugd. Batav. 1789. Pag. 12.

39

der ‚kleinen, Gefäfse zugefchrieben ‚werden, dennidie Auflöfungen von Vitriol und Alaun, waren durch Waffer fo verdünnt worden, dafs ein Tröpfchen, welches man auf Papier oder Leinwand tröpfelte, nicht die geringfte Spur zurück liefs.

\ Herrivan Marvm wiederholte Brvc- MANNS und Covron’s Verfuche mit Eu- phorbia Lathyris,. E. campeftris van Geuns. E.cypariff. E. peplus, E. Paralias, vermochte aber nicht, (was mich in. der That befremdet) den fliefsenden Saft durch eben die Reize zu ftillen ®). Indefs fand diefer unermüdete Mann einen neuen Weg, auf welchem man die bewundernswür- dige Achnlichkeit des vegetabilifchen Kör- pers mit dem thierifchen apen deutlicher er- kennt.

Die Queerfibern 2% a wie bekannt in der Mufkelhaut der Arterien eingewebt C4 find,

58) Rozier Journal de een 1792. T. 51. pag. 217. H

59) Girtanner’s Spiralfibern. Siche was derfeibe über

die Bewegung a insel in feiner ‚Abhandlung \iber

40

find, hät bis jetzt A6ch 'niemand in'den G& fäfsen der Pflanzen” gefehen.' Ich weifs'in der That'nicht; ob’ zum 'Pulfiren der Gefülse (was vornehmlich dutch’ die Reizbärkeit ge fehieht) Mufkelfibern’nöthi& find.’ Den wer wird leugnen, dafs die Häute, . Membranen der Gefäfse, die Drüfen, (wie man fie nur Immer nennen ‚maß,)" "atıeh ohtie' Fibern, Le- benskraft äufsern könnten? Mike

„Wir kommen. immer Ned auf die bel »wegende oder fortftofsende Kraft "zurfi ck. »Vor allen Dingen mufs- man, auf das "Lebens: »princip fehen, welches‘ durch eine wohl: » geordnete Bewegung alles, was in der Pflan- „ze vorgeht, bewirkt und fie durch ihre Ge- » genwart, in jedem "Zuftande fortdauern’ läfst. Denn, ‚fobald diefe Kraft. mit dem Tode des „Gewächfes vertilgt wird, hört auch diefe „Bewegung auf, obgleich alle Kanäle ' unge- »ftört und alle Verhältniffe diefelben bleiben; „nämlich Elaftieität der Gefäfse, Adhäfions- „kraft, die ofinen Luftgänge. 4 (adrei mea- tus pervii). Hzowıc. ®)

Da

ur mn mens ariähste

rn r - rau iM cr

über, die Reizbarkeit gelagt hat.‘ Grens Journal der Punk“ 79h. "B. 3 S. 325: |

11 Aa s! 60) Di. de fibrae GER ortu. 1789. pag. 27.

41

.+1:Daes in der Natur der, Mufkeln liegt, fich zu verkürzen, .lo dürfen wir kaum zweifeln °°), dafs: nicht’in dem 'Blattftielen, Blättern und Sfanbfüdenseiniger Pflanzen, wirkliche Mus- kelhibern | (GIRTANNWER’s | gerade. ‚Fibern) verborgen ‘find. | Beweife. dazu geben uns dier Staubfäden ‘der Berberis wulgaris, Cactus opuntia,'C-tuna, Ciftus ape- min.»>G."helianthem.' Parietaria offi, cimalis, «P.'judaica,: Forfkählia te, naciffima, Urtica dioica, U. pilu; lifera, U. Dodartii, U. cannabina und (nach dem Zeugnifs fehr erfahrner ‚Männer, des Herrn Covoro, KÖHLREUTER und Me- pıcus) die Staubwege faft aller Syngenefi- ften; die Narben der Bignonia radicans, Martynia annua; die Blätter der Dionoea mufcipula %), Oxalis fenfitiva°®), Mi-

C5 mofa

61) ‚Die Mufkelfibern laffen fich mehr durch eine ge- Wiffe Bewegung als durch die Augen erkennen. ‚Hall. Elem. Phyfiol. T. 4. pag. 409. und pag. 516. von den nicht in die Augen fallenden Mufkeln (de

mufculis inconfpicuis). . 62) Ellis et Schreber de Dionaea mu/cipula. 1780.\P. 4.

63) Garfin Memoires de P Academ. de Paris. 1780. 5.189. Si

4% mofaäpudica %),'M. fenfitiva, M.cafta, M. viva, M. afperata, M. quadrival- vis, Aefchynomene {enfitiva, A. in- dica, A. pumila, Smithia fenfitiva®), Droferalongifolia °%), D. rotundifo- lia, Averrhoa carambola°”) und andre mehr.‘ Die reizbaren Fibern keiner Pflanze ind’ wohl mit mehrerem Fleifs unterfucht,: als diejenigen, welche indem Blattftiel.des He- dyfarum gyrans®), bei dem Knoten.oder der Drüfe des: Blattftiels verborgen liegen, die bald zufammengezogen, bald erfchlaft find, und welche, durch einen leichten Ein- fchnitt verwundet, die Bewegung des Blatts fchwächen. Einige wollen auch der Ono-

| | clea

64) Mauchart et Camerer disquifition. botan. de herba mimofa. 1688. pag. 11. Du Fay Memoires de Paris. 1736. pag.ı20. Du Hame! Phyfique des arbres T.2. pag: 158. Befchäft. der Berlin. Gefellfch. Natur Jorfch. Freunde. 1777: B. S. 138.

65) Aiton Hort. Kewehfis. Vol. 3. pag. 496. tab. 13. 66) Ufferi Magazin für Botan. B.ı. St. 2. S. 27. 67) Bruce, Philofoph. Transatt. Vol. 75. pag. 218.

63) Yoigt's Magazin für das Neuefle aus der Phyfik- 1790. B. 6. St. 3. S. ıı.

43

clea fenfibilis Reizbarkeit zufchreiben °°); ich mufs aber doch geftehen, dais es. weder einem feinen Beobachter, dem Herrn’ Hofrath Pour, noch mir, je geglückt ift, die Theile diefes:Gewächfes zufammenziehbar zu finden,

Zu welcher Gattung gehört aber der Baum bei | Memphis, deflen Reizbarkeit fchon Treo- PHRAST 7°) kannte, und welchen‘ die neuern Phytologen vergebens fuchten? Es fcheint doch wirklich, als ob kein Erdftrich gröfsern und mannichfaltigern Veränderungen unter- worfen gewefen fei, als das unglückliche Aegypten ”'), wo eine neue Pflanzencolonie Arum Colocafia (Faba aegyptiaca Plin.), Arabum Culcas u.d.gl. die al- ten Einwohner, die Amyrides und Nym- phaea n&elumbo vertrieben haben. Ange- nehm ift mir die Betrachtung, dafs fchon der unfterbliche HALLER denjenigen beitrat, wel.

che

69) I. F. Gmelin in feiner vortreflichen Schrift de irri- tabilitate vegetabilium. Tub. 1768. S. 30..\Girtanner de princ. irritab. a. a. 0. 8. 323.

70) Ilegs @urwy. lib. 4. cap. 3.

.. 71) Schreber in feinem gelehrten und fehr fchön ge- fchriebenen Programm de Perfea Aegyptior.. Erlang. 1788. S. 2.

44 ehe den Vegetabilien Reizbarkeit zufchreiben. »Die Irritabilität der Mufkelfibern, fagt' er ”%), „ift in der ganzen thierifchen Schöpfung ver- „breitet: Dies beweifen die Polypen und an- „dere Infekten, welche zwar kein Gehirn und „keine (2) #) Nerven, jedoch das feinfte'Ge- »fühl für jeden Reiz haben; eben fo, ihre »Verwandtfchaft mit den Pflanzen, von wels „chen 'fehr viele ihre Blätter und Blumen, „nach den verfchiedenen Graden der Wärme „oder Kälte entfalten oder fchliefsen, was bei „einigen fo gefchwind gefchieht, dafs fie dem „Thieren nichts nachgeben. Diefe Kraft ift „von jeder andern bisher bekannten Eigen- „»fchaft der Körper verfchieden und neu, Denn „fie hängt weder vom Gewicht, noch von der „Anziehung, noch von der Elafticität ab. Sie „hat ihren Sitz blos in der weichen Fiber. „Mit der Verhärtung derfelben hingegen ver- „fchwin-

72) Prim. lin. Phyfiol. pag. 224. $ 402. Sömmer- ring’s Mufkellehre S. 35. $ 55-

*) Mit Recht zweifelt der Herr Verfafler an diefer Be- hauptung; wie ich diefs in der Anmerkung & 50.

darzuthun gefucht habe: A. d. Ueb.

45

„tchwindet fie ”?).”,, Herr WrRISBERG: wen- | det.dagegen ein,, dafs die zufammenziehende Kraft .der vegetabilifchen Theile mit der Reiz- barkeit nicht verglichen, werden könne, da die.zitternde Bewegung der Fibern ein, ganz, eignes Merkmal der Irritabilität ausmachey Ich gebe gern zu, dafs das Zittern der Thei- le, "welches den thierifchen Mufkeln ”*) faft allein eigen ift, noch bei keiner Pflanze, (He dyfarum gyrans ausgenommen,) beobach- tet worden ift. "Doch, wäre es-nicht-unbe-

fcheiden,

73) Deswegen können die von Tournefort gezeichneten

Fibern nicht Mufkeln genannt werden, S. Memoi-

ves de U’ Academ. de Paris. 1692. pag. 237. 1693. pag. 223.

274) Sömmerring’s Mufkellehre S. 24. $34. wo diefer grofse Mann fagt: „‚dies Zittern ift eine Erfchei- „nung, die fchlechterdings bei keinem anderen », Theile, aufser der lebendigen thierifchen, Mufkel-

" „fafer, bemerkt wird.” Es zittern aber doch auch die Blätter des Hedyf. gyrans. ‚‚Im höchften Gra- „de der Ere&ion der Blätter entitehr ein Zittern, „gerade wie bei einer ftarken Mufkelanftrengung. Veigt’s Magazin, a. a. 0. S. 21. „Bei voller Mit- „tagsfonne bemerkte ich eine zitternde, oft fchla- „gende Bewegung der Blätter und ganzen Pflan- 33 Zze 1a ARNS. 10,

46

fcheiden, dem verdienftvollen Manne: zu wi- derfprechen, fo möchte ichifragen, ob denn auch alle Mufkelfibern des menfchlichen Kör- pers, nach applieirtem Reiz, eine zitternde Bewegung machten? Der Mufkel der Urin- blafe.

Die auffallende Achnlichkeit 7°), welche wir zwifchen den Thieren und Pflanzen- be- N merken,

P}

Le bmmn ———

75) Arifoteles mepı Swwv ısopins rov ®. xp. 8. Selbft die Pythagoräer glaubten, dafs die vollkomm- nern Pflanzen mehr mit den unvollkommnern Thie- ren verwandt wären, z.B. Anaxagoras, Plato und Democritus, welcher viel von den Affekten der Pflanzen träumte. Im fechzehnten Jahrhunderte behauptete Johann Baptifla Porta, ein in der That fehr fonderbarer Mann, in feinem fcharffinnigen Werke, von der Geographie und Phyfiognomik der Pflanzen, dafs die Vegetabilien durch den Menfchen felbt! in Thiere übergiengen. ‚Die menfchlichen „‚Füfse, fpricht er, findet man im Stamm, die Hän- ‚„‚de in den Aeften, das Herz in der Wurzel, die ‚Haare in den Blättern’ wieder, und unfre Vorfah- „ren haben wahrfcheinlich keine andere Urfache ge- „habt, zu behaupten, dafs fehr viele Menfchen in „‚ Bäume verwandelt würden, als die groffe -Aehn- „lichkeit, die fich zwifchen ihnen findet!” Pay- tognomica auätore I. B. Porta, Neapolitano FLII li- bris contenta. Neap. ap. Hor. Salvian. 1538. p. 12.

Die

r | 47 metken;; 1löfst uns fchliefsen, dafs, die reiz- baren Mufkelübern bei beiderlei Körpern oft

‚fo

nn nn

' Die unvollkommneren Gewächfe find bei unferm Ver- fafier nichts anders als Sumpfpflanzen, die zirkel- tunde Blätter haben. ‚Denn die Figur. des Zirkels „ift die einfachfte, und wenn die Natur etwas mit „gröfserer Gefchwindigkeit ausführen will,, g°- >, braucht fie die Zirkelfigur.” ar angef. Ort. p. 46. Diejenigen unfrer Zeitgenofien, welche fich mit Beobachtung der Natur befchäfftigen, fchlagen einen

„.. andern Weg ein, als die ältern Schriftfteller.. Man vergleiche Linzaei Amoenit. Academ. T. 6. p. 236. Bazin obfervations für les plantes .et leur analogie avec les infelles. Strasb. 174r. p. 13. Hamburg.) Ma-

gaz.B.4. St. 1. S. 419. Camperi diff.. de analogie suter animalia et flirpes. Gron. 1764. p. 4. Bonnet Contemplation de la Nature T.2. p. 45. Woigt’s Magazin an angef. 0. S..2ı und 45. Sf. Pierre in feinem fo fchön gefchriebenen Werke, Erudes de /a Nature. Vol. 2. p. 145. Bertholon über Electricität der Pflanzen S. 5. Ingenhouß Verfuche mit Pflanzen B. 1. S. 14. B. 3. S. 167. Batch Anleitung zur. Bo- tan. S.ı5. Smith im Botan. Magazin, 1790. St. 7. S. 86. Hedwig de fibra vegetabili S.'7.— Die Con- ferven, deren Fortpflanzung B/umenbach fo vortref- lich gezeigt hat, ftehen von dem braunen Armpoly- pen (Hydra fufca) und dem Federbufchpolypen, (Tu- bularia gelätinofa Pall. (Zimmermann’s Geograpl* Gefchichte des Menfch. B. 1. S. 7.): nicht weiter ab, als Aplıyteja hydnora von Fritillaria, Aecidium von

Weifia.

45 | fo fehwach und fein’ feyn «mögen, dafs’ihre Zufammenziehung felbft dem gewaffnetemn Aw ge entgehet. Hierauf gründet fich meine Ver- muthung, dafs weit mehrere Pilanzen Reiz- barkeit.befitzen, als diejenigen, welchen;man fie gewöhnlich zufchreibt, ob. ich »gleich Borruave’s und Lursıus' Meinung nicht beitreten möchte, welche alle fefte Theile der Vegetabilien für reizbar hielten.

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“il . —_ r ie ats. Wir Be) Ri

>

Weifia ,: Volvox globator und Medufa velella von der Gattung Simia ‚oder Manes...:;Der Unterfchied zwi- fchen Thieren und Pflanzen fcheint daher entftanden zu feyn, dafs die noch unkultivirten Menfchen, wel- che die’ Gefchöpfe in Claffen abzutheilen sanfiengen, ihre Merkmale, wenn ich .mich fo ausdrücken.darf, von den‘ äufserften Gränzen der Natur hernahimen. Das Wort. Pflanze würde gar nicht erfunden worden, oder uns wenigftens ganz unbekannt feyn, wenn man überall, wohin man nur blickte, nur. Vegetabilien und Zoophyten fühe. \,,Die. Menfchen pflegen‘ fich „von den "natürlichen ‚Dingen allgemeine Ideen zu „bilden, . welche fie für die Dinge felbft halten, und „ihre Natur darin zu erblicken glauben. (Solent „homines rerum »aturalium ideas formare vninerfa- „les, quas rerum veluti exemplaria habent et quas „naturam intueri credunt, fibique exemplaria pro- _ „’ponere.’’) Ben. Spinoza: in.Ethica S. ı62,'

IE;

a

Die Staubfäden:der Berberis und Ur-

tica find in den Gefetzen ihrer Bewegung

völlig verfchieden, die einen fuchen fich dem

Fruchtknoten zu nähern, die andern hinge- gen, fich von demfelben zu entfernen ?°).

Was die Bewegung der Blätter des He- dyfarum gyrans betrift, fo fcheiut fe von der, der Mimofa, Smithia und andern, fo verfchieden zu feyn, dafs ich lange zwei- felhaft war, ob ich fie unter die Zahl der reiz- baren Vegetabilien aufnehmen follte, Wie ich die Sache mehr überdacht hatte, fo ftand ich nicht mehr an, fie von einander zu tren- nen. Die Blättchen, die den Afterblättern ‚gleichen, bewegen fich Tag und Nacht will kührlich. Die gröfsern obern Blätter hinge- gen, bewegen fich beim Reiz der Sonnen- ftrahlen und ruhen, wenn die Sonne mit Wol- ken überdeckt ift, wie theils andere 7”), theils meine eignen Beobachtungen lehren.

$7

76) Alflon in tirocinio botanico. Edinb. S. 36. 7) Yeige’s Magazin a. a. 0. S. 12. D

50 RR Sarg Die Vegetabilien fcheinen, wie die andern *) kalt- und weißsblütigen Thiere, keine Ner- ven

®) die meiften; demn die Exiftenz der Nerven auch in den weifsblütigen Thieren, ift beinahe auf- fer allen Zweifel gefetzt. - Leer (Theoiogie des in- Sedes traduite de I’ Allemand avec des remargques de P. Lyonnet A laHaye 1743. Tom. 2. Ch. 1.) fpricht Schon von ihren Sinneswerkzeugen, ftets mit Vor- ausfetzung von Nerven, ohne fie jedach anatomifch dargeftellt zu haben. Andere nehmen Nerven und Sinn in denFühlhörnern an, ob fie gleich noch unei- nig find, welchen Sinn fie hinein legen follen ; fo finden einige das Geruchswerkzeug in den Fühlhörnern (?- Lyonnet traite anatomique de la Chenille, qui ronge Ze bois de faule, ä la Haye), andere das Gefühl, und noch andere Gefühl und Geruch zugleich (Chr. Fr. Ludwig diatribe de antenniss, Lipf. 1778.). Die er- ften fichern Beobachtungen, durch die vortreflich- ften zootomifchen Unterfuchungen bewiefen, ver- danken wir dem grofsen Swammerdam. (Bibel der Natur nebfl Boerhave’s Vorrede, aus dem Holländi- fchen. Leipzig 1752. fol.) Diefer legt micht nur Nerven in Haft- (an ange. 0. S. 107.) Pfriem - und andern Würmern, fondern auch in Schnecken dar, von welchen letztern'er eine vollftändige Befchreibung des Gehirns und der Sehnen, (wie die Nerven hier durchgängig genennet werden,) S. 59. giebt.

Seine

51 ven zu haben. Hieraus ergiebt fich, dafs die meiften Bewegungen der Pflanzen denjeni- gen fehr ähnlich find, die bei der thierifchen Mafchine durch die unwillkührlichen Mus- keln hervorgebracht werden. Die Reize, vermöge welcher die einzelnen Blätter fich

Da bewegen,

Seine Abbildungen von den Nerven der Schne- cken, befonders der Weingartenfchnecke, finden fich Taf. IV. Fig. 6. und Taf. VI. Fig. 1.

Die des Haftwurms Taf. XIV. Fig. ı. Taf. XV. Fig. 6.

Die Nerven des Holzwurms (Teredo nava- lis Lin.) find abgebildet Taf. XXVIH. Fig. 7 und 8.

Die von: dem Pfriem- oder Mordwurm Taf. XXIX. Fig. 7 und 8. u. and. m. Mehrere Beftäti- gung findet man, befonders von den Schnecken, in Herrn Schröter’s Abhandlung von den Nautiliten der weimar’[chen Gegend. S. Naturforfcher Halle 1774. St. ı. S. ı32. und /. C. I. Walch’s Abhandl. von des Lituiten. Ebenda/. S. 160. $ 2, und 183. $ ı6. Fer- ner Ebendefl. Lithologifche Beobacht. an angez. 0. S. 196 und 199. Vergl. Göützens Anmerkungen zur Ge- Schichte einiger den Menfchen u. f. w. [chädlicher In- Sekten; aus dem Franzöf. Leipz. 1787. S. 113.

A.d. Ueb.

UNIVERSITY OF \LLINOIS LIBRARK

52 bewegen, find entweder in den. Vegetabilien felbt, oder in äufsern Urfachen, oder in

beiden zugleich, zu fuchen.

Die Materie, welche hier folgt, ift über- aus fchwierig. Obgleich in dem thierifchen und vegetabilifchen Körper viele Organe ge- funden werden, welche weder unter die Mus- kelfibern, noch unter die Saft- oder Luftge- fäfse zu rechnen find, fo hat man doch nie etwas, was man einen Nerven nennen könn- te, weder bei dem Gewürme noch bei den Pflanzen beobachtet ”®). Einige 7°) wollten zwar den Polypen Nerven zufchreiben, aber aus den Unterfuchungen des Herrn Asır- GAARD, der fo viele Würmer mit einem for- fchenden Blick zerlegte, erhellet, dafs kein Thierchen diefer Klaffe, felbft die Sepia nicht ausgenommen, Nerven habe. Daher mufs man, meiner Meinung nach, das Haupt- kennzeichen der Thiere nicht von den Ner- ven hernehmen, noch dem grofsen Bon- NET $°) beipflichten, der die Verfchiedenheit

der

„78) Moldenhawer de vafıs plantar. S. ı2. 79).Vergl. Haller de corp. hum. fabrica T. 8. S. 3. 80) Contemplation de la Nature. Tom. A. p. 61.

53

der Thiere ‚von den Pflanzen in den Nerven gefucht hat.

Die Kraft, welche das obere Blatt (fol. terminale) des Hedyfarum, wenn es durch Licht gereizt wird, zur Bewegung er- wecket, liegt in den Bündeln der gleichlau- fenden Fibern des Blattftiels, welche man für Nerven angenommen hat ®‘), und deren Na- tur ich aufmerkfam unterfucht habe. Ich fe- he nicht ein, warum die Mufkeln aller Thie- re aus rothen *), und die Nerven aus weifsen Fibern zufammengefetzt feyn müllen. Daher habe ich die kurz vorher angeführten Fibern zu den Mufkeln gerechnet. Wir fehen, dafs

DS. fie

sı) Ich wundere mich über den fcharffichtigen Mann, der uns beinahe eine vollftändige Phyfiologie des He- dyfarum gyrans gegeben hat, in Yoigt’s Magaz. a. a. 0.5.26. n. 3. dafs er eben der Meinung ift.. Vergl. Herrn Oehme Anatomie der Mimofa fenfitiva in den Befchäftig. der Berlin. Gefellfch. naturf. Freunde 22: (1777.29. 142. Taf. 3: Fig.2,.&

*) Dafs nicht alle Mufkeln rothe Fibern haben, lehrt uns unter andern das blaffe, oft ganz weifse und doch bewegliche Fleifch der Fifche. Vergl.: Söm- merring’s Mufkellehre S. 4. Anmerk. 5.

A.d. Ueb.

54

fie blos durch die Sonnenftrahlen zufammen;- gezogen, bewegt und fo gereizt werden, dafs fie wirklich zittern, ein Charakter, der nur den Mufkeln, nicht aber den Nerven ei- gen ift.

Ob wir gleich bis jetzt in den Gewäch- fen keine Nerven entdeckt haben, und un- fere Begriffe von Empfindlichkeit (Senfibili- tät) blos von der Natur der Nerven ®2) entleh- nen, fo können wir doch den Streit, welchen die Philofophen feit langen Zeiten über die Empfindlichkeit der Pflanzen geführt haben, nicht beilegen. Die Sache ift blos fubjektiv, wovon man kein anderes Kennzeichen ange- ben kann, als das Gefühl felbft, daher find die Skeptiker, die nicht auf Analogie achten, unbezwingbar.

Brv-

82) Ich habe noch niemand zweifeln hören, dafs die Würmer Empfindlichkeit befüfsen, da fie doch kei- ne Nerven haben. Die Art und Weife, wie die Nerven die Mufkeln zur Bewegung reizen, ift uns unbekannt. \enn wir annehmen, dafs die Thiere Nervenfaft haben, fo weifs ich nicht, ob den Ge- würmen und Gewächfen eigne Kanäle nöthig find, um diefen Saft zu verbreiten?

39

BLUMENBAcH ®) und SOMMERRING 3%), welche fich um die Zootomie und Phyfiolo- gie fo fehr verdient gemacht haben, fanden durch Verfuche, dafs vorzüglich die Theile folcher Thiere fich wieder erfetzten, welche entweder gar kein, oder ein fehr kleines Ge- hirn haben. Das beweifen die Beifpiele des Menfchen °), der Vögel, der Amphibien, der Gewürme und Pflanzen. Bei den Vegetabi- lien, dieich zu den zufammengefetzten Thie- ren rechne, fcheint die Reproduktionskraft nur bei denjenigen Theilen ftattzu finden, die allen Individuen *) zukommen. Die Fibern

D4 und

83) Specimen phyfislogiae comparatae inter animantia calıdi et frigidi [anguinis. 1787. P. 7-

84) Hirnlehre S. 30. $ 95.

85) „alle Thiere, welche Blut haben, haben ein Ge- „birn, aber der Menfch nach Verhältnifs das gröfs- „te.” Plin. XI. 37. das heifst nach Verhältnifs fei- ner Nerven. S. Sömmerring Diff. de bafi encephali p- 12. und Ebel. Obfervat. nevrolog. ex Anatonia com- parata. 1783. P. 5-

- &) Der Herr Verfaffer nennt einzelne Blüten und Blumenknofpen, Individuen, uud nach fei- ner Meinung giebt es daher mehr Afexualifen (Deonen) als Sexualiften im Pflanzenreiche.

A.d. Ueb.

56 und Gefäfse des Stammes erzeugen fich wie- der. Bei einzelnen Theilen, wenn man zum

Beifpiel ein Blumenblatt zerfchnitten hat; zeigt fich keine Reproduktion ?°),

Willkührliche Bewegungen nennt man diejenigen, welche unterbrochen werden kön- nen. Diefe Erklärung kann hier aber kein unterfcheidendes Merkmal abgeben. Denn es giebt willkührliche Bewegungen, welche niemals unterbrochen werden, weil von ih- nen das ganze Leben abhängt, z. B. das Ath- men. Daher kommt es, dafs man oft Bewe- gungen der Thiere für unwillkührlich hält, zu denen fie keinesweges ohne ihren Willen ge- reizt werden.

Die Bewegungen der Pflanzen find in drei Klaffen einzutheilen. Unter die erfte Klaffe bringe ich die ftetige Bewegung, wie beim

Hedy-

86) Einige wollen behaupten, dafs auch die Staubfi- den der Polyandriften fich wieder erzeugten, oder vielmehr , dafs, nachdem man den Staubfaden abge- fchnitten hätte, ein neuer wieder hervorkäme,. Ich laffe die Sache unentfchieden.

57

Hedyfarum gyrans °%), welche, ‘ohne von irgend einem Reiz unterbrochen zu wer- den, fich bald langfamer, bald gefchwinder zeigt; am Mittag bisweilen aufhört, des. Nachts aber defto ftärker wird. Zuder zwo- ten Klaffe gehören diejenigen eignen und un- ‘willkührlichen Bewegungen, welche durch einen neuen Reiz hervorgebracht werden. Beifpiele geben uns: Parnaffia palu- ftris 8%), die fich krümmenden Staubfäden Dz der

87) Voigt’s Magazin an ang. Ort S. ı7. und 27; da- mit ftimmt jedoch nicht überein B/umenbach. Hand. buch der Naturgefch. S. 529. $ 177. Hedyfa- rum«gyrans Lin. (Saintfoin ofeillant Daubent. Plante A balangier Forft. Burum chandalum der In- dier), welche der unermüdete Eifer der Milady Monfon bei Dacca fand, gewährt in der That eine feltne Erfcheinung, indem die Fibern des obern Blattes und der kleinern Blätter (fol. terminalis et fo- liolorum fibrae) verfchiedenen Gefetzen gehorchen. Vergl. Brouffonet an angef. 0. S. 59. Pohl in den Sammlungen zur Phyfik und Naturk. Th. 1. St. 4. S. 502.

88) v. Humboldt Beobacht. über die Staubfiiden der Par- nafıa paluftris in Ufleri Annal. der Botanik 1792. St. 3. S. 7. (wo ich die Urfache anzugeben bemüht gewefen bin, warum die übrigen. Staubfiden, wenn

fchon

58

der Ruta chalepenfis, welche durch die Saamenfeuchtigkeit gereizt zu werden fchei- nen. Vielleicht gehört auch hieher das Blatt der Nepenthes defillatoria, welches feinen Deckel fchliefst, wenn es voll Wafler ift? Ob der in der Pflanze abgefonderte Saft vielleicht freier in den Deckel fteigt, und die Tibern reizt, dafs fie fich verkürzen und das Operculum fchliefsen, entfcheide ich nicht. Zur dritten Klaffe rechne ich endlich vor-

züglich

fchon dreien der Pollen entgangen ift, das Pitill zugleich befruchten.) ‚‚In eben der Ordnung, in >; welcher der Pollen reift, bewegen fich die Stami- „na gegen den Fruchtknoten. Diefs gefchieht hier ‚nicht allmählich, fondern ruckweife, und zwar, „wenn fie fich dem Germen nähen , fchnell und „auf einmal, wenn fie fich von demfelben entfernen, „nach der Befruchtung in drei Abfätzen, bis fie über „, dem Blumenblatt zurückgebeugt find.” A. d. Verf. Der Herr Verfaffer hat feitdem auch die Folge entdeckt, in der die Staubfäden fich bewegen. Die Natur befolgt auch hier ein beftimmtes Gefetz. Wenn man die Staubfäden von ı bis 5 zählt von der Rechten zur Linken, fo bewegt fich zuerft n. 1, dann n. 5, dann n. 2, dann.n. a, endlich n.3. N.4 und n. 3 machen die Bewegungen meift zufammen, wenigftens erhebt fich n. 3 fchon, wenn n.4 noch nicht ausgeleert ift. A.d. Ueb.

59

züglich' diejenigen Pflanzen,» welche durch äufserlich wirkende Urfachen zur Bewegung gereizt werden. Mimofa pudica. Dio- noea mufcipula. Oxalis fenfitiva.

Bei einer fo grofsen Verfchiedenheit der Gewächfe, finden wir in Anfehung der Reiz- barkeit einen gleichen Unterfchied,‘ wie bei den Thieren. Denn einige Pflanzen werden durch einen Reiz in Bewegung gefetzt, wel- cher auf andere gar keinen Eindruck macht. la, was noch mehr fagen will, die Theile eines einzigen Gewächfes werden oft bei eis nerlei Reiz verfchiedentlich afficirt..

Es giebt noch andere Bewegungen der Pflanzen, (z. B. die Zufammenziehung der faftführenden Gefäfse,) welche zugleich von äufsern Urfachen, und von der innern Le- benskraft abzuhängen fcheinen. „Zur Erklä- „rung aller bei den Pflanzen vorkommenden „Veränderungen fcheint keinesweges die »Kenntnifs von mechanifchen Gefetzen hin- „länglich zu feyn, fondern wir finden in den » Pflanzen auch noch andere Kräfte, deren Be- „fchaffenheit wir noch nicht hinlänglich ken- „nen. Denn verfchiedene Urfachen fcheinen „die Gegenwart eines gewillen Reizes anzu-

„deuten,

60

„deuten, ‘wodärch Feuchtigkeiten hingezo- sgen werden. Daraus erhellet, dafs weder „mechanifche Urfachen allein, noch die blofse » Lebenskraft die Bewegung der Säfte beförde- „re, fondern dafs jede von beiden einen Theil „diefes Gefchäfts auf fich nehme.” HesEn- STREIT ®). »Die Bewegung der Flüfsig- „keiten,” fagt CouLon ?), „hängt, wenn „gleich nicht einzig und alleiu, wenigftens „gröftentheils von der Reizbarkeit der Ge- ‚fäfse ab.”

S 8.

Die Mittel, welche die Reizbarkeit des vegeta- bilifchen Körpers zu vermehren fcheinen, find folgende: oxygenirte Kochfalz- fäure, oxydirte Metalle, Sauer- ftoffgas, Waffer, kochfalzfaures Ammoniak, falpetergefäuerte Pott- afche, mit kohlenfaurer Luft, Sal. peter- Schwefel- Zucker - ‘oder

einer

89) Diff. de caufis humor. motum in plantis commutan- tibus. 1779. P. It. und 5.

90) Dif. de mutata hum. indole. 1789. p. 29.

einer andern Säure gemifchtes Wal. fer, mäfsige Wärme, Schwefel, mäfsig ängewendete Elektricität. Sauerftoff. Ich geftehe aufrichtig, dafs die vortreflichen Beobachtungen des Hrn. D.GIRTANNER °') über das Princip der Reiz- barkeit mich zuerft veranlafsten, die Wirkung des Sauerftoffs auf die Pflanzen mit allem mir nur möglichen Bifer zu erforfchen.

Ich will den Lefer nicht mit Aufzählung aller meiner Verfuche aufhalten, um das, was ich für intereffant halte, mit weni- gen Worten zu berühren. Da man keine Säure findet, welche den Sauerftoff, den fie im Uebermaafse enthält, fo leicht fahren läfst, als die oxygenirte Kochfalzfäure, fo hielt ich es für vorzüglich wichtig, ihre Natur zu un- terfuchen. Ich legte im Febr. 1793 Saamen

von

EEE

91) „Die Reizbarkeit organifirter Körper fteht allemal „in Verhältnifs mit der Quantität des Sauerfoffs, „den fie enthalten. Alles, was die Menge des Oxy- „gen vermehrt, vermehrt auch die Reizbarkeit. Rozier Journ. de Phyf. T. 37. (1790.) S. 147. Vergl. Ingenhouß Verf. mit Pflanzen Th. 2. S. 201.

62

von Pifum fativum in Waffer,. welches nit derfelben gefchwängert war und erftaun- te nicht wenig, denfelben kurz darauf kei- mend zu finden. Wie ich die Sache, die mir etwas befremdend fchien, weiter überdach- te, fo glaubte ich, dafs die Säure zu Sehr ver- dünnt wäre, und dafs das Wafler, welches den -Hauptbeftandtheil der Flüfsigkeit aus- machte, die Keime hervorgebracht hätte. Ich wiederholte den Verfuch fogleich, und fetzte ihn mit Abänderungen zween ganze Monathe fort, fo, dafs mir kein Zweifel in Anfehung der ‚Wirkung des Sauerftofifs auf das Keimen der Pflanzen mehr übrig blieb.

- Ich vermifchte ferner eben fo viel Waf. fer mit gemeiner Salzfäure und oxygenirter Salzfäure. Die erftere aber verdünnte ich fo fehr, dafs ich einen Tropfen davon ohne Schmerz auf der Zunge leiden konnte. Die Auflöfung der oxygenirten Kochfalzfäure war {fo fcharf °°), dafs fie einen beängftigenden

und

En nn nn nn nn

92) Die Blätter der Refeda odorata fah’ ich in eben dem Gefäfs verbleichen, in welchem die Saamen des

Lepidium und Pifum keimten,

63

und unerträglicken Dampf von fich gab. In beiderlei Flüfsigkeiten und zugleich in rei» nes Wafler, that ich die Saamen von Lepi- dium fativum, und fetzte die gläfernen Gefäfse, in welchen fie lagen, den Strahlen der Winterfonne aus. Nach Verlauf von ei- ner Viertelftunde fand ich die Saamen in der oxygenirten Kochfalzfäure etwas gelb, frifch, und mit unzählichen Blafen befetzt. Dieje- nigen hingegen, welche ich in verdünnte Salz- fäure und reines Wafler gefchüttet hatte, fa- hen bräunlich aus, und waren nur mit we- nig Biafen befetzt. Nach einer halben Stun- de fand ich die in der oxygenirten Kochfalz- fäure gelegenen Saamen fehr aufgeblafen, nach fechs bis fieben Stunden hingegen keimend. Diefe Keime waren in einer Stunde bis zur Gröfse einer Parifer Linie gediehen. Die in der verdünnten Salzfäure fchwimmenden Saa- men fand ich fchwärzer, runzlich, aber nie keimend. Diejenigen hingegen, welche in dem reinen Wafler gelegen hatten, keimten erft nach fechs und dreifsig bis acht und drei- fsig Stunden.

Bei vielfach abgeänderten Verfuchen, ha- be ich die Wirkung der oxygenirten Koch- falzfäyre immer wieder fo gefunden. Alte,

“oder

64.

oder etwas’ verlegene Saamen, keimten fpä- ter, weit eher hingegen diejenigen, welche in fchärferer Säure lagen, das heifst, in fol» cher, welche mehr Sauerftoff enthielt, und an einem Orte, wo die Sonne nicht'dazu konn- te ®). Ich theilte gut getrocknete Kiefeler- de, worein ich Saamen von Pifum, Phafeo- lus und Lepidium gefäet hatte, in zween Theile, von denen ich den einen mit reinem Wafler, den andern mit folchen,: welches mit oxygenirter Kochfalzfiure gemifcht war, benetzte. In diefem fand ich nach drei Ta- gen, fo wie bei jenen nach vieren, kleine Cotyledonen an einem kurzen Stengel her- verfproffen. Sogar fchienen die Pflänzchen, welche eine gröfsere Menge Sauerftoff aus der oxygenirten Kochfalzfäure gezogen hat- ten, geiler zu wachfen, als diejenigen, wel- che im Waffer felbft ftanden. Beide zeigten nach vier bis fünf Tagen ein fehr grünes Kraut.

Ich

93) Aus doppelten Urfachen, weil nämlich, (wie ich fehr oft bemerkt habe,) die oxygenirte Kochfalzfäure, wenn fie der Sonne ausgefetzt ift, einen Theil des Sauerftofls verliert, in Salzfäure verwandelt wird, und weil felbft die Dunkelheit das Wachsthum be- fördert. |

63 Ich:darfdie Phyfiker hier nicht eriünern; dafs die Erde, .und nicht die’ keimenden Pflanzen mit oxygenirter Kochfalzfäure. begoflen wer- den mufs. Denn die Saamen, welche in die- fer Säure keimen, . zeigen; nach Verlauf von dreifsig Stunden fchneeweifse und manchmal fehr fchöne Knötchen. .

Alle meine Verfuche überzeugten michz dafs blofse Kochfalzfäure das Wachsthum nicht im geringften befördere, hingegen oxy- genirte Kochfalzfäure das Keimen der Saamen fehr befchleunige. » Denn der Sauerftoff fcheint zu genau’ mit der Salzfäure, deren Bafis uns jetzt noch unbekannt ift, verbunden zu feyn, als dafs fie ihm durch die vegetabilifche. Fi- ber entzogen werden könnte. Die oxygenir- te Kochfalzfäure hingegen nimmt, wenn fie die Saamen zum Keimen ‚gebracht und ihren Saueritoff verlohren hat, die vorige Natur. der Salzfiure wieder an; fäft eben fo durchdringt das oxydirte Queckfilber in dem menfchlichen Körper die Haut (cu-ticula), in metallifcher Gettalt, ' wenn es feinen Sauerftoff; der reiz- baren Fiber mitgetheilt hat. En 2 AR

Neue chemifche ‘Verfuche, die ich: ins _ künftige 'anftellen werde, follen mich über- E "zeugen,

66

zeugen; ob der Sauerftofl auf alle und jede Saamen gleiche Wirkung äufsere. , Gegen- wärtig wollte ich nichts mehr fagen, alsmich die bisherigen . Erfahrungen gelehrt "haben, ob‚ich. gleich glaube, dafs meine wenigen Beobachtungen den Gärtnern, die fich manch- mal viel Mühe geben, feltene aber verlegene Saamen zum Keimen zu bringen, nicht un- mütz feyn dürften, «

Ich gehe zu einigen. Verfuchen fort, wel- che ich im Frühjahr 1792 zu Freiberg ange- ftellt, und nachmals fehr oft wiederholt ha- De; ob. fie eigentlich hierher gehören, lafle ich unentfehbieden.. ‚Es hat nicht-an grofsen Männern gefehlt, wie Bonsert, Du Hamer und andere, welche die’ Metalle und ihre Kal- ke für»unfruchtbar, und der Vegetation für | fchädlich ausgaben. : Diefen widerfprechen ö jedoch meine ‚Beobachtungen, da,ich fand, dafs die Pflanzen von den oxydirten Metallen fo gereizt wurden; dafs fie weit gefchwin-, der; "als in blofser Erde,’ keimten. ‚Von. .Pi- füum fativum und Phalfeolus that ich die Saamen in Mennig, ‚Bleiglätte, Maftieot, und Erde, befeuchtete fie mit gleichen Thei- len reinen Waflers, und fand, dafs die Kei- mein den:Netallkalken weit gefchwinder ‚her-ı '

vorfprofs-

« 67 vorfprofsten, als die, welche ich in Erde ge- legt hatte. In Blei- Kupfer- Eifen- Feillpänen und pulverifirtem Bleiglanze, habe ich nie Kei- ine hervorgebracht °®). Um fo mehr bin ich überzeugt, dafs der Sauerftoff,; der in oxydir- ten Metallen fich ‘findet, die vegetabilifche Fiber eben fo gut, als die thierifche reize ®°). Die Saamen fchienen in.der Mennige befler zu wachfen, als die in Mafticot gelegen hatten. Ift vielleicht die Urfache .diefes Phänomens von'der.gröfsern 9%) Menge Sauerftoffs, 'wel- chen die Mennige enthält, herzuleiten ?

E22 Nun

94) Soda, vegetabilifches Alkali und Ammoniak haben mir bisher alle meine Hofnungen vereitelt.

95) Sonderbar iftes wirklich, dafs Arfenik, Queckfil- ber, Bleizucker auf das,Gehirn keinen Reiz verur- fachen, da fie doch einen grofsen Eindruck auf die Mufkelfibern machen, (Vergl. Sömmerring’s Hirn- lekre S. 92. $ 110.) was Herr A/h, der mir, um diefe Aphorismen zu vervollkomnen, feine Bemer- kungen gütigft mittheilte,, durch fo viele vortrefliche und fcharffinnige Verfuche neuerlich erläutert hat.

96) Wenigftens wird die thierifche Fiber durch oxy- dirtes Queckfilber, nach dem verfchiedenen Grade des Sauerftofis mehr oder weniger gereizt. Vergl. Rozier Journal de Phyf. an ang. 0. S. 151,

68

Nun entfteht aber eine andere Frage, wel- che die Gelehrten noch beftreiten, ob das Sauerfoffigas zum Hervorbringen der Keime gefchickt fei oder nicht? Nach Schertks, PRIESTLEY’sS °), GIRTANNER’S und vieler Anderer Verfuche, bringt es entweder gar keine Keime oder Wurzeln hervor, oder nimmt den fproffenden Pflanzen die grüne Farbe 9). Diefen widerfprechen. jedoch fowohl ' die Beobachtungen des Herrn Insenmovss 9), als auch die meinigen. Denn ich habe Saa- men in Erde oder in Kork, welcher: im Waf- fer fchwamm, keimen, und ein zartes Gras hervorkommen fehen, wenn fie den Sonnen- ftrahlen ausgefetzt waren. Ich fand, dafs Pilanzen im Sauerftofigas leichter keimten,

| ftärker

97) Verfuche und Beobacht. über Natur. B. 3. S. 312. Hermbjlädt’s Experimentalchymie Th.ı. S. 352.

98) „Durch meine häufig angeitellten Verfüuche habe „ich gefunden, dafs Pflanzen, auch wenn man fie „, der Sonne ausfetzt, in Sauerftofigas keimen.’” Ro- zier an ang. O0. S. 146. Dem fiimmt Herr Senebier bei. Phyf. chem. Abhandl. äber den Einfluß des Son- nenlichts B. 1. S. 192. j

99) Verfuche mit Pflanzen, überf. von Scherer. B. 2. (1788.) S. ır. und ı8. vorzüglich S. 22. und 206.

;

69

ftärker und grüner wurden, als in der athmo- fphärifchen Luft.. Da ich diefe Verfuche fehr oft wiederholte, fo habe ich beobachtet, dafs ein Gras defto mehr Leben äufserte, je öfterer ich täglich eine neue Quantität Sauerftoflgas mit der vorigen verwechfelte.e. Dasjenige Sauerfoffgas, welches ich aus Salpeter er- hielt, fchien dem Wachsthum weniger gün- ftig zu feyn, als das, welches ich aus Braun- ftein bereitete. Ich habe den Crocus fati- vus in Lebensluft, in welcher ein Licht mit vielem Glanz brannte, fehr gefchwind hervor- kommen fehen.

Waffer. Dafs das Waffer nicht allein zur Ernährung der Pilanzen und Ausdehnung ihrer Gefäfse, fondern auch zur Reizung, Stärkung, zur Wiederherftellung fchlaffgewor- dener Fibern und zur Vermehrung der Lebens- kraft fehr viel beitrage, zeigen uns fehr häu- fige Phänomene. Herr GirRTANNER OT BäL, meiner Meinung nach, das Wiederaufleben der Vorticilla rotatoria durch Sauerftoffgas mit vieler Wahrfcheinlichkeit erklärt. Eben

E3 die

100) Rozier Journ. de Phyf. an ang. 0. S. 153.

70

die Stelle, welche die: V, rotatoria un- ter dem Gewürme einnimmt, haben die mei- ften Laubmoofe unter.den Vegetabilien. Ich darf nur die Verfuche erwähnen, welche man in dem botanifchen Garten zu Oxford anftell- te, und durch welche .die älteften getrockne- ten Moofe aus SHERARD’s und Dırren's Sammlungen durch blofses Waffer wieder ins Leben gebracht wurden. Ich habe bemerkt, dafs die erfchlaften Staubfäden der Berberis vulgaris *%%), wenn ich die Blumentiele ins Waiier fetzte, ihre vorige Reizbarkeit wieder bekamen. Nichts fcheint für die, „Vegetabi- lien erquickender zu feyn, als ein ner Re- gen, in welchem zugleich mit dem Wafler auch die gemäfsigte Wärme reizt. Dafs Mi- mofa pudica bei trockner Luft, obgleich in fehr feuchter Erde, weniger reizbar fei, als bei feuchter Luft, beweifen fowohl Dwv, Hameı’s als meine eignen Beobachtungen. Dionoea mufeipula, Hedyfarum gy- rans und mehrere Arten.der Mimofa fprof-

fen

mn nn m nn nn _

101) Die Abänderung der Berberis vulgaris mit fieben Staubfiden findet fich felten. Von diefen habe ich zween Staubfäden, welche fich nach der Bafis neig- ten, kleinerund auf keine Weile reizbar gefunden.

ya

fen nur aus fumpfigen und feuchten Boden hervor:

Kochfalzfaures Ammoniak. Ich ‚führe ‚bier die Verfüche des Herrn Brvc- MANN’S2%2) an, welche zu viel Zeit erforder- ten, als dafs ich fie ‘jetzt hätte wiederholen können. ' Diefer fetzte nämlich einige Aet- chen von Betula alnus in reines Walffer, und in eine Auflöfung von kochfalzfauren Am- moniak, welche er beide in gläfernen Ge- fäfsen verwahrte. Diefes hatte, nach feiner‘ Beobachtung +3; jenes nur „> Feuchtigkeit in einer Zeit von vier und zwanzig Stunden eingefaugt s woraus denn zu folgen fcheint, dafs die Gefäfse der Betula, gereizt durch das fzlzfaure Ammoniak, eine gröfsere Men- ge Feuchtigkeit in fich genommen hätten.

