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Archiv der Pharmazie und Berichte der Deutschen pharmazeutischen ...

i

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ARCHIV

DER

RMACIE.

ine Zeitschrift

des

deutschen Apotheker-Vereins.

^om Directorium unter Redaction

S. Beiehardt

23. Jahrgang.

Selbstverlage des Vereins. Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S. 1873.

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■1

ARCHIV

DER

PHARMACIE.

Dritte Keihe, IIL Band. Zweite Reihe, CLIII. Band. Der ganzen Folge GGin. Band.

Unter Mitwirkung der Herren

J. €• Blass, H. Olirist, F. Eisner, 0. Fieinus, A. Hosttus, C. Jehn» J. Kaiser, B. Kemper, H. KOhler, E. Langethal, L. Leiner, H. Milder, B. Miros, H. MflUer, J. MfiUerr, €. und E. MyUus, E. Beiehardt, €• Sehaeht, J. Sehnanss, €• Sehneider, F. Smit, H. Behweikert, A. E. Weber, G. C. Wittstein

herausgegeben vom Direotoriuin nnter Bedaotion

E. Beiehardt

52. Jahrgang. -

Im Selbstverlage des Vereins. In Commission der Buchhandlung dea Waisenhauses in HaUe a/S.

1873.

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ARCHIV DER PHARMACIK

3. Reihe, 3. Band, 1. Heft.

A. Originalmittheilimgen.

I. Kiarmacie, plaarmaoeTit, und phys. Gbemie.

Ueber den Oraswurzelziicker und fiber das Tritleln, ein neues Eohlenhydrat Im Rhizom von Trltieum

repens L.

Von Dr. Hermann Müller in JFraureuth. (Schluss.)

Zusammensetzung des Trfticins.

Dasselbe ist nicht völlig stickstofffrei zu erhalten; der Stickstoffgehalt betrug in den von mir nach der oben beschrie- benen Methode dargestellten Präparaten 0,540 bis 0,755 7o (als Platinsalmiak bestimmt).

Die zur Analyse verwendete Substanz enthielt 0,650% Stickstoff.

Sie wurde im feingepulverten Zustande bei 110® im Luft- strome vollständig ausgetrocknet und gab beim Verbrennen mit Kupferoxyd und Sauerstoff folgende Resultate.

I. 0,272 g. Substanz gaben 0,414 g. Kohlensäure und 0,162 g. Wasser.

IL 0,252 g. Substanz gaben 0,387 g. Kohlensäure und 0,149 g. Wasser.

in. 0,366 g. Substanz gaben 0,561 g. Kohlensäure und 0,215 g. Wasser.

IV. 0,341 g. Substanz gaben 0,5-21 g. Kohlensäure und 0,204 g. Wasser.

Aroh. d. Pharm. III. Reibo. III. Bds, 1 . Heft. ]

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2 Herrn. Müller, Gras wurzelz ucker und Triticin etc.

Die aus diesen Zahlen berechnete procentische Zusammen- setzung führt zu der Formel: C^^H^^O^^

Berechnet : Gefunden :

p.c.

I.

II.

ni.

IV.

*)C>*

144

42,10

41,54

41,86

41,80

41,67

H"

122

6,43

6,62

6,54

6,53

6,64

0»!

176

51,47

51,19

50,95

51,02

51,04

N

0,65

0,65

0,65

0,65

342 100,00. 100,00 100,00 100,00 100,00. Berechnet man auf stickstofffreie Substanz, so erhält man folgende Zahlen:

Berechnet:

(

befunden:

-

^

p.c.

l.

II.

m.

IV.

Ci«

144

42,10

41,81

42,13

42,07

41,94

H««;

22

6,43

6,66

6,58

6,57

6,68

176

51,47

51,53

51,29

51,36

51,38

342 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00. Das Triticin wäre demnach isomer mit dem Rohrzucker. Dass ihm wirklich die Formel C^^H**0^* zukommt, dafür spricht auch der Umstand, dass es äusserst leicht und direct, d. h. ohne Zwischenproducte , in Zucker übergeht, und dass das Quantum des gebildeten Zuckers der Gleichung

Ci2H"0ii + H«0 = 2(C6Hi20«) entspricht.

Eigenschaften des Triticins.

Wie schon oben gesagt, stellt das Triticin, ^ wenn es durch Eintrocknen seiner wässrigen Lösung erhalten, eine gummi- artige, in dünnen Blättern durchsichtige, zu einem weissen Pulver zerreibliche Masse dar. Es reagirt gegen Pflanzen- farben neutral, ist geruch- und geschmacklos und sehr hygroskopisch. Gewöhnlicher Luft ausgesetzt, nimmt es 10— 12^0 Wasser auf. 0,313 g. Triticin, auf einem Uhrglase 2 Tage lang in einem nicht besonders feuchten

♦) 0 =- 12,

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Herrn. Müller, Graswnrzelzucker und.Triticin etc. 3

Zimmer aufbewahrt, hatte 0,037 g. = 11,82% Wasser aufgenommen und damit eine nicht mehr pulverisirbare Masse gebildet. Dann der Eellerluft ausgesetzt, hatte es noch um 0,098 g. = 19,48 % (im Ganzen also um 31,30%) zugenommen und war zu einem dicken Syrup zerflossen.

In Wasser löst es sich in jedem Verhältniss. In abso- lutem Alkohol und in Aether ist es unlöslich. In Weingeist von 80 90% löst sich sehr wenig, in verdünnterem mehr. Aus nicht sehr concentrirten Lösungen lässt es sich selbst durch absoluten Alkohol nicht vollständig fallen.

Seine wässrige Lösung ist linksdrehend. Zur Fest- stellung des Molecularrotationsvermögens mögen die durch folgende Beobachtungen gewonnenen Daten dienen. Die Ver- suche geschahen bei einer Temperatur von 15 20® und wurden mit reinem, wasserfreien Triticin, welches in abge- wogener Menge aufgelöst wurde, angestellt.

I. Die Lösung von 0,543 g. Substanz zeigte eine directe Drehung von 2^,0 nach links. Daraus ergiebt sich:

a = 2^0 links, p = 0,543 g. 1 = 2 Dm.

V = 27 CC.

*''^ f"*^! '^ ^ 2.0,543 ^ ^^''^ ^^^^'

II. Die Lösung von 0,929 g. Substanz drehte 3^5 links. Also

a =* 3<^,5 links, p = 0,929 g. 1=2 Dm.

V = 27 CC. .

97

daher [a]j = 3,6 ^^^ = 50»,8 linke.

III. Lösung enthält 1,088 g. Substanz und dreht i^.O links. Daher'

1*

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Herrn. Müllef, Graswurzelzucker und Triticin etc.

a = 40,0 links. . -p =• 1,088 g. 1 = 2 Dm. v = 27CC. 27

woraus [a]j = 4

= 490,6 links.

2.1,088

IV. Lösung enthält 0,603 g. Substanz und giebt eine directe Drehung von 2^,25 links. Also a ^ 2^,25 Knks. p= 0,603 g. 1 = 2 Dm. V = 27 CC. 27

daher [a]j = 2,25

= 500,3 links.

2.0,603

Das Molecularrotationsvermögen des Triticins ergiebt sich aus diesen 4 Beobachtungen im Mittel zu 50^,2, rund 500,0.

Erhitzt man trocknes Triticin auf 150®, so schmilzt es, entlässt Wasser, und geht bei 160^ vollständig in eine braun gefärbte, caramelartige, süsslich schmeckende Masse über, die sich in Weingeist löst. Es zersetzt sich auf diese Weise unvollständig auch schon bei tagelangem Erhitzen auf 130®.

Kocht man wässrige Triticinlösungen einige Zeit lang, 80 geht das Triticin theil weise in Zucker über und zwar geschieht dies hier rascher als beim Inulin. Eine Lösung von 0,567 g. Substanz in 25 CC. Wasser wurde Stunde lang gekocht, wobei die sich entwickelnden Wasserdämpfe durch ein aufgesetztes langes Glasrohr immer wieder verdichtet wurden. Nach dem Eindampfen zur Trockne gab der Rück- stand an absolutem Alkohol deutlich nachweisbaren Zucker, wenn auch in geringer Menge, ab.

Eine Lösung von 0,418 g, Triticin in 25 CC. Wasser, welche 1 Stunde lang gekocht worden war und nach dem

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Harm. Müller, Graswurzelzucker undTriticin etc. 5

völligen Erkialten in den Folarisationsapparat gebracht wurde, zeigte eine directe Drehung von 2®,0 links, was einem Mole- cularrotationsvermögen von 64^,6 entspricht, ein Beweis, dass sich ein Theil des Triticins in Levulose verwandelt hatte.

«=^2:|n8 = «*"«•)

Viel leichter geht aber die Umwandlung des Triticins zu Zucker in wässriger Lösung bei verstärktem Drucke vor sich. ' '

Eine Lösung von 1 Thl. Triticin in 10 Thln. Wasser, wurde in einer zugeschmolzenen Glasröhre 2 Stunden lang auf 100^ erhitzt; nach dem Oeffnen zeigte dieselbe einen süssen Geschmack und gab an absolutem Alkohol eine deut- liche Menge Zucker ab, der in Alkohol unlösliche Theil bestand aus noch unverändertem Triticin.

Eine lOprocentige nind eine 5procentige Triticinlösung wurden in zugeschmolzenen Röhren gleichzeitig einer Tempe- ratur von 100^ ausgesetzt, nach dem Oeffnen fand sich in der stärkeren relativ mehr Zucker vor als in der schwäche- ren. Eine 8procentige Lösung war nach 6 stündigem Er- hitzen auf 100® zum grossen Theile in Zucker verwandelt, nach weiterem 4 stündigen Erhitzen war dies vollständig geschehen.

Bei 105 110® findet die Umwandlung noch rascher statt, femer geht dieselbe in concentrirten Lösungen schneller vor sich als in verdünn teren. War die Dauer der Einwir- kung nicht lang genug gewesen, so fand sich in den Lösun- gen neben dem gebildeten Zucker immer nur unveränder- tes Triticin vor, ein Zwischenproduct zwischen diesem und Zucker existirt also wahrscheinlich nicht. War die Umwand- lung vollständig, so entspricht die gebildete Zuckermenge fast genau der Gleichung

Ci«H"0" + H^O = 2(C6Hi206).

Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass 10 12procen- tige Triticinlösungen beim Erhitzen auf 100® im Verschlosse- nen nach 12 Stunden stets vollständig in Zucker übergegangen

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6 Herrn. Müller , Oraswurzelzuckcr und Triticin eto.

waren, bestimmte ich die Quantität des gebildeten Zuckers bei zahlreichen Versuchen, theils durch Abdampfen der Lö- sungen und längeres Austrocknen bei 100®, theils durch Titriren mit Fehling'scher Lösung, auch prüfte ich den gebil- deten Zucker auf sein optisclies Verhalten.

Folgende Versuche mögen hier angeführt werden.

a) Bestimmung durch Wägung.

I. 0,480 g. Triticin gaben nach 14 stündigem Erhitzen auf 100® mit 5 CC. Wasser im Verschlossenen 0,509 g. Zucker; (berechnet 0,505.)

IL 0,582 g. Substanz gaben 0,611 g. Zucker; berechnet 0,612).

HL 0,396 g. Substanz gaben 0,420 g. Zucker; (berechnet 0,417).

b) Bestimmung durch Titriren.

(Jede Bestimmung wurde 3 4 Mal gemacht und aus den erhaltenen Zahlen das Mittel genommen.)

L 0,595 g. Triticin wurde mit 5 CC, Wasser 14 Stunden lang in verschlossener Glasröhre auf 100® erhitzt, die Lösung wurde sodann auf 100 CC. gebracht.

10 CC. Fehling (entspr. 0,050 g. Zucker) erforderten davon 8,1 CC, was 0,617 g. Zucker in der ganzen Lösung entspricht. (Berechnet 0,626 Zucker.)

IL 0,324 g.* Triticin, ebenso behandelt, lieferten 0,337 g. (berechnet 0,341) Zucker. Nemlich 10 CC. Fehling erforder- ten 14,8 CC.

IIL 0,360 g. Triticin gaben nach 12 stündigem Erhitzen mit 4 CC. Wasser auf 105« 0,375 g. (berechnet 0,379) Zucker. 10 CC. Fehling erforderten 13,3 CC.

^c) Polarisationsyersuche.

I. 0,521 g. Triticin wurden mit 5 CC. Wasser im Ver- schlossenen 12 Stunden lang auf 100<^ erhitzt; der Berechnung nach wären daraus 0,559 g. Zucker entstanden. Die Hälfte dieser LöBung (= 0,2795 Zucker) wurde auf 27 CC. gebracht

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Herrn. Müller , Graswiirzekucker und Triticin etc. 7

und untersucht. Sie gab eine direete Drehung von 2^25 links, woraus sich das Molecularrotationsvermögen des gebil- deten Zuckers zu 108^6 ergiebt. . Denn

a = 20,25 Unks.

p = 0,2795 g.

1 = 2 Dm.

V « 27 CC.

also [«] j ^ 2,25 2;ö^5 ^ ^^f '^ "''^'•

II. 0,419 g. TritiQin wurden mit 4 CC. Wasser wie I. behandelt; der Berechnung zufolge hätten sie 0,441 g. Zucker geliefert. Die Lösung, auf 27 CC. gebracht, drehte 3^,50 nach links. Daraus berechnet sich [a]j zu 107^,0, Nemlich

a =

3«50 links.

P =

0,441 g.

1 =

2 Dm.

v.=

27 CC.

-3,5

27

O A AÄ-i

107'

»,0 links.

daher [a]j

Dass die Ijier erhaltenen Zahlen um 1^ bis 1^,6 vom Molecularrotationsvermögen des reinen Fruchtzuckers abwei- chen, kann auf Rechnung von Beobachtungsfehlern gebracht werden, zumal da die Lösungen nicht ganz farblos zu erhal- ten waren.

Dass der aus dem Triticin entstehende Zucker wirklich Fruchtzucker (Levulose) ist, beweist sein bedeutendes Dre- hungsvermögen nach links, seine XJnkrystallisirbarkeit, seine Leichtlöslichkeit in absolutem Alkohol, seine Neigung, mit Kalk eine körnige, schwerlösliche Verbindung einzugehen, seine Fähigkeit, CuO schon in der Kälte zu reduciren, sowie mit Hefe direct und leicht in die weingeistige Gährung über- zugehen, zur Genüge.

Hefe. scheint auf Triticin keine wesentliche Einwirkung auszuüben; es gelang in keinem Falle, wässrige Triticinlö- sungen unter den der geistigen Gährung günstigen Bedingungen

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8 Herrn. Müller, Graswurzelzucker und Triticin eto.

mit Hefe in Gährung zu vorsetzeu; sehr bald trat dieselbe aber ein, nachdem etwas Diastase zugefügt worden war- Die letztere verwandelt das Triticin leicht in Zucker.

Dass verdünnte Schwefelsäure ebenfalls die üm-^ Wandlung bewirkt, geht schon aus dem früher Gesagten her- vor. Es geschieht dies ausserordentlich leicht und rasch, auch durch sehr verdünnte Säure.

Ich habe mich überzeugt, dass auch hier die gebildete Zuckermenge dem Verhältnisse

Ci2H"0ii: Ci«H2*Oi2 entspricht, indem ich abgewogene Mengen reinen, trocknen Triticins in Wasser löste, durch Erwärmen mit einigen Tropfen verdünnter Schwefelsäure auf 98® umwandelte, dann die Lö- sung auf 100 CO. verdünnte und den Zuckergehalt durch Titriren bestimmte.

I. Versuch mit 0,562 g. Triticin. 1 0 CC. Fehling erfor- derten, 8,5 CC. der Zuckerlösung. Dies entspricht einer Ge- sammtmenge von 0,588 g. Zucker. (Be^rechnet: 0,591.)

II. 0,482 g. Triticin. 10 CC. Fehling brauchten 10 CC. Zuckerlösung. Zuckermenge = 0,500 g. (Berechnet: 0,507.)

III. 0,483 g. Triticin lieferten 0,505 g. Zucker. Nemlich 10 CO. Fehling erforderten 9,9 CC. (Berechnet 0,508.)

Concentrirte Schwefelsäure bräunt das Triticin in der Kälte wenig und bildet damit eine Triticinschwe- felsäure, wie aus folgenden Versuchen hervorgeht.

1,120 g. trocknes, gepulvertes Triticin wurden sehr lang- sam und unter Abkühlung des Gefösses in 6 g. reine conc. Schwefelsäure eingetragen. Das Gemisch wurde sodann unter Veoneidung von Erwärmung in etwa 60 CC. Wasser gegos- sen, hierauf mit reinem BaCO* neutralisirt , wenig erwärmt und abültriri Das Filtrat enthielt Baryt gelöst, es wurde im Wasserbade zur Syrupsconsistenz eingedampft und der Rückstand mit 95 procentigem Weingeist behandelt, worin

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Herrn. Müller, Gräswurzelzucker und Triticin etc. 9

er sich etwa zur Hälfte löste. Die weingeistige Lösung hinterliess nach dem Verdunsten, zuletzt über Schwefelsäure, 0,352 krystallinischen Rückstand, der noch schwach bräunlich gefärbt war, sich in Wasser wieder vollständig löste und durch Schwefelsäure sogleich stark geßillt wurde. Ein Theil der Lösung wurde in der Kälte mit Schwefel- säure zersetzt, das Filtrat alkalisch gemacht und mit alka- lischer Kupferlösung vermischt: es fand nach tagelangem Stehen keine ßeduction statt, dieselbe trat aber rasch und kräftig ein, als eine andere Lösung des Barytsalzes mit Schwefelsäure unter Erwärmen zersetzt und nach dem Erkalten alkalische Kupferlösung zugefügt worden war. Dass auch Schwefel in der Verbindung enthalten sei, wurde, wie folgt, nachgewiesen. Ungefähr ein Dritttheil des Barytsalzes wurde mit reinem Natriumcarbonat zersetzt, das Baryumcarbonat abfiltrirt, das Filtrat unter Zusatz von etwas Kaliumnitrat eingedampft und der Rückstand geglüht. Die erhaltene Schmelze gab nach dem Ansäuren mit Salz- säure auf Zusatz von Baryumchlorid eine reichliche Fällung von Baryumsulfat.

Bei einem zweiten Versuche mit 0,947 g. Triticin, wobei das Gemisch von diesem und der Schwefelsäure einige Stun- den stehen gelassen wurde, resultirten 0,273 g. des in Wasser und Weingeist löslichen, noch nicht ganz reinen Barytsalzes der Triticinschwefelsäure , mit dem dieselben Reactionen er- halten wurden.'

Eine quantitative Analyse dieses, sowie anderer Salze der Triticinschwefelsäure habe ich noch nicht unter- nommen; zu ihrer Reindarstellung wird man jedenfalls ver- hältnissmässig grosser Quantitäten reinen Triticins bedürfen

Verdünnte Chlorwasserstoffsäure wirkt auf Triticin ähnlich wie verdünnte Schwefelsäure, sie bildet ebenso leicht und vollständig, wie diese, Zucker aus ihm.

Concentrirte Chlorwasserstoffsäure wirkt, wie es scheint, nicht weiter auf den gebildeten Zucker ein.

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10 Herrn. Müller, Graswurzelzucker und Triticin etc.

Sehr verdünnte Salpetersäure bewirkt die Meta- morphose zu Zucker ebenfalls. 0,382 g. Triticin, in 20 CC. Wasser gelöst, waren durch Zusatz von 5 Tropfen Salpeter- säure von 1,40 spec. Gew. und Erwärmen auf 80® nach einer halben Stunde vollständig in Zucker übergegangen. (Durch Titriren gefunden: 0,398 g.5 berechnet: 0,402.)

Concentrirte Salpetersäure verwandelt das Triticin in Oxalsäure. 0,936 g. Triticin wurden mit 10 g. Salpeter- säure von 1,30 spec. Gew. eine Stunde lang im Wasserbade erwärmt, bis die Entwickelung rother Dämpfe aufgehört hatte, hierauf mit Wasser verdünnt, wobei sich keine Schleimsäure ausschied. Der grösste Theil der freien Säure wurde dann mit Natriumcarbonat neutralisirt, zuletzt Natriumacetat zugefügt und endlich Calciumchlorid zugegeben, wodurch ,ein reichlicher Niederschlag von Calciumoxalat entstand, der nach zwölfstündigem Stehen gesanmielt und gewogen wurde. Er betrug 0,600 g. Die abfiltrirte Flüssig- keit gab nach Zusatz von Ammoniak bis zur völligen Neutra- lisation nur noch eine ganz geringe flockige Fällung , vielleicht von etwas zuckersaurem Kalk herrührend.

Das Triticin bildet auch eine Nitroverbindung, resp. ein Nitrat.

Wenn man trocknes Triticin in rauchende Salpeter- säure in der Kälte einträgt, so löst sich dasselbe unter Erwärmen darin auf, bei nachherigem Zusatz von Wasser scheidet sich aber nichts Unlösliches ab, sondern die Flüssig- keit wird nur opalisirend; bei Zusatz von Weingeist bleibt sie klar. Trägt man aber gepulvertes Triticin in kleinen Portionen in ein erkaltetes Gemisch aus 1 Vol. Salpeter- säure von 1,40 spec. Gew. und 3 4 Vol. englischer Schwefelsäure, so verwandelt es sich nach und nach in eine gelbliche, fettartige Masse, die auf dem Säuregemisch schwimmt. Nach dem Vermischen desselben mit Wasser scheidet sie sich wachsartig ab und kann durch sehr oft wiederholtes Ausw^aschen mit etwas angewärmtem Wasser rein erhalten werden. Nach dem Trocknen stellt sie eine nicht explosive, wachsartige, rein weisse, durch

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Herrn« Müller, Graswurzelzucker und Triiicin etc. 11

gelinde Wärme erweichende und dann knetbare Masse dar, welche, erhitzt, erst schmilzt und dann rasohverbrennt, etwas Kohle zurücklassend, Sie ist in Wasser unlöslich, in starkem Weingeist löslich und noch viel leichter in Aether. Wenn noch nicht ganz säurefrei, besitzt sie einen etwas bitteren Geschmack , sonst ist sie geschmacklos. Sie schmilzt bei 65 68^ zu einer dickflüssigen Masse.

Essigsäure, Weinsäure und Oxalsäure wandeln Triticin in wä«sriger Lösung bei erhöhter Temperatur in Levulose um, und zwar thun dies Weinsäure und Oxalsäure rascher als Essigsäure.

Kali- und Natronlauge bringen in wässrigen Tritioin- lösungen keinen Niederschlag hervor, auf nachherigen Zusatz von Weingeist entsteht jedoch ein käsiger Niederschlag, der sich zu einem knetbaren Klumpen zusammenballt und Kalium, resp. Natrium enthält.

Ich bestimmte *in mehreren mit Kalilauge erhaltenen Niederschlägen den Wasser- und Kaliumgehalt.

I. Eine concentrirte Lösung von Triticin wurde mit dem doppelten Volumen Kalilauge von 1,25 spec. Gew. ver- dünnt, darauf vollständig durch Weingeist gefällt, der Nieder- schlag in wenig Wasser gelöst, wieder durch Weingeist gefällt und dies noch zweimal wiederholt; hierauf wurde der gummöse Niederschlag über Schwefelsäure und Aetzkalk getrocknet.

0,588 g. verloren bei 110^ 0,043 g. Wasser« 7,31 ^o H^O und gaben nach dem Einäschern 0,327 g. Kaliumplatinchlorid = 8^91 % K. (Auf wasserfreie Substanz berechnet = 9,60 7oK.)

IL Eine andere concentrirte Triticin -Lösung wurde ebenso gelallt, der Niederschlag aber nur zweimal wieder in Wasser gelöst. 0,735 g. ü\>er H^SO* und CaO getrocknete Substanz verloren bsi 110<> 0,051 g. Wasser = 6,93 % H^O und gaben 0,130 g. KCl = 9,27% K.; (auf wasserfme Substanz berechnet == 9,73 % ^-^

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Herrn. Müller, Gras wurzelz ucker und Triticin etc.

Ein dritter Niederschag wurde nur einmal wieder ir gelöst und durch Weingeist gefällt, dann eben-

H^SO* und CaO getrocknet. 0,506 g. verloren bei \1 g. Wa88er=^6,12 \ H*0, und gaben 0,092 g. KCl j K (auf wasserfreie Substanz berechnet = 10,15 % K).

der Aehnlichkoit der untersuchten Niederschläge

schliessen, dass man es hier jedenfalls mit einer h nicht sehr beständigen Verbindung des Triticins im zu thun hat. Die gefundenen Zahlen nähern sich ten der Formel C*»H"KOii + iVgH^O oder 2 :Oii)+3H20. erechnet: Gefunden:

L II. III.

= 9,63 7o. 8,91 Vo. 9,27 0/,. 9^540/^,

= 6,63%. 7,31%. 6,93%. 6,12%.

sehnet man auf wasserfreie Substanz, so ergiebt sich:

erechnet: Gefunden:

I. IL m.

= 10,29 %. 9,60 %. 9,73 %, 10,15 %.

sieht zugleich aus den Zahlen unter L und IL, enfalls durch das Auswaschen KOH verloren ge- st.

wässrige Lösung dieser Verbindung fallt Calcium-, L- und Baryumchlorid, Magnesium-, Aluminium- und i und Bleiacetat weiss gelatinös, Ferrosulfat grün, id braun, Kupfersulfat blaugrün, Silbernitrat und Tonitrat schwarz, Hydrargyrichlorid . rothgelb, Gold- ind Platinchlorid braunschwarz. Die Niederschläge itinös mit Ausnahme der der edlen Metalle, im ass des Fällungsmittels unlöslich; in viel Wasser ist derschlag nur theilweise lösliteh, ebenfalls mit Aus- er der edlen Metalle,' welche ganz unlöslich sind, ieser Niederschläge sind vielleicht bestimmte Ver- 1 von Triticin und Metall, besonders die von Ca, Sr

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Herrn. Müller, Graswurzelzucker und Triticin etc. 13

Ein* Calciumtriticat bildet sich auch, wenn man eine ziemlich concentrirte Triticinlösung mit Kalkmilch vermischt, wobei das Gemisch breiartig erstarrt.

Die Baryumverbindung erhält man, wenn man Baryt- wasser zu einer Triticinlösung fügt, als weissen, gummösen Niederschlag, der in Wasser, sowie in überschüssigem Baryt- wasser und in überschüssiger Triticinlösung sehr schwer lös- lich ist. Man kann ihn durch Kneten unter Wasser aus- waschen, darf dies aber nicht oft wiederholen und nicht viel Wasser anwenden, da er sonst Baryt verliert. Es fanden sich in diesem Niederschlage Baryum und Wasser in folgenden Mengen.

I. Der Niederschlag wurde unter 5 6 mal erneuertem Wasser durchgeknetet , dann über Schwefelsäure und Aetzkalk getrocknet.

' a) 0,360 g. Substanz verloren bei 110<^ 0,029 g. Wasser, = 7,87 % H^O, und gaben 0,0866 g. BaSO*, = 14,14 % Ba; (auf wasserfreie Substanz berechnet = 15,35^0 ^a).

b) 0,411 g. Substanz gaben 0,1006 g. BaSO* ,= 14,39^0 Ba; (auf wasserfreie Substanz berechnet = 15,61 % Ba).

n. Der Niederschlag wurde dreimal unter neuem Wasser ausgewaschen. 0,587 g. verloren bei 110^ 0,049 g. Wasser = SM\ H«0. 0,372 g. gaben 0,0936 g. BaSO* = 14,79 % Ba; (auf wasserfreie Substanz berechnet = 16,06^0 Ba).

ni. Der Niederschlag wurde nur einmal ausgewaschen. 0,535 g. verloren bei 110^ 0,044 g. Wasser, = 8,22% H^O, und gaben 0,139 g. BaSO* = 15,28 % Ba; (auf wasserfreie Substanz berechnet = 16,64 ^o Ba). .

Die gefundenen Zahlen, namentlich die im letzten Ver- suche, auf die man das meiste Gewicht legen kann, ent- sprechen der Zusammensetzung:

C2*H*«BaO«2 + 4H20.

Berechnet : Gefunden :

. P. c, Ba =15,37, H«0= 8,08.

la.

p.c.

14,14.

7,87,

Ib.

p.c.

14,39.

II. iir.

p. C. p. c.

14,79. 16,28.

8,34. 8,22.

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14

Herrn. Müller, Graswnrzelzucker und Triticin.

m

Auf wasserfreie Substaaz berechnet, ergaben sich folgende Zahlen :

Berechnet: Gefunden:

la. Ib. II. III.

p. C. p. C. p. C. p. 0. p. C.

Ba = 16,73. 15,35. 15,61. 16,06. 16,64.

Durch Bleiacetat und basisches Bleiacetat wer- den wässrige Triticinlösungen nicht gefällt, vermischt man aber eine concentrirte wässrige Triticinlösung mit Weingeist und fügt mit Weingeist vermischten Bleiessig zu, so erhält man einen gummösen bleihaltigen Niederschlag, der sich bei einer gewissen Stärke und Menge des angewandten Wein- geistes nach dem Trocknen bei 110« der Formel C^^H^^^PbO^i nähert.

I. Eine Triticinlösung wurde mit soviel ab&olutem Alkohol versetzt, dass sich dieselbe zu trüben begann, und mit einem Gemisch von gleichen Theilen Bleiessig und absolutem Alko- hol gefällt. Der Niederschlag wurde mit Alkohol aus- gewaschen und bei 110^ getrocknet. 0,406 g. Substanz gaben 0,152 g. PbO =- 34,75 ^/^ Pb.

IL Eine andere Lösung wurde mit 4 Vol. Weingeist von 95 % vermischt und mit einem Gemisch aus gleichen Theilen Bleiessig und Weingeist von derselben Stärke gefallt. 0,320 g. Substanz gaben 0,133 g. PbO = 38,58% Pb.

III. Eine dritte Lösung wurde unter Anwendung noch schwächeren Weingeistes geßillt. 0,273 g. Substanz gaben 0,123 g. PbO = 41,82 »/^ Pb.

Die Verbindung: C^^H^opbOn enthält 37,84% Pb.

Die Niederschläge, welche man durch Fällen wässriger Triticinlösungen durch ammoniakalischen Bleiessig erhält, sind sehr ungleich zusammengesetzt; ich fand in zwei solchen 42,49% ^^^ 62,03% Pb, und zwar waren beide Niederschläge auf ganz gleiche Weise erhalten, indem eine Triticinlösung in zwei gleiche Theile getheilt, jeder Theil mit ammoniakalischem Bleiessig gefällt, der Nieder- schlag nur ausgepresst, nicht ausgewaschen, und erst über Schwefelsäure und Aetzkalk, dann bei 110® getrocknet wurde.

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Herrn. Müller, Graswnrzelzucker und Triticin etc. 15

0,509 g. des einen gaben 0,233 g. PbO, =- 42,49 7^ Pb, 0,G36 g. des andern 0,425 g. PbO = 62,03 % Pb.

Kupfersulfat fällt Triticinlösungen nicht. Oben wurde gesagt, dass Kaliumtriticat in Kupfersulfatlösung einen im Ueberschuss des Fäilungsmittels unlöslichen Niederschlag gebe; dagegen verhindert Triticinlösung die Bildung eines Niederschlags aus Kupfersulfat und Kaliumhydroxyd. In solchen alkalischen Kupfersulfat - Triticinlösungen reducirt das Triticin das Kupferoxyd spurenweise, (ähnlich wie Dextrin), nach 24 stündigem Stehen schon in der Kälte, was vielleicht von einer Spur noch anhängenden Zuckers herrührt.

0,500 g. Tritricin reducirten nur die 0,005 g. Zucker entsprechende Menge Fehling'soher Lösung. (1,0 CG.)

In einem Gemisch von basischem Wismuthnitrat und Natriumcarbonatlösung bemerkt man jedoch auch nach län- gerem Kochen keine deutliche Reduction durch Triticin.

Durch Hydrargyronitrat und durch Hydrargyri- chlorid werden Triticinlösungen nicht verändert, auch nicht beim Kochen; dasselbe ist der Fall mit Silbernitrat, hier tritt Reduction ein nach Zusatz von Ammoniak.

Ebenso bei Gold- und Platinchlorid.

Durch MnO^ und H^SO* geht das Triticin in Amei- sensäure über; schon beim Kochen von Triticinlösungen mit PbO^ bildet sich dieselbe.

Etwa 1,5 g. Triticin, mit 4 g. PbO* und 20 g, Wasser ^2 Stunde lang gekocht, gaben ein klares Filtrat, welches stark bleihaltig war. Ein Theil davon hinterliess nach dem Eindunsten über Schwefelsäure einen farblosen, glasartig - amorphen, nicht hygroskopischen Rückstand. Derselbe lieferte, in Wasser gelöst und mit Schwefelsäure in der Kälte zersetzt, keine Zuckerreaction, wohl aber nach dem Erhitzen mit Schwefelsäure. Ein anderer Theil wurde durch H^S zersetzt; das saure Filtrat gab bei der Prüfung auf Oxalsäure, Weinsäure, Aepfelsäure, negatives Resultat, •wohl aber gab es die Reactionen der Ameisensäure.

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16

Herm. Müller, Graswurzelzucker und Triticin etc.

"0,781 g. Triticin wurden mit a g. PbO* und 15 g. Wasser ^g Stunde lang gekocht; das Filtrat wurde durch Schwefelsäure zersetzt, nach dem Abfiitriren des Bleisulfates bis fast zur Trockne destillirt, das sauer reagirende Destillat mit frisch gefälltem Bleicarbona*' gekocht, filtrirt und ein- gedampft. Es blieben 0,222 g. Bleiformiat zurück..

Vorkommen des Triticins, relative Menge des- selben in der Queckenwurzel und Bedeutung des- selben für die Pflanze.

Bis jetzt habe ich das Triticin noch in keinem andern Pflanzentheile als in der Queckenwurzel gesucht und ge- funden, es ist aber möglich^ dass es auch in dem linksdi'ehenden Gummi, welches Busse (Arch. Pharm. 1866, U. R. Bd. 127. S. 225 und 226) in grünen Weizenpflanzen und frischen Weizenkörnem (Triticum vulgare L.) gefunden hat, ent- halten ist.

Da es kein Verfahren giebt, aus der Queckenwurzel die ganze darin enthaltene Menge Triticin in reinem Zustande abzuscheiden, so ist seine quantitative Bestimmung in der- selben nur auf indirectem Wege möglich. Man bestimmt es nemlich nach der Umwandlung durch Schwefelsäure als Zucker.

Ich verfuhr folgendermassen. In einer bestimmten Quan- tität Wurzel (10 g.) wurde durch Ausziehen] mit Wein- geist und Titriren mit Fehling'scher Lösung erst der Zucker- gehalt bestimmt, dann wurde eine andere gleiche Quantität Wurzel mit warmem Wasser ausgezogen, der Auszug mit Schwefelsäure erwärmt, durch BaCO* neutralisirt, abültrirt, das Filtrat eingedampft und mit Weingeist von 95 % ^^^' gezogen, in welchem sich nur der kleiiiLere Theil löst. Diese Lösung wurde sodann auf 100 CG. gebracht und durch Fehling'sche Lösung titrirt, endlich von der gefundenen Zuckermenge die des als solcher in der Wurzel enthaltenen Zuckers abgezogen.

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Herrn. MüUet, Graswutzelzücker und Triticin. 17

Die hier folgenden Bestimmungen wurden gleichzeitig mit den S. 507 beschriebenen Zuckerbestimmungen ausgeführt und dieselben Wurzelsorten verwendet.

I. Die Wurzel enthielt 2,45 % Zucker. Von dem mit Schwefelsäure behandelten wässrigen Auszuge erforderten 10 CC. Fehling 4,7 CC, was einer Gesammt - Zuckermenge von 10,63^0 entspricht. 10,63 2,45 = 8,18% aus dem Triticin entstandener Zucker, welcher nach der Gleichung Ci2H24 0^2 . C12H22011 = 8,18: 7,77 % Triticin ergiebt.

IL Die Wurzel enthielt 2,70 ^^ Zucker. Von dem mit Schwefelsäure behandelten wässrigen Auszuge erforderten 10 CC. Fehling 4,6 CC. Hiernach Gesammt -Zuckermenge = 10,87 */o. 10,87 2,70 = 8,17 «/o, welche 7,76 % Triticin ergeben.

Itl. Die Wurzel enthielt 2,81 % Zucker. Von dem mit Schwefelsäure behandelten wässrigen Auszuge brauchen 10 CC. Fehling 4,9 CC. Gesammtzuckermenge = 10,20 %. 10,20—2,81 = 7,39^0, welche 7,02 7o Triticin ergeben.

IV. Sehr strohige, schlecht aussehende Wurzel, enthielt 3,33 7q Zucker. Von dem mit Schwefelsäure behandelten wässrigen Auszuge erfordern 10 CC. Fehling 7,1 CC. Hier- nach Gesammtzuckermenge = 7,04 %. 7,04 3,33 = 3,71 %, welche 3,52^0 Triticin ergeben.

Die Menge des Triticins scheint hiemach zu der des in den Queckenwurzeln enthaltenen Zuckers in einer gewissen Beziehung zu stehen, nämlich dass mit Zunahme des Zucker- gehaltes der Triticingeh&lt abnimmt, doch sind hierüber noch weitere Versuche anzustellen.

Die physiologische Bedeutung des Triticins ist jedenfalls die eines Reservestoffes, der in den Wurzelstocken s^uf- gespeichert wird, um später zur Ernährung der aus den- selben entspringenden oberirdischen Pflanzentheile beizutragen,

Anhang.

Indem ich zum Schluss auf den Ausgangspunkt dieser Untersuchungen, die Bestimmung der Bestandtheile der Rad.

Arch, d. Pharm. III. Reihe. III. Pclf. 1. Ilft. 2

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E. Reichardt, Triticin. '

im Allgemeinen, zurückkomme, habe ich noch zu , dass die Queckenwurzel neben dem Triticin und tzucker als Hauptbestandtheil noch einen sticTtstoff- gen, gummiartigen Körper enthält, der sowohl leiacetat als mit basischem Bleiacetat einen Niederschlag und dessen Lösung sich beim Eindampfen sehr rasch at. Er bleibt zurück, wenn man den wässrigen Auszug ,ad. gram, mit Schwefelsäure erwärmt, mitBaCO^ neu- rt, eindampft und den Zucker durch Behandeln mit ol entfernt. Er reducirt Kupferoxyd in alkalischer g, giebt mit Barytwasser keine Fällung und ist fast nacklos. Seine Menge beträgt 10,5 ll,5 7i^ tler bei getrockneten Wurzel. Im üebrigen habe ich ihn noch .näher untersucht.

Lusserdem enthält die Queckenwurzel -meist nicht unbe- liche Mengen von sauren äpfelsauren Salzen, leim Verbrennen hinterlässt sie ungefähr 4^/^ % Asche, ich ist an Kieselsäure.

Nachschrift Yon E. Reichardt.

h'e vorstehende Abhandlung des Herrn Müller besitzt i für sich grosses Interesse, da sie die Nachweisung Gummi, hier Triticin genannt, betrifft und zwar als irorkommenden Bestandtheil der Queckenwurzel, welche lenselben Untersuchungen allein linksdrehenden Frucht-il

enthält, rummi und Zucker stehen sowohl bezüglich der chenn- Zusammensetzung , als Kohlehydrat, sehr nahe zu eiu-

wie noch besonders durch die leichte Umwandlung des m. in letzteren , welche technisch in so grossem Maasse, nschenstufe der Umwandlung der Stärke, Anwendung Dennoch sind unsere Kenntnisse bis jetzt sehr karg, man auf das einzelne Vorkommen eingeht. So nahe nsicht liegt, dass beide Stoffe, Zucker und Gummi, auch in der Pflanze dieselben nahen Beziehungen be-

raögen, vielleicht auch hier eine zur Bildung oder

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E. ßeickardt, Triticin. 19

Umbildung des anderen diene, so wenig sind bis jetzt darüber Thatsachen bekannt.

Die Angabe, dass Gummi ein stets vorkommender Be- standtheil des Fflanzensaftes sei, wie Zucker, beruht mehr, auf qualitativen Prüfungen, welche stets entsprechende Beac- tionen ergeben. Kennen wir auch Ausschwitzungen einzelner Pflanzen oder Pflanzenfamilien als besondere Gummiarten, so ist doch auch diese Zahl sehr gering und somit jeder Beitrag schätzenswerth , welcher ein bestimmtes Vorkommen in einer Pflanze beweist.

Müller bestimmt aber indirect, durch Umwandlung des Triticins in Zucker, sogar die Menge dieses Gummi's als weit bedeutender, als diejenige des vorhandenen Quecken- oder links drehenden Fruchtzuckers und erhält endlich durch Einwirkung der Schwefelsäure aus dem Triticin wieder links drehenden Fruchtzucker.

Die von Müller erhaltenen Zahlen von Gummi und Queckenzucker im Safte der Queckenwurzel sind dabei 7,77 7,76 7,39 Proc. Triticin gegenüber 2,45 2,70 2,81 Proc. Queckenzucker, wobei bewiesen wird, dass 1 Aeq. Triticin 1 Aeq. Zucker liefere.

Schlechte strohige Wurzeln ergaben dagegen 3,33 Proc. Zucker und nur .3,52 Proc. Triticin.

In dem neunten Hefte der Berichte der deutschen chemi-

, sehen Gesellschaft zu Berlin (Nr. 9, 1873, S. 612) behandelt

Scheibler einen sehr ähnlichen Gegenstand „Vorkommen

der Ärabinsäure (Gummi) in den Zuckerrüben und über den

Arabinzucker."

Die grossen Verdienste Scheibler's um die Zucker- fabrikation und Untersuchung der Bestandtheile der Zucker- rübe sind bekannt, hier handelt es sich nur um einen schon länger von ihm erkannten Körper in der Rübe, bei welchem auch ihm es erst jetzt gelang, denselben in untersuchungs- werther Menge zu erhalten.

Scheibler giebt zur Gewinnung des Rübengummi's folgendes Verfahren an:

2*

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20 E. Eeichardt, ffriticin.

Frischer, ohne Wasserzusatz erzielter Eübenbrei (Reibsei von einer Handreibe oder der Fabrikreibe) wird mittelst einer scharfen Spindelpresse möglichst vom Saft befreit, worauf man die rückständigen Presslingskuchen in Alkohol von 86 90 Proc. Tralles einträgt und damit einige Stunden kalt in Berührung lässt. Man presst darauf die alkoholische Lösung ab und wiederholt diese Behandlung mit Alkohol noch einmal in gleicher Weise. Der Alkohol nimmt hierbei den Zucker, sowie die meisten übrigen Nichtzuckerstoffe fast ebenso gut und vollständig weg , als es durch Maceration mit Wasser geschehen würde, nur mit dem Unterschied, dass das Meta- arabin des Zellgewebes darin nicht aufquillt und löslich wer- den kann. Nachdem auch der zweite Alkoholaufguss abge- presst ist, bringt man die Presslinge in kochendes Wasser, erhitzt einige Zeit unter Umrühren, um den Alkohol zu ver- flüchtigen und das Metaarabin aufzuquellen, setzt dann reine Kalkmilch bis zur stark alkalischen Reaction zu und erwärmt damit auf dem Wasserbade, darauf presst man die erhaltene Lösung von arabinsaurem Kalk ab und behandelt sie mit Kohlensäure, um den überschüssig vorhandenen Aetzkalk zu fallen. Das Filtrat hiervon verdampft man im Wasserbade auf ein kleineres Volum, filtrirt nochmals, um die Ausschei- dungen zu entfernen, (diese Filtration soll man nicht unter- lassen) versetzt das Filtrat mit Essigsäure (Neubauer nimmt Salzsäure, Scheibler zieht die Essigsäure vor, weil dieselbe in der Kälte nicht intervertirend wirkt und die meisten essigsauren Salze in Alkohol löslicTi sind) bis zur stark sauren Reaction und fallt mit starkem Alkohol in grossem Ueberschuss. Es fallt hierbei unreines Rübengummi als klebrige, fadenziehende Masse heraus. Nach einigem Stehen giesst man die^saure Alkohollösung ab, löst das Gummi in wenig Wasser, filtrirt wenn nöthig und fällt die Lösung abermals durch Alkohol, welche Operation man einige Male wiederholt. Bei diesen wiederholten Ausfallen schlägt sich die Arabinsäure dann nicht mehr als fadenziehendes Gerinnsel, sondern in Flocken nieder; aber, wie oft man dasselbe wiederholen mag, es gelingt nicht, eine völlig a^chenfrei^

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E. Reichardt, Triticin. 21

Substanz zu erhalten. Etwas reiner erhält man sie zwar, wenn man die so gereinigte Säure nochmals mit Kalkmilch in das Kalksalz verwandelt, dasselbe mit Alkohol niederschlägt, die Lösung desselben mit Salzsäure sauer macht und wie vorhin verfahrt, aber auch hierdurch entfernt man nicht alle Aschen - Bestandtheile. Am aschenfreiesten und reinsten erhielt ich die Säure, wenn ich die vorläufig möglichst gereinigte nochmals in wenig Wasser löste und nun in einem verschliess- baren, schmalen, hohen Cylinder mit nur so viel Alkohol versetzte, dass ein kleinerer Theil der Säure sich abschied, der grössere aber gelöst blieb. Nach mehreren Wochen hatte sich dann ein unreiner Bodensatz, der die meisten Aschensalze enthielt, fest abgelagert, und die überstehende abgesickerte Lösung gab nxm beim völligen Ausßillen mit Alkohol eine wesentlich reinere Arabinsäure."

Die Darstellungsweise wurde wortgetreu mitgetheilt, um lur andere Untersuchungen Anhalt zu bieten; aus dem Inhalte ergiebt es sich, dass dieses Rübengummi auch Arabin oder Arabinsäure genannt wird.

Scheibler erhielt nemlich folgende Resultate: Die Eigenschaften dieses Rubengummi stimmen vollständig mit denen der Metapectinsäure von Fremy übercin, aber auch mit denjenigen des reinsten arabischen Grummi's, des sog. Arabin's oder der Arabinsäure.

Die Elementaranalyse ergiebt die Formel O^^H^^O^*; dieses Gummi besitzt ferner ein Drehungsvermögen nach links, Rübengummi, wie Arabin oder das sog. und nunmehr als identisch erwiesene Metapectin gaben bei der Einwirkung von verdünnter Schwefelsäure krystallisirbaren rechts- drehenden Zucker von der Zusammensetzung O^H^^O®, das Triticin linksdrehenden Zucker.

Ausser diesem „normalen Rübengummi fand Scheibler noch ein. Gährungsgummi nach der schlei- migen Milchsäure oder Mannitgährung, welche bei dem Stehen des Rübensaftes eintritt. Es entwickelt sich dabei Kohlensäure und Wasserstoffgas, letzteres nimmt gegen

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22 F. Smit, Liq. ferri acetici.

Ende der Gährung ab, worauf dann das Gährungsgummi durch Alkohol gefallt werden kann.

Zur Kritik der Pharmacopoea Germanica.

Von F. Smit in Enger. Darstellung des Liquor ferri acetici.

Nach der letzten Pharmacopoea Borussica musste das aus 40 Th. Ferrum sulfuricum erhaltene Eisenoxydhydrat . durch öfteres Pressen zwischen Fliesspapier auf ein Ge- wicht von 32 Th. gebracht werden. Da nun 40 Th. Ferrum sulfuricum nahezu 100 Theilen des Liquor ferri sulfurici oxydati der Pharm. Germ, entsprechen, so geht daraus hervor, dass letztere Pharmacopoe nur eine Pressung dieses Quantums auf 50 Th. verlangt. Jeder, der dieses Präparat öfters nach der Pharm. Boruss. gemacht hat, wird diese Erleichterung der Arbeit mit Freuden begrüssen, denn es war wirklich fast ein Kunststück, dieses Präparat so trocken zu pressen. Leider giebt uns die Pharm. Germ, dagegen ein anderes Kunststück auf. 5 Th. des Press- rückstandes sollen nemlich in 6 Th. Acidum aceticum dilutum getöst werden und diese 11 Th. dann mit soviel Wasser verdünnt werden, dass 10 Th. herauskommen. Allerdings geht etwas bei der Filtration verloren , auch entweicht bei der Lösung etwas Gas (angezogene Kohlensaure?), aber diese Verluste sind so gering, dass die Lösung nicht viel weniger, als 11 Th. beträgt.

Ueber Slsanres Quecksilber mit Slsaurem Morphin.

Von Ch. Rice.

. Diese Verbindung, empfohlen von Prof. Marshall und zuerst bereitet von Fr. Clowes, wird hier in New York

*) Americ. Journ. of Pharm. Jan. X873. 1. Wst,

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e, üeber ölsaures Quecksilber mit ölsaurem Morphin. 23

g verlangt, aber ihre Bereitung ist mit einigen

iten verbunden. In reiner Oelsäure löst sich das

ixyd fiowohl die rothe, als auch die gelbe

allerdings leicht und vollständig auf, selten tritt

schwache Reduction des Oxydes ein, und das

lerniss ihrer Anwendung ist ihr hoher Preis.

verhält sich die gewöhnliche käufliche Oelsäure,

oduct der Stearinkerzen -Fabrikation, welche unter

„Rothes Oel" im Handel vorkommt, eine tief

►e und einen widrigen Fettgeruch besitzt Ihr

bt beträgt 0,895. Sie löst zwar ebenfalls das

xyd auf, doch bedarf sie dazu eines höheren '

,. «*x*.^g,*«v.o8 als die reine Säure, und dabei reducirt sich

stets eine gewisse Menge des Oxyds zu Metall, welche mit

der Zunahme der Temperatur wächst. Beispielsweise gaben

192 g. Oxyd, entsprechend 177,7 g. Metall, beim Erhitzen

mit der zehnfachen Menge käuflicher Oelsäure

bis auf 150« C. 175 g. Metall

,; 1400 C. 152

1000 C. 69

93 C 35

Zwischen 93 und 82 o erhält man je nach der Dauer der Einwirkung der Hitze zwischen 20 und 40 g. Metall ; nienials ist es mir aber geglückt, eine Lösung ohne jegliche Reduc- tion zu erzielen , daher man genöthigt ist , in jeder neu bereiteten Solution den Gehalt derselben an Quecksilberoxyd zu bestimmen.

Nach den Vorschriften der verschiedenen Aerzte schwankt der Gehalt des Präparates an Oxyd zwischen 2 und 20 Pro- cent , und auch der Gehalt an Morphin ist ein variabler ; aber 6 Proc. Oxyd und 2 Proc. Morphin entsprechen den meisten Anforderungen, und darauf gründet sich das nachstehende Verfahren zur Bereitung des Präparates.

Man setzt die käufliche Oelsäure einer Temperatur von + 4 bis 10" C. aus, presst die ausgeschiedenen festen Fett- säuren ab , siebt in einem Mörser 1 92 g. Quecksilberoxyd nach und nach mit 1536 g. der flüssigen Oelsäure zusammen.

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^4 G. C. C. Stanford, Billiges Besinfectioüsmittel.

stellt den Mörser in ein Wasserbad und digerirt unter fleissigem Umrühren bei einer 93^ nicht übersteigenden Temperatur. Sobald alles Oxyd verschwunden ist, oder besser, sobald der nngelöst gebliebene Rückstand eine rein graue Farbe angenommen hat, entfernt man den Mörser aus dem Bade, lässt ihn 24 Stunden ruhig stehen, giesst dann die klare Lösung in eine tarirte Schale, wäscht den Rück- stand mit Aether aus, giesst diesen ebenfalls in die Schale, verjagt ihn durch gelindes Erwärmen und stellt die Schale auf die Wage. Der ungelöst gebliebefie Antheil wird gleich- falls gewogen und, als metallisches Quecksilber in Rechnung * gebracht.

Angenommen, das Gewicht der Lösung betrüge 1698 g. und das des reducirten Quecksilbers 30 g., so befinden sich, da die letztern gleich sind 32,4 g. Quecksilberoxyd , in Lösung 159,6 g. oder 9,4 Proc. Quecksilberoxyd. Zu dieser Solution setzt man alsdann noch eine Auflösung von 53 g. Morphin in 909 g. Oelsäure. Öie gatze Mischung = 2660 g. enthält nunmehr 6 Proc. (159,6 g.) Quecksilberoxyd und 2 Proc. (53 g.) Morphin, und stellt eine dunkel braunrothe Flüssig- keit von 0,975 spec. Gew. dar.

Das Präparat hat sich besonders bewährt als Resolvens bei Steifheit der Gelenke.

Als Vorstehendes schon geschrieben war, bekam ich eine Probe Oelsäure, worin sich das Quecksilberoxyd voll- ständig löste, ohne dass die geringste Ausscheidung von Metall dabei stattfand. Auch bedurfte es dazu einer etwas niedrigeren Temperatur (71 bis 82"). Wittstein»

Billiges Deslnfectionsmlttel.

Von G. C. C. Stanford.*) Einige" populäre Desinfectionsmittel besitzen einen so widerwärtigen Geruch, dass man alle Ursache hat, für die

*) Pharm. Journ, and Transact. Sept. 1872. 237, übersetzt von Wittstein.

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G. C. C. Stanford, Billiges DesinfectionsmitteL 25

gewöhnlichen häuslichen Zwecke einer geruchlosen Substanz, welche gleiche Dienste leistet, den Vorzug zu geben. Ist eine solche dann zugleich auch noch billig und an sich unschädlich, so verdient sie um so mehr alle Beachtung. Dahin gehören die Chloride der Alkalien und anderer Basen; mit diesen habe ich experimentirt und dabei noch das viel- berufene Chloralum*) mit verwendet. Die Versuche dauerten ungeföhr 1 Monat und umfassten zwei Reihen-, in der ersten Reihe diente mit 2 bis 5 Proc. Chlorid versetzter Harn, in der zweiten nahm ich eine Mischung von gleichen Tbeilen defibrinirtem Blut und Wasser, in welcher ebenfalls 2 bis 5 Proc. Chlorid aufgelöst worden waren.

Harn mit 2 Procent Salz.

Erstes Auftreten

Erstes Auftreten

Yon Schimmel.

von liblem Gerucli

Chloralum

nach 4 Tagen.

nach 6 Tagen.

Eisenchlorid

kein.

kein.

Calciumchlorid

nach 15 Tagen.

kein.

Natriumchlorid

99 ^ 99

nach 8 Tagen.

Kaliumchlorid

4

99 ö 99

Ammoniumchlorid

99 4

99 23

Harn jnit 5 Procent Salz.

Chloralum

nach 4 Tagen.

nach 6 Tagen.

Eisenchlorid

kein.

kein.

Calciumchlorid

nach 25 Tagen.

kein.

Natriumchlorid

» ^ 99

nach 8 Tagen.

Kaliumchlorid

99 12

kein.

Ammoniumchlorid

kein.

nach 7 Tagen.

klischung von Blu

t und Wasser

mit 2 Proc. Sa

Chloralum

nach 11 "Tagen.

kein.

Eisenchlorid

26

kein.

Calciumchlorid

18

kein.

Natriumchlorid

99 ö

nach 6 Tagen.

Kaliumchlorid

99 5 »

99 6 99

Ammoniumchlorid

kein.

99 12

♦) Wittstein's Yierteljahrsschr. XXI. 233.

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26 M. P. Muir, Einwirkung verdünnter Salzlösungen auf Blei.

Mischung von Blut und Wasser mit 5 Proc. Salz.

Erstes Auftreten Erstes Auftreten

von Schimmel. von üblem Geruch.

Chloralum . nach 11 Tagen. kein,

Eisenchlorid kein. kein.

Calciumchlorid nach 18 Tagen. kein.

Natriumchlorid 4 nach 5 Tagen.

Kaliumchlorid 4 w 5

Ammoniumchlorid kein. „13

Es ergiebt sich hieraus, dass von den 6 Salzen das Eisenchlorid am kräftigsten und das Natriumchlorid am schwächsten wirkt. Am billigsten mit Rücksicht auf seine Wirkung ist das Calciumchlorid; es wird in allfen Alkali- fabriken in enormen Mengen als Nebenproduct erhalten, ist also, billig, ferner geruchlos, ungiftig, farblos, verdient daher die nächste Berücksichtigung. Ich empfehle es als 25 Proc. Salz haltende wässrige Lösung,, der man noch 12 Proc. Salzsäure zusetzten kann, um das Auftreten von freiem Ammoniak zu verhindern.*)

Einwirkung rerdiinnter SalzlSsungen auf Blei.

Von M. P. Muir.**)

Eine grössere Eeihe von in dieser Richtung angestellten

Versuchen hat folgendes Ergebniss geliefert.

Salz. Gramme Aufgelöstes Blei in Milligrammen

per Liter. per Liter

nach 24 4S 72 Stunden.

Salpetersaures Ammoniak 0,020 13,0 25,0

Dasselbe 0,040 15,0 32,0

Dasselbe 0,080 15,0

*) Der Säurezusatz scheint mir ganz überflüssig , auch für di« Au- fwendung in der Hand von unerfahrenen Personen und in manchen Pällen selbst unzwcckmäßsig y indem alles etwa auftretende Ammoniak (als Car- honat) sofort schon durch das Chlorcalcium wieder zersetzt wird. W.

**) Chem. News, Juni 1872. XXY» 294. r»^

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M. P. Muir, Einwirkung verdünnter Salzlösungen auf Blei.

27

Gramme per Liter.

Aufgelöstes nach 24

Blei in Milligrammen per Liter

48 72 Stunden.

0,020 0,050

2,0

2,0

0,040 0,212

0,8

1,0

1,2

0,045 0,308

0,3

0,070 0,504

0,5

0,252 0,408 0,310 0,516 0,250 0,510 0,200 0,400

0,4 0,4

0,5 0,3

Salz.

Salpetersaures Kali Schwefelsaures Natron Salpetersaures Kali Schwefelsaures Natron Salpetersaures Kali Kohlensaures Kali Salpetersaures Kali Schwefelsaures Kali Schwefelsaurer Kalk

Derselbe Kohlensaures Kali

Dasselbe Chlorcalcium

Dasselbe Schwefelsaures Natron

Dasselbe Salpetersaures Ammoniak fO,02Ö Chlorcalcium |o,060

Salpetersaures Ammoniakf 0,020 Kohlensaures Kali |o,100

Schwefelsaures Natron 1 0,200 Schwefelsaures Natron fO,200 Kohlensaures Kali < 0,040

Chlorcalcium 10,100

Destillirtes Wasser

Aus vorstehender Tabelle lassen wichtige Schlüsse ziehen.

Die in gleicher Zeitperiode von Wässern, welche ver- schiedene Salze aufgelöst enthalten, aufgelösten Bleimengen weichen sehr von einander ab.

Von allen untersuchten Salzen erhöhen die Nitrate, und unter ihnen namentlich das salpetersaure Ammoniak, die lösende Wirkung des reinen Wassers auf Blei am stärksten. Vielleicht ist der wirkliche Gehalt der natürlichen Wässer an

2,0 sich

0,8 1,0 --

0,2

0,2 0,5 0,5

0,4

0,8

0,5

1,8

0,4

0,1

2,0 3,0

mehrere praktisch

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58 M. P. Muir, Einwirkung verdünnter Salzlösungen auf Blei.

Nitraten nicht ganz so gross, als derjenige der zu meinen Versuchen angewendeten Lösungen ; ich möchte jedoch auf die Thatsache aufmerksam machen, dass Wasser, welches im Minimum davon, nemlich 0,02 g. per Liter enthielt, fast ebensoviel Blei auflöste, als Wasser mit dem zweifachen Gewichte des Salzes. Ferner ist zu bemerken, dass gewöhn- lich ebenso viel oder doch beinahe ebenso viel Blei aufgelöst wird nach 24 stündiger, wie nach 72 stündiger Einwirkung, 80 dass Wasser, welches man für häusliche Zwecke in einem bleiernen Behälter aufbewahrt, wenn es auch mit dem Metalle niemals lange in Berührung bleibt, ohne Zweifel doch binnen kurzer Zeit sehr schädliche Bleimengen aufnimmt, wenn das- selbe Nitrate enthält.

Der Einfluss der Chloride (wenigstens des von mir angewandten Chlorcalcium^) scheint , in Bezug auf die Menge des aufgelösten Bleies, die Wirkung nicht nur nicht zu beschleunigen , sondern eher zu verzögern ; dies wurde sowohl bei dem nur Chlorid, als auch bei dem Chlorid und auch Nitrat enthaltenden Wasser beobachtet.

Unter den benutzten Salzen äussern die Carbonate die die Auflösung des Bleies verzögömde Einwirkung am stärk- sten; die Gegenwart von 1 Theil kohlensaurem Kali in 3000 Theilen Wasser verhindert jede lösende Wirkung eines solchen Wassers auf Blei fast vollständig.

Auch die löslichen Sulphate wirken in derselben Weise und zwar beinahe, wenn auch nicht ganz so kräftig wie die Carbonate. Wenn ein Wasser, welches bis 0,02 g. Nitrat per Liter enthält (was ungewöhnlich viel ist), zugleich sulphat- haltig ist, und die Menge der in ihm vorhandenen Sulphate auch nur 0,05 g. per Liter beträgt, so wird dadurch seine Fähigkeit, Blei zu lösen, sehr bedeutend vermindert und zwar in dem Verhältniss von 13 zu 2.

Dieselbe Wirkung wird durch Carbonate ausgeübt, nem- lich bei einem Gehalte von 0,045 g. Salpeters. Kali und 0,308 kohlens. Kali, die Menge des gelösten Bleies verhielt sieh zu der von einem, eine gleiche Menge Salpeter, jedoch kein Carbonat enthaltenden Wasser gelösten wie 0,03 zu 16.

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Carl Jehn, Färbung des Chloralhydrats durch Pfeffermünzöl. 29

Somit wirken die Carbonate bei i^tratbaltigen und (wie vor- * her bemerkt) auch bei nitratfreien Wässern sogar noch günstiger als die Sulphate.

Enthält ein Wasser sowohl Nitrate, als auch Carbonate und Sulphate, so ist seine Wirkung auf Blei beinahe gleich Null. Dasselbe ist der Fall , wenn die Sulphate und die Carbonate durch Chloride ersetzt sind, jedoch erfolgt in diesem Falle die Einwirkung etwas stärker als im ersteren.

Aus allen diesen Versuchen ziehe ich, den Schluss , dass, wenn man in einem Wasser ziemlich viel Nitrat findet, man dasselbe dx)ch nicht ohne Weiteres verwerfen darf was nemlich seine Einwirkung auf Blei betrifft sondern in diesem Falle ermitteln muss, ob dasselbe nicht auch solche Mengen von andern Salzen (Chloriden, Sulphaten oder Car- bonaten) enthält, welche den schädlichen Einfluss der Nitrate grossentheils neutralisiren.

Färbung des Chloralhydrats durch PfeffermfinzöL

Von Dr. Carl Jehn in Geseke.

Bringt man C^H^CPO* mit Pfeffermünzöl in Berührung, 80 färbt sich die Menge bald röthlich und nimmt allmählig eine dunkel kirschrothe Farbe an, welche von Aether, Wein- geist und Chloroform leicht aufgenommen wird. Durch Sieden wird diese Färbung nicht zerstört; Zusatz von etwas H^SO* erhöht ihre Intensität. Fügt man jedoch nach dem Zusätze von H*SO* Chloroform hinzu, so nimmt oie einen mehr dunkel violetten Ton an. Parallelversuche mit anderen ätheri- schen Oelen, sowohl der sauerstoffhaltigen als auch der Kohlenwasserstoff- Reihe, ergaben ein negatives Resultat. Ich untersuchte das Verhalten -^n Oleum Citri, Berga- mottae, luniperi, Menthae crispae, Rosmarini, Caryophylli, Anisi und Foeniculi. Die Ursache dieser eigenthümlichen Farbenreaction ist mir zur Zeit noch gänzlich unbekannt.

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30 P. A. Flückiger, ßeactlonen auf Kreosot und Phenol.

Beactlonen auf Ereosot und Phenol.

Von F. A. Fluckiger.*)

Die Pharmacopoea Helvetica schreibt hei der Prüfung des Kreosots mit Eisenchlorid vor zu mischen:

9 Kreosot, 1 Eisenchloridlösung und 5 Weingeist. Bas grüne Gremenge soll auf Zusatz von 60 Theilen Wasser das meiste Kreosot fallen lassen. Die Pharmacopoe ^etzt still- schweigend voraus, dass die wässrige Flüssigkeit schliesslich nicht geförbt sei, während bei Acidum carbolicum (Phenol) bei gleicher Behandlung eine schöne blaue Lösung entstehe.

Die Pharmacopoe des deutschen Reichs sagt köinesweges richtiger: die wässrige Kreosotlösung dürfe durch Eisenchlorid- lösung nicht blau gefärbt werden.

Die Wirkung von Kreosot und Phenol ist verschieden und beide Körper von einander zu trennen gerechtfertigt, obwohl es üblich geworden, das erstere durch Phenol zu ersetzen.

Die Eisenchloridreaction ist vortrefflich , um beide Körper zu unterscheiden, schon wenn sie in annähernd reiner Form vorliegen, hingegen nicht, wenn man Phenol in Kreosot nach- weisen will.

Die sehr umfangreichen Originalarbeiten derjenigen Che- miker, welche sich um die Kenntniss des Kreosots verdient gemacht haben, hat Ludwig im Archiv für Pharmacie Bd. 195 (1871) pag. 52. 69. 79. 82. zusammengestellt. Hiernach muss in der That angenommen werden, dass auch echtes Kreosot Bestandtheile enthalten kann, welche in erwähnter Art auf Eisenpxydsalze (Eisenchlorid) reagiren. Unlängst untersuchte F. A. Fluckiger ein Kreosot, welches die Eisenreaction gab, die der Pharmacopoea Helvetica nach dem Phenol zuzuschreiben wäre. Bei näherer Vergleichung mit Phenol zeigte sich die FärJ^ung jedoch weniger beständig.

Es entstand daher die Frage, ob die blaue Farbe des Kreosots auf einem Gehalt an Carbolsäure (Phenol) beruhe.

*) Auszug aus einem vom Verfasser eingesandten Separatabdrucke aus der Schweizer Wochenschrift für Pharmacie. 1873, Nr. 11,

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P. A. Flückiger, Reactionen auf Kreosot und Phenol. 31

Verfasser prüfte mit der von Lex angegebenen Reaction auf Phenol mittelst Chlorkalk, kam jedoch zu, keinem ge- wünschten "Resultat und ist wohl die Erklärung in der geringen Empfindlichkeit der Lex'sohen Reaction zu suchen. Voraus- gesetzt, dass nicht etwa die Gegenwart von Kreosot die Lex'sche Reaction beeinträchtigt, muss die durch Eisenchlorid bewirkte Blaufärbung des fraglichen Kreosots auf einen andern Körper als Phenol beruhen. Dasselbe Kreosot, welches die Chlorkalkprobe - nicht zeigte, bot nach Zusatz von Y50 Phenol ein anderes Verhalten dar, indem jetzt neben den braunen Producten der Einwirkung der Chlorkalklösung auch blaue oder blaugrüne Streifen entstanden. Noch deutlicher treten diese hervor, wie Flückiger vorschreibt: Man erwärme die zu prüfende Flüssigkeit mit ungefähr ^4 Volum /Ammoniak und gebe sie in eine grosse Porzellanschale, so dass dieselbe möglichst reichlieh befeuchtet wird. Alsdann giesse man die Flüssigkeit wieder aus der Schale und über die letztere neige man ein Gefäss mit Brom, so dass die herabfallenden Brom- dämpfe sich in der Schale mit den von ihren Wänden herab- fliessenden Tropfen mischen. Hat man reines Phenol, so entstehen an den Berührungsstellen schöne rein blaue Zonen, während Kreosot entweder braune Producte oder doch nur schmutzig grüne Färbungen zeigt. Mehr als Y40 ^^^ Phenol in Kreosot mag wohl noch erkannt werden, bei geringeren Mengen hört aber auch die Sicherheit auf. Diese Reaction auf Phenol ist noch in einer Verdünnung 20,000 deutlich zu erkennen, wenn die Flüssigkeit in der Schale einige Centimeter mächtig ist. Brom darf man nicht zutropfen, sondern nur Dämpfe in die Flüssigkeit fallen lassen. Ein grosser Ueberschuss von Brom erzeugt eine grüne Missfarbe. Diese Reaction dürfte zur Nachweisung geringerer Mengen »von Phenol am geeignetsten sein.

Ganz ausserordentlich empfindlich ist die von Plugge*) aufgefundene Reaction cles Phenols. Selbst bei einer Ver- dünnung von 200,000 nimmt dasselbe eine rothe Farbe an.

*) Fresenias , Zeitschrift für analytisobe Chemie. 1872. 173,

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32 F. A. Flückiger, Reactionen auf Kreosot und Phenol.

wenn es mit salpetersaurem Quecksilberoxydul erwärmt wird, sofern eine Spur salpetriger Säure zugegen ist. Kreosot ver- hält sich nicht wesentlich verschieden.

So ausgezeichnete Eeactionen mithin zur Entdeckung kleiner Mengen von Phenol in wässrigen Flüssigkeiten zu Gebote stehen, so wenig zuverlässig und unempfindlich sind dieselben bei Gegenwart von Kreosot.

Aus den vorstehenden Versuchen ergiebt sich folgendes:

1) Eine durch Eisenchlorid hervorgerufene bläue Färbung des in Wasser oder nach Pharmacopoea Helvetica in äusserst verdünnten Weingeist gelösten Kreosots ist nicht unbedingt als Beweis der Abwesenheit von Phenol zu betrachten, nament- lich dann nicht, wenn sie nach einigen Stunden oder früher in Braun übergeht.

2) Ebenso wenig aber wird durch das Ausbleiben der Blaufärbung die Abwesenheit von Phenol angezeigt.

3) Statt der Eisenreaction verdient die beschriebene Reaction mit Ammoniak und Bromdampf den Vorzug.

4) Diese Reaction ist das bequemste und bezeichnendste Erkennungemittel geringer Mengen von Phenol (Carbolsäure).

5) Daneben behalten die von Lex und Plu gge aufge- fundenen Reactionen zur Bestätigung ihren Werth; ebenso die Geruchs Verschiedenheit zwischen Phenol und Kreosot, . weniger ihre Löslichkeit in Wasser.

6) Da Phenol und Kreosot unzweifelhaft verschiedene und keineswegs gleichwirkende Körper sind, so wäre die Charakteristik des Kreosots in Pharmacopoea Germanica und in Pharm. Helvetica, welche beide mit Recht darauf aus- gehen, dasselbe vom Phenol zu unterscheiden, in der Weise zu ergänzen, dass das Kreosot z. B. mit gleich viel Ammoniak und dem tausendfachen Volum Wasser aufgekocht werden soll. Nach dem Erkalten lässt man unter Umschwenken , Bromdampf auf die Flüssigkeit fallen , worauf eine rein blaue Farbe auch nach einigen Stunden nicht zum Vorschein kommen darf.

7) Ein Mittel zur Erkennung kleiner Mengen von Phenol und Kreosot fehlt noch,

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Sohn Horsley, Prüfung des Brotes auf Alaun. 33

Die hier vorgetragenen Thatsachen lehren, dass das Ver- halten des Phenols zu den ßeagentien durch die Anwesenheit des Kreosots in merkwürdiger Weise beeinträchtigt wirdP Die Nachweisung von Phenol und Kreosot stellt Verfasser als eine noch ungelöste Aufgabe hin und hofft den Anstoss zu vielseitiger Beleuchtung dieser Frage gegeben zu haben.

K

Prüfung des Brotes auf Alaun.

Von John Horsley.*)

Zum Nachweis einer Verfälschung des Mehls und des daraus gebackenen Brots mit Alaun habe ich mich früher des Einäscherungs-Processes bedient, allein diese Prüfungsweise erfordert mehr Zeit,- als von der betreffenden Polizeibehörde, welche gegen Bäcker wegen Verdachts einer solchen Fälschung einschreitet, eingeräumt wird. Aus diesem Grunde sah ich mich nach einem kürzeren Verfahren um, und zog auch Hadow's Campechenholz-Probe mit in das Bereich meiner Versuche , obgleich ich wusste , dass ein Absud dieses Holzes an und für sich wenig oder gar keinen Werth hat indem Eisen , Kupfer und noch verschiedene andere Substanzen sich ganz ähnlich (wie Alaun) gegen denselben verhalten. Ich verfiel nun darauf, eine Tinktur des Campechenholzes im Vereine mit einer gesättigten Lösung von kohlensaurem Ammoniak anzuwenden, und fand nach einer Reihe von Ver- suchen mit absichtlich mit verschiedenen Materien versetzten Brotlaiben, dass das Eisen der einzige Körper war, welcher ähnliche Resultate wie der Alaun gab, dass aber beide, wenn sie zusammen anwesend waren, durch ein besonderes Ver- fahren leicht unterschieden werden konnten.

Dadurch völlig befriedigt, stellte ich die verbesserte Methode der Behörde zur Disposition; in ihrer Begleitung

♦) Chemie. News, Mai 1872, Nr. 651, Wittstein. Arob. d. Pbarm. III. Reibe. IIL Bds. 1. Heft.

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arsley, Prüfung des Brotes atif Alauu.

ie ganze Grafschaft Gloucester zweimal, igen Bäcker und Müller, mehrere tausend i durch meine Hände und es wurden mehr ilschungen konstatirt, die ich auf dem Wege inmöglich hätte so schnell erledigen können, lal 48 Stunden erforderlich gewesen wären, ge Fall kam im Jahre 1870 bei einem liller vor, ich prüfte in Gegenwart der 3hl und Brot nicht nur unmittelbar, sondern mit Wasser bereiteten Auszug auf Alaun, len Fällen eine tief purpurne oder violett- )er Müller gestand hierauf, dass sein Mehl srselbe sei durch seine Leute aus Versehen welche Ausrede jedoch nicht hinderte, dass rafe von 15 Guineen verurtheilt wurde. nholz-Tinctur bereitete ich durch Digeriren ies "frischgeschnittenen Holzes mit 5 Unzen

lg der Probe setzt man zu einem Weinglase 3hes sich in einer Porzellanschale befindet, roll dieser Tinctur und ebenso viel einer f von kohlensaurem Ammoniak in Wasser. Bse blassrothe (pink-coloured) Mischung , zieht es nach etwa 5 Minuten wieder >s auf eine Platte zum Trocknen, so nimmt ler zwei Stunden eine blaue Farbe an, bei Alaun hingegen verschwindet die rothe Wird das Brot beim Trocknen grünlich, so [upfer, denn alsdann ruft das kohlensaure )laue Farbe hervor.

•t von Eisen wird das feuchte, blau gefärbte zen mit einigen Tropfen Essigsäurehydrat vährend bei Gegenwart von Alaun eine Ithlichgelbe Farbe entsteht.

iTeingeist wird ohne Zweifel dieselben Dienste thun.

r.

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John Horsley, Prüfung des Brotes auf Alaun. 35

Man kann auch auf folgende Weise experimentiren : Ein Stück Brot digerirt man mit verdünnter BBsigsäure etwa eine Stunde lang, drückt ea aus, filtrirt die abgelaufene* Flüssigkeit y wirft ein Stück kohlensaures Ammoniak hinein, und setzt, nachdem das Brausen aufgehört hat, einige Tropfen Schwefelkalium oder Schwefelnatrium hinzu. Ist Eisen zu- gegen, so tritt eine dunkle Färbung ein, während Alaun keine solche 'Keaction giebt , aber eiü wenig Campechenholz - Tinctur verräth sofort den letztem.

Will man die Alaunerde, resp. den Alaun quantitativ bestimmen, so digerirt man ^4 ^^d. Brotkrume mit verdünnter Essigsäure einige Stunden lang, kolirt durch Leinwand, presst, wäscht nach, filtrirt die Flüssigkeit, sättigt sie mit kohlen- saurem Ammoniak und setzt Campechenholz - Tinctur im Ueber- schuss hinzu. Ist Alaun vorhanden , so entsteht eine dunkel- blaue Farbe und darauf ein blauer flockiger Niederschlag. Man sammelt diesen auf einem Filter, wäscht ihn, bringt ihn dann durch Betröpfeln mit verdünnter Salpetersäure in Lösung, verdunstet die rothe Lösung zur Trockne und glühet den dabei verbliebenen Rückstand in einem Tiegel. Man hat nun die Alaunerde als ein weisses Pulver vpr sich, welches höchstens etwas Kalk enthält; um letztern zu entfernen, behandelt man sie mit Kalilauge, verdünnt mit Wasser, filtrirt, erwärmt das Filtrat mit kohlensaurem Ammoniak und bekommt dadurch einen Niederschlag von reiner Alaunerde, der gesammelt, gewaschen, getrocknet, geglühet und auf Alaun berechnet wird. (1 Gewichtstheil Alaunerde entspricht 9 Gewichtstheilen Alaun.)

Davis' Angabe, dass Kartoffeln im Brote keine blaue Färbung hervorrufen, wenn ein solches Gebäck auf die mitge- theilte Weise behandelt wird, habe ich bestätigt gefunden.

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Schneider, Mittheilungen über StickstoffgeliaU von Strobsorten.

Hangen über die Verthellnng des Stlckstoflf- gehalts In einigen Strohsorten.

Von C. Schneider, Apotheker in Sprottau.

ichstehende Untersuchungen haben zwar nicht direct ceutisches Interesse , die daraus resultirenden chemisch- ogischen Folgerungen besitzen jedoch in der Zusammen- j der Resultate Bedeutung hinsichtlich der Verwendung •oharten als Nahrungsmittel, wesshalb ich nicht anstehe, m der Oeffentlichkeit zu übergeben. Eine vergleichende achung des Gersten- und Eoggenstrohhalms auf ihren )ffgehalt in Spindel (rhachis), Blättern (mit Blatt- n) und Stengel verstattet einen Blick nicht sowohl Verschiedenheit des Nährwerthes dieser beiden Stroh- sondern giebt zugleich ein Bild, welches relative tniss in der Vertbeilüng der Proteinkörper innerhalb anzen - Organismus stattfindet; dieselben finden, in den iculären Organen sich vorbildend und durch den Halm en Fruchtorganen aufsteigend, im Samen selbst ihre blagerungsstätte.

nsichtlich der Wahl des Materiales war zunächst dich , die ' Halme , soweit als dies bei Handdrusch möglich, intact, und frei von Schmarotzern (Rost- ilzen) und Samenkörnern zu sammeln und auf das tigste auszulesen und zu reinigen. ii nahm 30 Gerstenhalme zur Untersuchung und as durchschnittliche Gewicht des einzelnen Halmes ^33 g.

IS Gesammtgewicht der Untersuchungssubstanz betrug: g., wovon auf das Gewicht

1) Der Spindel (völlig entkörnt) 1,331

2) Der Blätter (mit Scheiden) 9,517

3) Der Stengel 9,734 kamen.

[ndel enthielt in 1,331: 0,126 Feuchtigk.u. 0,0246 N. itter u. Scheiden 9,517:1,275 „0,1653,,

3ngel 9,734:1,265 „0,0122,,

Sa; in 20,582 : 2,666 Feuchtigk. u. 0,2021 N.

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C. Schneider^ Mittheilungen über Stickstoffgehalt von Strohsorien, 37

Oder auf Procente berechnet, enthielten:

1) Spindel 9,52 7o Feuchtigkeit und 1,840 7^ N."

2) Blätter etc. 13,40 % 1,727 7o

3) Stengel 13,00% « 0,855% Auf 100 Gewichtstheile Gerstenstrohhalme kamen:

Spindel* 6,460 ^o-

Blätter (u. Scheid.) 46,250 %•

Stengel 47,290%..

Bei einem durchschnittlichen Feuchtigkeitsgehalte von

12,952 7o entl^ielt das Gersten - Gesammtstroh hiernach 0,780%

Stickstoff.

Ebenso vorsichtig wählte ich 10 Roggenstroh-Halme und fand das durchschnittliche Gewicht des Einzelhalmes = 1,5867; das Gesammtgewicht der TJntersuchungs - Substanz betrug 15,867, wovon auf:

1) Die Spindel 1,609

2) Die Blätter u. Scheiden 3,880

3) Die Stengel 10,378 entfielen.

Die Spindel enth. in 1,609 : 0,180 Feuchtigk. u. 0,0152 N- Die Blätter u. Scheiden 3,880 : 0,450 0,0795

Die Stengel 10,378 : 1,141 0,0950

Sa. in 15,867 : 1,771 Feuchtigk. u. 0,1897 N.

Oder auf Procente berechnet, enthielten:

Die Spindel 11,20^0 Feucht, u. 0,947% N. Die Blätter etc. 11,60% 2,051% Die Stengel 11,00% 0,915%

Auf 100 Gewichtstheile Roggenstroh - Halme kamen:

1) Spindel 10,14%.

2) Blätter (Scheid.) 24,45%.

3) Stengel 65,41 %.

Das Roggenstroh in's Gesammt enthält hiernach bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 12,952 % : 1,165 % Stickstoff.

Die auffallend niedrigen Zahlen, welche sich für den Gesammtstickstoff- Gehalt des Gersten- und Roggenstroh's im Vergleich zu den gewöhnlichen Zahlen - Angaben für Häcksel und Stroh ergeben, sind wohl auf die sorgsame Auswahl der

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meider, Mittheilungen über Stickstoffgehalt von Strohsorten.

Strohhalme, welche völlig frei waren von den eichen Brand - und ßostpilzen , und deren Reinigung Staubtheilen mittelst eines feinen Haarpinsels, sowie Befreiung von allen Samenresten zurückzuführen, ohl nun auf den ersten Blick der höhere Stickstoff- es Roggenstrohs auffallt, und diesem desshalb ein Nährwerth beigemessen werden müsste, so spricht relative Verhältniss der Blätter und Scheiden, mit der letzteren, bei dem Gerstenstroh und von nur des Roggenstrohes für das erstere, wegen der [ Assimilirbarkeit dieser Pflanzentheile durch die n Verdauungswerkzeuge. Wir finden femer in jrstenblättern und Scheiden 0,1653 Stickstoff, und in Dggenblättem und Scheiden 0,0795 Sticksfoff. Die grössere Weichheit und Milde des Gerstenstarohes ir dem Roggenstroh wird demgemäss wohl durch die Doppelte betragende Quantität der Blätter und Blatt- begründet.

chgerichtete Untersuchungen von Weizen - und Hafer- d mir desshalb bisher fast unmöglich gewesen, weil ; parasitenfreiön Exemplare bei diesen Getreidearten ver zu erlangen sind.

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U. Piiarniacognosie und Toxikologie.

Die FflanzengattuDg Eucalyptus, ihre Akklimatisation nud ihre Anwendungen.

Von Eaveret-Wattel.

Vielleicht eine der merkwürdigsten Erfolge der Akklima- tisation, die zugleich wichtige Resultate in der industriellen und sanitätlichen Geschichte mehrerer europäischen Länder verspricht, ist die seit den letzten zwanzig Jahren ins Leben getretene Einführung verschiedener Arten der Gattung Euca- lyptus aus Australien. Namentlich ist es die Societe d'Acclima- tation zu Paris, welche sich dieser Sache mit grossem Eifer angenommen, und wir können uns nicht versagen, einen darüber erschienenen Bericht, welchen im Namen der Ge- sellschaft Raveret-Wattel erstattet hat,*) wenigstens auszugsweise**) in dieser Zeitschrift wieder zu geben.

Schon vor einer Reihe von Jahren sah man in den botanischen Gärten Europas verschiedene Arten Eucalyptus, und Reisende, welche diese riesenhaften Bäume in ihrem Heimathlande gesehen hatten, waren einstimmig im Preisen ihres eleganten Aeusseren und ihres raschen Wachsthums. Aber es geschah erst im Jahre 1854, als Ramel bei seinem Aufenthalte in Melbourne durch Dr. Ferd. Müller, den

*) L'Eucalyptus , Rapport sur son Introduction , sa Culture, ses Propri^t^s, TJsages etc. Par Raveret-Wattel. Paris, Bulletin de la Soc. d'Acclimatation, 1871—72. ^«^

**) Aus The Pharm. Journ. and Transacfc., July J872, 22 u. 43,

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., Die Pflanzengattüng Eucalyptus etc.

bor des dortigen botanischen Garte eines jungen Blaugummibaums (E. g gemacht worden war, dass grössere "V ng dieses Baumes in anderen Land amel begnügte sich nemlich nicht 3rung dieses Baumes, sandte vielm davon nach Paris, und diesen folg anderen Seiten noch mehr. Die Sar d gegenwärtig ist der Baum nicht , sondern auch in mehreren Land Amerikas verbreitet und naturalisirt. ; 1 0 b u 1 «i s ist diejenige Species , welcne, und ihrer lebhaften Entwickelung , der- die Aufmerksamkeit des Publikums auf ^ber die grössere Anzahl seiner vielen verschiedenen Gesichtspunkten gleiches e dieser Arten erzeugen Harze, andere adustrielle und therapeutische Anwendung äsenschaft hat noch lange nicht das letzte )er die Rolle, welche diese nützlichen berufen sind.

Bit führen, hier eine genaue botanische eder dieser grossen Gattung zu geben; alb auf Müll er' 8 „Fragmenta Phyto- ", sowie auf Ben th am' 8 und Müller's \ wollen nur bei den Hauptmerkmalen ßn, und ausserdem noch einiger Products welche besonderes medicinisches und darbieten.

igen Myrtaceen, gehört Eucalyptus zu ewächsen, doch besitzt sie die Eigen- 3i bis vier Jahre ihr Ansehn zu ändern, breit, sitzend und horizontal, nehmen Richtung an, und hängen an langen icht herunter. Genauer gesagt, stnd es

Ljahresschr. XIX 592.

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eret-Wattel, Die Pflanzengattung Eucalyptus etc. 41

ur verbreiterte und auf beiden Seiten gleichförmig Blattstiele. Diese modificirten Blätter oder Phyl- i sie einer grossen Anzahl australischer Pflanzen l im Allgemeinen lederartig und scheinen den chen Einflüssen, wie Stürmen, Hitze, Hagel etc. u widerstehen. Sie enthalten zahlreiche durch- isen, welche mit ätherischem Oele angefüllt sind, starken, durchdringenden, jedoch nicht unange- •uch verbreitet. Diesen aromatischen Ausdünstungen m wohlthätige Wirkung auf die Respiration zu, auch, dass sie den Übeln Einfluss der Sumpf- lysiren; wenigstens erklärt man sich daraus die it von Fiebern in denjenigen australischen Colonien, um vorkommt. Die Rinde, Blüthen und Früchte alls mit ölführenden Drüsen bedeckt. (Vachsthum der Eucalyptus ist ein merkwürdig elbst wenn man ihren ursprünglichen Standort nd fast alle ihre Arten erreichen schon früh riesen- isionen. Ein 10 Jahre alter Baiyn zeigt gewöhn- te Entwickelungs - Stadium wie eine hundertjährige [ es ist nichts Seltenes, in Australien Exemplare welche in ihrem fünfzigsten Jahre eine Höhe von [)0 Fuss und an der Basis einen Umfang von 50 bis 60 Fuss haben. Aber ungeachtet dieses raschen Wachsens besitzt das Holz eine Festigkeit, welche mit der der härtesten 'Hölzer Indiens wetteifert ; es dient -daher an der Küste Australiens zur Herstellung von Quaies, Wasser-' leitungen etc., und es leistet dem Einflüsse des Wassers den kräftigsten Widerstand. Man hat es auch schon mit Erfolg in Indien zum Schifl'bau und zu Eisenbahnschwellen ver- wendet. Eine Bohle, welche 1851 zur Londoner Welt- ausstellung gesandt war, aber zu spät ankam, war 47 Meter lang, 372 Meter breit und 8 Centimeter dick; eine andere für die Pariser Ausstellung von 1855 bestimmte hatte eine Länge von 51 Meter.

Abgesehen von den werthvollen Eigenschaften und bloss als Zierpflanzen betrachtet, sind die Bäume der Gattung

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42 Baveret-Wattel, Die Fflanzengattung Eucalyptus etc.

Eucalyptus von grossem Interesse wegen ihres schönen Ansehns und ihrer merkwürdigen Belaubung, und in dieser Beziehung muss der erste Bang der E. globulus zuerkannt werden, welche ihren Namen von der Gestalt der Blüthen- knospen, wenn sie mit dem Deckel noch bedeckt sind, führt Elegant in der Jugend, majestätisch durch ihre kolossalen Dimensionen im reifen Alter, macht dieser Baum stets einen prächtigen dekorativen Eindruck. Der Stamm, von welchem die äusseren Rindenlagen oft abgefallen sind, ähnlich wie bei der Platane, ist glatt und aschfarbig, an der Basis zuweilen von alter faseriger Rinde umgeben. Ihre mehr blauen als grünen Blätter spielen im Winde mit Licht- und Schatten - Wirkungen, welche an die Espe erinnern. Binde, Blüthen, Blätter und Früchte riechen ähnlich der Salvia officinalis. An felsigen Hügeln der Meeresküste, wo sie der Witterung frei ausgesetzt ist, bildet sie starkbuschige Sträucher mit reichlichen Blüthen und Früchten. Aber an geschützteren Plätzen erreicht sie eine Höhe von 60 bis 70, ja selbst über 100 Meter. In ^den Wäldern fangen die grösseren Zweige selten unterhalb 30 Metern an, und es giebt viele Bäume, deren schlank sich erhebende Stämme bis zu einer Höhe von 60 Metern zweiglos sind. In Australien leistet die Eucalyptus wichtigen Dienst als Futter für die Honigbiene, welche dort eingeführt ist und .sich stark vermehrt. Es ist zu hoflten, dass sie gleichen Werth hat in andern Ländern, wo Bienen- zucht besteht, namentlich um den Thieren dann Nahrung zu liefern, wenn andere Quellen fehlen; beim Wechsel des Klimas gehorcht der Baum nach dem Kalender seiner heimath- lichen Hemisphäre, denn bei ihm beginnt der Frühling im September. Ün4urchdringlich für die Angriflfe der Insecten, härter und elastischer als irgend ein anderes Holz , übersteigt dasselbe im specifischen Gewichte noch das des Teakbaums und Paulbaums (Shorea robust a), welche lange Zeit für die dichtesten Hölzer gehalten wurden.

