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ARACHNOLOGISCUE MITTEILUNGEN

BRITISH MUSEUM mma history)

29DECI993

Heft 2

ENTOMOLOG-

Basel, Dezember 1991

ISSN 1018-4171

Arachnologische Mitteilungen

Herausgeber:

Arachnologische Arbeitsgemeinschaften Deutschlands

Schrtftleitung:

Dt, Elisabeth Bauchhenß, Weingartenweg 4, D-W-8720 Schweinfurt, Tel. 09731-16611 Dr. Peter Sacher, Zimmermannstr. 1 2b, D-O-4600 Wittenberg Lutherstadt. Tel. 0037-451 -2891

Redaktion:

Theo Blick, Hummeltal

Dr. Rainer F. Foelix, Aarau (englischsprachige Texte)

Dr. Ambros Hänggi, Basel Franz Renner, Bad Wurzach

Gestaltung:

Naturhistorisches Museum Basel

Wissenschaftlicher Beirat:

Dr. Peter Bliss, Halle (D)

Doz. Dr. Jan Buchar, Prag (CS)

Dr. Volker Mahnert, Genf (CH)

Prof. Dr. Jochen Martens, Mainz (D)

Dr. sc. Dieter Martin, Waren (D)

Erscheinungsweise:

Pro Jahr erscheinen 2 Hefte. Die Hefte sind laufend durchnumeriert und jeweils abgeschlossen paginiert Der Umfang je Heft beträgt ca. 60 Seiten. Erscheinungsort ist Basel.

Bezug:

Der Preis für das Jahresabonnement beträgt: Privatpersonen DM 20.-, Institutionen DM 30.-. Bestellungen sind zu richten an:

Franz Renner, Sonnentaustr.3,

D-W-7954 Bad Wurzach

Die Bezahlung soll jeweils zu Jahresbeginn erfolgen auf das Konto:

- SARA (Süddeutsche Arachnologische Arbeitsgemeinschaft),

Krelssparfcasse Bayreuth (BLZ 773 501 10), Kto.Nr. 492967.

Zahlungen aus dem Ausland sind für die Herausgeber kostenfrei, wenn ein in DM ausgestellter Eurocheck zugeschickt wird.

Die Kündigung des Abonnements ist jederzeit möglich, sie tritt spätestens beim übernächsten Heft in Kraft.

Dr. Richard Maurer, Holderbank (CH)

Dr. Ralph Raten, Berlin (D)

Prof. Dr. Wojciech Starega, Bialystok (PL) UD Dr. Konrad Thaler, Innsbruck (A)

Titelbild: Claus Bräunig, Halle

Arachnol. Mitt. 2: 1-48

Basel, Dezember 1991

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Arachnol. Mitt. 2; 1-19

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Basel, Dezember 1991

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Phänologie und Lebenszyklus von Wolfspinnen (Araneae: Lycosidae) auf Wirtschaftswiesen des Altmühltals/Bayern

Detlev CORDES

Abstracl. Phenology and llfe cycle of wolf spidera (Araneae: Lycosidae) from meadows of the AltmQhl Valley (Bavaria, Southern Qermany). Afaunistic study was carried outfortwo years in the valley of the tiver Altmühl in 1 986 and 1 987. With the help of 57 BARBER-traps in 9 meadow habitats near Weißenburg-Gunzenhausen more than 1 4500 adult and 7700 young , woif Spiders were caught. 1 3 species were found in total: Alopecosa pulvenjienta (CLERCK), Arctosa leopardus (SUNDEVALL), Aulonia albimana (WALCKENAER), Pardosa agrastis (WESTRINQ), Pardosa amentata (CLERCK), Pardosa palustris (LINNE), Pardosa pullata (CLERCI^, Pirata hygrophllus THORELL, Pirata latitans (BLACKWALL), Pirata piraticus (CLERCK), Pirata piscatorius (CLERCK), Trochosa ruricoia (DE GEER) and Trochosa spinipalpls (F.P. -CAMBRIDGE). The pit-fall traps were instalied throughout the year and were controlied every two weeks. The resulting data allow a detaiied description of the life cycle of seven species: Alopecosa pulverulenta, Pardosa amentata, Pardosa palustris, Pardosa pullata, Pirata latitans, Pirata piraticus and Trochosa spinipalpls. The life cycle of Alopecosa, Pardosa and Pirata species was found to last one year. Trochosa species need almost two years to reach maturity.

Key words: Lycosidae, phenology, life cycle

EINLEITUNG

In den Jahren 1986 und 1987 wurden im Rahmen einer faunistischen Kartierung im Altmühltal die Bodenarthropoden untersucht. Mit Hilfe von Bodenfallen wurden unter anderem auch hohe Individuenzahlen von Wolfspinnen aller Entwicklungsstadien gefangen. Einige der nach- gewiesenen Arten traten so häufig auf, daß nähere Angaben zu ihrem Lebenszyklus möglich sind.

1

DAS UNTERSUCHUNGSGEBIET

Das Untersuchungsgebiet liegt in den Talniederungen der mittleren Altmühl in den Landkreisen Ansbach und Weißenburg/Gunzenhausen zwischen den Ortschaften Ornbau und Muhr am See. Die Bodenfallen standen auf unterschiedlich feuchten Wiesenflächen Im Überschwem- mungsgebiet der Altmühl in der Nähe des Altmühlspeichersees. Da der Schwerpunkt dieses Beitrages auf den Lebenszyklen der dort vorkommenden Lycosiden-Arten liegt, sollen die Standorte hier nur kurz charakterisiert werden. Ihre Beschreibung Ist angelehnt an den Abschlußbericht der faunistischen Arbeit (KOLBECK 1988).

Die Fallenstandorte

A: Das Gebiet schließt südlich an das NSG “Kappelwasen” in der Gemarkung Ornbau an. Die Vegetation entspricht weitgehend der wohl ursprünglichen und natürlichen Vegetation des Talgrundes der Altmühl: Kohldistel-Naßwiesen, Mädesüß-Hochstaudenfluren und Seggen- bestände. Das Gebiet ist durch einen Entwässerungsgraben vom NSG getrennt. Auf der Fläche waren 12 Fallen dauerhaft fängig. Die Fläche sollte als naturnahe Vergleichsparzelle gegenüber den z.T. intensiv bewirtschafteten Wiesen (B) dienen.

B: Alle übrigen Fangstandorte sind sich hinsichtlich der sie umgebenden Vegetation relativ ähnlich. Es sind intensiv (gedüngt mit Gülle, zwei- bis dreimal jährlich gemäht) oder extensiv (keine Düngung, nur eine Mahd ab Juli) genutzte Fettwiesen. Die Fangstandorte liegen in unter- schiedlichen Bereichen dieser Flächen und unterscheiden sich hauptsächlich bezüglich der Bodenfeuchtigkeit und der Lage (= Abstand) zu Entwässerungsgräben. Eine kurze Charakterisierung dieser Standorte, auf denen 45 Bodenfallen dauerhaft fängig waren (= B.1 bis B.8) folgt:

B.1 Gemarkung Hirschlach - 6 Fallen

Sehr nasse Fettwiese mit Flutmulden ; Standorte an nicht staunassen Stellen

B.2 Gemarkung Gern - 3 Fallen

Trockener Standort; erhöhte Lage direkt am Entwässerungsgraben

B.3 Gemarkung Gern - 3 Fallen

Relativ trockener Standort, übergehend zu unbewirtschaftetem Bachufer

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B.4 Gemarkung Gern 9 Fallen

Standorte in Flutmulde, auf erhöhten Flächen und an Entwässerungs graben

B.5 Gemarkung Mörsach - 9 Fallen

Standorte an Grabenrand, Flutmulde und in Wiesenfläche B.6 Gemarkung Streudorf - 6 Fallen

Standorte dicht am Graben und auf Wiesenfläche: intensive Bewirt- schaftung

B.7 Gemarkung Streudorf - 6 Fallen

Standorte dicht am Graben und auf Wiesenfläche; intensive Bewirt- schaftung

B.8 Gemarkung Hirschlach - 3 Fallen

Fallen an feuchtem Grabenrand, Standort mit sandigen und offenen Bereichen

An den Standorten B.1 bis B.5 erfolgte die Bewirtschaftung mit Rücksicht » auf Wiesenbrüter. Die Feuchtwiesen sind wichtige Nahrungsgründe für Uferschnepfe und Großen Brachvogel.

Das Wetter im Untersuchungsgebiet

Abb. 1 zeigt die drei wetterbestimmenden Faktoren (T emperatur, Sonnen- scheindauer und Niederschläge) für den Untersuchungszeltraum. Die Auftragung basiert auf Meßdaten des Deutschen Wetterdienstes, Meßstation Gunzenhausen. Die berechneten Werte sind dem Abschluß- bericht der faunistischen Kartierung (KOLBECK 1988) entnommen.

Die Tages-Temperaturmittelwerte schwankten 1986 zwischen und 1 C. Ab Anfang April stiegen die Werte kontinuierlich bis zum Spitzenwert des Jahres in der zweiten Junihälfte an. Eine Ausnahme bildete der Wert für die erste Junihälfte. Die zweite Mai- und erste Junihätfte war durch vergleichsweise starke Temperaturschwankungen gekennzeichnet. Weitere vier sehr warme Wochen lagen in der zweiten Juli- und ersten Augusthälfte. Ab diesem Zeitpunkt fielen die Temperaturwerte wieder kontinuierlich. Interessant für die Beurteilung von Aktivitätsphänomenen bei den untersuchten Wolfspinnenpopulationen ist besonders die zweite Junihätfte: Diese zwei Wochen waren konstant sehr warm mit durchschnittlich streuenden Sonnenstundenwerten und annähernd niederschlagsfrei. Ein weiterer Zeitraum mit geringen Niederschlägen war die zweite Septemberhälfte 1986. Hier lagen die durchschnittlichen Tem- peraturen bei ca. 11® C mit relativ geringer Streuung und einem

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Nebenmaximum in den Sonnenstundenwerten. Insgesamt entsprechen die stark streuenden Sonnenstunden und Niederschlagswerte dem Gesamtbild des wechselhaften mitteleuropäischen Wetters.

Abb. 1 Auftragung der Wetterdaten (Sonnensturuien, Temperatur, Niederschläge) für den Untersuchungszettraum . Zum Tagesmtttelwort für ein 2-Wochen -Intervall ist jeweils die Standardabweichung (tSD) aufgetragen.

24-Sld Sonrtenscheinstundenmittel für jeweils ein 2- Wochen Intervall

24-Std -Temperaturmittel für jeweils ein 2-Wochen Intervall

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MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT

- 1986- - 1987-

24-Std Niederschlagsmittel für jeweils ein 2-Wochen Intervall

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4

MATERIAL UND METHODE

Die 57 Bodenfallen (nach MÜLLER 1983, leicht abgeändert) blieben die ganze Fangperiode über installiert. Kleine mit Diethylenglykol gefüllte Gläschen standen In einem ca. 30 cm tiefen, in die Erde versenkten Kunststoffzylinder mit einem Durchmesser von 1 3 cm. Die in den Zylinder gefallenen Tiere glitten über einen Pulvertrichter in das Konservierungs- Gläschen. Diese Technik ermöglichte ein rasches Auswechseln der Gläschen, ohne die Falle ausgraben zu müssen und damit die direkte Umgebung der Falle zu beeinflussen. Die Fanggläschen wurden in 1 4- bis 1 Stägigen Abständen ausgetauscht. Die Winterpause reichte von Dezember 1986 bis März 1987.

Die Lycosiden wurden bei kleiner Vergrößerung des Binokulars aussortiert und nach LUGETTI & TONGIORGI (1965); TONGIORGI (1 966) - Arctosa, Pardosa\ LUGETTI & TONGIORGI (1 969); KRONE- STEDT (1990) -A/opecosa; ENGELHARDT (1964); v.HELVERSEN & HARMS (1969); MICHELUCCI & TONGIORGI (1975) und FUHN & NICULESCU-BURLACU (1971) -Aulonia, Pirata, Trochosa ; bestimmt.

