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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG,

UNTER MITWIRKUNG

DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS IN ROM UND DER ARCHÄOLOGISCHEN GESELLSCHAFT ZU BERLIN

HERAUSGEGEBEN

TON

EDUARD GERHARD.

MEUE FOIiCiE. \^,-^?furiir

ERSTER JAHRGANG.

Text No. 1 12. Beilasre No. 1—4. Abbildungen Tafel 1 XII.

BERLIN,

DRUCK UND VERLAG VON G. REIMER. 184 7.

Inhalt.

No. 1. Allgemeines. Anchises und Aphrodite. Winckelmannsfeste (Rom, Bonn und Göttingen). Archäologische Gesellschaften (Berlin).

2. Hermes der Argostödter. Ueber städtische Wasserhauten der Hellenen [E, Curllus].

3. Medeia, Vasenbild aus Canosa [0. Jahn]. Athenischer Abacus [Böchfi]. Allerlei: Athene Ergane, Talos [i?er(/7i].

4. Roma und Fortuna [E. G. ]. ßosporanische Inschriften [Bückh]. Allerlei (KaUimorphos von Jahn.)

5. Hippolyt und Phädra [L. Schmidt]. Artemis Elaphebolos [W. Watlüss Lloyd. E. G.] Allerlei (Bacchischer Thronismos, von K, F. Hermann^.

6. Griechische INIünzen S. E. des Freiherrn von Prokesch-Osten [F. Osanti]. Allerlei (Nocturnus, von K. F. Hermann).

7. Achilles auf Leuke (C. von Paucher). Der Kalender von Amiternum {Th. Mommsen). Allerlei (aus Pompeji: Th. Punofka).

8. Dionysos -Apollo als Thongefäfs [E. G.]. Griechische Münzen: Künstlernamen auf Münzen [J. Friedländer] ; Apollo und Aulon [E. G.] ; zur Prokesch-Ostenschen Sammlung [F. Osann]. Allerlei (Odysseus und Helena : 0. Jahn).

9. Die Askolien [0. Jahn]. Griechische Münzen: Bura und Trözen | Th. Bergh]; Nymphaeum und Tiiyrreuni [Panofka]. Allerlei (Neueste pompejanische Ausgrabungen: Panofka).

- 10. Griechische Münzen der Sammlung des Freiherrn von Prokesch-Osten. IMuseographisches (Aus

Paris; ßrittisches Museum; Millingens Nachlafs; Maimore des Hrn. Disney. VonBirch und E. G.)

- 11. Sculpturen aus Niniveh. Halikarnassische Reliefs [f//-/(c/(«]. Allerlei (Peisianax von O.Jahn).

- 12. Hahkarnafs und das Mausoleum. Museographisches (Campanari'sche Bronzen; Kunslhandel zu

Neapel [Th. Panofka}. Allerlei (Jpferhakcn [0. Jahn}; Hahn und Henne [Th. Panofka]; Itinerar [Mercklin].

Beilagen.

No. l.^ Archäologische Gesellschaften (Rom). Archäologische Bibliographie [W. Koner].

- 2. Archäologisches aus Italien, Bericht an die Archäologische Gesellschaft zu Berlin, von Th. Panofka.

Bibliographie [ir. /Coner].

3. Nachlese zur Archäologischen Zeitung (Friedenssäule von Xanlhos, Roma und Fortuna, Demeter Erinnys und Arion, von Th. Bergk; Rhodische Gefäfse von Sam. Birch). Archäologische Ge- sellschaften (Rom, Berlin). Bibliograj)hie [W. Koncr].

4. - Nachlese zur Archäologischen Zeitung (Haus des IM. Lucretius, von Th. Panofka; zur Prokesch-

Ostenschen Münzsammlung, von P. v. 0.), Layard's assyrische Alterthümer [nach Birch und Lai/ard]. Archäologische Gesellschaften (Rom). Archäologische Bibliographie [IV. Koncr].

Abbildungen.

"Tafel I. Anchises und Aphrodite, Terracotta im Königl. Museum zu Berlin.

Tafel II. Hermes der Argostödter, clusinischer Teller, vormals in der Pizzati'schen Sammlung,

Tafel III. Medeia, Vasenbild aus Canosa, jetzt in München. Tafel IV. Roma und Fortuna, Reliefs im Vatikan. ' Tafel V. VI. Hippolyt und Phädra, Sarkophag zu Girgenti. ^ Tafel VII. Achilles auf Leuke, Vasenbild des Berliner Museums. 'Tafel VIII. Dionysos-Apollo als Thongefafs; Künstlernamen auf Münzen; Kaulonia.

Tafel IX. Die Askohen, Mosaik des Berliner Museums.

Tafel X. Griechische Münzen S. E. des Freiherrn von Prokesch- Osten zu Athen.

Tafel XI. Sculpturen von Niniveh.

Tafel XII. Hahkarnafs und das Mausoleum.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

Ai 1.

Nette Folge.

Januar 1847.

AII"t'inciiH-s. Ancliist'S iiniJ A|ilii'Oilitf.

VVinckelmnnnsffste (Rom, IJonn, Göltiiigen). Seilschaften (Berlin).

Arcliäioloaisclie Gesell

I.

Allgemeines.

MPie Deiikmälerkuiule des ver£;;ui"encii Jalirs lint wenig neue Bereiclieriingen, desto mehr aber von AusscIiilTiing, Aufstellung und Benutzung neulich erworbncr Kunstschülze zu rülinien. In Paris wer- den die Alterthünier von Niniveh, in Berlin die ägyplisclien Reisefrüchlc unsres Landsmannes Lejisiiis aufgestellt; ebendaselbst wird ein bereits mehr be- sprochnes ') assyrisches I\lonument aus Cypern er- wartet. Nicht viel mehr Einzelnes ist von den neu- enldeckten Kunstschätzen des klassischen Alterlliums zu berichten, durch welche das brittisclie Museum immer mehr ein kunstgeweihter Raum echt hellcni- .scher Bildwerke wird: den Xanthischen Marmoren, deren Aufstellung dort bald vollendet ist, reihen so eben die Halikarnassischen sich an, während in gleicher Beziehung auf Hellenismus den Sammlun- gen des Kontinents nur der bescheidne Erwerb bald eines Marmorkopfs bald einzelner Thonfigurcn und Thongefäfse sich nachrühmen läfsl.

I. Ausgrabungen, ftlit solchen Funden vor- heriger Jahre hielten die neueren Ausgrabungen ^) nicht durchaus Schritt. Zwar waren ctruskische und unleritalische Gräber, haüi)lsüchlich in Clusium, Cäre undGnalhia, fortwährend nicht unergiebig; den Aus- beutungen von Pompeji hat eine bisher unberührte (iräberstrafse sich beigesellt; Ueberrestc römischer Zeit und Kunst pflegen aus Gegenden altromischer Herrschaft fortwährend sich kundzugeben—, doch ist im mannigfachen Gewinn solcher neuesten Funde nur Weniges, was in geschichtlicher oder in Kunst- beziehung einer dauernden Beachtung gewärtig sein darf. Obenan unter diesen wenigen Funden von

bleibender Wichtigkeit stehen für uns als geschicht- liches Zeugnifs einer bis in die germanischen Gauen verbieitelen etruskischen Kunst die bildlich verzierten Erz])lättchcn und W'afl'enstücke von Malrejum ').

II. Denkmäler. Verfolgen wir einzelne Denkmälergattungen, so sind architektonische Gra- bungen aus Olympia *) und Athen *), von Roms Kai- serpalästen und aus Aricia *) zu berichten; an pla- stischen Werken ist mehr zu erwähnen. Zu- vörderst die vorgedachten Halikarnassischen Ama- zonenreliefs, deren Herkunft vom Mausoleum zu- versichtlich vorausgesetzt wird '); aus der Umge- gend von Korinth in Besitz des Hrn. von Pro- kesch gelangt eine Ajiollostatue, die ihrem freigeüb- ten Archaismus zufolge kurz vor Phidias entstanden zu sein scheint'), von athenischen Werken mehrere Reste des Parthenongiebels '). Im Vatikan haben Transport und Aufstellung des Piedestals der An- toninssäule fast mehr als bilhg Epoche gemacht; aufserdem ward ein der berühmten Ariadnestalue entsprechendes Relief ' "), ferner die Herme mit Pla- to's Bildnifs und Inschrift (Arch. Z. no. 45) von dort- her berichtet. Interessant ist auch das aus Pompeji herrührende Gladialorenrehef; grofse etruskische Sar- kophage sind aus volcentischen Ausgrabungen ange- meldet. Nebenher ist als kunslgeschichtliche Beson- derheit, aus Neajiel berichtet, die Auffindung von Re- liefbildnereien auf Schiefergrund '') neu und bemei*- kenswerth. Unansehnlicher nach Gröfse und Material, aber durch kunslgeschichtliche Bedeutung erheblich genug um ebenfalls hier erwähnt zu werden, sind endhch die aus Cypern neuerdings ins Berliner Mu- seum versetzten Venusidole ") eines Styls, dessen angeblich phüiücischer Archaismus für die Verwandt- schaft altgricchischcr und asiatischer Kunstform neue Zeugnisse ablegt.

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Von plastischen Werken in Metall ist mehreres aus den Sammlungen der Herren Temple in Neapel und Campana in Rom auszuzeichnen; bei letzlerem die halb lebensgrofse Figur eines fackeltragenden Knaben, dem die Benennung Julus zugetlieilt wird. Von Metallgeräth ist ein äufserst feiner Goldschmuck aus Gnathia ' ') bereits der gelehrten Erläuterung anheimgefallen.

Am ergiebigstan pflegt die bildliche Alterthums- kunde auch jetzt nocli im Fach der Gefäfs maie- reien zusein. Von archaischen Vasen ist es gewagt irgend eine nach dem in seiner Art einzigen Gefiifs des Ergotimos und Klilias (Arch. Zeit. no. 41. 45) zu nennen ; dagegen unter den Werken freieren Styls als Gefäfsbilder ersten Rangs, ihres kleineren Umfangs ungeachtet, iheils das Innenbild einer von Braun erläuterten Schale, Prometheus und Here ' *), Iheils ein kleiner Becher (A. Z. no. 37) zu erwähnen sind, auf dessen zwei Seiten Achill's und des Patro- klos Ausrüstung mit seltener Feinheit und mit in- schriftlichem Beiwerk sich findet. Demnächst sind als Gefäfse elruskischer Provinzialmanier zwei mit cha- ronlischen Bildern (Arch. Z. no. 46), von unteritali- schen meiirere gleichfalls von uns erwähnte hier anzuführen, in deren bildlichen Darstellungen die Vergötterung des Anchises (Arch. Z. no. 38), Po- seidons Liebe zu Pelops (no. 42), endlich die zier- lichen Hochzeitsgruppen eines Gefäfses sich gellend machen, welches von Andern auf Tod und Elysium gedeulet wird ' '').

Der immer noch nicht versiegenden Fülle die- ser kunst- und inhaltreichen Thongefäfse reiht in ansehnlichem Umfang und aciitbarem Kunstwerth die neuenldeckte und hoffentlich noch unerloschene Wandmalerei eines clusinischen Grabs mit ath- letischen Darstellungen sicli an '•). An Wandge- mälden kunslfcrtigstcr Zeit war bis neuerdings auch Pompeji nicht karg; Darstellungen auf Pasiphae, auf Theseus und Ariadne, auf die Verklärung Ho- mers bezüglich "), ferner in drei auf einander fol- genden Sccnen mythologisciie Bilder von Thetis und Achill ' "), werden von dorther erwähnt. Als römisches Kunstwerk der besten Art, zugleich auch als Abbild eines vortrefflichen griechischen Werks, schhcfst jenen Gemälden das Mosaikbild der Ken-

laurcnjagd sich an, welches aus früherer Vergessen- heit und Entstellung ganz neuerdings den Weg ins Berliner Museum gefunden hat ' *).

Als singuläres Monument aus dem Gemmen fach ist der Grilf eines Plektron mit eingegrabener Strafe des Marsyas^") zu erwähnen, ferner ein in Smyrna zu Tag gekommener schöner Intaglio, der auf Phi- loktet und Odysseus bezüglich zu sein scheint*'). Unter zahlreichen Inedilis des Münz fachs, deren Ver- öffenllichung wir vermittelten, war durch geschicht- liche Bedeutung die Silbermünze des galatischen Königs Amyntas **) besonders beachtenswerth; son- stige Bereicherungen sind hauptsächlich der Münz- kunde Unteritaliens zu Theil geworden **). Der neue Zuwachs griechischer Inschriftkunde kommt zwar den Entdeckungen früherer Jahre nicht gleich, wird aber fortwährend theils durch gelehrte Reisende, theils durch zufällige Funde gesteigert, unter denen zwei corcyräische Inschriften (Arch. Zeit. no. 18) obenan stehn. Beispielsweise sind aulserdem als wichtige dahin einschlagende IMonumente auch ein von Rangabe und Letronne erläuterter Abacus * *) ferner ein reicher Vorrath griechischer Amj)horen- stempel zu erwähnen, der neulich aus Alexandria nach England kam **).

Im emsig erforschten Gebiet alt-itahscher und römischer Epigraphik darf die von der Berhner Aka- demie veranlafste Sammlung samnilischer Inschrif- ten * *) als wesentlicher Fortschritt des epigraphi- schen Materials wie des darauf bezüglichen Studiums betrachtet werden; woneben manche einzelne schöne Entdeckungen, die wiedergefundene griechisch-oski- sche Inschrift der Mamertiner * '), das römische Dekret aus Venafro (A. Z. no. 47), das antiatische Frag- ment konsularischer Fasten (A. Z. no. 42. 48) und die Patronatslafel aus Fondi (no. 4.">) zugleich mit den Nachweisungen marsischer und messapischer Schrift*') und mancher Ausbeute der Mauern Pom- peji's*'), gröfslentlieils als Frucht von Th. Momm- sen's gelehrten Reisen, zu nennen sind.

III. Die Fortschritte der archäologischen Lit- TERATUR nach Würden zu schätzen, ist einerseits die Regsamkeit anzuschlagen, mit welcher fünf ar- chäologische *") und mehrere philologische Zeit- schriften ") dahin arbeiten, andrerseits aber die Für-

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derung, die vom allgemeinen Slandjninkt der AI- lerthuinsforschung der Denkmälerkunde zu Theil wird. Werke wie K. F. Ilennann's „Lehrbuch der gottesdienstlichen Allerlhümer der Griechen" und mythologische Monographieen wie RiickcrVs Troja, verdienen zugleich mit kunstmythologischen, wie Panoflias Arbeit über Asklepios, die dankbarste Er- wähnung. Für Kunstgeschichte und Denkmälerfor- schung ist gleiche Regsamkeit vorhanden, bei wel- cher der Orient fast noch reicher belheiligt wird als die klassische Welt; namentlich für die assyri- sche Kunst sind wesentliche Streitfragen erledigt**) und werden durchgreifende Werke vorbereitet"), den allzulange versagten Platz ihr zu sichern, der in der Kunstgeschichte der alten Welt ihr gebührt. Unterdefs gehn griechische und römischeO rls künde nicht durchaus leer aus; eben hat jene durch LcaJcc's Peloponnesiaca und durch neue Reisen in Lycien, diese durch Beginn eines französischen Prachtwerks über Algeriens Monumente, durch Can'mcCs neuestes Werk über Roms Forum und P/-cWc>-'s Arbeit über die Regionarien neue Bereicherungen erhalten. Vielseitige Förderung erwächst der Topographie wie der Denk- mälerkunde zumeist im Zusammenhang geschichtli- cher Forschungen, wie durch die zahlreichen Schrif- ten deutscher Geschiclitsvereine fortwährend ge- schieht. So ist von Mncliafs Geschichte Steyer- marks eine dem Allerlhumsforscher sehr dankens- werthe Erscheinung; Inschriften und sonstige Aller- lhümer einer ganzen Provinz sind planmäfsig darin zusammengestellt, wie in loserer Form durch die antiquarischen Vereine Frankreichs, in Deutschland besonders durch die periodische Thätigkeit des rhei- nischen Vereins geschieht.

Für die Geschichte der Baukunst sind die neuesten Verhandlungen von Rofs und liöttic/ter über den llypäthraltempel besonders hervorzuheben, hn Ge- biete der bildlichen Alterthuinskunde begriifst das deutsche Publikum als erwünschtes gemeinnütziges Unternciimen die Fortsetzung von 0. Miillcr's Denk- mälerheften durch F. Wicscler ^*), aufserdem aber auch manches gröfsere Werk durch welches unsre Denkniälerkcnntnifs bereichert wird. Obenan stehn in dieser Beziehung die unter Auspicien des archäo- logischen Instituts neuerdings erschienenen zwölf

mythologischen Reliefs'*): ein durch Inhalt, Text und artistische Ausstattung gleich empfohlenes Werk, welches der Freigebigkeit des Baron von Loizbech undjdem erfolgreichen Ei(ev E.Bruiin's verdankt wird. Wichtig als zusammenfassende, durch ergänzende Künstlerhand unterstützte, Darstellung der Xantlii- schen Bildnereien, die als vermuthliches Monument des Harpagos in diesen Blättern (no. 22) schon früher beschrieben wurden, ist eine Schrift von Waihiss Lloyd, deren Titel jenes in Friesen, Gie- belrehef und Statuenreihe erhaltene Denkmal vor- sichtig als „Nereiden -Monument", den Statuen der Intercolumnien entsprechend, bezeichnet. In Bezug auf die Würdigung alterSkulptur sind die in Deutsch- land **), zuletzt von Bcrgli, mit Erfolg geführten Verhandlungen über das Zeitalter desLaokoon beach- tenswerth; aufserdem ist für ])lastische Kunstwerke des Allerthums die Fortsetzung von Cain/)ands Bekanntmachung alter Tlionreliefs seiner Samm- lung (A. Z. Beil. 9) ein vorzüglich willkommener Zuwachs. Die Litteratur der Gefufsmalereien ist Iheils durch Fortsetzung bekannter in Berlin und Paris er- scheinender Werke "), theils durch Monographieen von Grifi, Minervini und Andern erweitert worden, welcher letztere Gelehrte sich überdies vermittelst des Bullettino naj)olelano wesentliche Verdienste um die- sen Zweig der Allcrthumskunde fortwährend erwirbt. Unsere sonstige Kenntnifs antiker Malerei zu för- dern hat nächst den Werken von Zahn und Ternite R(iO}il-Ruclieite'& glänzende Auswahl pompejanischer Gemälde ihren Fortgang. Im Fach alter Münzkunde sind die verscliiedenen , jetzt erst verbreiteten Ab- handlungen des Prinzen S. Giorgio Spinelli und Riccio's zweite Ausgabe seines Werks über die Familienmünzen besonders anzuerkennen; nebenher haben in London, Paris und Neapel '*) Zeitschriften ihren Forlgang, welche allein oder vorzugsweise der Münzkunde gelten. Gründliche Prüfung ward haupt- sächlich von Avclliiio einer Reihe campanischer Münzen zu Theil; aufserdem nahm das Piüthscl der Münzen von Kaulonia neue und immer noch nicht abgeschlossene**) Verhandlungen in Anspruch. Es bleibt übrig mit wenie; Worten der Recsam- keil zu gedenken, welche im Fache der Inschrift- kunde slalUindet: der griechischen welche durch

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Lebas, Raiigahc, Rofs u. A. ■»"), wie auch diiichs ly- kische Reiseweik der HH. Danlcll, Spruit und Forbes bereichert ward und durch Fortsetzung des ßöckh'- schen Corpus hiscriplionum in J. Franz ihren erfolg- reichsten Gewährsmann findet; der altitalischen, deren neueste Bearbeitung ein Verdienst T/i. Mommscn's ist, endlich der römischen, welche von Rom, Paris und Berlin aus in neuester Zeit gleich eifrig geför- dert wurde. Monographieen, wie deren neuerdings auch in Deutschland, namentlich von A. W. Ziimpi, erschienen sind, hekimdcn in erfreulicher Weise diesen neuen Aufschwung lateinischer Epigraphik, und lassen den Mangel einer umfassenden Samm- lung des dahin einschlagenden Denkmälervorraths fühlbarer empfinden. Indefs läfsl einerseits die Frei- gebigkeit der französischen Regierung einen syste- matisch ireordneten Abdruck aller bekannten lalei- nischen Inschriften noch immer verhoffen, welchem der anerkannteste Forscher dieses Fachs, Bartolomeo Borghesi, seine Mitwirkung nicht versagt hat; an- dererseits hat der lebendige wissenschaftliche Ver- kehr, in welchem dieser grofse Forscher seit Grün- dung des archäologischen histituts zu den in Rom beschäftigten deutschen Gelehrten steht, eine Reihe befähigter Inschriflkcnner herangebildet, durch de- ren vereinte Thätigkeit die Berhner Akademie neuer- dings veranlafst worden ist, den seit KcUermann's Zeit mehrfach von ihr unterslülzlcn Plan eines wis- senschaftlich begründeten Corpus Inscripiioniim la- iinnrum wiederum aufzunehmen ' ' ).

Zum Schlufs dieser gedrängten Hinweisung auf die neuesten Thalsachen des archäologischen Stu- diums dürfen wir den Verlust nicht unbemerkt las- sen, welchen dasselbe in zwei Koryphäen ctruski- scher Alterthumsforschung, edlen Männern, Inglilrumi nnd Vermiglioli, und in W. A. Becker erlitten hat, dessen gründlicherBehandlung römischer Altertliümer ein gleich befähigter Nachfolger zu wünschen ist.

E. (i.

') Assyrisches Relief: Kofs Ilellenika S. 69 f. Taf. F.

') Belege liiezu gibt <ler Artikel ,, Aiisgralningen" in den bibliographischen Beilagen iliescr Zeitung zugleich mit Register und Denkruälervcrzeiclinirs unsrer ersten vier Jahr- gänge.

'J Gefunden ohnweit Matrai auf der deutschen .Seile

des Brenners, besclirieben durch Giovannelli mit sanguinischen Vorstellungen von einer nralten rhätisch-etruskischen Kunst. Styl und Gegenstand jener Krz|)lüttclien erinnern lebhaft an die rohen atlilclischen Vasenbilder tyrhenischer Amphoren. Vgl. Cavedoni im Dnll. d. Inst. 1^40 p. 17 ss.

') Olympia. Deber die unter Leitung des Kgl. grie- chischen Arcliitekten Hrn. Scliaubcrt im Deceniber 1945 dort angestellten Ausgrabung des K o r o b o s h ii g e I s (Paus. VIII, 2G, 3) liegen bereits seit dem Januar v. J. die nachstehenden Mitlhei- lungen eines hochachtbaren Augenzeugen uns vor, deren Ab- druck in diesen Blättern nur durch die nahe Aussicht tieferer Nacligrabiing bisher znrückblieb: „Der Tumulus, auf der Ufer- hölie, wo der Erymanthos in den Alpheios mündet, am rechten Ufer beiller, also auf eleischem Grund, ist gerade auf dem nördlichen Rande dieser kleinen oben ilachen Uferhiihe aufge- thiirmt worden, so dafs die nördliche Böschung des Tumidihs 34 Meter beträgt, die südliche aber nur neun. Die Böschung nach Ost ist lö, die nach West 40 Meter. Der Absland vom Alpheios ist 1108 Meter. Der Tumulus, weithin ins Feld von Olympia und ösilich im Gebiet von Heräa sichtbar, halle reine Form eines abgeplatteten Kegels, unteren Durchmesser (anf dem Niveau der südlichen Böschung) zu etwa 54 Meter, oberen von Nord nach Süd 38 Meter, von Ost nach West 36. Architekt Schaubert, mit etwa 30 Mann arbeitend, ging von oben in die Tiefe; er deckte bald mehrere Ilaltmauern Iheils aus rohen, tlieils aus behauenen Steinen auf mit ausspringenden Sporen und um die Mitte, etwas ans ilem Centrum gerückt nacli Südwest, einen Viertelkreis ans starken behauenen Blöcken. In dessen Mitte, aber in der Tiefe des Niveau's der Ul'erhöhe, fand er Kohlen, Knochen von Thieren, Eberzähne und Stücke von Hirschgeweihen, viele Vasenscherben schlechter Art, die mei- sten ohne Firnifs und keine mit irgend einer Zeichnung, fer- ner ein- paar ßronzestücke, die einem Schwertgrille angehört haben können, und einen halben Helm derjenigen ältesten Form, die wir hier als trojanisclie Helme bezeichnen, gleichfalls aus Bronze. Kr ist von der schönsten Art, mit weitgeschlilzteni Auge, aber sehr zerfressen. Das Nasenstück und die eine Hälfte fehlen. Unter den vorgefundenen Thierknochen befinden sich Kberzäline von der schönsten und stärksten Art; aucii die Stücke von den Hirschgeweihen sind treiriich erhalten. Men- schenknochen fanden sich nicht vor; sie mülslen, wenn sie sich erhallen, tiefer gesucht werden als man, wegen Eile und Re- gen, gegangen ist. Ich glaube, man begrub erst den Todten, schüttete Erde darüber, hielt auf dem Grabe das Leiclienmahl, zerschlug dann alle dabei gebraucl'ten Gefäfse, warf sie ins Feuer sammt den Resten der 0|)ferlliiere und führte nun darüber den Tnmulus auf („und schüllete Erd' in die Run- dung"). .Sonderbar, dafs oben, nur ein paar Fufs unter der Oberiläche, da wo die Sjioren zu Tage kommen, auf den vier Enden im Kreuz, wieder Kohlen, Knochen nnd Scherben (diese mit schwarzem Firnifs, währeml die unten tiefer gefundenen ohne Firnifs) und auch ein paar geringe Reste von Erzgerä- then gefunilcn wurden , Reste der nach Beendigung des Tumulus gehallnen Feier. Hr. Schniiheri meint, der Tumulus

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sei schon einmal geöfTnet worden. Itli glaube es nicht, denn die Form zeigte davon keine Spur, und wenn einmal ein Rifs in einen Tuinulus geschelien ist, reifst der Regen im Lauf der Jalirliunderte weiter (wovon wir ja so viele Beispiele lia- lien), stellt alier die Kegelform sicherlich nicht wieder her. Uafs die Reste des Leichenmahles nicht ganz in der j'Mitte la- gen, sondern mehr nach SW, erklärt sich leicht aus ungleicher Aufschüttung und ehen so ungleicher Abwaschung und Ahfüh- rung der Erde im Laufe von dritthalh tausend Jahren. Im Innern erwartete ich gar nichts anderes, als was man ehen gefunden hat."

^) Nach brielliclien Nachrichten aus Athen (Dechr. v.J.) „ist in Griechenland neuerdings kein archäologischer Fund von Bedeutung vorgekommen. Kinige Schatzgräber denn die Holfniing in di-n Ruinen des Alterthums Schätze zu linden ist im Morgenlande weit verbreitet hatten mit Erlaubnifs der Regierung in der süllwestlichen Kcke des Ode ums des He- lodes, zwischen dem .Scenengebäude und dem Halbrund der Zuschauersitze, eine ziemlicli bedeutende Ausgrabung gemacht, aber weder die gesuchten Schätze noch sonst etwas Krheblichos gefunden. Es zeigte sich , dafs die vordere Unterwand der wenig tiefen Bühne, gegen das Orchester hin, mit dünnen Mar- morplatten bekleidet gewesen war. Auf der Akropolis richtete man an der Mädchenhalle des Erechtheums, statt der durch Lord Elgin entführten Karyatide, einen aus London gesandten braunen Abguls wieder auf, der sehr fremdartig gegen die marmornen Schwestern abstacli. Die übrigen von der Engli- schen Regierung gesandten Abgüsse der Elginschen Sculpturen waren vorläufig in einem a'ten Türkischen Bade unweit des Thurms der Winde zur Beschauung aufgestellt worden. Auch aus den Provinzen gab es nichts Neues; die Korinthischen Bauern fuhren fort auf dem Isthmos Vasen in grofser Zahl auszugraben, die aber wie die früher gefundenen der ältesten Gattung angehörten und sich weder durch Grolse noch durch den Inlialt der Bilder auszeichneten. Die Begräbnifsplätze oder die Gräberschichten aus der Zeit der entwickelten Kera- mographie bleiben liier also noch zu linden." (Mittheilungen von Prof. Jiofs.)

'j Rom. Vescovali'sche Ausgrabung, dem Circus maximus gegenüber, in Canina's neuestem Plane bereits benutzt. Ein schöner Marsjas-Torso, jetzt im Berliner Museum, rührt dort- her. ZuAricia ist ein mächtiger Bogen, vielleicht des Stadt- thores, aufgedeckt: Kimstbl. 1846 no. 64.

") Nur leise Zweifel haben bis jetzt sich dagegen erhoben. Der Reliefplatten aus Budriin sind elf; bei 2' H" Breite und 1 Fufs Dicke bilden sie, ohne vollständig zu sein, die beträcht- liche Länge von (j3 Fufs, und lassen daher ihre ursprüngliche Bestimmung als oberer oder (bei so wenig Breite) unterer Fries eines mächtigen Gebäudes jener Gegend mit Sicherlieit vorauszusetzen. In Dalton's Views in Greece [einem zu Berlin nicht bekannten Werk] sollen Abbildungen dieser Reliefs be- reits vorhanden sein. (Nach brieliichen Mittheilungen des Hrn. Sam. Ilinh),

') Nach des Herrn Besitzers Vermulhung ein Denkmal des

Apollokults zu Tenea (Paus. 11, 5, 3). Eine wohl ausge- führte Zeichnung dieses wichtigen Kunstwerks wiril im Jahr- gang 1847 der Denkmälerhilte des archäologischen Instituts erscheinen.

') Aufser dem Weber'schen von (irafLaborde nach Paris entführten Kopf(Müllerl>erikni. 1,27, 11^2) auch ein aus Nointel's Nachlafä von Lenormant in den Magazinen der Bibliotheiiue royale nachgewiesener (Revue archeol. III p. 330. 460ss.), beide vermntlilich vom westlichen Giebel. Aber auch von Statuen- resten des ostlichen glaubt man mit Wahrscheinlichkeit die Fi- guren der Pallas und des llephästos in einem weiblichen Brust- stück und einem männlichen Torso zu besitzen, welche unter- lialb jenes Giebels neuerdings gefunden und von Prof. Rols zu unsrer Kenntnifs gebracht sind.

'") Beides (Piedestal und Ariadnerelief) in Schriften von De Fabris behandelt.

") Bullettino Napoletano no. 54.

'") Monatsbericht d. Berl. Akad. 1S46 S. 271. Das Museum verdankt diese kypri sehen Idole mürben Kalksteins Mrn. Prof. Rofs, auf dessen Veranlassung später auch Ilr. Jlas Latrie mehrere ähnliche Figuren gleichen Fi.ndorts (Idalion) nach Pa- ris gebracht hat (Revue archeolog. IM p. 190).

") Gohlschmuck aus Gnatliia: Bull. Napol. III. 12yss.

'♦) Braun Bull. d. Inst. 184t) p. 146 ss.

■') Minervini's IIa).vf{ri]\: Vgl. Arch. Z. 43 S. 310.

") Arch. Zeitung 1816 S. 257. Leider hat wegen Mangel genügender Zeichner und wegen Feuchtigkeit des Orts eine befriedigende Abbildung dieses schonen Kunstwerks sich noch nicht erlangen lassen, welclies indels seiner Zerstörung entge- gengehl.

") Bullettino Napoletano no. 64.

'") Bull. Napol. no.'71.

''') Mosaik Marefoschi: Braun Bull. d. Inst. 1845 p. 225 ss. Vgl. Müller Handb. 322, 4.

'") Arch. Zeit. 1846 S. 211.

") Bull. d. Inst. 1846 p. 57. Vgl. Arch. Z. lS4ß S. 245-

■') Amyntas: oben no. 41 S. 266. Vgl. Luynes Revue nuniisin. 1>345 p.2}2fr. Burgon Numism. cliron. 1845 p. 69ss.

-^) Unteritalische Münzen: Bull. Napol. no. 44. 49. 56 (Cumae, Luceria, Phrelernum, Hyria, Teate u.a.m.). Schätzbare Beiträge geben auch G. Fiorelli's Monete inedite (Nap. 1845. 4.) uml die 25 Inedita des Hrn. vo7t Riiuch.

"") Abacus: Revue archeologique 111 p. 305 ss.

'•■) Etwa ein halbes Tausend A m phorenhcnkel, aus dem Bauschutt Alexandriens herrührend, soll Hr. Slolhnril, eng- lischer Konsul in Aegypten, neulich gesammelt haben. Nach der von Hrn. Birih darüber uns zugegangenen Notiz enthalten sie meistens rhodische Magistrats- und Monatsnamen; jene sind nicht PrUanen, sondern Priester und führen den Kopf des Sonnengottes zugleich mit der Rose als städtischem Typus zur Seite. Die übrigen Fabrikstempel sind knidische und ge- ben neue Belege für die betiächtliche Einfuhr kleinasiatischen Weins nach Aegypten. Hr. Birch erwähnt zugleich einen si- cilischen Gefälshenkel, den Sir John Borleaw (?) aus Sir Ruiin

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Dunkin's Nachlafs besitze: r.ni AivrjUiSituov Ycc/.ivriov. Die griindlichen Untersucliungen, welche in Deutschland von Thierscli, C. F. Hennann und Bergk über ähnliclie Fabrik- stempel zusammengestellt und hauptsächlich zur genaueren Kenntnifs der griechischen Monatsnamen benutzt worden sind, scheinen dem gelehrten Berichterstatter nicht gegenwärtig ge- wesen zu sein.

-') Der Kgl. Akademie im Herbst vorigen Jahrs aus Neapel eingesnndt von Dr. Th. Mummsen, Im Ganzen enthält diese Sammlung ungefähr 500 Inscliriften: nur etwa 100 derselben sind in den gangbaren Inschriftsammlungen enthalten, etwa 200 aus Monographieen, zum Tlieil sehr seltenen, der provinzialen Litteratur entnommen, etwa 50 bisher edirte als unecht erwie- sen; völlig unedirt sind alle übrigen, etwa 150, denen es an werthvollem Inhalt nicht fehlt.

••) Bull. d. Inst. 1916 p. 149 ss.

-■") Krztafel von Rapino, jetzt im Berliner Museum: Ann. d. Inst. XVIII p. S2 SS. tav. B.

") Pompejanische Mauerinschriften: Bull. Napol. no. 67. N. Rhein. Mus. V. 4.07 ss.

■^") Aufser dieser Zeitung, die zu Rom und Neapel erschei- nenden Bullettini und die Pariser Revue archeologirjue, dazu die Hellenika von Rofs und mehrere numismatisclie Zeit- schriften.

") Bergk und Cäsar's Zeitschrift für Alterthumswissenscliaft, Uitschrs Neues Rheinisches Museum, Schneidewin's Pliilologus, die Pariser Revue de philologie u. a. m.

^') So wird Herodols angebliches Sesostrisdenkmal in der Umgegend von Smyrna nun allgemein für assyrisch erkannt (Arch. Z. no. 41), Asiens Antheil an der Symbolik Aegyptens durch Nachweisung frühen Gebrauchs der Croix ansee bekun- det (Arch. Z. 1846 S. 309. Ann. XVII p. 13 ss.).

'') Üeber assyrische Kulte von Raoul-Rocliette und seit längerer Zeit von Lajard , über die Satrapieen vom Duc de Luynes, über die Handelsstral'sen von Kiepert. Von Hrn. La- jiird erfahren wir insbesondre, dafs sein grofses, auch die ba- liylonisrhen Cylinder umfassendes, Werk über Denkmäler des Millirasdienstes, aus MO Denkmälertafeln in Folio und zwei Bänden Text bestehend, allernächst erscheinen soll.

'*) O. MüUer's Denkmäler alter Kunst, fortgesetzt von F. Wieseler. Das davon erschienene achte Heft, Bacchisches enthal- tend, leidet eher an üeberfüllung als an Armuth, und ist ihm, statt der Originalwerke die man in Deutsclilnnd nun doch ein- mal nicht leicht kauft, zugleich mit möglichster artistischer Sorgfalt ein baldiger Abschlufs zu wünschen.

''■) Zwölf Basreliefs griechischer Kründimg aus Palazzo .Spada, dem capitolinischen Museum und Villa Albani. Rom I&45. fol. (Wird für Deutschland von Schenk und Gerstäcker in Berlin geliefert).

"■) Ausführlich in den Verliandlungen der Pliilologenver- «ammlung zu Darmstadt (1845). Vgl. Arcii. Z. v. J. S. 309.

") Meine Auserlesenen griechischen Vasenbil- rt e r sind bis Taf. 234 erschienen und mit Taf. 240, der letzten des dritten Bands, nächstens abzuschliefsen ; von der lililc ci'-

Tnmogra]iJii<iHc liegen bereits zahlreiche Blätter des dritten Bandes uns vor.

^'J Aufser dem Bulletti:io Napoletano aucli eine eben an- gekündigte von G. Fiorelli.

''^) Neu angeregt durch die Mittlieilungen unsres thätigen Mitarbeiters Hrn. Sam. Birch (Arch. Z. 1846 S. 312).

■'") So verdient auch aus Italien Minervini's für die In- schrift der Tettia Casla (wie im Cilat seiner Sclirift Arch. Z. IV. Beil. 7. S. L, Z. 38 zu lesen ist) betliätigter Kifer eine ehrende Erwähnung.

"') Bereits im Jahr 1838 fafste Kellermann in Verbindung mit Borghesi und Emiliano Sarti den Plan eines Corpus In- scriptionum latinarum und ward zu solcliem Behuf sowohl von der Berliner Akademie als auch nächstdem von der Kgl. Dänischen Regierung tliätig unterstützt ; sein von Otto Jahn er- worbener und selbständig benutzter Nachlafs gereicht zum Zeugnifs, wie weit er in diesem Sinne bereits fortgescliritten war. Indels nnterlirach sein schon im Jahr 1837 erfolgter Tod die Ausführung des von ihm vielleicht allzu weitschichlig ange- legten Plans; dem römischen archäologischen Institut blieb der- selbe jedoch ein werthes Veruiächtnifs, in dessen Bewufstsein all- mählich sich neue Kräfte gebildet haben. Henzen's Tabula Bae- biana und Th. Mommsen's oben gedachte Sammlung samnitischer Inscliriftsteine legen die gültigsten Zeugnisse dafür ab, und glücklicher Weise darf diese letztere Sammlung als neueste Vorarbeit jenes seit Kellermann's Zeit in Berlin nie ganz auf- gegebenen Unternehmers bezeichnet werden.

II.

Ancliises und Aphrodite.

Hiezu die Abbildung Tafel I.

Neben anderen Tlionbildnereien apulisclier Her- kunft verdient die voi'liegende Reliefscheibe beach- tet zu werden, welche ich im Jahr 1S40 zu Neapel für das Kgl. Museum zu Berlin ankaufte. Am Rand absreschnitten kann es den Deckel einer Feldflasche gebildet haben, wie solche öfters mit ähnhchem er- hobenem, obwohl meistens einfacherem, Bildwerk sich finden •); dafs es aber vielmehr dem Deckel einer Büchse angehörte, wird Iheils durch Fülle und Anordnung des Reliefs, theils auch durch das pal- mettenähnliche Ornament wahrschcitilichcr, welches zur Andeutung eines Scharniers gereichen kann und

') Panofka Rccherclies pl. V, 100 („Lagynos." Vgl. Le- tronne formes des Vases p. 49).

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in Spiegcldeckeln eliiiskisclien Erzgerällis seine Ver- gleicliung findet ').

Von gefälliger Eigenlliiiniiichkcit ist das hierauf dargestellte erhobene Bildwerk. Auf einem Felsen- sitz erscheint linkerseits ein phrygisch bekleideter Jüngling, rechterseits ihm gegenüber eine bekleidete und gegürtete, auch wol durch einen Stirnschmuck ausgezeichnete Frau. Auf dem Schenkel des Jüng- lings stellt unt Icichtfüfsig gekreuzten Beinen ein geflügelter Liebesgott; während er die rechte Hand vertraulich auf des Jünglings Schulter legt, blickt er zugleich nach der Frauengestalt sich uui, welche ausdrucksvoll vorwärts geneigt, die Linke ausstrek- kend, ihren rechten Arm auf seine Schulter gelegt hat: schwerlich nur um ihn zu hallen und mit ihm zu tändeln, sondern wol eher um ihn zurückzuziehen. Es kann nicht fehlen, dafs hier der Liebesgott in Aphroditcns Auftrag gemeint sei; wenigstens wäre nachzuweisen, dafs eine andre Frau, Helena nicht ausgenommen, in gleich vertraulicher und gewalt- samer Weise mit Eros verfahren durfte. Offenbar ist der Göttin Liebesbegegnung mit einem von ihr begünstigten Sterblichen gemeint, und die Gefühl- losigkeit desselben in sichtlichem Gegensatz zum lebendigen Ausdruck der Göttin uns vor Augen ge-

führt. Wer dieser Sterbliche sei bleibt zweifel- haft; man kann an Adonis denken, wird aber schon durch die phrygische Tracht eher auf Paris oder Anchises geführt. Dieses vorausgesetzt bleibt der Einspruch befremdlich, mit welchem Aphrodite ihren Flügelknaben von seiner Liebesentzündung zurück- zuhalten scheint; er erklärt sich jedoch aus der Er- wägung, dafs Aphrodite, nachdem einen Sterblichen zu heben durch Zeus ihr verhängt war '), bald von Liebesverlangen zu Anchises gezogen, bald aber auch ihrer göttlichen Geltung sich bewufst, erst den Liebesgott zu seiner Verführung ermächtigen, dann wiederum ihn gern zurückhalten mochte. Den An- chises also, den schönen idäischen Hirten, den Aphro- dite in ländlicher Einsamkeit durch die blendende Macht ihrer Schönheit überrascht *), in unserm Bild zu erkennen, wird überdies durch die Uebereinslim- mung sehr wahrscheinlich, welche dasselbe in Figur und Gruppirung mit dem berühmten griechischen Erzrelief des Hrn. Hawkins *) zeigt; nicht nur die runde Form und verwandte Darstellung desselben, sondern auch die behaghch sitzende Figur des asia- tisch bekleideten Jünglings, den seine Geliebte zärt- licher zu begehren scheint als er sie, ist beiden Kunstwerken gemeinsam.

') Gerhard Efr. Spiegel I, 20, 1—4. 6. 7. 12. 13.

') Hom. H. Ven. 45: r;) «ff xai ni5r;; Ztü; yJ.vxiv iiiinov tußttXe Ovitiii. Nämlicli was erst in späterer Auffassung Kros tliut, der in gleidieni Sinne aucli liier nur Apliroditens Beglei- ter nnd Bote ist.

") Hom. H. Yen. 76: tüv cT iLqc aiecO/AOiai i.tXnu/jtvov oJov UTi ukXiov liyxiarji' ijoiaa &i<öv uno xükkog l^oriic. Vgl.

Hes. Tlieog. 1009. Tlieocr. I, 106. In reicherer Darstellung hätte Kitharspiel (Hom. H. Ven. 60) oder ein Hund (wie aul dem Hawkins'scLen Relief) sein Hirtenlebeii noch näher be- zeichnen können.

") Nach Millingen (Une<l. Monuments II, 12) ebenfalls ein Spiegeldeckel.

Winckelmannsfeste.

Rom, Bonn, Göttingen. Dein in diesen Blattern (Arcli. Zeit. iio. 48) bereits ertlieilten Bericht über die in Berlin und in (ireifswald erfolgten (iedachtnllsfeste zu Ehren VVinckehnanns lassen wir dis s();iter an inis ge- langte Notiz der zu Rom im archäologischen Institut am 11. December v. ,1. begangenen ähnlichen Keier hier fol- gen. Wegen Abwesenheit des Vicepräsidenten ward die Sitzung von Dr. ISrdiiH mit einem Bericht iil)cr den Stand der Jahresschriften des Instituts erolFnet, demzufolge im Laufe dieses Jahres nicht allein die Monumenti und An- nali für das Jahr 1845, sondern bereits auch die für 1846 vollendet worden sind, überdies auch ein Gesammtregister

der zehn Jahre 1834—1843 ausgearbeitet und im Drucke bereits weit vorgerückt ist. Sodann folgte ein N'ortrag des Pudre Sitcchi, in welchem derselbe eine Berichtitiung seiner Abhandlung über die Münze der pli ta n i sehen In- seln (Ann. d. Inst. 1846 p. 274 ss.) gab. Während er dort die Inschriften FlylHTAN und TIAI iAN beide Male auf diese Inseln bezogen und den Tjpus der Rückseite als Anspielung auf nXr,ixnv für eine mit dem Cestus bewnii- nete Hand erklärt hatte, deutet er jetzt die erste der zwei Inschriften auf die benachbarte Insel Plate und theilt ihr in Gemeinschaft mit dem Plitanischen die Aliinze zu. In dem Typus erkennt er ferner eine Prora, die hier als

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Anspielung auf die Bedeutung von nliUij als ScIiitT ganz an ihrer Stelle sei. Dagegen ward mit Nachdruck die Meinung Hunter's hekiiinplt, fler auf einer ahnlichen .Münze heide Inschriften vereint nAN'ilKAlIAlTAN gelesen liatte. Ehenfalls nuiuismatisch war tier Vortrag des Prhi- iij)C ffi S. Glonj'io iiher die vielhestrittene Aufschrift liy- zanfinisclipr Miinzen COXOB, in welcher das OB von rinder und J. Kriedlander (die .Münzen Justinians S. 9flgd.) als griechisches Zahlzeichen iiir 72 gedeutet war, so dafs das Ganze die .Alünzen , so zu sagen, nach dem 72Gul- denfufs als Wahrung von Conslaiitinopel geprägt hezeiciine. Diese Erklärung sei ans doppeltem Grunde unhalthar, sowohl weil ein Gesetz Valentinian's , worauf sie beruhe, dalür keine Gewähr leiste, als auch weil die Aufschrilt nicht allein für Goldmünzen, au( welclie allein eine solche Werthbezeichnung anwendbar sei, sondern aiicli für Silber und Kupfer häufiger ungewandt sei als diesen beiden Ge- lehrten bekannt war. [Iiidefs behält Dr. Ftii!iUünder seine iMitgegnung sich vor.] Dr. ISruun sprach sodann über eine zur Stelle befindliche [in der Archäologischen Zeitung IV. S. 353 ff. bereits nälier en'uterte] Amphora, welche im Provinzialstyl etruskisclier Kabrikarbeit Admets .ab- schied von AIcestis mit etruskischen Namensinschriften beider Figuren und in I3egleilung von Todesdämonen dar- stellt, an denen m,in weil'se i'lügelschulie bemerkt. Hiebe! ward besonderer Werth auf die [Iriiher unlierührt gelas- sene] etruskische Inschrift gelegt, welche zwisclien .^dmet lind AIcestis sich befindet; sie hat dadurcli besonders ili- len eigenthümliclien Werth, weil sie den bereits gedach- ten Eigennamen einen zusammenhängenden Satz liinzu- iÜ!;t, der auch Verbalforjnen zn enthalten scheint. Man liest; Ecu. Erscc. Xiic. Achncm. Pltlcrlhrcc. beschlossen ward diese Sitzunj: durch Dr. Uenzcn mit der Erklärung eines INI i 1 itärd i ploms aus der Zeit Domitians, das be- reits zu Ende des vorigen Jahrhunderts in Siebenbürgen entdeckt, aber jetzt erst durch Hrn. Nchjehuur's Eiler der wissenschaftlichen iSenntzung übergeben worden ist. Ob- wohl es nur zur Hallte erhalten ist und ähidiche Monu-

mente jetzt nicht mehr sehr selten sind, so wird es doch erheblich durch Nennung der Consuln (S. Octavius Fronto und Ti. .lulius Candidns Marius Celsus) und des Geburts- ortes des Soldaten, auf dein es sich bezieht. V.i ergiebt sich daraus, dai's diese ursprünglicii griechische Stadt, Av^.nlov Tf/'/o? am schwarzen .Meere, später, etwa zur Zeit Vespasian's, römische Colonie geworden war. Zur Feier desselben Festes wurden zu ordentlichen Mitglie- dern des Instituts erwählt die Herren De la Suussuye, De SuuJcij und A. de Longperier zu Paris; zu Korre- spondenten iin Kirchenstaat Dr. L»if)i Fnid zu Bologna und D. Ltiigi VMori zu Boinarzo; im Königreich beider Siciiien die Herren Luigi Mucci, Rektor zu Sepino (Pro- vinz .Melise), lionifiizlo ChinvHU zu Bojano, Fr. Suv. Cremoiiese zu .\gnone, G(d>r. Chendjini zu Atri, Canonicus Lomhurdi zuLucera, Giou. Jannicolu zu Venafro, D. Giuseppe fit üVrJco zu Potenza; ferner anl'serhalb Ita- liens Dr. Mercldin zu Dorpat und der französische Kon- sul zu AIossul Hr. lioltu.

Aufserdem sind als sprecheiule Belege sinnig began- gener Winckelmannsleste mehrere (ielegeiiheitsschriften uns zugegangen, wie wir in früheren Jahren den Herren Forcliliammer zu Kiel, Jahn und Scliömann zu Greifswald, Herinaiin und Wieseler zu Göttingen, Lersch und Urliclis zu Bonn sie verdankten Den bereits gemeldeten (Arch. Z. 1846 S. 390 f.) Schriften der HH. Gerlwnl und Jahn über Tliemis und Peitlio folgte von Bonn aus ein ar- chäologisches Programm des rheinischen Vereins und aus Güttingen eine Einladungsschrilt Prof. Wieseler's. Der letzteren, welche „über dieTliyinele des griechisciieu Theaters" handelt, gin^ eine Rede des Prof. C. F. Her- mann „über die Studien griechischer Künstler" voran, welche auszugsweise in den Göttinger .anzeigen ersciiei- nen soll; das Bonnische Programm liat Hrn. Prof. Urlichs zum Verfasser und erläutert mit J)eigeliigter Abbildung ,, Dreizehn Gemmen aus der Sammlung der Frau Sibylla Mertens- Scliaaf hausen."

Archäologische GevS ellschaften.

Berlin. In der Sitzung der arcliäoloyischen Ge- sellschalt vom 7. Januar beschlofs Hr. Lepsiiis seine neu- liche Vorlesung über die Proportionen statuarischer W erke in der ägyptischen Kunst. Nach mehrfacher Besprechung iilier deren Inhalt gab Hr. Punofka verschiedene jMitlhei- lunaeii. Es ward zuvörderst eine zu Neapel erst ganz neuerdings (I5iill. Napol. iio. 70. W. tav.6)erschienene Ver- vollständigung der 'l'alos-N ase durch vier l'iguren vorge- legt und besprochen. Sehr unerwartet giebt diese in- schrdtlicli die Namen der Dioskuren für zwei den Dios- kuren der Hauptseite unähnliche Figuren, in denen Herr Panolka auch jetzt noch wie früher eher Thesens und I'eirilhoos zu erkennen geneigt war, indem er zugleich Avelliiio's Deutung des jüngsten der Argonauten auf Jason und der fiir Pallas von ihm erklärten l'igur anl .Medea mils- billigte. .Sodann richtete Herr P«)io/7.« die Aufmerksamkeit der (iesellschalt auf zwei Trinkspriiche, deren einer M.\MO lautet, eingekratzt auf einem kleinen, schwarzen, scIiifT- ähnlichen, in Noia aus!;e"rabenen Gefäfs der Blacassclien

Sammlung, während der andere BlAJMEKAlTIOrEO auf einer liemalten voicenter .\mphora ( Dubois Coli, du Prince de ("anino no. 3ß: gelagerter Ephebe mit Kylix) aus dem Munde einer Bari>itonspielerin hervorgeht: mit .\iisgleichung einiger sprachlichen Schwierigkeiten glaubte Herr P. dieselben den bekannteren Gefäfsinschriften ;^«r(Jf xni nlit , amu me et bibe , anreihen zu dürfen. Hr. livlticher setzte seine Erörterungen über die dresdener Kandelaber-Basis fort. Statt auf der zweiten Seite <les- selhen die Wiedereinsetzung des Dreifulses anerkennen zu ilürlVn , glaubte er von seiner neulich am Winckel- inanns- Feste vorgetragenen Deutung des Dreifulses als Dionysosfirab nicht abgehen zu dtirlen, stimmte jedoch dt-r gangbaren Deutung der dritten Seite als Fackelweihe durchaus bei, sofern in den Fackeln sich bacchische Reb- zweige erkennen liefseii. Vorgelegt wurden hauptsäch- lich die neuangelangleii -\nnaleii und Denkmälerhefte des archäologischen Instituts Iiir 1846, welche Herr Gerhard mit Erläuterunüeu liegleitete.

Ifiezu Tafel I der \euen Folge: Anclmes u. Aphrodite, Thonrelief im Kgl. Museum zu Berlin.

Druck und Verlag von G. lieimer.

Herausgegeben von E. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

JVf 2.

Neue Folge.

Februar 1847.

Fiermes der Argostödter. Ueber stiidtisclie Wasserbauten der Hellenen.

I.

Hermes der Argostödter.

Hiezn die Abbildung Tafel II.

iEluui steigeiulen Reichlhum der Ausgvabuiigcn von Clusium geliört unter andern eine niclit mehr ganz kleine Anzahl von Gefäfsbildern, welche auf flachen Tellern (nivaxeg) gulen Firnisses angebracht sind. Sic zeichnen sich, soviel wir deren sahen, sämmtlich durch Eleganz der Zeichnung, seltner durch Fülle oder Eigenthiimlichkeit der Darstellung aus'). Zwei vorzügliche Stücke dieser Art befinden sich in der, neuerdings an den Engländer Blayds übergegange- nen, ausgewählten Sammlung des verstorbenen Dr. Pizzali zu Florenz. Wir behalten uns für einen andern Anlafs die Bekanntmachung eines solchen mit breiter Verzierung eingefafsten Tellers vor, in dessen Mitte ein Jäger, vielleicht Endymion, von einem Hund begleitet, zwei Speere in seiner Hech- ten haltend und mit der Linken den aufwärtsschauen- den Kopf unterstützend, auf einem Sitz rastet, über den sein Gewand gebreitet ist; diese zierliche Figur zeichnet sich überdies durch schattirle Ausführung

') Mehrere dieser zierlich bemalten Platten erwähnt Mi- cali Storia III p. 181 f. bei Gelegenheit des auf Taf. C, 4 von ihm bekannt gemachten mit der Vorstellung eines „Flötenblü- sers" oder vielmehr einer die Tuba b!a.<^enden Amazone (Vgl. Auserl. Vas. II, 103).

') Erst von Panofka (Argos Panoptes. Berl. Akad. 1837), dann von Gargallo, Secclii, Braun in den Annali dell' Instituto X, 263ir. 308(1'. Mon. 11,59; zuletzt von Minervini Bull. Napol. II [>. 42 SS. 73 SS. und von Vinet Revue archeol. 111, 309 ss.

') Als sonstige GefalsdarstelUingen der Argostödtung sind aufser n) einer archaischen Amphora bei Hrn. liasseggio (Ar- gos doppelkopfig. IIiQai, IfiQfifi, lytny]oi, 11. Herakles kämpfend. Bull. 1839 p. 21, 1. Revue arch. III p. 310)

f.us, wie sie den Vasenbildern der altern Zeit ganz fremd, den grofsgriechischen nur sehr ausnahms- weise gegeben ist. Zu gegenwärtiger Betrachtung dagegen haben wir das zweite jener Rundbilder ausersehen, welches im gröfseren Raum eines ähn- lichen, mit concentrischen Streifen einfach einge- fafsten, Tellers sich befindet und der neuerdings viel- besprochenen *) Kunstdarstellung Hermes des Ar- gostödters ein andres und eigenthümliches Gefäfsbild hinzufügt.

Unser Bild stellt den entscheidendsten Aueen- blick im Mythos der lo, die Tüdtung ihres unholden Wächters Argos dar '). Die zur Kuh verwandelte lo ist von ihrer Haft so eben befreit und entflieht raschen Laufes *). Argos ihr Wächter, den Hut und kurze Bekleidung als Hirt bezeichnen, ist ab- gewendeten Hauptes bereits niedergesunken; Hermes, dessen linke Hand ihn bei der Schulter gefafst hält, zieht mit der erhobenen rechten das Schwert, wel- ches den Todesstreich ilm versetzen und den olympi- schen Götterboten mit unvergängUchem Ruhme *) der „Argostödtung' verherrlichen soll. Des Gottes Tracht ist der seines Feindes im Ganzen entspre- chend; Reisehut und kurzer Chiton bezeichnen auch

bis jetzt folgende, sämmtlich mit röthlichcn Figuren, mir be- kannt, b) \'ülcentische Pelike der Ilope'schen Sammlung: //«- io;r(!,-), 7/f(pufi). li. Herakles und Hjllos. Cab. Dur. 316. Panofka Argos III. Gerhard Auserl. Vas. II, 116. c) Grofser apulisclier Krater der Jatta'sclien Sammlung: Mon. d. Inst. II, 59. il) Oxyhaphon des Kunsthändlers Barone; Argos doppelköpfig. Bull. Napol. in, 4 p. 73 fr. 4 p. 73 ss.

"J Am ühnliclisten kommt dieser Gruppe das bei Panofka Taf. III, I. (Mon. d. Inst. II, 59, 9. Vgl. Ann. X, 329 f.) be- handelte Gemmenbild, wo des Argos Haupt eben dnrcli Her- mes und zwar mit einer Ilarpe (Vgl. die ati.syy'is zu Tana- gra: Paus. IX, 22, 2) abgeschnitten ist, die befreite Kuh aber eilig enttlielit.

°) KQttiv; 'AQytiiforTrjs.

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ihn liirtenähnlich; doch trügt er als Güllcrbote auch Fliigelstiefehi , und aufser der Chlamys, die ilin zu bedecken pflegt, ist seinem kaum angedeutetem «) Chiton eine Fellbedeckung hinzugefügt, wie sie auch sonst zu landHcher Schutzwehr bei ihm sich findet') imd hier etwa beitrügt, die Obermacht Hermes' No- niios' des himmlischen Hirten über den geringeren Hirten Argos hervorzuheben.

Die lo in vüHiger Kuhgcstalt, ohne ein mensch- hches Abzeichen, hier vorzufinden, ist dem Buch- staben der Dichtung gemüfscr als der Mehrzahl der Kunstdenkmäler, in welchen es hüufiger ist die Toch- ter des Inachos menschlich mit andeutender Behör- nung zu erblicken; ganz wie hier folgen jedoch nicht blol's Gemmenbilder, sondern auch eine und die andre Gefüfsdarstellung derselben Darstellungs- weise '). Hicbci ist nicht zu übersehen, dals die Kuh unsres Bildes nur mit Einem Hörn verschen zu sein scheint; diese fremdartige Bildung scheint dem Künst- ler genügt zu haben, um seine mythische Kuh vor jeder sonstigen auszuzeichnen, wie auch die mensch- lich gebildete lo bald zwei Hörner, bald nur ein einziges als Abzeichen zu tragen pflegt '). j^^ q

II.

Über städtisclie Wasserbauten der Hellenen *).

M;in ist liingst gewohnt, di-n Hellenfo in jeder Gattung der liöhern Kunst vor allen Völkern des Altertliums den Vorrang einzuräumen; dagegen pflegt man auf dem (ie-

') Nur an beiden Armen deutlich angegebenem.

') Auserl. VasenIdUler I, 10. .S. 61.

') Als Kuh gebildet erscheint lo tlieils im arcliaisclien Va- senbild von lo's Fesselung (Amiiliora zu München: Panofka Argos Taf. V. Mon. d. Inst. II, 59, 8), theils in den Gein- menbildern (Mon. 11, 59, 2. 4, 7) und MandgemäUlen (Kbd. 3), welche die Ueberlistung des Argos darstellen; endlich auch im vorgedachten Gemmenbilil der Argosliidtung (Anm. 4).

'J So bei Millingen Vase« Cogliill pl. 48. (Müller Denkm. il, 37). Nur Kin Hörn scheint auch der Kuh gegeben zu sein, die andeutungsweise im oberen Kaum einer lodarstellung auf einer jetzt im Berliner Museom befindlichen Oenochoe (Mon. d. Inst. II, 09, 1) sich findet.

') Vorgelesen am Winckelmannsfest 9. Dec 1845.

Mete praktisciier Baiianlagen, welche dera bürgerlichen Le- hen die wesentlichsten Annehmlichkeiten und Vortheile zu sichern bestimmt sind, den Hörnern allgemein die Ehre der Erfindung und INIeisterschalt zuzuerkennen. Diese Ansicht scheint sich auf eine ehrwürdige Autoritiit zu gründen. Sirabo ist es, welcher Griechen und Römer so einander gegenüberstellt, dafs jene bei iliren städtischen Anlagen auf Schönheit, Festigkeit, l^'ruchtbarkeit des Landes und gute Häfen ihr Augenmerk gerichtet, die Römer dagegen die in Hellas vernachlässigten Zweige des Strafsen- und Wasserliaus ausgebildet hätten. Strabo ist im Begriffe vou den Monumenten des alten Roms zu sprechen, er denkt also zunächst daran, dafs dem Griechischen Lande ein solcher monumentaler Schmuck abgehe, wie ihn die Römi- schen Heerstrafsen und hochgemauerten Wasserleitungen ihrem Lande gewähren. Keineswegs dürfen wir aber jene Worte so auffassen, als hätten die Griechen im Vergleiche mit den Römern nichts der Rede Würdiges an Wasserbau- ten ausgelührt und in Monumenten uns hinterlassen. Da sich auch in uusrer Zeit, welche den Oauaningeu der Alten erneutes Interesse zuwendet, jene einseitige Ansicht ver- nehmen läfst, scheint es angemessen, über die Art, wie die Hellenen ihre Städte mit Wasser versorgten, einige An- deutungen zusammenzustellen, welche die zerstreuten Nach- richten und Beobachtungen zu klarerer Uebersicht zu ord- nen und so eine gründliche Bearbeitung dieses vernach- lässigten Zweiges hellenischer Alterthumskunde anzuregen versuchen ').

Die Quelle ist im Süden und namentlich in Griechen- land überall ein Gegenstand der lebendigsten Aufmerksam- keit und treusten Fliege; es ist eine Art von persönlichem Verhältnisse zwischen ihr und den anwohnenden Menschen. Man ehrt bei jedem Feste die treu dienende, man sucht die erkrankte zu heilen *), man verwünscht feierlich die treulos ausbleibende. Besondrer Aufmerksamkeit genofs in

') In Kodes Vitruv heilst es noch: ,,die Griechen haben die Wasserleitungen erst durch die Könier kennen gelernt" S. 171. Vorsichtiger urlheilt Hirt (Gesch. der Baukunst III |). 387), welcher dennoch meint, dals bei den Griechen die bedeutendsten Wasserleitungen erst unter Komischer Herrschaft geführt wurden. Auch Baejer (Ueber die Mittel der Alten, Brunnen zu graben etc. Berl. 1844) läumt den Hellenen wenig Hhre auf diesem Gebiete ein. Forchhammer hat in seinen Hellenika (1837) über diesen Gegenstand so wie über das ganze praktische Verliältnils der Griechen zur Natur neues Licht verbreitet.

') Man reinigt und verbessert die Brunnenquellen durch Salz, siebe Fraas Synopsis florae classicae p. 277. Dasselbe Mittel bei Vitruv am Knde des 8ten Buclies. So heilt Klisa das böse Wasser in Jericho. 2. Buch der Könige 2, 19 (f.

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jeder llelleiiisclien Stadt die Quelle, welche der iMillel- piiiikt der ersten Niederlassung gewesen war; auf sie lie- zogen sich die iiltesten Heroensagen, sie war der (legen- stand der ersten Wasserhaiiten. Diese bestanden darin, «lafs man die Qiielliniindnng erweiterte, die iiherliiingenden Felswiiiide glättete, geräumige Behälter zum Zwecke des Wascliens und Badens vor derselben austielte, sie mit Stufen, Sitzplätzen und schattigen Pllanzungen umgali, auch nach Älafsgabe der Bodenverhältnisse die versteckte Quelle zugänglich machte oder sie ül>erbaiite, um ilir Was- ser in kühlen Räumen frisch und rein zu erhalten. Das bekannteste und schönste Beispiel von einer einfachen Ein- richtung und Fassung der Quelle ist die Delphische Ca- stalia *), der \Yeihl>runnen vor dem Eingange des lleilig- (liums, dessen Wasser unter einer lioch hinauf geglätteten und mit (JiJIterbildern geschmückten Felswand in ein 36 Fufs langes Behältnifs gesammelt wird, zu dem man auf Felsstuien hinabsteigt; ein besondrer Caiial führt das vor- iiberfliefsende Wasser als Bach in die Delphische Schlucht hinunter; die Platane, an der er liinllofs, sollte Kimig Agamemnon gepflanzt liaben. Uralten, einfachen Anlagen dieser Art begegnet der Wandrer in Griechenland sehr häu- fig; ein wohl erhaltnes Bassin tüuuut die Quelle des As- klepiostempels bei der Stadt Faros ■') auf und zu dem De- meterbrunnen in Paträ steigt man auf den alten Stufen hinunter *).

Mehr Arbeit erforderte es, wenn die Quelle im Berge versteckt lag«). So ist auf Akrokoriuth zurl'irene'^ ein künstlicher Zugang eröffnet worden ; auf einer Felsentreppe steigt man zwischen polygonen Mauerwänden zwanzig Fufs tief hinunter, wo die Quelle unter einem dreisäuligen Mar- mor])ortale lliel'st. Sie setzt dann ihren unterirdischen Weg fort und dringt in der Unterstadt, wo der Berg mit schar- fem Rande gegen das Meer hin abfällt, mit grofser l'^ülle hervor. In der Felsv«'and, welche nach Art einer grofsen, Üacheo Grotte überhängt, münden verschiedene nusgehauene Gänge, welche dem Wasser des Berges entgegen geführt sind, um es in geregeltem Abflüsse lierauszuleiten. Solche in Grotten ausfliefsende Quellen waren es besonders, die den Alten Veranlassung gaben, anmutliige Plätze für die

Städter einzurichten, wo diese in kühler Luft sich bei (;e- spräch und Würfelspiel ihrer Mufse freuten. Das ist der hellenische Ursprung der Nympliäen, welche als Luxus- bauten in asiatischen Hauptstädten ausgebildet und dann auch in das kaiserliche Rom , namentlich seit den Zeiten des Sept. Severus eingeführt wurden. Wassergänge wie die Corinthischen der Quelle entgegengeführt finden sich auf den meisten hellenischen Stadtgebieten, namentlich in Sikyon, wo jetzt die Canäle verstopft sind und wasserleer münden. Das merkwürdigste Beispiel einer künstlich eröff- neten Quelle ist die von Rol's entdeckte Burinna auf Kos 'J. Hier führt ein mannshoher Gang in einen ansteigenden Hügel hinein und mündet nach fünfzig Schritten in ein kegelförmiges, 19 Fufs hoch aufgemauertes Gemach, in welches aus einer F^elsspalte das Wasser einquillt. Uel)er dem genannten Canale, der in der Tiefe der Quelle liegt, zieht sich ein zweiter kürzerer Stollen von atifsen in die Kammer hinein, welcher keinen andern Zweck zu liaben scheint, als den Luftzug zu befördern und im Falle, dafs der untre sich verstopfte, einen zweiten Ai)flurs zu gewäh- ren. Endlich ist das Quellgemacli noch nach ol)eu durch einen senkrechten Schacht mit Luft und Licht in Verliin- dung gesetzt. Hier tritt also zu den Wasserstollen, wie sie in Ober- und Unterkorinth vorhanden sind, als ein Neues das im Berge liegende, hochgev<ölbte Quellhaus hinzu, in welchem das Wasser sich vor dem Abflüsse sam- melt. Diese Anlage hat mit den sogenannten Thesauren die entschiedenste AiMlogie und seit in dem Römischen Tullianum nüt sprachlichen und sachlichen Beweisen von F'orchhammer ein gleiches Quellbeliältmfs nachgewiesen worden ist '), scheint mir die von diesem Gelehrten ausge- sprochne Ansicht'") üi)er die Bestimmung aller alten The- sauren so weit fest begründet zu sein, dafs diese Bauform von dem Zwecke Quellen zu überHÖll)en herzuleiten ist. Es ist das ursprüngliche, in der Natur des Landes und den ersten Bedürfnissen seiner Einwohner begründete Motiv des Tholusbaues, einer rein praktischen, nur nach innen gerichteten Construklion, welche überall Anwendung fand, wo es galt, über einen kostbaren Gegenstand , sei es eine Quelle, ein Heroengrab, ein Fiirsten- oder 'l'empelschatz.

') Grundrifs und Aufrifs bei Leake North. Gr. 11 557. Ul- richs Keisen und Forsch. S. 60.

♦) Vgl. Rofs Inselr. I, 46.

') Vgl. Leake Morea II, 135.

'') Vitr. VIII, 1: si fontes non profliicnt, (junerenJa sttb terra sunt cnyila et coUigcnda.

') Vgl. Göttling über die Pirene in Gerhards Archäol. Zei- tung 1944 p. 326. Ob der unterirdische Gang auf dem Burg-

hiigel Munychia, den ich de port. Alli. p. 14. beschrieben habe, auch zu einer verborgenen Quelle hinführte, darüber mufs die Kntscheidung einer Ausgrabung vorbehalten bleiben.

"J Rofs Inselr. III, 13L

') Bullet, delf Instit. 1839 |>. 30. Abeken Mittelitalien p. 192.

'") FoTchhammer Ilellenika S. 333.

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oder eio Staatsarchiv, einen mügliciist dauerliaften und ge- räumigea ScIiutzmaDtel zu spannen. Die Bestimmung zu Gefängnissen ist wolil nitlit als eine ursprüngliclie zu be- trachten. Charakteristiscli für diese Gebäude und der ur- sprünglichen Bestirauiung angemessen ist die doppelte Oeff- nung. Bei gewöhnlicher Benutzung liefs man von oben in den sich immer neu anfüllenden See den Schöpfeimer (yavT.og) vrie in einen Ziehbrunnen hinunter; so geschah es beim Tullianum und auch die akrokorinthische Pirene ist auf diese Art, ohne in das untere Gemach einzutreten, zu be- nutzen. Die Zudeckung des Rundloches und die Verschüt- tuDg der wenigen zu Tage liegenden Theile des Gebäudes genügten, um bei feindlichen Invasionen die heimlichen Schätze des Landes sicher zu verstecken ; wie auch gewifs im klassischen Boden viele unentdeckte Gebäude dieser Art verschüttet liegen.

Die Anlagen, von denen bis jetzt Beispiele zusammen- gestellt sind, haben den gemeinsamen Zweck, die Quelle an ihrem Orte zu sichern und zur Benutzung einzurichten. Sie sind der Natur der Sache gemiifs die ältesten und ansehnlichsten Monumente des Landes und bilden die erste Stufe städtischer Wasserbauten.

Wenn um den Kern der ältesten Gründungen sich eine ansehnliche Volksmenge angesammelt hatte, konnte die ur- sprüngliche Stadtquelle, auch wenn sie so wasserreich war wie die Corintliische Pirene, nicht mehr genügen. Man sorgte für den anwachsenden Bedarf durch Graben von ('isternen, wie sie sich in gedrängter Menge, namentlich in den felsigen 'J'lieilen der alten Städte fmden''). Je tiockner der Boden, desto mehr Cisternen; daher ihre Jlenge auf den kleinern Inseln. In Delos i^) fioden sie sich unter den meisten der alten Hausplätze, theils über- wölbt, theils mit Granitbalken bedeckt. In der Stadt von Keos '*), der alten lulis, sieht man eine Felsenkammer, deren Decke eine aus dem Gesteine ausgehaune Säule stützt; in ihrem Boden ist ein rundes Loch, und darunter breitet sich eine weite Cisterne aus , die mit Steinbalken bedeckt ist, Mro sie unter der Kammer vorragt; es führen Fels- stufen aus dem oberu Gemache hinunter, die Wände sind mit hartem, altem Stucke bekleidet. Auf dem Schlofsiterge von Naxos trinkt man fast nur Regenwasser, das sich je-

des Jahr in regelmärsiger Fülle in |den grofsen Cisternen ansammelt und noch entschiedner waren die Theräer auf das Wasser von Gott, wie die Hellenen sagten, angewiesen. Die Cisternen haben meist die Form senkrechter Schachte, die sich nach unten wie der Hals einer Flasche erweitern. Sehr häußg findet man an den Innern Wänden regelmäfsig einander gegenül)er eingehaune Absätze, vermittelst derer mau in die Tiefe hiuai)klettern konnte. Einen merkwür- digen Brunnen dieser Art auf der Burg von Selinus hat Güttling beschrieben •*); er ist inwendig von C^'linderii aus gebranntem 'l'hone aufgemauert und zwischen den Fu- gen derselben sind halbmondförmige Ausschnitte, in denen ein Fufs bequem Platz findet. In Attika hat man Cister- nen gefunden mit inwendig quergelegten Balken, auf de- nen man wie auf einer senkrecht stehenden Leiter hinab- steigen kann. Auch kommen die Cisternen in Form gro- I'ser Reservoirs vor; eine der grofssten dieser Art findet sich in den Stadtruinen von Alt-Thuria in Messeuien, auf der einen Seite in Fels ausgehauen, an den drei andern in Quadern aufgemauert, gegen 12 Fufs tief, 29 Schritt lang und halb so breit, dnrch Quermauern in drei Räume ab- getheilt "). Zu vergleichen ist das ovale, mit einer nie- drigen Mauer eingefafste Wasserbehältnifs auf Delos, der von Tournefort für eine Naumaehie ausgegebene, uralle, schon von Herodot erwähnte Teich •").

An keinem Orte mufste sich das Bedürfnifs künstlicher Wasserversorgung früher und entschiedner geltend maclien, als auf dem Stadtgebiete von Athen''), wenn auch seine einzige Süfswasserquelle dieKalirrhoe sich einst mit reich- licherer Fluth in das llissosbett ergossen haben mag. An dieser Stelle finden wir jetzt nur noch die einfachen Ein- richtungen der ältsten Ansiedler; 6 Stollen 0,8 Äleter hoch und 0,6 breit sind in den Felsen eingehauen , um wie bei der Pirene das Quellwasser herauszuführen. Die Dürfti-j- keit dieser Wasserader mul'ste bald Bau von Cisternen hervorrufen. Es findet sich deren eine grofse Zahl, be- sonders im südlichen Stadttheile und auf dem steinigten Rücken der gegen das Meer abfallenden Hügel, wo die im lebendigen Felsen ausgehauenen Hausplätze und Vorhöfe, die abgeschrotlten Wände, die unterirdischen Magazine und (Zisternen, die Felssitze in alt einfacher Form uns als

") vnoJo/al Ofißnioi , vtSuaiv il<fi>ovoi xii'i /.tiyüliii, wie sie Aristoteles verlangt Pol. VII, 10. Die Alten hielten das Re- yenwasser liir besonders gesund Vitrnv. VIII, 2.

'■) Kofs InSL-lr. I, .^1.

") Kofs I, 130.

'"} Hermes XXXIII S. 240. Daselbst erinnert G. sehr pas- send an die Klegie Alexanders iles Pleuroniers (Brunck Anal!. 1,421. Scimeidew. Delectus p. 101). Oluoi aio^lov heifst da- selbst der steile Weg in den lirunnen hinab, xoü.ov liyxoi ipoilmoi die nach unten weite Höhlung desselben.

"') Wie die dividicula im Quellenhause von Tusculum. Vgl. Lcake Morea I p. 354.

"•) Kols Inselr. I 32. Herod. 2, 170.

'') lieber die Wasserbauten in Alt-Adien hat Forclilianimer zuerst gesprochen Hellenika p. 64. Leake bat der zweiten Ausgabe seiner Topograjibie einen Abschnitt über die Versor- gung Athens mit Wasser zugefügt (Anhang XIII). Mehr Material lindet sich bei Stauüert in der Körsterscbcn Bauzeitung. Aulser- dein verdanke ich einige werllivolle Bemerklingenden Mittheilun- gen meines verehrten Freundes, des Hrn. .Scliaubert in Athen,

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«flirwürdige Spuren einer sehr alten Niederlassung entge- i>eu '-eten.

Während man die hochgelegen Stadtlheile durch Ci- sternen zu versorgen wufste, war es natürlich in der nördlichen Thalsenkung, in die sich mehr und mehr die Stadt liinzog, auf Wasser zu graben. Nach l'laton sollte man nicht eher die Hoffnung, Wasser zu linden aufge- hen, bis man auf das Tlionlager gekommen wäre (Gesetze VIII 844). Auf der Ost- und Nordostseite von Athen fin- den sich innerhalb und aul'serhalb der Stadt solche Brun- nen, von welchen oft drei, vier bis fünf durch Kelscaniile, in denen man aufrecht gehn kann, zu Brunnensystemen verbunden sind. F^s wurden früh von Staatswegen Brun- nen gegraben. Aus dem Theile der Solonischen Gesetz- gebung, welcher sich auf die Benutzung des Wassers be- zog, ist uns die Bestimmung erhalten, dafs jeder öffent- liche Brunnen nur auf vier Stadien im Umkreise benutzt werden dürfte; der entfernter Wohnende rnül'ste nach eig- nem Wasser graben. Wer aber nachweisen könnte, dafs er ohne Erfolg 10 Klafter tief gegraben habe , der dürfte aus dem nächsten Brunnen sich täglich zweimal einen (j Clioen (16 17 Berl. Quart) haltenden Krug füllen. Die bedeutende Entfernung, welche in dieser Bestimmung angegel)en ist, macht es wahrscheinlich, dafs sie sich mehr auf die Bewohnung des flachen Landes bezogen habe, wie dies auch die Vergleichung mit Piatons Gesetzen (p. 844) beweist. In der Stadt selbst hatte man gewifs schon da- mals angefangen, in einer grofsartigeren Weise l'ür Be- wässerung zu sorgen , als es durch Cisternen und Brun- nen geschehen konnte, welche bei .•Kttikas trocknem Boden und heiterm Himmel (44 Regentage durchschnittlich im Jahre) für eine dichte Bevölkerung schwerlich ausreichten. Epoche macht in dieser Beziehung die Zeit der Tyrannen, welche wohl erkannten, dafs nichts mehr im Stande wäre, eine Regierung populär zu machen, als wenn fiir die näch- sten Bedürfnisse des ganzen Volkes, namentlich für das im Süden vorherrschende Bedürfnifs nach wohlvertheiltem, fliefsendem Wasser auf eine grofsartige Weise gesorgt würde. Wie in Rom die Tarquinier und Cäsaren durch solche .\nlagen sich in ihrer Macht sicherten, so hat fiei den Hellenen die ältere 'l'yrannis in Samos, Megara, Athen "rufse Werke dieser Art hervorgerufen. Die Hellenen aber schlössen sicli in allen ihren Anlagen an die Natur an, und wufsten für diesell>en in verwandten natürlichen Vorkehrungen Analogien zu finden. Sie sahen in ihrem Laude, wie die Wasserschätze, welche in den hoch ge- legnen Tlialkesseln des Binnenlandes angesammelt wer- den, in meilenlangen unterirdischen llöhlengängen durch die Erde durcligelührt werden, um mit einer das ganze

Jahr hindurch unveränderten Fülle und gleichen Tempe- ratur an der Küstenebene als frische Quellen hervorzu- sprudeln. Indem sie ferner sich aufgefordert sahen, diese Wasserleitungen zu reinigen und zu beaufsichtigen, wie es die uralten Ansiedler des Kopaischen Sees thaten durch ihre auf die Höhlengänge niedergetriebenen Luft- scliachte, so erlernten sie im Bunde mit der erziehenden Na- tur und nach iliiem Vorbilde, Canäle in Felsen auszuhauen und so die Bergquellen durch den Boden hin unter die Märkte und Wohnungen ihrer Städte zu leiten. Dabei wufsten sie die natürlichen Bodenverhältnisse so genau zu beobachten und auf vielfach gewundenen Linien der natürlichen Abdachung so zu folgen, dafs sie ohne den Boden zu verlassen den gehörigen Fall für das geleitete Wasser erhielten. Diese Anschliefsung an das Vorbild der Natur und an die Bestimmung des Bodens das ist das eigenthümlich Griechische Princip der Wasserleitung im Gegensatze zu den Römern, welche in ihrer impera- torischen Weise den Quellen die grade Linie als Weg vom Ursprünge i)is zur Hauptstadt vorzeichneten und auf die Weise hohe Prachtbauten herstellten, welche sich von allen Bodenverhältnissen unalihängig gemacht hatten. Dabei ist die Eigenthümliclikeit des Griechischen Landes nicht aulser Acht zu lassen. Denn die überall grofse Nähe von Gebirge und Ebene machte es den Griechen möglich ihr Princip durchzuführen. Daher auch die Ro- mer sich auf Griechischem Boden demselben anschlössen. Wenigstens benutzte Hadrian bei seiner Stymphalischen Wasserleitung die Abstufung des Geliirgs so, dafs er auf eine Länge von beinahe 100,000 Meter bis Corintli das Wasser längs des Bodens leiten konnte, ohne Bogenstel- lungen anzuwenden.

In Athen war zur Zeit des Mnuerbaues die Kalirrhoe für das praktische Bedürfnifs so entbehrlich geworden, dafs man die Quelle aufserhalb der Ringmauer liefs und wenn Pisistratos sie in einen künstlichen Röhrbrunnen verwandelte und mit Säulen umgab, so war das gewis- sermafsen eine Consecration für den Cultus, dem sie nun vorzugsweise angehörte , wie der hellenische Cultus das zu heiligen pllegte, was seineu Dienstzweck erfüllt hatte. So wenig wir nun auch die grofsen Wasserleitungen, mit denen um die Pisistratidenzeit Athen ausgestattet wurde, genau verfolgen können, weil ihr tiefliegendes Gerinne sich der Betrachtung entzieht und das über der Erde Gemauerte verfallen ist, so können wir doch mehre llaupt- richtungen, in denen zu verschiednen Zeiten Quellen nach der Stadt geleitet wurden, nachweisen.

.4then ist nach drei Seiten von wasserhaltigen Bergen umgeben, deren Quellen sich von Natur nach der Stadt-

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ebne Iiindrangen. Der Hymeltos enthalt deren in sei- nem nördlichen Theile. Von dort gehen zwei Wasser- zufliisse nach Athen; sie gehn unter dem Ilissosbette durch und haben meistens ein im Felsen ausgehaiienes Gerinne. Ein Arm derselben geht durch den jetzigen Königlichen Garten; das Wasser dersell)en ist von schlechter Be- schaffenheit und wurde vielleicht auch in alten Zeiten nur zur Landiiewässerung benutzt; wenigstens war es nicht in die nahe Ilrunnenkammer, in welcher der Hauptvorrath des 'l'rinkvf assers war, geleitet. Wasserreicher als der Hymettos ist das Pen teli sehe Gebirge.

Auf dem Wege dorthin folgt man dem Gange einer alten Wasserleitung, welche in der Nähe des Dorfes Cha- landri aus dem Kephissosbelte eine Quelle aufnimmt und dieselbe ganz unterirdisch nach Athen leitet. Unterwegs zahlt man nördlich von Ambelokipos (Alopeke) HO Luft- schachte, welche je 40 50 Meter von einander entfernt durch den dürren Felsboden auf den Gang niedergetrie- ben sind und mit Steinplatten von ungefähr anderthalb Quadratfufs bedeckt werden; sie haben einen Durchmes- ser von 4 5 Fufs; ungefähr 60 derselben sind noch er- halten; sie sind einige Fufs hoch über der Erde aufge- inauert, manche vom Grunde aus. Die Quellen der Ebne werden durch Nebenleitungen in den Hauptcanal hinein- "eleitet, welcher jetzt an einigen Stellen wasserleer ist.

Diese zwei Hauptleitungen vom Hymettos und Pen- telikon treten von Osten her in eine gemeinschaftliche Wasserkammer ein, welche jetzt von der IMauer des neuen Hofuartens bedeckt wird, dem Türkischen Stadtthore, das nach der s. g. Mesogia Hilirte, gegeniilier, rechts an dem We"e nach Ampelokipos. Von diesem hochgelegenen Punkte aus vertheilt sich das VVasser durch zwei Oeff- nungen in die Canäle der Stadt. Unabhängig von dieser Hrunnenkammer geht ein Canal von Nordost nach Süd- west unter der Stadt durch; er beginnt auf dem Schlofs- platze, geht in einer Breite von 4 Fufs, 10 12 Fufs tief unter dem jetzigen Bazar hin, wo man Wasser aus ihm schöpft und mündet bei der Hagia Triada unweit des al- ten Dipylons in zwei Cisternen, von wo das Wasser wei- ter zum Bewässern <ler Gärten benutzt wird. Auch aus dem zunächst die Stadt überragenden Lykal)ettos, einem scheinbar ganz wasserlosen Felsen wufsten die Al- ten Wasseradern hervorzuleiten; auf dem Vorhügel des- sell)en mündet ein 7 Fufs hohes 'I'hor, der Ausgang eines Wasserstollens; das Wasser lief aber nicht zur Stadt hin- unter, sondern in einen Brunnen, der am Ende des Stol- lens ausgehauen ist.

Das Gerinne, welches von Parnes Wasser in die Stadt führt, ist meist aus Gemäuer spätrer Zeit aufge-

führt; doch ist auch diese Leitung von alter Anlage; sie hat ihre Luftschachte, wie jene von Chalandri, sie führt an derStrafse von Patissia hin und zieht sich dann west- lich bei den Ruinen einer grofsen , antiken Cisterne vor- bei in den Ijotanischen Garten hinein. Endlich ist noch im Mittelpunkte der alten Stadt ein merkwürdiger Was- ser!>au. Nämlich am nordöstlichen Abhänge des sogenann- ten Pnyxhügels, der Akropolis zugekehrt, ist eine Brun- uenkammer von ungefähr 12 Fufs im Quadrat ausgehauen. Sie wurde durch zwei in den Fels getriebne Canäle ge- speist und ein am Felsen entlang gehendes Geiinne führte das Wasser in den Kerameikos hinunter. Forchliammer gedenkt dieses Werkes 'l'opogr. v. Athen S. 73. Die Wasserrinne, welche den alten Fahrweg nach den Pel- raieus zwischen Museion und Pnyx begleitet, dient nur als Aldauf des Regenwassers. Auf einer solchen Rinne- sollte bei gutem Fahrwinde der Brander gegen das Arsenal abgefertigt werden nach dem komischen Einfalle in den Acharnern v. 980.

Die Anlage der städtischen Canäle ist von sehr ver- schiedner Form; sie sind zum Theil rund oder in flachem Bogen überwölbt, zum Theil mit graden Steinplatten über- deckt; sie sind meist mit Quadern aufgemauert und mit Ziegeln bedeckt; die Hauptgänge, namentlich der grofse Canal unter dem Bazar, haben eine solche Höhe und Breite, dafs zwei Menschen darin sich begegnen können. Auch leitete man in thönernen Röhren, wie sich deren in Aegina aus dem Alterthume erhalten haben. An einzelnen Punkten Athens wie beim 'I"hurme der Winde findet man drei Wassercanäle aus verschlednen Epochen über ein- ander.

Ein Theil des Wassers ging ül)er Athen hinaus nach dem trocknen Peiraieus , welchen überdies aus dem Ko- rydalos, dem Gränzberge gegen Eleusis, ein alter vor Kur- zem gereinigter, meist unterirdischer Aquädukt versorgte. Werke dieser Art waren nicht allein auf Hauptstadt und Häfen beschränkt. FInlay der bekannte, um Attika ver- diente Topograph bewässerte sein Gut bei Aphidna, in- dem er an alte Leitungen sich anschlofs. In Menidi ufi- weit des alten Acharnä habe ich mich überzeugt, wie die Doribrunnen auf hohe Felsgänge hinabführen, in welchen Bergwasser des Parnes strömt, und je mehr 'I'hatsachen dieser Art man sammeln und in ihrem Zusammenhange erkermen wird, desto mehr wird man sicli davon überzeu- gen, wie ganz Attika, namentlich die Ebne der Hauptstadt, während die natürlichen Flüsse versiegt sind, noch heute von unterirdischen Bächen durchzogen wird, welche durcli zahlreiche Brunnenschachte der Benutzung zugänglich sind; ein unscheinbares, anspruchsloses W^erk, aber in

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seiner Art niclit minder Ijewundernswiirdig, .als die gefeier- teu W.isserleitungen des kaiserliclien Roms und während von dem Hadri.nnisclien Praclitliau, weiclier von den Ke- pliissosqnelien Wasser in die vergriilserte Stadt führte, nichts iil)rig gel)liel)en ist, als die Insclirift des Wasser- castells und einige Bogenstelhingen zv»isciien Athen und Kephissia, lial)en jene im Boden liegenden Caniile durcli alle Zeiten der Barbarei hindurch getreu ihr Amt ver- waltet, ohne dafs es Jemand ihren alten Gründern Dank wufste. Ehenso hahen in Corinlh die uralten Leitungen des Pirenewassers lange das kolossale Werk Hadrians iilierdauert, der aus der Stymphalischen Quelle am Fufse des Kyllene Wasser nach Korinth führte. Ein so künst- liclies und weit verzweigtes Wassersystem wie das Attische hedurite natürlich einer sehr gewissenhaften Beaufsichti- gung; das Amt eines Aufsehers der Wasserleitungen, des- sen Aristoteles als eines wichtigen Theiles der Stadtpolizei gedenkt ' *), war daher in Athen ein sehr bedeutendes und verantwortliches, mit dem eine Gerichtsbarkeit gegen un- rechtmiifsige Benutzung des Wassers verbunden war. The- mistokles hat es eine Zeit lang verwaltet. Zu Vitruv's Zeiten war das Wasser in den Leitungen Athens durch Vernachlässigung und Unreiulichkeit in schlechten Ruf gekommen und man zog das Brunnenwasser vor. Auch in neuster Zeit, da die allen Werke der Hellenen wieder eine praktische Wichtigkeit erhalten haben , ist es noch nicht gelungen, sie aus ihrem Verfalle wieder lierzustel- len ; die llauptgänge sind verschlammt, viele der Seiten- arme eingestürzt und dadurch die Quellen, die einst zur Hauptstadt strömten, abgesperrt. Dennoch ist bis jetzt hinreichendes Trinkwasser nach Athen geflossen , wenn gleich seine schlechte Beschaffenheit hauptsächlich dazu beiträgt, die Stadt in den Ruf eines ungesunden Aufent- halts zu bringen. Wiederherstellung der alten Wasser- bauten und zu dem Zweck zunächst eine genaue Unter- suchung derselben wird immer mehr ein dringendes Be- dürfnifs werden. Der Wasseraufseher (Nerokrates) von Athen ist wohl noch der Einzige, welcher eine genauere Anschauuug von dem viel verzweigten Canalsysteme hat und der darüber Auskunft geben könnte, wenn er die Bildung dazu hätte und den guten Willen, sein nahrhaf- tes Geheimnifs Preis zu geben.

Während von den Attischen Wasserbauten, deren Spu- ren wir nicht ohne Bewunderung betrachten können, bei den Alten keine besondre Meldung geschieht, gab es an- dre mit mehr äufserlicher Pracht ausgeführte Werke der

") viSnimv inicSTÜTr]; Fiat. Them. .Hl. xQ^yaQ/o; xQrjro- (fvJ.ni. x()i]iiüv (niufi.>ixiii Arist. Pol. VI, 5. ") Vitr. VIII, 7. '") Dicaearch. ifO^ntat xftl «;i« iriv KuSutlav ücTwp uifavii

Art, welche früher grofsen Ruhm erlangten, namentlich die Wasserleitung des .Megarischen Tyrannen Tlieagenes und dieSamische des Eupalinos aus Megara, welche auch der Zeit der 'l'yrannis anzugehören scheinen. In Samos trat der von Vitruv ") erwähnte Umstand ein, dafs zwi- schen Stadt und Quelle ein Berg sich erhebt, welcher durchstochen werden inufste. Das Aufseroidenlliche dabei war, dafs Eupalinos erst einen sieben Stadien langen Durch- stich mit genau berechnetem Gefälle machte, acht Fufs breit und acht Eul's hoch und dann in den Boden dieses Stollen einen drei Fuls breiten Canal eingrub von zwanzig Ellen Tiefe, wie es im 'l'exte des Herodot lautet. Der erste Gang diente also nur dazu, um dem Wasserlaufe Luft zu schatFen und ihn an jeder Stelle beaufsichtigen zu können. Von seiner untern Mündung kam das Berg- wasser auf einem gemauerten Aquädukte nach der Stadt Samos. Dies ist die einzige nähere Beschreibung, die wir aus alter Zeit von einem solchen Baue haben. Die Me- garische Wasserleitung des Tlieagenes, welche eine Quelle des Kitliäron auffing, verdiente sehr eine genaue Unter- suchung; ihre Linie ist durch eine in spätrer Zeit aufge- mauerte Wasserrinne kenntlich und ihre Mündung unweit der Stadt nachzuweisen. Es scheint, dafs das quellenarme Megara vorzugsweise ein Sitz der Wasserbaukunst war.

'J' heben ist die reichste Quellenstadt in Griechen- land; rund um die Burg herum strömt es von Wasser, aber auch in die Burg wollte man Quellen leiten ; eine unterirdische Leitung, deren Anfang die Thebaner nicht nachweisen können, führt durch die südlichen Höhen durch, dann über gemauerte in Fränkischen Zeiten erneuerte Bögen in die jetzige Stadt, welche auf der alten Kadmea liegt, so viel Wasser, dafs es mehre Brunnen speist und noch wieder die Abhänge hinunter strömt. An zwei Stel- len sieht man durch Oeffnungen in den weiten Stollen hinunter, in dem das Wasser fliefst. Die Thebaner nann- ten dies das Wasser des Kadmos, für so alt und unent- behrlich hielten sie das Werk '■"'). Die früh vom Helleni- schen Boden vertilgte Stadt Kirr ha wurde durch einen Kanal mit Trinkwasser wahrscheinlich aus dem Pleistos versehn. Solon lenkte ihn ab und nachdem er die Be- lagerten gezwungen hatte, sich eine Zeitlang mit Regen- und Brunnenwasser kümmerlich zu behelfen, gab er ihnen endlich das Canalwasser zurück, aber mit Helleborus, wie die Erzählung lautet, dergestalt vermischt, dafs die Män- ner in Kirrha sämmtlich davon erkrankten*'). In Ar°os

<J'(« aaikriviov äyöfiffot; vnö Kt'ciiuov 7ia).ctiüV to; ).tyoi.ai xctiiax(vaau{vov nach Ulrichs Tojiogr. von Theben in den Münchner Denksclir. III, 2 p. 416. •'J l'lrichs Reisen p. 9.

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wie auf dem Boden von Alycenä IiaUen wir die Spuren uralter Wasserleitungen. An l)eiden Orten wurden die Quellen der hintern Berge aufgefangen und abwärts von ihrem natürlichen Felsl)ette, wo sich die Wasseradern in Steiuspalten verlieren würden, in einem künstlichen theils ausgehauenen theils aufgemaiierten Canale mitten durch die liewolintesten Bezirke der alten Städte geführt. Fels- kanide, die an der Oherlliiche des LJodens hiiigehn, lassen sich liesondcrs in zwei 'l'hessalisclien Städten in schönen Beispielen nachweisen, glitten in den Ruinen vonDeme- trias in Magnesia sah Lenke''*) eine lange rechtwinklicht ausgehauene Rinne von siehen Fufs 'fiele und zwei Fnfs Breite, oben mit Ilachen Steitien zugedeckt, uiniomßurg- liügel Wasser quer durch die Unterstadt zu führen. Ehenso slrijmt durch Pharsalos ein solcher künstlicher Flul's un- ter breiten Steinplatten, welche auf einem Falze beider- seitig anfliegen; noch heute steigen die l'harsalier auf al- ten Felstreppen an diesen Canal zum Wasserschopfen hin- unter'"). Die in sumpfiger Niederung gelegene Stadt Mantineia erhielt ihr 'J'rinkwasser von Melangeia am Fufse des quellenreichen Alesion; ein Damm, auf welchem einst das Wasser ül)er der Ebene hinllol's, hegleitet den Weg dahin. Aulserhalli des eigentlichen Griechenlandes ist vor Allem Syrakus für dieKenntnils hellenischer Wasserbauten wichtig. Die unterirdischen Wassercanäle, welche die .Athener zum Theil zerstörten ^J), sind in ganzer Länge zn verfolgen und bringen noch heute reichliches l'rink- wasser in die Stadt. Dieser unterirdische Flul's geht selbst von der Akradina unter dem Meere durch nach der Insel Ortygia hinüber, wie dies schon Fazello mit Staunen be- merkte ^^j. Forchhammer setztauch das sogenannte Ohr des Dionysios mit diesen .Anlagen in Verbindung **). Agri- gent stand gewils in Werken dieser Art nicht zurück, da es auf der Höhe seines Glanzes selbst für den Rloaken- bau in einer so grol'sartigen Weise sorgte, wie wir es bei keiner andern liellenischen Stadt nachweisen können. Die Griechen dachten sich iiberhaupt keine geordnete Nieder- lassung ohne eine knnitliche Wasserleitung, daher auch in der idealen Hellenenstadt, der Atlantis von Poseidon ein doppeltes (ierinne angelegt wird, in welchem Wasser unter den Strafsen hinströmt ^'j.

Die Hauptsache steht fest. Unverkennbar sind die Hel- lenen auch hier vorangegangen, die Röaier sind auch hier dieSchüler gewesen. Vitruvs Wasserbaulehre beruht wesent- lich auf Erlahrungen, welche Griechen gemacht und theo- retisch l)earbeitet haben, wie er es sell)st mit Dank ge^en Ktesibios und Archimedes anerkennt. Aus Hippokrates sehn wir, wie es die Griechen verstanden, die heilsamsten Bergquelleu aulzusuchen. Die Canalleitung, welche unter dem Boden hingeht, wie es in der Regel bei den Grie- chen der l'^all war, hat entschieden den Vorzug der grö- l'sern Dauer und ist den Einwirkungen von Hitze und Kälte weniger ausgesetzt; die Luftschachte finden sich in .Attika wie N'itrnvius sie verlangt und ihre Nothwendig- keit bei unterirdischen Leitungen wegen der sich entwik-

") Travels in \. Gr. IV, 37«.

") Leake N. G. I. 45.3.

"} Thuc. VI, ICO: Jov; ö/froii, o't ti; zijt' 7i6i.it' iinoro- iirjiSöv TroTOÜ (''i)'«rü; )]ym'yoi ijöftr, ön'(f,'hii>«y.

"') Qiiod nilmirnliotic itiijvifishiimii , imn suprn veri fidem vijcri possit , lujuiic diicliis iKpUU'us «ort ineiliocris nmpHtu- )linis Uli snh (luclihns mnris fiibriiiitus adliuc mnijnn siti parle inleqer visiliir tic. Jierum Sicul. Script. Frankl. 1579. \>. 75.

'■"•) Allg. Zeitimjr 1843. N. 2hli Beilage.

'") i'(f«r« i)iij(t inö yijs lilia Tztiyicia xouiaag etc. PI. (ritias 1I3K.

kelnden Gase war von Griechen nacjigew lesen worden ; eben so vor der städtischen Canalverzweigung die Brun- nenkammern, in welche die Zuflüsse münden. Hier ruht das Wasser, Schlamm und Sand sinkt zu Boden, der Cu- bikinhalt des regelmäl'sig zu vertheilenden Wassers kann genau berechnet und dasselbe nach dem öffentlichen und Privatliedarfe getheilt werden. Auch die Lateinische Ter- minologie des VVasserbaus ist theilweise geradezu der Griechischen nachgebildet **).

Man pflegt den Griechen die Kenntnifs des wichtig- sten hydrostatisclien Gesetzes , des der communicireudeii Röhren al)zusprechen , aus dem Grunde, weil dasselbe erst bei Vitruv ausgesprochen wird. Aber war ihnen der- selbe auch theoretisch nicht klar auch die Römer schei- nen dabei an einen forttreibenden Druck der Erde ge- dacht zu haben *»J so ist es doch ohne Zweifel, daf$ die Griechen bei ihren Wasserleitungen schon sehr fridi die Steigekralt des von hohen Punkten hergeleiteten Was- sers kannten. Darauf beruhten ihre Rölirbrunneu, welche aus Thiermasken in den niedrigen 'l'heilen der alten Städte in passender Höhe Wasser aussprudelten. Solche künstliche Sprudel nannte mau vorzugsweise xoij»'«! *")-; mit ihnen schmückte Kimon seiue Vaterstadt und durch sie war es möglich, aul dem dürren Boden .Athens Pla- tanen zu ziehn.

Man redet von der idealen Kunst der Hellenen und nimmt häufig an, als liabe sie, von Anfang an dem Schö- nen zugewandt, es verschmäht, tür die materiellen Lehens- bedürlnisse in praktischer Nützlichkeit zu sorgen. Je melir wir indel's dahin kommen, die gesaminte bildende Tliätig- keit der Hellenen zu überschauen, desto mehr müssen wir uns von der Irrthümliclikeit jener Ansicht überzeugen. Solche Einseitigkeit ist nur bei den Völkern denkbar, hei denen die Kunst etwas von aul'sen Eingeführtes und Frem- des, ein Gegenstand des Lu.xus ist. Da kann es vor- kommen, dals gewisse ideale Kunstrichtungen zu grolser Meisterschalt au>gebildHt sind, während lür die notli- wendigsten Bedingungen eines gesunden und wohl einge- richteten Lebens noch nicht gesorgt ist. Eia eigentliches Kunstvolk aber offenbart sich gerade darin, dafs es von den einlachen, praktischen Autgaben beginnt und indem es deren eine nach der andern erledigt, sich allmählig in naturgemäl'sem Fortschritte zu der Stufe erhebt, auf wel- cher die Ireie und schöne Kunst ihre Ideen verwirklicht. Dies ist der wichtigste Punkt, in welchem sich die 'J'opo- graphie der Kunstarchäologie anschliel'st, dal's sie dar- stellt, wie die Griechen mit ihrem bildenden Kunstsinne das ganze Land durchdrungen, alle natürlichen Hülfsmittel ausgebeutet, ihre Wohnsitze mit allen V ortheilen ausge- stattet und der ganzen umgelienden Natur jenes Maafs, jene heitre Ordnung und Ruhe mitgetheilt haben, welche das Eigenthümliche des hellenischen (leistes ist, um dann endlich inmitten dieser geordneten Natur ihre 'l'empel und Statuen autzurichten als die Kroue ihrer Schöplün".

E. LURTI US.

'") Z. B. ist ot')i(t'r nur als Uebersetzung von xoil.la zu verstehn bei \ itr. VIII, 7.

") Plin. 2, ()(j sagt von den Bergquellen hohen Ursprungs: quo spiritu nita et terrae poiidere erpressa, siphonum vwdo cmicnt.

'°) 7fi)3'>i ist die Quelle als Naturgabe, zp^yij die Mündung und beson<lers die künstlich gefafste Mündung der Quelle, da- her ein Külirenbrnnnen. Vgl. Rols Reisen im Pelop. I. p. 67. Ueber den Zusammenhang von y.u()ii , xQiig, xi>i'<va s. Lobeck Rheinatikon p. 12b. Nach dein bezeichneten Unterschiede, den besonders Paiisanias beobaclilet, kann wohl tjij/iJ für zo^i'»; gebraucht werden, aber nicht uingekelirt.

tliezu die Tafel 11: Hermes der Art/oxfüdter, Gefässhild der Pizzutt sehen Sammlung.

Druck und N'erla" von ü. Hemer.

Herausgegeben von £. Gerhard,

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

JM 3.

Neue Folffe.

März 1847.

Medeia, Vasenbild aus Canosa. Atlienisclier Al>acus.

Allerlei (Athene Ergane ; Talos).

I.

Medeia.

Vasenbild aus Canosa.

Hiezii die Abbildung Tafel III.

CPbgleicIl die Kunstwerke, welche den Rlyllios von Medeia vorstellen, in neuerer Zeit erhebliche und zahlreiche Bereicheningen erfahren haben, bleibt (loch die Vorstellung eines in Canosa gclundencn und von Miliin herausgegebenen Prachtgcfalses ') eine der bedeutendsten. Es wird nicht überflüssig sein, dies Vasenbild von Neuem niitzulheilen und zu besprechen, da es Wenigen zugänglich ist, Älil- hns Erklärung mehrerer Berichtigungen bedarf, eine von Weichert angefangene ausführliche Erläuterung -) aber in den ersten Anfängen stehen geblieben ist.

Die Mitte des Bildes nimmt, wie auf anderen unteritalischcn Prachtvasen '), ein stattliches lem- pelartiges Gebäude ein. Sechs Ionische iSäuien tra- gen die Decke, deren Cassetlen sichtbar sind, über dieser erhebt sich ein mit zierlichen Akroterien ge- schmücktes Giebeldach. Von der Decke hänjicn

o

') Miliin (üinixanx de Canose Tal'. 7.

■) Weiclieit coninieiilatio I de Media Oestro peicita ad illiistrandam iinaninem vasciili apiid C'annas in Italia repeiti. Urimma 1824. 4.

') So erscheint der Pallast des Hades Miliin loriili. de Canose 3 (arcli. Ztg. Tal. \2); Mon. d. Inst. II, 49 (arcli. Zlft. II); I*. Kocliette M. 1.45. Gerhard Mysterienb. 1 (arcli. Ztg. Taf. 13). Ein ähnliches Gebäude l'asseri i>ictt. 2ü0 (Du- bois Maisonneuve introd. 14. Nouv. Ann. If, 1838 t. 1!). Be- sonders ist die Arclieniorosvase zu vergleichen, wo die Haupt- |iersonen in einem ähnlichen Gebäude stehen, (Jerhard Archen), u. d. Hesji. Taf. 1. Mon. d. Inst. scct. fr. 5. Guigniaut rel. de l'ant. 206, 725 n.

zwischen den Säulen Schilde herab, wie sonst wohl Räder"), Kränze*) u. ähnl.; und runde Marmor- scheiben, die einem ähnlichen Zweck bestimmt wa- ren, finden sich noch hie und da *). Durch die Inschrift KPEONTEIA ist dieses Gebäude als die Wohnung des Herrschers Kreon bezeichnet. Inner- halb desselben ist auf cinemThronsessel dieTochter des Kreon vor den furchtbaren Oualen des Giftes zusammengesunken, der linke Arm Jiängt schlalT herab, der rechte fafst nach dem Haupt'). Ein .lüngling mitChlamys und Schwert eilt rasch herzu, imd fafst mit beiden Händen nach dem verhängnifs- vollen Kopfschmuck, um ihn ihr abzunehmen, eine Beischrift nennt ihn Hippotes (iniTOTHC). Ne- ben ihm ist eine Frau sichtbar, die mit der liechten den Schleier fafst, der ihr Haupt bedeckt, und sich entfernt. Auf der anderen Seite steht Kreon') neben seiner Tochter, die er mit der Linken um- fafst, mit der Rechten, der das mit einem Vogel geschmückte Scepler entfallen ist, fafst er ver- zweillungsvoll sein Haupt an. Er ist mit der auf diesen Vasenbildern üblichen Herrschertracht be- kleidet, einem langen gestickten Untergewande mit Kreuzbändern über der Brust ■'), einem weitem Mantel

") De WiUe cat. Bengnot p. 24 (1. Vgl. Gerhard Apiil. Vasenb. Taf. B, 10.

'■) Gerhard Apul. \ asenb. 16.

") O. Jahn archäol. Beltr. p. 210 1.

') Kurip. Med. lltiS if. :

/noiäv ytto (d).('<iuaa, if/nicc Tii'üir /lontT, Tnf'iiovan y.iäXti, xtil fiöhs ifOcivd, Ol>6rotair iuniaovaec, firj /ttiitcd Tiiafiv. ") Von seinem Namen sind noch die letzten Buchstaben iiy erhalten, das K, welches auch noch lesbar erscheint, kann wohl damit nicht verbunden werden. Millins Ergänzung K0PIN&I9.N ist ganz unwahrscheinlich.

") Sie sind namentlich bei Frauen häulig (arcbäol. Beitr.

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und Schuhen. Sein Blick ist auf eine Frau gerich- let, die in Hast und Angst auf den PaUast zueilt, sie streckt den linken Ann aus, und fafst mit der Rechten ebenfalls nach ihretu Haupte; ihr Name ist Merope CMEPOTTH). Neben ihr kommt rascii ein Mann herbei, den seine Tracht, ein kiu-zer Man- tel über einem kurzen Aermelchiton und Stiefeln, v/ie der krumme Stab, den er trägt, als Paidagogen bezeichnen '"), ein junges Mädchen, das sich uni- bhckend vorgeht, scheint auch ihn mit fortziehen zu wollen. An den Stufen des Pallastes deuten noch ein offenes Kästchen und ein umgestürztes dreifü- fsiges Becken auf die so gräfshch unterbrochene Schmückung der unglücklichen Braut ' ').

Miliin ging von der Vernuithung aus, dafs Me- rope ein sonst nicht überlieferter Name lür die gewöhnlich Kreusa oder Glauke genannte Toch- ter des Kreon sei ' '^), und erkannte sie in drei ver- schiedenen Situationen, wie sie verzweiflungsvoll von dem Gift ergriffen dem Hause zueilt, wie sie stirbt, und wie ihr Schatten (neben Hippotes) in die Unterwelt geht. Diese Zerlegung der drei Momente ist an sich weder wahrscheinlich noch ansprechend, und zerreifst offenbar den Zusammenhang der in lebendiger Einheit gedachten Vorstellung, in wel- cher wir um die sterbende Glauke Alle, die ihr nahe verbunden sind, vereinigt sehen. Ihr zunächst steht der unglückliche Vater, der sie noch im Tode umfafst hält, und das Opfer seiner Liebe wird"); rascil entschlossen stürzt ihr Bruder Hippotes '*)

herbei, um, wenn es noch mügUch ist, ihr Hülfe zu bringen, und sie von dem verderbhchen Schmuck zu befreien. Es ist gewifs das Natürlichste, die von der andern Seite angstvoll herbeieilende Frau ' ') für ihre l\lutter zu erklären. Zwar ist sie nicht un- ter dem Namen IMerope bekannt, allein dieser kommt wenigstens in der Korinthischen Sage vor, indem die Gemahlin des Sisyphos '*), so wie des Polybos "), so genannt wird. Die weibhche Figur neben Hippotes für einen Schatten zu halten ist Miliin durch ihre Verschleierung veranlafst worden, welche allerdings denselben zukommt ' '). Welcker Griech. Tragöd. p. 1611 erklärt sie für den Schat- ten der Gemahlin des Aietes, dessen Eidolon in ihrer Nähe sichtbar ist. Allein dawider spricht nicht nur, dafs sie neben diesem ziemlich bedeutungslos wäre, sondern dafs sie ihrer Stellung und Geberde nach offenbar zu der Scene gehört, deren Mittel- punkt die sterbende Glauke ist. Ich möchte sie am liebsten für ihre Amme halten, welche auch aut Sarkophagreliefs neben ihr erscheint**), und der, wie sonst das Kopftuch*"), die ähnhche Ver- schleierung wohl zusteht*'). So ist auch beiEuripi- des * *) eine ysQaiä Tigöanolog gegenwärtig, welche zuerst das Leiden der Braut bemerkt und jammernd verkündet. Ihr entspricht auf der andern Seile der Paidogogos. Im Andenken an Euripides konnte man ihn für den der Kinder Medeia's halten, allein dieser würde vielmehr bei der Ermordung derselben an seinem Platze sein, und schwerlich sich hier

11.346), iinden sich aber aiicli hei Männern im Herrschercostüm (.Miliin tomlj. de Can. 3 [arcli. Ztg. 12] ; K. RocheUe M. 1. 78. [Inghiranii Vasi litt. 24!?]; Mon. d. Inst. 111,49; Geriiard Apul. Vasenb. 11).

'") So ersclieint er mit der Insclirift IlAlJAraW^i auf der Arcliemorösvasc; in derselben Tracht anch auf anderen Vasenbildern, mus. Blacas 7 [aicli. Ztg. Taf. 14]; Bull. Na|). I, 3 [Geriiard drei Vorlesungen Tai". 3] ; arcli. Ztg. IV \>. 252; 255.

") Beiile Gerätlic bei einer l'utzscene, Tischbein IV, 54.

") Schol. Kur. Med. 19: IIkjI Ji i/j; Kn(avro; üv/utoü; ov/ ö/ioifmvovai iw KvniTiCäii oi ai'yyQui/iii' JvXtiröärjuo; fxiv yaQ Koiauauv tfrjnl xuXfiaOdi , yi]ii(ia!titi äi SovOo), lAra^i- xodirj; Jt D.ttvxt^r. Hygin. fab. 2ö.

«') Kar. Med. 1204 fl.:

Tiajijn d' o il^uiov ^uurfonäi üyvoiaOc atfVdt Tinoati-Otüu ijoiitu nooanUiei vtxQi^'

Mdwi't rf' ft'ai's Hai TiTfnimi'itis iS^ftag xui'tl TinoaitviSiov joiüd'.

") Diodoros (IV, 55) nennt den Solin des Kreon und Bru- der der Glauke, Hi|i|ioles; Andere geben ihrem Vater diesen Namen (Scliol. Eur. Med. 19. 20.)

■'■) Wie aucli Rochette (M. I. p. (J3) wollte.

"•} Apollod. I, 9, 3.

") Soph. Oed. R. 771.

'") O. Jahn arcliäol. Beitr. \i. 142.

") O. Jahn Telepli. u. Troil. |.. 13.

'") O. Jahn archäol. Beitr. p. 355 f.

") Aelinlich llypsipyle auf dem Vasenbild bei Gerhard Ainil. Vasenb. Taf. K, 10.

"J Eurip. Med. 1171fr.

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zeigen. Angemessener ist es wolil, auch in iiim einen Diener der Familie Jos Kreon zu erkennen, <ler von der Trauerkunde erschiiltert lierbcieiit ^'). Die Dienerin, welche ihn mit sicii fortzuzieiien suclil, haltRIilhn fiu' die der iMcdeia, welche die Geschenke überbracht habe. Ich ghuibe, dals dies näher an- gedeutet sein würde, und lialte auch sie für eine Dienerin der Glauke, weiclie sich eihgst von dem Schreckensort llüchlet', wie jene ältere Dienerin. Dafs sie sich docii nicht enthalten kann, sich wie- der umzusehen, dafs sie den greisen Paidagog mit sich fortzuziehen sucht, scheint mir charakteristisch für ihr Alter wie ihre untergeordnete Stellung, und es ist ein schöner Zug, dafs die Mutter allein von den Frauen dem Hause des Verderbens zueilt. So entfaltet sich in dieser Scene das grauenhafte Schick- sal der Glauke und ihrer Angehörigen.

In der unteren Reihe sehen wir links IMedeia (MHAEIA) in reicher phrygischer Tracht**), wie sie mit dem gezückten Schwert in der Rechten einen ihrer Söhne ereilt hat, und auf den Altar gesjirungen ist, von wo sie ihn bei den Haaren herunterreilst. Hinter ihr eilt ein junger Mann mit Hut, Chlamys und zwei Speeren, der sich besorgt nach ihr umsieht, mit dem zweiten Sohne, der sich zur Flucht gewandt hat, davon. Diese Gruppe ist so dargestellt, dafs kaum zu bezweifeln ist, sie solle ausdrücken, dafs dieser Sohn in der That ihren Nachstellungen entgangen sei, wie sich denn auch eine solche Sage wirkhch erhalten hat * *). Offen- bar müfste der Paidagog diese Rolle übernehmen,

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wenn er überhaupt zur Medein und nicht zum Hause des Kreon gehörte. So sehen wir ihn auch auf einem anderen Vasenbilde gegenwärtig, von welchem mir eine Zeichnung vorlieet^'). Medeia in |)lirygischcr Tracht, hält in der Linken die Scheide in der Rechten das Schwert, mit welcher sie zu- gleich den einen Sohn, der vei-geblich zu enllliehen sucht, bei den Haaren zurückreifst. Der andere liegt schon hingemordet über den Altar hingestreckt, er ist ganz nackt und das Blut strömt aus seinen Wunden. Ueber iiuu wird mit halbem Leibe der Paidagog sichtbar, der mit der Rechten entsetzt an das Hauj)t greift, und in der Linken ein Salbgefäfs trägt.

Von der andern Seite eilt lason (IAZi2N\ in der Rechten die Lanze, in der Linken das Schwert herbei, zu spät mn noch Hülfe zu bringen. Ihn, der sonst stets jugendlich dargestellt wird, hier als einen bärtigen Mann von reiferem Alter zu sehen, ist nicht befremdend, da er als Vater auftritt. Ne- ben ihm kommt noch ein .Jüngling mit Hut, Chla- mys und zwei Speeren rasch herbei, der die Rechte ausstreckt, als wolle er durch diese Geberde die Greuelthat hindern. Hinter diesem steht, um Etwas erhöhet, wie auf einer Felsklippe, ein bärtiger Mann in Herrschertracht, durch eine phrygische Mütze ausgezeichuet; er hält in der Linken das Scepter und streckt die Rechte gegen die unter seinen Au- gen vorgehende Scene aus. Wir würden mit der Deutung in Verlegenheit sein, Avenn nicht die In- schrift EIAOAON AHTOY uns belehrte, es sei das

'') Auf einer Vase bei Santangelo, welche R. Rochette (M. I. p. 63) besclireilit, ist iler Paidagogos vorgestellt, wie er mit den Kinilern der Medeia davoneilt. Audi liier sind neben der auf einem Sessel liingesunkenen Glauke iiir Vater und ihre Mutler gegenwärtig (vgl. revue arclieol. 11 p. 357. 477.)

■') Medeia erscheint in Werken der Sculptur, soviel mir bekannt ist, immer in Hellenischer Tracht, mit Ausnahme des schönen Reliefs, das sie bei den Peliaden vorstellt (Anialthea I Taf. 3), und einer Terracotta, wo sie auf dem Drachenwa- gen sitzt (revue archeol. 11 p. 355). Auch die Wandgemälde zeigen sie in Hellenischer Tracht (Panofka Ann. I p. 243). Auf den Vasenbildern erscheint sie in beiderlei Weise, in Hel- lenisclier Tracht bei der Tödtung des Drachen (Dubois Mai- sonneuve introd. 44. Guigniaut rel. de l'ant. 173bis, 647), bei den Peliaden (Tischbein 1,7; Gerhard auserl. Vasenb. 157 ;

mus. Greg. H, 82, 1 [arch. Ztg. Taf. 40], auf dem Drachen (R. Rochette M. I. 6), im Hause des Aigeus (Braun Scliale des Kodros Taf. 1); in Plirygischer Traclit bei der Bewerbung des Jason (Gerliard Vase des Midias Taf. 2 [Guigniaut rel. de l'ant. 187ter, 646n] ; Apul. Vasenb. 10), der Todlung des Dra- chen (Millingen Vas. 6. Neapels ant. Bildw. p. 326, 143), de^ Talos (Bull. Nap. IH, 5. arch. Ztg. Taf. 44), vgl. die gleich zu erwähnende Vase.

^^) Diod. Sic. IV, 54: tiOjv yitn ivos roü äictiivyovros joiis (illovs iiioits Anoaipäiai. Die gewöhnliche Sage kannte allerdings nur zwei Söhne, welche beide getödtet wurden.

") Es ist bereits von R. Rochette (Mon. ined. p. 305) erwähnt, welcher die Vase besitzt und bald zu publiciren gedenkt.

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Schattenbild des Aieles. Der Frevel, den lason und Medeia einst gegen ihn begangen, ist die Wurzel des neuen entsetzlichen Greuels, der jetzt das Haus des lason zerstört, wie er einst das des Aietes verödet hat, die unnatürhche Tochter erfüllt als Kindesmörderin den Fluch des verrathenen Va- ters. So führt die Erscheinung des Aietes uns die Verkettung der schweren Vergehungen vor, welche in dieser furchtbaren Katastrophe ihr Ende errei- chen. Es ist gewifs sehr wahrscheinhch, dafs der Maler hier einem der vielen Tragiker gefolgt ist, welche die Kindesmörderin Medeia zum Gegenstand wählten*'), und auch das in der späteren Tragödie übliche Erscheinen von Schaltenbildern nicht ver- schmäht haben werden. Nähere Vermuthungen las- sen die dürftigen Notizen nicht zu.

Zwischen lason und Medeia erblickt man den mit zwei grofsen Drachen bespannten Wagen, auf welchem Medeia nach vollbrachter That die Flucht ergriff. Er ist von einer Gestalt eingenommen, wel- che in jeder Hand eine lodernde Fackel hält, ein Gewand bedeckt den initern Theil ihres Körpers und läfst den Oberleib frei, die Haare wallen lang auf die Schultern herab, über der Stirn winden sich zwei Schlangen hervor. Schon diese beweisen, dafs wir ein dämonisches Wesen furchtbaren Charakters vor uns haben, über welches die Inschrift OIStPOS willkommenen Aufschlufs giebt. Es ist die Perso- nification der wüthenden Raserei, welche Medeia beseelt und zu der entsetzlichen That antreibt. Viel- leicht ist auch diese Gestalt der Tragödie entlehnt, denn Pollux (IV, 142) erwähnt unter den e'xaxr]va nqöaiona auchOistros neben der Lyssa, welche uns aus Euripides (Hcrc. f. 822 ff.) bekannt ist. Eine Schwierigkeit hat man aber dadurch gefunden, dafs man die Figur des Oistros für eine weibliche ge- halten hat, da es Regel ist, dafs derartige Personi- ficationcn dem Gescidecht ents])rechen, welches die

Sprache dem personificirlen Gegenstande gegeben hat. Zwar hat Panofka (Hyperb. Rom. Stud. \^. 246) behauptet, die Alten hätten hiebei keine philologische Aengstlichkeit bewiesen, allein von einer solchen kann überhaupt nicht die Rede sein, wo es sich um die einfachste und natürlichste Forderung handelt, dafs die bildliehe Vorstellung nicht in einen Wi- derspruch trete mit der, welche .ledermann in Ge- danken tragen mufste. Wenn sich heut zu Tage ein solcher Widerspruch mitunter findet, so beruht dies darauf, dafs wir das Bedürfnifs solcher Perso- nificationen nicht in ähnlicher Weise fühlen, und dafs die Traditionen unserer Kunst zum ei'ofsen Theil von Fremden überkommene, angeeignete sind. Bei den Griechen aber war es eine über- einstimmende Thätigkeit, welche einer Vorstellung in der Sprache wie in der Kunst Gestalt gab. Auch sind die von ihm beigebrachten Beispiele, wie ich nachgewiesen habe *'), nicht stichhaltig, bis auf eins, da auf einem Attischen Vasenbild eine weib- liche Figur '^Qvaoq genannt wird*'). Allein dies Beispiel ist auch ganz vereinzelt, und ohne drin- gende Noth wird man die Zahl nicht mehren wol- len. In unserem Falle ist freihch R. Rochettes Vor- schlag (M. I. p. 03 f.), der die Figur auf dem Wa- gen für Medeia erklärt, nicht annehmbar und kaum begreiflich. Allein ich halte es für einen Irrlhuni, dafs diese Figur weibhch sein solle. Die langen Haare können es nicht beweisen, die Brust ist wohl weichlich aber nicht weiblich, Avie ein BHck auf die des Herakles in unserm Vasenbild zeigt, und die Gewandung ist keineswees weiblich. Daher elaube ich, dafs Oistros hier als eine männliche Figur vor- gestellt sei.

Noch erblicken wir neben dem Palast in einer oberen Reihe zu jeder .Seite zwei Figuren, deren Bedeutung nicht zweifelhaft ist. Links steht He- rakles auf die Keule gestützt, das Löwenfell hängt

'•J Wclcker Griecli. Tra?. p. UfM.

'•) 0. Jahn arcliüol. lieilr. jj. Z\n 1. Das ilort im Nach- trag angeführte Beispiel eines Satjr, weh her YJJl'/:^ benannt win) {cat. etr. 91)), ilürfte (iailiircli gerechtl'erligt werden, dafs die Endungen —li «nd —iit;, lag fast immer wecliseln (Mei- neke bist. crit. p. 404. Keil spec. onom. p. 79 ff. Lobeck pathol. 11.500 ff.), und ' l',ioiui wie ' >>«fi> sind im Gebrauch.

'") .Stackelberg Grab. d. Hell. 17. Kl. ceram. I, 97. Ger- hard neuerw. ant. Deiikm. I(j90rt. Ks ist zu bemerken, idafs einige Fraueniiamen iilinlicher Art sieli /inden (Lobeck pathol. p. 2S), allein immer ist noch ein Unterschied zwischen Namen und mjthologisclier l'ersonilicaliun.

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über dem linken Aiin, in der Hand halt er Bogen und Pfeile. Neben ihm silxt Athene in friedlicher Haltung, ohne die Aegis, sie hält den Helm in der Rechten, den Sjiecr in der Linken, welche auf dem neben ihr stehenden Schilde ruht. Auf der anderen Seite sitzt ein nackter .Jüngling auf seiner Chlamys, neben ihm liegt sein Hut, in der Rechten hält er einen Speer, in der Linken Sllengis und Lekylhos *"), dieselbe hält ihm der vor ihm ste- llende, bis auf die Chlamys nackte, .Jüngling ent- gegen, indem er sich auf einen Speer stützt. Zwei Stenie über ihren Köpfen geben sie als Diosku- ren zu erkennen"). Schwieriger ist die Bezie- hung dieser Heroen und Athene's zu den unteren Vorstellungen anzugeben. iMiIHn nimmt an, es finde eine solche gar nicht Statt, und sieht in ihnen, nach einer damals gewöhnlichen Ansicht, eine Hindeutung auf Mysterien, in welche der Eigenthümer der Vase eingeweiht gewesen sei. Eine umfassende Unter- suchung über die Götterversamnilungen, welche auf Unteritalischen Vasenbildern so häufig als Zuschauer über den Darstellungen mannigfacher Begebenheiten erscheinen, dürfte vielleicht sichere und allgemein gültige Aufschlüsse ermitteln. Hier scheint mir die Gegenwart dieses Heroen am einfachsten durch die Bemerkung erklärt, dafs sie es sind, welche von den Theilnchmcrn der Argofahrt göttliche Ehren erlangt haben, so wie Athene ja dieser Unterneh- mung ihren besonderen Schutz verlieh, sie nehmen daher an den letzten Schicksalen des ehemalicen Anführers den nächsten Antheil ^'^).

Diese obere Reihe ist auf jeder Seile durch einen Dreifufs, der auf einer korinthischen Säule steht, begränzt. Eine ähnhche Begränzung sieht man auch auf der schönen Vase, welche die Co- stümirung zum Satyrdrama vorstellt ''), und so könnte man sie auch hier als eine Andeutung eines dramatischen Spieles ansehen, allein sie findet sich

'") Als solclie liat sie Letronne (recompense jirumise |». 18) riclitig erkannt.

") Gerliard Apul. Vasenb. 9.

'■■) Nach Diodoros (IV, 54) eilte Medeia nach vollendeter Raciie zum Herakles, weil er einst ihren Bund mit lason ye- cldossen habe.

") Mon. d. Inst. IH, 31.

ebenso auch auf der Kadmosvase^*), wo eine solche Annahme nicht gerechtfertigt ist, so dafs ihre Be- deutung also zweifelhaft bleibt^').

Otto Jahn.

IL Athenischer Abaciis.

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Die ohen l)ezeiclmete Marmorplatte ist ein aus Salamis iierriihrerides gegenwärtig zu Athen befindliches Denkmal von 1 iMeter, 5 Cent. Länge zu 0,75 Breite, an welcliem aufser den hemerkten Buchstaben, Ziffern und Linien keine sonstige Spur vormaliger Anwendung und Bedeu- tung bemerkt worden ist. Hr. Ranguhe, welcliem man dessen Bekanntmachung mittelst der Revue archeologique (HI, 5 p. 295 ff.) verdankt, versuchte es jene Platte in Verbindung mit der uralten Sitte des Brettspiels zu setzen; dagegen Letronne eine Rechnungstafel darin erkennt und zum Beweis dafür die auf drei Seiten gleichmäfsig vor- Iiandenen Zaliienreihen nacii seiner Ansicht erläutert, von

"') Gerhard Ktr.u. Kam|i. Vasenb. Taf.C. fS.44. Auch auf der lovase Berl. Uihlw. no. 902 u. sonst. Vgl. die sog. choragi- schen Reliefs JMillin Gal. XVII, 58. E. G.]

^'■) liin Dreifufs auf einer Säule findet sich neben Tri- ptolemos (Tischbein IV, 10. Inghirami Vasi litt. It)2), neben Apollon, der mit Marsjas känipft (Tischbein I, 2«. Kllte ccram. II, 79.), neben Kos (nius. Greg. II, I'', 2. Gerhard auserl. Vasenb. 62).

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denen je eine von einer Seite der Platte aus lesbar ist. Es folgen in allen drei Reihen einander die Zahlzei- chen: X (1000) P (500) H (100) P (50) A (10) P (5) I- (1 Drachme) | und C ('/,); ferner die Zeichen T und X <""" Anfang der Reihe zur Rechten finden sich aufserdera noch die Zeichen T (l Talent = 6,000 Dracliineu) und F (5,000). Mit Abweisung der Addition aller Zahlzeichen jeglicher Reihe betrachtet der Erklä- rer sie einzeln als Bezeichnungen einer Reihe von Münz- einheiten. Alle drei Reihen, theils vom Talent, der Iiöch- sten Münzeinheit, tlieils mit 1000 Drachmen beginnend, steigen hinab bis zur niedersten Münzeinlieit, xalxovg, als deren Zeichen das die Reihen schliefsende X aniuse- hen ist. I nach dem h, dem Zeichen der Drachmen, be- zeichnet den Obolos (= 'e Drachme); C= '/, Obolos, und endlich wird das T erkannt als ip/rov = '/,. Diese durch den /alxovg geschlossene Reihe ergiebt die Tliei- lung des Obolos in 6 yuXxovg, nämlich: '/.. Obolos = 3 xaXxovg,

zusammen 6 /aXzoic, als Zerlegung des Obolos nach griechischem Theilungsgebrauche in Bruch- zalilen, deren Zähler 1 ist. Diese TheiUmg des Obolos in yulxovg, wenngleich von Allen anerkannt, wird der Zahl nach von Verschiedenen verschieden angegeben. Bei späteren Autoren schwankt die Theilungszahl zwischen 8 und 10, in welcher Verschiedenheit der Erklärer eine Trübung der reinen attischen Thcilung erblickt durch spätem, römischen Gebrauch, der die bei andern Völ- kern verschiedenen Theilungsarten durcheinander gemischt liabe. Die Delpliier z. B. theilten den Obolos in 10 ;jaX- xoig nach einer Inschrift bei Böckh Corp. Inscr. gr. T. I. p. 818. col. 2.

Diodor der Metrolog und daraus Suidas anerkennen dagegen als altattisch dieselbe Sechstlieilung, wie für die Drachme in Obolen, so für den Obolos in Chalken, ganz in Uebereinstimmung mit unserra Monument. Endlich macht der Erklärer aufmerksam auf die in den Reihen durcli- gehende, abwechselnde Theilung durch 5 und 2 jeder vorhergehenden Zahl (5000, 1000, 500, 100, 50, 10, 5, 1).

Aus allem Vorhergehendem ergiebt sich nun Hrn. Le- tronne die Ansicht, dafs wir in obigem Denkmal einen altattischen Abacus zum Gebrauch eines Wechslers bei Zählun''en von Geld, zu dessen Aufzählung die 10 oberen und 4 unteren, durch horizontale Linien auf der Tafel be- zeichneten, Intervalle, letztere für die Brüche des Obolos,

(I, C, T, X = -}-, ^, J, i) dienten, und zwar einen Abacus aus einer früheren Zeit als das Archontenamt des Euklides, somit den ältest- bekannten einzusehen haben. Anders Hr. Böchli, dessen abweichende Ansicht nach einer uns zugegangenen Mittheilung hienächst folgt:

„Mein verehrter Freund Letronne wird mir verzeihn, wenn ich diese seine Erörterung bestreiten mufs. So weit wir durch Zeugnisse ins frühere Alterthum zurück- gehn können, hatte der Obolos zu Athen 8 xuXxovg, wie ich in den metrologischen Untersuchungen S. 32 als an- erkannt gesetzt hal)e, und zwar, da die Sache vielfältig bezeugt ist, ohne einen Beweis liinzuzufügen. Pollux IX, 65 67 hat diesen Beweis schon vollständig und unwi- derleglich aus Philemon geführt; denn 2 yaXxovg waren nicht ;■,, sondern '/^ Ol)olo3 {TtTngr7]i,iÖQiov oder Tap- Trjl.iÜQiov), und 6/aXxovg nicht ein Obolos, sondern /^ Obo- len (ipiTapri^jUo'piov, oder TQixriuogtov , Tguriftogov be- nannt); 4 yitXxovg waren '/, Obolos, niclit -/j. Wie dies alles aus Pollux klar ist, so erhellt diese Bedeutung des iQnr^piÖQiov auch aus andern Stellen der Grammatiker, welche Meineke Fragm. com. Gr. Bd. IV. S. 24 gesam- melt hat; man ging nämlich von der Theilung des Obolos in Viertel zu 2yulxovg aus, und nannte drei dieser Tiieile igiTTif-tögtov, wie in dem Artikel des Suidas und Photios Tgnrji.t6giov richtig bemerkt und bei Pollux dunkler an- gedeutet ist. Nicht minder erwähnen andere schon von den Auslegern des Pollux (zu IX, 65) zum Theil ange- führte Grammatiker auch, dafs mugtrjuögiov 2 yaXxovg sei, und ich bemerke nur, dafs Harpokration und Pho- tios dieses Wort aus Dinarch kennen. Es würde ver- geblich sein zu behaupten, vor Philemon sei die Einthei- lun" eine andre gewesen; wozu keine Veranlassung vor- handen ist. Al)er irre ich nicht, so lälst sich dieselbe Eintheilung auch schon für die Zeit der altern Komödie nachweisen. Pollux (IX, 66) sagt: z6 6i nagu OiXr/xovt tgi- TKifiogov TiTugtrifiögiov xaXn ivtött TlXüxiov. Die Stelle, welche offenbar verderbt ist, kann nicht auf den Philoso- phen Piaton bezogen werden, bei welchem THugTrj^ögiov nirgends, und nur einmal iQtxri^iögiov vorkommt, aber nicht wie bei Philemon vom Gelde; wovon es doch jener Piaton nach Pollux gebraucht haben mufs. Bei Platon dem Philosophen bedeutet es den dritten Theil; davon kann aber Pollux hier gar nicht reden, da er von dieser Bedeutung schon vorher, mit Beziehung auf Thukydi- des , gesprochen hat. Also ist der alte Komiker Platon "emeint, und man mufs lesen: to öi nagä 0iXrif.iovi igiitif.iogov TgtxagTrj(.iü giov xuXü ivw7i IlXujwy: die Form jgtiaQjrjfiögtov hatte nämlich Pollux sclion vorher

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oline ttewälirsinann für 6 /uXxovg angefülirt. Diese alt- Attisclie Eintheilung des OI)olos in 8 /ulxocg ist dann aucli auf das Talent üliergegangen, welclies ich das ge- meine oder Ilöiuisciie Rechnungstalent nenne (a. a. O.), wiiiirend in gewissen Geidsysteinen nielir xuXxovg auf den Ol)olos gereclinet wurden. Was den Metrologen Dio- doros hetrilTt, so reclinet aucii dieser, wie Hr. Letronne niclit vergessen liat anzuführen, nach den Schollen zur Uias 8 yjdxovq auf den Oholos; Suidas (in Talaviov) und der Schollast des Gregorius von Nazianz fuhren aher dlesellien Worte des Dlodor nur mit der AI)WeicliuDg an, dafs dein Oholos 6 xalxovg zugeschrieben werden, und demgeiniils rechnet Suidas auch anderwiirls und l'holios (in cßo\üg) 6 xuXxovg auf den Oholos. Die Uehereiu- stiiniDung der Lesart, welclie in den Schollen zur Ilias vorkommt, mit dem hewälirten Zeugnisse des PoUux und der ührigen Grammatiker und mit denjenigen Schrift- stellern, welche dem Oholos des Römischen Rechnungs- talentes 8 xulxovg gehen, entscheidet dafür, dafs aucli Diodor 8 /uXxovg auf den Oholos gerechnet hahe, und

nur durch einen spätem Sclireihfehler ist in irgend ein Lexikon die Lesart 6 statt 8 (? statt ?;) gekommen , aus welchem Lexikon dann die andern geschöpft liahen, in welchen die Zahl 6 statt 8 vorkommt: wahrend zugleich dieselben Lexikographen, Suidas und Photios in tituo- jijfxüfjiov und TQtTr]ftü()io>', die Eintheilung des OI)olos in 8 xuXxuvg anerkennen. Diese Ansicht, welche ich schon in den metrologischen Untersuchungen angedeutet habe, löst alle Bedenken. Die Ziffern des vorliegenden Abacus beweisen nun keinesweges, dafs der Obolos in Athen 6 /uly.ovg gehabt habe; denn es ist nicht daraus zu entnehmen, dafs T den dritten Theil des Oiiolos bezeichne, und C T X '/;> Vi. 'A sei: dais die Summe der in dem Aliacus verzeichneten Obolenhrüche ein Ganzes sei, ist nach der N^itur der Sache gar nicht erforderlich. Vielmehr liegt in diesen Obolenbrüchen die abnehmende Progression '{,, ',{, '/. Dafs Q ''. Obolos sei, ist bekannt; die Hälfte davon, '/, , ist f nämlich Ttiapijjfto'pjo»'; wieder hiervon die Hälfte ist X, /."^^xovg, '.^ Obolos."

Alle

1. Athene Ergane. Auf Tafel 27 der Ar- chäologischen Zeitung ist nach einer Terracotta eine Krauengestalt auf einem Widder sitzend abgebildet, die Herr Pano/7.« für Tlieophane erklärt; mich hat je- doch diese Deutung keineswegs überzeugt *). Ich mag nicht Schritt für Scliritt die sinnreichen Conibinatiouen verfolgen und beschränke mich nur darauf einige An- deutungen zu geben, die, wenn mein Erklärungsver- such auch noch nicht das Richtige treffen sollte, doch vielleicht wenigstens Andere auf den rechten Weg leiten. Diese Hache Relieftigur in alterthümlichem Styl stammt von der Insel Melos ; dafs wir hier eine so verlegene ^lytlie wie die von der Liebe des Poseidon zur Theo- jdiaue dargestellt finden, ist nicht gerade wahrschein- lich, und liefse sich daiui nur genügend erklären, wenn sie irgendwie mit der Lokalität verknüpft wiire; diels läfst sich al>er nicht darthun, ist es doch überhaupt ganz ungewifs, welcher Lokalität man die von Hygin fal). 188 erzählte Sage anweisen soll. Nach Hrn. Panofka's Erklä- rung ist der Widder, auf welchem die jugendliche Figur sitzt, Poseidon; nun berichtet aber Hyginus, dafs Poseidon

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I.

zuerst die Theophane in seiner eigentlichen Gestalt ent- führt, dann erst, um verborgen zu sein, die Jungfrau in ein Schaf, sich selbst in einen Widder verwandelt habe ; die Frucht dieses Umganges war aber der goldvliessige Widder des Thyestes. So steht also die Erklärung mit der Ueberlieferung selbst im entsciiiedenen Widerspruch: denn eine Umgestaltung der Sage anzunehmen , wo es darauf ankommt, sie zum erstenmale in bildlicher Dar- stellung nachzuweisen, dient der Deutung selbst nicht ge- rade zur Empfehlung. Die Erklärung wird besonders dadurch erschwert, dafs gerade das Charakteristische, der Kopf der Figur fehlt**), allein im Ganzen macht auch so das Relief mehr den Eindruck eines Götterbildes, als einer mythisch -heroischen Gestalt. Diefs wird aber zur Gewifsheit durch die Vergleichung eines andern plasti- schen Monumentes, das Cuper Harpocrates et Alonum. Antiqua S. 198 mittheilt ***). Auf diesem erscheint eine jungfräuliche Figur, ohne weitere Attribute, in nymphen- artiger Gestalt, auf einem Widder sitzend, mit der Un- ken das Hörn des Widders, mit der Rechten das Gewand haltend, also ganz wie auf der Melischen Terracotte, nur

*) Widerspruch dagegen ward bereits von Prof. trieseler (Arch. Z. III, 214 f.) eingelegt, der eine Selene auf dem Faiis- widder sitzend darin verriuithete. K, G.

") Oll ein mit der Figur zugleich ins Museum gelangter Koi)f mit Stirnkrone ihr angehöre, wie Hr. Panofka zu glau- ben geneigt ist, kann bezweifelt werden; nach Stjl und Krd- niassu ihr nicht unähnlich, unterscheidet er sich durch die Farbe

des Tlions und schliefst weder am Hals noch selbst in der Kiclitung der Falten zusanunen. E. G.

***) Ob dassellje s|iäler von neuem puhlicirt ist, weifs ich niclit, walirsclu^inlich bciindct es sich noch jetzt in Hollaml, und venliente wohl eine genauere Ueachtung, da auf Abbil- dungen des siebzehnten Jahrliunderls wenig Verlafs ist.

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dal's die Rechte liier auf dem Rücken des Widders ruht. Beide Darstellungen unterscheiden sich hauptsächlich da- durch, dafs auf der Terracotte der Widder schreitet, auf Cupers Monument ruhig dasteht; diel's erklärt sich at^er hinlänglich aus der Totalität der Vorstellung; denn diese Figur ist offenhar als Cultusbild. als eine Göttin zu fas- sen. Hinter ihr steht eine andere jungfräuliche Gestalt: vor ihr sind ein bärtiger Mann und eine Krau bemüht ein Weihgescheiik aufzustellen, (ein Relief, auf welchem Hahn und Henne dargestellt sind), und zwar schaut die (löttin mit gesenktem Haupte auf diesen 'l'ribut der Ver- ehrung, der ihr dargebracht wird, Iieral). Somit kann man kaum zweifeln, dafs hier eine Göttin dargestellt ist, und zwar woki eine und dieselbe. P'ragen wir aber, wel- cher Göttin es zustellt auf dem Widder zu reiten, so bietet sich zunächst die Athene Ergane dar, für wel- che der Vliess des Widders von grölster Bedeutung ist; und so erscheint sie ganz deutlich auf einem geschnitte- nen Steine, dessen Abbildung Müller Denkm. Th. II, 'l'af. XXI. II, 225 aus Tassie Catal. pl. 26. n. 1762 mittheilt. Dort wird nämlich die Göttin gerade so wie hier auf dem Melischen Relief von einem ruhig schreitenden Widder uetraoen; kenntlich aber als Athene ist sie durch die sonstigen Attribute, Helm und Lanze, Eule und Gorgo- kopf auf der Brust. In ähnlicher Weise hat die Athene Ergane auf einer spartanischen iNIüiize, wie es scheint des Kleomenes, einen Bock neben sich, (s. Mionnet Descr. Suppl. T. IV. pl. 6 V. 3. Ueber den Cultus der Athene Er- gane zu Sparta s. Pausan. III. 17. 4), und so ist es nicht im Geringsten befremdlich, in der alt -spartanischen Co- lonie Melos einem ähidichen Dienste zu begegnen. Nun ist aber gewils auch das aus Cuper angelührte Bild "leichfalls für eine Darstellung der Athene Ergane zu halten; denn dafs die beiden Ehegatten als Weihgesclienk ein Relief mit Hahn und Henue darbringen, stimmt ganz "ut mit dem Wesen der Göttin überein, der der TjfifQi'i- fftiiro? uli'xTüi^ heilig war. Man vergl. die Bemerkung des Tansanias über das chryselephantine Bild der Athene zu Elis M, 26. 3: ihitt ^l^v drj Ondtuv (paa'iv uvi}]r, ntnoirjTdi d( äXixtgviuv ini tiTj xqiUh, uTt oviot thio- /ngi'ittjui'yiovaivk^iüxugol u).(xi()v6yig- dvvuno d' av y.u'i Ui^TiVäg Ji'ii ifiyöivrii upig u nQng rofiiua&ui.

Will man jedoch wegen des Hahnes an Athene Hy- gieia*) denken, so läfst auch diese Deutung sich reclit- ferti"en: denn da i/eide Gottheiten im Cultus öfter mit

einander vereinigt erscheinen (vergl. Pausan. VlII. 32, 4 in der Beschreibung von Megalopolis: fvTuv9u taxt fuv itQoy l^axXr^ntov xu) uyälfiuTu uvTog xi xui 'YyUtw iial di vTiuxii.iu[iü.vTi ullyov &toi Hd^iivä xi iQyuvVf xut ^4no'k'kMv ayvifög, und IX, 26. 71 von Thespiae: xo de iiyu).fiu xov ^wrvnov xui uvdig Tv/t]g, iXiQwd^t öi Yyiiiag, xi^v ()* !A^r,vüv xtjV fgyäyijV xui uvxr^v xui nXovxuv Ol 7iu(jfairjxt'iiu tnolrjat ), so lag es auch nahe, beide in gleicher Weise darzustellen, zumal da der Widder als Sühnopfer recht gut zum Wesen der Athene Hygieia pafst: führt doch ebendeshalb Hermes als Heil- gott den Beinamen KgioqÖQng, vergl. Panofka Die Heil- götter der Griechen S. 11. Athene aber, sei es als Er- gane, sei es als Hygieia, in schlichter Nymphengestalt zu sehen, hat gerade l)ei Darstellungen, die ihren localen Charakter nicht verläugnen, lüchts Auffallendes; erscheint doch sogar auf der Midiasvase Hygieia in schlichter Frauen- kleidung, nur eine Lanze in der Hand haltend. Ich ver- weise hier nur noch auf Gerhard Prodromus S. 91. und Dens. Auserlesene Vasenbilder S. 111. 156. 183; hier ist aber in beiden Darstellungen die Göttin durch das Reiten auf dem Widder hinlänglich charakterisirt. Bergk.

2. Talgs [Aus brieflicher Mittheilung]. Zur Er- klärung des vielbesprochenen Vaseni)ilds bei Welcker Tri- logie S. 261 scheint mir der neulich in der Archäologi- schen Zeitung [Arch. Z. IV S. 309] angedeutete Weg der einzig richtige. Die sitzende Gestalt ist wohl Talos, der eherne Riese, den Hephästos eben vollendet hat; jetzt tritt der Gott zu seiner Schöpfung heran, und spricht die Zauberformel gleichsam aus, um der todten Gestalt Leiien einzuhauchen; und schon erkennt mau an derfirz- fi^ur die Wirkung: die eine Hand erhebt sie über das Haupt, mit der andern löst sie die Ful'sfesseln al», mit tienen sie an den Sitz gebunden war, gleichsam damit sie nicht wider den Willen des Meisters sich befreie. Eine ganz ähnliche Scene hatte Sophokles in dem Drama Tluvödiga r] ^(fvgoxönot , aus dem uns Hesychius die Worte: xfXi'ihofiuiTKtdug mit der Erklärung didtf.iui,av- vtggufifKu xoig Ttödug erhalten hat, die wohl eben Pan- dora spricht, als ihr Hephästos aufzustehen gebietet. Wer recht scharfsichtig sein wollte, der könnte wohl auch den nugdüfwg ytXwg zu erkennen glauben im Gesicht der Erztigur. Die Frau am Kamin ist wohl eine Grazie, die ja nach älterer Sage bei Homer als Gattin des Hephästos erscheint. Doch genug der Vermuthungen. Behgk.

*) Auf Hygieia, des Asklepios Tochter, ward Cuiier auch schon ilurcli einen gelehrten Freund aufmerksam gemacht.

Hiezu Tafel m der Neuen Folge: Medeia, Vasenbild aus Canosa, jetzt in München.

Druck und Verlag von G. Ufitiivr.

Herausgegeben von E. Gerhard.

ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

Beilasre JM 1.

Neue Folge.

März 1847.

Archäologische

Rom. In einer iieuliclieii Sitzung dtr päpstlichen Akademie liat l';iter G. P. Secchl ein neues System der Hieroglyplienerkiärung auigestellt, ül)er welches nächst dem „Diario di Roma" auch deutsche Zeitungen (die Allgem. l'reul'sisclie am 21. Kel)ruar) ausführlicli berichtet lial)en.

Rom. In der Sitzung des Archäolog ischen Insti- tuts (vgl. Arch. Z. 110. 4S.) vom 18. Dec. v. J. gah Dr. Lersch aus Roiin einen kurzen liericlit iiher die in Rom wenig l)e- kanut gewordeneu archäologischen Entdeckungen der Stadt Köln, namentlich iilier das von ihm edirte Mosaik mit den ßildnissen griechischer Weisen und Dichter. Di-. Brunn iiatte eine voicenlische Olla mit rotheii h'iguien ausge- stellt, auf deren Hauptseite die Dioskureu dargestellt sind, wie sie lorlieerhekräuzt, mit leichter Clilamys, mit Pe- tasus aul der Schulter und doppelter Lanze in der Hand, auf muthigeii Rossen iiher das Meer hiiischwehen ; Del- phine unter ihnen genügen zur Andeutung dessellieu. Dal's jene göttlichen Zwillinge hier als die kosmischen (iottheilen gelafst sind, die den Schiffern erscheinen und sie geleiten, wäre schon ohnehin auzüiiehinen , wird aber durch die Sterne zur (iewil'sheit erhoben, die vor ihren Häuptern leuchten. Sodaiiu zeigte Dr. Liraun s-inen Karneol aus dem Besitz des Hrn. Saiilini vor, der aui i)eiden Seiten geschnitten und in der Mitte durchliolirt sich als ein Aiuulet zu erkeniien gibt. Damit stimmin auch die Darstellungen. NVir sehen dii- drei Parzen: die eine stehend mit dem Rocken spinnt den Faden, <leri die an- dre sitzende pnilt. Die dritte neben dieser hält aul der Schulter einen Stab oder eine Art Beil, vielh-iclit um die vernichtende Kralt des Schicksals zu bezeichnen. Alitlen zwischen ihnen sitzt auf tler Erde ein Knabe mit einem (■'ullhorn, ohne Zweilel der Gott des i{eiclilliiims, Plutus. Diesen Schicksais- oder Gliicksgöttern entspricht auf der andern Seite des Steins der Heilgott .\eskulap, der einer grol'sen Schlange mit der Linken eine Schale hin- reicht. Zwischen ihnen, also dem Plutus parallel, steht 'l'elesphorus.

In der Sitzung vom 8. Januar 1847 zeigte Dr. Braun eine voicentische 'l'rinkschale mit rothen Figuren vor, die sowohl wegen des Stjls als besonders wegen ihrer Dar- stellungen sich vor vielen auszeichnet. Fünf Götter- paare schmücken die Anisen- und Innenseite, sämmtlicli durch beigeschriebene Nainen näher bezeichnet. Wir sehen auf der einen Seite Zeus auf einem IViclinium ausge- streckt, zu seinen Fiilsen Hera sitzeiul, während Gany- med als Rlundscheiik mit einer Art Sieb (wie der Mund- schenk eines tarquinisclien Wandgemäldes) iielien ihm stellt. Eine dorische cannellirte Säule dient die olympi- schen (ieinächer zu bezeichnen und diese (iriippe von der iölgeuden zu trennen. In dieser ist Poseidon, der wie Juppiter gelagert ist und wie dieser in der Linken eine Schale hält, in der Rechten aber den Dreizack führt, und ihm gegenüber Amp tut rite sitzend zu sehen, von deren Namen jedoch nur die zwei Endbuchstaben ( //i) erlial-

G e s el I s eil a ft e n.

ten sind. Sie hält in der Linken eine Art Balsamarium, in der Rechten eine Art GritFel oder Nadel, wie oft die Flügellraiien etruskischer Spiegel. Auf der entge"en"e- setzten Seite entsj)rechen dem Zeus und Poseidon Dio- nysos und Ares, jener in Gesellschaft der Ariadne und hegleitet von dem barligeii Komos mit Satyrolireii und Schwell ; Ares mit gestirntem Diadem der stehenden Aphrodite gegenülier, die ihm einen Kantharos dar- reicht. [Hiernach diirltedenn auch die zwischen Hephiistos und Ares sclnvankende Gruppe der Schale des Sosias, deren mannigfache üebereinstiiumung mit dem hier be- schriebenen Monument augenlällig ist, auf Ares zu deuten sein. Vergl. Gerhard Berlins Bildw. uo. 1030. Triokschalen Tal. VI. VIIJ. Das Miitelbll.l der Schale nimmt Pluton ein [Inschiilt IllovTWv] mit einem mächtigen Füllhorn im Arm und einer Schale in der Rechten; auch er hat um das Haujjt ein Diadem. Ihm gegenüber sitzt Persephone, deren verstümmelter Name EPtEWA [ntQOHfuixu] lau- tet. Es ward aufmerksam gemacht, wie namentlich das Füllhorn des Pluton zunächst von Wichtigkeit sei weil hiedurcli die nicht seltenen Grabieliefs Licht erhielten, auf denen die ganz ähnliche Figur eines Mannes mit dein Füllhorn seit Zoega vielfachen Erörterungen unterworfen worden sei [Zoega IJass. I, 11. Müller Handb. 428, 2. Gerhard Bildw. Taf. CCCXVIJ. Angedeutet ward aucli das trilogische Verhältnifs, in denen die drei Bilder zu einander zu stehen scheinen. Denn während Zeus und Poseidon nach dem Olymp, Dionysos und Ares mehr nach einer niedern irdischen Spliäre hinweisen, tritt Pluton in seiner Vereinzelung als Gott der Abgeschiedenen ihnen gegenüber. Dr. Braun legte sodann ein schönes Fraoment eines Kamee im Besitz Hrn. Saidinl's vor, welches die Venus Vi et rix in ähnlicher Stellung wie die Statue der l''lorentiner Akademie vorstellt, nämlich wie sie das Wehr- gehenk sich anlegt, mit dem Unterschiede, dafs sie in dem Kamee bekleidet erscheint. Gegenstand, Kunstwerth und

Material geben diesem Fragment einen hohen Werth.

Dr. Uanzen theilte die erste Hallte des Militärdiploms von Ennyed mit, welches durch Hrn. Nmgcbuufs Eiler der zvveiten Hallte desselben Diploms nach^elielert wor- <len ist, über die Dr. Henzen bereits am 11. December (Winckelmannsfest) einen Vortrag gehalten hatte. Es wird dadurch das Consulat des Sext. Octavius F'ronto und T. Julius Candidus Jlariiis Celsus auf das 86ste Jahr unserer Zeitrechnung festgestellt, in dem sie Sutfecti der zweiten Nundiuen waren. Ferner lernt man daraus einen neuen Legaten von Judaea kennen (Cn. Pompejus Longinus) und eine neue Lokalität auf dem Kapitel ((i-opactt Geniiaiiici In ir'ibnnall (juae sunt ud aedem Fidei Populi Roniani). Dr. Th. Mommsen legte einige Pa- pierabdrncke von Inschriften vor, unter denen besonders eine metrische aus Grottaminarda, dem alten Eclanum wichtig ist: eine Grabschrilt, die ein M. Pomponius Bas- sulus, Duuinvir von Eclanum, sich selbst gesetzt. Er rühmt

sich In diesen Senaren, ciafs er Komödien des Menander übersetzt {Menundri pauca voHi scitas fabulus) und pu- hlicirt, aiicli sell)St eij;ne {.'ediclitef , sodann dafs er sich selbst das Leben genommen. Die Züge der Insclirift kön- nen niclit viel ül)er das 2. Jahrh. n. Chr. zurückgehen. Eine andre Insehrilt aus Anzi, oskisclie Worte mit gvie- cliisclirn Buchstaben, ist das einzige Mon u in e nt sauini- tischer Spraclie in Lukanien. Sie findet sich auf dem Tyinpanon einer kleinen Aedicula, welshalb Can'mu sie lieber aut ein religiöses als auf ein Gral)denkmal be- zog, womit auch die Bemerkung Hrn. Mommsens über- einstimmt, dafs bis jetzt Grabschrilten in oskischer Sprache niclit bekannt seien und demnach der Nachricht niclit zu trauen sein möchte, der zuiblge der Stein auf einem firalie gefunden sein soll. Hr Dennis lierichtete iiber die Lage von Graviscae nach eignen Untersu- chungen, durch welche Westphal's Vennuthnng fast zur Gewifsheit erhoben wird, tiafs die .Stadt am linken Ufer der Marta etwa 2 Miglien von deren Ansfluls gelegen habe. Dort findet sich am Uier eine .Mauer von einigen hundert Palmen Länge an einer Stelle 30 bis 40 Palmen liber dem Meeresspleyel. Hier raiindet eine Kloake von derselben Höhe, die in der Construction der Cloaca Ma- xinia vollkommen iihnlich ist. Sie hat 18 19 Palm im Durchmesser, wie diese, aber die Steine, aus denen der Bogen gebildet ist, haben die, doppelte Höhe, 7—8 Pal- men statt 3', oder 4. Die Mauern des Ufers sind mas- siv ohne Cänient und von sehr altem Ansehn. Von hier •jelit eine iast ganz zerstörte Strafse aus nach dem etwa ein Stadium entfernten Hügel, auf welchen Westphal Graviscae verlegt. Seine Höhe betragt 40 50 Palm über der Ebene; der Umfang ist gering, aber genügend iiir einen Ort Graviscae, der wahrscheinlich wie Alsinm und Pyrgi nur ein ,,oppidum parvurn", eigentlich nur der Ha- fen von 'l'arquinii war, denn Strabo und Plinius nennen au der ganzen Küste nur Eine Stadt, Populonia. ['Vag- inente von Stadtmauern finden sich im Umkreise des Hü- gels. Die dortige Strafse war wahrscheinlich die Via .Au- relia; von einer Brücke über den Flufs finden sich jedoch keine Spuren. Hr. Dennis bestätigte sodann die Ver- inuthuDg Braun's, dafs die Pinie neben dem „Vetiilo- nienses" des etruskischen Stiidtereliefs aus Cervetri [Ann. d. Inst. XIV, 37 ff. tav, C] auf einen Pinienwald in der Nähe dieser .Stadt zu beziehen sei. In derThat findet sich nocli in grofser Ausdehnung an der Küste, wo Hr. Dennis im Jahre 1841 die Lage von Vetulouia nachwies, ein solcher Wald, an dessen Existenz von Alters her in diesen ver- lassenen Maremmagegenden kaum zu zweifeln ist. Zu- letzt sprach Herr Dennis noch über den sogenannten Puntone del ('astrato zwischen Civita-Vecchia und S. Marinella, wo im Jahre 1840 die Herzogin von Ser- moneta Ausgrabungen veranstaltete. Was dort von Alieken (Bull. 1840 p. 113 SS.) als Grabhügel bezeichnet wird, ist nur dieSpitze einer Hügelkette, die sich hiergegen die Meeres- küste senkt, und der untere Mauerkreis, welcher sie um- gürtet, bildet die Ringmauer einer Stadt, in der noch die Lage einiger 'J'hore erkennbar ist. Die obere Mauer mufs den Fundamenten der Arx oder eines Tempels an- gehören. An einigen Stellen sind die Mauern polygon. Da die Orte zwischen Alsium und Centumcellae sämrat- lich topographisch genau bestimmt sind, die römische Ko- lonie Castrnm novum aber gerade unter diesem Hügel lag, so ward die Verinuthung aufgestellt, dal's auf demselben ein Castrum vetus zu suchen sei.

In der Sitzung vom 15. Januar legte Herr Canina Zeichnungen der Monumente vor, die im vergangenen Jahre in den Ausgrabungen des Comm. Campana zu

Cervetri entdeckt waren und in dem nächstens erschei- nenden Werke Canina's iiber „litruria maritima" publicirt werden sollen. Die Wandgemälde, welche Gastmähler darstellen, wurden von Hrn. Canina nach dem Style der Epoche der römischen Rep:il)lik zugetheilt, womit es über- einstimmt, dafs auf einer Vase in einem jener (iemälde der Name ,,Juno" sich findet. Die ebendasell)st gefun- flenen Sarkophage zeichnen sich nicht nur durch eigen- thümliche Darstellungen aus, sondern auch durch das .Ma- terial, in dem sie gearbeitet sind, eine Art von .\labaster von Monte Circeo, dessen sich die Etrurier des Küsten- landes vor der Bekanntschaft mit dem Marmor vorzugs- weise bedient zu haben scheinen, was durch die neuliche Entdeckung volcentischer Urnen bestätigt wird. Dr. liruun erläuterte eine volcentisclie Hydria aus dem Be- sitze des Hrn. Uasseggio. Die Hauptvorstellung zeigt einen der nicht seltenen Hochzeitszüge in nicht ge- wöhnlicher Weise. Die Quadriga, auf welcher das Braut- paar ist, begleiten Apollo mit der Leier und eine Frau, die zwei brennende Fackeln festlich emporhelit. Hermes mit schöngeÜügeltem Petasus und scepterähnlicliein Cadu- ceus schreitet voran mit zurückgewandtem Haupte. Vor dem Hau^e, dem sich der Zug zuwendet, erscheint eine F'rau elienlalls mit zwei Fackeln; autfallender aber ist, dnfs sie auf ihrem Haupte einen Hing trägt, wie dessen die Wasserträgerinneu als Unterlage für ihre Hydria sich zu bedienen pllegen, auf diesem Ringe aber ist eine gro- fse F^ lamme siclitliar. Von zwei noch übrigen F'raueu steht die eine mit einer Fackel wartend vor der Tliür des Hauses, während die andere beschäftigt ist, innerliall> dessellien das hochzeitliche Lager zu bereiten. Oberhalb eben dieses Bildes ist die Herauflührung des Cerberus in ausführlicher Weise dargestellt. Hermes, Pallas und lolaos auf einer Quadriga schauen aufmerksam auf die Unternehmung des Herakles; ein greiser Mann mit einem Scepter, der vor dem Wagen sitzt, scheint darüber zu erschrecken. Die Kom|)osition wird an iieiden Enden durch eine l'Vau geschlossen, die mit erhobenen Händen ihre Bewunderung bezeugt. Hr. F. Land tlieilte mit, dafs sich in F'olge des vielen Regens im December v. J. ein grofses Stück iMauer abgelöst habe, welches e^neii kleinen (iarten an der Hinterseite des Klosters von Araceli auf dem Kapitol stützte. Hr. Canina nahm hievou Anlafs zu bemerken, dafs solches Herabstürzen einer grofsen Erdmasse immer mehr beweise, wie die ursprünglich spitze F'orm dieses Hügels nur durch künstlichen Aulbau zu einer breiten F^läclie erweitert sei und benutzte dieses Ar- gument zur Bestätigung seiner in der zweiten Auflage des Furo Romano ausführlich dargelegten Ansicht über die Lage des capitolinischen Jupitertempels. Dr. Lerseh be- richtete über ein neues Schriltchen .Minervini's den soge- nannten Zaubernagel (Cliiodo maüico; Arch. Z. IV, 259) des Hrn. Temple betreffend. Obwohl die zahlreichen Probleme, welche dieses eigentliüinliclie .Monument dar- bietet, nicht alle für den Augenblick lösbar erscheinen, so wurden doch im Laufe der Discussion, au welcher die Herren Hertz uud Th. Mommsen tlieilnahmen, manche Punkte genügend erledigt. Herr G. Dennis gab eine Beschreibung bisher unbekannter Ruinen einer etruski- schen Stadt in der Nähe von Ponte F'elice, etwa eine Miglie von der Tiber und elien so weit von dem Dorfe Borghetto, zur Linken der Hauptstrafse von Ci- vita Castellana nach Ponte F'elice. Sie bestehen in einer Mauer von 200 300 Palmen Länge oder 20—30 Höhe aus Quadern ohne Cement aufgefülirt, ähnlich denen von Veji und (!)äre, aber verschieden von denen benachbarter Städten wie Falerii. Der Mauer gegenüber finden sich

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znlilreiche Giäl)er in den [""eis eiiiyeli.'uien. Der Natur der Localität zu h'olge iiiuls difse 8l,i(lt die uinliegeiideii efruskisciien Ortsclialten, wie Orte, (lauere, Corcliiaiio, an (iriilse iil)ertrütren lial)en und als INel)enl)nlderin von Fa- iirii einer der wichtigsten Punkte des Ager Falisciis ge- wesen sein. Die Lage von Kalerii ist jedoch schon lange sicher hestimint, dagegen ist Fescenniuin nocli nicht nachgewiesen. Aul'serdein nennen Solin und iStepiianus noch eine andre Stadt, die in einer verderliten Stelle des Stralto als Aetjuani Faliscani liezeiclinet scheint, als an der Hauptstral'se zvvischen Otricoli und Rom gelegen. Diese, die Via Flaminia, üherschritt in geringer lintler- Mung von Poggio di Silvestro die Tiher, und noch jetzt linden sich Ruinen einer Briicke, genannt „le Pile d'Au- gusto." Die Lage würde also lur Aequuni l'aliscuin pas- sen; sollte man jedoch diel's für synonym mit F'alerii halten, so würde Fescennium meiir Anspruch auf diese Ruinen hal)en als Gallere, dem sie Andre haben zuspre- chen wollen.

In der Sitzung vom 22. Januar zeigte Dr. lirunii eine volcentisclie Amphora (schw. Fig.), auf deren einer Seite «ler hartige mit der Nehris bekleiilete Uaccliu s dargestellt ist, wie er seine Lanze gegen einen vollständig gewatine- ten Krieger schwingt; dieser, schon liall< zur Frde ge- sunken, wird zugleich von mehreren Thieren angefallen, unter denen man einen Löwen und einen Panther l)emerkt. Es ward darauf hingewiesen, wie man Irülier eine solche Komposition als auf die indischen Siege des Gottes he- ziiglicli würde gedeutet halien; dal's alier nach den Ana- logieen, welche jetzt zahlreiclie Vasenhilder darbieten [Ger- liard auserl. Vas. I, 63] sie vielmehr als 'l'heil einer (i i- gantoinachie zu denken sei. Die Rückseite zeigt zwei nackte Älänner, der eine hiirtig trägt einen Hahn unter dem Arm; ihm reicht der andere jüngere eine Art Ring, etwa wie die Cercine der Wasserträgeruinen. Reide schei- nen in lebhafter Unterhaltung oder in einem Wortstreit, der in seiner mehr feindlichen Art als Gegensatz zu den kriegerischen Kämpfen der Vorderseite zu denken sein möchte. Dr. Hunzen berichtete über zahlreiclie Alit- tlieilungen Hr. Neigcbuur's, welche sich auf verschiedene ilonumente 'rranssilvaniens beziehen und um so grölsern Dank verdienen, je sparsamer sonst die Nachrichten sind, die der archiiologischen Welt aus jenen (legenden zuilie- l'sen. Dr. ISnnin legte eine Schrift von Bartol. Capasso iiber die Sorrentiner Halbinsel vor ('l'opograha storico- archeologica della peuisola Sorrentina e raccolta di an- ticlie iscrizioni edite ed inedite appertenente alla mede- sima. Nap. 1846. 8. 09 S.), welche vor vielen ahidichen -arbeiten Lob verdient.

In der Sitzung vom 2V). Januar hatte Dr. liratin eine volcentisclie Amphora ausgestellt, die schon im liulJettino (1840 p. 126) von A. v. Feuerbach beschrielien sich jetzt in dem Magazin Rasseggio's beliudet. Es sind auf ihr v'ier nackte Aliiniier dargestellt, die von einer Scliaar Wespen angefallen sich derselben auf verschiedene Weise aber fruchtlos zu erwehren suchen. Obwohl man bei die- ser Scene zunächst an tlie Komödie des Aristophanes zu deidten geneigt ist, so ward doch bemerkt, dafs diefs nicht durchaus nöthig sei und man an eine aus dem Le- ben gegrilleiie Scene denken könne, wie sie auf etruski- sclien Gefäl'sen öfter vorkommen. In der Ausfiihrung ver- dient Beachtung, wie die sehr charakteristisch gezeichne- ten Wespen durch aulgesetztes Weil's und Roth belebt erscheinen. Dr. Lersch gab Nachricht von einem G r a I) e der Familie Fonteja, das kürzlich in der Nähe von Porta Maggiore entdeckt war. Vier liiisten und danel)en ein sitzender Mann, der Geld zählt [Reliel], sind das Wichtigste

des Fundes; eine der Inschriften nennt einen ,,dispensalor Voliisiae 'I orquatae' und erinnert dadurch an den schon bekannten N'olusius Torfpiatus. Dr. Mommsen le"te ein Erztäfelchen aus dem Nachlasse !\Iillingens vor, wel- ches eine gewisse Eclania Primitiva dem „deo ae- terno" geweiht. Er vermiilliete, dafs diese Inschrilt aus Eclanuni stamme, sowohl wegen des Namens der Weihen- den, als auch wegen der Aehnlichkeit mit einer andern Tafel im Besitz des Hrn. Zigarelli in Avellino, die eben- falls DAEO(so)AE'rerno von einer Resia geweiht ist. So- dann legte Dr. Mommsen die neue Ausgabe der Regionen Roms von Prof. Prellcr vor. Fls ward hervorgehoben, wie in der Behandlung des Einzelnen namentlich auch solche Punkte berücksichtigt seien, welche die Topogra- phie bisher nur beiläufig beschäftigt, unter denen als Bei- spiel die Bestimmung des Phrygianum angeführt ward. Padre VerceUoiic zeigte Al)schri/fen einiger Inschriften vor, die man in Vercelli auf drei steinernen und einem hölzernen Idol gefunden. Sie scheinen etruskisch, doch gelang es nicht sie genügend zu lösen. Der Berichterstat- ter wurde daher gebeten, durch den Padre ßnizza dem Institute genaue Abdrücke so wie Nachrichten iiber Auf- findung, Echtheit u. s. w. zu verschaffen. Dr. Hcnzeii erliiuterte eine griechische Inschri/f, die vor kurzem im Museo horbonico aufgestellt ist, wo sie Dr. flioramsen co- pirte. Sie ist die zweite l)ekannte, die dem Hebon ge- weiht ist, da die von Cajazzo von Mommsen, der sie zu untersuchen Gelegenheit hatte, für falsch erklärt worden ist. Die eine und die andre echte gehören beide nach Neapel. P. Plolius Glycerus, der sie dem Bacchus He- bon geweiht, nennt sich eingeweiht in die Mysterien die- ses Gottes nach dem gev(öhidiclien Brauche (fi; i'ifovi;) und setzte das Denkmal in Gemeinschaft von sieben an- dern, die sich iii)iot nennen, nämlich als Uebersetzung des lateinischen ,,juvenes." Dr. Henzen bemerkte, dafs die Collegien der juvenes in Inschriften liäufig sind (cf. Orelli 884. 1383) und dafs diese Kollegien öfters auf eine einzelne Gottheit sich beziehen, wie die „juvenes Nepisini Dianenses" (Orelli 879) oder die „juvenes a fano Jovis" (ib. 4097). Diese iiV-fot gehören also wahrschein- lich dem Kult des Hel.'On an. Die Inschrilt ist wichti" auch wegen Erwähnung des }^ai:xihAv/rlaui'iig , welche dunkle Neapolitanische Magistratsbenennung aus andern Inschriften (Muratori 97, 1. (;a|)accio Vol. II. fin) be- kannt ist.

in der Sitzung vom 5. P'ebr. stellte Dr. lirann eine archaische Amphora aus, auf deren einer Seite man den bärtigen Dionysos mit dem Kantharos neben seiner Gattin thronend erblickte. Zwei Frauen stehen verehrend, die eine vor ihnen mit erhobener Rechten, die andre hin- ten mit einem bluinenartigen Attribut in der Hand. Zur Vergleichung waril aus Micali Stör. LXXXI [Müller Denkm. II, 10. Gerhard Neuerw. 1692] ein andres \'asenbild [Hydria des Berliner Museums, bisher auf Kora's Rtickkehr gedeutet] angeführt, auf dem neben Zeus eine Göttin thront, die wegen eines lanzenartigen Attributs für Mi- nerva gehalten wurde. Aehnliche Bilder setzen jedoch die lioclizeitlich(- Beziehung dieses f»'i;^()o>if7/(ofaufser Zweifel, weshalb auch hier vielmelir des Zeus Gattin zu sehen sein wird. Die beiden h'rauen möchten hier so- wohl als auf dem andern Bilde für Hören zu nehmen sein. Auf der Rückseite ist ein Reiter dargestellt, der

mit zwei -Alännern um die Wette zu rennen scheint.

Dr. liraiiH legte sodann einen vorzüglichen Spiegel vor, der in grolsartigen Umrissen die Toilette der Ve- nus darstellt. Die auf schönem Stuhle sitzende Göttin hält in der Linken einen Myrtenzweig, während sie mit

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fler Rechten den Schleier lüftet. Der Name Tu ran [hier ilerselhen Kijziir geget>en, wclciie sonst Malavisch oder yiulafiscli heifst; Gerhard SchTniickiin;; der Helrna 1844. Etr. Sp. II, 211 216] lindet sich unter dem Thron; um ihr Haupt schwellen zwei Taiihen und zur Seite sind Wollten anf^edeiitet. Vor der Göttin sieht eine' geflügelte l'Vau, die ihr einen Spiegel darl)ietet, auf ihrem rechten Arme ist eine lange Taenia zu henierken. Ihr Name ist Qkl^xl'R [Aclilier?], den Dr. Monnnsen Achvizsr zu lesen vorschlug, indem er den vorletzten ßuchstahen für das Zeichen nahm, was nach Lepsiiis einen der verschie- denen Laute des rr niimlich ^ ausdrückt, während es

Dr. Braun lür ein umgekehrtes Digamma genommen liatte. Dieser Gestalt entspricht auf der andern Seite eine unge- iliiüelte aher ähidich gekleiilete Frau, luir dal's ihr Arm noch mit einem Armhand geschmückt ist, wie es ehenfalls die Venus trägt. Sie hält ein .Salhgeläl's und ist heschäl- tigt, mit einer langen Nadel das Gesicht der Göttin zu lieaialen. In dem Kaum unter diesem Bilde ist auf einer Amphora .Silen gelageit, der mit einer Schale Kottalios zu spielen scheint. Rings herum schlingt sich ein Kranz von Myrten oder Loriieer. H. J. liigge üherreichte der Bihliothek des Instituts den ersten IJand der last aus- schliel'slicli aut mittelalterliche Denkmäler hezüglichen „Proceedings at tlie anmial meeting ol the arclieological Institute ot Great Britain aiid Irelaml at Winchester sept. 1845." (London 184(5. 8.) als Geschenk. Dr. Lersch sprach ülier eine iiisher üliersehene Stelle des Cliaicidius zu Plalo's Timaeus ((>. 440 ed. IMeurs.), in der es vom Tempelliilde des kapitolinischen Jupiters so lieil'st: Ut eiiim in simulacro Cii]ntolini Jovis est nnu species vhoris, esl ilem uVia, f/iKim ApoUonius urtifex' uuxit animo, ad (jimm dirccta menlis acte specimen eho- ris poliehal, hariun aiitem dmiriim spvclennn altern esl anti(jiiior etc. Es wird lienerkt, wie diese Nachridit von einer doch wahrscheinlich aus Gold und Elleidiein ge- fertigten Jupiterstatiie sich aul eine der Restaurationen des 'l'empels und vermulhlirh aul die zur Zeit des Sull.i hezieheu müsse. In <ler Zwischenzeit zwischen Sulla und Cicero erwähnen Cicero, Virgil, Tacitus Ellenheinstatuen, Plinius (XXXVI. s. 46.) einen ellenlieinernen Jupiter von Praxiteles. Unter den verschiedenen Apollonii schien der Athener, des Neslor's Sohn, der als Bildner des helvederi- sclien Torso liekannt ist, der Ehre vorziiglicli würdig, jenes Tempelhildes ürlieher zu sein; Dr. H. Brnnn un- terstützte diese Ansicht durch einen Blick auf die in Rom kurz vor August hlühende athenische Kunstschule. Dr. mommsen legte einen Papierahdruck des Kalendarium Amiterninum vor, ülier welches in der archäologischen Zeitung [IN. K. no. 4] hesonders üehandelt werden wird.

In der Sitzung vom 12. Keliruar üherreichte Dr. 'Vjjclio Mommsen dem Institut im Namen des Verfassers das Buch von Risns Rungubis „Antirinites helleniqiies" (Athenes 1842) und gah eine Uehersicht des Inhalts die- ser auswärts noch wenig hekannten Schritt. Besonders liervorgelioheu wurden die Künstlerinscliriften , das Ver- zeichnil's der triliutpUichtigen .Städte, ferner die neuen Ai)schri(ten tief früher nur durch Fourmont hekannten In- schrilten ; aher auch der sorslältig gearlieitete Commen- lar verdiene um so mehr Beachtung, als er von einer 'l'hätiykeit Zeugnil's ahlege, die eitügen Ersatz lür so manche Griechenland entzogern; wissenschaltliche Krälte verspreche. Dr. Uraun zeigte sodann eine schöne vol- centisclie Trinkschale (r. I'lg.) aus dem Besitz des Hrn. Uasseggio vor. Auf der einen Seite steht ein liärtiger geschvvanzicr Silen vor einem itliyphnllisclun Maulthier,

dem eine Frau folgt, die eine Art von Thyrsus gegen das Thier schwingt. Der Silen ist .Simaios genannt, die Frau 'i'haleia, danehen xn).i. Auf der entgegengesetz- ten Seite tanzt eine Frau mit Krotalen zwischen zwei Si- lenen, deren einer Kallas genannt ist, während nelieii dem andern mit einem 'J'rinkliorn versehn nur das Epi- theton zrtAoc sich lindet, die Frau heifst Lilaia. Im Innern ist eine andre zu den Krotalen tanzende F^rau ge- hildet, und um sie jierum sieht man den Namen Mem n uu mit dem Epitheton y.(0.oc. Die Erhaltung dieser schon im .Mterthnm restaurirten Vase ist glücklich, der Styl ist rein und fein, und das erste Bild dient namentlich zur Widerlegung derer, die in ähnlichen Darstellungen he- stimmte mythologische Scenen hahen sehen wollen. Dr. Theod. Mommsen legte eine Reihe iiriefliclier epigra- phischer IMittheilungen neuer Korrespondenten des Insti- tuts aus dem Königreich Neapel, namentlich des Herren de Agostinis in Carapolattaro, Cheruhini in Atri, £rrico in Potenza, Leosini in Aquila und Mucci in Sepino vor. Dr. Henzcn herichtete üher Prof. von Hefner's Schrift : die römischen Denkmäler Oherhayerns und des Königl. Antiqnariums (München 1844 u. 1846 ans dem Archiv inr (>l)erl>aiern B. VI u. VII), worin his jetzt der epigraphiscJie Theil mit lolienswerther Sorgfalt ahgehandelt ist, während ein cirilles Heft mit den Bildwerken noch erwartet wird.

In der Sitzung vom 19. Fehruar zeigte Hr. Keslner einige Schleuderhieie vor, die er kürzlicll für seine Samm- lung erworhen. Auf zweien erkennt man die Inschriit der XI. und XVI. Legion, während andre ohne Schrift oder unleshar waren. R. K. Haight üherreichte als Korre- spondent des Instituts für dessen Bihliothek mehrere kost- hare Werke ülier nordamerikanische Denkmäler und knüpfte daran mündliche Mittheilungen filier die wissenschaftli- chen Bestrehungen Nordainerika's, namentlich auch üher dortige antiquarische Studien. Dr. liruiin hatte eine sehr zierliche volcenter Schale aus dem Besitz des Herrn üasscggio ausgestellt, die auf jeder der Aufsenseiten ein Trikliuium schmückt: ein härtiger Mann und einJütjgling sind flaranf gelagert , zu denen auf iler einen Seite ein Knalle mit einer Art Sieh, auf der andern ein Flötenspie- ler hinzutritt, sämmtlich mit hreitem Diadem geschmückt. Im Mittelliilde sehen wii' auf einem Lager nur einen Mann, mit einer Schale in der Hand, die ein Knahe aus einer Oenoclioe füllen zu wollen scheint, darüher ist ein Korl» aufgehängt. Dr. Henzen lenle verschiedene e|iigraplii- srlie Sclirillohen von Seidl in Wien vor (Auszüge aus den Wiener Jalirhüciiern), von denen fiinf Hefte die Inschril- len von Celli, dem alten Cileia, enthalten; liervorgelioheu wurden darunter besonders die eines JiiJius Vepo dona- tiis civUate Jiomana viritim et inimunilate a divo Au- gusto, eine andre n.it /. 0. M. fulminatori , und eine aus der Zeit der Söhne Constantins mit der Erwähnung von JVoricHW medilerruneiim. Zwei andere Hefte enthal- ten Nachrichten üher die archäolo(;isclien Entdeckungen im Österreich. Staate seit dem Jahre 1840, unter denen liesonders die von .Spalato Aufmerksamkeit verdienen. Fmdlich tlieilte Hr. Mensen eine von Kandier iii dem Triestiner Blatte „Istria" (1847 n. 10 11) pulilicirle In- schrift mit, die in Ziiglio (?) entdeckt sich jetzt im ÄIu- seuui von (Jividale befindet. In ihr wird erwähnt ein praef. civllatinm Moesiae et Trebelliae jirae.f. civilal. in ulpihus marltumis, aus <ler Zeit des (.'laudius. Sie ist auch deshalli lieachtensHerth, weil die in ihr genannte Person zweimal primipilo war, ohwolil der Iribunattis mi- lUnm und die Prälecturen zwischen das erste und zweite Priinipilat fallen. Das Denkmal ward von den Saevules und Luiunci gesetzt, sonst unbekannten Völkern, die

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nacli dieser Inschrift einer clv'tlas angeliört zu firiljen scheinen.

In der Sitzung vom 26. ['"eliruar legte ür. lirauii einen volcentisclieii Spiegel vor, aul dem ein kniltiger .liingling geltildet ist mit von der Sclmlter lieraMiangender ('lilamys. Ihm gegeniiliei steht eine gelliigelte liekränzte Kraiiciigi-stalt mit strahleniunkränztem Hauj)te. Sie hringt dem Jiinyling zwei Kranze, vtahrend dieser dasteht, die rechte Achsel auf einen langen Stall gestützt. Die Dai- stelliing gewinnt .in Bedeutung, aher auch an .Schwierig- keit ilii- Erklärung, durch die heigesetzten Inseln ilten. Oie l'iau ist \J|^\/, Usil, genannt, mit dejnselhen .\amen der auf einem Vatikanischen S^iiegel dem Sonnengotte zugetheilt ist [also wol Kos mit allgemeiner ßeneniuing als Liclilgottlieitj, dei' .iiingling [in Krmaiiglung von ,)agd- attriUuten eher ein l'.dästrit als IvephalosJ lulirtden Namen VPDlVM [Uprius]. üie üngewühuliclikeit des Namens, so wie die Schreihung von der Linken zur Rechten, liefs zuerst Zweifel iiher die richtige Lesart, die auch von Dr. 'i'/i. Muinmscii anerkannt ward. Kin Kiauz von zwei Kleu- zweigen umschliefst die Darstellung. Dr. Mommscn legte eine V'enusiuer Insclirilt vor, die er aus verschiednen Fragmenten griJl'ster Schrilt zusammengesetzt hatte, wel- che sich in den .Mauern der Kirche S. Trinitii zu Venosa linden und dem lienacliharten Amphitheater angehiirteii. Diese Insclirilt gal» Veranlassung, die Unzuverlassigkeit Lupoli's ans Licht zu liringen , dessen Text mit den l''rngmenten unvereinhar ist. Üs ward gezeigt, wie er den Cimaglia ausgeschriehen, der die einzelnen .Stücke so verwirrt gielit, dafs nichts damit anzufangen. Lupoli machte z. B. aus der untern Hallte der Buchstalieii ETRO (die dem Namen CAETRONIVS angehurenj, das AVort LIRO, als Cogiiomen, wegen dessen IJnziilassigkeit Avellino LIBO vermuthete. Von dieser mala lules wurden noch andre Beweise lieiüehracht. Und doch "enielst die- ser fielehrte eines solchen Ansehens, dal's seihst Keller- mann die Echtheit einer Inschrift, die einen l'raelecten V'igilum zu einer Zeit nennt, wo dieser iMagisIrat noch nicht existirte, nicht anziigreilen wagte, weil sie auf Lu- poli's Autorität lierulit. (iegen Verlalscliiiiigen grüfseren Zuschnitts, wie (Jorsignani, l'ollidori, Antonini n. a., wel- che neue liisclirilten sellistiindig schmiedeten, ist jene Ver- lalschniig durch Interpolation freilich noch glimjiUich zu nennen.

In der Sitzung am 5. März stellte Dr. Uraiin eine voicentische Irinkschale (r. Fig.) aus, in deren ALttel- liilde man l'asiphae sieht, die den kleinen Alinota iir auf dem Scluiol'se hält. Es ist dies das erstemal, dals dieser in so eigenthümlicher Weise als Kind erscheint. [\ gl. jedoch Jahn Arcli. Beiträge S. 239 f. Die dort nach einer meiner Zeichnungen lieschrieheiie 'lodtenkiste deu- tete schon Inghiraini auf Minotaur. ii. G.\ Die Alutter sitzt ernst und sinnend, alier ihre Traurigkeit wird von der mütterlichen Zärtlichkeit hesiegt, die mit der stier- köpligen (iestalt des Sohnes in eigeiithiiinlichein Kontrast steht. Zu Eiifsen ihres Throns erscheint jener VVasser- vogel, der von De Witte Inr l'enelops genommen, hier sich als unzweideutiges .Symbol der sinnlichen Lust zu erkennen gielit, iu welcher die Königin dem Stier sich zuwandte. Aul den Anl'senseiten sieht man zwischen j ; zwei thyrsustragenden S.ityrii eine Frau, die einmal einen menschliche.i Arm, das andre -Mal einen Ful's hält, ver- louthlich zu Andeutung der Speise, mit <ler die Bewohner des Laliyrinths aulgezogeii wurden. Es ward liemerkt, dafs diese hacchische Begleitung die anderwärts ausge- sprochene Vermuthuiig uher hacchischea Ursprung und

Bezug der Mlnotaumssage bestätige. Sonst konnte man auch annehmen, dafs die ganze Darstellung aus einem Satyrdr.iina geschöpft sei, zu ileiii sich der zur Karikatur sehr einladendeiMytlins wohl eignete. Dr. H. liriuin zeigte einen Karneol, den Dr. b'rlcdländcr aus Agnone im Kö- nigreich Neapel mitgebracht hatte. iMerkur sitzt dort .luf einem Hahn, welcher den Caduceus im Schnabel trägt. Der <iott hält in der einen Hand einen Zweig, in der andern eine Schale, welche ein Amorin zu fiillen im Begrilf ist; aulser dem (iiefsgefäfs tragt dieser eine 'Traube. Dr. Th. Mommseii zeigte ein von ihm in 'Terra d'Otranto er- worbenes Fragment eines silbernen Ringes. Es ist auf ihn ein Krieger gravirt, bewaffnet mit Helm und breitem argolischein Schild, der auf die umgekehrte Lanze ge- stutzt aus seinem linken Fuls einen l'leil zieht. Nach der Analogie andrer geschnittner Steine ward die Fi^nr auf Achilles gedeutet. Derselbe legte die Abschritt einer Inschrift vor, die er an der Wand eines griechischen (ira- bes in Canosa eingegraben fand. Er erklärte sie liir sehr wichtig, weil sie zeigt, dafs dieses unglaublich reiche Grab einem Zweig der Familie der Dasier angehört, welche eine der edelsten und von last königlichem Ansehen in Apulien und Japygien war; ferner weil die Form der Insclirilt AlEDELLA* DASMi ^7i(i sich mehr dem griechischen und niessapisclien als dem lateinischen Gebrauch annähert, und uns so, obwohl lateinisch geschrieben, die Spuren des äl- testen apulischen Dialekts bewahrt [?J ; ferner weil sie unter allen lateinischen Grabschrilten mit Kousulariuschrilt nach Borghesi's Urtheil die idteste ist, indem sie die Kon- suln des J. 67 v.C. nennt; endlich weil sie die einzige lu- schrilt eines sichern Datums ist aus einem Grabe, das "e- malte Vasen enthielt, und daher einen wichtigen Stütz- punkt bietet, um die Chronologie der letzten Epoche der Vasenmalerei fester zu bestimmen. Es ward zu"leich ein genauer Bericht über den ganzen Fund des Grabes ver- lesen , der vom Canonicus Laviolu in Ruvo verfafst, in den Annalen für Jö48 gedruckt werden wird. Dr. Hcnzen theilte einige griechische liisclirilten mit, die von Dv. Abeken auf seiner orientalischen Reise kopirt wurden, und zwar zuerst die eines .Monuments, das von einem in den Cir- cusspielen siegreichen Wagenlenker errichtet im Serail von Constaiitiiiopel entdeckt ward. Es stellt i\ei\ Wagen- lenker mit Kranz und feilsche in der Hand auf den Wa"en dar, neben den rierden die Namen: NIKOHOAfcMOC

PAAIATOC, nYPPOC»»d6Y0YNIKOC, "' ^-i-'^r

untern Abtlieilung Männer und Frauen, die jubelnd die Hände erheben; über dem ersten Bilde eiu leider verstümmeltes Epigramm, in dem der Factionen der l'enuti und Prusini l^irwahiinng geschieht, unten ein anderes, welches diesel- ben nennt, nicht ohne Bedeutung wegen des Namens AHMOC, der den Prasiui ertheilt wird. Unter andern Inschrilteii schien besonders eine aus Palmyra wirliti" welche die beniliiute Zenobia unter dem Namen Scpfimfu Xfitohia Aiiyiista nennt, welchen auch ilir verstorbener Gemahl Odenatus führte, der von Gallieiius den 'Titel \u- gutus erhielt. [Weitere Ausführungeu gibt das Bullettino.J

Berlin. In der Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom 7. Januar d. J., deren Verhandlun- gen bereits von uns angezeigt sind (Arch. Zeilun" N. F S. Ijf.) lag ßöfJicWs „Hypäthralteinpel, auf" Grund des \itruvisclien Zeugnisses gegen Prof. Rots erwiesen" (Potsdam 184b. 4) in mehreren Abdrücken vor. Auch zwei anziehende (Jelegenheitsschrilten, welche dem Win- ckelinannsfest ihre Entstehung verdanken, waren ein"e- gangen: uämlich aus Bonn, >ou Prof. Urlkhs erläutert,

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Dreizelin Geininen aus der SammluDg der Frau Sil)ylla IMertens-ScIiatfliauseii, un.l aus Göttingeu eine Abliand- luii" des Professors WleseJer „Ueber die 'l'liymele des priecliisclien Theaters."

In der Versammlung vom 4ten Fel)ruar gab Herr Punofl'U fernere Erörterungen über die neuerdings er- löste Vervollständigung der 'J'alosvase; seine Irühere Ansicht über die als Kastor und Pollux inschriftlicli be- zeichneten Figuren änderte er dabin, daCs in ihnen [das und Lynkeus gemeint sein möchten. Von Dr. Leopold Schmül aus lierlin ward eine Abhandlung über Hippolyt und Phadra auf Werken der Kunst vorgelesen. Herr Gerhard l>erichtete ül)er den neuesten Zuwachs archaolo- oischer Kenntnifs und Anschauung (Arch. Z. N. F. uo. 1 ) und sprach sodann über zwei in Zeiciinung vorliegende unedirte Reliefs des Vatikanischen Museums, in, denen Roma und Fortuna verbunden sind. Es ward aus neu eingegangenen Berichten des archäologischen Instituts (Oben: ^'oin Sten Januar) die Götterversammlung einer neu aufgefundenen voicentischen Schale besprochen und deren Verwandtschaft mit der Schale des Sosias hervor-

•■ehoben. In Bezug auf Münzkunde waren durch Hrn.

Sflin. Birch Abdrücke verschiedener Münzen von Kaulonia im britischen Museum eingegangen, durch welche der neuerdings scharfer bestimmte Typus jener Münzen und namentlich die Fufsbellüaelung des von Apollo getragenen Knaben (Arch. Z. IV, S. 312) augenfällig beglaubigt wird. Numismatische Bemerkungen, unedirte Münzen des Hrn. von Proicesch betreffend, waren von Professor Osann in Giefsen eingegangen; einige andere trug Hr. Panoßu vor, zu senauerem Verstiindnifs mehrerer neulich eduter Münzen ller iiiesigen reichen Sammlung des Herrn Ritt- meisters von Rauch. Aulserdem waren 18 Gegen- stände von Knochen vorgelegt, welche der Zimmermeister Kiffer zu Berlin neuerdings aus Resina, der heutigen Ort- schaft des alten Herkulanum, erhielt. Man erkannte da- rin gute Exemplare jener auch im hiesigen Köaigl. Mu- seum nachweislichen scheinbaren Flütenstücke, denen trotz ihrer Ansliöhhing und ihrer Seitenlöcher ein solcher mu- sikalischer Gel)rauch (wegen Mangels innerer Glattung und in Betracht ihrer aufser^t zahlreichen AulHndung an ver- schiedenen Orten Pompeji's) nicht wohl zugestanden wer- den kann , daher man seit Jorio die specielle Nachwei- sun" irgend eines hauslichen (Gebrauchs lür solche unvoll- endete Knocharbeit noch immer erwarten muls.

In der Sitzung vom 4. .März ward die berühmte, jetzt in IMünchen befindliche Vase von Canosa den Kin- dermord Medea's vorstellend, welche so eben (Archäolog. Zeitung N. V. Taf. III), in einem leicht zugänglichen Ab- druck erscheint, zum Gegenstand von Erläuterungen, wel- che Hr. Gerhard, mit durchgängiger Benutzung eines von Prof. Jahn eingesandten Aufsatzes üi)er das gedachte Ge- fäl'sbild ( Ebend. no. 3 ) , der Gesellschaft vortrug. Niiclistdem ward auf die neuesten arschäologisclien Ent- deckungen hingewiesen, unter denen die lortgesetzte Aus- beutung der Umgegend Mniveh's (durch den Engländer Layard zu Nimrod), aber auch mancher ans Rom kund "eviordene Fund zu bemerken war. Namentlich ist es Hr. ICampana wiederum gelungen ein wichtiges Columbarium aufzulinden, welches etwa .'jOG Inschriften zum 'l'heil aus Pompejiis' und Cäsar's Zeit enthalten soll, und neue, zu- mal für die Ortskimde Roms, erhebliche Funde werden durch Hrn. I^rjscouaH'.s Ankauf der Mgna Nussiner an der dem Kapitol zugewandten Seite des Palatins, in der Nähe des Vestatempels, in Aussicht gestellt. Auch von einer neu a\ilgefun(lem'n Spiegelzeichnung, deren Gegen- stanil durch etruskisclie Inschrift als Schmückung der

Venus sich kund giebt, war von Seiten des archäologischen Instituts Nachricht eingelaufen (Oben: Bericht vom 4ten Februar), ferner aus Neapel (Bull. Nap. No. 74) von einer a[)ulischen Schale, deren zierliches Bild die Lie- besgöttin mit einem seltenen Personal von Gefährtinnen zeigt: ,4ijf)odiTij, KXvi(ty>], AQiwfiu, Ecyj.au, Ev- i'oiiiu, llut'vvyig , sammt und sonders verständliche und angemessene Namen, sind in deutlicher griechischer Schrift, daselbst genannt. Von Hrn. Xuhn wurden farbige Abbil- dungen antiker Wandgemälde vorgelegt. Ilievon wird eine Darstellung verschiedener (iebäude mit deutlicher Angal)e vonStirnziegeln und Dachbekleidung in der nächsten Lie- lerung von Hrn. Z.'s Ornamentenwerk erschienen. Noch anziehender war ein bis jetzt unedirtes Gemälde, welches etwa eine Versammlung von Troern, in ihrer Mitte den Priamos sitzend, den Knaben Astyanax vor ihm, und im Angesicht der Versammlung die weissagende Kassandra vorstellen könnte. Hr. Punofku legte die Zeichnung einer noianischen .Amphora des brittischen Museums vor, wo ein dymi' uv).(r)diu^ einerseits durch eine Flötenspielerin, an- dererseits aber durch einen recitirenden Dichter darge- stellt ist, aus dessen JMunde eine leserliche aber schwer zu deutende griechische Sehrift hervorgeht. Der zunächst liegende (ledanke, im Endwort Tvgii'Ot sei derTyrrhener ge- dacht, ward eben so bald geäufsert als aufgegeben; Hr. P. behielt sich vor, auf diese Inschrift zurückzukommen. Sodaim sprach derseliie über die Münzen von Damastium. -Mehrere (Jeräthe dieser merkwürdigen Münztypen, _Beil und Zange, mitunter (Sestini JMus. Fontana II, 10, 8—9) auch ein Dreiful's, möchte nach Hrn. P. wohl eher auf Hephä- stos den Inhalier dortiger Silberbergweike als auf den von Theseus besiegten Räuber Damastes bezüglich sein. Räth- selhait bleibt aber ein seltsamer Typus, der fälschlich bisher tlieils als Altar mit Schlange, theils als Dreiful's ge- deutet wurde und aller sichern Erklärung bis jetzt wider- strebt.— Endlich ward von Hrn.P. noch über mehrere bisher inilsverstandene Wandgemälde gesprochen, welche sämmt- lich auf Lichtgottheiten bezüglich scheinen. Das erste diel'er Gemälile, von den Akademikern (Pitt. d'Ercol. II, 10,) für Kallisto, Apoll, Jupiter als Diana, und Pan erklärt, scheint nach Hrn. P. die vier Hauptgottheiten des Lichts zu vergegenwärtigen, oiierhalb auf den Bergen den Späher Pa n, unter ihm die Artemis-Selen e müde von nächtlichem Laul, daneben den aufgehenden Helios und Leu ko t hea seine (beliebte [Vgl. I'erra-C. S. 21, 45j. Das zweite (Mus. Borb. .\l, .i3j, liisher au( ilen Sonnengott und diel"'rühlings- hore gedeutet, scheint wegen der weilsen und rothen Rosen viel wahrscheinlicher dessen Tochter Rh o dos darzustellen, wie sie den durch starren ßlick und Unbeweglichkeit sein Erwachen bekundenden Vater zu neuem Tageslaid ge- weckt hat. Was endlich das dritte jener Wandgemälde (Mus. Boib. \II, 5) betrilTt, welches als (iegenstück des ,,Schlalgottes der Juno auf dem Rücken trägt" (?J, daselbst auf den .Ackeri)au bezogen ist, ,,der sich vom Mond be- stimmen läl'st", dürlte wohl eher aufPhaethusa (Apoll. Rhod. IV, 971) mit llirtenstab zu beziehen sein: aut ihren Fittigen ruht Eos, die Göttin des .Morgenrotlis, din-ch Kopituch, lodernde Fackel in der Linken, untl bogeidör- mig mit der Rechten gehaltenen von der Morgerdult durch- wehten Schleier, hinlänglich char:ikterisirt. Zum Schluls dieser \ ersainmiung legte Hr. II'. Koner eine reiche, aus lueditis des königl. Museums vervollständigte, Zusanunen- stelhing von Zeichnungen lykischcr Münzen vor, und gab zugleich Proi)en einer von ihm nächstens bekannt zu ma- chenden geschichtlichen und anti(piarischen Erläuterung dieser immer ansehidichcr werdenden numismatischen Reihe.

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Archäoloi^ische Bibliographie.

Annali dell' Instituto di corrispondenza arclieologica. Volume IH della serie nuova; XV'III di tutta la serie. (Aonales de l'Institut etc.). Rorua I«46. 359 S. ö. 15 tav. d'ags;. auCser den 12 'raCcIii Moiuuneiui tav. XXV XXXVJ. folio. Mit ßeitfiiyeii [vgl. Beilage 110. 2] von üergk, Uianconi, Borgliesi, Hraun, Brunn, Caniiin, Henzen , Keil, Lnl>us, de Minicis, Alonmisen, V. Prokescli, Secclii und Welclver.

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Phoenicien und was von ihm auf uns gekommen. Magaz. 1. d. Lit. d. Auslandes. 1847. N. 28.

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W. Kon EH.

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AßCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M 4.

JS^eue Folge.

April 1847.

Roma iiiul Foiliiiin. -- Bosporanisclie Inscljriftuii. Alkrlei (Ivalllmorplios).

I.

Roma u n d F o i- 1 u n a.

lliezii Jie Aljljildimg Tafel 1\' ').

Älwui unscheinbare Marnioiwcrke des Vatikans, «leren Zeichnungen -) ilu'er skizzenliaflen Ausführung ungeachtet ich nicht länger zurückhalten mag, bie- ten iluich Reste einer ansehnlichen Inschrüt, durch eigeiUhüinliclie Darstellung eines antiken Tempels, durcli geschichtliche Verknüjifung Iloms und Sici- liens, hauplsäcidich aber durch das in beiden Reliefs augenfällige Gotterpaar reichlichen Stoff antiquaii- schcr Betrachtung uns dar.

Unverkennbar ersclieint dies Gölterpaar, die mit der herrschenden Roma verbundene Glücksgöttin, zu- vörderst im übel behandelten ') Bruchstück einer hier

'} Vorgelegt in der arcliäolog. tiesellscliart v. 8. April il. .1.

■J trspriinglicli fiir meine bei Cotta ersciiienenen „Antiken Kildtterke"' liestininit und seit dorn Jalir 1S28 ziuiickgelegt.

') Abgebildet aber kaniii kenntlicli in der grolsen Ausgabe \on Visconti'sMnseol'io-Cleinentino (11,34 Meleager), in welcher den ilort entlialtenen Statuen aueli iiire Piedeslale beigegeben sind und das obige Relief als Einsatz eines solclien erscheint. Nirlit nninoglitli rlal's es erst bei dieser Gelegenbeit zu gröfse- ler Kegeliniilsigkeit seines zerstofsenen Randes beraubt «ard; denn dafs niciit viel inebr als der Rand fehlt, wird sieb als- bald aus Betrachtung der Insclirift ergeben.

(*) In <ler Galeria delle italue des Vatikanisilien Museums (r.eschr. von Koin II, 2, 173 no. 41.)

(■) Kin solches AVasserbecken in Art älinlioher, die uns ei hallen sind, hier voraussetzen, wird auch durcli die innere Ausglättung dieses Rundes wahrsclieinlicli , wogegen der liin- wnif knniliger Architekten, dafs eben dieses Rund die Stufen des Aulgangs dur(hsc!ineide . bei einer für den engen Raum einer solchen Platte zuscimmengedrangten |iers[icktivisclien An- siclit mir nicht entscheidend zu sein scheint.

kaum um die Hiilfte vcrkieiiiciten und auch ursprüng- lich vielleiciit nicht viel gröfseren ]\Iarmorplatte ''), deren in grofsen ansehrdichen Zügen geführte Inschrift ein öffentliches Werk in ilu' zu erkennen gibt. Eine stattliche Tempelansicht, wie sie aufser den Münz- darstellungen geringeren Umfangs und aufser den Wandgemälden jihantaslischer Behaiuilung in allen Kunstwerken niu" seilen erscheint, tritt hier zunächst uns vor Augen. Während im Hintergrund dieses Gebäudes beiderseits ein stalllicii hervortretender Bau basilikenähnlich mit Umgaiigsbrüstimgen und hohen Bögen sich kund gilit, die zwischen korinthi- schen Pilaslern angebracht sind, fesselt der statt- liche Zugang desselben durch eine als Wasser- behälter ') zu deutende runde Aushöhlung ") unsre Aufmerksamkeit. Eine der Breite des Tempels fast gleichkommende achtstulige Treppe, jederseits von einem eingehegten Sprenggefäfs ') umgeben, dem

O j\Ian konnte an eine Bislinimung zum Einsatz irgend eines Gegenstandes von Metall, etwa eines Kildes der Gottheit oder des Cäsars denken, Helchcni der Teui|jel gewidmet sein moclile; doch ist <lie innere Ansglältung des in Rede stehen- den hohlen Rundes auch dieser Vernmthung entgegen.

( ) Nach Hrn. Jiölthlicr's handschriftlich vorliegenden ICrmittelungen „stehen die l'erirrhanteria, aus denen iliejenigen das AVeihewasser nahmen, welche die Tempelcelle besuclien, stets im Pronaos z,nr .Seite der Cellenlhüre. Im Allgemeinen bezeugt dies Pollux I, 1, .S2: Trnö t(Ü|' Uqiüv Tjfniiii'iayjrioin xaOuniKn x.r.)., und I, 1, 8: fi";; cJ' ur ö /tiy tiavi i(üi' 7if- l>iii(iiiyT)]nim\' lo'aof, h'OiOi, hnoi, xa'Jieoojuü'og, y.nUmaiouii- Jus Z.T./..; für einen besonderen Fall bezeugt es Cor|i. Inscr. Graec. P. II. n. 139 v. 6: 'T.v im tzooiijV'm- if nu.rj /ovai] ,*if ;;,- (tiio()(>«{i'orTtci ' (c(TT«fl ((O5. Dann gab es aber auch trag- bare Perirrhanteria, welche um den Opferallar vor dem Pro- naos gestellt wurden, wenn man opferte, und aus denen die Opfernden das AVeihwasser nahmen. Wahrscheinlich waren diese in Form von AVassereimern mit Tragringen gebildet. (Lucian. de sacrif. cap. 13 es.)' Solche mül.-ten denn nach der

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zwei Piedcstale als Tieppeneinfassiing sich aiischlic- l'sen, fühlt tkirch sechs koiinlhische Säulen zur Vor- halle des Teiiipels. Scheinbar nur in dieser Vor- lialle thronen auf hingcm gemeinschafthclieniSilz *) die beiden bereits genannten Göttinnen, welciie allen- falls auch auf Virliis und Concordia '), ungleich na- türlicher aber auf die berühmteren und mit einander auch sonsl(no.2) verbundenen Göttergestalten Koma's und Fortuna's sich deuten lassen. Roma ist durch amazonenahnlich eniblöfste Brust '"), durch Helm, Speer und Wehrgchenk kenntlich, -während For- tuna ' '), mit Slirnkrone geschmückt, zu ihrer Lin- ken sitzend, ein Füllhorn und eine Schale hält, wel-

che letztere auf einen brennenden zwischen beiden Göttinnen stellenden Altar von ihr ausgegossen wird. Vergeblich sucht man in der so stattlichen als ver- stümmelten ßeischrift dieses Götterpaar und sein Heiligthum näher angedeutet zu finden; Borghesi's Scharfsinn läfst, ohne an einer Herstellung der Schrift- züge zu verzweifeln '''), nur eine IMagistratsankün- digung ' ^) darin erkennen, bestimmt festliche Spiele zur Feier des Tempels unserer Gottheit zu verpach- ten, und öffnet somit der Vermuthung ein weites Feld, welcher der vielen Tempel Roms, an welche sich festliche Spiele knüpften ' ••), hier gemeint sein konnten. Vielleicht wird man geneigt sein anzuneh-

Form i!er dargestellten Geläfse liier voransgcsetit werden, \vo- diircli a'.icli der sonst und ancli in der obigen .Stelle desPollux 1,1,8 ansgesprochene Satz als sei diircli die Liistrationsbeckeii iler heilige Ilauni vom iingeweiliten aljgegrenzt, mit dem Zeug- nils des nipiiokrates (morb. sacr. 2) in liinklang tritt, welclier dergleichen Keinignngsanstalten als (loovi roir Uqmi' y.ctl twj' THitvf'ioy, also auch als .Abgrenzungen der Temjie'gehege vom Teni|>el, nicht blofs der Vorhalle von der Cella, kennt. Vgl. Ilerrmann gottesdiensll. Alteith. §. 19, 4. 5.

") Dieser Sitz gleiclit einer Bank mit Rückleline und ent- spricht zunächst den aus Inschriften (Orell. 4044 u. a.) nml alter Abbildung (Mazois Pompeji 1,21) bekannten Bisellium, welches jedoch nur als Khrensitz für Sterbliche bekannt i^t, dagegen liir Gütter ein Lect i s t ern i u m, d. Ii. ein initKissen gepolstertes Lager liblich ist. Kin solches wird zunächst mit gelagerten Götterbildern erwartet, findet sich aber auch mit ilarauf gestellten Ilalbflguren (Ceies und Pioserpina, INIarmor- weik: Gerhard Anl. Dildw. 111, 4) und ist um so eher auch hier anzuerkennen, da neben dem gelagerten Juppitcr der berühm- testen Leclislernien auch dessen kapitolinisclie Beisitzerinnen, Juno und ■Minerva, sitzend erschienen (Val. ^lax. II, 2, 1,2: Juno et Mincrvn in selliis ml cociiiim inBitnniur). \'gl. Här- tung K. K. I, 164.

') Virtus amazonenähnlich, wie Koma, aul' !Miin?.en; Con- cordia, ebenl'alls auf Münzen, nicht seilen ein Füllhorn haltend. Vgl. Hirt Bilderb. XIII, 3. 8. S. 108. MI.

'") Roma amazonenUlinlicIi: Zoega Bass. I, 31. Müller Ilanilb. § 403, 2.

") Ueber die Benennung Fortuna kann Kaum Zweifel sein, obwohl statt derselben öfters der erst spät (lickhel D. N. \ 111, .J33) aufgekommene Name .16«n(Z«n(irt von den Krklärern römi- scher Kunstweike, Winckelmann (.Stosch II, ISStjJ und Zoega fBass. I p. 151) nicht ausgenommen, öfters angewandt wird.

") Auf meine deshalb an ihn gerichtete Frage antwortete Graf liorghesi bereits vor längerer Zeit mir etwa folgender- malsen: „Nach einer durcli Dr. Ilenzcn angestellten neuen

Prüfung des mit der bewufsten Tempelansicht ausgestatteten Vatikanischen Marmors kann es für sicher gelten, dafs die in Rede gebrachte Inschrift desselben niclit mehr als vier Zeilen hatte. In den einzelnen Buchstaben liat derselbe die Absclirift des Zeichners mehrfach berichtigt oder bestätigt. Im BINI der dritten Zeile ist das letzte I sicher, obwohl es des Raums wegen kleiner ist und leidit übersehen werden konnte. Die Buchstaben OILOC siml ohne Zweifel DILOC zu lesen. Da- liinter mangelt nichts als ein durch den Bruch verloren gegang- ner Buclistabe; doch genügt dieser Mangel, um es ungewils z\i lassen, ob die Inschrift niclit nach der andern .Seite liin- überlief. Ist dies niclit der Fall, so hat der Steinmetz, der auf ."M.\T. . ein NTV.. folgen liefs, schlecht sjllabiit; ist aber irgend noch ein Buchstabe nach LOC vorauszusetzen, so kömmt ganz nett ein LOCaNTVK heraus. Diese Konjektur bringt jedoch statt des gewünschten Verständnisses nur neue Schwie- rigkeiten hervor. Ist collocanlur gemeint? Dann wäre das Piäsens statt des Präteritum befremdlich. Soll man aber an Paclit oder Verinietliiiiig denken, so ist der daneben abgebil- dete Tempel unerklärt. Will man unsichre Vcrinulliungen wa- gen, so lälst sich allenfalls «lenken, es sei ein Verpachtungs- lirogramm für heilige Feste hier enthalten, ausgestellt von einem Prätor, Aedil oder Priester. Man hätte dann zu lesen: iN riaC AlCDe saBINI MATerni luDI LOCaNTVr. Um irgend einen Namen zu haben, ist hier ein von Cerridius Scaevola in i\ea Digesten L. 22 tit. 3 I. 31 erwähnter Jurist genannt, der imiuerhin von einem Piätor hätte beauftragt werden können."

''') Borghesi bemerkt ferner: „Dafs die mit Festanslalten beauftragten Magistratspersonen dann und wann deren Besor- gung verpachten konnten, wird man ohne Schwierigkeit zuge- stehen; Analogieen solcher \(rpachtung werden sich wol linden lassen. Dnis man dahin einschlagende Programme in Marmor grub, ist ebenfalls niclit unerhört; Beispiele giebt Orelli ni>. 4323. 4324. 432S If. nml es gibt deren auch für ganz vorüber- gehende Anlässe, wie bei Muratori pag. 493, 3."

") Festspiele Korns, zunächst in den römischen Kalcnda- rien zu übersehen. \'gl. Härtung H. K. I, 154 If.

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iiion, Roma und Fortuna selbst seien die IIauj)t- golllieilen des hier dargestellten Tempels, der eben iliiien gewidmet sei; allein wenn man auch in der l'"reilieit kiinstlcrisclier Darstellung einen Grund da- für finden könnte Figuren, die liier wie im Pronaos erscheinen, der Celln des Tempels beizumessen, so ist docii alle Wahrscheinlichkeit dafür, dafs unser in Rom befindliches Fragment auch dort gefunden sei und einen Tempel römischer Oerllichkeit vorstelle, hei deren weilscliichtigerKennlnifs sowohl die Notiz elwaniger der Göttin Roma gewidmeter Festspiele ' ^) uns unbezeugt blieb als auch die Tcmpelverbindung Roma's mit Fortuna. Um so weniger darf es da- gegen uns befremden, im Eingang irgend eines an- dern, etwa zu Ehren eines der Cäsaren errichteten, Heiliglhums die Schutzgöltin der ewigen Stadt und ihr zur Seite die Glücksgöttin thronen zu seilen, die in ])lastischer Gruppirung auch sonst ihr zur Seite gefunden wird ") und selbst dem kapitolini- schen Juppilcr verbunden zu werden ])flegle ' ') Ueberdies scheint keine Zusammenstellung der Art hier gemeint zu sein, wie Venus und Roma ' *), Roma und der Ciisaren oder des Reiches Genius ' ") als gemeinsam verehrte Gottheiten in gleicher Gellung sie bildeten, sondern es scheint vielmehr zur mög- lichsten Verherrlichung von Roma's Gewalt die Glücksgöttin in ähnlicher Weise ihr Ojifer zu brin- gen, wie auch Minerva als höchste Goltlieit ganz älinliche Huldigungen einer oder auch mehr denn Einer Glücksgöttin empfängt *"). Iliebei ist denn

endlich auf die Bewegung der mit Roma zusam- mengestellten Fortuna auch insofern Gewicht zu legen, als selbige, verbunden mit dem Lectisternium und mit dem im Vordergrund brennenden Altar, feste Idole der Tcmpelcellc nicht Avohl darstellen kann, dagegen der Gedanke sich aufdrängt, es möch- ten hier vStatuen eines vorübergehenden Festanlasses, denen der circensischcn Festzüge^') ähnlich, dar- gestellt sein, und damit kommt auch die Bestim- mung des ganzen Marmors wohl überein, der Ver- jiachtung öffentlicher Spiele ein glänzendes Aus- hängeschild vorangehn zu lassen.