Salpetergefäuerte Pottafche Haues '”?) behauptet, dafs aus der mit Erde vermifchten falpetergefäuerten Pottafche Moo- fe (?) gefchwinder hervorkämen. Den hol-

Eq4 ländifchen

102) Brugmanns et Coulon. Diff. an ang. 0. S. 29.

103) ‚Stat. der Gewüchfe S. 21.'n. 9.

ya | ländifehen Gärtnern '**) ift es fehr wohl be kannt, dafs die Hyacinthe, Narciffe und-an- | dere Pflanzen, deren Körper eine fo genann-" te Zwiebel bildet, in Waller, in welchem et- was falpetergefäuerte Pottafche aufgelöft , itt, zum Keimen fehr -gereizt werden. Herr TRomsnoorrF "®) fand, dafs ein Aft. von der Mentha piperita, den er in eine Auf- löfung von falpetergefäuerter Pottafche gelegt hatte, um 378 Gran fchwerer geworden war, indem ein anderer von eben der Pflanze, in reinem Waffer, nur 145,Gran an Gewicht zu- genommen hatte.

Waffer mit kohlenfaurer Luft oder einer andern Säure gemifcht Männer, wie Ingenuovss und. SENE- BIER, welchen die Phyfiologie der Pflanzen fo viel verdankt, haben durch unzähliche Ver-

fuche

-

104) Brugmanns et Coulon. Diff an ang. 0.\S., 27.

105) Gren’s Journal der Phyf. B.7. H.1.S. 29. Mit Unrecht behaupten alfo die Herren Colignon und Chauffer: „Alle Salze hindern die Vegetation. ’* Vergl. Recherches pour determiner U’ aflion des fels fur les plantes, Iues dans une feance de !’ Acad. de

Dijon. Efprit des Journ. 1793. Th. x S. 413.

73

fuche?%%) bewiefen., dafs die Gefäfse. der Ve- getabilien durch den Reiz verdünnter Säuren fo:affteiret würdeny( dafs fie eine gröfsere Men- geslsebensluft aushauchten. Blätter, welche man. in deftillirtem Wafler der Sonneiausfetzt, geben keine Lebenslüft, hingegen die in künft. lich gefchwän gertem Waller, geben zwei- bis fünfmal: mehr als die: in Brunnenwäfler 7), Dafs kohlengefäuertes Gas wie’ ein‘Reiz auf die Geföfse.der Pflanzen wirke, läfst fich dar- aus: erfehen, dafs die Blätter, die in kohlen- gefäuertem Walfier gelegen haben, nach einer kurzen Zeit, (weil. fiezu fehr gereizt wer- den,) gefehwächt, welk und dürre ‘werden, und kaum noch vermögend find, wegen ihrer erfchöpften Kräfte zu athmen, oder den Sau- erftoff aus ‘dem Waller zu entbinden. Dafs Waller, welches mit Kohlenftoffgas gefättigt

‚Es ift,

7 Yngenhöuß Verfuche mit Pflanzen B. ı. S. 79. Se- tomehy phyf. chem. Abhandlung. über den Einfiuß des EURER B. 1.S’1oR

107) Senebier an ang. 0. S. 20. und 94. Ebender/. fur U aöte de Ia lumiere de la vegetation. Anunles de Che- mie. 1789. Th. ı. S.108— 116. Ufteri Annal. der Botanik. 1793. St. 4. S. 44. Zugenk. an angez. Ort. B.2. S.i21o,

74 it, die Blätter fo affteire,.dafs fie kein Gas ausdünften, hat der grofse IngGen nouss'be- merkt). Denn jede Pflanze kann nur eine gewifie Portion fixer Luft in fich nehmen, wird diefe»Gränze überfchritten, fo fangen die Theile des vegetabilifchen Körpers: an zu erfchlaffen.. InaenHouss 199) und SEnE- BIER?S "P), Beobachtungen lehren, ‘dafs Sal- peterfäure , Kochfalzfäure Schwefelfäure, Zuckerfäure, Sauerkleefäure, Weinfteinfäu- re, die Efügfäure u. f. w; wenn fie. mit Brunnenwafler gemifcht werden, die Pflanzen fo reizbar machen, dafs fie bei Vermehrung der Lebenskraft und Contraftilität den Sauer- ftoff von dem Wallerftoff weit leichter abfon-' dern, ob fie gleich in Anfehung der Menge» des Sauerftofls, den die Blätter geben, vom einander; abweichen. _ Einige wollen. zwar Pflanzen, welche fie durch kohlengefäuertes Waller reizten, gefchwinder keimen gefehen haben, welchem jedoch die Verfuche eines InGsnHouss und HAssEnFRATZ in etwas war \ wider-

108) Verfuche mit Pflanzen B. 1. S. 322. 109) Vermifchte Söhriften. B. 2. S. 391.

110) Phuf. chem. Abhandlungen an angef. Ort. $, UT.

75

widerfprechen ""). ‚Ich laffe die Sache unent- fchieden, da’ das kohlengefäuerte Gas, wenn es: in die’Gefäfse der Wurzeln eindringt, mehr die Ernährung der Pflanze, als den Reiz der Fiber zu befördern fcheint.»"SEnE- BIER ‘'?) verfichert, dafs. der Gewitterregen viel kohlengefäuertes Gas enthalte, und alfo den Vegetabilien {ehr heilfam fei. Die Ur- fache diefes Phänomens kann jedoch nicht von der Menge der fixen Luft hergeleitet wer- den, weil das Wafler, welches beim ‘Donner- wetter vom Himmel! herabfchiefst, nicht koh- lengefäuert, fondern ganz rein ilt *®),

Wiärmeftoff. Eine bekannte Sache ift es, dafs gemäfsigte Wärme die Keime ge- fehwinder hervorlockt, und dafs faft alle Bäu- me gegen Mittag am dickften belaubt find. Die Blättchen des Hedyfarum gyrans

bewe-

111) Zngenh. Verfuche mit Pflanzen B.2. S.75.. Haf- Senfr. in Annales de Chemie, Juin, 1792. S. 330.

. 112) Memoires phyfco-chemiques. T. 1. pag. 260.

113) Jugenh. an angez. Ort. B. 2. S. zo. und 72. Vergl. Rozier Journ. de Phuf, Fevr. 1786. und Mars 1788.

76

bewegen fich in ihrem. Vaterlande =#) und im Treibhaufe weit lebhafter und gefehwin- der, als in kälterer Luft. So fand ich die Staubfäden der Berberis bei rauhem Nord- wind weniger reizbar, als diejenigen, wel- che ich auf meiner Stube unterfuchte 5). Un- ter den’ cryptogamifchen Gewächfen bedürfen die Fungi und die vielen Varietäten des Byffus: vorzüglich der Wärme. Nur fehr felten traf ich z.B. den Byffus fpeciofa, B. plumofa u. f. w. in Stöllen, wo frifche Wetter waren, hingegen vorzüglich fchön auf den untern Gezeugftrecken. Mehreres über die reizende Kraft des Wärmeftoffs findet fich in einer Differtation des fcharfinnigen Herrn Hope ""°), die vor fechs Jahren erfchie-

nen ift. Schwe-

114) Bronffonet in Voigt’s Magazin. an angez. 0. S. 58.

115) Ich wundere mich über die Behauptung des Herrn Graf Covolo an angez. Ort. S. 24. dafs kühlere Luft die Reizbarkeit befördere, welcher nicht nur die Analogie der thierifchen Fiber, föndern auch die Beobachtungen des Herrn Gmelin, welche er in fei- nem treflichen Werke, de irritabilitate vegetabilium S. 27. $ 30. vorgetragen hat, widerfprechen.

116) Diff. quaedam de plantarum morihus et vita com-

pleötens. Edinb. 1757. Ingenh. Verfuche an ang. Ort B.3

77? I)

Schwefel. Marprtcnrt erzählt in feiner Abhandlung vom Wachsthum der Pflan- zen, er habe Saamen"in Frde gelekt, in wel- ehe er nach der Oberfläche zu’ verfehiedene Fofüilien (z. B. Spiefsglas, Vitrioly Schwe- fel) gefchichtet habe, „damit das Wafler beim »Düurchdringen die färbenden Theile einneh- „me,'(tineturas raperet) und das Wachs- „thum beförderee Nach meinen Verfucheny die ich im Winter 1792 fehr oft wiederholt ha- be, hat der Schwefel,. ob er gleich im Wafler nicht aufgelöft werden kann, keine geringe ‚Kraft, die Pflanzen zu reizen. Ferner brachte ich Saamen von der gemeinen Bohne (Pha- feolus vulgaris) in zerftofsenen Schwe- fel, benetzte fie mit Wafler und fand, dafs-fie ‚kurz darauf gröfsere Wurzeln gefchlagen hat- ten, und weit fchneller wuchfen, als die, welche ich in, mit eben.fo viel Wafler befeuch- tete, Erde gelegt hatte. ‘Den Schwefelkies,

oder das gefchwefeite Eifen, habe ich keine Wirkung auf das Wachsthum äufsern fehen.

' Mäfsig angewendete Elektrici- tät. Es giebt wohl kein phyfifches Br RE Problem,

5

B. 3. S.LXX. Girtanner vom habitnellen Reiz in Gren’s Journ. an angez. Ort. S. 340:

=

78 i Problem, ., worinn ‚die Gelehrten fo ‚wenig einig find, als in.dem über den Einflufs der Elektricität auf die Vegetabilien. Zwar leug- net InGenHouvss.'”) nicht, dafs die elektri- fche Athmofphäre die Pflanzen reize, aber die Verfuche, welche ‚er-felbft angetteilt *®), ibe- weifen, dafs Vegetabilien, ' mit künftlicher Elektricität angefüllt, »nicht fo gefchwind her- vorkamen, als die ungerejgten. Hingegen zeigen Beobachtungen fehr berühmter Phyfi- ker, eines NoLver 9), JALLABERT, Man- BRAY, BosE, LA-CEPEDE, AcHarn '%°), CAVYALLO, GARDINI-"*), DUVARNIER! CARMov,'sORMox.???), EvERLANGE '#) und

22),

a ala. Lei}

117) Verfuche an ange. Ort. B. 3. S. TERN 118) Lettre de Mr. Schwankhard & Mr. Elirmänn 'in’Ro= zier Journ. de Phyf. 1785. Dec. Lettre de Mr. In“ genhouß a Mr. Molitor.. Rozier Journ. 1786. Fevr.

419) Recherches fur les caufes des phenomenes Chörigues: ‚1749. 8.356. ln; Die 120) Rozier Journ. 1784. Dec.

121) Dif. de inf „au eleälricitatis in uegetantia ab Acad.

Divionenfi praem. donata. 17 784. 122) Rozier Journ. 1786. Fevr. ;

123) Rozier Journ. 1739. ‚Sept. 124) Memoires de I Academie de Bruxelles. T. 1..P+ 45-

79

und BErtmorLon '#3), dafs elektrifirte Saa- men- „weit gefehwinder 'keimten, lebhafter fproften, . zeitigernblühten. und: felbft feärker wurden. Die Blätter-des Hedyfarum gy- ran's bewegen fich, ‚wenn fie durch Elektri- eität:gereizt werden, weit heftiger, als zu- vor '?°), wine

‚Man wird mich vielleicht tadeln, dafs ich unter den Reizmitteln 'der vegetabilifchen Fi- ber, nicht auch des. Stickftoffs und :Waller- ftofls erwähne. Ich habe hierüber mehrere Verfuche angeftellt , im Winter 1792'und im Frühling 1793, fowohl in Gruben felbft 7), als auch in gläfernen Gefäfsen, welche ich der Sonne 'ausfetzte, und bin jetzt überzeugt, dafs Packer oder Wallerftofigas, welche gar

kein

125) Bertholon de St. Lazare über die Elektricität. in ; Beziehung auf die Pflanzen. Leipz. 1735. Ebenderf. de D eleiricite des meteores. REES, 570. , Ebenderf. in Mercure de France 1774. ss 147. Ebender/. in Ro- 'zier Journ. 1739. Dec. Vergt. Roz. 'g: 1791. Juin.

126) Voigt's Magaz. an angez. Ort. S. 20.

«127) Lettre de Mr. de Humboldt, n Nr. de ia Metkerie . fur la couleur, verte des wesctaux, qui ne font pas ex-

po/es a la iumiere, iu Rozier Joarn. 1792, Fevr.

80 kein Oxygen enthalten, den Pflanzem grofsen Schaden thun und dafs Pllanzen nur: ausnder Urfächeiin diefer-Lufoleben:können, ‚weilodie von ihnen ausgehauchte Lebensluft dem Fi- bern;' die durch die Stickluft verlohrne Reiz- barkeit wieder giebt "*®).. Daher fieht:man'je- des Gewächs,. dasseinige Tage in Stickgas geftanden hat, bald erfchlaffen. Es giebt nur fehr .wenige Körper in der Pflanzeffchö- pfung, deren Anatomie und Phyfiologie uns faft ganz unbekannt ift, welche am lebhafte- ften in fchlechter Luft wachfen. Jedoch ir- ren fich diejenigen gar. fehr, weiche alle Schwämme unter diefe Klaffe zählen, denn ich weifs aus Erfahrung, dafs faft alle Bole» ji fipitati, Agarieus depluensy, A, lateralis, A. caftaneus, A. cepaceug Hydnum repandum, Clavaria aurea, wenn fie dem Wailerftoff und Stickgas ausge- fetzt werden, verderben. Sehr gut hingegen vertragen "fehlechte, irrefpirable Luft: "Li- chen verticillatus, L. aidelus, L. radiciformis, ‚L. pinnatus, die mei- ten Byffi, Verruearia rubra, Agari- cus

a 128) Hiermit ftimmt:ganz überein Herr /ngenkouß Wer- fuche an angez. 0. B. 2. S. 72. und 197.

st

cus acheruntius; A. acephalus, Bo: letus botryoides, Octofpora erypto- phila und andere unterirdifche Vegetabi- lien, die ScöroLr und ich zuerft gezeichnet haben, und"welche alle, wenn ich ‘fie bei Sonnenfehein "in die athmofphärifche Luft brachte, nach wenigen : Sekunden "zerftört würden.” Sind etwair diefe fo zarten Gefchö- pfe fo fehwach, dafs fie nur den kleinen Theil Lebensluft, der ‘den Grubenwettern beige- mifcht ift, 'ertragen können? Denn jeder Reiz mufs der Stärke" der Fiber angemeilen feyn, ünd zu felir geteizte Fibern werden durch Erfchlafflung zerftört.

"Aus dem nun, was ich bisher von der reizbaren Fiber gefagt habe, fcheint zu er- hellen, dafs Sauerftoff ein vorzügliches Rei- zungsmittel der Pflanzen fei. Ich wagte je- doch nicht, diefes Element in dem !Aphoris- mus anzuführen, weil ich mich weniger auf Schlüffe und Muthmafsungen, als auf einfa- che Erfahrungen zu ftützen fuche. ,Deswe- gen erfuche ich alle Phyfiker, welche fich mit Beobachtungen über die Natur befchäfti- gen, und. diefe jugendliche Arbeit zu durchlaufen - würdigen, , meine chemifchen Verfuche über das Keimen der Saamen in

Br oxyge-

oxygenirter Kochfalzfäure zu wiederholen, Denn „wie. grofs ift nicht : die Kraft. des Saueritofis beim Reiz. der. Fibern!: Welch ein ' Verhältnifs .der' 'Gefchwindigkeit, beim Keimen! Ein Unterfchied von! fechs- oder ‚acht und voller acht und dreifsig- Stunden! Ich glaube, dafs Wafier,. oxydirte Metalle; kochfalzfaures Ammoniak, . Kohlenfäure und andere Säuren, in welchen Sauerftoff mit. Waf- fertoff, Metallen, Kohlenfoff und ‘andern Subftanzen verbunden; ift, auf einerlei Art auf die-Pflanzen wirken. Die vegetabilifeben Fibern und, Gefäfse fcheinen den ;nährenden Körper in feine Beftandtheile zu zerlegen, den Sauerftoff daraus in fich zu nehmen, von’def- fen Menge, (wenn fie mit der.Natur des. gan- zen Körpers in richtigem Verhältnifs fteht,) die Lebenskraft vorzüglich abhängt. Daher komt es, dafs Pflanzen in .einer Athmofphäre von Sauerfoffgas, oder in Metallkalke gefäet’??),

-. oder

a2 9) Das o: <ydirte Eifen ausgenommen, in welchem ich nie Saamen keimen fah. "Ich wundere mich in der That, dafs fo fcharffinnige Männer, wie Cancrin und Rülkert, Eifenerze für ein gutes Düngungsmittel hiel- ten. Der Feldbau chemifch unter/ucht. B.,2.,94 87.

83,

oder mit überfaurer Kochfalzfäure oder auf- gelöften Salmiak."?°) benetzt, fchneller em- por wachfen. Daher komt es, dafs eine Flüf- figkeit, die keinen Sauerftoff enthält, z. B. Oel, welches aus Wafierftoff und Kohlenftoff befteht, nie Keime dem Saamen entlockt. Da- her komt es, dafs der Sauerftoff defto. mehr das Keimen befördert, je weniger feft er an die andern Elemente gebunden ift. Beifpiele geben uns: Wafler mit oxygenirter Kochfalz- fiure gemifcht, reines Waffer, Auflöfungen von Salmiak. Jede Gasart, welche kein Oxy- gen enthält, ift zum Wachsthum der Pilan- zen untauglich. Durch Metalle, durch Am- moniak, durch Pilanzen- und Mineral- Alkali werden keine Saamen zum Keimen gebracht. Oxydirte, Metalle hingegen, kochfalzfaures Ammoniak, Salpeter, befördern die Frucht- barkeit des Bodens. |

Es fcheint beim fchnellen Keimen des Saamens nicht .fowohl auf die Menge, des F.2 „..Sauer-

130) Kochfalzfäure und flüchtiges Alkali finden fich in den Exkrementen der Kühe. Vergl. Rükkert ax an- ger. Ort. S. 78. und 85. Denn Dünger ik überhaupt ein Reizmittel der Pilauzen.

34

Sauerftoffs, welchen man in jedem Körper an- trift, als vielmehr auf die Gefetze der che- mifchen Verwandtfchaft, nach denen "jede Auflöfung ihre Kraft äufsert, anzukommen. Das reine Waffer befteht aus 15 Theilen Waf- ferftoff und 85 Theilen Sauerftoff; die oxyge- nirte Kochfalzfäure aus 98, 05 Walffer, 0,039 Sauerftoff und 1,856 Kochfalzfäure.. Dem ohngeachtet fehen wir, (wie die kurz vorher erwähnten Verfuche beweifen,) dafs diefe 0,039 Theile Sauerftoff die Fibern der Pflan- zen mehr reizen, als jene 85 Theile des rei- nen Waffers. Wem ift aber auch Mkännt; dafs in gleichen Zeiträumen der oxygenirten Kochfalzfäure mehr Sauerftofl, als dem Waf- fer, entzogen werden kann? Denn dafs der Sauerftoff, felbft des Waflers, welches in der oxygenirten Kochfalzfäure vorhanden ift, we- nig zur Hervorbringung der Keime beitrage, läfst fich daraus erfehen, dafs die Menge der ganzen Feuchtigkeit durch den Prozefs we- nig verringert wird. „Wir :müffen in den „Gränzen der Wahrfeheinlichkeit bleiben, und „nicht-aufserhalb denfelben etwas fuchen, was „wir zu erlangen nicht im Stande find.”

Eine .fehr gewöhnliche Erfcheinung ift es, dafs wenn man keimende Saamen ‚ins Waller

85

Wafler legt, fie einen grofsen Theil davon ab- forbiren, auflöfen und Luft aushauchen. Ich habe mehrere Verfuche über die Natur und Menge. diefer Luft angeftellt, habe in das Waller, worein ich die Saamen gebracht hat- te, das Thermometer gefetzt u. f. f. Aber was ich dabei beobachten konnte, ift zu un- ficher, als dafs ich es jetzt fchon den Phyfi- kern mittheilen könnte. So viel ift indefs ge- wifs, dafs die Luft, welche aus dem Gefäfse, welches den Saamen enthält, aufiteigt, theils aus diefem, theils aus dem zerlegten Wafler entbund® wird. Sie ift nämlich Stickgas mit Kohlengefäuertem und Waflerftoff- Gas ver- mifcht. In 10 Kubikzoll derfelben fand ich bald 2, bald 3,5 Kubikz. reines kohleugefäuer- tes Gas und 6,5 bis 8 Kubikz. als ein Gemifch von Stick- und Wallerftoff. Diefs Gemifch gab in Berührung mit dem Sauerftoff der Ath- mofphäre und bei der Entzündung einen Knall von fich, Der Stickftoff fcheint in den Saamen felbft, und zwar in der Gegend des Nabels (hilum) zwifchen der äufsern und innern Haut eingefchlofien zu feyn ”*). In-

F3 dem

2

131) Auch die Eier der Thiere enthalten Luft, befonders Wafferftoffgas. Girtauner. Anfangsgr. der antiphlo- gift. Chemie S. 257.

86

dem die vegetabilifche Fiber das Waffer in feine Elemente zerlegt, entbindet fie dar- aus gröfstentheils Sauerftoff und Waflerftoff. Der Kohlenftoff der äufsern Haut, wo der Keim hindurchbricht, verbunden mit einem kleinen Theil Sauerkof, giebt Kohlenftoff- gas; das Wallerftoffgas aber, welches aus dem Waffer felbft "??) 'entfteht, geht frei her- aus. Das aufgelöfte Wafler verliert deh ge- bundenen Wärmeftoff, welcher fich mit dem entftehenden Kohlen- und Waflerftoff-Gas zu verbinden fcheint. Einige behaupten fogar, diefer Wärmeftoff entweiche ganz frei, und die Flüfsigkeit nähme dann an Gewicht zu. Vergl. Frıpr. Horrmann Obferv. ined. und EımsseE Verfuch über den IPärmefioff >). Die belebte Fiber fucht fich auszudehnen, To. dafs Hauzs ein Gewicht von 184 Pfunden äurch keimende Erbsfaamen aufheben und

bewegen fah "*), bus

132) Dafs vegetabilifches Ocl bei dem Keimen aufgelöft werde, und Waflerfoff erzeuge, kann ich kaum glauben.

133) Gren’s Journal der Phufik, 1793. B. 6..Hs 1, S. 33-

134) Obgleich die Luft hatte herauskommen können. Statir der Gewächfe S. 59. n. 32.

87

Es giebt einige Grundftoffe, welche das Wachsthum befördern, ob fie gleich nicht wie Reize auf die Pflanzen zu wirken fcheinen. Schwefel, (Elektricität,) Wärmeftoff, welche keinen Sauerftoff enthalten '#). Ein dritter Körper mufs erft hinzukommen, (z. B. Wafler) welcher dann durch eine, aneignende Ver- wandtfchaft gefchwinder zerlegt wird.

" Fa $ 9

135) ‚Ich laffe die chemifche Wirkung der Elektricitit unentfchieden. Wir fehen, dafs die thierifche Reiz- barkeit, durch die Elektricität vermehrt und vermin- dert, die Metalle oxydirt, und die oxydirten wieder reducirt werden. Ift vielleicht Sauerftoff felbt in der‘elektrifchen Materie enthalten? \Venn Eifen. Platina, Gold in Wafferfoffgas eingefchloffen find, werden fie durch das elektrifche Fluidum verkalkt. Charles in Rozier, Journ. de Phy/. 1787. Juin. Man wende mir nicht ein, dafs dem Waflerkoffgas 45 eines Kubikz. Sauerftoffgas beigemifcht gewefen fei. Denn der Sauerftoff mufste fich wohl, nach den Ge- fetzen der chemifchen Verwandtfchaft, mit dem Waf- ferkoff, nicht aber mit den Metallen, verbinden. Das Queckfilber leuchtet indefs doch nicht im luftlee- ren Raum, wenn nicht Sauerftoff dabei ift. Mu- fhenbr. Effai de Phyf. p. 640. Die Metalle felnft find idioelektrifch.. Hemmer in Rozier Journ. 1780. Juil.

85 $ 9.

Die Reizbarkeit wird vermindert: durch hef- tige, elektrifche Schläge, durch die Sonnenftrahlen, durch Opium, durch zu grofse Wärme,kohlenfaures Gas, Stickfloff- oder nitröfes Gas, wenn fie die Pflanze ganz umgeben, durch einen zu oft angebrachten Reiz. Abge- fchnittene Theile einiger Pllanzen verlieren, wenn fie auch nicht ins Wafler gefetzt wer- den, die Contradtilität doch nicht fo bald.

‘Elektricitäit! Dafs die thierifche Fiber, wenn fie heftig elektrifirt wird, durch keinen Reiz mehr aflicirt werde, und nach verlofchener Reizbarkeit den Gefetzen der chemifchen Verwandtfchaft gehorche, hat fchon van Marum “*) im Sommer 1790 beobachtet. Eben diefer unermüdete Natur- forfcher hat durch feine vortrefllichen im

Herbft

136) Rozier Journ. de Phyf. ıror. Janv. Vergl. Voigt’s Magazin an angez. Ort S. 26. n. 5. wo der Name des fcharffiniigen Verfaffers fehlt, welcher (ehon im Sommer 17$9 beobachtet hat, dafs die Reizbarkeit durch die Eiektricität gelchwächt werde,

89

Herbft 1791 und im Sommer 1792 angettellten Verfuche dargethan, dafs zwifchen der thie- sifehen und vegetabilifehen Schöpfung eine folche Uebereinftimmung herrfcht, dafs eben die Kraft, welche die Mufkelfibern der Mu» raena Anguill’a fehwächt, auch die Ge- fäfse der Eupbhorbien fteif und unempfindlich macht. Euphorbia campeftris, E.La- thyris, E.Peplus, E. cypariffias und 'Ficus carica geben bei der Verwundung einen weifsen, fcharfen Saft von fich, der der Milch fehr ähnlich ift. Diefe Hämorrhagie ift ‚der Contrattilität der Gefäfse, die ihren Durch- meffer bald vergröfsern, bald verringern, zu- zufchreiben. Wenn man ein Aeftchen von der Euphorbia oder Ficus elektrifirt, fo wird man finden, dafs nach Verlauf einer viertel oder halben Minute der Saft entweder gar nicht mehr, oder doch fehr laugfam "”) herausflieft, nachdem man die Gefüfse mehr oder weniger zufammendrückt. Herr Dreu fand die Mi- mola fenfitiva durch Elektricität fo fehr

F5 affıcirt,

137) Lettre de Mr. van Marum. & Mr. Ingenhouß contenant des experiences fur Ü’ allion des vaifjeaux des Plantes, qui produit lafienfion de la feve in Rozier Journ. 1792.-T.' 41. pag.'218.

95

affıcirt, dafs fie durch keinen Reiz mehr ange- griffen und in Hinficht auf die Contraktilität der Blätter der Mimofa virgata völlig ähn- lich wurde "®®), Faft auf eben die Art erftarren die ftark elektrifirten Endblätter (folia ter- minalia) #9) desiHedyfarum gyrans, und hören auf, fich beim Reiz des Lichtes zu bewegen.

Die Sonnuenfrahlen. Die Pflan- zen, welche den Sonnenftrahlen zu fehr aus- gefetzt find, fangen an zu welken. Deswe- gen fchützen unfre Gärtner die jungen in die Erde gefetzten Pflanzen vor der Sonne. Ich habe bemerkt, dafs die Mimofa pudica, wenn fie vier und zwanzig bis dreifsig Stun- den an einem dunkeln Orte geftanden hatte, reizbarer war, wenn ich fie aufs neue den Sonnenftrahlen ausfetzte, als zuvor. Dieje- nigen Saamen der Pflanzen, welche die Son- ne nicht befcheinen kann, keimen gefchwin- der, wie ich bei meinen oft wiederholten Ver- fuchen beobachtet habe “%), Wenn alfo der

Natur

138) Rozier an augez. Ort. 1776. S. 395. 139) Voigt’s Magazin an angez. Ort. S. 14. 140) Meinen Beobachtungen fimmen auch, bei: Me/e in

Rozier

9X Natur jeder Fiber nur ein beftimter Theil ’*) Sauerftoff angemeffen ift, fo mufs’ die Reiz- barkeit der Gefäfse bei zu 'drückendem Lich- te #2) vermindert, bei anbrechender Nacht hingegen vermehrt werden. Denn die Pflan- zen erholen fich des Nachts und fammlen ihre erfchlafiten Kräfte wieder. Der zarte und - fchwache Keim bleibt fo lange in der Erde, fo lange er den Reiz des Lichts noch nicht zu er- tragen vermag. Obgleieh die Pflanzen in den Gruben mit athmofphärifcher Luft umgeben find, erfchlaffen fie doch wegen ihrer zu grofsen Reizbarkeit, da fich der Sauerftoff, der ihnen in der Finfternifs durch keinen Reiz entlockt wird, in den Fibern felbft anzuhäufen fcheint.

Opium.

Rozier Journ. de Phyf. T. 6. S. 445. und Ingenhouß Verfuche mit Pflanzen. an ang. Ort B. 2. S. 23.

141) Girtamner an angez. Ort 'S. 149.

142) Dafs das Licht auf die Pflanzen als Reizmittel wir- ke, habe ich vorzüglich in den Stengeln des Lepi- dium fativum, Phafeolus vulgaris u. f. w. beobach- tet. Denn die vom Fenfter entfernten Pflanzen nei- gen fich, (was man falfch, fich nach dem Licht ziehen, nennt,) aus keiner andern Urfache, als. weil die Fibern des Stengels, die durch die Sonnen- firahlen gereizt wurden, fieh zufammenziehen und kürzer werden. ı

93

Opium. Dadie Verfuche, welche ich bis jetzt über die fich auf die Pflanzen äuf- fernde Kraft des Opiums angeftellt, mich zu keiner Gewifsheit-brachten, fo will ich nur die Beobachtungen der Edinburgifchen Phyfi- ker erwähnen, welche behaupten, die Reiz-

barkeit der Mimofa pudica und des He-.

dyfarum gyrans werde durch den Reiz des Opiums gefchwächt, erfchöpft, und faft ganz zerftört. R

Zu grofse Hitze. Dafs heifse Luft oder brennende Sonnenftrahlen auf die Pflan- zen eben fo gut als auf die Thiere Einflufs haben, ift bekannt genug. Die Staubfäden be- wegen fich des Morgens auf einen angebrach- ten Reiz lebhafter, als am Mittag. Die Blätt- chen der Mimofa fcheinen zu erfchlaffen und dem Reiz weniger nachzugeben, wenn fie der Sonnenwärme lange ausgefetzt waren. Die Blätter des Hedyfarum gyrans hören bei brennendem Sonnenfchein auf, fich kreisför- mig.zu bewegen '#). Man wende nicht ein,

dafs die Kälte die Reizbarkeit der Gefäfse faft auf

143) Brouffohet in Voigt’s Magazin an ang. Ort S. 60.

93

aufeben die Weife verringere. Denn bei rau- her und ‘kalter Witterung verdichten fich die vegetabilifchen Fibern und erftarren. Nun fcheint aber die Lebenskraft oder Reizbarkeit in Thieren. fowohl als in Pflanzen fich nur in weichen 14) Fibern zu befinden, in den trock- nenden aber zu verfehwinden, und-in den har- ten ganz zu fehlen. Daher fehen ‚wir die Pflanzen bei der Sommerhitze und Herbftkäl- te aus verfchiedenen Urfachen verdorren '*#). „Jeder Körper, welcher zu viel Hitze zu „ertragen hat, ftirbt ab, oder bleibt unfrucht- „bar.” Varro IV.ıo.

Stickgas, kohlenfaures Gas, fal- peterfaures Gas. Ich habe fchon oben, gefagt, dafs keine Luftart, die nicht mit Oxy- gen gemifcht ift, Saamen zum Keimen bringe. Herr Hares bemerkte, dafs die Mentha-pi- perita, die mit kohlenfaurem Gas umgeben war, in kurzer Zeit verwelkte “#), Diefe

Erfchei-

144) Gmelin Dif]. de irritabilitate pag. 29. $ 40. Süm- sierving’s Mufkellehre S. 31.$49. Haller, Mem, fur la nature fenfible et irritable, 8.78.

145) Girtanner in Gren’s Journ. au angez, Ort S. 342.

146) Statik der Gewächfe S. 185. n. 122. Ich weis aber nicht,

94

Erfcheihung habe ich fehr oft bei meineri.eig- nen :Verfuchen gefehen, welchen auch; In. GENHOUSS:'#”) beitritt.ı Denn der Sauerkof, durch Wärmeltoff verdünnt,' fcheint: im'.der fixen Luft‘zu innigan den Kohlenftoff gebun-

| HE norloden

2

"nicht, von welcher Natur die aus Rindszahn ausge- zogene Luft feyn müffe,; von welcher ‚der fcharffinni- ge Mann behauptet ‚die Pflanzen wiüchfen gefchwin- der in ihr, Sauerftoffgas war fchon ‚dem 'Hales. bekannt, welcher aus ı922 Gran Mennige 34 Kubikz. Luft entwickelte. an angez. Ort S. 163. n. 119. Eben diefe Luft it der fpiritus nitro - aereus des unfterbli- chen /oh. Mlayow aus Oxford, welcher in feinem fehr felinen Buche: 7rafatus quingue, medico- phufici, * guorum primus agit de, [ale nitro et fpiritu nitro- uereo, fecundus de refpirätione, tertins de re/pira- tione foetus in vtero et ovo, quartus de mon mufcu- lari, vitimus de rachitide; fludio I. Haygw.. Oxonii ‚2674. Pag. 17-,28. 163. und 135. Schon, behauptet: in dem Salpeterfauern fände fich. Sauerfioff; das Ge- wicht der Metalle werde bei der Verkalkımg durch Sauerftoff vermehrt; Wafferfofigas entftünde aus der --verdünnten Schwefelfäure, die auf Eifen gegollen wird; das Salpetergas abforbire das Sauerftoflgas n.f. w. Diefes Werk wird bald mein fcharffinniger Freund /. A. Scherer, M. D. mit treflichen‘Anmer- kungen verfehen, herausgeben.

147) Verfuche an ange. Ort. B.2. Einleitung S. UXI. Silk, 12,135.

05 den zu feyn, als dafs die vegetabilifche Fi- ber,ihm einen Theil davon entziehen: könn- te. ' Doch ftreiten hiegegen die Beobachtun- gen eines PErcıvar und Heyry, welche behaupten, eine ‚kleine Portion füixer mit atlı- mofphätifcher Luft gemifcht, bringe gefchwin- der Keime hervor: » Ich mufs freimüthig ge- ftehen,. dafs ich durch meine eignen Verfu- che ‚belehrt, Herrn IngewHouss. beitrete, welcher jede Pilanze in der athmofphärifchen Luft weit gefchwinder auffprofien fah, als diejenigen, welche er in Kohlenfoffgas,, (es mochte nun mit Sauerftoff oder mit Wafier: ftoff. verbunden feyn,) gelegt hatte #), Sa fah ich, dafs Mimofa pudica in, Sauerftoff- gas frifch grünete, hingegen in kohlenfaurem Gas oder Azot verwelkte "4°2), und bei er- fchöpften Kräften weniger reizbar war. Faft auf eben die Art geben die Thiere, welche

in

148) an angez. Ort. S. 75.

149) Wenn man eine welkende Pflanze aufs neue’ ia die ahmofphärifche Luft bringt, und die Erde, worin ihre Wurzeln ftecken,, gut benetzt, fo wird man fie bald wieder belebt finden. Denn die vegetabilifche Fiber fcheint einen neuen Theil Oxygen fowohl aus der Luft, alsı aus dem Waller an fich zu ziehen.

56.

in phlogiftifcher Luft erftickt find, nach dem Tode kein Kennzeichen von Reizbarkeit von fich#°). © Doch ift nichts dem Wachsthum nachtheiliger, als Salpeterluft, in welcher die Pflanzen nach etlichen Stunden vertrock- nen 2), Auch Waflerftoff tödtet die Gewäch- fe, jedoch langfümer, 'als kohlenfaures Gas, _ wie»ich ‘durch eigne Verfuche gefunden ha- be #2)». AcHaro erzählt, er habe’ falt!eben das auch an Thieren (bemerkt

Ein öfters wiederholter Reiz. Die reizbaren, wenn gleich ruhenden Theile der Pflanzen und Thiere, werden, fo öft man einen neuen Reiz anbringt, aufs neue be- wegt; reizt man fie aber zu oft, fo zielen fie fich langfamer zufammen. Beifpiele hie- zu geben: die Staubfäden der Berberis”

R vulgas

350) Bergmann de acido aereo $ 6. Succow in PER

Annalen. 1785. B. 1. S. oo. 151) Priffley über die Luft u. 1. w. T. 1. S. 16.

152) Ganz übereinftimmend ift hiemit Herr Senebier Afe-

mojres. phyfico - chymiques..T. 2. S. 136.

153) Memoires de Ü Academie de Berlin en ! annee

1778: 3.107.

n 97 vulgaris; die Blättchen der Mimofa pu-

dica »*).

Die abgefchnittenen Theile der Pflanzen, wenn man fie gleich nicht in Waffer legt, verlieren nicht fo- bald ihre Reizbarkeit. Marpraur fah in den Spiralgefäfsen, die er aus dem Stamm herausgefchnitten hatte, eine wurmfürmige Bewegung, welche fchon die Alten an den aus dem Körper genommenen Eingewei- den der Thiere beobachteten. Covoro 5) behauptet, dafs fich die Staubfäden, welche‘ er aus Blumen der Syngenefiften genom- men, und’ noch einmal zerfchnitten hatte, noch bewegen, wenn man fie reizt. Eben diefe Contrattilität zeigt fich an den Fühl- hörnern der Papillionen nach dem Tode des Infekts. Ferner fand ich die abgefchnit- tenen Staubfäden (Stamina) der Berberis nach drei bis vier Minuten bei einem neuen Reiz noch empfindlich. Die abgefchnittenen Blättchen der Mimofa pudica wird man

| gemei-

154) Covolo an angez..Ort. S. 24.

155) an angez. Ort. S. 22. G

98

gemeiniglich, da fie durch den Schnitt er- fchüttert werden, zufammengezogen finden. Einige derfelben, vielleicht die fchwächern, entfalten fich niemals wieder, bei andern aber fand ich, dafs fie dem Licht ausgefetzt, fich nach zwölf bis vierzehn Minuten aufs neue öffneten und nach einer halben Stunde ihre Contra&ilität noch nicht ganz verloren hat- ten. Wenn man den Blattftielen am Stengel der Mimofa alle Blätter genommen hat, fin- ken fie herab. Wenn man den Stengel gegen die Wurzel zu mit einer Nadel fo fehr ver- wundet, dafs der Saft herausfliefst, fo fchliefst die ganze Pflanze aus Ermattung ihre Blätter und öffnet fie nicht wieder bei Einwirkung der Sonnentftrahlen.

S ıo.

Die Lebenskraft der Flüfsigkeiten, welche fich in den Gefäfsen befinden, find in der Natur der Pflanzen und Säugthiere fehr verfchieden. Der Saft der Pflanzen komt dem weilsen und kalten Blut der Würmer aın näheflen, Bei- der Saft fcheint in dem lebendigen Körper faft fchon nach den Gefetzen der chemifchen Ver- wandtfchaft gemifcht zu feyn, und verändert

fich

99. fich wenig, wenn er aus den Gefäfsen; her- ausgefloffen ift. ‘Die Wärme der vegetabili- fchen Feuchtigkeiten fcheint aus der Nahrung felbft zu entftehen. Denn die innerx Häute der Gefäfse nehmen Erde, Alkali, Wafler- ftoff, Köhlenftoff und was nur in den Saft oder der Luft (die fie durch. die Spiralgefäfse in fich genommen haben,) aufgelöft ift, an fich, und laffen den Wärmelftoff, der fich in den Grundftoffen vorher gebunden fand, frei entweichen. |

Dafs in dem 'Blut oder in den andern Feuchtigkeiten der Thiere eine gewiffe Kraft fei, welche hindert, dafs die Elemente fich nicht ihrer natürlichen Fefleln entbinden und den Gefetzen der chemifchen Verwandtfchaft gehorchen, bezeugen tägliche Erfahrungen SM Diefe Lebenskraft aber ift in verfchiedenen be- lebten Gefchöpfen verfchieden, je nachdem fie nach Herausfliefsung des Saftes aus dem Ge- fäfse bald gefchwinder, bald langfamer ver- fchwindet, und je nachdem die Feuchtigkei-

G2 ten

156) Wie vortreflich dargelhan hat Herr Prisberg in Haller. Prim. Lin. Phyf. S. 66. $ ı36. n. 58.

108

ten felbft, fo lange fie noch im lebenden Körper eingefchloffen find, fchon von eben der Natur find, als nach dem Tode des Thie- res. So wie man die den Flüfsigkeiten eigene Wärme, wenn man von den Gewächfen, durch die verfchiedenen Fifchgattungen, die Am- phibien, den Menfchen, die vierfüfsigen Thie- re, bis zu den Vögeln herauffteigt "”), aäll- mälig zunehmen fieht, fo findet man auch die Grundftoffe jener Feuchtiskeiten mehr oder weniger nach den Gefetzen der chemi- fchen Verwandtfchaft gemifcht. . ‚Deshalb kann ich Herrn Hofr. SSMMERRING, der un- ter meinen verehrungswürdigen Freunden und Lehrern gewifs den erften Platz behauptet, unmöglich beiftimmen, wenn er fagt ®°), dafs man unfre Unbekanntfchaft mit dem Blute 'fchon daraus erfehe, weil es noch keinem Phyfiker gelungen fei, das Blut durch eine chemifche Synthefis nachzubilden. Denn eine belebte Maffe, wenn fie gleich aus den

einfach-

157) I. van Geums de corpor. habitudine animae ind. Harderv. 1799. S. 35. $ 21.

158) Haller's Grundr. der Phyfiologie. 1787. S. 100. $ 148. k

IOoX

einfachften Elementen ‚beftünde, können. wir nicht darftellen, weil wir weder die. Theile, welche fich mit einander zu verbinden ftre- ben, zu entfernen, noch die Bande, womit das unbezwingliche Schickfal alles. verkettet hat, zu löfen vermögend find.

Aus einerlei Saft, der durch die Saftge- fäfse aus den Wurzeln dem Körper *) zuge- Tr er „führt

#)) Ich fetzte für Stamm (truncus) Körper, da hier "vom Grund- oder Haupfttheil der Pflanze die Rede ift, und der von den Botanikern bis jetzt fd genann- te Stamm eigentlich eine Verlängerung. desjenigen Theils it, welcher mit mehrerm Rechte Körper oder Stamm (wenn man diefe Benennung für den Haupttheil beibehalten wollte,) genannt zu werden verdient; theils “weil hier die wahren Würzeln (die fo genannten Tauwurzeln) fich mit den Gefäfsen verbinden und die Zubereitung des Nahrungsfaftes gröfstentheils gefchieht, theils weil er der Pflanze niemals fehlt. Es giebt alfo wohl in der Sprache der Botaniker plantas acaules, aber nicht iu der Natur Pflanzen ohne Körper. Diefes hat je- doch mein verehrungswürdiger. Lehrer, Herr D. Heowiıs, bereits in ein helleres und intereffanteres Licht geftellt in feiner treflichen Abhandlung: /Fas ift eigentlich Wurzel der Gewüchfe? S. D. I. Hedwig’s Sammlung

102

führt wird, werden alle Fllifsigkeiten des; gan: zen Körpers; wälsrige, klebrige, gelatinöfe u. f. w. erzeugt. 'Diefe Abfonderung geht fo- wohl in‘ den Gefäfsen felbft, als auch in den Drüfen’’(glandulae vel folliculi) vor fich. Man vergleiche des grofsen Hepwıg’s ge de Ze ehren ortu »9),

Verfuche beftätigen, dafs die Bewegungen der Flüfsigkeiten in den Vege- tabilien langfamer gefchehen, als in den Ve- nen der Thiere. Sie ift jedoch auch in einer- lei, Pflanze verfchieden, nach Maafsgabe des Klima,; der Witterung, des Gefundheitszuftan- des. und: des Alters. . Vielleicht ift fie auch verfchieden in den Gefäfsen der Gräfer, Bäu- me’ 'und Kriuter, ‘welche in Anfehung des Grades der Reizbarkeit oder der Tempera- mente von einander abweichen.

‘Die

Sammlung feiner zerfireuten Abhandl. und Beobacht. über botanifch-ükonomifche Gegenjlände. ı. Bändch, Leipz. 1793. S. 69. A.d,. Ueb.

159) Lipf. 1789. S. 28. Barfch Anleitung zur Kenntn. der Pflanzen. S. 270. $ 294. dJungii Doxofcop. phyf. min. ed. Mart. Foget«s. Hamb. 1662. cap. 5 de vita plantarum,

103

Die Wärme der Pflanzen, die fchon von ARISTOTELES "°) erwähnt wird, haben fehr fcharflinnige Männer" unterfucht, Bur- Fon "%), STRÖMER '%), I. Hunter '®) und Scnörr "%). Dafs fie aus der Nahrung felbft entftehe, leugnen die Herren SeEnEBIEr '®) und Hassenrrartz '%), indem fie behau-

G4 pten,

160) Von den Pflanzen ]. 2. (Opera ommia. 1606. T. 2. Pag. 1047.)

161) Hif. naturelle fervant de fnite @ la theorie de Ia terre. Supplem. T. ı. pag. 115.

162) Schwed. Abhand!. B. ı. S. ı20. -163) Philof. Transatt. Vol. 65. S. 446. Vol. 68. S. 7.

164) Naturforfch. 1788. St.'23. S. ı. Vergl. Hamburg. Magaz. B. 4. S. 468. 470. Rofenthal’s Verfuch, die zum Wachsthum der Pflanzen nöthige Wärme zu be- fimmen. Erf. 1784.

165) Mem. fur cette queftion: les vegetaux)ont ils une chaleur, qui leur foit propre? KRozier Journ. de Phyf. 1792. Mars.

166) fur la nutrition des vegetaux, Annales de Chemie 1792. Juin. ‚Il doit y avoir du froid de produit, fi „la vegetation eft un refultat de decompofition d’ eau „et d’acide carbonique , de degagement d’oxygene „et de combinaifon de carbone et d’hydrogene.'

d-i.