Eucalyptus Acajou (E. Mahagoni oder mar- ginata), in Australien Jarra oder Djaryl genannt, ver- dient ebenfalls Aufmerksamkeit. Sie wächst rasch, erreicht

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Kaveret-Watieli Die Fflanzengattung Eacalyptus etc. 43

eine kolossale Höhe, und liefert ein noch härteres Holz als E. glöbulus. Ihr Holz dient namentlich für Marinezwecke, und widersteht am besten den Insecten und Bohrwürmern. In Indien zieht man es für Eisenbahnschwellen allen andern Hölzern vor. Es nimmt auch eine schöne Politur an und die Zeichnungen auf demselben ähneln denen des Mahagoni, daher der Speciesname.

E. rostrata Schlechtend., der rothe Gummibaum, gleich- falls sehr gross, liefert ein hartes Holz von rother Farbe, welches von den Möbeltischlern sehr gesucht ist. Die Rinde dient als Material für die Fabrikation aller Arten Pappe und Papier.

E. amygdalina Labill., der schmalblättrige Pfeffer- münzbaum, erreicht im Allgemeinen eine Höhe von 150 Fuss, doch sind auch schon Exemplare gefunden worden von 480 Fuss Höhe.*) Ihr Holz ist sehr feinfasrig und schön geädert. Sie entwickelt in ihren Blättern die reichlichste Menge ätherischen Oels, nemlich zwei bis vier Procent vom Gewichte der frischen Blätter und jungen Zweige.

E. obliqua L'Herit., der Faserrindenbaum, ebenfalls von beträchtlicher Grösse, hat ein sehr festes Holz. Die Hinden- faser wird zu Papier verwendet.

Andere Species sind E. microtheca Müll., der sog. schwarze Buchsbaum, und E. Stuartian% F. Müll, der sog. Apfelbaum, beide gross, letztere besonders zu Pappe geeignet; E. corymbosa Sm,, mit sehr harzreichem Holze, die Rinde liefert gutes Material zu Papier; E. goniocalyx Müll., der gefleckte Gummibaum, trägt ölreiche Blätter, und die Rinde wird zu Papier verarbeitet; E. inophloia Müll., E. leucoxylon Müll, und E. dealbata Cunn. haben ähn- liche Verwendung; E. Sideroxylon Cunn., deren Rinde eine eigenthümliche harzige Substanz enthält, welche durch Destillation als eine Art vegetabilischer Naphtha gewonnen wird; E. viminalis Labill., der Mannagummibaum, schwitzt im Frühjahr aus den Blättern und jungen Zweigen eine süsse Materie in reichlicher Menge aus, E. citriodora Hook., der

*) Wittstein's Vierteljahresschr. XVII. 242.

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44 Eaveret-Wattel, Die Pflanzengattung Eucalyptus eic,

nach Citronen riechende Gummibaum, liefert durch Destillation viel ätherisches Oel; E. melliodora Cunn.; E./ odorata Schi.; E. persicifolia Lodd., deren Blätter ein sehr ange- nehm riechendes Oel enthalten. Endlich E. oleosa, sehr verbreitet und sehr ölreich in den Blättern, diente lange Zeit in einer der in der Goldregion entstandenen Städte als Beleuchtungsmaterial, indem man Gas daraus erzeugte. Im Sommer sind deren Blätter und junge Zweige mit einer süssen Materie überzogen, und zwar mitunter ro reichlich, dass sie wie ein Reif aussieht; sie quillt in Folge der Stiche der Larve einer Hemiptere hervor.

Wenden wir uns nun zu denjenigen Producten der Gattung Eucalyptus, welche mehr das Interesse des Phar- maceuten in Anspruch zu nehmen geeignet sein dürften.

Als Ramel zuerst die Aufmerksamkeit auf den immensen Werth der Eucalyptus als Waldbaum lenkte, hob er als eine ihrer vorzüglichsten Eigenschaften die antimiasmatische Wirkung in sumpfigen Districten hervor. Diese Theorie, anfangs angezweifelt, erhielt ihre Bestätigung durch An- pflanzung des Baumes in drei algierischen Districten, welche wegen ihrer ungesunden Beschaflenheit berüchtigt waren, denn, während vier bis fünf Jahre vorher die dortigen Arbeiter immer stark am Fieber litten , kommen jetzt nur noch einzelne derartige Fälle vor^ Die Bäume haben die überschüssige Feuchtigkeit aus dem Boden aufgenommen und diesen dadurch entsumpft.

Ferner ist ein Aufguss der Blätter als Febrifugum in Fällen, wo das Chinin sich nicht bewährt hat, schon so populär geworden, dass Alunnada sagt, diese Bäume würden förmlich entblättert, und er sei noch ausser Stande, sämmtliche Einwohner, welche danach Verlangen trügen, damit zu versehen.

Das ätherische Oel dient als wirksames Antisepticum bei Faulfiebern, stinkenden Eiterungen etc. Dr. Gimbert sagt, frisches Ei weiss oder Fibrin damit versetzt, erleide keine Zersetzung; in die Venen eines Thieres gespritzt, ver- hindert oder verzögert es die Fäulniss für laiige Zeit. Blut-

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iaveret-"Wattel, Die Pflanzengattung des Eucalyptus eto. 45

1 von damit injicirten Kaninchen und Ratten hielten ei Monate lang unverändert; die Gewebe trockneten lumificirten und verbreiteten den Eucalyptus -Geruch. Tropfen des Oels, in einem Zimmer verdunstet, ver- üble Ausdünstungen auf mehrere Tage hin. Auch 1 es schon zum Einbalsamiren benutzt, rector Ferd. Müller fand, dass die Asche des Euca- Holzes*^ mehr Alkali enthält , als die d^s Holzes der nd des Ahorns, welche in dieser Hinsicht in Amerika sten geschätzt werden; die Asche der beiden letzt- en Bäume giebt nemlich 10 Proc. , die der Eucalyptus

Proc. Pottasche. 5 Producte der trocknen Destillation des E.- Holzes den anderer Hölzer ähnlich Holzessigsäure, Theer, Methylalkohol, Kohle etc. Die Blätter und jungen sind besonders reich an Kohlen wasserstoflfen, und zur Gewinnung von Leuchtgas.

j Uinde mehrerer Arten wird, wie schon bemerkt, Fabrikation von Papier benutzt, ferner, wegen ihres liehen Gehalts an Tannin, zum Gerben. In dem lien Laboratorium des botanischen Gartens zur Mel- sind über den Gerbstoff- und Gallussäure -Gehalt linden mehrere quantitative Bestimmungen ausgeführt *) Auffallenderweise hat aber Gloez in der Rinde 1 botanischen Garten zu Paris gewachsenen Baumes puren von Gerbstoff angetroffen, während Maillard de eines ägyptischen so reich daran fand, dass er sie übertreffe darin alle andern Vegetabilien. Blätter Alexandrien gebaueten E. globulus, wie Sumach pt und zum Färben von Baumwolle und Wolle ange- gaben ein jeder Anforderung entsprechendes Schwarz, ch Dr. Sicard liefern die Blätter und jungen Zweige estillation mit Wasser 1) ein Wasser von opalisirendem , aromatischem, aber mehr stechendem Gerüche wie itossenen Blätter und bitterem Geschmacke; 2) ein

Lttstein's Yierteljahresschr. XYlf 296.

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^^■«

^.■'- 46 ßaveret- Wattel, Die Pflanzengattuiig Eucalyptus etc.

|v ätherisches Oel von dem Lavendelöl ähnlichem^ aber dureh-

v; dringenderem Gerüche; 3) ein gelbes Gummi von ange-

nehm aromatische;n, anfangs süssem, dann bitterm . und ::'\ zusammenziehendem Geschmacke.

Das ätherische Oel wurde von Cloez näher untersucht*) ^\ Auf Anregung des Director Ferd. Müller haben sich auch

ii. Johnson und Bossito damit beschäftigt In Frankreich

sind die Eucalyptus - Oele bis jetzt kaum über das chemische ! Laboratorium hinausgekommen, aber in England dienen sie

bereits zu verschiedenen Zwecken, namentlich in der Par- fümerie. Jede Species scheint ein eigenthümliches Oel zu ■T liefern, aber es bestehen unter diesen nur geringe Unter-

K, schiede. Sie sind mit wenigen Ausnahmen gelblich, welche

;|^ Farbe sie einem kleinen Antheile durch Oxydation ent-

standenen Oelharzes verdanken. Die blassesten besitzen den charakteristischen Geruch im höchsten Grade. Sie werden sämmtlich aus den Blättern und Zweigen durch Destillation mit Wasser gewonnen. Folgende sind am genauesten bekannt. Oel der £. amygdalina. Di6se Species ist eine der ölreichsten; 100 Pfd. Blätter oder junge Zweige liefern ohn- gefähr 3 Liter Oel. Die Oelschläuche kafin man deutlich wahrnehmen, wenn man die Blätter gegen das Licht hält Das Oel ist vollkommen klar, dünnflüssig, blassgelb, von starkem citronenähnlichem Gerüche, anfangs süssem, dann campherähnlichem Geschmacke, siedet bei 166® C, verdampft nicht so schnell als Terpenthinöl , löst Jod mit brauner Farbe und diese Solution entbindet beim Erwärmen Dämpfe, welche erst gelb, dann roth, violett, grün und blau aussehen. Es löst sich in jedem Yerhältniss in flüchtigen und fetten Oelen, Benzin, Petroleum, Aether, Chloroform, absolutem und hoch- procentigem Weingeist Wasser nimmt davon 1,1 Proc. seines Gewichts auf. Mit einer Flamme in Berührung gebracht, entzündet es sich erst beim Erwärmen, und brennt dann mit leuchtender Flamme und viel Bauch« Gleichwie die übrigen Oele besitzt es ein grosses Auflösungs- Vermögen.

*) Wittstein'8 Yierteljabrssclir. XIX. 592.

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Eaveret-Wattel, Die Pflanzengattung Eucalyptus etc. 47

Das.Oel derE. oleosa unterscheidet sich in seinen physikalischen und chemischen Eigenschaften nur wenig von dem vorigen. Es schmeckt von allen diesen Oelen am. süssesten, riecht minzenähnlich, fangt bei 170® C. an zu sieden, erhebt sich dann bis 177® und bleibt dabei stehen, brennt ohne Rauch. Die Ausbeute aus 100 Pfd. Blättern oder jungen Zweigen beträgt ohngefahr 20 Unzen.

Das Oßl der E. sideroxylon- gleicht im Geruch und Geschmack dem vorigen, ist sehr dünn, hell strohgelb, fangt für sich nur schwer Feuer, brennt in einer Lampe sehr hell. Ausbeute aus 100 Pfd. Blättern 16 Unzen.

Oel der E. goniocalyx. Blassgelb, Geruch stark, stechend, eher unangenehm, Geschmack stark und widrig, brennt mit leuchtender rauchloser Flammen. Ausbeute eben- falls 16 Unzen.

Oel der E. globulus. Sehr dünnflüssig, fast farblos, wenn aus jungen Blättern bereitet; die Oelschläuche in letzteren sind grösser, aber nicht so zahlreich, als in den ausgewachsenen Blättern.

Oel der E. corymbosa. Farblos, Geruch süsslich, dem Oele der E. amygdalina ähnlich und zugleich schwach an Rosenöl erinnernd, Geschmack schwach bitter, hinterher minzenartig.

Oel der E. fabrorum. Dünn, klar, röthlichbraun^ Geruch süsslich, weniger unangenehm, als das Oel der E. goniocaTyx. Ausbeute 8 Unzen.

Oel der E. fissilis, Verhalten und Ausbeute wfe das vorige. Geruch weniger streng und angenehmer.

Oel der E. odorata. Blassgrünlichgelb, Geruch cam- pherähnlich. Ausbeute wechselnd, aber im .^Igemeinen nicht gross.

Oel der E. Woolsii. Geruch campherähnlich , Ge- schmack süasaromatisch. Ausbeute nur 3 Unzen.

Oel der E. rostrat a. Blassgelb bis röthlichgelb, Ge- ruch wie das Oel der E. odorata. Ausbeute gar nur 1 Unze.

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Raveret-Wattöl, Die Pflan25engattüng Eucalyptus etc.

Oel der E. viminalis. Gelblichgrün, Geruch unan- im. Ausbeute ebenfalls gering.

Jämmtliche Oele dienen zur Fabrikation von Firnissen, be Harze lösen sich darin nicht bei gewöhnlicher Tem- ir, alle oder fast alle aber mit Unterstützung von ae. Auch die Gutta percha befindet sich im letztern , doch scheidet sich beim Erkalten der Solution ein Theil T aus.

Die Gattung Eucalyptus enthält so vielerlei Gummi- ais Arten, aber sie sind einander sehr ähnlich. Man sie in Bäumen jeden Alters, in Höhlungen, welche in tichtung der Holzfaser verraufen. Sie lassen sich durch [initte flüssig gewinnen, aber dieses Verfahren wird tzt noch nicht befolgt. Fest geworden, bilden sie kleine 3, hier und da gestreifte Massen mit eingeschlossenen hieilchen, meist tief rothbraun von Farbe und zuweilen oder olivengrün geädert, auch wohl ganz gleichartig durchscheinend und glänzend. Nach dem Trocknen im erbade , wobei 20 Proc. verloren gehen , zeigen diese sog. aiharze einen glasigen Bruch und lassen sich leicht risiren. Sie schmecken zusammenziehend, nicht bitter, i den Speichel roth und hängen sich an die Zähne. Ihre ihkeit in Wasser ist verschieden; das der E. fabrorum ich selbst in kaltem Wasser vollständig, während das 1. corymbosa sich erst unter Beisatz einiger Tropfen miakliquor darin löst. Die rein wässrigen Lösungen "en sauer, aber mit andern Reagentien geprüft, zeigen ''erschiedenheiten. Einige Lösungen geben mit Leim im Verhältniss zu dem stark zusammenziehenden Ge- tcke unbed^eutenden ,• andere damit gar keinen Nieder- ;, Bleizucker erzeugt einen reichlichen gelatinösen rschlag. Eisensalze rufen verschiedene Nüangen von und Schwarz hervor. Mineralsäuren bewirken dicke je Absätze. Einige dieser sog. Gummiharze, nament- las der E. resinifera gelangen unter dem Namen I von Botany Bay^^ in den Handel.

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C. Cooke, Üeber Chenopodiura Quinoa.

49

Schliesslich wären noch zwei Arten einer eigenthümlichen Substanz zu gedenken, welche gewöhnlich „Eucalyptus - Manna" genannt werden. Die eine derselben kommt in kleinen, rundlichen, mattweissen Massen von angenehm süssem Geschmacke vor, und quillt reichlich im Sommer aus den in die Blätter und jungen Zweigen der E. viminalis ge- machten Einschnitten, "enthält hauptsächlich Traubenzucker und 6 Proc. Mannit. Die andere Art ist' das Sekret einer Hemiptere, findet sich viel auf den Blättern der E. dumosa, und bildet kleine weisse oder gelbliche, mit wolligen Fäden bedeckte Kugeln, in welche die Larven des Insects ein- gebettet sind.*)

üeber Chenopodium Quinoa.

Von C. Cooke.**)

Es ist noch nicht lange her, seit die Samen dieser Pflanze aus Peru bezogen und nach Indien gesandt worden sind, um sie in den laimalaya - Distrikten als Nahrungspflanze einzulühren. Hauptsächlich wird sie in Peru und Chili kul- tivirt, doch bemerkt Humboldt, dass sie auch in Mexiko sehr im Ansehn steht, und daselbst in ihrem Nutzen mit der KartoJBfel, dem Mais und dem Weizen wetteifert. Meyen sagt, dass für diese Länder die Quinoa nächst der Kartoffel die beste Gabe ist, welche die Natur den dortigen Menschen verliehen hat. Auf dem ganzen Plateau des südlichen Peru, oberhalb der Höhe, bis zu welcher Roggen und Gerste noch reif werden, ist die Quinoa der wichtigste Gegen- stand des Ackerbaues, und auf der Ebene von Chuquito sind grosse Strecken ganz bedeckt mit dieser Pflanze, welche indes- sen der Landschaft nicht den Reiz unserer Getreidefelder ver-

*) Ueber diese beiden Manna -Arten sehe man ausführlicher in Wittst. Vierteljahresschr. IV. 81. XVH. 161. XTIII. 32.

•♦) Pharm. Joum. and Transact. 12. Oct. 1872. S. 281, Wittst, Arcb. d. Pharm, ni. Reibe. HI. Bdt. l»Heft, 4

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50 C. Cooke, lieber Chcnopodium Quinoa.

leihen. Auf gutem Boden erreicht sie die Höhe v 4 Fuss, und trägt eine unzählige Menge Samen, unglücklicherweise für lange Zeit zahlreichen Schaar lingähnlicher Vögel zur Nahrung dienen, da die Pfla Nachtheil hat, dass ihre Samen nicht alle gleichz< werden. In Chili hat die Cultur der Quinoa Einführung der Cerealien etwas abgenommen. 1 Varietät, welche nach Molina die chilesischen Da line nennen, und die aschgraue Blätter und weiss trägt, wird am meisten um den See Titicaca angebai

Die erste Nachricht über diese Pflanze gelangte im Jahre 1834 und im J. 1838 lieferte. Curtis' Botanici zine davon eine Beschreibung und Abbildung.

Chenopodium Quinoa Willd. ist eine krautartig mit einem starken, aufrechten, eckigen, 3 bis 4 und ai Boden selbst 7 Fuss hohen Stengel, der zahlreicl aufrechte Zweige trägt. Die unteren Blätter sind Grösse einer Menschenhand , im äussern Umriss fast d sitzen auf langen Stielen und haben eine blass gi (glaucous) Farbe. Die Blüthen sii||) unansehnRc grün, und bilden zahlreiche achsel- und endständige Der ganze Habitus der Pflanze ähnelt sehr dem G und Spinat. Ihre eigenthümliche Farbe verdankt si( ligen Drüsenhaaren mit fast kugelrunden irisirenden womit die Pflanze überzogen ist und welche sich un Mikroskope prachtvoll ausnehmen.

Auf leichtem thonigem Boden soll die Pflanze an gedeihen. Die Samen legt man in 1 Elle von einan fernte Furchen , oder man säet sie auf besondere Bc versetzt von da die Pflänzchen. Die Aussaat gescj Frühling und im Herbste. Die ganz reifen Samen, ungefähr so gross als weisser Senf aber glänzender (f sind , können leicht in ein weissliches Mehl verwand den, welches nicht, wie das Weizenmehl, mit Wass« zähen Teig giebt, sondern mehr dem Hafermehle glei sich daher nur schwierig zum Brotbacken eignet.

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Auf vasserfr.

Subst. bez.

16,01

38,72

46,10

5,12

6,10

3,94

4,60

4,81

5,74

7,47

8,91

11,71

13,96

7,99

9,53

4,23

5,06

C. Cooke, Üeber Chenopodium Quinoa. 51

Der Saine enthält circa 40 Proc. Stärkemehl, ferner Zucker, Gummi, Proteinsubstanz etc. V ö 1 ck e r erhielt (1851) bei der Analyse desselben folgende Resultate:

Wasser

Stärkmehl

Zucker

Gummi

Fettes Oel

Casein nebst wenig Albumin

Unlösliches Albumin und andere Proteinstoflfe 11,71

Faser

Unorganische Materie

TÖÖ^Ö~TÖÖ,ÖÖ'

Der Same einer Varietät schmeckt übrigens bitter, ent- hält also auch einen Bittorstoff, der aber nur in der Schale seinen Sitz zu haben scheint, denn man kann ihn durch Behan- deln mit einer verdünnten Sodalösung entfernen. . .

In Lima bereitet man die Quinoa auf zweierlei Weise als Nahrungsmittel zu. Nach der einen kocht man sie wie Hafermehl mit Wasser zu einem Schleim , den man mit Piment würzt; nach der andern röstet man sie erst schwach wie Kaffeebohnen und verkocht sie dann zu einer brauiien Suppe, die ebenfalls noch gewürzt wird.

Die bittere Varietät wird auf mannichfache Art medici- nisch angewendet, innerlich als Emetikum, auch statt Chinin gegen Fieber, äusserlich als Waschmittel und Umschlag gegen allerlei Verletzungen.

Die Blätter werden ebenfalls genossen.

In Indien werden schon seit langer Zeit einige ähnliche Pflanzen wegen ihrer mehligen Samen, die aber viel kleiner als die der Quinoa sind, kultivirt, nämlich Amarantus gangeticu9, A, frumentaceus und A. anarda»

4'*

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t, Ueber die Frucht yon Catha edulis Forskäl.

^1

[e Frncht Ton Catha edulis ForskaL

Von Dr. H. Christ in Basel.

der Pharm. CXCI (1870) Heft I. pag. 6^ Beschreibung der Catha, war jedoch nicl rucht zu schildern, da in unsern Gewäch 3h solche nicht ansetzt. Durch Güte des 1 Gärtner in Basel, bin ich nun mit reifen F

worden, die im Bot. Garten zu Lisi

[ kurz, unter der Frucht verdickt durch ane tragenden Discus ; an der Basis der F ih die sehr kurzen Kelchzähne. t ist eine kaum halbzoUlange trockene s1 )nische Capsel, am breitem obern Ende 3 3 bis 4 Klappen, d. h. aus 3 bis 4 b irwachsenen, oben freien, Anfangs zusan

später etwas klaffenden Carpellen beste cenz klaffen die Klappen in der obern Hälfi

weit, dass die kleinen Samen aus der S streten können. Klappen aussen ( sonst kahl, gelbbraun, durch eine Längsscl , Fächer der Frucht mithin 6 bis 8, sc

3in (Y2 Mill. Diam.) braun, glatt, glai isammengedrückt, im innern Winkel des ] e desselben entspringend, sitzend, ab^ i oben und seitlich frei, nach unten von i , flügeiförmigen, trockenen, scariösen v angeben, der von der Innenwand des 1 lit dem Samen abgliedert und ihm die & n Flügel versehenen Frucht von Pinus '. ens von Casuarina giebt.

des Arillus, der den Samen nur pa neu abwärts gerichteten eigentlichen Sa während er z. B. bei Evonymus das Ei , ist hier besonders beachtenswerth,

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H. Schweikert, Verfälschung des Peru-Balsams mit Styrax liquiduö. 53

Bei diesem Anlass kann ich nicht umhin, nochmals die Aufmerksamkeit der Fachmänner dringend auf diese Pflanze zu lenken. ^Nachdem enormen Consum, der davon in einem Lande gemacht wird, welches anderer vorzüglicher Reizmittel, namentlich des Caöe's, nicht entbehrt, J[^nn es gar nicht |inders sein, als dass das Kath bedeutende, medicinisch und ökonomisch- diätetisch wichtige Stoffe enthält. Wenn auch mein Freund Prof. Flückiger an der bei uns im Treibhaus gezogenen Pflß.nze dieselben nicht nachweisen konnte, so be- weist dies noch nichts ^ und es wird sich sicherlich der Mühe lohnen, entweder trockenes Kath in bedeutender Quantität und guter Qualität, oder noch besser das Decoct der frischen Pflanze aus ihrem Heimathland zu beziehen. Diejenigen Herren Drogisten, deren Verbindungen ihnen dies ermöglicht, würden sich hierdurch ein Verdienst erwerben und uns möglicher V^eise ein ähnliches Mittel, wie den Thee oder die Coca zuführen, aus dem auch die Medicin speciellen Nutzen ziehen könnte.

lieber die Verfälschung des Peru -Balsams mit Styrax

liquidus.

Von H. Schweikert, Apotheker in Dingelstädt.

Vor einiger Zeit erhielt ich von einem Magdeburger Hause einen Perubalsam, welcher die in der Pharm. Germ, vorgeschriebene Probe mit conc. Schwefelsäure zwar tadellos bestand, aber durch sein Verhalten gegen Petroläther wie durch sein geringes spec. Gew. 1,12 den Verdacht einer Verfälschung erweckte. Da durch das Verhalten gegen Schwefelsäure eine Verßilschung mit Ricinusöl oder Copaiva- balsam oder sonstigen fetten Oelen ausgeschlossen war, so lenkte sich meine Aufmerksamkeit auf Alkohol und ätherische Oele. Die Erwärmung des Balsams gab durchaus keinen fremdartigen Geruch nach irgend welchem ätherischem Oel zu erkenne».

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54 H. Schweikert , Verfälschung des Peru - Balsams mit Styrax liquidus.

Zur Nachweisung des Alkohols destillirte ich nun nach Vorschrift Hager' s (siehe dessen Commentar zur Pharm. Germ.) 20 g. des Balsams mit Kochsalzlösung bis etwa 5 g. übergegangen waren. Dabei zeigten sich widersprechend der Beschreibung des lichten Balsams, welcher bei Destillation mit Wasser kein ätherisches Oel geben soll, deutliche. Tröpfchen eines ätherischen Oeles auf dem Destillat. Geruch und Geschmack des Destillates wichen dabei vom Perubalsam kaum merklich ab, doch erinnerte der Geruch stark an Styrax liquidus. Mit Jod - Jodkaliumlösung und Aetzkali ge- prüft, setzte sich nach längerer Zeit nur eine sehr geringe Menge eines gelben Niederschlags von Jodoform ab, so dass der Alkoholgehalt nur sehr unbedeutend war. Der oben erwähnte mich stark an Styrax erinnernde Geruch des Destillates lenkte meine Aufmerksamkeit auf eine Verfälschung mit diesem.

Soviel mir bekannt geworden, ist bis jetzt über diese Verfälschung noch nichts verlautbart. Um nun eine Möglich- keit derselben überhaupt festzustellen, löste ich ca. 30 g. Styrax liquidus bei gelinder Wärme in dem 4 5 fachen Gewicht Alkohol und filtrirte die Lösung, hierbei gingen mit der alkoholischen Lösung deutliche Oeltropfen durchs Filter, die beim völligen Erkalten der Lösung zu stern- förmigen Krystallen, ähnlich den im Opodeldok sich aus- scheidenden, erstarrten, und wohl aus Styracin bestanden, welches in der Kälte in Alkohol nur wenig löslich ist. Ich liess daher die Lösung in der Kälte über Nacht stehen und filtrirte von Neuem. Jetzt erhielt ich eine völlig klare Lösung, die ich im Wasserbade bis zur völligen Verjagung des Alko- hols abdampfte. Der Rückstand stellte nach dem Erkalten eine hellbraune durchsichtige klare Masse von der Consistenz des Styrax liquidus dar, welche sich in Alkohol in jedem Verhältniss löste. Mit Alkohol bis zur Consistenz des Peru- balsams gemischt, erhielt ich eine vom Perubalsam nur durch eine etwas hellere Farbe unterscheidbare syrupähnliche Flüssigkeit, die auch im Geruch nur wenig abwich. Gegen conc, Schwefelsäure verhielt sie sich ganz wie Perubalsam, ja

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_. __^ , Interessanter Fall der Deutung einer Todesursache. 55

gab ein fast noch spröderes Harz. Mit Petroläther jedoch gab sie sowohl eine trübe Lösung, die bald oine balsamartige Flüssigkeit absetzte, wie auch der Rückstand sofort wieder zusammenfloss und beim Ausgiessen des Petroläthers nachfloss. Das spec. Gew. dieses Styraxbalsams war 1,087 --1,09, ermittelt durch Herstellung einer Kochsalzlösung, in welcher ein Tropfen desselben frei schwebte, und Bestimmung des spec. Gew. dieser Lösung. Da der ächte Balsam nach der Pharm. Germ, ein spec. Gew. von 1,15 1,16 hat, so be- rechnet sich der Gehalt an Styrax im fraglichen Balsam auf ca. 50 55 %. Es erhellt hieraus ein wie ausgezeichnetes Verfölschungsmittel der Styrax abgiebt, und wie namentlich die Proben mit Schwefelsäure, welche die Pharm. Germ, vor- schreibt, nichts weniger als ein zuverlässiges Erkennungs- mittel der Aechtheit des Balsams ist, wie vielmehr als bestes Prüfungsmittel der Petroläther anzusehen ist , und als solches Aufnahme in die Pharm. Germ, hätte finden sollen.

Leider stand mir kein gaijjs ächter Balsam, welcher wohl heut zu Tage selten geworden, zu Gebote, auch fehlte mir die nöthige Zeit, um umfassendere Untersuchungen über diesen Gegenstand anzustellen. Ich möchte aber doch durch Vor- stehendes die Aufmerksamkeit darauf hingelenkt haben. Es lässt sich dann vielleicht durch allgemein dem Balsam ge- widmete Aufmerksamkeit einer betrügerischen künstlichen Balsam -Fabrikation das Handwerk legen.

Interessanter Fall der Deutung einer Todesursache.

Von E. Mylius, Apotheker.

Auf einem Dorfe wurde das dreijährige Kind einer Tage- löhnerfamilie vermisst, seit dasselbe die etwa neunjährige Tochter einer anderen Familie zum KartofTelaushacken auf das Eeld begleitet hatte. Nachdem einige Tage seit dem Ausbleiben des kleinen Kindes verflossen waren , . wurde das- selbe an der Stelle auf dem Felde, an welcher das ältere

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nteressanter Fall der Deutung einer Todei

irtofFeln ausgehackt hatte, todt und

Bei der Obduction ergab sich nui

ilweise in Fäulniss übergegangen wj

gebraten, ausgetrocknet und verbri

Lulniss natürlich verzögert worden v

iesen, dass die Luftröhre eine schv

le bis in die Lungen verfolgt wen

ährend des Lebens eingeathmet '^

\te Todesursache angesehen werc

)ffenbar in Folge der Einathmung eii

Substanz erstickt. Da die Versi

chnam zeigte, ebenfalls derartig \

en Tod zur Folge gehabt hätten, \

Kinde vorgenommen worden wären

dass sie erst an dem todten Körpe

Dagegen blieb für die Verbrennui

[öglichkeit offen, dass sie vor dem

Substanz oder während desselben s

g sogar der Verdacht nahe, das

i geheizten Backofen gesteckt word

^ verbrannt und durch die eingeatl

1 war. Schliesslich war festgest^

lebend oder todt, längere Zeit in

altem Mädchens gelegen hatte.

3 nun festgestellt werden, welch welche den Erstickungstod bewirk nd den Ort der Ausführung des liehen zu können. Zu dem Ende ftröhre des Leichnams, Asche des in Mädchens gehörigen Backofens, e des Kellers, in welchem das K haben sollte, endlich Erde des '. Kmi in Gemeinschaft mit dem i len war und wo man die Leiche gef ' zur Untersuchung übergeben. E eise ausgeführt:

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E. Mylius, Interessanter Fall der Deutung einer Todesursache. 57

Nachdem der Inhalt der Luftröhre und Lunge mittelst eines Hornmessers vorsichtig herausgekratzt worden war, wurde er in Wasser vertheilt. Hier verwandelte sich seine ursprünglich schwarze Farhe allmählig in eine graue, wahr- ßcheinlich dadurch, dass Schwefeleisen, "welches die Ursache ' der Schwarzförbung gewesen sein mochte (der Schwefelgehalt desselben stammte wohl aus den Päulnissproducten) durch die Luft oxydirt wurde. Beim Durchsuchen mit der Lupe Hessen sich Sandkörner erkennen und mancherlei organische Reste, namentlich Wurzelfasern, drei Früchte von Gräsern, von einer Art Setaria oder Panicum herstammend, -zwei schon ziemlich verwitterte Labiatenkelche, soviel noch zu erkennen war von Calamintha Acinos, ein Fruchtkelch von Scleranthus annuus und die mit Pilzfäden bedeckte Epidermis eines Grasblattes. Nachdem diese Funde in Sicherheit gebracht worden waren, wurde die in noch mehr Wasser vertheilte Masse auf einem gewogenen Filter gesammelt, durch Waschen mit Wasser von den lös- lichen organischen Stoffen befreit und bei 100® getrocknet Ihr Gewicht betrug jetzt 1,138 g. Bei der Analyse fanden sich darin 98,42 % Sand, 0,21 % Eisenoxyd und unbestimm- bare Spuren von kohlensaurem Kalk. Von letzterem war so wenig vorhanden, dass das IJebergiessen mit Salzsäure kein Brausen zur Folge gehabt hatte. Die Masse bestand somit aus einer sehr leichten Ackererde. Dass sie keinenfalls Asche sein konnte, ergab sich aus einigen Bestimmungen in der gleichzeitig übersendeten Asche. Diese brauste mit Säuren sehr stark auf und enthielt 52,31 % Sand, 35,23^0 kohlen- sauren Kalk und 0,35^0 Eisenoxyd nebst vielen Kohlen- splittern. Von letztern war in der aus der Luftröhre ge- nommenen Erde nichts zu entdecken gewesen.

Es blieb somit noch festzustellen, ob die Erde aus der Luftröhre vielleicht identisch mit der Kellererde oder der Erde vom Felde war. Zu diesem Zwecke wurde zuerst die Kellererde mit Hilfe der Lupe untersucht. Es fanden sich darin viete Reste von Cerealien (Stroh, Spelzen, Grannen u, s, w.) Früchte anderer Gräser, aber nicht von

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Bsanter Fall der Deutung einer

röbere Wurzeltheilo, als ai

waren. Die Analyse i beim üebergiessen mii

4,94 7o Sand, 2,47^0 ^^ syd.

suchung der Erde vom I zelfasern, ähnlich de] ie Fruchtkelche vor B von Labiaten, unt und Grasfrüchte, dai usserdem wurden viele an iir den vorliegenden Zwec brauste die Erde nicht ; der in Frage kommend md, 0,35 7o Eisenoxyd un

leichung aller gewonnener ilagendste hervor, dass äine der aus der Luftri mmensetzung besass, das imens von Erde des Feld wurde, erstickt war. 0 3rn oder durch absichtlicl lehen war, das zu findet tersuchung überlassen ble

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T^

59

B, Monatsbericht.

X. allgemeine' und ange^wandte Cliemie.

Bedeutung der Ozonreactlonen.

Während Schönbein und ihm sich anschliessend, noch bei weitem die meisten Physiologen und Physiker, das Ozon als electrochemische Zerlegungszustände des gewöhnlichen Sauerstoffs ansehen, in consequenter Ausbildung der Ber- zelius'schen Theorie, basirt Prof. Binz nach Vorgang von Clausius einer- und Gerhardt -Laurent andererseits, seine Anschauung auf Analogie der Molecularconstitution der elemen- taren Gase und denkt sich demgemäss 1 Molecul O* be- stehend aus 2 Atomen 0^-j-O^, deren Affinitäten im Molecul zunächst gebunden sind. Würde nun aber der Sauerstoff 0^ durch die Ozonosirung wirklich gespalten, so müsste mit dem stärkeren Oxydationsvermögen eine Verdünnung , bezw. Ver- grösserung des Volums eintreten; es tritt aber das Gegentheil, eine Verdichtung des Sauerstoffs ein. Femer tritt bei der Einwirkung von Jodkalium auf Ozon, trotz der Umsetzung 2KJ in £^0*) + J2 keine Vplumabnahme ein. Das Ozonmolecul, indem es übrigens gemäss dem Avogadro'schen Gesetze den Raum von 2 AI. H. einnimmt, muss grösser sein als 0^, wenigstens und wahrscheinlich = 0^ Den Vorgang der Ozonisation würde dann folgendes Schema versinnlichen: 302=203=2 (02 + 01).

Diese Hypothese ist nicht allein geeignet Oxydationen, die gewöhnlicher Sauerstoff nicht einleiten kann (Indigo zu Isatin) zu erklären, sondern sie erhellt auch unsere An- schauung darüber, dass reducirende Substanzen wie schweflige Säure bei ihrer Oxydation aus gewöhnlichem Sauerstoff Ozon

*) 0 = 16'

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60

Bedeutung der Ozonreactionen.

bilden, bezüglich Guajaktinctur bläuen. Wenn feuchtes Schwefelsäuregas mit Sauerstoff sich schnell oxydirt, würde dies folgendem Schema entsprechen: S0* + H^O + 0^ = H^SO* + 0, während die Schwefelsäurebildung mit Hülfe von Ozon entspräche: SO« + H20 + 03=H2SO*+02. Dass die Guajakreaction in der That charakteristisch Ist, geht ent- schieden aus anderen parallelen Reactionen (Indigo zu Isatin) hervor, wenngleich wir also die Natur des entstehenden blauen Products noch nicht elementaranalytisch kennen, ist deren Anwendung als schärfste und bequemste jedenfalls gerechtfertigt.

Für den chemischen Effect ist es nun gleichgültig, ob dieser active Sauerstoff 0^ von Wasserstoffsuperoxyd, H^O^, MnO"^ oder 0^ herzuleiten ist, obwohl man passend nur die 0^, die von letzterem herrühren, Ozon bezeichnen mag. Die Hauptquellen der 0* Erzeugung sind Electricität, 'gewisse Superoxyde und die langsame Verbrennung. Letztere, im Organismus stattfindend, setzt auch die Bildung von activem Sauerstoff voraus, und in der That bewirken sowohl pflanz- liches als thierisches Protoplasma die Bläuung der Guajak- tinctur. Wie Görup - Besanez nachwies, hat gewöhnliches Eiweiss sogar stärkere Affinität activen Sauerstoff aufzu- nehmen, insofern in seiner Gegenwart Guajaktinctur nicht gebläut, und schon gebläute durch Zugabe von ersterem wieder entfärbt wird. Auch erklärt sich durch die Erzeugung von 0^ im Thierleibe der Umstand, dass schwefligsaure Salze im Harne als schwefelsaure, das Chinin als Dihydroxylchinin wieder erscheinen, ferner die Oxydation der Harnsäure in Harnstoff und Kohlensäure: C^H^N^O» + 2H«0 + 0^ = 2CH*N20 + 3C02 u. a. m.

Schliesslich weist der Verfasser die Einwände Schönn's gegen die Anwendung der Guajaktinctur zurück, da derselbe einestheils nait oxydirenden Substanzen direct operirt , andern- theils sich nicht hinreichend gesichert habe, vor dem oxy- direnden Einfluss kleiner Organismen wie bei Anwendung des Chlorcalciums und Bleizuckers. . (Berl. Min, Wochenschrift. 1872, Nr, 30, Chem. CentralU. 1873. S, 72 u. f.) Et.

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Verhalten des Ozons zum 'Waflsef. 61

Yerhalten des Ozons zum Wasser.

Nachdem Carius entgegen den Behauptungen von Schönbein, Marignac, Andrews u. A., welche ver- sichern, Ozon löse sich nicht in Wasser, bewiesen hat, dass ozonreiches Sauerstoffgas, bei niederer Temperatur (0,5 5*^) durch Wasser geleitet, damit eine Flüssigkeit bildet, welche die Reactionen des Oz;yns zeigt und etwa 1 Volumprocent Ozon enthält, hat Rammeisberg Versuche gemacht, um nachzuweisen, ob auch bei gewöhnlicher Temperatur durch Einleiten von ozonhaltigem Sauerstoff oder ozonhaltiger Luft eine Flüssigkeit erhalten werden kann, welche Ozonreactionen zeigt und als Ozonwasser bezeichnet werden kann.

1) Mit Hilfe einer S i e m e n s'schen Rohre und eines Ruhmkorffschen Apparates ^wurde reines Sauerstoffgas oder auch Luft ozonisirt und durch Wasser geleitet. Das aus dem Apparat ausströmende Gas -gab starke Ozonreaction , das Wasser aber nicht.

2) Atmosphärische Luft wurde über Phosphor geleitet, welcher theilweise von Wasser bedeckt war und trat dann in Wasser. Auch hier wirkte das ausströmende Gas stark auf Ozonreagentien , das Wasser dagegen nur auf Jodkalium und Stärkekleister und zwar sehr schwach.

3) Sauerstoffgas durch einen Apparat, in welchem Schwefel- säure mit Baryumsuperoxyd in Berührung trat, in Wasser geleitet, entwich sehr stark ozonhaltig aus letzterem. Das Wasser selbst gab keine Ozonreactionen.

4) Krystallisirtes übermangansaures Kali wurde in Schwefelsäure getragen, während Sauerstoff darüber hin in Wasser geleitet wurde. Letzteres nahm einen chlorähnlichen Geruch an und gab die bekannten Ozonreactionen. Bei näherer Untersuchung aber fand sich, dass die Ozonreactionen nicht durch Ozon, sondern durch Chlor hervorgerufen wurden, welches einer Verunreinigung des übermangansauren Kalis durch überchlorsaures Kali entstammte. Ein fast chlorfreies Salz lieferte mit Schwefelsäure kein Ozon. Ein Geruch war kaum zu bemerken und die Reaction auf Jodkaliumstärke war 80 schwach, dass sie offenbar von der geringen Quantität verunreinigenden Chlors herrührte. Hiernach dürften die Angaben von Schönbein und Böttger über die Ozon- bildung aus übermangansaurem Kali zu rectificiren sein.

Schliesslich wurde Ozonwasser von Krebs, Kroll u. Co. untersucht. Dasselbe gab in der That Ozonreactionen, aber gleichzeitig lieferte das Wasser aller Flaschen mit Silber^

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Pabrikmässlge Darstellung von Jod- und Bromkaliura e

Chlor'silber. Der Inhalt einer derselben = ,021 AgCl, was einem Chlorgehalt von 0 Th. Wasser entspricht.

3itet man einen Luftstrom durch Chlorkalklösi urch Wasser, so nimmt letzteres eine gering iloriger Säure auf und zeigt dann genau dasse wie das untersuchte Ozonwasser. (Ber, d. ies. 1873. S. 603.)

ouässige Darstellung ron Jod - and Bron aas den Eelpmutterlaagen.

ach E. Sonstadt besteht dieses Verfahren idlnng der in den Kelpmutterlaugen enthalte] 1 in Jodsäuresalze, Fällen der Jodsäure di 8 Barytsalz, Erhitzen des Niederschlags m ; von schwefelsaurem Kali, wodurch man j

Lösung erhält. Abdampfen dieser letztern zur zen des Rückstandes und Krystallisiren der Lös se Weise erhaltenen geschmolzenen Jodkaliumi le Umwandlung der Jodalkalien in den Mutt .säuresalze wird nach einer von den nachs len ausgeführt. Es ist aber anzurathen, zuni Mutterlauge enthaltene Schwefelsäure durcl ilösung ganz oder theilwei^e zu fallen, weil 1 ^Torhandene Kieselsäure und andere Verunreii iiieden werden und der später erzeugte Niec Isaurem Baryt bisquemer zu behandeln ist. 1> Lerung dieses Niederschlags wird dann die Mui

Zerstörung der in ihr enthaltenen organiscl i zur Trockne verdampft und der Rückst; zen.

ie Schmelze wird in Wasser gelöst und die ( ;keit nach Abscheidung des ungelöst gebliebeui 3, sofern man sie mittelst eines der im Nachs ebenen Processe, mit Ausnahme des letztei ibenen, zu behandeln beabsiclitigt, durch Zug ichem oder kohlensaurem Alkali alkalisch gema ügt man soviel Alkali hinzu, dass auf jede enen Atom Jodid ungefähr 5 Atome kaustisc ome kohlensaures Alkali kommen. Hierauf l

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Verfahren zur Bestlmmurig des Jods in Kelplaugen etc. Cf»

SO vorbereitete Flüssigkeit nach einer der folgenden Methoden zur Umwandlung des in ihr enthaltenen Jodids in Jodat weiter yerarbeitet werden.

1) Man leitet so lange Chlorgas durch die Flüssigkeit bis alies Jodid in Jodat verwandelt worden ist.

2) Man versetzt die Flüssigkeit so lange mit einer Lösung von übermangansaurem Kali, bis ein schwache, aber bleibende rosa Färbung Entsteht. Dann wird die Flüssigkeit vom Manganniederschlage getrennt und der letztere mit Natron allein, oder mit Natron und Salpeter im Ofen auf Uebermangansäuresalz für eine folgende Operation vorbereitet.

3) Man leitet durch die verdünnte Lösung einen elec- trischen Strom. Diöses Verfahren wird sich in Fällen, wo man Electricität mit Hülfe von durch "Wasserkraft getriebenen electromagnetischen Maschinen erzeugen kann, als zweck- mässig und billig erweisen.

4) Die auf angegebene Weise gereinigte Mutterlauge wird unter Zusatz von je einem Atom chlorsaurem Kali auf jedes vorhandene Alkalijodid zur Trockne abgedampft und dann vorsichtig, ohne die Temperatur zur Rothgluth zu steigern, so lange erhitzt, bis das Jodid in Jodat umge- wandelt ist.

Nachdein aus der Mutterlauge die Jodsäure ausgesjßhieden ist, kann man das in Lösung zurückbleibende Bromid nach dem ersten oder vierten Verfahren in Bromsäure - Salz um- wandeln und aus diesem nach der zur Darstellung von Jod- kalium angegebenen Methode Bromkaliüm gewinnen, der zweite und dritte Prozess sind zur Bildung von Brbmsäuresalz nicht anwendbar. (Aus Chemical News, voL 26. p. 183. 1872. Bingler's polytechnischem Journal. Bd. 207. Heß 2.)

jR. b:

rfahren zur Bestimmung des Jods In Eelplangen nnd Mineralwässern.

Versetzt man eine, ein Jodid in Lösung enthaltende Bsigkeit mit einem übermangansaurem Alkali , so wird das id in Jodsäuresalz umgewandelt, vorausgesetzt, dass genug 58 Alkali oder kohlensaures Alkali zugegen ist, um das iwerden von Jod zu verhindern. Diese Thatsache fand Sonstadt brauchbar zur quantitativen Bestimmung des es,

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64 Verfahren zur Bestimmung des Jods in Kelplaugen etc.

Alkalische Lösungen von Chloriden und Bromiden werden von Uebermangansäurelösungen nicht im mindesten ange- griffen. Ebensowenig wird dia durch ein übermangansaures Salz bewirkte Umwandlung eines Jodids in Jodat durch Chloride, Bromide öder, irgend andere Salze beinträchtigt. Selbst organische Substanz verhindert diese Umwandlung nicht, wenn das übermangansaure Salz in genügendem Ueberschusse zugesetzt wird. #

£. Sonstadt versetzt nun die das Jodid enthaltende Salzlösung mit einer Lösung von übermangansaurem Kali, bis eine bleibende schwache Chamäleon - Färbung entsteht. Zu- nächst wird die Lösung alkalisch gemacht, am Besten mit Aetznatron, von welchem man ein der Menge des vor- handenen Jodids entsprechendes Quantum hinzufügt, d. h. soviel, dass die Möglichkeit eines Freiwerdens von Jod' aus- geschlossen wird. Dann wird die Flüssigkeit filtrirt und falls sie nicht bereits ein Schwefelsäuresalz enthält, mit einer geringen Menge eines solchen versetzt. Hierauf wird ein kleiner Ueberschuss von Chlorbaryum zugefügt und der ent- standene Niederschlag nach dem Abfiltriren und Auswaschen mit einer Lösung von überschüssigem schwefelsauren Kali erhitzt. Die filtrirte Lösung enthält die ganze Menge des in der zur Analyse verwendeten Flüssigk^t ursprünglich vor- handen gewesenen Jods als jodsaures Kali. Die Menge der Jodsäure kann auf volumetrischem^ Wege bestimmt werden ; oder man glüht das Gemenge von Jodat- und Sulphat bei schwacher Rothglühhitze und bestimmt das zurückbleibende Jodkalium entweder volumetrisch oder durch Wägung. Bei diesem Verfahren ist die durch übermangansaures Kali in alkalischer Lösung bewirkte Umwandlung des Jodids in Jodat eine vollständige, ebenso die Fällung der Jodsäure durch ein Barytsalz in Gegenwart eines Schwefelsäuresalzes und die Zersetzung des jodsauren Baryts durch Erhitzen mit einer Lösung von überschüssigem schwefelsaurem Kali. {Aus Chemical News. Bd. 26. 1872. Dingler's polytechnisches Journal. Bd. 207. Heft 2) R. B.

Ein die Oxydation und Kedaction betreffender instructiver Vorlesungsversucli.

Reducirt man nach Thomson kleine flache, aus Gummi- wasser und Kupferoxyd hergestellte Cylinder bei niedriger

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Notiz zur Auffind. d. Schwefelverbind. Ueber Chloralbest. 65

Temperatur durch WasserstofiFgas und lenkt sie schwach angewärmt , in eine Atmosphäre mit Sauerstoff ein , so werden sie plötzlich glühend und glühen bis zum Ende der Oxydation fort; bringt man sie jetzt in eine Atmosphäre mit Wasser- stoffgas, so beginnt ein neues Glühen und die Cylinder werden zu metallischem Kupfer reducirt. Dieser Versuch bietet das interessante Phänomen, dass ein Körper zweimal, zuerst im Sauerstoff, dann im Wasserstoff verbrennt. {Jahres- bericht des yhysikal. Vereins in Frankfurt ajM. Neues Repertorium für Pharm, von Buchner, Bd, XXIL Heft i.)

Notiz zur Auffindung der Sehwefelrerbindungen mittelst des Lothrohres.

Eine der schärfsten und einfachsten Proben auf Vor- handensein von Schwefelverbindungen besteht bekanntlich darin, dass man die ,zu untersuchende Substanz mit kohlensaurem Natron gemengt auf Kohle vor dem Löthrohr reducirt und die Schlacke mit Wasser befeuchtet auf eine blanke Silber- münze legt. B, Tolle ns macht nun darauf aufmerksam, dass diese Probe nur bei Anwendung einer Oelflamme oder Kerzenflamme massgebend sein kann, da Leuchtgas soviel Sohwefelverbindungen enthält , dass man bei Anwendung einer Gasflamme auch mit reiner Soda nach nur eine Minute andauerndem Blasen die Schwefelreaction erhält. {Berichte d. d. ehern, Gesellschaft 1873, S. 593.) E. M.

Ueber Chloralbestimmung.

Victor Meyer und H. Heffter haben eine neue Methode der Werthbestimmung des Chloralhydrats mitge- theilt, welche sich auf die bekannte Zersetzung des Chloral- hydrats durch Alkalien in Ameisensäure und^ Chloroform gründet. Diese Zersetzung verläuft nach der Gleichung:

C^Cl^HSO» + NaOH = CHCF + HCO^Na + H^O*) oder nach älterer Schreibweise

C*HC1802(HO)2 + NaO.HO=C2HCl3 + ]&aO.C2HÖ8 + (HO)2 Chloralhydrat Natriumhydrat Chloroform ameisens. Natron

*) 0 = 16.

Arcli, a. Pharm. IIT. Roibe. IIT. Bds. 1. Hfl.

5

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66 Üeber Chloralbestimmung.

Während nun nach früheren Bestimmuilgsmethoden die Menge des ausgeschiedenen Chloroforms gemessen wurde, titriren die Verfasser durch Normalnatronlauge einfach die an Natron tretende Ameisensäure.

Da so 1 Mol Chloralhydrat 1 Mol. Natron neutralisirt, so werden zur Neutralisation von 165,5 g. Chloralhydrat 1000 CC. Normalnatronlauge verbraucht. Trägt man also eine gewogene Menge von Chloralhydrat in ein gemessenes Volum über- schüssiger Normal - Natronlauge und bestimmt das über- schüssige Natron durch Normalsäure, so ergiebt sich das verbrauchte Natron und aus ihm die vorhandene Menge Chloralhydrat (x) nach der Gleichung ^_(a-b) 165,5

1000 ^*

wenn a die angewandte Anzahl CC. Normalnatronlauge, b die zum Zurücktitriren erforderlichen CC. Normalsäure bedeuten.

Es ist zu bemerken, dass die Anwendung von Normal- natronlauge nothwendig ist, da 7io normale Lauge nur lang- sam und unvollständig einwirkt.

Dass die in Vorsehlag gebrachte Methode scharfe Resul- tate liefert, ergiebt sich aus einigen Bestimmungen, welche nach derselben unter Anwendung chemisch reinen, von Merck bezogenen Chloralhydrats ausgeführt wurden. Die- selben ergaben statt 100% Chloralhydrat 99,94 und 100,09%.

Wenn das Chloralhydrat mit freier Salzsäure verunreinigt ist, so muss letztere vor dem Vermischen mit der Normal- natronlauge durch Schütteln der wäsarigen Lösung der ge- wogenen Menge Chloralhydrat mit kohlensaurem Kalk und Filtration abgestumpft werden. Die dabei frei werdende Kohlensäure entweicht schon beim Schütteln der Flüssigkeit mit dem im Messcylinder enthaltenen Luftvolum.

Unter Einhaltung der letzterwähnten Bedingungen wurden in reinem Chloralhydrat, welchem absichtlich Salzsäure zuge- setzt worden war statt 100 % 99,81 % Chloralhydrat ge- funden. (JBer. d. deutsch, ehem. Ges. 1873, S. 600.)

Hieran anschliessend, erlaubt sich Ref. den Vorschlag zu machen, in pharmaceu tischen Laboratorium die Bestimmung praiptisch folgendermaassen auszuführen:

^20 Mol. Chloralhydrat in Grammen = 8,28 g. wird in wenig Wasser gelöst, 60 CC. Normalnatronlauge hinzugefügt, zur sichern Beendigung der sogleich eintretenden Reaction gelinde erwärmt und der Ueberschuss ' des Natrons durch Normalsäure titrirt. Wäre absolut reines Chloralhydrat ange-

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üeber Phenantbren , einen mit Anthraeen isom. Kohlenwasserstoff. 67

wendet worden, so hätte man 10 CC. Normalalkali zu viel zugesetzt, welchen entsprechend ebensoviel Normalsäure zur Herstellung der Neutralität verbraucht worden wäre. Jeder CC. Säure mehr entspricht zwei Procent Chloralhydrat weniger. Man hat also bei der Berechnung die Zahl der Kubik- centimeter Normalsäure, welche man zum Zurücktitriren des überschüssig zugesetzten Alkalis gebraucht hat, von den angewendeten 60 CC. Normalnatronlaugo abzuziehen und den Rest mit 2 zu multipliciren , um sogleich den Gehalt des Chloralhydrates in Procenten ausgedrückt zu erhalten.

E. M.

lieber Phenantbren 9 einen mit Anthraeen isomeren Kohlenwasserstoff.

In den Berichten d. deutschen ehem. Ges. 1872 S. 861

-^ntlicht C. Grabe die Zusammensetzung und die Eigen-

in* eines mit dem Anthraeen, der interessanten Mutter-

az des Alizarins , isomeren Kohlenwasserstoflfes , welchen

Fittig (Ber. d. ehem. Ges. 1872, S. 806) beobachtet, licht richtig erkannt hatte, rräbe gewann diesen Körper aus Rphanthracen und

ihn nach dem Umkrystallisiren aus Alkohol als eine >5® schmelzende, bei 340® siedende Substanz, deren ie zu der Zusammensetzung G^*H^®*) führte. In Benzol, felkohlenstoff, Aether, heissem Alkohol ist der Kohlen- *stoff leicht, in kaltem Alkohol schwieriger löslich. Wie das Anthraeen verbindet er sich mit Picrinsäure ;rophenol) zu einem schön krystallisirenden Picrat

0 + C^H« (NO«) »OH. Unter dem* Einflüsse der ChTom- oxydirt er sich gleich seinem Isomer, dem Anthraeen,

2H austreten und zwei 0 als die Gruppe 0 0 Lommen werden, zu dem Chinon C^^H^O^, wiewohl jcydation mit weit grösserer Schwierigkeit stattfindet, im Anthraeen. Concentrirte Salpetersäure löst dieses

1 mit rother Farbe, ohne es selbst beim Kochen ^u n. Ein Gemenge von Schwefelsäure und Salpetersäure an verwandelt es in das Dinitroproduct C^*Hß(NO«) *0^ hinon wird ähnlich wie Anthrachinon bei der Behand- nit Natronlauge und Zinkstaub unter Reduction gelöst, während Anthrachinon sogleich mit rother Farbe in g geht, tritt? hier zuerst Grünßirbung, sodann ein

0= I6j 0= 12.

6*

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68 Üeber Phezianthren, einen mit Antbracen isom. Kohlenwasserstoff.

schmutziges Roth auf. Die gleiche Veränderung mit umge- kehrter Eeihenfolge der Farben zeigt die so erhaltene Lösung bei der Oxydation durch den Sauerstoff der Luft.

Eine grössere Abweichung als in den bisher erwähnten Reactionen vom Verhalten des Anthracens zeigt der neue Kohlenwasserstoff unter dem Einflüsse der Schwefelsäure. Während Anthracen durch concentrirte Schwefelsäure verkohlt wird, bildet jener mit diesem Reagens auf 100^ erhitzt ohne Spur einer Verkohlung eine Sulfosäure von der Zusammen-

Q1429 HO

Setzung TTQ > SO^, d. h. Schwefelsäure ttq> SO^, deren

einer Wasserrest HO durch den einwerthigen Rest des

Kohlenwasserstoffes, C^*H^ ersetzt ist, nach der Gleichung:

HO * ni^TT»

C14H10 +^J^> S0«=H20+ ^jjj > SO^

Ein weiteres Licht über die Natur des besprochenen Kohlenwasserstoffes bringt uns eine Abhandlung von E. Os ter- ra ay er und R. Fittig (Ber. d. ehem. Ges. 1872, S. 933). Nach diesen Forschern wird Anthrachinon durch Kochen mit einem Gemenge aus 1 Th. saurem chromsaurem Kali und 17» Th. concentrirter Schwefelsäure, welche vorher mit dem dreifachen Volum Wasser verdünnt wurde , nicht angegriffen, während das Chinon des neuen Kohlenwasserstoffes mit dem erwähnten Oxydationsgemiseh eine wohl characterisirte zwei- basische Säure von der Zusammensetzung C^^H^^OS aufgelöst C«H^ CO-OH

I

C^H*— CO OH

liefert Dieser wird der Name Diphensäure ertheilt, im

Hinblick darauf, dass sie als die Dicarbonsäure des Diphenyls

aufzufassen ist. Aus Alkohol oder Wasser crystallisirt dieselbe

in glänzenden Blättchen oder monoclinen Prismen, welche den

Schmelzpunkt 226® besitzen. Erhitzt man das Kalksalz dieser

Säure mit überschüssigem Aetzkalk, so bildet sich nicht, wie man

C^H^ erwarten sollte, Biphenyl <n6TT5' sondern der Körper

C^H*

I >co,

C^H^

welcher in Rücksicht auf die Aehnlichkeit seiner Constitution

CH*

mit der Structur des Acetons oder Dimethylketons CH^*^ ^^'

den Namen Diphenylenketon erhält. Dieser in grossen

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lieber Phenanthren ^ einen mit Anthracen isom. Kohlenwasserstoff. 6d

dünnen Tafeln oder langen Nadeln von hellgelber Farbe crystallisirende , bei 83^,5 84® schmelzende Körper, dessen Siedepunkt über 300® Hegt, bildet sich aus der Diphen- säure in durch folgende Gleichung versinnlichter Weise C6H*— CO— OH C«H* I =1 >CO + CO« + H«0

C6H*-^C0— OH C«H* Das Diphenylenketon verbindet sich, mit Kaliumhydrat geschmolzen, mit diesem zu dem Kdliumsalz einer neuen

C6H*-C0-0K, Säure, der Diphenylmonocarbonsäure |

C«Hö- aus welchem durch Zusatz einer Säure die Diphenylmono- carbonsäure als ein in kaltem Wasser schwer, in heissem leicht löslicher in gut ausgebildeten Krystallen nicht zu erhaltender Körper von 102 103 ® Schmelzpunkt abge- schieden wird.

Aus diesen Eeactionen des Kohlenwasserstoffs ist ein Schluss auf dessen wahrscheinliche Constitution zu ziehen.

Derselbe ist danach Diphenyl, | , in welchem 2H durch

C^Hö die zweiwerthige Gruppe C^H^ ersetzt sind, etwa in der Weise wie folgendes Diagramm andeutet:

H

H (

D H

n

1

c

O^^nC^^

1 II

"-c-

c c

II c

1

c

H

Sieht man von der Stellung der Gruppe C*H* zu den beiden das Diphenyl bildenden Benzolkernen ab, so kann man einfacher die Formel des Kohlenwasserstoffs schreiben

C6H*— CH

I i

C«H*-CH

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ixeUy einen mit Anihracen is

diesem Kohlenwasserst Zasammenhang mit den thracen der Name Ph( hrte Formel zu , so ist ( festgestellt. Dieselbe is

. h. man hat das Anth

1, die durch die Grup]

ätoff nur einfach gebun

•t werden.

h F i 1 1 i g wahrschein

ien Kohlenwasserstoffe f

)achtung von C. Grabe

»nach das Chinon des P

er grossen Menge Natrc

^ zerßillt:

-0 C^Hö

I + 4NaOH= I -0 C«H5

hinon Dipheny

agegen zerlegt sich ' abstehender Weise. ) 0 C^B

I + 4NaOH = ) C C«B

liinon 2 Mol. ]

ilso beim Phenanthrenc lien Molekül verbunden ag desselben verbunden beim Anthrachinon, des ^en, bei der Zersetzui die Benzolreste erfahr den Wasserstoff des ! igung.

ist es C. Grabe (Ber n, das Phenanthre man nämlich den Kohlei

C«H5 CH II

C6H» CH endes Rohr, so zerle undToluol (Methylbei

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lieber Nitrotoluen. Acetocinnamon. 71

C6H5 CH C^H^ CH 3 II =^ I II +2C«H5-^CH3

C«H5~CH C«H*— CH

Slilben Phenanthren Toluol

Das gebildete Phenanthren wurde durch Analyse des aus ihm gewonnenen Chinons identificirt. E. M.

Ueber Nitrotoluen.

Rosenstiehl hat die Thatsache, dass bei der Re- duction des Nitrotoluens stets zwei isomere Alkaloide, das Toluiden und das Pseudotoluiden resultiren, einer genaueren Untersuchung unterzogen und gefunden, dass das Nitro- toluen stets ein Gemisch von zwei isomeren Modifica- tionen ist, während nur ein Toluen existirt, mag der Ursprung desselben sein, welcher er will. Diese beiden Nitrotoluene bilden sich bei Behandlung des Toluens mit Salpetersäure stets zu gleicher Zeit.

Die eine Modification bezeichnet ß. mit a, sie ist crystal- lisirbar, schmilzt bei 52^, siedet bei 237^, giebt bei der Reduction Toluidin und bei der Oxydation mit Chromsäure Nitrodracylsäure.

Das !N^itrotoluen ß ist flüssig und liefert bei der Keduc- tion Pseudotoluiden. (AnnaL de Chim. et de Phys. i, Serie, Band 27. Seüe i33.) Fcs.

Acetoeinnämon.

Es sind bis jetzt keine Thatsachen bekannt, nach welchen es möglich wäre, die Aldehyde direct in Ketone umzuwandeln. A., Lei st hat nun diese Aufgabe zu lösen versucht, und glaubt, dass es ihm wenigstens insoweit ge- lungen ist, dass er das Acetocinnamon aus Zimmtaldehyd und Methylalkohol durch Erhitzen mit einem wasserentziehen- den Mittel dargestellt hat. . Zu diesem Zwecke mischte er in einer geräumigen Retorte , die mit aufsteigendem Kühler ver- bunden war , 20,0 g. Zimmtaldehyd mit 5,0 g. Methylalkohol, fügte 20,0 g. staubtrocknes Chlorzink hinzu und erhitzte einen Tag lang vorsichtig im Sandbade bis 150<^ C. Die Masse wurde hierbei schnell dunkel und schäumte im Anfange sehr.

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Dar stellungs weise von Methintrisulfonsäur

e die Masse der Destillation iinte ätand aus einer farblosen, wässrigen, len, öligen, schweren Flüssigkeit. (BS Seheidetrichters getrennt, und die der fractionirten Destillation unte 0^ bis 280 C. wurde mit Chlorcalcii md abermals fractionirt, und das : Jebergehende für sich aufgefangen, ilyse ein mit dem für das Acetocin übereinstimmendes Resultat. Gefunden. Berechn

C 82,70 C 82,1

H 6,45 H 6,^

0 10,85 0 10,t

100,000 100,(

Hssertat Jena 1872)

teilungsweise von Methintrisulfonsaure.

man nach der von Eathke gegebenen Vorschrift

mit einer concentrirten Lösung von schweflig- i zusammen bringt, so erhält man ausser Chlor- L schwefelsaurem Kali das nitroformendisulfonsaure les bei seiner Leichtlöslichkeit in heissem, seiner 3hkeit in kaltem Wasser leicht rein erhalten werden raus hat 0. Krause die reine Säure dargestellt, las Kalisalz mit Weinsäure behandelte, dadurch e saures weinsaures Kali aus , der übrige noch in ibende Theil desselben wurde durch Alkohol abge- Die alkalische Lösung der Säure wurde unter der

über Schwefelsäure verdunsten gelassen, wobei in langen, schönen Nadeln auskrystallisirte , die b bald zerflossen. Die Säure steht der Schwefel- nahe, und ihr Blei- und Barytsalz ist sehr schwer

Das nitroformendisulfonsaure Kali wurde mit irem Kali in ein Grlasrohr eingeschmolzen, und lang auf 180^ C. erhitzt. Das Salz hatte sich

umgesetzt, die überstehende Flüssigkeit enthielt res Kali und Ammoniak, und das methintrisulfon- krystallisirte sehr gut aus. Die freie Säure lässt

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Neuer rother Farbstoff aus Anilin. 73

sich leicht aus dem Barytsalze darstellen, welches man erhält, wenn man das gelöste methintrisulfonsaure Kali mit Chlorbarynm mischt, man darf dann das entstandene Baryumsalz nur mit Schwefelsäure zersetzen. {InauguraUissertat des Verf. Jena 1872.) Kr.

Neuer rother Farbstoff ans Anlliu.

Bringt man nach M. F. »Hamlet zu 25 30 g. Anilin, tropfenweise, in einen Glaskolben, einige Tropfen Chlor- schwefel^ indem man den Inhalt der Kolben, um eine Ver- kohlung zu vermeiden, in fortwährender Bewegung erhält, so erhält man nach Verlauf von 5 10 Minuten, oft auch unmittelbar nach erfolgter Mischung, ein rothes harziges Product. Durch Lösen desselben in starker Essigsäure erhält man nach der Filtration eine prachtvoll rothgefärbte Flüssig- keit, die, vorsichtig zur Syrupsconsistenz eingedickt, einen brillanten fast schwarz aussehenden Körper hinterlässt, welcher sowohl in Essigsäure, wie in Aether und Alkohol mit schön fuchsinrother Farbe löslich ist. (Moigno's: Les Mondes. 1873. Nr. 8, pag. 336. Folytechn. Notizbl. v. Böttger. XXVIILJahrg. 1873. Nr. 7.) C. S.

Vorkommen der Arabinsänre (Onnimi) In den Zuckcr- rttben nnd fiber den Arabinzncker. (Grummi^ucker.)

In den Bimkelrüben findet sich ein unkrystaUisirbarer Kör- per, w^elcher von Fre-my als Metapectinsäure bezeichnet w^irde. Nach Scheib 1er kommt diese Substanz nicht in den Rüben jeden Jahrganges in solcher Menge vor, dass ihre Darstellung möglich wäre. In manchen Jahren aber tritt sie in solcher Quantität auf, dass die Gewinnung des Zuckers dadurch aus- serordentlich erschwert werden kann. Im Jahre 1872 73 war die Menge der Substanz in den Rüben so gross, dass Scheib 1er Gelegenheit fand., sie einer neuen Untersuchung zu unterwerfen, als deren Resultat sich herausstellte, dass der betreffende Körper nicht der Pectingruppe angehört, son- dern Arabinsäure ist. Die Zusammensetzung und alle Eigenschaften wurden vollständig mit denen der Arabinsäure

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74 Vorkommen der Arabinsäure in den Zuokerrü

aus Gummi arabicum übereinstimmend gefund grossen üebereinstimmung konnte die Identit früher als vollständig erwiesen betrachtet wei gelang, auch die üebereinstimmung der Zucki sich beim Kochen des Gummi arabicum sowohl Metapectinsäure genannten Substanz mit j Schwefelsäure bilden, nachzuweisen. ' Es fai That, dass der aus Rübengummi gewonnene I seinen Eigenschaften mit dem aus Gummi arabi ten übereinstimmte: Beide besassen denselben waren gährungsfahig, hatten das gleiche Dre für pcjarisirtes Licht (nach rechts), und dieselb

Aus allem geht demnach hervor, dass die Namen Metapectinsäure bezeichnete Substanz i identisch mit dem Hauptbestandtheile des Gi Unter normalen Verhältnissen kommt dieselbe und gesunder Rüben wahrscheinlich zum grc unlöslicher Form, als sogenannte Metaral in welcher Form sie den Hauptbestandtheil dei inis bildet. In dieser Form quillt sie in Wass gallertartigen Masse auf, welche das Ansehen c hat und die man in allen Zuckerfabriken bei nungsstationen sehr häufig zu sehen Gelegenhei nicht normalen Verhältoissen jedoch, so in an§ oder solchen, welche erhitzten Miethen entt Rüben gewisser Jahrgänge (1872/73) findet s säure in löslicher Form vor und ist dann beir des Zuckers ausserordentlich hinderlich. In Form geht die Metarabinsäure auch sogleich 1 kung alkalischer Flüssigkeiten über.

Eigenthümliche Verhältnisse walten noch optischen Drehkraft der Arabinsäure ob. .Währ annahm, dass sämmtliches Gummi arabicum polarisirten Lichts links dreht, ergab die Uni 5 unverfälschten Sorten arabischen Gummis, linksdrehend, 2 aber rechtsdrehend waren. Tabelle finden sich diese Verhältnisse nebst d des durch Kochen mit Schwefelsäure aus den Gummiarten entstehenden Zuckers und der derselben zusammengestellt.

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Vorkommen der Arabinsäure in den Zuckerrüben etc.

n

No.

1^

1

^

Vor der Inversion Drehung

Grad Ventzke

[«].=

Nach der Inversion Drehung

Grad 1 Ventzke

[«] =

Gehaltan

Zucker

in pCt.

Dem

gebildeten

Zucker ent-

prechendes

Gummi

in pCt.

I 3,50 —39,59 -29,2 +62,52 +46,1 60,0 57,0

II 3,50 -40,63 —30,0 + 50,01 +36,9 53,4 50,7

III 2,79 +50,53 +37,3 + 73,98 +54,6 48,3 45,9

IV 3,24+62,52+46,10+100,00+73,8 50,9 48,4 V 4,44—39,07+28,80+52,10+38,5 61,1 58,1

VI 0,34 +57,43 +42,40+113,00+83,5 79,1 . 75,2

No. I ist Gummi arabicum Levantiue nat.

11 elect.

III Sennary elect.

n IV in granis.

V Senegal de Fieuve.

VI Arabinsäure nach der Vorschrift von Neubauer aus einem käuflichen rechtsdrehenden Zucker dargestellt.

Schliesslich mag noch die Methode Erwähnung finden, nach welcher das Gummi aus den Runkelrüben gewonnen werden kann.

Frischer Rübenbrei wird mittelst einer Spindelpresse möglichst vom Saft befreit, die Fresskuchen zerbröckelt in neunzigprozentigen Alkohol eingetragen und mit diesem einige Stunden macerirt. Nach dem* Abpressen wird abermals mit Alkohol macerirt und abgepresst. Die Presskuchen werden sodann in kochendes Wasser eingetragen und damit so lange erhitzt, bis der Alkohol verdampft ist, reine Kalkmilch hinzu gefügt und noch einige Zeit im Wasserbade erwärmt. Die so entstehende Lösung von arabinsaurem Kalk wird abge- presst und behufs Entfernung des überschüssigen Aetzkalks mit Kohlensäure behandelt. Das Filtrat wird auf dem Wasser- bade eingeengt, nochmals filtrirt, um neue Ausscheidungen zu entfernen , das Filtrat mit Essigsäure bis zur stark sauren Reaction versetzt und mit Alkohol gefällt. Nach einiger Zeit giesst man den Alkohol von dem herausgefallenen unreinen Rübengummi ab , löst letzteres in Wasser, filtrirt wenn nöthig und fällt die Lösung abermals durch Alkohol, welche Opera- tion so lange wiederholt wird , bis das Gummi nicht mehr als fadenziehendes Gerinnsel, sondern in Flocken durch Alkohol gelallt wird. Ganz aschenfrei ist die Substanz auf diesem Wege jedoch nicht zu gewinnen. Um es möglichst frei von anorganischen Bestandtheilen zu erhalten, löst man nochmals

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Darstellung von Citronensäure aus Prei«

Wasser und vermischt die Lösun Cylinder mit mir so viel Alkohol Gummis ausfällt, die grösste 1 ach einigen Wochen hat sich der ze ausgeschieden und die Lösui on mehr Alkohol wesentlich re L ehem. Ges. 1873. S. 612)

Inng Ton Citronensäure aus 1

'reisselbeeren enthalten 2% freie j und das übrige Citronensäure i LS leicht gewinnen und verfahrt m

folgender Methode: Die Beeren ühle oder auf sonst zweckmässige einer Obstkelter gepresst. Der E Vasser, wie Saft erhalten werde

und abermals gepresst, und der [ noch einmal auf dieselbe Weis en Flüssigkeiten werden gemischt nlösung versetzt, als diese noch g mdenen rasch absetzenden Niederscl bcolirt , der rückständige Schlau facht, die ablaufende Flüssigkeit

bis sie klar abläuft und der Eüc

3aft wird nun mit Normal -Alkal ilkali auf kohlensauren Kalk bere :; Saft 2,0 CC Normal -Alkali,v( diese 0,1 g. Kalkcarbonat. Nacl . nun Kalkcarbonat zugesetzt;

ist und die Flüssigkeit sich geklj 3m reinen kupfernen Kessel zum I id umrühren muss, damit sich der a Kalk nicht ansetzt. Das Kochen bis eine herausgenommene filtrirt icht mehr trübt. Der Kessel w ;ellt, wo sich der citronensäure Kf 1 die überstehende Flüssigkeit ab^ ,uf einen Filter oder Spitzbeutel

kockendem HO ausgewaschen, ]

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Bestinlmung eines im käufL Chloroform vorkomm. Alkoholgehaltes. 77

abfiiesst, dann trocknet man schliesslich das Salz. Von dem fast schneeweissen Salz wird ein Gramm eingeäschert, wobei alle Kohle verbrennen muss, dann in einer gemessenen Menge Normal -Salzsäure aufgelöst, der Ueberschuss mit Normal - Alkali zurücktitrirt und nach der wirklich verbrauchten Säure die zur Zersetzung nöthige Menge Schwefelsäure berechnet.

Die Schwefelsäure wird mit der 10 fachen Menge Wasser verdünnt und damit der zu Brei angerührte citronensaure Kalk Übergossen und einige Stunden in der Wärme digerirt. Die über- stehende Citronensaure wird abgezogen, dann bringt man den Gyps in einen leinenen Beutel, presst gut aus, rührt den Gyps- kuchen nochmals mit HO an, presst wiederum und wiederholt diese Operation noch zweimal. Die vereinigten Flüssigkeiten werden mit wenig Thierkohle entfärbt, filtrirt und eingedampft. Während des Eindampfens scheidet sich noch Gyps aus, der durch Eiltration entfernt wird. Die Lauge wird zur Syrups- dicke verdampft und der Krystallisation überlassen, was anfangs langsam vor sich geht, bis zuletzt fast die ganze Masse krystallinisch erstarrt. Die, durch Abtropfen von der Mutterlauge befreiten, Krystalle werden durch Umkrystalli- siren aus Wasser gereinigt. Die Ausbeute beträgt 1 ®/q bis 12 pro mille. (Neues^ Jahrbuch für Pharm, Bd. XXXIX, Heft 4.) a S.

Einfache Methode zur quantitativen Bestimmung eines Im käuflichen Chloroform vorkommenden Alkohol- gehaltes.

Oudemans hat gezeigt, dass die Löslichkeit von Cin- chonin in reinem Chloroform viel geringer ist, als in einem Gemisch von viel Chloroform und wenig Alkohol. Dieses Verhalten des Cinchonins lässt sich benutzen, um den Alkohol- gehalt eines käuflichen Chloroforms zu bestimmen.

Das hierzu dienende Cinchonin wird am besten durch Niederschlagen einer schwach weingeistigen Lösung eines reinen Cinchoninsalzes mit Ammoniak dargestellt.

Man bringt bei der Ausführung der Bestimmung in einen Glaskolben etwa 10 15 g. des zu untersuchenden Chloro- forms, schüttet einen Ueberschuss trocknes Cinchonin dazu, digerirt eine Stunde lang unter öfterem Umschütteln bei 17^ und filtrirt in einen Kolben durch einen Trichter, welcher rait

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immung eines im käafl. Chloroform vor]

lasplatte bedeckt ist^ um das Ye 11 verhindern.

n dem Eiltrat misst man mittel ^t dieselben in eine kleine Schal »rdampfen und Erwärmen des £ vicht des letztern. Ans nachsteh lann den Alkoholgehalt des Chloi

iolgehalt des

Rückstand für 5 CC. <

ms in Gewichts-

Lösung, bei 17° C,

roccnten

gemessen

>.C. C«H«0*)

0,021 g.

W 99

0,067

99 99

0,111

99 »

0,152

99 »

0,190

19 »

0,226

» »

0,260

99 99

0,290

V W

0,318

99 »

0,343

» 99

0,366

Falle augenblicklich keine Pi an sich folgender Tabelle bediei wie viel Cinchonin von einem b chung von Alkohol und Chlorofo

iolgehalt des

Gelöstes Cinchonin

ras in Gewichts-

Gewichtsprocenten

trocenten

(bei 1^

r^C.)

p.c. C^H^O

0,28

p.c..

» 99

0,90

»

» »

1,46

»

99 »

1,99

»

» »

2,49

«

99 »

2,96

»>

» 99

3,39

99

» 99

3,79

»

» »

4,15

»

99 »

4,48

»

» 99

4,76

»

ilen Ghem. Pharmac. 166, 78.)

16.

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* Ein neues Anästheticum. Die Einfuhr präservirten Fleisches. 70

Ein neues Anästheticum

wircfnach Hardy erhalten durch Destillation von 30,8 Thln. ChlorkohlenstoJßT mit 4,6 Thln. Alkohol ^ wobei man die bei 66^ übergehende Flüssigkeit für sich nimmt Das farblose, angenehm riechende Destillat hat ein spec. Gew. = 1,44 und siedet bei 66 ^ Es lässt sich ziemlich schwer entzünden und brennt mit grüngesäumter Flamme. Von Wasser, Schwefel- säure und Salzsäure wird es unter Abscheidung von* Chlor- kohlenstoff zersetzt, Salpetersäure scheidet gleichfalls Chlor- kohlenstoff ab und bildet unter Mitwirkung des Lichts Oxal- säure. Formel == 2(CC1*), C^H^O.*) Als eine chemische Verbindung ist der Körper wohl nicht anzusehen. Als Anästheticum empfiehlt er sich durch seinen angenehmen Aethergeruch und den niedrigen Siedepunkt. (The Fharmac, Joum. and Tramact. Jan. 1873, p. 5i5,) Wp.

Die Einfnlir präservirten Fleisches.

Justus V. Lieb ig war der Erste, welcher der Chemie und Technik die Aufgabe stellte, jene gewaltigen Schätze thierischer Nahrungsmittel, welche in dünnbevölkerten oder unbewohnten Ländern und Continenten nutzlos zu Grunde gehen oder vergeudet werden, für die bessere Ernährung der grossen Volksmassen unseres theil weise übervölkerten Erd- theiles nutzbar zu machen, und so der Staatswirthschaft wie der öffentlichen Gesundheitspflege neue Förderung zu bringen. J)as Liebig'sche Fleischextract hat aus diesem Grunde bereits eine gewisse Bedeutung gewonnen, allein es ist im Sinne eines täglichen Nahrungsmittels dach nur ein Surrogat, da es das Fett und den grösseren Theil der Eiweissstoffe des Fleisches nicht mit enthält. Es blieb lange Zeit ein ungelöstes Problem, auch diese Substanzen mit zu präpariren, und ein dem frischen Fleische möglichst nahestehendes Präparat zu erhalten. Die sehr zahlreichen versuchten Methoden lassen sich nach Dr. H. S e n f 1 1 e b e n , abgesehen von der einfachen Stückelung, im Allgemeinen unter die drei folgenden Kate- gorien bringen:

1. Einfache Trocknung durch rasche Entziehung des Wassergehaltes, nach möglichster Entfernung der fettigen Stücke. Nur mageres , also weniger nahrhaftes Fleisch eignet sich hierzu. Durch die Trocknung wird dasselbe noch unver-

•) 0 -r 16.

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Die Einfuhr praservirten Fleisch

3her und verliert nach nicht langer 2 fahrungsmittel fast gänzlich.

2. Chemische Präparation durch I rptionsstoffe. Die hauptsächlichsten M mg in Kohlenpulver, Injection des tri körpers mit Auflösungen von Alaun Bfligsaurem Natron, schwefliger Sau terlösung , oder Eintauchen in schw )lsäure , in starke Essigsäure , in Lösu efligsauren Kalk, oder endlich die "s le Methode , wonach das Thier in Kohle iann in einer Kammer aufgehängt wird moxydgas und Gefasse enthält, welch

Säure imprägnirter Pflanzenkohle g diesen chemischen Methoden lässt sich Q nur in kleinerem Maassstabe erfolgrei ke des Handels nicht anwendbar sind 3s Product von jahrelanger Dauer nie n.

3. Die Verhinderung der Faulniss du L Abschluss der atmosphärischen Luft Dde in zahlreichen, leicht ersichtlic ;, so bleibt nur die zweite übrig.

Die Präservation des Fleisches durch auf verschiedene Weise zu erreichen i Einpacken des rohen Fleisches in heissem, geschmolzenen ). Dieser Versuch, der im Grossen mit Australischem 3he gemacht ist, ist gänzlich misslungen. Als die einzige bte und zukunftsreiche Art der Erhaltung des Fleisches [onate und Jahre ist -die Präservation durch Verpackung lechbüchsen , Auskochung der Luft und hermetischen jhluss dieser Gefässe übrig geblieben. Die grösste iction nach dieser Methode findet gegenwärtig in Austra- Jtatt, wo zur Zeit nicht weniger als 43 grosse Etablisse- j in den verschiedenen Colonien zu diesem Zwecke in gkeit sind. {VieHeljahresschrift für Gesundheitspflege, Ws polyt Journ, Bd. CG VII, Heft 5, p. ilT) Kr,

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Ueber den Stickstoff der EiwelsskÖrper. 81

Ueber den Stiekstoff der EiwelsskSrper.

Nasse stellte zunächst eine Reihe von Versuchen an^ die Mengen Stickstoff zu ermitteln^ die verschiedene Eiweiss- Substanzen^ in Form von Ammoniak, beim Kochen mit Baryt- Wasser abgeben. In einer anderen Versuchsreihe behandelte er zuvor die bez. Eiweisskörper mit rauchender Salzsäure und kochte sodann dieselben wiederum mit Barytwasser, um das Ammoniak zu gewinnen. Während nemlich bei directer Behandlung mit letzterem keine genaue Grenze, der Ammoniakentwickelung zu constatiren war, stellte sich dieselbe nach vorgehender Einwirkung der Salzsäure wesentlich be- stimmter. Verf. constatirt so die interessante Thatsache , dass der Stickstoff in den Eiweisskörpern verschieden fest ge- bunden sei, bezw. dass dieselben sich in Atomgruppen zer- legen lassen, deren Stickstoffbindung wesentlich und typisch verschieden sei. Indem er auf ein ähnlich divergirendes Verhalten der Eiweissstoffe im Thierleibe zurückschliesst, ergiebt sich, dass ein Eiweiss um so werthvoller für die Ernährung wird, je reicher es an locker gebundenem, leicht in der Form NH^ abscheidbaren Stickstoff ist. Für die Richtigkeit letzterer Anschauung wird der Verf. experimentelle Prüfungen unternehmen und seinerzeit darüber berichten.

Von besonderer Bedeutung ist der Nachweis, dass Gasein wesentlich reicher an locker gebundenem Stickstoff ist, als gewöhnliches Eiweiss, womit die Frage nach der Identität beider endgültig abgeschlossen erscheint {Chem. Centralbl. 1873, S. 12i u. 136.) Et

Anmerkung. Ueber gleichen Gegenstand habe ich durch meinen da- maligen Assistenten, Herrn Dr. Theile, umfassende Versuche anstellen lassen und wurden dabei bei sehr yerschiedenen Eiweisskörpern constante Verhält- nisse erzielt, gleichzeitig aber auch diejenigen Zersetzungs- oder Spal- timgsproducte näher untersucht und ermittelt, welche in der alkalischen Flüssigkeit zarückblieben. Im Ganzen gelang es, nahezu Vs ^^^ vor- handenen Stickstoffs durch Kali auszutreiben. (VergL Jenaisehe Zeitachr. f. Med, u. Naturw. 1861, 8. 146, Ztschr. für deutsche Zandw. XVII 302 und Chem. CcntralbL 1867 S. 296, 305 u, 385. Archiv der Fharmacie 869, Bd. 138, 8. 19.) Sdt.

Heber eine elgenthfiinliclie Harncaneretion der Ochsen.

Schon vor einigen Jahren hatte ein Thierarzt in Pietra Santa (Italien) beobachtet, dass die Ochsen in seiner Gegend von Zeit zu Zeit mit dem Urin Steine abgaben, welche sehr ver- dreh. 4 Pharm. UL Reihe, III. Bds. 1. Heft« 6

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82 Ueber eine eigenthümliche Harnconcretion der

schieden waren von denen, die man sonst bei ( antrifft. Roster erhielt etwas von den Steine Wislicenus eine Untersuchung derselben auj Leider kann Rost er keine genaueren Dat die Ursache der Bildung dieser Blasensteine sc! angeben; er konnte nur in Erfahrung bringen, bei Ochsen beobachtet wurde, welche sehr stark mit jungen Maisstengeln gefüttejrt wurden.

Die Steine waren unter sich verschieden Grösse; der grösste wog 1,02 g., war 25 d einem Durchmesser von 8 mm.; der kleinste war 6 mm. lang und 5 mm. breit. Sie erschein sinken aber in Wasser unter, sind von hei manche durchsichtig, manche mehr oder wenig Form ist meistens länglich abgerundet; im Möi sich leicht zu Pulver zerreiben.

Die mikroskopische Betrachtung lässt eine Beschaffenheit erkennen; es sind vierseitige Prismen, theils sehr dünn, theils breiter und Seiten zugespitzten Enden, wie die Krystalle de Ausserdem lassen sich noch Krystalle erkenne denen der phosphorsauren Ammoniak - Magnesi haben. Die meisten Krystalle zeigen sich in einigt, mit ihren Längsseiten an einander gehe

Einige Versuche ergaben als Resultat, de der Hauptmasse nach aus dem krystallisirten einer stickstoflThaltigen organischen Säure besteh fanden sich noch Sparen von Schleim und Kalk vor.

Rost er hielt die krystallisirte Substanz f Magnesia und wurde auch in dieser Vorau88et2 lyse unternommen.

Um die Substanz zur Analyse vollständig : wurde dieselbe aus kochendem Wasser umkry durch man dieselbe theils in Nadeln, theils i Prismen erhält; dieselben sind in kaltem Wassi und Aether unlöslich. Mit Natronkalk erhit2 Ammoniak; auf Platinblech erhitzt, schmelzen brennen ohne Plamme unter Caramelgeruch ur lassung von Magnesia.

Die Elementaranalyse ergab im Mittel suchen

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Wirkung des Opiums auf Thierö,

83

Kohlenstoff

49,13

Wasserstoff

5,02

Stickstoff

3,70

Magnesia

3,56

Sauerstoff ..-

88,59

100,00 woraus Roster die Formel C*^H^^N*MgO*^ berechnet und schliesst, dass es das Magnesiasalz einer neuen Säure, für die er den Namen Lithursäure vorschlägt.

Die isolirte Säure krystallisirt in zarten, zu Büscheln ver- einigten Nadeln, ist reichlich in heissem Wasser und Alkohol löslich, unlöslich in Aether, schmilzt bei 204®.

Rost er stellt eine Fortsetzung seiner Untersuchungen in Aussicht, sobald er wieder mit Material versehen ist. (Annal. de Ghim. et de Fhys. Februar 1873. i. Serie. Band 28. Seite 279) Fcs.

{Vergleiche Bd. U, S,7i. Rät.)

Wirkung des Opiums auf Thlere,

Die „Agricultural Gazette of India" macht darauf auf- merksam, dass Thiere, welche einmal Opium kennen gelernt, demselben nicht minder Geschmack abgewinnen, wie die Men- sehen, w^elche sich einmal an dasselbe gewöhnten. In China werden die mit Mohn bestellten Felder sorgfältig eingezäunt, damit die Thiere nicht hinein gelangen können. Pferde und Kühe, welche einmal an Mohnfressen gewöhnt sind, krän- keln und sterben, wenn man ihnen den Mohn wieder entzieht. Schweine, die man mit Mohnköpfen füttert, werden schnell fett, müssen dann aber schnell geschlachtet werden. Man behauptet, dass die Bienen, welche einst in der chinesischen Provinz Yünnan so zahlreich waren, sich wie versessen auf den Mohn zeigten und nur ungern an andere Pflanzen gingen. In einer Opiumfabrik fanden sich Nachts Ratten ein, um die Opiumdünste einzuathmen. Während der Einnahme der Stadt durch die Rebellen hatte die Fabrik ihre Arbeiten eingestellt und das Haus war von Menschen verlassen; als die Arbeiten wieder begonnen wurden, fand man eine Menge todter Ratten auf dem Flechtwerk, auf welchem sie früher die Opiumdünste eingeathmet hatten, (Glöbiis),

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84 Stärke und fiiweiss. *- Haltl)are Emulsionen.

Die Schafe fressen die reifen Mohnköpfe mit Begierde, ohne dass dies Futter, wenn es in trocknem Zustande ge- reicht wird, die Gesundheit der Thiere benachtheiligt, nach- theih'g wirken aber die Mohnköpfe, wenn sie denselben feucht vorgelegt werden.

Winkler fand in den Kapseln des blausamigen Mohns nach der Samenernte Morphin, Narcotin, Narcein, eine der Meconsäure ähnliche Säure, kein Faramorphin, Codein und Meconin.

Dechamps fand in den getrockneten Kapseln von Papaver somniferum Morphin, bisweilen Narcotin, Papaverin und Papaveresin.

In neuerer Zeit sollen die von den Samen befreiten Mohnköpfe von den Düngerfabnken angekauft und gut bezahlt werden. Sbg.

II.. Kleine JVIittheiliingen.

Stärke und Eiwciss.

Nach Roth er hindert .die Gegenwart von Stärke das Coagulireh des Ei weisses durch Erhitzen, nicht aber durch Salpetersäure. {The Fha^tn, Joum, and Transact Fbr. 1873^ p. 6M.) Wp.