In ganz ähnlichem Verliältnifs zur Weltbeherr- scherin Roma erscheint Fortuna in dem auf dersel- ben Tafel (no. 2) abgebildeten Relief einer gleich- falls im Vatikan befindlichen") merkwürdigen klei- nen Ära von runder Form. Hier thront nur Roma, und die Glücksgöttin ist ihr zur Seite stehend zu sehn, vielleicht als Wächterin eines der Roma und den Cäsaren gewidmeten kleinen ^'j Heiliglhums. wie solches in einem bedachten Gegenstand neben der Göttin sich voraussetzen liefse, wenn nicht viel- leicht die unterscheidenden Striche dieser erweiter- ten Bedachung vielmehr die herausragenden Aehren eines Kornspeichers andeuten sollen^*). Mit dem für Fortuna nicht unerhörten Kopfjiulz der Erd- mächte, dem Getreidemafs ausgestattet, das an sei- nen Seilen durch Mauerlöcher zugleich das Ansehu einer Thurmkronc erhält und unsre GlückseöHin zugleich als Stadtgottheit bezeichnet, hält sie in ih-

'"") Festspiele zu Roma's Uhren sind Ijis jetzt mir aus den Provinzen bekannt: fiiilizeitig: aus Alaljamla (Liv. Llli, (i). Kortimensiiiele (Foitunac piiblicae) gibt der pränestinisclie Fest- kalender im Monat April an (OrcU. II p. .OSS).

'") Aufser den beiden Reliefs unsrer Tafel sind Pallas und Fortuna, zu Juppiters Seilen vertlieilt, aucli in einem Larn- penreliel bei Bellori Luc. II, 10 und in einer };i Olsen Bronze des Commodus (Vaill. num. Decanips tab. XXII, I) zu linden, wo ein Opfer zwiselien beiden tlironenden (;üttinnen darge- stellt ist. Vgl. Zoega Bass. 1. p. 171, 46.

') Fortuna neben den Kaiiitolinisclien (iottlieiten: Pio- t'leni. IV, 18. Mus. di Mantova III, 13 (in diesem letzleren Relief zwischen Juno und Minerva). Wird in ähnliclien Dar- stellungen Salus statt Fortuna erkannt (Roclieltc Mon. p. .S9I) f. Brunn Ann. XVI, 196), su kommt deren aus Ktrurien bezeugte iTac. Ann. XV, .'j3) Gleiclisetziing mit Fortuna in Anschlag.

") Venus und Roma: in Iladrians Doppeltcmpel.

") Roma mit Cäsaren oder Volksgenien: Romae et Im- jierio auf Münzen von Korinlli (Morell. Canin. I, 6), Romae et Augusto bei Zoega I, 140, 30. Kckhel D. N. VI, 100 u. a. ni.

'") Minerva von Gliicksgoltinnen vereint: Ant. Bildw. IV, 5 S. 61. 208 f.

■') Statuen der Circnszüge, angedeutet bei Dion. Halic. VII, 72. Vgl. Härtung R. R. |, 166 (T. ICine darauf bezügli- che Kunstdarstellung gibt das circensische Relief im Klosterhofe von S. Lorenzo (Gerhard Ant. Bildw, Taf. CXXI, 1).

'■') Runde Ära: Beschr. von Rom II, 2, 268 f.

'") Wie ein kundiger Beschauer nach Anleitung scheinbar herausragender Aehren annimmt.

") Die unsclieinbare Andeutung eines Tempels nacli einem durch die Gestalt der Gottheit überragten Mafsstab rechtferliot sich durch die häufige Unterordnung beigeordneter Gegenstände unter die Hauptfigur (Müller Ilandb. §. 344), die namentlich auch für Gebäude (.Miliin Gal. XVIII, 60) nachweislich ist.

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ver Linken das symbolische Ruder und erhebt feier- lichen Ansehns in ihrer ausgebreiteten Rechten die Rolle des Schicksals"). INIächliger noch als diese mächtige Göttin, für welche bei so siirechendeni Schicksalsallribut der ßegrilT einer städtischen For- tuna ■^^) zu eng sein -würde, erscheint die thronende Roma , bei vollständiger Dekleidung durch hohen llelmschmuck geziert, mit den Insignien ihres Wafl'enruhms, S|)eer und Schild, aber auch mit der Siegsgütlin ausgestattet, wclclie als Roma's Dienerin von ihrer R^echlen getragen wird ^'). Ein drit- tes Götterbild erscheint zu Roma's anderer Seite der gedachten Fortuna gegenüber. Unverkennbar durch das berühmte in drei Schenkeln bestehende Symbol der „dreispitzigen" InseP') ist die Provinz Sicilien hier personificirt, ohne Zweifel auf Anlafs irgend eines uns unbekannten Bezuges, in welchem der Bildner Roms wohlthätigc Einwirkung auf Si- cilien^') zugleich mit der willigen Dienslbarkeit der kornreichen Insel darstellen wollte. Hicbei ist nicht zu übersehen, dafs der thronenden Roma und der neben ihr stehenden Fortuna Sicilien nur in der Form eines leiciil bekleideten Brustbilds vereinigt ist: ein Umstand welcher, bei so wenig Gleichstel-

'^) In Fortiincns Hand ist eine Sdiicksalsiulle kein ge- wolinliches, wohl alier ein durchaus angemessenes und ver- ständliches Attribut, sofern man die schreibenden Schicksals- göttinnen etruskischer ."»itte und die ihnen entsprechenden (Abli. Ktr. Gottheiten Anm. 115 f.) Victorien in Erwägung zieht, wie denn Aufzeichnung auf ein Scliihl auch den Fatis (Zoega Bass. I, 15) inscliriftlich heigemessen und gleiche Anwendung der Schicksalsrolle auch tiir die l'arzen (lirunn Ann. XVI, 197) bewährt wird_

"') Diese Meinung wird durcli Draun's erneute Walirneli- mung bestätigt. Unter andern Bemerkungen über beide Bild- werke versichert mein so erfalirener als hülfreiclier Freund, es sei in dem fraglichen Beiwerk eben nur ein Modius mit herabhängenden Aelircn zu erkennen. Hat nach frischer An- sicht des Marmors diese Meinung für ilen oberen 'I'heil des Geräths keine Schwierigkeit, so kommen zu ihrer vollen Be- stätigung auch die üblichen fufsälmlichen Stützen in Anschlag, welche die Abbildungen wirklicher Kornbeliälter (hauptsäcblic h in Gemmenhildcrn: Winck. Stosch II, 274 IT.), von deren kon- ventioneller Anwendung iin Moilius als Symbol der Erdgottheiten iinterscheiden. Dafs hiebei für den Zweck unsers Bildwerks der Modius, der nur ein Sechstheil des altischen Mcdimuos betrug, nur seiner Form, nicht seinem leicht zu steigernden Umfange nach hier gemeint sei, bedarf kium erwähnt zu werden. Und-

hmg zwischen ihr und der von uns erkannten For- tuna, der übrigens ansprechenden Ansicht sich wi- dersetzt, als sei etwa an Roma's Seile Siciliens und Aegyptens *") Kornreichthum gleichzeitig veran- schaulicht worden.

Die Rückseite dieser Ära zeigt eine glatte Flache zwischen zwei cannellirten Pilastern.

E. G.

II.

Bosporauisclie Inschiifteu.

Vor einigen Jaliren halien zwei aiisgezeiciinefe Preu- fsisclie Oifiziere, die Herren von liiUcr und von Wurder, au( der Iliickkehr aus dem Ivriege am Kaukasus zu Kerlscii drei Insciiriften abgeschrieben, welche meines Wissens noch nicltt herausgegeben sind. Die genauen Ab- schriften, «elclie sie genommen liatten, wurden mir damals von Hrn. A. v. Humboldt initgetheilt. .Minder vollkommene Abschrilten davon habe ich vor Ivurzem durch die Güte des Hrn. Aiiloii Aschlk, Directors des Museums zu Kertscli, zu gesandt erhalten. Zunächst liierdurch vernnlal'st mache ich jetzt jene iriilier empfangenen Abschriften bekannt; nur

lieh ist noch aus Braun's iMiitheilung z\i bemerken, ilais ein dem gedachten Getreideniafs eingebohrtes Loch, durch welches ein Wasserstrahl geführt gewesen zu sein scheint, mittelalter- licher Verwenilung dieses Marmors angeliüren mag.

' ) ^''/'J ^of.foj;, nach häutiger Sitte asiatischer Münzen: Eckhel Doctr. num. II, 455. III, 141.

•■") Trii|uetra, Triskeles, Trikolon: ein mancher Deu- tung empfängliches, jedenfalls aber auch für die dreispitzige Insel Crrinakria) verbürgtes Symbol: Eckhel D. N. I, 194. Lnynes l'Uudes numism. p. 9i. Avellino Bull. Nap. I, p. 4. Gerhard Auserl. Vas. III, S. 102.

") .So verlierrlicliten regelniälsige Festgebräuclie (fiippli- ciitlotu'ts (ipiitl umnia puloinariri) August's Sieg über Sicilien: Kai. Amitern. Sept. bei Orelli II p. .^98.

'"J Aegypten unter dem Bude der Stadigüttin Alexandriens dargestellt, nach Braun's briellich mitgetheilter, übrigens auch durch die Scliicksalsrolle (Anm. 2.')) beschränkter, Ansicht, wel- cher vermutlilich d.is häulige Aebrensyndjol Alexandiia'.s auf jAlünzen (Eckhel D. N. \ I, 4'39 ss.), wie auch die Zusammen- stellung Siciliens und Afrika's auf einem pumpejanischen Ge mälde neuerer Entdeckung (Bull. Napol. I p. 3. 4) zu Grunde liegt. Den Frauenkopf, den wir so eben Africa nannten, ist Avellino geneigter, ihres ICIepliantenrüssels ungeachtet, auf Aegypten oder auch auf Alexandria zu deinen.

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«o ilie amieien eine besseie oder sonst der Aiidiluiiiig wertlie Lesart gehen, liige ich diese hinzu, und henierke d;is Notliwendigste, was zur lükliirung erforderlich ist. Alle <irei Inschrilteii sind von Puiilihupaaiim.

1.

Auf der lungern Seitenfläche eines pnrallelepipedförmi-

gen Steines, auf dessen oi)eren Kliiclie reclils in der vor- dem, links in der hintern Ecke ein Loch (zur Einfügung eines Denkmals) sichthar ist. .'\uf dieser ol)eren 1^'laclie stellt in der mir früher initgetlieilten Inschrift : MGTGÜPON; llr. Aschik erwidmt dies nicht; was es bedeuten solle, dnrüher lassen sich nur Verrouthungen aufsteilen, welche rnitzutheilen kaum der JMiihe werth ist.

AEYK-':NnAIPIEAAoYANE^^HKEToNANAPiANTAAFoAA:;Ni HTP^^-HEPHZAMENoEAPX-'-NToZI AIPIZA^oYToYEHA;' TokoYBoEnoPoYkAloEYAuEIHZKAlBAEIAEYoNToZ

ZINA-tN KAI M AIT-"-NFANTriN KANATEr-N

Z. 2 zu Anfang Iiat Asch. HTPilNEP und lier- liach richtig APXONTOZ.

^iivy.diy UutiiiadÖov ui'tiJiiy.i ror ui'i)()iäfTU l-l,io'/.- '/.(fifi [HijTQoi [l'ltQiiauflifog uoyot'xng llaiQiaüdov toi~ —naQxny.ov Boanü^ov xui Qtvdoaiiig y.(u ßuatltcovrog li'iiiitt' y.o.\ BIu'iTwi' TiuvTiitf yiu OuTKnr.

Die Insclirift ist unter Taerisades 11. verialst, wie der Vatername des Paerisades und die Form der Buch- stahen zeigt, welche alter ist als die der I5uchstal)en in Denkmälern aus der Zeit spaterer Könige. Yergl. C. I. <ir. ßd. IL S. 92 a. und S. 93. a. h. Auf denselben Kö- nig beziehen sich die Inschriften C. I. Gr. N. 2107. 2120. b. und in den Zusätzen N. 2107. b. Leukon, der Sohn des Königs Paerisades, welciier dieses Denkmal gevieiht hat, war vielleicht der Nachfolger seines Vaters und derjenige, welchen ich Leukon II. genannt iiabe (ebendas. S. 93). Die Ionischen Formen hjQin und 'nQiiöufttniQ sind be- merkenswerth; man findet sie auch N. 2134. b (in den Zusätzen) in einer Inschrift, welche ich für älter gehalten habe als diese ist. Hinter TMairwi' tiuitmi' ist noch y.ui (■Jurt'oji' hinzugefügt, gerade wie in der auf Paerisades I. bezüglichen Insclirift N. 2119. Ich habe mich über diesen Zusatz C. I. Gr. IJd. IL S. 97. b. und S. 105 a, und S. 102 fr. über diu QuTttg erklärt, uiitl an dieser Stelle alles •'esammelt, was sich über dieses Volk finden liefs. Aber warum ist dieser Name von den übrigen abgesondert? Viel- leicht hatten sich die Thater von der Herrscliaft der Bos- poranischen Könige losgerissen, und wurden später wieder unterworfen; so dafs ihr Name nach ihrer neuen Unter- werfung hiiizugefüst worden wäre.

2.

ATAeHITYXHI TONEKBAZIAEßNBAZIAE ATIBEPIONIOYAION

PHZKOYnOPINYlON .5 METAAOYBAZIAEilZ

ZAYPOMATOY0IAO KAIZAPAKAKDIAOPßMAI ONEYZEBHHnPOYZIEßN nOAlZTHZnPOZYniONTON 10 EAYTHZEYEPTETHNAIA nPEZBEYTilNMAPKOYAY PHAlOYMAPKIANOYAMn NIAKOINOBOYAOYKAIAY PHAlOY^MAinniANOYHPO 1,5 KAOYENTni K0' ETEIKAI MHNIAEini ^'A^-

Z. 12 hat Mr. Aschik richtig AMEI.

'."/■/a!) fj Ti'yij, Till' ty. ßuni'iJioi' ßuniXtu T(jJiQioi' 'lin- Xior ^Pijaxov7io<iii', xü(it> f((yd).07! ßuaiKtdtg ^uvQOuuTfiv, if ilo/.uiauQu yai (fi).i)(ioiiiuini', iv(>fß>i,ij llooraüdiv nöhg r[(/'J)'J TTQiig "Yniov xui' ««irij' iiiQytTiji', diu TtQtaßtv- Toif 3Iii(iy.ov AvQi,llov Dluqy.iuvov, l^ftiwiu, y.otroßnv- 'j.uv , y.ai Avqi,'kIuv Oihn/iiuyur, ÜQOxXov, fr Tiö yj) liii y.ui iii.i'l jJiici ((.

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Das Denkmal hezielit sali auf Rlieskuporis IV. wie pr in meiner Liste der Bosporanisclien Könige (C. I. Gr. Cd. 11. S. 96) genannt ist, hei Eckhel Rlieskuporis III. I.enannt, dessen Daten hei Eckliel vom J. 508 his 525 reichen. Das Datum unserer Inschrift, J. 520, entspricht dem Jahre n.Chr. 224, unter dein Kaiser Alexander Se- verus. Rheskuporis IV. war Sohn und Nachfolger des Sauromates IV. (III. hei Eckhel), welcher hier fityug ßa- ni'/.ti: senannt ist, ohgleich er diesen Titel hei seinen Lehzeiten nicht seiher gehraucht zu liahen scheint. Ehcnso ist C. I. Or. N. 2132. d (in den Zusätzen^) der König Rhoemetalkes /ityag ßuai'ur; in einer seinen Sohn Sau- romates IV. hetrefTenden Inschrift genannt. Tj;? TiQug

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"Yntov statt Twi- ist ein Sclireihfehler, der sich auf dem Stein seihst findet; die spätem Inschriften der Cosporani- sclien Länder sind reich an Barharisinen und Solöcismen. I4itiifia und Hoö/ilov ist statt toc l-i/ilifia, tov Ilouy.'/.or.

3. Auf einer, wie es scheint, ziemütli dicken Steintafel, deren Fufs zusammenhängend mit der ührigen Platte ge- arheitet ist, so wie das etwas stärker vorspringende Kar- iiies, welches ein Gesims hat, und auf dessen Vorder- iläclie ein Wurfspiefs der Länge nach ahgehiidet ist. LTn- ter dein Gesims sind da, wo zwischen der Schrift Raum gelassen ist, zwei Rrusthilder, unstreitig des Königs und der Königin.

ATAOH Y T Y X H I

B AZ I A E Y BAZI AEWZ

ONTOZ TIBEPIOY

tOYAlOYTEIPANOY<J>!AOKAIZAPOZKAI<!>IAO 5 PWMAlOYEYZEBOYZOEOlZEnOYPAN OlZAIIZWTHPIKAIHPAZWTElPÄYnEP BAZlAEWZTEiPÄNOYNEIKHZKAIAIWNI'C'Y

AlAMONHZKAlAlAlAZBÄZlAlZZHZ

A N E Z T H Z A N T O N T E A A M W N A /• . P I

10 ZTOHYAETAITOIZIAIOIZOEOIZKAIEY EPrETAlZIEPATEY0NT0ZT0YAIX0<t>O NOYA<J>POAEIZIOYnPINAOXArOY KA!<MAO|nOlAPIZTOnYAEITAI MENEZTPATOZrOZEM<t>AlOYEniTHZ

15 B A Z I E I AAZ l< A I EH I T H Z 0 EO AOZ I A i ■! <}>ANNHZZAKAEWZXEIAIAPXHZKAI TWNAZnOYPriANWN<l>ANHZArA<3>OZ APXirPAMMATEYZXAPITNNNEIKH

<}>opOYAoxAroz<t>iAANOYZ0EAr

20 AOYnPINnOAEITAPXHZAEIMAN <l>IAAnOAEITAPXHZYIOZMENE>:

tpatoyepwzpaaAmazewzhpine niTWNAorwN

Z. 5 zu Ende hat Mr. Ascliik EPlOlPANI, wor- aus das letzte I zuzufügen ist. Z. 10 hat derselhe richtiger

ZTOHYAEITAI. z. ii gieht statt TC>YAIXO<)>0

derselhe lOYAXOO und Z. 13 richtig Ol statt <>|. Z. 14 hat llr. Aschik hlofs MENEZTPATO. Z. 15 felilt in Hrn. Aschiks Ahsclirift alles nach XHZ fast

()1

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^aiiz, imleiii nur OAO.I vdiliiiiulLii ist. Z. 17 zu Aiil;lii;^ hat llr. Ascliik OANNHE, mul Z. 17 zu lüid« imi- ArA<3>. Z. 20. 21 gid)t (lerscll.c AI . M.Nj] 'HA-HOA

. . APXHZ.

!V; ((.'>// t <'/,'/, ßuailiöofco; •laaiUuii 'L'iiitnluv 'lue- 'i.tov 'l'iinüfM), (filoy.ut'aaQoc: y.c.i ij ü.oriiiij.iuliw, trat- ßoLS, &loTs inovQuriotg Jn 3i)r/~(U y.ai 'Jloic 2^ioTn'oa i',(fO ßaai^Jw? TiiQÜfov rilya-jQ y.ui uhovitrv ötuiiofi'ji; xai [-:/]iA/K? liuaiXt'aaijg driari^aui' toi' tOmiuTh'u ut>t-

itouTiCoiTOg lov ^li/n(f6)'or, 14<f()()i)it(ii()r, ,ioir luyayin-,

y.ai Ol Xouioi d!)iii[(),i[i)]Xtu:('.i DhytinoaiDg ruiitiKjltoc , t;il Tijg ßauiKtlug yui t.ri

(l>(''.ft'i :—i<,y.'l.i(it:, /_ii'l.n't.Qyi.g yui [f/«/J [oir Aruinvnyiu.rojr,

(päfi,g UyuOulr], aQ/r/Qu^i^iaiivc,

Xuoi'icif \tty.i,<fu(i(yr, ).o/uy6c,

<hÜMf(ns Oiir/[-/iyi.oi; nQty TioXtiTÜo/i^;,

./*//(«)•(/ ('iV«[d' ^^o7.ctiuQ/ijC, riog Uliit-arouror,

^ l:niog ^FadufiuaHog, TTQit' t.il tiöv hr/ior.

Vim 'l'eiraiies gelieu dii; .Miiiizeu ein Datum aus deui J. 573, welclies iu liic Regierung des Kaisers Piuhus fallt. ."Seine Gemaliiin scheint Aelia geheil'sen zu liahea, wenn man nicht die Lesart heider Ahschrilteii liel)er heiheliaiten und Lilia für einen Bospurauisclien IMauien lialteu will: .7(X/((C darf man jedoch seihst dann vermutlien, wenn AIAIA^ deutlich auf dem Steine steht, weil der Hori- /.ontnlstrich des .-/ von den Steinschreilieru liiiulig ver- "essen wurde. I'ümikoi' ist von mir zu C. 1. fir. IV. 2056 in Inschriften der nördlichen Länder, am schwarzen .^leere, iiir eine Stele erklärt worden; die Form des vorliegenden Denkmales dient zur Bestätigung dieser Erklärung. Die Sclireihart dQinioTiiAtTcut ist ein Barharisinus des Stein- schreihers oder des Verfassers sellier. 'J'ing h)i(iig ütnig yui ii'i-oyti'c.ig hezieht sich, wie die AVorte hier lauten, auf Zeus und Hera; aher vielleiclit wollte der Veifasser, der kein grol'ser Sprachkiinsller war, diese Worte, die von der LMwahnung des Zeus und der Hera weit gelrennt bind, vielmehr von dem König und der Königin aussagen. Die Formel 'u^UTtvoyiog inv ylt/or^urnv y.. r. l. ist eine Bezeichnung des laufenden Jahres durch den Nani'-n des Priesters des Zeus und der Hera; alier die h'orlset- zung xai oi \ntixni uQtdTOTiokHiui lieweist, dafs dieser Priester zugleich der erste derer war, welche dieses Denk- mal weihten; besser also hatte der N'erfasser geschriehen: ytt/üif oi'og Alf 'jni>tir)i(>v, tiqh- Ko/ayög, 'n-QUifvoii'. Ühri- gens halte ich den Namen des IManues iur unsicher. Ich setze voraus, der \ erfasser Inihe sich des .\rtikels loi-

\ot ^ti/iKjofor hedient, oligleicii dies gegen den gewiilin- lichen Gehranoh ist: man kann aher auch 'Iovli(ov) Xo- (joi-nv lesen, mit Annahme einer Ahkiirzuug. Die hier und öfter im Folgenden \urkommende Würde des Loclia- gen erweist, dafs auch C. I. tir. N. 2126. h ''M/uiyin) zu lesen ist.

Der in dieser Inschrift Z. 14 und 21 f. vorkommende Menestratos kann ein Enkel des Jul. Meaesiratos in der Inschrift C. I. (!r. .N. 2132. d (in den Zusätzen) sein, welche Inschrift ijn J. Bosp. 489 verfafst ist. Der Name i'iKTfiKf'/j'iiv dürfte unsicher sein; man könnte Vootu- (f'Ui'ov lesen; ich kenne weder liir das eine noch für das andere ein Beispiel. Die Würde (ö) t7tl iT^g fiuoütiug findet sich schon C. I. Gr. N. 2126. 1>, und in den Zu- sätzen N. 2132. e. Es scheint dies ein Beamter zu sein, der in der Nähe des Königs mit der Verwaltung des ganzen Reiches hetrant war; .Menestratos verband aber mit dieser Würde noch die der Verwaltung von Theodo- sia insbesondere.

Der Name 0(<rc/,c Z. 16 ist derselbe wie </>(tr/^e Z. 17; erster Schreibart findet sich auch N. 2110b (in den Zusätzen des C. I. Gr._). Phannes war nach beiden Abschriften y-ctldu.Qyi^g yui xütf 'AanuvQyiut'üu , was je- doch keinen Sinn hat. Ich nehme daher an, es sei Z. 16 zu Ende tnl erloschen , so dafs er inl rwv 'AanovQyia- i'Jjf war, wie kurz vorher i/[i Qiodoaiug gesagt ist; er war also Priifect oder \ erwaltungsvorsteher des Mäoti- schen Volkes der Aspurgianer, welche wir aus Strabo kennen, dessen .Stelle .Stephaiius von Bjzanz ausgeschrie- ben hat.

Der andere Phannes ist der Sohn des AyaO^oig: so ohne Zweifel, nicht AyiiOog, lautete der Nominativ; s. C. I. (jr. Bd. II. S. 114.1), wo ich von dieser Form der Namen, welche in jenen Gegenden gangbar war, gehan- ilelt habe. Der Name t'harilun (Z. 18) ist auch aus C I. Gr. N. 2132. c e (in den Zusätzen) als ein Bospo- ranischer nachweisbar, so wie Eros (Z. 22) in der Nähe des Bosporos vorkouunt (N. 2130).

Z. 21 habe ich nach t|)|^/\ ein 2 ergänzt, wolur wenigstens nach Hrn. Aschik's Abschrift Raum ist. Cl)|:^A kann nämlich nicht (Jenitiv und ^hiitui' etwa der voll- ständige Nominativ sein; denn die Person, von welcher die Rede ist, und deren Namen ülirigens noch Bedenken unterliegen möchte, ist offenbar Sohn des Menestratos. ' Der Schreiber hatte vor nd'/.tnäo/i^g den Zusatz ]\lnt- arouniv vergessen, und hat daher riof MwtaiQunti: hinter .loXiiidri/iig zugefügt.

.Merkwürdig ist Z. 22 die Form 'Fudaiidatwg. Na-

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inen, welche ciieseiu iilinlicli sinil, lKil)e ich C. 1. Gr. Bd. II. S. 114. I> und S. 116. 1) znsainiiienuestc-llt. Darunter ist die Namensfonn 'jPfulM/ifx;^?: da aher die lUicIistalien- loh'e J)i— den Griechen fremd klang, schuh man zwi- schen l)eiden den Lippenlaut ein, und .sagte so aucli '/'«- i'\ti.iiViny, 'Paduuil'ädio; (s. a. a. O. unil N. 2108 dd in den Zusiitzen), wenigstens aiifseriialh des Bosporos. Eine andere Art die Aussprache zu mildern war diese, dafs ein .^ eingeschoben wurde, so dal's '/'M()«<(tt(7);c, 'Pude- laimi'ig entstand (wie Z4(tiiC, l^QidK von den Spiitern iormirt wird). Ein ähnliches Wort ist 'AiTuiiäauc; meine Vermuthung (a. a. O. S. 114. hj, dieses sei ».nsllTTun- <w.Q entstanden, l)estätigt sich jetzt durch die doppelte l'"orm ''Puöi'iiiniig und ^Fm^anüaijC..

In der vorstehenden Erklärung dieser Inschrilten ist öfter Bezug genommen aul die im Corp. Inscr. Gr. ent- haltene Einleitung zu den Inschriften Sarmatiens und des 'l'aurischen Chersones und Ivimmerischen Bosporos, wo- von ein 'l'heil sich auf die Skjthen und die Skythische Sprache, so wie auf die JMiiotischen und Sauromatisclieu Sprachforinen bezieht. Die Behandliuig des Sprachlichen ist mit geringen lliillsniitteln unternojnmen, und es stand mir damals, als jene Einleitung verfafst wurde (im J. 1828), mehr nicht zu Gebote; auch ist sie fast lediglich darauf beschränkt worden, die zusammengesetzten Wörter in ihre Wurzeln oder wenigstens Elemente zu zerlegen,

wobei ich mit richtiger Methode zu Werke gegangen zu sein noch ül;erzeugt bin. Jedoch ei greife ich diese Ge- legeidieit, ein Versehen zu berichtigen, dessen Urs])ruug ein Anderer nicht sogleich entdecken dürfte. Ich sage S. 111. b (Bd. II.): ,,^E'i(i.iinu'ii)g videtur significare iffta iiödi (Herod. IV, 52. si lectio vera, ut arbitror); Ibr- tasse tiu.v significat lioycni.'' Im Herodot steht iqui odui: meine Bemerkung, „si lectio vera," bezieht sich blofs auf das Wort 'Eiu/inuTog. 'Jiiur mufs also, wenn anders He- rodot die Uebersetzung nach der Kolge der Elemente ge- macht hat, heilig liedeuten. Beim Uebertragen der He- rodotischen Stelle in meine Papiere gingen mir die be- kannten 'lü'i'Ht oi)iii in Tliracien durch tien Kopf, und so sclirieb ich h'i'tu odoi, ohne die .Stelle später wieder nachzuschlagen. Je em|)findlicher ich gegen solche ^ er- sehen bin, desto lieber hebe ich sie, sobald ich sie be- merke, selber beiichtigend hervor; und wenn sie einzeln in einem umfangreichen Werke sich finden, tröste ich mich mit dtr beredten Entschuldigung derselben, welche Jos. Scaliger in der Prolegomenis zum Thesaurus tem- porum gegen verschollene Kritikaster seiner Zeit gerichtet hat. Eine andere .Stelle in derselben Eiideitung S. 104 a. Z. 25 ist durch einen Druckfehler entstellt, wodurch zwei Wörter ausgelassen worden; es ist dort zu lesen: in Saljri olim, nunc Prijlunidis, non Eumeli essent partibus. BücKii.

Alle

3. K ALL! MO KP HOS. Preller hat (Arch. Ztg. IV S. 2Ö4) darauf aufmerksam gemacht, dal's der Beiname Kalh'iiii(>i[»C, welchen man einer Athenestatue des Plii- dias zu geben pllegt, nicht überliefert sei, sondern von den Auslegern des l'liniiis erlunden zu sein scheine. Von Harduin freilich nicht, da schon Dalechainp ihn anliihrf, ohne näheren Beleg; von diesem iiat ihn Harduin entlehnt, der noch hinzusetzt, sie habe auch vielleicht Kiüj.i'iu i^ geheifsen; Preller meint, vielleicht auch Ij xi'.'/.// , oder sonstwie. Die Worte des Pliiuus (WXIV, s, l'J) : i:.r acra vero Minervum fecil tum eximiiio jttikhriluilinls ul formac cOfiDomcn (acrpcril, führen iudel's doch zu einer bestiinm- teren \ ernnithung. Der Ausdruck war Pintianus so auf- fallend, dafs er lesen wollte vi Phiiluio cnynomcii (tcci:- j)cri/, wobei er wahrscheinlich an_ die Worte l.uciaus (imagg.4) erinnerte: ji^r ylijirlai', j, y.ui i-jiiyoiaj'ii.i riit- fdiiu (I <lhii\i<i.g i'i'Si'iDOt. \ ielmehr legt er die Vermuthung nahe, dafs der Beiname 'Miiniji') war. Ich kann diesen für Athene zwar nicht nachweisen, aber Aphrodite fiihrfe ihn in Sparta (Paus. III, 15, 8. Lycophr. 445) das. 'l'zetzes), wie es scheint, dort allein, denn die vormals von (ierhard (Prodr. p. 107) angeführten Inschriften bei Volpi (Lat.

r 1 e i.

\et. III p. 3G1) und Reinesiiis (I, 95 ]). 128) sind melir als \erdachtig. Die .Statue derselben war in dem Tempel der bewafFiieten A|)hrodile auf eine ganz ungewöhnliche Weise, in eineju oberen .Stockv^erk aufgestellt; sie war mit einem Schleier versehen und trug Kesseln an den Fü- l'seu. P.uisanias liihrt verschiedene Deutungen an, welche auf sich beruhen können; der Gegensalz der Aphrodite -Morpho zur bewalliieten ist klar. Nun läl'st sich die Kichtigkeit der allgemeinen Annahme nicht bezweifeln, dal's die Statue, von welcher Plinius spricht, identisch sei mit der von den Leinniern auf die Akropolis geweihelen Atlienesfatue, welche auch die Lemnische hiel's (Paus. I, 28, 2. Lucian. imagg. 4. 6), und dal's auch die Nachricht des Himerios (or. XXI, 4) von einer bewalTneten Athene fies Phidi.is auf dieselbe zu beziehen sei. l''(U'cliliammer (Zeitschr. f. Alterthswiss. 1844 p. 1067) hat nachgewiesen, in welcheju Sinne die Leinnier ein Standbild der fried- lichen Athene weiheten, nicht minder lallt der Gegensalz zu der bewalliieten Athene Promachos in die Augen, der- selbe welcher in Sparta zwischen den Aphroditebildern he]'^ ortrat, und zu dem ungewöhnlichen Beinamen Veran- lassuii'i i;e"eben haben mag. Otto Jahn.

Hie-zu Tafel IV der Neuen Folge: lioma und Forluna, Reliefs im Vatikan.

Druck und Verlag von O. Reimer.

Ilerausgegel)en von E, ücrhunl.

()5

66

ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

JVf 5.

Aette Fol(ie.

Mai 1847.

Hijipoljt und Pliiulra. Artemis lilaplieUolos. Allfilui (Baccliistljer riiiouisiiios).

I.

Hippolyt und Pliädra.

lliezu die Abl^iUliing Tafel V. VI ').

MPciiMvlIius von Hijipolyl und Pliiidra lial auf der altischen ßijhnc selbst so betiäclitliche Veränderun- gen erlitten, dafs wir nicht anzunehmen berechtigt sind, in dem erhahenen llippolytos Ste]>hanephoros des Euripides die ursprüngliche Gestalt der attischen Ueberlieferung vor uns zu haben. Wir besitzen daran eine individuelle Ueberarbeilung des Dichters, zu welcher mehr als ein Zug aus trozenischer und anderer Sage herbeigeholt sein mochte. Wie sehr man lum auch im Ganzen der seit Valckeniir all- gemeinen und von Welcker näher ausgeführten An- sicht beipflichten wird, nach welcher die ursprüng- liche Gestalt der Sage, wie sie Sophokles in der IMiädra und Euripides in dem verlorenen Uippoly- tos Kalyptomenos behandelte, nach dem Voigange namentlich des Letzteren auch in der Tragödie des Seneca nachgebildet ist, so wird man doch darauf verzichten müssen, die Differenz bis in ihre einzel- nen Züge zu verfolgen, und etwa noch Vernuitluin- gen über das Unterscheidende zwischen Sophokles IMiädra und der älteren Arbeil des Euripides zu wagen. .la wahrscheinlich ist gar nicht einmal eine dieser beiden altischen Tragödien die nächste r)uelle für die römischen Dichter, Virgil und Ovid sowohl

als Seneca, gewesen, sondern der aus Suidas be- kannte Hippolyt des Lykoj)hron, in welchem wir nach der Weise dieses Dichters einen Stapelplatz mythologischer Gelehrsamkeit vermuthen dürfen. Demnacii möchte es ein vergebliches Bemühen sein, die einzelnen Phasen, welche die Sage durch- laufen, und die lokalen Verschiedenheiten, nach welchen sie sich gesjtalten hat, in ihrer Abgren- zung nachzuweisen: keinenfalls möchte das Resul- tat eines solchen Versuches sicher und umfassend genug sein, um der Kunsterklärung zum Anhalts- punkte zu dienen. Vorsichtiger bescheidet man sich, das erhaltene Stück des Euripides als die auch im Alterlhum bekannteste Darstellung der Er- klärung zu Grunde zu legen, und für Abweichun- gen der Denkmäler auch die abweichenden Züoe in anderen Quellen aufzusuchen und zu Hülfe zu nehmen.

Der Haii])tiinterscliled zwisclieii der älteren Sage und der späteren Ijearljeitung des Euripides liegt darin, dal's in der letzteren der Charakter der Pliiidra beträclillidi gemildert und fein ausgemalt wurde. Diese Pliädra hätte den Zorn des Aeschylos (in Aristophanes Früscheu Y. 1054) doch nicht vorzugsweise verdient, daher derselbe wohl am meisten auf die Person der Pliädra in dem Hippoljtos Kalyptomenos zu Ijezieheii ist, hei welcher der von der Sage gegehene Inhalt mit der Vorliehe des Dichters liir weihliche Leidenschaftlichkeit zusammentraf. Phädra ge- steht dem Hippolyt seihst ihre Liehe, während in der erhaltenen 'l'ragödie die Schuld der fehlerhaften Hand- lung auf die Amme fallt, welche das der Herrin ahye-

') Vorgelesen in iler Sitzung <1cr Arcliäologisclien Gesell- schaft vom •!. Februar d. .!. Erst nacligehemls kamen dem Verfasser dieses Aufsatzes die Mittlieilungen Zoega'scher Pa- (lierc vervvanilten Gegenstandes zu statten, wehlie Prof. Welcker

auf Veranlassung des Herausgehers dieser Zeitung für den gegenwärtigen Zweck bereitwilligst vergünstigte. Noch später erschien Otto Jahns Aufsatz iilier ,,Hiiii)oljtos und Pliaidra"' (Arcliäol. Beiträge S. 300 If.). A. d. II.

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lockte Gelieimnirb dem Jüiigliiigü mittlieilt. \Veuii su das Gespriich der Ainrae mit Hippolj't den Sclivverpunkt in dem Verlaufe der Handlung des Hippolytos Stepliane- plioros bildet, so sind dabei zugleich zwei IMoinente in's Auge zu lassen, welche der Darstellung des Euripides wesentlich und dalier bei Beurtliellung und Classification der Kunstilenkuiiiler zu berücksichtigen sind. Ilippoljt uiimlich ist bei demZusainmentreiren mit der Aaune ohne Begleiter und kann daher dieser vollständiges Schweigen \ii)er die Sache versprechen: Phiidra dagegen, von den Chorjungfrauen umgeben, belauscht in ihrem Gemache das ganze Gespriich. Unmittelbares Anschliefsen an Eu- ripides können wir also nur in den Denkmälern wahr- nehmen, welche auch diese Haii()tmolive in der llandlung des Hippolytos Steplianephnros bewahren, und Hippoljt mit der Amme allein sprechend, in der Nidie aber die \on Entsetzen ergriffene Phädra sitzend darstellen, wie das Relief in Villa xAlbani bei Zoega bassir. di 11. I, 49 und das in der galleria di Firenze IV, 91 -). \ on den von Zoega beschriebenen Jlonumenten gehört wohl hier- her ein Sarkophagrelitf in Villa Uorghese, auf welchem hinter der sitzenden Phädra zviei Frauen, neben ihrem Sessel zwei Eroten angebracht sind: vor ihr steht die mit Hijipolyt sprechende Amme. Dieses sowie das Relief in Villa Albani schliefst sich auch darin noch niiher an Eu- ripides an, dal's im- Hinlergrunde der Tempel der Diana angegeben ist, bei dem Hippolyt so eben den Kranz ge- weiht hat, von welchem das Stück den Namen trägt (^ . 73 87), während das in gall. d. Fir. zwar diesen 'rem|)el in der Hauptscene nicht hat, aber doch auf einer Nelienseite den Hippolyt der (iciltin opfernd zeigt.

Im Gegensatze hieizu erkennt man die ältere Gestalt der Sage, wonach Phädra selbst dem Hippolyt ihre Lei- denschalt offenl)art, auf bildlichen Darstellungen von ge- ringerem Umfange, welche Hippolyt, dem Anscheine nach von der Amme herbeigeführt, unmittelbar neben Phädra zeigen, wie das herkulanische Wandgemälde (III, 15), das poinpejanische in der casa del cpiestore (miis. Borb. VIII, 62), das bei Bellori pict. crypt. tal). VI, und vielleicht auch das in den Thermen desTitus, auf welchem freilich Hip- l)olyt schon etwas entfernter von Phädra steht. Ob die

Gemme bei Caylus (Recueil I, 47, 3) auf der wir nur einen stehenden Jüngling neiien einer lebhaft redenden sitzenden Frau erblicken, wirklich Phädra und Hippolyt vorstellt, ist sehr unsicher, sie würde dann aber am ent- schiedensten hierher gehören: dagegen beschreibt Zoega auch zwei Sarkophagreliefs in Villa Medici, auf welchen Hippolyt dicht neljen dem Sessel der Phädra steht. Ein von ihm gleichfalls beschriebenes ]\Ionument in Villa Al- dobrandini ist weniger deutlich: auf diesem steht die Amme hinter dem Sessel der Phädra, aber zwischen Phädra und Hippolyt noch eine jugendliche Frau. Von bereits publicirten Reliefmonuuienten gehört hierher eines in Woburn Abliey pl. 13, auf welchem Phädra, die Amme und zwei mit Ketden versehene Jünglinge sich nach dem augenscheinlich sprechenden Hippolyt umwenden, der je- doch nur zur Hälfte sichtbar ist.

Diese einfachere Gestaltung der Sage kommt jedoch nicht in Betracht für die umfangreicheren Darstellungen in erhabener Arbeit, welclie den Hippolyt aufser in seinem Verhältnifs zu der Stiefmutter auch in der Beschidtigung der Jagd zeigen (denn das ist bei den so eben erwähnten Sarko[diagreliefs auch nicht der Fall), und durch ihre Zahl wie durch ihren Werth auf die weite Verlireitung flieses Gegenstaiides in der alten Kunst schliefsen lassen. Obgleich nun in diesen, zu welchen auch die zuerst ge- nannten an die zweite Bearbeitung des Euripides sich anschliefsenden gehören, die Amme immer die Vermitt- lerin ist, so zeigen sich doch wesentliche Al)weichungen von Euripides bei mehreren nicht blol's darin, dal's Hi])- polyt nicht allein erscheint, sondern auch namentlich darin, dals die Art der Verniittelung eine ganz andere ist. Die Amme ist nicht mehr die wohlmeinende Verrätherin des anvertrauten Geheimnisses, sondern die Botin der liei)en- den Phädra; denn sie übergibt dem Jünglinge ein offen- bar von ihrer Herrin gesandtes Täfelclien. Dal's das in einer mythischen Uelierlieferung l)egründet war, kann uns Ovids vierte Herolde beweisen: denn mit wie grol'sem Rechte auch Zoega den mythologischen Werth dieser ovidischen Briefe im Allgemeinen bestreitet (lulll (/iicsti carli:i)(]l Ovidlui>l niiin fiiiiihiii^cnln llutniK) in Intdhzioni aiilcrlofi, essuitdo sola iina foniia dcl pocd« lallno sccJlii

■') Kiner liandschriftlichen Notiz von Hrn. Prof. Weicker ver- danke ich die Hinweisung auf das Monument, welches in ileniTlie- saurus antiipiitatuni Reneventanaruni p. i2.i iiiilj;etlieilt und dort aisDar-itelliiiig; des Mythus von Moleager gedeutet ist, aber olfen- bar auch unteren Alythus zum Gegeiistamlc liat. Dasselbe ge- hört gleiclifalls in diese Klasse: denn die AniUK- .■spricht mit IIi|ipolyt allein, dieser sclieint sie abzuwehren, imd in ilerNälie

sinkt l'liädra erscIirecKt auf ihrem Sessel zusammen. Zugleich kann ich nicht uniliin, bei Krwühuung der von Weicker g'ütigst initgitlieilten, auch durch eigene L'emeiKunycn vermehrten Pa- piere (Oben Anm. I) diesem meinem hocliverclirten Lehrer für ilen gedachten neuen IJeweis seines Wohlwollens liieniit ölfent- lich meinen Dank auszusprechen.

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per csjiriiiicre j senllmenl'i c lev'tccnde ilclle unlichi'. douitv), so eiitliiilt (loch gerade der vorliegende einen Zug, der scliwerlicli aus der Luft gegritten sein kann. Pliiidra sclireil)t an Hippolyt, ^'. 7, 8:

Ter tfcum conatu fof/wi, ier Iniilllis haes'it Linijita, tcr in primo dcstilit ore soitiis. Anfangs entsciilossen, dem Geliebten mündlich ihre Nei- guii'» zu gestehen, versucht sie es dreimal, alier dreimal ludt die Scham sie zurück, und erst da wählt sie das Mittel der Schrift '). Diese Form der Uel)erlieferung hält zwischen den beiden von uns oheii uritersciiiedenen die mitte ein: auch in psychologischer Hinsicht vermittelt dieser feine Charakterzug die wilde Leidenschaft der l'hiidra in der idteren Sage mit der Zartheit, welche ihr in der Umarheitung des Euripides eigen ist. Wir dürfen aller diese Umhildung der Sage wahrscheinlich nicht aus einem Bestre'ien ableiten, die beiden entgegenstehenden Erzählungen äufserlich zu vermitteln: vielmehr hat wohl ein Zug, der in dem IMjthus des Mippoljtus sellist lag, dazu die Veranlassung gegeben. Bei Euripides nämlich ist der weise Jüngling auch (Y. 954) ttiiX'/.i'i)' yjcii- fit'aoif Tiiiojt' y.aTifovg , und das scheint nicht etwa eine Zuthat des Dichters, der den orphischeu Charakter seines Helden mehr ausmalen wollte (s. buttmann über Virbius und Hippolytus Aldiandl. üerl. Akad. 1819, S. 205), sondern ful'st wohl auf der attischen Sage. Denn wenn der Diener des Hippolyt V. 1253, 1254 ausruit, man könne die Fichten der Ida mit Schriftzeiclien anlüllen, ohne ihn von der Schuld sei- nes Flerrn zu überzeugen, so klingt das ohne sonstige Beziehimg verstanden sehr weit liergeholt: nimmt man dagegen an,.dafs nach einem den Zuschauern allge- mein bekannten Umstände die Grammata eine in der Umgebung des llippoljt üliliche Beschäftigung waren, so ist die Erwähnung gerade im Munde dieses Menschen sehr beziehungsreich und passend. Hier ist es nun nicht unwahrscheinlich, dafs die bildende Kunst die Sage wei- ter leitete, indem sie dem orphischen Junglinge ein oder mehrere Schreibtäfelchen als Andeutung seiner Beschäfti-

gung buigab, und spiiter das 'I'äfelchen als Vermittelung zwischen ihm und I'hädra erscheinen liel's. Möglich frei- lich, dafs der Uebergang auch auf anderem \Yege ge- schehen ist; alier man gewinnt durch diese Yermuthung wenigstens eine aiuiehmbare Erklärung für das vielbe- sprochene Jlelief der Yilla Albnni, welches Zoega bassir. ant. d. R. 1, 50 als Ippolilo supposto bezeichnet hat. Es kann nicht geleugnet werden, dafs auch dieses .Monument am nächsten und ungezwungensten an den so oft darge- stellten l'hädrauiytlius erinnert, auf den es Winckelmann zuerst liezngen, und dals alle anderen Deutungen doch nur als Aushrdfe erscheinen: ist es daher gelungen, für die beiden 'J'äfelchen, deren eines in der Hand des Hippolyt, <las andere in der Hand seines hinter ihm stehenden Be- gleiters erscheint, eine genügende Beziehung zu finden, so kann man auch getrost bei dieser Erklärim" stehen bleiben. Wollte man aber gegen die eben an"edeutete Weiterentwickelung des IMythus einwenden, dals ein von der Lebensweise des Hippolyt hergenommenes Motiv nicht auf dasA'erhältnifs der Phätira ändernd einwirken konnte so ist dagegen zu bedenken , dafs auf Jen meisten der erlialtenen Kunstdenkmäler Hippolyt durchaus im Vorder- gründe der Handlung steht, und daher die Stellung der Phädra wohl nach einem zunächst ihn betreffenden Um- stände abgeändert werden durfte. Leider aber läfst die Mehrzahl der Monumente nicht erkennen, ob auf ilinen diese Art der Yermittelung durch einen Brief gemeint ist oder eine andere; denn gerade die rechte Hand der Amme, in welcher sie das Briefchen halten könnte, ist auf den meisten auch der von Zoega beschriebenen verloren. Si- cher ist es nur auf dem AgrigentinerSarkophag: auf dem Relief im Louvre bei Chirac m. de sc. JI, 228 ist das Täfelchen wohl in der erhaltenen linken Hand des Hip- polyt zu erketmen, während bei der Restauration es ihm nicht allein in die erhobene rechte Hand gegeben worden ist, sondern auch die gleichfalls moderne rechte Hand der Amme etwas dem Aehnliches hält '). Die Hand ohne Täfelchen ist erhalten auf den Reliefs in Y'illa Alltani, in galleria di Firenze und in Benevent, welche wir mit Ent-

') Selbst viel geringfiigigere Züge darf man bei einem so vielfach beliamlelten Stoffe nicht da erst entstanden glauben, wo wir sie zuerst oder einzig erwähnt finden. Wenn z. I!. Senacas Phädra sagt, V. 104, lO.J:

Pnllailis teilte vncnnt.

Et iiitcr ipsns pensn Inbuntur mnnits,

so erscheint das auf den ersten Blick als eine ganz individuelle

.\nsschmückung des Dicbtois: aber ilas umgeworfene Wollkorb-

eilen, das man in den Knnstdar.«telUingen zuweilen am üoden

zu den Fiifsen der Phädra erblickt, läfst schliefsen, dafs es ein conventioneller und wohl älterer Zug war. So auf dem Kfclief im Louvre (Clarac m. de sc. 11, 228), auf einem von Zoega beschriebenen in Villa Panfili so wie auch auf dem in Villa Borgliese.

") Überhaupt ist die Restauration so fehlerhaft, dafs /.. U. die Amme, deren Obcrtlieil verloren, zu einer jugendlichen Frau ergänzt ist, welche Clarac als wiederholte Phädra erklärt.

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schiedenheit in die erste Klasse gestellt linken: nicht ganz so siclier konnten wir das in Villa Borgliese dahin reclinen, weil nacii Zoegas Angabe auch auf diesem die Arme der Amme neu sind. Dagegen ist ein am Boden liegendes Tiifelchen auf dem Bellorischen Wandgemiilde, wo Phädra selbst mit Hippolyt spricht, ganz ungehörig, und wenn jener Gegenstand wirklich ein solches ist, so verdiente der Künstler Zoegas 'l'adel *).

War nun so eine wesentliche Abweichung von der Bearbeitung des Euripides in die Kunstilarstellung ge- bracht, so konnte auch das andere oben erwähnte Motiv, das Alleinsein des Hippolyt, leicht aufgegel)en werden: denn lesen durfte derselbe die Botschaft auch in der Um- gebung seiner Gefährten. Auch zu dieser Auffassun« läl'st sich jedocli von den Motiven des Euripides aus ein Uebergang finden. In dem Relief der Krypte zu Capua, welches in Gerhards antiken Bildwerken 1, 26 veröfFent- iicht ist, steht dicht hinter Hippolyt ein mit Jagdstiefeln bekleideter bärtiger Mann, in dem wohl jener greise Die- ner zu erkennen sein wird, der Hipp. Steph. 88 107 den Hippolyt ermahnt, die Macht der Göttin Kvpris nicht zu gering zu achten. Bei einer Scene, in der es darauf an- kam, den keuschen Jüngling der Phädra und dadurch mittelbar der Aphrodite anzunähern, konnte die Gegen- wart dieses Alten, der seine Strenge zu mildern suchte, ganz passend erscheinen, und so das iMotIv zur Abwei- chung von Euripides aus ihm selbst genommen werden. Denselben Alten sieht man auch auf dem schon mehrfach erwähnten Relief im Louvre, wo er dicht hinter Hippolyt steht und dem Gespräche zugewendet ist, während zwei jugendliche Gefährten in gröfserer Entfernung angebracht sind und sich nach der andren Seile «enden, was ihre Theilnahmlosigkeit hinreichend andeutet. Von den von Zoega beschriebenen Monumenten zeigt das eine der Re- liefs in Villa Panfili dicht neben Hippolyt im Hintergrunde einen alten Mann, den Zoega als Pädagogen bezeichnet, und in dem sicher dieser Alte zu erkennen sein wird ; auf dem einen in Villa Medici steht nach ihm nel)en

Hippolyt ein .^lann in Reisetracht, Tunlca und Clilamys, mit dem vielleicht dersell)e Alte gemeint ist, der aber hier weniger Bedeutung hat, da Phädra mit Hippolyt un- mittelbar spricht. Bedenklicher ist die Sache bei einem andren Relief der Villa Panfili, auf welchem zwischen der Amme und Hippolyt ein gleichfalls bärtiger und mit Tu- nica und Chlamys bekleideter Mann steht, den Zoega als Theseus bezeichnet, und der nach seiner Beschreibung allerdings für einen Diener ein zu königliches Ansehen hat (e.gli i; hiirbuto e comuto nel carutlere dlGiove, col diu dem u, vestito di iunica manicata con cMura larga e clamide). Dazu kommt, dafs er noch von einem Krieger begleitet ist. Vgl. bassir. ant. d. R. I, p. 230. Eine fernere Abweichung aber ist es, wenn Hippolyt nicht blofs von diesem Alten begleitet, sondern inmitten seiner Jagdgefälirten nelien der Amme erscheint. Hierher ge- hört es nicht, wenn die Jagdgefährten blofs in einiger Entfernung von Hippolyt angegel)en sind, als Andeutung, dafs er so eben von der Jagd heimgekehrt ist und auch alsbald wieder zu dersell)en sich wenden will , daher wir denn auch das oben erwähnte Relief in der «alleria di

o

Firenze unbedenklich zu der ersten Klasse der an Euri- pides sich anschliefsenden Denkmäler gerechnet haben *): auf dem in Mlla Borghese sind sogar vier Jäger neben Hippolyt angebracht. Wohl al)er findet das Gesagte An- wendung auf den berühmten und vielfach gepriesenen Sarkophag in der Kathedrale zu .\grigent, dessen bisher schwer zugängliche Zeichnung ') in der beifolgenden Ab- I)ildung (Taf. V, VI) vorliegt.

Auf der Hauptseite ('l'af. V, 1) dieses ausgezeichne- ten Werkes erblicken wir, von seinen Gefährten umgeben, in der Mitte den fast unbekleideten Hippolyt: nur der obere Theil der Brust ist von der auf der rechten Schul- ter befestigten Chlamys bedeckt: an seiner .Seite hängt ein kurzes Schwert: in der Rechten hält er die angelehnte Lanze, in der Linken das von der Amme ihm überreichte 'l'äfelchen, auf welches er den Blick zu liefteu scheint, ihn abwendend von der Amme. Diese, welche beträchtlich

■J In Bezug auf die Schreibtäfelclien der Hippel} treliefs liernerke ich noch, dafs Zoega, der in den bassirilievi anticlii di Itoma die Annahme eines von der Amme an Hippolyt über- reichten Briefcliens auf den Kunstdenkmälern eo heftig be- striltcn bat, in den nachgelassenen Blättern ein solches Brief- chen überall vcrmntliet, wo der fehlende rechte Vorderarm der Ainme über das nrspriiiigliclic \ orliandensein desselben in Zweifel l.'ifst.

") Auch das in der Hand iler einen Dienerin ersclieinende- Täfelchen , wegen dessen man dieses Monument vielleicht in die zweite Klasse stellen möchte, bildet kein Hindernifs dieser

Erklärung. Denn wenn man mit Zannoni annehmen wollte, dafs diese das von dem unwilligen Jünglinge fortgeschleuderte Täfelclien aufgehoben habe, so würden dadurch, da die Die- nerin doch bei Fhädra zu denken ist, die beiden getrennten Theile der Handlung unnatürlich vermischt, und man sieht daher in dem Täfelchen besser eine Andeutung des später von Pliädra an Theseus geschriebenen Briefes.

) Früher bekannt gemacht bei Dorville Sicula pag. !I0, zuletzt von l'oliti llhistrazione al sarcofago Agrigcntino ((Jii- genti 1^22. 4) und nach dessen Zeichnung von Serradifaico .\ntich. di Sicilia III, 45.

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kleiner geliildt-t ist als die Jiiiiglinge, stellt \ollstiindig liekk'idet und in der lierköininüclien Ko[)n>edeckung ne- lien ihm, in l)ittender Stellung, mit ziiriickgebogenein Kopie und seine Lanze ergreifend. Ol) ihre Linke ein zweites Tafelchen liiilt, wonach in der Darstellung der Augenldick der Uelierreicliung mit dem Augenhlicke des Lesens verschmolzen wäre, ist in der Zeichnung nicht deut- lich zu erkennen. Rings umher sind zehn mehr oder weniger liekleidete Jagdgefährten des Flippolyt dargestellt, zum 'riieil mit Keulen bewaffnet, nebst Pferden und Hun- den als Anzeichen des Auszuges iur Jagd. Oben und unten Ornamente: an den beiden Enden der unteren Or- namentenreihe sind Thierkiimpfe angebracht, welche Be- ziehung auf die Jagd enthalten.

Dieser "eüenüberliegend zeigt flie andere grofsere Seite die Jagd des phliusisclien Ebers, welche auch bei Seneca V. 28 fgg. erwiihnt und bei Ovid V. 104 berührt wird, und auf den auf Phädra und Hippoljt bezüglichen Reliefdarstellungen meistentlieiis die linke Seite einniibint. Diese Darstellungen unterscheiden sich aber darin von iler unsrigen, dafs auf ihnen Hippolyt von einer beklei- deten und behelmten weiblichen Figur begleitet wird, in welcher man wohl mit Recht Artemis erkannt hat als seine (T^)'i^Hzoc, avy/.vi'uyn^ nach Eur. Hipp. 1093 (vgl. ebd. 1129: i^iäc jitru Oijoag ifulfX'iv und Buttinann über N'irbius und Hippolytus S. 205. 206). Auf dem oben er- wähnten Relief der Villa Panfdi, welches neben Hippol^ t den von Zoega so genannten Piidngogen zeigt, erscheint sogar Diana nicht allein in der Jagdscene, sondern auch auf der rechten Seite neben elien diesem Pädagogen. Die gröfsere Ausdehnung des Raumes gestattete auf unserem Monumente, den Eber, der von betriiclitliclicr Höhe ge- bililet ist, in die -Mitte der Jagenden zu rücken. Hippo- lyt , wie auf dem ersten Bilde nur mit leicht umgewor- lener Chlamys bekleidet, und wie auf allen bekannten Kunstdarstellungen zu Pferde, wirft mit dem Jagdspiefs nach dem Eber; von den vier Jagdgefidirten , welche bis auf einen nicht dichter bekleidet sind, sucht ihn der eine gleichfalls mit dem Jagdspiefs, ein zweiter mit einem auf- gehobenen Steine, ein dritter, der aufserdem auch einen Speer liiilt, mit einer Keule zu treffen. Der vierte führt einen der vier Hunde heran, welche in verschiedener Stel- lung von vorn und hinten den Eber angreifen ; ein firnfter Hund, eine el)eu empfangene Wunde leckend, sitzt unter <lem Eber. Die Künfzahl der Hunde findet sich auch in der ausführlichen Darstellung der Jagd auf einem von Zoega

beschriebenen Relief des Palazzo Lepri *), welche noch das Eigenthüinliche hat, tlafs neben dem angegriffenen Eber ein andrer am Boden liegt, von dem freilich nur der Kopf sichtJiar ist, sowie dafs auf der gegenüberliegen- den rechten Seite nicht das Verhaltnifs von Pliadra und Hippolyt, sondern, wenigstens wie Zoega erklärt, Hippo- lyts Wiedererweckung durch Diana sich vorgestellt findet. Zwei KhvT als Gegenstand der Jagd zeigt auch das Re- lief in Villa Borghese, einen Löwen statt des Ebers das von uns zuletzt genannte in Villa Pnnlili.

Auf der einen der beiden kleineren Seiten (Taf. Vlj erblicken wir die in langer Tunica, mit herabfallendem Mantel sitzende Phiidra, wie sie aus Liebesschmerz oder wahrscheinlicher noch aus Schmerz über die abschliigige Antwort des Hippolyt zusammensinkt, den linken Arm auf den Sessel stützend, den rechten, von ihren Frauen gehaltenen, nachlässig ausstreckend. Zugleich werden ihr Schleier und Haarllechten von der Amme gelöst. Unter ihrem Sessel ist ein Eros angebracht, der den Blick auf sie gerichtet hat und nach ihr zu zielen scheint. Von den Dienerinnen ist die der Phädra zunächst stehende, welche ihr die Flechten löst, durch die Kopfl)edeckung als die Amme kenntlich. Die übrigen, stehend mit Aus- nahme von einer, welche der Symmetrie der Composition halber der Phädra gegenüber sitzt, zeigen den Ausdruck der Verwunderung und scheinen sich wecliselseitig fragend anzublicken. Sie sind sämmtlich etwas kleiner gebildet als Phädra, am kleinsten die Amme; zwei von ihnen lial- ten musikalische Instrumente. In der unteren Ornaraen- tenreihe sind auch hier auf die Jagd liezügliche Thier- ornainente angebracht.

Auf der dieser gegenülierliegenden zweiten kleineren Seite ist der Tod des Hippolyt dargestellt, nicht durch- aus in UebereinstiMiiiiung mit dem bei Philostratus II, 4 beschriebenen Bilde, noch weniger mit der etruskischen Urne in Cliiusi, welche Micali (l'ltalia av. il doin. d. R. tav. 32) mitgetlieilt hat. Von dem zerbrochenen Wagen herabgeschleudert liegt am Boden der entseelte Jüngling: mit dem Kopfe und den ausgestreckten Armen wird er gegen den Boden geschleift, die Beine scheinen, so weit aus der Zeichnung ersichtlich , noch in den Rädern zu hängen. Die vier Rosse aus dem Gespann des Hijjpolyt bäumen sich erschreckt zurück vor dem an der Seite an- gedeuteten Seeungetliüm. Ein Diener des Hippolyt, zu Pferde herbeieilend, sucht die Zügel des Gespanns zu ergreifen.

") Wahrscheinlich ist dieses (fasselbc, ilas bassir. ant. (1. R. !, 2:10 erwiihnt wird als das einzige, auf welchem

neben drei Darstellungen ans der Sage des Hippolyt Pbädra fehle.

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Wir sehen also in der ganzen Darstellung das Schick- sal des unglücklichen Jünglings vor uns entwickelt, auf der Vorderseite die entscheidende Zusammenkunft mit der Amme und auf der gegenüberliegenden Rückseite seine Liehlingsbeschiiftigung als allgemeine Bezeichnung seiner Lebensweise, auf den beiden Nebenseiten die Folgen sei- nes Verhaltens in der Haupthandlung, den Schmerz der liebenden Stiefmutter und sein eben dadurch herbeige- führtes Ende. Offenbar steht in dieser Behandlung des Gegenstandes Hippolyt durchaus im Vordergrunde gegen Phadra, oder, insofern der Gegensatz zwischen Hippolyt und Phadra seiner eigentlichen Bedeutung nach den An- taoonismus von Artemis und Aphrodite ausdrückt, Artemis geaen Aphrodite. Daher denn aucli in den unter zweien der Seiten angebrachten Thierornamenten mit Gaglio all- gemeine Zeichen der Jagd zu erkennen sind, nicht mit Politi Andeutungen des Sieges der Aphrodite über Arte- mis, an welchen der Künstler bei seiner Composition wohl gar nicht gedacht hat. Ueberhaupt ist, wie schon oben bemerkt wurde, auf den meisten der hier einschlagenden Reliefdarstellungen Hippolyt durchaus die Hauptperson "egen Phadra, so wie ja denn auch gewohnlich die eine Hälfte derselben allein durch die Jagd des Hippolyt aus- gefallt und so seine Beziehung zu Artemis viel lebendiger veranschaulicht wird als die der Phadra zu Aphrodite. Es ist daher eine bemerkenswerthe Ausnahme, wenn auf dem Relief des Louvre sowie auf dem einen der Villa Panfili Aphrodite selbst neben dem Stuhle der Phadra erl)lickt wird und dadurch ihren nahen Zusammenhang mit der Heldin anzeigt. Noch entschiedener al)er ist das Bestreben , Phadra und mit ihr die Seite der Aphrodite mehr in den Vordergrund der Handlung zu rücken, auf dem schon oben besprochenen Relief in Capua. Ist die dort gegeliene Erklärung richtig, so legt schon der dicht liinter Hippolyt angelirachte Diener, welcher ül)rigens auch auf den so eben erwidinten beiden Darstellungen in un- mittelbarer Nahe des Hippolyt ersclieint, ein stärkeres Gewicht auf die Bedeutung der Aphrodite: dazu kommt, dals neben Phadra aller Wahrscheinlichkeit nach drei Eroten gebildet sind: vor Allem aber ist die Gestalt der

Phadra sell)st zu beachten, welche nicht, wie auf den übrigen IMonuraenten, den Ausdruck des Schmerzes und der Verzweiflung trägt, sondern in ruhiger Hoheit sitzt, mehr einer thronenden Göttin als einem von Leidenschaft gequälten Weibe ähnlich »). Möglich dafs in dem Künst- ler eine Erinnerung an die ursprüngliche göttliche Bedeu- tung der Pliädra gelegen hat, auf welche Zoega hinwies, und für welche vielleicht bald ein Berufener das leisten wird, was Buttmann für die entsprechende Bedeutung des Hippolyt in so glänzender Weise geleistet hat.

Berlin. Leopold Schmidt.

II.

Artemis Elaphebolos.

Nachträglich zu Tafel XLVI iler Arcli. Zeitung.

Unter obigem Titel*) übersendet uns Hr. ir. Wut- hiss Lloyd einen nur als Handschrift gedruckten Aufsatz, in welchem der Verfasser zuvörderst ül)er die von Pa- nofka gegebene Deutung eines Blacassischen Vasenbildes (Arch. Zeit. XLVI) Bedenken äufsert. Statt dieses Bild ebenfalls auf das Iphigeniu - Opfer zu beziehn, glaubt Herr L. vielmehr eine allgemeine Darstellung der Arte- mis Elaphebolos und ihres vom Hirscli benannten Festopfers darin erkennen zu dürfen. Er bemerkt, dafs der Name dieser liauptsächlich in Phokis gefeierten Göttin (Plut. virt. mul. cap. 2. Vgl. Arch. Z. IV, 346) sprachlich nicht blofs auf Erlegung durch einen Wurfspiefs, sondern auch auf jede sonstige Art der Tödtung anwendbar sei, und ist nach Annahme jener allgemein gefafsten Deutung sogar geneigt in den drei Mantelfiguren der Rückseite ol)igen Gefäfses Festbesorger (t/iifii/.>iT(ti) in ähnlichem Sinn zu erkennen, wie sie auch im panathenäischen Fries erscheinen; die Anerkennung solcher Epheben und Pädo- triben sei überhaupt geeignet, die Festbeziehung vieler anderer Gefäfsliilder und der auf ihnen dargestellten In- dividuen kund zu geben (p. 5. 6).

') Auffallend ist, dafs gerade dieses Relief und das im Louvre, welche wir recht eigentlich Pliädrainonuinente nennen können, wie die entschiedenen Hippolytmonnmente der ersten Klasse in Villa Alhani und Villa Borgliese wieder im Hinter- gründe der Handlung jenen Tempel zeigen, der bei jenen mit Notliwendigkeit als Artemistempel gedeutet werden nnilste. Da die Abweichung durch sonst nichts in der Darstellung ge- rechtfertigt wird, so scheint es mifslicli, hier an den Tempel

der Aphrodite Kataskopia zu denken, von welchem aus nach trözenisclier üeberlieferung (Paus. U, 32) Phadra den gymni- sclien Spielen des Hippolyt zuschaute: sonst würde dazu als Andeutung der gymnischen Spiele auch der Hahn jiassen, wel- clier auf dem capuanisclien litlief unter I'liädras Sessel an- gcbraclit ist.

*) Artemis Elaphebolos: an archaeologieal essay by M'itliain Watkiss Lloyd. [Not publishedj. 1847. 10 S. S.

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Weitere N'erimitliiingeii knüpft Herr II'. L. .in die Vernaiultsclialt der Artetnisgnipiie dos \ asenliilds mit idinliclieii (iruppeii epliesisclier, iydisclier und taurisclier Mtinzen , in «eichen die Göttin gieiciierweise anl dem \on ihr niedergeworfenen Tluer kniet, wie denn ancli die bekannte (iruppe des Herakles nnd der von ihm l)e- siegten Hindin ganz ähnlich sei. Die Sonnenlieziehnng des Herakles niaciit es Hrn. H'. L. wahrscheinlich, dal's .lucli Artemis Klapheholos als JMondgöltin in IJeziig auf die Kestperiüde ihres Dienstes gemeint sei, welche in der (''rühiingsnaclitgleiche statlland. Hienach seien denn auch Apollo und Zeus, die im ohern Räume des Ge- iälsliilds helindlichen (jottlieiten , in ihrer Naturlieziehung zu lassen; mit Artemis vereinigt werden sie auch hei So- phokles (Oed. 'J'yr. l;i8) angerufen.

In mehreren Kunstilarstellungen der Artemis, fährt Hr. II'. L. fort, ist das stolze Geweih des Hirsches zu beachten, von dessen Kücken sie, eine leuchtende Kackel haltend, getragen wird. Diese Darstellung mag auf den wachsenden -Mond hezüglich sein, der zwischen denötier- )iörnern der Artemis l'auropolos auch ahgeliildet sich findet; elien so darf die Bewiiltigung des Hirsches durch Herakles als Darstellung der («"estperiode genommen wer- den, in welcher Sonnen- und Alonileslauf sich vereinigten. In dein ohigen Vasenhild zwar ist der Hirsch unheliörnt lind die Kackel derGiittin nnaiigezündet ; diese Umstände können für Andeutungen des Neumonds gelten, widirend das gelleckte Fell des Tiiieres als Bild des Sternenhim- mels erscheint. Nichtsdestoweniger ist diese vermeintliche Hirschkuh entschieden männlich, und dieser von I'anolka lihersehene Umstand, der auch für sich allein P.'s Deu- tung auf Iphigenia unwahrscheinlich macht, kann weder zufällig noch unwichtig erscheinen, wenn man Pindars Aus- sage (Ol. III, 61 Schol.) von Behörnung der arkadischen „Hirschkuh" damit zusammenhält. Der zwitterhafte Cha- rakter dieser BiUlung wird verständlich, weim man er- wägt, dafs in der vielverhreiteten Artemis Orthia, dem Dionysos Orthos vergleichbar, vielleicht eine pliallische Artemis gemeint war, deren künstlich durch Heiser (wie heim attischen Hermes) versteckte Älännlichkeit ihr den Namen Lygodesma zugewandt liahen mag.

Die ICrklärung dieses Doppelgeschlechts ergibt sich am füglichsten aus dein androgynischen Charakter, der I vielleicht: Beschr. Uoins II, 2, 266] in der androgyni- schen Artemis von Aricia (IMuller Denkiii. II, 181) ujid in der Artemis Orthia, verglichen mit Dionysos Orlhos, am 'J'age liegt: nämlich auf Grund des -Mondwechsels, der- gestalt dals der ab- und zunehmende Mond iür weib- lich sov>ohl als für männlich galt (Orph. II. Lun. 8). Dafs auch die Göttin von Aulis auf gleiche Bedeutung .Anspruch hat, geht mit dem bei P.iusanias (IX, 'J, 5) seltsam erklärten Gebrauch gemischter mänidlcljer nnd weii)lich(r Opferthiere hervor, dem Wechsel von Män- ner- und Krauentracht' zu Ehren einer inannvveiblichen

•; lüwa xnovtii' wäre hier der entspicchendere Aus- druck und i).u<f üxiüvoi ein gunt;liares üeiwiiit, in welclifni jene Scliwieri{;keit uin^'angfii wrire. Ungülli;; jeilocli wird die Annahme einer lilaiilieholos darum noch nicht; ilenn ohne dalä die Walte tödtend zu sein hraiiclit, dient sie zunlirhst zur

jMoudgottheit (.Macr. 111, 8. Arch. Zeit. I, 87) wohl ent- sprechend.

.Scharfsinnig bezieht Panofk.i das von Artemis gehal- tene Ruthenbündel auf deren Beinamen Lygodesma und Fascelis, wie auch auf die Geil'selung der spartanischen Göttin und die darauf erfolgte \ erkleidung zur Lygo- desma. Hr. ir. L. vergleicht liiebei die Schläge, die llere der Artemis mit deren eigenen Waffen ertheilt, einen als 'itifug h'jyog bereits von Müller (Prolegom. S. 359) gefafsten Mythos, leicht erklärlich durch die besonders zu Samos nachweisliche Rivalität beider Göttinnen (.Spanh. Callim. p. 281 zu II. Dian. 149). Was aber die 'fhier- symliolik des besprüchenen Bildes betrifft, so dürfte de- ren volles V'erstandnifs nur mit N'ergleichung ähnlicher orientalischer Gruppen, theils der mithrischen Stiertödtung, theils der |)ersischen Löwenkämpfe festzustellen sein, welche letztere sowohl in homerischen Gleichnissen als auch haupt- sächlich in altgriechischeu .Münztypen ihr Widerspiel finden. Eine Besonderheit, auf welche Hr. W. Lloyd noch schliefslicli und zwar mit Vergleichung der Iris des Par- tlienongiebels aufmerksam macht, ist der stark auf"e- schlitzte {aytniüi} Chiton der Artemis unsres Yasenbildes.

Die archäologische Gesellschaft, welcher in der .Sit- zung vom 6. fdai d. J. die liis hielier ausgezogene Ab- handlung des Hrn. W. Lloyd vorgelegt vvard,^konnte nicht unbemerkt lassen, dals die von demselben empfohlene Deutung auf Artemis Eiaphebolos bereits von Hrn. Pa- nofka (Arch. Z. IV, S. 3-(G) aufgestellt war, zeigte sich jedoch, ohne in dessen Abwesenheit seiner Entgegnung vorgreifen zu wollen, mit dem brittischen Archiiologen darin einverstanden, dafs Hr. P. die Deutung auf Iphigenia jener früheren nicht hätte vorziehen sollen: darum haupt- sächlich weil jede Andeutung auf diese sowohl als auf heroische Umgebung vermilst wird, die Siegesgöttin ülier- llüssig erscheint und Apollo der troisclie Gott hier, wo Pallas oder Here an ihrer Stelle sein würden, lästig ist. Auch scheint Hr. P. sich selbst zu widersprechen, wenn er (S. 347) Iphigenia's Opfer durch ein Reisbiindel für ein Hirschopfer zulalst, die ,,Hlrschtreirerin" Artemis aber (S. 346) nicht anders als ma einem Jagdspeer sich den- ken mag. Andernlheils scheint Hr. W.L. die Andeutung der Eiaphebolos, als nicht blol's ,, werfender,'' sondern schlechthin „trellender"' Göttin nicht hinlänglich gesichert zu haben. Er begnügt sich zu bemerken, dals lio'/.hn ein allgemeiner Ausdruck für Tödten und Niederwerfen sei, führt den llesychius dafür an (v. i'joXi'at, Toiimtai, r/Ä;,;f/(V) und hatte sonstige sprachliche Belege wohl fin- den können, in denen <ler abgeschossene Bogen (;j«/.fc iiö u.dgl.) nicht minder als Lanzen- und Steinwurf gane- bar sind, ohne doch der gezuckten Bewegung zu ent- spierhen, durch welche das Opierlhier unsres Bildes mehr stol's- als wuriweise *) bedroht wird. Im Uebrigen bleiben wir seiner Deutung so^^ohl als seiner raytholo^i- schen Auslühruiig mannigfach dankbar. E. G.

üetänljnnj des Thiers, wie zn älinlicliem Zweck auch wol ein lilülser l'feil von ilu' gezückt wird (Call. Hauteroche pl. 11,9), und wie durch ein ganz älinliclies feuerloses iinangezündetes Keis- biindel auch Orest von eiiur Furie (\'asenhild: .Aliiller Denkni. II, 148) in {jajiz ähnlicher Weise bedroht wird.

Alle

4. Bacchischer Thron I SM o s. Die zweite der Scenen aus der Jugenil des Dionvsos, welche das im vorigen Jahrgang dieser Zeitung 'i"af. XXW III mitge- theilte Schnitzwerk uns vorlülirt, glaube ich als eine höchst erwünschte Darstellung des mystischen Gebrauchs

1- 1 e i.

betrachten zu können, der unter den Namen Onüi'iDatc Oller i) riufiaiiog bekannt ist und keineswegs, wie man gewöhnlich lehrt (nach Weicker 'i'rilogie .S. 263), nach Samothrake, sondern vielmehr in die bacchische Wiehen gehört, wenigstens seit diese in die schon frühzeitig be-

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glaubigte Verbindung mit metroiscli-korybantischein En- thusiasmus getreten waren; vgl. Lobeck Aglaoph. S. 641 ff. Denn zunächst mag er allerdings, wie die Korybanten selbst, dem Cultus der giofsen (iöttermutter eigen sein; "leiciiwie aber Suidas unter Orpheus Werken auch iV^po- yiaiinvg //)|rpf,''Oic erwähnt (Lobeck p. 368), so dürfen wir nicht zweifeln, dafs die yontla y.iu /lovau, mit wel- clier Orpheus und Musaos nach Lucian de saltat. c. 15 verordnet halten, criV (yrü^fofi y.o.) oo/ijan fivHaüut, eben so wesentlich auch in korybantischen Tanzen i)e- staud, alsPlaloLegg. VII, p. 790d. tu tuh- KoQvßüi'iiov lüuuTU und Tug tuiv ly.if Qf'ifioy liuy/tiun' iuaiig verbindet; und so werden wir unbedenklich auch die yoQila xai nai- äiii hierher ziehen können, die derselbe Euthyd. p. 277 D iv Ti~ Ti'l-iTi'i Tim- KoQvßi'urwt' erwülint, or«i' Ti]i' &(}i>- ycoa'i'- TTOii'iyTut TTfQi Toi-Tov (!)' «)' iiilh'iai tOmi'. Denn darin lag jedenfalls die Hauptsache dieses Gebrauchs, dals die Einweihenden den auf einem Stuhle sitzenden Reci- pirenden im Kreise umt.inzten, yergl. auch Dio Chrysost. erat. XII, p. 203: y.ud-äjiiQ üa'i&aoif iv tio y.ahwfiii'oi .■^poi'iff/cf' y.ud-tnwTtQ roiic fivovtiifovg in Tt'/.ovfTtg y.vy.hn nior/OQtviir. Dals der Öelzweig, womit St. Croix, oder der Hut, womit Munter denselben bereichert hat, auf blo- l'ser Einbildung beruhen, hat schon .Metzger in Pauly's Realencyklopiidie Bd. II, S. 10 bemerkt, und Aehnliclies uilt \on der Purpurbinde, die man aus den samothraki- schen Weihen entlehnt hat, obgleich diese wie gesagt elien so weni" als die Eleusinien damit zu thun hatten, vergl. Lobeck p. 116. Wie gern man aber schon Kinder in die Mysterien aufnehmen liels, ist l)ekannt, und gerade die korybantischen Weihen mit ihrer övfuiuQ (fQnvQtjty.i, y.ai in iTt'i.taT iy.il (Jaml)lich. de myster. III, 10) konnten dazu vor Andern geeignet erscheinen, um die Kinder- plle-'e unter höheren Schutz zu stellen und zur Reife zu fördern; oleichwie wir also in der bekannten Terracotta des brittischen xMuseums (Panofka Bilder I, 1) den jungen Bac- chus sell)St dem gottesdienstlichen Gebrauch der Amphi- droroien unterzogen sehn, wie anderw.ärts die Götter sich selbst unter einander opfern (Jahn archaol. Aufsätze S. 121), so hat es gewifs nicht die geringste Schwierigkeit, dafs auf unserra Kunstwerke Dionysos gleichsam als Prototyp aller übrigen Mysten in seinen eignen Mysterien einge- weiht werde, wozu auch die ekstatische Stellung des Kin- tli's vollkommen ])afst. Mierdings könnte das G.inze auch als eine Cultushandlung betrachtet werden, die seiner gött- lichen Wiirde persönlich gälte. Dafs die Wache der Ko- rybanten in der späteren .Mystik nicht allein dem Zeus- kinde und seiner Mutter, sondern auch den chtlionisclien Repräsentanten des geheimen Waltens der P^aturkrälle, Dionysos und Kora, beigesellt ward, bezeugt Proklos 'I'heol. Plalon. V. 35 öjtoJ yiiry ol i)t<)\ (nämlicli die Kureten) y.ui Ti,y /icMilit^u '^Piai' liyni'Tui iffinrQui' y.u) lor ti'ji- o).(ii>' diiiiiorfjyity y.ai /li/oi T(uy uhlinv t))? /iiyiaTi,i Liiioyoi-iui Ti XIII diiiui>v(iyii'.g Tifiiii'i'/i'Tig Ti;y Tt Körner iv ixtivoig z«i tiiv Jii'ivxiuiv tii^fn^inviirg roiv ihiriniiiv irvJ.ürTftv , und wie die Korylianten unseres Bildes seliist schon den künstlerischen Motiven nach der Weihe des Zeuskindes nachgebildet sind, wird Niemand verkennen, der sich dieser aus Cam|)ana opeie di plastica 1. 2 und Monum. deirinstit. 111,27 und Annali 1840 tav. d'agg. Iv erinnert; aber was war am Ende auch jene Ooi'ivmaig anders als der symbolische AMsdru(k der höheren Stellung,

welche der Eingeweihete einnelime und die ihn selbst unter die Obhut schützender Mächte stelle? Gerade von den bacchischen Mjsterien wissen wir ohnehin , dafs der ächte Myste als Büx/og dem Gotte selbst so gut wie gleichgesetzt ward; eben so gut also als jenem die gleiche Schutzwache wie dem Gotte zukam, werden wir die Weihescenen, durch welche er dersell)en theilhaftig ward, auch rückwärts von dem Menschen auf den Gott ül)ertra- gen können , zumal die ganze Auffassung unseres Bildes nicht blofs mythischer, sundern ganz deutlich ethisch-alle- gorischer -\rt zu sein scheint. Schon dafs das Kind nicht von Zeus, sondern von Semele allein geboren wird, der nicht einmal (wie Alonum. I, 45) ein Zeus gegenüber steht, gibt ihnen so zu sagen eine abstractere, mehr mensch- liche Bedeutung; ganz in derselben .Art aber fasse ich auch die Bändigung des Bocks und den .\usgang auf pan- tlierbespannteni Wagen in der folgenden Scene als allegori- schen Ausdruck der sittlichen Macht, welche eben die Weihe dem Menschen über das Stoffartige und Gemeine geben sollte. Der Bock ist das Symbol der Lascivität und sinn- lichen Begierde, welche der Vernunft zwar nicht ganz zu vertilgen, wohl aber sich dienstbar zu machen gelingt, und die tlefshalb auch nachher in der letzten Scene im Gefolge des Gottes als I'an dem Menschen untergeordnet ersclieint, wie schon die Stoiker die Duplicität dieses Wesens als Symbol der Herrschalt des Geistes über den Stoff auf- fafsten, (vgl. Cornut. de nat. deor. c. 27: y.ai tu iiiv y.ÜTi» }.aaia y.ui TQuyiiidij diu Ti]g ti'.v yijg dcxavTi.TU r/tiv, tu iV uvni uv'J-QinnDiioQrf u iSiu Tu iv ti'j idtliQi tu iA'inn- viy.iiv iivut Tur y.uuf-iov, ii <)/} '/Myixov inri), und ganz ähn- lich galten demselben auch die Panther im Gespanne des Dionysos als Zeichen der Bändigung wilder Sitten, vergl. c. 30: log tu üyriiinTUTu i^d^i^ Ti'^g aviiiitTnnv ulviüisnog iiiiUiQoi'a>ig. Es versteht sich von selbst, dafs ich weit entierut bin, solche Deutungen iür den .Mythus als solchen, untl seine Darstellung aus griechischer Zeit zu billigen oder zu empfehlen; aber wo es sich um Kunstwerke einer spätem Periode handelt, deren Mystik notorisch den na- tursymbolischen Charakter mit dem ethischen vertauscht hatte, wird man letzterem gewifs dasselbe Recht wie z. B. bei A asenliiUlern den erstem einräumen müsse, und so trage ich auch gar kein Bedenken, die von Gerhard ver- glichenen Sarkophagl)ilder bei Mdlin gall. mythol. n. 229 und Mus. ca|)itol. IV, (iO nicht etwa blofs mit .Müller im Handbuch als heitere Kinderspiele, in welchem sich des (iottes wunderbare INatur entfalte, sondern im Geiste der- sell)en ethischen Symbolik zu lassen. Was auf unserm Bilde die korybantische Weihe, ist dort die Waschung, die sicher nicht als blofser .\mmendienst erscheint; elien so vertritt im Mus. cap. (I. c.) der Salyrisk, der von dem sokratesähidichen Silen gezüchtigt wird, olFenbar die Stelle des Bocks als Symliol der Bekämpfung niedriger Leiden- schaften; und wahrend auf nnserm Kunstwerke der .Auszu« des Dionysos auf seinem Pantherwagen nur den .Vnlaul bezeichnet, welchen der reifende und im Kampfe mit der Sinnlichkeit erstarkte Geist zu grol'sen 'J'haten nimmt, stellen die beiden andern in dem von der thierischeii Natur des Salyr gehobenen Bakchosknaben bereits die schöpferisch segnende Kraft des ihvdni'i i^g dar, als wel- cher er ja in ganz Griecheidand verehrt ward, vero|.

Plut. Qu. Symp. V, 3.

K. Ek. Heb.m a n n.

lliezu Tafel V der \euen Foli/e: lli/)/)ol//f und P/iädru, Surhophag -zu Girgenti.

Druck und Verlag nou G. Hemer.

Herausgegeben von f. GerhariL

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M 6.

Neue Folge.

Juni 1847.

Griecliisclie 3Iiinzen S. E. des Kreilierrn von Piokescli-Osttii.

Allerlei (Xocturniis).

Griechische 3Iüiizeii.

Zu Tafel XXII. XXXII. XLI un.l XLlil der Aicliäolog. Zeitung.

i^ iclit allein (Ins hohe Interesse, welches die aus der Snininlung S. E. des Hrn. von Prokesch-Os ten, K. K. (iesandten zu Athen, in diesen Blättern (Arch, Zeitung 110. 21. 32) gemachten nuinisn)atisclicn Alittiieilungen er- regen und mich zu einigen nachtriiglichen Bemerkungen dazu veranlafst hal>en (Arch. Z. no, 32 S. 'll5ir.), son- dern ehensosehr die heifällige Aufnahme, welche letztere hei dein einsichtsvollen Besitzer ilieser JMiinzen geluuden haben (Arch. Z. no. 41 S. 270 f}.), hestimmt mich den l'aiien wieder aufznnelimen, und ich fühle mich dazu um so mehr aufgefordert, als die Wichtigkeit dieser Mitthei- lungen mit Erweiterung des Materials durch Bekanntma-

thun" einer zweiten Folge griechischer Inedita aus der- er O ö

sell>en reichen Quelle (Arch. Z. no. 41. 43.) nur gesteigert worden ist.

28. B a r g y 1 i a C a r i a e. AE 4. Pegasus rechts fliegend. 1{. Verschleiertes Frauenhild von vorn.

BAITYAlHTßN [in der Zeichnung ist das 1 ausgelassen. Die Figur scheint ein Idol zu sein. E. G.] Bei der Selteidieit der Miinzen dieser Karischen Stadt muls die vorliegende von um so gröl'serem Interesse sein, als wenigstens Eckhel (D. N. II, p. 579) nur eine einzige .lutonome kannte. Diese jedoch in Verhindung mit einer

andern, unter dem Kaiser 'l'itus geschlagenen, gewälirt auf die erwünschteste Weise eine Erklärung der vorlie- genden, die auch schon bei Eckiiel in Voraus gewisserma- fsen angedeutet ist. Der auf der autonomen JMünze gleich- falls gefundene „Pegasus volans" wird nämlich von Eckhel durch die Tradition hei Stephanus de urh. (v. BÜQyvhi) gerechtfertigt, dafs Bellerophon die Stadt Bargylia ge- gründet, und zwar zur Erinnerung an den Bargylos, wel- cher vom Pegasus getroffen umgekommen sei, benannt habe. Von der Darstellung auf der andern Münze giebt Eckhel folgende Beschreibung: „MuUcr veluta et slolutii advcrsa stuns manlhus ad pectus in crucis foriuam com- pos'äis, pro pedihus cerviis deum suspiciens." So unzwei- felhaft die Beziehung dieses Symbols auf die Artemis Myndias ') ist, so von tiein nahe bei Bargylia "eleoenen Myndos genannt, deren bei Strabo (XIV. S. 658=625 Tzsch.) und Polybius (XVI, 12) Erwähnung geschieht, woraus auf einen gemeinschaftlichen Cultus dieser Göttin in beiden Städten geschlossen werden darf: eben so un- verkennbar ist, dafs das aufrecht stehende Frauenhild auf unsrer Jlünze, auch ohne die Zugabe des Hirsches die- selbe Göttin wie auf der andern -Alünze sei, und dafs wir in dieser Figur eine Abbildung des Terapelidois dieser Artemis Myndias besitzen, von welcher erzählt wird dafs dassell)e hypäthrisch gewesen, aber weder von Re- gen noch von Schnee je berührt worden sei. Nach der ganzen Haltung des Bildes zu urtheilen , stellt sich übri- gens dieses Idol als ein Beispiel der älteren Form von Götterbildern dar, und ich erlaube mir liierbei weiterer Untersuchung anzuempfehlen, ob das auf beiden Seiten

') Wir halten dieses Beiwort der Artemis trotz der t'eher- einstiinmung der Lesart Airifi«; bei Strabo und l'oI)biMS fest, nicht allein weil dieses Wort jeglicher Ableitung und Erklärung widerstrebt, sondern weil jenes Heiwort in seiner natürlichen Cezieliung auf die nicht unbedeutende, die beriaclibarte Bargy- lia an Ansehen weil üljerragende JStadt Myndos genügende liechtferfigung zu linden scheint. Skylax 97 erwähnt unter den Städten Kariens wohl JMyndos, aber nicht Bargylia. Wenn

zu Sirabo's Stelle bemerkt worden ist, <lafs die von Mannert zuerst vorgeschlagene Lesart A[iyäiicg (vielmehr Mvvätüg) aus dem Grunde zu verwerfen sei, weil Strabo dieses Götterbildes gewifs früher, wo er von Myndos spricht, gedacht haben werde so läfst sich die spätere Erwähnung bei B;rt-gylia leicht durch die zulässige Annahme erklären, dafs zu Strabo's Zeit der Cultus dieser Göttin nur noch von tien Bewohnern von Bar^^v- lia ausgeübt wurde.

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herabfallende, spitz auslaufende Gewand der Uekifeiduug nicht vielmehr für eine Andeutung von Flügeln zu fassen sei. Von nicht geringerer Andeutung altertluiinlielier ünr- stellunesweise scheint mir ferner die Kreuzung der Anne Über der Brust zu sein, eine Bildung, von der mir bei Götterstatuen kein anderes Beispiel erinnerlich ist. Diese ganz orientiilische Haltung, in welcher sich die tiefste Ergebung und Deiuuth ausspricht, soll nach Büttiger (Ili- thyia S. 51) in dem christlichen Cultus erst in sehr späten Zeiten nachzuweisen sein. [Flügel mit Kreuzband? E. tt.] Für die Richtigkeit der von Hrn. Gerhard in Betreff der Aufschrift hinzugefügten Bemerkung, dafs in der Ab- bildung der Münze ein 1 ausgefallen sei, wornacli die ,\ufschrift im Text als BAPrYAlHTIlN erscheint, sprechen allerdings die bis jetzt bekannten JMiinzen mit derselben Namensform, welche sich auch bei Plutarch (Vita Flaminii) findet, und aufserdeni die bei andern Schriftstellern übliche Form JiaQyvhuTiii;, welche Ste- phauus aucli noch ausdrücklich als das Gentile anführt. Weitere Bestätigung mufs von einer nochmaligen Unter- suchung der Münze selbst abgewartet werden, da, wenn sich wirklich auf derselben BAPrVAHTilN ünden sollte, es zweifelhaft bleibt, ob man bei Stephanus aus Cod. Vol's. richtig BuQyvXiu, ovdtitQC'ig nohg KuQi'ug corrigirt, wo bisher BÜQyv)M stand, zumal da sich bei Flinius (H. N. V, 29) campi Uurgylelicl und bei Cicero (Ep. ad fam. XIII, 56) liargylelae ohne Variante findet. Es wäre in der That sehr denkbar, dafs der älteste Name der Stadt ßu(jyv}.a, r«, welcher freilich in dem Pariser Tlies. linguae Gr. gar keine Aufnahme melir ge- lunden hat, gewesen sei.

29. M } n d u s C a r i a e.

AE 4. Lorbeerbekriinzter ApoUokopf rechts.

I{. lilule auf einem bebänderten Lorbeerzweige MY...

COJoTP

Aehnliche bei Mionuet II, 360. I'iir die Zuertheiluiig dieser Alünze an die Karische Stadt Myndos, der schon kurz vorher gedacht worden, und deren autonome Münzen gleichfalls zu den Selten- heiten gehören, spricht allerdings der auf andern auto- nomen Älünzen dieser .Stadt sich wiederholende Apollo- ko|if (Vgl. IIuMter Tab. ,"58, 19 und Eckhel Nuin. vtt. anecd. 'l"ab. Xii, 10). Auch i.st weiterer Erwägung an- heim zu stellen, ob die im ÄIus. Munter (Tab. 38, 21 und 23) aufgeführten Münzen, welche durch einen ähn- lichen Apolloko|)f und durch die Aufschrift MY ausge- zeichnet sind, nicht ebenfalls nach Mjndos gehören. Der-

selbe Kopf wiederholt sich auf der schönen, von Finder (Numism. antiqua ined. Tab. II, 11) bekannt gemachten, durch die Aufschrift MYNZ^IßN ihrem Ursprung nach unzweifelhaften JMünze, wo der Herausgeber durch das Bild einer Weintraube auf der Kehrseite, und durch den Umstand, dafs bei den Kariern auch Bacchus sich eines bedeutenden Cultus zu erfreuen gehabt, verleitet worden ist, einen Baechuskopf zu erkennen. Für die Annalime eines Apollo für diese Köpfe könnte, wenn es noch wei- teren Beweises bedürfte, noch auf die demselben zukom- menden Attribute eines Dreifufses, Pfeile mit Köcher, eines Lorbeerzweigs, auf den Kehrseiten jener Münzen iiiogewiesen werden. Jene Traube übrigens findet ihre natürliche Erklärung in der Production eines vorzüglichen Weins bei Myndos, welclier im Alterthum nach dieser seiner Herkunft genannt und wegen seiner l)esonderen Eigenschaften berühmt war (Athen. I. S. 32. E).

Rücksichtlich des Apollocultus in Myndos wird die Vermuthung gerechtfertigt erscheinen , dafs derselbe da- hin zugleich mit der von Trözen aus nach Myndos ge- führten Colonie (Pausan. II, 30, 8) eingebracht worden sei. Einen Apollocultus zu Trözen bezeugt aul'ser dem auf einer Trözenischen Inschrift hei Chishull Antiq. .Asiat. S. 164 erwähnten Heiligthum des Gottes auch noch aus- drücklich Pausanias, und zwar hält dieser diesen Tempel des Apollon 'l'hearios für einen der ältesten, den er kenne (II, 31, 9). Aufserdem berichtet Stephanus v. T^oiLi',!', dafs diese Stadt auch l4no)Jaui'iu.g genannt worden sei.

Zum Schlufs darf nicht unbemerkt bleiben , dafs so wie auf der vorliegenden Abbildung der Münze nicht MY, sondern nur M sichtbar ist, eben so auch nacli derselljen das angebliche Bild der Eule sehr zweifelhaft ist, indem es mir eher die Gestalt eines auf den Hinterfüfsen sit- zenden Thiers, ungefälir eines Panthers, zu haben scheint. Eben so scheint mir auch die Aufschrift auf der andern Seite der !\l(inze einer nochmaligen Untersuchung zu be- dürfen.

30. Calymna insula. AR 1. Delphin. Darunter O. R. K in vertieftem Grunde. [Quadratum iucusum]. Auf

der Insel selbst gekauft.

Wegen des besonders berichteten Erwerbungsortes dieser Münze mag man vor der Hand dieselbe Kalyinna zuweisen, obwohl auf an<lerii diesem Orte unzweifel- haft angehörigen der 'l'ypus eines Delphin bis jetzt noch nicht gefunden worden, während derselbe häulig auf Mün- zen anderer Städte, deren Namen sich mit einem K an- fängt, vorkommt, wie z, B, auf denen von Korinth, Kar-

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tl]ii;i, Kjzikos. Bei der Seltenheit der Miiiizen von Ka- lyinnn vtili ich liier eines scliünen Exemplars aus der llerzogl. Sammhing zu Gotlia gedenken, welclies Scliliclite- fjroll ( Aniialen der iXumisin. Th. II. Ilelt I. 'l'nf. II, 13) liekaiint gemacht, und nelist einer anderen des Pariser Cahinets, dessen Scliwelelabdriicli ialscli KAAYMNIOY statt KAAYMNIßN auiwies »), dieser Insel richtig zu- gewiesen hat (S, 25). Das auf der einen Seite dieser Münze hefindliclie helielmle Haupt halte ich für das Bild eines IVationnlheros, in der Lyra auf der Kehrseite finde ich eine Beziehung auf den auf dieser Insel vorhandenen Cultus des Apollo, von dessen Heiligthum dasell)st eine nun zuerst von Raoul-Rochette hekannt gemachte Inschrift (Lettre .i Mr. Schorn 'J. ed. S. 371) Zeugnifs gieht.

31. Cos i n s u 1 a.

AR 3. Krauenkopf mit der Mauerkrone rechts; in einem

Perlenkranze. U. Korl), aus dera drei Blohnhlumen ragen, zu beiden

Seiten eine Fackel. Kß.li2N. Das Ganze in einem

Perlenkranze. Dieser Münztypus ist, wie es sclieint, ganz neu und ladet zu einem Erklärungsversuche ein. Den Krauenkopl lialle ich für ein Bild der nach einigen Inschriften (Ijei Villoison Mem. de l'acad. des inscr. T. XLVII. S. 325) zu Kos verehrten Rhea oder Kyhele, welcher als Mutter Erde, als Demeter aufgefafst (Vgl. zu Cornutus S. 245), der Älohn als Attribut zukommt (Ebendas. S. 168). Das Weitere bleibe Andern überlassen.

33. A s p e n d u s.

AU \\- Vordere Hälfte eines Einhorns. AZ. R. Ein gröfserer und ein kleinerer Fisch in vertieftem N'iereck. So wie die Zuweisung dieser Münze an Aspendos, nach Hrn. Kriedliinder's Bemerkung, unbegründet ist, el)enso zvveifelhait ist das Bild des angeblichen Einhorns, das, sobaUl es wie auf der vorliegenden Münze nur von der Seite erscheint, mit Sicherheit nicht als ein solches er- kannt werden kann. Die einzige bisher bekannt gewor- dene Münze, auf welcher sich das Bild eines Einhorns linden soll , ist , abgesehen davon , dafs ihre Herkunft im Dunkel ist, auch an sich selbst schon verdächtig und

auch für verdächtig gehalten worden (\'gl. .Spaidiem. de praest. niini. 'i'. I. S. 90). Ueberhaupt erscheint das Einhorn doch erst auf IMonumenten spiiterer Zeit, welche nicht irei von orientalischem, oder im Besondern von ju- djiis'ch- ägyptischem Einllusse sind, wie z. B. auf einer Paste in der K. .Sammlung zu Berlin ('l'ölken \vti. S. 46. No. 196. \gl. Creuzer Symb. T. 1. S. 721).

35. P e r g a P a in ]> h y I i a e. AE 3. Brustbilder Apolls und Diana's hinter einander

rechts. [Artemis mit sichtlichem Köclier.J R. Victoria (?), Kianz in der Rechten. APTEMIAOE

HEPrAIAZ.

Ich halte die Figur auf dem Revers vielmehr für eine Artemis oder für eine Priesterin derselben s), und das was sie in der [ei hobenen Rechten liidt, für ein Hirschgeweih. Der Köcher, welchen sie über den Rücken tragt, ist nicht zu verkennen. [?]

38. C y p r u s i n s u I a. AE 3',. Frauenkopf mit der ]\Liuerkrone rechts. Per- lenkranz rings. R. Im Perlenkranz Pyramiile. GX.AI.

Der von Hrn. Friedlander ol)Hohl nur mit einem Worte angedeutete Zweifel, ob diese Münze richtig attribuirt sei. erscheint bei näherer Prüfung vollkommen benründet trotzdem dafs das einer Meta ähnliche Symbol, welches unpassend eine Pyramide genannt wird, allerdings, wie wir gleich sehen werden, seine Bezieliung auf die Paphi- sche Aphrodite auf Kypros nicht verliiugnet. Nicht nur dafs das Frauenbikl mit der Mauerkrone den jMünzen von Kypros bis jetzt wenigstens fremd ist, so bedarf es nur eines Blicks auf die Münze von Tarsos bei Hunter (Tab. 56, 24. S. 315), um die vorliegende derselben Cili- rischen Stadt zuzuweisen. Jene Münze, gleichfalls von Erz und von derselben Gröfse, die sich als unzweifelhaft Tar- sos angehorig aus der Vergleichiing anderer ebendasellist bekannt gemachter ergiebt, wird also beschrieben ; Caput muliebre turritum ad d. eni.MOYAH. Pyramis. Infra ET.Iq". ■Auch findet sich dasselbe Bild der Kyliele liautiu auf Münzen von Tarsos. Wenn es nun zwar bekannt ist, dafs Aphrodite zu Paphos unter einem Symbol, das schon von den Alten, wenn auch uneigentlich, mit einer Pyramide

^) Dieses die richtige Form des Gentile's, schon von Ste- phanus angegeben und bestätigt ilnrcli Inscliriflen hei Cyriac. Inscr. S. 30, von \ illoison Alem. de l'acad. des inscr. T. XLVII. !S. 326 angetüliil. und Corp. inscr. T. II. S. 459. 46!.

'■) Wenn es für die Annahme eines weiblichen Priester- thunis im Dienste dieser Artemis eines lieweises bedürfte, so konnte auf die merkwürdige Inschrift von Halikarnals, wo die l'ergäisclie Arlerni.s gluicliialls ein Heiligtluiin hatte, verwiesen werden, bekannt gemacht von Biickli Ind. lect. Berol. aestiv. 1830.

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vergliclien worden ist, verehrt wurde *), worüljer kurz auf Eckliel (Doctr. T. III. S. 36) verwiesen werden kann: so wird die für unsere Münze in Anspruch genommene anderweitige Herkunft durch des eben genannten Numis- inatikers Bemerkung (S. 37) gerechtfertigt, dafs der Cul- tus dieser Paphischen Aphrodite sich auch aufserhall) Ky- pros verbreitet habe, was namentlicii durch IMünzen von Pergainum und Sardes bewiesen werde. Hierzu kommt nun noch Tarsos, und es ist zu verwundern, dafs man für gewisse Embleme auf Münzen dieser Stadt, mit deren Deutung man sicii l)isher vergebens gequiilt hat, nicht längst schon auf demselben Wege ihre genügende Erklä- rung gefunden hat. Die Besclireibung, welche Eckhel ('!'. III. S. 70) davon giebt, ist nicht genau:

Caput muliebre velatum turritum. TAPZEßN. Basis, cui imposita pyramis; huic (der Basis) in- sculpla figura quadrupedi insislens manu elata, supra pyramidem aquila expansis aus. AE 1. II. So bei Hunter (Tab. 56, 20), wo in der Erklärung das vierfüfsige Tliier, auf welchem eine unverkennbar männliche Gestalt stellt, richtig als ein gehörnter Löwe gfefafst wird, was vollkommen klar aus zwei andern eben- daselbst liekannt gemachten Tarsischen Münzen (no. 21 und 22) wird , auf welchen das Bild dersellien auf einem Lijwen stehenden Figur aul'ser der Insclirilt MHTPO- nOAEßE TAPZEßN die Kehrseite der Münze ausfüllt. Beide Bilder sind dieselben: die auf den letzt- genannten befindlichen ergänzen aber das andere auf der Basis auf eine höchst bedeutsame Weise, indem die männ- liche Figur über den Rücken einen Köcher trägt, und in der linken Hand ein Doppelbeil hält. Wenn ich nun kei- nen Anstand nehme, in der pyramidenförmigen, auf einer Substruction ruhenden Meta dasselbe Paphische Symbol der Venus zu finden, so gereicht dieser Annahme der Um- stand zu weiterer Unterstützung, dafs jene männliche Fi- gur [.Sardanapalos] sammt dem gehörnten Löwen, wie man immer dieses Symbol deuten möge, unzweifelhaft orien- talischen Ursprungs ist, womit die Herkunft des ganzen

Venusdienstes zu Paplios in Uebereinstiramung steht, wel- cher nach Pausanias (1, 14, 6) von den Assyriern ab- stammen soll, so dafs diese Venus von der Assyrischen Mylitta nicht verschieden sein würde *).

39. B I a u n d n s L y d i a e.

AE 3. Bekränztes Brustbild des Demos [?] rechts. U. In einem Lorbeerkranze: Q

AAY

Das vom Herausgeber hinzugefügte Fragezeichen hat seinen guten Grund. Es scheint vielmehr ein Apollo zu sein, ähnlich dem Typus auf der Münze von Perga No. 34: und ein „Apollo stolatus cum citiiara" findet sich auch sonst auf Münzen dieser Stadt; wenn man nicht lieber in je- nem Koj)fe den Heros „Blaudos", vielmehr UJaundos, fin- den will, welchen Steplianus Byz. nach Jlenekrates als Gründer der Stadt anführt. Ob Blaundos nach Lydien oder Phrygien gehöre, ist eine schwer zu beantwortende Frage, die von Neuem durch Franz (Fünf Inschriften und fünf Städte in Kleioasien S. 32) und durch LeBas (Re- vue de Philologie T. I. S. 215 u. 353) in Anregung ge- kommen ist.

40. M a e o n i a L y d i a e. AE 5. Bärtiger Herkuleskopf links; Perlenkranz rings. R. Herkules auf einem seclissäuligeu Tempel, der auf der Höhe eines Bergs gelegen, sitzend; auf dem Schoofse einen Knaben. Hinter sich zwei Aepfel (?). MAlONflN. Das Ganze in Perleneinfassung. [Der Sitz gleicht einer Cista ; im Knaben mag Teleplios gemeint sein. E. G.]

Der Revers der vorliegenden Abbildung zeigt in Per- leneinfassung nichts als eine auf einem Sessel mehr hin- gestreckte als sitzende, wie es scheint, männliche nackte Figur, in der Rechten zwei Aepfel oder Kugeln, mit einem auf dem Schoofse sitzenden, unbekleideten Kinde spie- lend. So fasse ich die ganze Situation auf, zu welcher

') Tacitus Hist. II, 3: Simulncrum ileiie non efjii/ie liu- mnna: continuus orlis Inliorc initiu Icnucm in itmbilum, meine modo assuryens.

*} Wenn in der inlialtscliwercn Zeitschrift Hellenika von L. Rofs .S. 70 gewifs mit vollem Keclite ein früher ciilturge- schiclitliclier Zusanimenliang der Insel mit Assjrien unterstellt wird, so mag es zu weiterer Krgänziing lies oben Behaupteten gestaltet sein, riicksiclitlicli der auf einem geliürnten Löwen stehenden Figur auf eine älinliclie Darstellung auf einem Assyri- schen Monumente hei Lajanl Keclierclies siir le culte de Venus

en Orient et en occident Tat. II. hinzuweisen, wo nur die Stelle des Lö«en ein Panther , wie es scheint, einnimmt: so wie überliau|)t die in dem eben genannten, mir jetzt erst zur Hand kommenden Werke in reicher Fülle niedergelegten Ma- terialien, von welclien ich namentlich auf die Tat'. II, 10. I i und 12 (vergl. Taf. XV, 9) initgetheiUcn Kjprisclien Alünzen mit ilem Tempel <ler Papliisclien Göttin aufmerksam machen will, manchen Anhaltspunkt zu weiterer Aiifliellung dieses Ge- genstandes führen werden. [Aus natlitriigliclier hinsendung des Hrn. Verfassers.]

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<lie lifiilen kugtlföimigen Gegenstände am Cesten zu pas- sen sclieiiicn. An Hercules zu denken, ist im Hilde sell)st kein Motiv vorhanden, eben so wenig darum ein Teleplios (für Herkules, nicht für Telephus stimmte Cavedoni Arch. Zeit. 1846 S. 376). Vielmehr, wenn l'anolka's Deutung einer Münze aus dem Cabinet Fontana zu 'JViest auf den zum Schutze des jungen Juppiter aufgefiihrten Waffenlanz riclitig ist (Arui. dell' inst. '1. \'. S. 114 u. 125), hin ich geneigt in dem Knaben denselben jungen Gott anzuer- keiuien, für welche Annahme in jedem Falle der von Pa- nolka in Miionia nacligewiesene Zeuscultus spricht. Dann ergeben sich jene Aepfel oder Kugeln als Andeutung des dem jungen Zeus von der Adrastea gesclienkten Spiel- halls {Vgl. Biittiger Amalthea I. S. 27) auf das Ange- messenste, obwohl bei der sitzenden Figur, welche ich niiher zu bezeichnen nicht vermag, au Adrastea nicht wulil i-edacht werden kann.

42. A c m o n i a P h r y g i a e.

AE 3. Bärtiges Brustbild des Demos, rechts. AHMOC. 11. Adler mit ausgebreiteten ••'liigeln rechts. AKMO-

NEUN.

Der Adler stellt in Beziehung auf den Cultus des Zeus zu Akmonia, zu dessen Nacliweisung das von Pa- nolka *) Angeführte dienen kann, ohne dafs wir die von demselben gegebene Deutung dieses Cultus billigen können.

45. A m o r i u m P h r y g i a e. AE 4. Brustbild der Rouia mit dem Modius, rechts.

eEA PßMH. [Der Modius so singulär als un-

verkeiHibar. E. G.] 11. Bacchus mit Thyrsus und Kantiiarus links. AMO-

PIANßN. „In der Zeichnung ist das P in AMOPIANßN doppelt augegeben. Welches mag die richtige Lesart sein?" So fragt Hr. Friedlünder. Auf denen Münzen, welche ich zu vergleichen im Stande bin, z. B. bei Se- stini (Lettere VI. S. 69 flg.), steht durchweg ein einfa- ches P.

59. '1' e r m e s s u s P i s i d i a e.

AE 8. TePMeCCHßN. Zeuskopf rechts, bekränzt

[mit einer Tiinia]. H. AYTONOMßN. Behelmter Heros sitzend links-

hin, auf der Rechten eine Nike [Pallas?].

60. 'I' e r m e s s u s P i s i d i a e.

AE G. TePMHCCeßN. Behelmter jugendlicher

Kopf links. !?• COAYMOC. Bewaffneter [kurzbekleideter] Heros

aufrecht. Zu weiterer Erklärung dieser beiden Münzen von Tei* messos glaube ich von der zwar noch nicht erkannten, aber unzweifelhaften Tliatsache ausgehen zu dürfen, dafs der angebliche behelmte jugendliche Kopf auf No. 60 vielmehr einer Pallas angehöre, wornacli sich dann die sitzende Figur des Heros auf No. 59, deren bis an die F^ufszehen herabreichendes Gewand schon eher ein Weib als einen .Alann verratheu raufste, gleichfalls in eine Pallas, wie schon der Herausgeher vermuthete, umgestaltet. Auch Schlichtegroll ( Annalen der Numism. Th. H, 1. S. 25) wies schon einen Pallaskopf auf einer Münze von Ter- niessos nach, ohne leider eine Abbildung davon zur Ver- gleichung zu geben. Endlich nehme ich keinen Anstand, den bewaffneten, kurzl)ekleideten Heros auf No. 60 nach der Beischrift für diesen Solymos selbst zu halten, was schon Spanheim (De praest. num. T. I. S. 563) Ijei andern Münzen mit derselben Legende kurz angedeutet hatte, so wie der auf dem Revers der von Schlichtegroll bekannt gemachten Münze befindliche „Vir galeatus, d. hastam, s. clavam" auch ohne Beischrift wohl eben daliin zu deuten sein wird. Schon Eckhel (Doctr. T. HI S. 27) erwähnte aus Stral)o, dafs die Einwohner von Termessos —i)).v/(oi genannt worden, und Stephanus h. v. giebt au, dafs dies der frühere Name der nachherigen Pisideu gewesen sei, welche Bemerkung an einer andern Stelle (v. üiaidiu) mit dem Zusätze wiederholt wird, dafs die Solymer ihren Namen von einem Solymos empfangen, welcher der Sohn des Zeus und einer uns sonst nicht weiter !)ekannten Chaldene gewesen sei. Dem kriegeri- schen Volksstamine der Solymer, von welchem wir Ter-

'■) An». <1<-U" inst. T. V. S. 266 und 2^6. Wenn sich auf der daselbst aus dem Cabinet Fontana zu Triest bekannt ge- inacliten Münze IAH AEYKIOY CnilPOMlMOY KAIK- T9.N0S AKMONEIV finden soll, so ist schon aus Verglei- cluing andrer Münzen bei Kckhel T. IH. S. 128 augenscbein- licli, dafs ^EPüYJIMOY gelesen werden mufs. Ich kann liierbei aber nicht umhin einen Zweifel rücksiditlich der Rich-

tigkeit auch dieser Lesart zu äufsern , da ich wenigstens kein weiteres Beispiel des Kömischen Namen Seri'inius kenne, und daher zn nochmaliger Untersuchung der betrellenden ^lünzen auffordere, ob sicli nicht vielmehr .i'UPOY/.^/OY finde. Wenn nicht, so bleibt es bei Servinius, von Servinus, welcher Name sich bei Gruter findet.

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messos als eine Colonie ansehen dürfen, weist der Sclio- liast des Pindar (Olymp. XIH, 128) die Gegend zwischen Lyitien und Pamphylien als Wolinsitz an. Es sind die Bewohner der Gebirge ^ölvfui, o1)erhall) von Phaseiis (Heyne Obs. in Iliad. C, 184. T. V. S. 226), und da sowohl Homer als Pindar a. a. O. zugleich die Chimiira mit den Solymern kämpfen läfst, so hin icli aus dieser Zusammenstellung zu der Vermuthung geneigt, dals der «anzen Sage eine ähnliche Symbolik, wie hei der Chi- miira'), zu Grunde liege, niimlich dafs diese Berge gleich- falls Vulcane gewesen seien. SchlieFslich bemerke ich noch, dafs die Sage einen Solymos erfunden, welcher den Aeneas nach Italien begleitet und zum Gründer von Städten wird (Ovid. Fast. IV, 79. Sil. Ital. IX, 72).

62. P 1 a c i a M y s i a e. AE 1'.. Frauenkopf mit der Mauerkrone rechts. R. riAAKIA. Lüwenkopf rechts. Eine schöne Variante von IMünze No. 4.

Sollte der Löwenkopf nicht in Beziehung auf Herakles als Gründer der Stadt stehen, nach einer von Dikiiarchos aufbewahrten Tradition!" (Scliol. Iliad. 'i, 396).

Zur zweiten Folge Griecliischer Älünzen aus derselben Sammlung, 1846. No. 41 und 43.

11. S i p h n u s I ns ul a.

AR A\-,. Fraueukopf r.

R. Adler mit gespreiteten Flügeln.

Diese Münze, welche doppelt vorhanden, auf deren Revers sicherer Vermuthung nach 2II<t> gestanden haben soll, kommt ganz der bei Hunter (Tab. 49, 27) gleich, woraus wir ersehen, dafs das was der Adler in dem Sclina- bel trägt, eine Schlange ist. Bei dem jugendlichen Frauen- kopfe dachte ich an eine Merope, da nach Stephanus Byz. diese Insel früher den Namen Merope geführt ha- ben soll; doch vermag ich keinen Zusammenhang dieses Namens der Insel mit irgend einer 3Ierope nachzuweisen.

13. C a r t h a e a C e a e. AR 4';, [Lorbeer-]bekr;inzter Bacchuskopf r. R. KAP0A. Vordertheil eines Hundes, von Strahlen umgeben.

■) Ks ist vielleicht von Interesse, gelegentlich hier zu be- merken, dafs dieser Vulcan nach einer Nacliriclit in Theodosii II Uebus gestis in Mali S|iicil. Koni. T. II. S. 20 noch in später Zeit, wenigstens lange nach iler Regierung Tlieoilosiiis II, in Thätigkeit gewesen ist.

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Das Neue an dieser Münze, aufser dafs sie das erste Exemplar in Silber ist, beschränkt sich auf die Zusam- menstellung der beiden Bildseiten auf einer und derselben Münze, da derselbe Bacchuskopf, und ebenso aucii das Bild des umstrahlten Hundes (nämlich des Sirius) sicli auf Münzen des Keischen Karthäa, welche auf ihren Re- versen andere Bilder zeigen, vorfinden ').

26. D e m e t r i u s I. M a c e d. r e x.

AV 4. Behelmter Kopf der Pallas r.

R. BAZIAEilE.AHMHTPlOY. Siegesgöttin links

schreitend mit Kranz [?] und Dreizack. Vor den Fü-

I'sen ein Monogramm [wie AYl- Zu dieser Münze, nur im Monogramm von einer von Mionnet bekannt gemachten verschieden, nur folgende Be- merkungen. Das Symbol der Siegesgöttin, deren Kranz jedoch, wie auch der Dreizack, auf der Abbildung nicht deutlich liervortritt, motivirt die Deutung auf den von De- metrius gegen Ptolemäus bei Kypros erfochfenen Seesieg, welcher auch inanclie andere Neptunische Symbole auf Münzen dieses Demetrius veranlafst hat (Eckhel Doctr. T. III, S. 119). Der auf der vorliegenden vorliandene Typus gleicht übrigens in allen seinen Theilen einer Gold- münze des Antigonus, des Vaters unseres Demetrius, und unterscheidet sich nur durch die Legende BAZIIAEßZI

ANTirONOY 9).

27. C i e r i u m T li e s s a 1 i a e. AR 2. Kopf einer Eumenide. Vor demselben 0, R. EPIflN. Pferd frei rechts laufend.

Sonderbar, dafs nachdem diese Münze der Betrach- tung einsichtsvoller Numismafiker vorgelegen, niemand noch bemerkt hat, dafs dieselbe der Thessalischen Stadt Cierium zuzuweisen kein anderer Grund vorhanden ist als dafs auf Münzen dieser Stadt KIEPIEIßN oder auch KIEPIEßN (nicht einmal KIEPIllN) steht, wäh- rend ausdrücklich angemerkt wird, dafs vor EPIßN wie auf der vorliegenden Münze steht, noch ein leerer Raum für zwei Buchstaben sei, von letzteren aber keine Spur zu erljlicken sei. Hierzu kommt noch, dafs, wie gleichfalls bemerkt wird, sich von dieser Münze ein auch in der Legende vollkommen entsprechendes zweites Exem- plar in einer Wiener Sammlung findet, was um so mehr

"J Vergl. Brondsted Reisen durch (irieclienland Taf. I\ (S. 3 Vignette) und dazu S. 12.3 die betreffende Krkliiiiing itiescr beiden Münzen.

') >'gl. Frölich Annal. regiim Syriae S. II. No. 4. Tab. II, 4. Vgl. Eckhel a. a. O. S. 117.

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zwingt, liei der Attiil)iiiiiiiig cliircliniis von der Legende EPIßN auszugehen. Auch weil's icli nicht «anzugehen, wor- auf sich die von der Uedattion der Zeitung nacligetragene Bemerkung gründen will, dafs die Münze nacli 'J'liessalien gehöre, werde wohl niclit hezweifeit werden. Ijis dieses weiter nachgewiesen sein wird, glauhe ich einen andern Vorschlag tliun zu diirl'en, die Münze nämlich der Tei- sclien Stadt Erä zuzuweisen. Dieser Ort ist uns freilicli l)is jetzt nur aus Thucydides (VIIF, 19 und 20) und Strabo (XI^^ S. 644=534 'l'zsch.) bekannt, doch kann er niclit ohne Bedeutung gewesen sein, da er nacli Thucydides im .Stande war eine Belagerung auszuhalten. Bei dem Mangel aller weiteren Nachricliten über diese Stadt mul's eine Er- klärung der auf der Münze vorhandenen Symbole vor der Hand abgelehnt werden, was aljer der Wahrscheinlichkeit unserer Vermuthung keinen Eintrag tliut, sondern nur zu weiterer Prüfung auffordern wird. Um nichts zu ver- schweigen, will ich jedoch bemerken, dafs wenn auch durch die beiden Stellen des Thucydides der Name die- ser Stadt, 'i"p«/, vollkommen gesichert ist, dieses jedoch weniger der Fall in der Stelle bei Strabo ist, wo zwar jetzt 7iQ(üTov fiiv y ' E(tat no).iyvi6v iazi l\i''('if steht, i'riiher aber FtQui gelesen wurde. Wenn nun auch die Verbindung von /(fV yt nicht ungebräuchlich ist '"), so verlange ich doch, um vollkommen beruhigt zu sein, ein Beispiel dieses Gebrauchs aus Strabo selbst, wornach ich bis jetzt vergeblich gesucht habe. Ist es nun aber Zufall, oder gleichgültig, dafs unter den verschiedenen Gründern der aus mancherlei Bevölkerung bestellenden Insel Teos auch der Böotier Geres ( F'tQijc) genannt wird? (Strabo XIV. S. 633. 502 Tz. Pausan. VII, 3, 3.) Gestattete es die Beschaffenheit der Thucydidisclien Stellen, so würde ich hiernach nur Ftoui als den ausschliefslich richtigen Namen derStadt anerkennen: nach der jetzt vorliegenden Ueberlieferung aber inul's die Sache auf sich beruhen lileiben, wenn man nicht eine do()j)elte Namensform in Gebrauch annehmen will, was sich durch einige Analogien allerdings rechtfertigen liefse.

Uebrigens, die in Rede stehende Münze ist von ihrem Besitzer in .Arkadien angekauft worden, was nur um der Meinung vorzubeugen hier bemerkt «ird, als oli der Er- vverliuniisort vielleicht nach Thessalien hinweise.

28. A ui b r a c i a E p i r i. AR 2. MA. Krauenkopf alten Styls. R. Halber Pegasus mit eingekrümmten Flügeln.

Diese, in jeder Hinsicht äufserst merkwürdige, zu Ci- läa im Ambracisclien Golfe selbst angekaufte Münze lag Hn. Arneih, als er sich über das Alter verschiedener Epi- rotischer, und namentlich auch Ambracisclier Münzen er- klärte (Taulicnorakel zu Dodona S. 24flg. ), noch nicht vor, so dafs es zweifelhaft bleibt, ol) er jetzt noch einer anderen Münze von Amliracia, welcher die vorliegende das höhere Alter ihrer Prägung wohl streitig machen dürfte, in dieser Beziehung den Vorzug geben werde. In dem Frauenkopf, der haubenartig mit einem Diadem auf der Stirn last auf eine ägyptisirende Weise geschmückt ist, nehme ich vor der Hand eine Pallas an, nach diesem sich auf den meisten Münzen von Ambracia wiederholen- den Symbole, wie man sich schon aus einer Uebersicht der von Arneth a. a. O. und Raoul-Rochette (Ann. delf inst. T. I. S. 315) 'verzeichneten Münzen überzeugen kann. Uel)rigens was in der Beschreibung der Münze un- angemerkt geblieben, dafs der Pegasus mit einem Zügel versehen ist, mufs als eine Besonderheit hervorgehoben werden, da dieser Zusatz überhaupt, nicht blofs auf Am- liracischen und Korinthischen Münzen, bei Pegasusbildern gewöhnlich fehlt"). Es ist der in der Tradition oft erwähnte goldene Zaum, welchen Bellerophon zur Zäh- mung des Pegasus von der Pallas erhielt'^).

30. Delphi P h o c i d i s. AE 3. <\>Q und Gerstenkorn in einem Kranze aus Ge- treidestengeln [?]. R. AE in einem Eicheukranze; aufsen TTV . . .

Wenn wirklich diese Münze, deren Abbildung mit der gegebenen Beschreibung nicht recht übereinstimmt, Delphi zugewiesen werden soll, was man, sobald man sich ledig- lich an die Abbildung hält, für noch zweifelhaft erklären mufs, so scheint es angemessen , an das mit Aehren be- kränzte Haupt der Demeter zu erinnern, das sich aul au- tonomen Münzen Delphi's findet (Creuzer zur Gemmen- kuude S. 161).

Giessen im November 1846. F. Os.\nn.

'") S. .lacobs Obs. in Xenopli. S. 28. nierdnrch rechtfer- tigt sich die von Reisig Aristoiib. Niib. 4S3 mit Ileclit aiifge- noinmene Lesart ))j' tt^v y d(ffü.ijiiii gegen Wolf und Ileriiiann, welche lui' yüo lesen, was der Stelle nicht angemessen er- scheint.

") Hin gezäumter Pegasus auf einem Karneol bei Tulken Xi:\z. der K. Sammlung zu Berlin S. 278. No. 212.

'■) Pindar. Oljmp. XIII, 84. Pausan. 11,4,1. Daher auch ein Pegasus auf dem Schilde der Pallas, auf einer Preisvase bei Brondsted Meni. sur les vases Panatli. Tab. II.

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Alle

5. NoCTURNüs. Dafs der liesiodisclie Uranus keineswegs eine so vollendete Personification ist, um der Phantasie auch zu plastischer Darstellung Anhaltspunkte zu ijelien, darf als ausgemacht gelten (Müller Prologg. S. 378; Archäol. S. 599); gleichwohl hat man ihn als CaeUis oder allegorische Darstellung des Himmelsgewöl- l)es wieder in die Kunstmythologie eingesciiwärzt, und sich zu dem Ende namentlich auf zwei Reliefs später Zeit im INlus. Piocl. IV, 18 und hei Winckelmann Monum. ined. n. 43 hcrufen, wozu Milliu Gall. mythol. S. LXXXIX, T. 84 noch eine Lampe aus Passeri I, 7 gefügt hat. I)ie erste dieser Vorstellungen zeigt den Aufgang des Helios in seinem Viergespanne, welchem einer der Dioskuren, wie es scheint, als Lucifer (Heyne ad Pindar. Pytii. XI. extr. Welcker Trilog. S. 228) vorausreitet; unter üim eine weibliche Wassergottheit, die wir Tlialassa oder Te- thys nennen können, hinter dieser aher eine kaum mit dem liallien Leil)e hervorragende nackte Älannsgestalt, die einen Schleier hogenförniig iiher ihrem Kopfe wölht; und dazu macht nun Visconti "(Oeuvres T. IV, p. 169) folgende Be- merkung: „la tigure qui represente le ciel sous la forme d'un vieillard, soutient des deux mains un graiid volle, qui, etant comme agite par l'air, se gonfle et s'eleve, en iormant une concavite circulaire, d'oü est venu le nom du Ciel, exprimant ainsi la ligure, nifuiQiiöhv thaaöin- )'0? Tiil)i yutut' ... c'est de cette maniere, qu'il est repre- sente dans un has-relief de la maison Oorghese, qui otTie la cliute de Phaethon; mais Winckelniann, qui l'a puMie et explique, ne dit rien sur ce snjet"; ja selljst die hallie Figur mufs ihm als eine Beleg mehr zu dieser Auslegung dienen: „peut-etre cette Image est-elle ainsi parceque le ciel est egalement etendu dessous la terre comme au dessus, idee deja enoncee chez les anciens" u. s. w. AI)er <lieses letztere pafst wenigstens nicht auf das dritte Bei- spiel hei Miliin, wo der Alte in ganzer Figur zwischen Sternen schweht; und auf dem Basrelief Borghese sind wieder der halben Figuren, durch den Raum bedingt, mehre, so dafs die Besonderheit, welche Visconti darin erblickt, alles Charakteristische verliert: auf dem piocle- mentinisclien Denkmale endlich motivirt sich diese Halb- heit mindestens eben so gut durch das Versinken der fraolicheu Gestalt, und nehmen wir dazu die untergeord- nete Stellung, welche dieselbe auf beideti von Visconti l)e- riihrten Monumenten gegen die Mehrzahl der übrigen Fi- "uren eiiuiimmt, so kann der gewiiHite Schleier iür sich allein nicht ausreichen, uns das allumfassende, die ganze Welt mit allen ihren Creaturen unter sich begreifende, Himmelsgewölbe zu versinnlichen. Ohnehin ist jener Schleier uns von einer ganz andern ('lasse mythologischer Wesen her bekannt: er ist es, unter welchem Selene ihre nächtliche Bahn wandelt (Gerhard Lichlgottheiten 'I". II), auf dem Sarkophag bei Zoega Bassiril. n. 55 scheint er die Diana, auf dem Basrelief Borghese selbst eine zweite weibliche Figur als Persephone zu bezeichnen: warum soll er also hier gerade einen Uranus aus einer Gestalt machen, die auf tiem einen Denkmale tiefer als das Meer steht, auf dem andern fast verstolden hinter Winden, Dioskuren u. dgl. hervorblickt? Nur freilich auch keinen ,,'rhaumas als fiott der Morgenröthe" n»it Zoega (v"l. Besclir. V. Rom II, 2, S. 205), für welchen jeden- falls erst der physikalische Beweis geführt werden mül'ste, wie der N'ater des Kegenbogens und der Sturmwinde (Theognn. 265) eine Tageszeit vertreten könne, die vor der aulgehenden .Sonne verschwindet und mit dem Sturze

r 1 e i.

des Sonnenwagens zum Vorschein kommt; und da es doch auch sehr mil'slich ist, durch die Deutung des pio-cleraen- tinisclien Reliefs auf Neptun mit tier Beschr. von Rom a. a. O. die Vergleichung mit den beiden andern erwähn- ten Moinimenten geradezu aulzugeben, so möge wenigstens einmal gefragt sein, ob nicht allen dreien am Einfach- sten und Genügendsten die männliche Personilication der Nacht, der römische Nocturnus, entspreche? Die grie- chische Mythologie kennt einen solchen freilich nicht; dafs aber alle drei Denkmäler, um die es sich hier handelt, der Römerzeit angehören, ist ausgemacht; und so wird es denn auch keine Schwierigkeit haben, auf ihnen ein Wesen zu erkennen, das nicht etwa nur Plautus (Amphitr.

I, 1. 116) scherzend erwähnt, sondern das auchVarro unter den allegorischen Gottheiten Roms kannte (Müller Etrusker

II, S. 131), das Martianus Capella unstreitig aus dersel- lien Quelle wiederholt (§. 45. 60 Kopp) neben anderen Elementen des italischen Cultus nennt, ja zu dessen Ehre das Bullet, dell' Instit. 1840, p. 95 selbst eine Inschrift: Nocturno sucrum u. s. w. mittheilt. Wie gut dabei jedes dieser Denkmäler in seiner Art zu dieser Auslegung pafst, ist leicht einzusehen: der Lampe ziemt unstreitig besser ein Gott der Nacht als des Himmels, und wenn dort aufser tiem Slonde und den Sternen, die den Schweben- den umgeben, allerdings auch noch ein Sonnenkopf lier- einblickt, so ist nicht zu übersehen, dafs dieser hinter dem Rücken unseres Gottes zum Vorschein kommt, der dabei immer wie auf dem piociementinischen Relief die weichende Nacht vorstellen kann; und umgekehrt erklärt es sich dann eben so natürlich, wie mit dem Sturze des Phaethon, durch welclien wenigstens für den Augenblick «lie Sonne vom Himmelszelt verschwindet, der Nachtgott bereits im Hintergrunde sichtbar werden kann, vgl. Philostr Ima"". I. c. 11. Täuscht mich endlich mein Gedächtnils

CO

nicht, so kann ich eine vierte Darstellung desselben Be- griffs in einem Kunstwerke nacliweisen, das icli vor vier Jahren bei Herrn Geheimen Hofrath GöUJiny in Jena gesehen, bis jetzt aber meines Wissens noch nirgends be- schrieben oder erläutert gefunden habe. Als ich mit mei- nem verehrten Freunde das interessante, wenn auch ziem- lich gemein gearbeitete Bruchstück betrachtete, begegneten sich unsre Ansichten darin, es für einen Hades zu halten, und differirten nur in so lern, als Herr Göttling an den von Herakles besiegten Gott des Todtenreichs, ich an eine Lage dachte, wie sie etwa Ovid Metam. II, 260 beschreibt, wo der Fiirst der Schatten durch einen unerwarteten Licht- strahl von Olien geblendet und erschreckt wird ; jetzt alier drängt sich mir in der Eriiuiernng eine solche Aehnlichkeit zwischen jener Figur unil dem vor der aulgt-henden Sonne sicli verhüllemlen und versinkenden Nocturnus des piocie- mentinischen Reliefs auf, dafs ich nicht undiin kann, bei dieser Gelegenheit den Besitzer derselben zu bitten, dal's er doch nicht länger säumen möge, das archäologische Pu- blicinn mit seinem .Schatze und seinen belehrenden Ansichten über densell)en bekannt zu machen. Dafs jedenfalls Noctur- nus und Hades oilerOrcus in künstlerischer AiilFassung nahe zusaiujuenstreifen müssen, liegt in der Natur der Sache; lieifsen ja doch auch die Erinnyen gleichmäl'sig Kinder der Erde wie der Nacht; und gesetzt also auch das Göttling- sche Sculpturwerk wäre fortwährend vielmehr als Hades zu betrachten, so würde es gleichwohl nichts aulfallendes haben, das künstlerische Motiv desselben anderswo auf einen Nocturnus iibergetragen zu sehen.

K. I'"ll. H E RM A N N.

lliezu Tafel VI der \euen Folge: llippohßl und Phädra, ISarkophag zu Girgenti.

Druck und Verlag von G. Hemer.

Herausgegehen von E. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

Beilafi-e J\i 2.

"Ö^ •>'

Neue Folge.

Juni 1847.

Archcäologisches aus Italien.

Bericht an die Archäologische Gesellschafl zu ßerliii.

UoM, 3. Mai. Zur Vas en k u iide. Der Wiiiiscli der Arcliaolojjisclien Gesellsclialt zu geiifigter EriuiKTiiug inicli ans der l'ernL' zu einplelileii, veraidalst uiicli zu lolgeiidem kurzem üericlit ülier nurkwürdige Antiken, die mir auf lueiiier anlirjuarisclieii Reise zu Gestellt gekommen sind.

In Uliinclien entlielirt die Vasensainnilung der Pina- kotliek noch immer wie einen Arcliaologen als Vorstand, so aucli einen nur oherllacliliclien Katalog, erlreut sich dagegen unverimdert ihrer ursprünglichen Aulstellung, der- gestalt dafs kostliare und wichtige Vasen liald in das vierte Stockwerk liinau) gewiesen sind, wo in andern Museen mir die sclilechtesten mit Ahsiclit dem Auge des Kenners ent- zogen ihren Platz hnden, hald unter kostl)aren Marmor- tischen auf platter Erde seihst dem mühsamsten Beschauer sich eeitziehen. Dagegen sehen wir eine Reihe schwarzer ligurenloser Trinkschalen auf Tischen mit Spiegelwänden •ils Hintergrund prangen, die oirenl)ar nur lur den Rellex merkwürdiger Vaseiil)ilder als Auslinlle dienen sollten. I'rotz dieser, Forschung und Genul's dieser Kiiiisldenk- lualer so wesentlich beeintraclitigenden , Aulstellung he- liauptet die IMüncheuer Vasensammlung, zumal wenn man die noch heim Restaurator helindllche Elite des Prinzen von Canino hinzurechnet, eine der ersten Stellen unter den jetzt existirenden Sammlungen dieser Kunstgattung.

1. Eine Kylix, die ofTenhar zu der der Pegasosgehuit unseres Museums (no. 10.3.^. G rliard 'I'rinkschalen Tal. 11. 111) ein Seiteiistück, nicht hiofs in Rucksicht auf Komi, (irofse und Styl, sondern auch auf Darstellung hildet, zog zuerst mein Augenmerk auf sich. Im Innern ist ein Hahn als Symhol des Kampfes, wie auf unserer des Her- kules Kampf mit dem nemeisclien Löwen. Auf der Au- fsenseite wird ein Hase von zweiWillien verfolgt, ganz wie anf unserer Trinkschale diese Tliiersymholik parallel mit der des Perseus durch die beiden Gorgonen erscheint: im untern Keld steht mitten eine sich umhlickende Sirene wie ehen dort.

2. Kine Hydria mit rotlien Kiguren einen Komos dar- stellend, zwei liärtiger Mantelligureii mit Stah und zweier Kphehen mit Flöten und Krotalen, verdient wegen des Hildes am Halse besondere Beachtung. Hier stellt nämlich ein VVeinkrater unter einem grol'sen Hirsch, den ein Silen heim Geweihe, ein andrer heiin Kul's fafsl. Vergegen- wärtigt man sich, wie auf dem Bronzehelm des Duc de Luynes (Nouv. Ann. I. Mon. pl. III) und auf mehreren Va- sen Hercules und Apoll sich um die Hirschkuh Arge auf gleiche Weise streiten wie um den Dreiful's, so wird man um so mehr versucht hier eine Parodie dieses iMythos .inzunehmen, als Krater und Lehes gleichbedeutend sind; indefs dürfte andrerseits nicht zu übersehen sein, wie der Hirsch im Innern und Aeufseren der Trinkschalen uns so

häufig begegnet, dafs er auf einen wenn gleich noch iiii- enträthseltiii Zusammenhang mit den Symposien zu sclilie- l'sen berechtigt. [Der Hirsch diirstend wie im A. T. |

.S. Kirr die Veriniitliung der Parodie siiricht be.-oii- ders ei/i andres (ieläl's, eine Amphora mit schwarzen Ki- guren, deren Hauptbild Argos liegen<l, ilie Kuh lo am Strick haltend, links Hermes mit Sichelschwert und Hund von mir Tal. V des Argos Panoptes (Abhandl. tl. Berl. Akad. I8.37J |>uldicirt ward. Die Rückseite nämlich stellt zwei Ceiitauren dar, mit Baumstämmen bewatfuet und von zwei Hunden begleitet; sie streiten und reilseii sich ganz wie anderwärts Apoll und Herkules um die junge llirschkuh .Arge. Die mir damals unbekannte Vorstelhiiiu' der Rückseite scheint einen engern Zusammenhang mit dem H.iiiptbilde zu verrathen: denn während aul der Hauptseite der bevorstehende Tod <les Argos abgebildet ist, zeigt die Rückseite den lebhaften Streit um Arge.

Derselbe (iegenstaud zweier (Jentauren mit Baum- stamme und Hirschkalbe in der Hand begegnet uns in derselben Sammlung noch auf einer Amphora phönizischen Styls, wo die Rückseite mit einer ganz neuen V'orstellung geschmückt ist, nämlich mit Herkules, der in jeder Hand einen Hund hält, vielleicht AIntter und Junges. Man wird versucht, an das Heiligthum Kynosarges in Athen zu denken.

4. Eine auch auf Aryballen phönizischen Styls bis- weilen vorkommende aber bisher unbeachtete Darstelliin" linden wir hier auf einem Oxybaphon mit schwarzen Ki- guren schlechten etruskischen Styls. Ein gellügelter Tri- ton in einen Aal ausgehend, hält beide Hände ausgestreckt gegen Hähne. Paiisanias (IX, 20 4j berichtet von Tana- gra, dafs dessen Hähne berühmt waren und d.ils ein Triton daselbst Heerden und Menschen raubend dem Lande laii"c Zeit viel Unheil stilfete.

5. Für die eine Seite des Harpyien-Moiiumentes von Xanthos, die ich zuerst auf Demeter, Kora und die Hören l)ezog, ist eine tyrrlienische Amphora mit schwarzen Fi- guren wichtig wegen der zwei in einem Tempel sitzenden l''rauen: die links, Demeter, aui einem Stuhl, dessen Lehne mit einem Schwanenkopf geschmückt ist, liält eine Kotyle, in welche eine vor ihr stehende Höre [Kora?| aus der Oenochoe eingleist.

6. In der Elite de Canino zeichnen sich besonders eine Kylix mit rotlien Kiguren, zwei sinkende Ama- zonen zwischen zwei Kriegern wegen des grandiosen .Styls aus und erinnern lebhaft an das von mir Vasi dl

PremioTav.l. und II publicirte Prachtgefäfs im Louvre.

Kerner Apollo Chrysaor mit gezücktem Schwert -jeueii den sinkenden 'l'ityos neben Latona, die iiielieiid sich den Schleier aufzieht, auf einer Amphora mit rotlien Ki- guren grofsartiger Zeichnung. Sodann eine Kylix mit rothen Kiguren, auf welcher ein Ephebe mit erhobenem Schemelbein auf einen bärtigen .Mann mit Lyra, der bereits zu Boden gesunken, losschlägt; ringsum vier an- dere Epheben, unter denen der rechts ein Di|)tyclioii vor sich hängen hat. Sollte hier Herakles <larges'tellt sein, wie er seinen Musiklehrer Linos schlägt und tödtet? lio

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Innern lie|;t ein bärtiger Slann mit der Kylix in der Hand auf der Kline; seine Stiefeln stelin unten, vor ihm liliist ein Kpliebe die Doppelflöte. Durch Beschreihung und Stich l)ereits lieknnnt sind die Prachtvasen der Gel)urt des Ericlithonius (Mon. d. Inst. I, 10. 11), der Götterversamni- lung, woliei der geflügelte Ganymed den Dienst als Mund- schenk verrichtet ((Gerhard Vasenl). I, 7), der Ankunft des Priamos hei Achill, mit dem Namen Herodoros (Inghir. Gall. Omer. II, 228.239), ferner des Rauhes derKorone[?| durch Tlieseus; Helena die sie zu befreien sucht, wird sell)st von drm Peirithoos verfolgt (Gerhard Vasenl). III, 168). Zum Schlufs erwähne ich die Apotheose des Herakles, der an der Seite Athenens auf Viergespann den Olymp lieraulliiiirt, wiihreiul unten auf loderndem Schei- terhaiden, den zwei Hj(lro|dioren zu noch hellerer Flanune liegielsen , sein Leih der Vernichtung preisgegeben wird (Nouv. Ann. Mon. pl. X,); endlich wegen der Neuheit lies Gegenstandes, einen bärtigen Mann durch Scepter als Künig bezeichnet, sitzend unter 9 Frauen, wohl eher Pieros mit seinen neun Töchtern, als Lykomedes, von dem nur sieben genannt zu werden pflegen.

7. In liezug auf seine Antikengallerie theilt das ita- lische mit dem deutschen Florenz den Vorwurf der Immobilität und hat sogar noch den Mangel eines eignen Katalogs vor diesem voraus. In .Sculpluren und <len meisten andern Kunstgattungen hat das letzte Viertel- jahrhundert last keinen Zuwachs, nicht einmal mittelmä- l'sigen dem iMuseum zugeführt: um so gröl'sern Dank ver- dient der Conservator der Antikensammlung Herv Miglia- rini wenigstens die berühmte von Herrn Francois ent- deckte Vase aus Chiusi (Arcli. Zeit. no. 44. 45) für die (iailerie erworben zu haben. Erst wenn tlieses figuren- nnd insciuillreichsle aller bisher entdeckten Töpferwerke in dem durch I'ürsorge des Herrn Dr. lirmm vom ar- chäologischen Institut veranstalteten treuen und sorgfälti- gen Stich dem gelehrten Europa zur Anschauung kömmt, wird man die lledeutung dieses Fundes für das Studium der Archäologie, Mythologie, Kunstgeschichte und Kpi- grnphik vollstiiiidig zu würdigen vermögen; aber schon jetzt darf man dreist behaupten, dal's über dieses Rlonu- inent eher ein IjucIi als ein Bogen sich sclireil)en liefse. Interessant war mir unter aiulern auf dieser Vase, wenn nicht Teutonen <loch wenigstens Cimbern zu begegnen, indem ein Ijogenschutze , den wir auf andern Vasen mit Kriegsscenen schlechtweg als —y.vtf^ii; der lAIythe kennen lernten (Gerhard Vasenl). III, 192), hier zum erstenmale den Namen Kiiifoiac, der Kiinmerier, führt.

8. Eine andere Chiusiner Vase mit rothen Figuren dasell)bt zeigt die Dioskuren zu Pferd, daneben einen dritten F.[)heben, «ohi Herakles, alle drei mit solchen ei- ner Keule äliidichen, bluuienkranzumwundeMen Attributen, wie sie die eleusinische Vase des Cabinet Pourtales (pl. XVI,) in der Hand derseli)en Heroen zuerst zeigte: in einer weil)lichen Figur dabei dürfte Kora oder Helena gemeint sein. Sonst verdient nur noch ein Stamnos mit gelben l'isiuren wegen des B a cchu si dol s Auszeichnung, ilessen den Hernienscliaft verhüllendes gel.dtetes Gewand den Itindruck einer gerielten Saide macht, zumal die (/ymbeln an der .Stelle der Ohren dieses bärtiges Kopfes fast wie N'oluten erscheinen. Das Vasenbild schliefst sich sowohl in Rücksicht auf seine eigenthümliche .Schüssel mit F'rüchten, besonders aber aid' den nur von Bacchan- tinnen besorgten Kultus an das Vivenzio'sche Prachtgefäl's

der Bacchantinnen und ähnliche im Brittiscben und Ber- liner Museum an.

9. Ganz anders als in Florenz wird dem Archäolo- gen in Rom zu Muthe, wo ein entschiedener Fortschritt, wie in so vielen Richtungen, so auch auf dem Gebiete antiker Kunst einen angenehmen Empfang bereitet. Denn hier hat die Regierung im letzten Deceimium mit edlem Beispiele voranleuchtend , zwei grolsartige neue Museen dein Studium der Alterthumswissenscliaft eröffnet, das gregorianische und das lateranensische. Das erstere und vorzüglichere, dessen Monumente in Erz, gebrannter Erde, Vasenbildern und Gold bereits durch die dankens- wertlie Publication auf Kosten des Governo seit Jahren zur genauen Kenntnifs der Alterthumsforscher gelangt sind, macht bei dem Anblick der Originale in den ver- schiedenen Kunstgattungen einen um so überraschendem Eindruck, je weniger im genannten Kupferwerke die meist verkleinerten Zeichnungen in selten treu wiedergegebenem Ausdruck der Gesichtszüge auf solche kolossale Pracht- gefäl'se oder so werthvolle Terracotta-Figuren zu schlie- l'sen veranlassen, wie wir sie hier in grofser Anzahl linden. In so fern leistet die Publication dem Museum einen Dienst als die Erwartungen gegenüber den Origi- nalen im höchsten (irade übertrotfen werden. Aidfallend ist die verhältnirsmälsige Armuth an Künstlernamen. Das andere neu errichtete .Museum, das lateranensische, dessen llauptschmuck die unübertreffliche Marmorstatue des Sophokles und die Palästramosaik aus den Thermen des Caracalla bilden, erschwert leider das Studium ;ius- nehmend durch das strenge Verbot Notizen zu nehmen, wozu bei mangelndem Katalog die Aufforderung um so dringender ist. Ein fast noch strengeres Gelübde ,, nichts notiren" mul'ste ich an der Schwelle der Vasensammlung <les Commandators CuinjiuHa ablegen, dessen Museum allein eine Reise nach Rom verdient, zumal seine Ter- racottensammlung die reichste, merkwürdigste und ge- wählteste in Europa ist, und die berühmtesten öfFentlichen mit entschiedenem Sieg zu iiberstrahlen vermag, wie auch der Sammlung des Goldschmuckes unter allen bisher ge- i)ildeten der Preis zuerkannt werden dürfte. Der Wunsch das von dem Besitzer mit so grol'sem Aufwand von Zeit, Kosten und Mühe zu Stande gel)rachte Museum mi'igllchst bald in einer entsprechenden, fiir die Terrakotten schon sehr weit vorgeschrittenen Publikation (deren höchst ge- lungene Probedrücke ich zu betrachten (Gelegenheit hatte) genielsbar zu machen und für die Wissenschaft recht ei- gentlich preis zu geben, dieser Wunsch drängt sich um so lebhalter hervor, je gröl'sere Ueberwinilung es kostet die in Ansiclit so interessanter und lehrreicher Denkmä- ler sich darbietenden Bemerkungen nicht aufzeichnen zu dürfen.

10. Alle diese Barrieren aber, die bei den drei gre- isen und neuen Museen Roms dem archäologischen Rei- senden in den Weg treten, fallen augenblicklich, sobald man den C'ursus der Privatsanunlungen begiimt, wo neben der interessanten des Herrn Feoll insbeson lere der wech- selnde Besitz der Antikenhändlir Herrn ISasseygio, Ctipru- nesi, Depn!i:tti der Forschung wesentlichen Vorschub lei- stet, und die (iefälligkeit und uneigennützige Dienstfer- tigkeit der Eigenthümer nicht dankbar genug anerkannt werden kann *).

11. Bei l^errn Ctiiintnesi steht ein Oxybaphon apu- lisclieu Styls mit einer schwer zu deutenden Darstellung

') Diese dem Berichterstatter zu Theil gewordene Be- ■iiinstigung ist um so höher zu schätzen, nachdem die Krlaub- nils Zeichnungen und selbst Notizen von Gegenständen des

Kunsthandels zu nehmen in den jüngst vergossenen Jahren unter den oben genannten Kunsthändlern lediglich bei dem un- umschränkt gefälligen Herrn Ofpoletli stattfand. A. d. II

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zum Verkauf. Ein mit Pileus und Clilainys bekleideter, mit einer I^aiize ItewaHneter, E[)liei)e halt ein Messer in der ausgestreckten Hand. Ciegeniil)er liiilt ein grau- haariger Herrscher mit Peplos hekleidet, in der Kecliten mit Ske()tron versehen, in der Linken ein gleiches Messer in gleicher Kiclitung, etwa wie die scliwürendeu Schwein- oplerer auf den Jliinzen von Capua; zwisclien heiden sieht man am Hoden statt eines zu schlaclitenden Opfer- lliieres, das man erwarten sollte, eine kannellirte gelhweifse llydria. Hinter dem König sitzt ahgewandt, aher mit dem Kopf nach dem Protagonisten hinidickenil, eine lang hekleidete mit [lals- und Armhand geschmückte Ver- schleierte. Links nähert sich hinter dem Ephehen eine zweite idinliche Eigur in ähnlicher 'l'racht, aher unver- schleiert, ein Kästchen liringend. Bemerken mufs ich, dal's schon die Abwesenheit eines Wehrgelienkes liei hei- den Figuren den Gedanken eines gezückten Schwertes nicht zuläfst. Andrerseits weist sowohl das dreilienklige Gefafs im iMittelpunkt der Komposition, als das Kastchen das für die Verscideierte gehracht wird, endlich die einer i'viiifii vorzugsweise zukommende Verschleierung auf einen nuptialen Gegenstand hin , welchem sich vielleicht ein Eid mit Kache für Blutschuld zusammenhiingenil verhin- det. An das Opfer der Iphigenla in Aulis zu denken scheint nicht ratlisam.

13. Bei Herrn Depoletli zeigt ein aus Gäre herrüh- render Stamnos mit gelhen Eiguren einen merkwürdigen Gütterverein; nämlich einerseits Hera mit Scepter gegen- nhersitzend dem thronenden Zeus mit Scepter und Schaale, die er der zwischen ihnen heiden stehenden l'lügelfrau mit Oenochoe und Caduceus (Hehe, Nike, Iris oder Harmo- tiia zu nennen) hinhält: andrerseits steht, im Henkel der Vase eingeschlossen, mit eingehüllter Rechten, die Linke erhebend, mit einem Stirnhand geschmückt, etwa Kora, hinter dem Stuhl des efeuhekränzten Thyrsus und Kan- tharos lialtenden Dionysos. Vor diesem, den Kücken kehrend, steht eine Frau mit einem Schwan in der Rechten und einem Apfel in der Linken, gegenidier einem stehen- den (iott im langen Gewand mit Dionysos und mit noch erhaltenem Bart. Kopf und 'Ihyrsusspilze sind modern; wahrscheinlicher ist Aphroditen gegenülier Po seid on mit Dreizack zu ergänzen für den auch das Ausgiefsen der Filiale mit der Rechten am besten pafst. Sonst liel'se sich auch an Ares als Gemahl der Aphrodite denken, in wel- chem Falle der 'l'hyrsus in eine Lanze zu verändern wäre. Hierauf folgt ein Stuhl und daim, durcli Fiillhorn cha- rakterisirt, die Rechte erhebend, Flu ton ebenfalls im Henkel eingesclilossen, so dafs das Gesammtbild des Ge- fäfses vier Hauptgötterpaare uns vergegenwiirligt: Zeus und Hera, Hebe und Dionysos, Aphrodite und Poseidon, Fluton und Kora.

13. Nächst dieser Vase führe icli nur noch eine grofse Olpe |)liönizischen Styls an mit einer Vorstellung der (•raa, und eine Kylix des Töpfers N i kos t henes, in schwarzen Figuren: einerseits, wie ich glaube, Herakles nm .Spinnrocken zwischen zwei .\ugen, andrerseits Hermes und Dionysos, im Inneren einen Aledusenkopf darstellend.

14. Die wichtigste Entdeckung al)er, die ich zu melden habe, bezieht sich auf eine Kolyle (nach Cierhard Sky- plios), (leren seltene Gröl'se schon der Vase einen Werth giebt, den jedoch die Zeichnung von je vier rothen Figu- ren auf Vorder- und Rückseite in eben so reinem aber noch freierem und grofsartigerem Styl als unsere Kadinos- vase [(ierhard i\euerw. III, 1749] bedeutend zu erhöhen vermöchte, wenn nicht das Interesse der Darstellung ge- hoben durch die nettesten Inschriften die genannten Vor-

züge in den Hintergrund drängte. Wir erblicken nämlich wie auf unserer grolsen Kollerschen Vase [Gerhard Berl. liildw. no. 1013] eine Flugelfrau einen F^pheben verfol- gend, der gleich Orpheus mit erhobener Lyra sich zu wehren versucht: vor ihm (lieht ein ähnlicher junger Mann mit der Lyra in der Hand reclitshin, während linkerseits liinter Eos ein F^phebe mit Petasus, Chlamys und zwei Speeren ängstlich rückidickend davon eilt. Der Protest, den ich vor einem Jahre zum .Abdruck in ilen Pariser Annalen des Instituts (^'ol. MX) in einem Artikel über diese Vorstellung gegen die von angesehenen Archäologen bisher vorgeschlagenen Namen der Nemesis, Dike, Te- lete zu Gunsten der Eos eingelegt habe, findet sich durch die Inschrift lltog vor dem Haupte der Flü"elfrau vollkommen gerechtfertigt. Der Jüngling mit Lyra, den sie zu erhaschen strebt, ward von ür. Braun Korinthos genaimt, weil dieser Name über dem der Eos sich beiin- det und mit deni zurückgewandten Kopfe des Fliehenden sich wohl verbinden liefse; allein naclulem ich bei allei- niger genauer Betrachtung längs dieser Figur den Namen TiOoru^ herausgelesen, so knüpfte sich hieran die Ver- muthung, d.ds Eos hier ihrem und des Kephalos Sohn 'lithonos (Apoll. III. 14. 3) nachläuft; jedoch der sehr deutliche Name Jloiuiiog liber dem Kopfe seines Ge/älir- ten und die Inschrilt _/r<(n)«;'oc über dem Haupte des dem Kephalos gleichenden Jagers (nhrt nothwendig in das Haus des Laomedon, tiessen Söhne Tithonos und Priamos bei Homer (11. XX. 231), Tzetzes (Lycophr. 18) und sonst er- wähnt werden. (Jewils würde das Mitgetheilte liinreichen, uui diesem Geläfs unter den lehrreichsten wie der Zeich- nung nach schönsten einen Ehrenplatz einzuräumen, wenn nicht noch drei Zeilen Inschrift hinzukämen, deren Ent- deckung ich erst heute auf Anlafs des KoQit'äog, welches mir uberllüssig erscliien und sich nicht inehr als Eigen- name bei fehlendem Individuum deuten liefs, zu machen das Glück hatte. Ueber Eos erhebt sich nämlich als -AIottQ der Scene folgende Inschrift:

OY HANTOZ EZTI KOPINOOZ

Dieser berühmte Wahlspruch „noii ciiivis licet udiri' Corlntlium" hat im Muntle der mit Helios und Aphrodite auf der llochliurg von Korinth verehrten Eos [?] einen um so schlagenderen Sinn als in dem Streit um Korinth dem Helios Akrokorinthos zugesprochen waril. Der Werth des in Rede stehenden Gefäl'ses wird durch diese Inschrilt wesentlich erhöht; es tritt dasselbe dadurch in die leider noch sehr kleine Anzahl der dialogisirenden Vasen, unter denen die von W'elcker und Lepsius erklärte fiourenlose Oenochoe des Theodoros, die von mir erläuterte^Schwal- benvase, die von Ritschl erklärte Olivenvase oben an stehen, aber wegen ihres alterthümlichen Styls mit dieser neu entdeckten, strengeren Kunstanlorderungen dreist sicii unterwerfenden, F:osvase auf keine Weise messen können. Die Rückseite zeigt inschriltslos in nicht geringerer Zeich- nung zwei Epheben mit denselben Attributen, einen dritten mit Rolle und Schrift und eine biirtige Mautelli<nir mit Stab, olFenbar den Lehrer in ihrer Mitte.

15. (Rom 13. .Mai). Fast gleiche Freude wie die Kotyle des Raubes des'l'ithonos gewährte mir eine Phiale mit rothen Figuren, die man ihrem Styl nach in S. .A"ata de' Goti ausgegralien glaul)en möchte, obwohl sie etru'ski- schem Boden entzogen ward, im Besitze des Dr. Braun. In schöner Gew.iiulung und mit Strahlenkrone geschmückt sitzt Pasiphae und hidt im Arm den kleinen Mino- taur: rechts neben ihr erblickt man einen Schwan. Nach- dem in dem Bulleltino Napoletano bei Gelegenheit eines neu entdeckten pompejanischen Wandgemäldes bemerkt

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worden, ilafs dassell)^ mijine ErklJiriin;; der Jliinztypen vnii l'liaestos, Pasipliae und Daedniiis darstellend (nicht «le Ijislier allgemein angenommen ward, Europa und xMer- kur), vollkommen hestätigt, konnte icli kaum liütTeii, noch eia gliinzenderes Zeiignil's iiir tliese Deutung der i\lünz- typen von Phaestos zu linden. Allein diese Schale, wel- che einen Schwan liehen Pasi|)hae zeigt, gerade wie die Silhermünzen der kretisciien Stadt, setzt es anl'ser allen y.weilel, dal's Pasiphae wirklich auf jenen Münzen ahge- hildet sei. ^loge dies Beispiel diejenigen unserer Numis- luateii, welche noch immer dem Studium der .Mythologie wie den Vasen und andern Kunstgattungen vornehm und trag den Rücken kehren, helehren, dal's zur Kenntnil's der Kchtlieit oder Unechtheit einer l^liiiize so wie zur J..e3Ung ihres Stii Itenamcns es t'reilicli der vorgenannten Studien nicht hedarl, wolil aUer zur Auslegung des Typus lind zur llechenschalt , weTshall) gerade dieser vorzugs- weise aiil den .Miinzen der jedesmaligen Stadt erscheint. Die Aul'senieite gedachter Vase stellt schwärmende ISac- chanten mit Arm und Fiil's eines zerlleischten Menschen- "plers dar: ohwolil der gegenwärtige Besitzer des Gefä- l'ses hierin Speise liir den kleinen Minofaur erkennt, so stimmt mich doch der Umstand, dai's 'i'liyrsus- tragende ijacchantinnen hier vor uns stehen, nicht kretische Jung- Iraiitfii, lieher hier auf den zerrissenen Pentheus auf dem ICithäron zu denken. liine (lenugtlinung anderer Art gewährte mir eine voicentische Kylix mit rothen l'i- giiren, in .\iiordnung und Zeichnung der Kiguren der un- seres -Museums {no. 1004), in welcher ich tleii Tod des Pa trok los gleich der {"lielielgruppe des Athenetempels auf .\egiiia nachwies, vollkommen ähnlich, nur etwas freieren Styls und mit der Aliweichung, dal's Patroklos wie in der Statueiigriippe nnliärtig erscheint. Wer die Seltenheit genauer Wiederhohiiigen dersellien Composition in dem (•ehiete der antiken Vasen kennt, wird einräumen, dai's diese 'riiatsaclie lieider Trinkschalen ein neues Zeugnll's zu (Junsteii der r>eriihnitlieit des Originals, dem sie ent- lehnt sind, ahzulegen vermag. Allein auch die lliickseile dieser K\lix verdient als Parodie des lieroischen Mythos um so gröl'sere P)eachlong, je weniger man liisher diese merkwürdige Uiditung des Allerthums, auf dersellien Vase l'.rnst und .Scherz einander gegenüher zu stellen, wie .Shakspeare es in seinen Dramen so glücklich ausgeführt, in einer Reihe von Pieisjiielen klar zu machen versuiht hat. Inmitten eines mit Klötenspiel vom Zechgelage heim- kehrenden Zuges wird ein Trunkener wie eine Leiche an Ivopf iinil l'^üfseii fortgetragen. Im liineiii erscheint ein Silen mit einer Thyrsustragendcii Ijacchantin. Das Ge- üil's gehört Herrn liasseggio.

I(j. I''iir Anschanunü antiker 'l"o d t en hes t a 1 1 u ng, die wir hisher auf den W.igen, häuliger ilii; Leiche aul' dem Lager ruhend, kennen gelernt, dünkt mich ein gre- iser Kantharos wichtig mit schwarzen {''iguren, innen am Henkel mit einem Liiwenkainpf in Terracottenrelief ge- si hmückt. 0er Leichnam wird auf einer IJalire getragen, d.ihinter folgen zwei Klagevveiher, nächstdem ein Jüngling zu Pferil und ein Alter. Der Zug nähert sich einen wei- l'seii viereckigen Gralnnal, vor welchem zwei IJänrnchen lind in der .Mille eine grol'se Schlange {.iijuthodämon) sich helinden. Links koiiiiiien ein Flötenspieler, drei Krie- ger, die iieideii letztern mit der Lanze wie z'nm AngrilF und am Schhifs der Scene wieder ein li:irtiger .^L'^nll.

17. \ni einer Amphora mit gelhen l''igiireii im I5e- sitze des Herrn IJasseggio erscheint .Athene mit Helm, .\egis, Lanze, aher ohne Schild, in der Linken hält sie einen kleinen Oelhaiim, woran ein Zweig schon voll ü. Ihlättern ist. Oll'eiiliar das Geschenk iler Athene von

\ttika, wodurch sie im Streit mit Poseidon den Sieg da- von trug. Die Rückseite zeigt eine Frau mit Oenoclioe.

18. Eine ähnliche grol'se Amphora ilessellien Besit- zers zeigt einerseits den Herakles härtig mit Fell, Keule und Becher, gegenüher der Athene mit .\egis und Lanze, andrerseits Herakles jugendlich mit Keule und Fell gegeiiüi)er einer Frau mit Lanze. [Verinuthlich wiederum Athene? E. (}.]

19. Eine Kylix mit rothen l'"igureii im Besitz des Dr. Braun zeigt Herakles den Eher hringend: statt des Königs Eurystheus steckt eine F"rau mit ängstlich em- porgestreckten Händen im ehernen Fafs. Eine andre grol'se Kylix mit schwarzen Figuren, Kriegsgetüminel dar- stellend (im Besitz des Dr. Braun) verdient wegen der Fägenthüuilichkeit Firwähmiiig, dal's dem Eigennamen nicht wie gewöhnlich das Prädikat Kalo^ sich anschliel'st, son- dern dessen Superlativ, indem wir HiJiny.QiToc xuhaio.; darauf lesen. U.il's hieraus nicht geiblgt werden könne „ce qu'il ya du plus beau c'csf l'hiijiocrltü" bedarf wohl keiner Erwähnung.

19tt. .\uf einer schönen grofsen Amphora mit schwarzen Figuren und deutlichen Inschriften erscheinen KcaiOQ und JluXvdtvy.tt;, der eine mit weifsem Petasos, jeder mit Lan- zeiipaar, heide zu Pferd. Davor sitzt Tui'durjtog, liinter ihnen schreitet EXui'U mit stenihesticktem Chiton, die gerauhte von Aphidnä zurückgehracht , und ein andrer F.]phel)e O . . trooy.ai'o; Bei Herrn Basseggio [vgl. oljeii S. 1*J. Bei demselben .\iitikenhäudler erfreute ich mich einer grol'sen volcentischen .imphora mit schwarzen Fi- guren lind Inschriften, Argos darstellend mit zwei Köpfen wie ich ihm in meiner .Monographie des Argos vor bereits zehn Jahren diese Verwandtschaft mit Janus (freilich mit allgemeinem Skepticismus aulgenommeii) voraus liestimmt hatte; daneben stehii Hermes, Hera und lo als Kuh. Auf der Ruckselle kiimplen drei .Amazonen mit Helm, kur- zem Chiton uiul Lanzen gegen Herakles und einen llo- püten, etwa lolaos oder 'J'elainon.

20. Zu der neuesten Ausheute des Herrn Fcoli gehört ein Stamnos mit rothen Figuren in Styl und (Jegenstand der Berliner Vase der F^rmordung des Aegisth (no. 1007) vergleichbar; ich verniiithe von dem- selben Künstler, lün i)artiger Mann mit ülivenkranz im Haar sticht das Schwert in den Leib eines lorbeerbe- kränzten INLinnes mit Keulenstab, während ein zweiler, unbärtig und auch mit Peplos bekleidet, diesellie JMiltel- llgur andrerseits mit geziicktem Schvieit bedroht, die Scheide in der Linken haltend: der C^hiton des Aegisth zeichnet sich vor ilen (iewändern des ürest und Pylades durch l''raiizenbesatz aus. Auf der Rückseite erblicken wir diesell)en iManner ohne Aegisth, sich besprechend, der eine mit einer Lanze hewalfnet, der andre unbärtig.

21. Eine .Amphora mit schwarzen Figuren hei Herrn Feoli zeigt Perseus mit Petasos, Beutel am .Arm, lan- gem Schwert und Flügeln an den Fiifsen: jeilerseits eine Ayinphe iihnlich tanzenden Bacchantinnen, bisher unrich- tig tiorgoiie genannt. Ein schwarzer Stiilel, dessen klei- ner hüls in schrollem («egeiisatz mit dir nach oben in Art eines Rhytons auslaulenden Oellnung steht, gibt das \'orl)ild zu niisern heutigen vergoldeten 'l'rinkglasern glei- cher h'orni in rotliem Krystallglas.

22. Auf einer Keleiie phönizischen Styls, ebenfalls neuester .Ausgrabung von Volci, erblicken wir Paris ge- genüber der Helena, erslerer mit Bogen in der Hand, Kocher am Rücken und h'lügeln an den l'iil'sen, darauf A ml ro mache verschleiert gegenüber dem lleklor in voller Rüstung (das Schild mit einem Sperber), dahinter einen jungen Knappen mit zv»ei Pferden, Kebriones; säniint-

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liehe Fij^uren mit |ial:iogro|iliisclier Naineiisinsclirift. Der ÜL'ckel ist mit scliiiii gezeicliiieteii Kl)erri gescliiniickt.

23. Aul' einer Aiiipliora mit stliwarzen Kiyureii er- »dieiiit einerseits Dionysos, efeuliekränzt mit einem Ivnolenstal), il.iliinter eine Kran anl einem Jlaullliiere, an- drerseits ein Kitliaröil zwisclieu zwei Siinlen mit Fah- nen: an einem lin en sitzend andrerseits ein Ual)e.

24. Hjdria mit gellien Figuren, wie die triiliere zur Feolischen Sainrnhin;; gehürig. Liegender Mann auf Kis- sen; liher ihm liiingt der ul)lithe Korb. Eine nackte Frau kniet vor ihm mit gelalleten Händen: liinteu stellt ein erwachsener ICnalie liltitig geschlagen an heiden Seilen des Rückens und an der Hinterhacke, etwa als Ehren- srliander der gedachten [""ran.

25. Neapel, 28. -Mai. Die ßesorgnil's, Neapel miichte durch die liedeulenden .Sammlungen Roms wenig- stens auf dem (Jehiete der V as e nenideckungen in den Hintergrund treten und seinen alten Ruhm eines llaupt- stapelplatzes iiir diese dattung Kunstdenkinaler einhiil'sen, hat sich glücklicherweise nicht heslatigt und in der kur- zen Zeit, die ich hier verweile, sind mir schon viel neure lind heiehrende Vasenhilder zu Gesicht gekommen. Vor allen liihre ich eine Kylix mit schwarzen Figuren an wegen des nnleugliaren Dualismus nicht etwa eines ju- gendlichen und eines harligen Uacchus in derselhen Scene, sondern eines lieidemal liartigen, epheuhekranzten, laiig- bekleidelen, Weinstork haltenilen Doppeldionysos. Als mir einige Wochen Irülier in Rom aul einem Stauiiios von Chiusi (geihe Figur) eine idinliche Erscheinung sich d.ir- hot, ileren Prol)lem von den Anlikenhiiiidlern mit dem leicliten ^uskunllsmiltel ,,i! un saceidoti: dl ISacco' trotz der lihrigen ausschliel'send aus Gottern bestehenden N ersamm- lung gelöst wird, glaubte ich dies l'hÜMomen durch die Restauration gewisser dionysischer Allribute wegdispulireii zu können; allein die Kvlix des Herrn De ('recenzis be- zeugt deutlich, dal's in dersellien 8cene zwei in Figur, Kleidung und Allribut völlig gleiche Dionyse aultreten konnten. Wir sehen nandich auf der Aul'senseite Diony- sos auf einer Quadriga, nicht Maulthiergespann, mit gro- Jsem Lanzenstal) oder lichtiger Masli.\, umgelten von Si- lenen und Bacchantinnen hinschreilen zu einem sitzenden Dionysos, der ebenfalls einen Weinslock halt und dessen Stuhl durch die Lehne eines Schwanenhalses sich aus- zeichnet. .\uf der Rückseite erscheint derselbe Dionysos wieder aul derQviadriga umgeben von tanzenden zottigen •Silenen und Bacchantinnen. Im Inneren der Kyli.x ist eine schön komponirte Weirdese von Silenen, ringsum das .Mittelbild eines (iorgoneion , in dessen Nase ein bion- zener Nagel antike Restauration andeutet. Dal's in dem sitzenden Dionysos der Unterweltsgott versinrdicht wor- den, dürfte kaum zu bezweifeln sein: ilagegen sehe ich voraus, da(s bei dem Dionysos als Quadrigenlenker man- chem UDsrer .\rchäologen die (Gegenwart eines Amphia- ratis wahrscheinlicher dünken wird als hier den Lichl- gott der Nacht mit seinen) Sternenwagen, den wir unter dem Bilde der .S.ityrn auf einer andern Vase bereits ken- nen lehrten, anzuerkeiuien, v\ieer bei .inlirechendein iMoi- gen vor seinen kosmischen Lauf bei Plutnn \\iedereinkelii I, analog der Heimkehr iles Dioskuren in ilie Behausung des Tyndareus. Diese Kylix vom schönsten archaischen (jr.iflilostyl ist voicenler Ursprungs und gehörte früher Herrn Basseggio.

2G. I''iir die TliiersynilKilik von besondrer Wichtig- keit ist bei demselben Ihn. De (äescenzis ein .Stamnos mit rothen l''iguren Bacchantinnen darstellend. Wohl als Hauptperson diirlte eine h'rau mit gesenktem 'l'hyrsus und Perlhuhn in der Linken zu bezeichnen sein: links

ihr im Rücken entfernt sich eine .ludre mit eiuemJHirsch- kalb um den Hals; eine dritte ist durch ein Pantherfell charakterisirt, rechts kömmt auf diese eine vierte Bacchan- tin mit Tliyrsus und Schlange zu. Die Rückseite zeigt eine gleiche Bacchantin mit Pantherfell , drauf ihr im Rücken eine Frau mit Kithara, wahrend ein bärtiger Si- len mit Hörn und vollem Schlauch ihr entgegen kömmt.

27. .Auf einer .Amphora Nolana (r. ■•'ig.) erscheint etwas gröl'ser als das vor 23 .fahren im Kunstblatt (Hyperb. röm. Stud. 1 S. 168":'] von mir beschrieline Vasenbild, ein bärtiger Mann mit Haube und Frauenkleidung, das Barbiton s[)ielend : auf der Rückseite ein gleicher mit Krückenstab in der Linken die Rechte verhüllt, zurück- schauend.

28. Eine llydria mit gelblichen Figuren, deren ge- schmackvolle Einrahmung und Disposition am Hals sie als Seitenstiick zur tflyl's- und Penelopehydria iiusres Mu- seums [Gerhard B. B. no. 884J betrachten läfst, verdient in doppelter Hinsicht unsre -\ulmerksamkeit. Ein unbär- tiger mit dem Peplos bekleideter Mann steht gegenüber einer sitzenden schwerbekleideten Frau mit Haidie und .Stephane: an ihrer .Stuhllehne hiingt ein Flötenlutteral : beide spielen uUa inorra. sie mit der Linken, er mit dei Rechten. Auf die Gefahr gelehrten Knnsterklärern zu mifsfallen, wtifste ich doch bei der sichtbaren Altersver- schiedenheit der beiden Figuren keinen |)assenderen Na- men als -Vplirodite und Adonis, zumal das Kostüm beider am Paris und Helena zu denken verbietet.

N E .\ p E L 28. .^L^i. Die frohen Erwartungen, mit denen ich meiner Ankunft in Neapil, der Wiege meiner archäologischen Laulbalin, entgegensah, sind sämmtlicli in Erliillung gegangen. Trotz 18 d.izwischen liegenden Jahren ist mir nicht blos von alten Freunden irnd Wis- senschaf tsgenossen der herzlichste Empfang zu Theil ge- woiden, sondein auch ein jüngeres mit .Anlagen und Eifer ausgelüstetes .Archäologengeschlecht, wie ich es unter Rö- mern schmerzlich vermil'ste, hat mich hier angenehm über- rascht. Was ich überdies dankbar anerkenne, ist dal's in Pompeji, wo bekanntlich in <len letzten Jahren in Wandmalereien fast nichts von Bedeutung zum Vorschein kam, gerade in den Tagen meiner Ankunft höchst inter- ressante (^eiiihlde aufgedeckt wurden, die zugleich in Rücksicht ihres Kunstwerths zu den schönsten gehören, die überhaupt ans Licht gezogen sind.

In einem der ansehnlichsten, noch namenlosen Häuser nah bei dert'asa del l'auno sind besonders drei Wand- gem ä 1 d e mit überlebensgrofsen Figuren, die unsre Bewun- drung in höchstem (irade .inf sich ziehen und durch den grandiosen Charakter das berühmte Bild der .Säugung des l'elephiis im Beisein des Hercules und der Auge noch iilierlrefl'eii.

Das "rolse Wand^em.'ilde rechts zeijit Herakles bei Omphale, das zweite in dir Hinterwand desselben Zimmers die Erziehung des kleinen Itacchus, das dritte die Siege desselben Gottes mit besonde- rem Bezug auf Hispanieii. [Eine genauere Beschrei- bung desselben folgt nächstens in No. 7 dieser Zeitung,]

-Meine morgen lievorsfeliemle .Mireise nach Palermo gestattet mir leider für jetzt nicht die kleineren, aber'audi interessanten Bilder und Skiil|itureii desselben Hauses weiter zu beschreilieii. Daher schliefse ich meinen Be- richt über diese Bilder der erste der üi)erhaii|)t davon existirt, und bei ;.us(laiieriider und gew issenlialter I'riiluiig trotz drückender .Soniienhilze, vielleicht auch einer <ler genauesten, die davon zu erwarten stehen mit der No- tiz der Wandmalerei in einem kleinen Zimmer desselben Hauses, wo «eben einem beschiiebnen aiifgesehlageiuii

27*

28*

Diptyclion, Stylus und Diiitefafs, ein länglich zugelegter Brief mit Siegel in der Mitte sich befindet, auf dem fol- gende Adresse zu lesen ist:

M LVCRHTIO F MARTIS DHCYRI POMPEI DHCR

Da dieser Brief wahrscheinlich die Adresse des Herrn

und.Eigenthümer des Hauses angießt, so setzt er zugleich in den Stand mit gröfserem h'ug und Reclit als es bisher bei pompejanisclien, mit beriihmtdn Röuiernamen gratifi- zirten, Häusern der Fall v»ar, diesem Haus den Namen des M. Lucretius beizulegen.

Die F^ortsetzung nacli meiner Rückkehr aus Sicilien.

Tu. Pa N CFK A.

Archäologische

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XXXIII, tav. d'agg. L. M). ibid. p. 228—38. Mer- curio liricino tra Pani che danzano (Mon. vol. IV, tav.

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29*

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; Rapport sur deux ineinoires en repoiise ä la question

suivante: On deinande de recherclier d'une maniere ap- prolondie l'orgine et la deslination des edifices appeles hasiliques daiis l'antiquite grecque et romaine, et de faire voir cominent la hasilique paienne a ete transfor- inee en egiise cliretienne. Bull, de l'Acad. roy. de Bel-

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W . K O N E K.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

JVf 7.

Neue Folge.

Juli 1847.

Acliilles ;iuf Lenke. Der Kalender von Ainiternum. Allerlei (Aus Pompeji: Wandgemiilde).

I.

Achilles auf Leuke '3.

Hie7.11 die Abbildung Tafel VII,

MW'ie liier zum ersten Mal publicirlen und bisher noch unerklärt gebliebenen Gebilde einer von S. E. dem Grafen von Ingenheim in Nenpcl erworbenen bemalten unterilalischen Amphora des König!. I\Iu- .seum zu Berlin ^) erregen, trotz aller UnvoUkom- menheit der Ausführung*), ein bedeutendes Interesse und weisen bestimmt genug auf einen besonderen mythischen Inhalt, den zu deuten wir einen Versuch machen. Wir schicken, an Gerhard's Beschreibung des gedachten Gefiifses uns anschhelsend, eine kurze Uebersiclit der sich auf beide Seilen vertheilenden Gegenstände voraus.

Auf der dort zuerst beschriebenen Seile, welche in unsrer Abbildung untergeordnet erscheint (no. 2), sehen wir zwei jugendliche Männer im Kam|)f gegen einander anrennend: der eine mit der Chla- mys bekleidet, einen Pileus auf den Nacken, den kurzen Speer schwingend, einen Schild vor- streckend, ihm gegenüber der andere ganz unbe- kleidet, mit langem Schwert und einem eigenthüm- lich geformten Schild. Hinter letzlerem eine ver- wundete kurzbekleidete Amazone mit phrygischem Helm und mondfürmigem Schild, schon auf die Knie zusammengesunken, noch die Streitaxt schwingend. Unten ein Greif, zwischen zwei ihn angreifenden Hunden.

') Vorgelesen in der Arcliäologisclien Gesellscbaft vom 8. Juni 1S47. \gl. Helena auf Leuke: Geiliaid VAi. Si>. II, 181 (Weicker N. Kliein. Museum I, 419). Sclimiickung de'' Helena S. 3 und 11 f. A. d. II.

Auf der Rückseite (no. 1) ein sitzender Jüng- ling, auf dem Lockenhaar einen ausgeschnittenen Petasus, auf einen Scliild gestützt, in der Rechten ein doppeltes Lorbeerreis geschwungen haltend: vor seinen Füfsen spriefst aus der Erde ein Lorbeer- baum, auf seinem rechten Schenkel schreitet, mit erhobenen Flügeln ihm zullattcrnd, ein Vogel mit langen Beinen und Schnabel. Hinter ihm steht, mit Chlamys, Helm und Lanze versehen, ein anderer junger Mann, eine Schale iiber dem Haupt des Sit- zenden hinhaltend. Beiden gegenüber, augenschein- lich Gegenstand ihres vereinten Thuns, steht ein junger Krieger, behelmt, einen aufgestützten Speer in der Rechten, an dem linken Arm einen grofsen Schild, auf dem Rücken hängend ein kurzes Schwert in der Scheide, in einer Stellung, die für einen, der sich flehend einem Höhern genaht hat und Weis- sagung, Versöhnung oder Heilung empfängt, nicht ungewöhnlich ist. Oben sind Gegenstände insbe- sondere palästrischer Bedeutung, Kranz und Ball, angedeutet, wie denn ein Ball oberwärts auch auf der Vorderseite bemerkt wird.

Zunächst von den beiden Daten ausgehend, dafs auf der einen Seite ein Kampf zweier Krieeei" um eine verwundete Amazone vorzuhegen scheint ein Umstand, der sehr mafsgebend die meisten der bekannten Amazonenkämpi'e von der Betrachtung ausschliefst , und dafs auf der anderen, wie schon durch Gerhard angedeutet ist, die Lorbeerreiser eine Sühnungsscene erkennen lassen, glaubte ich auf den

-') Gerbard Berlins ant. Bildwerke 8. .S16 f. no. 1025. Die beifolgende Abbildung gibt dies Gefiifs in einem Drittbeil der Gröfse des Originals.

^) In Gerliard's Besclireibung wird das vorliegende Ge- fäfsbild als „äufserst roh" bezeichnet.

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ersten Blick, einen Zusammenhang zwischen beiden Bildseiten vorausgesetzt, auf unserer Vase einen unter den vorhandenen Kunstdenkmälern bis jetzt vermifsten Beleg zu einem interessanten Vorgang aus dem Iroischen Sagencyclus finden zu können. Ich meine die im ersten Abschnitt der Aethio- pis des Arclinus von Milet an den Fall der Pen- thesüea angeschlossenen Ereignisse, welche in ih- rem gesammten Zusammenhang nicht eben be- sonders viel, wie sonst die meisten Stoffe des alten Epos, von der nachmaligen hellenischen Dichtung, namenlhch der tragischen, oder der bildenden Kunst bearbeitet worden zu sein scheinen *). Achilleus hat den Thersites, von dem er wegen seiner Be- wunderung der schönen Todten frech verspoltet worden, im Zorn umgebracht, und mufs, von Dio- niedes, der seine Verwandtschaft mit dem Erschla- genen hier geltend macht, zur Rechenschaft gezogen, sich defswegen in Lesbos, unter Beistand des Odys- seus, einer Lustration unterziehen. Letztere, oder (da weder Apollo noch Odysseus unter den Perso- nen derselben nachweisbar waren) etwa eine auf die Reinigung im apollinischen Heihgthum folgende Versöhnung mit den ]\Linen des Getödteten und dessen Vertretern die sitzende Figur schien lür einen ätolischen Heros geeignet gelten zu können und hat namentlich mit der aus Münzen bekannten Bildung des Aetolus, welcher der gemeinsame Ahn- herr des Diomedes und Thersites *) war und als Stammheros zu Pleuron ein Standbild hatte (Strabo X p. 711 A.) Aehnlichkeit «) vermeinte ich in der Scene der Rückseite suchen zu können. Aber abgesehen von dem, was sich, sobald nach dieser Hypothese eine Auseinandersetzung des Einzelnen

") s. Procl. arg. Aetliioi)i<l. und die zur Ergänzung die- nenden Stellen der späteren Kpiker zusammen bei Fuchs de variet. fab. troie \>. 124 sq. Von giiechisclien Tragödien ist auf diesen Stolf zu bezielien nur der l^/iUiv; OeQOnoxrovog des Cliaeremon (Welclier die griecli. Trag. S. 1086 f.), viel- leicht eine rümisclie unbekannten Verfassers Penthesilea (Wel- cker 1. 1. S. l.?4:i).

^J Aitolos Pleuren Agenor Porthaon. Von Porthaon stammen Oineus—Tydens— Diomedes, nnd Agrios— Thersites. Vgl. Apollod. I, 7, 10. 8, 6.

'•) S. z. B. die Münze bei Müller Denkni. d. a. K. II, 15, 165, wo diese Personilication des ätolischen Stamms sitzend

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versucht würde, hier einwenden hefse, stünde es noch mifslichcr mit der Deutung der anderen Seite. Dort sieht unter Anderem entgegen erstlich, dals die erhobene Axt der gestürzten Amazone sie nicht wohl anders als sich noch an dem Kampf betheili- gend fassen liifst, dann das noch bedeutendere Be- denken in den kämpfenden Personen selbst, indem ja nicht ein Thersites als wehrhafter Gegner des Achilleus dargestellt sein kann, bei Diomedes als Kämpfer aber das nächste Motiv, der Körper des Erschlagenen, fehlen würde, überdies auch die Ueber- lieferung mangelt, dafs es bei dieser Gelegenheit wirklich zum Zweikampf zwischen ihm und dem Peliden gekonuuen wäre. Dieser erste, hier nur angedeutete, nicht ausgeführte, für mich selbst voll- ständig beseitigte Deutungsversuch führte indefs zu einem anderen.

Wir erlauben uns nämlich zur Erklärung unse- rer aus Lucanicn herstammenden Vase eine zwar in historischer Zeit spielende '), ihrem Wesen nach aber, wie man sich schon aus dem daraus hier An- zuführenden überzeugen Avird, völlig mythische Sage herbeizuziehen, die uns durch drei Gewährsmän- ner, Pausanias (Lacon. 19, 11), Hermias (in Plat. Phaedr. 19), und Conon (narr. amat. 18) in den we- sentlichsten Punkten, bis auf den Namen des Helden, der bei den beiden ersteren Leonymos, bei Conon Auloleon heifst, übereinstimmend überliefert ist, und die bei Pausanias ausdrückhch als eine croto- nische Locallegende bezeichnet wird *). In einer Sclilacht der Crotoniaten gegen die benachbarten Locrer, wahrscheinlich *) jener wunderbaren am Flusse Sagra (Strab. VI p. 261 C. Justin. XX, 3), in welcher zehn- oder 15000 Locrer über eine zehn-

auf Schilden, halbbekleidet, mit dem Petasus auf dem Haupt, eine Artemis 'llfKQrjnid als Sühngöttin (s. Paus. Arcail. 18 und vgl. Gerli. Prodrom. S. 35) auf der ausgestreckten Hand tra- gend orsclieint.

') Beispiele von Darstellung geschichtliclicr Gegenstands auf Vasen s. bei Gerhard arcbäol. Zeit. 18-15, S. 120.

") Vgl. V. Köhler in nieni. de l'acad. de St. Petersb. I. \ I>. 580 sqq.

'') Dies nimmt sclion Heyne opusc. acad. t. II p. 5(j und 185 an , und gründet auf diese angenommene Identität eine imgefähre Zeitbestimnuing für die Schlacht am Sagra, die sonst feiilt.

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fache Icimlliclie Uebemiachl nül über irdi schein IJeisland einen glänzenden Sieg davontrugen, sland dem FUln-er der Schaaren von Crolon, Leonynios oder Auloleon, als unsichtbarer Führer der Lo- crer Aiax der Oiliade gegeiuil)er. Diesen ihren Schulzheros ") pflegten sie nämlich im Kriege zum Beistand aufzurufen (Paus. 1.1.) und ihm dann einen Platz in ihrer Schlachtordnung offen zu lassen {iv tfj TcaQCCtä^EL xcöqav xei'ijv liöaiv, Con. 1. 1. •'). Grade auf diesen geheiligten Platz drang der cro- lonische Heerführer, dem Göttlichen übermüthig trotzend, ein {Inf^t x«ra xnvxo f) nQnxEzäyßai Gcpiat Tüv yfiavTa rjxove, Paus.) und empfing da- für eine schwere Wunde an Brust oder Schenkel, an welcher er nachher unheilbar siechte. Und wie einst Teleiiluis vom Achilles, kann auch er, nach dem Spruch des Orakels, einzig vom Verwunder selbst Heilung erwarten, und mufs diesen auf dem fernen pontischen Eiland Lenke aufsuchen, wo Achilles, umgeben von verwandten und befreun- deten Heroen, waltet. Zuerst unter den Sterblichen (wie die von Croton rühmend behaupteten, Paus. I. I.) gelangt Leonynios dorthin, besänftigt die „andern Heroen' sowohl als insbesondere die Seele des lo- crischen Aiax '*), und wird, des gesuchten Heils ge- würdigt, von ihnen entlassen, auch von der Helena, die als Genossin des Achilles mit auf der Insel lebt, noch mit einer Weisung an den durch ihren Zorn über sein Gedicht erblindeten Stesichorus beauf-

tragt. Es ist wohl natürlich, dafs, sowie hier Aiax der vorzugsweise Zubesänftigende ist, Achilles da- gegen, unter dessen Auspicien so zu sagen Alles vorgeht, als derjenige, von dem unmittelbar die Hei- lung ausgeht, hervortreten mufste, er der Zögling des Chiron, der im Leben und als vergötterter He- ros mehrfach im Besitz der Gabe zu heilen erscheint, der einst den Telephus unter so ganz entsprechen- den Umständen und den Patrocius ") heilte, imd der, nach Pausanias III, 24, zu Brasiae neben As- klepios, gewifs als medicinischer Heros ■''), einen Cult hatte. Und so ist er denn auch, während die anderen beiden Autoren es nicht ausdrücklich er- wähnen, bei Hermias 1. 1. als der, welcher den Leo- nynios heilte, genannt '*).

Hiernach wird es nicht ganz ungerechtfertigt scheinen, wenn wir in dem Angeführten den Schlüs- sel zu der auf dem Bilde no. 1 dargestellten Handlung gefunden zu haben glauben. Wir erkennen also hier den Achilles selbst, mitten in seinem waldijren Heihgthum, auf seinen Schild gestützt, thronend, wie er eben dem flehenden Crotoniaten Entsühnung und Heilung spendet. Unvergänghcher Jugend und Schönheit sich erfreuend, erscheint er hier freund- lich und friedhch, das reiche Lockenhaar, wie wohl einst an den Ufern des Spercheus, mit dem hei- matlichen Hut leicht gedeckt: der gewaltige Schild, dessen Stern vieUeicht nicht ohne Bedeutung mit einem Kranz umgeben ist, dient ihm jetzt nur zur

'") Auf seine dem Scliillljrucli entronnenen Gefährten wtirile ilie Gründung des italischen Locri zmückgeführt, s. Virg. Aen. III 399, cf. Aristot. ap. Poljb. XII 5 u. a.

") Bei Hermias I. I. aber heifst es allgemeiner, dafs ein Haiini ,,iorj rjnoiat" offen gelassen wnrde, auf welchen als „einen unbewachten" der feindliche Feldherr losgeht, und da- bei von unsichtbarer Hand „ii i\iStj).oi", verwundet wird.

") ixiiae naQccyeyovwg xcu lovg aD.ovg ijouicig ix^ttt- h'iautvog, /Ltul.iarie cTf rov AUcnnog lOv Aoxnoü il)L'/r]i; Icifhij. Conon 1. 1.

") Schale des Sosias, no. 1030 der Rerl. Vasensaminlung, vgl. Gerhard Berl. ant. Bildw. .S. 322. Trinkschalen Taf. VI, VII.

'*) S. Panofka's Abhandlung über die HeilgöHer der Grie- chen, Berl. 184.i, S. 16.

''■) und zwar bei diesem zugleich auch als der Verwunder. Dem Leonynios wird vom deljihischen Orakel der Bescheid ; 6 TQniöct; xnl ttiaiTKt (vgl. Anm. II), und auf weitere Frage,

wer dieser sei, die Antwort: Acliilleus. 'A7it).i}övTK oiv aviov, heilst es weiter, tig Atvxijr ir/v rijaov . . Ixiitvaai rov TiQaitc, x«l IJfrp xoiutjO/i'Ta iivitg tmv rjniücuj', xnl Xaßtiv /jIv tikqu 10 V 'Ayi).kiiog i^C(>ct7i e (al', lixovaui Ji nan tdxuiv tlniTv rois ttvd-Qiönotg oii ovälv kcivS^i'ivei ^«oiif oiäi TJouia; wv TiQKTmt «5 livlhQionoi. Die Beziehung der letzteren Worte auf beide in der Sage wesentlich zusammengehörige Fälle, den des Leonvmos und den des Stesiclioros, leuchtet ein, und man sieht aus diesen Andeutungen, wie sehr (joetisch ausgebildet dieselbe war. Was aber die für Achilleus in Sage und Bild- werk beanspruchte Hanptstelle betrifft, so begründet sie sich weiter auch durch den bezeugt crotonischen Ursprung der Sage, in der es also nicht zunächst auf Verherrlichung des feindli- chen Aia\ abgezielt sein konnte, und eine auf Croton hinwei- sende Beziehung dürfte auch für das Bildwerk anzunehmen sein, vorausgesetzt, dafs wir hierin dessen Gegenstand richtig erkannt haben.

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Stülze. Hinter ihm sehen wir Aiax, in leichter kriegerischer Tracht, doch jetzt gleichfalls friedlich und versöhnt, mit umgekehrtem Speer, die Schale hinreichend. Uehereinstiinniend mit dem Eindruck des Ganzen, dürfte in dem oben angehrachlen Bei- werk, Bali und Kranz, eine symbolische Hindeutung auf das ungestörte selige Leben der Helden enthal- ten sein, das sie in ritterlichen Spielen und Gelagen und allen den Beschäftigungen, die sie auf Erden erfreuten, zubringen ^).

Eine Besonderheit auf dieser Bildseite haben Avir noch etwas näher zu betrachten, den auf dem rechten Schenkel des Sitzenden flatternd schreiten- den Vogel. Die Insel des Achilles war reich an Vögeln '), von denen Arrian in seinem Reisebericht an den Kaiser Hadrian, der am eingehendsten von allem die Insel des Achilles Betreuenden spricht, meldet, es wären Möven, Taucher und Seekrähen, und sie dieneten dem Achilles gleichsam als veco- xÖqoi, sein Heiligthum bewachend, ehrend und täg- lich mit ihren Flügeln reinigend ' *). Nach Ammia- nus Marcellinus XXII S waren es gewisse weifse Vögel, „halcyonibns simlles''', mithin eine bestimmte Alt von Vögeln, und er weifs von Sagen i,de eorntn orUj'mc et kellesponfiacls proclus", welches letztere vielleicht auf einer Verwechselung mit den iMem- nonsvögeln beruht. Was er aber von der Gestalt dieser Vögel sagt, stimmt mit der des Vogels auf imserem Bilde, welcher ein solcher Eisvogel, wie ihn Ovidius Riet. XI 793 beschreibt:

,,. . . longa intcrnodia crurum, longa manet cervix, Caput est a corpore longe" wohl sein könnte. Die Vögel, die um das Heilig-

thum des Diomedes auf der adriatischen Insel ge- genüber der apulischen Küste hauseten, werden auch völlig dem unsrigen entsprechend geschildert: grofs, mit langen, harten Schnäbeln, den Schwänen ähnlich'*). So bliebe, auch wenn jenes Zeugnifs des Ammianus (aus naheliegenden Bedenklichkeilen, die sich gegen die unmittelbare Brauchbarkeit des ganzen geographischen Abschnitts, dem die Notiz entnommen ist, erheben lassen) nicht für gewichtig erachtet würde, die Auskunft, anzunehmen, dafs dem unteritahschen Vasenmaler, der von den Wun- dervögeln Leuke's gehört haben mochte, die ähnli- chen, ihm nähern und bekannleren, des Diomedes vorschweben konnten. Aehnliche Gruppirungen von attribuirten Vögeln, in ganz der nämlichen adori- renden Geberdung, mit götlhchen Gestalten sind auf Bildwerken ja wohl nichts seltenes^*). Die Bedeu- tung des Vogels für unsere Darstellung wäre etwa, zur Bezeichnung der Göttlichkeit des Achilleus und zugleich der Localität, wo der Vorgang geschieht, zu dienen. Vielleicht aber dürfen wir hier noch etwas weiteres suchen. Den Thieren, welche auf diesen den Heroen geheiligten Inseln hauseten, wird ein eigenthümlicher, den Willen des Gebieters of- fenbarender Instinct zugeschrieben. So folgten, wie Arrian (1. 1.) versichert, die wilden Ziegen auf Leuke dem Opfernden freiwillig, sobald Achilles' Geist mit dem dafür dargebrachten Geldpreis zufrieden war. So widersetzten sich die Vögel des Diomedes dem Nahen der dem Heros mifsliebigen IMenschen, während sie die ihm Angenehmen ruhig herankom- men liefsen *'). Es liegt hiernach nicht fern, auch eine symbolische Bedeutung für die ganze Handlung,

") Vgl. Pinil. fr. 95 Böckli, wo er von dem eljsisclien Leben singt, ii. a. xal toI fiiv i'nnoig yv^vaaCotg «, lo'i öi TiinaoTi, Tol ök (foofifyytaai Tfitnorrui, Titcnit li^ a(ftaiv ivar- ilijg uTiit; TÜnO-iv öV.(3oj. Von der Lebensart des Helden Iieifst die Insel ancli Soöixog lAy_il)Ju>g, Arr. peripl. p. 21 Hiids. u. a.

•■) Kur. Iph. T. 435, Dion. Per. 544, cf. Plin.X, 24, Solin. 19 und Salinas. ad li. I., Antig. Car. 134.

'*) Ganz diijselbe f51ire erwiesen, wie die Anwobner des IIcllc.s|i(int nach Paus. Pboc. 31 behaujiteten, dem Grab des Aleninon die Memnonsvögel.

' ') S. Ps. Aristo!, mir. aiisc. SO und die Stellen bei Beck- mann ad li. I. Vgl. Klausen Aeneas l(, 1177.

''") Kinige gerade gegenwärtige Beisi)iele sind: auf der Blacas'schen Dnterweltsvase (Arcli. Zeitung 1844, Taf. 14) ein flatternder Schwan auf dem Sclioofs der Venus (daneben Her- mes, an dem ein Hund aufspringt); auf einem Metallspiegel bei Gerhard etrusk. Spiegel Tb. II, 181 ein Vogel mit langem Hals und Schnabel, den Hals gegen die Hand der Gottheit Thalna reckend ; die Terracottaligur einer weiblichen Gottheit mit einem Schwan bei Gerb. ant. Bildw. Tf. 97, 3; ein .Schwan bei einer weiblichen Figur, die wenigstens nicht Leda ist, auf der Vase no. 1024 des Konigl. Museums zu Berlin.

•') Ps. Arist. I. 1. tovxovg i.tyovaiv, luv ftiv "£V.>ir(g <(,to- ß(({yioaiv tig töv rönov, riar/Jav t/nr. im' <f^ t(Üi' ß«nßi'<oo)v jivkg röjy Tjinioi'xojy, tivlTnciüOi'.i xtä itUonovii^yovg xtiin-

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«lein Ucbrigen entsprechend, (in dem Uiv den BiU- slcller günsligeu Verliallen des Achillesvogels auf luiserem Bilde zu veinuithen.

Auf der anderen Seite ist die verwundet hin- cesunkene Amazone jedenfalls Pen t lies ilea. Es gab eine vom Epos abweichende Sage, nach welcher Penlhesilea nicht in Troia, sondern erst später, als sie mit Amazonen und Scylhen das heilige Leukc zu überfallen wagte, durch Achilles, der hier nicht als Schalten, sondern in kraftvoller Leiblichkeit sein Wesen trieb ^^), umkam. Dieser Kampf köimte hier dargestellt sein: die kühne Fürstin ist schon unterlegen, ihr scylhischer Vorkiimpfer wird dem gleichen Schicksal nicht enlfüchen. Auch dürfte dies wohl als ein zur Verherrlichung des götterglei- chen Gebieters von Leuke dienender Gegenstand hier geeigneter erscheinen, als wenn wir hier Thalsachen aus seinem menschlichen Leben, etwa seine beiden letzten Grofsthaten, die Bewältigung der Penlhesilea und den Kampf mit Memnon, suchen wollten. Auf unsere Weise gewinnen wir als die künstlerische Idee des ganzen Bildes:

AchillcHS hier dem flc/ienil seinem Asyl Nahen- den gnüd'ti) und hlilfreich, dort den frevelnden Ein- dringlingen ein gewaltiger Verderber.

Da eine besondere symbolische Beziehung des Kampfes zwischen Greif und Hunden zu den dar- über befindlichen Kampfscenen, wie wir eine solche in dem Beiwerk der andern Seite zu finden glaub- ten, schon der nicht geringe Baum, den auf dem Bilde jener einnimmt, aufzusuchen veranlafst, so würden wir etwa den Vergleich so zu fassen ver- suchen: „wie der Greif in den rhipäischen Bergen Schätze bewacht und vertheidigt, so hier der Heros sein Heiliglhum."

Wir liaben nocli Einzelnes in unserer Deutung des Hanptbildes dieser Seite (no. 2) naher zu Uegnlnden. Der griecliiscli gekleidete Kampfer kann wol.'l liiglicli liir den-

selben gellen, der auf no. 1 sitzend erscheint; aucli die Schildzeichen sind wesentlich beiderseits gleicli, und wenn liier der Kranz um den Stern verinifst wird, ist das viel- leicht nicht zufallig. Riicksichtlich des Gegners, den wir als einen Scytiien nahmen, ist zwar der al>sichlliclie (ie- gensatz zu dem andern in dem Mangel jeder Bekleidung LUid in der Verschiedenheit der Bewaffnung zu heacliten, indefs niclit zu verhehlen , dnfs die gewöhidichen Anzei- chen dieser Nationalität an ihm vermil'st werden, wenn nicht etwa sein auffallend gestalteter Schild, der alier, hei der im Allgemeinen schlechten Zeichnung, \ielleiclit gar, wegen der Schraffirung, als eine um den Arm ge- wundene Chlamys genommen werden künnte, eine mond- iiirmige Pelta vorstellen soll. Vielleicht dürften wir etwas hauen auf eine gewisse Analogie, die unser Bild mit einem bekannten interessanten V'asengemiilde zu haben scheint, das u. a. bei .Alillin gal. mylh. CXXXV, 498 abgebddet ist und den Kampf der Athener unter Theseus gegen die in Attica eingelallenen Scjthen und Amazonen darstellt, vielleicht (nach Miilin) eine Nachahmung des von Phidias auf dein Schilde der Atlieiia gebildeten Ainazonenkampls. Auch dort erscheinen die griechischen Streiter, etwa weil sie nicht zum Krieg ausgezogen, sondern in der Heimat überl'allen sind, nicht in voller Rüstung, sondern meist nur mit der Chlamys und im Nacken hängendem Petasus, und die Scythen sind durch allerlei Besonderheiten der 'l'racht, und zwar keinesweges die üblichen, von jenen unterschieden, tiiner endlich der letzteren, den wir vor einem einen Feldstein gegen ihn erhebenden Athener mit Chlamys und Hut zu Coden eingesunken erblicken, ist ganz und gar unserem Scythen gleich, nackt, jugendlich mit ge- locktem Haar, die Rechte mit einem Schwert bewaffnet.

Allerlei Details der Ausführung, die vielleicht ein nähe- res Eingehen wohl verdienten, bei Seite lassend, beschran- ken wir uns, nur noch auf einen Umstand aufmerksam zu machen. Nämlich die in den vier Feldern des Kreuz- balls, den wir auf no. 1 unterhalb des Kranzes, dicht ne- l)en dem Speer des vorausgesetzten Crotoniaten, gezeich- net sehen, sich bemerkbar machenden Zeichen scheinen roh gepinselte Buclistal)eii zu sein, und würden sich etwa ).it<i oder uvTO lesen lassen. Im letzteren Kall hatten wir ja

iniaOdV «iTOtc ih K'.; xt<f(ü.iii aviiöy, xitl rof; (ny/fni ri- TnoiaxoVK«; (iTioxjn'itn:

'■) Philostrat. Her. 19 p. 208 eJ. Boiss. Ks sind beson- ders bei Philostrat die Worte zu beachten : „TioU.oTg rüiv li n^'vTOi' iantTii.dxüriov <i!jXcc 1^/; juitic", aus denen hervorgeht, dafs die Grundlage dessen, was hier erzählt wird, eine wirk- liche Sage, und zwar eine bei den pontiscben Griechen gang-

bare, war, während sonst freilich die Autorität dieses Schrift- stellers für Sagen eine mifsliche ist. So ist wohl auch diese Legende des politischen Achillesdienstes als der urspriingliclie Sinn der etwas curiosen Varietät der Penthesileasage bei I'tolem. Ileph. VI p. 72 ed Teucher; „w; li/jlUv; vnö Iltvtttaii.ilai liliuotütii, äl'jOii'arji civrov iljs fitjTQOS Q^riiSos, äiaßiot' xiti uif>.ojy IltrOeaif.idei' tl; liiSou itiiXiv inoatniif ti' zu betrachten.

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die Anfangshuchstaban des Namens Autoleon! Ol) liierauf etwas gegeben werden darf, mögen Kundigere bestimmen. Wenn gegen uns der Mangel eines Wundmaais am Körper des als Leonymos oder Autoleon gedeuteten jun- gen Kriegers auf no. 1 geltend gemaciit wird, so können wir uns wenigstens nicht entscliliefsen, diesem Einwand so viel Gewicht einzuräumen, dafs er ganz allein für sicii unsere Hypotliese wankend zu machen vermöge. Denn abgesehen davon, dafs überhaupt nicht jeder Verwundete anf antiken Zeichnungen, zumal ungenauer ausgeführten, als solcher grade eben durch eine sichtbare Wunde be- zeichnet sich findet, wie ja gleich bei unserer Amazone, deren Verwundetsein ein ebenso wesentlicher Umstand ist, kein solches Zeichen aufzuweisen ist, brauchten wir uns nur die Gesundung als schon eingetreten, den der- selben vorhergehenden Zustand als einen durch die ganze Handlung als dagewesen angedeuteten vorzustellen. Berlin. C. von Paucker.

IL Der Kalender von Amiternum.

Der Kalender von Amiternum, nach dem pränestini- schen ohne Zweifel der wichtigste unter allen bisher be- kannten römischen Kaiendarien, existirt noch jetzt in Aquila im Besitz derselben Familie Alfieri, deren Eigentlium er ursprünglich war, nur dafs er jetzt durch Erbschaft bei der weiblichen Linie derselben ist; seine jetzige Besitze- rin ist eine Frau Bonjour aus dem Hause Alfieri. Ich habe bei ihr die zahlreichen und leider nicht eingemauerten Stücke gesehen und abgeklatscht und werde die Resultate dieser Revision hier miltlieilen, so wenig bedeutend sie an sich sind.

Was auf Foggini's Stich von dem Kalender wieder- gegeben ist, d. h. bei weitem der gröfste und wichtigste Theil des überhaupt Erhaltenen, die Monate Juli grölsten- theils und August bis December ganz, das rührt von dem scharfsinnigen und genauen Giovenazzi her, demselben, der die Fragmente des Sallust in der Vaticana entdeckt hat und dadurch auch einem weitern Kreise von Philolo- gen bekannt geworden ist. Die Berichtigungen sind hier höchst unbedeutend;

7. Juli] LVD ist ausgefallen.

8. Aug.] QEDIE, nicht QEOD.

10. Aug.] Der Bruch geht an CONSTITVTA heran, so dafs er das E weggenommen hat.

13. Aug.] FLAMINIO, nicht FLAMINTO.

2. Sept.] zu schreiben ist E'^IVP.

3. Sept.] SVPPLIC, nicht SVPLIC.

APVT, nicht APVD. 20. Dec] XIII, nicht XII.

Was auf der Tafel nicht dargestellt Ist und dorh in Foggini's Abdruck erscheint, also das Fragment von Mai und Juni und das andre vom 8 13. Juli, das rührt nach Foggini's Versicherung S. 100 aus einer alten ihm von Giovenazzi mitgetheilten Abschrift her, da die Origi- nale für diesen Theil des Kalenders verloren gegangen seien. Diese letzte Behauptung ist unrichtig und wahr- scheinlich existirt noch jetzt Alles was jemals gefunden ist; jedenfalls besitzen wir noch das Fragment von Ma' und Juni gerade so wie Foggini's Abschrift es giebf, und von dem Fragment, das den 8 13. Juli umfafste, folgen- den Rest:

Ob das was liier Foggini mehr giebt, seine Supple- mente sind, oder wirklich damals dies Bruchstück voll- ständiger vorhanden war, ist kaum zu entscheiden. Wich- tiger sind die Berichtigungen, die die Vergleichung des Originals für die ÜMonate Mai und Juni gewährt hat. 21. Mai] Hierher und nicht zum 23. Mai gehören die

seringen Fragmente

R \N0

denn sie stehen in einer Linie mit dem 21. Juni und fast

ohne Ausnahme steht neben einander was demselben Tage

in verschiedenen Monaten angehört. Die Ergänzung ist

leiclit, da auf den 21. Mai die Agonalien fallen, die nach

Ovid V, 721 dem Janus heilig waren, nach dem Kai.

Venusin. demVediovis. Unser Kalender schliefst sich an

Ovid an: für die äufsere Form der Restitution ist Vorbild

z. B. was beim 15. Dec. steht:

wonach ich hier schreibe:

ExnAGO:N.N'S

23. Mai] Dahin gehört das bisher fälschlich auf den 23. Mai bezogene und noch falscher gelesene Fragment, das bei Foggini in Text und Ergänzung so lautet:

fortunae pRI

raigeniae PVBL+*IN

colle.

In der That steht aber auf dem Steine : VR INVELIA

CONSO

109

110

was offenbar auf das Fest dieses 'J'ages, die zweiten Tu- Ijiliistrien gellt und so zu ergänzen ist:

G^TVH \pLVSTRANT\K

Diese Notiz ist nicht uninteressant. Die beiden Tubi- lustrien, am 23. März und 23. Mai, werden nacli Festus beide in demselben Lokal gefeiert und zwar in der Scliu- sterhalle (Fest. s. v. tuhilustria quibus diebus adscriptum in l'astis est tum In alrio sutorio tubae lustrautur); welches I.ocal sonst zwar nicht erwähnt wird, aber jedenfalls auf dem Palatin zu suchen ist. Denn dort fand man (nach N errius Flaccus zum 23. März) nach dem gallischen Grande der Lituus unversehrt und beging das Fest wegen der Rettung der Reliquie dann in der Scliusterhalle, vermuth- lich darum, weil man eben dort den Lituus wiedergefun- den hatte. Verbinden wir hiermit, dals nach andern Nach- richten (Becker Topogr. S. 421 A. 41) der Lituus in der Curie der Salier auf dem Palatin aufbewahrt und dort auch wiedergefunden wurde, so müfste danach das atrium sutorium el)en die Vorhalle zu der Kurie der palatinischen Julier gewesen sein. Aus der neuen Notiz des Kai. Arait. ergiebt sich nun andrerseits, dafs das atrium sutorium auf der Velia lag. Demnach liätte man die Curie der Salier und die Schusterhalle da zu suchen, wo die Velia sich an den Palatin anschliefst, also etwa bei der Königsburg und dem Vestatempel. Und so erklärt es sich, warum in der Inschrift Orelli 2244 die pontitices Vestae die man- siones Saliorum herstellen, und ebenfalls wie das heilige Ancile in die Wohnung des Numa, d. Ii. die Regia fallen und doch in der Curie der Salier aufbewahrt werden konnte (Becker S. 230). Dieser ganze Gebäudecomplex, der äufserlich wohl wie ein einziges Gebäude erschien, der Vestatempel und das atrium Vestae, die Regia und das atrium regium, die curia Saliorum und das atrium sutorium, ist etwa in der Gegend vor dem Titusbogen zu suchen.

24. Mai] Hieher, nicht zum 26., gehört folgendes nach Dio Cass. 43, 45 genauer als es Foggini gethan hat ergänzte Fragment:

fer ex sc quoD EO DIE a senatu c cAESAR c f appellatus INVICTVS EST. Dies geschah unter vielen andern Ehrenbezeugungen nach der Schlacht von Munda, von der am 20. April 45 die Nachricht nach Rom kam (Drumann III, 636), wie wir aus dem Kalender sehen am 24. Mai 45.

27. Mai] Welcher Epochentag aus der Geschichte Cäsars, Augusts oder Tibers hier verzeichnet viar, wovon noch übrig ist

ODEODIE

ist nicht bekannt. Bisher war dies Fragment auf den 29. Mai bezogen, was unmöglich ist, da dasselbe Bruch- stück, welches unten gleichen Bruch zeigt, im Juni mit dem 27. schliefst.

19. Juni] MINERVAE INAVENTINO in einer Zeile.

20. Juni] SVMMANO ADCIRC MAXIM in einer Zeile. 24. Juni] ist also abzusetzen:

PORTI FORTVNAE TRANSTIBER ADMILLIAR PRIM ET SEXT

26. Juni] ist von Foggini nicht ganz richtig gelesen und ergänzt, obwohl er in Vell. Pal. II, 103 die richtige Quelle der Ergänzung angali. Es mufs so supplirt werden:

FER EX Sc qVOD EO DIE AVGVStus adoPtavlT FILIVm ti. caesarem AELIO et sentio cos.

27. Juni] schreibe B^C.

Rom. M O M M S E N .

Aller!

6. Aus Pompeji. [Von den im Haus des Lucre- tius neuentdeckten drei grofsen Wandgemälden, oben Beil. S. 26* stellt das erste den Herakles bei Om- pliale dar.] Der Heros erscheint mit Weiulaub be- kränzt und taumelnd, mit gerieftem silbernem Halsring und Binden, in rothem goldgesticktem, innen grün gefut- tertem Peplos und weil'sen goldgestickten Schuhen. Er stützt sich auf einen Lyder mit höchst eigenthümlicher asiatischer Portraitpliysiognomie, blondem Haupt- und Bart- Laar und blauem Gewand, in dessen Schurz dieser letztere wie Priap, an den er mehr als an Silen erinnert, Aepfel, Weintrauben und Granatäpfel trägt.

Den Asiaten charakterisiren ferner grofse goldne Ringe in den Ohren und noch mehr ein blafsgelbes

1.