99 und 99 mit Kokon wurden getrennt registriert. Die Pulli wurden einzeln gewertet; ihre Aktivitäts-Daten sind nicht direkt mit den Daten der übrigen ausgewerteten Gruppen vergleichbar, da ihre Anzahl in den Fallen eigentlich die Aktivitätsdichte der Mütter widerspiegelt. Diese wurden nicht getrennt ausgezählt. Von Interesse ist jeweils nur die relative Häufigkeit der Pulli. Da sie den Rücken der Mütter sukzessive verlassen, ist ihre Präsenz und Häufigkeit in den Fallen ein Zeiger für den jeweiligen Stand des Lebenszyklus’. Die Jungtiere wurden in "subadult” (= letztes Entwicklungs- stadium vor der Reifehäutung) und "juvenil” (= jünger als subadult, aber schon von der Mutter getrennt lebend) unterschieden.

Zur Darstellung der Phänologien der einzelnen Arten wurden die Fänge aller für die betreffende Art fängigen Fallen eines Fangzeitraums summiert und die daraus erhaltenen Individuenzahlen der einzelnen Fangzelträume gegeneinander zur gleichen Fangdauer (= 15 Tage Standzeit) und zur gleichen Fallenanzahl normiert. Dabei ergeben die Fangzahlen beider Jahre (1986 und 1987) zusammen 100 %, so daß Unterschiede in der Aktivität zwischen beiden Jahren in den Grafiken ersichtlich sind. Da man In diesem kleinräumigen Gebiet wohl davon ausgehen kann, daß in verschiedenen Habitaten die Lebenszyklen der Populationen einer Art einander sehr ähnlich sind, wurden die Ergebnisse aller Standorte gemittelt. Zur besseren Auflösung der Information in den Grafiken sind die

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Darstellungen der Jahreszyklen halblogarithmisch aufgetragen (Abb. 3 a-g), so daß die bei einigen Arten (z.B. Pardosa amentata, P. palustris) aufgetretene hohe Aktivitätsdynamik die kleinen Aktivitäts- werte nicht in den unteren Auflösungsgrenzen der Grafik verschwinden läßt. Um die Aktivitätsspitzen der einzelnen Arten deutlich zu machen, sind zusätzlich die nichtlogarithmisch aufgetragenen Phänologien der Adulten vorangestellt (Abb. 2).

ERGEBNISSE Die Fangergebnisse

Insgesamt wurden über 14500 adulte und 7700 juvenile Individuen aus 13 Arten gefangen. In Tab. 1 sind die adulten Individuen für die einzelnen Wiesengebiete aufgeführt. Dabei sind die in einigen Gebieten durch- geführten Probefänge (hauptsächlich Gebiet A) vom Herbst 1985 mit berücksichtigt. Der Vorkommensschwerpunkt der drei Arten Pardosa pullata, Pirata latitans unöTrochosa spinipalpis lag in dem Gebiet A. Die anderen häufigen Arten, Alopecosa pulverulenta, Pardosa amentata, P. palustris und Pirata piraticus wurden hauptsächlich in den Gebieten B.1 bis B.5 gefunden.

Die Lage der Aktivitätsspitzen in beiden Jahren

Vollständige Jahreszyklen konnten für die folgenden Arten ermittelt werden: Alopecosa pulverulenta, Pardosa amentata, P. palustris, P. pullata, Pirata latitans, P. piraticus, Trochosa spinipalpis. In der Darstellung (Abb. 2) sind die Aktivitätsdichtemuster der Arten aufgetragen. Dabei wird nicht zwischen den Geschlechtern unterschieden; cftf* und 99 sind summiert worden und stellen die Gesamtaktivität der jeweiligen Art dar. Die Grafiken zeigen deutlich, daß Höhe und Breite der Aktivitätsspitzen der Arten im Vergleich beider Jahre sehr unterschiedlich waren. Generell lag die Aktivität aller Arten 1987 etwa zwei Wochen später als Im Vorjahr.

Mit hohen Aktivitätswerten im April begann der Jahreszyklus von Trochosa spinipalpis. Sie war die am frühesten aktive Art in diesem Gebiet und zeigte einen zweiten kleinen Anstieg der Aktivitätsdichte im August und September. Zwei Aktivitätsmaxim a traten auch bei Trochosa ruricola auf (ohne Abbildung). Von 107 Tieren (1986) wurden im Herbst 14 Individuen, von 20 adulten Tieren (1987) im Herbst fünf Individuen gefangen.

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2972 1 076 2225 1360 3638 1 461 705 293 842 14572

Abb. 2 Phänologie der Arten. An der Ordinate Ist die Gesamtzahl von cft?* und 9 Anzahl Tiere/10 Fallen aufgetragen.

Alopecosu pulverulentü

T f" f r I 1 r

1

Pardosa anientata

Pardosa palustris

10-1

Pardosa nullata

Piruta piraticus

- 1986- - 1987 -

Trochosa spinipalpis

8

Unter den Arten mit nur einer Aktivitätsspitze im Jahr waren Alopecosa pulverulenta, Pardosa amentata unö P. ptv//afa schon zeitig im Frühjahr aktiv. P. pullata wich von den zwei anderen Arten durch das längere Andauern der erhöhten Aktivität von Anfang Mai bis Mitte August ab. Pardosa palustris erreichte den Höhepunkt der Fortpflanzungszeit ungefähr zwei bis vier Wochen später. Beide P/rafa-Arten erreichten die Geschlechtsreife ab Ende Mai/Anfang Juni. Pirata /af/fans war besonders 1987 mit hohen Aktivitätswerten bis weit in den Spätsommer hinein aktiv.

Die Jahreszyklen der Arten

Die in Abb, 3 venvendete halblogarithmische Darstellung der Aktivitäts- dichtedaten läßt deutlich erkennen, daß man adulte Individuen (auchcftf ) einiger Arten fast die ganze Vegetationsperiode über finden kann, wenn auch später im Jahr nur in geringen Individuenzahlen.

Betrachtet man vergleichend die Aufeinanderfolge des Auftretens der. einzelnen Entwicklungstadien im Jahresverlauf, so fallen einige Gemein- samkeiten, aber auch arttypische Unterschiede auf: Bei den meisten Arten begann die Aktivität der Geschlechtstiere im April und Mal; Trochosa spinipalpis (Abb. 3g) war die Art, die am frühesten aktiv wurde; für Pirata latitans (Abb. 3e) begann die Fortpflanzungszeit erst Ende Mai/Anfang Juni. Der Zeitpunkt der Häutung zum Adultus scheint bei allen Arten für beide Geschlechter deutlich synchronisiert zu sein.

Die Zeitspanne, in der cftT aktiv sind, war sehr unterschiedlich. Sie ist sehr wahrscheinlich ein arttypisches Merkmal. Die größte Differenz zur Aktivitätsspanne der 9 9 zeigten die oV von Alopecosa pulverulenta (Abb. 3a) und Pirata latitans (Abb. 3e). Bei diesen Arten waren die 99 doppelt so lange aktiv wie die dTcf (durchschnittlich 20 gegenüber 10 Wochen). Geringere Unterschiede sind bei Pardosa amentata (Abb. 3b), P. palustris (Abb. 3c), P. pullata (Abb. 3d) und Pirata piraticus (Abb. 3^ zu erkennen. Dem durchschnittlich ISwöchigen (min. 16, max. 22) Aktivitätszeitraum der stand ein ca. 23wöchiger

(min. 20, max. 24) der 99 gegenüber.

Die cftr von Trochosa spinipalpis (Abb. 3g) zeigten zwei Aktivitäts- maxima im Jahresverlauf: eines im Frühling und das zweite im Herbst. Beide Maxima wurden durch eine fortlaufende geringe Aktivität verbunden. Die 99 waren die ganze Vegetationsperiode über relativ gleichmäßig aktiv. Daß die zwei Maxima {be\Trochosa spinipalpis wie auch bei T. ruricola) zwei Fortpflanzungszeiten im Jahr entsprechen, zeigt die Analyse des Lebenszyklus’ (siehe Diskussion).

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Abb. 3 a - g Jahreszyklen der gefundenen Arten. Auf der Ordinate sind mit logarlthmlschar Skala die Anzahl gefangener Individuen pro zehn Fallen dargestellt. Als Beschriftung der Achse ist die logarith mische Skalierung weggelassen; an ihrer Stelle steht die Qesamtanzahl gefangener Tiere für die Jeweilige Auftragung. In der zweiten Rubrik (99) 9 9

Kokon enthalten; diese werden in der dritten Rubrik separat dargestellt. Die Pulli sind einzeln gewertet. Juvenile sind die Summe aller selbststärKlig lebenden Entwicklungsstadien, die jünger als subadult sind.

a

Alopecosa pul verulenta

MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV APR MAI JUN JUl AUG SEP OKT

Subadulte

- 1986-

- 1987

10

Pardosa amen tu tu

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MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT

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MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT

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Hinsichtlich der Aktivität der kokontragenden 99 gegenüber den 99 ohne Kokon unterscheiden sich Trochosa spinipalpis (Abb. 3g) und Alopecosa pulverulenta (Abb. 3a) deutlich von den Arten der anderen Gattungen. Es ist auffällig, daß während des gesamten Untersuchungs- zeitraumes (32 Fangperioden) nur ein, bzw. vier 9 9 mit Kokon in die Fallen gingen. Geht man davon aus, daß die Individuendichte der 9 9 in diesem Zeitraum weitgehend konstant war, muß man annehmen, daß die kokon- tragenden 9 9 dieser zwei Arten sich in ihrer Lebensweise deutlich von den anderen Gattungen unterscheiden; sie führen wohl ein weniger mobiles Leben während dieser Zeit.

Die ab Mitte Juni häufig werdenden pullitragenden 99 waren durch- schnittlich 14 Wochen lang aktiv. Die Aktivitätsspanne reichte von Mitte Juni bis September/Oktober. Die Aktivitätsdichtem axima der Juvenilen lagen generell ca. sechs bis acht Wochen vor dem häufigsten Auftreten der Subadulten. Gut erkennbar ist dieses Phänomen in den Jahreszyklen von Alopecosa pulverulenta, Pardosa amentata und Pirata piraticus. Bei Pirata latitans und besonders bei Pardosa palustris und P.pullata, den Arten, die später im Jahr adult werden, ist dieses Phänomen nicht so deutlich erkennbar. Hier wirkten wohl der Aktivität der Individuen die langsam kühler werdenden Witterungsbedingungen des Spätsommers und Herbstes entgegen, so daß der Maximalwert der Aktivität der Subadulten erst Im darauffolgenden Frühjahr erreicht wurde.

DISKUSSION Einfluß des Wetters

Daß das Wetter die Aktivität der Wolfspinnen beeinflußt, läßt sich anhand einiger Meßpunktekombinationen in Abb. 1 und den dazugehörigen Phänologiezeiträumen (Abb. 3 a-g) zeigen. Das Jahr 1986 fällt zum Beispiel durch einen Extremwert im Tagestemperaturmittel und in den mittleren Niederschlagsmengen pro Tag auf. Dieser Wert liegt Ende Juni. Er ist ein echtes Temperatur-Maximum mit geringer Streuung: außerdem gingen im Meßzeitraum fast keine Niederschläge nieder. Diese Wetter- phänomene fallen zusammen mit den Aktivitätsmaxima der Arten Pardosa palustris, P. pull ata, Pirata latitans und P. piraticus. Auch Pardosa amentata zeigte am Ende ihrer Fortpflanzungszelt noch einen Zuwachs an Aktivität (hierzu siehe auch Abb. 2). Dieses Phänomen läßt sich auch durch die Jahreszyklen der Jungtiere hindurch verfolgen (siehe Abb. 3 a-g).

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Jeweils das während dieser außergewöhnlich günstigen Witterungs- bedingungen aktive Entwicklungsstadium zeigte hier einen Anstieg der Aktivität; bei Trochosa spinipalpis waren es besonders die Subadulten.

Das Wetter ist auch Ursache von Lücken in der Darstellung der Jahreszyklen: Bei Pardosa pullata und Trochosa spinipalpis (Abb. 3 d,g), deren hauptsächliches Vorkommen bei den Fallenstandorten im Gebiet A lag, fehlt der Wert für die erste Julihälfte 1 987. In diesem Zeitraum waren die Fallenstandorte wegen einiger Sommergewitter längere Zeit über- schwemmt.