Haltbare Emulsionen

gewinnt man nach Bedford durch einen Zusatz von Glycerin. Man verdünnt dasselbe mit dem gleichen Volum Wasser, löst darin das Gummi auf und fügt schliesslich das Oel unter stetem Reiben und den Rest des Wassers hinzu. {Tke Fkarm. Joum. and Transact 1873, p, 582) Wp.

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tTebcrziehen von Papier mit Graphit. ArscngeliaU d. Zimmerluft. 85

Veberziehen ron Papier mit Grraphit.

Folgendes Verfahren wurde Herrn W. ß. Lake in Lon- don am 7. Febr. 1871 patentirt: Ungeleimtes Papier wird, wie bei der Darstellung von Pergamentpapier in eine Säure- lösung getaucht, und wenn seine Oberfläche gelatinisirt er- scheint, schnell mit Graphit auf einer oder beiden Seiten bestreut, sodann in Wasser, in welchem etwas Soda gelöst ist, getaucht, und endlich sorgfaltig getrocknet. Natürlich knnn an SteUe des Graphit irgend eine andere mineralische Substanz dem Papiere einverleibt werden, z. B. Smirgel. Auch ist das Verfahren nicht auf Papier allein beschränkt, sondern ein Gespinnst aus vegetabilischen Fasern u. s. w. kann gleichfalls so behandelt werden. Das oben erwähnte Säure- gemisch besteht am zweckmässigsten (nach Böttger) aus zwei Volum rauchender Schwefelsäure und einem Volum Wasser. {Bingler's polt/t. Joum. Bd. CCVII, Beft 3. p, 260.)

Kr.

Arsengehalt der Zimmerlaft.

Veranlasst durch die bekannten Intoxicationserscheinungen, welche bei Personen auftreten, deren Zimmer einen Anstrich oder eine Tapete haben, welche Schweinfurter Grün enthält, hat H. Fleck eine Reihe von Untersuchungen über diesen Gegenstand unternommen, welche in ihren Resultaten über das Vorhandensein des Arsenwasserstoffs in der Luft eines Zimmers, in welchem Schweinfurter Grün als Anstrich der Wandfläche oder Tapetenfarbe verwendet wurde, keinen Zweifel mehr lassen, und vor Allem dafür sprechen, dass nicht allein die staubförmigen, mechanischen Beimengungen des Arsens in der Zimmeratmosphäre, sondern auch gasförmig diffundirender AsH^, ein Zersetzungsproduct der freien arse- nigen Säure in dem Schweinfurter Grün, als Ursache chro- nischer Arsenikvergiftungen zu erkennen ist Es beweisen ferner die van Fleck angestellten Versuche, dass die Ent- wickelung des Arsenwasserstoffgases vorwaltend unter Miir wii'kung der Zimmerfeuchtigkeit und organischer Materien, und zwar hauptsächlich der organischen Bindemittel stattfindet (Zeitschrift für Biologie, Bd. VIII, Heft 3. Dingler' s polyt. Journ. Bd. CCVU, p. U6) Er.

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Jodsilber. Ei

die Wirki uf Jodsilbej

Lichts auf [da darin y t Jod zerse sättigte Yerb 1 in Silberjo< 3i Möglichkei I mit neuem uch noch se on metalliscl

der sauren >ei der alkali

Jahrg.y p, 7

p mit Chli rsanrciu Ai

: giebt dazu Eisenoxydul Natron :)r8äure

Chinin ^refelsäure

n

viel^ dass das 1 7 Unzen h n 12 Unz. 1 r- Hafen und lul sorgfaltig lirten Wasse ist ist, füge n fort, bis d der Salpetei a mit Hülfe vorsichtig m US. Jetzt 1 a mit Strycl

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Gekörntes brausendes Vichysalz von L. Mytchel. Lakrit2efl etc. 87

haltenen Phosphorsäure mit Hülfe des Sandbades, die'Alka- loide werden nicht gelöst, bis das Eisen gelöst ist, sättige die übrige Phosphorsäure, etwa 7 Unz., mit conc. Aetzammoniak und vermische schliesslich die beiden klar filtrirten Lösungen mit so viel Zuckersyrup, dass das Ganze 42 Unzen wiegt. Befolgt man genau diese Vorschrift, so erhält man einen vollkommen klaren Saft, der durchaus keiner Veränderung ausgesetzt ist. {Americ. Journal of Pharmacy.) P.

GfekSrntes brausendes Vichysalz Ton L. Mytchell.

Nimm: Zuckerpulver 5 XIII.

frisch gefällte Kreide gr. 252.

kohlens. Magnesia gr. 64.

gezuckertes kohlens. Eisenoxydul gr. 60.

Kochsalz |n. ^

Glaubersalz 3-^.

Citronensäure 5X.

Die Substanzen werden, jede tür sich, sorgfältig zerrieben und gut ausgetrocknet. Nach dem Trocknen mische man sie und sj^hlage sie durch ein mittelfeines Sieb. Befeuchte sie mit etwa 3 ünz. starken geruch* und geschmacklosem Alko- hol, so dass sie massig feucht und klebend sind, reibe das Ganze durch ein grobes Sieb und trockne sorgfaltig und anhaltend, 120^ Fahrenheit nicht übersteigend. Das Präparat werde in trocknen Flaschen aufbewahrt. Es ist völlig weiss und findet, gut getrocknet und sorgfältig aufbewahrt, keine Veränderung des Eisenoxyduls statt. (American Journal of Pharmacy) P.

Lakritzen als Mittel den hltteren Cfesehmaek ron Chinin 9^ Aloe, Quassia etc. au&uhehen.

L'union pharmaceutique 1872 schlägt dieses Mittel vor. Der Herausgeber des amerikanischen Journals macht darauf aufmerksam, dass es nicht ein Verdecken des Geschmacks ist, sondern, dass der Lakritzen in der Art auf diese bitteren Substanzen wirke, wie Bittermandelöl, Goldschwefel etc. auf Moschus. F.

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- A. W. Miller über deuts^

auf CarbolsSnre tov

'obirröhre thue man 10 ) darauf bis zu einem [e Gasentwickelung ei rermische hierauf mit entferne das, im o i durch Lufteinblasen äume diese Operation

von Aetzammoniak ( ;teht. Fülle auf die F] me zu schütteln, so < t, und entferne die asse man einige Tropl f glaubt, dass sie Carl iterlaufen. Ist etwas

ammoniakalische Schi i, nach und nach vo je nach der Quantität , zuerst oben auf, w er in Form eines Rin en Flüssigkeiten, wem n wird hervorgerufen wird noch in 12000 mrnal of Fharmacy?)

iber deutsehcn Eirf

ren sehr lobenden A kber für hier wenig )r8chriften, um zu zei^ Warzen Kirschen, gep:

iwasser.*) Kii

Deutcher K Kd. Traubenzuc

CTnz. Zuckersyru]

ünz.

imeckt nur für sich gut. schöne Farbe und das eigenl

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irschbranntwein. Portwein. Leberthran etc. 80

Kirschen - Gfallerte.

>r., Raffinade 1 TJnz., Kirschsaft V^ Unz.,

5 Unz. Löse auf und stelle es kalt.

Sehr zu empfehlen für Krankenhäuser, auch ganz brauchbar als Dessert.

Eirschlbranntwein.

Kirschsaft 15 Gallonen.

Reiner rectific. Spiritus 50 ^/q 20 Zuckersyrup 5

Bittermandelöl 1 Drachme.

Nachgemachter Portwein.

Kirschsaft

15 Gallonen

Reiner Spiritus 50%

10

Wasser

10

Zuckersyrup

4

Rathanhiatinktur

IV2 Pf<l-

Portwein -Aether

2 Unz.

{Americ.

Journ, of Fharmacy^

1-

Heller Leberthran und milch- und phosphorsanrer Kalk Ton E. Chiles.

Rp. Calcii chlorati ^I. \ Natri phosphoric. JI V.

\ Acid. lactic. conc. 5I.

Löse Chlorcalcium und phosphorsaures Natron jedes für sich auf, mische die Lösungen, wasche sorgfältig aus und löse in der Milchsäure. Die Lösung vermische mit so viel Zucker- syrup, dass das ganze Gewicht 4.V2 Pfd. sei.

Rp. Gmi arab. pulv. fll 511.

Aq. destillat 5 11.

Syr. ferri lact phosphorici % VI. Ol. jecoris albi § YIII.

Aetherolei Amygdal. amar. gttVI.

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leae. Vorzügl. Kleister. Neues Experiment. 91

s. für sechs Weinflaschon ; fiigo jeder Flasche, ir. hydragyr. hinzu. Beim Gebrauch zu

Schwache Abkochung. Extr. Sarsaparill. liquid. §111.

Sennao 5 HI.

Liquirit. dep. ^ ß.

Fr. Cardamomi §1.

Aetherolei Citri

Cinnamomi an gttl. Aq. fontis q. s. fiir 6 Weinflaschen.

Syrapns Altliacao.

.V preuss. Pharmacopoee bereitete Saft ist sehr Man vermeidet dieses nach folgender Vor-

Alth. conc. 5l, macera per hör. in Aq. destill. lt. Colafc ?XV. adde. Glycerini puri ^VI/^. Koche auf und colire. (Americ. Journ, of

P.

Vorzüglicher Kleister.

h. guten Leim und 15 Th. kaltes Wasser, itunden stehen und löse warm. Verdünne die

Th. kochenden Wassers unter Umrühren.

bereite eine Paste von 30 Th. Stärke und 3. Füge unter Umrühren die heisse Leim- [ lasse es einige Minuten kochen. Nachdem ge 10 Tropfen Carbolsäure zu. Dieser Kleister Dge und ist für die meisten Sachen anwendbar. . Chem.) P.

\ Experiment Ton Ellhu Thompson.

Zinnfolie mit einigen Krystallen von chlor-

explodirt es sehr laut, wenn man mit einem

a Ambos darauf schlägt. Diese Erscheinung

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92

Literatur und Kritik.

ist genau dieselbe, wie beim Zusammenreiben von Schwefel und chlorsaurem Kali, dass aber das Zinn auch in dieser Weise oxydirt werde, ist neu. (Journal Franklin Inst.) P.

C. Literatur und Eritlk. .

Annual report of the board of regents of the Smithsonian Institution, showing the Operations, expenditures , and con- dition of the Institution for the year 1870. Washington: Government printing office 1871.

(Fortsetzung und Schluss.)

1) Eine Sammlung Pflanzen, welche von einer wissenschaftlichen Expe- dition um die Welt unter Admiral Wilkes, in den Jahren 1838 1842 heim gebracht wurde. Diese Pflanzen sind theils von Torrey, theils von Bich beschrieben; eine illustrirte Ausgabe ist seiner Zeit für Eechnung des Congresses erschienen. Behufs Herausgabe einer neuen Auflage ist der Stoff getheilt worden. Die Bearbeitung der Cryptogamen ist den Prof. Asa Gray und Torrey übertragen, während für Bearbeitung der Moose Mr. SuUivant, esq. Columbus (Ohio), für die Algen die Prof. Boiley West Point und Harvey vom Trinity - College Dublin , für die Flech- ten Prof. Tuckerman und* für die Pilze Bev. Curtis (Nord - Carolina) und Dr. Berkely (England) gewonnen sind. 2. u. 3) Zwei sehr werthvolle und zahlreiche Fflanzensammlungen aus dem Faciflc - Gebiet, von denen erstere in den Jahren 1853 1856 bei Gelegenheit einer wissenschaftlichen Expe- dition unter den Commandeurs Binggold und Bodgars von Mr. Charles Wright, die letztere bei Gelegenheit des Eisenbahnbaues gesammelt wor- den sind. 4) Eine reichhaltige, von vielen Forschem bewirkte Samm- lung von Mexikanischen Pflanzen , von denen eine grosse Anzahl in Gene- ral Emor/s Beport von Gray (Compositen und Scrophularien) , Engelraann (Cacteen) und Torrey beschrieben sind; die Farnkräuter sind vom Prof. Eaton beschrieben und die Gräser werden vom Prof. Thusher beschrieben werden. 5) Eine unzählige Menge Pflanzen sind aus allen Theilen Nord- Amerika*s eingeliefert imd beschrieben; femer aus Brittisch- Amerika, der Hudsons-Bay, aus Japan, der Mandschurey, China, von den Sandwich - Inseln, aus Cuba, Jamaica, Venezuela, Texas, Califomien, Brasilien und Paraguay. Das Herbarium hat schliesslich einen solchen Baum erfor- dert, dass man Bedacht nehmen musste, es anderweitig unterzubringen. Es wurde daher mit dem Agricultur - Departement des Staats ein Ver- trag verabredet und beschlossen, auf Grund dessen dasselbe in die Bäume des letztgenannten übergeführt und aufgestellt wurde. Der Wortlaut des, von beiden Theilen unterzeichneten Contractes wird mitgetheilt Von Schen- kungen und Zuwendungen werden schliesslich erwähnt: 1) einer Samm- lung von "Europäischen Pflanzen , (400 Species) welche vom Prof. Beinty zum Austausch gegen amerikanische übersandt worden sind; 2) einer sehr ausführlichen Sanimlung von Pflanzen, welche die Kaiserl. Buss. Academie zu Petersburg übersandt hat, enthaltend elfhundert seltene Species aus Bussland, Sibirien und Japan; der Werth dieses Geschenkes wird, wie der früheren Geschenke seitens Bussland, ganz besonders anerkannt; 3) eine bedeutende Pflanzensammlung seitens der Wittwe des verstorbenen

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Literatur und Kritik. 93

Mr. Jamus Mac Miun - Williamsport (Pennsylvan.). Ausser den Tor- genannten sind viele Sammlungen gemacht von Agriculturinterressanten, Forstwissenschaft betreffenden und anderen Gegenständen, die zu beschrei- ben es an Platz gebricht. Werke, die sich auf die Sammlun- gen beziehen, sind mancherlei Art herausgegeben worden. Prof. Baird beschrieb die Yögel der Pacific Staaten (in Verbindung mit seinen geologischen Untersucbungen von Californien). Eine lange Keihe von Arbeiten über Fossilien, welche theilweise von Dr. Hayden aus Wycu- ningy theiis vom Prof. Mudge aus Kansas dem Institut eingesandt sind, hat Mr. Meek geliefert. Derselbe hat Kreidethiere (von Mr. King) und Wirbellose (in Ohio gesammelt) untersucht und beschrieben, theilweise mit Illustrationen versehen; ferner von Prof. Stevenson (aus West-Virginien) eingesandte Fossilien untersucht, sein, mit Illustrationen versehenes Werk über die Paläontologie von Ober - Missouri fortgesetzt, und diverse, dem Institut eingesandte Fossilien, bestimmt. Bedeutende Arbeiten in Bezug auf Ethnologie und Osteologie sind von Mr. Dan geliefert, vorzugs- weise Beschreibungen von Vögeln aus den arctischen Gegenden von Nord- Amerika, die dem Prof. Baird'schen Werke zu Gute kommen werden, theiis aber Untersuchungen von Schaalenthieren der West-Küste und Nord Pacific Gegend. Das System der Meteorologie des Instituts hat sich auch in ^dem vergangenen Jahre als practisch bestätigt. Die Zahl der Beobachter für das Institut betrug öld; die für den Generalstab des Staates, welcher mit dem Institut in auswechselnder Verbindung steht, 140. Die Bearbeitung der, den Regen betreffenden Beobachtungen, hat seit einigen Jahren Mr. Charles A. Schott. Ebenso bearbeitet derselbe die Mittheilungen über mittlere Temperatur. Tafeln über Sonnen- Auf- und Untergang zwischen 23^ 60*» N. Breite sind ausgegeben, zur täglichen Correction der Abweichungen. Die Beobachtung der Winde hatte Prof. J. H. Caffin vom Lafayette College tibemommen und ein darauf bezüg- liches ausführliches Werk ausgearbeitet. In 9 Nummern wird ein all- gemeiner Bericht gegeben, in wiefern, und was das Shmitsonsche meteorologische Institut seit seiner Gründung (1849) bis heute geleistet hat. Der Secretair schliesst seinen Bericht, indem er seine Beise erwähnt, die er am 1. Juni angetreten, und begünstigt, von steter Gesund- heit und guten Empfehlungen, in- 4V2 Monaten zurück gelegt hat. Er hat auf derselben England, Belgien, Deutschland und Frankreich berührt und giebt allen Ländern das Zeugniss, gleichzeitig seinen Dank votirend, dass er freundlich empfangen, und als Vertreter des Institutes wohl auf- genommen worden sei.

Diesem Bericht folgt ein Appendix, gewissermassen als Beleg für das im Report summarisch Behauptete. Der Anhang weist nach :

1) Eintragungen in das Rechnungsbuch des Museums.

2) Annährende Uebersicht über die vorhandenen Doubletten.

3) Specielle Aufführung der den Sammlungen geschenkten Gegen- stände mit Namen der Geber und deren Wohnorte.

4) Nachweisung über Bücherwechsel.

5) Nachweisung der abgesandten Packete.

6) Nachweisung der empfangenen Packete.

7) Liste der meteorologischen Stationen und der Beobachter für das Institut.

8) Liste von Collegien und wissenschaftlichen Instituten, welche meteorologische Beobachtungen ausgeführt haben.

9) Anderweitiges meteorologisches Material, mit Angabe der Namen der Beobachter und deren Wohnorte.

Hierauf folgt eine genaue Berichterstattung über die Finanzverhält- liisse des Institutes seitens des Executiv-Comites^ dem sich ein kurzer

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Literatur und Kritik.

Beriebt über die vier stattgehabten Directorial- Versammlungen im Laufe des Jahres anschliesst.

Der General -Anhang, der jetzt folgt, ist eine Sammlung von Bio- graphien berühmter Männer, natarwissenschaftlicher Abhandlungen und Essays aus dem Gebiete der Ethnographie, der Physik und der Meteoro- logie. Die Zahl der Biographien, welche sic^l zu wahren Lobreden gestalten, beginnt mit der des Prof. Alexander Dallas Bache, Dr. juris utriusq. Derselbe ist ein Enkel von Benjamin Franklin in Philadelphia, 1806, geboren, hat dortselbst Schule und Universität frequen- tirt, ist g'raduirt worden von letzterer und, nachdem er mehrere Jahre als Assistent fungirt hat, auf den Stuhl für Natur- Philosophie und Chemie als ordentliche^ Professor berufen worden. Seine wissenschaft- liche Thätigkeit an dieser Stelle ist ohne Gleichen; das Yerzeichniss sei- ner hinterlassenen Originalarbeiten, welche theil weise von ungemeinem Werthe sind, beträgt 147 aus dem Bereiche der Physik, Chemie und den verwandten Wissenschaften. Seine Leistungen waren so aussergewöhnlich, dass die bedeutendsten Universitäten des Landes ihn zum Dr. juris, hono- ris causa, proraovirten. Er war Mitglied der American Philosophical Society , einer Gesellschaft von Weltruf und Ehrenmitglied der hervor- ragendsten wissenschaftlichen Gesellschaften beider Welten. Er machte bedeutende Beisen, und berührte auf diesen England, Frankreich, Deutsch- land, Schweiz und Italien. Die gesammelten Erfahrungen brachte er sei- nem Vaterland zu Gute. Ausser seinem Lehramte übte er verschiedene Aemter für die Regierung aus. Er war General-Director für Maasse und Gewichte und General-Director für die Küsten- Vermessung. Während der letzten Kriege wurde er in die Landesvertheidigungs - Commission berufen . und bearbeitete die Kriegspläne für die Marine. Sein Leben war nicht frei von Prüfungen und Kümmernissen.

So verlor er einen geliebten Bruder und tüchtigen Mann, welcher ein Opfer seines Berufes wurde, als er im Auftrage des in Rede stehenden den Golfstrom vermäss. Ein zweiter Bruder , gleich geachtet wie als Mensch, so als Marine- Officier, fiel durch Mörderhand an der Küste von Califomien. Er war aber ein frommer Mann - und fand seine Stütze in den Tröstungen der Religion. Es folgt dieser Biographie, den Todten zu ehren, eine Leetüre über die Schweiz, welche derselbe in Con- sequenz seiner Reise 1837-- 38 verfasst hatte. Der Secretair des In- stitutes, Prof. Jos. Henry, bespricht die Einrichtung eines physi- kalischen Obserratoriums. Er thellt mit, dass er auf seiner vorjährigen Europareise nirgends ein derartiges Institut gefunden habe, das ihn vollständig hätte befriedigen können. Er verbreitet sich über den Zweck eines solchen Institutes, und erwähnt, dass der Erdmagnetismus in dem Zustande eines steten Wechsels sich befindet und dass dieser Wechsel im Zusammenhange mit der Erscheinung der Morgenröthe und electrischen Entladungen in der Atmosphäre stehe; er vermuthet, dass dieser Wechsel auf störende Einflüsse der Sonne, des Mondes und der Planeten zurück zu führen ist , ' die eben noch nitjht genügend erkannt sind. Er erwähnt ferner, dass, wenn wir die Erde als einen ungeheuren, mit negativer Electricität gefüllten Conductor ansehen , deren Intensität ebenfalls in einem fortwährenden Wechsel begriffen ist, und ebensowohl hierfür, wie für den vorbezeichneten Gegenstand Aufklärung sehr wünschens- werth sein müsse. Für diese Studien müssten fortwährend arbeitende Instrumente beschafft werden. Ferner wären zu beobachten Luftdruck, Winde, einzelne Luftströmungen, besonders solche verticaler Richtung, die Wärmestrahlung von Wolken und der Erdoberfläche; die Verschieden- heit ihrer Intensität beim Aufsteigen und beim Durchdringen der Erd-

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Literatui* und Kritik.

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Oberfläche etc. Der Leiter eines solchen Instituts müsste eine genaue Kenntniss sämmtlicher neuerer Entdeckungen in der Physik haben, ein kühnes Erkennungs-Auge neuer Erscheinungen, Einbildungskraft zur Unter- stützung hypothetischer Annahmen, logische Kraft, auf Grund anzu- stellender Beobachtungen oder Experimente , Oonsequenzen aus den Hypo- thesen ziehen zu könnea, und Ingenium, Apparate zu erfinden, um be- hauptete Neuigkeiten begründen oder prüfen zu können. Der Verfasser spricht sodann aus , dass sich ein hölzernes Gebäude zu dem besprochenen Zweck besser eigne, als eins von Stein und Eisen, und führt schliesslich an, mit wie geringen Mitteln gearbeitet werden könne, dass Mr. Lockyer seine Beobachtungen, welche die Welt in Erstaunen gesetzt hätten, in einer ungedielten Rindenhütte, welche einen Baum von Quadratfuss eingeschlossen hätte, gemacht habe. Sodann folgt eine Selbst- biographie von Arago, welche im nächsten Archivheft im Auszuge yeröffentÜcht werden wird. Von demselben Verfasser ist die Bio- graphie Herschels. Den Beschluss der Biographien macht die Uebersetzung aus dem Genfer Archiv des scienses politiques et naturelles, Leben und Arbeiten von Gustav Magnus, welche Neues nicht enthält, und eine Lebensskizze Yon Prof. ehester Dewey, Dr. Dr. theo log. et jur. yon der Universität zu Rochester, welcher 1784 in Sheffield (Massahusetts) geboren, ursprünglich Moraltheologie und Mathe- matik studirte, 1806 promovirt wurde und in verschiedenen Stellungen als Lehrer fungirte, schliesslich 1827 umsattelte, und als bedeutender Naturforscher im Reiche der beschreibenden Wissenschaften starb. Es folgt ein ausführlicher naturphilosophischer Artikel von Will. Taylor: Gedanken über den Ursprung der Kraft. -— Die . Uebersetzung einer der Akademie der Wissenschaften in München von Liebig einge- reichten Abhandlung: Induction und Deduction. Eine grössere Abhandlung: Denkschrift über das Verhältniss der Nahrung zur Arbeit, und seine Anwendung in der medicinischen Praxis vom Rev, Sam. Haughton. Der Verfasser benutzt den bekannten Vergleich des menschlichen Körpers mit einer Dampfmaschine, erwähnt des Hippocrates .Lehre von angeborner Wärme, knüpft hieran Lavoisier's Theorie der thierischen^Wärme unter Anführung der ersten, berühmten Expe- rimente, die der grosse Chemiker an Meerschweinchen anstellte. Er erwähnt sodann die Versuche yon Pettenkofer und Voigt und substituirt für die tägliche ihierische Hitze eine äquivalente Arbeitsmenge, ausgedrückt durch eine Zahl von Meilen, welche in horizontaler Richtung erstiegen sind yon einem Manne, dessen Gewicht 150 Pfd. ist, und kommt schliess- lich zu. dem Resultat, dass die gehörige, tägliche, thierische Wärme beim Menschen einer Arbeitskraft yon 5,952 Meilen, bei Thieren 10,233 Meilen entspricht. Der Verfasser kommt dann zum Ursprung der Muskel- arbeit. Er bespricht die Li^big'sche Eintheilung der Nahrungsmittel in solche (mehlige und fette), welche dem Körper die yerlorene Wärme, und anderer (stickstofihaltiger), welche den durch die Muskelarbeit verbrauchten Muskelfaserstoff wieder ersetzen sollen. Er bestreitet auf Grund yon widersprechenden Experimenten, welche er an sich selbst und an andern vorgenommen, die Liebig'sche Ansicht, dass sämmtliche stick- stoffhaltige Nahrung zur Bildung von Muskelfa&er verbraucht werde und bestreitet schliesslich die Liebig'sche Ansicht, dass Muskelfasersubstanz überhaupt verbraucht wird, eine Behauptung die bereits früher von Mayer in Heilbronn aufgestellt, jetzt aber mit überzeugenden, mathe- matischen Beweisen belegt worden ist. Der Verfasser wendet sich sodann gewissen Krankheitsformen zu (Typhus, Cholera und Zuckerruhr) und behauptet, dass man in Zukunft bei Behandlung dieser Krankheiten aus«

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Literatur und Kritik.

sein Hauptaugenmerk auf Zuführung voi luug von äusseren Applicationen zu ricl gnet seien, dem Körper verlorene Quai er zurückzugeben, und führt mehrere Fäll( ezeichneter Behandlung sichtbare Kesalta erauf folgt ein kleinerer Artikel von D ff, als Gas und als Metall, handlung von Cardinal Wisemann: Ueber s mde Künstler.

ebersetzung der Babinetschen Essays: De elsteine; drei Abhandlungen, welche ^ mentlich die zweite, dieselben in schöner

folgen jetzt 16 Abhandlungen, welcl Ethnographie angehören, und die Kennt ) Völkerschaften, Aiterthümer und Mer er erdphysikalische Artikel (Erdbeben in lectromagnetischer Seismograph, von Palmiei

in Montana^ Idaho und Washington, von üthe auf den Telegraph, von Sargent.) und n, von welchen die hervorragendste: Nei i n , von Prof. Poey mit zahlreichen Stichpia iesst ein Inhaltsverzeichniss und ein alphabe Druck, sowie der Einband, sind vortreflfli I geziemt, welches für Rechnung eines gi theilt wird. Man kann das Buch nicht ai ssenschaftlichen Streben und den wissenscha lischen Nation die höchste Anerkennung zv

Einladung

zur

rsammlung deutscher Nat und Aerzte.

ischluss der in Leipzig abgehaltenen 45. Vers r und Aerzte findet die diesjährige Versi Ewar vom 18. bis 24. September statt, srzeichneten Geschäftsführer erlauben sich Naturwissenschaften und Medicin zu rec! eundlichst einzuladen. Sendung der Programme findet im Juli stai adeuy im ^uni 1873.

Br. R. Fresenius« Di

BaUe, Buchdrackerei des Waisenliaiuedt

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ARCHIV DER PHARMAC

3. Reihe, 3. Band, 2. Hefi

Dr. Hermann Ludwig,

a. Professor der Chemie an der Universität zu Jena, gest. den 7. Januar 1873.

Gewohnt an dieser Stelle des Archivs der Phai nur Originalabhandlungen über wissenschaftliche Gegen« zu finden, wird die Stellung de^ nunmehr Verstorbene Redacteur der Zeitung die Ausnahme wohl entschul damit der erste Blick auf das soeben vollendete Heft langjährigen, unermüdlichen Arbeiter daran zu Theil we

Mit einer Gewissenhaftigkeit, fast ängstlich, dei eher eine zu grosse Sorgfalt vorwerfen möchte, wurdi Ludwig, so lange er als Redacteur am Archive thätig, Zeitschrift geleitet; wo es einmal fehlte, was bei eine umfangreichen, ununterbrochen fortgehenden Werke häufig eintreten kann, pflegte er in tage- und nachte] Thätigkeit Material selbst zu suchen , selbst zu schreibe] dem Mangel augenblicklich abzuhelfen.

Der letzte Schriftzug seiner nicht mehr völlig : durch die längere Krankheit ermatteten Hand galt Archive der Pharmacie und drückte mit völlig '. Worten sein Bedauern au3, dass für dies Mal (Jani 1873) die Ordnung und Wahl des Stoffes nicht nac wohnter Weise stattgefunden habe, er hoffe, in nächste es wieder besser machen zu können. Wenige Mc später traten Gehimerscheinungen ein, welche als unve bare Boten des Todes sich zeigten, der auch nach e iStunden des Kampfes erfolgte.

H. Ludwig wurde am 12. August 1819 zu Gr im Fürsteathum Schwarzburg - Sondershausen gebore

Aroh. d, Phftrro. in. Reihe. III. Bda. 2. Hft, 7

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jS^^M?:^-!

98 Dr. Hermann Ludwig.

starb demnach in dem frühen Alter von 54 Jahren. Er trat in seiner Vaterstadt bei Apotheker Blättermann als Lehrling' ein, conditionirte in verschiedenen Gegenden Deutschlands und der französischen Schweiz und studirte von 1844 in Jena unter Leitung Wackenroder's, dessen Nachfolger zu werden ihm später vergönnt war. Nach Jahresfrist wurde er Assistent des beliebten Lehrers und blieb in dieser Stellung bis October 1847, wo ihm von Prof. Schulze die Lehrerstelle für Chemie an dem landwirthschaftlichen Institute übertragen wurde. In dieser Zeit hatte Ludwig auch das Staatsexamen als Apotheker in Schwarzburg -Sondershausen bestanden.

Als Lehrer an der landwirthschaftlichen Lehranstalt lag es L u d w i g ob, die practischen chemischen Uebungeh daselbst zu leiten und die Chemie in ihrer Anwendung auf Land- wirthschaft und Technik , demnach besonders Agriculturchemie und technische Chemie, vorzutragen, wozu ihm auch stets ein anerkennenswerther und anerkennender Zuhörerkreis zu Theil wurde.

1851 erschien, besonders für angewandte Chemie be- stimmt, das erste Werk „Grundzüge der analytischen Chemie für unorganische Substanzen"; gegen Ende des Jahres 1852 habilitirte sich Ludwig als Docent mit der nach damaliger Vorschrift noch lateinisch abgefassten Disputation: „de Siliciae aequivalento et formula chemica". 1853 1855 wurde die in 3 Bänden bearbeitete Geschichte der Apotheker, von A. Philippe, herausgegeben, theils als üebersetzung, theils als sehr vollständige, eigene Vermehrung des ursprünglichen Werkes (besonders der zweite Theil).

Nach dem Tode Wackenroder's im Sommer 1854 übernahm H. Ludwig käuflich und persönlich die Instituts- einrichtung , wie die Leitung des Studiums der Pharmaceuten, wurde in Folge dessen im October 1854 ausserordentlicher Professor, im Deoember Grossh. Sachs. Weimarischer Apo- thekenrevisor und ausserodentliches Mitglied der Medicinal- commission, in welchen Stellungen er bis zum Tode verblieb, später wurden ihm auch die Eevisionen im Pürstenthum Reuss, ältere Linie, übertragen.

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Dr. Hermann Ludwig. 99

Seit 1863 trat Ludwig in die Redaction dieser Zeit- schrift, zuerst mit Bley gemeinsam, ein. Bei der späteren Aenderung der pharmaceutischen Prüfung, üebergang auf das Reich, wurde Ludwig auch Mitglied der in Jena orrichteten Commigsion.

Die Werke, welche seit 1855 erschienen, waren: Die natürlichen Wässer in ihren Beziehungen zu Luft und Ge- steinen, 1862.

Lehrbuch der practischen und theoretischen Pharmacie, von Dr. Clamor Marquardt, bearbeitet von Hallier und Ludwig, 1865.

Die Vergiftungen in gerichtsärztlicher und klinischer Be- ziehung, dargestellt von Tardieu und Rons sin, autorisirte deutsche Ausgabe von Theile und Ludwig, 1868.

Der zahlreichen kleineren Abhandlungen zu gedenken, welche in fleissiger Folge erschienen, ist hier unnöthig, da ein Blick in die Register dieser Zeitschrift genügt, um die Masse und verschiedenartige Gestalt der Untersuchungen und Resultate vor das Auge zu fuhren.

Für .das Grossherzogthum S.- Weimar und Fürsten- thum Schwarzburg-Rudolstadt waren ferner Ludwig in Gemeinsamkeit mit Dr. Mirus die gerichtsärztlichen chemischen Untersuchungen übertragen.

So die zunächst nothwendigsten persönlichen Notizen. Bedenkt man, dass der eigentliche Beruf des Verstorbenen in der academischen Lehrthätigkeit beruhte und dass Apo- th^kenrevisionen , wie gerichtliche oder anderweitige chemische Untersuchungen gewissermassen als Last zukamen, so sieht man 'schon aus diesen wenigen Angaben , welch' arbeitsvolles Leben sich entrollt, und wahrlich, Arbeit und Mühe scheute Ludwig nie, um ein Ziel zu erstreben, was als ein ein- heitliches durch sein ganzes Thun und Wirken sich verfolgen lässt, nämlich det Pharmacie zu nützen und ihr allein sein ganzes Streben zu widmen.

Mag das Urtheil, ob dieses Streben mit Erfglg gekrönt, ein verschiedenes, theilweise persönliches sein, unverkennbar ist aber die Richtung , welche in der Führung der Zeitschrift,

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100 Dr. Hermann Ludwig.

der Abfassung der Werke, wie in dem Umgange mit der pharmaceutischen Jugend jeden Augenblick hervortrat. Mag sogar die Ausführung oft etwas schroff, derb oder zu eifrig gewesen sein, alle Handlungen gingen aber auf das eine Ziel hinaus, die Pharmacie zu vertreten ujid gewissermassen in sich zu verkörpern. Mancher College der neuen Zeit fand diese Richtung zu einseitig vertreten und mit den viel- gestalteten Forderungen der heutigen Lage nicht überein- stimmend , aber frage man die Schüler einzeln , ein jeder wird au^ CoUeg und Practicum die Ueberzeugung gewonnen haben, dass der Eifer und das Streben Ludwigs in dieser Be- ziehung ohne Ruhe und Rast, selbst mit Aufopferung des Wohles der eigenen Person verbunden waren.

Vom frühen Morgen bis späten Abend, bis in die Nacht hinein wurde, oft mit Uebergehung der noth wendigsten Nah- rung, gearbeitet, und sicher ist der Keim der Krankheit, wie der ungeahndet rasche Verlauf mit in der Ueb er arbeit ung begründet.

Dieser sich selbst nicht beachtende Eifer war übrigens Ludwig von jeher eigen und steigerte sich in der letzten Zeit allerdings zur Krankhaftigkeit, d. h. die schon längst eingebürgerte , wenn auch noch nicht kenntlich hervortretende Krankheit verstärkte die zuerst mit anerkennenswerther Aus- dauer getriebene Thätigkeit zum immer sich steigernden Uebel.

Es muss hervorgehoben werden, dass Ludwigs Wirken an der landwirthschaftlichen Lehranstalt mit gleichem, red- lichen Eifer behaftet war, der bei dem üebergange zu dem Lehrstuhl der Pharma^e "hier die geeignete Fortsetzung erhielt.

Das pharmaceutische Institut zu Jena war durch Kauf in den Privatbesitz Ludwig's übergegangen und ihm die Stellung als Director des pharmaceutischen Studiums von den hohen Erhaltern der Universität zunächst ohne jeden staat- lichen Beitrag überwiesen worden.

Hierin lag eine mehrgestaltete Anforderung, da der Gelehrte und Lehrer gleichzeitig angewiesen War, Geschäfts-;

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Dr. Hermann Ludwig. 101

md so zwei sich niemals gut vereinigende^ besser von einander fem zu haltende Dis- i werden mussten. So anziehend das Bild äfüllter Anstalt, so schwer und noch weit le Last bei geringer Zahl, wo es schliesslich sich und die Seinigen zu erhalten, sondern t, das erworbene und dadurch auch ehren- ;e Gut vom Untergange zu retten. sLudwig zTJt Theil geworden , die schwerste den herbsten Tropfen auszukosten und zu wo eben ein bedeutendes Steigen seiner stitutsmitgliederzahl eintrat. Mag maa aus- diese letzten Jahre seines Lebens dadurch teten, richtiger gestalten wollten, Ludwigs t unelhdlicher Entbehrung, ununterbrochenen Lunterbrochenen Sorgen der stärksten Art

Q, welche hier_ nachtheilig einwirkten, waren,

mannichfacher Art, und es würde den Ein-

rson nur erschweren, wollte man versuchen,

3ben, und sie gehören schon der Ver-

[en Universitäten eintretende Aufnahme der renden zog einen grossen Theü an andere 'sam war es möglich, selbst dem eigenen id Ruf zu erwerben, wie ihn der Vorgänger, r, in so reichem und verdientem Maasse taatsexamina hatten nur für das eine Land, nden, Gültigkeit, die geschlossenen Institute Pen Hochschulen verlassen und angemessener idiendirectionen ersetzt, so lassen sich eine Wirkungen aufzählen, welche zunächst nichts und deren anziehenden oder abstossenden iten zu thun haben.

h der Oberbehörden, eine andere Einrichtung leiterte allerdings an dem Verstox'benen, ie Ueberzeugung glaubte vertreten zu müssen,

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Dr. Hermann Ludw

Gang und Studium für Phar änfalla die Ursache, dass die seines ganzen Wirkens a] eringer Bedeutung war und Ä.u88en wurden dagegen, na

mehrere nennenswerthe Ai ils Ehrenmitglied der pharm lurg, 1869 correspondirende« itical Association zir Phila es Chicago College of Phan 1 dieser nicht erfreulichen

Thätigkeit Ludwig's war er eifrigste Lehrer und fand I a Gattin und den Kindern,

und uns Allen hinterhlieh 'reund der Pharmacie zu ehi ten und Licht, sie wechseln

sucht sich ein Ziel zu ste gen gelingt es, dasselbe zu

Theil der unaufhaltsam ro bis er früher oder später

des Lebens, angekommen, i, im April 1873.

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Originalmittheilungen.

acie, pliarmaoeut. und pliy«. Clieinie.

hlorplienol und dessen Nitroderirate.

Von H. Hüll er in Hersfeld.

Qgspunkt zu beiden Theilen meiner Arbeit bildeten die zwei isomeren Mononitrophenole.

Ihre Darstellung und Eigenschaften sind bekannt

Ich bediente mich zu ihrer Darstellung der Methode von Cook und Schmitt*) und trug allmälig und unter Vermeidung von Erwärmung 5 Pfd. farblose krystallisirte Carbolsäure in 10 Pfd. Salpetersäure von 1,34 sp. G., die vorher mit 20 Pfd. Wasser verdünnt war. Nachdem alles Phenol ein- getragen, Hess ich das Gemisch noch einen Tag auf einander wirken, sammelte dann das am Boden des Gefässes liegende schwarzbraune Oel, das theilweise mit gelben Krystallen durch- setzt war , wusch es wiederholt mit kaltem Wasser aus und unterwarf es der Destillation im Dampfstrome. Ich destillirte 80 lange, als noch nennenswerthe Antheile flüchtigen Nitro- phenols übergingen; dann brachte ich den Rückstand in einen grossen Kessel und trieb durch Kochen mit viel Wasser die letzten Reste flüchtigen Nitrophenols in die LufL

Im Rückstand hatte ich nun die nicht flüchtige Modi- fication des Nitrophenols, das Ortho- oder auch Iso- Nitro- phenol.

Um dieses ^n zu erhalten, kochte ich den Rückstand wiederholt mit viel Wasser aus, nahm mit Hülfe eines Glas- Hebers die klare Lösung kochend ab, bei deren Erkalten

♦) Kekul^ Benzolderivate S. 292,

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104 H. Müller, Heber Metaohlorphenol und dcBsen Kiiroderivate.

sich das Orthonitrophenol in langen, theils weissen, theils braüngeßirbten Nadeln ausschied. Zur vollständigen Keinigung kochte ich es unter Wasser vertheilt mit über- schüssigem Aetzbaryty filtrirte ab, fällte aus dem Eiltrat den überschüssigen Aetzbaryt durch Einleiten von Kohlensäure aus, kochte die jetzt von Aetzbaryt befreite Lösung mit ge- reinigter Thierkohle, filtrirte heiss und stellte kalt; das Ortho- nitrophenol - Baryum krystallisirte in grossen zolllangen gelben Säulen. Diese wurden gesammelt, gewaschen, in heissem Wasser gelöst und durch Salzsäure zersetzt. Das Orthonitro- phenol schied sich grösstentheils als Oel ab, welches nach dem Erkalten erstarrte, und die erkaltete überstehende Flüssigkeit war mit langen weissen Nadeln von Orthonitrophenol durchsetzt. Ich krystallisirte das mit Wasser gewaschene Orthonitrophenol nochmals aus kochendem Wasser und erhielt es dann als rein weisse Nadeln.

Das flüchtige Nitrophenol krystallisirte ich einmal aus heissem Alkohol und erhielt es in kurzen gelben Prismen, die bei 46^ schmolzen.

Einführung von Chlor und der Nitrogruppe in Orthonitrophenol.

Beim Beginn dieser Arbeit waren die Untersuchungen von Armstrong*) über diesen Gegenstand noch nicht be- kannt Ich werde, da diese Arbeiten inzwischen veröffentlicht sind, hier auch nur soviel anführen als nöthig ist, dieselben zu bestätigen, jedoch auch einige neue Thatsachen. Zunächst wollte ich Orthonithrochlorphenol darstellen. Ich löste hierzu Orthonitrophenol in kochendem Wasser und leitete in -die heisse Lösung so lange Chlor, bis sich ein gelbliches, auch nach dem Erkalten flüssigbleibendes Oel auf dem Boden des Eolbens ablagerte.

Es ist schwer, wenn nicht unmöglich, Ijier grade 1 Atom Chlor einzuführen und es ergab sich aus den untersuchten Producten, dass sich ein Theil des Orthonitrophenols auch

*) Chem. Soc. J. 10. 12; 10, 93; 9. 1112. Zeitsohrift für Chemie 1871, 516 622, 590— -092, 677 679.

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H. Müller, Ueber Metachlorphenol und dessen Nitroderivate. lOS

schon in Dichlomitrophenol umgewandelt hatte, während gleich- zeitig noch unverändertes Orthonitrophenol vorhanden war, doch war die Ausbeute an Orthonitrochlorphenol reichlich genug, um die Arbeit durchfuhren zu können.

Die gechlorte wässrige Lösung verdampfte ich, nachdem ich sie von dem am Boden liegenden Oel getrennt, hatte , auf dem Dampfbade auf cca. 100 ccm. ein, liess erkalten, ver- einigte das daraus abgeschiedene Oel nebst den entstandenen Krystallen mit obigem zurückgestelltem Oele und verwandelte es durch Kochen mit Wasser und chemisch reinem kohlen- saurem Baryum nebst Thierkohle in Baryumsalze.

Aus. dem heissen Filtrat schieden sich zunächst lange, rothe, platte Nadeln ab, die als das Seyfarth'sche*) Dichlor- nitrophenol erkannt wurden. Beim weiteren Verdampfen erhielt ich lange, dunkelgelbe, glänzende Nadeln; diese stellten sich als das gesuchte Orthonitrochlorphenol - Baryum heraus, endlich war in der Mutterlauge auch noch etwas unver- ändertes Orthonitrophenol als Baryumsalz vorhanden.

d) Orthonitrochlorphenol.

Die dunkelgelben, glänzenden Nadeln wurden noch einigemal aus heissem Wasser umkrystallisirt, dann in heissem Wasser gelöst und mit Salzsäure zersetzt.

Nach dem Erkalten war aus der Flüssigkeit das Ortho- nitrochlorphenol theilweise in milchweissen Nadeln angeschossen, theilweise als erstarrtes Oel vorhanden ; es wurde aus heissem Wasser umkrystallisirt.

Orthonitrochlorphenol, C6H^N02)C10,**) scheidet sich aus seiner Lösung in heissem Wasser theils als allmählig erstar- rendes Oel, theils in milchweissen seideglänzenden Nadeln ab. Es ist etwas flüchtig mit Wasserdämpfen, schmilzt bei 110 bis lll».

*) Annalen d. Chemie u. Ph. 7 Suppl. Bd. 196. u. fgd. **) 0 = 16.

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y Ueber Metachlorphenol und dessen Nitn

lonitrochlorphenol ist identisch mit aus dem bei 111^ schmekenden ß 1 Heraasnefamen einer Nitrogrupp^ lenoL

•thonitrochlorphenol-Baryui (C6H3N02C10)2Ba + 7H«0.

jirt aus seiner heissen wässerigei

anden, dunkelgelben Nadeln; es u

r und wird nach dem Austreiben i

drothgelb.

verloren bei 150® 0,263 Wasser =

;, wasserfreies * Salz gaben 0,17 g

= 28,74 0/,.

rechnet. Oefundei

)2C10)« = 345.

Ba 137 == 28,42. 28,74 482 7 H^O = 126 = 20,72. 20,06 "608

rthonitrochlorphenol- Silber C6H3jrO«C10Ag.

1 Baryumsalz durch salpetersaure

en des entstandenen rothen Niede

3r dargestellt. Es ist schwer löslic

krystallisirt daraus in kupferbrai

Orthonitrodichlorphenol. C«H3C1«N020.

*thonitrodichlorphenol ist zuerst von S d eingehend untersucht worden. ] ification seines Baryumsalzes beschi

Pt f. Chemie 1871, 339. f. Chem. u. Ph. 7 Sppl. Bd. 196 u. f.

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)er Metachorphenol und dessen Nitroderivate. 107

eschreibt sein Baryumsalz als in rothen,

4 At. Wasser krystallisirend und erwähnt,

uch in gelben Nadeln krystallisire, dass

isetzung beider Krystallformen dieselbe sei.

be für die rothe Modiflcation kann ich

>ren bei ITO« = 0,095 = 10,92 Vo- reies Salz gaben 0,325 SO^Ba = 0,1911 g.

)t. Gefunden.

80)2=414 Ba 137 = 24,68. 24,66. 551 4H20 _72 = 11,56. 10,92. 623 Dagegen habe ich die reingelbe Modification mit 8 At. Krystallwasser zusammengesetzt gefunden.

0,552 g. der gelben Modification verloren bei 170^ = 0,109 g. Wasser = 20,88 %.

1,2015 g. verloren bei 170^ 0,248 g. Wasser = 20,64^0 0,413 g. wasserfreies Salz gaben 0,172 SO* Ba = 0,1011 Ba = 24,3 %.

Berechnet. Gefunden.

(C«H«C12N020)2=414

Ba 137 = 24,68. 24,3.

551 8 H«0 144 = 20,72. 20,88. 20,64. 695 Diese reingelbe Modification des Baryumsalzes geht durch TJmkrystallisiren aus heissem WasTser oft nur in die rothe [odification über. Oft erhielt icK beide Modificationen neben- inandes.

Die rothe, schwerer lösliche, setzte sich zuerst aus der 'ässrigen Lösung in platten Nadeln ab, dann schied sich, oer erst nach einigen Stunden, die gelbe Modification in ragen, rein gelben Nadeln aus.

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. Müller, üeber Metacblorphenol und dessen Nitro

irch Umkrystallisiren der rein gelben Form erhält man anfangs wieder die rothe For nigen Standen erscheint die gelhe. ^nso entstehen durch ümkrystallisiren der ins heissem Wasser anfangs nur rothe, ^ystalle. Will man die eine oder die a halten, so muss man den Augenblick ^ rothe Form grösstentheils auskrystallisirt tterlauge abgiessen, aus welcher sich dai ^orm abscheidet Das Erscheinen der ein( Modification liegt an der Concentration i le Modification ist schwerer löslich und ei dm Krystallisiren zuerst, an sieht bei diesen zwei Modificationen d sehr schön, wie die rothe Modif. mit 4 . und die gelbe mit 8* Atomen bereits als s vorhanden sind. Anfangs ist die Lösung poth und setzt nur rothe Krystalle ab; sin den,. dann nimmt die Lösung eine gelbe F ann nur gelbe Krystalle ab. 18 beiden Modificationen wurde übrigens di< lieden und ihr Schmelzpunkt bestimmt, die )ö.

e Säure zersetzt sich beim Schmelzen in *), wie schon Seyfarth (1. c.) erwähnt 3sung riechender Gase. Dies Verhalten i jehr characteristisch.

Orthonitrochlornitrophenol. C6H3(N02)C1(N02)0.

isst man auf das Orthonitrochlorphenol i 36 sp. G. wirken, so tritt noch eine Niti

Drthonitrodicblorphenol zerfällt beim Scbmelzen n folgender Weise: 2 Ha NO*, Gl» OH == 2 NO.

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Metachlorphenol und dessen K^itroderivate. 109

Jrthonitrochlornitrophenol krystallisirt aus gelblichen Blättchen, aus Chloroform in tigen Tafeln, die bei 111® schmelzen. Es m zuerst von Faust und Saame*) be- dinitrophenol.

Bestätigung der Identität wurde noch das eilt.

ochlornitrophenol-Baryum. 3«C1N0«0)2 Ba + 9 10 H«0.

Iz wurde durch Kochen der reinen Säure

einem kohlensaurem Baryum dargestellt.

heissem Wasser in kurzen, gelben Pris-

**xx.*., v^x. ***,x.** V.W«* Austreiben des Krystallwassers ziegelroth

werden. Auf seinen schwankenden Kry stall Wassergehalt werde

ich später zu sprechen kommen.

1,093 g. verloren bei 150<> 0,251 g. Wasser = 22,dß%. 0,229 g. wasserfreies Salz gaben 0,0915 SO^Ba = 0,0538 Ba = 23,49 %.

Berechnet. Gefunden.

Ba 137 = 23,95. 23,49.

9H«0 162 = 22,07. 22,96.

Chlorphenol aus flüchtigem Nitrophenol.

Schmitt macht eine Mittheilung**), wonach es ihm gelungen war das flüchtige Nitrophenol durch Eeduction zu Amidophenol, Ueberführung dieses in Diazophenol, Verwandeln des letztem in das salzsaure Platindoppelsalz und endlich durch trockne Destillation dieses, ein neues Chlorphenol zu erhalten.

Seine Angaben über dies Chlorphenol sind sehr spärlich; er giebt nur an, dass dieses Chlorphenpl einen eigenthüm- liehen, angenehmen, aromatischen Geruch besitze, zwischen

*) Annal. d. Chemie u. Ph. 7 Suppl. Bd. 196.

**) Berichte der deutschen chemischen Gesellsch. 1 67,

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110 H. Müller, Üeber Metachlorphenol und des

175 und 180 siede, eine etwas dicke ölai die in den geringen Mengen , die ihm zur nicht krystallisirt werden konnte.

Ich habe diese Arbeit wiederholt Eesultate derselben mit

Zunächst reducirte ich reines flüchti| der berechneten M^nge Zinn und Salzsäui

Aus der mit Wasser verdünnten L< das Zinn durch Einleiten von Schwefelwas dem entstandenen Schwefelzinn ab und c auf dem Wasserbad zur Krystallisation ei

Salzsaures Amidophenol krystallisirt( Nadeln aus (in Folge geringer Zersetzung

Dieses Amidophenol ist durch die A und Cook*) genügend bekannt, ich unte Anführung seiner Eigenschaften, sowie d< den Diazophenols und dessen salzsauren ]

Zur üeberführung des Amidophen benutzte ich die vortreffliche Vorschrift vc

Ich löste das salzsaure Amidophenol hol, der mit salpetriger Säure gesättigt > Eiswasser ab, hierauf wurde die Lösung versetzt, dass sie sich trübte und darai selbst überlassen. Während dieser Zeit 1 saure Diazophenol in kleinen Prismen unter erhielt ich dies salzsaure Diazophen liehen, wohlausgebildeten Rhomboedern, in es Schmitt ebenfalls (1. c).

Das salzsaure Diazophenol ist leicht und Alkohol.

Zunächst verwandelte ich es in di doppelsalz durch Auflösen in wenig Wa mit überschüssigem Platinchlorid. Es

*) Kekul^ Benzolderivate 314.

*'*'■) Berichte der deutsch, ehem. Geaellsoh. 1,

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)t Mctacblorpbcnol und dessen Nitroderivate. 111

her Niederschlag von salzsaurem Diazo- l; dieser wurde getrocknet und in einer itillirt.

0.) erhielt so sein bei 175 180® sieden- Mein so erhaltenes Chlorphenol siedete 195®, doch gelang es nach einigen frac- len leicht einen bei ^jß 177® siedenden ler sich bei der weiteren Untersuchung als phenol zu erkennen gab. lol ist ein farbloses Oel, besitzt den eigen- enehmen und anhaftenden Greruch der ge- 1 AUgemeinön ; es* erstarrt in einer Kälte-

noch nicht.

Q beim Verbrennen

mit

chromsaurem Blei

0,139 g. H«0.

;.

Gefunden.

56,03.

54,03.

3,89.

4,41. *

27,63.

der Analyse , dass das Chlorphenol noch

lielt; es war mir aber bei der geringen

Menge , die ich besass , unmöglich , noch weiter zu entwässern.

Chlordinitrophenol. C«H3Cl(N02)20.

Ein Theil des Chlorphenols wurde allmälig in Salpeter- säure von 1,36 sp. G. eingetragen, die ausgeschiedene gelbe Masse, gesammelt, gewaschen und durch Kochen mit 'kohlen- saurem Baryum und Wasser in das Baryumsalz verwandelt.

Ein Theil des Baryumsalzes wurde wieder in heissem Wasser gelöst, mit überschüssiger Salzsäure zersetzt, die ausgeschiedene Säure gesammelt, getrocknet und aus Chloro- form krystallisirt. Sie krystallisirte in irregulären sechs- seitigen Tafeln und schmolz bei 111®.

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Metachlorphenol un(

ifken hat das zi lene ß Chlordiniti i Abschnitt durch Orthonitrochlomi etzung und Eig( h die Identität. Jinitrophenol-Bar

5,82 7o.

äerfreies Salz ga

10'

23,^5.

: 22,07.

Metachlorphe

Isomerer Nitro - u )etersäure bezw. i Grade wahrschei entsprechenden ] lenole auftreten a rjioben wurde die ophenol, welches Abschnitt beschi erhaltenen Chlorj ;en habe, das s. mkt ist , welche n der Nitrirung

rermuthen auch rophenol von eine abstamme. Lrystallisirtes Phe i soviel trocknes

u. Ph. 7 Sppl. B( . u. Ph, 7 Sppl. I

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Metachlorphenol und dessen Niiroderivate. 113

lols um 200 g. zogenommen hatte; es mm Chlor mehr, als zur Bfldung von ig ist. .Das rohe Monochlorphenol stellte erdendes Oel dar; es wurde der Destil- Qd destillirte zwischen 180 und 220® ^0 und 200® siedende Theil wurde für wiederholt firactionirt: Es gelang mir . fractionirten Destillationen 50 g. eines , das constant bei 175,5 177® siedete ichte Monochlorphenol zu erkennen gab. Buol gaben beim Verbrennen mit chrom-

r, CO« = 55,78 ®/o C und r. H«0 = 4,03 ®/o H inet. Gefunden.

= 56,03. 55,78.

3,89. 4,03.

> 27,63.

>

rphenol ist eine ölige Flüssigkeit, die

erstarrt Es besitzt den unangenehmen,

ler gechlorten Phenole im Allgemeinen;

Eigenschaften wie das Chlorphenol,

zuerst gefanden und ich im vorher-

ingehender beschrieben haba Auch die

Chlorphenole sind identisclk

enthält also das Chlor an derselben

n flüchtigen Nitrophenol die Nitro-

i vermuthete bis jetzt, dass die Nitro-

Nitrophenol die Metastellung einnähme,

»eweis dafür gehabt zu haben; diese

»füllt.

n wenig Wasser gelöst in einer grossen [it, etwa der vierte bis sechste Theil

eh. ehem. Gesellsch. 1, 6S.

le. m, Bd». .2 Heft, 8

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Phenol und des«

Chlorphenol las Gemisch

ie Schmelzu ale in destil) jfelsäure, liei Tou dem aui wiederholt i abgesonderte Q ihn in Wi rschlag wuri waschen, un rsetzt und a singedampft äublimirten v

•einen Brenz! Hein alle ai )]imat Brenzl i, die bei so werden den haben. Das ^ab mit Eis

Färbung, ( •on in eine ^ itechinlösung h ein schwai f wässrigen n Lösung v<

als weissen arde abfiltriri rbei ßirbte ei -Blei bei 1( jrlor, gaben

Kekul^, Benzol

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Metachlorplienol und dessen Nitroderivate. 115

Imet.

Gefimden.

= 72.

- 4.

-32.

207 =

= 65,71.

65,57.

315.

IJebergang des bei 175,5 177® sieden- Brenzkatechin und so die Metastellung bewiesen.

rphenol trug ich allmälig in Salpetersäure

lie vorher mit gleichen Theilen Wasser

Salpetersäure wirkte sehr milde auf das

sank zuerst als rothes Oel nieder und

war nach 24 Stunden in eine feste Krystallmasse umgewandelt.

Diese wurde herausgenommen, gewaschen und durch Kochen

mit kohlensaurem Baryum und Wasser in das Baryumsalz

übergeführt. Es hielt nicht schwer in der krystallisirenden

Lösung alsbald zwei Baryumsalze zu erkennen.

Das eine krystallisirte in rothen Warzen und war äusserst schwerlöslich in kaltem wie in heissem Wasser; es krystallisirte aus seiner heiss gesättigten Lösung nach dem Erkalten derselben kaum aus, es ist also in heissem Wasser nicht viel löslicher als in kaltem^

Das zweite Baryumsalz krystallisirte aus der Mutterlauge in dunkelgelben, glänzenden Nadeln.

Diese Salze gaben sich bei weiterer Untersuchung als die Baryumsalze zweier isomerer Monochlormononitro- phenole zu erkennen.

Ich werde das erstere aus dem schwerlöslichen Baryum- salz abgeschiedene Chlomitrophenol als Metachlornitro- phenol und das zweite aus dem leichtlöslfbhen Baryumsalz als Metachlororthonitrophenol beschreiben ; letzteres ist durch die Arbeiten von Faust*) bereits bekannt gewesen, das erstere ist dagegen noch neu.

*) Zeitgchrift f. Chemie 1871, 339.

8*

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116 H. Müller» üeber Metachlorphenol tmd dessen Nitroderivate.

MetachlornitrophenoL C«H*C1N0«0.

Das MetacUornitrophenoI scheidet sich ans seiner heissen wässrigen Lösung theils in gelben Tropfen theils* in weissen feinen Nadeln ab. Es ist leicht löslich in Chloroform und kry- stallisirt daraus schlecht, in gelben platten Nadeln. Im heissen Wasser ist es schwer löslich. Mit Wasserdämpfen ist es sehr flüchtig. Es hat einen atarken safranartigen Geruch und schmilzt bei 70^.

0,1965 g. Metachlomijxophenol gaben beim Glühen mit Aetzkalk etc. 0,166 g. AgCl = 0,04106 Cl «= 20,89 7o- Berechnet. Gefanden.

72. H* 4.

Cl —35,5 = 20,46. 20,89.

NO« 46. 0 16. 173,5. Metachlormtrophenol-EaUum krystallisirt in dunkelrothen, glänzenden, langen, platten Nadeln und ist leicht löslich in Wasser.

Es wurde dargestellt durch heisses Auflösen der reinen Säure in einer Lösung von kohlensaurem Kalium.

Metachlornitrophenol- Calci um (C«H8ClN0«0)«Ca+H«0

bildet rothbraune knrie Prismen, die oft warzig gruppirt und in Wasser ziemlich schwer löslich sind.. Es wurde dar- gestellt durch Kochen der reinen Säure mit reinem kohlen- saurem Calcium und Wasser.

1,367 g. verloren bei 175« 0,076 g. Wasser = 5,567o.

0,916 g. verloren bei 175<> 0,044 g. Wasser = 4,8 %.

0,448 g. wasserfreies Salz gaben 0,1635 g. SO* Ca 5= 0,0481 g. Ca =10,73 %•

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>r, Ueber Metachlorphenol und dessen Nitroderivate. 117

erechnet. Gefunden.

!lNO«0)2-=345,

Ca

40=10,47„. 385

10,73,

H>0

18 = 4,467o.

5,56

403.

4,8-

Letachlornitrophenol-Baryum (C6H3ClN020)2Ba + H«0

braune kurze Blätter, die meistens zu kleinen inigt sind; die Löslichkeitsverhältnisse in Wasser reits oben angegeben, ebenso die Darstellung dieses Salzes.

0,783 g. verloren bei 170<> 0,031 g. Wasser = 3,967o. 0,335 g. wasserfreies Salz gaben 0,162 g. S04 Ba = 0,0952 Ba = 28,42 %.

Berechnet Gefunden.

(C«H»C1N020)«=345.

Ba 137^= 28,42. 28,42.

482. H^O J^=3,6. 3,96.

500.

Meta chlor nitrophenol- Silber CßH^ClNO^OAg

bildet karmoisinrothe, glänzende Blättchen, die in Wasser schwer loslich sind. Es wurde dargestellt durch Vermischen einer wässrigen Lösung des Calciumsalzes mit salpetersaurem Silber und Umkrystallisiren des entstandenen gut ausge- waschenen Niederschlags aus heissem Wasser.

0,506 g. verloren bei 120^ 0,003 g. Wasser und gaben 0,258 g. AgCl = 0,1942 Ag = 38,61 %.

Berechnet. Gefunden.

C«H»ClNOäO= 172,5.

Ag 108=38,54. 38,61.

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118 H, Müller, IJeber Metachlorphcnol und dessen Nitroderirate.

MetachlororthonitrophenoL C«H*C1N020. MetachlororthonitropheBol scheidet sich aus seiner Lösung in Wasser theils in milch weissen glänzenden Nadeln, theils als allmälig erstarrendes Oel aus.

Es ist etwas flüchtig mit Wasserdämpfen und schmilzt bei 110— 111^.

Es ist identisch mit dem zuerst von Faust*) aus dem bei 111® schmelzenden /? Chlordinitrophenol durch Heraus- nehmen einer Nitrogruppe erhaltene /? Chlornitrophenol. Später erhielt es auch Armstrong**) durch Einleiten von Chlor in Orthonitrophenol. In dem ersten Theil dieser Arbeit habe ich dieses Metachlororthonitrophenol ebenfalls auf die Weise wie Armstrong erhalten,

0,293 g. gaben beim Glühen mit Aetzkalk etc. 0,233 AgCl = 0,0576 Cl = 19,7 7o-

Berechnet. Gefunden.

Cl: 20,46%. 19,7.

Metachlororthonitrophenol-Kalium.

C6H8C1N0«0K + H20

bildet braune kurze Nadeln , die in Wasser leicht löslich sind.

Es wurde erhalten durch Kochen der reinen Säure mit einer

wässerigen Lösung von kohlensaurem Kalium.

0,764 g. verloren bei 145 <> 0,055 g. Wasser = 7^19%. 1,681 g. einer anderen Krystaliisation verloren bei 150® 0,152 g. Wasser = 9,04 %.

0,456 g. wasserfreies Salz gaben

0,189 S04K =

0,0848 g. K = 18,59 %.

Berechnet

Gefunden.

C«H»C1N0«0 = 172,5.

Ka 39,1 = 18,46.

18,59.

211,6

H*0 18 =7,84 229,6.

7,19. . 9,04.

*) Zeitschrift f Chemie 1871, 339. *•) Daselbst 1871, 591.

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chlorphenol und dessen Nitroderivate. 119

lonitrophenol -Natrium i Wasser leicht löslichen Nadeln.

honitrophenol- Calcium N020)2Ca + 4H«0

i Wasser in rein gelben, langen, In. Dieses schöne Salz ist nicht Nasser. Es wurde erhalten durch re mit kohlensaurem Calcium und

bei 170 = 0,145 g. Wasser =

160» 0,085 g. Wasser = 14,4 7o. 38 Salz gaben 0,114 g. SO* Ca =

Gefunden.

J45,0.

40,0 =

: 10,39.

104

85,0

72 = 57

= 15,75.

14,54, 14,41,

Lonitrophenol-Baryum NO«0)2Ba+7H«0

Nasser in dunkelgelben, glänzenden jissem Wasser leicht löslich.

wie das Calciumsalz.

bei 170 ö 0,2775 g. Wasser =

bei 175 ö 0,2745 g. Wasser == js Salz gaben 0,2645 g. S04 Ba =

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Metachlorphenol und dei

= 345.

137 =

= 28,42

482

126 =

= 20,72

608.

rorthonitrophen C^H^ClNO^OAg

Bsem Wasser in knj igen Nadeln ; ist sck^ llt durch Fällen einei it salpetersaurem Sill 5tgs aus heissem Wai 3n bei 120^ 0,004 g, 1648 Ag «= 38,15 %

« 275,5.

108,0 = 38,54.

280,5.

>ff-Metachlorort]

1 Keduetion des Metac L Menge Zinn und 1 rdünnten Lösung di die Lösung durcli ht. slich in Wasser und

achlordinitroph< C«H3C1(N0«)«0.

Qg in die DinitroTerbi eise in Salpetersäure

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sber Metachlorpbenol und dessen Nitroderlvate. 121

ang der Salpetersäure war gewaltig. Jeder fen Ghlorphenol verarsachte Zischen und 1 sank als rothes Oel in der Salpetersäure nach einiger Zeit zu einer gelben, lockeren ie sich dann auf die Oberfläche der Flüssig-

[Imasse wurde gesammelt , gewaschen und t kohlensaurem Baryum in das Baryumsalz

eses Baryumsalzes wurde mit Salzsäure zer- bgeschiedene, gewaschene und getrocknete •form umkrystallisirt.

lordinitrophenol krystallisirt aus Chloroform

in den so characteristischen irregulären sechsseitigen Tafeln, die bei 111® schmelzen.

Es ist identisch mit dem zuerst von Faust und Saame*) beschriebenen /? ChlordinitrophenoL Dann erhielt Faust**) dies Chlordinitrophenol wieder

a) durch Einführen von 1 Atom Chlor in Dinitrophenol von 114® Schmelzpunkt, ferner

b) durch Eeduction der Pikrinsäure zu Amidodinitrophenol, Verwandlung dieses in Diazodinitrophenol und Kochen des Letzteren mit Salzsäure und

c) durch Nitriren von einem Gemenge von ^Meta- und Para-Sulfodichlorphenol neben andern Chlohutrophenolen.

Später stellte Armstrong***) dies Metachlordinitro- phenol dar:

a) durch Einführen von Chlor in Dinitrophenol von 114® Schmelzpunkt bei Gegenwart von Antimonpentachlorid,

b) durch Nitriren von Dichlorphenolparasulfosäure,

c) durch weiteres vorsichtiges Nitriren von Orthonitro- dichlorphenol Schmelzpunkt 125® imd

d) durch Nitriren von Orthonitrochlorphenol.

*) Annal. d. Ghem. u. Pharm. 7 Snppl. Bd. 196. ♦*) Zeitschrift f. Chemie 1871, 339.

*♦*) Chem. Soc. J. 10, 12; Zeitsohr. f. Chem. 1871,516—522, 590 592, 677—679; Chem. Soc. J. (2) 9, 1112 und 10, 93.

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achlorphenol und dessen Nitroderivate. 12S

h dies Baryumsalz auch in dickeD,

n.

rloren bei 160^ 0,21 g. Wasser =

es Salz gaben 0,146 g. SO* Ba «= 0,0858 Ba ^ 23,62 %

Die Zusammensetzung passt für 5V2 Moleküle Krystall- wasser.

Beim Umkrystallisiren aus heissem Wasser erhielt ich wieder das gewöhnliche Baryumsalz mit 9 10 Mol. Wasser.

Versetzt man eine Lösung des Metachlordinitrophenols in wässerigen Ammoniak mit einer wässerigen Lösung von Chlorbaryum, so fallt ein schwerlösliches, in kurzen, blass- gelben IS^adeln krystallisirendes Ammondoppelsalz heraus, welches nach der Formel

(C«H«Cl(N08)«0)«Ba + 2C«H«Cl(NO«)20NH*+12H20 zusammengesetzt zu sein scheint.

0,639 g. dieses Ammondoppelsalzes verloren bei 120® 0,115 g. Wasser = 17,99 %.

0,524 g. so getrockneten Salzes gaben 0,112 g. SO^Ba = 0,0658 g. Ba « 12,56 %.

Berechnet. Gefunden.

Ba 13,13. 12,56.

12H20 17,16. 17,99.

Erhitzt man dieses auf 140 bis 160®, so sublimiren gelbe Nadeln unter dem Deckel des Tiegels, die wahr- scheinlich das betrefifende Ammonsalz oder auch die reine Säure sind.

Schwefelsaures Metachloramidonitrophenol. (C«H8C1N02NH«0)2S0*HI Diese Amidoverbindung wurde erhalten durch Reduction ner heissen alkoholischen Lösung von Metachlordinitrophenol id überschüssigem Ammoniak durch längeres Einleiten von -chwefelwasserstoff. Verdampfen des Gremisches im Wasser- .de zur Trockne und Auskochen, des trocknen Rückstandes it Wasser und etwas Schwefelsäure.

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124 n. Müller , Ueber Metachlorphenol und dessen Nitroderivate.

Aus ihrer übersättigten wässerigen Lösung krystalliöirt diese schwefelsaure Amidöverbindung in gelblichen, glänzen- den Blättern, die in Wasser ziemlich löslich sind.

Beim Kochen mit viel Wasser schien diese Verbindung zu zer&llen in Schwefelsäure und in die freie Amidöver- bindung, denn sie wird hierbei ungewöhnlich schwer löslich und dunkler; die dunkle Farbe verschwindet auf Zusatz von etwas Schwefelsäure sogleich.

Diese Verbindung färbt die Haut und das Papier intensiv braun.

0,56 g. verloren bei 110^ unter Flüssigwerden 0,003 g. an Gewicht

Salz saures Metachloramidonitrophenol C«H3Cm02NH20HCl

wurde erhalten wie die schwefelsaure Verbindung, nur wurde zum Auskochen obigen trocknen Bückstandes Salzsäure anstatt Schwefelsäure angewandt

Diese salzsaure Verbindung ist leicht löslich in Wasser und krystallisirt aus ihrer übersättigten wässrigen Lösung in gelblichen kurzen Nadeln. Sie färbt die Haut ebenfialls intensiv braun.

0,979 g. .verloren bei 110<> 0,021 g. Wasser = 2,14 «/o und gaben beim Ausföllen mit Silberlösung 0,533 g. AgCl = 0,1355 CIH = 15,5%.

Berechnet. Gefiinden.

C6H8Clim»NO«OHCl=ClH = 16,22. GIH 15,5.

Metach loramidonitrophenol-Baryum (C6H2ClNH«N020)«Ba+4H20

wurde durch Kochen einer wässrigen Lösung der schwefel- sauren Verbindung mit kohlensaurem Baryum erhalten. Bildet feine schwarze Nadeln, die im Ansehen sehr an übermangan- saures Eali erinnern, sie sind leicht löslich in Wasser mit tiefbrauner Farbe.

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[etacWorplienol und dessen Nitroderivate. 125

bei 1450 0,089 g. Wasser = ll,627o. bei 1500 0,087 g. Wasser = ll,657o. freies Salz gaben 0,3005 SO*Ba =

Gefunden. Ba 26,76. 26,06.

4H20 12,33. 11,62 u. 11,65.

Wir kennen also hiemach jetzt folgende Derivate des Metachlorphenols :

1) Metachlomitrophenol, Schmelzpunkt .70*^.

2) Metachlororthonitrophenol , Schmelzpunkt 110 111 0.

3) Metachlordinitrophenol, Schmelzpunkt 111^.

4) Metachlororthonitrochlorphenol (Seyfarth), Schmelz- punkt 1250. ^

Von dem Orthochlorphenol leiten sich mit Sicher- heit ab:

1) Orthochlormetanitrophenol, Schmelzpunkt 86 87 0.

2) Orthochlormetanitronitrophenol , Schmelzpunkt 81^.

3) Orthochlormetanitrochlorphenol , Schmelzpunkt 121 122<>.

Zum Schluss will ich nicht unerwähnt lassen, dÄs in neuester Zeit Faust*) für das Orthonitrophenol und dem entsprechend für das bei 21 8 ^ siedende Orthochlorphenol die Para- Stellung beansprucht Ich will nicht untersuchen, wie weit diese Ansicht begründet ist, sondern bemerke nur, dass ich mich in dieser Abhandlung absichtlich jeder theoretischen Spekulation fern gehalten, nur die Thatsachen angeführt und deshalb auch die bisher übliche Bezeichnungsweise bei- behalten habe.

*) Berichte der deutschen ehem. Gesellschaft 27, 132.

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a,tnrgescliiclite und cognosie.

Br die neusten auf Euca [yrtaceae) bezfiglichen Arl

Dr. Hermann Köhler,*) Docenl Nebst 1 Abbildung.

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19. Strube: BerUn kUn. W.S. XXIX. Nr. 52. p. 628. 1872.

20. Maclean: The Practitioner. Novemb. 1871.

Als fiebervertreibendes, desinficirendes , Auswurf beför- derndes, Schleimflüsse, namentlich der Harnröhre (Tripper) beseitigendes, krampfstillendes, angeblich sogar die Lungen- schwindsucht heilendes Mittel haben sich die Eucalyptus - Präparate in Südeuropa seit den letzten 10 Jahren dergestalt eingebürgert, dass sie unsere Aufmerksamkeit um so mehr auf sich ziehen müssen, als der Eucalyptus - Baum, (in Austra- lien einheimisch), in Frankreich, Spanien, Corsika, Algier mit bestem Erfolg acclimatisirt worden ist, die Eucalyptusdroguen sonach in kürzester Zeit sehr billig zu beschaffen sein wer- den. Die meisten, den Pharmaceuten interessirenden Anga- ben über Abstammung, chemische Zusammensetzung u. s. w. der Eucalyptus - Blätter finden sich in französischen Brochuren, welche derzeit um so schwerer zu beschaffen sind, als sie zumeist wähirend des jüngsten, Krieges erschienen. Diese That- sachen mögen mein Bestreben, alles über Eucalyptus bisher bekannt Gewordene für pharmaceutische Leser in gedrängter,

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128 H. KöWer, Eucölyptus globulus.

übersichüiolier Form zasammenzusiellen, als ein nicht unge- rechtfertigtes erscheinen lassen.

Es war am 6. Mai 1792, als Labillardiere und Entre- casteaux auf Van -Diemens -Land anlangten und auf die wun- derbare, australische Vegetation, welcher die riesenhaften Eucalyptusbäume einen charakteristischen Ausdruck verleihen, aufmerksam wurden. Labillardiere, die Bedeutung dieser Bäume für die Forstcultur keinen Augenblick verkennend, empfahl die UebersiedeluDg dieser, ein gleichmässiges, hartes und gut zu verarbeitendes Nutzholz liefernden Bäume nach Südeuropa in seinem Reisebericht auf das Wärmste. Trotz- dem dass die Golonisten Tasmaniens die Eucalyptusbäume in der mannigfaltigsten Weise ökonomisch verwertheten , blieb nichts destoweniger Labillardiere's ßath bis zum Jahre 1860 hin ungehört.

Die Eucalyptusspecies gehören den Myrtaceen, welche uns von Heilpflanzen ausserdem bekanntlich Caryophyllus aromÄticus, Myrtus pimenta, Melaleuca leucodendron liefern, an. Nächst der Sequoia gigantea (Wellingtonia der Englän- der, stellen die Bucalyptusarten die wahren Baumriesen der australischen Flora dar. Sie wachsen, selbst unter anschei- nend ungünstigen Verhältnissen: kieselreichem Boden und rauhem [Klima in Van -Diemens -Land von der Apollo Bay bis zu Cap Wilson hin, Tasmanien (Flinder- Insel) und Neu- Caledonien, und erreichen eine Höhe von 100 Metres, bei einem Umfange des Stammes von bis 20 Metres an der Basis des letzteren.

Die wichtigeren Species von Eucalyptus sind: Eucalyp- tus mannifera, Eucalyptus piperata, Eucalyptus citriodora, Eucalyptus' resinifera (redl gum tree, rother Gummibaum) und Eucalyptus globulus (blue gum tree, blauer Gummibaum Tas- maniens). Das Wachsthum dieser Bäume ist anfänglich ein rapides; Bäume in Südfrankreich und Algier wuchsen per Monat 1 Metre; das Holz ist für den Schiffsbau darum unschätzbar, weil es von den Holzwürmern verschmäht wird, ^Iso dem Taun und Teck- Holze in Nichts nachsteht.

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H. Köhler, Eucalyptus globulus, 129

^oh. d, Pbsrm. m. ReUie. TIT. Bda. a. Bit. 9

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130 H. Köhler, Eucalyptus globulua.

Die erste botanische Beschreibung des Eucalyptus globu- lus rührt vom Director des botanischen Gartens zu Melbourne, Dr. Müller, her und findet sich im 12..Capitel von dessen Fragment, phytographiae Australiae vor. „Der Eucalyptus globulus," sagt Müller, „eine riesengrosse Myrtacee, stellt Bäume von bedeutender Höhe mit tetragonalgestellten Aesten am Wipfel dar. Die jüngeren Blätter sind herzförmig (sub- cordiformia), gegenständig, verschieden gestielt, lederartig zäh, einfarbig, lackglänzend, zugespitzt und an der Basis zuweilen mangelhaft contourirt, oder mehr lancettförmig. Die Blatt- nerven sind prominent' und stehen vom Rande der' Blät- ter ab. Die Blüthen sind achselständig, zu 2 oder 3 ansitzend, oder mit entweder kürzerem oder längerem zu- sammengedrücktem Stiel versehen. Die Blüthenknospen sind warzig, gekräuselt oder beinahe glatt und mit doppeltem Operculum versehen. Die Kelchröhre ist hemisphärisch oder pyramidenförmig, radförmig, oder winkelig mit Seitenflächen von der Länge der inneren Oeffnung und in ihrer Mitte schildförmig eingedrückt. Die Staubfaden sind verlängert, die Antheren länglich. Die grossen hemisphärischen Früchte sind zuweilen eingedrückt und 3 5 fächerig. Die Spitze der Capsel ist vorragend und etwas convex. Die Samen sind ungeflügelt Eucalyptus globulus bildet auch mit Blüthen und Früchten belastete Sträucher. Am häufigsten wird er, wie gesagt, als hoher Baum angetrofien. Sein Stamm ist dann häufig stellenweis an der glänzenden, aschgrauen Epidermis berandet, an der Basis dagegen mit alten faserreichen Kork- bildungen bedeckt. Die Länge der mehr abgestumpften oder spitzauslaufenden Blätter beträgt 0",1 bis 0"',33 und die Breite 0",03 bis 0",6. Die jüngsten Blätter sind an der Basis stengelumfassend, oben zugespitzt, weisslich, transparent und nur 0»,09 bis 0°,5 lang. Die vergänglichen, fahlen, zähen, aus 2 ovalen und oben zugespitzten Theilen bestehen- den Bracteen umfassen die junge Blüthe. Die Kelchröhre misst 0™,009 bis 0"/)2. Die Fäden der Staubfäden sind 0™,01ff 0°',024 lang. Die ungefähr 0",001 langen Antheren sind beweglich und mit einer bedeutenden Drüse versehen.

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H. Köhler, Eucalyptus globulus. 131

Der Stempel ist wenig dick und fadenförmig; die Narben con- yex und etwas dicker als die Stempel. Die Früchte sind 0",03 (ungefähr) breit, die Samen braun, fadenförmig und 0",002 O^'jOOS lang, wenn sie unfruchtbar, schwärzlich, oval und O>,003 lang, wenn sie fruchtbar sind."

Seit seiner Acclimatisation in Südeuropa wird Eucalyptus globulus in Algier, Spanien, Südfrankreich und an den Küsten von Corsika (man vgl. unten) heckenfdrmig sich am Boden ausbreitend, oder in schlanken, wenig ästigen, hohen Stämmen, deren Blätterschmuck der Wind nach Art eines flaarputzes beständig bewegt, angetroffen. Selten haben lange Stämme dichtbelaubte Aeste, so dass die Sonnenstrahlen das Blätter- dach durchdringen und auf den Boden gelangen können, ein Umstand, welcher bezüglich unter Eucalyptusbäumen anzule- * gender anderweitiger Pflanzungen von Interesse ist.

Nicht weniger verdient hervorgehoben zu werden, dass das Eucalyptus - Holz eine sehr grosse Dauerhaftigkeit besitzt ; es hat darin nur im Tawn- und Teckholze seines Gleichen. Der Luft ausgesetzt, verharzt es so vollständig und wird dabei so fest, dass ihm kein Insektenstich mehr etwas anha- ben kann.

Endlich sind die Eucalyptus -Bäume durch die erstaun- lich grosse Absorptionsfähigkeit ihrer Blätter und Wurzeln ausgezeichnet, eine Thatsaohe, welche ihr rapides Wachs- thum allein erklärlich macht, ausserdem aber auch, wie wir sogleich sehen werden, noch in anderer Hinsicht bedeutungs- voll ist. Hr. Trott ier erprobte diese hohe Resorptionskraft des Eucalyptus, indem er einen Zweig davon des Morgens Tim 6 Uhr in ein 30 Centimeter tiefes und 16 Centimetei* im Durchmesser haltendes Gefäss brachte und der Sonne expo- nirte. Um 12 Uhr wog der Zweig 800 g., Abends 6 Uhr 825 g. und das Gewicht des Wassergefässes hatte 2 Kilo 600 g., abgenommen. Ebenso giebt aber das Eucalyptus - Blatt auch beständig Stoffe ab. Regulus Carlotti bewies diese Elimination, indem er 25 Kilo Eucalyptus -Blätter mit 22 Liter Wasser macerirte; nach 24 Stunden hatte die Macerations- flüssigkeit um 1^^ Liter an Volumen zugenommen, Gimbert

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132 H. Köhler, Eucalyptus globulus.

vergleicht daher den Eucalyptus - Baum mit einem Glühofen, welcher aus der Erde» Kohlenhydrate als Heizmaterial auf- nimmt und dafür höher oxydirte Producte in Form balsami- scher Dünste an die Atmosphäre abgiebt.

Aus Vorstehendem werden sich die Gesichtspunkte, welche uns bei den späteren Betrachtungen über Werth und Bedeu- tung des Eucalyptus in ökonomischer, therapeutischer und hygienischer Beziehung leiten müssen, von selbst ergeben.

Acclimatisations versuche.

Bereits die bisher erörterten Eigenschaften des Eucalyp- tus mussten den Wunsch, diesen unter anscheinend weniger günstigen klimatischen und Bodenverhältnissen prosperirenden Baum in Südeuropa einheimisch zu machen, nahe legen. Hr. Ramel, welcher 1854 noch in Australien lebte, gebührt das Verdienst, die ersten Acclimatisationsversuche mit Eucalyptus in Frankreich, bez. Paris, angestellt zu haben. Es war 1860, als* der Präfect des Seine - Departements den Gartendirector von Paris, Andre, beauftragte, die Eucalyptus -Cultur in einigen der Capitale zugehörigen Gartenanlagen probeweise zu versuchen. Öiese Experimente gelangen über Erwarten; die jungen Bäume hatten in 4 Monaten eine Höhe von 4 Metre erreicht; über Winter mussten sie leider, da sie im Freien (in Paris) nicht ausgedauert haben würden, in Treib- häuser versetzt werden. Dieser Erfolg genügte Hm. Ramel, welcher im Eucalyptus einen Nutzholz liefernden Baum in Frankreich einheimisch zu machen beabsichtigte, keinesweges, obgleich in allen Gärten, bez. Treibhäusern, der Capitale Eucalyptus cultivirt wurde. Er wandte sich südhcher und veranlasste Acclimatisationsversuche in Afrika, Spanien, Cor- sika, Südfrankreich mit besserem Resultat; hier und am Cap der guten Hoffnung, wo sonst nackte Felsen bloss lagen, gedieh der Eucalyptus auch im Freien.

Der Botaniker T huret in Antibes zog den ersten Euca- lyptus-Baum (1860); er cultivirte E. globulus, amygdalina, ©lata, corynocalix und gigantea; ein 1863 von Hrn. Martichon

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H. Köhler, Eucalyptus globuluö.

(Cannes?) gepflanzter Baum hatte 1868 eine Höhe 20 Metres und 1,1 Metre Umfang über dem Boden 5 vor Huber in Hyeres gepflanzte erreichten 25 Meter Höh( 2 Meter Umfang des Stammes an der Basis. Der J: kommt bei der erforderlichen Luftwärme in jedem für I tigkeit durchlässigen und die Ausbreitung der Ehizome beeinträchtigenden Boden ohne Weiteres fort und der S Bchiesst häufig so rapid auf, dass er in den Windeln ex ten Gegenden durch gehörige Stützen bei Zeiten vor Umgeknickt werden geschützt werden muss. Umgebro Stämme kann man wie Weinstöcke kurz abschneiden gleichwohl entwickeln sie sich in üppigster Weise weite

Eucalyptus globulus als Nutzholz liefernder zur Bewaldung unbebauter Strecken geeigr

Baum.

Will man den Eucalyptus in dieser, hier nur ku erörternden Beziehung cultiviren, so ist der Natur de dens, der Configuration desselben, den atmosphärischen hältnissen, in welchen er fortkommen soll, vor allen abe Schwankungen in Temperatur und Feuchtigkeit, welche den Eucalyptus aufnehmende Boden ausgesetzt ist, Recl zu fragen. Geschieht dieses, so ist die Cultur eine äu nutzbringende, indem sie den gewöhnlichen Forst« dadurch verfünffacht, dass Eucalyptus - Wälder nicht wie a Forsten einmal, sondern 5 Mal in 100 Jahren abgeholzt den können. DerGesammtwerth der Forsten Frankreichs ^ hiernach von 4, 137, 995,288 auf 20, 68 9, 976, 440 Fcs. an wa< Frankreich würde sein Nutzholz für Schiflfsbauten, Telegra Stangen etc. nicht mehr aus dem Auslande zu beziehen und dafür ausser Landes zu schicken brauchen. Wir verw betreffs der weiteren Ausführungen über diesen Punk die Monographie von Gimbert und heben, ehe wir ai therapeutisch , bez. pharmaceutisch Interessante eingehen Bedeutung der Eucalyptus-Anpflanzungen be Verbesserung der Luft und anderer hyg: scher Verhältnisse in ungesunden, nameni

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134 H. Köhler, Eucalyptus globulus.

Malaria-Gregenden mit einigen Worten hervor. F r e m y wies in einer der Societe Algerienne vorgelegten Abhandlung bereits 1869 nach, dass Eucalyptus globulus in den südlich vom 44® nördlicher Breite gelegenen Malariagegenden als Gesundheit verbessernd und die Malaria -Miasmen zerstörend nicht hoch genug angeschlagen und seine Anpflanzung auf bisher uncultivirt liegenden, oder sumpfigen Gegenden nicht dringend genug angerathen werden kann; so an den Eüsteni Corsika's und den Sumpfstrichen von Vera -Cruz, Aigue«- Mortes und Montpellier. Ebenso hatHardy behauptet, dass Australien seine Armuth (verschwindend klein!) an Malariagegenden seinem grossen Reichthume an Eucalyptus- waldungen verdanke; von Algier, Spanien, der Campagna di Homa und Griechenland gelte das nemliche. Wie machen aber denn die Eucalyptus - Waldungen die Effluvien der Ma- lariagegenden unschädlich?

1) durch die enorme, oben bereits betonte ßesorptions- kraft ihrer Wurzeln, welche dem Boden die Feuchtigkeit ent- ziehen, ihn fester machen und ihm die SchlammbeschaflFenheit, mit welcher in erster Linie die Sumpfvegetation und in 2. die aus jener resultirenden Effluvien aufhören müssen, benimmt. Mit Eucalyptus bepflanzt, werden die Gegenden von Paestum, Barri, Rom, Aigues - mortes, das Var - Delta etc. ihre Morastbeschafienheit einbüssen, ihre Effluvien verlieren und des Charakters eines Malariadistrictes verlustig gehen, wozu noch

2) kommen würde, dass sich binnen 12 JaBren auf den zuvor nur von Sumpf bedeckt gewesenen Landstrichen üppige Waldungen erhöben, in welchen die zur Urbarmachung bestellten Arbeiter, ohne wie jetzt über Nacht vor den Efflu- vien in entfernt belegene Weiler entfliehen zu müssen, Unter- kunft und Schutz fänden, ganz abgesehen von dem Nutz- werthe dieser Waldungen betreffs dessen Trottier (Algerien) berechnet, dass er sich per Hectare binnen 8 Jahren auf 6200 Francs belaufen würde.

Oekonomischer und hygienischer Nutzen der Eucalyptus - Waldungen würden sonach und Australien liefert den

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H. Köhler, Eucalyptus globulus. 135

8 hierfür Hand in Hand gehen. Wir brechen diese 5htungen ab und wenden uns, indem wir das eigent- Thema dieser Zusammenstellung aufnehmen, den Euca- i- Präparaten, namentlich den

lysikali seh -che mischen Eigeaschaften der lyptus-Essenz zu. Die heilkräftigen Eigenschaften Eucalyptus globuluö sind den Eingebornen und ebenso aropäischen Ansiedlern Australiens seit unvordenklichen bekannt. Gelegentlich der Weltumseglung auf der Lte ^laEavorite" kam Capitain ^ a 1 v y mit 32 fieber- in Matrosen auf Botany-Bay an und war gezwungen, Heilung der Kranken daselbst längere Zeit vor Anker zu gehen. Unter den Augen des französischen Marinearztes Eydoux wurde die gesammte erkrankte Mannschaft der Fa- vorite durch Eucalyptusaufguss geheilt. Von Botany-Bay drang die Kunde der fieberwidrigen Wirkung genannter Pflanze nach Frankreich und Spanien und seitdem sie daselbst acclimatisirt und vielfach erprobt worden ist, heisst der Euca- lyptus-Paum auf der iberischen Halbinsel; „Fieberbaum." (Note sur TEucalyptus. Bulletin du Comice agricole de Tou- lon 1871.) In Spanien hat besonders Tristany sich um Einführung der Eucalyptustinctur verdient gemacht (11); in Frankreich haben Gubler (6), Ramel (8), Yalcour, Gim- bert (de Cannes) (8), de Gerando (8), in Corsika Regu- lus Carlotti (7), die Eucalyptus - Präparate in den Arznei- schatz eingeführt. Gubler zieht (6 p. 151) die Essenz allen übrigen vor; die meisten. Versuche, physiologische wie thera- peutische, sind auch in der That mit Eucalyptus-Essenz aus Blättern (oder Binde) angestellt worden.