Ko|)ftuch mit blauer Saumverzierung, das ihm zur Kopi- bedeckung dient. Ich müfste mich sehr irren, wenn dieser Asiate nicht den Bonus Eventus der Lyder, jenen Tylos darstellte, den Ottfr. Müller auf den Silbermünzen von Sardes durch Inschrift unzweifelhaft, mit den Zügen des Triptolem gegenüber seiner Mutter Ge des scharf- sinnig nachwies. Neben ihm schliefst links eine 'i'ambou- rinschlägerin in weifsem Schleier die Scene ab, während vor den Füfsen dieser beiden Figuren zwei Amoren, der eine mit dem blauen Köcher des Herakles, der andre mehr rechts mit dem silbernen Trinkgefäfs desselben, Skyphos, spielt. Der dritte Eros aber, oirenbar[?] derselbe wie Epeur in den Armen des Herakles auf dem berühmten etriiski- schen Sjiiegel des Cab. du Roi in Paris, schwebt auf sei-

111

112

ner linken Schulter, die Doppelllote f)lasenfl, das lydische Instrument. Rechts erl)licken wir Omphale, deren Kopf aut ein Portrait von seltner Schönheit und WCirde hin- weist, mit raarkirten Augenbraunen: ihre mit einem Ring geschmiickte Linke rulit auf der Keule, dem Scepter ly- discher Königinnen. Von dem Löwenfell dient Kopf mit Zahnen wie bei den schönen Omphaleköpfen in Marmor ihr an Helmes Statt. Darunter triigt sie einen gelben Peplos über hellblauem Chiton. Omphale hat vor sich eine schöne weibliche Gestalt mit Rosa-Schleier um Kopf und Körper und mit Wein- oder Schilfbekränzung, die auch einer zweiten dem Herakles zunächst stehenden Be- aleiteriu der Omphale nicht felilt. Am Ende dieser rech- nen Seite des Bildes lallt noch ein männlicher vorschauen- der Kopf, durch braunrothe Hautlärbung und markirte fiesichtszüge sein Vaterland bezeichnend, vor allen übri- gen ins Auge.

Bei den vielen Dramen, die Omphale und Herakles zum Mittelpunkt wählten, kann es kaum fehlen, dafs bei Athenaeus oder sonst erhaltne Fragmente, welche nach- zusehen mir jetzt in Ermanglung jedweden Buches un- mönlich ist, an die Details dieses vorzüglichen Gemäldes sich anschliefsen und unerwartetes Licht über dassell)e zu verbreiten im Staude sein werden. Oliwohl eine etwas ähn- liche Composilion der Eroten mit den Waffen des am Spinn- rocken beschältigteu Herakles durch die berühmte kapito- linische Jlosaik, in Millins Gal. mytii. CXVIII, 454 ge- stochen, längst zu jedermanns Kenutnils gelangt ist, so steht doch dieses Gemälde als ein so originales in Com- position, Ausdruck der Figuren und Färbung da, dal's alle ähnlichen Compositionen vielmehr als partielle Kopien dieses Meisterwerks anzusehen sein diirlten.

Nicht minder ausgezeichnet ist das zweite in der Hin- terwand desselben Zimmers befindliche Bild die F> Zie- hung des kleinen Bacchus in einer neuen Weise ver- ••eueuwärtigend. Auf einem von zwei Stieren gezogenen Wa^en steht Saturnus-ähnlich Silen mit weilsem Sclileier iiber dem Haupt und bekränzt: er hält das Bacchuskind vor sieh, das mit seinem grofsen Thyrsus spielt: voran tanzt ein flötender Satyr mit Tänia, von drei andern Thia- soten schauen nur die Köpfe hervor. Tiefer unten er- blicken wir einen andern Satyr vor den Stieren ihre Zü- gel haltend und einem Pan voranschreitend. Hinter dem Silen macht eine Frau von edlem Profil, das Haupt mit einer goldnen Stephane geschmückt, vielleicht eher auf den Namen Demeter Anspruch als den der Ino, da letztere gewöhnlich ein Kopftuch, Kredemnon, charakterisirt : zu ihr gewandt, dem Silen nidier, steht eine jugendlichere, etwa Kora, während unten eine- dritte, wohl die Höre des Herl)Stes, Opora, ein tiefes glockenförmiges Gefäls (keine Cista), etwa mit Trauben und Orangen gefüllt, dem Silen hinaufreicht. Dieses Gefäls in Verbindung mit dem Och- sengespann fordert zum Vergleich eines Wandgemäldes der Titusthermen auf, das heimkehrende Schnitter gleich dem berühmten Robertschen darstellt.

Das dritte grolse Gemälde , dem von Herakles und Omphale gegenülier, leider das bereits verbli- chenste, obwohl von gleich grofsem Verdienst der Jla- lerei, stellt den jugendlich schönen Dionysos ein 'I'ropäum errichtend vor: links hinter ihm steht ein Fauu [Satyr?], wohl sein Liebling Ampelos: vor ihm

zu seinen Füfsen sitzt mit auf den Rücken gebundnen Händen auf dem Schild ein besiegter Krieger: darunter behndet sich ein römisclier Helm und andre Theile der Rüstung. Dem Gotte parallel steht eine Frau, deren Kopf leider fehlt, in der gesenkten Linken etwa eine Rolle oder Pedum haltend, in der Rechten vor sich eine I\LTske des bärtigen gehörnten Pan. Flügel, die vielleicht bei einer zweiten Prüfung zur Schattenzeit zum Vorschein kommen, dürften entscheiden, ob hier wie in ähnlichen Compositionen in der Nachbarschaft des 'i'ropäum eine Nike anzunehmen ist, oder d ie Personificatio n Spa- niens, wo Dionysos auf seinem Eroberungszug den Pan als Statthalter zurückliefs. Diese Ver- muthung würde sowohl den römischen Helm des Gefan- genen als den am Boden rechtfertigen, da der Maler, der lydisches Leben in demselben Zimmer so scharf zu indi- vidualisiren verstand, gewifs nicht in Verlegenheit kommen konnte, einen Indianer zu malen, falls es seine Absicht war, den Sieg des Dionysos über den Inderkönig Dcria- iles darzustellen.

[Ueber dies dritte Bild äul'sert ein später eingelau- fener Bericht desselben Verfassers sich folgendermafsen:

,,Das dritte grolse Wandgemälde, dem des Herakles und der Omphale gegenüber, leider das liereits verbli- chenste, obwohl von gleich grol'sem Verdienst der Malerei, stellt eine efeubekränzte Bacchantin vor, einen Schild brin- gend zu einem mit Helm, Schild, Panzer und Wehrgehenk bereits ausgerüstetem 'JVopäum: am Boden erblickt man einen dritten Schild. Links hinter ihr stellt ein Faun mit Binsen bekränzt, den Thyrsus in der Rechten haltend. Ihr gegenüber liegt rechts mit auf den Rücken gebunde- nen Händen auf dem Schild ein Besiegter in der Blüthe des Mannesalters, mit Chlamys bekleidet: darunter befin- det sich sein römischer Panzer und Helm. Während die- ser im Vordergrund liegt, erblickt man auf derselben rechten Seite mehr nach hinten einen stehenden efeube- kränzten Jüngling, der mit der rechten Hand einen Schild in die Höhe hebt, worauf eine Siegesgöttin mit dem Grif- fel schreibt, den Schild ihrerseits mit der Linken haltend. Der nahe liegende und hier in Neapel verbreitete Gedanke an des Bacchus Sieg in Indien scheint mir wegen des Besiegten und wegen seiner W'affen nicht zulässig, zumal in demselben Zimmer der Maler in den zwei andren Bildern uuhellenische Nationalität so scharf und treu zu indivi- dualisiren verstand. Daher ziehe ich es vor, an Spaniens Besiegung z\i denken, wo Bacchus den Pan als Statt- halter zurückliefs, ein Gegenstand, den mehrere römische Sarkophage von guter Ausfuhrung uns vergegenwärtigen."

„So wenig es sich leugnen last, dafs das bacchische Element in den Blalereien dieses Hauses tlieils in den dramatischen Bildern , theils in den reizenden Zechgela- gen der Amoren, besonders aber in den wunderbaren gro- fsen drei Wandmalereien sich unverhohlen ausspricht und vielleicht auf dramatisches Talent des Hausbesitzers zu schliefsen berechtigt: so laden andrerseits die Lokalfar- ben der grofsen Wandgemälde zu der A'ermuthung ein, der Hausbesitzer ]M. Lucretius habe vielleicht in Lydien und Spanien Staatsämter bekleidet und deshalb diese (•egenstände mit besonderer Beziehung auf seine glän- zendste Lebensepoche zur Ausschmückung seines Haupt- zimmers gewählt.") Th. Pan CFK a.

liiezu Tafel VII der \euen Folye: Achilles auf Leitke, Vusenhild des Berliner Jluseums.

Druck und Verlag von G. Reimer.

Herausgegeben von E. Gerhard,

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M 8.

Neue Folge.

August 1847.

Dionysos-Apollo als Thongefäfs. Griecliisclie Münzen: Künstlernamen auf Münzen; Apollo und Aulon (Kaulonia); zur Prokescli-Ostensciien Sammlung. Allerlei (Oilysseus und Helena).

Dionysos -Apollo als TJiongefäfs.

Hiezu die Abbildung Tafel VIII. no. 1 u. 2.

Miw'ii'i als uispiüngliche Gegenstücke zu einander gehörige Gefäfse, welche aus den clusinischen Aus- grabungen des Hrn. Fran^ois herrüiirend neuerdings in die Königl. Vasensammlung zu Berlin (n. 1940. 1941) gelangten und unter No. 1 und 2 dieser Ta- fel abgebildet sind, erinnern zunächst an ein seit länger bekanntes volcenlisches Beispiel derselben so seltnen als eigenthümlichen Gefiifsform. Bereits im Jahr 1832 ward in den Werken des archäologischen Instituts ') der ganz iihnhche und mit ähnlichen hoch- stehendan Henkeln versehene Doppelkopf veröffent- licht, der, seitdem ergänzt und mit einem Fufs wie das gegenwärtige Gefäfs ihn bestätigt versehen, in der Königl. Sammlung zu München aufgestellt ist. Durch Lenormant's gelehrten Scharfsinn ward die ses Gefäfs ausführlich besprochen , thcils nach dem künstlerischen Gesichtspunkt, den die Benutzung des IMenschengesichts zur Gefäfsfoim und der ägyptisi- rende Archaismus beider Köpfe uns hervorruft, theils nach dem symbolischen Doppelsinn der im wohlbe- kannten Namen der bacchischen Gefäfsform, für die jene Köpfe benutzt sind, Kantharos *), an die Be- griffsverwandtschaft von Schiff und Gefäfs, ja auch

') Mon. d. Inst. 1, ,H9. Lenorniant Ami. IV, 311 ss.

') Macrob. Sat. V, 21 : Scyphus Herculis pocnlum est, itn iit Liberi pniris cnnllinrns. Vgl. Scliol. Clem. paedag. II, S ]). 188. l'anofka Keclierclies no. LXI. Gerhard Berlins Bildw. iS. 3.j8 f. Ussing de nominibos vas. gr. p. 134 ss.

') Scliiff und Gefäfs nacli Atlienaeus XI. 473 D, der Kä- fer ebenfalls wegen seiner Kahnform. Vgl. Ussing I.e. p. 135.

an den ägyptischen Käfer erinnert, dessen berühmte Erdrollung gewissermafsen zur Ehre des ältesten Töpfers ihn berechtige. Im Verfolg solcher Namens- spiele, bei denen die Schiffsform jenen verschiednen Begriffen zur sichersten Grundlage dient *), hat Hr. Lenormant eine Deutung des von ihm behandelten Doppelkopfs ausgeführt, welcher auch für das Ver- ständnifs der gegenwärtigen ähnlichen Doppelköpfe erheblich ist. Als Gegenstand desselben wird näm- lich der personificirte Kantharos {le heros Canihurus auch nach der Ueberschrift) von ihm angegeben, ein Heros welcher für einen gleichnamigen attischen Hafen bezeugt, aber nach leicht begreiflicher Ueber- tragung auch als Erlinder des Trinkgefäfses *), jenes Wein- und Wasserbehälters bezeichnet wird, der gleichfalls als Kantharos uns bekannt ist. Eine solche allegorische Person wird durch andre ähn- liche von Schlauch und Gefäfsen benannte Dämone Askos, Stamnios, Keramos *) hinlänghch unter- stützt, um an und für sich deren Anwendimg auf die Gesichtsform eines Gefäfses auch ohne entschei- dende Gründe nicht unzulässig zu linden.

Es ist indefs nicht nur der IMangel bestimmter Merkmale, der hier und in ähnhchen Fällen, bei plastischer Durchbildung ungleich mehr als bei gra- phischer Andeutung, uns hindert ähnhche grofsen- theils durch Volks- und Dichterlaune erschaffene Personen sofort in Werken einer vermeinthchen

*) Schol. Aristoph. Pac. 144: Km-^änov i-iuriv, ovru> xtt- kovfiivog unö nvos ijoioog Kav9äQov. Hesych. KdvSuQog no- iijQiov iläos KTTo Tov xciTcixaivc'tcutvTO;.

"■) Kernmos nach Paus. I, 3, 1. Stamnos nach Aristoph. Ran. 22: 6r {;w fih' wr /liovvaog vtög ^la/nviov. Asl-vs in der Sage von Damaskus (Etyni. M. n. Steph.). Von Lenor- mant Ann. IV, 314 wird auch ein Amphoreus (woher?) an- geführt.

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Künsllerlaiine wederzuerkennen, sondern es ist auch noch mancher andre Grund jener Annahme entge- gen, namenlhcli die Verdoppelung des Kopfes. Ueher diese nicht blofs vom römischen Janus, sondern auch aus altgriechischen Belegen wohlbekannte Doppel- bildung hat Hr. Lenormant selbst bei andrer Gele- genheit ') umsichtig genug gehandelt, um einen be- deutsamen Grund solcher Verdoppelung erheischen zu müssen. Delphine und Efeu bilden am Rand des von ihm besprochenen Candelori'schen Gcfäfses zwar einen Gegensatz, der uns veranlassen könnte den vermeintlichen Heros Kantharos einerseits als Dä- mon des Weines und andrerseits des ihm beizumi- schenden Wassers zu nehmen; doch ist keines jener ringsumlaufenden Symbole auf einen der beiden Köpfe beschränkt, und der Gegensalz so gefafst ohne sonstige Analogie. Vielmehr tritt einer solchen Ver- muthungdie Analogie sonstiger zu ähnlichen Gefäfsen benutzter Doppelköpfe entgegen, in denen für bac- chische Personen verschiednen BegriiTs, Geschlechtes und Ansehns eine schärfere Unterscheidung gesucht ist'); wie denn überhaupt die ganze aus verschied- nen Kunstgattungen nachweisliche Reihe hieratischer oder ikonischer Doppelköpfe ') der Annahme einer beiderseits gleichgeltenden Wiederholung nur selten und scheinbar Raum läfst. Mangel an Attributen kann eben so wenig dafür entscheiden als eine ge- wisse Uebereinstimmung der Gesichtszüge; denn wie diese letztere für Unterscheidimg der Götterideale im Archaismus der Kunst und in gewissen, nament- lich den grajiliischen Kunstgallungen, erst spät und allmählich festgestellt wurden, so pflegten auch At- tribute gespart zu werden, wo sie nicht nöthig wa- ren. Gewisse Gegensätze waren dem klassischen Alterthum so tief eingeprägt, dafs ein Doppelbild zwei anscheinend gleicher Gottheiten, bei Janus und ähnlichen Bildern, dem damaligen Beschauer keinen Zweifel zurückliefs, dafs allerdings eben eine und

'■) Lenormant Nonv. Gal. mjtliol. p. 7 s.

'') So die weiblichen mit Silen oiier Satyr gepaaiten Köpfe zwei Kollersclier Gefafse: Berlins Bililw. S. 234 no. 744. 761.

") Zoega oLelisc. p. 219 tf.

■') Dreifacli ist Zeus im Musee Blacas pl. XIX (Ger- liard Vasenl). I. S. 44 f.) und anf einer cltisinisclien Am- phora, doppelt Hermes, nämlich als ounuriog und ;^OÖi'(Of (Plutarch. orb. lun. 931 = IX, 718 Rsk.) auf einem etruski-

dieselbe hochstehende Gottheil gemeint sei, das eine Mal vorwärts, das andre Mal rückwärts: nämhch als vor- und rückblickende, als oben und unten wal- tende Gottheit, wie eine solche beiderseitige Herr- schaft von nicht wenigen Gottheiten, hauptsächUch von Zeus und Hermes '), bekannt ist.

Diese Ansicht liegt denn auch den zu ursprüng- hchem Gegenstück mit einander verbundenen Dop- pelköpfen unsrer Tafel zu Grunde. Ein charakteri- stischer Unterschied dieser gepaarten und dann paar- weise verbundenen Köpfe wird hier vergebens ge- sucht; weder Apollo noch Dionysos spricht in be- kanntem Kunstideal hier sich aus, wohl aber ein jugendlicher Typus, der im Archaismus der Kunst füglich auf einen wie auf den andern jener Götter anirewandt werden konnte. Wie dann und wann bei Doppelköpfen von IMarmorhermen, würden wir auch hier ungewifs bleiben, ob vielleicht Dioskuren oder ob Hermes, Apoll, Dionysos, jeder von ihnen nach seiner zwiefachen über- und unterirdischen Bedeu- tung aufgefafsl, hier vorausgesetzt v/erden dürften, käme nicht die Bekränzung der beiden Becher un- serem Zweifel zu Hülfe. Der Andeutung von Wasser und Wein durch Delphine und Efeu, die wie im ähnlichen Candelorischen Gefäfse auch hier sich findet, ist überdies weiter unten ein Kranz beige- sellt, der durch den glücklichen Umstand zwei ur- sprünglich verbundene Gefäfse einer übrigens ganz gleichen Bildung vor sich zu haben bedeutsam wird. Ueber dem einen der beiden Doppelköpfe ist näm- lich ein Kranz von Efeu, über dem andern einer von Lorbeer zu sehen, und es ist der Sinn beider Doppelköpfe offenbar der, dafs einer derselben auf bacchischen, der andre auf apollinischen Dienst be- züglich sei. Diese Bedeutung, verbunden mit übri- gens gleicher Bildung, entspricht der bereits im Al- terthum gelehrt erläuterten Gleichsetzung beider Göllcr ' "), einer Gleichheit die im megarischen Göt-

schen Stamnos (Gerhard Vasenh. III, 240) gebildet, und eben- falls dopi>elt auf andern Vasen Athene. Vergl. Arch. Z. IV, 303 ff. 350 fr.

'") Apollo's und Dionysos Gleitlisetzung lelirt Macrobius Sat. I, 18 nach Beinamen und Dichterstellen; auf den unter- italischen Vasen ist oft durch beider Götter Vereinigung darauf liingedeutet. Vgl. Lobeck AgI. I, 79 ff. 015. Gerliard Vasenb. I S. 114 ff. 12ö. 210.

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lernamen eines Dionysos Melpomenos und Apollo Dionysolos ") ausgesprochen war und, wenn nicht früiier, doch sicher im orphischen ") aus der Tra- giker Zeit uns hiniüngiich bezeugten Göllerwcsen ihre Beglaubigung fand: die vorliegenden Bildwerke aber sind keinenfalls früher zu setzen.

E. G.

II.

Griechische Münzen.

1. Künstlernamen auf Münzen.

Hiezu die Abbildung Taf. VIII no. 3—6.

Unter den rnelir als 3000 griechischen Münzen, wel- che ich im Auftrage der General-Direction der Königliclien Museen für die hiesige Kg). Münzsammlung während eines mehrjährigen Aufentiialts in Italien angekauft liabe, liefin- den sich einige grofsgriechisclie Silheriniinzen mit Künst- lernamen. Da es zum Theil unbekannte Namen sind, so gebe ich hier die Beschreibung der Münzen.

1. Tliwiiim. Behelmter Paliaskopf rechtshin, der Helm ist mit der Scylla geschmückt, in der ausgestreckten linken Hand Iiält sie ein Ruder, welches auf der linken Schulter aufliegt, an ihrem Leibe sind die Hundeköpfe siclitbar.

B. Stofsender Stier rechtshin, darüber GOYPIÜN, auf einem Streifen, welcher die Base für den Stier bildet, steht NII'L4NJ PO, über diesem Streifen eine Heuschrecke, unter dem Streifen ein Fisch.

Die Aufschrift NIKL4NJP0 bricht so ab, ol)gleich der Raum es nicht bedingt. Die Buchstaben sind voll- kommen erhalten; wäre noch ein Schlufsbuchstab dage- wesen, so würden gewifs Spuren desselben sichtbar sein. Eine ähnliche .Münze von 'J'hurium mit dem Namen Mo- lossos ist bekannt. Molossos und Nikandros sind wohl gewifs Künstlernamen; die Klarheit der Buchstaben, die Stelle wo die Namen wenig in die Augen fallend stehen

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sprechen dafür. Ein anderer Grund dafs es Namen von Künstlern, nicht von Magistraten, sind, ist folgender: die obersten Magistrate wechselten hiiufig; wenn sie das Recht liatten ihre Namen auf die Münzen zu setzen, so übten sie es alle nach einander aus, es findet sich dann eine ganze Reihe wechselnder Namen auf den Münzen einer Stadt. Aul den Silbermünzen von Thurium sind aber nur die beiden Namen Molossos und Nikandros ausge- schrieben, die Namen der Magistrate dagegen nur durch Anfangsbuchstaben bezeichnet, welche jedoch an bedeuten- derer Stelle, zum Beispiel unter dem Stadtnamen, stehen' 2. Metiiponl. Weiblicher Kopf rechtshin; das Haar, durch ein zweimal umschlungenes Band gehalten, ist hin- ten in einen Knoten gebunden; um den Hals ein feines Halsband. Unten an der kleinen schrägen Fläche, welche der Abschnitt des Halses bildet, steht API2TH. Das Ganze ist von einem Kranze umgelien.

R. Aehre mit einem Blatt, daneben links MET, rechts ein grofser Krebs.

Diese Münze ist von bedeutend älterem Styl als alle mit Künstlernamen bezeichnete dieser Stadt, welche R. Röchelte in der Lettre ä M. je Duc de Luynes Tafel IV abgebildet hat. So ist auch der Sladtname nur durch die drei ersten Buchstaben bezeichnet, was ebenfalls auf ein höheres Alter deutet. Mehrere der von R. Rochette (siehe auch Lettre ä M. Schorn 1845 Seite 84 Nr. 3 und 4) angeführten Münzen zeigen in verschiedenen Ab- kürzungen die Künstlernamen .^ristippos uaA Arlsloxenos. Unsere Münze aber hat vollkommen deutlich APJ2TH. Wir haben also hier den noch unbekannten Namen eines älteren Siempelschneiders von Metapont, der vielleicht Arlslcs oder Arlslcnos hiefs.

3. Mctuponl. Weiblicher Kopf mit einem Eplieu- kranze, rechtshin; unten am Abschnitt des Halses /ZO^ R. Aehre, rechts daneben META. Es ist ganz sicher TIOA, nicht AROA zu lesen. Auch ein mit IlO^l anfangender Künstlername ist noch unbekannt ; eine sichere Ergänzung ist bei der Häufigkeit dieses Namenanfangs unmöglich *).

"J Dionysos Melpomenos u.ApolloDionysoHotos: Paus. 1,31,2.

'•) Orpliisclie Ansicht: ek "JD.iog, tk Jiövvaog. Vgl. Macr. I, 18. 21. Loh. AgI. 1, 745 und die Agyienslierme im Hades Musee Blacas pl. VII (Arch. Z. I Taf. 14).

') Eine andere Münze von Metapont, welche R. Rochette in der Lettre ä M. le Duc de Luynes Tafel IV, 31 abgebildet hat, beiindet sicli auch in der Königlichen Samndung zu Her- lin. Das Berliner Exemplar zeigt deutlich üO^i, wiilirend auf der Abbildung bei R. Rochette AIIOA steht. Da nun unsere

Münze No. 3 einen Stenipelschneider von Metapont feststellt, dessen Name mit IIOA beginnt, so vermuthen wir, dafs auch auf der Münze bei R. Rochette IlOvt statt AIIOA zu lesen sei. Doch sagt R. Rochette, er habe vier Exemplare aus zwei Stempeln gesehen (Lettre ii M. le Duc de Luynes Seite 37 Note 6) ; wir wollen daher unsere Vermuthung, dafs auf seinen Münzen UOA zu lesen sei, keineswegs als eine sichere geben, denn über Münzen, welche man nicht gesehen zu urtheilen, führt bekanntlich zu grofaen Irrthümern. Münzen von Tarent

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4. Rliegium. Lorbeerbekranzter Apollokopf rechts- hin, davor PHPINO^, dahinter ein Lorbeerzweig von zwei Blättern, auf dem dem Halse näheren Blatte 7J7- nOKPATH^, die beiden letzten Sylben rückläufig. jR. Lüwenkopf von vorn.

Dies Exemplar ist bereits von Beger im Thesaurus Palatinus Seite 180 und Thesaurus Brandenburgicus I, Seite 328 abgebildet worden, doch ohne den Künstler- namen, welchen Beger nicht bemerkt hatte. R. Röchelte führt diese schone Münze in der Lettre ä M. Scliorn 1845 Seite 91 Nr. 17 nach Exemplaren der Sammlung Thomas an; da sie aber noch nicht getreu abgebildet war, und da die Stellung der Buchstaben des Künstlernamens von der auf den beiden Exemplaren von Thomas aliweicht, haben wir sie hier abbilden lassen.

Schliefslich bemerken wir, dafs wir auf dem Exem- plar einer schönen Münze aus Naxos in Sicilien, welches sich in der Königlichen Sammlung befindet, am Abschnitt des Halses auf der Vorderseite einige Spuren von Buch- staben zu bemerken glauben. Andere Exemplare dieser Münzen mögen entscheiden, ob wir irren. Es ist die Sil- bermünze, Gröfse 8 nach Mionnets Malsstab, auf deren Vorderseite ein bärtiger Bacchuskopf erscheint, um das Haupt ein breites Band, auf welchem ein Epheukranz. Die Kehrseite zeigt einen auf dem Boden sitzenden bärti- gen Silen, den Becher in der Rechten zwischen Weinstock und Thyrsus, daneben N^4SI0N. Unwahrscheinlich wäre es nicht, dafs der Verfertiger einer der schönsten unter den schönen sicilischen Münzen seinen Namen verewigt hätte, um so weniger als auf einer ihr an Schönheit bei weitem nachstehende Münze von Naxos der Künstlername ProMos sich findet.

Berlin. Julius Fiiiedländer.

2. Apollo und Aulon.

Hiezu die Münze von Kaulonia Taf. VIII. no. 7.

Die bisherigen, in diesen Blättern (Arch. Z. no. 10) von Panofka gründlich besprochenen, Bemühungen um den vielgedeuteten Münztypus von Kaulonia >) hatten endlich dahin geführt, dafs in dem stehenden einen Baurazweig schwingenden Gott jenes Typus fast allgemein Apollo er- kannt wird, in dessen Nähe ein Hirsch als übliches Attribut gilt. [Jiebei blieb es im Einzelnen nach Geberde sowohl als nach Attributen (wie Wasserbecken und Opferbinden) wahrscheinlich, dafs dieser Apoll theils als ein reinigen- der zK^apr»/?, theils als ein ärztlicher Päan erkannt wird welchem die angedrohten Schläge des Gottes ^) keineswegs fremd sind. Schwieriger war die Bestimmung der kleinen Figur geblieben, die nach dem schreitenden Apoll zurück- schauend auf seinem linken Arm leichtfüfsig auftritt. Zwar ward eben nach dieser Bewegung und Anordnung kaum gezweifelt, dafs ein Sciiützling und Diener des Gottes da- mit gemeint sei, den Chariten auf Apollo's, den Sirenen aufHera's, der Siegsgüttin und selbst dem Adler auf Zeus Hand 3) vergleichbar; diesen Schützling aber mit Sicher- heit zu bestimmen blieb schwer, wie denn Müller darin den Orest, Rochette den personificirten y.aduQ/^wg, der Herzog von Luynes den metapontischen Aristäos, endlich Panofka mit nicht minder gewichtigen Gründen einen Orts- dämon, nämlich den Kaulos, darin erkannte, dessen aus Servius bezeugter Name im Zweig oder Stengel (y.uvXoc, caulis), den jene Figur zu halten pflege, ihm noch beson- ders angedeutet zu sein schien.

Bei diesem Ergebnifs schien man eine Weile sich be- ruhigen zu können und obwohl Hr. Panofka seine Erklä- rung mit den unfehlbaren Worten schlofs, sie werde nicht die letzte des räthselliaften Typus gewesen sein, so war man doch auf einen neu hinzutretenden Umstand nicht gefafst, der alle bisherigen Erklärungen wesentlich betheiiigt. Aus einem Hrn. Steuart gehörigen Exemplar meldete Hr. Mi-

beglaubigcn übrigens auch einen Aiiolloniiis als Stempel- scbneider.

') Kckhel verzichtete auf die Deutung. An Dionysos und dessen olaiQOg dachte Avellino, an Apoll und Orest Müller, an Apollo und Aristäus der Duc de Luynes, an Apollo's Lu- stration des Demos Rochette, nebenher an Herakles und einen Kerkopen Streber, an Apollo Hylates (Paus. X, 32, 4) als Wald- und Hcilgott mit dem Ortsdämon Kaulos zuletzt Pa- nofka Arch. Z. r, 171 ff.

') Apollo, den auch die llias gleichzeitig als Pest- und lleilgott kennt, ist als Päan sowohl ein heilender (Ildn'imv) als auch ein schlagender (ttk/w vgl. ßnlU Ilaiüv, Macr. I, 17)

Gott, theils in Bezug auf gewaltsame Heilungen theils auch wegen der bei städtischen Siilmungen, denen auch die römi- schen Luperealien angehören, üblichen, reinigenden und frucht- bringenden Geilselung. Mehr darüber gibt Hr. Lloyd im nächst- dem zu erwähnenden Aufsatz p. 2, wo auch auf die homerische Kräftigung durch .Schlag mit dem Dreizack (II. XIII, 59) und auf Tzetz. Cliil. V, 23 vgl. v. 733: i/iTiixig (mTiiaecvTee dg Tii'og verwiesen ist.

') Dem Typus von Kaulonia in der That ähnlich ist der von Hrn. Lloyd neu abgebildete messenische eines den Blitz schwingenden Zeus, auf dessen linken Arm der Adler btliag- lich ruht, wie hier die Knaben- oder Jünglingsligur.

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nervini (Bull. Nap. 1844 p. 108), dafs die von Apollo getrageue kleine Jünglingsfigur an den Fiifsen beflügelt sei; el)en dieser Umstand ward l«ald darauf durch Hrn. liirch aus zwei andern Exemplaren des hrittisclien Mu- seums Ijestätigt, deren vorzüglichstes nebst mehreren Va- rianten der kleinen Figur *) uns in Al)l)ildung (Taf. VIU. no. 7) vorliegt. Hievon ward, el)enfalls von Hrn. Bircli, in einem besonderen Aufsatz s) für fortgesetzte Erklärung der Münzen Gebrauch gemacht. Es ward sehr richtig bemerkt, dafs der vermeintliche Aristiios oder Kaulos nun keiner andern mythischen Person ähnlicher selie als dem Gott Hermes, und nur wie dieser in solcher Gestalt und Beziehung von Apollo getragen werden könne, blieb nach- zuweisen. Hr. Birch dachte an den von Apollo zur Strafe gezogenen Knaben Hermes des homerischen Hymnus; da aber weder ein Kind hier dargestellt ist noch, allem An- scheine nach, eine Strafe, so litt diese Ansicht bald schar- fen Einspruch •). Weit eher liefse sich denken, ein Her- mesdienst, der dem Apollodienst von Kaulonia unterge- ordnet gewesen sei, werde durch eine von Apoll gestützte Figur in ähnlicher Art angedeutet, wie wir, hauptsächlich auf asiatischen Münzen der späteren Zeit, fremde Götter- idole von der geijietendsten Landesgottheit getragen sehn; aber weder Bewegung und Haltung der Figur, noch auch der untergelegte Arm Apollo's, auf welchem sie fufst, ge- statten uns hier ein Idol zu erkennen, für welches sich sonst der ithyphallische Hermes anderer Exemplare des-

selben Münztypus als enfsprecliender, wenn auch durchaus vereinzelter Beleg '), anfüliren liefse.

Den Faden dieser von Hrn. Birch eröffneten Unter- suchung liat in einem ef)enfalls den Münzen von Kaulonia geltenden Aufsatz Hr. II'. W. Lloyd «) neu aufgenommen. Er geht davon aus, dafs weder Hermes noch auch Per- seus, an den man beim Anblick beflügelter Füfse gleich- falls erinnert wird, hier statthaft sein können, und spricht um so entschiedener eine auch von Panofka ») getlieilte Ansicht aus, nämlich dafs hier ein beflügelter Windgott dargestellt sei, wofür zuvörderst Kaulonia's früherer Name Aulonia ' ») und dessen Veranlassung durch die Lage des Orts an vorgestreckter Bergschlucht ' ') ihm zu statten kommt. Wie mit diesem im Namen liegenden ' *) Begriff' einer lang hingefurchten Bergschlucht auch der des schar- fen Luftzugs gegeben ist, mochte Aulonia auch als Stadt der frischen gesunden Winde so heifsen, welche den ty- phonisclien Einflüssen dieser heut zu Tage so ungesunden Küste im Alterthum das Gleichgewicht hielten. In ganz ähnlichem Falle befand sicli Kaulonia's Mutterstadt Kro- ton, des bei schutzlosem Hafen den Vorzug gesunder Lage statt sybaritischen Reichthums erhielt und denselben auch sprichwörtlich behauptete'»). Ueberhaupt waren die unteritalischen Küsten den Winden allzusehr ausgesetzt um nicht, wie in Athen und in andern griechischen Städten, auch für Thurii, Tarent, Epizephyrium > *) eine göttliche Verehrung jener dämonischen Mächte vielerorts zu erhei-

') Das nach einem Scbwefelabdruck, den wir Hrn. Bircli Yerdanken, hier und auch in Hrn. Lloyd's Aufsatz abgebildete Exemplar, welches die gedachten Flügelcben am deutlichsten zeigt, rührt aus der Kollerschen, in London vor einigen Jah- ren versteigerten, Münzsammlung her. In der rechten Hand des Figürchens ist auf einem andern vormals Kollerschen Exemplar, jetzt ebenfalls im brittischen Museum, ein Zweig deutlich, während die Linke eine Peitsche oder Geifsel hält; auf einem dritten dortigen Exemplar scheint ein Blatt, auf noch einem nach Hrn. B.'s Bemerkung ein Kranz (?) angegeben zu sein. Auf dem erstgedachten Kollerschen und auf dem Steuart- schen Exemplar, welche beide die Flügelchen besonders deut- lich angeben, ist jener Gegenstand undeutlich.

"") Sunt. Birch: Notes on types of Caulonia. Aus dem Numisniatic Clironicie no. XX.Y.

••) Namentlich von Hrn. Panofka: Arch. Zeit. IV S. 312.

■) Von tyrrhenisch-pelasgisclieni Götterwesen, wie jene Herme ihn anzudeuten pflegt, ist aus ganz Unteritalien mir sonst nichts gegenwärtig.

') ir. If. Lloyd On the types of tlie coins of Caulonia: ebenfalls aus dem Numisniatic Chronicle besonders abgedruckt.

') Nach einer, auf Anlafs der Schrift von Birch, in der

Archäologischen Gesellschaft ( Arcli. Z. IV, 312) gemachten Aeufserung.

'") AvXwriu iSttt TÖv TiQoxeCftirov avlm'«, nach .Strabo VI, 1 oder (\nd toj)' 7inox(iufv(ov icvi.iöi'iov (Etym. M. s. v.), oder nach Hekatäos (Stepli. K(cvX(oi'({t) d'(« t6 fte'aiiv «ihövos tti'ai.

") Dafs die Namensform Kaulonia später vorherrschte be- zeugen die Münzen; dafs sie aber nicht ursprünglich war wird allgemein versichert und ist durch ähnliche Vorscblagskonso- nante (auf Eustatli. p. 628, zu y.ü.svSfu, verweist nachträglich auch Hr. Lloyd) hinlänglich belegt, so dafs Panofka's Ableitung von xavkbi unwahrscheinlicher wird.

'•) Vom Stamm f«u, twia, wehen, sind cwkr) (Etym. i nt- niTireoftevos TÖnog), aiilös, avXoiv {avXmug xO.itSiivovs Hom. II. Merc. 95) sammt verwandten Städtenamen, der M'indstadt Aulis, Aulokrene u. a. ni. abzuleiten, wie Panofka Arch. Z. 1 170. IV, 312 bemerkt und Ilr. Lloyd weiter ausgeführt hat.

") Vom Orakel das Myskellos, Krotons Gründer, erhielt, wie auch vom Sprichwort iyi(axiQOv KQOjüivog, handelt Strabo VI, I.

'^) Dienst der Winde in Thurii (Boreas: Ael. V. H. XII 62) und Tarent (Hesycli. (i({(XTog) weist Hr. Lloyd nach, zu- gleich mit Pindars (Ol. X, I) Erwähnung des stürmischen Rpi- zepLyrion.

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seilen, und in solclier Geltung eines Windgottes glaubt denn Hr. Lloyd auch die fufsbefliigelte kleine Figur auf Apolls Arm fassen zu müssen.

Bei dieser scharfsinnigen Auseinandersetzung ist je- doch ein Umstand übersehen, der uns hindert, einen schlechthin so genannten Windgott in der bewufsten Figur zu erkennen. Boreas, der ganz ähnliche Gesiindheitsge- ber Athens, den Hr. Lloyd zur Bestätigung seiner Ansicht vergleicht > *), pflegt, eben so sehr wie andere Windgott- heiten, mit breiten Schulterflügeln versehen zu sein, wie ja der Kunstgebrauch selbst den Boreaden Kaiais und Zethos, ihres den Argonauten gesellten Heldenthums ungeachtet, fast ohne Ausnahme beilegt »*); solche Befliigelung aber fehlt unserm Figürchen, in welchem überdies der rück- schauende Blick für einen Windgott an und für sich nicht hinlänglich erklärt ist. Wohl aber kommt dieser Rück- blick dem Berggeist einer Gebirgschlucht zu, welche be- zeugtermafsen im Vordergrunde der Stadt Kaulonia lag ' '), und eben dieser Berggeist, dessen Luftzug Kaulonia's Ge- sundheit sicherte, ist, wenn nicht handgreiflich, doch mit «enügender Sicherheit uns bezeugt. Wenn einmal Tgplion Kaulonia's Gründer heifst > ') der Vater schädlicher Winde, den ungesunden Thalgrund zu liezeichnen, aus welchem die Stadt sich erhob, und wenn nach einer anderen Spur ein Amazonensolm Kaulos »*) dafür galt, so ist es doch un-

gleich sicherer, im Namen Au Ion als Heros der anfänglich Aulon *") oder Aulonia benannten Stadt zu erkennen. In Bezug auf Aulonia's Gründung nur zufällig nicht genannt, ist dieser Heros theils im Namen des dortigen Gebirgs Aulon*'), theils im heilkräftigen Heros erhalten, der in Sparta**) verehrt und von dort überKroton vermuthlich auch nach Aulon oder Aulonia verpflanzt worden war. Un- gleich sprechender als einer der Winde bezeichnet der leichtfüfsige Jüngling auf Apolls Arm uns einen Gebirgs- gott, der hüpfend und spähend gleich Pan auch an dessen Vater den kyllenischen Berggott erinnern und mit diesem schnellfüfsigsten aller Götter zurAndeutung sausenden Luft- zugs wohl auch die Fufsbeflügelung theilen darf. Wir glau- ben demnach dieser nun bald vielleicht durchgesprochenen Gruppe nach so vielen für sie versuchten Benennungen noch eine hinzufügen zu dürfen, welche den Deutungen auf Aristäos oder Kaulos, jenem als Windgott und Lie!)- ling Apolls, diesem als örtlichen Heros, zunächst sich anschliefst: ein leichtfüfsiger Dämon, der Apollo den Schutz- und Sühngott Aulonia's dienstbar umspielt, wird am füglichsten für Aulon des Ortes gleichnamigen He- ros gehalten werden, der vom gleichbenannten Gebirg aus als sausender und erfrischender Dämon der von Apollo beschützten Stadt seinen Lufthauch entgegenblies.

E. G.

'^) Boreas, mit Verweisung auf Miliin Gal. LXXX, 314. Auch Iris, an welche Panofka (Arch. Z. IV, 312) erinnerte, pflegt selbst ohne Fufsbeflügelung (Gerhard Vasenb. II Taf.82) grosse SchuUerflügel zu haben.

>") BoreaHen: Gerhard Vasenb. III S. 15, 2.

"} Nach Strabo's und sonstigem Zeugnifs (Anni. 10).

") Typhon aus dem archaischen Aega, Kaulonia's Gründer nach Pausanias (VI, 3, 5), ist dem Vater schädlicher Winde (Hesiod. Theog. 869) gleichnamig. Ebendaher war Kroton ge- gründet; eine Glosse bei .Servius (Anm. 21) nennt die Stadt lokrisch.

'") Kaulos bei Servius Aen. 111,553: alii a Cnulo Clilac Amnzonis filio condilum (Aulonem) tradtmt. Panofka's allzu entschieden ansgesprocliene Meinung (Arcli. Z. I, 171), dafs bei Stephanus Byz. v. Kav).mitt ein Heros Kauion statt Aulon zu lesen sei, widerlegt sich bei genauerer Ansicht der vielleicht auch nur besser zu interpungirenden Stelle. Es heifst dort: Kaviwvla nähg 'li«)Mii r]v 'Extacdog Av).iov(t(V xiiUt J/k tu jxfaijr iev).<Svog th'cu. tmö yctQ lov Avi-üivog [fehlt etwa: Av- ).iovCa znl?] liauQov /ueroivo/^vaSTi KavltovCa, i!>i unb Mnaßov TjQoioi; MiranövTiov . . . Hier ist meines Krachtens alles klar, wenn nvköiro? als Eigenname AÜmvo;, nämlich als Berg und wie Atlas zugleich als Berggeist gefafst wird, woran denn die Vergleicluing mit Metabos und Metapont ungezwun-

gen sich anscbliefst. Auch die nächstfolgende Stelle (Stepli. AuXcav) dient zur Bestätigung.

=") Aulon heifst die Stadt bei Virgil Aen. 111,553 (Aii- lonisque arces) und bei Stepbanus v. AiXm': lazi xat AvXdir ov InokiOciV KQortoviÜTtti, ring livo/JCKyO^r} Kiwliovla,

^') Aulon als Gebirg bezeugt Servius (Aen. 111,553): Aulon mons est Calabriae, ut Horatiu^ (Carm, II, 6): et ami- cus Aulon fertilis Bacclio, in quo oppidum fuit [a Locris con- ditum], quod secundum Hyginum, qui scripslt de situ nrbium Italicarum, olim non (Aulon nominattim?) est. „Serviana plane ineptiunt" sagte Heyne eilfertig zu dieser Stelle.

■•') Aulon als Heros in Sparta verehrt (Paus. III, 12, 7), nahe bei Hippolyt den Panofka (Arch. Z. I, 174) als Amazo- nensohn ihm vergleicht. In der eleischen Stadt Aulon war As- klepios verehrt und ein Aulonios statuarisch dargestellt (Paus. IV, 16, 5) , sämmtlicli Orte und Namen einer durch LuCl- reinigung ärztlichen Bedeutung, wie schon Panofka bemerkt hat. Dagegen ist im Leben des Sophokles der von ihm ver- ehrte Heros niclit mit Hrn. Lloyd p. 15, 34 Alon oder Aulon, sondern Alkon zu nennen.

-') Nachträglich sehe ich, dafs auch Panofka (Arch. Z. VS\ 312) mit Hintansetzung seines Kauion (Anm. 18) nnd seines ,, Stengelmanns" Kaulos dieser Namensform und Erklärung sich zugewandt hat.

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3. Zur Prokesch-Oslenschen Sammlung.

Nacliträglicli zu Tafel XXXIII u. XLI der Arcliäol. Zeitung. Erste Folge. Taf. XXXIIF. Xo. 51. Hierupolts Phrygiae. 2IEBAZT0S. Kopf des Augustus, recbtshiii.

R. lEPAnOAlTnN MATPO..AnOAAn.

Axt nacii der Rechten gekelirt, um welche sich eine Schlange windet, darüber ein strahlenl)ekr;tiizter Kopf. So erscheint mir dieser seltsame Miinztypus. Hiera- polis hatte diesen Namen «/ro rov Uqü tioIXu. l'/^nv (Steph. Bj'z.), und drei durchaus geheiligte Gegenstan- den scheinen hier zusammengestellt zu sein, uämlich der Kopf des Apollo-Helios oder (nach andern Münzen von Hierapolis) AliQßiircig , die Schlange des Aeskulap und die Axt der Amazone als Stadtgrüuderin (Etkhel D. N. III, 154). Uehereinstimmend hiemit ist ein Typus der nicht entfernten karischen Stadt Mylasa, nämlich der See- krel)s, üher welchem eine aufrecht stehende Axt bemerkt wird die in einen Dreizack endet, nämlich in Bezug auf gemeinsamen Dienst des Poseidon und Zeus Labrandeus oder, wie eben so füglich sich sagen läfst (Cavedoni Spicil. num. p. 188 f. Böckh C. 1. Gr. II p. 1107), des Zi^vo- Tioanöwi'. Die Inschrift scheint aul'ser dem Namen der Stadt auch den der Magistratsperson anzugeben als M«- Tpo . . . Sohn des Atio'kXio .... Vgl. Mionnet Descr. no, 606. 607. Suppl. no. 363.

57. Myra Lyc'iue.

AE 1. Apollokopf, lorbeerbekränzt, rechts.

B. MYP nOA. Kithar.

Statt TTOA möchte TTOA zu lesen sein, so dafs diese Münze von den vereinigten lycischen Städten Myra und Podalia herrührt.

Die sitzende bewaffnete Figur scheint weiblich zu sein und eine Göttin Roma darzustellen, wie solche auch in einer Inschrift derselben Stadt sich findet (C. I. Gr. no. 4366 6.)

61. TraUes Lydlae*).

Dieser iuhaltreiche Cistophorus zeigt uns links von den üblichen zwei Schlangen einen auf die Windungen des Mäander gestellten Auerochsen. Sowohl hiedurch wird die Bestimmung der Münze nach Tralles erklärt als auch durch den Adler, da jene Stadt sich der Wiege des

') In der nicht genauen Beschreibung dieser Münze ist der übliche Typus der Cistoiilioren von den begleitenden Attri- buten, Auerochs, Adler und Herkules, wie von der rüinisclien Inschrift gesondert angegeben, und der Revers einer Schlange,

Zeus rühmte (^lug yoyui: Cavedoni Spicil. p. 237. Vgl. C. I. Gr. no. 2923 b). Hinsichtlich des C. Fabius Sohn des Marcus, so hat Borghesi (Decade V oss. 9) gezeigt, dafs derselbe im Jahr 695 Proconsul Asiens, später aber einer der angesehensten Legaten Cäsars in Gallien war, ferner dafs er vermuthlich Sohn des M. Fabius Hadrianus war, welcher im Jahr 686, als Lucullus Legat in Asien war, von Mithridates geschlagen wurde. Sein Beiname Hadrianus wurde In dieser asiatischen Münze vielleicht ausgelassen, um nicht an die Niederlage seines Vaters zu erinnern.

62. Plucia Mysiae.

Der Frauenkopf mit Thurmkrone gilt ohne Zweifel der Cybele, welche als HIi;ti}Q ÜXuxtuvri auch nach Cy- zicus versetzt erscheint, einer dortigen Inschrift zufolge (C. I. gr. no. 3657. Cf. 3668).

63. GenÜnos Troadis.

Die fliegende Biene, deren Summen zum Schlaf ein- ladet (Virg. Ed. I, 56: saepe levi somnum suadehit inire snsiirro) mag ein Namensspiel enthalten; denn Fiyrivoc: wird bei Hesychius durch vni'og erklärt.

Zweite Folge. Taf. XLL XLUI.

6. Amyntas Galatiae rex.

Ueber diese Münze liatte kurz vorher der Duc de Luynes in der Revue numism. 1845 p. 253 gelehrt ge- handelt.

9. ^yPtolmmeus VIII Acgypti rex."

Jugendlicher behelmter Kopf.

R- BA

i-i-p Doppeltes Füllhorn.

Die Stellung der Buchstaben und der Kopf selbst passen besser für Ptolemaeus Ceraunus, König von Ma- cedonien oder für Ptolemaeus, Sohn Alexanders II. von Epirus. Vgl. Eckhel 11, p. 112. 176.

12. Partum Mysiae.

Das vierfüfsige Thier dieser Münze ist, nach seiner schlanken Bildung zu urtheilen, vielmehr ein Hirsch oder Hirschkalb als eine Ziege. Dafür spricht auch eine andre Münze von Parium, aus der Wellenheimschen Sammlung (no. 4923), jetzt im Museum zu Modena, nämlich :

Brustbild Dianens r. mit Bogen und Köcher an der .Schulter.

HA ,

R. PI Steheader junger Hirsch mit astigem Geweihe.

die in der Abbildung auf einer umgekehrten Pyramide ruht, übergangen. Sollte, zumal das Kxemplar angegriffen ist, nicht (ine Cista myslica gemeint sein? E. G.

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17. Tliehae Boeotiae.

Sollte dieser schone und eigentliüinliche Münztypus, (drei halbe böotische Schilder jederseits) wirklich je nur drei halbe Obolen gewogen und gegolten haben? Vgl. Mionnet Suppl. no. 135.

25. Pynha Leshi (Frauenkopf. R. Bock flYP).

Die Zuweisung dieser und ähnlicher Münzen nach Leshos rechtfertigt sich auch durch die ganz ähnlichen Sapphoköpfe (^uffcfw) auf Münzen von Mytilene. Eben- falls nach Pyrrha möchten dann auch die beiden nach- folgenden ähnlichen Münzen gehören, welche der Duc de Luynes (Ann. d. Inst. XIII, 140. Mon. I, 45, 14. 15) nach Pyranthus Cretae verwies :

1. Geschmückter Frauenkopf mit Sphendone und Ohr- ringen, links. R. riYP. Stehende Ziege, links.

2. Behelmter Pallaskopf, rechts. K. RYP.AOE. Ste- heade Ziege, rechts.

In der zweiten dieser Münzen zeigen Inscliril't sowohl als Typen eine Vereinigung der Pyrrhäer und der Athener, vielleicht aus der Zeit als die Athener nach Unterjochung der aufrührischen Lesbier deren Land in 3000 Grund- stücke theilten und dreitausend attischen Kleruchen über- gaben, welche dort wenigstens zum Theil sicli aufhalten mufsten (Thucyd. 111,50. Bückh Stantsliaush. III, 18. Anm. 542). Nach der Einnahme von Mytilene ward Pyrrha zerstört; es blieb jedoch die Vorstadt mit einem Hafen stehen, der bis auf Strabo's Zeit (XIII, 618) stark be- sucht war. In ganz ähnlicher Weise wie jene Doppel- münze von Pyrrha ist auch eine Münze von Tarent, mit Pallaskopf einerseits und anderseits mit Eule auf Oel-

zweig, bezeichnet, und die Inschrift TAP.AOE (Eckhel num. vet. p. 151. D. N. I p. 148. II, 221) sowohl nach Athen als nach Tarent gehörig, obwohl Zeit und Anhifs einer solchen Verbindung unbekannt sind. XLIII no. 32. Plulueae Boeollae. Der jugendliche reichgelockte Kopf auf der einen Seite dieser, andrerseits mit dem Namen der Stadt be- zeichneten, Münze dürfte wohl weniger auf Apoll als vielmehr auf Zeus Eleutherios oder Hellenios zu deu- ten sein, dessen besondere Verehrung zu Piataeae die für Hellas entscheidende Niederlage der Perser verewigte (Strabo p. 412. Vgl. C. I. gr. no. 1068). Auf Münzen von Syrakus findet sich ein ähnlicher jugendlicher Kopf mit reichlichem Haar, welcher beim ersten Anblick dem Apollo gleicht, durch alte Beischrift aber _//o? EXlai'iov dem Zeus Hellenios (Eckhel I, 244. cf. Morelli fam. Clau- dia I no. 3) zugesprochen wird. Dafs dieser Zeus Helle- nios dem Zeus Eleutherios identisch war, ist anderweitig bekannt (Äelian. V. H. XIII, 1). Auf das böotische Pla- tää, lieber als nacii der Insel Platiu, möclite ich auch die Münze mit Pallaskopf einerseits, Eule beim Oelzweig an- derseits und mit der beiderseitigen Inschrift ID.utu (Revue num. VIII p. 250), beziehen; denn was die Schreibung Jllaxn für IDmtui anlangt, so ist dieselbe durch den inschriftlichen Ausdruck fV nXuTtuig (C. Inscr. no. 1068) hinlänglich geschützt. Die attischen Typen erinnern an den Beistand, den die Athener den unglücklichen Platäern gegen Büotier und Spartaner angedeihen liefsen. Moden.T.

Gel. Cavedoni.

A 1 1 e r 1

1.

7. Odysseus und Helena. Nach Plinius (XXXV, 11, 40) hatte der Maler Aristophon sich Ruhm erworben „numevosa tuhiilu in f/ii« stint Priumus He- lena CreAul'htus Ullxes Deiphohus Dolus." Die Zusammenstellung dieser Personsii läfst den Gegenstand des Gemäldes errathen. Es mul's eines der Abentheuer des Odysseus aus der letzten Zeit der Belagerung Trojas sein, nachdem Paris gelallen und Helena mit Deiphobos vermählt war. Zunächst denkt man an die jiToi/tiit, da Odysseus als Bettler verkleidet sich einschlich, von Helena erkannt wurde, und mit dieser den Plan zur Eroberung der Stadt verabredete (Weicker Griech. 'i'rag. p. 948tf.). Odysseus, dem Dolus zur Seite stellt (!-//7(<r(,, welche wir jetzt auf der Tereusvase, AI. d. I. sect. Iranc. 21, sehen), er- zählt dem betrogenen Priamos sein Mährclien, neben dem Credulitas steht. So stehen auch Helena und Deiphobos einander gegenüber, ihre Gegenwart ist durch die Sage hinreichend erklärt; welches besondere Motiv der Maler aber dabei ausgesprochen hatte, lälst sich nicht sagen. Das eine liegt nahe, dal's Helena, die Cienossin der List

des Odysseus, neben Priamos gestellt ist, Deiphobos, der das nächste Opfer ihres Verratlis wird, neben Odys- seus steht, so dafs die Beziehungen der Personen auf einander bei der offenbar streng symmetrischen An- ordnung derselben sich kreuzen. Sollte Jemand in dem Umstände ein Bedenken finilen, dafs in dem Wenigen, das uns über dieses Al)entheuer ül)erliefert ist, Hekabe eine Hauptrolle spielt, nicht sowolil Priamos, so könnte man auch daran sich erinnern, dal's nach Eupliorion (Serv. zu Verg. Aen. 11,79) Odysseus die Rolle spielte, welche Ver- gilius dem Sinon giebt, und also die Scene in eine etwas spätere Zeit verlegen, wobei die Bedeutung im Wesentli- chen nicht geiindert würde. Uebrigens ist es bemerkens- werth , dal's Plinius ein Gemälde mit sechs Figuren eine niimerosa tabula nennt d. h. ein Bild, auf welchem viele Gegenstände, also zunächst Figuren dargestellt waren, wie man sagt numerosus hnrtuii (Columell X, 6), «iinierosHin gymnusium (Plin. epp. X, 48, 4), numernsa causii (Plin. epp. III, 9, 22). Oder hätte er nicht alle Figuren ange- iülirt? Otto Jahn.

Uiezu Tafel Vlll der JS'euen Folife: ütony.so.s- Apollo ; Künsllernamen auf Münzen.

Herausgegeben von E. Gerhard.

Druck und Verlag von O. Reimer.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M 9.

Neue Folge.

September 1847.

Die Askolieii. Lityerses. Griecliiselie Münzen: Bura und Troezen ; Nympliaeuin und Tliyrreuin. Allerlei

(Neueste pompejanisclie Ausgrabungen: Fortsetzung).

I.

Die Askolien ^3.

Hiezii (lif Abbildung Tafel IX.

iKlii den Vergnügungen der Weinlese geliöite es, dal's Jünglinge und Männer, wie Virgilius sagt*):

inier pocula laeii mollibus in praiis uncios sulucrc per nires, und dieser Scherz wurde zu einem WeUkani|)f der Gewandtiieit ausgebildet. Ein leerer Schlauch ') wurde möglichst prall aufgeblasen ■•) und dann mit Gel ') oder Seife *) bestrichen, um ihn recht glatt zu machen; es galt nun auf denselben hinaufzu-

') Die Stellen der Alten sind gesammelt und behandelt von Kollier description dun camee antique du cabinet Farnese. Petersburg 1810 |i. 11 ir. Krause, Gymnastik und Agonistik der Hellenen p. 399 tf. Fritzscbe cominentt. de Lenaeis Atticis uiantissa. Rostock 1837 p. 8 IT.

■') Virg, Ge. II, 383 ff.

^) Nur beim Scliol. Arist. Plut. 1130 findet sicli die ver- einzelte ISotiz, dal's man sieb aueb eines mit Wein gelullten Schlauches bedient habe.

") Poll. IX, 121. Kustath. p. 164(j, 22. Suid. s. v. (\nxk KiijiJii^wrTOi. Tzetz. z. Hesiod. opp. 76ö. .370.

') Poll. IX, 121. Scliol. Arist. PUit. 1130. Suid. s. v. itaxüs K-it\ai<fm'Tog. Schol. Piaton. p. 375. Bekk. Hesych. s. v. uoxiohul^liv.

'■) Serv. z. Virg. Ge. II, 38-1.

') Das Wort (\a/.<i>).i<iitiv hat ebenfalls die Bedeutung Iiin- ken, auf einem Beine hüpfen, s. Arist. Plut. 1130. Plat. Symp. p. 1901). Lucian. Lexipli. 2. Plut. Symp. qu. I, 4 p. 621 K. Aelian. h. an. III, 13, und die Zeugnisse der Grammatiker, welche verschiedene zum Theil recht abgeschmackte Etyiuolo- gieen anfuhren, Bekk. Anecdd. p. 24, 15. 452, 18. Poll. II, 194. IX, 121. Hesych. s. v. «azwAiKfovrff. Ktym. M. s. v. KcixialiK^it) p. 155, 35. Pliot. s. v. axnißüCtiv p. 520, 12. Bach-

springen, und nicht blofs das Gleichgewicht zu be- wahren, sondern auf einem Beine stehend auf dem- selben zu hüpfen '), ohne herabzufallen. Spott und Gelächter der Umstehenden empfingen den herabglei- tendcn, wie es bei dem Komiker Eubulos heifst «). ■xcd TCQOQ ye TOVTOig aaxov slg /iiiaov . . xcaad'EVTeg eigakkea&e xcd xaxdüTS snl To7g xaia^^sovaiv and xelevai-iaTog. Besonders in Allika war dieses scherzhafte Spiel, das wohl auch an anderen Orten geübt wurde '), im Gebrauche und bildete einen stehenden Theil der Dionysischen Festlichkeiten ' "). Die Sage führte die Erfindung desselben auf Ikarios zurück ' '), an welchen sich ja die wichtigsten Legenden des Dio- nysoskultus anknüpfen "*).

mann Anecdd. I p. 366, 9. Schol. Arist. Plut. 1130. Suid. s. V. uoxüs Kn]ai(fMVTOi. Schol. Plat. p. 37.3. Tim. p. 51. Schol. Luc. t. IV p. 146 Jac. Diese Bedeutung mag wohl die ur- sprüngliche sein , und das Wort nicht wie gewöhnlich von t'.axoi, sondern etwa mit Lobeck (patliolog. p. 134) von xöil.ov abzuleiten sein. Hieher hat Panofka die Vorstellung eines Va- senbildes gezogen, auf welchem ein bartiger Mann vorgestellt ist, der vor einem llötenblasenden Kpheben auf einem Beine hüpft (BoII. 1832 p. 118). Auch nannte mnn itaxioha^tiv das Hüpfen mit eng aneinander geschlossenen Beinen, seh. Plat. p. 375.

') Meineke frr. com. Gr. III p. 216 f. [596, 8].

') Non. s. v. cernmis p. 21: Varro de vita populi Romani Hb. I : Etiam pellis bubulas oleo perfusas percurrebant ibique cer- nuabant a quo ille versus vetus est in carminibus: Sibi pastores ludos faciunt coriis consualia. Vgl. Scaliger z. Fest. p. XLH'.

'") Cornut. N. D. 30 p. 217. Seh. Arist. Plut. 1130. Suid. s. v. (iOxog Kji]ai(f(ävxog. Tzetz. Hesiod. opp. 370. Harpocr. p. 37 Bk. Hermann gottesd. AKerth. §. 57, 10.

") Hygin. poet. astr. II, 4 welcher sich auf Kratosthenes beruft. Auf den Reliefs, welche die Kinkehr des Dionysos bei Ikarios vorstellen (arch. Beitr. p. 198 ff.) ist auch ein Satyr mit einem Schlauche zugegen.

'■) Ks beruht gewifs nur auf einer Verwirrung, wenn

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Auf Kunstwerken finden sich die Askolien seilen vorgestellt, und zwar sind es dann stets Satyrn, welche sich mit demSchlauclitanz belustigen. Dies kann nicht auffallen, da alle Gebrauche, welche man zu Ehren des Dionysos übte, auch den Genossen seines Thiasos eigen sind, deren ganzes Thun und Treiben ja nur das mythische Vorbild für die Fest- iust der Menschen ist.

Eine schöne Gemme des niuseo Borbonico stellt, wie Köhler richtig erkannt hat, die Vorbereitung zu den Askolien vor, nur irrt er darin, dafs er an Ika- rios und Erigone dachte '^). Eine weibhche fast nackte Figur ist niedergeknieet und trügt auf der rechten Schulter einen Schlauch, den sie mit der rechten Hand gefafsl hält; mit gespannter Aufmerk- samkeit, welche sich auch in der vorgestreckten Linken ausdrückt, sieht sie zu einem Satyr empor, der auf einem Felssteine, auf dessen höheren Thcil er sein linkes Knie stützt, vor ihr steht. Er hält den vorstehenden Ziplel des Schlauches (novg) mit der rechten Hand vor den INIund und bläst mit aller jMacht hinein, um ihn mit Luft zu füllen. Ein nack- ter Jüngling tritt mit dem linken Fufs auf den Schlauch, offenbar will er prüfen, ob er schon hin- reichend aufgeblasen ist, um darauf zu tanzen; sein rechter Fufs ist hinter dem Schlauche verdeckt, und man sieht deshalb nicht, worauf er sich stützt, um in dieser Lage sicher und fest zu stehen. Soweit ist alles klar, die Deutung der übrigen Figuren ist unsicher und schwankend '''). Zunächst derSchlauch- Irägerin sitzt eine fast ganz nackte Frau im Gespräch mit einer zweiten, welche so eben von ilu'eni Sitz aufgestanden ist, dem Beschauer mit dem Rücken zugewandt ist, und, wie es scheint, ihre Hand der ersteren auf die Schulter legt. Hinter ihnen ist eine

ilie Askolien in eine wumlurliclie Verbindung mit ilen ilrama- tisclien Spielen gesetzt werden (s. Tansanias bei Eustatli. |). 17G9, 44); wolier denn aiicli die Notiz r'ülirt, man liabc bei den Asliolii'n die Scliläiiclie ^c /t(n(o joij 'Itdrnov hingelegt (Scliol. Arist. l'lnt. II :}()).

"j Uaspe calal. de Tassie, 4867 Taf. 30. KöMer a. a. O. Titelvignette. O. Jalin I'enllieiis Taf. l, 4. Neapels ant. Bildw. |). 3S).i, I. [Neil aligebililet auf unserer Tafel IX no. 2.]

") Vgl. O. Jalin l'entlieus p. 1.3(1., wo verschiedene Mei- nungen angeführt sind.

''') Hoch 1 Fufs 10 Zoll rheinisch ins Gevierte, Hcrrüh*

Klippe (wenn nicht eine Art von Portal) sichtbar, auf der ein Jüngling auf den Knieen und mit bei- den Händen auf den Boden gestützt liegt; ein Thier- fell bedeckt den Rücken und ist über den Kopf ge-

Die Vorbereitung zu dem eigentlichen Schlauch- tanze stellt ebenfalls, aber ausführlicher, das anbei aljgebildete farbige Mosaik des Berliner Museums vor, welches bei später Zeit und mittelmäfsiger Ar- beit durch seinen anziehenden Gegenstand nähere Betrachtung verdient ' *). Neben einem Cypressen- artigen Baume liegt ein Schlauch von nicht geringem Umfang**) am Boden; daneben sitzt ein nackter Sa- tyr von jener braunrothen Farbe, welche auf antiken Gemälden den Rlännern eigen ist ' '), auf der Erde, auf welche er sich mit der linken Hand stützt, die rechte erbebt er verwundert; wie es scheint hat er den Schlauch untersucht und findet ihn hinreichend straf!'. Hinter dem Scldauche steht ein graubärtiger Silen, nackt bis auf einen dunkelrothen Schurz, der um seine Hüften geschlungen ist. Er legt seine aus- gestreckte Linke auf den Nacken eines ganz nack- ten Jünglings, der neben dem Schhiuch in einer cliarakterislischen Stellung steht. Die Beine sind dicht an einander geschlossen, die Kniee ein wenig cinge])ogen, beide Arme in einem spitzen Winkel etwas zurückgezogen, die Hände geballt. ]Man sieht dafs er sich vorbereitet, auf den vor ihm liegenden Schlauch hinaufzuspringen, zugleich aber spricht sich in seiner Haltung eine ängstliche Scheu aus, welche auch das Gesicht ausdrückt, und welche Silen durch ermunterndes Zureden zu beschwichtigen scheint. Dem Jüngling gegenüber steht ein jugendlicher Sa- tyr mit dem Oberleib über den Schlauch gebeugt, indem er sich mit der Linken auf den Rücken des

rend aus den Hyperb. Stud. I, 125 und sonst erwalinten ostiensisclien Ausgrabungen des Kunsthändlers Cartoni. E, G.

") Zu vergleiclien ist ein Vasenbild (Gerhard ant. Bildw. 107) auf welclieni vier .Satyrn einen grofsen, mit Kpheu und Bändern gesclimücklen Schlauch einer geülfneten Pforte ent- geguntragcn. Auch in Athen wurden Schläuche in der Pro- cession auf den Scliultern getragen, vgl. Etyni. M. s. v. itaxo- (lOijtTr p. I5.i, 8. Suid, s. v. äaxug KTjnnftöi'io;. Bekk. An. I p. 214, 3.

"J Vgl. Bijttiger Aldobr. Hochz. p. 57 f.

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sitzeiulea Snlyr stützt, seine lleclile luill Silcn mit der seinigeii gefafst, und es sclieint, als ob er sie demselben vergebens zu entziehen suche. Man darf also vcrniullicn, dafs diese beiden jüngeren Peisonen zu einem Wutlslrcil im Scblauchlanze bestimmt sind, für welchen sie nicht allzugrofse Neigung bezeigen. Vielleicht war es eine Art des Askoliasmos, dafs zwei einander vom Schlauche herabzuslofsen such- ten, obgleich ich darüber Nichts erwiihnt linde. Hinler dem zuletzt erwähnten Satyr wird eine nackte männliche Figur zum Theil sichtbar, mit einem dun- kelfarbigen, gefleckten Thicrfell um die Hüften; er kehrt dem Beschauer den liucken zu und wendet den Kopf rückwärts; Stellung und Haltung erinnern einiger Mafsen an die bekannte Figur des Teniers. Unter den» linken Arm des Silenos sieht ein derber, nackter Knabe hervor, der sich ein Wenig vorwärts bückt und die linke Hand aufs Knie stützt, um bes- ser sehen zu können. Es ist zu bemerken, dafs an allen diesen Figuren das bräunlich dunkle Haar in eigenlhümlicher Weise dargestellt ist, so dafs man zweifelhaft sein könnte, ob es etwa mit einem Tuch umwunden ist.

Am äufsersten Ende des Mosaiks stehet eine Gruppe von zwei Frauen. Die eine ist mit einem grünen Chiton bekleidet, welcher den rechten Arm und Busen enlblölst läfst, darüber ist unterwärts ein gelber Mantel geworfen. Sie steht ruhig da, läfst den rechten Arm sinken, und sieht aufmerksam auf die mit dem Schlauche Beschäftigten hin. Die andere Frau ist mit einem gelben Chiton bekleidet, über welchen ein rothbrauner IMantei fällt; sie ist der ersteren von der Seite her zugekehrt, hat den rechten Arm um ihren Nacken gelegt, so dafs die Hand auf der rechten Schulter ruht und umfafst

mit der Linken ihren Leib, ihr Gesicht ist fast ganz hinter dem Kopfe jener verborgen. Aehnlich grup- ]iirte Frauen als ruhige Zuschauerinnen finden sich auch sonst ' «), eine bestimmte Deutung wülsle ich hier nicht zu geben. Sie sind weder durch Hallung noch Attribute als Theilnehmerinnen des Bakchischen Thiasos charakterisirt; zu bemerken ist jedenfalls, dafs auch auf der oben erwähnten Gemme zwei Frauen in einer ähnlichen Stellung gegenwärtig sind, es wäre also möglich, dafs sie in einer bestimmten Beziehung zu der dargestellten Handlung sieben, die ich indefs nicht angeben kann.

Den Hintergrund bildet ein nur leicht angedeu- teter Hügel, auf dessen grün bewachsener Höhe Dionysos und Ariadne auf untergebreiteten Panther- fellen gelagert mit halbem Leibe sichtbar sind. Beide sind bekränzt, Dionysos hält in der Rechten eine goldene Schale, Ariadne, um deren rechten Arm, welchen sie um den Nacken geschlungen hat, ein rolhes Gewand geschlungen ist, hält in der Linken einen Thyrsos. Beide sieht man auch sonst als ruhige Zuschauer des lebhaften Treibens ihrer Be- gleiter, als Beispiel genüge der Casalische Sarco- phag '»), wo sie dem Kampfe des Fan und Eros zusehen.

Den Schlauchtanz selbst stellt eine oft abgebil- dete Gemme vor *"). Auf dem Schlauch steht ein Satyr und sucht mit ausgestreckten Händen sich im Gleichgewicht zu erhalten, zu beiden Seilen steht ein andrer und drückt durch seine Geberden «rc- spannte Aufmerksamkeit auf den Tänzer aus ^M. Auch eine Bronze im Museo Borbonico **) stellt eine Silenenartige Figur vor, welche sich mit dem Hnken Beine ^') auf einen Schlauch stemmt 2*). Es war eine gesteigerte Aufgabe, auf dem

'") O. Jalin arch. Beitr. p. 76.

' ") Mus. l'io Cl. V tav. C. BüUiger arcli. AIiis. Taf. 4. 5. Miliin gal. mjtli. (U, 242. Guigniaut rcl. <te laut. 121, 453. Müller Denkm. a. K. II, 37, 432.

'") Sdllanoni gemni. ant. 30. Ilaponi tlies. gemm. II, 14. Krause Gvmn. und Agon. Taf. 24, !)3 ; vgl. Kolik-r a. a. ().

p. 48 ir.

") IcU glaube nicht, dafs Osann (z. C'ornut. N. I). p. 3.J8) Recht hat, auf einer Genitne bei Miliotti (pierr. grav. 64) den Schlancbtanz zu erkennen; der Gegenstand, auf welchen eine

der dargestellten Figuren tritt, ist zu klein, um für einen Schlaucli gelten zu können.

••') Neapels ant. Bildw. p. 199, 15.

"J Auch der Jüngling auf der oben erwähnten Gemme (n. 13) steht mit dem linken Fufs auf dem Schlauche, was mit der Beohaclilnng des Aristoteles (de incessu 4 p. 705 b 33) übereinstimmt: iFio xcd liaxojXiu^ovai (h'iov Inl toTs äniaTiooTs.

■') Ganz ohne Grund hat man nacli dem Vorgange von Gori (inscr. Etrur. 11 p. 104 If.) nnd Venuti (saggi delf acad. di Cortona I p. 87 ff.) ein Kelief auf die Askolien bezogen.

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Schlauche stehend einen Becher zu leeren, ein Pa- rasit beschwert sicli darüber, dafs man ihm diese lästige Zumuthung machte**). Im Uebermuth der Weinlust mochten solche Späfse wohl vorkommen, dafs aber beim Fest der Choen in Athen der her- kömmliche Wettkampf im Trinken auf diese Weise gehalten wurde**), ist sehr zweifelhaft. Winckel- mann *') glaubte auf einer Gemme einen Satyr zu erkennen, der mit einem Trinkgefafs auf einem Sclüauche steht, allein der beschädigte Zustand der- selben läfst nicht mit Sicherheit bestimmen, ob es wirklich ein Schlauch sei. Otto Jahn.

II.

Lityeises.

Hr. Panofka behandelt in Nr. 24 der Arcli. Zeitung eine Reihe interessanter Vasenl>ilder, welche die Sage vom König Midas zum Gegenstande liaben, darunter auch das Innenliild einer Volcenterschale im Gregorianisclien Museum, in Betreff dessen ich dem Erklärer nicht durcii- gehends beipflichten kann. Allerdings ist der Mann im langen Gewände mit dem Scepter auf einem mit Greifen- köpfen verzierten Throne sitzend unzweifelhaft König Midas, was die langen Eselsohren deutlich zeigen. Nur hatte Hr. Panofka nicht eine Bestätigung dafür in den Ornamenten des 'l'hrones finden sollen, indem er die Greife als Wächter des Goldes auf den spriicliwörtlichen Reichthum des Midas bezieht, zugleich aber eine An- spielung auf die Weihung des Midasthrones im Delphi- schen Tempel (Herodot I. 14) darin erblickt, in so fern die Greife dem Apollo heilig sind. Auf keinen Fall ist an eine Vereinigung beider Beziehungen zu denken, über- haupt aber nicht zu übersehen, wie alle solche Ornamente oft rein äufserliche Zuthat sind, und eben daher die Wahl derselben, namentlicli bei untergeordneten Kunst- werken, mehr oder minder dem Zufall angehört.

In Betreff der zweiten Figur, die in kurzem Chiton, beschuht, den Kopf mit einer asiatischen Mütze bedeckt, in der Linken einen Stab haltend, an dem sich oben ein sichelförmiger Ausläufer findet, zum König MiJns heran-

tritt, hat Hr. Panofka wohl Recht, wenn er darin keinen gewöhnlichen Diener und Boten erkennt; aber seine Deu- tung, dafs Anchuros, Midas Sohn, dargestellt sei, der vom Vater Abschied nimmt, um sich in den unergründ- lichen Schlund zu Celänae in Phrygien zu stürzen, halte ich für sehr problematisch. Plutarch Parallel, c. 5, der aus den Metamorphosen des Callisthenes diese Sage be- richtet, erzählt: l4y/ovQng cVf vwg tov Uli'äu, ).oyiacifii- j'oc /^iijdiy ih'ui TiiiKiiTfQO)' iv ßi'ni tpvytjg uvS^QionlvtiC, ()o!;j 7i(QinXoxug tiö ytri^r'^auvTi xui rv yvyuixi Tifiod'fu, l'rfinnoz (ig Tov tojiov tov yüaiiuTog iiftyß-i]. Aber liier ist nichts zu erblicken, was an jenen ritterlichen Anchu- ros erinnerte, nichts, was einen rührenden Abschied von Vater und Gattin verräth, nichts, was überhaupt auf eine tragische Begebenheit hindeutet. Was Hr. Panofka sonst zu Gunsten seiner Deutung beibringt, ist mehr geeignet. Bedenken zu erregen, z. B. Anchuros sei nicht der rich- tige Name, sondern ^4y/.VQng, und das sichel- oder an- kerartige Instrument in der Hand desselben vertrete gleich- sam die Stelle einer Beischrift; zur Bestätigung dieser Auslegung wird noch auf ein ähnlich geformtes Instrument zur Lenkung der Elephanten, im Indischen Aukoura ge- nannt u. s. w. hingewiesen, was ich nicht im Einzelnen widerlegen kann. Hr. Panofka macht auf eine gewisse Gesichtsäliiilichkeit aufmerksam, die zwischen beiden Fi- guren stattfinde (ein Umstand, auf den jedoch kein gro- fses Gewicht zu legen ist, da sich dieselbe Erscheinung aus leicht begreiflichen Gründen auch anderwärts findet, wo an Verwandtschaft nicht zu denken ist); und so erin- nert er auch an Lityerses, den uneheliclien Sohn des Mi- das, verwirft jedoch diese Deutung sofort wieder. Dennocli glaube ich in den beiden Figuren eben M idas und seinen Sohn Lityerses zu erkennen. Wie die Eselsohren für Midas das charakteristische Kennzeichen ist, so für seinen Sohn die Harpe, womit er nicht nur die reife Saat, son- dern auch die Häupter seiner Gastfreunde abzumähen pflegte, vergleiche die Schilderung des Sositheus (Para- doxograplii ed. Westermann S. 220) im Lityerses: A'tö^ ui KtXuii'ul, TiuTQig uQ/ui'u nüXig Bli'dov ytQoi'Tog, Öaiig iut t/jov ovov tjvaaai y.ui vovv (f(OTog tvi'jS'Ovg uyuv. ovrog ()' txilfov nuTg, narpi nXuoTog »'o3"OC, jiijTQog ö' oTiolug i) rtxova' inhrurui.

Dann weiter:

welclies einen Silt-n vorsli-IIt, iler mit dem Itiickcn gegen einen .Sclilaiicli geleimt, auf der Knie liegt und zur Citlier singt; vgl. Kulinken z. 'I'ini. p. 5L Uejne z. Virg. Ge. II, 384.

") AIciplir. c|.|i. in, 51.

'"') Schob Aiist. Acli. 1002, Suid. s. y. t'iaxüi Aiiiaiifiijyjos.

') Winckelniuiin pierr. grav. p. 245, 1520.

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uvTiö y.vliaug xQUTog 0Q(fai'uv (ftQti ythöy &tQiaiiiV log ut'ooy rjQi'tjTiaft' *). Dieses Attribut nun, was für den Lityerses unbedingt nothwendig ist, erkenne ich aber aus jenein Instrumente, was aus Stal> und Sichel gleiciisain zusaniinengesetzt ist. Die Harpe neinlich ist bald sichellürniig gestallet, baltl hat sie mehr die Gestalt einer Sense, uin diesen Aus- druck zu gebrauchen: in dieser Form erscheint hier die Harpe; in alinlicher Weise wird die Harpe des Perseus auf einer argivischen Münze dargestellt, s. Miliin Gall. Mythol. T. XCVI. n. 388. Ganz so auf Münzen von Tarsos, vergl. Müller Handb. §. 414. 2. Aehnlich müssen wir uns das i)(}t7iuvoy gestaltet denken, was in Kleinasien niclit biofs als agrarisches Instrument, sondern auch als Waffe dient, Herodot. V. c. 112. Mau könnte nun frei- lich einwenden, dafs sich keine liegebenheit nachweisen lasse , wo wie hier Midas und sein Sohn Lit3'erses er- scheinen, allein ich gebe zu bedenken, dafs auch in man- chen andern Fällen sich die archäologische Exegese be- gnügen mufs, die handelnden Personen nachzuweisen, ohne die Beziehung der Situation mit Bestimmtheit erklären zu können: sind doch auf manchem Vasengemälde die Namen heigeschrieben, ohne dafs uns dadurch allein die Hand- lung klar würde. Dafs aber Lilyerses Gegenstand der bildenden Kunst ward, kann nicht befremden; hiefs doch nach ihm ein bekanntes Volkslied, ein Gesang der Schnit- ter, Lityerses, s. Schol. Theoerit. X. 41. Photius p. 227 ff. Suidas V. ylaviQoi^g, und zwar bildeten elien die Schick- sale des Lityerses den Inhalt jenes Liedes, wobei zugleich des Midas gedacht ward; siehe Photius: itg Tiiii]y dt Toü IMlüov d^iQiaTty.og vftyog in uvkö awiTtS-rj. Vergl. Follux IV, 54: i]dtTO Si 6 dQijfog TieQi Tag uloig y.ui Tiß dfoog iTii IMldov Tiugiiuv&i'u. Und wir können wohl auch mit Sicherheit annehmen, dafs die tragische Poesie einen so ganz zu einem Satyrdrama geeigneten Stoffsich nicht entgehen liefs. Wahrscheinlich beliandelte Euripides in dem Satyrspiel QiQiöTal, was freilich schon die Alexan- driner nicht mehr kannten, diese Sage; gewifs war der Alexandriner Sositlieus nicht der erste, der dies Thema bearbeitete, schon der Umstand, dafs er die phrygische Lityersessage mit der sicilischeu Daphnissage künstlich

combinirte, scheint darauf hinzudeuten, dafs er kein völlig unberührtes Feld betrat. So mag denn auch der Künstler entweder der Volkssage, wie sie in jenem Liede vorlag, gefolgt sein, oder er führt uns eine Scene aus einem Sa- tyrdrama vor, was ich für wahrscheinlicher halte, da es ganz dem natürlichen Eindrucke, den das Bild auf den unbefangenen Beschauer macht, entspricht.

Th. Bergk.

III.

Griechische Münzen.

1. Bura und Troezen.

Unter den auf Tafel IX der Archäologischen Zeitung abgebildeten Münzen des Hrn. \'on Prolicscli-Osten\) fin- det sich als no. 14 eineMünze von Bura in Achaja, einen siebensäuligen Tempel auf einem Berge darstellend, unten Grotte mit Vorbau, darin ein Götterbild. Hr. von Pro- kescli erinnert daran, dafs Pausanias von einem Orakel und Standbilde in einer Höhle berichte. Sicher hal)en wir hier eine ganz specielle geweihte Localität vor uns, aber jenes Orakel, was Pausanias VII, 25, 10 erwähnt, hängt mit dem Herakleskulte zusammen, und zwar war die Statue ziemlich klein {^HQUxX)jg ov fityug taiiy ir f!7iJiluiio), während hier offenbar eine GöHln in Jungem Gewunde und von nicht ununsehnlicher Gröfse, wie es scheint, dargestellt ist. Ich beziehe daher das Ganze vielmeiir auf den Demetertempel, der auf der Akropolis sich befand; hier mochte das geweihte Bild der Göttin in einer Grotte oder auch einer Krypte, gerade wie in Eleusis sich befinden, vergl. Pausan. VII, 25, 9: yuog iV- ruvd^u Ji'ifiijTQog, o dt 'AifQodhrig zlwyvaov rt iari, y.ai üXkog EVuidvlag- h'Oov tov IleyriXijaiov tu u- '/üXfiUTU, Ad^rivulov dt tQyu Evy.Xildov y.al t ij yfi'jftij- TQt taiiy iadi'jg' welche letztere Worte zu meiner Er- klärung vollkommen passen.

Ebenso kann ich die Deutung der Troezenischen IMünze (29. Tai'. IX, 12) niclit für wahrscheinlich halten, woraufHr. v. Prokesch denTlieseus zu erkennen glaubt, der in der Rechten die Keule, in der Linken die Löwen- haut halte, während vor ihm ein Hund sich befindet. Der

*) Photius p. 228 sagt dafür ^oinavor, ihn (cnoxoTiuay TICS y.VfitAit^ TOI ^otnavo).

■f) Bei fortgesetzten Nachträgen zu dieser vielbeachteten MünzreiLe wird die Bemerkung an ihrer Stelle sein, dafs Hrn.

Osnnns oben S. 93 gegen die Lesart "rpta bei Strabo XIV p. au erhobener Einspruch durch Hrn. Krämers Versicherung beseitigt wird, es sei dieser Name Lei .Strabo, wie bei TIui- cj^dides, durch sämmtliche Handschriften bezeugt und nQÜixov jjiv "Lntit (doch ohne /) zu lesen. J. d, II.

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Herausgeber stimmt ihm bei und macht nur auf zwei Ne- benfigürclien aufmerksam, die er als Unterweltsgöttinnen zu deuten geneigt ist. Ich denive, der Epliebe mit der Linken auf einen Stab sicli stützend und dem Hunde vor sich ist der Troezenisclie Heros Hippolytos, der ganz so ersclieint auf dem von Politi beschiielienen Agrigentiner Marmorsarkophag [01)en Taf. V] vergl. auch Panofka, die HeiJnötter der Griechen S. 17, was von der Recli- ten scheinl)ar lierunter hängt, wage ich niciit zu bestim- men, ein Löwenfell ist es gewifs nicht. Die beiden Fi- "ürchen hinter Hippolytus erkläre ich vielmehr für Damia nnd Auxesia, jene cerealischen Göttinnen, die nicht allein zu Aegina verehrt wurden (s. Müller Aeglnet. p. 170), sondern aucii in Troezen, und zwar in der unmittelbaren Nahe des Hippolytusheiligtlr.ims, s. Pausan. II, 32. 1: '^JnnoXvr«) dl toi Qi-fOHog Tifiii'og Tf innfui'tmuTOv a- i-uTui yut ruhg iv uvK^i y.u) uyt'.\tiu taxiv uQyutov. TC'.vTu /ür zl(Ofa\öriV }Jyovai Tiouidui xal TTQoatTi dv- aui T(~t 'l7i7io).vT(o TTQonoi' toi'tov Ö( irrog rov nt- Qißöl.nv vuög ioTtv 'AnülJ.ioyog tKißuTr^QWv, /JiOftr/dovg Hj'ü&ijiiu ig ät Ti]t' Ju/ii'xy y.ut Ti]y Ai-'ii,n!uv (y.a) yuQ TQOiLijftoig fitTinrn' iutuh-) (iv rbv ariin' Ifyovaiy ö)' 'EniduvQWt y.u.) Ar/irrjui Inyoi', ullu aqi/.taiyui uttQd-ti'Ovg ix Koi'jijg y.r).. xuia di to iHQOi' rov nioißöhw fitnog GTudiof foriy ''Innolvrov xa'/jii'fUfOi', wodurch die Oertlichkeit, sowie auch die Beziehung die- ser Göttinnen zu Hippolytus ziemlich klar bezeichnet wird. Ganz passend erscheinen jene beiden dämonischen Naturgewalten auf der troezenischen Münze gleichsam in Zwerggestalt *). Th. Bergk.

2. Nympliaeuin und Thyrreuni.

Unter den neuesten Ineditis des Herrn von Rauch befindi-t sich auf Tafel I no. 5 eine Silliermünze seiner Sammlung, mit einem weiblichen Kopf von der linken Seite und auf der Rückseite einem vertieften Quadrat, in welchem eine Weinrebe mit daran hängender Traul)e und Blatt, darüber NYN. Der münzkundige Besitzer ver-

muthet, der Fabrik und dem Typus nach, die sehr merk- würdige Älünze sei tlirazisch und gehöre zu den älteren Münzen dieser Provinz; insbesondre bemerkt er, das Ge- präge der Rückseite sei den Münzen von Cypsela und JMaronea sehr ähnlich. Den Namen der Stadt, die mit NYN anfinge, bedauert derselbe aber nicht entziffern zu können.

Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dafs die gedachte Münze der taurischen Stadt Nymphaion zuzuweisen sei, die nach Sirabons (VII p. 309) Zeugnifs zwischen Pantikapaion und Theodosia lag, zumal NYN(JK4I0N für iWilif/'-if/OiY ohne Schwierigkeit gesagt und geschrie- ben werden konnte, wie mit anderweitigem Wechsel in Lakonien bei Boiae ein See Nt\iiß(/.ioy hiefs (Paus. III, XXIII, 1). Der weibliche Kopf gedachter Münze eignet sich vorzugsweise für den einer iVt'/«^;;, sowie der Trau- benzweig auf der Rückseite an die Erziehung des Dio- nysos durch die Nymphen, und an die Alischung des Weines mit Wasser in dieser Verl»indung sich anschliel'st.

Nicht minder dankbar sind wir Hrn. von Rauch für tlie Bekanntmachung der Silbermnnze von Tliyrreum in Akarnanien mit dem Typus des i)elielmten Alhenekopfes, vor dessen Hals ein kleiner menschlicher Kopf mit Stier- hörnern sichtbar ist, während hinter ihm eine Hand mit lodernder ['ackel unsre Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Auf der Rückseite erblicken wir den Pegasus im Lauf und unter dessen Bauch ein O, wohl für 0, auf Tliyrreum zu beziehen. Zur Erläuterung dieses Typus verdienten aus Mionnet (Suppl. III no. 140. 131 p. 474. 473) fol- gende zwei Münzen derselben Stadt angeführt zu werden, die eine einen unl);irtigen, männlichen Kopf mit Hörnern und Hals eines Stiers mit der Inschrift SEN03IENH^, und auf der Rückseite einen thronenden Apoll mit Bogen in der Rechten und der Inschrift ©ITP/TßiV darstellend, die andre zeigt gleich der unsrigen einerseits einen Pe- gasus mit 0 darunter, andrerseits einen I>ehelmten Miner- venkopf, dahinter ,,eine Art Dreifufs," ofTenbar einen Lychnos, Kandelaber, oder Thymiaterion, nebst den Buch- staben 0V und darunter ^-/O.

•) Nämlich wie Götterbilder als Beiwerk von HaH()tfigiiren einer Handlung stets kleiner gebililet zu sein pflegen. Für Hil)|)oljt als AVaidijiann tann aucli der Hund geltend geniaclit werden, der für Tlieseus nur etwa als üeiwerk der clilhoni- scben Göttinnen sich erklären läfst, und das verineinlliclie Lü- wenfell mag auf sich beruhen; dagegen scheint der fraglichen Heldengestalt zur S('itc und zwar nicht rechts, sondern links von ilir, eine Keule unleugliar. Dieses Attribut ist mit IIi|i|>olyt schwer vereinbar, pafst aber auf Theseus sehr wohl nnd eben

so ist statt der zu dessen Rechten vorausgesetzten Keule viel- mehr der von Tlieseus gehobene Stein zu erkennen, in dessen Nähe die früher von nur auf der Münze erkannten Unterwelts- göttinnen (Paus. II, 34, (i) zugleich mit einem Apollotemiie! erwähnt werden. Damia und Auxesia sind wir berechtigt (l'rodr. S. 135, 43) dem cerealischen Götterpaar gleichzusetzen, liier um so mehr da in jener von Hrn. B. angezogenen früheren Krwähnung (II, 32, 1) ebenfalls ein Apollotempel als nahe be- zeichnet wird. E. G.

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Die Hand mit lirennender Fackel auf der Rauclisclieii Ultiiize von Tliyireuin entspriclit genau dem Kandelaber auf der von JMionnet hescliriebnen und beide finden ihre vollständige Erklärung in der filosse des Hesjcliius ©('()■ nnf K)mÖoi, ).uii 71 (xö tg, Ir/voi. Die Dezeicliuung beider Liciitsymbole durch das Wort Ornaog, wofür man vermutlilicli auch 5^i'<)()o? sayte, fillirt auf den Zusammen- liang derselben mit dem Namen der Stadt 'l'liyrreum und

erscheint elienso unzweilelhaft, als das Symbol des Fen- sters, das man bisher mit Unrecht für einen Tliierflügel {dvQui) erklärte, vergessend dafs das Fenster ebenfalls mit dem Worte d^vnlc bezeichnet wird, und als der Thurm, Oifta^ (welches Wort Hesychius durch jivoyng erläutert), als Elemente der Bildersprache für die Stadt Thyrea in Argolis auf deren Münztypen uns entgegen- treten. Th. Panoika.

Alle

8. Neueste Pompej an ische Ausgrabun- gen *). Das Haus, dessen vorzüglichste Gemälde mein Deulicher Bericht (oben S. 26' IF. 10911.) nach der ersten Besichtigung und dem dabei gewonnenen Eindruck zu be- sclireil)en versuchte, liegt im <iiuiitri(jlio dcllu l'nrtuuu, d. li. in einer der vier sich kreuzenden Stral'sen, deren eine nach dem Fortunatempel führt, eine andre noch nicht ausgegrabne, derjenigen des neu entdeckten Hauses ge- genülier, nach .Meer und Vesuv sich hinzielit.

Beim Eingang in dies stattliche, bilderreiche, aber seiner Bronzeschätze schon in alter Zeit l>eraulile Haus iiiierraschen uns in einem schmalen Koi ridur (l'rothyron), von dem iiid^s ab eine enge kleine Kannner liegt, auf rothem Grunde zwei Bildchen ; das rechts zeigt einen Knaben mit langer Fackel, vorardeuchtend einem aui eine epheubekränzte Flötenspielerin sich stiilzenden Alann: es läge nahe ihn vom Gelag lieimkehrend sich zu denken, wenn nicht das gegenüberliegende Bildchen links, eine Frau mit langen gesenkten brennenden Fackeln gegenüber zwei andern darstellend, trotz der allen dreien fehlenden Oberkörper, auf die Pronnl)a gegenüber der Braut nebst Brautjungfern hinwiese und so in dem Gegenliilde den Bräutigam nebst Hymeuäos mit Fackel uns ver- gegenwärtigte. .Avellino's im Bull. Archeol. d. J. vorge- sthlagner Deutung, hier Demeter und Kora und an- drerseits Bacchus zu erkennen, linde ich keine Veran- lassung beiznpllicliten, zumal die beiden das Bild des Bräutigams gleichsam einrahmenden Figuren schwebender Krauen, die eine das Vordertheil eines .Schilfes, die andre ein Füllhorn tragend, auf individuelle Beziehungen auch ihrerseits hinweisen und eine 'J'vmpaimjnscblägerin mit 'l'hyrsus zur Seite des Bildes der drei Frauen kaum aus- reicht einen religiösen Charakter für diese Malereien in Anspruch zu nehmen.

Von diesem Korridor treten wir in das [injiluvium, dessen Wände mit schöner Architektur eines vermutlilicli öffentlichen Gebäudes bemalt sind, bei welchem ilie hohen goldnen 'l'liüren, theils mit Masken, theils mit Victorieii geschmückt, darüber hohe (litter, an den verschiednen Seiten sich wiederholend, Beachtung verdienen.

Wenden wir uns nun an die aneinanderstorsenilen Seitenzimmer zur linken Seite des Hauses, deren Thüren alle von dem Im[>luvium ausgeben, so begegnet uns in ilem ersten eins der vielgemaltesten pompejaiii- sclien Bilder, N a rciss, jedoch mit dem neuen Motiv, dals Amor rechts die Fackel an dem Gesicht des Narciss im Wasser auslöscht. Der Thür gegenüber liegt eine Nymphe von einem Satyr bedroht, an ähnliche \'orstelliMigen des Gabinetto riservalo der Studj erinnernd. Dem Narciss

*) Fortsetzung des S.20*fgg:. und S. lOOfgg. begonnenen Reiseberichts d., d. Neapel S.Juni.

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gegenüber befindet sich Venus auf einem b'els mit zwei schwimmenden Amoren. Hier fand man viel Glas und eine -wohlerhaltene Laterne. Das zweite Zimmer ist reicher mit Bildern ausgestaltet: links ein iMedaillon der Juno, dein zur andern Seite der Thür eins des Jupiter entspricht; darül)er eine schöne goldne ^'ictoria auf Biga, links davon Venus zwischen Pfa uen, rechts For- tuna auf einer Weltkugel. An der grölseren linken Wand nimmt Helle in den Fluthen von dein auf dem Widder geretteten Phrixus Abschied. Das Gegenstück tler rech- ten Wand bildet Polyphem, dem Amor auf Delphin (ia- latheens Brief iibergiebt. Der 'l'hür gegenül)er erweckt eine fischende Venus wegen ihrer geliügelten zur Seite stehenden Gefährtin mit einem Baumzweig, in der ich Iris vermuthe, ein höheres Interesse, als die zunächst siclitl)are Gruppe von ."Mars und Venus mit Amor. Im dritten Zimmer derselben Seite erblicken wir links das Bild eines Schauspielers gegenülier zweien Knai)en, rechts das zweier .Schauspieler. Das vierte Zimmer diente als Korridor und zeichnet sich durch eine acbtstnüge Alar- mortreppe aus, die nach dein hinteren und Haupttheil ties Hauses iührl; auf der Treppe lag ein Skelett. Eine Her- kulesmaske gegenülier einer Sau, Junouiaske mit Pfau, Jupitermaske mit Atller, und wegen des Bassin mit Delphin vielleicht ehemals eine llebeinaske bilden den Schmuck dieser Wände. Im fünften Zimmer sitzt Paris gegen- über einer stehenden Frau, wohl eher Aphrodite als He- lena. — Im sechsten befinden sich an der Hau|)twantl das Bild des Briefes mit Addresse neben Dinteläfs und Di- ptychon, an den Seitenwänden grofse Bäume ähnlich den indischen l<'eigeiibäumen. Das siebente bilderleere Zim- mer scheint ein blol'ser Gang, neben welchem die noch bevorstehenilen weiteren Ausgrabungen wahrscheinlich das Atrium aufdecken v^ erden mit dem Haupteiiigang des Hauses von dem Vicolo aus. Verinutblich lagen hier die Räume für Wagen und Pferde, daher im Zimmer 8 auch nächst Erzgelal'sen verschiedner Form ein Plerdegezäum sich vorfand. Das achte Zimmer liegt an der Ecke und bildet somit das erste dein Hauseingang gegeniiber; nefien einem schmaleren befindet sich ein gröfseres, wo Venus mit den Walfeii des Alars sich schmückend, und als Ge- genstück Apoll die sinkende Daphne neiien dem Lor- beerbaum erfasseiiil erscheint: dazwischen sieht man ein Medaillon des Bacchus, ein schönes weibliches mit gold- nein Reifen im Haar und himmelldaiiein Gewand, Arladiie oder Diana (?) und ein männliches andrerseits. Vor die- sem Zimmer läulf ein Gang, dessen Wandpfeiler ein Me- daillon mit Feigen, Weintraube und Huhn, der arnlre eins mit Speiseschräiikclien zeigt, dessen offne 'l'hiireu eine igelähnliche .Meerfriicht und einen Apfel sehen lassen. Die Besliininung zum Gartenraume und Blumenschmuck wird durch die an der breiteren oben ofTeuen Waudseite unten

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sichtbare Malerei aiifser Zweifel gesetzt: sie stellt näin- licli einen Garten rait Ziiunen, mitten einen grofsen Teich, daneben jederseits einen Schwan dar, zu beiden Seiten des Gartens eine Ringergnippe, in ilirer Mitte eine Maske zur Andeutung derPalästra, unten wiederum Biiuine, mit- ten eine Schildkröte.

Wendet man sich aufs Neue um die Ecke, d. h. in das erste Zimmer von hinten auf der rechten Seite des Hauses, so treffen wir Amoren wein lesend, sechs an- dre mit jenem Spiele l)eschiiftigt die Schleife eines Stricks um einen in der Erde befestigten Nagel richtig zielend herüberzuwerfen ; auffallend steht auch hier wie auf dem liin"st entdeckten und mehrfach publicirten herkulanisclien Bilde ein andrer Knabe mit aufgehobner Gerte schlag- drohend hinter dem Spieler.

Dafs dieses Zimmer dasTriclinium vorstellte, beweist die darin gefundne Kline und Kufs von Silber nebst ver- kohltem Kissen. Auf dies Praclitzimmer folgte ein an- dres von el)enfalls bedeutendem Umfang, wahrscheinlicli ehemals mit wertlivollen Bildern a\if Holz geschmückt, wor- auf der gegenwärtige Zustand der Wände und die auf- "efundnen Nägel nebst Bilderleisten zu schliel'sen berech- ti"en: in diesem Zimmer fand man auch ein .Skelett. Der Eintritt in dasselbe geschah durch das vor dem Garten "elegene 'l'ablinum, vor welchem wiederum das Impluvium sich befand, von dem aus rechts \^ie links die Eingänge nach den kleineren mit Bildchen geschmückten Zimmern fiihrten. Vor dem schmalen zu Garten i)estimmten Raum der Hinterwand finden wir nach vorn zurückkehrend eine ■Tofse viereckte Räumlichkeit, deren mit grofsen Bäumen und Vögeln darauf bemalte Wände auf Ireies Gartenleben schliel'sen lassen. An der llinterwaiul steht mitten in ei- ner mit blauen Mosaiksteinen und wirkliciien Muscheln ge- schmückten (den zwei früher entdeckten ähnlichen) Grotte die Maruiorstatue eines mit Pantherfell bekleideten Silen, der als Quellvväcliter die Linke aufein Bassin stützt: fünf Mannorstufen führen zu ihm hinauf, der aus der Oeffnung seines Schlauches das Quellwasser hergab. Von den Stu- fen der Grotte führt eine Marmorrinne zu dem in der Mitte dieses Raumes befindlichen Bassin eines Spring- brunnens in Form einer Säule, um wilchen eine Anzahl zierlicher Marmorwerke guten Styls sich gruppiren, wäh- rend als näher zum lleiligthum gehörig kleine Doppel- hermen in Marmor, Bacchus Hebon und der jugendliche mit Stierhörnern, links Bacchus und Proserpina, rechts Mercur und Vesta [?J zweimal, vor dem Silen gleichsam Wache haltend uns begrül'sen. Unter den Gruppen ist ein Satyr, dem Pan denDorn aus7,lehend, wenngleich kleiner, doch vermuthlicli mit die schönste der bisher be- kannten. Dieser Gruppe steht die eines mit Ziegenfell bekleideten eine Syrinx haltenden E a u n nicht nacli, der in der Linken ein Zicklein hält: höchst ausdrucksvoll springt die .Mutter-Ziege an die mit Blätterwerk verzierte Herme, in die der Kann endet, herauf, um den Raub ih- res Kindes zu hindern. Aehrdich schon bekannten Grup- pen in verschiednen Kunstgattungen finden sicli ferner liieselbst .\mor an <lem Kopf eines Delphin, ein Polyp dabei, auch ein h'auii mit Pedum. Von Thiircn umgel)en den .Springbrunnen eine Gans, zv^•ei Ulis, drei Hasen, ei- ner davon mit Weintraube, eine liegende Kuli, eine Hirschkidi.

Zur Seite dieses Gartenraumes liegt das grofse Zim- mer mit den neulich beschrielinen drei merkwürdigen gro-

fsen Gemälden. Eine neue Prüfung des am meisten verlo- schenen bei nicht blendendem Sonnenlicht hat mich zur Ueberzeugung geführt, dafs die epheubekränzte Hauptfigur beim Tropäum weiblich ist und dafs zu dem Kopf des Pan, dessen Maske im Ann der andrerseits am Tropäum stehenden schreibenden Frau vermuthet ward, sich wahr- scheinlich der übrige Körper verdeckt gesellte, was um so weniger befremden kann, als das Spähen und Vorscliauen zu den charakteristischen Kennzeichen des Pan gehörte. Bilder mit Amoren, die sich den Freuden der Tafel, Musik, Psycheliebe ergeben, auch dem Drama, wie aus den Masken in ihren Händen zu entnehmen ist, umschlie- fsen je zwei jedes dieser grofsen Gemälde.

kleinere mit Bililchen geschmückte Zimmer folgen auf dieser rechten Seite des Hauses. In dem einen finden wir den Dichter mit einer Rolle auf einem Stuhl, neben sich ein Kästchen; er spricht mit einem Komiker, der in Rosa-Tunica, gelbem Peplos darüber, die F'üfse mit soc- cis bekleidet erscheint, in der Linken ein Pedum hält und auf dem Kopf die komische IMaske. Als Gegenbild sehen wir densell)en Dichter mit Kothurn und der Maske eines Pädagogen : gegenüber sitzt eine fi'rau mit schmerzlichem Ausdruck den Blick gesenkt (wie Medea auf dem pompe- janisclien Gemälde neben den spielenden Kin<lern), die beiden Hände auf den Stein gestemmt, in der Linken eine Rolle. Darauf folgt ein kleines Zimmer, in welchem eine binsenbekränzte Frau (Flufsnymphe) einem sitzenden Faun mit Pedum gegenübersteht: vor ihm ist eine Ziege, hinter ihm liegt ein Pantherlell. Das Gegenstück bildet der sit- zende Cyparissus, daneben sein geliebter Hirsch mit goldnem Halsband, verwundet. Der 'l"hür gegenüber er- blickt man eine Nereide auf Meerstier. Auch hier fand man ein Skelett. In einem andern Zimmer daneben begegnen wir ebenfalls einer Nereide auf Seestier, und als Gegenstück einem sitzenden Jäger mit zwei Speeren, das Pedum zur Seite, daneben einen Hund, der die rothe Mondsichel anbellt, statt des gegenwärtigen Namens Endymion möchte ich Orion oder Kephalos vorschla- gen. Der Tliür gegenüber ist Chiron dem Achill das Saitenspiel lehrend.

Auf einer der rothen Wände dieses Hauses liest man eingekratzt LABVRINTTI

HIC HABITAT MIN Ol' AVK

Bei der Abgrenzung dieses Hauses entdeckte man ein zwar grolies , aber merkwürdiges Gemälde in einem Nachbarhause: ein Knabe mit Petasus und Strahlensfe- phane, mit rother Chiana und Schuhen bekleidet, sitzt auf sprengendem gesatteltem Pferd ; seine Linke hält eine Streitaxt: rechts steht Isis mit Mondsichel am Kopf, ge- flügelt, ein Füllhorn in der Linken, Sistrum in der Rech- ten, ein Ruder vor sich; noch weiter unten rechts Eros mit langer Fackel. Guirlanden fassen nach drei Seiten die ^'orstellung ein, über der obersten liest man

PHO..LVS VOrVM SOLVIT LIBES MERITO.

Die durch Luft, Sonne und Wasserbesprengung inner- halb zwölf Tagen schon herbeigeführle Erblassung der drei Gemälde läl'st es mich nicht bereuen, ungesäumt meinen Bericht niedergeschrieben zu haben. Der Name, den Hr. Bonucci Direltore degli scavi dem Hause des M. Lucretius gegelien, ist casa delle suonatrici, obwohl im ganzen ILuis nur eine einzige Flötenspielerin vorkömmt.

T H. Panofka.

Hiezu Tafel IX der Neuen Folge: AskoUusmos, Mosaik des Berliner Museums.

Druck und Verlag von 0. Reimer.

Herausgegeben von E. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE

Beilase Ai 3.

Neue FoJ^e.

ZEITUNG.

September 1847.

Naclilese zur Arcliäologisclieü Zeitung (Priedenssäule von Xantlios, Rliodisclie Gefiil'se, Roma und Fortuna, Demeter Erinnys und Arion, Freier der Helena, Pliotulus). Arcliaologlsclie Gesellscliaflen (Rom, Berlin). Bibliograpliie.

Nachlese zur Archäologischen Zeitung.

1. FrI EDEN SS A ULE VON Xanthos. In No. 17 der Arcli. Z. behandelte Hr. Franz die zuerst von Fellovvs in den Discovcries in Lijciu 1841 S. 168 milgetheilte nie- trisciie Insclirilt von Xantlios. Ich hatte schon vor meh- reren Jahren, wo mir die ersten Restitutionsversuclie firote- fends zu Gesicht kamen, versucht diese Insclirilt beson- ders mit lliiHe eines his dahin unheachtet gel>liebenen Epigrammes von Simonides herzustellen, und mein Ver- such ward auch von Thiersch, dem ich denselhen mitge- theilt hatte, gehilligt. Hr. Franz hat im Wesentlichen flie Insclirilt elienso restituirt, wie ich vermuthet hatte. Ich lieschriinke mich daher darauf, nur einige abweichende Punkte zu heriiiiren. Zunächst hin ich damit nicht einver- standen, daf's Hr. Franz das Monument als Friedeussjiule hezeichnet. Die Insclirilt liefindet sicli auf einem Denk- male mitten auf dem Älarkte zu Xantlios, also nahe hei dem Tempel des Sarpedon (s. Appian de hello Civ. VI. 70) und zwar mitten unter ausfiihrlichen noch unentzilferten lykisclien Inschriften, die indessen sich auf denselhen (gegenständ lieziehen müssen, denn auf lieiden wird der Sohn des Harpagos erwiilint. Uehrigens ist , wie sowohl der Platz, welchen die griechische Inschrift einnimmt, als auch die Züge seihst verratheii, das griechische Epigramm alter, und das Verhaltnifs heider zu einander wohl dieses, dafs die summarische Anführung der (irofsthaten des ly- kisclien Fürsten in dem griechischen Epigramm durch einen in der Landessprache aligefal'sten Commentar er- läutert ward, der sicher in orientalischem Canzleislyl ali- gefai'st war. Nichts aher findet sich in jenem griechi- schen Epigramm, was uns zu der Benennung Friedens- säule herechtigte: eher konnte man das Monument als eine Siegessiiule hezeiclinen, denn es ist zur Erinne- rung sowohl an die agonistischen Siege als auch die Kriegsthateii des Fürsten von Xanthus errichtet, wie dies V, 4 deutlich hesagt:

Niy.ya)!' y.ui noltfiov iirüua Tud' uDai'uiui', wo Herr Franz mit Unrecht viiy.tMv ergänzt, da die Ahscliriften . IVÄIN oder . . liD.'S Italien, für vu/.iuiv alier nicht ein- mal Raum genug ist. Ungewisser ist die Herstellung, welche Hr. Franz im folgenden Verse in Vorschlag bringt: yÜQriiQ ä' t'iQjiüyov vioQ, womit in Verhindung stellt die Ergänzung von v. 10: 14(>y.üdug äi'dnug, wozu der- selbe bemerkt : „Es ist aus Xenophon Anab. \ 1. 2. 10. bekannt, dals die Arkader häufig als Söldner dienten. In einem Heere des Euagoras, des Königs von Kypros, wel- cher mit Artaxerxes zehn Jahre lang Krieg führte und den Persern viele Verluste Iieibrachte, mögen viele Ar- kader gedient haben, und es ist nicht unwalirsclieinlich, dafs eine feindliche Mannschaft von dieser Seite her auch Lykien heimsuchte, wie denn Euagoras auch Kilikia

zum Allfall von dein Perserkönige brachte (Isokr. Euagor. 23). Einen solchen AngrilF kann der König der Lykier im Interesse seiner persischen Oberherru einmal zurück- geschlagen haben, worauf sich die Trophäen beziehen dürften, welche er dem Zeus zu Ehren errichtete, vs. 10. 11. Demnach kann die Inschrift von einem Factum sprechen, welches ungefähr in Ol. 100 lallt." Hr. Franz nun, in- dem er den Namen des Lykisclien Fürsten für nothwen- dig halt, substituirt Xf'fiaig, und findet in dem folgenden XtQa\, was allerdings entbehrlich ist, eine Anspielung dar- auf. Indefs ist zu liemerken, dafs der Verfasser des Epi- gramms orteiiliar kein Dichter ist, und dafs y,io(j\, wenn auch entbehrlich, doch kein unangenehmer Zusatz zu Tiuhjv ist. Paläographisch aber ist die Aenderung schwer- lich zu reclitlertigen, da die Insclirilt . . I . .I20JE hat. Ueberliaupt ist es sehr zweifelhaft, ob der Name des Fürsten selbst genannt war: in den lykisclien Inschriften scheint er wenigstens gerade wie hier als Sohn des Har- pagos bezeichnet gewesen zu sein, vielleicht nicht ohne eine gewisse absichtliche Nachahmung der hellenischen Sitte, wo Bezeichnungen, wie o Bui'&Itttiov , o Klui'i'ov und ähnliche vorzugsweise ehrenvollen Klang hatten. Da- gegen hat Hr. Franz wohl im Ganzen richtig die Zeit der Inschrift ermittelt, nur hindert uns nichts auch ein paar Olympiaden weiter herab zu gehen, zumal da hier die 'i'haten eines lykisclien Fürsten während seines gan- zen Leiiens und Regimentes kurz angedeutet sind. Und so würde ich am liebsten für die Abfassung des Epigram- mes die Zeit nach Olymp 104. 3 ansetzen: denn gerade in dieser Zeit herrschen in Kleinasien die gröfsten VVirren, indem fast sämmtliche Satrapen und Dynasten von Ar- taxerxes allfielen, vgl. Diodor. Sicul. XV. 90: wi' rjaui' tnKfui'tOTUTOi !.-/Qinji('.()U(yijg //(V o dj? 0Qvyiug auTQÜ- nijg Mavooilog df Kurti'ug ävvuarivwv y.u) noXXwy fQVI^iurwv y.ut nölnov ui,ii)7jiy(i)v y.vQitvcov, wv tariui' ->,,: li. -t-^/t,«^ ,,, ^ '-,>,.. .,r., ,? ^.\.. «^T _ ., / »'

y.ioi yui Uiai'dut y.ai UutiifvXoi yui KD.ixig. Nun scheint aber gerade in dieser Zeit Perikles Fürst der Ly- kier gewesen zu sein, denn Theopomp hatte im zwölften Buche, wo er die Schicksale des Euagoras schilderte, auch den Krieg dieses Perikles gegen Telmessus erwähnt, s. Photius Bibl. p. 203: Ä«) wg ylvy.iüt Trpoc Tü.iurs- aiig, fjyovfitfov avToXg tov a(fö)v ßuatXiiog TlioixXfovg, tTTuXfut^auv y.a'i oi'x uvfjxuv noXtuovvTfg, tiog uvrovg Tfi/i,nitg 7zoi)'i<T(iyiig yjtO' ötioXoytuf nuQtaTi'iaavTo. Die- ser Kampf gegen Telmessus mag immerhin etwas früher fallen, da Euagoras schon Ol. 101. 3 stirbt, aber die fe-

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stere Begründung und Erweiterung der Macht des Peri- kles mag eben mit jenen unruhigen Bewegungen, die Dio- dor schildert, zusammenfallen, und so vermutlie ich, dafs der Sohn des Harpagos , der diese Denksiiule errichten liefs, kein anderer, als eben dieser P er i kies ist. Im Anfange von vs. 5 ist wohl einVerbum zu ergänzen, was auch der Sinn nothwendig verlangt; hierbei bemerke ich, dafs man uQiGTivaag mit ^ivy.iu)v tiJiv tut if ijlf/.lu verbinden mul's, wie bei Simonides Fr. 115: HuÖQug ü- QiGTivoiu'Tog h> 'ElXddi TÜJv icf tuvrov 'Inntov. V. 9 ist Hrn. Franzens Restitution ansprechend, ich habe in- defs früher den Vers anders gelesen, indem ich ihn als parenthetisch eingeschoben betrachtete:

TcV (oder wt') yy-Qit' adai'UTOi oi uTiefiyr/auyTO dixaiuv. Man vergl. nur Homer II. XXIV, 424: inti ovtioti IijU-it tri /^ityü.QOKJi dtw>', (H OXv/^iTioi' t'/ovan'' tiTiv oi um- ftviiCiuvin y.ul iv i)^u>'UToto tkq ularj- V. 10 ist scliwer- \\c\i 'AQ/.äöug uvÖQcg zu ergänzen, sondern vielmehr der gentile Name einer benachbarten Stadt oder Landschaft verborgen; in der lykischen Inschrift dieses Monumentes, ■wo eine Anzahl Local-Namen sich entziffern liifst, habe ich bisher nur heimische Namen entdecken können *), doch darüber l)ehalte ich das (genauere einem anderen Orte vor. V. 11 endlich ist die von mir und anderen gefundene Ergänzung:

X);i'( dt n'/.itaru TQmiuiu ßQOTÜJv taTiiaey unavTiov unbedenklich vorzuziehen.

Marburg.

Theodor Bergk.

2. Rhodische Gefässe. Noch zwei Inschrift- henkel, zu Ciefäfsen der auf S. lOf. der Arch. Z. No. 1. N. F. besprochenen rhodischen Art gehörig, sind unter der Xanthischen Ausbeute des Sir Ch. Fellows vom Jahr 1844 zum Vorschein gekommen, zu neuem Beweis, dafs ■wie in Italien und Alexandrien, so auch in Lycien und an allen Küsten des mittelländischen Meeres diese rhodische Waare gangbar war. Der eine jener Henkel hat den üb- lichen rhodischen Stempel von Rose oder Balaustium und den Magistratsnamen InTinxQUTtrg in dorischer Genitiv- form; der andre einen Caduceus und ebenfalls im Genitiv (Iiiu') den dorischen Namen Imas.

Aus Mllthcihiiigcn des Hrn. Sam. Uirch.

3. Roma u n d F o r t r n a. In der Arch. Z. N. F". Nr. 4. hat der Herausgeber ein interessantes IMarmorwerk des Vaticans publicirt. Ich erlaube mir hier zunächst nur eine Bemerkung hinzuzufügen. Graf Borghesi's Ergänzung der Inschrift iN HaC AEDe saBINI MATerni luDI LOCaN- TV^r ist im Ganzen gewifs richtig, nur hidi scheint mir bedenklich. Ich schlage fuiiDl zu lesen vor, wozu der Raiun vollkommen ausreicht. Alsdann handelt es sich um die Verpachtung von Grundstücken, die nach ihrem frü- lieren Besitzer funtli Sabiiti Mulerni benannt, später dem Tempel gehörten: ganz passend ward nun auf dem Mar- mor, welches die Verpachtungs- Anzeige enthielt, die, 4^n.-

sicht des Tempels selbst angebracht, gerade wie dies bei unseren illustrirten Zeitungs-Annoncen geschieht. Und da es sich hier nicht um einmaligen Gebrauch handelt, son- dern, so oft das Grundstück von neuem verpachtet ward, auch die Ankündigung wiederholt wurde, so befremdet die künstlerische Ausstattung des Programmes, was man je- desmal am Tempel aulstellen mochte, durchaus nicht. Der Tempel selbst war offenbar der Fortuna und Roma geweiht, nur ist das Bassin vor den Tempelstufen, was fast den Eingang versperrt, äufserst merkwürdig und deu- tet auf irgend eine Besonderheit hin. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich in der Göttin, der dieser Tempel geweiht war, die Fortuna Ualneurum erkenne, die Fronto erwähnt De Orat. S. 125 ed. Niebuhr: „Dicendum est de Fortuna aliquid: omnis il)i Fortunas Antiatis , Praenestinas Respi- cientis, bulncurum eiiam Fortunas, omnis cuui pennis, cum roteis, cum gubernaculis reperias." [Vgl. Grut.73,5j Für pennis hat die Handschrift plenis, vielleicht ist cum plenis [cornibus] zu schreiben, wie Horaz sagt: Aurea friiyes Italiae pleno dijfudit copia cornu. Oder sollte vielleicht plenis suijstantivisch zu lassen sein und ohne Weiteres das Füllhorn bezeichnen? Ob der Tempel der Fortuna Balnearum sich in Rom oder in der nächsten Umgebung der Stadt befand, will ich dahin gestellt sein lassen. Bei der Fülle von Heiligthümern zu Rom wäre selbst das Stillschweigen unsrer übrigen Quellen niclit allzu lioch anzuschlagen. Theodor. Bergk.

4. Demeter Erinnts und Arion. In der

Archäolog. Zeitung Neue Folge No. 6 bespricht Hr. Prof. Osann eine von Hrn. Freili. v. Prokescli-Osten publicirte Miinze (Archäol. Zeit. 1846. Nr. 41) welclie derselbe der Stadt Erae in lonien zuweist, während Hr. von Prokesch-Osten dieselbe für eine Thessnlisclie Münze aus Kio'ioji erklärte. Allein Hrn. Osanns Erklärung ist unzulässig, da abgesehen von anderen Gründen diese Stadt im Gebiet von Teos .-/(^«J oder A1q(u liiel's, und demgeraiifs sind auch die Stellen des Thncydides und Strabo zu verbessern: aber Recht hat Hr. Osann, wenn er den Thessalischen Ursprung und die Ergänzung K1]EPIQN verwirft. Die Münze geliört nacliTlielpusa in Thessalien, der Frauenkopf, in welchem schon Hr. von Prokesch-Osten eine Eumenide erkannte, ist die in Thel- pusa verehrte Demeter Erinnys, das beigeschriebene 0 bestätigt meine Erklärung. Das Rofs auf dem Reverse ist das in der griechischen Heroensage berühmte Wuntler- rol's Arion, von Poseidon und Demeter erzeugt, die ja el>en daher nach Arkadischer Localsage den Beinamen Erinnys erhielt; und die Ueberschrift EFIiiN bezieht sich eben auf jenes Rofs, welches im Arcadischen Dialect "Equiii' statt Hq{(i)i' genannt ward. Doch das tienauere hierüber habe ich in den Schriften des Archäologischen Instituts (Vol. XX) auseinandergesetzt.

Theodor Bergk. 5. ScH'vvuR der Freier der Helena. In der Arch. Zeit. N. F. Juni 1847. Beilage No. 2 S.20* und 21* n. 11 wird ein üxybaphon des Hrn. Capranesi be-

•) Der Ortsname IIEK-t^A, der auf dem Ilarpagi- denmonu me n t, denn so möchte ich diese Stele lieber nen- nen, zu lesen ist, könnte freilich auch auf die Karisclie Stadt Pedasa bezogen werden, über welclie Stepli. Byz. bemerkt: I/ij&uniC nol.i? KunCiig, uvätTi^oMg- y.td Jlt]i)t(nni to fOfixöf ätl iSi UV Ji« rov d' ynüifuv nr\Suatt, iM.ü öiu roC y Ili'jyuna' ol nulhai Ifijyttnfii. Ich glaube aber, dafs es in Lykien eine gleichnamige Stailt gab; und auch .Steplianiiä hatte wohl die- selbe erwähnt; denn der litzte Zusatz ti! tioXiiki JfrjyanfTg wäre ganz iiberllüssig, wenn die orthograiiliische Berichtigung

sich auf die zuerst genannte Karisclie Sladt bezöge. Die Wie- derliulung des Gentile hat nur .Sinn, wenn von einer andern .Stadt die Kede war; ich vermutlie daher, dafs zu schreiben sei: Ifi)iJ(iacc jiöXig KnQdcg, oinhi^Qwg- xal lI)]iSaatvg i&- vixov. tan xiel ^IvxCug- d'ii d'i ov iSia juv ä yQÜifiiv, Ifi'ld'icmt, t'if.i.ü (ficc ToC y lli]yantt. ol tioXithT Jhjyaatig. So hiefs also den Hellenen die Ijkische Stadt Pegasa diefs ist aber nach Lykischen Lautgesetzen, wo die Tenuis die Stelle der Media vertritt, im heimischen Dialekt eben IIEKA^A.

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sclirieben, dessen Erkliirung wir iiachträglicli iieft-rn. Pau- saiiias III, 20, 9 beiiclitot , dal's 'l'yiidareos aus Fiirclit vor der firolseii Zaid der 15ewerl)er um die Hand der He- lena in ihrer leiclit iniigliclieii Haclie ge^en den, welchem seine Tuchter den Vorzug gehen würde, den Uath des Odysseus lielolgte nnd jeden der Kreier einen Schwur ali- legen liels, der ilui verplliclilete, den Kündigen fJatten gegen jeden Unglimpf der iiin liedrolien kilntite zu schüt- zen. Hiernacii sind wir herechtigt, einen der Freier liier zu erkennen, den Schwur vor Tyndareos aldegend, hinter welcliem Helena verschleiert zwar aligewnndt,

aher doch nach der Hauptscene zurückblickend sitzt. Dafs der .Schwur sich auf die Ehe bezieht, deutet die zwischen den Schwörenden am Boden stehende nuptiale Hydria zur Genüge an. '|-„. Panofka.

6. Aul einem p ompeja nische n Wan d <; einalde (Arch. Zeit. .Sept. 1847. S. 144) ist der Name PHO..LVS wohl Phütulus zu ergänzen luid mit Photus Gruter. Inscr. 617, IJ, Pholinus (Maffei Mus. Veron. 134, 2) und dem Krauennameii Photis (Gruter 772, 1) zu vergleichen. Herr Ltchtiixjer erlidlt sein Gelübde an die Lichtgottheiten Horus-Pliosphorus u. Isis-Selene. Th. Panofka.

Archäologische Gesellscliaften.

Rom. In der Sitzung des archäologischen In- stituts vom 12. I\l;irz d. J. hatte Dr. lirauii eine vol- centische Schale von beträchtlicher Grül'se ausgestellt, die im Innern bis auf eine rothe runde Scheibe im Mittelpunkt schwarz ist. Anisen iäult ein rotlies üand nnt schwarzen Kiguren herum, die 42 an der Zahl (nicht gerechnet die Plerde und Wagen) in reicher belebter Komposition die Wechsellälle einer Schlacht darstellen. Daneben linden sich in schöner Schrift zwei Inschriften unter den Hen- keln. Die eine nennt einen Hippokrilos, der zwar nicht « ie gewöhnlich y.i'j.o;, sondern y.u'/.XiaKig Hinnoy.onog y.u'/.iaTog genannt ist; die andere gibt den Namen des Vasenrnalers: n.uvy.vTtg tnüitou'. Dr. J. FriciUäiider zeigte ein aus Doiano (Ijoviannm in Sainnium) stammen- iles schön gearbeitetes Erzfigürchen einer Venus, in der ölters vorkommenden Stellung dal's sie ihren erhobnen Ful's baden oder auch ihm einen .Schmuck anlegen will. Ein anderes Erzligiirchen dessell)en Besitzers aus Vasto ( Abruzzo citeriore) stellt den .Amor dar, im BegrilT einen Schmetterling zu fangen. Derselbe theilte den Abdruck eines etrnskischen Scarabaeus mit, auf dem ein Held ge- bildet ist, der mit einer Amphora aus einer Quelle Wasser schöpft. In der anfangs zweifelhaft scheinenden Beischrift erkannte Hr. F. Land den Namen Kastur, auf wel- chen Heros auch die Vorstellung palst. [.Sehnlich ist ein vortrelFlicher Skarabäus mit gleicher Inschrift in den Impr. d. Inst. III, 6.] Dr. Ilenzcn legte einen Brief des Hrn. Liiif^i Ccrrutl d. d. Larnaka in Cypern, 31. Aug. 1846 vor, in welchem der Fund einer Basrelief-Figur mit- getheilt wird, die in einem Block sehr harten schwarzen Steins eingehauen ist. Sie stellt einen jener persischen Könige dar, die sich oft auf persepolitanischen Monumen- ten linden, und ist mit Inschriften in Keilform umgeben, von iler eine Probe in l'apierabdruck, so wie eine llüchtige Zeichnung des iMonuments beigefügt war [Vgl. Ilol's Hel- lenika Tal. I.J. Hr. Dennis zeigte die Zeichnung eines jener Basreliefs, die auf beiden Seiten des Steins bear- beitet zum .Schnuick der Intercolumtiien oder zum Schlie- i'sen eines Kensterchens gedient zu haben scheinen. Auf einer Seite sehen wir die Masken eines Pan und eines Satyr, Peduin und Krotalen daneben, auf der andern in llaclierem Relief ein Meerungeheuer. Der .Marmor stammt aus dem Körugreicli Neapel.

In der Sitzung vom 26. März i)erichtete Dr. Lvrsch über einige neuentdeckte Denkmäler des Kunsthandels von Neapel, namentlich über mehrere Terracotten im Be- sitz des Hrn. Barone, die einer Gruppe von Niobiden an- gehören [Bull, Nap. no. 77. V, 3] ; ferner ward ein Caduceus von Bronze erw^dint, dessen Schlangen in Widderköpfe mit Schweinsrüsseln auslaufen, wichtig wegen der Ver-

gleichung eines andern mit messapischer Inschrift, der mit Unrecht unter die modernen Bronzen des Museo Bor- bonico versetzt ist. .\uch ül)er einige Vasen komischer Darstellung in gleichem Besitze ward gesprochen. Dr. Henzen legte Zeichnungen einiger ungestalter Bildwerke des Museums von Vercelli mit etruskischen Inschriften vor, die von Pre. Vcrccllnne dem Institut mitgetheilt wa- ren. Doch war auch so noch kein bestimmtes Urtheil über die Echtheit der Bildwerke sowohl als der Inschriften möglich. Dr. I!nnin zeigte eine Trinkschale (r. Fig.), welche in leiner Zeichnung drei verschiedene Scenen pa- lästrischer Preisvertheilung, hauptsächlich durch Ueber- reichung weilser und rother Binden, darstellt. Dr. Mommsen wies Untersuchungen mehrerer alter Strafsen nach, welche gemeinhin mit der Via Appia vermischt worden sind.

In der Sitzung vom 9. April zeigte Hr. Keslner eine weirse Paste mit der Darstellung eines Helden in Tu- nica und Helm, welcher zwei Pferde führt oder vielmehr treibt; Dr. /iraiiii erkannte darin ein Bild des Diomedes, welcher die Rosse des Rhesus abführt. Auch ein klei- ner Karneol, einen stehenden Hercules mit Löwenhaut,

Keule und Scyphus darstellend, ward vorgezeigt.

Hr. Diamilld legte eine griechische Münze mit Bildnissen des Nero und der Agrippina vor. Das Monogramm, in dessen Deutung auf Nicomedia und Nicaea man zweifel- haft gewesen war, ward mit Sicherheit der letzten Stadt zugewiesen. Derselbe zeigte ferner die lithographirte Zeicimung eines Sarkophags aus Spalato, den man will- kürlich dem Diocietian hatte beimessen wollen; die rohe

Bildnerei dessellien stellt eine Meleagerjagd vor. Dr.

ßmun legte einen Abdruck eines geschnittenen Steines vor, der sonst Hrn. Pistrucci angehörig sich jetzt im Besitz des Hrn. Benj. Hertz in London !)efindet. Er zei>»t das Brustbild eines majestätischen Flufsgottes , dessen'^Haar mit einem Kranz von Sumpfpflanzen umgeben ist; neben ihm ist eine kleine nette Figur sichtbar mit einem kleinen Zweige, welche Dr. Braun auf die Knaben bezog, die in gröfsern Werken dem Nil in der Sechszehnzahl beigege- ben werden. \^r. Panofht, welcher dieser Versaminlung ..ohnte, legte zu neuer Prüfung das bei Passeri II, 155 j,jblicirte Vasenbild eines nackten Jünglings vor, der in der Linken ein Füllhorn, in der Rechten einen langen, fächerartig gekrönten Stab hält; neben ihm eine Eule (civetta) oder ein ähnlicher Nachtvogel, der ihm mit seinen Krallen droht. Hr. Plutner bemerkte, dafs jener Vogel vielmehr einem Uhu (guflfo) als einer Eule gleiche, und da Hr. Uruun gleichzeitig an die Beziehung des Füllhorns auf Plutos erinnerte, so schlug ein Anwesender vor, im ge- dachten Bilde den Gott des Reichthums zu erkennen,

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welcher von dem Neide in Gestalt des räubeiisclien Nacht- vogels bedroht werde. Dr. Braun zeigte noch zwei volcentische Spiegel, beide mit Zweikämpfen, deren einer durch Inschriften beglaubigt den Hektor und Aias darstellt; im zweiten glaubte Hr. B. AchiU's Kampf mit Pentliesilea erkennen zu dürfen. Die Entscheidung darüber mufs, da Inschriften vorhanden sind, der völligen Reinigung des Spiegels aufbehalten bleil)eii , zumal Dr. //. litittui be- stimmende Kennzeichen fiir Penthesilea als Amazone ver- milste. [Vgl. jedoch Gerhard Etr. Sp. fl, 233.]

In der Sitzung vom 16. April berichtete Hr. Panoßu, dafs die in voriger Sitzung besprochene Vase mit der Eule in der Vatikanischen Vasensammlung [aus welcher sie Passeri II, 155 edirt] sich befinde. Als Gegenbild zeigt sie die seltsame Gruppe einer nackten geflügelten Krau mit Ring [Kranz?] in der einen Hand und eines Silens, der sie mit der andern an den Bart iafst. Von demselben ward die Zeichnung einer schönen Amphora (r. Fig.) des brittischen Museums mit dem ßild eines Flöten- spielers und als Gegenl)ild mit einer bärtigen Mantelfigur gezeigt, aus deren Mund eine lange und sehr deutliche Inschrift geht. Die Versuche diese Inschriit zu lösen wa- ren vergeiiens [wie sie es schon früher in Berlin gewesen waren: oben S. 12*]. Dr. Urauii stellte eine volcenti- sche Oenochoe (r. Fig.) aus, auf welcher Theseus, Po- seidon und Peirithoos dargestellt sind, letzterer mit Binden an den Füfsen, was Hr. Panofka als thrakische Tracht [?] bezeichnete. Der anziehende Gegenstand dient zu- gleich zur Erklärung des ahnlichen vom Duc de Luynes f.Mon. d. Inst. I, 52) herausgegebenen Gefälsbilds.

In der dem Jahrestag Roms gewidmeten Festsitzung vom 23. April d. J. ward die Aufmerksamkeit der Ver- sammlung zuerst auf die Ausbeute neuester Ausgrabungen gelenkt, indem Dr. Braun iilier das ohnweit S. Teodoro am westlichen Abhang des Palatin entdeckte Travertin- pllaster eines auf gleicher Höhe mit dem Forum befindli- chen Platzes berichtete, die Ausbeute der vom Ritter Cniii- pana bei Gäre geführten Grabungen näher bezeichnet untl überdies Cunlna's so eben vollendetes Werk über Veji vor- gelegt wurde. Eines der bei Gäre neuerdings gefundenen Vasenbilder, Theseus im Kampf gegen die Amazone „Melosa" darstellend ward von Dr. ßraun erläutert. Hr. Panofka wies aus zwei Vasenbildern, dem durch Mil- lingen bekannten und aus einer .Münchner Praclitvase, die Hochzeit Jason's und Medea's nach. Von Dr. Mommscn ward das Facsimile einer in Ortona im Geliiet derFrenta- ner gefundenen Inschrift vorgelegt, welche bustrophedon und in so eigenthümlicher Weise geschriel)en ist, dafs man versucht wird die Einführung des Alphabets in Ita- lien auf Grund dieses merkwürdigen Fundes früher als gewöhnlich zu setzen; jedenfalls scheint dadurch eine bis jetzt unbezeugte italische Mundart, die der Frentaner, ein ihr ents|)rechendes monumentales Zeugnifs erhalten zu haben. Zum Schlufs handelte Dr. Mensen über eine zu Tivoli gefundene Inschrift des iMinicius Natalis , Prä- fecten des gesammten Alimentarwesens unter Hadrian, und bestätigte dadurch seine früher geäufserte Ansicht, dafs dieses Amt erst unter Marc Aurel mit der Curatel einer der greisen Heerstral'sen verbunden wurde.

(Gleichzeitig wurden, den Gründungstag Roms und dieser Anstalt bezeichnen, folgende Personen zu Mitglie- gern derselben ernannt. Zum Ehrenmitglied der Cav. D. Giosue De Aynstin'is zu Campolatluro; zu Korresponden- ten innerhalb Italiens, Hr. Diego VllrioU zuReggio; Cav. Sci|>ione Bor(jhi;si zu Sie na, Hr. Fcrrucci, Profes- sor der Archäologie zu Pisa, Hr. Fr. Bonaini, Professor

der Geschichte und Bibliothekar ebendaselbst, Padre D. Luigi Bruzza zu Vercelii. Aufserhalb Italiens, in Frank- reich die Herren Leon Renier und A. Noel des l^eryers zu Paris; der Marquis de Luyoy zu Ai.v; Dr. Long zu Apt im Departement Vaucluse; Hr. DevUte, Aufselier des Museums zu Ronen; Hr. Kigoüot zu Amiens. In Spanien die Herren D. Vincente Cardescru und D. Pa- scual Garzamjes zu -Madrid. In Deutschland Dr. L. C. Bethuann zu Berlin und Prof. von Hefner zu Mün- chen. In Ungarn und S iebenl)ürgen Graf Kem- meny zu Gerend im 'i'hordaer Comitat und Dr. Andreas von Fodor zu Deva.

Berlin. In der Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom S.April ward Hr. Pa«o/'fca's neueste akademische Abhandlung ( Perseus und die Gräa, Mala- chisch u. s. w.) und die darin enthaltne scharfsinnige Deutung berühmter etruskischer Spiegelbilder (Gerhard Schmückung der Helena. Berlin 1844. Etrusk. Spiegel 11,211 216) beifällig besprochen, in denen die Schmük- kung einer Frau dargestellt ist. Statt wie l)isher diese Frau auf Helena, Ariadne oder [wie ein neulich entdeck- ter ähnlicher Inscliriftspiegel ergeben hat] auf Venus zu deuten, vermuthet Hr. P. darin eine lemnische Heroine oder Göttin, deren Name Malache dem räthselhaften Na- men mehrerer jener Spiegel (Malafisch, Malavisch, Mala- cisch oder, wie Hr. P. liest, .Malachisch) entspricht. Hr. Lepsius machte beraerklich, dafs diese letztere Lesart auf einer, obwohl gelinden, Conjectur beruhe, und die authentische Form jenes Namens Malafisch, Ma- lavisch, zu sein scheine, Malaciscli sei nur ver- schrieben. — Von Hrn. Gt'r/i«rd wurden die bereits neulich !)erülirten zwei vatikanischen Reliefs, in denen Roma mit Fortuna verbunden erscheint [Archäol. Zeit. N. F. Taf. IV], ausführlicher besprochen; die darauf vorgestellten Bildwerke sowohl als deren räthselhafte In- schrift ward Gegenstand lebhafter Discussion. Noch mehrere andre in der Archäologischen Zeitung behandelte antike Denkmäler wurden der versammelten Gesellschaft neu vorgelegt, der als tlieilnehmende Fremde die Herren Bernhurdii aus Halle, Hand aus Jena, Jahn aus Greifs- wald, RilschJ aus Bonn und von Zanth aus Stutt- gard beiwohnten. Als neue und wichtige archäologische Werke lagen vor: des Herzogs von Lnijnes Numismatik der persischen Satrapieen und Phöniciens unter den .\chä- nieniden (vorläufig der Text, dem die Abl)ildungen bald nachfolgen werden]), und Otto Jahns im Reimerschen Verlag hieselbst erschienene ,, Archäologische Beiträge", enthaltend eine Reihe anziehender .■Aufsätze über Gegen- stände griechischer Kunstmythologie, zunächst auf pom- pejanisclie (iemälde des Zahnschen aus gleichem hiesigem Verlag hervorgegangenen Prachtwerks bezüglich. Eins der darin behandelten Wandgemälde, Leda vorstellend, ward in farl)iger Originalzeichniing von Hrn.irZ<(/iJi vor- gelegt; dieses zugleich mit einer für dessen ,, Ornamente klassischer Kunstepochen" bestimmten wohlausgeführten Abbildung eines der schönsten übenlies durch vorzüglich reiche Einlassung ausgezeichneten Mosaike des Alterthums, des auf einem Panther reitenden baccliischen Eros. Aufserdeni empfahlen als Ueberreste verwandter Al)kunft sich auch mehrere ,,aus Herkulanura herrührende" und von dem hiesigen Zimmermeister Ritter eingesandte Ge- simsfraginente von Stuck, deren Zierlichkeit durch noch sichtliche Vergoldung erhöht ist.

In der unter Vorsitz der Herren Gerhard und Kra- mer gehaltnen Sitzung vom 6. Alai brachte Dr. Jiifiiis

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Fnedländcr mit Geneliuiigung der General -Directioii des Küiiigiklien Museums eine gliinzende, dem Künigliclien Münz -Kaliiiiet demnächst einzureihende, Auswahl schö- ner und seltner altgriechischer und altitnlischerMünzen, welche derselbe während eines mehrjährigen Aul'enthalts in Italien für die gedachft Königliche Sammlung erwor- ben und zum dermaligen Zweck mit heigeiiigten Erklä- rungen versehen halte. „Unter den der (iesellschalt vor- gelegten IMünzen machten zuvörderst seltene Exemplare der ältesten unteritalischen Silhermünzen mit vertieltem Revers, von Sjharis (500 Jahr v. Chr. zerstört), Kau- lonia und Poseidonia, sich hemerklich. Eine <ler ältesten Goldmünzen von Rom mit der Werthhezeichnung von 60 Sesterzen, zwei von Metapont und zwei von Velia mit Künstlernamen zeichneten sich durch Schönheit der Erhaltung wie durch Seltenheit aus. Als historisch be- deutend sind zwei Münzen des Bundesgenossenkrieges zu erwähnen, beide mit dem Namen des Imperator C. Pa- pius Mutilus. Die eine zeigt den Stier, das Sinnbild von Italien, welcher die römische Lupa niederwirft, eine bedeutungsvolle Darstellung des verhofften Sieges der ita- lischen Völkerschaften ül)er die Herrschaft der Haupt- stadt. Die andere Münze trägt die oskische Aufschrift Safinim, gleich Sabinorum. Beide haben neben dem historischen Interesse auch das der äul'sersten Seltenlieit. Unter den sicilianischen .Münzen zeichneten sich besonders drei grofse sillierne Medaillons von Syrakus aus, viel- leicht die schönsten Werke der auf Sicilien besonders blühenden Stempelschneidekunst. Auf der Vorderseite tragen sie den Kopf der Arethusa, auf der Kehrseite ein Viergespann, darunter eine jvoliständige Waffenrüstung; das daneben stehende ^-/ö^/^-/ zeigt, dafs diese ein Preis im Wettrennkampf der Wagen gewesen. Eine der älte- sten sicilianischen Münzen ist die von Messina unter dem Namen Zankle mit der Vorstellung des sichelförmigen Hafens (Zankle bedeuteteSichel in der sikulischen Sprache). Von griechischen Münzen ist eine der Stadt Phaestus auf Kreta, mit der Vorstellung des Ikarus, zu erwähnen, andere sehr scliöne von Elis und Lokris, auch eine wohl noch unbekannte von Korinth, mit dem Pegasus, der gleichsam im Stalle stehend mit der Halfter an einen Ring gebunden ist. Goldene und silberne Münzen von persischen, syrischen, karischeu Königen, ein Gold -Me- daillon des Ptolemaeus Soter, ein anderes der A r- sinoe, der zweiten Gemahlin und Schwester des Ptole- maeus Pliiladelphus, besonders aber eine schöne Silber- münze von Barke in Cyrenaica ist noch zu erwähnen, welche auf der N'orderseite den Kopf des Jupiter Ammon von vorn, auf der Kehrseite drei verbundene Silphium- Pllanzen trägt. Nur ein einziges Exemplar dieser Münze in der berühmten Sammlung des Herzogs von Lnynes war bisher bekannt." Der ebenfalls anwesende Aufseher des Königlichen Älünz-Kabiiiets, Dr. Piniler, ergriff diesen An- lafs, den beträchtlichen Umfang neuer Erwerbungen des Königlichen Münz-Kabinets näher zu bezeichnen, welches im verflossenen Jahre um 2312 Miinzen sich vermehrte, lind hierbei besonders die Wichtii;keit der von Hrn. Fried- ländcf neuerdings vermittelten Ankäufe (ungefähr 1500 auserlesene Münzen umlassend) hervorzuheben. Von Hrn. Willium Ji'utkixs Hoijd zu London war ein als Handschrift gedruckter Aufsatz der (iesellschalt eingesandt worden, in welchem' derselbe ein von Panofka auf Iphigenia's Opfe- rung gedeutetes Vasenbild ( Archäol. Zeil. Taf. 46) als hieratische Darstellung der Artemis Elapliel)olos ausge- legt hatte [Arch. Z. N. K. no. .S]. Hr. K. Ciir/iiis las

über die Anlage griechischer Marktplätze, deren Einfas- sung durch Säulenhallen ohne unmittelbares Einschneiden von Strafsen er als ein Verdienst der ionischen Architek- tur hervorhob und durch einen Herstellungsversucli des Marktes von Megalopolis bewährte. llerr Bötlkher las über die Thüreu griechischer Tempel und machte so- wohl deren Verhältnil's zum inneren Heiligthuin als aucli die sinnige Weise ihrer Ausschmückung geltend. Herr Strack sprach über die in Wicsder's neulicher Schrift ausgeführte Ansicht, als sei dieThymele des griechischen Theaters ein mit dejn Logeion unverbundenes vierecktes Bretergerüst gewesen. Zwei nach dieser Ansicht entwor- fene Herstellungsversuche dienten zugleich zu Widerlegung derselben, indem der für 20 bis 50 Personen erforderliche Umfang jenes Gerüstes zugleich ein griechischer Eleganz nicht entsprechendes Mifsverhältnils zu den übrigen Thei- len des Theaters in sich trägt. Hr. Zahn legte farbige Abbildungen schöner pompejanischer Wandgemälde vor, deren eines, unedirt, die weissagende Kassandra unter- halb des auf seinem Dreiful's sitzenden Apollo darstellt. Von Herrn Panofka war ein Aufsatz über die eroti- sche Bedeutung von Hahn und Henne, mit besonderem Bezug auf eine Stelle des Aelian, eingesandt worden. Zuletzt machte Herr Koner auf eine neulich in England ausgegrabene Silberplatte aufmerksam, deren Relief eine Götterversammlung, nämlich Apoll und Diana, JMinerva, Juno und Vesta, darstellt. Als archäologische Neuig- keiten wurden von Herrn Gerhard Probeabdrücke vou ungefähr sechzig Inschriften vorgelegt, welche Dr. T/i. Mommsen als Denkmäler einer bisher unbekannten mes- sapischen Schrift gesammelt und eingesandt hatte. Es wurde aus dessen Bericht auch die Entdeckung eines prächtigen bei Canosa gefundenen Grabes erwähnt, wel- ches do|)pelt anziehend wird durch eine lateinische In- schrift mit Konsulatsangabe, und da liorghesi dieses Kon- sulat dem Jahre 76 v. Chr. zuspricht, so scheint auch ein chronologisches Datum gegeben zu sein, um die in jenem Grabe gefundenen Gegenstände ungleich später zu setzen, als es für apulische Vasen und 'l'errakotten ge- wöhnlich geschieht. Ebenfalls aus Apulien ist der neu- liche Fund einer Reihe von Thonfiguren anziehend, in denen Söhne und Töchter der Niobe dargestellt sind. Aufserdem erregen die Ausgrabungen am römischen Fo- rum gröl'sere Aufmerksamkeit, seit in der Nähe des Ve- statempels ein altes PHaster zum Vorschein gekommen ist, dessen Niveau dem des Forums neben der Phokas- säule ganz gleichkonunt. Endlich gewinnen auch die Notizen liber die neuesten Ausgrabungen von Nimrod ein steigendes Interesse, seit von zahlreichen dort gefun- deneu Gegenständen von Erz und seit von Elfenbeinskulp- turen die Rede ist, welche Herr liuoul-Rochetle zur Be- glaubigung gewisser persischer Cylinder von Elfenbein in Anspruch nimmt. Zu derselben Sitzung waren einge- gangen und wurden vorgelegt: 1) Proceedings of the an- nual meeting of the archeological Institute of Great Bri- tain and Ireland, at Winchester, Sept. 1845. Lond. 1846. 8. 2) Zahns Ornamente aller klassischen Kunst-Epo- chen, 15tes Heft, enthaltend sammt Mosaiken des 12ten, Wand- und Deckengemälden des 16ten Jahrhunderts auch mehrere Wandmalereien aus Herkulanum und Pompeji. 3) Graf liorghesVs Brief au Prof. Jahn zu Leipzig: In- torno all' etä di Giovenale, worin zwei Konsulats-Erwäh- nungen des Juvenal zur Zeitbestimmung des Jahres 880 n. 11. E. geführt haben. 4) Schiimann, das Ideal der Hera, Greifswald 1847. 5) (s. oben) Artemis l>llaphe-

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bolos, an archeological essay by William Watkiss Lloyd. (Not puWislied). 1847. 8. 16 S.

In der Sitzung vom 3. Juni d. J. trug Herr Kramer einen aus Neapel eingelaufenen Bericht des Hrn. Panoßii vor in welchem derselbe die archäologischen Anschauun- oen seiner dermaligen Reise, namentlich der Sammlungen zu München, Florenz und Rom, naher bezeichnet [Vgl. oben S. 9* ff.]- -^"s anderen römischen Mittheilungeu erwiihnte Herr Gerhard zwei inschriitliche Entdeckungen, welche man den neuesten grofsartigen Ausgrabungen des Herrn Ctiiti/xuift verdankt: die römischen Inschritten eines zwischen Porta Latiiia und Porta S. Sebastiano ausge- beuteten Grabmals darunter besonders die Inschrift eines Vereins altrömischer Kestmusikanten: Collegium sym- phooiacorum qui sacris publicis praestu (so!) sunt und die etruskischen von Ciire, der vermuthlichen Mutterstadt Roms, die aus einem einzigen Grabmal 35 Namen der im übrigen Etrurien bisher fast unbezeugten Familie der Tarquinier (etruskisch Turchiuis) gaben. Auf das stei- nende Interesse der dalmatischen Ausgral)ungen von Sa- lona ward gleichzeitig hingewiesen; desgleichen ward durch Herrn von Quast der überraschenden Funde gedacht, welche bei fortgesetzter Aufraumuug der ßasilikenreste zu Trier für Giebel nnd Thüren, wie auch in Nischen mit Mosaikverzierung sich ergeben haben. Herr Zahn Icte aus seinen reichen Sammlungen in farbiger Abbil- dung vor: 1) Architektonische Rosetten, aus Marmor und Glaspasten zusammengesetzt, angeblich aus Herkulanum, jedenfalls aus römischer Zeit. 2) Gladiatoren - Bild , aus dem Amphitheater zu Pompeji längst verschwunden, drei Kämpfer darstellend, welche sich rüsten, dazu den vier- ten <ler eine krumme 'i'uba bläst, und den Ordner des Kampfes; eine vergoldete Siegesgöttin begränzt hermen- förmig beide Enden des Bildes. 3) Landschaft mit Ge- bäuden, in figurenreicher Stalfage die Pflege eines Kin- des auiJehlich Bacchus, darstellend. 4) Aehnliches Bild, ne- l)enlier Fischfang. Neben anderen Gel)äuden tritt ein klei- ner Tempel hervor, aus dem eine Priesterin heraustritt, und zeigt an seinem Eingang angelehnt das derb ländliche liölzerne Bild eines Grenzgottes. Ueber eine noch uner- klärte Vase des Königlichen JMuseuins (Nr. 1025 aus den Erwerbungen des Grälen von Ingeiiheim) äufserte sich Herr C. von Puudter in einer [seitdem olienS.llSff. ab- gedruckten] Erklärung. Von litterarischen Neuigkeiten laien vor und wurden besprochen: 1) Des Herzogs von Luynes Supplement ä l'essai sur la numismatique des satrapies etc , enthaltend die Kupferplatten dieses nn un- "ekannten Münzdenkmälern und an geschichtlichen Be- stimmungen für phönicische Städte und Herrscher gleich wichtigen Werkes. 2) Roulez Melanges de philologie, d'histoire et d'antiquites (aus dem Bulletin de Bruxelles Tom. XI XII besonders abgedruckt). Fascicule V. 3) Verhandlungen der neunten Versammlung deutscher Philologen zu Jena. Hierin ist S. 62 ff. über die Bil- dun" des Thersites gehandelt worden; zwei spätrümische Küp'i'e des hiesigen Museums (Nr. 343, 344 und 190, 186), welche Herr Tieck so benannt liat, stimmen mit Döder- lein's Ansicht wohl zusammen, dals 'i'hersites kein Kahl- kopf, sondern struppigen Haares gewesen sei. 4) Zwei- ter Bericht des historischen Vereins der Pfalz (Speyer 1847), mit dankenswerthen Notizen römischer Funde und Erläuterungen von /!. Jäger. 5) PreJler's aus der Allg. Enc)'klopädie ausgezogener Artikel „Pheidias." Hofratli SchölVs Ansicht, als habe Phidias eine .Sphinx, wie auf dem Helm seiner Pallas, so auch unter ihrer Lanzenspitze

angebracht, wird durcli die S. 185 gegebene RestauratioD dieses antiquarischen Phänomens nicht wahrscheinlicher. C) Huakli: Verschiedenes über römische Alterthümer, aus Pauly's Encyklopädie. 7) Steinmann: Antiquitatis Grae- cae loca quaedam e Rossorum moribus illustrata. Petro- poli 1847. Der Verf. dieser russisch-hellenistischen Un- tersuchungen hat es sich zur Aufgalie gestellt, pantomi- mische und Tanzbewegungen griechischer V'asenbilder tlieils aus griechischem Sprachschatz, theils aber auch aus ähn- lichen Gebräuchen heutigen Slaventhums zu erläutern.

In der Sitzung vom 1. Juli trug Hr. Kramer zwei aus Neapel eingelaufene Berichte des Herrn Panofha über neuliche dortige Entdeckungen, hauptsächlich über die sehr lohnende neueste Ausbeute Poinpeji's vor [oben S. 26* ff. 109 ff.]. Von Prof. Zahn ward die farbige Zeicluiung einer zur Casa della Fontana del Musaico ge- hörigen Hafenansicht vorgelegt, in welcher Küsten-Per- spektiven, SegelschitFe und städtische Bauten, unter den letzteren 'i'einpel mit blau angegebenen Friesen, einen mannigfaltigen Anblick gewähren. - Herr von Quast legte das lote Heft der Jahrbücher des rheinischen Vereins für Alterthumskunde vor, welches seinem erweiterten Plan ge- mäl's hauptsächlich Kunstgegenstände des Älittelalters be- handelt, und sprach sodann über die selbständige und ge- lehrte, dem Kenner der alten Baukunst aber nicht durchaus genügende Schrift von Zestermunn über die alten Basiliken. Nachgerühmt ward dem Verfasser, Irrtliümer, welche nach Herrn itoii/c's's darüber gedrucktem Bericht in der ge- dachten Preissclirift sich befanden, gegenwärtig zurückge- nommen zu haben. Herr Koner berichtete über die unter Vorsitz des Herzogs von Leuchteuberg zu St. Pe- tersburg erfolgte Gründung einer archäologischen Gesell- schaft, deren Thätigkeit in einem bereits erschienenen ersten Hefte (Bulletin) der gedashten Gesellschaft mit Beiträgen der Herren Gilles, Köliiie, von Muralt u. A. sich gedeihlich bekundet. Herr Gerhard legte folgende Schriften vor: 1) Sum. Birch Description of a fictile vase etc. Eine aus dem 32sten Bande der brittischen Archäo- logia ausgezogenen Alihandlung über mehrere, auf den Streit zwischen Achill und Agamemnon bezügliche unedirte Vaseiibilder. 2) Otto DoehtJhuj]: , kurze Beschreibung einer auf den Besitzungen des Grafen Strogonoff ausge- grabenen silbernen Schale mit einer Inschrift in unbe- kannten Charakteren. (Aus tlem Bulletin de l'Acad. de St. Petersbourg IV. No. 6.) Die Entdeckung dieser (im permschen Gouvernement an der Kama gefundenen) Sil- lierschale, eine vierarmige wie indische (iottheit mit Sonne und Halbmond darstellend, war mit der Auffindung von Sassaniden - Münzen begleitet, welche, jener l)arl)arischeu Bildnerei entsprechend, bis in das 6te Jahrhundert nach Chr. Iiinabreichen. Hierdurch gewinnt denn auch die el)enlalls rohe, obwohl mehr hellenisirende Silberschale gleicher Abkunft, welche in der Archäologischen Zei- tung Taf. X. bekannt gemacht und Herrn B. seltsamer- weise entgangen ist, eine iilr Ort- und Zeitbestimmung derselben bisher vermil'ste Analogie. 3) G. F'ioreUl, Annali di numismatica per Tanno 1846. Fase. I, Dieser von kundiger Hand zu Neapel unternommene Anfang einer neuen numismatischen Zeitsclirift traf zugleich mit 4) einer gründlichen Monographie von Vinc. Fusco über die Mün- zen Karl's VIII. von Frankreich (Nap. 1847. 4.) bei uns ein. 5) K. F. Hermann, Ueber die Studien der griechi- schen Künstler. Gott. 1847. 8. Eine zuerst am vorjähri- gen] Winckelmannsfest vorgetragene und sodann gelehrt ausgeführte Untersuchung über teclinisciie und Naturstu-

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dien, wie über die litternrisclie Ausrüstung des griechischen Künstlers. 6) TU. AInmmsen Iscrizioiii inessapiclie. Aus dem 20sten Uande der Annaii del' Instituto in IJezug auf des Verl', der Gesellschalt hereits bekannte reich Ausheute italischer Sprachileukmider vorl.iulig initge- theilt. 7) Fr. Osttiin, llevision der Ansiciiten über Ur- sprung und llerkuult der bemalten griecldsclien Vasen. Giefsen 1847. 8. Mit unmittelbarem Bezug auf die in der archäologischen Gesellschalt über den gedachten Ge- genstand erfolgten Verhandlungen nimmt der Verf. Herrn Zumpt's von iler Gesellschaft bereits nulgegebene Deutung tler strabonischen lS'ty.()Oxo(jii'&iu als Antelixe wieder auf.

Hinsichtlich der DilTerenzen zwischen inliindisclier Fabrik oder attischer Einfuhr der in Etrurien gefundenen Vaseu bereichert Herr O. die dahin einschlagende Untersuciiung, indem er 'i'hurii (wie O. Müller Kuraä) als einen mögli- chen Stapelplatz griechischer Vasen für Etrurien in Vor- schlag bringt , dieses nach einer bisher übersehenen Erwähnung runder thurischer Lekythen bei 'I'heophrast (cliar. 5). Noch eine Neuigkeit der antiquarisclien Lit- teratur (8), A. Hcnne's in Schatriiausen erschienene „end- liche Herstellung Manetlions gegenüber den Forschungen von Champollion-Figeac, BiJckh und ßunsen" blieb Herrn LepsUis zur Begutachtung empfohlen.

A r c li äologische Bibliographie.

De Uemilleu, Rapport sur deux raemoires concernant des sepultures gallo -romaines trouvees en 1846 dans le faubourg Saint-Mansuy de Toul. Älem. publies par la Soc. des .\ntiquaires de France. Nouv. Serie. Tom. VIII.

ßeratid (E. G.): Dictiounaire de geographie ancienne et moderne; avec la collaboration de M. Eyries. Paris 1847. 24 Bg.

Bergh (T/t.): Lityerses. Archüol. Zeitung. 1847. S. 135 38. Griechische Münzen von Bura und Troezen. Ebendas. S. 138 39. Friedenssiiule von Xanthos; Roma und Fortuna; Demeter Erinnys u. .\rion. Ebd. S. 17*— 20*.

Uirch (Sani.): Description of a fictile vase (Archeologica Vol. XXXII). Oben S. 44*

/iocfc (Com.): Notice surpUisieurs ouvrages d'art antiques, qui sont mentionnes ou decrits par les auteurs du moyen age. Premier article. Aus dem Bulletin de l'Acad. de Bruxelles. Tom. XIII no. 12. (19 pagg.) 8.

lioehllingk (Otto): Kurze Beschreibung einer auf den Be- sitzungen des Grafen Strogonow ausgegrabenen silber- nen Schale mit einer Inschrift in unbekannten Characte- ren (Tire du Bulletin de l'Acad. de St. Petersbourg. T. IV no. 6). 5 S. 1 Abb. Vgl. oben S. 44*.

Botta: Memoire sur l'ecriture cuneiforme assyrienne. Suite. Journ. asiatique. 4me Serie. T. IX. p. 465.

Cavedoni (C): Zur Prokescli - Osteoschen Sammlung. Archäol. Zeitung 1847. S. 125—28.

Colson: Notice sur une medaille grand hronze au revers pliallophore de Julia iMainmee. IM<'m. de la Soc. des Antiquaires de Picardie. Tom. VIII.

De Ciii;roI: Conjectures sur une habitation situee au midi de la vallee de Pierrefonds, pres de la voie romaine de Senlis ä Soissons. Mem. de la Soc. des Antiquaires de Picardie. Tom. VIII.

Dcsvaiix: Sur la veritable position du Brivates Portus. Mem. publies par la Soc. des Antiquaires de France. Nouv. Serie. 'l"om. VIII.

Dlsnrij (John): Museum Disneianum beiDg a description

of a collection of ancient marbles in the possession of John Disney Esq. at the Hyde, near Ingatestone, with engravings. Lond. 1846. 4. XV u. 129 S. 58 Taf.

Duc et Dommeij: rapport sur les antiquites romaines, trouvees au Palais-de-Justice h Paris en juillet 1845. Mem. publies par la Soc. des Antiquaires de France. Nouv. Serie. Tom. VIII.

Di(/oiir (C7i.): Notice sur un cachet d'oculiste romain, trouve ä Amiens. Mem. de la Soc. des Antiquaires de Picardie. Tom. VIII.

Ebers: Ueber die Structur der gallischen Städtenamen und über die Belagerung von .'Vvaricum. Zeitschr. f. d. Alterthw. 1847. N. 76.

Fergusson (J.): An Essay on the Ancient 'i'opography of Jerusalem; with restored Plans of tlieTemple. London 1847. 204 S. m. 7 Kupft. u. 10 Holzschn. Imp. 8.

FioreJli (G.): Annali di numismatica per Tanno 1846. Fascicolo I. Roma presse l'Instituto. 80 S. 2 Abb. 8.

Friedliinder {Jiil.}: Künstlernamen auf Münzen. Archaeol. Zeitung 1847. S. 117—19.

Fnedlünder {Ludov.): De operibus anaglyphis in monu- mentis sepulcralibus Graecis. Regiomonti Prussorum. 1847. 56 S. 8.

Guume (J.): Les trois Rome. Journal d'uiie voyage en Italie. Tom. 1. Paris 1847. 36 Bg. gr. 8.

: Rom in seinen drei Gestalten, oder das alte, das neue und das unterirdische Rom, oder die Catacomben. Mit Plänen. A. d. Franz. Bd. 1. Regensburg 1847. VIII. u. 276 S. gr. 8.

Gerhard (E.) : Archäologische Zeitung. Neue Folge. 3te Lief. No. 7 9. Juli, .\ugust und September 1847. Taf. VII IX. und Beilage No. 3, entlialtend aulser -"Vufsätzen von Bergk, Cavedoni, Jul. Friedländer, Jahn, Mommsen, Panofka und v. Paucker folgende -Aufsätze des Herausgebers: Dionysos-.\pollo als Thongefäfs S. 113 117. Apollo und Aulon (-Münze von Kaulonia) S. 120—124.

: Ueber die Gottheiten der Etrusker. Eine in der Konigl. .\kademie der Wissenschaften zu Berlin [Jahr-

47*

48*»

ganc 1845] vorgelesene Abhandlung. Mit 7 Kupfertafeln. Berlin 1847. 64 S. 4.

Gerhard (E.): Ueber die etruskisclien Götternainen. Zeitschr. i. d. Alterthw. 1847. N. 85.

: Auserlesene griechische Vasenliilder, hauptsächlich etruskischen Fundorts. Dritter Theil. Heroenbilder, meist Homerisch (mit dem 35sten Heft abgeschlossen) Berlin 1847. 4. Enthalt Taf. 151—240 u. 190 S. Text.

Gervasio (Ag.): Osservazioni suUa iscrizione onoraria di aiavorzio Lolliano in Pozzuoli. Lette alla R. Acad. Ercolanese nell' anno 1845. Napoli 1846. 55 S. 1 Abb. 4.

Grifit (C): Sülle iscrizioni intorno a' teatri antichi e a' giuochi in essi rappresentati. Ragionamento prirao. Roma 1847. 8. 71 pagg.

Giihl (£.) und Caspar (J.) : Atlas zum Handbuch der Kunstgeschichte von Prof. Dr. Fr. Kugler. Denkmäler der Kunst zur Uebersicht ihres Entwickelungsganges von den ersten künstlerischen Versuchen l)is zu dem Stand- punkte der Gegenwart, begonnen von Prof. A. Volt. 2. Lief. 1. Abschn. Taf.9— U. 2. Abschn. Taf. 1—5. Mit Text. qu. Fol.

Henne (A.): Endliche Herstellung Manethons gegenüber den Forschungen von Champollion-Figeac, Böckh und Bunsen. SchafFliausen 1847. 8.

Henne (Ant.'): Das Dasein alteuropäischer eigenthüralicher Bevölkerung und Kultur, eigener Geschichte, Mythen und Chronologie und ihr Verhältnifs zur aegüptischen, biblischen, assürischen und persischen, oder die endli- che Herstellung Manethons gegenüber den Forschungen von Champollion-Figeac, Bückli und Bunsen. Mit einer Tabelle der ältesten Chronologie und dem ältesten Stamm- und Künigsregister. SchafFliausen 1847. 20 S. m. 1 Taf. gr. 8.

Hermann (C. F.): Disputatio de theoria Deliaca. Index Scholarum in Acad. Georgia Augusta. Gottingae 1847. 26 S. gr. 4.

Jahn (0.): Odysseus und Helena. Archäol. Zeitg. 1847. S. 127—28. Die Askolien. Ebend. S. 129—135.

: Ueber eine Vase des archäologischen Museums zu Leipzig. In den Berichten der Kgl. sächsischen Ge- sellschaft der Wissenschaften 1847 S. 287— 298. 1 Abb.

Kell (Car.): Sylloge inscriptionum Boeoticarum. Lipsiae 1847. XII. u. 249 S. gr. 4.

Lujard (F.): Observations sur l'origine et la signification du syml)ole appele la croix ansee. Paris 1847. 4. 33 S. 4. Abb.

Lehas: Voyage archeologique en Grece et en Asie Mi- neure, pendant 1843—44. Architecture L Livr. Paris 1847. 1 Bog. Fol. m. 4 Kupfern. Diese Abtheil, wird 96 Kupfertair. u. 1 Bd. Text enthalten.

Lepsius (R.): Voyage de M. le prof. Lepsius dans la presqu'ile du Sinai du 4 mars au 14 avril 1845. Tra- duit de l'allemand par F. Pergameni. Extrait du Bul- letin de la Societe de Geographie (Juni 1847). Paris 1847. 48 S. 1 Abb. 8.

Letronne: Trois inscriptions grecques, recueillies dans le voisinage du grand sphinx de Memphis. Journ. des Sav. 1847. p. 486—94.

Meyer (Ed.): Ueber den Bau Siciliens und das Syrakusische Litorale. Zeitschr. f. d. Alterthw. 1847. N. 87. 88.

Minervini (G.): Descrizione di alcuni vasi fittili antichi della collezione Jatta. Parte I. Divinith. Napoli 1846. 8. 163 S.

: Novelle dilucidazioni sopra un antico cliiodo magico presentato al congresso italiano dal prof. Orioli, con la notizia e la illustrazione di altri simili arnesi. Napoli

1846. 8. 38 S. 2 Abb.

Mommsen (T.): Der Kalender von Amiternum. Archäol. Zeitg. 1847. S. 107—10.

Newton (Cli.): Ou tlie sculptures from the Mausoleum of Halicarnassus (Extr. from the Classical Museum. Part. XVI). 33 pagg. 8.

Osunn (F.): Revision der Ansichten ülier Ursprung und Herkunft der bemalten griechischen Vasen. Giefsen

1847. 96 S. 8. Vgl. oben S. 45*.

Panofha {Th.): Aus Pompeji. (Neuentdeckte Wandge- mälde). Archäol. Zeitung. 1847. S. 109— 112. 141— 144. OI)en S. 38* Griechische Münzen von Nymphaeum und Thyrreum. Ebend. S. 139 42. Schwur der Freier der Helena: Oben S. 38*.

V. Puucker (C): Achilles auf Leuke. Archäol. Zeitung 1847. S. 98—107.

Rawllnson (H. C): The Persian Cuneiform Inscription at Behistun, decyphered and translated. Bildet den X. Vol. des Journal of the Royal Asiatic Society. Lon- don 1847 (I. Preliminary Remarks. S. 1. II. On Cuneiform ."Alphabet. S. 53. IV. Analysis of the Persian Inscriptions of Behistun. S. 187. V. Copies and Translations of the Persian Cuneiform Inscriptions of Persepolis, Hamadan and Van. S. 269).

Rithino: Ueber die Bedeutung der Ausdrücke municipium und municeps in den Zeiten der römischen Republik. 2. Art. Zeitschr. f. d. Alterthw. 1847. Nr. 86. 87.

Ruhl (L. S.): Ueber die Auffassung der Natur in der Pferdebildung antiker Plastik. Cassel 1846. 80 S. 4.

Steinmunii: Antiquitatis graecae loca quaedam e Rossonum moribus illustrata. Petrop. 1847. 8. Oben S. 44.

Ussing (J. L.): Reisebilleder fra Syden. Andet og sidste Hefte. Constantinopel. Thessalien. Kjobenlian 1847. m. 1 Karte, gr. 8.

: Incriptiones graecae ineditaead A. Boeckhium misit. Havniae 1847. VIII u. 72 S. 4.

di Viu (J.)'- C'olleccion de inscripciones y antiguedades de Estremadura. Madrid 1846. 4.

Walz (Chr.): Archäologie der Kunst. In Schneidewin's Philologns S. 732—753.

Wieseler: Alterthümer und Inschriften in Siebenl>ürgen. Zeitschr. f. d. Alterthw. 1847. N. 38.

Zestermann (A. Ch. Ad.): De Basilicis libri tres (Ex Comment. ab Acad. reg. Belg. praemio donat. ad a. 1846. Tom. XXI.) Bruxellis 1847. 179 S. in 7 lith. 'l'afF. gr. 4.

: Die antiken und die 'cliristlichen Basiliken, nach ihrer Entstehung, Ausbildung und Beziehung zu einander dargestellt. Leipz. 1847. XII. u. 175 S. 7 Taf. gr. 4.

W. K O N E R.

145

146

ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

J\S 10.

Neue Fol^e.

Oktober 1847.

Griecliisclie Münzen der Sammlung des Freilierrn von Prokescli- Osten. Museograpliisclies (Aus Paris- Brittisches

Museum; Milliogens Naclilafs; Marmore des Hrn. Disney).

I.

Griechische Münzen.

Dritte Folge autonomer griechischer Inedila

aus der Sammlung S. E. des Freiherrn von

Proliesch- Osten zu Athen*).

Hiezu die Abbildung Tafel X.

y. Scionac Mucetlouiae. AR 2. Jugendlicher unbärliger Kopf r. [Pan?J jR- ^klß. Helm in vertieftem Viereck.

Wiegt 38 Gran französ. Markgewiclit. Wahrscheinlicli dieseihe, welche Cadalveue pl. II. no. 1. gil)t und nach Scotussa legt. Aber auf meiner Münze ist der jugend- liche Kopf ohne Hörn, der Helm links gewandt, die Le- gende ist sieber und der vierte Buchstabe steht nicht in der Ecke, sondern unter dem Helm. Das Sigma ist etwas abgegriffen, aber entweiler ^ oder 5.

2. Aoüanes Thessuliac. AR \\. Bekränzter Kopf des Jupiter, links. ■ß. AINIAN, Köcher und Pfeil. [Fackel?]

Wiegt 14 Gran. Etwas eingebrochen am Rande. In Bild und Legende vortrefflich erhalten.

o. Larlssa Thessaliae. JEj 5. Jugendlicher Fratienkopf r. R. AAPICAIßN. Frau zu Pferde 1.

'f. Larissa Thessaliae. i'E 5. Bekränzter jugendlicher Frauenkopf r. R. AAPICAI. Bogenschütze im Schufs. [Artemis?] ISo. 3 ist walirscheiulich im Bilde gleich, und nur an Gröfse und Legende verschieden von derjenigen Mion- nets Suppl. 111. pag. 296. No. 312, die er nach Larissa Cremaste legt. Das Bild der Rückseite ist nicht deutlich

genug, doch mag es allerdings ein Seepferd sein, worauf die Reiterin sitzt. [Mit einem Schild? Thetis?]

No. 4. ist gut erhalten.

S. Magnesia Thessaliae. M 5. Bekränzter Jiipiterkopf I. R' MArNHTflN. Geflügelter Centaur r., unten

die Keule vorhängend. Vor sich im Felde

eine Eule, die auf einem Schiffsschnabel zu

ruhen scheint.

Eine ganz ähnliche Münze, aber ohne die Zugabe der Eule befindet sich im kais. Kabinet zu Wien. [Der Schiffsschnabel in der Zeichnung nicht deutlich, die Flü- gel wol elier ein Gewandstück?]

G. Melitaea Thessaliae. AR n Bekränzter Apollokopf 1. R' ME. Lüwenrachcn 1.

7. Melitaea Thessaliae. M 2\. Bekränzter Jupiterskopf ].

R- ME. Biene mit gespreiteten Flügeln.

8. Melitaea Thessaliae. M 2^. Bekränzter Jupiterskopf r.

R' MEAI. Biene wie oben.

9. Melitaea Thessaliae. M 5. Bekränzter Jupiterskopf r.

R' MEAlTAIEßN. Biene wie oben.

No. 9. liilst keinen Zweifel über No. 7 und 8. Schon im Jahre 1845 war mir eine AE2'j mit dem Kopfe des indischen Bacchus 1., auf der Rückseite aber dem No. 8 gleich zugekommen. Der zweite Buchstabe der Legende war undeutlich; ich las ihn A "ud gab die Münze den Maliensern. So erscheint sie Tafel I. No. 13. in den Bekanntmachungen der Philos.-Histor. Klasse der Berliner Akademie 1845. Text S. 79, wo sonach die Legende nicht

AM ^ . ME

Al^

sondern

AI

zu lesen ist.

o) Zu vergleichen Tafel IX. XXF. XXII. XXXII. XLI. XLIII. der Archäologischen Zeitung.

-i. ä. H.

147

148

Tbucydides (IV. 78.) schreibt MtliTU, Stephanus von Byzanz Mtlauia. Polyhius (V. 93) erzählt den Sturm Philipp's von Mazedonien im iitolisclien Kriege auf diese Stadt, der aus mangelhafteu Voranstalten mirslaog. Er schreibt MüJzhu. Strabo (IX, 5) führt eine Angabe der Melitäer auf, der zu Folge auf zehn Stadien Ferne, jen- seits des Enipeus, die alte Stadt Hellas, „blühend von Jungfrauen", wie die liias sagt, gestanden haben soll. Zur Zeit, als 3Ielitaia noch den Namen Pyrrha trug, seien die Bewoiiner von Hellas dahin übersiedelt und defshalb zeig- ten die IMelitäer auf ihrem Marktplatze noch das Mal des Hellenos, des Sohnes Deukalions und der Pyrrha.

No. 6. kam mir wie die No. 7. 8. und 9 (in meh- reren Exemplaren No. 7 und 8.) und so wie auch die mit dem Kopfe des indischen Bacchus aus Thessalien. Sie wiegt 17 Gran. Ich wüfste sie nicht besser einzu- reihen.

10. Oetaei Thessaliae. AR 3, Löwenkopf, einen Pfeil im Rachen, 1. B. l/lßATIO. Jugendlicher Herkules nackt auf- recht, von vornen, die Keule fast wagrecht vor sich hinhaltend.

Wiegt 48 Gran. Nur durch die rückläufige Legende und durch die Auslassung des Iota von den bekannten Terschieden,

11. Tricca T/tessnUae. AR 3. Reiter mit Hut [?] und Lanze.

B. TPIKKAIAN. Bekleidete Frau sitzend, in der linken einen Spiegel vor sich hinhaltend. Wiegt 20 Gran. Vergleiche mit dieser Münze Mion- net sup. III. pag. 309. No. 271. Ist, was ich für einen Spiegel halte, eine Schale, so mag es Hygieia sein. Ich zweifle aber, denn der Stiel pafst nicht zur Schale. Ich kann es auch nicht für eine Schlange nehmen, die aus der Hand frifst. Die Stellung wiire zu gewagt. [In der Zeichnung ist statt der zwei letzten Buchstaben ein X.]

12. Inceria TItessaltae, AR. Vordertheil eines Pferdes r.

B,. Vertieftes Viereck durch Diagonalen geschnitten. Wiegt 19 Gran. Vielleicht Homolium, vielleicht Pharsalus.

lÖ. Argos Amphlloclninn. M 3. Behelmtes Haupt der Pallas r. R. APrEIßN. Eule links.

14. Jleraclea Acarnaniae, AR 2. .higendlichcs Haupt des Herkules mit der Löwenhaut.

R. HPA. Löwe rechts schreitend. Wiegt 15 Gran.

Id. Locrl Opuntü.

AR II. Diota.

.K. O im vertieften Vierecke, das durch zwei Spar- ren in drei kleine Rechtecke und ein diagonal durchschnittenes Viereck getheilt ist. Wiegt 17 Gran.

16. Locri Eplcnemidü. JE 2. Kopf der behelmten Pallas. R. AOKP.EPIKNA. Traube.

17. Chaeronea Boeoüae. M 4. Böotischer Schild. R. XAlPflNE in zwei Zeilen, dazwischen Keule.

18. Coronen Boeollae.

AR 1. Jugendliches Haupt des Herkules mit der

Löwenhaut. J?. Böotischer Schild.

Wiegt 15 Gran. Aehnlich mit Mionn. Supp. III. p. 511. No. 53, aber ohne Legende.

19. Plataeae Boctiae.

JE G. Böotischer Schild.

R- PAA in Mitte des leicht vertieften Feldes.

20. Arcadia. JE 2. Panskopf. R. AOE. ^AP in Rlonogramm. Darunter Rohrpfeife.

21. Ittccria Creiac. AR 3. Wolfskopf von vornen.

R. Herzförmiger Einschlag. Wiegt 78 Gran.

22. Incerta Crefae.

AR 3. Löwenrachen mit gestreckter Zunge hnks. R. Einschlag in Form vierblättrigen Klee's. Wiegt 79 Gran.

23. Inceria Cretae.

AR. Apollokopf alten Styls mit Stirnbinde und han- genden Haaren, links. [Seltsamer ührschnuick.] R. Gezacktes Viereck als Einschlag. Wiegt 79 Gran.

24. Incerta Cretae. AR 3. Maske von vornen.

R. Har]>iye im vertieften Viereck. Wiegt 71 Gran.

149

150

Diese vier Drachmen kamen mir aus Kreta. No. 21 düffte nach Ly ttus gehören. Das Gewiclit stimmt genau mit dem der alten Drachmen dieser Stadt, die einen Eber- kopl und auf der Rückseite einen tiefen Einschlag zeigen. Zehn Stücke dieser letzteren, die ich gleichzeitig mit die- sen vier Nummern erhielt, wiegen jedes genau 78 Gran. No. 23 gehört vielleicht iiacli Argos Cretae, wenn ich jiiinelime, dafs der Apollokopf vielmelir ein Frauenkopf sei. No. 22. und 24., im Gewichte kretensisch, weil's icli nicht eiuzutlieilen, erinnere alier in Bezug auf No. 24. an den Aufsatz des Herzogs von Luynes üljer die Har- pyien in den Annalen des archäol. Instituts von 1845. Dieser verlegt Elektronmiinzen mit dem llarpyienbilde Dach Hurpagia Mysiae. Doch scheint mir das Gewicht von No. 24. nach diesem Lande nicht zu passen.

P. V. 0.

IL Museographisches.

1. Aus Paris.

Ein erneuter Besuch der Kunstschätze des Louvre, des Cahinet des medailles und der zahlreichen Privat- sammlungen sinniger und hegüterter Kunst- und Alter- tliuinsfreunde brachte uns nach längerer Abwesenheit von Paris manchen herrliclien und lehrreichen Zuwachs dorti- gen Antikenbesitzes vor Augen, und veranlafst uns die dort gesammelten Eindrücke in gedrängter Kürze liie- nächst zusammenzustellen.

Id den Marmorsiilen des Louvre ist seit ge- raumer Zeit nur wenig geändert. Die Amazonenreliefs des schönen Sarkophages von Salonichi sind neu hinzu- gekommen ; aufserdem findet sich wenig Erhebliches vor, was nicht im bekannten und ohne wesentliche Aenderung neu aufgelegten Claracschen Katalog verzeichnet wäre. Mancher grolse Zuwachs ist jedoch naher Aufstellung ge- wärtig, wie solche zunächst für die gröfseren Werke ägypti- scher Kunst, für die Friesreliefs von Olympia, Assos, Magnesia, für eine Gallerie algerischer Sculptur- und In- schriftfragmente bevorsteht und für diese letztere haupt- sächlich wegen eines so sciiönen als ansehnlichen farbigen Mosaikbilds, den Wagen des Meerbeherrschers mit Was- serdämonen darstellend, erwünscht sein wird. Endlich werden die gewohnten klassischen Eindrücke ähnlicher Aufstellungen durch einen für Kunst und Alterthum ganz neuen Anblick, durch die Kolosse von Niniveli überboten, welche, in zwei Sälen des Erdgescliosses im inneren llof-

raum des Louvre bereits zugänglich gemacht, Gegenstand eines unsrer nächstfolgenden Berichte sein werden.

In den verschiedenen Abtheilungen antiker Kunst- werke geringeren Umfangs, welche in der Gesammtbe- zeichnung des Jlusee Charles X. begriffen werden, sind gegenwärtig nebst einer Reihe ägyptischer Säle auch diejenigen neu bereicliert zu sehn, in denen die Erz- und Tiionfiguren, bemalte 'riiongefäfse und sonstige Antica- glien griechischer und römischer Kunst aufgestellt sind. Hier macht zuvörderst jener vielbesprochne archaische Apollo von Erz sammt den mit Künstlernamen versehenen Bleiplättclien, die man angel)lich aus seinen Augenhöhlen hervorzog, von Sculpturen der Talleyrandsche Marmor- kopf eines blumenbekränzten Erdgottes Zeus '), in Mitten des Vasenzimmers vor allem die Krösosvase, vormals in der Durandschen Sammlung, unter den übrigen Antica^lien aber mehr denn ein Rest homerischer Inschrifttäfelchen in Art der Tabula Iliaca beim ersten Blick sich bemerk- lich. Dem Alterthumsfreund, der nicht blofs in Art der Sonntagsgäste anstaunen, sondern gründlich beschauen will, ist die Besichtigung dieser reich besetzten Räume durch ihre hochragenden .Spiegelscliränke zwar keines- wegs leicht gemacht; doch wird der gebietende Drang architektonischen Pompes, dem Jiier und anderwärts die Rücksicht zweckgemäfser Aufstellung und Beschauun" allzuoft nachstehn raufs, tlieils durch Hrn. von Cailleux's vielerprobte und allezeit hülfreiche Oberaufsicht, tlieils auch durch zwei so sachkundige Conservatoren nach Möglichkeit ausgegliclien, wie Graf Lahorde und Herr A. de Longperier es sind.

Ohne seine Räume zu vergröfsern, ist aucli das Ca- binet des medailles der Königl. Bibliothek zusehends und mit der sachkundigen PlanmäFsigkeit bereichert wor- den, die einer wohl dotirten, von 3lännern wie Ruoul- Rochette und Lenormunt verwalteten Sammlung nie feh- len kann. In musterhafter Auswahl findet man hier einen Theil der Durandschen Vasen und eine andre beträcht- liche Anzahl sonstiger Kunstwerke jener wichtigen Samm- lung aufbewahrt; der grölste und ioschriftreichste aller etruskischen Spiegel (Gerhard Etr. Sp. II, 181), auf wel- chem beiläufig gesagt die Hauptperson des oberen Bildes nicht Epeur, sondern Epiur, dem iniovQog noch näher, heifst, macht gegründeten Anspruch das wichtigste Denk- mal jener stattlichen Durandschen Auswahl zu heifsen. Aber auch seit der Zeit jenes Ankaufs , dem kein ähnli-

') Trophonios nach Panofka (Arcliäol. Zeitung Taf. 1). Vgl. Lujnes Nouv. Ann. I, 391 , wo auf den metapontischen Blamenzeiis (Paus, V, 22, 4) verwiesen war.

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eher Anlafs geliäufter Erwerbungen gefolgt ist, hat es diesem auserlesenen Autikenschatz an neuen Erwerbungen nicht gefehlt. Des allberühmten Miinzreichthums dieses Kabinets und der streng gewählten Reihe von Bronzen zu geschweigen, in welcher den Silbergefäfsen von Ber- nay jetzt auch merovingische merkwürdige Funde zur Seite stehn, finden im oberen Saal dieser Sammlung zugleich mit dem früheren Vorrath von Vasen und Bronzen ansehnliche Vasen aus Cäre (ein Geschenk des Herzogs Torlonia), cyprische Thonfiguren alterthümlichen Styls, von Hrn. Mas-Latrie nach Paris gebracht 2), und eine Anzahl cy- reuäischer Vasen sich vor, aus denen Hr. Lenormunt einige durcli attische Bezüge Athene Promaclios, den Perser- verkehr, Aristipp anziehende Vasenbilder in den Denk- mälerheften des archäologischen Instituts so eben ver- öffentlicht 3). (Vgl. oben S. 10, 9).

Zwei andre Denkmäler finden sich ebenfalls in der König!. Bibliothek aufgestellt: in einer offenen Halle des Hofraums die von Hrn. Pr'isse ausgehol)ne und nach Pa- ris gebrachte Königsliste von Karnak, und im Vorsaal des Münzkabinets der aus andern Nointelschen Marmor- werken hervorgeliobne und den Sculpturen des Parthenon beigezählte weibliche Kopf.

Unter den französischen Privatsammlungen antiker Kunstwerke steht, naclidem die Blacassische Sammlung unsichtbar geworden ist, die Sammlung des Herzogs von Luynes oben an; man mufs ihr den ersten Platz unter allen ähnlichen Sammlungen zugestehn, wenn strenge Aus- wahl schöner und woblerhaltener Gegenstände mehr als die Zahl derselben den Mafsstab abgibt. Keine andre Münz- sammlung bietet einen gröfseren Genufs dar, als die nur

aus vortrefflich erhaltenen, zum Theil sehr seltenen Stücken gebildete jenes prüfenden und um die Alünzwissenschaft liochverdienten Kenners; keine andre Vasensammlung kann sich rühmen, in ihrer nicht grofsen Anzahl einen gröfseren Schatz kunstgerechter und unverstümmelter Stücke zu be- sitzen; Goldschmuck und geschnittene Steine, nament- lich etruskische Skarabäen, sind gleicherweise wohl aus- gestattet.

Die an gewähltem altem und neuem Kunstschatz eben- falls sehr reiche Sammlung des Grafen von Pourtales ist durch ein stattliches Kupferwerk und genaues Ver- zeichoifs den Alterthumsfreunden nicht minder bekannt als jene des Herzogs von Luynes, hat aber seitdem man- cher schönen Bereicherung theils an Vasen theils auch in Erzliguren sich zu erfreuen gehabt, unter denen ein thronender Juppiter oben ansteht. Ueberliaupt hat diese Gattung antiker Kabinetsstücke die französischen Lieb- liaber neuerdings besonders angezogen, wie denn auch Hr. Ddessert mehrere vorzüglich feine Bronzen *) seinem gewählten Kabinet zu hohem Preis zugeeignet hat.

Der ausgewählte Antikenbesitz des Hrn. Hope war in Abwesenheit des Besitzers unzugänglich; eben so wer- den folgende Reisende noch mancheu andern zerstreuten Antikenbesitz kunstliebender französischer Sammler die- sem flüchtigen Uel)erblick anreihen können, der mancher ferneren Notiz über Einzelnes zur Grundlage wird dienen können. E. G.

2. ßiittisches Museum.

Ueber neueren Zuwachs der Antiken des brittischen Museums sind wir hauptsächlich durch freundliche Mit-

') Cyprische Thonfiguren: aus der zuerst vom Prof. Rofs nachgewiesenen und für das Berliner Museum be- nutzten Fundgrube (Arcb. Z. N. F. S. 10, 12.). Obenan unter Hm. Mns-Lntrie'a Terracotten ist eine ungefähr drei Fufs hohe stellende Venus zu bemerken, in deren Tiare der xri'is angedeutet zu sein scheint; aufserdem ein lebensgrofser weibli- cher Kopf und zwei andere Frauenköpfe mit ägyptischem Kopf- putz. Die Bekanntmachung dieser stylistisch und antiquarisch sehr merkwürdigen Thondenkmüler wird in Hrn. fyfi/rtrd's Denk- mälern des Venusdienstes erschienen, und dann vermuthlich auch einen ähnlichen Frauenkopf (von gleicher Herkunft mit den Spuren eines eingesetzten Modius) in sich schliefsen, den Hr. Ddessert besitzt.

^) Diese cyrenäische Ausbeute, die man einem Consu- laragenten Hrn. von Botmillc verdankt, ist anziehend genug um zu weiterer Ausbeutung jenes Bodens Anlafs zu geben. Aufser manchen anziehenden GcnUsinakrcii'n des späteren Va- senstyls erhielt das Cabinet des medailles aus gleicher Quelle

auch manche feine Thonfigur anziehenden Gegenstands, dar- unter ein hübsches Tricliiiium (gelagertei Jüngling und sitzende Frau, ein Tischchen davor), eine Parodie der vom .Stier ge- tragenen Europa (etwa mit einem Keisesack in der Linken), ein Minotaurus-ähnliches Brustbild, ferner einige nicht unmerkwür- dige Veniisidole. Kins derselben ist nackt und sitzend, mit einer Scheibe gleich dem Gorgonion auf der Briist gebildet; zwei andre stehend und bekleidet reihen durch ihre Todes- geberde, der auf der Brust ruhenden rechten Hand, dein be- kannten ähnlichen Typus einer (Jräbervenus sich an. Für die Feinheit ähnlicher Thonarten gereichten uns hauptsächlich ei- nige vergoldete Verzierungsstücke dieses Materials zum Beleg, welche der Graf Ijahorde besitzt.

'J Hau|)tsächU'ch einen schreitenden Satyr, der einen Strick (?) wie zum Behuf künstlichen Sprunges liäll, und eine zierliche obscüne Figur. Auch die ansehnliche Figur eines ste- henden Silens zeichnet in jener gewählten Sammlung sich aus.

153

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theilungea des Hrn. Siim. Ji'inli in fortwiilirender Keniit- nifs erhalten. Obenan steht in dieser Beziehung die An- kunft der von Hrn. Layard gesandten assyrischen Sculp- turen von Nimrod, denen das von Sir Robert Peel erfolgte Geschenk zviei assyrischer Köpfe voranging; ungefiihr gleichzeitig sind denn auch die halikarnassischen Reliefs eingetrofTen. Indem wir uns vorbehalten, dieser beiden Deukiniilersendungen ein andermal nidier zu gedenken, stellen «ir liienäclist mehrere andre Notizen einzelnen Zuwachses zusammen, den unser obengedacliter brittischer Freund im Lauf dieses Jahres uns meldete.

Bereits im Anfang des Jahrs ward uns die Aufstel- lung einiger erheblicher Marmor werke berichtet: einer durch Guattani (Mon. ined. 1787) und Clarac bekannten Statue des Paris (wenn nicht eines Atys oder Mithras- dieners) und einer aus der Poniatowskyschen Sammlung herrührenden schönen Büste des Merkur oder Apollo. Ferner ward verschiedene 'Jhongefäfse gedacht, welche das Museum durch Hrn. Steuart erhielt: darunter das neuerdings vielbesprochene mit den Namen Eudämonia, Pandiisia, Hygiea u. s. w., dessen Zierlichkeit mit der so- genannten Venustoilette bei Hrn. Rogers wetteifert. Im Kunstwerth untergeordnet, aber anziehend durch ihren Gegenstand sind zwei durch Minervini bekannte Gefäfse, das eine mit dem Kiud Herakles, das an Hera's Brust saugt (Bull. Napol. I. p. 6. 72), das andre Diomedes, Odysseus und Dolon darstellend (Ebd. 1 pl. 8. p. U6). Erwünscht war auch der Erwerb einer seit längerer Zeit durch Millingen (Peintures pl. XXV) bekannten Amphora mit dem Bild Europa's, wie sie vom Zeusstier über das Meer entführt wird. Endlich ward auch der Erwerb ausgezeichneter Terracotten aus Centorbi erwähnt, de- ren nähere Beschreibung ein andermal erfolgen soll.

Einen etwas späteren Zuwachs erhielt das Museum vermittelst verschiedener von Hrn. Cattipunari demselben überlassener volcentischer Goldsacheu: nämlich ein Paar Ohrringe mit Pallasköpfen geschmückt, an denen Melnibüsche und Halsbänder zu bemerken sind, und zwei lialbzirklige Bruststücke (aT)jä()äia/^ioi), den Hippolyt darstellend, der von seinem Wagen ins Meer gesunken ist und von zwei Seepferden verschlungen wird. Zugleich ward wiederum die Erwerbung drei ausgezeichneter be- malter Thongefäfse gemeldet; darunter eine Amphora mit der Künstlerinschrift eines Polygnot {„ITolryroTng tyQwfaiy"); andre Gefäfse mit Inschrift des Tleson, «och eins von Hischylos als Töpfer und Pheidippos ,ils Maler; ferner eine grolse Hydria mit der Darstellung Ton Achill und Troilos, nebst vielen Schriftzügen.

Ebenfalls von Hrn. Campunuri erhielt das Museum eine merkv\ürdige archaische Oenochoe mit den singulären Darstellungen schmiedender Paliken, Kyklopen oder wie man diese .Schmiede sonst deuten mag, welche der frühere Eigenthümer des Gefäfses in einer ausführlichen Erklärung laut dessen schwierigen Inscliriftzügen (etwa LXlu()tg) auf loner und Kadmos bezog. Sodann einen Kantharos mit rothen Figuren, darstellend einerseits den Automedon auf Achills Quadriga mit einem böotischen Schild, worauf ein Efeuzweig, und vor den Pferden ste- hend Achill, bewalTnet und mit einem Schild versehen, worauf das Hintertheil eines Pferdes, daneben die Inschrift A?NOm. Als Gegenbild zeigt dieser Kantharos eine fahrende Amazone mit Pelta auf ihrer Schulter, neben ihr stehend die Königin Pen thesilea, tief behelmt und mit einem böotischen Schild versehen, auf welchem das Bild eines Hahnes. Drittens ein Rliyton lukanischer Art mit einem Widderkopf. Dargestellt auf derselben sind Dio- nysos und Silen ; unter den übrigen Figuren ist ein Krie- ger mit einem [panesken?] Schildzeichen bemerkenswert!), welches Hr. Birch entweder auf Phobos oder auf Pan den Dämon des panischen Schreckens zu beziehen ge- neigt ist.

Nebenher war die unermüdliche Thätigkeit unsres gelehrten Berichterstatters mit der Erläuterung wichtiger Denkmäler des brittischen Museums fortwährend beschäf- tigt. Hievon sollte zunächst das Gefäfsbild Orest vor dem Areopagus darstellend betheiligt werden, sodann die zwei durch Sir Rob. Peel an das .^luseum gelangten Kopfe aus Niniveh. Ferner die Erzfigur einer Venus, etwa einen Palmen hoch, welche einen Kranz hält, aus Halikarnafs. Aufserdem beabsichtigt Hr. Birch auf Grund des Atmeidan- Obeliskes das höhere Alter Königs Thutmes III gegen et- wauige Ansprüche Niiiivehs und Babylons nachzuweisen.

3. Millingens Nachlafs.

Nachdem Obiges bereits im August d. J. uns zur Hand war, erhielten wir, ebenfalls von Hrn. lilrcU, die folgenden Notizen über Thongefäfse und sonstige Terra- cotten, die dem brittischen Museum aus des unvergefsli- chen Kunst- und Allerthumskenners Millingen Nach- lafs zullossen. Es sind hauptsächlich die hienächst ver- zeichneten:

1. Phiale von grobem schwarzem Firnifs, innen mit der Inschrift AECETIA I : POCOLOM [Acccihte po- colom; Essiggöttin? Vgl. Gerhard Etrusk. Gottheiten Anm.32] verseheu; ein Zweig und vier Rosetten sind ne-

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benlier eingefaf st. Herrührend aus der Beugnotschen Ver- steigerung (De Witte Coli. Beugnot. 1848 p. 78 no. 129), und anziehend in Vergleich mit den ähnlich bezeiclinetea Schalen (VoJcanl jiocolom u. a. in.: Gerhard Berlins Bildw. no. 909. Al)h. Etriisk. Gottheiten a. a. O.) als singulare Beispiele etniskischer Vasen mit römischer Schrift.

2. Rhyton von einer Form wie man sie moI in den Händen von Zechern griechischer 'l'rinkgelage ahgehildet findet, als geriefeltes („fluted") Trinkhorn mit einem Lö- wenkopf, dessen enge Mündung zum Ahlauf der Hiissig- keit diente. Oberhalb in Relief der Kampf einer Ama- zone mit einem Greifen; die Kämpferin stützt sich zu Boden gesunken auf ihren linken Arm und hält ein Sciiwert in der Rechten. Das Ganze war mit einem weifsen Stuck überdeckt [?J.

3. Oenochoe mit schwarzen Figuren: Herakles und Triton in Kampf, eine Nereide daneben.

4. Oenoclioe. Zwei Mänaden rechtshin schreitend, die eine mit einer Ziege, die andre mit einem Panther in den Armen.

5. Lekythos schw. Fig. Herakles, durch die Lö- wenhaut kenntlich, liat eine Amazone niedergeworfen. Seine rechte Hand hält ein Schwert, seine linke etwa einen Kranz; es mag der Kampf mit Antiope gemeint sein. Hinter Herakles etwa Zeus, hinter der Amazone etwa lolaos.

6. Kleiner Kantharos. Einerseits eine Art netzförmiges Zeug, andrerseits Wellenverzierung [?] und Netzwerk. Hierin die Inschrift EoTfoJu? y.al . . . Lukaniseber Styl [in welchem dergleichen Inschrift eine Seltenheit ist].

7. Amphora, schw. Fig. mit dem Urtheil des Paris. Als Gegenbild erscheint Herakles mit lolaos vor Pallas stehend, neben der Hermes. Vgl. Welcker Ann. d. Inst. XVII p. 140.

8. 'l'arentinische Gefäfsfragmente mit der Darstellung des Argonauten Opfers, abgebildet bei R. Rochette (Peintures antifjues pl. VI p. 401 ss.) und danach in der Arch.Zeit. 1845. Taf.XXXVI,2. S. 177 s. Die dort gege- bene Zeichnung dieser werthvoUen Scherben bedarf jedoch noch einiger Berichtigungen und Zusätze. Haupthaar, ein Theil der Brust und die linke Scliutter der Figur sind erhalten; das Feuer ist weil's angegeben. Ferner ist zwi- schen dem Baum und dem Chrysebild eine nicht unwich- ti-e Inschrilt ül)ersehen worden, nämlich (|)IAO^KET. . aller Wahrscheinlichkeit nach der Name Philoktets, wie er auf der Campana'schen Vase gleichen Gegenstan- des (Arch. Z. 1846 S. 285 f.) sich lindet. Uebrigens ist zugleich mit den diese Darstellung bildenden fünf Bruch-

stücken eines prachtvollen tarentiner Gefäfses auch das gleichzeitig von Rochette (Peint. p. 402) erwähnte zu einer verlorenen oberen Figurenreihe gehörige schöne Fragment einer mit Aegis und Helm ausgerüsteten, am Helm mit Sphinxen und Greifen ausgeschmückten Pallas dem Mu- seum zugefallen.

9. Kylix von sogenanntem nolanisch-ägyptisirendem Styl. Innen eine jugendliche Manteliigur, vermuthlich Eos, zwischen zwei Flügelrossen, etwa Lampen und Phae- thon, stehend und deren Zügel haltend.

10. Archaische Kylix des Eucheir, Sohnes des Ergotimos. Innen eine Chimära, aulsen die Inschrift:

HOPAOTIMO: VIHV^ EV + EPO^ EHOIE^EN

die Braun [Bull. 1846 p. 78. Vgl. Arch. Z. IV, 232] als onyoTi'iiOLi t'Ios* Ei'/tQog iTTOtr^aty gedeutet hat. Dieser Gefäl'smaler ist zunächst dem Taleides zu vergleichen ; dem Styl des Tleson und des Nikosthenes geht er voran, wie diese dem vollendeten archaischen Styl des Exekias.

11. Apulisches Fragment einer prachtvollen Vase. Erhalten ist der Oberlheil einer Frau, welche in ihrer Linken ein Kind und mit ihren Zähnen das Ende eines durchsichtigen Gewands hält, ihren Busen zu decken. Der Ausdruck melancholischer Gröfse in ihrem Angesicht erin- nert an N iobe.

12. Lampe mit röthlicher Glasur, von grober Tech- nik, vorstellend den hyperboreischen Apoll, auf einem Felsensitz linkshin gewandt und auf einem Pentachord spielend ; vor ihm ein auf den Gott blickenden Greif.

13. Lampe von feiner Arbeit und trelTlicher Erhal- tung: Fortuna auf einem Thron sitzend, mit Füllhorn und Ruder.

14. Lampe mit dem zierlichen Bild einer Mänade, welche in der Nähe eines brennenden Altars nach einem sie verfolgenden Satyr sich umblickt.

15. Kleine Lampe mit rother Glasur. Cupido knieend hält seinen Köcher am Gurt fest; auf seiner Schul- ter die Keule des Herkules.

16. Kleine Lampe. Fuclis mit einem Mantel, zwei Pfeifeu haltend und eine dritte einer Krähe zutragend, die auf einem Baum sitzt.

17. Kleine Lampe. Kranich der in seinem Schna- bel eine Waage hält; auf einer der Wagschalen eine Ratte, in der andern ein Elephant.

18. Kleine Lampe. Zwei Gladiatoren; ein Mir- millon, unter welchem sein Name FVRIVS steht, hat einen Sanuiiter COLVMßV (Columbus?) getödtet, der am Boden liegt. Beide haben eine lange dünne Feder auf jeder Seite ihrer Helme.

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4. Marmore des Hrn. Disney.

In die Ileilie Nrittisclier Sammler, deren Antikenhesitz niiclist den Nationalscliiitzen des hiittisclien IMiiseiinis die Aufmerksamkeit der Aitertliumsi'orsclier hilligerweise in Anspruch nimmt, ist neuerdings Mr. Jo/m I>ii»c'i/ aut llyde bei lugatestone getreten und zwar in der liesuiiders aclit- baren Weise einer stattlichen, mit eigenem 'J'ext lieglei- teten Verötreutlichung der ihm geliiirigen Kunstdenkmii- Jer*). Von griechisclien Gegenstainlen ist hier niclit viel die Rede, wolil aher von einem heträchtliclien Vorrath romischer MarniorHerke.

Der Grund dieser Sammlung ward in den Jahren 1748 bis 1753 von Hrn. Tlioiiias Hollis, wie auch von dessen Freund 'l'ltomas ISrand (der des ersteren iVamen dein seinigen hiiizulugte), v^ährend längeren .Aufenthalts in Italien gelegt. Die dort angekaulten (Gegenstände wur- den in einer eigens von dem .Architekt Chamhers dazu errichteten Malle aulgestellt. Der jetzige Besitzer und Herausgeher liat eine Anzahl schätzliarer Marmorwerke liinzugeiügt, welche hau|)tsächlich im römischen Kunst- handel aui Em|)lehlung des Bildhauers 'l'rentanove, wie auch 'l'horwaldsen's, im Jahr 102(3 gekauft wurden. Das Verdienst der so gesammelten Mannorvverke ward von Männern wie Flaxman, Christie, 'i'aylor Conihe, unter den Lebenden von Westmacott, Ellis, llawkins und Anderen hochgestellt, deren .Anerkennung dem I3esilzer zum Anlal's seines vorgedachten Werkes geworden ist, in dessen Aus- führung Hr. Charles Newton, Assistent beim brittischen Museum, ihn unterstützte. Vorangegangen war bereits im Jahr 1809 eine Bearbeitung der Inschriften durch einen Canonicus der S. Paulskirche James Tute; diese Arbeit, welche einem gleichzeitig gedruckten kurzen Verzeichnil's der in Hyde befindlichen iMarmore vorangestellt war, ist in das jetzige gröl'sere Werk übergegangen und an dessen Spitze gestellt.

Die beigegelienen von L. A. Hamersley ausgeführten Steinplatten enthalten demnach theils die gedachten gröfs- tentheils sepulcralen Inschriften romischer Grabsteine, theils und hauptsächlich eine ansehnliche IJeihe von Bü- sten nebst mehreren l{eliefs. In der Voraussetzung, dal's dies Werk in Deutschland nur wenig Verbreitung haben dürfte, geben wir Jiienächst ein vollständiges Verzeichnil's seines lidialts.

1. Minervenhiistc. 2. Büste des Aiitniiintis Plus. 3. Büste des M. AiireJiiis, mit der breit gelegten Laena auf der Brust, aus Palast Barberini bereits im Jahr 1766 gekauif, 4. .Angeblicher Kopf des Domltlau. Die Aehn- lichkeit ist nicht ülierzeugend, der weinbekränzte Kopf aber ausdrucksvoll und jedenfalls anziehend. 5. Bärti- ger Kopf eines liurburen mit phrygischer iMiitze, als „scy- thischer Krieger" und „echt griechisches" Werk bezeichnet ; erheblich auch wegen des für grölsere Sculpturen seltenen Materials, nämlich Alaliaster. 6. Kopf des Alys, mit phrygischer Mütze; hiefs früher Paris und ward von West- macott umbenannt. 7. .Angebliche Büste des 0(/io. 8. Brtste des Serap'ts mit eichenbekräiiztem Modius; von l)esonders geridimter Arbeit. 9. Herme als bärtiger Bacchus bezeichnet, mit schmaler 'J'änia; Züge und Haar- Wuchs stehen durch eine gewisse Dürltigkeit in einigem Widerspruch mit jener Benennung. 10. Kolossaler Kopf, als Muse bezeichnet, mit einem .Stirnband. .Soll in der Nähe der Akropolis zu Athen gefunden sein. 11. Frauen- Lüste, als Sappho bezeichnet, ohne Kopfbedeckung.

'') Museum Disncianuin etc. Lond. 1847. 58 {il. 4.

12. Doppelhernie, Jiacehus und Ceres benannt; doch ist der männliche Ko|)l durchaus silenesk. 13. Aehnliclie Doppelherme, beide K()|)fe weinbekränzt, der mänidiche silenesk, als liavckiis und Libera getleutet. 14. Thalia; eine efeubekranzte Krauenbüste von guter Arbeit. 14. Silen: eleubekränzter Herjneidiü|jf , wegen seiner Be- liörnung vielmehr als Pan zu bezeichnen. l(j. „Aegiiie- lischer ISacehus" ist die Ueberschrilt des niichsllolgeiiden bärtigen und mit düimer 'l'äina geschmtitkteii Kopis von sorgfältiger archaischer .Arbeit. 17. Hermdrchos, Bild- nllsbüste, so genannt nach der Aehidichkeit des inschrift- lich bezeugten Kopfes aus 'I'ivoli (Visconti Iconogr. gr. I, 4, 19J. 18. Angeblicher L. Corbulo, nach Payne Knights Bestimmung. In lloni ward die Büste als Ilrulus benannt. Gefunden lö24 bei l'orre Sapienza vor Porta .Maggiore.

19. Lachender Faun oder Satyr, eine Hermenbüste von vorzüglicher Arbeit, 1S27 olinweit S. Agnese vor Porta Pia gefunden. 20. Merkurskopf, gleichfalls von aner- kannt guter Arbeit, vorher als Herkules oder Antinoiis benannt; gefunden olinweit Piombino (Populonia) im Jahr 1828. 21. Komischer Uildnifshojil', im Jahr J829 ohn- weit Florenz gefunden und vom Bildhauer Pozzi gerühmt.

22. Sabina, Kopl mit Stirnkrone. 23. ISacehus und Libera, Doppelkopf mit Diadem; über den Ohren scheint Weinl.iub angedeutet, fjer Gott ist bartlos. 24. Apollo. Ein von Flaxman hocligeschätzler archaischer 'I'orso; in F'ormen und Stellung des milesisclien Apoll zur Statue er- gänzt. — 25. Unbekunnler Römer, bekleidete Statue ohne Kopf. 26. Flutendes Sutijrkind, mit „Korn" (wlieat) oder Fichten bekränzt, in sitzender Stellung, von Flax- man und Westmacott bewunderte antike .Statue. 27. An- geblich Leukothoe oder L,ci(/.o(/ic«, eine von Leake hoch- geschätzte Gewandstatue mit einem Kind im linken Arm; der rechte ist eingehüllt, Kopf und Füise fehlen. 28. F(ö- tender Silen mit einem Mund, als Statue von trefflicher griechischer Arbeit gerühmt; Payne Kniglit fand strengen Styl darin, lieber die unverhältnil'smal'sig grol'sen Hände (welche demnach antik zu sein scheinen) heilst es seltsam: this does not appear to be considered us deformilu '"'* <* beautij in uncient works. Auch ein schüner Herkules des Col. Leake beweise das, wie auch <lie Figuien in den Specimens of Dilett. Soc. pl. 38. 43. 44. 29. Weibliche Üoppel-Hermc, ohne Kopf. Der Obertlieil ist ausgeführt, beide Hände fassen an das Gewand. An Hrn. Henry TulFnell 1824 aus Kumä gekommen. Die Figur ist 22', Zoll, der Schaft (the terminal base) 11', Zoll hoch. Zwischen den Händen sind beiderseits Zapfenlöcher, tiefer unten ein Kranzgewinde. Gilt inr uralt, ist jedoch von carrariscliem iMarmor. 30. Thronende Juno, kleine stark ergänzte Figur, die Westmacott tur eine (iiittin Roma, der Besitzer aber lieber für \'esta halten mochte; die er- haltenen Theile lobte 'l'horwaldsen. Gefunden 1825 zu 'I'ivoli in der Villa des Varus und beim Kunsthändler A'escovali gekauft. 31. Medusenliaupt, architektonische Frontverziernng. 32. CdSHi.skopf aid' einer länglich viereckten Relief[)latte, deren Kehrseite (32 a) architekto- nisch verziert ist. Im Jahr 1755 zu Aeapel gekauif; wird als schöne antike Arbeit gerühmt. Vergl. no. 38. 33. liacchisches Ilelief, vorn ein tanzender Satyr, auf der Kehrseite zwei Masken. 34. Kopf des Nero. Rundes Relief, nach Combe eine Votivscliale; ähnliche Votivschei- ben sind allerdings nicht selten. Die gegenwärtige, in welcher zunächst die .Strahlenkrone befremdet, soll im Jahr 1752 zu \ enedig gekauft sein und früher als Tliür- verzierung zu .Athen gedient hai)en: Had a fujurc of lioma triumphans in the back, bnl an Enijltshntan scpurated Uuim.'' 35. Stehender Pan, iu dem mit Gewandstück

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umhüllten Arm ein Pedum (irrig als TuUa bezeichnet), im rechten vielleicht einen Bockskopf' haltend. Daneben eine anscheinend biirtigc Herme; da kein Geschlecht am Schalt angegeben ist, wird man zu fragen versucht, ol) niclit eine weibliche mit Modiiis Aplirodite nel)en Pan hier ge- raeint sei. Das Ganze ein ausgeliüliltes Votivreliel', die Hohlenwohnung des Gottes anzudeuten. 36. Tanzende ]Symj)he heilst die Figur eines niiclistfolgenden Reliefs; nach ihrer schwel)enden Bewegung (die Kiilse fehlen) und dem kreisförmig iiber dem Haupt gelialtnen Pepios miichte mau sie lieber für die Luna eines Endymionenreliefs hal- ten. — 37. Votivsche'iben (vergl. no. 33. 34), beide mit opfernden Silenstiguren. Vielleicht von einem und dem- sellien Denkmal, dem etwa das zu Tal. 34 notirte Schicksal heaegnete. 38. M. Ayripjm lorbeerbekranzt. Viereckte Reliefplatte (vgl. no. 32. 40). Alt? 39. Der Priester Chrijscs, von Agamemnon zurückgewiesen; in den ül)rigen FJouren mag Ajax, Ulyl's, Patroklos und Achill gemeint sein. Agamemnon befremdet durch Bartlosigkeit, wie an- deres mehr in diesem flach gehaltenem Relief, dessen grie- chische Arbeit gerülimt wird; die Echtheit verl)ürgten 'l'lior- waldsen und Trentanove. Es ist trelflich erhalten und soll laut dem Ivunsthäniller Vescovali im Jahr 1826 bei Pe- runia gefunden sein. Aehnliche Sculpturen von gleichen Vorzügen der Arbeit und Erhaltung hatte derselbe Kunst- handler damals an kundige AUertluunslreunde Dod- well, Graf Ingenheim, Graf Schonborn u. a. m. ver- kauft; sie wurden bereits im Kunstblatt von 1826 als ge- schickte Arbeiten des napoletanisclien Bildhauers Vuic. Jlonti nachgewiesen. 40. Unlieknunter Bildnifskopf lor- beerbekranzt, viereckte Platte von mittelmäl'siger Arbeit (vi. 32. 38. 40). Alt? 41. Uacchischer Surkojihuij. Auf geriefelter Flüche ist mitten Baccluis auf Pan und Satyr gestützt, woneben die mystische Ciste, ein Panther und ein Widderkopf; am linken Ende ein Satyr, der ein Kind schultert, Pansmaske und Widderkopf, am rechten eine beckensclilagende Bacchantin. Gegenstand und Grup- pirung erinnern an einen ahnlichen Sarkophag im Hofe des Belvedere (Beschr. Roms II, 2 S 135, 40). Auf den Querseiten ein Schild von zwei Lanzen durchkreuzt, (ie- iunden um das Jahr 1740 in Vigna Caponi vor Porta del Popolo. 42 und 42a. AchiUes auf Shijros, Sarkophag in sehr hohem Relief, Ankauf des Hrn. Lloyd. Am Deckel Gefal'se zwischen Sjihinxen, Masken als Antefixe; auf den Querseiten links Achill und Hektor, rechts Achill und Penthesilea. Ein beachtenswerthes Werk, im beigehenden Text von Flaxman erläutert; die Umril'szeichnung ist nicht sorgfältig genug und entbehrt audi einer Angabe der er- gänzten 'J'lieile. 43. Herkiili'sallar, laut der Inschrift von Paulus Aeiniliiis nämlich dem macedonischen gesetzt und im Jahr 1753 zu Rom gekauft. Wegen der sehr currenten Orthographie räumt der Besitzer ein, dal's die- ser Stein in Augusts Zeit copirt sei. Oder auch jüngeren Alters? Unter den von Tatel 43 bis 58 an hietiäclist lobenden inschrifllich bezeiciineteu Gral)steinen und

') Catalogne of antiqnities exliiliited during; tlie annnal meeting at AVinclicster, in den Proceedings at the annual meetinji uf tlie arciiaeological Institute of f;reat üritain and Ireland at Winclicstei- Sei>t. 1845. Lond. 184ti. 8. jiag. XXXIX LV. Antike Gi'jjenstände in lüiyland gefunden, aber aucli ägyptische, eliuskisclie unil sonstige romisclie wurden dazu tlieils von dem l'räsidenten der Gesellsclialt, Mar(|uis tit/n A'orf-

.^schengefäfsen entiiält der Grabstein Taf. 50 das Bild einer liegenden Sterbenden, die ein Hund liebkost; aus ihrer Hand sinkt ein Mohnstengel.