Die Jahreszyklen

Die Jahreszyklen (Verteilung der Aktivitätsdichtemuster auf das Kalender- jahr) lassen sich für die im Altmühltal vorkommenden Arten wie folgt einordnen (nach TRETZEL 1954 und SCHAEFER 1976). Alopecosa pulverulenta, Pardosa amentata, P. palustris, P. pullata, Piratalatitansunö » P. piraticus gehören dem “stenochronen” Typ mit einer Fortpflanzungs- periode von Frühjahr bis Sommer an. T spinipalpis tritt im Jahr mit zwei Fortpflanzungszeiten auf. Ein Zeitraum liegt im Frühjahr (Apr.-Mai), einer mit kleinerer Aktivitätsdichte im Herbst (Aug.-Okt.). Ein ähnlicher Jahres- zyklus wurde auch bei Trochosa ruricola gefunden. TRETZEL (1 954) und SCHAEFER (1976) benannten diesen Typ Jahreszyklus “diplochron”. Dabei ist zu beachten, daß diese Definition keine Aussage über die Lebenszyklen macht.

Die Lebenszyklen

Bei allen in dieser Untersuchung gefundenen Wolfspinnenarten außer den Vertretern der Gattung Trochosa kann ein Lebenszyklus von einem Jahr Dauer angenommen werden. Dies gilt nur für den Großteil der Population. Bei den Parr/osa-Arten Ist allgemein eine zweite Eiablage im Spätsommer bekannt. Individuen, die aus diesen Kokons hervorgehen, können 1 Vg bis 2 Jahre Entwicklungszeit bis zur Reifehäutung benötigen (CANARD 1 990) .

Die Lebenszyklen sehen für die beiden Artengruppen also wie folgt aus: Für die sechs stenochron frühjahrsreifen Arten mit einem einjährigen Lebenszyklus beginnt der Zyklus im Juni mit dem Auftreten von kokontragenden 99 . Diese kann man durchschnittlich drei Monate lang finden. Ab Ende Juni sind pullitragende 9 9 häufig. Sie sind im Schnitt drei bis dreieinhalb Monate lang präsent, also bis September. Ab Juni sind auch bereits die ersten selbständig lebenden Juvenilen dieser Generation in den

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Fallen. Beiden Pardosa-unö P/rafa-ArtengehteinTeilder Juvenilen (meist vor der Subadult-Häutung stehend) in den Winter. Bei Alopecosa pLz/veru/enfa dagegen endete die Aktivität der Juvenilen zum Herbst hin. Da im kommenden Frühjahr keine Juvenilen mehr nachweisbar waren, ist anzunehmen, daß sie sich vor der Diapause zu Subadulten gehäutet haben. Der Zeitpunkt, an dem die ersten Subadulten dieser Generation in den Fallen auftauchen, ist aus den Grafiken nicht eindeutig zu ersehen; ihr Aktivitätsmaximum erreichen sie in der zweiten Hälfte des September und alle Subadutten üben^^intern. Nach der Diapause häuten sich die Juvenilen und Subadulten im Zeitraum von Mitte April {Alopecosa pulverulenta, Pardosa amentata, P. pullata), Mal (P. palustris, Pirata piraticus) bis Anfang Juni (P. latitans) zum Adultstadium. Die Reifehäutungszeitpunkte beider Geschlechter waren bei allen Arten synchronisiert. Einen guten Monat später schließt sich der Zyklus mit der Eiablage.

Bei Trochosa spinipalpis ist der Jahreszyklus schwieriger zu inter- pretieren. Wenige dV waren auch im Sommer aktiv, die 9 9 in hoher Aktivitätsdichte das ganze Jahr über in den Fallen vertreten. Dies galt auch für die Juvenilen, die in relativ gleichmäßig hoher Dichte das ganze Jahr über auftraten. Die Fangergebnisse zeigen, daß bei Trochosa spinipalpis neben Adulten auch Juvenilstadien überwintern. Das Fehlen der Fang- daten von 9 9 mit Kokon und Pulli interpretiere ich mit der Eigenart dieser Lycosiden-Gruppe, ähnlich manchen Vertretern der Gattung Alopecosa, sich in ein Gespinst zurückzuziehen und den Kokon am Ausgang des Gespinstes zu sonnen und zu pflegen.

Eine Erklärung für die beobachteten Phänomene, die wahrscheinlich bei beiden Trochosa- Arten auftraten, bietet die Annahme eines 2jährigen Lebenszyklus’. Zyklusbeginn ist das bei diesen Arten mit Barberfalle kaum zu erfassende Stadium 99 mit Kokon, welches mit Sicherheit ab Mai erwartet werden kann. Die Juvenilen aus diesen Kokons erreichen bis zum kommenden Winter nicht das Subadult-Stadium und überwintern als “große Juvenile” zusammen mit den adult gehäuteten Individuen des Vorjahres. Im kommenden Frühjahr beginnen sich die “großen Juvenilen” ab Mal zu häuten und erreichen als Subadulte zum Spätsommer und Herbst den Zeitpunkt der Reifehäutung. Zum Adultus gehäutet gehen die Tiere in den Winter und schließen den Zyklus im kommenden Frühjahr mit der Eiablage im Mai/Juni. Die Hauptpaarungszeit liegt nach ENGELHARDT (1964) im frühen Frühjahr; wenige 99 sind bereits seit dem vergangenen Herbst begattet. I m Herbst gefundene Adulte haben sich also nicht aus den Eiern von 99 des vorangegangenen Frühjahres entwickelt, sondern sind Nachkommen der Frühjahresgeneration des Vorjahres. Die Männchen des

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Herbstes 1987 entstammen den Kokons vom Frühling 1986. Männchen des Frühjahres 1987 sind seit dem Herbst 1986 adult und entstammen Kokons vom Frühjahr 1985. Im Laufe einer Vegetationsperiode sind also nacheinander zwei Generationen adult. Durch die Überschneidung der Aktivitätsmuster dieser beiden Generationen hat man beim Betrachten der phänologischen Darstellung den Eindruck, es könnte sich um eine lang- gestreckte Fortpflanzungszeit einer Generation mit zwei Aktivitätsmaxima handeln. Hinter dem “diplochronen” Jahreszyklus verbirgt sich jedoch in diesem Fall ein 2jähriger Lebenszyklus. Auch ENGELHARDT (1 964) fand bei allen Vertretern der Gattung Trochosa einen Lebenszyklus von zwei Jahren Dauer.

ZUSAMMENFASSUNG

Die Ergebnisse einer 2jährigen faunistischen Studie im mittleren Altmühltal (Bayern) erlauben detaillierte Aussagen zu Phänologie und Lebenszyklus einiger Lycosiden-Arten. Mit Hilfe von 57 Barberfallen an mehreren Standorten im Bereich der Landkreise Ansbach und Weißenburg/ Gunzenhausen wurden mehr als 14500 adulte und 7700 juvenile Indivi- duen der folgenden Arten gefangen: Alopecosa pulverulenta (CLERCK), Arctosa leopardus (SUNDEVALL), Aulonia albimana (WALCKENAER), Pardosa agrestis (WESTRING), Pardosa amentata (CLERCK), Pardosa palustris (UNNE), Pardosa pullata {CLERCK), Pirata hygrophilus THCRELJ^ Pirata latitans (BLACKWALL), Pirata piraticus (CLERCK), Pirata piscatorius (CLERCK), Trochosa ruricola (DE GEER) und Trochosa spinipalpis (F.O.P.-CAMBRIDGE). Regelmäßige Leerung der dauerhaft installierten Fallen in kurzen Intervallen (2wöchig) ergab die Grundlage für phänologische Darstellungen, die die Dauer der einzelnen Entwicklungs- stadien der Wotfspinnen-Arten erkennbar machen. Möglich war diese nähere Auswertung bei sieben Arten: Alopecosa pulverulenta, Pardosa amentata, P. palustris, P. pullata, Pirata latitans, P. piraticus und Trochosa spinipalpis. Die Trochosa-Arien benötigen fast zwei Jahre, um ihre Entwicklung zum Adultus abzuschließen. Bei allen anderen Arten dauert der Lebenszyklus ein Jahr.

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DANKSAGUNGEN

Für die Genehmigung der Publikation der Ergebnisse möchte ich dem Talsperren-Neubauamt danken; für die Unterstützung bei der Arbeit im Feld besonders den Mitarbeitern der Außenstelle in Muhr a. See. Dank gilt auch den Grundstückseignern und -pächtern der untersuchten Wiesen- flächen, die bei der Mahd 2 Jahre lang Rücksicht auf die Installierten Fallen nahmen. Herzlichen Dank an Helmut KOLBECK für die gute Zusammen- arbeit in einem freundschaftlichen Klima sowie Katharina MICHIELIN und Renate WENNINGfür die Mithilfe am Projekt. Herrn Prof. v.HELVERSEN, Frau Dr. BAUCHHENSS und Herrn Dr. SACHER danke ich für die kritische Durchsicht des Manuskriptes: Herrn Dr. KRONESTEDT (Stockholm) für die Nachbestimmung der Alopecosa-An.

LITERATUR

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Detlev Cordes, Institut für Zoologie II der Universität Erlangen, Staudtstraße 5, D-W-8520 Erlangen

Arachnol. Mitt. 2: 20-30

Basel, Dezember 1991

Die epigäische Spinnenfauna eines Auwaidgebietes der Donau im Landkreis Diliingen/Donau (Deutschland, Bayern).

Elisabeth BAUCHHENSS

Abstract Ground-iiving spidera In a bottomland area of the Danube river In Bavaria (Qerrnany). The ground-iiving spider fauna of a drained bottomland forest area was investigated at 5 sites in the vicinity of the Danube river near Dillingen/Bavaria. Four series of pitfall traps wäre set up in the bottomland forest area, while a fifth series was instalied in a dry, sunny Clearing. Observation period was from early April through late November 1985. A total num ber of 1 447 adult spiders belonging to 94 species were caught. The m ain result was that the small, dry Clearing area harbors a rather specific spider community that is distinctly different from those of the neighbouring wet areas in the forest.

Key words: Araneae, faunistics, bottomland forest

EINLEITUNG

Charakteristischer Strukturbestandteil in den Auegebieten großer Ströme sind neben Auwäldern und Altwassern Kiesaufschüttungen in alten Fluß- schleifen, normalerweise oberhalb des Hochwasserpegels gelegen. Solche Kies”inseln” Im Auwald werden im Untersuchungsgebiet als “Brennen” bezeichnet. Diese Lokalbenennung wird im folgenden beibe- halten. Wegen der sehr geringen Humusauflage entwickelt sich auf Brennen in der Regel eine magere (Halbtrockenrasen-) Vegetation mit lockerer Bestockung, v.a. aus Kiefern. Die großen Brennen sind bei uns heute auf weite Strecken zerstört oder nur in kleinen Resten erhalten, da sie seit vielen Jahrzehnten als Kiesabbaustellen dienen. Mit der vorliegenden kursorischen Bestandsaufnahme sollte geprüft werden, in welchem Maße solche verstreuten Restinselchen mitten im Auwald eine eigenständige Spinnengesellschaft bewahrt haben.

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Die Untersuchung wäre nicht zustande gekommen ohne die Hilfe von Wolfram DEHLER (Qremheim), dem Ich an dieser Stelle herzlich danken möchte. Er wählte die Probestellen aus und besorgte die Leerungen. Ebenso dankeich Dr. Günter SCHOLL (Schweinfurt), der mir von allen 5 Standorten Handaufsammlungen zur Verfügung stellte, die er mit Studenten auf einer Exkursion vom 28.-30.8.1987 machte.

UNTERSUCHUNGSGEBIET UND METHODIK

Die Untersuchung wurde in einem abgedämmten Auwaldgebiet der Donau bei Gremheim (Lkr. Dillingen/Donau) durchgeführt. Das Gesamtgebiet hat einschließlich der Altwässer eine Fläche von ca. 100 ha, die Meereshöhe beträgt ca. 400 m NN. An fünf Standorten waren je zwei Barber-Fallen (4% Formalin als Konservierungsflüssigkeit) von Mitte April bis Mitte November 1985 exponiert Sie wurden einmal monatlich geleert.

Standort A^:

Geschlossener Altbestand von Zitterpappel und Graupappel, direkt an die Brenne anschließend (Entfernung der Fallengruppen A, und B ca. 50 m). Sehr geringe Krautschicht; mächtige Föma; dunkel und feucht.