Begulus Carlotti gewann durch Destillation von 36 Kilo Eucalyptus - Blättern 1,2 Litre Eucalyptus - Essenz. Dieselbe ist beinahe farblos, riecht (stärk) aromatisch, brennt auf der Zunge und hinterlässt einen sehr bitteren Nachge- schmack. Dieses von den Franzosen „Eucajyptol" ge- nannte sauerstofi'haltige ätherische Oel (oder Camphor) darf mit dem Terpenthinöl nicht zusammengeworfen werden, da es sowohl chemisch als physiologisch himmelweit davon

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136 H. Köhler, Eucalyptus globulus,

verschieden ist. Eucalyptol kann als Schüttelmixtur mit Wasser, oder in Pillen- oder endlich in Form von Globules angewandt werden. Die Dosis ist 0,03 g. Das Eucalyptol (cfr. unten) stellt das wirksame Princip des Eucalyptus dar. In Alkohol gut löslich, wird es am besten in Gestalt von Eucalyptus - Tinctur zu dispensiren sein und ist letztere auch in neuster Zeit ausschliesslich angewandt worden (7).

Aus zerquetschten frischen Zweigen kann man Wasch- wässer und Cataplasmen für die später aufzuführenden Zwecke bereiten lassen. Zu Infusen, Decocten, per os oder per anum applicirt (Klystier), rechne man 30 g. Blätter auf 1 Liter Wasser. Auch getrocknete Elätter in Pulverform gab Car- lotti zu 8 10 g., auf 6, 8 Dosen vertheilt. Ueber Euca- lyptus-Blätter destillirtes Wasser (bis zu 100 g. p. dosi) soll nach Angabe des Arztes von Ajaccio antispasmodische Eigenschaften besitzen. Die Rinde (30 g. per I Liter) *) ist ebenfalls gebraucht worden. Auch mit Wein angesetzt, kann sie genommen werden. Ein Extract daraus zu bereiten, ist bis jetzt Niemand eingefallen. Gimbert stellte zuerst eine alkoholische Tinctur daraus dar. Gepulverte Rinde zu 4 bis 25 g. in 24 Stunden hat man ebenfalls zu geben versucht. (als Nachkur ?). Es ist vorläufig zu bemerken, dass nur alge- rische, corsische und südspanische, keine französische Euca- lyptusrinden, da letztere, seht arm an Eucalyptol sind, in Officinen vorräthig gehalten werden dürfen.

Die Tinctur wird am besten durch Infusion von ^/^ Rin- denpulver mit ^/^ Alkohol von 40^0 dargestellt und zu 4 bis 6 Theelöfieln pro die gegeben; Erscheinungen von Reizung des Darmkanales wurden auch nach Injection sehr grosser Dosen derselben bisher niemals beobachtet.

Ausserdem liess Ramel Eucalyptus - Cigarren (für Asth- matiker cfr. unten) und Salvy, Eucalyptus - Schnaps (als Prophylacticum gegen Intermittens) fabriciren. Die Herren Couart und Abbatucci (Arzt) zu Castelluccio betreiben die Liqüeurfabrikation gewerbsmässig.

*) auf eiDgeengt und colirt.

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H. Köhler, Eucalyptus globulus. 137

Chemische Untersuchungen über die wirksamen BestandtheilederEucalyptus-BlätterundRinde.

A. Die Eucalyptus-Blätter .wurden zuerst von Cloez sorgfältig analysirt. Genannter Chemiker fand darin neben Chlorophyll etwas Harz, Eisen schwarz fällenden Gerb- stoff, eine grosse Menge ätherisches Oel (oder Eläopten eines rothen) und 10% Aschenbestandtheile (Kalk- und Alkalicarbonate). Auch vom Gerbstoff wäre nach Dr. Miergus (von Bouffarik (12)) soviel im Eucalypts enthalten, dass man Leder, welches angenehmer wie Juchten riecht, daraus bereiten könnte. Die meiste Aufmerksamkeit unter obigen Bestandtiieilen darf das ätherische Eucalyptus - Oel beanspruchen. Cloez gab ihm anfiinglich die Zusam- mensetzung: C^^H^^ und warf es mit dem Terebenthen zusammen. Jetzt hat er festgestellt, dass dieEucalyptene, wie er es nun nennt, sauerstoffhaltig, also das (campher- artige) Oxydati onsproduct eines nur aus C und H bestehen- den ätherischen Oeles ist. Man muss diesen flüssigen Euca- lyptus - Campher als nach der Formel C**H^^O^ zusanamen- gesetzt betrachten. Diese besser „Eucalyptol" genannte Substanz hat bei C : 0,905 spec. Gew., siedet bei 170 bis 175® C (also bei höherer Temperatur j als Terpenthinöl) ver- dunstet freiwillig bei mittler Lufttemperatur von 25 38® und lenkt die Polarisations- Ebene nach Rechts ab.

Chemisch ausgezeichnet ist das Eucalyptol a) durch seine grosse Widerstandsfähigkeit der concen- trirten Salpetersäure und b) durch seine Bestän- digkeit dem oxydirenden Einflüsse der atmosphä- rischen Luft gegenüber, an welcher es nicht, wie Terpenthinöl, verharzt (eben wohl, weil es bereits ein campherartiges Oxydationsproduct ist; K) mit Wasser ist es mischbar; in Alkohol, Aether, fetten und äthe- rischen Oelen löst es sich mit Leichtigkeit auf. Endlich sind noch seine (mit andern Campherarten gemeinsamen) anti- septischen (fäulnisswidrigen) Eigenschaften her- vorzuheben. (Gimbert p. 34.) Mit Eiweissmassen etc. an

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H. Köhler^ Eucalyptus globulus.

der Luft zusamnaengebracht, hält es die Fäulniss der ersteren wesentKch auf. In die Venen von Leichen injicirt führt es, indem es die Fäulniss sistirt. und dabei Wasser entzieht, Mummification herbei. Ausserdem werden die Leichen dabei wohlriechend; man wird also das ätherische Eucalyptusöl auch zur Zerstörung übler Gerüche, Gährungsstoffe und Gäh- rungserreger gebrauchen können.

Adrien Sicard (3) bezeichnete 3, von ihm nur als wachsartige, helle und dunkelgrüne, eigenthümliche Körper und Gummi beschriebene, aber nicht .rein dargestellte Sub- stanzen als wirksame Principe der Eucalyptus - Blätter. Seine Angaben sind ebensowenig exact, als die der Herren Vau- queFin undLuciani, welche, wie auch Brunei, ein Alka- loid, (von Vrff. sogar als unreines Chinin angesprochen) in den Eucalyptus -Blättern angetroffen zu haben behaupteten. Rabuteau (14) hat diese Angaben, indem er auf hier nicht näher zu bezeichnende, kunstgemässe Weise Extracte von Eucalyptus - Blättern und Rinde darstellte und mit Alkaloid- reagentien behandelte, widerlegt. Da weder mit Hülfe von Jod- Jodkalium, noch von Phosphormolybdänsäure eine Fällung zu erzielen war, so schliesst Rabuteau mit Recht, dass im Eucalyptus überhampt kein Alkaloi'd, sonach also auch kein Chinin, enthalten sein könne.

B. Die Eucalyptus-Rinde. Auch sie wurde von Cloez zuerst analysirt und das Eucalyptol ebenfalls als das wirksame Princip derselben nachgewiesen. StanislasMar- tin (15) hat dieselbe pharmacognostisch untersucht. Zuvör- derst macht er auf den von uns bereits oben erwähnten Un- terschied im Gehalt an ätherischem Oel der australischen und afrikanischen einer-, und der südfranzösischen Eucalyptus - Bäume anderseits aufmerksam. Erstere sind so ölreich, dass bei Contact eines Käfers oder^sonstigen fremden Körpers mit der Epidermis der Eucalyptusrinde sofort ein grösserer Tropfeil ätherisches Oel transsudirt, an der Luft allmälig in trocknes Harz verwandelt wird und zu Boden fiillt, während die fran- zösischen Rinden Ölarm sind. Von Dorvault bezog Vrf. behufs vergleichender Untersuchung Proben australischer,

^ .

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H. Köhler, Eucalyptus globulus. 139

aischer und französischer Eucalyptus - Rinden m brauchbaren folgende Beschreibung: Junge iichlos, feimmotartig zusammengerollt und von ^sischen Canella. Brauchbare , von Bäumen 50 60 Ctm. Stammdurchmesser herrührend, jwürzhaft und sind, wenn auch weniger, als die ber, reich an ätherischem Oel. Sie sind grau- eise weissmarmorirt. Letztere Zeichnungen atz mit mikroskopischen Cryptogamen her. 1 1 Cmtr. Dicke, 25 Cmtr. Länge und 8 Cmtr. [) g. Von abgestorbenen Bäumen stammende ,d arm an Aroma.

ßh betrachtet, lassen sich durch Maceration mit Wasser isolirbare, genau auf einander gelagerte Lamel- . len, aus Längsfasem und Kittsubstanz bestehend, an der Eucalyptusborke unterscheiden. Die Innenfläche der Rinde ist glatt, saturirt gelb. Wiewohl die gekaute frische Euca- lyptus-Rinde scharf - aromatisch schmeckt, giebt dieselbe doch wenig lösliche Bestandtheile an den Speichel ab.

Das ätherische Oel des Eucalyptus wird auch von fetten Oelen aufgenommen und ^ertheilt di^een bei gehöriger Ver- dünnung einen angenehm -aromatischen Geschmack. Du- quesnel (16) benutzte diese Eigenschaft, um den Leber- thran wohlschmeckender zu machen. Die Mischungen dieses .widerlich riechenden und schmeckenden Oeles mit Wein, Kaffee, oder eigentlichen Corrigentien (Syrup), die Kalk- und Natronseifen aus Leberthran und die Gallertcap- seln, welche viel Gelatine, aber wenig Oel enthalten, verwirft. Duquesnel; er mischt 100 g. Leberthran mit 1 g. Ol. aeth. Eucalypti g. und erhält so ein wohlschmeckendes und gut zu nehmendes Oel, welcliQS weder üblen Nachgeschmack, noch widerliche Ructus nach sich zieht. Da gen. Oel nach Gubler zu 1 2 g. genommen werben kann, ohne zu scha- den, kann die Menge der dem Leberthran zuzusetzenden Essenz bei dunkel gefärbte^ Leberthransorten auch grösser gegriffen, bez. verdoppelt werden.

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140 H. Köhler, Eacalyptofl globnlus.

Wirkungen des Eucalyptors auf den menschli- chen Organismus.

Eucalyptol besitzt einen durchdringenden, aber angeneh- men, aromatischen, an den des Camphers, Bösen- oder Laven- delöles erinnernden Geruch, und einen bittern, brennenden, gewürzhaften, nicht ganz von Schärfe freien Geschmack; diese Schärfe giebt sich namentlich am hinteren Pharynx kund und ist von einem wenig prägnanten Gefühl von Kühlung beim Einathmen der Luft begleitet Bei grösseren Dosen folgt der Ingestion heftiges, sich nach der Speiseröhre fort verbreitendes Brennen im Schlünde nebst Hypersecretion der im Pharynx und der Mundschleimhaut belegenen Drüsen nach. Dem Magen theilt sich das nemliche Wärmegefühl mit. Bei Dosen über 2 4 g. stellen sich Druck im Epigastrium , Aufstossen und Verdauungsbeschwerden ein. Nicht selten kommt zu der sich entwickelnden Dyspepsie auch häufige Entleerung ebenfalls nach Eucalyptol riechenden Darmkothes, Kopfweh, Aufregung und Jactation, Pulsaufregung und Temperaturer- höhung (Fieber). Die zu dieser Zeit entnommenen Puls- wellen-Zeichnungen weisen ein wesentliches Nachlassen in der Spannung der Artej^en nach. Die Bespiration wird fre- quenter, der Durst nimmt zu und Häufig, aber nicht constant, tritt (bei Menschen), sei es in Folge der Dyspepsie, sei es des Fiebers, Schlaflosigkeit ein. Statt derselben wird bei anämischen Kranken während des Eucalyptusgebrauches zuweilen vermehrte Schlafneigung beobachtet. G übler (p. 181).

Kopfweh (Migraine) entsteht, wenn in einem geschlos- senen Baume viel von dem ätherischen Eucalyptusöle einge- athmet worden ist. Die ausgeathmete Luft riecht zuweilen schwach, nach genommenen gi;§ssen Dosen stark nach Euca- lyptol, aber nie in dem Maasse wie nach Copaiv-Balsam, und ist der Eucalyptolg^brauch nie von Hautausschlägen, wie der Gebrauch des eben genannten Balsams, begleitet Der Urin riecht schwach nach Eucalyptol; den Geruch nach Veil- chen, welchen das Secret nach Terpenthinölmedication zeigt,

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H. Köhler, Eucalyptus globulus.

theilt es nach AppKcation grosser Dosen. In allen Fällen ist die Harnabsonderung quantitativ wesentlich vermehrt. Gepulverte Blätter werden, wahrscheinlich ihres Tanningehal- tes wegen, besser vertragen, als entsprechende Mengen Euca- lyptol; auch Garlotti hat diese Thatsache zu bestätigen Gelegenheit gehabt.

Versuche über die physiologische und toxische

Wirkung des Eucalyptols von Girabert

(8; Il.partie p. 37).

Durch 3 Reihen von, hier in den Details nicht wiederzu- gebenden, Thierversuchen gelangte Gimbert zu dem Resul- tat, dass Eucalyptol auf das Rückenmark paralysirend wirkt und dessen reflexvermittelnde Thätigkeit aufhebt. So- fern das Rückenmark eben durch Reflexe Respi- ration und Circulation anregt und modificirt, kann die erwähnte Einwirkung auf die Rückenmarksfunctionen auf die eben genannten grossen Körperfunctionen : Athtaung und Kreislauf in erster, Wärmeregulining in zweiter Linie, nicht ohne Ein- fluss bleiben. Erstere büssen ihre Energie eiia und die Kör- pertemperatur sinkt bed^tend; sind die Eucalyptoldosen sehr gross gegriffen, so ziehen sie in der angedeuteten Weise den Tod herbei. Zu bemerken ist indess hierbei, dass das Herz in allen Fällen von Eucalyptolvergiftung nach dem Cessiren der Athmung noch rhythmisch eine ganze Zeit lang fortschlägt.

Kleine Thiere, denen 4 20 Tropfen Eucalyptol subcutan injicirt worden sind, werden, wie man sagt, schwach im Kreuze oder Hintergestell; in Folge der lokal irritirenden Wirkungen des Eucalyptols auf die Körperbedeckungen tritt anfanglich Aufregung ein und der Puls wird etwas frequenter. Nach einer halben Stunde etwa legt sich die Aufregung; nach Injection abermaliger oder gleich von Anfang an grösserer Dosen, fängt das Versuchsthier hierauf an zu stolpern. Die Athmung wird langsam und unregelmässig; das Thier sinkt mit dem Rumpf auf den Boden, indem sich seine Vorder-

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p^-.

142 H. fcöhler, Eucalyptus globulus.

beine nach Aussen stellen und oftmals ausgleiten; die Ohren hängen schlaff herab; das Thier scheint auf sein Brustbein zusammenknicken zu wollen und zeigt vom Rücken abste- hende Schulterblätter; endlich sinkt auch der Kopf, den das Thier nicht mehr halten kann, auf den Boden nieder; die Prostration nimmt unter Verlangsamung des Pulses und Herabgehen der Körpertemperatur zu; das Athmen wird langsam; es erfolgen zuletzt nur noch von 15 zu 15 Sekun- den ein tiefer, unregelmässiger Athemzug und unter Zähne- knirschen, Krämpfen und Geschrei gehen die Thiere zu Grunde. Auffallender Weise (da diese sonst, selbst nach tiefer Chloroformirung sehr spät erlischt) hörte bei Meerschweinchen die Sensibilität der Netzhaut (der Augen) nach Inhalation von Eucalyptol - Dämpfen sehr frühzeitig auf; man konnte dem Auge eine Kerze nähern, ohne dass eine Augenwimper zuckte, oder sonst^in'ö Bewegung ausgelöst wurde; Reizung der Hornhaut n^ einer Nadel rief dagegen convulsivische^ Zucken der oberen^ Körperbedeckungen hervor; das Thier suchte offenbar zu fliehen , war jedoch der Fähigkeit, will- kürliche und coordinirte Bewegungen auszuführen , verlustig gegangen. Ursache hiervon ist das oben erwähnte Erlöschen der Reflexerregbarkeit in Folge fon Paralysirung der Me- duUa; das Thier reagirt auf Schmerzenseindrücke nicht, weil die Leitung durch das Rückenmark und dessen Reflexfunction sistirt ist. Die peripheren Nerven haben dabei ihre Erreg- barkeit vollständig erhalten; sie sowohl, wie die Muskeln rea- giren auf eingeleitete Inductionsströme ganz normal Dafür, dass der Lähmung der Rückenmarksfasern hochgradige Irri- tation vorweg geht, scheint das von Vrf. an Fröschen beobachtete Auftreten von Opisthotonus zu sprechen, wenn gleich auf dieses Symptom allein, zumal es in den Protokol- len über Versuche an Warmblütern nicht notirt ist, kein allzu grosses Gewicht gelegt werden darf. Puls und Respi- ration werden nach Eucalyptolbeibringung in allen Fällen langsamer; die Temperatur dagegen sinkt nur bei kleinen und mittlem Eucalyptoldosen , indem bei grossen eine so erhebliche Excitation in Folge örtlicher Reizung eintritt; dass

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H. Köhler, Eucalyptus globulus. 143

ehei* ein Ansteigen der Temperatur, als ein Abfallen dersel- ben die Folge davon ist. Schliesslich tritt auch nach grossen Dosen ein ruhigeres, wenn auch zuweilen durch Zuckungen unterbrochenes Verhalten der Versuchsthiere ein. Vrf. nimmt auf Grund dieser Versuche an> dass das Eucalyptol durch Sistirung der Reflexfunction des Rückenmarks und damit Hand in Hand gehende Athmungs- und Kreislaufsstörungen zu Tode führt.

Es ist zu bedauern, dass derselbe, wiewohl er in gutem Französisch prahlt, alle nur ersinnlichen, wissenschaftlichen Methoden, durch welche auf die Wirkungsweise des Eüca- lyptols ein Licht geworfen werden könnte, in Betracht und Anwendung gezogen zu haben, die exacten Hilfsmittel der modernen Toxikologie zum Theil ganz ausser Acht gelassen hat. Ich rechne hierher vornehmlich manometrische Bestimmungen des Blutdrucks und Pulswellenzeichnungen nach Eucalyptol- Inj ection. Da der Puls in allen Fällen ebenso wie die Respiration verlangsamt wird, so hätte ein Abfallen des Blutdrucks nach der Eucälyptolbeibriugung darü- ber Aufschluss gegeben, ob, wie G übler auf Grund der lückenhaften Experimente von Gimbert behauptet, der N. Vagus durch das Eucalyphol gereizt wird, oder nicht (Vagusreiz bedingt Verlangsamunjg - event. Stillstand der Herzaction und Athemzüge nebst hochgradigem Sinken des Blutdrucks K.).

Es folgt .hieraus, dass über die Wirkungsweise des Eucalyptol die Akten noch lange nicht geschlossen, und eben- darum auch alle Raisonnements darüber, ob Eucalyptus analog den ätherischen Oelen, den Camphorarten, den Alkoholen oder den Anaestheticis wirke , verfrüht und überflüssig sind. Weitere Versuche werden darüber sowohl, als über die Frage, ob alle Wirkungen des Eucalyptus aus dem Eucalyptol- gehalte zu erklären sind, oder nicht, Entscheidung bringen müssen.

Auf das Verhalten der Athmung wird bei Anwendung deö Eucalyptus zu Heilzwecken die grösste Aufmerksamkeit zu richten sein. Sinkt sie auch; nachdem einige Viertelstxinden

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144 H. EöUer, Eucalyptus globulus.

nach der Injection verstrichen sind, noch constant grossen Proportionen, so ist die grösste Lebensgei banden; bleibt sie nach 1 3 Viertelstunden ziemlich oder sinkt in immer kleineren Proportionen, so lässt grösster Bestimmtheit auf Genesung rechnen. Mei Thier eliminiren das Eucalyptol durch die Lungen athmete Luft!) und das Nierensecret aus dem Or§ Der Harnstoffgehalt des Urins nimmt auch beim ] nach Eucalyptolgebrauch zu. Dass der Harn na lyptus-Medication veilchenähnlich riecht, ist obei bemerkt worden. Das Blut wird dabei nicht veränd auch der Tod nicht durch Asphyxie erfolgt. Bescl des Bluts imd Bl*tarmuth der Lungen sprechen Gimbert sucht die Todesursache, wie oben bereits ben vmrde, in Lähmung der reflexvermittelnden Cei Rückenmarks bei intacter Beschaffenheit oder vorl Reizungszustande des Sympathicus. Für letztere Bei auf welche uns weiter einzugehen hier nicht gest führt er nur die Anaemie der innern Organe und da der Körpertemperatur an. Auf das Verhalten de: und andere wichtige, hierbei in Betracht kommende hat Gimbert nicht geachtet, und können wir nicl unser oben bereits motivirtes Urtheil, dass die von ( zösischen Autoren gegebene Deutung der Eucalyj kung weit davon entfernt ist, perfect und stichhaltig zu wiederholen. Zum Schluss stellen wir die

Krankheiten, gegen welche Eucalyp Nutzen angewandt wurde, kurz und möglic] sichtlich (auf Grund der vorliegenden Literatur) zusa

1. Wechselfieber: Carlotti (7. p. 27), larvii rin8er(l). Haller (2), Bohn (17), Strube(l 1er (6), Gimbert (8), Debray (9). Prof. S München (3) beobachtete weder constante, noch dige Heilerfolge nach Eucalyptusgebrauch.

2. Intermittirender Gesichtsschmerz uni Neuralgien, auch des Magens: Gimbert, Fa Gubler (6).

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H. Köhler , Eucalyptus globulus. 145

3. Hirnaffection durch gestörten Capillarblutlauf im Hirn; Gimbert.

4. Asthma; Wirkung auf die Lungencapillaren, Gimbert Fall 2, Maclean in Form von Cigaretten, G übler.

5. Bronchitis und Pneumonie Gimbert, Carlotti p. 38, Paul und Gubler (4).

e. Lungentuberculose (Gimbert) als Expectorans; die Seltenheit der Tuberculose in Australien soll von der wohlthätigen Einwirkung der Exhalationen der dortigen Eucalyptus- Waldungen abhangen (?); Carlotti.

7. Tabes meseraica (Darmgeschwüre), Carlotti p. 37; Heilung in einem verzweifelten Falle (15 g. Tinc- tur in 4 Stunden).

8. Entzündlicher Blasen-Catarrh mit Harnzwang: als schmerzstillendes, anticatarrhalisches , krampf- und fieberwidriges Mittel (Gimbert's Fall I; verlief letal).

9. Tripper: J. Aron (18).

10. Zum Wundverband als Antisepticum (Gimbert Fälle .12—15; Gubler) und Cochet (10).

Pharmaceutische Präparate.

a) Pulvis foliorum (Gubler) zu 4 16 g. in vier Stunden Zwischenraum, nach kubier allen andern, weil am besten vertragen, vorzuziehen auf ein Infus, oder Decoct. von 1 Liter 8 g. Blätter.

b) Eucalyptol, (ätherisches Oel; Essenz) 4 gtt. als Sti- mulans in Form von Elaeosaccharum ; bei Tripper 2 bis- 4 g. in Capsules.

c) Alkoholisches Extract mit Pulv. fol. zusammen zu Pillen geformt, Gimbert; hat Consistenz 2.

d) Tinctura Eucalypti von J. Aron, Lorinser, Seitz, Haller gebraucht.

e) Ueber den Blättern destillirtes Wasser zu Inha- lationen bei Asthma, Bronchitis etc. Gimbert p. 73.

Arob, d. Fb»nn. IIT. Reibe, ni. Bdi. 9. Hfl, JQ

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E. Langethal, Der OrganiSTUtis in der Natur.

f) Cigarretten von Maclean gerühmt; Prosper Merimee rauchte sie wegen asthmatischer Beschwerden 3 Jahre lang mit I^utzen.

g) Zn äusserem Gebrauch, Cataplasmen aus contundirten Blättern, oder die Tinctura Eucalypti zum Wundverband Goch et (10). (Demarquay).

Der Organismus In der Natnr.

Von E. Langethal, Prof. in Jena.

Wohl ist es wahr, dass die Naturwissenschaft in unsrer Zeit einen hohen Aufschwung gewonnen hat; aber wir sind gewohnt, die Ergebnisse der Forschungen nur innerhalb der Gränzen ihrer verschiedenen Zweige zu überblicken , obschon ein jeder weiss, dass diese Zweige sämmtlich mit einander in inniger Verbindung stehen, und in ihrer Gesainrntheit einen grossartigen Organismus darstellen, vor dessen Vollkommen- heit jedes menschliche Organisiren nur ein schwacher Wie- derschein ist, wie das matte Mondlicht vom Glänze der Sonne.

Wollte man nun eine Darstellung dieses Organismus der Natur im Universum versuchen, so würde man schon im Be- reiche unsers Sonnensystems die Ohnmacht menschlicher Kräfte erkennen; denn gemessen und gewogen sind die Pla- neten wohl, aber ihre physische Natur ist uns völlig unbe- kannt. Selbst die BeschaflFenheit des Innern unsers Erdballs ist unserm Wissen fast gänzlich verschlossen, indem das, was wir davon kennen, sich auf wenige Löcher bis zu 2000 Fnss Tiefe beschränkt, die der Bergmann Schachte nennt, aber kaum den 9800 sten Theil der grossen Tiefe bis hinab zum Erdkerne betragen. Also kann von uns ein Bild des Orga- nismus der Natur blos innerhalb des kleinen im grossen Universum so unbedeutenden Erdkörpers entworfen werden, und ist auf diesem nur im Bereiche seiner Oberfläche und

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E. Langethal, Der Organismus in der Natur. 147

deren nächster Umgebung ausführbar. Doch gleichwohl brei- tet sich selbst auch hier eine so grosse Masse von Gegen- ständen und eine so reiche Mannichfaltigkeit derselben vor unserri Augen aus., dass das Zusammenwirken aller dieser Dinge, in jeder Beziehung darzustellen, die Gränzen unsers Wissens weit übersteigt. Und will man sich auf diese beschränken, so bleibt das Unternehmen immer noch schwierig genug; indem das Ganze in dem Zusammenwirken seiner ' einzelnen Theile einem kunstvollen Netze gleicht, wir aber in unsrer Beschreibung diesen Zusammenhang nur in Form einer Kette verfolgen können.

Immerhin möchte jedoch die Darstellung eines Organis- mus in der Natur auch in oben angegebener Beschränkung nicht uninteressant sein; ja auch dann selbst, wenn diese nur skizzenartig ausgeführt wird, wie es der Raum eines Artikels von wenigen Seiten erheischt. Wenn ich mich nun an diesen schwierigen Gegenstand wage, so geschieht es nur in der Voraussetzung einer freundlichen Beurtheilung und in der Meinung, manchem Leser zu dienen. Natürlich ist das Einzelne bekannt, vieles. ist auch schon in seinem Zusammen- wirken erschaut; aber das Ganze dürfte dennoch Einigen Neues bieten. Mehreren Genuss verschaffen, und selbst den- jenigen, die sich längst schon ein Bild der Art entworfen haben, nicht ganz ohne Interesse sein, indem sie ihr Bild mit dem eines Andern vergleichen.

Wir Menschen sind gewohnt immer von uns selbst aus- zugehen. Wir sehen unser Geschlecht auf der ganzen Erde verbreitet, soweit das Land über dem Meeresspiegel hervor- ragt, und frei ist vom Eise der Pole. Sollten aber Menschen die ganze Oberfläche der Erde bevölkern, so musste für sie auch überall Nahrung vorhanden sein, es musste das Pflan- zenreich allenthalben den Boden begrünen und die Untiefen der Wasser djirchziehen, damit das Thierreich an allen Orten sein Futter fände, und soweit als möglich die Erdoberfläche belebe. Das konnte nur dadurch geschehen, dass die Erde in schiefer Bahn ihren Lauf um die Sonne nahm, wodurch die Länder höherer Breiten in der südlichen und nördlichen

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148 E. Langethal, Der Organismus in der Natur.

Halbkugel abwechselnd ihren Sommer empfingen, dessen Wärme im Stande ist, die Vegetation, bis hoch an die Pole herauf, zu erwecken, zu erhalten und zur Bebauung zu bringen.

Damit nun die warme Sommerluft das Eis leicht schmelze, musste das Eis durch seine Luftblasen einen grösseren Haum als Wasser einnehmen, mithin leichter als Wasser sein, wo- durch es bei seinem Zerborsten auf dessen Spiegel schwimmt, und dadurch unmittelbar mit der warmen Sommerluft in Berührung kommt. Wäre das nicht der Fall, so würde das Eis in die Tiefe der Wasser hinabsinken, dort mächtige Bänke bilden, und im Stande sein, das Polarklima weit in die gemässigten Zonen herein zu schieben. Dieses Umstandes bediente sich aber die Natur noch zu einem ganz andern Zwecke. Weil nemlich das Eis mehr Raum als Wasser ein- nimmt, so zieht es auch die kleinsten Bröckchen des feuchten Erdreichs, bei dessen Gefrieren, weit auseinander, und der Frost hinterlässt den Boden, bei seinem Aufthauen, völlig gelockert, daher für die Keimung heimischer Samen, selbst auch der zartesten, trefflich geeignet. Auf diese Weise bewirkt die Natur für alle heimischen Gewächse sehr einfach im grossen Ganzen, was der Landmann für seine Cultur- pflanzen dufch Pflug und Spaten zwar etwas voUkoramner, aber dennoch blos im Kleinen und mit grosser Mühe voll- bringt.

Soll Eis zu Wasser werden, so muss es viel Wärme aufnehmen, was durch die fortwährende Kältung der umge- benden Luft immer nur langsam geschehen kann. Daher zer- rinnt der ScKnee und das Eis blos tropfenweise, der Boden wird dadurch sattsam getränkt, die Samen erhalten die nöthige Feuchtigkeit zur Keimung, und ihre Wurzeln viel Bodenfrische zur Aufnahme der Nahrungsstoflfe. Zerflösse Eis und Schnee, nach grosser Ansammlung während des Winters, bei eingetretenem Thauwetter auf ein Mal, so wür- den die herabstürzenden Wasserfluthen den Ländern die fruchtbarste Erde entreissen , nur den sterileren Untergrund hinterlassen, alle Thalüngen in grosse Seen umwandeln, daher

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£. Langethaly Der Organismus in der Naiut. 149

ien ergiebigsten Theil der Saatfelder vernichten, und ►Ikertsten Gegenden der Länder für Ansiedelung sehr ill machen.

behaglicheren Existens des Lebens ist es von grosser keit, dass die Wanne ausdehnt, folglich den Umfang macht. Dadurch kann sich die Sommerwärme bei it bis zur Unleidlichkeit mehren, die Hitze der Tropen 3 zur TJnerträglichkeit steigern, denn die erhitzte Luft senkrechtem Zuge in die höheren, kälteren Regionen und fliesst von dort zu den kühleren Ländern wiede- Ebenso kann auch das Wasser tropischer Meere uCr 24 Grad Wärme gelangen , weil , in fortwährender Wasserausgleichung tropischer und arctischer Meere, Strö- mungen vom Aequator gegen die Pole und von dort zurück in die Tropen ziehen. Diesen tropischen Luft- und Wasser- strömungen verdanken Länder höherer Breiten ihre gemässig- tem Winter, namentlich die Westländer Europens, die fast bis zum Nordkap Norwegens bewohnbar sind.

Nun hat aber die Luft noch das Vermögen unter allen Graden der Wärme Wasserdunst aufzunehmen, indessen stei- gert sich dieses mit ihrer Erwärmung in sehr ungleicher Progression. Je stärker sich die Luft erwärmt, um so mehr kann sie Dunst aufnehmen, um so massenhafter werden die Thaue und Regen, sobald die Uebersättigung eintritt. In der kalten Jahreszeit, wann bei uns die Pflanzen des Wassers nicht bedürfen, kommt zwar die Luft sehr leicht zur Ueber- sättigung herab, es regnet und schneiet oft; aber die Masse des Niederschlages ist gering, und stürzt, bei der schwachen Verdunstung des Winters, zumeist in die grossen Wasser- reservoire der Quellen hinab, die während des ganzen Jahres zur Tränkung der Menschen und Thiere dienen. Im Som- mer dagegen bedürfen die Pflanzen abwechselnd Wärme und Feuchtigkeit, es regnet bei uns seltner, aber die Wassermas- sen der Niederschläge sind gross, und bei heisser Witterung erquickt die Pflanzenwelt am Morgen ein starker Thau. Je näher den Tropen, um so grösser wird die Wärme, um so energischer ist das Wachsthum der Pflanzen, um so stärker

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150 E. Langethal, Der Organismus in der Natur.

fallen jedoch auch die Thane und Regen, welche die Vege- tation zu ihrem Gedeihen bedarf.

Auf diese Weise stehen nun Licht und Wärme, Luft und Wasser mit der organischen Welt in schönster Harmo- nie, und ebenso ist das auch mit dem E>eiche der Mineralien der Fall. Bei weitem die meisten Pflanzen brauchen ja Erd- reich , in welches sie ihre Wurzeln einsenken , um dadurch Nahrung und Halt zu gewinnen. Damit nun Erde entstehen konnte, mussten alle Gesteinarten dem Verwitterungsprocesse unterworfen werden, durch welchen der Fels in Brocken zer- fiel und die Brocken in Erde sich lösten. Diesen Process begünstigt die Natur des Gesteins, weil bei weitem die Mehr- zahl der Felsarten aus verschiedenen Mineralien zusammen- gesetzt sind, und diese Mengung ging nothwendig aus der Art der Entstehung unsrer Erdrinde hervor. Der Fels zer- klüftet sich Anfangs, der Frost wirkt in den Klüften gleich einem Keile, und treibt den Fels so lange auseinander, bis sich ein Theil desselben löst, als Bergsturz brausend in's Thal hinab rollt, und in unzählige Brocken zerschellt. De- ren Oberfläche verwittert zu Erde, aber der Begen wäscht •sie ab , um neue Steinflächen zu neuer Verwitterung mit der Luft in Berührung zu bringen. Für uns, die wir nur kurze Zeit leben, scheint die Sache langsam zu gehen, aber schon während eines Jahrtausendes geht sie rasch genug vorwärts.

Indessen reicht die rohe Erde zum freudigen Gedeihen für die meisten Pflanzen nicht aus, sie soll auch humos sein. Damit nun Humus im Boden entstehe, mussten niedrige Pflan- zenstufen den höheren vorangehen, sie bekamen die Aufgabe höheren Pflanzen den Boden zu präpariren. Daher erschienen zuerst solche Gewächse auf Erden, die keine Wurzeln haben, weil sie keine brauchen, indem ihre Oberfläche mit der Luft unmittelbar in Berührung steht, welcher sie sämmtliche Nah- rung entnehmen. Dergleichen Pflanzen sind Algen im Nas- sen, Flechten im Trocknen, und dann kommen Moose hervor, die schon mit Haftwurzeln ausgebildeter Art, nicht aber mit Saugwurzeln begabt sind, unten verwesen, während sie oben noch wachsen. Diese niedrigsten Gewächse hinterlassen in

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E. Langethal, Der Organismus in der Natur. 151

''erwesung Humus, und erst nach ihnen kommen .die n höherer Organisation: im Nassen meist Cyperaceen, cknen die Gramineen, Haben dergleichen Gräser erst Boden gewonnen, dann geht die Präparirung des Hu- ihr rasch. Ihre Wurzelfaserchen dringen in die feinsten liehen ein, die alternden zerfallen in Humus, die neu- ten setzen die Durchwebung des Bodens fort, und in Zeit ist das Erdreich völlig humos. Es ist nun mild, mbrabraun aus, hat grössere Wasserhaltung gewonnen, aparirt, durch die beständige Zersetzung des Humus, rend Kohlensäure, die für die Vegetation so gedeihlich Jnn wird der Boden für jede Ai-t höherer Pflanzen gerecht

So war der Gang des Entstehens unsrer Gewächse An- fangs, und 80 ist er noch jetzt; jeder Fels, jedes Ziegeldach zeigt uns das. Zuerst überziehen Krustenflechten: Verruca- rien, TJrceolarien und dergleichen die Oberfläche, dann kom- men Lager- und Korallenflechten: Parmelien, Evernien und andere; erst später erscheint das Moos, zwischen dessen Räume sich dann das Gras zeigt. Besonders deutlich kann man in Hochmooren den Hergang der Dinge beachten, wo sich das nahe Dorf seinen jährlichen Bedarf an Brennmaterial gräbt, und alljährig eine Grube zurücklässt, die sich mit Wasser füllt. Dergleichen Tümpfel verschiedenen Alters, bis zu 50 und 70 Jahren hinauf, legen dem Beobachter den Gang, welchen die Pflanzenwelt nahm, auf das Klarste vor Augen, indem jeder Tümpfel um ein Jahr älter als sein Nachbar ist, und 50 bis 70 Tümpfel verschiedener Altersstufen zu sehen sind. Zuerst bemerkt man einzelne Algen im Wasser, die sich nach und nach mehren, bis sie den Tümpfel völlig durchwoben haben. Dann erst zeigen sich Moose, und vege- tiren so lange ohne höhere Pflanzen, bis das Gewässer gänz- lich verdeckt ist. Nun aber drängen sich Cyperaceen hin- durch : das Eriophorum triquetrum, die Carex filiformis, limosa und stricta, und bald^achher schmücken die Ericaceen das monotone Grün mit Blüthen und Beeren.

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152 £. Langethal, Der Organismus in der Katur.

' * Noch aber brauchen die meisten Pflanzen zu ihrem Gedei- hen eine sehr reiche Aufiiahme von Kohlensäure , die sie der Luft entnehmen; denn das, was sie davon im Boden empfan- gen, reicht bei weitem nicht aus. Nun würde die Luft schon nach wenigen Jahrzehenden, bei fortwährender Entziehung der Kohlensäure, daran völlig verarmen, wenn nicht das Thier- reich mit der Pflanzenwelt in inniger Verbindung stände , in der Athmung Kohlensäure ausstiesse, welche die Pflanzen einnehmen, und 8auersto£f einzöge, den die Pflanzen entbin- den. Sonach halten sich beide organische Reiche die Wage, das Bestehen des einen ist von der Fortdauer des andern bedingt, wie dies Lieb ig so schön dargethan hat

Endlich brauchen die Pflanzen zu ihrem Werden und Sein auch Stickstoff, verhältnissmässig zwar wenig, aber als Grundbedingung aller organischen Existenz ist er für Ge- wächse nothwendig. Diesen schafft die Verwesung und Fäul- niss der organischen Körper herbei, sodass aus dem Tode des Einen neues Leben dem Andern entsteht Aber der Stickstoff todter organischer Körper geht nur theilweise zur Luft, einen andern nicht unbedeutenden Theil thierischer Leichname und Auswürfe verzehren Lisecten. Diese, mit wunderbar feinem Gerüche begabt, versammeln sich schaa- renweise, bei vielem faulenden Stoffe zu mehreren Tausenden, kommen aus weiter Ferne zum Aas oder Koth, und zwar aus der Gegend, wohin der Wind steht Fliegen, meist aus der Sippe der Musceen, saugen die Feuchtigkeit der Ober- fläche auf, Käfer aus den Eotten der Scarabaeen, Histeren, Necrophoren, Silphen und Staphylinen wühlen im Lmern. Alle diese Thierchen sind klein, vertheilen daher den Stick- stoff in geringe Portionen, beendigen ihr kurzes Dasein im Boden, und düngen mit ihrem todten Körper das Land. Das ist auch bei vielen Pflanzenfressern z. B. beim Maikäfer der Fall, der zeitweise zu Milliarden meilenlange Laubwälder entkahlt, und plötzlich verschwunden ist, indem das Weib- chen beim letzten Eierlegen in der Erde verendet, und das Männchen ihm nachkriecht Der Spruch, dass nach einem grossen Maikäferfrasse reiche Ernte erfolge, ist nur in soweit

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£. Langethal; Der Organismus in der Natur. 153

wahr, als der Käfer mit seinem todten Körper das Land gedüngt hat

Das thierische Leben ist jedoch auf das Pflanzenreich basirt, welches als Vermittler zwischen diesem und dem Mi- neralreiche gesetzt ist. Doch weil die Pflanze, zur bequemen ^Nahrungsaufnahme der Pflanzenfresser , an die Erde gefesselt wurde, so schuf die Natur eine grosse Mannichfaltigkeit der Gewächse, damit jede Art des Bodens und der Lage zur Sonne, jeder Grad der Feuchtigkeit, jede Höhe des Lichts und der Wärme mehrere Pflanzenarten fönde, die darin kräf- tig vegetirten, und dem Thierreiche Nahrung schafften. Ebenso sorgte sie auch für die Erhaltung und Nahrung ihrer Ge- wächse, und vollbrachte das auf die mannichfaltigste Weise. Sie bildete Zwitterblüthen und Blüthen getrennten Geschlechts ; den Zwitterblüthen gab sie theils homogamische Genitalien, die sich gleichzeitig entwickeln, theils dichogamische , von welchen entweder die G^fösse oder die Stempel zuerst zur Zeitigung kommen. Die Blüthen getrennten Geschlechts ent- wickelten sich monöcisch oder diöcisch, oder mit Hermaphro- diten zugleich, und wir wissen, dass sie die letztere Art wie- derum auf vier verschiedene Weisen ausgeführt hat.

Sehen wir nun auf die Sorgfalt, mit welcher die Natur die Befruchtung einleitet, so haben wir alle Ursache, die weisen Einrichtungen zu bewundern. Selbstverständlich kann die Bestäubung der Narbe nur bei homogamischen Blüthen unmittelbar vor sich gehen; damit aber dieses auch sicher geschähe, sind die Gefässe bei hangenden Blüthen kürzer, bei aufrecht stehenden länger als die Griffel, und auf solche Art gelangt das Pollen sehr leicht zu der Narbe. Noch giebt es homogamische Blüthen, die bald kurze bald lange Stempel haben, wie man das z. B. schon bei der Primula veris findet; hier aber hat die Natur auch für eine mittelbare Bestäubung gesorgt. Aber bei homo- und dichogamischen Blüthen ist die Befruchtung gefährdet, wenn das Pollen, bevor es zur Narbe gelangt, durch 'Regen befeuchtet wird. Deshalb hamgen die Blüthen eines grossen Theiles von ihnen herab, sodass die Blumenblätter vor Regen ein schützendes Dach sind. Da,

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154 E. Langethal, Der Organismus in der Katur.

wo sie aufrecht stehen, hat die Natur entweder langjährige Pflanzen geschaffen, wie unser Obst, oder Blüthenstände gebildet, an welchen sich die Blumen zu sehr verschiedenen Zeiten entwickeln, oder andere Vorkehrungen getroffen, durch welche sie vor Bogen geschützt sind. Bei Compositen z. B. drängt sich der Griffel durch eine enge Gefissröhre hindurch, die nach innen stäubt, und deshalb gerathen sie jährlich. Bei andern schützen Käppchen, die über den Antheren sitzen, wie bei unserm Vergissmeinnicht ; bei Schwertlilien sind die Ge- fässe unter den blumenartigen Narben geborgen, bei Orchi- deen umschliessen sie Säckchen und beim monöcischen Arum sind sie in tutenartige Blumenscheiden versteckt

Bei allen dichogamischen und diclinischen Blüthen kann aber die Bestäubung nicht unmittelbar vor sich gehen, und hier hat sich die Natur zu deren Vollziehung theils des Win- des, theils der Thiere bedient. Da, wo der Wind die Bestäu- bi^ng verrichten muss, präpariren die Blüthen eine überaus grosse Masse von Pollen, der beim Anschlagen des Windes wolkenartig davon zieht, und nicht selten mehrere Meilen weit geführt wird. Im Jahre 1835 war die ganze Oberfläche des Wasserspiegels im Hafen von Stralsund mit Kiefern^ poUen bedeckt, im Jahre 1839 sah man am frühen Morgen die Strassen von Erfurt mit Kieferpollen fein belegt, und dennoch gab es in beiden Fällen keine Kiefernwälder in naher Umgebung. Das ist der Schwefelregen, von welchem die Chronisten des Mittelalters berichten.

Da, wo Insecten oder Vögel die Bestäubung verrichten, findet man keine überreiche Masse von Blüthenstaub , weil die nicht nöthig ist; um so schöner steht jedoch der ganze Blumenbau mit der Art der Bestäubung im Einklänge. Der- gleichen Blumen haben immer an ihrem Grunde Nectardrüsen, die den Honigsaft ausschwitzen, und locken durch Geruch und Farbe verschiedene Thiere an. In den Tropen sind die hochrothen und glänzenden Blumen zu Hause, die wir mit den Beinamen fulgens oder splendens belegen. Deren Nectar wäre für Insecten zu dünnflüssig, daher müssen Trochiliden, die Kolibris, dieses Werk verrichten; auch scheinen die pral-

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£. Langethal, Der OrgOLnismus in der Natur. 155

Farben den Insecten unangenehm zu sein. Mehrere*

märten, wie Asclepiadeen , Apocyneen und Aroideen,

i durch Fliegen befruchtet,* die der eigenthümliche Ge-

,nlockt. Bei weitem die meisten Gewächse erhalten

die Bestäubung durch bienenartige Insecten, welchen

niggeruch, die weisse, gelbe, kleerothe, rosenrothe und

^'arbe angenehm ist. Aber alle diese Thiere sind durch

oder Federn rauh, müssen, wegen des engen Baues

umen, an die Genitalien anstreifen, pudern sich daher

Sfcaubblüthen, und streifen in den Fruphtblüthen den

an der Narbe ab. Damit sie aber nicht fremden Blü-

inensiaub bringen, der nicht haftet, sind die Insecten aus der

Bienensippe gezwungen, periodisch nur einerlei Art von Blü-

then zu besuchen, weil der Nectar, den sie in verschlossenen

Zellen anhäufen, in Gährung gerathen würde, wenn er von

verschiedenen Blumenarten genommen worden wäre.

Das Thierreich steht also mit der Pflanzenwelt durch den Kreislauf des Kohlen- und Stickstoffs und durch man- cherlei andere Dinge in gegenseitiger Abhängigkeit. Auch war es nöthig eine grosse Mannichfaltigkeit von Geschlech- tem und Arten im Thierreiche zu erzeugen, wenn die ganze Oberfläche der Efde mit Thieren belebt, und das Pflanzen- reich in allen seinen Standörtem durch sie als Futter benutzt werden sollte. Für alle Klimate, für jedes Gewässer, für Sümpfe, für trocknes Land und für alle Arten der Vegetation mussten besondere Species der Thiere entstehen, je nach Klima, Lebensweise und Nahrung ihre Körper gebildet wer- den, so dass wir kn Stande sind, nach der Art des Knochen- baues, der Fresswerkzeuge, der Extremitäten und der Haut- bedeckung den Wohnort und die Lebensart des Thier's zu bestimmen. Jeder' einzelne Körper derselben ist in solcher Weise organisirt, dass wir die Zweckmässigkeit seiner Theile und die Harmonie ihres Zusammenwirkens bewundern; er wiederholt das im Kleinen, was die Natur uns im Grossen bekundet.

Indessen musste die Natur auch dafür Sorge tragen, dass sich keine Art ihrer Geschöpfe auf Unkosten einer

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£. Langethal, Der Organismus in der Natur.

Ueberzahl vermehre, dass alle Species in ihrem n gesichert würden, dass keine Art sich über die en Schranken ausbreite, und hierin gerade zeigt eiheit in der Natur. Damit die pflanzenfressenden t in Unzahl das Gewächsreich heimsuchten, brachte resser hervor, die wir Eaubthiere nennen, doch

in beschränkter Zahl, um dem Untergänge der iser vorzubeugen. Damit auch die einzelnen Spe- lanzen in ihrem Fortbestehen gesichert würden, eine die andere durch Ueberwucherung vertilge, zelnen Thiergeschlechtem besondere Pflanzenspeise, diese zur Ueberwachung allzugrosser Pflanzenver- u Weil aber diese Thierarten sich je nach Masse g vermehren und wieder vermindern, so ist das jht dadurch hergestellt.

chem Amte sind nun besonders die Insecten beru- oUen sie alles Organische, was dem Tode verfiel, 3hrung fortschafien, gleichviel ob es uns Menschen >r Nutzen verschafft Um das in umfangreichster ustellen, musste die Insectenclasse in höchst man-

Weise geschaffen werden; denn diese Thiere soll- d in der Erde, in Luft und Wasser leben, an blättern, Stengeln, Blüthen, Früchten und Samen nnichfaltigen Pflanzenwelt nagen; sie sollten in binden miniren, an der thierischen Haut, im Innern ben Körper, an Haaren, Federn, Fleisch und Leder, T^achs, Kleidern, Pelz und Papierwerk fressen, und nisches, was dem Tode verfiel,* durfte ihnen ent- jsshalb ist auch die Masse der Insectenarten so \ sie sämmtliche Species der vier höheren Hassen

um das Zehnfeche übersteigt. Um jedoch diese en Stand zu setzen, dass sie in alle Schlupfwinkel können, musste ihr Körper klein sein, und die

benöthiget das durch Masse an Individuen zu as ihnen an Körpergrösse gebrach, ßh Lebensart wurden Fresswerkzeuge zum Zer- r Speise, zum Aufsaugen der Flüssigkeit, zum

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E. Langethal, Der Organismus in der Natur. 157

Einstechen oder Einbohren in die Haut geschaffen-, Beine zum Graben, zum Schwimmen, zum Kriechen oder zum schnel- len Laufe und zum Sprunge erzeugt ; flügellose oder mit Flügeln begabte Körper gebildet, wodurch die Bewegung im stetigen oder im schwirrenden, tanzenden und im Zickzackfluge geschieht. Ebenso stattete die Natur die Sinnesorgane, je nach Bedarf, in den verschiedensten Graden der Feinheit aus ; ja, sie gab einer grossen Zahl dieser Thiere sogar zwei beson- dere Zustände des Lebens: einen Larvenzustand für die Ge- frässigkeit und einen Bildzuötand für die Vermehrung, damit bei Anhäufung von Nahrungsmasse schnell und sicher dessen Aufräumung erfolge. Ist nun der todte Stoff aufgezehrt, und kein anderer in gleicher Masse vorhanden, so stirbt ein Theil der Thiere vor Hunger ; haben andere Insecten auf lebenden Vegetabilien in massenhafter Vermehrung gehaust, dann rafft die Pest, die durch die Masse ihres Kothes erfolgt, den grössten Theil dieser Thiere hinweg, oder sie werden von ihren Feinden getödtet; oder sie 'sterben dadurch, dass sie bei eingetretenem Mangel des ihnen zusagenden Futters, solche Gewächse aus Hunger angehen, die ihnen nachtheilig werden. ' \

Im Jahre 1833 war im Lechthale bei Augsburg ein so grosser ilaupenfrass auf Wiesen, dass die Narbe des Gras- landes, was sich 5 Stunden weit in der Flussaue hinzog, schon im Anfange des Junis wie verbrannt aussah. Frey er aus Augsburg sammelte nu'n 1000 Stück Raupen, die sämmt- lich der Species Hadena popularis angehörten, und fütterte sie, um die Verpuppung und das Auskriechen der Puppen zu bewirken. Aber ein grosser Theil derselben war schon erkrankt, und starb vor der Verpuppung ; einen andern Theil hatten Ichneumoniden angestochen, wesshalb er ebenfalls umkam. Von den 1000 Raupen brachte Frey er, ungeachtet der guten Pflege, nur 4 Stück zum Schmetterlinge. Einen ähnlichen Versuch hat auch in neuerer Zeit Professor Hal- lier in Jena gemacht, und ein ganz ähnliches Resultat erhal- ten. Jedermann, der sich mit Seidenraupen beschäftiget hat, weiss, dass man täglich den Unrath entfernen muss, damit

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158 E. Langethal, Der Organismus in der Natur.

diese Thiere gesund bleiben. Auf solche Weise erklärt es sich, dass Raupen- und Heuschrecken - Verheerungen im fol- genden Jahre nicht wiederkehren. Anders ist es bei einigen Insecten, die in der Cultur ihr Futter erhalten, und durch die Lage des Erasses vor der Einwirkung des Kothes geschützt sind, wie bei dem Glanzkäfer Meligethes aemus in den Rapsblüthen. Hier greift der Mensch in den Organis- mus der Natur störend ein, bringt den Insecten alljährlich sattsames Futter, trägt jedoch auch die Nachtheile, welche seiner Cultur folgen.

Aber wie interessant fst der Haushalt dieser Insecten in seiner wunderbaren Mannichfaltigkeit. Die Feldgrylle wartet in ihrer Erdhöhle geborgen auf Raub, der Ameisenlöwe lauert im Grunde des Trichters auf Beute; die Raupenwespe gräjbt sich in steiler, sonniger Erdwand für jedes ihrer Eier ein besonderes Loch; die Stammotte bedeckt, an der Rinde der Bäume, ihren Eierhaufen so kunstvoll mit eigenen Haaren, dass das Ganze einem Baümschwämmchen gleicht; die Pro- cessionsraupe zieht in geordneten Reihen dahin; der Heer- wurm, die Larve der Thomasschnake, schleicht zur Abendzeit im compacten Zuge schlangenartig über das feuchte Moos ; der Todtengräber verscharrt das Aas um es in Ruhe verzeh- ren zu können; die Chrysamelenlarven zergittert in geschlos- senen Reihen das Blatt; die Larven der Borkenkäfer miniren zwischen Rinde und Holz, eine jede Species auf besondere Weise; die verschiedenen Species der Viehbrehmen (Oestrus) wohnen als Ei und Larven im Thierkörper, als Puppen in der Erde, doch eine Art haust als Larve in der Nase, die andere unter der Haut und eine dritte in Därmen. Welche Man- nichfaltigkeit findet sich in dem Thun und Treiben der Ichneumoniden , der Bombycinen, der Scarabaeen, nicht zu gedenken solcher Insecten, die in Geselligkeit leben, wie Bienen, Hummeln, Wespen, Termiten und Ameisen. Die Gewandtheit, Kunstfertigkeit und Kraft dieser Thierchen setzte ja schon die Römer in Erstaunen und Bewunderung, sodass Plinius von ihnen schrieb: in his tam parvis tam nullis quae ratio ; quanta vis et inextricabilis perfeotio.

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Ludw. Leiner, Ueber d. Geschirr zu naturwissenschaftl. Excursionen.

Und so finden wir überall in der Natur harmonische Ordnung, Vollkommenheit der Organisation im Grossen und Kleinen. Alles steht in weqhselseitigem Schaffen, jedes wirkt für das Ganze, und dieses trägt und erhält seine Glieder. Die Natur in ihrem Wirken und Walten steht, dem Thun und Treiben der Menschen gegenüber, in erhabener Grösse da; sie' schafft am sausenden Webstuhle der Zeit, und wirkt der Gottheit lebendiges Kleid.

Uelber das Geschirr zu natarwissenschaftliehen Ex- cursionen.

Von Ludwig Leiner.

I.

Die Botahisir-Büchsen.

Botanisiren liegt dem studirenden Pharmaceuten näher als alles andere Suchen in der freien Natur. Sind doch die Pflanzen immer noch das Hauptmaterial für unsere Medicin, auch für die- jenigen Stoffe, welche wir auf chemischem Wege dafür zurichten. Braucht man aber überhaupt noch zu botanisiren, da all' die officinellen Pflanzen bekannt sind, beschrieben wurden, Neu- eingeführtes beschrieben in den Zeitschriften kömmt und des- sen Kenntniss auf andern Wegen gewonnen werden kann? Es war wohl unumgehbar zu einer Zeit, da die Species der Phanerogamen erst festgestellt werden mussten. Aber ich frage : glaubt wirklich Einer, der sich im Freien oft ergangen und umgeschaut hat, an ein Stillstehen der Natur, an ein Eertigsein der Species, an das Ausgesuchtsein unserer yater- ländischen Gaue? Ich will nicht reden von dem belebei^iden Reiz wissenschaftlfcher Excursionen selbst, von dem Gesund- sein und der Schärfung des Blicks für Gestalten und Ver- änderungen der natürlichen Dinge, sondern nur feststellen, wie viel leichter, eigenwüchsiger und andauernder durch sie das Kennen der Naturkörper in uns lebendig wird, welch' grosser Unterschied zwischen dem Wissen eines Stubenge-

. «^

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160 Ludw. Leiner, Ueber d. Geschirr zu naturwissenschaftl. Excursionen.

lehrten ist nnd dem eines Naturforschers, welcher überall selbst Hand und Auge und Loupe angelegt hat. Und zu den Naturforschern gehören einmal die thätigen Apotheker. Wohl giebt es in unserer Zeit gar manche Pharmaceuten, die am tabakrauchumwölkten Billard . oder beim Kaffee oder in der Bierstube blasirt höhnen: Dess' braucht es nicht; das haV ich mit der Muttermilch schon eingesogen ; das lohnt sich wohl der Mühe, den Handlanger der Wissenschaft zu machen; giebt's doch Narren genug, die uns all' das auf dem Präsentirteller zugerichtet bringen. Wie's mit dem Wissen solcher Herren bestellt ist, weiss jeder Arbeiter.

Gerade solchen Keimen des Verfalls der wissenschaftli- chen Pharmacie muss entgegengewirkt werden, indem man immer wieder die Noth wendigkeit solcher practischen Uebun- gen klar zu machen sucht; indem man aber auch Geschirr und Handwerkszeug dazu bequemer und eleganter construirt und damit verbundene Unannehmlichkeiten entfernt oder erleichtert. Man kann wohl im Nastuch oder der Eocktasche Moose, Flechten, Pilze, Algen, Allerlei heimtragen; grössere Pflanzen in Büchsen, welcher Form sie sind. Es fragt sich nur, in welchem Zustande sie so zur genauem Untersuchung, kommen, ob man sie aufbewahren und präpariren will. Letz- teres, das Bewahren in getrocknetem Zustande, das Anlegen eines sog. Herbariums, ist aber für Studium und Verglei- chungen unumgehbar. Dann möchte der Pharmaceut imnaer auch ordentlich daher kommen und nicht wie ein zum Löthen ausziehender Blechnerjunge oder ein fechtender Handwerks- bursch. Nach grossen Strapazen im Gebirge und in Mooren weiss man wohl, dass das nicht immer sein kann. Ist es doch unserm Altvater Hoppe, dem Botaniker der Pasterze und um Heiligenblut, auch begegnet, dass er, nach einem fürchterlichen Unwetter ganz abgerissen, beschmutzt und todt- müde wieder in den Wohngebieten der Menschen angekom- men, von einem Zollbeamten, der dazu noch schon längst sehnlichst gewünscht hatte, den in jenen Alpen berühmt gewordenen Apotheker kennen zu lernen, angeschnauzt wurde: Pack* Er sich, Sauhund!

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Jeher d. Geschirr zu naturwissenschaftl. Excursionen. 161

lentlichen Aussehen mitgeführter Geräthe gehört 1, entsprechende Grösse und wohlthuende Farbe, keit und Nettheit sollen sich vereinigen.

( Botanisirbüchsen v^n drei Formen.

Die einen sind die etwas platt- gedrückten gewöhnlichen Cylinder von Blech, die am einen Ende leise gewölbt geschlossen, am andern . mit einer Schlusscapsel'versehen sind, oben aber auf der Schmalseite zwischen den bei- den Oehren des Umhängriemens ihren Deckel haben. Nichts ist unpractischer als die bisher von den Blechnern fast überall angewandte Anbringung des De<5kels auf der plattgedrückten Längs- fläche. Die platten Seiten legen sich an den Körper an und so kommt die Oeffnung schier nach unten zu stehen. Vergisst man den Deckel zu schliessen, 80 ist ein Herausfallen der Pflanzen unvermeidlich und man kann das Vergnügen haben, eine wei- dende Ziege als Schritt für Schritt nachfolgende Begleiterin zu bekommen. Ist der Deckel aber oben angebracht, so ist ein Verlieren von Pflanzen kaum möglich. Die einerseits angebrachte Schlusscapsel dient für kleinere Sachen, Gläser oder allerlei Geräthe und Kleidungsstücke. Anderseits kann statt fest gelöthet der Abschluss durch eine Deckelklappo hergestellt sein, um die Pflanzen zuhause ohne zu knicken leicht längs herausziehen zu können. Nur muss der Abschluss dann kräftig durch eingelötheten starken Draht gemacht sein, sonst hat diess zu wenig Festigkeit und Haltbarkeit und wird bald schlotterig und undicht. Ich habe von solchen Büchsen zwei Grössen in sich analog entsprechenden Ver- hältnissen. Die Maasse sind: Die ganzen Längen der Büch- sen 48 und 66, die Höhen 18 und 21, die Tiefen 11 und 14, die Länge der Schlusscapseln 7 und 8, die Längen der

Arcb. d. Pburn). in. Reib«. UT. Bds. 2. Uft. 1 1

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her d. Geschirr zu naturwissenscbaftl. Excnrsionen.

Centimeter. Die Büchse nach den klei- t für gewöhnliche Excursionen aus. Q Seite der Deckel können eiserne Spatel •den; nur aber immer so, dass .sie sich

innen über die Deckellänge vorschieben r Capseln verhindern können, itarker (2,5 Centimeter) breiter Lederrie- ist zum Umhängen das einzig Practische. ei starker Belastung ein, gestickte Bande eibisches Aussehen, machen den Eindruck m aus der Zopfzeit und passen nicht in teinbrüehe.

Eine zweite Form benütze ich bei Anlässen, wo das Tragen einer langen Blechbüchse nicht angezeigt oder unpas- send ist und man die Zeit neben Un- vermeidlichem doch wissenschaftlich aus- nützen will. Sie wird unter dem Rocke getragen. Es ist ebenfalls ein Blech- cylinder von noch platter gedrückter Form; beiderseits geschlossen; der Deckel, iders sein kann, auf der platten Seiten- liche Maasse sind: Länge 27, Höhe 12, Der schmälere (1 Centimeter breite) Rie- einer der Abschlussseiten des Cy linders s das Büchslein der Höhe nach unter dem aicht genirt.

Form ist die der gewöhnlichen blechenen

Scharnir - Deckel , etwa 13 Centimer lang,

3ckel 2,5 hoch. Sie dient für zarte Dinge,

dem Andern Allerlei verlieren oder an

verletzt werden könnten.

asse Charen und Algen auch Wachs- oder

ist zu weiterm Absondern immer nöthig

kleinere Opodeldocgläser und Schächtelchen

das aber ja von selbst versteht. Statt

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'•??Br'

Ludw. Leiner, lieber d. Geschirr zu naturwissenschaftl. Excursionen. 163

Fotizen auf die Päckchen und Holzschächtelchen zu schreiben, dienen oft hineingelegte Blätter, Früchte, Rindenstücke der Wohnpflanze, auf der Moose, Pilze, Schmarotzer wuchsen.

Was die Farbe der Botanisir - Büchsen betrifft, so ist

ein grelles helles Schweinfurtgrün die gewöhnlichste und

zugleich ordinärste. Dann und wann finden sich auch noch

Bildchen , Arabesken und allerlei Zierath darauf schablonirt

oder gedruckt. Auch sah ich schon strohgelb angestrichene

oder mit Holzmasern übermalte Büchsen. AU' das ist unschön

und stillos. Die Botanisir - Büchsen sind von Metallblech.

Das weiss Jeder. Glänzend in ihrer Naturfarbe halten sie

' ' icht, weil sie durch Wasser und darin liegenbleibende

amtheile rosten. Auch thut das Glitzern in der Sonne

agen weh. Am stilvollsten halte ich einen dunkel oliven-

1 Oelfarbanstrich , die Farbe alter Bronze. Die erha-

. Blechleisten, Wulste, Oehre, Riegeldraht oder Schluss-

I darauf mit glänzender Bronze gestrichen, hebt sich

lieh auf dem bronzegrünen Grundton ab, und innen

erroth ausgemalt sehen die Büchsen ebenso einfach

1 als elegant aus.

n.

Botanisir-Netz und Draht-Mappe.

Luf grössern, tagelang dauernden Excursionen reicht laum der Botanisir- Büchsen nicht aus. Auch wird le zarte und leicht zerbrechende oder vergängliche e lahm, welk und zum Aufbewahren untauglich. Für er heikle Dinge, Moose, Lebermoose, Flechten, Pilze, an geradezu eintrocknen lassen und später zur Präpa- wieder §.ufweichen kann , dient da ein Netz ; für zarte, ^ durch Druck und Fäulniss Schaden nehmende Pflanzen raht- Mappe.

11*

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104 Ludw. lieiner, lieber d. Geschirr zu natwwisseüschaftl. Exciirsionen.

Das Netz ist ebenso erwünscht für das Bergen grösserer Kryptogamen - Mengen , wenn Raum in den Büchsen mangelt, als es etwa unver wendet mitgenommen wenig Platz wegnimmt und, weil weich, nirgends genirt. Zum Stricken eines solchen Filet- Beutels dient starkes Leinen -Garn, oder Spagat, Zwirn, gewöhnlicher grauer ungebleichter Apotheker - Bindfaden , und ein Stäbchen von zwei Centimeter - Umfang ; entweder platt- gedrückt, von 1 Centimeter Breite und 2 Millimeter Dicke, oder rund wie ein Bleistift. Es werden 20 Maschen ange- schlagen und 40 Touren gestrickt, so dass ein Viereck gebil- det wird. Dann wird in der Rundung, ohne an den Ecken aufzunehmen, fortgestrickt bis zu einer Länge von 60 bis 70 Centimetern. Durch die oberste Maschenreihe wird eine kräftige Schnur zum Zusammenziehen des Netzes gezogen. Solche Botanisirnetze können gefüllt leicht angehängt und mitgetragen oder auch mit Adresse versehen zur Post gege- ben werden, wodurch man sich seine weitern Excursionen sehr erleichtert.

Für zarte heikle Pflanzen ist gar oft die Draht -Mappe sehr bequ6m.

Die Draht 'Mappe besteht aus zwei Rähmchen von ver- bleitem, 2 Centimeter breiten, Eisenbleche, die etwa 36 Cen- timeter hoch und 22,5 breit sind. Der innere Leer -Raum ist mittelst 7 Quer- und 5 Längs - Drähten , die über's Kreuz aufeinander gelöthet sind, zu einem Gitter formirt. Auf 3 Seiten sind je 2 Oehre von Draht, auf der vierten obem ein grösseres Oehr angelöthet. Diese letztem dienen theils zum Zusammenschnüren des zwischen beide Gitter gelegten Fliess-Papieres, theils zum Befestigen eines schmalen Rie- mens zum Umhängen.

In dieser Draht -Mappe zwischen ungeleimtes filziges Papier eingelegte Pflanzen trocknen während der Excur- sion oder im Absteigquartier in warme Zugluft aufgehäiigt ungemein rasch und schön und behalten meist die Far- ben, wie zuhause bei oftwechselndem Umlegen in gewärmten Bögen.

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Ludw. Leiner, Heber d. Geschirr zu naturwissenschaftl. Excursioncn. 165

Der verbleibe Eisendraht soll nicht zu schwach genom- men werden. Ein solcher von 2 Millimeter Durchmesser ist aber stark genug, ohne die Mappe zu schwer zu machen. Die Ecken der Rahmen - Leistchen sollen rund abgefeilt wer- den, dasß man sich nicht stösst und verletzt Immer reicht aber das gewöhnliche graue Eliess - Papier noch etwas über die Rähmchen hinaus, so dass auch dadurch Wehethun ver- mieden ist.

(Fortsetzung folgt.)

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B. Monatsbericht

llgemeine und angeA^srandte diemie.

des Arsenwasserstoffgases auf Sehwefel- ly^rat und fester Arsenwasserstoff.

Aehnlichkeit, welche zwischen den Verbindungen 8 und Arsens existirt, liess sich die Annahme

dass der Wasserstoff noch in anderen Verhält- ^rsen Verbindungen eingehen könne, und es eine solche arsenreichere Wasserstoffv^erbindung •en Zusammensetzung der Formel AsH* ent- ite. Jedoch waren die Angaben über diesen

übereinstimmend, und seine Zusammensetzung jene Formel auch nur annährend ausgedrückt littheilung Th. Humpert's (Journal für pract.

392), welcher Arsqpwasserstoffgas auf Schwe- b einwirken liess und dabei festen Arsenwasserstoff lasste G. C. Hü'bner, diese Versuche zu wieder- den dabei auftretenden festen Arsenwasserstoff^ itersuchen. Zur Darstellung einer grössern Menge serst offgas wurde die Einwirkung einer, mit arse- Bsättigten Salzsäure auf metallisches Zink benutzt, lung von Schwefelsäure und Arsenzink das Auftreten gen Schwefelwasserstoffgases, trotz sorgfaltigster aum zu vermeiden ist. E. Soubeiran (Gmelin and, p. 679) beobachtete zuerst beim Einleiten sserstoffgas in concentrirte Schwefelsäure eine brauner Flocken, welche beim gelinden Erwär- sder auflösten. War die Säure bis zu einem ide verdünnt worden, so fand die Bildung eines

nicht mehr statt. Der Verfasser nun wieder-

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■ir9wT?«

^'>

Beitrage zur Eenntniss des IndiumB. 167

holte diesen Versuch , und liess Arsenwasserstoffgas durch concentrirte Schwefelsäure von 1,83 spec. Gew. streich eo, worauf bald das Erscheinen einer in schneller Zunahme begriffenen braunen Färbung zu bemerken war. Die in der Säure sus^pendirten braunen Flocken setzten sich nach länge- rem Stehen ab, und die klare darüber stehende Flüssigkeit wurde davon durch Decantation getrennt. Das braune Präci- pitat wurde darauf in Wasser gegossen, so lange ausgewa- schen, bis Chlorbarjum keine Trübung mehr hervorbrachte, auf dem Filter gesammelt und im Vacuum über Schwefel- säure getrocknet. Vorher war durch Digeriren mit verdünn- ter Natronlauge dem Niederschlage das beigemengte Schwe-. felarsen entzogen. Beide Substanzen, sowohl die durch ^'-^^^iten von Arsen wasserstoffgas in concentrirte Schwefel- e, als die durch Einleiten desselben in mit arseniger •e gesättigter Salzsäure erwiesen sich als identisch, und aaten mit dem von Th. Humper t dargestellten festen inwasserstoff, ihrem Aussehen und sonstigen Verhalten , völlig überein. Die Analysen sollten hierüber Aufschluss n, jedoch liess sich in dem erhaltenen Product kein serstoff nachweisen, sondern dasselbe erwies sich nur als 'phes, fein vertheiltes metallisches Arsen. Nach den faltigsten Untersuchungen sieht sich der Verfasser ver- äst, den angeblichen festen Arsen Wasserstoff eben nur amorphes, fein zertheiltes Arsen zu halten, wenigstens Buigen, der nach den bisher bekannten Methoden darge- t worden ist. {Inauguraldissert. Rostock 1872.). Kr.

Beiträge zur Eenntnlss des Indiums.

Durch die specifische Wärme des Indiums veranlasst, girte Bunsen das früher für dieses Metall angenommene Qgewicht atif 118,4; demzufolge erhielt das Indiumoxyd Formel Jn^O^*) Wenngleich das Verhalten der bisher .nnten Indium Verbindungen hiermit nicht gerade im Wider- ch stand, so befanden sich doch andererseits auch keine haracterisirte unter ihnen, dass sie mit Bestimmtheit die ael Jn^O* als richtig bestätigen konnten. C. Boss 1er

•') 0 == 16.

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168 Beiträge 2nr Zenntniss des Indioms.

gelang es, eine solche gut characterisirte Verbindung im Ammonium - Indiumalaun darzustellen. Eine Lösung gleicher Atomgewichte von. Indiumsulfat und Ammoniumsulfat wurde auf dem Wasserbade verdampft und gab bei längerem Stehen in der Kälte wasserhelle, octaedrische Krystalle. Eine abgewo- gene Menge des zerriebenen und gepressten Salzes diente zur quantitativen Bestimmung. Jn^O^ wurde kochend durch H^N gefällt, mehrmals decantirt, wieder in HCl gelöst und von neuem gefallt.

Der auf dem Filter ausgewaschene und nun völlig SO* freie Niederschlag wurde in HNO* gelöst, in einer Platin- schale eingedampft, geglüht und gewogen. Iij der vom Jn^O* abfiltrirten Flüssigkeit wurde SO* mittelst BaCl^ bestimmt. Die Ermittelung des H^Ogehaltes, geschah durch längeres Erhitzen des gepressten Salzes auf 100®, bei welcher Tempe- ratur alles H^O entwich.

Die Analyse führte zur Formel:

Jn20*,(NH*)«0, 480* + ISH^O. Dieses Resultat musste überraschen, da bei der octaedri- schen Ausbildung der Krystalle mit Bestimmtheit die Zusam- mensetzung des Alauns erwartet werden durfte. Es lag die Möglichkeit nahe, dass die Krystalle beim Zerreiben, eine Aenderung ihres' Wassergehaltes erfahren hatten. Diese Vermuthung bestätigte sich auch; ein gut ausgebildeter luft- trockner Krystall gab bei der Analyse Zahlen, welche der Theorie entsprechen,

Theorie. Versnch.

Jn^O* 25,47% 25,39 7o

(ßJl^yO 4,82,,*

4 SO* 29,66,, 29,86,,

24H2 0 40,04,, 40,27,,

Der Ammonium -Indiumalaun schmilzt schon bei 36 ^ jedoch nicht vollständig und zwar stellt der flüssige Theil eine wässerige Auflösung des Alauns dar, der feste dagegen ein Salz von geringerem Wassergehalte. Seine Auflöslich- keit in H^O ist sehr bedeutend, während er in Alkohol unlös- lich ist

Die Darstellung des Natrium- und resp.. Kalium -Indium- alauns gelang nicht; es wurden wasserärmere Salze mit nur 8 Mol. H«0 erhalten. (Joum. f. prad. Chem. Bd. 7, tS. U.

1873). a /.

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Künstliche Darstellung von Flussßpath und Schwerspath. 160

Efinstllclie Darstellung you Flussspath und Sehwer-

spath.

Die Herren Th. Scheerer nnd E. Drechsel beschäf- tigten sich mit der Darstellung von krystallisirtem CaPP und Ca SO*.*) Sowohl gepulverter Flussspath, als amorphes CaFl^, durch Mischung von HFl mit einem aufgelösten Kalk- salz erhalten, zeigen sich bei stärkerer Glühhitze in gewissen Chlormetallen löslich, namentlich in CaCl*, KCl und NaCl. £ei derartigen Zusammenschmelzungen im Platintiegel kry- stallisirte bei möglichst langsamer Abkühlung CaPl^ in tesse- ralen Krystallketten , welche durch rechtwinklig an einander- gefügte, aus an- und übereinander gewachsenen Octaedem bestehenden , Zweige gebildet wurden. Jedoch waren nirgends Hexaeder, die gewöhnliche Krystallform des Plussspaths, zu erblicken. Es wurde desshalb versucht, auf nassem Wege Hexaeder zu erhalten. Uebergiesst man kryst Kieselfluor- calcium in einer Röhre mit CaCl* Lösung, und erhitzt dann die zugeschmolzene Röhre 10 Stungen lang auf circa 250^, so zeigt sich die Röhren wandung mit Flussspathkrystallen inkrustirt; theils Octaeder, theils Combinationen von Octaeder und Hexaeder, letztere Gestalt jedoch niemals für sich auf- tretend. —

Baryumsulfat zeigt grosse Neigung zum Krystallisiren auf nassem Wege; alle Niederschläge desselben scheinen aus mikroskopischen Krystallen zu bestehen, oder sich doch schnell darin zu verwandeln. Grössere Krystalle erhält man durch Anwendung besserer Lösungsmittel, zum Beispiel eines Ge- misches von Ammoniumnitüat und HCL Ein ausgezeichnetes Lösungsmittel ist Metaphosphorsäure, in dem Maasse, in wel- chem sich dieselbe in Orthophosphorsäure umwandelt, scheidet BaSO* aus.

Da BaSO* und CaPl^ in Gängen oft neben einander vorkommen, erschien es von Interesse solche nachbarlichen Gebilde künstlich darzustellen. Gleiche Molecüle BaFF^und CaSO* wurden in KCl + NaCl geschmolzen, die glühend flüssigen Massen gemischt und nach dem Erkalten mit H^O ausgelaugt. Es hinterblieb ein krystallinisches Pulver, unter dem Mikroskop aus nadeiförmigen Gebilden bestehend. Dem Anschein nach nur ein chemisches Product eine Doppel- verbindung von Baryumsulfat und Fluorcalcium. Die Um- setzung wurde nun auf nassem Wege versucht; die Compo-

*) 0 =;= 16,

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liscbe Constitution einiger neuer üranmineralien.

len mit H^O in eine Röhre eingeschmolzen und lang auf 240^ erhitzt. Das Resultat war dasselbe, ch hiernach zu bestätigen, dass eine chemische idung von BaSO* und Ca Fl 2, nicht aber jedes für sich gebildet war. Um diese befremdende )eh unzweifelhafter darzulegen, wandten Schee- echsel das Princip der verlangsamten Krystall- wobei auf Mitwirkung einer höheren Temperatur erden musste.

T- förmige Glasröhre wurde mit H^O gefüllt und len Ende mit Fluorbaryum, am anderen mit Gyps schickt, dass diese von Filtrirpapier umhüllten B Pfropfe bildeten, und dass das ins Wasser tau- irpapier das Feuchtwerden und .allmählige Auf- Jze bewirkte. Die so gebildeten Lösungen senk- den Röhrenschenkeln und trafen im Mittelstück n und verdünnt zusammen. Das nach Wochen Bsultat war von den früheren verschieden; es getrennt Schwerspath- und Flussspath - KrystaUe

[ebt sich also, däss B$iFl^ und Ca SO* bei höhe- 3ratur und damit verbundener schnellerer Qg -— einander nicht zu BaSO* und CaFP in r Gestalt zersetzen , sondern diese ein Doppel- während sie bei langsamer Einwirkung und Temperatur getrennt auftreten. {Journ: für Bot 7. S. 63. 1873). C, S.

Constitution einiger neuer Uranmine- rallen»

r Grube „Weisser Hirsch " bei Schneeberg wur- Qe Anzahl neuer Uranmineralien ans Licht gefor- i chemische Untersuchung Dr. Cl. Winkler tiat. Die Stoffe, um deren Bestimmung es sich Iren in der Hauptsache Wasser, Uranoxyd, Wis- Kupferoxyd, Kalk, Arsensäure, Phosphorsäure äure; in untergeordnetem Maasse, als zufallige en traten ausserdem zuweilen noch auf: Eisen- Itoxyd, Calciumcarbonat und Bergart. Die Aus- ' Analysen näher zu beschreiben, unterlasse ich 3 mich mit der Aufzählung der Resultate.

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Chemisobe Gonstitution einiger neuen üranminer alicn. 171

1. XJranosphärit

siegelrothe, halbkugelige Zusammenhäufungen, decrepi- m Erhitzen und zerfällt zu einer Menge seideglänzen- jrstallnadeln , von vorübergehend brauner Farbe. Die ichung von völlig reinem Material ergab folgendes it:

Uranoxyd 50,88%.

Wismuthoxyd 44,34

Wasser 4,75

leraus berechnet sich für den XJranosphärit die Formel 2Ü208 + SH^O oder typisch^

S?^*}0' + 3H20.

At. Gew.

Theorie.

Versuch.

2U20»

576,0

52,65

50,88

Bi*0»

464,0

42,41

44,34

3H«0

54,0

4,94

4,75

2. Walpurgin.

Die Krystalle des Walpurgins nehmen in der Glühhitze eine braune Farbe an, welche beim Erkalten in ein dunkles Pomeranzengelb übergeht. Sie decrepitiren nicht. Ihre For- mel ist:

5Bi203, As^O* + SU^O«, As^O» + lOH^O.

Versuch. At. Gew. Theorie. I. . II.

ÖBi^O» 2320,0 60,67 61,43 59,34

3U2 03 864,0 22,59 20,29 20,54

2A820Ö 460,0 12,03 11,88 13,03

10H«0 180,0 4,71 4,32 4,65.

3. Trögerit.

Die Trögeritkrystalle sind gelb und nehmen beim Er- hitzen, unter Wasserabgabe, vorübergehend goldbraune Fär- bung und starken Glanz an. Erkaltet erscheinen sie wieder gelb, doch etwas verschieden von dem Gelb des ursprüngli- chen Minerals. Beim Befeuchten mit H^O zerfällt der geglühte Trögerit mit schwachem Geräusch und geringer Wärmeentwicklung in eine Menge kleiner, schimmernder Blättchen. Zusammensetzung :

3U«03, As^O^ + 12H«0.

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172 Specifisches Gewicht des Wolframs.

4. Zeunerit

Prächtige, grüne Krystalle, nehmen in der Wärme unter "Wasserabgabe hellere, mehr bräunlich - gelbe Farbe und Gold- reflex an. Der Zeunerit ist das dem (phosphorsaurem) Ku- pferuranit entsprechende arsensaure Salz. Vergleichsweise vorgenommene Untersuchungen ergaben, dass in dem beson- ders schönen Kupferuranit von Redruth in England die Phosphorsäure zum Theil durch Arsensäure ersetzt ist; Kupferuranit von der Grube „Wolfgang Maasen** zeigte sich völlig arsensäurefrei. Die Analyse ergab folgende Zusam- mensetzung :

Kapferuranit CuO, 2TJ^0% P^O^ + 8H«0 Zeunerit CuO, 2U«0», Ab^O^ + 8H«0.

5. Uranospinit.

Ein zeisiggrünes, in spärlicher Menge auftretendes Mine- ral, welches sich zum bereits bekannten Ealkuranit verhält, wie der Zeunerit zum Kupferuranit, das heisst, es ist das « arsensaure Salz , während der Kalkuranit das phosphor- saure ist

Kalkuranit CaO, 2U«0», P^O* + 8H«0 Uranospinit CaO, 2U«03, As^O» + 8H«0. Bei sämmtlichen obigen Formeln ist das Atomgewicht des Urans angenommen : U = 120. (Joum, f, pract Chem, Bd. 7. & 1 u. 7. 1873). C. J.

Speciflsehes Gewicht des Wolframs.

Bisher schwankten die Angaben über das specifische Gewicht des Wolframs zwischen 17,2 und 17,6. Dieses Me- tall folgte mithin in seiner Eigenschwere auf das Gold (16,26 bis 19,6). Roscoe hat nun aber gefunden, dass das spec. Gew. des Wolframs demjenigen des Goldes nicht nachsteht,' denn bei -|- 12^0. fand er es = 19,261. {Anndl. der Chem. u. Pharm. CLXU, 350.). G. C. W.

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Entw. V. Schwefel wasserstoffgas. E. techn.Beitr. z. deutsch. Münzfrage. 173

Neues Verfahren zur Entwicklung von Schwefel- wasserstoffgas.

W. Skey hat beobachtet, dass, wenn man irgend ein in verdünnten Säuren unlösliches Schwefelmetall mit Zink und verdünnter Salzsäure zusammenbringt, sich sofort Schwefel- wasserstoff entwickelt, und empfiehlt dieses Verhalten zur bequemen Darstellung des genannten Gases in chemischen Laboratorien. Als Schwefelmetall wendet er Bleiglanz an. Dabei wird aber voraussichtlich auch nicht wenig freier Wasserstoff auftreten, indem die Einwirkung der Säure auf das Zink jedenfalls viel rascher erfolgt, als die des Zinks auf das Schwefelmetall. {Pharm. Joum. and IVansact, April 1873. 827). G. C. W.

Ein technischer Beitrag zur deutschen Münzfrage.

Die Anforderungen, welche man an ein Metall stellt, das Münzzwecken dienen soll, präcisirt Dr. Clemens Wink- ler dahin, sind Glanz, angenehme und characteristische Farbe, Klang, möglichste Unveränderlichkeit an der Luft, Zähigkeit bei hinlänglicher Härte und ein einer practischen Münzgrösse entsprechender Werth. Alle diese Tugenden sieht er im reichsten Maasse vereint im Aluminium, welches sich noch besonders durch sein geringes Eigengewicht (2,56) auszeich- net. Während Silber, Silberlegirungen und Neusilber in schwefelwasserstoffhaltiger Atmosphäre in kurzer Zeit schwarz und unscheinbar werden, behält das Aluminium seinen Glanz unverändert bei und verhält sich nicht minder indifferent gegen den Einfluss der Luft. Verfasser schlägt desshalb vor, die kleinere Scheidemünze, 5 und 10 Pfennigstücke, aus reinem Aluminium zu prägen. Das Volumenverhältniss des jetzigen Groschens zum künftigen Zehnpfennigstück würde sich verhalten wie 2,12 : 3,5, oder letzteres würde ungefähr Y2 Baal grösser sein , aber dennoch würde sein Gewicht nur die Hälfte von dem des Groschens sein.

Mark- und Halbmarkstücke würden weit schöner und unveränderlicher ausfallen, wenn »man ^ie aus einer Silber - Aluminiumlegirüng , anstatt aus der jetzt üblichen Silber - Kupferlegirung herstellte. (Jourfi, für pract. Chem. Bd, 7. S, 132. 1873). a 7.

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Darstellung des Zincnm hypermanganicum.

Darstellimg des Zlncum hypermanganieom.

fach J. F. Martenson stellt man dasselbe am zweck- ^sten aus Sil})erh7permanganat und Chlorzink durch seizersetz ungf dar. Das Silberhypermanganat ist in ^hln. kaltem Wasser löslich und gut krystallisirbar. rd erhalten, indem man 158 Thle. Kalihypermanganat D Thl. Wasser löst und in einem Kolben erhitzt, unter iwenken eine Lösung von 170 Thln. Silberniti^at in ?hln. Wasser zugiesst, nach kurzer Zeit erhitzt und den

I langsam erkalten lässt. Eine Filtration durch Schiess- voWe trennt das Krystallpulver von der Lauge, letzteres mit HO ausgewaschen und das Filtrat stark eingeengt, 3h noch etwas Silbersalz mit Salpeter ausscheidet. Das trat wird durch Waschen mit kaltem Wasser entfernt; n der Mutterlauge noch enthaltene Silber wird mit

ausgeföllt. Das feuchte Silberhypermanganat wird in Kolben durch heisses Wasser zur Lösung gebracht, 3i langsamem Erkalten Krystalle anschiessen, die mit 3r abgewaschen, bei gelinder Wärme getrocknet und im jln aufbewahrt werden. Um das Auswaschen zu beschleu- , versieht man eine Flasche mit einem doppelt durch- n Kork, steckt in die eine Bohrung den Trichter mit iiszuwaschenden Krystallen, in die andere ein Glasrohr, welches man die Luft aus der Flasche saugt. Bei langsamem Erkalten wurde das Silbersalz in schönen

II langen, schwarzen, metallglänzenden Krystallen erhal- Diese Verpuffen beim Erhitzen, ohne dabei ihre Form ich zu ändern. Das Salz ist in Wasser vollkommen ; organische Stoffe färben die Lösung intensiv braun- rz. Die Lösung zersetzt sich am Licht allmählig, ebenso !ry stalle, welche sich nach längerem Aufbewahren in 3r nicht mehr vollkommen lösen.

lur Umsetzung des Silbersalzes in die Zinkverbindung le möglichst neutrale Chlorzinklösung von bestimmtem te nöthig ; am Sichersten vertahrt man , wenn man sich ihlorzink durch Wechselzersetzung aus Zinksulfat mit )aryum darstellt. Da in der dunkelpurpurn Flüssigkeit ndreaction schwer vorzunehmen ist, so thut man wohl, löglichst an die Atomen- Verhältnisse zu halten, wo man n Thle. Silberhypermanganat zu zersetzen 68 Th. Chlor- QÖthig hat. Das Silberhypermanganat wird mit 25 bis In. Wasser in einen Kolben bis zur Lösung erhitzt, Schütteln die Chlorzinklösung zugegeben, noch eine

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üeber Meteoreisen.

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kurze Zeit erhitzt und geschüttelt, bis man annehmen kann, dass alles Silber gefällt ist, worauf man absetzen lässt und durch Schiessbaumwolle filtrirt. Um sich zu überzeugen, ob die Umsetzung eine vollständige sei, versetzt man eine Probe des Filtrats mit etwas Ammoniak und einigen Tropfen Alko- hol, erhitzt so lange gelinde, bis die Probe farblos >geworden und der gebildete Niederschlag sich gut absetzt. Nachdem abfiltrirt, übersättigt man das Filtrat mit verdünnter SO^, prüft die eine Hälfte mit Silbemitrat und die andere mit Salzsäure. Tritt im ersten Falle eine Trübung ein, so ist zu viel ZnCl, im andent Falle unzersetztes Silberhypermanganat zugegen. Die Zinkhypermanganatlösung wird in eine Porzel- lanschaale auf dem Wasserbade verdampft, bis sie wie Oel fliesst, wo sie dann beim Erkalten krystallinisch erstarrt. Man lockert die Krusten mit einem Glasstabe, trocknet über SO^ noch nach und. bewahrt das Salz in gut verschlossenen Glä- sern auf. Das Salz hat eine schwarzbraune, metallglänzende Farbe, ist sehr leicht in Wasser löslich und an feuchter Luft zerfliesslich. In einem Glasrohre erhitzt, stösst es purpur- farbene Dämpfe aus und hinterlässt einen stahlglänzenden porö- sen Rückstand. Auf Platiublech er)iitzt, beschlägt sich das Blech mit einem schön blau und gelbkreisförmigen Anfluge. Die wässrige Xösung lässt sich lange Zeit aufheben, ohne sich zu zersetzen. {Pharmaceut Zeitschrift für Russland. Xn. Jahrg. 'Nr. 3.). C. S.