Die archäologische Ausbeute dieses Werks ist im Gan- zen nicht grofs; eine strengere Auswahl hätte ihm viel- leicht gut gethan. Hr. Disney scheint dies auch selbst gefühlt zu haben, indem er die Bekanntmachung seines sonstigen Antikenbesitzes erst nacli günstiger Aufnahme dieses seine Marmorwerke enthaltenden Bandes erfolgen lassen will; dafs er jedoch hievon nicht abstehe ist um so mehr zu wünschen, da ein so warmer Alterthumsfreund seine Sammlung von den Entdeckungen neuerer Zeit schwerlich unl)etheiligt gelassen hat, der Beistand kundi- ger Altertliinnskenner ihm zu Gebote steht, und bei fort- gesetzter Bekanntmachung auch für die Sorgfalt der Zeich- nungen (die namentlich bei den Reliefs nicht immer ge- nügt) mehr als l)isher sich wird leisten lassen. In solcher Erwägung kann man auch von etwanigen Mängeln des Textes , welchem die Kenntnil's der neueren archäologi- schen Litteratur siciitlich fehlt, gern absehen, und dieses Werks als eines stattlichen neuen Beweises sich freuen, wie sehr die frühere unloldiche Sitte, antike Kunstwerke in brittischen Landhäusern verschwinden zu lassen, einem würdigen Eiler für deren Veröffentlichung weicht. Das brittisclie Museum hat hiefür ein erfolgreiches Bluster ge- geben, welcliem Hr. Disney selbst in Druck und Format mit bewul'stem Naclieifer sich anschliefst: so that ihose, setzt er hinzu (p. VI), w/io possess both, ni«!/ mähe this work a cont'uuialioii or sci/iit'iice, in uniformity with that vuhiubh und beauiiful book. Mit achtungswertlier Be- scheidenheit fährt er fort: JVor >s this done with a view to assume any importunce to w/iicJi «ly co((cct(on is not entitled, but in hopes that so doiny may operute us an inducement to others, possessed of larger and more di- stin(jitished [coUections , to piit forth their treasures to the World in a similar manner. Er denkt zunächst an Marmorsamuilungen wie die von Wooburn , Wilton und Pethworth; zahlreiche andre Namen und Oerter liefsen in gleicher Beziehung sich nennen, hauptsächlich wenn die hie und da zerstreuten und dem Alterthumsfreund oft noch werthvolleren, wenn auch oft unscheinbaren, üeber- reste grieciiischer Kunst, in Vasen, Terracotten und an- dern Kunstgattungen minderen Umfangs in ähnlicher Weise ihre Veröffentlichung fänden! Glücklicherweise fehlt es auch sonst nicht an thätigen Beweisen, dal's jener oft an England gerichtete Vorwurf seine Kunstschätze neidisch zu verstecken gegenwärtig durch eine sehr häufige Bereit- willigkeit getilgt wird antiquarischen Besitz zu allgemeiner Beschauung und Kenntnifs geleiigen zu lassen; wir ver- weisen in dieser Bezieiiung vor allen auf die Jahresschriften des brittischen arciiäologischen Instituts, wo neben den sonstigen Berichten und Leistungen dieses glänzend aus- gestatteten Vereins ") aucli zur Ausstellung, Beschreibung und Begutachtung alter Denkmäler eine eigne Rubrik er- ölfnet ist.

hnmptnu, tlicils von den Herren J. P. Anderdon, John Anthony, Ph. Uliss, ./. Deck, Snm. Deuerclt, G. fV. Dilke , John M. Klives, J. Mciiyoll Elues, ir. T. Grnemc, Lieut. Co!. Grecn- woud, J.G. Givill , J. IV. lluylies, Ch. Mnherty, H. Ncwmnn, K. P. Shirleij, C. D. Willuumc, Kw. John IVitson, Ji. H'riyht beigetragen.

Hiezu Tafel X der Neuen Folge: Griechische Münzen S.E. des Freiherrn von Prokesch-Osten.

Druck und Verlag von 0. Reimer,

Herausgegeben von E. Gerhard.

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im

ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

JVf 11.

Neue Folge.

November 1847.

Sculptiiren aus Niniveli. flalikarnnssisclie Reliefs. Allerlei (Peisianax).

Sculpturen aus Niniveh.

Hiezii die Abbildung Tafel XI.

J^aclidem wir seit längerer Zeit uus begnügen mufsten, der gröfsten Bereicherung alter Denkmä- lerkunde welche die letzten Jahre uns brachten, der kunst- und inschriftreichen Sculpturen Assyriens, in allgemeiner Hinweisung zu gedenken '), sind wir durch Ankunft und Aufstellung der von Hrn. Boiia entdeckten und nach Paris gebracliten Denkmäler gegenwärtig zu näheren dahin einschlagenden Mit- llieilungen befähigt. Mehrere Bildwerke, welche hoch erhoben auf den Grundflächen vormaliger Eingangs- wände sich befinden, sind zugleich mit einer nicht unbeträchtlichen Anzahl ansehnlicher Darstelluneen in flachem Rehef als Auswahl der Botta'schen Aus- beute in zwei Sälen des Louvre bereits seit Monaten sichtlich. Alle diese Gegenstände überraschen durch kolossale Verhältnisse, eigenlhümliche Kunstheschaf- fenheit und fremdarti£:e bald reliiriöse bald ge- schichtliche Darstellung in höchstem Grade, und lassen den raschen Fortgang des über jene merk- würdigen Funde bereits eröflncten Kupferwerks der Herren ßotta und Flandin *) aufs dringendste wiüi- schen. Einige der im Louvre aufgestellten Bild- werke sind bereits darin enthalten; einige andre

bietet Felix Lujard's Werk über den Mithrasdienst ) uns dar, welches nach vieljähriger Vorbereitung endlich gerade im erwünschtesten Zeitpunkt ver- wandter Entdeckungen reich ausgestattet hervor- tritt. Diese Werke setzen uns in den Stand *) ei- nige der wichtigsten Bildwerke der reichen Fund- grube von Khorsabad abbildungsweise unsern Le- sern anbei vorzulegen. Wir wählen zu diesem ßehufe zwei der paarweise erhaltenen kolossalen Bildwerke, welche an sänuntlichen Haupteingängen des alten Palastes von Khorsabad sich wiederholten, und stellen mit um so gröfserem Recht diese mäch- tigen Thürbildnereien jedem andern Bildwerk ver- wandter Kunst und Herkunft voran, je überraschen- der zugleich ihre Wiederkehr in andern Denkmä- lern verwandter Anlage und Herkunft ist. Sie be- stehen im Wundergebild eines geflügelten Stiers mit bekröntem Menschenhaupt (no. 1) und in der Gruppe eines vollbärtigen ALinnes, welcher in Vor- deransicht (no. 2), mit kurzem besticktem Kleid und reichem Armschmuck versehen, links [einen über- wältigten Löwen an sich gedrückt, in seiner Rechten aber eine Waffe, vermuthlich einen Bogen gefafst hält *). Beide Figuren haben die gleichniäfsige Höhe von ungefähr 15 Fufs oder nah an vier Meter- sie waren in beiden davon vorhandenen und neben einander aufgestellten Exemplaren ursprünglich zu einander gehörig, dergestalt dafs der geflügelte Stier- mcnscli (no. 1) die Innenfläche der Tiiürwand

') Arcliäolog. Zeitung H, 383. Hl, 188. Oben S. 149 f. Mit besonderer Verweisung auf Longperiers Bericht in der Revue arclieologique von 1844. I, p. 2,^3 ss. Vgl. Weicker zuMiiller's Ilandb. §. 245*.

•) Monument de Ninive, par Botta et Flandin. Paris 1846. fol. (Zwanzig Lieferungen liegen vor.)

^J Reclierclies sur le culte [Miblic et les niysteres de Mi-

thra en Orient et en occident par M. Felij; Liijard. Ouvran^e couronne par l'Academie Koyale des Inscriptions et Beiles Lettres. Paris 1847. fol. (Neun Lieferungen 4.j Platten ent- haltend liegen TOr).

") Mit ausdrücklicher Bewilligung Hrn. Lajard's.

■^3 Beides nach Lajard pl. \ II. XXIV. Der Löwenbändiger auch im Botta'schen Werk pl. XLVII.

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schnüickle, der Mann mit dem Löwen aber (no. 2) die quere Vorderseile derselben Thürwand neben der Vorderansicht des gedachten Wundertliiers aus- lüllte, welches demnach auf Veranlassung seiner doppelt dargebotenen Ansicht eines seiner Vorder- beine doppelt (im Ganzen fünf Beine) erscheinen liifst. Im Uebrigcn ist die Ausführung beider Fi- guren, hauptsächlich des Stiermenschen, fast statua- risch zu nennen; doch ist die Platte, aus welcher das mächtige Bildwerk hervortritt, auch durch zwei reichlich mit Keilschrift besetzte Tafeln, die zwischen den Beinen des Wunderthiers sich befinden, in nä- here Beziehung zu diesem gesetzt.

Kunstweise und Darstellung dieser so gewalti- gen als räthselhaflen Bildwerke können nicht schlecht- hin als neue Erscheinung bezeichnet werden; sie sind den Bildwerken von Persepolis dergestalt ähn- lich, dafs bei so gesteigertem Umfang und so eigen- thümlichcm Fundort Verständnifs und Abschätzung der persischen und der assyrischen Sculpturen nichts- destoweniger einen bereits wohlvorbereiteten Boden der Untersuchung finden. Ueber den Zusammen- hang der beiderseitigen Kunst, den 0. Müller ") nur hypothetisch erheischte, kann innner weniger Zwei- fel obwalten, und wenn die Vermulhung, als sei der Palast von Khorsabad ein Bau persischer Herrscher gewesen '), jene Ansicht noch innner als einseitig darstellen könnte, so sind die gehäuften Sculpturen, die sich allmählich in mancherlei Orten des weiland assyrischen Reiches gefunden haben die Sculptu- ren von Ninu'od, Bchistun, Pterium, Karabel doch eben so viel neue Belege für den regelmäfsigen Be- trieb einer von der Kunstweise Aegyptens durchaus abweichenden assyrischen Bildnerei, deren höheres

oder geringeres Aller bei einzelnen Denkmälern in Zweifel gestellt werden kann, deren assyrischer Ur- sprung jedoch schon durch die vollkommene Ueber- einstimmung ihrer mythischen Kultusgestalten mit denen der babylonischen Cylinder einleuchtend wird. Allbekannt sind aus diesem, durch Lajard's Eifer nun auch zugänglicher gewordenen, Bilderkreis zu- vörderst die Löwenkämpfe '), auf deren einen die Pförtnergestalten der Palaslthore von Khorsabad sich beziehen; es sind diejenigen Heldenthalen, in denen die göttergleiche Gewalt jener asiatischen Herrscher vorzugsweise zu bildlichem Ausdruck ge- langte — , aber auch andre ähnliche Kämpfe mit verschiednen Thieren geführt, dienen in jenen Bild- nereien zu ähnlichem Ausdruck königlicher Helden- kraft. Eine der verwandtesten dahin einschlagenden Gruppen ist der aus Persepolis bekannte ähnliche Kampf mit einem zwischen Pferde- und Stiernatur mitten innen stehenden Einhorn, und andere mehr sind aus Sculpturen sowohl als aus den Cyhndern in reicher Zahl anzuführen ' *). Diesen Thierkäm- pfen, zu deren symbolischer Deutung die persischen Religionsbücher manchen Stoff liefern können * '), steht mm nicht minder bedeutsam eine Reihe von Wundergestalten zur Seite, deren Verständnifs durch den symbolischen Sinn der gedachten Thierkämpfe ohne Zweifel bedingt ist. Es finden nämlich die dabei nachv/eislichen sowohl als noch manche andre Thiere in seltsamen aus Mensch undThier zusammen- gesetzten Mischgestalten sich wieder, welche Iheils nach ägyptischer Weise der Menschengestalt den Kopf eines Thiers verbinden eine Weise, welcher das be- trächtlich kleinere Relief unsrer Tafel (no. 3), eine Männergestalt mit Adlerskopf "^j angehört theils

') Müller Handl.. §. 247.

') Nacli Longpiirier Revue arclieol. 1844 I, 234. Kiei]eit in Sclimidt's Jalirh. 1844. I, 95.

') Lüwenküinpfe; Lajard XV, 4. 5. 6. XXXIV, 12. XLiI,3. XLIV, 8. Vgl. Müller Handl>. §. 251, 3. Weitere Au.sfülirun- pen stellen in Rocliette's Abhandlung über den assjrisclien Herkules zu erwarten.

') Kämpfe mit dem Einliorn auf Sculpturen (Ker Porter J, .32, 53. Lajard V. XIV. XX— XXII) sowohl als Cjiindern. Lajard XIII. XXVI.

'") So die Kämpfe mit einem Stier (ICbd. XV, 1. 5. 6) und mit einem Lüwen (H^bd. XV, 4. 5. ö).

") Heilige und u nheilige Thiere, dem Ormuzd oder dem Ahri- man angehörig, werden im Zendavesta ausdrücklicli unterschieden.

") Diese Mannsgestalt mit Adlerkopf, die an des Achä- menes Erziehung durch einen Adler (Ael. H. A. XII, 31) er- innert und gleich andern ähnlichen Mischgestallen vielmehr den höheren Grad eines Sterblichen als ein Götterbild kund- giebt, beiindet sich ebenfalls unter den im Loiivre aufgestellten Bildwerken aus Khorsabad und erscheint hier nach der fiir pl. LV des Lajardschcn Werks angefertigten Zeichnung; die ganz ähnliche im Journal Asiat. 1844 pl. XXXVIII gegebene Figur ist, da sie der Attribute entbehrt, von der gegenwärtigen vielleicht verschieden. Kin ähnlicher gellügelter Korüträger

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und nocli liäufiger in einer nach Griechenland hin- übervveisenden edleren Auffassung den Thierleib diircli ein Mensciieiihaupt geadelt uns bücken lassen. Diese Iclzlerc Bildiingswcise erblicken wir denn im Slier mit Menscheiigesiciil, den unsre Ai)biidting no. 1. uns vor Augen führt und den die neuesten Entdeckungen als angesclienstes oft wiederholtes'') Bildwerk as- syrisciier Paläste uns kennen lehren. Aus den Siitzen des Zendavesta sind wir belehrt, dafs der asiatische Orient im Stiersymbol die Anfange aller Schöpfung verehrte; die Vereinigung aber dieses Thiersym- bols mit dem Mensclienliaupt weist eben so deutlich auf die anläiigiiche Sciiöpfung des Menschenge- schlechtes hin und rechtfertigt denmach die bereits mehrfach ausgesprochene Ansicht, dafs in jenem auch aus Münzen '••) und Gemmen '*) bekamiten assyrisch -persischen Sliermenschen der vereinigte Urstier inul Urmensch Abudad-Kajomarls '") darge- stellt war. Zusammengestellt mit diesem göttlichen Urwesen war die im Löwenkanij)f erprobte Man- nergestalt eines königlichen Herrschers durchaus geeignet, am Eingang assyrischer und persischer Paläste einen so mächtigen als versländlichen Aus-

druck der erhabensten göttlichen und menschlichen Gewallen darzubieten, welche der religiöse sowohl als der politische Volksglaube assyrischer und per- sischer Stämme dcniüthig anerkannte.

Von Einzelheiten in Tracht und Bewegunir die- ser Sculpturen verdient zunächst der thurin- oder korbförmige Aufsalz am menschlichen Haupte des Ursliers unsre ßeaclitung , ein Schmuck, der durch die zwei unterwärts angebrachten gebog- nen Slierhörner einigermafsen an den ägyptischen Pschcnt erinnert, in seiner Gesammtheit aber un- gleich entschiedner als Vorbild der häufigen, als Kalathos oder Modius bekannten, ähdichen Kopf- bedeckungen kleinasiatischer und altgriechischer Götterbilder sich kund gibt. Die symbolische Be- deutung eines Getreidemafses, welches bei solcher Anwendung im Occident den Modius lediglich auf die meist weiblich gedachten Erdgottheiten be- schränkt"), braucht im urspriinghchen Gebrauch Hochasiens nicht vorausgesetzt zu werden, in wel- chem vielmehr dieser runde Kopfesaufsatz ' *) zu- gleich mit den wulstigen Unterlagen ' ") und den spitz aufgehühten Tiaren nur als wechselnde, in

<lessen Kopf fehlt, findet sich ehemlaselbst (1843 pl. XX) auch in einem Kestzug; als Einzelügur kelirt er wietler in einem gleichfalls von Hrn. Botta gefundenen Cliaicedon (Ahh. Kevue arcli. 1S44. I, 218. Vgl. ehd. p. 231). Die eegenwärtige Figur (no. 3 unsrer Tafel) ist in Kleidung und ScIiniucU dem Lö- wenbändiger (no. 2) ganz entsprechend, nur mit dem Zusatz eines durch einen Granatapfel geschmückten Halsbandes. In der gesenkten linken Hand hält die P'igur einen Korb, in der rechten aber erhebt sie einen verniutlilich daraus entnommenen Pinienaplel. Vgl. auch Botta Mon. pl. XXVH. L.WIV. LXX.V,

''^) Aus den Haiipteingängen des Palastes von Khorsabad, eben so aus dem Palast von Ninirod sind eine Anzalil von Exemplaren verbürgt; die .\ussage aber von 120 Kolossen, die AVeIcker (zu Müllers Handb. S. 309) wiederholt, darf einst- weilen lür Uebertreibung, vielleicht für einen Druckfehler gelten.

'''J Lycische Münzen, nach Longperier Hevue arclieol. 1,231.

''■) Gemmenbilder des Stiermenschen: bei Creuzer Abb. zur Symb. Taf. I, 14 (2. Ausg.) II, 5. 6. S. 346 (3. Ausg.). Lajard Culte de Mithra pl. XXVI, 5. Vergl. Longperier l. c, Lajard jil. XXVI, 5.

") Kajomarts, nach Sacy (Mem. de l'Acad. des Inscr. 1815 p. 212. Vgl. Longperier I. c.) von (jniv Stier und Mnrd .Mensch, ist der Name des Urstiers, Abudad des Urmenschen, üeide Benennungen verbunden niaciit Guigniaut (Relig. XXIII

no. 119) geltend, dem Grenzer (Symb. I, 220. N. A.) mit Auf- opferung seiner früheren Deutung einer ähnlichen Gemmen- darstellung auf den Menschenwürger (Ael. H. A. IV, 21) Mar- tichoras nachgibt. Der besagte Urstier, über welchen zunächst Kleucker'sZend Avesta (111, S.62ir., Register S. 320. 343 f.) die übersichtlichste Auskunft ertlieilt, ist gröfstentlieils nur aus dem Bundehesch, aus dem Zend Avesta Weniger bekannt, so dafs die darin enthaltene Anrufung des Feruer des heiligen Ka- jomarts selbst in Zweifel ihrer Echtheit gezogen worden ist (Stuhr Kelig. d. Orients S. 345); doch scheinen die Denkmäler hier bestätigend für sein höheres Alterthum einzutreten.

' ') Gerhard Venere Proser|iina pag. 37 ss.

"*) Dieser auch an ähnlichen Wunderthieren derThürwände von Persepolis (Ker Porter I, 32 33) nachweisliche Aufsatz ersclieint vorzugsweise als Ko|ilbedeckung der Gottheit, der Konige und iler vornehmsten Personen persischer Züge (vergl. hauptsächlicli Ker Porter I, 48). In einem der Züge am Pa- last von Persepolis sind durch einen solchen runden Aufsatz die Sieger vor den mit Kappen bedeckten Gefangenen ausge- zeichnet (Ker Porter I, 37. vgl. 42). Hohe, steife Tiaren und wulstige Mützen sieht man besonders im Relief bei Ker Porter 1,41; ein König oder Feldherr mit rundem Aufsatz geht voran.

") Wie nicht nur im Mosaik der Alexanderschlacht, son- dern auch im vatikanischen Gefäisbild des grolsen Königs {ßu- aiXtvi, ßaaihaaa Mus. Greg. 11,4, 2} zu sehen ist.

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Kunstwerken auch stylistisch bedingte, Form einer prunkenden Erhöliung des königlichen Hauptes zu betrachten ist. Üebrigens ist diese nur einen Ge- genstand der Tracht angehende Unterscheidung tie- fer begründet, als dal's sie für willkürlich gelten könnte; sie entspricht jener Liebe zum Prunk, die am Hofe des grofsen Königs und seiner Satrapen den vorherrschenden Zug aller Lebensäufserung bil- dete und, wie in der Sitte so aucii in der Kunst, einen durchgängigen Gegensatz zum priesterlicheu Charakter Aegyptens und zum sinnvollen iNatur- ausdruck der Hellenen uns nachweisen läfst. Be- trachten wir die Kolosse von Khorsabad unter die- sem'Gesichtspunkt, so ist zwar zunächst die gesunde und richtige Naturauffassung nicht zu verkennen, die, einiger motivirter Verzeichnungen -") ungeachtet, in Umrissen und in Verhältnissen der menschlichen wie der Thierbildung uns hier vor Augen tritt; wenn aber selbst dieses Naturverslündnifs in geflissentli- cher starker iMuscuIalur sich zur Schau trägt, so ist vollends in Tracht, Haar und Beiwerk jener für Persien und Assyrien charakteristische Prunk aller- orts sichtlich. Wenn man den einfachen kurzen Kock der beiden auf unsrer Tafel abgebildeten iNIen- schengestalten (no. 2. 3), deren Tracht eben nur die gewöhnlichste ähnlicher Scuipturen ist, dagegen an- zuführen versucht wird, seist doch auch dort an Saum, Giirtung und herabhangender Quaste ein reiches Ver- zierungssystem durchgeführt, dem überdies je zweier- lei Armringe von wechselnder und gewählter Form, bei der Gestalt mit dem Adlerskopf auch ein Hals- band angehören. In ähnlicher Weise ist auch der niodiusälmliche Aufsatz am Kopf des Urstiers ge- schmückt, dergestalt dafs Piosetten, Palnietten und Mäander lange Zeit vor der Anwendung ähnlicher Zierralhen in Griechenland hier gebräuchlich erschei- nen; am Kopfe selbst sind Ohrringe bemerklich.

Ganz besonders luxuriös erscheint ferner die Anordnung sowohl als die Ausführung des Haars,

das beim Stier sowohl als in dessen Menschenhaupt (no. 1) und eben so in der Männergestalt mit dem Löwen (no. 2) allerorts mehr convenlionell als na- turgemäfs in ängstlich ausgeführte Massen gelegt ist; neben dem breit auf den Rücken lastenden Haar und dem keilförmigen Bart des .Stiermenschen sind Haupthaar uud Bart jenes Löwenbändigers in hohem Grad beweiskräftig für die überladne Manier einer im Uebrigen so naturalistischen Kunstübung. Ueber Stirn und Olu'en gelegt, aber auch abwärts perük- kenhaft die Schultern deckend, sind jene Haarmas- sen mit einem langen Barte verbunden, der wieder in Lockenreihen geordnet in eckiger Breite bis auf die Brust herabreicht. Von der dabei siclitlichen ängstlichen Ausführung sind auch die Augenbrauen derselben Figur betheihgt, und am Sliermenschen geben die wohl ausgeführten Flügel sowohl als auch die Benutzung des leeren Raums durch Inschriftta- feln ein gleiches Zeugnifs für das hier allerorts zu Grunde liegende Streben nach verzierendem Prunk und nach Ueberfüllung. Mit einer Zierlichkeit, die an Wagen und andrem Gerälh der assyrischen Re- liefs häufige Analogieen und auch in der älteren griechischen Kunst manches Seitenstück findet, pflegt nebenher das Beiwerk ähnlicher Figuren bildlich ge- schmückt zu sein , eine Zierhchkeit, von welchem das Beiwerk der hier abgebildeten Menschengestal- ten **) ein nur ungenügendes Zeugnifs ablegt.

Hiemit begnügen wir uns für dieses Mal die Aufstellung assyrischer Kolosse im Louvre unsern Lesern verkündet und zu fernerer Aufmerksamkeit auf die grofsen Entdeckungen hingewiesen zu haben, welciie der Boden des alten Assyriens zu erschlie- fsen noch fortfährt. Das Geschichtliche dieser Ent- deckungen und die Erörterung ihrer Ausbeute haben wir, da keine besondre Nachrichten hierüber ims zu Gebote standen, bisher vorausgesetzt, wollen aber, nachdem Anschauung und Abbildungen wenigstens einigermafsen uns unterstützen, den bisherigen nun

'") Dahin gehört aiilser den schon erwähnten fiinf Beinen ilcsStiürs ilie einwärts geho^fne Kiohtun;; heider Kiifse des Lö- wenbändigers; auch dafs die Flügel des Stiers auffallend hoch angesetzt sind, ist niclit zu iihcrsehen.

") Als persische Kandys von der langen niedischen Stola zu unterscheiden: Müller Handh. 246, 5.

•■) Aufser dem Flechtwerk des Korbes no. 3 ist nur die Schlangenverzierung des von no. 2 geliallenen Bogens hielier gehörig.

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auch von London her vervollständiglcn Standpunkt unsrer Kcnnlnifs über jene unschätzbaren Funde bei einer niiclisten Gelegenlieit noch besonders zu- sammenfassen. E. G.

II.

Ilalikarnassische Reliefs.

Englands Herrschaft über das Meer und die Küstenslädle hat seinem Nationahuuseum alhnähhch die edelsten Ueberreste altgriechisciier Kunst in einem früher nicht geahndeten Rcichlhum zuge- wandt; sie hat sich aufs neue bekundet durcli Be- sitzergreifung der Reliefplallen, welciio im hahkar- nassisciien Kastell Budrun seit den Zeiten der rlio- dischen Kitter eingemauert und der Bcscliauung neugieriger Alterthumsfreunde mifsgünslig entzogen worden waren '). Ohne sofort den Ergebnissen vor- zugreifen, welche aus diesem der Archäologie neu- geschenkten Schatz altgriechischer Kunstwerke für die Kenntnifs des Mausoleums hervorgehn, dem sie nach aller Wahrscheinlichkeit angehörten ^), beeilen wir uns unsern Lesern zuvörderst eine genaue Be- schreibung der gedachten nach Fingland gelangten Reliefplatlen vorzulegen, wozu wir durch freundliche Mittheilung eines vaterländischen Augenzeugen hie- nächst in den Stand gesetzt werden. E. G.

Die Bildwerke von Halikarnafs, vfelche im brittischen Museum vorerst selir zweckraäfsig uuter den pliigaiisclien Reliefs aufgestellt sind, bestellen aus 13 Marmorstreifen von ungleicher Liinge, welche unverkennbar von einem Gebiiude herrüiiren und nur durch ihre mehr oder weni- ger geschützte Lage einzelne Verschiedeniieiten erhalten haben. Während bei einigen die Oberfläclie fast unver- sehrt und glatt erscheint, sind andre durch den EinHufs der Seeluft durchlöchert, zuiuTheil geschwärzt (soNo.I.

Gruppe 9 und 10 und No. IX, Gruppe 17), in der Epi- dermis der Figuren angegriffen und in den Köpfen fast verwischt. Alle waren ursprünglich am ol)ern Rande mit einem architektonischen, aus Eierstäl)en über zwei Leisten bestehenden Zierrath versehen, welcher an drei Steinen (No. II, VIII und IX) erhalten, an den übrigen abgebrochen ist 3). Sowohl zu Anfang als in Mitten der Reihe fehlen einige .Stücke, und dafs auch der letzte Stein ursprüng- lich nicht den lieschlufs machte, beweist das halbe Pferd darauf. Jetzt hängen No. I und II (Gruppe 1 und 2, 3 und 4), VII und VIII (Gruppe 11 bis 15) und IX— XIII zusammen. Diese sind insgesammt gegen 30 .Schritt lang, (also nur ein Drittel weniger als die pliigaiisclien Reliefs, aber hoher), dem Augenschein nach wohl so grofs wie die Friese vom Parthenon. Das Relief ist ziemlich erhoben, jedoch nicht so sehr wie die phigalischen Werke.

Ueber den künstlerischen Werth zu urtheilen, ist nicht leicht. Hr. Charles Newton scheint ihn zu «ering anzuschlagen, weil ihm gewisse auffallende Fehler in der Zeichnung, wenn man die herrlichen Werke der nächsten Umgebung verglich, allerdings einen ungünstigen Eindruck machen mufsten; indessen sind diese nur auf einigen Stei- nen l)emerkbar, andere sind nicht allein in der Erfindung, sondern auch in der Ausführung der späthellenischen Kunstblüthe vollkommen würdig. Die Anordnung der Grup- pen stimmt mit den bekannten Werken häufig überein, zeigt aber daneben so viel Originalität und Kühnheit, ein- zelne Amazonen einen so ächten Schönheitssinn, dafs man aus Innern Gründen der Vermuthung, wonach wir Reste des Mausoleums in ihnen besitzen, nicht widersprechen kann. Freilich darf dann an jene grofsen Meister nur für die Elrfindung gedacht werden: schon die Ungleichheit der Behandlung läfst schliefsen, dafs sie die Ausführung andern und zwar mitunter sehr ungeschickten Händen überlielsen.

Das Ganze stellt eine Schlacht zwischen Amazonen und griechischen Helden dar: vermuthlich mit Herakles oder Theseus. Denn Einen von Beiden glaube ich in der gedrungenen Gestalt der Uten Gruppe zu erkennen. Die Amazonen zu Pferde tragen phrygische Alützen und

') Vgl. oben S. 9, 7. Bekannt waren diese Keliefs aus einer Ansicht des Castell ßudrun, welche sich den Exem|ilaren der „Jonian Anti(|uities" Vol. II. gemeinhin anhangsweise beige- Ijiinden findet nnd daraus in ein Iiandwerlisinäfsig kolorirtes Mo- «lebiicli (^Ainsley Vues de riiniiüre Ottoniari [>ir Mejer pag. I(j) übergingen. Dalton's Views in Greece and Egy[)t (Lond. 1751. 1781), wo sie ebenfalls abgebihlet sein sollen, sind ein in Deutschland wenig oder gar nicht bekanntes Werk. .Skizzen

der Keliefs, neuerdings an Ort und Stelle genoimnen, sollen nach Hrn. Newton in den „Views on tlie Shnrcs of tlie Medi- teiraneum, by the Hon. W.U. Devereux. 1847" enthalten sein.

•J Worüber Hr. Charles Newton in Verein mit R. Cockerell einen lesenswerthen Aufsalz im „Classical Hluseum" gegeben hat, auf den wir zurückkommen werden. A. il. //.

') loh bemerke dies, weil Newton in seinem schönen Auf- sätze daran zweifelt.

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keine Hosen, die zu Fufs entweder Hosen und dann eine kurze Haartraclit, oder eine liolie und dann hlos Stiefeln, und im Uebrigen die Deine l)is zum Knie nackt. Ihre Ohergewänder halieu alle. Unter ihren Gegnern sind die jugendlichen alle, die Chlamys abgerechnet, unliekleidet, bald mit bald ohne Helm, die bärtigen tragen den Schild und einen kurzen Chiton, den Helm nicht alle*). Die Scenen, welche die einzelneu Gruppen vorstellen, meist sehr bewegt, sind folgende:

Gruppe 1. Ein mit dem Schild rersehener Held weicht vor einer jetzt verlorenen Figur zurück.

Gruppe 2. Drei Figuren in lebhaftem Kampfe. Eine Amazone ist auf ein Knie gesunken und streckt das rechte Bein von sich; den Kopf und OI)erleib schmerzhaft zu- rückbiegend, beide Arme von sich gestreckt, sucht sie sich eines Helden zu erwehren, der, das erhobene Schild in der Linken, sie niedertritt und seinen linken Fuls gerade auf ihren Bauch setzt. Eine andere Amazone eilt der Unter- lieoenden zu Hülfe. Gewaltsam zurückgekehrt, in fliegen- dem Gewände, Iiolt sie mit dem rechten Arme zum Hiebe mit der Streitaxt aus und hiilt im linken das Schild zu- rück, um es nach dem Hiebe schützend vorzubringen. Sie selbst hat das Haar unter einer kurzen Haube auf- genommen, bei ihrer Freundin hängt es aufgelöst in Locken herunter. Eine heftige aber bemerkenswerthe Gruppe; der Schmerz der Besiegten ist vortrefflich ausgedrückt.

Gruppe 3. Ein jugendlicher Krieger, das Schild in der Linken, weicht vor einer Amazone zurück, welche vom Pferde herab mit dem weitausholenden rechten Arm eine Waffe gegen ihn schleudern will. Diese ist nicht abgebildet. Der Jüngling ist zu lang, Pferd und Ama- zone, deren heftige Bewegung auch durch die fliegende Chlamys bezeichnet wird, schön, aber verzeichnet. Ent- weder ist der rechte Arm zu lang oder der linke zu kurz. Mit ihm greift sie nicht in die Mähne, sondern mufs links den Zügel anziehen, weshalb auch das Pferd nach dieser Seite den Kopf wendet.

Gruppe 4. Das Bein eines Kriegers ; das Uebrige fehlt.

Gruppe 5. Nach der andern Seite hin gegen den Beschauer zugewandt treibt eine Amazone in fliegender Chlamys ihr Pferd gegen einen nackten Helden. Das Pferd ist viel kleiner als das eben erwähnte und hat einen unan- genehm gedrungeneu Hals. Dielleiterin wendet die Brust fast wie in der Vorderansicht dem Beschauer zu und erhebt den halb verlorenen rechten Arm zum Wurfe. Der linke

ist in der Verkürzung zu klein gerathen, und die geist- reich gedachte Bewegung verzeichnet. Der Gegner deckt sich mit dem Schilde und holt mit dem rechten Arme aus. Gruppe 6. Ein bekleideter Held beugt sich vornüber, um eine gefallene Amazone mit dem Scliwerte in seiner Rechten zu erstechen. Von ihr hat sich nur ein Bein bis zum Knie erhalten. Der Stein ist selir zerstört.

Gruppe 7. Zu einem erschlagenen Mann, von dem blos die Beine noch vorhanden sind, beugt sich ein Krie- eer, das Schild mit der Linken bis an den Helm hinauf- ziehend, die Rechte zum Stofse gesenkt. Ihm nähert sich von hinten eilig eine Amazone, das Obergewand im Gürtel geknotet, in dem erhobenen rechten Arme eine Streitaxt. Hinter ilir gewahrt man die verstümmelte Figur eines Kriegers mit Schild und Schwert, zu dessen Füfsen, halb erhalten, der Leichnam einer Amazone liegt,

Gruppe 8. Eine prächtige Gruppe. Zwei Krieger, der eine blos mit Helm und Schild bewaffiiet, den halb verlornen rechten Arm zum Schlage erhoben, der eine ganz nackt, mit dem Schwerte in der Rechten, beugen sich über eine in die Knie gesunkene Amazone. Diese stützt sicli auf das rechte Knie und den rechten Arm und hebt den linken abwehrend gegen den zweiten Helden, zu dem sich der Kopf, um Erbarmen flehend, wendet.

Gruppe 9. Ein jugendlicher Krieger mit Helm und Schild, über die Schulter die Chlamys, lehnt sich weit zurück, um mit dem halb verloreneu rechten Arm eine Amazone vom Pferde zu ziehen. Dieses, sehr klein ge- liildet, l)äumt sich auf die Hinterbeine. Sie selbst ist im Begriffe zu sinken; die erschlafften Beine haben den Schlul's verloren; vergebens klammert sie mit der Linken sich an den Hals des Pferdes und greift mit der Rechten in die Seite ihres Gegners. Das Haar wallt auf die ent- blöfste Brust nieder. Obgleich sehr verstümmelt, zeigt sie hohe Schönheit; der linke Arm scheint zu lang.

Gruppe 10. Eine starke und kurze Mannesgestalt hielt mit der verlornen Linken die Chlamys vor und krümmt die Rechte, als ob er eine Lanze schleuderte oder einen Stein würfe. Vor ihm flieht eine ganz bekleidete weibliche I'igur, vor dieser ein nackter Jiingliug, um den linken Vorderarm die Chlamys gewunden, in der linken Hand und .luf die Schulter gelehnt das abgebrochene Stück einer Lanze; das Haar bildet hinten zurück einen Wulst. Vor ihm läuft ein halb erhaltenes Pferd. Damit hängt vielleicht zusammen:

Gruppe 11, verstümmelt. Man sieht nur das Bein

*) Wo nichts bemerkt wird, tragen sänimtliche Kämiifer lieline.

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und den Schweif eines Pferdes, dein ein Jüngling oline Helm mit der Rechten einen S])eer nachzusenden im Be- griff steht. Um den linken Arm hat er die Chinmys ge- wunden.

Gruppe 12. Ein Held kauert nieder und hiilt über sich das Schild; er stützt sich aiif das rechte Knie, streckt das linke Bein weit von sich und wendet das Haupt nach links, Ueber ihm begegnen sich zwei pyramidalisch ein- ander geniilierte Gestalten: eine Amazone im Begriff auf ihn einzuhauen und ein Held, der das Schild vorhält und mit der Rechten das Schwert zum Hiebe erhebt. Beide strecken sich lang aus, der Krieger bis ziun Unschönen lang und dürr, das Schild hoch erhoben und mit nieder- gelassenem Yisir. Einige parallele, sehr llüchtige Meilsel- liiebe deuten die Muskel des Unterbeins und der Füfse, so wie des Handgelenks an. Auch die Amazone ist zu weit ausgestreckt: der Zwischenraum zwischen ihrem reciiten und seinem linken Fufse beträgt über 4, der Ab- stand der Köpfe nur 1 Fufs. Sie tragt Stiefeln, ein kur- zes fliegendes Gewand und hohen Haarputz, in der linken erhobenen Hand hielt sie die Streitaxt, Beides aber fehlt. Diese Gruppe mufs man mil'slungen nennen. ;"'

Gruppe 13. Eine rechtshin laufende Amazone, mit flatterndem Helmbusche, fast von vorn gesehen, erhebt die Rechte und breitet mit der Linken das Gewand aus. Durch ihre heftige Bewegung füllt sie einen verhältnifs- mäfsig grofsen Raum aus, wobei besonders das fliegende Gewand eine gute jMasse bildet.

Gruppe 14. Ein nackter verwundeter Held kniet nach vorn so stark gebückt, dafs der Rücken sich be- deutend wöllit; mit dem Gelenk der linken Hand, von der man am Boden einen Rest nach innen geöffnet sieht, stützte er sich auf, liat das rechte Bein mehr eingezogen, so wie die linke Schulter, während die rechte sich her- vorhebt, den nackten Kopf sehr tief gebückt. Diese ori- ginelle, leider sehr verstümmelte Figur jist kunstreich ge- zeichnet. Am Bauche seines Vertheidigers, der ihn mit dem linken Arm hielt, sieht mau aucli von seinem rechten Arm eine Spur. Ueber ihm nähern sich zwei Kämpfer. Links erscheint ein bärtiger Krieger in fliegendem Gewände, das über die linke Schulter geht. An einem über die Brust gezogenen Bande ist an der linken Seite dasWelir- aehenk befestigt. Widirend er ein sehr crolses rundes Schild über den Gefalleneu hält, zuckt er mit dem jetzt verlorenen rechten Arm ein Schwert gegen eine Amazone, welche mit der Rechten eine Streitaxt schwingt. Ihr rechtes Bein und der linke Arm sind verloren. .Schöne Arbeit,

Gruppe 15. Zwei kühn gedachte Personen, Ein Held ohne Helm hält mit der Linken ein grofses Schild, die Chlamys um den linken Arm gewunden, und haut mit der Rechten gegen eine zu Boden gefallene Amazone. Nach der Bildung seiner Faust zu urtheilen, war die Wiiife gar nicht ausgeführt. Auch ist seine Stellung nicht zu loben: jetzt zeigt er fast nur den Rücken und hat das Gesicht fast verdeckt. Besser wäre es gewesen, seine Gegnerin auf die andere Seite zu legen. Sie liegt lialb auf dem Rücken und sucht den Kopf mit den erhobenen Armen zu schützen. Kopf und Arme sind fast verloren. Ihr'Leil) ist zu mager, die Falten des Gewandes mit einer an Rohheit gränzenden Flüchtigkeit behandelt.

Gruppe l(j. Eine Amazone in phrygischer Mütze und fliegendem Gewände anf einem schwer galloppirendeu Pferde. In der erhobenen Rechten hielt sie eine Waffe, die al)er nicht abgebildet ist. Von ihrem Gegner sieht mau nur links das Stück eines Mantels. Pferd und Rei- terin sind vollkommen schön und der besten Kunstperiode würdig.

Gruppe 17. Ein nackter Held, nelien sich ein gro- fses Schild, will eine Amazone fortreifsen. Sie kniet am Boden und wendet sich mit dem Oberleif) nach der an- dern Seite zu ihrer Befreierin, die um den linken Arm die Chlamys, in der Rechten die jetzt zerstörte Axt, an- stürmt. Der Jüngling zeigt magere Proportionen, die knieende Amazone in dem ganz umgekehrten Gesichte eine bis zur Unmöglichkeit gewaltsame Bewegung.

Gruppe 18. Eine Amazone galoppirt gegen einen am Boden knieenden Griechen, der, schon unter den Vorder- füfseii des Pferdes, mit dem linken Beine kauert und das rechte weit von sich streckt, den linken Arm aber, in die Chlamys gewickelt, über seinem Haupte zum Schutze emporhält. Von dieser momentanen Erhebung ist die Chlamys in einen fliegenden Schwung gerathen, der un- plastisch festgehalten wird und mit der nach der andern Seite fliegenden Amazone im Widerspruche steht.

Gruppe 19. Eine Amazone liegt sterbend auf der Erde, das linke Bein gestreckt. Sie hält den rechten Arm weit über sich, der linke liegt schlaff an der Seite, daneben das halbmondförmige Schild. Ueber ihr kämpft eine vortreffliche Gestalt in wiJd fliegendem Man- tel, das Schild mit dem linken Arme vorhaltend, gegen einen Krieger, der sich vertheidigt und von seinem grofsen Schilde fast ganz bedeckt wird. Sehr schöne Arbeit.

Gruppe 20. Eine Amazone Hegt todt da aul dem linken ausgestreckten Arme. Sie ist etwas kiirzer als man erwarten wurde, der Oberleib lialb entblöfst, der Kopf

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schön, aber olme Ausdruck des Todes. Ein I)ärtiger Held steht zu ihren Füfsen. Er hält den Oherleib weit zurück und schützt sicli durcii ein grofses Schild, welches er am linken Anne tragt, gegen eine schiefsende Amazone. Sie tritt mit dem rechten Fufse stark auf, etwas erhöht, hin- ter dem Kopfe der Gefallenen, in lebhafter Bewegung. Mit der erhobenen rechten Hand hat sie ei)en die Sehne desBogeus angezogen, den die linke Hand hielt. Diese ist erhalten, der linke Arm aber fehlt. Bogen und Sehne sind gar nicht dargestellt; der Köcher hängt an der Seite. Die Amazone trägt Hosen und kurzes Haar, eine ganz vortreffliche Gestalt.

Gruppe 21. Eine eben so ausgezeiclinete Amazone in gleicher Kleidung hält mit der Linken das Schild zur Deckung ihrem Gegner entgegen, und hielt, wie es scheint, in der erhobenen Rechten eine Axt, womit sie zum Schlag ausholte, liir Gesicht hat etwas gelitten, ist aber von der edelsten Schönheit. Ihr stellt ein Held in einer künst- lichen Fechterstellung entgegen, mit dem Schilde bis zum Knie bedeckt, den rechten Arm mit dem Schwerte bis hinter den Kopf zurückgezogen. Er tritt auf den linken Fufs auf und hebt den rechten bis an die Zehen vom Boden, um, wenn er zuschlagen wird, ihn desto kräfti- ger niederzusetzen. Die Schwertscheide ragt hinter dem Schilde hervor.

Gruppe 22. Herakles in der Löwenhaut scliwingt mit dem rechten Arme die Keule hinter seinem Kopfe und hält mit der Linken das Haupt einer Amazone, welche, auf beide Knie gesunken, von wildem Schmerze bewegt wird. Mit der linken Hand fährt sie nach dem Haupte, die rechte ist verloren. Die Chlamys fliegt über die linke Schulter in die Hohe.

Schon aus dieser kurzen Beschreibung ersieht man die grofse Verschiedenheit der Behandlung. Während z.B. die letzten drei Gruppen auch die strengste Anforderung befriedigen, stofseu andere, namentlich No. 12, durch ihre lang gezerrten Leiber, die ungeschickte Anordnung und die Nachlässigkeit der Arbeit ab. Die geistreiche Flüchtig- keit der Ausführung und die Auslassung von Nebenwerk, wie der Waffen, würde man gern übersehen, wären nur nicht die Zeichnungsfehler so befremdlich. Auch die Pro- portionen, deren Länge sehr gut zu der lysippischen Zeit pafst, sind nicht gleichmäfsig, an den besten Werken viel kürzer. Soviel eine aufmerksame, aber lange nicht er- schöpfende Betrachtung mich lehrte, möchte ich behaup- ten, dafs zwar alle Reliefs zu einem Ganzen gehören, dafs die meisten des Mausoleums werth, aber von Schü- lern grofser Künstler fabrikmäfsig ausgeführt, audere, wohl nicht später, um Lücken auszufüllen, doch jedenfalls von viel geringern Handwerkern gearbeitet worden sind.

L. Urlichs.

Alle

1

1.

9. Peisianax. Dafs die Stoa, welche von den Ge- mälden , mit welchen Kinion sie hatte ausschmücken las- sen, noiy.lh] liiefs, früher Tluaiuyüxxttog genannt wurde, ist bekannt. Diesen Namen hatte sie von ihrem Erbauer Peisianax, wie ein von R. Röchelte (lettres archeol. 1, p. 39) angeführtes Scholion (zu Demosth. Lept. II, p. 196) beweist: ^ ö( IIiiniui'üy.TfiDg uth) Ihiniäi'ay.ioQ tov xTi'adt'Tog. Ueber diesen Erbauer finde ich nirgend Et- was angeführt, glaube ihn aber durch eine wahrscheinliche Vermutbuiig näher bezeichnen zu können. Euryptolemos, Sohn des Peisianax, heilst ein Verwandter des Alkibiades (Xen. bist. gr. I, 4, 19 vgl, Plut. Ale. 32), und er selbst nennt sich einen Verwandten des jüngeren Perikles (Xen. bist. gr. I, 7, 12. 16. 21), wird also wohl derselbe Eu- ijptolemos sein, welchen Plutarrhos (Pericl. 7) ohne An-

gabe seines Vaters einen Vetter des älteren Perikles nennt. Er mufs also dem Geschlechte des Megakles an- gehörig sein. Nun war al)er Isodike, die Gemahlin des Kimon, eine Tochter des Euryptolemos, des Sohnes des Megakles (Plut. Ciin. 4. 16), die Vermuthung liegt also sehr nahe, dal's Peisianax der Vater jenes Euryptolemos, ein Sohn dieses älteren Euryptolemos und Bruder der Isodike gewesen sei. Diese Vermuthung wird noch be- stätigt durcli die Nachricht, dal's Kimon einen seiner Söhne Peisianax genannt habe, und zwar, wie ausdrück- lich bemerkt wird, mit Rücksicht auf die Verwandtschaft (schol. Aristid. III, p. 51.') Dind.). Wenn aber der Er- bauer jener Stoa ein Schwager des Kimon war, so er- klärt es sich um so eher, dafs Kimon sie mit Gemälden schmückte. Otto Jahit.

Itiezu Tafel XI der Neuen Folge: Sculpturen aus Mniveh.

Druck und N'erlag von G. Reimer.

Herausgegeben von E. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M 12.

Neue Folge.

December 1847.

HalikaranTs und das Mausoleum.

Museograpliisches (Campaiiaii'sclie Bronzen; Kunstliandel zu Neapel). Allerlei (Opferhaken ; Ha!)n nnd Henne; Itinernr).

I.

Halikarnafs und das Mausoleum.

Hiezu die Abbilrlung Tafel XH.

MPie Ilalikarnassisclien Aniazonenrcliefs, deren Be- schreibung im vorigen Stück dieser Zeitschrift er- folgt ist, mögen bei nahe gerückter Vergleichung mit den an gleichem Ort aufgestellten athenischen, phigalischen und lykischen Friesreliefs den Erwar- tungen, die man bei neuer Aufstellung altgriechischer Werke im brittischen Museum zu hegen pflegt, viel- leicht nicht durchaus geniigen; um so weniger aber darf neben der unbestrittenen Vortrefflichkeit des grüfsten Theils jener Marniorplatten die Wichtigkeit übersehen werden, welche aus ihrem ursprünglichen Verhällnifs zu einem der sieben Weltwunder, dem IMausoleum, hervorgeht. In dieser Beziehung ist jede Spur ihrer Herkunft und jede erweiterte Kennt- nifs über das IMausoleum im gegenwärtigen Zeit- punkt doppelter Beachtung werth, und näher noch liegt es zur Grundlage aller ähnlichen Untersu- chungen die Ortskenntnifs des alten Halikarnafs ge- nauer ins Auge zufassen. Ein wichtiger Beitrag hiezu ist uns aus England neuerdings zugegangen ; er be- steht in einer bereits im Jahr 1838 von brillischen Seeofficieren, den Herren Graces und Brock, aus-

') C'h, Newton On tlie Sculptures fioni tlie M.insoleiim of Halicarnassus (Aus dem Classical Museum Vol. XVI) 33 S. 8.

') Strab. XIV, 2 p. 656: Arr/, ö' ^v.

') Arrian. Alex. I, 23: (i T/ji' ir/.{>nv jiji' Iv t;; j'^fjo) ('enf- y(ü(>i]nav' , ol äi d ji'jv 2La).i.iax(iyc< iiXQciv oüiut xtt).ovuh')]i', und kurz vorher (21): tj'/v uxquv tiJI' nnog jMvXuaacc ^i't/.iaiii innic/j/i^rrii'.

-) Diod. XVII, 27. vgl. XV, 90. Doch heifst ihm XVII, 23 Halikarnafs tix()07j6ltai xccXaTg xtxoaui]u(vi].

'J So noch Leake (Asia minor). Arkonnesos aus Strabo und

gefiihrlen Karte der Festung Budrun und ihrer Uin- gegend, welche mit anliriuarischen Erläuterungen des Hrn. Charles Newton ') uns vorliegt und in der beifolgenden Tafel (no. 1) für unsre Zwecke benutzt worden ist.

Ueber die Lage von Halikarnafs sind wir theils aus der Geschichte seiner Belagerung durch Alexander, theils durch Vitruvs Schilderung von der Lage des Mausoleums unterrichtet. Der Festuniren waren nach Strabo zwei ^) und wenigstens zwei kennt auch Arrian »), während Diodor nur von ei- ner einzigen Hauptfestung spricht^). Eine dieser Festungen lag in der Richtung von Mylasa land- einwärts und wird zugleich mit dem Zuge der alten Umfangsmauern in Hügeln, welche landeinwärts den Hafen beherrschen, leicht wiedererkannt; eine andre, als Inselfestung hezeichnet, die man bisher auf der beträchtlich entfernten Insel Orak erkannte '") wird nun mit siegreichen Gründen im heutigen Ka- stell Budrun nachgewiesen, dessen nur sehr leicht versandete Umgebung zu Alexanders Zeit noch meerumflossen sich denken und somit dem bei Ha- likarnafs mehrerwähnten Eiland Zephyrion ») sich gleichsetzen läfst. Was ferner die Anlage der in- neren Stadt betrifft, so ist Vitruv ') hier ein um- ständlicher und sicherer Führer. Die Lage von Ha- likarnafs ghch nach seiner Aussage der Krümmun»

Steph. B)z. bekannt, steht bei Arrian (Anm. 3) nur durch Gronovs Correctur statt Iv/.qhv Ttji' (y t;) rtjaio. Vgl. Newton p. 9, I".

') Zephyrion als Insel: Plin. II, 89, 91. Als Doppelname von Halikarnafs bei Strabo XIV, p. 657 (Zff/i'p«) und Stepha- nus B)Z. Ztif'VQiov, »/ 'AXtxunvuaaoi.

') Vitruv. praef. VII: Is nuiem Iwus (Halicarnassus) est theatri curvntttrnc similis. Itnque in imo secutuliim portum forum est constitutum; per mediam nutcm nJlilUiliuis curvn- iuram prnccinctionemquc platea nmpla liitiluitiue pttta in (jua media 3Iausolcum ... 7)1 summa . .

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eines Theaters. Unterhalb derselben lagen Hafen und Marktplatz; mitten darin aber, die Krümmung in ihrer Höhe durchschneidend, war eine breite Strafse gezogen und in deren Mitte das Mausoleum, das siebente Weltwunder, aufgeführt. Weiter er- zählt Vitruv '), hoch inmitten der Akropolis habe der Tempel des Ares mit der Kolossalstatue des Leochares sich befunden, am rechten Ende der Krüm- mung die Quelle Salmakis mit dem Tempel von Hermes und Aphrodite, am hnken aber das Kö- nigshaus des Mausolos, welches mit dem Vorlheil eines zunächst liegenden versteckten Hafens IMarkt, Hafen und die ganze Ringmauer überschaute. Eine solche dem Palast des Mausolos entsprechende, ei- ner versteckten Hafenbucht benachbarte Höhe nach- zuweisen, scheint nach unsrer jetzigen Ortskenntnifs nur auf westlicher Seite möglich zu sein, deren An- nahme dann auch mit der an und für sich natürli- chen Voraussetzung stimmt, dafs Vitruv die Pracht- anlage einer theatralisch aufgethürmten Hafenstadt von der Seeseite aus sich dachte.

Dieses vorausgesetzt führt nun der vorliegende Plan die nachfolgenden Hauptpunkte uns vor Augen.

ti) Ringmauern. Der Zug dieser Ringmauern folgt der natiirliciien Befestigung der die Stadt umgürtenden Hügel. Ihre Spur ist auf diesen Höhen mit Siclierlieit angegeben, dagegen die punktirten Enden jenes Zugs nur vorausgesetzt sind und vielleicht weiter (westlichen Seits gegen die Quelle m zu) ausgedehnt waren.

hcd) Akropolen ^). Von den verschiedenen Fe- stungen von Halikarnafs entsprechen zwei nördliche Gi- pfel (!)) der von Arrian angegebenen Richtung landein- wärts gegen Mylasa. Aufserdem sind einige westliche Höhen (c) zu einer Festung geeignet; man ist versucht, \rrians Festung S alma k is darin zu vermuthen, \\ogegen zwar die aller Wahrscheinlichkeit nach entgegengesetzte Lage der Quelle Salmakis spricht. Warum sollte es jedoch unmöglich sein, nocii aul'ser der Ringmauer liei'estigungen zu denken, etwa wie aufserhalb Athens Munychia? In diesem Fall lielse für jene Feste Salmakis wol noch ober-

Iialb der gleichnamigea Quelle (r) ein entsprechender Hügel sich finden. Ungleich sicherer ist die luselfe- stung ((J), '>] tf t/J vjyOf^J lixQu nach Arrian: ein Eiland, Zephyrion , im heutigen Kastell Budrun uachweislicli. ol)\vohl Barbie du Bocage und Sainte Croix Palast des Mausolos in dieser Festung erkennen wollten, während die Inselfestung allgemein auf der Insel Orak gesucht ward.

e) Tempel des Ares, der im Mittelpunkt der Burg- feste (hl summa tifve media) lag. Hieven ist ein Unterbau nachweislich, der einerseits an 100 l'ufs Länge zeigt, nebst Resten ionischer Säulenordnung.

/) Theater.

g) Felsengräber,

h) Dorischer Tempel, wovon eine Säulenreihe erhalten, die CLoiseuI Gouffier I, 99—101 in Abbildung gibt und sehr unwahrscheinlich dem Mausoleum beilegt. Vielleicht auch eine der aus Arrian I, 23 bekannten Hallen.

i) Stadtthore; einander gegenüberliegend und da- her zugleich als Endpunkte der breiten Strafse zu be- trachten, Vielehe nach Vitruv gleich einer praecinctio die theaterförraige Höhe der Stadt in der Mitte durchschnitt. Eines in der Richtung von Mylasa und ein Tripylon er- wähnt Arrian I, 20. 22.

k) Mausoleum, in Mitten der Hauptstrafse ange- legt und seiner Lage nach in der heutigen Ortschaft zu erkennen, welche noch häufige Spuren alter Gebäude und unter diesen ein durch Donaldson (Anc. fragm. pl. IV zu Stuart Athens) bekanntes ionisches Kapitell erhalten hat.

1) Haus des Pascha.

)ii) Moschee. Zwischen diese beiden Punkte der heuti- gen Ortschaft fällt die La^e der alten Agora: in imo secundum porliim nach Vitruv.

n) IVlndmiihlenhiigcl, die vermuthliche Stelle vom Palast des Mausolos. Ueber die dahinter angegebe- nen Ausgrabungen {excavulions) fehltdie nähere Kunde.

o) Versteckter Hafen des Mausolos.

p) Quell, welcher der Quelle Salmakis entsprechen würde, wäre das dcxtrinn cornu Vitruvs, wie früher ge- meint war, vom Festland aus zu verstehen.

(/) Grab auf der Landspitze des Arsenals.

r) Quell Salmakis, mit darüber gelegeneu Hügel (s), welcher vielleicht der lixpa ^uX/.iuy.ig bei Arrian entspricht.

') Vitruv I. c. : siimmn iircc media Marlis fanum hii- liens stntuam colossi... Lcochnris . . In cornii niilctii simwiii ilextro Veneris et Mcrcurii fanum ntl ipsum Siilmdcidis kon- tern. Qucmndmodum cnim in dextra parte fanum est Veneris et funs sitjirn scriptus , iln in sinisiro cornu regia diimus quam rex Mausolus ad auam raliunem ci.<llocnvil. Cunspicitur

enim ex ea ad dextram ftartem forum et jtortns moeniumquo Iota finilio; sub sinisira sccretus siih muntilius latens porlus . . '') Kine Mehrzahl von Akropolen erwähnt auch Dioilor (XVn, 23), bei welchem Halikarnafs /tohg fi(yCajt) jüiv xaiü Tijv KdQlav , ßuaü.tiu fiiv ia^ijxvta jiov Ka(iiüv, ilxoonöXeai (ff xdi.ids xixoautjttü'ii heilst.

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i) Laudspitze Meshril;, und

i() Lands|)itze Dcyu'ir. NjicIi Firn. Newtons Ver- iDUtliung hatte die Ringmauer sich his an diese Spitzen erstreckt.

Von diescni Gnindiifs der allen Stadt Halikar- nafs kehren wir nun zur Betraclitung seiner bildli- chen Trümmer, der Amazonen reliefs im britlischen IMuseinn, zurück. Die Festung, welcher wir diese Trümmer verdanken, hatte seit ihrer Gründung durch die rhodi.schen Ritter im fünfzehnten Jahrhundert die gedachten jetzt iiacli England entlülnlen Reliefs als eingemauerten Schmuck aufzuweisen, und wie die Nähe des alten Hahkarnafs es wahrscheinlich macht dals dessen edelste Gebäude für jenen Fe- stungsbau ausgebeutet wurden, kommt dieser An- nahme für den in Rede stehenden Fall noch ein ausdrückliches Zeugnifs jsu Stallen. Man verdankt dies merkwürdige Zeugnifs dem französischen, den Lesern des Alhenäus wohlbekaimten, Philologen Dalecliamp, welcher aus nuindlichem Bericht'") ei- nes seiner Landsleute, eines rhodischen Ritters Lu- iourctie, über die von demselben mitgeleitete Her- stellung der Festung Budrun (verdorben aus S. Pe- dro) und die damit verbundene Ausbeutung des Mausoleums uiiterriciitet war, das als Trüuuner- haufen damals noch stand. Jenem Bericht zufolge scheint das ftLiusoleum, dessen Erhaltung noch bis ins zwölfte Jahrhundert bezeugt wird''), erst im Jahr 1101 bei erster Errichtung des gedachten Ka- stells S. Pietro durch den deutschen Ritter Heinrich Schlegelltolt '^) von der Oberfläche verschwunden zu sein; die Ausbeulung des Grabmals erfolgte im Jahr 1522, als zu neuer Befestigung desselben Ka- stells Latourette und dessen Gefährten vom Grofs- meister des rhodischen Ordens absresandt wurden.

Die trefflichen Stufen des mausolischen Trümmer- haufens sagten zum Kalkbrennen ihnen zu; sie gin- gen liefer imd fanden, je tiefer sie gingen, nicht nur zum Brennen, sondern auch zum Bauen die schönsten Steine. Nach vier oder fünf Tagen fand man noch liefer in weiterer Aushöhlung einen schö- nen viereckten Saal mit Saiden umstellt und mit bildlich verzierten Friesen versehen, wie denn auch zwischen den Säulen reichliches Bildwerk bemerkt worden sei, namenllich Schlachtscenen in erhobener Arbeit, dem Zeugnisse Lucians '^) vom Mausoleum durchaus entsprechend; davon brach man ab nach Belieben. Nächst dem Saal stiefs man auf eine niedrige Tlinr, die zu einem kleinen Gemach führte, dem vormaligen Grahgemach, angeblich mit unver- sehrtem und frisch glänzendem marmornen Aschen- gefäl's. Weiler heifst es, diese Entdeckung sei durch die Nacht unterbrochen worden; am andern Tag habe man, vermulhhch durch Korsaren, das Grab ausgeplündert gefunden. Mag diese ganze mit der Anslaunung unendlicher Schätze im Styl von Schatz- gräbergeschichlen , wie die Denkmälerkunde ihrer viele hat, reich verbrämte Erzählung im Einzelnen mancherlei gerccblem Zweifel unterliegen, so bietet sie doch für die Gesannntheit des Baus, dem die nun nach England entführten Amazonenreliefs an- gehörten, unverwerfliche Thatsachen dar, zn deren Würdigung es nun allerdings auch einer Verständi- gung über die Bauart des Mausoleums bedarf.

Eine richtige Vorstellung über jenen erst an den Grenzen der neuen Zeit untergegangenen Wun- derbau zu gewinnen, sind uns nur wenige alte Zeug- nisse gegeben; doch haben theils Mafs, L^mfang und Umrifs '■') der gedachten Reliefplatlen, theils die Analogie einiger neuentdeckter Nachbarbauten sich

'") Erhalten bei Giiicliard Fiinerailles iles Romains, Grccs etc. (Lyon 1481) p. 378 ir. Vollständig; ausgezogen in Newton's Aljliandliing p. l.j If.

") Wie eil. Newton in der angeführten Abhandlung p. 14 ausführlich nachweist.

") Dessen Festungsbau nach Fontanus (De hello Kliodio 1527. üb. I[ /.-. ?.) ex viinis Httlicarnassi pi/ramidil/usque Miiu- soli scpttlcri vollführt ward. Vgl. Newton p. 14, '.iö.

") Lucian Dial. niort. 24, 2: 'Lithov xul uvönHv ig <<- xiuß^ajnjov tly.ttafidtov i.i'Uov lov y.aU.laiov, oioi' ovöi rtiöv

ivQOi Ti; äp (xiiSni);. Die Amazonen als iiblirhsler asiatisch- griechischer Ausdruck hellenisirten Barbarenthums.

") Die Gesanimtlänge der gewils sehr unvollständigen Platten beträgt 64 Fuls II Zoll. Vgl. oben S. 170. Newton a. a. O. p. 24.

■'J Das zum Schutz der hoch erhobnen Bildwerken unge- wöhnlich stark oben sowohl als unten hervortretende l'rolil dieser Platten ( abgeh. auf no. 2 unsrer Tafel nach Newtons Abh. II (ig. c) gehört ollenbar einem Fries und zwar dem eines nicht gewohnlichen Prachtbaus an. Ueber eine der Plat- ten (no. VI), welche als P^ckrelief diente, vgl. Newton p. 24.

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benutzen lassen, um dem berühmten Hersteller des iiginelischen Tempels jene oft gemifsbrauchten Zeug- nisse gültig und fruchtbar zu machen. Aus dem Höhemafs des Frieses von 2 Fufs 5^ Zoll folgert Hr. Coclierell ") eine Höhe der Saulenordnung von 37-i Fuls, welche dem von Plinius » ') gegebenen Hö- hemafs von 25 Cubiten überraschend entspricht; eben so stimmt auch die Zahl von .36 Säulen, wie Plinius sie angiebt, mit unsrer gerechten Voraus- setzung von der Schönheit des Baus wohl überein, sofern man mit Hrn. C. einen Säulen-Durchmesser von .3 Fufs 4 Zoll und die geräumigen Säulenweiten altisch-ionischer Sitte sich gefallen läfst. Di€se er- hebliche Säulenweite gewährte bei einem Zwischen- raum von migefähr 6 Fufs in jenen stattlichen Säu- lenreihen dem Pyramidenbau, der nach Martial's Ausdruck luftig darüber schwebte, einen so si- chern als gefälhgen Unterbau, während die früheren Herstellungen des Mausoleums nur eine prunkende Einfassung darin blicken liefsen. Hiebei darf die Annahme eines so luftig erscheinenden Baus zwar billigerweise befremden; sie wird jedoch unterstützt durch Vergleichung des ähnlichen und noch ungleich kühneren obwohl kleineren Baus zu Mylasa "), dessen Pyramide auf einer Peripherie von 12 Säulen ruht, ohne dem inneren Piaum irgend eine Unterlage zu gewähren, und zwar beträgt dieser leere Raum dort 14 Fufs, während er im Mausoleum nachCocke- rell nicht über 6 Fufs betrug. Auf einer ganz ähnhchen, aber ungleich mächtigeren Unterlage mag denn auch die Pyramide des Mausoleums, von dem ägyptischen Pyramidenbau sehr verschieden, sich erhoben haben. Der bisherige Gedanke einer schwerfälligen thurm-

ähnlichen Masse ist dem Geist alter Kunst, der ei- genthümlichen Eleganz eines in besonderen Schriften gefeierten Kunstwerks imd selbst der materiellen Erwägung entgegen, dafs eine solche alsdann ohne Zweifel aus Backsteinen gethürmte Masse die übrige Plünderung eines so lange erhaltenen Denkmals aller Wahrscheinlichkeit nach wenigstens iheilweise überlebt haben würde. Aber auch die Form der Mausoleunispyramide war von der ägyptischen ohne Zweifel verschieden; sie ist im schlanken Verhält- nifs einer Meta zu denken, der auch Plinius sie ver- gleicht. Die damit verbundne geringere Zuspitzung war sehr willkommen, um auf der Höhe dieser ko- lossalen Meta eine Platte zur Aufstellung der sie bekrönenden Quadriga zu erlangen.

Die sechs und dreifsig Säulen, die Plinius dem Mausoleum bezeugt, finden wir im Zusammenhang dieser Ansicht dergestalt vertheilt, dafs die viereckte Cella des Grabmals auf jeder schmalen Seite von 6, auf den Längenseilen aber von 8 Säulen, diese letzleren in doppelter Reihe umstellt sind, nach einem den üblichsten griechischen Säulenstellungen ent- sprechendem Verhältnifs, wie denn ein ganz ähn- liches Verhältnifs auch für die Herstellung des Harpagosdenkmals annehmlich befunden wird ■•). Hinsichtlich des Umfangs darf billigerweise Niemand verlangen, dafs der volle Raum von 411 Fufs, ein Raum der fast zwei Drittheil der Gröfse des Par- thenon beträgt, von dem Monument selbst eingenom- men war '^°)\ die verhällnifsmäfsige Kolossalitäl des Mausoleums ist in Vergleich mit den ähnlichen Denk- mälern zu Mylasa und Xanlhos dennoch einleucli- lend, und auch von Seiten des Kostenaufwands, den

"■) C. R. Cockerell in Newtons Abliandlnng p. 25 ss.

'") l'lin H. N. \XXVI, 4: (Mansoleum) ftilel nh nusiro et seplenlrione sexnye7ios ternos pedes , brcvius n frontibus t(ili> lircuilii peties (jumhhujentus undciim; nltoUilur in nlli- ludincm viyinli (/iiiiH/iie cuhilis; cimjituT columnU triyinia SCJC. Ptcron vocnvere . . . Naimfue sitprn pterun pyrnmis alli- tudinc in/criorciii ncquauit viijmli ijuntuor ijrndibns in meine cacunien fe coittrnhens, i7i summo est qimdrign mnrmorea, tjnnm fciit I'ijtliis. /face ndiecta CXL pedum iilliludhie lolum upits iitidudit.

'") Monument zu Mylasa, auf no. 4. 5 unsrer Tafel skiz- zirt, aiisIVihilicIi ilar^eslellt in den lonian Antiijuities II [A.

'') llaii/agoidenliinal: Archäol. Zfitung II, uo. 22.

'") Nach einer inodellirten und in Lloyd's Nereid Monu- ment, wie auf no. 0. 7 unsrer Tafel, skizzirten, ihrer aus- ITihrlicheii Begründung aber noch immer gewärtigen Herstellung des Architekten Hrn. Kode Hawkins, die auch Um. CockereH's Beifall hat. Bedenken erregt hauptsächlich der im Unterbau angebraclite zweite Fries, den man mit Hrn. Bütticher lieber als einfassenden ilnlyxog sich denken mochte, wie auch beim Tempel der Nike Apteros ein ähnliclier Bilderschmuck stattfand. Uebri- gens bleibt dieser ionische Bau nach Hrn. Nowton's (pag. 23) treffender Bemerkung zugleicli mit dem korinthisclien von My- lasa wichtig als Beispiel kleinasiatischer Grabdenkmäler, za deren prachtvoller Anlage das Mausoleum ein erstes Vorbild gegeben haben mag.

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das Mausoleum in äufserster Anstrengung eines klei- nen Königreichs aufbot, dem Ruf dieses Prachtbaus durchaus cnts|irechend.

So weit Herr Cockerell und seine brittischen Freunde. Es steht dahin, in wie weil vaterländische Architekten über einen so wichtigen und bisher so unerschüj)ften * ') Gegenstand mit dem konjektura- len Theil jener Ansichten sich einigen werden, de- ren Inhalt und faktische Grundlagen wir liiedurch einstweilen zu weiterer j)rüfender Kenntnifsnahme empfohlen haben wollen. E. G.

II.

M u s e 0 g r a p h i s ch e s.

1. Campanari'sche Bronzen.

Das Ijrittisclie Museum liat aus dem stets anzielienden Antikenvorratli des Hrn. Dom. C(tm])anuri neuerdings eine reiclilialtige Auswalil etruskischer Bronzen erkauft, welche dem Vernelimen nacli tlieils aus den Votivbronzen vom Gebirg Falterona '), tlieils aus Grabungen der Prin- zessin von Canino Iierriiliren ^). Durch gefalligen Bericht de» Hrn. Sam. Birch werden uns folgende einzelne Ge- genstände jenes neuesten Erwerbs hervorgehoben.

„1. Erzfigur des Herkules, ein vortreifliches und mit schönster Patina erhaltenes Werk des Uebergangs- styls, ai>gebildet in Micali's Monumenti tav. XV. Vergl. Bullettino d. Inst. 1838 p. 67. 69. 1842 p. 180. (Falterona).

2. Erzfigiirchen eines ]\lars, unbärtig, mit Schwert und Schild bewaffnet, etwa 13 Zoll hoch (Falterona), ab- gebildet bei Micali mon. tav. XIF. Vgl. Bullettino 1838. p. 67. Diese Figur ist eins der schönsten etruskischen Werke , das selbst dein florentinischen Mars den Rang streitig macht. Der rechte Arm ist aus einem besondern Stück gearbeitet und ward besonders gefunden, die Au- gen mochten mit Silber ausgelegt sein. Die olivenfarbene Patina ist von schönster Art; besonders aber ist die Aus- fiihruDg bewundernswürdig, deren fast ängstliche Sorg-

") Trotz Quatremere's von Um. Newton |i. 22 besproche- nen und auch trotz llirts llerstelluni>sveisiich, welcher ans licssen Gescliiciite der Haukunst II, S. 70. III, 345. Taf. XXX, 14 bekannt ist, obwohl seine ausführliche akademische Ab- liaiullung üljcr <las MausoliMim ungeilruckt blieb.

') Durch Ingliiraini's, I\Iigliarini's[Bull. il. Inst. 1838 p. 6&ss.) und Brauns (Kbd. 1842 p. 179ff.) Beschreibungen und Micali's

falt einigermafsen an die sogenannten verkünstelten tyr- rhenischen Vasenbilder erinnert,

3. Erzfigürchen einer Diana [der Diana von Portici verglichen], abgebildet bei Micali Mon. XIII, 1. 2. Vgl. Bullettino 1838 p. 67. 1842 p. 180. (Falterona).

4. Bärtiger Manoskopf im Styl der vorigen Bronzen, vermuthlich ein Votivbild, abg. Micali XI, 5. (Falterona).

5. Rechter Schenkel, hinterwärts abgebrochen, als Votivstück zu betrachten, hoch etwa 13 Zoll. Bull. d. Inst. 1838 p. 67. 1842 p. 18ü. (Falterona).

6. Arm und Hand eine Rolle haltend, nicht von der- selben Figur [wie doch von Braun angenommen ward].

7. Bildnifsfigur eines .Mannes mit einer Lanze. Hoch 18 Zoll, abgebildet bei Micali Mon. XIV. Vgl. Inghirami Bull. 1838 p. 67.

8. Cista, vermuthlich aus Cäre herrührend, mit Metallringen zum Aufhängen und mit einer Deckelgruppe von Peleus und Atalanta im Ringerkampf. In den ein- gegrabenen Umrissen ist ein Krieger bemerklich, den Nike bekränzt; andre Figuren erinnern an Tyndarus, Leda, Pollux. [Zeichnung und Gegenstand dunkel, vielleicht se- pulcral; wir denken darauf zurückzukommen]. Zugleich [ohne Zweifel als Inhalt der Cista] ist eine irdene Schmink- büchse mit rothem Inhalt, eine Striegel und ein Spiegel erhalten.

9. Kleiner Kandelaber, gebildet durch eine bekleidete weibliche Göttergestalt mit einer Bulla als Halsband und mit mondförmigen Schuhen. Vor ihr eine Patera [?J oder Altar [?] auf einem vieriüfsigem Gestell mit Löwenklauen, oberhalb in einen Baum endend, an welchem eine Taube heranläuft.

10. Kandelaber mit vierecktem Aufsatz; um den Stamm windet sich eine Schlange. Ein Jüngling, vermuth- lich Jason, klettert am Stamm hinauf und bedroht sie mit einem Sichelmesser [Vgl. no. 19],

11. Spiegelgelläuse, zugleich mit dem dazu ge- hörigen Spiegel [welchem?] bei 'I'oscanella gefunden. Das Relief stellt den Tod des Neoptolemos dar, welcher auf einem Altar knieend von Orest bedroht wird, während Elektra [Pytliia?] diesem zum Beistand ein Beil schwingt. Ein

Monum. tav. XI XVI) Abbildungen bekannt. Vgl. Arch. Z. II, S. 212.

') Und auch aus anderen Grabungen, von denen Cäre (no. 8), Orvieto (no. 14), Perugia (no. 15), Chiusi (no. 16) aus- drücklich genannt worden. An Hrn. Canipanari gelangten die hienächst verzeichneten Bronzen von dem Kunstliändler t'n~ jtrnnesi, bei dem ich sie im Jabr 1646 zu Rom sab.

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ähnliclies Relief, doch weniger gut erhalten, ist in Ger- hard's Etr. Spiegeln I, 21, 1 al)gel)ildet.

12. Spiegelgehäuse von gleicher Herkunit und Dar- stellung, doch ohne die gedachte weihliche Figur.

13. Schüssel von Erz aus Voici. Der Griff ist durch eine nackte Frau gebildet, welche mit einem Hals- band, woran drei Bullae mit Arraliändern geschmückt, auch mit Schuhen versehen ist. Ihr Haar ist in einen hoch- ragenden Knauf geordnet; sie hält es mit ihrer rechten Hand, wahrend ihre Linke eine Striegel fafst. Sollte Atalante gemeint sein [oder Venus, oder auch eine Ein- geweihte]? Unter den dreiseitigen Unterlagen dieser Fi- gur ist ein Ring zum Aufhängen darselhen bemerklich.

14. Gruppe und Obertheil eines Kandelabers, welcher ringsum durch eine doppelte Reihe von vier Haken gebildet ist und auf einer dreieckigen Basis ruht. Die gedachte Gruppe stellt einen nackten Satyr mit ei- ner Bacchantin dar, deren Haar iil»er der Stirn in einem Knoten gesammelt ist; ihre linke Hand ist über die Schulter des Satyrs und in seine linke gelegt, wahrend seine Rechte ihren Leib umfafst hiilt. Die Base ist mit einem eingelegten einander gesclimiickt. Aus Orvieto.

15. Endstück einer Wagendeichsel in Forin eines Greifs. Aus Perugia.

16. Spiegel von Erz, darstellend einen jungen Bacchus der Ariadnen umfafst hidt; sie ist bekleidet und hält eine Leyer; hinter ihr ein Satyr, der einen Thyrsus und Ariadnens Schulter gefafst hiilt. Hinter Bacchus sitzt dessen Mutter Semele. Mit den etruski- schen Namensinschriften P/n(;)?ifl)i(ns, Areatlte, Sime, [als Silensnameu Simos] und Semlu. Aus Chiusi.

17. Spiegel, einen bewatTneten Krieger und einen zweiten darstellend, der zu dessen Füfsen getödtet liegt; dazwischen etruskisch Eji«.

17. Spiegel mit der Darstellung des erymantliischen Ebers, den Herkules dem Eurystheus bringt; dieser, iil)Wohl im F"ars, ist durch kJiiiigliches Scepter ausgezeich- net. Hinter Herkules steht Minerva. Volcentisch [früher als Hrn. Basseggio's Besitz erwähnt. Vgl. Bull. d. Inst. 1846 p. 72. 188. Arcli. Z. IV, 230].

19. Kandelaber, von drei Greifenköpfen gestützt, welche auf Greifen- oder Löwenklauen ruhen. Auf dem cylinderförraigem Stamm ist Jason dargestellt, der mit si- chelförmiger WafTe den Drachen angreift. Oben auf vier- eckter Fläche an jeder Ecke ein Vogel; ebendaselbst han- gen vier Eicheln an kurzen Ketten herab. Hoch 1 Fufs 3 Zoll. .\us Volci. [Verschieden von no. 10?]

.Aufser diesen Campanari'schen Bronzen hat das britti-

sche Museum mehrere werthvoUe Gegenstände erworben, welche als vormaliger Besitz des Dr. Braun den Lesern der Archäologischen Zeitung bereits bekannt sind, na- mentlich die von Welcker erläuterte Musäosvase [Bull. 1845 p. 219 SS. Arch. Z. IV, 209], die Schale mit den zwölf Gottheiten [Oben Beil. 1. S. 1* f.] und fünf mehr wegen des Gegenstands als wegen Erhaltung und Kunst- werth erhebliche Metallspiegel [deren nähere Notiz will- kommen sein wird].

Aus Florenz erhielt das ÜMuseum eine sehr alter- thümliche Erzfigur, etwa vier Fufs lioch; dieselbe ist in sitzender Stellung und besteht aus zwei Stücken. Das untere Stück ist weit ausgehöhlt zum Behuf eines Aschen- behälters [in Art ähnlicher Grabstatuen von Thon , na- mentlich auch der Sphinxgöttinnen, deren eine im Mu- seum zu Berlin. Vgl. Abh. Etrusk. Gottheiten .Anin. 74]. Ebendaher erhielt das Jluseum auch einen Kandelaber einige Todtenkisten von Alabaster und einige Erzgefäfse (ein eimerförraiges und zwei Krüge) aus Elba."

2. Kunstliandel zu Neapel.

Neapel den 21. Juni. Wie in Rom Basseggio, so setzt in Neapel Raffaele Barone durch die iMenge und ^lerkwürdigkeit seiner zum Verkauf zusammenge- stellten Antiken der verschiedensten Kunstgattung in Er- staunen, und neben seiner grolsen Gefälligkeit gegen Ar- chäologen, denen er, im Gegensatz mit den meisten Ei- geiitlinmern von Privatsammlungen, die Erlaubnils zu Zeichnungen bereitwillig gewährt, verdient die Gewandt- Jieit und Billigkeit seines Kunsthandels, zumal in Verglei- chung mit den meisten seiner Geschältsgenossen, die be- sonderste Anerkennung.

1. Von Marmor wer ken dieses reich ausgestatteten Antikenvorra'hs verdient wegen ihrer neuen und anzie- lienden Darstellung zunächst eine Sarkophagplatte be- achtet zu werden. Der l)ärtige bocksbeinige Pan wird von zwei Amoren an Kopf und Fulseu getragen. Ein dritter unterstützt seinen Körper in der Mitte. Ob diese Niederlage eine Folge seines berühmten Kampfes (syin- plegma) mit Eros ist, oder ihn als Gemal der Aphro- dite darstellt, wagen wir für den .Augenblick nicht zu entscheiden: jedenlalls aber sehen wir hier den Reprä- sentanten der sinnlichen Leidenschaft unterliegen und die Eroten als Sieger in höherem, reinerem Sinne aufgefal'st. Jederseits dieses !\littelbiides sinil Genien mit schweren Fruchtkränzen luid an den Enden baccliische Masken.

2. Ein andres -Marmorrelief aus llerculanum zeigt eine wohl zum Opfer bestiunnte Kuh, dahinter links einen Baum, davor rechts am Buden ein Beil, und empfiehlt sich durch edleren Styl.

.•\m bedeutendsten jedoch ist Hrn. Barone's Reich- thum an merkwürdigen bemalten 'l'h on gef ä f se n , von denen ich folgende als die bedeutendsten hervorhob.

3. .Mit besondrer Freude begrnfste ich ein in Avelli- no's Bullettino napolet. III tav. 2. no. 35. I)ereits gestochenes

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Oxyl>;i|)lion mit rotlien Figuren, den Argos Panoptes (iarstellend, mit Augen am ganzen Körper und mit einem Kopf vorn und einem liiiiten; der links ist hartig, der rechts unliartig. Ein 'riiierlell dient ilim statt Chlamys und deikt den linken Arm; die lieclite scliwingt die Keule gegen die an den KulilKirnerii keiintiitlie llieliende lo in langem Chiton und Peplos, deren ausgestreckte Rechte um Krharnien ihn anlieht. Den Argos grellt heim rech- ten Arm Hermes, der hartig, mit Mügelhelm und Chla- mys iilier dem kurzen Chiton hekleidet, erscheint und das .Schwert in der Hechten halt. Die Rückseite zeigt eine Krau zwischen zwei m/innlichen Mantelliguren. Diese Vase ijewiihrt meiner vor zehn Jahren veiiillentlichten Vermu- thung (Argos Panoptes Ahh. d. K. Akad. I«.=i7 S. 87. 114), dal's Arijos mit einer Kenia erscheinen kiinne, tnit einem Tkierfell heldeiilct und zwciköpfiD yleidi Junus, die glän- zendste Bestätigung.

4. Oxyhaphon mit gelhen Figuren aus Pisticci in üa- silicata hei .\vellino (Bull. Nap. Neuerdings) gestochen. Kine Krau tanzt zwischen zwei Männern; alle drei rufen unwillkürlich das Bild indianischer Wilden ins Gedächt- uil's, zumal sie gleich diesen das Haupt mit Diademen von Pahnhialtern geschmückt haben. Zwei Kränze um- geben die Krau, zwei Stelen sinil hinter den Jläunern.

5. Ein Oxybaphon mit rothen Kiguren aus Kasano, dem alten Gnathia, zeigt links IM enelaos, dem dasSchwert entsinkt; rechts lliegt ein kleiner Eros heran mit einer Schale, wohl gelullt an der Quelle der Peitho (Anacr. Od. XXII in Bathyll. v. 6): offenbar Hirne ros der Quell- liüter (vgl. Mus. Blacas PI. XXII B.). Weiter liidts flieht Helena mit ausgestreckten Hiindeu zu einer Frau mit Scepter, in der ich Aphrodite oder Peitho erkenne, ge- stützt auf die Inschrift der scliiinen voicenter Vase glei- chen Gegenstandes im Gregorianischen Älusenm ( P. II, Tav. V), VTO Himeros mit einem Halsband zu Menelaos lieraniliegt.

6. Durch feine Zeichnung, aber scliwierige Deutung empfiehlt sich auf einem leider stark restaurirten Lekythos mit gelber Figur ein asiatischer Flu g el j u iig li n g , mit Chiton und Hosen, zu Pferd. Er hält in der einen Hand eine Lanze, in der andern den Barliitos (ein (Gegensatz wie Leier und Schwert). Am Flügel bemerkt man noch ein Stück wie das Ende eines scythischen Bogens.

7. Ein Lekythos von Gnathia mit gelben Figuren zeigt den Gott Hermes mit Caduceus, jedoch ohne Flü- gel, danel)en einen Baum, rechts zwei Frauen, vielleicht Herse und Agiauros.

8. Wegen der auf lason's und Medea's Hochzeit von mir gedeuteten münchener Amphora (Arch. Z. II, 256. 331. .^nn. d. Instit. 1848) aus Ruvo verdient eine Am- phora gleicher Herkuidf eine ernstere Beachtung, insofern auf derselben eine weifse Hydria am Boden steht, zwi- schen einen unliärtigen IMann mit einem Stab und einer Frau mit einem Kästchen ihm gegenüber; wodurch iiir den nuptialen Sinn der Hydria ein neues Zeugnils sich darbietet.

9. Auf einer nolanischen Diota mit rothen Fii^uren erscheint eineiseits eine h'lüt;ellrau mit brennender h'ackel in der Rechten, mit der Linken sich das Kleid authebend,

daneben die Inschrift HIHnOXCENOS: KAIOS,

andrerseits eine F'rau mit einer Haube und einem .Scepter. Etwa Hemera und Nyx?

10. F'ür die Untersuchung der Beziehung derSchild- embleme zu den Kriegern dürfte ein nolanischer Krater mit gelben Figuren uju so interessanteres Material liefern, ja überraschender es hier ist, dasselbe singulare Schild- zeichen wieder anzutrefi'en, welches eine voicenter Am- phora mit dem Waffentausch zwischen Aias und Hektor schon vor vielen Jahren uns hat kennen lernen (Monum. der Instit. I, Tav. XXXV, XXXVl. Müller Denkm. 1, Tai'. XLIV, 209 a.b.). Auf der llaiiptseite treten vier Pa- nopliten auf, der erste mit schwarzem Löwen als Schild- zeichen, der zweite mit trompetendem Mohr, der dritte mit einem Hund, der vierte mit einem Löwenkopf. Auf der Rückseite sind drei Frauen mit der Verschleierung einer vierten in ihrer Mitte beschältigt; linkerseits entfernt sich ein Krieger mit demselben Scliildemblem eines Lö- wenkopfes.

11. Ein Krater aus Basilikata zeigt am Hals über einer Blujue eine Amazone auf sprengendem Greif reitend mit ausgestreckter Rechten. Auf dem Bauch des Krater sieht man in einem Naos mit obenaufgeliängtem .Schild und Beinschienen einen (ireis in langem Chiton und Peplos, auf einem Klappstuhl sitzend, die Füfse ruhen auf einem langem Fufstritt. Er hält einen Knotenstab in der einen Hand und wendet sich um, die rechte Hand eines scheidenden Kriegers mit Helm und zwei Lanzen drückend; links stützt sich ein Jüngling auf einen Stab, die Linke mit der Chläina bedeckt im Gespräch gehoben. Um das Grabdenkmal steht eine Frau mit einem Käst- chen, drunter ein Epliebe mit einer Lanze und einem .Schild, rechts ein behelmter 3Iann mit zwei Lanzen und eine Frau mit einem Spiegel.

12. Eine Hydria von Gnathia tritt aus der Gattung der bekannten gemalten Gefälse heraus, indem sie viel- mehr an die Wandmalereien grofsgriechischer Krater sich anzuschliel'sen vermag. Auf gelbem Geläfsgrund erblicken wir einen sitzenden Mann mit rothem Peplos auf grtinem Chiton ; die Füfse ruhen auf einem Schemel. Er drückt All schied nehmend die Hand einer Frau mit gelbem Chiton und rosa Schleier; tiahinter befindet sich eine an- dre männliche Figur mit rosa Cldamys. Drauf folgt eine .^edicula als Grabkammer mit Thüre, links steht eine Hydria, rechts ein bellender grol'ser Hund nach der sit- zenden Figur gekehrt. Am Hals befinden sich vier Hy- drophoren. Die \ ase darf wohl sepulkral !)ezeichnet und ihre N orstellung entsprechend den Reliefs sogenannter marathonischer Vasen und attischer Grabstelen auf den Abschied eines Ehepaars von dessen Vater gedeutet worden.

13. liin schwarzer mit Flpheu liekränzter Kantharus liat unten am Ende des Bauches eingekratzt die Inschrift

N

STATI,(0EPrON KAoSATßlAßPO.

12. Eine grofse viereckte Glasllasche zeigt unten am Boden eine Fnte in Relief und die Buchstaben \'.0. ST. V.

13. Terrakottenlorm einer weiblichen Figur, aufser-

halb BAAOEEM'DP KIHPHS. Th. p..nofka.

Alle

10. Op FKK II AKEN. Auf Vasenbildern , welche Opferscenen darstellen, ist nicht selten auf dem Altar eine Art von llorn oder Haken sichtbar (vgl. arcli. Ztg. III,

1

1.

25. 28), dessen Bedeutung nicht ganz klar ist. Gerhard glaubt einen Haken zu erkennen, an welchem das Opfer- Heisch aufgespiefst werde (Auserl. Vasenb. III, jj. 25.

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arcl). Ztg. IH p. 178), der aber neben dem Opferspiefs ziemlich überflüssig erscheint. Homer erwähnt beim Opfer der xQUTivTul (II. X, 214). Diese erklärten einige Gram- matiker zwar für die Handhaben der OpferspieCse (laßul jiüv oßtllaxtiiv), allein dies wurde verworfen und die all- gemein gebilligte Deutung verstand darunter die ßilatiQ i(p' luv Ol oßiXiaxoi Tid^ivxut uqoq ü'7zt/;(t<v (Schol. II. IX, 214. Cramer anecd. Oxon. 111, p. 68. Hesych. s. v. Etym. M. p. 535, 20), oder die lio/ul ztjg la/ÜQu? uig inixidivxiti o\ oßtloi (seh. IL). Nach der letzten Angabe erscheinen diese Stützen für die Bratspiefse als integri- rende Theile des Altars, auch bediente man sich dazu der Steine (schol. II. Etym. M.), und eigener eiserner Geriithe (Pausanias b. Cramer an. Ox.). Diese erwähnt PoUux (VI, 89): xQuxivTi]Qt<iv de aidr,()iof w toi'? dßi- h'axovg tniti&iauv rtgug xr]v unztjaiv t(Üv xpnüv, i(f'^ oii y.u't "O/^itjQOi; 'i'awg iiorjxe „xgaTtviriwv InuHQiig" (vi. X, 96). Sollte vielleicht der erwähnte Gegenstand zu° diesem Zwecke gedient haben? Otto Jahn.

11. Hahn und Henne. Die volcenter Trink- schalen zeigen bisweilen an den Aul'senseiten das Bild eines Hahnes gegenüber einer Henne, iür deren richtige Deutun" eine bisher unbeachtete Stelle Aelians sich mit Erfolg zu Rathc ziehen lälst. Denn so allgemein aner- kannt auch die Beziehung des Hahns als Verkünder des anbrechenden Tages ist, so entschieden auch daneben der Gebrauch dieses 'I'hieres als Ausdruck iles Streites er- scheint, oder drittens in der Kunst und Literatur als Lie- besgeschenk in den Händen der Eromenen gegenüber den Erasten uns begegnet, so lindet doch keiner dieser drei Bezüt'e auf die Vasenbilder, welche wir hier hervorheben, eine Anwendung. Aelian erzählt (Hist. aiüm. XVllI, 46), dafs die Hennen im Tempel der Hebe sich aufhalten, wäh- rend die Hähne im Naos des Herakles wohnen. Dieses klassische Zeugnifs liefert zugleich den besten Commentar für zwei Trinkschalen im Königl. Museum (Gerhard Neuer- worbne Denkm. no. 1741 und 1742) von gleicher Grölse, gleichem Styl, demselben Topfer, Tleson, Sohn des Near- chos, laut der ringsuralaufenden Inschrift TAE^ON HO NEAP + OE nOIE^EN, »nd geschmückt, die eine jederseits mit einem Hahn, die andre jederseits mit einer Henne [Vgl. ebd. 1743]. Hahn und flenne dienen demnach auf Kunstwerken auch zur Bezeichnung des ehe- lichen Verhältnisses, wie selbiges zwischen Herakles und Hebe stattfand ; hiermit in Uebereinstiinnuing lesen wir auf einem Lekythns von Agrigent neben Hahn und Henne die Worte KAAO^ KAAE, ""d eben dieser nuptiale Sinn dürfte wohl auch denselben sich schnäbelnden Haus- thieren auf einem etrnskischen Spiegel (Gerhard Etr. Sp. 11, 213 Schniiickun^ der Malahsch) beizulegen sein.

Die angelübrte Stelle des Aelian dient vielleicht auch einen geschnittenen Stein, der in den Impronte gemmarie des archäologischen Instituts [111,93] veröfleiitlicht ward, zu erläutern: auf demselben steht nehmlich ein Hahn gegen- über einer .Sau, ülier welcher eine Keule liegt. jMan

müfste es denn vorziehen, an den Cultus des Herakles zu Hyettos in Boeotien zu denken, wo Herakles die Kunst des Heilgottes an Menschen und Thieren ausübte und die Sau auf Hyettos, den Hahh auf Aesculap beziehen. Mit dieser Sitte, in dem Herkulestempel Hähne, in dem Hebe-'i'empel Hennen zu erwähnen, wie Pfauen im Hera- tempel zu Samos und Tauben im Aphroditetempel zu Eryx, läfst sich eine andere Sitte vergleichen, die offen- bar mit demselben GrundbegrifFzusammenhängt. Im Tem- pel der Juno, der Mutter der Hebe und des nachlier adop- tirteii Herkules, hatte zu Rom Herkules einen besonderen Tisch und Dia- Hebe ein Lager. Die Knaben wurden nach dem Tempel getragen, um vor dem Tische des Herkules zu schlafen, wodurch sie Liebenswürdigkeit und Gedeihen iiirer Nachkommenschaft gewinnen würden.

Th. Panofka.

12. Itinerar, Fragment einer Inschrift, Beim Besuch des gröl'seren Campana'schen Columbariums in einer Vigne an der rechten Seite der via Sebastiana (S. Jahn spec. epigr. p. 68 sq.) zog unter den Marmorfrag- menten, welche in die Aul'senwand des Schutzdaches ein- gelassen sind, eine kleine aber saubere Inschrift meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich copirte sie bei einbrechen- der Dunkelheit und unter den Augen der Arbeiter die eben mit der Ausbesserung beschäftigt waren. Auf eine spätere Anfrage hat Hr. D. Th. Mommsen die Güte ge- habt, den Stein nochmals zu untersuchen und es ist ihm gelungen, an den nach italischer Unsitte mit Kalk über- tünchten Rändern noch zwei Zeilen am Anfange und Ende zu entwickeln. In der Voraussetzung, dafs dieselbe noch unbekannt ist, theile ich sie hier mit, um Kundigere zu veranlassen, ihre historische Bedeutung zu ermitteln, cd

llllli;

ill-ID-MOPSVCREi

PR-IDPANHORMO

IDOCTADAQCALIDA

XVllKNOVlYNNAir

XVIKIYANA XV KNOYANDAH

XlllIKNOV Dafs wir den Rest eines Itinerars in Kappadocien vor uns haben, scheint unzweifelhaft. Mopsnerene nennt zur praefectura Cataouiae gehörig Ptolem. V, 6 p. 341. Wil- berg; Panhornius aber habe ich in dieser Städtegruppe sonst nirgend wieder gefunden. Aquis calidis iiat die tali. Peut. Segm IX. C. (Scheyb). Z. 6 wird Tynnam zu lesen sein, eine Stadt, die Ptol. a. a. O. nennt. Z. 8 ist Au- dabalis zu ergänzen, welches tab. Peut. (addavalis) und itin. Ant. (p. 145. Wesseling) neben Tyana autiühren. Sollte hier vielleicht zum ersten Mal ein zur Reiclisver- inessung des Au"ustus geliörises Actenstück ans Licht ge- treten sein ?

Dorpat. Mercklin.

Hiezu Tafel XII der Neuen Fol</e: Ilatikarnafs und das Mausoleum.

Druck und Verlag von G. Reimer.

Herausgegeben von E. Gerhard.

49*

ARCHÄOLOGISCHE

Beilao-e ^f 4.

Neue Fot(^e.

50*

ZEITUNG.

December 1847.

Naclilese zur Archäologischen Zeitung (Hans des Lucretius; zur Prokesch-Ostenscheu Snmmlun"). Layard's

assyrische Altertliiiiner. Arcluiologisclie Gesellscliaften (Berlin). Archäologische BiMiooranhie.

I. Nachlese zur Archäologischen Zeitung.

7. Haus des Lucretius zu Pompeji (Vgl. Arch. Z. N. F. S. 109 ff.) Auf dem vorzüglichen (iemiilde des trunknen Herakles hei Omphale Jim Triclinium die- ses Hauses uiüthteii in dem Lyder, der dem Herakles zur Stütze dient, statt des von mir vermutheten 'Vijlos, dem Daimon Agathos von Sardes, vielleicht manche mei- ner Collegen den Gemal der Omphale, Tmalus, erken- nen, der seiner (lattin die Herrschaft hinterliels ' ), indem iiir diesen sowohl der Ausdruck des Kopfes, als der Luxus der asiatischen Kleidung und die Früchte im Schools sei- nes Gewandas sich sehr wohl eignen. Hiemit In Ueher- einstimmung sehen wir seinen Kopf mit Eplieu und Trau- hen hekränzt auf einer Münze von Sardes, in der Mion- net -) trotz der herumlaufenden Inschrilt TlMLl^tOC nur einen indischen Bacchus zu erkennen vermochte. Allein als Herakles nach Sardes kam , war l'molus hereits ge- storhen und hatte der Omphale Thron und Herrschaft überlassen. Das rotlie (Gewand ties Herakles entspricht der hei Lucian (D. Dial. Xlllj l)ezeugten 7i(i(iifr(iig untl seine goldgestickten Schuhe erinnern au die goldnen San- «lalen, womit Omphale den Hercules ihr Pantoffelregiment fühlen liel's (Lucian a. a. O.j. Unter ilen schönen Frauen, die neben Omphale auf diesem (jemalde erscheinen, mochte Wühl die dem Hercules nächste .Malis zu benennen sein, eine Dienerin der Om|)Iiale, mit der Hercules vor seinem Liebesverhaltnifs mit der Königin, als dessen Frucht Tyr- rhenos genannt wird, einen Sohn Akelos zeugte (Steph. Byz. V. I4y.t).ii).

Das andre grofse Gemälde des Silen mit dem kleinen Bacclius im .\rm auf einem Ochsenbespannlen Wagen steht in engem Zusammenhang mit dem des He- rakles bei Omphale und spielt auch in Sardes, dessen Erzmünzen den Silen mit dem Bacchuskind im Arm auf einer Cista sitzend uns kennen lehren mit der Beischrilt Cj.-I [-'J IASL1?\ , während die Vorderseite den Kopf von Sardes oder Kora mit gleicher Umschrift zeigt (Älionn. Supp. Vll, 414. Beger 'i'hes. Brand. \, p. 501. Fig. L). Die Frau hinter dem Silen mit goldner Stirnkrone, in der ich lieber Dione oder Demeter als Ino vermuthete, ist wahrscheinlich, mit Bezug auf die goldne Stephane und in Uel)ereinstimmung mit der eben angeliihrten -Münze, als Kora, die Hauptgöttin von Sardes, aufzufassen, wel- cher besondere Spiele mit dem Namen A()i'(r«'i'ü^(r« ge- feiert wurden (.Mionn. Siippl. MI, p. 424, u. 493).

Dal's dem dritten Gemälde, wo eine Bacchantin ein Tropäum errichtet und der Sieg des Dionysos in dem gei)undenen Krieger am Boden veranschavdicht wird, das Bild des trunknen Herakles passend sich gegenüberstellt, insofern es den Sieg des Weines ül)er die physische Kraft

versinnlicht, leuchtet von selbst ein, sowie dafs beide Ge- genstände mit dem dritten der Baccliuserziehung in ihrer iMitte, insofern sie nach verschiednen Richtungen hin den Weingott verherrlichen, zu sinniger Ausschnunkung des Speise- oder richtiger des Trinksaals, wo die Symposien gehalten wurden, dienten.

Die an einer rothen Wand leicht eingekratzte In- schrift Litltijr'nitlu liic htihital Minntaiirus neben einem eingekratzten Labyrinth {gewinnt an Bedeutung sobald man beobachtet, dals an dem Dach des prächtigen öffent- lichen Gebäudes, welches zum Schmuck der Wände des Atriums dient, eine goldne (iruppe, den Minotaur dar- stellend als Siejjer iiber eine schon halb hingesunkne Flü- geltigur sich dreimal wiederholt. Obwohl es nahe liegt, an einen RinHekampf des iNIinotaur mit dem Wächter von Kreta, mit Talns zu denken, dessen Beilügehing durch kretische Miinzen erwiesen ist, so hält uns doch der .Man- gel aller schriftlichen Zeugnisse über einen solchen Zwei- oder Wettkampf ab dieser Vermuthung ein besonderes Gewicht beizulegen. Dagegen drängt sich die Frage auf, ob nicht der Bewohner des Hauses neben seinem Namen M. Lucretius den Beinamen, vielleicht Spottnamen .'Mino- taurus geführt habe, wie ja Cicero (Famil. XII, 25) auf ähn- liche Weise den C. Calvisius Sabinus und L. Statilius 'J"au- rus (Ebd. X, 26) mit dem Spitz- und Witznamen .Alino- taurus bezeichnet.

Th. Fan ofk a.

8. Zur Prokesch-Ostenschen Sammlung griechi- scher Münzen (Vgl. Arch. Z. N. F. S. 81 ff.). In Bezug auf Hrn. Osann's neuliche Münzbemerkungen, die ich mh wahrem Interesse gelesen habe, ist Folsendes zu sa-jen.

Bargiilia Crctae (XXII, 28). In dieser .Münze'kann ich mich für das | vor dem H "'cht verbürgen die Legende ist an den Enden zu abgegriffen mir erscheint sie a!)er BAPTY

AHTßN.

Das Idol erscheint mit über der Brust gekreuzten Armen, die Hände fast auf die Achseln flach gelegt es ist be- kleidet mit einem bis an die Knie reichenden Oberkleide , darunter ein Faltenrock, der auch die Füfse deckt. Vom Haupte zu beiden Seiten des Kopfes reicht bis an die Hüften ein Schleier. Ich kann ihn nicht für Flüoel nehmen , da er offenbar von Stirn und Oberhaupt her- abfällt. '

Mijmhis Cariiu; (XXII, 29). Das Bild der Eule ist klar und wiederliolt sich auf einer andern Münze von Myndus, die ich besitze. Auf beiden ist das Y nach dem

') Apollod. II, fi, 3.

■) Alionn. Descr. I\', p. 118, 659. «w. CAPJIANilN:

sitzender Bacchus nüt Kanlharus in der Rechten, die Linke au dem Haupt.

51^

52*

[VI unklar. Dagegen sehr klar ist auf der einen 0*^0 TP und auf der andern ME HA o'^'^'' NE/lA.

Pergu PamplujJiau (XXII, 35). Ist selir abgenutzt auf der Rückseite. Eine Viktoria ist es ollenliar nicht. Es ist eine weihliciie Gestalt, die fast nackt erscheint und beide Arme geholien halt , in der einen Hand einen Kranz, wie ich glaube, in der andern einen Gegenstand, der zu verwischt ist, als das man sagen könne, was.

Cicrium Thcssaliat;^ (XLI, 27). Ich neige mich ganz zu der Ansicht, dals man Cierium Thessaliae aufgeben müsse. Die Münze ist vortreß'lich erlialten und die Le- gende ist es auch. Der Styl der Arbeit ist allerdings thessalisch, aber dieser .Atihaltspunkt zu unsicher. [Vgl. nun Bergk oben S. 36* ,,Thel|jusa, Arion"].

AmhmcUi Epirl (XLI, 28). Sollte diese IMüuze nicht einTriobol aus der Serie korinthischer Colonialmünzen der zweiten (älteren) Epoche sein und zwar aus Ambracia? Eine Didraehme aus Ambracia (Kopf der behelmten Pallas. Eplieuzweig rückwärts. Alles im vertielten Dreieck. R. Pegasus mit eingekrümmten Flügeln reclits Hiegend. Dar- unter A) zeigt auch die Zügel. So auch eine Halbdrachme derselben Art aus Ambracia. Uebrigens erscheint Pegasus mit Zügel auf der Didraclime von Korinth und auf den Triobolen von Korinth, beide dererwiihnten zweiten Epoche. Das Gewicht der Münze entspricht ganz den korinthischen und colonialen Triobolen, deren icli mehrere habe. (Ich nehme nämlich die korinthischen Oboli zu S'/,„ Gran, da die Drachme zu 82 sich herausstellt.)

F. V. O.

II. Layards assyrische Ausgrabungen.

1. Aus Mittheilungen des Hrn. S«iii. UircU. Den glänzenden Botta'schen Ausgrabungen des Pala- stes von Khorsabad ist durch den Engländer Layard die Ausbeutung des sogenannten JN i mrud hügels gefolgt, der etwas oberhalb der Mündung des Zab oder Lykos in den Tigris, etwa acht Stunden südlich von SIossul, nach Raw- linson (Memoire on the ciineilbrm writing) auf der ver- inuthlichen Stelle der schon zu Xenophons [Anab. 111,4, 7. Vgl. Ritter Erdkunde XI, )74tr.] Zeit zerstörtem Stadt La- rissa, nach ISiniveh's Kall vielleicht der wichtigsten jener Ge- bend, jetzt Rechobeth Resen, liegt. Es waren zuvörderst zwei Denkmäler, welche Hr. Layard dort untersuchte: eines nach seiner und nach Rawlinson's Ansicht der ersten as- syrischen Dynastie gehörig, deren Verzeichniis in der armenischen Uebersetiung des Eusebius und bei Moses Chorenensis gegeben ist. Dieses (iebäude schien ohne gewaltsame Zerstörung lediglich durch Eiidlüsse der Zeit verfallen zu sein. [Ueber die durch ihr höheres Alter- tliuui !)esonders anziehenden Bildwerke desselben gibt ein folgender Artikel hienäclist Kunde.] Das andre jener Denk- mäler, dessen Uebereinstimmung mit dem Palast von Khor- sabad augenfällig ist, hatte vom Feuer gelitten, und viele Stücke des erstgedacliten ^Monuments waren zum Behuf seines Baus angewandt worden. Nach einem von Hrn. Layard an das brittische Aluseum gesandten Grunilrifs zu urtheilen, hatte dieser Bau eine rechtwinklige Anlage, dergestalt dafs jede Längenseite das doppelte Mals der lireite, etwa 1800 zu 900 Fufs, hatte. An der nordwest- lichen Ecke ist ein hoher kegelförmiger Hügel entweder für das Choma eines Grabmals oder für eine der Höhen zu erachten, wo die Verehrung des Baal gefeiert wurde. Etwas weiter südlich fand man ein nur angelangenes Ge- mach, weiter südlich zwei Stiere und mitten inne eben- lalls einen .Stier von riesiger Gröl'se. Noch weiter südlich landen sich Reste von grol'sen Figuren, endlich an der südwestlichen Ecke eine ansehnliche Reihe von Gemächern und Gallerien in Art des Palastbaues von Khorsabad. Süd- östlich hatte Layard mehrere Durch^chnilte versucht, de- ren Erfolg jedoch nicht kund geworden ist. Jenseits der südöstlichen Ecke befand sich ein Löwe.

Der Plan des (Jeliäudes scheint mit dem des Palastes von Khorsabad durchaus übereinzustimmen, und es ist um so mehr zu bedauern, wenn vielleicht nicht für jede der l)eiderorts gefundenen Sculpturen der ursprüngliche Aul- stelluDCSort sich nachweisen lälst. Die Friesreliefs wur-

den nebst andern Gegenständen in einer Tiefe von 15 Fufs unter dem Sand gefunden; der Obertheil der von Back- stein erbauten und glänzend bemalten IMauer war zugleich mit dem von Holz anfgelührten Dache darauf gelallen. Im Ganzen ist hier, wie in Khorsabad und in dem (nach Hincks und Rawlinson) von Nebucadnezar aufgeführten Birs Nimrud, eher ein 'l'empel- oder Palast- als ein Gra- besbau vorauszusetzen; eine Annahme welche durch die nach England gebrachten Denkmäler, bei Vergleichung der Botta'schen F"unde, sich vollkommen bestätigt und selbst aus dem hienäclist folgenden gedrängten Verzeichniis ge- nügend erhellen dürfte. Es befinden sieh nämlich bereits im brittischen Museum die nachstehenden Sculpturen.

1. Kopf eines Stiers mit Menscliengesichte, mit einer konischen Kopfbedeckung und dreifachem Hörn, ohne Zweifel des sogenannten Kaiomarts [Arch. Z. N. V. XI, 1 S. 165, 16], über welchen Sacy Mem. de l'Acad. des Insc, 1815 pag. 210 und A. de Longperier Revue arch. Juillet 184.5 pag. 21 gehandelt haben. Vgl. fii- ^ü5j;p«? (fünag Eur. Ion. 1161. Müller Haodb. §. 237 no. 3. Auch ein Fufs desselben 'l'hiers ist vorhanden, vermuthlich von einem Kolofs, welcher vor einem der Thore des Gebäudes stand.

2. F'ragment eines rechts hingewandten assyri- schen Königs, der in seiner rechten Hand eine Schale, in seiner linken einen Bogen hält; ihm folgt ein Eunuch, ganz wie in einem der Botta'schen Reliefs (Mon. pl. XIII), mit einem Steigbügel in den Häiulen. Das Reliel ist tief ausgeschnitten und von sehr lebendiger Ausführung. Far- benspuren sind in diesem nnd in andern ähidichen F'rag- menten erhalten. Den Kopfputz des Königs betreffend, so besteht dersell)e in einer 'I'iara von der F"'orm eines abgestumpften Kegels, auf dessen Oberfläche eine kleine Schlange bemerkt wird.

3. Fragment von gleichem Verhidtnü's und gleichem Styl wie das vorige, darstellend eine stehende G ot th ei t mit .A (I I er köpf rechtshiu gewandt, welche in ihrer rech- ten Hand die Frucht einer Palme j lieber als einer Pinie] hält, in der Linken aber einen Korb wie bei Botta pl. 74. 75. [Oben Tal. XI, 3. S. 164 f.] Im untern Theil dieser Figur, über Händen und (iewand mit Schonung der Bild- nerei, ist eine Inschrilt eingejjraben , vermuthlich die Be- nennung der Gottheit. Die Figur ist ohngefähr acht h'ufs hoch, bester Erlialtung und von einer Kunst, wie die Aegyptier sie nie erreicht und nur die Griechen sie über- trotfeu haben.

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4. Fragment von alinliclier (Ti-rpfse, darstellend eine langliekk'iclete Kl li gel j; es ta 1 1 mit .Saiulalen an den Fii- l'sen, am Kopl mit einer dreilacli lieliürnten Kappe hedeckt, in der linken Hand einen Korlj , in der recliten aller ein Ei haltend. Unterwärts eine Insclirilt vun 19 Zeilen, in iilinliclier Weise wie im obigen Relief geliilirl, mit dem dieses zusannnenliangen mochte. Aelinliches Kelief liei liotta Mon. iarade no. 24 jil. 27. 28.

6. Fragment von ungleich kleineren Verhältnissen, etwa zwei Fuls hoch. Der Kiinig steht aul' einem mit drei l'i erden bespannten Wagen, iiegleitet von seinem Wagenlenker; ihm ibigt ein 'J'ialiant mit s])itzer 'l'iara, idmiich in seiner Tracht dem Hakierkonig des Ueliels von Behistun, mit Harnisch, ^Speer nnd rundem .Schild, in dessen Blitte ein Löwenkopl. Der König durchbohrt den Nacken eines Stiers mit einem Dolch, unter den Wagen ist ein zweiter von Pleilen und Speer bereits dnrch- hohrter Stier. Alle diese Fragmente sind in einem sehr Ilachen Relief, den ägyptischen ähnlich, ausgeführt. Oben und unten Keilschrilt.

6. Aeliidiches Fragment. Der König auf drei- spännigen Wagen mit seinem Wagenlenker; hier aber jagt er einen Löwen und ist von zwei Kriegern seiner Leibwache begleitet. Ein zweiter Löwe briillt hinter dem Königswagen, von zwei Pfeilen durchbohrt. Anlage und lebendige Ausiuhrung dieses ]veliels sind meisterhalt ; die Löwen erinnern an die der I\liinzen von Knidos. Unten Keilschrilt. Diese Fragmente durften als die ausgezeich- netsten der ganzen Reihe betrachtet werden. Die Sitte zu Wagen, nicht zu Pferde, zu jagen ist asiatische Eigeu- thiimlichkeit; doch zeigt sich flieselbe Sitte auch auf zwei ägyptischen Reliefs, des Rosellini'sclieu Werks und in der Löwenjagd des Darius auf einem liekannten Cylinder des hrittischen Museums (Grotefend Ueber die Keilschrift. Han- nover 1840. 4. S. 5). Aehnliclie Jagden zu Wagen zeigt auch eine archaische Vase aus C;ue, im brittischen Mu- seum. Ebeidalls mehr asiatisch als hellenisch ist die Chi- raärajagd des zu Wagen befindlichen Bellerophon auf einem lykisclien Relief im brittischen Museum, wie denn auch die Reliefs von dem sogenannten Denkmal des Har- pagos zu Belegen jener asiatischen Jagdlust dienen [?J.

7. Relief von ähnlicher Behandlung, die Belage- rung einer Stadt darstellend. Zwei viereckte 'i'hiirme mit viereckteu Fenstern und einer mit Zinnen eingeial'sten Brustwehr sind zugleich mit Bogenthoren zu bemerken. Auf den Wällen sind vier l)ärtige Vertheidiger, mit Tiaren bedeckt; bewalfnet mit kleinen viereckten .Schildern su- chen sie mit Bogen, Pleilen und Steinen den Angriff ab- zuwehren. Dieser Angriff wird durch einen Belagerungs- widder geführt, bestellend aus einem cyliiiderlörmigen Bal- ken mit lotuslörmigem Knauf von Metall; diese Maschine ist schräg gegen ilie Mauer geführt und hat sie bereits durchbrochen, so dafs die .Steine ausgefallen sind. Der Widder wird von einem durch Faschinen geliihletem Thurm getragen und rollt aul drei Radern . . . Auf dem oberen 'l'hurm sind zwei assyrische Söldner mit spitzen Kappen: einer den andern mit vierecktem Schild deckend, der an- dre einen Bogen abschiel'send. Hinter diesem steht der König selbst und drückt den Bogen au seine Brust; ein Schildträger bedeckt ihn. Hinter dem König kniet ein Bogenschutz, terner ein Eunuch mit Bogen, Pfeil nnd zwei Keulen [?maces|. Unten ist eine Zeile Keilschrift ausgekratzt. Die Anwendung des Belagerungs w i d der s, die bei den Persern erst spät stattfand (Xen. (Jyrop. VL 1, 62. VII, 1, ^i4) und bei den Griechen gleiclizeitig aufkam (Diod. Xl\ , 32. Vitruv. X, 19. Appian B. C. IV p. 1011), ist iu sofern doch aus älterer Zeit erweisen, als mau ähn-

liche Maschinen in ägyptischen Denkmälern aus der Zeit Osortasen's 1 aus der zwölften Dynastie findet (Wilkinsoii Manners I p. 67. 361 J. Die ähnlichen Botta'schen Reliefs (Journal Asiat, pl. 43) halten jene Anwendung des Widders zweifelhaft gefassen.

8. Relief von ähnlichem Styl, darstellend den An- griff einer Festung, auf deren Wällen vier Vertheidi"er, welilie bärtig und denen auf dem vorigen Relief auch sonst iihnlich sind. Das 'i'hor ist gewölbt, elien so auch zwei Fenster. (iehölz nnd Wasser sind zu bemerken; einige Feinde sind in den Fluls gestürzt. Der assyrische König sprengt auf seinem Wagen den fliehenden und gefallenen Feinden entgegen. Inder Luft ist der schwe- llende Sonnengott [der sogenannte h'erner?] zu sehn, verinuthlich eine der Formen des Baal.

9. Relief zu demselben Angriff gehörig. Zwei drei- spännige Wagen haben je einen Wagenlenker und ei- nen Krieger. Eine aufrecht stehende Standarte endet olien in einen Reifen oder Ring, die des ersten in eine männ- liche Gottheit, die auf einem Stier steht, die des zweiten in eine Gottheit zwischen zwei Stieren. In keinem jener Wagen ist der König zu sehn, daher es wahr- scheinlich ist, dal's dies Relief zur vorigen Angriffssceiie gehörte; sie verfolgen einen dritten Wagen, und'der darin befindliche Feind siidit so eben zu Boden. Etwas mehr olierwärts sind drei Leichname zu bemerken nnd ein sie als Beute umflatternder Geier.

10. Aelinliches Relief. Wagenlenker in einem drei- spännigen Wagen, vor den Pferden noch eine Person, zwei Bogenschützen mit spitzen Helmen und ein dritter der niederkniet. In der h'erne liegt ein Leichnam an dem eine Krähe, wenn nicht ein Adler, zehrt, während ein ähnlicher Vogel darüber flattert. Oben und unten eine unvollständige Zeile in Keilschrift.

11. Fragment eines S chlacli tbilds von ähnlicher Behandlung. Der assyrische König ist liier von seinem Wagen herabgestiegen und hält daneben stehend Bogen und Pfeile in beide Hände vertheilt, während der Häupt- ling der Feinde in seiner Nähe zu sehen ist. Ein assyrischer Soldat fällt neben demsellien zu Boden, im Angesicht des Assyrers , hinter welchem ein Eunuch mit Sonnenschirm und ein Krieger steht. Hinter dieser Gruppe befindet sich der Wagen des Königs, in demselben ein Wagenlenker; ein Stalldiener geleitet die Pferde .. . Oben und unten eine ausgekratzte Zeile mit Keilschrift; hie und da Farbenspuren.

12. Relief von ähnlicher Gröfse und vielleicht zu einem und demselben Fries gehörig, aber auf friedliche Beschäftigungen der assyrischen Herrscher bezüglich. Der König hält eine Schale in seiner rechten Hand und in seiner linken den Bogen; zu seinen Füfsen ist ein zahmer Löwe. Hinter ihm bemerkt man zwei Eunu- chen und zwei seiner Leifiwäcliter; ein Eunuch steht vor ihm und fächelt mit einem Wedel. Dahinter noch ein Eunuch und ein Leibwächter, lieide mit gefalteten Händen. Ihnen folgen zwei Männer mit Saiteninstrumen- ten; darüber und darunter ist eine Zeile Keilschrift zu bemerken.

Ilieinit ist die Reihe <lieser neuentdeckten unschätz- baren Friesreliefs geschlossen. Genaue Nachrichten über die Stelle ihrer Auffindung werden leider verini/st, daher es unentschieden bleibt, ob die von 5 bis 12 bezeichneten Stücke demselben Gebäude angehören, aus welchem no. 1 bis 4 herrühren; jedenfalls stehen sie diesen nach. Ihr Styl scheint im Ganzen den Sculpturen von Khorsabad zu entsprechen. Uebereiustimmung mit der äsyptisclien Kunst ist selten zu verkeunen["!'], wobei jedoch als asiatisches

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Element eine gröfsere Hinneigung zu pruniicnder Dar- stellungsweise liervorzuliel)en ist. Die reichen und stark besetzten Wollenkleider, ohne Zweifel von farbiger ba- bylonischer Arbeit, die Spiralen Arnil)iinder , die Anwen- dung von Rosetten, die Ohrringe, Sandalen, vergoldete Schwerter mit Löwenkijplen an den Grillen, Standarten und andre Geräthe mit .Menschenköplen , alle diese inanuiglachen Desonderheiten geben viel Vorliebe iür Ver- zierungen kund, und die stark angegebnen Adern und ^Muskeln zeigen eben so sehr die weit vorgerückte Kennt- nifs des inenschliciien Korpeis, in dessen Darstellung man der griechischen Kunst ganz andre Vorbilder gab , als es von Seiten der streng conventionellen ägyptischen Kunst möglich war. Dabei ist im Gegenstand aller dieser Sculp turen, wie am Pallast von Khorsabad, als nächster Zweck das Bestreben unleugbar die drei Hauptl)eschaf'tigungen eines assyrisclien Älonarchen, Jagd, Krieg und Feste, dar- zustellen.

Ueber die Epoche dieser grofsen Funde stehen von ]\Iajor Rawlinson nahe Auischlüsse bevor, deren Haupter- gebnifs sich dahin aussprechen wird, dal's sie nicht Iriiher als in die zweite assyrische Dynastie zu setzen sind. Kle- phanten, Kamele, Rhinocerosse u. a. m. dienen zum Be- weis ostwiirts geliihrter Eroberungen und erinnern an die in den Sagen von Semirainis und Ninus geleierten bak- trischen Siege.

2. Aus Mittheihingen des Hrn. F. Lojurd. [Uel)er den ganzen Umlang der Entdeckungen von INimrud, denen der Inhalt des ol)igen Verzeichnisses an- gehört, ist unsre Kenntnil's so eben durch Hrn. Layards Rückkehr nach Europa und durch einen liericht erwei- tert, welchen Hr. Felix Liijurd liber die Layardschen Por- teleuilles, welche vorlagen, der Königl. Akademie tier Inschril'ten zu Paris am 24. Deceinber d. J. abstattete. Ein im „Journal des debats" vom 27. Dec. erfolgter und mit liandschrittlicheii Zusätzen Hrn. Lajards uns zuge- gangener Al)druck jenes Berichtes setzt uns in den Stand, unsern Lesern den nachfolgenden Auszug daraus zu geben.] Nachdem Herr A. H. Luijiird , briltisclier Gesand- schaftsattache zu Konstantinopel, einen elfjährigen Aut- enthalt im Orient zu mannigfachen Bereisungen des west- liclien Asiens benutzt hatte, sind seine bereits bekannten Entdeckungen in der Umgegend von Niniveh mit einem Erlolg gekrönt worden, dessen überraschender Umfang gegenwiirtig aus den der Akademie vorgelegten, etwa den vierten Theil seiner Funde unilassenden, Zeichnungen sich ermessen läl'st. Die Zahl derselben beliiult sich, die In- schriltalidriicke ungezählt, auf 270. Ein grnnillicher Re- riclit über den reichen Irdialt derselben hätte iMonate er- fordert; llr. Felix Lajard beschriinkt sich auf Mittheilun- gen, die auf einer in wenig .Stunden bei Hrn. A. H. Layards Durchreise durch Paris genommenen Durchsicht beruhen, nichtsdestoweniger aber von durchgreifendem Belang sind. Der architektonische 'l'hiil bleibt darin unberührt, den ■wichtigen Lmstaiul ausgenommen, dal's jetzt von vier Pa- lästen, in einem einzigen 'l'umulus vereinigt, <lie Rede ist, in deren einem der Vorzug älteren Kunstcharakters augen- fällig ist. Zu Bemerkungen über Einzelnes veranlal'ste den gelehrten Verfasser des Werks über Mithrasdienst haupt- sächlich der mythologische Theil von Hrn. A. H. Lay- ard's Zeichnungen. Die (Jö tt er tri as, welche Hr. F. Lajard seit längerer Zeit durch Vergleichung der baliylonischen Cylinder, des .Monuments von Yazili Kaja (Texier Asie mineure I, 78) und andrer assyrischer Bildwerke im so- genannten (''eruerbild der persischen Monumente erkaiuit und den Clialdäern Assyriens vindicirt liat (Ann. d. Inst. X\I |i 12 ir.j, war in den Bildwerken von Khorsabad ver-

mifst worden, vielleicht aber nur aus dem Grund, weil die dortige Ausbeutung nur einen Theil, nicht den ganzen Palast erschöpfte, dessen von Botta untersuchte Räume wol nur zufällig von Kultusbildern so wenig betheiligt waren. Die Bildwerke des Palastes von Nirarud bestäti- gen diese Annahme. Im Obertheil mehrerer dort ent- deckter Reliefs war jener sogenannte Ferner (nach Hrn. Lajard dreifaches Symbol: Baals der durch menschliches Obertheil, Mylitta's die durch Flügel und Schwanz einer Taube, und ihrer Einigung deren Ewigkeit durch einen Kreis ausgedrückt ist) sofort bemerklicli. Unterhalb jener Trias fand zugleich ein zweites assyrisches Symbol sich vor, nämlich, den aus dem Zend Avesta als Hörn i)ekannte Lebensbaum überragend, das in gleicher Verbindung der Kreislorm mit Flügel und Schwanz einer Taube unter dem Namen Mihr längst bekannte aber unerklärt ge- bliebene Symbol der Mylitta. Dieselbe Vereinigung bei- der Symbole ( jenes nach persischer Vorstellung aus Za- rouan der ewigen Zeit, Ormuzd und Mithra zusammen- gesetzt, dieses Mithra allein) findet sich auch über dera Königsbild der Reliefs von Persepolis (Lajard Mithra pl.lV) und auf zahlreichen babylonischen Cylindern. Aber auch ein drittes aus persischen und assyrischen Denkmälern gleich berühmtes Bild, das des Löwenkampfs, welches Hr. Lajard bald auf den Kampf des Ormuzd gegen Ahri- man, bald als Kampf eines Königs gegen feindliche Völ- ker deutet, findet in den Reliefs von Nimrud und zwar in denen sich wieder, welche Hr. Lajard nach Styl und Nebenumstanden fünf bis sechs Jahrhunderte höher liin- aufrückt als die Bildwerke von Khorsabad. Der Bezug auf Weillungen, der durch jene gottähnliche Gruppirung sich kund giebt, bekundet sich in jenen älteren Reliefs auch in der symbolischen Verzierung der königlichen Klei- dung durch Einweiliungsscenen, denen der Cylinder ent- sprechend — , eine Verzierung, welche in jenem assyri- schen mit Symbolen der Mylitta verbrämten Königsman- tel zugleich auch die von Apulejus Metam. XI p. 804 beschrieliene mystische StoJu Olympia uns verständli- cher macht. Es waren dort mannigfache 'l'hiere aufge- stickt, darunter indische .Schlangen und geflügelte liyper- borenische Greife. Dals die persischen Könige gewisser Fanweihungsgeliräuche zu ihrer 'l'lironbesteigung bedurften, ist aus Plutarch (Artax. .S) bekannt; im Uebrigen ist nicht zu übersehen, dal's, gleich der aus Persepolis bekannten Vereinigung mehrerer Königshäuser, auch der von Hrn. Layard ausgebeutete Tumulus vier Paläste umsclilofs.

Ein durchgreifender Unterschied des persischen vom assyrischen Götterdienst, diejenige nämlich, dal's dort die männliclie, hier die weibliche Form einer ursprünglich identischen Gottheit (dort Mithra, männlich oder andro- gyn, hier die weililiche Mylitta) angebetet ward, findet in den Sculpturen von Nimrud gleichfalls seine Belege. Das 'I'aubensymbol Mihr wird dort als weibliche Gottheit uns vorgeführt. Im Zusammenhang jenes Dienstes einer weib- lichen (iottheit hatt(' Assyrien statt der persischen Magier Priesterinnen ; wir finden die Sphinxe nicht männlich wie bei den Persern, sondern weiblich, und begegnen aufser- dem derben bildlichen Ausdrücken eines weiblichen Na- turdienstes, gleich «lenen der Mylitta auf gewissen Cylin- dern (Lajard Recherches sur .Mithra pl. 30, 1. .=»2,9. 52,3), denen auf ähnlichen konischen (Ebd. 47,4. Rech, sur Venus I, 1. 8) oder cylindrisclien (Ebend. pl. 13, 2. 16, 1. 3. 17, 4. C>. 8. 10. .H2, 6. U. 34, 2. 4. 35, 9. 51, 2. 54, 3. 58, ö) 15ildwerkeii der selbst als Kultus- bild eines .Altars (Caussei Mus. Rom. I, 1, 53. p. 37) nachweisliahe Kteis entspricht, wie denn noch heute ein VolkstaiDin des Libanou an dera der Venus gelieilicten

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Woclientag (Freifngs) einen iilinliclien derben Naturdienst ausüben soll (Lajard Jlecli. siir Venus p. 52 54).

Uelier <lie verschiednen liildliclien Darstellungen as- syrischen Alltagslebens '), welches, hauptsächlich aus «lein Mittelpunkt eines prunkenden Holstaats, im reichen Vorrath von Hrn. l.ayard's Zeichnungen sich darlegt, ver- dient die Menge ausländischer Th ie re Elephant, Khi- noceros , haktrische Kanieele mit zwei Hiikern, grol'se WaldaHen Beachtung, Tliiere die man mit Wahrschein- lichkeit zur Menagerie des grol'sen Kiinigs rechnet, wie anderwärts verschiedene Arten von Bäumen, auf einen See auch verschieilne Wasservogel, die Gürten desselben anschaulich machen; dal's in assyrischen 'l'empeln wilde Tliiere gezogen wurden, bezeugt Liician (Dea .Syr. 41).

Die kunstgeschichtliche Wichtigkeit der Reliefs von Mmrud wiire in höchstem Grade gesteigert, wenn nach Hrn. Layard's Ansicht sie den sechs bis sieben letzten Jahrhunderten des assyrischen Reichs und mithin dem elf- ten oder zwölften Jahrhundert vor Christus, 100 oder 200 Jahr vor dem trojanischen Krieg, angehören sollten. Jeden- falls aber geht ihre Zeit der Eroberung Assyriens durch Cy- rus voran und jedenfalls enthalten sie die augenfälligsten Vorbilder der griechischen Kunst. Die Reliefs des älte- sten jener vier Paläste von Nimrud sind fiir uns zugleicJi die ältesten und die vollendetsten aller bis jetzt l)ekannten Denkmälern assyrischer Kunst; die Sculpturen von Ivhor- sabad bleiben weit liinter iimen zuriick. Mehr Würde sowohl als lebendige Bewegung, mehr Maiuiigfalligkeit der Stellungen, mehr Sfyl und tloch auch mehr Naturtreue, namentlich in den Thieren und Jagden, kommt ihnen zu Statten ; Löwen und Pferde dieser Reliefs sind von vor- 2üglicher Schönheit. Die Pferde gehören dem reinsten arabischen Stamm an; man kann sie mit den edelsten griechischen Mustern vergleichen, die Plerde des Parthe- non nicht ausgenommen [?].

Aufser diesen Werken der ansehnlichsten Kunstgat- tung ist die Ausl)eute des Hrn. Layard auch mit Thon- figuren, Tlion- oder Marmorgefal'sen mit Bildnereien [?],

•) Hierüber verbreitet ein Artikel der Allg. Zeitung 1847 no. 360 sich ausl'iilulicher. Die Lajardsclien Keliels „geben überaus nianniclilaltige Scenen, Jagden von Löwen und wilden Ochsen, Belageningen um! Schlachten zu Land und zur See, Heinilührung ge|iliin'lerter Heerden und sonstiger Beute, das Zählen von Kopien, die von schreibenden Verschnittenen auf- gehäuft werden unil von denen Geier einige in ihren Krallen wegschleiipen, Flotten von Galeeren ndt zwei fieilien von Ru- derern (die Ruderliänke innerhalb des Schitrs) und einem Ver- deck fiir die bewalTnete Mannschaft; man sieht Sclilachten mit Arabern die auf Kameelen streiten, einen Trium|ihzug nach einem indischen Feldzug, aus dem der König von Assyrien fremde Thiere, einen Elephanten, ein (sehr schlecht gezeich- netes) Khinoceros, baktrische Kameele mit zwei Hökern und besonders Affen zurückbringt. Mau sieht auch auf vielen Re-

Ziegeln mit Kellsciirift, gravirten Cylindern, Metall- und Elfenbeingeräth versehen. Ferner sind Reliefs mit reichlich erhaltener Färbung **), sodann ein kleiner 0|belisk mit zwanzig Reliefs und 300 Zeilen Keilschrift darunter. Während eines zweijährigen Aufenthalts in Su- siana iiat Hr. Layard überdies mehrere früher unbekannte Denkmälern beschrieben und zum 'l'heil gezeichnet; dar- unter ein Felsenrelief von mehr als 4W) Figuren, auf den zwei Innenwänden eines Gebirgspasses eingegraben. Alle seine Zeichnungen aus Nimrud sind mit Geschick und Gefühl ausgeführt, so dal's dem Beschauer seiner reichen F^ntdeekung die volle Ueberzeugung erwächst, dal's kaum irgend ein andrer Reisender im Verfolg mehrjähriger und mühseliger Reisen mehr erreicht und geleistet habe als nach Botta's Vorgang Hr. Layard.

3. Nachträgliches von Hrn. Sam. Birch.

Eine fernere Sendung assyrischer Sculpturen erhielt das brittische Museum ebenfalls bereits im Juni d. J. durch Hrn. Hilton (?), einen englischen Kaufmann aus Bagdad, der auf dem Boden von Niuiveh ähnliche Entdeckungen wie Hr. Botta, von entsprechendem Kunstwerth, wenn auch von minderer geschichtlicher Wichtigkeit machte. In 29 Kisten verpackt langten folgende Gegenstände von dort an. 1. Relief etwa 10 Fufs lang mit dem Bild eines assyrischen Königs, der in seiner Linken einen Stab hält, die Rechte aber an den Griff seines Schwertes legt, des- sen Ende mit zwei Löwen verziert ist. 2. Relief mit der dem König gegenüberstehenden Figur. 3. Eunuch von gleichen \ erhältnissen. 4 6. Sechs oder sieben Köpfe ähnlicher Eunuchen. 7. Zwei Köpfe von Ge- fangenen. — 8. Kleines Stiick mit einer Gottlieit, die in einer Hand eine dreifache Frucht [?] Iiält. 9. Aehuli- ches mit ähnlicher Gottheit, die Füfse gebrochen. 10. Gefangener mit einem Weinschlauch. 11. Assyri- scher Bogenschütz. 12. Zwei Pferde von einem ko- lossalen Wagen. 13 29. Sechzehn Stücke mit In- schriften, von etwa 1 Fufs ins Gevierte.

liefs Weiber in ihren verschiednen Bescliäfligungen, was an denen von Khorsabad nicht der Fall ist; ebenfalls sieht man eine Menge mythologischer Darstellungen, Erzengel nüt vier Flügeln, die Tannzaufen in der rechten Hand haltend [oben Tat". XI, 3] vor einem Baum Opfer zu bringen scheinen, Kö- nige welche Stiere geschlachtet haben und mit einem Becher in der Hand das Opferblut ausziehen, Sphinxe und Löwen mit .Alenschenküiifen , kurz eine ganze Mythologie wie wir bisher nur aus den Cylindern sie kannti'n.''

•*) Hieraus erklärt sich , nach dem vorgedachten Bericht- erstalter der .,Allg. Zeitung", der bisher räthselhal't gebliebene Umstand, dals von den Wänden des Palastes von Khorsabad ein Theil mit Reliefs überfüllt, ein andrer von Bildnereien völlig unbetlieiligt war; es mochten dort iMaleieien sich be- funden haben, welche verwischt sind.

III. Archäologische

Gesell seh aft e n.

Berlin. In der archäologischen Gesellscliaft vom 4. November d. J. stattete Hr. Piinnfka nach neulicher Rückkehr aus Neapel über dortige Ausgrabungen und Sammlungen Bericht ab, namentlich über vuchtige Vaseii- gemälde der Samudungen Temple und Bitli, wie auch des Kunsthändlers Barone, und (heilte demnächst neue Ergebnisse ilber die grol'sen püm])ejanischeu Wandgemälde

neuester Entdeckung mit [Oben S. 49*f]. Hr. Gerhard berichtete aus neuester Anschauung idjer die neuerfolgten und noch be\orslehenden Erweiterungen im .Aluseumdes Louvre, wo binnen kurzem eine mit Scul|itur-Fragmenten und Inschriften aus Algerien zugleich mit schönem neptuni- schem Mosaikbild gleicher Herkunft geschminkte Gallerie, ferner ein Saal griechischer Sculpturen (der Fries-Reliefs

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von Olympia, Assos, jMaguesia), zunächst und hauptsiicli- licli aber zwei die Sculptmen von JNlniveh entlialtende Siile dem l'riilieren Denkmiilerscliatz hinzugefügt werden [01>en S. 149f.]. Zugleich ward der neuesten Vennehrun- "en des brittisclien Museums durch die verwandten assy- rischen Sculpturen aus Nimrud und durcli die Amazonen- Reliefs aus Halikarnafs gedacht, welche nach aller Wahr- sclieinlichkeit ursprünglich zur Aussclimückung des IMau- soleums dienten. Von Herrn Zulm wurden zwei farbige Abbildungen pompejanisclier Wandgemaide (Nessus und Dejanira aus der Casa del Centauro; Apoll und Kiytia aus der Casa de' capitelli colorati) als Musterhiätter einer nächstens im Reimerschen Verlag hierselbst zu beginnen- den dritten Folge seines bekannten Prachtwerks der Ver- sammlung vorgelegt. Als Neuigkeiten der archäologisclieu Literatur wurden zuvörderst die für 1846 erschienenen Annali und Monumenti des archäologischen Institutes vor- nelest; ferner: 1) Lujard's längst erwartete, für asiatische Mythologie und Kunst überaus wiclitige, Reclierches sur le culte de Mithras (Paris 1847. Fol.). 2) G. Scharf s Lycia, Carla, Lydia. Lond. 1847. Fol. Enthaltend vor- treffliche landschaftliche Ansichten von Xanthos und an- deren trümmerreichen Gegenden Klein-Asiens. 3) Alu- seum Disneianum. Lond. 1846. 4. 58 Taf. Sammlung antiker Marmorwerke im Besitz des Herrn John Disney [Vgl. obenS. 157 fF.]. 4) Ruhl, über die Auffassung der Natur in der Pferdebildung antiker Plastik. Kassel 1846. 4. 5) Vsshig Inscriptiones graecae. Havn. 1847. 4. 6) FergiissoH Topography of Jerusalem, mit verdienstlicher Nachweisuug architektonischer Details der Kaiserzeit aus der «rofsen Moschee, welchen der Verfasser demnach ein liöheres Alter, als bisher geschah, zusprach. In Betretl dieser .\nsicht sprach Herr H. Abol-cn sich ablehnend aus.

7) eil. Newtoii's im Classical Museum erschienener

Aufsatz über die vorerwähnten Sculpturen von Halikarnafs ward zugleich mit der darin enthaltenen Cockerellschen Restauration des Mausoleums fernerer Erörterung aufbe- halten [Oben S. 177 ff.]. Eben so ward eine räthselhalte, von Herrn W. Wiilhlss Lloyd verbürgte, Nachricht nur vorläufig mitgetheilt, nämlich dafs unter den Sculpturen des Parthenon ein schlangenfüfsiger Kekrops nachge- vfiesen sei.

Am 9. December d. J., als am Gedächtnifstage Win- ckelraann's beging die Gesellschaft von neuem ihr Jah- resfest. Das nach liergel)rachter Sitte dazu erschienene Festprogramm, in ununterbrochener Reihe bereits das sie- bente, lag der Versammlu[ig vor; es enthält eine Reihe von Vasenbildern, in denen Hr. Panofha die anziehende Dar- stellung des Zeus Basileus und des Herakles Kalliiükos erkannt hat *). Andere, demselben Anlals bestimmte, Ge- legenheitsschrilten waren aus Bonn und Greifswald eingegangen: eine bei Trier gefundene Erzfigur des Apoll ist in jener von Dr. Lorsch gelehrt erläutert, in der zweiten aber die Apsis der alten Basiliken gegen Dr. Zestermann's Zweifel gründlicli geschützt. Nächst die-

*) Zeus Basileus unii Herakles Kallinikos. Siebentes Pro- gramm zum Herliner Winrkelinannsfest von '/'/(. Pnnofkn. Nebst

sen Gelegenheitsschriften ward von Hrn. Gerhard das erste Heit einer neuen Folge von „Trinkschalen und Ge- fäfsen des k. .Museums zu Berlin und andrer Sammlun- gen" vorgelegt, welches in natürlicher Gröl'se der Origi- nale und weist in farbiger Ausführung im hiesigen Rei- merschen Verlag, den ebendaselbst früher veröffentlichten ähnlichen Werken entsprechend, nächstens erscheinen soll. Ueber den Inhalt dieses 20 Blatt starken Heftes, welches lauter Trinkschalen enthält, wurden die nöthigen Erläu- terungen gegeben, welche sich hauptsächlich über den Gi- gantenkampf des Aristophanes und Erginos (Neuerworbne Denkm. Nr. 1756), über ein bacchisches Opfer (Nr. 1758), über den bacchischen Tanz von Komos und Kissos (Nr. 1759), über Herakles und Busiris (Nr. 1763), endlich über die Inschriltschale mit dem Urtheil des Paris und Helena's Entführung (Nr. 1766.) verbreiteten. Hierauf trug Hr. Panofka zwei neue Deutungen berühmter und bisher milverstandener Kunstwerke vor. Zuvörderst ward für das, neuerdings entdeckte, aber bereits melirfach be- sprochene, scJiwierigste der drei grol'sen Wandgemälde im Hause des M. Lucretius in Pompeji, wegen der Abwe- senheit des Gottes selbst wie seiner nächsten Freunde Silen und Pan, eine, von den bisher vorgeschlagenen Deu- tungen „Triumph des Bacchus in Indien, oder in Spanien" aliweichende Erklärung gegeben. Hr. P. glaubt nämlich, gestützt auf eine Erzählung bei Polyaenus (Strateg.IV, 1.) dies Bild auf den mit Hülfe dionysisch schwär- mender JM a c e d o n i e r i n n e n errungenen Sieg des Macedo nierkönigs Arg ä.o s über d e n 'i' a u I a n t i e r - könig Galauros beziehen zu können, zumal da Argäos, aus Dank für den gewonnenen Sieg, dem Dionysos Pseu- danor einen Tempel weihte. Nächstdem handelte Hr. Panoflca über den l)erühmten Farnesischen Onyx-Camee im Neapler jAIuseum, welcher zuerst von Köhler in St. Pe- tersburg verötTentlicht und auf die Erfindung des Scilla ucli tan z es, in Gegenwart des Ikarios und der Erigone, später aber noch auf vierfache Weise gedeutet worden war; dagegen Hr. P. die drei Nymphen und einen Schlauch aufblasenden Pan, wo nicht den Flul's Askanios selbst, erkennt, das am Boden liegende Schöpfgefäfs als Andeutung des geraubten Hylas auffafst, und in den ängstlichen Geberden der beiden Nymphen, rechts, den Schreck ül)er den klagenden Hylasruf vennuthet, womit der auf einer Höhe liegende durch Löwenfell kenntliche Herakles Berg und Tlial erfüllt. Dafs hierbei der bei Herakles zurückbleibende und tröstend die Stelle des Lieb- lings Hylas einnehmende Polyphemos, Vielspruch znr Andeutung von Wiederliolung und Wiederhall des Hy- lasrufes höchst sinnig dem Herakles das Munddeckende Löweiifell in die Höhe hebt, leuchtet von selbst ein. Zum Schlul's trug Hr. liött'icher einen Alischnitt aus dem in der Vollendung begriffenen zweiten Theile seiner Tektonik vor, welcher über die Reinigungsfeste, Plynterien, der hellenischen Tempel, in Rücksicht auf die Benutzung der Tempelräurae an diesen Festen, sich verbreitet.

7 Vasenl)il(lern. Berlin 1847. 12 S. 1 Taf. 4. (In Coinmission der Trautweinschen Buclihandhing.)

IV. Archäologische

B i b 1 i o g r a p li i e.

Arneth (•)■)'■ Beschreibung der zum K. K. Münz- und Antiken -Kal)in('tte gehörigen Statuen, Büsten, Reliefs, Inschriften, .Mosaiken. 3te verin. .\ullage. Wien 1847. 47 S. gr. 8.

Avellino (F.): Bnllettino archeologico Napoletano. No. LXIX. LXX. und No. LXXI-LXXXVIII. 1. Nov. 1846 1. Ottobre 1847, enthält aufser Aufsätzen von T. Avellino, Cavedoni, Colajanni, Cremonese, d'Errico,

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Garucci, Minetvini, Mommsen, Panofka iiiic) Sideri, fol- gende Artikel des lleraiisgel)ers: Notizia de-;!! scavi di l'oiDpei p. 1 4. y— 13. 29 35. 100—102. No- tizia di Ulla moneta tarantiiia d'arijento |). 28. No- tizia di Uli liassorilievo cuniano che i'a2)|)resenta Paride, ed Elena accom|)annata da Aetlira. p. 52 53.

AvelUno (Teod.): Notizia di iina figulina die lappresenta Uiisse nel suo passagio presso alle Sirene. Jjull. arcli. Napol. A. v. p. 39—40. 45—47.

Beule l'osi : 'l'lie Coins ol' Cunolielinc and tlie ancient liritons. London 1847. gr. 8. Bes. Alidr. aus d. Journ. of tlie Brit. Arcliaeol. Assoc. 1846.

ISeryk {Tit.): Kxercitationurn Plinianaruin Particula I. Progr. d. Univers. Marluirg. iMarhurgi 1847. 35 S. 4.

: (De carminum Saliariuin reliquiis). Index Scliola- rum. Mart)urgi 1847. 4.

Blrch (S.): ün the Ileading of tlie Coins of Ciinohelin. London 1847. gr. 8. Alidruck aus d. Jouro. of tlie Br. Arcliaeol. Assoc. 1847. Älars.

: On a Vase representing the Atnpliorites Agon. The Class. Museum. 1847. Nr. XV. p. 99—102.

liogaerts (F.): De la destination des pyramides d'Egypte.

Aiivers. 1846. gr. 8. liotUt (P. E.): Monument de Ninive decouvert et decrit

par M. P. E. Botta, mesure et dessine par M. E. Fhindin.

Paris 1846. 1847. fol. (Bis jetzt 20 Lieferungen).

: Sur l'ecriture cuneiibrme assyrienne. Journ. Asiat. 4e Ser. T. X. p. 121—47.

Uuitl)iiry (E. H.): Ou the Topography of Rome. Part. V. 'l'he Environs of tlie Forum. 'i'lie Class. Museum. 1847. Nr. XVL p. 215 i4.

Cuvedonl (C): Di aicuni tipi delle monete della guerra Marsica. Bullett. arcli. Napol. A. v. p. 5 8. Annotazioni all anno IV di questo hullettino. Ehendas. p. 57—61.

Colajunni (G. €.): Sopra aicuni ruderi esistenti nel II .'Miruzzo ulteriore. Bull. arch. Napol. A. v. p. 143,

de Crazannes: Attrihution aux Elusates d'Aquitaine d'une medaille decouverte sur leur territoire. Revue Nu- mism. 1847. Mai et luin p. 173—80.

Cremnnese (F. S.): Iscrizioni latine del Sannio. Bull, arch. Napol. A. v. p. 85—86.

Deycks (F.): Antiquarische Alpenwanderung. Jalirli. d. Ver. V. Alterthumsfr. im Rlieinl. XI. S. 1—32.

Duchiiluis: Oliservations sur quelques points de Numis- matique Gauloise. Revue Numism. 1847. p. 237 67.

d'Enico (G.): Lettera intorno ad aicune antichitä della Lucania. Bull. arch. Napol. A. v. p. 67 69.

Forchhuinmcr (P. IT.): Ueher die Kyklopisclien Mauern Griechenlands und die Schlesv» ig- Holsteinischen Fels- mauern. M. 2 lith. Taff. Kiel 1847. 16 S. 4.

Franz (Ginv.): Lettera intorno alla iiapoletana iscrizione di 'l'ettia Casta. Bull, nrcli. Napol. A. V. p. 13 15.

Gugurine (le Pr\iu-c Th.]: Attrihution d'une luonnaie d'or l)yzaiitiue .Alicliel IV^ le Paplilagonien. Mem. de la Soc. d'archeol. de St. Peterslioiirg II. p. 150 53.

Gurucci (K.): Relazioiie di aicune scoperte falte iiell' antico Sanuio Irpino fra Ponte Landolfo, Cercello, e Pietralcina. Bull. arch. Nap. A. v. p. 69 72. 83 85. - Iscrizioni nel chiostro di S. Francesco in Pu- zuoli. Ehendas. p. 113 17.

Gerhard (F.); Arcliaeologische Zeitung. Neue Folge. Nr. 10—12. Octol).- Decemh. 1847. Beil. Nr. 4 und Taf. X XII, enthalt aufser Beitragen von Jahn, v. Pro- kesch-Osten und Urliclis, folgende Aufsätze des Her- ausgebers: Museographisches: 1. Aus Paris; 2. Britti-

sches Museum ; 3. Millingens Nachlafs; 4. Marmore des Hrn. Disney. S. 149—60. Sculptiiren aus Niniveh S. 161-69. Halikarnafs und das Mausoleum S. 177 185. Museographisches: S. J86— 188.

Gr'ifi (L.): Sülle iscrizioni intorno a' teatri antichi e a' giuochi in essi rappresentati. Giornale Arcad. 1847. p. 321.

Grotefcnd (C. L.) : Zur römischen Legionsgescliiclite. Jahrl). d. Ver. v. Alterthumsfr. im Rheinl. XI. S. 77— 84.

Jacob (A.'): Zur griechischen -Alytliologie. Ein Bruch- stück. Ueher die Behandlung der griechischen Mytho- logie. Berlin 1848. 98 S. 8.

J((/iii (0.): Medea und die Boreaden. Rlieiii. 3Ius. N. Folge. VI. II. 2. S. 295.

: Peisianax. Archaol. Z. 1847. S. 175 f. Opfer- spiefs. El.d. S. 189 ff.

Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rliein- lande. XI. m. 6 lith. Taff. Bonn 1847. 168 S. 8. ent- haltend Aufsätze von Deycks, Grotefend, Krafft, Roulez, Senckler und Wieseler.

Iscrizione di C. Giunio Flaviano illustrata. Giornale Arcad. 1847. p. 226.

Köhiu; (11. de): Meinoires de la Sociefe d'archeologie et de iiumisinatique de St. Petersiiourg, IL avec 6 pl. St. Petersl). 1847. 8. enthaltend aufser einem Aufsatze des Prioce Gagarine, folgende Aufsätzen des Heraus- gebers: Lettre sur uiie trouvaille de monnaies grecques, faite en Italie p. 121. Monuments inedits de Mar- cellus, neveu et gendre d'Auguste. p. 145.

Krafl't [W.]: Unedirte römische Münzen. Jahrb. d. Ver. v. Alterthumsir. im Rheinl. XL S. 54 62.

Lubus (G.): Epigrafi antiche spiegate. Giornale dell' Istit. Loml)ardo. F'asc. 48. 1847. p. 381.

Lujard (F.): Reclierches sur le culte public et les my- steres de Mithras en Orient et en occident. Ouvrage couronne par l'Acad. Roy. des Inscript. Paris 1847. F'ol. PI. I— XLV.

V. Lassaulx iE.): Ueber den Entwickelungsgang des srie- chisclieii und römischen und den gegenwärtigen Zustand des deutschen Lebens. München 1847. 28 S. 4.

Lcpshts (R.\: Ueber die in Philae aufgefundenen Repu- blikationen des Dekretes von Rosette und die ägypti- schen Forschungen des Hrn. de Saulcy. Z. d. deutscli. raorgenl. Ges. I. S. 264.

Lersch [L.]: Apollon der Heilspender. Uebersilberte Erz- statuette des Museums der Ges. für nützliche F'or- schungen zu Trier. Fest-Programm zu Winckelmann's Geliurtstage am 9. Dez. 1847, herausgeg. vom > orstande d. Ver. von Alterthumsfr. im Rheinfaiide. Mit 1 lith. Taf. Bonn 1848. 22 S. 4.

Leiroiiiic: Note sur une dedicace au dieu-soleil Mithra, trouvee h Lami)aesa, dans la province de Constantine. Journ. des Sav. 1847. p. 620.

: Trois inscri|)lrons grecques, recuillies dans le voisi- nage du grand Sphinx de Memphis. Journ. des Sav. 1847. p. 486—94.

Llojid (IV. II'.): Observations on coins of Selinus. Numism. Cliroii. 1847. p. 108 26.

: Magnetism and Mesmerism in .Antiquity. 13 S. 8. Melion {J. r.l: Ueber die Bäder und Heilquellen der

alten Griechen. Oesterreicli. Bl. f. Lit. u. s. w. 1847. Nr. 262—68.

Meyituerls: Asander, roi du Bospliore cimmerien. Re- vue de la Numism. beige. T. III. p. 1 3. Medaillon d'or inedit de Diocletien. Ebends. p. 3 7.

Minervini (G.): Vaso dipiuto del museo Jatta colla effigie

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di Talo. Bull. arch. Napol. A. IV p. 137—139. No- tizia di un' autica iscrizione in dialetta inessapico. Ebd. A. Y. p. 15 16. Descrizione di moiiumenti dl di- verse genere riDveniiti in Fasano, sito dell' antica Gna- tliia. Ebends. p. 17 21. Brevi osservazioüi sopra una iscrizione inessapica. Ebeod. p. 21 22. Notizia di alcune iscrizioni graffite sotto il piede de' vasi dipinti. Ebeudas. p. 22 23. Notizia di una patera con va- rie figure inuliebri indicate co'loro nomi delle collezione Jatta in Ruvo, e di altri norai letti in una patera di- pinta deir antica Gnatliia. El)end. p. 25 28. Mo- niimenti diversi di Gnathia (continuazione de' vasi: Sa- tiro e Baccante coU' Ermafrodito). Ebend. p. 36 39.

Iscrizioni latine. Ebend. p. 47 48. 53 56. 64 66.

Terrecotte di Fasano. Strage de' Niobidi. El)end. p. 49 52. 105 6. Descrizione di una patera rin- venuta nelle vicinanze di Fasano, sito dell' antica Gna- thia. Ebendas. p. 81 83. lUustrazione di una pit- tura vascularia rappresentante il giuoco della cyl)iste- sis, colla notizia di altri siuiili monumenti. Ebendas. p, 94 100. Tavola alimentaria de' Liguri Bebiani. Ebend. p. 121—27.

DcMinlcis: Sülle anticlie gbiande missile e loro iscrizioni. Giornale Arcad. 1847. p. 314.

Mlscdhn: Lerscli: Astyrius. JMatronensteine. Morus Pa- beci filius. Römischer Ziegelofen. K. Fr. Hermann: Hercules Saxanus. Grebel: Entdeckungen in Belt- lieim. Jahn: Amraon. Zipser: Röin. Alterthümer in Siel)enl)iirgen. Jahrl). d. Ver. v. .Mterthuinsfr. im Rheiul. X[. S. 151 fT.

Mommscn {T.): Sopra alcune lapide osclie di recente scoperta. Bull. arch. Napol. A. v. p. 42—45.

MüUcr (L.): Descrijjtion des antiquites du IMusee Tiior- waldsen. Section 1. II. III. Copenhague 1847. 216 S.

3 pl

und 200 S. 8.

Midier (O.): HandbucJi der Archäologie der Kunst. Dritte nach dem Handexempl. d. Verfassers vermehrte Auflage, mit Zusätzen von Fr. G. Welcher. Breslau 1848. XVIII u. 778 S. 8.

; kleine deutsche Schriften iil)er Religion, Kunst, Sprache

und Literatur, Leben und Geschiclite des Alterthums, gesammelt und herausgegeben von Ed. Müller. Zweiter Band. Breslau 1848. XII und 769 S. 8.

Pannfhtt (T/t.): Zeus Basileus und Herakles Kallinikos. VII. Programm zum Uerliner Winckelmannsfeste. Nebst 7 Vasenb. Berlin 1847. 12 S. 4.

: Testa di Ganymeda. Giudizio di Paride. Venere

la nera. Bull. arch. Nap. A. v. p. 89—92. Lyssa, l'Insania. Ebendas. p. 92—94.

_ : Kunsthandel zu Neapel.— Arch. Zeit. 1847. S. 188 190. Hahn und Henne. Ebendas. S. 191 f. Das Haus des Lucretius. Ebend. Beil. S. 49*f.

V. Prokesch-Osten: (iriechische Miinzen. 3te Folge au- tonomer griechischer Inedita u. s. w. Arcliäol.Z. 1847. S. 145 149. Nachlese dazu Ebend. S. 50*.

Rca(-Enc,vHoj)«(licderclassischen Alterthumsvviss. Herausg. von A. Pauly u. s. w. Lief. 81 88. Mysteria— Opus. Stuttgart 1847.

Receus'ionen und Anzeigen archäologischer Werke: Annali deir Instituto XVI: Rec. von .Minervini Bull. Nap. IV, p. 129—136. 140 144.— BuUettino per l'anno 1845. Ebd. p.l09ss.ll9ss.l23ss. 139ss. Ho/fsiiunui :Persisc!ieKeil- inschriften. Hilzig, Grabschrift des Darius. Ruwlinson,

Persian cuneiform inscription at Beliistuo. Benfetj, Persi- sche Keilinschrift. Allgem. Lit. Z. 1847. Nr. 251—54.— //ennniiH, Gottesdienstl. Alterthümer. v. Lassaulx, Stu- dium d. griech. u. rom. Alterthümer. Punofku, Heil- gijtter; Asklepios; Diss. archeol. Gerhard, Heilung des Telephus; Orakel der Themis. Wieseler, Delphische Athena; Nymphe Echo. Welcher, Le Jugement de Pa- ris et Ulysse. Morgenstern, Erklärungsversuch einer Abraxasgemme. Osann, De gemma sculpta Christ. Vr- lichs, 13 Gemmen aus d. Sammlung der Frau Sibylle Älertens. Wiener Jahrb. 1847. S. 140. AnnaU dell' Istit. archeol. Vol. XVI. Rec. v. Minervini. Bull. arch. Napol. A. IV p. 129—136. 140—144. Vol. XVI. Ebd. A. V. p. 23. 73. 86. 102. 106. 127. 138. BuUettino deir Instituto arch. Rec. v. Avellino. Bull. arch. Napol. A. IV p. 139 s. V. p. 110. 117. 129. 136. Grote: Gods and Heroes of Legendary Greece. Rec. vou W. M. Gunn. Class. Museum. 1847. p. 125. iV/iiicj-t;ijii: descrizione di aicuni vasi fittili della collezione Jatta. Rec. von T. Avellino. Bull. arch. Napol. A. V. p. 61. Museum Disneianum. Rec. von C. K. W. Class. Mu- seum 1847. p. 262. Vgl. Arch. Z. N. F. S. 157—160.

Ricclo: Le monete attribuite alle zecca dell' antica citta di Luceria. Rec. im Journ. des .Sav. 1847. p. 494.

Serra di Falco: Le anticliitä delle Sicilie. Rec. von Raoul-Rochette. 7e art. Journ. des Sav. 1847. p. 414.

Sprutt und Forhes: Travels in Lycia. Rec. von Bahr. N. Jahrb. f. Philol. 1847. Bd. 51. H. 1. S. 3.

Suchier: De Diana Brauronia. Rec. in d. Allgem. Lit. Z. 1847. Nr. 246 47. De Wal: De Moedergodinnen. Rec. von Lersch. Jahrb. d. Ver. v. Alterthfr. im Rheinl. XI. S. 142. Wiaseler: Thyraele des griech. Theaters. Rec. V. Sommerbrodt. N. Jahrb. f. Philol. 1847. Bd. 51. H. 1. S. 22.

Ritschi (F.): (M. Pomponius Bassulus; auf einer römi- schen Inschrilt). Index Scholarum. Bonnae 1847. 4.

Römer (ü. J.): Die römische Grenzbefestigung des Tau- nus. Arch. f. Frankfurts Gesch. H. 4. 1847. S. 86-108.

Roulcz (>/.): Figurine re[)resentant un Genie. Jajirb. d. Ver. V. Alterthumsfr. im Rheinl. XI. S. 73 76. Decouvertes d'antiquites en Belgique. Ebend. S. 32 42.

Seldl (J. G.): Chronik der archäologischen Funde in der österreichischen Monarchie. III. 1846—47. Oesterreicli. Bl. f. Lit. u. s. \v. 1847. Nr. 236. 242—44.

Scnckler (A.): Miinzen der alten 'i'rierer. Jahrb. d. Ver. V. Alterthumsfr. im Rheinl. XI. S. 43—63.

Sideri (G.): Descrizione di aicuni ruderi recentemente rinvenuti presso l'antica Capua. Bull. arch. Napol. A. v. p. 41—42.

Urlichs {L.): Die Apsis der alten Basiliken. Einladungs- schrift zu einem am (Geburtstage Winckelmanns von Prof. G. F. Schümann zu haltenden Vortrag. Greifswald 1847. 23 S. 8.

: üeber die Lykurgischen Rhetreo. Rhein. Mus. N. Folge. VI. H. 2. S. 194.

: HalikarnassischeReliefs. Arch.Z. 1847. S. 169—76. deVricse (W.H.): Essay on the Papyrus of the Ancients.

The Class. Museum. 1847. Nr. XVI. p. 202.

Wicseler{F.): Dionysos oder .\cheloos? Acheloos auf Mo- numenten nationaler Etruskischer Kunstübung. Jahrb. d. Ver. V. Alterthumsfr. im Rheinl. XI. S. 67 72.

de Wille (J.): Noms des l'abricants et des dessinateurs de vases peints. Revue de philol. II. Nr. 5. p. 377 424.

W. K 0 N E n.

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Nene Folge T.if. I.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG,

ÜNTKR MITWIRKUNG

DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS IN ROM UND DER ARCHÄOLOGISCHEN GESELLSCHAFT ZU BERLIN

HERAUSGEGEBEN

V O N

EDUARD GERHARD.

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MEITE FOIiClE.

ZWEITER JAHRGANG.

Texl No. 13—24. Beilage No. ö S. Abbildungen Tafel XHI XXIV.

BERLIN,

DRUCK UND VERLAG VON G. REIMER.

18 48.

^

Inhalt.

No. 13. AllgeiueJnes (Ausgrnbungen, Denkmäler, Lilleralur. E. G,).

- II Ajjix und Kassandr;i (£. G.). Museum Santangelo (Vaseusauimkuig. Pmiofhu).

- lö. Kassandia und Ajax [E. <i.). Das giiccliisclie Theater in Cyiene ( //. Barth). Allerlei

(Laokoon de consilii sciilcnüa; die Therisleu des Euripitles; Athene Partiienos; ftlidasheriue; Tlion))uj)|)en; Ilektor und Paris. Von Laclnnann, K. F. llcrmauii, 0. Ja/in.)

- IT). Piianios und Kassandia (E.G.). Miiseograpliisches aus Neajjcl (Sammlungen der HH. Temple

und Belli), von Pdiiofliti. Allerlei (Iphigeuia in Tauris, L. Lorsch; Mnaseas, iMemnon, Mininer- mos, Pattofliu; i'hädra's Anklage des lIi|i|)olyt, Panoflca).

- 17. liauh des Palladiums (Demophon und Diomedes. E. G.). Der Hvlasruf, Farnesischer Kamee

zu Neapel {Paitof'hti). Allerlei (Silherplalle mit Gollheiten. iV. Kotier).

- 16. Griechische ■Münzen des Freiherrn oon Prohesch-Osten. Vierte Folge. Terracoüen von Ka-

lynma (Birch. E. G.) Das Abstimmen der Griechen auf Uildwerl^en ( Pento fka). Antiken des l^rinzen della Trabbia (Panofka).

- 1'.). Kyprisches Grabreliel (L. Rofs). Ueber die Märkte hellenischer Städte (E. Ciirtiiis). Gar-

giulo's Sammlung von Terracollen [Panofka). Allerlei: Dodonischer Zeus (0. Jahn); Amphi- Iryons Heimkehr ( W. W. IJoi/il).

- 2Ö. Helios Atabyrios (Panofka). Clusinische Wandgemälde (£. Braun). Sarkophag aus Sidon

(S. Birch). Allerlei: Furipides in Salamis (Welrker); Medea und Aelhra {O.Jahn); Münze von Karrhä (yl. von liauc/i); Pan und Olympos (E. G.); Grabreliefs zu Kadyanda (W. W. IJoijd).

- 21. Linos und Kephalos (£. G.) Zur Kunst der Phönicier (//. Barth). Etruskische Spiegel

(E. G.). Allerlei: Der Monat Homereon auf los {L. Rofs); Antigone parodirt (Welcker); Silen bei Midas (Panofka); Chryses, Chryseis und Briseis (Panofka).

- 22. Amor und Psyche mit Todesbezug (E. G.) Zur Kunst der Phönicier (//. Barth. Fortsetzung).

Allerlei (Dialogisirende Vasenbilder; Trinkspruclij von Panofka.

- 2:3. Bacchische Psyche (E. G.). Zur Kunst der Phönicier (//. Barth. Schluls).

- 21. Paralipomena (zur Talos- und Hebevase; Euripides in Salamis; angebliche Tlieophane) Panofka

und E. G.}. Die etruskischen Zahlwörter I VI (Le/tsins). Inschriflen aus Tor Marancia (Mercklin). Assyrische Altertbümer (nach S. Birch). Archäologische Vereine und Winckel- mannsfeste. Nachlese zur Arch. Zeitung (Der kranke Herakles; Andromache; Silen bei Midas; t-asal C'rendi: Panofka, IL Barth.)

Beilagen.

No. 5. >- Nachlese zur Archäologischen Zeitung (Kallimorjdios; Friedenssäule von Xanlhos; Achilles auf Leuke. Von 1'. Osann, IF. IF. IJoi/d, J. l'ranz). Museographisches (Britlisches Museum; aus Alexandricn; Assyrisches. Von Ä. Birch.) Archäologiscire Gesellschaften (Berlin). Win- , ckclmannsfeste (Hom, Göttingeu, Bonn, Berlin, Hamburg). Bibliogra|due (W. honer).

- (■>. Nachlese zur Archäologischen Zeitung (Halikarnafs und das Mausoleum, von Ch. ]\eicton, S. Birch,

W. //'. Lloijd: Laokoon von /'\ G. Welcker; zur Prokesch-Ostensclien Sanunhmg griechische)- ^Münzen, von P. r. 0. und F. Osann). Archäologische Gesellschaften (l!om. Berichte von Brunn und Henzen). Archäologische Bibliographie (W. Koner).

- 7. Archäologische Gesellschaften (Koni, Berlin. Ueber das Anemodulion zu Byzanz, von C. Bock).

Museograj)hisches aus London (Sculpturen; aus Elrurien; aus dem Orient; Christliches aus Lampsakos. Von W. Birch.) Ueber die Münzfunde Daciens [Neigcbaur). Neue Schriften.

- 8. Kee ister.

Abbildungen,

Tafel XIII. Ajax und Kassandra, Vasenbilder.

XIV. Ajax und Kassandra, Vasenbilder.

XV. Kassandra und Aeneas, Vasenbild der Blacassischen Sammlung.

XVI. Prinmos und Kassandra, Wandgemälde.

XVII. Raub des Palladiums, Vasenbilder.

XVIII. Grieebische Münzen der Prokescb-Oslensclien Sammlung.

XIX. Kypriscbes Grabrelief des Herrn Caprara zu Larnaka.

XX. Helios Atabyrios, Vasenbiid der K. K. Sammlung zu Wien und Verwandtes.

XXI. Linos und Kepbalos, Vasenbilder der Königl. Sammlung zu Berlin.

XXII. Amor und Psyche mit Todesbezug: Reliefs und Gemmenbilder.

XXIII. Baccliische Psyche: Reliefs und Gemmenbilder.

XXIV. Parahpomena. 1) Zur Talosvase; 2) zur Ilebevase; 3) Euripides in Salamis, Gemmenbild; 4) zu der auf Theophane gedeuteten Thonfigur.

Verzeichniss

welche zu den liislierigen seclis Jalirgängen

Burlh (H.) in Berlin.

Uergh {Th.) in Marburg.

Birch (Sam.) in London.

Bock (C.) in Brüssel.

Böckh [A.) in Berlin.

Bötticher (K.) in Berlin.

Bnrgliesi (Graf BurIoL) in S. Marino.

Braun (E.) in Rom.

Cavedoni (Cd.) in Modena.

Curthis (E.) in Berlin.

Eclenhritcher (G. v.) in Berlin.

Franz (J.) in Berlin.

FriedUinder (J.) in Berlin.

Gerhard (E.) in Berlin.

Göllling (K.) in Jena.

Henzen (W) in Rom.

Hermann (K. F.) in Göttingen.

Horkd (J.) in Berlin.

Jahn (0.) in Leipzig.

Kiepert (H.) in Weimar.

Koncr (JV.) in Berlin.

Lachmaitn (l\.) in Berlin.

Lujurd (/•'.! in Pari».

der Mitarbeiter,

der Archaologisclien Zeitung Beitrage lieferten.

Lauer (J. F.) in Berlin,

Lepsius (R.) in Berlin.

Lersch (L.) in Bonn.

Lloyd (IV. Wutkifs) in London.

Mcrcklin (L.) in Dorpat.

Mommsen (Th.) in Altona.

Neigehavr, vormals in Jassy.

Newton (Ch.) in London.

Osunn (F.) in Giefsen.

Panofka (Th.) in Berlin.

Puucker (C. v.) in Dorpat.

Preller (L.) in Weimar.

Prokesch-Osten (Freiherr v.) in Athen.

V. Rauch (A.) in Berlin.

Rofs (L.) in Halle.

Schmidt (L.) in Bonn.

Schulz (H. IV.) in Dresden.

Urlichs (L.) in Greifs« ald.

Walz (Ch.) in Tübingen.

Welcker (F. G.) in Bonn.

JVieseler (F.) in Giittingen.

Zahn (W.) in Berlin.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

J\g 13.

Neue Fol^e.

Januar 1848.

Allgemeiaes (Ausgrabungen, Denkmiiler, Litteratur).

Allgemeines.

Mwev allgemeine Standpunkt der Denkmiilerkunde hat im verflossenen Jahre sich niclit verändert. Im- mer spärlicher zeigen sich die sonst bekannten und zum Theil schon versiegten Fundgruben des grie- chischen und römischen Alterthums, und die in glei- chem IMafse gesteigerte Regsamkeit der archäologi- schen Litteratur hat meistens an altem Besitze zu zehren; dagegen entwickelt der Orient in einem vor- her ungeahndeten Umfang seine bisher verborgnen Kunstschälze, von denen Deutschlands und Italiens Museen zwar nicht betheiligt, Frankreichs und Eng- langs Kunstsammlungen aber durch regsame Schif- fahrt so rasch als glänzend vermehrt worden sind.

I. Ausgrabungen. In der That ist es billig dafs, wie in den jüngst verflossenen Jahren, die Ausbeute assyrischerKunst jedem andern Denk- niälerfundc vorangestellt werde. Während aus Ni- niveh's Umkreis die von Botta durchwühlten Palast- ruinen von Khorsabad grofse ßildhauerwerke zur staunenswerthen Ausstattung des Louvre nach Frank- reich lieferten, haben in gleicher Umgegend die Aus- grabungen des Engländers Layard den Königspalä- sten von JSimrud einen nicht minder ansehnlichen, in manchem Bezug sogar reicheren Schatz assyrischer Kunstdenkmälcr entlockt, welche in Originalen oder Zeichnungen bereits den Weg nach England ge- funden haben '). Einmal angeregt hat die For- schungslust muthiger AUerlhumsfrcunde noch auf andern Punkten des alten Assyriens mit Erfolg sich bewährt und ehrwürdige Gescliiclitsdarslellungen in

Fels gehauen zu Tage gefördert ^). Was einst- weilen auf griechischen Boden geschah, hält mit jenen asiatischen Funden weder im Mals aufgebo- tener Kräfte noch in der Wichtigkeit der Erfolge eine Vergleichung aus, obwohl aus Cypern, Ky- rene, Lampsakos '), wie aus den bekannteren Ausgrabungsorten Ilahens, aus Cäre und Clu- sium, aus Ruvo, Gnathia, Canosa und Ca- pua'*), mancher anziehende Fund sich ergeben hat. Unter den Funden römischer Zeit und Kunst steht die Ausbeutung eines vorzüglich geschmückten Hau- ses zu Pompeji ^) obenan, und die Aufdeckung der Alterthümer von Salona") läl'st von Dalmatien her viel Anziehendes uns erwarten, dagegen Kom ') selbst neuerdings wenig Denkmäler geliefert und eher in den Provinzen *) als in Italien neuerstan- dene Spuren seiner Herrschaft gezeigt hat.

II. Denkmaler. Jenem Verhältnils der Aus- grabungen entsprechend ist unsre Kenntnifs aller Bauwerke wenig erweitert worden. Über die assyrischen Palastruinen haben wir nähere Kunde und Zeichnungen noch zu erwarten; im Occident gaben Pompeji und Canosa'), wie auch etruskische Städte'"), diesseits der Alpen Trier, manchen nicht unerheblichen Beitrag zur Topographie und ßauge- schichte des klassischen Alterthums. Mehr und man- nichfulliger nimmlZuwachs und Aufstellung der bild- lichen Denkmäler uns auch diesmal in Anspruch, wobei in museologischem Bezug London, Paris Berlin''), durch Thorwaldsens Vermächtnifs auch Kopenhagen ' *), sichthche Fortschritte zeigen. Ein- zelnes betreflend, so ist auch hier von den assyri- schen Sculpturen zu beginnen, deren iniLouvre und im brittischcn Museum neu angelangte Originale wir bereits früher (no. 11. Beil. 4) näher bezeichnet ha-

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ben; indefs sind, den ganzen Umfang jener Ausbeute abzuschätzen, niclit nur diese, sondern auch die Abdrücke und Nachbildungen ' *) der an Ort und Stelle gebliebenen schwer beweglichen Trümmer in Anschlag zu bringen. Auf London und Paris vor- zugsweise beschränkt blieb auch der Zuwachs erie- chischer und römischer Kunstdenkmäler. Als Über- reste des Mausoleums immer mehr anerkannt, bil- den die Amazonen reliefs aus Ilalikarnafs (no. 11. 12j einen neuen ansehnhchen Schmuck des brittischen Museums; andrer zugleich nach England gelangter Sculpluren ■■') zu geschweigen, hat als Fundgrube römischer Scul|)turen Algerien einen Juno köpf kolossalsten Verhältnisses dem Museum des Louvre abgeliefert ' '). Auch aus Italien ist von gröfseren statuarischen Funden nur ein seltsames etruskisches Idol '^) uns kund geworden, daher es denn doppelt erfreulich ist, Kunstwerke wie den in Trier gefundnen Amazonentorso") aus deut- schem Boden hervorgezogen zu sehn. Die Spär- lichkeit solcher Marmorfunde minder empfinden zu lassen, haben statuarische Thonfiguren, wie die ISiobiden '*) aus Gnalliia und manche cyrenäische Terracotta ' ") ihren Werth. Nebenher ist eins und das andre erhebliche Reliefgefäfs, sowohl von selte- ner griechischer Technik ^'>) als auch von der gang- baren aretinischen Weise*'), von Erzfiguren dage- gen wenig oder gar nichts uns kund geworden**). Neuentdecktes Erzgerälh chirurgischer Bestim- mung (23) beschäftigt bereits seit längerer Zeit die Archäologen Neapels ; beachtenswerth zur Würdi- gung gräcisirender Metallgefäfse ist überdies eine im südlichen Rufsland gefundne barbarische Silber- Schale der Sassanidenzeit **). Im Gebiete derMün- zen kam mancher schätzbare Fund zum Vorschein, ohne dafs wir Einzelnes daraus hochstellen möch- ten; noch weniger geben uns Entdeckungen des Gemmenfachs dazu Anlafs.

Beachtenswerth, wenn auch in Vergleich frü- lierer Jahre spärlich, erscheint noch immer die jähr- liche Bereicherung im Gebiete gra|)hischer Denk- mäler. Einige Ausbeule merkwürdiger etruskischer Spiegel**) bheb nicht aus; mehr Erhebliches kam auch neuerdings uiiscrm Vorrath griechischer Ge- äfsbilder hinzu, libcr dessen italiänischen Bestand

und Zuwachs *^) Braun und Panofka nicht ohne Beachtung der Auffindungsorte *') uns mannigfach unterrichtet haben. Ansehnhcher als dieser Zuwachs, in welchem der antiquarische Ertrag den artistischen überwiegt, war durch das pompejanische Haus des M. Lucretius die neue Ausbeute von Wandge- mälden; obenan unter ihnen steht eine Dreizahl lebensgrofser Gemälde, welche im lebensvollen Ge- dränge jener meist flüchtig hingehauchten Malereien mit seltenem Anspruch sich geltend macht: die Ge- mälde des Herakles in Lydien, des Bacchuspflegers Silen mit Sliergespann und eines in Indien oder Macedonien gefeierten bacchichen Triumphs *').

Was endlich etwanige Vermehrungen unsres Vorrathes alter Inschriften anlangt, so erscheint der überschwengliche Vorrath der mit den assyii- schen Bildnereien gewonnenen Keilschrift wahrhaft erdrückend im Gegensatze griechischer und ilahscher Epigraphik; doch ist von griechischen Inschriftfunden manche Ausbeute früherer Jahre nachzuholen**), von etruskischen das in Gäre entdeckte Grab der Tarquinier ä"), mehreres auch von römischen^') zu berichten. Dahin gehört namenthch der Fund einer römischen KonsuJarinschrift, nach Borghesi der ältesten uns bekannten in dem dadurcii dop- pelt wichtigen oben berührten Grab zu Canosa, wo- neben die Nachweisung messapischer Schrift-Denk- mäler 5*) zugleich mit der frentanischen Inschrift von Ortona '^) als baarer Erwerb für die Kenntnifs altitalischer Sprachen anzuschlagen sind.

III. LiTTERATUR. Für die archäologische Litteralur ist es zunächst ein fühlbarer Fortschritt zu nennen, dafs 0. Miillefs durchgängig ver- breitetes Handbuch von Welcker's kundiger Hand neu herausgegeben und aus den Ergebnissen zwölf inhallreiclier Jahre vervollständigt worden ist. Wäh- rend in diesem erprobtem archäologischem Hausbe- darf, nebenher auch in wohlgeordneten Gesanmitbe- richten *•*), manche neucingcsannnelte Kenntnifs ihre Stelle gefunden hat, ist aucii die dahin einschlagende Masse zerstreuten archäologischen Stoffs in zuse- hendem Fortschritt begriffen, sei es dLuch Sannnel- werke des archäologischen Instituts und andrer ge- lehrter Gesellschaften ^^), wie auch einzelner Archäo- logen *°), (unter denen O.Müller''s gesannnclte kleine

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Schilflon auch olmc handscliriftliclicn Zuwaclis ein werlhes Veiinäclitnils, Crciizcr's älinliclie Saiiiinlung werlhvoll aJs Lebenszeichen eines liociiachlharenVe- lerans, und ein füufler Band von Jioiilez's Meianges eine gleichfalls willkommene Gahe sind), oder sei es auf dem gewohnten Wege !)ereits bekannter Zeit- schriften'*). Ferner ist mancher üeilrag zu rüh- men, welcher den Hiilfswissenschaften unseres Denk- niälersludiums zu Theil ward, wohin für die Kunst- geschichte A'. F. Heimunn's Schrift über die Studien griechischer Künstler und Pre/ler's Arbeit über Phi- dias, für iMythologie manche ueuerschienene Abhand- Kmg ") zu rechnen sind. War der klassische Occi- dent hiebei nur niäfsig betheiligt, so hält auch hier die Erforschung des Orients ihm das Übergewicht^ namentlich durch Lajard's längst vorbereitetes Werk über persische und assyrische Rehgionsdenkmäler. In Bezug auf Erkundung des klassischen Bodens sind Canina's Topographie von \ eji und, des rein künstlerischen Standpunkts ungeachtet, G. Sc/iar/ps malerische Ansichten Lyciens zu erwähnen; auch ist der Wetteifer nicht zu verschweigen, mit wel- chem verschiedene schöne Kräfte zur Feststellung der Topographie von Jerusalem neuerdings sich verein- ten *'). In gleichem Sinn setzen nicht wenige Ge- schichtsvereine **) ihre Thätigkeit für Erkundung der römischen Vorzeit, zum Theil neben Geschichts- und Kunstinteresse des Mittelalters •"•), fort. Wenden wir uns zur Erläuterung einzelner Kunstgaltungen und ihrer Überreste, so fesselt uns zunächst mancher schätzbare Beitrag zur Geschichte derBaukunst, na- mentlich ZesicniuiHiis Preisschrift uher Basiliken ■"), wie denn auch der griechische Theaterbau durch Wieselcr'ä Abhandlung über die Thymele neuen Forschungen unterlag-*^). Ungleich reichlicher sind ihrem vielgestalten Stoffe gemäfs allezeit die bild- lichen Denkmäler bedacht, unter denen wiederum die des Orients durch ßoHa's und Flandi)i''s ftlonu- ment von Khorsabad, durch Rawlin.son's Erklärung der Keilschrift und durch Lajards bereits erwähntes Werk obenan steht. Zur IMuseographie liefert L. Müller''s Beschreibung von Thorwaldsen's Antiken- besitz einen schätzbaren Beitrag, wie auch von Ar- wc^A's Wiener Antikenverzeichnils eine Fortsetzung erschienen ist; über Hrn. ,lo/in Uisnci/'s Veruflcnlli-

chunnr seiner Marmorwerke war bereits früher (no.lO) die Kede. Für Kunsterklärung ist in 0. Juhit's „archäologischen Beiträgen" eine durch Wahl der Stoffe anziehende, durch geordnete und besonnene Erudition musterhafte Reihe von Abhandlungen er- schienen, welche, von pompejanischen Gemälden des Zalmschen Werkes ausgehend, keine andere Kunst- gattung unbetheiligt läfst. Unter den neuen Erklä- rungen griechischer Sculpturwerke sind beson- ders die Untersuchung von W. Wathlss Lloyd über den westlichen Parthenonsgiebel ''*) und Wel- cher's neue Beleuchtung ues sogenannten Har- pagosdenkmals *■») zu erwähnen; dabei ist es will- kommen, auch untergeordnete Werke griechischen Lirsprungs in ihrem Zusauunenhang neu gej>rüft zu sehn, wie in einer Monographie von G. Fried- länder über Grabreliefs geschehen ist **). Hieran reiht sich K. F. Ilermantis gelehrte Erläuterung" einer Kasseler Erzfigur -"ä); sonstige Erzdenkmäler betreffend, erfreut uns ein längst verhofftes Ver- mächtnifs des verstorbenen Bröyidsied, die Bekannt- machung der Ficoroni'schen Cista, in der Gröfse des Originals mit königliciier Freigebigkeit veröffent- licht*') in eben dem Zeitpunkt, in welchem man von Rom aus bemüht ist dem dringenden Wunsch einer solchen Bekanntmachung zu genügen. Noch ein mythologisch, nämlich mit Herkulesthaten ge- schmücktes, Prachlgefäfs lehrt, nachdem es längst untergegangen, C. Bock in Brüssel aus seinem Schatz mittelalterlicher Erudition uns kennen**). Für die ^'ascnkunde sind, nächst dem chronologischen Räthsel das eine neuentdeckte Inschrift uns schürzt*") und nächst einem übersichtlichem Aufsatz über die Herkunft der Vasen Etruriens von Osann *«), der Abschlufs des dritten Theils unsrer Auserlesenen Vasenbilder, die Fortsetzung von Lenornmuts und J. de Wittens „Elite ceramographique," ferner Pa- nofluCs Notizen über die Vasenvorräthe italiänischer Sammlungen*'), endhch noch manche schätzbareMo- nogra|)hie zu erwähnen, durch v/elche Blrch, Jalui, Mitiercini, Patioflia, Bonlez sich belhätigten *^). Pompejanische Gemälde werden durch Fortsetzung der bekannten Prachtwerke von Ruoul-Rochcitc und von Zaiui, zugleich mit dem zunächst aul dies letztere \\ erk bezüglichen Erläuterungen von Otio

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Jahn, uns geboten. Im IMünzfach macht des Her- zogs von Lwjnes durchgreifende Arbeit über Phö- nicien und die Satrapieen Epoche. Den bisherigen numismatischen Zeitschriften hat eine, wir fürchten allzurasch abgebrochene, von FiorelU sich beige- sellt; von einzelnen Beiträgen ist die corcyräische Münzreihe des Hrn. von Prohcsch nebst andern Ineditis dieses ausgezeichneten Sammlers *') zu er- wähnen, welche in unsrer Zeitschrift zugleich mit mancher numismatischen Verhandlung ^'') erfolgten.

Schliefslich ist von dem Fortgang der Inschrift- kunde zu reden. Diese hat im Gebiet griechi- scher Inschriften neue und schätzbare Sammlungen durch Lebas und durch Vsslng erhalten, zu denen

so eben auch Letronne's längst erwarteter zweiter Band griechischer Inschriften verkündet wird. Im Gebiet altitalischer Inschriften macht Th, Momtn- sen's eben erfolgte Herausgabe der messapischen Epoche; eine gründliche Darlegung unsres Stand- punkts über oskische und verwandle Sprachüber- reste hat G. Curiius gegeben **). Weniger ist im weitschichtigen Fache der römischen Epigraphik ans Licht getreten; doch ist die für dieses Fach einmal eingetretene Regsamkeit noch immer vorhanden, und durch Monographien, wie Gervasio zu Neapel, Seidl in Wien, Andre an anderen Orten sie lieferten, auch neuerdings mehrfach bezeugt.

') Lajard's assyrische Altertliümer: oben S. 61' ff.

) Von assyrisclien Felsreliefs sind, des angebliclien Se- sostris zu Karabel (Arcli.Z. Taf. II) zu gescliweigen, haupi- sächlich die Reliefs von Yasili-Kaia (Pterium, Tavia: Ardi. Z. Taf. III, 2), die von Euynk ohnweit liogliaz-Keui, jene durch Texier, diese durch Hamilton (Vgl. Walz im Philologus I, 773 f.), endlich und hauptsächlich die von Behistun (Bi- sutun, Bagistanon: Müller Handb. 248, 2 W.) bekannt, deren Deutung auf des Darius Siege als glänzendstes Ergebnifs von Rnu'linson's Sprachfurscliungen in den Schriften der Londoner asiatischen Gesellschaft (Vol. X) ausfuhrlicli begründet vor- liegt. Weitere Entdeckungen gleicher Art verdankt man haupt- sächlich Hrn. Roucl, «leui Stellvertreter Botta's zu Mossul; ■wir entlehnen darüber aus öffentlichen Blättern folgendes: ,,Ini Gebirg von .Schenduk ohnweit der Ortschaft Maltha'i fand derselbe eine Plattform mit vier eingehauenen Basreliefs, jedes 6 Fuls hoch und 1.5 Ful's lang. Jedes enthält neun Personen, von denen sieben auf verschiedenen Thieren Pferde, Stiere, Löwen, Hunden u. a. stehen. In der Mitte sitzt der König in assyrischer Tracht auf einem von Alfen gehaltenen und auf Löwen ruhenden Thron. Inschriften sind nicht dabei. Eine zweite äimliche Entdeckung machte Hr. Rouet in den Gebirgen von Kurdistan, etwa 15 Stunden von Mossiil, am Ufer des kleinen Flusses Gaumel, in der Nähe des Schlachtfeldes von Arbela, bei dem Kurdendorf Bawian. Diesem Dorf gegen- über erhebt sich ein senkrechter Fels aus weifsem Marmor, der aus kolossalen über einander liegenden Schichten besteht. Di« unterste Schicht liat vom Wasserspiegel an <'twa 50 Fufs Höhe unil ist mit einem sehr erhaben gehauenen Relief bedeckt, das vier Figuren von etwa .30 Fufs Hölie entliält. Starker Be- schädigung (zum Tlieil durch eingehauene Grotten) ungeaclitet, zeigen sie denselben Styl wie die in Malthai gefundenen Fi- guren; zwei derselben stehn auf dem Rücken von Thieren wie dort. Die zweite Schicht des Marmors stellt zwei kolossale Lüwen dar, die den Figuren, welche auf der diittcn Scliichl

ausgehauen waren, zum Fnfsschemel gedient zu haben schei- nen ; aber dieser Theil des Felsens ist eingestürzt. Man sieht im Flufsbett grofse Marmorblöcke liegen, die von einem ähn- lichen Sturz eines Tlieils des Felsens herrühren müssen; einer derselben entliält einen kolossalen geflügelten Stier mit Men- schengesicht, wie die, welche Botta in Khorsabad gefunden hatte. Über dem Stier stehen zwei menschliche Figuren in langen Röcken und assyrischen Mützen, von denen die eine auf zwei Löwen steht. Der Stier ist etwa 9 Fufs hoch, die menschlichen Figuren 3 bis 4 Fufs; der Marmorblock scheint im Fall zerbrochen zu sein, denn neben ihm liegt ein Stück von etwa 30 Fufs Höhe, das ebenfalls einen Stier und zwei Menscheniiguren trägt. Etwas weiter hin findet man eine Fi- gur zu Pferde zwischen zweien zu Fufs, von etwa 9 Fufs Höhe; sie sind verstümmelt. Rouet kletterte auf die Felsen und fand in einer der höheren Schichten, einer Art von eingehauener Zelle von 9 Fufs Tiefe, eine sehr verstümmelte menschliche Figur, ganz im Styl derer von Khorsabad, und auf beiden Sei- ten eine assyrische Inschrift von 56 Linien auf jeder Seite eingehauen, eben so auf der Brust der Figur eine Inschrift in derselben Schrift in einem Dreieck eingehauen. Noch höher hinauf, etwa 200 Fufs vom Wasserspiegel, erreichte er mit grolser Gefahr zwei ähnliche Zellen mit Figuren, welche besser erhalten sinil, und welclie nacii seiner Beschreibung von grolser Scliönheit sein müssen. Von hier aus sah er auch, dals unter ihm, in der Höhe von etwa 120 Fufs von dem Flusse, vier ähnliche Zellen eingehauen waren, die er aus Mangel an Lei- tern nicht besuchte, da sie auf einer senkrechten Fläche ein- gehauen sind. Eine besondere Wichtigkeit wird diesen Aller- thüniern noch aus dem Grund beigemessen, weil sie die ersten dieser Klasse sin<l, auf denen man Inschriften gefunden hat, welche beweisen dals die ganze Klasse von Bibiwerken, auf de- nen die niensclilichen Figuren auf dem Rücken von Thieren stehen, der assyrischen Epoche angehört."

') GriechiscJie Ausgrabungen. Idole aus Cypern

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und Cyrene: oben S. 151. Rüniisclies Silbergerätli ausLam- (isakos: Kunstblatt 1847 no. 3(j.

") Italiscbe Gräberfunde. Funde ausCäre (Wand- gemälde: S. 4*. Grab der Tarquinier: Anni. 30), Clusium, Ruvo und als neuester Fundgrube aus Gnatliia werden im Kunstliandel fortwährend erwälint. Über das zu Canosa entdeckte (irab mit romisciier Insclirift vgl. unten Anm. 31. Den Grabungen beim alten Capua, von denen seit meh- reren Jabren verlautet, gilt eine weiter unten (Anm. 27) nacL- folgende Notiz Panofka's. Vgl. Bull. Napol. no. 70.

') Pompeji. Haus des M. Lucretius (oben S. 26 ff. 109 ff. 141 ff. 49' f. Vgl. Bull. Napol. no. 75), auch wohl d e 1 1 e suonatrici genannt und als Fundgrube grofsartiger Wand- gemälde (Anm. 2b), wie auch chirurgischer Instrumente (Anm. 23), melir zu erwähnen.

') Salona. Ein ganzer Stadtplan, Mauern und Thiirme, Bäder und Amphitheater, hauptsächlich ein riesiger Grundbau 580 Fufs lang von vierseitigen 8 bis 16 Fufs langen Steinen, ■wird ans diesem von Dr. Carrara auf kaiserliche Kosten ge- leiteten Ausgrabungen uns einstweilen verkündet: Allg. Zeitung 1847 no. 141. Kunstblatt no. 41. 64.

'') Aus Rom wurden hauptsächlich Vescovali's Aufdeckung eines dem Forum entsprechenden Fufsbodens am Palatin und Campana's Ausbeutung eines inschriftreichen Columbariums berichtet.

"J Römisches in den Provinzen. Obenan stehen die fortgesesetzten Ausgrabungen in Trier, wo hauptsächlich die grofse Palastruine vor dem S. Barbarathor in baulicher und sonstiger (Anm. 17) Hinsicht die Aufmerksamkeit spannt. Von sonstigen neuerdings genannten Ausgrabungsorten ist Rottenbnrg am Neckar (aretinische Schalen: Anm. 21) mehr bewährt; in England zeigte Richborough (Rutupia) sich ergiebig, in Frankreich mehr denn Ein Ort (E'lourham, Cau- debec: oben S. 13*. Kunstbl. 1846 no. 25) durch grulse Münz- funde.

■') Canosa: Grofsgriechisches Grab mit römischer In- schrift: S. 10* 42' Unten Anm. 32.

'") Etruskische Städte, vermuthlicli Graviscä uud Fescenniu m, von Dennis nachgewiesen : Arcli. Z. N. F. S.3'5*. ") Museologisches aus Paris und London; oben S. 149 ff. In Berlin ward hauptsächlich das iMünzbabinet ver- mehrt (S. 41'); der Statuensammlung ward die eherne Victoria aus Cremona (Ann. d. Inst. XI, .53 ff. tav. B) hinzugefügt; die Eröffnung des neuen Museums stellt eine grolsartige Aufstel- lung der Denkmäler Ägyptens, so wie der Gypsabgüsse aller Kunstepochen in nahe Aussicht.

'■) Tho rwa Idsen's A n t i ken sind zugleich mit seinem übrigen Kunstbe.sitz nun als eins der Museen von Kopenhagen öffentlich und durch ein sorgfältiges Verzeichnifs \on L. Müller auch der wissenschaftlichen Behandlung überliefert worden. Nach Anleitung dieses \'erzeichnisses enthält diese irülier sehr un- geordnete .Sammlung zuvörderst 414 Stücke ägyptischen Alter- tliümer, sodann und hauptsächlich griechische und italisclie. Diese bestellen I. A aus 316 TLongefäfsun , darunter 155 mit

bildlicher Darstellung; ].Ji aus sonstigen Terracotten, 276 Stück. II. Sculpturen in Stein (122). IM. Goldsacheu (80). IV. Gegenstände von Silber (12). V. Bronzen (395). Sonsti- ges von Eisen (4), Blei (79), Glas (213), Knochen und Elfen- bein (28), wozu noch zwei Stücke antiker Wandmalerei und Verkohltes aus Pompeji (Körner und Bohnen) kommen. Diesen im ersten Band (216 -S.) des Verzeichnisses beschriebenen Ab- tbeilungen reilit der wichtigste Theil der Sammlung, die im zweiten Band (200 S.) beschriebene reiche und auserlesene Gemmensammlung, sich an; sie besieht aus 1695 Intagli und 133 Kameen. Die dritte, einem dritten Band der Beschreibung zureichende, Abtheilung dieses aus vereinter Begünstigung von Ort unil Zeit, Stellung und Einsicht hervorgegangenen Antiken- schatzes umfafst lediglich Münzen.

") Den assyrischen Sculpturen im Louvre und im * brittischen Museum (Arch. Z. N. F. S. 161 f. 51* ff.) gehen die reichen Portefeuilles Botlu-Fhwilinscher und Lnijaidscher Zeichnungen und die zahlreichen Abgüsse zur Seite, welche Hr. Lutlin de liiwnl durch ein eigenthümliches technisches Verfahren in Abgüssen darzustellen gewufst hat. (Kunstblatt 1847. no. 16).

'^) „Die Sculpturen des brittischen Museums wur- <Ien zugleich mit den halikarnassischen Reliefs neuerdings auch durch die im Bulleltino dell' Inst. 1832 p. 168 als vermutiili- cher Statuenrest des Mausoleums erwähnte schöne Karyatide vermehrt. Dieselbe ist 4' 7'," lang und ohne Kopf. Der linke Arm ist erhoben, der rechte gesenkt, der Kopf fehlt ; die Fül'se sind mit dicken Sandalen bekleidet, das Ganze ist mit einer gesäumten Tunica bekleidet, in Art kaiserlicher isisliguren. Auch zwei Reliefs aus späterer Zeit waren jener asiatischen Sendung beigefügt. Eines derselben zeigt einen stehenden und bewaffneten Gladiator mit der Inschrift I/.aoo; , das andre (3 Fufs breite) zwei fechtende Gladiatoren auf einer Erhöhung, unter welcher zwei in die Höhe blickende Zuschauer bemerk- lich sind. Darüber die In.schrift «ntXvO-ijaav , darunter als Namensinschrift der Gladiatorenfamilie ^-litniior Ayjli.ia (d. i. liuaCiüv li/tD.tla). Endlich ist auch von der Küste ohnweit Budrun ein Altar mit Reliefs nach England gekommen, de- ren Köpfe jedoch sämmtlich fehlen, obwohl sie in Dalton's Zeichnungen angegeben sind." (Aus Jlittheilungen des Herrn Sam, Birch],

'■') Den Sculpturen desLouvre soll aufser jenem nene- stens angelangten Junokopf eine Sophoklesstatue aus Athen be- reits im Jahr 1840 zugegangen sein; dieses in Deutschland ver- breitete Gerücht wird uns jedoch von Paris aus nicht bestätigt. "■) Clusinische Statue. Aus Chiusi berichtete Herr Ijuiiji Dci den Fund einer in seinem Besitz behndlichen fast le- bensgrofsen Slatue, darstellend eine sitzende von zwei Sphinxen begleitete Göttin, vom üblichen clusinischen weirhen Kalkstein in ähnlicher Weise gebildet wie die im Berliner Museum be- Ijndliche, zum Aschengefäfs ausgehöhlte, Statue gleicher Bil- dung und Herkunft und wie eine zweite im Museo Casuccini zu Chiusi. Diese (;ölterbildung, in welcher man, auch nach Jlafsgabe ihrer Bestimmung zu ausgehöhlten Aschengefafsen,

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eine Toilesgöttin zu eikennen längst berechtigt war, wird in ilem nenentdeckten Exemplar diircli den Zusatz eines auf ih- rem Scliofs liegenden Kindes merkwürdiger, indem uns hiedurch der Doppelsinn einer Geburts- oder Todesgiittin, einer Liliera oder Bona Dea (Abh. Etrusk. Gottheiten Anm. 74), nahe gelegt wiril. Diese Göttiu ist mit einem Stirnhand geschmückt; das nach dem Anschein nicht erst neugeborene Kind wird von ihr mit beiden Armen, linkerseits unter dem Kopf, rechterseits auf den Knieen gehalten. Das Kind, dessen Geschlechtszeichen verdeckt ist, erscheint in genäliter Kleidung, aus der es wie aus einem Sack hervorragt; die Natürlichkeit dieses Anzugs nöthigt dem Berichterstatter volle Anerkennung im Gegensatz heutiger Kinzwängung ab. Kopl und Fülse der Göttin sind eingesetzt und beweglich; dieser Umstand sowohl als ein im Rücken des Throns angebrachtes viererktes Loch, grofs genug um mit der Hand liineinzureichen, schliefst iler allgemeinen vorgedachten Bestimmung dieser und ähnlicher Statuen sich an, als Aschengefäls zu dienen, ähnlich den hie und da in ei- nen Thron eingesetzten etruskischen Kanopen (Gerhard Neuerw. Denkm. 111,1796. Vgl. Micali Storia MV, I. 2.). Die erwähnte viereckte Ölfnung ist mit einem eingesetzten Würfel desselben clusinischen Kalksteins geschlossen, von welchem bezeugter- mal'sen die als Lehnen des Thrones darcestellten Sjiliinxe (nicht auch die Göttin?) gebildet sind. Aul'serdem wird noch bemerkt, dafs der Mantel der Göttin mit dünnen Goldplättchen bedeckt war, von denen hinlängliche Spuren verblieben sind.

•■) A mazonen t o rso aus Trier (Anm. 8). Ein Abgufs desselben bildet im Königl. ."Museum zu Berlin ein würdiges Seilenstück zur vatikanischen Amazonenstatue, die aus gleichem griechischen ürbilde (Müller Handb. 121, 2) herrührt.

'") Niobiden, statuarisch in Thon: Bull. Napol. V, no.77.

tav. 3.

") Terracotten aus Cyrene: oben S. 1.51, 3.

'") GrofsgriecliischeReliefgefäfse. Über diese sehr eigenthündiche Denkmäler griechischer Thouplastik, welche neu- lich bei Hrn. GanjiuUi zu Neapel verkäuliich waren, spricht Hr. Pnnofhn mit gröfster Anerkennungsich aus, indem er zugleich die nachstehende genaue Beschreihung beifügt. „Das eine jener Gefäfse, eine schwarz geriefte Hydria, in Gnathia ausge- graben, hat mitten einen weifsen Epheukranz, oben am Hals einen Tulpenkranz. Der Fuls mit Basis ist vom Körper ab- nehmbar. Schwarze Reliefliguren in ^■ierecken uml Oblongen sieht man an verschiednen Stellen mitten im Bauch des Ge- fäfses. Herkules (?), unbärtig, steht mit dem Löwenfell in der Linken , mit der Keule in der Htcliten. Er blickt nach dem vor ihm in einem andern Feld rückschauenden laufenden Löwen. Weiter rechts eisclieint Ülyss (V) mit Tileus und flatterndem kurzem Chiton, der die linke Brust frei lälst; in der Rechten hat er das Schwert erhohen, in der gesenkten Linken die Scheide. Hinter ihm erblicken wir eine Frau mit Helm, langem Chiton, Stiefeln, in der Linken den Schild, die Rechte hinter ihm erhohen: Atliene, etwa den Odyssens gegen Feindes Angriff schützend und entführend , oder in der Nähe von Ajas. Herr Gargiulo dachte an Achill auf Skyros, doch die weiblichen Brüste sind deutlicli. Hierauf folgt der Henkel. Andrerseils stellt eine verschleierte Frau, das (Jewand oben aufziehend, vielleicht Hebe mit Herkules in Verbindung oder Penelo pc. Hinter dem gerieften Henkel sieht man einen jugendliclien Herkuleskopf mit Löwenfell, an den Seitenhen- keln Blumenornamente wie in Bronze." „Nicht minder eigen- thümlich ist ein in Lokri ausgegrabener Krater von Thon, mit Hautreliefs von wiülser Färbung; die Grundfläche des [in seinen Stücken wolderhaltenenj (Jefälses ist gelbweils gleich at- tischen Lekythi'n; ein (Mkranz läuft um den Hals, ein Mäander auch gemalt dient als linden der Scene. Theseus bekämpft den links sinkenden M inotaur, hinter welchem ein Baum oder eine Grotte sichtbar ist; andrerseits steht abgewandt Ariadne, |nach Gargiuhi's Angabe mit einem Knaul in <ler Hand]. Der Kopf fehlt. Die Rückseite zeigt den ()edi|)us mit einem Pelasus und einer Chlamys, den Schild am Boden, in der Rechten die Lanze, vor der Sphinx auf ihrem Fels. Links steht ein Jüngling mit einem Schild in der Rechten: seine

Linke ruht auf dem Fels." „Ein drittes ebendaselbst be- ündliches Getals von Thon zeigt in statuarischer Abrundung einen knie enden Silen mit weilsem Haupt- und Barthaar, rnthem und blauem Eplieukranze und rothen Korymben ; Ge- sicht und Körper sind ebenfalls rotli. P> trägt mit beiden Hän- den auf dem Kopf einen Modius mit bemallem Olivenkranz oder wie die Polos-Scheibe des Atlas; die Figur ist hohl wie ein Rhyton. Der Mangel einer Silensnase hindert uns Silenos- Pappos, gestützt auf grauen Kopf und Bart, hier zu erkennen : weshalb wir vorziehen, ihn als Daimon Agathos, als „Se- gengeber" uns zu denken." Entsprechende Notizen über diese merkwürdigen Gefäfse waren uns sclion früher (9. Jan. 1847) von Hrn. Gargiulo zugegangen. Dei^elbe spricht dabei unter andern auch die auf einer Aufserung Hrn. Stüler's be- ruhende Ansicht aus, die weils gefärbten Figuren des lokri- schen Gefälses möchten ursprünglich versilbert gewesen sein. Zugleich wiril des Umfangs gedacht, den Hr. Gargiulo's Samm- lung Ivon Terra-Cotten gegenwärtig erlangt habe; sie zähle 70 Ciefäfse in verschiedener Rhytonsform, 200 statuarische Werke, 60 Lampen mit Reliefs, im Ganzen an 500 Stück.

^') Aretinische Gefäfse. In dieser so häutig, be- sonders auch aus riieinischen Ausgrabungen, bezeugten als für Erudition gemeinhin unergiebigen Kunstgattung verdienen die neulichen Funde von Kuttenbiirij (Anm. S) einige Aufmerk- samkeit. Unter den dort gefundenen zahlreichen Schalen ist allerlei Bildliches beachtenswerth z.B. Venus welcher Paris den Apfel reicht, hauptsächlich aber „Janus mit einem Sack auf dem gebeugten Rücken, vorwärts schreitend, unten mit auf- gedrücktem Stem|iel CONSIVIVS." Ungeachtet in den In- schriften solcher Stempel Namenserklärungen fast oline Aus- nalime (Oenone : Millingen Uned. II, 18) fehlen, so liegt es doch hier allzu nahe, sofern im Übrigen Janns unverkennbar (?? d. h. mit zwei Köpfen versehen, worüber keine Notiz) ist, an den Janus Consivius aus Macrob. Sat. 1, 9 zu denken. An manniclifaltigen Fabrikstempeln fehlt es niclit. Vgl. AUgein. Preufs. Zeitung 1847 no. 3-34.

'■') Statt Erzfiguren neuen Fundes melden zu können, holen wir hier nach einer älteren brieflichen Mittheilung aus Athen (30. IMärz 1845) die Notiz einer in Korintli gefundenen und nach England gegangenen merkwürdigen Bronze nach. Dem verelirlichen Berichterstatter ward erzählt, auf einer run- den Platte sei ein Thron, von vier Löwenköpfen getragen, be- festigt gewesen ; auf diesem Thron safs eine weibliche beklei- dete Figur [KybeleV] mit einem Diadem [Stephane?] und pyramidalem Hauptschmuck [Modius?]. Über dem Thron safs ein Hund.

■■') Chirurgisches Erzgeräth hat zu reicher Ver- mehrung des im iVIuseo Borbonico bereits belindlichen ähnli- chen Vorraths auch neuerdings in Pompeji (Anm. h) reichlich sich vorgefunden, unil die Bestimmung desselben nimmt, v\ie aus Neapel versichert wird, ilurch unermüdliche Ausdauer der Herren Qiinrnnta und Vulpcs nun seit bald anderthalb Jahren die Thätigkeit der herkulanischen Akademie grofsentheiles in Anspruch.

") Silberschale aus Rufsland: Arch. Z. N. F. S. 44*. Vgl. dieStroganoll'scIie: Arch. Z. Taf. X.

■'') Etruskische Spiegel. Mehrere räthselhafte In- schriftspiegel (Toilette der Venus? Eos und Keplialos? S. 6" S. 9*) sind durch Braun's Bericht kund geworden, andre (S. ISfif.) durch ihre Versetzung ins brittische Museum.

•'') Vasenbilder neuesten Zuwaclises: hauptsächlich von Rrnun in den Protokollen des arcliäologischen Instituts (Arch. Z. N. F. S. 1* :i7' 11.) und, in Folge seiner neulichen ilaliäni- schen Reise, von Piinnfkn beschrieben (Ebd. S. 17* (f.), dessen Notizen über napoletanische Sammlungen in diesen Blättern fortgesetzt wenlen; von Ciini/iriHre's aus den Gräbern von Cäre entnoinmenem Vasenbesitz ist nichts Neueres kund geworden. Als anziehendste neue Funde dieser Kunstgattung können wir ilemnach die folgenden bezeichnen. Von archaischen Ge- fäfsbildern eine Amphora, nach alten Inschriften auf Kastor und Polyileukes im väterlichen Haus bezüglicli (S. 24') und der Dop pcldionysos einer Kylix (S.2j*). Unter den neuer-

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scliienenen freieren S tyls steht obenan das Sk>|iliosl)il(l von Eos nnd Tithonos, Priainos iiml Dardanos mit der statt- liclieri Sentenz. Ov navjüi nrri KüiiirOm (S. 22*), nnd ineliiere andere ebenfalls anf Schalen liclindlicli: die zwiilf (Gott- heiten mit Inschriften (S. l"f), jetzt im hrittisclien Musenni, Pasi|)liae und Minotanros (l'hiale S. 22 f ), ferner das a|]uli- sclie Inschrifthild A |ih ro di ten s und ihrer (Jefährtinnen (IJnll. Napol. no. 74), dein das seltsame Kumlhild eines apulischen Krngs, Paris mit Pallas, Hera nnd „Helena" vereinigt (Bull. Naji. V |). 91 tav. VI) sicli anschliel'st. In ähnlicher Weise merkwürdig, bei geringerem Kunstwerth, ist das von Gotthei- ten zu Wagen begleitete Parisurtheil eines dreiheukligen für das Museum zu Neapel angekauften Gefälses aus Capua (Bull. Nap. V p. lOi); nicht uiimler anziehend ilurch Darstel- lung als durch Kunstwerth der schöne clusinische Doppelkopf (Dionysos-Apollo oben no. 8), jetzt im Berliner Museum. '") Fnndörter der Vasen. In dieser Bezieliung wird eine Notiz Panofka's über die von ihm besuchten Grabungen bei S. Maria di Capua [dort und in Caserta auch Vasen- saminlungen , der UH. Patturelli u. a. m.] hier ihre Stelle linden, obwohl ileren Ausbeute nur mäfsip lohnte. „Merkwür- dig (schrieb Hr. P. aus Neapel 28. Juni 1S47) ist in den dort gefundenen Vasen die gleiche Mahl der Mythen und gleiche Form der Vasen , die wir durch noianische Gräber vorzugs- weise kennen gelernt haben; dagegen, wenn auch der Firnils bisweilen noianisch ist, erscheint die Zeichnung der rotlien Figuren doch immer viel inittelmäfsiger, und die Frauengesichter sind dnrchgehends hälslicli, fast Karikatur. Nächst einer Diota mit Kos undKephalos und einer andern mitBoreas nnd Orithyia verdient um des Gegenstandes willen ein Stamnos mit rothen p'ignren eine genauere Beschreibung. An einer dorischen unkannelirten Säule erblickt man den bärtigen Kopf des Dionysos im Prolil rechts, statt des Körpers Maiiteleinhül- lung und drei aus dem Gewände emporspriefscnde Epheuzweige, welche an Dionysos Dendrites erinnern können. Vor ilim schreitet zurückschauend die langhaarige, myrtenbekiänzte Dione, die Arme ganz eingehüllt, hinter ihr epheubekränzt ganz eingeliüUt Ariadne. Die Rückseite desselben Gefälses zeigt eine Flötenspielerin einer rückblickenden P>au mit einer Haube folgend; hinter ihr gelit links eine rückschauende .lung- frau fort, das Haupt mit einer Tänia unibnnden, die Linke erhohen. Eine Ähnlichkeit dieses Vasengemäldes mit der be- rühmten Bacchantinnenvase im Neapler Museum hinsichtlich des eigenthüinlichen Bacchusidols leuchtet auf den ersten Blick ein. Kin kleiner Stamnos zeigt Dionysos mit Pantherfcll über dem kurzen Chiton, Stiefeln, Myrtenkranz und dicker Binde, den Kantharus in der Linken, den Thyrsus in der der Hechten. Voran schreitet Ma rsyas llötend mit einer Phoi- beia, deren Kiemen oben um die kahle Hälfte des Kopfes geht I coptstivHm ); links hinter Dionysos belindet sicIi eine Frau mit Thyrsus nnd Oenochoe. Eine Diota mit rothen Figuren gleicher Herkunft zeigt einen bärtigen häfslichen Krieger, das (iesiclit in dem Helm verstockt, mit rundem ar- golischem Scliild , Lanze und Beinschienen , in gebückter wie Gnade bittender Stellung; auf der Kückseite eine bekränzte bärtige Mantelfigur. Eine von dem Verkäufer mir mitgetheilte Vermuthung, Thersites sei hier dargestellt, der den Aga- memnon geschmäht habe, schien mir nicht ganz abzuweisen." '") Pomp ejanisc he Wandgemälde im Hause iles M. Lucretius: Panol'ka Arch. Z. N. F. S. 2(> If. 109 If. 14111'. 49* f. 60. Ebendaselbst <lie grofsen Gemälde der fackeltragenden Ceres uml des mit einer Nymphe gruppirten Atys (Bull. Nap. no. 7J).

''') Griechische Inschriften: unter den von Ussing bekannt gemachten hau|>lsächlich thessalisclie Kataloge von Freigelassenen unfl attische Staatsurkumleu, deren eine die Zutlieilung des Bürgerreclits für Thrasybul von Kalydon ent- hält. Vgl. r.ergk Zeit. f. Alt. 1847. Dec.