Standort A^:

Uferbereich eines Altwasserarmes. Beherrschende Baumart ist die Esche (m ittelalter Bestand), daneben vor eülem Silberweide. Geschlossene Krautschicht, cheu-akteristiert z.B. durch Carex brizoldes, Acx>nitum napallus, Thalictrum aquilegihlium, Astrantia major, Lathraea squamaria. Eine der Fallen am westexponierten Bestandsrand, eine im Phragmites- Gürtel {Phragmites communis, Carex vulpina), letztere häufig durch Überflutung bzw. Unterwühlung gestört

Standort A3:

Frischer bis feuchter Stieleichen-Eschen-Bestand mit Mittelwaldcharakter. Im Unterwuchs Kratzbeere (Rubus caesius) . Charakteristisch ist die üppige Frühjahrs-Geophyten-Vegetation, u. a. Arum maculatum, Scilla bifolla, Leucojum vemum, Anemone nemorosa, A. ranunculoldes, Ptimula elathr, Pulmonarla ofßclnalls.

Standort B:

Bronne mit schütterem Bewuchs von Kiefer {Pinus silvestrls) und Hängebirke (Bekilapenduläi. Horstige, aber stark verfilzte Krautschicht mit jahroszeitiich wechselnder Bestandshöhe, cha- rakterisiert durch Carex montane, C. pllulifera, Bromus erectus, Avena pubescens, Koelerla pyramldata. In den verschiedenen Blühaspekten charakteristisch z.B. Alllum carinatum, Oymnadenia conopea, PImpinella saxifraga, Origanum vulgare, Thymus serpyllum, Inula sallcifolla, Carilna vulgaris.

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Der Bereich des eigentlichen Halbtrockenrasens ist sehr kleinräumig, ca. 30x40 m. Nach Süden ist er durch einen Altwasserarm mit Weidengebüsch begrenzt, nach Osten durch einen Zitterpappel-/ Qraupappel-Bestand (Standort A,). Nach Norden verzahnt sich der Halbtrocken- rasen mit Kleinabbaustellen von ca. 1 m Tiefe, die seit Jahrzehnten aufgeiassen sind. Charakteristisch für diese Mulden sind z.B. Molinia coerulea, Faulbaum - und Weidengebüsch. Nach Westen Übergang zu geschlossenem Wald, in dem zu den Qehölzarten der Brenne Stieleiche, Esche und 2Stterpappel hinzutreten.

Standort F:

Kleines Elchen-Hainbuchen-Feldgehölz in typischer Ausbildung in ca. 1 km Entfernung vom ge- schlossenen Auwaldbereich. Dominante Baum arten sirrd Hainbuche, Stieleiche, Esche. Im Saumbereich u.a. Feldahom, Seidelbast. Reiche Frühjahrs-Qeophyten-Vegetation ähnlich wie in A,, zusätzlich u.a. Alllum urslnum, UUum martagon, Asarum europaeum.

ARTENLISTE

In insgesamt 2252 Fallentagen wurden in den Bodenfallen 1 731 Individuen (ohne Pulli von Lycosiden) erbeutet, 1447 davon adult. Die determinierten Tiere gehören zu 86 Arten aus 18 Familien. Sie sind in der Liste nach Geschlechtern aufgeschlüsselt und für die einzelnen Standorte getrennt aufgeführt (Tab. 1). Durch Handaufsammlungen (28.-30.8.1987, G. SCHOLL) wurden weitere 8 Arten (+ 2 Familien) aus höheren Strata nachgewiesen. Handaufsammlungen sind an den einzelnen Standorten als “H” aufgeführt, sofern die Art nicht bereits in Bodenfallen nachgewiesen ist.

Taxonomische Bemerkung zu den Arten 67/68: Es hat sich gezeigt, daß sich unter der Sammelart "‘Pardosa lugubrid’ neben P. lugubris s.str. und der bereits 1984 ausgegliederten P. pseudolugubris WUNDERLICH zwei weitere Arten verbergen, die bisher nicht beschrieben sind (“C”, “D": TÖPFER 1990). Die hier unter 68 aufgeführten Männchen gehören zur TÖPFERschen Art “D”, 67 Ist P. lugubris s.str. Die Weibchen der vier Arten sind morphologisch nicht unterscheidbar. Da an A, zwei Arten syntopisch Vorkommen, sind die Weibchen für diesen und den benachbarten Standort B summarisch als 'Weibchen der lugubris-Gruppe" aufgeführt.

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KURZCHARAKTERISIERUNG DER SPINNENGEMEINSCHAFTEN

In die quantitativen Angaben zu den Spinnengemeinschaften der Einzel- standorte sind nur die Bodenfallenfänge deteminierter Arten aufge- nommen. Durch Handaufsammlung zusätzlich nachgewiesene Arten/ Familien aus höheren Strata sind in Klammern angefügt.

Brenne (Standort B)

301 Individuen; 39 (+ 7) Arten; 13 (+ 2) Familien.

Familienspektrum (in %): Lycosidae 25,6; Erigonidae 20,5; Unyphiidae 12,8; Qnaphosidae 10,3; Theridiidae 7,7; Tetragnathldae 5,1; Atypidae, Hahniidae, Liocranidae, Zoridae, Thomisidae, F^ilodromidae, Salticidae, 2,6.

Die Arten, die während der Vegetationsperiode nachgewiesen wurden, sind zu 75% habitatspezifisch. Vor allem die in höherer Individuenzahl gefangenen Arten 1 A. piceus, 22 S. bonessi, 63 A. lutetiana,^ 64 A. albimana sind charakteristisch für schütter bestockte Freiflächen mit weitgehend geschlossener, horstiger Vegetation auf dünner Humusauflage - Standorte, die größeren Schwankungen von Boden- temperatur und Luftfeuchtigkeit im Tages- wie im Jahresgang ausgesetzt sind. Aus dem direkt benachbarten Auwald streuen vor allem größere, bewegungsaktive Arten wie Lycosiden in Einzelindividuen in die Brenne ein. Von 67 P. lugubris, einer Ökotonart feuchter und mesophiler Wälder, wurden zwar 41 Individuen nachgewiesen, bis auf 1 Individuum aber nur Weibchen. Diese können durchaus als “standortsgemäß” interpretiert werden, da die Weibchen während der Eireife aus dem Bestandesinneren in die angrenzenden, besonnten Freiflächen auswandern (EDGAR 1971; entsprechende Beobachtungen von WEISS 1975 und HEUBLEIN 1982 beziehen sich wohl auf P. pseudolugubris).

Die Funde von 1 A. p/ceus stützen die Vermutung von MAURER (1 975), daß die Art günstige Lebensbedingungen nicht nur an exponierten Hang- lagen, sondern generell In extensiv genutzten Gebieten und Brachflächen findet. MAURER, der Männchen In mehreren Seggenriedern fing, mußte die Frage offen lassen, ob er damit auch den Wohnbereich der Art erfaßt hatte. Eine intensive Nachsuche an den Grenzen der Brenne zeigte nun, daß Fangschläuche Im wechselfeuchten Molinletum und unter Weiden- gebüsch bis nahe an den Rand der Altwässer angelegt werden. Die Besiedlungsdichte nimmt allerdings stark ab. Während im Zentrum der Brenne auf einer Fläche von 30x30 cm durchschnittlich 25 Schläuche gezählt wurden, findet sich im Uferbereich noch ein Schlauch auf 3-4 m^. (Vgl. die "untypischen" Fundortangaben in der "Harten Aue" bei THALER & STEINER 1989).

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Tab. 1 Artenliste. Bodenfallenfänge (ö^ . 9 . imm) und Handfänge (H) an den 5 Probestellen

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16 Gongyiidium rufipes (SUNDEVALL, 1829)

17 Maso sundevalli (WESTRING, 1851) 2.0 1.0

18 Micrargus herbigradus (BLACKWALL, 1854) 1.1 6.3 12.3

19 Pelecopsis radicicola (L KOCH, 1875) 2.0 1.0

20 Peponocranium orbiculatum (O.P. -CAMBRIDGE, 1882) 1.2

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Waldstandorte

Standort A/.

313 Individuen; 41 (+ 3) Arten; 11 Familien.

Familienspektrum (in %): Erigonidae 26,8; Linyphiidae 24,4; Lycosidae 19,5; Tetragnathidae 7,3; Qnaphosidae, Thomisidae 4,9; Theridiidae, Hahniidae, Clubionidae, üocranidae, Zoridae, 2,4.

Standort A2:

383 Individuen; 38 (+ 4) Arten; 11 (+2) Familien.

Familienspektrum (in %): Erigonidae 31,6; Linyphiidae 23,7; Lycosidae 21,1; Tetragnathidae 5,3; Dictynidae, Theridiidae, Hahniidae, Rsauridae, üocranidae, Zoridae, Thomisidae 2,6.

Standort A.,:

222 Individuen; 32 (+ 2) Arten; 9 (+ 1) Familien.

Familienspektrum (in %): Unyphiidae 43,8; Erigonidae 21,9; Lycosidae 12,5; Thomisidae 6,3; Theridiidae, Tetragnathidae, Hahniidae, Clubionidae, üocranidae 3,1 .

Standort F:

235 Individuen; 25 (+ 1) Arten; 6 Familien.

Familienspektrum (in %): Linyphiidae 56; Erigonidae 24; Lycosidae 8; Theridiidae, Tetragnathidae, Anyphaenidae 4.

Die Spinnengemeinschaften der vier Waldstandorte sind grob als “Feucht- waldzönosen” zu charakterisieren, spiegeln aber im einzelnen recht differenziert die unterschiedlichen Feuchtigkeits- und Belichtungs- verhältnisse wider. Bei Berücksichtigung der Belichtungsverhättnisse ähneln sich die Faunulae von A^ und A3 (z.B. Auftreten von 56 P. clercki, 66 P. amentata, 70 P. pullata), bei Berücksichtigung des Feuchte- tgradienten die von A^ und A^ einerseits (höhere Feuchtigkeit, z.B. 14G. servulus, 65 H. rubrofasciata, 73 P. piraticus), von A3 und F anderer- ! seits (z.B. 38 H. insignis, 40 L flavipes). Einige Arten wurden in A^-A3, nicht «aber im Feldgehölz, dem trockensten Standort, nachgewiesen (z.B. J29 A. ramosa, 31 B. nigrinus, 85 A. brunnea, 89 O. tru)^.

Bemerkenswert ist das Auftreten von 53 S. gracilis an allen ^Waldstandorten. Die meisten Funde dieser Art stammen von “Xerotherm- istandorten”, THALER (1983) gibt Felsenheide als charakteristischen LLebensraum an. Im Maingebiet hat Verf. die Art ebenso wie in vvorliegender Untersuchung in einer Hartholz-Aue nachgewiesen.

Die Spinnengemeinschaften der drei Auwaldstandorte lassen kaum Ähnlichkeiten mit denen anderer untersuchter Auwälder erkennen: sowohl cdie "Intakten" Auwälder in Niederösterreich (THALER et. al. 1984), NVJordtirol (STEINBERGER & THALER 1990) und in der Schweiz

29

(MAURER 1989), wie auch die abgedämmten Auwälder der Donau bei Wien (THALER & STEINER 1989) beherbergen von Artenspektrum und Dominanzstruktur her andersartige Spinnengemeinschaften.

SCHLUSSBEMERKUNG

Die Ergebnisse vorliegender Kurzuntersuchung zeigen erneut, daß Spinnengemeinschaften mit großer Trennschärfe Unterschiede in Habitatstruktur und Mikroklima widerspiegeln. Sie zeigen überdies, daß Spinnen durch ihre Verbreitung am Fadenfloß auch kleinste Inselhabitate spezifisch nutzen können.

LITERATUR

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Dr. Elisabeth Bauchhenß, Weingartenweg 4, D-W-8270 Schweinfurt

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Arachnol. Mitt. 2: 31-37

Basel, Dezember 1991

Kurzmitteilungen

Theo BUCK: Bathyphantes eumenis, neu für Deutschland und Frankreich, sowie Lepthyphantes notabilis aus Blockhalden (Araneae: Linyphiidae)

Roland MOLENDA, Jülich, der die Coleopterenfauna “kaltlufterzeugender Blockhalden” im Schwarzwald und in den Vogesen untersuchte (MOLENDA 1989, 1991), stellte mir freundlichen^/eise einen Teil seiner SpinnenbeifängezurVerfügung. Sie stammen aus der südwestexponierten Blockhalde am Scheibenfelsen (590 m) im Zastlertal im Schwarzwald (Baden-Württemberg, Deutschland) und aus der nordostexponierten Blockhalde La Glaci^re (680 m) an der Westabdachnung der Vogesen (Frankreich). Es wurden Fänge auf und In den Blockhalden (Methodik nach RUZICKA 1988b) sowie in angrenzenden Bereichen durchgeführt.