üelber Meteorelsen.

Joseph Boussingault untersuchte zwei Sorten Me- teoreisen besonders in der Absicht um zu sehen, ob dasselbe chemisch gebundenen Kohlenstoff enthielte. Die Auflösung des Eisens konnte natürlich nicht mittelst Säure bewerkstel- ligt werden, weil sich sonst der chemisch gebundene Kohlen- stoff als Kohlenwasserstoff x^^^^^c^^^ hätte, sondern es geschah dieselbe mittelst Quecksilberchlorid. Ehe zur Auf- lösung geschritten wurde, wurden die Eisenstücke mit Aetz- kalilösung und dann mit Aether gewaschen, um alle der Oberfläche anhängende organische Substanz zu entfernen, darauf in einem Strome Wasserstoffgas getrocknet.

1. Meteoreisen von Caille (Departem. Seealpen). Die Analyse ergab in 100 Theilen:

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176 Best, der Phosphorsäure im Baker Guano u. ähnl. Rohstoffen.

1. Eisen 89,53 Nickel 9,76 Kohlenstoff, chemisch gebunden 0,12 Unbestimmte Substanzen, in Säuren

unlöslich und Verlust 0,59

2.

89,73 9,90 0,12

0,25

100,00 100,00. 2. Meteoreisen von Lenarto (Ungarn). Dasselbe ent- hält keinen chemisch gebundenen Kohlenstoff; 100 Theile enthalten:

Eisen 91,50 Nickel 8,58 Unlöslichen Rückstand 0,30

100,38. (Ännal, de Ghim, et de Phys, Ja?iuar 1873. 4, Serie, Bd. 28. Seite 124.), Fes,

Best, der Phosphorsäure im Baker Criiano und ähn- liehen Rohstoffen.

Dr. C. Gilbert in Hamburg giebt einen sehr schätzens- werthen Beitrag zur Phosphorsäure - Bestimmung in diesen Producten und liefert den interessanten Beweis, dass bei Nichteinhaltung seiner Cautelen Fehler entstehen können, welche die enorme Höhe von 10% des Gesammt- PO ^-Gehal- tes erreichen. Schon Liebig hat früher nachgewiesen, dass der halb phosphorsaure Kalk in den harten Krusten des Baker und Jarvis Guano ein ziemlich regelmässiger Be- gleiter des gewöhnlichen dreibasischen Kalkphosphats ist. Gilbert hat nun gefunden, dass die in den Guanosorten häufigen Knollen lediglich aus sogenanntem neutralen Kalk- phosphat (2CaO,HO,PO^ + 4aq) bestehen. Werden nun (zur Verkohlung der organ. Substanzen) solche Producte für sich geglüht, so resultirt natürlich KalkpyTophosphat(2CaO,PO^) welches beim Lösen in Säuren (ja selbst nach längerer Ein- wirkung derselben) nicht vollständig derartig verändert wird, dass sich die Phosphorsäure alsdann als dreibasische Säure genau bestimmen lasse. Wie der Verfasser und auch ß. J're- senius und Märcker nachweisen, kann der hierdurch veranlasste Fehler bei der ürantitrirung fast 10% betragen. Am geringsten wird dieser Fehler bei denjenigen Methoden,

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Best, der Fhospborsaare im Baker Gaano u. ähnl. Eohstoffen. 177

welche (wie die mittelst Ammon - Molybdat oder Zinn) in salpetersaurer Lösung oder durch längeres Einwirken dieser Säure vorgenommen werden; doch zeigen sich auch bei der Molybdän -Methode kleine Differenzen. Alle diese Fehler werden jedoch vermieden, wenn man das Product mit Alkali - Carbonaten unter Zusatz von chlorsaurem Sali resp. «Salpeter längere Zeit glüht, wodurch die Phosphorsäure in die drei- basische Modification übergeht.

Zu dieser Aufschliessung glüht der Verfasser die Sub- stanz mit ihrem 4 fachen Gewicht einer Mischung von 2 Thei- len wasserfreier Soda und 1 Thl. chlorsaur. Kali im Platin- tiegel. Die Verbrennung geht ruhig von Statten. Sobald die Masse weiss geworden, wird das Feuer verstärkt und eine viertel Stunde lang bei starker Rothgluth erhalten. Nach dem Erkalten wird der Rückstand in 5 fach verdünnter Sal- petersäure gelöst und etwa sich abscheidende Kieselsäure wie üblich bestimmt. Die Lösung wird auf ^j Liter verdünnt und je - 100 CO. davon zur Titrirung angewandt. Hierbei sättigt man zunächst mit Natron und löst dann den sich bildenden Niederschlag durch Essigsäure. Auf diese Weise vermeidet man zu grosse die Titrirung störende Mengen von Natron - Acetat. Hierauf wird kalt mit Uran - Acetatlösung, (welche der Verfasser aus demselben Grunde dem Nitrat vorzieht) bis zum Eintritt der deutlichen Ferrocyankalium - Probe titrirt, dann zum Sieden erhitzt und mit Phosphor- Probelösung vorsichtig zurück titrirt. Nach diesem Versuch bestimmt man in einer zweiten Probe von 100 CC. den Phosphorsäuregehalt in gleicher Weise. Die Genauigkeit lässt sich bis auf 0,2 % bringen und die Zahlen stimmen bei Abwesenheit von Eisenoxyd und Thonerde gut mit der Ge- wichts- Analyse überein.

Die erforderliche titrirte TJranlösung stellt der Verfasser auf 5 g. PO^ pro Liter. Als ürtiter- Substanz giebt er dem reinen dreibasischen Kalkphosphat den Vorzug vor anderen (obgleich es leicht etwas CO^ anzieht. Der Ref.). Als gleich- werthige titrirte Phosphatlösung benutzt er eine Auflösung des leicht rein zu habenden nicht verwitternden Phosphorsal- zes (NaO, NH*0, HO,POß + 8aq).

Bei der gewichtsanalyt. PO^-Best, durch Magnesia -Mixtur hält es der Verfasser für absolut erforderlich, dass diese Mix- tur nicht aus Bittersalz, sondern mittels Chlormagnesium bereitet sei, insofern ersteres leicht in den Niederschlag mit eingehe. Auch sei der Salmiakgehalt zu erhöhen und kalt zu fällen.

Areh. d. Pharm, ni. Beihe. III. Bds. 9. Hft. 12

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178 Zur Entdeckung der Blausäure.

Durch zahlreiche Zahlenbelege weist der Verfasser nach, dass durch Titriren einer directen Auflösung von Guano in Salpetersäure Fehler von 10 % entstehen können ; wogegen nach vorhergegangener Aufschliessung in der beschriebenen Weise richtige und constante Zahlen erhalten werden.

Auf Gilberts Veranlassung haben auch R. Frese- nius, Märker und Ulex seine Beobachtungen geprüft und* ihre ITrtheile darüber als Nachschriften zu obiger Abhandlung publicirt. Fresenius erhielt, als er ein Pulver von Baker ^ Guano -Knollen für sich glühte, dann in Salpetersäure löste und nach Gilberts Weise titrirte, 35,8 % ^0\ Mit starker Salpetersäure 12 Stunden bei etwa 70^ C. digerirt, ergab die Probe beim Titriren 44,42% PO^. Als er endlich das Pul- ver mit Soda und Kalichlorat aufschloss und weiter nach Gilberts Verfahren bestimmte , wurden 45,42 7o gefunden. In Folge dessen bestätigt Fresenius völlig die Gilbert'schen Angaben.

Mark er fand, dass durch Glühen ohne Alkali Diffe- renzen von 10 % entstehen ; dass durch .^Behandeln mit con- centrirten Säuren in der Wärme die Pyrophosphor säure aller- dings fkst, aber nicht ganz vollständig in die drei -basische Modiflcation übergehe und dass diese Umwandlung jedenfalls längere Zeit bedarf.

TT lex endlich hält es in hohem Grade geboten, Gilberts Vorschläge zu beherzigen und allgemein zu befolgen. (Die- sem Wunsche können wir nur völlig beipflichten, doch mag nicht unbemerkt bleiben, dass diese Cautelen nur für die Phosphorsäure - Bestimmung im Guano berechtigt sind, woge- gen bei anderen positiv dreibasischen Phosphaten wie Knochenmehl oder den Lahnphosphoriten auch die üblichen Methoden zu richtigen Resultaten führen müssen. D. Ref.).

F.

Zar Entdeckung der Blansänre.

Dr. H. Struve in Tiflis beschreibt einen Fall . von Cyan- kaliumvergiftung, dessen chemische Untersuchung er im Beisein einer Commission zu erledigen hatte. Die Untersuchung geschah erst^ 8 Tage nach dem Tode des Individuums. Ge- stützt auf die Erfahrung Buchner's (welcher bekanntlich die Blausäurevergiftung ^n dem Chorinsky'schen Process nach-

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•Zur Entdeckung der Blansänre. 179

wies), nahm der Verfasser an, Spuren dieses Giftes am leich- testen im Blute zu finden.

Als hiervon 6 g. mit 20 CG. Wasser verdünnt und einigen Tropfen Weinsäurelösung versetzt der Destillation unterwor- fen wurden, erhielt er ein farbloses, starkriechendes, saures Destillat. Ein Theil davon mit Schwefelammonium zur Trockne verdampft, ergab mit schwacher Salzsäure und Eisenohlorid versetzt, sofort deutliche Rhodan-Reaotion, wodurch also die Anwesenheit von Blausäure erwiesen war. Dagegen konnte der Verfasser in einem anderen Theile des Destillats durch successiven Zusatz von Sali, Eisenvitriol und Salzsäure kein Berliner Blau erhalten. Zu gleichen Resultaten gelangte Yerf., als er den Mageninhalt, sowie etwas von dem Inhalt eines Glases, worin Magen, Darm und Leber lagen, denselben Proben unterwarf. Der jedesmalige Nachweis von Rhodan erforderte den Schluss, dass Blausäurevergiftung vorliege, welchen auch die Commission annahm. Spätere criminelle Untersuchungen bestätigten dies auch, und stellten fest, dass der Todte Selbstmörder war.

Der Verf. geht nun zu weiteren Schlüssen bezüglich der Verbreitung des Rhodans im menschlichen Organismus über. Die Anwesenheit desselben im Speichel ist bekannt und leicht mit Eisenchlorid zu erweisen. Daraus schloss Verf., es müsse auch ins Blut durch den allgemeinen Kreislauf der Materie im Organismus übergehen und dort zu finden sein. Jedoch konnten unter 4 Versuchen nur in einem Falle, bei welchem Blut aus der Leber entnommen wurde, Spuren von Rhodan nachgewiesen werden. Trotz dieser negativen Beobachtungen hält es der Verf. doch in forensischen Fällen für angezeigt, bei der Rhodanprobe mit dem blausäurehaltigen Destillat zwei parallele Versuche auszuführen. Zu diesem Zwecke theilt er das Destillat in zwei Theile. Den einen dampft er noit NH*8, den anderen mit Aetzammoniak zur Trockne. Ergiebt die erste Probe nachher die Rhodan - Reaction , die zweite aber nicht, so behauptet Verf., man könne mit Gewissheit auf das Vorhandensein von Blausäure im Blute schliessen. (In sofern bei einem Rhodangehalt desselben auch die ammoniakalische Probe Eisenchlorid röthen müsste. D. Ref.)

Der Verf. bestätigt ferner durch Versuche die grössere Empfindlichkeit der Rhodan -Reaction gegenüber der von Berliner Blau, in dem erstere noch bei Flüssigkeiten , welche im Liter nur 13,3 mg. Blausäure enthalten, eintrete, letztere aber ausbleibe.

12*

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18Ö Schwef^bestimmungsmeth, v. allgem. Anwendbark. Fäll. d. Bittererde.

Auf Grund einer anderen forensischen Untersuchung, worin keine Blausäure, wohl aber Ameisensäure nachgewiesen wurde, stellte der Verf. einen Versuch darüber an, ob durch Einwirkung von faulendem Fleisch auf Cyankalium Ameisen- säure entstehe, konnte aber selbst nach 18 Monaten keine Ameisensäure, wohl aber Blausäure nachweisen.

Bezüglich der weiteren Betrachtungen des Verf. über die verschiedenen Ansichten der Verbreitung der Blausäure im Organismus müssen wir auf die Abhandlung verweisen. Dagegen erwähnen wir noch, dass nach ihm keine Probe auf Cyan geeigneter und unzweideutiger sei als die Rhodanprobe. Die Schönbein'sche Guajac - Kupfervitriol - Reaction sei zwar empfindlich, werde aber auch durch viele andere Substanzen hervorgerufen. Schliesslich räth der Verfasser wegen der von ihm beobachteten Flüchtigkeit des Rodanammonium's der mit Schwefelammonium abzudampfenden Flüssigkeit etwas Kali oder aber bloss Schwefelkalium hinzuzusetzen. F.

Sehwefellbestlmmimgsmethode ron allgemeiner An- wendbarkelt«

Die Substanz wird nach Sauer in einem Porzellanschifif- eben in einer Verbrennungsröhre unter Zuleitung von Sauer- stoff geglüht und die sich bildende schweflige Säure in bromirter Salzsäure aufgefangen und als Schwefelsäure durch Baryt bestimmt. Im Aschenrückstande bestimmt man die Schwefel- säure wie üblich. In dieser Form ist die Methode namentlich für solche Schwefelverbindungen geeignet, welche in der Hitze keinen Schwefel ausgeben oder Dämpfe bilden ; nament- lich also für Koaks. Anderenfalls z. B. für die Schwefelbe- ßtimmung im Kautschuk wird der Apparat complicirter und verweisen wir desshalb auf die Abhandlung. Auch Mixter hat, wie der Verf anerkennt, eine ähnliche Methode in Nr. 42 des ehem. Centralblattes v. 16. Oct: 1872 beschrieben. F,

Fällung der Bittererde.

F. Mohr fand, dass die Abscheidung der Magnesia als Phosphordoppelsalz (2MgO,NH*0,PO^-i-12aq) rasch und voU-

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Analyse der Nickel- iind Oobalterze etc. 181

ständig gelinge, wenn man statt des Ifatronphosphats das Phospborsalz (2NaO, NH*0, HO, PO* + 8aq) als Fällungsmit- tel anwende, wobei im Sieden sofort alle Magnesia abgeschie- den werde nnd das Filtrat sieb aucb nacb langem Steben nicbt mebr trübe. Der Grund liege darin, dass beim Phos- pborsalz das Ammon sogleich mit in den Niederschlag eingebe, während bei Anwendung von phosphors. Na£ron erst ein milchiger Niederschlag entsteht, der allmählig unter Aufnahme von Ammon krystalliniscb wird. In solchen Fällen, wo Magne- sia neben Phospborsäure-Ueberscbuss in saurer Lösung sich befinde, genüge der einfache Zusatz von Ammon, um eine rasche vollständige Fällung zu bewirken.* F.

Analyse der Mekel- und Cobalterze , des Nlekelstelns und Bhnlicher Hfittenproducte, sowie filier eine be- queme und genaue Methode zur Trennung des Zinks von Nickel und Cobalt.

Wir entnehmen der ziemlich umfangreichen Arbeit blos die Vorschrift, nach welcher Fresenius die Analyse von Nickel- und Cobalterzen in seinem Laboratorium ausführen lässt.

Man behandelt das fein gepulverte Mineral oder Hüt- tenproduct mit Salzsäure unter Zusatz von Salpetersäure, bis alles Lösliche . gelöst ist , verdampft wiederholt mit Salzsäure bis fast zur Trockne, nimmt den Rückstand mit Salzsäure auf und filtrirt. Einen hierbei etwa entstehebden nicht völlig weissen Rückstand schmilzt man mit saurem schwefeis. Kali, zieht die Schmelze mit Wasser und Salzsäure aus, filtrirt und giebt das Filtrat znm vorigen. Man leitet nun in die salzsaure Lösung HS bei etwa 70^0., dann aucb nocb in der Kälte und filtrirt. Das Filtrat wird erst für sieb, dann mit etwas NO^ erhitzt, um alles Eisen in Oxyd zu verwan- deln. Man versetzt nun mit Ammon und filtrirt das unreine Eisenoxydhydrat ab, löst es nach kurzem Waschen in Salz- säure, verdünnt stark, setzt Salmiak zu und kalt so viel kohlens. Ammon, bis sich die Flüssigkeit trübt, aber noch kein Niederschlag erscheint. Die noch saure Flüssigkeit erhitzt man zum Sieden und wäscht den Eisenniederscblag erst durch Decantation, dann auf dem Filter mit siedend heissem Was- ser aus. Hierauf prüft man eine kleine Menge des Eisen-

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182 Analyse der Nickel - und Cobalterze eto.

oxyds, welches man in Salzsäure löst, mit kohlens. Ammon, wie angegeben, fallt und zum Filtrat Schwefelammoniura setzt, auf Nickel. Ist dies vorhanden, so muss der ganze Nieder- schlag nochmals in gleicher Weise gelöst und gefällt werden. Die Filtrate werden mit Essigsäure angesäuert und concen- trirt. Scheidet sich beim Abdampfen etwas ab, so wird filtrirt und der. Niederschlag wie der erste Eisenniederschlag behan- delt. Das Filtrat, welches alles Cobalt und Nickel enthält, wird mit kohlensaurem Natron deutlich alkalisch gemacht, dann mit Essigsäure bis zum starken Vorwalten und mit 30 bis 50 CC. essigs. Natron von 1 : 10 versetzt. Hierauf wird bei etwa 70^0. HS * eingeleitet und nach beendigter Fällung das Schwefelnickel und Cobalt abfiltrirt, ausgewaschen und getrocknet. Das Filtrat wird wieder etwas eingedampft und mit NH*S,HS und dann etwas Essigsäure versetzt, wodurch häufig noch etwas Schwefelmetall sich abscheidet. Letztere Operation kann vorsichtshalber wiederholt werden. Die Schwefelverbindungen werden dann in Königswasser gelöst und mit Salzsäure zur Verjagung der Salpetersäure abge- dampft, dann mit Wasser verdünnt, filtrirt und in einer grossen Platinschale mit reiner Kalilauge gefällt Der Nit:- derschlag wird erst durch Decantiren^ dann auf dem Filter heiss ausgewaschen, dann an der Luft bis zur Einäschung des Filters erhitzt und hierauf im Wasserstoffstrome im Rose'schen Tiegel bis zu constantem Gewichte geglüht. Die zurückbleibenden Metalle werden zunächst mit dest. Wasser behandelt und bei alkalischer Reaction desselben oder bei Gegenwart von Chlor oder Schwefelsäure nochmals im Was- serstoffstrome geglüht und gewogen. Darauf löst man sie in Salpetersäure, wobei häufig etwas Kieselsäure zurückbleibt, neutralisirt fast mit Ammon und setzt kohlens. Ammon im Ueberschuss hinzu erwärmt", filtrirt kleine Eisenoxyd- oder Thonerde- Mengen ab und behandelt diese wie oben. Indem man das durch Trocknen, Glühen und Wägen gefundene Gewicht dieser kleinen Verunreinigungen von der Gesammt- Menge der beiden Metalle abzieht, erhält man ihr wirkliches Gewicht.

Enthielten die Hüttenproducte Zink, so sind auch die beiden Metalle etwas zinkhaltig. Man entfernt letzteres aus der mit viel Salmiak versetzten salzsauren Lösung durch Eindampfen und gelindes Glühen bis aller Salmiak und damit auch alles Zink verflüchtigt ist. Chlorkobalt und Chlomickel sind unflüchtig.

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Vermeid, d. Explosionen etc. Verfahr, z. Be&tunm. d. Quecksilbers etc. 183

Sollen Cobalt und Nickel getrennt werden, so werden die zuletzt erhaltenen ammoniakalischen Filtrate zur Trockne verdampft und bis zum Verjagen der Ammonsalze erhitzt. Der Eückst^and dann in Salzsäure gelöst und das Cobalt (bei Gegenwart von viel Nickel), mit salpetrigsaurem Kali gelallt; im umgekehrten Falle wird die Lösung der Chloride mit Cyankaliam versetzt und nach Zusatz von Kali das Nickel durch Brom m der Wärme als Sesquioxydhydrat abgeschieden. In beiden Fällen wird der Niederschlag in Salzsäure gelöst und das Oxyd mit Kali niedergeschlagen und als Metall bestimmt, welches von der Gesammtmenge beider Metalle (nach Correction der Verunreinigungen) abgezogen wird.

Vermeldnng der Explosionen beim Gebrauch von Wasserstoff- Entwlckelungs - Apparaten.

Hierzu bedient sich Fresenius eines kleinen Eöhrchens, welches zwischen Baumwolle eingepresste Scheibeben Draht- netz enthält und nach der Waschflasohe eingeschaltet wird.

F.

Verfahren zur Bestimmung des Quecksilbers In sei- nen Erzen.

Dieses, von A. Eschka, Probirer des General - Probir- amts in Wien, vorgeschlagene Verfahren heruhet im AJlge- meinen auf der Zersetzbarkeit der Qnecksilbererze durch noietallisches Eisen bei höherer Temperatur, und auf der Ab- sorption des hierbei verflüchtigten Quecksilbers durch metalli- sches Gold. Das Nähere darüber ist in der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1872 Nr. 9, und daraus in Dingler's polyt. Journal CCIV. 47. nachzulesen.

G. 0. TT.

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II. Kleine IMittheilungen

Notizen fllber Droguen-YerfSlschungen.

Coccionella. Fein gepulverter Schwerspath wird mit einem Klebmittel auf der Cochenille befestigt. Die reine Drogue liefert lV2 7o Asche; in verfälschter Waare betrug die Asche 8 25^0 ^^ Barytsalz.

Copaivabalsam. Eine Stadt im westlichen Indien liefert einen gut aussehenden künstlichen Balsam, der aus Bicinusöl, Fichtenharz und ätherischem Copaivaöl bereitet ist und über New -York verschifft wird.

Opium findet sich mit einem bedeutenden Gißhalt an Stärke. James T. King fand 14^0 feuchte Stärke. Auch Succ. Liquirit. soll zur Verfälschung dienen.

Weinstein säure kömmt nach Dr. W. H. Pile mit Bittersalz und Alaun verfälscht vor.

Schwarzes Schwefelantimon hält Schwefelblei und Kieselerde bis zu 30 40^0

Chininsulfat. Bei Verunreinigung mit Salicin riecht der Uam nach nordam. Wintergrün. (Gaultheria procumbens). (Aus den Verhandlungen der „American Pharmaceutical Association" für 1871, Schweiz. Wochenschrift für Hiarmacie. Jahrg. Nr. 5.). 0. S.

Vorkoinmeii ron Bakterien bei der dlphtherltischeii Form des Puerpuralflelbers.

Waldeyer in Breslau untersuchte die diphtheritischen Einlagerungen an der Uterininnenfläche, sowie die puriformen Massen aus den Lymphgefässen des Uterus und der Liga- menta lata, femer das peritonische Exudat, sowohl die Flüssig-

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Kultur d. Theepflanze etc. EntwickL t. Ammoiuak a. lebend. Pflanzen. 185

keit als auch die gelben, weichen , eitrig- fibrinösen Flecken nnd in einem Falle auch die yermehrte trübe Flüssigkeit aus den Pleurahöhlen und demPericordiumbeiPuerpuralfieberkranken und fand in allen diesen Objecten auffallend grosse Mengen Bacterien. In den diphtheri tischen Plaque's liegen diesel- ben zwischen den Eiterkörperchen und den zum Theil morti- ficirten <3ewebselementen. Der puriforme Inhalt der Lymph- bohnen besteht neben Eiterkörperchen Äum grössten Theil aus Bacterien. Sehr beachtenswerth war in allen Fällen das Vorkommen von Bacterien innerhalb derEiter körper- chen selbst, sodass diese Wanderzellen die Bacterien im Organismus zu verschleppen vermögen. (Archiv /. Gynäco- logie IIL 2. Medic-chir. Rundschau XIV. Neue Folge, IV. Jahrg. 1. Bd. 2. Heft). C. S.

Enltiir der Theepflanze In Nord -Amerika.

Wie wir aus einer kurzen Notiz in den «Berichten über die 19. Jahresversammlung des amerikanischen pharmaceuti- schen Vereins (S. 267) ersehen, wird bei Knoxville im Staate TennessSe seit zehn Jahren die chinesische Theepflanze mit Erfolg cultivirt. ,Der Staat Tennessee liegt zwischen dem 35. und 37. Grade nördl. Breite , also für den Theebau ganz günstig. G. a W.

Entwicklung von Ammoniak aus lebenden Pflanzen.

Borscow hat die schon früher von J. Lehmann beobachtete Entwicklung von Ammoniak aus lebenden Pilzen bestätigt gefunden, und weiter constatirt, dass dies keine vereinzelte oder krankhafte, sondern eine normale Erschei- nung ist, da sie bei allen lebendenden Pilzen und zu jeder Tageszeit auftritt.

Unter den Phanerogamen kennen wir bereits eine ähn- lich sich verhaltende Pflanze ; die häringsartig riechende Materie, welche das Chenopodium olidum aushaucht, ist nemlich ein Gemisch von Trimethylamin (isomer mit dem Propylamin) und Ammoniak. G. C. W.

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im

Botanische Notizen.

Botanische Notizen.

I. Ursache des Louchtens des faulenden Holzes.

"Das Leuchten des faulenden Holzes suchte man durch die Annahme eines mit der Verwesung eintretenden eigen- thümlichen Verbrennungsprocesses zu erklären. In neuerer Zeit wurde jedoch an solchem Holze das Vorhandensein eines, jedenfalls von dem Moder angelockten Pilzes nachgewiesen, von welchem auch das Leuchten ausgeht. Dieser Pilz lässt sich, ohne seine Leuchtkraft einzubüssen, von dem Holze abschaben und selbst auf ein anderes übertragen. Sein Leuchten ist von seinem Lebensprocesse abhängig, und hört sofort auf, wenn er selbst durch den Einfluss von Hitze oder Gasen getödtet oder ihm auch nur der nothwendige Grad von Feuchtigkeit entzogen wird.

Dieser Pilz siedelt sich übrigens auch auf andern fau- lenden Pflanzentheilen unter dem Einflüsse von Feuchtigkeit, dumpfer Luft und einer massigen Temperatur, ja sogar auf sich zersetzenden animalischen Stoffen an, und macht diesel- ben leuchtend.*

IL Bedeutung der Spaltöffnungen.»

Nachdem durch zahlreiche Versuche dargethan war, dass die .an den Oberflächen der Blätter befindlichen Spaltöffnungen weder für die Aufnahme der Kohlensäure, noch für die Aus- athmung des Sauerstoffes von Wichtigkeit sind, war ihre Funktion ganz räthselhaft geworden. Das anatomische Ver- halten dieser Spalten, dass sie nemlich mit den zwischen den assimilirenden Zellen verlaufenden Luftkanälen in Verbindung stehen und noch besondere Schliessapparate besitzen, machte ihre physiologische Bedeutung noch räthselhafter.

Nun ist aber Dr. TS, Müller zu Heidelberg in einer grösseren Versuchsreihe über die Gasdiffusion der Pflanzen zu dem Resultate gelangt, dass die Spaltöffnung für das gewöhnliche Leben der Pflanze als ein Ventil angesehen wer- den könne. Bei offen stehenden Spalten gleicht sich offenbar jeder Ueberdruck im Innern der Luftkanäle mit Atmosphäre aus, während bei geschlossenem Spalt der Luftaustausch nur durch die Zellen stattfindet. Die Spalten der Blätter schliessen sich nun bei plötzlichem Temperaturwechsel in Folge elektri- scher Erschütterungen und in Folge der Verdunstung, wäh- rend sie sich öffnen bei Mangel an Verdunstung und bei Zunahme der Turgescenz aller Blatt - Elemente, Bei der

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Beiträge zur qualitativen Analyse des Weinlaubg. 187

Offenstellung des Spaltes ist aber die Verdunstung des Blat- tes im Maximum und bei der Schliessungsstellung im Mini- mum, die Ventilwirkung dieser Apparate also einleuchtend.

III. Luftreinigende Kraft der^ Sonnenblume.

Die geraeine Sonnenblume (Helianthus annuus) be- sitzt nach den übereinstimmenden Untersuchungen von M. Martin und Dr. W. Valentin die Eigenschaft, mit Mias- men gefüllte Luft zu reinigen, indem sie die schädliche Lull einsaugt und dafür Sauerstoif in grosser Quantität aushaucht. Sie hat sich in dieser Beziehung auch besonders in Nord- amerika -bewährt, denn man schuf durch ihren Anbau in Washington und Philadelphia ganze Stadttheile, die sonst we- gen der herrschenden Fieber fast unbewohnbar warpn, in gesunde fieberfreie Wohnplätze um. Auch ein Niederländer, van Aalstein, dessen Besitzung sich auf einem ange- schwemmten Stück Landes an dem Ufer der Scheide befand, berichtet einen ähnlichen Fall. Er pflanzte 30 40 Ellen vom Wohnhause entfernt 3^—4 Gruppen von je einer Quadrat- ruthe, wodurch die Luft so verbessert wurde, dass seit 10 Jahren niemand mehr an miasmatischen Fiebern erkrankte. Dasselbe fand auch auf den Nachbargrundstücken, wo das gute Beispiel nachgeahmt wurde, statt. Vielleicht könnte die Pflanze auch dazu dienen, die Luft in der Umgebung von Krankenhäusern überhaupt zu verbessern.

Neben diesem Vortheile ist die Sonnenblume sonst noch als Nutzpflanze zu betrachten. Die Samen liefern in reichli- cher Menge ein gutes, dem Mohnöl ähnliches Oel, die Blätter ein gutes Viehfutter, die Stengel ein gutes Brennmaterial, und die Asche ist alkalireich. {Ausland 1872, Nr, 22.),

G. a w.

Beiträge zur qualltatlTen Analyse des Welnlaubs.

C. Neubauer hat unter Anwendung von 50 Kilog. frischen Weinlaubs eine qualitative Analyse desselben ange- stellt, welche ergab, dass dasselbe enthält: Weinstein, (1,1 pCnt.) weinsauren Kalk, Quercetin, Querci- trin, Gerbstoff, Amylum, Weinsäure, Apfelsäure, Gummi, Inosit, Zucker (0,7 1,2 pCnt.) Oxalsäure, eine durch Aether ausziehbare krystallisir te Substanz, Ammoniak, phosphorsauren Kalk, Gyps. (Zeitscknß für anal Ckem. 1873, 39). E. M.

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188 Vergift m. Arum OTorum. - - Ueb. Ursache d.Hartkoelie]i8 d. Erbsen. .

Yergiftmig mit Arnm OTonun.

Nach einer Mittheilung von Tb. Forssmann ist diese Pflanze nicht allein scharf, sondern auch narkotisch giftig. Derselbe beobachtete einen Yergiftungsfall an einem halbjäh- rigen Kinde, welches einen Blattstengel davon abgebissen hatte. Unmittelbar darauf fing es an zu schreien, einige Mi- nuten später war die Zunge und Mundhöhle geschwollen und stark geröthet. Während des eingetretenen, ruhigen, fiinf Minuten dauernden Schlafes hatten sich auf dem ganzen Körper kleine rothe Flecke gebildet; der Puls war langsam, das Gesicht stark geröthet. Nach dem Erwachen war es schläfng und verfiel bald in einen tiefen und langwierigen Schlaf. (Ftnska läk. sälls. handlingar. Bd. U. S. 34. 1872. Neues Jahrb. f. Fharmac. Bd. XXXIX. Heß 2). C. S.

Uelier die Ursache des* Hartkoclieiis der Erhsen

hat Prof. Ritthausen Untersuchungen angestellt und gefun- den, dass die Asche der weichkochenden Erbsen eine erheb- lich grössere Menge Kaliphosphat, geringere Mengen pbosphor- saure Erden und Phosphorsäure im Deberschusse enthalten, die hartkochenden dagegen wesentlich reicher sind an Erd- phosphaten und in Folge des geringeren Gehaltes an Phos- phorsäure ärmer an Kaliphosphat, und dass sie Kali im üeber- schuss enthalten.

Bei Einwirkung des Wassers auf die hartkochenden, an Phosphorsäure armen Erbsen wirkt das reichlich vorhandene, an das überschüssige Kali zum Theil gebundene Legumin auf die Erdphosphate ein, zersetzt diese unter Abscheidung einer Verbindung von Legumin mit Kalk oder Magnesia, die beim Erwärmen homartig erhärtet, und bewirkt eben diese das Hartkochen. Demgemäss zieht kaltes Wasser aus dem Pul- ver weichkochender Erbsen 4,24 Proc. , aus dem Pulver hart kochender ^dagegen nur 1,73 in Wirklichkeit lösliches Legu- min aus. Sbg.

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C. Literatur und Kritik.

Practische Anleitung zur chemischen Prüfung der in der Phar- macopoea Germanica enthaltenen Arzneistoffe und chemisch- pharmaceutischen Präparate. Ein methodischer Leitfaden für Aerzte, Apotheker, Arzneiwaarenhändler und Fabrikan- ten chemisch -pharmaceutischer Präparate, sowie zum Ge- brauche bei Apotheken - Visitationen , bearbeitet von Dr. Friedrich Christoph Schmid und Friedrich Wolfrum. Augs- burg» Verlag der Math. Rieger'schen Buchhandlung. 1873.

In einem 152 Seiten fülIeRden Buche haben die Herren Eegierungs- nnd Kreis-Medicinal Bath Schmid und Apotheker Wolfrum, Mitglied des &eis-Medicinal- Ausschusses für Schwaben und Neuburg und Yicevor- stand des deutschen Apotheker- Vereins, die in unserer neuen Pharma- copoe enthaltenen Arzneistoffe und chemisch- pharmaceutischen Präparate zum Zwecke der leichten Prüfung in Tabellen gebracht.

Ursprünglich jfür die königlich bayerischen Bezirksärzte und die Apo- theker des Begierungsbezirkes Schwaben und Neuburg bestimmt, trat aber an die Herausgeber dieses Handbuches bald die unum gehbare Anforderung heran, dasselbe auch für weitere Kreise zugänglich zu machen. Und wir verdanken ihnen herzlich diese Entschliessung. Als practischer Behelf bei der immer mehr nöthiger werdenden Prüfung der Arzneimittel, je mehr die Bereitung der Okemikalien aas den pharmaceutischen Laborato- rien in Fabriken wandert und ihr Verkauf durch meist der Chemie ganz unkundige oder doch in Handhabung der Analyse ungeübte Kaufleute geschieht, wird diess Buch dazu beitragen, reine Arzneien dem deutschen Volke zu bieten.

Dieses Werk verzeichnet genau, präois und übersichtlich die entspre- chendsten Methoden der Untersuchung, welche in unserer deutschen Phar- macopoe im Allgemeinen wohl angedeutet aber nicht speciell erläutert sind, tind gibt die Mittel übersichtlich gegliedert an, wie die Beinheit der chemischen Arzneistoffe und der chemisch-pharmaceutischen Präparate con- statirt werden kann in einer auch Mindergeübten vollständig verständlichen und meisterlich leitenden Art.

Nachdem in Form einer Einleitung der Gang der Untersuchung, die dazu nöthigen Geräthschaften und Utensilien, selbst bis zur Einzel- beschreibung von allgemein Bekanntem, die Methoden der Prüfung bespro- chen sind, folgt die Beagentien-Tafel, die zweckmässigen Lösungsverhält- nisse und ihre specielle Verwendung darstellend; dann der eigentliche experimentelle Theil , die Tabellen für Prüfung der jetzt in Deutschland pf&cinellen Arzneistoffe. Es sind die Prüfungs- Methoden, die Besultate

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190 Literatur und Kritik.

der Prüfungen, die Bescliaflfenheit der Prüfungs - Objecto cons Allen eingehend erörtert, die neuen Erfahrungen verwerthet und Winke gegeben. Wo das Gelingen der Versuche durch besonc dernisse bedingt ist, ist diess durch, gesperrte Schrift besonde gehoben. Es ist Alles von einem practischen Geiste geführt kündige Hand verzeichnet. Weniger Geübte, angehende Apoth guisten, Amts- und Bezirks -Aerzte, werden diess gerne wahrnc diese Anleitung als Kathgeber benützen. Es wird diess dazu d: zum Arzneigebrauche bestimmten Präparate sorgsamer zu ui lieber solche Untersuchungen zu machen, so dass die Fäjle <] sation unrichtiger Arzneien immer seltener werden. Es wird ( auch dazu dienen , den chemisch - analytischen Apparat , wo die deutschen Apotheken nicht in dem Umfange bisher geschehen, geführtem Muster zu vervollständigen. Und es dünkt mir, das '. da und dort noch einen Schritt weiter thun und auch die Titr mancherorts anführen dürfen. Kommt man doch beispielsweise säurehaltigen Wassern damit sehr einfach und schnell zum Zie

Im Ganzen aber bietet dieses Handbuch gegenüber ähnlic erschienenen den Vorzug grösserer Vollständigkeit, genauerer bung der Beschaffenheit der Prüf ungs - Objecto in reinem und v ten Zustande und wird gerne zum Aufschlagen und Nachsehen l von Arzneistoflfen zur Hand genommen werden.

Die Ausstattung dieses Werkes^ ist seljr schön und correct den Herausgebern wie dem Verleger alle Ehre.

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Flora der Elüthen- und höheren Sporenpflanzen d( herzogthums Hessen und der angrenzenden Gebi( beitet von L. Bosch und J. Scriba. Darmsta Verlag von H. L. Schlapp. 1. Abtheilung.

Zum genauem Kennenlernen der heimathlichen Flora ist es von grossem Werthe, wenn enger umgrenzte Gebiete immer fleissiger und mit ordnendem Auge und Geiste durchforscht werden. Man widmet local gut vertretenen Familien grössere Aufmerksamkeit, findet neue Formen auf und bringt so die Kenntniss der gCLannten Flora des grossen Vater- landes immer stufenweise weiter.

Zu einer solchen Aufgabe haben sich Herr L. Dosch, Pfarrer und Kreisschulcommissär zu Köngernheim, und J. Scriba, Pharmaceut und Studiosus medicinae zu Heidelberg, vereinigt und hauptsächlich die Fla- rula von Mainz, Bingen, Frankfurt, Heidelberg, Mannheim und Kreuz- nach zu ihrem Forschgebiete erkoren.

Mit grossem Fleisse und Kennerschaft sind die Diagnosen der Ge- fässpflanzen - Species, wie der Ordnungen, Classen, Gehörten und Sectionen gegeben, soweit sich diess aus dem bisher Erschienenen ersehen lässt. Nach der Anordnung des Endlicher' sehen Systems urafasst dieses erste Heft die Gefässkryptogamen und die Phanerogamen bis zur Familie der Aristolochieen. Ein binnen wenigen Wochen erscheinendes weiteres Büchlein wird die Beschreibung der Pflanzen dieses Gebietes abschliessen und einen Schlüssel zu dem Linne'schon -und Endlicher'schen System, Register und weitere zur Bequemlichkeit der Botanisirenden dienende

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Literatur und Kritik. 191

Zutbaten bringen. Bis zu dessen Erscbcinen wollen wir eine eingehen- dere Recension dieses "Werkes verscbieben.

Die Diagnosen sind präcis gegeben, vorwaltende Kennzeichen mit gesperrter Schrift gedruckt, die Betonung der richtigen Aussprache der Namen angegeben, durch Ünterabtheilungen das Auffinden der einzelnen Species erleichtert. Nach den Diagnosen der Familien folgt jeweils eine Uebersicht der heimathlichen Gattungen und darauf die Gliederung der Gattungen in Arten und Abarten.

<£s ist überall den neuesten Forschungen Rechnung getragen und die vielen Standorts - Angaben machen den Freunden der Botanik dieses Gebietes diess Büchlein gewiss zum lieben Wegweiser.

Das Format ist bequem zur Benützung, die Ausstattung recht gut.

L. Leiner,

Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns, sov\rie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Eücksieht auf die Zwecke des prac- tischen Arztes. Zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten bearbeitet von Dr. C. Neubauer, Prof. der Chemie und Physik am landwirthschaftl. Institut zu Wiesbaden und Dr. J. Vogel, o. Prof. der Medicin und Director des pathalogischen Instituts in Halle. Mit 3 litho- graphirten Tafeln,, einer Farbentafel und 33 Holzschnitten. Bevorwortet von Prof. Dr. E. Fresenius. Sechste ver- mehrte und verbesserte Auflage. Wiesbaden, C. W. Krei- deVs Verlag 1872.

Dieses anerkannte Compendium des bisher Ermittelten über eines der wichtigsten Secrete des menschlieben Organismus liegt in seiner sechsten Auflage vor uns, bereichert mit Entdeckungen der neuesten Zeit, wie die Abhandlungen über Oxymandelsäure , Oxalursäure und andere beweisen, es bietet für Jeden sich mit pathalogischen Untersuchungen beschäftigen- den Chemiker, sowi« dem weniger geübten Arzte den zuverlässigsten Kathgeber und Führer auf diesem schwierigen Gebiete der modernen organischen Chemie, giebt durch genaue Angabe von Vorschriften zur Darstellung der mannigfaltigen Harnsubstanzen die exactesten und erprob- ten Methoden, besonders auch bei der quantitativen Bestimmung, die we- sentlich neues bei der gelösten Oxalsäure und dem Indican bieten, die Möglichkeit aus ein und derselben Menge Harn' gleichzeitig drei wichtige Körper zu isolireu (§. 5 unter Xanthin), verweist bei den mikroskopischen Untersuchungen auf die möglicherweise unterlaufenden Irrthümer durch präcise Vergleichung der Aehnlichkeiten und bietet somit das voUkom^ menste vade mecum für Apotheker , Aerzte und Chemiker bei Harnunter- suchungen. Wesentlich unterstützt wird das Abgehandelte durch die sorg- faltig ausgeführten Holzschnitte und lithographischen Tafeln, auch dürfte die Angabe von Bezugsquellen für Utensilien, titrirten Lösungen etc. für Viele eine erwünschte Beigabe und für viele Bücher ein nachahmungs- werthes Beispiel sein. Die Ausstattung des Buches ist ausgezeichnet durch gutes Papier und deutlichen Druck.

A. E. Weber,

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i»?^^- '

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Literator und Kritik.

Die Fabrikation der künstlichen Mineralwässer und anderer moussirender Getränke von B. Hirsch, Apotheker zu Grünberg in Schi., mit 59 in den Text gedruckten Holzschnitten; Separatabdruck aus Muspratt-KerTs techni- scher Chemie. Braunschweig G. A. Schwetschke und Sohn. (M. Bruhn) 1871.

Der rühmlichst bekannte Herr Verfasser hat sich durch Herausgabe dieses Buches den lebhaftesten Dank aller Mineralwasserfabrikanten ge- sichert, denen es ernstlich darum zu thun ist, sich gründlich über diese immer noch im Zunehmen begriffene Fabrikation zu belehren, und die mehr leisten wollen, als die grosse Anzahl Derjenigen, die sich darauf beschränken, theils nur mittelmässiges Selters- und Sodawasser und etwa noch moussirende Limonaden darzustellen.

Das vorliegende Buch setzt de^shalb auch [bei denen, die sich mit der Anfertigung von Mineralwässern im weiteren Sinne befassen wollen, selbstverständlich gründliche Vorkenntnisse in Chemie und Phjsik yoraus. Verfasser erklärt daher, dass er keineswegs beabsichtigt habe, blosse Empiriker zu bilden, die die geforderten Vorkenntnisse nicht besitzen.

Das Werckchen beschäftigt sieb zunächst mit dem Geschichtli- chen, dann mit der Darstellung und behandelt in 7 Abschnitten al&dann in vortrefflicher Weise: 1) die Apparate, 2) die Mineralwasser - Ingredienzien, 3) die Mineralwasserfabrikation, 4) die Umrechnung der Analysen, 5) die Leistungsfähigkeit der Apparate und den Selbstkosten- preis des Fabrikates, 6) die moussirenden Erlriscfaungs - und Luxusgetränke, 7) die Darstellung, Prüfung und Eigenschaften der Mineralwasser - Ingre- dienzien.

Den SchlusB des Buches bilden Hulfstabellen zur Bestimmung des Gehalts wässriger Lösungen an wasserfreier oder Trockensubstanz mit Hülfe des specifischen Gewichts.

Eeferent muss sich leider yersageu, näher auf den Inhalt selbst einzu- gehen, um so mehr, als diese Anzeige nur durch einen zufaUigen Um- stand so spät erscheint, so dass Ref. annehmen muss, das Werkchen habe sich schon längst bei allen denen, die die Fabrikation der künstlichen Mineralwässer nach rationellen Grundsätze!^ betreiben, eingebürgert. Den- jenigen aber, die sich noch nicht im Besitz desselben befinden, sei es hiermit aufs wärmste empfohlen !

Jena. Jt, M,

H«Ue, Bnchdrnckerei de« WaImiüimimi.

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ARGHIV DER PHARM-ACIB.

3, Eeihe, 3, Band, 3. Heft.

A. Orlginalmittheüungen/

I. iPliannacie, pliannacent. und pliys, Ghemie,

Uelier die Stellung der Apotheker als Oeriehts- ehemiker.

Von E. MyliuB, Apotheker.

Prof. Hermann Eolbe spricht sich in seiner Broschüre „Kritische Beleuchtung der Bekanntmachung zur Gewerbe - Ordnung für den Norddeutschen Bund vom 21. Juni 1869 betreffend die Prüfung der Apotheker" über viele Mängel des Prüfungsreglements missbilligend aus. Es liegt nicht in der Absicht des Verfassers auf alle hierin gemachten zum grossen Theile vollkommen gerechtfertigten und dankbar anzuerkennenden Vorwürfe einzugehen. Dagegen scheint es angemessen, die Bedenken gegen die Befähigung der Apothe- ker zu Gerichtschemikern, welche in jener Schrift enthalten sind, einer kurzen Besprechung zu unterziehen.

Herr Eolbe ist der Ansicht, dass Pharmaceuten, welche nur wenige Semester studirt haben, sich in der chemischen Analyse nicht die erforderliche Hebung erworben haben wer- den, um gerichtlich chemische Untersuchungen, von deren Resultaten oft Leben und Tod eines Menschen abhängt und welche zu den difficilsten Aufgaben gehören, mit der nöthigen Accuratesse und Vorsicht ausführen zu können. Ein jeder Pharmaceut werde hierin mit ihm übereinstimmen. Ebenso- wenig besässen die pharmaceutischen Laboratorien die für solche Zwecke nothwendigen Hilfsmittel und Apparate, sodass

^r^li. 4.Ptiwro*m,I^ef1)9| TTT.T^«1f(,3,Hft* IQ ^ j

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^■

194 E, Mylius , Üeber die Stellung der Apotheker als Gerichtschemiker.

selbst ein !^harmaceut, welcher hinreichende TJebung besässe, durch jenen Mangel an der exacten Ausführung derartiger Analysen verhindert werde. Trotzdem würde im pharmaceu- tischen Staatsexamen von dem Candidaten der Nachweis der Beföhigung für die Ausführung einer gerichtlichen Analyse ^verlangt und dadurch der Criminalbeamte zu dem Glauben verleitet, ein jeder Apotheker besässe nach beendetem Staats- examen in der That diese Fähigkeit. Die Folge davon sei, dass schon öfters gerichtliche Analysen ungeübten Händen übertragen worden wären, welche dann Viel verdorben hät- ten, was der Chemiker von Fofh. später nicht wieder gut machen konnte. Es sei daher schädlich, gefährlich, ja unver- antwortlich, däss der Staat die Criminalbeamten glauben mache, der Apotheker sei nach bestandener Staatsprüfung beföhigt, jegliche gerichtlich chemische Untersuchung auszu- führen.

Wolle man darauf bestehen, dass der Pharmaceut in der Staatsprüfung die Befähigung, giftige chemische Stoffe nach- zuweisen hat, so solle dies nur für den Zweck polizeilich- (nicht gerichtlich-) chemischer Analysen stattfinden.

Schliesslich schlägt der Verfasser der in Rede stehenden Schrift vor, dass an Stelle der Apotheker gründlich gebildete, erfahrene und gewissenhafte Chemiker, welche für gewisse Bezirke anzustellen wären, bei vermutheten schweren Ver- brechen die gerichtlich chemischen Untersuchungen ausfüh- ren sollten. Gleichzeitig könnten dieselben auch den Com- missionen für Gesundheitspflege als sachverständiger Beirath dienen.

Im Allgemeinen muss ich mich mit diesen Ausführungen des Herrn Kolbe leider einverstanden erklären. ^ In der That bedarf der Gerichtsanalytiker mehr als jeder andere der Uebung und Erfahrung nicht nur, sondern auch natürlicher Begabung. Er muss ausreichendes Beobachtungstalent, Um- sicht und experimentaleS' Geschick besitzen , lauter Fähigkei- ten, welche man bei mangelnder Anlage nie erwerben kann. Trotzdem verlangt der Staat, dass ein jeder Apotheker diese Fähigkeiten besitzt und wir sehen, dass bei weitem der

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£. Mylias, üeber die Stellung der Apotheker als Gerichtschemiker. 105

grössere Theil der Collegen den im Staatsexamen an sie gestellten Anforderungen genügt. Es geht daraus hervor, dass dieselben nur so hoch gegriffen sind, dass sie das ge- wöhnliche Maass der Begabung und der Kenntnisse nicht überschreiten und dass das Staatsexamen keinerlei Garantie gewährt dafür, dass die Apotheker, welche dasselbe bestanden haben, jenes vom Gerichtsanalytiker zu fordernde ausser- gewöhnliche Maass von Begabung und Kenntnissen besitzen. Wollte man nun auch ferner darauf bestehen, dass die Apo- theker durch das Staatsexamen die Befähigung zu Gerichts- chemikern nachweisen, so müssten die Anforderungen bedeu- tend gesteigert werden, was zur Folge haben würde, dass bei weitem der grösste Theil der Examinanden nicht über den Versuch, diese Befähigung nachzuweisen hinauskäme. Nur sehr wenige würden die Staatsprüfung bestehen können. Wenn es nun auch unzulässig ist, allen Apothekern die Verpflichtung aufzulegen, ihre Qualification zu Gerichtschemi- kern nachzuweisen, so würde man doch sehr fehl greifen, wenn man allen die für solche Untersuchungen erforderlichen Fähigkeiten absprechen wollte. Es finden sich immerhin eine Menge Pharmaceuten, welche Beobachtungstalent und Ge- schicklichkeit im Experimentiren in ausreichendem Maasse besitzen, um sich, Strebsamkeit und Fleiss vorausgesetzt, die nothwendige Uebung und Erfahrung erwerben zu können. Diese von der Möglichkeit, sich zu Gerichtschemikem auszu- bilden auszuschliessen , wäre meiner Meinung nach nicht zweckmässig. Während ein grosser Theil derselben jetzt . eben nicht mehr lernt, als das Staatsexamen von ihnen ver- langt und nachher unbefriedigt die Pharmacie verlässt, um sich andern Fächern zuzuwenden, welche mehr von ihnen fordern, würden dieselben bei gesteigerten Anforderungen der Pharmacie grossentheils erhalten bleiben.

Meiner Meinung nach wäre es daher zweckmässig, wenn, statt den Apothekern die Möglichkeit, gerichtliche Analysen auszuführen ganz zu nehmen, zwar aus dem pharmaceutischen . Staatsexamen die gerichtliche Analyse gestrichen würde, den examinirten Apothekern aber frei gestellt würde, naph ferne-

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196 £. Mylius, Ueber die Stellung der Apotheker als Gerichtschemiker.

rem wenigstens einsemestrigem Studium ein Examen als Gerichtsanalytiker abzulegen. In diesem Examen könnten dann die Anforderungen in der nothwendigen Höhe gestellt werden.

Sollten in der Folge, wie Herr Kolbe dies vorschlägt, Departementschemiker angestellt werden, so würden hierzu Apotheker verwendet werden können, welche ein Examen als Gerichtsanalytiker abgelegt haben. Dieselben werden jedenfalls in Folge ihrer vorwiegend in practischer Richtung erfolgten Ausbildung weit mehr Garantie für die sorgfältige Ausführung der in Rede stehenden Untersuchungen bieten können, als direct vom Gymnasium zur Universität überge- gangene junge Männer, welche meist eine vorwaltend theo- retische Richtung in ihrer Ausbildung nehmen. Dafür, dass gerade Apotheker nach weiterer wissenschaftlicher Ausbildung vorzugsweise zu Gerichtschemikern befähigt sind, scheint mir noch der Umstand zu sprechen, dass die meisten Chemiker, , welche ihren Ruf ihrer Thätigkeit in der forensischen Ana- lyse verdanken, aus Apothekern hervorgegangen sind.

Was endlich den Einwurf von Herrn Kolbe betrifft, die Laboratorien der Apotheker seien nicht in der erforderlichen Weise mit Apparaten und Hilfsmitteln versehen, so trifft der- selbe ja in den meisten Fällen zu. Allein es giebt immerhin auch jetzt Apotheken, welche mit Apparaten reicher versehen sind, als für die Ausführung einer gerichtlichen Analyse erforderlich ist. Mehr noch würde dies der Fall bei denjeni- gen Apothekern sein, welche, durch längeres Studium für ein Examen als Gerichtsanalytiker mit der analytischen Chemie vertrauter geworden, an derselben ein grösseres Interesse nehmen würden.

Gegen die oben dargelegten Ansichten wird mir von manchen Seiten eingeworfen werden, dass eine solche Ein- richtung nur die Wiedereinführung der Apotheker erster und zweiter Klasse enthalte. In gewissem Grade ist dies auch der Fall. Es würden dadurch zwei Categorien von Apothe- kern geschaffen werden, welche aber, und dies ist der Unter- schied von der früheren Institution der zwei Klassen, nicht in ihrer Qualität als Apotheker unterschieden wären. Viel-

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H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 197

mehr hätte die eine sich nur in einem Zweige der ange- wandten Chemie vervollkommnet, welcher direct mit der Phar- macie nichts mehr zu schaflfen hat. Ferner ständen beide Categorien nicht mehr neben einander, sondern die eine ent- wickelte sich aus der andern. Wer die eine Stufe erreicht hätte, würde die Aussicht haben und darnach streben, auch die zweite zu erreichen. Streben aber ist es, was in der Fharmacie jetzt leider arg vermisst wird.

Chemische üntersnchimg thfiringlscher Schiefer ans der Nähe ron Lehesten hei Gräfenthal.

Von Dr. Hermann Mäder.

Zwischen dem sogenannten Voigtlande und dem eigent- lichen Thüringer Walde, an die höheren Berge des letzteren sich anlegend, lagern mächtige Massen Thonschiefer , welche theilweise reich an Eisenerzen sind, theilweise nutzbare und spaltbare Schiefer aufweisen, wie sie besonders in der Nähe von Lehesten bei Gräfenthal gefunden werden.

Diese Schiefer sind jedoch ihrem Aeusseren und ihrer Farbe nach, sowie hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit äusserst verschieden. So flÄden sich dort Schiefer, welche in jeder Hinsicht den besten englischen zur Seite gestellt werden können, während andere Sorten wegen ihrer geringen Festig- keit und Haltbarkeit nicht zu verwerthen sind.

Da die äussere Yerschiedenheit nicht allein als Kenn- zeichen grösserer oder geringerer Brauchbarkeit dienen kann, so soll hier versucht werden, ob auf Grund chemischer Un- tersuchungen ermittelt und festgestellt werden kann, wodurch die verschiedene Farbe des Schiefers, seine ' Haltbarkeit und sein Widerstand gegen die Einflüsse der Witterung bedingt sind, und ob man denn, wiederum auf Grund chemischer Prüfung und Analyse, Schlüsse auf die technische Verwerth- barkeit der Schiefer zu ziehen im Stande ist.

Hierzu war es nothwendig, verschiedene Arten Schiefer zu untersuchen, von denen wenigstens einer als von guter und haltbarer Qualität sich erwiesen hatte. Herr Bischoff,

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H. Mäder, Thüringischer Schleifer.

)r der Herz. Meining. Brüche in Lehesten, war so ich, mich nicht nur mit reichlichem Material ans den n Brüchen zu versehen, sondern mir auch eine Schie- te einzusenden , welche , nachdem sie über 300 Jahre m Dach^ der Feste Heldburg gelegen hatte, noch aus- mete Hs^ltbarkeit und unverwittertes Aussehen besass. iterarisches Material über thüringer Schiefer ist fast 3ht vorhanden, so viel auch über andere Vorkommnisse II wird. Ich verweise auf das Kapitel „Thonschiefer" Bischofs chemischer und physikalischer Geologie, namentlich auf die Arbeit von Fresenius über ächiefer.*^

a Nachfolgenden mögen zuerst die Angaben der bei atersuchungen befolgten Methoden ihren Platz finden.

Aufschliessung durch Alkalien, ine solche machte sich nothwendig, da auch die ^auf inste gepulverten Proben der Schiefer durch Salzsäure rollständig zersetzt wurden. Die verschiedene Einwir- 1er Salzsäure wird als characteristische Unterscheidung ^hiefersorten eine eingehende Besprechung später noch n. 1 2 g. des gut zerkleinerten* lufttrocknen Schie- irden mit, der 4 5 fachen Menge kohlensaurem Natron - emischt und im Platintiegel geschmolzen, bis kein Auf- L von Blasen mehr stattfand. Die Masse wurde in nter Salzsäure gelöst, was auch in den meisten Fällen , nur bei einzelnen Schiefersorten machte sich eine > Behandlung mit Fluorwasserstoffsäure nothwendig.

Bestimmung der Kieselsäure, achdem die durch Salzsäure erhaltene Lösung unter htung der bekannten Vorsichtsmassregeln eingedampft L war, wurde die hierbei als unlöslich abgeschiedene läure nach sorgßiltigem Auswaschen und schwachem L gewogen. Ich versäumte nie, mich von der Reinheit Bselsäure durch Lösen in reinem kohlensaurem Natron rzeugen. .Die nach Abscheidung der Kieselsäure erhal-

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H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 199

tene saure Lösung wurde auf ein bestimmtes Volumen gebracht und Theile davon zur Bestimmung der übrigen Be- standtheile verwendet.

Bestimmung von Eisen'oxyd, Eisenoxydul, Thon- erde, Manganoxydul, Kalk und Magnesia.

Die ersteren wurden nach der von Prof. Dr. Reichardt angegebenen Methgde*) bestimmt. Nachdem Eisenoxyd und Thonerde als solche durch Zusatz von essigsaurem Natron 'gefallt waren, wurde Eisenoxydul durch chlorsaures Kali in Oxyd verwandelt, als solches abgeschieden und gewogen; das Mangan aber, welches als Oxydul vorhanden war, wurde jdurch unterchlorigsaures Natron in unlösliches Mangansuper- oxyd übergeführt und nach dem Glühen als Manganoxydoxydul gewogen, ffierauf konnten Kalk und Magnesia in der übli- chen Weise abgeschieden werden, und wurden beide nach schwachem Glühen, ersterer als kohlensaurer Kalk, letztere als pyrophösphorsaure Magnesia gewogen und berechnet.

Bestimmung der Alkalien.

1 Theil sehr fein gepulverte Masse wurde mit 4 bis 5 Theilen kohlensauren Baryt im Platintiegel dem starken Gasgebläsefeuer ausgesetzt. Die Glühmasse wurde gelöst und hierauf die Kieselsäure in bekannter Weise abgeschieden. Die hierbei erhaltene Lösung wurde dann mit Barytwasser im Ueberschuss versetzt, der Niederschlag abfiltrirt und im Filtrat Baryt durch kohlensaures Ammoniak geßiUt. Die abermals filtrirte Flüssigkeit ergab, nachdem sie mit Salz- säure angesäuert war, nach dem Eindampfen und schwachem Glühen, die Alkalien als Chloride, die dann durch Platinchlo- rid getrennt und einzeln gewogen wurden.

Bestimmung der Schwefelsäure.

Die Schwefelsäure wurde aus saurer Lösung als schwe- felsaurer Baryt abgeschieden und gewogen.

*) Fresenius, Zeitschrift f. analyt. Chem, Bd. 5, S. 65,

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200 H. Mäder, Thüringidcher Schiefer.

Bestimmung des Schwefels. Schwefel wurde durch Schmelzen mit salpetersaurem Kali in Schwefelsäure übergeführt, diese aus saurer Lösung als schwefelsaurer Baryt gefällt^ und nach Abzug der schon direct ermittelten Schwefelsäure auf Schwefel berechnet.

Bestimmung des Wassers. Der gepulverte Schiefer wurde in einem Platinschiffchen, das sich in einem Glasrohr befand, geglüht, und die entwei- chenden Wasserdämpfe im Chlorcalciumrohr aufgefangen. Die Gewichtszunahme des Chlorcaloiumrohres ergab die Was- sermenge.

Bestimmung des Glühverlustes. Diese geschah durch Glühen der Substanz im unbedeck- ten Platinti^gel. Das Mindergewicht nach dem Glühen wird nach Abzug des schon ermittelten Wassers als Glühverlust angeführt.

Bestimmung der Kohlensäure. Zur Bestimmung der bisweilen im Schiefer vorgefunde- nen Kohlensäure wurden 1 2 g. der Substanz in einem Kochkolben mit doppelt durchbohrtem Kork, welcher mit einem Trichterrohr und einem gebogenen Glasrohr versehen war, durch Salzsäure unter -Anwendung von Wärme zersetzt. Die entweichende Kohlensäure wurde in eine Lösung von Chlor- baryum und Ammoniak, welche sich in zwei vorgelegten Gefässen befand, geleitet und ihre Menge aus dem hierbei gebildeten kohlensauren Baryt berechnet.

Bestimmung der organischen Substanz. Sobald die Anwesenheit der organischen Substanz durch vorangehende Prüfung angezeigt war, wurde zu deren quan- titativen Ermittlung die Elementaranalyse angewendet. Hierzu wurde die betreffende Substanz mit Kupferoxyd gemengt und im Glasrohr innerhalb eines Sauerstoff- Stromes verbrannt. Die erhaltenen Mengen Kohlensäure und Wasset wurden nach Abzug der durch directe .Bestimmung ermittelten Mengen auf Kohlenstoff und Wasserstoff berechnet.

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H. Mäder, Thüringischer Schiefer.

201

Bestimmung der in Salzsäure löslichen Kiesel- säure.

Ausser den vorgenannten Untersuchungen, welche ledig- lich die Ermittlung der Gesammtmenge der betreflfenden Kör- per bezweckten, war eine Bestimmung der in Salzsäure löslichen Kieselsäure geboten, da diese gerade werthvoUe Aufschlüsse über die Haltbarkeit der Schiefer versprach. Sie wurde in der Weise ausgeführt, dass die feingepulverte Sub- stanz zuerst mit concentrirter Salzsäure und dann mit einer Lösung von kohlensaurem Natron digerirt wurde. Die ver- einigten nach dem Vermischen noch sauren Lösungen erga- ben nach .dem Eindampfen u. s. w. die in Salzsäure lösliche Kies'elsäure. Gleichzeitig sollen an dieser Stelle die Gesammt- mengen der in Salzsäure und kohlensaurem Natron löslichen und unlöslichen Theile angegeben werden.

Bei der nunmehr folgenden Beschreibung der einzelnen Schiefersorten werde ich gleichzeitig das Resultat der An^ lyse angeben. Die^ einzelnen Modificationen , die sich abwei- chend von den eben beschriebenen Metboden der Untersu- chung nothwendig machten, sollen besonders erwähnt werden.

Die Schlussfolgerungen, welche sich auf Grund dieser Analysen ziehen lassen, werden an einer späteren Stelle in vergleichender Weise erwogen werden.

Zur Orientirung über die Stufen füge ich hier ein Profil an , in welchem die Fundorte mit denselben Buchstaben wie die Stufen bezeichnet sind.

A

^

J

JKKKJT 0 J^ 6

ifimuüaiBttmk

Kieslich Bruch

Alter jBrttch

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202

H. Mäder, Thuringiflolier Schiefer.

A. Schiefer von der Lehesten - Ludwigstadter Strasse beim Erambholzhammer.

Dieser Schiefer ist von grauer Farbe, kömiger Structur und n^it Erystallen von Ealkspath versehen; dem Anschein nach ist derselbe gar nicht spaltbar« * v

1,055 g; ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien :

0,4870 = 44,702 Proc.SiO».

0,2665 » 23,232

0,1700=15,384

0,0092 Mn»0* =: 0,0086 = 0,683

0,1714 CaO,COa== 0,096 = 9,018

0,770.g< ergaben 0,0270 Chloralkalien

und 0,0710 KCl, PtCl^ «= 1,78

== 0,254

Fe«08. A1208. MnO. CaO.

KO, NaO.

Eohlensäure.

1,395 g. ergaben 0,1005 BaO, CO« = 0,0224

COa= 1,606

CO».

Wasser nnd Glühyerlust.

0,960 g. ergaben 0,0105 = 1,093 "Wasser.

nnd 0,032 3,303 Glühyerlust.

1,986 g. ergaben 0,1502 und 0,7365

lösliche SiO« Bilckstand. lösliche Theile.

(Behandlung mit Salzsäure.

== 9,203 == 45,124 == 54,876

B. Schiefer aus der Ablagerung zwischen Krumbholz- hammer und Wolffs Lohmühle.

Derselbe stellt ein graues, leicht zerreibliches Grestein von blättrigem Bruch dar und ist fettig anzufühlen.

0,852 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:

0,3405 = 39,847 Proo. SiO«.

0,1996 =23,394

0,1643 = 19,248

0,0045 Mn8 0* =0,00427= 0,502

0,1350 CaO,COa = 0,07558 = 8,871

0,905 g. ergaben 0,0580 Chloralkalien.

0,0569 KCl,PtCia == 1,21

= 2,56

Fe^O«. AiaO«. MnO. CaO.

KO. NaO.

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H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 203

Wasser und Glühverlust.

0,742 g. ergaben 0,0135 . = 1,81 Proc. Wasser.

0,0177 = 2,394 Glühverluat.

Kohlensäure wurde hier nicht gefunden.

iBehandlung mit Salzsäure.

1,832 g. ergaben 0,2042 ==-11,15 lösliche SiO».

ausserdem 0^7610 = 41,38 Rückstand.

= 58,62 lösliche Theile.

C ist nicht mit eingesendet worden. D. Ablagerung zwischen Wolffs Loh- und Mahlmühle. Ein hellgraues, sehr weiches, leicht zerreibliches , anschei- nend verwittertes Gestein in kleinen lockeren Stücken.

1,000 g. ergaben 0,1900 =19,00 SiO«.

0,0960 = 9,60 FeäQ'.

0,1400 = 14,00 A1208.

0,005 MnSO* =0,00465= 0,465 MnO.

0,538 CaO,C02 = 0,3013 =30,130 CaO.

0,1092BaO,S03= 0,03752= 3,752 SO« 0,860 g. ergaben 0,0450 Chloralkalien.

0,050 KCl,PtCia . = 1,116 KO.

= 1,873 NaO.

Kohlensäure. 1,000 g. ergaben 0,373 BaO,C02 = 0,0833 00«= 8,33 Proc. CO«.

Wasser und Glühverlust.

0,7532 g. ergaben 0,0113 =.1,81 Wasser.

0,0643 = 8,545 tJlühverlust.

Behandlung mit Salzsäure.

0,647 g. ergaben » 0,0148 = 2,28 löslicheSiO«.

ausserdem 0,1598 = 24,85 jfeückstand.

= 75,15 lösl. Theile.

B. Schiefer am Waldweg von WolfiTs Mühle nach Kiesslich Bruch.

Ziemlich hartes, hellgraues Gestein mit blättrigem Bruch, fettig anzufühlen und sehr leicht spaltbar, 0,7450 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien :

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>^^-^:^:??(iC ^'y^i

204

H. Mäder, Thüringischer Schiefer.

0,3375 « 45,167 Proc. SiO«.

0,1426 = 19,154

0,1448 == 19,261

0,0066 MnSO* t= 0,0062 = 0,832

0,0900 CaO,COa= 0,0504 = 6,778

0,865 g. ergaben 0,0862 Ghloralkalien.

0,1448 KCl,PtCl« = 3,207

= 2,82 Kohlensäure wurde hier nicht nachgewiesen.

FeaO«. AiaO». MnO. CaO.

KO. NaO.

Wasser und Glühverlust.

1,164 g. ergaben

0,020 =r= 1,72 Wasser. 0,047 =- 4,0317 Glühverlust.

2,317 g. ergaben

ausserdem

Behandlung mit Salzsäure.

0,260 = 11,27 lösliche SiOa. 1,0778 = 46,32 Rückstand.

= 56,68 lösliche Theile.

F ißt ebenfalls nicht mit eingesendet worden.

G. Schiefer am Waldweg zwischen Wolfifs Mühle nach Kiesslich Eruch.

Blaugrauer Schiefer in festen Stücken, von blättrigem Bruch fettig anzufühlen und leicht, wenn auch unregelmässig, spaltbar.

1,3935 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:

0,8822 = 66,290 Proc. SiO«.

0,1500 = 10,765

M

Fe^O».

0,2064 «=14,811

»

A1«0».

0,058 CaO, CO« == 0,0324 = 2,325

»

CaO.

1,3935 g. ergäben 0,1130 Ghloralkalien

0,2050 KCl, PtCl« « 2,84

»

KO.

= 1,908

»

NaO.

Kohlensäure wurde nicht nachgewiesen.

Wasser und Glühverlust.

0,8585 g. ergaben 0,000

»

Wasser.

0,0140 =1,633

»

Glühverlust.

Behandlung mit Salzsäure.

1,0504 g. ergaben 0,0252 ^^^ 2,4

»

lösHche^iO^.

0,8424 =80,2

»

Eückstand.

^ 19,8

V

IpsUcheTheUe,

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H. Mader, l^hüringiä^iher Schiefer.

205

H. Zwischen Wegweiser und altem Bruch. Grauer Schiefer in festen Stücken von grosser Härte^ schwer und unregelmässig spaltbar ^ von feinkörniger Struc- tur , äusserlich hier und da mit festanliegendem Eisenocker versehen.

1,331 g. ergaben nach dem AnfscJ^essen mit AUulien:

1,0895 »

0,0760 «

0,0840 =

0,0187 Mn»0* «=0,0174 =.

0,0520 GaO, GO^ » 0,0292 »

0,0048 BaO,SO» = 0,001633 « 1,331g. ergaben 0,0290 Chloralkalien«

0,0350 KCl, PtCl« =

Kohlensäure ist nicht nachzuweisen.

81,919 Pröc. SiO«.

6,710 6,041 1,307 1,668 0,125

0,503 0,736

Fe«08.

A1«0«.

MnO.

CaO.

SO«.

KO. NaO.

Wasser und Glilhverlust. 0,006 =a 0,79

Wasser. GltthTerlusi

lösliche SiO^. Rückstand, lösliche Theile.

0,764 g. ergaben

0,0072= 0,92

Behandlung mit Salzsäure. 2,232 g. ergaben 0,0825 = 3,7

^,8625 » 83,45 = 16,55

I. Kiesslich (Borden). Sehr harter Schiefer von dunkel blaugrauer Farbe, mit blättrigem Eruch und guter Spaltbarkeii Dem Ansehen nach guter Dachschiefer.

1,7242 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:

0,9795 =a 56,808 Proc. SiO«. 0,2683 « 15,588 0,3090 = 17,915 0,0142 Mn»0* =0,0130 =0,754 0,0590 CaO, CO«« 0,0330 = 1,914 0,0440 BaO,S08= 0,01518 =: 0,881 0,7000 g. ergaben 0,0490 Chloralkalien.

0,0864 KCl,PtCia = 2,371 = 1,171 Kohlensäure war nicht vorhanden.

1,24 g. ergaben

Wasser und Glühverlust. 0,0145 =. 1,18 0,0385 » 3,094

»

Fe«0«.

»

A1«0«.

99

MnO.

91

CaO.

»

SO«.

99

KO.

99

NaO.

Wasser.

y>

Olübyerlust.

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206 H. Mäder, Thüringischer Schiefer.

Behandlung mit . Salzsäure.

2,044 g. ergaben 0,1095= 5,35 lösl

1,6095 = 78,74 Eüc

= 21,26 lösl

K, Eiesslich (Borden).

Dunkelblauer Schiefer in gössen Stücken vo

wohnlicher Festigkeit und blättrigem Bruch; gut spa 1,220 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:

0,7625 = 61,958 Proc. SiO

0,1250 =11,246 Fe»

0,1970 =17,657 Al«^

0,0128 MnSO* = 0,0110 = 0,902 Mn(

0,0685 CaO,CO« = 0,0384 = 3,140 CaC

0,0087BaO,SO8= 0,003001 = 0,246 SO-

1 ,022 g. ergaben 0,03 60 Chloralkalien.

0,0770 KCl,PtCl«. = 1,460 KO

= 0,660 Nai Kohlensäure wurde nicht nachgewiesen.

Wasser und Gluhyerlust.

1,2325 g. ergaben 0,0137 = 1,117 Wa

0,0488= 2,953 Glu

Behandlung mit Salzsäure.

1,599 g. ergaben 0,0754 = 4,71 lösl

1,2446 = 77,84 Rü( = 22,16 lösl

L. Kiesslich (Borden). Schiefer in grossen Platten von dunkelblauer Fg bedeutender Festigkeit, in mehr dicke Stücke spall mit fest anliegendem weissen Ueberzug versehen.

1,415 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:

0,7210 = 63,088 Proc. SiO« 0,1390 = 10,166 0,2610 = 17,858 0,0090 Mn80* = 0,00837 = 0,58 0,0480 CaO,COa= 0,0292 = 2,06 0,0116 BaO,S08 = 0,003979 = 0,28 0,910 g. ergaben 0,0520 Ghloralkalien.

0,0690 KCl, PtCl« = 1,468

Kohlensäure war nicht yorhanden.

1,740

»

Fe2(

»

Al«(

»

MnC

fj

CaO

99

SO»

9f

KO.

»

NaO

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0,0160

= 0,97 Proc.

Wasser.

0,0565

= 3,40

Glühyerlust.

g mit

Salzsäure.

0,0973

= 5,02

lösliche SiO«.

1,500

77,36

Bückstand.

22,64

lösKcheTheile.

H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 207

Wasser und Glühverlust. 1,6600 g. ergaben

Behand 1,939 g. ergaben

K. Kiesslich, Maasnest.

Derbe dichte und knollige Stücke von dunkler Farbe und reichlich mit Krystallen von Eisenkies durchsetzt.

1,485 g. ergaben nach dem Aufsobliessen mit Alkallen :

0,1510 = 10,171 Proc. SiO«.

0,1734 == 11,703 Fe«08.

0,2945 Fe^O»" =- 0,2651 = 17,855 FeO.

0,1075 = 6,672 Al^O«.

0,0945Mn80* =0,0874 = 5,888 MnO.

0,41 60 CaO,COa= 0,2330 =15,690 CaO. 0,831 g. ergaben 0,0530 Ghloralkalien.

0,0580 KCl, PtCl« = 1,323 KO.

= 2,238 NaO.

Schwefel.

1,000 g. ergaben 0,9176 BaO, SO».

=0,126028=12,602 S.

Kohlensäure. 1,165 g. ergaben 0,771 BaO,C02 =0,16918 = 14,51 CO2.

Wasser und Glühverlust.

0,795 g. ergaben 0,0167 = 2,11 Wasser.

0,0826 =10,39 Glübverlust. Bei der Elementaranalyse ergaben:

2,2605 g. 0,2709 CO« = 0,0739 = 3,27 C.

Behandlung mit Salzsäure.

2,082 g. ergaben 0,0641 = 3,08 lösUohe SiO«.

0,1984 = 9,52 Rückstand.

» 90,47 lösliche Theile,

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^03

H. Mäder, Ühüringischei* Schiefer.

ZasammeTigestellt ergiebt

dies:

SiO»

=

10,171 <

'/.-

Al«08

=

6,572

f9

Fe'O»

=

11,703

»

FeO,C08

=

5,750

99

CaO,CO«

=

28,020

99

FeS»

=

23,682

W

MnO

=5

5,888

>>

KO

==

1,323

99

NaO

=

2,238

W

HO

S=

2,110

99

C

S=

3,270

»>

100,727%. N. Eiesslich. Mausnest. Centrnm in Borden. Schiefer mit Eigenschaften wie der vorige.

1,2255 g. ergaben nach dem Aufsclüiessen mit Alkalien:

0,1221 = 9,846 Proc. SiO«.

0,1834 = 14,965 0,3221 FeaO« = 0,2900 = 21,297

0,1570 = 12,811 , 0,1237 MnSO* =0,1150= 8,474 0, 1 745 CaO,CO«= 0,0930= 7,431 1,176 g. ergaben 0,0770 Chloralkalien.

0,0590 KCljPtCl« = 0,969

= 2,653

Schwefel. 1,305 g. ergaben l,356BaO,S08 = 0,1862 = 24,171

Kohlensäure. 1,056 g. ergaben 0,2336 BaO,C02= 0,0637 = 6,038

"Wasser. 0,937 g. ergaben = 0,0168 = 2,12

= 0,099 =10,62

Bei der Elementaranaly^e ergaben: 2,1675 g. 0,5320 CO« = 0,1094 = 5,046 ,

Behandlung mit Salzsäure. 1,559 g. ergaben 0,0425 = 2,72

0,2455 = 15,74 = 84,26

Fe«08.

FeO.

Al*08.

MnO.

CaO.

KO. NaO.

S.

CO«.

Wasser. Glühyerlust.

C.

lösliche. Rückstand, lösliche Theile,

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H. Mäder, Thüringischer Schiefer.

209

Die Resultate ergaben

folgende Zusammenstellung

SiO«

= 9,846%.

A1*0»

= 10,811

Fe«0»

= 14,965

FeO

= 5,242

CaO,CO« = 13,723

MnO

= 8,474

KO

= 0,969

NaO

= 2,653

FeS«

= 26,758

HO

= 2,120

C

= . 5,046

100,607 %. 0. Eiesslich. Mausnesi Band in Eorden. Ein weiches, braunes, wenig znsammenhäng'endes Gestein, mit sehr viel Krystallen von Eisenkies, welche ganz locker im Gestein eingelagert sind.

1,247 g. ergaben nach dem Anfschliessen mit Alkalien:

0,4874 = 39,361 Proc. SiO«. 0,1640 =13,127 Fc208. 0,2567 Fe^O« = 0,2311 = 18,491 FeO. 0,0690 = 5,533 Al^O^. 0,0400 MnaO* =0,0368 = 2,952 MnO. 0,0400 CaO, CO« =.0,0224 = 1,716 CaO. 1,240 g. ergaben 0,0690 Cbloralkalien.

0,0460 KCl, PtCl« = 0,709 KO.

« 2,20 NaO.

Schwefel.

l,000g.ergäbenl,1600BaO,SO«= 0,15939 = 15,939 Kohlensäure wurde nicht nachgewiesen.

S.

1>0 g. ergaben

1,986 g. ergaben

Wasser und Glühyerlust.

0,0363 = 3,63 ,, 0,0165 = 1,55 ,,

Behandlung mit Salzsäure.

0,1725 = 8,7 1,1155 = 46,7 =f 53,3 Arch. d. Pharm. IIT.. Beihe« IIL Bds. 3. Hft,

Wasser. Glühverlust.

, lösliche Si O«. , Rückstand. , lösliche Theile. 14

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210

H. Mäder, Thüringischer Schiefer.

Nach Zusammenstellung dieser Resultate ergab sich Fol- gendes :

= 39,361 7o-

= 13,127 = 29,885 = 1,716

SiO«

Al^O»

Fe^Os

FeS»

CaO

MnO

KO

NaO

HO

Verlust

2,952

0,709

2,20

3,63

1,55

100,603 7o- P. Kiesslich; spaltbarer Thonschiefer mit organischen Einschlüssen. Kleine, dünne, schieferblaue Platte von blättri- gem Bruch und mittlerer Festigkeit.

0,945 g- ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien :

0,6030 = 63,809 Proc. SiO^.

0,1160 = 13,180

0,0960 == 10,158

0,0150 MnSO* =0,0139=: 1,470

0,0280 CaO,C02= o,0157 = 1,661

0,0159 BaO,S08= 0,0056 = 0,624

0,600 g. ergaben 0,0528 Ghloralkalien.

0,0400 KCl, PtC12 = 1,300

= 3,566 Kohlensäure wurde nicht nachgewiesen.

FeSOs.

Al^Os.

MnO.

CaO.

S08.

KO. NaO.

Wasser und Glühverlust.

0,654 g. ergaben 0,0055 0,0170

== 0,856 HO.

= 2,584 Glühverlust.

Behandlung mit Salzsäure.

1,314 g. ergaben

0,1348 = 10,26 lösliche Si02. 0,8940 = 68,04 *„ Rückstand.

== 31,96 lösliche Theile.

Q. Kiesslich; spaltbarer Thonschiefer. Dieser Schiefer ist P sehr ähnlich, nur wenig heller.

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H. Mäder, Thäringlscher Sohiefer.

211

1,4675 g. ergaben nach dem Aofschliessen

0,8803 ==

0,1970 =

0,3390 =

0,0066 Mn80* = 0,0062 =

0,0290 CaO,CO«== 0,0162 «

0,0329 BaO,S08= 0,0165 =

0,8095 g. ergaben 0,096 Chloralkadien.

0,0735 KCl, PtCia =

Kohlensäure wurde nicht gefunden.

mit Alkalien: 69,989 Proc. SiO«. 13,424 Fe«0». 16,286 AiaO«.

0,468 ,y MnO.

1,102 CaO.

0,760 SO«.

1,722 KO. : 4,42 NaO.

Wasser und Glühverlust. *

1,0250 g. ergaben

0,0 Wasser. 0,0278

2,71

Glühyerlust.

1,714 g. ergaben

lösliche SiQs. Bückstand, lösliche Theile.

Behandlung mit Salzsäure.

/ 0,1259= 7,85 j

1,1554 = 67,41 = 32,59

R. Alter Bruch; spaltbarer Thonschiefer. Schiefer in festen Platten, von dunkel schieferblaner Farbe. 0,9300 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien.

0,5475 = 68,872 Proc. SiO>. 0,0799 = 8,602 0,1806 = 19,419 0,0160 MnSO* =0,0148= 1,591 0,0300 CaO,C02= 0,0174 = 1,866 0,0189 BaO,SO«= 0,0069 = 0,720 0,660 g. ergaben 0,070 Chloralkalien.

0,0710 KCl, PtCl« « 1,033

= 3,545 Kohlensäure wurde nicht nachgewiesen.

w

FeaO».

Aia03.

»

MnO.

»

CaO.

»

SO«.

}9

KO.

}9

NaO.

Wasser und Glühyerlust.

0,658 g. ergaben 0,0065 0,0185

0,98 Wasser. 2,82 Glühyerlust.

Behandlung mit Salzsäure. 0,8790 g. ergaben 0,0499 = 5,68 lösliche SiO«.

0,6825

= 77,65 9, Bückstand. «» 22;35 ,f lösliche Theile,

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212

H. Mäder , Tharingischer Schiefer.

S. Alter Bruch, an Klüften. Kleine dünne Platten jnit weissen Adern gestreift, von auffallend guter Spaltbarkeit und grauer Farbe, jedoch schon in Verwitterung begriffen.

2,045 g. ergaben nach dem Aufschüessen mit Alkalien:

1,U28 = 55,885 Proc. SiO». 0,2420 =11,877 Fe^O». 0,3370 = 15,858 Al^Os. 0,0216 Mn^O* =0,02009= 0,923 MnO. 0,255 CaO,C02= 0,1427 = 6,982 CaO. 1,280 g. ergaben 0,0230 Chloralkalien.

0,0750 KCl, PtCl« = 1,063 KO.

= 0,391 NaO. Kohlensäure wnrde nicht nachgewiesen.

Wasser und Glühyerlast.

0,846 g. ergaben 0,0180 = 2,24 Wasser.

0,0283 = 3,30 Glühverlust.

Behandlung mit Salzsäure.

1,704 g. ergaben 0,1094 = 6,42 lösUche SiO«.

0,7267 = 42,65 Rückstand.

= 57,35 lösliche Theile.

T. Alter Bruch, Stechschutt. Kleine, lockere, sehr leicht zerreibliche Stücke von grauer Farbe, in Verwitterung weit fortgeschritten, die innere Masse jedoch noch fest.

0,9700 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:

0,5215 = 53,804 Proc. Si 02. 0,0957 = 9,866 Fe«08. 0,1463 = 15;085 Al^O«. 0,1400 CaO, C02 =0,0781 = 8,061 CaO. 0,0456BaO,SOs =0,01956 = 2,062 SO». 0,800 g. ergaben 0,0748 Chloralkalien,

0,0730 KCl, PtC12 = 1,753 KO.

= 2,950 NaO. Kohlensäure war nicht vorhanden.

0,666 g. ergaben

Wasser und GlühTcrlust.

0,0273 = 4,11 Wasser. 0,0235 =- 3,393 Glühverlust.

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H. Mädcr, Thüringischer Schiefer.

213

Behandlung mit Salzsäure.

1,609 g. ergaben

0,0114 == 7,1 Proc. lösliche Si02. 0,6741 = 41,9 Rückstand.

= 58,1 lösliche Theile.

U. Alter Bruch.

Schieferplatte von bedeutender Festigkeit und dunkel- blauer Farbe.

1,325 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:

0,7955 = 60,128 Proc. Si02.

0,1934 = 14,658 FeSO».

0,2048 == 15,515 AWs.

0,050CaO,CO2 =0,0279 = 2,116 CaO.

0,0388BaO, 800 = 0,01334= 1,03 SO». 1,1 700 g. ergaben 0,0782 Chloralkalien.

0,0680 KCl, PtCl» = 1,04 KO.

= 2,60 NaO. Kohlensäure wurde Mcht gefanden.

Wasser und Glühverlust.

0,8438 g. ergaben

1,834 g. ergaben

0,0055 ' 0,0253

0,65 2,99

Behandlung mit Salzsäure.

Wasser. Glühverlust.

0,1148 = 6,26 lösliche Si02. 1,2726 = 69,39 Rückstand.

= 30,61 lösliche Theile.

V war nicht mit eingesendet worden. W. Schwartenschiefer. Grosse, dünne, feste Platte von hellgrauer Farbe. 0,906 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien;

0,5.628 = 62,128 Proc. SiO» 0,1030 = 11,368 re208. 6,1525 = 16,832 A1208. 0,0145CaO,C02 == 0,00812 = 0,896 CaO. 0,8 195 g. ergaben 0,0845 Chloralkalien.

0,0670 KCl, PtCia = 1,588 KO.

= 3,572 NaO. Kohlensäure war nicht vorhanden, *

Digitized by VjOOQIC _. ^■:.

214 H. Mädcr, Thüringischer Schiefer,

Wasser und GlUhverlast.

0,6785 g. ergaben 0,0045 = 0,66 Proc. "W

0,0175 = 1,96 G;

Behandlung mit Salzsäure.

1,781 g. ergaben 0,1337 = 7,51

1,2637 =70,96 B = 29,04 1(

X. Dunkler Söhiefer mit Ockerfleck, welcher nähme durch Salzsäure wieder entsteht. Grosse, dünne, dunkelblaue Platte.

0,9005 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:

0,5987 = 66,475 Proc. fi

0,0930 = 10,333 I

0,1235 = 13,722 A

0,0170 CaO,C02= 0,00932 « 1,30 C

0,8175 g. ergaben 0,080 Chloralkalien.

0,0785 KCl, PtCl«. = 1,787 E

= 3,005 1^ Kohlensaure wurde nicht nachgewiesen.

Wasser und Glühyerlust.

0,7235 g. ergaben 0,0095 == 1,31 \

0,0280 = 3,94 (

Behandlung mit Salzsäure.

1,3920 g. ergaben 0,0713 = 5,13 1<

1,0052 = 79,47 I

= 26,53 li

#

St. Schieferplatte, welche $eit 1563 auf den Feste Heldburg gelegen hatte und noch keine Sp Witterung zeigte.

1,3860 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:

0,8525 = 61,766 Proc. S

0,2060 = 14,861 ]

0,2450 =15,676 ^

0,0175 CaO,C02= 0,00984= 0,672 <

. 0,0073 MnSO* =0,0068 = 0,532 ]

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L. A. Buchner, tleber Essigbildung 215

1,1 175 g. ergaben 0,081 5 Chloralkalien.

0,0785 KCl, PtClä = 1,328 KO.

= 2,332 NaO. Kohlensäure war nicht vorhanden.

Wasser und IGlühverlust. 0,769 g. ergaben 0,003 = 0,38 Waiper.

0,010 = 1,62 Glühverlust.

Behandlung mit Salzsäure.^

1,649 g. ergaben 0,1085= 6,58 lösliche Si 03.

1,1545 = 70,00 Eückstand.

= 30,00 lösliche Theile. (Fortsetzung folgt.)

Uelber Essiglbildnng.

Von L. A. Buchner.*) (Mit Abbildung.)

Der Process der Essigbildung aus Weingeist ist wohl auf keine andere Weise so einfach und klar erklärt, sagt L.A. Buch- ner, als durch die von Döbereiner zuerst genau beobach- tete Umwandlung mittelst fein zertheilten Platin (Platin- schwamm, Platinmohr, Platinschwarz), welches die Eigenschaft hat, in seinen Poren grosse Massen von Sauerstojff (das 200 bis 250 fache Volumen) zu condensiren. Bringt man Alkohol mit diesen in Berührung, so findet augenblicklich die Oxyda- tion statt, wobei das Platin ganz unbetheiligt bleibt und nur dazu dient, den Sauerstoff in concentrirte Form zu bringen. Der von Döbereiner zur Demonstration dieser Umwandlung construirte Apparat ist unstreitig anschaulicher, als die in vielen chemischen Werken abgebildeten Essigbildner, bei wel- chen besonder die Temperatur, Verdünnung und Luftwechsel wesentlich zur Bildung beitragen. Das Experiment Döberei- ner's muss als Eundamentalversuch zur Versinnlichung der

*) Auszug aus einem vom Verf. eingesendeten Separatabdruck. Neues Bepert. Bd. 22. S. 168.

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216 L. A. Buchner, lieber Easigbildung,

Essigbildung angesehen werden, welcher den ganzen stattfindenden Vorgang höchst einfach erscheinen lässt hier abgebildete Apparat I ist eine Modification des reiner'schen Essigbildungsapparates, welche] im Jahre 1831 in Schweigger-Sei neuem Jahrbuch für Chemie und Physik ganzen Reihe des Schweigger'schen Joi 63, Band), Seite 365 beschrieben und abg I / wurde.