'") Etruskische Inschriften. Grab der Tar<|uinier; Bull. 1847 p. :>r)ss.

") Kömische Insch ritten vorzüglich beachtenswerth waren: die aus I'lclanuni herrührende metrische eines Komü-

diendichters, die nächst Tli. Mommsen (S. 2*) im Bonner Herbstprogramm durch F. Kitschi gründlich behandelt worden ist; ferner eine napoletanische zu Ehren des Bacchus Hebon (S. tj'), dazu die zahlreichen von Campana entdeckten Giab- inschriften (S. 43*).

'■) Insclirift zu Canosa: Bull. d. Inst. 1847 \>. 122. Oben S. 10'. 42».

■") Messapische Inschriften. Hierüber äufserte Dr. Th. Mommsen zugleich mit Probe<lrücken jener am 2ö. April 1447 der Königl. Akademie der Wissenschalten zu Berlin vor- gelegten wichtigen Sprachdenkmäler sich folgendermafsen : „Die Inschriften aus den Provinzen von Otranto und Bari, die auf den beiliegenden Kupfertafeln gestochen sind, sind fast alle unedirt uml bis auf die eine von Vaste, die bei Gru- ter (14.'), ü) und bei Lepsius (Inscr. ilal. tab. XXVIII; unter den falschen) steht und öfters in Deutschland behandelt ist, bei uns völlig unbekannt. Ihre Echtheit ist bei einigen zwar zweifelhaft, bei vielen aber durchaus unanfechtbar; die von l''asano uml Ostuni habe ich selbst gesehen, das kleine Ge- fäfs aus Kugge sogar gekauft und wird solches nächstens ans Königl. Museum zu Berlin gelangen. Keinem Kenner wird es einen Augenblick zweifelhaft sein, dals hier die Reste eines eigenthümlichen italischen Dialekt vorliegen, der namentlich von dem oskisch-samnitischen radical verschieden ist. Eine ansllihrliche sprachgeschichtliche Untersuchung, welche die Annali des archäologischen Instituts (Jahrgang 1846. Vergl. BuUettino 1S47 p. l:J4ss.) bringen werden, sucht die Stellung dieses Dialekts zu ermitteln und kommt zu dem Resultat, dafs, während die Dialekte der Lateiner, der Umbrer und der aus Mittelitalien in die südlichen Provinzen übergesiedelten sa- bellischen Stämme ein eigenthümliches System der mittelitali- schen Sprachen ausmaclien, dieser messapische Dialekt den Urbewohnern Süditaliens vor den griechischen und sabellischen Einwanderungen angehörte; dafs er durch diese auf Apulien und Kalabrien (in der römischen Bedeutung) beschränkt wurde; dals er in A()Ulien sich ums fünfte Jahrhundert der Stadt in das ihm homogene Griechische umsetzte und dieses dort zur Landessprache machte; dals er aber in .lapygien bis auf Au- gust in seiner barbarischen Gestalt fortbestand. Von Inter- pretation kann noch kaum die Rede sein; docli ist mit Wahr- scheinliclikeit festgestellt, dafs A^ und O— zwei inasculine Nominative, AIlll und Uli (das II mit Consonantischer Gel- tung genommen), die diesen Nominativen correspondirenden Genitive sind und lN(-)[ und bedeutet." Über die frentani- sche Insclirift aus (Jrtona vgl. oben S. 39*.

") Als L i t te ra t u r bericht über die Fortschritte der Archäologie darf ein sorgfältiger Aufsatz von Cli. M'alz in Schneidewin's Philologus I S. 732 If. nicht unerwähnt bleiben. Im Übrigen und für den uns nächsten Zweck bezielien wir lins für die hier berührten Litteraturnotizen auf W. Knner's bibliographische Verzeichnisse in den Beilagen dieser Zeitung.

'') Gelehrte Gesellschaften. Von den Werken des archäologischen Instituts ist der ISte auf IS4() lautende Band bereits seit Jahr und Tag veröll'entlicht; der lilte(I847) wird in Paris gedruckt und ist von dort nächstens zu erwar- ten. Erfreulich ist es dals in den X'erhandlungen der ileutschen P hilolüge n Versammlungen auch archäologischen Steifen im- mer mehr Keclit widerfährt (S. 43*, 3). Von akailemischer Thätigkeit ist die Archäologie aufser Berlin (Auni.37. 52) und London (Anm. 52) auch in Brüssel betliätigt worden (Anm. 48. h'l), von wo auch die Preisfrage über die Basiliken (Anm. 42) ausging. Hier ist ilenn auch das Bulletin einer ilurch K.Kuhnn'i unermüdlichen Eiler neugegründeten numismatischen Gesell- schaft zu .St. l'etersbiirg dankbar zu erwähnen.

'") Von Zeitschriften wurden früher bewälirte, B u I- lettini zu Rom und Neapel, in Deutschland das K liein isch e iMuseuiu, die Zeitung für A 1 te r th n ms w i ss e n s cha ft und das Kunstblatt, mit gleichem Erfolge fortgesetzt; die Pariser „Revue arch eologique" wendet immer mehr dem Mittelalter sieh zu.

'') Mythologische Abhandlungen: Gerlinnl Über die

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Gottheiten der Ktrusker (BerI.Akacl.lS45"); JaTin über Lyko- leus; Nitzsch Eleusinia; Schömnnn Über das Ideal der Hera. '") Jerusalems Topographie: neuerdings bearbeitet von Krnfft und Fergtisson, im Druck belindlich liir Ritters Erd- kunde, welcher zugleich einen sorgfältigen Plan von Herrn. Gadow benutzt hat.

'') Geschichts vereine: deren Litteratur von W. Koner in Schmid's historischer Zeitschrift gegeben. Erwähnt ward der Pfälzische, dessen Schriften wir den HH. Hnlm und Jäger ver- danken (S. 43% 4).

*") Dem Mittelalter fast mehr als der römischen Vor- zeit sind nun auch, vom elften Heft an , die regelmäfsig fort- schreitenden Jahrbücher des rheinischen Vereins von Alter- thumsfreunden gewidmet. Vgl. Anm. 36. *

"') Basiliken: wozu auch ein neuliches Programm von ürlichs (S. 59'J.

'•■) Thymele: oben S. 42».

■") Westlicher Parthenonsgiebel. Im Gegensatz mit O. Müller und mit Welcker's im Classical Museum no. VI ausgesprochener Ansicht gründet der /y?o;/(/'sche Aufsalz in no. XVIII derselben Zeitschrift seine neue Erklärung haupt- sächlich darauf, dals nacli Pausanias nicht sowohl eine auf Götterstreit bezügliche Scene, sondern Athenens ifnd Poseidons Streit selbst dargestellt war, dafs Poseidon nach Apollodor durch Überfluthung schreckte, Kekrops aber, den seine Familie umgibt, als Richter (Apollod. 111, 14, I, 5) zugegen war, end- lich dals für Anerkennung des Kekrops in der von Welcker auf Herakles umgedeuteten Figur durch das zupassende Frag- ment eines Schlangenfulses ein sichres Zeugnifs gefunden sei.

*') Harpagosdenkmal (Arch. Z. no. 22) in gedrängter Kürze von Welcker Bull. P-47 p. 66ss. und zu Müller's Hand- buch §. 128* neu besprochen. Es wird gellend gemacht, dafs die dargestellte Stadteinnahme mit Herodots Erzählung von der Eroberung von Xanthos nicht stimme, wonach denn die Scene des Frieses auf Eroberung einer der Nachbarstädte ge- deutet und den Nereiden zufolge auf einen der mit .Schiffahrt verbundenen Kämpfe zu des Euagoras (Ol. 98, 2) Zeit zurück- geführt werden.

*'■) Griecliische Grabreliefs. Leider waren dieser tiei- l'sigen Untersuchung die in der „Revue archeologiqne" befind- lichen Verhandlungen noch nicht zu statten gekommen, so dafs eine neue Revision des Gegenstands, mit möglichster Voll- ständigkeit der dahin einschlagenden Denkmäler Avünschens- werth bleibt.

") K. F. Hermann: ,,Der Knabe mit dem Vogel" (Gott. 1847. 4). Der sehr dankenswerthen Bekanntmachung dieser schönen Knabengestalt mit Eadegeräth und Amulet-phallus am umgehängten Riemen und ndt einem Vogel in der ausgestreck- ten linken Hand ist eine gelehrte .Ausführung über italische Herkunft und Votivsitte, hauptsächlich jedoch über den Vogel beigegeben, dessen Bezug auf erotische und sonstige Alltags- scherze für überwiegend erkannt wird. Auf Vergleichung mit den angeblich tagetischen Knaben ist nur in sofern eingegan- gen, als eine mögliche Augurienbezielning S. 21 schlechtliin abgelehnt wird; eben sowenig ist die Gräberbeziehung beach- tet worden', die theils auf griechischen Stelen (ilattern<Ier Vo- gel in des Jünglings Hand, Müller Denkm. I, 127, etwa als Taubenopfer der Gräbervenus) tlieils im häufigen Vögelpaar römischer Grabsteine wiederkelirt, dessen Deutung auf die Ma- nen immer noch eben so unwiderlegt als unerwiesen ist.

"") Den Ficoroniske Cista beskreven og forklaret af P. 0. Bröudsteil. Efter allerhöieste befaling udgivet af N. V. Dorph. Kiöbenhavn 1847. fol. 14 S. 7 Bl. fol.

"') C. Bock im Bulletin de l'Acad. de Bruxelles Xlfl no. 12. Nämlich aus der bei Sirmond bekannt gemachten Gedichtsamm- lung Theodulphs Bischofs von Orleans, Zeitgenossen Karls des Grolsen. Als Werkzeug gerichtlicher Bestechung wird dort ein kostbares Silbergefäfs beschrieben, auf welchem eine Anzahl von Thaten des Herkules abgebildet waren , nämlich die mit Antäus und etwa der Kampf mit Cacus, der Kampf mit Ache- lous und Nessus, und die Verbrennung auf dem Oeta. Nach Hrn. B.s Vermuthung hätte das Gefäls ursprünglich in einem Herkulestempel zu Nismes gedient.

*'J Inschrift von Canosa v. Jahr 67 v.Chr.: oben Anm. 32.

''") Mit der Nachweisung thurischer Lekj then : oben S. 45*.

'^') Beschreibung von Vasen der HH. Braun, Basseggio, C'apranesi zu Rom, Santnngelo, Betti, Temple, Bnrone, Gargiulo zu Nea|)el: Anm. 26.

'•) Vasenerläuterungen. Namentlich von BtrcA über Agamemnons Streit mit Achill (S. 44*, 1); von O.Jahn anfser den „Archäol. Beiträgen" auch in dem akademisclicn Aufsatz über ein komisches Perseusbild des Museums zu Leipzig, und zugleich über andre auf Satyrdrama beruhende Vasenhilder; von I'anofka in Abhandlungen über Vasenbilder von Dionysos und Poseidon, von l^erseus und Gräa, von Zeus Basileios und He- rakles Kallinikos; dazu die vermischten Vasenerläuterungen, die Mineroini im ßullettino Napoletano und Roulez im Bul- letin der Brüsseler Akademie (daraus zusammengestellt in des- sen „Melanges") zu geben fortfahren.

'■'') Münzsammlung des Freiherrn vun Prohcsch-Oslen zu Atlien. Daraus die corcyräischen Münzen (Mon. d. Inst. IV, 31) und die in der Archäologischen Zeitung fortgesetzten Inedita (N. F. Taf. VIII).

^') M u n zerklär u ng. Unter den dahin einschlagenden Verhandlungen blieben hauptsächlich die Münzen von Kau- lonia betheiligt, welche seit unserm letzten Aufsatz über die- sen Gegenstand (.S. 120 fr.) wiederum eine neue scharfsinnige Deutung Minervini's (Bull. Nap. IV, 133 ss.) erhalten haben. Statt des Apollo und Aulon vermuthet derselbe einen Hylas, auf dessen Händen einjBoreade spiele. Unterstützt wird diese Deutung hauptsächlich durch das auf Wald und Gewässer bezügliclie Beiwerk jenes berühmten Münztypus, durch des Hylas Jagd und seine Rast bei einer Quelle (Valer. Fl. I, 533. Propert. 1,20,24) und durch die von Properz zugleich erwähn- ten Scherze des schönen Jünglings mit den Boreaden (Prop. I. 20, 2.J : hunc super et Zethes, hunc super et Calais .... und ebd. 30: et volucres ramo submovet insidias), bei denen hauptsächlich das Milsverhältnifs der kleinen zur grolsen Ge- stalt störenil bleibt, ohne dafs die Bedeutung des Hylas durch dessen krotonische Geltung (Rochette Mem. num. p. 2ss. Mil- lingen numism. Ital. p. 26) hinlängliches Gewicht zur Münz- darstellung von Kaulonia nachweist. Auch Bcrgk^s über- raschende Wendung des Münzräthsels von {xi)(i>iiüi' zum Arion von Thelpusa (oben S. 36*) und Cavedoni's Erklärung mnr- slsclier Münzen (Bull. Napol. no. 71) dürfen hier nicht un- erwähnt bleiben.

'') Messapisches von Momtnsen (Anm. 33) im 20sten Band der römischen Annalen, üebersichtliches über altitali- sche Dialekte von O. C'urtius in der Zeitung für Alterthums- wissenschaft.

lliezu Tafel XIH der Neuen Folge: Ajax und Kassandra, Vasenbilder.

Druck und Verlag von G. Keimer.

Herausgegehen von E. Gerhard,

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M 14.

Neue Folge.

Februar 1848.

Ajax miil Kassaiidrn. Museum Santangelo (Vasensammlung.)

I.

Ajax und Kassandra.

Hiezii lue Abbililiingen Tafel XIII. und XIV.

Mii jenen Anfängen unsrcr arcliäologischen Litte- latur, als Heyne's Schüler die Ercolanesi und Ha- miltons Vasenwelk sUidirten und Böltiger, der jetzt undankbar vergessen wird, die französische Küche seiner Gelehrsamkeit an Festtagen dampfen liefs, ward ein zu Weimar befindliches unteritalisches Ge- fäfs, die Sage von Ajax und Kassandra darstellend (XIII, 4. 5), als ein besonders schützbares Denkmal altgriechischer Kunst gepriesen. Gegenwärtig, da öfters ein IMonat uns grofsere Ausbeute bringt als damals ein Lustrum, Uifst man sich schwerer befrie- digen; doch möchte es wohl an der Zeit sein, je-

nes dermalen hintangesetzten Vasenbild zum An- lafs neuer Belehrung über sonstige Kassandra bilder anzusprechen. Arktinos ^) und der Bildner vom Kasten des Kypselos *) sind als iilteste Zeugen die- ses später entstellten-') Mythos, den auch die Ta- bula lliaca *) nicht ausschliefst, eine Reihe archai- scher Vasengemälde als anderwärts vorgeführte Be- lege desselben »), Vivenzio's Prachtgefäfs als ein auch dahin einschlagendes ftlusterbild aller berühmten troischen Zerstörungssccnen ') unsern Lesern ver- muthhch nicht unbekannt; diejenigen Gefäfsbilder aber, welche im .Styl vollendeter Zeichnung jenen berühmten Gegenstand ausschliefsHch oder doch vorzugsweise behandeln '), scheinen der Zusammen- reihung bedürftig zu sein, die wir mit Voranstellung eines verwandten archaischen Vasenbilds in den vorliegenden Tafeln bewerkstelligt haben.

Taf. XIII, 1 3. Das gedachte unedirte archai- sche Kassandrabild ist einer zur Stelle befindlichen ''j

') Ueber den Kaub der Kassandra von A. Meyer und C. A. Bottiger. Weimar 1794. Ungenau wiederholt bei Uubois- Maisonneuve \i\. XVIII. \'gl. Anm. 15.

•J Arktinos nach Proklos: KaaauräoKV 3i Ai'ttg 'Oii.iojg TiQog ßlciv unoaniöv nvvfif tlxtrai ro ifjg 'Aü-rjväs löncoj'. Vgl. Iiuri|). Troad. 70 (fi/zf). l'aus. X, 26, 1 (la/ttixt). Virg. Aen. II, 403 (Irnhebatiir). Dictjs V, 12 {(ibslrahit). Ueber den IXurix^/ÄOS Bottiger 1!. d. K. S. 46.

') Paus. V, 19. I ; _-/;'«; Kitaafd'oiiv t'cn ',l!J>jrut«g Aqy.- (>us '0./!tof. Kin folgeniler INIouient, Kassandra mit dem ge- fallenen Palladium auf <lem Schools sitzend und Aias vor den griechischen Heiden seinen Frevel abschwörend, war in Po- lygnots Lcsche dargestellt {['aus. X, 26, 1). Vgl. Bottiger R. <l. K. S. 38 11. Kochette Mon. p. 321 II'. Welcker Ann. V, 158 II. Müller Handb. S. 668. Gerhard Vasenb. III S. 147.

') Dafs Kassandra durch Ajax nicht nur vom Pallasbild znr (ielangensclialt gi'schle[iiit, sondern aueli mitton im lleiligthume der Giittin geschändet sei, ist die vermuthlicli von Kallimachos (Sciiol. II. XIII, 66) verschuldete und den späteren Dichtern

(Qnint. XIII, 422. Tryph. 647. Tzetz. Lyc. 36.5) beliebte Ausspinnung dieses Mytlios. Vgl. Welcker Griecli. Trag. \>. 163 SS.

'•) Tabula lliaca: Miliin. Gall. CL, 558 no. 102. 103.

') Gerhard Etr. u. Kamp. Vas. XXII f. Auserl. Vas. III, 228. Dort sind S. 147, 48 neun archaisclie Gefäfsbilder dieses Mythos aufgezählt.

") Vivenzio'sche Vase mit der letzten Nacht Troja's: Miliin. Gall. CLXVIII, 608.

") Die von Welcker Ann. V, 158 und in neulicher, durch diesen und einen folgenden Aufsatz nun ausgeführter, Note (Ger- liard Vasenb. III, S. 148, 49) erwähnten Kassandra-Bilder mit r 0 tlilich en P'iguren folgen sämmtlich hienächst. Das Original der von Laborde (Vases Lamherg II, 24) aus der ,,Bibliotlieque da Roi" erwähnten Tischbein'schen Zeichnung ist vennulhlicli eins und dasselbe mit der Weimarischen Vase.

") Im Besitz des Herausgebers, etwa einen Fufs hoch. Die überdache dieses Gefäfses hat hie und da, besonders in der Figur des Hermes gelitten, dessen Kopf sammt dem Ober-

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Amphora entnommen, welche mit wenig Besonderhei- ten die übliche Hauptfigur ähnlicher Darstellungen wiederholt. Als räthselhatte Eigenthümlichkeit tritt zwar hier sogleich die Nebenfigur des Hermes uns entgegen'"); durchaus typisch aber und einer Er- läuterung kaum bedürftig ist das ganze übrige Bild, bestehend aus der Figur Kassandras, die mäd- chenhaft ' ') klein, vom grofsen Scliilde der Göttin überschallet, einer lanzenschwingenden Pallas zu Füfsen hegt, und ihres Verfolgers Ajax, welcher, der schreckbaren Göttin gegenüber, ohne Waffen- gewalt '^) in Stellung und Geberde drohend er- scheint. Das Reh auf der Göttin Schild ist als Be- zug auf Kassandra's scheue Jungfräidichkeit leicht verständhch, das Gegenbild eines theseischen Ama- zonenkampfs ") wohl gewählt um derselben jung- fräuhchen Beziehung sich anzueignen, das Ganze aber ein Musterstück, um den nächstfolgenden Beispielen gleichbedeutender aber im Style der Kunstvollendung gefafster Darstellungen zu erläu-

terndem Gegensatz zu gereichen. Namenthch pflegt dieser Gegensatz für Kassandra, welche erwachsen, ferner für das Palladion stattzufinden, welches hier und in ähnlichen archaischen Bildern »*) der leib- haftigen Göttin Pallas ganz gleich kommt; dagegen die ähnlichen Bilder entwickelter Kunst die Priamos- Tochler in blühender Jungfräuhchkeit, das Götter- bild als alterthümliches Idol in untergeordneter Gröfse hoch aufgestellt zeigen.

Taf. XIIl, 4. 5. Wie das vorige Bild uns den wenig erweiterten Typus archaischer Kassandrabilder vor- führte, zeigt das durch Böttiger und Meyer ' ^) be- kannte wohlgezeichnete '*) Weimarische Oxyba- phon unteritalischer Herkunft ") uns die einfachste Gruppirung, in welcher derselbe Mythos im Style vollendeter Kunst zu erscheinen pflegte. Ajax mit schlangenverziertem ") Schild, doppelt gespitztem Speer '«) und leichler Chlamys versehen, sonst un- bekleidet, hält bei den Haaren die ebenfalls leicht bekleidete^") Königstochter gefafst, die mit ausge-

tlieil des Caduceus Tielleiclit aiicli von Ergänzers Hand her- rühren; doch ist die früher (Vasenb. IH S. 147. iSg) bezwei- felte Gültigkeit dieser Figur auch durch Kleidung und Fufs- beüügelung gesichert.

'") Naclidem wir so eben ans äufseren Gründen diese Fi- gur gesichert haben, müssen wir es daliin gestellt sein lassen, inwiefern eine Botscliaft des Hermes etwa den Frevel an Kassandra als Wendepunkt der für die Griechen obwaltenden Güttergunst zu bezeichnen hier mythisch erklärbar sei.

") Kassandra erscheint noch als Kind: ein Umstand, der durch das grofse Schild der Göttin veranlafst und lediglich der zum Theil geflissentlichen Unbeholfenheit ähnlicher ar- chaischer Zeicimungen beizumessen ist.

") Mit kurzem Chiton und einem Wehrgehenk angethan ist diese Figur des Ajax oline Schweit in der Rechten gelas- sen, vielleicht nur aus Nachlässigkeit; sein linker Arm ist lei- denschaftlich erhoben.

'^) Auf der Gefäfsform no. 2 abgebildet.] Neben der Gruppe von Theseus und Antiope erscheint jederseits eine Mantelfigur mit aufgestütztem Stab, die zur Linken vielleicht bärtig, so dafs man an Aegens denken konnte (\'asenb. III, S. 147); doch mögen wol nur Palästriten gemeint sein, wie sie als müfsiges Nebenwerk dann und wann neben mythischen Gruppen sich linden.

'■') Als 'I'heilnehnierin an der Handlung in einer die übri- gen Figuren überragenden Gröfse erscheint Pallas am deut- lichsten auf der Berliner Kassandra -Vase no. 1643 (Ktr. u. Kamp. Vas. XXII); eben so als Kmpfiingerin des panathenäischen Festzugs auf der Vase no. (j4<J (libd. Taf. I), und in allen

panathenäischen Preisgefäfsen, wo ihr Bild die Hauptseite füllt. Dem Archaismus der Kunst scheint diese Mitwirkung der Göt- terbilder so natürlich zu sein, dafs sich fragen läfst, ob ir- gendwo in archaischen Darstellungen ein Götteridol als solches, in nntermenschlicher Gröfse hoch aufgestellt, nachweislich sei (die Troilosvase EtJ. u. Kamp. Vas. Taf. E, 5 kann nicht zäh- len); statt dessen scheinen die Götter, auch wo es nur ihre Abbilder und Gehäuse {Hfrj: Weicker Sylloge p. 4. Rh. Mus. HI, 6IÖ) sind, in voller Göttergestalt zu erscheinen, etwa wie auch der Schatten der Abgeschiedenen ihrer im Leben beses- senen Gestalt vollkommen zu gleichen pflegt.

''') Raub der Kassandra. Weimar 1794. 4. Im Nachstich bei Dubois Maisonneuve pl. XVIII ist Mchreres verfehlt, so- wohl in Kassandra's Bekleidung als auch in den Speeren und sonstigem Nebenwerk.

"') Die Zeichnung analysirt Meyer R. d. K. S. 12 nnd verschweigt, indem er sie rühmt, nicht das Versehen, dafs Ajax und Pallas am rechten Arm linke Hände habe.

'") Meyer S. 10 weifs nur, dafs das Gefäfs von Venuti kam, der es einzeln erwarb.

") Diese mit Mühe erkennbare Schlangenverzierung setzt Böttiger S. .^4 in Bezug auf die Wunderschlange, die Ajax mit sich zu führen pflegte (Philostr. Her. VIII, 1).

") Bötliger S. 50 f. nimmt von diesem Speer Anlals, die Sitte oben und unten gespitzter Speere (Gerhard Vasenb. III, S. 8, 28.) zu erläutern ; doch scheint liier nur ein Querhaken gemeint zu sein, wie auch im nächstfulgendeu Vasenbild (Anm. 26).

'") Alit kurzem Untergewand, welches im Nachstich bei Diibüis-Maisonneuve willkürlich abgelöst ist.

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streckten Armen vergebens sicli iliin zu entwinden sucht. Mit dem rechten Knie auf dem Altar der Ciüllin fufsend, gehngt es ilir nicht das Palhidion zu umfassen, das liier in Seilenansiclit, lanzenscliwin- gcnd, nut Helm, Schild und breitgcgiirlelem kurzem Chiton versehen, auf dem Obcrlheil einer ionischen Säule stehend *'), dem Frevler droht. Nebenher ist, einer Fflanzenverzierung zu geschweigen ^^), ein !)ildlich verziertes bacchisches Tympanon ^') aufge- hängt, in allgemeinem Bezug auf die bacchische Anwendung ähnlicher Gefafse, wie die Mantelfiguren auf der Kehrseite des Gefäfses, auch nach der auf- gehängten Oelflasche zu urlheilcn, der paläslrischen Beziehung desselben gelten ^•').

Taf. XIII, 6. 7. Etwas ausgedehnter ist das dritte der vorliegenden Gefafse, welches ebenfalls einer deutschen Saunnlung, der jetzt im Kaiserlichen Mu- seum zu^Vien befindlichen, Lambergischen **) an- gehört. Hier erscheint das Palladion, mit Helm, Speer und Schild gleichfalls versehen, doch lang- bekleidet und friedlichen Ausdrucks, als Mittelpunkt in der Hübe des Bildes: nämlich auf hohem Unter- satz, auf dessen Stufen Kassandra, vollständig be- kleidet, beim bewaffneten Schutzbild der Pallas^«) sich niedergeworfen hat; sie umfafst es mit ihrer Piechlen , während ihr linker Arm gegen Ajax ge- wandt vergebliche Ai)wehr sucht. Dieser ist der Fliehenden gefolgt, wie sein herabgefallener Spitz-

■•') Götterbilder auf Säulen auch sonst: Zoega obel. ]).2J8. Den Anachronismus des ionischen Kapitals bespricht Biitti- ger S. 70 f.

'■') Meyer (R. d. K. S. 73) sieht darin eine heilige Pflanze, etwa im Vorhof des Tempels, „den Ort zu bezeichnen, wo die Gescliichte vorliel." Aber schon Eötliger (S. 72 f.) dachte minder phantastisch darüber.

") Von Biiltiger R. d. K. S. 72 als Votivschild bezeichnet

"') Mantelfiguren, palästrisch: ebd. S. 74 11'. (Kapp.volc.p. 52.156s.) Das aulgehiingte Oelgeiafs, das l'asseri für eine zu- sammengekugelte l'rätexta genommen hatte, gilt S. 79 dort eben so irrig für ein „Opfergefals" mit herabflatternden Bändern.

'^) Laborde Vases Lamberg H, 24. Müller Denkm. I, 7.

'") Dieses Palladion ist vom sonstigen Archaismus ähnli- cher Idole fast unbetlieiligt. Ein grofser Schild ist ihm in die linke Hand gegeben, während die Rechte einen Speer gezückt hält; an diesem ist der oben Anm. 19 erwähnte Quer- haken deutlich zu bemerken. Der kegelförmige Helm der Göt- tin ist auch am Ajax bemerklich (Anm. 27).

'') Die konische Form dieses Helms ist auch am Pallas-

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heim 2') und seine vom Wind getriebene Chlamys zeigt; vom umgiirteten ^«) Wehrgehenk hat er das Schwert gezogen und hält mit diesem zugleich Kas- saiulra's Haar gefafsl; seine Linke hält ihren Hals umschlungen. Die Feslhchkeit des heiligen Raums ist imisonst für ihn da, obgleich Wollenbinde und heilige Zweige allerorts angebracht, Schild und Beinschienen als Weihgeschenk aufgehun"-t zu er- blicken sind; die Priesterin schaudert zurück vor seinem Frevel. Wir erkennen dieselbe in einer voll- ständig bekleideten ■<'') Frau mit entsetzter Geberde; Opferbinden verschiedner Art ^°) sind in ihrer Lin- ken bemerklich. Ueber ihre Bedeutung bleibt kein Zweifel zurück, da die von ftlillingen mifsverstan- dene Beischrift TPOlO (jülEPEA ^') gewifs nur die troische Priesterin, Tq^küv Jf^«/« bezeichnet; in gleich eigenthümlicher aber verständlicher Schrift ist auch Kassandra's Name KECANAPA *^) zu lesen.

Taf. XIV, I. Auf einer ebenfalls unteritali- schen, doch schöner gezeichneten Amphora mit Vo- luten, vormals in der Durandschen Sammlung, jetzt dem Grafen von Pourtalüs gehörig »'j, wieder- holt sich die Haui)tgruppe der vorigen Darstellungen mit wesenlhcher Verschiedenheit und statt der Prie- sterin mit dem Zusatz zwei der Kassandra geseilter Troerinnen. Auch hier ist das Palladion in Vorder- ansicht und auf der Höhe eines mit Stufen verse- bild zu bemerken; sie dürfte mehr der eigenthiimlichen und leider nicht bekannten Fabrik, aus welcher dieses Gefäfs stammt, als irgend einer Besonderheit des Ajax beizumessen sein, wie Klausen Aen. I, 156 anzunehmen geneigt war.

"J Die Form dieser Gürtung ist eigenthümlich; sie gleicht einer Kette.

■'') An dieser Kleidung ist ein wellenförmiger senkrechter .Saum, aufserdem auch die Beschuhung zu bemerken, während Kassandra bei gleich vollständiger Kleidung unbeschuht ist.

'") In dem einem Bogen ähnlichen Geräth, welches diese Priesterin zugleich mit den Wollenbinden liält, mögen andere Tänien von breiter Bandl'orm gemeint sein.

") Mdlingen dachte an *)■«()« und vermuthete einen alt- italischen Minervennamen darin. Die richtige Deutung gab seit längerer Zeit Weicker Ann. V, 158. Rhein. Mus. 111,617.

^•} A'fUco'd'pn statt A'KOfO'ifp« auch im sehr alterthümlichen Campana'sclien Vasenbilde von Hektors Auszug: Arch. Z. IV S. 303.

") J. de Witte Cab. Durand no. 410. Rochette Mon. pl. LX. p. 321 SS.

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henen Untersatzes dargestellt: in langer Kleidung, mit bildlich verziertem Schild *■*) und schräg ge- haltenem Speer ^*), statt des Helms aber nach Art archaischer Erdgottheilen mit einem Kalathos *") l)edeckt. Die bekleideten Jungfrauen, bei denen man an die gefangenen Troerinnen Polygnots sich erin- nert, haben in der Nähe dieses Götterbildes Schutz gesucht: es umschhngend hat etwa Medesikaste *') an den Stufen desselben sich niedergeworfen, und während Andromache mit vorgestreckten Armen vor ihr steht, andeutend etwa dals alle Hofliiung selbst auf die Götter vergebens sei, eilt auch Kas- sandra in gleicher Absicht herbei, fühlt aber bereits die Frevlerhand des Verfolgers in ihrem, zum Un- terschied von den Schwestern **) entblöfstem Haar. Ajax, der von der rechten Seite des Bildes her ihr zueilt, ist eine schöne und stattlich gerüstete, mit Helm, Harnisch und Schild versehene Männergestalt, auf welchem letzterem man das für Ajax besonders bedeutsame **) Zeichen der Scidange erblickt.

Taf. XIV, 2. Wir übergehen die mehrfach gedeutete^"), aber wol nur palästrisch zu fassende Kehrseite dieses Gefäfses und wenden uns zu der ungleich reicheren Darstellung eines bereits seit Passeri und Hancarville * ' ) bekannten, vermuthlich nolanischen Gefäfses von dreihenkliger Form. Auch hier bildet in Vorderansicht das Pallasbild die Mitte des Ganzen; frei behandelt in langer geschmückter Kleidung, mit gleichfalls geschmücktem Helm, run- dem Schild und schräg gezücktem Speer versehen, vielleicht auch mit gehnder Hebung des rechten

Fufses *'^), scheint es lebendigen Antheil an dem Begegnifs zu nehmen welches droht. Kassandra, oberwärls entkleidet und auf den Stufen der Göttin knicend, hält deren Bild mit beiden Armen umlafst, während Ajax ilir Verfolger mit der linken Hand ihr aufgelöstes Haar, in der Rechten aber ein Schwert oder, dem Anschein nach, eine Lanzenspitze ■*') ge- zückt hält. Er ist mit Chlamys und geschmücktem Helm versehen; eine ähnliche Heldenligur folgt mit Schild und vorgestrecktem Speer ihm nach. An- dererseils steht dem Schänder ihres Heiligthums die Priesterin, bekleidet und mit einem Stirnband geschmücki, entgegen, die in der Linken den mit Wollenbinden umwundenen Schlüssel des Tempels hält, mit der Rechten aber ausdrucksvoll auf Schale und Krug hinweist, die vor Entsetzen ihr entfallen sind. Noch eine Frau, in Kleidung und Kopfputz ihr ähnlich, steht mit ausgebreiteten Armen hinter ihr; wer damit gemeint sei*'*), kann, ebensowohl als die unbenannt gebliebene Heldenligur am ent- gegengesetzten Ende, erst bei Erörterung der nächst- folgenden Tafel festgestellt werden.

Die grofse Uebereinstimmung eben dieses unsrer nächsten Betrachtung vorbehaltenen Bildes läfst auch der merkwürdigen Göttergestalt der Pallas nur kurz hier gedenken, v/elche im oberen Raum auf einem Pflanzengrund, in schlichter Tracht aber durch einen Speer kenntlicher gemacht, nach ihrem Götterbild sich bedeutsam herabneigt. Selbständiger dagegen und an und für sich verständhch ist tlieils die fest- hche, durch aufgehängte Binden angedeutete, Aus-

") Als ScLildzeicIien ein springendes Pferd.

''■) Die Spitze der Lanze felilt, nach einer auch sonst nach- weislichen Nachlässigkeit: Vasenb. III, S. 32, 3. 62,24.

"') Einen Kalathos trägt auch die Athene Ilias der zuletzt hei Mililer Denkni. II, 222 ahgehildeten Münze.

') -"Medesikaste hei l'olygnot (l'aiis. X, 2.j,2) nebst Andro- mache und der durch jungfräiiliclicn llaarputz unterschiedenen Poljxena. Sonst lälst sich liiiT auch an diese letztere denken.

'^) So ist auch Poljxena im ehenpcdachten Bilde des Po- lygnot von den zwei älteren Scliwestern ilurch blofses Haar unterscheiden.

^'J Kochette's Deutung dieser Schlange (Mon. p. 321. Cab. Dur. p. 151, 2) beruht auf I3öttigers sclion oben (Anm. 18) berührtem Vorgang.

■"'J Räthselhaft besonders durch eine gellügelte Frau, die

einen Schild hält. Nach Rochette Mon. p. 323 sind ein pytlii- sches Priesterpaar, ein junger (delphischer?) Kingeweiliter und Theinis oder Pjtho, nach Welcker Rh. Mus. III. 493 (der die Fliigeliigur mit einem Schild, keine Nike, künftig zu deuten verspricht ) der Labetrunk eines scheidenden Epbeben dar- gestellt.

'") Passeri IH, 294. Hancarville III, 37: aus dem Besitz eines (irafen Albergotti.

■") Den nianclierlei Sagen entsprechend wie das Pallasbild sicli geregt und abgewandt habe (Lycophr. 362 u. a.), worauf die Bildner jedocli sonst nicht eingegangen zu sein scheinen.

") In der Zeichnung fast augenfällig; an und für sich aber seltsam und sonst unbezeugt.

") Nach früherer Erwähnung (Vasenb. III S. 148) Polyxena.

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schnuickuiig des Tenipeliaiiiiis, tlieils auch das pa- iiallic'iiüisclie •• ') ßild einer Eule die einen Sieges- kraiiz hält. E. G.

II.

Museum Santangelo.

V a s c n s a m m 1 u n g.

Das Antikenrniiseuin, welclies der altertliuinskiiudige (eine Kimstkeiiner, Minister Santangelo und sein Bruder der Nuinisuiat Cav. Michelino Santangelo seit mehreren Decennieu besitzen und mit grofser Zuvorkommenlieit ge- bildeten Fremden iilliien, besteht erstens aus einem Münzka l)inet , dessen grofsgriechische und sicilische Münzen in Sciiiinheit der Exemplare und Seltenheit der 'J'ypen mit den berühmtesten ollentiichen Kuropas in die Scliranken treten können; zweitens aus einer Samm- lung in Ruvo und andern Orten Apuliens, auch in Nola ausgegrabener Vasen, von welcher leider nur sehr wenige bisher veroffentlichl worden, und deren Hauptstücke nicht einmal durch eine gründliche und vollständige Beschrei- bung der Alterthumsforschung zu statten kommen; drit- tens aus einer sehr gewählten Sammlung Terracot ten theils Trinkhürner, theils Figuren. Daher glaube ich mei- nen Wissenschaitsgenossen einen wesentlichen Dienst zu leisten und zugleich gegen die Besitzer für die gel'ällige, Erlaubnifs zu Ireier uud vollständiger Prüfung ihrer An- tiken meinen schuldigen Dank am besten zu bethätigen, wenn ich eine kurze Beschreibung der vorzüglichsten Denk- mäler dieses ^luseums und zwar zunächst seiner Vaseu- sammlung hier folgen lasse.

A. G o 1 1 h e i t e n. 1. Krater mit gelben Figuren von Ruvo. Hochzeit des Zeus und der Hera. Zeus ZEY^ mit einem Adlerscepter sitzt auf einem Thron; ihm gegenüber rechts auf einem Klappstuhl Hera HF'H mit einer Stephane und einem Schleier auf dem Kopf, einem Palmettenscepter in der Hand ; hinter ihr hiüigt oben ein Kästchen in Form einer Aedicula an einem Hing. Zwischen beiden Gott- heiten stellt vor einem Bassin Aphrodite mit einem Fä- clier, zu Zeus gewandt, daneben rechts Himeros Hl— MEf^OS mit einer Oenochoe in der Rechten, Phiale und lladspiel in der Linken, zu Hera hingekehrt. Zeus

') Aus |ianathenälsclien Gefäfsen , namentlich kleinen Be- chern, aljer auch giülseren Gefäfsen (Berlins Dildw. I. S. 33ÜI.

wendet den Kopf zu Hermes HEF*ME^ um, der links durch Petasns, Flügelstiefeln und Heroldstab in der er- hobnen Linken charakterisirt, im Fortgehn begriffen ist, die Rechte über die am Boden stehende weil'se Hydria (zu nnptialer Andeutung hingestellt, wie l)ei der Hochzeit von Jason und Medea) hinhaltend. Daneben steht links Apoll das Haupt lorbeerbekränzt, einen Lorbeerzweig in der Linken, deren Arm sich auf einen KLiotenstab stützt, die Rechte an die Seite gelegt, mit Stiefeln versehen. Hinter ihm an der äufseren linken Seite steht Artemis mit hoher Stirnkrone und Schleier, in der Rechten eine Fackel.

Im unteren Felde erblickt man Dionysos und A riadne mit Schleier als Neuvermählte auf einem Pantherzweige- spann, voran Himeros mit Oenochoe und Phiale, und einen Satyr mit grofsem Krater auf der Schulter, dickem Kranz um den Hals wie Hercules bibax (z. B. auf dem schönen Gemälde des Hercules und der Omphale in dem jüngst entdeckten Hause des M. Lucretius) und zwei brennenden Fackeln, wohl Oinos: links hinter der Biga schreitet ein junger Pan mit Bocksbeinen, Thyrsus und Oenochoe; der Silen im Agrenon und verschleiert hält eine Fackel, erscheint in der Tiefe verborgen, so dafs der Untertheil des Körpers nicht sichtbar ist: eine Thyr- sus haltende Bacchantin zieht ihn empor.

2. Amphora. Zeus thronend mit einem Scepter. woran ein andrerseits stehender Knabe, wohl eher Ja k- chos als Ganymed, mit beiden Händen sich hält: dahin- ter steht eine Frau mit einem Modius und .Schleier, eine Fackel lialtend, etwa Demeter. Weiter links sitzt Her- mes mit Petasus und Stiefeln. Rechts kniet Aphrod i te den neben ihr stehenden Eros im Arm, drüber sitzt eine Frau in der Rechten ein nicht zu bestimmendes Attribut haltend.

Im tieferen Feld liegt auf einer mit gestickten Pol- stern ausgestatteten reichen Kline Aphrodite mit einer Kopfbinde, die Hände über den Kopf; Eros mit einer Schale schreitet zu ihr: links stellt Artemis die Jägeriii, den Köcher am Rucken, mit zwei brennenden Fackeln, rechts wegen des breiten Gürtels und Oelzweigs wohl Athene; daneben eine jugendliche verschleierte (Kora?). Drunter erblickt man eine Frau mit einer Lyra ge- genül)er zweien Grazien, die zweite trägt einen Kalathus und eine Tänia: links schwebt eine Frau mit einem Myr- tenzweig; eine andre sitzt auf einem Stuhl rückgewandt nach einer höher stehenden mit einer Phiale.

363) bekannt ist das ganz ähnliche Bild einer Eule mit einem Oelzweig.

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3. OxybaphoD. Adonis und Aphrodite. Adonis auf einem Peplos sitzend, in der Linken den Jagdspeer; vor iiiin ist ein Lorbeerbaum und eine Herme des unbärti- gen Dionysos mit bescheidenem Glied, Liher pater. Ge- eenüber Aphrodite schwer bekleidet mit einer Phiale jn der Rechten.

4. Amphora, Adonis und Aphrodite auf ei- ner Kline, mit figurenreicher Umgebung, oder mystische

Hochzeit.

5. Amphora. Lichtgottheiten und lakchos und Kora. Oben sitzt Artemis die Jägerin gestützt auf Apoll mit einem Bogen und Schwan, rechts Her- mes. Drunter rechts Aurora auf einer Quadriga; Phos- phoros mit einem Kranz, einer Phiale und Binde, fliegt voran, unten springt ein Hase (fu'pos) munter vorwärts; dahinter folgt der strahlende Helios als Wagenlenker auf Bleicher Quadriga. Im untersten Felde liegt Adonis oder wohl eher Jakchos mit oblonger Lyra Kora um- fassend auf der Kline, da Aphrodite und die Grazien daneben sich befinden.

6. Amphora. Pan, Aphrodite und Po t hos. Der oehörnte Pan mit einer Syrinx steht hinter einem Baum'; vor ilim sitzt Aphrodite mit einem Spiegel, Kästchen und Fächer, Thymiaterion dahinter: oben schwebt Po- thos mit einem Kranz und Zauberrad. Eines der wich- tiosten Monumente für die von mir (Mus. Blacas pl. VII, VIII) zuerst mit Bezug auf die Stelle des Plinius auf Va- sen nachgewiesene Göttertrias der Mysterien.

7. Aryballos w. F". Eros einen Pfeil abschiefseud

auf eine Taube.

8. Hydria von Nola (Gerhard Auserlesene Vasenb. 1 LXXVIII). Apoll, Artemis und Athene. Apollo Kitharodos mit durchsichtigem Gewand, gegenüber Artemis mit einer Haube, in der Linken Bogen und Pfeil in der Rechten eine Oenochoe um die Phiale des Bruders zu füllen; zwischen beiden ein liorchendes Reh- kalb. Hinter Apoll bringt eine weibliche Figur mit jung- frauenartig aufgebundenem Haar (Paus. X, 25, 4: JToÄü- '4tyrj üi y.uTu tu ii9-ia/.ityu nuQd-tvoig uvantnlixTut rüg iv zJJ y.Kfulfj TQi/ag) mit beiden Händen einen Oelzweig, bei Gerhard (a. a.O. S. 202) als Leto bezeichnet*). Eher Athene, oder eine ungeflügelte Nike oder Lokalnymphe.

9. Diota m. r. F. von Nola (Panofka Vasi di Premio Tav.V). Apollo Kitharodos dem über lodernden Altar wohl Artemis mit Strahlenstephane und einer Helix- pflanze in der Linken aus der Oenochoö in seine Phiale giefst. Auf der Rückseite steht eine bärtige Mantelfigur

") Wegen der Analogie von Taf. 25 [Miog). Vgl. 27. 30. E. G.

mit Stab gegenüber einer weibliclien, die auch mit der Oenochoe seine Schale füllt: in der Mitte ein Altar.

10. Krater. Hermes und He ph aistos mit einem Blasebalg in der einen Hand und Zange und Hammer neben einander in der andern. Vgl. Lenormant et de Witte Elite ceramogr. T. I, PI. XLVIII nach Laborde Vas. Lamberg I, XLL\.

11. Kylix von Capua archaistischen Styls gleich dem im Museo gregoriano (P. II, LXVI, 3) mit den Brustbil- dern des Herakles, der Athene und des Hermes, durch zierliche Stickereien der Gewänder sich empfehlend, Dio- nysos und Semele, die drei Hören. Dionysos Z^IONYZOZ der Semele ZEMEAE gegenüber, die einen Schleier, Perlschnur und sonstigen Schmuck trägt, beides grofse Brustbilder: unter den Henkeln sieht man einen weiolesenden Silen mit unverständlicher Inschrift. Die Rückseite zeigt die Brustbilder des Dionysos AIONYZOS zwischen drei weiblichen jugendlicheren (die drei Hören), die beiden rechts haben die Inschrif- ten KAAIZ und ZIME, die links KRT.

12. Eine Art Blastos aus Ruvo. Herkyna. Eine Bacchantin schlafend auf einem Fels, eine Gans daneben, wohl Herkyna; zwei Silene kommen auf sie zu. Die Rückseite zeigt Eros mit einer Binde und Aphrodite mit einer Gans.

13. Krater mit schöner Amazonen seh lacht am Hals. Orpheus Eurydiken aus der Unterwelt ho- lend. Am Bauch des Gefäfses thront Persephone mit einem Scepter, rechts stehtHekate mit zwei lodern- den Fackeln, einen Panther neben sich. Beide blicken nach Orpheus hin, der mit einer Tiara und langem Ge- wand bekleidet, die Kithara spielend links sich nähert, während Pothos an seine Schultern heranfliegt und er mit abgewandtem Gesicht der verschleierten Eurydike (die hinter ihm einherschreitet) Rechte mit seiner Rechten fafst. Andrerseits ist Zeus hinter dem eine Frau mit einem Schwert sitzt und ein Jüngling mit einer Clilamys bekleidet.

Im unteren Felde steht eine Quellnymphe, wohl Styx, linksLyssa mit einem Pantherfell, Speer (s. meine Monographie der Lyssa in Avellino's Bullet, archeol. Napolet. Agosto 1847.) und lodernder Fackel, leuchtend dem Hercules mit der Keule und dem Cerberus; weiter links Theseus und Peirithous.

14. Krater mit g. Fig. aus Basilicata. Herakles Kallinikos und Hermes Enagonios (Panofka Pro- gramm znm 7ten Berliner Winckelmannsfest 1847). Der unbärtige Herakles mit dem Löwenfell und Zweig vom

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wilden Oelljauin in der Linken, auf die Keule gestützt, stellt vor einem durch eine kleine ionische Säule geliilde- ten Altar. Ueber demselben reicht gegenüber Flermes ebenfalls unbärtig, den Petasus hinten angebunden, mit einer Chlamys bekleidet, einen Scy plins in der ausge- streckten Rechten hin, während seine Linke den Cadu- ceus liält.

15. Oenochoe m. g. Fig. aus Basilicata. Aphro- dite (?) lang bekleidet, auf dem Kopf mit einer Haube, bedroht mit ihrer Lanze und beim Schopf fassend eine vor ihr knieende das Schwert haltende Amazone. Pelta und Lanzenspitze liegen neben dieser am Boden. Hinter Aphrodite steht ein weifser Eros hinzeigend auf die Amazone.

B. H e r o e n.

16. Krater mit zwei weifsgeraalten Frauenköpfen an den Henkeln, der eine mit phrygischer Mütze, der andre mit Helm, worauf ein Schwaneukopf: Hilaeirn und l'hoibe, oder Artemis und Athene (vgl. Panolka Cab. Pourtales PI. XYI pag. 86). Aktaeon. Am Hals sieht mau den Kampf eines Löwen und Ebers, mitten eine Lo- tusblume. Am Bauch des Geiäfses erscheint Aktaeon mit Hirschgeweih an der Stirn und umgeknöpfter Chlamys; er zielt mit dem Speer auf die Hirschkuh, hat das linke Bein auf ihren Rücken gesetzt und fafst mit der Linken das Geweih der schon hiuknieenden. Unter der Hirsch- kuh befindet sich ein oblonges Bassin in das Wasser aus zwei Fontainenmüudungeu herabfliefst, ringsumher liegen Steine. Rechts schaut ein auls Kniee gefallener Satyr mit ausgestreckten Händen wie staunend zurück. Drüber sitzt Artemis als Jagerin, mit einem Kopftuch und einer Strahlenkrone im Haar, ein Rehfell über dem Chiton ge- gürtet, den Speer in der Linken, den Bogen in der Rech- ten haltend, einen Stern hinter sich oberhalb. Sie sitzt abgewandt von der Hauptscene, blickt aber danach zu- rück. Links hinter Aktaeon steht Hermes mit goldgelbem Petasus, die Chiana über die Schultern, Flügelstieteln an den gekreuzten Fülsen, die eineu Caduceus haltende Linke im Gespräch erhoben, die Rechte auf den Ast eines Bau- mes mit Früchten gelegt.

Neben diesem Baum befindet sich andrerseits (links) ein schöner nackter Jüngling, den nur Bockshörnchen und Schwänzchen als Pan charakterisiren; in der gesenkten Rechten hält er eine Keule, die Linke ist im Gespräch erhoben. Man kann hiebei an die Erzählung Diodors (IV, 81) sich erinnern, wonach des Aktaeon Hirschver- waudlung und Vernichtung daher geleitet wird, dal's er das der Artemis zum Opfer geweihte Wild zum llochzeits-

schmaus verwandte. Allein die Abviesenheit der zerllei- schenden Hunde reicht allein schon hin uns zu belehren, dafs diesem Bilde ein tieferer theologischer Sinn als der gewöhnliche Rlythus zum Grunde liegt. Die ausführliche Erklärung dieses merkwürdigen Vasenbildes im Zusam- menhang mit einigen andern sinnverwandten behalte ich mir vor.

17. Amphora. Androineda an zwei Bäumen ge- bunden; die Wärterin {iQOCfög) kahl und verschleiert, mit einem Zweig in der Hand, wird von einer Amazone herangeführt; eine zweite sitzt daneben; drüber drei andre. Ueber Andromeda ist Eros zu Aphrodite mit einem Kästchen gewandt, während links Peitho mit ei- nem Ball und Kranz der Göttin gegenübersteht. Unten sitzt links nelien Andromeda eine verschleierte Frau auf einem Kasten, im Gespräch mit einer stehenden , die einen Sonnenschirm und Spiegel hält, eine andre mit einer Tä- nia steht daneben.

Im untersten Feld erblicken wir Thetis mit einem Spiegel, auf einem Seepferd links fortreitend und zurück- blickend: ihr im Rücken ist Perseus mit der Mitra und Harpe den Seedrachen zu köpfen im Begriff, rechts vor ihm rauft Scylla sich das Haar aus, und Ino sitzt auf untertauchendem Delphin.

18. Denselben Gegenstand zeigt eine Amphora des schlechtesten Styls, publicirt von Röchelte Monuni. inedits I, PI. XLI, zugleich dasUrtlieil des Paris und die Ge- fangennehmung desOrest u n d Py 1 ades auf T au ri uns vergegenwärtigend.

19. Amphora buntfarbig. Wettlauf des Pelops und Oenomaos. Am Hals ein weiblicher Strahlenkopf auf einer Blume, der zwei Frauen in asiatischem Kostüm wie Amazonen und dennoch geflügelt eine Binde reichen. Wahrscheinlich Lydische Niken den Kopf der Hippodamia umbindend. Am Bauch des Geiäfses erscheint Pelops mit phrygischer Mütze und gesticktem Chiton; er lenkt die Quadriga, neben sich Hippodamia mit Strahlen- krone gesclimückt, rückschauend, die Linke an die Stirn. Drauf kömmt Lyssa in kurzem Aermelchiton und Stie- lein, geflügelt, den Speer werfend gegen Oenomaos, der mit Helm, Schild, Panzer und flatternder Chlamys bedeckt, die Lanze werfend, auf seiner Quadriga steht, neben sich links den Rosselenker Myrtilus. Vor seiner Quadriga sprengt ein Panther (oiyo/.taog der Weinlech- zer) einher. Diese Bilderinschrift ist mit der des Hasen ui<(iog bei der Quadriga der Aurora (Amphora no. 5) zu vergleichen.

20. Oxybaphon. Electra mit einer Phiale und

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OeDocboe steht am Grahe Agameranons, das durch ei- nen Altar in der Aedicula bezeichnet ist: zu den Seiten Pylades und Orest.

21. Oxyhaphon (no. 73). D an kopfer der Hy psi- pyle. Eine Frau mit plirygischer Mütze und kurzem ge- gürtetem Aermelchiton, halt in der Linken die Lanze und den argolischen Schild: mit der Rechten spendet sie aus der Filiale auf den Altar vor der Herme einer weil)lichen Göttin mit Modius. Ich vermuthe die Lemnierin Hypsi- pyle für die Rettung ihres Vaters Thoas Dankopfer der Göttin Chryse bringend.

22. Oxybaphon. Tod der Glauke durch die Geschenke der Medea. Glauke auf einen 'J'hron liin<»esunken im Todeskampf, F'olge der fatalen Geschenke, Stephane und Schleier; links sieht man Kreon und seine Gemalin dahinter; rechts eilt der Pädagog mit den Kindern davon; oben sitzt eine Flügelfrau die Kniee sich umfassend, ein Spiegel (?) davor (R. Röchelte Jlonum. ined. I, p.63 beschrieben; vgl.Rev. arclieol. 11, p.357. 477).

23. Krater mit einem weil'sen Fraueukopf und Schwa- nenkopf an jedem der Henkel, am Hals mit einem weilili- chen Kopf auf einer Blume. Auf dem Bauch dieses ebenso merkwürdigen als vorzüglich gezeichneten Gefiifses ist ein Pallast mit drei ionischen Säuleu vorn und zweien in der 'l'iefe sichtbar. Auf einer langen Kline steht des Oeneiis SohnTydeus,TYAEYZ!, vielleicht von derChlaena be- deckt, die Rechte nach dem Kopf, die Linke ausgestreckt, im Ausdruck des höchsten Schmerzes und der Verzweiflung. Ihn umfafst ein stellender Jüngling mit flatternder Chlamys, dafs er sich nicht ein Leid nntliue. Andrerseits (links) eilt seine Schwester Dejanira AHlANEIf^A in einem Peplos über dem langen Chiton herbei, seinen rechten Arm fassend und ihre linke Hand auf seine linke Schulter legend. Weiter links über der Polsterkline hin- aus erscheint auf einem Tritt eine grofse Frau mit ei- nem Schleier und ausgestreckter erhobner Linken. Rechts aufserhalb des Pallastes steht ein Eros mit der Namens- inschrift Phtbonos C|)00N0Z, Neid, Eifersucht, hei Aphrodite A(t>POAITH unter ihr); er legt die linke Hand auf ihre linke Schulter und blickt obwohl ab- gewandt, nach der Hauptscene zurück. Die Göttin wen- det sitzend sich aucii danach hin.

Tiefer steht ein biirtiger Herrscher in gesticktem um- gürteten Chiton und Peplos, durch einen Lotusscepter cha- rakterisirt, mit der rechten Hand vor Verzweiilung ins Haar greilcnd, der Vater der Dejanira, Oineus wie die Inschrilt OINEYZ liber ihm lehrt. Unter dem Pallast auf "leicher I''bn:lie mit diesem sitzen auf einem Fels links

ein Ephebe, Peleus riHAEYZ, einen heraufschauen- den Hund vor sich, gegenüber rechts auf zwei Kissen, ganz verschleiert, die verhüllte Rechte au den Kopf Tlie- seus OHZEVS, vor ihm ein kauernder Hund: oben liängt ein panthergefleckter Sack und ein Bündel Fackeln oder Pfeile. [Vgl. Arch. Zeit. [ S. 192.J

Die Rückseite zeigt einen Tempel mit zwei Säulen vorn, und zwei Säulen hinten. Im Innern tritt die ver- schleierte Demeter mit einer Kienlackel vor den myr- tenbekränzten auf einem Lehnstulil mit Pantherfell sitzen- den la kell OS, der in der Rechten das Scepter hält und die Linke auf die Lehne legt. Aufserhalb sitzt auf einem Klappstuhl ein lilondgelockter Ephebe mit einem Stnl), mit der Linken das Gewand ziehend; gegenüber steht ein zweiter mit Chiana, Stiefeln und Stab, mit der Rechten die Rede begleitend.

Unten hält eine geflügelte Furie eine lodernde Fackel dem dreiköpflgeii Cerber US vor, den der unbärtige Her- cules, mit einer Binde um den Kopf, am Bande mit der Linken hält, in der Rechten die Keule. Weiter links ist eine bärtige ithyphallisclie Herme des Hermes, mit Binden geschmückt. Drüber sitzt nach dem Tempel blik- kend der lorbeerbekränzte Apollo, nur den Unterkörper vom Peplos bedeckt, mit einer Kithara in der Linken und einem Lorbeerkranz in der Rechten.

C. Individuelles. 24. Kelebe aus Kumae, g. F. Rüstung. Eine Frau mit einer Haube bringt Lanze und Schild mit Löwenem- lilem einem .Jüngling mit kurzem Chiton, der sich das Wehrgehenk umhängt.

25. Lekythos von Agrigent, Figuren alten griechi- schen Styls in scliwarzen Umrissen auf gelbem Grund. Kriegerabschied. Ein Krieger mit Helm, .Mantel und Lanze gegenüi)er einer JManteltigur mit Krückenstab.

26. Diota Noiaua. Musikalischer Wettkampf. Zwei Flötenspieler mit dem Peplos über dem gestick- ten Aermelchiton Istellen auf einer Tribüne, /j'~,"«, it^i'iiti.ij, neben einander. Ihnen hört ein liärtiger Mann mit einem Tribon, Stab und gespaltetem Baumzweig ohne. Blätter als Richter zu; hinter ihnen steht ein unl)ärtiger mit einem Kriickenstab. Die Rückseite zeigt einen Herold und zwei Frauen, die eine mit einer Patera.

27. Aryballos. Kunsttänzerin mit ihren Händen statt der Fül'se auf einem Bassin {him'jo) stehend: ihre F"ül'se sind üliergeschlagen auf das Haar des Kopfes ge- stellt: sie ist nackt (weil's gemalt) mit Ausiialune eines die Schaam deckenden Gewandstiickes und der Schuhe; davor sitzt links ihre Kunststücke begleitend eine lang- bekleidete Flötenspielerin auf einem Lehnstulil mit Polster, eine Fulsbank unter iliren Fül'seii; rechts sieht man ein anspringendes Hündchen, oberhalb hängen zwei Binden.

28. Oxybaphon von Sorrent. Euainetos EYAI- NETOJI mit einer Kylix, daneben auf derselben Kline der uuliärtige Eromenos mit der Uebersclirift KAVOZ. Drauf folgt eine (weil's gem.ilte) nackte Tänzerin nur mit schwarzem (Gürtel um die .Schaam versehen : ihr Helm, Schild und Lanze deuten auf Waflentanz, 7ivftai'/>j, nnv- hg; ihren Namen HA^j* IHTE weils ich mir nur ver- schrieben für ] Lü.o.i it 1 ij oder für llnvXtaiii zu erklären. .\uf einer zweiten Kline liegen Kallias mit einer Kylix, und Euaion EYAION die Flöten blasend.

Th. Pan ofka.

Hiezu Tafel XIV der Seiten Folge: Ajax und Kasnundru, Vasenbilder.

Druck und Verlag von G. Heimer,

Herausgegeben von f. Gurhard.

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ARCHJIOLOGISCHE ZEITUNG.

M 15.

Neue Folge.

März 1848.

Kassanilia und Acricas. Das giietliisclie Tliealer in Cyrene. Allerlei (Laokoon (fi; KonsWü senUinUa; die Tlieristen des Euripides; Allieiie Parllieiios; Midaslierme; Tlioiipiippen ; Ilektor und l'aiis.)

I.

Kassandra und Aeneas.

Hiezii die Abbildung Tafel W.

JLu Zusanimeiiliang mit den im vorigen Stück die- ser Zeitung erörterten Knnstdnrstcllungen von Kas- sandra's Verungiini|ifLnig durch Ajax, luügen wir es iiiclil unterlassen, nocii ein verwandtes ansehnliches Vasenbild zu näherer Kenntnil's und Erwägung unse- rer Leser zu biingen. Wir meinen ein bereits viel- hes]irochenes, obwold in Ahbildinig wenig verbrei- tetes, unteritalisches Gefüfs, die nach riaoul-Rochettc anbei abgebildete Anijihora der Sammlung des Her- zogs von Blacas '). Dem zuletzt von uns Ijespro- chenen (XIV, 2) Albergolti'sclien Kassandrabild durch gleichzeitige Erscheinung der Göttin sowohl als auch ihres Idols, der Diuandschen Vase (XIV, 1) aber in der Grupitirung scluitzfleliender Troerinnen um dasselbe entsprecliend, uberlrilTt das anziehende HaujUbiid (no. 1) dieser Vase alle vorliergedacli- ten im Lmlang seiner noch über die Zerstörung

') Nach Haoul -Rocliette Moniiniens iiiedits pl. L.WI p. 300 309: „Lcs 'froi/cnncs refugices n roiilcl ile Jupiter llerleiosj" Kine der vorzüglichsten Ertlärnngen des ganzen Werkes, nach Weicker (Khein. Mns. MI, bl5lf.), der grüuten- tlieils ihr sich anscldols. Beschränkender sprach Klausen (Aeneas 1, 164 11.) darüber sich aus, dem die gegenwärtige l'>klärung in den meisten Punkten gefolgt ist.

') Kiiic Analyse dieses Gewands gibt Kochette p. 30.? s.

') Dieselbe Trennung des Gütlerbilds von der ihm als seinem 'ti)'rji (Weicker Syll. epigr. p. 4) einwulinenden (iott- lieit ward bereits oben Taf. XIV, 2 nachgewiesen; sie ent- spricht der \orstellung, dal's die Götter bei Troja's Fall ihre eigenen Götterbilder auf dem Rücken tragend als ioccvijiforioi von dannen ziehen (Schol. Aesch. sept. 289. Weicker gr. Trag. S. 60).

Troja's hinaus weisenden Darstellung. Das wie- derum in l^rofilansicht dargestellte Palladion er- scheint in langem verziertem, hier auch mit der Agis bedecktem Gewand ^); mit Helm und Schild ver- sehen, den Sjieer schräg haltend, scheint dieses Göt- terbild schlagfertig zu sein, aber von der im liöiie- ren Raum darüber sitzenden durch ihre Ägis mehr als durch den Speer kenntlichen leil)haftigen Göttin erst die Lfelelde dazu zu erwarten '). Auf einem Altar stehend, der mit einer Stufe umgeben ist, wird es beiderseits von einer Frau utnfalst: linkerseits unsres Erachtens ■*) von Kassandra, die knieend über den Altar die Arme breitet, während ihr Verfolger Ajax, jugendlich *), mit Spitzhelm, Chla- mys, Wehrgehenk und einem grofsen Doppelspeer ") angethan, sie bereits erreicht hat und nur im Au- genblicke noch wankt, ob seine imgestüme Begier mit der bereits ausgestreckten Linken die Schutz- empfohlene der Göttin berühren dürfe; rechterseils aber von einer auf dem Altar ruhig sitzenden Frau mit entblüfster Brust und geschmücktem Hals, in welcher wir nicht Kassandra '), sondern vielmehr Ajihrodilen erkennen, deren göttlicher Beistand

*) Nacli Kochette's von Weicker gebilligter Deutung wären Neoptolemos und Poljxena an der Grabsäule Achills in die- ser Gruppe zu erkennen; wogegen Klausen (Aen. I, l.'iO) zu- nächst rügt wie Neoptolemos dann ohne irgend einen Grund als Schänder des Palladiums erscheine.

'•) Die Dartlosigkeit des Ajax, die Rochetle p. 30.j, 1 im Gegensatz der IMünzbilder nachweist, beruht lediglich auf dem verjüngenden Ivunstgebrauch des späteren Vasenstyls.

') Nielleicht mit einem der oben S. 212 f. Anm. 19.26 erwähnten Uueihaken zur Aulsteigung aufs Pferd: aii(it'<xiov (Thuc. II, 4) nach Bötliger und nach Rochetle p. .H08, 4.

■) Kassandia: näiidich nach Rochette's Ansicht (p. 309_) der aucii Klausen I, lj7 lolgt, nicht ohne Bezug auf den ver- meintlich priesterlichen Charakter der Figur. Tracht und Aus-

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den frommen Aeneas im Augenblicke von Troja's Fall zur Entführung des Palladiums ermächligt. Treffend ward dieser schon früher *) in einem schreitenden Helden erkannt, welcher in seiner Be- waffnung nur durch einen künstlicher geformten Helm und durch den Schild unterschieden ist, den er mit seiner Rechten vor sich aufstützt: dieses vielleicht nur zu gefalliger Anordnung des seiner Waffen miichtigen und neben der drohendsten Ge- fahr wohlgenuilh den Göttern vertrauenden Helden, jenes -woh] nur zu gröfserer Verherrlichung der Hauptperson, nebenher vielleicht auch zu Unter- scheidung des auch sonst nicht immer phrygisch bekleideten ') Aeneas vom lokrischen Ajax, welcher im Vasenst)'! dieses Bildes den üblichen Spitzhelm unteritalischer Volksstiimmc trägt, wie andremal auch der daunische Diomcdes '"). Jene so ehrerbietige als eln-enfeste Stellung des Aeneas ist durchaus be- greiflich, w-enn, wie wir meinen, er eben sein Schild anlehnen will um aus der Hand Aphroditens, seiner Mutter imd Scliutzgöttin, den trojanischen Hort, das Palladion zu empfangen, dessen Entführung durch Aeneas") die oberwärts ruhig zuschauende Pallas nicht mehr zu hindern vermag. Noch eine Neben- figur dient zur Vervollständigung dieser Gruppe; es ist die vom zwiefachen Begegnifs ihres Götter- bildes zurückgescheuchte Pallaspriesterin, welche wir in der äufsersten Figur zur Rechten des Bildes erblicken und um so weniger zu verkennen im Stande sind "), da ein ihr entfallener Ojiferkrug ganz wie im ähnlichen vorbctracliteten Bild (XIV,2) unterhalb des Altars zu bemerken ist.

In ganz ähnlichem Gegensatz wie die bis hieher betrachtete Hauptgruppe unsres Bildes einerseits Troja's Erniedrigung im Schicksal Kassandra's, an- drerseits aber die ewige Dauer der Stadt durch Aeneas und das ihm anheini gefallene Palladium darstellt, sind auch die entsprechenden Nebenbilder im oberen Raum desselben Bildes versländlich. Lin- kerseits Hektors ioniscli geformte ^) von Opfer- binden umwundene Grabessäule, rechts der Knabe Askanios vom Grofsvater Anchises '■•) an der rechten Hand gefülut, während dieser mit seiner Linken einen Krückstab zu Hülfe nimmt. Mitten inne sitzt, wie bemerkt, Pallas: wie es zufäUig sein mag, dafs ihr Speer keine Spitze zeigt ' *), so stimmt dieser Umstand doch wohl zusammen mit ihrem unbehelmten Haupt '*), ihrem gesenkten Blick") und ihrem ganzen ruhigen und nachdenk- lichen Ausdruck , sämmtlich Merkmalen, welche im Angesichte der Schmach, die ihrem Gölterbild droht, das Zugeständnifs der Göttin zur Überliefe- rung ihres Bilds an Aeneas enthalten mögen.

Aufserdem sind anziehende Besonderheiten die- ses inhaltreichen Gefälsbilds auch noch in manchem Nebenwerk zu verfolgen. Die sinnvoll durchgeführte Beziehung des Ganzen auf Troja's Fall und Er- neuung hat auch eine Hinweisung auf sämmlliche troische Heiligthümer veranlafst, die wir theils im Palladion und in Aphroditens Umfassung desselben, theils im ansehnlichen durch Wellen und Triglyphen geschmückten Altar nachweisen dürfen, auf welchem das Götterbild steht. Die stattliche Ausführung die- ses Altars läfst uns kaum zweifeln, dafs er den an-

ilnick sprechen elien so sehr gegen diese Ansicht als für Aphrodite.

") Klausen Aen. I, l.')7. Nach Kochette p. 305 wäre es Ajax ,,<lvpoisnut sim hnutUer nu lüed Je Vnutcl, nvant de por- ter sur la sui>pliiinte unc main sntrileije."

') Aeneas gerüstet nacli griechischer Weise: Anserl. Vas. III, 216.

'") Diomedes mit .Spitzlielm: Berlins Bildw. no. 1000 (Apul. Vas. Taf. I).

") Paus. II, 23, .5: ro fiir J/} llcM.üSiov äijluv laiiv ig 'Ija/.luv xo/iia!Hv vnü AiviCov.

'•') Nach Koclif'tle ist es eine Amine, nach Weicker S. f)l7 Hckate; die obige Deutung auf Tliuano hat zuerst Klausen (I, 158} aufgestellt.

") Auf diese ionische Form der Grabessäule legt Röchelte p. 304s. besonderes Gewicht, indem er mit Bezug auf Stackel- berg Apollotempel S. 40 If. das holie Alter der ionischen Bau- ordnung daraus <'rläutert. Dafs damit IlelUors , nicht Achills Grabmal gemeint sei, wie Kochette tmd mit iiim Weicker an- nalim, hat Klausen walirscheinlicli gemacht (Aeneas I, 155).

") Bochette's p. 30(5 Deutung auf Polydoros und dessen Pädagogen ist bereits von Weicker Rhein. Ahis. III, 61(5 wi- derlegt. Vgl. Klausen Aen. I, 154.

'■') Speer ohne Spitze, wie öfters. Vgl. Auserl. Vas. III. S. 32, 3. 62, 24.

") Unbehelmt, wie im Münztjpus von Ileraklea (Koch, p. 332. Vgl. :508, 2) und sonst.

'■) Als re^nciens, meint Kocliette p. l(j!(, 2. 308, 3.

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dervvüils ülinlich gebildeten Altar des Zeus Her- keios darstelle, zu welchem nach sonstigen Sagen und Bildern auch Priamos sich flüchtete '*); ferner dal's aucii das Heiligthum Apollo's hier angedeutet -sei, nämlich dinch einen reichsprossenden Lorbeer- baum ' "), wie denn ein andrer demselben Gott hei- liger Baum, die Palme, auch auf dem Vivenzio'schen Gefiifs neben dem Altar des Zeus angebracht ist. Neben diesen wohl verstandlichen Andeutungen sind endlich auch an der obern Begrenzung des Bildes zwei Halbrunde zu beachten, die man ver- geblich für Fenster *°) oder auch für eine zwiefache Sonnensclieibe ^ ') gehalten hat, während nur Schil- der damit gemeint sein können.

In einer so durchgängig bedeutungsvollen Um- gebung kann man versucht sein zu glauben, es seien in diesen Schildern die römischen Ancilien gemeint, welche, wie auf Numa und IMamurius '^^), so auch auf Aeneas als ältesten Cerinionialmeister Korns ^') zurückweisen können und in unteritalischer Andeu- tung immerhin wol auch rundgeformt sich denken lassen; aber die Eindrängung latinischcr Sagen ist, abgesehn von der Lnsicherheit solcher mythischer Varianten, für ein Gefäfs nicht anwendbar, das wir nicht tiefer als in das sechste Jahrhundert Pionis, setzen dürfen. Um so mehr haben wir die unleug- baren Götterspuren in Anschlag zu bringen, die aus rein griechischer Vorstellung über die Gottbeiten Ilions hier uns vor Augen hegen. Alle gefeiertsten Gottheiten Troja's, Zeus und Pallas, Apollo und Aphrodite sind in diesem kunstreichen Bilde von Ilions Untergang den tragischen Gegensätzen des- selben verflochten. Rektors Heldenkraft ist verbli- chen und Pallas, durch die er fiel, bhckt an seinem Grabmal auf Troja's Verwüstung; ihren Siegesjubel jedoch nmfs die sieghafteste aller Göttinnen unter- drücken beim Anblick des ihr eigenes Tempelbild

umdrängenden Griechenfrevels und Troerglücks. Das Palladion, dessen angebliche Entführung vor Troja's Fall durch würdevolle Erscheinung des unerschüt- terten Götterbilds hier geleugnet wird, soll, von Ajax entheiligt, keinem Genossen des Griechenheers, sondern vielmehr dem Aeneas zufallen, durch wel- chen man s])äterhin es in Hesj)erien angelangt wufstc ^^). Diese rasche und furchtbare Wendung der Dinge, durch welche das Schicksal den Griechen feindlich, den Troern aber versöhnt erscheint, ge- winnt an lebendiger Darstellung durch die uns vor Augen gelegte Einmischung Kassandra's und Aphro- ditens , Kassandra's, welche im Augenbhck von des Ajax Frevel viefleicht weissagend ruft, dafs die Göttin sich nun statt den Griechen den flüchtenden Troern zuwende; Aphroditens, die als Schutzgöttin der Aeneaden diesen Götterbeschlufs durch Ergrei- fung des Pallasidols ihrem Sohne zu Gunsten als- bald in Anspruch nimmt. Wo ein ausdruckvolles Bild deutlich wie hier zu uns spricht, läfst, was es uns vorführt und mittlieilt , als wiedergefundenes Element der verlorenen Dichtersage dankbar sich weiter benutzen : demnach wird es auch gestattet sein, in dem kurz vorher betrachteten Albergottischen Vasenbild {XIV, 2) dieselbe Entwickelung der Sage weiter zu verfolgen. Athenens jiersönliche Erschei- nung in der Höhe und die lebendige Geberde ihrer abwärts geneigten Gestalt wird jetzt erst verständ- lich, da wir auf den selbsteigenen Ausspruch der Göttin sie deuten dürfen, ihr Bild, der Sitz ihres Götterwesens**), möge nun weiter ziehn, wohin es immer vom Schicksal bestimmt sei. Dieser nach Möglichkeit uns veranschaulichte Ausspruch erklärt uns sofort auch die ISebenfigur, welche in jenem Bild am rechten Ende des Alters sich niedergelassen hat; es ist auch dort Aphrodite, die mit weit geöff- neten Armen ihre Absicht andeutet das Götterbild,

") Eurip. Troad. 486: liäoi' xaTaaifay^vi i<f' 'EnxtOn nvQÜ.

''] \ irg. Aen. II, äl3: imjeiis nra fitit, iu.rta(iue veterrimn laurus,

'■") Fenster im Ilolrauin, Oyiaiov., nach Rocbette's \>. 302 geltlirt unterstützter Meinung.

") An Sonne oder Mond erinnert nach Millingen Uncd. |d. 27. 28 aucli WelcUer S. 617.

'•') Numa und Mamurius : Plularch. Num. 13. Fest. v. Mamurii. Härtung Kelig. d. K. II, I(j5.

") Alles römische Cärimonialgesetz weist auf Aeneas zu- rück (Klausen Aen. II, 915. 986) ; warum nicht auch die Ancilien, zumal bei Vergleichung mit dem Goldschild (Khd. IISI (f.) des Diomedes? Vgl. ebend. S. 1002. 12011.

") ig 'Iieü.i'ay xomaSt^v: üben Anin. 11.

•"■) 'iiSoi: oben Anin. 3.

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sobald der siegestrunkene Ajax Kassandren dort los- gerissen hat, für iln-en Solin zu ergreifen, den wir ihr hnks gegenüber in dem auf Ajax eindringenden Helden erkennen.

Die augenfällige Wichtigkeit dieses so reichen als sinnvollen Bildes für unsre Kenntnifs unteritali- scher Vorstellungen über Aeneas und Latiunis Vor- zeit wird durch die Kehrseite noch gesteigert, wel- che, bisher unbeachtet, nach einer vor längerer Zeit genommenen vollständigen Zeichnung *«) des in Rede stehenden Gefäfses hier ebenfalls beifolgt. Beim ersten Anbhck dieses Gegenbilds (no. 2) glaubt man in den hier versammelten drei Kriegern und zwei Frauen nur eine gewöhnliche Libalionsscene griechischen Alltagslebens zu erkennen; doch ist theils in Gruppirung und Ausdruck der dargestellten Figuren, Iheils im nebenher angedeuteten Lokal nrancher Umstand vorhanden, der eher an mythische Fortsetzung des Hauptbildes denken läfst. Wie in diesen ist sammt festlichen Binden ein stattlicher runder iSchild als Weihgeschenk auch hier aufge- hängt; nebenher gereicht ein halbgeöffnetes Fenster hier, wie anderwärts ^'), zur Andeutung eines be- wohnten, etwa einer Priesterin dienenden, Raums. Vor diesem Tempelraum tritt ein jugendlicher Krie- ser, der erleich dem obiüen Aeneas einerseits seinen Speer, anderseits aber sein Schild aufstützt, auf einem Felsstück hoch auf, um die von bedeutsamer Geberde begleitete Rede eines ihm gegenüberste- den Jünglings zu vernehmen. Beide Gestalten sind jugendlich, mit leichter Chlamys und reisemäfsig hoher Beschuhung angethan, beide mit Speeren be-

waffnet und mit einem spitzen Reisehut versehn, welcher dem Redenden nachlässig über den Nacken herabhängt. Diese spitze Kopfbedeckung ist von dem Helm des Aeneas im oberen Bild sichtlich verschieden; es ist aber auch allein dieser irgend- wie begreifliche Umstand, welcher uns hindert, mit Zuversicht eine auf Aeneas beziigliche Scene in die- sem Bild zu erkennen. Vielleicht ist es nur die bequemere dem Schifferleben des Helden entspre- chende Tracht, die jener veränderten Kopfbedeckung zu Grunde liegt, und in diesem Fall drängt aus Virgils Bericht der Gedanke an des Aeneas gastliche Einkehr bei Helenos *') und Andromache sich uns auf, denen Achates, wenn nicht der gereifte Aska- nios^"), und in höherem Raum die göttliche Mutter des Helden beieesellt wären. Aber die unteritalische Herkunft imsres Gefäfses legt es noch näher die erste Landung des troischen Helden auf hesperi- schem Boden hier zu vermuthen, dessen schon oben berührte Landessitte den spitzen Hut erklärt den Aeneas hier statt des obigen Helmes trägt *"). Es landete aber Aeneas bekanntlich zuerst bei Castrum Mlnervue * '); der dortigePallastempel scheint durchs geöffnete Fenster und durch das nebenher aufge- hängte Schild angedeutet zu sein. Dort hauste Idomeneus '^), und es ist keinesweges undenk- bar den Aeneas von ihm und einer Gemahlin des- selben gasthch empfangen zu glauben, wenn doch ein ähnlicher Empfang an daunischen Küsten selbst mit Diomedes ihn zusammengeführt haben sollte'*). Der hinter Aeneas sitzende .Jüngling könnte auch so fin- Achates ^*), die aus der Höhe zuschauende

'"') 7.\i Neapel nocli vor Ankauf des Gefiilses ilnrcli den Herzog von Blacas genünimen; im arcliäologisclien Apparat des Kgl. Moseiims.

"J Fenster, in ilirer viereckten (niclit runden: Anm. 20) Form dann und wann durch eine licrausscliauende l'riesterin oder sonstige Figur (Alkmene: Miliin Gall. 428*) unverkennliar.

") Aeneas bei Helenos: Virg. Aen. 111,29411. Andromache's Gastgeschenk ebd. 4S2 If.

") Auch an Molossos des Landes Gebieter oder an Kc- strinos des Helenos Sohn (Paus. I, II, 1. II, 23, G) liefse sich denken, obwohl diese reclite Seite eher einem Begleiter des Aeneas zustehen würde.

'"') Zumal Aeneas nacli Einigen auch in Taurien (Mirab. auscult. 79) und in \'enusia (Klausen I, 471) gelierrsclit haben sollte.

") Virg. Aen. III, 531 : iam jtropior templiaiuiitc npparet in arce Minervne.

^') I'robns 7.U Virg. Eclog. VI, 31: (Idouieneus) Locros np- pulit . . . ihii/uc posscilit iitiquol opphln et cumliilit, iti i/uilius Urin et Cnstrnm Minervne, Vgl. Klausen Aeneas I, 442.

") Serv. Aen. V, 80: DiomeJe qui dicitiir ossa eins (An- chisae) erutn cum PnUndio redilidissc Acnene. Dagegen sagt freilicli ^'i^gil hei Castrum Minervae (Aen. III, 5.')0): Ornin- (jeuumque du7iU)S suspectnc/iie linquimiis nrvn .

") Virg. Aen. III, •523: Ilalinm priuttis cotnlumnt Aclintes

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Fiaiiengeslnlt auch so für A|iliroditc gellen, deren (jüllcrtlienst nn jenen italiselien Kiislen mit geleier- ten junonischen Götterdienslen zusammenfalil ^'').

E. G.

IL Das giiechiscbe Tlieater in Cyrene.

Die einzige von den Grieclien an die Nordliiiste Afri- kas, von der die Macht der ilineu in llandelsverkeiir und Industrie vorangesclirittenen Phiinicier und Karthager sie ausscldol's, ausgesnndte bedeutende Kolonie, die jedoch erst nacli wiederholt (ehigeschlagenen Versuchen die gün- stige Oertlichkeit fand und erst nachdem sie die östliche Küste verlassend und auf das Hochplateau hinaufsteigend sich an dem nördliciien Rande dessellien niedergelassen hatte, da wo zwisclien ehe sie hinahfallen aufsteigenden Kuppen tiefe von reichen Quellen durchströmte Schluch- ten in das untere Plateau liiuahsteigen, von dem in al)er- maligem höheren Fall andere auf die scliinale Kiisten- ehene sich öffnen Cyrene das erst dann zu einem machtigen Ackerhau- und Handelsstaat trotz seiner inne- ren Unruhen auflilühete, hat das Geschick gehabt, dafs aufser den feindlicher Zerstörung weniger ausgesetzten Felsengräbern, unter denen mehrere den reinen grofsen Charakter griechischen Kunststyles wenn auch nicht ohne Einwirkung ägy[)tisclier Kunst an sich tragen, wenig IJaureste aus der Zeit seiner Unabhängigkeit sich erhid- ten haben. Um so mehr gev<irs müssen wir uns bestre- l)en, diese Reste in ihrem wahren Lichte darzustellen und nicht durch irthümliche Darstellungen auch sie dem gröfseren Interesse für die lebendigere Entwickelung ei- gener Sell)stständigkeit entreifsen und der allgemeinen Charakteristik römischer Weltherrschaft anlieim fallen zu lassen.

Steigen wir von der llochel>ene und den hier den Boden bedeckenden durch ihren Styl augenblicklich ihre

llerstainraung aus einem spiiteren Zeitalter bekundenden Ruinen abwärts derStrafse des guten Königs fJaltos nach, die das Hauptquartier der Stadt bildete und mitten durch sie hindurch das Meer erldicken liefs, so lassen wir zur Rechten auf der in drei Finger auslaufenden Kuppe die Ruinen der zwei entschieden ältesten Gebäude Cyrene's, zweier Tempel die mit den Ruinen ihrer kolossalen Cella- mauern beim ersten Anblick den Eindruck kleiner Castelle machen, zur Linken den bewohntesten Theil der Stadt mit grofsen Staatsgebäuden und zwei römischen 'l'hea- tern und steigen dann abwärts in einer Art kleiner Tlial- senkung, die sich aber sogleich erweitert und zwischen den beiden Kuppen in breiteren Terrassen auf das untere Plateau hinabsteigt. Hier an der nach N. Ost "erichte- ten I'elswand der westlichen Höhe entrauscht dem Felsen nach lang gewundenem unterirdischem Lauf, den griechi- sche Wasserbaukunst wohl schon früh zu einem regehnä- fsigen Stollen von 4', FuFs Höhe bei deren 3 Breite er- weiterte, um Reinigung des Laufes vornehmen zu können, die reiciie Quelle, die Geliebte des jugendlichen Gottes*) unfehlbar die älteste Oertlichkeit der Stadt, wo die unstäten Kolonisten zuerst erkannten, dafs nun endlich der vom Gotte zur Ansiedlung verheifsene Ort gefunden sei. Wenn al)er die Quelle selbst die älteste Oertlichkeit der Stadt ist, die F'elsgrotte ihr natürliches Heiligthum, so sind die Baulichkeiten, die sich auf der weiten von mächtiger Mauer gestützten Terrasse vor der Quellgrotte finden, viel jüngeren Alters der alte Apollotempel wohl im krättigen dorischen Styl erbaut, ward, durch Natiir- oder Menschensewalt zerstört, durch einen neuen ersetzt. Gehen wir nun am Abhang der Kuppe von der Quelle aus nach Westen fort mit steter Aussicht auf die inan- niglacli gestalteten malerischen Abhänge und steigen über eine Mauer, so sehen wir uns in einem halbkreisförmigen Ausschnitt des Hügels mit Sitzen theils an ihrer Stelle, theils herabgestürzt kurz wir geniefsen hier im Thea- ter des alten Cyrene des herrlichsten Anblickes, die ter- rassenförmig absteigenden mit Graf)kammern belebten, mit Grün durchwachsenen weilsen Felsabhänge hinunter auf

'') Wie bereits Klausen 1, 452. not. 090 f. in Bezug auf Juno L.Tcinia (Virg. Aen. III, 547. 552. M'eiligesclienk des Aeneas I). Hai. 1,51) bemerkt und wie die Vergleicliung der etruskisclien Juno Cupra (Stialj. V, 4. Abli. Klrusk. Gottheiten .'Vnm. 71 ) es bestätigt.

*) Das LTiaxiittinr Tiyi' zorjrijy in der Inschrift auf der Felswand zur Rechten der Grotte

LirAlONYElOZZßTA

lEPEITEYßNTANKPANAN EPEEKEYAEE

bezieht sich gewifs lürlit auf ilie Anlegung des Canals, aber auch wol niclit auf dessen Wiederherstellung, sondern wol auf die neue Ausschmückung des Brunnenbaues, in dem die Quelle hervorsprudelte. Die späten Gekritzel im Innern des Canals beweisen Nichts für dessen spätes Alter.

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das untere Plateau, über dessen ausgescliluchtete Abfalle die waldige Küste nach Ost hervorragt bis nach ÄpoUonia und bis nach Naustathmos.

Die Eigenthiiinlichkeit des Landes verhinderte die hier ansiedelnden Grieclien, obgleich ein handeltreibendes Inselvolk, sich an der Küste niederzulassen; denn wollten sie das kornreiche Hochplateau beherrschen, durften sie sich nicht 2000 Fufs tiefer ain sclimalen Küstensaum hin- setzen; den Hauptort mufsten sie oben selbst gründen, so beschwerlich auch die Verbindung mit dem Meere war. Aber wie sie diese Stadt gründeten, wo in natürlichen Schluchten das Hociiplateau sich auf die unteren Ter- rassen ölFnete, so legten sie ihr Tlieater an, wo am Ab- hanoe der Kuppe sich eine weite Aussicht über das Meer eröffnete, nahe bei dem Hauptheiligthum der Stadt. Der Abhang der Höhe bot eine leicht zu bearbeitende Nei- gung für die Sitzreilien dar; die Orchestra gewann man schon durch Ebnung des Kreisausschnitts, nur um ein sicheres Proscenium zu gewinnen, mufste man eine starke Mauer am Abhang aufführen, worauf die Terrasse sich stützen konnte, die man noch mit eiuer dorischen Säu- lenhalle schmückte, deren Trümmer allein schon genü- gen um dies Gebäude den besten Zeiten zuzuweisen, womit vollkommen die Bearbeitung der Sitzreihen stimmt. Das Kodon nämlich ist ein Kreisstück von wol 250", ab- aetlieilt durch ein Diazoma von 1 cliilom. 20 centm. Breite in zwei sehr ungleiche Theile, der untere von wie es scheint etwa 32, der obere von nur 8 Sitzreihen, die Menge der Kerkides kann ich nicht genau angeben. Die Sitz- reihen haben 63 centm. Breite ohne besondre Vertiefung für die Füfse und 34 cent. Höhe und sind unten ausge- wöll)t. Oben um das Koilou herum sieht man eine Ter- rasse am Abhang des Hügels, die wohl früher geschmückt war und gewifs den Haupt- wenn nicht den einzigen Zu- gang zum Theater bildete, von ihr gingen zur Seite des Theatron Treppen hinab wol gewifs für die Verbindung mit der Orchestra, die vielleicht bei diesem Theater der von Vitruv angegebenen aus drei Mittelpunkten construir- ten Form am Nächsten kommt: ihren Durchmesser gebe ich sehr ungefähr auf 52 Schritt an, da ich die untersten Sitzstufen nicht aufräumen konnte.

Dies ist das Theater des alten Cyrene, dasjenige in dem nocii die selbstständigen Cyrenäer da safsen und

neben dem Genufs, den ihnen die dramatische Dichtkunst und wohl auch die Reigentänze zur Feier ihres Lieblings- gottes gewährten, sicli auch des Anblicks auf das weite Meer hinaus, über das ihre Handelsschiffe heranschwom- men, herzlich erfreuten, und dies Theater wollen wir uns nicht zu einem Amphitiieater maclien lassen, sei es rund oder oval.

Becchey nämlich oder ein andres Mitglied der engli- schen Expedition zur Erforschung der Nordküste von Africa östlicli von Tripoli, deren treffliche Leistungen der genannte Capitän veröffentlicht hat , liefs sich durch die weitvorspringenden Hörner des Theaters verleiten dasselbe für ein Amphitheater zu halten, dessen nördliclie Hälfte in den Abgrund hinabgestürzt wäre, von welcher Meinung, abgesehen von allem Uebrigen, ihn schon die Oertlichkeit hätte zurückhalten müssen. Denn wie liätte man in Cyrene, wo die Schluchteubildung die leichteste Gelegenlieit darbietet ein Amphitheater zu bauen, wie man dergleichen Localitäten in Pergamon, Kyzikos und anderswo so glänzend benutzt hat, wie hätte man hier auf den wahnsinnigen Gedanken kommen sollen, am stei- len Abhänge eines Berges ein solches zu erbauen , wo man nur einen kleinen Theil der Sitzreihen auf natürli- chen Grund aufstützen konnte, den grölseren Theil aber mit sammt der Arena durch ungeheure Substructionen, die jeden Augenblick in den Abgrund hinalizuschiefsen drohten, aufstützen mufste? Und was für ein Amphi- theater wäre es denn, rund ohne Gewölbe, vollkommen zwecklos!

Dieser Irrthum hätte in dem wenig bekannten Werke der englischen Expedition versteckt wenig geschadet, da er aber auch in Kiepert's Karte, die in so Vieler Händen kommt, übergegangen ist, so linde ich es nicht unzweck- mäfsig ihn gleich jetzt zu berichtigen. Pncho hat dieses Tlieater übersehen und würde auch wohl eben keine glückliche Idee darüber geäufsert haben, wie er ja im vollkommen griechischen Theater von Apollonia, dessen Hörner nach Art dessen von Knidos stumpf abgescimitten sind , nach dem Vorgang von Della Cella's prachtvoller scalinata einen amphitheatralischen Hafenquai zu erken- nen geglaubt hat.

Hambur". H. Barth.

Allerlei.

13. Gruppe des Laoroon di; cousil'u sen- tentiu gefertigt. Eine Bemerkung von mir, die in

dieser Zeitung 1845 S. 192 nicht ganz genau berichtet ist, schien für Wohlwollende keiner bestimmteren Er-

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kläruiig zu hedi'irft'ii : icli gebe sie jetzt, nacliilein sclioti zwei i*liiloloj;e[i iilier mein iiiisclmltliges Wort einen Spott erholien, zu ileni sie keine Ursacli lialien, sie liege lienii in ihren eigenen Merzen.

Plinius sagt, die (iruppe des Laokoon, die griiste Zierde des l'allasis des Titus, hätten drei Künstler von Rhodos de consliti senlenlia gelerligt. Was kann das liier anders heil'sen als was es immer heifst? Auf Enl- ScheiihiiKj des ijehulmcn liullis. Un<l wer hat ein Consi- lium? Kin Magistrat, ein Keldlierr, ein Kaiser. Also, dafs die drei Uliodier die (inipjie des Laokoon hilden sollten, dafs sie die geschicktesten dazu waren, hatte «las (-'on- silium des Titas entschieden. Herr liergk weil's recht wohl, dal's die l'orniel diesen Sinn hat, und dennoch nennt er es m'ira inlerprelulio. {Ind. Icct. IMiirh. acsliv. lS4t).) Herr Rol's lal'st sich nicht merken, dals er den Sprach- pebrauch kennt, meine Erklärung aber ist ihm ein w»)l- derlicher EinfaH. (Allg. Lit. Z. 1848. S. 49.)

Der Bericht in der arcli. Zeitung gielit ireilich nicht ganz dasseliie, ,,iiach dem Ausspruch eines von 'l'itns ge- wählten Käthes, einer artistischen Cominission"; alier grol's ist der Unterschied nicht, oh die Kunstler der ständige Ratli des 'l'itus auswählte, oder ein besonderer iiir die Ausschmückung des Pallastes sorgender Kath. Wenn die beiden Herren daraus machen ,, dal's 'l'itus einen Ratli von Kunstkennern berulen habe, um den rhodischen Künst- lern die Auigabe zu stellen und die Ausluhrung anzuge- hen", wenn dies ein Eiitl'all ist, und ein wunderlicher, so ist es ihrer, nicht von mir, nicht von dem Berichterstatter. Und wo lassen die Herreu ihr philologisches Gewissen? Der eine erklärt den wahren Sinn der Worte wohl zu »crstelin, und doch legt er sie so aus, wie der andre mit geistreicher Kürze sagt, „dal's die drei Künstler, bevor sie an die Ausluhrung ihres Werkes aus Kinem Steiublocke gingen, sich über die Composition der verschlungenen Gruppe gehörig geeinigt und sie ohne Zweilel durch ein Älodell festgestellt hatten." Sie haben sicli also entschlos- sen de consilii senteniiu zu erklären „auf den Entscheid der Ueherlegung'', und diese treffnche Erklärung nicht aucli gemaciit zu liaben ist ein wunderlicher EinfaU.

l'liuius bezeugt, ohne die geringste Zweideutigkeit, dafs die («ruppe zu seiner Zeit auf Bestellung des Titus gebildet worden, er verwirlt alle dem entgegen stehende Kunstansichten und historische Combinationen. 22. Januar J848. Lach im ANN.

14. Die Tmeristen des Kuripides. Wie- derholt (s. .Scholl J5eiträge z. Gesch. d. griech. Poesie I, S. 160. Wagner zu Eurip. Fragm. ed. Didot p. 709), und neuerdings von Hrn. Bergk in der Arcli. Zeit. 1847, S. 137 ist die N'ermuthung aiisges|)rochen worden, dafs das verlorene Satjrspiel des Euripides, das unter dem Namen HiQiniui oder die Schnitter einen Tlieil der 'l'e- tralogie des Jahres 431 ausmachte (Aristoph. Arg. Medeae), mit Lityerses, dem Sohne des Midas, in Beziehung ge- standen haben, zu dessen Ehre ein bekanntes Schnitter- lied (('ynof i^tQiatixuc) gedichtet war; ich glaube die Wahrscheinlichkeit dieser V'ermuthung, wenn auch ohne ihre näheren .'Modalitäten, betrachtlich vermehren zu kön- nen durch die iMkläruiig eines Denkmals, das mir so eben in der letzten Lieferung von (ierhards Vasenbildern Tal. 238 zu (Gesichte kommen. Der verehrte Herausgeber hat zwar in dieser Darstellung etwas ganz Anderes, näm- licli eine „bacchische Todtenleier" gefunden; diese Aus- legung beruht jedoch wesentlich auf dem Worte NE-

KAYA02I, 'J'is '" seiner Zeichnung einem auf dem Krumndiorne blasenden Tänzer beigeschrieben ist, wäii- rend er im Uebrigen sellist d.is Vorherrschen ausgelasse- ner Lustigkeit anerkennt; und da jene Eorm, aucli abge- sehen von der Neuheit des Ausdrucks ,,'l"odtenü(iter" selbst, schon i[i sprachlicher Hinsicht vielmehr vtxQui'XoQ oder viy.invXiic: lauten niulste, so zweille ich kaum, dafs die fragliche Beischrilt, zugleich der Gestalt des gebla- senen Instruments gemäl's, vielmehr x/parAof zu lesen ist, wie es Lucian Tragop. 33 in Lydien und Phrygien kennt :

y.u) TiQog (nXoQ xtQavlnv if'Qvyiov y.itz' (jftftt TftiüXov y.wfiij)' ßuömi ylvdol. Wenn nun aber schon dadurch die .Scene in das Reich des Midas versetzt wird (Ovid. Metam. XI, 88 fgg.), so führt uns dahin noch directer der zweite Theil des Bildes, in welchem es mir wenigstens unmöglich ist, etwas Anderes als den von den Leuten des Midas gefangenen Silen zu erkennen, wie er uns bereits aus den von Hrn. Braun publicirten Bildern im Bull, dell' Inst. 1843 p. 54 und Annali 1844, p. 2(J0 fgg. bekannt ist; und gleichwie ich nun bedenklich den mit der Harpe bewaffneten Krie- ger, der daselbst tav. d'agg. H den Gefangenen dem Kö- nige vorführt, mit Hrn. Bergk als Lityerses auffasse, so Iialte ich mich hier geradezu durch die Beisclirift be- rechtigt, in den beiden Führern des ^nXr^vog Schnitter und somit Leute des Lityerses zu erkennen. Hr. Gerhard liest allerdings auch hier vielmehr &EPYTAI , was er durch ^ijpivTui erklärt und als ,, Liebesjagd" nach der Analogie des |datonischen y.vr7jyiaiov y.uiu Ti)v 'AXy.ißlu- duvg wQiiv deutet; inzwischen haben diese Figuren eben so wenig wie die der ersten Scene ein charakteristisciies Merkmal der satyresken Frivolität, welche der Heraus- geber hineinlegt; und so wird es wenigstens eben so nahe liegen, in jenen Schriltzügen das Wort &fQiaia) und da- mit die directe Bezugnahme auf das erwähnte Euripidei- sche Drama zu lesen, dessen Schuitterchor wahrschein- licii in Folge der gastlichen Aufnahme Silens bei dem Könige in den bakcliisch-satyrischen Charakter überging. Auch der Schlauch, welchen der vordere, mit dem Na- men (iQHO(; bezeichnet, der beiden Führer trägt, kann dem Gefangenen zunächst abgenommen sein, während in den Händen des iiinteren die Bande, mit welchen dieser gefesselt werden soll, unverkennbar sind; und selbst wenn man auf Silens ilhy|diallische Haltung Gewiciit legen will, so dürlte diese doch nur auf die Lüstern- heit gehn, die ihn gerade in die Falle gelockt zu ha- ben scheint, so dafs uns dannt möglicherweise der ganze Gang und die Oekonomie jenes Stückes vorgezeichnet wäre. In wie weit freilich Lityerses sell)st dabei bethei- ligt war, geht aus unserem Bilde nicht liervor; doch läfst sich dieses mit jener früher bekannten dergestalt combi- niren, dafs eben Lityerses mit seinen Schnittern bei der Aerndte beschältigt den trunkenen und liisternen Silen in'sGarn gelockt luid gelangen zu seinem >'ater gebracht, dieser alter denselben gastlich aulgenommen und, wie es bei Ovid geschildert ist, dem naclikommenden Dionysos zurückgeliefert hätte; und damit wiiren wir dann bereits um ein wesentliches Stiick dem Ziele näher gekommen, das bei Böttiger kl. Sehr. I, S. 65 und Weicker Nach- trag z. 'I'rilogie .S. 301 nur als eine geniale Anticipation erscheint, die Quelle der Midassage in bestimmten grie- chischen Satyrspielen nachzuweisen.

K. I'"k, Heiimann.

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15. Athene Parthex os. Die letzte Erwähnung der Athene Paitlienos des l'liicli.is weist Preiier (Erscli II. Gruber Eiicycl. Plieiciins Hl, 22 p. 185) aus der Zeit des Valentinianus und Valens im J. 375 v. Clir. I)ei Zosimus (IV, 18J nach. Eine viel spätere, wenn gleicli prol)leniatisclie, Nachricht verdient wenigstens erwähnt zu werden. Zu den Worten des Arislides {y.axä xüiv f'io(>- •/ov^iiviüv II, p. 556 Diod.), r] 'A&riVKiötv 'Al^ipä, }.iyiü lovTO ,(/fv Tijv ilfcfaniii]!-, hat .Mai aus einer Vaticani- sclien Handschritt ein Schoiioii herausgegeben, welches so lautet (11, p. 704 üiod.)_:

'■loii). JoxH i-tm (tvi7] inuv, r] h xio (fi'iQi,) Kiov- niuviivov üiaxfintir] xiu loTg uQonvXniuK; loü ßov- }.tvir,oiuv , "j ntvüiüi' qxxa'i vvv rjg iIvtix^jv ic di'iiü iigtoini JÖiv nonnvXuluiv xii.\ rj toi) L-i/_i).kHog uvny.ü- Tut Oht<;, y.uQxU'Otg rriv xtrfaXfjv diaatufi]^ , luv ol ivv Idiiüxai TTjv /:ih' ri)v (futoi jijv L-ld^ipäi, QüXua- auv dt Qitiv lüig fr ij] xi'pakj] ivvöfjotg t'^unaiw- fiiroi xviodulnig.

Dieser Notiz zufolge wäre also die Statue der Par- thenos später nach Konstantinopel versetzt worden, wo das gemeine Volk sie liir ein ßild der Erde ansah, wahr- scheinlich nur weil die gegeniiherstehende Thetis liir die Giittin der .See galt. Ueber den Urheber der Notiz giebt das dem Scholion vorgesetzte Uytö^. Auskunit. In den Scliolien zum Clemens von Alexandrien findet sich zwei- mal 'Joi^a vorgesetzt (IV p. 122. 127 Klotz), die Hand- schrift aber, in welcher diese Scliolien sich finden, ist ge- schrieben: »iHii» Humus, nalunl Arelhue , Caesareuc «i- c/iiepiscopi, anno 914 (a. a. O. IV, p. 91). Es ist daher mit Sicherheit anziinehnien, dafs alle diese Scliolien von dem Erzl)iscliof Arelhas herrühren, der zu Anl'ang des zehnten Jahrhunderts lebte und seine Uestrebtingen lür classische Bildung auch durch Gedichte bezeugt hat, wel- che noch vorhanden sind (Jacobs aniin. anth. Gr. III, i |). 860. Starke (piaestt. Aiiacr. p. 42). Dieser hat jene Statue offenbar selbst gesehen, und es läfst sich also das weni"stens nicht bezw eilein, dafs es ein chryselephantines Bild iler Athene war, ob aber in der That die l'arlhenus des Phidias, ist freilich nicht so gewifs. Otto Jahn.

16. .Mi D A s - H EKM E. Eine merkwürdige Henne d■^s Britischen Museum (aiic. maibl. 11, 45) stellt einen Manu vor, der tlie Queerllote, .i'/.u-iui'/.og (vgl. arch. Beilr. i>. 191), Idäst. Er hat einen langen, wohlgeordneten Bart, das in Locken herabfailende Haupthaar ist mit einer zier- lichen Krone geschmückt, der Körper ist mit einem lal- fenreichen, laii;;en Ennelgewande und darüber mit einem JMantel bekleidet. .Mit dieser weichlichen Erscheinung bilden deutlich ausgedrückte Thieiohren einen aulTallen- den Contrast. Panofka (Antikenkranz n. 8. p. 10 IV.), der auf den asiatischen Charakter des Kopfes mit Recht aufmerksam macht, glaubte in ihm Hyagnis zu erkennen, den Vater des Marsyas, der zuerst die f'KJte blies (Plul. mus. p. 1132 E. 1133 E.). Indessen verhehlte er die Schwierigkeit niclit, welche die Krone dieser Deutung ent- gegenstellt, wozu kommt, dafs nirgend, soviel mir be- kannt, ül)erlielert winl, Hyagnis habe die Querilote er- funden. An Kiinig Midas zu denken, meint Panofka, läge am nächsten, wenn das l''|r)tenspiel sich für ihn recht- fertigen liefse und nicht die Ohren liir l'^selsohren zu klein wären. Das erste Bedenken wird durch die Worte de» Plinius (VII, 56, 57J beseitigt: Ohllquam tihlinn Mi- das in P/iri/gia [uiuciiil]. Was das zweite anlangt, so

wäre vielleicht der Zweifel gestattet, ob nicht diese Sa- ty röhren überarbeitete Eselsohren sind, und wenn es iu der That Satyrohren sind, so dürlten sich auch diese wohl durch die \'erwandtschaft rechtfertigen lassen, in welche .Midas zu den Thiasoten des Dionysos, zum Tlieil hinsichtlich seiner Ohren (Philostr. v. Apoil.Tyan. VI, 27), gebracht wird. Demnach glaube ich, dafs die Deutung auf Midas die richtige sei. O. J .\ H N.

17. Thonpuppen. Auf dem schönen Vasenbilde, welches das Parisurtheil vorstellt (Bull. Nap. I, 16. arch. Ztg. II, 18. M. I. d. I. IV, 18) sieht man an der Quelle mehrere kleine weibliche Statuetten, welche offenbar Vo- tivliguren darstellen; elienso auf einem andern Vasenbilde, das Ainymone darstellt (.M. 1. d. I. IV, 14). Diese Vor- stellungen finden ihre Erläuterung durch die bekannte Stelle des Piaton (Phaedr. p. 23(JB.); JSvfKfüiv it tivüjv y.u'i L-lythüuv itQuv uno jün xooiüv n xmt Kj'oXjiiurwi' ioixtv iifui, und besonders durch ein Epigramm (.\ntli. Pal. IX, 326), wo es von einer Eelseuquelle, an der die Nymphen verehrt wurden, heilst:

xfxl tv vduai xooiiiu luviu i'ftiwv, lu XDigui, fiv(}iu TiyyofiiKt. Denn mit Recht hat .Meineke ( delect. p. 123 f.) die y.üa/.tia für gleichbedeutend mit den xügitt bei Piaton er- klärt, das anstöfsige /.iigia aber hat ünger (Beitr. z. Kritik der Griecli. Antliol. p. 6 f.) in xovgtu verändert. Ulrichs (.\nn. XVIII p. 9 f.) hat bemerkt, dafs die Tlion- tigürchen, v>elclie sich so liaulig finden, zum grofsen Tlieil Puppen für die Kinder gewesen sind, welche bei gewissen Veranlassungen, z. B. bei der Hochzeit von den Jung- frauen, den Göttern ex voto dargebracht wurden, der Aphrodite (Pers. II, 70), Artemis (Anth. Pal. VI, 280). Dafs zu diesen auch die Nymphen gehörten , ist leicht erklärlich, da diese vorzugsweise zu den xovgoi(jüq>oig gerechnet (Hesiod. theog. 346 1.), auch bei Hochzeiten durch besondere Opfer geehrt wurden (.Schol. Pind. Pyth. IV, 104). Otto Jahn.

18. Hektor bei P.^ris. Hektors Besuch bei Paris und Helena, aus dein sechsten Buche derllias (Vl,313ff.) allbekannt, darf billigerweise auch in Kunstdarstellungeu vorausgesetzt werden. .Aulser mehreren etruskischen Spiegelzeichnungen, welche dazu sich eignen (Gerhard Etr. Spiegel 11,219 221), stimmt insliesondre ein bisher unerklärtes poinpejanisches Wandgemälde (.Mus. Borbon. XI, 7) mit dem gedachten (iegenstand nberein. Während Hektar als leichtbekleideter Krieger, mit Chlamys, Wehr- gehenk und Lanze versehen, den Schild neben sich an- gelehnt, zu kurzer Rast sich im Hause des Paris nieder- gelassen und eine ernste iMahiiung ins Eeld zu zieho an ihn erlassen hat, ist Helena (eine vollständig bekleidete Flau) durch den Ernst dierer Mahnung bewogen worden, den Helm ihm zu reichen, dessen gekrönte Spitze in üb- licher Art einer phrygischen .Mutze entspricht. Noch niflit völlig entschlossen aber allmählich nachgebend steht Paris ihr gegenüber; mit den zusammengehaltenen h'ingern bei- der Hände scheint er die eigensinnige Lässigkeit seine.s Wesens kund zu geben , ohne jedoch der doppelten .An- mahnung sich zu widersetzen. Seine Tracht ist die übliche asiatische, aus aulgeschürztem Chiton mit Aermeln und Beinkleidern bestehend; sein Kopf ist in dem Gemälde zerstört, ohne dafs diese Verstümmelung uns hindern könnte einen so augenfälligen Gegenstand hier abgebildet zu erkennen. K. (i.

Hiezu Tafel XV der Seiten Folije: Kassandru imd Acnen.s, Vtiaenhild.

Druck und Verl.ig \on G. lieimiw.

Herausgegeben von E. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

J\^ 16. ^eue Folge. April 1848.

I'riaiiios uud Kassnntlra. Äluseogrnpliisclies aus Neapel (Satninliingen der HH. Temple und Betti). Allerlei (Ipliigenia in Tauris, Mnaseas, Mnemon, Miiniierraus; Pliiidra's Anklage des Hippolyt).

Priamos und Kassandra.

Hiezu die Abbildung Tafel XVI.

APas auf vorliegender Tafel nacli einer von Pro- fessor Zahn geliilligsl niitgetheillen farbigen Durcli- zeichnunsr irravirte Bild ward im Jahre 1828 in Pompeji entdeckt, in der Nälie jenes grofsen Hau- ses, dessen eine Seite in seinen unzüchtigen und rohen Wandmalereien die Bestimmung zum Lupanar unverholen zu erkennen giebt. Die Neuheit der dargestellten Handlung empfiehlt es der besonderen Aufmerksamkeit der Altertimmsforscher.

Vor einem Tisch, auf welchen zwischen Lor- beerzweigen und rothen und weifsen Tänien eine Amphora (der Henkel rechts ist nicht mehr sichtbar) steht, erblicken wir eine Priesterin, das Haupt mit Lorbeer bekränzt, in der gesenkten Linken vier Lor- beerzweige haltend, die rechte Hand zu Begleitung ihrer Rede über der Vasenmündung ausgestreckt. Sie trägt über dem violetten Chiton einen citroncn- gelben Peplos und rothe Schuhe; ihr Ko])f neigt sich nach der linken Seite. Vor ihr steht an einem der Füfse des Tisches ein brauner, mit rothen"Ivei- fen versehener hoher Eimer. Zur andern Seite des Tisches, links, sitzt auf einer Bank mit rothem Kis- sen und Löwenfufs nach hinten ein bejahrter Mann in violettem Armelchilon mit grünem Oberkleid und gelbem Peplos darüber, der seinen Hinterkopf etwas Kronos- ähnlich verhüllt, während über der Stirn Stephane oder Turban ihn als Fürsten bezeichnet: seine Füfse in gelben gestickten Schuhen ruhen auf

einer Fufsbank. Während er ernst vor sich hin- blickend die Linke nach dem Peplos erhebt, ruht seine Rechte in der Hand eines kleinen zu seiner Linken stehenden Trojaners, der mit himmelblauer phrygischcr Mütze und violettem Peplos über gelbem Armelchilon bekleidet, das Gesicht mit der Rechten aufstützt und vor sich hinschaut. Über diesem ragt im zweiten Plan des Gemäldes ein RLinn mit schwa- chem Backenbart hervor, dessen Blick der Priesterin sich zuwendet: er trägt eine rothe blaugefütterle Chlamys und stützt mit der Linken, deren zweiten Finger ein Siegelring schmückt, ein Wehrgehenk nnt grüner Binde auf den Tisch auf: seine Rechte ist vielleicht mit einem Schilde versehen.

Hinter diesem erblickt man weiter hnks einen anderen noch jüngeren Mann in gelbem Peplos über violettem C'hiton ; der hinter ihm an der Wand ge- lehnte Stab möchte wohl eher das Skeptron des sitzenden Fürsten bezeichnen, als auf seine Lanze zu beziehen sein. Weiter links hinter dem sitzen- den Alten stehen zwei andre Jünglinge mit phrygi- scher Mütze, der an der äufsersten Linken mit einer gelben Mütze, Chlamys und LanzenbewalTnet, der andre mehr rechts mit blauer iMütze das Hauj)t be- deckt. In Übereinstimmung mit der Handlung deu- ten die Säulenarchitektur, die Binde an der Säule rechts, der über dem Haupt der Priesterin hervor- ragende Dreifufs, so wie die an einen Pfeiler ge- lehnte weifse Marmorstatue des Apoll auf einem hohen Pilaster, wohl hinter einem Altar gestellt, offenbar darauf hin, dafs die Scene in heiliger Stätte sjuelt.

Wemi Lorbeerkranz im Haar der weiblichen Figur und Lorbeerzweige in ihrer Hand auf eine Priestcrin des Apoll hinweisen und der Dreifufs

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dieses Gottes sie in seinem Dienst als ÜQÖfiav- Tig Weissagerin uns vorführen, so leitet die Amphora auf dem Tisch und der Kados am Bo- den ilu-erseits auf die Vermulhung, die Weissa- gung geschehe hier durch Loose (wie in Delphi die d-Qiai) die aus der Amphora von der Priesterin gezogen, gedeutet und dann in den gröfseren Be- luiller am Boden hineingeworfen wurden.

Ist diese Ansicht richtig, so führt der Verein von Trojanern, die bei dieser Scene allein bethei- ligt sind, am natürlichsten auf den Gedanken, die Priesterin stelle des Priamos Tochter, Kassandra, dar, welche als Jungfrau und apollinische Weissa- gerin einst im Tempel des Gottes schlummernd von Apoll überrascht ward und weil sie seinen Liebes- anträgen Widersland leistete, damit bestraft wurde, dafs Niemand ihren Weissagungen Glauben schenkte. Ihr gegenüber vermuthen wir Priamos sitzend, neben ihm rechts Hektor mit gespannler Aufmerk- samkeit auf Kassandrens Rede achtend, zwischen beiden Troilos. Hinter Priamos stehen etwa Aeneas, Helenes und Deiphobos. Das mit Löwenkopf und Löwenfufs geschmückte Hinterbein der Bank, auf welcher Priamos allein sitzt, dient vielleicht zur näheren Bezeichnung des trojanischen Fürsten, den ja seine Schwester Hesione aus der Gefangenschaft des Herakles losgekauft hatte bei welcher Gelegenheit er statt des früheren Na- mens Podarkes den Namen Priamos erhielt.

In welcher Beziehung aber hat der pompejani- sche Maler hier Kassandra zu Priamos und seinen Söhnen aufgefafst? Dafs sie weissagt ergiebt sich aus dem Ausdruck des Kopfes, deniGestus der Hand, den Lorbeerzweigen und dem Dreifufs hinter ihr. Erwägen wir zugleich, dafs unter den Söhnen des Priamos keiner sich befindet, dessen Coslüm als Bogcnschütz auf Paris zu beziehen wäre, so drängt sich ungezwungen die Vermuthung auf, Kassandra weissage bei Paris' Abfahrt alles Unheil, was durch Helena iiber Ilios und das Haus des Priamos kommen werde. Aber niemand glaubte ihr, ja Priamos liefs sie als eine Rasende, die mit ihren finsteren Weissagungen alle Freude störe, einker- kern und bewachen.

Diesen Moment legte der pompejanische Älaler wahrscheinhch seiner Composition zum Grunde.

Im Jahre 1829 entdeckte man im vorgenannten pompejanischen Hause noch ein Gemälde, dessen überraschende Ähnlichkeit zu genauerer Beschrei- bung an dieser Stelle dringend auffordert.

Kassandra in langem bläulichem Gewand, das nach dem Hinnnel gerichtete Haupt mit einer ro- then Tänia umbunden, hält in der erhobnen Rech- ten einen Lorbeerkranz, in der gesenkten Linken vielleicht wollne Binden, und spricht auf einem Al- tar sitzend begeisternde Worte. Hinter ihr steht auf hohem Postament ein Dreifufs, welcher dem lorbeerbekränzten Orakelgott zum Sitz dient: Apoll von violettem Peplos leicht bedeckt, hält in der Rechten den Lorbeer, während seine Linke vielleicht auf ein Saiteninstrument sich stützt. Hinter Kassan- dra steht weifsbärtig, das kahle Haupt mit Lorbeer bekränzt Priamos, in gelbem Peplos über dem vio- letten Chiton und gelben Schuhen: er verräth Ernst und Trauer in seinem Gesicht; sein Blick ist ge- senkt; die Rechte erhebt er nach dem Bart. Zu dieser Gruppe tritt links ein bärtiger Mann, das Haupt mit einer Tänia umwunden, mit langer um- geknöpftcr Chlamys über dem kurzen rothen ge- gürteten Chiton, und hohen braunen Stiefeln mit Sporen [?] bekleidet; die Haltung seiner rechten Hand und die Richtung seines Kopfes deuten auf ein Ge- spräch mit Kassandra. Hinter ihm steht sein statt- liches gezäumtes Pferd. Den Hintergrund bilden Säulen zwischen deren Vorhänge zeltähnlich auf- gehängt sind und neben welchen vergoldete Sta- tuen zur Verzierung des Lokals angebracht sind.

Tn. Panofka.

IL Museograpliisclies aus Neapel.

1. Sammlung dts Hrn. TempJe.

Oline die besclieidnen Grenzen einer mäfsigen Pri- vatsaminliing zu üliersclireiten, zeugt diese Sammlung des grofshrittannisclien (jesandten Hrn. Tcniplf zu Neapel durch die Auswahl vorzüglicher Stücke von dem (einen

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Geschmack und der gebildeten Altertluiinsliehe seines Be- sitzers, der selbst mit dnnkenswertlier Bereitwilligkeit jede seiner Antiken zu genauerer Besichtigung mir reichte.

Unter den Bronzen gehören ein grofser heim Eisen- bahnhnti von Nocera ausgegrabener Priap mit Bockspliy- siognomie, sich das Kopftuch umbindend, IMercur mit Petasus auf einem Fels sitzend, ähnlich dem in dem Saal der grofsen Bronzen in den Studi, eine stehende Ve- nus mit Stirnkrone, ein tanzender Paris [?J, ein Sa- tyr, ein Camill, und die wohl aus Pompeji staminende Figur des Bacchus als Knabe mit Wein und Epheu bekriinzt, mit Pantlierfell bekleidet, in der Rechten den Thyrsus haltend, von lächelndem Gesichtsausdruck, zu den schönsten Erzbildern, die überhaupt aus dem Alter- thum auf uns gekommen sind. In Ambra (Bernstein), wohl aus Gräbern von Canosa stammend gleich den Stücken idinlichen Styls im Besitz des Grafen Pourtales in Paris, (siehe mein Cabinet Pourtales PI. XX p. 24) und des Principe S. Giorgio in Neapel, befinden sich daselbst ein liegender Aclielous, eine Hera oder Aphrodite mit Stirnkrone und der Kopf einer Giraffe.

Von Terrakotten hebe ich als besonders sehens- wertli hervor: eine verschleierte sitzende Aidos [?] von seltner Schönheit; ein bemaltes Thongefafs ähnlich dem Rhyton , darstellend eine Frau mit starken Brü- sten, der Nabel der einen ist ofTen zum Merauslrüpfeln, sie geht in Saukörper und Vogelschwanz aus, und zwei Rhyton, das eine ein Pegasos, das andre ein Hip- pos (Pferd).

Unter den gemalten Gefäfsen nimmt ein Krater aus Ruvo mit einer auf Vasen zum erstenmal zum Vor- schein kommenden Darstellung im liohen Grade das ar- chäologische Interesse in Anspruch. Den Mittelpunkt der Scene bildet Hippolyt auf seinem Viergespann: vor diesem erblickt man eine Furie mit brennender Fackel vfie der Oistros auf der Medeavase von Canosa, den Pfer- den die Raserei einflöfsend und daher für sich selbst den Namen ^rfffftt in Anspruch zu nehmen l)erechtigt; unten erhebt sich der in Folge Theseischen Gebets von Poseidon gesandte weifse Stier schon halb aus dem Meer em- porsteigend. Links läuft derPädagog vor Schreck auf- schreiend seinem gefährdeten Zögling zu Hülfe. Im ol)e- ren Feld erblickt man Pan und Apoll mit Kithara, sei- nen Köcher an der Erde, Athene mit Helm auf der Hand, Aphrodite mit Eros auf der Schulter und zu- letzt Poseidon. Am Hals ein weiblicher Kopf mit phrygischer Mütze aus einer Blume aufsteigend, wohl Ganymeda. Mit feinem Takt hat der Maler die Schutz-

göttin Hippolyt's, Artemis, im Moment seines Untergangs als abwesend agenommen: ein minder denkender Maler hätte jnit Rücksicht auf Hippolyts fromme Anhän"lichkeit gerade zu dieser Göttin, derselben auch hier eine Stelle einzuräumen für nöthig gefunden.

Eine Hydria mit gelbweifsen Figuren, der Verfallzeit angehörig, stellt Andronieda an zwei Säulen gebunden, dar: links nähert sich eine Frau mit einer Hydria auf dem Kopf, ihr wahrscheinlich Trank bringend. Rechts steht Perseus mit Harpe, schlecht restaurirt.

Auf einem Krater aus Apulien sehen wir zwei Bäume, oben zwei Bukranien, darunter einen Komike r, der ei- nen Drei fuls m it Pyramisku dien fortträgt. Stellt dies eine Parodie des Dreifufsraubes vor?

Zum Schlufs erwähne ich ein zweihenkliches schwar- zes Gefäfs mit einer silenartigen modellirten Maske wahrscheiniich des guten l) iimon, L4ya&ov ^uifioiog, bemalt wie wirkliche Malerei; die VVeinbekränzung ist braun und weifs. An den Henkeln sind Schwanenköpfe. Am Hals liest man AIOS! CnTHPOS.

2. Sammlung des Hrn. Betli.

Einer meiner ältesten napolitanischen Freunde, der gelehrte Uebersetzer des Euripides, D. Gaspare Sel- vaggi, führte mich zu Cav. Betti, Membro della Con- sulta, der früher als Sottoindente von Noia und von Reggio Gelegenheit gehabt, eine kleine aber interessante Antikensammlung durch Ausgrabungen und Ankäufe zu Stande zu bringen.

Von noianischen Vasen verdienen mehrere Silicerni d. h. solche, die in Stücke zerbrochen beim Verbrennen des Leichnams auf den Scheiterhaufen geworfen wurden und immer durch feine Zeichnung sich empfehlen, die Beachtung der Archäologen.

1. Hydria r. F. vom Feuer ganz grau geworden. Aphrodite und die Grazien. Aphrodite sitzt auf einem Thron; Eros bringt ihr zwei Aepfel, so klein dafs sie mit grofsen Kirschen sich vergleichen lassen, sie stim- men genau mit jenen, die wir auf Münzen von Terina über der Hand der sitzenden Aphrodite in der Luft schwe- bend finden. Links steht ein Lehnstuhl und davor eine Frau mit einem langen Fächerstab wie Palme, wohl Cha- ris. Rechts sitzt eine andere Frau auf einem Polster- lehnstuhl, den rechten Fuls auf eine Hydria wie auf einen Tritt gesetzt, in der Linken eine Kylix mit Deckel haltend, vermuthlich Peitho.

2. Hydria, r. F. vom Feuer des Scheiterhaufens ver- graut, sonst von feiner scliöner Zeichnung. Aphrodite

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und Cliaris Morra spielend. Zwei Frauen sitzeo jede auf einer Hydria die von grofsein Umfang, mit einer Graeca am Hals gesclimiickt und wahrscheinlich aus Erz gearbeitet ist (vgl. Aristoph. Plut. v. 545: uvxt di &gu- vovg OTUfivov xtq)aXTiv xm^ayoTog), sie halten einen Lan- zenstab an den Enden mit der einen Hand, mit Morra- spiel in der anderen erhobnen Hand beschäftigt, ganz wie die Eroten auf der Vase der Hochzeit von lason und Medea aus Ruvo, jetzt im Künigl. Museum zu München (s. meine Bilder ant. Leb. Taf. X, 9. und Ann. d. Instit. archeol. Vol. XX, Tav. d'agg. 1848). Diese Scene über- raschte mich um so angenehmer, als der Aulafs der Mün- chener Vase kurz vorher in Rom micli zu der Aeul'serung bestimmte, das Morraspiel habe im Pallast der Aphrodite nicht zu den ungewöhnlichen und seltnen Besciiäftigungen gehört. Eros mit einem Kranz fliegt der Aphrodite links zu; dahinter ist eine Säule. Rechts steht Peitlio mit einer Haube auf dem Kopf, einen Myrtenkranz reichend. Die sitzende Aphrodite trägt eine gestickte Haube, Ohrringe und Schlangenarmbänder.

Diese Vorstellung dient zugleich über eine schon längst (Dubois Maisonneuve Introduct. ä l'etude d. Vas. PI. XVI, 5) veröffentlichte, aber unerklärte Vase das rechte Licht zu verbreiten. Auf derselben erscheint nämlich eine langbekleidete Frau mit einer Binde um den Kopf, auf einer Hydria sitzend, die Linke vorgestreckt: links steht eine Gefährtin, die beiden Hände ausgestreckt haltend, wohl Aphrodite und die sitzende Peitlio Älorra spielend.

3. Hydria, aus derselben nolanischen Ausgrabung, vergleichbar mit dem Lekanedeckel Mus. Blacas PI. IV. Die Musen. KAIO K(io sitzt mit einem Barbitos, vor ihr erblickt man rechts eine andre Muse mit vollem Käst- chen oder Korb in der Linken, in der Rechten eine Lyra: über ihr liest man TAAEIA ThalcM. Daliinter steht ein Stuhl mit Kissen und im Henkel der Hydria eine Verhüllte sich das Gewand lüftend, KAAE Ale Schöne benannt, Erato oder die Braut. Links hinter der sitzen- den Klio steht Terpslchore P4^IX mit Flöten, im Ge- spräch mit einer andern Verhüllten im Henkel der Hy- dria, vielleicht Polymnia oder die Brautmutter.

4. Durch besonders zierliche Zeichnung zieht eine Dolanische Phiale, D'iunenandachl darstellend, au, im In- nern mit der rothen Figur einer Frau geschmückt, die einen Korb worin Kuchen und Zweige liegen, und in der Rechten noch einen Zweig zum Opfer an einen lodern- den Altar bringt: oberhalb liest man in feiner deutlicher

Schrift APTEMIZ.

5. Eine noianische Amphora zeigt eine an einem Fels schlafende Nymphe mit der Ueberschrift HOS [d. i. Hcugf], offenbar als Synonym von Aura, der Ge- liebten des Dionysos (Noon. Dionys. v. 260): ein liebes- durstiger Silen kömmt sie zu wecken.

6. Kylix phönizischen Styls. Im Innern Ker Knie- beugend im Lauf. Aufserhalb Sirene zwischen zwei am Boden liegenden Rhyton.

7. Amphora des letzten weifsrothen nolanischen Styls. Frau das Orakel des Mars befragend vor einer Säule mit dem Vogel Picus darauf.

8. Amphora noiana schw. Fig. schlechten Styls. Tan- zende Sphinx die Pfote gebend, Satyr vor ihr tan- zend und die tyrrhenisclie Trompete blasend: die Rück- seite Oedipus (?) mit einer Blume oder Frucht in der erhobnen Hnnd vor der Sphinx, welche ihre Pfote erhebt.

9. Araphoriskos von Noia. Zwei Satyrn von auf- fallender Hagerkeit, offenbar Parodie der wohlgenährten Palästen, im Begriff des Ringens.

Zum Schlul's zeigte Cav. Betti mir ein schwarzes schalenähnliches nolanisches Gefäfs, mit dem Bemerken, es müsse mir besondre Freude machen, da es die Na- mentaufe Lopas und Bestimmung Fischstücke aufzuneh- men, die ich für diese Gefäfsform in meinen Recherches sur les Noms des Vases PI. IV, 73 pag. 40 vorschlug, durch die am Fufs eingekratzte Inschrift IXOYA voll- kommen bestätigt, zugleich aber durch die daneben be- findlichen Buchstaben für Letronnes scharfsinnige Ausle- gung der neben den Vasennamen befindlichen Buchstaben im Sinne von Zahlen für die Anzahl gleichartiger Ge- fäfse, die in der Fabrik augefertigt worden, ein neues Zeugnifs liefert. Den Namen iyßvu für Fischt eller habe ich in unsern Lexicis vergeblich gesucht, welche nur ix&va als getrocknete Fischliaut erwähnen.

Von Terrakotten besafs Cav. Betti nur noch eine kleine Bacchantin mit einem Tympanum, von geistreicher Auffassung, ziegelrother Erdfarbe und interessant wegen ihrer Ausgrabung im alten Mesma. Desgleichen einen Mann auf einer Klioe und einen Knaben auf einem Del- phin. Einen kleinen Kopf archaischen Styls mit langem Bart, etwa des Hermes, in Locri ausgegraben, verehrte mir der Besitzer zum Andenken.

Neapel im Juli 1847. Th. Panofka.

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I.

19. Iphigenia in Tauris. Zwei Gemiilde im Miiseo Borl)onico, von denen das erstere aus Uerculanum, das andere aus Pompeji herrührt, verdienen eine erneute Beat'litung der Arcliiiologen. Das erstere *) het'indet sich gegenwartig an der gröfsern Wand des dritten Saales reclits vom Eingange, und ist stark gehrochen und ver- lilicheu. Es geliört in Zeichnung und Karlie zu den hes- sern. Es sclieint weder Teuipera- noch Kreskohild zu sein, sondern liat jene eigenthümliche Glätte, welche an die Enk.Tustik erinnert. Als das Gemälde zuerst au's Tageslicht kam, glauhte man ziemlich allgemein einen mythologischen (Gegenstand darin zu erkennen ; denn die Ansicht, welche Cocliin mittheilt, dal's man damals zu Neapel das Unheil des Decemvirs Appius Claudius darin wiederzutinden glauhte, kann nur als sehr vereinzelt an- gesehen werden und hedarl' ja keiner Widerlegung. Nur über die Handlung seihst war man sehr verschiedener Meinung. Einige wollten darin die in der Euripideischen Alkestis und anderwärts (llygin. fah. 51) erzählte Eahel von Admet finden, liir den A pol Ion von den Parzen das Lehen unter der Bedingung erwirkt hahe, dal's ein Andrer liir ihn sterbe. Neben ihm sei seine Gemahlin Alkestis sichtbar, die sich (Veiwillig zum Opfer dir ihn erbiete, während der greise Vater und die greise Mut- ter, vielleicht auch noch die Schwester vor einer sol- chen Hingabe zurückbeben. Wenn man auch nicht lätig- nen kann, dafs die Bewegung und Haltung der weiblichen Figur, der angeblichen Alkestis, allenfalls zu der ange- nommenen Handlung passen konnte, so scheitert diese Er- klärung doch vor Allem daran, dafs uns weder aus Euri- pides, noch aus Hygin die 'l'heilnahme einer Schwester wei- ter bekannt ist, dafs weder die zweite sitzende männliche Figur, noch das von derselben gehaltene Blatt in irgend einer Weise damit erklärt, endlich dafs im Hintergründe nicht Apollon, sondern, soviel Formen und Attribute er- kennen lassen, Artemis sichtbar ist. Noch weniger pafst eine zweite Erklärung, nach welcher die von den grofsen drei Tragikern dargestellte Geschichte von Eteokles und Polynikes hier abgebildet sein soll. In der sitzenden Fi- gur zur Linken des Beschauers sah man Eteokles, in dem unerschütterlichen Vorsatze Thebens Herrschaft sei- nem Bruder nicht zu iiberlassen, verharrend, während ihm Polynikes vor Apollon's Bilde den Vertrag vor- lialte, der die al)wechselnde Regierung bestimme, andrer- seits vergebens Jokaste nebst Antigone, Ismene und Kreon den Eteokles umzustimmen suchen. Hier pafst eine Reihe von Umständen durchaus nicht auf das Bild. Eine solche Weigerung kann ja auf keinen Fall als lässige Trauer gedacht werden ; die Aufregung zwieträchtiger Brüder wird getvifs niciit sitzend abgemacht werden, und wiederum müfste statt Artemis auch liier Apollon ange- nommen werden. Noch weniger endlich hat eine dritte Erklärung je den Beiläll der Archäologen gewinnen kön- nen, da sie noch willkürlicher mit jenem Götterbilde um- sprang. Man glaubte, der Maler liabe .^tliena malen wollen, und dafür in nnerklärbarer Vergefsliclikeit eine Artemis hingestellt. Die Verurtheihing des Orest durch

den Areopag sei liier vorgestellt. Orest höre das über ihn gefällte Urtheil in dumpfer Verzweiflung an; gegen- wärtig seien drei Furien (!), zwei in weifsen Gewändern Zinn Zeichen dafs das Unheil nicht vollzogen werde, blol's eine in duiikelm Gewände, und im Hintergrunde Athena, die mit der Rechten eine Bewegung mache, als ol> sie dadurch die lossprechende .Stimme, welche sie abgel)e, andeute. Wer nur einmal Darstellungen der Furien auf alten Vasen und Sarkophagen geselin hat, kann unraög- licii daran glauben, dal's eine solche Verwandlung möglich sei; auch kennen wir ja Athena, welche die Scherbe des Heils in die Urne wirft, aus andern Darstellungen zur Genüge. So wahnsinnig nun eine solche Erklärung ist, so scheint sie doch richtig den Charakter der Hauptfigur erkannt zu haben. Der in tiefster Trauer, als gedenke er alter Zeiten, da sitzende Jüngling, auf dessen Sitz ein 'l'liierfell zum Zeichen heroischer Würde ausgebreitet ist, ladet vor Allem dazu ein, an Orestes zu denken. Demgemäl's liaben die Archäologen der herculanisclieu Akademie in ihm richtig densellien erkannt und im (iaii- zen passend eine Scene aus der taurischen Iphigenia des Euripides angezogen. Sie glaubten, dal's die Jungfrau, die ihn in den Armen hatte, keine andere als Iphigenia sei, der vor ihm sitzende Altersgenosse Pylades, wel- chem der Brief von der Priesterin gegeben worden. Rich- tig erkannte man auch in dem Gotterbilde Artemis. Aber was nnn weiter zur Erklärung der übrigen Figuren bei- gebracht worden, mufs entschieden als unpassend ver- worfen werden. Jene zweite weibliche Figur, die in Kleidung und Gesiclitsbiltlung der Iphigenia ähnelt, hielt man für dieselbe Iphigenia, als welche sich hier dem Chore anvertraue, tier durch die Alte dargestellt werde, welche das geforderte Stillschweigen verspreche, der Alte endlich, welcher von Staunen überrascht werde, sei König Tlioas. Das doppelte Vorkommen einer und derselben Figur in Einer Darstellung, die sich in zwei Hälften spaltet, kann zwar in einzelnen Fällen nicht geläugnet werden; aber eine so unmittelbare Nähe wiire denn doch zu aullallend. Noch auflallender die Er- scheinung des Königs Thoas bei einer solchen Eröffnung des tiefsten Geheimnisses. Die unrichtige Auslegung die- ser Figuren mochte Schuld daran sein, dal's man aucli den richtigen Theil der Erklärung nicht annahm. Quaranta wies sie (Mus. Borbon. VII, 63) besonders deshalb ab. Thoas, bemerkt er ganz richtig, würde eher von Unwillen erregt, als von Mitleid durchdrungen erscheinen müssen. Richtig bemerkt er, Iphigenia würde nicht auf demselben Gemälde in so grol'ser Nähe vorkommen, wozu wir hin- zufügen, dafs diese zweite iugendliclie weibliche Figur in Stellung und Bewegung schon durch das Zurückblicken ihren Zusammenhang mit jener ersten Handlung offenbar dnrthut. IMinder richtig ist, wenn er einwendet, Iphigenia würde Orest nicht umarmen, den sie ja noch nicht kenne; denn der Maler konnte den Zeitpunkt immerhin etwas vorrücken, konnte das Wiedererkennen selbst von der Iphigenia ausgehen lassen. Ebenso unrichtig ist die Be- merkung, Pylades sei nicht im Begriffe, den Brief zu zei-

*) Ahgehililet in den Pitture d' Krcolano I, II. Mus. Borbon. \ II, 63. Cochin et IJelicard Observation siir les an- tiijuites tV Erculanuiii. Paris 1706. PI. 18. p. 42. l!onv

Herculanunj et Pompeji II, 7. [Auch bei Alillin Gall. invtli. CLXVII, 625].

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wen. Er scheine elier eine unerwartete Neuigkeit zu ver- künden, etwa ein unlieiivolles Orakel, das er aber niclit niiiier zu bezeiclinfn weii's. Ich glaube dalier einen Ver- such machen zu dürfen, eine Erklärung zu reiten, die mir in den Hauptziigen richtig zu sein scheint und nur einer Ergänzung hechirf.

Erinnern wir uns vor Allem, wie unendlich l)ekannt die Geschiciite der Iphigenia und des Orestes war. Auf zahlreichen Vasen und Sarkophagen seilen wir Orest von den Furien gequält, fast sprichwörtlich ist in römischen Dichtern der fuyUs oder scucnis (ifiitutiis Oresti's (Horat. Sat. 11,3,135. Verg. Aen. 111, 331. IV, 471. Juven. Sat. XIV, 284), zahlreich sehen wir ihn von Apollon, der zu- weilen in Person daliei steht, geheilt, in Herculniium seihst linden wir in einem andern Gemälde (Pitture d'Ercolano I, 12) die Gefangennehmung des Orestes und Pylades, ja liis an den Rhein hin ist die Geschichte von Iphigenia auf 'i'auri gebildet worden (Vgl. Urlichs in den Jahrb. d. Vereins von A. F im Rhein). I. Taf. III. IV, 3). Arn bekanntesten aber war die Darstellung dieser Fabel durch Euripides. Aristoteles spricht nicht weniger als viermal in der Poetik (c. 11. 16. 17.) von dieser Tragödie, Pa- cuvius ahmte sie im Dulorestes nach '), Ovid nahm diese Gestaltung der Sage an, wie die Erwidinung des Briefes zeigt (Epist. ex Ponte III, 2,90): „Ad frutrcm scrijilas exaral illa uotus." Indessen tadelt Aristoteles doch mit Recht, dafs Euripides ein von ihm selbst erfundenes Wahrzeichen der Wiedererkennung, ein unkiinstlerisches, dal's er den Brief in die Tragödie bringe. Er lobt da- gegen den Tragiker Polyeidos, der durcli innere Gründe, durch einen motivirten Ausspruch des Orest die Wieder- erkennung herbeiführe, durch die Worte n;imlic!i: ,,So mul's also auch ich geopfert werden, wie meine Schwester es ward." Bei Euripides will Iphigenia, welche schon Griechen in den beiden Gefangenen erkannt hat, den einen reiten, damit er einen Brief von ihr an Orest nach .\rgos bringen könne. Diesen Brief will sie dem Orest geben, den sie noch nicht kennt, der andere Begleiter soll als Opfer fallen. Ein edler Wettstreit entsteht, Orest will nimmer den Freund opfern lassen; statt seiner will er sterben und Pylades soll nach Hellas zurückkehren. Iphigenia gilit endlich nach und Pylades erhalt den IJriel. Damit er die Botschaft ausrichten könne, auch wenn er .Scliitrbruch leide, auch wenn der Brief verloren gehe, will sie ihm das (beschriebene auch miindüch mittheilen. Es lautet (V'. 770): „Verkünde dem Orest, dem Sohne Agamemnon's , Iphigenia in Aulis geschlachtet lebt noch und sendet dieses Dir, aber lebend nicht mehr fiir die dort." In diesen Momenten geht die Wiedererkennung vor sich. Pylades iil)erreicht dem Orest (V. 791) den Brief mit den Worten: ,,Da ist der Brief an Dich." Die- sen Moment hiil der Maler gewühlt. Würde man aber auf diesen Einen Vers die Wiedererkeniuingsscene be- schranken, so würde die Umarmung durcli Iphigenia nicht motivirt sein. Es sind schon die Verse 792 SO.'i ge- sprochen. Orest hat schon die Schwester wiedererkannt, er hat schon das (o if'tXji'nr; /iiut avyyov des Verses 793 gerufen, aber nun fällt ihm der der düstere Gedanl^e auf die Seele'*), den er V. SOO ausspricht, dal's sie ihren Bruder doch bald nicht mehr haben werde, dafs sie selbst bestimmt ist, ihre renie Hunde mit seinem lilute zu be- llecken, dal's der IMord, wie Göthe sagt, in Tautals Hause des Brudergrusses sichere Loosung sei. Dieser innere

Kampf, diese grauenhafte Verzweiflung hat der Maler fiir Orest am Passendsten gefunden, und wir müssen gestehen, dieser Moment scheint uns glücklich gewühlt. Iphigenien kümmern die dunkeln Loose der Zukunit nicht; das Glück d es A ug en blickes erfü 11 1 die ganze weibli- che Seele. Auch der Maler kann nichts weiter thun, als den Versuch machen, das ff i'Xiai', ovöfv liXXo, qiXiuzog yuo n', f'/ci) a 0(iiatit der Tragödie V. 827 zu verauschau- iichen; er erreicht diefs, indem Iphigenia den sinnenden Bruder, dessen Geist in den Grauelthaten des Vaterhauses noch einmal von den Furien gequält umherschweift, innig umarmt. Weiler kann der IMaler nichts darstellen. Den Zwiespalt aber und die Verwickelung, die durch das freu- dige Ereignil's in die Geschicke jener Drei hervorgebracht worden, kann nur eine höhere Macht heilen und lösen. Nur eine Gottheit ist dazu befähigt und die Gottheit steht im Hintergrunde. Dazu war ebensowohl Artemis geeignet als .apollon. Der .Maler zeigt uns das heilige Bild der Göttin, die einst Ipiiigcnia gerettet hat. Der Vorhang des Tempels ist aufgehoben. Hier steht sie im grünen Gewände, mit braunem Köcher, blondem Haare, drei F^inger emporgelioben haltend, wenn sie nicht etwa in der Hand einen Pleil tragen sollte. Sie steht in einer Bildung da, welche es zweifelhalt liifst, ob sie als Bild, oder als lebendiges Wesen (praesens numen) gedacht ist. Als Bild erscheint sie mehr durch die unbewegliche Hal- tung, durch die Starrheit des Gesichtsausdruckes, als lebend mehr durch die Gröfse und Gestalt, durch die Frische der Farljen. Es kömmt nun aber darauf an, mit einiger Wahrscheinlichkeit die Gruppe rechts im Bilde zu deuten, vor.Mlem die jugendliche weibliche Figur. Im Gemälde ist sie ganz ähnlich mit Iphigenia gekleidet, im weifsen Gewände und Schleier, auch in (iestalt ihr glei- chend. Beim ersten Anblicke könnte man auf eine Kö- nigstochter verfallen, etwa auf Elektra. Allein, wie sollte Elektra nach 'I'auri kommen? Es mül'ste denn etwa eine Sage gegeben haben, welche auch sie nach Tauri iührte. Eine solche kenne ich nicht. Ich vermuthe dalier, dafs sie eine der gefangenen hellenischen Frauen ist, wie ja auch bei Euripides ein Chor hellenischer Frauen ihr dient. Dieser Chor nennt sich zwar doHui, und sie redet ihn als öftioai an [V. 131. 142], aber als eigentlichen Chor braucht sie ja der Maler nicht aufzulassen. Diesen gesam- melten Chor konnte er ja doch nicht im Gemälde benutzen. Sie wird daher, ^^enn jene Erklärung richtig ist, eine Ver- traute Ipliigeniens sein. Auch in ihr erwacht in diesem Augenblick die selige HolTiiung auf die glückliche Rück- kehr in ihre Heimatli, nach Hellas, .\lsdann bleiben noch die beiden Alten in dieser Gruppe. Dafür ist zwar in der Tragödie kein Anhalt gegeben; soll aber das Ganze unserer Erklärung irgendwie begründet sein, so mul's er sich in der Sage vorfinden. Thoas kann es nicht sein, der König der Barliaren kann unmöglich so dargestellt werden. Diese zwei Figuren gehören zusammen, jedoch greifen sie in die Handlung nicht ein, obgleich sie an- drerseits ihr nicht ganz Ireind sein können. Scheu nähert sich die weil)liclie (iestalt, gebückt, mit gelliem Gewände bis auf die Sohlen, auch das Haupt verhüllt. Die männ- liche Figur ist grün gekleidet. Ich wage es sie für die Schlitten d er Kl y tämnestr a und als .Agamemnon zu erklären, indem ich Widerspruch dabei voraussehe. Diese stehen also aulserhalb der eigentlichen Handlung, sie könnten ebenso gut wie die Griechin ganz getrennt

*) Vergl. Weicker griech. Tragödien III, S. 1159. •• ) Was Juvenal .\1V, 284. von Orest mit Bezug auf Klektra

sagt, gilt hier mit Bezug auf Iphigenia: llle surnris In manxbns vultu Eumcnidiim terrelur et ii/ni.

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von der Gruppe links stellen, aber ein inneres geistiges Band verliindet sie doch gewissernialsen mit derselben. Wäiirend vor Orest's Seele die Erinnerungen an sie le- bendig werden, treten sie auch kürperlicli in die Erschei- nung. Wie aller? Kann die griechische Alalerei Schatten der Al)geschiedenen so in lebendiger plastischer Gestalt <larstellen ') ? Diese Krage zu beantworten würde einen griifsern Uinlang der Erörterung voraussetzen, als uns iiier gestattet ist. Als bleiche Schemen konnte die alte Kunst sie auch gewil's bilden, aber ich glaube, ebensogut in der Fülle leiblicher I5estinuntlieit , indem sie ja auch auf dem 'l'heater sie ohne jeuejlullsmittel magischer Be- leuchtung, des Helldunkels u. s. w. dem Zuschauer im vollen Tageslichte vorlührte. INur mul'ste sie dann durch Farbe, Nerhüllung und (lestalt den Tod andeuten. Das gelbe (je« and der Klytämnestra ist vielleicht nicht ohne Grund den Orciis nennt Horaz Carm. 111, 4,74 luridus, Silius Xlll, 660 mors lurida, und luridus ist eigentlich gelb, lurida sulphura bei Ovid jMetam. XIV, 791 vielleicht nicht ohne Grund ihr gebückter Gang, wie er den .Schatten ziemt. Diesen hat zwar hier, viel- leicht aus technischen Gründen, Agamemnon nicht, aber wir werden gleich bei ihm anderswo dieselbe Eigen- schaft sehen. Auch Giitterscheinungen treten auf den alten Bildern nicht geistig schemenlialt, sondern in fester plastischer Gestalt auf, namentlich in pompejanischen Malereien.

Der N'orwurf, dal's damit nur drei Personen des aus sieben Figuren bestehenden Bildes die eigentliche Handlung ausmachen, liegt nahe, aber er widerlegt sich oder erkliirt sich vielmehr auf die genügendste Weise durch ein zweites, durch ein pompejanisches Bild (Gell Pompeiana. PI. XLIV. Mus. Borijon. XI, 47), das ohne allen Zweifel denselben Gegenstand darstellt. Zwar hat man auch hierin lacherlicher Weise bald den Plautus oder einen von den zu Syrakus gelangenen Atheniensern er- kennen wollen, die wie Thukydides erzidilt, eine Erleich- terung ihrer Leiden indem Vergnügen iandeu, womit ihre Herrn Verse aus dem Euripides von ihnen vortragen hör- ten, oder gar die berühmte Scene, wie Virgil dem August und der Octavia die Aeneis vorlese und zwar die schone Stelle über 31arcell"S 'J"od (Vgl. Pompeji. Zweiter Band. Leipzig lf>35. S. 177): dergleichen \ erirruii;;en der ar- chäologischen Hermeneutik bedurlen keiner Widerlegung. Sogar ist das Haus des tragischen Dichters, wo es ge- funden worden, vorzugsweise nach diesem Gemälde so genannt worden*'). Jedoch erkennt jeder Uidielangene auf den ersten Blick, dal's in diesem Bdde durchaus derselbe Gegenstand, wie auf dem vorigen dargestellt ist. Das hat auch Quaranta, der aber wieder an ein unheilvolles Oia- kel denkt (iMus. Borb. XI, 47J, richtig eingesehen. Auch dieses Bild besteht aus sieben Figuren, auch hier sind drei sitzende, zwei manidiche, eine weibliche, auch hier der Brief in der Hand der einen, und die jandere durch ein Schwert ausgezeichnet. Selbst die Nacktheit der beiden Figuren deutet den heroischen Charakter an. Pylades reicht auch hier dem Orest, der im Origin.d durch einen dunkeln melancholischen I5lick ausgezeichnet ist, den Brief hin, widirend Ijihigenia als Zeichen der Erinnerung die Linke zum Munde luhrt. Letztere scheint nach A pol Ion hinzuschauen, der auch seine Blicke hie-

lier wendet. Aus seiner Umgebung geht das Licht aus. Die weibliche Gestalt neben Apollcri, die auf ihn hin- blickt, möchte ich für Artemis halten, fehlte ihr nicht der (iötter- Nimbus. Vielleicht ist sie also wieder eine liehende Hellenin, eine Begleiterin Iphigenia's. Zum Zei- chen, dal's der alte F'luch in 'J'ant.ilus Hause getilgt und versöhnt ist, erscheinen auch hier die Schatten Aga- memnon's u n d K I y t am n es tra's, hier Agamemnon ge- bückt, wie dort Klytämnestra, hier letztere wieder im dun- kelgelben Gewantle, ihre Blicke erhebend. Was im vori- gen Bilde Erlordernils schien, dai's [diese (restalten von der Haupthandlung sich loslosten, hat hier der JMaler in der'I'hat gethan, uberhau[)t bei ähnlichen JMotiven hat er doch sellistständig sich bewahrt.

Vielleicht kann ich diese Ansicht, die sich mir hei erneuter Betrachtung dieser Bilder in Neapel wie unwill- kürlich auldrÜMgte, noch durch einen andern Umstand stützen. Im Allgemeinen kann es zwar nicht entscheidend sein, wenn in einem und demselben Hause sich verwandte epische oder tragische Stoffe als ALdereien vorfinden, da die Decoratiou eines Privathauses nicht von denselben Grundsätzen ausgehen konnte, wie die innere Ausschmük- kung eines Tempels, einer Lesche u. s. w. Aber es ist docii wohl nicht zuliillig, dal's gerade in diesem Hause des tragischen Dichters ***) nicht nur epische StolFe, wie Zeus auf dem Ida, Achilles und Briseis u. s. w., sondern auch tragische und zwar gerade Iphigenia in Aulis gefunden wurilen. Dieses Bilil, das, wie ich besonders aus einem Grunde vermuthe, nach einem Originale des Ti- manthes gemalt ist, hat in der Erscheinung der retten- den Artemis in den Wolken ein sehr verwandtes Moment mit den Göttererscheinungen in unsern beiden Bildern, ich will nicht so weit gehen, auch die unsern auf diesen berühmten griechischen Maler zurückzuführen, was doch immerliin als Möglichkeit gelten kann.

Noch einen Einwurf habe ich schliel'slich zu beleuch- ten. Mn\i köimte daran denken, dals in unsern Bildern ein unbekannter .Alythus verborgen sei. Schwerlich aber möchte sich doch eine Fabel denken lassen, in der die Haupthandlung gerade zwei jugendliche I\länner und eine Königstochter bedingen , in der zugleich ein Brief eine Hauptrolle spielen, in der es endlich gleich berechtigt sein würde, ob Apollon oder seine Schwester erschiene. An solche Möglichkeiten kann ich wenigstens nicht glauben. Gern indel's ojjfere ich meine Erklärung einem glückli- chem Funde auf.

Bonn fö. M/irz 1847. Dr. Laur. Lersch.

20. .Mnase.\s, Mn EMo N, jMimn ERMUS. Pau- sanias (VI, 18, 1) erwiihnt im Hain Altis zu l31ympia auch ein ehernes Viergespann des Kyrenaeer Kratisthenes. Nike steht auf dem Wagen und Kratisthenes selbst, oH'enbar wegen seines Sieges im Wagenrennen; es heilst auch, dieser Kratisthenes sei der Sohn des Läufer Mnaseas der bei den Hellenen den Beinamen Libyer 1 ii h rte. Die Weihgeschenke in Olympia sind vom K.ünstler Pythagoras aus Rhegium. Im 13ten Capitel , §. 4 desselben Buches sagt Pausauias „Neben Bykelos steht ein floplite {('jnXhr^g üvi]o) mit demBeinamen der Libyer, Mnaseas aus Kyrene; Pythagoras aus Uheüium hat die Portraitstatue gemacht. Ist die Stelle

*) Und in solcher Gruppirung mit andern Icililiaftiycii Wesen! Vergleicliliar, aber nur aus Schattengestalten beste- llend ist nach Weickcr's Deutung (N. Khein. Mus. I, 416 11.) lue um Helena gescliaarte Versun:rnlung iles grofsen Diiiamischen Spiegels (M. il. Inst. II, (j. Gerhard Ltr. S]!. II, I8lj. .1. </.//.

*") Vielnulir nach ileni früher ausgegrabenen Bild von Iphigenia's Opfer zu Aulis (Müller DenUni. 1,206.)

*") Oder doch eines Kunstverwandten.

.4. <;. H.

A. il. II.

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des Pausanlas vinverdorben, so kann man die Statue des Mnaseas als Hoplite nur auf seinen Sieg im Schildwett- lauf (unXoÖQOuwv) beziehen. Allein ein bisher unbeach- tetes Zeugnifs des Plinius der (H. N. XXXIV, 8. 5. 19) unter den Statuen des Pythagoras von Rhegiuin nächst dem Stadiumlauter Astylos L'ihyn pueruin icitentem ia- hellam eodein (oco, einen Libyschen Knaben, der eine Tafel halt, an demselben Ort aufführt, über- zeugt uns, dafs Pausanias und Plinius von einer und der- selben Statue des Mnaseas, einem Werke des Pytiiagoras Zeugnifs gel)en. Wie kann aber Plinius ))iicr»»i nennen ein Standbild, das Pausanias als onliiTjg dv^Q beschreil)t? Ich mufs gestehen, mir scheint 6n).iit]g tUrjp eine falsche Lesart zu verrathen, dadurch entstanden dafs man statt des ursprünglichen 7i«r? falsch onh'irjg gelesen und dazu ein uvf,o alsdann aus Rücksicht für den Sprachgebrauch in den Text hineinschob; denn der Titel dgo/tiv; Läufer, welchen Pausanias (V'. 18, 1) dem Mnaseas giebt, ver- trägt sich sehr wohl mit dem Alter des nuTg. Allein hiermit ist die Untersuchung keinesv^egs geschlossen. Es liegt uns ob, nachdem wir durch Pausanias erlahren, dafs der Libysche Knabe den Läufer Mnaseas aus Kyrene vorstellt, Rechenschaft zu geben, warum Pytiiagoras ihn mit einer Tafel in der Hand darstellte. Denn dafs un- ter tabellam tenentem ein Schildhalter zu denken sei etwa um den otiXi'i?;? ('tyr/p des Pausanias zu stützen, wird wohl niemandem ernstlicli in den Sinn kommen. Wenn im Allgemeinen zur Rezeichnung des Knaben, wie heut zu 'I'age Schiefertafel und Griffel, so schon im Alterthum niiuxig, öiXrng und oii'Xug als Embleme für seinen Unterricht in der yQfiftfiuiixij dienten: so tritt für Mnaseas noch ein besonderer gewichtiger Grund hinzu, warum er eine Tafel hält. Diese Handlung dient nemlich zum Symbol seines Namens, indem die tal)ella ^nr,^t(':vig (memorandum) hiels, wie ich auf Anlafs der in die Schreil)tafel einzeichnenden Athene Mnemon oder Mi- nerva für Meminerva nachgewiesen liabe (Annal. de l'ln- stitut archeolog. Vol. XVII p. 51 sq.). .la dafs Mnaseas nächst den tabellas auch einen stylum gehalten hal)en mochte, läl'st sich aus der Darstellung der Athene Mnemon mit Wahrsclieiulichkeit folgern. Für die Anschauung der Pythagorisclien Statue des Mnaseas dürfte einerseits der auf einer Vase des Amasis (Gerhard Auserl. Vasenb. CCVII. Arch. Zeitung XXXIX, 3) zu Meranon hintretende kleine äthiopische Schildknappe sich benutzen lassen, andrer- seits ein sehr werthvoller Karneol des Professor Gerhard, auf welchem ein Ephei)e in seine Schreibtafel einzeichnet Einem Münzbeamten Mnaseas begegnen wir auf einer Tetradrachme von Athen: er theilt mit dem Libyschen Wettliiufer dieses Namens das Schicksal, dafs die 15e- zieliun" seines Attributs zu seinem Namen bisher unbe- achtet blieb. Das Symliol, womit er auf der athenischen Münze siegelt, ward als Lampe zwischen zwei Aeh- ren aufgefal'st (Mionn. Descr. d. Med. 11,125, 151. Combe Mus. Hunt. Tav. 12, VI), wälirend es offenbar eine A sehen urne, cinerarium wie die römischen in Marmor in so grofser Menge in den (Kolumbarien sich finden, also ein fifti^u, vorstellt*). Die Äehren sind aber keine Aehren,

sondern Oliven- oder Myrtenzweige (Combe Mus. Hunt. Tav. 11, XXII: dasselbe Gefäfs mit geflochtenem Deckel zwischen zwei Zweigen), wie sie beiTodten unentbehrlich sind. Zur Bekräftigung dieser Auslegung dient noch das Symbol des Füllhorn, dessen MNHMON Mnemon auf einer Älüuze von Rhodos (Mionn. Descr. III p. 415, no. 13J) sich zum Siegeln bediente; denn man darf imr sich erinnern, dafs die Leichensteine (|ii>';;'ji(«Ttt) der Hel- lenen mit yi. 7' (üyu9f] Tv/Jj) oder A. /J {^u.ya9oii; dut/.i6ai) überschrieben sind, Gottheiten, denen das Füll- horn als Attribut vorzugsweise zukömmt, und mit fiviiug /(igtv, derentwegen das Denkmal gesetzt wird, schliefsen, so leuclitet die passende Wahl des Füllhorns für Herrn Mnemon von selbst ein. Zum Schlufs ziehe ich noch in den Kreis dieser Untersuchung eine Münze von Kolophon, aul welcher Eckhel, Sestini (Mus. Hederv. no. 4) und Mionnet (Descr. III, p. 83, no. 147. 149) Homer erkannten, bis Hr. Cavedoni den Münztypus treffend auf Älimmer- nos, einen entschieden kolophonischen Dichter, dessen Verse gleich denen Homers von den Rhapsoden gesungen wurden (Athen. XIV, p. 620 c.) bezog. Da letzterem Ge- lehrten eine Begründung seiner scharfsinnigen Deutung entgangen ist, so erlaube ich mir diese hier kurz anzu- geben. Eckhel beschreil)t den Mimnermus dextra ori admottt, sinistra vohimeii, die Rechte an den Mund gelegt, also wie Polymnia und Mneme nachsinnend in der Linken eine Rolle, wie Minerva die Schreib- tafeln. Es könnten schwerlich zwei sinnigere Symbole zur Bezeichnung von Mimnermos aufgefunden werden.

Th. Pan o fk a.

21. Phädra's Anklage des Hippoltt.

Bei einem Kupferschmied in Neapel zog mich ein aus Apulien herrührendes Oxybaphon mit rothen Figuren we- gen der Merkwürdigkeit des Gegenstandes besonders an. F.in König in langem gesticktem Aermelchiton und Peplos, mit einem Scepter in der Rechten, die Linke ausgestreckt, erscheint im Gespräch mit einer rechts ihm gegenüber stehenden langbekleideten Frau, die über der hohen Ste- phane einen Schleier trägt, und wo nicht traurig, doch ernst vor sich hinsieht, die Rechte verhüllt, den vierteo Finger der Linken mit einem Gemmenring geschmückt. Ihr nähert sich eine Dienerin mit blol'sem Kopf,, ein Käst- chen bringend, in der Rechten einen Schleier. Dahinter steht als letzter rechts ein Pädagog mit Chlamys über dem Chiton, erhotjenem Krückstab in der Linken, die Rechte liedenklich an den Bart des gesenkten Kopfes gelegt. Die Rückseite zeigt zwei Paar einander gegen- überstehender Mantelfiguren. Jene Anwesenheit des be- denklich horchenden Pädagogen in Verbindung mit den der V erschleierten nachgetragnen Liebesgeschenken, Käst- chen und Schleier, machen es nicht unwahrscheinlich, dafs Phädra hier vor Tlieseus den Hippolyt fälschlich anklagt mit Liebesgeschenken sich um ihre (»unst bemüht zu ha- ben, eine Verleumdung, die sein bejahrter Begleiter und F'reund, der Pädagog, mit Unwillen vernimmt und seinem Zögling gewifs alsbald hinterbringen wird.

Th. Panofka.

') Sopli. Kl. V. 112G: w ifiu/ciov uvt)fiiTov «i'.'/pw-

Tiiov. ifxol. Orest. v. 1127: lintQ ii yJ.ctdis rtSv 'OQiaictiiui' xttxüiv, TöiS' tiyyos ia^t aüfttt Toixe(vov miyov.

Iliezu Tafel XVI der JSeuen Folge: Priatnos und Kassundra, Wandgemälde.

Druck und Verlag von G. Re'inwr.

Herausgegeben von £. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

J\^ 17. ^eue Folge. Mai 1848.

Raul» des Palladiums (Deinoplion; Diomedes). Der Hjlasnif (Farnesisclipr Kamee zu NeapelJ. Allerlei

(Sillierpiatte mit Gottheiten.)

I.

Raub des Palladiums.

Hiezu die Abbildung Taf. XVII.

1. APemopiion. Die vorliciieiulc AbbilJiing fuhrt das luerkwürdige aus sabinisclien Ausgrabun- gen ') herrührende und dem Kardinal Lanibruscln'ni gehörige Vasenbiid einer Kelcbe mit unerhebhehcr Kehrseite uns vor Augen, deren für die trojanische Abtheilung meiner „Auserlesenen Vasenbilder" be- /Aveckte Bekanntmachung durch eine römische Mo- nographie des Hrn. Luigi Grifi ^) weniger dringend geworden war. Da jedoch diese Schrift iheils ge- ringe Verbreitinig erlangt, tlieils auch die Erklärung des schwierigen Kunstwerks keineswegs abgeschlos- sen hat, so ist eine neue Veröffentlichung und Be- handlung desselben dem Zweck dieser Blätter durch- aus entsprechend.

Zu diesem Behuf geben wir zuvörderst einen Auszug aus Hrn. Grifi's Abhandlung. Nachdem dcr-

') Aus den Grabungen von Poggio Sommavilla, welclie die £1H. Fossati und Piacenlini gemeinschaltlicli unternaliinen. Auf der Kehrseite Mantellignren; die Zeichnung rötldich auf schwarzem Grund. Vergl. Bullettino d. Inst. 1837 p. 72.

'J Intorno ad un' anfora <li|)inla raii|iresentan(c il ratto del Palladio possednta dal. Card. Lainbruscliini. Disserlazione del cav. Luigi Griß letta nell" Accadeniia romana di arclieo- logia il di 28 marzo 1844. Roma 184.5. 24 pagg. 1 lav. 4.

') (iiifi I. c. p. 4—10, nämlich über Zahl und Herkunft der Palladien. Unberührt bleibt die ilurchaus nicht gewöhn- liche Bildung des hier dargestellten Idols, welches Ton andern ahnlichen durch inanierirt hohen Ileluischniuck und durch das über den Leib gehaltene Scliilil, wie auch durch zwcrg-

selbe erst liber das Palladium im Allgemeinen, dann über das troische Palladium insbesondere sich ver- breitet hat^), geht er in die Frage ein, wer der auf dem Vasengemälde dargestellte Jiingling |sei, der, ein Schwert in der rechten und das Palladium in der linken Hand, mit umgewandtem Blick einem sprengenden Viergesjiann voraneilt, welches von zwei Personen gelenkt zu des Räubers Verfolgung; bestimmt scheint. Hr. Grifi führt aus, wie ein Theil der Schriftsteller dem Diomedes, die meisten aber dem Odysseus den Hau]>tantheil am Raube des troi- schen Palladiums *) zuschreiben, welches als das bekannteste aller Palladien er zunächst voraussetzt; demnach unterscheidet er sich dafür, dafs auf un- serem Bilde Odysseus gemeint sei, wie denn der- selbe auch sonst nackt, mit Chlamys und Helm dar- gestellt v/erde: den Odysseus unbärtig zu finden, stehe nach sonstigem Kunstgebrauch *) dieser Er- klärung nicht entgegen. Zwar hatte Hr. Grifi auch daran gedacht, in dem Palladiumsräuber den Demo- jdion zu erkennen, der mit dem in Attika anlan- denden Diomedes ") oder nach Anderen dem Aga-

hafte UnfiJrmlichUeit, phönicischen Idolen vergleichbar, sich unterscheidet.

") Raub des Palladiums, nach Lesches, aus Virgil (Aen. 11, 1G4. Heyne Exe. IX) und andern Zeugnissen (Fuchs fabb. troic. cap. 17. Welcker griech. Trag. I, 146 ff.) bekannt und in Kunstdarstellungen häufig. Vgl. Miliin Gal. CL, 559, 95 (Tab. lliaca). Ebd. no. 562 565* Levezow Kanb des Palla- diums 1810. Müller Handb. S. 71.3 W.

°) Odysseus unbärtig: Grifi p. 13 s. Jahn Vasenb. S. 32.

*) Paus. I, 28, 9: /Ii0fu]ötj ynn (faaiv äXoiar); 'l>.(ov T(iTs V(tva)v onCao) xoftiCtO&ai xal ?;<f;j Tf vvxjct Iti^/iiv, cüj y.aitc 'puXriQÖv TiXfoVTeg ylyvorrai, xkI toiV 'AQytlovi; lö; nol.CfxtKV unoßiji'Ki i//V yijv . . . ii'iaCOa Ji}fj.o<fü>vitt Kyovatr

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inemnon ') in Handgemenge kam und ihm dabei das Palladium abjagte; diese Deutung ward jedoch darum aufgegeben, weil auf dem sprengenden Wa- gen, in dessen zwei bekleidete Personen Hr. Griii un- zweifelhaft Manu und Frau erkennt, höchstens Aga- memnon und Kassandra, und diese doch gewifs nicht, sich würden vermuthen lassen , eher, fügt Hr. GriC hinzu und beruht bei dieser Deutung, sei Antenor zu vermuthen, der mit seiner Gemahhn Theano aus Troja flieht. Bezeugt sei eine solchen Flucht in dem von Suidas berichteten Umstand, dafs Antenor sowohl als Theano dem Diomedes und Odysseus das Palladium iibergeben und somit Troja verrathen hatten *). Ohne an Wuchs und Bekleidung der links auf dem Wagen stehenden Figur Anstofs zu nehmen, bei deren Männlichkeit er beharrt °), gibt er den Gedanken an Antenor nur darum auf, weil für diesen kein Lorbeer- kranz passe; aufserdem scheint die stolze Haltung der rechts auf dem Wagen die Zügel lenkenden Frau mit der Annahme einer Flucht ihn unverein- bar. Da endlich noch hinzukommt, dals nach der herrschenden Sage von Antenors bei Troja's Zer- störung geschontem Haus derselbe die Stadt vor ihrer Zerstörung gar nicht verliefs, so gibt Hr. Grifi auch den Gedanken an Antenor auf und versucht dage- gen die auf dem Wagen stehende und für männlich erkannte Figur auf Helenes, des Priamos Sohn, zu

deuten; Helenos von Odysseus gefangen '") und zu Wagen ihm nachgebracht, während er selbst mit dem erbeuteten Palladium voraneilt, sei demnach der Gegenstand des Bildes. Die Verknüpfung bei- der Sagen, des Palladiumraubs und der Einfangung des Helenos, sei leicht anzunehmen, da Helenos bei der ihm abgedrungenen Weissagung über Troja's Schicksal auch den Raub des Palladiums ausge- sprochen habe ' M. Zu Helenos als Sohn des Priamos und Priester passe die reiche phrygische Bekleidung, sowie die Lorbeerbekränzung und die Binden des Hauptes. Die phrygische Tracht sei auf unserem Bilde viel deutlicher als auf irgend einem andren erhaltenen Kunstdenkmal; sie bestehe in Chlamys, Beinkleidern und gesticktem Chiton mit kurzen Aer- meln, in ähnlicher Weise wie zuweilen auch Pria- mos in ähnlichen Vasenbildern bekleidet erscheint. Die Keule in des so erkannten Helenos Hand be- zeichnen seine von Homer undPhilostratus bezeugte kriegerische Thätigkeit ^), vielleicht nicht ohne Be- zug auf Herakles dem in den Vorzeiten Iroischer Sage Priamos seinen Thron verdankte; möglicher Weise sei aber auch in der Keule nur eine Andeu- tung vom ländlichen und Gebirgsaufenthalt des Ida gegeben, von welchem Helenos fortgeführt ward, ffleichwie auch die am Boden gezeichneten ßeree zu ähnlicher Andeutung dienen möchten. Die neben Helenos stehende weibliche Figur aber sei Juno,

fxßorjO-^aairct (oüz tniaiüuivov ovdi rovrov zovg i'tTjo Ttüv VitjJv lös tlolv l4QYeToi) xcd ävÖQttg aviijüv uTioxittvai xcu Ilttlkttdiov «onaaavttt oT/iaO^ai. liO^rjvaTöv kviSqk .... avuTiarrjO^fyjK unoitttvth'.

') Harpocr. v. Inl fTallctSioi . . . l-tya/At/AVOfog /njic jwv 'AQyiCo)v avv jiö lIa).).uiSCot TiQogtve/i^ü'zog lii!>r)vuis ii 'Ü.iou /ir\fio(f(öv ttQ7itt^ii. t6 HiikXäiiiov Xtti no).i.ovs jüv iSuoxövTiov avaiQil. 'Ayeifj/^/JVioi' iSi . . , Näinlicli nach Kleitodemos bei Suidas ^/il //«JJ.kJ/'m (Siebeiis Fragm. p. II).

') Nach Suidas v. JluU.üStüv und nach Dictys V, 8 : Pal- ladium oblnlnm per .intcnoron docenl. Vgl. Dederich eljil. p. 665.

'') Selbst gegen die beim ersten Bericht im ßullettino aus- gesprochene Ansicht, die Figur sei männlich (p. 16).

") Sopli. Phil. OOIJ: "Ei-ivog ov oviog, vvxiog t^ilOwv fiövog (Jüi.iog 'Od'vaatv; tiXe ö(ai.n6v r tr/uiv fiTfif ll/ctioTg ig fi(nov, lyiiQav xctXrjV . . . Serv. Aen. II, 166: Uelenus npitd Arisbam cnptus a Grnccis est, et indicavit conctus fatn Troiana, in quibus etinm de Palladiu dixif.

") Grifi p. 17: Esscinio stalo VHssc (/uesti che n' Oreci Vebhe recnto, e nel palesnrc che fece Elena le cose fainli dt Troin essendovi nnche il rapimento del Pallndio ; pnrmi avere cotnnto legnme questa storin del Pnlladio col fntto di Elena e coUc opere di Ulisse che no)i e da maravi(/linrsi se insieme uuile si vcggnno. Also: beide Mythen schiclcen sich wohl zusaniiiun, weil der Zeitpunkt der einen bedeutend frii- lier fällt als der der andern, und, weil Helenos vom Palladium- raub geweissagt, läuft zur Darstellung seiner Gefangennahme Odysseus als Palladiumräuber bereits ihm voran!

'■) Für die Keule als Kriegswaffe sjireche der homeri- sche Kreuthalion (II. VII, 141) und der von Theseus besiegte Xo(ivvrijrig (Diod. \\, 69), ferner Gyas bei Virgil (Aen. X, 316). Auch im angeblichen Kampf um Patroklos einer clirsinl- schen Schale (Mus. Chius. I, 86) ist einer der Vorkämpfer au- fser der Lanze, die allen jenen Kämpfern zusteht, noch mit einer Keule bewaffnet, bei weleher man eher au Ajax zu denken versticlit wird als mit Ilrn. Grili (p. 22) an eine Troerwaffe.

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welclie als Feindin Troja's die diircli Ilelcnos ge- schehene Weissagung unterstiilze, sei es indem sie ihn selbst dazu antreibt, sei es indem sie den IIc- lenos an Odysseus überliefert: mit dieser Deutung auf Juno slinnne die königliche Haltung und die mit Edelsteinen besetzte Stirnkrone seiir wohl. Das ganze Bild aber enthalte gleichsam eine Ausführung der Verse, die Odysseus bei Ovid (Met. XIII, 333) spricht:

Quam sum Dardanio, quem cepi, vate potitus. Quam responsa dcimi Troianaquc fata reiexi. Quam rapul P/iri/giue slymim penofrale Minercac Uostibus e mcdüs.

So weit der römische Erklärer, dessen unzu- längliche Auskunft wir schwerlich durch eine schlecht- hin genügende überbieten werden; eine gründlichere Beleuchtung des so schwierigen als anziehenden Bildes kaim uns jedoch nicht fehlen. Hiezu bedarf es zunächst der Berichtigung zwei irriger Annahmen, auf welche Hrn. Grifrs Erklärung dem Augenschein widersprechend sich stützt. Erstens näTulich sieht der jugendliche Palladiumsräuber, der nach dem dicht hinter ihm folgenden Wagen zurückblickt, kei- neswegs einem Verfolgten ähnlich (wie Hr. Grifi in seiner ersten Erklärung annimmt), so wenig als auch der Ausdruck seiner vermeintlichen Verfolger einer solchen Voraussetzung Raum gibt; eher lassen diese für die Personen eines Feslzugs und der Voran- eilende für einen Pallasdiener sich hallen, welcher, schnellfüfsig gleich Achill oder Hermes '*), den ei- lenden Rossen mit gleichen Kräften voraneilt. So- dann aber ist auch die vorausgesetzte Männlichkeit des vermeintlichen Helenes durchaus unbciirimdet; die Anaxyriden, auf welclie Hr. Grifl sicii bezieht und welche doch auch als Amazonentracht bekannt sind, vermögen wir nicht zu erkennen, dagegen Bildung

und Tracht eine Frau uns zeigen. Sind aber liie- nach Sinn und Ausdruck der vorliegenden Dar- stellung wesentlich für uns verändert, so liegt es auch ungleich näher in unscrm Bilde die festliche Einführung eines Pallasidols zu erkennen als den ihr bereits vorhergegangenen Raub, und wir haben unter den verschiedenen Palladiensagcn nach einer solchen uns umzusehn, in welcher diese beiden Be- züge gemeinsam zulässig sind. Die Dunkelheit der beiden auf dem Wagen befindlichen Personen er- laubt uns nicht bei unserm Erklärungsversuch von ihnen auszugehen; wohl aber scheint ein solcher Versuch nns erleichtert zu werden, wenn wir für den siegesfrohen Palladiumsräuber, den unser Ge- fäfsbild uns vorführt, lieber als an Diomedes, Odys- seus, Helenes zu denken, die von Hrn. Grifi vei- schmähte Sage von attischen Demophon zu Hülfe nehmen. Das Palladion war von Demophon in einem nächtlichen Überfall unerkannter Argiver er- beutet und demnächst in Athen aufgestellt worden, wo es einem berüinnten attischen Gerichtshof den Namen gab ' ^) und wahrscheinlich auch als Idol der panathenäischen Spiele diente, denen so viele gleichartige Denkmäler gelten ' ^). Angenommen dafs diese dem altischen Ideen- und Bilderkreis un- srer Gefäfsmalereien nah verwandte Einbrinsunc des attischen Palladions durch Demophon hier dar- gestellt sei, fragt es sich nun, ob das wagenlenkende Paar, dessen Viergespann somit dem Demophon nacheilt, mit derselben Erklärung verträglich sei. Es hat keine Schwierigkeit die rechterseits auf dem Wagen befindliche und die Rosse zügelnde Figur, eine Frauengestalt mit Sphendone, Halsband und langem gepanzertem Gewand, gleich ähnhchen Wa- genlenkerinnen panathenäischer Reliefs für eine ungellügelte Siegsgöttin ' ■) zu hallen; in hohem Grad

") AVofiir Pollux X, 131 verglichen wird; xiü.ccviiOTits <J^ yal y.onvyid Trnost'ixovai ytioQ'/oTg.

") Hermes als Götterliote dem Herakles in der Siegs- göttin Wagen voranreilenH (Miliin \'ases II, 18. Ingliir. !, (tj. Eben dort Tal'. !Mj ein alinliches Bilil nach D'llancarville) ; Achilles ähnlich im Undaiif um des Patroklos Leichnam, als Apobat neben dem von Automedon gelenkten Wagen (Gerhard Vasenb. III, 198, 3. 4. S. 103).

'^) Ilesych. Suid. ^EnX IIuUmöIu) (oben Anm. 7).

"■J Gerhard Etr. u. Kampan. Vasenbilder Taf. I: Abh. über Minervenidole (Berl. Akad. 1842) S. 10 if. Taf. IV, 14.

") Nach O. Müller's gegen eine personificirte Hamilla aufgegebener und auch meinerseits abgelehnter anfanglicher Meinung (Ann. d. Inst. I, 225 f. Vgl. Abh. Flügelgestalten S.8), welcher jedoch seitdem aus einer Münze von Terina und auch aus Vasenbildern mehr lieispiele der ungellügelten Nike zu Hülle gekommen sind. Vgl. Millingen Anc. coins II, 2. De Witte Cab. Durand ncSOT. Gerbard Flügelgest. Taf.!ll,6. S.8.

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räthselhaft aber bleibt allerdings die zu ihrer Linken befindliche stattliche einerseits die Brüstung des Wa- gens, anderseits eine Keule fassende Hauptperson, die wir, ohne manchen Scheingrund einer entgegen- gesetzten Ansicht zu leugnen, dennoch, wie bei erster Berichterstattung bereits von Braun geschah, unbe- denklich fijr eine Frau erkennen '*). Für Antenor oder Helenos kann sie schon deshalb unmöglich ge- hallen werden, da ihrer Kleidung zur phrygischen Tracht die von Hrn. Grifi zwar vorausgesetzten Auaxyriden fehlen; aufser dem kreisförmig wal- lenden und in der Regel als Frauentracht ' ') be- kannten leichten Peplos besteht jene Tracht nur aus einem breit gegürteten und gestickten kurzen Chiton, der das Knie unbedeckt und die Beine ent- blöfst läfst. Wie nun einerseits durch jene kurze Tracht der Spielraum von Deutungen für jene Fi- gur, die vielleicht auf Athene oder auch auf Aegialea hinweisen konnte ^"j, wesentlich beschrankt wird, so andrerseits durch die in der linken Hand jener Frau gehaltene Keule. Während der Kunstgebrauch die Anwendung dieses Attributs auf wenige Riesen und Heroen Griechenlands *'), unter den Gottheiten etwa aufPan^*) beschränkt, ist dasselbe in Frauen- händen nur im Zusammenhang lydischer Sage und Tracht bekannt ^^), sonst aber unerhört; es kann in unserni Fall nur im mythischen Umstand einer er- beuteten Keule oder, wenn ein solcher im Vorrath vorhandener Sagen uns fehlt, in irgend einer muth-

mafshchen Besonderheit alter Kultusbilder seine Er- klärung finden.

Da wir somit auf Muthmafsungen verwiesen sind, mÖEe man vor dem Einfall nicht erschrecken es könne Artemis sein, die hier eine Keule führe. Abgesehen von der Ungewöhnlichkeit dieses Attri- buts, eignet die kurze jagdmäfsige Bekleidung ver- bunden mit Lorbeerbekränzung ^*) unter allen be- kannten Figuren griechischen Kunstgebrauchs sich vielleicht allein für Artemis, und warum sollte denn dieser arkadischen Wald- und Jagdgötlin ausnahms- weise nicht auch die Keule in gleichem Sinn zu- stehe, wie selbige hie und da vom arkadischen Berg- gotte Pan geführt wird? Durch bekannten Kunst- gebrauch eben so wenig, anderweitig aber durch- aus gesichert ist als Attribut derselben Göttin die Bärin, deren Bezug auf Artemis durch den Kalh- stomythos und durch die brauronische Weihe aufser Zweifel gesetzt ist^^). Diese höchst eigenthümliche brauronische Göttin aber könnte es auch nur sein, welche in nahem Zusammenhang mit dem Palla- dionraub des Demophon hier an ihrer Stelle wäre. Der Kampf in welchem dieser sein Götterbild er- beutele, entstand aus einer bei Phaleron unternom- menen Landung; nun sind aber die Küsten von Phaleron und von IMunychia -^) kaum von einander zu trennen, und es kann nicht auffallend sein, dafs die „IMondgöllin" *') von IMunychia, welche der brauronischcn Artemis identisch ist, daran Thcil

") Als Frau gibt diese Figur iinsres Erachtens durch ge- bauschte Brust und durch ihre ganze Haltung, ferner durch ein Halsband sicli zu erkennen, welches männlichen Figuren beim vollen sonstigen Reiclithum phrygischer Kleidung kaum zustehen könnte, des frauenhaft wallenden Pejjlos (Anm. 19) zu geschweigen. Der Mangel eines Ohrgehänges, den wir nicht unberührt lassen wollen, kommt dagegen niclit auf.

") WieLuna, Iris und andere Gottheiten raschen Schrittes und Luftzugs bogenförmig versclileiert erscheinen; ein Beispiel gleicher Gewandung bei männlicher Tracht gibt jedoch der Kastor der Midiasvase (Miliin Gal. XCIV, 3'-5. Abli. Berl. Akad. 1839.)

'") Für Athene spricht, wenn Deinophon vorausgesetzt wird, der auf ihn zurückgeführte Gerichtshof (nl IlalXaäiM (.\nm. 7); würde im Palladiumräuber Diomedes erkannt, so läge der Gedanke an dessen treulose Gemahlin Aegialea (Tzetz. Lycophr. 602. -Serv. Aen. VIII, 9) nicht minder nahe.

") Hreuthalion und Korynetes (Anm. 12), Herakles und Theseus

") Pan mit Keule: Gerbard Bildw. LIX und sonst.

") Für Ompliale und, ebenfalls mit asiatisch langer Be- kleidung, aucli für die minervenähnlicbe komanisclie Göttin.

■") "/prf,u/b" öcKfvuia Paus. III, 24, 6. Vgl. Auserl. Vasenb. I. S. 11.% 42.

''') Auf das Bärensynibol der Branronia ist die Sage Tom Priester Embaros bezüglich (Suid. v. "r'.uß(triog). Vgl. Müller Dor. I, 372. S'-O. Curtius de portubus Athen, p. 25.

■") Nicht nur sind Phaleron und Munychia einander be- nachbarte Häfen, sondern es scheint auch (nach Curtius 1, c. p. 40) 'l'i'ü.y^nor Gesamtausdruck für den ganzen von Ko- lias bis Munychia reichenden Meerbusen gewesen zu sein.

') Nach der Ableitung als Alr]vorv/f(i (Curtius de portu- bus p. 2(i) und nach lunarischen Kultusgebräirehcn (Suid. v. äuifKfijj^'TCi, th'c'iaxdTOs, Curtius 1. c.)

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nimmt. Aiiemis und. Athene waren gerade in jenen Kultusbezügen, denen die arkadische und altatlischc Artemis angehört, einander eng verbundne Güllin- nen^'): es wäre also dem Sinn des Mythos dinch- aus entsprechend, zur festlichen Einführung des Palladions nach Athen die mit Athene befreundete Göttin hier von Nike geleilet zu Deuiophon's Schulz und Verherrlichung erscheinen zu sehn, um das durch wunderbare Fügung erworbene Pallasidol in Athenens heilige Stadt festlich einzuführen.

2. Odysseus und Diomedes. Jener durch- aus eigenthündichen Darstellung eines nach unsrer Ansicht attischen Palladiunnaubes und seiner Ge- nehmigung durch Götterschulz reihen wir ein be- reits durch IMillingen ^^) bekanntes unteritalisches Vasenbild der troischen Sage an, welches nicht min- der eigenlhündich und räthselhaft durch den schon früher ^ ") von uns beleuchteten Kaub zweier Palla- dien sich auszeichnet. Diomedes und Odysseus, jener unbärlig; und mit einem Schwert, dieser bärtig und aufser dem Schwert auch mit einer Lanze be- waffnet, stehen, jeder ein Idol in seiner Linken hal- lend, gescheucht und rückwärts in die Höhe blickend, in freudigem Entsetzen Pallas Athenen gegenüber, welche, bei langer Kleidung an Helm*'), Speer und Schild kenntlich, mit ausgestreckter Rechten zu ihnen spricht und ihren Kaub zu genehmigen scheint. Minder aufgeregt, aber mit ehrfurchtsvoll gesenktem Blick, steht reclilerseits die Priesterin Theano, ver- schleiert und geschmückt, mit beiden Händen einen Stab, vermulhlich eine Fackel fassend, der Göttin gegenüber. Ein Stern bezeichnet die nächtliche Zeit der Handlung; oberhalb desselben ist in einem Ge-

genstand, dessen Halbkreis vom Rahmen des Bildes begrenzt wird, vielleicht, wie Millingen meint und durch hellere Farlje des Untertheils glaublicher wird, die halb verdunkelte Mondscheibe zu erkennen; sonst liegt es fast näher einen aufgehängten Schild darin zu vermulhcn, wie denn ganz ähnliche Weihge- schenke auch anderwärts als sprechendes Merkmal geheiligter Räume angewandt werden^*). Was nun aber demnächst die Doppclzahl der geraubten Idole betrifft, so ist zu deren Erklärung die aus Arklinos bekannte Sage meherer zu geflissenllichcrTäuschung einander ähnlicher Palladien '*) hier, wo ein auf- recht gegliedertes und ein unförmlich gekrünmiles zu unterscheiden sind offenbar nicht anwendbar, wohl aber die von Dionys uns gleichzeitig bezeugte, dafs im ßraulschatz der Chryse Dardanos eine Mehrzahl von Palladien besafs *■*). Wie diese Palladien zu denken seien ist die Frage: im weiten und nicht hinlänglich gesicherten Sprachgebrauch alterthümli- cher Götterbilder, so dafs nur eines derselben die Göttin Pallas, das andre irgend einen Penaten dar- gestellt habe, glaubte Millingen eine genügende Lö- sung zu finden. Hiebei wird jedoch der sinnvolle Zusammenhang vermifst, der einem Verein allitali- scher Kultusbilder nicht wohl fehlen konnte, und es bleibt daher rälhlicher einer bereits früher be- gründeten Erklärung*^) gemäfs anzunehmen, dafs jenes den Troern entwendete heilige Unterpfand ihres Pallasdiensles nicht nur als Standbild der wehrhaften Göttin, sondern auch in einem Sitzlnld erbeutet wurde, demjenigen nämlich auf dessen Schofs Theano ihr Weihgeschenk niederlegte '*): eine Ansicht, wodurch die bezeugte Mehrzahl dar-

") Wie iii Pelleiie (I'aus. VII, 27, 1) und amlern Orten (Abh. über die Vase des Midias. Berl. x\kad. 1839. S. ä I.J, häufig genug um die in einem berülimten Kamee (Gal. d Fir. V, 1, 23) angenommene Palladienbildung des taurischeu Idols nicht mehr unglaublich zu linden.

■'') .llillingen Unedited Monuments I,2S p. 73 if. ohne Form und kelirseite. Das Gefafs ward zu Armento gefunden ; es gehörte der früheren Durandschen Sanuulnng an und beiindet sich gegenwärtig im Louvre.

'") Archäol. Zeitung IV S. 20.').

"} Die nach phrjgischer Art gcsjiitzte Form dieses Helms, welche Millingen p. 74 aus dem Wunsch Minerven als Iroisclie

Göttin hier zu bezeichnen aldeitet, dürfte nur der untcritali- schen Sitte und Abkunit dieses Vasenbilds beizumessen sein.

'■) Aufgehängte Schilde: oben Taf. XV S. 228.

") Dion, Hai. 1, 68: tlxijii'. xiniaxivuauii'tji' iiijJt tV Tot" t<i)/iTvnov öidtfOQOv 1 (Ltkk;; tiüi' InißoiO.ivöriiüi' 'iycxa h' (fcivfQO) leOijrai. Vgl. Arch. Zeit. III, 20j.

'') Dion. Hai. I, 68 (aus Kallistratos und Satyros): Juioiä; 'A(hjVt<s TIC Tf JltcD.üäiH xrii tu Ifnu rdir iityiti.iuy Otuiv. Die Uebereinstimmung des von Odysseus getragenen Stand- bildes mit den anderweitig (Arch. Z. Taf. XXXV) bekannten Idolen der Athene Chryse macht Millingen [>. 73 geltend.

'■) Archäol. Zeitung II S. 20J.

"') Iluni. II. VI, 303: &qy.tr liOiietirj; in't ■/bLiitaty,

267

268

danischer Palladien nicht nur der Göttin Pallas durchgangig zugesprochen wird, sondern auch der anderweitig bezeugten ") Doppelzahl einer wehr- haften und einer schaffenden Pallas Athene voll- ständig entspricht. E. G.

II.

Der Hylasruf.

Hiezu die Abbililung des farnesisclien Kamee's im Neapler ^luseuin: Taf. IX, 2.

Wie heutzutage die VornelimsteD gewöhnlicli die mei- sten Taufnamen erlialten, so finden wir in der alten Kunst, dafs diejenigen Bildwerke, welclie mit einer Anzald Namen von Seiten der Altertliumsforsclier beschenkt und getauft wurden, sewifs nicht zu den unbedeutenden und gemei- nen zu zählen sind. Zu dieser Beobachtung giebt ein Onyx -Kamee ;der ['"arnesischenj Sammlung im Museo Borbonico zu Neapel, den nach Raspe i) Kohler in Te- tersburg 2) zuerst veröfFentlichte und mit einer gelehrten Abhandlung erläuterte, einen neuen Anlafs.

Auf einer Felseriiöhung an die eine Sciiöpfkanne ge- lehnt ist, steht nicht sowold ein Satyr, sondern ein Pan, wie Gesichtsphysiognomie und das hörnerähnlich über der Stirn emporstrebende Haupthaar*) diese I<'igur zu nennen berecliti^en. Er kniet mit dem linken Bein auf dem Fels, hat den linken Arm in die Chiana gehüllt und hält mit der Rechten den Fufs {novg) eines schon beinahe ganz gefüllten Schlauches, der von einer fast nackten, ihm ge- genüber am Boden knieenden weiblichen Figur mit bei- den Händen emporgehalten wird; ihr Gewand fällt über den rechten Arm und die reclite Schulter nacli hinten herab. Weiter rechts sitzt auf anderem niedrigerem l<'elsstück eine unbekleidete weibliche Figur, deren Gewand ihr nur Rücken und Schaam bedeckt, zurückgewandt nach einer dritten, die in älmlicher fast vollständiger Nacktheit zu ihr hintritt und sie mit dem linken Arm umfafst, aber zu"leich, wie auch die sitzende Gefährtin, ängstlich sich rechterseits umscliaut. Zu den Füfsen der Sitzenden liegt ein Salbgefäfs, Lekythos. Im Hintergrund erhebt sich

'') Athene l'olias und Partlienos: Abli. über die Minerven- idole Athens (.B«rl. Akad. 1841) S. 7. 13.

•) Ra-ipe Catal. de Tassic no. 4867 Taf. 39. •) In unsrer Abbildung nicht deutlich, im Original schon früher bemerkt. ■^- ''■ "•

eine mit einem Gebälk bekränzte Wand, vielleicht eine Fontaine gleich denen der Hydrophorie auf Vasenbildern und in Terrakotten mit Eros daneben. Auf diesem Ge- bälk liegt auf allen Vieren hingekauert ein .lüngling mit einem Löwenfeli, dessen Kopf seinem Haupt zur Bedek- kung dient und dessen eine Tatze neben seinem rechten Arm herabhängt; er schaut herab nach der Schlauchhal- tenden Nymphe, hinter welcher ein Felsstück höher als die beiden andern vermuthlich zur Anlegung des Schlau- clies dient. Ein Jüngling dessen rechter Fufs durch den Schlauch verdeckt wird, indefs der linke auf den Fels tritt, hält mit der Rechten die über die linke Schulter herabflatternde Chiana: w;ihrend seine Linke den Löwen- kopf über dem Haupt des auf dem Gebälk liegenden Mannes ein wenig zu erheben scheint, richtet sich sein Blick nach dem zuvor beschriebnen Pan.

Der Erklärungen welche dieser Gemme zu Theil wurden, sind bereits fünf. Köhler erkannte die Vor- bereitung zum Schlauch tanz, indem der Schlauch aufgeblasen wird und der Tänzer ihn prüft ob er prall genug ist: er bezog die Haupthandluiig auf die Erfindimg des Schlauclitanzes, an der Ikarios und Erigone von Zuschauern umgel)eu sich betheiligen. Welcher ') naiun eine komische und witzige Posse mitBezuc auf eine mythologische Scene an, ohne dieselbe näher zu bestimmen. Die Herausgeber von Neapels Antiken'*) glaubten Aphrodite sich schmückend in der Umgel)ung der Grazien, Pan in einen Schlauch bla- send, und oberhalb, um Venus zu belauschen, Adonis liegend mit einem Eberfell das ein Satyr anfafst, luer wahrzuneiimen: der einhenklige Krug schien ihnen die Nähe der Nymphen zu bezeichnen. Herr Fmati *_) da- gegen dachte an ein Bad der Venus.

Herr O. Jahn endlich *) tlieilte die Ansicht eines kundigen Freundes mit, dafs Pentheus hier bekleidet mit dem Fell des Löwen, wofür ihn seine Mutter .-Vgave in der Raserei ansah und zerfleischte, die Bacchantin- nen belausche. In einem neueren Aufsatz ') erklärt derseli)e Alterthumsforscher: „ein nackter Jüngling tritt mit dem linken P'urs auf den Schlauch: offenbar will er prüfen, ob er schon hinreichend aufgel)lasen ist um da- rauf zu tanzen: die Deutung der übrigen Figuren ist un-

') Kühler Description d'un camee antique du Cabinet Far- nese. l'etersb. 1810. 8.

') Weicker Nachtrag zur äscliyl. Trilogie S. 2S9. *} Gerhard und l'ancilka Neapels Antiken .S. 393, 1. '') Kinati il K. Musco Borbonico (Verz. d. Preziosen). 'J (). Jahn Pentheus u. die Mänadeit S. 13. Taf. I, 4. ') Archäol. Zeitung. Nene Folge. Sept. 1847. S. 131 (f.

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sicher und schwankend." Den Schlauclibliiser bezeichnet Herr Jahn als Satyr und die Architektur auf welcher der Jlaiui mit Lüweiifell liegt, als „Klippe, wenn nicht eine Art von Portal."

Ein sorgfältiger Vergleicii unsrer an der Spitze die- ses Aufsatzes gegebnen Beschreibung mit dem Abdruck des Kamee selbst überhebt uns die Irrthiimer unsrer Col- legen ins Einzelne zu verfolgen und zu widerlegen: einer der grüfsten liegt olTenbar in dem Wahn, als trete der Jüngling oberhalb der knieenden Sclilauchträgerin auf dem Schlauch und bereite sich zum Schlauchtanz vor.

Betrachten wir die drei fast nackten weil)lichen Fi- guren in der Nidie der Felsen und jener zu einer F"on- taine sich eignenden Architektur , so drängt sich unwill- kührlich der Gedanke auf, liier nicht sowohl Venus und die Grazien, als vielmehr die drei Nymphen voraus- zusetzen, welche Theocrit *) mit dem Namen Euneike, Malis und Nycheia uns vorfuhrt, zumal diese gewöhnlich in der Dreizahl uns begegnen *) und Pan als Freund und Begleiter sich ihnen schicklich zugesellte '"). Hiemit in Uebereinstiminung linden wir ein Schöpfgefäi's am Bo- den, das bisher mit Unrecht als Eigenthum der Nymphen angesehen wurde, indem dasselbe vielmehr auf den Was- ser holenden Liebling des Herakles sich bezieht, den Nympiiengerau!)ten Hylas. Ein Schüpfgefäfs von glei- cher Form fehlt daher auch selten , wo die Kunst den Hylasraub darzustellen beabsichtigt, weder auf den zwei werthvolleu pompejanischen Wandgemälden » i) dieses My- thos, nocli auf dem römischen Votivrelief mit dem Flufs Ascanius, Mercur, Hercules -.Silvanus und den drei Gra- zien'*), noch auf der merkwürdigen von Minutoli'^)

lierausgegebenen farbigen Mosaikplatte gleichen Gegen- standes, noch auf dem werthvollen erst neuerdings ver- öfTentlichten Silbergefäfs des Kaiserl. Museums der Ere- mitage '■*), auf welches wir nächstens die Aufmerksamkeit unsrer Collegen zu richten gedenken. Dasselbe ist hier bestimmt, den untergesunkenen Oenochoos Hylas uns zu vergegenwärtigen. Erwägen wir, dal's der Raub des Hylas durch die Nymphen am Flusse Askaniosi*) stattfand, so gewinnt nicht nur die Handlung des Schlauchauf bl|a- senden">J Pan an Beziehung, sondern es fragt sich ob nicht dieser Pan uns vielmehr den Flufs selbst versinn- bildet, zumal die Behörnung bei Flüssen nichts unge- wöhnliches ist und die sonstige Gesiclits- und Gestalt- ähnlichkeit grade auf einen Fluls besser als auf jeden andern sich übertragen liefse. Es untersclieidet sich aber unsre Vorstellung von den bisher bekannten darin, dal's diese sämmtlich den Hylas noch am Leben in Gefahr von den Nymphen geraubt zu werden zeigen, hier aber von Hylas, der schon geraulit worden und daher nicht sicht- bar ist, nur das Schöpfgefäi's als Erinnerung sich auf- drängt, während Herakles denn welcher Name käme einem wenn gleich unbärtigen, doch mit einem Löwenfell über dem Kopf charakterisirten Epheben besser zu? offenbar sehnsuchtsvoll nach Hylas sich umschaut und Berg und 'J'hal mit seinem Wellklagen und seinem Hjlas- ruf erfiillt. Diesen Hylasruf hören die zwei Nymphen, wonach die Wendung ihrer Köpfe nach rechts zu deuten sein möchte: fast scheint es als habe die stehende die Aufmerksamkeit der sitzenden auf diesen wiederholten Klageruf erst iiingelenkt, und das zu den Fül'sen dieser letzteren liegende Salbfläschchen kann wohl bei dem Akt

') Theoer. Myll. XIII. 43: vödii (f ii' fi^aaoi A'Cfitfut /oqov uqii^ovxo, Mv/i<p[ii uxoiutiTOt, SttVtti &iui uyQOitozaig, EvviCxu xal ]\In).lg i'an fl' ÖQÖtoacc JVvyfic. ') Panofka über den Iiärtigen Kopf der Nyinphenrcliels in «I.Aldi. d. Berlin. Akad. .1. Wiss. 1846. S. 229-237. Tat". I, II. '") Orpli. h. L, 8. Paus. X, 32, 5. Ovid. Metam. AI, ]r,,3. Panofka in der vorgenannten Abhandlung Taf. I. II.

") Am 18. August 1761 ausgegraben. Pitt. d'KrcoI. IV', (j. .Mns. Borb. Vol. I, 4. Millingen Gal. inytli. CVI, 420* wo aufser Hylas mit dein einhenkligen .Scli"iilgelafs im Wasser unter den drei Nymphen rechts auf dem Berge Cius vermu- thet wird, während auf dem Original der Hylasrufende Hera- kles schon durch das Löwenfell über dem Kopf sich kenntlich macht. Herr Dr. Köhne (die beiden grofsen Silbergefülse des K. Mus. d. I'>einitage S. 20) deutet diese Figur auf Polyplie- mos. Das anibe in l'onijieji entdeckte Wandgemälde (Mus. Borbon. \'ol. XIII, Tav. .\L\ I ) zeigt Ilylas mit den drei

Nymphen, die ihn an Arm und Fufs fassen in einer Felsge- gend. Auf der Höhe rechts schauen zwei sitzende Epheben, der eine mit Pedum, neben einander herab. .Sie lassen sich mit Herkules -Silvanus und Mercur auf dem capitolinischen Belief und auf den beiden auf der Ilölie bclindlichen Figuren unsrer Gemme vergleichen.

"J Mus. CapitoL IV, 54. Miliin (Jal. myth. CXXVII, 475.

") II. von Minutoli Farbige Gläser bei den Alten Taf. IV, in den Händen des zwischen den drei Nymphen sich wehren- den Hylas: eine gröfsere zerbrochene Hydria von vcrschiedner Form liegt am Boden, olTenbar einer der Nymphen gehörig und vergleichbar mit dem Lekythos zu den Füfsen der mitt- leren Nymphe auf unsrer Gemme.

") Kühne: die beiden grofsen .Silbergefälse d. K. Mus. der Eremitage zu St. Petersburg.

'') .\ntonin. I.ib. 20. Ilygin. f. 14. Der Flufs Ascanius ward nach ihm U\las genannt.

") AskjniüS mit uaxiunn' zusammenhängend.

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des Salbens in Folge des Sclirecks über den nicht allzii- l'ern ertönenden Hylasrut' ihren Händen entglitten und zu Boden geliillen sein.^ Es bleibt uns noch iibrig \on dem Knaben Rechensclinlt zu gehen, der vor dem snchendeu und rufenden Herakles stellt: nur Polypheinos kann ge- meint sein, der bei diesem Suchen den Herakles aus Freundschaft begleitete ") und sogar allein in der Ge- gend von Prusias zurückgelassen daselbst starb ■*). Er- wägt man, dafs Hylas aus der Tiefe des Quells dem ru- fenden Herakles antwortete, dieser aber die Antwort nur wie ein neckendes Echo vernahm '»), und dals nach an- derer Tradition *") die Nymphen den Geliebten, um ihn vor dem suchenden Herakles zu verbergen, wirklich in ein Echo verwandelten: so unterliegt es wohl keinem Zweifel, dafs die Person des Polypliera, Vielsprucli, nur eine männliche Form der Echo darstellt, den VVie- derhall des Herakleischen Hylasrufen in den Uergen zu versinnlichen bestimmt. Fiir einen so aufgefafsteu Poly- phem palst die Handlung in der wir ihn hier antreffen, Tollkommen: er hebt nenilich das Gesicbtdeckende Lii- wealell dem Herakles in die Hübe, damit dieser bei freiem Mund um so lauter und heller Hylas rufen kilnne ^').

") Apollon. Arg. I, 1285. ") Antonin Lib. 2(j.

") Tlieocr. XIII, 58. '") Antonin. Lib. 2ö.

") (tUvoociTOuoi li/tu. Sopli. Plill. 188.

") Aiioflon. Rh. Argon. I, 1344.

") Tlieocr. XIII, 72. Strab. L. XII, |). ,164. A|iollon. Arg.

Als Flerakies vergeblich seinen Liebling suchte und seinen Namen Hylas vom Arganthonischen Berge rief, drohte er den 3iysiern mit Verwüstung ihres Landes, wenn sie nicht entdeckten wohin Hylas todt oder lebend gekommen ^^). Daher stifteten die Einwohner von Kios, dem nacliherigen Prusias, zu Ehren des vergötterten Hylas ein Fest, wobei man in schwärmenden Ziigen den Namen Hylas auf dem Arganthonischen Berge rief* 3): desglei- chen rief beim Opfer, an der Quelle wo die Entführung vollbracht worden, der Priester den Hylas dreimal beim Namen und dreimal antwortete der Wiederhall *••).

Der Gegenstand dieser (iemme darf aber nicht mit den bisher entdeckten auf den Hylasmythos bezüglichen verwechselt wertlen, iiulem er nicht den hei Kios in Mysien vorgefallenen Raub des Hylas, sondern die Folge des- selljeu uns veranschaulicht, nemlich des Herakles Hy- lassuchen und Hylasrufen vom Arganthonischen Berg heral) *•*) in Begleitung des Polyphemos, der wie Antilochos iiir den Verlust des Patroklos den Achill, so für den des Hylas den Herakles zu trösten bestimmt war, unfern des Nymphensitzes beim Fluf» Askanios. Th. Panofka.

I, l.%4. .Aliiller Proleg. S. lOS. Dor. I, 347, 451. Meineke ad Eu[)lior. \i. 177.

■") Antonin. Lib. 26.

'^) Pro[)ert. 1,20 bericlitet, die Qnelle lag an der Argan- tlionisclien Höbe.

Alle

■J2. SlLBERFLATTE MIT GOTTHEITEN. .\uf

einer in England gefundenen Silberplatte f) innerhalb eines durch Rebengewinde geschmückten Rahmens befin- det sich folgende Darstellung. \or einem von zwei ge- >sundeuen korinthischen Säulen gebildeten Tempelclien, dessen Dach durch Akroterien in Blattform geschmückt ist stellt \ pollo, lorbeerbekräiizt, die Chlainys ul)er den Rücken geworfen , im Uebrigeii nackt und nur an den Fül'sen mit Sehnurstiefeln bekleidet, in der Rechten hält er über einen eigentluinilich [lyramidalisch gebauten Altar einen Zwei", vielleicht einen Lori)eerzweig, obglt-ich die Blattstellung auf einen andern Baum sclilielsen läfst; in der gehobenen Linken den Bogen; die dreisaitige Leier lehnt sich links zu seinen Ful'sen an eine der Säulen des vor- her beschriebenen Tempels. .A])oilo sell)st ist in der Stel- lun" seines Körpers und seines Kopfes der rechts von ihm belindlichen Gruppe oder der unmittelbar neben ihm auf einem geschmückten .Sessel sitzenden weildiclien Figur zugewandt, in welcher wir vermöge ihrer langen züchtigen Bekleidung und des das Hinterhaupt verluillenden (ie- wandes Vesta zu erblicken glauben. Den Kopf zum Apollo gewandt, scheint sie durch den (iestus ihrer linken Hand die Aiilmerksamkeit des Gottes auf die von rechts her in die Scene schreitende Diana zu richten. Unmit- telbar hinter der Vesta beiludet sich eine .Säule, welche auf ihrer Spitze eine Kugel trägt. Neben der Vesta zur Rechten erblicken wir .Inno mit dem Scepter im Arm, und Minerva, den Kopf mit dem Helm bedeckt, in der Linken die Lanze haltend und die Ikust mit dem Medu- senhau|>te (jeschmiickt. Ihr Schild ist an einen vor ihr stehenden Baum gelehnt. Beide Göttinnen scheinen durch

f) Wir entlehnen die obige Notiz eines bisher unbeachtet geblietjenen Denkmals ans der Zeitschrift 77if Archeuloijisl und Joiirnnl of niiliquiiriiin Scioue 1842 N. 7. S. I2S. Die l'latte ward bereits im .lalire 17:i') v.n (Jorhriilge in Norlliumberland

r 1 e i.

die gehobene Haltung ihrer Hand sowohl als durch ihre ganze Stellung ihre N'erwunderung und ihr Staunen über die auf sie zuschreitende Jägerin Diana, welche wir im vollständigen .lagdcostüm, in der Rechten den Bogen, in der Linken den Pfeil haltend, auf die oben bereits be- schriebene Gruppe zuschreiten sehen. Zwischen Minerva und Dian.i erhebt sich ein breitgeästeter blühender Baum, auf dessen Aesten Vögel verschiedener Gattung hin und her üattern. Guirlanden von Ast zu Ast gezogen, sclimük- ken den Baum, sowie den oben erwähnten 'l'empel. .\m Fnl's des Baumes endlich ist ein vierseitiger Altar aufge- richtet, auf Welchem Aepfel als Opiergabe liegen. Parallel dieser Darstellung nimmt den untern Tlieil iinsrer Platte eine Reihe von Darstellungen ein, welche mit den ein- zelnen Figuren der oberen Gruppe correspondiren. Ein liegender (ireif entspricht dem Apollo, so wie der vor itim stehende Heliotrop [?]. Ein brennender Altar bezieht sich auf Vesta, ein stürzender Hirsch so wie ein nach oben blickender Jagdhund auf Diana. Neben dem Hunde links in der Ecke steht ein Felsen, an dessen Obertläche eine Darstellung sich beiludet, welche ich nicht mit Be- sliinmtheit zu deuten wage, h'ast scheint es ein Geliifs zu sein, aus welchem Wasser auf den Boden herablliefst, wodurch iler Künstler vielleicht eine aus dem Felsen her- vors|)rudelnde Quelle andeuten wollte. Auch dürlte die Stellung des Körpers des vorher erwähnten Hundes da- rauf hindeuten, dals <lerselbe so eben in BegrilT gewesen seinen Durst aus der Quelle zu löschen. Ebenso wenig ist die Beziehung des zwischen Hund und Hirsch sich erhebenden Baumes, weicher der Dattelpalme am ähn- lichsten sieht, deutlich. W. K o N E K.

gefunden, und beündet sich gegenwärtig im Besitz lies Her- zogs von Norlliumberland. Sie wiegt 14S Tineen, ist 20" lang und !,'>" hreil.

lliezu Tafel XV H der \euen Fulye: Raub des Palladhims, Vasenbilder.

Druck und Verlag von G. Hemer.

Herausgegeben von E. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M 18.

Neue Folge.

Juni 1848.

Oriecliisclie Münzen des Freiiierrn von Prokescli-Osten. Terracotten von Kalyuiiia. Das Abstimmen der Griechen auf Bildwerken. Antiken des Prinzen della 'l'ralihia (Parodieen). Allerlei: Der lioreade Kalais.

I.

Griechische Münzen.

Vierte Folge aiilonoiiicr giiechischer Iiicditn .ins

der Sainmliing S. E. des Freiiierrn von Frokescli-

Osten zu Athen ')•

Hiezu die Abbildung Taf. Will.

/. Aenus Tkraclue. vE .3. Bekränzter Kopf des Jupiter.

•R. AIN . . . Dreifuls mit Opferschale, aus der eine Flamme ^) steigt. Darüber Blitzstrahl wagrecht. ^ ,

2, hnbrns, Ins. Thruclae.

JE. 3^. Behelmtes Haupt der Pallas.

B. IMBPOY. Eule in einem Lorbeerkränze.

f>. Neapolis Macedunlae.

AR li. Behelmtes Ilaiipl der Pallas im vertief- ten Viereck. R. Maske, von vorne. Wiegt 0,18. [«'indet sich bei Mionnet in Kupfer. Siehe Stippl. III. pag. 84. No. 514. Ich vennuthe aber, dafs seine Bezeiclinung yE ein Irrtliuni oder Druckfehler.

-'f. Corci/ra.

All 4. Zwcigchenkelle Vase.

jR. Achtstrahliger Stern im vertieften Viereck. Diese Didrachine, die einzige uns bekannte dieser Art, wiegt 2,69, schliefst sich also im Gewichte den idte- sten Didrachmeu dieser Insel an. Die zugehörigen Halb- draclimen siehe in der in den Denknialerheften des ar- chaologistlien Instituts (Mon. d. Inst, IV, 31. Annali XVIII p. 165 SS.) von uns bekannt gemachten Reihe autonomer .'\Iunzen von Corcyra.

o. Copae Boeoiiae.

AR 2i. ßoeotischer Schild.

R- Kß. Stierhaupt, von vornen. Beides im vertieften Viereck.

Unseres Wissens besitzt nur das Londner Museum eine Münze dieser Stadt. Mionnet führt sie im Suppl. III. p. 510 nach Sestini auf, der sie in den ,,Classes generales" als einzig bezeichnet. Die unsere, im ßilde idinlich und doch verschieden, wiegt 36 Gran. Sie ist von vortrefflicher Erhaltung.

ü. Lrbadea Boeoiiae.

AR 4. Böotisches Scliiid.

B- AEBA. Donnerkeil, quer gelegt. Einzige bis jetzt bekannte Silbermünze von Lebadea und glücklicherweise unzweifelhalt; eine yE Lebadea er- folgte schon früher ^). Das Feld der Rückseite ist con-

') Fortsetzung von Taf. IX. \\l. X\ll. XWIl. XLI. XLIII lief Archäologischen Zeitung; uiul 'l'af<;l \ der Neuen Folge.

.1. d. II.

■) In der Zeichnung nicht v.n liemcrken.

A. d. II.

'■) Arciiäol. Zeitung Taf. IX, 10, wo S. US, 13 ancli der in Akerinan's Catalogue de la coli, de niedailles du Cliev.

de Ilorta (Londres 1839 p. IV) beschriebenen und auf dem Ti- telblatt abgebildeten Münze (Boot. Schild. J{. .iEB in| ei- nem Kreis. AE 6) gedacht wurde. Seltenheit und eigen- thiinilicher Typus lassen diesen schonen Fund zugleich mit den Münzen von Copae, ,Sicyon, Corcyra, Orthia u. a. zu be- sonderem Schmuck dieser mannigfach ausgestatteten Tafel gereichen, -■!• >'. W.

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cav, die Erlinltung vortrefflicli. Die Münze wiegt 0,35',4, fast ül)ereinstiminend mit dem der AR Copne (no. 5).