104 pten, der aus dem zerlegten .Waffer entftan- dene und in Luft verwandelte Sauerftoff ent- zöze dem vegetabilifchen Körper einen.neuen Theil Wärmeftoff. ‚Mir fcheint es jedoch nicht unwahrfcheinlich, dafs die Pflanzen aus der fie umgebenden athmofphärifchen Luft Wär- meftof aufnehmen, den fie mit Sauerftoff ver- bunden, unter Einwirkung des Lichtreizes, wieder aushauchen. Daher der kühle Schat- ten, den uns die Bäume gewähren.

e

S727,

Die Körper, womit fich alle Pflanzen nähren, find: Sauerfloff, Waflerfloff, Kohlenfloff, Waffer und Kohlenftoffgas fcheinen, fo lan- ge der vegetabilifche Körper Lebenskraft be- fitzt, in ihre Elemente zerlegt zu werden, davon der gröfsere Theil an die Gefälse felbft tritt, der kleinere hingegen abgefchieden und

mittelft

d. i. Kälte mufs hervorgebracht werden, wenn Wachsthum das Refultat der Zerfetzung des Waf- fers und der Koblenfäure, der Entbindung des Sau- erftofis und der Verbindung des Kohlen - und Waf- ferftoffs ift. S. 323.

.105

mittel der Blätter und Würzelchen verdün- ftet wird.

Was die Herren Cuarraun 7 SEEIT- RER !®) und LavoısıEr "®), der erfte Phy- fiker unfers Jahrhunderts, über die Nahrung der, Pflanzen gefchrieben haben, übergehe ich, der Kürze wegen; verfchiedenes aber, was noch nicht aufs reine gebracht, und von den Gelehrten neuerlich bezweifelt worden if, will ich mit wenig Worten erwähnen. Waf- Terftoff, Kohlenftoff, Sauerftoff machen die Subftanz aller Vegetabilien aus. Erde ha- be ich nicht dazu zu fetzen gewagt, .da alle Byffus und mehrere Octofpora und Pe- ziza (wie ich durch Verfuche gefunden ha- be,) auch nicht einmal einen kleinen Theil davon enthalten. Dagegen giebt es aber eryptogamifche Gewächfe, welche einen Ueberflufs an Kalkerde haben, z.B. Hyp- num crifta caftrenfis, welches ich zu-

G5 gleich

167) Chemie, überfetzt von Wolf. B. ı. $. 234. 168) Abhandl. vom Säurefloff. 1790. S. 54.

ı69) Traite elem. de Chemie. edit. 2. T. ı. S. 132. und 252. Vergl. Rozier Journ. de Phyf. ‚1789. Juin. T. 34. pag. 460. q

106

gleich mit Neckera dendroides chemifch zerlegte;s und Chara vulgaris, wovon ı Pfund (nach dem Zeugnifs unfers grofsen Krarrorn) 5 Unzen 6 Drachmen 31 Gran Kalkerde giebt. Aus dem Gefchlechte der Schwämme geben, Agaricus querneus, A. antiquus, Boletus verficolor, B. igniarius, B. firiatus, B. perennis, Thaelaephora mefenteriformis, Cla- varia hypoxylon, Clav. piftillaris, Aphotiftus fufcus, Ceratophora fri- bergenfis und Hydnum aurifcalpium eine ziemliche und faft gleiche Menge Koh- lenftoff. Dagegen fand ich nur wenig in den feinften Fibern des Lichen crifpus, L. pinafter, L. granulatus, Byffus ful- va, Agaricus piperatus, A. clypea- tus, A. acicularis, Boletus filamen- tofus, B. papiraceus, B. botryoides, Hydnum repandum, Thaelaephora glabra, Clavaria aurea, C. mafcoi- des, Peziza agaricoides, Lycoper- don teffelatum. Bei allen, die ich auf trocknem Wege unterfuchte, beobachtete ich, dafs fie, aus einer gläfernen Retorte deftillirt, Waffer und flüchtiges Oel, verbrannt aber Wafferftoffgas verbunden mit einem fehr kleinen Theil kohlenfauren Gas aus-

hauch-

107

hauchten. Hieraus erkl&rt fich, warum die Schwämme vorzüglich nur durch Waffer er- nährt werden, und wie Clavaria aurea, C. fafigiata und Agaricus cepaceus mit auffallender Gefchwindigkeit empotr- Sproffen.

Ich füge noch die Verfuche hinzu, die ich im Winter 1792 und 1793 über die Na- tur der Schwämme angeftellt, und mit allem mir möglichen Fleifse öfters wiederholt ha- be. Jüngere Abänderungen des Agaricus campeftris habeich, ehe der Hut zur Aus- bildung gekommen, und der Ring durchbro- chen war, Tag und Nacht Wafferftoff aushauchen fehen. In Sauerftoffgas gefetzt verdarben fie die fie umgebende Luft fo fehr, dafs man fie mit einem Knall anzünden konn- te. Eben diefe Erfcheinungen habe ich beobachtet, wenn das Reaumurifche Ther- mometer oder+ ftamd. Nicht lange darauf brachte ich in Gefellfchaft zweener ge- lehrten Chemiften, der Herren GünTHER und SIERSEN, I Unze und 5 Drachmen von Agaricus campeftris in eine Retorte, und fetzte fie eben dem Grad der Hitze aus, bei welchem fich aus dem Salpeter Sauerftoff- gas entbindet. Nach zehn Minuten fahen

wir

108

wir aus dem pneumatifchen Apparat fehr häu- fig Bläschen auflteigen und bei mehr verftärk- tem Feuer erhielten wir 49 Rheinländ. Kubikz. Luft (Duodecimalmaafs). Wie wir diefe Luft gehörig unterfuchten, fanden wir, dafs fie 32,7 Kubikzoll Waflerfoffgas, 16,3 Kubik- zoll kohlenfaures Gas enthielt. Das Walffer, ‚worin das pneumatifche Rohr ftand, war mit empyreumatifchen Oel gemifcht. Der Rück- ftand, d. h. die mit fehr wenig Kohlenftoff ge- mifchte Kalkerde wog nun 66 Gran. Die Verfuche, welche der feharffinnige Succow über die Natur des Agaricus deliciofus angeftellt hat '”%), und auch Herr Gırran- NER in feinen Anfangsgründen auseinander fetzt "”*), liefsen mich zweifelhaft, ob das vorerwähnte Waflerftofigas aus den Schwäm- men felbft, oder aus dem Wafler, womit fie vielleicht befeuchtet waren, entwickelt fei. Um diefs zu unterfuchen, brachte ich den 23. Febr. in dem königlichen chemifchen La-

borato-

170) CrelPs chem. Annalen 1739. S. 291. Vergl. über die Natur der Schwämme auch Rozier Journ, de Phyf. 1772. Sept. Creil’s Annal. 1735. S. 232.

ızı) Anfangsgr. der antiphlogif. Chemie S. 273.

109

boratorium, wo auch mein vortreflicher Freund HERMBSTAEDT zugegen war, 3 Un- zevonAgaricus campeftris auf eine Ku- pferplatte, und trocknete fie bei heftigem Feuer fo fehr, dafs fie mit einen wäfsrigen Dunf einen Theil Oel aushauchte. Aus die- fen geröfteten Schwämmen, welche ich in eine Retorte gebracht hatte, erhielt ich nun nach zwölf bis vierzehn Minuten noch 35 Ku- bikzoll Luft, welche aus

26,5 Kubikzoll Wafferftoffgas, 35 _ Kohlenftofigas

beftand. Hieraus fchloffen wir, dafs unfer Wafferftoffgas den Schwämmen felbft und nicht dem aufgelöften Wafler zuzufchrei- ben fei.

Mein fcharffinniger Freund, Herr Gün- THER, hat eben den Agaricus campe- ftris auf nallem Wege zerlegt, und in 0,5 Pfund Schwämmen ı Drachme 54 Gran gal- lertartigen und fchleimigen Stoff '”*), 2 Drach-

men

ı72) Den Unterfchied zwifchen dem gummöfen und fchleimigen Prineip hat Herr Hermöflädt treflich dar- gefellt.

IIo

men 20 Gran feifenartigen Stoff und 16 Gran fehr reinen kryftallifirten Zucker gefunden. Diefe überaus grofse Menge Zucker ift in dem cryptogamifchen Gewächsreiche gewifs eine merkwürdige und ‚auffallende Erfchei- nung.

Herr vaw Marum fcheint in feiner Schrift über LavoısıErrs Theorie zu be- haupten "”?), die Vegetabilien würden blos durch Waffer ernährt und zögen den Kohlen- ftoff, den fie oftin Uebermafs enthielten, aus dem Waflerftoff felbft. Aber der würdige Mann mag mir verzeihen, wenn ich frage, ob Erfcheinungen da find, welche uns von die- fer Meinung überzeugen? Denn fo viele Beobachtungen beweifen, dafs man das Waf- fer, ohne Kohlenfoff dabei anzuwenden, in Wafferftoff und Sauerftoff zerlegen könne, und aus eben den Elementen durch die chemifche Synthefis auch wieder zufammenfetzen kann. Ich erinnere mich zwar wohl an die fo fehr

gerühm-

geftellt. Siehe feine Experimentalchemie B.2. S. 223. und 229. $ 651—658. Experimentalpharmacie B. ı. $ 92. und 96.

173) Chaptals Chemie B. ı. S. 20. und 52.

ALL

gerühmten Verfuche des HELMoNnT Dv Hamer "%*), auch ift mir nicht unb tannt, dafs Herr Hormann '”) Aeftchen der Men- tha crifpa in deftillirtes Waller gethan und bemerkt ‚hat, wie fie an Gewicht und Menge an Kohlenftoff zugenommen. Aber ich fehe keine Urfache, warum man zweifeln follte, dafs eine Pflanze, deren Wurzeln in einem gläfernen verklebten Gefäfse lagen, nicht kohlengefäuertes Wailer aus der Athmofphäre gefchöpft habe,

Vielleicht wendet man mir ein, es fän- de fich in der Natur nicht eine fo grofse Men- ge kohlenfaures Gas, als zur Ernährung der Pflanzen nöthig wäre. Man betrachte aber nur, dafs die Vegetabilien, wenn man von den Schwammarten, durch die Clado- nien, Lichenen, Usneen, Laubmoo- fe, Saftgewächfe, Gräfer und Stau- den bis zu den Bäumen ””°) fortgeht, defto

langfa-

ı74) Memoires de ! Academie. 1748. Pag. 272. 175) Gren’s Journal der Phyf. 1791. H. 7. S. ı0.

176) ı7,2 Gran Holz zu Kohle gebrannt, enthalten 0,3 Gran Erde + Alkali und 16,9 Gran Kohlenftoff, Za-

woif.

112

langer wachfen, je gröfser ihr Ucberflufs an Kohlenftoff ift. Byffus fulva. Clava- ria aurea. Agaricus cepaceus. Ver- rucaria polymorpha. Lichen pulmo- narıius. Lichen verticillatus. Necke- ra dendroides. Sedum acre. Arundo phragmitis. Artemifia campeftris. Vaccinium Myrtillus. Linnea borea- Jlis. Salix viminalis. Betula alba Quercus Robur. Pinus Cedrus. Adan- fonia digitata. Kohlenfaures Gas entfteht durch Verbrennung, Gährung und das Athmen der Säugthiere und Vögel 7”), Da die Urfachen nach Verfchiedenheit des Orts, der Witterung, des Klima verfchieden feyn können, fo wird man bald —, bald „4 koh- lenfaures Gas in dem athmofphärifchen an- treffen '”®),. Das fpecififche Gewicht '7?) einer

Unze

'voi/. in den Memoires de l’ Acad. 1781. S. ä5ı. In einem Pfund der Chara vulgaris hingegen, findet fich nach Alaproth’s Zeugnifs ı Unze 3 Drachmen Koh- lenftoff.

177) Alle Verfuche, welche ich bisher über die Refpi- ration der Fröfche gemacht, laffen mich noch unge- wifs, ob auch fie Kohlengas aushauchen. h

178) Bergmann's Vorrede zuScheele von Luft u. Feuer p. 18.

179) Lavoifier Traite «lem. de Chemie. T. 2. S. 250.

113

Vize ° köhlehfaurer Luft ift’= o, 680° und al. fo ‚von dem Gewicht "des atlımofphirifehen Gas =, 466 fehr verfchieden. Daher felien wir erftere auf die grünende Erde herabfinken und verbunden mit Waffer in die Würzelehen eiüdringen '®). Alles Kohlenftoffgäs aber, welches’ 'man in der Athmöfphäre, ja nach SAUSSURE TE) aufden’höchtten' Gebirgen in? trift, feheint nur in’dem der Attimofphire bei. gemifchten Waller aufgelöft und mit diefem geftiegen feyn "?). "Da'überdiefs kältes Wafler einen leg Theil fixer Lüft auf? a re

Pe

A i 1.) i pa fe { AR ey ara ; 1 \

3g0)\.Ich geche offehherzig, dafs ich nicht einfehe, wie Sauerftoffgas felbft mit: Stickftoff in.der. Athmofphär re vermifcht feyn könne, da fie nicht chemifcher Weile verbunden find und ihr fpecififches Gewicht ch ji verfchieden verhält = 0,506 : 0,444.

l

RT IRL dans-les Alpes T. 1 pag. 578. Relation „Van voyage a la Cime du Mont - Blanc. 1787. S. 27.

182) S. Senebier phyfifch. chemi/ch. _Abhandl. an ang. 0. B. 1. S.24. Ebendeff. Memoire fur la grande pro-

vn babilitd gu’iliya, que Pair fixe et decompo)e par

N\ 2 alle ,de\\la.'vdgetation. NVergl. Ufteri Anmat. der Bot. 1793. St. 4. S. 46.

H

11%

nimt, als warmes; fo.glaube ich, die Son: nenhitze befördere, ‚auch . darum das Wachs- thum ,. weil: fie ein Hauptnahrungsmittel der Pflanzen zu den unterften und, der Erde. nähe- fen, Gegenden niederfchlägt. „; Die unterirdi-, fchen Gewächfe, die mehr Waflerfoff',und Sauerftoff als Kohlenftoffi in fich ziehen, wer- den durch ein Wafler;getränkt, welehes das, kohlenfaure Gas fowohl an der Oberfläche der, Erde, als in dem Innern derfelben verfchluckt. Denn wie viel fehen wir nicht Berge, ‚in wel-, chen Steinkohlenflötze, (die. Gräber. der älte- ften;Erdbewohner und Denkmäler der P flan- zengefchichte) liegen, weiche Feuer in ihrem Schoofse nähren und kohlenfaures Gas '®?), das ich dem Waller DEREN, Jehe- hunderte hindurch wusbauelieh: HUBIELNTT

Die Pflanzen geben, wie die übrigen Thiere, verfchiedene Gattungen von Flüfsig- keiten von fich, nämlichse) Luft, d)ieinen

“wäfs-

{ r d ' v a n - . , k \ + „Ends

183) Wie mein feharfünniger Freund‘ Herr ‘vor Buch

Sehr. fehön auseinander geietzt hat im‘ Bergmünhifch. your. 37 792. St. ıı, S, ir. p .ı2 ‚gorı Ach

4 ir

115

wälsrigen Dunf;„Diätherifches Oel, d) fchleimige Maffe u. f-f. und zwar dusch. eben’ die Organe, ..vermittelft. welcher fie die Nahrung zu fich nehmen. Doch.itt, meiner, Meinung nach, nicht alle Feuchtig- keit, welche der. Laubfchatten verbreitet, den Bäumen zuzufchreiben, da in der That viele Dämpfe aus der athmofphärifchen Luft, wel- cher die vegetabilifche Fiber einen Theil Wär- meftoff, entzieht, "niedergefchlagen ‚zu wer- den feheinen !*) Den Geruch, welchen die Pflanzen von fich geben, hat man .bis jetzt noch wenig auf chemifchen Wege unterfucht. Viele Beobachtungen ."?*) hingegen beweifen, .dafs in den Pflanzen kein Spiritus rector fich finde, fondern dafs die Hyacinthe, Nar-

Hg cille

*) Denn nach des Herrn Verfaffers Theorie hauchen die "Pflanzen den Sauerftoff aus, der fich mit dem Wär- meftoff der Athmofphäre verbindet und beim Reiz der Sonnenftrahlen (oder des Hydrogens, im Finftern) Sauerftoffgas bildet. S Auı.d. UVeb,

234): Hermbflüdts Experimentalpharmacie B. 1. S. 106. 6.132,

116 eilfe und die Rofe ein wahres ätherifches Oel aushauche. Dietamnus albus, über wel- chen fo viel Streit unter den Gelehrten ent- ftanden ift, dünftet kein Wafferftoffgas aus, fondern ein flüchtiges Oel, deflen Waflerftoff in dem Sauerftoff der Athmofphäre angezün- det werden kann 8). Dafs die Pflanzen, wie die Thiere, ihren Unrath von fich laffen (cacare), entdeckte zuerlt der unermüdete Brucmanns®#°), Es tröpfeln nämlich, befon- ders des Nachts, durch die äufserften Enden der Würzelchen Säfte, welche den benachbar- ten Pflanzen und ihnen felbft, theils fchädlich, theils nützlich find. So leidet der Hafer von der Serratula arvenfis; der Lein von der Euphorbia Peplus und Scabiofa ar- venfis; der Waizen von Erigeron acre; Polygonum fagopyrum von Spergula arvenfis;s Daucus Carota von Inula Helenium. Durch diefe Erfcheinung läfst fich

185) /Ingenhouß Verfuche an ang. Ort. B. ı. S. ıgı.

186) Di. de Lolio ejusdemgque varia [pecie, noxa et vfu. 1785. Coulon Dil. an angez. Ort. 5, 82.

117 fich vielleicht erklären, was das heifse, den Acker ruhen laffen und was die Harmonie der Pflanzen fei 7”), worüber man feit den älte- ften Zeiten fo viel geträumet hat!

H 3 $ ‚I2, mm 00000 nn m 187) Die ‚Vogetabilien leben! eben fo wie die!’ Thiere entweder getrennt, oder in Gefellfchaft, man. könn- te die erftern vielleicht e inz eln lebende, die andern gefellig'lebende Pflanzen nennen.

| Beifpiele geben uns:

Gentiana ciliata Anthericum ramofum Daphne mezereum. Orchis bifolia. Clavaria pittillaris, Clavaria nivea Vifeum album. Colchicum autumnale, Fucus facharinus.

Agaricus imperialis. _

Agaricus campeftris. Sorbus aucuparia.

Lycoperdon teffelatum. Polytrichum piliferum.

O&ofpora lacera.

Polygonum aviculare. Erica vulgaris.

Poa annua.

Lotus corniculatus. Clavaria hypoxilon. Clavaria coralloides. Vaccinium Myrtillus, Juneus bufonius. Fucus veficulofus. Agaricus fafcicularis. Agaricus depluens.

Corylus Avellana.

Lycop. pedunculatum.

" Hypnum Schreberi. O&tofpora eryptophila.

Trift

118 | „SE 735

Die Vegetabilien find in Anfehung der Exfpi- ration fehr, von einander unterfchieden. Ei- nige nehmen allen aus dem zerlegten Waf- Her abgefonderten Sauerftoff in fich und dün- ften Waflerftoffgas aus, (die meiften Fungi. Byffi?) Bei andern it. die-Fiber weniger + innig mit dem Sauerftoff werbundeiz,ende dafs “er ihr nicht durch einen von außen ange- brachten Ran entzogen BR un, Kaunın (Tremella Nofloc, 'Filices, Mufei und die meiflen Algae, Vegetabilia | =

Trift man die Erica vulgaris auf irgend eines Acker einzeln lebend an, fo halte man fie für. einen Fremdling,, der fich von feinem Geburtsorte entfernt | bat ‚„.gleich dem Menfchen oder der Ameife ; die ein- .zeln im Walde herum irrt! ..Die Erdfriche , welche gefellig ie bon Pflanzen, z.B. die Erica , in- ne haben, Pflanzenzüge, laffen fich durch geo- graphifche Charten darftellen. Seit drei ‚Jahren be- Tchäftige ich mich mit einem Verfuch darüber, der noch nicht öffentlich ‚erfchienen if.

119 >phäßnoftematäl) Die 'Reizmittel, \wel- "che 'den Pflanzen durch eine chemifche V er- "wandtfchaft den Sauerfloff zu ‚entlocken feheinen, find: Licht und Wafferftoff- r gas. Daher geben die Pflanzen, welche en Walferftoffgas und. dem Licht ausge- Setzt find, zu jeder Zeit, fo lange fie wach- fü; Sauerftoff ‚von fich. „Daher. dünften die Pflanzen an,ihrem wahren Geburtsorte nur bei Tage Sauerftoffgas, des Nachts hin- gegen, wie. die Thiere, : kohlenfaures Gas aus.': Alle Theile der Pflanzen, ‘ats wel- chen 'man keinen 'Sauerfloff heraus löcken kann, und die doch einen Ueberfluß an”die- fem Grundftoff haben, ‚zeigen. eine, ‚weilse oder -bunte Farbe; (Fungi. rohen mi- niatus L. parietinus Verrucariae, Die Blätter der Gefchlechtshülle (petala corollarum), reife Aepfel, | die Rinde, die Zwifchenblätter der Blüthe (bracteae) Eajks Melaiighprum

H4 nemo«

120 er

nemoro fum;, ‚Pflanzen, ‚die, an ginem Sinflern Ort, aber in unverdorbener, „Luft ftanden.) Diejenigen Gewächfe ‚aber, wel- che auf den Reiz des Weafferfioffs a des 2 ua

Lichts den Sauerfioff fahren leffen, {ind von "frifchem Grün. (Die Blätter; die Bläte- ‚chen der äufsern Göfchlecheiheile "(foliola“calyeis); "Pflanzen, VeldN ich 'an einein dunkeln Ort mit Wafferfloffgäsum-

© geben befanden.) —-Erft neuerlich habeich -„ entdeckt, dafs Pfänzehen von Lepidi um’ ‘Satinum in derrdickften Finfterniß, "mit „athmofphärifcher Luft umgeben, auch: bei „„dem.,blofsen Licht. €iner Laterne grün

wurden.

. I. Zu. 113 EIGD 2 +. kElRR

"Was Athmen der Gewächfe hat der tref- ehe! PrYESTLEF AS) ziert unterfuehe im Jahr, 4773, ;dellen Beobachtungen: über das

Hodadsalısı B 1srgldt. -speper-

De be i f 188) FAT LA on various Feönche: of natural Eu- | a (stand, Aal

‚oma cH

12%

Sauerfoffgas, welches ‚die Pilanzen aushau- chen, .der.berühmte,.I. Prinsue ‚der gelehr- tem Welt ‚mitgetheilt hat... ; Im Sommer 1779 hat I. Ingennouss '%) PRIESTLEN’S ı,Ver- fuche wiederholt, ‚fie ‚vervielfältigt,, einen neuen. Weg. zur ıchemifchen Pflanzenphyfiolo- gie eröffnet, und felbft den .erften Grund zu diefer. Willenfchaft gelegt und

© Quid folis radii, quid’triftis nofte profunda

"ob Caligo officii praeftet-mortalibus aegris ' rExplicuit felix. .

Faft zu eben der Zeit machte Herr T. SEnE- BIER die Geheimniffe der vegetabilifchen Na- tur durch faft zahllofe Verfuche bekant, wo- durch die Phyfiologie einen treflichen Zu- wachs, und faft ein ganz neues Anfehen er- halten hat '°). Diefem Triumvirate folg- ten ScCHEELE, ACHARD, SCHERER, Suc- cOoW, BARNEWELD, RükkeErT, ‘und ahde- re fehr verdiente Phyfiker.' Te

Hs | ‚Die

189) Experiments on vegetables. Lönd. 1779.

190) Phyfikal. chemifch. Abhandl. über den Einfluß des Sortnenlichtes auf die drei Reiche der Natur. 1785.

122 Die "Vexetabilien ' kommen denjenigen Thieren’ einixermäfsen 'nähe, "welche ‘beim Athmen"Waffer einziehen. So wie im Kör- per/der Fifche das Ein - und Ausathmen nicht durch einerlei Orgänie 19%) wefchieht, fo find auch: die‘ "Würzelchei’ der Pflanzen, "welche einfaugen,' der Lage nach fehr verfchieden von den aushauchenden Blättern. Denn’ je: ne ziehen Wafler ein, ,diefe zerletzen ‚es ‚und geben Luft von fich..— Das Athmen)ider Schwämme ift bis jetzt noch wenig geprüft. Es ift auch in der That etwas fchwer, fie zu unterfuchen, da fie leicht in Fäulnifs über- gehen. Agaricus campeftris haucht, wie ich fchon oben erwähnt habe, Tag und Nacht ‚Waflerftofigas aus. Eben diefs fand ich auch bei dem A. androfaceus. Boletus fu- berofus hingegen, wie Herr HAEGER tref- lich beobachtet hat, ‚fchwitzt eine fäuerliche Feuchtigkeit aus, welche, wenn fie bei der Sonne anfchiefst, die reinfte kryftallifirte Zu- ckerfäure giebt '°%). Bisweilen fah derfelbe die

191) Girtanner Anfangsgründe der antiphlog. Chemie. 5.238. 92) Das Weinfteinfaure, das in dem vegetabilifchen

Reich fo weit ausgebreitet vorkömmt, verändert fich, wenn

423 die: Oberfläche des Schwammes” ganz mit on eg Kryftallen mptaugeh.

‚Ich, babe ver fucht,, eine neue Ti über > Reiz des Lichts, und des Waflerftoffs und die. Art, den Sauerkoff aus ‚Panzen zu ge- winnen, in einem Brief an Herrn ta MErHE- RıE '9) und in einer Abhandlung über das Wachsthum "unterirdifcher Pflanzen 2) vor- zutra-

"wenn ein Theil Sauerttoff hinzukömmt, in Zitronen- ' fäure‘, Acpfelfänre, Zuckerfäure und endlich in Ef- ‚igfiure. “Viele Vegetabilien find*nicht' fowohl nach ihren Grundfoffen felbft, als nach ‘dem: Ver- ' hältnifs der Menge Sauerfoffs , Wafferftoffs , Koh- " Jenftofls und ihrer Mifchung unter einander verfchie- den. Alle jüngere Gefchöpfe, fie mögen" Thiere oder Pflanzen feyn, haben einen Ueberflufs an fchlei- migen Stoff. Wovon einige Säugthiere,; die etwas 5 kälter find, nach’ und 'nach flarr werden ,. andere hingegen weich bleiben, und, wenn ich. fo fagen ' darf, eine ewige Kindheit fortleben. Säugthie- re, Kräuter Tremellen.

er; Rozier Journ. de Piyf. T.'40. pag. 154:

194) Grens Journal der Phyf. B. 5. S. 196. S. auch Lettre de Mr. Humboldt ü Mr. Creli in Annales de Chemie. 1793. Juillet. Pag. 108. ai

224

zutragen, welcher faft alle Phyfiker, wie ich fehe, nur.darum nicht beitreten, weil fie glau- ben, die Sonnenftrahlen verbünden fich mit den Gewächfen 95), die Pflanzen wären 'blofs im Sonnenfchein grün und gäben blofs in die- fem den Sauerftoff von fich. Die Reize, wo:

| | TER durch

195) Arifloteles hat diefe Lehre zuerft vorgetragen und behauptet, jedes Gewächs würde weils, wenn es nicht in der Sonne ftünde. wie ich anderwärts mit mehrern gezeigt habe. S.. Uleri Aunal. ‚der Botan. 1792. B..1. S..236. Rozier Journ. Tom. 41. P. 70. Ariliot. ‚wegı Xowaarw. Opera onınia. Ed. Du. Val. 1... pag..1209. Diejenigen irren. alfo, welche, diefe Beobachtung dem Ray zufchreiben. Hif. plant. T. 1. Libr. 1. p. ı5. Von dem Weilswerden der Pflans zen.im Dunkeln haben: vortreflich gefehrieben die Herren Bonnet Mem. fur Üufage des fenilles.- $ 79.

und 113... Meefe in Rozier Journ. de Phyf. 1776. T. 6. pag. 445. und T. 7. S. ıız. und 193. ‚Senebier Phyf. ehem. Abhandl. an angez. 0. T. 2. S. 30. "(welcher gefunden hat, dafs ein gelber durch das Prisma ge- brochner, Strahl wärmer, als andere ift, und das Wachsthum vorzüglich befördere.) Fourcroy Hand- huch der Naturgefch. und'Chemie B. ı. S. 133.. La- voifier Traite elem. Lo IK pag. 201. Eirtanner’s An-

„fangsgründe der Chemie 5. 410. Demefle Leure an Doöeur Bernard. T.ı. pag. 504.

sand

ag’

durch die Pflanzen Zur Aüshauchung des Sau. erftöfigas angetrieben ‘werden, find aber: die Sonmenftrahlen,' Wafferftoff,' Lam- penlicht. Diefs beweifen fowohl Herrn Se- NEBIER’Sund InGEnHouvss’s, als meine eig- nen Verfuche, welche ich in den'Freibergi- fchen Gruben 'und in &läfernen Gefäfsen an- geftellt habe. Aufser den Beobachtungen, welche ich fchon längft dem Publicum mit- theilte,'boten fich mir’auch andere dar, welche sch nicht übergehen möchte. Am 14. Febr. 1792 brachte ich keimende Zwiebeln von Cro- cus-fativus in eine Freibergifche Grube (in den tiefen Fürftenftollen, auf Georg - fte- henden, im Förftenbau) legte fie in gut be- feuchtete Erde, und fand nach fechzehn Ta- gen, da die Luft durch Waflerftoff fo fehr ver- derbt war, dafs fie das Licht auslöfchte und die Lungen angriff, die Blätter grünend, die Gefchlechtshülle gelb, mit Piftill und Staub- fäden verfehen. ‚Die Staubbeutel habe‘ ich den Blumenftaub auswerfen fehen. Die gan- ze Pflanze aber gieng den fiebzehnten Tag in Fäulnifs über. Ich würde fie noch eher welk gefunden haben, wenn das Waflerftoffgas in den Gruben ganz rein wäre. Hieraus folgt, dafs die Blumen der Vegetabilien, ohne von

Sonnen-

126

Sonnenftrahlen getroffen zu.werden, verfchie- dentlich gefärbt feyn können "%), was nicht vom Licht, fondern, (wie die verkalkten Me- talle und Schwämme beweifen,) von der Menge des Sauerftoffs abzuhängen fcheint. Am 22. Febr. brachte ich in eben die Gru- be Pflänzchen von'Geranium odoratiffi- mum,'Barbula ruralis und Neckera viticulofa, und fah fie alle nach zwölf bis dreizehn Tagen grünen, neue Blätter entwi- ckeln und lebhaft fproflen. Eben das habe ich beobachtet, wenn ich irgend eine Pflanze in ein gläfernes mit Waflerftoffgas gefülltes .Ge- fäfs that. Tag und Nacht hauchen fie Sauer- ftoffgas aus, wie auch die Herren SEnE- BIER "9”7) und IngGEnHouss '9) bemerken. BERTHOL-

196) Dagegen ftreiten Herr Meefe, Roz. Journ. de Phyf. T. 6. pag. 450. und Zavoifßer an angez. 0. C’eft la iumiere combinde avec la plante, qu’eft dire la cou- leur‘ verte. des feuilles et de la diverfit& de leurs fleurs. (Nur der Combination des Lichts. mit der Pflanze ift die grüne Farbe der Blätter und die Ver- fchiedenheit ihrer Blumen zuzufchreiben.)

197): Phyf. chem. Abhandl. an angez. Ort. T. 2.,$. 79% 198) Verficche mit Pfauzen B. r. S. 52.

27

0.0. BERTHOLLET '99) unterfuchte Zuwerft die ‚Wirkung des athmofphärifchen Sauerftöffs auf ‚die Rinde der Bäume. Seine‘ Verfüche ıhäbe ich im Winter 1792. und 1793 wiederkolt und gefunden, dafs das Holz,' welches ichin.-Sau- erfkoffgas gelegt.hatte, jnach zwei.bis drei: Ta- gen fehwarz wurde, gie;Luft;aber,mit,Kohlen- ftoff gemifcht war: ‚Der Brand der Bäume felbit ‚entfteht, wie ich, ‚glaube, aus dem ‚Sauerftoff, der fich in der Fiber anhäuft. Was mag aber die Urfache feyn, warum Lichen fraxi- neus, Wenn er an dem Morus, der den Brand hat, wächft, eben die Krankheit be- kömt? I

Wir

199) Annales de Chemie 1790. T. 6. pag. 238. EZiemens de Part de la teinture. T. ı. pag: 48. 51. 54. IIo. Die grüne Auflöfung, welche die Pflanzenblätter in, Weingeift geben, entzieht, wenn fie der Sonne aus- gefetzt wird, der athmofphärifchen Luft ihren Sauer- ftoff und wird weils. Ammoniak hingegen giebt, wie Herr Senebier beobachtet hat, deffen Verfuch ich ohnlängft wiederholt habe, dem Waffer die grüne Farbe wieder. : Es befteht nämlich aus Wafferftoff und Stiekftoff; wovon letzterer aus dem oxydirten Pigment den Sauerftoff herauszulocken fcheint. Auf eben die Weife werden die in Salzen, aufgelöften Metalle durch eingetröpfelten Amunoniak meift re«

.? „dueixt niedergefchlagen.

23

'„Wir fehen, dafs alle Gründe, ats denen „wir die Natur zu erklären’ pflegen, nur’ die „Art und Weife, wie wir tms die Sache vor. '„ftellen , und nicht die'Natur:der Sache felbtt, »fondern die Befchaffenheit' unferer’ Einbik „dung, anzeigen.” “„Videmus enim omnes ‚„rationes, quibus natüra explicari folet, mö- „dos efle tantummodo imaginandi, nee nulliüs „rei naturam, fed tantum imaginationis con- „ftitutionem indicare.”) SPınoza 0 om-

nid. ws pag: 39. " a) odoclalhe Sb 0 ir93 {1 i t sam D Ya CogE T sn Sach

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des Herrn Profeffor Heovowıcs und

des Ueberfetzers.

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Belebte und unbeilebte Körper.

D)“ gefammte vorhandene körperliche Dinge

diefer Welt, erhielten aus der Hand ihres Ur- hebers ein Vermögen nach gewiflen unwandelbaren Gefetzen in einander zu wirken, und durch dicefe Ein- und Gegenwirkungen die mannigfaliigften, je- doeh beftinimte Veränderungen hervor zu bringen, In diefem Betracht ift die ganze körperliche Mafle diefer Welt zufammen genommen, belebt. Unter den daraus entfandenen einzelnen Körpern gab er wel- chen ein eigenthumliches Vermögen nicht nur die in ihnen befindliche Materie felbft nach beflimmten Gefetzen und Verhältniflen zu bewirken, fich zu bil- den, diefe Bildung zu erhalten und von fich, ihnen. gleiche neue einzelne Körper hervor zu bringen, ‚fondern auch auffer ihnen gelegene Stoffe in fich zu nehmen und fie zu ihrer Erhaltung fich zusu:

eignen, \

In Betracht diefes Vermögens, werden folche Körper belebte, lebendige, diejenigen aber, denen diefes Eigenthum verfagt ift, unbelebte, todte Kör- per jgenennt, |

I 2 Alles

132

Alles das, was fo in und von den belebten be- wirkt und verrichtet wird, gefchieht durch zufam- mengefetzte Werkzeuge von feftern Beftand, die man Organe nennt. Und da deren nicht nur meh- rere, fondern auch verfchiedene in und an ihnen vorhanden find; fo nennt man fie auch organilirte

Körper.

Ob diefe Organe in dem anheblichen Stoff des Werdens folcher Körper vorher vorhanden und nur in der Folge durch das Lebensvermögen entwi- ckelt und vollkommener gemacht, oder ob fie nach und nach gebildet werden, lafs ich hier unentfchie- den. Gewißs it, dafs ein lebendiger natürlicher Kör- per mitOrganen verfchiedener Art, oder mit mannig- faltigen Werkzeugen verfehen feyn oder werden müf- fe. Mithin könnte man zwar fagen; leben und orga- nifirt feyn ift einerlei: aber nicht umgekehrt; orga- nifirt feyn und leben. Denn es können Umflände ei- nen Zeitpunkt darftellen, wo alle völlig ausgebil- dete Organe an und für fich in dem möglichft voll- kommenen Zuftande find, das Leben aber gänzlich verlofchen it.

Ein aufferordentlicher Schreck , eine aufleror- dentliche Freude, verfcheucht mit einem Augen- blick das Leben aus einem fo vollkommen, als mur möglich nach feiner eigenen Befchaffenheit , gefun- den Menfchen. Alle Organe find noch vorhanden ;

und

133

und gleichwohl ift alle erfinnliche Bemühung, in ihm das Leben wieder zu erregen, vergebens und fruchtlos.

Und wie, wenn vollends erwiefen werden könnte, dafs im Grundftoff der durch die Zeugung bewirkten Körper, die Organe nicht, wie man zu behaupten gefüucht hat, im unendlich Kleinen vor- handen wären, fondern durch das ihnen mitgetheil- te Leben gebildet wurden: fo düunkt mich, klar zu feyn, dafs das Leben ein von den Organen verfchie- denes Wefen, mithin leben und organifirt nicht ei- nerley und gleichlautend fey.

Wird es von dem Körper den es bewohnte und feinen materiellen Beftand nach gewiffen mitgebrach- ten Gefetzen bewirkte, getrennt: fo bleibt diefe fogleich den allgemeinen Gefetzen der Wirkfamkeit aller vorhandenen Stoffe in und auf einander ausge- fetzt. Daher ift die daraus entftandene Verwand- lung der vorhin belebten Körper, allerdings das einzige wahre Kennzeichen ihres Ablebens oder To-

des, wie $ 2. dargethan wird,

Vom Golde in dem thierifchen und vegetabilifchen Körper 8.6.

Die Hoffnung, Gold in den Blättern und Sten- geln mancher Pflanzen zu finden, hegte man vor- zuglich zu Ende des vorigen und Anfang des jetzi- gen Jahrhunderts. Die vielen Schriften, die da-

13 mals

134 mals über diefen Gegenftand erfchienen, findet man. in Böumer’s Dibliolh. hifler. natural. P. IV, Vol. H. pag. 217 und 218. Doch.gehören aufler. den dort erwähntenhierher noch vorzüglich: M. MARr. Lı- PENIT AudoAoyia STapidum vonfiderai. phufica, 1674. 4. (neu aufgelegt in Hildesheim 1684.) Cap. VH. $ ı; und MATTH. BELL prodrom.. Hungeriae antiquae et »ovae. Norimb. 1723. fol. Libr. II. IN 9. ferner :HUBER de. auro vegetabili Panon. diff. und Io. Sam. STRYCK.de auro obryzo et argento pufulato. Witteb,. 1688. 4. $ IV: p.14 w.15. Dafs-jedoch die in einigen (vornehmlich ungarifchen) Weintrauben gefundenen goldähnlichen' Körner und Blättchen nicht wirkli- ches Gold waren, mußte fich bald aufmerkfamern Chemikern zeigen; ‚wie dennsauch diefes gedachte Phänomen nie allgemein für- wirkliches Gold ange- nommen, fondern fchon im Aufange der Bekannt- werdung von vielen verworfen wurde. $. Breslauer Sammlungen von Natur-, Medicin- und Kunfigefchich- den. Sechfter Verfuch, Breslau 1720. $. 1734. ER Andere wollen auch Golddrath in und zwifchen den: Getraide gefunden haben, befonders in Böhmen amd Schlefien, worüber ein weitläuftiger Bericht in den Breslauer Sammlungen. Fünfter Verfuch 1719. S. 1380 1384. fteht. Das eben fo berüchtigte Aurum Anatinum if weder wirkliches Gold, noch findet es fich in die- fen

135

fe Thierem; als Beftandtheil- ihrer Knochen; fan: dern. blos zufällig traf man in den Magen einiger Enten goldähnliche Metallkörner an, zu denen fie mit der Speife gekommen waren. $. FABER de Ana: tibus auriferis in den» Zphem. Naturae Gui Dec. L an.6 u. 7. obferv. 194. p.285.undLUC.SCHRÖCKIUS de ÄAuro Anetino. | Ebendafl, Cent. VIII. obferv. 49. 9: 330. (Vergl. CRELL'!S chemifches Archiv. Leipzig 1733. B. 114 S. 108.) „der Ueb. SS 4

‚Die Grundlage derjenigen Körper, welche durch die Zeugung das Leben bekommen, ift durchgän- gig äufferft klein gegen der zu.ihrer Vollkommen- heit gediehenen Gröffe derfelben. Alle diefe Zu- nahme und: Vervollkommung mufs das Leben aus dem Körper felbft, von auswerts in ihn gelangten Dingen, durch alle feiner Art. zukommende' Stu- fen bewirken. Zur Bewirkung diefer. ‚fremden i in ihn gelangten Dinge, um fie für ihn (ebieklich zuzurich-, ten, ‘gehören Werkftäte und Werkzeuge, die je nach der verfchiedenen undmannigfaltigen Beftim- mung und Bedürfniffen , verfchieden und mannig-, faltig find. Diefe werden befonders. Organe ge-. nennt. Alleine nicht nur in diefen fondern allen. zum lebendigen Körper gehörigen gefunden Theilen ift das Leben wirkfaın , fie mögen fo fefte feyn,: als

fie wollen, Ich übergehe hier:die Knochen .der. 14 'Thiere,

136 Thiere, deren Leben auch nur'das chirürgifche An- bohren, um fie zur Ergänzung.ihres Verluftes zu nö- thigen, erhärten könnte. Das Holz aber der Gewäch- fe, fo lange es unter dem“ Veberzug der’ lebenden Pflanze fo befchaffen if, dafs man vonihm fagen kann; wie man im gemeinen Leben zu reden pflegt, der Stamm, der’Baum hat gefundes Holz, ift nicht leb- los, fonderu belebt. Wer fich davon durch die Er- fahrung überzeugen will, betrachte nur zu’der Zeit, wenn das Leben der Gewächfe am wirkfamften if, den über der Erde Ellen hoch rückfländigen Sturz einer im'Winter gefällten Erle, und’er wird finden, daß dürchais noch völlig gangbare-Gefäßefur den Saft vorhanden feyn müffen. "Eine im Frühjahr bis ziemlich weit in ihr Holz hinein angebohrte Birke, mufs ja den Saft, der fo häufig aus einer in diefe Oefnung hinein gebrachten Federfpule oder andern Rörchen, abfieft, aus dem Holz und nicht dem ‚Baft hergeben. ' Was enthält nicht das Holz der Kiefer und anderer dergleichen Bäume, wenn fie recht gefund find, für bearbeitete Säfte von weit-anderm Beftand, als fie in einem dergleichen jungen Baum, oder dem Bäfte des alten find? die immer auch fer- ner angewandt werden und allem Vermuthen nach zur Zettgung und Fruchtbarkeit das Ihrige beitragen und auch’ das hergeben müflen, was die eigentliche Wurzeln, während dem Winter, zu ihrem fürde- ren Gedeihen benöthigt find.

Ich

137

Ich 'habe es fchon in meiner 1793 herausgekom- menen Grundlage zu einer natürlichen Ge/chichte der Laubmoofe angezeigt, dafs hauptfächlich ‚das, Zellen- gewebe die zurükfuhrenden Gefäfse enthalte, die zu diefem ihrem Gefchäfte nicht ohne Leben feyn kön- nen., , Das, meifte davon befindet fich zwifchen den Ringen der mehr verhärteten Holzlagen. Wird aber auch diefes durch den Druck, wie in dem Innerften, oder fogenannten Kern der Stämme, gänz- lich verdrängt , denn mufs das Leben hier vollends aufhören, die Auflöfung trit ein und der Baum wird hohl. Die nehmliche oder ähnliche Ereigniffe können fich an einem andern Theil des Holzes er- geben, wenn der vom Leben bewirkte Trieb und Einflufs des Saftes durch ihre darzu beftimmte Werk- zeuge, von irgend einer andern hinlänglichen Ur-

fache gänzlich verhindert und aufgehoben wird.

Die von D. RıiCHTER entdeckte Erde Se betreffend S. ı6.

Rate unterfuchten nachher diefe Kno- chenerde des D. RICHTER’S: GÖTTLING in f. Tafchenbuch für Scheidekünftler und Apotheker auf das Jahr 1793. Weimar S. ı2. und WESTRUMB in den kleinen phyfikal. chemifchen Abhandlungen B. IV. oder Chemifche Abhandlungen B. I. Hannover 1793. S. 308. Beide, durch ihre Verfuche geleitet, behaupten ein- fiimmig: es feiphosphorgefäuerte Kalkerde.

I5 Von

135 Von:det Farbe der’Knochen SdUfa

NIEBUHR (Krifebefchreibung nach Arabien. Kop- penhagen 1774. Th. U. $. ı2.) fand in Perfepolis Hühner mit fchwarzen Knochen, wobei er 'be- merkt, dafs es in Perfien dergleichen fehr viele gäbe. Auch hat man beobachtet, dafs unfere Hüh- ner, wenn fie fchwarz befiedert find, auch fchwärzliche Knochen haben. So finden fich die Gräten der Fifche oft von verfchiedener Farbe, z.B. von einer grünlichen: im Hörn- hecht (Efox Belone) $. M. E. BLoc#’s ükonomifche Natursefchichte der Fifche Deutfchlands. Berlin. 1782.

TRL"S 2a0 der Ueb. #

Bey Vergleichung der Veränderungen, die nach 5.23. bey zunehmendem Alter mitidemi Holze und den Knochen vorgehen, wie auch der: Aeuflerung nach Herrn BATSCH, „dafs die Pflanzen, phyfio- logifch betrachtet, nichts was den Knochen ähnlich. wär, befitzen, « hätte wohl auch ein Bliek auf die Hörner der Thiere geworfen werden follen. Ich werde bald von den Abftufungen der feften Theile in ein und eben dem Thier, ein nd eben der Pflanze, nach Maasgabe ihrer zurückgelegten Dauer etwas erwähnen. Hier will ich aber I) nur das er- innern, dafs man bey jener Vergleichung in An- fehung der Verdünnung oder Abnahme des Quer- durchmeflers einer Kuochenwand, nicht die ganze

Holz-

139.

Holzmaffe eines Baumes nehmen ‚dürfe, fondern nur’einen fo genannten Ring: und unter der Schwä- che.ift wohl nichts anders, als eine vermehrte Ge- neigtheit zum Brechen oder Sprödigkeit zu ‚verite- hen. ) Diefe ift aber auch dem veralteten Holze, nach Maasgabe ‘des Mangels an dem ‚befeftigenden und gefehmeidig machenden Stoff, nicht abzufpre- chen, Zweytens frag ich, wie weit der Abftand zwi- ‘fehen Horn und Knochen if; und ob keine Pflanze irgend etwas hornartiges hervor bringt? Zu dem allen aber erwäge man nur die Befchaffenheit von Querdurchfebnitten eines Hornes von einem bejahr- ten Rindvieh und etwa eines Aftes gleicher Jahre von einem Baum. Es kömmt hier, wo vom Leben die Rede ift, durchaus nicht auf die chemifche Be- ftandtheile eines Körpers, fondern auf das an, was und wie das alles bewirkt wird. Eben die zu grof- fe Anhänglichkeit an die Chemie war Mitverführe- rin derjenigen, die Conferven, Tremellen, Pilze u. dergl. fo übereilt aus dem Gewächs- in das Thier-

reich ‚verfetzt haben.