Er besteht aus einem grossen Bechergl welchem auf einem gläsernen Dreifuss oder Kelchgl Schälchen mit Platinmohr sich befindet. In das Becl giesse man soviel Alkohol, dass der Boden des Glasei 2 Centimeter hoch davon bedeckt wird. An der Seite man einen bis an den Boden reichenden Streifen La papier hinein, dessen oberes Ende durch eine durch! Glasplatte festgehalten wird. Den Platinmohr befeuchi schwach mit Wasser, damit er nicht zum Glühen komi erwärme massig, bis der Weingeist zu verdampfen a Die Oxydation beginnt sofort und giebt sich durch d thung des Lackmuspapieres kund. Gleichzeitig wii Geruch des Weingeistes angenehm obstartig, herrührei Döbereiners Sauerstoffiäther, einer Mischung von A und Acetal, verschwindet aber bald durch die gebildete säure.

Durch den Döbereiner'schen Versuch ist auf das bewiesen, dass die Essigbildung aus Weingeist ein ' tionsprocess ist, der ^ch ohne Gegenwart der Essig oder des Essigpilzes (Mycoderma aceti), überhaupt ohi hülfe eines organisirten Wesens, vollziehen kann. ] Jahre 1823 von Schützeübach eingeführte ^chn^Uessigl tion beruht auf demselben Principe; hier wirken Buch späne, Weintraubenkämme oder Holzkohlenstücke, eben Platinschwamm, Sauerstoff anzuziehen und auf ihrer fläche zu verdichten, allerdings in einem weit geri Masse.

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L. A. Bucbner, TJeber Essigbildung.

Bei den Umwandlungen gegohrener niissigkeit( Essig, bei der Bereitung des Wein -, Bier - oder Malzessig hat Pasteur in neueren Beobachtungen deutlich bew dass der sich entwickelnde Essigpilz oder Essigmuttei wesentliche Rolle spielt, nicht etwa als einen physiolog oder vitalen Act, sondern aus demselben physikalisch - c sehen Grunde, wie der Platinmohr.

Trotz Döbereiner's schlagenden Beweis hat Pastei Meinung, dass bei der Schnellessigfabrication der Est die Ursache der Säuerung des Weingeistes sei. Auch Ansicht von Pasteur wird von Lieb ig widerlegt, indei Liebig aus der Essigfabrik von Eiemerschmied in chen, in welcher während des ganzen Betriebes kein fr Zusatz zu dem verdünnten Weingeist, als von dem A der vorhergegangenen Operation, d. h. unfertiger Essij gemischt wird, einen Buchenholzspan aus der untersten S eines Essigbildners, der ununterbrochen seit 25 Jahr< Betriebe war, schicken Hess. Auf diesem Holzspan wj dem Mikroskope kein Mycoderma aceti wahrnehmbar.

Bei der Essigbildung aus Weingeist muss man Phasen wohl unterscheiden, in welchen die oxydirende kung des Sauerstoffs auf Alkohol vor sich geht. Der Vorgang kann durch folgendes Schema versinnlicht wer

^ ^ ^ \^ H* + O "G^H^Ol

Alkohol. Aldehyd. Essigsäure.

Es werden einem Atom Alkohol durch den Sau zuerst 2 Atome Wasserstoff als Wasser entzogen; der dj entstandene Aldehyd zieht 1 Atom Sauerstoff an, wodui zu Essigsäure wird.

Die oxydirende Wirkung des Sauerstoffes aus A verwandelt letzteren nicht sofort in Essigsäure, sende geht erst die Bildung vom Aldehyd vor sich. Döb( fand schon, dass, wenn man Weingeist von 70 Proc. AI gehalt in seinem Essigbildungs - Apparate der Luft unc Platin nur solange aussetzt, bis er anfängt, aus Krei<

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C. Jehn, Zersetzung der Bleikammerkrysialle.

ire fipei zu machen, dann die Flüssigkeit mit kc Qtsäuert und der Destillation unterwirft, als De sigkeit gewonnen wird, aus der sich beim ^ t gepulv. Chlorcalcium eine ätherische Fliise t, welche von ihm Sauerstofiather genannt wu] jh Liebig's wichtige Arbeiten über das Aceta hyd, zu welcher Döbereiner's Sauerstofiather ^ gegeben hat, wissen wir, dass die Flüssigke he naph ein Gremisch von Acetal und Aldehj ssen wir, dass ersteres die Bestandtheile von i hyd enthält und dass es beim Erhitzen mit '. klich in Essigäther und Aldehyd verwandelt w

rsetzang der Bleikammerkry stalle; B< tigong.

Von Dr. Carl Jehn in Geseke.

»einem Commentar zur Pharmacap. Germ, giebi [S. 131), die Bleikanamerkry stalle zersetzten si( L Schwefelsäure und Stickstoffoxyd. Dem ist nie merkrystalle zerfallen unter der angegebene: in Schwefelsäure und salpetrige Säure, und e Zersetzung so glatt vor sich, dass sie unte len Bedingungen von Streiff**) benutzt ^ i regelmässigen Strom reiner salpetriger Sau

SO« q2* + H«0 = H^SO* + HNO».

2HNO« = H«0 + N203. wahre Zusammensetzung der Bleikammerkr; zuerst R. W e b e r entsprechend der Formel Hl , dass sie gewissermassen ein Hydrat der \ N2 09 sind

= 16.

er, deutsch, ehem. Ges, V. 285.

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Fettgehalt d. Mutterkorn. Darst. v. Baldriansäure. 219

. S^N^O» + H^O = 2HSN05 -; *

diese Verbifidung entsteht, wenn SO^ und NO^ gasförmig durch ein erhitztes Rohr getrieben werden.

Uelber den Fettgehalt des Mutterkorn.

Von Oscar Ficinus.

Bei Darstellung eines grösseren Quantums fluid. Extract aus Mutterkorn nach der american. Pharmacopöe wurde ich aufmerksam auf den bedeutenden Fettgehalt desselben; der- selbe beträgt 30®/q und ist die Ursache, weswegen sich das- selbe so schlecht fein pulvern lässt und das Pulver so leicht verdirbt.

Es würde sich sehr wohl empfehlen, das pulverisirte Mutterkorn mittelst Aether zu entfetten, wodurch es sehr an Haltbarkeit gewinnt , natürlich müsste dann die Dosis um ^3 reducirt oder aber das Gewicht des entzogenen Pettes durch ein indifferentes Pulver, wie Süssholz oder Milchzucker, ersetzt werden. Das Fett selbst ist ein dickliches Oel, in der Kälte theilweis gefrierend, besitzt frisch einen schwachen Geruch nach Cacaobutter und wird sehr leicht ranzig.

Herr Professor Reichardt, dem ich eine grössere Menge des Fettes übersandte, will die Güte haben, dasselbe in seinem Laboratorium einer eingehenden Untersuchung zu unterwerfen.

Heber Darstellnng ron BaldrlansSure.

Von Demselben.

Man kann die Baldriansäure in verdünntem Zustande erhalten, wenn man analog wie bei der Essigbereitung ver- fahrt. Man construirt einen Essigbildner, den man statt der Buchenholzspäne mit geschnittener Baldrianwurzel füllt und

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220 0. Fioinus, Darstellung von Baldriansaure.'

dann das verdünnte Fuselöl zn wiederholten Malen hindurch- fliessen lässt* Haupterforderniss ist eine Temperatur zwischen 30 und 40<> C.

Dieses Verfahren hat indessen nur wissenschaftliches Interesse; da der Ghrontalaun ein sehr gesuchter Handels- artikel ist^ deckt er schon einen grossen Theil der Auslagen bei Barstellung der Baldriansäure mittelst chromsaurem Sali und Schwefelsäure. Andererseits nimmt das von mir ange- gebene Verfahren zu lange Zeit in Anspruch; die vollstän- dige Oxydation des Fuselöls ist nicht zu erreichen, es bilden sich sehr viel Amylaldehyd und baldriansaures Amyloxyd und ausserdem sind bedeutende Verluste durch Verdunstung bei der Länge der Operation nicht zu vermeiden.

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221

U. ISratnrgescliiclite nnd Plianna- cognosie.

üeber die Yerthellnng der AlkaMde In den Chi- narinden.

Von P. Carles.*)

Die anatomische Structur der Chinarinden ist einer der- jenigen Punkte, welche in neuester Zeit die Aufmerksamkeit der Chinologen auf sich gezogen haben; man glaubte nemlich in der Beschaffenheit ihres Bruches ein Merkmal ihres Reich- thums an Alkaloi'den zu erkennen. Das Verhalten, welches die verschiedenen Binden in dieser Beziehung zeigen, ist jetzt ' so gut gekannt und wiederholt sich so regelmässig , dass Weddell im Stande war, sämmtliche Binden auf drei Haupt- typen zurückzuführen. Diese Thatsachen scheinen gegenwär- tig fest begründet zu sein; weniger entschieden ist aber, wie Planchen bemerkt, die Frage über den Sitz der Alkaloide in den Binden, denn hierüber bestehen dermalen zwei dia- metral entgegengesetzte Ansichten.

„Es ist," sagt Weddell, „ein wohl begründetes Fac- tum, dass die Calisaya die an Chinin reichste Binde, und die Erfahrung lehrt uns, dass die Binden, welche darin unmittel- bar auf die Calisaya folgen, genau diejenigen sind, von deren Substanz allmählig bloss der Bast übrig geblieben ist. Ande- rerseits weiss man, dass die grauen (braunen) Chinarinden, welche grösstentheils junge Binden anderer Species sind, mehr Cinchonin als Chinin enthalten, und in demselben Falle

*) Jovan. de Pharm, et de Chim. Jany. 1873. XYU. 22. mt,

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222 P. Carles, Vertheilung der Alkaloi'de in den Chinarinden.

befinden sich die altern Rinden, welche die Zellenschicht von ihrer Jugend her behalten haben." Hieraus zieht der Yerf. den Schluss, dass das Chinin vorzugsweise seinen Sitz im Baste oder, genauer ausgedrückt, in dem zwischen den Bast- fasern liegenden Zellgewebe hat.

Karsten bekennt sich in seiner Schrift über die offici- nellen Rinden von Neugranada zu derselben Ansicht.

Auch Wiegand schliesst aus seinen Beobachtungen, dass die China -Alkaloide sich in den Wänden der Bastzellen befinden, weil diese Organe die Eigenschaft, den Farbstoff der Cochenille zu binden, im hohen Grade besitzen. Allein C. Müller hat gefunden, dass die Wand der Parenchym- zellen dieselbe Eigenschaft in noch höherem Grade besitzt TJebrigens sind diese Wände so dick, dass, wie Jussieu bemerkt, die Höhlung der Zellen selbst beinahe ganz ver- schwindet; sie würde daher kaum Alkaloide enthalten können.

Es lassen sich auch noch andere Gründe zu Gunsten dieser Ansicht anführen; wenn man die beiden Oberflächen einer Strychnos- Rinde mit Salpetersäure betupft, so nimmt bekanntlich nur die innere oder Bast -Fläche eine (rothe) Farbe an und beurkundet dadurch den Alkaloid - Sitz.

Die giftigen Alkaloide, Morphin, Narkotin, Strychnin, sind, sagt Richard, das Product der Rindenzellen; &ie fin- den sich in der Flüssigkeit derselben; im jugendlichen Zu- stande enthalten diese Zellen Nahrungssäfte , später bloss Luft. Wenn die Analogie mit den Chinarinden vollständig, wäre, so müsste man die Alkaloide nur in den jüngsten Fa- sern, d. h. in der innersten Schicht, finden.

Die so eben angeführten Behauptungen hatten indessen, wenn sie nicht lediglich Hypothesen waren, den Nachtheil, dass sie sich nicht auf directe Vet-suche stützten. Howard stellte zuerst derartige an; er experimentirte auf folgende Weise. Er theilte eine Rinde der Cinchona lancifolia in zwei Theile, einen äusseren, der die Zellschicht und einige Rindenfasem, und einen innem, der lediglich die Bastschicht enthielt. Jeder wurde für sich untersucht und lieferte;

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P. Carles, Vertheilung der Alkaloi'de in den Chinarinden. Ö2B Chinin 1,18 Proc.

f Chinin 1,18 Der äussere Theil | cinchonin 1,02

Der innere Theil 'l

Chinin 0

Cinchonin 0,93

Hierauf untersuchte er eine jüngere, mithin an Zellge- webe reichere Rinde derselben Species und erhielt:

Chinin ^ 1,07 Proc.

Cinchonin 0,88

Von eingerollten ^4 Zoll dicken Stücken bekam er:

Chinin 1,00 Proc.

Cinchonin 0,90

Von ^2 Zoll dicken Stücken mit sehr entwickeltem Baste:

Chinin 0,71 Proc.

Cinchonin 1,03

Aehnliche mit rother Chinarinde angestellte Versuche gaben analoge Resultate , d. h. die oberen Schichten zeigten sich nicht nur als der Sitz des Chinins, sondern enthielten auch den grössten Theil der beiden Alkaloide.

C. Müller machte einen andern Versuch. Zur Tren- nung der Parenchymzellen von den Bastfasern, um mit jeder derselben einzeln zu operiren, spaltete er die betrejBfende Rinde in kleine vertikale Stücke, brachte sie in eine Flasche, setzte spiralige Eisendrähte und Sand hinzu, schüttelte eine Zeit lang, und bewirkte dadurch, dass das Parenchym sich von den Bastfasern ablöste, ohne diese zu verletzen. Hierauf gab er den Sand und die Rinden -Fragmente in einen Appa- rat, welcher aus einer Retorte mit zwei Tubulaturen, einem Verstoss und einer doppelttubulirten , mit Wasser gefüllten Vorlage bestand, verband eine der Tubulaturen der Retorte mit dem Blasebalge einer Emailleurlampe, und setzte diesen in Thätigkeit. Vermöge des dadurch erzeugten Luftstroms wurden die verschieden schweren Theilchen des Parenchyms und der Bastfasern in verschiedene Theile des Apparates getrieben und dadurch voneinander getrennt. Jedes für sich untersucht^ £and er dann^ dass von der Calisayarinde d^a

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224 P. Carles, Vertheilung der Alkaloide in den Chinarii

Parenchym 9,876 Proc, der Bast dagegen nur 2 Chinin enthielt.

Es fragt sich nun, ob dieses Verfahren ei Trennung der beiden Gewebe und das vollständij halten des damit gemengten Sandes gestattet. I das bezweifeln, und werde darin bestärkt durch d hohe Ausbeute an Alkalo'id.

Ich glaubte, die Analysen auf eine grosse Anz ausdehnen zu müssen, um meine Schlüsse, wenn Entscheidung zu bringen, doch auf allgemeinere E zu stützen. Ich untersuchte daher Rinden von schiedenen Arten: Calisaya und neugranadische ^ gengesetzter Textur, rothe, Huanaco und Loxa. nung der verschiedenen Rindenschichten geschah des Messers oder der Raspel, je nach der Beschaffe Textur und Dicke.

Der Alkaloidgehalt wurde auf die von mir schriebene Weise*) ermittelt. Das Chinin bestii als krystallisirtes Sulphat und bei 100^ getrockne liert dabei bekanntlich 12 Proc. Wasser, und enthi malen Zustande 75 Proc. Chinin. Das Cinchonir übrigen Alkaloide ßillte man aus den Mutterlau Ammoniak und wog die Niederschläge nach dem bei 100^

Die Resultate waren folgende.

Calisaya (ausgesuchte Rinden).

In 1000 Ganze Rinde. Parenchym.**) Chinin 20,40 23,40

Cinchonin 6,40 5,20

♦) Wittst. Vierteljahresschr. XXI, 101.

**) Der Schwierigkeit, die yerschiedenen Schichten anat( von einander \z\i trennen , bin ich mir sehr wohl bewusst. Bezeichnungen sind daher nicht absolut zu verstehen, ünte verstehe ich an der unversehrten Rinde die aussersten, un die innersten.

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P. Carles, Vertheiluiig der Alkaloide in den Chinarinden. Calisaya (kleine Rinden).

225

In 1000

Ganze Binde.

Parenchym.

Bast.

Chinin

17,70

20,70

14,40

Cinchonin

4,80

4,40

3,60.

C 0 1 0 mb r'a *) (dickes und parenchymatöses Rindenparenchym).

In 1000 Ganze Kinde. Parenchym. Mittelschicht. Bast.

Chinin 8,10 24,60 11,10 6,60

Cinchonin 3,60 5,50 4,80 3,20.

Neu-Granada (sehr faserig, viel Bast). In 1000

Chinin

2,01

3,90

Spnren

0,00

Cinchonin

11,20

7,60

8,40

8,00,

Ch

ina rubra.

Gesammtgewicht

in 1000**)

Chinin ^

Cinchonin }

20,25

21,60

11,20

14,80

Chinidin J

Eine andere China rubra (succirubra Planchen). In 1000 Ganze Rinde. Parenchym. Mittelschicht. Bast.

Summa der Al-

. kaloide

45,40

36,60

23,20

16,40

Chinin (un-

rein)***)

10,60

19,60

12,00

6,40

Cinchonin

34,76

17,00

11,10

10,00,

*) Diese Rinde gehört nach Planchon zu der Species lancifolia. Die von Howard untersuchten Rinden waren von derselben Species. (Siehe oben).

♦*) Was ich hier als Chinidin bezeichnet habe, war derjenige An- theil, welcher von den aus den Mutterlaugen erhaltenen Alkaloi'den mit- telst Aether sich extrahiren Hess.

***) Wegen des grossen Gehalts dieser Rinde an Cinchonin hielt es

schwer, das Chinin als Sulphat genau davon zu trennen; ich sah mich

desshalb genöthigt, die Scheidung vorher mittelst Aether vorzunehmen.

Dieser nahm aber, ausser dem Chinin und ein wenig Cinchonin, auch

Arch. d. Pbano. ni. Reih«. III. Bdt. 8. Heft, 15

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226 P. ti. Simmonds, Indische Harze ttnd Gamroata.

Huauoco.

In 1000 Ganze Einde. Parenchyjn. Bast.

Chinin Spur*) Spur 0,00

Cinchonin und

Cinchonidin 51,40 47,00 45,70.

Loxa.

In 1000 Chinin Spur Spur 0,00

Cinchonin 2,20 1,40 Spur.

Das Chinin kommt also in allen Theilen der Rinde vor, aber in weit grösserer Menge in der äussern Schicht als im Baste, und aus der Untersuchung der Mittelschicht ergiebt sich, dass dieser Gehalt von aussen nach innen beinahe regel- mässig abnimmt;

Dagegen scheint mir der Sitz des Cinchonins nicht so genau festzustehen, denn bald findet sich mehr davon in der äussern Schicht, und bald mehr davon im Baste.

TJeberhaupt aber stimmen meine Ergebnisse mit denjeni- gen Howard' 8 vollständig überein.

Ueber indische Harze und Onmmata.

Von P. L. Simmonds.**)

Der Fortschritt unserer Manufakturen und chemischen Industrien steigert immer mehr die Forderungen nach Gum- miarten und Harzen, welche nur von zwei Seiten her, aus

eine harzige Materie (Chinoidin) auf, welche die Schwefelsäure sättigt, die Krystallisation des Sulphats erschwert und in der Mutterlauge yerbleibt. Diese Materie beträgt ohngefähr Vs des in Aether löslichen Antheils; EaUumeisencyanur fällt dieselbe, und mit Chlor und Ammoniak wird sie nicht grün. Sie befindet sich namentlich reichlich in der aussersten Schicht.

*) Es befremdete mich, in dieser Rinde kein Chinin lu finden, da, andern Angaben zufolge, 0,5 bis 0,6 Proc. darin sein sollen. Biegel erhielt übrigens gleichfalls nur Cinchonin aus dieser Rinde.

♦♦) Pharm. Journ. and Transact. 14, Dec. 1872. 466. JFtt,

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P. L. Simmonds, Indisclie Harze Und Gummata. 227

Indien und Afrika, wo sie häufig vorkotnmen und der Ar- beitslohn niedrig ist, in grössern Quantitäten zu uns gelan- gen. Was die (in Wasser) löslichen Gummata, wie das sog. arabische etc., betrifft , so hat sich während der letzten Jahre die Einfuhr allerdings etwas vermehrt; allein ungeachtet der ausgedehnten Anwendung von Dextrin und andern Surrogaten des Gummi, ist noch immer bedeutende Nachfrage nach den in massigem Preise stehenden natürlichen Sorten. Was die verschiedenen Lackproducte betrifft, hinsichtlich derer wir lediglich von Indien abhängen, so ist die Zufuhr im Abneh- men begriffen; die Firnissharze anlangend, sind Copal und Kowrieharz die einzigen, welche ununterbrochen eintreffen, und die Anime's haben bedeutend nachgelassen. In Erwägung des wachsenden Mangels an den genannten Naturproducten hat die indische Regierung sich bemühet zu ermitteln, was und wie viel von den leichter zu sammelnden Gummiarten und Harzen jährlich beschafft und von wo aus dieselben am bequemsten nach Europa ' exportirt werden können. Diesen Eecherchen entnehme ich die folgenden 'Mittheilungen.

Ohngefahr 180 Tonnen 20 Centner) D^;gamarharz oder Ral, die Tonne zu 160 bis 190 Rupien 1 Sgr.), können jährlijCh in Nagpur oder Jabalpur zusaiftmengebracht werden, und zwar aus den Gebieten von Mandla, Balaghat, Raipur und Bilaspur. Es ist leicht zu gewinnen. Der Eingeborene sucht die besten Bäume aus, hauet in die Rinde eine kreis- runde Wunde und sammelt das dann ausfliessende Harz. Dieses Verfahren tödtet indessen die Bäume, und ganze Wälder sind dadurch vernichtet worden. Seit einigen Jahren hat man ihm in den Regierungsdistricten Einhalt gethan, daher erscheint jetzt nur noch wenig Ral auf dem Markte, und diess kommt aus dem Malguzari-District Ausserdem liesse sich auch aus Sambulpur viel Ral ziehen und zu 135 Rupien per Tonne in den Hafen von False Point brin- gen. Die grosse Ausdehnung der Sal- Wälder (Shorea robusta) könnten enorme Mengen Ral liefern, und zwar zu massigem Preise. Man brauchte nur den Eingeborenen rich- tige Anleitung zu geben, damit zugleich nicht auch die Bäume

15*

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2^3 P. L. Simmonds, Indische Harze und Oummata.

selbst zu Grunde 'gingen. Von eben daher wäre nach einer ohngeföhren Schätzung, 25000 Tonnen zu beziehen; sein Preis würde, je nachdem man Eisenbahn oder nach False Point beförderte, von 500 Rupien per Tonne schwanken. Alle Districte Lack, aber am meisten die östlichen. Bedeutende Q davon werden in den vei*schiedenen Städten zur Ai von Armbändern etc. verwendet, aber ein nicht gerii gelangt auch zur Ausfuhr.

In Jabalpur befindet sich eine europäische Lai rei, welche den grössten Theil des dort producir selbst gebraucht. Er gelangt nach Jabalpur und in grossen Quantitäten von Raipur, Bilaspur, Sagar ui In dem letztgenannten Districte hat die Jabalpur - das Recht erworben, für die nächsten 3 Jahre, pei 950 Rupien, Lack in den Regierungs - Landstrecker zu dürfen. Im Sambulpur -Districte hat eine g\ Pinna aus Mirzapore das Monopol der Lackgewir lange Zeit hin erworben. Burhampur und Bomba; obwohl nicht bedeutend, von den Districten Narbada pur aus versorgt. Die Gesammtausfuhr der inneren betrug im Jahre 1868 69 1492 und 1869 70 ] nen. Von diesen beiden Jahreserndten gelangten 1 neu ä 386 Rupien und 1290 Tonnen ä 269 Ruj Mirzapore und Central -Indien; 66 Tonnen ä 540 R 53 Tonnen a 350 Rupien nach Bombay; 9 Tonnen i pien und 5 Tonnen ä 252 Rupien nach der Ostküst Der Stocklack kann in allen Provinzen in u Quantitäten gewonnen werden. In übermässig he: ren föllt die Ausbeute etwas geringer aus. Der { tige niedrige Preis soll kaum die Einsammlungskoste Eine rationelle Bewirthschaftung und Insecten-Zuc aber weit günstigere Resultate liefern. Die dazu sten und überall reichlich vorkommenden Bäume sir frondosa und Schleichera trijuga.

. Der erste der so eben genannten beiden Bäum< frondosa) und Pterocarpus Marsupium liefet

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I

Th, E. Fräser, Kombe, ein afrikanisches Pfeilgifi

229

lieh Kino , dessen Consum bis jetzt nur auf die Heilkunde beschränkt ist, von dem aber leicht weit mehr gewonnen werden könnte, nemlich bloss im District Chanda 100 Tonnen, die, bis zur Eisenbahnstation Wurdha gebracht, auf je 120 Ru- pien zu stehen kgimen. Freilich ist dabei zu berücksichtigen, dass durch das Behufs Gewinnung des Kino nothwendige Anbohren 4es Stammes der Werth der Butea als Bauholz leidet. Baswellia thurifera, der in den innern Pro- vinzeü am häufigsten vorkommende Baum, giebt viel Harz, leidet auch nicht durch Anbohren, hat aber als Bauholz nur geringen Werth; was man bis jetzt davon sammelt, beträgt wenig und wird im Lande selbst verbraucht, der District Chanda könnte aber 10000 Tonnen ä 100 Rupien liefern. Gardenia lucida, von welcher das Dikamaliharz kommt, würde im Stande sein, 200 bis 300 Tonnen desselben zu liefern.

lieber das Eombe, ein afrikanisches Pfellgift.

Von Dr. Th. R. Fräser.*)

In fast jedem Berichte über Erforschung uncivilisirter tropischer Gegenden findet man Erzählungen, unbezweifelt oft seltsamer Art, über giftige Substanzen, welche die merk- v^TÜrdigsten Eigenschaften besitzen sollen. Gewöhnlich sind diese Gifte vegetabilischen Ursprungs, und die meisten kann man je nach ihrer Gebrauchsweise in zwei Abtheilungen bringen, nemlich in Gottesurtheil (ordeal) -Gifte und in Pfeilgifte. Zu den merkwürdigsten Ordeal - Giften gehören Tanghinia venenifera in Madagaskar, Physostigma veüenosum in Altcalabar und das Akazga - Gift in Gaboon ; zu den Pfeilgiften das Curare oder Wurali in Südamerika uxid Antiaris toxicaria in Java.

*) Pharm, Jour». a»d Tfanwt. Jan, 187ß. ÄX^I, 523, JFst,

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Th. E. Fräser, Kombe, ein afrikanisches Pfeilgift.

ö Untersuchung dieser Substanzen hat sich nicht nur ossem Werthe für die Physiologie erwiesen, sondern le Heilkunde hat davon Vortheil gezogen; eine von Curare) ist wenigstehs dermalen ein wichtiges medici-

Agens.

\T nicht langer Zeit ist ein neues Pfeilgift bekannt Bu, worüber ich Versuche angestellt habe, wozu ich iterial dem Präsidenten der k. Gesellschaft in Edin- 3rdanke. Dieses Material bestand aus einer Anzahl Jamenkapseln , welche Walker an Dr. Christison it hatte und die während der Expedition des verstor- ^ischofs Mackenzie gesammelt waren, rner hatte Dr. Kirk, der englische Konsul in Zan- n Prof. 'Sharpey mehrere PrÄ)en des Giftes selbst it und dabei folgende Erläuterungen zugefügt: „Die

ist ein holziger Kletterstrauch, wächst in Thal- und Widern und kommt an mehreren Punkten zwischen der md dem Innern des Continents, oberhalb der Victoria- s Zambesi vor. Der Stamm ist mehrere Zoll dick und Die Pflanze klimmt an den höchsten Bäumen empor Qgt von einem zum andern wie eine Weinrebe. Die

sind blassgelb und erscheinen in den den ersten Re- phergehenden Monaten (Oktober und November). Die ist im Juni reif; die Eingeborenen sammeln sie, ent- vor dem Trocknen die äussere rauhe Schale und heben 1 inneren lederartigen Theil und die Samen auf." '. Livingstone giebt einige interessante Nachrichten bs Gift selbst. Nach ihm dienen die damit, vergifteten , lur zum Tödten wilder Thiere; zum Tödten von Men- jebraucht man Pfeile, welche mit den Eingeweiden .aupe vergiftet sind (?).

ts in Rede stehende Pfeilgift scheint in Afrika sehr tet zu sein, denn man trifft es nicht bloss in Kombe, Westküste in der Nähe des Aequators und im Lande ija am Zambesi im südöstlichen Afrika, sondern auch )on, Guinea und Senegambien. In Gaboon führt es nen Inee, Onaye oder Onage.

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. Th. B. Fräser, Kombe, ein afrikaniBches Pfeilgift. 231

Die Samenkapseln sind 9^/4 bis 12^4 Zoll lang, in der Mitte 1^/4 Zoll dick, wiegen 130 bis 330 Grain, und enthal- ten 100 bis 200 Samen, jeder etwa Grrain wiegend, kurz gestielt und mit einem hübschen Haarschopf versehen. Pro- fessor Oliver in Kew hielt die Mutterpflanze anfangs für Strophanthus hispidus (Fam. Apocyneen); später aber fand er hinreichende Unterscheidungsmerkmale, um sie als eigene Species aufzustellen, die er Strophanthus JKombe nannte.

Beim Behandeln der zerkleinerten Samen mit starkem Weingeist erhält man eine grüngelbe Tinctur; trocknet man diese ein, so hinterbleiben 25 Proc. vom Gewichte der ange- wandten Samen. Dieses Extract schmeckt stark bitter und enthält ohngefähr zur Hälfte seines Gewichts ein indifferentes fettes Oel; durch weitere Behandlung*) erhielt ich daraus eine äusserst heftig wirkende Substanz, welche daher den Namen Strophanthin verdienen dürfte.

Physiologisch wirkt diese Substanz ebenso wie das Ex- tract, natürlich aber viel stärker.

Löst man Vso ^^^^ d^s Extractes in ein paar Tropfen Wasser und bringt die Lösung yhter die Haut eines Fro- scheö, so bemerkt man Anfangs keine Veränderung an dem Thiere; aber nach einer halben Stunde treten einige träge Bewegungen ein. Bald darauf hört das Athmen auf, die Extremitäten werden steif, die Sensibilität nimmt ab, nach zwei Sunden ist totale Bewegungslosigkeit eingetreten, und selbst ein starker galvanischer Strom übt keine Wirkung mehr auf das Thier aus. Man findet dann das Herz völlig gelähmt, die Eammer blass und zusammengezogen, die Vor- kammer aber dunkel gefärbt und ausgedehnt.

*) "Die aber nicht näher mitgetheüt ist. JF,

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232 J. Müller, Cochenillezudit auf den Canarischen Inseln.

lieber die Coehenillezacht auf den Canai-isehen

Inseln«

Von J. Müller.

Von den Schildlausarten, die werth volle rothe Farben liefern, ist die Cochenille (Coccus Cacti L.), der wir das Car- min verdanken, weitaus die wichtigste. Dieselbe wtirde bereits im Jahre 1523 von ihrem Heimathlande Mexico, wo sie auf Cactus (Opuntia Ficus indica L.) lebt, nach Europa gebracht; doch datirt die Einführung ihrfer Zucht auf den Canarischen Inseln erst vom Jahre 1825. In den ersten Jahrzehnten nach ihrer Acclimatisation machte ihre Zucht nur geringe Fortschritte. Es war der Ertrag

im Jahre 1832 120 Pfund.

1 844 600 Säcke ä 1 50 Pfund = 90,000 1849 2600 = 390,000

1^60 4000 = 600,000

Nach Einführung des kräftigen Düngers (Guano) seit 1852, dessen Anwendung jedoch viel Feuchtigkeit erfordert, wurden die Fortunaten zum ersten Producenten des so ge- schätzten Farbematerials. Jedes Bächlein wurde im Grebirge aufgefangen und in sorgsamer Weise zur Bewässerung der Cactusfelder in der Tiefe ausgenutzt Insbesondere aber wurde durch Anlage von grössern Aquäducten und Wasser- reservoirs in dem letzten Jahrzehnt die Cochenillezucht ausser- ordentlich gefördert Auf der verhältnissmässig wasserreichen und fruchtbaren Insel Gran Canaria führte man 1871 circa 45,000 Säcke Guano ein, im Werthe von 800,000 Mark R. M. Hier insbesondere nahm in den letzten 10 Jahren die Coche- nillezucht gewaltige Dimensionen an. Es betrug die Ernte

im Jahre 1860 1600 Säcke = 240,000 Pfund.

1869 20,000 Säcke = 3,000,000

1870 20,000 Säcke = 3,000,000

Grössere Nachfrage und der Rückgang der Zucht in Honduras, dessen Waare überdies von geringerer Güte ist, hielten die Preise nichtsdestoweniger auf ziemlich gleicher

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J. Müller^ Cochenillezucht auf den Canarischen Inseln. 233

Höhe. Während 1831 in London im Ganzen 224,270 Pfund in 1500 Säcken eingeführt wurden, hatte sich im Jahre 1857 der Import auf 17,000 Säcke gesteigert. Für die Jahre 1860 bis 1863 vertheilt sich die Cochenille - Einfuhr in -Englands Hauptstadt auf die Erzeugungsländer durchschnittlich wie folgt: . '

Honduras 10,000 Säcke.

Mexico 1,600

Canar. Inseln 6,700

Zusammen 18,300 Säcke = 2,700,000 Pfd.

In den vier folgenden Jahren lieferten durchschnittlich: Honduras 7,200 Säcke ^

Mexico 1,400 >= 20,200 Säcke oder 3,030,000 Pfd.

Canar. Inseln 11,600 J

Jn den 3 Jahren 1868, 1869, 1870 w^r der Durch- schnittsertrag der Cochenillezucht in: Honduras 3,600 Säcke \

Mexico 1,600 > = 27,600 Säcke oder 4,140,000Pfd.

Canar. Inseln 22,400 ]

Endlich belief sich im Jahre 1871 der Gesammtertrag der Cochenillezucht auf 31,600 Säcke oder 4,740,000 Pfund, und diese abermalige Zunahme ist ebenfalls dem gesteigerten Ertrag auf den Canaren zuzuschreiben. '

In den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts zahlte man in London für das Pfund Cochenille 12 13 Schilling, wenn auch während der grossen französischen Kriege der Preis vorübergehend auf 36 39 Schilling stieg. Im Jahre 1850 war der Durchschnittspreis 4 Schilling per Pfund; er sank von da langsam aber stetig bis zum Jahre 1870, wo man 3 Schilling für die gewöhnliche Waare zahlte. Der letzte deutsch - französische Krieg brachte ihn sogar auf 2^2 bis 2^3 Schilling herunter. Versuche, die Cochenillezucht in Indien und auf Java, in Algier und verschiedenen Theilen Südeuropas einzuführen, sind sämmtlich misslungen. In den letztgenannten Ländern, ja selbst auf Madeira vorzüglich

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J. Müller, Cochenillezucht auf den Canarisohen Inseln.

lalb, weil die Winterzeit zu rauh und eine Reproduction 3 Monaten, wie auf den Canaren, unmöglich ist. Krapp aus Lac-dye*) haben mehr als die Anilinfarben die gesteigerte Produotion, die Preise der Cochenille auf

jetzigen Stand herabgedrückt; doch ist ein weiteres 3n derselben aus verschiedenen Gründen unwahrschein-

Die Einfuhr von Lac -dye, einer zwar weniger glänze^- aber dauerhafteren Farbe als Cochenille, nach London igt jetzt 1,400,000 Pfund per Jahr und mehr als das fache als am Anfange dieses Jahrhunderts. Der Preis wechselt sehr von Y2 ^^^ ^^U Schilling das i. Der niedrige Cochenillepreis hat jedoch in den letz- fahren auf die Verkaufbarkeit des Lac-dye sehr einge-_ b, was sich namentlich im Jahre 1871 sehr fühlbar machte, grosse Vorräthe sich ansammelten, für welche es keine shmer gab.

Seit 1862 hat man, veranlasst durch die niedrigen Preise !)ochenille, Versuche mit dem Anbau des Tabaks gemacht höchst befriedigende Eesultate erzielt. Die aus Tabak Canarischen Inseln bereiteten Cigarren erhielten vor en Jahren bei einer Ausstellung auf Cuba die goldene iille, sie werden sehr gerühmt und sollen den ächten inna kaum nachstehen. In Folge dessen bereitet sich Tabaksbau in der Nachbarschaft von Telde auf Gran ,ria und auf der Insel Palma immer mehr aus und da

diese Cultur einen guten, fruchtbaren Boden erfordert, ird sie die Cochenillezucht allmähhg mehr beschränken, ionario estatistivo- administrative de las Islas Canarias.)

^) Das Insect (poccus lacca L.), welches diese Farbe liefert, lebt in 1 auf jungen Zweigen und yom Milchsafte der Banyanen und des hen Feigenbaums (Ficus religiosa und F. indica) und verursacht jene ^en Ausschwitzungen, welche als Stocklack in den Handel kommen, reichem man dann den Schellack und den Lac-dye gewinnt.

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235

B. Monatsbericht

1. Allgemeine und ange^vandte Chemie.

SehwefelkoblensSnre.

Durch ' Einwirkung von*) H^SO* auf Rhodanäthyl (C^H^SGN) erhielten Schmitt und Glutz einen dem Xan- thogensäureäther isomeren Körper. Während der genannte Aether mit KOH in Aethylmonosulfocarbonsaures Ealium (CS0^KC2H^) und Anthylmercaptan zerfällt, liefert die aus Rhodanäthyl entstehende Verbindung Kaliumcarbonat und Mercaptan (2 Molek.). Man nimmt daher für letztere Ver-

bindung die Formel CO ^p3T^5 an, während der Xanthogen-

Säureäther CS opaTis sein würde. Hieraus schloss Dr. Salo-

mon, dass auch zwei einfach geschwefelte Kohlensäureäther

SC^H^ vorhanden sein müssten, welche den Formeln CO opsiiß

Qn2JJ5 "und CS Qp 2 TT 6 entsprechen würden. Letzterer ist bereits

von Debus dargestellt; ersteren erhielt Salomon durch Einwirkung von Natriummercaptid auf Chlorkohlensäureäther. Mercaptan wurde mit dem doppelten Volumen Aether ver- dünnt, das Gemisch in einen kalt gehaltenen Kolben gegossen und nach und nach mit der entsprechenden Menge Natrium versetzt. Nach beendigter Reaction wurde der Chlorkohlen- säureäther durch einen Trichter mit durchbohrtem Hahn

*) 0 == 16.

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236 Schwefelkohlensäure.

langsam zufliessen gelassen. Nachher wurde die Masse mit dem doppelten Volumen H^O verdünnt, wobei sich der die neue Verbindung enthaltende Aether auf der Oberfläche ab- schied und abgehoben wurde. Durch fractionirte Destillation wurde daraus das Carbonyloxysulfodiäthyl erhalten. Hierdurch war das allein noch fehlende Glied der Reihe der Schwefel- kohlensäureäther dargestellt: Ich zähle dieselben kurz auf unter Angabe ihrer Darstellung und Zersetzung mit KOH.

I. Carbonyloxysulfodiäthyl COqqsjjs, durch Behandeln Yon Chlorkohlensäureäther mit Natriummercaptid. (Fr. Salomon.)

np 2 TT5 f QP2TI5

^^Cl +C2H5SNa==COg^2g5 -MfaCl. .

Zersetzung: CO QP2H6 + 2K0H = K^CO^ + C^H^OH + C^HöSH (Mercaptan).!

OC^H^ IL Carbsulfürdioxydiäthyl CS QpgjTö« ^i^s demAethyl-

y^^gOC^HK bisulfocarbonsulfid beim Erhitzen IpftS^ 1. (Debus.)

V^^OC^HV Zersetzung:

CS Q^2^5 -h KOH = CO^^'^' + C^H^OH. (Carbo- nyloxyäthylsulfokalium.)

gQ2JJö

III. CO ^pgTTö = Carbonyldisulfodiäthyl.

1) Durch Einwirkung von H^ SO* auf Rhodanäthyl. (Schmitt und Glutz.)

2C2H5SCN -t- SH^O 4- 2H2SO* = 2NH*HS0* + CO^

CO ^^'H'

2) Bei Behandlung von Natriummercaptid mit Phosgen- gas. (F. Salomon.)

2C2H»SNa -h C0C12 = 2NaCl -h CO g^ 235-

Zersetzung:

CO g^2^5 -I- 2K0H = K^cos + 2C2HÖSH.

OC^H^

IV. Carbsulfüroxysulfodiäthyl = CS gp ^ ^g .

1) Durch Erhitzen von Aethylbisulfoc^rbQnsulfld. ^D^bus.)

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OP2TT5 nP2TT5 '

CS g^ajjs + KOH = CO g^ "■ + C^H^SH. (Gar

Neue Verbindung von d. Zusammensetzung d. Cyanwasserstoffsaun

2) Durch Einwirkung , von Chlor -(Brom- Jod -)Aeth xanthogensaures Kalium. (Dehus, Salomon.)

csgc^H« + c^H^j = Kr + csg^:|:.

Zersetzung :

oxyäthylsulfokalium.)

Qr;2Ti5 V. Carbsulfürdisulfodiäthyl = CS gQggs'

Durch Behandlung von trisulfocarbonsaurem Kalium mit ( Brom- oder Jodäthyl. (Schweitzer, HusemannJ

CS ^ + 2C2HÖ J = 2KJ -1- CS l^l^l

Zersetzung:

CS l^l^l + KHO + C^H^OH = CO ^^'^' + 2C2]

(Joum, prad. Ghem. Bd. 6. S. 433,),

Neue Verbindung von der Zusammensetzung Cyanwasserstoffsäure.

0. Lange theilt mit, dass er bei der Behandlun

Epichlorhydrin (C^H^OCl,*) Anhydrid des Glycerir

C^H^Cll chlorhydrins -rr2 [0^) mit wasserfreier Blausäure

übrigens nicht erreichten Zweck der Darstellung des

/ -0H\

chlorhydrins ( C^HSOCl + HCy = C^H^ Cy j ein

V Cl ^

der Blausäure polymeren Körper gewonnen habe.

Wasserfreie Blausäure und Epichlorhydrin wurde gleichen Theilen in Röhren eingeschmolzen, dem Sonne: ausgesetzt. Nach drei Monaten wurde der nunmehr 1 Röhreninhalt durch Aether ausgezogen, welcher den fra^ Körper löste.

*) 0 = 16.

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238 Stickfltoffverbindungen des Antlirachinons.

Die Substanz krystallisirt in rothbraunen Krystallen von der Form der Cyanursäurekrystalle. Sie löst sich leicht in Wasser und Alkohol, schwer in Aether. Die Reaction der Lösungen auf Pflanzenfarben ist neutral. Für sich erhitzt, verpufft der Körper unter Verbreitung von Blausäuregeruch. Durch Barythydrat wird Ammoniak entwickelt und kohlen- saurer Baryt gebildet. Die Flüssigkeit enthält dann GlycocoU

C*H*(H*N)Oi ^

■g- '^ > 0 in Lösung. Letzteres badet sich aus der

polymeren Blausäure nach folgender Gleichung: C3HSN3 + BaH^O« + 3(H20) = C«H*NO« + BaCO» + 2NH3. Uebrigens ^ist zu bemerken, dass für den der Blausäure als polymer angenommenen Körper die analytischen Zahlen noch keine ganz befriedigenden sind. (Ber. d. ehem. Ges. 1873. S. 99.). E. M.

Stlckstoffrerbindiqigeii des Anthrachinons.

Böttger und Petersen geben weitere Mittheilungen über die Nitroproduote und Derivate des Anthrachinons Qi4j[80*,*) und zeigen die Darstellung des a-Mononitroanthra- chinons C^*H'(NO*)0*, die am besten gelingt, wenn An- thrachinon mit grossem Ueberschuss von Salpetersäure (spec. Gew. 1,48 1,5) andauernd gekocht wird. Es stellt ein hellgelbes, sublunabeles Pulver dar, Schmelzpunkt bei 230 ^ Beim Schmelzen mit Alkalien wird reichlich Alizarin gebildet. Durch Reduction mit Natriumsulfhydrat wird a-Monamido- anthrachinon G^*H'(IfH^)0* gebildet, ein schönrothes, subli- mabeles Pulver. Schmelzpunkt 256^. Die Kalischmelze lie- fert nur wenig Alizarin. Leitet man in die Lösung des Amids in Aether salpetrige Säure, so erhält man als sohwachgefarb- tes Pulver (202® Schmelzpunkt) das a - Diazoanthrachinon- nitrat Ci*H'N«0»,N08, welches mit Wasser behandelt. Oxy- anthrachinon liefert:

Ci*H'0*JF«,NO« + H«0 = Ci*H702,OH + + NHO«. Verf. werden diese neuerdings von hohem practischem und theoretischem Interesse gewordenen Reihen iveiter verfolgen. (Ann. Ch. u. Fk. (NF) 90. U7.). Et.

*) 0 == 16.

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Umwandlnng v. Törpentliinöl in Cymol. Synthese d. Naphtalins. 239

Nene Umwandlung ron TerpenthlnSl in Cymol.

Nachdem bereits Oppenheim und gleichzeitig Bar- bier aus dem Bromid des Terpentbinöls durch Abspaltung von Brom Wasserstoff Cyniol gewonnen haben, nach der Gleichung

C^<>Hi«Br«— 2HBr-Ci<>Hi*

C2oiii6Br« 2HBr = C^m^^

(ältere Schreibw.), ist es Aug. Kekule gelungen, durch die

Einwirkung von Jod schneller und einfacher die Abspaltung

von 2 At. Wasserstoff aus dem Terponthinöl zu bewirken.

Durch anfänglich sehr vorsichtiges Eintragen von 23,0 g. Jod in 60,0 g. Terpenthinöl , Erhitzen am Rückflusskühler, mehrmalige Destillation und Waschen des Destillats mit Na- tronlauge wurden neben einem hochsiedenden Kohlenwasser- stoff 10,0 g. reines Cymol erhalten.

Der Hergang der Reaction ist wohl folgendermassen aufzufassen:

Bei der Einwirkung von Jod auf Terpenthinöl* bildet sich anfanglich das Bijodid C^^H^^J^, welches sofort in Jodwas- serstoff und das Monojodsubstitutionsproduct des Terpentbinöls C10H16J zerfällt. Beim längeren Erhitzen spaltet sich dann abermals Jodwasserstoff ab und es wird Cymol C^^Hi*(C*®H^* äU. Schreibw.) gebildet

Versuche, welche angestellt wurden, in ähnlicher Weise unter Anwendung von Brom direct aus Terpenthinöl Cymol zu gewinnen, blieben ohne Erfolg. (Ber. d. deutsch, ehem. Ges. 1873, S. ^37.). . E. M.

Synthese des Naphtalins.

B. Aronheim ist es gelungen, durch IJeberleiten von Phenylbutylenbromid in Dampfform über glühenden Aetzkalk Naphtalin zu erhalten. Die Reaction verläuft nach folgendem Schema:

C«H5, C^H^Br« 2HBr = CioH». Phenylbutylendibromid. - Naphtalin.

{Ber. d. deutsch, ehem. Ges. z. Berlin 1873. S. 67.).

E. M.

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■ww

240 Zuckerattige Substanz in Pilz6n. Einbas. Kalksacctarat.

üeber die zuekerartige Substanz, welche In den Pil- zen enthalten ist.

A. Würtz theilt in einer vorläufigen Notiz mit, dass er verschiedene Arten von Pilzen untersucht hat, um darüber Aufschluss zu erhalten, ob in ihnen ausser Mannit noch andre Zuckerarten vorkommen. Er fand nun, dass viele Pilze Trehalose enthalten, jenen Zucker, welchen Ber- thelot aus der Trehala durch Ausziehen mit Alkohol gewann. Seine Identität wurde durch Ermittelung des Schmelz- punktes, das bedeutende Rotationsvermögen, welches dasjenige aller andern Zuckerarten übertrifft, an seiner Krystallform und seiner grossen Beständigkeit erkannt. In manchen Pilzen, z.B. Agaricus muscarius, ist nur Trehalose und zwar bis 10^0 ^®r Trockensubstanz enthalten. Andre, wie Agaricus campestris, enthalten statt der Trehalose Mannit, wäh- rend in der Mehrzahl beide Zuckerarten gleichzeitig nachge- wiesen werden können. Endlich ist in manchen Pilzen neben dem Mannit und der Trehalose eine nicht gut zu isolirende Zuckerart enthalten, welche die alkalische Kupferlösung reducirt.

Es ist übrigens zu bemerken, dass man aus der Form der Pilze nicht auf das Vorkommen des einen oder des andern Zuckers schliessen kann. Oft kommt in botanisch nahe verwandten Arten, welche unter denselben Bedingungen an demselben Orte wachsen, in der einen Mannit, in der andern Trehalose vor.

In dem weiteren Verlaufe der Untersuchung soll es sich herausstellen, ob die von Mitscher lieh in dem Mutterkorn entdeckte Mycose, welche Ludwig im Fungus Sambuci auffand, vielleicht identisch mit der Trehalose ist. {Gomptes rendus 1873, Nr. 10. S. 64:9.). E. M.

ITeher das einhaslsehe Kalksaeeharat.

Das Misslingen der bisherigen Versuche, welche nament- lich seitens einiger französischer Chemiker angestellt wurden, um ein einbasisches Kalksaeeharat zu erzeugen, veranlasste ß. Benedict, eine Beobachtung näher zu untersuchen, welche ihm eine Darstellungsmethode für jenes Saccharat an die Hand gab. Bei Gelegenheit von, übrigens resultatlos geblie-

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Verhalten von Zuckerlcfsung am Liebte. 241

beneD, Versuchen, ein Magnesiumsaccharat darzustellen, wurde beobachtet, dass, wenn man eine Kalksaccharatlösung, bereitet aus Zuckerwasser und überschüssigem Kalkhydrat, mit Chlor- magnesium mischt, ein Niederschlag von Magnesiahydrat ent- steht, während gleichzeitig Chlorcalciüm gebildet wird.

Diese Erscheinung lässt sich durch die Thatsaehe erklä- ren, dass eine auf die angegebene Weise dargestellte Kalk- saccharatlösung ein Gemenge von einbasischem und zweibasi- schem Saccharat enthält. Letzteres giebt an das Chlor des Magnesiums die Hälfte seines Kalks ab und verwandelt sich dadurch in einbasisches Saccharat, während das anfötiglich in der Lösung enthaltene einbasische Saccharat von Chlormagne- sium nicht weiter verändert wird.

Um das in Folge dieses Processes in Lösung befindliche Kalksaccharat rein zu gewinnen, wird mit Alkohol gefallt, der Niederschlag unter sorgföltigem Abschluss der Kohlen- säure zur Entfernung des hartnäckig anhaftenden Chlorcalciums oftmals mit 60 procentigem Weingeist gewaschen und unter der Luftpumpe soweit getrocknet, bis er an den Rändern spröde und ' durchsichtig geworden ist. In diesen Zustand gebracht, lässt er sich, ohne dass man weiter eine Zersetzung durch die Kohlensäure der Luft zu befürchten hätte, bei 100° trocknen.

Die unter der Luftpumpe getrocknete Substanz besitzt die Zusammensetzung

Ci2H2o.CaOii + 2aq.*)

Bei 100® geht das Wasser weg und die Zusammen- setzung des Sacchiarats wird danii durch die Formel C^^H^^CaO^^ ausgedrückt. {Ber, d. deutsch, ehem. Ges, 1873, S. 4:13),

JE, M.

Verhalten von Zuekerlösung am Lichte.

Nach der bisherigen Annahme bleibt eine wässerige Lö- sung von reinem Rohrzucker bei gewöhnlicher Temperatur nn verändert. Diess ist aber, wie Eaoult beobachtet hat, nur bedingungsweise richtig, nemlich nur dann, wenn neben der Luft auch das Licht ausgeschlossen ist; andernfalls geht der Rohrzucker in Traubenzucker über.

R. löste 1 Theil Zucker in 5 Theilen Wasser, vertheilte die Lösung in zwei Röhren von weissem Glase, liess ein

•) 0 == 16.

Aroli. d. Pliiinii. ni. Reibe, in, Bds, 3. Heft. 16

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£inwirkun^ einiger Chloride auf Natriumalli

inuten lang kochen, schmolz sie hieran ie neben einander bei Seite, jedoch ^eslicht geschützt und die andere nich mrden sie wieder geöffnet und ihr In ipfertartratlösung geprüft ; die dunkel g adurch keine Trübung, während die len rothen Niederschlag gab. Im letzi ^efahr die Hälfte des Rohrzuckers um| liglich wird aus dem in Wass ucker durch die Einwirkung im Traubenzucker, raus folgt femer, dass ein Syrup viel n kann, selbst wenn er nur aus Eoh ist, und dass ein solches Fabricat ( ,1s verfälscht betrachtet werden darf. l low. Journ, de Pharm, et de Gh

kang einiger Chloride anf Nati

Phosphorpentachlorid und C^H^NaO. Wirkung und starker Wärmeentwickli hlorid, Chlornatrium und Phosphors! Q verläuft nach folgender Gleichung: + 4C2H5 0Na = 4NaCl + C^HöCl -

Perchloräthylen und C^H^ONa. Na Cl hauptsächlich äthylglyoxylsaure jssigsäureäther und noch in geringer M [örper von der Zusammensetzung ( 31 2 0*, nemlich Trichloräthoxyläthylen u issigsäureäther. Das Trichloräthoxylä Lustausch von 1 Atom Chlor gegen A( C^Cl* + C^H^ONa = NaCl + G^C\^{ r dreibasische Dichloressigiäureäther e: :;2H50) durch C^H^ONa unter Mitwi n der Art, dass zunächst Dichlor -di , welches sofort durch Aufnahme von ther erzeugt.

> = 16,

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Einwirkung von Kalium sulfliydrat auf aromatische Nitrile. 243

C2C1*(C2H60) + C^H^ONa = IfaCl + C2C12(C2H50)^

Der einbasische Aether bildet sich aus dem dreibasischen durch Einwirkung von H*0, welches theils hygroscopisch ist, grösstentheils aber bei der Bildung brauner, harzartiger, stets mit erzeugter Säuren entsteht.

PTTP12 CHCl*

ofr2TT6o^3 + H^O == CO + 2C«H50H.

Dieser Aether liefert mit C^H^ONa zunächst Diäthyl- glyoxylsäureäther , welcher weiter mit NaOH in Alkohol und diäthylglyoxylsaures Natrium sich umsetzt: ,

Ausserdem Hessen die Verfasser auf Natriumalkohol at noch einwirken: Perchloräthan (C^Cl^), Trichlor - Aethylen- Chlorid (C^HCIS), Dichloräthylenchlorid (C^H^Cl*), Monochlor- äthylenchlörid (C^H^Cl^) und Perchlormethan oder Kohlen- stofftetrachlorid (CGI*). Jedoch sind die hierbei stattfindenden Reactionen zum Theil so verwickelt, dals sie sich dem Räume einer kurzen Berichterstattung entziehen; ich muss mich mit obiger Erwähnung begnügen und bezüglich des Weiteren auf den Originalartikel verweisen. (A, Geuther u. F, Brock- hoff. Joum, f pract Chem. Bd. 7. S. 101. 1873.).

C. J.

Einwirkung Ton Kalinmsnlfhydrat auf aromatisclie

Nitrüe.

Bekanntlich erhält man durch Einwirkung von KOH*) auf die Cyanverbin düngen der Alkoholradicale unter Ammo- niakentwicklung Sauerstoffsäuren, welche ein Atom C mehr enthalten, als die betreffenden Alkoholradicale ; z. B.

C^H^CN + KOH + H^O = H^N + CSHSKO«.

*) 0 = 16.

16*

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244 Abspalt. v. Blaus, a. Nitro-, Dinitrobenzc

Von der Annahme nun ausgehend dem KOH analog wirken würde unte chenden Thiosauren, erhitzte A. Wed zyl C^HöCH^CH" unter geeigneten Tage lang mit in Alkohol gelösten KS! das Ealiumsalz der Dithioalphatoluy] zu erhalten. Das gereinigte, aus A ßeactionsproduet zeigte wohlausgebi Krystalle, welche sich in der qualitativ stoffhaltig, aber schwefelfrei erwiesen, ergab die Zusammensetzung der C6H5CH2CONH2. Dasselbe ist in

wenig, in heissem löslich; von Alkohol wird es leicht gelöst und krystallisirt aus demselben in prachtvollen, perlmutter- glänzenden Krystallen. (Journ. f, pract Ckem. Bd. 7. S. 99. 1873), a J.

Abspaltung ron BlansSare aus Nitro-, Diiiitro1>enzol und ähnlichen Yerbindungen.

Wo hl er machte schon 1828 die Wahrnehmung, dass Pikrinsäure beim Behandeln mit Barytwasser Blausäure ab- scheidet. Nach Past und Hüb n er erleidet sogar Dinitro- benzol beim Kochen mit Kali- oder Natronlauge rasch eine Zersetzung, indem sich Blausäure abscheidet. Dieselbe lässt sich durch die Bildung von Berlinerblau und Cyansilber nach- weisen. Selbst ganz verdünnte Lauge bringt bei längerm Kochen diese Erscheinung hervor. Auch Mononitrobenzol liefert mit schmelzendem Kali in Berührung gebrachte Blau- säure. {Göttinger NachHchten 1872. S. 391 403. Zeitschr. f. d. gesammt Naturwissensch, v. G. G. Giebel. Bd. VIL Heft 1. 1873.). a Seh.

Das (X Dinitroderirat.

des Anthrachinons haben R. Böttger und Th. Petersen direct durch Behandlung des Anthrachinons oder a Mono- nitroanthrachinons mit überschüssiger rother rauchender Sal-

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Ueber Propionsäure. Das Excretin. 245

petersäure von 1,52 spec. Gew. erhalten, während es bis jetzt mittelst conc. Salpeter -Schwefelsäure dargestellt wurde.

Salpetersäure von weniger als 1,44 spec. Gew. greift darin gelöstes Anthrachinon selbst bei längerem Kochen so gut wie gar nicht an. (Joum. 'pract. Chem, Bd. 6, S. 46L).

a J.

lieber FropionsSnre.

Pierre und Puohot hatten sich grössere Mengen rei- nen Propylalkohols dargestellt und aus diesem durch Oxyda- tion mittelst 2 fach chromsaurem Kali und Schwefelsäure Propionsäure erhalten. Die Eesultate ihrer Arbeit sind in der Kürze folgende:

Die Propionsäure im Zustande grösster Concentration entspricht der Formel C«H^03,H0, siedet bei 141,5^ bei 760°"" Barometerstand und besitzt einen starken Geruch nach Eisessig und Buttersäure, Das spec. Gewicht ist bei 0,0 ^ 1,0143

49,6^ 0,9607

99,8 0 0,9062.

Der krystallisirte Propionsäure Baryt entspricht der For- mel C^H^O^,BaO,HO, während das Silbersalz wasserfrei ist. (AnnaL de Chim. u. de Phys, Januar 1873. i, Serie, Bd. 28. Seite 71.). Fcs.

Das Excretin.

Das von Marcet 1860 in den menschlichen Excrementen entdeckte Excretin war noch unrein, schwefelhaltig und sollte der unwahrscheinlichen Formel C'^H^^^SO^ entsprechen. Fr. Hinterb erger gelang es, durch ein ziemlich umständ- liches Verfahren, ein „Excretin" zu isoliren, welchem die For- me! C^^BL^^O*) zukommt. Dasselbe krystallisirt in kugeligen Aggregaten, ist farblos und sublim^bel. Von dem Cholestea- rin C^^H^^O unterscheidet es sich wesentlich, trotz der

♦) 0 ^ X6.

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2 IC Vertlieilung des Atropins in den Blättern u. der Wv

nahekommenden procentischen Zusammensetzung, besonders durch das Substitutionsproduct mit 2 Brom, C*^H^*Br^O (Bibromexcretin) , während das Cholestearin ein Substitutions- product mit 7 Br und ein Additionsproduct mit 2 Br bildet. Das Bibromexcretin ist wohl •krystallisabel und sehr bestän- dig. Verfasser kochte viele frische Stühle mit 90 % Alkohol aus, vereinigte die Filtrate, aus denen sich ein dunkler Nie- derschlag, das Magnesiumsalz einer Gallensäure, nach längerem Stehen abschied. Das Filtrat hievon wurde mit etwas Kalk- milch versetzt, mit Wasser verdünnt und ein lichtbrauner, das. Excretin enthaltender Niederschlag gewonnen. Nachdem derselbe gewaschen und getrocknet, wurde er mit Aetheralko- hol ausgezogen, aus dem Filtrat schied sich rohes Excretin krystallinisch ab, welches durch wiederholte Umkrystallisation aus Weingeist, bei einer Temperatur unter rein erhalten wurde. (Ann, Ch. u. Ph, (N. F.) 90. 215). Et

Vertheilung des Atropins In den Blättern und der Wurzel der Belladonna.

Die Ansicht der Aerzte über die Wirksamkeit der ver- schiedenen Organe der Belladonna weichen bekanntlich sehr von einander ab; die einen behaupten, dass die Blätter am wirksamsten sind, während andere der Wurzel den Vorzug geben. J. L e f o r t sucht durch verschiedene Analysen diesen Zweifeln ein Ende zu machen. Bei seinen Analysen verfahrt er auf folgende Weise: Das zu untersuchende Object (Blätter oder Wurzel) wird in feines Pulver umgewandelt, vollständig ausgetrocknet und 100 g. davon mit Weingeist von 86^0 durch viermaliges Behandeln erschöpft, von den vereinigten, filtrirten Tinkturen der Weingeist abdestillirt und so viel Wasser zugesetzt, dass das Volumen des Ganzen 50 CCm. beträgt. Dem Filtrat wird so lange Kaliumquecksilberjodidlösung *) zugesetzt, bis kein Niederschlag mehr erfolgt. Der A tropin- Jodhydrargyrat wird auf einem gewogenen Pilter gesammelt, gewaschen und in einer Platinschale getrocknet. Diese Verbindung schmilzt in der Wärme, wird in der Kälte wieder fest, und stellt dann eine braune, harte, durchscheinende Masse dar, die sich an der Luft nicht ver- ändert und nicht in Wasser, wohl aber in Weingeist löslich

*) Aus 4,5 g. HgCl, 16,25 Jodkaliura und 50,0 g. HO bereitet,

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Vertheilung des Atropins in den Blättern u. der Wurzel eU. 247

ist. Aus dem Gewichte und der Zusammensetzung der Ver- bindung läsfet sich leicht das Atropin bestimmen; sie hat die Formel C ^^ H«» NO « J + 2lIgJ, ihre procentische Zusam- mensetzung ist 3 Jod = 43,76% 2 Hg = 22,99% und 1 Atro- pin 33,25%. Mithin ist ohngeftihr der dritte Theil der Ver- bindung Alkaloid.

Atropingehalt der Blätter: Die chemische Consti- tution wechselt bei einer Pflanze je nach der Reife eines ihrer Organe. Eine wichtige Thatsache entzog sich bis jetzt allen angestellten Analysen, nemlich, dass die Pflanzen um so wirksamer sind, je mehr sie sich ihrer vollkommenen Eeife nähern und dass sie, bis zu einem gewissen Ent- wickelungsgrade gelangt, wenn nicht alle, so"'doch wenigstens einen beträchtlichen Theil ihrer wirksamen Stoffe verlieren.

Durch verschiedene Analysen hat der Ver£ ermittelt, dass die im Mai gesammelten Blätter stets ärmer an Alkaloid, als die im August gesammelten sind. Bei ersteren fand er in 100 g. bei vier Analysen im Durchschnitt 0,409 g., bei letzteren bei derselben Menge durchschnittlich 0,462 g. Es sind die Blätter demnach nicht im Mai, sondern im Juli oder August zu sammeln. Ebenso ist durch Analysen der Beweis geliefert, dass die Blätter der angebauten Pflanze alkaloid- r eicher sind, als die der .wildwachsenden Pflanzen; bei ersterer fanden sich 0,47 0,485 g. in 100 g. Substanz, bei letzterer hitigegen nur 0,459 0,477 g. in derselben Menge. Hieraus folgt, dass die Kultur den medicinischen Werth der Pflanze keinenfalls verringert.

Atropingehalt der Wurzel. Die Schwankungen im Atropingehalte sind bei der Wurzel mehr ins Auge fallend, als wie bei den Blättern, woran wohl zum Theil die Art und Weise der Einsammlung schuld sein mag. Die Analysen ergaben in 100 g. 2 3 jähriger Wurzel einen Alkalo'idgehalt von 0,U718 0,4886 g. und in derselben Menge 7 8 jähri- ger Wurzel von 0,2541 0,3128 g. Die grösste erhaltene Ausbeute betrug 0,6%. Nach diesen Resultaten sind die jungen Wurzeln vorzuziehen und die dicken, womöglich noch öfter gespaltenen Wurzeln, wie sich dieselben im Droguen- handel öfter finden, zu verwerfen. (Joum. de Pharm, et de Chim. Avrtll872. XV, 265; Mai 1872. XV, 337. Witt- steiris Vierteijschr. Bd. XXII, Heß 2.). C. Seh,

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24ä Neues AlkuloiCd auB Morphium entstanden.

Neues AlkaloYd ans Morphium entstanden.

Bei Prüfung des Verhaltens von Kupferoxydammoniak ^' * gegen Morphin kam G. Nadler auf den Gedanken, dass die

grünblaue Färbung der ammoniakalischen , mit Kupferoxyd- ammon gekochten Morphinlösung von einem neuen Alkalo'id bedingt sein müsste. um sich darüber Gewissheit zu ver- schaflen, löste er 4 g. Morph, sulfuric. in Wasser, machte die Lösung stark ammoniakalisch und kochte längere Zeit mit Kupferoxydammon, wo die Lösung tief grasgrün wurde. Beim Eindampfen dieser Lösung auf dem Wasserbade schieden sich grüne Flocken einer Cu- Verbindung aus. Das überschüssige Kupferoxydammon wurde durch Eindampfen zur Trockne beseitigt. ' Der Rückstand wurde mit HO gut ausgewaschen und mit Ammoniak Übergossen, worin er sich mit intensiv - grüner Farbe löste, während das Kupferoxyd zurückblieb.

Beim freiwilligen Verdampfen des Ammoniaks schied sich ein grünes amorphes Pulver ab, was in Alkohol, Aether, Ben- zin und Wasser unlöslich, leicht löslich hingegen in verdünn- ter Salzsäure und Wasser war. Beim Eindampfen der ammo- niakalischen Lösung in der vollen Wasserbadhitze verlor dieselbe noch mehr Cu und blieb zuletzt eine in Ammon mit gelbgrüner Farbe lösliche Kupferverbindung, die sich gegen die Lösungsmittel wie die erste Verbindung verhielt, löste sich jedoch leicht in Kalilauge in der Kälte mit brauner Farbe und beim Erhitzen fiel schwarzes Kupferoxyd aus, während sich die Kalilösüng gelb fartte.

Um die organischen Körper vom Cu zu trennen, wurde die salzsaure Lösung gelinde erwärmt und das Cu durch HS ausgefällt, vom Niederschlag abfiltrirt, derselbe nachgewaschen und das rothgelbe Filtrat bei gelinder Wärme verdampft, E| wobei sich eine körnige, weisse Chlorverbindung ausschied*,

während die Mutterlauge tief braungelb gefärbt war. In letzterer bringt H^N einen kleinen > dem Eisenoxydhydrat ähnlichen Niederschlag hervor. Durch zweimaliges Umkry- stallisiren aus heissem HO wurde die Chlorverbindung blen- dend weiss erhalten. Dieselbe ist in kaltem Wasser ziemlich schwer, in heissem leicht, nicht aber in Alkohol und Aether löslich. In ihrer wässrigen Lösung entsteht durch H*N sofort ein dicker, weisser, amorpher Niederschlag, der sich an der Luft im feuchten Zustande nicht verändert, sondern thonerde- hydratähnlich vertrocknet. Im Wasser gelöst bringt Fe^CP eine amethystrothe Farbe hervor, die rasch dunkelt. Concentr. SO^ löst das Alkaloid beim Erwärmen mit intensiv grüner

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Quantitative Bestimmung d. EmetinS; des Aconitins u. d. Kicotins. 249

Farbe, die sich beim Erhitzen bis zum Verdampfen der Säure nicht verändert. Die blaue Kupferoxydammonlösung wird prachtvoll grün. Kalilauge verursacht in der wässrigen Lö- sung einen käsigen Niederschlag, ähnlich wie H^N, löst sich aber im Uebermass in der Kälte wieder auf. Es ist dies das gleiche Verhalten wie bei Morphin. Wird die Kalilösung zum Kochen erhitzt, so scheidet sich ein Alkaloid in Eorm silberglänzender Schüppchen aus. Dieses Alkaloid löst sich irr kalter Kalilauge leicht, wird beim Erwärmen unverändert, aber in einem anderen Zustande daraus gefällt. Das amorph"e Alkaloid verwandelt sich in silberglänzende Schuppen. Es bläut Jodsäure - Amylum und reducirt Silbersalpeter in der Wärme energisch. Platinchlorid giebt ein hellgelbes Platin- salz. Verdünnte SO^ bringt in der salzsauren Lösung einen in HO sehr schwer löslichen , weissen, amorphen Niederschlag der schwefelsauren Verbindung hervor.

Von Morphium unterscheidet sich dieses neue Alkaloid durch die amorphe Fällung mit H^N, durch das Verhalten gegen Fe^CP und Knpferoxydammon, Kalilauge, concentr. SO^ und durch die Schwer] öslichkeit der schwefelsauren Ver- bindung; von Apomorphin dadurch, dass sich das feuchte Alkaloid an der Luft nicht färbt, sondern völlig unverändert bleibt. {Schweiz. Wochensckr. f. Pharm. 1873. Nr. 2. p. 12).

a Seh.

QuantitaÜTe Bestimmung des Emetins, des Aconitiiis and des Nicotins.

E metin in der Ead. Ipecacuanhae bestimmt man quan- titativ nach Oscar Zinoffsky auf folgende Weise: 15 g. des zu untersuchenden Ipecacuanhapulvers werden mit 15 Tro- pfen verdünnter SO^ und soviel Alkohol von 85 ^/q übergös- sen, dass das Volumen des Gemenges 150 C. C. beträgt und digerirt 24 Stunden. Hierauf misst man 100 C.C. des Eiltrats ab, verdampft aus diesem den Alkohol und setzt soviel von der Mayer'schen *) titrirten Lösung des Kalium- quecksilberjodids ' hinzu , bis keine sogenannte Tüpfelprobe -

*) 13,546 g. HgCl und 49,8 KJ lost man in Wasser und bringt das Volum der Flüssigkeit auf 1 Liter; 1 C.C. dieser Vio normalen Titrir- flüesigkeit fällt Vioooo ^"id V20000 vom Aequivalentge wicht der Alkaloide,

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QuantitatiTe Bestimmung d. Emetins, d. A(

ition mehr wahrzunehmen ist.*) L e Trübung, zeigt sich selbst in ge

deutlich. Ist der Titerversuch sei: \ man 20 30 Secunden warten , e

Um keinen Verlust zu erleiden, ^ 5r Reaction Filter und Filtrat zur i Bit zurück. Die Zahl der verbrauch mit 0,0189 (Vioooo v- ^^^l- d- E°^et ilt von 10 g. Wurzel an. Ipecac so scharf titriren, wenn der Alkohol Volumen vorher entfernt wird. Zur Bestimmung des Aconitinge dass man sich ebenfalls einen spiriti dem 10 C. C. lg. der Drogue e bestimmtes Volumen von Alkohol v che Menge Titerflüssigkeit zusetzt u das Volum der Flüssigkeit verdai rauchten C.C. des Eeagens mit 0 d. Aconitins) mit dem Produet aus c Titriren gemessenen Flüssigkeit mul rt, ergiebt das in der Flüssigkeit bei 1 diesem Verfahren stellt sich de litum Stoerkeanum, gesammelt wo entwickelt, aber noch nicht auf 99%, der des Stengels auf 0,1166^ ter auf 0,34188; derjenige der Bli 3llus, zu derselben Zeit gesammelt, Stengels auf 0,1236 7o, der der I litum variegatum, um dieselbe Zeit g .lo'idgehalt von 0,167 7^ ^^ die Blä ien Stengel und von 0,435 % für n Stoerkeanum, bei entwickelter Blut" ilkaloidgehalt der Blätter 0,271%, < der Blüthen 0,7294%. Der grösser an Aconitin ist Sehr deutlich. Nicotin lässt sich, da aus dem T i nichts weiter gefallt wird, el ^tischem Wege mittelst Kaliumquecl mmen. Man nimmt 15 g. des zu un

'') Durch ein Filtrum von ca. 3 cm. Durcl fen in ein Uhrglas fallen, was anf schwj mit einem, in Kaliumquecksilbeijodid gei lt.

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Das Koussin. 251

Berten Tabaks, versetze ihn mit 15 Tropfen verdünnter SO^ und soviel Alkohol von 85 ^/q , dass das Volum des Ganzen 150 CO. beträgt, digerire 24 Stunden, filtrire, verdunste aus 50 C. C. vom Filtrat den Alkohol, um dann die nö- thige Menge Eeagens der noch trüben Flüssigkeit zuzusetzen. Die Zahl der verbrauchten C. C. des verbrauchten Rea- gens multiplicirt mit 0,00405 (Vioooo -^®^- Nicotin) giebt den Nicotingehalt von 5.'g. Tabak an. {Oscar Zinoffsky , die quantitative Bestimmimg des Emetins^^des Aconitins und des Nikotins. Dorpat 1872, a. demselb. Nettes Jahrbuch f. Phar- macie. Bd.XXXVIIL S. 33i). G, Seh.

Das Eoussin.

Schon Pavesi untersuchte das Kousso auf seine Be- standtheile, wobei er einen harzartigen Körper fand, den er Koussin nennt und von welchem er glaubte, dass er sich nur in d^en Pollen finde.

Dr. C. Bedall hat nun neuerdings dieses Capitel eben- falls wieder aufgegriffen und gefunden, dass das von Pavesi als vdrksamer Bestandtheil der Koussoblätter angenommene Koussin nicht nur in den Blüthen, sondern auch in den Sten- geln und Blättern vorkömmt, wenn auch in geringerer Menge. Bedall kehrte nach den verschiedönsten Versuchen und Methoden zu der PaTesi sehen Darstellungsweise zurück, die der Darstellungsweise des Santonins analog ist. Die Koussoblüthen werden durch wiederholtes Behandeln mit Al- kohol unter Kalkhydratzusatz erschöpft und der Rückstand mit Wasser gekocht. Sämmtliche Auszüge werden gemischt, vom Filtrat der Weingeist abdestillirt und mit Essigsäure gefallt, wobei das Koussin als weisser flockiger Niederschlag zu Boden iallt, wo es sehr bald zusammensintert und harz- artig zusammenklebt. Beim Trockenen selbst in sehr gelin- der Wärme wird es mehr oder wenigey gelb, bei höherer Temperatur sogar leicht braun. Ein vorsichtig bereitetes und getrocknetes Präparat stellt ein in geringer Menge geruchlo- ses, in grössern Quantitäten jedoch eigenthümlich nach Juch- ten riechendes, anhaltend bitter und kratzend schmeckendes Pulver von mehr oder weniger gelblicher oder gelblich weisser Farbe dar. Unter dem Mikroskop zeigt es krystallinische Theilohen ohne bestimmte Krystallform. Es ist in Wasser

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252 Vertheiluiig der Diasü

nur wenig, leicht in Alkohol, Aethe lieh, ist stickstolftrei und hat di^oi Wochemchr. f. Pharm. Jahrg. XI i

Verthellung der Diasi

Man ist gewohnt, bei Maisch^ gleichsam als eine homogene Ma« Malzkorn, von welchem das Schrot Organismus von ziemlich complicirte voraussichtlich werden die einzelne desselben zu dem schliesslichen Ee sehr verschiedener Weise beisteuern. Maischprocess, die Diastase, welche stoffhaltig annimmt, wird also alle: im Malzkorn dort ihren Sitz haben, stickstoffhaltigen Bestandtheile desst in den Zellen unter der Fruchtsc kleinern des Kernes an der Kleie ürban hat nun eine bekannte C durch Absieben in immer feiner mas und zwar in sechs Nummern geson auf diese Weise in den einzelnen stände einen Maischversuch durchg welchen Beitrag das jedesmalige M und Extractbildung überhaupt liefert Verhältnisse diese Einzelwirkungeii Ergebniss des normalen Maischversu stehen; Das Resultat dieser Unte die Maischversuche mit dem gröbere Ausbeute an Extract und Zucker mehlartigen Theile. Ferner ging die Gesammtmenge des bei diesen nen Extractes und Zuckers ungeßi] fiel, als bei dem Maisch versuche n Hieraus geht hervor, dass die im theilte Diastase sich in einer Sei Ueberschusse vorfindet, der beim J! ein Sieb geschiedenen Schrotes den tien bei der Extract- und Zuckei

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rT» ^.

Schrotbrod ; Bestandtheile, Zubereitung und Wertb. 253

während er beim Vermischen der einzelnen gesonderten Schrotnummem unausgenutzt bleibt. (Der Baierische Bier- brauer, 1871, Nr. IL). {Dinglers polyt, Joum, Bd. CG VI, Heft 6, p, 489.). K

Sclirotbrod; Bestandtheile , Zubereitung und Werth.

Missemten waren 'eine der ersten Veranlassungen, dass Volkswirthe und Physiologen, die sich nach einem billigen Surrogate des theuren Brodniehls umsahen, zuerst auf die Kleie aufmerksam wurden, und bei der Untersuchung fanden, dass diese gerade die für die Ernährung werth vollsten Bestandtheile des Getreidekornes enthält. Das ganze Weizen- kom besteht nach Dempwolf (polyt. Journal, 1869, Bd. CXCII, p. 332) aus 14,352 Proc. Kleber, 65,407 Proc. Stärkemehl, 8,225 Proc. Holzfaser und Fett, 1,505 Proc. Asche und 10,511 Proc. Wasser. Aehnlich sind die Verhältnisse bei. den Samen der übrigen Getreidearten. Indess ist das Korn nicht durch seine ganze Masse gleichmässig zusammengesetzt. Dasselbe besteht nemlich aus verschiedenen Theilen, zunächst aus dem eigentlichen Samen oder Albumen, der von zwei Samenhüllen umgeben ist, und an dessen Grunde sich der Keim oder Em- bryo befindet; die Fruchthülle oder das Pericarpium um- schliesst das Ganze. Diese verschiedenen Theile des Samen- kornes nun bestehen aus verschiedenen Stoffen. Des Albumen enthält in seinem innern Theile hauptsächlich Stärkekörner, während die äusserste Zellenreihe desselben, wie der Embryo, die Samenhüllen und Fruchtschalen , besonders reich an Kle- ber sind. Auch enthalten diese den grössten Theil der Salze, der Fette und des Zellstoffs. Beim Mahlen des Getreides verwandelt sich nun hauptsächlich der ganze innere Theil des Samens in feines Mehl, während die beiden Samenhüllen, die Fruchtschale und der Embryo hauptsächlich die Kleie liefern, indem die Zellen derselben fest an ^der Holzfaser sitzen, und sich desshalb nur schwer durchbeuteln lassen. Je feiner dem- nach das Mehl gemahlen ist, desto weniger stickstoffhaltige Verbindungen (Kleber) enthält es. Während Weizenkleie nach V. Bibra und Oudemans 13,46 Proc. Kleber und 26,11 Proc. Stärkemehl enthält, zeigt das Weizenmehl 11,16 Proc. Kleber und 63,64 Proc- Stärkemehl. Auch die Salze des Korns, das Fett, die aromatischen Stoffe und der Zellstoff

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ibrocl; Bestandtheile, Zuberei

ahlen hauptsächlich in c . B. fünfmal so viel Ss oc.) und dreimal so vie iz ähnlich ist das Ver

den übrigen Getreideai )hosphorsauren Salze ;en und am schwersten hrungsmittel bilden, so ie aus dem Mehl diese )llsten Bestandtheile be n sehr günstigen Falk fern, und das feine M L 13,46 Proc. Kleber der Kleie der Klebervi pvendung des werthvo] lutzung desselben als ^

Nach und nach haben 3gen gegen die Absom ärt. So Liebig in sei in seinem „Hauslexikoi „der eigentliche und w i seinem Kleiengehalt; i Sachverständiger no es Volkes gelangt." er Gehalt des Mehles hlsteine desto grösser L. Dieser Steinstaub ve

sind directe Verfölsch Beimengungen fremder ! das Mehl ist, da sie ii Q, als in grob geschrote [einem Mehle auch gar aelle der Verschwenduni Art der Brodbereitung hrung des Brodes. Die Brodes mit Hefe bewir Theiles des^ aus dem Sl irkezuckers in Alkohol weitere Umwandlung d

mit Ausnahme eines ' nhitze sämmtlich verflü

seinen aufgeblähten Zu Igte Gährverlust betrag i Brodsubstanz, ein Verl

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Schrotbrod; Bestandtheile, Ziit)ereitung und Wertli. 255

Menge des überhaupt consumirten Brodes in Betracht zieht, in wirthschaftlicher Hinsicht von enormer Bedeutung» ist. Um diese üebelstände zu beseitigen, sind vielfache Vorschläge gemacht worden, welche in ihren Einzelheiten wesentlich dit- ferirten. Am meisten «schien sich das von Liebig vorgeschla- gene Verfahren zur Einführung in, die Praxis zu eignen. Allein es war schwierig, den Sättigungspunkt des kohlen- sauren Natrons mit Salzsäure jedesmal genau zu finden. Da- , gegen ist das von Graham vorgeschlagene Brodbereitungsver- fahren Tielfach in Aufnahme gekominen. Die Bereitung die- ses Brodes, vom Verf. Schrotbrod genannt, ist im Wesent- lichen in Folgendem angeführt. Zur Herstellung desselben wird hauptsächlich Weizen verwendet, obwohl auch andere Getreidearten, wie Roggen und Mais, recht gut, entweder für sich, oder mit Weizen gemischt, benutzt werden können. Ferner muss das Korn, bevor es gemahlen wird, erst mög- lichst gut gesäubert werden. Wo es geschehen kann, em- pfiehlt es sich, dasselbe sogar erst zu waschen, und vor dem Zerkleinern wieder zu trocknen. Das Zerkleinern geschehe nur durch einfaches Schroten, indess wähle man wegen der schlechten Kauwerkzeuge der meisten Menschen keinen zu groben Schrotgang. Dieses Sehrotmehl, welches, je frischer, desto aromatischer ist, wird mit lauwarmem Wasser, ohne Hefe, Sauerteig, Salz oder sonstige Zusätze, zu einem losen Teige geknetet, den man etwa eine Stunde lang an einem lauwarmen Orte stehen lässt, dann in etwa pfundschwere Brode formt, und in einem gut geheizten Ofen sofort voll- ständig durchbäckt. Das so hergestellte Schrotbrod entspricht auch dem Nahrungsbedürfniss des gesunden, wie des kranken Organismus weit aus am besten. Es enthält die gesammten Bestandtheile des Getreidekorns in möglichst wenig verän- derter Form, und bietet desshalb, wie schon erwähnt, eine weit bessere Verwerthung desselben, als das der Kleie be- raubte und gesäuerte Brod. Während nach v. Bibra der westphälische Pumpernickel 6,7 Proc. , und das gewöhnliche Nürnberger Weissbrod 6,54 Proc. Kleber, 0,58 Proc. Salze und 2 Proc. Cellulose enthält, zeigt das Schrotbrod 10,2 Proc. Kleber, 1,5 Proc. Salze und 7,0 Proc. Cellulose. Dabei hat das Schrotbrod einen viel angenehmeren und aromatischeren Geschmack als selbst das feinste, auf gewöhnliche Weise her- gestellte Brod. {H, Vogel, IhdMstrieblätter , 1872, Nr. 35 u. 36, Dingl yolyt. Journ. Bd. CGVI, Beft 6, p. 480.).

Kr,

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256 Fabrikation von Blut- und Ei -Albumin-

Fabrieation Ton Blut- und Ei -AU

Erfahrungen Edmund Campe's haben es nöthig ist, um ein helles Blutalbumin zu g< Auffangen des Blutes beim Schlachten der Thie Sorgfalt zuzuwenden. Hauptbedingung ist, dj wo die Heber- und Siebschüsseln aufgestellt s nahe am Schlachthause liegt, denn je rascher in Würfel schneidet und auf die Siebe bringt und reiner tropft das Serum ab. Das Blut bri ^/g bis einer Stunde nach dem Auffangen auf di weiterer Transport des Blutes giebt ein röthlicb in Folge dessen auch ein mehr oder weniger dui Nachdem man das frisch erstarrte Blut in breite und lange Würfel geschnitten hat, bring die Siebe und lässt 40 48 Stunden abtropfer gehen gewöhnlich einige Blutkügelchen mit h sich aber in Verlauf von 1 Stunde ändert, wo ^ je nach der Eace der Ochsen goldgelb oder we

Nach 40 48 Stunden wird das Serum vc schusseln klar abgezogen und zwar so, dass Boden sitzenden Blutkörperchen nichts mit ablä lieh erhält man 25 30% Serum. Das von abgezogene Serum wird in Kübel von weichen bis 4 Ctr. Inhalt gebracht. Die Kübel werde oberhalb des Bodens mit einem Holzhahne versi man Naturalbumin bereiten, so giebt man auf ^4 Pfd. Terpenthinöl zu und peitscht eine Stun< Zusatz von Terpenthinöl hat dreierlei Wirkung, wickelt sich durch Peitschen mit Luft Ozon, bleicht, zweitens wirkt der Terpenthinölzusatz auf das Serum und drittens wirkt er auch k 24 36 stündigem ruhigen Stehenlassen schei Terpenthinöl an der Oberfläche mit einem sehr 'lieh - weissen Fette gemengt ab, dann zieht mai Serum ab, wobei das erste halbe Maass weggel

Das geklärte Serum wird nun auf eisernen langen, 6 Zoll breiten und ^j^ Zoll tiefen, mit Lack überzogenen und eingebrannten eisernen zum Trockenen in die Trocken stube gebracht giessen lässt man die Temperatur bei 40^ R, den Tassen, so lässt man die Temperatur sehn 44^ R steigen und lässt sie 2 Stungen lang sc xnan die Dunsiiventile und lässt bis 38 40® R.

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Fabrication von Blut- und Ei -Albumin. 257

wobei man es bis zu Ende lässt. Durch zeitweiliges Oeffnen der Ventile ersetzt man die feuchte Luft durch trockene. um Patent-Albumin mit schönem Glänze zu erzeugen, nimmt man 1 Ctr. Serum 6% Qutch, englische SO^ 12^8 Lth. concentrirte Essigsäure von 1,040 spec. Gew. und 6 Pfd. Wasser (Schwefelsäure und Essigsäure werden gemischt und nach einstündigem Stehen mit dem HO verdünnt). Die Säure- mischung giesst man in dünnen Strahlen unter umrühren zu dem Serum, fügt ^^ Pfd. Terpenthinöl zu und peitscht 1 bis 1^/2 Stunden fleissig durch, wo sich dann das Serum in we- nigen Minuten vollkommen entfärbt. Nach 24 36 stündigem Stehen wird es abgezogen mit H^N schwach übersättigt und in die Trockenzimmer gebracht.' Dieses Product besitzt nach dem Trockenen ein schönes Aeussere, ist von blonder Farbe, hat eine spiegelglatte Oberfläche und ist leicht in HO löslich. Aus 10 Ctr. Serum wird 1 Ctr. trockenes Albumin erhalten. Damit sich das trockene Albumin leicht ablässt, werden die Tassen mit Eindstalg abgerieben. Ausser dem Piima Blut- Albumin lässt sich auch noch eine Secunda- und Ter- tia waare darstellen. Zur Darstellung der Secundawaare kann man nur den Inhalt der Schüsseln verwenden, wo das Serum durch irgend einen Zufall roth geförbt ist, so wie die letzten rothgefarbten Rückstände nach dem Abziehen der Schüsseln. Die Behandlung ist schliesslich dieselbe wie bei der Prima- sorte. Das Tertia Albumin, was in Zuckerraffinerien viel ver- wandt wird, wird aus den auf den Sieben verbleibenden Blut- rückständen gewonnen. Zu diesem Zwecke bringt man die Rückstände in ein Fass mit doppeltem Boden, wo der obere Boden ca. 8 12 Zoll vom untern entfernt ist. Die sich zwischen den Boden sammelnde Flüssigkeit macht man mittelst H^N schwach alkalisch und bringt es dann in die Trockenstube, wo sie das ebenfalls glänzende sogenannte Tertia- Albumin liefert.

Alle gesammelten, nicht weiter zur Fabrication zu ver- werthei(iden Eückstände werden schliesslich zu Düngmitteln verarbeitet, die sich zum Düngen von Gramineen und Legu- minosen sehr gut eigenen. Das ausgewässerte und getrock- nete Blut enthält 9V2 -12% Stickstoff und 1 7o Phosphor- säure.

Bei der Darstellung des Albumins aus Eiern ist haupt- sächlich auf eine sehr gewissenhafte Trennung des Dotters vom Ei weiss zu achten; auch ist es zweckmässig, den soge- nannten Hahnentritt mit unter das Eiweiss zu bekommen. Ein Schock grosse Eier geben 2% Pfd. Eiweiss; zur völligen

Arch. d. Phann. III. Reihe. IIT. Bds. 3. Hft. 1 7

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Vergiftung durch Silbernitrat.

jiung desselben vom Dotter verföhrt man wie bei der itung von Blutalbumin. Auf jeden Ctr. Eiweiss nimmt */4 Pfd. conc. Essigsäure und ^^ Pfd. Terpentbinöl, peitscht tnge, bis das Eiweiss ganz wässrig geworden ist und ässt es dann 24 36 Stunden der Ruhe, wo sich dann 3r Oberfläche alle Dottertheilchen abscheiden. Auch hier irt Prima und Secundawaare. Die Secundäwaare wird 1 Extrahiren aus der, in den Decantirbottichen verblei- en Resten mittelst Essigsäure und Terpentbinöl erhalten, uch der Schmutz aber jetzt am Boden, anstatt auf der Bäche abscheidet, müssen die Bottiche etwas anders con- :t sein und versieht man dieselben von oben nach unten verschiedenen Hähnen. Nach dem Abziehen wird eben- mit H^ übersättigt und wie bekannt weiter verfahren. tstein's Vierteljahresschrift für fract Fharm. Bd. XXL 4.). a Seh.