7. CorlniliHS Ac/iaiae. JE 5. Kopf des Neptun.

R. INSTI.CAS.il. VIR. Behelmte Pallas rechts schreitend, in der Linken vor sich den Schild, in der gehobenen Rechten den Blitz.

S. Corinihus Acliaiae.

iE 2. Rofshaupt samt Hals, links. R. Delphin. Darunter Dreizack. Es mag diese abgegriffene Münze die Legende COR »etranen haben. Sie scheint uns den Colonialmünzeu anzugeiiören.

,9. Sicijon Achaiae.

AR 3. Chimära Ihiks schreitend.

R. IX Taube rechts fliegend. Beides im vertieften Viereck. Dem Style nach die älteste uns bekannte Münze von Sicyon. Wiegt 0,52.

10. Ells. AR 6. Adler, einen Hasen in den Krallen.

R. FA. Geflügelter Bhtz. Beides im ver- tieften Viereck. In dieser Gröfse uns nicht bekannt. Wiegt 3,6.

/y. Ortliia Elidls.

yE 3. Behelmtes Haupt der Pallas.

R. OPGIEIßN. Vorderlheil eines Pferdes, hervors])ringend aus einem Felsen, auf Avelchem zwei Oelzweige sprossen. Das Ganze in einem Oliven- oder Lorbeer- kranze. Diese höchst seltene Münze wurde zuerst von Long- perier in der Revue numismatique vom J. 1843 pag. 244 u. s. w. besprochen und zwar iiacii einem Exemphire genau im Bilde dem unseren gleich, al)er doi)|)eit so grofs. Es kam in das Pariser .Museum diircli Hrn. Borrell sammt einem zweiten dersell)en (iröl'se. Beide waren ihm aus Troas zugekommen, wefshalb Hr. Borrell die Münze für asiatischen Ursiinings hielt, aber, da ihm das Gepriige niclit dahin zu passen schien, mit der Klassificirung zö-

gerte. Die unsere kam aus der Morea. Die vortrefiliche Erhaltung liefs keinen Zweifel über die Legende und da uns keine andre Oertllchkeit dafür zu Gebote stand, so legten wir die Münze nach Elis, Iiierin zusammenfallend mit der uns damals noch unbekannten Ansicht Longpe- rier's. Pausanias (V, 16, 5) spricht von Orthia als einem Demos der hohlen Elis wo Pliyskoa dem Dionysos den Narkäos gebar, der dort den Tempel der Athena Narkäa erbaute. Dies würde das Bild der Vorderseite erklären. Im Bilde der Rückseite sieht Longperier eine Darstellung des attischen Mythus des Streites des Neptun mit der Minerva ■•).

12. Messcuia, yE 2. Delphin.

R' ME. Dreifufs [mit hohen Henkeln.)

lo, Messenia, M 4i. M6.

R. Ohne Bild. Diese Münze, zugleich mit mehreren Hunderten aus verschiedenen Epochen alle von Messene in Messeiüen selbst gekauft, gehört wohl der lezten Zeit an, in welcher Messene überhaupt noch eigene Münzen schlug.

14. Thurcia Messenlae.

JE 14. Behelmtes Haupt der Pallas. R. 60Y, in einem Aehrenkranze. Zwei Exemplare davon kamen uns aus Messenien zugleich mit mehreren Exemplaren der bekannten Mionnet II, 215, 41.

Gelegentlich messenischer Münzen bemerken wir, dafs der Magistratsname Nikarchos, auf Kupfermünzen mit dem Bilde des Adlertragenden Zeus bekannt, auch auf kleineren Kupfermünzen erscheint, welche auf der Vor- derseite den Jupiterskopf, auf der Rückseite ME mit dem Bilde des mit der Schlange umwundenen Stabes haben.

lo. Argus ArgoUdls.

JE 3. A i'H vertieften Viereck.

R. \^ in einem Kreise.

Offenbar dieselbe des iMusei Hedervarii. Tom. I.

p. 335 unter No. 7181. Tab. XXIX No. 643, doch in

unserem Exemplar die Schrift rückläufig. Auch ein dem

ersterwähnten ganz gleiches, mit rechtslänfiger Schrift

*) Nümlicli als (jubiirt des vom IMeergott erscliafrenen IMerdes; es springt hervor, wie Clirysaor aus dem blutenden Nacken der Jledusa. f^in älmlichcr Mythos kann fiiglicli auch

in Elis vorausgesetzt werden. Minder cntsclüeden ist die Ue- deutung der „Oelzweige." .-1. d. //.

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niimlicli, ist uns vorgekommen. Steplianus (v. 'luaaui;) sagt 'Idaog di lo "^gyog, und das Digarama kann sicli in <leii gelinden Ilaucli verwandelt Iiahen. Pausanias (VII, 13,5) i'nlirt afier aucli ein Städtchen lasos, nocli im La- konischen Gel)iete, auf, das zum Acliäischen Bunde ge- horte. Die 3Iiinze diesem Städtclien und dieser Zeit zu zu gellen ist gewagt, obwohl wir eine Kupfermünze des Achäischen Bundes mit dem ^ (freilich auf der Rück- seite, wie bei den Silbermünzen) kennen und auch Miounet ein paar anführt.

tß. Argos AryoUdis. M 4. Halber Wolf.

■R. HPAKAEI. Darüber Löwenkopf mit den

Vorderbeinen. Darüber Stierkopf, von

vornen.

Diese Münze legen wir gleichfalls nach Argos wegen

des Uildes der Vorderseite. Die Legende ist vollständig

und trefflich erhalten *),

17. Cleoiiac ArgoUdls.

JE 3. Em.KAEO. Junokopf mit holieni Stiin- schniuck. -ß. KAEONI. Korb oder Altar in einem zweisänligen Tempel.

18. Epidaurus Argolidls,

M 6. EniAAYPOY. [Lorbeer]bekränzter Kopf des Aeskulap. R. lEPAC in einem Lorbeerkränze.

i9. Tegea Arcadiae. yE 3. Behelmter Kopf der Pallas.

Rm TEPE. Eule links. Vor sich Zweig

[auf weichem sie steht.]

Auch ohne Zweig und die Legende getheilt zur'Lin-

ken und Rechten der Eule. Mionnet hat eine ähnliclie

aber nur mit TE. P. i\ 0.

II.

Tenacotten von KalMuna.

Bei verhaltnifsmärsiger Seltenheit griechisclier Grä- berfunde im Gegensatze der unteritalischen wird die

neaerdings ans London uns kund gewordne Entdeckung einer Sammlung von Votivbildern aus Thon , welche aus der Insel Kalymna herriihren, an und für sicIi anzieliend; zugleich aber ist der Umstand bemerkenswert!!, dafs fast alle dazu gehörigen Figuren mehrzählig sich finden, wie solches, ohne Zweifel für Zwecke des Verkaufs, der Sitte entsprechend, welche Plutarch vom Libitinatempel er- wähnt, auch beim grofsen Tempel zu Pästum >) und an manchen Fundorten römischer Terracotten der Fall war. Abgesehen von diesen Besonderheiten gibt der üewohnte und unzweifelhafte Kunstwerth ähnlicher griechischer Thongebilde und gibt mancher antiquarische Umstand dem Verzeichnisse jener Terracotten seinen Werth, wel- ches wir nach willkommenen Mittheilungen des Hrn. Sinn, Ilirch hienächst geben.

1. Apollo mit konischer Mütze, die Hände gesenkt, die Schenkel ungetrennt. Hoch 5 Zoll, gefunden in 10 Exemplaren, deren Augen zum 'l'heil schwarz geiärbt sind.

2. Apollo in Chiton und Peplos mit einer Lyra. Hocli 3'/". In 6 E.xemplaren.

3. Noch ein ähnlicher Apollo. 5',"

4. Aphrodite bekleidet, mit zierlicher Gewand- fassung, in der Linken eine Blume oder Frucht haltend. Hoch 7'/,. In 5 Exemplaren.

5. Aehüliche Figur, die rechte Hand aut der Brust. Hoch 5V,". In 3 Exemplaren.

6. Venus in Art der praxitelischen, nackt, der Kopf umbunden mit dickem Blumenkranz. Hoch b".

7. Venus Iialbbekleidet, den linken Arm auf einen Pfeiler stützend. Hoch 7". Von schönem Styl.

8. N'enus mit Chiton und Peplos bekleidet, sitzend auf einem Lager, die Füfse auf einer Fufsbank. Vor ihr steht ein nackter Eros und öfTnet eine Büclise [oder ein Spiegelgelläuse, ein andrer kömmt andrerseits und reicht der Göttin sonst etwas. Hoch 3' " breit 4".

9. Zwei Eroten, der eine ausgestreckt, der andre knieend auf gleichem Lager und eine Leyer spielend. Zu Füfsen des Lagers steht eine bekleidete Frau mit einem Blumenkranz; ihre unfreiwillige Bewegung ge^en das La- ger (reluctantly advancing towards the head of the couchj läfst eine Psyche in ihr vermuthen. Hoch 4'/." br. 4' .".

10. Ungeflügelter Eros, bekleidet und mit einem Hund spielend. Hoch 4',".

11. Eros oder Ganymedes, ein bekleideter Knabe der mit einem Hahn spielt. Hoch 3' "

'■) Der zweite Unclistalje erscheint uiuleiitlich (als /) in der Zeichnung. A. d. //.

') Bull. <]. Inst. iüM p. 18'J. Gerhard I'rodromns S. 231, 10. 388 fr.

2T9

280

12. Eros auf einem Schwan reitend, mit dickem Blumenkranz um das Haupt, spielt auf einer siebensaiti- gen Lyra. Eine Clilamys ist um seinen INacken Ijefestigt; der Schwan trägt am Hals einen ähnlichen Blumenkranz. Obwohl vermuthlich aus späterer Zeit herrührend, ist diese kleine zierliche Terracotta doch als Hauptstiick der kleinen Sammlung zu betrachten. Die Karben sind in aller Frische erhalten, die Chlamys karmosiu, die Flügel blau, der Kranz von gleicher Farbe, Eros und der Schwan sind weifs. Hoch 4".

13. Demeter oder eine Priesterin dersell)en, am Haupt mit Schleier und Polos [iModius?] versehen; ihre rechte Hand hält sie gegen die Brust, die linke ge- schlossen und seitwärts gewandt. Hoch 4'^ bis 5". In 60 Exemplaren.

14. Aehnliche bekleidete Figur, langbekleidet, in der gesenkten Linken eine Schale, in der rechten eine Biichse haltend. Hoch 6%. In zwei Exemplaren.

15. Weibliche Figur, langbekleidet, mit Schleier und Sphendone versehen, die rechte Hand auf der Brust. Hoch 4' ,". In 22 Exemplaren.

16. Sitzende langbekleidete Göttin, archaisch. Hoch

r.i ' 11 vi -. .

17. Sitzende Göttin, Inngbekleidet und verschleiert, vor sich einen nackten Knaben haltend. Archaisch. Hoch 4Vj"« Vermuthlich Demeter Kurotrophos, oder auch eine Nysäische Nymphe mit dem Baccliuskind.

18. Aristäos, archaisch, mit geschlossenen Beinen, bärtig und in langes Gewand gehüllt; in seiner linken Hand einen Knotenstock an sich scblielsend, mit der rechten aber seinen Bart fassend. Hoch 6". In 27 Exem- plaren. [Dieser 'l'ypus ist bis jetzt unbekannt: eine Zeich- nung wäre vrillkommen.]

19. Dionysos oder Aristäos, in Chiton und Ampechonion [?j gekleidet, die Hände in sein Gewand gehüllt; eine Sphendone [Stephane?] schmückt seine Stirn. Hoch 5 bis 6". In 17 Exemplaren.

20. .Mänade, bekleidet und efeubekranzt. Hoch 6".

21. Zwei Frauen stehend, die eine auf die linke Schulter der andern gestützt, und mit beiden Armen sie umfassend. Hoch 4'/,". [Vgl. Stackeiberg Graber d. Hell. LXIX.]

22. lirubtl.ild einer verschleierten Krau [Kora] mit Sphendone, beide Hände auf ihrer entblölsten Brust. Hoch 6 3 Zoll. In zwei Exemplaren.

23. Torso einer Nymphe, die eine Muschel hält. Hoch 4'.."

24. Torso eines Apollo. Hoch 3'.".

25. Nackter Knabe. Hoch 3',/'.

26. Zwei kleine Hände', als Fragment vollständiger Figuren.

27 45. Gefäfse. 27. Schöner schwarzer Kjan- tharos, worauf ein weifser Myrtenzweig. Hoch 6', 5". In zwei Exemplaren. 28. Kantharos mit gewundenen Henkeln, worauf ein weifser Efeuzweig. Hoch 7".

29. Kylix mit üblichen Henkeln. Durchmesser 3".

30. Weifser Kothon. Hoch 5'; 5'^". Drei Exem- plare. — 31. Zwei Vasen mit je zwei Henkeln; mit ein- geprefsten Efeuzweigen. Durchmesser 6' ^". 32. Zwei andre ohne Eingeprefstes. 33. Flaschenförmiges Gefäfs mit Henkeln. Hoch 5',", 34. Rothe Kylix, bemalt, ohne die ül)liche Glasur der römischen. Hoch 3 ' ,". Durclim. 5". 35. Kleine Pfoste (?stud), ungefirnifst, von 2" Durchmesser. 36. Zwei Salblliiscbclien. Hoch 8". 37. Diota mit Deckel, welclie vermuthlich Knochen enthielt. Ungehrnifst. Hoch 7',". 38. Lekythos, ungefirnifst. Hoch 5". 39. Lampenhalter (?feeder). Durchm. 5".

40. Vier Lekythen oder Salbgefäfse von schlanker Form mit langem Hals, vermuthlich aus später Zeit; vielleicht dem römischen Guttus entsprechend. Hoch 2 1".

41. Ein desgleichen , ungefirnifst. 42. Prochoos.

42. Aehnliches Gefäfs, gestreift. 44. Hellrother Krug. 45. Oenochoe mit Verzierungen, wie von Antefixen.

46. Goldenes Ohrgehänge: Rosette mit einem be- kleideten Amor, der Zweig und Apfel hält.

47. (loldener Ohrring in Form eines Lielieskn otens.

48. Goldener Ohrring, der in Lövvenköpfe ausläuft. Die Zeit dieser Denkm;iler, fügt Hr. Birch hinzu,

mag vom fünften Jahrhundert vor Christus bis in die römische Zeit reiclien. Nach Strabo war die Insel wegen ihres Honigs berühmt; ihre Hauptgottheiten scheinen Apoll, Aphrodite, Dionysos oder auch Aristäos der Gründer der Bienenzucht gewesen zu sein; dieser mag in der bärtigen Gottheit mit Pedum gemeint sein. Uebrigens, fährt der- sell)e fort, läfst die "Menge jener in so zahlreichen Repli- ken vorgefundenen Figuren vielmehr einen irgendwie ver- anlafsten Vorratli von Votivbiklern als angewandte Grä- bervotive veimuthen, und bringt in dieser Beziehung auch den Kund der Vntivbronzen vom Geliirg Kalterona in Erinnerung.

281

282

III.

Das Abstimmen der Griechen auf Bildwerken.

Eine athenische Silbertetradrachine, meines Wissens noch uneclirt, zeigt einerseits wie gewöhnlicli den Atliene- kopf, andrerseits die Eule auf einer Ajnphora und niichst AOE an der Spitze der Namen der MiinzNeaniten HPA- KAEIZ^H^, womit gegenüber eine langliekleide te F 1 ü g e 1 f r a u mit F ii 1 ili o rn in Verbindung stellt, welche Herr Cavedoni ' ) als opi'ernde Victoria heschreiUt, wahrend Hr. Arneth ^) eine Victoria erkennt, die mit der rechten Hand etwas in ein zweihenkliges Gefiil's giebt. Hr. Cavedoni ruft zur Erläuterung dieser symbolischen Figur, deren sich der IMiinzbeauite Hera- kleides als Siegel l)ediente, eine Inschrift von IMyrrhina auf Leuinos zu Hülfe, geweiht nach der Rettung der In- sel, als zum zweitenmal Merakleifos, Sohn des Poseidip- pos, Anführer war: ein Sieg, in Folge dessen die Jlyrrhi- iiaeer nach Athen kamen, um der Athene Polias Dank- opfer zu bringen (liöckh C. I. Gr. uo. 2155).

In einer Note ^) bemerkt derselbe scharfsinnige Ar- chäolog, ein andrer könnte hier eine Anspielung auf die Heraklideu finden, welche um Hülfe flehend sich an die Athener wandten, mit deren Beistand sie einen aus- gezeichneten Sieg iiber Eurystheus (Diod. IV, 57, 58) er- fochten, oder auf Herakleides von Salamis, einen Olym- pioniken um Ol. CXLIV, zumal ein ähnliches Bild mit der Inschrilt eines Olympioniken aus Athen auf einer athenischen Vase ■*) in Verbindung vorkömmt.

Sowohl Hr. Cavedoni als Hr. Arneth haben sich durch die Flügel der Frau verleiten lassen, ihr den Na- men Nike beizulegen; der erstere hat überdiels noch ül)erseheu, dafs die Handlung des Weihr.-iuchstreuens auf einen Altar oder auf ein &rfuuTr^ntov *) zwar fiir Nike sich wohl eignet, al)er hier durchaus nicht zur Sprache kommen kann , insofern ein unverkennbar zweihenkliges Gefiifs, das auf einer dreifülsigen Basis steht, vor uns sichtbar ist, in welches die Flügelfrau etwas hineinwirft. Eben so wenig gehört das Füllhorn in der Hand der

Flügelfrau zu den Attributen der Siegesgöttin, die wir mit Siegerbinde, Kranz, Blume, Blütterzweig oder Schale zu dem Sieger heranschvveben zu sehen gewohnt sind. Das Füllhorn kömmt vorzugsweise der Glücksgöttin, 'J'yclie, zu, deren Unstätigkeit die griechische Kunst durch das Attribut der Flügel trelTend versinnlichte 8). Diese Göt- tin, nicht Nike, vergegenwärtigt uns demnach die atheni- sche Altinze und zwar in der ihr vorzugsweise zukom- menden Eigenschaft als Loosegöttin, welcher in Argos der Loosersi nner Palamedes seine Würfel weihte'). Sie steht im Begriff das Loos in die Urne, xüdog, hin- einzuwerfen, auf völlig gleiche Weise wie auf dem Silber- gefäfs des Principe Corsini in Florenz *| Athene den weifsen Stein der Freisprechung in die Urne wirft, welche mit den getlieilten Stimmen des Areopagus bereits ge- füllt auf dem Tisch steht: hinter ihr sitzt die Eule auf einem Fels, die Hand nachdenkend an dem Kopf, den rechten Ful's auf den Hügel des Areopagus gestützt, da- hinter ein Gnomen und Pylades und Electra. Vor dem 'I'isch befindet sich eine Frau mit Fackel und Rolle, durch kurzgeschornes Haar gedrückte Lage und Trauer ver- rathend, wohl die angestellte Klage, ylfi'iig; hinter ihr steht Orestes, der Augeklagte, vor einem Pfeiler.

Bei Stimmengleichheit entschied der Stein der Athene l-id-rjVT;g tpiiffog, oder des Herolds weifser Stein zu Gun- sten des Angeklagten.

Es bleibt uns übrig den Grund anzugeben, warum der IMünzbeamte Herakleides die Glücksgöttin ein Loos in die Urne werfend zum Siegel wühlte. Offenbar wegen fler berühmten Loosung d er Herak lid en, über welche Apollodor II, S, 4 folgendes berichtet. Als die Herakli- deu im Besitz des Peloponnes gekommen, errichteten sie drei Altilre des Zeus Patrons und opferten auf densellien und lo Osten um die Stiidte. Das erste Loos war Ar- gos, das zweite Lacedaemon, das dritte Messene. Nachdem sie eine Hydria mit Wasser gebracht, besclilofs man, jeder solle seine Stimme hineinwerfen. Temenus nun und die Söhne des Aristodemos, I'rokles und Eurysthenes, warfen Steine, Kresphontes aber; der Messene erloosen wollte, warfeine Scholle Erde hinein. Nachdem diese sich aufgelöst hatte, mufsten die beiden andern Loose zum Vorschein kommen: als zuerst das des 'I'emenos, zweitens

') Osservaz. stuna le monete (rAtene ( .'Moilena 1133) p. 12 no. 22.

') Wiener Jahrb. Kand LWMI. 1S38. AnzeiseM. S. :i7.

') Osserv. p. 12. not. li.

*) Attische Vase bei Stackeiberg Criiher d. Hellenen. Taf. WM. Panofba liiM. ant. Lebens Tal. XIII, s.

'■) Stackeiberg ebd. XX.W. Panofka ebil. XIII, 10.

*J Mit Ausnalinie pantlieistisclier Mole für niicli ohne son- .>;tines Beispiel. ß. g.

") Paus. ][, 20, 3.

") Winckelmann Mon. ineil. 151. Alillin Gal. ni.Mb. CLXXI, C24. [nefindet sich in der Corsiiii'sclien BibliotlieK zu Itoni.l

283

da» der Söhne des Aristoderaos gezogen worden war, er- hielt Krespliontes Messene. Auf den Altiiren, auf denen sie geopfert liatten, fanden sie Anzeiclien liegen, die Ar- gos erloost hatten, auf ihrem eignen eine Kröte, die Lacedämon bekommen eine Schlange, die Messene einen Fuchs. Hinsicht dieser Wahrzeichen sagten die Seher, für die welche die Krüte erhalten, sei es besser in der Stadt zu bleiben; denn das Thier habe keine Kraft zum gehen. Die die Schlange erhalten hätten, sagten sie, würden furchtl)ar im Angriff sein; die den Fuchs, listig.

Von dieser auch für die Thiersymbolik beachtungs- werthen Erzählung des Apollodor weicht in einigen Ein- zelheiten der Bericht des Pausauias (IV, 3, 3) über die- selbe Loosung der Herakiiden ab, die wir wörtlich hier folgen lassen.

„Kresphontes (denn er wollte durcliaus dafs ihm Mes- senieu zu Theil würde) bittet den Temenos, und vorbe- reitet setzt er diesen über die Loosung. Temenos senkt in die Hydria, in welcher auch Wasser war, die Loose der Söhne des Aristodemos und des Kresphontes hinab mit der Verabredung, dafs, wessen Loos früher herauf- käme, der solle auch zuerst den Theil des Landes haben. Die Loose hatte Temenos beide aus Erde gemacht, aber für die Söhne des Aristodemos aus von der Sonne ge- trockneter, für den Kresphontes aus am Feuer gebrann- ter; demnach zeriiofs das Loos der Söhne des Aristode- mos, und Kresphontes gewinnt so durchs Loos das Mes- senische Land."

Tu. Panofra.

IV. Antiken des Prinzen della TrabbiR.

Nächst einer goldnen mit sechs Stieren zur lleerde des Sonnengottes gehörig in Relief geschmück- ten Schale, welche mit drei ähnlichen gleichen Umfangs in Agrigeut ausgegraben sein soll und vor bereits 22 Jahren im Pallast des Besitzers zu Palermo mir zu Gesichte kam, (herausgegeben in treuem Kupferstich und mit kurzem Text begleitet in des Hrn. Besitzers Opuscoli varj di archeologia siciliana. Palermo 1823), verdienen zwei Gold- ührringe, der eine mit einem Hasen, der andre mitieinem SyriDX spielenden Eros verziert, besonders aber ein in Eryx, entdecktes Monument in Silber reinen griechisclien Styls, wohl zur Agraffe bestimmt, wegen seiner interes- santen Darstellung die Beachtung der Archäologen. Einer

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Taube im Rücken erblicken wir nach Art der Janusköpfe einen Jagdlr.indkopf, auf Venus und Adonis vom Besitzer bezogen, vielleicht mit Rücksicht auf die Bronze von Pa- ramythia ') und mit Bezug auf den sicilischen Fundort, auf Venus und Anchises zu deuten.

Am Abhänge des Monte Saraceno naii an Ravanusa (bei Alicata) öffnete der Principe della 'l'rabbia den 27. April 1820 drei Gräber, wovon das eine durch eine am Kopf des Skeletts hingelegte 'l'errakottenfignr (die mir leider nicht gezeigt werden konnte), ringsum unbedeutende Vasen mit Ausnahme der folgenden merkwürdigen unter dem Fufs des Skeletts, sich auszeiclinete.

Diese Vase hat die Form eines Lekythos mit Henkel und Fufs, ist am Hais mit einem Epheukranz, am Bauch mit schwarzen kleinen Figuren auf rothem Grund ge- schmückt:

Urisre Aufmerksamkeit nimmt zuvörderst ein F'afs, Pithos, in Anspruch das iu der Mitte der Scene halb in der Erde vergraben erscheint: ein Ephebe springt auf dessen Mündung und giefst eine Flüssigkeit aus seiner Amphora hinein: rechts hinter ihm setzt sich eine in lan- ger Tunika gekleidete Frau die Amphora auf den Kopf und hält wunderbarer Weise gleich einer Seiltänzerin die- sen fast bis an den Erdl)oden gebeugt. Im unteren Felde steht auf dieser Seite ein Ephebe mit einer Am- phora auf dem Kopf, am Schwanz eines ithyphallischen, fast sinkenden Esels eher ziehend als lialtend. Davor, das heifst zur andern Seite des Pithos, und also vor die- sem steht eine Manteltigur mit weifsem Bart- und Haupt- haar, gebückt herabschauend mit Ernst auf vier etwas schräge feingezeichnete Linien am Boden, die den Saiten einer Cither gleichen. Links gegenüber nähert sich die- sem eine Frau in Chiton, mit einer Hydria auf dem Kopf, mit ausgestreckten Händen und durch die ausgestreck,ten h'ül'se wohl eher ein Steigen oder Laufen als Tanzen an- deutend. Dahinter links erblickt man eine Amphora am Boden. Im oberen Felde scheint links ein tanzender Ephebe mit ausgestreckter Linken eine Amphora, deren spitzer Fufs in schiefer Richtung seinen Hals berührt, wohl balancirend zu halten. Darauf folgt ein Zwischen- raum, nur durch einen oben hangenden Riuken oder Kranz ausgelüllt, und ein Ephebe mit einer Oenochoe, weit aus- schreitend wie hinansteigend, die Linke auch ausgestreckt; er befindet sich oberhalb zwischen den bereits beschrie- benen Figuren der Frau und des Alten im unteren Felde. Vor ihm zeigt sich eine Frau mit einer Hydria auf dem

') Müller Denkni. il. a. K. II, 27, 203.

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Kopf und erhobner Linken, wie steigend, um sicli dem Pitlios zu niiliern.

Der Besitzer erkennt liier eine Art ininiisclien 'l'nnz und glaubt das Vasenl)ild auf das Fest der Clioeii lie- zielien zu dürfen, eine Ansicht, von deren Uulialtbarkeit es uns nicht gelang ihn zu überzeugen, wie sehr wir auch den liurlesken und komischen Charakter der in den Einzelnlieiten dieses V'asengemiildes sich olVenbart an- zuerkennen geneigt waren. Dieser Charakter bildet mit der unsäglichen 'l'rauer der Wasserschiiplendeu Daiitüden auf antiken Bildwerken ^) einen zu schneidenden Gegen- satz, als dal's es uns gestattet sein sollte, diesen Mythos hier vorauszusetzen, wenn gleich der Anblick eines Pithos in der i\litte der Sceiie zunächst an die Strafe der Da- iiaiden erinnert, zumal auch dieTheilnahme von Mannern verschiedenen Alters mit der bildlichen Darstellung dieses Mythos wenig im Einklang stände. Deshalli ziehen wir es vor, zum Verständnifs dieses höchst merkwürdigen Va-

seusemäldes an zwei Bilder der linken Seite der Lesche

o

des Polygnot zu erinnern, dereu erstes Pausanias X, ;il, 2 folgendermafsen beschreibt :

„Hinter Sisyphus ist noch ein Pithos im Gemälde, und ein alter Mann, ein andrer noch Knabe, und Frauen: die eine schon auf dem Fels, die andre die neben dem Alten steht, gleicht ihm an Jahren, die anderen tragen Wasser, der Alten möchte ich vermuthen sei ihre liydria zerschlagen; was noch im Geiäl's zurückgeblieben ist, steht sie im Begriff in den Pithos zu giefsen. Wir haben ge- zeigt, dafs auch diese zu der Zahl derer gehiiren, welche sich aus den Mysterien von Eleusis nichts machten."

Hiemit verdient ein zweites Bild an derselben linken Seite der Lesche des Polygnot zusammengestellt zu wer- den, über welches Pausanias X, 29, 2 also sich ausspricht.

,,Ein sitzender SLinn, die luschrilt sagt er heilst Ocuos, ist dargestellt ein Seil windend: daneben steht eine Eselin, welche alsbald aufzehrt, was von Seil ge- dreht ist. Sie sagen zwar Ocnos wäre ein arbeitslieben- der Mann gewesen, der eine Verschwenderin zur Frau hatte, die wieviel er auch durch seine Mühen zusammen zubringen suchte, binnen kurzem alles durchbrathte; die

Geschichte von der Frau des Ocnos meinen sie habe Po- lygnot änigmatisch ausgedrückt. Ich weifs übrigens, dal's auch die Bewohner loniens, wenn sie sehen, dals einer sich al)mühet für etwas das ihm nichts nützt, sagen, der Mensch maclit die Bindfäden des Ocnos."

Gestützt auf diese beiden höchst wichtigen Stellen vermuthe ich, der Maler des sicilianisclien Gefäl'ses wollte eine Parodie des Gertiüldes des Polijgnot machen, sowohl der Scene in der Frauen und Jiinjjllnye ah Uijdrnplioren sich einem grofsen Fafs nähern zur Anspielung auf die Strafe der Danai'den, Sterl)liche darstellend, die während ihres Lebens die Mysterien nicht achteten, als der Fabel des Ocnos. Ocnos scheint mir unzweifelhaft jener Alte zu sein, der gel)ückt die vier Linien vor sich betrachtet, in denen ich vier Bindfäden erkenne, Zeugnisse seiner Werk- thätigkeit: gegenüber stellt seine l'>au , die schon eine Hydria zerbrochen hat, welche hinter ihr am Boden liegt, und eine andre sich auf den Kopf setzt ohne sich um den angerichteten Schaden sehr zu bekümmern. Der Esel hinter Ocnos symbolisirt den guten und geduldigen Ehe- mann : das Ziehen am .Schwanz kann auf das Seilerhand- werk anspielen, aber auch die schlechte Behandlung ver- rathen, welche Ocnos von seiner Frau zu Theil wurde, vielleicht nicht ohne Bezieiiung auf den jungen Mann, welcher Frau Ocnos den Hof machte ').

Uebrigens genügt es, die beiden Figuren zu betrach- ten, welche im oberen F'elde die Scene alischlieJ'seu, rechts die Frau, die fast auf dem Kopf steht, im Begriff sich eine Amphora auf denselben setzen zu wollen, und links den Eplieben, der im Gleichgewicht eine Amphora hält, die horizontal mit dem spitzen Fufs auf seinem Hals aufliegt, um die Ueberzeugung zu gewinnen, dafs beide F'iguren eine ernste und religiöse Deutung nicht zulassen, sondern uns nach der Schaubühne der Gaukler und Seil- tänzer versetzen, von deren Leistungen andre Vasenbilder bereits glänzende Proben uns kennen lehrten *).

Uelirigens ist die Gattung der Parodieen auf ge- malten Gelälsen, zumal sicilischer Herkunft, ausgeführt meistentheils in schwarzen Figuren von kleinem Maafs- stab, nicht mehr so arm an Beispielen als vielleicht inan-

') Danaiden und Oknos als Sarkopliagrelief, Visconti Pio Clein. IV, 36. Danaiden auf Vasejdiililern, Panofka IMus. IJIacas PI. IX. Ingliiranii Vasi iittili II, i;{j. Oluios und eine Danaide an ileni Fries eines Grabes, Camiiana ihie sepolcri roniani 1840 tv. MC n. \III! \i. 10. Oknos in diu iiocli un- edirten Wandgcinüblen eines Colunibaiiunis der \'illa I'anilili.

') Lekythos der K. K. Vasensainndung zu Wien mit scliwar- zen Figuren, no. I7Ö. Fun bärtiger itlijiilialliscliei Mann sjiringt

einem itliyphallisclien Esel von hinten an: eine mit Kplieu be- kränzte, schon leere Amphora liegt am Boden. Gegenüber entfernt sich mit nacli der Hauptgnippe zurückgewandtem Kopf eine sclireiende l'^seliri.

'J An die bei Siinoniiles ap. ,\tlien. X, 4Ö6 f. in Kartl.;'ia erwälinlen Iiydrop.'inien Männer und den Wassertragenden I'^sel, der F[ieios hiels weil Kpeios den -Mriden Wasser holte, ist hier nicht zu denken.

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eher glauben konnte: da ich eine Zusammenstellung cler- sellien zur Aufgabe einer liesondern Arbeit zu maclien nrilleus bin, so besciiriinke ich mich liier einige wenige aber schlagende Beispiele von Parodieen anzuführen und zu erläutern.

Auf einer Kylix des Museo Borbonico zu Neapel sieht man eine Sphinx weil's gemalt mit schwarzen Flügelu sit- zend und umgeben von vier Mannern links und drei an- tlern rechts, saraintiich in der Bewegung des Tanzes. Es liegt wohl nahe die Sphinx als die thebanische zur Sym- bolisirung Thebens gebraucht zu vermutlien und die sie- ben sie umtauzenden Miinner, als Parodie der Sieben gegen Theben aufzufassen.

Ein zweites Beispiel von Parodie last sich auf einer uolanischen Amphora mit schwarzen Figuren schlechter Zeichnun», im Besitz des Cavaliere Betti (Archiiol. Zeit. N. F. uo. 16) nacliweisen. Vor einer Sphinx, die tanzt und die Pfote reiclit, erblickt man einen Satyr, der die tyrrhenische Trompete bläst und selbst tanzt. Auf der Rückseite reicht Oedipus mit der erhobneu Hand eine Blume oder Fruciit der Sphinx, die vor ihm die Pfote liebt. Im trompetenden Satyr vermutbe ich eine Parodie des Teiresias, dessen Name Zeichenkundig gleich- sam mit dem Charakter des xt'jQv'i zusammenfällt, wel- cher gewöhnlich das Zeichen gab sowohl in Kriegszeiten, als in Friedenszeiten in den ölTentliciien Versammlungen. Um besser den Sinn dieses Charakters zu verstehen, dürfte es zweckmäl'sig sein, sich die Worte des Oedipus zu ver-

gegenwärtigen, womit er den Tiresias schilt, dafs er das Orakel sagen liefse, was er wolle, und welche unser Va- senmaler geistreich parodirt, indem er die Sphinx nach der Trompete des Tiresias tanzen läfst.

In ganz entsprechender Weise tritt auf einem apuli- schen Krater des Museo Borbonico 5), zu der auf einem Fels sitzenden Sphinx ein mit dem Agrenon bekleideter Silen heran, mit einem Thyrsus versehen, und in der Rechten einen Vogel hinhaltend. Dieses Attribut offenbart seine Eigenschaft als ögvi^oaxönog, auspex, und charakteri- sirt Tiresias den H immelszeichenk undigen, desseo enge Verbindung mit dem Orakel der Sphinx veran- cliaulichend im Geist der Parodie wie die Vase des Cav. Betti.

In der Trabbia'schen Sammlung befindet sich aucli ein (Opuscoli varii di archeolog. sicil.) bereits veröffent- lichter Lekythos mit schwarzen Figuren auf weifsem Grund, die Flucht des Odysseus aus der Höhle des Po- lyphem darstellend: er selbst wie einer seiner Gefährten hängen jeder unter einem Widder, den sie umklammern: den ülyss macht sein gezücktes Schwert und Helm kennt- lich (Momm. deir Institut, archeol. Tom. I, PI. VII, 2. 3).

Th. Panofka.

=) Mus. Borbon. IX, 29. Kuripid. Bacch. v. 248. Penth. «Tttp löif uXko O^av/^a, lov TeQaaxönov tv TTOixü.aiai vtßntai. Titoia Cav öow. Vergleiche Tischbein Vas. Hamilt. II, 37.

Aller!

I.

23. Der Boh ead e K a l\i s. In der ersten Cen- turie der vom arcluiulogischen Institut veröffeutlicliten ,,lm- pronte gemmarie" ward unter iio. 28 ein Scara!)äns in Karneol^ im Besitz des Dr. Nott, bekannt gemacht, auf welchem ein nackter Flügelmann wie es scheint im Begriff links fortzugehen den Kopf zurückwendet, als riefe ihn jemand. Er zeichnet sich durch gesträubtes Haar und einen Peplos aus, lien er eiitlaltet hinter sich mit beiden Händen liält. Icarn con all hijule, Ikaros jiiif uiujcbuud- nen l-'lxnjnln, ist die diesem tiefgeschnittnen^Stein gegebne Deutung im Verzeichnils der linpronte. Da die Bänder, womit die Flügel des Ikaros befestigt wurden, hier nicht sichtl)ar sind, und die Art und Weise wie der Peplos ge-

halten wird bei Ikaros unmotivirt erscheint, zumal der Sohn des Daedalus auf uuzweifelhalten Kunstvorstelluo- gen dieses Mythos immer einem erwachsenen Eros gleicht: so bestimmt mich das gesträui)te Haar in Verbindung mit den grol'sen Flügeln einen der Boreaden hier zu erkennen, dessen ausgebreiteter Peplos das Segeltuch bezeichnet, und zwar Kalai's, gestützt auf die Glosse des Hesy- chius, wonach xaXuig das Segel und einen Eigennamen l)edeutet. Diese Deutung ziehe ich einer andern vor, die mir zuerst in den Sinn kam, als sei hier Thanatos der Todesgenius dargestellt mit einem Leichentuch, um den Todten darin einzuhüllen und fortzutragen.

Th. Pan ofk a.

Itiezu Tafel XV m der ISeuen Folye: Griechische Münzen der Prokesch-Ostenschen

Sainmhinr/.

Druck und Verlag ^on O. Reimer.

Herausgegeben von E. GurJiard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

290

M 19.

JSeue Folge.

Juli 1848.

Kyprisclies Grabrelief.

Ueber die Miirkte lu-llenisciier Städte. (iaryiiilo's Sammlung von Terracotten. Allerlei (Dodonischer Zeus; Aropliitryous Heimkelir.)

Kyprisches Grabrelief.

Briefliche Mittheilung an den Herausgeber. Hiezii ilie Aljl)il(iung Taf. \IX.

JLPie Ilinen aus eigner Anschauung bekannte Gruppe von drei ganz gleich gebildeten weiblichen Figuren aus Alabaster auf einer gemeinsamen Basis, von der ich Ihnen hier eine Zeichnung in der wirklichen Gröfse zu geneigter Benutzung beischliefse, erhielt ich im Februar 1845 von dem K. K. Consul Herrn Caprara in Kilion (Larnaka) auf Cypern zum Ge- schenke. Sie war einige .lahre IViiher in einem Grabe auf einem der Griindsldcke des Herrn Ca- ]irara gefunden worden.

Die Figuren sind von dem untern Saume des Gewandes bis an den obern Rand des über den Kopf gegangenen Peribolaons 6 Zoll (> 7 Linien Uhein. Mafses hoch; die Höhe der Basis, die nur mit einigen am obern und untern Rande eingeritzten Linien verziert ist, beträgt 1^- Zoll, ihre Länge (IJ und ihre Breite 2| Zoll. Jede Figur pafsl mit dem unter ihren Fiifsen stehen gelassenen Knollen oder Zapfen so genau in die für sie ausgeschnittene Ver- liefung, dafs über die Ricliligkeil ihrer Aufstellung kein Zweifel bleibt. Das Material ist eine Art Ala- baster, die sich auf C'ypcru vieler Orten findet.

Bekleidung und Haltung der drei Frauen [ist vollkommen gleich. Sie tragen sämintlich einen ärmellosen Chiton, der die Brust bis an den Hals bedeckt und der hart unter der Brust gegürtet ist, von wo er in geraden einfachen Falten vorne imd hinten bis auf die Füfse hin-Mbfäiil. Darüber tragen

sie einen üeberwurf, der auf dem Kopfe aufliegt, so dafs er das dichte gescheitelte und gewellte Haar über der Sinn und den Schläfen frei läfsl; er fällt lang und glatt, fast ohne Falten, bis unter die Knie- gelenke über den Rücken hinunter, und sein rech- ter Zipfel ist von der rechten Seite vorne über den Leib nach der linken Schuller hinaufgezogen, wäh- rend der linke Zipfel des Mantels bei allen drei Figuren um den linken Arm geschlungen ist und das letzte Ende desselben in einem Faltenbündel zusammengehalten wird. (Nur an der letzten Figur zur Rechten ist die Hand mit dem Faltenbündel abgebrochen.) Der rechte unverkennbar nackte Arm ist bei allen drei Figuren gehoben und hilft das Periboläon über der rechten Schuller halten. Die Stellung ist ruhig und gemessen; alle drei Figuren ruhen auf dem rechten Fufse und haben den linken leicht gebogen. Was die Ausführung betrifft, so sind die Gesichter und das Haar mit einer "-ewissen Sorgfalt und Zierlichkeil gearbeitet, doch ohne dafs an Bildnifsähnlichkeit gedacht werden kann; die Hände aber und die Fallen der Gewänder lassen eine sorgfältigere Behandlung imd Ausführung ver- missen. Fast an allen Theilen der Figuren, nicht nur in den Falten des Chiton und des Ueberwurfes sondern auch im Haare und am Halse, sind deut- liche Spuren und selbst massenhafte Ueberreste von einem Anstriche mit einer blafs-carmoisinrolhen Far- bensubstanz erhallen; aber auch nur von dieser, nicht von einer zweiten Farbe.

In welcher Art und Weise der Aufstellung die Grup|)e in dem Grabe gehmden worden, vermochte der frühere Besitzer nicht anzugeben. Da die bes- seren alten Gräber um Kilion, wie die bei Amalhus, Kurion und I'aphos, gröfseren Tlieils unterirdische, unter der steinigen Oberlläclie angelegte Grabkam-

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mem sind, mit Nischen in den Wänden, so vcr- muthe ich dafs sie in einer solchen Nische gestan- den haben mag. Ich i;ann in den drei Figuren, bei der "änzhchen Abwesenheit von Attributen und bei der bedeutungslosen Gleichförmigkeil ihrer Stellung und Haltung, keine mythologischen'|Idole sehen, son- dern nur Bildnisse von Verstorbenen, etwa dreier Schwestern oder einer Mutter mit zwei Töchtern. Haltung und Bekleidung ist ganz dieselbe wie bei Statuen Griechischer und Römischer Frauen. Ich darf Sie in dieser Beziehung nicht erst an die Iler- culanerin in Dresden (Becker, Augusteum Taf. XIX XXll) erinnern, welche abgesehen von dem gro- Isen Unterschiede in der technischen Ausführung, der durch den Unterschied des iMaterials und der Gröfse bedingt ist, dieselbe Stellung und Bekleidung zeigt, so dafs auch bei ihr der rechte Arm gehoben, der linke in die Falten des Ueberwurfs gehüllt ist. Dieselbe Bekleidung und Haltung haben ferner die in und über den Griibern der Griechischen Inseln (Anaphe, Thera, Pholegandros, Siphnos, Andres, Karystos auf Euboa) so häufigen Bildnifsstatuen Grie- chischer Frauen, von denen die der Akeuso von Anaphe (C. I. n. 24S1) im Besitze des Französischen Consuls Herrn Albis auf Thera, die Herr li. Kochette mit Recht der Dresdener Herculanerin vergleicht, und die der Egnatia Maximilla von Andres im Mu- seum in Athen (vergl. m. Inseheisen II, 17; m. Inscr. Gr. II. n. 89 und C. I. vol. II. Add. n. 2349«.) die best erhaltenen sind. Die Aufstellung dieser Statuen hing aber mit dem auf den Inseln vorzugs- weise verbreiteten Heroencult der Verstorbenen zu- sammen, über welchen die Inschriften von Thera (das Testament der Epikteta im C. I. n. 2118 und das Fragment des Testamentes der Argea bei mir, I. G. Incd. II. n. 19S) den meisten Aufschlufs geben. Wo die Mittel zur Errichtung ganzer Statuen nicht ausreichten, begnügte man sich häufig auch mit blofsen Brustbildern der Verstorbenen, wie sich de- ren namenthch auf Tliera und Anaplie viele linden (vgl. m. Abb. über Anaphe in den Schriften der

Münch. Akad. 1838 S. 427; m. Inselreisen I. 72.79), und im Innern der Grabkannnern mag man sich auch wohl mit kleinen, die Personen der Verstorbenen nur andeutenden Figürchen beholfen haben. Wahr- scheinlich ist selbst der Ausdruck Lwa neben den ccvdQiäi'zsg im Testamente der Epikteta, den Böckh S. 370 auf Reliefs (Tvnovg) deutet, auf solche klei- nen Bildnifsfiguren zu beziehen, vor denen dann bei der monatlichen oder jahrlichen Todtenfeier die Opfer dargebracht wurden. Dafs ich aber auch ohne aus- drückliche Zeugnisse voraussetze, dafs sich derselbe Heroencult der Verstorbenen, von dem wir auch auf Kos und Rhodos und in Lycien hinlängliche Spuren finden, bis nach Cypern verzweigt habe, daran werden Sie keinen Anstofs nehmen. Wäre bei der Eröffnung des Grabes, aus welchem meine Figuren stannnen, mit der nöthigen Umsicht ver- fahren worden, so würde man ohne Zweifel auch die dazu gehörige Inschrift entdeckt haben, und wir würden dann diese Frauen mit ihren Namen zu benennen wissen, eben wie die Akeuso oder die Egnatia Maximilla.

So viel, verehrlester Freund, als meine Ansicht über die drei Alabasterfigürchen auf gemeinsamer *) Basis.

Sl quid iiovlsii rectius isils, Candidas imperti: si non, his utcrc mecum.

Halle, 12. Febr. 1848. L. Ross.

II.

Ueber die 3Iäikte hellenischer Städte.

Die Agora war iirspiiiiiglicli kein willkiilirlicli be- stimmter städtisclier Platz, sondern der natürliche Sam- melort einer Gegend, eine bequem gelegene Niederung, in welclier versrliiedne Wege zusammentrafen i). Jeder Gau hatte seinen Markt und der durch seine Lage und die INiilie der Landeshurg wichtigste dieser Märkte wurde der Kern der sich bildenden Slailt. Der Stadtmarkt war also

*) Auf Einer gemeinsamen, etwa 1.5 F. langen Basis stan- den auch vor dur Westlront des Parthenon die Statuen von zwei Männern und drei Frauen, einer Familie aus dem Demos

Potamos angehörig, Werke des Stiiennis und Leochares. Kunstbl. 1840. N. 32.

') Ein lü'-TOf tvauvi'iyoiyoi nach Arist. Polit. VII, 2.

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iilter als die Stadt sell)St und konnte dieselbe nucli iiher- danern. So war das hoinerisclie Aleision im Gränzlande von Kleia und Pisatis längst verschwunden, aher auf der Stelle desselben Alesiaion hielten noch zu Augustus Zeit die Univvolmer einen monatlichen Markt ^). Solche Markte entsprechen den iora und concionaliula im Italisrlifti Lande. Die allsten Einrichtungen eines städtischen Alarktes wa- ren sehr einfach. Es wurde vor Allem der Raum genau umgränzt. Daher maclit auch Dikaiopolis nach Abschlüsse seines Separatfriedens mit den Peloponnesiern den Anfang damit, die Gränzen des eröffneten Marktes genau festzu- setzen ä). Von der genauen Begränzung des Hafenmarktes im Peiraieiis zeugt der von Ulrichs herausgegehne In- schriftstein ■*). Der nach anl'sen hegränzte llauni wurde zitm bequemem Gebrauch geebnet und ge|illastert; so sclion der Phäakeninarkt *). Es wurden zur Weihe des Platzes den gemeinsamen Gottheiten Heiligtlüimer errich- tet, wie auf allen Böotlschen Stadtmärkten der Artemis Eukleia*), in Athen den Zwölfgöttern, um deren Altar, den duftreichen Mittelpunkt der Stadt ') sich die Fest- chiire der Stadt aufstellten; in Sparta hiefs der Markt selbst ('horos von dem erhöhten heiligen Tanzplatze in- nerhall) dessellien. In Elis wurden die JMarktaltäre fiir vorkommende (telegenheiten errichtet und dann wieder weggeräumt *). Der gemeinsame Platz des Waarenver- kehrs und des Gottesdienstes wurde der Sitz des öfFent- lichen Lebens. So lange das Volk nur zu hören und zu gehorchen hatte, waren die Versammlungen von kurzer Dauer und wurden stehend gehalten; Sitze waren nur fiir die Fürsten und die mitberathenden Geronten; so heilst es bei Homer „der Marktplatz und die Sitze" *). Von einer sitzenden Volksversammlung ist in der Odyssee kein Zeugnil's, aber wohl in der lliade an verschieduen durch- aus unangefochtnen Stellen '<>); ja es wird bei der Ver- sammlung derTroer*') als ein aufserordentliches Zeichen von Angst und Uestürzung erwähnt, dafs sie nicht nie- dersal's. Dieser Unterschied zwischen lliade und Odyssee

ist um so hemerkenswertlier, da das Sitzen der Volks- versammlung ein sichres Kennzeichen aufkeimender De- mokratie ist '2) „„j mit flen poetischen Zuständen der Homerischen Welt in einem unverkennbaren Wider- spruche steht.

In den Staaten von streng aristokratischer Verfassung wurde vom Marktplatze absichtlich jede künstlerische Aus- stattung ferne gehalten, damit nicht das Volk durch Scliau- werke zerstreut oder zu längerem müssigen Zusammen- bleiben gereizt würde; so war der Spartanische Markt ganz einfach, so lange dort der Geist der Lykurgischen Gesezgebung hersclite •'). Je freier sich dagegen demo- kratisches Leiien entfaltete, desto mehr wurde der Markt- platz Gegenstand eifriger Knnsttliäligkeit. Nachdem die Räume für den Verkehr und für die politischen Versamm- lungen gesondert waren '■'), erhoben sich Hallen an den verschiedenen Seiten des Jlarktraumes ' *), um den um- herwandelnden Bürgern Schutz gegen Sonne und Re<»en zu gewähren und sie durch künstlerische Ausstattung an- genehm zu unterhalten ; die Anlage von Wasserleitunnen machte Baumptlanzungen möglich, die reichen Bürger wetteiferten, es dem Demos so behaglich wie möglich zu machen, die Schötdieit des ^larktes wurde der Maafsstal» des einheimischen Wohlstandes und der bürgerlichen Freiheit.

Als die Demokratien in voller Entv^ieklung beTiffen waren, verbreitete sich von lonien aus der neue Styl der I\Lirktanlage, welchen Pausanias auf das Bestimmteste von einem iUterii Style unterscheidet. Worin dieser Un- terschied bestehe, ist auch von Preller in seiner geist- vollen Abhandlung über Pheidias '»), wo er diesen Punkt beridirt, nicht klar gemacht worden. Der Stadtmarkt von Elis, welchen Pausanias als ein Beispiel des alten Styles anführt, war ein sehr grol'ser Platz in der Mitte der Stadt, von mehrfachen Säulenhallen umgeben. Das Eiaenthüm- liche der neuen Anlage lag also nicht in der Gröfse des freien Raumes, nicht in der Umgebung mit Hallen noch

■) Strab. 241.

^) Acharn. 727 linoi fih' üyonä; ol'Jf rijg ^uys. *) i^no^Cov xa'i öSov uooi. Vgl. K. Fr. Hermann de tenninis p. 24.

') (ivTüiaiv ).i:tani xiaionv/iiaa aoanvia Od. Z 2()7. ') Phit. Aristid. 20.

~') Svöeig of-ufakös umeog Pind. Fragni. Dith. 3. ") ttvioa/iSCtoq olxoöofiofxovfiivoi. Paus. VI, 24. ") ayoniti it xa\ eäQiu Od. 0 IG; so auch r 31 beim Opferniale der l'jlier. />' 14 sitzt nur 'relemaclios als Stell-

vertreter seines Vaters ^i' jictjnog Sütxiff. 'iäQa bezeichnet also Sitz- und Stiminreclit wie in 'ISqu xCtiv.

"•) Z. B. n m, 99, 191, 211. ■') 2241!.

") S. Cic. pro Flacco über die scdentes conciones Grae- coruin und K. O, Müller index, schob Gott. 1839—40.

") uvje 7iaaiuö(»v oiiaiöv ovn icXXrjg TiccQctaxivtjg Plut. Lyk. 6.

'■*) Forum-comitium; tcyouü-lxxlrjat'a, nvvi,

''•) ttl oiotti ohne weiteren Zusatz die Markthallen wie Strab. C22.

") Enc. V. Erscli und Gruber S. 166.

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in der centralen Lage und dem Zusammentreffen der ver- schiediien HaiiptstraTsen; aucli nicht in der Pracht der anliegenden Staatsgeliiiude oder in den Baumpflanzungen, welche den innern Raum schmückten, sondern der neuere Styl bestand allein darin, dafs die Markthallen nicht von den Strafsen durchschnitten wurden, sondern sich unmit- telbar an einander schlössen und so einen in sich be- gränzten Raum einschlössen. Das geht deutlich aus den Worten [des Pausanias hervor, welcher in dem Abstände der Markthallen von einander das Charakteristische des alten Marktes erkennt "). Das geschichtliche Verhältuifs der beiden Baustyle ist also so aufzufassen. Ursprünglich war die Agora kein bauliches Ganze fiir sich, sondern nur der Vereiniguiigspuukt der verschiednen Strafsen und Quartiere. Die lonier, welche in der Baukunst wie im politischen Lel)en die einzelnen Glieder des Organismus in ihrer Selbständigkeit zur Geltung Ijrachten, fafsten auch die Agora zuerst als eine besondre und selbständige Bau- anlage auf; sie machten aus ihr einen grofsen hypäthra- len Versammlungssaal, welchen rings umher die Hallen vollständig gegen aufsen al)schlossen, so dafs die ver- schiednen Strafsen nicht mehr unmittelbar in den innern Marktraum, sondern in die Älarkthallen mündeten oder durch besondre Thore mit dem Marktplatze in Verbin- dung Stauden. Solche Marktthore oder Propyläen waren auf der Agora von Neukorinth mit den vergoldeten Ge- spannen des Helios und Phaethon und in Patrae mit den vergoldeten Erzbildern der Stadtgründer. Hinter den Hallen lagen tlieils Staatsgebäude, theils Heiligthümer, theils Kaufläden, wie die Myropolis in Megalopolis. Der innere Raum '^j war mit Altären und Tempeln, mit Sta- tuen von Göttern, Gesetzgebern, Feldherrn und andern verdienten Bürgern geschmückt; besonders waren es die <iründer der Stadt, welche auf dem Markte bestattet wur- den, wie Battos in Kyrene ••). In Sicilien standen Rei- terstatuen auf allen Stadtmärkten 2»), Was jedoch die Benutzung des innern Raumes betritlt, so ist es unmög- lich einen durchgreifenden Unterschied zwischen dem al- tern und Jüngern Style festzustellen, aufser dafs der letztere eine gröfsre Planraäfsigkeit und Symmetrie der ganzen Anlage erstrebte.

Diese Ionische Umgestaltung der Märkte, welche mit ") TQÖntii z(ö ttQxaiotiQO) aiomg i'i ). l ij /. tu i' iSiiaiioaaig xttl äyviiüv ät ttvjiHv VI, 24.

'■') t6 vnmanov irjg liyoQäg Paus. Vll, 20; II, 9, 16. ix^aov T. K. II, 3. fi^aavXov.

'■') nnvuvois ityo(iüg im Slya xenui Qin'ihv Pind. Pytli. V, 87. Scliol. a<l Ol. I, 149. "•) Cic. c. Verr. IV, 46.

der durch den Milesier Hippodamos begründeten Reform des Griechischen Städtebaues im Zusammenhange steht, verbreitete sich in Griechenland so weit, dafs Pausanias in seinem Werke mit Bestimmtheit nur zwei Stadtmärkte nennt, welche ganz im alten Style geblieben waren, den von Elis und den im Achäischen Pharai, welches auf den Abhängen Arkadischer Hochgebirge trotz der Nähe der See an uralten Formen der Sitte und des Cultus merk- würdig festhielt. Von Ionischen Märkten sind in Grie- chenland selbst keine deutlichen Ruinen nachzuweisen, aber wohl in Klein-Asien, dessen hellenische Städte in den von neuern Reisenden aufgenommenen Grundpläneu uns mit überraschender Klarheit vor Augen treten. Die merkwürdigsten in dieser Beziehung sind Knidos, des- sen Markt von 96 Quadratfufs Umfang gleich oberhalb des kleinern Hafens liegt, von Dorischen Hallen einge- fafst, durch eine grofse Thorhalle mit dem Ufer in Ver- bindung *'); Aphrodisias mit einem Markte von 525 Fufs Länge und 213 Fufs Breite und doppelter Säulen- halle'-'^), Side^^), Assos*''), Antip heilos mit einem 20 Meter breiten Hypäthron, in dem 3 Heiligthümer neben einander liegen ^^j, Termessos Meizon, wo in der Glitte des regelmäfsig geschlossnen Oblongums ein einzel- ner 15 Fufs hoher Fels emporragt, welcher einen Sar- kophag trägt ^''), Oinoanda u. A. Diese Ionischen Märkte hal)en im Wesentlichen dieselbe regelraäfsige Form, wie sie in Pompeji am anschaulichsten zu Tage liegt und wie sie sich in den Römischen Kaiserfora mit gesteigerter Pracht wiederholt. Von Gebäuden neuerer Zeit entspricht in seiner Anlage wohl keines mehr dem Typus einer Ioni- schen Agora als das Palais royal in Paris. Denselben Vergleich macht ßeecliey*') bei der Beschreibung des Marktes von Kyrene, dessen freier Raum zu Garteoan- lagen benutzt gewesen zu sein scheint. Derselbe war wie in Korinth und Patrai mit der Hauptstral'se durch einen Thorweg verbunden.

In den bedeckten Foren , wie dem des Trajanus, erreichte die Ionische Ausliildung der Hellenischen Markt- anlagen gewissermafsen ihre letzte Vollendung; die er- strebte Einheit des Ganzen wurde vollständig erreicht, indem es auch ein gemeinsames Dach erhielt.

E. Cur Tius.

") Ion. Ant. IM pl. XXIX. Texier Asie M. livr. 33.

") Ion. Ant. III pl. IV.

"_) Beaulort Karaniania.

■') Texier livr. 9 et 10.

'°) Kbenilaselbst.

"•'■) Spratt und Forbes Travels in Lycia I, 235.

■■"J Kxpedition to explorc tlie northern coast of Afrina p.543.

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III.

Gargiulo's Sainmkm<v von Terracotten,

Audi nach ßesiclitigimg der iinvergleicliliclien Ter- racotteii-Siiminhing des Hrn. Camjiana zu Rom kann die gleicliartige vorzügliclie Sammlung ilires Eindruckes niclit verleiden, welche der berühmteste Hersteller antiker Thon- gefäfse, Hr. Raßaelle Gargiulo, mit ansehnlichen Opfern von Zeit, Mühe und Geld zusammengel)racht hat und in seiner Wohnung zweckmiilbig aufgestellt zum Verkauf im Ganzen darbietet.

Wenn in der genannten römisclien Sammlung die feinen Thonfiguren attischer und sicilischer Werkslatten, namentlich die von Centorbi (Centuripae) ungern vermifst werden*), so findet der Altertliumsfreund für den Älangel dieser echt-griechischen Werke hier eine reiche Entschä- digung in den vorzugsweise aus Gräbern von Ruvo, Ca- nosa, Gnazia und andern Punkten Grofsgriechenlands her- vorgegangnen Bildwerken, die theils in künstlerischer Hin- sicht unsre Bewundrung erregen, oft an l)erülnnte Statuen erinnernd, theils durch Eigeuthümlichkeit des Gegenstan- des die Aufmerksamkeit des Forschers in liohem Grade auf sich zielien.

Je weniger nun der vom Besitzer so eben herausgege- bene kurzbeschreibeude Katalog von der Bedeutung dieser Sammlung für das Studium antiker Religion und Kunst die rechte Vorstellung zu geben vermag: desto willkomm- ner dürfte meinen Wissenschaftsgenossen ein Bericht er- scheinen, welcher die vorzüglichsten Stücke der Samm- lung hervorzuheben unil mit ihrem mutlimafslicheii Namen zu belegen versucht. Um den Umfang der Sammlung zu ermessen, genügt es anzugeben, dal's sie nächst 120 figii- rirten Lampen, meist römischer Zeit, 584 Stücke gröfsten- tlieils Statuetten und überdies 84 Gefäfse, theils Trink- hörner mit Thierköpfen in gelungenster Modellirung, theils Gefäfse in sinnige Formen der mannigfaltigsten Ge- genstände eingekleidet, theils Vasen mit Köpfen von Gott- heiten oder Personen aus dem wirklichen Leben, umfafst. Statt der im Katalog beliebten Eintheiliing in 3 Klassen (l. Rilon, teste umane e di aiümali e vusi con hussiriÜevi. 2. Terrecotte, worin Statuetten und bemalte, auch mit

Reliefs oder Figuren geschmückte Gefäfse ebenfalls vor- kommen. 3. Lucerne) ziehe ich es vor, mit Beifügung der Nummern des Katalogs, die wichtigsten Stücke nach den Gegenständen aufzuziilileii und daher erstens aus den Göt terv ors teil un gen und dem damit verbundnen Heroenkreis, sodann aber aus dem individuellen Leben die interessantesten Monumente kurz zu be- schreiben.

1. Mythologisches.

Des alterthümlichen Styls wegen stelle ich das Frag- ment (l'/,„ Palm) eines in S. Maria di Capua ausge- grabnen S tirn Ziegels (317) an die Spitze, das in braun, gelb und roth gemalt, einen weiblichen Kopf mit herab- liängenden Locken aus einer Nische in Hautrelief hervor- tretend zeigt und lebhaft an den Stirnziegel mit dem Kopf der Juno Lanuvina in unsrem Museum (Terrakotten Taf. X.) erinnert: der Name Kora dürfte sich wohl am besten für den Kopf dieses merkwürdigen Bildwerks eignen.

In ganz anderem Styl begegnen wir vermuthlich der- selben Göttin (93) verschleiert neben einer andern gleich- bekleideten, wohl Demeter, auf einem von zwei Hunden gezogenen Wagen sitzend, da der Dualismus zunächst an Demeter und Kora zu denken gebietet und der H und der Hekate wie der Uithyia, letzterer wegen leichter Ge- burt, geheiligt ist.

Eine Frau mit Modius (182) eine Hirschkuh auf dem Scliofs haltend, von gutem Styl, und eiue andre sitzende (246) mit Hirschkalb in der Linken, glaube ich als De- spoina bezeichnen zu können. (Gargiulo Raccolta di Monum. Vol. U, Tav. 4.).

Ein 'I'rinkgefäl's (7) gebildet durch den Kopf einer Frau mit dunkelrothem Stirnband und schwarzer phrygi- scher Mütze verdient, sowohl des edlen Styls des Kopfes als der Merkwürdigkeit des Gegenstandes wegen, besondre Beachtung. Wie auf dem Hals apulischer Kratere und Amphoren das Bild desselben weiblichen Kopfes mit phry- gischer Mütze über einer Blume (s. meinen Artikel io Avellino's Bullet, archeol. napol. Agosto 1847), so glaube ich auch diesen Kopf Ganymeda nennen zu dürfen, da der Mangel eines Bogens, Pfeils, Köchers oder Jagdspeers an Artemis Astrateia zu denken verbietet.

Nächst einem epheubekränzten (404) Knaben mit

•) Diese Iloclistellnng der Fabrik von Centorbi stellt mit den früher über iliiiselbe geäufserten Aiibicliten (Ann. d. Inst. VII, 43. 40) in einigem Widerspruch. Der Reinheit attischen Styls, wie sie in Stackeibergs Auswahl sich darlegt, ferner den lokrischen, vielleicht selbst den iiolanischen und ruvesi- schen glaubte ich jene Terracotten von Centorbi bis jetzt

nachsetzen zH müssen , deren Werth dagegen hauptsächlich in zahlreichen und ansehnlichen Statuetten oder Reliefs einer mehr freien und gefalligen Anlage als stilistisch correcten Ausführung besteht; selbst die berühmten jetzt in Karlsruhe befindlichen Pisani'schen Tänzerinnen würde ich nicht anders bezeichnen. B. G.

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Weintraube in der Rechten, auf einer Hirsclikuh, wohl Kydon, erwähne ich einen jungen Bacchus (95) mit ansprensendem Hündchen, Rehkalb oder Hasen (nur die Beine des Tliiers sind erhalten): ihn umarmt eine epheubekränzte Frau mit grofsera Ball, vielleicht [Libera oder] Venus Libitina.

Thyone erkenne ich (vgl. Terracott. d. Berl. Mus. Taf. XXXIX) in einer, Ariadne benannten (47), mit Epheu bekränzten Frau, die den Kopf frei, übrigens ganz ver- hüllt, auf einem Fels sitzt.

Dagegen berechtigt die grofse Aehnüchkeit mit der berühmten Dresdner Marmorstatue einer halbnackten, Ve- nus (38) benannten, Frau mit Stirnkrone auf einem Fels sitzend, den Namen Ariadne beizulegen.

Ein verschleierter Silen (96), der einen Bock schleift, rermutlilich zum Opferaltar hin, hält in der Linken einen Korb mit Früchten, auf dem Kopf vielleicht einen zwei- ten. Eine ähnliche Vorstellung zeigt ein Riiyton (37) in kleinen Widderkopf endend, am Hals sieht man das Bild eines Faun [Pan?] auf einer Hydria sitzend mit einem Kranz und Kästchen vor einer unl) artigen Herme.

Ein Tropfgefäl's (71) in Form einer Zwiebel (Bom- bylios) ist mit dem Basrelief eines Pan geschmückt, mit sileneskera Profil, Hörnern und Bocksfüfsen , die Hände hinten «ebunden: wahrscheinlich in Folge seiner Nieder- lage im Ringerkampf mit Eros. Rechts springt eine Ziege auf ihn zurückblickend an einen Fels.

Auf das Bacchuskijpfchen von Rosso antico, an dessen Schopf ein Rindsköpfchen sichtbar ist, im Königl. Museum zu Berlin, wirft ein Trinkgefäls (83) der Gar- "iulo'schen Sammlung, gebildet einerseits von einer sce- nischen Maske, andrerseits von einem Kalbskopf mit einer von den Hörnern h er ali hängenden Binde, ein unerwartetes Licht, indem es dem Opfer dramatischer Festieier zu Ehren des Dionysos anheimfällt. In dieseilie Kategorie gehört ein 'rrinkgefäfs in Form einer kleinen Amphora, (84) von gleicher Höhe (V, Palm); es wird gel)ildet einerseits durch eine epheu- bekränzte scenische Maske mit geöffnetem Mund, an- drerseits durch einen Pantherkopf.

Durchguten Styl empfiehlt sich auch eineTliet is(154) auf einem Seepferd einen mit dem Embleme des Medusen- kopfes geschmückten Schild bringend. (GargiuloRacc. 11,5). Für die Vorstellung des Helios in Löwen gest alt zeugt ein Lagynos (Flache Reiseilasclie) mit dem Relief eines Jünglingskopfes, der von einer Löwenmähne um- strahlt ist. Vergl. Terracott. d. K. Mus. zu Berlin Taf. XXXV S. 111 IT. [Abg. auf unsrer Taf. XX no. 2. 3].

Eine Frau mit ■Modlus (446) auf dem Kopf, auf einem Maulthier sitzend und die Mandoline spie- lend', möchte ich für Selene halten, gestützt auf des Phidias Relief der Mondgöttin zu Maulthier (Pausan. V, 11, 3) und mit Rücksicht auf die Liebesgesänge bei Mond- schein zur Mandolinenbegleitung.

Diana (42.5) auf ein Pilaster gestützt, in der Rech- ten eine lange unangezündete Fackel, den linken Arm in den Peplos gehüllt, die Beine gekreuzt, mit kurzem ge- gürtetem Chiton und Jagdstiefeln, zu ihren Füfsen ein Jagdhund, findet sich auch in andren Museen.

Desgleichen eine viereckte Relief-Platte (299) ohne Grundiläche, alterthümlichen Styls: Artemis sich ab- trocknend oder entkleidend, während Aktaeon von zwei Hunden gefafst wird (V^^ Palm). [Auch sonst vorhanden.]

Nächst einer graziösen Nike (116) '/;„ Palm hoch, ver- dient eine Nike mit einem Kranz in der vorgestreckten Rechten und einem zweiten in der Linken, besonderes Lob: das Gewand deckt nur den rechten Arm und Bein, auf dem Kopf trägt sie einen Epheu- und Korymbenkranz.

Aus der grofsen Zahl Venusstatuetten hebe ich nächst einer Venus (184) Irait dem Schwan in der Linken, von gutem Styl, eine ausgezeichnet schöne Gruppe, die cy Iberische Göttin (Vgl. Terracott. d. Berlin. Mus. Taf. XVII, XVm S. 59 ff.) in der Muschel von zwei Schwänen (Terracott. Taf. XV, XVI. S. 54) gezogen hervor, sowie eine nackte (420) si tzen d e Venus mit 6 Blumen geschmückt, zwei auf den Schultern, eine am rechten Ohr, eine zwischen den Brüsten, zwei in den Händen; auf dem Kopf trägt sie eine Modiusähnliche Ste- phane (",„ Palm). Desgleichen einen sehr schönen wei- fsen Hermaphrodit (16) mit goldnem Perlbrustband (1",. Palm): die Flügel fehlen (Terracott. Taf. XXVI, XXVII, XXVIII).

Nackte Venus (336), der ein bärtiger ithyphalli- scher Pan zur Seite stehend mit der Linken an die Schaam fafst: sie hält die Linke auf seinem Kopf und mit erhobner Rechten den Peplos der über dem Hinterkopf herabfällt. Roll, aber merkwürdig, dieselbe Gruppe befindet sich im Musee Blacas.

Lagynos (wie die mit dem Relief der Scylla) von Canosa (297) mit verschiednen rotli und blau gemalten Verzierungen und folgendem kolorirteu Relief in edlem Styl: ein Mann auf einem Stuhl und eine nackte Frau auf seinem Schenkel umarmen sich: ein Peplos auf dem Stuhl dient als Kissen. Eros hält in beiden Händen wohl den Peplos der Aphrodite nelien ,\douis.

Adonis (81), fälschlich Mcirs genannt, mit zwei Jagd-

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Speeren in der Rechten, iininrmt die reclits stehende Ve- nus, die mit der Linken den nur iliren Unterkörper dek- kenden l'eplos hält und den reciiten Arm ;iu/ seine Linke legt.

Eros (164) auf einem Schwan, sitzend, drunter die Wogen, mit erlialtner Fiirhuiig in schiinem Styl.

Doppelexemplar eines hiichst graziösen kleinen Eros (76. 77) auf sprengendem Rofs, dessen Zügel er liJilt.

Eros (157) mit einem Kranz im Maar, mit einem P'ell oder Mantel bekleidet, in der Linken llorn oder Fackel.

Eros (.S65) mit Keule in der Linken, auf einem Lö- wen sitzenil, wohl als Allljandiger ll(/.vi)tijiuzf:iri.

Delphin auf Wogen mit sciilafendem Eros darauf.

Himeros (159) eplieuhekränzt und mit liinde um den Kopf, aufsprengendem grolsein Ijock. Höchst geist- reiche Aullassung.

Eros (440), an dem ein junges Mädchen, wühl Psy- che, von ihm in ilie Höhe geliolien , sein Kinn ktissend, hängt; er hat das Haar doppelt mit einer Tänia umwun- den. Ansgezeiclinet schön.

Knal)e (.'585) schreitend mit einer Kugel oder einem Ball in der Hechten; mit der Linken zieht er einen klei- nen Wagen nach sich, worin ein kleiner Amor sitzt. Etwa Ganymed im Hallspiel mit Eros besiegt und ileshalb seinen Wagen ziehend.

Knal)e(39(j) auf einer Rank sitzend, den einen Fnl's am Boden, den andern an den Sitz der Bank gestemmt. Auf dem erhobnen Schenkel ist ein kleiner Eros, der einen Hund liebkost.

Knal)e (161) mit Bindenkranz und ganz eingehüllt, nur das Gesicht frei, auf einem Hund. Te lespho ro s, E u a m e r i o n ?

Knabe (568) auf wild galoppirendem Hund, in der Linken wohl brennende Fackel, nicht Hörn haltend. Eua- m er io n?

Andrer (163) noch kleinerer, mit einem Schild, auf einem H und.

Knabe (166) auf einem Hahn. Euamerion? (Vgl. Terracott. d. Berl. Mus. 'J'af. XXXI, 2).

Knabe (168 178 Zehn meist verschiedne Exem- plare) auf einem Ferkel liegend; Säuling der Artemis Korythallia statt des ursprünglichen Opfers von .Säuglin- gen dargeboten (Terracotten d. L5erl. Museums 'J"af. LIX, 1, 2, 3, 4. LX, 2. S. 151 u. ir.)

Knabe (160) auf einer Ziege. Kydon. Knabe (402) mit kurzer 'i'unika, vor eiuerHirsch- kuii. Telephus.

Knalie (158) auf einem Löwen schlafend, Hypnos. Knabe (155) am Boden sitzend, einen Schwan umarmend. Kyknos, Pelops?? [Ganymedes?]

Fragment einer Gruppe von Perseus und Andro- meda (150). Letzlre (deren Kopf fehlt) sitzt auf einem Kels; das j\leprungelieuer liegt mit starrem Blick wie versteinert ihr zur Seite im Hintergrund. Gegeniiber kömmt Perseus (dessen ganzer Oberkörper fehlt): das Schwert in der Rechten, legt er die Linke auf ihre Schul- ter, um sie abzuholen. ( , . Palm).

Medea (SH) in Uracbengezognem Wagen, von Hrn.

Viuet in der Revue Archeologique publizirt.

Europa (98) auf dem Stier hingestreckt.

Sitzende h'rau (167) auf einem Thron, an dessen

Lehne ein Löwe in Relief; sie hidt mit der Rechten den

vom Kopf herabwallenden Peplos, in den der linke, auf

die Lehne aufgestützte Arm eingehüllt ist. Wohl Helena, die durch eine Löwin (Paus. IIF, 18, 8) unter dem einen der Diosknren am 'J'lirou des amyklaischen Apollo ver- sinnbildet worden, wie Menelaos das Emblem des Lö- wen auf dein Schild trägt.

Penelop e-Ai dos (46) den Kopf ganz in den Pe- plos gehüllt, auf einem Stuhl sitzend (' , Palm).

Frau mit phrygischer Mütze(73), kurzem um- gürteten Aermelcliitou ; in der Linken hält sie Lanze und argolischen .Schild; mit der Rechten spendet sie aus der Pliiale auf den Altar vor der Herme einer weibli- chen Göttin mit Modius. Wohl Hypsi|)yle, die Für- stin der kriegerischen Lemnieriunen , Dankopfer der •Göttin Chryse bringend für die Rettung ihres Vaters Tlioas.

Stehende Frau (105) mit Xebris als breitem Brustgürtel über dem CJüton und mit einem Peplos be- kleidet ("/,, Palm). Vielleicht Autonoe.

2. Individuelles.

Deklamirender Schauspieler (19) mit Maske vor dem Gesicht, über 1 Palm hoch.

Schauspielerin (20) in gleicher Stellung und Gröfse.

Hydro p höre (23) von gutem Styl.

Priesterin (35) mit einer Schale voll Früchten in der Linken und grolser Guirlande auf dem Kopf.

Halbnackte Frau (48) mit Kithara auf einem Fels.

Jungfrau (324), Körper und Kopf ganz iu den Pe- plos gehüllt und über demselben noch einen chinesi- schen Hut, Petasos, tragend.

Sitzende Frau (443) einem Kinde die Brust gebend; sehr naive Stellung des Kindes. [Kurotrophos].

Kleines Mädchen (109) in langer Tunika am Boden sitzend, wie Würlel spielend: von sehr "utem Styl. ^

Schildläufer (91 u. 92) zu Pferd mit flattern- der Chlamys; Doppelexemplar (vgl. Terracott. Taf. XL)

Landmann (756) mit einem Mantel mit Kapiizze bekleidet; er fuhrt einen Esel auf dem ein Mantelsack.

Liegender Mann (351) und eine links daneben sitzende Frau auf einein Lectisterniiun, beide mitSchale.

Camill(426) mit Oenochoe in der Rechten und Pa- tera iu der Linken.

Reiterstatue (322), wold eines Imperators, (r,„Palm) mit einem Kranz auf dem Haupt, mit 'J'unika und grol'sem Pallium bekleidet. Das Pferd ist im Gehen begriflen am Zügel geführt; die andre Hand vorgestreckt. Höchst merkwürdiges und gelungenes kleines Modell zu einem grolsen Deid»mal.

Diese vorzügliche mit grofsera Kunstgeschmack ge- bildete Sannnliing eignet sich durchaus zum Ankauf hir Herrn Cam[)ana um dadurch den Ruhm eines Autokraten über antike 'l'errakolten sich zu sichern und zu befesti- gen. Wahrscheinlich wird aber dieselbe für das Museo Bori)onico angekauft, welches bis jetzt in dieser einzigen Kunstgattung mit Ausnahme weiüger Reliefs aus Locri eine unbegreifliche, um so beschämendere Armuth zur Schau trägt, je notorischer es ist, dafs was in öfl'entlichen und Privat-.Mnseen Europa's der Art Schönes und Merk- würdiges gezeigt wird, gri'U'stentheils den Ausgrabungen im Königreich beiiler Sicilieu seinen Ursprungverdaukt.

Neapel im Juli 1847. Th. Panofka.

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A 1 1 e r 1

1.

24. DoDONisCHER Zeus. Draun liat eine inte- ressante IMarmorbüste des Zeus, jetzt im Berliner Miiseiim hefriidlich, puMicirt (ant. Maruiorw. I, 4). Der Eiclien- kraiiz, mit welchem er geschmückt ist, iiUst den Dodo- niiischen Zeus erkennen. Aiiflallend ist die Bildung der Haare und des Bartes, beide sind wie von Wasser trie- lend vorgestellt. Man iiatte deshalb an Juppiter pluvius oedacht;"ßraun, der diese Bezeichnung ablehnt, hellt doch die Aehnlichkeit dieses Kopies mit denen des Poseidon und anderer Wassergottlieiten hervor, er erinnert au die Jdiöu'ifii dra/ii'iitQug bei Homer (II. XVI, 233), und iraet, ol) der Dodoniiisclie Zeus insbesondere als Gott der Renenschauer und rauher Gebirgshoheu verehrt wor- den sei? Man kann daraui bestimmt antworten. Zeus fülirte in Dodona den Beinamen i'üiog (.Stepli. Byz. s. v. Jdidiiyr,- Tity tii Jojdioi'awi' iliyoi' xui fu'wi; vgl. I5utt- mann exe. III z. Dem. Mid. p. 125) und ihm wurde doi t das Fest der A'«« geleiert (C. I. 2908). Dafs das Wort ruio; keine andere Bedeutung habe als die Feminina j'«/;-, j'HiHC, der Quellname Aß'/« (Paus. III, 25, 4), ist gewil's (vgl. Völker Japet. p. 92. Lasaulx das Pelasg. Orakel des Zeus zu Dodona p. 6) unti wird bestätigt durch das Scholion z\i Homer (II. XVI, 233): 6 di J«i- doji'cuog y.iu ft'üoc, id(ii,Xu )'«p (y.ti yiunlu, und da- mit stimmen die ISerichte neuer Reisender iiberein. Eben dahin weist auch die Legende bei Bekker anecd. 1, p. 283, 22: yuiog ZtvQ' oytiitu hoov tov h' jj^iöiiivi]' Ihriiong yuQ 6 'ly.uaTov nuiQ roü Alö/.ov vuvuyi]aaq öitaüQt\ ini rijg TiQv^iyrjg y.o.i itini'aaro iy z/wdi/jy]] Jwg yu'l'ny icpöy. Die Namen sind verschrieben, wenn man J7f(»(,- org und 'ly.ani'ov herstellen wollte, müfste man noch eine Verwechslung annehmen, denn Ikarios war der Sohn des Perieres und dieser der des Aiolos. Es ist wohl 'loy.u.aTiiv zu schreiben, denn lokastos als Sohn des Aiolos wird von Kallimachos genannt ( b. Tzetz. z. Lyc. 45), vielleicht hiefs sein Sohn ritoinonog, womit auf sein Abentbeuer zur See hingedeutet wäre. Jedenfalls ist der Zeus IVaios hier der Retter in Wassersnoth, und so wäre diese ei- «»enthümliclie Charakteristik des Dodonaisclien Zeus hin- reichend gerechtfertigt. Otto Jahn.

25. Amphitrton's Heimkehr. Im Tischbein- sclien Vasenwerk sind auf zwei Platten (I, 15, 16) die beiden Seiten einer vorztiglich schonen \ ase abgebildet, deren Darstellung sich über das Geviöhnlicbe nicht zu er- heben scheint: einerseits (Taf. 16) eine lebensvolle bac- cliische Grujipe, anderseits (Taf. 15) im ausgedehnteren Hauptbild die Heimkehr eines stattlichen bartigen Helden, der statt des Helmes mit einem Petasus bedeckt, aber "eharnischt und mit zwei Lanzen versehen, auch von ei- nem andern Krieger mit Schilil und zwei Speeren beglei- tet ist. F^r steht auf einer Erhöhung, mit welcher viel- leicht die Schwelle einer Wohnung gemeint ist; ihm ge- geniiber, mit einem Kul's aul dieselbe Unterlage hoch auf- tretend, ist eine würdige .Mannergestalt, die königlich auf ein Scepter sich leimt und um ihrem reichlichen Haar mit Tänia und Lorbeerkranz geschmückt ist; sein rechter Aim ist gelind erhoben, wie zur Begleitung seiner Rede. Hin-

ter ihn auf gleicher obwohl gesonderter Höhe mit jener Scliwelle tritt wie aus dem Innern des Hauses eine reich bekleidete und geschmückte Frau hervor; sie tragt dem Neuangekommenen Krug und Schale zum Labetrunk ent- gegen. Auffallend ist dal's der Saum ihres Kleides auf gleiche Weise verziert ist wie der Gewandsaum des eben ankommenden Fremdlings; ferner dafs der Ankömmling mit beiden Fül'sen gebieterisch auf der Schwelle steht, während der königliche Inhaber der Wohnung unentschie- dener auftritt. Fugen wir iiinzn, dafs der königliche Gast in Haltung und nacktem Oberleib an Gestalt und Gewand- wurf des Zeus erinnert, welchem hier etwa ein sterblicher Held gegenübergestellt sein könnte, so sind «ir der Er- klärung dieses bisher unverstandenen Bildes nälier ge- rückt. Amphitryon, der mit einem Begleiter, dem So- sias der Komödie entsprecliend, vom Feldzug gegen die Teleboer oder Taphier heimkehrt, betritt zuversichtlich hier seine Schwelle, begegnet dort aber sehr unerwartet dem König der Götter und Menschen ( '-/.((f/irpj'wjoc iv ä^v(itzguig Pind. Istlim. VI, 6. Vgl. Nem. X, 16 avXüv iatjX&iv), der seinerseits nicht ohne Verlegenheit zu ver- ratlien zu einiger Auskunft über seine Erscheinung an diesem Orte sich anschickt. Die Frau liinterZeus ist dem- nach begreitiicherweise die getäuschte und, wie auch ihr Ausdruck es besagt [?J, innerlich aufgeregte Alkmene. Vorgetreten zum («rufs eines Gastes ist sie verwirrt durch den Doppelanblick ihres vermeinten und ihres wirklichen Gemahls; so bleibt sie, wie immer auch die Sache sich entwickeln möge, beschämt und verlegen. Mehrere Ne- benumstände dieser Darstellung können mit mehr oder weniger Fug einem Gesammtbezug auf Amphitryon ange- reiht werden. So die [etwa als Zeichen festlichen Em- pfangs] aufgehängte Tänia über Alkmene, lerner in de- ren Hand Krug und Schale, etwa als Erinnerung an die aus Plautus bekannte Schale des taphischeu Pterelaos [oder an das von Alkmenen geschenkte (iefäl's, ol>vvohl we- der die Doppelzahl noch irgend ein Schmuck beider Ge- fiifse ähnlichen Deutungen zu Gute kommen], sodann dal's Zeus königlich [Ztig p'(tat).ivg Pind. Nem. X, 16. Vgl. Panofka Zeus Basileus 1S47J in Ainpliitryons Haus er- scheint; endlich das bacchische (^egenbild, welches [ob- wohl nur ein einfacher bacchischer Tanz, Silen utnl Bac- chantin] Dionysos und Herakles als thebanische Heroeu, wie im Eingang von Pindars sechster isthmischer Ode, einander annäherte. Die hier vorausgesetzte .Auffassungs- weise des Mythos konnte lüglich in einem attischen Di- thyrambus oder Drama begründet sein. [Darin dafs Zeus in Ainpliitryons Haus dem heimkehrenden König sich zu erkennen gibt, .Mkmene ihrem Gemahl libirend und nicht oiine Zuversicht entgegentritt, bedarf jene .Auffassung und mit ihr zugleich die hier gegebene Erklärung noch fer- nerer Bestätigung; jedenfalls aber mag die bisherige von Italinsky herrührende und durchaus unstatthaite Deutung des Bildes hiemit verdrängt seien, welcher zufolge im Held und .Scliildknappen hier Menehios und Odijssetis, in der Emplanf;enden aber Anleiinr als troisclier Fürst und dessen 'I"ocliler liriiio gemeint sein sollten.]

(Aus Mittheilungen des Hrn. W. If. Lloyd.)

Iliezu Tafel XIX der Aeuen Folge: Kijprhches G'r abreite/'.

Druck und Verlag von G. Reimer.

Herausgegehen von E. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M 20.

JSeue Fol(fe.

August 1848.

Helios Atabyrios. Clusinische Wandgemälde. Sarkophag aus Sidon. Allerlei (Euripides in Salamis; Tlietis und Aethra; Münze von Karrhii; Pan und Olympos; Gral)re!iefs zu Kadyanda.)

I.

Helios Atabyrios.

Hiezu die Abbildung Taf. XX, 1. 2.

JCiin Oxybaphon mit lollien Figuren auf schwarzem Grund in dem K.K. Antikenkabinet zu Wien (no. 1. 2.) zeigt auf der Hauptseite einen jungen Mann von vorn gesehen, auf einem Viergespann, dessen je zwei feuerschnaubende Rosse nach entgegengesetzten Richtungen einiiersprengen. Er trägt einen langen, oberhalb mit einem Strahlenhalsband gestickten Chi- ton, den mitten ein breiter Strahlengürlel befestigt: auf der Brust des Chiton bemerkt man eine Maan- derähnliche Verschlingung ') zwischen zwei runden Gegenständen, vermuthlich Augen, deren Apfel weifs ist, bei schwarzer Peripherie. Eine grofse Sonnen- scheibe umgiebt die Quadriga bis unten an den Bo- den der durch den bei Vasenbildern gewöhnlichen Maeandcr vertreten \vird. Links überrascht oben aufserhalb des Strahlenkreises der gefiederte Blitz des Zeus und zeichnet dies Vasenbild vor sonstigen Heliosvorstcllungen aus.

Einen Kraler gleicher ajtulischer Herkunft und daher ähnlichen Styls sah ich im vorigen Sommer in der Vasensammlung des Cav. Betti zu Neapel^), der, weil ihm der .Sinn des Bildes verschlossen blieb, wegen der an Kopf und Kleidung des Sonnengottes

sowie an den Rossen unverkennbaren groben Re- staurationen sich desselben entledigen wollte. Ein junger Mann erscheint daselbst als Wagenlenker in langem gesticktem Chiton auf einer Quadriga, Zü- gel und Stab zur Anspornung der Rosse in den Händen haltend: sein Kopf ist mit einem Strahlen- diadem geschmückt, das offenbar die Stelle der Son- nenscheibe auf der Wiener Vase vertritt. Links er- blickt man oben wiederum den Bhtz des Zeus.

Die einzige bis jetzt über diese merkwürdige Vorstellung veröflentlichte Ansicht rührt vom Di- rektor des K. K. Münz- und Antikenkabinels, Herrn Joseph Arncih ') her, der S. 22 der Beschreibung dieses Museums sich folgendermafsen über das vor- liegende Vasenbild ausspricht:

„2.59. Schöner Krater. Helios steigt während eines Gewitters, das durch den Blitz angedeutet ist, empor; er ist mit einem langen, um die Hüften durcli einen Strahlengürtel befestigten Chiton be- kleidet (Sonnenaufgang bei einem Gewitter)."

Wenn auf beiden Vasengemälden jedwede An- deutung von Meeresflutlien vermifst wird und die aus Labyrinth-ornamenlen bestehende Binde, sobald sie überhaupt zur Bezeichnung der Oertlichkeit hier benutzt worden, wohl eher die Erde zu versinnli- chen bestimmt ist, so erheben sich gewichtige Be- denken gegen die Annahme, als habe der Vasen- maler hier Sonnenaufgang darstellen wollen. Noch weniger leuchtet die Beziehung des Bhtzes zum Sonnenaufgang ehi, da, wenn überhaupt eine

') Als eine Form der sogenannten ,,Criiix ansee" von Röchelte nacligewiescii (Snr la croix ansee 1S46 pl. I, no. 16-23.) A. d. II.

') In den oben S. 246 ff. gegebenen Notizen über diese .Sammlung unerwähnt geblieben. J. </. //.

') Dessen (JcläMigkeit ich eine treue Durcb/.eichnung des Vascnt)ildes mit Kriaubnils der Veiijircntlicliung verdanke.

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physische Erscheinung als Grandlage eines Vasen- gemäldes gewählt werden sollte, der Gedanke der schwülen Sommermonate weit näher liegt, deren drückende Hitze durch wohllhuende Gewitter ahgekühlt und beseitigt wird •*). Diesen Sinn glauben wir sowohl dem Münztypus einer syrakusanischen Erzmünze *) unterlegen zu dürfen, die einen Bhtz hinter einem lorbeerbekränz- ten Apollokopf und andrerseits einen Dreifufs mit ZYPAK0ZII2 zeigt, als noch entschiedner zweien Erzmünzen von Ambrakia (Brenningen), deren eine ') einen slrahlenbekränzlen Helioskopf und auf der Rückseite Apoll mit Bogen in der Linken, mit der Rechten einen Pfeil aus dem Köcher hinten

A M herausnehmend und der Inschrift ^ die andre')

o r

einen lorbeerbekränzten Apollokopf und auf der Rückseite Zeus mit erhobner Rechten den Blitz schleudernd darstellt. Zu Gunsten dieser Ansicht liefsen sich auch die Namen Astrape und Bronte Blitz und Donner, welche zwei Rosse *) des feuerschnaubenden Viergespanns des Sonnengottes führen, noch herbeiziehen, ohne deshalb den links sichtbaren Blitz der Wiener Vase als bildliche hi- schrift für die springenden Rosse dieser Seite auf- zufassen.

Indefs wie bei den Griechen jede bedeutende Naturerscheinung grofsartiger und wohlthuender Wirkung sich bald zu einem speziellen Gölterkullas ausbildete, wie die Beobachtung des am Fufse feuer- speiender Berge vorzüglich gedeihenden Weinbaus die Anbetung jenes Hephästos-Dionysos hervorrief, den die IMünzen von Lipara *) in Uebereinstimmung mit Vasenbildern ' ") sitzend mit Hammer und Kan- tharus kennen lehren : so IrelTen wir auch in der Son-

nenstadt Rhodos ' ') und in ihrer Kolonie Akragas '^) einen Blitzschleudernden Zeus mildern Bei- namen Atabyrios, Senger, Abbrenner, wäh- rend die Erzmünzen von Atabyrion uns an seiner Stelle die Sonne"), und die Silberdenare der römischen Gens Aburia ''') einen Apollo Aburius zeigen. Demnach dürfte für den Helios des Wie- ner Vasenbildes, mit Rücksicht auf den links her- abfallenden Blitz, der Beiname Atabyrios als ein nicht unangemessener sich in Vorschlag bringen lassen ; der Idee nach würde dieser Blitz- und Son- nengott dem Jovis Axur entsprechen, den die De- nare der Gens Vibia '*) als sonnenbestrahlten un- bärtigen Gott auf einem Stuhl, mit einem Scepter in der Linken, und einer Schale in der Rechten darstellen.

Allein was bedeutet der rechtswärts gewandte Blick des Kopfes und die Geberde der ausgestreck- ten Rechten? Angst und Hülferuf hier zu erkennen verbietet die ungemein ruhige Haltung des Wagen- lenkers: nichts desto weniger scheint derselbe mit einer andern nicht sichtbaren Person in Beziehung, wenn nicht im Gespräch zu denken. Erinnern wir uns dafs die Hellenen bei Betheurungen und Eid- schwüren vorzugsweise den Helios anriefen ' *), und das in Olympia Zeus Horkios, der Wächter der Eide, mit einem Blitz in jeder Hand darge- stellt wurde"), offenbar zur Abschreckung des Meineids: so drängt sicii die Frage auf, ob nicht unser Vasenmaler den Helios hier in der Eigenschaft eines Horkios, als Hort der Eide, abzubilden beab- sichtigte.

Auf den ersten Blick könnte man zwar verleitet werden nicht Helios, sondern seinen Sohn Phae- ihon im Besitz des vom Vater erbetenen Sonnen-

") So weiliten ilie II iintlslii tzl e r {xvvcaOtTg) in Arka- «Uen nacli Olynipia einen Zeus mit Blitz in jeder Hand (Paus. VlII, 19, Ij.

') Combe Mus. Ilunter. T. 61, XWII.

") Comlje Mus. Hunter. T.4,VI. PanofkaEinfl. d.Gottli. auf .1. Ortsnamen. Taf. IV, 17 (Ahli. d. Herl. Akad. d. Wiss. 1840.)

J Combe Mus. Hunt. Tav. 4, VII. I'anofka a. a.O. Taf. 1,5.

*) Scliol. Eurip. Plioeniss. v. A.

") Combe Mus. Hunt. I'l. :i3, XIX. Panofka a. a. O. Taf. II, 13.

"J Lenormant et de Witte Klite ceramograpli. PI. XXXVIIl.

■') Pindar Ol. VII, IßO. Polyb. IX, 27, 7. Stepl,. Byz. V. lirtißvQOV.

'■') Panollia Antike Weiligeschenkc S. 5(> Taf. I, 2. Abi), d. Berlin. Aka.l. d. >V. 1S39.

") KnmWme im biittisclien Museum; Rückseite stofsen- der Stier. [Tauromenische Münze, nach Sestini'.s u. Kckliel's D. N. I, 1!)8 liericbtigung. A. d. H.]

'*) Morelli Nam. famil. G. Abaria.

'■') Morelli I. c. G. Vibia. Guigniaut Relig. PI. LXIX,262.

") llom. II. III, 277. XIX, 2ä9. Apollon. Kli. IV, 1019.

'") Eurip. Hippol. 1025. Paus. V, 24, 2.

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wngens ") hier zu erkennen, da sowohl die Jugend des Wagenlenkers, als der Blilz des Zeus und der IMuth der feuersclinaubcndeii Uosse diese Hypotliese beaüiisliiien. Allein die soriilosc Ruhe mit der der Wagenleiiker die Zügel hält und die Abwesenheit jeglicher Gefahr nahen Wagensturzes zeugen aufs entschiedenste gegen die ßeziehung auf diesen Mythos.

rSoch bleibt uns ijbrig die Ornamente auf dem Chiton des Helios zu erläutern. Was das in der Mitte zwischen den beiden Augen belindliche an- langt, so kennen wir dasselbe sowohl durch die ftliinze der Insel Kleides ' "), wo es im Zusanunen- hang mit dem Ortsnamen als eine Art Schlüssel, xleig, gedeutet wird, als durch den Panzer des Hephaistos *") der ja ein Claudius, Schlosser ist ^'), und finden uns dadurch bewogen, dasselbe als Emblem des Teichinen Mulciber aufzu- fassen, erwägend dafs Rhodos als Hauptsitz der Teichinen gilt * ^) und Atabyrios ^ ') in der Zahl derselben eine der Hau|)tstellen einnimmt. Hie- mit lassen sich noch die syrakusanischen Münzen mit dem lorbeerbekränzten Kopf des Zeus Eleuthe- rios vergleichen, da sie auf der Rückseite bald die- ses Symbol^*), bald einen gefiederten Blitz ^^), bald einen Dreifufs *^) zeigen. Die beiden Augen endlich, welche auf dem Chiton des Helios zur Seite dieses Symbols erscheinen, liefsen sich eben- falls als charakteristisches Attribut der Teichinen deuten, insofern der böse Blick diesen neidischen Zauberdänionen eigenthümlich ist^'), wenn es nicht gerathner wäre, sie auf den Hehos als Gott der alles ^') sieht (og nävi l(poQä) unmittelbar zu beziehen. Th. Panofka.

Dem vorstellenden mit no. 1. 2 bezeichneten Gefäfsbild der vorliegenden Tafel Iiaben wir wegen Verwandtschaft des Gegenstandes zwei kleine Denkmäler beigefügt, welclie sich gleichfalls unverkennbar auf den Sonnengott bezie- hen. Zuvörderst das ringsum mit Strahlen umgebne Ange- sicht (no. 3) eines nel)enher verkleinert abgebildeten klei- nen Gefal'ses in l<'orm einer 1^'eldllasche (Lagynos no.4) aus der Gargiuloschen Sammlung (oben erwähnt S. 299), sodann (no. 5) das äliuliche aber künstlerischer gebildete Antlitz eines vermuthlich aus Giiathia herrührenden Elfeul)ein- plättchens in meinem Besitz. Wahrend der Haarwurf die- ses Gesichts der sonst bekannten Heliosbildung entspricht, dienen die ringsum rosenähnlich zusammengereihten Blät- ter, die au der Hose V^erbindung mit Helios auf rhodischen Münzen erinnern, eher zur Andeutung eines Strahlenkran- zes als zu irgend einer andern, für ähnliche Thonreliefs vergeblich gesuchten ^'), symbolischen Andeutung.

E. G.

II.

Clusinisclie AVandgeiiiälde.

Eine farbige Al)bildung der clusiner Grabmalereien, welche vor wenig Jahren *) von dem so glücklichen als unermüdlichen Scliatzgräber Alessandro Fraiicois zu Ta^e gefördert worden sind, gab im archäologischen Institut neulich Veranlassung zu allerlei nächstfolgenden Bemer- kungen, die sich meist auf den bildlichen Inhalt jeuer Gemälde beziehen. Auf römischen Sarkophagen, welche Circusspiele darstellen, erscheinen sehr häufig jene Kna- ben, welche sich den im Wettrennen begriffenen Gespan- nen mit der Absicht in den Weg werfen, die Pferde scheu zu machen und dadurch den Renner aufzuhalten und zu benachtheiligen. Ein solcher Junge erscheint auch hier und ist diesmal von einem Hund begleitet, den er zum Um- herspringen und Bellen anreizt, was nothwendig die Rosse

'»} Ovid. Metam. II, 1— 340. Apollon. Kli. IV, 597.

") Mionn. Descr. d. Med. gr. III, i).677. S. VII, p. 310, 19.

^") Tischbein Vas. Hamilton IV, 38.

") Panolka Antike Weiligesch. S. 2G.

") Crcuzer Symbolik (3te Ausgabe) III, 348, 487 f.

'') Stepli. Byz. v. l-lrußvnov.

■') AIus. Hunter. T. 54, VI. jMionn. Descr. <1. nied. gr. Reo. d. l'l. LXII, ä. Die Uiickseite der Silberiniinze zeigt einen Frauenkopf mit Binde.

'•) Mus. Hunt. T. 54, VII.

■••'■) Mus. Hunt. T. 574, XXVII. Rucks, iorbeerbekränzter Apollokopf, dahinter Blitz. Vgl. die Silbermünzen von Akan- thos, wo dasselbe Symbol über einer nmgewandten hinge- kauerten Kuli sich befindet (Mionn. Rec. d. l'l. XLVI, 1) mit denen derselben Stadt, wo ein Löwe über einer Kuh sie zer- fleischend erscheint (Mionn. Rec. PI. XLVI, 5).

-") Tzetz. Chil. XII, 814. Ovid. Metam. VII, 367.

") Hom. II. 111, 277. XIV, 345. Od. XI, 109. XII, 323.

•") Millingen Uiie<l. Monuments XIX, 2 nahm das Blätter- werk eines ähnlichen medusenähnlichen Kopfes für Schuppen.

•) Arch. Zeitung IV, 257. N. F. S. 3, 16.

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sowolil wie ilire Lenker irren mufste. Unter die|GespaDne sell)St siebt man älinlich wie auf jenen Sariiopliagreliefs Säciie geworfen, die offenbar den gleiclien Zweck hatten, den Rädero der Wagen unerwartete Hemmnisse darzu- bieten. Unter den Personen, nach welchen der Wettlauf seine Richtung hinnimmt, befindet sich ein Jüngling mit der Ijdischen Tuba, mit welcher entweder das Zeichen zum Ablauf gegeben worden ist oder mit deren gellenden Tönen er das Rennen begleitet. Dieses Instrument kommt in einer ahnlich ausführlichen Schilderung auf bildlichen Darstellungen nicht vor, es entspricht diese aber genau den Bruchstücken, welche von einem solchen in dem etrusk. Museum des Vaticans aufl)ewahrt werden. Die zweite Wand stellt eine Ringergruppe dar und zwei Voltigeurs, von denen der jüngere sich von dem Rücken eines Pfer- des herab zur Erde niederschwingt, während das rasche Thier in vollem Laufe davoneilt. Dieser Gruppe folgen zwei Männer von ernstem, eher finsterem Ausdruck. Jeder von ihnen hat ein Käppchen auf dem Haupt und einen Palmzweig in der Hand. An ihnen nimmt man folgende für die Praxis des Turnwesens nicht unwichtige Vorrich- tung wahr. Sowohl die Knie- wie die Knüchelgelenke nemlich sind von festen, enganschliefsenden Binden um- hüllt, die ofFeubar zum Zweck haben, diese Theile bei übergewaltiger Anstrengung vor Ausrenkung zu scliützen. Sie sind in dieser Beziehung ein hübsches Analogen der Phorbeia. Die gleiche Vorrichtung läfst auch der oben erwähnte Desultor wahrnehmen. Was nun die Handlung betrifft, in welcher diese beiden Kappenmänner darge- stellt sind, so ist diese vorerst durchaus dunkel. Der eine überragt den anderen um die Hälfte seiner Körper- gröfse. Dies würde sich nach Analogie anderer derarti- gen Darstellungen auf das Verhältnifs des Protagonisten zum Deuteragonisten beziehen lassen. Nun aber hält der gröfsere den kleineren beim Arm gepackt (und zieht ihn wider seinen Willen und mit Gewalt nach sich fort. Der el>en beschriebenen Darstellung entspricht durch streng symmetrische Anordnung die der dritten Wand. Die Hauptgruppe bildet daselbst ein Faustkämpferpaar von finsterem Ausdruck, auf einer der Seiten aber ersclieint ein ähnliches Paar von ungleicher Körpergrüfse. Diesmal sind es Flötenspieler, bei denen die verschiedene Statur auf die erste und zweite Rolle bezogen werden mufs, die einem jeden von ihnen beim Spiel zuertheilt worden ist. Denn auf das Alter kann sich dieser Unterschied nicht wohl beziehn, da gerade der kleinere bärtig dargestellt ist, wälirend der gröfsere ohne Bart und daher jugendli- cher erscheint. Zu beiden Seiten der Faustkämpfer ist

ein Pyrrhichist und ein Jüngling, der sich im Lanzen- wurf übt, dargestellt. Letzterem ist ein Knabe mit Xy- strolekythion und Palmzweig beigegeben.

Die Darstellungen der vierten Wand zeichnen sich vor allen anderen durch Neuheit des Gegenstandes aus. Im Allgemeinen ist bis jetzt nur so viel klar, dafs sich dieser auf die Vertheilung der Preise bezieht, auf welche die Sieger der beschriebenen Wettkämpfe Anspruch machen. Eine verschleierte Frau führt ilabei den Vorsitz und hält mit beiden Händen einen Sonnenschirm gefafst, ein Sym- bolon hoher, ja königlicher und selbst göttlicher Ehren, welches aus den ältesten Zeiten bis auf uns herabgekom- men ist. Ihre Fül'se ruhen auf einem Schemel, an wel- chem die famosen mystischen .^ugen als Schmuck ange- bracht sind, deren Erklärung einem immer aufs Neue zu entschwinden droht, so oft man sie festgestellt zu haben glaulit. in neuester Zeit sind sie selbst an den Sandalen- oder Kothurnenflügeln des Hermes vorgekommen. Vor dieser Festkönigin nun stellt dem Publikum zugewandt ein Flötenspieler, mit Petasus bedeckt, auf einer Art von Gerüst. Unmittelbar zu Füfsen desselben erscheint eine weibliche Gestalt, welche auf dem Haupte ein Arabesken- ornament trägt, welches man einem Candelaber verglei- chen könnte. Die steife Haltung der Figur sowohl wie auch dieser hochemporragende Aufsatz gibt der ganzen Erscheinung eher das Ausehn einer Statue als eines le- bendigen Wesens. Hinter ihr folgt eine Gruppe von zwei Palästriten, welche die empfangenen Preise einander vor- zuzeigen scheinen. Auch hierbei wiederholt sich der Un- terschied der Gröfse. Der eine überragt den andern um ein beträchtliches, was keinen anderen Grund haben kann, als dafs das eine Individuum vor dem andern seiner Be- deutung nach hat hervorgehoben werden sollen. Diesmal liegt die Beziehung auf den Empfänger des ersten und des zweiten Preises nahe. Es giebt viele Denkmäler echt hellenischer Kunst, die diese convenzionelle Bezeichnungs- und Unterscheidungsweise wahrnehmen lassen. Es ist mir aber kaum ein anderes erinnerlich, wo dieselbe so häufig vorkäme und so unzweideutig auftrete. Denn die Enge der Räumlichkeit, der man ein solches Zusammendrängen der Gestalten manchmal als Ursache beizulegen versucht sein möchte, kann hierbei nicht in Betracht kommen. Platz ist überall vollauf da. Weiter zur Linken nähert sich einer der bereits oben erwähnten Desultoren, der im Begriff ist vom Rofs abzuspringen. Zur Rechten aber entspinnt sich ein Streit zwischen zwei Palästriten, von denen sich vermuthen läfst, dafs sie einander das Recht streitig machen,) mit welchem sie ilire Preisgaben etn-

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pfangeu hätten, bei deren Vertlieilung die Gunst zuwei- len auch einen Antheil gehabt liaben mag.

Diese Malereien, die im Einzelnen noch zu manclier interessanten Stylbemerkung Veranlassung geben würden, gehören zu den wichtigeren Beispielen ihres Kunstzweigs. Die genauere Untersuchung der Eigenthüniliclikeiten des- selben ist zwar mühsam, allein wenn man erst zu einiger Vertraulichkeit mit dieser Art der Darstellungsweise gelangt ist, so wird die watire und eindringliche Kenntnifs des Alterthums dadurch melir gefördert, als wenn man ohne alle archäologische Vorbereitung sofort au die Interpre- tazion von agonistischen Stellen alter Schriftsteller geht, deren Worte, da sie ohne die Basis der Anschauung dun- kel bleiben müssen, meistens nur zu einem scharfsinnigen, manchmal auch leichtsinnigen Hin- und Herrathen Ver- anlassung geben. Wenn man mit Recht die Gegenstande des Alterthums in solche eingetiieilt hat, die ergründbar sind und in solche, von deren gründlicher Kenntnifs man zunächst abstraliiren raufs, so sollte man in die Classe der letzteren doch vor allen diejenigen Erscheinungen mit aufnehmen, die da sie dem Gebiete der Kunst angehören, unberechenbar und daher auch nicht so leicht zu erra- then sind. Sie würden neu erfunden werden müssen und diese Art des Kunstgenie's darf man bei unseren Philo- logen doch am wenigsten voraussetzen.

Rom. Emil Braun.

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Sarkophag aus Sidon.

Ein stattlicher Sarkophag, dessen Herkunft zu neuem Belege dient, wie wenig auf eigenstem Boden Phöniciens auf Reste etwaniger altphönicisclier Kunst zu reclinen sei, befand sich in einem Garten der Umgegend des alten Sidons, bis er im Jahr 1845 durch Hrn. Moore, britti- schen Konsul zu Beirut, angekauft und für den Preis von 150 Pfund St. dem britlischen IMuseum überlassen ward. Gedachter Sarkophag, dessen Beschreibung aus Mittheilungen des Hrn. Sam. BircU hienächst folgt, ist auf allen vier Seiten mit Reliefs bedeckt; Bildwerke hatte auch der Deckel, von welchem jedoch nur die beiden Köpfe eines gelagerten Ehepaars erhalten worden sind. In diesen Köpfen gibt der Haarputz der Erau einen un- gefähren Bestimmungsgrund für die Zeit des Alexan- der Severus. Gegenstand der Vorder- und Nebenseiten

ist wiederum der zumal in Asien so überaus beliebte des Amazonen kam p Is; auf der Rückseite aber sind in weit schwächerer Arbeit zwei Gruppen eines Centaurenkampfs dargestellt, wie solche auch sonst einen beliel)ten und sinnigen Gegensatz thierischer Wildheit und weiblichen Heldenmuths bilden. Einen besondern Anlafs zur Amazo- nendarstellung kann für Sidon auch die Gründuogssage dieser Stadt geliefert haben.

Die Bildnerei dieses Sarkophags ist sehr überfüllt und überdies mannigfach beschätligt. Aus dem Haupt- bild treten vorzüglich zwei Gruppen hervor, ein von den Griechen zurückgeschlagener Angriff reitender Amazonen und einige Gefechte von Fufskämpfern. Ungefähr in der Mitte schwingt eine reitende Amazone das Beil gegen einen gleichfalls berittenen Griechen, dem ein andrer Grieche zu Hülfe eilt. Hinter dieser Gruppe, weiter zur Linken, wird eine Amazone von einem Griechen danie- der geritten. Alle diese Figuren haben stark gelitten. Im Hintergrund und in sehr flachem Relief bemerkt man noch die Köpfe zweier Amazonen und den eines link- wärts reitenden Griechen. An der Ecke des Sarkophags ist auf dieser Seite ein unbekleideter, nur mit einem Helm bedeckter Grieche zu sehen, welcher mit lebendigem Aus- druck, eine Trompete blasend, vordringt. Weiter nach der rechten Ecke zu dringt eine Amazone mit gezogenem Schwert und mit schützender Pelta vor. Ein Grieche hat sein Schwert gegen eine auf beide Knie niedergesunkene Amazone gezückt; noch eine andre liegt in ähnlicher Weise zu seinen Füfsen und hält mit ihrer Linken die Lanzen- spitze gefafst, von der ihre linke Brust tödtlich ver- wundet ist.

Es folgen noch zwei sterbende Amazonen, deren eine gleichfalls von einer Lanzenspitze in der Brust durch- bohrt ist. Ein Grieclie ist auf das linke Knie gesunken; seine rechte Hand ist erhoben, um einen drohenden Schlag abzuwehren. Noch ein Grieche sucht mit grofsem argo- lischem Schild vor dem Stofs einer berittenen Amazone sich zu decken. Als letzte Figur bemerkt man noch eine auf die Knie gesunkene Amazone, welche zur Abwehr eines griechischen Reiters ihre Hände erhebt; diese Figur ist sehr verstümmelt.

Auf der linken Querseite wirft ein griechischer Reiter seine Lanze in die linke Brust- einer Amazone, welche mit einer Hand ihre Pelta, mit der andern die Lanzenspitze an ihrer Wunde hält. Eine Gefährtin steht ihr zur Seile und droht dem gemeinsamen Feinde mit einer furchtbaren Axt.

Rechterseits tritt ein leicht bewaffneter Grieche

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eleu Leichnam einer Amazone mit Füfsen; mit seiner lin- ken Hand hat er eine andre an den Haaren vom Pferd herabgezogen, indem er sein liniies Knie ihr entgegen- stemmt; mit seiner reciiten Hand wirft er die Lanze in ihre rechte Brust. Vergeblich versucht die Kriegerin mit beiden Händen sich iiim zu entwinden. Es ist dies eine der häufigsten Gruppen dieses Bilderkreises; aucli den Bronzen von Siris liegt sie zu Grunde, und auf etruski- sclien Sarkophagen ist Achill mit Pentliesilea ganz ähn- lich Tuppirt. Eine zweite Gruppe auf dieser Seite be- steht aus einem reitenden Grieclien, der gegen eine vor ihm stehende Amazone die Lanze schwingt. Diese Ama- zone hält ihre Schwertscheide in der Linken; bei starker Bescliädi^unT bleibt es zweifelhaft, ob sie den Griechen Widerstand leistet oder nur iiire Gefährtin zu retten sucht. Unter dem Pferd des Grieclien liegt ein andrer gefallener Grieche; im Hintergrund sprengt eine reitende Amazone zur Befreiung ihrer Gefährtin herbei. Noch eine ver-

stümmelte Amazonenfigur mit Schwert und Pelta ist an der hintern Ecke dieser Querseite beraerklich.

Die Rückseite dieses Sarkophags ist äufserst ver- stümmelt. Es belinden sich darauf Ceutaurenkämpfe in zwei Gruppen. Erstens ein Centaur, der eine Keule schwingend gegen einen Griechen anrennt; der linke Arm mit argolischem Schild ist allein von diesem übrig. Die zweite Gruppe stellte einen Griechen vor, welcher einen Stein schleudernd vergebens gegen einen Centauren, der ihn umfal'st hat, Hülfe sucht. Kopf und Arme des Grie- chen, ein Arm und ein Theil des Beins von Centauren ist Alles was von dieser zweiten Gruppe übrig bleibt.

Zahnscliuitte bilden die Einfassung dieses Sarkophags. Einestheils sind auch Thierköpfe von Löwen, Uelien und geflügelten Bocken angebracht, unten verschiedenes Blu- men- und Blätterwerk. Die Dimensionen betragen 7 Fufs Länge zu 3' 1" Tiefe und 3' 4" ," Höhe.

2V«c76 Hrn. Sam. liirch.

Alle

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L

26. EuRi FIDES IN Salamis. Visconti hat in der Iconographie grecque einen (amee der Pariser Sainm- lun" bekannt gemacht, worin durch die bewundernswerthe Kunst des Lithoglyplien in einer Figur, die zwischen zwei alle"orische Personen gestellt ist, Euripides erkennliar sei. Diese beiden Personen sind ihm die Äluse und die Palästra, und um die Handlung und den Ausdruck der Figuren mit der Angabe, dals der junge Euripides von seinem Vater zum Athleten bestimmt gewesen sein soll, in Uebereinstiramung zu bringen, denkt sich N isconti, dafs die Muse, die den Dichter »imfafst, von der Palästra seine Entlassung fordre und dals diese, indem der junge Mann einige mal nicht mit dem besten Erlolg aufgetreten gewesen sei, ihn mit der l^liene der Gleichgültigkeit an die andre, die ihn mehr liebe, abtrete. Die Gesichtszüge des Dichters müssen sehr entschieden ausgedrückt sein, da Visconti, in Ermangelung eines antlern Aufschlusses aus dem Leben des Euripides, in dieser Composition eines gewil's nicht gewöhnlichen Künstlers eine Nachahmung der Kabel des Prodicus erkennen und sich zu dieser Er- klärung verstelin konnte, die nemlich nicht weinger ent- schieden als uiigegründet ist. Die Palästra wird allerdings durch eine Herme bezeichnet, wie durch Heraklesliermen in zwei Reliefen mit Ringern (Mus. Piociem. V tav. 36. 37). Aber diese Figur sitzt auf einem Felsen, der mehr als einen blofsen Sitz vorstellt, da zugleich eine Hernie darauf Raum hat. Die Henne in dieser Aufstellung kann niclit die Fläche eines Ringpintzes anzeigen, sie gleicht auch weder dem Herakles noch dem Hermes, eher einem Philosophen oder Dichter, und ist nicht bekränzt. Die sitzende Figur selbst ist auch sehr verschieden von der Palästra bei Philostratus (Iniag. 11,32), welche zwar auch

sitzt, indem die Stellungen des Ringspiels in Kinder- gruppen sie umgeben, aber keine Herme neben sich, son- dern einen Oelzweig im nackten Busen hat und eben so sehr einem Epheben als einer Jungfrau gleicht, nach dem niclit aufgeflochtnen Haar, dem Auge und der kaum an- schwellenden Brust. Die Figur, zu welcher Euripides herantritt, ist ganz jungfräulich und das auf der einen Seite etwas heral)gleitende Gewand entblöl'st eine volle Brust. Sie entlal'st nicht den Dichter, sondern winkt ihn zu sich heran, und zwar nicht den jugendlichen Euripi- des, sondern den Greis; einen wohlbeleibten, tieibärtigen, vom Mantel ganz umhüllten, niclit ohne Scinverfalligkeit sich bewegenden Mann, der einem Zögling der Palästra so wenig als nur irgend möglich gleicli sieht. Es würde daher nicht helfen, wenn sich auch mit Grund lieraus- reclinen Heise, tlafs „der junge Mann die Gymnastik we- gen der Literatur und Philosophie" einige Jahre später als nach den höchst zweifelhaften Angaben verlassen habe. Uebrigens reden diese von einem in Athen im Regen er- haltiien Sieg des Euripides statt von Niederlagen und es ist daher auch ein gleichgültiges Aufgeben des Anhängers von Seiten der Palästra, das übrigens auch die Figur nicht ausdrückt, im Widerspruch mit der Sache. Es wird aber ein andrer Umstand erzählt, auf den sich die Dar- stellung ungezwungen beziehen lälst. F^uripides hatte sicli nemlicli in der Insel Salamis, die er in einem Bruchstück glückselige Heimatli (7iinoidn ji]i' tvduiiitji'(i) nennt, eine Höhle eingerichtet, die eine Oetfnung nach dem Meer hatte, und hielt um der Menge zu entgehn sich dort auf, woher auch seine meisten Gleichnisse vom Meere genommen sind *). Lielievoll führt die Muse, eine Rolle in der Hand, den Dichter der Nymphe zu, die um diese

*) Vit. Eurip. Cod. Anibros. et Vindob. 'l'ual 6k (cÜtöv (v Scti.auiiii anrfi.taov avciaxiviiOttViK kvktivotjv iy^ov th rtjv

i)-ü).ic(i(7nv IxeTae <Sir)uiQeveiv (fujyovrie xdv ox^-ov, o^ev xcti y. &it>.i<aat)i l.außdi'it rag nltlaiai rö}v o/xonaatiav.

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Uferfelsen waltet, der Nymplie dieser Grotte oder eiii- ijaineii b'elsenwoliDiing selbst, die ilitn winkt, ihn freund- lich aufnimmt, und die Kinrichtuny der (irotte zum Schreihen von Traf^odien, voll von Weisheit und Wissen, ist angedeutet durch die Herme. F. G. Welckeh.

27. Medea und Aethra. Ein 'J'erracotten- relief, das vollständig im liritischen iMuseinn (Comhe terrae. 20. Inghirami gali. Omer. 117), mehr oder weni- ger fragmeiitirt aucii in anderen Pjxemplaren vorhanden ist (Winckelmann M. I. 127. Miliin g. m. 15.S, 577. d'Agincourt frgms. 4, 1), wurde früher gemeinhin aut M(t- chuoii gedeutet, den) Nestor den von Mekamede hereite- ten Trank reicht (II. XI, (j23 IF.). Panolka, der diese Deutung ztdetzt aussprach (Bilder ant. Leii. 7, 3 p. 9), hat sie später aulgegehm , ohne eine andre auszuspre- chen (Asklepios p. 79). Um nun ilie Erklärung Rom- bergs zu iibergeheu, der hier einen Kranken sieht, der eben die Wirkung eines von iiim eingenommenen IJrech- mittels spürt, so liegt der Deutung LSiittichers die richtige Auffassung der Hau|)tgruppe zu Grunde, wenn sie gleich nicht annehmbar ist (hei Panolka liild. ant. Leh. p. 51). Er glaubt Alexander il. Gr. zu erkennen und seinen Arzt Philippos, also die Situation, wie dieser, nachdem er von dem gegen ihn geäul'serten Verdacht in Kenntnil's ge- setzt ist, den Ktinig hindern will, die ihm dargebotene Arznei zu nehmen. Abgesehen davon, dal's man nicht ohne sehr entschiedene Grinule liistorisclie Darstellungen annehmen wird, so bleiben die dabei gegenwärtigen Krauen, welche Panofka nicht hat abi)ilden lassen, unerklärt. Die gewil's richtige Erklärung haben Müller (Arch. § 412, 1. kleine Sehr. II p. 464.) und Stephani ( Thes. u. Minot. p. 55) gegel)en, denen ich beigetreten bin (arch. Aufs. p. 185). Es ist augenscheinlich, dals der ältere Mann auf den sitzenden jüngeren in hastiger Eile zuschreitet, mit der Rechten die Schale packt um sie ihm zu ent- reil'sen , mit der Linken aber dessen Arm festhält, um ihn auf jede Weise am Trinken zu verhindern. Das pafst tlurchans nicht auf Nestor und Machaon , ganz vortrefT- licli al)er auf Aigeiis, welcher dem Theseus, den er so eben als seinen Sohn erkennt, den (üftbecher entreif'st, welchen er ihm auf Anstiften der Medeia gegeben hat (Welcker Griech. Trag. p. 729 IT.). Müller bemerkt sehr richtig, dal's absichtlich der Mantel des Theseus die linke Seite frei läfst, wodurch das Schwert sichtbar wird, an dem ihn Aigeus erkennt. Hinter Theseus steht eine Krau mit einer Schale, welche die (liftmischerin Medeia, die Müller richtig in ihr erkannt hat, deutlich bezeichnet. Auf der entgegengesetzten .Seite hinter Aigeus sind zwei Frauen sichtbar, von denen die eine in stiller tianernder Ergebung die Hände faltend ruhig dasteht, wie zum Ge- gensatz der Medeia; wer ist sie? Die Antwort bietet uns die Schale des Ivodros dar, welche den Abschied des Theseus vom Aigeus darstellt in (legenwart der Medeia und der Aithra. Diese, die Mutter des Theseus, wird man auch hier erkennen dürfen, .lenes Vasenbild llelert den nnwidersprechliclien lieweis, mit welcher h'reilieit die Athener die .Mythen gestalteten und die Fülle der in ihnen ruhenden Motiven zu erschüplen strebten, es zeigt namentlich, wie man in den Sagen von dem nach Athen eirwandernden 'J'heseus den Gegensatz zwischen Medeia und Aithra zu nutzen wul'ste, indem man sie ))ersönlich einander gegenül)erstellte und, der gewöhidichen .Sage entgegen, beide in das Haus des Aigeus versetzte. Ohne Zweifel ist die Poesie hierin der bildenden Kunst voran- gegangen, aber es fehlt uns hierüber an näheren Narli- richten. Otto Jahn.

;28. Münze von K arrha. In dein zu Paris erschienenen neuesten Dand der Annalen des archäolo- gischen Institutes (Vol. XIX ])l. P no. 5 pag. 282) habe ich unter mehreren Ineditis meiner Sammlung eine iMünze vonCarrhae Mesopotaraiae, unter dem Kaiser Septi- niius .Severus geschlagen, bekannt gemacht, auf welcher zum ersten mal unter den Typen dieser Stadt der Tem- pel des besonders in Carrhae verehrten DeusLunus er- scheint. Es ist ein viersäuliger Tempel, worin zwischen den mittleren Säulen ein länglich runder Stein [in Art der Artemis Pergaea und ähnlicher Idole | mit oben aul- stehendem Hallimonde, und rechts und links desselben zwischen .Säulen zwei Feldzeichen sich zeigen. Höchst walirscheinlich haben diese Bezug auf die von Septimius Severus nacli Dio's (LV, 24) Zeugiüls in Mesopotamien stationirten Parthischen Legionen, die erste und dritte, <lenn die zweite Parthische Legion blieb in Italien stehen. In demselben Bande der Annalen befindet sich eine in- teressante Abhandlung des Herrn Felix Lajard {Recher- cltes s>tr le cnftc cjiprrs pj/niniid«? ), in welcher p. 45 beschi leben, und auf PI. C no. 3 abgebildet, eine Münze des Pariser Cabinets als zum ersten mal edirt vom Ver- fasser angegeben und nach Aelia Capitolina attribuirt wird. Es ist dies alier ein hinsichls der liegende weni- ger gut erhaltenes Exemplar derselben ol)en von mir an- geführten Münze von Carrhae. Durch Nachsuchen fand ich in Peilerin's Werk (Recueil de med. III, 135, 9), dessen Sammlung bekanntlich in die Pariser überging, eine ganz ähnliche Miinze des Sept. Severus abgebildet mit der Legende KOA.AIA.KA. Anf meinem besser erhalte- nem Exemplar steht al)er deutlich AIAHRYA (retrogr.) KA. ßa """ auf Peilerin's Münze die vier letzten Buch- staben dieser Inschrift verv»ischt (obgleich auf der Abbil- dung unter dem Titel nach H...A sichtbar) und nur AiA, "^'cr Rest des rückwärts stehenden Beiname AY- PHAIA, ^or dem Stadtnamen K/\ (i. e. KuQQijywi') zu lesen ist, so hat Pellerin AlA(/r<)KA (TiiToiltu'c.)] er- gänzt und daher diese Münze der Colonie Aelia Capito- lina attribuirt. Da alle Münzen von Aelia Capitolina nur mit lateinischen Inschriften vorkommen, so hätte ihm <lies schon auffallen müssen, hier eine Münze mit grie- chischer Aufschrift zu finden. Aus gleichem Grund wurde jedoch auch Eckhel (Doctr. N. 111 p. 443), der Peilerin's Angabe für richtig hielt, verleitet „die Hin- führung einer griechischen Colonie nach Je- rusalem zu vermuthen, obgleich kein alter Schriftsteller hiervon Zeu gn ifs gebe." Dafs al)er der auf den Beinamen Aurelia folgende Stadtnamen KA

nur auf Carrhae gedeutet werden kann, ist dadurch noch aufser allem Zweifel, dafs nur zwei Städte, und zwar beide in Mesopotauna gelegen, nemlich Carrhae und .Singara, den Beinamen Aurelia, von Kaiser IMarcus Aurelius herrührend, führten. A. von Rauch.

29. Pan und Oltmpos. In einer Reihe be- rühmter Älarmorwerke, deren Künstler nur unsicher oder gar nicht bekaiuit sei (die Familie der Niobe ist darin einbegrifTen), wird von Plinius (H. N. XXX\'I,4, 8) auch eine zu Rom befindliche Doppelgru[)pe des Pan und Olympus, Chiron und Achill mit folgenden Worten erwähnt: ^Vec ■minor (niiicstlo est in Scptis , OI>im])iim et Paiui , Chiro- vcntifue cum AcJtille ijui fecerhit, praescrlim cum capituU satisdatloite fittna hidket d'ignos. Von diesen beridimten Gruppen wird in uuserra Denkmälervorrath theils hie und

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da die letztere (Pitt. d'Ercol. 1, 8. Auch in Geminen-

bildern), theils und hauptsachlich jene erstere, deuOlyui- nos darstelleiul den Paii im Hirtenrohr unterweist, uns anscliauücli gemacht, nämlicli in lel)ensgrorsen Marraor- uruppen, wie sie zu Rom in Villa Ludovisi (MafFei Racc. 64), in Villa Alhani (Fea Indic. 322. Ueschr. Roms III, 2, 564), ferner in der Gallerie zu Florenz (Gal. d. Fir. s't. 12 vgl. 73) und im Jluseum zu Neapel (Neapels An- tiken I. 456, .i) sich linden. Müller, der die meisten die- ser Gruppen aulzahlt (Handb. 387, 4), bemerkt zugleich, dafs eine Dresdener (August. Tal. LXXXI) danach zu er"änzen sei, und allen diesen Notizen lügt Welcker iu der neuen Ausgabe des Handbuchs die Bemerkung liinzu, dafs auch in einer kleinen Firzgruppe aus Pompeji, jetzt in der Sammlung zu Arolsen belindlich, Pan und Olym- pos zusammen erscheinen. Dieser wohl begründeten An- erkennun" von Statuengruppen des Pan und Olympos un- l)eschadet sind andre ganz ahnliche Gruppen aut uns ge- kommen, in denen der Musiklehrer des schönen Jünglings Flöten statt des Hirtenrohrs halt und demnach die aus Plinius bekannte Unterscheidung, das Hirtenrohr habe Pan, die Doppelttöte aber Marsyas erfunden (Plin. VII, 56: fislulam Pan ... ycmhias tiUas Marsyas. Pitt. d'Flrcol. I 9 not. 5) ihre Anwendung findet. Hienach haben denn die herkulauischen Akademiker den Flötenunterricht des Olympos durch Marsyas in zwei antiken Gemälden erkannt, deren eins (Pitt. d'Erc. III, 10. Mus. ßorb. X, 22) eine den vorgedachten Statuen ganz ähnliche Gruppe darstellt, während das andre (Pitt. 1,9. Mus. 13orb. X, 4) in der Gruppirung des daneben stehenden Knaben zwar wesentlich verschieden, der plinianischen Gruppe aber auch dadurch entsprechend ist, dafs deren Gegenstück, Achilles und Chiron, in einem z\igleich gefundenen Ge- mälde (Pitt. d'FJrc. I, 8) vorhanden ist. So sehr es nun hierdurch aucli nahe gelegt wird eher einen Pan als einen Marsyas zu erwarten, so sprach doch nicht nur die statt des Hirtenrohrs eingetretene Flöte, sondern auch das sile- neske Ansehn des Flötenlehrers den bisherigen Erklärern mehr für Marsyas als ftir Pan, und wenn sich dagegen wol einwenden läl'st, dals der thierische Ausdruck des Pan auf den arkadisclien Münzen und sonst oft sehr vermenschlicht erscheint (Müller Handb. 3ö7, 2), so ward doch das Ueber- "ewicht der erwähnten (Gründe von Müller sowohl (Handb. 378 4. V"l. 262, 4) als noch neulich von Welcker (eiid.) deroestalt hochgestellt, dafs man in den gedachten Ge- mälden den Marsyas zu erkennen und den für Marsyas befremdlichen Zusatz kleiner Hörner als eine dagegen nicht aufkommende Besomlerlieit zu betrachten übereinkam.

Dafs in der vorherrschenden Sage nicht sowohl Pan als vielmehr Marsyas für des Olympos Lehrer galt, ist auch durch dieser beider gemeinsamen Bezug auf die phrygisclie Flötenmusik (Suid. v."OXvnnug. Philostr. I, 20. Dio Chrys. I, p. 44, 25. Pitt. d'Erc. 1,45, p. 4) sowohl als selbst auf s'aitenspiel (Mon. d. Inst 11,37 71i«poi'«c, Olvfinog) tii\- zweifelhaft. Warum aber sollte, soljald die Benennung ül)er- haupt schwankt, l'an der zwar Erfinder der Syrinx aber im Flötenspiel eben auch nicht unerprobt ist (Im Zodia- kus: Midier Denkm. 11,554 und sonst), Pan dessen Bezug zum phrygischen (iötterwesen (Pind. fr. 03) überilies nicht minder bekannt ist als sein Ringerkainpf mit Olympos (Plin. XXXVI, 4, 5), von idmlichen Ansprüchen auf die

Erfindung des Flötenspiels und von jener Gruppirung mit Olympos ausgeschlossen werden, die zugleich mit über- einstimmender Nebengruppe dem gedachten herkulani- schen Gemälde durch das von Plinius erwähnte Marmor- werk bezeugt ist? Und warum vollends sollte der Si- len ■Marsyas, allen unleugbaren erotischen (Welcker zu Philostr. p. 335. Ann. d. Inst. XVII, 60 ss.) Bezugs zu Olympos ungeachtet, in so ausschliefsliche Verbindung mit demselben zu setzen sein, dafs, um dieselbe Verbin- dung dem Pan dem sie gleichfalls bezeugt ist zu ent- ziehen , ein gehörnter Marsyas gegen alle sonstige Ana- logie der Silensbildung angenommen werden dürfte?

E. G.

30. Gh abr|ei,iefs zu Kadyanda. Das merk- würdige Grabmal zu Kadyanda ohnweit Telmissos, des- sen Bekanntmachung mit den darauf befindlichen Namen aus Artemisia's und Mausolos' F^amilie, Hekatomuos und Syskos [C. 1.2691], Hrn, Fellows (Lycia p. 116) verdankt wird, enthält ein anziehendes Relief, welches bereits früher (Lloyd Nereid mouuinent p. 48) auf F'estlichkeiten des Hek ate - Diens t es in Uebereinstimraiing mit Lucians Beschreibung gedeutet worden ist. Die häufige Bezie- hung karischer Namen wie Hekatomnos, Artemisia, Lygdamis (vgl. Lygodesma) auf den Dienst der Arte- mis und Hekate ist auch sonst schon bemerkt und her- vorgehoben worden; desgleichen war für die Gegenwart von Kindern und F'rauen am F'ufs der Todtenlager auf Herodots Aussage (I, 173. Vgl. Lloyd 1. c.) über die Ge- genwart von F'rauen bei den zu Karlen gehörigen Kauniern verwiesen worden. Ein zweites Relief desselben Grabmals ward aut Leto gedeutet, der hyperboreische .lungfraun als Dienerinnen zur Seite stehn. Zwei auf Apoll und .'Ar- temis leicht zu deutende Kinder und der Esel, der am Ende der Darstellung zugleich mit 'I'empeldienern bemerkt wird, sprechen für diese Deutung. Einerseits scheinen demnach hyperboreische Hekatediener, anderseits Festge- nosseii von der Familie des Hekatomnos (Vgl. Harpagos: Nereid Mon. p. 101) die Gesammtdarstellung jenes Hekate- dienstes zu bilden *). Uelier eine Besonderheit dessel- ben Monuments darf man nicht schlechthin hinwegselin: es ist die Inschrift ME2IOS (Vignette zu Fellows' Lycia. Welcker zu Müllers Haiulb. S. 130) neben einer kleinen Figur. Der Name Meses findet sich i>ei Aristoteles (Meteor. II, 69. Vgl. Plin. II, 47, 46) als Name eines Win- des zwischen Boreas und Kaikias, also NNO. In Kaunos mochte jener Name dem Boreas selbst gegeben sein. Dieser scheint, obwohl in ungewöhnlicher Weise, zugleich mit den Jungfrauen des Nordens hier dargestellt zu sein. Stral)0 und Diodor leiten beide das linde des Namens .Mesembria in Thrakien von einem Wort Bria, das thrakisch eine Stadt bedeute; auch gibt Heiodot ein Briantica in jener Gegend. Hiefs also Mesenibria etwa ,,die Stadt des Meses" d. h. des Boreas? Zephyria, der frühere Name von Halikarnafs, scheint eine andere Spur karischer Verehrung der Winde uns erhallen zu haben. Aus MMheilunyen des Hrn. IV. W. Lloyd.

*) Ich pestclie im erwähnten Bild mehr den Eindruck häuslicher Scenen als den einer Kidliisliandlung zu linden; ei- nem llcUatedienst gewölmUclien Sinnes würde auch der Esel nicht entsprechen. ^. d. //.

lliezu Tafel XX der Neuen Fol(/e: Uelius A/aOt/rios, Vasenbilä zu Wien.

Druck und Verlag von G. Reimer.

Herausgegeben von E, Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M 21.

ISeue Folge.

September 1848.

Liuos und Keplialos. Zur Kunst der l'honicier. - Etru.kisclie Spiegel. Allerlei (Der Monat Homereon auf los; Antigene parodirt; Silen bei Midas; Cliryses, Cliryseis und Briseis).

I.

LinOvS und Kephalos.

Hiezu die Abbildung Taf. \\I.

MPie beiden vorliegenden Vasenbiider schliefsen in eigenlliümlicher Weise zahlreichen andern sich an, in denen die Verfolgung eines mit Saiteninstrument ausgcriislcten .liingiings durch eine geflügelte Frau dargestellt wird. Die ausfiihrlichcn lilrürterungen, welche über diese in Werken des freieren Vasen- styls oft wiederholte Gruppe neuerdings stattgefun- den haben, gingen von der ähnlichen Gru|i|)irung eines mit .lagdspeeren versehenen .Hinglings aus, in welchem als Lieblingsgegenstand altischer Poesie und Kunst des schönen Kephalos Enttiihrung durch Eos mit guten Gründen erkannt wird '), ohne durch Hinweisung auf andre von Eos geraubte Jünglinge

') Kos und Kephalos: Miliin Gal. X\IV', 94. Braun Ann. d. Inst. X, 270. XII, 155. Jahn archüol. Beiträge 8.9:511. Hauptsächlicli anrh unter den Lichtgottlieiten der Blacassischen Vase (M. Blacas XVII. Gerhard Abh. Lichtgottlieiten Taf. 1,2).

-■) An Orion dachte Müller (Handb. 400, 1), anKleitos (Oll. XV, 2.50) noch neulich I'anofka (Ann. XIX, 229); gegen beide Ansichten sprach bereits Jahn Bcitr. S. 9(), 9.

') 'IM t bonos. In N'erfolgung eines Kithai öden, TiUwvoi (II. XX, 2:17), den zwei andre Jünglinge, einer mit Kitliar, der andre mit Jagdspeeren, lloittiiog nnü .laoäitroi, begleiten, erscheint l'^os auf einer neulich entilecklen Insrhriftvase (I'a- nofka Arch. Z. N. F. S. 22*. Ann. d. Inst. XIX, 232), auf deren Zeugnifs Braun Bnll. 1848 p. 40 sofort alle Bilder des Kephalosranbs für 'I'itlionosbilder zu erklären geneigt war.

') Kephalos als Kitliarod: Mon. d. Inst. II, 48. Braun Ann. IX, 209 SS. Jahn archäol. Beitr. !S. 9t) (f. ranol'ka Ann. XIX. 228 s.

wie Orion und KIcitos >) oder selbst durch die neulich zum Vorschein gekommene kunstreiche Anwendung desselben atlisclien Mythos auf einen troischen Titho- nos3) erschüttert zu werden. Nicht einmal dadurch wird jene herrschende Deutung aufgehoben, dafs der jugendliche Waidmann Kephalos dann und wann als Kitharspieler erscheint ■») ein trotz neuhchen Einspruchs *) monuiTiental bezeugter «) und auch wohl begreillicher Umstand, sofern die Schönheit des von der Göttin begehrten Jünglings ') Hauptzug des iMylhos geworden, in dessen nächtlicher Scene aber das Saitenspiel zu einem neuen imd reizenden Zuge geeignet war. Wohl aber ist einzuräumen, dafs bei so mannigfachem Künstlerspiel, wie jenem Bilde von Eos tmd Kephalos gleich andern berühm- ten Gruppen des Alterthums es zugewandt ward jener Mythos zuletzt denn doch nicht ausreicht, mn alle eigenlhümlichen Wiederholungen des vielbelieb- ten Bildes, nanienthch auch die zu erklären, welche

') Einspruch von Jahn. Arch. Beitr. S. 99. 109 f.

''I In einer (igurenreichen Verfolgungsscene des Jägers Kephalos (Berlins Bildw. Vasen no. 1013), welche Panofka Ann. XIX, 229 s. zwar auf Kleitos bezieht, bildet der Pädagog mit einer Kilhar in der Hand einen Theil der Umgebung, und eben so geben Striegel und Knie im ctruskiscben .Spiegelbild eines von Kos fortgetragenen Jünglings (Abh. über die Metall- spiegel Anni. 176) nicht den Memnon, sondern den attischen Kpheben Kephalos zu erkennen, der bekannten Kntfiihrungs- grup|/e an der Stoa Basileios (Paus. I, 3, 1. Panolka Skiron S. 12. JahnBeilr. S. 107 1.) wohl entsprechend. In ganz ähn- licher Weise sinil denn auch beim Haub des Tithonos (Anm. 3> Saiteninstrumente ihm und einem der Brüder zugetheilt wäh- rend ein dritter Bruder als Jäger erscheint.

') Paus. III, 18, 7: Kiifaloq rov z«;.;.oi'j livex« vtio 'Jlfiiotts iai'tr rjQTiityud'Qs. Wie auch Kleilos (Od. XV, 251) xu).).iog th'HXH utu.

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aus zwei noianischen Gefafsen des Berliner Museums auf der vorliegenden Tafel uns vorgefulnt werden. Was uns liier zuvörderst ins Auge fällt (no. 1.2) ist ein Lekylhosbild *), in welchem der fragliche Kitharöd in Art eines Siegers mit Lorbeer bekränzt ist und von der ihm gegenüberstehenden geflügelten Frau eine Tänia, nicht als gewöhnliches Liebeszei- chen, sondern als Siegeslohn ») empfangen soll, der- gestalt dafs bei aller Befremdung den Jüngling Li- nos, AINOZ, genannt zu finden es demnächst ganz natürlich erscheint statt der aus ähnlichen Gruppen wohl bekannten imd bezeugten Eos die Siegesgöttin Nike, NIKA, ausdrücklich uns vorgeführt zu sehen. Diese vielmehr als Eos ist man demnacli sofort ge- neigt auch in dem zugleich uns vorgeführten (no. 3) Aufsenbild einer Schale zu erkennen ">), in welcher wir einen ähnlichen nur mit Stirnband statt des Lorbeers geschmückten Jüngling erblicken; dieser wird von einer der vorigen Flügelgestalt gleich- falls ähnlichen Frau festgehalten, dergestalt dafs der rechte Arm des sich entfernenden Jünglings von ihren beiden Armen ergriffen bleibt. Bei geringer Verschiedenheit in Gestalt, Kleidung und Kopi- putz ") ist jedoch, sobald che Bewegung dieser ein- ander im Ganzen entsprechenden Gruppen näher erwogen wird, die Bedeutung beider schwerlicli gleich zu erachten: denn während im erstgedachten

Bilde die Siegsgöltin in stolzer Haltung dem von ihr begünstigten Kitharöden ohne ihn zu berühren die schmückende Binde zeigt, ist im zweiten die Annäherung gesteigert und selbst ein Ausdruck des Liebesverlangens kaum zu verkennen welchem, auch ohne die Nebenbilder **) in Anschlag zu bringen, das zwischen Eos und Kephalos zu lesende Schön- heilslob, HO nAIZKAAOZ, wohl entspricht. Wird denmach für zwei übrigens einander so verwandte Gruppen wie die uns vorliegenden es sind eine doppelte Sieges- und Liebes- Bedeutung nachgewie- sen, so dürfte es noch weniger Schwierigkeit ha- ben eine dritte Gattung dahin einschlagender Grup- pirungen unter einem gleich selbständigen Gesichts- punkt von jenen ersteren gesondert zu halten. Wir meinen diejenigen, in denen statt der lohnenden Siegessöttin eine Verkünderin des verlorenen Sie- ges dem Kitharöden höhnend oder strafend '^), etwa als Nemesis, Dike, Pöne '■'), auf ähnliche Weise entgegentritt wie dann und wann Eros einen Jüngling verfolgt, der selbstsüchtig der Liebe Hohn sprach ' *), und lassen es dahin gestellt, ob ausnahmsweise auch die von den bisherigen Erklärern sehr überbrauchte, sonstiger Vasenerklärung ohnehin fast fremde "), Deutung auf raffende Keren oderllarpyien ' ') eine vierte Gattung ähnlicher Scenen bildet.

Es ist indefs nicht nur dieser allgemeine, diaxh

") Nike und Linos: Berlins Bildw. no. 855. Verg1. Jalin Arch. Beitr. S. 104 f.

■') Nike mit Tänia: Mon. d. Inst. I, 5, 4 und sonst. Vgl. Jahn ebd. S. 106, 46.

'") Berlins Bildw. no. 8t)9. Die dort gegebene Erkliirung als „Siegesgöttin, welche einen jungen Kitharöden ergreift" beriilit iiauptsächlicli auf der schon damals angestellten Ver- gleichung mit dem gedachten Linosbild, wird aber bei reiferer lirwägung- hieniit zurückgenommen. Uebrigens wird, eben- falls als Aufsenbild einer Schale, ein von .lahn Beitr. S. (»7 übersehenes ganz ähnliches Bild auch ans Dubois' Notice d'uiie coli, du pr. deCaniiio no. 121 von l'anolka (Ann. XIX, 229, .Hj erwähnt.

"J Die Nike im ersten Bild trägt hanbenähnlichen Kopf- putz, während das Haar der Fliigelgestalt im zweiten nur mit Bändern durchzogen ist.

") Diese Nebenbilder ( /{. Ilochzeitspende. Innen Krau mit Korb) worden schon bei der früheren Beschreibung als hochzeitlich („Sieg und Vermählung") bezeichnet.

") Verfoigungsscene: Mon. d. Inst. I, 5, 3, von Millingen

Ann. I, 207 ff. zuerst auf Thamvris und Nemesis gedeutet, statt deren Feuerbaeh (Apoll S. 372 f.) eine JVluse, Jahn (Beitr. S. lOOir.J nach Rlillingen und Luynes (Vases peints p. 21s.) eine Uarpjie annimmt; Panofka (Ann. XIX, 22S) wiilerspricht unil kommt auf Eos zurück.

") Püne am Grab des Linos: Paus. 1,43,7. Vgl. II, 19, 7.

' ') Flügelknabe mit Geil'sel über einem Altar einen Jüng- ling verfolgend: unedirte Vase der Sammlung Blacas mit der Inschrift xa).og AxtajuQiiStji. Vgl. Panofka in den Iljperb. H. Studien S. 100, 2.

"■) Dafs Todes- und Grabesheziehungen der früheren V.i- senhildrierei fast ohne Ausnahme fremd sind, lialie ich über- flüssig oft behauptet, ohne in den häuligen Fällen, in denen achtbare, namentlich französische Archäologen dergleichen Be- züge annehmen, irgend einen kräftigen Gegenbeweis zu ver- nehiuen. Vgl. Bapp. volc. pag. 96. not. 940. Arch. Zeitung 1\, 310 1.

') Kine bellügelte Ker, die ein Kind entführt, ist als kreti- sche Thonligur durch Bochette Ant. ehret. III, 4 bekannt und ilen Kckreliefs des Xauthischen llarpyienmonuments (Arch. Z.

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die I)isheiigen Vorarbeiten n.ihe gelegte, Gesichls- piinkl, linier welcliein wir diese mit leicliter und geistvoller Wendung wesenüicli lungcliilileten Grup- pen zu bctraclilen haben, sondern es bleibt auch die Verpflichtung uns übrig unsre für deren Unter- scheidung hiemit aufgestellte Ansicht im Einzelnen zu bewähren. Sind Kephalos als Kilharöd, Eos als zärtliche \'erfolgerin des schönen Jünglings dem Sinn ihres bekannten IMythos nicht völlig zuwider, so darf für das zweite unserer Vasenbilder (no. 3. 4) die erotische Fortbildung dieses IMythos auch um so lieber eingeräumt werden, je häuflger Mythen einer so leichten Anv/endbarkeit für Alltagsbezüge im bildlichen Vorrat)) der alten Kunst uns begegnen. Schwieriger bleibt es den unfreiwillig von Nike be- glückten Kitharöden ( no. 1. 2) in der myliüschen Auffassung zu verstehen, welche uns durch Na- mensinschrift des Linos ausdrücklich geboten wird. An einen andern als den mythischen Sänger ist dabei nicht wohl zu denken: weder ist Linos ein sonst geläufiger Nnme, noch auch der mindeste Anlafs gegeben die lebendige Handlung unsres Bil- des auf irgend einen unbekannten Kitharöden glei- chen Namens zurückzuführen. Dieses vorausgesetzt fehlt jedoch viel um die so deutlich benannten Fi- guren sofort verständhch zu finden. Linos, dessen ältere Geltung als Klagelied und Trauersänger ' *) im ausgebildeten Hellenismus allerdings zum Glauben an des Sängers aj)ollinische Abkunft ' ') und Treff- lichkeit übergegangen war, hat um so weniger An- spruch als Sieger hervorgehoben zu werden, je mehr seine Demüthigung und sein durch Apollo erfolgter Tod auch volksmäfsig bekannt war -"). Da er je- doch selbst im Zusammenhang dieser mythischen Wendung ein viel beklagter, ein allen Göttern geehr-

Taf. IV) ganz entsprechend. Dals älinliclie Knlfriliruiigen auch erwachsenen Jünglingen gelten, beliauptet Jahn Beitr. S. 109 ohne liinliingliche Belege; noch am meisten, aber niclit genug beweist ihm die von Braun Ann. XII, J51 ss. auf Kephalos gedeutete etruskische Gruppe von Krz (i\Ion. d. Inst. III, 2:J).

'■*) Linos: Hom. II. XVIII, 569. Hesiod fragm. 132 (214). WclrUer Kleine Schriften S. 1.3 it.

'") .Ms Apolls oder der Muse Urania Sohn, jenes nach I'ausanias II, 19, 7, dieses nach Hesiod IV. l:J2. Vgl. Weicke Kl. Sehr. I, S. 31 IT.

tcr, ein obwohl durch ApoII's Zorn gefallener, von den Musen dennoch betrauerter Sänger heifst 2'), so ist es auch keineswegs unglaublich, dafs zu den dichterischen Stoffen, in denen der Sänger Verherr- lichung durch Vasenbilder sich kund gab zu Or- pheus, Musäos, Thamyris, Alkäos, Anakreon-^)

irgend einmal als jugendlich kräftiger Sänger auch Linos hinzutrat imd zwar, wie auch bei Thamyris ^^j es der Fall ist, in dem unverkümmerten Gesanges- ruhm, welcher dem Untergang des Sängers und der Eifersucht Apollo's vorangeht. Während die Siegsgöttin diesen wohl verdienten Ruhm zu loh- nen sich anschickt, bebt der lorbeerbekränzte Sän- ger vor ihrem Lohne zurück, etwa zu sprechendem Ausdruck der Todesahnung, welche sein Sien-s<re- fühl niederdrückend durch den Gedanken an Apolls ihn bedrohende Macht und Eifersucht in ihm auf- taucht. E. G.

II. Zur Kunst der PJiönicier.

In der jüngsten Zeit «ieder ist durch den Herausoe- her dieser Zeitschriit in seiner 1846 in der König!. Akade- mie der Wisseiiscliaften zu Berlin vorgelesenen aber erst in diesem Jahre dem Druck übergehenen Abhandlung „über die Kunst der Phönicier" die Aufmerksamkeit der Ge- lehrten auf die Frage gelenkt worden, welche Stellung den Phüniciern in der Kunstgesciiichte gebühre. Da nun die beiden Quellen, woraus sich das Endurtheil schöplen lalst, das scjirif'tlich uns Ueberlieferte und das in Mo- numenten uns Ueberkommene überaus spiirlich fliefsen, so wird es wohl denen, die dem Gegenstande selbst noch in der gegenwärtigen Zeit Interesse schenken, wo nur

") Nach den durch die homerischen Schollen erhaltenen Epigrammen; 'PotßtCois ßO.fOiv. .. Vgl. Weicker Kl. Sehr. I, 39.

■') Nach der Linodie (Schol. Hom. I. c. Bergk Poet. lyr. |i. 878. Weicker Kl. Sehr. I S. 40): o, Mvs näai Seoiaiv ri- jiiiü'e, aol yctQ lätoxctv txqÜtio fidog (<v»Q(Ö7ioiaiv iftovaTg ).i- yvnuig Ktinai. 'hoJßng äl xotm o' (IrttiniT, Movaai üi ai

■-■) Orpheus, Musaeos, Thamyris: Älüller Handb. 4IX 4. S. 700 W. Alkäos, Ariakreon ebd. 420, 5 S. 731.

'') Thamyris: Mon. d. Inst. 11,23. Weicker Griech. Trag. S. 423. Jalin Bcilr. S. 100, 25. .

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Wenigeo hei lebhafter Theilnahme an der Entwickelung der höchsten Lebensfragen die zur Bescliäftigiing mit so entfernten Zeiten nothige Ruhe des Gemütlies verbliel)en ist, niclit unvfillkommen sein, wenn ich zu dem voriian- denen kiirgiiclien Material einen kleinen Beitrag liefere, dem ich freilicli eine gröfsere Bestimmtheit der Angaben wdnsclite, als er durch ein unglückseliges IMifsgeschick haben kann Denn dann würde er vielleicht im Stande sein, das Urtheil über die Bedeutung der künstlerischen Tliätigkeit des Phönicischen Namens in einiger Hinsicht ein Wenig zu modifiziren.

Ich will zuerst das Unbedeutendere voranschicken aus einem Zweige der Baukunst, den Herr Prof. Gerhard nur im Vorbeigehn berührt hat >), well das ihm bekannt Gewordene allerdings der Art war, dafs es nicht mit Si- cherheit besprochen werden konnte ich meine dieGrab- nionumente. Allerdings bieten die Graber des phünici- schen Marathos, das auch in seinen ihm erst kürzlich zu- rückgegel)enen Münzen so eigenthümlich erscheint, aufser- ordentliches Interesse dar, das liegt aber nicht sowohl in der eigentlichen Grabeslokalität als in den darüber sich erhebenden grofsartigen phallischen Säulen ^). Die Grä- ber an sich hal)en durchaus keinen eigenthümlichen Cha- rakter, sondern stimmen in ihren regelmäfsig in den Kels geliauenen Gruppen von unterirdischen Kammern mit schma- len der Länge nach sich in den Fels hineinziehenden Sar- kophacnischen mit bekannten Hellenischen Grabesräum- lichkeiten vollkommen überein, wenn sie auch darum kei- nesvfegs als hellenisch erscheinen, da sie ja schon in den Grabanlagen Aegyptens analoge Vertretung finden.

Was ich nun in dieser Beziehung anzuführen lial)e, bezieht sich auf Karthagisches Gebiet und es sei mir er- laubt, wenige Worte über die litterarischen Andeutungen in Betreff der Begrab nifsweise der Karthager voranzuschickeu. Von vorn herein würde man annehmen, dafs die Karthager gleich ihren Semitischen Stammge- nnssen den Phnniciern und Hebräern ihre Todten leib- haft begruben und somit wohl auch für die Bewah-

rung derselben in zweckdienlichen Behausungen Sorge trugen. Aber ohne uns auf die etwas romanhafte Angabe Justin's ä) zu stützen, der vom Darius an die Karthager den Befehl ergehen läfst, ihre Todten nicht mehr zu beer- digen sondern zu verbrennen, haben wir zwei so viel mir bekannt, ül)ersehene und doch sehr bestimmte Autoritäten über die Grabmider der freien Karthager. Einmal näm- lich wird i)erichtet * ) , wie der unglückliche Hasdrubal Giscon's Sohn im letzten Jahre des 2ten Punischen Krie- ges vor der aul'gehetzten Volksmasse Karthagos vergebli- che Zuflucht in dem Grabmale seines Vaters gesucht habe, was also ein räumliches Bauwerk voraussetzt, andrerseits erzählt der wohlunterrichtete Tertullian *), dafs die Bür- ger des späteren Karthago im .lalire 199 p. Chr. als sie bei Gelegenheit der ihnen verliehenen Pythischen Spiele ein Odeon baueten, einen ganzen Gräberhof 500jährigen Alters aufwühlten und zerstörten. Punische Leicliensteine mit Grabschrift sind uns erst in letzter Zeit durch de Saulcy's ') verdienstliche Bemühungen bekannt geworden. Im Bereiche Karthagos selbst nun treten uns zwar im Norden der Stadt auf der jetzt djcbd Qamitr oder dj. Chawi genannten Anhöhe einige in den Fels einge- seidite Gralihöiilen entgegen, alier Nichts was uns hier beschälligen könnte, im Karthagischen Gebiete aber hat die Zeit in gebirgigen Landestheilen uns einige Reste des Alterthums aufbewahrt, die hier in Betracht kommen müs- sen. Schon der bei nicht streng gelehrter Bildung um alles Wissenswürdige gründlich besorgte Englische Rei- sende Sir GrenvUle Tcmple ') hat Monumente dieser .\rt in einer auch durch jüngere Ruinen bezeichneten Oert- lichkeit Lhis, die vielleiclit dem alten AHoseru entspricht, in gerader Richtung etwa 10 Stunden von Kaf (Sicc« Venerea) aufgefunden. Dies sind etwa 5 6 F. hohe Kaminern verschiedner Gröfse über der Erde aus unge- heuren roh behauenen bis 18 Fufs langen Felsplatten, theils vereinzelt, so dafs die ganze Behausung aus vieren oder fünfen dieser mächtigen Steinblöcke besteht, von denen drei der Breite nach aufgerichtet, eine aber oder

') pag. 9 seiner Abhandlung.

') Bei Gerhard \t. 23 tbi. I, 7 9. Die Fignren an der untersten Base des Monumentes 7 sind allerdings keine Pa- täken, wie sie nach Maundrclls von Pococke befolgter Zeich- nung, die gerade diesem interessantesten dieser merkwürdigen Denkmäler eine ganz andre Gestalt gibt als es wirklich hat, erschienen sind, sondern Löwen, wie Pococke II p. 295 selbst bemerkt und ich aus eigner Anschauung zu bestätigen habe.

') Justin. XIX, \.

') Appian b. Punic. c. 38.

') Scorpiace c. 42.

'') De Sanicy reclierclies siir les epitaphes Pnniques, an- nale» de l'institut archeologiijue 1847 p. 1 10 (planches toin. IV, XXXVII), wo er vier von Gesenius falsch ausgelegte als Leicliensteine erklärt und 8 neue Inschriften bei Ghelnia ge- funden ihnen hinzugefügt hat.

') Excursions in the niediterranean, Algiers and Tunis II p. 264. Von den Fragmenten sehr roher Sculpturen, die Teinple einer sehr frühen Zeit zuschreibt p. 263, sah ich Nichts mehr.

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l)ei gröfseren Dimensionen zwei als iiiiverwiistbai-es Dach übergelegt sind, wiilireiul die vierte Seite im heutigen Zustande freilicli olTen ist, walirsciieiniicii ursprünglicli aber eben/alls gesclilossen war, theils sind es aucli gn'i- I'sere Giuppeu von Kammern, so dafs ein in der Mitte hinlaufender Gang deren mehrere zu beiden Seilen ver- bindet. Andere Reste solcher I5audenkmale fand ich dann in derselben Berggegend, die oirenl).ir durch die Zuriicli- gelegeuheit von den grol'sen Verkehrstral'sen den Zerstö- rungen der Kriege und neuer Cultur minder ausgesetzt war, in der sehr interessanten Oertlichkeit el Hammum ^/; Stunden von dem als Sitze des Kaid der Uelud Ayur bekannten Mugrawah, das auch zwei l'unische luschrilten geliefert hat, und l)ei dem aiilseroidentlich umfaugreichen Mudher genannten Ruiuenield der in, Riimischer Kaiser- zeit sehr bedeutenden uud reichen Stadt Tiiccii Tcrcb'iii- thina, hier treilich ganz vereinzelt, eben weil tlie jüngere miichtig um sich greifende Kultur das Aeltere zerstört hat. Dafs nun diese Kammern nicht Behausungen für Lebende, wie Temple meint, sondern für Todte waren, scheint abgesehen von hier gefuudenen Gebeinen, aus dem Umstände hervorzugehn, dafs in el Hummam, wo auch noch einige auf allen Seiten geschlossene sich befinden, mit jün- geren unzweifelhaft zu Grabmiilern bestimmten Baulichkei- ten untermengt sind und sich auf der dem von Lebenden iiewohnten 'l'heile des Ortes entgegengesetzten Seite eines Giel'sbaches belinden, der augenscheinlich die Granze zwischen der Stadt der Lebenden und der der Todten gebildet hat. Dafs sie aber von den Karthagern lierrüh- ren, kann zwar nicht erwiesen werden, ist aber doch wohl mehr als wahrscheinlich; wir müfsten sie denn den eingeborenen freilich schon früh mit cauaanitischeu Völ- kern, die ja nach der merkwürdigen, nur zu oft aus blo- l'sem Skepticismus angezweifelten, Angabe das Procop *) wenigstens bis zum Numidischen Tigisa vorgedrungen waren, untermischten ") Liliyern zuschreiben, denen al- lerdings auch in Kyrenaica Werke anzu;;ehören sclieinen, die von einein nicht ganz geringen Grad von Kultur zeugen. Und wie naturgeuiafs sich diese Konstruc- tionsweise ergab, leuchtet theils von sellist ein, theils

findet es seine Bestätigung jin den ganz analogen Kam- mern bei Mykenai.

Ein viel gröfseres Interesse aber als ausgebildeteres Denkmal dieser Klasse und als durch Inschrift als Pnni- sclies Monument bezeugt würde ein andres Bauwerk in Anspruch nehmen, wenn hier nicht fremder Einflnfs zu deutlich hervorträte, es ist das elienlalls schon von 'l'em- ple '") lieschriebene (iralunal im Olivenwäldchen bei den bedeutenden aber im Uebrigen nur ganz Römischen Rui- nen des alten Thugga, dessen in Punischer und Nuinidi- scher Sprache biliiigue Inschrift, die sich jetzt im Britti- schen Museum befindet, schon 1631 durch den französi- schen Renegaten Thoinas d'Arcos dein gelehrten Isaac Peiresc mitgetlieilt wurde. Es ist olVeiibar ein Kamilien- grab, nach Gesenius Erklärung'') dem aus fürstlicher Eaiuilie staiiimenden Maolam von seinem Stiefsohn Phoah errichtet und ist ein zweistockiger Bau von 28 F. 7 Z. E. im Quadrat mit einein ziemlich zerstörten ursprünglich wahrscheinlich terrassenförmigen Aufsatz. Im untersten Stock, das auf 5 Stufen ruht, führen 2 mit Portcullis geschlossene Eingänge in 4 mit je 2 Grabnischen verse- hene Abtheilungen; im 2ten ist ein Eingang und 2 ähn- liche Grabräume, so dafs sich im ganzen Monument 12 Grabnischen befinden. Der Römische Einflufs nun, der sich schon trotz der einheimischen Inschrift in dieser gan- zen Anordnung zu zeigen scheint, tritt nocli deutlicher in den Beiwerken hervor; denn wenn auch die die Ecken des eigentlichen Baukörpers schmückenden nur wenig vorspringenden Halbpilaster die in Ionischem Stil etwas durchaus Eigenthümliches haben und uns vielleicht eine Idee geben können, wie die bekannten Säulen, welche je eine zu den beiden Seiten jeder der 220 SchifFsdocken die Zierde des Karthagischen Kotlions ausmachten''^), gearbeitet waren, so liefern die am Boden umher liegen- den Sculpturen, die ofTenbar einst den terrassenförmigen Aufsatz geschmückt haben, eine Quadriga mit einem Krie- ger und Wagenlenker in breitem Römischen Stil, eine kleine Reiterslatue und eine weibliche bekleidete Eigur deutliches Zeugnifs für das Zeitalter, .allerdings wäre es nicht unmöglich, dafs, wie es ja so oft mit alten (Tiab-

•*) l'roc. t). V. II c. 10 vftl. Phüostr. icon. IF, 21.

') Movers Phönizier I p. 44 ff.

'") Excursions II p. 72. Auch Piickler, der mir nicht zur Iland ist, hat davon gesprochen.

") Ges. iiion. Plioen. p. 167 und Nachtrag p. 4-')9. Später haben Anilere wieder an Verschiedenem gerüttelt aber mit wenig Glück.

'■) Dafs diese Säulen einen Eeziij; auf den Dnalisnnis in der lieliyion lialien und sich mit den bekannten Säulenpaaien znsaiiiniensleMen lassen, wie Gerhard p. 6 Aniii. 18 vermuthet, mochte ich bezweifeln ; denn diese Docken bildeten offenbar einen ununterbrochenen Umkreis so dass jeder Pfeiler der das Gewölbe trug, mit einer Säule geziert war.

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monumenten Statt fand, ein spaterer EiiidriDgling sich das frühere Gehiiuse angemafst und es ntia mit einigen Zuwerken ausgeschmückt hiitte. Das Hlonninent aher in christHclie Zeit liiralizurücken, dürfen wir uns nicht wolil durch die Kreuze verleiten lassen, die je eins auf dem Eckstein des Aufsatzes eingehauen ersclieinen; denn es ist sicher nicht das cliristliciie Kreuz, sondern das dem Kreuze nur zufällig aiinlich sehende Orientalische Sym- hol des Heils, das Tau 'S).

(Fortsetzung folgt.)

III.

Etruskische Spiegel.

unser Vorrath etruskisclier Spiegelbilder ist neuer- dings nicht beträchtlich, aber doch unter andern durch folgende erhebliche Deukraiiler »ermehrt worden, welche tlicils dem brittischen -Museum, theils dem Herzog von Lny- nes anheimgefallen sind.

1. Schmückung der Venus, mit den Inschriften Tiiron und Achvizsr. Vgl. Bull. d. Inst. 1847 p. 107. Oben S. 6* f.

Aus römiscliem Kunsthandel ins brittisclie iMuseura übergegangen. Hoch 7 Zoll.

2. Eos und etwa Kephalos, sofern die Inschriften einer oben S. 9*f. (Bull. 1847 p. 1 17 f.)besc!iriebenen Gruppe, Usil und Uprius (nach Birch Hyperion) richtig gedeutet wur- den. .Jetzt ebenfalls im brittischen Museum. Hoch 6,2 Zoll.

3. Amphiaraos, Ajax und Lasa. Eine der üblichen etruskischen Klügelgestalten, wie sie als Lasa l)ezeichnet auch sonst, oliwolil selten (Al)h. Etrusk. Gott- heiten Anm. 121) sich findet, iitlnet eine Rolle, auf wel- cher die Namen Lusa, Aivas, Hamplüer in drei Zeilen »eschrieben stehen. Die so bezeichneten Helden sind zu beiden Seiten der gedachten Schicksalsgöttiu vertheilt: rechts von ihr sitzt Amphiaraos, links von ihr Ajax. Gleich- falls im brittischen Museum.

'■■j Die jetzt sogenannte Croix ansee.

A. d. H.

4. Hektor und Ajax. Zweikampf beider Helden mit ihrer Kamensinschrift. Hoch 5,5 Zoll. El)endasell)St.

5. Drei Flügelgestalten mit Frauengerath, im archäologischen Institut (Bull. 1848 p. 35) für die drei Grazien erklärt. Der Henkel ist antike Ergänzung. Aus Hrn. Basseggio's Magazin in den Besitz des Herzogs von Luynes übergegangen.

5. Äp oll und Dia n a , nachweislich in der Gruppe eines Jünglings mit Lorl)eerzweig in der Hand und einer ihm gegenüberstehenden Frau. Beide stehen auf einer hri Piedestal und lialten eine mit siebzehn Strahlen um- gelme Scheibe, auf welcher ein Profilkopf sich erhebt. Der Herzog von Luynes, dem dieser im archäologischen Institut (Bull. 1848 p. 36) besprochener Spiegel gehört, erinnerte an den Minervenkopf, der auf Münzen von He- raklea einer Aegis aufruht ( MiUingen num. Ital. Suppl. I, 5), und wenn im gedachten Protilkopf ebenlalls ein Kopf der tritonisclieii Göttin sich erkennen Heise, so wäre de- ren Oliermacht über die Liclitgottheiten in ähnlichem Sinne hier ausgedrückt, wie andremal (Prodr. S. 114) Pallas Athene den cerealischen Erdinächten überlegen erscheint. Merkwürdig ist diese durchaus singulare Darstellung auch durch den sehr alten und durchaus eigentliümliclien Stoff ihrer Zeichnung. Auch fehlt es ihr nicht an verzieren- dem Beiwerk: man bemerkt im oberen Raum eine Löwia mit ihren Jungen {„umhidante col [siio figlio in bocca") und seitwärts Delphine.

6. Helena, Paris und Menelaos. Die fried- liclie Vereinigung dieser drei Personen ist inschriitlich bezeugt und erinnert an die grol'sere Kigurenreihe ähn- licher Darstellung im grofsen Durandschen Spiegel (Ger- hard Etr. Sp. 11, 181). Paris von .Amor begleitet schrei- tet zu Helena; Menelaos ein Gefäl's in der Hand ist ih- nen zur Seite. Noch eine vierte Figur sitzt gegenüber, sie allein ist ohne Inschrift geblieben; man glaulit eine Gefiihrlin der Helena in ihr zu erkennen, wie solche auch in der lO.vfin'ij der durch Creuzer bekannten Karlsruher Parisvase (zuletzt bei Gerhard Apul. Vas. D, 2) voraus- gesetzt wird. Vgl. Bull. d. Inst. 1848 pag. 36.

E. G.

Alle

31. Der ^Ionat Homereon auf los. Einein Briefe des Herrn Prof. C. FiihrlcUis im Hermupnlis auf der Insel Syros verdanke ich einige Notizen über die neuesten Funde von Altertliuinern auf einigen Kykladen. Auf Syros selbst wurden an mehren Stellen der neuen

r

1

I.

.Stadt, die auf dem Boden der alten steht, bei Gelegen- heit von Neubauten verschiedene Reste antiker Gebäude Fundamente, Cisternen und Marmorstufen aufge- deckt und blol'sgelegt, über deren Beziehungen sich aber nichts Bestimmteres ermitteln liefs. Die Marmorstufeii

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laiuleii sltli iu der Gegend des Krankenluiiises, unweit der liekaniiteii Felsiiisclirilt A0HNAZ <t'PA[/(>/r/s'?J. Es wurden vier derselben in einer Lange von 17 Metern aufgedeclvt; ihre Krnuinning iäist auf „einen Umkreis von 40 Metern" (llailikreis oder ganzen Kreis?) scliliel'sen, und Prof. Kal)ricius lal'st es unenlscliieden, ol) sie einem Am- phitheater (?) oder einem Ilade angeliiirt haben. Das Kreismuseum auf Syros erhielt einen Zuwaelis durcii ei- nige tjrahstelen von Mykonos und Delos, und einige an- dere (legenstäncie. Von liesonderem Interesse ist darun- ter eine JMarniurplatte von der Insel los, die in der (ie- gend der II, Theodote, östlich von dem Pliaropyrgos, wo das Grab llomeis war (vgl. meine Reisen aut den (jriecli. Inseln I. S. 150 ff.), erst kürzlich von dem Bauer Georg Sphakianos auf seinem Acker gefunden worden ist. Die Platte (deren Gröl'se mein Berichterstatler nicht naher angiebt), hat in rohem und (lacheni Kelief olien einen iscliraetterling, links eine laufende und rechts eine spiral- förmig zusammen gewickelte Schlange, und dazwischen in späten Komischen .Schriltziigen die Insciailt:

oYceic

MHNOC OMHPe GüNOC IS

d. i. Qvaeig /",''''? ^Otnjntwyog lUxiirij i'/.Ti], Dafs die Jeten dem göttlichen llonier opferten, wissen wir aus Var- ros bekannten .lamljen [tiell. III, 11. Antli. Durm. II, 207. Antli. Meyer no. 3Sj :

Cupclla Hninuri citndiihi huec tuntidum indicat, Oiiod liuc Jclue morliio fiiviuiit sacm. Indel's braucht sich das in dieser Inschrilt anbefoh- lene Opfer nicht gerade auf Homer zu beziehen. Wohl aller lernen wir daraus, dal's einer der Monate der Insel nach dem göttlichen Sanger benannt war. [Vgl. oben S. 90*] Helgoland 24. Sept. 1S48. " L. Uoss.

32. Antigone p.vkodikt. Das von Gerhard Ant. Bildw. Tal. 73 bekannt gemachte Vasengemiilde wird von Panoika in den Annali del inst, archeol. XIX, p. 21G tav. K auf die .Scene der Sophokleischen Antigone bezogen , wo der Wächter die bei den Leichnamen von ihm ergriffne Antigone dem Kreon gefangen zufidirt (390 419), und es stinnnt allerdings ilas Costiim in dem Für- sten und dem Schergen, der am Hals gepackle Gelangne und das von dem Dichter erwähnte Getals zur 'l'odten- spende, das er hält, in Verbindung mit der weililichen Maske in seiner Hanil, so wohl zusammen, dal's man nicht zweifeln darf an der Beziehung des Bildes auf die ge- nannte Scene. .So aullallend es ist, selbst die Antigone im (temälde komödirt zu sehn, die mir weder bei einem Griechischen, noch bei einem liöniischen Dichter als Ge- genstand der parodirenilen Komödie bekaimt ist, so wild man doch schwerlich eine andre scenisrhe (iruppe ersin- nen können, in welcher der ganze Inhalt dieser bildlichen Darstellung eben so zwanglos und vollkommen auf;;inge als in der hier vorausgesetzten Parodie. I\ur trilit Pa- nofka den eigenllichen (iedanken dieser Parodie gewils nicht indem er annimmt, dal's der kahlköpfige Alte in weiblichem Anzug eine Krauenrolle spiele (p. 217), und dal's die Strafbare {Itt coufxtlilc) ihre weibliche Maske abnehme und so dem Kreon und den Zuschauern den Irrthum des nn;;lücklichen Wächters zeige (p. 219), son- ilern die Antigone der Konnidie, die nach diesem BiUI notliwendig vorauszusetzen ist, war eben so feige als in

der Tragödie unerschrocken und sie schickte daher, nach- dem sie mit der Drohung die schwesterliche Pllicht trotz des Verbots zu erfüden geprahlt hatte, einen alten Die- ner an ihrer Stelle hin, der, dem zornigen Kreon unter Augen gestellt, um sein Leben zu retten, die Maske der Antigone sich abnimmt, wobei zugleich der verstellten Tapterkeit der Antigone die Larve abfällt. Diels mag aus einer Hilarotragödie genommen sein der Art ungefähr wie der Tereus des Livius Andronikus, der aber Vorgän- ger in der (iriechischen Komöilie hatte. Aus diesem Te- reus wissen wir nendich so viel, dafs Philomele bei ihrer Schwester sich sehr rulnute, wie spröd und blöd sie ge- gen Tereus gewesen sei, und es kam nachher heraus, dal's sie eine Amme mitgebracht hatte und also nicht erst aul der Reise mit ihm bekannt geworden war.

K. G. Welcker.

33. SiLEN üEi MiDAS. Eine Vase des neapler Museums, bisher aut die Strafe des Marsyas in Folge sei- ner Niederlage im musikalischen Wettstreit mit A|]oll be- zogen, stellt vifimehr den von einem l'hrygier mit .Speer transportirten .Silen .Marsyas dar, dessen auf dem Rücken mit einem Strick gebundne Hände, den der hinter ihm herschreitende Gefangenwarter hiilt, keinen Zweifel id)er seiue Einfangung zidassen. Hiemit stimmt eine den Zug eröffnende tanzende Bacch.intin zur Bezeichnung von Phryg;ien als Hauptsitz des orgiastischen Kultus wohl überein.

Die Ankunft des Silen hei Mi das finden wir auf einer höchst schätzbaren archaischen Schale (Gerhard Auserl. Vas. III, 23S), die in Aegina ausgegraben zu den Hauptzierden der Fontana'schen X'asensannnlung in 'l'riest gehört. Daselbst tritt ein ithyjihallischer Silen vor einen bekränzten bärtigen .Manu in gestickter Chiana, dessen Linke einen VVeinschlauch, der wohl dem Silen gehörte, in Empfang genommen hat, widirend seine Rechte die erholjene Linke iles Silen wie aliwehrend erfal'st. Ein iihnlich gekleideter bärtiger j\lann mit geschorenem Haupt greilt mit der Linken nach der Schulter des Silen, um den etwa in Folge der Trunkenheit unsichern uml unge- sttimen wo nicht zu stützen, doch zu halten. Der Riemen in seiner Rechten diente gewils liir die Hände des eben entfesselten Silen. Während die Inschrilt —iXti'og über diese .Mittelligur uns aufklärt, berechtigt die Bekranzung und Bekleidung in dem gegenüberstehenden Mann trolz der Inschrilt Bergniann Ootiag vielmehr den König .Mi das anzunehmen, der hier den eingefangenen .Silen empfängt. F'ur diesen .ds .Sohn der Cybele, ilie den Beinamen (xjttu die Berggöttin lührt, eignet sich der NauieOreios um so besser als seine Vorlielie liir den orgiastischen Cultus dieser (iöltin ihn zu häufigen Schwärmereien in den Ber- gen aufforderte. Allein sob.dd «ir der Esels- oder .'\laul- thiersoliren des Midas gedenken und erwägen, dafs ontic der jMaulesel hiel's, ohne Zweifel we^en seines Beri;lebens, so ge\iinnen wir eine neue Erklärung liir die Inschrift Üreios die nicht minder auf Midas uns hinweist. .Vuf glei- che W eise gilt hier der Name 0,-(/rr«( für !/i-(jtTUQ, i^i]- QH'TiiC vor dem iNlaime mit dem Riemen, nicht blos als Bezeichnung eines J äyers, für den ein Jagdhunil, Speer oder Bogen erforderlich «äre, sondern eines F.angma- chers und zwar insofern .Silen ausdrücklich ivegen Plerde- Ohren, .Schweif, bisweilen auch Ful'se den Namen ifi,n soviel wie i) )]r) erhält, so <larf man wohl kein Bedenken tragen in diesem Manne den S i le n ei n f ä nger zu er- kennen.

Die Bestätigung dieser Erkliirung bietet das Bild der Riickseite dar, wo zwei bärtige uidiekleidele Tänzer mit Triukhörnern einem mitten inne stehenden bekränzteu ju-

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^endlichen Doppelflötner entgegentanzen. Dieser als Ge- genstück des Silen rtiCt uiiwillkülirlicli dessen Schüler und Lieljling Olympos *) ins Getlaclitnils, um soiuelir als dersell)e gradi- in diesem Lande bei dein Erlinder der üoppelflöte, -Marsyas, seinen Unterricht erhielt.

Aul gleiche Weise verinuthe ich in der Haltung des Trinkhorns von Seiten des bärtigen Tänzers rechts, inso- fern sie ihm das Ansehn eines Hornbläsers giel)t, eine Anspielung auf den .Alidas der Vorderseite, welcher be- kanntlich die krumme Klote erland. Wahrend eine breite Binde diesen 'l'auzer auszeichnet königliches An- sehn verleihend, scheint der Tanzer ihm gegenüber, wel- cher die linke Hand erholien vorstreckt, mit einem von des Olympos Bekrauzung verschiedneu Blatterkranz ge- sclimnckt.

Die Bezieiiung auf Unterwelt sowohl durch die In- schrilt j'fxKiÄogTodtentlütner vor Olympos, als durch das Bild tanzender Zecher, entsprechend den Wandge- mälden etruskischer Grabkammern, angedeutet, hat der Herausgeber dieser Vase, der dieselbe i)accliische Todtenleier betitelte, schon hiidanglich hervorgehoben, auf die Symposien der Seligen mit Recht hinweisend. Diese Beziehung offenbart sich aber auch im Namen des Mannes rechts kfiniduxQUTig, da nach [Hipponax Ir. 94= 110 c'. yuniiorjg bei] Hesychius (s. v. inTTtdi]^) dieser Name Festl'andbeherrscher vorzugsweise als Synonym von /i)-u>'wg dem Hades zukommt. Auf ähnliche Weise kiiuptt sich der Naine Volks erfreiier, Vo 1 ksge 1 all iger, A«- Qtdiiiog, den; der gegenüberstehende Tänzer luhrt, an ilen sciiicklichsteu Genossen des Hades, an Hermes der unter dem Namen A'«()((di/(J(U>' (Hesych. s. v.) angerufen ward und fiir die Trinkgenossenschaft mit Hades ebenbürtiger erscheint als Charoii.

Das Innenbild ist mit des Herakles Kampf mit dem r.emeischen Löwen und der Inschrilt iJ;-(J«x/.cs geschmückt.

Die Vase gewinnt noch besonders an Werth durch die Innter Charidenios sich herabziehende Inschrilt h()y(t- Titioc tnunnt Ergotimos hat sie gemacht, derselbe Künstler, dem wir die berühmte inClusmm entdeckte in Ge- meinschalt mit dein Alaler Ivlitias ausgeführte vielnamigste (Arch. Zeit. III, 124) aller uns bekannten Vasen verdan- ken, und dessen .Sohn Eucheros durch eine voicenter Trinkschale (Arch. Zeit. IV, S. 232J mit dem Innenbild der Chiinära sich bekannt gemacht hat.

Th. Panofka.

34. Chkyses, Chrtseis und Briseis. In Anschlufs an die von Lenorinant und J. de Witte (Cal). Durand no. 204) gigebne Erklärung einer seitdem vtr- üffentlichteii Schale (Gerhard Auserl. Vas. III, 23V)), deren geliilli-e Darstellung ein zusammenhangendes Bild von Seelentiihrung und Todtenrichtern zu enthalten scheint, hat Gerhard auch in seinem neusten Werk rrinkschaleii

') 'Ngl. weRen der gleich kleinen Flöten des 01jin[)us den Ain|)liorisk n. b4l des K. Hluseums zu Berlin. Ann. d. Instit. arch. Vol. XVII Tay. d'Agg. C

Berichtigungen. Auf S. 192 Z. 40 ilieser Zeituii'; ist NOV statt A'OV, Z. 43 Mopsmri-nc zu lesen; .S. JS2 Z. l(j Kulc statt /'.'«(f. Im Artikel Kiirinides"' S. :$l.j. Z. 13 v. ii. ist iiis nach culndtietlen zu streichen. .*5. 31t) Z. Ki v. ii. lies im Hini/eii statt im Kei/eii. S. 294 Z. 3 lies jwlilisilten statt ,, poetischen." In der ßeilasje j S.bO* Z. 30 zuliissin statt itherllüssiij. Z. 3(i (/<(*• statt alli's. Kerner ist in I!eila"e 7 S. HO' Z. Ü4 statt uinimrfv zu lesen tum' (Anlli. l'al. IX, 306)"' und ist ebendabillist in dem ISeifjebaur'schen Aufsatz "s. 111* Z. 3 zu lesen Castro Olwrlina, Z. 4 fivrvlh, Z. Türmt Scuerinn, Z. 20 Uatzeger Thal, Z. 32 ein Ur- iiiilit; S. 112* Z. 1 Kuuiiitcii, Z. 14 ilcr schon, Z. 15 nnlvclite.

und Gefäfsen des König]. Museums" Taf. E. F. S. 27 eine ganz ähnliche voicenter Kylix des brittisclien Mu- seums mit der Ueberschrift ,, Doppelter Herines" bezeich- net und deren Bilder auf 'l'odtenrichter und Abgeschiedene gedeutet, die von Hermes Psycliopompos ins Schattenreicli geleitet werden. Mir scheinen jene drei mit einander ver- bundenen Vasengemiilde vielmelir der Mythologie entlehnt und zwar bestimmt den Anlang des trojanischen Kriegs uns zu vergegenwärtigen.

Das Inuenbild zeigt den bekränzten Apollopriester Cliryses vor dein auf Polsterstuhl sitzenden Aga- memnon stehend und um die Rückgebe seiner Tochter vergeblich bittend.

Ais Apoll zur Strafe Pest ins Heer der Griechen sendet und Achill die Volksversammlung beruft und ver- langt dal's einer der Seher um die Ursache des Unglücks betragt werde, so verkündet Kalchas, Apoll zürne um den Priester „den also entehrt Agamemnon" (Hom. II. 1,94). Hier- auf gab Agamemnon zwar die CliryseVs frei, verlangte alier Ersatz (Hom. II. 1, 135.) Als Achill ihm diesen aus der Beute des eroberten Troja versprach, drohte er ihm sein Ehrengeschenk die Briseis zu entreissen. In Folge dessen entstand zwischen beiden Helden ein heftiger Streit, den Athene schlichtet. Achill gehorcht und gelobt Heraus- galje der Briseis, aber auch nimmer an dem Kampf gegen llios Theil zu nehmen (II. I, 240. 29S). Als Briseis aus seinem Zelt abgeholt wird, setzt er sich weinend an das Gestade und lieht uui Rache zur Mutter. In Bezug hierauf stellt nun die eine der A ii ssens e i t e n die Rückgabe der ilurch zwei Herolde zu ihrem Vater zurückgeführten Chryseis dar: sie verlälst den durch zwei dorische Säu- len angedeuteten Pallast des Agamemnon, der trauernd im .Mantel gehüllt und auf einen Krückenstah gestützt ihr nachsieht. Ihm iin Rücken stehen weiter links im Gespräch über das Ereigniis mehrere Eürsten und Heer- führer des trojanischen Kriegs.

Auf der andren der Aussenseiten wird links BriseVs bereits von zwei Herolden abgeführt; rechts sitzt Achill trauernd und tief verhüllt in seinem Zelt; die oben auf- gehiingten Waffen, Schild und Helm, weisen ebenso deut- lich auf sein Zuruckziehn vom Kriege hin, als die iieideo zu Kul'soniamenten des Klappstuhls angewandten einan- der entgegentretenden Schlangen seinen Streit mit Aga- memnon syinbolisiren. Hinter ihm steht theilnehinend sein Lehrer und Kriegsgelährte Ph ön ix. Vor ihm steht wohl Patroklos, bärtig wie auf der Schale des Sosias, wäh- rend Achill unbartig erscheint, zufolge der Tradition, wel- che Patroklos als dessen Erast und Achill als den Ero- ineiios schildert. Beide treten auch auf dem berühmten pompej iiiischen Gemälde im Hause <les poeta tragico die Abholung der Biiseis vergegenwärtigend (ilus. BorboD. II, 68. O. .Malier Denkin. I, LX.KIll, 423) in den Vor- dergrund. In demselben Zimmer beiludet sich auch die Rückführung der Chryseis (Mus. Borl). Vol. II, 57).

Th. Pa.nofka.

Hiezu Tafel XXI der JSeuen Folye: Linos ttnd Keplialon, VusenbHder zu Berlin.

Druck und Verlag von ü. llcimev.

Herausgegeben von E. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M 22.

ISeue Folge.

October 1848.

Amor und Psyclie mit Tüilesheztig.

Zur Kunst der PJiönicier (Fortsetzung). Vasenl)ilder ; Trinksprucli).

Allerlei (Dialogisirende

Amor und Psyche mit Todesbeziig.

An Professor OHo Jahn zu Leipzig. Hiezu die Abljilclung Taf. XXIf.

Äie liaben, mein wcrllier Freund, in ihrer stattli- chen Reihe arciiäoIogischer!\Ionograj)hien nach vielen Seiten iiin eine so gründliche Musterung unsres Denkmalervoiralhs angestellt, dafs die mancherlei dabei berührten Inedita des von mir gesaunnclten oder im hiesigen Königl. IMuseum befindlichen Ap- parats Ihrer Mahnung dieselben baldmöglichst zu verüffenllichen iumier weniger vorenthalten werden dürfen. Die „Archäologische Zeitung" gibt dazu ei- nen willkommenen Spielramn, den ich, ehe dieselbe vielleicht bald aufhören mufs, in mehreren Blattern ganz und gar Ihrem Aufgebot widme.

Nachdem dies so eben (XXI) in Bezug auf die l>inos- und Kej)halosvasen geschah, schreite ich, obwohl bedenklicher, zur Bekanntmachung mehrer in den Mythos von Amor und Psyche einschlagen- der Denkmäler. Bedenklicher deshalb, weil theils das Verständnifs jenes Ideen-, Sagen- und Bilder-

kreises aller seiner reizenden Fülle ungeachtet uns in vieler Beziehung verschlossen bleibt, und weil anderntheils ich mich diesmal nicht derjenigen Ueber- einslimmung erfreue, nnt der ich Ihrer Behand- lungsweise alter Denkmäler zu folgen gewohnt bin. Während nämlich die zahlreichen Denkmäler jenes ßilderkreises, die Sie aus reicher ßelesenheit sorg- fältig zusammengestellt ') und um so untrüghcher vor Einmischung der apidejischcn Fabel in die Er- klärung gesichert haben ^1, Ihnen fast ausschhefs- lich erotischen Bezugs ^) zu sein scheinen, kann ich nicht umhin, meinen früheren Ausführungen ^) ge- mäfs, die zur mythischen Psyche verkörperte Seele über die Liebesfjual des Lebens hinaus in den be- liebten und weif ausgesponnenen Gedankenkreis dunkler jenseitiger .Seelenpfade zu verfolgen , eine Ansicht, zu welcher die vorherrschende Anwendung des Psychemythos für Grabdenkmäler, aber auch des- sen enger Zusammenhang mit dem als persönlicher Genius gefafsten Amor, mit den bacchischen Genien, mit Venus Libilina und sonach mit einer Reihe von Vorstellungen mich berechtigt, welche an das von Ihnen nicht blofs angefeindete *), sondern auch aus dem Bereich Ihrer Erklärung schlechthin ver-

') ,I:ilin Arcliäol. Beiträge S. 142 ff.

•) Jalm ebd. S. 121 11". Die vorliandenen bildlichen Dar- stellungen verleugnen den Bezug auf jene Fabel durchgängiy, obwohl Hirt in seiner Abhandlung (Cerl. Akad. 1816. Bilder- buch .S. 222 fl.) ihn voraussetzt nnd die Genimenerklärer (Winck. Stosch II, 6D8ir. Tülken 111, 7I.S. 714) ihn öfters eingedrängt haben, wie denn auch .laiin S. 127, 14 in Bezug auf diese Kunstgattung mit lüirkhalt sich äulsert. Das gefällige Bild eines Berliner Karneols, auf welchem Psyche den Adler des Zeus liebkosend erscheint, gehört meiner Uebcrzeugung nach ebenfalls nicht hiehcr; es beruht nicht auf falscher Krklärung, wahrscheinlich aber auf modernem Betrug.

') Erotischer Bezug: Jahn ebd. S. 147 ff. Anders O. Müller, nach welchem (Handb. liOfi, 2) „die Fabel von Kros und Psyche unleugbar die Schmerzen der von dem hiniurlischen Kros ge- trennten Seele darstellt."

*) Gerhard Prodromus S. 245.

■') Gründlicher Beschränkung vermeintlicher Krosmysterien zu Thespiä (Jahn ebd. S. 1251.) und gründlicher Warnung vor unberufener Einmischung des jMysterienwesens in die Kunsterklärung (S. 153) kann ich gern beistimmen. Aehnliche Vorsicht hat mit grolserer Strenge von jeher auch Weicker geübt, ohne doch von mythischer und poetischer Behandlung Psyche's der Seele den Gedanken an die berühmte Seelenläu-

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wiesene Gebiet aller Mysterien streifen. Auch über diesen letzteren Punkt sind wir höchstens insofern einverstanden, dafs ich mit Ihnen den oft allzu nach- sichtig geduldeten, durch Creuzer wohl auch ge- lehrt unterstützten Mysteriengelüsien Payne Knight's, Rlillins, Inghirami's und Andrer ausländischer Ar- chäologen mich entziehe, dagegen Sie mit Lobeck's imposanter Belesenheit den Glauben an altes My- sterienwesen, mehr oder weniger nach Mal'sgabe von Zeit und Ort, für die Kunsldenkmäler mir nur zu steigern vermögen und liu- völliger Ausschlul's dahin einschlagender Erklärungen nicht höher mir gilt als für ähniiciie Fälle weiland Hirt's Aeufserung, er hebe dergleichen nicht und wünsche damit ver- schont zu bleiben.

Diesmal zu gutem Glück kann ich, aber (beim eleusinischen Opferschwein sei's geklagt!) wirklich auch diesmal nur mit genauer Nolh Ibnen derglei- chen ersparen. Das Monument, welches ich Ihnen zuvörderst mit längst vergeblich erheischter Treue der Zeichnung entgegenbringe (no. 1), ist das vor- dem nur ganz ungenau abgebildete Maltei'sche, jetzt im Vatikan befindliche viereckte Aschengefäfs des P. Severeanus und seines Sohnes Blolo ^), ein iMonu- ment das ich Ihnen früherhin nicht zu Dank erklärt hatte, das Sie selbst eben auch zu erklären verzwei- felten, das aber in seinen Ilauplzügen mir noch im- mer verständlich genug erscheint, um zumal bei be- richtigter Zeichnung es von neuem uns vorzulegen. Auf den Querseiten, welche die Tafel mit jenen Namensinschriften und eine darunter befindliche Opferscene umgeben, erscheint rechterseils der be- kannte auf seine gesenkte Fackel schlummernd ge- stützte Flügelknabc, meines Frachlens der Todtenge-

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nius eines Verstorbenen, seiner Erscheinung nach aber vielmehr als Amor zu fassen: denn aulser dem Todten- oder Siegeskranz in seiner Rechten sind auch Bogen und Köcher oberhalb aufgehängt ihm als ftlerkmale gegeben. Ein zweiter ähnlicher Flü- gelknabe steht linkerseits diesem Todtengenius ge- genüber: neben einem bekränzten Altar und unter- halb eines aufgehängten Frucht- und Blumengewin- des ist er beschäftigt den Schmetterling, den er in seiner Linken hält, mit der in seiner Rechten ge- haltenen Fackel zu brennen. Ein Wechselbezug beider Flügelknaben ist hier eben so unverkennbar als ihre mancher Erklärung empfängliche Doppel- heit unbefremdlich '). Da nun einer derselben mit erlöschender Lebensfackel selbst schlummert, der andre aber mit flammender Fackel die Seele zu pei- nigen thätig ist, so kann ich nicht umhin zwei ver- schiedene Kräfte des menschlichen Genius hier per- sonificirt zu sehen, von denen die eine abscheidet, die andre aber mit oder ohne Mysterien der Seelen- läuterung ferner obliegt. Zur Benennung dieser beiden geistigen Kräfte, die mit des Menschen Tod von einander sich trennen, schlug ich früher die Namen Eros und Anteros vor, ohne in diesem Sinne aus Zeugnissen sie begründen zu köimen '); viel- leicht lassen Sie Sich es besser gefallen, jenen an und für sich unverwerflichen Gegensatz im Götter- beariff eines irdischen Pandemos und eines unver- eänslichen Eros tTranios zusammenzufassen.

Diese Erklärung, die allbekannten |dalonischen Unterscheidungen ') sich anschliefst, kann uns hier um so genehmer sein, da die kleineren Figuren im Mittelraum unter der Inschrifttafel von jenen grö- fseren Seilenfeldern auf ähnliche Weise sich unter-

terung uml Seflciiverliiirgiing der Mysterien fern lialten unil in der Erklärung des naclifolgenden Reliefs den Gedanken an Mysterien verlengnen zu mögen (zu Zocga's Abliandl. .S. 378).

"'J Moiium. ,MuUei.lIl.t)0, 3. Vgl. Zoega Abliandl. .S. .378ff. Gerliard Besclir. Roms II, 2, S. 252 If. l'rodr. S. 261. 2&> ff. Jahn Reitr. S. 144 f. (wo dieses Asdiengefal's irrig als Sarko- [iliag bezeichnet wird).

■) l'latü .Symp. 286 A: fiiv yi'io thni.ovi' eiviii jöv "r.obiiii. äoy.ti fioi y.ui.uii thf>.(a!lcti. Nach Hirt (Anm. 9) er- kennt in den l'sycliebildern auch Müller Handb. 391, 9 diese Do|)i)elheit an, obwohl er theils durch die lirwägung der zwie-

spältige Begriff komme einem und demselben Kros zu, theils durch Annahme poetischer Krotenhäufung ihrer Krklärung sich entzieht.

") Eros und Anteros: l'rodr. S. 26:}, 77 D. Dagegen Jahn S. 145, 15.j, wo selbst die Auffassung des Eros als Todten- genius abgelehnt wird.

') Eros Uranios und Eros Pandemos: Plat. Symp. 180 E, Dieselbe Unterscheidung legte, anders gefalst, auch Hirt (Akad. Abh. 1816. Bilderbuch S. 222) seiner Deutung zweier Eroten in l'sjclie's Nähe zu Grunde.

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scheiden, wie wir sonsl neben GiiltergcstaUcn die der Slerbliciien abgesUift limien. Drei Personen freien in jenem iMillelrauin uns entgegen, und zwar wird deren verschiedene Nalur und Bedeutung auch durch verschiedene Tracht und Beivleidung uns nahe gelegt. Ein Knabe, dessen hochgeschürzte Tunika der Kleidung von Opferdienern enls|iricht, treibt mit beiden Händen nachhelfend ein gemästetes Schwein als üb- liches Opferlhier der T iilerweltsiniiclile ' ") einem Flli- gelknaben entgegen, der weniger darauf als vorwärts blickend in der linken Hand einen 0])ferkrug ' ') bereit liiilt, mit der rechten aber einen Schmetterling, viel- leicht denselben eriiebl dessen Seelenlaulurung durch Eros Uranios wir im linken Seitenfeld bereits be- trachteten. Unter solcher Voraussetzung wiire in je- nem Flügeiknaben der Genius eines Sterblichen zu erkennen, welcher die bisher ihm eigen gewesene Psyche den Todesmiichten zur Läuterung darbringt; freilicii aber ist diese Deutung von der uns noch übrigen dritten Figur ajjhängig, welche zu gleicliem ()j)fer Syndjole des Bacchus und der Venus Libitina, in der linken Hand eine bacchischeTraube, in der rech- ten aber der Venus Vogel die Taube ' -) herbeibringt. Dem vorgedachlen cerealischen Opferschwein ent- s]n"echend, sind mithin durch allverständlichc Opfer- gaben Ceres, Bacchus und Venus Libitina zugleich mit dem Cupido inferiis ") als Erd- und Unter- wellsmächte in Anspruch genommen; rälhsclhaft jedoch bleibt der zuletzt erwähnte Opferer darum, weil er bei sonstiger Lebereinstinimung durch Flii- gellosigkeit von seinem beflügelten Gelahrten sich un- terscheidet. Zur Erklärung dieses Umstandes haben wir indefs aus verwandten Kunstdarstellungen theils an die Doppelgeslalt zu erinnern, in welcher der

meistens beflügelte persönliche Genius mannigfach vorkonnnt '■'), theils an die beseligten Schaaren der als bacchische Genien gemeinhin bekannten Flügel- knaben ' 5), theils endlich auch an den dann und wann '") dabei bemerklichen Fortschritt ungeflügel- ler Neophyten zur Beflügelung der in elvsischen Gefdden gedachten Geister. Beiderlei Thatsachen glaube ich als Grundgedanken jenes sepulcralen Bilderkreises hinreichend nachgewiesen zu haben; einer weiteren Naciiforschung, wie jene Vorstel- lungen entwickelt wordeji seien, wüfste ich nicht Bede zu stehen, glaube aber den so eingestandenen ]\LTngel alter Zeuginsse durch die nachgehenden Be- lege obiger Grundgedanken vergüten zu können.

Alle diese Belege sind aus den Gemmenbildern gewählt, deren \\ erth ich für die hier in Hede stehende Lnlersuchung vorzüglich hoch anschlagen darf, wie denn dieser VVerth auch Ihrerseits schwer- lich bestritten wird, obwohl zu der neuhchen Arbeit wol selbst die Stoschischen Gemmenabdrücke Ihnen fehlten"). Die von früherher Ihnen bekannten Zeichnungen, welche ich mit dauerndem Bestreben nach Vollständigkeil aus allen hieher gehörigen und allerorts zerstreuten kleinen Denkmäler jener Kunst- gattung unter meiner Aufsicht veranstaltet und zu- sammengestellt habe "), konnten bisher zu keiner ihrem Umfang und ihrer sorglichen Ausführung ent- sprechenden Veröffentlichung gelangen; sie kommen auch gegenwärtig mir nur zu stallen, um eine Auswahl vorzüglich charaklerislisclier Belege für meine Ansicht idjcr Amor-Genius- und Psychebilder zugleich mit de- ren nachstehendem Verzeichnifs Ihnen vorzulegen.

Zunächst bitte ich Sie zwei Gennnenbilder zu betrachten, die den Seitenfiguren unsers obigen Ke-

'") Als ceroalisclies (porcus mysticiis) allbekannt, ein Iri- terweltsopfer aber aiicli dann, wenn man aus besonderer Ab- neigung gegen cerealiscbes Mysterienwesen mit Jahn S. 145 an Sclnveinsopfer fiir Aplirodite (Engel Kypros II, löü it.), oline Zweifel als cbthonisclie Giittin, erinnern will.

") Von Jahn S. 144 als Kantbaros bezeicbnet.

'■) Friilier als Symbol der Alanen von mir gel'afst und auch in diesem Kalle mit Venus Libitina vereinbar, obwohl ich auf dieser neulich (Jahn S. 145) bestrittenen Krklärungsweise nicht beharre. ICine Maske (Prod. S. 261) konnte dieser Figur nur

durcl) Gc'dächtnilsfi'bler beigelegt werden, der alsbald (ebd. S. 262. Jahn S. 144) bericlitigt worden ist.

") „Cupido inferorum"': Doni lnscr.1,34. \gl.rrüdr. S.243.

") Zwei Flügelknaben: Prodr. S. 262fr.

■'■) Hacchische Genien oder Eroten (Müller Ilandb. 206, 2): Visconti Pio-Clein. V, 13. Gerbard Bildw. Taf. &9. 91. 92. .S. .•J33 (f.

'") Prodromus S. 2^2 f.

'') Nach der S. 12'>, 16 belindliclien Aeufserung.

'^) liM archäologischen Apparat des Kgl. Museums unter Vol. II. fol. 66 72 einsetragen.

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liefs ganz ähnlich sind. Im eislen dieser Bilder ' °) ist der den Schmetterling mit der Fackel brennende Flügelknabe von Zeichen des Sieges, Pahnzweig und Preisgeials, begleitet wie sie in ähnlicher Weise den Bildern der Venus Libilina beigelegt werden und wie ein nebenan ^'') dargestellter Todtengenins mit ge- senkter Fackel den Siegeskranz sich aufsetzt; sollte diese Idee des Siegs mit Ihrer reiu erotischen Auffassung jener Seelenpein sich wol vereinigen lassen?

Gehen wir weiter, so finden wir ein Eroten- oder Genienpaar mit der Peinigung eines Schmet- terlings 2 1)^ xvie auf der vielbesprochenen vatikani- schen Ära ^-j, nur in etwas verschiedener Weise beschäftigt dort mit Feuerläuterung und mit un- verkennbar betrübtem Ausdruck, hier mit festerer Haltung aber mit gewaltsamer Ergreifung desSchmet- terhngs ^*); sie streiten darum wie andremal um Palme oder Fackel, ihr Boden ist Küstenland und nebenher peitscht ein nackter Knabe einen Del]ihin von dannen. Dieser Knabe ist llügellos gleich den oben erwähnten, denen die Beschwingung der bacchi- schen Genien noch mangell; seine Fahrt darf unbe- denkhch den Seelenschiffahrten zum seligen Eiland beigezählt werden, für die es auch sonst an Belegen nicht fehlt. Wird er hiedurcli als Schattenbild ei- nes Todlen bezeichnet, so kann icii es, Ihrer Gleich- setzung von Schalten und Seele eingedenk *^), gern geschehen lassen, dafs der nebenan gequälte Schmet- terling nicht sowohl jenem schiffenden Individuum als vielmehr einer nur sinnverwandten Grupjie an- gehöre, in welcher Eros und Anteros oder lieber

") Abgebildet nach einem (jemnienabdruck als no. 2 un- srer Tafel.

'") Auf iinsier Tafel als no. 3. Scliöner Hyacintli der Kestnersclien .Saminliiiip;.

") No. 4 unsrer Tafel, nacii einem (ieininenafjihnck.

") Vatikanisclie Ära: Visconti Pio-Clem. IV, 25. Zoega Abb. Taf. III. 7—10. IV, 9. ßesclir. Roms II, 2, 97 ff. Jahn Beitr. S. 152 ff.

") Kin älitiüclies, ich weils nicht warum verdäclitiges, Gem- menbild, wo dieser Streit um Zerreifsung de.s Sclinietterlings noch mit dem Zusatz eines Opferschweins begleitet ist, weist Jahn S. 159 aus Montfaucon Ant. I, 122 nach.

= ') r.i<So,).oy und i/'c//)': Jahn Beitr. 12S ff. 136.

Eros Uranios und Pandemos um den alleinigen Be- sitz der zu läuternden Seele streiten. Uebrigens sind Bild und Auffassung dem oben besprochenen Relief (no. 1) augenfällig verwandt, mehr noch der Vatikanischen Ära, bei der Sie an zwiefache Lie- besqual dachten ^*).

Im Gemmenbild das zunächst folgt ^^) ist das- seljje Paar von Fiiigelknaben in einer auch sonst nachweishchen Gruppirung dergestalt vorzufinden, dafs einer der beiden gebunden, der andere aber mit Fesselung oder Entfesselung seines Fufses be- schäftigt erscheint. Der Gefesselte ist hier .in eine Säule befestigt, an v/elcher zugleich auch ein Schmet- terling bemerklich ist: diese Vorstellung gilt dem- nach als neuer Beleg für den Zusammenhang ähn- licher Paare mit Psychebildern luul Grabesbezügen, wie für Darstellung des Genius in zwei von einan- der unterschiedenen Dämonen.

Zwei demnächst folgende Gemmenbilder erneuen jenen Gegensalz zweier Flügelknaben in noch an- drer eigcnthümlicher Weise. Wir erblicken zuerst ^ '), wie einer der Flügelknaben betrübt vor einer ver- schlossenen Thür stellt, auf deren Höhe der andre, ich weifs nicht ob mit vorgestreckter gestürzter Fackel^') ihm schadenfroh zusieht. In einer anderen Darstellung-") wird einer der Flügelknaben flölen- blasend und siegesfroh von einem Schwan himmel- wärts getragen, während der zweite, neben dem ein Köcher steht, jenen Schwan an einem Zügel zu lenken versucht. Sie werden sagen, diese Ero- tenscherze.seien nicht hieher gehörig; ich will Ihnen nicht widersprechen, sondern, indem ich die Mög-

■-"■J Jahn Beitr. S. 159 nach Polystratos Anth. Pal. XII, 91 :

•'') No. 5 unsrer Tafel: Glaspaste meines Besitzes.

'') No. G unsrer Tafel: Glaspaste meines Besitzes.

'^) Ist einer Fackel nicht durchaus älinlich ; an ein Füll- horn oder sonstiges zupassendes Gerätli ist aber noch schwe- rer zu denken. Das Motiv siedenden Oelaufgusses, welclies beim pompcjanischen Hild der f;e(pi;ilten Psyche (Archäol. Int. Bl. 183.'> S. 73 f. Müller Ilandb. 391, 9) angenommen ward, ist von Jahn Beitr. S. 187. 239 fürs erste beseitigt: es sei eine schmerzstillende Salbung zu verstellen, um die Gequiilte zur Ausilauer neuer Qual zu befähigen ( nach Muleager Anth. Pal. XII, 132J.

"") No. 7 unsrer Tafel; Geinmenabdruck.

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liclikeil Jen besprochenen Doppelgeniiis einmal durchs Untcrweltsliaus, ein andermal durch Zeichen der Apotheose aufgelöst und getrennt zu selin liuien bemerklicli mache, jene ralhselhaflen JjiiJer nur Ihrem weiteren Nachdenken empfehlen. Wenn ich Ihnen aber eben jene Trennung auch noch in einem Genunenbiid '") vorweise, auf welchem dieSchifffahit zum Seligeneiland mir nnverkennbar scheint, so nUndich dafs einer der Fiügelknaben au der Küste trauernd zurückbleibt, während sein Gefidnte von dannen schifft, und Ihnen schliefslich noch ein ganz ähnliches Bild ' ') anreihe, in welchem jener fort- schilfende statt des Schifls auf einer Aschen -Am- phora einher fahrt, sein Doppelgänger aber, dem Anschein nach flügellos, ihm als luftiger Schatten die Segel schwellt, so glaube ich sowohl mit mei- ner häufigen Hinweisung auf Grabesbezeige als auch mit der Doppelheit des in sich zvvies])älligen eros- ähnlichen Genius, bis Sie mich eines Besseren be- lehren, mich in meinem Recht zu befinden.

Ich bescheide mich gern mit diesem allem Ih- nen zwar anschaulichere und aucli geprül'te, aber keine neuen Thatsachen darzubieten: denn der In- halt derselljen lag mit manclier Ausfüln-img und mit mancher verwandten Notiz versehen in meinem Prodromus Ihnen längst vor, ohne Sie zu überzeu- gen. INIanchmal indefs hilft erleichterte Anschauung, und diesmal soll sie bei Ihnen mir wenigstens so- viel erwirken, dafs Sie, um ein schönes Vermäclit- nifs alter Gefühls- und Denkmälerwelt wegen des Halbdunkels das auf ilu' ruht niclit schlechthin auf- zugeben, die nichtsdestoweniger festen Gestalten eines bald einfach bald doppelt gedachten mensch- lichen Genius und seiner Psyche mir einräumen mögen. E. G.

II.

Zur Kunst der Phöuicier.

(Fortsetzung.)

üedeutemler nls diese Zugnl)e zu den Graljinonu- inenten der Plionicier ist mein Beitrag zu ihrer lemp el- .nrcliitektur. Die IMoninnente nher, von denen ich spre- chen will, hefindeti sich auf Malta, wo sie wunderhar genug der Europaischen gelehrten Welt his auf diesen 'J'ag fast gänzlich unhekannt gehliehen zu sein scheinen. Denn als der durch sein vortreffliches Werk üher Sar- dinien vvohlhekannte Graf della Mannora augenl)lick- lich aufserordentlicher Gesandte Sardiniens in Paris sich hier und auf der lienachharten Guzo ' *) hefand, wo er auf die Vorarlieiten Anderer besonders des Maltisclien Architekten Dusullil gestützt, von den unter dem Namen Giganteja oder torre de' Giganti *) bekannten Phünici- schen Ruinen jene treflliche Zeichnung und Beschreibung verfafste, die er in dem ersten Bande der nouvelles an- nales publicirte, waren diese Monumente dermafsen ver- schüttet '«), dafs der treffliche Mann gar keinen Begriff von ihrem Umlange liatte, und eilig wie er damals war, eine kurze Andeutung davon machte, die Jeden, der die Ruinen sieht, \^ie sie jetzt zu Tage liegen, in Erstaunen setzen niufs. Seitdem Iiat wohl mancher Gelehrte oder Künst- ler Malta passirt al)er Niemand scheint sich daselbst we- nigstens archäologischer Studien halber länger aufgelial- ten zu haben. Als icii nun auf meiner dreijährigen Reise durch die Küstenländer des Mittelmeeres im Januar 1846 das zu allen Zeiten denkwürdige Eiland von Tunis aus besuclite und durch widrige Winde länger daselljst iest- gehalten wurde, pilgerte icii trotz der grofsen Entfernung von la Valetta oft zu diesen interessanten Ruinen hin- aus, nahm genaue Mal'se, machte Pläne und Aufrisse so "ut es einem Laien möulich ist und verschaffte mir so eine genaue Kenntnifs dersell)en, wäiireud ich zugleich meinen Aufenthalt in der Stadt dazu benutzte, um die in den Ruinen gefundenen jetzt im kleinen 5lusenm der Bibliothek aulgestellten höchst bedeutenden Sculiituren zu zeichnen. Von diesen genauen Darstellungen kann ich leider Nichts niiltheilen , weil auf der Ixeise von Kyre-

'") No. 8 unsrer Tafel: Glaspaste meines liesilzes. ") No. 9 unsrer Tafel: Glaspaste meines Besitzes.

"J Es sei mir erlaubt z\i bemerken, dafs in ilicsem Na- men das z nicht ilie italienische, sondern die Arabische Be- deutung hat, der Name also Goso gesiuoclien wird. Der Name

ist übrigens unzweifelhaft aus der vielleicht achteren Namens- form der Insel FaviSui entstanden Strab. VF, 2 p. 441 Kr.

'"') Der eigentlich acht Maltische Name ist tone mtii el ijhjunt halb Italiünisch halb Arabisch.

"') Uebir den früheren Zustand dieser Huintn s. auch Ünorato Eres, .Malta IM(i \>. UO.

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naia nacli Aegypten mein siiinmtliclies Gepäck am Ka- tahathmos in die Hände eines Trupps Uelad Ali fiel; was ich hier gebe, ist volikoinmen dem Gediiclitnils ent- nommen, stützt sicli jedoch auf eine gründliche lebendige Anschauung und wird im Ganzen das Bild treu wieder- geben. Wenigstens hoffe ich, dafs diese Notiz vorlaufig eine Lücke ausfüllen wird, bis den Gelehrten etwas Ge- naueres gel)oten werden kann; nur unter diesem Gesichts- punkt bitte ich es zu betrachten.

Dieses Monument, übrigens nicht die einzige Spur altphönicischen Lebens auf Malta " ), dieser reichen in- dustriSsen Zufluchtsstätte i «) melite der kühneu Seefaiirer auf ihren weiten Unternehmungen, sondern nur das seiner Lage wegen allein ziemlich erhaltene Denkmal desselben, befindet sich auf der Südseite der Insel etwa 25 Miouten hinter dem auch durch eine Merkwürdigkeit anderer Art, die sogenannte Mulduha der Felseinsturz

interessanten casal Crendi auf rauhem Felshoden nahe

der von einer Hohe von etwa 150 Fufs klipi)enliaft und steil abfallenden Felsküste, vor der in einiger Entfernung die Felsinsel Filfile liegt, wohl sicher einst vom Haupteilande losgerissen. Das Hauptinteresse dieses Monumentes oder dieser Moiuimente nun, die unzweifelhaft so gut wie die auf Gozo, heilige Bezirke, Tempelräuine sind, bestellt ilarin , dals sie in einigen 'l'heilen mit jenen vollkommen übereinstimmend, in anderen aber, wenigstens im gegen- wärtinen Zustande minder reich, in anderen bedeutend abweichen und neue Erscheinungen darbieten, und so die Kunde des Gegenstandes nicht wenig zu bereichern ver- spreclien.