Noch wird in eben diefen $ 8.17. gefragt: Sollten nicht Knochen von einer Thier- und Pflan- zengattung, nach Verfchiedenheit der Nahrung, des Klima und der Lage verfchieden feyn?2 und die- _fes dureh einige Beyfpiele von Hölzern und Kno- chen, auch nach ihrem Alter beftätigt, Man erlau-

be

140

be mir, hier noch den geneigten Lefer an den höchft merkwürdigen Verfuch,; Thiere mit Färber- röthe zu futtern und den Erfolg diefer Fütterung auf die Knochen zu erinnern, welche der berühmte Herr Profeflor BÖHMER in Wittenberg in feiner ehemaligen Streitfchrift um die Doktorwürde, un- ter der Auffchrift Radicis Rubiae tinforum effetus in corpore animali. Lipf. 1751. umftändlich befchrie- ben hat. Wie.ausnehmend wichtig und für die Knochenphyfiologie erwägungswerth ift nicht der Umftand, dafs fürnehmlich die Knochen junger Thi:re, welche die fo genannte Wurzel, oder viel- mehr den unterirdifchen Stamm diefes Gewächfes einige Zeit genoflen, am fchönften roth, älterer aber minder von diefer Farbe durchdrungen wur- den! dafs fich fogar, nicht nur der Schnabel der Vögel, fondern auch der Schmelz an den Zähnen vierfüfsiger Thiere fo firbte! Einem wahren ge- nauen Beobachter kann es nicht fehlen, an einerley Holzart, nach der Verfchiedenheit des Standortes und der Lage, wo es fich im Leben befindet, eine- verfchiedene Farbe und verfchiedenen Beftand zu

entdecken.

Brafilienholz $. 28. Anmerk. 40.

Shon der SHERIF AL EDRISI, welcher unter dem Namen des nubifchen Erdbefchreibers bekannt it und 1153. in Sicilien fchrieb, fpricht von einem

rothen

141 rothen Holze, das fein Ueberfetzer Brefilje nennt, als ein Produkt von Sumatra. (Alrami) S. SPRENGEL’S Gefchichte der wichtigften geegraphifchen Entdeckungen bis zur Ankunft der Portugiefen in Japan 1547. Halle 1791. S.420. und ABULFEDA, wel- cher feine Geographie 1321 beendigte, fagt von eben diefer Infel, fie fei „matrix ligni bre- fill.” $S. Büscnıng’s Magazin Th.4. S. 298.

der Ueb.

S >.

Mir fcheint es hier die Nothwendigkeit zu er- heifchen, dafs ich vor allen Dingen die S. 26. an- geführte Meinung des Herrn von HALLER über die Entftehung der Sehnen aus den Mufkelfafern, und | den Widerfpruch für diefelbe nach der Herren MUR- RAY, SÖMMERING’S, MECKEL und HUNTERS Beobachtungen erwäge. HALLER war ein fehr em- figer grofler Zergliederer feiner Zeit; feine Wider- fprecher hierinne find es nicht minder für diefs Jahr- :zehend: Wer von beiden Theilen hat Recht? Es wäre, offenbare Unverfchämtheit, wo nicht Verwe- genheit, wenn ich mich mit’'einem von diefen Män- nern in der von ihnen fo hoch getriebenen Kunft meflen und für diefen oder jenen Theil entfchei- den wollte. Aber die Natur ift unwiderfprech- liche Wahrheit, fiemag felbft den Ausfchlag geben.

Um

142

Um dahin zu gelangen, wird es nothwendig feyn,, dafs wir mit unferer Aufmerkfamkeit da an- heben, wo fie ihr Gefchäfte,; einen neuen Jeben- digen organifirten Körper hervor zu bringen und zu erbauen beginnt.: In der Hauptfache möchte es wohl cinerlei feyn, auf_welche Art von diefen Ge- fchöpfen wir unfer Augenmerk richten: Jafst. uns alfo bey dem Menfchen, von deffen Theilen eben

hier die Rede war, fiehen bleiben.

„Von der ungemein kleinen Anlage, die fie im weiblichen Gefchlecht durch das Werkzeug des Eyerftockes, zum Empfang des Lebens vermittelt des Befruchtungsftoffes vom männlichen Gefchlecht ereircie. hat ein Theil der Naturforfeher ge- glaubt, dafs in ihr der ganze zu örper mit allen feinen Theilen im unendlich Kleinen vor- handen fey und nur den belebenden Reiz jenes Stof. fes erwarte, um diefe Theile nach und nach zu entwickeln. Andere, die durch ftarke Vergröffe- rungen in dem männlichen Befruchtungsftofl ganz kleine und zwar belebte Thierchensgeftalten gefe- hen haben wollten, gaben diefe für jene unendlich kleine zu entwickelnde Körperchen aus, und lieflen fie in die erft erwähnte weibliche Anlage in der. Befruchtung fich auf irgend eine Weifle hinein be- geben. Von beiden wurde diefes anhebliche eg

der Keim genannt.

Ob

143

Ob .es gleich zu den Unerweislichkeiten gehö- ren dürfte, dafs z. B. ein dreifigjähriger Hirfch mit allen feinen jährlich vergröffert erneuerten Ge- weihen’ in dem Kein, und nach der Lehre. der Ein- fchachteler, im erften derfelben alle bisher zum Vorfchein gekommene und noch zukünftige, vor- handen gewefen fey; fo mögen doch.beide Mei- nungen hier ihre volle Gültigkeit behalten. Wenn wir aber den Theil, der an einem lebendigen Kör- per, wie die Schere des Krebfes , das Geweih des Hirfches, von neuem entitcht, die Wiedererftat. tung des Fleifches und feines Ueberzuges in Wun- den und dergleichen, vorurtheillos nach ihrem an- heblichen Beftand betrachten und mit genauer Rich- tigkeit. unterfuchen , woraus er befteht, und denn ein unbefangenes Augenwerk auf jene fo genannte ' Keime werfen, werden wir nicht da fchon zu ver- muthen genöthigt feyn, dafs ihr angegebenes netz- artiges Gewebe doch in nichts anders, als Gefäflen oder Gängen beftehe? Wenn jeder feiner kleine- ften Theile aus der innern Quelle dasjenige erhal- ten foll, was ihm Zunahme, Vervollkommung und Erhaltung verfchaft, wovon er das wird, wozu er vorhanden ift: fo müffen ja, befonders in dem Zu- ftande, für jede Punkte beflimmt geformte Gänge vorhanden feyn, durch welche alles das an fie zu gelangen vermag.

Wis

244 Wie find die Wände der Kopfhöhle "und die

der übrigen Knochen eines Kindes befchaffen, wenn es nach Verflufs von neun Monathen, von dem An- fang feiner Belebung an, an das Tageslicht kömmt? ’aren fie das im Mutterleibe vor einem, und was fie da find, vor zwei Viertheilen des Jahres u. f. w. zuruck? Der Gang, durch welchen die weife Natur den zurück gebrachten Säften einen Weg aus der Hauptfehlagader der 'vordern Herzkammer, in die der hintern bahnt, um fie während dem, daß. ihnen der Durchgang duch die Lungen in Mutter- leibe verfagt it, zum allgemeinen Umtrieb, vermit- telt der letztern, zu bringen; was wird aus ihm nach Entledigung feines Dienftes, wie ift im den fördern Jahren fein Gehalt befchaffen? Eine feine wohlgerathene' Ausfpritzung der Adern eines ohnlängft gebohrnen todten Kindes, zumal wenn vorher feinen Gefifsen alle Säfte entnommen wor- den wären, wie weit dringt fie? Könnet ihr durch gleichmäßige Behandlung, eines durch das Schwerd getödteten, mithin von einer Menge Blutes entleer- ten, nur dreifsigjährigen Körpers Oberfläche eben fo, wie im Leben röthend machen? Was giebt der Haut des ältern T'hieres ihre weit gröfsere Dich- tigkeit vor der jüngern? woher ihre vermehrte Fafern und Feitigkeit? Wovon ihre Fiebern, wovon die der Mufkeln. des erwachfenen und durch ftete Leibesübungen recht fleifchigt gewor- denen °

145 denen Mannes alle vom Anfange feines Werdens vorhanden? Sie feyen ‚es; was vergröisert, was verlängert-fie? Was giebt ihnen im hohen Alter die,'auch) von einem'fcharfen Hundezahn, eben fo unzerbeifsliche Zachigkeit, als ihre Senne fchon lange vorher hatte? «—- Drängt und verbindet fie alsdann fo: dicht und genau zufammen, als fie es in der Senne feyn muflen: was werden fie denn feyn, werndo die Säfte zwifchen ihnen weit mindern Raum finden? —- Wenn jemand fich die Geduld und Zeit nehmen‘ wollte, alle der Länge nach laufende Fi- bera eines Mufkels und feiner Senne zu- zählen, wide er wohl in diefem Theil mehrere oder we- nigere antreffen als in jenem? Stehen nicht die Seiineh oder Mufkeln, wo diefe ausgehen, mit ih- nenim.Verhältnifs? ‚Sind fie denn beide, zumal im förderen Alter, fo leicht von einander trenn- bar?

Die Knorpel und Knochen. Ich will Schlag- adern und die fo genannten Balken im Herze, die mit den Jahren endlich auch verknöchert werden, nicht "weiter erwähnen. Was geht aber mit den knorplichten Anfäitzen der Knochen ganz junger Thiere, was mit dem Schildknorpel des Kopges von der Luftröhre und andern.dergleichen Theilen im Alter vor, wenn fie knöchern ‚werden? Wie er- gänzt lich der Verluft von einem Kuochen wieder,

K und

146

und warum leichter und eher in der Jugend, alsıim hoben Alter, wo doch die Säfte an und fur fich fehon gehaltiger an dergleichen Materie find? Ihr fagt: die Gefiise bringen die eine Subftanz hin (wie follte fie auch anders hingelangen?) und einfaugende 'Ge- fifse nehmen die andere ein und fuhren fie zurück. Da nun aber’ vollends. diefe Verwandlung vom In- nern des Knorpels anhebt und fich fo allmählig nach aufsen zu "weiter erfireckt; ‘da dieß Verwandelte von Punkt zu Punkt fo zunimmt, folglich :jeder Punkt fein zuführendes und abführendes Gefäfschen haben mufs: wo kommen denn während und nach der Verwandlung diefe Gefäfschen hin? Werden fie felb* etwa annullirt, oder ziehen fich etwa, gleich- fam wie die Hörner der Schnecken, nach jeder Be- feftigung des Abfatzes um fo viel zurück, als diefer beträgt? Ich follte es nicht meinen. Vielmehr dunkt mich, laffe fich es wenigftens mit vieler Wahrfcheinlichkeit abnehmen, dafs die nunmehr verknorpelte und verknöcherte feine Gänge den an- grenzenden fowohl als den mit ihnen, wie in der Knochenhaut (Periofteum) offenbar im Zufammen- hang fRehenden noch völlig gangbaren Gefäfsen, wenigftens gleichfam zu Leitern der Feuchtigkeiten dienem, durch welche fie in dem Zuftand des Ic- benden Körpers erhalten werden, den ihre Beflim-

mung und Dienft erfordert.

Ich

147

Ich’hätte noch felırwieh zu Sagen, um'zi: zei- gen, wie die Natur von’ dem:inur, belebten:Keim au, bis zum höchften Alter, durch alle fefen Their le des Körpers, ihren Bau ‚ftufenweis vollendetz wie die Trennumg eines Theiles vom andern wenig oder gar: nichts'beweife: das ich aber zu einer'eigel nen voflftändigen Abhandlımg verfpare, Hier habe ich eigentlich nur. Spuren angegeben , ob: die/Natur in Anfehung der Mufkel- und Sennen- Fafera fit HALLERN oder die Herren MURRAY,: -SöMME+F RING u. L f, entfcheiden durfte, Man erlaube mir nur noch zu erinnern: dafs

alle. diefe Unterfuchungen außer dem Bezirk der Chemie liegen, indem ihr Augenmerk’ blos auf die Befchaffenheiten, Verhältuifle und Mifchungen. der iu den feften und Aufigen Theilen der Körver sit- haltenen Stoffe gerichtet it. Was aber. den Bau, Zufammenfetzung, Zufammenfügung, Verbindung ihrer fefen Theile unter einander, u, f. f, betrift, gehört lediglich fur den Anatomiker. Je: nachdem beide Theile, und füurnehmlich nun auch der Zer- gliederer feinen Gegenftand,, weit genug, nach al- ler nur möglichen Aufmerkfamkeit, Furficht, Ge- nauigkeit,. Treue und Geduld: in ihren Unterfu- chungen befolgt haben: je nachdem zieht der Phyr fiolog daraus Schlüfle, die der Natur oder Wahr“ heit eigentlich gemäs find ‚oder nicht. Allein, zu einer dolchen anatomifchen Unterfuchung gehört in Ss der

148

der Fhat'noch vielimehr; als eim fcharfes’ unbe- wafiietes Auge, : die bisherige gewöhnliche Inteu- meäte Verfahrungsart. und Muße,: ER an fich nahm oder nehmen’ konnte, ae

Irkaaihie den) ee Härte des FREE BEE RUE R.! DD ER ECESAELN, ARIRBETWen Ren

1

any Wenn die Frage "über die bisher freilich unbe- kannte wahre Urfache der verfehiedenen Härte und Hölzgehalt. ein” und eben ‘des’ Maäfses beantwortet werden foll: fo muß’ man wohl unterfeheiden, ob he'eiımund eben die Holzart, oder ganz verfehiedene Arten’gegen einander gehalten, betrift. Warum z.B. ein Cubikfußs' von’ völlig ausgetrocknetem Holz der Weifsbuche, Rothbuche, Eiche u. f. f./mehr wiegt, als ebenfalls ein völlig’ aüısgetrockneter Cubikfufs Holz von einem andern Baum der’ Weißbuche, Röthbuche, Eiche, iff ganz etwas anders, als wenn ich’ frage: woher es kömmt, dafs ein folcher Cu- bikfaß von der Pappel, Tanne, Kiefer u. f. w. um ein beträchtliches weniger wiegt, als von jenen. -Ja ich mufs, um in gar keinen Irrthum wegen die- fer Verhältniffe zu gerathen, auf das Alter, den Theil des Baumes und den Ort, wo der Cubikfufs Holz genommen worden ift, genaue Ruckficht neh- nen. Denn der’ von einem Afte ein und eben des Baumes wird weniger wiegen’ als der von der Mitte feines Schaftes; diefer wieder um etwas weniger,

als

149

als unmittelbar. über: feinen. Vertheilungen in ‚den Standort; und wiederum ein Cubikfußs von der un- ter dem’Baft gelegenen Schicht ‚oder. vom'Umfange eines mächtig gewordenen Stammes weniger, als wenn ich ihm aus eben.des Querdurchmeflers Mitte nehme. ‘So mufsten auch, befonders in Bezug auf die Schwere, diejenigen in’ dein Gängen und Höh- lungen der Hölze befindliche Säfte, die durch ‚die Austrocknung nicht heraus igebracht werden kön- nen, wie Harz, Gummi, öder noch’ leichterer Schleim, aus. der Verhältnisberechnung des :Holz+ gehaltes nicht aus der Acht gelaflen werden; indem bei gleicher Dichtigkeit der Holzfafern- an und für fich felbft fowohl als ihrer Verbindung unter einan- der, ‚diefe dem Gewicht einen: Unterfchied, ja fo- gar der Härte, ge#en können...

Es würde meinem: jetzigen Endzweck unange- zueffene Weitläuftigkeit wachen, ‘wenn ich mich hier auf alles das befonders einlaflen wollte. Es fey alfo genug, wenn ich den Grund sangebe , wo- her die Dicht - und, Feftigkeit des ‘Holzes einer Baumart von der andern;-in gleichem Alter, glei- chem Theil, gleicher Stelle, gleichem Standort fo verfchieden tt,

Ich habe in meiner. Anzeigefchrift über den Urfprung ‘der. vegetabilifehen Fiber *) darzuthun

NEED? gefuch®

*) De fibrae vegetabilis et animalis ortu p. 1. Lipf. 1789. 4.

250

gefucht, dafs er von den zu= und abführenden ‚Gängen vherkommei ) !Eben dafelbt hab ich ange- gebe, ‚dafs bei andern die "zuführenden Gänge in gewurndener Richtung un die Luftröhren ‚"bei 'an- dern‘ in gerader"an denfelben ihren Gang nehmer, bei noch andern von den Luftröhren' gleichfam um- geben find ; die rückführenden hingegen im Zellen- gewebe, auch in verfchiedener Verbindung imd Rich- tung liegen. Mimuft'keine Pflanze, die wenigftens nur etwas beträchtliches Holz machte, bekatınt, de- ren zufuhrende Gefäfse eine andere, als die erfe Rich- tung hätten. Je nachdem nun die Zahl der Luftröhren und 'ihr Querdurchmeffer mehr oder minder be- trächtlich it; je nachdeni diefe Geföße an und für fich weiter oder enger, ihre Windumgen aber dich- ter oder weitläuftiger find 5. je Nachdenı däs Zellen- . gewebe fıir fich betrachtet, fo-auch die in ihmbeäind- liche Gefifse, eine weitläuftigere oder’ gedrängtere Stellung haben, mufs’mit ihrer Verhärtung zwHolz, wenn fie auch" nur gerade fo bleiben, wie fie im jungen Zuftande find , eine niehrere’ oder mindere Dichtigkeit verbunden feyn. . Die Luftröhren, um welche fich die zufüh- rehden Gefifse fo winden, verlieren durch diefe Verhärting von ihrem Darchmeiler wenig oder gar nichts und bleiben offen." Es ift ein bekannter Ver- fch it den Stöcken’ von Reben und fo genanitem

Dani ipanı

151

fpanifehen Rohr, dafs der Speichel, womit man das eine Ende anfeuchtet, Blafen giebt, "wenn durch das andere Ende hinein geblafen wird. Die Luft- röhren des Kurbifes gehören unter die weiteften. Man mag den untern Theil des Stammes, wo in den Bündehen diefe Röhren am häufigften und die Adın fie geleiteten Saftgänge völlig verholzt find, feuchte oder getrocknet, oder durch die Fäulnis vom weichern Zellengewebe gefäubert, quer durch- fchneiden: fo wird mian in jedem Fall die Ocfnun- gen gleich weit und hohl finden. Eine auf die letz- tere Weife. behandelte Röhre, kann uns, durch ftarke Vergröfserungen betrachtet und gegen den vorma- ligen völlig wegbaren Zuftand -der um fie gewun- denen Saftgefäßse gehalten, am einleuchtendeften beweifen, was bei diefen'in der Verholzung vor-

gehen müffe,

Diefe ift nur eine, ge wiffermiafsen weiche, ein- jährigte Pflanze, die dem geringften Froft in unferm _ Himmelsfich unterliegen muß, indem er, vollends die Gefäfse des fehrı lockern mit wäflerigen Säften angefüllten Zellengewebes: zu ihrer fernern Verrich- tung untauglich macht, und deren von einander abftehende Bündchen leicht zählbarer Luftfaftge- fäfse fat gar keinem Druck unterworfen find. Wo fich aber viele Jahre hindurch, eine fat zahl- lofe, um und um dicht an einander gedrängte K4 Menge

152 '

x

Menge derfelben jährlich von neuem hervorthutz. wo diefe Menge mit ‚der mehreren Kleinheit der Röhren zunimmt, ‚mithin.der -zuverfolgenden., oft kaum unter. den fiärkften Vergrößerungen fehbare Windungen um defto mehrere werden;', wenn das Zellengewebe mit feinen Gefäfsen zwilchen den Ge- fifskreifsen , oder durchgehends zwifchen ‚jenem Werkzeugen. gedrängt beyfammen it; wenn. das alles feine Verrichtungen - gleichfaım unter... dem, Druck der um das Ganze ge‘pannten Rinde vollzie- hen mufs: fo find die verfchiedenen Verhältniffe der Härte, Dichtigkeit und: Schwere der Holzarten eine Folge diefer von der Natur getroffenen Ein- richtung des Baues.

Ich erinnere mich nicht, es irgendwo noch gefagt zu haben, dafs die jährlichen Schichten von Luftfaftgefäfsen insgefammt auf einmal entftehen, fondern es kommen deren während der ganzen 'gün- ftigeren Jahrszeit immer noch welche in dem äußern Battring nachgefchoben, ‚die alfo auch®&fäter als ihre Vorgänger verholzen. Daher finden fich, un- ter dem Splint befonders, immer noch faft völlig gangbare Windungen von Gefißen. Und da die ältern gleichwohl immer noch nicht ganz und gar ungangbar find: fo erhellet,. wie die Verholzung alio auch. die Feftigkeit immer ftufenweis zunimmt, Hieraus aber, und dem Vorhergehenden, kann

\

. fchon

153 fchon leicht eingefehen. werden, warum auch.z.-B;, ein Cubikzoll Holz vom Stamm ‚mehr ‚Gehalt habe als ein Cubikzoll von einem weit jungern Afte,eben deflelben Stammes; und wiederum eben 'fo ‚die in- nerite und: äufsere Schicht jenes gegen einander ge- halten. .

Das fchnellere Wachsthum hat zwar auch fei- nen Bezug auf eine verminderte Feftigkeit'des Hol- 225; 'eber blos in wie ferne von Bäumen ein ‚und eben der Art die Rede ift,

Da dem Holz, wie ich im Vorhergehenden gezeigt habe, das Leben. nicht. abzufprechen‘ ift, und. in. den neuerlichen ‚verholzten Schichten: der Saftgäuge zumal, immer noch welche völlig, weg- bare. vorhanden find; da.die Gefiße der Rinde ebeufals verholzen, diefer Theil aber fich dennoch reprodueirt: fo wär es gleichwohl noch eine Frage, ob allem Holz, das Reproduetionsyermögen: ganz und gar abgefprochen werden könne. Ich meines Theils, halte mich von dem Gegentheil,. wenig- ftens in der äufsern Schicht, ‚auch durch ein ‚paar gemachte Erfahrungen, überzeugt. Durch den hefti- gen anhaltenden Winter vom. Jahr 1789 war Baft undRinde gegen die Mitte des Schaftes einesim hiefi- gen botanifchen Garten befindlichen Baumes von nicht ganz mittlerem Alter der Gleditfchia triacan- thos und der Wallnufs, bei:beiden an zwey Stellen getödtet und brandigt geworden. Verfchiedene In-

K5 | fekten

154

fokten hatten nacher unter der riig gewordenen Deeke ihre Wohnung aufgefchlagen. Als’ich diefe wegnahin, war die entblöfte Oberfläche des Holzes, vermuthlich vom Unrath und Ausdunftung der num verjagten Bewohner, wie mit feinem Rufs belegt und fchwarz angelaufen. Die Entblöfsung, die ich zumal an der obern' Stelle, der: Wallnufs ‘machen mufste, betrug vier Zoll in der Breite und beinahe noch einmal fo viel in’ der Länge, Ich reinigte die Schiden von allem, was fich fremdes oder ab- geftorbenes 'vorfand,, " die Oberfläche \des «Holzes. ichabte ich‘ durchaus ab , uberdeckte das Ganze mit einemPflafter von Baumwachs, fo,"dafs es auch auf der Holzfläche genau auflag und allem den Zu- gang von aufsen verwehrte. Diefs that ich im’ Früh- jahr 1790. Seitdem hat fich alles, füurnehmlich. aber in der beträchtlichen obern, jungern Stelle am Wailnufsbaum, bis auf eine geringe Spur von einer hier vorhanden gewefenen Verletzung, nicht allein völlig gefchloffen, fondern auch fo gecebnet und ge- fundes Aufchen bekommen, dafs ich mich für be- rechtiget halte, eine gänzliche Ausheilung und Aus- gleichung auch des darunter befindlichen Holzes ge-

wifs zu vermuthen. ®

Was gleichwohl das Holz junger Bäume ver- mag, wenn der Zufammenhang feiner Fafern ge- trennt worden ift, kann man aus dem Verfuch ab-

nehmen,

155 nehmen, den Herr Du HAMEL im vierten Buch, Hauptflück 3 des zweiten: Bandes feiter fürtröflichen Phufik der Bäume erzählt. Er 'zerrißs nehmlich durch das Umbiegen einiger folcher Bäume auch einen grofsen Theil ihrer Holzfafern, befeftigte fie denn wieder in ihre grade Richtung, und fand, nachdem fie eine Zeitlang in der Stellung geblieben waren, die Zwifchenräume ‚der zerriflenen Holz-. fafern mit einer krauitartigen (herbacke) Subftanz angefüllt. Von diefer fagt er, dafs fie ihm aus dem Bat herzukommen fchiene, daß fie fich nach und nach verhärte, dafs aus ihr endlich. Holz würde. Nach feiner erften, aus diefem Verfuch gezogenen Bemerkung, meint er zwar, die Fibern des Holzes hätten ganz und gar nichts zu diefer Wiederverei- nigung beigetragen: allein, waren denn eben :die Holzfibern nicht alle erft Baft? wie kann fich alfo’ ihre Erneuerung und Wiederergänzung anders, als in ihrem anheblichen Gehalt hervor thun? Wie beı den Beobachtungen, mufs man fich bei angeftellten Verfuchen äufserft forgfältig umfehen,

um die Gründe feft zu haben, aus welchen man Folgen zieht.

156 15333 Ss 6. . tal:

Gefäfse und Reizbarkeit der Gewächfe; Urfache der Bewegung der Säfte in jenen, i

Gef@ätfse

Man mag num alles, worinne eine Flüfigkeit in den Gewächfen von Ort zu Ort gefördert wird, ein Gefäfs nennen, oder es mit dem allgemeinen Namen Gang, Weg, bezeichnen und nur diejenigen von ihnen Geföfs nennen, worinne die Säfte ihren Lauf haben: fo zerfällt die Sache felbft, allemal in die vom Herr Verf. angegebene zwei Haupt- theile; diejenigen nehmlich, a Säfte, und die,

welche Luft fuhren,

Die Saftgefäfse oder Gänge, find entweder zu- führende undin ihrem Gefchäfte den Schlagadern der Thiere, oder rückfuhrende und eben. in fo feıne den Venen‘ derfeiben zu. vergleichende, Die hier miterwähnte Nahrungsgefäfse (vafa pro- pria) die Herr .D. BATSCH. von Herr D. MoL- DENHAUER „hernahm, "gehören zu den erftern; ‚die Markgefifse (vafa medullaria) zu den letz- tern. Diefe beide Benennungen aber find, wo nicht durchaus falfch, doch ungemein fchwankend und verfuhrerifch; zumal die letztere. Herr von HUMBOLDT bemerkt felbt bei den rückführenden ganz richtig, dafs fie fifh im Zellengewebe befin-

den:

157 den; es fey denn, dafs'man diefem da, wo jenes fehr wneigentlich fo genannte Märk verdrängt, und feine ehemalige Verichtung zwifchen die Holzla- gen’ verfetzt werden mufste, auch eben den Name beilegen wollte.‘ Ob es nicht unter den’Gewächs- ärten fo, wie unter den Thhieren, wenigftens viele giebt, die nebft diefen "gewöhnlichen im Zeilen. gewebe gelegenen unter einander verbundenen zu- rückfuhrenden Gefäßen, auch noch welche 'voi ei- ner andern Lagey'" Gehalt und Richtung. betitzen, übergeh ich mit Stillfchweigen. ' |

Die nach Herrn BATSCH angegebene Schläu- che (utriculi), die man im Zellengewebe eines Querdurchfehnittes gewahr wird, find keine ei- gentliche Gefäifse, fondern Behältnifle, worein

etwas von den Gefäfsen abgefondert werden kann.

Was aber die zwote Hauptart von Gefäfsen oder Gängen betrift, mufs ich, .da ich fie pneumato- chymifera Luft-Saftgänge nannte, zur Vermei- dung aller Zweideutigkeit bemerken, dafs fie diefen zufammengefetzten Namen nur in fo. ferne verdie- nen durften, als die Gänge, wodurch lediglich die Luft geführt wird, mit denen, die lediglich allen Theilen die Säfte zufuhren, zwar in fehr genauer Verbindung fichen: allein ubrigens ift, jeder der- feiben ein Gefäßs, ein Gaug von verichiedener, eige-

ner Art.

Reiz-

158

Reizbarkeit. >

Sehr zu winfchen,. „wär, es, ‚dafs er für Reizbarkeit und Empfindung. unwiderfprechliche Merkmale, das’ Vorhanden- und, Nichtvorhändenfeyn ausfindig, gemacht würden, damit. nur.die. ewige Unentfchiedenheit einmal ihre Endfchaft kireichtn, Wennein auchnoch fo guterBeobachter offenbar fieht, ja.mit.den Händen fuhlen könnte , dafs ein Gewächs fich entweder felbf ‚oder , was,noch! öfterer ! der Fall it, welche feiner Theile, um einen Gegenftaud fchlingen, mit dem fie blos in Berührung kommen; dafs fich Theile, fobald fie berührt ‚werden, be- wegen und zufammen ziehen; hieraus alfo als Phy- Mölos, auf vorhandene Empfindung wenigftens, diefer = heile der Gewächfe, ‚oder nur Reizharket fchlief- fen zu können glaubt und fich deflen laut vernch- men läfst: fo findet fich gleich ein anderer Phyfio- log, der, ob er gleich den Gewächfen das Le- bensvermögen nicht abzufprechen vermag, ih- nen dennoch Empfindung und Reizbarkeit ab- fpricht, weil inan ihm keine folche Nerven, kei- ne Solche Mufkelfibern wie die der Thicre find, die vom Reize fich zufammen ziehen und zittern, hat vorlegen können. Mufs denn jedes Thier grade eine folche Nafe, wie der Fuchs hr ben, um feine Beute auszufpüren? Dem Regen- wurm fehlen fogar auch die Augen, gleichwohl wit- tert er den Gegenitand zu feiner Nahrung in ver- hältniis-

159 kiltnifgmäfsiger Entfernung. Wenn die Blätter der

Gewächfe fich entweder zu sewillen:Z Zeiten fur fich, oder durch die Berührung, zufammen ziehen und wieder von einander thun: fo mufs doch in’ihren Fibern ein Vermögen da feyn, ihre Spannung zu verändern. Das Laub der Onöclea fenfibilis. in dem hiefigen botanifchen Garten, wurde, vermuth- lich auch wegen feiner Feinheit und Duünne, als es fich kaum völlig ausgebreitet;hatte, von jemanden, ‚dcs Gewohnheit war, alles anzufuhlen, in etwas begriffen, und jede der angegriffenen Ausbreitun- gen‘ gieng mit fammt ihrem Stiel bis auf den Bo- den ein. - ;

Es iR freilich fehr fchwer , wo nicht unmög- lich, mikrofkopifch feine, immer noch zufaınmen+ gefezte Werkzeuge, ganz. in der. Verbindung und Spannug unter den Gelichtspunkt zu bringen ,, um fich von allen ihren Verrichtungen, von allen ihren

Eigenfchaften völlig zu überzeugen. So einfach auch .der innere Bau der Gewächfe zu feyn fcheisen

dürfte, fo zufammengefetzt und mannigfaltig ift er doch. _ Und ich hoffe, es werde fich ‚noch einft ein Mann finden, der Geduld, Muth und ‚Mufße genug hat, auch das in ihrem Bau ausfündig, zu machen und unwiderfprechlich zu beweifen, ‚was man der ofienbaren Wirkungen olinerachtet,, bis- her immer noch bezweifelte,

VUrfache

‚160 \y ‚Urfache der Bewegung der Säfte.

Die Herren ERUGMANN’S mie COVLON und Herr VAn MARUM häben gleich auf ’Ate re ten Gegenflände getröffen , an denen man ie er- nen: Kain, wie und wödusch die Säfte ih ddn’Ge. wächfen bewegt werden "müffen. Um diefes zu vervollffindigen und’ zugleich einige Fingerzeige auf die dahin fich beziehende Refultate zu geben, will ich meine an der Euphörbia Lathyris ge-

machte Beobachtungen kürzlich beibtingen. FE

, erw

‚Sehneidet man r ‚der wärmern ‘Jahrszeit ein Blatt fchnell quer durch: fo dringt der milehweiße Saft augenbHcklich als ein beträchtlicher "Tropfen alıs dem’ mittleren GefiRbindchen; das M der bis- herigen- 'botanifchen "Sprache die Ribbe "gehennt wird, und gleich darauf auch aus den Seitenbünd- chen: nicht nur, fondern jedem, Theilchen des von diefen gebildeten Netzes, das zugleich verwundet wurde, heraus, überzieht durch die Vereinigung aller 'herausdringenden 'Tröpfchen die sans ver- Wundete' Oberfläche und Fillt eine ziemliche „ch lang in“ fchnell auf einander folgenden Tropfen heninter, bis fich die Oefnungen von 'felbt zu- fammen gezogen haben ind den ferneren AusAußs verwehren.“ Nehm ich das Blatt fchuell ab und mache augenblicklich darauf einen ebenmäßigen

Durchfchnitt, fo tritt kaum ein Tropfen aus den Haupt-

161

Hauptgefißbündehen, auch wohl, wie aus den an- dern, gar nichts hervor. Wird ein mit einigen Blät- tern verfehenes Aeftchen abgefchnitten, der Schnitt fogleich mit dem Finger verftopft und das Blatt auf die eritgedachteWeife verwundet: fo dringt zwar aus den serwundeten Gefäfsbunden deffelben der Saft her- vor; aber bei weiten nicht in der Menge und fo lange; viel weniger, und noch kürzere Zeit aber, wenn das Verftopfen des Durchfehnittes vom Aeftchen unter- laffen wird. Der nehmliche Verfuch an einem gröf. fern Aft, giebt verhältnismäßige ähnliche Erfchei- nungen; gleichwohl aber hört der Ausflufs des Saf. tes aus den Vewundungen des Blattes viel cher, als in dem ganz erften Verfuch auf, Es gehört aber zur Genauigkeit und Richtigkeit diefer. Verfüche , dafs fie insgefammt zu ein und eben der Tageszeit, glei- cher Witterung, gleichem Zuftand der ‚Pflanzen, nehmlich wenn fie blühen, und. Früchte angefezt haben, gemacht werden. Denn am. fpäten Abend, wie bei kühler Witterung verhält fich der Erfolg’

ganz anders, als am warmen Mittag des Sommers,

Stellt man den Verfuch mit dem Durchfchnitt eines Blattes tief im Herbft-an einer im vorherge-' henden Frühjahr aus dem, Saamen aufgegangenen: Pilanze diefer Art an: fo. wird man faft gar keim Hervoitreren des Milchfaftes, und im nur angeken: den Frühjahr, auch nicht viel mehr gewahr werden,

L Die

162

Die übrigen Arten der Wolfsmilch (Euphorbia), die Seidenpflanze (Afclepias gyriacz), das Schellkraut (Chelidonium majus) u. dergl. mit gehaltigeren' farbigten Säften verfehene Gewächfe mehr, geben ähnliche Refultate bei den nehmlichen Verfnchen,

Wenn der Phyfiolog, zumal von den zuerft hier erwähnten Verfuchen, einen Blick anf das wirft, was fich mit den kleinern Gefäfßsen der Thiere gleich und in einigem Zeitraum nach ihrer Verwundung zuträgt; wenn er bedenkt, warum auch aus den kleinen Schlagadern diefer das Blut zu fliefsen aufhören mufs, obgleich der Eintrieb übrigens ungeftört fortdauert; wenn erdie mannigfaltisen Stufen auch in diefer Be- ziehung fowohl als übrigen Eigenfchaften in derthie- rifchen Schöpfung erwägt, und die ebenmäßige Man- nigfaltigkeiten in der vegetabilifchen dargegen hält- fo kann: es ihm nicht uneinleuchtend bleiben, was nicht minder in diefen natürlichen Körpern die Haupttriebfeder zur Bewegung der Säfte in ihren Gängen fey und worinne die Neben - und Erleichte- rungshülfsmittel beftehen. Müffen nicht auch bei dem“ Thier äufsere günftige Umflände hinzu kom- men, wenn in der’Hauptfäche der innern Oekono- mie. alles wohl von Statten gehen, wenn fie nicht etwa blos ins Stocken gerathen oder wohl gar zer- rüttet: werden foll?

Noch

163

Noch mufs ich ‚hier zur Vermeidung einigen Mifsverftandes nach der Ueberfetzung, bemerken ; dafs S. 34. in der lezten Zeile, -niemals in ‚Ge, fleehte verbunden, eigentlich heifsen follte: niemals in Bündgen beifammen , oder bündgenweis, Und S. 35. B. Luft-Saftgefifse (vafa pneumato-chy- mifera, fiftulae fpirales, tracheae) bei welcher Sy- nonymie man jedoch nie aus’den Augen verlieren darf, dafs nicht durckgehends die Saftgefifse_fich

fchneckenartig um die Luftröhren winden,

7.

Haben Gewürme und Pflanzen Nerven oder nicht?

Aus dem, was ich bisher fagte, kann man fchon abnehmen, was ich in Anfehung diefes Ge- genftandes von den Gewächfen denke, Ich kann aber nicht umhin, einige wenige Erinnerungen dar- über zu machen, dafs man dem Gewürme, in def- fen Gefifsen kein fo warmer, und wie das Blut ande- rer Thiere, roth gefäirbter Nahrungsfaft fliefst , die Nerven gänzlich abfprechen will, weil Herr ABıLD- GAARD, feinen grofßsen Bemühungen ohngeachtet, fogar im Dintenwurm (Dinten- oder Blackfifch, Se- pia) keine zu entdecken vermochte, |

Wer wollte in die Gefchicklichkeit und Ge- nauigkeit diefes durchgängig berühmten, fürtrefli- Liz chen

164

chen Gelehrten, einigen Zweifel "fetzen? Mich dünkt ‚aber, jene feine Aeufserung , begreife ei. gentlich nur fo viel; dafs er in den Arten von Ge- wurmen keine folche Nerven, wie fie in den roth- warmbluthigen Thieren ausfehen, habe entdecken

können.

Wie wenig, wie ungemein wenig ift uns noch von der eigentlichen Natur und Befchaffenheit die- fer Werkzeuge bekannt, dafs wir mit zuverläfliger Gewifsheit behaupten wollten, fie müfsten in allen lebendigen Gefchöpfen gerade gleichen Urfprunges, gleichen Anfehens feyn, als die, welche wir in größsern Thhieren fo deutlich fehen, als leicht im Gröfsern ausfündig machen können. Von ‘ihrem Gefchäfte wiflen wir ja auch kaum etwas mehr ge- wifs, als dafs durch fie Empfindung und furnehm- lich die zum Wollen gehörige Bewegungen hervor gebracht werden. Ift es aber von einem lebendigen Gefchöpf unläugbar gewifs, dafs es wirklich Em- pfindungen und Bewegungen äufsert, die unmittel- bar darauf, entweder ganz erfolgen, oder zu er- folgen anheben; wie könnte man es da ernftlich und mit gutem Bewuftfeyn wagen, ihm das Vor- handenfeyn der Werkzeuge darzu gänzlich abzu- fprechen? Wie fo ganz erftaunend mannigfaltige Gettalten und Einrichtungen wufste nicht der über

alle menfchliche Vernunft, trotz allem jetzigen wil- den,

165 den, zügellofen Geplerr jener erbärmlichen, ihrem Selb entfagenden Menfchen, unendlich weit er- habene weife Schöpfer, ihren zu ein und eben dem Endzweck gehörigen Werkzeugen zu geben? blos die Erwägung des einzigen, wodurch fie ihre Nah- rung zu fich nehmen, ift hinlänglicher Beweis: und von der Geftalt und Einrichtung derjenigen, von welchen ihr Gefuhl herkömmt, follte er das nicht

gekonnt haben?

Wie viel blieb den Augen unferer Vorfahren ver- borgen, was fie deshalb in Zweifel zogen, auch wohl gar leugneten? Wie viel haben wir jetzo von diefen bereits entdeckt, uns auch davon vergewiflert? Erftaunend viel: und dennoch bleibt eben fo viel für unfere Nachkommen übrig, das fie in der Na- tur auskundfchaften und fich nicht minder wundern werden, dafs wir das nicht fahen. Lafst uns unab- läfig gehörig beobachten und Erfahrungen ma- chen; lafst uns alles das treuund genau zur Nach- richt für unfre Mitgenoffen, oder die Nachkom- menfchaft anmerken; aber ja nicht eher fchliefsen, als bis diefe Gründe darzu ihre gehörige Reife, ihre Vollkommenheit und Feftigkeit erlangt haben, da- mit wir nicht uns und andere hintergehen.

L3 Von

166

Von den Nerven der kalt- und weifs. biütigen 'Thiere $. 50,

Ich würde die Grenzen einer Anmerkung zu weit überfchritten haben, wenn ich über diefen Gegenftand mehreres hätte anführen wollen, hier fei es mir nur erlaubt, den um die feinere Anato- mie fo fehr verdienten ANTON SCARPA zu erwäh- nen (Anatomicae disquiftiones de auditu et. olfaitu. Tiecini 1789.) Diefer fand Nerven im Blackfi {ch (Sepia; Folypus der Alten), welchen LInNE’ mit Unrecht (£. die zwei und dreißigfte Anmerkung S. 23.) ufiter die Würmer rechnet, und befchreibt fie Cap. I. 64. S. 3. ganz vollffindig. 8. auch I. G. SCcHNEIDER’S klaffifchen Auffatz über den Black- fifch in feiner Sammlung verntifchter Abhandlungen der Zoologie und Handlungsgefchichte. Berlin 1784. 5.60. und von den Würmern überhaupt CHR. Fr. LupwiıGıt Exerätationes academicae Fafc. I. Lipf. i790. 8 P. 56."

GmeLiw’s fchätzbare Abhandlung de irritabili- tate vegetahilitum in fingul. plant. etc. Tubing. 1768: $. Chr. Fr. Lupwicıı Delefus opufulorum ad ‚fdentiam natuyol, [pellant. Lipf. 1790. Vol. I. pag: 272.

Das

167

Das gefchwinde Wachsthum der Pflan: zen. betreffend.

Der D. Ları in Italien beobachtete ınıter den Bäumen an verfchiedenen Weidenarten ein befon- deres gefchwindes Wachsthum, in der gemeinen athmofphärifchen Luft, und machte feine Beobach- tungen, für die er auch in den Benennungen diefer Bäume einen Beweis fuchte, in einem Briefe be- kannt: Lettera del D. G. Lapı all’ eruditijf. Sign. Caval. G1ioVv. BERNARDINO Pontic, nella quale fi pruova, che i falc, le vetrici, le tamerisi, le gineflre etc. fono piante, che prefto crefcono. In Roma. 1731. 4. p- 4. Er führt z. B. im Lateinifchen die Erklärung des DIOSCORIDES von Salictum an, quod faliat, furgatque cito; im Italienifchen fald, di wefiare a falti e preflo.

Endlich erwähnt er noch, die mit Dornen be- fezten Bäume (alberi fpinofi), welche wegen ihres gefchwinden und ohne Wartung gut fortichrei- tenden Wachsthums (quafi fpontaneo germo- gliare) allgemein bekannt wären.

‚der Ueb.

168 S 8.

Was thut Oxygen und andere damit be-

fchwängerte Dinge zum leichtern Auf-

gehen ‚der Saamen und freudigern

Wachsthum oder Gedeihen der Fflanzen.

&

Das Hünchen im Ey und viele unter eben der Geftalt und Einrichtung zur’ Welt gekommene Thie- re, hat feine erfte Nahrung bei fich: und bedarf keiner fremden, bis zu einen gewiffen Grad feiner Vollkommenheit. Die Saamen der Gewächfe find auch die Eyer diefer lebendigen Gefchöpfe und, dem in ihnen befindlichen kleinen Ankömmling, fehlt es ebenfals nicht an der Beilage, wovon er feine erfte Nahrung zieht, bis er fie felbft aus dem Stand- ort gewinnen und fich zuzueignen vermögend ift. Sowohl die allgemeine und eigene Hüllen derfelben, wie auch die Theile, worinne fick diefer ihr erfter Nahrungsftoff befindet, hat unter andern Herr GÄRTNER am genaueften, deutlichften, vollftän- digften in feinem fehr fchönen Werk de frußibus et feminibus plantarum (das 1788 und 1791 in zwei Quartbänden zu Stuttgard heraus gekommen ift) dar- gethan. Die Wege aber, vermittelft welchen die- fer Stoff aus feinen Behältniffen, die jedermann un- ter dem Nämen Saamenlappen (Cotyledones) be- kannt find, zu den Theilen des auszukriechenden Pflänzchens gelangen, findet man nunmehro auch

in

169

in dem erften Bändchen der Sammlung meiner zer- fireuten‘ Abhandlungen und Beobachtungen über bota- nifch-ökonomifche Gegenftände 3. 25. das bei Herr

Erufius 1793. in 8 erfchienen ift, %

Die ungemeine Mamnigfaltigkeit der Beftand- theile, ihrer Verhältniffe, Mifchung diefes Nah- rungsftoffes, feine dichte Gedrängtheit, zumal wenn ihm durch das Trocknen ein Theil feiner feinften. Flufigkeiten entgangen ift, und was das Wiederauf- fchweilen vieler beifammen durch den Eintritt einer auflöfenden Feuchtigkeit vermag, kann jeder Auf- merkfame yon denen leicht abnehmen, die wir zu un- ferer Nahrung anwenden, und aus dem, was bei den vielfältigen Zubereitungen zum Genuffe derfelben vor- geht. Da nın keine Gewächsart, fie mag nach ihrer völ- ligen Ausbildung noch fo grofs und ftark feyn, ihre Nahrung je unter einer andern, als flufsigen, Geftalt zu fich nehmen kann; da fogar Thiere, deren ihre gewöhnliche Nahrungsmittel nachgehends feft /und dem Anfehen nach aller Feuchtigkeit beraubt find, die erfte Zeit ihrer Erfcheinung, wenigftens halb- Aüfige Nahrung bekommen müffen: fo wird es um defto nothwendiger feyn, dafs der in den Saamenlap- pen eingelegte Nahrungsvorrath für das aufgehende und die Thätigkeit feines Lebens nun antretende Pfänzchen, wenn er ihm zu Gute kommen foll,

hinlänglich verdünnt werde.

A ich Ich

170.