Von Bathyphantes eumenis (L. KOCH, 1879) - synonym mit B. simillimus (L. KOCH, 1879) und B. eumenoides HOLM, 1967; vgl. WOZNY & CZAJKA 1985 - bestimmte ich aus der Blockhalde La Glaciäre 5 cftf /4 9 9 (und einige Jungtiere, die wohl der Art zuzurechnen sind) und aus der Blockhalde am Scheibenfelsen 1 9 . Die Art ist in Mitteleuropa bisher ausschließlich in Blockhalden gefunden worden; es scheint sich um eine glaziale Reliktart zu handeln (RUZICKA 1 988a). B. eumenis ist holarktisch verbreitet; in Europa Ist er bisher aus Skandinavien, Polen und der CSFR bekannt (Verbreitungskarten bei RUZICKA 1988a).

Als weitere bemerkenswerte Art konnte ich Lepthyphantes notabilis KULCZYNSKI.1887, der vorwiegend alpin verbreitet ist, mit 2 99 am Scheibenfelsen und 4 old^/9 9 9 in La Glaciäre nachweisen. Viele der bisher bekannten Fundorte sind Blockhalden oder Höhlen (THALER 1982; RUZICKA 1990a, 1990b; jeweils mit Verbreitungskarten).

Beide Arten wurden vor allem in den Blockhalden gefangen. Die höheren Fangziffern von B. eumenis und L. notabilis in der Blockhalde La Glaciöre lassen vermuten, daß die Arten entweder in der kälteren nordexponierten

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Halde häufiger Vorkommen oder in der südexponierten Halde am Scheibenfelsen vor allem in tieferen nicht befangenen Schichten zu finden sind.

LITERATUR

MOLENDA, R. (1989): Käfer in kaltlufterzeugenden Blockhalden - ökologische Unter- suchungen an einem stark bewetterten Spaltökosystem. - Arbeltsgem. Rhein. Koleopter. Naturhist. Ver. Rheinl. u. Westf., Rundschr. 1989/4: 103-111; Bonn MOLENDA, R. (1991): Zur Coleopterenfauna katlufterzeugender Blockhalden in Schwarzwald und Vogesen. D'pl. -Arbeit, Univ. Saarbrücken, Math.-Naturwiss. Fak.. 139 S.

RUZICKA, V. (1988a): Problems of Bathyphantes eumenis and its occurence in Czechoslovakia (Araneae, Unyphiidae). - Vest. Cs. Spol. Zool. 52: 149-155; Praha RUZICKA, V. (1988b): The longtimely exposed rock debris pitfalls. - Vest. Cs. Spol. Zool. 52: 238-240; Praha

RUZICKA, V. (1990a): On the lithobionts Lepthyphantes notabilis, Rugathodes bellicosus and on Rugathodes Instabllls (Araneae: Unyphiidae, Theridiidae). - Acta Entomol. Bohemoslov. 86 (6) (1989): 432^41; Praha

RUZICKA, V. (1 990b): The spiders of stony debris. - Acta Zool. Fennica 190: 333-337; Helsinki THALER, K, (1982): Weitere wenig bekannte Leptyphantes-ArXen der Alpen (Arachnida: Aranei, Unyphiidae). - Rev. Suisse Zool. 89 (2): 395-417; Genöve WOZNY, M. & M. CZAJKA (1985): Bathyphantes eumenis (L. KOCH, 1879) (Aranei, Unyphiidae) in Poland, and its synonyms. - Polsk. Rsmo Entomol. 55: 575-582; Wroclaw

Theo Blick, Heidloh 8, D-W-8581 Hummeltal

Gaby TÖPFER-HOFMANN & Jürgen FISCHER: Wiederfunde der

Springspinne Carrhotus xanthogramma (LATREILLE,1819) in Bayern

Nachweis der Springspinne Carrhotus xanthogramma (LATREILLE,1819) aus Bayern stammt von STADLER & SCHENKEL (1940), die die Art unter Philaeus bicolortür Würzburg angeben. Diesen Fundort nannte bereits DAHL (1925).

Nach 50 Jahren liegen nun neue bayerische Funde vor, die in Mittelfran- ken gelangen : Ein adultes cf von C. xanthogramma vjuröe am 27.4.1991 bei Greding (Lkr. Roth) am südexponierten Rand eines Eichen-Buchen- Waldes auf Fallaub gefangen (coli. TÖPFER-HOFMANN). Weitere Tiere sind am 15.5.1991 bei Bad Windsheim (Lkr. Neustadt/Aisch - Bad Windsheim) in Westmittelfranken in einem lichten Mittelwald von Eichen- büschen geklopft worden (1 cf /I 9 , coli. FISCHER).

Als Lebensraum für C. xanthogramma werden trocken-warme, lichte Laubwälder angegeben. Er scheint auf Bäumen und Sträuchern, vor allem auf niedrigen Zweigen sowie im unteren Stammbereich vorzukommen (MAURER & HÄNGGI 1990; BELLMANN 1991). Seine Reifezeit liegt im Frühjahr (April - JunO. In dieser Zeit findet man vor allem die vagabundie- renden cfcf . Ansonsten ist die Biologie dieser Art weitgehend unbekannt.

C. xanthogramma ist paläarktisch verbreitet und gilt als südliches Faunenelement wie zahlreiche Nachweise aus Südeuropa belegen (MÜLLER & SCHENKEL 1895: Frankreich, Italien, Ungarn; BEIER et al. 1958: Griechenland; FUHN & OLTEAN 1 970: Rumänien; NICOLIC & POLENEC 1 981 : Jugoslawien). Die Art tritt jedoch auch in Wärmeinseln Mitteleuropas

auf. So sind Funde durch BRAUN (1956, 1958, 1960) aus dem Rhein-Main-

Gebiet, der Rheinpfalz und Hessen sowie MÜLLER & SCHENKEL (1 895) und BÖSENBERG (1901-1903) aus Baden- Württemberg bekannt. Nachweise liegen auch aus der Schweiz (MAURER 1978; MAURER & HÄNGGI 1990), Österreich (KRITSCHER 1955), der CSFR (MILLER 1971) und Polen (PROSZYNSKI & STAREGA 1971 - ausnahmslos ältere Belege; nach 1937 kein Fund) vor.

LITERATUR

BEIER, M., REIMOSER, E. & KRITSCHER, E. (1958): Zcx)logisch© Studien in West- griechenland, VII. Teil: Araneae. -Sber. Österr. Akad. Math.-naturw. Kl. Abt. 1, 167: 569-573 I BELLMANN, H. (1991): Spinnen, Krebse, Tausendfüßer. I.Aufl., Mosaik Verlag Gmbh, München. 287 S.

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BÖSENBERQ, W. (1901-1903): Die Spinnen Deutschlands. - Zoologica 14 (35): 1-465 BRAUN, R. (1956): Zur Spinnenfauna von Mainz und Umgebung, mit besonderer Berück- sichtigung des Qonsenheimer Waldes und Sandes. - Jb. Nass. Ver. Naturk. 92: 50-79 BRAUN, R. (1958): Die Spinnen des Rhein-Main-Qebietes und der Rheinpfalz. - Jb. Nass. Ver. Naturk. 93: 21 -95

BRAUN, R. (1960): Neues zur Spinnenfauna des Rhein-Main-Gebietes und der Rheinpfalz. - Jb. News. Ver. Naturk. 95: 28-89

DAHL, F. (1925): Die Spinnenfauna von Würzburg. -Verh. Physik. Med. Ges. Würzburg 50 (4): 149-166

FUHN, I.E. & C. OLTEAN (1970): Usta araneelor din R.S. Romania. - Stud.Comun., Muz.Sti.Nat.Bacau: 157-196

KRITSCHER, E. (1955): Ordn.: Areineae, Spinnen. In: Österr. Akad. Wiss. (Hrsg.): Catalogus Faunae Austriae, Teil IX b. Springer, Wien. 56 S.

MAURER, R. (1978): Katalog der schweizerischen Spinnen bis 1977. Zürich/Holderbank. 113S.

MAURER, R. &HÄNGGI, A. (1990): Katalog der schweizerischen Spinnen. Doc. Faun. Helvet. 12. , CSCF, Neuch&tel. 412 S.

MILLER, F. (1971): Räd Pavouci - Araneida. In: DANIEL, M. & V. CERNY (Hrsg.): KIfc Zvfreny CSSR.. Dfl IV. Cesk. Akad. Ved, Praha: 51-306 MÜLLER, F. & SCHENKEL, E. (1895): Verzeichnis der Spinnen von Basel und Umgebung. - Verh. naturf. Ges. Basel 1 0: 691 -824

NICOLIC, F. & A. POLENEC (1 981): Catalogus Faunae Jugoslaviae, III/4. Aranaea. Ljubljana. 135 S.

PROSZYNSKI, J. & W. STAREGA (1971): Pajaki - Areine^ In: Polska Akad. Nauk (Hrsg.): Katalog Fauny Polski, Czesc XXXIII. Panstw. Wydawn. Naukowe, Warszawa. 382 S. STADLER, H. & SCHENKEL, E. (1940): Die Spinnentiere Mainfrankens. - Mitt. naturwiss. Museum Aschaffenburg 2: 1 -58

Gaby Töpfer-Hofmann, Zoologisches Institut II, Universität Erlangen-

Nürnberg, Staudtstr. 5, D-W-8520 Erlangen

Jürgen Fischer, Bunzlauerstr. 4, D-W-8522 Herzogenaurach

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Peter SACHER: Funde von Zygiella stroemi in Österreich

Von den Zygiella-ArXen ist Z stroemi (THORELL, 1 870) in Mitteleuropa in den letzten 50 Jahren nur vereinzelt gefunden wordem. WIEHLE (1931) nennt zwar eine ganze Reihe von Nachweisen, doch liegen diese ähnlich lange zurück wie jene aus Polen, die PROSZYNSKI & STAREGA (1971) angeben.

In Deutschland konnte Z stroemi \r\ jüngerer Vergangenheit offenbar nur vom Verfasser nachgewiesen werden, der sie im Müritz-Nationalpark In Mecklenburg-Vorpommern fand (Bruchwald am alten Mürrtzufer 11.8.1977, zahlreiche Netze am Stamm einiger sehr alter Kiefern, Tiere im Schlupf- winkel unter Borke; 2 99 in coli. P. SACHER - vgl. auch MARTIN 1983).

Neben MILLER (1971) und PROSZYNSKI & STAREGA (1971) geben auch schon die von WIEHLE (1931) zitierten älteren Autoren solche

Fundumstände an, doch werden andererseits auch Felsen und Mauern genannt.

1990 entdeckte Verfasser ein Vorkommen von Z. stroemi in der Steiermark, das dies bestätigt: Die Art wurde am 12.8. 1990 an Außenwän- den des Stifts Rein b. Gratwein, nordwestlich von Graz, 480 m üNN, gefunden (Beleg: 1 9 in coli. P. HORAK, Nr. A90-027). Ein weiterer Nachweis gelang im Folgejahr In Niederösterreich: Verfasser und P. FREUDENTHALER fanden am 10.8.1991 an Außenfassaden des Stifts Zwettl zahlreiche Exemplare, von denen einige wenige geschlechtsreif waren (Belege in coli. P. SACHER bzw. in coli. P. FREUDENTHALER). Die Spinnen hielten sich - wie schon Im Stift Rein beobachtet - in den Hohlkehlen von angeputzten Fassadenvorsprüngen (horizontalen Gliederungsbändern des Sockelgeschosses) auf.

Bel einer Nachsuche an Gebäuden in der Innenstadt von Linz (Ober- österreich) wurde dagegen ausschließlich Z x-notata angetroffen (ferner neben Steatoda bimaculata auch 1 unreifes 9 von S. triangulosa: 9.8.1991, in Gewölbewinkel eines Durchgangs am Bürgerhaus).