Was noch gegenwärtig erhalten ist, besteht in zwei vollkommen gesonderten Hauptgruppen, die jedoch einst durch eine sehr umfangreiche Umsclihirsmauer, von der man hier und dort noch einzelne Reste wahrnimmt, zu einem Ganzen verbuiulen gewesen zu sein sclieiiien; or) aber drei aufstehende mächtige Steinbnikeu hart am Al)- fall der felsigen Hocliküste zu ihr gehören, l)ezweifle ich und glaube vielmehr, dals es noch nicht an den Platz seiner Bestimmung geschalFtes Material ist. Denn das Bau- material dieser Monumente, ungeheure Steinlialken, die »rölsten von 15 20 l'ul's Höhe, die man vertical auf- richtete mit Ausnahme weniger, deren längste Seite diese Dimension noch überschreitet, so dafs man sie horizontal aufstellte, ist dem Felsen sellist, worauf die .Moiuimente

stehn, entnommen und gehören der bekannten tertiären Kalkformation an, die an allen Küsten des Mittelmeeres vorwaltet.

Die Hanptgruppe nun oder damit ich mich deutlicher und bestimmter ausdrücke, der fast in allen seinen Thei- len erhaltene Tempel, den ich auf dem Planchen, den ich hier beifügend der Nachsicht der Leser empfehle, mit A bezeichnet hal)e, hat folgende Anordnung.

Durcli einen tiefen Eingang, dessen Seitenpfosten, welclie noch die zu einem Gitter oder vielmehr, nach der grofsen Dimension der Löcher zu schliefsen, zu einem ge- legentlich vorzuschiebenden Querbalken bestimmten Löcher aufweisen, dessen Deckbalken und Schwelle bedeutend regelmäl'siger bearbeitet sind, als die das übrigeTempel- gehege bildenden Steinl)löcke, und somit eine besondre Heiligkeit in Anspruch nehmende Oertlichkeit darstellen, tritt man von der heiligen Gegend des Aufgangs her in einen oblonsien Raum 1 von etwa 75 80 F. Länge bei

'") Sehr viel vereinzelte Trümmer ganz analoger Bau- werke finden sich nocli auf dem Inselchen zerstreut, werden

iialinlich at)er mit jedem Jahre weniger; besonders um ilas Dorf Siggeui umher und am inirssa .Scirocco. "J Uiod. V c. 12 y.(ac<iivyrj.

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deren 25 der Breite; der Hol denn so kann man ilin dücli nur nennen, liypaethral wie er ist und augenscliein- lich stets war, wie denn aller Kultus der Semiten unter dem offenen greisen Himmelsgewölbe Statt (and, scldiefst an beiden Seiten zwar unregelmäfsig alier doch iingelälir in einer Ellipse ab, und beide Ellipsen seilen wir durch ireilicli etwas zerstörte Abscliränknngen gleich- falls aus vertical anl'gericliteten Steinbalken aber wohl nur von G Fufs Höhe zu iieiligen cellenartigen Räumen abgeschieden. Obgleich, wie wir sogleich seilen werden, in der linken Ellipse das Symbol der INaturgöttin stand, so war doch augenscheinlich nach den vielen Spuren, die sich hier iinden, und die ich mir nicht getraue , aus dem Gedaclitnil's wiederzugeben "), die nördliche Ellipse eine besonders heilige, wie sie denn in dem Tempel auf Gozo als die bedeutendste Statte iür den gewöhnlichen Cultus erscheint. Die andre Bedeutung die sie hatte, werden wir weiter unten betrachten. In der südlichen offener gehaltenen Ellipse nun stand bei « ein keilförmig abge- rundeter Kegelstein von etwa 3 Fufs Höhe, jetzt auf der Bibliothek von la Valetta, sehr anmutliig aligeglättet und unzweifelhaft, wie das bekannte Beispiel von Paplios und so manche andere Analogieen lehren, das Symbol der Naturgottheit simulacrum deae non elllgie humana, continuus orbis latiore initio tenuem in ambitum meta in moduiu exsurgens ^o).

Ein wiederum tiefer Durchgang führt in die zweite Area von idinlichen Verhältnissen, nur dafs der Raum aus dem weiter unten anzuiiilirenden Grunde eine gröfsere Länge hat; hier erblicken wir an der südwestlichen Wand einen grofsen etwa 3'/. F. über der Erde auf einem starken runden Stein ruhenden Tisch (6), eine gewaltige Steinplatte von 8 9 F'ufs Länge, bei deren 4 in der Breite, 1 in der Dicke, gut und regelmä- fsig bearbeitet; zu seiner Seite bei c steht ein etwa 2

2' ; F. hohes Steinbecken. Bei d ist ein noch wohl er- haltener Heerd einem andern, der wie ich bestimmt weil's aul'ser diesem noch vorhanden ist, weifs ich wahr- lich nicht mehr seine Stelle anzuweisen klein, aller- dings mehr zum Backen von Opferkuchen ^ '), als zu sonst einem Zweck geeignet; bei e ungefähr ist eine etwa 2 Ful's im Quadrat haltende, wie man deutlich sieht, durch eine Platte schliel'sbare Oeffnung in den Stein angebracht, um in den Zwischenraum /', auch eine höchst mysteriöse Lokalität, zu gelangen, (/((auf dem Plane, natürlich nicht zu genau anzunehmende Oertliclikeiten, stellen mit Punk- ten in regelmäfsigen Linien gezierte Steine dar, wie sie auch zahlreich in den Monumenten auf Gozo erscheinen, und nach della JMarmora's nicht unwahrscheinlicher \'er- muthung den gestirnten Himmel symbolisiren ^ ^ ). Auch die liedeutungsvolle Schlange findet sicli auf einem die- ser Steine.

Hinter dieser zweiten natürlich auch hypaetliralen Area nun erscheint eine dritte mit viel niedrigerer un- bedeutenderer Unisclilufsmauer, in der, wenn mein (üe- dächtuifs mich nicht trügt, horizontal gelegte mit verti- cal gestellten Steinen abwechseln. Da dieser Raum nun auch ohne ansehnliche Verbindung mit dem zweiten Hofe ist, indem ein in der Mitte vielleicht 3'; Fufs hoch bis drei breit auscarrirter Stein h die.Thür bildet, so entfernt sich hierin die Anordnung dieses Tempelbezirkes schon sehr von dem auf Gozo, wo das Mittelschiff des Ganzen seinen offenbaren Abschlufs in der hinteren Exedra fin- det und diese somit als das Allerheiligste darzustellen scheint, wozu noch der Umstand hinzu kommt, dafs un- ser dritte Raum durchaus nicht die Gestalt einer Ellipse oder Exedra hat und sich auch durch seine weitläuftigere Räumlichkeit unterscheidet.

(Schluls fotgt.J

'") Ueberliaupt mufs ich ein fiir alle Mal erwähnen, dafs ich auf die Angabe unendlich vieler Kleinigkeiten wenn man anders diese [Besonderheiten, die für den Cultns, vorzüg- licli den symbolischen die grölste Bedeutung haben, so nen- nen kann verzichten inuls, weil ich ihre bestimmte Loca- lität nicht mehr anzugeben weifs.

-") Die bekannte Stelle des Tacitus Histt. II c.3 vgl. Ma- ximus Tyrius dissert. 38.

■'') S. della Marmora p. 21 vgl. Jeremia 7, 18: ot vio'i fuiTOJi' avl).()'Ovai ^lO.tt xicl oi ntniotg itviöJv xaiovai ;ivn xed eil yvvidxtg cwtiöv TQi'ßovai arcüg, tov noirjacti xitvüvng Tij ainuTtK rou ovQai'Ov xici faniiauv anovääg lleoJs ui.l.orni'oig ii'(( 7iKQOQy(ao)aC /Ji,

•■') S. Gerhard die Kunst der Phonicier p. 2.5.

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352

Alle

1

I.

33. DiALOGISIRENDE Vasenbildek. Die Zaiil der l>is Jetzt entdeckten dialogisirenden Vasenhilder ist leider so -gering, dols man liesondre Ursacli liat die- sell)eii wo sie ans Liclit treten, zu sorgfältiger Prüfung zu empfelilen.

Eine grol'se nolanisclie Amphora mit rotlien Figuren, sonst im Besitz des Hrn. Calefatti zu Noia, in Gerliard's Aus- erlesuen Vasenl)ildern Band II, Taf. CXXIV veriiirentliclit und mit Reclit als Zweiiiampf des Ares mit Hera- kles wegen Kyknos gedeutet, stellt einerseits den bärtigen Herakles dar, dem das Löwenfell Haupt und Körper ül>er dem kurzen Chiton deckt; er bedroht sei- nen Gegner mit sclilaglertiger Keule, wiihrend seine vor- oestreckte Linke den scythischen Dogen halt. Ihm ge- genüber zeigt die Rückseite in dem Bilde eines bartigen Hopliten otVenbar den Ares, der mit seiner Lanze nach dem Unterkörper des Herakles zielt.

Diese Vase erinnert lebhaft an eine andre nolaiiische yrofse Amphora, gegenwärtig im Neapler .Museum, auf welcher ich bei Bekanntmachung dersellien in meinen Vasi di Premiü tav.VI den Zweikampf des Ares und der Athene wäliretul des trojanischen Kriegs erkannte: da- selbst tritt einerseits Athene lanzenwerfend auf, andrer- seits liegt Ares in gleicher Absicht mit seiner Lanze aus. Anziehend sind die beiden den Kiimplern aus dem Munde (lielsenden Worte, die nicht wie gewöhnlich Kigennamen, sondern einen kleinen Dialog darlüefen. Athene ruft ihrem Geoner zu KAOIE 'i"' ^i'-'^^itt wirf heraus: Ares er- wiedert ihr KEOMI 'ü'" «"/'«'. y-tTfiai i c li liege aus. Kin überraschend idinliches Wechselgespräcli liefert die Calefattische Amphora mit dem Kampf des Herakles und Ares. Herakles ruft A0ET^EN+9E^ ''"■ "'^*" iy/o; sende ab den Spe-r: woraul Ares antwortet KÄÖN für «'«oj' [?Jer senkt sich schon, womit die Richtung des Speers genau übereinstimmt. Unsre Aus- legung des letzten Wortes, das wir als Partizip nehmen, stützt'^sich auf Hesych. v. Ktäaur ayjf^u.t, auvaui ... V. Kfaad-ij- txli'MUij. V. Ktün^iuru-\ y.lüafiuTC., öi'ynuTc, diu']oi'iyfiuTU. v. Ktüauf ditltiv, avy/^tui. ^ ^^ Th. Panofka.

,^6. Trinksphuch. Am Schlufs einer interessan- ten Zusammenstellung römischer 'rrinkgelälse im VII. Jahrjang der Jahrbiaher des Vereins von Alterthums- freunden im Rheinland S. 115 erwähnt Prolessor Otto Jahn die Inschrilt eines Glasgefälses APBAKTI PIE (Brunati Mus. Kircher. inscr. p.49,2: in vitreo vasi) und bemerkt, dals sie keinen Namen enthält, sondern zu lesen und erklären ist äiiQay.r'i 7ik trinke in Mufse. Lr- wägt man indels dals dnijay.itui „ich bin mülsig, richte nichts aus, erlange es nicht (Xenoph. Cyrop. 1, ö, 6)" be-

deutet und dafs hiemit in Uebereinstimmung die Lexiko- graphen «.Toc.xrwg „unthunlich, ungethan", auch ,, nichts thuend, mülsig, unwirksam, vergeblich'' erklären: so leuch- tet ein, dafs die von Hrn. Jahn vorgeschlagne Ueber- setzung der erforderlichen Genauigkeit entbehrt und dafs überdies ihr Sinn etwas frostig erscheint. Andrerseits al)er läfst sich nicht leugnen, dafs die von uns angegebne Bedeutung des Wortes dnQuxii in Verbindung mit nie nichts weidger als einen passenden Wunsch oder Trink- spruch aiiszudrücken vermag. Dieser Umstand dient zur Entschuldigung, wenn ich die Vermuthung ausspreche, APBAKXI PIE stehe lür uQnaxTi nie trinke rei- fsend, rasch, trinke in einem Zuge: ein Trink- spruch, zu dessen Nerständnifs der sinnverwandte flPO— niNEMH KAremZ Trinke zu, setze nicht ab auf einem Gefäls in SchilTsform wesentlich l)eiträgt, das ich in meinen Recherches sur les Noms des Vases PI. V, 75. bekannt machte und erläuterte. In gleichem Sinn wird das von demselben Stamm herrührende uQnu}Jiog aufge- läl'st, das llesychius mit ii.Q7iuy.Tiy.i7)Q, irQof^vfiwg, jiQog- ip'wc erklärt und unnctliy.u, wobei uOTiuy.TU, nQogfpilij als Glosse stehen. Diese Deutung gewinnt an Wahr- scheinlichkeit, sobald man erwägt, dafs mit dem Wort ativang nicht i)los das Trinken in einem Athem {Tlöaig Tig, fjV ioTiv uTii'ivaTi nivui' fii) /nvaurru, .\then. XI, 783 (l), sondern auch das Gefäfs woraus bequem zu trin- ken ging (noTi'/jut. drp u»' iarl ntiTv ivfi(t(ii~ig) bezeich- net] ward: tiiifii'iiTint sagte man von Einem, der in einem Athem getrunken hatte (tif' 'n' ni'tvfia nitTr^. Auch die ylmaaji], eine grol'se, weite 'l'rinkschale, die zu Säufe- reien von denjenigen angewandt ward, welche man Xd- iiv/.Tixi nannte, verdient hier in Betracht zu kommen, in- dem die '/.('i.ifvyTui, womit XdijvQu die Beute zusam- metdiängt, als Zecher und grofse Schlucker den änno.y.Tiu, wie wir sie in Bezug auf die Inschrilt des Glas- gefälses uns denken, sich vollkommen gleichstellen. Mit Recht leitet Athenaeus Xl p. 485« die INamen .^/i/iKar//, den diese grol'se Kylix führt, davon her, dals man aus ihr gierig schlürfen Imxjjki (Hesych. lü^uov vnoy.uildl- vioi' Ti]i' yXwacn'.^', twaifinni' n) vdniQ find rirog ij/,ov) das ist übermafsig trinken konnte, im Gegensatz mit dem soijenannteii Bombylios, woraus man tropfenweise den Wein in den Mund lliefsen liefs (Athen. XI, p. 784(1). Zum Schhil's lühre ich noch an, dals ein Gefäls mit en- gem Hals und durchlöchertem 15oden, wie die 7\Xiri//i'(Vpa, mit welcher es bei Aristoteles Pliysica IV, 6 Simplicius und Philoponus vergleichen, den Namen [-/(i/idyioi' lülirte, und erinnern an des Plaulus Pseudolus Act IV, Seen. II, wo Ballio sagt: nani nihil etiamdum hiirjHtijav'il , praeter cijathim et cuiilharmn.

'I'h. Panofka.

Iliezu Tafel XXII der Neuen Foit/e: Amur vnd Psyche mit Todeabezvcj.

Druck und Verlag von G. licAmer.

Herausgegeben von K. GcrhuriU

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

M' 23.

Neue Folge.

November 1848.

Baccliisclie Psyche. Zur Kunst der Plionicier (Sclilufs).

I.

Bacchische Psyche.

Uiezu die Abbildung Taf. XXllI.

IPas anniulliige Reliefl>ild der vorliegenden Tafel ist einem rcclilerseils versUimmelten Sarkophag entnommen, welclicr bis noch vor wenigen Jahren im Hof eines römischen Privalhauses ■) als Brunnen diente. Ohne vor ähnlichen Bildwerken der Kaiser- zeit in künstlerischer Ausführung sich auszuzeichnen, verdient es unsre Beachtung als eins der eigen- thümlichslen Denkmäler jener sinnvollen Gräher- bildnerei, in denen zugleich mit dem Taumel bnc- chischer INIyslerien dns Schicksal des menscliiichen Genius und der ihm iresellten .Seele veranschaulicht wurde. Allbekannt ist, dafs das Urbild dieser Men- schenseele in einer jungfräuüchen Psyche oder Anima mit Schmetterlingsflilgcln seinen Kunstausdruck ge- funden halte , natiirlich und niciit minder he- katml, dafs diese Gestalt einer mythischen Psyche zum gleichgeltenden Ausdruck der Menschenseele für die unzähligen beseelten Individuen des Alltags- lebens diente , und wenn als liebender Gefährte jener ersten und urbildliciien Psyche der beflü-

gelte Liebesgott Amor feststeht, eben dieser Gott aber als Urquell alles geistigen Menschenlebens ge- feiert wird, so lag der bildenden Kunst keine Fol- gerung, der Kunsterklärung keine Annahme näher "als auch im beflügelten Gefährten jedweder, gött- lichster oder menschlichster, Seele oder Psyche den ihr entsprechenden Genius des geistigen Menschen- lebens zu erkennen.

Diesen anderwärts ausführlich begründeten *) und durch keinen Widerspruch abweichender Ansicht bisher beschränkten Grundsätzen zufolge haben wir zuvörderst das Paar zu deuten, welches in Mitten zweier Wagenzüge den Mittelpunkt unsres, am rech- ten Ende leider verstümmelten, Reliefs bildete. Beide Wagenzüge werden von Knaben gelenkt und kna- benhaft sind überhaupt sämmtliche Figuren des Bil- des gehalten; in solcher, vermulhlich durch die Be- stimmung des Sarkophags für ein Kind veranlafs- ten, Kindsgestalt stellen nun besonders angemessen Amor, der ja auch sonst meistens als Kind, und l'syclie, die gemeinhin als Mädchen gedacht wird, sicii uns dar. Voran schreitet in langer Kleidunsr Psyche und schlägt in einer ihr seltenen *) bacchi- schen Weise das Tynipanum; sie blickt nach dem Amor zurück der, vermulhlich als Beckenschläger, iiu- folgt. Dafs hier nicht an Amor und Psyche als

') In Via de' I$(irgognuni. Neuerdings ist dieser SaiLo- pliag in der durdi Erweiterung derselben Strafse gewonnenen Piazzetta Torlonia aufgestellt worden. Vgl. Arcliaol. Inlell. i;i. 1833 no. 6 .S. 39. J^lm Arcli. neiträge .S. 189,273.

'^ Gerhard Prodronius S. 24() If. Vgl. Eeschr. IJoms 11,2. Heilage S. 6.

') AlsTheilneluncrin des baccliisclien TliiasDs wird Psyche vnii Jahn (Beitr. s. 18!) IF. Vgl. Millltr Ilandb. 391, 9) aufser dem gegenwärtigen Relief nur durch die C'entaurengespanne bezeugt, auf denen sie einigemal mit einem ihr verbündeten Amor erscheint (Anni. 5,). Als eigentlicher Sinn solcher Vor-

.slcllungen wird S. 192 nur die allgemeine Glückseligkeit der üacchusverehrer vorausgesetzt; auf die Mysterien seien solche Vorstellungen aber nicht beschränkt. Verstehe ich recht, so würde dann für alle jene baccliisclien Grabreliefs, für die man einen Bezug auf Mysterien ablehnen will , nur die V or- aussetzung eines elysischen Taumellebens, eines weinseligen lilysiums übrig bleiben, welches bei aller Zügellosigkeit des verfallenden lleideiilliums ohne seine Bechtlertigung durch Dionysos als mystischen Krd- und ünterweltsgott römischer so wenig als griechischer Gedanken- und Bilderfülle meines Er- achtens zugeiiiulhet werden darf

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mythische Personen, sondern als menschliche Ab- biidei" jener als Genius und als Seele vervielfüllig- ler Wesen mit Anwendung auf den Verstorbenen zu denken sei, ergiebt sich theils aus dem in jener durchgängigen Kindesbildung sümmllicher Figuren näher gelegten Grabeszweck, theils auch aus den bacchisclien Attributen jenes Paares, dessen gleich- falls bacchische Umgebung nun näher zu betrach- ten uns obliegt.

Diese Umgebung besteht auf der vollständig erhaltenen linken Seite des Bildes in einem von zwei Centauren gezogenen Wagen, auf welchem ein geflügelter Knabe mit Thyrsus und Weinkrug ver- sehen einen erhöhten Sitz, der fast einer Cista niy- slica gleicht, behaghch zur Seite blickend einnimmt. Mit Bezug auf neuere Untersuchungen über Bac- chus Psilax ■•) dürfte man geneigt sein in dieser Figur einen geflügelten Bacchus zu vermuthen, wäre nicht gröfsere Wahrscheinlichkeit vorhanden, dafs dieser Gott in der gleichfalls init Thyrsus verse- henen einfacheren Knabengestalt des auf der rech- ten Hälfte des Bildes befindlichen Wagens gemeint sei. Der Zusammenhang unsres Bildes, das auf der Geltung bacchischer Weihe, aber auch auf der Hochsteijung des Eros beruht, kann es rechtferti- gen dals Bacchus, wenn er mit sjjrengendcm und von einem Amor beeilten Gespann einem Paare verklärter Sterblicher voranfährt, einfacher erscheint als der von bacchischen Gaben betheiligte und je- nen Sterblichen zunächst vorstehende Weltgenius Eros. Dieser Liebes- und Lebensgott, dessen Bil- dung zugleich an die Grundform des nienschhchen Genius und an den Todtengenius mit der Fackel erinnert , zieht mit den Unterpfändern bacchi- scher Weihe ausgestattet hier triuniphirend einher, von Centauren gezogen welche mit bacchischem Krater und Ilirleristab, mit Pinienast und bacchi- schem Becken zugleich die Wildheit und die Be- zähnmng bacchischer Waldbewohner ausdrücken:

Eros der aller Götter Geräth als seine Beute zu zeigen pflegt, hat mit den übrigen Gaben des Bac- chus auch dieser Dienerschaft sich zu erfreuen *). Ihnen voran schreitet das Paar bacchischer Einge- weihter, die wir vorher als eine ihrem Genius bei- gesellte Psyche bezeichneten; Bacchus selbst eilt einem zweiten Amor gesellt ihnen voran; nebenher findet die sinnliche Seligkeit bacchischer Einge- weihter, die in diesem Bilde dem Eros beigelegt ist, im kahlen Stamme des Hintergrunds und im umgestürzten Fruchtkorb eine Andeutung ihres ge- störten Genusses bei winterlich dürftigem Dasein.

Einzugestehn ist bei dieser Auffassung des Bil- des, dafs weder Bacchus in seiner sonstigen Würde erscheint, noch auch der mit ihm gesellte Amor ein ähnliches Uebergewicht der Darstellung auf an- dern bisher bekannten Bildwerken behauptet. Dem- nach darf, in einem Bilderkreis der, seines anspre- chenden Inhalts und seiner allgemeinen Verständ- lichkeit ungeachtet, ohne mehr schriftliche Zeugnisse uns innner dunkel bleiben wird, noch ein dritter Erklärungsversuch nicht verschwiegen werden, der den sehr ähnlichen Reliefs bacchischer Genien *) sich anschliel'st. Man pflegt mit dieser Benennung Gruppirungen von Flügelknaben zu bezeichnen, für deren Bezug auf bacchische Weihe unzweideutige At- tribute sprechen und deren Benennung als bacchische Eroten oder Genien in der vorangestellten Wech- selbeziehung des vervielfältigten Genius zur verviel- fältigten Menschenseele oder Psyche seine Recht- fertigung findet. In jenen Gruppirungen finden wir nun als Mittelsperson des Ganzen einen der Knaben hervorgehoben, dergestalt dafs seine wankende Ge- stalt von Gefährten umfafst erscheint und sein zu- weilen für Bildnifszüge noch freigelassener Kopf ') ihn als INeuling des Kreises in den er eintritt be- zeichnet, und eben dieser Neophyt einer Versamm- lung seliger Genien der Abgeschiedenen findet sich dann und wann durch die ihm noch fehlende Be-

*) Braun Kiinstvorstelliingen iles gpfliigelten Dionysos. München 1839. Wt-lckcr Rlieiii. Mus. V[, ,092 If. und zu Miiller's Hanrib. § 383, 9.

') Aus baccliiscliem Grfolg und zugleicli als Ilütfr der Un- terwelt allb'ikannt, bieten die Centauren aucli dem Liebesgott und den mit Psyche vcrbundnen Kröten oder Genien ihren

Rücken dar, wofür eine vatikanische Ära (I'io-Clein. IV, 2ö. Jalin Boitr. S. 152 ff.) neben zahlreichen andren Beispielen (Jahn ebd. .S. 1!J0 11.) das berühmteste Zeugnifs ablegt.

'') Baccliische Genien : oben S. 342 Anni. 15.

') So im vatikanischen Relief bei iMillin Gal. L\IX, 27<i.

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flügclung von den iihrigen unterschieden '). In ahiilicliem Sintie liefse denn auch in unserni Uihl der mit Thyrsus versehene noch unhefliigclle Knabe des vordersten von einem Eros geleniiten Wagens erst der Vcrsamndung verwandter Geister zuge- führt sich deniien, wahrend der hefiägelle und inil l)accliiscliem Beiwerk reichlich bedachte Iniinber des zweiten Wagens einen jener Genien im vollen Be- sitz hacchischer und elysischer Beseligung darstel- len möchte, das tanzende Paar in Mitten der Dar- stellung aber auf die allgemeine Idee dieses iSar- kophagbilds, auf das Iliniiberwandeln eines Sterbli- chen in die 'seligen Gelilde zu deuten wäre. Dafs ein solches Individuum im Wechselbezug von Amor und Psyche seinen angemessenen Ausdruck findet, ward bereits oben angedeutet und findet durch ziirtliche Gru[i[ien desselben Inhalts seine Bestäti- gung, wie sie auf Sarkophagen dem Todtengenius mit der Fackel benachbart nicht selten sind ").

In Otto Jahn's so gelehrter als sorgfältiger Ar- beit über Amor und Psyche '") ist die erotische Bedeutung der Seelenqual und Seelenläuterung mit einer Hintansetzung alles übrigen bekannten Lebens- und Todesbezugs der als Seele gefafsten Psyche verfolgt worden , welche den gelehrten Verfasser verleitet hat wesentliche Gegenstände verwandter Kunstdarslellungen zu übergehen. Als einen solchen von der Gräberdarslellung Psyche's unzertrennlichen Gegenstand glaubte ich bei neulicher Besprechung dieses räthselhaften Bilderkreises") die Gellung des Amor als jiersönlichen Genius , aber auch die vorgedachte Darstellung hacchischer Genien und die hienächst zu betonende Bildungsweise der als Todesgöllin gefafsten Venus bezeichnen zu müssen.

Wie jene Darstellung der bncehischen Genien im Kreise der Sarkophagbilder häufig, wie sie in die- sen für das Verständnils der Amor- und Psyche- bilder und für deren Bezug auf bacchische Weihe entscheidend ist, so findet sich in einer andern Kunst- gattung, den Gemmenbildern '-), die Darstellung der Venus Libitina in einem Ueberilufs vor, welcher weder über deren Person noch über deren Zusam- menhang mit allen vorher berührten Darstellungen uns zweifelhaft läfst.

Nachdem ich diesen ganzen Kreis von ßild- nereien denjenigen denen er erheblich genug scheint darauf einzugehn seil längerer Zeil ausführlich er- örtert und den allerdings fühlbaren Mangel eines nicht überall zugänglichen, nirgends übersichtlich gemachten Apparats durch reichliche Nachweisun- gen erleichterl habe, darf ich, da Ungewifsheilen im Einzelnen keine Widerlegung meiner Gesammtan- sicht sind und skeptische Anzweifelungen nur durch stellvertretende neue Ansichten Werth erlangen, auf jene Ergebnisse längst geführter Untersuchungen mich berufen, um dem von uns betrachteten sehr eigenthümlichen Sarkophagbild auch die räthselhaf- ten Gemmenbilder zwei vorzüglicher Kameen, eines farnesischen, jetzt zu Neapel '"), und eines florenti- nischen '^), hienächst anzureihen. Beiden Denkmä- lern gemeinsam ist die Vorstellung zweier von Amor geziigelten und gequälten Psychegestailen, über deren Person die Schmelterlingsflügel reifer Jungfrauenbildung eben so wenig einen Zweifel zu- rücklassen können, als die Zügelung welche Amor zugleich mit geschwungener Fackel an iimen übt im ersten jener Denkmäler sich verkennen läfst; in dem andern geht er drängend nebenher und beeilt

•) Gerliar.l Bildw. .YCII, 2. Vgl. Prodr. S. 262 f. ') Fea Villa Alljani no. 172 iiml sonst. Vj;!. Jahn Beilr. S. 165.

'") Jahn Arch. Beitrage S. 121 ff. Ohen S. 337 ff.

■') Oben S. 3,38 ff.

'') Worüber in cini-m besonderen Aufsatz „Venus Libitina auf Gemmen und (;ias|iasten" im Kunstblatt des Jahres 1827 no. 69. 70 von mir gehandelt ward. Die dort erwähnten Denk- mäler sind im Archäologischen Apparat des hiesigen Königl. Museums (Vol. II fol. (jü 72) zusammengestellt.

") Bracci Alemorie degli incisori I agg. 221. Tassie pl. 35, 3116. Quaranta JVluseo Borb. IV, 39. Vgl. Neapels Bild- werke I, 407, 4. Eine Wiederholung dieses Kamee wird von Tassie no. 3114. 3115 mit der Besonderheit anget~ührt, dals statt der Psyclien tlügellose Figuren, angeblich Hören, da- selbst sicli finden.

") Mus. Flor. 1,93, 2. Wicar. I. Livr. 12. („Venus"). Gal. di Firenze V, 1, 18 p. 130 ss. wo die Hauptfigur Bacchus heilst, während Andre, auch Müller (Handbuch .391, 9), sie Ariadne nennen: dasselbe ist in iler Benennung der Grn]ipe als Bac- chus und .Vriadne (Lippert 1, 386) gemeint.

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die zur Rechten befindliche Psyche, deren Anlhtz in beiden Bildwerken umgewandt ist. Vereinzelt genommen, wie diese Vorstellung mit Psychen in menschlicher Bildung (no. 4) oder auch mit Schmet- terlingen an deren Stelle (no. 5) sich findet, würde sie nach der noch neulich von Otto Jahn durchge- führten Ansicht lediglich aul die Knechtschaft der liebenden Seele '^) zu beziehen sein; da aber zu jenen bekannten tändelnden Gruppen hier noch an- dre Personen und zwar als Hauptpersonen des von den Psychen gezogenen Wagens sich gesellen, so bedarf der hier zu verfolgende Gesichtspunkt einer wesentlichen Erweiterung.

Die auf dem Wagen des florentinischen Ka- mee sitzende Figur, die in behaglicher Stellung nach dem Beschauer gewandt in Vorderansiclit er- scheint und mit ihrem einen Thyrsus haltenden rech- ten Arm der hohen Lehne des Wagens aufruht, ist mit Chiton uud unterwärts auch mit einem Peplos bekleidet. Mit dieser Kleidung hat es Zannoni ver- einbar geglaubt die Figur einem weibischen Bacchus beizulegen, während bei allem Wechselspiel in der Bildung dieses Gottes festgehalten werden darf, dafs er nicht blofs in Verkleidung als Frau, son- dern, so oft überhaupt sein zwitterhaftes Wesen sich kund geben soll, in seiner Kleidung sowohl als in seinem Gliederbau auffallend schlaff, üppig und weibisch erscheint'*).

Ein ähnlicher Zweifel fand bei dem farnesischen Kamee statt: die nur mit wallendem Peplos beklei- dete und oberwärts enlblöiste Figur, welche behag- lich dort ausgestreckt ist , ward von den Meisten für Venus, in der Beschreibung von Neapels Bild- werken aber unsererseits für Bacchus gehalten "), und auch bei jetziger erneuter Betrachtung eines Abdrucks der Gemme blieben die Urtheile der

Künstler sowohl als der Antiquare getheilt. Wird ein Bacchus anerkannt, so ist die Gru|)pirung des- selben mit dem ihn stützenden LiebJingssatyr ") unmittelbar verständlich; thront aber, wie wir der überwiegenden Ansicht uns fügend immerhin glauben v/ollen, eine Göttin auf dem Wagen, so kann Aphro- dite oder Ariadne, jene wie diese als Bacchusge- fährtin, jene als Libitina, diese als Libera füglich verstanden werden. Ein doppelt vorhandenes Sar- kophagrelief "), wo dem Vermählungszug des bac- chischen Brautpaars Semele oder wahrscheinlicher Venus voranfährt, läfst diese letztere Göttin auch liier uns erkennen und ihrer Bedeutung als Lebens- und Todesgöttin von neuem gedenken. Amor in cieich umfassendem Sinne als Liebes-, Lebens- und Todesgott, die gequälten Seelen als Dienerinnen der Todesgötlin reihen dieser Erklärung sich ohne Schwierigkeit an, und nur die sonstigen Nebenfi- guren beider Kameen heischen noch eine weitere Erwägung.

Ein Flügelknabe steht mit mildem, vielleicht bittendem Ausdruck der Göttin des florentiner Ka- mees zur Seite; es kann, wenn man auf Trennung des Eros vom Anteros nicht eingehen will, der himm- lische Eros Uranios sein, welcher bei Venus Li- bitina für das Geschick der gequälten Seelen sich verwendet, während etwa sein Gefährte, der irdische Eros Pandemos, dem Beschlufs des Geschickes verfallen, die Psychen die er geleitet selbst vor- wärts drängt. In verschiedener, aber nicht unver- einbarer Weise zeigt auch der farnesische Kamee eine ähnliche Umgebung derselben Göttin. Ein lenkender und fackeltragender Eros steht dort auf der Deichsel des Wagens, während ein kleinerer Flügelknabe das Rad aufzuhallen bemüht ist, ein dritter ungeflügelter Knabe aber von der behaghch

") Kros als Seelenlenker, rivloyog, platonisrli und auch nach poetischem Spracligebraucli: Jacobs Anlh. Gr. I, I p. 17. Jahn Beitr. .S. 147.

"') Weiliischer Bacchus: mcmhris moUihus et liquoris fc- minei dissolulissimus Uixilnte (Arnob. VI, 12). In Krinnerung ähnlicher Zeugnisse uml Bildungen nahm Müller Ilandb. 383, 5 ein Götterbild in schlicht weiblichem Anzug {Mus. Borb. VIII, 12) eben auch lieber für Kora als für Dionysos.

■') Neapels Bildw. a. a. O. (Anm. 13). Für Venus bei Bracci

und Quaranta, womit bei Tassie die Benennung Aurora, näm- lich als Verlolgerin des Cephalus, stimmt.

'") Dionysos und der Satyr (Paus. I, 20, 1), gewohnlich als Ampelos bezeichnet, welche Benennung jedoch Beschrän- kung erleidet (l'rodr. S. 221, 50. 239, 14).

'■') Im stark beschädigten vatikanischen (Pio-Clem. IV, 24. Miliin Gal. LXV, 244. Beschr. Roms II, 2, 128 ff.) und im wohl erhaltenen Braschi'schen Relief (Almanach aus Rom 1831 Taf. VIII), jetzt in München (Schorn Glyptothek no. 101).

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ausgestreckten Göttin umarmt wird. Diese Neben- figur würde, zumal sie der Bildung jener Eroten nicht entspricht und demnach an etwanige flügel- lose Genien hier auch nicht denken iäfst, uns schwer begrciflicli sein, \v;ire sie nicht aus den vor- gedachten nciiefs eines bacchischen Vermählungs- zugs unmittelbar verständlich: Aj)hrodite, die jenem Zuge voranfäiirt, wird dort vom Salyrknaben ge- stützt, dessen Stelle zur Seite des Gottes durch Ariadne ersetzt ist, und eine ülinliche Begleitung darf hier um so weniger bezweifelt werden, je enger die hier zu Grande liegende Bedeutung der Venus als Todesgötlin iin'cr sonst bekannten Verbindung mit Pan*°) und verwandten Gottheiten der stets sich erneuenden materiellen Natur entspricht.

Als Besonderheit beider Kameen befremdet die ungewöhnliche Höhe des Wagensitzes; man könnte versucht sein den Wagen der Leichenbestattung darin zu finden der Libitina vorsteht, wie denn in ähnlichem Sinn auch der Plalanus, welcher die Grabesgöltin des faniesischen Kamee's überschattet, an die nicht seltne Erscheinung desselben Baums in der Nähe von Grabmälern leicht erinnert.

Als gefälligen und eigcnthümliclien Beleg für sonstige Kunsldarsteliung des Psychegespanns be- trachten wir endlich noch zwei anmuthige Gemmen- bilder der hiesigen Königlichen Sammlung, in denen statt bacchischer Bezüge und darauf bezüglicher Gottheiten Eros in seinem vollem Recht wieder er- scheint, indem er die Zügel der Seelen lenkt. Ein- mal geschieht dies * '), wie oben, in durchaus mensch- licher Gestalt beider Psychen; ohne sonderlichen Unterschied in Bewegung und Ausdruck schwe- ben beide den Blick zur Hechten gewandt vielleicht lässiger vorwärts als der mit geschwungener Peitsche hoch auftretende Wagenführer Eros es erheischt. In dem zweiten sehr ähnlichen Gemmenbild **) er- scheinen die Psychen als Schmetterlinge, in ihrer Bewegung von einander verschieden, unverrückten Laufes, der Schmetterling am linken, lässig und sin- kend der am stark gekrümmten rechten Zügel. Sie

'") Aphrodite und Pan: Gerhard Bildw. \LV, 1.2. S. 290ff. Ajml. Vasenb. S. 7. 18. 34.

") Auf no. 4 iinsrer Tafel : nach einem Karneol der Iiiesi- gen kgl. .Sammlung iWinck.Stusch.U.SUü. TülkenVerz. 111,718).

werden von einem Eros gelenkt, welcher die Fackel erhebt; Himmelskörper, neben der IMondsicliel ein Stern, wenn nicht der Sonnenkörper, sind ne- benher angegeben. Irren wir niciit, so wird durch diese kosmisclien .Symbole Sphärenwanderung und künftiges Schicksal zwei unstät wandernder Seelen inis angedeutet, deren verschiedne Natur vom läu- ternden Amor gezügelt verschieden sich kund giebt: dagegen im ersten jener Bilder vielmehr das eroti- sche Lebensfeuer gemeint sein mag. Obwohl diese Deutung dem überwiegend sepulcralen Charakter sich nicht anschliefst, den wir in der Mehrzahl ähn- licher Amor- und Psychebilder erkennen, so ist sie auf irdische Liebesflamme zu deuten doch an und für sich nicht unzulässig; im gegenwärtigen Fall kommt überdies die IMenschengestalt der Psvchen und deren Gegensatz zum Schmelterlingsgespann des andern ähnlichen Gemmenbildes in Anschlag. Uebrigens legen, übereinstimmend in Gruppirung und Gröfse, diese zwei Gemmenbilder, die in dieser Kunst- gattung bisher nicht berührte IMöglichkcit einer ur- sprünglichen Verbindung zu Gegenstücken uns nahe, deren erstes vielleicht den Eros Pandcmos uns zeigt, wie er an menschenähnlichen Psychen seine Seelenquaal übt, während das zweite entsprechende Bild die Obhut und Zügelung abgeschiedener Seelen durch den ihrer Läuterung obliegenden Eros Uranios

uns veranschaulichen soll.

E. G.

IL

Zur Kunst der Pliönicier.

(Sclilufs.)

Wenn a1)er schon dies eine liedeuteiiHe Abweichung von der Anordniuig der torre de' Giganti ist, so treten nun drei vollkommen neue Elemente bei unserem Monu- mente auf. Denn erstlicli liaben wir hier den unlieiinli- chen Raum V just von den immensesten Steinblclcken be- sonders dem mit h bezeicimeten eingeschlossen, oline ir-

") No. 5 unsrer Tafel: in der Kgl. Sammlung (Winck. Stosch II, S9j. Tölken Verz. III, 721) als blaue antike Glas- paste.

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geud einen Zugang; nur ein kleines etwa 8—10 Zoll in regelmäfsigem Quadrat lialteudes Loch i bei etwa 3 4 Fufs über der Erde und offenbare Spuren der Verscliliefsung vermittelst einer kieineu Platte von dem grofsen Hofe aus an sich tragend, coramunicirt mit ilun. Nun wissen wir, dafs die Phönicier l>ei ihren Heiligtluiinern zugleich Ora- kel hatten, oder vielmehr d;ifs ein Hauptcharakter der- selben darin bestand, Orakel zu sein, und es ist also im höchsten Grade wahrscheinlich, dafs jener heimliche un- zugängliche Raum bestimmt war Priester zu verbergen, deren Stimme dann ergreifend durch die Oeffnung im Steine, vor der nun die Cella in heiliger Weise aufge- schmnckt war, hervortünen mufste; damit stimmt denn auch die Lage dieses Raumes am ersten Hofe iibereiii, in den wohl jeder Besuchende Zutritt hatte, während der zweite Raum, den auch der Tisch und der Heerd als den inneren, dem heiligen Opfer und der Darl>ringung be- stimmten Platz darstellen, wohl nur den Priestern zu- gänglich war. Und so erschallte also von der Rechten her dem Rath suchenden Bedrängten die die Zukunft ver- kündende unheimliche Stimme, während zur Linken das Symbol der Naturgottheit ihn mit der Scheu vor der Nähe der Gottheit erfüllte «s). Freilich ist die OefFnung zu diesem Gebrauche etwas grofs, al)er vermittelst einer Maske oder einer andern Vorkehrung konnte sie zweckmäfsig aus-Jefüllt werden, war auch wohl durch die vorstehenden Mtarbauten der Cella verdeckt.

Das Zweite aber, wodurch diese Ruinen von Casal Crendi von denen auf Gozo so vollkommen sich unter- scheiden, sind die grofsen eiförmigen Räume, die sich im Süden an die beschriebenen drei Areen ihrer Zahl ent- sprechend anlehnen. Zwar fand noch Houel, der Erste, der den Europäern Kenntnifs von diesen eigenthiimliclien Monumenten gab 2-»), bei der Giganteja einen kreisförmi- gen an den übrigen Bau angelehnten Raum, aber das ist doch nur Ein Raum und zwar eben kreisförmig, die Ei- ..estalt aber der unsrigen hat offenbar ihre Bedeutung, das Ei als Symbol der im Weltall zeugenden Kraft der Naturgottheit {nQcoTÖyovov (oni') gedacht, was beson- ders bedeutungsvoll hervortritt in der orphischen Theo-

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gonie von Herakles-Phanes bei Athenagoras **). Von der zweiten Gruppe nun B, die sich etwa 60 Schritte nord- westlich an den Hauptterapel anschliefst nur um den Raum zu sparen ist ihr auf dem Plane der Platz in der südöstlichen Ecke angewiesen und doch ein ganz für sich gesondertes wohl nur nicht vollendetes Heiligthum zu sein scheint, das nur wahrscheinlich durch die Einheit des Dualismus im mannweiblichen Naturprinzip mit A in Verbindung stand und wieder ein gröfseres Ganzes mit ihm bildete, haben sich sogar aufser wenigen vereinzelten Bausteinen die drei eiförmigen Höfe allein erhallen. Wozu nun diese Räume dienten, welche Bedeutung sie hatten in diesem an symbolischen Beziehungen reichen Bau, läfst sich wohl schwerlich für's Erste mit Gewifsheit angeben, und ich erlaulie mir am Wenigsten ein entscheidendes Urtheil darüber; nur stelle ich die Frage, ob hier viel- leicht die mit dein .Mylitten- und Uranieodienst überhaupt, so gewifs auch mit dieser besondern (iiltusstälte, welche allein schon durch die Erscheinung des pliallusartigen Kegels als dem Naturdienst geweihet sich zeigt, verbun- denen Kedeschen ihr eigenthümliches Wesen treiben konn- ten, wogegen ich sell)St freilich einwenden mufs, daf» diese sonderbaren Räumlichkeiten nur vom Innern de» Heiligthums aus Zugänge haben '■**). Uebrigens darf ich nicht unerwähnt lassen, dafs schon durch die niedrigere Umschlufsmauer, die etwa 7 8 Fufs Höhe lial)en mag, diese Räumlichkeiten sich als Nebenwerke zu erkennen geben.

Zu Stallungen für die Opferthiere aller inneren Wahr- scheinlichkeit nach wenigstens finden wir eine andre Räum- lichkeit vor, worin die dritte Eigenthümlichkeit unsres Mo- numentes besteht. Denn es kann wohl nicht mit triftigem Grund bezweifelt werden, dafs die kleinen Hürden VI ostnordöstlich vor der Hauptgruppe von verschiedener Gröfse von 4 8 Fufs im Durchmesser und 2 3 Fufs Höhe im selben Stil wie die Tempelbezirke gebaut, aufser daf» wenigstens einige von ihnen auch l)edeckt gewesen zu sein scheinen, für solchen Zweck bestimmt waren. Denn man gebrauchte auch bei dem Phönizischen Götterdienst eine Menge von Opferthieren, obgleich man nicht mit ihrem Blute die Altäre bespritzte, wie uns denn Tacitus*')

'') Auch in dem Tcmpelbe/.irk auf Gozo vermutliete della Marmora eine solche Eestimmun!; in einem mit einer rauten- förmigen Oeffnung versehenen SKinpleiler zur Seite der be- deutungsvollsten Cella (S.Gerhard Tafel II, 1,2, d), aber wenn es da an.lers diese Bedeutung hatte, war es vielmehr Neben- sache, während es bei unsrer Tempelanlage als ansehnlicher Theil des Ganzen erscheint.

") Voyage i>ittoresquc de la Sicile etc. T. IV y\. 250.

'') c. 18. Della Marmora hat das Ei auch als Attribut in der Hand eines der Astarte zugewiesenen .Sardischen Idols zu erkennen geglaubt, vojage en Sardaigne pl. XVII, 2.

•'■) Icli will nicht ganz übergelm, dafs della Marmora in dem von Houel beschriebenen kreisförmigen Kaum von Gozo ein von ilem Uebrigen verschiedenes Sabiiisches Klemcnt zn (inilen geglaubt bat nouvelles ann. I p. 3.

'") Tacitus an iler angezognen Stelle.

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iiberliefert Iiat, tlafs man vorzugsweise junye Böcke nn- waiulte, um aus ihren Adern das Schicksal der Zukunft zu erfahren, Alier aucli anderes Getliier ward iler Gott- heit dar^ehracht, besonders Geflügel, mit Ausnahme iia- tiirlicli der 'raul)en, wie wir aus der so überaus interes- santen Punisclien Inschrift lernen, die zu Marseille im Juni 1845 in der Nähe der auf der .Stelle eines alten Tempels stehenden Kirche de la Mayor ytlunden wurde, und der Movers nach mehreren mehr oder weniger mil's- glückten Versuchen von anderer Seite ihre wahre Bedeu- tung wiedergegeben zu haben scheint, wonach es eine nach einem Decrete der liüchsten karthagischen Behörde in einem Baalstempel des Karthagischen Handelstjuartiers in Massilia aufgestellte Urkunde zur Anweisung für Op- fernde ist. Aus ihr lernen wir, dai's (Vw Priester allein die Opferthiere zu Kaufe hatten, und dafs andere nicht geopfert werden durften; dies war aber augenscheinlich nicht ein jenen Tempel speciell betreffendes, sondern ein allgemeines Gebot ^*). Demnach war eine ansehnliche Räumlichkeit zu diesem Zwecke bei den 'l'empeln erfor- derlicli. Indem ich aber hier von den Opfern spreche, darf ich nicht unerwähnt lassen, dal's bei Aufraumung des Monumentes eine grofse Menge Knochen gefunden wor- den ist, worunter, wie man auf Malta bestimmt behauptet, auch Menschenknochen, und man demnach die positive Uel)erzeugung hat, dafs hier vorzugsweise Menschenopfer darebracht wurden, was ja allerdings im Phönizisch-Puni- schen Cultus, wo nicht allein bei besonderen Calamitäten, sondern selbst in regelmäl'sig jährlicher Wiederkehr Men- schen geopfert wurden - °), nichts Unwahrscheinliches hat, aber dadurch zurückgewiesen wird, dal's wir hier augen- »cheinlich einen Tempel nicht der feuerfressenden wilden, sondern der üppigen Naturgottheit vor uns haben , was durch andere Besonderheiten noch deutlicher ans Licht gestellt wird ^o).

Denn wenn unser Monument schon nicht unbeträcht-

lich neue !\Iotive zum Tempelbau des Semitischen Stam- mes geliefert hat denn dal's er dem angehört, darül)er katui bei dem gründlich in den (iegenstand Eingeweiheten kein Zweifel obwalten, uml es kann höchstens gefragt wer- den, ob er von den Phöniciern oder den Karthagern her- rührt ^') so hat er auch in einem noch viel weniger gekannten Kunstzweige desselben, in derPlastik bedeu- tendes Material geliefert, das ich durch den erwähnten Unfall leider noch weniger im Stande bin, in seiner gan- zen Wichtigkeit geltend zu machen. In den Räumen näm- lich des Haupttempels, im zweiten Hofe in der Nähe des .Steiiitisches, auf dem sie wahrscheinlich ursprünglich auf- gestellt waren, hat man bei der Aufdeckung der Ruinen 7 weibliche Idole '^) aus Stein '•'') gefunden. Und dies sind nicht etwa mit Attributen ülierlüllte späten Ursprung verrathende Machwerke, sondern in organischer Kunst- gestaltung aus eigener selbstkräitiger Religionsansch.iuung geschaffene Gebilde, Ich will sie kurz beschreiben so gut das Gedächtnil's sie mir vergegenwärtigt. Alle sieben Fi- guren sind sitzende weibliche Gestalten ungefähr in der- selben Stellung, von demsellien Charakter aber von ver- schiedner von 1 K. 8-10 Zoll bis 1 V. 2-4 Z. aijsteigender Gröfse, Es sind alle ungeheure orientalische Fleischbälge von enormer Hüftenbreite mit starken Brüsten, aber nichts Karrikirtes, Alles in ihrer Art wohlproportionirte abge- rundete Verhältnisse, Leider fehlt allen diesen Figuren der Kopf, dessen (Jharacter und Ausdruck so lehrreich sein würde. Dagegen sieht man bei zweien oder dreien dersel- ben ein in dem Nacken angebrachtes Loch, wahrscheinlich bestimmt, um nach den Llmständen einen andern Kopf aufzusetzen. In ihren Händen erinnere ich mich keines Attributes.

Auch im Tempel auf Gozo sind wenigstens Reste von Plastik gefunden worden, zwei Köpfe weiblicher Sta- tuen'''); so hätten wir also in beiden 'l'empeln nel)en .Sjinbolisirung durch das phallische h^mblem auch antliro-

") Phönizische Texte erklärt von Movers II. ls47 |>. 24 f.

"J Movers Phönizier I. p. 301. Nach IM'ünters Vorgang hat Movers diesen Gegenstand wolil crscliüpfend behandelt.

'") Allerdings sagt Movers \i. W-i (in Bezug auf Plinius H. N. 3t) c. 4, 12) ,,vor dem Teni|)el stand dieser Hera- kles-Moloch wollt ilaniin, weil er auch in Karthago vor dem Tempel etwa der Coelestis aufgestellt war, denn es war so ilie. Sitte, draufsen nicht im TeniiK-l ib-ni liaal-Melkartli .Alenschen zu opfern.'" Dagegen s. I!. llocliette mern. sur l'IIercule assjr. p. 107 n. 2.

^') Natürlich kann meine Ansicht nicht sein, dafs erst die Karthager diesen seinem ganzen Charakter nach in viel ältere Zeit hinauf reichenden Teniiel gehaut haben.

") Aufser diesen beiindet sich auf der Bibliothek auch ein hier gefundenes kleineres Idol ganz anderer Art, das mir aber nicht weiter gegenwärtig ist, als dafs es mir sehr inti-ressant erschien.

^') Auf der Herkunft des Steines liegt ja bei diesen Un- tersuchungen ein so grolses (lewicht. Ich glaulie behaupten zn können, dafs es der feinere Maltische Stein ist, aus dem diese Figuren gemacht sind, wie ich auch Herrn Professor Gerhard angegeben habe. S. seine Abliandlung p. 20 n. SO.

") Della iMarniora nouv. an. inonum. pl. I, vgl. den Text p. 18. Gerhard erwähnt dies [>. 10 n. 35; della AI. vennuthet mit M'ahrsclieinlichkeit, dafs die hinterste Kxedra die .Statue iler Gottheit enthielt, worin ihm G, beistimmt p. 26.

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pomorpliische Gestaltbildung der Gottheit und sehen, dafs die Pliönicische Religion der Plastik niclit ganz al)hold war. Allerdings will ich niclit in Abrede stellen, dafs zu diesem reinen Organismus der grofsartige vielfach ver- zweigte und tief ins Völkerleben der betlieiligten Na- tionen eingreifende Verkehr mit den Sikeliotischen Staa- ten Viel beitragen mochte, aber eben so wenig möchte ich behaupten oder die Behauptung zulassen, dafs dies Werke Griechischer Künstler sind.

Wenn wir nun noch betrachten, dafs unser Blonument auch durch den Namen, den es noch heute im Munde der arabisirenden Malti trägt, hadjar Cham, die Steine, die Trümmer Chams, der, mag er nun auf den Orient im Allgemeinen zurückweisen * ^), oder eine bestimmte Beziehung haben IMoloch der der Naturgöttin mannig- fach verknüpfte vielnamige Feuergott trug aucii den Na- men Cham 3 6j seinen orientalischen Ursprung deutlich zur Schau trägt, grofses Interesse in Anspruch nimmt, so hege ich die gewisse Holfnimg, dafs in der nächsten Zu- kunft, wenn Ruhe in der Meimat und nach Aufsen den Verkehr mit dem Auslande wieder erweitert, auch einer der in den Oiient reisenden oder Sicilien besuclienden (ielehrten sich bewogen fühlen wird, dem so vielfach in- teressanten anmuthigen Eiland einige Tage zu widmen, und der gelehrten Welt über diese wichtigen Gegenstände der Alterthumskunde die genaue Mittheilung zu machen, die mir mein Mifsgeschick unmöglich machte.

Ich schliefse nun diesen Aufsatz mit einer kurzen Be- trachtung, ol> unser Tempel von Ptolemaeus erwähnt ist, mit dessen Citat Maltisclie und Nordeuropäische Gelehrte jedwede Ruinen auf der Insel iieliebig geschmückt haben. Ptolemaeus") nämlich gibt zwei Tempel auf Melite an mit Hinzufügung ihrer Breite und Länge, 'Hpug hQof und '' Hoay.ltnvg uqoi', womit er allerdings walirscheinlicher- weise alt-phönizische Tempel bezeichnet hat, also einen Tempel der Naturgöttin, wie es ja bekannt ist, dafs Grie- ciien und Römer dieselbe olt mit Hera-Juno identificirten, woher C. Gracchus sein verungliicktes Neu-Karthago Ju- nonia benannte"), und einen Tempel des Melkarth**). Es wäre also möglich, dafs er unsern Tempel erwähnt halte; wir werden al)er sehn, dal's das nicht der Kall ist.

Als Anhaltepunkt mufs uns hier die gegebene Polliöhe

''■) An das „Schwarzland" (Cham, Pliitarcli ile Is. et Os. r. S.'i cf.Huinbolilt exainen critique elc. 11 [). :Jl4f.), anAegjp- tfii iliirfen wir natürlich hier niclit denken.

"J Siehe ilie geistvolle Ausfiilinmg liei Movers Phönizier I j). 24'* If. iilier ilen Mythos des Zoroaster.

") Ptol. yior/Q. IV, .S, M p. 113 ed. IJert. p. 272 Wilbt-rg.

") Solirins Polyh. c. ;iO. l'liitarcli v. C. Cr. c. II im Anfang.

der Stadt Melite dienen, welche Ptolemaeus zu SS" 46' der Länge und 34» 40' der Breite angibt. Die alte Stadt Melite aber ist anerkannt nach dem durch die Jahrhun- derte fortlaufenden Faden der Litteratur und bezeugt durch bedeutende Reste seines Alterthums, besonders durch seine Katakomben, Citth Vecchia (nicht la Valetta, wie noch Forbiger in dem so eben erschienenen dritten Bande seiner alten Geographie angibt). Nun liegt das "H^ag hQ(ty unter 39" der Länge und 34» 40' der Br. also 15 Minuten östlich von der Stadt, alier unter demselben Pa- rallel, es fällt also, abgerechnet die zu grofse Angabe der 15 Minuten, (eine .Angabe die wie bekannt sehr willkühr- licli nach Stadien berechnet ist, woliei der .Mexandrinische Geograph, im Uebrigen allerdings sehr gewissenhaft, hier auf der kleinen damals im Flor ihrer Baumwollenindustrie gewifs noch dichter als jetzt bevölkerten Insel *"), die überaus krummen Wege nicht gehörig in Anschlag brachte), ganz entschieden zwischen dem Südwinkel von Sanglea und der östlichen Küste, stand also aller Wahrscheinlich- keit nach und wie Ciceros bekannte Darstellung in den Verrineii''') zeigt, zuverlässig und überaus zweckmäfsig in der Nähe der wundervollen Hafengruppe, wo jedenfalls auch im Alterthuni ein kleiner Ort lag. Diesem Tempel also gehörten ohne Zweifel jene noch in ihrer Zertrüm- meruna "rofsartigen Ruinen an zwischen der citth Vitto- riosa und dem castello S. Angelo, die noch Fazello**) und Qiiintino *') in beredtes Erstaunen setzten, und die wohl erst in dem ruhmvollen Kampfe der Insulaner ge- gen die Osmanischen Heeischaren gänzlicher Vernichtung anheimgefallen sind. Der Herakles- oder iMelkarthstem- pel aber trilft eben so wenig mit den hadjar Cham zu- sammen, welche 3 Minuten 20Secundeo östlich und süd- lich von Cittä Vecchia liegen, denn jener fällt nach Pto- lemaeus unter 38» 45' L. und 34» 35' Br. also unter den- selben Meridian mit Cittä aber 5' südlicher, trifft also, die wieder zu grofse Distanz der 5 MM. abgerechnet, merkwürdig zusammen mit den spärlichen hadjret el Usif genannten 'l'rümmern hart an der Südküste südwestlich vom kleinen Dorf St. Lorenzo. Vielleicht also war unser Tempel schon damals verschüttet, jedenfalls nicht der ansehnlichste.

Berlin. H. Barth.

^'j Dals Herakles als '-'li.ti(xttxos besonilre Verehrung auf Malta gehabt lialie, sagt Hesjcliius s. v.

'") Vgl. Aw. interessante liesclireiliung bei Diod. V, 12.

■") Cic. accus, in Verreni IV c. 4t>, 103 sq. vgl. Valeriui Maxim. I c. 2.

' ) l''aZfllo de rclius Siciilis Decail. I I. I c. 1.

■"i (iiovanni Qiiintino dfscript. insulae Melitae im Biir- inannisclien Tliesauriis vol. W.

liieztt Tafel XXI 11 der Xenen Fofi/e: liaecliisclie P.\i/che, Relief und Cleininenhilder.

Druck und Verlag von G. Kcinicr.

Herausgegeben von E. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

J\^ 24.

Neue Folge.

December 1848.

l'arnlipoinena (Zur Talos- iiiul llebevase; Eiiripitles in Salamis; angebliche Tlieopiianc). Die etriiskisclieri Zahl

Wörter I— VI. Inscljriften aus Tor Marancia. Assyrisciie Alterthiiiner. Archäologische Vereine und

Winckeluiannsfesle. Nachlese (Der kranke Herakles; zur Talossagej Silen liei Miilas; Casal Crendi.

Paralipoiiicna.

Hiezu die Abhililiing Tal'. XXIV.

1. MdVR Talosvase. Ein Jnlir nacli Veiöfrenl- licliung der bcnilinilüii Talos-Vasc der Jallascheii Sammlung in Huvo hal uns Ilr. Avellino dmcli eine neue Kupfertaiel (Bull. Napolel. T. IV, Tav. VI) als noch zu dcrsellien Vase geliörig um so mein- überrascht, je nidier es lag in diesem Falle hei Her- ausgabe der zwei ersten Tafeln von der Unvoll- ständigkeit derselben das Publikum in Kennlnifs zu setzen. Da im vierten Jahrgang der Archäologi- schen Zeitimg Tal'. XLIV, XLV eine verkleinerte (iravirung mit ausführlicher Erklärung gegeben wor- den, so kni^i|)it sicii hicnan die \mab\veisliciie Ver- [»llichlung, den Stich auch dieser dritten Platte im- sern Lesern nicht vorzuenthalten, neue Bemerkun- gen durch tlieselbe iiervorgerulen daran zu kmi|)fen, und zuüleich die abweichende Auslefiun" des ersten Herausgebers ') in ßezug auf einzelne Figuren kiuz mitzulheilen.

Die neuhinzukommenden Figinen stellen die beiden Dioskuhen dar, iorbeerbekränzt, den Pc- lasus am Hals hinten angebunden: der vorderste, Polvileukes, TTof-vöevxEg uberscluieben, ist mil (Muem Wehrgehenk versehen und zwei Lanzen, die er nebst dem Ende seiner die rechte Schulter deckenden Cldäna in der Linken hält, während seine Hechle in die Seite sich slennnt. Neben ihm mehr links slehl in angekni)j)fle l'hiamys gekleidet Kastor

KaoTOQ mit zwei nach der Erde gesenkten Speeren. Diesen nähert sich heranschwebend eine lanebe- kleidete gelliJgelie Nike, Nixe, das Haar mit Efeu- (md Palmellenbekränzung gleich Medea geschmückt, in den Händen (»enochoe und Phiale für die glück- licii Heimkehrenden haltend. Andrerseils fliegt eine sehr kleine Nike dem Polydeukes nach dem Haupt, um ihm den Kranz aufzusetzen. Allein diese Figur ist grofstentheils moderne Restauration sowie Kopf und Brust der beiden daneben stehenden Frauen, die wir Athene und Aphrodite benannten, nament- lich das schachbrettähnliche Gewand der crsteren. llnzweifelhaft dagegen ist das Schlangengewinde, das von der Schulter nach der Brust sich zieht und allein schon hinreicht die Gegenwart der Athene zu bezeugen , für welche ich jetzt den Beinamen Asia in Vorschlag bringe, gestützt auf ein für dies ganze Bild den iicsten Conunentar lieferndes Zeug- nifs des Pausanias (III, 24, 5) der in den Trümmern der lakonischen Stadt Las einen Naos derAthena Asia erwähnt. „Polydeukes und Kastor, sagl man, hätten ihn gestiftet, als sie von Kolchoi gesund zurückgekehrt (dvaacod-evTag). Denn auch in Kolclioi ist ein Hieron der Athene Asia. Dafs die Söhne des Tyndareos mit lason an dem Zuge Th eil genommen weifs ich; dal's aber die Kolcher die Athene verehren, schreibe ich weil ich es von den Lakedämoniern eehört."

Es kann befremden, hier die Dioscuren aufs Neue anzutreffen und zwar in weit schlichterer Tiacht als auf der Vorderseite des Krater, so dals ohne die Inschriften man berechtijrt wäre eher andre Heroenpaare die auch am Argonautenzuge Theil nahmen, etwa Tlieseus und Peirithous, oder

') Avellino UhII. Arrli. Naj). No. L\\ (1%. ilell' anno IV) I.Ott. 1840. [>. 1:57.

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Idas und Lynkeus hier zu venuulhen. Allein Deutlichkeit und Nettigkeit der Inschriften verbieten jeden Zweifel und nothigen uns gläubig hier die Dioskuren ebenfalls anzuerkennen und zwar als Mittelpunkteines zweiten Gemäldes, die Rück- kehr derselben aus Kolchi darstellend zwi- schen Nike und Athene Asia: woran sich ver- muthlicli die Gruppe daneben, Aphrodite (wo nicht Medea) im Gesj)räch mit Jason, noch an- schliefst, wenn gleich der prächtig gestickte Chiton des lason verleiten könnte, diesen Heros mit seiner Gefährtin noch nach dem Hau|)tbild herüberzuziehen.

In dem Hauptbilde weiclit Hr. Avellino luu- darin von unsrer Deutung ab, dafs er den auf die Schiffstreppe steigenden Epheben nicht Argos, son- dern lason nennt, weil laut AjJoUon. Pihod. IV, 166 u. ff. dieser Heros JMedea vom Schiff ans kreti- sche Land geholfen hatte.

In dem Gemälde der Rückseite der Vase ver- nmthet Hr. Avellino eine zweite Scene der i\Iagie, ebenfalls aus dem Argonautenzuge. Apol- lonios (IV, 557 u. ff.) nemlich erzählt, dafs in Folge des Mordes des Absyrtos der Zorn der Götter die Argonauten verfolgte: bis ihr eignes Schiff mit sei- ner weissagenden Stimme ihnen das Orakel gab, sich von dieser Schuld zu reinigen. Kastor und Pollux flehten zuerst um die Gunst des Himmels: hierauf ward die Luslration von Circe vollbracht.

Demnach, fährt Hr. A. fort, sehen wir hier mit richtigem Ausdruck die Dioskuren als Ver- mittler mit ihren Gebeten und als Freunde der Götter, drauf Medea (nach unsrer Deutung Athene Asia) charakterisirt durch die Schlange,

und Circe (nach unsrer Deutung Aphrodite oder Medea) mit der Schale, mit welcher sie die heili- gen Funktionen verrichtet, endlich lason auch hier ohne Inschrift, als Repräsentant für das ganze Heer der Argonauten. So sind die beiden berühmtesten Zauberinnen des Alterthums auf der Vase abgebil- det in Bezug zum Argonautenzug.

Die überraschende Geistesverwandtschaft und FamilionUhnlichkeit, welche dieser Jattasche Krater von Ruvo mit einem gleicher Herkunft Grie chen- und Amazonenschlacht darstellend ^) imNeapler IMuseum und einem dritten desselben Ursprungs, (Vaso Gualtieri), einem eleusinischen Preisgefäfs *), im Louvre gemein hat, und die sowohl in derCom- position des Ganzen als in Motiven und Zeichnung der einzelnen Figuren sich offenbart, überall den Stempel grofsartiger Meisterschaft an sich tragend, leitet bei wiederholter genauerer Prüfung zu der Vermuthung hin, dafs in diesen drei Vasen nicht sowohl ursprüngliche Vasenkompositionen, als viel- mehr Kopien berühmter Gemälde des Al- terthums uns erhalten sind.

Erinnern wir uns dafs Mikon im Dioskuren- tempel Anakeion zu Athen die Argonauten- falirt des Kastor und Pollux mit lason malte, wobei der Maler den gröfsten Fleifs aufAka- stos und seine Pferde verwandte*), imd in der Poekile ^) sowohl als im Theseion *) daselbst Am a- zoncn schlachten ausführte: so findet man nicht nur den .Schlüssel zu der Aehnlichkeit der genann- ten Vasengemälde, sondern vermag sich auch Re- chenschaft zu geben sowohl über das Erscheinen zu Pferde von Seifen der Dioskuren beim Tode des

') Quaranta in den Alli Civili ih'l Reijno di Anpoli, der jedoch bei aller ilini eignen Citatenfülle weder den Sinn der beiden Com[)Ositionea nocli iliren liolien Kunstwertli entdeckte. Durch den Werbekarnpf von I'cleus und Tlietis am Halse des Krater sind auf dem Bauch desselben Achill als Protagonist der .\mazonenschlacht im Kampf mit Penthesilea, sowie die Zwei- kämpfe der beiden Ajas mit andien Amazonen liinlänglich be- zeiclinet: auf der Rückseite, wo am Hals des Krater Kephalos die Prokris Tochter des Krechtheus und der Praxitbea aus Liebe verfolgt, erscheint auf dem Bauch des Gefafses Theseus begleitet von Antiope und ankämpfend gegen Hippoljte.

') Dempster Ktrur. Itegal. 'l"om. 1, tav. 47. 48. D'IIan- carville Vas. d'Hamilton. lom. II, PI. 126—129. T. III, PI.

110. 129. Millingen Anc. unedit. Mon. Fase. IV, Tav. XX— XXIV. Panofka Vasi di premio. Tav. I II.

") Paus, i, 18, 1 : IviavOa IloXvyj'cujog //'tv '^/ovju is niTOt'is tyi>a\l)i yäfiov T(äv ttvymiQwv reüi' uiivxlnnov, (Vgl. den Gegenstand auf der IMidiasvase im brittischen Museum bei Gerhard (Vase des Midias, Berl. Akad. 18.'?9}, Älixojy äi zovg fiiTit 'läaovog lg Köi-yovg nlevaarTng' xtcC ot irjg yQctiff)g r) ojioi'ä!] uto.iaj« lg 'Ay.aajur y.iu roiif 'iiiiiovg f/ii toü Irlxiiajov. C(. Paus. VIII, 11, 2. Büttiger Archäologie der Malerei 1, S. 254—60.

') Plin. X\W, 9. 5. 35. Schol. Aristoph. Lysistrat. 679. Paus. I, 15, 2.

') Paus. I, 17, 2.

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Talos im Gegensalz mit der Darstellung dieses My- thos auf dem etruslcischcn Spiegel, insofern Mikon besonders wegen seiner Pferde berühmt war, daher kein Gemälde von ihm existirte, wo nicht diese edlen Thiere mit auftraten '), als auch über die Grüfse des Talos im Vergleich zu den Argonauten, da der Vorwurf die Barbaren gröfser als die Helle- nen zu zeichnen, bei einem andern Gemälde, der Schlacht bei Marathon, ihm eine Geldstrafe von Minen zuzog*). Endlich erklärt die Bestiunnung dieser Gemälde für das Anakeion die doppelte Er- scheinung der Dioskm'cn nicht nur, sondern auch die Protagonistenrolle, welche in beiden Gemälden ih- nen zu£,ewiesen ist mit entschiedner Ilintansetzung des Jason, im Einklang mit ihrer doj)pelten Namens- inschrift gegenüber der Namenlosigkeit des Jason.

T H. P A N 0 F K A.

Dem in vorstehendem Aufsalz besprochenen stalllichen Bruchstück der Talosvase haben wir auf der beiffehenden Tafel noch einitre andre Zeich- nungen beigefügt, welche ebenfalls zur Ergänzung früher bekannt gemachler Abbildungen und Erklä- rungen dienen.

2. Zur Hebe -Vase. Auf dem berühmten apulischen Prachlgefäfs der Kollerschen Sammlung, gegenwärtig im hiesigen J\gl. Museum, welches in seiner oberen Reihe des Herakles Vermählung mit Hebe darstellt*), sind als Nebenfiguren dieser Scene Zeus und Here, jener stehend mit Scepler, diese am Ende des Bildes sitzend, aus den noch übrigen geringen Spuren unbedenklich erkannt, die vollstän- digen l*"iguren beider Gottheiten aber schmerzlich vermifst worden. Den Freunden des schönen Bil- des wird daher der kleine Ersatz willkommen sein, den eine gleichfalls aus der Kollerschen Sammlung Jierrührende und erst neuerdings zum Verständnifs gelangte '") Scherbe gerade im Kopf und im Brust-

stück des Güttervatcrs darbietet. Zeus ist lorbeer- bekränzt, frei und reichlich ist sein lockiges Haupt- haar bis auf die Schuller verbreitet, sein Oberkör- per ist nackt nnd nur auf der linken Schulter vom llimalion bedeckt; sein mächtiges Antlitz ist, mit Ausschlufs der Stirn und des Profils, aber mit In- begriff des Auges erhalten. Nebenher ist auch vor der sitzenden Hera ein kleines Gewandstück übris: geblieben, welches vielleicht zur Brust der Göttin gehörte, in seinen Innern Umrissen jedoch unver- ständlich bleibt.

3. EuRiPiDEs IN Salamis. Das beschau- liche durch Nymphe, Fels und Herme verständliche Grotlenleben, welches der Biograph des berühmten Tragikers ihm nacherzählt und welchem nach Wel- cker's treffender Auslegung (oben S. 315 ff.) eines von Visconti mifsdeutetcn Gemmenbilds die Muse den Dichter zuführt, haben wir nicht unterlassen wollen, durch Wiederholung dieses Gemmenbilds unsern Lesern näher vor Augen zu rücken.

1. Angebliche Theophane. Nachdem die im hiesigen König!. Museum befindhche und auf unsrerTaf.XXVJJ,2 veröffentlichte griechische Thon- figur einer auf Widders Rücken über das Meer ge- tragenen Frauengeslalt durch verschiedne in diesen Blättern enthaltene Verhandlungen ' ') erst auf die von Poseidon gelieble Theophane, dann auf Selene oder auch auf Athene Ergane gedeutet worden ist, sind wir doppelt verpflichtet, den namentlich mit dieser letzteren Deutung schwer vereinbaren und zur gedachten Figur vermuthlicli gehörigen Kopf hier in Abbildung nachzuliefern, der zugleich mit einer von Wellen durchkreuzten Grundplatte erst nach erfolgter Ausführung der gedachten Tafel XXVJI sich vorfand. £. 0.

'■) Sillig Catal. Artif. p. 277.

") Sillig a. a. O. S. 276.

') Gerhard Berlins Bil<lw. Vas»n no. 1016. A|iulisclie Vaseiib. Taf. XV. B, 1—5.

'") Diircli treffende Walirnebmung der Königl. Galleriedic- ner Krause und Koch.

") Anf Theophane von Pttnofkn (Arch. Z. no. 27), auf Pan und Selene von iricscler (ebd. no. 37 S. 224f.), auf Athene Krgane von Bergk (ebd. N. F. S. 47) und durch wei- tere in diesen Blättern nächstens erfolgende Begründung von Dr. Lauer. Vergl, mein Programm Zwei Minerven S. 10. Anm. 42. 43.

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II. Die Etiuskischen Zahlwörter I— VI

von zwei in Canino gefundenen Würfeln.

II. VO, ""«

III. v/AC» =«'

IV. OVB, ''«"^

V. |>, ki

VI. AM, *'«•

Nach einer brieflicheu Mittlieilung des VV. Geh. Ralh Bunsen aus London, der die Würfel selbst gesellen, ist an der Aechtiieit nicht zu zweifeln. Die Priucipessa di Canino hat sie an Campanari verkauft, dem D . . . in Pa- ris 80L. St. geboten haben soll. Er verlangt aber 100 L. dafür.

„Die Folge der Zahlen, wie sie liier angenoramen, vrorden, ist die welche sich immer auf den antiken Wür- feln mit römischen Zahlen findet."

Man wird sich hüten müssen, diese Wörter ohne weiteres als vollständig anzusehen. Es ist mir vielmehr sehr wahrscheinlich, dafs wenigstens einige nur Abkür- zungen der ganzen Worte sind. T/iii für 2 und sa für 6 bieten der Vergleichung mit den indogermanischen Zahl- stämraen keine Schwierigkeit. Ki für 5 ((/ifinf/Ke) als Anfang eines Zahlwortes auch nicht. Dagegen würde Zal (d. i. sal mit weichem s) für 3 vielmehr den semitischen Formen vhti, aram. nVpi entsprechen. Huth als Anfang ioer Form, welche mit fji((i(-HOr verglichen werden könnte, liefse sich auch vielleicht unterbringen. Dagegen steht Mach für 1 ganz vereinzelt da, namentlich das Ende ch, während sich das Anfangs -m allerdings leicht auf den Stamm /-tia, /i('it'og zurückführen liefse.

Wichtig ist aber die Entdeckung dennoch, auch ohne vollständige Erklärung der Wörter, und zwar wegen der jedenfalls sehr grofsen und wesentlichen Abweichung dieser Zahlbezeiclinungen von allen italischen Sprachzwei- gen, die wir sonst kennen. Die äufserliche Mischung der Sprachstämme und folglich auch der Volksstämme in Etrurien findet in der Fremdartigkeit gerade dieses Sprach- theils eine wesentliche Bestätigung.

9. Dez. 1848. U. Lepsius.

III.

Inschriften aus Tor Marancia,

Die nachstehenden Inschriften, welche nebst vielen andern (von denen erst zwei l)ei Jahn spec. epigr. p. 56 57) gegenwärtig im Hof des palazzo Guglielmi in Rom (Jahn a. a. O. „in aedibus regis Sardiniae") eingemauert sind, stammen aus den durch die Herzogin von Chablais auf ihren Grundstücken von Tor Marancia veranstalteten Ausgrabungen, deren zahlreiche artistische Ergebnisse Biondi's Monuinenti Amaranziani veröffentlicht Jiaben. (Arch. Ztg. 1846, Beil. n. 8. p. LXI ff. Vgl. Gerhards Hjperb. Rom. Stud. I. S. 99 ff.) Ebendaselbst befindet sich auch die von Biondi Taf. XLIX mitgetheiite Marmor- platte mit roh eingeritzten Figuren eines Mannes, der zwei gesattelte (oder bepackte?) Pferde treibt und der Ueberschrift CONSTANTI BARBATVS GERMARLVS. Dafs hier nicht Constanti(Qus) zu ergänzen ist (wie Ardt. Ztg. a. a. O. p. LXIV geschieht), sondern der Genitiv als Name dem Treiber und die folgenden Namen den Pferden gehören, hat bereits Brunn (Jen. A. L. Z. 1847. D. 88. S. 352) gesehn und wird aucli auf dem Steine durch die verschiedenen Linien, welche diese Beischriften einnehmen, angedeutet. In den Katalogen circensischer Au- rigen und ihrer siegreichen Rosse bei Gruter. CCCXXX\'II. CCCXLII. und Murat. DCXXIV, 1 findet sich der Pferde- name Barbatus nicht, wohl aber Barbarus. Barr. Barb. (Lucian. ed. Bip. T. 1. p. 273). Ob der zweite Name mit Brunn Germarius oder Germanus, oder anders zu le- sen ist, überlassen wir Keil zu ermitteln, der über die Namen der Pferde zu handeln sich vorbehalten hat (Anal, epigr. et onomatol. p. 191.) 1. Imp. Ca-ES DIVI-ANtonini fil.

Div-I-HADRIANi nepoti Divi Traia-Nl "PARTliici pronepoti Divi N-ERVAE-Abnepoti L. Aurel-IO VEROA Vg Armeniaco _ Parthi-CO MAX^Medico_ Tiib. pot. Vi. Imp. V-COS-II.DES.III. procos.

PACATORIorbis

RI.NAVICVLA

M-F-PALATINa pr-AEF-ANN curam-AGENTIBVS

QATINIOQF-

ORIOMF-ARnien

I-iTTl.C.MESS

0-L-FHELlODoro.

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378

Während die erste Hiilfte der Insclirift sich mit Si- cherheit lierstellen liifst und daraus das Jalir 166 n. Ciir. iür ihre Errichtung folgt, (Eckliel \"II. p. 92. vgl. Mnrat. DXX, 7.), bleibt die Ergänzung der zweiteu unvollständig und zweifelhaft. Den Titel pacator orhis , welchen die Münzen erst dem Commo<lus und Septimius Severus bei- legen (Eckhel VII. p. 121. 190.), hat L. Verus als IMit- kaiser des JM. Aurelius, der ihn auf einer Inschrilt (Or. n. 859.) führt. Das Subject in Z. 9 läfst verschiedene Supplemente zu: Fa-bri navicularii, codica-ri nav. (Or. 1084. 3178.) magist-ri nav. Z. 10 ist Palatin(a) An- gabe der Tribus, wie Z. 14 Arfniensi), wogegen in der letzten Zeile eine solche vermifst wird. 2. D M

AVRELIVS SABINVS AVGG.LIB

PPHERBARIARVM-ET

APVLEIA.HERM.IONE

HI SIBl FABRICATI

ET Ti Z. 2 ist herbariarum zu verbinden, wie Z. 4. Herrn, ione lehrt. Aber was soll man sich unter einem praepo- situs herbariarum denken? Das Wort kommt auf Inschrif- ten nur noch einmal vor bei Murat. 634, 1. genere her- bariarum et numerosas orientales, wo mit aller Wahr- scheinlichkeit ferarum zu ergänzen. Muratori vergleicht Vopisc. Prob. 19. damae, ibices, oves, ferae et cetera herbatica animalia. Freilich liegt es viel näher statt her- bariarum zu lesen ferrariarum. (Or. n. 1239).

CLCALLISTOvi SIVE HILARIOVXOR ET FILII BENEMERENTI FECER- VIR BONVS ET PRYDENS STVDIIS IN PACE DECESSIT- NOMEN DIGNI TATIS EXIMIVM LAVDEMQ SVPER BAMDEVM VIDERE CVPIENS VIDIT NECERVN1IVS0®BI1T-SIC SIBI VOLV IT AC MERITIS SVIS FVNTS ORNARI OMNES FILII BONVM PATRE.AI CLA

MITANT Q VERENTES PARITERET

VXOR LVGET QVaEREI' NONlN

VEiNTVRA QVEM PERDIDIT

QVI VIXIT ANNIS-IXV

D-P-PRID-N-FEB-

Für die Sigeln VI bietet sich keine genügende Er-

klärung, denn sie kann an dieser Stelle weder vir illu- strissimus noch Sextus bedeuten. Ebenso dunkel bleibt die Beziehung der Worte nomen vidit, und dies er- schwertauch die Restitution der folgenden NECERVNIIVS. Man denkt zunächst an nece] punitus, aber dem wider- spricht das ^ orausgehende: in pace decessit. Bei der sonst unversehrten Beschaffenheit des Steins ist eine starke Corruptel nicht anzunehmen und wir glauben daher mit der gelinden Aenderung nee frunitus das Richtige zu treffen. Das seltene Wort (Gell. n. a. XVII, 2) ist gerade auf Inschriften später Zeit nachweisbar Orell. n. 4768 u. 4602. Der Gedanke des .Satzes kömmt damit freilich für uns noch nicht zu voller Klarheit. Der hexametrische Eingang findet, wie auf Inschriften dieser Zeit nicht selten, trotz einzelner Anklänge keine Nachfolge. In der vor- letzten Zeile ist die Zahl LXV nothwendig.

Aus dem übrigen Vorrath von Grabschriften verdienen noch zwei, die schon Bekanntes bestätigen, unsreMittheilung.

4. D M PRIMIGENIVS-FILI(o) PIENTISSIMO F lOV (I-ET DVL) C I SS IMO TERTIVS PA

TER -ET PARDALIS')MA

TER- FILIO- OPTIMO-

QVI VIXIT ANNIS

QVINQVE MENSI

BVS VNDECIM-DI

EBVS QVADTVOR

HAEC TV NOBIS DE

BVISTI-FACERE^)

NATVS PRIDVS-DECE

OBITVS 3)V-IDVS-0CT0B.

') Grnt. DCXCIX, 14. Fem. zu Pardalas. Jahn. spec. epigr. p. 101. Orell. Inscr. Helvet. p. 136. •) Vgl. Grut. IKCWIl, 11. DCLXIX, 10. Jahn. sp. ep. p. 85. hoc de- buera ab eos pati. Ein Fragment aus Tor Marancia ...S.SIMO QVI VIXIT ANNV | . ... XXI- QVOD TV NOBIS 1 ....E^"OS. TIBI-FHCIMV.S] .INPACEM. ') Or. n. 2673.

5. D M Q.PETILIO Q F ALEXAN DRO-VIX-ANN Villi- MENS IIIIDXVII PETILIVS FAVSTVS ET VLPIA ALEXANDRA PARENTES FILIO PIENTISSI.MO FEGE

R VN'i' S -P-QS ET M-VLPIORODINO

Der Name des Sohns ist aus dem des \'aters um! der Mutter gebildet. N'gl. Göttling, Gesch. d. R. Staats- verf. S. 5. 75. - S.P.Q.S Grut. MCXXIX, 3.

Dorpat. L. M E RCK 1. 1 >-.

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IV. Assyrische Alterthümer.

Als Inhalt von fünf und fuiifzig Kisten, in denen die neueste Aushente der Alterthümer von Niinrud nacli Enüland jjelangt ist, wird uns in nenliclien Mittlieilungen des Hrn. Sam. liirch vom 5. Nov. d. J. der nielirerwälinte OI)elisk (oben S. 68* 109'j, eine und die andre Sculptur aus dem Palast und eine mannigfaltige Auswahl kleinerer Gegenstände bezeichnet. „DerObelisk, der als Haupt- stiick der ganzen Sendung zu betrachten ist, aus schwar- zem Marmor und etwa 6 Ful's hoch, läuft nicht pyrami- dal aus wie die ägyptischen, sondern in drei oben abge- platteten viereckten Stufen. Diese (iipielstufeu sowohl als die 13asi3 sind mit assyrischer Keilschrift bedeckt; nach einem Anruf an die Gijtter liest man in dieser die Geschlechtsregister, Kriegsfiihrungen und Triliutlisten von 32 Re^ierungsjaliren eines Herrschers, welcher Sohn des zweiten Ninus war. Der Schalt des Obeliskes liat je- derseits vier kleine Reliefs in begrenzten h^ächern : in die- sen ist der assyrische König abgebildet, wie er die Un- terwerfung zweier Volksoberliäupter empfängt; dieselben sind bärtig, tragen gellochtene '1"url)ans als Kopfputz und küssen fufsfällig dem Boden zu Kül'sen des Königs. Des Königs Begleitung besteht ans seinem Vezier und aus Eunuchen, aus Männern mit Metallgefäl'sen, Holzscheiten, Kürben mit seltenen Früchten und andern El'swaaren oder Ge"enständen des Luxus, lerner aus seltenen 'l'hieren, darunter auch ein grofser indischer Pavian, baktrische Kameele mit doppeltem Höcker, Auerochsen, Rliinoceros, Gazellen und andre Thiere. In einer dieser Abtheilungen ist eine Löwin sammt zwei Gazellen, deren eine von dem Löwen ersritTen wird. Alle diese Figuren sind im con- ventioneilen Styl der feinsten babylonischen Cylinder ge- zeichnet, einem Styl welcher die Mitte hält zwischen den Werken ägyptischer unil ältester griechischer Kunst."

Als Sculpturen, welche nächst den zwölf früher (S. 52* ff.) von uns verzeichneten aus dem Palast von IVim- rud ins brittische Museum gelangten, werden uns von Hrn. liirch folgende Darstellungen genannt; 1) Eunuch, der vier Gefangne begleitet. 2) AngrilF einer Festung durch Gescliützwidder, vor fler Ringmauer sind vier Männer durch die Brust aufgespiefst. 3) Eine durch Gescliützwid- der eingenommene Stadt; die Wälle sind verlassen, Frauen lind Kinder nebenher in einem oclisenbespannten Karren gerettet. 4) Angriff auf eine Stadt von einem Tluirm mit Geschützwidder ausgehend; ilie beiderseitigen Tliiir- me sind mit Schlitzen besetzt, die Widdermascliine [vgl. oben S. 53* no. 71 wird auf eine gesenkte Verschanzung hinaufgetrieben. Ringsum liegen abgehauene Kopie und niedergehauene Palmstämme. 5) Fragment zwei abge- stiegener Reiter mit konischen Alützen und gellochtener Rüstung; sie schreiten durch eine fiebirgsgegend, ihre Pferde am Zügel und in der Hand Lanzen haltend. Styl, .\ufzug und Beiwerk dieser Figuren eriiuiert einigermal'sen an die (testalten der normannischen und Kreuzfahrer- Zeit. (}) Platte mit der Darstellung eines [''lufsiibergangs, zum 'I'heil durch eine l'"urt. Wagen und Gepäck sind auf zwei Böten zusammengehäuft, Pferde von ihren Rei- tern gelenkt scliwimmen hindurch, und noch andre Män- ner zwingen den .Strom durch aufgeblasene Weinschläuche. Der Strom ist in liblicher Weise deutlich genug angege- ben, überdies aber durch einen Frisch in seiner Mitte noch augenfälliger gemacht. 7 10 Nier gellugelte (Gott- heiten [vgl. S. 53* no. 4| auf Platten von bester lühal- tung. II. Fragment eines Reliefs mit dem Kopf des-

jenigen Königs, welcher den älteren Palast zu Nimrud erbaut hatte ; man liest in Keilschrift den Namen Afura, welcher vielleicht dem Thitrriis der Kirchenscliriftsteller [?J entspricht. Dieser Kopf gehörte einem kolossalen Reliei' von wenigstens zehn Ful's Höhe. 12. Kopf und Brust eines rechtshin blickenden Stiersphinx {Tuvoonriiy':^) von sehr kolossalem Verhältnifs. 13. Kopf eines Veziers, das Haar mit Tiara und mit Rosetten geschmückt, das bärtige Haar, die Augenlieder und ähnliche 'l'lieile sind schwarz ge- färbt. — 14. Kopf eines Eunuchen."

,,Die klei[ieren Gegenstände sind allzu zahlreicli und allzu gemischter Art, um sie einzeln zu verzeichnen. Es gehören dazu auch Inschriften, deren einige unter den grofsen Stierbildern zu Nimrud und zu Kouynnjik ge- funden wurden; andre liischrilten geben die Namen Ka- raiidcs, KuJul;, SUitrgut, Kouiiunjih und Nimrud. H'erner sind zu erwähnen sonnengetrocknete Ziegel mit Orna- menten aus den Decken des Palastes zu Nimrud; irdene Gefäfse von leichtem 'l'hon und hochgelber F^arbe in .■\rt der ägyptisclien, meist Becher und Schalen; Gefäfse von orientalischem Alabaster; der ägyptische Arragonit mit Namensinschrift des Königs von Kouynnjik; eine grol'se Ente von gleichem Material mit rnckgewandteni Schnabel; endlich Fragmente eines schönen kleinen Geiäfses von wirklichem Alabaster uiit dem Namen des Erbauers von Kliorsabad."

,,Als (gegenstände von IMetall sind zu nennen eine Reihe bronzener Löwen verschiedener Gröl'se von einem Ful's bis zu einem Zoll herab, gefunden zwisclien den grofsen Stieren ; Ueberreste eines Ful'sbodens von Kupfer; der eiserne Helm eines Assyriers mit einem Helmbuscli gleich dem in Botta's Werk; Erzgefäfse iür lieifse Flüs- sigkeiten in Art der ägyptischen Situla. Unter den man- cherlei Fragmenten von Elfenbein ist ein auf dem Lo- tus sitzender Horus zu erwähnen, aufserdem mehrere Cy- linder und manche kleinere («egenstände z. B. ein vier- ecktes Stück mit Vögeln und mit Schriftzügen. Unter *len (legenständen von 'Phon gehören mehrere offenbar griechischer Kunst an, namentlich ein reich l)ekleidetes weibliches Götterbild und ein Kopf mit Schleier und Sphendone [Stephane?]. Münzen scheinen niclit vorge- kommen zu sein."

„Alle diese (»egenstände waren leider in Bombay ausge- packt worden , daher viel Bruch und daher auch durch unberufene .\bformung manche Beschädigung verursacht wor<len, ein und das andre werthvolle Stuck (namentlicli ein gläserner Dolch und Glasgefäl'se mit assyrischen Kö- nigsnamen) auch völlig verschwunden ist. -\n einer Unter- suchung über diesen so unglücklich ausgefallenen Trans- port von Bagdad nach England wird es vermutidich nicht leiden, der Schaden aber bleilit unersetzlich. Hr. Laijard selbst, der begeisterte und talentvolle Entdecker von Nim- rud, wird nächstens wieder von London nach Konstanti- pel zuriickgehn; sollte man es wohl glauben, dal's seine erfolgreiche 'i'hätigkeit in England bisher keine andre An- erkenninig gefunden als einen Oxlorder Doktorhut'? .\ls erfolgreiche wissenschaltliche Leistung stellt alsbald die Bekanntmachung aller zu Nimrud, Kouynnjik, Niffer, Siisa und andern Orten von ihm kopirten assyrischen In- schriften von ihm zu erwarten. Sein gröfseres Werk wirtl bei geringerer Ausilehnung dem Botta'schen an Wichtig- keit keineswegs nachstellen, da sein Inhalt aus mehrereti .■\us"rabunj2S|)lätzen entnommen und einer früheren Ge-

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scliiclitspcriode beiziiinessen ist; ilenn der Belierrsclier des Palastes von Kliorsal)ad scheint einer der späteren Hlunarciieu der zweiten Dynastie gewesen zu sein. Hin- siclitlicli der Inscliritt des Obelisken von iSirnruil soll Col. RawlinsOH eine Erkliirung desselben drucklertii; haben, Ein erstes Werk des Hrn. Layard steht allernaehsteiis be- vor." [Ist in zwei Octav))äiiden „Mniveh and its reuiains" 399 und 491 H. bei !\Uirray so eben erschienen.]

Zu \'ervollstan(ligunr; oliiger Notizen erhielten wir von Hrn. IJirch noch iblgende spätere (2. Dec.) Mitthei- lungen über die Klleidieinlraginente des Layard'schen Kun- des , Fragmente deren genauere JN'otiz zugleich mit Folgerungen über das \'erhältnirs assyrischer und ägypti- scher Kunst nun auch in einem schonen Aufsatz desselben Verfassers (Observations on Iwo Egyj)tian (Jartouclies and some other ivory Ornaments ibund at Nimroutl, in den 'i'ransactions of the Royal Society of Literalure lil, 1. p. 151 177) ins l'nblikuni gelangt ist. Im Allgemeinen stellt die Ansicht als seien die zahlreichen zu INimrud gefundenen Ellenbeinplättchen Beschläge von Schmuck- kästchen gewesen, wie solches von ahnlichen namentlich etruskischen Ellenbein- l'lättchen iiekannt ist, sich als unzureichend heraus; wenigstens miifs dann ein grül'serer Kasten, in Art der Kypseloslade, vorausgesetzt werden, wenn man nicht lieber \Vandl)ekleidung oder auch die schmückende Bekleidung eines .Sessels darin erkennen will, die in Verbindung mit (einem Holze und mit Vergoldung statt- fand. 'J'eclinisch und slylistjsch bemerkenswerlh ist haupt- sächlich ein groises Fragment mit der Darstellung zweier Greife oder sonstiger Flügelthiere, die zwischen Lotiisbiu- men stehen; die Blätter dieser letzteren sind mit Lapis la- zuli ausgelegt; damit ist das Fragment einer gleiclilalls as- syrischen Porcellani)üchse zusammengestellt, welche nei)en einem wohl stylisirten Greif den ägyptischen Namensring Königs Amasis II, aus der 26sten Dynastie an sich trägt. Ueber die ausnehmend wichtigen ägyptischen Namens- ringe zwei andrer Elfenbeinplätlchen hat Hr. Bircli sich bereits friiher (S. 70* ff.) in diesen Blättern und nun aus-

führlich in den 'i'ransactions (1. c. p. IJSss.) ausgespro- chen, und kurz vorher von uns erwähnt vvard auch das vorzügliche Elfenbeinfragment mit dein Bilde des jugend- lichen Horus, welcher die Finger an den Mund lialtenri auf einer eben mit Lapis lazuli ausgelegten Lotusblume sitzt; vor lloriis steht eine gellügelte Frau, vermuthlich Isis, deren Obertheil jedoch Jehlt.

„Drei kleine Thon li g u re n, bärtige Männer mit Ver- zierungen auf ihren Häuptern darstellend, erinnern eben- falls an ägyptische (iräl)erliguren. Auch einige !<"ragmente von Goldblätlclien sind zu erwähnen, eines als untere Hälfte einer (iewandligur etwa 1 Zoll laug, und einige 'l'esseren von einer Masse wie Lapis lazuli; ierner einige Enten mit rücklings gewandten Scliniiiieln, wie deren ähn- liche nur gröfser auch unter ägyptischen Alterthümern vorhanden sind. Zwei von diesen Enten, von Gyps (ct. gypsum) und ?> Zoll lang, tragen die Zilfern 6 und 8 an sich und auf der andern .Seite eben so viel .Striche. Die schon früher erwähnte grofse Arragoni t- Ente be- ginnt mit der Ziffer 30, woraus auf eine Bestimmung zu (gewichten sich schlieisen läl'st. Auch ein wohlgebildeter Kopf von Arragonit ist in der Sammlung, vermuthlich ist er von einem GelaJ's abgelöst. An Backsteinen mit Inschrif- ten fehlt es auch nicht; sie werden in Hrn. Layard's be- vorstehender Sammlung sännntlicher ihm l)ekaunt gewor- denen Keilsclirilten zusammengestellt erscheinen."

Als überraschend und unverkennl)ar werden uns schliefslich die Voriülder griechischer Verzierung bezeich- net, die sich aus vielen jener assyrischen Denkmäler in Antelixen, in Lotus, h^yerstab, Zungen u. a. m. nachweisen lassen; auch lassen sich, wie man versichert, in Voluten dort ei)en so die Vorbilder ionischer Kapitale erkennen wie man in Beni- Hassan <lie Vorbilder dorischer Säulen vorfand. Einige von Hrn. G. Sc/iin//' für das Layardsche Werk ausgeliihrte Zeichnungen, deren Denkmäler jzuin Theil als bereits im britlischen .Museum belindlicli .nnge- zeigt sind, legte Hr. Birch zugleich mit einer Prol)e as- syrischen Scliriltdrucks diesem seinem Berichte l)ei.

x\rchäolosisclie Yereine und Winckelinaiinsfeste.

Berlin. In der .Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom 2. Novemlier gab Hr. Vannfka eine neue Erklärung [unten S. 385] des bisher auf Herkules und lole oder Auge gedeuteten pompejanischen Wandgemäldes (Arch.Z. T.il.XV llj, in welchem er vielmehr denselben Hel- den erkennt, wie er in krankem Zustand den eben mit Wa- schung der 'rempelgewiindcr beschilftigten Nymphen sich zur Heilung empfiehlt. Hr. Lauer las [einen in diesen Blättern abzudruckenden Aufsatz] ülier die von einem Widder getragenen Frauengestalten (Arch. Z. no. 27. 37. N. F. no. 3), welche er auf Athene Ergane deutet. Hr. Garhurd legte einen geschnittenen Stein verwandten Ge- genstandes vor, sprach dann über Ainor und Psychebilder [oben 'l'af. no. 22. 23J , uml berichtete über die neuen Funde der aus Agnone im Königreich Neapel kund gewor- denen oskischen Erztalel, lerner der bei Mainz entdeckten und von Lersch herauszugebenden sill)ernen Schwertscheide. Von Hrn. G. S'c/ku// jun. in London war eine Zeichnung der Eckligur <les westlichen Parthenongiel)els mit der von VV. W. Lloyd ül)erraschend nachgewiesenen foben S. 207] Einpassung eines Schlangenf raguients eingegangen : ein Bild des Kekrops wird hieilurch augenfällig, obwohl

für die daraus zur Gesammterklärung jener Gielielbilder gezogenen Folgerungen Weicker's ablehnende Beweisfuli- rung zu erwarten steht. Von litterarischen Neuigkeiten waren eingelaufen; l ) FeUow.t Accoiwn of the'.,lonic trophy monument excivated at Xanthus. Lond. 1848. 27 S. 3 K. 8. Der grolse Fund zweier ziun sogenannten Har- pagos - Denkmal, jetzt im brittischen Museum, gehörigen Friese ist hier zum erstenmal in einer skizzirten Zeich- nung, zugleich mit Restauration des fast spurlos ver- schwundeneu Bauwerks, anschaulich gemacht. 2) L. de Labordc et A. Puccurd: Lc ParlhriioH. Prospectus eines auf 100 Platten in Folio angelegten, seit längerer Zeit sorg- fältig vorbereiteten Gesanimtwerkes über Bau und Bild- werke des' Parthenon. 3) J. Sabuticr , Iconographie d'une collection clioisie de 5000 medailles romaines, l)y- zantines et cellibcriennes. St. Petersbourg 1847. Probe- heft eines zweckmäl'sig aiiL'elegten und bei genügender Sorgfalt von 'i'ext und Abbildungen zu übersichtlicher Kenntnifs des vorhandenen Apparats alter Bildnisse will- kommenen, das griechische Alterthum jeiloch ausschlie- l'senden Werkes. 4) .Memoires de la Societe d'Archeo- logie et de Numismatique de St. Petersbourg 1848 No. 1. 2.

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n\. I XV. Hauptsäcblicli enthaltend zwei Monographieen

über Münzen der Arsaciden und über die Münzen von Cliersonesos von U. von Kühne. 5) A. de Long]>cricr Dissertation sur les pbaleres. (Ans der Revue Numis- inatique). 6) GötUlng, YerzeichMil's des archiiologiscbf n Museums zu Jena. Zweite verin. Auil. 7) C. B. Sturch, De Tellure Dea deque ejus iuiagine a Manuele Phile de- scripta und „Kunst und Schule. Zur deutschen Schul- relorin." Zwei gleichzeitig zu Jena erschienene Schrilten eines jüngeren Gelehrten, welche zugleich ein Ergebnils bibliothekarischer und monumentaler romischer Studien und beherzigenswerihe Vorschlage zur Aul'nahine von Kunstaoschauung und kunstgeschichttichem Unterricht in den Kreis der Gymnnsialbildung enthalten.

Zur Feier des Winckelmannsiestes fand am 9. De- ceniber die übliche Festsitzung statt, zu welcher Hr. Ger- htinl ein „achtes Programm" abgelafst hatte: unter dem Titel „Zwei !\Iinerven" sind antike Kunstdarstellungen einer in Doppelbildung anschaulich gemachten iriedlichen Schutz- und kriegerischen Trutzgiittin Minerva, einer ver- einioten Polias und Partlienos oder Promachos und Er- »ane, nicht ohne Bezug aul die Gegensätze unsrer be- werten Gegenwart, darin zusammengestellt und erläutert. "^Hr. Lepsin« hespracli die ihm neulich aus London mit- getheilte Entdeckung etruskischer Zahlwörter mit Wür- feln [oben S. 375]^ welche zum hohen Preise von 100 Ptund dem Vernehmen nach noch jetzt im Kunsthandel sich betinden. Herr Panoßa zeigte eine kleine lukani- sche Oelkanne, mit der zum erstenmal zum Vorschein kommenden Darstellung eines Siegers der Pannychis ge- schmückt. Nike, einen Leuchter mit zugedeckter Lampe haltend, tritt vor einen myrteubekranzten sitzenden Jüng- lin" liin, der in einer tiefen Schüssel ein unserem Baumku- f hen ähnliches Backwerk (/rrnatiovc) empfangen hat. Sol- chen Kuchen von gerüstetem W'aizen und Honig, aus pyra- midenartig aufgethürjuten kleinen Pyramiden bestehend, l>e- kamen die Sieger beim trinklustigen Nachtdurchwachungs- test, Pannychis, wiedgl. zu Ehren der Demeter sowohl als lür Aphrodite, Chariten, Dionysos, Priap u. A. geleiert wurden. Dieselbe Nike Pannychis erkennt Hr. P. auch aul einem berühmten Skarabaus des Wiener Antiken -Kabi- nets in der wegen der Inschril't EVtna bisher auf Helena gedeuteten Flügelfrau mit Oelll.'ischchen vor einem Kan- delaber (Miliin Gal. myth. CLVI, 5M). Dr. H. Barlh las, mit einleitenden Bemerkungen ülier seine Heise im selten besuchten Cilicien, über kolossale und massive von ihm zu Tarsus entdeckte Bautrüuimer, welche er für die doppelte Pyra einer mannlichen und einer weiblichen Gott- heit, dem dortigen Dienst des Saiidon-Sardanapalus ent- sprechend, zu erkennen geneigt ist. [Ausführliches hier- iiber folgt nach]. Von Hrn. Xahn lagen Probeblatter ans den" beiden ersten Heften der dritten Folge seines Werks „Pompeji, Herkulanuin und Stabiä" vor. Nachst- dein forderte \\r. Gcihiird zu geineiiisainer Lösung zweier Fra"en auf: eine von streng philologischer Art iiber den verineintliclien Genius hunoium el ulKdlosonim virorum, nach dem bisherigen 'l'ext des Pausaniis I, 24,3: 2i';f()i- <)l/.i(i)i' di'.iiiof, lür welchen vielleicht ö HiirTiu)iiii- ih'.i'iioiy zu lesen sei; die andere mehr künstlerischen Bereichs, indem der zur Stelle gebrachte Abgul's eines bisher un- bekannten fliüher bei dem verstorliencn .Millingen iiefiiid- lichen) M^irinorligurchens von leidenscliafllicher Bewegung und feinster Skulptur bald einer Bacchantin, bald einer Kassandra, Tochter der Niobe oder sonstigen Heroine ver"leiclibar erscheint, liberdies aber durch den Kest eines Lüwenfells schwierig wird, welches einer schwer zu er-

rathenden Gruppirung angehört liaben ranfs. Zu diesen fernerer Erwägung empfohlenen archäologischen Räthseln gesellte sich noch durch geneigte Mittheilung des Herrn Lersch zu Bonn eine und die andere Besonderheit des in gleichzeitigen) Fest-Programm von demselben behandelten silbernen Schwerts aus der 'l'iberius' Zeit; ilie Versamm- lung vereinigte sich jedoch in der Ansicht, dal's, unbe- schadet des Augenscheins den für die technische Würdi- gung eines so seltenen Fundes ein Jeder sich vorbehält, weder die verhältnilsmälsig geringe Eigenthümlichkeit der verzierenden Reliefs, noch auch die Seltsamkeit der un- tersten einer asiatischen Provinz oder Amazone ähnlichen Figur den Glauben an Echtheit und Werth jenes so ei- genthümlichen als kostbaren Fundes zu stören berechtigt sei. ISeben so vielfachen neuen Ergebnissen der Denk- mälerforschung liefs die Emptindung sich nicht verhehlen, wie wenig die Gegenwart den dadurch betheiligteu Kunst- und Alterthumsstudien günstig sei. Es ward nicht ver- schwiegen, dal's unsre seitens der Gesellschalt seit bald sechs Jahren eitrig unterstützte, überdies den Bedürlnissen deutscher Kunstliebe und Wissenschalt auch durch Wohl- feilheit des Preises entsprechende Archäologische Zeitschrift nur im Fall beträchtlichen neuen ISeistan- des sich lortsetzen läfst, und seliist die Besorgnil's ward laut, dal's der bisherige -Mittelpunkt, welchen das archäo- logische Institut bereits zwanzig Jahre hindurch jenen Studien darbot, durch die neuesten Zeitereignisse in sei- nen Gi'unclfesten erschüttert sein möchte. Um so ent- schiedener ward aber auch die Zuversicht geltend, mit welcher die Festgenossen Preufsens König, dem königli- chen Beschützer von Kunst und Wissenschaft, dem auch jenes römische Institut sein Dasein und sein bisheriges Bestehen verdankt, ihren vom Vollgefnhl des neuesten und königlichsten seiner Geschenke getragenen Segens- wunsch weihten, und unter dem Schirm des volksthümlich gesicherten preiilsischen Königthums auch die irischen Regungen der Wissenschalt in ieriiere Aussicht stellten.

In Rom fiel dieselbe, vom archäologischen Institut und schon vor dessen Gründung ununterbrochen begangne, (iediichtnil'sleier Winckelmanns in Folge der Zeitereignisse diesmal weg, dagegen von deutschen Hauptstiidten und Bil- dungsanstalten auch zu Bonn, Göttingen und Hamtuirg die löbliche Sitte früherer Jahre durch manche gelehrte und ortsgeniäl'se Ansprache für Kunst und Alterthum aulrecht gehallen ward, in Bonn fand aufAnlal's des rheinischen Alterthuinsvereins eine Feslversanimlung statt, in welcher VvoL iVcIcker über den farnesisclien Stier sprach ; zugleich waril von Prof. Lersch „das sogenannte Schwert des 'l'i- berius, ein römischer Ehrendegen aus der Zeit dieses Kai- sers Im Besitze des Hrn. Kunstliäiullers Josel (»old in jMainz'' (Bonn 1849. 28 S. 4) mit einer lithogr-iphirten Abbildung dieses merkwürdigen h'undes durch iMnladiings- prograinin veröffentlicht und erläutert. Im ehrwürdigen Musensitz (iöttingen, wo seit Heyne's Zeit vier Eifer flir Archäologie nie ausging, feierten die verdienten Vor- steher des neu gegründeten „archäologisch niiinisniatischen Instituts" Wim kelinanns Andenken auch diesesnial durch Rede und .Schrilt, indem Professor K. i''. Ilerntunn ,,über einige der li;iiiptsiiclilichsten Autlässungen des Begriffs der Kunslschönheit als Einllieilungsgrund der wichtigsten (Tegenslände der Kunstgeschichte " sprach, von Prol. irie- scler aber ein Programm itber ,,das Orakel des l'ropho- nios" ((lölt. 1848. 21 S. 8.) vorlag'). Endlich blieb

•) In Hrn. Ilermitnn'a gedachter Keile vvanl eine über- wieiiinii oinaiiientale Tendenz lUr orientalischen Kunst im

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nucli in llainl)iirg «lie üMicIie Winckehiiaiinsfi-ier nicht aus, weiche Prof. Pclttr.icn diesrnnl chiriii einen \ ortraj^ iiher ilie Kraee hegiii" „wie der liiiiiliirs der hildendeii

Künste auf allgemeine Bildung zu fördern sei" und auch ein jüngerer fJelehrter Dr. Overbeck mit einem Vortrag ,,ülier die (■iel)e!lelder «les Parthenon" ausstattete.

Gegensatz /ii dem mimelisclicii Charakter der italischen, na- nienthch etruskisclieri angenommen, in der griechischen Kunst aher die liarmonische Ausgleichung jener heiden Tendenzen gefunden. Prot. Ificaelcr's Schrift Iiandelt iilier die Baulich- keit der 'rro|i!ionii)sli(>lile imd sucht hauptsächlich festzustellen, (lals von den hcuden iihereinanderliegenden (ieniächern, welclie

nach l'ausanias die OraKelstütte bildeten, nur das untere un- terirdiscli war, welches Hr. W. demnacli in der von Stephan! n. A. nacl)gewiesenen Hühle erkennt, wälirend an die Stelle des oheren Gemaclis eine jetzt zerstörte Kapelle des h. Chri- stophoros trat.

\1. Nnchlese zur

Archäologischen Zeitung.

15. Dkr kranke Herakles (zu Taf. X\ll). Die genauere Besiclitigung eines jjompejanischeu Wandgemäldes den Rauh des Hylas durch die drei Nym- phen darstellend ') tührt mich zu der Ueberzeugung, dafs für das in der Archäologischen Zeitung Tal. XVTl ver- öffentlichte Wandgemälde die von mir (S. 273 a. a. O.) vorgeschlagne Deutung ,, Herkules und Auge" kaum lialt- liarer ist als die von Hrn. Minervini vorgeschlagene und noch spater vertheidigte „Herkules und Jole. ' Vielmehr scheint auf diesem Bilde Herakles als Kranker mit Mühe sich zu den drei Nymphen zu schleppen, deren Beschäftigung mit Waschen des Peplos um so weniger Befremden erregen kann, als griechische Votivreliefs die Wascher (oi 7ilvrTj<;) dem Pan und den Nymphen als ihren hesondern Schutzgottheiten jiuldi- gend -) uns kennen lehren, und auch römische Votivreliefs die Nymphen mit einem Stein zum Schmutzahreihen uns vorstellen '). Fragen wir nun aher nach dem Ort und eigenthüinlichen Charakter der Handlung, so vermag Pau- sanias *) über beides ein unerwartetes Licht zu verbrei- ten. „Fünfzig Stadien von Olympia liegt ein Flecken He- rakleia in Elis und dabei der Flul's Kytheros; eine Quelle ergiefst sich in den Flul's und ein Hieron der Nymphen ist an der Quelle: jede der Nymphen hat ihren Namen, Kalliphaeia, Synallaxis und Pegaia, die auch lasis heifst, gemeinsam führen sie den Beinamen 'Iioridig die Heil- nyraphen. Wer sich in der Quelle wascht, wird von allerlei Leiden und Schmerzen gelieilt. Die Nymphen haben den Namen von Ion, dem Sohn des Gargettos, der aus Athen hieher seinen Wohnsitz verlegte." Ueherein- stimmend drückt sich Strabo^) aus, nur dal's er weder Eigennamen, noch Zahl der Nymphen angiebt, noch die liistorische Ableitung von Ion der andern beifügt.

Bei sorgfältiger Betrachtung des Wandgemäldes er- giebt sich, dafs sowohl der Gesichtsausdruck des Herakles als die ganze Haltung seines Körpers ernste Krankheit

verratheo, gegen welche der Heros die Theilnahme der Heilnyniphen diesen unerwartet in Anspruch nimmt. Irre ich nicht, so fand dies bei seinem Zuge gegen den Kö- nig von Elis, Augias, statt, der seine Neffen Eurytos und Kteatos an der Spitze des Heeres ihm entgegenstellte. In diesem F^eldzug befiel den Herakles eine Krankheit, weshalb er mit den Molioniden einen Waf- fenstillstand schlols. Als diese aher erfahren er sei krank, greifen sie sein Heer an und tödten viele. Da nun kehrte Herakles zurück, lauerte den Molioniden in Kleonae auf, tödtete sie, zog gegen Elis, eroberte es und tödtete Augias mit seinen Söhnen, führte den Phyleus zurück, übergab ihm die Herrschaft und setzte die olympischen Spiele ein.

Nicht zu übersehen ist dal's Apollodor *}, dem wir die angeführte Schilderung entlehnten, von keiner Verwun- dung iniKriege, sondern von wirklicher Krankheit spricht, wie auch das pompejanische Bild von ersterer nicht die geringste Spur zeigt, auf letztere aber unverholen hin- weist. Der Flecken Herakleia in Elis verdankte wahr- scheinlich seinen Namen der Kiirzeit die Herakles, wäli- rend des Krieges gegen Augias in Elis erkrankend, da- selbst heim Hieron rier Heilnymphen mit Erfolg zubrachte.

Zur Bekräftigung meiner Erklärung dient eine im britischen Museum aufbewahrte unedirte Münze von Tlier- mae Himerenses in Sicilien, einerseits mit den drei Nymphen, andrerseits mit dem r t ig en H e rk u les- kopf geschmückt. Denn die Nymphen sollen der Athene zu gefallen dem Herakles die warmen Bäder hei Himera geöffnet haben (Hesych. s. v. ^Hfiuxliia '/jhtqu. Diod. V,3. Böckh Expl. Pind.OI. XII, 21. Schol. Pind. Ol. XII, 25).

Th. Panofka.

16. ZuK Talossage (Taf. XLIV. XLV. N. F. XXIV). Als ich im vorigen Jahr das Jluseuiu Lapidarium von Verona auf Neue besuchte, fiel mir ein Marmorrelief auf, das ich mir folgendernialsen notirte : ,,Hephaistos härtig, mit einem Künsthrchiloii, dahinter Architektur,

') Mus. Borhon. Vol. XIll, Tav. XLVI. IJylas mit Chlamys imd Schöpfgelafs, von einer älteren Nymphe, mit Kopftuch oder Schleier hinten bedeckt, und einer jüngeren an demselben rechten Arm erfasst, während eine noch jugendlichere vor ihm knieend sein rechtes Bein ergreift: rechts oben auf hohem Fels schauen zwei l'^pheben, der eine mit l'edum, neben ein- ander sitzend, herab.

•) Paciaudi Mon. Pclop. I, 207. Millin G. niyth. LXXXl, 327. Panofka Nvmphenreliefs Taf. I, I. (Ahh. d. Akad. «1. AViss. 1846.)

') Miliin G. m. LXIII, 32(1.

') Paus. VI, 22, 4. Im Text striil zwar jetzt ha/.hifthia

y.iu ^i'id).).(ciis xa'i Ifijyuia rf xiu "fnais. Allein die auf allen bisher entdeckten Bildweiken in üebereinstimmung mit den schriftlichen Zeugnissen vorkomniemle Dreizahl der Nym- phen (Panofka Bärtiger Kopf der Nyniphenreliefs Taf. lu.ll) bestinin\t mich Jliiyitla t) xat "fctai; zu lesen, wenn man nicht gar lliiyaCu re lieber als Kandglosse mit Rücksicht auf des As- klepios Tochter laso entstanden ansehen und ganz ans dem Text werfen will.

') Strab. Vlll, p. 3fi5.

) Apollod. II, 7, 3. ai'vfßi] ät 'jIi)(cx).eT xarii jtiv Otqk- Tiiav voaiiucd. ifii< lovio xu) anoväui n()dg Tiivg Mo>.iofld'ui fnoiifOKio. ül iSi, vaieQot' l/iiyvorrtg uüiöf voouCriii, frrt- jiHirrai rw mnnTevftitTi y.ai XTth'Ovai noD.ovS.

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breiter Pilaster mit Gesims: er ringt gegen einen fast unbeltleideten Jüngling der zu unterliegen sciieint."

Statt an den Zweikampf des llepliaistos mit dem Flufs^ott Skamnndros oder Xantiios zu denken, ziehe ich es vor an den Mytlios von Daedalos zu erinnern, zu dessen Cliarakterisirung sowoiil die Kiinstlertracht {iiwfug) als die Architektur beizutragen vermögen, und zwar an denMoment, wo er aus Neid seinen Scliiiler Talos, Sohn der Perdix, Schwester des Daedalos, von der Akropolis stiirzt, den Erfinder der Töpferscheibe, Siige u. a. (Apollod. 111, 15, 9. Diud. IV, 76. Eurip. Or. 1643) den Tansanias I, 21, 6. 4. VII, 4. 5.) Kalos nennt. Tu. Panofka.

Dem so erkannten tödtlichen Angriff des Daedalos auf seinen Schüler uiul NelTen schliefst die Scene sich an, die neulich Quaranta im räthselhaften Leiche nzug eines pom- pejanischen Wandgemäldes treffend erkannt hat. Eine ßude mit aufgehängten Gefafsen, Sagemaimer, eine Statue der Gewerksgöttin Minerva und hauptsächlich der danel)en stehende Künstler mit einem Nagel in der Hand, ver- muthlich Dädalos, bestätigen jene Erklärung des anl einer Bahre liegenden Todten, in dessen Kopf überdies bei un- verletztem Zustand des Gemiildes ein Nagel, wenn nicht als gleich dienliches Mordinstrument der Kompafs, deutlich gewesen sein soll. Vgl. Raggnaglio dell' Accad. Ercola- nese per 1846 p. 5. 6. Als Gegenstand des ßildes wird demnach dort die Bestattung des Perdix (Tfissw/ifie dt Pcnllce) angegel)en, vermuthlich auf Autorität des So- phokles (f)' Kunr/.ioiQ fragm. 301 nach Suidas und Pho- tius), die der Mehrzahl andrer Zeugnisse für Talos füg- lich das Gleichgewicht halten kann. Die Sage von Er- henkung jedoch, die in Athen am Perdix-Heiligthum (Suid. UiQdi/.og 'lifiöi'j haftete, spricht mehr für eine Frau, also für Perdix als Schwester, für Talos als Schwestersohn des Dädalos. E. G.

17. Andromache. In der Archäologischen Zeitung (N. F. No. 10 S. 156) beschreibt Hr. Sum. Birch unter dem Millingenschen Nachlafs no. 11: „das apulische Fragment einer prachtvollen Vase. Erhalten ist der Obertheil einer Frau , welche in ihrer Linken ein Kind und mit ihren Zähnen das B",nde eines durchsichti- gen Gewandes hält ihren Busen zu decken. Der Aus- druck melancholischer Gröfse in ihrem Angesicht erinnert an Niol)e."

Hiebei übersah unser gelehrter Freund, dafs durch das Halten des Gewandes mit den Zähnen das Brust- geben des Kindes entweder als bevorstehend oder als bereit» vollbracht bezeichnet viird und dal's der Ausdruck melancholischer Gröfse in dem Angesicht der Mutter hie- mit im besten Einklang steht, sobald wir uns die An- dromache vergegenwärtigen, welche unter den troi- sclien Frauen, die bereits weil klagenden Gefangenen glichen, Polygnot (Paus. X, 21, 4) in der Lesche zu

Delphi gemalt hatte mit dem K näh lein Astyanax vor i li r stehend, der an ihre Brust fafst. Mit dem Kleinen am Busen erscheint sie auch trauernd am Boden liegend auf der Taliula Iliaca (Miliin. Gal. myth. GL, HO).

']"h. Panofka.

18. SiLEN BEI MiDAS (zu Arch. Z. N. F. no. 21

S. 334 f.) Uei Niederschreibung meines Artikels über die Vase bei Gerhard Auserl. Vasenb. III, 238 hatte icli übersehen, dafs mein geehrter Freund Prof. K. F. Her- mann schon vor mir den 3Iidasmythos auf dieser Vase entdeckt und in no. 15 dieser Archäologischen Zeitung S. 237. 238 nachgewiesen hat. Indem ich mich beeile dies Versehen wieder gut zu macheu, darf ich zugleich die Hoffnung wohl aussprechen, bei so grolser Ab- weichung in der Erklärung der Einzelheiten, dem unzweideutigsten Zeugnil's selbständiger Forschung, werde der geneigte Leser den Abdruck beider Artikel nicht bereuen. Th. Panofka.

19. Casal Crendi. Als ich neulich in meinem Aufsatz ,, Zur Kunst der Phönicier" (Arch. Z. N. E. no.22) die phönicischen Teinpelruineii bei Casal Crendi bespracli, hatte ich nirgend die geringste Andeutung dieser in ihrer Art so bedeutenden Monumente gefunden, auch nicht in dem in diesem Jahre erschienenen theils von d'Avezac selbst theils unter seiner Leitung abgeial'steu Tlieil des Univers, der die iles de l'Afrique behandelt und auf wis- senschaftlich erschöpfende Behandlung nicht geringen An- spruch macht. Nachgehends hat sich nun zwar ergeben, dafs jene Monumente dennoch schon publicirt und be- schrieben sind, ausführlich sogar und mit einem Grund- ril's und mehreren Ansichten begleitet in der „arthaeolo- gia, Journal of the society of tlie antiquarians" (London 1842 p. 227 f.) aus einem Briefe des Herrn J. G. Vance Esq., dann in der ,,revue d'architecture" von 1842, die hier nicht aufzutreiben ist, ganz kurz und in sehr un- bestimmten Ausdrücken von J. de IVitU; im Bullettino deir Institute 1842 p. 42. Meine Besprechung dieser in- teressanten Denkmäler verliert hiedurcli an Neuheit, über- flüssig aber wird sie dadurch wie ich glaube nicht ge- macht. Natürlicli habe ich viele Einzelheiten und Beson- derheiten ül)ergangen, aber die Haupttheile der Gebäude, deren man sich aus der englischen Darstellung kaum be- wul'st wird, werden aus meiner Darstellung wie ich hoffe in ganz andrer Klarheit vor Augen treten, während sie wunderbarer Weise in jener Beschreibung, die auf die gröl'ste Genauigkeit Anspruch macht, dimkel bleiben. Auf Plinzelnes kann ich hier nicht eingehen, werde aber das Ganze noch einmal in meiner Reisebeschreibung be- handeln, die im Laufe des nächsten Sommers ersciiei- nen wird.

Berlin. IL Barth.

Iliezu Tafel XXIV der JSeuen Folge: Paralipomena, der Talosvase u. a. m.

Druck und Verlag von G. Reimer.

Herausgegeben von E. Gerhard.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

Beila";e J\g 5.

Neue Folge.

März 1848.

NiicliltsL- zur Arcliüologisclieii Zeitung (Ka!liinor])Iios; Kiiedenssaiile von Xantlios; Acliilles auf Lenke). Miiseo<;ra-

pliiselies (Uriltisclies Museum; aus Alexanclria; Assyrisclies). Arcliaologisclie Gesellscliafteu (Berlin). Wincliel-

inannsfeste (Rom, Gottingen, Bonn, Berlin, llamhurg). Arcliäologisclie Bibliographie.'

I. Nachlese zur

Archäologisclien Zeitung.

9. K A L LI M OR PHO s. Die Sogenannte Atliene x«X- )iiftO()(fog ist in neuerer Zeit (in diesen Blattern von Preller 1846. No. 40. .S. 204 und von Otto Jahn 1847. No. 4. 55.03'') wieder zur .Sprache gehracht worden, und nach- dem nacneutlich von (leni erstgenannten (belehrten nach- gewiesen worden ist, dal's jener Beiname aller Beglaubi- gung enthelire und nur aus Plinins XXXIV, 8, 19 mit- telst Uehersetzung Iierausgekliigelt worden sei, indem als Beinarne dieser Göttin, od-er vielmehr Göttinstatue, ebenso gut 7] y.uXij oder y.uXXlüxrj erfunden werden kiinne, hat der letztgenannte dem Verständnils der Stelle des Plinins durch eine Conjectur aulznliellen gesucht. Die Worte des Plinins lauten : Ex acrc vern praeter Amazonem su- pra dictum M'tncnniin tarn eximian pitlchr'ttuiVinls (lecit), ut joriHui; coyiKDucn acceperU. Es ist von den Herans- gebern des Plinins sowohl als von allen denen, welche die Stelle sonstwo behandelt haben, niciit verkannt wor- den, dal's in des Schriltstellers Worten die Angabe des dieser Statue des Phidins ertlieilten Beiworts fehle, und aller Vennutiiung nacli in dem schon an sich unerklär- baren und darum venliichtigen fonnui) liegen nifisse. Um von dem Eird'alle des Pincianns, welcher Ph'idiae an die Stelle von fnrmue setzen wollte, alizusehen, so müssen wir Jahn's Verjnutliuiig BIuQqw von Seiten des Scharf- sinns zwar alle Gerechtigkeit widerfahren lassen, kiinnen sie aber, oline darauf Gewicht legen zu wollen, dals sich dieses Beiwort für tlie Athene nicht weiter nachweisen liilst, schon aus dem Grunde nicht billigen, weil wir über- haupt von diesem der A|jhrodite iii .Sparta znertheilten Beiworte nichts anderes, wie Jahn selbst anj;iebt, ermit- teln kiinnen, als dal's die Darstellung derselben eine un- bevrailnete Aphrodite, im (iegensatz einer liewaflheten, gezeigt iiabe, eine Eigenthiimlichkeit welche bei der so sehr verschiedenen Symbolik gerade dieser beiden Gott- heiten kaum eine Anwendung auf ein Pallasbild gestattet. .Xul'serdem fragt es sich, und das scheint mir bei Erklä- rung oder Wiederhei Stellung einer dunkeln Stelle immer die erste Krage zu sein, was nach <lein sonstigen VVort- sinii wohl der Schriftsteller sagen k<mnte oder mul'ste, und ila dieses aus den beschreibenden Worten titm cxi- iiiiuc pukliriludiiiis ebenso unzweilelhaft ist, als dal's ilie- sen das an sich unverständliche Beiwort DIu^kjui nicht entspricht, so ist man bei der logischen Abhängigkeit, in welcher die Worte ul u. s. w. zu den vorausgehenden stellen, gezwungen, wieder auf die fridieren Erklärungen,

die hier eine xuD.ifioQffog oder eine x(t)J.i'ait] oder xuXrj anerkannten, zurückzukommen. Wenn ich nun, um allen .Schwierigkeiten ein Ende zu machen, statt formuc vorschlage formosae zu lesen, so gestehe ich, dafs ich der Kichtigkeit dieser Vermuthung aus keinem anderen (Trunde niil'straue, als weil sie zu olFen und leicht dar- liegt, um glauben zu kiinnen, dal's sie dem .Scharfsinn der Gelehrten, die diese .Stelle behandelt haben, hätte entgehen kiinnen. In Erwartung deslallsiger Belehrung über Unzulässigkeit dieser Vermuthung aus einem mir unliekannten Grunde ''j.^welche wenigstens jedeidalls den- jenigen Namen zu enthalten scheint, welchen Plinius an- geben wollte, und welcher mit der von Lukianos Imag. 6 gegebenen Schililerung dieser Statue in vollkommener Uebereinstimmung steht, glaube ich einstweilen darauf fortbauen zu dürfen, wobei ich mich nunmehr an meine Vorgänger halten kann.

Sind wir nach diesem Beiworte, zugleich unter Be- rücksichtigung des Charakters der Athene selbst, berech- tigt, in dem Werke tles Pheidias die Darstellun» jiino- iräulicher .Schönheit in\erbindung mit der ernsten VViirde des Pallasideals anzunehmen, so kann um so weniger die Beziehung des Berichts bei llimerios Ür. 21 auf diese .Statue in Zweifel gezogen worden, als was davon aus"e- sagt wird, dal's der Künstler das jungfräuliche Errötheii auf den Wangen der Jungfrau in dem Erze auszudrücken verstanden habe, nur auf dieses Bildwerk des Pheidias Anwendung findet, und hier belinden VTir uns in voll- komnuier Uebereinstimmung mit unsern Vorgängern, von welchen Preller es mit Keclit als überllüssig erachtet, die Benutzung und Auslidirung eines solchen .Motivs dem Pheidias zuzutrauen. Der mögliche Zweifel, ob diese Nachricht nicht eine Erfindung des Khetors sei, wird wie ich glaube, hinlänglich dadurch zurückgewiesen, dafs die berichtete l'hatsache so aul'serordentlicher Art ist, dafs, wenn dieselbe keinen andern (irund als alles Hirn eines Redekünstiers gehabt hatte, dieser die historische Liceuz bis zur Darstellung des Unglaublichen mifsbraucht haben würde. .\us der weiteren Beschreibung des I{hetors, wel- cher unzweifelhaft alter Tradition folgte, vermögen wir aber riicksiclitlich der Beschairenheit <les Werks nur noch abzunehmen, dal's der Kopf der Eigur ohne Helinbedeckun» war, woraus noch keineswegs hervorgeht, diese Athene als eine schlechthin unbewaffnete, im Gegensatz von sonst iiblicher Darstellungsweise, zu denken. Diese Bil-

*) Was Uiialreip.ere de (iiiincy im Mayasin encyclop. 180!), Juli '1'. IV. S. 91 flg. darüber bemerkt hat, vcrinaji icli jetzt nicht einzusehen.

'*) Der einzige Einwand, den man erliiben könnte, ilals

Plinins lüklwerku nach ihren griechischen Beinamen zu be- zeichnen i)llc^e, scheint nin so nneihelilicher zu sein, als es bei der von ihm gegebenen Schililerung gar nicIit darauf ankam, den fremden Ausdruck aiiziiliiliren«

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düng einer Athene ist alier allerdings so singiitär, dnfs auch schou aus diesem Grunde die Nachricht selbst niciit aus der Luft gegritleu seiu kann. So anerkennungswerth nun aucli die von Schüll (Arcluiol. Mittlieil. aus Grieclien- )<ind I. S. 48 un<l 72) und Forchhaminer (Zeitsclir. i. d. Alterth. 1844. No. 134. S. 1062) gemachten Versuche sind, uns ein Bild von dieser sdiünen Atliene zu entwer- ien und ein Ahliild dessellien in den noch vorliandenen Pallasstatuen nachzuweisen, so wird doch lies Letztge- nannten Auflassung durcii den ihm entgangenen Umstand, dafs das Haupt vom Helm enthlöfst war, unstatthaft, näh- rend desselben weiterer Darstellung, wornacii Athene in ruhiger Stellung, mit Aegis, aufrecht stehendem Speer, den Schild zur Seite an die Erde gelehnt, in dem Sinn einer friedlichen, nicht kriegerischen Göttin, grol'se Wahrscheinlichkeit zugestanden werden mul's. Zu dieser zuletzt erwähnten Auüassung passen auch diejenigen Bild- werke, welche Scholl namhaft macht, im Ganzen um so wehr, als sie auch den Kopf ohne Helml)ekleidung zeigen, und wir sind üherzeugt, dal's unter diesen allerdings eine Nachhiklung dieser friedlichen Atliene zu suchen sei, so wie auch die Identität der Statue dieser scltönen, fried- fertigen Atliene mit der sog. Leinnischen auf der Burg, was alle meine Vorganger angenommen haheii, und was iii)rigens, um dieses beiläufig zu bemerken, auch schon Böttiger Andeut. zu XXIV V'orles. über Aicliäologie I. S. 85 aufgestellt hatte, unzweifelhaft erscheint, (lerade aber dieser andere Beiname des Werks, rj yh]!.ivla, wel- cher seiner historischen Bedeutung wegen der allgemein übliche gewesen sein mul'ste, mag den Grund enthalten, dafs uns das Bild unter jenem andern nicht weiter ge- nannt vorliegt. Es genüge nur noch zur weitern Cliarak- terisirung unsrer Atliene auf ein Vasenliild (Archiiol. Zei- tung 1845. 'I'af. XXVllI aus Avellino's Bull, arch. Nap. Taf. VII) hinzuweisen, wo Atliene sitzend, ohne Helm, das Haar hinten mittelst einer Binde in die Höhe gelloch- ten *), mit der Aegis bekleidet, nachlässig in der Linken den Schild, in der Rechten den Speer haltend, dargestellt ist. Uebrigens wird die Darstellung einer Athene ohne Kopfbedeckung durch die bei den Dichtern nicht seltene, und ohne jene .Annahme undankbare Schilderung von dein schonen Hiiare der Göttin weiter bestätigt, schon von der llias an, wo ihr L, 92 das Beiwort iicxn/nug ertheilt wird: l'indar nennt sie wenigstens ^«i-S^v, , Hymn. fr. 5. Vgl. Dissen zu 'riliull. 1,4, 20. Wenn Rigler Annotat. ad Tibull. Part. I. .S. XIV bei Erklärung dieser Stelle des Tibull das Schwören bei den Haaren der Minerva aus <leni Grunde fiir unstatthaft lijilt, weil nicht bewiesen werden könne, dafs der Göttin ihre Haare besonders werth gewesen seien, und hiernach zu einer Aenderung des Worts crines seine Zulluclit nimmt, so hat dieser sonst so um- sichtige Erklärer unlieriicksicbtigt gelassen, dafs es sich von einem Schwur Liebender handelt, der auf das aller- dings vielfach gefeierte lilonde Haar der Göttin (flava mehrmals bei Ovid genannt) abgelegt, der Sache ganz angemessen erscheint. Fr. Osann.

10. Friede NssÄuLE von Xanthos. Eine wichtige Variante dieser in der .Arch. Zeitung (II, 282. IV. P". 1,33*) nielirbesproclienen Inschrilt wird uns briellich von Hrn. 11'. IV. LUtijd zur .Spraclie gebracht. In der zehn- ten Zeile, bemerkt Hr. Lloyd, sei das Wort «(iKAAAS, auf welchem die von Hrn. Franz aufgestellte Verinuthung

arkadischer Hülfsvölker beruht, durchaus zweifelhaft; eine der Abschriften gebe «pSAAAS und diese Lesart habe bei erneuter Prüfung ( \ermutlilicli eines im brittischen Museum beiiiidlicheii Abgusses) sich bestätigt gefunden. In Bezug auf diese Mittlieilung äufsert nun Hr. J. Franz sich folgendermafsen:

„Da Fellows' Abschrift deutlich KAAAS darbot, in Schönborns JMittheilung aber das C in SAAA als ein seiir zweifelhalter Buchstabe bezeichnet war, so inufste die Kritik nothwendig APKAAAS herstellen. Es war dies nach dem Tliatbestand keine bloFse Vernuitliiing. Hr. Lloyd behauptet nun, kein K, sondern ein C sei auf dem Stein sichtbar. Wenn dies wahr ist, so fällt natür- lich meine Ilestitution weg. Derselbe hat für die neu aufgestellte Leseart CAAAS den Namen APSAAAS in Bereitschaft, indem er sich auf die von Spratt und F'orbes Travels in Lycia T. II. p. 291. mitgelheilte In- schrift APCAAEßNOAHMOS beruft. Es bleibt jedoch ungewils, ob er die Identität der Formen l-ipaa- dtTg uadl4t)aüdig wohl erwogen hat. Denn APCAAEßN zeigt, dafs der Name der Lykischen Stadt 'l-IgauÖH war, nach der Analogie von Ii?prz«»tl«, Kudi'urdc, O'trauvdu. Wie die Einwohner dieser Städte ^(jvy.uydtig, Kitdvav- ^itg , Oii'OuvdtTg, so hiel'sen die Einwohner von Arsada ^-IpauöiTc. Es fragt sich nun, ob für L-IrtnudiTg auchi-/(J- aüdig stehen könne. Und da blielie nichts übrig, als einen Stammheros UgauQ anzunehmen, auf den die Ein- wohner ihren ursprünglichen Namen IdgaüÖK; zurückge- führt hätten, woneben sich im Verlauf der Zeit der Name fiir die Stadt Z-lgaudii. und das dazu "ehörige Ethnicuui -^pa«(hr? festsetzen konnte."

„Jedenfalls bedarf die neu aufgestellte Leseart und die darauf gegründete Vermutbung des Hrn. Lloyd noch einer weiteren Untersuchung. Diese und die Kritik, welche sich in dieser Zeitung Sept. 1847. Beil. n. 3. auf das Epigramm von Xanthos geworfen hat, wird, so weit sie es verdient, in den Addendis ad Corp. inscrp. Gr. Vol. HI. Berücksichtigung linden."

11. Achilles auf Leüke. Die Nacliweisung dieses Gegenstands auf einem merkwürdigen Gefäfsbild des Berliner JMuseums durch Hrn. von Paucher (Arch. Z. N. F. no. 7) hat Hrn. IF. ]V(itl;iss Llnijd zur Iiand- scliriltliclien Mittlieilung feinerer Bemerkun^pu über das- selbe Gefäfsbild veranlafst, aus ilenen wir Folgeiiiles aus- heben. Indem derselbe der Deutung auf Achill und das Eiland der Seligen im Allgemeinen sich anschiiefst, will er es nur dahin gestellt sein lassen, ob statt des Kroto- niaten Leonymos nicht sonst ein gewöhnlicher Sterbliclier im neuen Ankömmling, und alsdann in der Figur hin- ter Achill Patroklos zu verinuthen sei; beim Schildzei- clien des Achill erinnert er an tue Sonne in .Mitten des lioinerischen Acliillcsschildes (II. XVIII, 484). Hinsichtlich des Ge^eiibilds ist Hrn. Z>s. Ansicht al>ueiclieiider: er glaubt Memiion's Kampf mit Achill unzweideutig zu er- kennen, woliir allerdings die aliiiliclie \erbiiidiiiig käm- pfender Tliiere neben der Darstellung jenes Zweikampfs aiit einein (iefäfs ganz ähnlichen Styles ( Milliii. (iai. CLXIV, 599: Stier und (Jreif) spricht. Ohne Zweifel wäre die Gruppe auch früher so gedeutet worden, hätte nicht die Nebenfigur der sinkenden Amazone daran ge-

*) Darauf bezichen sich verniiitlilich die Worte «les I'ollux II, 3.}, wo er von den vtiscliicdcnen .\rten des Haarinitzcs

spricht: xiä 7iaii(in).(xnv i«? ^Q^/!"^t '''> ('Vttnktxnv. xid yiii- (Hinen'/.eyLUvri ij 'Altrivü, r iii'untTiXtyfiü'i).

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Iiindfit; llr. Lloyd IiJilt diese für Pentliesilea, ist al)er Zeugnisse scliiililifr geMielien, laut denen jene in den er- sten liiicliern lies (Jiiinlns Siuvmaens so viillig getrennten

beiden Kämpfe nncli als ein einziger, von ^cliill zngletrli geg^-n .Meinnon und gegen Pentliesilea geführter, Iviinipf sich (lenken iiel'sen.

11.

31 u s e 0 o r a p Ji

sehe s.

1. Rkittisciiks IMuseum. im hrittisclien I\Iuseum sind aul'ser ilen halikarnassischen uml sonstigen griechi- schen [Olieii JS. 202, 14] Sculpturen neuerdings auch vier etruskische Tu d t e n Iv is t e n angelangt, deren nähere Beschreihunt; uns versprochen wird; ferner einausMicali (Mon. XW I) wohl bekannter e t rus kl seil er Sarkophag- deckel mit der lehensgrofsen Figur eines niumie/iarlig ausgestreckten Verstorbenen. Aus .Miliin gen 's Besitz fielen dem iMuseiun zugleich mit den in diesen lü.'iltern [Ohen S. 164 IF.] bereits verzeicIinetenThondenkmalern auch mehrere hübsche IJronzen ardieim, namentlich die aus .Alon. deir Inst. III, 2;} bekannte Gruppe des von Eos getragenen IMemnon, lerner die sitzende kleine Figur eines mit Pi- leus bedeckten Heros, der beide Arme ausbreitet, sodann ein oberwiirts mit Hippokam|)eii verzierter Herd (liearth), endlich ein Geriilliluls, der unten in eine Lciwentatze, oben in ein Oorgonenhaupt endet, [dem ähnlichen clusi- uischen im Berliner iMuseum vermuthlich von Haus aus verwandt]. Ferner ist die merkwiirdige Basseggi o'sche Vase angekauft worden, welche Feuerbach (Bull. 1840 p. 125) aus den Wespen des .Aristojjlianes zu erklären versucht hat. Hr. ISirch, dem wir die obigen Notizen verdanken, bemerkt dagegen, dafs der Styl des Gefäfses einer noch älteren Zeit als der des Aristophanes ange- Iiiire, dal's nach Sprichwörtern wie o>'OC f i' fttliirriig und aqiijyiuv fpf^f/'z«? (Diogenian. VII, 32. Vgl. die bacclii- sche Bienenzucht Ovid. Fast. 111, 735 17.) es auch an sonstigen auf jenes Gefäfsbild anv^endbaren Sagen nicht fehle, und dal's namentlich irgendwo (Miliin Dictionaire de la fable v. Al)eilles) eine Sage von vier Männern sich linde, welche die heiligen Bienen der kretischen Zeus- grotte rauben widlten.

2. Aus Alexaxdria geben Briefe des Um. Hnrr'is Nachricht von einem ohnweit einer dortigen Kirche der li. Katharina, der angeblichen Stelle der |itolemäisclien Biblio- thek, erfolgten Fund. Dort soll ein (iranitljlock mit einer verniutldicli zur Auliiewahruiig von Papyrusrollen bestimm- ten Vertielung g(dunden worden sein, mit der auf einer Seite des ISlockes i)efindlichen Inschrilt ^logy.ovQidrjg y lOfiot, .Xul'ser dieser .Nachricht, welche fernerer Bestäti- 2un!i bedarf, hat die ki;l. Gesellschaft für Litteratur einen genauen Bericht fies Hrn. Harris iilier I4(j von ihm er- kaufte Papyrusblälter erhalten, unter ilenen aufser zahl- reichen biblischen Bruchstücken auch die bereits früher erwJLlinte Rede des Hyperides |unten S. 7I*J sich belin- den soll. In dersellien Gesellsclialt las Col. Sliiddiirt neulich über rliodische und kindische A m p li oren h e n k e 1 seines Besitzes [Vgl. oben S. 10,25]: darunter befiiulen sich 48 knidische .Alagistratspcrsonen aus der Zeit von Vespa- sian bis auf Marc Aurel. Von rhodischen daiieaen nur ein einziger, obwohl häulig wiederkehrender Name. Andre Henkel ridiren von einer .Stadt mit gemischter, griechi-

') Ks «iril der Gott liciipu (Wilk. Alann. et Cust. V. ]>\. m.) gemeint sein. Die Beschreibung Reschjm kommt iiusers Wis- sens nicht vor. A, d. H.

scher und römischer Bevölkerung her, vielleiclit aus Ko- rinth; noch eil andre sind Ungewissen Ursprungs.

3. A ssT KI s c iiES. Ueber Layard's .Assyrische Al- terthümer wird gleichfalls aus London zu Ergänzung unsres fridieren Berichts [oben .S.51*lF.J manche neue Bemerkung uns mitgetheilt. Im Allgemeinen findet der hohe VVertli von Hrn. Layard's Leistungen immer meiir die ihnen ge- bidirende Anerkennung. Bei nicht geringerer .Ausbeute als Botta durch seine Ausgrabungen erlangt hat, kommt Hrn. Layard das Verdienst zu statten, sämmtliche Zeich- tinngen seiner reich gelullten Portefeuilles saramt 250 In- scliriltabdrücken eigenhändig ausgefidirt zu haben. Ge- genwärtig bereitet derselbe ein Reisewerk vor, welches alle jene Zeichnungen und Inschriften umfassen imd , da es einen Aufwand von ungefähr 4000 Pfund erheischt, mit Hülfe der Regierung frühestens in zwei Jahren von hier erscheinen soll. Mittlerweile ziehen manche von Hrn. Layard mitgebrachte kleinere Gegenstände aus Nim- rud die .Aufmerksamkeit auf sich. Namentlich gilt dies von Ell enbeinpl ä t tc hen die zu einem Kästchen ge- hiireu mochten; auch Hände und Arme menschlicher Fi- guren haben in gleichem Stoffe sich vorgefunden, welche vermuthlich auf einer Grundiläche befestigt waren, ferner Stierliguren, Sphinxe und andre Verzieruuüen. Am merk- würdigsten aber sind mehrere solche Plättchen, in denen ägyptische Darstellungen von assyrischer Künstlerhand gebildet sind. Zuvilrderst ein Kiinig mit dein Khepersli oder ägyptischem Helm, welcher mit einem Ring verziert (aunulated) ist: an der .Stirn ist er ilurch einen Uräus ausgezeichnet und hält in seiner Hand einen dreiblnmigen Stengel von der Lotus- oder Papyrusptlanze auf welcher er steht; bekanntlich pflegt der Papyrus das untere Land -Vegyptens oder die Erde zu bezeichnen. Eine andre Figur, welche dem Gott }{en-pu oder Kesh-pu ' ) ähnlich ist, vielleicht der Reseph») der heiligen Schrift, hält in seiner gesenkten Liidien das ägyptische Henkelkreuz (croix ansee) oder Lebenssymbol, Ganz besonders merk- würtlig aber sind zwei Plättclien von etwa 9" Länge zu 4" oder 5" Höhe, jede mitten inne mit einem ägyptischen Namenszug versehen.

Mife:

Der eine dieser Ringe, welcher glücklicherweise voll- ständig ist, ersclieint von einem Diskus zwischen zwei

■) Soll walirsrhcinlich auf die Assyrische Sindt KczcpU gehen 2 Kün. 19, 12. Jer. 37, 12. ' A. d. H.

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Straiifsfedern überragt und entliiilt den Namen Auhnu oder Aub-nu Ra. Verniutlilich gehört dieser Name einem assyrischen Gott oder Kiinig, wahrscheinlicher einem Gott, da der Ru lautende Sonnendiskus (QU hinter Namen von Gottern auch sonst vorkommt, die mit der Sonne in Verhinduiig stehen. Soll man den chaldaischen Oannes oder DauoM hier vermuthen [der doch mehr neptunisclien als solarischen Charakters ist]? Der zweite jener Na- inensringe ist leider zum grolsten 'l'lieile zerstört; die er- haltene untere Hallte scheint in ihren zwei Hieroglyphen- zeichen den Namen . . . . netit zu enthalten, namlicli tu die Wellenlinie ne und das Zeichen rechts darunter, wel- ches vielleicht 0 ta zu lesen ist. Es mag der Name ei-

ner vveihlichen Gottheit sein, dessen Verlust hier, wo er zugleich mit dem des ersten Namensrings sich henutzen liel's, sehr zu lieklagen ist. 13ei der Unzuverläl'sigkeit der uns erhaltenen Namen der ersten Assyrischen Dynastie wendet man sich liei dieser Forschung sofort dem zweiten, auf geschichtlicherem Grund liernhenilen Königsreiclie zu. Ich hege nach mehreren Anzeichen die Ansicht, dal's die Könige der 22sten ägyptischen Dynastie nach Fremden, verm\ithlich Assyrern, benannt sind. Einige der Könige heil'sen {.''<( -sii'iu7.oji, Sur-ffoii, TdheJlollüs, DigJath (oder Tiijluth); auch der Name A'iiiinif oder A'iiiiriit! kommt vor. (Aus Mitthe'duiiijcii des Hrn. Sam. HWch).

III.

Archäologische

Berlis. In der arcliiiologischen Gesell- schal't vom 6. Januar J848 ward zuerst von Hrn. Gerhard über die wichtigsten archäologischen .Neuigkeiten grolsen- theils aus .Mittheilungen berichtet, welche der Gesellschalt unmittell)ar zugegangen waren. Ueber die groFsen assyri- schen Ausbeutungen von Nimnid, durch welche der neu- lich nach England zurückgekehrte Engländer Layard dem Glanz der liottaschen Funde die Spitze bietet, war man durch ein von Herrn Blrcli veriafstes Verzeichnifs der in London bereits angelangten Skulpturen und durch Herrn Velix Lajitrd's Begutachtung der in Paris vorgelegten Lajardschen Zeichnungen unterrichtet. \'on den im britti- sclien .Aluseum bereits ausgestellten halikarnassisclien Re- lieis ist eine genaue Ijeschreibung durch Prot. Urlichs in (ireilswald in der Archäolog. Zeit. Nr. 11. erlolgt. (Gleich- zeitig wird der Wertli dieser leliensvollen Amazoneiikiimple nochdurch das besondere Interesse gesteigert, welches sie als lJel>erreste des Mausoleums iür unsere mullirnarsliche "Vorstellung über diesen erst durch die rhodisclien lütter völlig zerstörten Wundeibau liaben. Cockerell's dadurch veranlalste Jlestauration des Mausoleums ward vorgelegt und weiterer Prüfung empfohlen. Aus Berichten des Herrn Sdtii. Birc/i zu Louflon ward über eine Sammlung irdener VotiWiguren aus Kalymna Kunde gegel)en und ebendaher der Fund eines von Herrn (^h. C. Harris er- worbenen alexandriiiischen Papyrus angezeigt, welcher ein 25 Seiten starkes griechisches Inedituin des Jledners Hy- perides auf 750 von Harpalos (Diod.XNII, lOö) deponirte Talente beziiglich enthalten soll (Vgl. S.69*J.— Aus Trier liatte der Architekt Schmld iilier die von ihm geleitete Ausgrabung cler mächtigen Palastruine vor dem St. Bar- bara-Thor berichtet, welcher man kostbare Spuren vor- maliger Pracht und namentlich auch einen Amazonentorso verdankt, der den ähnlichen .Statuen des ^■atikans und Kapitols den Hang streitig macht. Der (iesellschalt kam es zu statten, dal's Herr von Oiiust als Augenzeuge jener vielversprechenden Ausgrabuni; die dariilier eingelaufenen Notizen au( h seinerseits vervollständigen konnte. Hier- auf las Hirr l'dnnjha ülier ilie bildliche Daistellung der Ekecheiria (Wallenslillstand) und widerlegte dann die Be- hauptung <les zum neuliclien Winckelinanns-h'cst erschie- nenen Bonner Proiirauims, dal's auf <lem Tempel des olym- pischen Zeus zu ()lyni|)ia, dessen (iiebelf'eld mitten eine vergoldete Nike schmückte, als Akroterien vergoldete Na- .sen standen, inrlem dii- (Gegenwart der Nike schon hin- reiche zu beweisen, dal's in <lem von Völkel, C^l.ivier, .\ibby und Siebeiis als Nase aulgefal'sten ?.f;^';? des Pau-

Gesell seh aften.

sanias (V, 10, 3) ofFenbar ein Dreilufs zu verstehen sei. Auf die noch zum 'l'heil erhaltenen, einst decketraiienden Giganten des olympischen .lupiter-Tempels in Agrisent üiiergeliend , zeigte Herr Panolka ein in Neapel erwor- benes antikes Figürchen eines 'J'elamonen von grünlicher F'arbe aus Hörn, dessen Bildung mit jenen (Giganten eine überraschende Aehnlichkeit verrath und, mit einigen glei- chen Exemplaren gefunden, wegen des an der Seite be- findlichen Einschnitts vermuthlich ehemals zur Eckenver- zierung eines Kästchens diente. Zum Schlufs äul'serte Herr Panolka über ein von Herrn Zahn in farbiger Zeich- nung zur Stelle gebrachtes pompejanisches Wandgemälde (Pompeji II, 61), das Opfer der Iphigenia darstellend, dal's die für ein hölzernes Zelt mit langen Vorhänsen anerkannte .•Architektur durch ihre griechische Benennung nvXii; zugleich die Lokalität der Handlung andeute. Der bisher unerklärte Flügel -Jüngling aber mit Chiana über den Schultern und voi gestreckten Händen in raschem Lauf eine Aletallstatuette auf dem Dach des Zeltes als Ornament angebracht scheine die Absicht zu lia- ben Iphigenia dem Opfer zu entfuhren; man könne ihn daher, mit Rücksicht auf die verheil'sene Ehe des trauernd vor tlemZelt sitzenden Achill, Talassius (Plntarch.Rom. 31), nennen oder den Dämou der Münzen von Kaulonia, A\don, in gleicher Handlung wie Boreas und die Harpyieii, Sterb- liche raubend, hier vermuthen [?]. Sodann hielt Herr E. Ciirlius einen Vortrag über den .Stral'senbau der Hellenen. Kr zeigte , wie auch hier der Götterdienst die Kunstthä- tigkeit erweckt und die ersten Kuiiststral'sen durch die Wildnil's des Landes gebahnt habe, und wie die Handels- wege sich daran angeschlossen; er bewies aus der Leich- tigkeit des Transportes von Kunstmaterial und Kunst- werken im alten (Griecheidand, so v^ie aus den noch jetzt weit verbreiteten Spuren alter h'ahrstrafsen, wie bedeutend die -Ausbildung des Wegebaues gewesen sein müsse. Er sprach dann über die Technik der alten Stral'sen, über die Felsstralse mit eingehauenem (Geleise, welche im Prin- cip den Schienenwegen entsprechen, und von den Damm- wegen, wie sie zuerst in den eingeschlossenen Seethälern gebaut wurden, und wies endlich hin auf die grol'sartige Nullendung des hellenischen Knnststrafsenbanes in den Städten Alexanders und seiner Nachfolger. Vom Prof. Zahn wurden Proliedrücke der neuen Folge seines gro- fsen Werkes: Pompeji, Herculanum und Stabiae, vorge- legt. — Herr Dr. Knner g.ab eine Notiz über etwanige .Spuren des Kultus der Bona De.i in Deutschland. Als erhebliche Neuigkeiten der archäologischen Literatur le"te

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Ucvr Gerliurd \ot: 1) Cun'inu : Tantica cittä ili Veji. Roma 1847. lOS S. 44 Tal. Folio. Praclitwt-rk, mit Kosten der vei'Nvittweteii Iviiiilgin von Saidinicn iiiitfiiioininen und in nur KKJ Exemplaren «esclienkweise vertlieilt. 2) Li. AliiUcr: üescriplion des Anliquites dn Musee Tliurwaldsen. Copenliayue 1847. [ülien .S. liOl t.] 3) K. F. IJcnniiiui: Der Knal)e mit dem N'ogel. 4) /•'. (,'. Penrosc: Two I^el- ters 011 certalii anomalies in tlie Cünstriictioii ol llie l'ar- tlienon, 14 S. 4. (ieiiaiie Alessiingen, welche den ill)er- rasclieiideii llolTerscIien Resultaten zu inanniglaclier Be- stätigung dienen.

lu der Sitzung vom 3. l'^liruar d. J. luaclite Herr Gerhard lui N'orleguiig von Tale! Xil der Arcli. Zeitung die rätlisellialte Anlage des -Mausoleums von neuein zur Spraclie. Nelien Cockerell's neuester Herstellung tlessel- hen lag diircli Prof. Ruhe's Kürsorge eine Reihe früherer Herstellungsversuche und verwandter Zeichnungen vor, un- ter denen liauptsachlicli ein in den Memoires de 1 Acad. des Inscr. XXVI hekannt gemachtes (Müller Handh. 294,7] afri- kanisches Monument zu (ruclitliarer Anwemluiiü für das Mausoleum geeignet schien. J)as Bedenken, welches der Cockerellsclieu Restauration ziiuächst entgegenstellt, eine luitige Pyramide ohne liinlangliche Sicherheit auf die Ecken des unterliegenden llaupthaues gestützt zu hahen, wird durch V'ergleichung jenes, wenn auch aus röinisclier Zeit lierrühreiideii, iihnlicheii (iehiiudes beseitigt; aulser- dem ward geltend gemacht, dafs als (irundlorm des py- ramidalen Baus nicht sowohl eine länglich viereckte als eine durchaus quadrate UnterInge vorauszusetzen sei. Weitere Erörterungen über diesen Gegenstand wurden sowohl von Hrn. Rahe, welcher seit längerer Zeit damit beschäftigt ist, als auch von den HH. liötlichcr und Strack in Aussicht gestellt. Als werthvolle archäologi- sche Neuigkeit ward sodann, mit schuldigem Rückblick auf S. M. des hochseligen l\.oni"S von Dänemark Kunstbe- scliütziin:.', die demselben in einem vorliegenden Geschenk- exemplar verdankte und auf Naclilal's des verstorbenen Bröndsted beruhende würdige Publicatiou der lieriihmten Kirchersclien Cista des Collegio Romano vorgelegt. Hier- auf berichtete Herr Gerhard über einen (nun auch im Classical -Museum iio. 18 erschienenen) .•\iilsatz des Hrn. W. Watkiss Lioifd llie westlichen Giebelbilder lies Pailhe- nou betreffend [oben S. 207J. Hr. i\()io/7i(( sprach über den merkwürdigen gewidinlich auf die Gärten des .\ I- cinoiis liezogenen Ty[)us der Münzen von -\polloiiia, Corcyra und Dyrrhachium und knüpfte hieran die l'rage, ob nicht mit Bezug auf den von drei Nymphen iimtanzten Vulcan andrer JMunzen von .\pollonia, lieber Feuerregen (Mionn. Descr. Rec. d. PI. LVR, 8| oder Blitze (Bull. arcli. 1844, p. 153), auf denen von Corcyra (-Mionn. PI. LVll, 9) ein reichgeschmückter 'riiurlliigel sich erkennen lasse; zum N'ergleich führte er eine kretische .Silbermiinze (.Mionn. PI. XLN II, d) an, die einerseits den -Miiiotaur, andrerseits das Labyrinth (auf grcifsereni Stern im mitt- leren l'Vld und vier kleineren in <len Seitenfenstern) dar- stellt, oH'eubar in Beziehung zum Bewohner des Labyrinths Asterioii, welches der eigentliche INanu.- des .Alinotaur war (.\pollod. III, I, 4. J'aus." II, 31, 1). Hieran] zeigte Hr. PuHofka das singulare Ineditum einer apulischen Oeno- clioe im Museum Santangelo zu Neapel, einen Eros darstellend, welcher seiner .Mutter die Ermordung einer zu Boden gesunkiieii .Vmaz oiie aiiräth, die noch in der Rechten das geziickte Schwert hält, in der Linken den Speer, vor ihr liegt <ler lialbmondliJrmige Schild; uiier ihr hängt eine breite Binde. Aphrodite mit Kopltuch und langem ärmelloseiii (Chiton ergreift mit der Linken ilie Aiuazoue am Maar und steht im üegrüF mit der Lanze

ihr den Todesstofs zu gehen. Ferner las Hr. Büttlcher einen, zu naher Veröffentlichung bei Fortsetzung seiner „Tektonik" bestimmten, Aufsatz über die Nerehrung der Schutzliilder in (iriechenland. Von Hrn. Zahn la- gen neue Probeabdrücke aus der dritten Folge seiner pompejanischen Wandgemälde vor. Hr. Kniier brachte die .Mikunlt des ionischen Kapitells aus dem inneren Asien zur Spraclie, mit Vorlegung eines im Bott.i-Flanilinschen Werks neuerdings erschienenen Ixeliels, welches als Stutzen eines Altars allerdings ionische Säulen zu zeigen scheint. In der Sitzung vom 2. -März d. J. sprach Hr. Pa- iioflca über den lieruhmten .Marmor-Krater der Florentiner (^allerie, liekannt unter dem Namen der „Med iceisc hen Vase mit dem Opler der Iphigenia", eine Bezeichnung deren Unhaltbarkeit schon der verstiubene ühden in den .Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissenschaften 1812 auf das Gründlichste nachwies, und an deren Stelle im vorigen Jahre Prol. Jahn (Archäologische Beiträge S. 380 u. IF.) die Vermuthung aulstellte, es gelte hier das (iericht der achäischen Fürsten über den Frevel, den .\jas an der am Boden sitzenden Kassandra begangen, ein Gegenstand den Polygnot in der Poecile zu Athen (Paus, j, 15, 2) uud in der Lesche zu Delphi (Paus. X, 26, 3) gemalt: statt des unerlafsliclien Palladiums habe der Künstler, gedankenlos, ein Artemis-Bild gesetzt. Hr. Panolka, den diese Aussicht nicht befriedigte, zieht vor, die sogenaiiule Iphigenia mit der in gleicher Stellung am Boden sitzenden .Manto zu vergleichen, wie sie, in Ge- genwart der drei delphischen Gottheiten, auf einem Altar in Sorrent seit längerer Zeit von Gerhard (Ant. Bildw. 'J'af. XXIj erkannt worden ist, sowie mit dem Bilde der- selben Seherin, welches bei gleichem Lorlieerzweig, ent- blolsler Schulter und rechter Brust aut einem pom- pejanischen Wandgemälde (Pitt. d'Ercol. Vol. II, 17. Mus. Borbon. VII, 19. Archäol. Zeit. IV, 29) sich findet. .\ul'serdeni begünstigt auch die Siebenzahl der Heroen Hrn. P's. Ansicht, welcher demnach in der mediceischen \'ase die, zur Jungfrauen beschützenden Giittin Artemis aul die Agora von 'J'lieben gelluchtete, .Manto in dem Zeitpunkte erkennt, als die siegreichen Epigonen sie als Krieusge- iangene entlühren wollen, um sie nach Delphi dem Apoll als Weihgeschenk zu senden. Der _^lanto zunächst steht rechts Alkmäoii, von dem sie den Ainphilochos und die 'I'isiphone gebar; uelieii diesem Adrast, der zu dem neuen Zuge gegen Theben aidgereizt hatte; links der .^lanto zunächst Diomedes. Da Aegialeiis im Kampfe ge- blieben, so nimmt sein Vater .\drast schicklich hier des- sen Stelle ein. Pausaiiias (X, 10, 2.) erwiiliiit in Delphi eines Weiligeschenks der .Vrgiver, der Statuen der sieben Epoignen. Hierauf zeigte Hr. Panolka die Zeichnung eines unedirten Vasenbildes des k. k. -\ntiken - C'abiiiets zu Wien vor, wo der in eine groFse Sonnenscheibe ein- geschlossene Helios auf s|irengeiider Quadriga links zur Seite einen gellügellen Blitz hat, und brachte deshall) <len Beinamen .Xtabyrios für denselljeii in N'orschlag. Dann legte Hr. P. eine .\bhaiidlung des (,"av. (iargallo iilier ein merkwürdiges lokrisches Terracottenrelief im Neapler M;iseiini vor | Bull. Na)i. ^', 5, 1 1, darstellend eine Giittiu mit Aehreii iii der Linken und Hahn in iler Rech- ten, das Haupt mit einer Blunienkrone geschmiickt, thro- nend zur reciiten eines biirtigeii (iotles, mit Ülivenkranz auf dem Haupt und einem Blumenstengel in der Hand, beides olfeniiar Erdgoltheilen, der Hahn jedoch, ein .Sym- bol von Licht und Tag, wohl nicht als ein der (iottiii genehmes Thier, sondern als Opfer für die Göttin der Nacht. Hr. v. Quast gab, nach Mittheilungen des .Ar- chitekten Schmid fernere Nachrichten über die Aiissra-

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bunten im Kaiser-Palast vor dem S. Barl)aratIior zu Trier, und legte einen Grundrifs des davon aufgedeckten Lokals vor. Von Hm. Zahn wurden neue Prohebliitter der dritten Folge seiner polnpeianiscllen^Yandgemäkles vor- gelegt, darunter eine aus Stai)ia lierriilirende, pleiial)sc!iie- fsende Diana altertliiiinliclien Styis. Zuletzt sprach Hr. Gerhard über pseu dopliö n icische Kunst-Denkinaler. Es ward geltend gemacht, dalsSicilien, dessen mit punischer Inscliril't hezeiclinete Münzen der scliönsten griechisclien Kunst angehören, durchaus kein beglaubigtes Werk pliö- nicisclier Technik bis jetzt geliefert hat; die kauernde, ithyphallische, widderköpfige Figur eines Agrigenter Thon- oefal'ses, das in Zeichnung vorlag, fallt vielmehr bacchi- schen Kultusbildern anheim. Eben so wenig künnen die durch Prof. Rol's an das hiesige Museum, und durch Hrn. JNIas-Latrie nach Paris gelangten, kyprischen Venusidole ihrem künstlerischen Charakter gemafs für andere als orieciiische Kultusbilder gelten. Was endlicii die früher iioyptisch, gegenwartig fast allgemein phünicisch, genann- ten alterthiimlichsten der griechischen Vas e n b il der be- trifft, so macht zwar der asiatische Charakter derselben sich immer geltender, ohne dals jedocli irgend ein Um- stand dafür spräche, sie lieber für phönicisch als für as-

syrisch] oder lydiscli zu halfen; namentlich liegt von Seiten der Flügelgestalten und sonstigen Wunderbilder jener Va- sen durchaus nichts phönicisclies oder dem Verwandtes vor, wie denn selbst tischgestalte Gottheiten, gleich Der- keto und Dagon, entweder gar nicht, oder (nach Herrn Panolka) nur in sehr seltnen Ausnahmen sich hnden, so haulig auch Schlangengestalten, gleich dem cilicischen Typhoeus, in jenen Gefal'sbildern ältesten Styls allmählich zum Vorschein gekommen sind. Unter solchen Umstän- den ward lür die gedachten Gefäl'se, in Anschluls an ßunsen's und Kramer's (Thongefäl'se S. 43. 69) Benen- nung „dorischer" und „dorisirender" Vasen, wie mit den alten und neuen Funden Korinths und mit der Verptlan- zung korinthischer Kunst nach Etrurien, vielmehr die Be- nennung korinthischer tiefäl'smalereien, im Gegensatz der attischen, neu empiohlen. Von Neuigkeiten arcliäo- sclier Litteratiir waren angelangt: 1) R. Rocliette Pein- tures de Pompeji. Livr. V. 'J) Clarac Musee de Seulpture. Livr. XIII nebst Vol. Hl. des Textes. 3) Rheinische Jahrbücher. Heft 12. 4) S. Birch Tablet of Karnak. 5) Jahn über Lykorens. 6) Letronne deux inscrip- tions dediees au dieu soleil Mithra.

IV. W i n c k e 1 m a 11 n s f e s t e.

Rom. Das archäologische Institut eröffnete seine Winterversammlungen nach üblicher Weise am JO. Dec. d. J. mit einer Feier zum Gedächtnisse Win- ckelmann's. Den Vorsitz hatte Hr. Kcsliicr. Vorträge hielten Hr. OrioU über die Topographie der Umgegend von Viterbo, Hr. Hcnzi:n über antike Tesseren uiul deren von Hrn. Kestner gebildete reiche Sammlung, Hr. ßrinni ül)er die Kirchersche Cista und antiken Grafhtstyl, zu welchem Behuf Probedrücke einer von ilim vorbereiteten äulserst sorgfälligen Nachbildung jener Cista von der Hand eines frühverstorbenen Kiiustlers Karl Wiesner aus Prag vor- la"en. Auch eine prachtvolle Amphora spitzer Form aus Basseggio's Magazin mit meisterhafter Darstellung eines bacchischen Tanzes, und die seit länger erwarteten Zeich- nun"en der von Herrn F'rancuis entdeckten clusinischen Wandmalereien (Arch. Z. IV, 3J1) waren aufgestellt.

GÖTTINGEN. Die durchgreifende Anregung, welche in Göttingen den archäologischen Studien Seitens der HH. Hermann \ind Wieseler zu Theil wird, ist bereits seit mehreren Jahren auch durch litterarische l^'eier des Win- ckelmannsjestes bethätigt worden. So erfolgte denn auch am y. December des letztverllossenen Jahrs Hrn. K. F. Hermann'^ in diesen Blättern [olien S. 207, 46.] bereits be- rührtes Programm ,,Der Knabe mit dem > ugel" zugleich mit einer Festrede und mit der erfreidichen Kunde, dals Seitens der vorgesetzten bedien Behörde eine regelmäfsige (ielduntt-rstützung liir archäologische Studien au der (>öt- tin"er Universität ausgesetzt sei.

Bonn. Auch von dem Verein von Alterthums- freunden im Rheinland ward der Gediichtnilstag Win- ckelmann's am 0. Decemi)er d. J. gefeiert. Durch ein Pro- grauun halte Dr. LcrsvU dazu eingeladen; Wiiickeluiaiins Biblnils vind eine Ausstellung antiker Gegenstäruh" rheini- schen h'undorts dienten zu angemessener Schmückung des Lokals, welches von Personen beiderlei (ieschleclits zahl- reich besucht war. Der Präses des Vereins, Professor Dr. liruiin, iiielt einen Vortrag über Winckelmann. Prof. iVehker sprach über den neuerdings zu 'J'rier ent- deckten trefflichen .\mazonentorso; ein Abgul's desselben

zugleich mit der entsprecheiulen Amazonenstatue des Va- tikans war ausgestellt. Dr. Lersch sprach mit Bezu2 auf Zestermaiui's Zweifel über die Basilika von 'frier, und zeigte einige von Dr. Jüijer in Neul's eingesandte alt- christliche Glastafeln dortigen Fundorts mit tioldinalereien vor. Geh. Rath Xögyeralh verbreitete sich über Ge- winimng und Anwendung des (loldes bei den Römern, mit besonderem Bezug auf den zugleich ausgestellten an- tiken (ioldschmuck aus dem Besitz der Frau IMertens- Schafl hausen zu Bonn. Schliefslich schilderte Lic. KrujH die Felsengräl)er von Petra, und gedachte zugleich des (irabmals der Königin von Adiai)ene, das er schon in seiner Topographie Jerusalems in den sogenannten Grä- bern der Könige erkannt hatte. \ot\ demselben Verein sind neuerdings, liau|)tsächlich durch Dr. Lersch, regelmidsige Versammlungen in Art der Berliner „Archäo- logischen (iesellschalt" veranstaltet worden. In einer am 12. Januar d. J. gehaltenen Sitzung sprach Prof. JVehker über pumpejanische Malereien, Dr. Schmidt über Hippo- lytsiiilder auf (ieinmen. Prof. Kinckel über die alte Kölner Alalerschule; desgleichen am 9. Februar Prof. IVeIcker über das Giebellelil dt-s Parthenon, am 8. März Dr. Lersch über angebliche Iphigeniabilder, und Dr. Schmidt über das von Philostratos beschriebene Hij)polytosbild. Aul'ser- dem wurden Kunstgegenstände des Mittelalters in diesen Versammlungen verhandelt, an denen auch die Studirenden besonderen Antheil nehmen.

Berlin. Zum Bericht über die Sitzung der ar- ch äol ogis dien Gesel I schaft vom 9. December v. J. lassen wir eine nähere Notiz über die dort kurz berühr- ten und zur Zeit noch unverölleutlichten Untersuchungen Hrn. liitilichi'r's über die attischen Reinigungsfeste, Plyn- terien, hier nachlbigen. Es wurde nachgewiesen, dafs die Plynterien Behuls der Lustration des Tempels, der Schutzgottheit des .Staates, seiner Kullusgeräthe und des Tem|)ell>ildes eingesetzt seien, und dals sich hiermit die l^ustralion des ganzen Staates innig verbinde, indem sich derCJedanke der Unreinheit des Tempels und seiner (iott- iieit auf die ganze Gemeinde übertrage. Daher die Ans-

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Setzung aiks Kultes der Olynjpisclien Götter in den Piyu- terien. Da die Katharsis des Kultliildes uuti seines Sitzes ein (ieljeimes, nur den lietreiieudeii i'riestern Scliauhares war, so sei die 'l'liiire der Tenipelcelja versciiiossen, der Pronaos durcli rotlie Biiiider vor jedem Zutritte al)ges|)errt, das Kultliild nef)St allen lieiliyeu Geratlien eljenlalls zur l.ustratiou heraus und unter ireien lliinuiel an einen ge- lieiaien Ort geführt. Alle l'urgainina des liciligen Hauses, zu denen naiueiitlicli die Aparchai des Bodenertrages die an den Oscliupliorien und Pyauepsien als unverhrenubare Opiergahen in die Cella gehracht wurden, so wie die alten verdorrten Kränze und Lauhgewinde, womit die Cella ge- scliuiiickt sei, wozu noch die Asche des ewigen lleerdes, zu rechnen seien, wurden alsdann aus dem 'l'empel ge- bracht und insgeheim vergraben. ,Mit dem Augeiililicke, wo im Landess( liulzheiligtluiuie die ewige Flamme der Gottheit rite gelöscht werde, verlösche die Klamme des Staatsheerdes im Prytaneiou, so wie jedes Heerdes im profanen Hause; es traten die 'l'rauertage der Gemeinde, «nof/pü()fC ';i"fp"'> iielasti dies, ilie Jage der Fasten ein, au denen man nur kalte .Speise geniel'se. Man sei jetzt mit dem Dienste des Hermes Psycliopompos, mit den Todtensühnen heschältigt. Erst wenn eine neue reine Flamme im Heiligthuine und Prytaneion emporlodere, er- Jialte das Volk von diesen reines Feuer zum (iebrauche im Lehen. Wenn aber alle Olympischen Söhne und Töchter des Zeus dem Dienste der Todteii wichen und diesen den Platz räumten, sei es allein der Vater Zeus,

der über dieser Bewegung stehe, sein Heiligthum werde vom Dienste derToilten nicht beridirt, und dieser letztere Gedanke werde als in seiner höclisteii Spitze stehend durch den uierkw iirdigen Ritus des Hamen dialis zu Rom als Diener das Jujiiter Optimus .Maximus belegt.

Hambukg. Ueber idinliche auf attischeii .Minerven- dienst bezugliche Gegenstande verbreiteten sich auch die in den letzten Jahren von Prof. I'elcrsc.n zu Haml)urg am Gedaclitnil'stag Wiuckelmarm's gehaltenen öffentlichen Vortrage. Es ward darin theils Hrn. P.s eigenthiindiche Ansicht über den panathenäischen Fries entwickelt, wel- chen derselbe nicht auf den Festzog der grolsen Pana- tlicnäeu, sondern auf zwei Züge, die Pompa der Plyn- tarien (nördlich) und die der Arrhephorien (sudiichj, deu- tet und demgemal's auch die Göttergrup))en auf beide gedachte F'este bezieht. Diese bereits im Jahre 1846 aufgestellte Ansicht suchte Hr. P. im Jahr 184(5 aus den bildlichen Darstellungen des Frieses im Einzelnen zu be- gründen. Hierauf folgte im Jahre 1847 ein Vortrag idjer Pallas Athene nach ihrer Bedeutung und Kunstdarstel- lung, welcher zum Theil sich an Gerhards Abhand- lung über die i'\linervenidole Athens anschloCs, andern- theils aber eigenthiimliche Ansichten aufstellte, z. B. dal's das Pallasbild der panathenaische Vasen nicht mit Ger- hard für das attische Palladion, sondern für das Bild der Athene Skiras im Phaleron zu halten, das Pallasbild mit den Würfelspielern dagegen als das Bild der Athene Skiras am heiligen Weg nach Eleusis zu betrachten sei.

V. Are li ä 0 1 o g i s c

Altertliihner, ülier die, des Unterdonaukreises aus der Römerzeit: Ai)handl. I. Bojodurum und Castrabatava. Abhandl. II. Castra quintana (cpiintiana). Bisonium oder Pisonium. Abhandl. III. Ueber die römischen Befesti- gungswerke im Rücken der Castra batava und riuintana. Niederbayer. Verhandl. H. 1. S. 25 IT.

AUerthiimer, Assyrische, in Paris. Kunstbl. 1847. Nr. 54.

Aiisgriihiniycn nnd Atterlhiimer: Bomi (Römische Alter- thüuier. Die Matronae Veteres. Apollo 'l'eutorix. Römi- .sche Inschrift). Wiesbaden (Römische 'lliuien aus F^rz). 'J'rier (Palast des Konstantin). Jahrb. d. A'er. V. Alterthfr. im Rheinl. XII. 1848. Decouverte d'ob- jets antifpies .i Lepsek (Asie iMineure). Rev. archeol. "IV. 1847. p. 236. Älusee de Narbonne. iliid. p. 237. ('(Instructions romaiues decouvertes sous le parois iNotre- Dame. il)id. p. 382. litudes sur les lnscri|jtioiis trou- vees sur le sol de l'Algerie. ibid. Decouverte d'objets antifpies ;i Besancon. ii)id. p. 438. Decouvertes archeol. laites sur divers points de Paris, ibid. \>. 573. Paris (Bildwerke aus iMuiveh). Kunstbl. 1847. Nr. 3. 18.— IMünzfuud zu Caudebec-Ies-F',ll>euf bei Ronen, tobend. Kr. II. Apollostatue, gelunden zu 'I'enea bei Ko- rinth. Ausgrabungen zu Rom. Ausgrabungen zuMossul. F'.iiend. Nr. 17. 28. 52. Salona. Lampsaka. Eliend. Nr. 20. 3G. Bari in Apulien. Ebend. Nr. 48. 'I'uids. Ebend. Nr. 51. .'^usgralniBgeu zu Rutesheim und Heidenheim. Ebend. Nr. 47. Pompeji. Ebend. Nr. 56. Neapel. Ebeud. Nr. 56. Aluseum in Algier. Eliendas. Nr. 59. Miinzfund zu Sceaux. Ebend. Nr. 62.

Buryrs : Notice sur une inscription bilingue trouvee h Lella-^Iaghrnia. Jouru. Asiat. 4e Ser. I.\. 1847. p. 210.

he B i b I i 0 g* r a p li i e.

Uernarit (A.): .Alemoire sur le temple dedie h Auguste.

au conlluent du Rhone et de la Saöne. Rev. archeol.

IV. 1847. p. 577. BcschreibuiKj der helvetischen Heidengräber und 'l'odten-

hügel, welche seit dem J. 1836 eröfluet worden.

Zürich, antiip i^Iittheil. IV. 1846. S. 11 ff. UUdweike, Assyrische, babylonische, perse|)ülitanische, ar-

sacidische und sassanidische. Kunstbl. 1847. Nr. 16. Birch (S.): Observations on the Statistical 'J'ablet of

Karnak. Abdruck aus den 'J'ransactions of the R. Soc.

of Lit. vol. II. New Series.

: Lettre sur l'expression hieroglyphique du mot egyp- tien Calasiris. Rev. archeol. IV. 1847. p. 195. vergl. Artikel: Letronne und de Saulcy. Lettre sur un passage curieux de Choricius. Ebend. |). 426 27. Lettre sur la famille du Psammetichus dans la Wille dynastie egyptienne. Ebend. p. 623 30.

Botta: Memoire sur lecriture cuneifornie assyrienne. Journ. Asiat. 4e Ser. IX. 1847. p. 373. 465.

: Lettie ;i M. Letronne sur quelques noms propres fontenus dans les inscrijitions de Khorsabad. Rev. archeol. IV. 1847. p. 465—66.

Curt'ier: Le ju^ement de Paris au XlVe siecle. Rev.

archeol. IV. "^1847. p. 421—29. CuKcr (£(/.): Quaestionum de foutibus ad Agesilai histo-

riam pertinentibus pars prior. Diss. Vratislaviae. 1847.

95 S. gr. 8. du Clitntc: jMusee de sculpture anlique et moderne. 13e

Livr. (bis pl. 10913. 4o. Text Vol. II. 111. Paris 1847.

gr. 8. Coitrlcl: Quehjues rellexions sur les antiquites; de la ville

de Die. Rev. archeol. IV. 1847. p. 203—13. de Ciuzuniies: Lettre sur l'iuscription de la haute-borne.

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Rev. archeol. IV. 1847. p. 42—45. L'ascia em- pruute au pagaiiisine et figuru par les preiniers chretiens siir leurs inoiiuments sepulrraux. Ebeiiil. p. 542—45.

Eqqer: Note siir uue inscriptioii de Terraciiie et siir une inscription deCora. - Rev. archeol. IV. 1847. p. 197-202.

F'iUon: Lettre sur \u\ toiiiUeau aiitiqiie decouvert Saint- Medard des Pres (Neiidee). Rev. archeol. IV. 1847. p. 618—21.

Guisherger: Lauriacum und seine römischen Alterthüiner.

Beitr. zur Landeskunde f. Oesterreich ol) d. Eons,

herausge". vom Mus. Francisco -Carolinum. Liel. V.

1846. 's." 1 tr.

GiicnehiniJt: Lettre sur la forniule SUB ASCIA, trouvee sur des monuraeuts chretiens. Rev. archeol. IV. 1847. p. 46—48.

GuiUemin: De coloniis urlul)usfpie ab Alexandro et suc- cessorilnis ejus in Asia couditis diss. Paris 1847. 5 /', Bog.

gr. 8. Henocf/: Sur uu inonument trouve pres de Mentoa dans

la principaute de Monaco. Rev. archeol. IV. 1847.

p. 454—56. Henri: Lettre sur des inscriptions recueiUies aux sources

minerales d'Amelie-les - bains. Rev. archeol. IV.

1847. p. 409-14. . , , r

Jahn (0.): Lettre sur des antiquites du 3lusee du Lou- vre. Rev. archeol. IV. 1847. p. 460-64.

Ueber Lykoreus. Aus den ßericiiteu der K. siiclis.

Ges. d. VViss. 1847. S. 416—430. Jahrbüclier des Vereins von Alterthumslreunden im Rhein- lande. H. XII. m. 10 lith. 'laff. Bonn 1848. 206 S. or. 8. mit Beitrügen von Lersch, Nöggerath, Panolka, Senckler und Wolf. Ja!: Note relative aux uavires representes sur iin des basreliets apportes de Niuive. Rev, archeol. lY. 1847. p. 177—86. Judas- Note sur quelques inscriptions puniques trouvees ä Ghelma. Rev. archeol. IV. 1847. p. 188—94. Note sur l'origine de nom du K'Ber Ruumia dit tom- beau de la chretienne en Algerie. Ebend. p. 622. Keller (F.): Allgemeine Bemerkungen über d. Heidengrä- ber in der Schweiz. Züricher autiq. Mittlieil. IV. 1846. S. 51 ft. Kunstblalt. 1847. Nr. 1—64, enthaltend zwei Aufsatze ül)er Assyrische Denkmaler, sowie Ausgrabungsberichte. de Luhorde: Les Chretiens et les Musulmaris dans l'acro- pole d'Athenes. Rev. archeol. IV. 1847. p. 49—62. Eglise d'Aladia dans le J'aurus, (inscription grecque inedite). Ebend. p. 172. Inscriptions grecque et la- tine inedites trouvee» en 1827 ä Ouadi Musa. Ebend. p. 253—60. de Latuurre: Notice sur l'Araljaesa, ville de la province de Constantine. Rev. archeol. IV. 1847. p. 449-53. Land (M.): Lettre sur Interpretation des hieroglyphes

egyptiens. Paris 1847. 13 Bog. m. 3 Kupf. Lex. 8. Leemans: Lettre sur quehpies monuments egyptiens du Musee britannique et du Musee de Leide. Rev. archeol. IV. 1847. p. 528—41. , LenonnuHt (Ch.) et J. du Wille: Elite di-s Monuments ceramographicpies, materiaux pour servir a l'liistoire des religioiis et des moeurs de ranticjuite. Li\r. 76—80. Paris. 4. Lensius (R.): Lettre sur le decret bilingue de Phdes. Rev. archeol. IV. 1847. p. 1—19. 241—52.

Bericht!

In Hrn. Panofka's Aufsatz „Kunsthandel zu Nfa[)er| im Jalu

T. n. als die mcrkw'urdiijsten hcrvorlicbc. S. 190 /. 7 je. Ebd.

um vor dem Tische des llerbtics zu essen, ddiitil sie Stärl;e hei;

Desgleichen ist oben S. 223 Z. 23 statt slehl zu lesen sitzt

Lerscli (L.): Tilierius Claudius Candidus. Jalirf). d, Ver. v. Alterthfr. im Rheinl. Xü. 1848. S. 1—16. Neueste Bereicherung des K. Museums rhein. Alter-

tliümer. Eliend. S. 42 59. Neue römische Inschrift

aus Cöln. Ebends. S. 60. Lctroiine: Recueil des inscriptions grecques et latines de

l'Egypte, etudiees dans leur rapport avec l'liistoire po-

litique, Tadministration Interieure, les instilutions civiles

et religieuses de ce pays, depuis la coiiquete d'Alexan-

dre jusqu'ä Celle des Arabes. Tom. II. Paris 1848.

554 S. m. 1 Atlas, gr. 4. Lowenslern: Lettre sur des inscriptions cuneiformes.

Rev. archeol. IV. 1847. p. 415—20. de Longperier (A.): Observalions sur les sujets representes

dans quelques l)as - reliefs Assyriens. Rev. archeol.

IV. 1S47. p. 296 300. Lettre sur les inscriptions

cuneilormes de l'Assyrie. Ebend. p. 501 507. Maury: Du personnage de la mort et de ses representa-

tions dans l'antiquite et au moyeu äge. Rev. archeol.

IV. 1847. p. .305—39. MlUin (A. L.): Mythologische Gallerie. Eine Sammlung

von mehr als 750 antiken Denkmiilern, Statuen u. s. w.

auf d. 191 Orig. KupfertatT. d. französ. Ausg. 2 Bde.

Text u. Kupier. Berlin 1847. IV. u. 304 S. gr. 8.

(Neuer Abdruck). (!<; J*Io)if((/iii;: Sur un scarabee Etrusque. Rev, archeol.

IV. 1847. p. 283—95. Nöggerulh: Ueber das Karben der Cameen in Italien.

Jahrb. d. Ver. v. Alterthfr. im Rheinl. XII. 1848.

p. 65—68. Oppert (J.); Lettre sur les noms propres des anciens

Perses. Rev. archeol. IV. 1847. p. 631—38. Punofha (TU.): Zwei merkwürdige bildliche Darstellungen

des Mercur. Jahrb. d. Ver. v. Alterthfr. im Rheinl.

XII. 1848. S. 17—20. Pech: Lettre sur quelques monuments antiques inedits.

Rev. archeol. IV. 1847. p. 229—34. PiiVissier: Lettre sur ses recherches archeologiques dans

la Regence de Tunis. Rev. archeol. IV. 1847. p.

261—75. 394—408. Pinurd: Encore quelques mots sur la Haute-Borue.

Rev. archeol. IV. 1847. p. 556 62. vergl. Art. de

Crazannes u. Letronne. Revue archeologique ou recueil de documents et de me-

moires relatils a l'etude des monuments etc. IVe Annee.

Avril— Decembre. p. 1—652. 1847, enthaltend Aufsiitze

von Bernard, Birch, Cartier, de Crazannes, Courtet,

Egger, Killon, Guenebault, llenocq, Henri, Jahn, Jal,

Julias, de Laborde, de Lamarre, Leemans, Lepsius, Le-

troiMie, de Longperier, Lowenstern, Maury, de Montiguy,

üppert, Pech, Pelissier, Pinard, de Rouge, de Saulcy,

Sichel, Texier und Vitet. de Rouge: Lettre sur le dernier articie de M. Prisse (sur

la parlie egyptienne du Musee britannique. t. 111. p.

693). Rev. archeol. IV. 1847. p. 115 29. Sur

le Sesostris de la Xlle dynastie de Manethon. Ebend.

p. 478—500. II'i(;.s('fi;r [F.): Das Satyrspiel. Nach Mafsgabe eines Va-

senbildes. Abgedruckt aus den Göttinger Studien 1847.

(iiitt. 184S. 208 S. 8. de Witte, s. Leiiormunl. Wtdf {J. ir.): Die Dea Nehalennia. Jalirb. d. Ver.

v. Alterthfr. im Rheinl. XIL 1848. S. 21—41. gunt-en. W. Konek.

gan;; 1847 dieser Zeitung ist zu lesen wie folgt. S. 180 Z. 3 no. 12, 13, 14, 15. S. 192 Z. 6 ernähren. Z. 13 von. Z. 14: ((»it'ii und «!(/' dem Lager der Dia zu schlafen, ^vodllrch u.s.tv.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

Beilage JVf 6.

]\eue FoI(je.

Juni 1848.

Naclilese zur Arcliaologisclieii Zeitung (Halikarnafs und dns Maiisoleiiin; Lnokoon; zur Prokescli-Osteiisclien Sainin- hing). Arcliaologisclie Gesellscliaiten (Rom). Arcliiiologisclie Bil)liogra|)liie.

I. Nachlese zur Arch

12. Hai-ikaknassunddasMausolkum. Seit der Veröfrentliohiing des scliöneii von Hin. JNevvIon be- kannt geinacliten und auf 'J'af. XII (N. K.) dieser Zeitung erneuten Plans der Kiiste von II a I i k ar n a l's (einer so st'iiwierigen als verdienstiiclien Arlieit, weiche von zwei aus- gezeichneten Marineotliciers mit Einhulse ilirer Gesundheit ausgeliihrt worden ist) iiat Captain lieiiiifiirt , der rüiun- iichst hekannte Verfasser des Werks liher Karamanin, eine neue Uiitersuciiuug jenes Iviistenstiiclies veraidalst; Lieut. Sprall (durch seine Reisen in Lykien hekannt) hat den- sejlien sicli hereitwilligst unterzogen und in einer neuen sehr schönen Karte hnujitsäcldicli die folgenden lirgehnisse festgestellt.

1. Im Hafen hat man einen unter Wasser hefindli- clien Halendainm wahrnelimen können; derselbe helin- det sich nah hei der jetzigen Citadelle (((). liin kleiner Hafen war dadurch von dem grölseren abgeschnitten.

2. Etwas nordöstlich von der in unserem Plan mit h bezeichneten Säulenhalle, ungefähr in Linie mit der Ci- tadelle, ist eitie Plattform nachgewiesen, welciie jetzt zum Tlieil von einer Moschee l)edeckt ist; sie gibt die(irund- fläclie des Mausoleums an und betragt 70 Yards Lange zu 55 Breite.

3. Dal's die westliche Mauer, ganz wie die frü- here Karte mit punktirten Linien es angab, in östlicher Richtung gegen den Hafen fortschritt, wird, gegen Hrn. Newtons Annahme einer westlichen Richtung derselben durch die Halbinsel, bestätigt.

4. Der Wiudniiihleidiiigel ()i), auf welchem Hr. New- ton den Palast des Mausolus voraussetzte, gewährt keine Spur vormaliger (iebände.

5. Die östliche Mauer schreitet, wie die frühere Karte es nngal), in südlicher Riclitung geradefbrt und darf niclit in der Riclitung der Meshrik -Landspitze vor- ausgesetzt werden, dergestalt dal's sie eine gröl'sere Strecke Landes östlich auf die Citadelle zu eingeschlossen hätte.

6. Jenseits der nordöstlichen Ecke der Ring- mauer etwa 1000 Yards entfernt in der Richtung von Mylasa findet sich die abgerissene f;runds|iur einer äu- fseren durch Thürine geschützten Mauer, vielleicht ein Ueberrest von Alexanders Helagerungswerken.

7. I5ei der in iinserm Plan mit j) bezeichneten Stelle findet sich ein Brunnen.

Nächst diesen hübschen Ergebnissen fiir den Plan von Halikarnals, welche wir der freundschaftlichen Mit- tlieilung des Hrn. Churlcs Ncn^lnn verdanken, lassen wir eine Reihe brieflicher Bemerkungen des Hrn. 71'^. M'^. Lloi/d über Cockerells an gleichem Orte l)esproc!iene Herstellung des iMausoleums hier folgen. Wie auch schon von den IUI. Bötticher und Strack in der Berliner ar- chiiologischen Gesellschaft geäul'sert worden war, findet Hr. Lloyd besonders das von Cockeiell vorausgesetzte längliche Verhältnil's der Cella störend. Diesem Uebel-

äologischen Zeitung.

stand sei jedoch durch eine andre ^'erfheilung der 36 Säulen abzuhelfen, nämlich durch eine Dop|)elstelliin<r von sechs Säulen in der Eronte und durch sieben .Säulen an den Seiten. Der ganze Plan werde dadurch regelmäfsi- ger, die Cella komme auf das Verhältiiils von 2X1 zu- rück, und lasse auch die Säulenhallen freier und gang- l)arer erscheinen, wie der Plinianische Ausdruck cingiUir cohtmiiis es heische. Die Differenz einer einzigen Säule zynischen Krönte und Seiten stimmen auch mit dem hrc- vUis desPliniiis wohl zusammen; auch habe Hr. Cockerell bei Mittheiliiiig obiger Ansicht sicIi ihr geneint bezeiat.

„Die Pyramide betreffend, fährt Hr. Lloyd lort*^ so gellt aus ihrer Vergleichung mit einer IMeta, wie auch aus der Zahl ihrer Stufen die Wahrscheinlichkeit her- vor, dal's der laut Plinius ihrer Höhe entsprechende untere 'rheil des Ganzen, aulser der Sauleiiordniiiig von Gesims, Eries und Säulen von 37', Kul's noch Anderes in sich schlol's. Die Analogie der Denkmäler von Mylasa, Xan- tlios und noch anderer dieses asiatischen Landstrichs ma- chen es glaublich, dafs das Peristyl auf einem beträcht- lich hohen Grundbau ruhte. Demnach möchte dem Podium derjenige Theil der Gesammthöhe von 140 Kul's hinzuzu- fügen sein, welcher in Cockerells Herstellung der Attika gegeben ist. In diesem tiefen Unterbau mochten die Sculpturen des Leochares und seiner Kunstgenossen ihre Stelle gefunden hal)en."

„Uehrigens, fährt Hr. Lloyd fort, läCst sich unmöglicli annehmen dal's die aus Budriin nach London versetzten Re- liefs in der'I'hat jenen berühmten Originale angehörten. Bei aller ihrer Schönheit haben sie doch auch zu viel Eehler- ihre besten Theile erheben sich nicht liber das Gewöhn- liche und, hievon abgesehen, machen ihre Dimensionen unil ihre vermulhliche Bestimmung es unwahrscheinlich dal's sie einen dem Ange so nahe genickten Platz wie den'vor- ausset/.lichen am Podium eiimahmen. \'ielleicht dafs der wirkliche vormalige Schmock jenes Podiums bei künftinen Ausgrabungen noch einmal zum Vorschein kommt."

,,Aut der Höhe des Mausoleums mochte für die dort bezeugte Quadriga eine Plattform geblieben sein, denVer- hidtnissen der Cella entsprechend. An den Ecken viel- leicht Löwen, wie an den von derChimära und vom Elü- gelwagen benannten <Tralimiilern."

„Artemisia und der Artemisdienst jener Gegend (Paus. IV, 31) mögen es liauptsäclilich gewesen seiii, wodurch Ainazonendaistellungen zur Schinückuiig des Mausoleums veranlal'st wurden."

„Zu fernerer Bestätigung der Eigenthümliclikeiten des Mausoleums dienen übrigens die häufigen An.ilogieen syri- scher und benachbarter Denkiniiler von ähnlicher Anlage, unter welchen schon Älüller (Hanrib. §. 151,1) namentirdi das des llohen|niesters Simon (Ol. 160. Joseph. Xlll, 6) mit sieben Pyramiden hervorgelioben hat."

Auch ein hübscher Zuwachs zu den halikarnassischen

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Amaz onenreliels liat, laut neueren Mittlieilungen lies Hm. Sam. Uirch, im brittisclien Museum sicli eiiige- tuoden. Es Ijeslelit tltrselbe aus eiuem Tlieil eines schma- len Krieses mit stark vorsprinj;enclem Gesims. Dargestellt ist darauf die Gruppe einer reitenden Amazone, mit Ki- daris und ("liitori liekleidet, \>iilirend ihr Peplos hinter- wärts llattcrt; in ihrer Linken halt sie die Ziigel ihres Pferdes, ihre Rechte schwingt einen Speer gegen einen Keind. Nur ein 'l'heil der Vorderheine des Pferdes lehlt. Die Auffindung dieses interessanten Fragments er- lolgte durch Lieut. .Spratt U. N. auf der Stelle des Mau- soleums; es ist liau|)tsachlir!i darum wichtig, weil es für einen olieren und kleineren Fries von l' 2" Hohe hei 1,125 Tiefe der oheren und unteren Einfassung zeugt. Das Relief dieses Fragments ist kecker und sorgloser aus- geführt als das des grül'seren Frieses. Es steht zu die- sem in ähnlichem Verhaltnil's wie der kleine Fries zu dem grol'seren am Xanthischen sogenannten Harpagosdenkmal.

13. Laokoon. Ueher die den Laokoon helreffende .Stelle des Plinius spricht sich in der Archäologischen Zei- tung N. I^". 1848 .S. 237 ein herühuiter Kritiker schliel's- licli sehr imperatorisch aus, mit Verwerfung des geheimen Raths, zu dem ich mich durch Aufl)ringung einer Zwei- deutigkeit aufgeworfen hatte, nicht einer geringen, son- dern der sehr grol'seu, die im uneigentlichen Sinn der Formel statt des eigenilichen Sinnes liegt. Da aher auch male iiiforinato rcijc noch Appellation an denselhen vor dem Publicum statt lindet, so lege ich diese hiermit ein. Ich sage, da Plinius scnaliis consiiHtnn und (h;crc'(i(»i hei Kunstgegenständen uueigentlich gel)raucht, so darf nicht geläugnet werden, dafs er auch de consilii sententiit ein- mal anders als im Kanzhistyl verstanden haben könne. Nun schrieb Plinius von (>emmen (37, 23): luiclenus de principatu convenit, ■»iidienitn muxime senatns con- sulto, und von den Smaragden (37, 16): f/((«pco;)ffr decreto hoitilniim üä parcitur sciiljn velilis. Die Zwei- deutijikeit ist oll'enbar und flal's die ijeiden zweideutigen Ausdrücke mit der zweideutigen Formel de consilii sen- tenlia verwandter Art, der leise Scherz ülier diese zur Zeit gewil's vielfach niilsbranchten hohlen Redensarten sehr erklärlich sei, wird nicht gelängnet werden. Ich sage ferner, dal's wenn die Formel nach ihrem Sinn im Ge- scliäftsgebrauch nach den Verhältnissen nicht anwendbar ist, dagegen im scherzhaften auf eine bei Plinius durch- aus nicht unwahrscheinliche Art in ilen Zusammenhang pafst, der letztere noihwendig zu wählen sei. Etwas ganz Neues und au sich Unglaubliches würde es in der Ge- schichte sein, dal's das coiisifiiiiii eines Kaisers oder Kö- nigs über die IJestellung einer .Statue beriethe und ent- schiede: und sehr grols ist der Unterschied, wenn wir dagegen einen besnndern, für die Aussclimfickung des Pa- lastes sorgenden Rath annehmen. Aber einen solchen, wenn wir es auch mit einiT haaren historischen Hypothese nicht streng nehmen wolllcn, erlaul)t in der nackten For- mel de cnnsdii sentenliu zu verstehn die Sprache entschie- den nicht, deren (üesetz und (Jehrauch uns in unsern Hy- pothesen uneri)itterli<h heschrärdtt. Und wäre die Mög lichkeit eine kunstberathende und beschliel'sende Commis- sion zu verstehn, so wäre auch diese befremillich und an- stöfsig genug, weil ohne Ueispiel im Alterthum, im Mit- telalter und in der neuen Zeit, vielleicht sogar in der neuesten. I''. (i. Welk eh.

14. Zur Pkokescii Osten.schen Samm- lung griechischer _Miinzen liegen wiederum mehrere nach- trägliche liemerkungen vor, welche wir tlieils dem Herrn Besitzer, theils Hrn. Osann verdanken.

1. Teos j'o/iiue? (Arch. Z. XXI, 24). So ist diese kleine Silbermünze irrig von uns benannt worden. Pro- fessor Osann hat (.\rchäol. Zeitung von 184 j S. 118) nach Streber das Rild der Vorderseite berichtigt und die Münze nach Bithynien verlegt.

Seit der Publikation unsrer Münze, die uns aus Smyrna gekommen war, sind uns iiinf andre F]xemplare zu Händen gekommen, alle iiinf aus den Peloponnes. Nur eines da- von hat klar die auf der M(inze zu München sichtbare Le- gende, auf der Ruckseite aber unter dem Pegasus das <J>^

über demselben im Felde einen Dreizack. .MIe fünf ha- ben das (J> drei davon keine Legende, die vierte TPHI, aher das p ist abgenützt und auf der Rückseite im Felde sicher das 1". D'ese fünf Exemplare wiegen 0,9 0,10',!, 0,11 0,11—0,11':,. Wir halten sie für Oholen von Korinth nach attischem Fufse. Nicht eines dieser Stücke ist gut genug erhalten, um nicht den Verlust von ein paar Gran aimehmen zu miissen. Ein sechstes, siebentes und achtes Stück, zu 10, 12 und 13',^ Gran im Gewichte, die Vorderseite ohne Aufschrift, auf der Rückseite unter dem Pegasus ein /\ ein neuntes auf der Vorderseite mit

^ zu 13, erscheinen uns als Obolen vonLeukas und be- stätigen den Typus für den korinthischen Rund. F^in Frauenhaupt von vornen mit fliegenden Haaren ersclieint auch auf 'l'etrobolen von Leukas, ireilich nicht derselbe, aber doch ein verwandter l'ypus.

2. Aeiius Thraciue? Diese Bestimmung der Arch. Z. XX, 1 abgebildeten Kupfermünze ist offenbar dieselbe, welche Mionnet 11,264,43 nacliAxus Cretae legt. Glei- chem Irrthum und gleicher Berichtigung unterliegt auch die neulich (N. F. Taf. XVHI, 1) ebenfalls nach Aenus gesetzte Münze: die wahre Aufschrift (Mionnet 11, 264 43 ist CA

F. V. O.

3. „Lui-issa Thessuliae (Arch. Z. N. F. X, 3). AE b. Jugendlicher h'rauenkopf r.

K- AAPIZAIßN. l'rau zu Pferde 1."

4. „Litnssit Thessidtuc.

AE 5. Bekränzter jugendlicher Frauenkopf r.

!<■• AAPIZAI. Bogenschütze im Schuls. [Artemis?]''

Wenn wirklich auf beiden Münzen ein jugendlicher Frauenkopf anzunehmen ist, so wird man beliigt sein, darin die Larissa, Tochter des Pelasgos, wiederzuerketmen, nach welcher die Thessalisclie Larissa am Peneios genannt worden, nach Hellanikos bei Schol. Apollou. Rhod. 1,40. Vgl. Pausau. 11, 23, 9. Serv. Aen. II, 197. Allein nach der gegebenen Abbildung der Münzen scheint der Kop] weit eher ein männlicher zu sein, so wie der Lorbeerkranz auf No. 4 auf ilie Annahme eines ApoUon führt, womit die auf dem Revers belindliche, aufgescliürzte, mit Bogen und Pfeil versehene Artemis, die als solche nicht zu ver- kennen ist, gut zusaniuicu stimmt; aul'serdein sind die am Schopf zusammen gel)undenen Haare des Kopfs auf der andern Münze wenigstens nicht gegen die Annahme eines Apollou, wenn man sich an die Darstellung dieses (iottes auf Werken älteren Styls erinnert. Da über den (''undort beider Münzen die Nachrichten fehlen, so könnte mai> der Vermuthung Raum geben, dal's diesellieu nicht der Tliessalischen Larissa, sondern der gleichnainiuen, in der Nähe von Ephesos gelegenen .Stadt, in welcher sich nach Straiion Xlll. S. 620, auf welcheu sich Steph. v. ^iü-

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(iiaau bezieht, ein lleilintliiiin des l4nc'X}.iiiv yfapinn>]vi)g befunden, zuzuweisen seien, wenn es riclit gewagt er- schiene, einem Oile Anloiinioie zuznneslelieii, von weltheni bis jetzt wenigstens run li lieine Aliinzen niicligewiesen wer- den konnten. Schon zu Strnljon's Zeiten existirte diese Lnrissa nicht mehr, und er nennt sie eine yd'/irj (liiilier 7i(,'A/c) des Kpliesischen (ieliletes. Wenn es hiern.'i(li ge- rntlien scheint zur 'J'hessalischen Larissa zuriickznlvehren, so teldt auch hier der Nachweis von einem Cuitns des Apolion nicht, in so fern die Lapithen, weiche (Hese Ge- genden l)ewülmten (s. Strab. IX. S. 539) ilir Gescidecht Ton einem Lapillies herleiteten, vveldier nacli üiodor I\ , 70 und .Scliol. Apolion a. a. O, ein Sohn des Apolion lind der Stillie war. Ein ähnlicher lorbeerbekranzter Apollokopf findet sich auf einer Münze der 'l"hessalischen Magnesia, bei Sestini Lettere VI. 'I'af. I, 18.

Die Reverse beider Münzen entziehen sich sicherer Erklärung. Jedoch gewinnt die vom Herausgeber kurz angedeutete %ermutlning, die l'iau anfeinem Seepferde sei Thetif, grol'se Wahrscheinlichkeit, wenn wir aut einer folgenden Miinze der Thessalischen IMagnesia ein Symbol der am Pelion gefertigten Argo wahrnehmen, deren Aus- fahrt das lirstaunen der Nereiden und darunter der 'J'lie- tis erregte, in dessen Kolge die Vennahlnny letzterer mit dem Peleus zu .Stande kam, nach der schönen Schilde- rung Catulls im Eingange des Epithalamiiuns.

5. Magnesia Thcssaliae (Arcli. Z. N. K. X, 5). „AE 5. 15ekran?ter .lu])iterkopf I.

R- MAPNHTßN. Gellügelter Centaur r., unten die Keule vorhangend. Vor sich im Felde eine Eide, die auf einem .SchifFsschnabel zu ruhen scheint." Die Vorstellung gellügelter Kentauren wäre nicht un- denkbar [Iriipr. d. Inst. 111,52], ist mir aberaiis keinem iMonu- mente erinnerlich. Jedenfalls wirtidie angeliliche Andeutung von Klügeln eher für eine Gewandung, wie Hr. Gerhard meint, oder fijr ein Fell gehalten werden müssen. Darf dagegen der Schiirssclinal)el, auf welchem die Eule steht, ;ds beglaul)igt angesehen werden, was aus der Abbildung der Münze nicht ganz deutlich ist, so verdient damit eine andere Münze von Magnesia bei Sestini a. a. O. vergli- chen zu werden, welche auf dem Revers gleichfalls einen SchifFsschnabel zeigt: derselbe wird von dem Heransgeber mit Recht auf die Argo gedeutet, welche bei Ovid Her. XII, 9 Magnelh genannt wird und nach Eurip. Med. init. (lind daraus bei Ennius Metl.) und CatuU Epithal. init. aus Fichten des Berges Pelion erbaut worden sein soll. Das Symbol der Eule liel'se sich auf Athene deu-

ten, durch deren Hände die Argo gebaut war, nach Kal- listratos Ecphr. 10.

7. Mclituea ThessuUue (Ardi. Z. N. I'". X, 7J. „AE 2'/,. ßekrimzter Jiipilerskojd I. /f. ME. ßiene mit gespreiteten Flngeln."

«. Mcliluru TkcxsaVtac (Ebd. X, 8). ,,AE 2' ,. IJekranzter Jupilerskopf r. R- MEAI. liiene wie oben."

9. MMaea ThessaJlae (Ebd. X, 9). „AE 5. Rekranzter Jupiterkopt r. ß. MEAlTAIEßN. l^iene wie oben."

Diese drei Münzen gehören zu einer und derselben Klasse, von welcher sich die N. I<'. X, 0 mitgetheilte als ein besonderer Typus ausscheidet. Das jenen (iemein- schallliche und Eigentlnimliche besteht in dem nun richtig erkannten bekriinzten Jupiterskopf und tler Biene, welclie letztere nicht ohne Beziehung auf den Namen der .Stadt, welcher jene iMünzeii angehören, sein kann. Die Zusam- menstellung beider Symbole wird auf das (ienügeridste durch den uns allein von Nikandros iiei Anton. Lii). 13 erhaltenen, den .Melitens als (jriinder der Stadt Melite betreffenden Mythus erläutert. Dieser Melitens nämlich, wird erzahlt, ein Sohn des Zeus und der Nyinjihe Othrei» (nicht vielleicht Itesser 'Od^Qvi'g, vom Thessalischen Berge Otlirys genannt?), sei aus Furcht vor der Eilersucht der Here in einem Walde ausgesetzt, dort aber von Bienen {i.iiXinnäi)] geniihrt worden, bis ihn ein Hirt Phagros, ein Sohn derselben Nymphe und des Apolion, aufgeliinden und grol's gezogen habe, woraufderselbe tapfer und mäch- tig geworden, in Phlhia eine Stadt gegiundet und nach seinem Namen Melite genannt habe. Die Anwenduei" dieses Mythus auf die vorliegenden .Münzen ist elien so leicht und augenscheinlich, als es keinem Zweifel unter- liegt, dal's trotz der Verschiedenheit in der Fortnation des Namens der Stadt doch eine und dieselbe gemeint sei. Der wirkliche Name dieser Thessalischen Stadt, iiber deren Lage Ussing Inscr. Graec. iiied. S. 5 zu verglei- chen ist, war n.ämlich DliXiTn'u, worüber vgl. intpp. ad .Steph. Byz. und Ussing a. a. O., wo eine Inschrift mitge- theilt wird, in welcher sich beide Namensformen finden: die erslere bei Strabon und Plinius. Es wird angemessen sein hinziiziiluseii, dal's tienselben ^leliteus in einer Situa- tion, wie ihn Phagios fand, in der Vorstellung auf einem ;;eschnitteneu Sti-in Panolka wiederzuerkennen meint, Ann. dell' inst. '1". VII. S. 24ei.

Giessen, März 1848. F. Osann.

II. A r c h ä 0 I 0 g

sehe Gesellschaften.

Rom. ,,Die allgemeine Theilnalimlosigkeit, welche bei dem Publikum seit läiigererer Zeit in Beziehung auf Werke alter Kunst eingerissen ist, iniilste unter den ge- genwiirtigen politischen Verhältnissen vergangenen Win- ter ihren Hochpunkt erreichen und es darf daher nicht Wunder nehmen, wenn die Protcdiolle der wöchentlichen Sitzungen des arc h ii olo gis c h e n Instituts weit ma- gerer ausgefallen sind als sonst. In flein Mal'se, in wel- chem sich die Freunde des .Schönen an Zahl verringern, in dem ^lal'se, in welchem das Interesse am classischen Alterthum iiberhaupt alinimmt, in deinsell)en Mal'se wer- den auch die Entdeckungen seltener. Ziilällige Funde werden weniger beachtet und lilaninälsige Nachgrabungen werden unterlassen.

Die längere Anwesenheit des Herzogs von Luynes, welcher an den Sitzungen des Instituts vor der greisen

Katastrophe, die sein Vaterland betroflen, lebhaften An- theil genommen hat, Inlilete den letzten lichten Zwischen- inoment in dieser für unsre Wissenschaft triiben Epoche. Nicht blol's dal's er sellist mehrere werthvolle Monumente seiner reichen Sammlungen zum Gegenstand der Discus- sion gemacht hat, so war schon seine blol'se Anwesenheit hinreichend, das Interesse zu wecken iiml den Forscher- sinn neu anziirejieu.

Bei dieser (ielegenheit miirste es übrigens aufs Neue recht klar werden, wie sehr die archäolojjische Unterhal- tung von der archäologischen iJildnng abhangig ist, welche zur Zeit noch sehr sparsam vorh.inden ist. Eine wissen- schaftliche Darstellung ist vor einem Publikum, das nur von iXeiigierile zu den Resten des Alterthiims hin"elrieben wird und welches durch die Absteckung der für die Un- tersuchung nöthigen Gesichtspunkte sich gemeinialich arg

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enttäusclit fiililt, kaum miiolicli. Und doch ist es nicht inelir an der Zeit die Wil'sljegierigen mit dein Auspacken autiquarischen Neiiigkeitskrains al)zufiiideu, so wie es an- derseits nicht gestattet ist, an jedem neuen Specimen die Kiemente archäologischen Wissens zu entwickehi.

Ein andrer Uehelstand ist der, dal's wir von neuent- deckten .Monumenten fast nur die uiihedeutenderen zur Stelle bringen kiinnen, wodurch diesen sclieinliar eine tihergrofse VVichtigkeit beigelegt wird. Wenn lehensgrolse Statuen und andere Kunstwerke von wirklicher Bedeu- tung in unseren Protokollen kaum statistisch erwähnt wer- den, so veranlassen dagegen Kleinigkeiten, die zur autop- tisclien Untersuchung auUordern, langwierige und zuweilen auch langweilige Discussionen. Einer der vornehm ge- borenen unserer verdienstvollsten IMitarlieiter hat daher derlei antiquarische Alerkwürdigkeiten Adunanzenspiel- zeug" genannt, üer Avisdruck ist wahr und treffend ; wie er aber etwas Verletzendes hat, so ist er ungerecht und jedentalls nicht ganz billig. Indel's wie dem auch sei, so müssen wir uns dessen schon bescheiden, in den nach- folgenden Protokollausziigen von solchen Spielereien, zu denen entweder bedeutende ^lonumente herabgewürdigt worden sind oder zu denen sich andere geeignet gezeigt haben, Rechensclialt abzulegen.