Ich habe in meiner vorhin angezogenen Ab- handlung dargethan, dafs ein folch Pflänzchen keine _ andere Nahrung, als aus den Saamenlappen, auch fo lange nicht erhalten kann, als es mit feinem Nahrungswerkzeug oder feiner kleinen Wurzel, die man unter ihrer anheblichen Geftalt fein Schnäbel- chen zu nennen ‘pflegt, nicht tief genug in den Standort gedrungen, feine Mündungen fo feft, als das Saugen erfordert, mit dem Standort vereinigt, und zum Genuffe roherer Nahrung angewöhnt hat. Es-ik bekannt, dafs Saamen, wenn fie auch nur von einer einfachen wäflerigen Feuchtigkeit allmih- lig durchdrungen werden, dies Schnäbelchen zu verlängern, oder, nach dem allgemeinen Sprach- gebrauch, zu keimen anfangen. Da nun diefes, wie unfer Heer Verf. durch vielfältige Verfuche darthut, weit fchneller und lebhafter gefchicht, wenn die Feuchtigkeit mit Oxygen gefchwängert ift: fo fragt fich; ob dadurch, dafs diefer Stoff dem in den Saamenlappen vorräthigen, einen mehreren oder fchicklichern nährenden Zufatz giebt? Ob zu- gleich, oder nur allein durch den Reiz? oder viel-

leicht aus einer ganz andern Urfache.

Mich dünkt, es bedürfe keines weitläuftigen Beweifes, dafs für jedes, fein thätiges Leben an- tretende Pfänzchen hinlänglicher Nahrungsftoff in

den ihm zuftändigen Saamenlappeu vorhanden ‚und dafs

\ ıyı dafs er auch: fchon feiner, Herkunft, zu-Folge, der ‚fchicklichfte für daffelbe fey, mithin keines, Zu- Satzes als Nahrung bedürfe. ‚Sobald man aber nur ‚einen Blick auf den mit ihm in mehr oder minde- rem Maas innig verknüpften öligten Stoff wirft, und die Schwierigkeit bedenkt, die einer blos wäfs- rigen Feuchtigkeit im Wege fteht, in denfelben ein- ‚zudringen, ihn gänzlich aufzufchliefsen, hinläng- lich zu verdünnen, mithin flüfig genug für die zar- ten Gefäfse und recht nahrungsfähig zu machen: fo fcheint es, mir wenigftens, gleich einleuchtend, was das Oxygen, oder die mitihm gefchwängerte Dinge zum fchnelleren Keimen der $aamen, was andere, bisher .als Düngungsmittel angewandte falzige Sub- ftanzen, zum freudigern Wachsthum, Nahrung und Gedeihen der Saaten zutragen muflen. In der That als Nahrung felbft wenig oder wohl gar nichts; fon- dern ‚vielmehr als ein Mittel, wodurch die in den Saamenlappen, in dem beftimmten Standort, befind- liche Nahrung aufgefchloflen, alfo der. wißrigen Feuchtigkeit zugänglicher, und für die Gefäfse an- nehmbarer, gemacht wird.

Der Kalch if zum Feldbau ein fo beruhmtes Düngungsmittel. IA er das in dem eigentlichen Ver- ftande, dafs ernehmlich durch feine Beimifchung zum Boden, eben fo felbfftäindige Nahrung für die darauf zu erzielende Saaten verfchaft, wie die durch Gährung

und

172

und Fäulniß entbundene Stoffe thierifcher und vege- tabilifcher Theile: fo mufs ja eine unabläfige An- wendung deffe!ben, eben fowohl als von dem lezt erwähnten Dung, nahrhaft für die Gewächfe feyn und den Acker fruchtbar machen. Allein die Oekonomen wiffen fehr wohl, dafs er in einem von allen wirkli- chen öligten Nahrungstheilchen, entweder an und für fich entblöften Boden, wie Thon und blofer trockner Sand ift, oder einem Acker, dem man, ohne alle Brache, eine Aerndte nach der andern entnommen hat, mehr Schaden als Nutzen anrichtet; ja im lez- tern Fall den beiten nahrhaften Boden endlich ganz unfruchtbar und das Sprichwort wahr macht: Kalch macht die Väter reich, die Kinder arn. Das nehm- liche ift es mit allen von ihren Erfindern fo fehr an- gepriefenen Düngefalzen. Aller diefer öhllofen Stoffe Verrichtung in Anfehung der Nahrung für Saamen und daraus erwachfene Pflanzen, wenn felbige zu diefer ihrem Standort gebracht werden, befteht hauptfächlich in der, die z. B. der Speichel und Magenfaft auf die in der Speife des Menlchen bex findliche Nahrungstheilchen hat,

Reiz... Dafs fie aber zugleich auch einen den Gewächfen anftändigern Reiz zur Einnahme und Be- arbeitung ihrer Nahrung verurfachen können, darf man faft nicht in Abrede feyn. Ob fich aber auch alle und jede vollkommen gefunde Saamenarten zu

allen

73 allen Zeiten, auch bei gehöriger Wärme, durch oxy« genirte Stoffe zum Keimen würden aufreizen laflen, bedürfte wohl noch durch’ genau angeftellte Verfu- che beftätigt zu werden, Bekanntlich haben viele Gewächfe ihre eigene Zeit auch zum Aufgehen aus

Saamen.

Laffen fich ausgetrocknete Moofe durch Waffer in das wahre Aufleben reizen? $,70. Luft und Wafler gehören durch- aus zum Leben und Wohlfeyn aller mit ihm begab- ten natürlichen Körper. Es giebt unter ihnen viele Arten, welche fehr lange die zur Aeufserung ihres Lebens unumgängliche Feuchtigkeit entbehren, und dennoch ihr Leben behalten können, fo, dafs fie der Zutritt derfelben gleichfam zu aller ihnen zukommenden Betriebfamkeit in. und aufser fich, wieder aufweckt. Zu diefen gehören aus dem Ge- wächsreich befonders die Moofe; mit welchen man es aber auch, wenn fie durch gar zu lange Trock- nung das Leben wirklich verlohren haben, ver- gebens verfuchen wird, fie durch Anfeuchtung wahrhaftg und nicht nur fcheiubar in daflelbe zu- rück zu rufen, |

=

Im Vertrauen auf die erwähnte Verfuche, die man im botanifchen Garten zu Oxford an den älte- ften ausgetrockneten Moofen aus der Sherard- und Dillenifchen Sammlung mit fo gutem Erfolg gemacht

haben

174 haben will, ‘hob ich oft feltener vorkommende Laubmoofe, fogar mit etwas von ihrem zubehörigen Standort, bis zu gelegenerer Zeit fie genatl zu unter- fuchen, an einem ganz trocknen Ort auf. Vielmal drang mir erft nach Verfluß zwei auch dreier Jahre die Nothwendigkeit diefe gelegenere Zeit auf. Ich behandelte fie dann mit aller Fürficht, um fie lebendig und wirkfam zu machen, Alle ihre Theile fchwollen zwar auf, dafs fie das erfte zu feyn fehienen; das leztere aber war vergebens, Sie machten keinen der geringften Sproffen, gefchweige dafs fie die über die Hälfte angefchwollene Saamengehäufe , bis zu ihrer Reife gefördert und zu meinen befondern Abfichten gefchickt gemacht hätten. _ Vielmehr ver- lohren fie endlich auch das, von der durchgedrun- genen Feuchtigkeit, "erlangte lebendige Anfehen ihrer Theile und fingen an zu vermodern. Ocfte- re Erfahrung hat mich gelehrt, meine fehr mühfa- me und weilige Unterfuchungen aus dem Ausland mir zugekommener Laubmoofe, hauptfächlich wenn ich nur ein paar Exemplare der Art in Händen hatte, nicht eher vorzunehmen, bis ich fie faft ununter- brochen fortfetzen konnte: denn ein längerer Ver- zug in dem reinen Brunnenwaffer, brachte an.die- fen wirklich todten, einen’ weifßsen, klebricht deh- nigten mikrofkopifchen Schleim hervor, der meine Abfichten erfchwerte, auch wohl gar vereitelte,

Elektri-

175 Elektricität. Sollte diefe Materie nicht vermöge ihrer Durchdringlichkeit und zugleich mit den Gewittern in Verbindung, durch die zitternde Exfchutterungen während diefen, die Säfte mehr in Be- wegung fetzen, und wenn ihnen in dem fördern Wachs- thum und Verdichtung der feften Theile fowohl, als ihrer felbit , der Lauf durch ihre ohnedies fehr enge Kanäle erfchwert wird, Erleichterung des Umilaufes verfehaffen? Wenigftens haben die Gewitter im- mer eine weit vorzuglichere Wirkung auf Frucht- barkeit, d. i. Wachsthum und Gedeihen der Ge- wächfe, als blofe Elektricität.

S 9

Verminderte Reizbarkeit der Pflanzen.

_ Durch Sonnenfrahlen und zu grofse Hitze. Ich nehme beide zufammen, weil ihre durch fie verminderte Reizbarkeit am Ende dennoch ein und eben die Haupturfache zum Grunde hat. Lebhaftigkeit und ihr angemefflene Reizbarkeit der Theile eines Gewächfes, hängt von hinlänglichem Eindufs,-gehöriger Beförderung, mithin angemef- fener, zweckmäfsiger Spannung aller der innern, zu dem Ganzen gehörigen, Theilchen ab, Wie ver- mindert fich nicht die Reizbarkeit eines auf irgend eine Weife faft ganz entfäfteten Thhieres oder eines feiner von Säften entledigten- Theiles? wie erfehlafft alles? Wenn hingegen von der Entzundung dann alles

durch

176 durch den übermäfsigen Eintrieb, angefüllt, bis zum Glanz firozt, wie beträchtlich lättig?

I ein zum Aufgehen bereiteter Saame den Sonnenftrahlen frei ausgefezt, fo wo nicht allein feine, obwohl noch fehr mäfsige Ausdünftung , be- trächtlich vermehrt, fondern auch dem Boden in den er gebracht war, die Feuch tigkeit entzogen, die ihm zu Gute kommen follte. _ Man bedenke nur die erfaunende Menge von Ausdünftungswegen , die fich ftets auf der untern Fläche, gemeiniglich aber auch auf der obern Fläche der Blätter derjenigen Gewächfe befinden, die entweder durchaus nur ein- jährig find, oder doch: blos einjährige beblätterte Blumen und Fruchtftengel machen; und man wird leicht einfehen, wie viel Feuchtigkeit aus ihnen die wärmere Sonne jeden Augenblick EIrSORENE ver-

Jchlingt.

Einpfangen aber alsdann diefe fo in allen Punk- ten entleerte Behältnifle ihren Verluf wieder? Können ihre Zugänge von den zufuhrenden $aft- gefäifsen, aus einem noch feuchten Boden, in dem nehmlichen Zeitraum, auch eben fo viel Saft wieder erhalten, als verdünftet war? Allenfals, wenn fie blos hydraulifche Mafchinen wären, wie lAMPERT meinte, Hier wieder ein Beweis, dafs fie das nicht find. If doch der kraftvolle Eintrieb

unfers Herzens in die Schiagadern, und: diefer ihr rafcher

#77

rafcher: Forttrieb der Säfte, nicht vermögend, die Myriaden-zu den äußern‘ Ausdünftungswegen gehö- tige Zukänge, in einer dergleichen Befechaffenheit der Lüft, dermaßen im Stande. zu erhalten, dafs keine Erfchlaffung, nebft allen ihren läftigen Mit- begleitern, als MER: Durft u. dergl. daraus _ erfolgte.

Allein, wie weit geringer if der Raum, den der Saft in den zufuhrenden Gefäfsen der, Gewächfe, von dem aus dem Standort empfänglichen Haupt- theil an, nach oben hin, binnen einer gefezten Zeit zurucke legt, gegen den in den Adern derje. nigen Thiere befonders, worinne ein warmes Blut sinnt? In meiner vorhin angeführten Anzeigefchrift hab ich S. 27. gefagt, dafs er in den gewundenen Gefißsen der Gartenbalfamine, bei mittägiger war- mer trockner Luft, binnen einer Stunde nur acht- zehn Zell weit gefördert wird: Von diefem Beifpiel fchließe: Ban auf andere Gewächfe, die mit weit engern, dichter gewundenen Gefäfsen verfehen find, und eine weit beträchtlichere Strecke durchziehen müflen.

Hieraus erhellet alfo die eigentliche Urfache, warum, zumal krautartige Gewächfe, fubald fie, fogar nach einem anhaltenden fruchtbaren Regen, den warmen Sonnenftrahlen ausgefezt find, den- noch, wenigftens ihre Blätter, fo erfchlaffen laflen,

M als

178

|

als ob fie nach der empfangenen Wohl:hat'nım um ihr Leben kommen follten. Daher die verminderte Reizbarkeit; daher auch das verzögerte, ‘oder wohl. ganz verhinderte, Aufgehen der Saamen. . Hat der _ Saamen einmal zu keimen angefangen, und es‘wird dem Boden, fo tief als ‚er.untergebracht , und das hervorgetretene anhebliche Würzelchen in ihn'ge» drungen war, die Feuchtigkeit von den Sonnen- deflelben nur einige Stunden die Wohlthat der äußse- ‘ren Befeuchtung nicht sur entbehren, fondern wohl gar an die ausgetrocknete Krümchen des Bodens von feiner Feuchtigkeit hergeben muß: fo bekömmt es eine bräunliche Farbe, und die ganze Hofnung ift vorüber. 2 Daher ift alfo den Saamen fowohl, ‚als den er- wachfenen Pflanzen, der Schutz für den brennenden Sonnenftrahlen im Schatten, die kühle, duftende Nacht y fo dienfam; daher mufs man ihnen auch den freien Zutritt verwehren, wenn Gewächfe in eine andere Stelle verfezt worden find. Im leztern Fall wird es aber auch aus einer andern Urfache zur Nothwendigkeit, die ich ebenfals bald erwäh- nen werde. Hier nur noch etwas von der wurm- förmigen Bewegung der aus dem Stamm heraus ge- fchnittenen Spiralgefäfse des MALPıGHL, und der Bewegung zerfchnittener Staubfiden der Syngeneli-

ften, des CovALO, wenn er fie reizte. | Dal;

179

Dafs beide fo was gefehen haben möchten, will ich nicht in Zweifel ziehen; ob fich aber dabei kein optifcher Betrug mit einfchlich, ift faß zu be- forgen. MONRO und FONTANA fahen fogar Me- tall mit fchlänglichten Fafern unter den Mikrofkop belegt; und als D. BATSCH an Pflanzenfchnitichen die nehmliche Erfcheinung hatte, theilte er dem Fu- blikum darüber feine Nachricht im botanifchen Ma- gazin B. 1. St.3. mit. Der ‚erfte von ihnen kam

bald auf die Vermuthung einer Täufchung, die es

_ auch wirklich in fo ferne ift, daß diefe ganze Er- fcheinung entweder vom Brechen oder dem Zurück; prallen der Sonnenftrahlen herrührt. Das Mikro- fkop vergrößert ‚alles, was in fein Schfeld falle; folglich alle Feuchtigkeiten des Objektes, alle feine dem blofen Auge uhbemerkliche Unebenheiten, die geringfte Bewegungen an ihm, den Bruch und Zu- rückfall der Lichtftrahlen. Seh ich ein ausnchmeid dünn abgefchnittenes Bischen von ganz ausge- trocknetem weichem Holz, durch ftarke Vergröfßse- rungen, Bewegungen machen, je nachdem die, auf. ferdem unmerkliche, Abwechfelung von Feuchtig- keit und Trockenheit in dem um mich und das Juftrument] befindlichen Dunftkreifes fich zuträgt: warum follte einem nicht etwa die Bewegung in die Augen fallen können, die das Abdunften der Feuch- tigkeit von dem Schnittchen einer frifchen Pflanze verurfacht, wenn es auf dem Schieber der Luft M 2 frei

180

frei geftellt wird. An. viel taufend dergleichen Schnittchen von fehr mannigfaltigen Gewächsarten, | die ich bisher durch mein. Mikrofkop betrachtete, bin ich nie das geringfte von einer folchen wurm- förmigen Bewegung gewahr worden; vermuthlich, weil ich, . alle Täufchung zu vermeiden, diefe Schnittchen, die fehr dünne feyn müffen, fogleich unter genüglich Wafler auf den Glasfehieber brachte. Ich kenne die freiwillige, und die durch den Reiz abgenöthigte, Bewegungen der Staubfiden in den Blumen verfchiedener Gewächsarten fehr wohl: allein es wollte mir nie gelingen, die leztern an- ders zu erregen, als wenn ich den Reiz da anbrach- te, wo fie mit dem Theil der Blume, von dem fie entfpringt, verbunden ift. Behandelt man die Theile der Gewächfe durch die Fäulnifs, um ihren Bau und Zufammenfetzung zu erforfchen: fo wird man finden, dafs gemeiniglich da, wo ein Theil von dem andern entfpringt, oder wo eine neue Einrichtung entfteht, wie bei dem Austritt der Ner- ven aus dem Rückenmark der Thiere, die fchwä- chefte, weichefte Stelle it. Uebergeb ich einen Aft mit Einen Blättern, ein Blatt mit feinem Stiel, der Fäulnifs, bevor alles völlig Alters halber verhärtet ift: fo wird der Zufammenhang des Blattftieles mit dem Aft, und der Zufammenhang der Blattausbrei- tung imit ihrem Stiel, am erften durch fie erweicht und

ı8r und zerftört; daher man felten, oder fchwerlich, diefe Theile in den Zubereitungen ihrer Skelete vollkommen vereinigt wird erhalten können. An einem zur rechten Zeit in der Abficht eingelegten Blatt der Schwarzpappel (Populus nigra), dem gemeinen Ricinus u. d. m. hat man das auffal- lendfte Beifpiel. Das Netz des Ricinusblattes hält zwar die Fäulnifs nicht aus;3 wohl aber fein Stiel und die von ihm fich vertheilende, fo genannte Ribben. Wenn beide fo weit verholzt find, dafs die Fäulnißs dem Zufammenhang ihrer Gefäßbünd- chen nicht leicht etwas anhaben kann: fo find die leztern doch da, wo fie von dem Stiel ausgehen, fo weich, fo locker, dafs man es leicht verfehen kann, ihren Zufammenhang mit demfelben zu er- halten. Ein fehr wichtiger Umftand, der, fo viel ich weifs, bisher unbemerkt blieb.

Gewächfe , deren zur Beblattung, Begattung und Tragbarkeit der Frucht beftimmte Erfreckun- gen, im Verhältnifs ihrer Länge und Stärke, fo befchaffen find, dafs fie fich nicht felbt empor he- ben und halten können, winden fich entweder mit diefer ganzen Erftreckung um andere, ihnen zu- nächft befindliche, emporragende Gegenftände, oder fie halten fich an diefe durch befonders darzu eingerichtete Theile, oder nur durch die Blattftiele, an. Diefe deutliche Merkmale der Empfindung,

M3 ergeben

182

ergeben fich aber insgefammt allinählig: von den- jenigen hingegen, die entweder von freien Stucken fichtliche Bewegungen machen, wie das Hedyfarum gyrans, oder auf einen vorfetzlich angebrachten Reiz augenblicklich, oder nach den Tageszeiten, gewifle Theile in Bewegung fetzen, it, mir we- nigitens, kein Beifpiel bekannt, wo diefe Verände- rung nicht an dem Verbindungsort mit feinem Haupt- theil angegangen wäre. So ift es ja auch mit der

Bewegung willentlich gereizter ‚Staubfäden,

Wie fchwerlich lift fich alfo glauben, dafs die Stückchen eines zerfehnittenen Staubfadens, den man 'von feinem Anfatz getrennt hatte, fich wirk- lich, auf einen ‚angebrachten Reiz,: bewegt haben follten. ° Um den innern Bau diefer Werkzeuge zu erforfchen, wovon man auch in meiner vorhin angeführten Sammlung ein Beifpiel an den Zeitlofen findet, hab ich eine beträchtliche Menge derfel- ben vor meinen Vergrößserungen nach der Länge und Quere durchfehnitten, nie aber die geringfte Be- wegung bemerkt, die dem Reize meines Meiler- chens zugefehrieben werden könnte.

$ 1.

Verfchiedenheit der- Bewegung der Säfte in den Gewächfen S. ıo2.

Wohin ınan auch fein Augenmerk in diefer Beziehung richtet findet man Verfchiedenheit, Nicht

183

Nicht'genug ,) daß de Schnelligkeit‘ ler in den Ge- wächfen bewegten Säfte,in Anfehung der mannig- faltigen Arten, der Jahres - und Tageszeiten, der Witterung, des’ Alters’u. f f. verfehiedew it; fie ift’es auch fowohl in den Individuen ein'und eben der Art, zu eben der Jahres- oder Tageszeit, in eben der Witterung, eben dem Alter, als in den Theilen ein und eben des Gewächfes. „7 Dafs ‚eine . gefchwindere Bewegung der Säfte auch Antheil an einem frifcheren, fchnelleren Wachs; thum bein den ‚Bürgern: .diefes Reiches. der- Natur haben müffe, wird wohl kaum jemand: inlAbrede feyn. Am wenigften, wenn er bedenkt; dafs fie ihr ganzes Leben hindurch, ftets ihre äußerften Enden’ indie Länge erftrecken , und» erwägt; wie es mie diefen Erftreckungen, -befonders: derjenigen ausfieht, die ein fehr hohes’Alter erlangen.)>Wenn demitach von zwei Bäumen ein und ebein der Art, ein'und eben des Alters ; in ein-uhdieben dem Bo- den, nahe beifammen, in ein und eben der Witte- rung ‘der nchmlichen Jahreszeit, „ich»meine im Frühjahr ,. der eine feine Blätter fehneller entfaltet, yafcher diefe jungen Theile fördert; wenn z. B. der Kirfchbaum erft feine. Blumenknofpen ‚öfnet, die Blumenftiele verlängert, auf-. und werblüht, während dem aber die Blätterknofpen ‚kaum ent- faltet, vielweniger Triebe macht, ‘die andern bei- den Perioden, welche. insgemein von den Gärtnern M 4 der

‚84

der zweite und. dritte. Saft genannt wird, zur ge fchweigen: fo mufs doch wohl die Bewegung des Saftes in feinen Gängen, im erften Fall, in den beiden ganz von. eim und,,eben der Art, und in den Theilen ein und eben: des Baumes. im andern Fall, verfchieden feyn...4.1 --\ ©». ö

IR 6 Fu »lıor? Entledigen fich auch wirklich” die Gewächfe ihres Unrathes ‘durch die äufserften Enden ihrer Wurzeln?! Sind fie eben dadurch-ihren benachbarten ‚theils fchädlich, theils nutzlich? $. 116.

Herr’ BRUGMANnN’s fezter feine Pflanze. mit ihren Wurzeln in Waffer, und wurde gewahr, dafs fich befonders die Nacht über’atı den äußern Enden diefer, fchleimigte Tropfen hervor: thaten}.in.de- ren Sammlung fogar Saamen ' keimten. Hieraus folgert ‘er mit‘ Herrn CouLon; dafs diefes der Unrath fey und dafs eben von diefem „anderer benachbarter Gewächfe Heil befördert, ‚anderer unterdrückt werde. Die Folgerung fcheint allerdings gegründet, und annehmlich, zu feyn; fie fcheint es aber mur fo: lange, als man mit der allgemeinen Oekonomie der Gewächfe nicht bekannt ift.. ‚Diefe allein kann ihre Aechtheit entfcheiden, ob fie zu- verläfig, und beibehaltbar itt, oder nicht. Weitläuf-

tigkeit

185

tigkeit zu vermeiden; will ich davon hier nur das ! hauptfächlichfte anführen, und ‘jedem überlaffen,

die Frage zu bejahen, oder zu verneinen.

Kurz vorhin erwähnte ich, dafs die Gewächfe, fo lange fie leben, und offenbare Merkmale ihres Lebens äufsern , fich an allen ihren Enden, nach . Oben und nach Unten, weiter erftirecken. Unter diefer allgemeinen Benennung Erftreckungen, ver- ftche ie ich das, was ich gemeiniglich Verlängerungen, und fürnehmlich an vieljährigen Gewächfen Erneue- tungen der über dem Standort vorkommenden Theile, genannt habe. Gewöhnlich deutet man diefe dadurch an, dafs man fagt, junge, frifche Triebe,

Der baldigen Verhärtung der Saftgefäfse we- gen, die durch alle Theile gleiche Eigenfchaft ha- ben, find diefe Erftreckungen nicht nur an den ' obern, aufser dem Standort befindlichen, Theilen, fondern auch an den untern im Standort befindli- cken, und an den Enden oder Wurzeln diefer zu- gleich darum nothwendig, weil fie als Saugewerk- zeuge, "den: Nahrungsfaft einnehmen, mit den zu ernährenden Theilen im Verhältnifs ftehen, und, um des Bedürfniffes neuer und zulänglicher Nah- rung willen, diefe auf die Weife gleichfam auf- fuehen müffen, |

M3 Das

186 "Das 'immer wirkfame’ Leben’ der Gewächfe, fördert, während der Dauer deffelben, 'die’Säfte von dem Haupttheil atis’nach allen Richtungen; auf und niederwärts, gleichmäßig nach der jeder Art gegebenen Einrichtung, fo lange keine natürliche oder widernatürliche Umflände hierinne Abände- Tungen verurfachen,, die ihr entweder uäglich oder entgegen find. Dem’ Gefetze der Bewegung nach, werden die Säfte im menfchlichen Körper z. B. zumal am Tage der wärmeren Jahreszeit, mehr nach feiner Oberfläche getrieben, weil ‚durch die freiere geöffnetere wege “der Ausdünftung,, der Widerftand gemindert wird; da hingegen die kuh- lere Nacht, ihren Antrieb mehr nach dem Innern nöthiget. Aus der nehmlichen Urfache, und auf ähnliche Weife, fteigen die Säfte der. Gewächfe, wenn ihre Ausdünftungswege im Schwange find und ihre Verrichtung den Tag über frei vollziehen können, mehr oberwärts nach diefen zus nach unten zu und.in die Wurzeln aber, fobald die Wege auf irgend .eine Weife an ihrer Verrichtung verhindert werden, oder wohl gar, wenn fie ihrer fernern Untauglichkeit wegen, auf eine. Zeitlang, was in diefem Reiche fehr häufig der Fall ift, weg- fallen, { Die Ausdünftungswerkzeuge der Gewächfe,, ih- re verfchiedene Einrichtung, und an welchen Thei- len

187 Yen fi& hauptfächlich anzufreffen find, habe ich fchon

Jängft in meiner Preisfchrift, umfländlicher aber in dem Leipziger Magazin angezeigt, und diefes S. 116 f. des erften Bändchens meiner mehrmal an- geführten Sammlung wiederholt. So lange diefe im gehörigen Zuftand und die Befchaffenheiten der Athmofphäre, die fie umgiebt, der: Vollendung ihres Gefchäftes nicht ventgegen find: fo entledigt fich ‚die Pflanze durch fie von den überflufßigen feinerw Feuchtigkeiten auf eine unmerkliche Weife, und es wird demnach durch den fo geminderten Widerftand ein vermehrter Zuflufs von Säften ver- anlaffet.. Verengt hingegen eine kältere Luft diefe äußert feinen Ausgänge, mufs fie aufserdem die- fen Ausdünftungen die Aufnahme verfagen, entwe- der weil ‘fie felbt mit unfehbaren Feuchtigkeiten fchon zu fehr angefullt it, oder diefe: fogar in Geftalt des Regens fallen läfst: fo wendet fich der Trieb der Säfte nun mehr nach den im Standort befindlichen Saugewerkzeugen, und fördert ihre Zu- nahme und Erneuerungen. Von diefem Gefichts- punkt aus, läfst es fich einfehen, ‘was auch den Gewächfen die Abwechfelung von Tag und Nacht für Vortheil bringt; warum kein Begiefsen bei trockner Witterung, wenn gleich’der Boden auch noch fo fehr dadurch befeuchtet wird,’ ihrem Wachsthum fo zuträglich if, als ein,’ auch nur vier ‚und. zwanzig Stunden über anhaltender war-

mer

188 mer Regen, oder wenigfiens feuchte, laue‘ Witte: sung; was mit den Wurzeln der Bäume, Sträucher, Stzuden und anderer, ‘uber einen Sommeg aıs- dauernder Gewächfe, den Winter uber fe ; warum man verfezte Pflanzen wohl befchatten, Sen- ker und Stecklingen aber das meifte von den Thei- ien wegnehmen mufs, woran fich ihre Ausdün- ungswege befinden; woher es einestheils kömmt, dafs man manche einjährige Pflanze, durch das Beichneiden, zwei Sommer ‚hindurch erhalten kaniı ee kin: Fu oder gar gehinderte unmerkliche Ausdünftung der- jenigen Theile, die eigentlich bei den Gewächfen darzu befimmt find, der Trieb der Säfte nach den Wurzeln genöthigt und darinne vermehrt wird, man auch’diefen Werkzeugen die Ausdunftung nicht ganz und gar abfprechen wollte: fo kann das Aus- gedunftete naturlicherweife von. dem Gehalte gar nicht feyn, den jene Ausdunftung hat. Denn an diefen Theilen bin ich nie im Stande geweien, etwas von dergleichen Oefnungen ausfündig zu ma- chen, wie fie die Blätter haben. Ich beforge nur gar zu fehr, dafs bei der Herausnahme der Pflanze, an welcher Herr BauGmanns feine Beobachtung machte, alle Entblößung der Gefäße an ihren Wurzeln hinjänglich vermieden worden if. Es befinden Gich an diefem Theil für das fchärffte blofe

189 blofe Auge unbemerkbar feine Gefifschen, deren Verletzung man auch durch die behutfamfte Aus-

hebung und Reinigung, nur fehr fchwerlich zu ver- hüten im Stande ift.

Aufserdem aber frzgt es fich noch; ob das, was die Gewächfe zu ihrer Nahrung in fich nehmen, :von der Befchaffenheit ift, dafs es in feinem völlig gefunden, unverlezten Zuftand, nicht ganz und gar verarbeitet und für feinen Gehalt angewendet wer- den könne, fondern ein Unrath übrig bleiben müf- fe? Und follten die Wurzeln eben der Theil feyn, durch,welchen fie diefen von fich fchaffen: fo könn» te es doeh nicht ohne Spuren um diefe Theile be: fönders eines nun viele Jahre fich fo beunrzthenden Baumes feyn; er mufste denn, wie der Hund, fo- gleich das wieder verzehren, was er von fich gege- ben hat.” Wäre es meine Sache, fo rafch von irgend einer neuen Erfcheinung, zu der mich ein Ohnge- fähr bringt, allgemeine Folgerungen zu ziehen: fo könnte ich einen ganz andern Cloak, der langle- benden Gewächfe befonders, angeben, und zeigen, dafs fogar der abgefezte Unrath, wie der von den Thierarten, in Anfehung des Geruches u. dergl.

fowohl, als der Anwendung in der Ockonomie, verfchieden if.

Und wenn nun auch in der That im Erdboden eben fo, wie im Wafler, aus den Enden der Wür-

aelchen

190

zelchen ehulas von den Säften des Gewächfes abtrö: pfelte: fo it es in Wahrheit fehr übereilt, wenn man davon fchlieisen wollte, dafs er es fey, der andern benachbarten Gewächfen Nachtheil zufüge. Mich dünkt, eine fehr bekannte Erfahrung zeige uns deutlich die wahre Urfache an, warum oft ein

Gewächs dem andern zum Nachtheil if.

Forftgerechte Männer wiflen, daß z. B. die angefogene oder gefiete Fichten, Kiefern u. dergl, nicht fchneller und freudiger, als in fo genannten Dickigten, oder dichten Haufen yapor fteigen. Gleichwohl fieht man in der Folge, daß, während andere, fich 'unvergleichlich empor heben, ‚andere, die änfinglich eben fo fchön und munter ‚als diefe waren, zu kränkeln anfangen, und endlich gar ein- gehen. Was verdrängt diefe? was bringt fie um? Etwa der von den Enden ihrer Würzelchen abtrö- pfelnde eigene Saft, oder der, den jener ihre her- geben? Oder kommen vielleicht jener ihre Sauge- werkzeuge, (deun-das find die Enden der Würzel- chen,) fchnappen diefen den Uurath weg, den fie zu ihrem Vortheil abgetröpfelt hatten, und wenden ihn zu ihrem Vortheil an? Ich will die Urfache angeben, die ich fur die wahre halte, und die Ent-

fcheidung dem unbefangenen Lefer uberlaflen.

Wenn fürnehmlich Bäume, deren Säfte von

der Befchaffenheit, wie der Nadelhölzer ihre, find, fehnell

191

fehnell und freudig empor wächfen follen ;'%S mirffen - fie hauptfächlich in ihrer Jugend einer, des andern Stamm‘befchatten, damit die Rinde nebft ihrein Oberhäutchen defto gemächlicher gehalten, und der zähe Saft defto ungehinderter durch die unter ihr liegenden Gefifse des Baftes gefördert werden’ kön- ne. 'Eineim Freien, einzeln. aufwachfende Kiefer; Fichte, oder Tanne, wird nie das, worzu fie unter der Gefellfchaft mehrerer gediehen wäre, ı Aus eben der Urfache, und nicht eigentlich um der Gewinnung des Raumes willen, ift’es vortheilhaft, wenn in den

Baumfchulen die Jungen etwas gedrängt ftehen.

Die aus dem Saamen eine Art aufgegangene Pflänzchen, find, wie die Jungen einer Thierrace, einander ‘ziemlich gleich. Wie aber unter diefen, bei einerlei Nahrung, einerlei Wohnort, einerlei Pflege und Wartung, fich in der Folge eins vor dem andern, je nach der in der Befruchtung bewirkten Grundlage, im Wuchs, und andern Eigenfchaften hervor thut; fo findet man unter den aus einerlei Saamenkörnern, fogar ein und eben des Baumes, erzogenen Bäumchen, andere, die fich beffer näh- ren, und viel flärkeren Wuchs behalten, als andere. Und eben diefe find es, welche viel fehneller und weiter ihre Saugewerkzeuge ausbreiten; mithin den andern die benöthiste Nahrung entziehen, und

wenn fie fich denn fo über fie beträchtlich empor ge-

fchwun-

192

fehwungen haben, fie ‚unterdrücken, den !freien Zutritt des Lichtes und der Luft benehmen, dafs fie endlich, ‘oft nach, langem -Siechen, gar. eingehen muflen. Bat, Wi

Wer diefes gehörig erwägt, und den Wuchs, nebft dem Betragender Ackerdiftel, oder Scharte (Ser- ratula arvenfis), der rundblättrigten Wolfsmilch (Euphorbia Peplus) und Acker-Scabiofe (Scabiofa arvenfis), der Acker-Spurre (Spergula urfa arvenfis), des gemeinen Alant (Inula Hele- nium) über der Erde, genau betrachtet;. dem: wird es nicht zweideutig feyn, warum fich nahe um die erftere der Hafer, um die zweite und. dritte der Lein, und in der Nähe der vierten Art, die Möhren nicht wohl befinden können, und endlich gar ver-

fchmachten und eingehen müffen,

Verzeich-

163

Verzeichnifs

der in den Aphorismen genannten Schriftfteller.

= Abiagaard S.7-31.52. 163

Abulfeda . 141 Achard 8.78. 96. 121 Alfton 49 “Anaxagoras 46 d’ Arzet ee Ariftoteles ı1. 46. 103. 124 Afh - 67 B. Barneweld 121 Batfch 20. 24. 34. 35. 36.

47-102.138.156. 157. 179

"Baume 17 Bauhin 29 Bazin 47 Becher i 6 Belius - 134 Bergius 8 Bergmann 6. 7.96.1ız Bertholet 6. 127 Bertholon 24. 47: 79 Bifchoff 29 Bloch: 138 Bilnmenbach 4. 17. 21.23. 31.55: 57

Böhmer 134. 140 Boerhaave 48. 50 Bonnet 36. 37. 47. 52. 66. 124

Bofe Seite 78 Brouffonet 57- 76. 92 Brugmanns 19. 38. 39. zt.

72. 116. 160. 184. 188 Brufe 43 von Buch 114 Buflon 103 Büfching 141

C.

Camerer 42 Camper 47 Canerin 82 Carmoy 7g Cavallo "a 28 de la Cepede 78 Chaptal 105. Io Charles 87 Chauflier 72 Cicero . 12 Colignon 72 Comparetti 32

Coulon 19. 38. 39. 60. Tı, "72. 116. 160. 194

Covolo 41. 76. 178

Cramer 6

von Crell 7: 96 D.

Demefte 5. 124

Demosritus 46

N Dillen

194 Dillen Seite 70 Diofcorides 167 Dreu 89 Duvarnier 2

E.

Ebel 55 Ehrmann 78 Eimbke 86 Ellis au Everlange 78

F.

Du Fay 42 Fogetus - Fontana 34. 179 Fourcroy 124 Funke 23 Gagliardi 14 Gardini 78 Garfin Gärtner 36. 168 Gehler 4 Gerard 6

Girtanner 4. 5. 39. 41. 43 61. 68. 69. 77- 85. 91.93. 108. 122.-124.

ron Gleichen 36. 76 -Gmelin 43. 76» 93. 166 Göttling 137 Gien 40. 72. 77.86. 93.

I. 112

Giew 36

Günther 108. 119

H. Haeger 122

Hales 31. 35. 37. 71. 86. 94

a"

von Haller Seite 8. 25. 36. 27. 43. 93. 141: 147

- Du Hamel 19. 36. 42. 66.

70.111. 155

Hafienfratz 747% Hebentftreit, E, 37. 60 Hedwig 22. 34. 35. 36. 40: 41. 101. 102.108

Hemmer 87 Henkel 6 Henry 95 Heriffant _ 22 Hermbftädt 7. 16. 68. 109. "5

Hielm nur: I, Hoffmann 36. 86. ıır Hope 76 Huber . 134 von Humboldt ı1. 57. 79 123

Hunter, ]. 23. 26. 103

ak Tallabert 26

Ingenhoufs a7. 61. 68. 72 73. 74. 75. 76. 78. 80. 94, 95. 116, 121

Jungius 102. 126 K. King 32 Klaprotlı 106. 112 Köhlreuter 36. Krünitz 28 I. Lamprecht 28. 176 Lapi ı67

Lavoi-

Lavoifier Seite 3. 8. 1053.

110, Tir. 112, 124. 126

de Lauragais 6 "Lefler 50 Linne 047 Lippenius 124 Ludwig, C. G. 36 Ludwig, C. Fr, 50. 166 Lupfius 38. 48 Lyonet 31, 48 M.

Macie süh , Macquer Au Malpighi 14. 22. 36.77. 178 Manbray 78 Marfigli 31 van Marum 37. 38. 39. 88.‘ > t 89. 110. 160 Mauchart 42 Mayow, I 94 eckel 26 Medicus 36. 4i Mefe 90. 124.126 La Metherie 8. 79. 123 Micheli 36 Moldenhawer 36. 156 Monro 179 Murray 141. 147 Mufchenbroek 87 Mutel 37 Neubumer ° 13 Niebube Do 138 Nollet 73 Oehme Fa 53 Ormoy , _ 78

P. Percival Seite 91 St. Pierre 47 Plato \ 46 Plictho 29 Plinius 53 Pohle 43. 57 Porta, I. B. 46 Priitley 60, 96, 120. 121 Pringle 121 Prochaska 32

Q. | Qnesnay 33

R. Ray 124 Reigel. 36 Richter 16. 137 Rofenthal 103 Rouelle 6

Rozier 4.17.39. 61.67. 63. 69. 75. 78» 79.81. 88. 39,

‘90, 91. 103, 105. 123, 124. 126 Rükkert 7. 82. 83. 128 Rufel [un 4 S. Sage '6 Sauflure 113 Scarpa 166 Scheele 7. 68. 112. ı2ı Scherer 68. 94 Schmiedel 86 Schneider 166 Schöpf 103 Schreber 28. 36. 41, 43, 181 " Schröter 5L Schwankhard 78 Na Scopeli

196 Scopoli Seite Seetzen 20 Senebier 68. 72. 73. 74. 75. 96. 103. 113. 121. 124. 126. 127 Sherard 70 -Sierfen 107 Smith, Edu. 6.47

Sömmering 12.13. ı6. ı7. 19. 23. 26. 27: 35. 44» 45.

Tlhunberg Seite 29 ‚Thümming 36 ' Tournefort 36 Tromsdorf 72 V. Varro 93 Victor, Adam 6 Voigt 42. 45. 49. 53. 57. 76. 83. 90. 92 Viteri 42. 57. 73. 213. 124 Ww.= Walch 5L Weigel 36 Weftrumb 137 Willdenow 32 Wolf - 31 Wrisberg 25. 45 2; Zimmermann 47

55. 65. 67. 93. 100. 141.

147

Spinoza 48. 128

Sprengel 141

Strömer 103

Stryck 134

Succow ‚96. 121

Swammerdam u 50

T.

Theophraft 43

a

Sachre-

197

Sachregifer.

A.

A fonderung in den Pllanzen Seite 102 Acer occidentalis 27 platanoides Ebend, Acker, was es heifse, ihn ruhen Jaffen 117 Andanfonia digitata 112 ' Aecidium 5 47 Aefchinomene indica RN de pumila

fenfitiva Ebend.

Aagaricus acephalus gr

acheruntius . Ebend.

acicularis 106 androfaceus 122 antiquus 106 campeftris 107. 109. 117. 122

ealtaneus so cepaceus. 80. 107 elypeatus 106 deliciofus 108 depluens 80.117 fafcicularis "117 imperialis Ebend. lateralis 80 / piperatus 106 querneus Ebend. Alcyonium aurantium 8 Jyncurium Ebend. plıragmites 8

Ebend.

Alkali, flüchtiges, im -Kuhmift Seite 93. mine- Alitchei ob es Keime

' hervor bringe 83 Alter 8-74 Ammeniak kochfalzfau- res zt Anthericum : ramofum 117

Aphotiftus fufecus 106 Aphyteja hydnora 47 Arabum Culcäs 43

Arfenik, ob er das Ge-

hirn reizet 67 Artemifia campeftris ırz Arum Colocafıa 43

Arundo phragmites ıı2 'Afclepias fyriaca 162 Afexualiften ER)

Athmen der Gewächfe 121. der Schwämme ı22 Ausdünftung der !Ge- wächfe 186 Ausdünftungswerk- zeuge an den Wur- zeln 186 AuswüchfeamHolze 20 Avgarrhoa carambola 42

B. Bambufa arundinacea 8 Barbula ruralis 126 Bart an der Pinna 13 N 3 Batt,

398 Bat, Entfehung deffeiben

Seite 21 Belebte Körper;3. ihre Beftandt Keiie: e Berberis vulgaris 41.70. 76. 96. 97, seine Variea tät davon,70. Anm. 10 Beftandtieile, beleb

Körper Betula alba 412 almus, 71

Bewegungen, willkühr- liche 56. der : Pflanzen _Ebendaf. fichtliche 182. ‚der Flülsigkeiten in den- felben 102. ihre Ver-

fchiedenheit bei den Si 7

‚ten der. Gewächfe 182, _

j Burum chandalum

Brand der Binme, feine . Entftehung Seite 127 Brafilienholz 28. 149

Braunftein 5. im orga- nifirten Körper 9. im Holze 16

Bruch, fasriger B-4

57«

Anmerk. 87 Buxus fempervirens 28 Byffus 105. fulva 106. 112

plumofa 79

fpeciofa _ Ebend, €.»

Cactus Opuntia at.

Tuna Ebend.

Calor inclufus des Cicero

1E

der Staubfäden 180. Ur- % aefalpinia bralilienfis

fache davon 160. 180 Bignonia radicans

41 Bittererde 5. in den

Knochen 16 Blackfifch 166

Bleizueker, Ba das

Gehirn reize, \.. ..67 Blut, ob es Lebepekre befizt "15.33 Bois de Japon 29

HARRiEsS antiquus 27 ' bötfyoides 81. 106 filamentofus 106

" igniarius Ebend. papyraceus Ebend. perennis 106 ftipitatus 80 fertatus 106 verlicolor Fbend.

28. 29. woher ihre. Be- nennung 28. Anmerk. ® criftata r Sappan Ebend. Yun, veficaria 17. 29 Ceratophora fribergen- fis 106 Chara vulgaris, ehemifch unterfucht 106 Chekidonium maius 162 Ciftus apenninus au Helianthemum Ebend. Clavaria aurea 80.106,

107, 1124 coralloides 11? faltigiata ı07 Hypoxylen . 106x 117 mulcoides 106

nivea

Seite 117 106. 117 autumnale 117. 182 Corylus Avellana 17 Crocus fativus, 69. 125

nivea pilillaris Colchicum

D.

Daphne mezereum 117 Daucus Carota 116 Deonen 55 Dichtheit des Holzes, wovon fie abhängt 139 Dictamnus albus 16 Dioneea mufeipula ar. 70. befondere Bewegung derfelben 59 Diofporos decandra ebenafter - Ebend, Drofera longifolia 42 rotundifolia Ebend. Dünger der Pflanzen 83

E. Ebenoxylum verum ı7 Eier, enthalten verfchie-

dene Gasarten 8.85. An- merk. 13T

Eifen im belebten Körper 5.9. im Holz 16 Eifenerze, ob fie ein DüngungsmittelderPflan- zen find 82. Anmerk. 129 Elektricität 5. ı75. mäfsige,ein Reizmittel 77. ftarke, fchwächt die Reizbarkeit 88

17.

299

Element, ' was es fei Seite 4. wie viele es gä- be 5. ob es verfchieden fei von den Uritoffen der Peripathetiker Ebend.

Empfindung, deutliche

- Merkmale «derfelben an Gewächfen 181

Epheu, ob er Gold ent- hält 6. f. auch Gold.

Erde, die vom D. Richter entdeckte 16. f. auch Knochenerde;. ob fie ein Nahrungsmittel ‚der

Pflanzen fei 105 Erica vulgaris 117 Erigeron acre 42170 Erftreckung, der Ge-

wächfe nach oben und

unten 135 Efox Belone 133 Effigfäure 74

Euphorbia campeftris 89 Cypariflias Ebend. Lathyris 39. D. Hed- Apr wig’s Beobachtungen

an.derfelben ı60 myrfenites 33 Paralias 39. 89

Peplus . 89. 116. 192

Ri Faba aegyptiaca 43 Fäulnifs, der Blätter 180 Farbe, der Knochen 17. 138. bei Kindern ıg. der Thiere und Pflanzen 18. wovon die der Pilanzen N4 abhängt

200

abhängt 126. der Fifch- gräten Seite 138 Federbufchpoly pe a7 Feuchtigkeit, Einflufs . derfelben auf dieKnochen 19. ihre Verfchiedenheit in ar, und Thieren

33,

Fibern, in Metallen 14. ob fie 'oline Reizbarkeit feyn kann’ 15. im altern- den Zuftahde 23

Ficeus carica 89

Fifche haben Nerven 23.

Anmerk. 32. 166

Fiftulae fpirales f. Spi- ralgefäfse

Forfkohlea tenaciflima

'% 41

Fringilla amandava. 17

nz

Ebend.