Z. stroemi war für Niederösterreich bereits bekannt (Lunz - vgl. THALER 1963). Ein noch älterer Nachweis stammt aus Nordtirol (HIntertux - vgl. KRITSCHER 1 955). Wie Doz. Dr. K. THALER (Innsbruck; in litt. 1991) mitteilte, liegen Inzwischen weitere Nachweise aus Nordtlrol ' vor, so aus Inzing nahe Innsbruck (Wände eines Holzstadels in den Ufer- ^wlesendeslnn;5 crV,2 99, THALER leg. 22.5.1962) und Tarrenz nahe llmst (an Föhre; 1 9 , MAHNERT leg. 8.9.1968). Zudem wurden in Osttirol I Einzelexemplare festgestellt O'e 1 9 Lienz/Flugplatz, 11.4.1970 bzw. (Obles, 14.5.1978 - beide Nachweise A. KOFLER, Lienz).

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Die jüngsten Funde aus der Steiermark und aus Niederösterreich schienen auch deshalb mitteilenswert, well sie daran erinnern,' daß nicht jede Zygiella, die an Gebäuden angetroffen wird, Z x-notata sein muß. Auch alle anderen Arten dieser Gattung können hier siedeln (vgl. Diskussion bei SACHER 1983)1

LITERATUR

KRJTSCHER, E. (1955): Ordn.: Araneae, Spinnen. In: Österr. Akad. Wies. (Hrsg.): Catalogus Faunae Austriae, Teil IX b. Springer, Wien. 56 S.

MARTIN, D. (1983): Die Spinnenfunde des Naturschutzgebietes 'Ostufer der Müritz". - Zool. Fkjndbr. Bez. Neubrandenburg 3: 3-36

MILLER, F. (1971): R6d PavoucI - Araneida, ln: M. DANIEL & V. CERNY (Hrsg.): Wie Zvireny CSSR, Dil IV. Cosk. Akad. Ved. Praha. 603 S.

PROSZYNSW, J. & W. STAREQA (1971): Pajaki - Aranei. In: Polska Akad. Nauk (Hrsg.): Katalog Fauny Polski, Czesc XXXIII. Panstw. Wydawn. Naukowe, Warszawa. 382 S. SACHER, P. (1983): Spinnen an und In Gebäuden. Versuch einer Analyse der synanthropen Spinnenfauna in der DDR. - Ent. Nachr. Ber. 27: 97-104, 141 -152, 197-204, 224

^ (1963): Spinnentiere aus Lunz (Niederösterreich) nebst Bemerkungen zu einigen von KULCZYNSW aus Nlederösterroich gemeldeten Arten. - Ber. Natunrviss.-Med, Ver. Innsbruck 53: 273-283

WIEHLE, H. (1931): 27. Familie. Araneidae. In: F. DAHL (Hrsg.): Die Tierwelt Deutschlands, 23. Teil. Rscher, Jena. 136 S.

Dr. Peter Sacher, Zimmermannstr. 12b, D-O-4600 Wittenberg Lutherstadt

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Günter SCHMIDT: Gehört Haaarius adanaoni zur deutschen Fauna?

In “Kommentierte Artenliste der Spinnen Bayerns (Araneae)” - siehe Arachnol. Mitt. 1 (1991) - bezeichnen BLICK & SCHEIDLER Hasarius adansoni (AUDOUIN.1827) (unter Nr. 716, gefunden von P. BECK in Oberfranken) als “neu für Süddeutschland”. Es handelt sich jedoch um eine synanthrope kosmopolitische Spezies, die überall in warmen Ländern beider Hemisphären anzutreffen ist und regelmäßig nach Deutschland eingeschleppt wird (SCHMIDT 1991). Bereits 1952 konnte ich sie als “Bananenspinne” in Hamburg nachweisen (SCHMIDT 1953). Stabile Populationen der Art sind in Deutschland jedoch nicht bekannt.

Wollte man diese Spezies der deutschen Fauna zurechnen, so müßte man das auch mit mindestens 18 weiteren Arten tun, die ebenfalls regelmäßig mit Waren unterschiedlichster Art zu uns gelangen. Daher halte Ich es für sinnvoller, in der hier diskutierten Angelegenheit dem Beispiel von LOCKET, MILLIDGE & MERRETT (1974) zu folgen, die . H. adansoni zusammen mit 5 weiteren nach Großbritannien eingeschleppten Arten aus der Liste der britischen Spinnen gestrichen haben, “because they can hardly be regarded as part of our natural fauna”.

LITERATUR

BUCK, T. & M. SCHEIDLER (1991): Kommentierte Artenliste der Spinnen Bayerns (Araneae). - Arachnol. MItt. 1 : 27-80

LOCKET, Q., A. MILLIDGE & P. MERRETT (1974): British Spiders. Vol. III. Ray Society, London. 315 S.

SCHMIDT, Q. (1953): Über die Bedeutung der mit Schiffsladungen in Deutschland eingeschleppten Spinnentiere. - Anz. Schädlingsk. 26 (7): 97-105 SCHMIDT, Q. (1991): Bananenimporte enthielten bis zu 20 000 Spinnen/Schiff. - Arachnol. Anz. 17: 9-11

Dr. Günter Schmidt, Von-Kleist-Weg 4, D-W-2121 Deutsch Evern

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Arachnol. Mitt. 2: 38-39

Basel, Dezember 1991

Kurzreferate von Arbeiten aus dem Hochschulbereich

Peer Hajo SCHNITTER (1991): Untersuchungen ausgewihlter Arthropodenzönosen von Saumbiotopen zwischen Trockenrasen- und Agrarökosystemen. - Dissertation, Pädagog. Hochschule Halle-Köthen, FB-Biologie, 127 S. & Anhang

Das 195 ha umfassende Naturschutzgebiet “Porphyrlandschaft bei Gimritz” nördlich von Halle/Saale beherbergt ein repräsentatives Vegetationsmosaik des Saaletales. Nasse, feuchte, frische, trockene und sehr trockene, feinerdereiche bis -arme sowie verschieden exponierte Standorte sind vielfach mit der umgebenden Agrarlandschaft verzahnt. Landwirtschaftlich genutzte Flächen ragen In Kerbtälem kleinräumig z.T. weit in die geschützte Felslandschaft hinein. In ihren Randpartien lösen sich die Phorphyrkomplexe mit ihren Silikat-Felsfluren, Trocken-, Halbtrocken- und Magerrasen sowie Zwergstrauchheiden zu kleineren Kuppen auf, die Inselartig aus den Ackerflächen herausragen. Der Umfang der Grenzlinien zwischen den Ökosystemen und ihre speziellen Strukturen prädestinieren die Gimritzer Porphyrlandschaft als Untersuchungsraum. Als Vergleichsfläche wurde das NSG “Schauchenberg bei Köllme" (südwestl. Halle) ausgewählt, das durch einen Muschelkalkhang (3,2 ha) gekennzeichnet Ist

Der Autor ging folgenden Fragen nach:

- Existieren eigenständige Arthropodenzönosen m it spezifischen Faunen- elementen In den Übergangszonen?

- Fungieren die Saumbiotope als Rückzugs- bzw. Überwinterungsstätten?

- Welche faunistischen Beziehungen bestehen zwischen den Kernzonen der Trockenrasen und den intensiv bewirtschaftetetn Ackerflächen?

- Welche Bedeutung haben die Saumbiotope für den Artenschutz?

Zum Einsatz kamen Bodenfallen (Transekte) - z.T. kombiniert mit Barrieren - und als ergänzende Methoden Handfang, Quadratfänge, Licht- und Köderfang. Aus dem Tiermaterial (356 000 Individuen) der Jahre 1 987 und 1 988 wurden die Insektentaxa Carabidae (Schwerpunkt), Collembola,

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Curculionidae und Formicidae bearbeitet, von den Arachniden die Opiliones. (Die Determination der Spinnen erfolgt derzeit durch den Rezensenten.) Die Auswertung beschränkt sich methodisch weitgehend aut eine Analyse der taxozönotischen Strukturen und den Vergleich der Biotope/Fallenstandorte mittels Arten- und Dominanzidentität (Dendrogramme).

In den 5-7 m breiten Übergangszonen wurden generell vergleichsweise große Arten- und Individuenzahlen festgestellt, wobei deren Taxozönosen meist durch euryöke und mobile Arten geprägt sind. Die hier beobachteten Oszillationen der Fangzahlen werden als Folgen von Populationsdichte- schwankungen, Ein-/Durch- und Rückwanderung interpretiert. Für die Carabiden beschreibt der Autor eine diagnostische Artengruppe, die sich weiter in Arten trockener bzw. feuchter Bereiche unterteilen läßt. Die charakteristischen Arten sind vor allem im rezedenten bis sporadischen Dominanzniveau vertreten. MiXPanageusbipustulatus, Bradycellus-ArXen, Lebia chlorocephala, Cymindis humeralis, Brachinus crepitans im * trockenen sowie Ophonus nitidulus und Panageus crux-major 'm feuchten Milieu sind auch faunistisch bemerkenswerte Spezies präsent.

Die mit 1 0 Arten (1 987) vertretenen Opiliones zählen zu den rezedenten Gruppen im Bodenfallenmaterial. Aus den Dendrogrammen lassen sich deutliche Unterschiede zwischen den Untersuchungsgebieten Gimritz und Köllme hinsichtlich der Artengarnituren und Dominanzverhältnisse ablesen, vor allem wegen des Fehlens von Rilaena triangularis, Astrobunus laevipes, Leiobunum blackwalli, L rotundum und Nelima semproni im Muschelkalkgebiet. Auf dem Kalkhang, für den Trogulus tricarinatus charakteristisch ist, konnten nur 5 Arten gefunden werden. Faunistisch bemerkenswert sind Opilio canestrinii (Arealexpansion, Vordringen in die Agrarlandschaft), Nemastoma dentigerum und Astrobunus laevipes (beide nördliche Arealgrenze).

Bei den Agrarflächen handelt es sich meist um Grenzertragsstandorte. Nach Jahrzehnten relativ intensiver Bewirtschaftung sind diese Flächen jetzt als Folge des Strukturwandels in der Landwirtschaft der östlichen Bundesländer zum großen Teil brachgefallen oder wurden gezielt stillgelegt. Damit ergeben sich für den Naturschutz neue Chancen und Probleme, die ohne begleitende ökofaunistische Forschung kaum wahrzu- nehmen bzw. zu lösen sind. In der vorliegenden Dissertation konnte der ökologische “Status quo” wenigstens fragmentarisch noch rechtzeitig vor dem Einsetzen der Veränderungen beschrieben werden.

Peter Bliss

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Arachnol. Mitt. 2: 40-44

Basel, Dezember 1991

Buchbesprechungen

H. HEIMER & W. NENTWIG (Hrsg.): Spinnen Mitteleuropas. Ein Bestimmungsbuch.- Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1991. 543 S., 244 Tafeln (mit 4163 Einzeldarstellungen) und 3 Abb. ISBN 3-489-53534-0. DM 78,00,

Das einbändige Bestimmungswerk schließt in erfreulicher Weise eine seit langem bestehende empfindliche Lücke in der deutschsprachigen Bestimmungsliteratur. Das Anliegen der Herausgeber und Autoren ist es, für alle Spinnenarten Mitteleuropas einerseits eine Bestimmung zu ermöglichen, die nicht nur dem “Spezialisten” gelingt, andererseits aber auch die zahlreichen taxonomischen und systematischen Änderungen der letzten 3 bis 4 Jahrzehnte vollständig zu erfassen und nicht zuletzt auch noch Vorkommen und Phänologie zu berücksichtigen. Ein solches Vorhaben muß im Grundsatz begrüßt werden, birgt aber die Gefahr in sich, daß möglicherweise (und nicht nur aus Raumgründen) unvertretbar hohe Kompromisse eingegangen werden müssen. Dessen sind sich die Herausgeber in Ihrem Vorwort denn auch durchaus bewußt. Kompromisse können z.B. dann akzeptiert werden, wenn sie der praktischen Handhabe dienen. Das Buch Ist ja vor allem auch für diejenigen Benutzer gedacht, die in der Praxis Spinnen bestimmen wollen oder müssen. Ihnen gerecht zu werden, ist im wesentlichen gelungen.