Marmorwerke sind im Allgemeinen vor einer solchen Herabsetzung gesichert. Wer möchte solche zur Stelle bringen? Von diesen können Iiöclistens Zeichnungen vor- gelegt werden. In den meisten Kallen sind aber selbst solche nicht zur Hand und ein Bericht wie er mündlich erstattet werden kann, pHegt der Besprechung nur ge- ringes Interesse zu leihen. Die Seltenheit der Auffindung solciier Denkmäler bringt uns indeCs auch nicht einmal in diesen Fall. Im verllossenen Adunanzzeitraujn kam von Statuen nur die eines Jupiter zur Sprache, welche in Tu Senium aufgefunden worden ist. Sie hatte dort nur wenige Palmen unter der Erde vergraben gele- gen und Canina, welcher die erste Anzeige von ihrer AulfinHung machte, glaubte daran erinnern zu müssen, dafs in der Nähe des Kundorts eine I\larmorl)asis bei Irü- Jieren Ausgrabungen entdeckt worden war, auf welcher der Name des Künstlers Xenokles eingehauen stand. Er war sogar nicht abgeneigt, diesem das erwähnte Marmor- werk als ein Erzeugnifs seiner Kunst zuzuweisen. Später als die Statue nach Rom geschallt worden war, hatte Dr. Uninn zuerst (Jeiegenheit, sie einer näheren Prülung zu unterwerfen. Er machte darauf aufmerksam, dafs die- selbe schon im Altcrtluim restaurirt worden war und be- merkte ilal's der Kopf mit einer nur bei aufmerksamer BeTrachtuiig walirzuuehineiiden Commissur aufgesetzt sei. Ihm wollte es scheinen, als sei in derselben nicht sowohl Jupiter als vielmehr Neptun ilargestellt, wobei er sich auf die Züge, die liir den Olympusbelierrscher nicht edel und nicht charakteristisch genug seien, bezog. .Später nahm Dr. Braun eine fielegenlieit wahr, dieses Denkmal in Gesellschalf iles Herzogs von Luynes zu betrachten. Beide konnten Hrn. Brunn's Zweifel nicht tlieilen und glaubten den Mangel an Götteradel eher auf den decorationsmä- fsigen Styl der Arbeit beziehen zu miiss^-n Die Slalue ist halbbekleidet und scheint gerade aufrecht gestanden zu haben die Kni'se sind gebrochen was fiir den Gott der Gewässer wenig passen nuiclite. Dagegen dürfte die ganze Darstellung im Allgemeinen wenigstens ziemlich "enau mit dem ebenlalls halbekleideten und stellenden Jupiter des Spiegelsaals der Villa Albani stimmen. Werke dieser Art, die liir dm iininiltelbaren Kunsfgenurs nur wenig darbieten und sich eher zu einein arcliilectonlsciien

Schmuck von Palästen und Gärten als zur Aufstellung in Museen eignen, können an wissenschaftlichem Interesse denn erst gewinnen, wenn eine Vergleichung wie die an- gedeutete mit einiger Genauigkeit angestellt und naciige- wiesen worden ist. Dazu gehört indel's mehr als das blol'se Draufgucken und es erheischt eine solche Operation mehr Mühe und Zeitverlust als manche scheinbar mühevollere und dabei augenblicklich wichtige Untersuchung.

Von einem griecliischen Relief, welches unter den Ruinen des alten Tyndaris aufgefunden worden war, hatte unser Correspondenl in Alessioa der P. Pogwisch eine elegante Zeichnung eingesandt. Dr. Brunn erstattete Be- richt darüber. Es stellt eine Opferstene dar, welche wie die Inschrift besagt, der Diana Eupraxia gewidmet ist. Diese Gottheit glaubte man in der Figur der einen Kranen- gestalt zu erkennen, v»elche mit einem kurzem Hemdchen bekleidet ist, welches die rechte Schulter blos läl'st. Sie nähert sich dem Altar mit einem Opferkörbchen und setzt auf den Heerd desselben eine Fackel auf. Von der an- deren Seite nahen die Andächtigen, welche wie in allen derartigen Vorstellungen kleinere Dimensionen wahrneh- men lassen. Die Zeichnung läfst auf eine schöne Arbeit scliliefsen.

Dr. Braun brachte aufs Neue das interessante Bas- relief der Villa Ludovisi zur .Sprache, welches Win- ckelmann nur tlüchtig erwähnt hat und das seit jener Zeit keinem einzigen Archäologen wieder zu Gesichte ge- kommen zu sein scheint. Es stellt den Paris in dem Moment der Einschiffung nacli Griechenland vor. Oenone stellt ihm zur Seite und mahnt von dem Aben- teuer ab, welches sie mit schlimmen Vorahnungen erfüllt. Diese Darstellung stimmt im Allgemeinen mit dem Bas- relief des Palast Spada, bei dessen Erläuterung desselben Erwähnung geschehen ist. Eine von Riepenliausen ange- fertigte Zeichnung wurde vorgelegt und vielleicht darf dabei die Vermutlinng geäul'sert werden, dafs diese Dar- stellung die Seitenfläche eines Sarkophags geschmückt hat, an dessen Vorderseite das grol'se Parisurtheil der- selben .Sammlung angebracht gewesen sein mag. Man sollte glauben, dafs solch ein Gedanke augenblicklich wi- derlegt oder bestätigt werden könnte, wenn man die Höhe des einen und des andern Reliefs vermessen würde. Allein dem ist nicht so. An dem Relief mit dem Unheil des Paris ist bekanntlich die untere Hälfte restaurirt und bei dieser Restauration wird man auf die ursprüngliche Höhe des Ganzen kaum eine so genaue Rücksicht genommen haben. Der Abstand, welchen der Stylvortrag in dem einen und dem anderen Relief wahrnehmen läl'st, würde ganz dem Verhältnifs entsprechen, in welchem solch eine Seitenfläche zu der Hauptansiclit des Sarkophags zu ste- hen pflegt.

Von einem andern Sarkophag, welcher sich in dem Nationalmuseum von Pesth l)erindet, hatte Herr Ncigchuur eine Zeichnung beigebracht. Das was dieses Denkmal bemerkenswerth macht, ist der Umstand, dal's die Umrisse der higuren, sowie auch die Augen und die Haare der dargestellten h'iguren mit rotlier h'arbe, andere Theile durch andere Bemalung, hervorgehoben sind. Es gehört zu der Anzahl jener auf .Speculatiou angefertigten Steinsärge, welche unvollendet geblieben sind, weil der Abnehmer ausgeblieben war. Der für die Inschrift be- stimmte i{aum ist nemlich leer geblieben. Zu l)eiden Seiten ilieser leergelassenen Inschriftstafel ist die (iruppe des Amor und der Psyche wiederholt angeliracht. Auf der einen der .Seitenflächen sieht man den .\pollo auf ei- nem Greifen sitzend dargestellt, ihm gegenüber den Mar-

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syas an einem Baum aiifgeliäiigt. Zwischen Iieiden kniet der Pliryi;ier das Scliintlmesser sclileitend am Boden. Der Grund dieser Darstellung ist rotli lieinalt und rotli sind, wie l)ereits liemerkt, die Locken angegel>en , welche aui' die Scluiltern des (Jotles lieraliwallen. Dagegen ist der Mantel welcher ihn umkleidet rosa gelarlit, und die Leyer, die Gewandung der l'iirygier und der Baumstamm sind mit gelher Farhe augegehen. Die nackten Kiirpertlieile sind allein ohne solche Bemahing gehlielien. Aut der an- dern Seitenliaclie dieses Sarkophags ist auf rolliem Grund ein Getäl's ahgehlldet, aus welchem Weinrehen hervor- waclisen. So roh die Arheit dieses Werkes sein mag, die Pülychromie, welche es schmückt, zeigt otlenhar System und es ist in der That liherrascliend zu sehen, wie sehr sich dasselbe den Farlienangahen in alten Grah- malereien analog zeigt. Es liefert dieses Beispiel einen neuen Beweis, dafs iür vergleichende Untersuchungen kein Denkmal zu jung und zu geringfiigig ist und dals wir oit über recht verwickelte Kragen da Aulschlufs erhalten, wo wir eine derartige Aulklärung am wenigsten erwarten durften.

Herr Nehiebaw legte eine Zeichnung von einem 1', Kul's hohen .Marinorcylinder gleicher Herkunft vor, welcher oben in eine pinieniürmige Frucht ausläult. Der- selbe ist mit Figuren in Basreliel geschiniickt, welche den Aesculap und Telesphorns zwischen der Hygiea und einer mit Scepter und Patera versehenen Frauenge- stalt darstellen. Denkmäler dieser Art, welche an sich unbedeutend sind, aber auf primäre Formationen zurück- weisen, machen den Mangel von Provinzialantirpiitäten- verzeichnissen recht fühlbar. Besäl'se der Archäolog nur etwas dem verwandtes was für die Naturwissenschaften in iliren Floren, Faunen u. dgl. seit lange zur Hand ist, so würden viele Untersuchungen gar sehr vereinfacht und die Entscheidung über derartige Specialitäten ermöglicht werden. Dilettantenhände würden für die Anfertigung solcher Register iVeilich nicht ausreichen, sie mnl'sten im Gegentheil mit dazu benutzt werden, um die einseitige Vorliebe für vaterländische Alterthiimer zu einer acht wis- senschaftlichen Tlieilnahnie umzustimmen und aufzunähren. So behauptet Herr Neigebaur dals Vorstellungen der er- wähnten (iottlieiteu in Dazien häutig seien, aber ül)er die Weise ihres Vorkommens und alle dahin einschlagendeu Beziehungen raüfsten wir erst eines Genaueren belehrt wer- den, l)evor wir liotFen <lürften, die Deutung der hier bei- gegebiien vierten Figur mit einiger Aussicht auf ein walir- lieitshaltiges Kesultat zu unternehmen. Vermuthungen lassen sich ohne Ende vorbringeti, der Kundige wird sich dersell)en eher enthalten als nach derlei Schattenbildern der Wahrheit haschen.

Die Sitzung, welche am 28. April zur Feier des Grün- dungstages des Instituts abgehalten wurde, ist durch die Ausstellung der Gypsabgüsse eines griechischen lleliefs verherrlicht worden, welches Cintijiana bereits vor Jah- ren in \ erledig aufgefunden zu haben versichert und sei- ner reichen Siimmluug einverleibt hat. Es stellt die Nie- derlage der Niobiden dar und zeigt einen originell griechischen (yharacter. Die eine Figur stimmt mit dem schönen Fragment der Villa Albani, andere (iestalti-n sind völlig neu. Der Ausdruck ist höchst <lramatisch und iiber- trifFt durch mächtige Wirkung des Pathos alle Darstel- lungen dieses (iegenstands in Statnengruppeu sowohl wie in Sarkophagschilderungen, mit alleiiiigtr Ausnahme der verstiunmelten weildichen Figur aus den (iärten des Qui- rinal, welche in der langen Gallerie des Museo Cliiara- monti aufgestellt ist. Die Gruppe einer Niobide, welclie

ihren tödtlicli verwundeten Druder von liinten umfangen hält, erinnert aulfällend an die Begegnung des Dionysos und derSemele, welche auf Gerhard's etruskischem Spie- gel dargestellt ist.

In einer früheren Sitzung hatte Dr. Bnnin die Zeich- nung von einem ovalen Relief vorgelegt, welches über der Thür des .^urorasaal in l'Jd« Lttdovisi eingemauert ist. Es stellt dasselbe einen entseelt zu Boden gestreckten .lüngling dar, von dem man früher hätte annehmen müs- sen, dals er zu einer Giganten- oder Titanenllucht ge- höre, während jetzt die Vergleichung mit dem Campana- schen Relief deutlich zeigt, dals er ein Bruchstück einer ähnlichen Niobidenniederlage ist. Ueber das Campana- sclie Relief selbst, welches sehr geistvoll gearbeitet, alier hin und wieder etwas nachlässig lieliandelt ist, Heise sich sehr viel sagen und gerade dieser Umstand erlegt uns Kürze auf. Da der Standpunkt der Untersuchungen »Uer die Niobegrup|>e durch dessen Auffindung wesentlich ver- rückt werden dürfte, so wird man bei Wiederaufnahme derselben nicht umhin können, dasselbe wiederholter Prü- fung zu unterwerfen, weshalb es hier hinreichen mag auf die Wichtigkeit dieser Entdeckung hingewiesen zu haben.

Auch in Hinsicht der epigraphischeo Wissenschaft ist die Ausbeute der diesjährigen Sitzungen, obwohl vielleicht minder reich als zu andern Zeiten, doch im Rückblick auf die überaus ungünstigen Umstiinde nicht unbedeutend zu nennen. Unter den Griechischen Inschriften, welche namentlich Herr li'izos-Rtingahi'S zn Athen durch Dr. Hcnzen vorlegen liefs, nahm wohl den ersten Rang ein kürzlich unterhalb der Akropolis in einer zerfallenen Kirchen inauer neu entdecktes Pr y t a neu reg is te r ein, lei- der sehr verstümmelt; wichtig durch das Vorkommen der neuen Deinen CÖi'poiv/jfrio/, den man jetzt auch in dem (DvQv der Inschrift C. I. 275 zu erkennen haben wird, und EgyitdiTi;. Es ward dabei aufmerksam gemacht auf die eigenthümliche Thatsache, dafs der Name der 'Egyndtig, früher einer der vier uralten Attischen Phylen , jetzt in der Phyle Antiochis sich als Demos zeige, und zur Ver- gleichung bot sich das idinliche Verhältnil's der Namen IMtanyitm und 'En(txQtXg , die gleichfalls ihre Bedeutung als Phyleii später verloren haben. Dersellie thätige Ge- lehrte theilte dem Institut eine neue Inschrift von Nio, dem alten los, mit, welche zugleich auch durch den Correspon- denten des Instituts auf Tliera, Herrn (iralen von Cigullu, eingesandt war. Wie die oben angeführte Inschrift für die Attischen Antiquitäten nicht ohne Bedeutung war, so wird die Jetische den Forschern homerischer Uel)erlie- ierungen sehr erwünscht kommen. Sie erwähnt nicht blol's einen Monat Homereon bei den Jeten, sondern ver- ordnet Opfer in diesem Monate, welche mcn geneigt sein kann, auf den liekaniiten Cultiis des Homer auf jener In- sel zu beziehen. Das Monument, auf welchem zwei Sclilan- gengestalten Heroencult andeuten, ist in tier Gegend der Insel gefunden, wo der bekannte (iraf Pasch sein famoses Homersgrab entdeckt haben wollte. Schon Weicker, ob- wohl mit vollem Rechte diese Entdeckung leugnend, war nicht abjjeneigt anzunehmen, dals dort iinmerhiii die alten Jeten ihr Homersgrab zeigen mochten, und dals eben del's- lialb dort sich verschiedne auf Homer bezügliche Inschrif- ten gefunden hätten. Aus den Papieren des aus Aegyp- ten neuerdings zurückgekehrten Hrn. Dr. H. Abch'ii legte Dr. Henzeii zu verschiedenen Malen griechische Inschrif- ten Asiatischer Städte vor. Die liekannten Insrhriffen des Heiligthums ties Pan zu Panias in Palästina erhielten dadurch mehrere nicht unwesentliche Verbesserungen, die von Nicaea, Sardes, Libyssa eine sehr erwünschte Ver-

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mehrung. Namentlich zeichnete sicli unter letzteren eine Inscliriit erstgenannter Stadt aus, welclie sich auf einen oewissen l'atroklos bezieht, der eine grofse Anzaiil von inilitarisciien Stellen in Rtiniischeni Dienste, so v?ie ver- schiedne _Miinicipaläinter heUleidete, deren einzelne in die- ser P'orin sonst nicht vorzukoninien scheinen. Das in der letzten Zeile allein erhaltene Wort ^invvauldoq brachte der Referent mit dein ünu Jiovvaov einer Inschrift des C. 1., gleichfalls von Nicaea, in Verbindung, indem er dar- aus auf eine Dionysische Aera derStadt scblielsen wollte. Eine Inschrift von Corcyra, wohl juristischen Inhalts, war vom Professor Orioli dem Institut niitgetheilt worden. Für die Lateinische E^igraphik sind besonders die reichen Mittheilungen wichtig, welclie der ehemalige Preu- fsische Consul, Gelieimeratli jVi'i/;(;f;(nir, dein Institute wah- rend seiner Reisen in Siebenburgen gemacht hatte. Eine Torse Anzahl von Inschrilten aus jenen in vieler Hinsicht merkwürdigen Romischen Colonielamlen legte Dr. Henzen in den verschiednen Sitzungen vor, l)ezüglich auf die man- ni"faltigsten Verhältnisse desselben, seine Verwaltung, die daselbst stationirten Truppen, die Cnite der einzelnen dort colonisirten Völker, Collegien, Bergwerke u. s. w. Eine ausführliche Zusammenstellung der vorzüglichen voa Herrn Neigebaur neu entdeckten epigraphisclien Denk- mäler sollte in den Annalen des Instituts erscheinen, ist aber einstweilen ausgesetzt worden, da ein im Drucke be- tindliches Buch des Entdeckers über Siebenbürgen es sich zum Zwecke gemacht hat, alle neuen iintl alten Inschrif- ten jenes Landes unter der llubiik der einzelnen Stiidte zusammen zu stellen. Wichtig ist namentlich auch, dal's Herr N. durch mehrfache von ihm gesehene jMonumente ähnlicher Gattung die Echtheit der vielfach angezweifelten Mafsmannschen Holztäfelchen aufser Zweifel zu setzen vermocht hat. Aus Erankreich ward eine zu Ni- mes von dem Engländer Herrn Uromct copirte Inschrift vorgelegt, welche von geographischer Wichtigkeit ist, in- solern sie die Städte Lyon, Narbonne und Oranges mit ihren vollständigen Namen auffuhrt ; aus England eine neue Abschrift des im Jahre 1761 zu .Stannington gefund- nen, seitdem trotz wiederholter Englischer Piiblicationen so gut wie unbekannt gebliebenen Militärdiploins des Ha- drian. Dasselbe ist wichtig durch die groi'se Anzahl der in ihm erwähnten Völkerschaften, von denen mehrere hier zum ersten .Male in Inschrilten vorkamen. Den Namen eines Spanischen, l)ei Ptolemaeus erwähnten Stammes, der Longonen, iiütliigt unser Diplom, scheint es, in Dongoncs zu verändern. Eine von Herrn Prof. Rufs vor mehreren Jahren im Innern von Cypern abgeschriebenes Monu- ment hat uns Kunde von einem dort lieliiidlichen Römi- schen (Pastell und von dessen Besatzung erhalten; die siebente Coliorte der Breuker lag in demselben. Für die Verhältnisse der Aiigustaleii ist eine kürzlich bei Pozzuoli gefundne Inscliriit nicht unwichtig, welche da- selbst von Dr. /'ripii gesehen wur<le; um sie mit Sicher- heit erklären zu können, iehlt es leider noch an den er- forderlichen Beispielen zur Vergleicliung. Das im Jalire 1843 zu (i eis e Ib rech t i n g in Baiern entdeckte, mehr- fach publicirte Mi li r d i p 1 o m des Nero, das in Italien noch fast unbekannt geblieben war, wurde gleichfalls dem lostitiit vorgelegt, bei welcher Gelegenheit der Bericht- erstatter, Dr. Henzen, sich namentlich gegen die bisher aufgestellten ICrklärungen des Namens der itla (/fliiic/fiioia erklärte, den er vielmehr nach der Analogie zahlreicher andrer Namen von dem Römischen Beinamen Gemelliis irgend eines ihrer Anführer herleitete. Eine kleine In-

schrift aus Genzano ist dem l)ekäanten A. Terentius Varro Murena, Consul im Jahre 23 v. C. und hingerich- tet in Folge einer Anklage des Tiberius, von den Ptole- mäensern in Cyrene gewidmet, ileren Gesandte in Grie- chischer Spraclie ihre Namen hinzugefiigt haben. In- schriften von geringerer Bedeutung übergehen wir hier. Wenn aber für die epigraphische Wissenschaft die richtige Erklärung und Beziehung eines bekannten Monumentes nicht weniger wichtig ist als die Entdeckung eines bisher noch unbekannten, so ist namentlich noch der Vorrang zu er- wähnen, durch welchen in der Sitzung des Institutes zur Feier der Gründung Roms Dr. Henzen, dem früher so sehr mil'shandelten Ti. (Claudius) Candidus (Or.798)iseine Stelle unter dem Kaiser Septiinius Severiis anwies, indem er in ihm den bekannten Fehlherrn Candidus dieses Kaisers erkannte. Die Ejjigraphik der AI titalischen Dialekte erhielt einen höchst wichtigen Zuwachs durch die groi'se Bustrophedon-Inschrilt von Crecchio bei Ortona in den Abruzzen, über die schon im Jahre 1847 bei Gele- genheit der Gründungsfeier Roms Dr. Mommsen im In- stitute geredet. Den Anlal's auf sie zurückzukommen gab die Einsendung eines mit gröfster Genauigkeit aus- geführten Papierabdrncks durch den vielfach um Erhal- tung vaterländischer Alterthüiner verdienten Herrn Caraba zu iMontenero in der Neapolitanischen Provinz Molise. In den .Monumenti inedili für das laufende Jahr 1848, welche ihrem Erscheinen nahe sind, wird dieses hochwichtige Denkmal seinen Platz finden."

Zugleich mit dem vorstehenden Bericht der HH. Braun und Henzen geht in Älitten der hemmendsten Tageser- eignisse auch folgende Kunde über Campana's Ent- deckungen in der Nekropole des alten Cäre uns zu,

„Da locale Rücksichten es verhindern, im römi- schen Bullettino schon jetzt von den vtichtigen Funden zu berichten, welche in letzter Zeit bei Cervetri statl- länden, so wollen wir doch durch eine vorläufige Notiz auf dieselben hinweisen. Sie erweitern namentlich das 15ereich unserer Kenntnisse von archaischer Kunst. Eine Reihe von Platten aus gebrann tem Thon, welche in die Wand eingelassen waren, sind mit Male- reien geschmückt, die einen sehr reinen alterlhüinlichen Styl zeigen. Diese Verfahrensart bei der Anbringung von Wanilgemälden ist lür die Kunstgeschichte von eben so grofser Bedeutung wie für moderne Technik lehrreich.

Nicht minder imposant ist ein ansehnlicher 'J'erra- cottensar ko p hag inil wohl erhaltenen gemalten Orna- menlen. Auf dem Deckel desselben liegt ein Ehepaar von grafs archaischem Ausdruck. Die Formen sind mit einer seltenen Schärfe und Bestimmtheit ausgeprägt und machen auch auf moderne Kiinstler, die sonst zu dem Verständnifs dieser alterthüinlich harten Weise de» Vortrags nicht immer vorzudringen Lust haben , einen gewissen Eindruck. Tenerani namentlich ist durch die- ses in seiner Art einzige Denkmal, welches auch als po- lychrome .Sculptur ein merkwürdiges Specimen ab<>iel>t, überrascht worden.

Ein in derselben Nekropole zu Anfang vorigen Win- ters ent<lecktes Grab ist mit Malereien und Reliefs aus Stucco geschmückt, welche etruskische Kriegs- und Opfergerätlie mit grolser Ausführlichkeit und Deutlich- keit darstellen, Cainpana hat die ganze Grabeskainmer nachbilden und die Malereien in Originalgröl'se auf die Wiinde malen lassen.

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Alle diese Entdeckungen entsprechen vollköininen den Krwartiinjjen , welche uns die Gescliichle ;iu eine so rnerkwiirdii;« Stadt, wie Ciiie, stellen liifst. ISocIi al)er stellt viel in Aussicht und wenn das Gliick den Nach-

forscliungen, die Cainpana daseihst anzustellen nicht niiiile wird, nur einigerinal'sen hold ist, so müssen noch ganz andere Dinge zum Vorschein kommen."

III. Archäologische Bibliographie.

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Monete inedite. Italia media. Elruria p. 41. 45.

Monete Romane. Lutatia. Maenia p. 56 f. Me- daglione di Marco Aurelio p. 59. -Medaglione di Per- tinace p. 61. Medaglione di N'aleriano p. 62. Sopra una medaglia di Agrijipina Giuniore battuta in Nicea di Bitinia p. 71.

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Eclaircissements sur deux passages de Pausanias et deStral)on, qu'on a crus relatils aux temples hypetlires grecs. Rev. archeol. IV. 1847. p. 593—602.

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W. IVOMEK.

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ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

Beilaore J\^ 7.

Neue Folge.

September 1848.

Arclinolofiisclie (iesellscli.iiteii (Rom; Berlin. UeUer das Anemoilulioii zu LJyznnz). JTiiseonrapliiscIies aus London

(Scnlptureii; aus Etrurien; aus dein Orient; Cliristliclies aus Lampsakos.j Uelter die IMunzlunde Daciens.

iVeue Scliiiften.

I. Archäologische

Rom. In unserm neulichen Hericlit [oben S. 85* ff. 92*] ül)er die diesjaliri};en Sitzungen und Vorlagen des archäologischen Instituts ward hauptsächlich eini- ger Sculpturen gedacht. ,, Unter den plastischen Gegen- ständen aus anderem Material zog 1. ein Discus von der Gröfse eines halben Lauhthalers aus Knoclien durch die überraschende Schiine des darauf betindlichen Reliet- bildes allgemeine Aulmerksamkeit aul' sich. Ein gewis- ser Herr Sincsl aus Perugia brachte es (in die Sitzung und berichtete, es sei in einem (irab in der Umgegend von Assisi gelunden worden. Das erwähnte Reliei stellt einen Krauenkopf idealer Bildung dar. Hinter der Schulter schaut eine Art von Scepter oder l'liyrsos lier- vor, welche nach Dr. Brunn's richtiger Bemerkung viele .Aelinlichkeit mit jenem blätterumwundenen .Stabe hat, weicher auf dem Ceres-'l'riptolemusrelief der .Sammlung Campana (Monum. di plastica tav. XVII) vorkommt. Kur die Feststellung der Bedeutung dieses Kopfes, dessen Züge in der 'l'hat einen erhabenen Ausdruck wahr/ieli- men lassen, hilft indel's die Definizion dieses .Symbols noch nicht sehr viel. So lange eine derartige Darstellung in einer an sich nicht zahlreichen Kunstgattung noch ver- einzelt dasteht, ist es kaum gerathen die hermeneutische Analyse mit Ungeduld zu betreiben. Vor allem wäre wich- tig sich mit dem \usdruck der Physiognomie und den Stylgesetzen, denen derselbe untergeordnet ist, recht ver- traut zu machen. Dazu reicht aber eine so flüchtige I5e- trachtung, wie sie in einer Sitzung des Instituts allein möglich ist, nicht hin. Nachmals war dieses Kleinod rasch verschwunden und soll in den Besitz eines Eng- länders übergegangen sein, welcher es aufs Neue ver- graben wird. Ein Abgufs wäre sehr erwünscht gewesen, war aber damals so mancher Vorurtheile willen nicht zu erreichen. Es ist dies sehr zu beklagen, d.i dieses wohl- erhaltene Denkmal ein schönes .Specimen dieser in kunst- geschichtlicliem Betracht so wichtigen Gattung darbot, ja vielleicht sogar auf einen hohen Grad von Auszeichnung Anspruch machen durfte."

2. ,, Derselben Kunstgattung gehört ein Löwe an, wel- cher liegend dargesteltt ist, eine gewisse Strenge der ar- chaisch stylisirten l'^ormen zeigt und aus(!liiusi stammt. Das kleine Denkmal, welches vielleicht nicht ganz einen halben Palm in der Länge milst, ist sehr glucklich er- halten. Ks bietet mehr wie eine technische und slyiisti- sche Eigenthändichkeit dar. In technischer Rücksicht ist es vor allem aurialleud, dafs selbst ein Werk so mäl'si- gen Undangs nicht aus einem einzigen .Stück gebildet ist, sondeiri sich aus mehreren kleinen zart gelügten Theilen zusammensetzt. Die Alten lassen überall, wo sie dieses Princip in Anwendung bringen, eine ganz besondere Sin- nigkeit wahrnehmen, mit der sie bei der Zerlegung des Modells in Rucksicht auf die technische Ausführbarkeit

Gesell seh a ft e n.

einer solchen Arbeit zu Werke gegangen sind. Auf die Maskirung der Commissuren haben sie dagegen bei wei- tem nicht so viel Fleifs und Sorgfalt verwandt, wie dies namentlich bei modernen Bronzearbeiten gar olt auf Ko- sten der Modelliriing zu geschehen pflegt. Weit aulfal- lender aber als diese Behandlung in Betreff der Oekono- mie des Materials ist min eine andre Eigenthümlichkeit, die sich genau so an plastischen Werken der ägyptischen Kunst wiederfindet, die aber von Sculptiiren des ältesten griechischen Styls bisher nur an der berühmten vormal» Nani'schen, jetzt Pourtales'schen Bronze mit der Votiv- inschrift desPolykrates (Panofka, Musee Pourtales pl. XIII) bemerkt worden ist. Es sind dies nemlich jene bandför- migen Einfassungen, die namentlich die Au'genbraunlinie angeben und welche an diesem Werke aitetruskischer 'l'oreutik nicht blos die langbeliaarten 'i'lieile des Thieres scharf begränzen, sondern auch den Lauf der Wirbelsäule angeben. Das was in Beziehimg auf die .Markirung der letzteren irren könnte, ist der Umstand, dafs das erwähnte relielartig hervortretende Band an einzelnen Stellen jene Knochenlinie mit fast bizarrer Willkühr verläfst und da- her undefinirbar wird. Die Arbeit ist sorgfältig und sau- ber, in manchen Theilen sogar geistvoll und von feinem Ausdruck, namentlich in der Zeichnung des Rachens, so dals man für kunstgeschichtliche Untersuchungen schon einigen Gebrauch davon machen darf, was niclu bei allen Erzeugnissen etruskischer Dozzinaiarbeit rathsam sein möchte, da viele in der That aus gar zu rohen Händen hervorgegangen zu sein scheinen."

3. „Zu den lieblichsten Erzeugnissen des feineren Metallgusses gehört ein Guttus von Silber, welcher die Gestalt einer Ente hat und aus (irnfsgriechen- land nach Rom gebracht worden ist. Die Können des schmucken Vogels zeigen von einem nicht gemeinen Ver- ständiiils und die Daistelliing ist ebenso naiv als wahr- heitsgetreu. Dabei lalst die Behandlung der Details jene Grolsartigkeit des Sinnes wahrnehmen, welche auch einem solchen 'J'oilettenspielgeräth i\f!\\ Character eines dem "e- saininten System der Architectur assiinilirten Werkes "zu sichern gewufst hat. Unter den Arbeiten in Silber nimmt dieses kleine Denkmal einen ziemlich vornehmen Platz ein." 4. „EineMaske au s 'l'erraco t ta zeigt ein weibliches Antlitz mit der Grolsartigkeit und ilein Ernst tra"ischen Ausdrucks. Ueber der Stirn treten zwei spitze dreikantiue llörner hervor, welche kaum daran zweifeln lassen, da^Ts man unter diesen Zügen den Charakter der lo habe dar- stellen wollen. Da bis jetzt mit Ausnahme der Hercules- maske nur sehr wenige auf bestimmte durch das Drama ausgeprägte Persönlichkeiten sich beziehen lassen, so ist dieses an sich anspruchslose Denkmal von relativem In- teresse. Von dem Karbenschmuck, der ursprünglich man- chen Zug characteristisch hervorgehoben haben^ma", sind

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nur schwache Sparen zuriickgehlieben. Der Styl ist ein- lach und edel und entspriclit der sicilianischen Abstnm- mun" des Monuments. Früher l)efand es sich in Ruff. Politis Sammlung zu Girgenti." [Ivora? S. 102*j

5. „Ein Terracottenreliet' der Carapana'schen Sammlung wurde durcli die hermeneutisclie Analyse des Dr. Starh aus Jena der Aiiimerksainkeit der anwesenden Alter- thumsfreunde empiolilen. Die Darstellung, welche dasselbe zeigt, ist eine jener grofsartigen Compositionen, welche zvTar auf den ersten Blick liherrasclien, dann aber, wenn l)ei wiederholter Betrachtung der Sinn derselben sich durch- aus nicht erschliefsen will, an Interesse verlieren und da- her leicht in Vergessenheit gerathen. Dr. Stark zeigte mit fein gewählten Gründen und durch geschickte Hand- liabung von Analogieen und comparativen Beweisen, dafs man liier Priamos vor den Mauern von Troja thronend zu erblicken habe, dem Helena mit bedeu- tungsvollem Ausdruck und in schöner edler Haltung naht. Diese Erklärung, welche mit namhaften Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, ganz besonders mit der seltsamen Schilderung des Charakters des Fürsten von Ilion, der in der Kraft und Fülle der .lalire und keineswegs als Greis, nicht einmal asiatisch costnmirt auftritt, trug den- noch allgemeinen und lauten Beilall davon, der um so eh- renvoller war, als er namentlich von dem Herzog von Liiynes ausging."

5. ,,Vou einem durch Baron von Boiislf.ttcn 1S45 im Canton V^aud ausgegrabenen Mosaik wurde eine Litho- graphie vorgelegt, welche der Entdecker hat anfertigen las- sen. Diese ist um so schätzbarer, als das Original schon das Jahr darauf durch Schabernak zu Grunde gerichtet worden ist. Es stellt ein von anmuthigen Arabesken um- gebenes viereckiges Oblongum dar, in welchem 28 Acht- ecke Platz gefunden haben. Diese sind mit den mannig- faltigsten Darstellungen, mit Thieren, Vögeln, Rosetten, ja selbst mit Porträts geschmückt. Zu den bemerkens- wertheren mythologischen Gegenständen gehört die schla- fende Ariadne, welcher in einem andern ['"elde The- se us entspricht, wie er sie verlassend in das Fahrzeug steigt. Auf der einen Seite ist eine Lunette angefügt, in welcher ein Tri ton erscheint, der mit seinem Hörn allerlei Bestien und Meeresungethüme wie ein Hirte seine Heerde um sich versammelt. Dieser Ful'sboden wurde unter den Ruinen der alten .Stadt Orbe aufgedeckt."

7. „Ein ähnliches Steinbild, welches in demselben Be- reich auf einem Feld der Besitzung Bossi'-az aufgefun- den ist, liefert eine noch weit originellere, in ihrer Art einzige Darstellung des Labyrinths. Es ist von hohen Mauern mit 'l'hürmen umschlossen, innerhalb deren die inanoigfach verschränkten Gätige ein im Centrura gele- genes Quadrat einfassen. Hier war der Kampf des 'l"he- seus mit dem Minotaur dargestellt, welcher leider durch die Zeit zum gröTsten Tlieil zerstört ist. Dieses Mosaik ist monochrom. Die auf der Lithograpliie angegebenen Farben sind himmelblau und weifs."

Während der Druck vorstehenden Bericlites von Dr. lirnitn'3 Hand sich verzögerte, ist nun auch das ausführliche Protokoll der vorgedachten Verhandlungen im römischen Bullettino erschienen und gestattet uns, bei steter Verwei- sung auf dessen originale und ausführlichere .Mittheilung, unsre Leser noch auf Kunde und N'crständnil's zwei nach- stellender wichtiger Denkmäler hinzuweisen.

8. (Bull. 1848. p. 23. 7. Jan.) Aus Briefen des Ca- nonicus Laviola zu Rnvo sjnd neue Vasenfunde der Gegend von AUamuru (Lupatia) bekannt geworden. Auf noch unrollständigen Scherben waren die Namen der H e- rakliden und ihrer Mutter Megara {H^uxXiidu, I\l{-

yagu), ferner Orpheus, Hermes, Triptolemos {Tgnnxo- ).fjt(oc, so!) und zwei derTod t enrichter, Rhadamanthos und Aeakos, unverkennbar. Auf der Kehrseite desselben Gefäl'ses soll ein ionischer Tempel von zwei kolossalen Statuen gestützt erscheinen.

9. (Bull, 1848 p. 59. 25. Febr.) Zugleich mit den ägyptischen Denkmälern eines berühmten volcentischen Fundes (Ann. XV, 351. Arch. Z. II, 309 ff. 111, 42 if. 31icali Mon. tav. IV ff.) war eine Muschel mit einge- grabenen Zei Cjhnu ngen, Flügelgestalten alten Styls, gefunden worden und in Dr. Braun's Besitz gelaugt. Bei genauer Besichtigung dieses merkwürdigen Denkmals über- zeugte sich der Herzog von Luynes, dafs die Muschel nicht von Alabaster, wie vorausgesetzt worden war, sondern eine wirkliche Muschel derjenigen Art und Bil- dung sei, wie sie nur aus Indien und mehr noch aus japanischen Küstenländern bekannt ist. Wie konnte eine solche Äluschel bis nach Etrurien gelangen? Man er- innerte sich, dafs auch chinesische Gefäl'se aus ägypti- schen Gräbern bezeugt sind.

Berlin. In der Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom 6. April d. J. sprach Hr. Gerhard über ein dem Kardinal Lambruschini gehöriges und von Griti veröfFentlichtes Vasenbild, welches den Raub des Palladiums in eigenthümlicher Weise darstellt [Arch. Zei- tung N. F. Tat. XVII]. Hierauf siirach Hr. Punofhi über die nocli in Müller's Handbuch, aucli in der neuesten von Weicker besorgten Ausgabe (§. 406, 2 S. 668), dem Apelles zugemuthete bildliche Darstellung des „Krieges mit auf den Rücken gebundnen Händen," indem die Perso- nification des Krieges eher hunderthändig, jedenfalls aber wie Eris und Ker vielmehr mit ausgestreckten Hän- den ergreifend dargestellt werden mul'ste, als mit ge- bundnen. Auf die Bemerkung, Apelles habe den been- digten Krieg zu malen bealjsichtigt, entgegnete Hr. P., dafs eine solche Darstellung niemals den Krieg, sondern nur die Niederlage zu versinnbilden vermöchte und Plinius alsdann cladis imaginem gesagt liätte, nächstdem aber ein Krieg mit gebundnen Händen in einem Gemälde der Triumphzug Alexanders benannt *) um so unpassender erschiene, als dieser nicht den Beinamen des Friedens- fürsten, sondern des Eroberers sich erworben hat. DieKnyo oder Bellona auf .Münzen der Brnttier und Ma- mertiuer (Magnari III, 4 fF. IV, 36. Guigniant Relig. PI. ("L, 368 a) mit Helm, Schild, Lanze und vorgestreckter Recliten, vorwärts laufend, die Eule vor sich, vermag für die Restauration des Apellischen Bildes einen besseren Ver- gleichungspunkt darznl)ieten: mit dieser übereinstimmend erscheint auf einem römischen Sarkophag des Sieges des Bacchus über Indien (Visconti Mus. Pio Clem. IV, 23. Guigniaut Relig. CXV, 451) eine Frau mit enlblöfster rechter Brust, einen Inder mit auf den Rücken gebund- nen Händen mit dem Speer bedrohend. Hr. Panofka er- kennt hier eine Kopie der Gruppe im Gemälde des A|)elles und sieht die hierauf bezügliche Stelle des Plinius H. N. XXXV, 10, 36: (Pinxit Apelles) Hein belli hixtijiiiem le- striclis ud terga man'ibus, Ahxandni in currn Iriumpluinte für verstümmelt an, indem hinter imaginem etwa die Worte ,,(piae Indos minitabatur" ausgefallen seien wofür auch der Plural terga zeugt und dad\ircli die gebundnen Hände nicht mehr der Kriegspersonification, sondern den besiegten Indianern, wie gewöhnlich (Milliu Gal. mytii.

*) Das gedachte Gemälde hatte August im berühmtesten Tbeil seines Forums j^eweilit und Claudius spater den Kopf des Alexander daraus auspesclinitten , imi den des August dafür einzusetzen (Plin. 11. N. XXXV, 10, 36.).

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LXI, 238; LXIF, 239) zu 'l'lieil werden, wie denn auf iiualofje Weise aul röiiiisclien Miinzi-u des Conslnnliii mit tier Uinsclirilt VllVrVS EXERCriVS (iALl Mars (xra- <livus mit 'l'ropaeuin und Lanze vorwärts schreitet, wah- rend vor unil hinter ihm am Boden ein Besiegter mit ge- buudnen Händen ((iuigiiiaut Uelig. l'l. XCN I, 3()(j) liegt. llieraul las Hr. Panolka einen Autsatz üher die sinn- hildliche Kunstdarstellung des lii)yschen VVettlauCers Jlna- seas, des athenischen iMünzheainten gleichen Namens, des Rhodiers iMnemon und des lieriiliinten Kolophonischen Üicli- ter Jlininermos. [Ohen 8.25411.] Zum .Schlul's wurden von Hrn. Ociluinl vorgelegt: 1) Lctronne sur l'arc de triomphe de Theveste. Eine sehr anziehende Notiz iiijer die rouii- sclieii Alterthümer der luimidischen fStadt 'l'el)essa, unter denen hauptsächlich ein vierseitiger Triuniphliogen wich- tig ist, der einem vielseitigen Ehrendenkmal zum Unterbau diente. 2) IVicscIcr das Satyrspiel. Gründliche Er- kliirung der vom arclKiologischen Institut Älou. lil, 31 herausgegehnen scenischen Inschriltvase im Museum zu Neapel. 3) Ritld Ueher Bekleidung antiker .Statuen. l. Atlienehilder. Uiitersuchunt; eines der schwierigsten ProMeine antiken Kostüms von eriahrner und gewandter Künstlerhand.

In der Sitzung der arcliiiologischen Gesellschaft vom 4. Mai las Hr. Punufhu ülier das Afistiinmen der Grie- chen [abgedruckt Arcli. Z. N. F. no. 18]. Es ward ferner ül)er das in der vorigen Sitzung besprochene Lambru- schinische Vasenbild verhandelt; die ]M<iglichkeit , dals iti der mit einer Keule versehenen weiblichen Figur Pallas Athene gemeint und iladurch auf den Gerichtshof tni naXXiidi(i) Bezug genommen sei, ward aligelehnt. Hierauf hielt Hr. Wuagun einen Vortrag über die den Hellenen gewordene Autgabe in der Weltgeschichte, über die Bedingungen, vvelclie die Lösung derselben geliirdert, und über die Eigenthümlichkeit der Werke hellenischer Kunst. Er fand jene Aufgabe in der OlFenbarung der Schönheit der Form und einer hohen sittliciien Tüchtig- keit in allen Werken des Geistes. Uie Hauptursache der ungemeinen Höhe, worauf sich die bildenden Künste der Hellenen von Perikles bis zur Zeit des Hadriau erhalten haben, lindet er in dem feineren 'l'akt, von den einmal vollkommen ausgebildeten Idealen nicht mehr wesentlich abzuweichen, sondern sich an leinen ^lodilicatioiien inner- lialb derselben genügen zu lassen. Die wunderbare Ei- genthiimlichkeit der Werke hellenischer Poesie und Kunst besteht nach ihm in der Vereinigung der originellsten und schönsten, den jedesmaligen Gegenstand erschöpfen- den iMÜndung, der schiirlsten und naturgemafsesten Cha- rakteristik mit dem Mal'se der Formenscliönheit, welclie die Charakteristik irgend zuliilst, einer ilurchaus einfa- chen und natürlichen Anmuth der Bewegung und einer strengen Beobaclitung der einer jeden Kunst durch ilir Material, wie durch ihre Vertheiltuig in Zeit und Raum, vorgeschriebenen .Stylgesetze. Die Bewunderung der Künste der Helleneu nimmt seines Erachtens aber noch zu durch einen Vergleich mit den Kunstleistuiigen der gebildetsten Völker Europa's, vom Mittelalter bis auf die neueste Zeit, indem sich bei keinem derselben eine ähnliche organische Entvvickelung sämmtlicher Künste bis zu ihrer ganzen Höhe vurlindet, sondern bei dem einen nur diese, bei dem andern nur jene Kunst zur vollen AusbiUlung gelangte. Dieses waril im Einzelnen kurz bei den Deutschen, den Italiänern, den Niederliuidern, den Engländern, den Spa- niern unil den l'ranzosen nachgewiesen und schliel'slich bemerkt, dal's die Musik die einzige Kunst sein möchte, worin tlie neuen Völker den Griechen in der \usbildung entschieden überlegen sind. Ferner las Hr. AheUun

eine durch die neuesten Scliriften von Zestermann und Urlichs hervorgerufene Untersuchung über römische Bas i- liken. Nach einer last durchgängigen bisherigen .Ansicht waren die Basiliken ringsum, also auch nach vorn, mit einer Mauer abgeschlossen; dagegen Herr Abeken geneig- ter ist anzunehmen, dals dieselben nach vorn ollen wa- ren und man durch eine olfeiie Säulenhalle in das Innere derselben hineinsah. Schon ihre Entstehung aus den das l'^oruni umgebenden offenen Hallen, von welchen sie nur eine prachtvollere Entwickelung waren, dann ihre Lage an <len wärmsten Orten (wie \ itruv sie fordert] und der lörtwalirende Verkehr zwischen ihnen und dem Forum scheint dalur zu sprechen; ferner die Abbildungen zweier der bedeutendsten Basiliken auf Münzen, welche doch wohl die Vorderseite darstellen und nur Säulen zeigen so wie einige andere monumentale Reste; enillich auch mehrere Stellen der Alten, namentlich des Plautus. Diese Grunde bewogen Herrn A., wenn auch nicht bei allen, doch l)ei den meisten Basiliken, namentlich der älteren Zeit, eine vorn oUene Säulenhalle anzunehmen; später kamen allerdings Ijeispiele vor, die ganz umschlossene Säle darstellen. Hr. Gwhtird legte die Zeichnung eines unteritalisclien Gefäl'ses vor, dessen ol)erwärts mit einem sogenannten iMysterien-Genius geschmückte Form aus ei- nem Frauenkopf besteht, <\en Knhhörner auszeichnen. Aehnliche Frauenköpfe linden auch hie und da in schönen Terrakotten sich vor; statt der liin und wieder [auch S. 98*1 dafür beliebten Deutung auf lo war Hr. G. geneigt, Köpfe der als gehörnte Mondgöttin gedachten Kora darin zu erkennen, eine Aleinung welcher auch Hr. Panolka bei- pHichtete, zumal Kora in Cyzicus in Gestalt einer Kidi Verehrung genol's. Weiter berichtete Hr. Gerhard aus Mittheilungen des Herrn Charles Xcwlon über genauere durch Capitain Beaufort angestellte Untersuchungen des Lokals von Halikarnefs [oben .S. 81*]. Aul'serdem ward die Ankündigung eines von Herrn Layurd bezweck- ten wichtigen Werkes über die Alterthümer von Niniveh (100 Platten; Subscriptionspreis 8 Pfund) und die von Lord Northumploii mitgetheilte Publication einer auf Achill's Kampl mit Memnon bezüglichen Vase des Ni- kosthenes vorgelegt, welche mit Bemerkungen über alte .Schildzeichen begleitet ist. Auch lag von Hrn. Zahns Ornamenteiiwerk eine neue (ISte) Lieferung vor.

Die Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom 8. Juid d. J. erötfnete Hr. Punofha mit Vorzeioun" einer antiken Glaspaste, auf welcher IMinerva sitzend und lesend, gleichsam als Docentiii dargestellt ist, und erin- nerte zugleich an den römischen Ausdruck Minc.rval fiir ein Lehr-Honorar. Nächstdeni sprach derselbe über eine bei Apulejus (Metam. X, 31. p. 741) erwiihnte Gruppe der Kriegsgöttin iMinerva, der zur Seite jederseits ein Knabe als VValFenträger mit gezücktem Schwert auftritt, etw.i wie die Knaben um Dictynna mit dem kleinen Zeus auf einer 'J'rajansmünze von Dictynna (Seguii). Sei. Numism. p. IIb. Guigniaut Relig. PI. XC, 325a.) Mit Unrecht benennt ."Macrobius jene Knaben als Schrecken und Furcht, Tmor et Mctus, wie solche auf Denaren der Gens Ho- stilia in höchst charakteristischer Kiinstbildiuig sich linden (Morelli p. 199. (luigniaut Cll, 3ö9, 370), da es viel nidier liegt an Dioskuren zu denken, deren enge Ver- bindung mit Athene durch viele Lokalkulte sich erwei- sen last, und von denen der eine Kastor als Erfinder des Waffentanzes bezeichnet wird, den Athene zur Flöte be- gleitete (Athen. I\', iin.). Hierauf empfahl Hr. Panofka das berühmte, von Avellino (Bull. Nap. III, 2. 6. I\' (j) zuerst verölfentlichte Bild der schon vor 2 Jahren (Arcli. Zeit. 1846. Tal. XLV ii. XLVI) erläuterten Talosvase

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in Ruvo zu erneuter Prüfung, indem er daran die Ver- mutliung knüpit, es liege uns hier eine Kopie des be- rühmten Gemäldes die Argonauten von Kydias aus Kytlinos, einem Zeitgenossen Eupiiranors vor, der um Ol. CIV l)lülite. Dies vom Redner Hortensius zu hohem Preis erkaufte Gemälde auf Holz, für welches derselbe in seiner Villa in Tusculum eine eigene Aedes hauen liels (Plin. H. N. XXXV, 8, 5. 19), gelangte später durch M. Vipsanius Agrippa, dessen berühmte Statue als Neptun noch jetzt einen Hauptschmuck unter den Antiken Vene- digs bildet, in die mit Bezug auf seine Seesiege von ilim erbaute IN'eptunshalle in Rom (Dio Cass. LIII, 27, p. 721). Wenn die Anwesenheit des Poseidon und der Amphitrite, die auf andern Bildern der Argonautenfalirt sich nicht finden, in Verbindung mit cler Darstellung des SciiifTes Argo zu Gunsten dieser Vermuthung sprechen, so stimmt andrerseits sowohl Anlage und Geist der Composition, als Zeichnung und Kleiderschmuck der einzelnen Figuren mit der Zeit sehr wohl uberein, in welche Hr. P. das Origi- nal dieser Zeichnung glaubt setzen zu dürfen. Hierauf las Hr. ßö(Jic/icc aus der nächstens erscheinenden Fort- setzung seiner „Tektonik' denjenigen Abschnitt, welcher im Zusammenhang des Tempeldienstes der Athene Po- lias ül)er die Arrhephorien handelt. Dr. H. liiirth aus Hamburg, welcher neuerdings von gründlicher Berei- sung Nordafrika's und Rleinasiens zurückgekehrt ist, gab Nachricht über die beträchtlichen Ruinen eines pliönici- schen Tempels, weiche auf steilem .Meeresrand auf der südwestlichen Küste der Insel Malta dem Inselchen Tilfile gegenüber liegen und seit ihrer in Malta selbst erst vor wenig Jahren erfolgten Entdeckung von dem unge- fähr eine halbe Stunde entfernten Casal Crendi be- nannt zu werden pllegen. Umfang, Erhaltung und Be- sonderheit dieser Ruinen erinnern lebhaft an die gleich- falls phünicischen Tempelreste der benachbarten Insel Gozo, welche seit Houel mehrfach, am gründlichsten durch Della i\larmora untersucht und im Zusammenhang an- drer phönicischer Baureste auch auf 2 Abbildungstafelii behandelt worden sind, welche aus Hrn. Gerhards näch- stens erscheinender Abhandlung ,,über die Kunst der Phö- nicier" ('l'af. I. 11) der Gesellsciiaft vorgelegt waren. Von dem gleichfalls anwesenden Professor Uock aus Brüssel, welcher so eben eine Topograpliie von Konstantinopolis vollendet hat, war iler Gesellschaft eine Abhandlung über das Anemodulion des Theodosius zu Konstantinopel ül)er geben worden, in welcher mit sehener ^'ereiniguMg klassi- scher und byzantinischer Erudition auch der Thurm der Winde zu Athen und [)hiloslratische Gemälde ihre Erläu- terung finden. [Ein Auszug dieser Al)handlung folgt hie- nächst.] Aul'serdem waren eingesandt und lagen vor: 1) Dem. Dlamllla -Memnrie nuinismatiche per l'anno 1847. Zwei Hefte einer in Rom in Quartformat neu begonnenen Zeitschrift. I) W. 11'. Lloyd On coins of Crotona, worin scharfsinnige Bemerkungen über den Dienst der .Inno Lacinia. 2).lalirbücherdes Vereins von Alterthums- freunilen im Rheinland. Xlll. (herausgegeben von L. Lersch). Enthält unter andern eine gelehrte Ahhamllung von ir. Hf.nznn über zwei JMilitair- Diplome der Kaiser Domilian und Hadrian. 4) Chr. Petersen der geheime Gottesdienst f)ei den (iriechen (Progranun <les hambiirger akademischen (Gymnasiums). Diesem Bericht der.lunius- sitzung lassen wir einen gedrängten Auszug aus der darin vorgelegten reichhaltigen Abhandlung des Prof. Cor;i<;(iii,'! Uock über das .Vnemodulion folgen.

„Der Verfasser, un) ein vom Kaiser 'l'heodosius er- richtetes Bauwerk das den Namen Anemodulion fiihrt, und das wie mehrere Spuren andeuten in unmittelbarer

Nähe des von diesem Kaiser errichteten Forums "elegeo haben rauls, zu erläutern, macht zuerst darauf aufmerk- sam, dal's schon wegen des Namens, der sich auf eine die pyramidale Spitze eines quadraten Unterbaus krö- nende Windfahne bezog, das Gebäude zunächst mit dem berühmten Thurm der Winde zu Athen in Vergleichung zu stellen sei. Dieses letzfgedachte Gebäude betrachtet der Verlasser indefs als Nachbildung einer von dem Kte- sibios zu Alexandrien errichteten Anlage, in welcher alle von dem berühmten Mechaniker gemachten hydraulischen und pneumatischen Erfindungen zum Nutzen und Ergötzen des Publikums vereinigt waren. Ueber diese bisher un- beachtet gebliebene .Anlage gibt uns eine, irrig in zwei Paragraphen zerstückte, Stelle einer neuerdings aus ar- menischer Uebersetzung bekannt gewordenen Schrift des Juden Philo ,,De Providentia" I, 42. 43 Nachricht. Frei- lich gellt daraus u[unittell)ar nur hervor, dafs das alexan- drinische Bauwerk eine künstliche Wasseruhr und eine Vogelstinunen (Amseln nach Vitruv) nachahmende Wasser- orgel umschlol's; allein die Vergleichung mit dem atheni- schen Windthurm und mit dem Vogelhaus auf der casi- uatischen Villa des Varro lälst deutlich den ganzen Zu- sammenhang der in ähnlichen Gebäuden zusammenwir- kenden Kunsteinrichtutigen erkennen. Das Vogelhaus des Varro scheint die Anlage des Ktesibios am vollständig- sten wieilerzugeben: es vereinigt Wasseruhr und Sonnen- uhr sammt iiul'serem und innerem Windanzeiger; nur ist die Vogelstimmen nachahmende Wasserorgel durch die mit lei)endigen Vögeln gefiditen Käfichte ersetzt.! So- dann hel)t der Verfasser hervor, dafs die wichtigen Er- findungen des alexandrinischen Mechanikers für das Le- ben seiner Zeit eine so umfassende überall eingreifende Bedeutung haben mul'sten wie die Vernützlichung der Dampfkralt in unsern 'Pagen, und dal's es mithin nicht fehlen konnte, dal's vielfache Nachahmungen jenes alexan- drinischen Kunstwerks an vielen begüterten Orten ent- standen. Zwei ihm entsprechende asiatische Bauten hat der Verfasser nachgewiesen: eine von dem arabischen Geographen Edrisi bezeugte zu Emesa, eine andre durch den Sophisten Choriciiis kund gewordne zu Gaza. Dann macht der Verfasser darauf aufmerksam, dafs die musi- kalischen Automaten in den 'l'lironsälen der byzantini- schen Kaiser und der Kalilen zu Bagdad als unalihängig von einander entstandene \ ermächtnisse alexandrinischer Erfindung zu betrachten sind. Im Abendland ist der nach- ahmende Bau des Andrunikos Kyrrhestes allbekannt. Eine Anlage derselben .Art wäre wohl das Tenipluin horolo- giare, wovon eine aus Siebenbürgen niitgetheilte Inschrift Kunde giebt; allein die Echtheit dieser Inschrift ist sehr zweilelhaft. Interessanter ist eine zu Rom selbst vor- kommende Nachbildung, woriilier der Verlasser in den Briefen des Cassiodor eine Andeutung zu linden glaubt; sie scheint ihm den Realgrund für das Jlidirchen der vom Zaubrer Virgil erbauten Salvalio liomae zu enthalten, worüber eine erste Nachricht bei ('osinas dem .Scholiasten der Gedichte des h. Gregor von Nazianz, eine spätere wundersam entstellte in der Miraiiilibus Romae sich findet. Von den Notizen über das Gel)äu(k' sell)st geht der Verfasser zu den Bildwerken ülier, die es äufserlich ver- zierten. Nach kurzer Hinweisung auf die uns nur ober- flächlich genannten zwölf kauernden und ins Hörn bla- senden Windgottheiten, verweilt er hauptsächlich bei den unter dem l'ries nndaulenden Erzreliels, die von Odre- nus (wahrscheinlich nach llesychius von Milet) und von Nieetas C^honiates nidier beschrieben sind. Als leitender Geilanke des byzantinischen Künstlers wird zur Erklärung der von ihm ausgewählten (iegcnstände angenommen, er

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lialie die Fülle des Segens darstellen wollen, welche das vereinte Wirken der Elemente Wasser und Lult Air Kon- stantitiopel uiul den Bosporus vermitteln, und als passend diirlte eine Verzierung solchen Inhalts ohne Zweifel für ein Gehaude anerkannt werden müssen, in dessen Innerem man das Zusammenwirken dieser Urkralte nach deren inannigiachen Erscheinungen zu hewundern und zu he- greilen (ielegenlieit liatte. Mit eigner Krlindung hat aber der hyzantiuische Künstler den Rahmen seiner Erzreliels keineswegs ausgetiillt; er liatte vielmehr die dargestellten Gegenstaude aus den von Philostratos zu Neapel vorge- fiindnen und von demselhen heschriehnen Gemälden entlehnt. Die Erzreliels waren ausgelnllt mit verschieiliiien Scenen eines den Liosporos verherrlichenden Gemaides; auf dein vierten Ileliet war das Gemiilde wiederholt, das eine Apfellese von Eroten zum Gegenstand hatte. Um nun bestimmter das Veriialtnils nachzuweisen, in welchem die byzantinischen Erzreliels zu jenen Vorhildern standen, geht der Verfasser in eine ausfuhrliche Untersuchung üher das erste, niimlich den Bosporus darstellende, Gemiilde ein. Er liefert den Beweis, dal's eine ganz bestimmte Gegend <les Bosporus von dem Maler heharulelt worden war, und zwar diejenige welche das europäische und das asiatische Ufer am nächsten zusammenrückte und die Be- nennung der heiligen Mündung (u()OV üiutin) fuhrt. Ge- wagter als diese Annahme ist die Vermuthung, wonach eine in den Vordergrund geriickte Stafiage iles Bildes, die Philostrat mil'sverstanden haben mag, für eine histori- sche Allegorie erklart wird, welche das gedrückte Ver- liältnifs andeutet, in welchem Byzanz zur Zeit des Phi- lostratos zur römischen Oberherrschalt stand. Der Ver- fasser sieht Byzanz als eine asiatische Faktorei auf dem europaischen Festland an, deren wichtigste Besitzthümer und Interessen auf dem gegenüberliegenden asiatischen Ufer sich befanden. Der Verfasser erkennt als Personi- iication von Byzanz die auf das asiatische Ufer gelhicli- tete Wittwe, welche nach dem Verlust ihrer thenersten Angehörigen von der prokonsnlarisclien Gewalt hart be- drangt auf die wichtigste ihrer Besitzungen am asiatischen Ufer, die Zollstiitle an der heiligen Älündutig, sich zu- rückgezogen hat, von ihren Bewerbern aber auch dorthin verfolgt wird. Ihre Rede bei diesem Anlafs wird keine andre sein als diejenige, welche in früherer Zeit ihr Für- sprecher der Sophist Leo zu ihrem Bedränger dem König Philipp von Makedonien ges])rocheu hatte (Philostr. Vit. Soph. I, 2). Der Verfasser zeigt ausfiihrlich , dafs ein um die Zeit der Antonine gedichtetes Fragment der si- byllinischen Bücher als erklärende Unterschrift zur ge- dachten Staffage des philostralischen Gemäldes sich eigne. Diese ganze Staffage hat der Bildner der Erzreliefs fiir seinen Zweck unpassend befunden und deshalb unlienutzt gelassen; durch llerbeiziehung des zv\eiten philostratischen Gemäldes alier hat er die Lücke gelinl'st und eine vollstän- dige symmetrische Darstellung der von den genannten Ele- inentarkrälten für Konstantinopel hervorgebrachten Wohl- thaten geliefert, welche zu veranschaidichen Zweck seiner Arbeit war. Die Kreuzfahrer zerstörten tias Kunstwerk, dessen gründliche Erörterung im Original der Koc/t'schen Abhandlung bald erscheinen soll."

In der -Sitzung der archäologischen (Gesellschaft vom fi. Juli (I. .1. legte Herr (icrhartl den aus Paris neuer- dings angelangten 19ten Band der Annalen des ar- chäologischen Instituts nel)st den Platten des dazu gehörigen Denkmälerheltes vor. Ein darin enthaltener Aufsatz des Herrn Raniil-Rochclli; ülier die von ihm so- genannten phönicischen Vasen altgriechisclier Kunst

ward besprochen. Es ward bemerkt, dafs Herr Röchelte diese von ihm festgehaltene unpassende Benennung der unverkennbar von asiatischem Einllul's betheiligten alt- griechischen Vasen gegenwärtig l)eschönige, indem er ihr eine zwitterhafte und deshall) gleich unwahre Benennung phöuicisch-babylonischer Vasen nach einem Ausdruck O. Müller's (Kleine Schriften II., 518) sulistituire. In der Hauptsache erklärte sich Herr Gerhard seiner in der Ab- handlung über die Knust der Phönicier und neulich auch in der archäologisclieu Gesellschaff [oben S. 7.'j*] ausge- s[)rochenen Ansicht getreu; zugleich lehnte er die gegen Herrn Kramer und gegen ihn selbst von Herrn R. Rochette erhobenen Vorwürfe ab. Weiter ward von Hrn. Ger- hard über Vasen und 'l'errakotten von Pantikapäum nach Probedrücken gesprochen, deren Veröffentlichung Herr Aschik zu Oilessa für ein umfassendes Werk beab- sichtigt.— Herr Rauhe gab Bemerkungen über Gerhard's neueste Reihe von „Trinkschalen und Gefäl'sen" des hie- sigen Königl. ^Museums und versjjrach deren Fortsetzung.

Der vormalige preul's. General-Konsul Geh.Rath Nci(je- haiir gab Bemerkungen über die reichen .Münzfunde Daciens. [S. 109' ff.] Herr lionar bestritt die in den Menioires de la Societe de St. Petersbourg (deren <lrittes Heft vorlagt enthaltene Köhnesche Annahme von Marcellusköpfen auf Münzen. Besonders anziehend war Herrn Paiiofha's von einer Zeichnung begleitete Mittheihuig über eine zu Neapel von ihm angekaufte unteritalische Vase, deren bildliche Darstellung die erste Scene aus des Ari- stoplianes Fröschen unverkenrd)ar vor Augen fuhrt. Herr P. Iiemerkte, dal's dies die erste Vase sei, welche von auf uns gekonunenen griechischen Komödienscenen ein treues Bild darbietet, und wies zugleich nach, wie zwei andere Komödien- Vasen von ihm (Mus. Blacas PI. XXVI. und Cabin. Pourtales PI. IX.) früher verc'iflentlicht, von Ottfr. Muller u. A. mit Unrecht als .Scenen der Frösche des Aristophanes gedeutet wurden, zumal die darauf bezo- genen N'erse nicht die geringste Berechtigung dazu geben.

Scldielslich handelte ein reichhaltiger Bericht des Dr. Uruuii in Rom I.S. 85* ff] über die trotz der ungünstigen Zeit-Ereignisse !)isher fortgeführte 'I'hätigkeit des dortigen archäologischen Instituts, wobei auch der wichtigen neue- sten Entdeckinigen des Herrn Cuwpuna zu Cäre gedacht ward , Entdeckungen durch welche dieser unermüdliche Alterthumslorscher die Kenntnifs etruskischer Gräber und Wandmalereien von neuem bereichert hat. Sehr eigen- thüinlich und fiir die Geschichte der Malerei belehrend sintI die dabei gefunilenen, in die Gräberwand eingelas- senen Thouplatten mit farbiger JMalerei. Von Neuig- keiten der archäologischen Literatur hatte 1) Herr Zahn das Iftte und vorletzte Hefte seiner ,, Ornamente aller klassischen Kunst-Epochen" vorgezeigt, deren fiinf Tafeln (mit Ausnahme von Tal. 93, Ornamente aus _Monreale) auserlesene Verzierungen pompejanischer und herkulani- sclier Gebäude in bekannter sorgfältiger Farbenjiracht ent- halten. 2) Von Herrn Lecmans zu Leiden waren Ab- bililuui; und I{rlänterung eines anziehenden \ asenbildes eingesandt, welches eine von der Siegesgöttin bekrönte Uebung im Flöteuspiel darstellt ( llet iMuzijk- Examen. Utrecht 1847, 4.). Auch war ,S} die Ankiuidigiing ei- ner von J. Sahalicr zu St. Petersburg vorbereiteten ,,Ic(i- nographie dune collection choisie de 5000 medailles ro- maines, byzautines et celtiberiennes" vorgelegt. f^as Werk, fiir dessen Wichtigkeit bei gewissenhafter Ausfüh- rung sein Inhalt hirdänglich spricht, soll 1(3 20 Liefe- rungen, jede mit 10 .Muiiz|)latten , enthalten und tJO Sil- !)er-Rul)el oder 240 francs kosten.

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II. M u s e 0 g r a p li i s c h e s aus London.

I. SCULPTUREN.

1. Iin brittischeii Museum ist neuerdings eine Büste des Zeus Bronton oder Juppiter tonans aufgestellt. Diese Büste ward in der Gegend der phrygischen Stadt Dorylaeum gefunden. Sie ist von spiiter Arbeit, hat aber Besonderheiten, welche dessen ungeachtet schätzbar sind. Um den Kopf trägt der Gott einen Lorl)eerkranz, das Haar fällt über der Stirn in iialbkreisigen Locken abwärts, der Bart eng und kraus ist in alterthiimlicher Weise gebildet; auf dem Nacken ruhen drei dicke in der Mitte getheilte Haannassen. Das Ganze steht auf einem rechteckigen Block, der von einem und demselben Stück wie das übrige ist; darauf steht die Insclirilt

AII8PONTC0NTI

ArHEIAAOEKA

TAEniTArHN

^Jii' BqÖvxwvti l-lyijaiXuog xuiu inizayriV. Der Mit- telstrich des A ist durchgängig in gezackter Form ge- bildet. Hoch 2 Fufs 3 Zoll. "

2. F'ür dasselbe INIuseum ward neulicii in einer Ver- steigerung ein spätriimisches Relief wie aus Constaiitins Zeit erworben. Nach allem Anschein sind Frauen dar- auf dargestellt, welche sich in Unterredung mit einander befinden. Einerseits eine Figur, welche ihre Hand in die Hand einer andern gelegt hat, die sie umarmt; die andre Hand ruht mit zwei vorgestreckten Fingern [?] auf der Brust, am Ringfinger ein zierlicher Ring. Unterhalb liest man auf einer Binde die Inschrift:

FONTE[AOL.ELEVSIS.HOD"A(Ho(!««a).FONTEIA L.HELENA. Hoch 2 Fufs zu 3 Fuls Länge.

3. Zu den neuesten Vermehrungen desselben Mu- seums gehört ferner ein aus Ghodumas in Afrika an- gelangtes Thonfragment von geringer Kunst mit der Darstellung eines Mannes der vor einem Pferd stellt, von welchem jedoch nur der Nacken erhalten ist. Die schlechte Arbeit läfst in Zweifel ob sie irgend einem schwarzen Volksstamm oder byzantinischer Zeit angehört. Es kam durch Reisen eines Hrn. BiclKirdson nach London.

4. Von einem Hrn. JViiiihis erhielt das Museum ei- nen Abgul's des vormals Barberinischen [jetzt im Kapitol befindlichen] Sarkophags, welcher die Portlaud-^'ase iim- schlofs. Auch wurden neuerdings zwei delische Al- täre in der bekaiuiten run<len I''or]n gekauft; ferner eine berühmte halikarnassische Inschrift.

II. A U S E T R U R I E N.

Aus den römischen V'orräthen des Kunsthändlers ISassegg'in ist wiederum eine Anzahl bemalter 'J'hongefäl'se lür das brittisclie Museum erworben worden, deren ^ er- zeichniCs hienäclist i'(ilj;t:

1. Sogenannter H olmos (kugelförmig: Gerhard Ber- lins Bildw. 1, 2ti S. 3lin 1'.), mit 2 Reihen 'i'liierfiguren in ägyptisirenden Styl. Hoch 27,5 Zoll.

2. Tyrrlienische Anipliora mit schwarzen l'ijiuren. Hermes tödtet ilen zweiköpfigen Argos. Abgebildet durch Vinet in der Revue archeolo;ii<|\u: 111 ]>. 310. Auf der Kehrseite Herakles und 'J'elamon zwei Amazonen tödtend, w.ährend eine dritte Amazone ihren Gefährtinnen zu hellen eilt. Hoch 17,5 Zoll.

3. Amphora (Cab. Dur. IV, 67) scliw. Fig. Die Stnife des Sisyphos, sehr äiinlich dem von Gerhard Auserl. Vas. II, 87 herausgegebenen Gefäfs. Sisyphos

ist mit einem Petasos bedeckt. Als Gegenbild steht Apollo zwischen zwei Frauen. [Artemis und Leto].

4. Amphora ( Cab. Dur. IV, 67 ) schw. Fig. P a - troklos über den Schiffen. Abg. bei Gerhard Auserl. Vas. II, 98, 1.

5. Kylix (Cab. Dur. V, 103). Pallas tödtet den Giganten Enkelados. Dieser Gegenstand ist auf der AuTsenseite zweimal abgebildet. Innen der Töpfer Ke- ramos, der vermittelst der Töpferscheibe Vasen formt. Unter ähnlichen Darstellungen [zu denen die in Gerhard's li'estgedanken Berlin 1841. Taf. II, 3 gegebne Schale hinzutritt] kurz erwähnt von Ritschi in den Ann. d. Inst. IX, p. 184.

6. Psykter, enthaltend ein inneres Geläfs mit ei- ner Röhre, zugleich mit einem Blech am Boden zum Ab- zug des Wassers. Das Bild (schw. Fig. auf rothem Grund) stellt den Dionysos vor, der einem Satyr ein Trinkhom entgegenhält. Zwei andre Satyrn spielen mit einem Ha- sen. Auf der Kehrseile Theseus den Minotaur tödtend, der einen Stein nach ihm wirft. Nebenbei zwei beklei- dete Frauen und zwei nackte Jünglinge. Hoch 12,6 Zoll.

IIL AUS DEM ORIENT.

1. Die Papyrusinschrift des Hrn. //«rris [oben S. 71*] ist zu London angelangt und am 7. Juli von dem Besitzer der Königl. Gesellschatt iür Litteratur vorgelegt worden. Sie ist wohl erhalten und in Uncialschrift geschrieben, welche dem zv^eiten Jahrhundert n. Chr. angehören mag; oliwohl zur Absclnilt bequem geeignet, soll sie zu aller Genauigkeit in einem lithographischen Facsiniile alsbald verötfentlicht werden. Ein zweiter Papyrus des Herrn Harris war gleichfalls zur Stelle; er enthält ein Register von Zahlungen aus noch älterer Zeit. In den Transactions der Society of Literature [und in der Hallischen A. L. Zeitung] soll nähere Nachricht darüber gegeben werden.

Unter den kleineren Gegenständen im Besitz des Hrn. HoiTJs befindet sich das Piedestal einer Katze von Bronze, herrührend aus einer ohnweit der Pyramiden entdeckten Katzenmuraie: darauf befindet sich die liiero- glyphische Inschrift Bast, dem Namen der katzenköpfigen Göttin, üubastis, entsprechend.

2. Hrn. LHi/urd's Bericht über die Ausgrabungen von Nimrud [oben .S. 51* ff. 70* IT.] wird im Herl)st erschei- nen, die VerölTentlichung seiner Zeichnungen aber wegen der ungünstigen Zeitumstände noch verschoben werden. Das britlische Museum hat die Herausgabe siumntliciier von ihm entdeckter assyrischer Inschritten ü))ernommen. Die grol'se Inschritt wird mit Abtheilung der Wörter und mit Angabe der Varianten erscheinen, so dal's sie allem künftigen Forschungen dieses Gebiets alter Linguistik zur Grundlage wird dienen können.

I IJcm Bericht über diese dankenswerthe Fürsorge für die wicliliüen Entdeckungen des Hrn. Layard steht leider die aus Tagesblättern bekannte Kunde zur Seite, dafs die Rrii; Dschuuuia, an deren Bord die Alterthümer aus NiuHuil sich befanden, am 23. April d. J. strandete. „Es befanden sich darauf etwa 60 Stück Bihlweike von Ala- baster, die auf der Schaluppe Elphinstoiie im Februar aus dem persischen Meer))usen angekouunen waren. Der frühere Cieneral- Gouverneur und der N erwaltungs -Ratli der asiatischen Gesellschait in Bombay hatten den an- gelegentlichen Wunsch geäufsert, dafs diese Alterthümer in Bombay ölTentlich ausgestellt und Gyps- Abgüsse da-

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von gemacht werden sollten. Nacluleni serlis Woclien verganfjen waren, wurden ein Obelisk und einiüe ßriicli- stücke gezeigt: von dein Uebrigeu bekam das Publikum iiiclits zu sehen. Da der Alabaster, aus welchem neun Zelintheile der Denkmale gearbeitet sind, selii' sjniide ist, so nmfs man besorgen, dal's durcli das Rollen des ScliifFs viel davon bescbädigt sein wird, (iliicklicliervvcise hat man von dem einen, dem Obelisk, einen Abguls in IJom- bay, obgleich jener, da er von Marmor ist, am wenigsten gelitten haben wird. Die schone Vase ans weifsem Ala- baster, die Lampen von 'J'erracotta und die zierlichen (ie- räthschaiten sind schwerlich unversebrt geblieben, und von diesen giebt es, so viel man weil's, keine Zeichnun- gen oder Abgüsse."

Ueber den gedachten und bereits früher S. 58* von lins erwähnten OI)elisk ist folgende nähere Beschrei- bung, gleiclilalls aus Tagesblättern, uns kund geworden, welche aui den von Dr. Buisl der asiatischen Gesell- schaft zu Bombay vorgelegten Gypsabgiissen der Spitze und der vier Seiten jenes singulären Denkmals beruht. „Der Obelisk ist aus einem feinkörnigen, schwarz und gelb gestreiften Marmor verfertigt, und die Politur an melireren .Stellen noch ganz unversehrt. Er ist von dem Beginn der Spitze bis zur Basis 5 F. S Z. (engl.) hoch und die Spitze, welche pyramidalisch zuläuft und drei Absätze hat, ist 8 Z. lang, so dal's das Ganze H F. 4 Z. Länge liat. Die Seiten haljen ungleiche Verhältnisse: zwei davon messen 2 Fnfs unten und 1 F. 4 Z. oben, die beiden andern 1 F. 3 Z. von einem Ende zum an- dern. Der Obelisk wiegt ungefähr 14 Ctr. (engl.). Die Spitze und beinahe zwei Drittheile des Obelisk sind mit keilförmigen Inschriften bedeckt. Von der Spitze bis 3 Fufs tief auf jeder Seite, sieht man leicht vertiefte Fel- der mit Bildhauerarbeiten. Jedes Feld ist etwa 1 F. bis 1'/^ F. lang und 7 Z. hoch und zwischen jetlem läuft ein etwa 2 Z. breiter mit Keilschrift bedeckter Rand hin. In jedem Felde behnden sich etwa 5 l)is tS Figuren von '/, Zoll Hohe. Die sämmtlichen zwanzig Felder scheinen eine Prozession darzustellen , welche Erzeugnisse aller Weltgegenden dem König darbringt. Die Zahl der Fi- guren beträgt 100."]

IV. CHRISTLICHES AUS LAMPSAKOS.

Aus der Umgegend von Lampsakos sind neuerdings folgende antike Gegenstände hervorgegangen und durch Lord üowley, brittischen Gesandschaftssekretär zu Kon- stantinopel dem brittischen Museum anheimgefallen.

1. Leuchter zum Behuf einer Wachskerze, auf drei Bocks- oder Pferdeliifsen ruhend. Gewicht 10', Unzen. .Am Fuls ist eine gekreuzte Marke, die an einem Rande die Buchstal)en QE zeigt. Hoch 8' ,".

2. Niedriger Kelch oder tiefe Schale, 7'/, Unzen an Gewicht.

3. Fragment einer ähnlichen Schale von 4'/, Unzen.

4. Schale von hemisphärischer Form, innen mit ei- nem vergoldeten Kreuz, welches durch die ganze Schale geht. Mitten ein Zirkel, wo in gekreuztem Monogramm ein '.4i(i]i' zu lesen ist. Am Boden ist eingeprel'st HC Cl

und ein Monogrannn, in welchem die Buchstaben X,0, Y unverkennbar sind. Ferner viermal, kreuzweise vertheilt, OTA. Gewicht 5 Unzen.

5. Löffel in Art der sogenannten Apostellöffel [iler Grilf auf dem' Kiiauf des vortretenilen Löffels aufru- liend]. Gleichfalls mit einem Monogramm als Fabrik- zeichen.

6. Aehnlicher Löffel, mit Blätterverzierung am Bo- den; am Henkel die Inschrift MAPKOC "'" Griff. Gleichfalls mit Blonogramm.

7. Aehnlicher Löffel mit der Inschrift AOYKAC

am Griff.

8. Aehnlicher Löffel, am Rand der Aushöhlung mit einer Wellenverziirung versehen. Mitten darin liest man

T6PMAA0PAN BIOTOI O COAGüN "nd als

Fortsetzung am Henkel iePAIC6N AOHNAIC, -'Iso: T toi tu d' (joüv ßioioio —61(0)' uoiu^ tr l'/0-i'ii'<t.i::[il7n'(i ),;'f)'?]. An 'der Schärfe des Griffes CÜCAIXPHCOAI TCOBIGÜ [ejj dii /iJi'i(jt}uc T(ö ßlio. Vgl. no. 9 Tovg fii(jiid(n'iirc.\.

9. Aehnlicher Löffel, innen mit der Inschrift XOYC

nAeoNACKAKIOYCA€BIACAn€ "ad am

Griff OHNE nPIHNGYC, r^i'? Ji/Jorug y.uy.iovg ÖtBlug unHf'iji'i II'iD^ftvc. Am Rand des Griffes liest man [vgl. no.8] : TOYC MICHAONOYC, ro''C suar^öoyovg [„Freu- denhasser." Fehlt in den Wörterbüchern].

10. Aehnlicher Löffel. Innen liest man in spätrömi- scher .Schrift: O forniose pucr ntm'nim und am Griff ne crede colori. INämlich aus Virgils Eclogen [II, 17]. Am Rand des Griffes die griechische Inschrift: AKGPMIC- OYK6I6Y .MOPtl^OC. Das Monogramm dieses und der beiden vorigen Löffel scheint UQ/iivitaxo^ov zu be- deuten. Gewicht 1 '}., Unzen.

11. Korb und Kette für eine Lampe. Gewicht 10',„ Unzen.

12. Zwei Stücke einer Kette.

13. Sieben Bänder (bunds) eines platirten Kästchens (pJulcd ehest).

14. Fragment eines Sitzbandes (seal-lfon), nnt Ver- zierung von Löwenköpfen.

Aus Mitthe'dungen des Hrn. Sam. liirch.

in. Ueber die 3Iünzfuude Daciens.

Keins der europäischen Länder besitzt einen solchen Heichthum au edlen Metallen als der gebirgige Theil des alten trajanischen Daciens, des heutigen Siebenbürgen. In dem Gold-Revier von Zaiathna wird noch alljährlich so viel Gold (gefördert, dal's die Mün7.(- von ("arlsburs; fortwährend mit dem Prägen der österreichischen Ducaten beschäftigt ist, welche beinah das einzige Zahlungs-Mittel der unteren Donau ausmachen, und womit die Türkei über- schwemmt ist. Besonders ist es der Goldberg bei Abrud- banya und Verespatak, wo mau nocli die Bergwerks-.4r-

beiten der Römer erkennt, wie sie Pliiüus l)eschreil)t, und die sonst den Namen .\uraria minor und major führten, welcher Name noch in dem in das Slavische übersetzte Zaiathna zu erkennen ist. Welche Massen von Gold sonst hier ausgebeutet wurden, kann man an den grofsen hier gefunderen (ioldgeiäfsen in dem Wiener Antiken- Cabinet sehen und an dem grofsen Schatz solcher (iefäfse, welche in der Wallachei vor einigen .lahren gefunden wurden und sich jetzt im Museum zu Bukarest belinden. Ungelieuer sind die Jlassen alter Münzen, welche

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noch fortwälirend in den Ländern gefunden werden, die sonst das alte Dacien niisinacliten. Vor einigen Jaliren fand der Bojar Gliika in dem Römischen Castro Glien- tiua, am Einflafs des l'eretli in die Donau bei Gallatz, gegen 4000 Silber-Münzen, meist Römische, bis Commo- diis, aber auch viele Grieciiische, z. B. von Dyrrliachium, Rhodisclie, Thebaner n. s. w. besonders aber viele der sogenannten barbarischen Münzen; der griechische Con- snl Voinecco zu Jassi fand vor ein paar Jahren bei Ber- lat gegen 500 Münzen von August bis Commodus in Sil- l)er. In den verschiedenen ]>Iünz- Cabinetten zu Jassi werden viele Gold- und Silber-Münzen ans der Römischen Zeit, besonders aber auch sogenannte barbarische auil)e- walirt, die in der Moldau gelunden worden. Noch gro- (ser ist deren Anzahl von den in der Wallachei gemacji- ten Funden solcher barbarisciier ^Münzen in dem Museum zu Bukarest, und bei nocli vielen andern Münz-Sammlern; besonders iiäufig wurden dergleichen in Karakall und Su- cun Severina, dem Brückenkopf der berühmten Trajans- Brücke, gefunden. Die Sammlung des Fürsten Miciiael Gliika ist besonders reich daran. .Am häufigsten aber finden sich Münzen der vorgenannten Art in Siebenbiir- gen, wo liesonders Gold-Miinzen häufig vorkommen. Der gröl'ste Fund dieser Art ist in den Resten einer alten Stadt auf dem Central-Gebirgs-Knoten der südlichen Car- patlien zwischen Hermaiinstadt und dem Hozeger 'l'hal üeiuaclit worden, wo ganze Massen von goldnen Lysima- chen und Kosons gefunden wurden, von denen sich viele in den Museen zu Klaiiseiiburg und Hermannstadt so wie bei dem Grafen von Kemmeny und Bethlen befinden.

Diese alte Stadt von bedeutendem Umfang, auf de- ren Trümmern eine Urv\elt steht, die nur zu Pferde mit Lebensgefahr von dem nächsten Orte in 4 Stunden zu erreichen ist, und die Burg auf tiscitl Grediste genannt wird, ist ganz aus grol'sen 7 Stunden weit gebrochenen Porphyr-Quadern erbaut und zeigt in den umherliegenden mächtigen Säulen, Bädern u. s. w. wie in grol'sartigen Sub- structionen von ötTentlichen Geljäuden einen bedeutendem Reichthum. Dabei finden sich keine römischen Inschrif- ten, deren sonst in den andern zerstörten Städten Sie- benbürgens so liäutig gefunden werden, dal's der Verfasser unter andern in Apulum, dem jetzigen Carlsburg, deren über 300 gezählt hat. Es scheint ilalier (welcher IMeinung auch der bedeutendste .\ltertliurnslbischer .Siebenbür- gens, der Pfarrer Achncr in HaminersdorfT bei Her- inannstadt, der ebenfalls eine bedeutende Sammhing in der Umgegend gefundner Münzen, worunter viele barliari- sclie sind, besitzt), dal's diese alte Dacische Stadt schon vor den Römern zerstört gewesen, oder wenigstens seit- dem nicht wieder aufgebaut worden , obwohl sich in der Umgebung einiger Stunden viele römische Orte mit In-

schriften befinden. In einem dieser Orte Kiiniincr [?] ward im Juni 1847 ein bedeutender Fund gemacht. Der dortige Oberförster hatte von der Kammer in Herrmannstadt den Auftrag erhalten den Verfasser bei seinen Nachgrabun- gen in der genannten alten Stadt zu unterstützen, und ihm die dortigen Alterthümer zugänglich zu macheu; er suchte sich daher Münzen zu verschaffen, deren viele in dieser Gegend fortwährend gefunden wurden, und grub auf Gerathewohl im Walde, dabei fand er gegen 400 rö- mische Silber -jMünzen ebenfalls bis zur Zeit des Com- modus. Die meisten aber waren, so wie ülierliaupt in Da- cien überall, von Trajan, Hadrian, Slarc Aurel, der Fau- stina und Sabina.

Bei dem grofsen Reichthum Daciens, das schon die Macedonischen Erobrer erlebte und die Macht der Dacischen Könige von August an, bis deren letzter, Decebalus, erst den Ungeheuern und wiederholten An- strengungen Trajans unterlag, mufs sich die Frage auf- drängen, welches sind die Münzen, deren sich die alten Dacier bei ihrem Reichthum an edlen Metallen bedien- ten? Man kennt viele Geräthe aus Gold, die sich auf jene Zeit beziehen; aber welche Münzen gehören jenen reichen Volke an? Inschriften aus der Römer Zeit ha- ben sich hier [auf Goldgeräth] nicht gefunden; es dürfte daher anzunehmen sein, dal's auch ihrelMünzen nicht mit Schrift versehen gewesen sind.

Da iibrigens Dacien mittelst Tliraciens mit Macedo- nien in Verkehr gestanden, auch Lysimach selbst von dort als Eroberer nach dem reichen Dacien gegangen ist, dürften die gelehrten Numismatiker am besten auf diesem Wege zur Ermittelung der eigentlich Dacischen Münzen gelangen. Die am häufigsten in dem Thracischen Dacien gefundenen Münzen [D. N. II, 4. IV, 174], die weder Rö- misch noch Griechisch sind, sind roh gearbeitet, vertieft, und enthalten auf der einen Seite einen männlichen Kopf mit Bart und Binde, andere mit Lorbeerblättern um den Kopf. Auf der Rückseite, die vertieft ist, erscheint ein Reiter mit wenig zusammenhängenden Gliedmafsen auf einem mitunter sehr schlecht gezeichneten Pferde, dessen Hals oft einem Schvvanen-Halse und Kopfe ähnlich ist. Dafs die bekannten Dacischen Reiter und ihre herrlichen Pferde Anlafs zu dem Reiter auf den Dacischen Münzen gege- ben haben, dürfte sich leicht erklären. Wenn man diese Münzen liisher mit den in Gallien gefundenen Nachali- mungen der Philipper verwechselt hat, so könnte ein so grofser Alterthuinskenner wie der Herzog von Luynes in Paris seinerseits leicht ermitteln können, welche Art der liarliarischen JMünzen Gallien ausscliliefslich angehören, und dann würden sich mit Bestimmtheit die wirklich Da- cischen Münzen ausscheiden lassen.

Neigebau K.

IV. Neue Schriften.

FcUows (Sir Charles): Account of the Jonic tropliy monu- meiit excavated at Xantlius. London 1848. 27S. 2 1v. 8.

Gerhard (£.): Uelier die Kunst der Phöiücier. Eine in der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin vor- gelesene Abhandbing. .Mit 7 Ku|)lertareln. lierliu 1848. 42 S. (Aus den Aldiandl. d. Akad. S. 679—018).

GiHllmg (C): Verzeichnil's der Gegenstände des im Jahr 1846 gegründeten archäologischen .Museums der Uni- versität Jena. 2te verm. Aullage. Jena 1848. 64 S. 8.

Explicatio anaglyphi Parisini („Dionysos bei ikarios"J. Jenae 1848. Programm zum 15. September.

Jahn (0.): Uel)er zwei zu Athen gefundene Bildwerke von Marmor [Knabe mit einer Gans]. In den Berich- ten der Königl. Sächsischen Gesellschalt der Wissen- schaften 1848. S. 41—52.

MnJler (H. D.): Ares. Ein Beitrag zur Entv>ickelungs- geschichte der grieciiischen Religion. Braunschweig 1848. 134 S. 8.

Slarh (C. IS.): De Tellure Dea deqiie ejus imagine a Ma- nuele Phile descripta. Jena (1848) 48 S. 8. 1 K.

Kunst und Schule. Zur deutschen Scliulrelorm. Jena 1848. 36 S. 8.

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114*

ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.

Beilage A3 8.

JSeue Fof(/e.

December 1848.

Denkmäler -Verzeichniss und alphabetisches Register

zu den Jahrgängen 1847 und 1848 der Archäologischen Zeitung.

A. D E N K M Ä L E R - V E R Z E I C H N I S S.

I. ARCHITEKTUR UND TOPOGRAPHIE.

1. Assyrisches aus Nimrud: Seite 51*. Sog. Seso- stris-Denkmal bei Smijrnn S. II, 32. Pyra zu Tmsos 383.

2. Phönicisches. Gralikaninu'in zu Haniinam, Lhis, Muillier, Tliutcya in Norilafrilcn 32S f. Mtti-iilliDs: pliallisclie Säulen 327. Teinpeltiüininer bei Citsril Creiiili auf Mnlln u. a..in. 103* SiC. II'. 388. Desyl. auf Gozo 103* f. 347.

3. Griechisches und Römisches im Orient. In Afrika. Ale.ranilrin: Granitgehäuse für l'apyrnsrollen 69*. Cijrene : Marlit 20 j f. Felsengräber, Tempel, Theater 333iF. Tebessn, Triumphbogen u. a. 101* In Asien Antipficllos, Aphrndisins, Assns: ionisclie Märkte 206. lliililnirnnssos: Plan und Reste 178 f. Taf. XII. 1. Arestempel, dorischer Tempel, ionisclies Kapitell 180. Jlausoleum 183. Taf. XII. 6. 7. u. 81*. Hafendamm und sonstige Mauerwerke 81*. Jerusalem: Reste der Kaiserzeit 59*. /tiiiifos: ionischer Markt 290. Mijlasii: Pyramidenmonument 183. Tal". XlII. 4.5. Oinonnila, Siile., Terniessos meizon: ionisclie Marktanlagcn 29fi. Xanihos sogenannte Friedens-Säule 33*. 07*. Ilar- pagos- oder Nereiden-Denkmal 382.

Griechenland und Sicilien. Jt';;i?irt: tliönerne Rüliren zur Wasserleitung 28. Ai/rii/ent: Wasserleitungen 31. Akro- lorinlli : Peirene, Zugangsbau 21. Allicn: Wasserbauten Kallirrhoe 24. AiidIIdiüii: 'l'heater 236 .liv/os: Wasserleitun- gen 30. Brunnenkainmer am l'nyxliiigel 28. Stollen am Lykabettos 27. Gerinne vom Parnes 27 f. Bügen von Hephä.-^tion 29. Odeurii des Herodes. Thurm der Winde 104.* Jiiizaw:: Anemodulion 104* Delox: C'isternen 24. Delphi: Wasserbauten 21. Dcmetrins in Magnesia. Fels- kanal 31. Keos: Felsenkammer 23. Kos: Burinna-Quell, Wasserbauten 22. Miintineia: Wasserbauten 31. Miiniiiliin : Unterirdisclier Gang 21. Mißcenii: Wasserleitungen 31. Uhjm- yia: Mauern im Koröboshiigel 8. Pnrns: Bassin am Askle- piostempel 21. Palrii : Deineterbrunnen 21. Pliarsiilos: Fels- Ivanal 31. .S'i/.i/oii: Wasserkanäle 22. Si/rakiitt : desgl. 31. S>jr().<, allerlei 332. Tlichcn: Wasserbauten 30. 'l'liuriii in Messenien ; Cisternen 21.

Italien. .•It'f/iiH;» h'nlincum an der Via Flaminia, l'Ue d'Auijn.tto ohnweit Pinjtjio <li Silvculri) 5*. Arilin: .Stadt- tlior. Bogen 9. Ciirc: Gräber mit JMalereien und Stuckre- liels 92' Citslrnm vctiif, l'itnhine del castralo zwischen Ci- vitavecchia und S. \iarinella 3* Fesconiiitm zwischen ßor- ffhetlo und l'inite h'eliie 4*. (iravisene: Mauern und Kloa- ken 3*. Ilerhiilnuixdie Gesimsiragtnente 40*. Pum\>eji: Haus im Quadriglio della Fortuna 141. Nämlich des M. Lucre- tius 49*. 11111". 261, 5. .Springbrunnen 143. Wandge- mälde 205,28.26*11". 109 (f. Ilom: Komm und Palatin 11*. 42*. 201,7. Pflaster beim Vestateinpel 42*. Piedestal der Antoninssäule im Vatikan 2. Columbariiim mit 500 Inschr. 11*. 201, 7. Snlonn, eine ganze Stadt 201, Titsvu- liim, Quellenhaus 24, 15.

Ausseritalisches. Roltcnhurij: aretinische Gefäfse 206. Trier: Basilika 43*.

In Siebenhünjen: Burg auf Fiscal Orediste : 111*. '

II. S K U L P T U R.

A. In Stein.

In Afrika. Tliuijga: Romisclies Grabmal mit bilinguei Inschrift und Bildnereien 330.

In Asien. Assyrisches aus den Palästen von Nini- veh 166 ff. Nimiud 51* IT. 379 If. Wieviel Kolosse? 165, 13. Felsreliefs zu Baiiinn (Fabeltliiere) und Rchi- stun: Siege des Darius 199. Griechisches. Kadijnnda bei Telmissos: Grabreliefs m. Inschr. 320.

In Griechenland und dessen Inseln. Alheit: Pallas und Uephästos, Bruclistiicke vom Parthenonsgiebel 10, 9. Abgüsse aus London S. 9, 5. Apollostatue aus Tenea (V. Prokesch) S. 9, 8. Statue der Egnatia Maximilla (Mu- seum) 29. Ciijicrn: (Larnaka) Persischer König. Rel. mit Keilschrift 37* s. Berlin. Tliera: .Statue der Akeuso von Anaphe (Albis) 291.

In Italien. Mulla (Bibliothek von La Valette). Aus den ])honizischen Teuipelruinen von Casal Crendi: Kegel- stein und punktirte Steine 349. Sieben weibliche Idole 366. Desgleichen von Gozo: zwei Köpfe weiblicher Statuen 366.

Rom. Viil(can: Statuarisches. Laokoon, Zeitalter 237. 83* Plato, Inschriltherme 2. Ariadne 2. 10. Anm. 10. Gladiatoren, aus Pompeji 2. Roma und Fortuna 49. Taf. IV, 1. Roma, Fortuna nnd Sicilia, Ära 54. Taf. IV, 2. 3. 4. S. 54 11". 35* f. Aulgang des Helios (Pio- Clem. IV, 18) 95. Bacchus auf sein Gefolge gestützt (Belvedere) 159.— Danaiden und Oknos (Pio-Clem. IV, 36) 285. Niobide (Mus. Cliiaramonti I 89*. Bacchischer Triumph (Pio-Clem. IV, 23) 100*. Amor und Psyche, Aschengefäls m. Inschr. (sonst Mattei) 339 f. Taf. XXil, I.

Froten um Psyche streitend, Ära (Pio-Clem. IV, 25) 343.

Kröten auf Centauren (ebd.) 356. Bacchische Genien (Pio-Clem. V, 13) 350. Bacchisclier Vermählungszug (Pio- Cl. IV, 24) 360. Knpilol: Sarkophag der Portlandvase 107*. Kinderspiele (Mus. Cap. IV, 00) 80. Hylasraub (Mus. Cap. IV, 54) 269. Lateran: Sophoklesstatue 20*. Villa Albani: Stehender Jupiter, Statue 87*. Pan denülym- pos unterweisend, Gruppe 319. Niobiden-Fragment Rel. 89*.

l'hädra und Hippolyt, Relief (Zoega I, 49) 67. Villa Aldulirondini: Pliädra und Hippolyt. Rel. 68. Villa Rorghese: Phädra und Hippolyt. Kel. 67. Fall des Phaethon' Rel. 95. Villa Casnii: Bacciüscher Sarkophag 134. Cnmpana-

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sehe Sammlung; Niederlage der Niobiden. Rel. 89*. Vier Büsten aus dem Grabe der Fonteja 5*. Geldzäh- lender Mann, Kel. 5*. Pntnzzo Lepri: Plilinsisclier Eber (Hippolyt) Rel. 74. Wiedererweckung Hippolyts durch Diana. Rel. 74. Villa Ludovisi: Pan den Oivmpos unter- weisend Gr. 319. Todter Niobide. Rel. 90.* Ein- schiffung des Paris. Rel. 88*. J'illn Medici: Phädra und Hippolyt, zwei Sarkophage 08. Villa Panfili: Phädra und Hippolyt, zwei Reliefs 70. Palast Spailn: Paris-Urtheil, Kel. 88' Einschilfung des Paris, Rel. 88*.

Ferneres in Rom. Jiipiterstatue aus Tusculum 87*. Reliefs wie folgt: Bacchische Psyche, Sarkophag (Piazzetta Torlonia) 353 f. Taf.XXllI, 1. ."Meleager-Jagd, Sarkopliag. (KunsthandelJ 38*.

Neapel. Im könii/l. Museum: Pan den Olympos unter- richtend. Gr. 319. Aus Pompeji bericlitet, sämmtlich sta- tuarisch 7,um Springbrunnen im Haus des Lucretius gehörig : Silen als Quellwäcliter, Gruppe eines Dornausziehers, Frau mit Zicklein, bacchische u. a. Doppelhermen, Tiiieriigurcn u. a. m. 143. Neapel bei Haroiie: Pan, von Amoren getra- gen 188. Kuh, Beil davor. Rel. 188.

Florenz (Gallerie); Pan den Olympos unterrichtend, Gr. 319. Venus Victrix St. 2*. Mediceische Vase (,,Ip!ü- genia", richtiger Manto) 74*. Phädra und Hippolyt. Rel. 07.

Ferneres in Italien. Ajiriiient: Phädra und Hippolyt. Sarkophag. Taf. V, VI S. 70 ff. Benevent: Phädra und Hip- polyt. Rel. 70. Capua: Pliädra und Hippolyt. Rel. 71. Cerveiri: Städterelief. 3*. C'hiiisi: Hippolyt's Tod. Etr. Urne 74. Corlona: Citherspielender liegender .Silen. Rel. 134, 24. Messina: Opfer der Diana Eupraxia. Votivrelief aus Tyndaris 88*. Aus A'e<(pel: Marmoischeibe, beiderseits mit Reliefs 37*. Sorrento : Manto und delphische Gottliei- ten 74*. Spalnio: Meleagerjagd, sog. Sarkopliag des Dio- cletian 38*. Venedig: Grimani'sche .Statue des Agrippa als Neptun. 103*. Verona: (Mus. Lapid.) Dädalos den Talos vom Felsen stürzend. Rel. 380.

In Frankreich. Paris. Louvre: Assyrische Reliefs: Mann mit Löwe und Bogen 162. Taf. XI, 2. Desgl. Mann mit Adlerkopf und Korb. Rel. 102. Taf. XI, 3. Venus- Idole aus Cypern (Kalkstein) 10. 12. Phädra und Hip- polyt. Rel. 70. Amazonenkampf. Sarkophag aus Salo- nichi 149. Geflügelte Stiere mit Menschengesicht aus Niniveh 149 f. 102. Taf. XI, 2. Junokopf aus Algerien 195.

Sophoklesstatue geleugnet 202. Mus. Ch ar les X : Zeus Trophonios. Kopf 150. Bib I io t li. ro y ale: Kopf zum Par- thenonsgiebel gerechnet S. 10, 9 und 151. Bei Graf La- borde: Kopf vom Parthenonsgiebel 2. 10. Anin. 9.

In England. London (im hrittisclien Museum). Assyrisches aus Niniru<l, gröfstentheils nach Eng- land versetzt. Aul'ser den Götterbildern und geschichtli- chen Reliefs, deren Beschreibung 51* 58* 379 if. gege- ben ist, auch der mit Reliefs und Keilschrift versehene Obelisk 58* 109* 379. ein Koiif und eine Ente von Aragonit 380. Alabastergefafse in. Inschr. 380 u. a. in. Aus Ninivcli zwei Köpfe 154. G riec li is dies. Giebel- statuen des Parthenon 207. Schlangenfüfsiger Kekrops 207. 381. Panathenäischer Fries 78* Zwei und zwan- zig Amazonenreliefs aus llalikarnals (Mausoleum) 82*. 109 fl".

Aehnlicher Fund von kleinerer Dimension ebendaher 83*. Karyatide und Altar, ebendaher 202. Xantliische vom Nereidenmoniinient 0. liellerophon ebendaher, Re- lief 53*. Delische Altäre 107*. Büste .les Zeus Bron- ton m. Insclir. 107*. Gladiatorenrelii^f in. Inschr. 202. Römisclies im br. Museum. Statue des Paris 153. Merkursbüste 153. Midasherme 239. Sarkophag aus Sidon mit.\maz. und Centaurenreliefs 313 If. l'Uruskische Todtenkisten 188. Relief m. Inschr. Frauen im Gespräch 107*. Abgiils des sog. Alexander-Severus-Sarkophags im Kapitol 107*. Im li-sitz von C'ol. Leake: Herkules mit grofsen Händen? (Erzligur?) 158, 28.

Ferneres in England. Wuhiirn- Aljlieij: Phädra und Hippolyt. Kel. 08. Sanunlnmi des Ihn. Disneij { Hyde bei Ingatcstone), in Auszug aus dessen Kupferwerk vollständig

verzeichnet 157 160, Vormals hei Millingen: Weibliches Manuortigürchen von leidenschaftlicher Bewegung und fein- ster .Sculptur 383.

In Deutschland. ]Bcrlin. (Kgl. Mus.): Knabe als Stierbacchus, von Kosso antico (Berlins Bildwerke no. 45) 299. Angebliche Thersitesköpfe (ebd. 343. 344) 43*. Dodonäischer Zeus, Büste (ebd. 425) 303. Torso des Marsyas 9. Assyrisches Relief 1. 7,1. 37* Venusidole aus Cypern 10. 12. Dresden (Kgl. IMuseum): Weibliche Gewand- statue aus Herkulanum 291. Pan und Olympus, Gruppe 319. Dreifufsraub nnd Fackehveilie, Kandelaberbasis 10. Halle (Besitz des Prof. L. Rofs) Cyprisches Grabdenkmal, drei Bildnifsfiguren (Alabaster) 289 f. Taf. XIX. Jena (Gött- ling's Besitz): Nocturnus oder Hades), Relief 96. München: Bacchischer Vermählungszug. Sarkophag Braschi 360. Trier: Amazonentorso (Abgufs in Berlin).

In Ungarn; Pesllt (Mus.) Amor und Psyche, Apoll und Marsyas. Sarkophag 88*. Aesculap, Telesphoros, Hygiea: Relief eines Marmorcylinders 89*.

C. In T e r r a - C o t t a.

In Griechenland: Vasenscherben vom Koröboshü- gel 8, 4.

In Italien. Kom. Bei Dr. Braun: lomaske (Kora?) aus Girgenti 90. Campana'sche Sammlung: Priamos vor Troja's Mauern thronend, Helena. Rel. 99*. Aus Ciire: polychromer Sarkojihag mit aufruhendeni archaischem Ehe- paar 92*. Triptolemosrelief (Mon. di plast. 17) 97*. Etruskische Kriegs- und Opfergeräthe (Reliefs in Stucco) 92*. Neapel (Mus. Borb.) Thronendes Paai von Erdgott- heiten 74*. Privatsammlungen des Hrn. Temple: ver- schleierte Aidos 245. Trinkhörner in Form eines Pferdes, Flügelrosses, einer Frau mit Saukörper und Vogelschwanz 245. Hrn. Betti: Bacchantin mit Tyiniianuin 248. Mann auf Kline, ebd. Knabe auf Delphin, ebd. Im Kunsthandel. Bei Hrn. Barone; Niobiden statuarisch 37*. Form zum Abgufs einer weiblichen Figur 190. Bei Hrn. Gargiulo ausgezeichnete Terracottensamnilung, ausführlich beschrie- ben S. 298 302. Aufserdem sind erwähnt die Reliefgefäfse, auf Herkules und Hebe, Tlicseus und iMinotaur bezüglich 203. Desgl. Knieender Silen als Gefäfs 204. Trink- liorn mit Ganymedakoiif 298.

Ferneres in Italien. Bei Hrn. LuigiDei 7.a t'hiusi: Tlironende Göttin mit zwei Sphinxen und Kind [Bona Dea] 202. Nocturnus, Relief einer Lampe bei Passeri 90. Sicilische Thonfiguren aus Cenlorbi, im br. Museum un<l sonst 253. 197 f.

In Frankreich. Paris. Cabinet des medailles: Cyprische Thonfiguren des Hrn. Mas-Latrie (grofse Ve- nus initKreisin der Tiara, lebensgrofse Frauenköpfe) 151. Desgleichen des Hrn. v. BourviUe (Venusidole, Europa parodirt, Brustbild luinotaurusäliulich) 152. Cabinet Blacas: Venus und Pan 300. Bei Hrn. Delessert: Venuskopf aus Cyrene 151. Bei Graf Laborde: Vergoldete Verzierungs- stücke aus Cyrene 152.

In England. London. Britt. Museum; Assyri- sche Tiionfignren ; Männer mit Koplsrhinnck 382. Tlion- gefäfse 380. Bauliches ebendaher 380. 382. Griechi- s eil es Götterbild aus Nimrud 380. Statuarisches aus Ä«- tfliiinn (Votivbilder von Apoll, Aphrodite, Demeter, Kora, Dionysos, Arlstäos, Eros ii. a. m.) 71*. 278 ff. Terra- coften aus ^Vii^jcii 153. fThou- oder .Steiuligur, nicht Erzli- gur, einer Bona Dea aus Chiusi 188]. Reliefs: AegeiisfMa- cliaon) 317. Aniidiidroiuien 79. Reliefs von Lani|)en (Apoll, Fortuna, Mänade, Cupido, Gladiatoren, Thierfabel) 150. Kolsfülirer, römisrhes Relief aus Afrika 107*. Schminkbüclise mit Inhalt 180, 8.

In Dei ischland. Herlin. Kgl. Museum. Reliefs: Ancliises iiMil Aphrodite 12f. Taf. I. Weibliche Figur auf einem Widder ('i'heophane, .Selene, Athene ErganeV) 45. 347. Taf. XXIV. 4. Aigeus und Theseus (sonst Machaon) 317. In Panofka's Besitz aus Neapel; Langbärtiger Her-

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meskopf aus Lokri 248. Cnsscl: Pisani'sche Tänzerinnen 298. Rollenburi/: Aretinisclie Gelafse p. 20i: (Venus und Paris. „Janiis Consivins.")

ünheliannten Ortes, vielleicht in Holland: Frauenge- stalt auf einem Widder, Kelief bei Cuper 46.

C. Bronzen.

In Griechenland. Oli/mpia: Wallen aus dem Koröbos- hügel 8.

In Italien. Rinn. V'atican: Lydisclie Tuba 311. Campana'sclie Sammlung: Fackelträger (lulus?) .Statue 3. Im Kunsthandel; Kephalosraub. Ktr. Gruppe (Mon. d. Inst. III, 23) 324. Venus den Fufs badend 37*. Löwe 98*. Neapel. Mus. Borbonico: Silen auf Schlauch ste- hend 134. Caduceus mit messapischer luschrilt 38' Chirurgisches Geräth 204. Laterne, Plerdezaum 142. Besitz des Hrn. Temiilc: Statuarisclier Priap, Mercur, Venus, Paris?, Bacchus als Knabe, Satyr, Camill) 24,"). Beschwörungsnagel 6*. Bei Hrn. Barone: Caduceus mit Schlangen-, Widder- und Schweinsverzierung 37*.

In Frankreich. Paris. Mus. Charles X: Archai- scher Apoll lüO. Cab. Pourtales: Thronender Jupiter 152. Hr. Delessert 152: Schreitender Satyr, obscone Figur, stehender Silen.

In England. London, im brittischen Museum: As- syrisches (Löwen, Fulsboden, Helm, Kinier verschiedenen Metalls) 380. E truskisches: Memnon von Eos getragen, Heros mit Pileus, Heerd mit Hippokampen, Fuls mit Gor- gonenhaupt, sämmtlicli S. 09* erwähnt. Zwei Spiegelge- liäuse mit Reliefs (Tod c'es Neoptolemus) 180 f. 331. Bron- zen von Falterona S. 155 11. namentlich Figuren von Herkules, Mars, Diana, eines Lanzenträgers u. a. Kande- laber mit lason's Drachenkampf [? 187, 19. ISO. 10], mit baccliischer Gruiipe 187, 14. Atalanta als Schiisselgrilf 187, 13. ,4us Florenz: Erzligur [Tlionligur aus Cliiusi] als Aschenbehälter 188. Griechisch: Venus aus Halikaruafs 154. Besitz des Hrn. Harris: ägyptisches Piedestal einer Katze mit Inschr. „Bast" (Bubastis) 108*. Besitz des Hrn. Haunliins ,,Anchises und Aphrodite". Erzrelief. Unbe- kannten Besitzes: thronende Göttin mit Hund 20 4.

In Deutschland. Arolsett: Pan und Olympos, Gruppe 319. Berlin. Kgl. Mus.: Victoria aus Cremona20l. Cassel : Knabe mit Vogel 207. Trier: Apolloligur (bei Trier gef.) 59*. Aus Malrai in Tvrol: etruskische Erzplättclien mit Reliefs 7 f.

D. M I .S C E L L A N E E N.

(Gold, -Silber, Fllfenbein u. dgl. in.) Gold und Silber.

In Italien. Rom. Corsini: Lossprecliung des Orest. Silbergefäls 282. Kunsthand el. Ente, Guttus von Silber 98.* Neapel: .Silbergeräth im Triciinium zu Pom|)eji 143. Goldschmuck aus Gnathia 3, 10. Palermo (Trabbia) Gold- schale mit 0 Stieren in Rel. 283. Goldohrring : Hase 283. Goldohrring : Eros, die Syrinx spielrnd 28 4. Taube und Jagdhundskopf (Venus und Anchises?), Silberagralfe 284.

In Frankreich. Paris. Cabinet des inedailles: SilbergefäCse. 151.

In London. London. Britt. Mus. Cainpanari'scher Goldschmuck: Ohrringe mit Pallasköpfen 153. Bruststücke worauf Hippolyt I 53. Ohrenschmuck aus Kalymna (Anuir, Liebesknoten, Löwenköpfe) 280. Christliches [Silber] Geräth aus Lainjisakos (Leuchter, Becher, LöllVI u. a. m. Inschr.) 109* f. Besitz des Herzogs von Northumber- land: Silöerplatte mit 5 Gottlieiten in Rel. 281 f.

In Deutschland. Bonn. Frau Mertc'ns Schaff- hausen: Antiker Goldschmuck 70*. Leipziij. Mommsen: Krieger (Acliill) silberner King 9'.? Mainz. Kunsthändler Gold: Silberne Schwertscheide, mit Reliefs 381. 384.

In Russland. SI. Petersbiir/j. Museum: Ilylasrul. Silbergefäls 270. Graf Stroganoff: Silberschale mit vier- armiger Gottheit u. Inschr. 44*.

Zerstört und in Beschreibung erhalten: Sil- bergefäfs mit Herkulesthaten 208, 48.

Blei, Glas, Elfenbein und Sonstiges.

In Italien. Neapel (Mus. Borb.) Glas und Laternn 142. (Teiuple): Liegender Achelous, Hera, Girall'en- kopf, alles aus Bernstein 240. Rom (Mus. Kirche r) Pferd, Glasgefäls m. Inschrift ünnaxrl Tiit 351. (B rau n) Indische Muschel mit eingegrabenen Flügelgestalten aus Volci IflO*. (Kestner) Schleuderblei mit Inschr. der XI. u. XVI. Le- gion 8*. Vereelli: ,, Hölzernes Idol und drei steinerne, mit unbekannter Schrift" 0*.

In England. London (britt. Mus.): Assyrisch-ägypti- sche Elfenbeinplatten 70* 380 f. (Auch Cylinder? 42*) Tesseren aus Lapis Lazuli 382. (Campanari) Würfel mit etrusk. Zahlwörtern 375a. (unbekannten Besitzes) üiscus aus Knochen mit schönem Frauenkopf 97*.

In Frankreich. Paris. (Louvre): Bleiplättchen mit Künstlernamen 158. Assyrisclier Chalcedon mit gellügel- tem Korbträger 105.

In Deutschland. Berlin: (Gerhard) Helioskopf ei- nes Diskus von Knochen 310. Taf. XX, 2. Grilf eines Plektrons von Plasma di smeraldo (Marsyas) 4. (Panofka): Hornligur eines Telanionen 72*. (Ritter) Flötenstücke aus Knochen 11*. Bonn: Glastafeln mit altchristlicher Goldma- lerei aus Neufs 76*.

E. Gemmen und Glaspasten.

Griechischer Herkunft: Philoktet und Odysseus (aus Smyrna) 4, 23.

In Italien. Koni. (Kestner) Diomed mit des Rhe- sos Rossen 38*. Stehender Herakles mit Skyphos. Kar- neol 38*. Todtengenius sich bekränzend. Hyacinth 343. Taf. XXII, 2. (Saulini) Schicksals- und Heilgottheiten, Karneol beiderseits gesciinitten 1*. Venus Victrix, Cain- meofr. 2*. (Ku ns thand el) Kastor wasserschöpfend. Skarab. 37*. IMerkur auf Hahn. Karneol 9*. Meliteus (Ann. d. Inst. VII, 240) 80*. Neapel (Mus. Borb.) Kamee auf Askolien (131, 13) oder als Hylasruf (00*. 207 f.) gedeutet. Taf. IX, 2. Gespann zweier Psychen die Amor zügelt. Ka- mee 358. Taf. X.XIIl, 2. Florenz: Taurisches Idol. Kamee 305, 28. Zwei Psychen von Amor gezügelt. Kamee 358. Taf. XXIII, 3.

In Frankreich. Paris: (Mus.) Euripides in .Salamis. Kamee 315. 374. Taf. XXIV. 3.

In England. London: Löwenjagd des Darios, Cylinder im britt. Museum 53*. (Hertz) Brustbild eines Flufsgottes mit einem Knaben. Karneol 38*. (Vormals bei Dr. Nott) Boreade, Karneol 287 f.

In Deutschland. Berlin. (Kgl. jMuseum) Einhorn, Paste 80. Gezäumter Pegasus, Karneol 94. Zwei Psy- chen die Amor lenkt, Karneol 301. Taf. XVIII, 4. Zwei Schmetterlinge, eben so, Paste 301 f. XXIll, 5. Psyche des Zeus Adler liebkosend, Karneol (neu) 337. (Gerhard): Athene p;rgane auf dem Widder 47. 381. Ephebe in seine Schreibtafel zeichnend, etr. Karneol 255. Eroten, einer gefesselt. Glaspaste 344, Taf. XXII, 5. Zwei Eroten durch eine Thür getrennt. Paste 34 4. Taf. XXII, 0. Erotentrennung und Fahrt. Glasi)aste 345. Taf. XXII, 7. Erotenlährt auf einem Aschengefäfs. Glaspaste 345. Tat. XXII, 9. (Panofka's Besitz): Minerva, docirend. Glas- paste 102. incti: Nike Pannychis („Elina") Skarab. 388. Ungenannten Besitzes: Eros als Sieger, den Schmet- terling versengend 3 43. Taf. XXII, 2. Zwei Eroten um einen Schmetterling streitend 343. Taf. XXII, 4. Flö- tender Eros, vom Schwan getragen 344. Taf. XXIII, 7. Argostödtung 18, 4.

119*

120*

F. M Ü N Z ^E N.

Griechische. Athen in d er Sammln ng desFihrn. V. Pro kes ch-Osten: Acmonia Plirygiae 89. Aenianes Tliessaliae 145. Taf. X, 2. Acnus Tliraciae 273. Tai'. Will, 1 (s. Axus). Ambracia Epiri 94, 52*. Amoriiini l'hrygiae89. - Amyntas Galatiae Rex (vgl- i- '0, 22) 12ö. Arcadia 148. Taf. X, 2Ü. Argos Amplülochium 147. Tat". \, 13. Argos Cretae 149. Tal'. X, 23. Argos Argolidis 276. 277. Tai". XVIll, 15. IC. Aspendus Ciliciae 85. (?)

Axus Cretae 84*. Bargylia Cariae (nicht Cretae) 81. 50*. Blaundus Lydiae 88. Bura Acliaiae 138. Ca- lymna Insnla ('?) 84. Cartliaea Ceae 91. Coronea ßoeotiae 148. Tat'. X, 17. 18. Cierinm Tliessaliae ? 92. Vgl. Krae, Tlielpusa. Cleonae Argolidis 277. Taf. XYlIl, 17. Corcyra Insula 274. Taf. XVIlI, 4 (Didraclime). Corintims Achaiae 275. Taf. XVJll, 7. 8. Ebendaher: Obolen. 52*. 84*. Copae Boeotiae 274. Taf. XVIII, 5. Cos Insula 84. Creta Insula 148 f. Taf. X, 21. 22. 23. 24.

Cyprus Insula? 80 (s. Tarsus). Delplii Phocidis 91. Demetriusl. Macedoniae Kex 92. Elis 275. Taf. XVIII, 10.

Epidaurus Argolidis 277. Taf. XVIII, 18. Erae bei Teös? 93.— Gentinus Troadis 120.— lleiaclea Acarnaniae 147. Taf. X, 14. Hierapolis Plirygiae 125. Inibrus in- sula 273. Taf. XVIII, 2. Incerta 147. Taf. X, 12. Larissa Thessaliae 145. Taf. X, 12. Vgl. 84*. Lebadea Boeotiae 274. Taf. XVIII, ü. Leucas (Obolen und Te- trobolen) 81*. Locri Opuntii 24. Taf. X, 15. Locii Epicnemidii 148. Taf. X, 10. Lyttus Cretae 149. Taf. X, 25. Maeonia Lydiae 88. Magnesia Tliessaliae Taf. X, .5. S. 140. 85*. Melitaea Tliessaliae 140. Taf X, 6 9. Vgl. 80*. Messenia 275. Taf. XVIII, 12 u. 13. Myn- dus Cariae 83. 50*. Myra Lyciae 125. Neapolis Ma- cedoniae 273. Taf. XVIII, 3. Oetaei Thessaliae 147. Taf. X, 10. Orthia Elidis 275. Taf. XVIII, 11. Pa- riuin Mysiae 126. Perga Painphyliae 80. 51*. Piacia Mysiae 91, 126. Plataeae Boeotiae 128. 148. Taf. X, 19.

Platia, Insel? 128. Ptoleniaeus VIII. Acgypti Ilex 126.

Pyrrlia Lesbi 127. Scionae Macedoiiiae 145. Taf. X, l.

.Sicyon Achaiae 275. Taf. XMII. 9. Siphniis Insula 91.

Tarsus Ciliciae 86 f. [Pyra: liochette llercule p. 179].— Tegea Arcadiae 277. Taf. XVIII, 19. Termessiis Pisi- diae 90. Thebae Boeotiae 127. Thelpnsa Arcadiae 36*.

Thuria (so!) Messeniae 276. Taf. XVIII, 14. Tralles Lydiae 125. Tricca Thessaliae 147. Taf. X,ll. Troezen Argolidis 138.

Im Kcrliiicr Museum: Unteritalische Münzen wie folgt: Thuriuni („Nikandros") 117. Thuriuni („Molossus") 117.

Metapont UPlj:::rj{) 118; (//O./) 118. Khegium (///- HOhP.rni:i) 119.— Naxos 119; illPO/i.W:^) 119. Ferner S. 41*: Kaulonia; Metapont; Posidonia; Sybaris; Syrakus Medaillons); Velia; Zancle (Messina). Rom (goldne). C. Papius Mutilus (Stier, Salinim). Sonstige neue Erwerbe (Arsinoe AV, Ptoleniaeus Soter AV, Barce AK, Korinth, Rlis, Lokri, Phästus u. a.) 4*.

S o n s t i g e G r i e c h i s c h e M ü n z e n. Acantlius Maced. 310.

.\chüischcrBund JE, 31S[?]. Alexandria, Aehrensymbol. 50, 30. Ambracia (solarische Typen) 3(17.52*. Apollonia, Alkinoosgarteu73'. AtabyrionV('l'aur()menium)308. Athen, Tetrailr. des Jl(in<x).tid')ji 281 11'. Barce Cyrenaicae, Sillicr (l)uc de Liiynes)41'. CarrhaeMi-sopotamiac (v. Itauch) 318.

Colophon 250 (Miniuermus). Corcyia Criiürlliigel) 73*. :{10. Caulonia Bruttiorum (Apollo und \\ilon) 11* 120 11. 208, 54. Tal. VIII, 7. Cierinm Thessaliae (Wien) 93. Cleides ins. 3(19. Daniastiiim Epiri (.Schmiedegeräth) 12*.

Dictyuna Cretae 102*. Ilarpagia Mysiae 149. Ly- kische Münzen 12*. Marsische 208, 54. Mylasa Cariae 126. Mytilene(Sapplio) 120. Naxos Siciliae 1 19. Ni- caea ßitli. (Nero und Agrippina) 388. Nymphacnim Tlira- ciae 140. Orthia Elidis (l'aris) 175. Parium Mysiae (Mns. zu Modena) 120. phaestus Cretae (Pasipliae) 25*.

Plate (lUllTAN) 14. Pütauische Insidn ( R. Hand mit Cestus?) 14. Sardes: Kopf des Tmolns49*. Tylos 110.

Sparta, Münze des Kleomenes (Athene Ergane) 47. Syracnsae Siciliae (Apollo mit Blitz) 307. Tarsus CiL (Sardanapal) 78. Tanromeninm 308, 13. Thermae Hi- merenses (Herkules u. Nynijihen) 380. Thyrrenm Acar- naniae (V. Rauch. Berlin) 140. Byzantisches „CONOB" 15. Römische: Fainilienmünzen der Aburia 308. Kai- sermünzen von Aelia Ca|)itolina lat. Inschr. 318. Münz- sammlung des Pfarrer Ackner bei Hermannstadt 111*. Dacische Münzen, Münzfunde und .Sammlungen 112*.

G. Inschriften, nach ihrem Fundort.

1. ORIENTALISCHE. Ägyptische: Königsliste von Karnak (Paris) 151. Piedestal einer Katze in. Inschr. 108*. Assyrische aus Niniveh, Niinrud, Kuyunjik (London) 58*. 380. Obelisk aus Niinrud (ebd.) 379.

PuN ISCHE : Anweisung für Oi>fernde (MnrsciUc) 305. 2. GRIECHISCHE, herstammend wie folgt. Aus Aefiiiplen: Papyrus des Hrn. Harris 69*. 71* (Hyperides) 108* (Zahlnngsregister). Alexuntlria: Amphorenhenkel, meist rhodische 4, 25. 10 f. (Stoddart), auch knidische 69.' Vgl. 35*. Atlihn: Prytanenregister (Athen) 90*. Aba- cus aus Salamis 42 If. . Bospuntnische 56 if. Constnnti- nopel: circensische im Serail 10*. Corci/ra: Grabinschrif- ten 4; juristische 91*. C'i/renc: IniaxivKai räv y.oüvc.r 234. Delos: .Stelen (Mus. zu Syra ) 333. los: Hoinersopfer im Monat Ilomereon (ehd.) 90*. 333. Lampsalios, auf .Silberge- ratli 110* vgl. 335. Mijhttiius , Stelen (Si/rn). Niciia: Pa- troclus, riim. Beamter 91*. Pnnliknpncon (Kertsch): In- schriften des Leukon S. des Parisades 57; Rheskuporis IV', 58; König Teiranes 00 if. Sicilisehcr Amphorenhenkel 10 f. Xnnllios: Friedenssänle 33* if. 07*. Uniicnnnntcn Fundorts: homerische Inschrifttafeln im Louvre 150.

3. ITALISCHE. Altitalische. Etrusliische des Tar- quiniergrabes zu Cäre 43*. Achvizsr (bfür 5 oder F) 7*. Epiur 150. Usil, Uprius 9*. Malaiisch 40*. Phujdihins, Areathe, Sirne, Senila 187. Epn. 187. Tarchnas 43*. Zahlwörter (mach, thu, zal, huth, ki, s'a) 375. P'rentnniscJie Biistropheiloninsclirift (bei Ortona) 92*. Miirsischc Erztafel von Ra]iino iHcriin) 8,28. Osfrisc/i-grie- chische der Mamertiner 4. >Sn»iH((isi:/i-griechische zu Anzi 3*. Altlateinische. Aecetiai pocolom 154. Griechische auf Vasen: ov .iHrjog lart KoQivSog 22' 2ij(CTioi(>yov K).oai<Tcuiä(i)Q(jr 190, 13. Auf einer Thon- form 190, 14. u. a. m. s. Vasenbilder.

Griechisch und Lateinisch: Inschrift aus Genzano (A. Ter. Varro Murena; 92*.

Lateinische nach ihren Fundorten: Amileruum, Ka- len<ler 107*. Atiliinn: Consnlarfasten 4. Athen: Iladriani- sclie Inschrift des Wasserkastells 29. Aijuilit: Kalender von Amiteruum. Ji-e//ij(o (Zigarelli) : Daeo aeterno 0*. Cnjnzzo: Bacchus Ilebon (uneclit) 6*. C'nuosn : Medella Dasnii iilia 10* und Consularinsclirift im griechischen (Jrabmal 42*. C'illi: Jul. Vepo donatus civitate romaiia, Noriciim mediter- raneum u.a. 8*. Jovi Fulminatori ebd. Cividnle : Praef. Civil. Moesiae et Trebell. pra<leit. civ. 8*. Cijpern: Co- horteninsclir. 91*. lielimum: Poinponius Bassulus 2*. Ecla- nia Primitiva, Erztafel (ans Ed.?) 0*. l-'undi: Patronats- tafei 4*. Aeiipel (Mns. Borb.): „Bacchus Hebon" 0*. Piil- miirn : Septimia Zenobia Angusta 10*. Pompeji: Mauerin- sclu'il't<n II. Pdzznoli: „Augustah s" 91. Kom. Inscliriften aus Tor Marancia (Pal. Guglielnii; Herz. v. Chablais): Constanti Barbatus Cermarius, mit zwei bepackten Pferden ; Inschrift des L. Verus a. 166 n. Chr. und Grabschriften 376 If. Grab der I<'ontejer hei Porta Maggiore 0'. Viii Sehnst ifinn (CamiKuia): Cappadocisclies Itinerar 192. Col- legiuin symphoniacorum 43.* Sttmninni (500 Inschr.) 11,26. Tivoli: Miniciiis Natalis 39*. I'ennfro: Rom. Oecret 4. Venusium: (Amplütlieater) 9*.

Sonstige lateinische Inschriften. Britannische: Milit;irdiplom ans Stannington 91*. Daeische: Militärdiploin ans Ennyed 2*. Gnllische: Städtenamen von Lyon, Nar-

121*

lionne, Oranp:PS (zu Ni.siiips) Ol'. Gcnniinisctie: AFilitiirdi- (iloiii lies Nero ans Bait-in) iM'. Dmisclic aiicli Ol*. (UehfT Neifjcljaur'.s Sairiiiiliiiifjen; Malsmannschc Ilolztat'eln). Auf Ijttmpen: Glailialoreiinanicn 150, 18.

122*

III. IM A L E I! E I. A. Wandgemälde.

1. Au.s Herkihanum ind PoAiPEjr. HerhtJnnisclic : Pliädra nml Hippolyt (I'. .rKic. III, 15) 07. Ipliioenia in Taniis (1'. (l'Kic. I, 11) 249 (f. Pan, Seleiie, Helios, Leiikotlica (1'. <rEic. II, 10) 12. Aus Pompeji. Neuere Funile: Sicilien und Alrica 50 11'. Herakles bei den Nyni- l>lieri (sonst: bei Auge) SSI. -- Pasipliae, Tliesens und Ariadne, Verklärung des Homer, Tlietis und Arliill (3 Bil- der) S. 3. Neueste im Haus des M. Lucretius, aus- liihrlich verz.eiclinet, S. 11)0 11'. 141 II'. 20*11'. 'lO* II'. Darun- ter drei lebeusgrofse Wandgemälde: Herakles bei Oinphale 2G*. iOM'. 100 1'. Die Krzicliung- des Bacchus 20*. 40*.— Bacchus (20* 111 1.) oder der ]\Iacedonierköuig Argäus (00*), ein Siegeszeichen errichtend. Ferner Hymenäos und Bräu- tigam, Prouuba lind Braut (oder Demeter, Kora, Dionysos nach Avellino) 141. Schwebende Frauen mit Füllhorn und Prora 141. Narcissus 131. Phrixus und Helle, Poly- phem und Amor, iisrhende Venus und Iris, Göttermasken mit Thierattributen [auch ,,Hebpmaske." Venus?], Paris und Aplirodite, Amazoneuspiele mit Nagel u. a., A|ioll und Dapline, allerlei StiUleben 1 53. Brief mit Auf'schriH 27*. 1 13. Amoren mit Psyche und musicirende, Cyiiarissus, Jäger und Hund den J\Fond auliellend, Chiron und Achill, Isis-.Selene und Horus Phosjdiorus in. Inschr. eines Photulus (vgl. S. 38*), sämmtlich 144. Labyrinth ni. Inschr. 50*. TMinotaur und Fliigelligur, goldne Decken -Grup])e 50*. Atys und Nymphe 205, 2.S. Fackeltragende Ceres ebendas. Aus Zalin's 'Werken: Leda 40*. Gladiatoren und Architekto- nisches 42*. Nessns und Dejanira, Apoll und Klytie 50*.

Sonstiges aus Pompeji. Lichtgotllieiteu: Helios und Khodos (>I. Borb. XI, 33), Phaethusa und Kos (j\l. Borb. Ml, 5) 12*. Hektor bei Paris (M. Borb. \F, 7) 24S. Diana zielend 75*. Ij)higenia in Aulis 72*. 254. Iphi- pfenia in Tauris 2531'. Prianios und Kassandra 12*. 241 f. Tat'. XVI. Hylasraub, zwei Gemälde 200, II. 385, 1. Olympos von Pan oder Marsyas unterwiesen 310. Achill und Chiron 310. Abholung iler Briseis 330. Rück- fiihrung iler Chryseis 330. Leichenzug des Talos 387.

2. Ktriismscue. Ciire: Ciastmähler 4*. Kriegs- nnd Opferscenen 02*. Eingesetzte ^bemalte Thonplatten 02'. Clnsium: Wagenrenner, Kinger, Faustkämpl'er, Preis- vertheilung 3. 10, 10. 310 11'.

3. Komische. VUla Piinfili: Oknos 283. Tilusihcrmen: l'hädra und llippolyt 07. Heimkehrende Schnitter 111.

B. M O S .\ I K E.

Rom. Lateran: Palästrisclies 20*.

Pnris. Louvre: Neiitunswagen mit Wassenlämonen 140. 58*.

Schweiz. Mosaike aus Orhc: Theseus, Ariadne, 'Pritou 00*, 5. Ans Himxi'iiz: kretisches Labyrinth 00*.

In Dei TsciiL.VNr). lierlin (Aluseuni): Kentaurenjagd (Marefoschi) 3. 10,10. Askolien 132 1'. Tal'. IX, 1. Ad?«: Dichter- und Pliilosoiilienköpl'e 1.* Trier (Basilika): Ni- schen mit Alnsaikverzierung 43*.

Ungenannten Ortes: llvlasranb von Minutoli [lu- blicirt 200, 11.

C. V .\ S E N 11 I L D E R.

1. Griechische. Aus Cijrenc 151.

2. MiTTKi.rr.M.iEK. /{om (Vat ik an): Plutos und Ihn (Passeri II, 155) 38* f. Menelaos, Helena, Himeros 180.

Arch. Z. Beil. 8.

Brustbilder des Herakles, Hermes und Athenens 220. JSasseijijiu: Prometheus und Here 3, 14. Argostodtung. K. Kämpl'ender Herakles 17. Hochzeitsziige, hrnttührungdes Cerberus 4*. Vier Männer von Wespen angefallen (jetzt im britt. Mus.) 5*. Silen vor ithyjih. Maulthier. K. Kro-

talistria zwischen Silenen. Schale m. Inschr. 7' f. Zwei

Triklinien, Schale 8'. Tod des Patroklos; Todtenbe- stattung; Athene mit Ölbaum in der Hand S. 23*. Hera-

^ - De-

polellt: Vier Gotterpaare 21% 12 (nicht 13). Gräa 21* 13. Herakles am Spinnrocken, Hermes und Dionvsos (Ni- kosthenes) 21*, 13. Eos, den Titlionos verfolgend, m. Inschr. 22* f. LiimOruschini: attischer Kaub des Palladium.« 258 If. Tai'. \.VI1, 1. feati: E:rmordung des Aegisth; Per-

Fiinf Götterpaare 1* f. Bacchus im Gigan- tenkainpf 5*. Bärtiger Dionysos und Kora, ivOnonatioi 0*. Pasiphae mit dem Minotaur im Schofs 0". Dop- jieldionysos 25*. Kampfscenen (Glaukytes) 37*. Preis- vertheilung 38". Theseus, Poseidon, Pirithoos 30*. Vor- räthe des Prinzen von Cmiino (vgl. München): Kylix mit /iiiiiiXKinoTfO 10. Nike und Kitliaröd 323, lO' Son- stiges: Admet und Alcestis 15. Prometheus und Here (Schale m. Inschr.) 3. Achill's und Patroklos' Rüstung m. Inschr. ebd. Florenz: Vase Francois 10*. Dioskuren und E|)hebe 10'. Bacchusidol 10.' PizznIi'HChe Samm- lung 17 (jetzt Hrn. Blayds in England gejiörig).

3. Unteritalien. Nenpul , Museum: theatralische In- schriftvase 101*. GroTse Ainazonenvase 371 •>. Paris-

urtheil (Gottheiten zu Wagen) 205. Parodie der Sieben gegen Theben 287. Silen bei Midas 334. Athene im Zweikam])f m. Inschr. 351. Sammlung Snniimgelo: Me- deia 31. lloclizeit von Zeus und Hera, Dionysos und Ariadne 217. Zeus in Gotterverein 218. Adonis und Aphrodite; deren mystische Hochzeit; Lichtgottheiten, lacchos und Kora; Pan, Aphrodite und Pothos; Eros, eine Taube schiel'send; Apoll, Artemis, Athene; Artemis' dem Apollo opfernd S. 210. Hermes und Hej)haistos; Brust- bilder von Dionysos, Seinele und drei Hören; Herkyna, Eros und Aphrodite; Amazonenschlacht und Unterweltsscenen (Orpheus, Styx, Lyssa, Kerberos u. a.) ; Herakles Kallini- kos und Hermes Knagonios 220. A])lirodite eine knieende Amazone bedi(diend 73*. 221. Aktäon [Keviie archeol. V, 400ss. pl. 100] 221. Gefäfs mit Andromeda und Amazo- nen, Eros, Aphrodite und Peitho , unten Thetis, Perseus Scylla und Ino; Urtheil des Paris; Orest und Pylades auf Tauri; Wettlauf des Pelo]>s und Oenomaus; Elektra an Agamemnons Grab; Hypsipyle opfert für Chryse; Glauke's Tod durch Medea's Geschenke 222. Vase mit Tvdeus Dejanira, A|dirodite, Plitlionos, unten Oineiis, Peleiis, The- seus. R. Demeter, lacclios und Epheben, Herakles mit Ker- beros S. 223. Rüstung; Kriegers Abschied; ^Musikali- scher Wettkampf; Kunsttänzerin; Tänzerin und Knabenliebi- m. Inschr. 224. Jietltutlie Stimiiiluiiii: Inschriftvase des/Ao- ;.i'f(Tj;)s 3. 10, 15. Desgl. Aphrodite Pannycliis u.a. 12*.

205. Oedipus und die Sphinx, Parodie •.>87 f". Aphrodite

und (Jrazien; A)diro(lite und Charis, Morra spielenil 210.

Die Musen; Dianenandacht 217. Silen u. Nymphe (Eos); Ker und Sirene; Orakel des Picus; Oedipus', Sphinx und' Satyr; Ringende .Satyrn; .Schale mit Inschr. i/!lrc( 248. Sammlung des Hrn. Temple: Trinkhörner verschiedner Form (Pegasus, Pferd, Frau mit Sankörper und \ ogelschwanz) ; llippolyt vom Stier bedroht; Ganymedakopf 245. Andro- meda und Perseus; Komiker mit Dreilufs; yt-ynDo? ättluwv {-liog Z'ioDjoos) 240. '

II

123'

124*

Im Kii nsthandel. BeiHrn. ßnrone: Argostodtang 18. Argos l'aiioptes, lo und Hermes; tanzende Frau zwischen zwei Männern; Menelaos, Himeros, Helena, Peitlio; Flügel- jüngling zu Rols; Hermes, Herse, Agiaiiros; Hjdria als Hochzeitsgabe 189. Hydria zwischen Jlann und Frau; Hemera undNjx; Hopliten und Frauen (Trompetender Mohr als Schildzeichen); Amazone auf einem Greit; Grabes-Ab- schied; Kantharos m. Insclir. .i"rKri(o) inyov 190. De Cre- sccnzis: Doppeldionysos (s. Rom, Basseggio); Baccliantin- nen 25*. Mann in Frauentraclit; Aphrodite und Adonis 20*. Vasenscherben aus Allamurn (Lupatia) mit Namen der Herakliden und der Alegara, des Hermes, Triptolemos, Rha- damanth, Aeakos. R. Ionischer Tempel von zwei Statuen gestützt G9* f. Aus Cnpun (im Kunsthandel): Eos und Ke- plialos; Boreas und Oritliyia; Bacchusidol (D. Dendrites, Dione, Ariadne); Dionysos und Marsyas; Agamemnon und Thersites? siimmtlich S. 205. Bärtiger Krieger (Thersi- tes). Bei einem Kupferschmied: Pliädra's Anklage 250.

Vormals in Noia (Calcj'atli): Zweikampf des Ares und Herakles m. InscIir. 351. Huvo { Jnlln'sche Samm- lung): Talos-Vase 15. U*. 261.102*; drittes Stück (R. Dios- kiiren zwisclien Nike u. Athene Asia) 369. Taf. XXIV, 1. Argostödtung 18, 1. Ebendaselbst: Urtheil des Paris (He- lena statt Aphrod.) 205. Pnlcrmo (Principe dcllu Triibbin) : Oilysseus' FUicIit aus der Höhle des Polyphem 288. Da- naiden und Oknos parodirt 284 f.

Ungenannten Besitzes: Vergötterung desAnchises [jetzt in Berlin] 3. Poseidons Liebe zuPelops ebd. 3. lo- oder Korakopf als Gefäls 102*.

i. Oberitalien. 'I'ricst (Sammlung Fnninnn): Silens Ankunft bei Midas. .Schale des Ergotimos 237. 335.

In Frankreich. Paris. Louvre: Eleusinisches Preis- gefäls 372. Krösosvase 150. Palladienraub 26511'. Taf. XVn, 2. Ca b inet des medaiUes: Grol'se Vasen aus Cäre; Cyrenäische 151. Sammlung Blacas: Artemis Ela- pliebolos 76 f. Kassandra. Ü.Aeneas 225 11'. Taf. XV. Musen. Lekanedeckel 247. Eros, einen Jüngling mit der Geifsel verfolgend 324. Mann, Trinksprucli 15. Duc de Luynes: 152. Theseus, Poseidon, Pirithoos 39*. Graf Pourtales (Cab. Dur. 410): Ajax und Kassandra. 214 f. Taf. XIV, 1. R. Flügelfrau 215, 40. Raoul- R o che 1 1 e; Medeia, unedirt 39. J. d. Witte (Cab. Dur. 204): See- lenführung 335 f.

In England, hnnilon. Britt. Museum. Neuer Erwerb: Dicliter u. Flötenspielerin m. Inschr. 12*. 39*. Musäosvase 188. Scliale mit zwölf Göttern 188.205. vgl. l*f. (Rom, Braun). Jagd zu Wagen 53*. Aus Aristo- phanes Wespen? 69' (vgl Rom, Basseggio). Eudämo- nia, Pandäsia u. a. (Steiiart) 153. Herakles an Hera"s Brnst; Diomed, Odysseus, Dolon ; I'>uropa auf dem Stier; Am|)lLora des Polygnot; Vase m. Inschr. des 'i'leson; Hi- schylos u. Plieidippos; Acliill und Troilos, Hydria 153. .Scluiiiede (loner, Kadmos?) 154. Automedon und Achill. R. Peiitliesilea. Kantharos r. F.; Dionysos und Silen, Plio- bos(Mnbleine. Rhyton; ,,Aecetiae pocolom." 154. Desgl. aus Millingen's Nachlal's: Amazone mit Greif kämpfend, Rhyton; Herakles und Triton; Zwei Mänaden; Herakles u. Antiope; lukanischer Kantharos mit r.vno).ii y.uX(ji\ Urtheil des Paris, /{.Herakles vor Pallas; Fragment eines Argonau- tenopfers S. 155. Fragment einer Pallas; Eos zwischen Flügelrössen; Kylix des Eucheir, Sohn des Ergotimos; Fragment einer Niobe (oder AndromacheV 3871'.), sämiut- licli beschrieben S. 156. Aus Basseggio's Vorrüthen : Tliierliguren, Holmos; Argostödtung und Herakles iniAina- zonenkamiif; Strafe des Sisyplios und Apoll zwischen zw<'i Frauen 1U7'. Patroklos über ilen Schilfen; Pallas und Enkelados, Kylix mit Innen-Bild des Töpfers Keramos 108*. Psykter: Dionysos, Satyrn mit Hasen. /{. Theseus und \li- iiotaur )Ü8*. Früherer Besitz: Orest vor dem Areo- pag 154. Volcentische Schale, früher auf Unterwelt, jetzt

aufChryseis und Briseis gedeutet 330. Im Privatbesitz. Blayds (vormals Pizzati): Endymion mit Hund 17. Taf. II.

Hermes Argeipliontes 18 f. Taf. II. Hope: Tödtung des Argos. R. Herakles u. Hyllos 18. Lord Northampton: Achilles Kampf mit Memnon, Vase des Nikostlienes 102*.

In Deutschland. Berlin. Königl. Museum (nach der Bezifferung in Gerhard's Verzeichniis): no. 649. Pana- thenäischer Festzug 211. no. 841. Olympos, Doppelflötner 335. no. 855. Nike und Lines 323. 8. Taf. XXI, 1.2.— no. 869. Eos u. Kephalos 323, 10. Taf. XXI, 3. no. 902. Zeus und lo 19. 42. no. 1004. Tod des Patroklos 23*.

no. 1007. Ermordung des Aegisth 24*, 20. no. 1013. Verfolgung des Kephalos 322, 0. no. 1016. Bruchstücke der Hebe- Vase (Vermählung des Herakles und der Hebe) 373. Taf. XXIV, 2. no. 1025. Achill auf Lenke 97 f. Taf. VH. /{. Achill und Memnon 86*. no. 1030. .Schale des Sosias 2*. no. 1033. Pegasos' Geburt 17*. no. 1643. Kassan- dra 211. no. 1Ö92. Zeus u. Here (Rückkehr der Kora) 0*.

no. 1741. 1742. Halin und Henne, zwei Schalen desTleson 191. no. 1749. Kadmosvase 42. no. 1940. 1941. Apollo und Dionysos. Thongefäfs 113. Taf. Vlll. 1 u. 2; 205. Aus Gerhards Trinkschalen und Gefäl'sen (I) erw älint : no. 1 750. Gi- gantenkampf des Aristophanes u. Erginos; no. 1758. Bacclii- sches Opfer; no. 1759. Bacchischer Tanz von Koinos und Kissos ; no. 1763. Herakles u. Busiris; no. 1766. Urtheil des Paris undHelena's Entführung 00*. Neuerworbenes: Erste Scene der Aristophanischen Frösche 100*. Messapische Inschrift 206*. In Panofka's Besitz : .Sieger der Pannychis 383*. Desgl. Gerhard's: Ajax u. Kassandra. R. Theseus u. Antiope 210 f. XIII, 1 3. ivor^sniAe: Parisvase 322. Leip- zig: Perseus parodirt 308, 52. München: Medeavase aus Canosa 33 (f. Taf. III. Jasons Hochzeit, grofse Vase 39*. 2 47. lo's Fesselung 19, 8. Ivampfliahn rnd Hase von AVölfen verfolgt 17*. Dürstender Hirsch unter .Silenen 17*. Argos und lo, Kentauren um Arge streitend; He- rakles von Kynosarges; Triton mit Hähnen; Demeter im Tempel 18*. Doppelköpliger Kantharos 113. Ebenda- selbst aus Lucian Bonapa rte's Vorräthen : Sinkende Amazonen; Apollo und Tityos ; Herakles den Lines schla- gend? 18*. Erichthonios' Geburt ; Ganymedes im Götter- kreis; Priamos beiAcIiill; Raub der Korone; Apotheose des Herakles; Pieros unter den neun Musen 19*. IVeiwnr: Ajax und Kassandra 209 f. Taf. XIII, 4. 5. IVien: Ajax und Kassandra (Lamberg) 213 f. Taf. XIII. 6. 7*). Helios Atabyrios 7 4*. Taf. XX, 1. Parodie des Oknos 280, 3.

Ungenannten Ortes: Parodirte Antigene (Gerhard Bildw. LXXIII. Ann. d. Inst. XIX. p.2l6pl.K) 333.— Aphro- dite und Peitlio, Morra spielend (Dubois-JMaisonneuve? XVI, 5) 247. Jason und Medea's Hochzeit (Millingen Peint. VII) 39*. Kassandravase, vormals einen Grafen Albergotti ge- hörig (Passeri HI, 294) 215. Taf. XIV, 2.

D. EiNGEGKABNE ZEICHNUNGEN, meist ill ErZ.

7{o)ii: Im Collegio Romano: Kircliersche Cista73'. 75*. Ebendaselbst bei Dr. Braun: Flügelgestalten in eine Mu- schel gegraben 100*. Im Kunsthandel: Spiegel worauf •Achill und Penthesilea 39*. (Andre Spiegel 0*. 9*. 12. 39* erwähnt s. London.)

Piiris : Duc de L u y n e s : Spiegel mit geflügelten Frauen (Grazien?) 332; mit Aiioll und Diana 332; mit Helena, Pa- ris, Menelaos, Klymene 332.

Luniliin: (brit. Mus.) Cista mit sepulcralen Giafliti 186,8. Eos und Kephalos, oder Hyperion 331. \ gl. 9.* (Usil, Uprius). Am|ihiaraos, Ajax u. Lasa 331. 39'. Ilektor und Ajax im Zweikampf 39*. 332. Sciiniückung der Ve- nus 12. 331. vgl. 6*. Bacchus, Ariadne, Semele 187. Zwei Krieger (Epn) 187. Erymantliischer Eber, Eury- stheus 187.

Jicriin (Gerhard): Eos unil Kephalos 322, 0.

•) Nach einer briefliciien Bemerkung des Hrn. ./. Aiueth sind die Inschriften dieses Gefiil'sbildes eingeritzt.

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126*

B. R E G 1 S T E R.

(Das hier Vermifste ist im Denkiiuiler-Verzeiclinirs naclizuselien).

Jhgüsse assyrischer Sknliituren (Lottin de Laval) 202. Ahrudhnnijit (Dacien) römische Ber^Herksarlieiten 109'. AIjsliutiiiiiniissiltc 2iSI If. Ahunilnntin für Fortuna .')!. Ahurhis (Apollo A.) 308. - Achilles auf Le\ike. Taf. VII. 07 11". auf Skyros I.V.I. 42. AdiiU's Lustration auf Lesbos

99. Achilles Verwunder und Heiler des Leonymos 101. Achilles als Apoliat hei Leichenspielen 201. Achilles, Kromenos iles Patroklos, unhartig 330. Im Pontus vereint

100. Alller auf dem Arm des Zeus 128. Andeutung für den Geburtsort des Zeus 12.") f. Atllerlöpjhie Gottiieit (assyrisch) 104. Ailiubaie, Königin von A. Grabmal 70'.

Adonis und Aphrodite 20'. 219. 31 i. 300. Accelin Es- siggöttin? 154. Aeetes als Scliattenbild 39. Aeijisth^s Ermordung 24*. Aeituptische Könige ( XXII. Dynastie) nach Fremden benannt 72'. Acliii, Bosporanische Köni- gin Ol. Aenens griechisch bekleidet 227. Derselbe, CU- rimonialmeister Roms 229, 23. Aepfehpicl 240, 1. Aequani Faliscani .")'. Aelhiopis in Kunstwerken wenig benutzt 99. Aethrn u. iMedea 317. Aetolus als Stamm- herr 99. Aninneiiinon's Schatten 252. 254. Ai/alhodä- mon 23'. Derselbe als .Silensmaske 2 40. Hyalhovg, hosporanischer Name 02. Aijhuiri>s und Ilerse? 189 Aijonalicn dem Janus heilig (21. Mai) 108. Ai/urn Min- derung und Kern der Städtebildung 292. Ajn.v unsicht- barer Führer der Lokrer 101. Derselbe hartlos 220. Derselbe mit Keule 200. Ajax und Kassandra, Quellen und Darstellungen des Mythos 210(1. Aidos 2 45. 302.

Ahndemie zu Berlin 11. 12. Ahelos S. der Malis 49*.

Akrntjns, Zeus Atabyrios 308. Al.tiiun 221. 300. Alnhitndn, Romafeste 53. Alabaster von Monte Circeo i*.

<c).txTO>Q 7]iifnö(fiin'og 47. Alesiaion, Markt 293. Ale.rander's Trium])hzug im Forum Augusti 100*. Ali- menldrccrunUmuj 39'. Alihernus, Apollo Helios von Hie- rapolis 125. Alhiiinos' Gärten, M. von .\pollonia 73*. Allion (nicht .Mon, Aulon) von .Sophokles verehrt 124. Alphiihet, Zelt der Kinlülirung in Italien 39*. Altnniura (Lnpatia), Vasenfunde 99'. Alllni/sleOen auf Vasen 5*. Allntlischc Seclistheiliing im Münzwesen 43. Amazoneji auf einem Greif 190; von Aiihrodite bedroht 221. 73'. Amnzujicuhihler am .Mausoleum 82'. Dieselhen, Bezug auf Artemisdienst 82'. Aiiinzniicn u. Centauren 314. Amme, Verschleierung 36. Amor als persönlicher Genius 338. 354. Amor nnd Psyche, baccliische 357 11. Amphiariios, .\jax 11. Lasa 331. Auiphilrijoirs Heimkehr 303 f. Am- phithcnler in Schluchten gebaut 230. Amphorenhenlel mit Stempeln, s. Denkmäler- Verz. Terra- Cotten. luivma, Trunk und Geläls dazu 352. Aiichiscs nnd Aphrodite 1211'. Taf. I. /l«(()-()»u'(?n- Vasen 222.240. Thon-Gruppe 3(11. Ajulroyi/nischc Arteniis in Aricia 77. Ancmodulion des Tlieo- dosius 104*. Arilenor u. Tlieano 259. Anteros 340. Antiijone parodirt333f. .•l;)c/?c,f, Darstellung des Kriegs 100'.

Aphrodite gelagert 218; barchisch 300 f.; A. .Mori)lio gefes- selt 04; Papilla SO. 8S ; Thonligiiren mit Blumen u. a. 278; mit .Scinvänen 3(10; blunienreidi 300. Vgl. Ailonis, Pan, Li- bitina. Apnlhm als Paian heilend unil schlagend 119. KccSünDji lind Päon 120; Abnrius 308. Derselhe in Thes- salien verehrt 85*; in Myndos 81; Larissenos 85*. Der- selbe mit zusammengebundenem Haar 84*; mit Mütze [?] 278, 1. Derselhe und .4rtemis, Lielitgottheiten 332. Derselbe nnd Dionysos 110. Apollo7iiiis für Trözen 8i. Apollouios, Bilillianer 7'; Elfenbeinarbeiter in Rom 7'; Stempelschneider auf Tarent 118 1'. Apostelliilfel 110'.

Apnlischer Dialekt 10'. Archäologische Vereine u. Zeit- schriften 11. 200. Archiiolugisches Institut zu Rom l'H. 37' IT. 85' If. 97 (f. 384; brittisches 100; zu Göttingen 384.— Archiioloifische Gesellschaft zu Berlin 10* if. 17'. 40* If. 57' If. 71' if. 100*11'. Ares gegen Herakles 351; gegen Athene 351. Arelhos, Scholiast 239. ylri/fios Maced. Sieg über Galauros 00*. Arijanthnnischcr Berg: Hylasruf 272. Argeiphonles Hermes 17 Anm. 2. Anjcstreit parodirt 18*.

Arijo, von Fichten des Pelion gebaut 86'. Argonauten des Kydias 103'; iles ^likon 371. Arifos, doppelköpiig 17. 18. 188. .-lr./ostödtung 17, 3. Arimlnc verhüllt? 299; der Dresdner Statue ähnlich 299, s. Dionysos. Aricia: Androgyne Artemis 77. Arioti, Rofs 30. Aristiios, in Kalymna 179 f. Aristes oder Aristenos, Stempelschneider 118. Aristippos Stemjielschneider (Metapont) 118. Ari- slophanes'' Frösche 100*. Arislophon's Gemälde 127. Aristoxenos, Stempelschneider in Metapont 118. 'Anna- ytov, Gefäls 352. Arsudii, lykisclie .Stadt CinaaiifTg) 68*.

Artemis mit Keule als Berggöttin 20 4; androgynische in Aricia 77. .^rfciii« Brauronia 20 4 ; Klaphebolos 70 f.; Fai- pra.\ia88*; Heineresia 99; Korytliallia 301 ; Lygodesmos und Fascelis 77; Munycliia 204; Myndias 81 ; Pergäa 80 ; Tauro- polos 77. Vgl. Ilere. .-IrfCHiis-Dienst in Halikarnafs 82*. Artemis u. Athene 205. Asin, Atliene, 370. .Jsicns Antheil an griechischer Kunst 2 ; an ägyptischer Symbolik 1 1. As- hniiios, Flufs, beim Hylas-Raulj, üaxiui'8iv 270. Aslde/ytos in Aulon verehrt (Luftreinigung) 124. Asholien in Athen, Theil der Dionysien 130. Derselben Verbindung mit dra- matischen Siiielen 130 f. ünxo)).! a^iiv, hinken, hüpfen (von xiüi.or) 129 f. Assyrischer Cult 11. 55*. Assi/rische Re- liefs, Farbenspuren 52*. ^-Ijssyri.sT/ic Kunstübung 103; Styl 107.168.55*; Kunstgeschichtliclies 57'. Assgrische Funde 193. Astiirte ein Ei halteml (sardisch) 304. Astcrion (Minotaur) 73'. Astrape u. Bronte, Heliosrosse, Deutung 307. Atahgrios Zeus oder Helios 305 11'.; ein k. Teichine 309. Athen: Cisternen 24, Brunnen 25, Wasserleitungen 20 f. 29. Athen: Oholos, Eintlieiluiig in 'i /cdy.ov; 44. Athenische Kunstschule in Rom 7'. Athenische Silberte- tradraclnnen 281. Athene, friedlich, im Gegensatz zur bewaifneten 04; doppelt 115. 207. Vgl. 24*, 18; mit auf- geflochtenem Haar 67*; mit spitzem Helm 265; hält einen Oelljanm 23' f. '--iOiirijs t!>))i[os, Lossprechung' 282. Athene, Erbauerin der Argo 80'; .\sia in Las 370; Ergane in Melos 47. Desgl. auf M'idder 47. 381; unbehelmt 228; in übermenschlicher Grölse 211, 74; Flötenbläserin beim Waü'entanz 102*; Kallimor])lios? 03. CO'; Lemnia ebd.; Mnemon 255; Narkäa276; Skiras 78; Ohermaclit über Erd- gottheiten 332; Athene und Artemis 205; mit Diosknren 102'. Vgl. auch ijvxofio;, Palladion, Parthenos, Peplos. Atlan- tis mit AVasser versorgt 31, 27. Atrium sutorium auf der Velia 109. Atlriliute vermil'st 115. -■Kfi«-«, Palast- gründer in Nimrud 380. Auli-nu tiii, assyrische Gottheit 71*. Augen, Symbol des Helios 309; böser Blick? 309; mystischer Geräthsrhmuck 312. Auguslus, Sieg über .Si- cilien 50. .lihd'ov iti/oi, .Stadt am scliwarzen >leer 16.

(wj.tq 72*. Aulis, .\ulokrena, AVindstadt 122. Aulis, ^londgottheit, mannweildich 77. Aulon, Stadt, Gebirg, Heros von Kaulonia 124; friedlicher Dämon von Aulis? 72*.

Attlonia, Windstadt 122. Aulonia 122. Antonios ne- ben A^klepios verehrt 124. Anraria in Dacien 110'. Aurelia Via 3'. Aurelia, Beiname von Städten 318. . Ausgrabungen 1. 193. 201. Vgl. Altamura, Kalymna, Rotten-

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biir" Trier. Aulomnlcn , aloxamlrinische Eründung 104.

Autoiioe'? 302. Anxcsia imil Damia 1 iO. J.rt in

Ureizack endend 12j.

Jiaal, Mensclienopfer vor dessen Tempel 365. Bac- chische Genien 356. Bacchus weibiscli 359. Bncchus in Sänlent'orm l'.l'. Biirin, Bez.ug auf Artemis 264. i;äy./<ji 80. BtxU des ZciisLindes 80. ßulXtiv tödten 78. Bandförmige Einfassungen der Augenbraunen, etrus- kiscli 98. Barbaren von .Alikon grofser als die Hellenen ■Gebildet 373. Barbarisiuen spatgrieclüscher Inschriften

liO. Barbaras, Pferdenamen 376. BaryijUa von Bargy-

los benannt 82; heilst auch lii'.riyvhi, (r«) 83. Bartlo- siiiheit späteren Kunstgebrauchs 226. jiciaO.u'ct: ö (n\ i(j» ,i((ö//.. Beamtenwürde 62. Basiliken nacli vorn oifen 102*.

Basis, eine für melirere .Statuen 291. A'hssk/hs (Pomp.)

Komödiendichter 3*. Ballus-Grah auf dem Markt von Kvrene 295. Baum]iflanzunijen auf griechischen Hlärkten 2(15. Bauuerle, neu entdeckte 19'i. Bawian, Felsre- liefs 199. Behislun, Felsreliefs 199. Bemnluny von Sarkophagreliefs 88*. Beryuerle, römische 109*. Ber- lat in Dacien, jAliinzfunde 111'. Bias" Wahlsprucli 110*.

Bienen aus der Zeusgrotte geraubt? 09'. Btldnifsstn-

tucn auf Gräbern 291; Todtenopfer daselbst 292. Binilen zum Schutz der Gelenke 311. Binden an den Füisen, tlirakische Tracht 39*. Bisciliam für Sterbliche 51. Blnnndos, Heros 88. Boih, lasciv 80 ; Bocksadern weis- sat'end 305. Boinbiilios 352. Buna Dea in Deutsch- land? 72*. Borcadensclierz 208, 5 4. Boreas, Gesund- heitso^eber 123. Boreas und IJoreaden, schultergeflügelt

l'jlj. Bosporus, in Kunstdarstellungen 105* f. Brasiä:

Achillesdienst 101. Breuher, V'll. Cohorte in Cypern 91*.

Brief im Orestesmythos 251; im Haus des M. Lucretins

■27*^ Broule, Kofs des Helios 307. Bronton Zeus 107*.

Brustbilder von Göttern auf Vasen 220; der Kora 279,

22- von Verstorbenen auf griecli. Gräbern 291. Budrun, das alte Zepliyrion 178. s. Denkmälerverz. Sculpturen. Bura, Herakles-Orakel 138. Burinnaquell , Bauliches 22. Bijzanz als Wittwe 105'.

Ciirc (Cervetri), Deckengemälde 4*; Vasenfunde 151; Entdeckungen Campana's 92'. CaniHe: Form 28. Cam- nana in Rom 20*. Candidus, Feldherr Septim. Sever's

IJ2*. Capua, Vasen 205. Carlsburi) (Apulum', römische

Inschr. 111'. Carrhae : Lunnsdienst 318. Ca sal Cieni\i auf Malta, Tempeltrümmer 388 f. Casirum velus in Etru- J\^.„ 3*. _ Celli, Cileia. Inschriften 8*. Celsus , T. Jul. Candidus Marius, Consulat. 2'. Cenluuren, Diener des Eros 355 f. Cenlauren und Amazonen 314. Cenlorbi, Terracotten 153; Styl 297 f. Cerveiri, s. Cäre. Chal- hus, attische :Münzen 43. 46. CbamS Trümmer, soge- nannte Tempeltrümmer auf .Malta 3(i7. Cham, Name für Moloch 367. Cliaridentos, Hermes 335. Chariten und Aphrodite 240. Charilon, bosporanischer Name 02. Charnwphron, Hermes 335. Chimiira , ein Vulkan 91. Chinesistlie Gefäfse aus ägyptischen Gräbern 100*. Choen, athenische 135. Chor durch Einzelügur ersetzt 252. yontia xc.'i uuvoa, yoniiu y.u'i Titiid'iii, korybantische Tänze 79." Chnros, Markt in Sparta 293. xnvaüvHivu, Kora- spiele in Sardes 49*. Chri/svhild 155, 8. Circeo (Monte), Alabaster 4*. Circensisilie Knaben, reitend 310; Statue 54.

Cistcrnenhau 23 f. Coelus in Kunstclarstellungen 95.

Collcijien der juvenes, Inschr. 6'. Concurdin auf Münzen

51. Consilii senlenlia 237. 83'. Cuusularinschrifl a. 67

a. Chr. 10'. Corpus insrr. latin. 12. Croi.r ansee 11. 331; mäanderähnlich 305. Cupido inferus 341, 13. Curia Saliorum vor dem Titusbogen 109. Ci/bele , önfC« ;j;j4. Cijpern, Komisches Castell 91*. Cijrene: Markt mit Garten, Battosgrab 295 f.

Itacien, Goldreichthum 109*; Münzfunde 109 ff.' Dii- dalos 387. Diiminien, nach Schlauch und Gefäfsen be- nannt 114. IHimonen, zwerghafte 139. äiäuiov anov- lUaiov (JiovTuiUör'?) 383. Vamasler, Räuber 12*. Dn- maslium, Silberbergwerke, ^lünzen 12*. Damia u. Auxesia neben Apollo 140; bei Hippolyt? 139. /Jdsici-, Familien-

grab in Canosa 10'. Dejnnirn und Tydeus 223. De- cretum .Senatus bei Plinius 83. Dclos , Cisternen 23; Teich 24. Delphi, Kastalischer Quell, überbaut 21, 3. Demelcr [und Korajidole, die Hand an der Brust u. a. m. 279; sitzende Kurotrophos 279; Demeter u. Kora mit Hunds- gespann 298. Ot'mcffr-Tempel in Bura 138. Dcmetrins, Wasserkanal 31. Deniohratischer Eintluls auf Marktanla- gen 294. Demophon, Einbringer des Palladiums nach Athen 262. ^IfviSoi'nji, 30. Despöna, s. Kora. Dia- llebe's Lager im Junotempel zu Rom 192. Dialoge in Va- senbildern 351. Diana, s. Artemis. Diomedes-\ögel 104. Diomjsos als Prototyp seiner Mythen, Semele und drei Hören [?], im Brustbild 220; D. u. Ariadne als Fest- bescliauer 134; Umarmung mit Libera 299; Melpomenos 117; Pseudanor 00' ; Psilax 355 ; tliebanische Verbindung mit Herakles 304; D. oder Aristäos 279. Diuni/sso-Apollo 11311. 116, 10. Taf. VIII, 1. 2. Dionijsodolos Apollo 117. Diosl.uren : kosmische Gottheiten 1*; beim Argozug 369 If.; knabenhaft bei Athene 102'. Disney, Antikensammler 157 f. Dudona: Zivi rcifog. Niicc, Zeusfeste 303. Dodonischer Zeus als Regengott 303. Domjonen , spanischer Volks- stamm, für Longonen 91*. Doppelbildung : Taube u. Hunds- kopf 284; Maske und Kalbskoi)f 299; Maske und Pantlier-

kopf 299. Doppeldionijsos '

Doppelgottheit und Dop-

pelkopfe verschiedenen Begriffs und Gesclilechts 115. Dorisches Kaiiitell in Aegypten 382. fljoc/iHioizeichen 43.

Dreifiifse auf Vasen abgrenzend 42. Dreifufs als Gie- belaufsatz 92"; als Dionysosgrab 16. Dreifufsraub paro- dirt 17'. Dreischenlcel, Symbol .Siciliens 56. Dreizahl der Nymplien 386. d'ot'nici'or, Gestalt 137.

Eberjagd, pliliusische 23. Uberziihne aus griechischem Grab 8. i'iäv)).ov der V'/'i/ gleichgesetzt 343. Ei, sym- bolisch 364, 25. Eierstdbe, assyrisch 382. Eiförmige Räume phönicischer Tempel 363 f. Einhorn, spät-orien- taliscli 86. Einhornshdmpfe , assyrisch 163. 164. Ein- weihung, Tanz dabei 79. E'id^toi, juvenes 6*. Eliechei- ria, Waffenstillstand, bildlich 71*. Elaphebolos, s. Artemis 70 f. Eleulherios, Zeus in Platää 128. Elfenbeinsta- tuen 7*. Elfenbeinpliiltchen, assyrisclie 381. Elis, Markt im alten Styl Viü. 'Ei.Uiviov {.ho^) auf M. v. Syrakus 128.— '£///ifO'ü/rp((rfi, Hades 335. Emesa, hydraulischer Bau 104'.

Enten als assyrisclie Gewichte 482. irHooiintiog, liocli- zeitlicher 6'. Engo (Bellona) auf iMünzen 160*. Eos zu Wagen 219, 5; Eos den Keplialos entfülirend 321. Itog, Nymplienname 248. 'Znaxoti;, Phyle und später Demos 90'.

hpeios Wasserträger 286, 4. Epheben , p'estbezug in Gefälsbililern 76. Epigonen: .Statuen 7'i'. Epizcphgrion stürniiscli 122, 14. Eni: Teische Stadt 93, 138. 'l^n- j'((i)t('i, Phyle von Athen 90*. Erganc, s. Athene. Er- yolimos, Aasenmaler 335, s. Eucheir. Erinnys, Demeter 30'. Erion, arkadisch, für Arion 30* firosljilder 301 ; Eros auf Schwan 301. 344; desgl. musicirend 279, 12; zu Kols 301; flügellos mit Hund 278, 1(1; auf Löwen 301; auf Bock (,,llimeros") 301; einen Jüngling verfolgend 324 ; auf eine Taube zielend 219, 7; schlafender 301; Erotenla- ger 278, 9; Phthonos genannt 224; iloi)pelter 339, 7; Eros, Pandemos und Uranios 340; Eros und Anteros 340. 345; Eros n. Psyche, Mythos 337 if. Taf. WII. Tliongru|)peV 301; Cupido inferorum 3411'.; Todtengenius 340; bacchisch 355; drei Eroten (,, einer wie l'^piur") 11(1. - Esel, Was- ser tragend 286. Eselsohren des Midas 136. Elruslische Zahhv(irter 375; Kunst niimetisch 385 ; Aasen mit römisclien Inschriften 155. Euamerion, Knabe auf Hund oder Hahn? 301. Euiheir des Ergotimos Solin, \asenbildner 156, 10.

Eukleia, Artemis, böotisch 293. ijezoi/o,- Athene ohne Helm 67*. - Eule mit Zweig, panatlienäisch 217. Eupa- linos, Wasserbaumeister in Samos 30. Eupra.ria, Artemis 88*. Euripidcs: Sieger im Wettringen 316; einsam in Salamis 310. 315 ff. 374. Taf. WIV, 3; Behandlung der Orestessage 250 f. Vgl. (-Ifoinrcd. Kurgplolemos S. des Peisianax 175 f. Eugnk: Felsreliefs 199. tiüv heilst heilig 6i.

Eabius (C.) Marci Fil. 126. Eahrihstempel auf Aasen

129*

130'

II. Fnhrikziffcrn auf Vasen 2'i8. l-'ahncn an iSaiilcn '.'.')', 2;i. Fnliscus ager ä*. Farheiispuren in assyr. Re- liefs j'i'. Fellbedeckung des Hermes 111. l'ciseniiinäle zur Wasserleitung 20. Fclseiulunltstiih 'id. Fcisrelicfs, assyrisclie l'J'J. Fenster, viereckte auf Vasen 231, 27. F'erkclopfcr (für Knabenopfer) der Artemis ÜÜI. Feritcr- hild, persisclie Göttertrias 55*. Fesievniiitii 5'. Fesseln der Aplirodite. Morplio Oi. /•'(?ns(ci7(oeA(i(n(/.<;-[irogramnie 52. Fichten des Pelion (Argobaii) 80'. Fisotl Grediste in Siebenbürgen 111*. Flamme auf Frauenliaupt 4*. Flötenspieler verschiedener Gröfse 311. Flülensjiiel, Wettkampf 22 i, 2ü. Flii,iel für Tyclie selten 282, 0.

Fluiieljiniiilinii, asiatisclier zu Pferd IS'.I. Flügelfrnn einen kitliariiden strafend 32i; die Knie umscblingend 223; ihrer drei. Grazien? 332. Flüiiellusnjleit der iSeophyten 3,')0. Flusse geluirnt 270. Funtejn, Familiengrab j*. Formusn Minerva 60*. Fortuna als Stadtgottheit 34. Taf. IV; Kapitolinisclie, neben Jujiiter und Pallas 53. Ftir- tuna Balnearum in Rom 30*. Forfunnspiele 33. Frei- ^t7nsst'Hf»ikataloge, Inschr. 205. Frcntnner Dialect 3'J*. Friedlünder, ./. , Münzerwerbe 41*. 117. Frnnto (Sext. Octav.) Consulat. 2*. Frühlinijsnachtyleiclie als Artemis- fest 77. Friiuitus 378. Fuchs, symbolisch 283. FüU- hurn für Tyche 282; Agathodämon 2)0 und Plutos 2*.

Gans bacchisch 220. GnnijmedaUupf auf Vasen 245. 2'J8. Gani/medes oder Eros 278, 11; und Eros? 301. Gaukler auf Vasenbildern 280. Garijiulo , Terracotten- sammlung 204 f. Favloi, Schöpfeimer 23. Htvöo; statt Gaulos (Gozo) 343 f. Gaza: liydraulisclier Bau 104*. Gebäude auf Vasenbiblern 33; als Nebenwerk kleinen Mafs- stabs 54. Geijensliicke, ihrer zwei auch in Gemmenbildern 302. Geifselunij hei Heilungen und Sühnungen 120. Gelb, Farbe des Orkus 253. Gemelliana, Ala 'Jl*. Gfiii;iic'Hbilder, reich für den Psychemythos 342. Genien, baccliisclie 350. Genius, persönlicher in Doppelgestalt 341 f.

r^nn'Oi, i'ni'og, Biene 120. riocii oder "Eniti'? 1)3. Geres auf Teos 93. Gerichtsbarkeit der Wasserleitungen 29. Germanici tropaea in tribunali 2*. Geschichtliches auf V'asen 100. Gesichtsziii/e, feste Charakteristik erst spät 115. Getreidemafs bei Fortuna 54. Gt-uniidlage flügelähnlicli 83. Ghertinn, Castro bei Gallatz 111*. Ghikn, Fürst, Münzsanimler 111*. Giijtinti (Torre de') auf Malta 340 f. Glauke's Tod 223. Olitukijles, Vasenmaler 37*. Gnitthia, Gräberfunde 201. Götter in Gegenwart ihrer Götterbilder 225. Gölterbilder auf Säulen 213.; an der Handlung theilnelmiendj im archaischen Vasenstyl 212; von Göttern getragen 120. 225; als Nebenwerk klein 139.

Göllerdienst aus Naturanlässen 307; anregend zum Stra- fsenbau 72*. Göttertrias, samothrakisclie 219, 0. Götteroersnmmluntjen zuscliauend, auf Vasen 41. Guzo, phönizische Trümmer 3 40 f. Grab auf dem Marktplatz 295. Grabdenkmal auf \ äsen 120, 11. Grabcsahschied 190, 12. Grnbesbeziii/e, älteren Gefäfsbildern fremd 324.

Grabmäler in Nachbildung des Mausoleums 183. Vgl. Heroon. Grabsteine , punische 328. Graoiscae, Hafen von Tarquinii 3*. Grazien, s. Chariten. Greife am Mi- dasthron 133. Griechisches im Gegensatz: zu römischen Wasserbauten 23 f.; zu Etrurien und dem Orient (Kunst) 385; zu assyrischen Vorbildern (Bauliches) 385. Griffel in Frauenhand (Anipliitrite) 2*.

Haar, jungfräulich geordnet 219, 8; entblöfst, Zeichen der Jugend 215; in assyrischen Kunstwerken 108; der Athene, gepriesen 07*. Hades oder Noctnrnus 90. lla- drian's Wasserbauten in Griechenland 20, 29. lladrianus (M. Fabius) 120. Hähne, Verbindung mit Triton 18*; im Naos des Herakles 191. Hahn, Bedeutung 191; und Henne, nuptial 191; als Knabenspiel 278, 11. Hnlb^iijuren auf Lectisternicn 51. Halikarnnss, Lage und Ortskunde 179 11'. 81'; Aniazonenreliefs, Herkunft 2. 9. 109 11'. 178 if.; Artemisdienst 82*. 86. Hallen am Markt 294. Hamilla bildlich? 200, 17. Hand an der Brust, cerealisch 279, 13. //n);)m/u.'i-Denkmal 207. Harpiiie auf M. 149. Harpaiiavil Plaut. Psuudol. IV, 2: 352. Harpe des Lityer- Arcli. Z. Beil. 8.

ses 130 f. Harpijien auf Alünzen 1 i9, und sonst 324. Hase, t'.vijoi, Aurora 219; bacchisch 108*, 0. //t'ion, Bac- chus 0*. Heilijutthciteu häuüg in Dacien 89*. Heil- ni/niphen, drei in Elis 385. llektnr, Paris, Helena 260, 18 [Vgl. Bull. 1830 p. 110|. Helena, Paris und Mene- laos 332. Helena mit Löwen? 302. Helena's Freier 36* If. Vgl. Oilysseus, Paris. Helenas, priesterlich 260.

Heliiis für Zeus Atabyrios 308; Schwurgott 308. He Ulis, Allseher, mit Augen geschmückt 309. Hellas, Stadt, Lage 1 47. Hellanius (Zeus H.) 128. Hellenische Nützlich- keit 32. llellen's Grabmal in Melitäa 147. Helm, koni- scher, unteritalisch 214. 227. 2()5. Spitzer Hut des Aeneas 232. Henicra und Nyx? 189. Hemeresia, Arteuiis 99.

'llvtoyrjg Eros als Seelenlenker 359. Hennen im Tem- pel der Hebe 191. //c/j/ki/s/os, Naturdienst 307; Gott von Damastium 12*; H. und Hermes 220. Hera iler Artemis feind 78. Heraklidenh'M 99*. //crntempel auf Malta 308. Herakleia in Elis vom kranken Herakles benannt 380; Nympliendienst ebd. 385. Herakleides, Athenischer Münzbeamter 281. Herakliden über Eurystheus sieghaft 281. Herakles Alexikakos auf Malta 308; Kallinikos 220; Heilgott in Hyettos 192; Hirschbesieger ; Vereinigung von Sonnen- und Mondenlauf 77; krank auf dem Zuge gegen Augias 385 f.; Tempel auf Malta, Ort 308; -Tisch im röni. Junotempel 192; Verbindung mit Dionysos 304. Herakles- bäder 380. Herbariariim praepositus 377. Herkijna'f schla- fend 220, 12. Hermaphrodit , Thonügur 300. Herme neben Pan 139; des jug. Dionysos 219, 3; unbärtige vor einem Faun 299; in rler Unterwelt 224; weibliche mit Mo- dius (Chryse?) 302; Charidemos 335; Kriophoros 48; No- mios 19. Hermen die Palästra bezeichnend 315. Her- mes, ilo[ipelt 115; dem Wagen des Herakles voraneilenil 109; mit llerse und Aglauros? 184. Heroendienst der Ver- storbenen auf d. gr. Inseln 291. Hierapolis t'iTiö rov tigü TToD.ü f/jii' 123. Hieroißijphen , .Secchi''s System 1*. Himera, warme Bäder seit Herakles 390. Himeros, Quell- hüter? 189, 5. Himeros auf Bock 301. Hijipoilamos, griech. Städtebau 290. Hippokrates , Stempelschiieider 119. Hippohjtns, orphiscli 09; in den Phädrareliefs 75; auf M. von Trözen 139. Hippulytassaije 0311'. Hippotes in Korinth 86. Hirsch bei Syin])osien 18*. Hirschge- ireihe aus griechischem Grab 8. Hischylos, Töpfer 153. Hispanien von Dionysos und Pan besiegt 112. Hörner an Flufsgöttern 270; gehörnter Marsyas? 320. Höni, Le- bensbaum, persisch 50*. Homereon, Monat 90*. Ho- mersopfer und Homerskult auf los 90*. Hören [?] und Dio- nysos 220. Hnru <lcr lo 19. Horkios Zeus 308. Hunde als cerealischer Vorspann 298. Hut, s. Helm. Hydraulische Bauten 109*. Hijdria, Loosgefäfs 282 f.; nuptial 189; als Sitz 247; Sitz eines Fauns 299. Hi/dro- phoren, männliclie in Kartliäa 280; sepulcral 190, 12. Hydrostatisches bei den Griechen 32 1'.^ Hyettos: Herakles als Heilgott 192. Hyyiein , Athene H. 47; nymphenge- staltig, 48; in Verbindung mit Athene Ergane 48. Hylns in ein Echo verwandelt 271. Hylasruf und Hylasfest in Kios 272. Hymeltus, quellenrcich, AVassergänge nach Athen 27. Hypäthrale Räume in phönizischen Temjieln 349. "Yjiaiünov der Agora 293. Hyperides, unedirte Rede 71*. Hypnns? 301. //;/j)Si/j);//e opfernd 223. 302.

lacchos und Kora 219, .■>; bei Zeus [?] 218.; erwach- sen bei Demeter 224. lason 172; Drachenkampf 187,19. Vgl. 180, 10. lasos, Stadt in Lakonien 277. Jahrcs- bezeichnuny nach Priestern Ol. ,,/«»»,< Consivius" 20i. J(f;)fi»i)s(7u' Aluschel aus Etrurien 100*. Jayden zu Wagvn, orientalisch Hn<l etruskiscli 53. '//.'n«, Fischteller 248. Idole, phönizische 360. Jerusalem, Topographisches 207; grofse Moschee, .\lter 39*. •',''(!<!> und tiQyjnciutrog, ionisch 57. Ikarios, Ertimler der Askolien 130. Ikaros, ähn- lich dem Eros 288. Hias und Odyssee 293 f. Inschrift- kunde, s. Kpigraphik, Barbarismen. Inschrift Sammlungen römisclie 12, 41. lo als Kuh 19. lo-Maske (Kora?) 98* f. 102'. lokastos, Sohn des Aiolos 303. Ionische Agora, selbständige Bauanlage 295. Ionisches Kapitell,

III

131^

132*

asiatischer Abkunft 74' ; in assyrischen Bildwerken 382. 'lojvlih;, Heilnymphen in Klis 385. los: Homersgrab, Ho- mersoiifer und .Alonat Honiereon 90*. 333. Iftit ige nin, Kas- sandra, ^lanto? 74'. Ipli. in Tauris SjOlf. Jsthtnos: Va- sen 9. Isndihe, Schwester des Peisianax 170. Juno und >Iiner>a sitzend, Juppiter gelagert 51. fiippitcr Axnr 308.

Juppitcrtempel, kapitolinischer 4' ; dessen Tempelbild 7*. KnidiioÄ-Wasser zu Tlieben 30. Kiifi'r, doppelsinnig 43 f.

Knsiclien und Becken, hochzeitlich 35. hnjomnrls 165, 16. Kdlnllios am Palladion 215. Kiillimorphos G5 li. Knlnis, .Segel und Boreade 288. KnUirrlioi\ Bauliclies 24; geheiligt 26. Knllimorphos Athene 63. 60". Kallistc' 63. Kalos für Talos 387. hiili/iiniii, Apollodienst 85; Honig 280; Tlionüguren 71*. 280 11'. Kannniiilisches in Nordafrika 329. Knnlhiiros , Schilf u. Gefal's 113; Heros 114. Knpilol, kiinstlicli anfgehöht 4*. Karisrhe Namen auf Artemis Hekate bezüglich 320; desgl. auf Winde 320.

Karlhnijo, Grabmäler und Begrübnilsweise 327; Hafen mit Säulen 330. Knssnmlra mädchenhaft 211. Knslor, Kründer des WalFentanzes 102'. Kidluoit]; , Apollo 120.

Kniilos, Amazonensolm 123. Knuloniii 120 If. Kf'ctov (Particip) ,, gesenkt"? 351. Kekrops im Parthenonsgiebel 382. Keiilnuren geflügelt 85*. Kcos (Julis), Cisternen 23. Kcphfilos, Jäger und Kitharöd 321. Kcpliissns, Was- serleitung 29. Keriiiilos, lydisclies Instrument 238. ivir ein Kind entführend 324. Kuren, bildlich 2i8, 6. 324. Kesniidnt für Kassandra 214. Keule als Kriegswalle 260, 12; weniger Heroen 203; des Pan 264; des Ajax? 200; bei Franen264.^ KhorsnOiKl 102. Kiuf'oio; Bogenschütz 19. Kiiiion und Peisianax 176. Kiinler eingeweiht 79. Kios, Hylasfest 272. Kirrlin , Canal 30. Kilhnröd und Flü- gelfrau 321 IT. Kleitos? 322, 0. Kloiikeiibnu (Agrigent) 31. K).ooccTOg 190, 13. Khjläiitneslrii's und Agamem- jioh's Schatten 252. 254. Knabe mit dem Vogel 207; mit Tafel 255; Knabenliguren auf Ferkel, Ziege, Hirschkuh, Löwe u. a. m. 301. Knabenopfer für Artemis 301. Koii.ia (venter) 32. Kolchoi, Athene Asia 370. Komnni- sche Göttin mit Keule 204. Komödienscenen auf Vasen 106'. S.Parodie. Kopaisehcr See, Wasserleitungen 26. Kopf als Götteridol 332, 5. Kopfaufpntz, korbähnlich, assyrisch 166. Kora, Hauptgöttin von Sardes 49'. Vgl. Despöna. Korn als Mondgöttin gehörnt 102"; mit Hirsch- kalb (Despöna) 298. Koqki (xuouiu) 240. Korb auf Stierhaupt, assyrisch 166. Korinlli, Quelle Peirene 29; Marktthore 295; Wasserstollen 22; Amphorenlienkel? 70*. Korintliisclie Vasen 75*. Kornspeicher, fulsähnlich gestützt 5if. Koröboshiiijel in Olympia 8. Konjbanlcn bei Dio- nysos und Kora 79. Koii/6on(i.«c/(t' Weihen 79. Korijdalas, Aquäduct 28. Kori/llutlltu (Artemis) 301. Kos: Rliea- dienst 85. Kosmia (y.onai) 240. Kottaboss[)ivl 7*. Kranz um <len Hals, Zechersitte, 218. Kranze an der Decke 34. Kralislhenes aus Kyrene 254, 20. Kredem- non der Ino 111. Aorii'tj Köhrbrunnen 32, 30. Kreitz- l/änder in "Männertiaclit 31. Kreuzung der Arme an Göt- terbildern 83. Krieg bildlich 100* f. Krtoplioros Her- mes 48. Krüle, symbolisch 283. Kroton, gesunde Lage 122; lokrisch 123; Sagen (Ajax; 201. Arflff im Kopf- schmuck der Venus 157; asiatischer Natiirdienst 56' f. Klesibios, der Mechaniker 104' f. Knehen als .Siegspreis der l'annycliis 383. Kiinsllernamen auf Münzen 117. Vgl. Apollonios, Aristes, Aristippos, AristO|dianes , Ergotimos, Kucheir, Glankytes, Hischylos, Hippokrate.s, Leochares und Sthennis, Molossos, Nikandros, Plieirlippos, Polygnotos, Proklos, Pytiiagoras, Statios, Xenokles. Kukgeslalt der Jo 19. Kunst lies Orients 57' 384 f. Knustholie Grie- chenlands 101'. Kunstsinn der Grieclien 32. Kunslunler- richt 383. Kunslicerhe als ^Marktschinuck 295. Kuuunen in Siebenbürgen 122*. Kghele , s. Plakiane. Kgdias, Argonautenbild 103*. Kgdon'! 299. 301. Kgnaillieis, d. i. HiiTiilshilzler 307. Kgpros: Paphisches Idol 86.

Lulirandeus, Zeus 125. LuligrintU aligebililct 99*. Lnjnrd's Werke 151. 162. Laianii, istrisches Volk 8*. Lnndesyölter, fremde Idole tragend 121. Lnpitlies , .Sohn

des Apoll 85*. Aaifvxjcu, Zecher 352. Larissa, Toch- ter des Pelasgos 84*; Stadt bei Kphesos 85*; in Assyrien 51* f. Lurissenos, Apollo 85*. Las: Dienst der Athene Asia 370. Ijasa 331. ^lavxtlun^i'jaccm; 6*. Lnyard's Assyrische Alterthümer 70*; Transport 108'; Herausgabe 380. .<tf'i^g, Dreifufs, als Giebelaufsatz 72*. Lectister- nium und Bisellium 51. Leniuische Athene 04. 66*. Leochares^ Sculpturen am Mausoleum 82*. Ijeochares und Sthennis, vereinigte Künstlernamen 291. Leongmos aus Kroton 101. Lepaste, Gebrauch 352. Leshos, Achills Lustration 99. Lelo oder Athene? 219,8. Leuke, Seligen- land 101; dortige Vögel 104. /..CKÄi/j/jide« ? Köpfe 221, 16.

Leukon, bosporanisch 57. -lijiis, Klage, personif. 282.

Libitina auf Gemmen häufig 358 f.; Verbindung mit Psy- che 338, mit Pan 361 ; Bacchusgelahrtin 299. 360. Licht- goltheiten (Eos u. a.) 219, 5. Linos, Klagelied, apolli- nisch 325 f. Lilleratur, archäologische 4 f. 196. Li- tgcrses, Solin des JMidas, Schnittergesang 137. 237 f. Lncliage, Amtswürde 62. Lokri (.Ajax) 101. Löwe als Thronlehne 301 f.; aus Knochen 97'; im Schild des Me- nelaos 302. Löwen auf dem Mausoleum 82'. Löwen- gestalt des Helios 299. Löwenkiimpl'e, persische 68. 164. 56*. Löu-in, Symbol der Helena 302; mit Löwen im 3Iaul 332. f>0H,(/iji«j5 (Cn. Pomp.), Legat von Judaea 2*. Longones für Dongones 91*. Lopns, Gelafsform 248. Lorbeerkranz der Artemis 264; des Zeus Bronton 107'. Lorbeerreiser bei Sühnungsscenen 98. Luosung der He- rakliden 282. Loosgollin Tyche 282. Lucretius M. Haus in Pompeji 27'. 49', s. Denkmälerverz. Luflschachte bei Canälen 31. Lunus als konisches Idol 318. Lu- patia, Vasenfunde 99*. Luperealien, städtisclie .Sühnun- gen 120. Lupoli unzuverlässig 9*. Lustration (Plyn- terien) 77'. Lusiralionsbeeken vor dem Tempel 51. Ijugnes: Sammlungen 151 f. Lggodesma (Artemis) oder Ortliia 77. Lgkabettos, Wasserleitung 27. Lyssa 220. 222.

Mäander und Croix ansee 305. 309. Mneonia, Zeus- dienst 89. Markte, liellenisclie 292 tf. ; alter und neuer Styl 294; ionische Märkte 296. Mallhai, assyrische Fels- reliefs 199f. Magislrntsuamen auf Städtemünzen 118;-per- sonen römischer Festverpachtung 52. iW«^>ic(is (Argo) 85*. Miilache in Lemnos 40*. Malis, Geliebte des Herakles 49.

Malta, phönizische Tempelreste 104'. 346. Mantelfigu- ren 213.— Manio bildlich 74*. Marathos: Grabdenkmäler 327. Marcelluskii\t(e auf Münzen 1Ü6*. Marktplätze, bedeckte, ionischen Ursjfrungs 296. Marsische und mes- sapische Schrift 4. Marsyas, DoppelHöte 319. 334. Ma^ für fig. 03. Maske, Andeutung der Palästra [?] 143.

>/n/sm««7is<7u" Holztafeln, echt 91*. Mausoleum: Lage und Geschichte 180 11'.; Bau 182 f. 73'. 81'; Nachbildungen 184. Medea und Aetlira 317; hellenische und phrygische Trarlit 37f. ; und Herakles 41, 32; Medea's Söhne 37; Ver- giftung Glauke's 223. Megara, Wasserbaukunst 30. Melila (Melitaea), thessal. Stadt 1 i6 f. 86*. Meliteus, My- thus 86'. Melos, .Vthenedienst 47. Melpomenos (Dio- nysos M.) 117. Memnovsvögel 103. Menidi (Acharnä), Felsbrunnen 28. Menschenopfer, jjhönizische, vor dem Tempel 305. Merope, korinthische 35 f. Merovinyische Silbergefälse 151. Mesejubrin (Cariae) vom Dienst der Winde benannt 320. Meses, Windname 320. Miaoynu, Pliyle, später Demos 90'. Messapiseher WiaXect und Insclirif- ten 200. Meta, Venussymbol 86*. Metus, bildlich 102*.

Midas: Erlinder der Querdöte 239 ; mit Satyrohren, diony- sisch 210 Sohn der Cybele 334; Erlinder der krummen Flöte 335. Mihr, assyrisch 56*. Mikon's Gemälde, nachge- bildet auf \'asen 372; dessen Pferde 373. Millingen''s Nachlafs 154 f. Mimnernios auf Kolophon 257. Minerva, oberste Lichtgöttiu 332; gedoppelt 383; Formosa66; Mne- moii 255; .Streit mit Neptun in l'^lis 276. Minervnl (l.ehrlioiiorar) 102'. Miuoluur. bacchisch 10'; als Kind 9'; als Spottnamen? 59*. Mini'id'ovos, Freudenhasser 110.

Mnaseas der Libyer 254; Magistrat 255. Mnemon (.Vthene -M.) 255; Magistrat 256. Mti^iiovii, Tafeln 255. Modellzerleguny 97' f. Modius, asiatischer Männerschmuck

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134*

IGO. Mohn der Klica, als Krdgottin 85. Mohr (tioni- pelender) als Scliildzeiclien l'.tü. Moloch aiicli „Cham" genannt 307. Molossos, Steinpelsclincider 117 f. - Mond, ulj- und zunclimcnd, wfiljlicli und niännlicli 77. Mond- i/ottheit, inannweibliili in Aulis 77. Monli\ antike Ke- liel's 15'.l. Morpho für Kallinioriilios tili; Aplirodite M. in Sparta (iS I'. Miirrnspiel 411*. '2'i7. /«i// l'iir /li Oü. Mmtda (Sclilaclit) 110. München, Vasensaniniluny 17*. Münzfiifs, s. Altattiscli. Mumjchia: unti^rirdisclior Gan^ iiu J?urRliÜ!iel 21 ; Artemis, Mondgüttin 264. ßlovaii, koryljan- tisclie 'iänze 79. Musen auf Vasen 2i7, 3. Mnseoijrd- phie 2 11". lUi II'., vgl. Denkm.vcrz. MijUenii, Wasserlei- tungen 31. Mijlnsn, y.i]Vünontiifi~)V 125.; Pjrauiidenliau 183. Mijlilln 50*. Mi/iidias Artemis 82. Mi/udischey Wein 84. Mi/sicn als Bi'cy./oi dem Dionysos gleicli 80. Mysterien 33'.!. 354. Mi/tilene: Saji[>lio im Münzliilde 120. Niid, Zeusfeste in Doilona 303. Akioj, Zeus in Dodona 303. Name des .Solins nach Vater undMutter 378.

Namensrinye, ägyptische 381. Narliiin, Atliene 270. Narliiins 270. Nn.ros, Cisternen 28. JVtmtiO.og 335. Nckrolorinlliia als Antefixe 'i5'. Neid personiücirt als Uhu 239*. Ntiüxunoi des Achill, Vogel auf dessen Insel 103. Ncola-nles , Wasseraulseher 29. Neplunshnlle in Rom 103*. Neptnnssifnibole des Demetrius 1, 92. Neron, Militairdiplom 91*. Nilciin, dionysische Aera 91*. Ni- iandros, Steinpelsclineider 117. Nihnrchos 270. A'i'A'i? nngetlügeU 202. Nimriulhüiiel 51* f. Ni7iiL'eh, Ausgra- bungen 11*; Skulpturen 101 f. Niohiden, neue Darstel- lungen 89*. Nischen in Grähern 291. Noclitrnus, Un- terweltsgott 95 f. Nomios, Hermes 19. „Noricum medi- terraneum." 8*. ,,Niimerosa tabula" bei Plinius 128. Nijmphiien 22. Nijinphnion, Stadt 140; Varianten des Na- mens 140. Nymphen mit jMuscIiel 279, 23; Dreizahl 209. 380; liochzeitlicli 210; den l'eplos waschend 385. Nym- phen den Herakles heilend 385.

Oio?o,«-Zeichen 43. Theilung desselben 43 If. Ude- iialiis G. der Zenoliia 10*. Odetim des Herodes 9, 5. Odyssens und Helena 127; verkleidet in Troja 127 1'.; Palla- diumsräuber 259; uubärtig25l. Oeliiufyiifs zur Peinigung der Psyche 344. Oeueus, Tydeus, Dejanira 223. Oenomnos, Bild und PUym. 222.— Oisiros, bildlich 39 f.— Ohios bild- lich 283. Olympos, Schüler des Marsyas 319. Opfer- httken 191. Opferthicre beiderlei Geschlechts 77. Ora- kel, herakleisches in Bura 138; |)honizisclie 303. Orestes- mythos 251. Ornamente zufällig 135. Orpheus und Ku- rydike 220. Orthia, eleischer Demos 275 f. Osann über Vasen 45* f. Oskische Grabscliriften werden vermifst 3*.

Oskisches mit griechisclien Buchstaben 3*.

Pacalor orliis 377. Päau (Apollo) 120. Püdolrihen 76. l'iidai/oyen-'Vrac]\t 35. Palamcdes, Loosersinner 282.

Paliislra, persönlich dargestellt 315 f.; durch Maske an- gedeutet [?] 143. Pnlästrilen neben mythischen Scenen 211, 13. /'«/(is^ansiclit auf Vasen 33, 3. Pallas, s. Athene. Palladion auf Kassandravasen 212 If.; Bildung 216; zwerghaft 258; auch sitzend? 200. Dop]ielza]il 205. P. in Gegenwart iler Gottin 225. Kaub des Palladiums durch Diomedes 205 11'.; Demophon 257 11'.; Aeneas 258. Gerichts- hof in't IT«),i.aih'M 202. Palmettc an Büchsen 12 f. Pan vorscliauend 144; Deutung der Stoiker 80; Pan und Apliro- dite 219,0. 300. 301; mit Keule 221. 20i; schiiner Jüngling 221; ohne Hornei?319; Sclireckensdämonl 1 5 4 ; Nynn>hen- Freund 209; Srhiaurhbläser 209; Fliifsgott? 270; gebunden 299; Pan und Olympos 318 (f.; Heiligtlium zu Panias in Palä- stina 90*; SlattbiiltiT des Dionysos 112. P«H(/i')ii(),'; Eros 3 40.

Paunychis, Nike 383; Trinkfest 383. Paulher bei Oeno- maos 222; l)<'utuiig der Allen 80. Panthcriicspann auf Va- sen 218. l'nulikapiium, Kunde 100*. . Papyrus, ägypt. Symbol der Krde 70*. Paris und Helena unter Troern 24 f ; dessen iMnscbill'ung 88*. Parues, Wasserleitung 27.

Parodieeu: der Antigone 333 1'.; des Dreifulsraubs? 2 40; der Sphinx.sage 248, 7. 287; der DanaidenV Oknos? 285 11'.; der Si(d>en gegen Theben 287? fetter liinger 248. Par- thcnos (Athene P.) neben der Polias 383; deren Sphinx

43* f. ; nach Byzaiiz versetzt als Göttin Krde 239. Parzen mit Kolle 55. Pasiphae auf AI. von Phästos 23*. P(c- troklos als Krast des Achill 330. Peyasus Hiegend auf M. 82; gezäumt 94; mit Zügel auf M. 52*; als Schildzeichen der Pallas 94. Peiräus, Hafenmarkt 293; Wasserleitung 28. Peircneiiiwll, Bauliches 21. Peisiana.r, Erbauer der Poikile 175.— Peleus bei Oeneus 223 f. Pelops, Wettlauf 282. Penclope-.\\i\os 302. Penelops 9*. Penlelisches Gebirg: Wasserleitung 27. Penihesilen in Lenke vom Achill getödtet 105. Peniheus 208. Peplos der Athene, gewaschen 385; kreisrund, Franentracht 203; in männlicher Tracht ebd. Perdix, Schwester des Dädalos 387. Per- yiiische .\rtemis80. JliQiQnurirjniu, deren Platz 50; tragbare 50. JliiHQooog'f. Sohn des lokastos 303. Persische Kunst 175 1'. Personijicaüun folgt dem sprachlich gegebenen Gesciüecht 39. Personijicationen, s. Ilamilla, Krieg, ^Ifj^is, Neid, Oknos, Pöne u. a. m. Pfauen im Heratempel 191. Pferde von Mikon gemalt373. Pferdenamen, römische 376. Pferd, s|)ringendes als .Schildzeiclien 215. Phayros, Ajiollo- solm 80*. Phaleron in weiterer Bedeutung 204. Phal- lischc .Säulen, phönizisch 327. Phäaken-Markt 293. Phiidra, Mythos und Bildwerke 00 ff. ; Anklage des Hippo- lyt 250. Pkannes oder Phanes 62. Pharsalos, AVasser- kanal3l. Phcidippos, Vasennialer 153. Phokis: Artemis- Elaphebolos-Dienst 70 f. Pholulus, Name, etym. 38*. Phönizische Tempelreste auf Malta und Gozo 20 4* f. 346 11.; (Jrabdenkmäler 32711'.; ]iseudo-idLÖnizische Vasen 75*. 100"; sog. phöuizisclier Styl 24*. 2'i8, in Thonliguren 2, 12. Phylennamvn, später Namen von Demen 90*. <f'voiiir>'jaioi, attischer Demos 90'. Picus. ürakelvogel 247, 7. /Ii- vaxfg, Teller 17. Pinie als Symbol 3*. Pizznli's An- tikensammlung 17. Plakiane firjijo heilst Cybele 120. Platane am delphischen Kanal 21. Platanen in Athen 32; in der Nähe von Grabmälern 301. IDditui' für Platää 128. Pliuius X\.\V, 10, 36 (Belli imago) 100*. Ebd. 11, iO (Laokoon) 127. U/.mTg vor Nymplien und Pan 385. Plynterien 76* ff. Pny.rhVujel. Brunnenkammer 28. Pöne am Grab des Linos 324. Poikile, früher Iltioiuvu- XTiiog 175. Ifol . . . Stempelschneider 118. Polyynot's Andromache nacligebildet 387 ; Danaiden und Oknos paro- dirt 286. Polyyuutits, Vasenmaler 153. Polyphem, männ- liche Form der Echo 271. Polychromie an .Sarkojihagen 89*; der Vasenbilder 190, 12. Pompeji, Gräberstrafse 1; Haus des M. Lucretius 196, 101; Alarkt 296. irootfvnls des Herakles 49*. Poseidon und Tbeophane 40. Ilovg, Schlauchfufs 267. Prasini, d'fjiiog genannt 10. Prinmos, Podarkes 213; kräftigen Alters, thronend vor Troja 99*. Priestcrihum, weibliches (Artemis) 86. Primipilo zweimal 8*. Proklos, .Stempelschneider 119. Propyläen, Alarkt- thore 295. Psetulanor, Dionysos 00*. Pseudophönizisch, s. jihönizisch. Psilar, Bacchus 355. Psyche, der apule- jisclie .Alythos den Denkmälern fremd 3271'.; Bezug auf tiros 330 ff.; auf Libitina und bacrliische Genien 338 11'. 353 11.; ungeHügelte? mit Kros 301; mit Eroten 278,9. Psykter 108*. Phthonos, Benennung des Eros 224. Ihtoysi«, Gemälde des Aristophon 128. Punklirte Steine ( phöni- ziscli) 350. Purpurhinde, samotbrakisch 79. Pyrn, dop- pelte zu Tarsos 383. Pyramide des Mausoleums 82*. 184; f|uadrate Grundlage 73*. Jlro((ijoig , Festkuclien 383. Pyrrliii auf Le.^bos 127. Pythayoras von Khegium 254.

Quadrii/a auf dem Mausoleum 82*. Quelle, Anfang der Städteg'ründung 21 ; Üuelb'upllege 20; Quellgrotten 21 Quellhaus im Berge 22.

Jiailspiel 217. Räder aufgehängt 34. Rangnhe's anti(|uites helleniques 7*. 42. Hnvanusn bei -plicata, Grä- berfunde 2Si. J<eh im Pallasschilil 211. Kciterslatueu auf "Märkten 295; von Tlion 302. Khea , s. Kybele. Jlheskuporis IV: 59. Khoemetalkes 59. Rhodos, Son- nenstadt und Sonnendienst 308 1.; Teichinen 309. Rohr- liriiuneu 32. Rom: Topographie, s. Atrium, Curia, For- tuna, Kapitol, Ne|)tunshalle, Schusterhalle, TuUianum. Roma: .^mazonenälullirh 51; Festspiele für H. 53; auf Pro- vinzialniünzen 125; Koma und Fortuna Tai'. IV. 49 If. 53,

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16; mit Cäsaren oder Volksgenien 53, 19. Rose, Ver- bindunfr mit Helios 310. Rotteuburg, Ausgralningen 204, •>1. Küclcblichcnder Berggeist 123.

Snldiier's Iconograplue 382. Säiujcr auf Vasenbil- ilern 326. Särije, fabrikmäfsige 88*. SiiuU'n am Hafen von Karthago 330. Sagra (Schlacht am S.) 100. Sa- lamis, Hohle des Euripides 316. Saliuruin Curia beim Vestatempel 109. Saliiwhis, Quelle 179. Snlona, Al- terthümer 194. 201. Salus für Fortuna 53. Snivntes, Volksstamm 8*. Salvalio liomae des Zaubrers Virgil 104*.

Salzreinii/ung der Quellen 20. Samothralcische Weilie 78. Satiilnlen, goldne des Herakles 49'. S«H</o«-Sar- danapalos-Dienst 383. Snntangclo's Sammlung 217 if. Sapphu auf Münzen 126. Salgr und Eros, Gruppe 188.

Salgm als Schlauchtänzer 131. Sauromates IV : 59.-- Schnttcnbililer bei Tragikern 39; Klytäninestra's und Aga- memnons 252 ff. Sf/i((7.so/sio//t' Fortuna's 55. Sihicfcr- Reliefs 2. -- Schilde zur Bezeichnung heiliger Räume 266; aufgehängt 34. ScIiiUlcmbleme 190, 10. SchihUiiufer 302. Schlüge: kräftigend 120; mit Rutlienbündel 77; für Elirenschändung 25*, 2'i. Schlange symbolisch 2S3; im Schild des Ajax 212. 215; als Grabesliüter 23*; auf phöni- zischem Stein 350. Schlauche zu Athen im Festzug ge- tragen 132. Schlnuchtanz (Askolien) 129. Schleier der Aphrodite Morpho Oi; gewölbter 95. Schlüssel des He- lios 309; Tempelschlussel der Priesterin 216. Schminh- hiichsc 180, 8. Schniticrfest für Lityerses 237. Schüpf- gefäfs beim Hylas-Raub 269 f. Schuslerhallc zu Rom 109.

Schaan s. Aphrodite, Eros, Knabe. Schwein, chtlioni- sches Opfer für Demeter und Aphrodite 341 ; für Artemis 301. Schuur bei Atlienens Haar 67*. Seletie auf Maul- thier 300. Selinus, Brunnen 24. Semele, s. Dionysos, Thyone. Sk/ic/messer des lason 187, 19. 180, 10. Si- cilien, abgebildet 55. 50, 30. Sieben If'eise, deren Sprüche HO*. Vgl. 335 (unten).— Sict//(?/'((/s der Mundschenken 1*.

Siehcnbürgische Inschriften 91*. Unechte (templum ho- rologiare) 104*. Silen mit Bacchnskind 49*; verschleiert 218.''299; bei Midas 334; Sileneinfänger 334. Silicerni 246. Simonis Pyraiuidendenkmal 82*. Siphniis, Insel, früher Merope 91. Sisgphns, Vase 107* f. Sitze auf den Märkten 293. Shiras (Athene) im Phaleron 78*. Skulpturen aus mehreren Stücken 97*. Skglhen abge- bildet 106. Solon's. Gesetz über Brunnenbenutzung 25; Solon's "Wahlspruch HO*. Sulgmagebirg , Solymer vulka- nisch 91. Sohjmos 90. Sonne im Achillesschild 68*. Sonnengott, assyrisclier 54*. Sonnenscheibe 'i'i'i, 5. Son- 7ienschirni 312. Sonnenuhren 103*. Spartn's IMarkt, un- geschmückt 294. Speer, doppelt gespitzt 212 ; ohne Spitze 228; Querhaken, s. nzvni'cxiov. - Sphinx parodirt 248, 8. ^7ioi'(i(ci(iiv öcäuiDV (Bovraöiüvl) 383. Sprudel, xntjrcci 32.

Städtische Wasserbauten, älteste 23. Stallungen für Opferthiere (pliünizisch) 361. ^ Statins, Tiipfername 190, 13. Stier mit .Menschenhaupt, assyrisch 165; solarisclie, sechs 283. Stoln Olympia 56*. Strafsenliau der Grie- chen 72'; römischer 20. Strafsengeleise im Fels 72*. Stglistisches, s. bandförmig, Bartlosigkeit, Bemalung. JL'Tvnaxiof, Querhaken am Speer 226. Stgw, Nymphe 220.

Sgrahus, Wasserkauäle 31.

T für (-), Tulnu 217. Tänzerinnen 224. Tafel und Griffel des Knabenuiiterrichts 255. Tafeln (^iii/aoi-f?) 255.

Talassios 72*. Talent, Achttheilung 45. '/Vi/os, Sage 48 ff.; beflügelt 50'; Neil'e des Dädalos 387. Tanz, ko- rybantischer 79. Tanzhea-egutigen 4'i*. Tnrent, Dienst der Winde 122; Verbindung mit Athen 127 f. Tarsos, Venusdienst 39; doppelte l'yra des Sandondienstes 383. Tauben, Venussymbol 192. 3il. Tauropolns (Artemis T.) 77. Teiranes Rex 61. Teiresias, paiodirt 287. Tf- luuü'iv, Stele Ol.— Telanwne als Deckenträger 72'. Tel- ch'inen 309. Telephos'f Knabe 301.— Tcllus, Güttin 383.

'/Vnipc/ansicht in Bildweiken 50. Tenea, Apollo- dienst 9 f. Tcreus des Livius .\ndronicus 334. Ter- messos 91 7'crrn- Cotten, falirikmäfsige 278. Terror et Metus, bildlich 102*. Ttxt'.nDjuoniov 44. 46. Thamy-

ris in Vasenbildern 326. &aTiig, Volk 57. Thengenes'' Wasserleitung 30. Theano beim Palladienraub 259. Theater s. Thymele. Theaterfnrm mit abgestumpften Hör- nern 230. Theben, Wasserleitung 30. Thera, Cisternen 22 f. OtoinTfd', des Euripides 137. 237 f. Thersiles, vom Achill getödtet 99; Bildung 43*. Thersitohtonos 99. Thesauren 22; doppelte Oeünung 23. Theseus bei Oeneus 224; Th. und Ariadne 99*. Thespiä, Erosdienst 338. Thetis abg. als Seegöttin 239. Thierkiimpfe, assyrisch 164. Thier- und Menschengestalt verbunden 164 f. Thiere, heilige und »inlieilige (für Ormndz u. Aliriman) 164; auf denen die Gottlieit steht, assyrisch 200. Thierkiimpfe, asiatische 164. TAicrsymbolik (Kröte, .Schlange, Fuchs) 283. Thonplatten, bemalte in Gräbern 92*. Thonpup- pen für Kinder und Hochzeitsvotive 240. Thorualdsen's Antikenbesitz 201 f. Thrasybul von Kalydon 205. Thro- nosis (t-Jooriauöi) des Dionysos 78 If. Thürflügel auf M. von Corcyra 73*. Tliuria: Cisternen 24. Thurii, Dienst der Winde 122; Stapelplatz griech. Vasen 41*. Thugga (pnnisch) 330. 'i7/i/t'«(cs-Widder 46. Thgmelc mit dem Logeion verbunden? 42*. Thgone? verhüllt 299. Thg- rea, Hv/ig, iJvijct^, Thür 42. Thgrrenm in Akarnanien 14011'. Thgrsus oder Scepter? 97*. Tiberius, silberne Scliwert- scheide 384. Tithonos, Verfolgung durch Eos 324. Tmolns abgebildet 49*, Todtenopfer vor Bildern der Ver- storbenen 292. Todtenrichter 100*. Tracht, assyrische 166 f. Tralles, Zeuswiege 116. Traueriage {iinoi^ncc- thg) IT. Trier, Ausgrabungen 201. Tritjuctra, Tris- keles 56, 28. Toirijudniov 44. Trinkkampf der Choen? 135. Trinkspriiche 351 f. Triton die Meerbewohner versammelnd 99*. Troezen, Apollodienst 84; Damia und Auxesia, Hippolyt 139. Tropfgefäfs 352. Trophonios- böhle, Bauliciies 385. Tuba, lydische bei Wagenrennen 31). Tubilustrien 109. Tullianum 22. Tgchc, städtische 56, 27; geflügelt? 282; Loosgöttin 282. Tglos, ein lydischer Bonus Eventus HO. Tgmpanum, bacchisches Beiwerk 213, 23. Tgphon, Kaulonia's Gründer 123.— Tgrannen, verdient um Trinkwasser 25.

Uhu 38*. Urstier und Urmensch , assyrisch 165 f. Fnrro's Muschelhaus 104*. Vasen mit Frauenkö|>fen an Henkeln 221. . Vasenbilder nacli berühmten Gemälilen 372. Vasen-h'mulörter 205. 17*. Vgl. Altamura, Cäre, Capua, Gnathia. l'nsenhandcl (Thurii) 41*. Vasenmalerei, Zeitbestimmung 10*. Schattirte Zeichnung 17 fl'. Veneti und Prasini, circensisch 10*. Venus als Todtengöttin 357, s. Libitina. Vercelli, dortige Idole m. Inschr. 0*. Ve- respatak in Siebenbürgen 109*. rei;(«(Vi/i(Hi/sprogramme 52. Vetulonin 3'. Virtus amazonenähnlich 51. Vi- tritu's Wasserbaulehre 31. Vögel als Götterattribut ado- rirend 104; auf den Inseln der Heroen 103 f. Vogel in Knabenhand 207, 46; in Silens Hand 288. Volksversamut- litng, sitzende bei Homer 293. Votivscheiben 159, 37.

IVasserbauten der Griechen 19 ff. IVasserhehälter vor Tempeln 50. JVasserleitungen 20 f. 22 f. 251. ; deren Ver- waltung 29. IVasseruhren 103'. U'dSÄCi-vogel sinn- lich 9*. IVegebau bei den Alten 72'. fVein nach Aegyp- ten geführt 10. Wcifse Flügelschuhe 15. Weifser .Stein, Lossprecliung 282. fVidder, Sühno[)fer für Athene -48; Bezug auf Atliene Ergane 47; Belagerungsmaschine, alt-ägyptisch 53*. ^V^cseler über die Thymele 42*. IVinckelnumtisfeste 13ft'. 59' If. 75* ff. 383 fr. Windgott auf M. von Kaulonia 122. IVindgollheiten in Unteritalien verehrt 122; in Karlen 320; abgebildet in Byzanz 104; meist mit .Schultertlügeln 123. M'indnamen in Städte- namen 320. JVärfcl, etruskisch 375. IVürfelspielcrin [Knöchel?] ;i02.

Xanthos: sog. Friedenssäule 33' ff. 67*. Xcnokles, Bililh:iuer 87*. iouvrjtfönoi, Götter als X. 225.

Yasilikaia: Felsreliefs 199.

Xdlilen auf Vasen 248. Zahhrörter, etruskische 375, 6. Ziilalhna in Siebenbürgen 109*. Zni(fci'rnagel 4'. Zendaocstii 105. Zenobia Augusta 10*. /'.iiyonoaiidtöv 125. Zephgria in Karlen 320. Zcphyrion , Inseifcstung

137* 138*

178. Zeus, «Ireifaclier, Iiildlich 115; Atabyrios 308; Elen- <lona 303; Hochzeit mit IIeia2ir; Zeus [Hades?], lacc|ios(?) tlierios oder Hellanios 12cS; zu Akmonia 811, Maeonia 89; und Demeter 218. Zieijcn aul Leuke lOi. Zvm Bild- Zeus Bronton 107'; Ilorkios mit zwei Blitzen 308; der Ai;- nil'sliguren '? Vi'i. Zaölfijölter zu Atlien 293. liiiHiT; 3(17; Laljraiideus mit Poseidon 12j; Nciiog zu Do-

Berichtigungen.

AnTser den olien S. 33.'>. angezeigten Druckfehlern ist nocli auf .S. 78 in der vorletzten Zeile bnccliische Wcllicii- S. I'i7 Z. 12. Hellen; S. 190 Z. 37 yroßnriechisdier Gräber; S. 22* Z. 28 „XX, 337"; .S. 25* Z. 35 De Crescenzis; S. 74 Z. 18 V. u. Epigonen; S. 123 Z. 21 Ti/plion zu bericjitigen. Auch ist zu bemerken, dafs S. 54 statt Note 23 die auf H. 55 mit 26 bezeiclinete Note eintritt, Note2i aber der Verweisung auf 23 entspricht. Die Seitenzahl ist nacli S. 270 in 271 um! 272 lierzustellen.

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