Fucus faccharinus veficulofus

Ge Gährung der Vegetabi- lien 10. Verfehiedenheit derfelben von der Ver. witterung Ebend. Galen’s ängebohrne Wär. me?" } 12 Gas, kohlengefäuer- tes 73. feine Entftehung 212. fehwächt die Reiz- bark. der Pflanzen 93. falpeterfaures, ob ‘es dem Wachsthum der Pflanzen nachtheilig fei

96. fchwächt die Reiz- barkeit ‘Seite 93 . Gefäfse, ihre Verfchie- denheit in den Gewäch- fen 34. 156. luftführen- de 34. 163. zuführende Ebr f. Markgefäfse und dergl. in wiefern fie von denen in den Thieren ver- fchieden find 35. ob fie Lebenskraft befitzen 36 Geranium odoratifimum ! 126 Gefchöpfe, belebte "12. ihre Reizbarkeit 13. f. belebte Körper. Gewächfe, find verfchie-

den in Anfehung ihrer Reizbarkeit 59 Gewitterregen 25

Gleditfchia triacanthos er 153 Gold, ob esim thierifchen und vegetabilifeben Kör- per enthalten fei? 6. 133 Grundfofff, Element. Grünen der Pilauzen bei Lampenlicht 120

Haematoxylon campe-

fchianum 28 Harmonie der Pflanzen

117

Härte des Holzes, Urfa-

che der verfchiedenen 27.

148

Hedy-

Hedyfarum gyransSeite 42. 45.70. feine Bewegung "49.57. 75- 79. von freien Stücken 131. beim Reiz des Lichts 90. 92

Herz, obes Nerven habe 13

Hitze, zu grofse, Wir- kung derfelben auf'die Reizbarkeit 92. 175

Hohlwerden der Bäume

nu

Holz, eigene Beftandthei- le ‚defleiben 16. Entftehung 24. Verin- derung im Alter 23. 'Här-

„te: deflelben 27. 148.. ı ob

- fie fich nicht wieder er- zeugen könne 30. Grün-

‚de-dagegen 153. fau- les, woher defien Schwärze 19. Hornhecht 138. Humus’pauperata °'6 A T. } Ibira pitanga' 28

Infekten, ob fie aus un-

zähligen Fibern .befte-

hen 9,55, , "31

Inula Helenium 116. 192

Juglans nigra 27

Yuncus bufoninus 117 K.

Kalk 171

Kalkerdeg. phosphor- gefäuerte 137 Kälte, Wirkung derfeiben auf die Fibern 28 Kiefelerde zuwf.16

feine

208

Knochen; Beftandtheile derfelben Seite 17. „ihre Farbe 17. 138. bei Kin- - dern 18. ihre Entftehung

22. Reproduction derfel- ben 30, faule, woher . ihre Schwärze 19

Knochenerde 16.137

Kochfalzfäure im Kuh-

mift 33. Anmerk. 130. oxygenirte, ihre Wir- kung auf das Wachsthum der Pflanzen 65... ihre Beftandtheile 84 Kohlenfoffgas, Entfte- hung deffelben ‚112. Körper, der Pflanzen ıoı.

belebte, und unbelebte, 1.131 Krankheiten der Kno-

chen 19

L.

Lampenlicht, Wirkung deffelben auf Pflanzen "120

Leben, ob es mit orga- nifirt feyn einerlei ift

{ | 132, Lebenskraft 9. Wir- kung aufdie (chemifchen) Verwandfchaften ı2. kann ohne Fibern feyn 15. iu verfchiedenen Theilen der Pflanzen 30. in flüfigen 98. 99°

Lepidium. fatinum gr. Anm. 142. beim Lam. penlicht 120 Ns; Lichen

202

Lichen aidelus Seite ‚go

erifpus 206 floridus. ' 15 fraxineus 127 granulatus 106 hippotrichoides 27 miniatus 127 parietinus 119 pinafter 106 Pinnatus 80° pulmonarius “212 radicilormis "80 verticillatus‘" 80. 112

Licht, Wirkung delfelben

auf die Pflanzen 9ı. 119 Lichtfkoff 5 Linnea borealis 112 _ Lotus corniculatus

aus Rindszahn 94 Luftröhren f. Spiral-

gefäfse Luftfaftgefäfse 152. 157. 163 Lycoperdon peduncula- tum 117 teffelatum 106. 117

M.

Mahagoniholz 29 Manes 48 Markgefäfse 34 Martynia annua qu MafTfe, fchleimige 115 Medufa Velella 48

Melampyrum nemoro- fum 119 Mentha piperita 93 Metalle, obfie der Vege- tation fchädlich find 66. 83

nz T.uft aus Pflanzen 85.115. °

Mimofa = Seite 2g afperata DL 42 catta Ebena.

pudica 42. 5970. 90. 95. 97 quadrivalvis 42 fenfitiva 42

Mohnfaft f. Opium. Moofe, ob ausgetrockne- te fich durch ‘Wafler in das wahre Aufleben rei- zen laffen Y 173 Mufkelfibern, ob. fie hohl und mit Blut gefüllt find 32. ob Röthe ein Hauptcharakter derfelben it 53. eigene Bewegung derfelben 54 finden fich

auch in Pflanzen 41 N. Nahrungsgefäfse 34 Nahrungsmittel der

Pflanzen ' 104

Neckera dendroides 27.

106. 112

viticulofa 7,426 Neexofis. 7% 19 Nepenthes _defillatoria er, 58

Nerven, ob fie ein Un- terfcheidu ngsmerkmal ab- geben zwifchen Thier und Pflanze 52. 163. obfie fich in kalt- und weißsblüti- genThieren finden 50. 166

0. Octofpora 105

erypto-

eryptophila S. 8r. 117 lacera 117 Oel, ob es Keime treibt 93. Atherifches 115 Onoclea fenfibilis 52. 96 Opium; Wirkung deflel- ben auf die Reizbarkeitgz Orchis bifolia uiz Organe 135 Organifirte Körper. 132. ihre Beftandtheile 9 Oxalis fenfitiva'gı.' be- fondere: Bewegung der« felben 54 Oxygenf.Sauerfofi.

FR P, Pappus der Pflanzen, Ur- fprung deffelben 29 Parietaria judaica ofheinalis _ Ebend. Parnaffia paluftris 57 Peziza1o;s. agarioides 106 Pflanzen, ob fie Kno-. chen haben 21. 138. Mu« Tkelfibern 30. hauchen Luft aus 85. haben ver- fchiedene Feuchtigkeiten 114. laffen ihren Uprath von fich 116. ı84. leben einzeln ı17. oder in Gefeilfehaft Ebend. Pfanzenzüge laffen fich durch Charten darftellen

118 Fhafeolus vulgaris 77 Phafianus gallus 17

pidtus Ebend.

Pinus Cedrus Seite ır

‘dylveftris 25 Plantae acaules ı01 Plante ä balancier 57

Poa annua 117 Polygonum aviculare 17°

fagopyrum 116 Polytrichum piliferum

117 Populus nigra 18: Potafche, falpeterge- fäuerte at 7E Q. Quekfilber f, Reiz auf Mufkelfibern 67. oxy- dirtes 96 Querfibern 3%

Quercus Robur 27.112 R.

Regen, fein Nutzen zum

Gedeihen der. Gewächle

187 Reiz, ein öfters wieder- holter 96. 172

Reizbarkeit, wo fie ich findet 30. in den Gefäf- | fen 38. befonderes Merk- mal derfelben-45. ob fie

..fich in. mehrern Pflan. zen findet 48. kann ge- fchwächt werden aufver- fchiedene Art 88. ver- mindert. durch ' Sonnen& ftrablen und Hitze 175, ob fie verfchieden fei von

Empfindung 158 Reizmittel der Pflanzen 60, 156

Repro

20%

Reproduktion ,„ ob fie bei den Gewächfen itatt findet: Seite 55. an den Staubfiden. der Polyan- driften 56. am Holze 153

Refeda odorata 62 Ricinus communis 181 ' Ruta chalepenfis 58

5.

Sabella chryfodon 8 Saftgefäfse find reizbar 30. fchnurförmige 34. winden fich nicht durchgehends fchnecken- artig um die Luftgefäfse 163

Saft, der Pflanzen 98.

ihre verfchiedene Bewe-

gung 182. 186 Sainfoint ofcillant 57 Salix alba 27

Viminalis 112 Salpeterfäure 74

Salze,obfiedie Vegetation hindern 72. Anm. 105 Sauerkleefäure 74 Sauerftoff 61. 166 Sauerfoffgas, ob es Keime hervorbring t68. Verfehiedenheit deifelben 69. Urfache der Lebens- kraft 82 S$cabiofa arvenfisı16.192 Schatten der Bäume, wo- her er entfteht 104 Schläuche 34. 156 Schmelz der Zähne f, Zahnfchmelz,

Sedum acre

Schnelligkeit acibe- wegung der Säfte in Ge- wächfen Seite ı8g3. ihr

‚Antheil am Wachsthum derfelben 183

Schwärze in verfchiede-

nen Theilen, Entftehung

.derfelben 19

Schwere, fpecififche, von verfchiedenen Holzarten

27 Schwefel = 77 Schwefelfäures ihre

Entftehung ır. ein Reiz- mittel der Pflanzen 74 112 Seemoofe, ob fie Fibern haben 3r Sehnen, Entftehung der- felben 26. 141 Sepia officinalis-23. hat keine Nerven 52. Be- obachtungen des Gegen- theils _ 166 Serratula arvenfis 116.

192

ir 55

Smithia fenfitiva £ Sonnenhitze, warum lıe das Wachsthum befördert

Sexualiften

z 114 Sonnenftrahlen, zu heftige 90 Sorbus, aucuparia 117 domeltica 027 Spergula arvenfis 116. Spiralgefäfse ı 35 Splint, feine Entftehung 21

Staub-

Staubfäden, ihre Bewe- gung uarine Reizung Seite 180. 182 Steinkohlenflötze 114 Stikgas, Schaden defiel- ben 79-193 Swietenia mahagoni 29 T wen pe glabra i | ‘© 106 mefenteriformis Ebend. Theile, abgefchnit- tene, der Pilanzen, ob fie ihre Reizbarkeit bald verlieren 97 Theorie des Verfaflers über den Reiz des Lichts 323. über die Art Sauer- ftoff aus den Pflanzen zu ziehen Ebend. Thiere, weifs - und kalt- blütige, ob fie Nerven haben 50. 166 Tremella Noftoc 118 Tracheae f. Spiralge- fälse.

Tuphtein 22

/ v.

Vaccinium Myrtillus ır2. 117

Vegetabilien, - ob fie Nerven haben zo. 52. Verfchiedenheit derfelben in Anfehung der Exfpi- ration 118. f. auch Pflanzen,

205

Verrucaria ‘Seite 1ıg polymorpha 112 rubra 90

Verwitterung 11

Vifceum album 17

Unbelebte Theile, ih- re Entitehung 21. Ver- fchiedenheit 13. 14

Unorganifirt f. unbe- lebte Theil

Unrath, feine Entledi- gung aus den Gewächfen

184

Unterfchied zwifchen Thier und Pflanze, muth- maafslicher Urfprungdef-

felben 48 Volvox globator 48 Vorticilla rotatoria 69 Vrtica cannabina 41

dioica Ebend. Dodartii 41 pilulifera Kbend.

£ W. Wallnufs 153

Wärme, der vegetabili- fchen Feüchtigkeit 99.

ihre Unterfuchung 103 Wärmefoff,ein Reizmit- tel 75

Waffer ein Reizmittel 69. mit kohlenfaurer Luft ge- mifcht 72. feine Beftand- theile 84

Waffer-

ch,

BORN Wafferfoffgas, Scha- den defleiben 79- entlocker den äch(en ‚Sauerfioff 119. Wirkung delfelben auf Pflanzen 125

Weingeit 9 "Weinkeinfäure, ein Reizmittel rn AR) Weifia galslaz

IE. |

ee A N" | E N vr & Aor % r, 5. um 2

E;

eos, ale L

Entftehu felbe Zeitlofe ı17. 182. auch Co'chicum autumnale.

Zellgewebe der Pflan- zen a4 30. 136 Zucker in den Geväch fen 110 Barker ein Er mittel der Pflanzen 74

Verbeffer ung en

2 mA :

S. 4. Z. 15. füge man hinter was hinzu für uns bis jezt $.8. Z.2. ftatt Iycurium lefe man Iyncurium S. 24. 2 19, » Rückgrad iefe man knochenarti- ges Rückenfchild S.26. Z.1. = Pflanzenfafern lefe man und vereng=« i ten Fibern S. 27. Z. 15. - Aeer oceident: lefe man Robinia Pfeud- Acacia einige Arten von den lefe man Auch die Arten der S.28. Z.ı5. - Eine lefe man Diefe S. 32. Z. 21. hinter $244. lefe man ftatt jenen Worten folgende:

na Zu24.

Nur felten wird man beim tägli- chem Gebrauch daran denken, dafs Leinwand aus Saftgefäfsen, oder biesfamen Venen und Arte- rien der Pflanzen; baumwollene Zeuge aber, aus wahren Fibern der Saamenkrone gewebt find.

S. 55. Z. 13. ftatt zukummen lefe man gemeinfchaft« lich zugehören

S. 56. Z. 18. - ftetige lefe man willkührliche

S.57.Z.5. - neuen lefe man inneren

S. 65. 2.7. = Knötchen lefe man Saamenblätter

S. 68. 2.21. - keimen lefe man verbleichen

S. 81. Z. 21. füge hinter Aphorismus hinzu: allein

S. 90. lezte Zeile ftatt bei lies mit

S. 96. Z. 1. ftatt phlogiitifcher, lies kohlenfaurer

S.98. Z. 18. - find lies if

S. 99.

S. 99. die Note 156. gehört nach den Worten eigene Wärme S. 100. Z. 5.

S. 107. Z. 4. nach A. cepaceus fetze hinzu nach gefal- .. lenem Platzregen 7

.. 2. 14. flatt Wafferftoff lies Wafferfoffgas S. 119. Z.14. - doch lefe man daher 'S. ı21. Z.7. it und überfüfig

S. 123, Z.5. ftatt gerinnen lies entlocken

- - Z.17. - Säugthiere, die etwas kälter find, lefe man, wenn fie älter werden.

Aphorismen

aus der

Physiologie der Pflanzen.

a

% Br k - IR 2 Ay an K

Aphorismen

aus der

Physiologie

ar )

ae AR a A

Von

Dr. Kieser,

Stadtphysicuse in Northeim,

Göttingen, in Commission bei H. Dieterich.

850%

Wie alle Dinge zuletzt aufgelöst sind in die Existenz der einen Substanz, zu welcher alles gehört: so nimmt das Höhere das Niedrere in sich auf, als ein zu seiner Existenz gehötiges. Erde, Luft, Wasser werden in die Pflanze, die Pflanze in das Thier, das niedrere Thier in das höhere, alles zuletzt in das Gestirn, das Gestirn selbst in das All, das All in die ewige Substanz aufge- nommen. Jedes Niedrere gehört also zur Fxistenz eines Höheren, Alles zuletzt zur Existenz des ewig Einen und unendlich Vollen, aber eben darum wird es nicht von Um hervorgebracht, sondern ist mit ihm zumal.

Schelling.

Einleitung und Vorwort.

Er s teeäeb sch ni tt

Organische Bildung der einzelnen Pflanze.

1— 7. Stamm und Wurzel.

8— 16. Gegensätze des Stammes und der Wurzel. 17— 2ı. Wurzel, Stengel, Blatt. 22—28. Knoten, Stengel, Blatt,

29. 30. Wurzel.

31 —509. Blatt,

51 47. Blattstengel, Oberfläche, Unterfläche. 18 59. Spirallinie in der Stellung der Blättern

Spiralgefäfse. 80. | 61. Stengel, ;

I. mh. ar 62 200. Blume. 66 69. Bractea. 70 7 Kelch. 75 91. Corolla, Stamen und Nectariunı. 92 100. Pistillum.

201 —1ıı2. Samen. 313— 115, Luftbehälter der Pflanze.

Zweiter Abschnitt.

Organische Bildung der ganzen Vegetation.

ı16—ıı9. Allgemeine Uebersicht.

ı20— ı40. Acotyledonen Wurzelpflauzen.

141 150. Monocotyledonen Stenzrelpflanzen. 351. 169. Dicotyledonen Blumenpflanzen,

170— 177. Geschichte der Vegetation, Vergangenheit Zukunit.

nt Hi

Einleitung und Vorwort.

Es ist nur Ein Orsanismus,. welcher nach verschiedenen Richtungen differenziirt, als Pflanze, Thier und Mensch seinen ellipti- schen Bildungscyklus vollendet. Diese Be- ziehung der Einheit auf alle vorhandenen Organismen ist die höchste, und sie allein kann dem Ganzen Seele gebend, auch die Verhältnisse dieser verschiedenen Welten deuten und darstellen. Au/ser dieser Be- ziehung des Einzelnen und Getrennten zum Ganzen und zur ursprünglichen Einheit verliert das Einzelne alles Leben und Be- deutung, trostlos versinkend in dem Chaos ı

Du ar

des Egoismus; In dieser Beziehung blüht es auf zum höhern Leben der ewigen Harmonie aller Dinge, in welchem das Getrennte nur getrennt ist, um in einer höhern Einheit sich wieder zu finden, und sein Leben opfert, um ein schöneres Leben zu empfangen.

So ist's nicht möglich, das geheime Wesen der Pflanze zu erkennen, ohne sie in Beziehung mit dem Thier und dem Menschen zu setzen; und so würde das Thier und der Mensch weder isolirt noch in ihren Verhältnissen zur ganzen organi- schen Welt begriffen, wenn die Pflanzen- welt nicht existirte.

Die Pflanze grünt und blüht mit jung- fräulicher Unbefangenheit und Unschuld. Einfältig und klar ist ihr Wesen, und ein- fältig ist ihre Organisation. Ihrer selbst noch nicht bewulst, und in geheimnils- voller Ruhe und mystischer, Trennung in der Vereinigung andeutender, Einheit ver- schlossen, kann sie nur von einem reinen einfältigen Sinn begriffen, die Klarheit ih- res Wesens nur von einem unbefangenen geistigen Auge geschaut werde, Chemi-

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ker und Anatomen sind ausgezogen 'mit dem ganzen Apparate ihrer Werkstätten den Geist der Pflanze zu fahen, aber der Chemiker kann nur im abgestorbenen Re- siduum des Lebens die Spuren des Ent- flohenen nachweisen, und nur mittelbar und unvollkommen im todten Producte die Tendenzen des Organismus aufzeigen; und der Anatom kann nur die groben Hüllen des Organismus zergliedern, während der zarte Bau, in welchem das geheime Leben webt, auch seinem geschärftesten Auge entflieht. Beide werden daher nie die le- bendigen Verhältnisse entwickeln, nach wel- chen das Einzelne sich zum Ganzen bildet, und das Anorgische ins Organische aufge- nommen wird.

Nur nach Vollendung einer gewissen Bildungsstufe und nach Schlielsung eines bestimmten Lebenscyklus ihut sich der Geist in Worten und Thaten kund, und geht aus dem vollendeten Innern in ein Aeufseres über. Die gatize Pflanzenwelt constituirt in dem grolsen Organısmus, in welchen alle einzelnen Organısinen sich auflösen, nur die eine Hälfte der Ellipse,

—_ A un deren andere Hälfte das Thier beschliefst, und deren vollendete Einheit im Menschen verklärt wiederstrahlt. Wenn daher des Menschen Geist, aus seiner Vollendung herausgehend, in Thaten und Worten sich ausspricht und das vollendete Innere, zu- gleich ein vollendetes Aeulsere, die Aussen- welt beherrscht, und den verwandten Geist geistig berührt; und wenn das Thier im Ringen nach der Einheit und nach dem Aeulserlichsetzen des Innern, nur theilweise seinen Zweck erreicht, nur der That und des Wortes Schein wiedergiebt, und im Versu- che, die höhere That und das geistige Wort des Menschen darzustellen, untergeht; so deutet die Pflanze in symbolischen Zeichen, ganz that- und sprachlos, den Geist an, der kaum dem allgemeinen Erdgeiste entrissen und aus dem ewigen Schlummer so eben zur Selbstheit erwacht, nur seine Existenz sichert, und ganz in sich beschränkt, noch ganz ein Inneres, nur durch Farbe und Duft sein Dasein bezeugt, und, gleich dem zarten Embryo im Schoolse der Mutter, unbemerkt zur höhern Organisation heran- wächst. Schon die Alten wählten bei ihren

Freudenmahlen die Rose zum sinnbildlichen Zeichen der Verschwiegenheit, wohl wis- send, dals es kein reineres und würdigeres Symbol dieser in sich verschlossenen ge- heimnifsvollen Göttin giebt, als die Blumen- und Pflanzenwelt,

Farbe ‘und Duft der Pflanzen sind die. ersten Zeichen des im Organismus, als der begeisteten Erde, erscheinenden Lichts und Materie. Licht und Materie, getrennt er- scheinend im Anorgischen, aber zu steter Organisirung strebend, werden in der Farbe und in dem Dufte der Pflanze zuerst als ein Product des Organismus objectiv, und gehen aus der innern Verschmelzung in den Producten ‚der Organisation wieder getrennt hervor. . In der Farbe strahlt das geistige Princip, in der Materie gebrochen, und noch nicht zur vollendeten Ausbildung gelangt, hervor, ‚und in dem Dufte zeigt die Materie ihren Begeistigungsprocels an, wie sie durch das Licht verklärt, zu höhern Formen em- porstrebt. Farbe und Duft sind also Licht und Materie auf der ersten Stufe der Orga- nisation, aber unter der Potenz der Schwere, und deuten.symbolisch ‚den fernern Begei-

KT Te

stigungsact der Materie an, wo Licht und Materie unter der Potenz des Lichts, in der Animalisation, sich organisch darstellen, und welcher in seiner Vollendung, von der Ver- nunft ausstrahlend, Sprache und Handlung des Menschen erzeugt und in Wissenschaft und Geschichte den Cyklus der Erdbildung vollendet. .

Alle Organe der Pflanze sind daher noch ein Inneres, blos die. Existenz der: Pflanze durch die Ernährung .Vermittelndes, nr durch Farbe und Duft die Assimilirung der Aussenwelt Bezeichnendes.. Die Pflanze ist der im Product dargestellte Egoismus der Natur. In der Thierwelt wird.der Egoismus der Natur versöhnt, das Innere der Pflanze wird im Thiere zugleich ein Aeulseres, und in den Sinnesorganen wird die ganze äufsere Natur dem innern Organismus assimilirt, und somit die ewige Harmonie der Dinge wieder hergestellt.

Diels ist die Urdifferenz zwischen Pflan- ze, Thier und Mensch, und nach dieser ist die ganze Organisation der Pflanze gebildet, Ihrer uneingedenk hat man das Thier in der Pflanze suchen und thierische Organe im

-— 7

Pflanzenbaue entdecken, oder wohl gar et- was dem menschlichen Geiste Analoges fin- den wollen. Der Misgriff ist allgemein und weitverbreitet bis auf die neueste Zeit. Daher ist aber auch die Pflanzenphysiologie ohne befriedigende Resultate geblieben, und was man oft fälschlich so nannte, hat nur für die Anatomie einen Werth. Doch ver- ‘danken wir” manchen einzelnen Ansichten neues Licht, und-vorzüglich haben Jussieu’s Scharfsinn und geistvolle Untersuchungen die Bahn gebrochen, auf welcher leider nur zu wenige seiner Nachfolger gewandelt sind. Ein System der Physiologie muls daher erst geschaffen werden. Nur die Anatomie der Ptlanzen hat in den letzten Jahrzehenden fast ihre Vollkommenheit erreicht. Sie hat einen Gränzpunct, der ihre Thätigkeit be- schränkt, die Ununterscheidbarkeit der Thei- le, und diesem hat sie sich genähert, so dafs die verborgensten und zartesten Theile dem Auge "dargestellt sind. Ihr und ihren Arbeitern ist die künftige Physiologie vielen Dank schuldig, obgleich auch sie noch man- che Lücken auszufüllen hat.

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Soviel als Yorwort für die folgenden Blät- ter, die nach Bedürfnils des Raumes und der noch unvollkommenen Einsicht, in aphoristi- scher Kürze den Gesichtspunct bezeichnen sollen, aus welchem wir die Pflanzenwelt be- trachten zu müssen glauben, und Andeutun- gen enthalten, um die Idee der Einheit in der unendlichen Mannigfaltigkeit der ganzen Ve- getation darzustellen. ‚Ueber die Functionen der Pflanze ist; nichts Specielles gesagt wor- den, Das Allgemeine derselben ist bekannt, und bedarf keiner Wiederholung, das Spe- cielle liegt aber noch zu sehr im Dunkel, um darüber etwas Bestimmtes auszusprechen, Die Belege endlich zu den folgenden, als aus bewiesenen Thatsachen hingestellten, Sätzen wird jeder, der Pilanzenwelt und ihrer Er- scheinungen Kundige zu finden wissen, da- her hier nur einige angegeben sind.

Erster Abschnitt.

Organische Bildung der ein- | zelnen Pflanze.

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Stamm und Wurzel.

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M agnetismus, Electrismus, Chemismus bilden die heilige Trias der Qualitäten der anorgischen Natur, wodurch diese in der höhern Einheit organische Bedeutung erhält und ihr inneres Leben entfaltet. _ Diese Trias findet ihr Entsprechendes in allen Organisationen. Die erste hat ihr Symbol im Aphhelion der Ellipse, die zweite im Perihelion und die dritte in der Indifferenz beider, oder in der Ellipse selbst.

Unter den auf dem Erdkörper vorhan- denen Welten der Organismen bildet die Pflanzenwelt den Magnetismus, das Thier den Electrismus, der Mensch den Chemis- mus. Die Pflanze in ihrer Inte- grität ist der organische Magnet.

3.

Alle Qualitäten des Magnets finden sich also hier wieder, - Wie der Magnet den reinen Längeprosels darstellt, so auch die Pflanze. Wie der Magnet in einem Puncte indifferent, nach zwei entgegengesetzten Richtungen differirt, so auch die Pflanze, Wurzel und Stamm *), sind die beiden Pole des organischen Magnets, die im Mittel. puncte, an der Erdoberfläche, vereint, un-

endlich nach entgegengesetzten Richtungen sich entfalten.

:») Stamm (truncus) ist hier die ganze Pflanze über

der Erde, Stengel (caulis) der Gegensatz gegen das Blatt. "%

A.

Da in 'der anorgischen Welt die Kalk- erde das thierische Princip andeutet, und aufgestiegen zur Organisation als Stickstoff sich darstellt, die Kieselerde hingegen die pflanzliche Seite der Reihe der Erden bil- det und im Organismus als Kohlenstoff er- zeugt wird, so bildet die Pflanze diesen Stoff vorzüglich aus, und der ganze Ath- mungs - und Ernährungsprocels der Pflanze ist nichts anders als ein Kohlenstoffbildungs- procels der Erde.

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Der Stamm der Pflanze ist der positive Pol, die Wurzel der negative. Jener die Einheit in der Differenz, dieser die Diffe- renz ın der Einheit darstellend. Daher wie in jeder elliptischen Lebensbahn die irdische Tendenz der Zeit nach ‘vorherrscht, so wächst auch das rostellum des Samen- korns früher und schneller als die plumıda.

Dies sind die beiden Urdifferenzen in der Pflanze. Der Gegensatz ist durchgrei- fend durch die ganze Vegetation. Er ist die Seele der ganzen Pflanzenwelt, und be- lebt diese wie jede einzelne Pflanze. Aber wie jeder Pol nur Pol ist, indem er die Ein- heit des ganzen Magnets auch injedem Pole darstellt, so findet sich dieser aus der Ein- heit entsprungene Gegensatz nicht nur in jeder einzelnen Pflanze, sondern auch in jedem einzelnen Organe derselben,

7:

Diese Antinomie der Wurzel’ und des Stammes ist stetig.‘ » Wurzel und Stamm sind integrirende Theile. Einer ist das completirende des Andern, jeder allein für sich kann nicht bestehen, gleichzeitig wie der Stamm wächst, sprolst auch die Wurzel und gleichzeitig wie der Stamm Samen trägt, reifen auch die Knollen an den knollentra-

genden Pflanzen. Bei einigen Pflanzen ster- ben sogar Stamm und Wurzel zu gleicher Zeit ab, und erzeugen sich gleichzeitig wie- der. So stirbt der Stamm der Zwiebelge- wächse, *) der Orchideen, **) und aller per- ennirenden Pflanzen im Herbst ab, und mit ihm die Wurzel, und erzeugt sich im Frühling von neuem aus einer neuen neben der alten entstandenen Wurzel. Aus glei- cher Ursache verdorren und höhlen sich die Wurzein der kreuzförmigen Blumen nach. der Blüte, die vorher fleischicht waren +). Auch ist es wahrscheinlich, dals bei den Bäumen und baumartigen Gewächsen mit. dem Absterben der Blätter im Herbste die feinen Wurzelfasern vergehen, und gleich- zeitig mit den Blättern im Frühling sich wieder erzeugen, und dals selbst die Haupt- wurzel bei vielen Pflanzen abstirbt und sich wieder ersetzt. +7) *) Jussieu gen. plant. p. 47. **) Ib. p. 66.

+) Vicg d’ Azyr oeuvres T. IV. p. 3497. +7) Link Grundl. d. Anal. und Physiol, d. Pflanzen,

pP. 157.

Gegensätze des Stammes und der Wurzel.

8.

.. Alles Organische findet im Anorgischen sein Entsprechendes und seinen Gegensatz. So.auch die Pflanze. Den beiden Polen der- selben entspricht Wasser und Luft, Das Wasser ist die Pflanze, die Luft ist das Thier der anorgischen Erde. Das Wasser . entspricht daher der Wurzel, die Luft ent- spricht dem Stamme der Pflanze.

9.

Aber wie der Südpol feindlich ist dem

Nordpol, das Gleiche nur das Gleiche er- nährt

-— 17

nährt und anzieht, so ist das Wusser auch feindlich dem Stamme, die Luft feindlich der Wurzel. Beide, Wasser und Luft im Verein, sind die Erhalter der Pflanze, in der Getrenntheit die. Zerstörer derselben.: Oh ne Luft stirbt die Pflanze, ohne ‚Wasser gleichfalls. *) i

10. So keimt ‘der Same nur, wenn er mit Luft und ‘Wasser in Berührung kommt. In luftleerem Wasser iauılt er ohne zu keimen.

11.

Daher drängt der Stamm zur Luft, dem ihm Homologen, die Wurzel strebt zum Wasser, dem ihr Entsprechenden, und die Pflanze schwebt zwischen Luft und: Wasser. Die Erde ist nur der Träger der Pflanze, und die Oberfläche derselben setzt sie mit beiden Erzeugern in Berührung, _

*) Link 1. c. p. zı2. 272.

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- Anmerkung. Däher verzehrt die Pflanze, selbst zu einem grofsen Baume in meh- teren Jahren erwachsen, nichts von dem Gewicht .der sie tragenden Erde *). Sie erzeugt die Erde, die durchs Ver- brennen wieder aus ihr ausgeschieden wird, in ihrem Innern, ohne dieselbe, als solche, von Aussen aufzunehmen.

12.

Die angegebene innere Polarität der Pflanze, (1 —7.) welcher die äufsere in Wasser und Luft entspricht, ist als der al- leinige Grund der Richtung der Pflanze anzusehen. Ursprünglich und aus einem Punct einerseits zur Erde, als Wüurzel;-und anderseits von. der’Erde, als, Stengel, sire- bend, wiederhohlt sich diese, Richtung in den einzelnen Theilen, so. wie die Polaritär der Pflanze selbst in ihren Theilen. sich moditicirt. Dafs nicht das Licht oder die

*) Schrader und Neumann Preisschriften über die Erzeugung der erdigen Bestandtheile in den Getraidearten.

19 Sonne die alleinige Ursache der Richtung des Stengels ist, haben Versuche erwiesen *). Das Licht der Sonne wirkt nur auf die Pflan- ze, insofern sie das Thier vorbedeutet, und zur momentanen Därstellung desselben in den Geschlechtsorganen heranwächst. . Zu ilırer Existenz als Pflanze ist es nicht we- sentlich notwendig. Die Sonne ist das Ge- hirnbildende unter den erzeugenden Kräf- te, zum Gehirn ist aber in der Pflanze. im- mer nur die Annäherung vorhanden, mit der Erreichung ist auch die Pflanze, als solche, abgestorben. Daher wachsen die Pflanzen auch ohne Licht, entwickeln aber ohne Licht keine Blütentheile, hingegen er- zeugen die geschlechtslosen Pflanzen auch im Dunkel und unter der Erde samenartige

Augen.

a xt ' Die Luft nährt den Stamm; das Wasser

nährt die Wurzel. Jene wird vom Stamme eingehaucht und decomponirt, dieses von

*) Link l. c. p. 247.

der Wurzel eingesogen und in den organi- schen Leib umgewandelt. Hieraus erklärt sich, warıın der Wurzel die Tracheen oder Spaltöffnungen ‘fehlen, *) wenn diese würk- lich Einsaugungsorgane der Luft sind, wie einige Schriftsteller glauben.

14.

' Das Wasser ist der Erzeuger und Erhal- ter der Wurzel, die Luft der Erzeuger und Erhalter des Stammes. Jenes in Berührung mit dem Stamme, metamorphosirt ihn zur Wurzel; diese im Conflict mit der Wurzel metamorphosirt sie zum Stamme. Daher sprofst ein mit feuchtem Moos umwunde- ner Theil des Stammes in Wurzelfasern, und die von der Bedeckung der feuchten Erde entblölste und von der Luft "berührte Wurzel treibt Sprolsen ugd Schölslinge **).

*) Mirbel sur l’organisat. vegetale in den Annal. dn Mus, d’hist. nat. cah. 26. p. 34-

*) Mafn Entwurf einer Pflanzenphysiol. p. 93-

18.

Einen sehr deutlichen Beweis, dals das Wasser die Blätter zu Wurzeln umbilde, geben einige Wasserpflanzen, z. E. Ra ıun- culus aquaticus. Alle über dem Wasser befindlichen Blätter sind an demselben un- getheilt, oder nur wenig eingeschnitten, die unter dem Wasser befindlichen Blätter aber sind haarförmig, und gleichen ganz den Wurzeln. Die Fläche der Blätter ist ver- schwunden, die Anastomose der Gefälse ist getrennt, das Blatt in Fasern und Würzel- chen verwandelt, und nur der Ursprung vom Stengel beweilst die Blattiormation. Eine gleiche Bildung findet sich bei Drricularia, Proserpinaca, Trapa, Cabomba, Der Was- serspiegel macht, wie die Oberfläche der Er- de, die Scheidung, was unter demselben am Stengel sich bildet, wird Wurzel, was über demselben, wird Blatt.

2 —_—

16.

So ist die Pflanze in ihrer Indifferenz der organische Magnet, aus Wasser und Luft, der Pflanze und dem Thier der Erde, ge- woben, und stellt in ihrer Function den all- gemeinen Decompositions- und Composi- tionsprocels der Luft und des Wassers dar,

Wurzel, Stengel, Blatt.

17.

Wo sich beide Gegensätze einen, ist In- differenz, wo sie getrennt, als Gegensätze sich darstellen, ist Differenz. Diese Trias der beiden Differenzen und der sie aufneh- menden Indifferenz ist gleichfalls ursprüng- lich, wie die Polarisirung, und. findet. sich, wie überall, so auch bei den Pflanzen.

18.

Der Stamm ist der positive, die Wur- zel der negative Pol; «(5.) dieser der steti- ge, beharrende, jener der unstetige wan- delnde.. Der-positive Pol zerfällt daher in Differenzen, während der negative in der

= —— u = Indifferenz beharrt. Der Stamm geht da- her in neue Gegensätze über, während die Wurzel die Einheit bewahrt.

19. Die erste Trias in der Pflanze ist daher Wurzel, Stengel, Blatt.

20.

Die Wurzel ist die Indifferenz, Sten- gel und Blatt sind die Differenzen; von den letztern ist jener der negative dieses der positive Pol, welche beide in ihrer In- differenz der Wurzel gegenüber stehen. Späterhin werden wir finden, dafs diese Trias nicht nur in der einzelnen Pflanze herrscht, sondern dafs sie durchgreifend durch die ganze Welt der Vegetation, sich in jedem einzelnen Organe der Pflanze, und gleicherweise in der ganzen Pflanzen- welt, diese als ein Individuum betrachtet, wiederlindet,

21:

Hieraus erhalten nun die einzelnen Theile Deutung, indem sie in Wesen und Form diese triadische Differenz ausdrücken. Der Stengel entspricht der magnetischen Form, der der Linie, das Blatt repräsentirt den electrischen Procels und gestaltet sich in die Fläche. Die Wurzel endlich bildet die Indifferenz beider, Linie und Fläche in einander aufnehmend.

Knoten, Stengel, Blatt.

282.

Die erste Trias der organischen Welt ist Pflanze, Thier, Mensch. In derselben ist jedes folgende die höhere Potenz des vor- angehenden, wie Länge, Breite und Tiefe, und wie Magnetismus, Electrismus, Che- mismus. In der Pflanzenwelt war sie Wur- zel, Stengel, Blatt. (19.) Aber nur das ewige Fortschreiten in stetiger Metamor- phose characterisirt alles Lebendige. Die Pflanze, den lebendigen Magnet darstellend, sucht vermöge dieser Tendenz zur Meta- morphose die dem electrischen Procels in der organischen Welt entsprechende Organi: sation hervorzurufen. Diese ist das Thier; die Urtendenz der Pflanze ist also Erzeu-

27

gung des Thiers in der Pflanze, und ihr folgt die Bildung der ganzen Organisation, Die Pflanze entspricht wiederum dem Län- geprocels Magnetismus, das Thier dem Breiteprocels —= Electrismus. Hervorrufen des Breiteprocesses aus dem Längeprocesse muls sich also in der Pflanze offenbaren. Nun sahen wir in der Blattbildung die Breite überwiegen (21.), ‘die Blattbildung ist also die Annäherung zur Endtendenz. Vollkom- men wird diese erreicht in den Geschlechts- organen, in welchen die relative Differenz, Electrismus, erscheint, aber sogleich im Samenkorn zur relativen Indifferenz zu- rückkehrt,

23. Die Blume ist das Thier in der ve-

gelativen Welt.

2% .. Die Blätter sind die unvollkommene Blume. Daher schliefsen sich_die wollkom-

_ 28

menen Blätter gleich der Blume des Nachts (an dem Tamarindenbaum etc.), daher die nur den Geschlechtsorganen einiger Blumen eigenen Irritabilitätserscheinungen an den Blättern der Mimosen, der Dionaea und mehrerer andern. |

25 Die Endtendenz der thierischen Orga- nısation ist die Gehirnbildung. , Die. End- zendenz der pflanzlichen Organisation die Geschlechtsbildung.

06,

Dies Ringen der Pflanze das Thier zu erzeugen, welches stets wieder von der Pflanze verschlungen wird, bringt nun die wechselnde Expansion und Contraction in der Bildung des Blatts und des Stengels hervor, deren Bedeutung zuerst Goethe heraushob. Der thierische Procels über- wiegt momentan, indem sich das Blatt bil- det aus dem Stengel, dem pflanzlichen An- theil, aber der thierische Procels wird wie-

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der zerstört, indem sich der Knoten bildet, und Stengel und Blatt vereinigend die In- differenz wieder herstellt. So wechseln Blatt, Stengel und Knoten in jedem Inter- nodium , als Breiteprocels, Längeprocels und die Indifferenz beider, bis in der Blu- me und in den 'Geschlechtstheilen der Brei- ‚teprocels die höchste Ausbildung erreicht, das Thier gebohren wird, aber im Samen- korn, dem letzten -Knoten, alsbald ver- schlungen zur Indifferenz der Pilanze zu- rückkehrt.

Anmerkung. Daher bei den Gräsern das Blatt gleiche Länge mit dem Interno- dium hat, und gewöhnlich bis an den ersten Kuoten reicht.

27.

Jeder Knoten ist daher = Wurzel; und Stengel und Blatt eines Internodir sind gleich dem Stengel und den Blättern der ganzen Pflanze,

. Daher ein Zweig, in die Erde gesteckt, am leichtesten aus den Knoten Wurzeln schlägt,

Anmerkung. Entsteht im Internodium ein Azillarstengel, so vertritt dieser die. Bedeutung des Stengels. Der Axillarstengel und das ihm entspre- chende Blatt bilden dann eine neue Pflanze, während der eigentliche Sten- ‚gel neue Spaltungen eingeht.

28.

Jedes Internodium, aus Stengel, Blatt und Knoten bestehend, ist daher die gan- ke Pflanze. s

Anmerkung. Die Differenz der Bäume und einjährigen Pflanzen besteht blos darinn, dafs ‘bei jenen das Residuum der frühern Lebensperiode fortdauert, während es bei einjährigen Pflanzen durch Fäulung zerstört wird. Der Baumstamm ist gleichsam der Boden, auf welchem alle Jahre die neue Pflan ze wächst, wie der Corall aus dem Grunde des Meeres auf seinem eignen Gehäuse hervorsteigt. Die Gefälse er-

“starren alle Jahr zu Holz, und es bil-

den sich neue Gefälse im Umkreise, daher die Jahresringe, und da der Um- kreis eigentlich vegetirt, so kann der Mittelpunct des Baumes zerstört wer- den, ohne dals die Vegetation leidet. Jeder Jahresschölsling entspricht einer einjährigen Pflanze. Das Auge an dem Baume ist das Samenkorn, welches’ bei den einjährigen Pflanzen in der Erde; -bei. den Bäumen am Stamme überwin- tert, und bei den perennirenden Pflanzen als: neuer Wurzelstock die Pflanze reges | nerirt, Daher nur bei den Bäumen das Säen des Auges (oculiren) möslich ist. Demnach ist keine andere wesent- „liche Differenz zwischen Baum, Strauch und einjähriger Pflanze, als die Zeit ih- rer Dauer, diese wird aber durch die Energie ihrer Existenz und durch ihre Vollkommenheit bestimmt. Die voll. kommensten Pflanzen (Diclines) sind da-

her auch unter den Bäumen zu suchen.

209.

Die Wurzel hat als Indifferenz des Stengels und des Blatts auch weder die Form des einen noch des andern. Der Stengel verfolgt die Richtung der Länge, das Blatt die der Breite, jener bildet sich linienförmig, dieses in die Fläche. Die Wurzel hält die Mitte von beiden, daher die Windungen derselben. Ihr Wachs- ihum correspondirt mit dem Wachsthum des Stammes. Legt der Stamm eine neue Holzlage an, so geschieht es auch an der Wurzel, und mit jedem Zweige des Stam- mes sprolst ein neuer Wurzelzweig.

20. Die Knollen der knollentragenden Pflan- zen, und bei den Zwiebeln und Orchideen | die

= we die neuen Zwiebeln und Knoten, sind die Augen der Wurzel. #) Sie erzeugen sich gleichzeitig mit dem Samen des Stammes und beweisen die Antinomie des Stammes und der Wurzel und zugleich die Autono. mie derselben. Allein das Samenkorn wel- ches sich am Stamme nach der Entzweiung der Qualitäten "in den Geschlechtsorganen als die Vereinigung derselben zeigte, ent- steht hier ohne diese Entzweiung als Auge, doch wirkt die Geschlechtsaction des Sten- gels auf die Wurzel zurück, und die Zerstö- rung der Geschlechtsorgane vor der Vollen- dung ihrer Function hemmt wie die Reife des Samens so auch die Vollendung des Wurzelsamens, der Knollen. Die Knollen und Zwiebeln enthalten wie das vollkomme- ne Samenkorn die ganze Anlage der zukünf- tigen Pflanze, und die polarische Tendenz der plumula und des rostellum, und bedür- fen wie jenes Feuchtigkeit und Luft zu ih- rer Entwickelung,

*) Blumenbach Handh. d. Naturgesch. p. 490.

KON

Bulna KT

Blattstengel, Oberfläche, Un- terfläche.

51.

Wie der Pol nur Pol ist, indem das Gan- ze mit seinen Polen sich wieder in ihm dar- stellt, so ist das Blatt nur Gegensatz des Stengels, indem die ganze Pflanze sich in demselben wiederhohlt.

32%

Das Blatt ist wiederum die ganze Pflan- ze unter der Dimension der Breite. Was in der ganzen Pflanze unter der Form der Linie sich darstellte, ist hier in Fläche über-

gegangen.

u

55

Wo der.electrische Procels herrscht, tritt das polarische Zerfallen ein, daher hier eine neue Trias des Blattes, welche im Stengel als dem magnetischen Processe, in der Ein- heit verharrt. Die Pole welche in der gan- zen Pflanze die Trias von Wurzel, Stengel und Blatt bilden, sind im Blatte in der Trias des Blattstengels und der obern und untern Fläche wiedergegeben.

Ze.

In der ganzen Pflanze lag die Indiffe- renz in dem einen Pole, dem negativen oder der Wurzel. Hier ist die Indifferenz verschoben, dem andern Pol näher gerückt, weil der Breiteprocels (der positive Pol) in der Blattbildung überwiegt. (21.) Die In- differenz erscheint also unter der Form der Breite, und die Trias ist folgende. Blat:- stengel und Rippe = Stengel; Oberfläche des Blatts = Blatt; Unterfläche des Blatts

.

_ 36 Wurzel; die Oberfläche des Blatts nem- lich bildet den positiyen Pol, die Unterflä-

che, den negativen, der Blattstengel die In- differenz.

55

Dies wird am deutlichsten an den fo- liis peltatis z. E. des Tropaeolum majus nnd an den Wasserpflanzen, z. E. der Nym- haea. Der Stiel sammt den Blattrippen ‚bildet den Stengel. Sie tragen das Blatt, dessen Oberfläche, gleich der Blume, sich der Luft und dem Lichte hingiebt; die Un- terfläche kehrt sich der Erde zu,. gleich der Wurzel, und bei den Wasserpflanzen un- mittelbar auf dem Wasser liegend, vertritt sie die Functionen der Wurzel.

Noch augenscheinlicher wird die Homo- geneität der Wurzel mit der Unterseite der Blätter an dem Epheu (Hedera. Helix). Hier schlägt nicht nur der Stamm Wurzeln, sondern sogar die dicht an dem ermährenden

Baumstamme anliegenden Blätter schlagen

au “7 En 0 7

aus den Rippen der Unterseite Wurzeln in den Baum, so dafs die Unterseite der Blät- ter Wurzelstelle vertritt, während die Ober- fläche der Blätter die Luft decomponitt.

6,

Hieraus muls die Differenz der Function dieser beiden Flächen erklärt werden. Dals sie vorhanden ist, hat man genug beobach- tet, aber worinn sie besteht, noch nicht ausfündig gemacht, obgleich einzelne Un- tersuchungen dazu Hoffnung geben. Sie muls gleichfalls einen Gegensatz bilden, wie sie Function der Wurzel und des Stammes,

37.