Die Bestimmungstabellen der Familien, Gattungen und Arten sind nach relativ leicht erkennbaren Merkmalen aufgebaut und führen mit Hilfe der Abbildungen meist sicher zum richtigen Ergebnis. So gut und gründlich die textliche Bearbeitung ist, so reichlich Kritik verdient aber leider in T eilen die zeichentechnische Wiedergabe der wichtigen taxonomischen Merkmale (männlicher Taster, weibliche Geschlechtsorgane, Habitus- bilder Z.B. von Araneidae, Thomisidae, Philodromidae, Therldiidae usw.). Gerade sie sind es aber, die dem Benutzer - abgesehen vom einge- arbeiteten Arachnologen - die nötige Sicherheit der Informationsabfrage ermöglichen. Dies um so mehr, als in den textlich knapp gehaltenen Bestimmungstabellen sehr häufig das Merkmal “wie in Abb." erfragt wird. So kann und muß der Benutzer zeichnerische Qualität erwarten. Leider

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haben aber die oft hervorragenden Abbildungsvorlagen der einschlägigen Fachliteratur bei der Wiedergabe wesentlich an Qualität verloren. So entsteht der Eindruck, daß zeitliche und finanzielle Zwänge für die Unter- schiede in der Qualität der Zeichnungen verantwortlich zu machen sind. Dieser Mangel wird durch den gewählten Verkleinerungsmaßstab leider noch verstärkt Schädel Hilfreich sind hingegen in jedem Falle die den Abbildungen eingefügten Hinweispfeile auf das gefragte Bestimmungs- merkmal.

Taxonomie und Systematik sind auf den neuesten Stand gebracht und ermöglichen die Bestimmung eines großen Teils der Arten über den mitteleuropäischen Raum hinaus. Bel einer Neuauflage sollte man aber vielleicht doch die Gelegenheit wahrnehmen, für die Gattungs- und Artnamen auch Autor und Jahreszahl zu zitieren. Dies erscheint In diesem Zusammenhang nicht nur als eine Formsache systematisch- taxonomischer Arbeiten, sondern würde den Gebrauchswert des Buches und damit seinen Anspruch als wissenschaftliches Arbeitsmittel wesentlich erhöhen, denn nicht jeder Benutzer hat einen BRIGNOLl/ PLATNICK oder BQNNET zur Hand, wenn er - aus welchen Gründen auch immer - nomenklatorischen Fragen nachgehen muß.

Die Gesamtkonzeption des Buches ist ausgesprochen benutzerfreundlich, da Text und Abbildungen jeweils gegenübergestellt sind. Ein wenig störend wirkt die nicht durchgängige Paginierung, die nicht nur auf den Bildtafeln aussetzt, sondern auch auf den mit einer neuen Familie beginnenden Textselten. Innerhalb der Familien sind die Gattungen alphabetisch geordnet abgehandett. Für den Eingearbeiteten mit reichlicher Formenkenntnis eine Erleichterung zum schnellen Nachschlagen, für den Praktiker aus dem gewünschten breiten Benutzer- spektrum aber erschwerend, da für ihn der hilfreiche bildliche Vergleich nahe verwandter Taxa (Gattungen) mit oft ähnlicher Merkmalsausbildung wegfältt. Ganz besonders kraß empfindet man dies im Komplex Baldachinspinnen-Zwergspinnen.

Einige während der ersten Benutzung des Buches aufgefundene Druck- und Ven^/echslungsfehler, die bei einer solch umfangreichen und daher schwierigen kompilatorlschen Arbeit immer auftreten dürften, schmälern in keiner Weise den Wert der gründlichen Aufbereitung all jener Daten, die für die Bestimmung der Arten eines Gebietes notwendig sind, das nicht unwesentlich über die Grenzen Mitteleuropas hinausreicht. Das Buch wird daher die arachnologische Forschungsarbeit in Europa wesentlich und nachhaltig fördernd beeinflussen.

Manfred Moritz

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Asta VILBASTE: Eestl Ämblikud (Aranei). Annoteeritud nimeatik. Eatonian spidera (Aranei). An annotated check Hat Hrsg. Eesti NSV Teaduste Akadeemia - Verlag Valgus, Tallinn 1987. 113 S. und 512 Verbreitungskarten auf 64 Abbildungsseiten (unpaginiert).

Arachnologische Daten aus dem Baltikum standen bisher nur sehr begrenzt zur Verfügung. Rezensent hält es daher für sinnvoll, das vorliegende Werk auch 4 Jahre nach dem Erscheinen vorzustellen, zumal es in Mitteleuropa kaum Beachtung fand: Neben der Sprachbarriere waren es in der Vergangenheit vor allem politisch bedingte Hemmnisse, die den normalen wissenschaftlichen Informationsfluß erheblich einschränkten. Doch wissen wir nicht erst seit Erscheinen dieser Checklist, daß in Estland

insbesondere durch die Verfasserin - intensiv arachnofaunistisch gearbeitet wird.

A. VILBASTE gibt einleitend einen Überblick zur Geschichte der arachnologischen Forschung in Estland, die mit GRUBE (1859) beginnt, der 98 Arten nachwies. Ende der 30er Jahre unseres Jahrhunderts waren bereits 31 2 Arten bekannt, doch wurde fast das gesamte Belegmaterial im 2. Weltkrieg zerstört. Mit der Gründung des Instituts für Biologie der Akademie der Wissenschaften der Estnischen S.S.R. (jetzt Institut für Zoologie und Botanik) im Jahre 1947 wurde die arachnologische Erforschung Estlands Intensiviert. Das dabei angefallene Sammlungs- material (etwa 41 000 adulte Spinnen) wurde von der Verfasserin ausgewertet: die Resultate hat sie in einer Reihe von Arbeiten (VILBASTE 1957-1982) publiziert.

Dem historischen Überblick folgt die Checklist, die 516 Arten enthält. Für jede Art werden neben Quellenangabe(n) und Charakterisierung der Habitatansprüche auch phänologische Daten sowie die Fangziffer, die der Beurteilung zugrunde liegt, aufgeführt. Hinzu kommen im Anhang Punktkarten, die außer den von der Verfasserin ermittelten Vorkommen auch die von früheren Autoren angegebenen Nachweise enthalten (unterschiedliche Symbole).

Die enorme Punktdichte bei kommunen Arten läßt erkennen, daß Estland in arachnologischer Hinsicht als recht gut untersucht gelten kann.

Das Erschließen von Detailinformationen zu jeder Art wird leider dadurch erschwert, daß die Checklist in estnischer Sprache verfaßt Ist. Die jeweils 3seltige Zusammenfassung In Russisch und Deutsch schafft da nur bedingt Abhilfe - ein Wörterbuch ist unumgänglich. Schade, denn die oftmals Im Vergleich mit mitteleuropäischen Verhältnissen abweichenden Habitatangaben zu manchen Arten wären von großem Interesse. So sind sie jedoch nur mit erheblichem Zeitaufwand nutzbar.

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Peter Sacher

Hanne KULESSA (Hrsg.): Die Spinne. Schaurige und schöne Geschichten mit Überlegungen zur Spinnenfurcht. - Inselverlag, Frankfurt und Leipzig 1991 (Insel Taschenbuch 1338). 214 S., DM 12,00.

Hanne KULESSA hat für ihre Anthologie “Die Spinne” 37 Texte ausgewählt und sie in fünf Kapitel gegliedert: 1 . Arachne oder die Kunst des Spinnens; 2. Spinnenleben und -lieben; 3. Spinnenmusik, Märchen, Tod und Teufel; 4. Schwarze Spinne: Wollust und Wahn; 5. Die prophetische Spinne. Einige der ausgewählten Texte sind auch in der Sammlung “Lauter schwarze Spinnen” von Klaus LINDEMANN und Rainer ZOMS (vgl. Buchbesprechung in Arachnol. Mitt. 1 , Seite 92) enthalten. Da sich Frau KULESSA nicht auf die deutschsprachige Literatur beschränkt hat, finden wir in dieser Anthologie beispielsweise H. G. WELLS' “Das Tal der Spinnen” oder “Der Auszug der Spinnen” von Jean-Henri FABRE. Daher ergänzen sich beide Textsammlungen.

In Ihren - im Nachwort- ausgeführten “Überlegungen zur Spinnenfurcht” analysiert sie zunächst die Einleitung populärer Spinnenbücher und zeigt, daß sich alle zunächst mit “Angst- und Ekelgefühlen beschäftigen, die das achtbeinige ungeheuer - sympathische Tier beim Menschen auslöst’, die dem Leser gerade mit diesem oder jenem Buch genommen werden soll. Sie stellt in Frage, ob diese einleitende Beschäftigung mit der Furcht das probate Mittel ist, diese zu nehmen. Weiterhin stellt sie fest, daß die Autoren dieser Bücher nicht im Stande sind “ihre Freundschaft, ihre Liebe zu den flinken Achtbeinern wirklich zu definieren. Faszination ist hier das Schlüsselwort oder auch die verbale Sackgasse, in der die Begeisterung endet.” Soweit mag ich Hanne KULESSA noch zustimmen, nur ihren weiteren Überlegungen mag ich nicht widerspruchslos folgen. Die Autorin zieht aus literarischen Belegen den Schluß: “Die Spinne wird ... mit Weiblichkeit, mit der Frau assoziert oder gleichgesetzt.” und “die schwarze Spinne ist In uns, wie die Sexualität” und führt weiter aus “daß die Angst vor Spinnen auch etwas mit Sexualität zu tun hat, mit Sexualität allgemein, mit der Kraft eines Triebes, einer Energie, die der Mensch (das meint beide Geschlechter) zwar manipulieren, aber letztlich doch nie vollständig kontrollieren kann.” Viele Fragen drängen sich da auf, die ich gerne diskutieren möchte. Nur eine soll hier angesprochen werden. In dem von I Hanne KULESSA gezeichneten Bild derSpinne, aus dem sie ihreSchlüsse .ableitet, überwiegt das “Böse”. In vielen Kulturen überwiegt jedoch das “Gute” in der Spinne. Legt man dieses Bild zugrunde, kommt man dann zu (dem gleichen Schluß? Nach der Lektüre des Nachwortes ergeht es mir so .wie es Hanne KULESSA mit den Spinnen ergeht: “Ich weiß einfach nicht, woran ich bei ihr bin”.

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Dennoch empfehle ich dieses Buch allen Arachnologen zur Lektüre aus mindestens drei Gründen:

1. Es ergänzt die bereits erschienene Textsammlung und bietet neue interessante und spannende Spinnentexte zur Lektüre.

2. Allen Autoren von künftigen Spinnenbüchern sollte das Nachwort Anregung sein, ihre Faszination “wirklich zu definieren”.

3. Weil das Nachwort mit seinen Schlüssen genug Diskussionsstoff bietet, um einige Arachnologen-Treffen zu bereichern.

Franz Renner

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Arachnol. MItt. 2; 45-48

Basel, Dezember 1991

Diversa

Manfred Moritz 60 Jahre alt

Am 12. September 1991 beging Dr. Manfred MORITZ (Berlin) seinen 60. Geburtstag. Sein langjähriges Wirken als Kustos am Museum für Naturl<unde der Humboldt-Universität zu Berlin ist uns, nicht zuletzt durch seine wissenschaftlichen Publikationen und umfangreiche Korrespondenz, so gegenwärtig, daß es keiner Erinnerung bedarf.

Viele Kollegen des In- und Auslandes werden persönlich Gelegenheit ^ gehabt haben, sein profundes Wissen und sein integres Wesen kennen und schätzen zu lernen. Kleiner jedoch wird die Zahl derer sein, die die Freude hatten, mit Manfred MORITZ vor seiner Berliner Zeit zusammen arbeiten zu können. Wem das vergönnt war, der wird sich erinnern:

MORITZ erfuhr seine akademische Ausbildung als Biologe an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald zu Beginn der fünfziger Jahre. Frühzeitig wurde sein Interesse an zoologischer Arbeit deutlich, deren erstes wissenschaftlich hochwertiges Ergebnis sich In seiner Examens- arbeit zur Entwicklungsbiologie von Opiliones dokumentierte (1956). Die Jahre der Assistenz am Zoologischen Institut der Universität Greifswald waren - neben den Tagespflichten der Ausbildung von Studenten - einer erstaunlich vielseitigen Arbeit über Spinnentiere im weitesten Sinne gewidmet. Manfred MORITZ hat durch seine Untersuchungen über Oribatiden sowohl aus systematisch-morphologischer wie auch aus ökologischerSichtwesentlich zur Kenntnis dieser Tiergruppe beigetragen. Wichtige Ergebnisse dieser Anstrengungen sind in seiner Dissertation zusammengefaßL Nach der Promotion zum Dr. rer. nat. im Jahre 1961 folgten Arbeiten über Araneen und Weberknechte, die vor allem die Kenntnisse über die norddeutsche Spinnenfauna erweiterten, darüber hinaus aber auch Impulse für weitergreifende ökofaunistische Unter- suchungen in Mecklenburg-Vorpommern gaben. 1 967 folgte MORITZ dem Ruf an die Spinnenabteilung des Museums für Naturkunde in Berlin.