Vergiftung durch Sllbemitrat.

Derartige Vergiftungen sind so selten, dass bisher nur >mlich je einer von Boerhave, Metryer und Taylor (letz- noch dazu unvollständig) bekannt waren. Thomas bt ergo od berichtet nachstehenden vierten Fall: Ein Student der Leeds School of med. verlor beim hiren der Mandeln eines 15 Monate alten Kindes den insteinstift aus der Hand (!) und hatte das Unglück, Silbemitrat in die Speiseröhre des Kindes hinabgleiten jhen. Sofort erbrach das Kind ölige Massen von nach dem stück gereichtem Leberthran. Als das Erbrechen nach- , wurde Küchensalz als Gegengift angewandt; jedoch jlos. Denn es stellten sich alsbald •Erbrechen und Con- men ein. Diesesmal enthielt das Erbrochene unzweifel- Chlorsüber. Erbrechen und Zuckungen hielten 2 Stun- an und später erfolgte eine breiige, ebenfalls Chlorsilbeif IS befordernde Stuhlausleerung. Auch dieses war wieder Erbrechen gefolgt. Das Kind schlief ^war später ^2 Stunde; kehrten hierairf die Convulsionen mit erneuter Intensität 3r, die Extremitäten wurden kühl, die Haut bedeckte sich kaltem, klebrigen Seh weiss, der Puls wurde unfühlbar 6 Stunden nach Verschlucken des Höllensteinstiftes war Kind todt. Corrosionen des Magens und Darms hatten

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Chron. Vergiftung d. Salpeters. Silberoxyd. Vergiftung d. Carbolsaure. 259

diesen Ausgs^ng herbeigeführt. Verf. meint, es sei vorste- henden Falles die Beibringung des Küchensalzes , von wel- chem bei Devergie med. legale Vol. III in einem einschlägigen Falle Besserung beobachtet worden sein soll, zu spät erfolgt. (Anwendung der Magenpumpe -^ sofort! Ausspülen des Magens erst mit lauwarmem Wasser, dann mit Milch und zuletzt wieder mit Wasser würde voraussichtlich mehr Nutzen gebracht haben; denn Chlorsilber, in die Blutbahn gelangend, ist ebenfalls stark giftig.) (British med. Journal. May 20. 1871). K

Chroniscbe Yerglftang dnrch salpetersanres Silber-

Oxyd

constatirte Bresgen in Folge der constanten Färbung des Bartes mit einer concentrirten Höllensteinlösung. (Berlin, klin. Wochenschrift Nr. 6, 1872. Medic.-chir. Rundschau XIV. (Neue. Folge IV.) Jahrg. I. Bd. I. Hft. Januar 1873.).

C. Seh.

Yerglftiing durch CarlbolsSäre.

Diese Säure findet gegenwärtig so vielseitige Anwen- dung, dass Fälle wie nachstehender zur allgemeinen Kennt- niss gebracht werden sollten. Denn nur Wenige sind mit der Gefiihrlichkeit namentlich der concentrirten Carbolsäure ausreichend bekannt. Eduard Sandwell berichtet hierüber:

Emma X., 12 Jahre alt, litt an Greschwüren in der Scham- und Aftergegend. Ihre Mutter, Wärterin in einer Armensohule, nahm ihr eigenes und ein fremdes, ebenfalls 12 jähriges Kind mit nach der Schule, wo der Aufwärter eben mit einer IJnze Carbolsäure desinficirte. Sie setzte ihr kran- kes Kind auf einen eben abgewaschenen und mit Carbol- säure betünchten Holzklotz. Später wurde die Kleine gewa- schen und ins Bett gebracht; etwas Aufialliges war an der- selben nicht wahrgenommen worden. Am nächsten Morgen jedoch hatte sich die Oberhaut an den Stellen, welche mit dem Klotz in Berührung gekommen waren, in grossen, bald zu Eiterheerden werdenden Blasen abgehoben. Verbände mit Glycerin und Bleiessig waren erfolglos, es kam Entzündung

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260 Vergiftung durch Fruchteis.

der innerhalb der Bauchhöhle gelegenen Or| 10 Tage nach der Vergiftung trat der Tod e Jmm, Octob, 8. p. 382, 1872).

Yergiftimg durch Frnchtels

Bleihaltiges Fruchteis beobachtete H. Bu! ditor glaubte, dass ein Gehülfe, welchem ge war, Gift in das Vanilleeis gemischt habe, schon an der Oberfläche bläulich und wie i partikelchen bestreut aus. Doch war weder noch traf den Gehülfen irgend welche Schu fand sich, dass das Eis mit feinen, aus dem z welches zum Frappiren des Eises dient, metallischen Bleitheilchen vermengt war. Dei vorliegenden Falles sehr bedeutend und wür toxische Substanz eine einladende Farbe z. Himbeerroth gehabt hätte, jedenfalls zu ernst fallen gekommen sein. Es beweist dieser '. lichkeit bleihaltiger Zinngefässe zu Haushaltui Neue. Isach Payen und Poinsot birgt schoi von 10 Blei: 90 Zinn, da beim Contact mit viel Blei in Lösung geht, ernste Gefahren höchstens einen Bleigehalt von 5 % ^^ stai medical 1872.)

Dr. August Maurer in Erlangen beri< ähnlichen Fall. Von 20 bei einem Mittagsm Personen erkrankten 11 plötzlich und von die nur Bouillon und Bahmeis genossen, alle übri an sich vorübergehen lassen. Die Untersuchun Gefass zubereiteten Suppe erwies deren Unsct gegen stimmten die an sämmtlichen 11 Pj Symptome: Erbrechen mit und ohne Durchfall den nach der Mahlzeit, Leibschmerz, Verf und Kaltwerden der Extremitäten nach einig« schnell vorübergehend und bestem Wohlbefindei genau mit den über den Verlauf von Vanille- gegebenen Beschreibungen überein: Roheis, A< Brausepulver, Grog mit oder ohne Tr. opii, W der Gliedmaassen durch heissgemachte Steine mit Erfolg angewandten Heilmittel. Die von

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•Vorstufen d. Harnstoff, im thier. ürganism. Staatsprüfungen in China. 261

ausgeführte Untersuchung der Eistorte sowohl als des sie verzierenden grünen Blätterkranzes aus Zucker wies keinerlei giftigen Bestandteil nach und so blieb die Ursache der Gif- tigkeit dieses Eises unaufgeklärt. (Archiv für Min, Medicin IX, 3. p,303. 1872.). K

' Die Yorstufen des Harnstoffes im thieriselieii Orga- nismus.

Es ist* bekannt, dass Eiweisskörper durch Einwirkung von Säuren und Alkalien oder bei der Pankreasverdauung Leucin, Tyrocin, GlycocoU etc. liefern. 0. Schnitze und M. Nencki stellten die Vermuthung auf, dass diese Körper vielleicht als Vorstufen des Harnstoffes zu betrachten wären. Durch Versuche an einem Hunde stellte sich heraus, dass das Acetamid nur eine geringe oder gar keine Vermehrung des Harnstoffs bewirkt. GlycocoU hingegen bewirkt eine grosse Zunahme von Harnstoff; Leucin wirkt ebenso. Hinge- gen war die Harnstoffvermehrung nach Tyrosin keine erheb- liche. Harn und Eaeces enthielten in diesem Fall Tyrosin. Aus diesen Versuchen ist zu schliessen, dass die Amidosäu- ren in Harnstoff übergehen, hingegen kann Harnstoff aus den Amidosäuren leicht direct durch eine Spaltung entstehen, da auf ein Molekül Harnstoff 2 Moleküle N kommen. Es ist anzunehmen, dass der Spaltung ein synthesischer Process voran geht, wonach alle Eiweisskörper zunächst in Amido- säuren und stickstofffreie Körper zerfallen. Die Amidosäu- ren gehen in Harnstoff über, die stickstofffreien Körper wer- den die weitere Oxydation zu Kohlensäure und Wasser. (Zeitschr. für Biologie. VII. Bd. 1872. Med. chir. Bund- schau. XIV. Jahrg. IL Bd. S. 22i). C. Seh.

Ueber Staatsprüflingen in Cliina.

Simpson besuchte während seines Aufenthalts in Peking auch den Wen-Miao oder Tempel der Religion des grossen chinesischen Weisen Confucius oder Kung-Fu-Tze, welcher 500 Jahre vor Chr. G. lebte. In diesem Tempel werden die

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262

Ueber Staatsprüfungen in China.

grossen Staatsprüfungen abgehalten. Auch in , zialhauptstadt giebt es Prüfungshöfe, bei denen beiden niederen Grade erworben werden könu' diess für die beiden höheren Grade nur in Pe] ist. Der vierte Grad heisst Chwang-Yuen, i erwirbt, wird auch „Einer von den Zehntause Der Raum, wo die Prüfung stattfindet, fasst Personen, und daher jene Bezeichnung, welche ni aus dieser Zahl einmal binnen drei Jahren er\ Männer unterwerfen sich Prüfung auf Prüfung, bi grau geworden sind; so stark ist das Verlange hohen Ehre. Man erzählt von einem Manne, bis zu seinem achtzigsten Jahre alle drei Jahre einfand. Solche Beharrlichkeit wird von dem Ka lieh mit irgend einem Gnadenakte belohnt.

Das Pekinger Staatsexamen ist ein hartes 1 Es währt neun Tage und zerfallt in drei „Gä Drei Tage und drei Nächte lang sind die Zehnta sperrt, und zwar Jeder von ihnen in einen besc Hier finden sie die nöthigen Schreibmaterialie; von ihnen zu bearbeitende Thema bekommen s Eintritt in ihre Zelle. Letztere ist sehr eng, ohngefahr nur eine Elle in Quadrat, und die erwachsenen Mannes. 45 solcher Zellen bilden

menhängende Reihe und jede Reihe ist von der

einen schmalen Gang, in welchem sich nicht zwei Personen neben einander bewegen können, getrennt. An der nord westlichen Ecke dieses Zellencomplexes befinden sich noc andere, aber grössere und bequemere Räume, welche zui zeitweiligen Aufenthalte der Examinatoren dienen, und ebei falls von der Aussenwelt abgeschlossen sind. In der Mitt dieses Prüfungshofs steht ein Thurm, auf welchem beständij Wächter aufpassen, um etwaigen Verkehr der Candidate unter sich oder mit der Aussenwelt zu verhindern. Kleiner Wachtthürme sind auch an allen Enden der Zellenreihen ai gebracht, und zwar zu demselben Zwecke. Die Wächte dieser kleinen Thürme patroulliren beständig in den schmale Gängen auf und ab. Ein besonderer Anbau enthält die Räum zur Bereitung der Speisen und zum Aufstellen der mit Trinl wasser gefüllten Krüge.

Jede Zelle enthält zwei Rinnen (grooves), ferner zw( Bretter, eins zum Sitzen und das andere als Tisch, jene« welches etwas niedriger angebracht ist, dient auch zugleic als Bett. Was der Candidat sonst noch an Bettrequisite

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üebcr Pinawar- djamb^.

263

für nöthig erachtet, muss er sich selbst mitbringen. Das Schlafen selbst kann, wegen der Enge des Raumes, natürlich nur in sitzender oder zusammengekrümmter Lage geschehen.

Aus dem oben Angedeuteten geht schon hervor, dass die Candidaten nicht etwa bloss Jünglinge sind, sondern dass sich darunter Leute jeglichen Alters befinden; aber selten sieht man, was man vielleicht vermuthen könnte, unter ihnen einen mageren oder schäbigen Menschen.

Der Grad Siew-Tsai entspricht unserm Baccalaureus der Künste, Chii-Jeu unserm M. A., und Chin-Shii unserm Doctor. Chwang-Yuen ist, wie gesagt, der höchste Grad, welcher nur in Peking und hier nur alle drei Jahre Einer Person verliehen wird. Auch in andern Städten des Reiches werden Staatsprüfungen abgehalten. In Canton bestehen zu diesem Zwecke 7500 Zellen, und zwar ebenso enge wie die in Peking.

Wer bei diesen Prüfungen einen Grad erworben hat, dessen Name wird an die Vorderseite des väterlichen Hauses geheftet, und Dorf wie Stadt sind stolz auf diese Ehre. Amt iind Beförderung stehen ihm in sicherer Aussicht, und er kann zu der höchsten Staatswürde aufsteigen. Macht er sich auch noch als Schriftsteller berühmt, so wird sein Name auf einer Tafel verewigt, und diese in einem Tempel aufgehängt. {Fharm. Joum, and Tramact Aprü 1873. 486.).

G.aw.

•iUelber Plnawar-djamlb^.

Gantani. in einer Abhandlung über die Blutkrankheit (Hämophilie) erwähnt des Penghawar-djambe als einer in Ostindien gegen schwer zu stillende Blutungen vielfach ge- brauchten Drogue, confundirt jedoch den botanischen Ursprung ^ der letzteren in sofern, als er bald von Cibotium glauco- phyllum, bald von Agnus vegetabilis als Mutterpflanze der- selben spricht. In letzterem Falle würde es sich um einen fadenförmigen Schmarotzerpilz handeln und Pinawar, was durchaus nicht der Eall ist, als Haemostaticum dem gewöhn- lichen Agaricus ignarius auch in botanischer Hinsicht nahe stehen.

Legedänk gelang es, durch Beziehungen zu den Pharma- ceuten der holländischen Compagnie, Originaldroguen aus Ostindien

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Piuawar-djambe.

iiehen und von kundiger Seit ber den wahren Ursprung de schrieben wird zu erlang( henden Confusion betreffs d( ten. Die Hauptsache ist; d rschiedene tinawarspecies giel ir djambe, die andere ah Stelle bekannt ist. Beide we 1 Gegenden des ostindischen den Handel gebracht, ar- djambe wächst auf Su [ kommt auf dem Landwege i uns; von letzterem Umstandf inen gebräuchliche Bezeichnur [ c u s ** abzuleiten. Geschätzte] *inawar, von den Eingeborne auf Malacca, Borneo und in hen Archipels vorkommend. Varietäten stammen von tro Ijambe von Cyathea S n Aspidium Baromez, a arotzergewächse , sondern stej 3r Mutterpflanzen dar. Getroc gemacht, erscheint Pinawar-dj; Coconfaden vergleichbares W itet, besteht Pina war - djambe laaren, in welchen keinerlei Die Zellmembran ist glatt um trachtet, die Zusammensetzung serinöser Substanz darin nacl

-kidang dagegen stellt lai e, längliche Haarbüschel dicker, als die des Pinawar

stehen alle, das einzelne Haai ner Längsreihe geordnet. D i unvollständigen Knäueln v Mikroskop keinen Zellinhalt i

als bei Pinawar. Wo 2 Ze »nsversalen Scheidewände stä 'ig. 2). Ein Blick auf Fig. 3, e lium filix mas darstellend, bev oicht's weiter, als Epidermosda jleichbar von Cyathea Sir

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?'T-^»5^!!P^""-

Cultur der Manna -Esche und Gewinnung der Manna in Si(

Baromez, abei" nicht den Rhizomen, sondern den ansitzend, sind.

Der Werth beider Pinawar - Species beruht i Leichtigkeit und ihren hygroskopischen Eigenschafte jedoch keine Anschwellung der einzelnen Fäden s Dazu kommt der HarzgehaU der Drogue, welcher widrig wirkt.

Fig' 1. Fig. 2.

Einige englische Gelehrte wollen den Pinawar Byssus der Alten in Zusammenhang bringen, aus W( Indien und Persien goldglänzende Gewänder von i rem Werthe gewebt und durch Alexanders des Kriegszüge auch im Abendlande bekannt wurden. ( mHecine et de Fharmacologie de Bruxelles LVL 1 p. 63. 1873,).

Cultur der Manna -Esche und Gewinnung dei In Sicilien.

Vom agronomischen Standpunkte aus wird : Langenbach Sicilien in drei Höhenzonen eingethe lieh in die Seiezone (zona maritima*), mittlere Zo: media), und Gebirgszone (zona montuosa).

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266 Cultur der Manna -Esohe u. Gewinnung d. Manna in Sicilien.

Die erstere, die Seezoue, ist characterisirt darch die Cactusfeige (Opuntia Ficus indica Mill), Sumach, Orange, Olive, Maulbeerbaum, Weinstock, Banane, Korkeiche, Palme in der mittleren Zone erscheinen Pistazie, Mandel, Wallnuss, Haselnuss, Apfelbaum, Kastanie, Johannisbrotbaum, Fichte in der dritten endlich, der Gebirgszone, wachsen Stechpalme, Steineiche, Buche, Tanne, Birke.

Die Mannaesche, Ornus europaea Pers., Fraxinus ornus^ L. (italienisch orniello da manna oder frassino da manna)* pflanzt man am besten in dem oberen Theile der Seezone und dem unteren der Mittelzone, so dass sie im ersteren Falle neben der Olive, im zweiten neben der Kastanie vorkommt. Das Grundstück ist so zu wählen, dass es den Strahlen der Mittagssonne ausgesetzt ist. Der Boden soll wenig frucht- bar und nicht gedüngt sein.

Die jungei^ Pflanzen werden aus Samen gezogen und ein Jahr nach der Aussaat auf den ihnen bestimmten Platz gebracht.

Sind die Bäumchen 8 10 Jahre alt, so beginnt die Gewinnung der Manna. Für den Practiker ist diese Zeit der Ernte gekommen, wenn er das Stämmchen mit Daumen und Mittelfinger gerade umspanneu kann. Mit etwas gekriunm- ten, sehr scharfen grossen Messern, welche von beiden Armen geführt werden , " macht man nun am Fusse des Stämmchens einen Querschnitt durch die ganze Dicke der Rinde; bei den jüngeren Bäumen ist der Einschnitt ein Drittel des Umfangs breit, bei den älteren beträgt die Breite nur ein Viertel des ümfangs. Mit den Einschnitten fährt man, auf der nemlichen Seite nach oben aufsteigend, fort, indem man täglich einen neuen Einschnitt macht*. Die Einschnitte sind je um eine Fingersbreite von einander entfernt. Ist eine Seite des Stammes, bis zum Beginn der Aeste, mit Einschnitten bedeckt, so werden dieselben auf der nachsfanstossenden Seite in eben derselben Weise gemacht. Da die Ernte während dreier Monate, Juli, August und September, ' geschieht, so beträgt die Anzähl der jährlich . gemachten Einschnitte gegen neunzig. Ein Arbeiter pflegt von Morgen bis Mittag viertausend Bäume einzuschneiden.

Aus dem Einschnitt fliesst eine braune Flüssigkeit aus, die nach wenigen Stunden fest und weiss wird. Der Saft erhärtet in der Form von Zapfen oder Stangen, in Sicilien canoli genannt, (Manna cannellata), welche, herabgeflossen, entweder der Rinde adüäriren, oder bei der meist geneigten Stellung der Bäume senkrecht herabhängen. Namentlich in

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Oultur der Manna -Esche u. Gewinnung d. Manna in Sicilien. 267

letzterem Falle würden manche Tropfen auf die Erde fallen, wesshalb man dieselben auf untergelegten Stengelgliedern (italienisch pale) der Opuntia Ficus indica aufiangt. Das Einsammeln geschieht je in Zwischenräumen yon mehrerei\ Tagen, wobei die canoli, wie die angeklebte, von Einde und Cactusstengel abgeschabte Manna (die manna in sorta) in Röhren, welche aus Baumrinde verfertigt sind, gesondert gehalten werden. Jeder Einsammler trägt desshalb zwei sol- cher Eöhren^ die mittelst eines Bandes über die Schultern gehängt sind. Bei regenlosem »Wetter löst man die Manna wöchentlich ab, droht Regen, welcher die Manna auflösen und so wegführen würde, so wird schleunigst gesammelt. Es befindet sich darum während der Nacht eine Wache in den Anpflanzungen, die bei erwartetem Regen eine Glocke zieht, damit alle bereiten Hände das Product möglichst schnell in Sicherheit bringen. ^

Die gesammelte Manna wird etwas an der Sonne ge- trocknet und man sucht sie sofort zu verkaufen. Während der Landwirth nur die oben genannten Sorten manna in canoli und manna in sorta sondert, unterscheidet der Händler deren viele, meist nach Oertlichkeiten benannte.

Nach 12 20 Jahren der Manna - Gewinnung wird der Eschenstamm für dieselbe unergiebig. Man schneidet ihn dann ab, um neiie Schösslinge hervortreiben zu lassen, welche man nach 4 6 Jahren einzuschneiden beginnt; sterilisiren auch diese, so werden sie ihrerseits abgeschnitten. Nach und nach wird aber das Product sehr spärlich, sodass eine andere Oultur an die Stelle treten muss.

Auf Grund gegebener Zahlen beläuft sich die Boden- rente auf ITVs Procent. Für Deutschland bedeutend, erscheint sie für sicilische Verhältnisse nicht besonders hoch. Daraus erklärt sich denn, dass die Cultur der Mannaesche an man- chen Orten anderen, grösseren Nutzen abwerfenden Oulturen zu weichen fortfährt. Am meisten wird der Anbau- vermindert durch die zu erstaunlichem Umfange sich stei- gernde Orangencultur , welche sich in neuerer Zeit selbst auf hochgelegene Gegenden erstreckt, wenn nur Berieselung und bequemer Absatz der Früchte möglich sind. Um von der Steigerung letzterer Production hier beiläufig eine Vorstellung zu geben, sei erwähnt, dass die Provinz Palermo im Jahre 1854 an Orangengärten (Agrumenti). 4466 Hektaren besass, die einen Bruttogewinn von 16,077,600 Lire ergaben; vier- zehn Jahre später, 1868, gab es deren 11,000 Hektaren, welchen eine Bruttoeinnahme von 39,600,000 Lire entspricht.

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Die Verfälschung ätherischer Oele mii

lückgang der Mannacultur um

Itnisse darbietende Oertlichkeite , __

ia, erklärt sich daraus sehr einfach. Der „Kampf um's i" findet auch bei dieser Thatsache seine eindringliche •ation. Die bedeutendste Production der Manna eht gegenwärtig bei Cefalu, wo vier Dörfer filr 30 Lire jährlich erzielen/* (i9. Jahresber, d. Schles. seh, f. vaterl. CuUur). Hbg.

Verfälschung ätherischer Oele mit Terpen- aSl etc. und ihre Erkennung durch Weingeist.

reorg Di'agendorff hat die Idee, Terpenthinöl durch jeist in ätherischen Oelen nachzuweisen, welche schon

Zeller und Hoppe hatten, wieder aufgegrifien und legt Erfahrungen in einem längern Artikel dar. Zu seinen imenten benutzte er Oele, die in seinem Laboratorium von ihm, theils von seinen gchülern producirt worden

, oder auch solche bezogene, wo er für die Bezugs- n einstehen zu können glaubt. Um von vornherein öglichst expedites Verfahren zu haben, stellte sich der-

Alkoholmischungen von verschiedener Concentration leren Concentration er der Bequemlichkeit wegen in Yo- ocenten angiebt. Von diesen Mischungen lässt derselbe 3r Bürette zu einer genau gemessenen Menge des frag-

Oeles treten, bis nach starkem ümschütteln eine klare iing zurückbleibt, was bei den meisten Oelen f^st augen- ch der Fall ist, so dass 0,1 Gem., selbst 0,05 Com. ms am Ende des Versuches aus einer sehr trüben eine Mischung machen. Bei allen Versuchen gilt die Tem- Lr von 14 200.

iunächst war es nöthig, die Löslichkeit des Terpen- II s für verschiedene Alkoholgemische möglichst genau stellen und Terpenthinöle verschiedener Bezugsquellen inander zu vergleichen, wo sich ziemliche Differenzen jstellten. Die Versuche hat der Verf. tabellarisch zu- mgestellt, wonach Weingeist über 96 % ™i^ Terpen- m der verschiedensten Abstammung in jedem Verhältniss )ar ist, hingegen sind alle Terpenthinöle in Weingeist 0% weniger, ja sogar schwerlöslich. Es lässt sich

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Die Verfälschung ätherischer Oele mit Terpenthinöl etc. 269

also von der Alkoholprobe nur bei solchen ätherischen Oelen Gebrauch machen, die in Weingeist von 75 90% noch leicht löslich sind. Weitere zahlreiche Versuche machte er mit dem sogenannten Fichtennadelöl aus den verschie- densten Bezugsquellen, doch waren die Resultate so zweifel- haft, dass Beimengungen gewöhnlichen Terpenthinöls sich im Fichtennadelöl durch die Alkoholprobe nicht werden nachwei- sen lassen.

Das Wachholderbeerenöl fällt unter diejenigen, welche nach Umständen mit wenig starkem Alkohol ein kla- res Gemisch geben, reichlicherer Zusatz von Alkohol dei-sel- ben Concentration die Mischung trübt. Das frische Oel war mit Alkohol von 95 100 ^^ in allen Verhältnissen klar mischbar; 3 Kaumtheile Weingeist von 93% lösen einen Theil und 4,5 Raumtheile von 91 % lösen 1 Theil Oel. Mi- schungen aus Wachholderbeeröl und Terpenthinöl verhalten sich wie ersteres und liesse sich eher das Wachholderbeeröl in Terpenthinöl nachweisen als wie umgekehrt.

Aelteres Wachholderholzöl verhält sich gegen starken Weingeist ähnlich wie das Oel der Beeren-, nur sind grössere Mengen Alkohol nöthig, um eine Trübung eintreten zu lassen. 1 Gem. Wachholderholzöl mischt sich mit 0,1 Ccm. Alkohol von 90% und darüber klar, mit ebensoviel Weingeist von 89% trübe.

Sabinaöl ist in Alkohol über 93^0 ^^ ^^^^^ Verhält- nissen löslich. 1 Ccm. eines Gemisches aus 9 Theilen des frischen Oeles mit 1 Theil Terpenthinöl brauchten von 80 % Weingeist 3 Ccm. bis zum Eintritt der Klärung. In Gemi- schen aus Sabinaöl und Wachholderbeeröl ist letzteres mit- telst 80 % Weingeistes ebenfalls leicht nachzuweisen, auch wenn nur 10% desselben zugesetzt waren, konnte 1 Ccm. der Mischung mit 5 Ccm. Weingeist nicht klar erhalten wer- den. Bei der Verharzung wird das Sabinaöl leichter in Al- kohol löslich.

Copaivabalsamöl wird bekanntlich häuiSger zum Verßilschen anderer Oele benutzt und reiht sieh in seinem Verhalten gegen Alkohol dem Wachholderbeeröl an. Auch hier giebt längere Zeit aufbewahrtes Oel mit grösseren Men- gen absoluten Alkohols nur trübe, mit geringen Mengen klare Lösungen, welche Eigenschaft frischem Oele abgeht. Es löst sich 1 Ccm. Oel in 4,2 4,7 Ccm. Weingeist von 96% Tr.

Eucalyptusöl mischt sich mit Yio ^^^' Weingeist und darüber klar und trübt sich auf Zusatz von mehr Wein-

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270 Die Verfölschung ätherischer Oele mit Terpeni

geist, Alkohol von 89 ^/o giebt schon auf Zusatz zu 1 Com. Oel ein trübes Gemisch.

Citronenöl gehört zu den schwerer b6i denen ein Zusatz von Terpenthinöl durc] leicht zu erkennen ist. Alle untersuchten I sich mit Alkohol von mindestens 98 7o i^ j^^ klar. Citronenöl, gemengt mit dem 5 10 fa paivaöl, verhindert die Trübung desselben Mengen absoluten Alkohols.

Bei Bergamottöl ist wohl nur auf ei von'Copaivaöl und den billigeren Aurantiaceei zu nehmen und werden sich diese, da Bergam löslich ist, durch die Alkoholmischprobe ei 1,15 Cm. Weingeist von 78% Tr. löst 1 Ccm. gen mit Copaivaöl im Yerhältniss von 9 : 1,3 auch mit dem 10 fachen Yol. Weingeist von ' Mischungen mit Citronenöl in denselbeh Yerhä mit dem 3,3 fachen Yol. Weingeist von 88 7( Gemische mit 10% 01ö^™l Aurantii dulce odc den mit 5 Ccm. Weingeist von 78% nicht kh

Das leichtere und süsse Pomerai Weingeist schwer löslich; 0,3 Ccm. Weingeist 1 Ccan. Oel.

Bei Kümmelöl ist gewiss am häufigster dass eine Yerßilschung mit Terpenthinöl sta 1 Ccm. achtes, selbst aus Kümmelfrüchten bedurfte 0,8 Ccm. Weingeist von 84% Tr. zu Lösung. Weingeist von 88% Tr. mischt siel in allen Yerhältnissen. Enthält das Kümmelö' thinöl , so lässt sich letzteres durch die £ im Weingeist erkennen, indem bei einem f 1 Ccm. 9,5 Ccm. Weingeist von 86% zurLösun

Pfeffer münz öl würde wohl nach dem jenige sein, was ebenfalls häufiger mit Terpe wird.*) Selbst destillirtes frisches Oel bedu Lösung von 1 Ccm. 2,2 Ccm. Weingeist von einem Terpenthinölgehalt von 10% giebt dies mit 3,25 Ccm. Weingeist eine trübe Mischu

*) Ich möchte hier auf die Verfölschung mit Roi welche, soviel mir bekannt, bis jetzt noch nicht erw lieh wird das Oel auf das trockene Pfeffermünzkraut g dann der Destillation unterworfen.

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üeber das officinelle Khizoma Cliinae. 271

Oel mit 10 % Terpenthinöl braucht pro Ccm. 10 Com. Wem- geiöt von 70 % Tr. zur Lösung.

Von selbst destillirtem Kraus emiinzöl löste sich 1 Ccm. in 2,7 Ccm. Weingeist von 65 % Tr. Mit Weingeist von 86 % Tr. mischt es sich in allen Verhältnissen. 10 % ter- penthinölhaltiges Oel bedurfte das 4,25 fache Volum Weingeist von 65 7o> ^Di ^2i8t klar zu werden. Grössere Zusätze von Terpenthinöl bei Krausemünz- und Lavendelöl* machen die Oele auch ohne Weingeist schon opalisiren.

LavendelÖl. Selbst bereitetes Oel löst sich in 2,3 Vol. Weingeist von 65 ®/q Tr.; bei Zusatz von 7io ^^^' Terpen- thinöl bewirkt das 5 fache Vol. Weingeist von derselben Stärke noch keine klare Mischung. Ebenso verhält sich das Oel bei einem Zusatz von Copaivaöl.

Cajeputöl. 1 Ccm. desselben fordert zur klaren Lö- sung 2,45 2,5 Ccm. Weingeist von 65% Tr. und ist mit Weingeist über 90 % ^^ jedem Verhältniss mischbar. Oel mit 107o Terpenthinöl ist auch im 10 fachen Vol. Weingeist von 65% Tr. nicht klar löslich.

Salbeiöl bedarf auf 1 Ccm. 3,1 Ccm. Weingeist von 65% Tr. Mischungen, die 7io Terpenthin oder Copaivaöl enthalten, werden auch mit 'den 10 Vol. Weingeist von 65% Tr. nicht klar.

Nelkenöl ist ebenfalls leicht löslich; 1 Ccm. desselben braucht 2,7 Ccm. Weingeist von .60% Tr. Mischungen, welche Vio Copaivaöl enthalten, geben mit dem 10 fachen Vol. Wein- geist von 60% Tr. eine trübe Lösung.

Oleum Cinnamomi acutum löst sich in dem 3fachen Vol. Weingeist von 65^0 Tr.; auch hier genügt die 10 fache Menge Weingeist nicht, um eine klare Lösung zu erhalten, wenn ^/^q Copaivaöl zugesetzt ist.

Cassiaöl verhält sich wie Zimmtöl. (Nettes Reperiorium für Pkarmacie von Buchner, Bd. XXII. Heft 1). a Seh,

Ueber das otßclnelle BMzonia Chinae

sagt Dr. Oscar Th. Sand ah 1 in Stockholm Folgendes: Die ialte Radix Chinae hat in den neuern Pharmacopöen der Be- zeichnung Ehizoma Chinae Platz gemacht, und führt das

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272 Ueber das officinelle Rhizoma Chinae.

Aussehen dieser Drogue allerdings leicht zu dass es ein sogenannter Wurzelstock sei; de nicht 80,

Hin und wieder triflft man in der Rhizoma Chinae eine bedeutende Menge kleiner und mittelgrosser Knollen an, die perlschnurähnlich durch einen abgerundeten oder oft etwas abgeplatteten, verhältnissraässig schmalen Strang oder Aus- läufer (stolon) vereinigt sind, wobei man unwillkürlich an die Stengelknollen der Kartoffeln erinnert wird.

Eine nähere Untersuchung ergab, däss die Chinawurzel zu den Tubera zu zählen ist. Der Querschnitt eines Aus- läufers der Chinawurzel zeigte eine ganz dünne Rinde, welche nach Aussen aus tangential ausgestreckten, etwas verdickten, braungefarbten , nach Innen aus einigen Schichten dünnwan- diger Zellen bestand. Die Innen;zellen enthielten theilweise einen braunen Farbstoff. Innerhalb der Kinde finden sich, durch die ganze Masse der Ausläufer zerstreut, grössere trep- penartige Gefiisse, von Holzparenchym oder von mehr oder weniger verdickten Holzzellen umgebeji. Die gefundenen secundären Ablagerungen in diesen Holzzellen können ganz die Zellenhöhle füllen. Diese Anordnung und Beschaffenheit der Elementartheile macht es unzweifelhaft, dass dies nicht Wurzelbildungen, sondern unterirdische Stämme sind. Es lässt sich eine Analogie mit dem Verhalten der Kartoffeln annehmen, indem eine sehr reichliche Stärkeablagerung die Spitzen der Ausläufer verdickt und so die grösseren und klei- neren. Knollen des Handels bildet. Die Stärkeablagerung tritt gewöhnlich ziemlich überall vor und zwischen den äusse- ren Gefassbündeln des Ausläufers auf, wodurch innerhalb ein breiter Gürtel Twn dünnwandigen, mehrseitigen Parenchymzel- len entsteht, welche ganz vollgepackt von kantigen, bisweilen abgestumpften kegelförmigen, ziemlich grossen Stärkezellen sind, die in Gruppen von 3 5 vereinigt erscheinen. Die- ser Gürtel zeigt hier und da ein Gefiissbündel und zerstreute Zellen mit Farbstoff, die die centralen Gefässbündel des Aus- läufers umgeben, zwischen welchen nur geringe Stärkeabla- gerung entsteht, und verläuft als etwas verdickter Strang durch die Mitte des Stengelknollens. Auf Grund des An- geführten dürfte es also unbestreitbar sein, dass die China- wurzel „Tubera Chinae" benannt werden muss. Freilich haben diese Knollen keine Augen oder Knospen wie die Kar- toffeln, aber trotzdem schiessen Stengel aus denselben in die Höhe und ihre Bildung scheint mit dem Typus der unter-

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Merkwürd. Monstrosität d.Blütlicetc. - - Bemerk, üb. Aconitum.

irdischen Axen im Wesentlichen übereinzustimmen. mcdicinisch Archiv, Bd, IV. Hfl. 3. Neues Jahr Bd. XXXIX. Eefl 2.).

Merkwürdige Monstrosität der Blfitlie von brm^hiatum Bert.

Die von Fr. Buchenau ans Samen gezo|

zen hatten 1871 normal geblüht, während im nä(

sämmtliche Blüthen in folgender Weise abweiche

mal zungenförmigen Blüthen zeigten sich röhrenl

lang, wovon ^1^"""" auf den Fruchtknoten, 2,5

weissen untern Theil und der Best auf den g

obern Theil zu rechnen ist. Die Randblüthen über

lieh die innern 7'"™ langen Hüllblätter. Die B

Köpfchens sind nach verschiedenen Richtungen ge

in Form und Grösse gleichen 5 Zipfel an der Mr

regelmässig sternförmig ausgebreitet mit auffälli,

Spitzen. Die Grenitalien sind zwar vorhanden, a

mert, Griffel und Narbe sind normal ausgebildet,

nie aus der Bohre hervor, sehr kümmerlich sind ]

Staubgeßisse , schwachfadenartige , oben etwas

Organe, die sich nie zu einer Bohre schliessen. In (

fand sich kein Blüthenstaub , auf einzelnen Nart

je ein stachliges Pollenkorn und merkwürdiger W

mit scheinbar gutem Samen. Die Pollenkerne n

von einer andern Art herrühren. Auch H. pn

ähnliche Abweichungen. (Achter Jahresh. d. B

Ve^^eins 1873. pag. 339 350. Zettschr. f. d. ^

turwissenschqften von Giebel. Bd. VU. Febr,-

1873.).

Einige Bemerl^ungen über Aconitum j

Th. Irmisch ergänzt die Naturgeschichte d Aconitumarten durch Beobachtungen an oben g( Wird diese nach der Fruchtreife gesäet, so kom und April des folgenden Jahres die 2 3 le ovalen Keimblätter mit an der Basis in ziera Aroh. d.PUrm, niw Keihe. m, Bdn, 3. Hft. 1

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274

Bemerkungen über Aconitum Anthora.

verbundenen Spreiten über dem Boden zum Vorschein. In Folge des ungewöhnlich stark verlängerten, zu einer dünn- walzigen Röhre verschmolzenen Scheidentheiles der Keimblät- ter stehen die Spreiten 1 4 Cm. über der Bodenfläche. Unter der Abgangsstelle der Keimblätter beginnt unmittelbar die Hauptwurzel, die hier dicht mit ziemlich langen Saughär- chen besetzt ist. Die Keimblattscheide bildet einen soliden Körper, zeigt aber im Querschnitt eine feine Spalte in der Richtung der Spreitenachse und neben ihm jederseits, in der Mitte zwischen Spalt und Aussenwand ein Pünktchen als Durchschnitt eines Gefössbündels , die sich beide getrennt in die Wurzel fortsetzen. Während der oberirdische Theil un- verändert bleibt, wird der unterirdische schwach rübenförmig, hebt sich so besser von der Keimblätterscheide ab, zerreisst in zarte, kurze Längsspalten und verliert die Saughärchen. Die aus der Hauptwurzel- entspringenden bleibenden Seiten- ästchen stehen den beiden Gefässbündeln entsprechend in 2 Läng'sreihen. In dem ersten Jahre treibt der Keim- spross ausser den Keimblättern keine weiteren Blätter über dem Boden. Die im Grunde der Scheidenhöhle sitzende Plumula besteht im ersten Jahre nur aus wenigen Blättern, die beiden ersten alternirenden kreuzen sich rechtwinkelig mit der Mediane der Keimblätter. Das erste ist ein schmales, in seiner Spitze etwas hakig übergekrümmtes Niederblatt, das zweite, am Grunde breitere, hat meist eine dreitheilige Spitze. Die Keimblätter sterben im Sommer ab, die Wur- zel und die kleinen Blätter des Endtriebes bleiben allein übrig. Im zweiten Erühling wächst der Endtrieb zu einem kurzen und dünnen mit wenigen und kleinen Laubblättem versehenen Stengel aus, dessen Glieder zwar entwickelt, aber sehr schwächlich sind und bi& zur Blüthezeit noch einige Jahre brauchen werden.

Am Stengelgrunde zweijähriger Pflanzen findet man im Frühlinge 1 2 Sprossenanlagen, die mit einem links oder rechts von der Abstammungsachse stehenden Niederblatte beginnen, welches schuppenförmig zusammengefaltet, an der Spitze meist etwas verbreitert und meist noch einige kleinere Blätter bedeckt. Ende April und im Mai tritt aus der Vor- derseite dieser Sprosse eine kräftige Nebenwurzel, welche rüben- oder knollenartig anschwillt und sich wie die Haupt- wurzel in der ersten Vegetations - Periode verhält, nur mit dem ünterschieide , dass sich in ihr mehr als 2 Gefössbündel in verschiedener Anordnung finden. Diese jungen Knollen- sprosse gehören regelmässig der Achsel der zunächst auf

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Ueber Extinction des Quecksilbers vermittelst fetter Körper. 275

die Keimblätter folgenden Niederblätter, nie jener selbst an. Ueber dem obersten Blatte folgt öfter noch ein nnvollkom- menes Blatt, manchmal auch sofort das erste bald absterbende Laubblatt, während des zweiten Sommers stirbt der' Keim- spross ab und verschwindet allmählig und bleiben die dadurch freigewordenen Knospensprossen nach völliger Ausbildung ihrer Knollen Wurzel stationär, um im nädisten Jahre denselben Ent- wickelungsgang durchzumachen. Sprossenanlagen ohne Knol- lenwurzel gehen bald zu Grunde. Blühreife Exemplare ver- halten sich im Wesentlichen so, wie die beschriebenen, sind aber in allen Theilen kräftiger. Der Spross hat eine grössere Zahl Blätter, wovon die äusseren schuppenförmig, oben abge- rundet sind und dicht auf einander liegen. In der Achsel der äusseren Blätter findet man je eine Sprossenanlage, welche im nächsten Jahre eine Knollenwurzel treibt; ihre Zahl be- trägt im Ganzen 2 4. Sie besitzen eine grosse Aehnlich- keit mit denen der Ophrydeen. Nur aus den Achseln der im Boden befindlichen Blätter, nicht auch aus den über dem Boden befindlichen, wie bei A. Napellus und den verwandten Arten, treten Schosse mit Knollenwurzel hervor.

Von DecandoUe und Reichenbach ist A. Anthora wegen der stehenbleibenden Blüthenblätter in eine besondere Ab- theilung gestellt worden. Zu jener Eigenthümlichkeit kom- men noch: Die Beschaffenheit der Keimblätter; das Fehlen der eigentlichen Laubblätter in der ersten Vegetationsperiode und der Umstand, dass sich ein hypokotyles Achsenglied nicht entwickelt. {Achter Jahresb, d, Brem.. naturw. Vereins 1873, p. 339 350. Zeitschr. /. d. gesch. Natunoissensch. v. Giebel. Bd. VII. Febr.- u. MärzheftX C. S.

Ueber Extinction des Quecksilbers yermlttelst fetter

Körper.

Mehreren Fetten hat man eine besondere extingirende Kraft zugeschrieben und diese von ihrer chemischen Zusam- mensetzung hergeleitet; aber Magnes-Lahens ist der Ansicht, dass die Consistenz der Fette dabei von grösserem Einflüsse ist, als die chemische Zusammensetzung. Er schliesst diess aus folgenden Beobachtungen:

1) Die bei gewöhnlicher Temperatur flüssigen Fette ver- wandeln, in kleiner Menge angewandt, das Quecksilber rasch

18»

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276 Ueber Extinction des Quecksilb

in eine homogene und haltba besteht dabei in ihrem flüssigen 2) Die bei gewöhnlicher T( giren, in derselben Quantität verhältnissmässig schwierig um damit, nachdem sie durch Wärr hat man beinahe denselben gi flüssigen Fetten. Allein das I das Quecksilber erscheint wiede beim Erkalten erhärtet die M Eisse.

Demnach beruht die Ext einer dünnen Fettschicht, welcl tallkügelchen einhüllt, sie ausei schreitet fort oder hält inne, je Zusammenhang bewahrt oder i Extinction des Quecksilbers dai sehen, nicht eines chemischen Quecksilberoxyd oder Oxydul, Reiben der Salbe und bei läng der Luft bilden soll, steht mit ( derspruche.

Der günstige Einfluss der keit des Schmalzes, das Quecksi weise) Wiedervereinigung des Masse erklärt es, warum der I Schmalz solle sich »während de Silber im halbflüssigen Zustande tion schreitet, so ausgeführt, m wird in Folge des grossen Zei die Salbe zu weich, und offen ein nicht unbedeutender Zusat worden.

Geleitet von diesen Betrac

seit längerer Zeit bei Bereitui

kleine Menge Mandelöl mit gün

zwar in folgendem Verhältniss:

Quecksilber

Mandelöl

Schweineschma

Zuerst wird das Metall n Wenn diess zwölf bis fünfzehn man schon fast gar kein Meta

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serviruug des Weüis. Behandlung des Weins etc. 277

n setzt man von dem Schmalze 200 g. im geschmol- ande hinzu und fährt mit dem Reiben fort. Meist kaum einer Stunde die Extinction erreicht, worauf es Fettes kalt zugemischt wird, des im Codex vorgeschriebenen benzoeh altigen schlägt der Verf. folgende Formel vor:

Quecksilber 1000 g.

Mandelöl 20

Perubalsam 20

Schweineschmalz 960

yy

iuecksilber verschwindet überraschend schnell in ich von Oel und Balsam; im Uebrigen wird wie ihren. {Joum, de Fharm. et de Chim, 4. S6r.

.). G. a W.

ung des Weins nach Pasten r 's Verfahren.

Neubauer in Wiesbaden hat Pasteur's Ver- Wein auf 60® bis 65® C. zu erhitzen, mit Roth- cht, indem er die Flaschen in ein Wasserbad )er Erfolg war so günstig, dass die Winzer zu sich zur Anschaffung eines transportablen Erwär- rates entschlossen, welcher dort bereits in voller ist. Der Rothwein eignet sich besonders zu die- iren, weil er sich beim Erhitzen gar nicht trübt, Eiweisskörper durch den Gerbstoff bereits ausge- Dr. Buhl in Deidesheim erwärmt seit Jahren feine Ine mit bestem Erfolge. (Böttger's polytechn. No- 72. Nr. XX. Binglers Polyt Joum. Bd. CCVII, 175). Kr.

Hg des Weins mit Lnft hei der Vergähmng.

„Behandlung des Weins mit Luft" (Aeration) an das Hindurchpressen fein zertheilter atmosphä- Pt durch Most oder Jungwein während des Gäh- äses. Der Most wird auf einer Temperatur von ^ Cs erhalten, und die Luft wird am ersten Tage Ine halbe Stunde lang durch ihn kräftig hindurch- liese Operation wird an jedem Tage jedesmal einige ng wiederholt, bis die Gährung vollständig erfolgt fünf bis vierzehn Tage erforderlich sind. Einige T kann dann der Wein von den Hefen abgezogen

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878 Behandlung des Weins mit Luft bei der Vergal]

werden. Ein oder zwei Monate nach dem Ke auf die angegebene Weise behandelte Wein nacl vollständig klar, und besitzt nach ihm einen i Geschmack als der auf gewöhnliche Weise verg Erfinder dieser Methode der Weinbehandlung ist < in San Francisco, und hat dieselbe sich bei Weinen in vorzüglicher Weise bewährt. Hi: Theorie der Luftgährung lassen sich drei A stellen:

1) entweder ist es der Sauerstoff allein, das Wachsthum der Hefe günstig wirkt; oder

2) es findet eine Oxydation albuminöser Sub welche Körper in ihrem nicht oxydirten Zustai rung in nachtheiliger Weise beeinflussen; oder

3) die Wirkung der in den Most eingeti beschränkt sich auf die Aussaat einer grössere Keimen; in diesem Falle würde ein unmittelbare einer Hefe ungefähr dasselbe Resultat hervorbri

Am meisten Wahrscheinlichkeit hat die e da Pasteur gefunden hat, dass, wenn Hefe de: setzt wird, dieselbe sehr kräftig wächst, inde Zucker zersetzt, wogegen bei Ausschluss der L mehr Zucker zersetzt, aber weniger neue Hefe g Die Thatsache, dass die Hefe in 'ihrem ersten I Stadium einer grossen Sauerstoffmenge bedarf, ste bekannten Thatsachen aus der Pflanzenphysiolog einstimmung. Ausserdem macht Ott noch auf Untersuchungen von Dr. May Rees über die Hi merksam. Eine von ihm entdeckte interessan besteht in der Beobachtung, dass, während die Malzaufgüssen durch einen und denselben Pilz myces cerevisiae vermittelt wird, die Gährung durch wenigstens drei oder vier Species von P gebracht wird, welche ihre Functionen entweder oder zusammen verrichten. Früher war man dass die Hefenkeime von der Luft des Vergäl herrühren. Diese Annahme muss man aber nach geben. Nach ihm kommen die Hefenkeime, meh ger reichlich, an der Oberfläche der Weintraube an verletzten oder angefaulten Theilen vor. (En Mining Joum, Juli 1872. p. 24. Dingler's M.CCrn, p.l55).

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279

II. Kleine Mittheilungen.

Die Scheerenasseln (Phylloxera rastatrlx),

Nach Dr. y. Mackusen's Mittheilungen hat sich die- ses Thier in den Weinbergen und Weinpflanzungen Süd- Frankreichs in letzterer Zeit sehr bemerkbar gemacht und erregt auch in den deutschen Eheingegenden nicht geringe Sesorgniss. Das Thier gehört zu den Blattläusen, Aphiden, und zwar zu den hermesartigen, die sich durch die geringe Zatl der Fühlerglieder (5 3) und einfach geäderte Flügel auszeichnen. Die Gattung ist artenarm und scheint die in Rede stehende vastatrix aus Amerika nach Europa einge- wandert zu sein. Zur Zeit sind davon Larven in deh ver- schiedenen Grössenstufen , sowie geflügelte und ungeflügelte Weibchen, jedoch noch keine Männchen bekannt. Diese In- secten finden sich an den Wurzeln der Weinstöcke, theils auf deren Blättern, an denen sie rundliche, mit Haaren besetzte gallenartige Auswüchse erzeugen, welche auf der Unterseite des Blattes offen sind. Die sich in den Gallen und an den Wurzeln vorfindenden Exemplare sind identisch. Da Männ- chen bis jetzt nicht nachgewiesen, erfolgt die Vermehrung des Thieres jedenfalls in ausgedehntester Weise auf parthe- nogenetischem Wege. {Sitzungsb. d, naturw. Gesellsch. Isis, 1872. p. 15i). a S.

Die Beactlon des Cholesterins mit SehirefelsSiire.

E. Salkowski modificirt die bekannte Reaction mit Schwefelsäure und Chloroform auf die Weise, dass er zu dem im Chloroform gelösten Cholesterin SO* zusetzt, Die Lösung

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2SÖ Mittheilungen

behält 80 Tagelang ihre blutrot rend die unter dem Chlorofoi liuorescirt. Durch einen ^minin

rothe Lösung entfärbt. Die gv\ ,

säure wird durch Eisessig violett, aus rosa mit grüner Fluo- roscenz geßirbt und verhält sich ähnlich wie Pettenkofer sehe Gallensäureprobe. (Medicin, Gentralhl, 1872, Nr, 55, Neues Ecpcrt für Pharm, v. Büchner. Bd, XXII. Heft 2),

C. Seh.

Mittheilungen ans Amerika.

Aus eitler längeren Abhandlung über Rhabarber von R. Rother in Chicago entnehme ich folgende Vorschriften. Syr. Rhei. Nimm Rhabarber in feinem Pulver 6 Unzen.

Zucker 3V2Kun(i.

Ammoniakwasser (16 1 8 ®/q ) 3 Drachm.

Starken Alkohol 1 i i •i.i,-

,y > so viel als nothig.

Mische 2 Volumen starken Alkohol mit 1 Volumen Was- ser, befeuchte den Rhabarber mit 6 Drachmen dieses Gemi- sches, packe es massig fest in einen gläsernen Verdrängungs- apparat, so dass es eine verhältnissmässig niedrige Säule bildet, verdränge nach und nach, bis das Gewicht 18 bis 20 Unzen beträgt. Zu diesem Auszuge füge das Ammoniak- wasser hinzu und dampfe ab bis zur Syrupsconsistenz. Ver- dünne den Rückstand mit Wasser, bis es 32 Unzen sind, füge den Zucker hinzu, löse heiss auf und giesse den fertigen Saft durch Zeug.

Syr. Rhei aromaticus. Nimm: Rhabarber in feinem Pulver 2V2 Unzen. Nelkenpulver.

Zimmtt)ulver von jedem ^/g

Muscatnusspulver ^/^

Zuckersyrup 6^2 Pfund.

Ammoniakwasser (16 18%) 2 Drachmen. Starken Alkohol

Wasser von jedem soviel ials genug. Das Rhabarberpulver wird behandelt wie oben. Zu den durchgedrängten 6 8 Unzen Flüssigkeit fügt man das Am- moniakwaaser und dampft ab. Den Rückstand mischt man

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Chlorof. a.Mitt. gift. vegetab. Stoffe aufzulös. Keagenspap. f. Feuclitigk. 281

mit dem erwärmtem Syrup. Hierauf werden die gemischten Gewürzpulver mit etwas Alkohol und Wasser angefeuchtet in den Verdrängungsapparat gegeben und mit dem angegebenen Gemisch von Alkohol und Wasser, 8 Unzen Tinctur erhalten. Diese wird durch Schütteln dem oben erhaltenen Syrup zu- gemischt.

Tinctura Ehei. Nimm: Ehabarber in feinem Pulver 3 Unzen. Cardamom in Pulver ^2 Unze.

Starken Alkohol (2 Th.) Wasser (1 Th.) so viel als nöthig. Mische die Pulver und befeuchte sie mit V2 ^^^- der Flüssigkeit. Extrahire wie oben, bis 21 Unz. verdrängt sind. Füge so viel Wasser hinzu, bis das Ganze 2 Pfund wiegt.

P.

CUorofonn als Mittel, giftige Tegetabilisclie Stoffe aufzulösen.

Nowak hat nachgewiesen, dass Chloroform schnell und vollständig aus alkalischer Lösung folgende Alkalo'ide auflöst: Strychnin, Chinin, Cinchonin, Coffein, Theobromin, Emetin, Atropin, Hyosciamin, Aconitin, Veratrin, Physostigmin, Narco- tin, Codein, Thebain, Nicotin und Coniin. Es löst Brucin, Colchicin und Papaverin langsamer. Sabadillin wird nur warm gelöst, Narcein aus alkalischer Lösung nur sehr wenig aufge- nommen. Picrotoxin wird schneller aus saurer Lösung ent- fernt. Morphin und Solanin lösen sich nicht in Chloroform, weder aus alkalischer noch aus saurer Lösung. (Journal of applied Chem^, , P.

ßeagenspapler für Feuchtigkeit.

Nach G. Smith verfertigt* man in Paris sehr einfache Hygrometer, die sich jeder selbst machen kann. Papierstrei- fen werden mit einer concentrirten Lösung von Cobaltsalz getränkt, welcher Lösung etwas Salz und Gummi arabicum zugesetzt sind, und getrocknet. Bei trockner Atmosphäre ist dieses Papier blau, wechselt aber bis zum roth bei verschie- denem Feuchtigkeitszustande der Luft. {Journal of applied Chem.). P.

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Crefarbte Kreide etc. N. Anästheticum.

ü^efärbte Kreide zum O^ebrau

Knete zusammen angefeuchteten in für blau, fein geriebenen Ock er für rothetc. , bis sie gleichfön

Masse aus auf Zinkplatten, zen rnen oder sonst metallenen gut g in gewöhnlicher Temperatur oder b Hon Journal of chemistry).

Neues AnSsthetI

Das Bromaethyl oder der Brom-^ eine nicht sehr flüchtige Flüssig im man 4 Theile gepulvertes Br( 8 Gemisches von 2 Theilen sta heil rectificirten Alkohols, destilli i ist ein sehr kräftiges Anästl hrlos. Eine Atmosphäre, welche

enthält, bewirkt beim Einathme losigkeit, bei gleichbleibender E ;. Wenn das Einathmen aufhört ^ teil zurück.

Das Bromäthyl CH^Br ist bei § Gas und wird erhalten durch ein( Brom, 200 Theilen Methylalkoho niedriger Temperatur. Erkaltet, ;sigkeit. Es theilt mit dem Br .ften. Beide sind ausserdem st

werden als solche vielfach Gebr?

le Methode der Darstellung Photographei

Man löse nach VanMonkhov und einem Litre Aether 40 g. g e. Man giesse die Lösung in jher 10 Litre Wasser enthält U]

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Conoentrirte MandelemuLiion. Flüssigk, z. Waschen d. Kopfes. 283

Das Pyroxylin scheidet sich ab nud wird auf ein Filter gesammelt, Alkohol und Aether durch Destillation wieder gewonnen. Die Ausbeute beträgt 20 bis 25 g., die nach dem Trocknen sehr durchsichtig und hart ist. Die Masse ist sehr schwer zu entzünden und vollständig löslich in Alkohol. Man kann sie mit den verschiedensten Salzen jodirön, ohne ihre Cönsistenz zu verändern. (Medical and Surgical Reporter.),

P.

Conoentrirte Mandelemulsion naeh M. Eeynolds.

Nimm: geschälte süsse Mandeln Zucker

Glycerin von jedem 30 Theile Gummi arabicum 4

Wasser 60

Verarbeite das Ganze zu einer gleichmässigen Masse, presse es ab und dampfe ein bei einer Temperatur, 60® F. nicht übersteigend, bis zur dicken Extract - Cönsistenz. Beim Gebrauch nehme man 1 Tbl. Extract und 3 Tbl. Wasser zur fertigen Emulsion. (Journ, de Pharm, et de Chim. April 1872). P

Flfisslgkelt zum Waschen des Kopfes.

Nimm: Bay Rum 2^2 Pinte Wasser ^/g

Glycerin 1 Unze

Cantharidei^ Tinctur 2 Drachmen

Kohlens. Ammoniak 2 ,,

Borax V2 ü^ze.

Löse die Salze in Wasser und füge die anderen Sub- stanzen nach den Regeln der Kunst hinzu. (Druggist's Cir- cular), P.

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284 Ärsengehalt grüngel'. Briefcouvertc. Vergii

Arscngehalt grüngefärbter Br

Nach August Vogel kommen je Schweinfurter Grün gefärbte Couverts zui wegen der Benetzung mit der Zunge bei ben, sehr nachtheilig auf die Gesundheit <

Um den Cu-gehalt nachzuweisen, b( Stellen des verdächtigen Papiers mit v( sich alsbald die grüne Farbe verliert. E enterbten Stellen jetzt einen Tropfen ge lösung, so entsteht alsbald der characteris derschlag, der auf Zusatz von Ammonia oxydsalzen eigene, lasurblaue Farbe anr peHorium für Fharmacie von Buchner, E

Vergiftung durch bittere 1

Hierzu liefert G. Westfeit einen giftung fand bei einem dreijährigen Ki derselbe im Zustande von Asphyxie fand des Fingers in den Hals brach dasselbe welche zerkaute Mandeln enthielt und st roch. (Svenska läkare sällsk. handlinger, p, Jahr}), für Fharmacie, Bd, XXXIX, Hef

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285

C. Literatur nnd Kritik.

ente der Pharmacie. Unter Mitwirkung von Dr, er, Professor am Polytechnicum in Stuttgart, und , Stadel, Docent an der naturwissenschaftlichen t zu Tübingen, herausgegeben von Dr. J. B. Hen- ^rofessor der Pharmacie in Tübingen. Erster Theil. , Physik, Mineralogie. Bearbeitet von Dr. J. B. S t ä - .eipzig, Ernst Günther's Verlag 1873. 927 S.

Fliegende erste Theil des Werkes zerfallt in vier Abtheüungen, i in der ersten (bis Seite 294) die anorganische Chemie , in L (bis S. 570) die organische Chemie, in der dritten (bis Physik und in der vierten (bis S. 889) die Mineralogie abge- d; am Schlüsse finden wir ein für alle Abtheilungen gemein- Eegister.

ite Abtheilung bietet in der Einleitung in recht verständlicher etlicher Weise einen (Jeberblick über die allgemeinen Verhält- Brfallt dann in drei Theile, deren erster von den Metalloiden, sr von den Metallen und deren dritter von der Analyse han- lie anorganische Chemie werden die Formeln nach der duali- sicht geschrieben, doch wird bereits in der Einleitung bei den er Säuren, Basen und Salze den neueren Ansichten JEtechnung N"ur die wasserhaltigen Sauerstoffsäuren sind als Säuren auf- wasserfreien als Anhydride, abgesehen von denjenigen Ueber- che die verschiedenen Verbindungsverhältnisse zwischen Chlor, 3. mit Sauerstoff erläutern. Die Wasserstoffsäuren haben in mg keine Berücksichtigung gefunden, doch ist das Erforder- eschreibung der einzelnen Halogene nachgeholt, iten Theile reihen sich der Beschreibung der Metalloide und adungen sehr hübsche allgemeine Bemerkungen über Oxyda- tion , Verbrennung u. a. m. an. Beim Phosphor vermisst man der krystallinischen rothen Modification.

dann im zweiten Theile zur Beschreibung der einzelnen Me- langen wird, sind die allgemeinen physikalischen und chemi- Lschaften derselben namhaft gemacht. Die Metalle werden als le, Schwermetalle und Halbmetalle unterschieden und in fol- ppen abgehandelt.

pe der Alkalimetalle (K,Na), 2. Gruppe der alkal. Erdmetalle Mg), 3. Gri^ppe der Erdmetalle (AI), 4. Gruppe des Eisens , U, Co, Ni, Zn, Cd), 5. Gruppe des Bleis (Pb, Cu), 6. Gruppe Jn, W, Mo), 7. Gruppe der edlen Metalle (Hg, Ag, Au, Pt, Pd),

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286 Literatur und Kritit.

8. Gruppe des Arsens (As, Sb, Bi). Die seltener yorkommenden Elemente haben nur flüchtige Erwähnung gefunden. Der Beschreibung der Ele- mente schliesst sieh die der Sauerstoffverbindungen , dieser die der Salze an. Dann folgen Angaben über Vorkommen, Gewinnung und technische Verwendung; an dieser Stelle werden auch die Methoden be- schrieben, nach welchen Metalle oder deren Verbindungen (Bleiweiss) im Grossen gewonnen werden. Die Darstellung von kohlensaurem KaU aus Stassfurter Salzen ist nicht angegeben. „Arsen" und „Arsenik" betrachtet Verf. nicht als synonym, sondern bezeichnet mit letzterem Aus- drucke arsenige Säure.

Es folgen nun allgemeine Bemerkungen über Legirungen, Isomor- phismus und 4ie Bestimmung des Aequiralentgewichts der Elemente.

Der dritte Thell zerfallt in zwei Unterabtheilungen, qualitatire und quantitative Analyse; die im vorigen Abschnitte befolgte Gruppenabthei- lung bildet auch hier die Grundlage: Die Darstellung ist eine genaue und übersichtliche, auch der systematische Gang mit Vorprüfung empfeh- lenswerth. !Nachweisung "des Arsens ist durch Holzschnitte veranschau- licht. Die quantitative Abtheilung berücksichtigt zunächst die Gewichts- analyse und giebt an, wie die einzelnen Bestimmungen auszuführen sind; an 13 gut gewählten Beispielen ist der Gang speciell dargelegt, da natür- lich nicht alle Trennungsmethoden aufgeführt werden konnten. Dann wird die Maassanalyse erläutert und Alkalimetrie, Acidimetrie, Bestimmung des Eisens, Jods etc. genauer, besprochen.

Wir gelangen nun zur zweiten Abtheilung, der organischen Chemie. Die Einleitung erläutert eingehend die Atomtheorie, die Bestimmung des Moleculargewichts gasförmiger Körper, des Atomgewichts der Elemente, die atomistischen Molecularformeln , bringt eine Tabelle über Molecular- Atora- und Aequivalentgewichte, Betrachtungen über Volumgewichte und Volumformeln, Vergleiehungen der verschiedenen Formeln, kommt dann BU der Werthigkeit, der AUotropie, den Molecularverbindungen und schafft so die Grundlage für das Verständniss des speciellen Theiles, welcher dien neueren Ansichten entsprechend vorgetragen wird. Diese Grundlage wird noch vervollständigt durch ein Kapitel, welches von den Metamorphosen der organischen Verbindungen, von den verschiedenen Arten der Substi- tution, von der Wirkung des galvanischen Stromes, von der trocknen Destillation und von Spaltung und Synthese handelt. Dann werden die ClassificatioU und die Reihen besprochen, die Constitution und Metamerie an vielen Beispielen erläutert. Hervorgehoben Wird noch, dass die in der ersten Abtheilung gebrauchten Formeln eine nur einseitige Bedeutung hätten und dass erst die jetzt angestellten Betrachtungen genauere Rechen- schaft über die relative Grösse der die Materie zusammensetzenden klein- sten Theilchen gäben und einen grösseren Spielraum für theoretische Betrachtungen gewährten, so dass man zur Aufstellung von Structurfor- mein gelangen könne.

Die dem speciellen Theile zu Grunde liegende Eintheilung erhellt aus folgender Uebersicht:

A. Fettgruppe. I. Kohlenwasserstoffe 1. Reihe €n H2n-l-2, 2. Reihe €n H2ii, 3. Reihe €n H2n- 2.

II Alkohole. 1. Einsäurige, 2. Zweisäurige , 3. Dreisäurige, 4. Mehr- säurige Kohlehydrate, 5. Ungesättigte Alkohole.

III Säuren. 1. Einbasische Säuren, 2. Einbasische Alkoholsäuren, 3. Zweibasische Säuren, 4. Zweibasiscbe Alkoh Ölsäuren, 5. Dreibasische Säuren, 6. Dreibasische Alkoholsäurcn.

IV Ammoniak- und Ammoniumbasen,

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Liierato und Kritik.

287

y Amide und Amidsäuren.

VI Amidosäuren.

VII Cyanverbindungen.

VIII Derivate der Kohlensäure.

B. Aromatische Verbindungen mit ungefähr denselben ITnterabtheilun- gen. C. Naphtalingruppe. D. Anthracengruppe. E. Metallorganische Verbindungen. F. Organische Basen, Alkaloide. G. Glucoside. H. Aethe- rische Oele, Kampferarten. I. Farbstoffe, Bitterstoffe. K. Harze. L. Gal- lenstoife. M. Proteinstoffe. N. Anderweitige Thierstoffe.

Selbstverständlich sind alle neuesten Forschungen berücksichtigt und da, -wo Zweifel herrschen, die Gründe, welche für die eine oder andere Ansicht sprechen, dargelegt. Die Kohlehydrate haben ihren Platz neben den mehrsäurigen Alkoholen gefanden, da Mannit als sechssäuriger Alko- hol erkannt ist und Traubenzucker als Alkoholaldehyd angesehen werden kann. Es wird hervorgehoben, dass hiemach Hohrzucker und Milchzucker als Aether, analog dem gewöhnlichen Aether oder dem Aethylmethylüther, anzusprechen seien ; Dextrin, Gummi, Stärke etc. wären dann wohl ebenso zu betrachten, nur müssten einige Formeln verdoppelt odet verdreifacht werden.

Dem speciellen Theile folgen Kapitel über qualitative und quantita- tive Analyse organischer Körper und diesen allgemeine Bemerkungen, in welchen gezeigt wird, wie man, mit Zugrundelegung atomistischer For- meln, sich die Structur der anorganischen Verbindungen zu denken hat.

III. Abtheilung „Physik." Die Einleitung bringt Allgemeines über die Materie, und im ersten Theile werden Statik und Dynamik, Maasse und Gewichte, Hydrostatik, Aerostatik, Molecularerscheinungen und Kry- stallographie abgehandelt. Im zweiten Theile wird das Wichtigste der Wärmelehre (Wärmequellen und Aequivalenz zwischen Wärme und Arbeit) und über das speciüsche Gewicht, im dritten Theile von den optischen Erscheinungen und den chemischen und Wärmewirkungen des Lichtes mitgetheilt. Der vierte Theil lehrt die electrischen Erscheinungen kennen, beginnt mit dem Magnetismus, geht zur Eeibungs- und ^ur Berührungs- electricität, dann zum Electromagnetismus und den Inductionserscheinun- gen über und schliesst mit Betrachtungen über therm oelectriscbe Ströme, thierische Electricität und die Wirkungen der Electricität. Die Darstel- lung ist klar und nicht zu ausführlich ; zahlreiche Holzschnitte erläutern den Text.

Die IV. Abtheilung „Mineralogie" behandelt im einleitenden Theile die Morphologie, die physiealischen und chemischen Eigenschaften und bespricht die Systematik und die Formeln der Mineralien. Die Anord- nung des speciellen Theiles ist nach dem chemischen Systeme; es wird mit den Elementen begonnen, dann folgen die Sulfide und Oxyde, diesen die Haloidsalze und darauf die verschiedenen Klassen der Sauerstofibalze. Die Charaoteristik der einzelnen Species kann natürlich nur eine gedrängte sein, doch sind an vielen Stellen die chemischen Verhältnisse durch Auf- stellung von Structurformeln besonders berücksichtigt.

Ein sehr vollständiges Register erleichtert den Gebranch des Werkes.

Druckfehler wurden nur wenige bemerkt; erwähnt mag der werden (S. 193), wo Chlorarsen beim Erhitzen von -Arsen mit Quecksilber (statt QuecksUberchlorid) entstehen soll.

Es ist nicht zu läugnen , dass die Bearbeitung des Werkes eine ge- wisse TJngleichmässigkeit zeigt, .weil für die ano^anische Chemie die dualistische Auffassung^ zu Grande gelegt ist, doch söhnt man sich leicht

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288 Literatur und Kritik.

mit derselben aus, theils aus den vom Verf. hervorget theils durch die Art und Weise der Darstellung selbst, meisten chemischen Lehrbüchern finden sich für die Da sprochenen Verbindungen selten Gewichtsverhältnisse angc Kritik der verschiedenen Vorschriften würde zu viel Äa genommen haben. Wenn man auch der Ansicht wäre „Elemente der Pharmacie" zu eng gegriflfen, weil da Pharmaceuten wohl keinen höheren Werth hat, als fu überhaupt die Naturwissenschaften zu ihrem Studium gi kann man doch mit Eecht den vorliegenden ersten Theil sik, Mineralogie" auch dem Pharmaceuten zum Studium Bissendorf, Juni 1873.

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AßCflIV DER PHARMACIE.

3. Reihe, 3. Band, '4. Heft.

A. Origlnalmittheilungen.

I. Pliarmacie, pharmaceut. und phys. Ohemie.

Chemisclie Untersuchung thüringischer Schiefer ans der Nähe von Lehesten hei GrrSfenthal.

Von Dr. Hermann Mäder. (Schluss.)

Sämmtliche Analysen dieser Schiefer, tabellarisch zusana- mengestellt, ergeben folgende Uebersicht:

A. Schiefer von grauer Farbe, körniger Structur, mit Krystallen von Kalkspath versehen.

B. Grauer, blättriger, leichtzerreiblicher Schiefer, fettig zu fühlen.

D. Hellgraues, sehr weiches, leicht zerreibliches Gestein, anscheinend verwittert.

E. Hellgraues Gestein mit blättrigem, spaltbaren Bruch, fettig.

G. Blaugraue feste Stücke von blättrigem, unregelmässi- gen Bruch, fettig.

H. Grauer, fester Schiefer, feinkörnig, unregelmässig spaltbar.

I. Sehr harter, blaugrauer Schiefer, spaltbar.

K. Dunkelblauer, spaltbarer Schiefer.

L, Sehr fester, schwer spaltbarer Schiefer.

M. Derbe dichte, knollige Stücke mit Krystallen von Eisenkies.

Axeh. d. Pbarm. HI. Reihe. III. Bda, 4. Hft. 19

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290 H. Mäder, Thüringischer Schiefer.

N wie M.

0. Braunes, wenig zusammenhängendes Gestein mit Schwefelkies.

P. Spaltbarer Thonschiefer mit organischen Ein- schlüssen, dunkelblau.

Q. Desgl., nur wenig heller.

R. in festen, dunkelblauen Platten.

S. Dünne Platten mit weissen Adern, scheinbar ver- wittert.

T. Lockere, zerreibliche Stücke, noch schieferig, doch verwittert,

XJ. Dunkelblaue, sehr feste Schieferplatte.

W. Desgl. von hellerer Farbe.

X. Dunkelblaue Platte mit Rostfleck. .

St. Schieferplatte, seit 1563 auf dem Dache gelegen, noch völlig unversehrt, hell braungrau.

Hierzu Tabelle.

Ehe ich auf Grund vorstehender Resultate zur Begut- ^achtung der Qualität der Schiefer übergehe, ist es. wohl geboten das Auftreten der einzelnen Bestandtheile ihrer Quantität nach einer Besprechung zu unterwerfen.

Der wichtigste, quantitativ vorherrschende Körper ist die Kieselsäure. In den nicht mit Beimengungen, wie Kalk- spath und Eisenkies oder dessen Verwitterungsproducten, versehenen Schiefem ist die Kieselsäure die einzige Säure, welche sämmtliche Basen bindet. Für die Muthmassung, dass dies in bestimmten stöchiometrischen Verhältnissen ge- schehen sei, ergaben die Berechnungen keinen Halt. In den von Beimengungen reinsten Schiefern wie z. B. U, W, St, ist das Verhältniss des Sauerstoffs der Monoxyde zu Sesqui- oxyden zu Säure wie 1 : 8 : 23 bis 24, während in dem ebenfalls guten, aber noch kieselsäurereicheren Schiefer X das Verhältniss sich wie 1 : 8 : 30 gestaltet, bei H aber das Verhältniss des Sauerstoffes der Oxyde zusammen zu dem der Säure sich wie 1 : 9 verhält. Durchschnittlich übersteigt der Sauerstoff der Säure den der Oxyde um das Zweiund-

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L. DigitizedbyVjOOQlC

100 Theüej

A. K

D.

E. G. 1 H. 1 L [ K. 1 h.

Kieselsäure

44,70239,847

19,00

45,167

66,29

1

81,91956,80861,958 >3,033jl

Eisenoxyd

23,2:]2,23,394l 9,6<)0

19,15410,765

5,71

15,588

11,2 4G

10,166 1

Eisenoxydul

]

Tbonerde

15,381

19,248

14,00

16,261

15,811

6,041

17,915

17,557

17,858

1

Kalk

9,018 8,87l'30,13

6,877

2,325

1,668

1,914

3,140

2,062; :

Manganoxydul

0,6S3J 0,502' 0,465

0,832

--

1,307

0,754

0,902

0,438'

KaU

1,780

1,21

1,116

3,257

2,84

0,503 2,371

1

1,4'5

l,46J

Natron

0,254

2,56

1,823

2,82

1,908

0,736 1,171

0,66

1,740

t

Schwefelsäure

0,125

0,246

0,335

Schwefel

i

Kohlensäure

1,60G

8,33

1

Wasser

1,103; 1,81

-1,81

1,72

0,79

1,18

1,117

0,97 ',

Glühvcrlust

3,303; 2,394 8,54

4,03

1,633

0,92

2,094

2,953

2,397 1

101,065

99,026

98,29

101,118

99,568

i)9,063

99.676^99,3

i

99,33211

1

1

i 1 An Salzsäi

!

are gall

lösl. Kieselsäure

9,203;il,l5 1 2,28 '

11,27 1 2,4 1 3,7 1 5,35 | 4,71 | 5,02 i Unlöslicli in Salzsi

l

45,12 ;41,38 i24,85 :

46,32 180,2 ;83,45 178,74 |77,84 ;77,36 i |

1

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rr--

ter ergaben:

N. 0. P. Q. R. S. T.

ü. W. X. St. 1

9,8i6

3:),361

63,809

59,989

58,372

1

55,885

53,804

60,128

62,128

66,475

61,766

14,965

13,127

13,180

13,424

8,602

11,877

9,866

14,658

11,368

10,33

14,861

21,297 18,491

12,811

5,533

10,158

16,286

19,419

15,858

15,085

15,515

16,832

10,722

15,676

i 7,431

1,716

1,661

0,553

1,866

6,982

8,061

2,116

1,896

1,471

0,672

8,474

2,952

1,27

0,468

1,591

0,923

0,532

0,969

0,709

1,266

1,722

1,033

1,063

' 1,753

1,11

1,538

1,787

1,328

2,653

2,2

3,566 0,624

3,841

0,760

3,545 0,72)

0,391

2,950 2,0:32

2,60 1,03

3,572

3,005

2,372

14,271

15,939

6,038

2,12

3,63

0,85f]

1,98

2,24

4,11

0,65

0,66

1,31

0,38

10,02

1,55

2,581

2,7 L

2,82

4,30^

3,393

2,99

1,96

3,94

1,62

111,495

105,608

^>8,974

90,756

99,65

99,519

100,081

99,358

100,324

99,003

99,173

1 lese Schiefer . 1 2,72 i 8,7

1 1

ab:

110,26 1 7,35 1 5,68

1 1 6,42 1 7,1

i 1 1 . 1 6,26 1 7,51 1 5,13 | 6,58

önd in 1 15,74

Procenten :

46,7 168,04 ;67,44 177,65 142,65 1 41,9

169,39 1 70,96 |79,47 |70,00

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n

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H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 291

einhalbfache. Die Quantität der Kieselsäure beträgt dann dem Gewichte nach 60 Procent. Geringere Mengen deuten auf Beimengungen fremder Körper, wie sie z.B. bei D, M und KT als Kalkcarbonat und Eisenkies auftreten, wobei der Ge- halt des Schiefers an Kieselsäure bis auf 19, 10 und 9,8 Fro- cent herabgedrückt wird. Eisenoxyd und Thonerde treten in allen Schiefern in ziemlich gleichen Mengen auf. A, B und E haben einen auffallend hohen Gehalt an Eisenoxyd, und scheint es, bei Berücksichtigung der in diesen Schiefern ver- hältnissmässig grossen Mengen in Säure löslicher Theile, dass durch eine grössere Menge Eisenoxyd die Widerstandsfähig- keit der Schiefer gegen Säure wesentlich verringert wird. Thonerde ist stets an Kieselsäure gebunden, und, wie schon erwähnt, ist es schwierig zu ersehen, ob dies in einem bestimmten Verhältniss stattfindet, obschon in den meisten Schiefern keine grosse Differenzen sich zeigen. Abnorm ist nur bei H das Verhältniss, wo der Gehalt der Thonerde noch nicht Yi2 von dem der Kieselsäure beträgt.

Eisenoxydul ist als solches wohl nur zum kleinen Theil und zwar an Kohlensäure gebunden bei M vorhanden. Der grösste Theil der als. Eisenoxydul angeführten Menge Eisen ist bei M sowohl, wie bei N und 0 auf Eisenkies zu berechnen, welcher in schönen, goldglänzenden Pyritoedern eingesprengt vorliegt. Die stets vorhandene organische Substanz des Schiefers, sowie das Verhalten desselben in der Glühhitze, wo die graue Farbe in eine ziegelrothe über- geht, Hessen vermuthen, dass Eisenoxydul stets in den Schie- fern vorhanden sein müsse, jedoch Hess die genaueste Prüfung in keinem anderen als den angeführten Fällen dasselbe erken- nen,' demnach scheint auch hier die Farbe des Schiefers nicht auf einem Gehalt an Eisenoxydul zu beruhen, wie bei Schie- fem anderer Lagerstätten gleichfalls beobachtet wurde.

Kalkerde in grösserer Menge kommt nur in wenig Fällen nicht an Kohlensäure gebunden vor , wie z. B. bei B, E, S und T. Sie muss hier, da die Menge der Schwefel- säure auch gering ist, an Kieselsäure gebunden sein; aber die grosse Menge der in Säuren löslichen Theile dieser Schie«

19*

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292 H. Mäder, Thüringischer Schiefer.

fer beweißt, dass dieses Silicat leicht zersetzbar ist und berechtigt die Annahme, dass ein grösserer Gehalt von Kalksilicat den Schiefer leichter für die Einflüsse der Witte- rung empfindlich mache. Abgesehen hiervon finden sich noch grössere Mengen Kalk als Kalkspath in A, D, M und N, theilweise dem Auge sichtbar und leicht durch Aufbrausen beim Behandeln mit Salzsäure nachweisbar.

Jedenfalls beeinträchtigen Eisenkies und Kalkspath die Haltbarkeit des Schiefers sehr wesentlich.

Manganoxydul wurde in fast allen Schiefem, wenn auch bei den meisten nur in geringer Menge gefunden; aus- nahmsweise enthalten die Eisenkies führenden Schiefer Quan- titäten von 3 8 Procent.

Alkalien sind in allen Schiefern vorhanden, ihre Menge übersteigt jedoch nicht 5 Procent. Jedenfalls bilden sie mit Thonerde und Kieselsäure Doppelverbindungen, welche auf Feldspath bezogen werden können und jetzt noch der Ein- wirkung von Salzsäure und der Verwitterung länger wider- stehen, denn ein grösserer Gehalt an Alkalien ertheilt dem Schiefpr keine merkbar grössere Löslichkeit in Salzsäure, wie G, P, Q, R beweisen. Die ofienbar in Verwitterung begrif- fenen Schiefer D, E, S und T enthalten trotz der sonst sehr bedeutenden Aenderungen der Mischung noch immer viel Alkalien.

Schwefelsäure tritt in vielen Schiefem auf, in grösse- rer Menge jedoch nur da, wo man sie als Verwitterungs- product des Schwefelkieses betrachten muss.

Schwefel wurde in nicht unbedeutender Menge bei M, N und 0 nachgewiesen; jedoch lediglich gebunden an Eisen in der Form des Schwefelkieses, der hier in Krystallen ein- gesprengt vorhanden ist.

Die Kohlensäure gehört * fast immer kohlensaurem Kalk an, welcher bei A sogar durch deutlich sichtbare Kry- stalle als Kalkspath zu erkennen war. M enthält jedoch so viel Kohlensäure, dass ein Theil derselben auf gleichfalls vor- handnes Eisenoxydul berechnet werden muss. M ist aber seiner Zusammensetzung nach nicht mehr als Schiefer zu

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H, Mäder, Thüringisclier Schiefer. . 293

bezeichnen, sondern als Einschluss desselben anzusehen, wie die Masse des Eisenkieses und der Carbonate augenschein- lich ergaben.

Die Menge des gefundenen Wassers ist meist sehr gering, einen grösseren Gehalt zeigen nur die Schiefer 0, S und T, welche in Verwitterung begriffen sind und hängt demnach diese Steigerung mit den dadurch hervorgerufenen Aenderungen chemischer oder physiologischer Natur zu- sammen.

Nach Abzug des Wassers ergiebt sich bei allen Schie- fem ein Glühverlust, der durch weiteres Glühen an der Luft erhalten war, derselbe rührt jedenfalls von organischer Sub- stanz her und muss daher diese als ein regelmässig vorkom- mender Bestandtheil der Schiefer betrachtet werden.

Nach den an anderen Orten gemachten Erfahrungen finden sich Anthracit auch Graphit oder der Steinkohle zuge- hörige Substanzen als Farbematerial der Schiefer vor, was auch hier der Fall zu sein scheint. Graphitähnliche Stoffe sind schon wiederholt in den Lehestener Schiefern, oft 'in sehr glänzenden Lagen abgeschieden, beobachtet worden.

Die vorliegenden Untersuchungen erweisen auch diese Schiefer als Silicate, deren Basen sowohl Sesquioxyde wie Monoxyde bilden. Beide in der Natur so häufig vorkom- menden Bestand theile, wie Eisenoxyd und Thonerde, sind in ^wenig wechselnden Verhältnissen regelmässige Bestandtheile des Schiefers, ebenso regelmässig treten die Monoxyde Kalk, Kali und Natron auf, wenn auch in mehr schwankenden Ver- hältnissen^ auch Manganoxydul findet sich bei allen Schiefern, jedoch nur in sehr geringen Mengen. Abweichend von Untersuchungen anderer Schiefer konnte in kei- nem dieser thüringischen Gesteine Magnesia nachgewiesen werden.

Die organische Substanz findet sich in allen Schiefem; wenn auch meistentheils in geringer Menge, ist sie dennoch als regelmässiger Bestandtheil zu bezeichnen und scheint die Farbe des Schiefers von diesem Gehalt an organischer Sub- stanz abhängig zu sei». Der bei M, N und 0 auftretende

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29.4 H. Mäder, Thüringischer Schiefer.

hohe Gehalt anorganischer Substanz steht jedoch damit in keiner Verbindung, sondern scheint vielmehr mit der eigen- thümlichen Bildung und Ablagerung dieser Gesteine in soge- nannten Nestern (Mausnest, örtliche Bezeichnung) zusammen zu hängen. Die im Schiefer vorkommenden Mengen Schwe- felsäure, Eisenkies, Kalkspath sind als Beimengungen zu betrachten, wenigstens gegenüber halt- und spaltbaren festen Vorkommnissen. Die gewöhnlichen Bestandtheile der Schie- fer sind demnach Kieselsäure, Eisenoxyd, Thonerde, Kalk, Kali, Natron, Manganoxydul und organische Substanz, in Gemengen, welche wahrscheinlich auf Verwitterungsreste der früheren Feldspathgesteine, wie auch auf Quarz und dergl. zurückzuführen sind.

Nach der chemischen Zusammensetzung, wie namentlich auch hinsichtlich des Verhaltens gegen concentrirte Salzsäure lassen sich die vorliegenden Schiefer in 3 Gruppen theilen.

Die erste Gruppe umfasst diejenigen, welche die meiste Kieselsäure (59 81 Proc.) enthalten und von ungewöhn- lichen Bestandtheilen wie Eisenkies, Kalkspath, völlig frei sind. Von Salzsäure werden diese Schiefer nur wenig zer- legt, die dadurch löslichen Theile betragen nur 30 35 Pro- cent. Ihre chemische Zusammensetzung entspricht fast genau der des Schiefers St, welcher sich, wie erwähnt, als vorzüg- lich haltbarer Schiefer so lange Zeit schon bewährt hat. Zu dieser Gruppe gehören die wirklich guten und spaltbarem Schiefer G, H, I, K, L, P, Q, R, U, W, X und St Sie sind auch der Erfahrung nach die besten und haltbarsten Vorkommnisse.

Die zweite Gruppe bilden Schiefer, die weniger Kiesel- säure aufweisen, dafür schon mehr oder weniger ungewöhn- liche Bestandtheile enthalten, oder auch auffällig viel Eisen- oxyd. Salzsäure zerlegt sie leichter, als die der vorhergehenden Gruppe und werden bis über 50 Procent von derselben in Lösung gebracht. Hierzu gehören die Schiefer A, B und E. Sie bilden noch feste Gesteine, jedoch ohne Spaltbarkeit und sind ihrer chemischen Zusammensetzung nach wohl als in Verwitterung begriffene zu betrachten.

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H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 29S

Die Schiefer der dritten Gruppe besitzen weder die gewöhn- liche Structur noch Spaltbarkeit der Schiefer, sie bilden wenig zusammenhängendes unregelmässiges Gestein. Die oft sehr / geringen Mengen Kieselsäure (D. M. N.), welche diese Ge- steine enthalten, erklären sich durch das Vorwalten anderer Bestandtheile, der Garbonate, des Schwefelkieses u. s. w. Ihr Verhalten beim Behandeln mit Salzsäure, durch die sie fast vollständig zerlegt werden, beweisst gleichzeitig, dass sie auch der Einwirkung des äusseren atmosphärischen Einflusses keinen grossen Widerstand leisten werden.

Die hierher gehörigen Arten D, M, N, 0, S und T ent- halten entweder die genannten Beimengungen, oder sind thatsächlich schon verwitterte Gesteine.

Für die Praxis lässt sich daraus der nicht unwichtige Schluss ziehen, dass haltbare Schiefer reich an Kieselsäure sind, frei von Carbonaten und Schwefelkies, und durch Säuren nur wenig angreifbar. Mit der Abnahme der Kieselsäure steigert sich die Zersetzbarkeit durch Säuren, während bei den haltbaren Thonschiefem von concentrirter Salzsäure nur 30 35 Proc. gelöst worden , verlieren die Kieselsäure ärme- ren Gesteine 50 und mehr Procent.

Zur Beurtheilung der Verwerthbarkeit eines Schiefers ist daher die chemische Untersuchung ein nicht zu unterschätzen- des Hülfsmittel, da durch sie nicht allein die Zusammen- setzung des Schiefers genau bekannt wird, sondern auch die Brauchbarkeit leicht festgestellt werden kann. Für die mei- sten technischen Zwecke werden aber die immerhin schwierigen und umständlichen vollständigen Untersuchungen, wie sie hier behufs Aufklärung über die chemische Zusammensetzung des Schiefers ausgeführt wurden, nicht nothwendig sein, sondern genügt hierfür schon die Behandlung des fein gepulverten Schiefers mit concentrirter Salzsäure. Ein guter haltbarer Schiefer darf nicht mehr als 30 35 Procent in concentrirter Salzsäure löslicher Theile enthalten ; mehr davon deutet stets geringere Haltbarkeit oder anderweitige Beimischungen an.

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29G Cl. S. Wand, Versuche üb. d. Zersetzung d. Schwefelarsen d. Wasser.

Fresenius*) bediente sich zur Bestimmung« des Werthes verschiedener Schiefer auch der Einwirkung von Säure, indem er sie dem Einflüsse von Dämpfen der wässrigen schwefligen Säure aussetzte und die grössere oder geringere Zersetzung als Massstab zur Beurtheilung benutzte. Die Verwendung der Salzsäure giebt in kürzerer' Zeit das Resultat, indem man die möglichst fein zerriebene Schieferprobe circa ^/j Stunde lang mit der 10 20 fachen Menge der concentrirten Säure in der Wärme behandelt und sodann den unlöslichen Rück- stand bestimmt. Versuche mit anderen Schiefem aus ver- schiedenen Lagerstätten müssen jedoch auch hier erst die allgemeine Brauchbarkeit der Prüfung erweisen.

Versuche über die Zersetzung des Sehwefelarsens durch Wasser.

Von CL S. Wand.

Dass das Schwefelarsen sich gegen heisses Wasser nicht so indifferent verhält, als gewöhnlich angenommen wird, geht aus folgenden Beobachtungen hervor.

3 g. arseniger Säure wurden in einer Solution von koh- lensaurem Natron, welche 12 g. des letztem enthielt, gelöst, diese Lösung mit Salzsäure übersättigt und auf 1 Liter ver- dünnt. Man theilte dieselbe in 20 gleiche Raumtheile, jeder Raumtheil = 50 CC. enthielt mithin 0,150 g. AsO^. Zwei dieser 50 CC- Solutionen wurden durch Einleiten von Schwe- felwasserstoffgas ausgefällt (was 40 Minuten dauerte) und während dem, gleichwie in allen übrigen Versuchen, durch einen Dampfs trom auf einer Temperatur von 55^ C. (wodurch die Abscheidung von freiem Schwefel am besten verhindert zu wer(!bn schien) erhalten. Nachdem dieselben noch vier Stunden (verschlossen) gestanden und man sich überzeugt

♦) Fresonius, Zeitschr. f. anal. Chem.