Hieraus erklärt sich nun auch die Rich- tung der Blätter, Se stetig wie plumula und rostellum des Keims ihre Richtung ge- gen Luft und Wasser erhalten, so constant wendet sich die Oberfläche nach oben, die Unterfläche nach unten, und ein umgekehr- tes und so befestigtes Blatt nimmt bald

seine vorige Richtung wieder an, Hieraus muls sich endlich die Organisation beider Flächen erklären lassen, z. E. die der Haare der Unterfläche, welchen man schon gleich der Wurzel die Function des Einsaugens der Feuchtigkeit zuschrieb, *) die Spaltöff- nungen an beiden Seiten etc. Auch ist es wahrscheinlich, dafs die Function beider Flä- chen nach der Tageszeit modifieirt wird,

58.

Von den Pflanzen, deren Blätter unmit- telbar Samen tragen, gehören diejenigen, deren untere Blatt-Fläche Samen trägt, zu den Wurzelpflanzen, (Rhizophyten) daher elle Farrnkräuter = Wurzelpflanzen.

59 Da die chemischen Stoffe die Tenden- zen des Lebens im Producte nachweisen, so muls die Differenz zwischen dem Blatte und

*) Bonnet recherches sur I’us. des fenill. p. 149. Rudolphi Anatomie d. Pflanzen p, ı26.

dem Stengel, so wie dieser beiden von der Wurzel sich auch in den chemischen Stof- fen offenbaren. Doch sind hier bis jetzt nur einzelne Andeutungen gegeben worden.

40; Das Thier äulsert nur Irritabilitätser- scheinungen, welche in ihrer Vollkommen- heit die Organe der willkührlichen Bewe- gung vermitteln. Eine Annäherung zu den- selben werden wir in der Blume: finden, und die ersten Spuren derselben in der Blattoberfläche, als dem thierischen Theile des Blattes. (34.)

Al:

Hieher gehört Dionaea Muscicapa, Drosera, Mimosa und mehrere Andere, deren Blätter vorzüglich bei Berührung der Oberfläche sich zusammenlegen. Sie sind gleichsam in einer electrischen Spannung, entladen sich bei Berührung eines fremden

. 40 Körpers, und kehren indem sie sich- zusam- menlegen in den Indifferenzzustiand des Stengels zurück, den sie auch im Schlaf (42.) annehmen, bis die Breitetendenz sie wieder sich auszubreiten zwingt,

4%

Der Schlaf der Pflanzen findet sich gleichfalls wie in der Blume, so im Blatte, Er ist das typische Zurückkehren der Blume und der Blätter, als thierischer Orsane, zum pflanzlichen Zustand, Die ausgebreiteten Blätter und Corolla legen sich wieder zu- sammen und die ursprüngliche linigte Form wird morientan und unvollkommen wieder hergestellt. Das Licht ist das die Pflanze zum Thier metamorphosirende, daher die Wirkung des Lichts in der ‚Ausbreitung der Blätter, Diese typischen Contraetionen ° und Expansionen, wo das Thier und die Pflanze wechselnd producirt werden, sind kleinere Lebenseyklen des Blatts und der Blume, enthalten in dem gröfsern Cyklus

41

der Lebenszeit der ganzen Pflanze, welche gleichialls diese Expansion und Contraction wiederhohlt, zuerst das Pflanzliche der Pflanze, den Stengel, ausbildet, und nach- dem das Thierische, in der Blume, vollen- det worden, im Samenkorn, dem Schla- fe der ganzen Pflanze, das Pilanzliche wieder herstellt,

45 Je vollkommner das Blatt, desto man- nigfaltiger die Bildung, Je reiner sich der Breiteprocefls ergossen hat, in desto grös- sern Divaricationen bildet sich das Blait,

44 Am Deutlichsten ist dieser Lolsreissungs- procefs des Blatts vom Stengel sichtbar bei den ‘Zwiebelgewächsen. An der jungen eben aus dem Samenkorn entstandenen Pflanze sind Stengel und Blatt noch unge- trennt, Das Samenkorn treibt einen ‚cylin-

—_ 12 70 drischen, hohlen, fadenförmigen Stengel, der weder Stengel noch Blatt ist, sondern bei- des ungetrennt. Weiterhin spaltet sich die Röhre, und das Blatt sondert sich ab, in- dem der blumentragende Stengel sich bildet.

45.

Dieser Uebergang, wo das Blatt zuerst eine den Stengel umschlielsende Röhre bil- det ist nun noch vorhanden bei dem fo- lıum vaginans. Bei den Gräsern, wo das Blatt schon vollkommen vom Stengel ge- trennt ist, ist das Blatt am einfachsten; der Breiteprocels ist noch dem Linigten unter- worfen (wovon die Ursache unten) und Stel- lung und Form zeigen noch seine Verwand- schaft zum Stengel.

46.

Von diesem einfachsten noch linigten Blatte fängt nun das Blatt mit zunehmen- der Energie des Breiteprocesses an sich auszubreiten, als folium lanceolatum, cor-

datum‘, peltatum, etc. und wiederhohlt auf noch höherer Stufe der Ausbildung in neuen dichotomischen Blattbildungen den unter der Breite sich organisirenden Vege- tationsprocels, indem das Blatt aus dem folium erenatum in das folium sinuatum, lobatum etc. übergeht, bis die grölste Aus- bildung des Blattes in den ‚foliis pinnatifr- dis erreicht wird,

47:

Eine merkwürdige Erscheinung geben die Blattblumen (Phyllanthus) welche an den Blättern die Blumen erzeugen. (Xylo- phylla. Phyllanthus.) Sie sind die Indif- ferenz des Stengels und des Blatt. Das ganze Gewächs ist weder Stengel noch Blatt zu nennen, denn es hat einen blatt- förmigen Stengel und trägt Blumen wie der Stengel. Die Blumen erscheinen an den Zähnen des blattförmigen Stengels, und die Zähne vertreten die Blätter, in deren Axil- lis die Blumen erscheinen.

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Spirallinie in der Stellung der Blätter. Spiralgefäßse, Saftbewegung.

48.

Die ganze Foliation haben wir schon als den aus der Länge entstehenden Breite- procels, als das Product des Ringens der Vegetation zur höhern Einheit, der Thier- bildung, betrachtet. (22). Dieses Streben hat nun die Verschiedenheit der Blätter un- ter sich, und ihren allmählıgen Uebergang in die Blumentheile zur Folge, (davon unt.) Was die Stellung der Blätter am Stengel betrift, so sind das folium vaginans, und die folia verticillata, wo die Blätter am ganzen Stengel an einem Punct zusammen- gezogen sind, das Urschema. Was bei die-

sen nun zumal gebildet wird, so dafs an ei- nem Puncte des Stengels sich die Blätter bilden, erfolgt bei den übrigen Formen der Stellung der Blätter nach einander, an meh- reren Puncten des Stengel. Alle folla opposita, alterna etc. wenn man die Zwi- . schenräume der Länge des Stengels weg- nähme, so dals die Länge des Stengels sich zu ‚einem Puncte verkürzte, würden foll« verticeillata., Das höher am Stengel stehen- de Blatt steht nie ın derselben Linie des Stengels, sondern neben derselben, und kömmt nach weggenommener Länge neben

dem untern Blatt zu stehen. Daher die von

Bonnet zuerst beobachtete schraubenförmi- ge Stellung der Blätter, so dals von einem Blatte zu dem zunächst darüber stehenden u. s. w. eine Linie gezogen, diese eine schraubenförmige Linie bildet.

49. Diese Schraubenlinie verringert gegen die Blume allmählig ihre Zwischenräume, so

dafs in der Blume, mit immer verkleinerten Räumen die Schraubenlinie, in welcher die Blätter standen, sich zu einer Schnecken- linie umwandelt, in welcher die Blumen- theile sich zeigen, indem hier von einem Blumenblatt zum andern eine Linie gezo- gen, dieselbe eine um einen Punct der Län- ge gewundene Linie darstellt, und endlich in der Kreislinie sich endet, in welcher der Same erscheint, und die Stamina sich um das Pistill ordnen,

50;

Diese Stellung der Blätter beweilst, dals die Blätter die Blumen vorbedeuten, die Corolla und Blumentheile auf früherer Po- tenz sind. In der Blume nemlich ist zx- mal gebildet was in der Blattformation nach einander erscheint. Am Stengel ergielst sich immer nur eine Seite in die Blattfor- mation, welche dann in der ganzen Länge über diesem Blatte nicht wiederkehrt, da dieser Theil des Stengels sich in der Brei-

teproduction erschöpft hat, sondern höher am Stengel neben dem ersten Blatt wieder erscheint. In dem Kelch und den Blumen- blättern bildet sich dieser Procels in immer kleinern Zwischenräumen, und der Länge- procels der Pflanze endet ganz, indem mit dem Kreise die Fructification eintritt.

51.

Vorzüglich deutlich ist diese Spirallinie in der Stellung der Blumen der Orchisar- ten, in der Reihefolge der Geschlechtstheile bei Arum maculatum, und vor allen am Spadix der Tannzapfen. An dem letztern bilden die den Samen einhüllenden Schup- pen eine dreifache sich neben einander um die Säule des Spadix hinaufwindende Spi- rallinie. In den gefüllten Blumen ist diese Säule weggenommen, und die Blumenblät- ter stehen dann in einer sich um einen Punct windenden Spirallinie.

52,

Aber nicht blos in der Stellung der Blät- ter und Blumentheile findet sich diese Spi-

rallinie. Viele Pilanzen, die convolvoli, der Hopfen, der Epheu, die Cuscuta, die Loni-

ceren wachsen mit dem ganzen Stamm in dieser Richtung, indem sie einen andern Stamm umwinden. Sie sind gleichsam nur Blätter denen der Stamm fehlt, den sie da- her ausser sich suchen und um welchen sie sich in der Richtung, in welcher die Blätter am Stengel wachsen, herumschlin- gen, und oft mit ihm so innig sich verei- nigen, dafs sie ihn ganz zu den ihrigen machen, indem ihre durch die Rinde ein- gesenkten Wurzeln mit den Gefälsen des fremden Stammes verwachsen. *)

Gleicherweise findet sich diese Linie in den Gefälsen der Pflanze, und in den Cirrhen der Blätter.

55-

%. Duhamel in Mem. de l’Acad. d. Sciene. 1740. p- 485:

55.

Diese Schraubenlinie ist Produkt der simultaneen Action des Länge- und Breite- processes, welche die ganze Organisation der Pflanze durch stetem Kampf, und wech- selndes Siegen und Unterliegen erzeugen, und hier zur Eintracht gekommen scheinen und gleichzeitig herrschend weder Linie noch Fläche mehr produciren. Da zwei Tendenzen zugleich vorhanden sind, die eine, die Länge zu produciren, die ändere hingegen nach einer, auf der ersten Linie im rechten Winkel fallende, Linie die Flä- che zu erzeugen, so geht die Action in der Diagonale vor sich, welche unbehindert einen Kreis bilden würde, da sie aber der Längetendenz, als der vorherrschenden in der Pflanze, unterworfen ist, so entsteht eine fortschreiteride Kreislinie, welche sich nur als Schraubenlinie oder Spirallinie aus- drücken kann,

aa 50 ——

Ze

"Die Schraubenlinie in der Stelhing der Blätter Jölst sich in der Produetion der Blü- tentheile in einen Kreis auf. (49.) Mit der Erscheinung der Geschlechtsorgane ist nemlich die vorherrschende Längetendenz aufgehoben, 22.) und Länge und Breite- action stellen das Product in der ‚Diagonale beider Richtungen als Kreis dar. Daher nähert sich die Stellung der Blätter so wie sie allmählıg zu Blütentheilen metamorpho- sirt werden, der Kreislinie, welche, würk- lich Sacher in der Stellung der Staubfä- den um das Pistill,

.55-

Die Ranken,:(eirrhi,) in. welchen bei einigen Pilanzen die Blätter tibergehen, und welche bei andern neben den Blättern entspringen, müssen auf gleiche Art erklärt werden. Sie sind weder Blatt noch Sten- gel, sondern die Mittelform beider, indem

61

Länge - und Breitetendenz sich ausgögli- ehen haben, doch unterscheiden sie sich von den Knoten, den gleichfalls indifferen- ten Organen, dadurch dals sie in steter Verwandlung begriffen sind, während jere in einem Punct indifferent, diese Ausglei- chung permanent erhalten. : Daher führen sie weder Blätter noch Blüten, sind un- fruchtbare Organe, gleich den Zwittern der Bienen, und dienen,- gleich diesen, unter- geordneten Zwecken. Am Weinstock sit- zen sie den Aesten und Blättern gegen- über, und zeigen deutlich ihren Ursprung aus der Metamorphose dieser beiden.

56,

Da die Tendenz, aus. der Länge die Breite hervorzurufen, in der Pflanze ur- sprünglich ist, und als die Seele der gan- zen Vegetation die Form des sarizen Orga- nismus bedingt, (22.) so muls sie auch in allen Organen der Pflanze verbreitet sein. Aus dem Gesagten (48 - 50.) scheint daher

auch die schraubenförmig gewundene Form der sogenannten Spiralgefäfse erklärt wer- den zu müssen, welche die einzigen Orga- ne der Pflanze sind, welche die Form von Gefälsen haben, *) und aus einem schrau- benförmig gewundenen Bande bestehen, welches eine Höhlung einschlieist. **)

57:

Wir sind unvermerkt in unsrer Untersu- chung zu den Gefälsen der Pflanze gekom- men, ünd es wird nicht überflüssig sein, hier noch einige Bemerkungen hinzuzusetzen.

Man hat nur diese eine Art von Gefä- fsen gefunden, und die neuesten sehr ge- nauen Untersuchungen von ARudolphi, Link haben aufser Zweifel gesetzt, dals die so- genannten Treppengänge und getüpfelten Gefälse nur veraltete obliterirte Spiralge- fälse sind, welche endlich in Holzfasern übergehen.

*) Link, 1. ce. p. 67. *#) Ibid. p. 45. Rudolphi, I. c. p. ißiı

58.

Aber über die, Function und physiologi- sche Bedeutung dieser sogenannten Gefälse herrscht tiefes Dunkel. Selbst die Anato- mie hat noch keine reinen Resultate ge- liefert, und man weils nicht einmahl, ob die diese Gefälse bildende Spiralfiber würklich verwachsen und eine für Flüssig- keit undurchdringliche Wand bildet oder nicht. Dals die von diesen Gefälsen ein- gesogene gefärbte Flüssigkeit auch das ne- ben liegende Zellengewebe färbt, ist im- mer verdächtig; Auch hat man die Win- dungen der Spiralfiber *) getrennt gefun- den, und also, da keine Membran vorhan- den ist, welche sie vereint, blos eine Win- dung der Spiralfiber gleich den Windun- gen der Convolveln. Die Anatomie hat gleichfalls noch nicht die Wege bestimmt, welche den Saft führen. Die neuesten sonst wegen ihrer Genauigkeit sehr schät- zungswerthen, und mit deutschem Fleils

*%) Link, lc p. 49

und Gründlichkeit auf Veranlassung ‚der göttingischen Societät der Wissenschaften angestellten Untersuchungen geben die wi- dersprechendsten Resultate. Audolphi”) will bestimmt Saft in den Spiralgefälsen bemerkt haben. Treviranus**) hingegen fand ihn nur in. den von den Wänden des Zellgewebes gebildeten Zwischenräumen. In den Spi- ralgefälsen fand er nie Saft, daher glaubt er, sie führen Wasser in Lufigestalt, Link +) endlich glaubt, der Saft steige mur an :der concaven innern Seite der bandförmigen Spiralfiber hinauf, doch würde .der Saft wechselseitig aus dem Zellgewebe in die Spiralgefälse aufgenommen. (Womit aber, da dies nicht durch Kanäle geschehen soll, dte Existenz der Gefälse, als solcher selbst geleugnet wird). _ Ob. ferner diese. Kanäle noch eine eigne Membran haben, wie Tre- viranus glaubt, ist noch nicht ausgemacht. Eben so in welchen Pflanzen sich diese sogenannten Gefälse Äinden, und in wel-

»” L.t, p. 165. **) Ueber d, inwendigen Bau d, Gewächse, p. 15. 102,

» Le p 49 76

= 98 = ‚chen nicht. . Die Physiologie ‘muls hier schweigen über die Bedeutung der Organe, da die Anatomie noch nicht bestimmt hat, ob sie existiren, oder nicht,

Nach den vorhandenen anatomischen Un- tersuchungen sollte man beinahe verführt werden, die Spiralgefälse so wenig für würkliche Gefälse zu halten, als die cylin- drische Höhlung, welche von den Windun- gen der Convolveln gebildet wird, *) Dafs diese Gefälse wenigstens nicht die einzigen und zur Pflanze wesentlich gehörenden saft- führenden Gefälse sind, ist schon daraus wahrscheinlich, weil sie nicht bei allen saft- führenden Pflanzen sich finden, und bei allen Pflanzen der Saft zwischen dem Zellgewebe angetroffen wird.

59. Eben so wenig kann etwas Bestimmtes über die Bewegung des Saftes gesagt wer- *) Die Windungen der Cirrhen haben bei einigen

Pflanzen, z. E. Sicyos angulata ganz die Form der Spiralgefässe,

den. Dafs in der Pflanze kein thierischer Circulationsprocels vorhanden ist, wie Cor- ti #) weint, ist hinlänglich dargethan. Wahrscheinlich ist die Bewegung nach al- len Richtungen, folgend der verschiedenen Action der verschiedenen Pole der Pflanze,

*) Journ, de Physique T. 8. p. 23%

St sen ,e.],

60.

Warum das Blatt die herrschende Trias getrennt darstellt, da der coordinirte Sten- gel und Wurzel die Einheit bewahren, ist schon oben (34.) angedeutet, Der Stengel ist die Pflanze im Länge-Procefs, wie wir sie als Blatt im Breiteprocels und als Wur- zel in der Indifferenz beider sahen. (29.) Das Linigte ist hier in der ganzen Form ausgedrückt. Als das vorzugsweise /Pflanz- liche, da das Blatt schon das Thier der Blume vorbedeutet, daher der Luft Ver- wandtere, ist 'er oft ganz mit Luft durch- zogen, in den Markhölungen, vorzüglich bei denen Pflanzen, wo ein stärkerer An- drang des Entgegengesetzten eine grölsere Opposition nötkig macht, (Wasserpilanzen.)

EZ

61.

Da Kieselerde unter den organisch er- zeugten chemischen Producten das Pflanz- liche darstellt, so wie sie in der anorgischen Natur die pflanzliche Tendenz der Erde be- deutet *), so findet sich unter den chemi- schen Producten des Stengels die Kieseler- de vorwaltend; und bei den pflanzlichsten Pflanzen, den Gräsern, in vorzüglicher Men- ge **) und oft in dem Malse, dafs sie bei dem Rohr (arundo) nach dem Verbrennen des Stengels als eine irdene Röhre zurück bleibt, +) und in den Knoten des Bambus- rohr sogar zu einem vegetabilischen Mi- neral (Tabasheer, vegetabilischer Opal) 77) concrescirt.

*) Steffens Beiträge z. innern Natur d. Erde.

*) Schrader u. Neumann zwei Preisschriften etc, p: 18.

+) Steffens I. c. s

+7) Philos. Transact. 1790. p. 275. 1791. p. 368.

B T’*= m e

62,

Die Bestimmung des Blatts ist das Sta- men, die Bestimmung, des Stengels das Pi- stil. Im letzten Knoten des Samenkorns einigen sich beide und der Kreis des Le- bens der Pflanze ist geschlossen,

67.

Dieser Bestimmung eilen nun beide durch die Metamorphose der Blütentheile entgegen. Sichtlicher in der Metamorphose des Blatts, als des positiven Pols, daher in seinem Antheil alle äulseren Theile der Blüte fallen, verschlofsener in der Umwand-

lung des Stengels, als des negativen Pols.

04 Diese Metamorphose bildet nun folgen- de drei Internodien.

1. Blatt. Knoten. Stengel. 2. Kelch. vu _ Stengel. 5. Staubfäden Pistillum. und Corolla. Samen, 63.

Die erste geistreiche Beobachtung die- ser Metamorphose machte Linne. #) Aber durch falsche Ansicht derselben irre geführt konnte sie zur Deutung der Pflanze nichts beitragen. Er bemerkte dals die Ausbil- dung eines nicht blühenden Stengels in der Blüte beschleunigt und dafs durch die Bildung der Bracteen, des Kelchs, der Co- rolla, der Stamina und des Pistills in einer Bildung die Bildung von fünf Jahren antiei- pirt werde; daher nannte er diese Erschei-

*) Dissert, Prolepsis plantar,

u nung Prolepsis, Anticipation. Goethe *) schuf mit eigenthümlichem Geiste hieraus eine allgemeine Ansicht über die Metamor- phose der Pflanze, und sie ist seit Langem das Umfassendste gewesen, was über die specielle Physielogie der Pflanzen ist gesagt

= m

worden.

*) Versuch die Mesamorpböse d. Päanzen z. erklären;

B T.r8 c t e > Pe

66.

Die erste vollendete Periode der Meta- morphose des Biatts findet sich in der Erscheinung des Kelches. Er entsteht, indem mehrere Blätter an einem Punct des Stengels sich wirtelförmig versammeln, durch Seitengefälse mit einander anasto- mosiren und eine glockenförmige Hülle der Blume bilden, indem der Stengel sich gleich zeitig verkürzt.

67. 5 Die Formen des Uebergangs des Blatts in den Kelch sind mannigfaltig. Schon von der Mitte der Länge des Stammes an, oft noch tiefer, verkürzen sich allmählig die

%

Blätter, und die Einschnitte werden nicht so scharf, dies nimmt allmählis zu, bis in dem einen Fall statt des Axillarstengels der Blu: menstengel erscheint. Dann wird das letzte Blatt zum Blumenblatte, Bractea, über wel- chem der Kelch sich bildet. Die Bractea, als Blumenblatt, "macht also den Weber: Sangspunct des Blatts zum Kelche, |

68.

Im andern Fall drängen sich die Blätter, am Stamme immer näher, ‘der Stamm, ver- kürzt sich immer schneller, die Blätter zie- hen sich immer mehr zusammen, und .rei+- hen sich endlich wirtelförmis um den ıStens gel. Am deutlichsten ist dieser Uebergang bei den mehrsten Syngenesisten, z. E. der Calendula, der Sonnenblume, Uer Kornblu- ine, wo \man diesen Wirtel mit Unrecht Kelch nennt, indem der wahre Kelch, als die nächste Hülle der Corolla, jedes einzel- ne Blümchen der Syngenesisten besonders

umschliefst. Beiden schirmtragenden .

_ 64

Pflanzen heilsen die wirtelförmig sich gesam- melten Bracteen Involucrum, bei den Grä- sern heilst die Bractea Gluma, bei den Aroi- deen Spatha, bey den ‚Cyperoideen Palea. Bei denen Blumen, die sich den Syngene- sisten nähern, und bei diesen selbst, be- gleitet gleichfalls die Bractea jede einzelne Blume, doch nimmt sie an Grölse immer mehr ab; bei den Dipsaceen wiederhohlt sich die Bractea unter jedem Blümchen als eine borstige Granne; bei den Amentaceis bildet sie die Schuppe, (Squama) z. E. bei den Tannzapfen; bei den Syngenesisten end- lich erscheint sie am meisten von den übri- gen Theilen verdrängt und verkürzt, als Palea, auf dem gemeinschaftlichen Frucht-

boden ®).

69. FDie Paleae sind die letzte Ferwand: lung der Bracteen als solchen.

*) Gaetiner de fruct. et sem. plant, Introd, p.CVL

Kelch.

20

Der Kelch, die nächste Umgebung der Corolla, oder wenn diese fehlt, der Ge- schlechtstheile, zeigt in der vielblättrichen Form seinen Ursprung aus den Bracteen. Wenn diese durch Anastomose der Gefälse verwachsen, entsteht der einblättrige Kelch, der gewöhnlich gespalten, in ‚seltnern Fäl- len mit ungetheiltem Rande den ungetheil- ten Kelch bildet.

71: ö Jeder Kelch. umschliefst nur eine Co- rolla. Der Irrtum ist allgemein, bei den zusammengesetzten Blumen die dicht unter [}

_ ARE: 9 =

dem allgemeinen Receptaculum um die Axe des Stengels sich andrängenden Bracteen für den Kelch zu halten, weil man die ganze Vereinigung der vielen kleinen Blumen für eine Blume hielt,

| 72. Bei den Syngenesisten erscheint im

Pappus die letzte Verwandlung des Kel- ches als solchem.

4

73.

Nur bis zur Zeit der Befruchtung lebend, stirbt der Kelch der Syngenesisten bald nach- her ab, trocknet zusammen, und führt als Pappus, bei vielen Pflanzen noch am Sa- men hängend, vermittelst seiner Leichtig- keit, das Samenkorn mit sich fort, doch überlebt er einige Zeit die Corolla, wächst noch, und verlängert bei einigen Pilanzen (Leontodon Tarazxacum) den Stiel, gleich- wie bei vielen Pflanzen der bleibende Kelch,

ii (calix persistens) nach der Blüthezeit zu :

einer enormen Grölse anwächst, z. E, bei der Haselnufs (Corylus Avellana),

74

Der Beweis, dals der Pappus der Kelch sey, ist leicht aus der Darstellung des all- mähligen Uebergangs einfacher Blumen zu zusammengesetzten. . Indem nemlich die Blumen sich immer mehr einander nähern, die Blumenstiele sich verkürzen, und die Blumen endlich auf einem allgemeinen Fruchtboden sich sammeln, ziehen sich die Kelche immer mehr zusammen, und schei- nen zuletzt in dem Pappus ganz zu ver- schwinden. Der allmählige Uebergang von den einfachen Blumen zu den zusammen- gesetzten ist durch die verschiedenen For- men von Racemus, Fasciculus, Ferticillus, Thyrsus, Panicula, Corymbus, Amentum, Strobilus, Spica, Umbellula, Umbella, Cy- ma, Spadix, und gleichzeitig, wie die Blü- tenstengel schwinden, die Blümchen sich

68

mehr auf einem gemeinschaftlichen Frucht- boden sammeln, werden die Kelchblättchen verdrängt. Es lälst sich durch alle diese Formen der Annäherung der Blume zu den Syngenesisten diese Verwandlung des Kel- ches nachweisen *).

», Gzrtner de fructibus et sem. plant. Intrödnct. p- CXXIV.

Corolla, Stamen, Nectarium.

75-

Wie der Schmetterling aus der Larve, so entfalten sich Corolla und Stamina aus dem Kelche. *) Ä

Auf das Internodium des Kelchs (70-74.) folgt ein neues Internodium, in welchem die Corolla und die Stamina sich bilden.

.

76.

Corolla und Stamina sind Producte ei- nes Internodii. Diese paradox scheinende Behauptung wird durch folgende Gründe unterstützt:

*) lang systema veget. ed. XV. p. 7. Exuta Herbs

Larva, prodit Planta declarata, interna, nuda et per- fecta instar Insecti alligati volitantis,

m 70

Bei vielen Blumen ist die Zahl der Blumenblätter gleich der Zahl der Staub- fäden, so dals sie wechselnd in einem Kreise stehen, *) Bei sehr vielen Blumen sind ferner die Stamina mit der Corolla verwachsen, und befestigen sich an einem Punct an dem Stengel. Diels ist der Fall bei der Corolla monopetala, *) Hier ist die Affinität und der Ursprung beider Or- gane aus einem Internodium noch -deutli- cher. Aus einem Punct des Internodii ent- steht, wie früher das Blatt, ein Organ, wel- ches entweder als Corolla monopetala erst kreisförmig, das Pistill umschliefsi, und dann die Stamina erzeugt, oder es wird blos Sta- men (Flores abetali), oder theilt sich gleich nach seiner Entstehung in Petala und Sta- wmina. Bei vielen Blumen, und diels bei solchen, die auf einer geringen Stufe der

*) Jussieu gen. pl. Introductio. p. XII.

»*) Ibid p. LI. Paucis exceptis corolla monopetala est simul staminifera. Linne phil, botan. p. 108. Po- tendera ex disseclione 2000 Specierum didieit Nores monopetalos gerere stamina corolle inserta, at pO- jypetalos receptaculo floris,

ıı Vollkommenheit stehen, fehlt die ‚Corolla ganz, so bei allen Monocotyledonen *) und von den Dicotyledonen bei den drei ersten Klassen Jussieu’s. Dieser gänzliche Man- gel zeigt offenbar, wie unwesentlich dieser Theil ist, und beweilst vorzüglich unsere Behauptung. Endlich mufs noch bemerkt werden, dafs selbst Linne oft Corolla und Calix mit einander verwechselte, und den Kelch für die Corolla nahm, und dals aus

dieser Verwechseluns, welche Jussieu zur

oO? Ordnung zurückführte **) eine Schwierig- keit entstand, die Verwandschaft der Corol-

la mit den Staubfäden einzusehen.

ZT:

Daher nun auch der gleichzeitige Le- bensproce/s der Corolla und der Stamina. Die Bractea ist früher ausgebildet als der Kelch, der Kelch früher vollendet, als die Corolla, vergeht entweder auch früher, als

*) Jgasteu, Rep. 25:

*) L.c. p. XI.

er ED dieselbe, oder überlebt »sie, (calix persi- stens;) Corolla und Stamina aber treten zu gleicher Zeit ins Leben ein, mit der Ent- faltung der Blumenblätter ist das Stamen zum Generationsact zeitig, und wie gleich- zeitig gebohren, sterben sie auch gewöhn- lich gleichzeitig nach der Befruchtung ab.

7

Eine andere Erscheinung wird hieraus erklärbar, nemlich die simultaneen soge- nannten Irritabilitätsäulserungen der Staub- fäden und der Blumenblätter. Bekannt ist es, dafs bei Berberis vulgaris die ausgebrei- teten von Pistill entfernt stehenden Staub- fäden bei einer äulsern Berührung sich an das Pistill anlegen, aber weniger bekannt it es und nur hier zu erklären, dafs auch die ausgebreiteten Blumenblätter sich auf einen äulsern Reiz schlie[sen, und dals schon bei der Berührung der innern Fläche der ausgebreiteten Blumenblätter diese sammt den Staubfäden sich gegen das Pistill be-

wegen, und dafs somit die vorher seöffne- te Blume sich schliefst. Ein Gleiches, wenn schon nicht in der Stärke, geschieht, wenn man die Staubfäden allein berührt.

7%

Daher die so häufige Metamorphose des einen Organs in das andere. Bei den gefüllten Blumen, z. E: einer gefüllten Ro- se, sind in retrograder Bildung einige oder mehrere Staubfäden in Blumenblätter um- gewandelt, oft sind an solchen verwandel- ten Staubfäden noch die Reste derselben sichtbar zum Beweise ihres Ursprungs. Seltner ist die Verwandlung des Griffes in Blumenblätter und noch seltner die Umbil- dung des Kelchs in dieselben,

80

Noch eine andere Metamorphose wird hieraus erklärbar, nemlich die Verwachsung

der Filamente in ein oder mehrere Bündel,

m 74 z. E. bei den Malven, bei den papiliona- ceis, und die Verwachsung der Antheren zu einem das Pistill umschlielsenden ring- förmigen Körper, z. E. bei den Syngenesi- sten. Es ist hier nemlich die Trennung noch unvollkommen, die verwachsenen Sta- mina haben hier wieder die Form der Co- rolla angenommen. Doch ist ihre Function vollkommen, und blos die Form weicht ab,

81.

Durchaus unstatthaft scheint es daher, wie einige neuere Botaniker gethan haben, den Kelch und die Corolla unter einem Na- men zu begreifen. *) Aus dem Gesagten «70-76.) wird der wesentliche Unterschied beider Organe erhellen. Es sind zwei In- ternodien, die als Kelch, und Corolla nebst Stamina, erscheinen, verschieden nicht al- lein in der Zeit ihrer Ausbildung und ihres Absterbens sondern auch in der mehr und minder vollkommenen Organisation, so dals

”) Rudolphi, lc. p. 52

der Kelch noch zur Blattformation, die Co- rolla zur Blumenbildung gehört, und Blatt

und Blume sich zwischen Kelch und Corol- la scheiden.

82.

Die Blumenkrone zeigt ihre vollendete Ausbildung durch Farbe und Duft, die Staubfäden durch das Zerfallen in eine un- endliche Zahl organischer Körper, (Pollen) der vielleicht nicht mit Unrecht den S$a- menthierchen der Thiere verglichen wird. Die Individualität des Blatts ist ganz aufge- löfst in die Dividualität des Pollen, und die Einheit ist in Vielheit untergegangen.

85.

Die Umwandlung des Blumenblatts in das Stamen ist folgende. Das ausgebreitete Blumenblatt verkleinert sich, indem es sich zugleich in den mehrsten Fällen verkürzt, es lest sich der Länge nach zusammen, und

2

bildet eine Höhlung. Der untere Theil dieses also zusammengelegten Blumenblat- tes wird zur einfachen Röhre, und erscheint als Träger des Staubbeutels (filamentum), der obere Theil erweitert sich, trennt sich zur Hälfte von dem Träger und wird Staub- beutel (anthera). In der Höhlung dessel- ben, also an der obern Seite des Blumen- blatts, welche der die Blume vorbedeuten- den Oberfläche des Blatts entspricht, son- dert sich, (wie bei den Farrnkräutern an der Unterseite der Blätter,) der Blütenstaub (pollen) ab. Hier ist wieder die oben an- gegebene wesentliche Differenz der Ober- und Unterfläche der Blätter dargestellt, so wie in den Nectarien, die gleichfalls auf der Oberfläche des Blattes den Honigsaft absondern. Sehr deutlich erscheint diese stufenweise Umwandlung der Blumenblät- ter in die Staubfäden bei den gefüllten Blumen, z. E. der Paeonia.

Mk

N a

Mit dem Zerfallen der Staubfäden in zahllose Menge Theile ist die Tendenz dieser Seite des Pflanzenorganismus er- reicht, welche, wie oben (22.) gezeigt, Hervorrufen der Vielheit aus der Einheit, Einbilduns des Endlichen ins Unendliche, war. Die Metamorphose dieser Seite, al solcher, ist daher geschlossen, und indem gleichzeitig die andere Seite des Pfläanzen« organismus im Pistill ihre grölste Ausbil» dung in der Erscheinung der vollkommenen Individualität erreicht hat, Stamen und Pi- still also aus der Indifferenz des ersten Stengelknotens, in welcher beide verschlos- sen lagen, zur grölsten Differenz aufgestie- gen sind, so ist der Punct zugleich wieder gefunden, in welchem sie sich vereinigen, und die ganze Lebensscene schhelst sich in der Erzeugung des Samenkorns, der neuen Pflanze.

85.

In den Staubfäden hat die Breitepro- duction, der thierische Procefs der Pflanze, seine grölste Höhe, aber auch sein Ende ‘erreicht. Die Pflanze ist die weibliche Richtung der Erde, aber vermöge der ste- ten Tendenz zur Vollendung, enthält sie zugleich die männliche Richtung und den Drang die männlichen Organe zu erzeugen. Diese aber, der Weiblichkeit untergeordnet, in der ganzen Blattbildung vorbereitet und in der Blume momentan vollendet, sterben im Generationsacte wieder ab, in welchem das weibliche Prineip, der pflanzliche Pro- cels, wieder das Uebergewicht erlangt. So haben die Generätionsorgane nur ein ephe- meres, ausserpflanzliches Leben, und die durch die Erscheinung derselben gleichsam "getrübte Einheit der Pflanze wird sogleich wieder im Samenkorn hergestellt. Die männlichen Organe sind das feindliche der Pflanze. Im Pistill stirbt das männliche Princip, der thierische Procels. Das weib- liche, vorherrschende Princip tödtet das

_ 71:

männliche, und die Staubfäden verwelken, sobald sie sich im Generationsacte dem Pi- still genähert haben,

Anmerkung. Das Licht, das. ihierische Princip in der Pflanze erzeugend, und das Gehirnbildende des Organisations- acts der Erde, daher entbehrlich für die Pllanze, als solche, (12.) ist we- sentlich nothwendig zur Erzeugung der Blume und der männlichen Organe. In- dem es aber die männlichen Organe der Pilanze erzeugt, ist es als das Freundschaftliche des Thiers zugleich das Feindselige 'der Pflanze, welches,

das Erstere hervorrufend, das Letztere zerstört. Pr

86.

Das Samenkorn ist also der letzte Kno- ten der Pflanze, in welchem die zur höch- sten Ausbildung gelangten Differenzen des Stengels und des Blatts sich vereinigt haben.

B7.

Alle die Erscheinungen der Irritabilität und des sogenannten Schlafs, welche wir als thierische Funktionen in den Blättern be- merkten (40-42.) und welche die Verwand- schaft des Blaits mit der Blume anzeigten, treten hier nun mit grölserer Energie her- vor, Corolla und Stamina sind die Theile der Blume denen sie, vermöge der quali- tativen Ausbildung derselben zukommen, da das Blatt in sie aufgestiegen ist. Nicht nur schlielsen sich viele Blumen typisch, sondern an vielen bemerkt man die bekann- ten Erscheinungen der Irritabilität an den Staubfäden.

88.

Zwischen den Staubfäden und dem Pistill erscheinen die Nectarien. Sie sind einen sülsen Saft führende Organe von mancherlei Gestalt und Gröfse; bald ver- wachsen mit den Blumenblättern,, bald

g°-

ET PET WR

.

831

getreunt zwischen diesen und den Staubfä- den stehend, bald mit den Staubfäden ab- wechselnd; bald zu einem abentheuerlichen hornförmigen Organe an ‘den Biumenblät- tern (Aquilegia, Tropeolum) umgewandelt.

89.

Im Kreis des Blütenstandes eingeschlos- sen, und gleichzeitig mit diesen entstehend und vergehend, können sie nur mit den Generationsorganen in Verbindung stehen, Ihre Affinität mit den Blumenblättern und den Stäubfäden ist klar, daher man, wenn man sie nicht mit Jussieu *) bei einigen Pflanzen für die Blumenblätter selbst halten will, sie am füglichsten mit Gethe **) für Mittelorgane zwischen Blumenblatt und Staubfaden nehmen kann,

*) Gen. pl, p: 235;

"Lo

90. | |

Allgemein betrachtet ist «das duftende Blumenblatt nur das noch ausgedehnte Nec- tarıum. Im Honigsaft des Nectariums hat sich der geistige Duft der Blume zur sülsen Feuchtigkeit verkörpert, und sich entweder am Blumenblatte selbst (Fritillaria impe- rialis) oder in einen mehr oder weniger meistehenden Organe gesammelt. ci

g1. Die Nectarien fallen also unter die Ca- tegorie der Corolla und der Stamina, ste-

hen unter der Herrschaft des uanlichen Princips.

Br tT am.

9%.

In dem Blütenstande ist der ursprüngli- che Längeprocels der Pflanze ganz in den Breiteprocels aufgenommen. Die Organe der Pflanze, welche diesem Processe ange- hören, die Blätter, bilden sich daher in den mannigfaltigsten Formen ‚durch die farbigen

und. duftenden Gestalten. der Blurmenblätter, Nectarien und Staubfäden. . Der Stengel hingegen verkürzt sich mit allmählig aufge- hobener Länge immer mehr, er wird, das weibliche Princip darstellend, stets mehr lei- dend, jemehr das Blatt, das männliche Prin- cip enthaltend ‚in der Blumenbildung an Energie zunimmt.

95

Daher die Einfachheit der Form der Metamorphose dieser Seite, die unschein- bar, sich in keinem Producte dem Auge darstellt. Wenn das Blatt in Bractea, Kelch, Blumenblatt, Staubfaden und Nectarium die schönsten Gestalten erzeugt, so entziehen die Formen der Metamorphose des Stengels sich fast ganz dem Auge, bis im Griffel die höchste Ausbildung desselben erscheint.

94

Daher nun endlich auch die Unschein- barkeit des Griffels und der Narbe, (Stigma) als des eigentlich weiblichen Organes. Der Character der ganzen Pflanze, Einfachheit, spricht sich in derselben wieder aus und es erscheint dem Auge nichts als eine einfache Röhre nebst einem drüsigten eine klebrige Feuchtigkeit absondernden Körper.

Von dem Griffel und der Narbe, als den eigentlich weiblichen Organen, mufs der Fruchtknoten, (Germen)) getrennt werden. Dies ist die Fruchthülle, die nach vollende- ter Befruchtung und nachdem die Ge- schlechtsorgane abgestorben sind, im Innern des Stengels sich zu bilden anfängt und dann den abgestorbenen Griffel mit in ihre Metamorphose hinein zieht. Es scheinen hier noch einmahl blattförmige Organe sich zu bilden, mit der Erscheinung der Staub- fäden ist aber die Erzeugung männlicher Organe geschlossen, und mit dem Absterben der Staubfäden das männliche Princip für jetzt in der Pflanze erstorben., Daher er- scheint in der Fruchthülle nur noch eine Andeutung der Blätter, die ohne die Blatt- bildung zu vollenden,‘ sogleich wieder erlischt.

Hieraus erklärt sich die männigfaltige Form der Fruchthülle. So haben z. E. bei den Schoten zwei Blätter sich aneinander gelegt; bei der Hülse bildet ein Blatt in seinem Innern eine Höhle, und schlielst den Samen ein; *) und bei den vielfächerigen Samenkapseln sind mehrere Blätter geöffnet und wieder auf manmnigfache Art vereinigt und mit einander verwachsen. Bei andern z. E. dem Mohn, bilden ganze Blattwirtel die Samenkapsel. Die Blattbildung scheint noch einmahl sich erheben zu wollen, aber die Blätter werden unvollkommen ausgebil- det, legen ihre beiden Flächen auseinander, zwischen welche sich der Same erzeugt, verwachsen dann unter einander, und statt dals die zum Kelch und Corolla metamor- phosirten Blätter die Geschlechtstheile ein- hüllen, umschliefsen die zur Samenhülle umgewandelten Blätter den Samen, die zur Indifferenz gekommenen Geschlechtstheile.

*",Gethe, lc. p- 51.

S 97.

Aus dieser Bildung der Samenhülle muls auch die /ielheit des Griffels und die Ge- theiltheit der Narbe erklärt werden. Ur- sprünglich und ihrer Tendenz (94.) nach einfach, werden diese Organe von der Sa- menhülle in so viel Theile gespalten, als Blätter die Fächer der Letztern bilden. Daher die Zahl der Griffel gewöhnlich der Zahl der Fächer der Samenhülle gleich ist. (Pyrus. Parnassia. Paris. Linum.)

| 98.

Gleichfalls erklärt sich hieraus die Bil- dung der vielzähligen Samenhüllen in ei- ner einfachen Blume, z. E. bei Ranunculus, Hier ist ein ganzer Blattwirtel vorhanden, und jedes Blatt des die Samenkapsel bil- denden Blattwirtels hat. ein Fach der Sa- menhülle gebildet, aber statt dals alle Fä- cher.» sich zu. einem „Körper , vereinigen (Mohu), hat jedes Fach der Samenhülle sich von den: ‚übrigen getrennt, und er-

88

scheint als ein besonderes Germen. Wie nun manche vielfächerige Samenhüllen so viele Griffel oder Narben haben, als Fächer, so hat hier nun auch jedes einzelne, aus dem sich absondernden Fache entsprungene Germen seinen eignen Griffel und Narbe, Daher die Polygynie der Pflanzen.

99.

Der Uebergang zwischen beiden Formen findet sich, wo die Fächer der Samenhülle zwar noch vereint sind, aber sich doch schon von einander zu entfernen anfangen. Ein schönes Beispiel geben die Ranunculaceen. Bei einigen ist die Kapsel noch einfach (Nigella) aber vielfächerig, Bei andern (Delphinium, Aconitum, Aquilegia) haben sich die Fächer schon zu eben so viel ein- zelnen Kapseln getrennt, aber diese öffnen sich noch bei der Reife nach Innen, und so wird die ursprünglich einfache Samen- hülle wieder hergestellt. In noch grölserer Trennung erscheinen endlich die Fächer als getrennte, nicht mit einander verbundene geschlossene Kapseln. (Ranunculus, Anemo-

809 ne, Clematis.) Den augenscheinlichen Be=. weis hiervon geben, wie früher, die retro- graden Bildungen dieser Theile in den ge- Züllten Blumen.

100,

Es ist also auch hier wieder die Ein- fachheit der Form in den mannigfaltigsten Organen nachgewiesen. Die Blattbildung herrscht, obgleich der weiblichen, als der ursprünglich pflanzlichen Tendenz unterge- ordnet, in der ganzen Pflanze, und gebiert die Mannigfaltigkeit der einzelnen Gestal- ten. Im Kelch sammeln sich die Blätter in einen Wirtel, dieser verwächst anastomosi- rend noch mehr in der Corolla, trennt sich, ‚jedes einzelne Blatt röhrenförmig zusam- menlegend,und vielfach spaltend, wiederum in der Bildung der Staubfäden und Necta- xien, und bildet endlich am Pistill und im der Samenhülle die Vielzahl des erstern und die sich nach innen öffnenden Ak-

theilungen der letztern.

Sa me mw

101.

Im Samenkorn hat die Pflanze. ihre weibliche Richtung wieder rein dargestellt, und sie von dem Eingriffe des thierischen Princips, in der Erscheinung der Ge- schlechtsorgane, wieder vindicirt. Mit der Bildung des Samens sterben daher die Ge- schlechtsorgane ab, oder metamorphosiren sich zu Samenhüllen, und Samendecken (Pa- ris), und der Blumenkelch, wenn er nicht gleichfalls abgestorben, schliefst die Frucht, wie das Blatt die Knospe, ein. (Corylus Avellana.)

102.

"Das Samenkorn ist der Punct in wel- chem die Pflanze, nachdem sie in die gröls-

er ten Differenzen zerfallen war, sich wieder ein. Das Samenkorn ist der Ausgangs- und Endpunct des vegetativen Lebens,

103:

In ihm liegt daher die ganze Pflanze ihrem Wesen nach verschlossen, und die ganze Pflanzenwelt findet schon im Samen- korn ihr Urschema.

104. Dies Urschema der Triplicität (19.) zeigt sich im Samenkorn als Plumula, BRostel- lum und dem Mittelpunct beider, das Cor-

culum.

10%.

Das Federchen, (plumula), entspricht dem Stamme; das Schnäbelchen (rostellum) entspricht der Wurzel, Jenes ist der posi-

_ 02

tive, dieses der negative Pol, das Corculum die Indifferenz beider.

106.

So originell nun der Gegensatz der Pole des Magnets, so ursprünglich diese Oppo- sition. Jenes, das Federchen, tendirt zur Luft und Sonne, angezogen, von dem ho- mologen (8.). Dieses, das Schnäbelchen, strebt zur Erde und zum Wasser, gleich- Ialls der Verwandschait folgend, Man hat sich gewundert, dals ein auf mannigfache ‚Weise in die Erde gestecktes Samenkorn ewig die plumula nach Oben, das rostel- Jum nach Unten schickt. Aber so wenig die Antinomie der Pale des Magnets sich aufhebt, eben so wenig ist’s möglich, dafs die Urtendenz der Pflanze als Wurzel und Stengel sich umwandelt. Ein gleiches Bei- spiel sahen wir oben (37.) am Blatte.