Wer sich wie der Verfasser dieser Zeilen gern an Jahre enger und gedeihlicher Zusammenarbeit mit Manfred MORITZ erinnert, weiß auch.

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daß der Ratsuchende in ihm einen stets geduldigen und hilfsbereiten Kollegen fand und findet. Denkfehler oder Irrtümer erfahren Im Gespräch m it Ihm eine taktvolle und gütige Korrektur, gegebenenfalls unterstützt von einem unaufdringlichen Humor, wie er vielen Norddeutschen eigen Ist (MORITZ ist in Pommern gebürtig). Viele Kollegen, darunter auch der Verfasser, sind ihm von Herzen dankbar für gute Zusammenarbeit, Hitfsbereitschaft und die Erfahrung wissenschaftlicher und persönlicher Lauterkeit.

Wir wünschen unserem geschätzten Kollegen Gesundheit, Schaffens- kraft und Wohlergehen und erhoffen uns von seinerweiteren Tätigkeit noch viele Jahre Anregung und wissenschaftlichen Gewinn.

Bodo von Broen

Nachtrag zur Bibliographie Herbert CASEMIR

Die in Heft 1 (1991) der Arachnol. Mitt. zusammengestellte Publikations- liste H. CASEMIRs ist in folgenden Punkten zu ergänzen/korrigieren: Auch die 1955 erschienene Arbeit "Arachnologische Studien in den Dürren Määrchen...”trägt den Obertitel “Untersuchungen über die noch vorhandenen deutschen Eifelhochmoore.” (vgl. Folgezitat “Arachno- logische Beobachtungen...”).

Für die 1980 erschienene Arbeit “Über die Zusammensetzung und Besonderheiten...” Ist die Bandzahl zu korrigieren und die Seiten- angabe nachzutragen: Niederrhein. Jahrb. 14: 9-18.

- Nachzutragen Ist die Arbeit 1963: Spinnen an niederrheinischen Gewässern. - Niederrhein. Jahrb. 6: 91-100.

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Uteraturhinwels: BUSS, P. & P. SACHER (im Druck): Bibliographie zur Spinnenfauna der ostdeutschen Bundesländer (Arachnida: Araneae, Opillones, Pseudoscorpiones). 2. Nachtrag. - Ent.Nachr.Ber. 36(1)

In Heft 1/1992 der in Dresden erscheinenden “Entomologischen Nachrichten und Berichte” (Ent.Nachr.Ber.) publizieren P. BUSS und P. SACHER den 2. Nachtrag einer Bibliographie, auf die hier kurz hingewiesen werden soll: Sie enthält alle den Verfassern bekannt gewordenen bis Ende 1990 vorliegenden Arbeiten mit arachnofaunisti- schen Angaben, sofern sich diese auf das Gebiet der ehemaligen DDR beziehen.

Von dieser für Literaturrecherchen sehr hilfreichen Publikation erschienen bisher:

BUSS, P. & H. HIEBSCH (1 982): Bibliographie derfaunistischen Weberknecht-Uteraturfürdas Gebiet der DDR (Arachnida, Opiliones). - Ent.Nachr.Ber. 26(6): 271-273 BLISS, P. & P. SACHER (1986): Bibliographie zur Spinnenfauna der Deutschen Demo- kratischen Republik (Arachnida: Araneae). - Hercynia N.F. 23(1): 55-71 BLISS, P. & P. SACHER (1989): Bibliographie zur Spinnenfauna der Deutschen Demo- kratischen Republik (Arachnida: Araneae, Opiliones, Pseudoscorpiones). 1. Nachtrag. - Hercynia N.F. 26(2): 182-189

Für die kommenden Jahre ist vorgesehen, die Bibliographie um die für die alten Bundesländer vorliegenden Zitate zu erweitern.

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Suchanzeigen:

Zu Vergleichs- und Informationszwecken suche ich im Rahmen meines Promotionsvorhabens “Die Bedeutung der Weinbergsmauern in einer Biozönose, dargestellt am Beispiel der Bodenspinnen” alle “graue Literatur" (Diplomarbeiten, Gutachten etc.) zum Themenkreis “Spinnen in Weinbergen, Lesesteinwällen, Geröllfluren, Schotterhalden” u.ä..

Ich freue mich über jede Mitteilung und Anregung; der Ersatz anfallender Kopier- und Portokosten Ist dabei selbstverständlich!

Frank-Oliver Vytrisal, Spinnereistr. 16, Postfach 3541,

D-W-8520 Erlangen, Tel. 09131/208745 (bitte nach 18°°).

Bitte um Daten und Tiermaterial von Enoplognstho ovstQ und E. latimana (Araneae: Theridiidae)

Ich arbeite an einer populationsgenetischen (Diplom-) Arbeit über Enoplognatha ovata und E. latimana. Beide Arten zeigen auf dem Oplsthosoma einen Färb- und Punktierungspolymorphismus (3 Farbmorphen: ganz gelb, 2 rote Streifen, großer ovaler roter Fleck; mehrere Punktierungsmorphen: von 0-14 schwarzen Punkten). Für die Analyse und Interpretation meiner Daten suche ich (wenn möglich, bis Ende Januar 1992):

a) Vergleichsdaten über

- Fundgebiete der beiden Arten, evtl, mit Habitatbeschreibung

- Frequenzen der Färb- und Punktierungsmorphen sowie

- Geschlechterverhältnis in den gefundenen Populationen.

b) Vergleichsmaterial. Das Tiermaterial wird nur leihweise benötigt und nach Abschluß der Bearbeitung zurückgesandt.

Über Ihre kollegiale Unterstützung würde sich freuen:

Robert Engel, Zoologisches Institut Univ. München, Seidlstr. 25, D-W-8000 München 2. Tel.: 089/5902-492; Fax: 089/5902-461 .

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Hinweise für Autoren

Die Arach nolog lachen Mitteilungen veröffentlichen schwerpunktmäßig Arbeiten zur Fauniatik und Ökologie von Spinnentieren (außer Acari} aus Mitteleuropa

Manuskripte sind 2-ZBilig geschrieben in 3-facher Ausfertigung bei einem der beiden Schriftleiter einzureichen. Nach Möglichkeit soll eine Diskette (MS-DOS) mitgeschickt werden, auf der das Manuskript wenn immer möglich als unformatierte ASCII-Datel oder in den folgenden Textverarbeitungsprogrammen gespeichert ist: WORD für DOS/WINDOWS, WordPerfect (4.1, 4.2, 5.0), Wordstar (3.3, 3.45, 4.0), DCA/RFT, Windows Write. Tabellen, Karten, Abbildungen sind auf gesonderten Seiten anzufügen. Die Text-, Abbildungs- und Tabellenseiten sollen durchlaufend mit Bleistift numeriert sein.

Form des ausgedruckten Manuskriptes: Trtel, Verfasserzeile, alle Überschriften, Legenden etc. linksbündig. Titel fett in Normalschrift (ohne Kursivschrift und ohne Versalien). Hauptüberschriften in Versalien (Großbuchsta- ben). Absätze mit 1 cm Einzug beginnen. Leerzeilen nur bei großen gedanklichen Absätzen. Gattungs- und Artnamen kursiv (oder unterwellQ, sämtliche Personennamen in Versalien. Abstract Danksagung und Literatur- verzeichnis sollen mit einer senkrechten Linie am linken Fland und dem Vermerk ‘petit' markiert sein. Strichzeich- nungen und Tabellen werden direkt von der Vorlage des Autors kopiert . Es Ist dringend darauf zu achten, daß die Tabellen bei Verkleinerung auf DINA5 noch deutlich lesbar sind. Legenden sind in normaler Schrift über den Abbildungen/Tabellen anzuordnen (Abb. 1/Tab, 1). Fotovorlagen werden nur eikzeptiert, wenn ein Sachver- halt anders nicht darstellbar ist In diesen Ausn6ihmefällen sollen Fotos als kontrastreiche sw-Voriagen zur Wie- dergabe 1:1 eingereicht werden. Die Stellen, an denen Tabellen und Abbildungen eingefügt werden sollen, sind am linken Rand mit Bleistift zu kennzeichnen. Fußnoten können nicht berücksichtigt werden.

üteraturzitate: Im Text wird ab 3 Autoren nur der Erstautor zitiert (MEIER et al. 1984a). Im Literaturverzeich- nis werden die Arbeiten alphabetisch nach Autoren geordnet innerhalb jedes Autors chronologisch, unabhängig von der Anzahl der Coautoreni Arbeiten aus demselben Jahr werden mit a, b, c... gekennzeichnet Literaturver- zeichnis ohne Leerzeilen, ab jeweils 2. Zeile des Zitats 1 cm Einzug.

SCHULZE, E (1 971 )j Trtel des Artikels. - Senckenbergiana biol. 6: 1-13 SCHULZE, E., Q, MÜLLER & H. MEIER (1974a): Trtel des Buches. Bd. 2/1. 2. Aufl., Parey, Hamburg u. Berlin. 236 S.

SCHULZE, E. & W. SCHMIDT (1974b): Trtel des Artikels. In: F. MÜLLER (Hrsg): Titel des Buches. Ulmer, Stuttgart. S. 136-144 WÖLFEL, C. (1990): Trtel der Arbeit. Diss. Univ. XY, Zool. Inst. I. 136 S.

Gliederung: Auf den knapp-präzise gehaltenen Ttel folgt in der nächsten Zeile der Autor mit vollem Namen (Nachname in Großbuchstaben) . Darunter bei längeren Originalarbeiten ein englischsprachiges Abstract das mit der Wiederholung des Titels beginnt Darunter wenige, präzise key worda Eine eventuell notwendige Zusammen- fassung in deutscher Sprache steht am Ende der Arbeit vor dem Literaturverzeichnis. Dem üteraturverzeichnis folgen der volle Name und die Anschrift des Verfassers,

Für Kurzmitteilungen, Kurzreferate usw. sollte die äußere Form aktueller Hefte dieser Zeitschrift als Muster dienen. Falls sich die technischen Erfordernisse für die Herstellung der Zeitschrift ändern, werden Schriftleitung und Redaktion diese Autorenhinweise den jeweiligen Gegebenheiten anpassen.

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{ Sonderdrucke: Autoren von Hauptartikeln erhalten 3 Gratisexemplare des Heftes Autoren von Kurzmitteilungen erhalten 1 Gratisexemplar des Heftes

(Redaktjonsschluß für Heft 3: 30.4.1992

ARACHNOLOGISCHE

MITTEILUNGEN

Inhaltsverzeichnis

s.

CORDES, D.: Phänologie und Lebenszyklus von Wolfspinnen (Araneae: Lycosidae)

auf Wirtschaftswiesen des Altmühltals/Bayem 1-19

BAUCHHENSS, E.; Die epigäische Spinnenfauna eines Auwaldgebietes der

Donau im Landkreis Dillingen/Donau (Deutschleind, Bayern) 20-30

Kurzmittellungen

BLICK, T.: Bathyphantes eumenis, neu für Deutschland und Frankreich, sowie

Lepthyphantes notabllls aus Blockhalden (Araneae; Unyphiidae) 31 -32

TÖPFER-HOFMANN, Q. & J. FISCHER: Wiederfunde der Springspinne

Carrhotus xanthogramma (LATREILLE, 1819) in Bayern 33-34

SACHER, P.: Funde von Zyglella stroemi in Österreich 35-36

SCHMIDT, Q.: Gehört Hasarius adansoni zur deutschen Fauna? 37

Kurzreferate von Arbeiten aus dem Hochschulberelch

SCHNITTER, P. H.: Untersuchungen ausgewählter Arthropodenzönosen

von Saumbiotopen zwischen Trockenrasen- und Agrarökosystemen 38-39

Buchbesprechungen 40-44

Diversa 45-48

ISSN 1018-4171

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