Anmerkung. Dals ein verkehrt mit der

Spitze in die Erde 'gesteckter Zweig

Wurzeln schlägt ist diesem nicht ent-

gegen. Das Auge des Zweigs treibt hier und zugleich wird der Gegensatz hervorgerufen, und die Wurzeln erzeu- gen sich. Der in die Erde gesteckte Stengel ist indifferent, ist als Stamm dem Boden gleich in welchen das Au-. ge gesäet ist. (28. Anmerk.) Daher gelingt dieser Versuch auch nur mit Sträuchern und Bäumen.

107.

Dieser polarische Gegensatz der Plumu- la und des Rostellums im Samenkorn wird sich nun auch in ihren chemischen Verhält- nissen offenbaren. Bekannt ist es, dafs in. einigen cathartisch wirkenden Samen nur der Keim diese Kraft hat. *) Doch fehlen durchgreifende Untersuchungen.

*) Jussieu gen. pl. p. 392. Euphorbiarum Semen exquisite catharticum. Ea autem vis non perisper- mo tribuenda benigniori, sed soii corculo summe potenti ac fere deleterio. Ex Serapione, J. Bauhino, Hermanno, Geoffraeo, etc. corculum Riecini venenc- sum vehementer purgat etc.

108.

Gleicherweise ist dieser Gegensatz in der Form ausgedrückt. Das Rostellum zeigt sich als ein einfacher, langgestreckter Körper, der dem reinen Linienprocels noch unterthan ist; die Plumula hingegen hat bei der grölsten Zahl der Pflanzen schon die Anlage der Entzweiung des Stammes in Stengel und Blatt. Diels bildet die Cozyle- donen.

109. Die Cotyledonen, ‚als die ersten Blätter der Pflanze, bezeichnen die Tendenz des ganzen Organismus zur Blatt und Blumen- formation schon im Samenkorn. Aber beide sind noch unvollkommen ausgebildet, daher die einfache Form derselben.

05

110,

Je vollkommner die Pflanze, je näher der Blüte der Vegetation, desto ausgebilde- ter sind die Cotyledonen. Jussieu’s Scharf- sinn hat auf diese Differenz sein System ge- baut und die ganze Pflanzenwelt nach der ersten Form der Pflanze in Acotyledonen, Monocotyledonen und Dicotyledonen einge- theilt. Er hat mit einem alles umfassen- den Geistesblick die Regionen der Pflan- zenwelt nach ihren natürlichen Grenzen

geschieden, aber das Eintheilungs- Princip ıst falsch.

111.

Schon die Benennung der drei Regio- nen ist unrichtig. Die Cotyledonen sind die ersten Blätter der Pflanze, aus deren Mitte sich der Keim erhebt; so. ist es bei den sogenannten Dicotyledonen. Bei den Monocotyledonen aber ist kein Samenblatt, (Cotyledon) sichtbar, wie der Name besagt,

sondern der Keim, der zukünftige Stengel, erhebt sich, indem ihn das erste Blatt eng umschliefst. Hier ist freilich ‚die Differenz zwischen Monocotiyledonen und Dicotyledo- nen, dafs. bei diesen zwei Samenblätter zu- gleich sich zeigen, bei jenen nur eines vor- handen ist, aber dieses erste Blatt ist nicht als Cotyledon zu erkennen, sondern liegt im Samenkorn noch dicht an der plumula und ist nicht sichtbar. _ Auch ist es nicht. unwahrscheinlich, dals bei einigen. soge- nannten Monocotyledonen zwei Samenblät- ter vorhanden sind. *) Die Acotyledonen Jussieu’s endlich sind wohl nicht zu den aus würklichen Samen entstehenden Pflan- zen zu rechnen, sondern die Samen dersel- ben sind Augen, und so palst die Einthei- lung nach den Cotyledonen nicht auf sie. Als unvollkommene Pflanzen, die nicht bis zur Blüte ausgebildet, sondern in der Bil- dung der Wurzel vollendet sind, erzeugen sie keinen wahren Samen, noch können aus

Ja-

*) Rudolphi,1l. cp. zıa

Samen entstehen; was man fälschlich dafür hält sind Augen, die’ sich vom Mutterstam- me lostrennen, gleich den Wurzel-Knollen einiger Pflanzen, und gleich diesen von neuem sprossen; wo also von Cotyledonen nicht die Rede sein kann. Ueberdem ha- ben einige Pflanzen (Pinus) *) mehr als zwei Cotyledonen, können also unter keine dieser Klassen gebracht werden,

311%,

In jedem Bildungsprocefs wird nach ei- nem allgemeinen Gesetze der reelle Gegen- stand zuerst vollendet, und späterhin der ideelle; daher ist die Periode des ersten Wachsthums der Plumula und des Rostel- lums verschieden, und das Rostellum, die Wurzel, entwickelt sich zuerst; späterhin die Plumula, der Stamm.

*) Gertner de fructib, et sem. plant, Introd. p. xt. seggqg.

- 08 _——

Mit den nachfolgenden Bildungen ent- wickeln sich Blatt, Stengel und Wurzel, und es treten dann allmählig die schon angegebenen bis zum Samenkorn verfolgten Metamorphosen ein.

Luftbehälter der Pflanze.

! |

11%. Von den Spiralgefälsen ist oben (56-38.) gehandelt. ‘Der übrige Theil des innern Pflanzenkörpers besteht aus saftführendem

Zellgewebe und aus Luftbehältern.

114

Die Luftbehälter der Pflanze sind, ge- wils nicht ohne Bedeutung, obgleich sie wohl so wenig bestimmt sind, die Luft zu leiten, als das Zellgewebe den Saft, und daher den Namen von Luftgefälsen .nicht verdienen. Sie finden sich nur im Stamm und in den übrigen über der Erde befind- lichen Theilen der Pflanze, nicht in der

En

Wurzel, und sind von mancherlei Grölse und Form. Sie stehen nicht unmittelbar wit der äulsern Luft in Verbindung, daher sie keine Athmungsorgane sind. Sie er- scheinen entweder als Markzellen in den markführenden Pflanzen, wo sie oft den gröfsten Theil des Stammes einnehmen (Juncus); oder als grölsere unregelmälsige Markhöhlen in der Mitte der Pflanzen, bei den mehrsten Wasserpflanzen; oder als ein- zelne in concentrischen Reihen gestellte lange Kanäle. #) Bei andern Pflanzen nelı- men sie den ganzen Stengel ein, (Leonto- don, Allium.) Sind Internodien vorhanden, so theilen die Knoten die Lufthöhlen in mehrere Behälter ab (bei den Gräsern). Endlich finden sie sich auch in einigen Sa- menbehältern (Colutea.)

115. Ihre physiologische Bedeutuug muls aus dem Verhältnifs des Stammes und der Wur-

*) Rudolphi, l. c. Tab. UI. & ı. 5. von ir Equisetum palustre.

301,

N

zel zur Luft und zum Wasser überhaupt (8-15.) hergeleitet werden. Dals sie eine organische Bedeutung haben, und dals die grölsern Lufthöhlen nicht aus. zerrissenen Markzellen entstehen, wie einige Anatomen behaupten, *) ist schon aus der Form der« selben klar. Die Physiologie kann hier nur entscheiden, wo die Anatomie ihre Grenze findet.

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Zweiter Abschnitt.

Organische Bildung der gan- zen Vegetation.

Allgemeine Uebersicht.

116,

Wi sahen im Verlaufe der bisherigen Un- tersuchung, wie die einzelne Pflanze aus ei- nem Puncte entspringend, und nach zwei Richtungen divergirend, Wurzel und Stamm bildet, (1 -7.) welcher polarischen Entge- gensetzung in der anorgischen Natur Was- ser und Luft entsprechen. (8-16.) Wir sahen ferner wie der Stamm triadisch nach Gesetzen höheren Ursprungs zerfiel in Wur- zel, Stengel und Blatt; (17-21.) wie diese

u 106

Trias sich in jedem Internodium wieder- hohlte als Knoten, Stengel und Blatt (22- 28.), und im Blatte den Blattstiel und die Ober- und Unterfläche desselben producir- te. (31-47.) Die ganze Endtendenz der ve- getativen Organisation erschien uns dabei als ein ewiges Streben der Pflanze, sich zum Thiere zu steigern, welches Streben in der Blume momentan erreicht, mit dieser Er- reichung auch wieder gehemmt wurde. (22-26.) Wir bemerkten die wesentlichen Differenzen der Wurzel; (29. 30.) so wie des Stengels, (60. 61.) vom Blatte, und be- wunderten die harmonische Stellung der Organe in der bedeutungsvollen Spirallinie der Blätter, in den Spiralwindungen der Blattpflanzen (convolvoli) und in der Spiral- fiber der sogenannten Gefä/se und Cirrhen. (48-39:) Wir verfolgten endlich die Aus- bildung, der Pilanze durch alle Metamor- phosen hindurch bis zur Blüte; (62 - 65.) begleiteten die Verwandlungen des Blatts in Bractea, (66-69.) Kelch, (70-74.) Corol- la,. Stamen und Nectariwn (75 -91.) und die des Stengels: in. das Pistzll; (92- 100.)

107

bis der ganze Lebensprocels der Pflanze, wie aus einem Anfangspunete entstanden, so in einem Endpuncte, im Samenkorne (101-112.), schlofs. In den Samenhüllen: fanden wir noch die letzten Spuren der Blattformation in den Fächern und vielzäh- ligen Abtheilungen derselben.

117.

Aus der beschränkten Ansicht des pflanz- ‚lichen Individuums den Gesichtskreis er- weiternd, werden wir jetzt die ganze Ve- getation als ein Individuum betrachten; Einzelne Familien der Pflanzen werden hier die einzelnen Organe bilden und deren Be- deutung tragen. Da nach ewigen Gesetzen Alles in Allem wiederkehrt, so werden wir auch hier die den ganzen Organismus der einzelnen Pflanze belebenden triadischen Verhältnisse wieder, und in einzelnen Fami- lien ausgeprägt finden, und wie aus den schon bekannten Verhältnissen der einzel- nen Pflanze hier Deutung erhaltend, so

\

_ nn 20 108

von hieraus manche Einzelheiten der Pilan« ze durch einen generellen Sinn beleben.

ı18. i

Die Geschichte der Vegetation ist auch ihre Physiologie. Die Thätigkeit, wodurch im Handeln der Mensch sich auf die Aus- senwelt überträgt, ist hier im Innern des Organismus, in der Bildung desselben, er- schöpft. "Es giebt hier keine äulsere Hand- lung als solche, (Einleitung) da alles noch ein Inneres ist. Die Ausbildung der Pflan- ze wird mit ihrem Tode erreicht; aber erst nach Vollendung der eignen Bildung kann Handlung, die Uebertragung des Innern auf ein Aeulseres Statt finden, wozu hier kein Raum gegeben wird. Die End- tendenz der Pflanze ist Geschlechtserzeu- gung, diese Tendenz bildet alle Formen der Organe, und mit der Geschlechtserzeugung selbst ist das Leben erloschen. Kennt man die Geschichte der verschiedenen Ausbil- dungen der Organe um diesen Zweck zu erreichen, so ist ihre Physiologie bekannt.

119.

“Die Geschichte der einzelnen Pflanze ist auch die der ganzen Vegetation. Was sich in der einzelnen Pflanze metamorpho- sirt, hat seine entsprechende Metamorphose in der ganzen Pflanzenwelt. Wie dort Blatt und Stengel bis zur Blüte sich wech- selnd aufnehmen und vertilgen, so auch hier. ledem Internodium der erstern ent- spricht eine Lebensperiode der letzternz jeder Blattbildung steht ein gleichförmiger Breiteerguls in der Bildung der ganzen Ve- getation parallel.

Wir werden einige dieser Parallelen anzugeben suchen,

,

,-

Acotyledonen = Wurzelpflanzen. |

120.

Wurzel, Stengel und Blatt, war die er- ste Trias in welcher der Organismus der einzelnen Pflanze sich bildete. (19.) Diese Trias ist in der Pflanzenwelt, dieselbe als einen Organismus betrachtet, durch die Provinzen der Acotyledonen, Monocotyle- donen und Dicotyledonen bezeichnet.

Anmerkung. Ueber die Unrichtigkeit des Namens haben wir uns_schon erklärt, aber die Eintheilung selbst ist aus der Natur genommen, ;

—— SE

121.

Die Provinz der Acotyledonen bildet die Wurzel der Pflanzenwelt; sie sind die Wurzelpflanzen, (Rhyzophyten).

122.

v Hieraus lälst sich ihre ganze Organisa- tion und Lebensweise, wodurch sie von den übrigen Pflanzen differiren, erklären.

123. *

Die Acotyledonen sind die Indifferenz, ‘der Mono- und Dicotyledonen. Hier ist die Einheit, dort die Differenz. Da nun,die 'Geschlechtsorgane nur aus der am höchsten gesteigerten Differenz entspringen, und die- se Differenz selbst als männliche und weib- liche Organe darstellen, so mangeln sie in der Wurzel, der Indifferenz. Daher der Mangel der Geschlechtsorgane bei den

u >. Han on.

Acotyledonen, wie bei der Wurzel der einzelnen Pflanze.

124. Wo kein Geschlechtsorgan ist, ist auch kein Same; weil dieser nur aus der wie- derkehrenden Indifferenz der Differenz der Geschlechtsorgane entstehen kann. Daher bei den geschlechtslosen Acotyledonen auch kein Same. -

125.

Aber wie die Wurzel, gleichzeitig mit der Reife des Sameris, Knollen erzeugt, die sich äls Augen verhalten, (7.) so erzeugen auch die Wurzelpflanzen (Acotyledonen) Augen, welche die Stelle des Samens ver- treten, und schon mehrere Botaniker haben den sogenannten Samen der Acotyledonen für abgesonderte Augen erklärt. *)

126,

*#) Gzrtner de fruct. et sem. plant. Intröduct. pag. av. Segg-

126. d Was die Organe der sogenannten‘ Sa- menerzeugung betrift, ,.so tragen mehrere Acotyledonen wirklich ihren Samen an der Wurzel (Pıilularia, Marsilea); bei andern erzeugen sie sich an den der Wurzel ent- sprechenden Organen. . Die Unterseite der Blätter entspricht der Wurzel, die Oberseite uem Stengel, die Phänogamen erzeugen da- her die Blume immer über dem Blatte, wel- ches gewöhnlich als Bractea erscheint, die Acotyledonen immer unter dem Blatte. Alle Farrnkräuter haben daher ihre Samen an der Unterfläche der Blätter. Ihre blatt- förmigen Organe sind weder Stengel noch Blätter, sondern sind zwischen Luft und

Wasser schwebende Wurzeln. *)

107. Unter den Farrnkräutern, als den deut- lichsten Rhizophyten, ist die Bildung man-

*). Decandolle Essay sur les proprietes medicales des plantes etc. p: 47.

8

= nigfaltig. So wie bey den Kornähren, Tann- zapfen etc. das Blumenblatt über welchem die Blume erscheint, sich verkürzt hat zur Schuppe (gluma, squama), so haben sich beim Equisetum, dessen Aehre die umge- kehrte Kornähre oder Tannzapfe ist, die Blätter des Farrnkrauts gleichfalls zusammen- gezogen, um die Schuppen der Aehre zu bilden, unter welchen der Same erscheint. Das Farrnkraut ist daher die ausgedehnte “dehre des Equisetums.

128.

Alle Lichenen, die Lebermoose, die mehr- sten Najaden, haben keinen Stengel, sondern die in die Breite ausgedehnte Pflanze, gleich- sam eine getrennte, wurzelschlagende Blatt- unterfläche, bildet den Samen. Bey den Moosen erhebt sich nur die Samenkapsel auf einen Stengel, da die Erzeugung des Samens nahe an der Wurzel geschieht. Die Algen vermehren sich nur durch Sprossän gleich den Wurzeln,

a 115

129.

Die Pilze tragen offenbar an einer det Erde zugekehrten Fläche, welche also der Unterfläche des Blatts entspricht Sa- men. Sie haben gleichfalls keine Wurzel, sondern sind selbst überirdische kugelför- mige Wurzeln, welche platzen, und den obern Theil des geplatzten kugelförmigen Körpers als Hut in die Höhe tragen, dessen untere Fläche dann den Samen führt. Der Trüffel (Lycoperdon Tuber) liegt ganz in der Erde verborgen.

130

Aus dieser Wurzelnatur der Acotyledo- nen erklärt sich nun der Mangel des Be- dürfnisses der atmosphärischen Luft zu ih” rer Existenz, Gleich der Wurzel der voll- kommenen Pflanzen leben einige von ihnen ganz in der Erde verschlossen (Trüffel, Ly- coperdon Tuber) andere, und: deren eine grolse Zahl, leben blos im Wasser, noch

16

andere in unterirdischen Höhlen, selbst’ in den für das Leben anderer Pflanzen ver- derblichsten Gasarten hat man Acotyledo- nen grünen sehen. Vielen ist selbst die atmosphärische Luft verderblich, und sie

werden wie die Wurzel, von derselben zer- stört.

131.

Daher nun auch ihre Neigung zum Was- ser. Gleich den Wurzeln anderer Pflanzen ziehen sie sich nach dem Wasser hin, und

ein grolser Theil derselben lebt blos ım Wasser.

132.

| Daher endlich ihre nächtliche Existenz im Dunkel, indem das Licht der Blüte zu- sagt, und bei einigen selbst das Bedürfnils

der Nacht zu ihrem Leben, wie denn Son« nenlicht sie oft zerstört.

Diesem Character der Acotyledonen wird nun auch der Athmungsprocels ‘und das chemische Verhalten ihrer Bestandtheile entsprechen. Von beiden mangeln indes- sen hinreichende Beobachtungen.

134.

Wie aber die einzelne Pflanze in ihren Organen das triadische Verhältnils " wieder- hohlt, so trennt sich jede Provinz der Pflanzenwelt in einzelne Familien nach eben diesen Gesetzen der Trias.

135: ‚.. Ja dem. Reiche der Acotyledonen ist das. triadische Verhältnis der Vegetation durch. die Familien der Algen, der Farrn- kräuter, und der Pilze ausgedrückt,

Die Algen sind die Wurzelpflanzen der Acotyledonen, die Wurzel der ganzen Ve- getation. Daher das röhrenförmige der Conferven, daher die Menge Wassergewäch- se dieser Familie (Fucus, Conferva, Tre- mella, Ulva) indem diese Gewächse der atmosphärischen Luft, welche dem Stamme

zusagt, entbehren können. Die Lebermoo-

se sind-auch nur die in eine Fläche ausge- dehnten Wurzeln, welche gleichfalls ohne Feuchtigkeit nicht leben können,

137:

Die Farrnkräuter sind die Stengelpflan- zen der Acotyledonen. Die Gräser sind die Stengelpflanzen der Monocotyledonen, die Stengelpflanzen der’ Stengelpflanzen, (142.) Das Equisetum ist die Grasähre der Wurzel aber mit umgekehrter Richtung der Samen- behälter. (127.) Bei andern Farrnkräutern hat der Stengel die Blätter nicht zur Blume

ausbilden können, wie bei den ihnen entspre: chenden Familien unter den Mono- und Dico- tyledonen, den Palmen (148.) und Laubhöl- . zern, (168.) daher tragen: sie eine unvollkom- mene Fructification an der der Wurzel ent- sprechenden (34.) Unterseite der Blätter, de- ren Form der ganze Stengel angenommen hat. Die Farrnkräuter haben keine Blätter und Blumen, sondern blumentragende Sten- gel, deren Blume aber noch auf der ersten Bildungssstufe steht, welche‘ wie wir’gesehen (24.) das Blatt ist. ‘Daher die Blattform des Stengels, so dafs man diese Familie für Blätterpflanzen zu halten versucht werden ‘möchte, da sie doch eigentlich > Stengel- pflanzen sind.

138.

Der Uebergang ‘von den Farrnkräutern zu den Pilzen geschieht durch das Equise- tum... Das Blatt des Farmkrauts geht in ei- nen runden Stengel über, und erscheint als das Laub des Equisetums. Dieser Stengel verkürzt sich und trägt untereiner dem Hu-

720

te der Pilze ähnlichen fächerigen Schuppe den Samen. Die Aehre des Equisetums stellt daher eine Menge an einem:Stiel älı- renförmig gereihter Pilze dar,

| 139.

Die Pilze endlich sind: die-Blumenpflan- zen der Acotyledonen. Sie sind unter: der 'Erde: gebildete in einem Kelch: (volva) ein- geschlossene Samenbehältnisse welche plat- ‘zen und die Samen über die Erde empor tragen, « So betrachtete sie schon Persoor als -abgesonderte einzelne Fruchtbehälter,

und ,Duchesne hielt, sie für die sichtba- .

ren samenhaltenden Schilder : unterirdi- scher, verborgener Pflanzen, Sie ent- sprechen den Liliaceen der Monocotyle- - donen, welche gleichfalls ihren Kelch in der Erde haben (150:) und den Syngenesi- sten der Dicotyledonen. (167.) Wie diese eine zahllose Menge Blumen auf einer. Flä- che, dem Fruchtboden, sammeln und aus mehreren Blümchen die Blume der Blumen bilden (161.), so erzeugen die Pilze eine

„121

zahllose Menge Augen unter einer Fläche, dem Hute, und sind die umgekehrten, in der Erde verborgenen Syngenesisten.

-

140.

Daher nun die Annäherung dieser Orga: nismen zur Thierheit. Sie entwickeln wie die Blume, durch ihren Atlimungsprocels Stickstoff, und gehen in Fäulnifs über, in welcher sie den aus der thierischen Fäuinils

entwickelten analoge Stoffe abscheiden.

Monocotyledonen = Stengelpflanzen.

| 141. Die Monocotyledonen sind die Stengel- pflanzen. Die Dicotyledonen die Blumen- pflanzen. Wurde in den Acotyledonen die Wurzel ausgebildet und waren sie selbst die Wurzel der Vegetation, so wird in den Monocotyledonen der Stengel vollendet und in den Dicotyledonen die Blume; jene sind der Stengel der Vegetation, diese die Blu- me; und somit ist die ursprüngliche Trias der einzelnen Pflanze auch in der ganzen Pflanzenwelt, als erenem pflanzlichen Indivi- duum, dargestellt,

Dies zeigt die Form. Die Gräser sind die eigentlichsten Stengelpflanzen und das Schema dieser Classe. Die ganze Pflanze ist Stengel, der Linienprocels in seiner rein- sten Darstellung in der Vegetation. Die Wurzel ist klein, das Blatt, der Breitepro- cels, ist noch linienförmig, trennt sich kaum vom Stengel, dieser ist gleichfalls linienförs mig, ohne Axillaräste, in welche die Dico« tyledonen zerfallen. Das. Sprolsen in die Länge ist die herrschende Tendenz, und wird nur durch die einfache, farb - und duftlose Blume beschränkt,

145.

Die Blume, welche bei den Rhyzophy: ten gar nicht vorhanden war, und bei den Dicotyledonen die ganze Pflanze beherrscht, ist hier unvollkommen ausgebildet. Sie ist

noch blattartig, unscheinbar. Die Coralla, der farbigste und duftende Theil der Blus

= MA Zu

me, fehlt ganz. Die Zahl der Staubfäden ist gering, beschränkt sich gewöhnlich auf drei, übersteigt selten (nur bei Nymphaca) die Zahl neun, wenn sie bei den Dicotyie- donen bis zur Unzählbarkeit anwächst. Die Nectarien fehlen auch gänzlich, und die Samenkapseln sind einfach gebildet, wie die ganze Pflanze.

| 144. Aulserdem, dafs die äufsere Form schon Mono - und Dicotyledonen scheidet, findet inman - diesen Unterschied auch im innern Bau. Nach Desfontaine’s *) Beobachtun- sen durchlaufen bei den Dicotyledonen die Gefälsbündel in concentrischen Kreisen den Stamm, so dals ein. Queerschnitt dieser Pflanzen ein strahlenförmiges Ansehen hat; bei den Monocotyledonen hingegen finden sich die Gefälsbündel zerstreut im ganzen Stamme, auch mangeln hier die bei den

w

*) Memoire sur lVorganis. des monocötyledons. etc. v...<än den Mem.-de-Pnst. nat. T. L m 478.

= 455 —.

Dicotyledonen das Mark von der Rinde trennenden Holzringe.

148.

Im chemischen Verhalten endlich zeigt sich der Unterschied gleichfalls deutlich. Die Kieselerde, als in der Reihe der Erden dem pflanzlichen Princip entsprechend, wird auch vorzüglich von den Monocotyledonen erzeugt. Nach Fourcroy’s Untersuchungen mangeln den Monocotyledonen die schar- Ten Stoffe, und die aromatischen Oele, wel- che durch ihren Stickstoffgehalt sich den . Producten der Animalisation nähern, ferner fehlen hier noch die Pflanzensäuren, der Campher, der Gerbestoff, und andere Pro- ducte der Dicotyledonen, dagegen sie vor- züglich die mucilaginösen Nahrungsstoffe erzeugen.

146. | Ihre Lebensdauer zeigt gleichialls die geringe Energie ihres Lebens. Sie sind grölstentheils einjährige Gewächse, oder er- neuern sich alle Jahr durch die Wurzel (Liliaceen), da die Dicotyledonen ein Alter von hundert und mehreren Jahren errei- chen können,

147: In der Classe der Monocotyledonen ist die ursprüngliche Trias wieder durch drei ‚Familien ausgedrückt. *)

148:

Die Wurzelpflanzen der Monocotyledonen sind die Palmen. Sie sind die Farrmnkräuter der Monocotyledonen, und gehen in diese über (Zamia, Cycas.) **) Die ganze Pilanze

*) Linne, syst. veg.e. XV. p. *) Jussieu, gen. pl. 16. 40. .

ART 127 scheint aus immer grünenden Blättern zu be-

stehen, erlangt, wie jene, eine ausgezeichne- te Grölse, und trägt unvollkommene Blumen,

140:

Die Gräser sind die Stengelpflanzen der Monocotyledonen. Die pflanzlichster Pflanzen in der ganzen vegetativen Welt. Ihr ganzer Bau ist nur Linienprocels, und die ganze Pflanze ist zur Stengel. Der Breiteprocels ist nur angedeutet, in dem unvollkommenen linienförmigen Blättern, und in der unscheinbaren geruchlosen Blu- me, welcher die Corolla gänzlich fehlt, und deren Stamina nur in geringer Zahl sich zeigen. In den chemischen Producten er- zeugen sie vorzüglich die Kieselerde, als die vegetative Seite der Erdbildung,

150. Die Liliaceen endlich sind die Blumen- pflanzen der Monocotyledonen. Waren die

.. 105

Palmen nur Wurzel, die Gräser nur Sten- . gel, so’sind diese nur Blume. Stengel und Wurzel sind dieser geopfert, der erste ist daher verschwunden, alle Internodien der Gräser sind weggenommen und der Blü- tenstengel erhebt sich unmittelbar aus der Wurzel. Diese ist in der Zwiebel in eine Gemme gleichsam ein unvollkommenes Sa- menkorn umgewandelt, welche mit dem Samen der Blume reift. Die Blätter der Zwiebelgewächse sind nur der Kelch der Blume, da die übrigen Blätter fehlen, und unmittelbar aus der Wurzel entspringend, schlielsen sie unmittelbar die Corolla ein, daher auch ein anderer Kelch hier ge- wöhnlich mangelt oder nur unvollkommen vorhanden ist. Die farbigsten und duf- tendsten Blumen erscheinen hier schon, aber, noch Monocotyledonen, sind sie ver- gänglich und von kurzer Dauer. Bei den Pilzen, den dieser Familie unter den Aco- iyledonen entsprechenden Pflanzen, wurde die Blumenhülle als Samenkapsel in der Erde erzeugt. (159.) Hier wird bei einigen

(Cro-

(Crocus, Hyacinthus) die Blume auch noch unter der Erde gebildet, indem der Stengel mangelt, blos ein Blütenstiel vorhanden ist, und der Kelch in der Erde sich öffnet.

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9

Dicotyledonen = Blumenpflanzen.

151.

Wurzelte die Vegetation in den Acoty- ledonen (120-140.) und bildete sie den Stengel in den Monocotyledonen (141-150.) aus, so entfaltet sie sich zum Blütenstande in den Dicotyledonen,

152

Die Dicotyledonen sind die Blumenpflan- zen, und Blatt und Blume der Vegetation werden durch dieselben vollendet,

155. Daher nun die Mannigfaltigkeit der For- men, und das Zerfallen in eine Unendlich-

-

1311

keit der Gestalten. Die Blätter, welche bei den Acotyledonen noch mit dem Sten- gel und der Wurzel verschmolzen, bei den Monocotyledonen noch linigt waren, (Grä- ser,) dehnen sich hier in die Breite aus, und verästeln sich selbst auf die mannig- fachste Weise in dichotomischer Richtung, Der Stamm verkürzt sich gleichzeitig mit der gröfsern Ausdehnung des Blatts, und bei den Monocotyledonen linigt ohne Aeste zu treiben, divergirt er hier strahlenförmig nach allen Seiten in die Axillaräste.

154«

Die Endtendenz der Vegetation ist die Geschlechtserzeugung (25.) diese wird in den Dicotyledonen vollkommen erreicht. Die Acotyledonen sind die geschlechtslosen Pflanzen, die Monocotyledonen sind die Zwitter, beide Geschlechter sind vereinigt, die Dicotyledonen bilden das vollkommene Geschlecht,

153.

Die Blume erscheint hier erst in ihrer gelungensten Ausbildung, da sie vorher noch der Wurzel (Äcotyledonen), oder dem Sten- gel (Monocotyledonen) erlag. Die Corolla zeigt sich hier zuerst vollkommen als das Zwillingsorgan der Staubfäden, und als der farbigste und duftendste Theil der Pflan- zenwelt. Die Staubfäden, das männliche Princip , das Expandirende, werden aulser- dem bis zur Unendlichkeit der Zahl erzeugt (Polyandria,) da sie vorher die Zahl neun nicht überstiegen, (143.) und finden aulfser in der Corolla, noch in den Nectarien Ne- benorgane: Selbst das weibliche Pistill, das Symbol der Einheit, wird durch die viel- tkeiligen Samenkapseln (97.) zur, Vielheit hingerissen, und erscheint in einer Viel- zahl (Polygynia.) In noch grölserer Aus- bildung sind sogar männliches und weib- liches Princip, ‘welche bei den Wurzelpflan- zen noch nicht getrennt, bei den Sten- gelpflanzen in einem Individuum erschie. nen, in zwei Individuen getrennt (Dieclines),

1533 und die Pflanze, ursprünglich Einheit, si- mulirt sogar die getrennten Geschlechter der Thierheit. | .

r

156.

Alle Irritabilitätserscheinungen der Blät- ter und der Blumen, als thierische Functio- nen, finden sich nur bei den Dicotyledo- nen, und eben so die Erscheinungen des Schlafs, indem in beiden Functionen ein Wechseln des Länge - und Breiteprocesses Statt findet, also letzterer schon bis zu ei- nem gewissen Grade vorhanden sein muls,

157: .. Eben so unterscheidet sich die innere Organisation der Dicotyledonen von der der Monocotyledonen. Die Gefälsbündel laufen in concentrischen Kreisen, und bil- den bei den mehrjährigen Pflanzen, den Bäumen und Sträuchen, die Jahresringe.

158.

In der Lebensdauer offenbart sich fer- ner die Energie dieser Provinz. Acotyle- donen und Monocotyledonen sind grölsten- theils einjährige Gewächse, viele Dicotyle. donen hingegen widerstehen den Einflüssen des Winters welcher jene zerstört,

159.

In den chemischen Producten der Di- cotyledonen offenbart sich endlich gleich- falls die Annäherung zur Thierheit. Die Kieselerde verschwindet, und der Kohlen- stoffgehalt der Pflanze, mehr mit dem Stickstoff, dem thierischen Princip, verei- nigt, gebiert die fixen und flüchtigen Oele, die Harze, die Gummata, den Campher, die adstringirenden und scharfen Stoffe, welche den andern Pflanzenclassen grölstentheils iehlen.

15

160.

In dieser Familie bilden sich daher auch die vollkommensten Blumen, die Blumen der Vegetation, in der zusammengesetzten Blüthe, (flos compositus,) Die mehrsten Pflanzen erzeugen eine Blume am Ende des Stengels, hier wird in einem gemein- schaftlichen Kelche, auf einem gemein- schaftlichen Stengel (Fruchtboden) eine un- endliche Menge Blumen zugleich erzeugt, deren jede wieder ihren besondern Kelch, Corolla, Stamina und Pistill hat, und die in ihrer Vereinigung wieder nur eine gro- [se Blume bilden,

° 161,

Diese Vereinigung vieler Blümchen zu einer grolsen Blume erklärt die Verschie- denheit der Ausbildung der einzelnen Blüm- chen in den zusammengesetzten Blumen, und die Eintheilung der Classe der Synge- nesisten Linnees in die Ordnungen Polyga- mia @qualis, superflua, frustranea, neces-

_ 156

saria und segregata. In der Ordnung Polygamıa frustrarieä (z, E. Helianthus,) bilden die Bliimchen des Radius die Cörol- Ja, daher auch. diese an Gröfse die übrigen übertreffen, die Form, der Corolla anneh- men (flores ligulati) keine Narbe haben and unfruchthar'sind,, Die Blümchen des Mittelpunets hingegen bilden die Stamina der grolsen Blume, die Corolla verkleinert ‚daher, und mit den vollkommenen Genera- tionsorganen wird (der Same erzeugt. Die grolse aus mehreren kleinern Blümchen zusaimmengesetZte 'Blume trennt sich ‘in ‚den folgenden Ordnungen nun allmählig in mehrere besondere Blumen. In der Poly- gamia necessaria und superflua haben zwar die Blümchen des Kreises nur weib- liche Organe, werden "aber von den Staub- Jäden der übrigen: befruchtet und erzeugen ‚Samen, - Bei Polygamia, equalis,, sind die ‚die Corolla in Polygamia frustranea aus- ‚machenden Blümchen des Radius schon vollkommen und: enthalten männliche und ‚weihliche Organe; ‚in Polygamia segregata ‚endlich sind nicht nur alle Blümchen voll-

kommen mit Corolla und Geschlechtsorga-: nen versehen, sondern auch der Kelch, der vorher verdrängt als Pappus erschien, ist vollkommener ausgebildet, und die Blüm- chen fangen an sich zu trennen, und von

dem .gemeinschaftlichen Fruchtboden zu entfernen,

162.

Eine ähnliche Bildung mehrerer Blumen zu einer grolsen, wo überdem ein Genera- tionsact die Samen aller getrennten Blu- men zu befruchten scheint, giebt Jasione montana. *) Die Blümchen sind alle mit Kelch und Corolla versehen, die des Diskus haben ein unvollkommenes Pistill und voll- kommene Stamina, die des Radius hingegen haben ein vollkommenes Pistill und Stigma, aber keine Stamina. Hier werden die letz- ten, obgleich getrennt von den übrigen Blu- men und ohne Stamina, dennoch befruchtet und tragen Samen, so dafs der Befruchtungs-

*) Persoon in Linne Systema veget. ed, XIV. 12 841, s

act der Blümchen des Diskus auch auf die Blümchen des Radius wirkt.

163.

Die Trias der Vegetation !als Wurzel- pllanze, Stengelpflanze und Blumenpflanze ist unter den Dicotyledonen schwerer nach- zuweisen, weil die Mannigfaltigkeit der Blume sich immer mehr von der Einheit . entfernend, die Gestalten immer mehr durch wechselseitige Uebergänge mit einander ver- bindet, Es können daher hier nur die An- deutungen dieser Familien gegeben werden.

165.

Die Wurzelpflanzen der Dicotyledonen scheinen die Atriplices, Polygoneen, Ama- ranthea und die verwandten Geschlechter zu seyn. Die Blume ist hier noch unvoll- kommen, wie bei den Acotyledonen, und es fehlt die Cor EP cie Zahl der Staubfä- den ist gering, bei einigen sind au einer

er

—- 159 oder zwei vorhanden, (Salicornia.) Sie sind gröfstentheils Wasserpflanzen und äh- neln auch hierinn der, wassersüchtigen Wurzel.

163.

Alle Pflanzen mit sich windendem Stam- me, (Convolvoli) scheinen die Stengelpflan- zen der Dicotyledonen zu sein. Die Sten- gelpflanzen der Monocotyledonen (Grami- na) also die Stengelpflanzen der Stengel- pflanzen, bildeten die Linie in der reinsten Form aus. Hier liegen die Stengelpflanzen unter dem Exponenten der Blume und des Blattes, der reine Längeprocels steht unter der Herrschaft des Breiteprocesses, und bei- de nehmen sich wechselseitig auf. Diese Innigung des Länge - und Breiteprocesses scheint nun die spiralförmig gewundene Form des Stengels der Convolveln zu er- zeugen. (33.) Die Pflanzen wachsen wie die Gräser, in die Länge, aber stets der Breitetendenz unterliegend, werden sie ge- zwungen in steten Windungen sich zu er- heben.

ı66.

So wie der Stengel gleichsam ver- schwunden ist, aufgelölst in dem Breitepro- cesse, so erlangt auch die Blattbildung eine grölsere Energie. In den Blättern, der An- näherung zur Blume, ergielst sich allg Le- 'benskraft, und sie scheinen die vorzüglich- sten Organe der Convolveln zu sein, indem die Blume, im Blatte der Convolveln vor- bedeutet, und in den Syngenesisten vollen- ‘det, hier noch einfach ist.

167.

Die Blumenpflanzen der Dicotyledonen bilden die mehrsten Familien dieser Classe. Stengel und Blatt bleiben in der Ausbil- dung zurück, und alle Theile der’ Blume "werden vervollkommet. So entsteht die Unzählbarkeit der Blumenblätter und der Staubfäden bei den Rosen, die mannigfalti- ge Form der Nectarien bei den Ranuncu- Jaceen, Bei den Pflanzen mit getrennten

Geschlechtern (Dioecia) sind die’ Blumen- theile sogar auf zwei verschiedenen Indivi- duen vertheilt, welche beide erst die voll- kommene Pflanze bilden. Zugleich finden wir hier die Bäume und baumartigen Pflan- zen, in welchen die Erde zum Stamm auf gestiegen, die Gemmen, als den Samen der Pflanze, ernährt. Endlich in den Syngene- sisten, den ‚eigentlichen Blumen der Blu- menwelt, vereinigen sich mehrere Blüm- chen auf einem Fruchtboden und ihre ver- schiedene Ausbildung stellt Corolla, Stami- na, und Pistill wieder dar. (160, 161.) -

168.

Aber auch einzelne, Pflanzen dieser Klasse wiederholen die Form der frühern Bildungsstufen. So scheint der Tannzapfe die gesteigerte. Aehre des Equisetums, aber mit umgekehrter Richtung zu sein, und die Aehre der Gräser zum Baume erhoben. Unter den Bäumen ist die Pappel wieder den Monocotyledonen verwandt, die Eiche

142

den Dicötyledonen. Lathraea sguamariz ist wieder ganz thierisch, und blos Blume, oh- ne Stengel Wurzel und Blätter, darstellend, Wurzel und Stengel fehlen: daher. Die Wurzel scheint in dem Blumenstengel zu bestehen, und dieser wird mit der saftrei- chen Blume schon in der Erde erzeugt, schlielst blattlos die Blumen in. den Bracteen ein, und geht blühend aus der Erde hervor.

169;

Die ganze Vegetation, als ein pflanzliches Tadividuum betrachtet, wiederholt also in der Bildung der einzelnen Classen und Fa- milien das ursprüngliche triadische Verhält- nıls, welches wir in der einzelnen Pilanze an den verschiedenen Organen derselben nachgewiesen haben. Das Schema. dieser triadischen Bildung der ganzen Vegetation ıst daher folgendes, in welchem jede mitt- lere Familie die Indifferenz der Wurzel, und die übrigen die negative Polarisirung, des Stengels, und die positive des Blatts und der Blume darstellen.

145

Vegetatio:

2. . L: = 3. AMonocotyledones, Acotyledones; Dicotyledenes,

2. 1. \ 5 oO, yi KR 2. is - 3 Gramina. Palme. Liliacee. Filices. Alge. Fungi. - Comwolvoli. Atriplices. Syngenesiste,

Geschichte der Vegetation. Vergangenheit Zukunft.

170. SEEN:

Wie die einzelne ‚Pflanze ihre. ganze Lebenszeit in der Ausbildung ihrer Organe erschöpft, so dals ihre Geschichte-auch ih- re Physiologie ist, so auch die ganze Ve- getation.

e 171.

Die einzelne Pilanze beginnt mit der Erzeugung der Einheit, der Wurzel, deren Anfänge auch im Samenkörn"zuerst erschei- nen (112.) und endet in der Vi eit, der Blume, folgend den ewigen Gesetzen,nach

wel- 5)

u. welchen sich die Himmelskörper bewegen. Eben so beginnt die ganze Vegetation in der Geschichte ihres Lebens mit dem Er- zeugen der Wurzel, und wird enden mit der Vollendung der Blume,

173;

Hieraus erhält die Yorwelt der Vege- Zation Deutung; Die Fartnkräuter, Pal- men, so’ wie alle Monocotyledonen, sind die Wurzel der Vegetation; wie bei der einzelnen Pflanze die Wurzel, werden auch in der ganzen Pflanzenwelt diese zu«+ erst gebildet und von ilınen wird die Bildung in steter Breitetendenz zur Erzeu- gung vollkommener Pflanzen, als der Blu- men der Vegetation; ‚übergehen. Daher nun die Menge der Farrnkräuter der Vor- welt, und ihre enorme Grölse und Aus- dehnung, welche die Pflanzenabdrücke, als die einzigen Spuren des frühern Lebens, der Nachwelt bezeugen, und der palmen- artigen Gewächse, die sich ebenfalls als

10

= = u Reliquier der vergangenen Vegetation fin- den. Sie sind die untergegangene Wurzel- welt, aus welcher die jetzige Blumenwelt der Vegetätion entsprossen ist. |

173.

Gleicherweise zeigt die Vegetation der- jenigen Länder, ‚die noch in der Kiridheit ihres Lebens begriffen sind, eine Men= ge Pflanzen aus dieser Classe.. ‚So erzeugt Amerika eine unendliche Menge Farrnkräu- ter von vorzüglicher Grölse, wenn sie in

andern Ländern dast ganz untergegangen sind,

174 Aber wie die Vergangenheit nur Spu- ren des Wurzellebens der Vegetation auf- weist, so wird die Zukunft sich an der Blütenperiode der Pflanzenwelt erfreuen. Die Tendenz der ganzen Vegetation, die Biume immer mehr auszubilden, ist offen-

bar. Die Neigung der Pflanzen durch Cul- tur, als der Bildung im eigentlichstem Sinne, in Varietäten auszuarten, wie 2 E. die Tulpe aus einer Species innerhalb 200 Jahren in 3000 Varietäten sich verwan- deit hat, *) ist davon der redendste Be- weis; und so wie viele baumartige Farrn- kräuter untergegangen sind, und nur als Reste der Vorwelt sich noch zeigen, so wird im Verlaufe der Zeit die grölste Zahl der Acotyledonen vergehen, und der Blütenstand der Vegetation wird in den herrlichsten Gestalten der Dicotyledonen aufbrechen.

17 5 Daher nun auch die Menge der schön- sten Blumen unter dem Aequator, als dem in der gröfsten Energie des Lebens sich be- findenden Theile der Erde, und die Menge der Blumen mit getrennten. Geschlechtern in denselben Welttheilen. Nur in sofern

*) Blumenbach Handbuch d. Naturgesch. $. 490.

45 kann man hierin die Zeichen der vermin- derten Vegetation finden, *) als die Dich- nes den Uebergang der Pflanze zum Thiere bezeichnen,

176.

Aber es finden sich in den angegebe- nen Documenten riur leise Andeutungen der grolsen Metamorphose, welcher, wie. alles Erdgebohrne, auch die Pflanze unterworfen ist. ‘Die Zeit hat die einzelnen Momente derselben so weit auseinander gerlickt, dals sie bislang selbst ausser der Beobachtung gefallen, nur aus den Reliquien des frühern Lebens in den Pflanzenabdrücken geahndet, und aus Mangel der Aufzeichnung der hier- zu dienenden Beobachtungen nur aus hö- hern Principien abgeleitet werden können. Alle Producte der Erde sind in ihrer Ver- wandschaft untereinander und nach ihrem gemeinschaftlichen Ursprunge betrachtet, nur die verschiedenen Producte einer und derselben Metamorphose, die von den ein-

. #) Trevixranus Biologie. T. IL. p. 207.

un 149 De

lachsten organischen Uranfängen beginnend, und stufenweise zur höhern Ausbildung fortschreitend, die mannigfaltigsten Formen ‚der Geschöpfe hervorruft. So wird nicht ‚blos in der Idee, sondern auch in der reel- len Welt, das Niedere in das Höhere auf- genommen und mit stetiger Metempsychose in veredelter Gestalt wieder gegeben. So ist das Gegenwärtige Unvollkommnene nur ein bedeutungsvoller Spiegel des Zukünfti- gen Vollkommenen, in welches es, seine jetzige Existenz opfernd, aufgenommen wer- den wird, Die Pflanze ist der symbolische Vorläufer des Thiers, und wenn das Thier noch nicht vorhanden wäre, würde es aus dem Pfilanzenorganismus erschlossen wer- ‚den können,

177.

Wie daher im epicyklischen Laufe die "Planeten mit stets verminderter Excentri- eität der Bahnen und Abweichung der Axen sich allmählig der Sonnenbildung nä- hern, und, ihre gegenwärtige Gestalt der

köhern ‚Ansbildung ia ihrer Vol- Jendung entgegenreifen, so wandeln sich die Wurzelpflanzen in die Stengelpflanzen, und die Stengelpflanzen werden nach Jahr- tausenden der Zeitrechnung i in. die Blumen- pllanzen aufgenommen, und so nährt die ganze Vegetation mit ihrem allmählig verge- henden zum Thier heranreifenden Leib die "Thierwelt, und wird von dieser verschlun- gen in der höhern Gestalt geeiniget, bis endlich auch die Thierwelt ihre Endten- denz vollendet, und der Erdgeist, nach ‚Aurchlaufener Metempsychose durch die Ge- stalten der Pflanze und des Thieres, das, was vorher in den einzelnen Formen der Pflanze und des Thieres getrennt erschien, in der geistigen Form des Menschen läu- tert und einigt, und die uralte heiligste Mythe erfüllend, in der alles aufnehmen- den und alles wiedergebenden Gestalt des ‚Menschen die Vollendung seiner Wiederge- burt in der Selbsterkenntnils der Vernunft feiert,

ee an a a nes A a a © Eihbe ck, gedruckt bei Johann Jakoh Feysel.

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