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Cl. S. Wand, Versuche üb. d. Zersetzung d. Schwefelarsens d. Wasser. 297

hatte, dass alles Arsen in AsS^ übergeführt worden war, . kochte man sie so lange, als sich Schwefelwasserstoff daraus entband; es dauerte 2^2 Stunden, bis Bleipapier keine Fär- bung mehr annahm. Hierauf wurde das Schwefelarsen der einen Flüssigkeit (A.) auf einem tarirten Filter gesammelt, gewaschen und bei 100^ getrocknet; es entsprach nur 55,80 Proc. der angewandten arsenigen Säure. Die vom Schwefelarsen getrennte Flüssigkeit lieferte durch abermaliges Einleiten von HS noch so viel AsS^, dass dieses 44,49 Proc, arseniger Säure gleich kam. Mithin entsprach sämmtliches Schwefelarsen 100,29 Proc. der angewandten arsenigen Säure.

Um die Wirkung noch längeren Kochens kennen z\^ ler- nen, kochte man die andere Flüssigkeit (B.) abermals dritthalb Stunden, so dass dieselbe nunmehr einer fünfstündigen Sied- hitze ausgesetzt war, iftid sammelte das darin befindliche Schwefelarsen. Es betrug jetzt gar nur 19,057 Proc. Das Filtrat lieferte durch Einleiten von HS noch 80,94 Proc; Summa 99,997.

Um zu erfahren, ob das Schwefelarsen bei langer Be- rührung mit Wasser ga^^z verschwindet, femer: ob es dabei als Sulphid sich auflöst oder in Schwefelwasserstoff und arse- nige Säure zerfällt, wurden zwei besondere Versuche ange- stellt. Zwei Solutionen, von denen jede auf 1500 Gewich ts- theile Wasser 1 Gewichtstheil arsenige Säure enthielt, wurden mit Schwefelwasserstoff gesättigt, 3 Wochen lang einer Tem- peratur von 4- 20^ 0. ausgesetzt, hierauf das Schwefelarsen gesammelt und in das Filtrat abermals Schwefelwasserstoff geleitet.

Diese zweite Behandlung lieferte abermals Schwefelarsen, welches in dem einen Falle 2,07 und in dem andern 2,28 Proc. betrug. Beide Filtrate wurden durch Schwefelwasserstoff nicht weiter getrübt.

Zur Erledigung der zweiten Frage wurde aus einer Lö- sung von arseniger Säure das Metall durch Schwefelwasser- stoff gefällt, der Ueberschuss des letztem mittelst Einleiten von Kohlensäure entfernt, und hierauf das Ganze gekocht. Nach Verlauf einer Stunde trat kein Schwefelwasserstoff mehr

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298 Gl. S. Wand,. Versuche ab. d. Zersetzung d. Schwefelarsens d. Wasser.

auf. Nachdem der Niederschlag sich gut abgesetzt hatte, wurde die überstehende Flüssigkeit abgegossen, jene durch Aufgiessen heissen Wassers und Dekantiren gewaschen, hierauf in einer Flasche gespühlt, in deren Hals ein Gaslei- tungsrohr befestigt und dieses in eine zweite Flasche geleitet, welche eine sehr verdünnte Bleizuckerlösung enthielt. Als man nun den Inhalt der ersten Flasche zum Kochen erhitzte, fing nach einigen Minuten die Bleilösung an sich zu färben und weiterhin entstand auch ein schwarzer Niederschlag von Schwefelblei. Folglich hatte sich beim Kochen des Schwefel- arsens mit Wasser Schwefelwasserstoff entwickelt. Die Grösse der Zersetzung des Schwefelarsens in Wasser hängt von drei Dingen ab, 1) von der Menge des Sulphids im Verhältniss zum Wasser; 2) von der beim Austreiben des Schwefelwas- serstofifs. eingehaltenen Temperatur;* 3) von der Dauer der Einwirkung des Wassers bei dieser Temperatur. In den folgenden Versuchen war das Verhältniss des Schwefelarsens zum Wasser wie 1 : 1500. Die Temperatur betrug 20 bis 100® C, und man wird sehen, wie hiemach die Löslichkeit variirte. Die betreffende Temperatur wurde jedesmal so lange eingehalten, bis kein HS mehr auftrat, und dieser Zeitpunkt natürlich um so eher erreicht, je höher die Temperatur stieg.

Um zu erfahren, ob die Entwicklung von Schwefelwas- serstoff beendigt sei, prüfte man nicht die Dämpfe, sondern die Flüssigkeit selbst mit Bleiacetat.

In jeder Probe wurde der überschüssige Schwefelwasser- stoff erst durch einen Kohlensäurestrom verjagt; diess geschah aber erst, ^nachdem die Probe einige Stunden gestanden und man sich überzeugt hatte, dass die Fällung vollständig ge- schehen war.

Nach der Austreibung des Schwefelwasserstoffs vermit- telst der Kohlensäure filtrirte man das Schwefelarsen sogleich ab und wusch es aus. Das in das Filtrat übergegangene Arsen wurde durch abermaliges Einleiten von Schwefelwas- serstoff ausgefällt, und der Ueberschuss des letztern bei gewöhnlicher Temperatur durch Kohlensäure beseitigt Die-

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Cl. S. Wand, Versuche üb. d. Zersetzung d. Schwcfelarsens d. Wasser. 299

ses (zweite) Schwefelarsen wurde bei 100^ getrocknet und gewogen.

Die nachstehende Tabelle zeigt die Temperatur, bei wel- cher das Schwefelarsen behandelt worden, den Grad der Zer- setzung, und die Zeit, welche zur Austreibung des entstandenen Schwefelwasserstoffs erforderlich war.

Tempera- tur.

200 0. 25»

40«

45«

58«

65«

75« ' 87«

94« 100«

Zersetztes AsS^ in Proc. ausgedrückt.

Keine Zersetzung

Spur r 0,32 Proc. \0,25 r2,09 {2,46 f5,42 \6,01 f8,47 \8,85 f 11,98 1 11,83 (17,49 1 17,09 r 21,66 {21,36 / 23,49 124,67

Zur Ausbreitung des HS erforderte Zeit.

5 7g Stunden. 5

4% »

4

3»/4 ,,

3»/4 «

3

2V* «

Der Vollständigkeit wegen wurde jeder Versuclf doppelt angestellt. ^

Diese Tabelle zeigt, dass bei Temperaturen über 35« das Schwefelarsen durch Wasser zersetzt wird und Verlust ein- tritt, wenn man es aus dem Fil träte nicht wieder zu gewin- nen sucht, während es unter 35« unzersetzt bleibt.

Die Kohlensäure scheint günstig auf das Schwefelarsen zu wirken, d. h. in einer heissen Flüssigkeit, welche frei von Kohlensäure ist, wird mehr Schwefelarsen zersetzt, als in einer solchen, durch welche Kohlensäure streicht. In einigen

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300 G. C. "Wittstein, Weingeistgeh. d. Mursalaw. ^. Fleischer, Manganaiee te

Versachen betrug dieser Unterschied, je nach der Tempera- tur, Dauer etc. 5 bis 8 Procent. {The American Ghemisty July 1873. p. 10.). G. C. W.

lieber den Wclngeistgehalt des Marsalawelns.

Von G. C. Wittßtein.

Der um Marsala im westlichen Sicilien gebauete Wein gehört bekanntlich zu den feurigsten Gewächsen, aber die Angaben über seinen Geiftilt an Weingeist erschienen mir so zweifelhaft in W. Th. Brande's „Handbuch der Chemie für Liebhaber, Leipzig 1820" ist von 25 bis 26 Proc. die Eede dass ich beschloss, ihn selbst darauf zu prüfen. Dazu dienten mir Proben der rothen und der weissen Sorte, welche beide direct von den Producenten bezogen worden waren.

Der rothe Marsala enthielt 17,910, der weisse 17,600 Gewichtsprocente absoluten Alkohols.

Der rothe Marsala war auch reicher an Extract als der weisse; ersterer Keferte nemlich4,310Proc., letzterer 3,520 Proc. Extract (bei 110® C. getrocknet).

Von einem Weinhändler, der sein Geschäft sehr im Grossen betreibt, erfuhr ich, dass die südlichen Weine, wie Marsala, Xeres, Malaga, Madeira, Portwein, nicht selten mit Spiritus versetzt werden. Ich schliesse hieraus, dass die früheren Weingeistbestimmungen des Marsala mit solchen „verschnittenen" Producten ausgeführt worden sind.

lieber die Manganate des Baryt's.

Von Dr. E. Fleischer.

Der grüne mangansaure Baryt ist vielfach als Farbe vorgeschlagen und wohl auch unter dem Namen Casseler oder Rosenstiohrs Grün in den Handel gebracht worden.

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£. Fleischer, Manganate des ^bryt's. SOl

Die beiden darüber publicirten Darstellungsmethoden gehen von dem Prinoip aus, entweder salpetersauren Baiyt mit Manganoxyd oder Hyperoxyd zu glühen, oder Aetzbaryt mit Braunstein und chlorsaurem Kali zu schmelzen.

In beiden Fällen resultirt eine grüne Masse, jedoch scheint der 2. Frocess ein schöneres und gleichmässigeres Product zu liefern.

Ich habe nun auch andere directere Methoden zur Dar- stellung des Barytgrüns in möglichst grosser Eeinheit und Schönheit versucht, und hierbei einige Beobachtungen gemacht, welche nicht allgemein bekannt sein und darum einen Beitrag zur Kenntniss der Eigenschaften dieser Verbindungen liefern dürften.

Fällt man eine grüne Lösung von mangansaurem Kali siedend durch Chlorbaryum, so scheidet sich ein starker kör- niger aber unkrystallinischer Niederschlag von mangansaurem Baryt ab. Dieser Niederschlag hat eine violette fast blaue Farbe, lässt sich ziemlich gut durch Decantiren auswaschen, und kann auch zuletzt leicht abfiltrirt werden. Trocknet man den Niederschlag, so verblasst seine Farbe mit zunehmender Temperatur imme? mehr, und erhitzt man ihn bis zur dun- kelsten Rothgluth, 80 erscheint er fast vollständig weiss mit einem Stich ins (rraublaue. Erhitzt man dann unter Luftzu- tritt oder mit Oxydationsflamme stärker, so wird er allmählig vollständig grün und treibt man die Erhitzung weiter, so geht seine Farbe zunächst in ein schönes Grünblau über, bis er endlich in hoher Hitze durch Eeduction der Mangansäure eine schmutzig graue braune Masse bildet.

Fällt man eine Lösung von übermangansaurem Kali mit Chlorbaryum, so entsteht bei anhaltendem Kochen allmählig ein roth violetter (pfirsichblüthfarbiger) Niederschlag, während die Flüssigkeit, noch stark violett gefärbt bleibt. Decantirt man ab und bringt den mit Wasser verdünnten Schlamm auf ein Filter, so bleibt auch hierbei der Niederschlag unzersetzt und kann ohne seine Farbe zu verändern, bei 100® getrock- net werden.

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$02 E. Meiscker, Manganate des Üaryt^s.

i

Erhitzt man alsdann das getrocknete Baryt- Fermanga- nat allmählig, so erblasst dessen Farbe ^ebenfalls ; jedoch zeigt es bei weiterem Erhitzen andere Eigenschaften, als das Man- ganat. Sobald nemlich durch massige Erhitzung die Farbe einmal verschwunden ist, gelingt es auf keine Weise, weder ein grünes oder blaugrünes Präparat durch blasses Erhitzen bei Luftzutritt zu erzeugen. Vielmehr geht die Masse bei gesteigerter Temperatur sehr rasch in die vorher erwähnte graubraune Mischung von Manganhyperoxyd und Baryt resp. kohlens. Baryt über. Es ist somit unter diesen Umständen nicht möglich, aus dem übermangansauren Baryt das Manga- nat von grüner Farbe zu bereiten.

Als Grund dieses verschiedenen Verhaltens der beiden Baryt -Verbindungen betrachtete ich deren verschiedenen Man- gangehalt und da spätere Versuche, welche ich gleich anfüh- ren werde, meine Annahme bestätigt haben, so führe ich hier gleich die erklärenden Formeln an.

Erhitzt man mangansauren Baryt unter Luftzutritt, so könnte

BaO,Mn03 zunächst geben BaO + MnO« + 0; da jedoch die Masse farblos wird, so wäre es auch möglich, dass gar keine Zersetzung einträte, sondern die Verbindung bloss Wasser verlöre. Denkt man sich nemlich, dass der wasserhaltige, blau violette Niederschlag in grün übergeht (indem er allmählig Wasser verliert) so kann hierbei leicht ein Punkt eintreten, wo die Farbe bedeutend verblasst resp. nicht mehr zu erkennen ist. Welche von diesen beiden Er- klärungen aber auch gelte, immerhin bleibt auf ein Aequiva- lent BaO ein Aequivalent Mn übrig, so dass auch der Bildung von BaO,MnO^ durch Luft und Hitze nichts im Wege steht Anders verhält es sich mit dem übermangansauren Baryt.

Der übermangansaure Baryt hat entsprechend dem Kali- Salz die Fjormel: BaO,Mn^Ol Tritt eine Reduction ein, gleich- viel ob zu Mn^O^ (Mangansäure) oder zu Mn*0* (Mangan- hyperoxyd), so enthält die Masse stets auf ein Aeq. Baryt 2 Aeq. Mangan.

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£. Fleischer, Manganate des Barytes. §03

Gesetzt nun, es bildete sich BaO,MnO^ + MnO^ + 0, so würde die freie Mangansäure durch die Hitze in MnO* übergehen und schon dadurch die Masse bräunen. Wahr- scheinlicher aber ist es, dass in der Hitze mangansaurer Baryt unter gleichzeitiger Entstehung von MnO* gar nicht gebildet wird, weil die höheren Oxydationsstufen des Man- gangs nur bei Anwesenheit überschüssigen Alkalis, oder, prä- ciser gesagt, in alkalischer Schmelze erhalten werden.

Dass dies wirklich der Fall ist, beweisen folgende Ver- suche :

log., BaO,Mn»0' wurden mit 2g. BaO,9HO erhitzt. Die Masse wurde anfangs farblos, dann prächtig grün, endlich schön blaugrün. Es hatte sich also mangansaurer Baryt aus dem Permanganat gebildet Dasselbe Resultat wurde erhal- ten, als ich den Aetzbaryt durch Alkali oder Natron ersetzte. Dagegen gelang es nicht mit Aetzkalk, weil derselbe un- schmelzbar ist.

Es geht also daraus hervor, dass auch aus übermangan- saurem Baryt die grüne Manganfarbe gewonnen werden kann.

Was nun die Farben selbst betrijflft, so haben mir meine Versuche Folgendes gezeigt. Das schönste Barytgrün giebt^ der geglühte mangans. Baryt. Weniger schön wird die Farbe "nach dem Rosenstiehrschen Verfahren (Schmelzen von Aetz- barythydrat mit K0,C10^ und MnO^). Am ungleichmässigsten resp. schmutzig grün wird es durch Schmelzen von Salpeters. Baryt mit MnO^, indem hierbei leicht durch den sich bilden- den salpetersauren Baryt Reduction eintritt. Vielleicht Hesse sich aber die Farbe verschönern, wenn man sie im Flammen- ofen unter starker Oxydationsllamme herstellt.

Immerhin aber ist das Barytgrün lange nicht von der Schönheit, als die blaugrüne, ja fast smalte- blaue Verbindung, und da über diese bisher noch gar nichts in die Oeffentlich- keit gedrungen ist, so will ich sie ausführlicher, als^lie grüne Farbe besprechen.

Die blaugrüne Baryt - Verbindung hat je nach der Be- reitung verschiedene Nuancen. Ich habe sie fast rein blau mit einem nur geringen Stich ins Grünliche erhalten. So

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304 E. Fleischer, Manganate des Baryt's.

dargestellt, ähnelt sie am meisten der hellblauen Farbe der Schwungfedern mancher Papageien. Je mehr grün sich die- ser Farbe als Nuance beigesellt, desto stärker wird die Farbe als solche, verliert jedoch auch in' demselben Maasse an Fein- heit, wenn sie auch, immer noch die rein grüne Farbe des Manganats an Schönheit übertrifft.

Was nun die Entstehung der blauen resp. blaugrünen Barytfarbe betrifft; so ist dieselbe lediglich von der Alkalität der Masse abhängig. Ob jedoch eine bestimmte Zusammen- setzung einer bestimmten Farbe entspricht, möchte ich bezwei- feln; weil die Höhe der Temperatur (welche jedoch niemals die helle Rothgluth übersteigen darf) ebenfalls von grossem Einfluss ist. So viel steht aber fest, dass sowohl der man- gansaure als auch der übermangansaure Baryt, mit etwa 20^0 Barythydrat gemischt, beim Rothglühen jedesmal die blau- grüne Farbe liefert.

Dass die blaugrüne Farbe blos von der Basicität ab- hängig ist, geht daraus hervor, dass ihr Pulver in schwachen Säuren zunächst in Grün übergeht und dann allmählig zer- setzt wird. Die "Widerstandskraft der Barytfarben ist übri- gens zienalich bedeutend. Selbst ziemlich starke Schwefel- säure kann stundenlang bei gewöhnlicher Temperatur darauf einwirken, ehe die Farbe zerstört wird. Ebenso wirkt auch kochende Pottasche so gut wie nicht auf die grüne Farbe. Jedenfalls erhöht man die Haltbarkeit namentlich der blauen Nuance, wenn man derselben einen kleinen Barytzusatz giebt ; weil dadurch die Alkalität vermehrt wird. Es verdient bemerkt zu werden, dass die aus Salpeters. Baryt gewonne- nen Farben weit unbeständiger sind, weil die darin stets enthaltene salpetrige Säure mit der Zeit reducirend wirkt Am empfehlenswerthesten halte ich die Farben für Fresko - Malerei, weil sie auf Stein und namentlich auf Kalk am feurigsteir hervortreten, und ihre Herstellungskosten immerhin nicht allzu billig sind.

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0. Picinus, Heber t)arstelluiig von Chromsäuife. 305

llelber Darstellung Ton Chromsäure.

Von Oscar Ficinus.

Im Anschluss an eine frühere Notiz über die Darstellung der Chromsäure (dieses Archiv, Januar 1873) kann ich heute noch das Nachstehende hinzufügen.

Bei öfterer Darstellung der Chromsäure in grösseren Mengen nach dem Verfahren von Warrington benutzte ich die von der auskrystallisirten Säure abgegossene Schwe- felsäure mit Vortheil wieder zu zwei neuen Portionen; es ist nur nöthig, auf dem Wasserbade etwas länger abzudampfen. Als ich dieselbe Säure zur dritten Operation benutzte, kry- stallisirte etwas zweifach schwefelsaures Kali mit heraus.

Handelt es sich blos um eine einmalige Darstellung der Chromsäure, so kann man die Schwefelsäure erheblich ver- mindern; vermischt man 5 Theile einer kalt gesättigten Lö- sung von zweifach chromsaurem Kali mit 5 Theilen englischer Schwefölsäure und dampft dann im Wasserbade ein, so erh^t man schliesslich dieselbe Ausbeute' und ebenso schöne Isa- deln, als nach dem ursprünglichen Verfahren von Warrington.

Man presst die Chromsäure nach dem Abtropfen auf einem Trichter am Besten zwischen Gypsplatten, die man sich leicht in jeder beliebigen Grösse giessen kann.

Ich versuchte auch die Darstellung aus chromsaurem Baryt mittelst Schwefelsäure, es wollte mir aber nicht gelin- gen, eine nadelförmig krystallisirte Säure zu erhalten. Beim Abdampfen der vom schwefelsauren Baryt decantirten Flüs- sigkeit bleibt eine schwarze Masse zurück, die beim Zerreiben ein zinnoberrothes Pulver giebt, lässt man die Flüssigkeit in gelinder Wärme langsam verdunsten, so erhält man krystalli- nische Krusten von schwarzem Aussehen. Es scheint hier- nach, als ob die Nadelform, von der Gegenwart von Schwe- felsäure abhängig sei.

Duvillier*) giebt folgendes Verfahren an: 100 Theile chromsaurer Baryt sollen mit 100 Theilen Wasser angerührt

*) Annal. de Chim. et de Pliys. Februar 1878. Seite 260, ^eli. d. Pbarm. in. ReUie. nLBds, 4. Heft, 20

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306 J. C. Blass , Schimmelbildung in d. wassr. Lösungen d. org. Säuren^

und bis zum Kochen erhitzt werden , dann 140 Theile Salpe- tersäure von 40® Baume zugesetzt, darauf noch 200 Theile Wasser und noch 10 Minuten gekocht , es scheidet sich sehr rasch salpetersaurer Baryt ab. Nach dem Erkalten wird decantirt, die Flüssigkeit bis zum Volum der angewandten Salpetersäure concentrirt, wobei sich fast aller noch gelöster salpetersaurer Baryt abscheidet

Man verjagt die in der Flüssigkeit enthaltene Salpeter- säure, indem man zur Trockne verdampft, wieder in Wasser löst, wieder verdampft und diese Operation so oft wiederholt, bis ein mit Ammoniak benetzter Glasstab darüber gehalten, keine weissen Nebel mehr erkennen lässt. Die Chromsäure krystallisirt dann aus der. hinreichend concentrirten Flüssigkeit in schwarzen Krusten, welche höchstens noch ^^ Procent salpetersauren Baryt enthalten. Will man diesen Barytgehalt auch noch entfernen, hat man nur nöthig, die Saure wieder in Wasser zu lösen und die Lösung in der Siedehitze mit verdünnter Schwefelsäure auszußQlen.

Duvillier hält sein Verfahren geeignet zur Darstellung der Chromsäure im Grossen; den Baryt erhält man als sal- petersaures Salz wieder und dient derselbe zur Darstellung neuer Mengen chromsauren Baryts und um die im Ueber- schuss angewandte Salpetersäure wieder zu gewinnen, soll man in einem geeigneten Destillirapparat arbeiten.

Vebcr Schimmelbildung In den wSssrigen Lösungen der organischen Säuren.

Von J. C. Blass, Apotheker in Felsberg. (Mit 3 Abbildungen.)

Nach der Pharmacop. germanic. soll Potio Riveri aus Acid. citric. und Natr. carbonic. bereitet werden. Eine citronen- saure Lösung, welche ich zu dem Zwecke vorräthig hielt, um jede kleine Quantität bequem dispensiren zu könnep, bedeckte sich nach einiger Zeit mit einer dichten Schiromeldecke. Die

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J. C. Blass , Schlmmelbildungf in d. wäasr. liosungen d. org. Säuren. 307

untere Fläche dieses Schimmels, welche unter Wasser war, war gelblich und lederartig; die über der Fläche des Was- sers weissgrünlich und Sporen tragend. Ich entfernte den Schimmel durch Filtration der Flüssigkeit, welche fast was- serhell und geruchlos war. Die Schimmelbildung entstand nach einiger. Zeit wieder und bedeckte, so oft ich dieselbe abnehme, die Lösung.

Witt stein beobachtete schon diesen Schimmel und folgerte aus seinen Versuchen, da er den Gehalt der Lösun- gen an Citronensäure zu verschiedenen Zeiten nicht abweichend fand, dass keine Selbstzersetzung der Säure stattfände, wohin- gegen Strecker in seiner .organischen Chemie sagt, Citro- nensäure, in wässriger Lösung si^h selbst überlassend, zer- setzt sich unter Schimmelbildung.

Mir war die stete, starke Schimmelbildung, ohne dass Citronensäure verzehrt oder zersetzt werden sollte, auffallig und stellte ich mir seit November folgende Fragen zur Beant- wortung. 1) Ob die Concentration der Lösung Einfluss auf die Schimmelbildung habe, 2) ob die Schimmelbildung eintrete, wenn die Lösungen gekocht und sofort gut verstopft würden, 3) ob die Säure durch die wiederholte Schimmelbildung zer- setzt resp. als solche von den Schimmelpilzen aufgenommen werde und 4) ob andere organische Säurelösungen derselben Schimmelbildung unterworfen wären unter Aufnahme der Säure als solche oder ob eine Zersetzung derselben eintrete.

Werner theilt im Juniheft das Verhalten einiger orga- nischer Säuren zur Vegetation der Schimmelpilze mit. Die- sen Beobachtungen mögen sich die meinigen änschliessen. Weitere Versuche und Beobachtungen werden nöthig sein und behalte ich mir vor.

Citronensäure.

1) Eine vollkommen klare, kaltbereitete Lösung von 3 Thln. Säure in 100 Thle destill. Wasser, welche mit einem Korkpfropfen gut verschlossen war, schied am 4. Tag weisse Flocken ab, welche nach und nach zunahmen und nach 6 Wochen die ganze Lösung mit einer fruchttragenden Schim-

20*

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u08 J. C. Blass , Schimmelbildung in d. wässr. Lösungen d. org. Säuren.

meldecke überzogen. Der Schimmel wurde durch Bewegen des Glases unter die Flüssigkeit gesenkt, so dass er, davon getränkt, sich theilweise am Boden absetzte, theilweise in der Flüssigkeit umherschwamm. Fünf Tage nachher fing die Flüssigkeit an, sich von neuem mit Schimmel zu überziehen. Die Decke wurde immer dicker, bis sie nach 3 Wochen Früchte trug. Sie wurde abermals in die Flüssigkeit ver- senkt und eine Erneuerung des Schimmels trat so lange auf, als der entstandene zum Untertauchen gebracht wurde. Vom November v. J. bis heute ist das Glas von Schimmeldecken angefüllt. Die abfiltrirte Flüssigkeit ist etwas gelb gefärbt, reagirt stark sauer und ist frei von allem Geruch und bedeckte sich nach einigen Tagen Ruhe abermals mit Schimmel.

Werner beobachtete, dass das Wachsthum der Pilze in der Citronensäure-, Bernsteinsäure -Lösung zwar rasch vor- wärts schreite, aber dass nach circa 8 Wocljen ein Stillstand in der Entwickelung eintrete. Femer fand er nur Pilze am Boden der Flasche.

Einen Stillstand der Vegetation in obiger Lösung konnte ich nur dann bemerken, wenn die Entwickelung der Pilze bis zur Fructification vorgeschritten war. Die Lösung war alsdann dicht mit Schimmel überzogen, die untere, die Flüssigkeit berührende Fläche, das Mycelium, lederartig ge- worden und die Sporen trölgenden Fruchtfaden, trocken und staubig. Durch Wegnahme der Schimmeldecke trat die Be- rührung der Sporen mit der Flüssigkeit und umge- kehrt der in der Flüssigkeit enthaltenen Sporen mit der Luft ein, so dass eine Weiterentwickelung stattfand. Das Verhalten schwächerer Lösungen, wie Werner sie anwandte, werde ich später besprechen.

Die abfiltrirte Flüssigkeit, mit Ammoniak schwach über- sättigt und Chlorcalcium versetzt, blieb klar und schied beim Kochen einen weissen Niederschlag aus, welcher sich in Es- sigsäure löste und durch Ammoniak in der Kälte nicht mehr gefällt wurde. Ein Tropfen, auf einem Glas freiwillig ver- dunstet, liess unter dem Mikroskop schöne wasserhelle Säu- len von Citronensäure erkennen. Fig. I.

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J. C. Blass , Schimmclbildung in d. wassr. Lösungen d. org. Säuren. 309

2) Eine klare Lösung von 5 Thln. Säure in 100 Thle Was- ser wurde einige Minuten ge- kocht, verstopft und dann ruhig bei Seite gestellt. Wenn sich auch wenige weisse* Flocken ausgeschieden hatten, so war doch die Lösung nach 6 Mona- ten mit keinem Schimmel über- zogen.

Fig. I.

3) Eine kalte und klare Lösung von 10 Thln. Säure in 100 Xhlc Wasser schied am 6. Tag weisse Flocken ab, welche in der Flüssigkeit schwammen und nach und nach die Oberfläche mit einer Schimmeldecke wie Nr. I überzogen.

4) Eine mehrere Minuten lang gekochte Lösung von dem- selben Gehalt blieb klar und unverändert.

6) Auf stärkeren Lösungen , welche 20, 30, 40 und 50% Säure enthielten, entwickelten sich ebenfalls Pilze, jedoch je concentrirter dieselbe war, desto mehr nahm die Schim- melbildung ab. In den gekochten Lösungen war nach Monaten nicht der geringste Schimmel zu entdecken.

6) In einer Lösung von 0,5 g. in 1000 g. dest. Wasser bildeten sich nach kurzer Zeit weisse Flocken, welche zunah- men und nach 6 8 Wochen aufhörten, sich zu vermehren. Sie schwammen entweder in der Lösung herum oder waren auf dem Boden des Glases abgelagert. Die Oberfläche der Lösung war von Schimmel frei. Bei wiederholtem Abfiltriren entstanden dieselben Flocken. Die Lösung reagirte, nach dem mehrmaligen Abfiltriren, nach der wiederholten Flocken- bildung sauer und wurde durch Reagentien sowohl als durch die Krystallisation Citronensäure nach 4 Monaten nach- gewiesen.

7) In einer gekochten Lösung von derselben Stärke war nach Monaten keine Schimmelbildung (Flocken) wahrzu- nehmen.

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310 j. C. Blass, Sehimmelbildiuig in d. wässr. Lösuugen d. org. Sauren.

8) Eine kalte und eine gekochte Lösung von 1 g. Säure in 1000 g. dest. Wasser zeigte dieselben Erscieinungen wie die Lösungen 2, 6 u. 7.

Aus diesen Versuchen geht hervor, dass sich in ver- dünnten Lösungen der Citren ensäure Schimmel entwickelt, welcher aber nie die Oberfläche der Lösung bedeckt, und dass die Schimmelbildung, wovon die Lösung mehr als 20^/0 Säure enthält, abnimmt. Bei den schwachen Lösun- gen schweben die Pilze in der Flüssigkeit, kommen nicht an der Oberfläche zur Fructification, die concen- trirteren, spec. schwereren Lösungen heben die Flocken empor, überziehen die Flüssigkeit und tragen Früchte. Die concentrirten, also sehr sauren Lösungen sind d^egen der Entwickelung von Pilzen entgegen.

Unter dem Mikroskop war der Pilz bei "allen Lösungen gleich. Er gehört zu den Muce- tineen. Die Fruchtfaden sind durch- sichtige, zarte, einfache, verästelte und nicht gegliederte Fäden, wo j . die Sporen in den Fäden des My- celiums entspringen , ketten- oder perlschnurartig sich aneinander reihen und die Zellwand ver- lassen, ohne sie zu verletzen.

Fig. II 500 f. Vergröss. ^^S- ^

Oxalsäure.

Eine Lösung, welche vergangenen Herbst gemacht worden war und in 1000 Theilen 0,4 Theile Oxalsäure enthielt, reagirt nicht mehr sauer und war, abgesehen davon, dass wenige weisse Flocken (Schimmel) abgeschieden waren, vollkommen klar und farblos. Die Flocken gaben unter dem Mikroskop dasselbe Bild wie der Schimmel der Citronen- säurelösung. Lösliche Kalksalze sowohl als Kalkwasser (frisches) brachten nicht den geringsten Nieder- schlag oder Trübung hervor j ebenso verhielten sich alle

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J. 0. Blass , Schimmelbildung in d. wässr. Losungen d. org. Säuren. Sil

anderen Reagentien auf Oxalsäure indifferent Tropfen, auf ein Glas verdunstet, liessen unter dem Mikroskope nicht die geringste Erystallbildung oder Rücketand erkennen.

Die Oxalsäure war also verschwunden. Die Schimmel- flocken schwammen in der Lösung und lagerten auf dem Boden, waren aber im Verhältniss zu dem Schimmel der Ci- tronensäure so gering, dass ich unmöglich folgern kann, dass durch den Schimmel die Oxalsäure zersetzt oder die Oxalsäure von dem Schimmel als solche auf- genommen sei.

Eine Vermehrung des Schimmels, nachdem chemisch keine Oxalsäure in ^ der Flüssigkeit mehr nachzuweisen war, konnte ich nicht bemerken; der Schimmel muss demnach nur die Bedingungen seiner Entwi ekel ung, seines Wachs- thums in der sauren Lösung finden, und muss, da er auch in anderen sauren Lösungep vegetirt, wie wir gesehen haben, nicht von der Oxalsäure allein abhängig sein.

Der Schimmel scheint ausserdem wie in der Gitronen- säurelösung am liebsten in Lösungen von 1 10 Theilen Säure in 100 Theile Wasser sich zu entwickeln. Concentrirte, sowie gekochte Lösungen waren seiner Entwickelung entgegen.

Bernsteinsäure.

Eine Lösung von 1 % Bernsteinsäure schied vom 5. Tage weisse Flocken ab. Dieselben, unter dem Mikroskope betrach- tet, hatten dieselbe Zeichnung wie oben. Eine andere Spe- cies mit anderen Eigenschaften war nicht zu unterscheiden. Die Flocken schwebten nicht allein am Boden des Gefasses, sondern legten sich auch auf der Oberfläche an, und tru- gen dann Früchte. Nach 10 Wochen war eine Vermeh- rung des Filzes eingetreten, die Oberfläche der Lösung war mit Schimmel überzogen. Ein weiteres Wachsthum war erst dann zu erkennen, als die Schimmeldecke unterge- taucht, sich von neuem Schimmel auf der Oberfläche, wie bei der Citronensäürelösung, ablagerte. Wurde Lackmuspapier

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312 J. C. Blass, Schimmclbildung in d. wässr. Lösungen d. org. Säuren.

auch noch geröthet, so war die Färbung keineswegs so intensiv, als bei der frischen Lösung. Eisenchlorid brachte in der neutralen Lösung einen hellbraunen Niederschlag hervor, welcher sich in Säuren löste, und ein Gemisch aus Wein- geist, Ammoniak und Chlorbarium gab einen weissen Nieder- schlag. Ein Tropfen, auf einem Glase freiwillig verdunstet, gab farblose, aus prismatischen Krystallen bestehende Kni-

sten. Fig. IIL In einer ge- kochten Lösung von derselben Stärke war nach 6 Wochen keine Schimmelbildung wahrzunehmen.

Eine Lösung von 0,1% Bern- steinsäure schied nur wenige Schimmelflocken aus und konnte nach 10 Wochen noch Bern- steinsäure nachgewiesen werden.

Fig. IIL

Weinsteinsäure.

Eine kalte Lösung von 1 : 1000 Theilen schimmelte bald. Das Wachsthum der Pilze war bedeutender als bei der Oxal- säurelösung und muss ich verneinen, dass die Weinsäure den Pilzen nicht geschmeckt haben sollte, wie Werner sagt. Der Pilz selbst konnte als keine abweichende Species von den obigen angesehen werden und wurde seine Entwicke- lung in wenige Minuten gekochten Lösungen unterdrückt Wurde der Schimmel durch Filtration entfernt, so lagerten sich bei verdünnten sowohl als concentrirten Lösungen wie- derholt Schimmelflocken ab; bei concentrirten Lösungen wa- ren Pilze auf der Oberfläche wahrzunehmen, welche Früchte trugen. Weinsteinsäure konnte ich in allen Lösungen nach- weisen.

Wie durch Versuche festgestellt ist, schreibt man die Entwickelung anderen Organismen in Wasser bei längerem Stehen theils den im Wasser enthaltenen, theils den in der Luft sich befindenden, im Wasser eben zum Keimen kommen-

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J. 0. Blass, Schimmelbildung in d. wässr. Lösungen d. org. Säuren. 813

den Sporen zu. Sie entwickeln sieh nur dann, (wenn die Bedingungen der Keimung gegeben sind. In kochendem Wasser verlieren sie die Keimfähigkeit, sodass auch keine Entwickelung von Pilzen in den Säurelöshngen, welche gekocht waren, eintrat, wenn dieselben sofort verschlossen wurden. Wir finden eingemachte Friichte mit Schimmel bedeckt, wenn dieselben nicht vorher sorgfältig mit Wasser abgewaschen, wenn die Flüssigkeit (der Saft) nicht hinlänglich eingedampft, sofort in erwärmte Gefässe kochend aufgenommen und mit Elase luftdicht verschlossen werden. Dieser Schimm'el dufch- dringt nicht das Obst, sondern ist nur auf der Oberfläche entwickelt. Vorsichtig abgenommen, entwickelt sich derselbe von neuen7"oiiuv>-d4Ma Früchten einen unangenehmen Geschmack mitzutheilen. Man kann, fliese Schimmeldecke gleichsam als eine schützende Decke betrachten, welche entsteht, wenn stickstofffreie organische Stoffe zersetzt werden, wenn die Vorbedingungen der Gährung, Zutritt der Luft, Wärme und Feuchtigkeit vorhanden sind. Wären die Keime organisirter Wesen die nächste Veranlassung der Gährung, der Zersetzung, so tritt meist eine Gasentwickelung auf und die vorhande- nen und sich gebildeten organischen Säuren, als Weinsäure, Aepfelsäure, Traubensäure, Citronen- und Essigsäure werden durch die Schimmelbildung dadurch, dass sie die Luft abhält, welche neue Keime zuführen könnte, nicht weiter zersetzt. Denn zu einer bestimmten Umsetzung bedarf ein jeder Kör- per eines eigenthümlichen Fermentes in ^inem bestimmten Zustande der Zersetzung.

Auf Oxalsäure, Citronen -, Weinstein - und anderen orga- nischen Säurelösungen bildet sich Schimmel, ohne dass eine Gährung, ohne dass eine Zersetzung mit irgend einer Gasentwickelung wahrgenommen wird, und dennoch ist die Oxalsäure wenigstens, da ich ein Gleiches von den anderen organischen Säuren vorläufig noch nicht sagen kann, vollständig verschwunden. Jedenfalls aber ist die Zer- setzung der Oxalsäure nicht von dem Schimmel ab- hängig zu machen; in einer gekochten Lösung war »ach 4 Monaten keine Schimmelbildung wahrzunehmeu

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314 C. u. £. Mylius, üeber die Zusammensetzung des Cascarillind.

und darin ebensowenig Oxalsäure nachzuweisen, als wie in einer kalten Lösung.

Vergleicht man ausserdem die unbedeutende Schim- melbildung einer Oxalsäurelösung mit der einer Citronensäure- lösung, welche so massenhaft auftritt, so kommt man unwillkürlich zu dem Schlüsse, dass die Oxalsäure in wäss^ riger Lösung allein zersetzt werden müsse.

Fernere Versuche werden nöthig sein, um mit Eestimmi- heit die Zersetzung der wässrigen Lösungen der organischen Säuren durch den gebildeten Schimmel zu begründen. Ich werde später darauf zurückkommen und versuchen, ob der Schimmel die Ursache der Zersetzung der Säuren ausser der Oxalsäure ist, oder ob er sich in Folge der Zersetzung bildet, fiodass der wässrigen Lösung die Zersetzung allein zuzu- schreiben ist; ferner ob der Schimmel die Säuren als solche aufnimmt und in welcher Weise und nach welcher Zeit die Aufnahme der Zersetzungsproducte erfolgt.

Uelber die Zusammensetzung des Casearillins.

Von C. MyliuS'Und E. Mylius.

Bekanntlich enthält cortex Cascarillae einen krj- stallisirbaren Bitterstoff, welcher von seinem Entdecker Du- val Cascarillili genannt worden ist. Derselbe wurde seit seiner Entdeckung nur noch einmal erwähnt. R. V. Tusow nemlich bemerkt (Chem. Soc. Joum. (2) II, 195), dass das Cascarillin mit dem von ihm entdeckten Ricinin, einer Base, welche in dem Samen von Ricinus communis enthalten ist, grosse Aehnlichkeit besitze. Er ist zu dieser Annahme augenscheinlich nur dadurch veranlasst worden, dass sowohl Ricinus als Croton eluteria, die Stammpflanze des cor- tex Cascarillae, den Euphorbiaceen angehören und sowohl Ricinin wie Cascarillin einen bittern Geschmack besitzen. Im Uebrigen ist aber zwischen beiden Körpern nicht die geringste Aehnlichkeit vorhanden.

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C. u. £. MyliuB; Ueber die Zusammenaetzung des Gascarillins, 31ä

In Extractum Cascarillae Pharm, bor. ed. VIL wurde ein weisser Absatz beobachtet, welcher aus lauter Eügelchen bestand, ähnlich dem Inulin, und beim Auflösen des Extractes in Wasser ungelöst zurückblieb. ' Da sich derselbe in Alkohol und Aether leicht zu einer sehr bittern Flüssigkeit löste, so wurde sofort vermuthet, dass hier das von Buval entdeckte Cascarillin vorläge. In der That bestätigte sich diese. Ver- muthung, als nach mehrmaligem Umkrystaliisiren aus Alkohol die Eigenschaften der so gereinigjten Substanz mit den von Duval über das Cascarillin gemachten Angaben verglichen wurden. Die letzteren können wir im Allgemeinen nur be- stätigen. Das Cascarillin war leicht löslich in Aether und heissem Alkohol, schwerer in kaltem Alkohol und Chlo- roform, sehr schwer löslich in Wasser. Da diese Ver- hältnisse einiges Interesse für die pharmaceutische Praxis besitzen, so wurde die Löslichkeit für Wasser und Alkohol festgestellt.

Löslichkeit in Wasser. 47,165 g. einer bei 100*^ gesättigten Lösung hinterliessen nach dem Verdampfen in einer Platinschale 0,060 g. Rückstand. Demnach lösen 100 Theile Wasser von 100<> 0,127 Theile Cascarillin.

Löslichkeit in Weingeist (Spir. Vini rectfctssms.) 13,233 g. einer bei + 8^ gesättigten Caecarillinlösung liefer- ten beim Verdampfen 0,427 g. Cascarillin, Somit lösen 100 Th. Weingeist von + 8<> 3,33 Th. Cascarillin, d. h. etwa 30 mal soviel wie 100 Th. heisses Wasser. Daraus würde sich ergeben, dass in Fällen, in welchen eine Lösung von Extractum Cascarillae in einer wässrigen Flüssigkeit ver- langt wird, wenn irgend möglich diese so ausgeführt wer- den soll, dass eine durch wenig heissen Weingeist erhal- tene Lösung des Extractes mit der wässrigen Flüssigkeit gemischt würde. Dadurch scheidet sich das Cascarillin in 80 fein vertheiltem Zustande ab, dass es leicht in der Flüssigkeit schweben bleibt.

Cascarillin giebt, übereinstimmend mit den von Duval gemachten Angaben, mit concentrirter Schwefelsäure eine

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316 C. u. E. Mylius, Ueber die Zusamnionsetzung des Cascarillins.

rothe Lösung y aus welcher durch Wasser grüne Flocken gefönt werden. Eine Lösung und Färbung reinen Casca- rillins durch Salzsäure dagegen konnte nicht beobachtet wei^- den. Wohl aber wurde eine grüne Lösung mittelst Salz- säure aus nicht vollkommen reinem Bitterstoff erhalten. Unter dem Mikroskope zeigte das CascariUin, wie auch Duval angiebt, mikroskopische, nadelförmig prismatische Xry stalle. Bieselben schmelzen bei 205 ^

Dass das CascariUin mit dem Eicinin Tasows gar keine Aehnlichkeit besitzt, ergiebt sich aus der Verglei- chung der Zusammensetzung beider. Während nemlich Ri- cinin ein Alkaloid ist, enthält das CascariUin gar keinen Stickstoff und verhält sich vollkommen indifferent gegen Säuren, sowie Alkalien. Seine Zusammensetzung entspricht der em- pirischen Formel C«H»0^*) oder besser C^^H^^O*. Dieselbe wurde durch folgende Analysen festgestellt:

L 0,2757 g. Substanz, mit Kupferoxyd verbrannt, gaben 0,633 CO« und 0,1975 H^O.

n. 0,3065 g. Substanz, wie auch in den folgenden Fäl- len mit Bleichromat verbrannt, lieferten 0,7162 CO* und 0,2215 H^O.

IIL 0,2573 g. Substanz einer neuen Darstellung gaben 0,604 CO 2 und 0,187 H^O.

IV. 0,2674 g. Substanz, nach nochmaligem Umkrystalli- siren verbrannt, lieferten 0,6240 CO« und 0,1969 H^O.

, Versuch.

Theorie. I. II. III. IV.

C^« 142 63,71 62,62 63,72 64,02 63,64 H18 18 7,97 7,99 8,02 8,07 8,14 0* 64 28,32 _ _ _ _

226 100,00. Es wurden auch Versuche gemacht, aus der durch die Analyse festgestellten empirischen Formel durch Darstellung von Derivaten eine rationelle abzuleiten. Dieselben haben

♦) 0 = i6,

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C. u. E. Mylius, Ueter die iZusammenöetzung des Öascarillins. 3 17

jedoch bisher leider zu keinen Resultaten geführt. Casca- rilUn wird zwar von Brom energisch angegriffen, das harz- artige indifferente Product war jedoch nicht rein zu erhalten. Rauchende Salpetersäure liefert unter starker Gasentwick- lung, also wahrscheinlich unter gleichzeitiger Oxydation, ein gelbes harzartiges Nitroproduct, welches bisher keine befrie- digende analytische Zahlen geliefert hat. Um die Unter- suchung derselben zu ermöglichen, müssen erst grössere Quantitäten des Bitterstoffs aus Cascarillarinde dargestellt werden.

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S18

XI. IS'aturgQ^cliiclite und Phanna- oognosie.

Chemische Untersuchung des Lukao oder chine- sischen Gfrflns.

Von Cloez und Guignet.*)

Das chiDesische Grün oder Lukao, von welchem D. Köch- lin zuerst (1848) Nachricht gab, wurde bald darauf der Gegenstand zahlreicher Untersuchungen von Persoz, Mi- chel, Charvin etc. Dem Letztem gelang es auch, dasselbe aus den einheimischen Kreuzbeeren darzustellen.

Indessen gerieth es, nachdem es eine Zeit die Aufmerk- samkeit der Chemiker und Färber lebhaft beschäftigt hatte, fast vollständig in Vergessenheit; es räumte den scheuen Anilingrünen das Feld, war übrigens auch schwierig zu behandeln und sehr theuer.

Immerhin schien es uns aber interessant, das Studium dieses Productes wieder aufzunehmen, namentlich um es ganz rein zu bekommen und seine Beziehungen zu den zahlreichen farbigen Extractionen der verschiedenen Arten von Kreuz- beeren kennen zu lernen.

Das Lukao ist ein wahrer Lack, der sehr viel (gegen 26 Proc.) mineralische Materien (Thonerde, Kalk, Eisenoxyd), auch gegen 10 Proc. Feuchtigkeit enthält.

*) Bullet, de la Soc. ehim. cL Paris 1872. XVII. 247. Frühere Nachrichten über diese Farbe sind niitgethciltinWittstein'sVierteljahresschr. XI. 370. , JFat,

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Cloez u. Gulgnet, Chero. Üntersucliung d. Lukao od. cbines. Grün. 319

Verhalten zu Wasser. Kaltes Wasser nimmt nur wenig davon auf; bei längerer Digestiom damit blähet es sich auf und löst sich in weit grösserer Menge. Wenn es mit Wasser in einem verschlossenen Gefasse eine Woche lang gestanden hat, so unterliegt es einer Art Gährung und theil- weisen Reduction. Die nunmehr abfiltrirte Flüssig^keit sieht tief blaugrün aus. Der mit kaltem Wasser erschöpfte Rück- stand löst sich in heissem Wasser mit violettrother Farbe. Dieses Yiolettroth ist weiter nichts als reducirtes Grün, denn die Flüssigkeit setzt- an der Luft einen reichlichen blauen Niederschlag vom Ansehn des Indigo ab, und wenn man ein baumwollenes, leinenes oder seidenes Gewebe hineintaucht, so färbt es sich beim Aussetzen an die Luft, wie beim In- digo, blau.

Man könnte hiernach vermuthen, der so erhaltene blaue Körper sei der Farbstoff des Lukao im reinen Zustande; allein dem ist nicht so, er ist nichts als ein reinerer Lack, der noch viel mineralische Materie enthält. Diese Reduction durch Gährung bietet mithin nur für die Färberei Interesse dar und liefert kein hinreichend reines Product.

Setzt man zu dem Gemisch von Lukao und Wasser in einem Gasentwicklungsapparate Bierhefe, so tritt Gährung und eine beträchtliche Menge Gas auf. Dabei wird aber das Lukao nicht einfach reducirt, und man erhält eine scharlachrothe Flüssigkeit, aus welcher sich an der Luft kein blauer Körper absetzt, sondern ein tief violetter, auf den wir weiter nun noch zurückkommen werden (ammoniakalisches Lukaetin).

Verhalten zu kohlensauren Alkalien. Das Lukao löst sich leicht in kohlensaurer Kali- oder Natron- lauge, erleidet aber dabei eine Veränderung, und was sich daraus beim Verdünnen mit Wasser niederschlägt, ist eben- falls noch kein reiner Lack.

Nach zahlreichen Versuchen ist es uns auf folgende Weise gelungen, den Farbstoff hinreichend rein zu bekommen. Zu einer Lösung von 100 g. kohlensauren^ Ammoniak in 4 Litern Wasser setzt man 100 g. grob gepulvertes Lukao

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32Ö Cloez u. Guignet , Chem. Untersuchung d. Lukao od. chines. Grrün.

und schüttelt fleissig um. Nach 4 Tagen hat die Flüssigkeit eine tief blaugrüne Farbe angenommen. Man filtrirt, und verdunstet im Wasserbade zur Austreibung allen Ammoniak- carbonats , wobei 60 g. eines blauen , in Wasser vollständig löslichen Product's zurückbleiben, welches eine Verbindung des reinen Farbstoffes (den wir Lukain nennen wollen) mit Ammoniak ist Dadurch wird zugleich die Angabe von Persoz, dass das reine Lukao nicht grün, sondern blau aus- sehen müsse, bestätigt

Das ammoniakalische Lukain verhält sich übrigens wie ein Ammoniaksalz; es entwickelt schon in der Kälte mit Kali und in der Wärme mit Magnesia Ammoniak. Im letztern Falle entsteht ein bläulich - grüner Magnesialack, der sich in Essigsäure löst und durch Weingeist in schönen blauen Flocken niedergeschlagen wird.

Dieses ammoniakalische Lukain ist aber noch nicht ganz rein, denn es hinterlässt beim Verbrennen fast 7ioo Asche. Um es vollkommen rein zu erhalten, muss man die Lösung des Lukao in kohlensaurem Ammoniak vermittelst Weingeist niederschlagen, und das dunkelblaue Präcipitat mit Weingeist auswaschen. Die Waschflüssigkeit enthält braune Materien und Zucker. Das reine Präparat gab bei der Analyse im Mittel:

50,950 Kohlenstoff 5,655 Wasserstoff 2,137 Stickstoff 41,258 Sauerstoff

100,000 welche Zahlen der Formel NH^O + C^^hssoss entsprechen. Die Metallsalze geben mit der Lösung des ammoniaka- lischen Lukains Niederschläge, welche wahre Lacke zu sein schein^en, aber schwierig rein zu erhalten sind, denn die weissen Salze (z. B. Chlornatrium) fallen das ammoniakalische Lukain aus seiner Lösung unverändert Bei längerm Waschen löst sich der Niederschlag wiederum in reinem Was- ser auf.

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Cloez u. Guignet, Chem. tJntersucbung d. Lukao od. cbines. Grün. 321

Wirkung der Wärme auf das ammoniakali- sche Luka'in. Wenn man es mehrere Stunden lang einer Temperatur von 100^ aussetzt, so erleidet es eine merkwür- dige Veränderung; es bildet sich nemlich eine violette Ma- terie, welche sich weder in kaltem noch in heissem Wasser, auch nicht in kohlensaurem Ammoniak löst, kann also von dem unverändert gebliebenen ammoniakalischen Lukam durch Auswaschen befreit werden.

Noch leichter erhält maA es auf eine später anzuge- bende Weise, Wirkung der Schwefelsäure auf das Lukai'n. Behandelt man das ammoniakalische Lukai'n warm mit verdünnter Schwefelsäure (1 Säure und 20 Wasser), so zerföllt es in Glykose nebst andern löslichen Producten und in einen braunrothen, in der verdünnten Säure unlösli- chen Körper. Letztern, der durch Waschen mit Wasser, dann mit Weingeist leicht zu reinigen ist, nennen wir Lu- kaetin, und er scheint uns zu dem Lukain in dersellpen Beziehung zu stehen, wie die Gallussäure zum Taniiin, das Kham netin zum Bhamnin.

Das Lukain wäre hiemach ein Glykosid. In der That fanden wir, dass der bei seiner Spaltung auftretende Zucker fähig ist zu krystallisiren , zu gähren und alkalisches Kupfer- tartrat zu reduciren.

Das bei 100® getrocknete Lukaetin entspricht in seiner elementaren Zusammensetzung der Formel C*®H®0^*^. Es löst sich sehr wenig in Wasser und sonstigen Menstruis, am besten noch in kochender conc. Essigsäure, woraus es beim Abdampfen sich unverändert wieder abscheidet. In kaltem Wasser quillt es ähnlich wie Traganth auf. Selbst durch die leisesten Spuren Alkali verändert sich seine Farbe in tiefstes Violett. Durch Digeriren mit wenig kohlensaurem Ammoniak wird es hellviolett, dabei auch zugleich in Wasser leicht löslich und auf Gewebe übertragbar. Mit viel kohlen- saurem Ammoniak behandelt, entsteht ein Blauviolett, das sich in dem Alkali gar nicht löst; aber wenn dieses durch Waschen beseitigt worden ist, so nimmt reines Wasser kleine Mengen davon auf.

larob. 4. Pbann. KI. Belh«. Uh Bdf. 4. Hft, 21

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32*2 Oloez u. Guignet, Chem. üntersucliung d. Lukao od. cbines. Griin.

Das Lukaetin ist übrigens sehr beständig. Durch Schwe- felammonium wird es, wie das Lukain selbst, reducirt; es entstehen rothe Flocken, welche sich wenig in der ammoniaka- lischen Flüssigkeit lösen und an der Luft wieder violett werden.

Lange mit unterschwefligsaurer Katronlösnng gekocht, wird das violette Lukaetin zersetzt, während die Flüssigkeit eine grüne Farbe annimmt

Verhalten zu Salpetersäure. Das ammoniaka- lische Lukain löst sich, wie das rohe Lukao in rauchender und selbst in gewöhnlicher Salpetersäure mit braunrother Farbe; beim Erwärmen entweichen braune Dämpfe und die Flüssigkeit nimmt eine dunkelgelbe Farbe an.

Zur Erzielung einer reineren Reaction operirten wir mit dem Lukaetin, da dieses keinen Zucker enthält. Auch mit diesem erhielten wir eine gelbe, stark färbende Materie und ausserdem viel Oxalsäure. Die gelbe Materie löst sich in Wasser, Weingeist und Aether; durch Alkalien nimmt sie eine dunkler gelbe Farbe an. Von der Pikrinsäure unter- scheidet sie sich dadurch, dass sie nicht bitter schmeckt Seide wird dadurch lebhaft gelb gefärbt Durch Verdunsten ihrer Lösung erhält man sie in Krystallen.

Verhalten zu Schwefelsäure. Conc. Schwefel-^ säure löst das Lukaetin mit tief purpurbrauner Farbe auf. Wasser fallt diese Lösung und es schlägt sich ein in Was- ser und saurem Weingeist unlöslicher Körper nieder, der durch schwache Alkalien dunkelgrün und in Weingeist lös- lich wird; er besteht aus C^^H^O®, enthält also 2 HO weni- ger als das Lukaetin.

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J. H. Dodge, Die Nahrungsmittel der Nordaiiierikanischen Indianer. 823

Die Nahrungsmittel der Nordamerikanischen Indianer.

Von J. R. Dodge.

(Ackerbau -Bericht der Vereinigten Staaten von Nordamerika für das Jahr 1870, bearbeitet von A. Hirschberg.)

Die hier aufzuführenden, von den nomadisirenden India- nern gebrauchten Nahrungsmittel sind bis hieher als solche grösstentheils unbekannt gewesen; diese Nomaden sind nem- lich meist zu indolent für einen regelmässigen Ackerbaube- trieb, sehen denselben vielmehr mit einer gewissen Verachtung an und sorgen in der Zeit, wo die zu ihrer Nahrung dienenden wildwachsenden vegetabilischen Producte als Yorrath gesam- melt werden können, nur ausnahmsweise für die Zeiten der Noth. Kein Wunder also, dass in solchen Zeiten eine grosse Sterblichkeit ihre Reihen lichtet und ist es fast un- glaublich, mit welchem durch den Hunger gesteigerten Scharf- sinn dieselben dann die gemeinsten und ekelhaftesten Thiere, Insecten, Wurzeln und Kräuter sich als Nahrungsmittel aneig- nen. Nichts wird verschmäht, alles was auf der Erde wächst oder auf derselben lebt, es müsste denn absolut giftig sein, wird verschlungen. Als Wohnungen dienen diesen Menschen zuweilen sogen. Wigwams, nicht selten aber nur hohle Bäume oder Felsenhöhlen, und die vor dem Winde geschützte Seite reines Reisighaufens, von welcher dieselben ihre Lagerfeuer anmachen, ist öfter nur ihr und ihrer Eamilien einziges Obdach. Sie sind hiernach mehr den Thieren ähnlich, denen sie den Wald streitig machen, ein Kampf um das Dasein, bei dem der Sieg nicht immer auf Seite des Menschen bleibt.

Wurzeln und Knollen.

Erdnuss, Apios tuberosa, die ächte pomme de terre der Franzosen, wächst auf Flussbänken und angeschwemmtem Lande, wird von den Sioux - Indianern Modo genannt und gekocht vielfach genossen.

Dill, Anethum gravaeolens, Yampah der Indianer, die Wurzel, welche bei ihnen ein Handelsartikel ist, wird genos- seia, der Same als Gewürz gebraucht

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^24 J, E. Bodge, Die Kahrungsmittel det Nordamerikanischen Indianer.

Wolfsmilch, Asclepias tuberosä. Die gekochten Knollen werden gegessen, aus den wohlriechenden Blüthen bereiten die Sioux einen rohen Zucker, die grünen Samen- kapseln werden mit Buffalofleisch gekocht, die jungen Triebe von einigen Indianerstämmen gleich wie die Spargel genossen.

ßosskastanie Yon Galifornien, Aesculus Cali- fornica. Ein zwerghafter Zierbaum, welcher eine grosse Menge Früchte liefert Dieselben werden gepulvert, und, um denselben ihre Bitterkeit zu nehmen, mit Wasser ausgelaugt; von dem so dargestellten Mehl wird Brod gebacken. Die Californischen Indianer consumiren diese Bosskastanien in sehr grossen Mengen.

Amerikanische Aloe, Agave americana. Diese, im Ursprungslande Mescal genannte Pflanze, ist ein Haupt- nahrungsmittel der Indianer von Neu -Mexico, Arizona und Sonera, kann aber wegen ihres pfefferartigen Geschmacks nicht ungekocht genossen werden und wird der von den Zweigen befreite Stamm zerstückelt in Gruben über zuvor erhitzten Steinen mit feuchtem Grase geschichtet. Nach drei Tagen hat sich der Inhalt dei> Gruben in eine bräunliche, essbare, birnenartig schmeckende Masse verwandelt, welche, in Streifen geschnitten und getrocknet, sich jahrelang hält. Aus den verkohlten Astspitzen bereiten die Apachen die Farbe, mit welcher sie das Gesicht bemalen ; die getrockneten Zweige dienen statt des Tabacks zum Bauchen. Die Apachen und Papajos bereiten aus dem gerösteten Mark, nachdem dasselbe mit Wasser Übergossen und das Gemisch in Gährung ver- setzt worden, durch Destillation den sehr beliebten und star- ken Meskal, Branntwein von eigenthümlichem nicht unange- nehmem Geschmack, eine Procedur, welche sie sehr geheim halten.

Balsamorrhiza incana und B. helidnthoides.

Callirrhoe pedata. Edosmia montana. Gly- cyrrhiza lepidota, Helianthus tuberosus. Die Wur- zeln dieser Pflanzen werden von verschiedenen Indianerstäm- men zum Theil gekocht; zum Theil roh genossen.

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J. B. Dodge, Dio NahruBgsmittel der Nordamerikaniscben Indianeif. 325

Wilder Sago, Calpchortus luteus. Die Wurzel, von der Grösse einer Wallnuss, ebenso wohlschmeckend als nahrhaft, wird von den Indianer Kindern in Califomien, Ari- zona und Utah als Confect genossen. Dieselbe wurde von den Mormonen in den ersten Jahren ihrer !N^iederlassung in Utah in grossen Massen consumirt.

Helosciadium Californicum. Die Wurzeln dersel- ben gelten bei den Oregon -Indianern als Leckerbissen. Die schwarzen Knollen springen beim Kochen der Länge nach auf, das Innere derselben ist schnee weiss, mehlig und von mildem, leicht petersilienartigen Geschmack. Die Gultur die- ser Wurzel ist sehr zu empfehlen.

Ipomoea leptophylla. Diese prächtige, in den was- serarmen Wüsteneien des Westens wachsende Pflanze wird wegen ihrer Grösse und Gestalt gewöhnlich Manns -Wurzel oder Erd-Mann genannt. Einige Indianerstämme gemessen, wenn sie durch Hunger genöthigt, die geröstete, keineswegs schmackhafte oder nahrhafte Wurzel.

Lewisia rediviva. Spatulum der Califomischen In- dianer. Die grosse, spindelförmige, aussen schwarze, inwendig weisse mehlige Wurzel ist ein sehr concentrirtes Nahrungs- mittel, von welchem getrocknet eine Unze (engl.) zu einer Mahlzeit hinreicht. Verdient angebaut zu werden.

Ginseng, Panax horridum. Die Wurzel dieser Pflanze steht bei den Alaska -Indianern in dem Rufe über- natürlicher Kräfte; von ihren Zauberern genossen, soll sie denselben Gewalt über Andere verleihen; sie gehört desshalb zu den Hauptrequisiten der Medicin - Männer.

Nuphar advena. Die Wurzel wächst 4 5 Fuss tief unter Wasser, ist 1 bis 2 Fuss lang, wird von den In- dianerinnen mittelst Untertauchens gesammelt, enthält viel Schleim und wird gekocht oder geröstet genossen. I^ie Sa- men werden zu Brod verbacken, oder als Grütze auch geröstet gegessen.

Peucedanum ambiguum. Die Wurzel giebt ein gutes Mehl, aus welchem ^4 ^i» V2 ^oU dicke, einen Fuss breite, 3 Fuss längliche Kuchen gebacken, welche ^n der

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326 J. R. Dodgc, Die Nal.rungsmittcl der Nordan;erikaiiiscben Indianer.

Mitte mit einem Loch versehen als Provision auf Reisen an dem Sattel befestigt werden. Die Kuchen schmecken fade.

Brodwurzel, Psoralea esculenta. Die hühnerei- grosse Wurzel liefert von ihren äusseren Hüllen befreit und getrocknet ein gelblich weisses Mehl, wird von den Indianern in Nebraska und Kansas als ein Luxusartikel angesehen und von denen am St. Croixfluss dem grossen Geißt als Friedens- gabe dargebracht.

Pteris aquilina. Das Innere der Wurzel, welches geröstet wie Weizenteig aussieht, wird von den Indianern des Nordens genossen, die der Wurzel eigenthümliche Schärfe von ihnen nicht beachtet und scheint es, dass die Wurzel nahrhaft sei.

Scirpus lacustris. Die Wurzel wird von mehreren Indianerstämmen theils roh, theils als Mehl zu Brod ver- backen, gern genossen; das Mehl derselben ist weiss, süss und sehr nahrhaft, gequetscht und mit Wasser gekocht, giebt dieselbe einen guten Syrop, gekaut soll sie sowohl nahr- haft als ein Mittel gegen den Durst sein, wesshalb die In- dianer von Arizona dieselbe als Reiseprovision gebrauchen.

Pfeilspitze, Sagit taria variabilis, die länglichen hühnereigrossen Knollen dieses, auch in den Atlantischen Staaten vorkommenden Wassergewächses sind gelbweiss mit vier schwarzen Ringen bezeichnet und besitzen im frischen Zustande einen bitterlichen Geschmack, welcher sich beim Kochen verliert. Sowohl die Indianer als die Wasservögel stellen diesen Knollen sehr nach und fallen letztere hierbei den ersteren zur Beute. Uni die Knollen zu sammeln, gehen die Indianer in die betr. Gewässer und reissen dieselben mit den Zehen ab, worauf die Knollen auf der Oberfläche des Wassers sich erheben.

Wilde Hyacinthe (Camassia esculenta). Die weisse zwiebelartige wallnussgrosse Wurzel schmeckt roh mild und schleimig, gekocht fast wie Kartoffeln. Die Indianer rösten dieselbe mehrere Tage in Gruben zwischen heissen Steinen, wodurch dieselbe in weiche leimartige süsse Masse verwan- delt wird. Die gekochten Wurzeln werden auch zu Massen

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J. R. Dodge^ Die Nahrungsmittel der Nordamerikanischen Indianex*. 8*27

gepresst, welche in der Sonne getrocknet, zwar eine unappe- titliche Farbe annehmen, aber süss und nahrhaft bleiben und wird diese Wurzel von mehreren Indianerstämmen reichlich genossen.

Scorzonella ptilaphora. Die Wurzel dieser Pflanze wird ungeachtet ihres bitterlich schmeckenden Milchsaftes von den Nez-Percös roh verzehrt.

Kartoffeln, Solanum Fendleri. Dodge hält diese Species für die Mutterpflanze der cultivirteri Kartoffel. Er fand dieselbe in grosser Menge in Neu- Mexico zwischen Fort Wingate und Fort Defiance, einer Gegend, welche von den Navajo Indianern bewohnt wird, denen im Winter diese Kartoffel als Nahrung dient. Die Knollen sind klein, haben meistentheils nur einen Durchmesser von ^a ^U ^oll und schmecken nussartig. Die Indianerinnen durchwühlen beim Aufsuchen der Knollen den Boden mit sehr primitiven Ge- räthen in allen Eichtungen und verzehren die Indianer diese Knollen in so grossen Quantitäten auf einmal, dass sie zur Unterstützung des Verdauungswerkes bei solchen Mahlzeiten gleichzeitig kleine Mengen einer magnesiahaltigen Erde zu sich nehmen. Im Jahre 1869 ist diese Kartoffel mit Er- folg in Nordamerika cultivirt worden.

Wilder Baldrian, Valeriana edulis, Tabacks- wurzel der Indianer. Die Wurzel riecht und schmeckt frisch wiederlich wie Kautaback und der stärkste Hunger nur hat zur Entdeckung ihrer Eigenschaft als Nahrungsmittel führen können. Im frischen Zustande ist dieselbe giftig, verliert aber durch zweitägiges Rösten diese Eigenschaft und bietet^ dann eine nahrsame Speise dar, der Gestank der frischen Wurzel tritt namentlich hervor, wenn sie zu Brod oder zu Suppen verbraucht wird, nichts desto weniger ist dieselbe eine Lieblingsspeise der Indianer des Nordens und des Nord- Westens.

Getrocknete Früoh'te und Nüsse.

Eicheln, Quercus agrifolia, Q. Emoryi, Q. oblongifolia und Q. Hudsii sind die hauptsächlichsten Eichen, welche den

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828 J. fi. Büdge, Die Nuhrungsmittcl der NordamerlkanisQhea Indianer.

Indianern ihre Früchte liefern, die roh oder geröstet genossen werden. Aus dem mit Wasser angemachten Mehl der getrockneten oder gerösteten Eicheln machen sie auch Kuchen, welche in der Sonne getrocknet oder in heisser Asche gebacken werden. Die Goldgräber unter den Indianern verwahren die Eicheln in grossen Weidenkörben als Wintervorrath , welche sie mit Erde und Gras bedecken. Die Früchte der in Neu- mexico vorkommenden Zwergeiche sind weniger bitter, manche Species sogar von süsslichem Geschmack und kommen diese in Arizona und Neumexico unter dem Namen Bayatis als Handelsartikel vor.

Mesquite, Algarobia gländulosa. Die bohnen- gleichen Samen dieses in Wildnissen sehr häufigen Saums sind ein wichtiges Nahrungsmittel der Indianer. Die 6 bis 9 Zoll langen röthlich gelben Schoten reifen im Juni, werden von Indianern und Weissen auf Reisen genossen, sind nahr- haft, von süsssäuerlichem Geschmack und durstlöschend. Gequetscht und mit Wasser angemacht giebt das Gemisch nach einigen Stunden eine dickliche Brühe, welche von den um diese Lieblingsspeise versammelten Indianern mit der hohlen Hand zum Munde geführt wird und bietet es einen grotesken Anblick eine solche Versammlung, deren Theilneh- mer in kurzer Zeit über und über mit dieser Brühe beschmiert sind und deren Haar auch eben nicht den Eindruck der Rein- lichkeit macht, zu beobachten. Weder Rang, noch Geschlecht, noch Alter macht hierbei einen Unterschied; die strahlenden Gesichtszüge und die aufgetriebenen Bäuche der Tischgenos- sen zeugen einerseits von dem Wohlbehagen derselben, andrerseits von den cölossalen Massen, welche dieselben zu sich genommen. Die getrockneten Schoten sind lange Zeit haltbar und bilden für eine ganze Reihe von Indianerstäm- men einen Luxusartikel. Das Mehl derselben wird mit Was- ser zu Kuchen geformt und werden diese dann in der Sonne getrocknet; ist das Mehl nicht sorgfältig bereitet, so wird dasselbe von einem Insect,. aus der Species Bruchus, ange- grifien, was aber die Indianer nicht hindert, dasselbe, welches dann bald eine lebende Masse darstellt, sammt den Insecten

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J. B. Dodge, Bie Nahrangsmittel der Nordamerikanischen Indianer. 329

zu geBiessen. Das gute Mehl giebt mit Wasser, umgegohren und gegohren, ein angenehmes Getränk. Aus den Schoten wird ein guter Essig bereitet und sind dieselben für Pferde und Eindvieh ein nahrhaftes Futter. Das aus deiih Baume ausfliessende Gummi wird ebenfalls genossen, mit Lehm ver- mischt, dient es den Indianern in Arizona, indem sie ihre Häupter mit diesem Gemisch bedecken, ihr Haar von den dasselbe heimsuchenden Parasiten zu befreien. Aus der Rinde des Baums werden Flechtwerke und Stricke gemacht. Wenn die Mesquite Ernte fehl schlägt, so tritt grosse Noth unter den Indianern ein.*)

Wacholder, Juniperus occidentalis. Diese grossen, knolligen, süssen und nahrhaften Früchte werden von allen Indianerstämmen von Arizona und Neumexico, welche dieselben in grossen Massen zum Wintervorrath sammeln, genossen. Dieselben werden getrocknet, gemahlen und wird das Mehl dann mit Wasser gemischt verarbeitet. Diew^olcher- art erhaltene und in der Sonne getrocknete spreuerfüllte, für den weissen Mann ungeniessbare Masse wird trotz ihres / starken Wacholdergeruchs und Geschmacks von den Indianern in grossen Mengen consumirt. Die Analyse dieses leichten und leicht verdaulichen Brodes ergab in 100 Theilen: Wasser 14,34; proteinhaltige Substanz 5,69; Stärkemehl 17,87; Zucker 10,66; Cellulose, Gummi, Fett 47,58; Asche 3,86.

Hickory Nüsse, Carya alba; Pecan Nüsse, Carya olivaeformis; Haselnüsse, Corylus americana; Wallnüsse, Juglans nigra; alle diese Nüsse sind in den östlich vom Missouri gelegenen Staaten sehr häufig und wurden, bevor die Indianer aus diesen Staaten weiter nach Westen translocirt worden, von denselben in unglaublich grossen, für einen mehr civilisirten Magen jedenfalls verderb- lichen Mengen genossen.

*) In Texas ist das Gummi, was in Klumpen bis zu einem Pfunde Gewicht aus der Kinde ausschwitzt, ein Handelsartikel, von welchem im Jahre 1871 40,000 Pfund an den Markte kamen.

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330 J. B. Dodge, Die Nahrungsmittel der Nordamerikaniscben Indianer.

Eigenholzbaum, Olneya tesota, wächst in den trostlosesten und felsigsten Wildnissen von Arizona und Sonera. Die Samen, welche Aehnlichkeit mit Erbsen haben, werden ^on den Indianern roh oder geröstet gegessen.

Fichten-Samen, Pinus Sabiniana, P. mono- phylla, P. Parrayana, P. Lambertiana flexilis, P. Coulteri. Die ölreichen, widerlich schmeckenden, aber sehr nahrhaften Samen werden von dem Indianern in Califor- nien, Nevada und Utah nichts desto weniger gern genossen und sind ein Hauptnahrungsmittel derselben.

Essbare Fichte, Pinus edulis, wächst auf den wasserlosen Felsengebirgen von Neumexico und wird dort Pinon genannt. Der ölreiche Samen schmeckt nicht unan- genehm, wird meist geröstet, oft aber auch roh genossen und bildet in Neumexico und Arizona einen Handelsartikel. Die Indianer von Alaska verzehren die Cambium - Schicht von Pinus cöntorta frisch oder auch getrocknet ; der Geschmack der erstgenannten ist nicht unangenehm, dieselbe wirkt in diesem Zustande gelind abführend, mit der Zeit nimmt die trockne Masse einen schärf bittern Terpenthingeschmack an.

Seifen-Beere, Sapindus marginatus, geben in Was- ser geweicht eine seifenartige Substanz ab und umschliessen in einer klaren, dicklichen, gelben, leimartigen Marke grosse, harte, schwarze Samen. Die Alaska -Indianer formen aus den gequetschten Beeren sammt den Samen rundliche Su- chen, welche sie über Feuer trocknen. Diese widerlich schmeckenden und aussehenden Kuchen können unbedingt als das ekelhafteste Nahrungsmittel der Indianer gelten, in welchem nur der Eiweissgehalt der Samen das Nahrhafte ist Die Kuchen enthalten in 100 Theilen: Wasser 18,16; Protein - Substanz 14,44; Stärkemehl 12,10; Zucker 14,71; Cellulose, Gummi, If ett etc. 36,98; Aschenbestandtheile 3,61.

Schraubenbohne, Strombocarpus pubescens, von der Gestalt der Früchtestände so genannt, ist in reifem Zustande fast geschmacklos, dagegen im halbreifen süss und wohlschmeckend und wird von den Indianern in Arizona und

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S, R. Dodge, Die Nahrangsmittel der Nordamerikamscben Indianer. 331

Utah als Nahrungsmittel hochgeschätzt. Auch dem Mehl dieser Bohne wird von einer Bruchusart nachgestellt, was aher die Indianer nicht hindert, dasselbe sammt den Insec- tenlarven zu verbacken. Das Mehl hat die Eigenschaften des Mehls der Mesquite (S. oben).

Riesen-Lebensbaum, Thuja gigantea, die In- diatier am Columbiaflußs und in Oregon gebrauchen die Cambial- Rindenschicht dieses Baumes, gleich wie die in Alaska die von Pinus contorta, frisch und auch getrocknet als Nah- rungsmittel.

(Fortsetzung folgt.)

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332

B. Monatsbericht.

j^lgemeine Tuid aIlge^vandte daemie.

Bestimmung der PhosphorsSnre.

Die verschiedenen Methoden der quantitativen Bestimmung der Phoßphorsäure hat Herr Cam. Schumann einer genauen Untersuchung unterworfen. Die Bestimmung der H^PO**) als Ammonium - Magnesiumphosphat giebt nach demselben durch- aus zuverlässige Resultate, wenn gewisse Cautelen beobachtet werden. Als solche werden aufgeführt: Man halte das KH^MgPO* beim Fällen sowohl, wie beim Auswaschen stets in einer ammoniakalischen Flüssigkeit, welche in 100 C.C. möglichst annähernd 2,5 g. H*N enthält. Man wende beim Fällen immer nur einen geringen Ueberschuss von Magne- sium-Gemisch an, vermeide femer stets, eine Flüssigkeit, welcher bereits Magnesiumgemisch zugesetzt war^ durch c o n c. Ammoniak ammoniakalisch zu machen, thue dies vielmehr vor dem Zusatz deß Magnesiumgemisches, oder nachher durch verdünntes Ammoniak. Das Auswaschen mit 2,5 ^q Ammo- niak werde solange fortgesetzt, bis einige mit HNO^ über- sättigte Tropfen der ablaufenden Flüssigkeit nicht im Ge- ringsten mehr auf AgNO^ reagiren; und endlich vermeide man beim Fällen eine höhere Temperatur.

Die Zeitdauer, während welcher man zur Abscheidung von NH^MgPO* stehen lässt, ist nur von untergeordneter Bedeutung. Ein längeres als zwölfstündiges Stehen ist nur bei sehr geringen Phosphorsäuremengen erforderlich, während es andererseits nicht nachtheilig ist, wenn man den gefällten Magnesium -Niederschlag länger als 24 Stunden stehen lässt. (Joum, pract, Chem. Bd. 6. S. 417. f.). Dr. J.

*) 0 = X6. '

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Teststell, d. Titers v. Normalsäuren. *— Volutnetnsche Bestimmung etc. 833

Zur Feststellang des Titers ron NormalsSuren.

W. N. Hartley schlägt vor, zu dem in der Ueberschrift genannten Zwecke an Stelle des gewöhnlich angewendeten ^Natriumcarbonats eine Lösung reinen Natriumhydrats anzu- wenden, welche man sich dadurch verschafft, dass man ein gewogenes Stück metallischen Natriums in Alkohol löst und darauf mit Wasser verdünnt. Man schneidet zu diesem Zwecke ein blankes Stück Natrium aus einem grösseren Bar- ren, wägt in einer aus zwei in einander geschobenen Glas- röhren gebildeten Kapsel ab, löst in Alkohol, verdünnt die Lösung mit Wasser und benutzt diese Lösung zur Titerstel- lung der Säure. R. Fresenius hat diese Methode einer experimentalen Prüfung unterzogen, deren Resultate der An- wendbarkeit das Wort sprechen. {Zeitschr, /. andlyt, Chemie 187X S. 89.), E, M.

Yolumetrisehe Bestiminnng geringer Mengen ron ^ Arsen und Antimon.

Veranlasst durch den Mangel einer hinlänglich genauen Methode zur schnellen und exacten ^Bestimmung des Arsens und Antimon, hat A. Houzeau nach dieser Richtung hin Versuche gemacht. Er fand nun , dass Arsen Wasserstoff und Antimon Wasserstoff von einer " schwach sauren Lösung von salpetersaurem Silberoxyd (Dumas) vollständig und fast augen- blicklich absorbirt werden, und zwar nach folgenden, durch die Analyse bestätigten, Gleichungen: 6(AgO,N05) + AsH» = 6N06 + 30H + 6 Ag + AsO» was

^E = 0,11574 As giebt; und

3(AgO,NO^) + SbH» = 3N0Ö + 3 0H + 3 Ag + Sb was

Ag = 0,1867 8b giebt.

Auf diese Reaction nun lässt sich nach Houzeau ein genaues und empfindliches Verfahren zur indirecten Bestim- mung des As und Sb aus der Menge des niedergeschlagen(3n Silbers, und zur directen Bestimmung des As aus der Menge der gebildeten AsO^ gründen.

Indirectes Verfahren. Man bringt die arsen- oder antimonhaltige, durch Wasserstoff reducirbare Substanz in einen mit Zink und Salzsäure beschickten Marsch'schen Appa- rat, leitet; die Gase zunächst durch ein mit Kreidestückchen

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334 Volametrisclie bestimm uJig geringer Mengen V. Arsen u. AntunoiL

gefülltes Glasrohr, und dann in eine titrirte Lösung von neu- tralenj salpetersauren Silberoxyd, welche man mit ihrem glei- chen V*olum Wasser verdünnt und mit zwei bis drei Tropfen Salpetersäure, oder besser mit 0,5 C.C. Essigsäure angesäuert hat, um die Fällung einer gewissen Menge von arsenigsaurem Silberoxyd zu vermeiden. Das in Lösung bleibende Silber wird mittelst einer titrirten Kochsalzlösung, nach ^ay-Lussac's Methode, 'bestimmt.

Directes Verfahren. Mit gleicher Genauigkeit lässt sich das Arsen durch die directe Methode bestimmen, welche in einem wahrhaften chlorimetrischen Probiren der zur Ab- sorption des Arsenwasserstoffs benutzten Silberlösung besteht Zu diesem Behufe föUt man alles in dieser Lösung enthaltene Silber mit einem geringen TJeberschusse einer Sprocentigen Kochsalzlösung; man misst das Gesammtvolum der Flüssig- keit und des Niederschlages genau, und bringt das Ganze auf ein trocknes Filter, welches man nicht auswäscht. Die filtrirte ganz klare und gemessene Flüssigkeit wird in ein Glas gegossen und mit 1,0 oder 2,0 C.C. reiner, farbloser CIH versetzt. Hierauf bestimmt man die in ihr enthaltene Arsenigsäuremenge mit einer titrirten Chamäleonlösung.

Diese Methode ist auch geeignet zur Bestimmung von Arsen und Antimon in organischen Substanzen, wobei aber die organische Substanz vorher zerstört sein muss. Sie lässt sich auch auf Schwefelantimon- und Schwefelarsen-, sowie auf Phosphorarsen- und Phosphorantimon Verbindungen anwen- den, nachdem dieselben in geeigneter Weise mit CIH und ClO^KO oxydirt worden sind, welche Operation auch dann immer nothwendig sein wird, wenn man nach dieser Methode Arsen und Antimon in einer Substanz von unbekannter Zu- sammensetzung aufzusuchen hat, weil die schweflige Säure, das Schwefelwasserstoff, Phosphorwasserstoff u. s. w. ebenfalls auf die Silberlösung reagiren würden. Dagegen hat sich die Behauptung mancher Chemiker, dass reines Wasserstoffgas das Silbersalz ebenfalls reducire, nach Houzeau als unrichtig herausgestellt. (Comptes reridus, LXXV, p. 1823. Dingler' s polyt Journ. Bd. CG VII, p. 138).

Kr.

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Verbindung' des Traubenzuckerö init Kupf'er ötö. 335

Terl^iiidang des Traubenzuckers ipit Kupfer und die Trommer 'sehe Probe.

Setzt man zu mit Natronlauge vermischtem diabetischem Harn das Kupfersulfat etwas vorsichtig, so dass sich ein Niederschlag bildet, der sich nicht gleich wieder löst, so erhält man ein farbloses kupfer- und zuckerfreies Filtrat. Der Zucker wird hier also mit dem Kupferoxydhydrat niederge- schlagen. Ueber diese Erscheinung hat E. Salkowsky eine Reihe von Versuchen mit folgenden Resultaten ange- stellt:

Die vollständige Ausfällung des Zuckers lässt sich mit Sicherheit erreichen, wenn man zu 10 C.C. einer 2procenti- gen Traubenzuckerlösung etwa 2 3 C. C. Natronlauge von 1,32 spec. Gew. setzt, mit Wasser verdünnt und nun unter starkem Umrühren soviel Kupfersulfatlösung zufiiessen lässt, dass die Reaction nur noch schwach alkalisch ist. Es ent- steht so ein blaugrüner Niederschlag und ein völlig farbloses Filtrat, welches entweder absolut frei von Zucker ist, oder nur Spuren davon enthält. Nach 8 10 maligem Wa- schen mit Wasser ist der Niederschlag frei von schwefelsau- rem Natron und besteht nur aus Kupferoxydhydrat und Traubenzucker, welche durch Behandlung mit Schwefelwas- serstoff leicht von einander getrennt werden können.

Die Verbindung von Kupferoxydhydrat und Trauben- zucker lässt sich leider nicht analysiren, weil sie sich nicht ohne einige Reduction von Kupferoxyd und Verlust an Zucker auswaschen lässt. Es lässt sich aber ein Schluss auf ihre Zusammensetzung trotzdem machen. Löst man den Nieder- schlag nemlich in Natronlauge und kocht 10 15 Minuten, 80 tritt Reduction des Kupferoxyds ein und das Filtrat ist nun vollständig frei, sowohl von Zucker als von Kupfer. Da 1 Molec. Traubenzucker 5 Atome (2werthige) = 10 Aeq. Kupferoxyd in Oxydul verwandelt, so müssen diese Verhält- nisse in dem Niederschlage vorhanden sein. Der Beweis für die Richtigkeit dieses Schlusses ist der, dass, wenn man ein Gemisch von 1 Mol. Traubenzucker, und 10 Mol. Natrium- hydrat mit 5 Mol. (= 10 Aeq.) Kupfersulfat niederschlägt, das Filtrat keinen Zucker mehr enthält. Löst man den Niederschlag in Natronlauge, so wird alles niedergefallene Kupferoxyd reducirt und gleichzeitig aller Zucker oxydirt. Wendet man mehr als die angeführte Menge Zucker an, so bleibt Zucker gelöst, nimmt man mehr Kupfersulfat, so mischt sich beim Kochen dem Kupferoxydul Kupferoxyd bei.

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336 Modification der Fehling*sclien Traubenzuckerbestimmun^.

Demnach verläufjj die Trommer'sclie Reaction in zwei J*hasen. In der ersten wird eine Verbindung yon 1 Mol. Traubenzucker mit 5 Mol. Kupferhydroxyd Cu(OH)* gebildet, welche sich in Natronlauge löst und in der zweiten Phase in Gegenwart der überschüssigen Natronlauge zersetzt wird. (Archiv d, Physioloffie, Bd. 6, S. 220 i, Azisz. Zettschr, f. anal Chemie 1873. S. 98.). * KM.

Modlficatlon der Fehling' sehen Traubenzueker- ^ bestiinmang.

Carl Kraus empfiehlt folgendes Verfahren: Eine belie- bige Menge Fehling'scher Lösung (eine Einstellung ist nicht nöthig) bringt man in eine Porzellanschale und erwärmt zum Kochen, sollte sich hierbei für sich schon Kupferoxydul ab- scheiden, so verhütet man dieses .durch einen vorherigen Zusatz von einer genügenden Menge Natronlauge. Man setzt eine gemiessene Menge der zu bestimmenden Zuckerlösung, wie bei dem gewöhnlichen Verfahren zu; wird hierbei die angewandte Kupferlösung vollständig entfärbt, so giebt man eine weitere Menge bis zur bleibenden Bläuung zu. Die überstehende Flüssigkeit wird auf ein Filter gebracht und auf diesem das in der Flüssigkeit vertheilte Kupferoxydul gesammelt. Das in der Schale zurückbleibende Oxydul wird so lange mit Wasser ausge\yaschen, bis sich im Filtrat durch Ferrocyankalium kein Kupfer mehr nachweisen lässt. Sämmt- liches Oxydul, sowohl vom Filter als aus der Schale, wird in Salpetersäure gelöst und das Filter mit HO gut nachge- spült. Der Kupfernitratlösung wird Ammoniak bis zur blei- benden Bläuung zugesetzt und die so erhaltene Lösung nach bekannter Weise mit Cyankaliurh von bestimmtem Ge- halte titrirt.

Die titrirte Cyankaliumlösung ist zwar auch der Zer- setzung unterworfen, doch ist es viel leichter dieselbe von Zeit zu Zeit auf eine constant bleibende Kupferoxydammoniak- lösung einzustellen, als wie dieses bei einer im Verderben begriffenen Fehling'schen Lösung der Fall ist.

Nach obigem Verfahren wurde der Zuckergehalt zu ver- schiedenen Malen bis auf Yio 7o ^^^a^ bestimmt, was durch wiederholte Controlbestimmungen anderer Personen bestätigt wurde.

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Bestimmung der Salpetersäure im Brunnenwasser mit Indigo. 337

Um z, B. den Zuckergehalt von Kirschen zu bestimmen, verdünnt man den auf gewöhnliche Weise ausgepressten Saft von 35,2 g. Kirschen auf 500 Gem., bringt zu einer beliebigen Menge Fehling'scher Lösung 10 Ccm. dieses Saftes und versetzt das in NO^ gelöste Oxydul mit H^N. Erfor- dert diese Lösung lO Ccm. Cyankaliumlösung , wovon 11,5 Ccm. = 0,1 g. Cu, so erfordert die ganze Saftmenge 4,75 g. Cu, was 7,659 % Traubenzucker entspricht. (Neues Bepertorium ßir Pharm, v. Buchner. Bd. XXII, S. 89.).

a S.

Bestimmnng der Salpetersäure Im Brnnnenwasser mit Indigo.

Die Bestimmung der HNO^*) mit 'Indigo wurde von Marx in die analytische Chemie eingeführt; er versetzte 50 Cc. des zu untersuchenden H^O mit 100 Cc. reines H^SO* und lässt solange eine Indigolösung, deren Wirkungs- werth durch eine KNO^ Lösung festgestellt ist, zufliessen als sie noch entfärbt ward. Goppelsröder und Tromms- dorff schlugen Verbesserungen dieser Methode vor. Rei- chardt machte darauf aufmerksam, dass die Marx'sche Methode ungenau sei, und Struve zeigte, dass salpetrige Säure und Wassers tofiliyperoxyd ebenfalls Indigo entfärben. Bemme 1er schliesst aus zahlreichen Versuchen, dass die Menge des H^SO^ das Doppelte des H^O betragen muss und dass erst dann die grösste Indigomenge verbraucht wird, wenn das rechte Quantum Indigo gleich zum H^O zugefügt und dann mit der H^SO* gemischt wird. Der Versuch wird mit kleineren oder grösseren Mengen der titrirten Indigolö- sung wiederholt, bis die Farbe grünlich bleibt. Ferd. Fi- scher gelangt bei der Untersuchung einer sehr grossen Anzahl Brunnenwässer (nach Marx und Schlösing) zu dem ^ Resultate, dass das von Reichardt (Zeitschr. anal. Chem. 9, 24.) abgeänderte Schlösing'sche Verfahren alle anderen an Genauigkeit übertrifft. {Journ. pract Chem. Bd. 7. S. 57. 1873.). C. J.

*) 0 == 16.

Arob, 4r Pharm. UI, Beibo. m. Bds. 4. Heft* 22

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338 Ammoniakreiclies Mineralwasser Nachweis v. Mineralölen etc.

Ammoniakreiches Mineralwasser.

In Californien , in der Nähe des Boraxsees, quillt ein ungewöhnlich ammoniakreicher Eohlensäuerling , welcher nach der Analyse von Gr. E. Moore in 1 Gallon (= 47j Liter = 150 Unzen) folgendermaassen zusammengesetzt ist.

Chlorkalium

Spur

Chlornatrium

84,62 Gran.

Jodmagnesium

0,09

99

Brommagnesium

Spur

Doppeltkohlensaures

Natron

76,96

W

Doppeltkohlensaures

Ammoniak

107,76

99

Doppeltborsaures Natron

103,29

9^

Schwefelsaurer Kalk

Spur

Freie Kohlensäure

36,37

W

Kieselsäure

8,23

99

Summa- 417,32

J>

16 Unzen dieses Wassers enthalten mithin über 11 Gran doppeltkohlensaures Ammoniak. (The American Chemist IL 365.y G. C. W.

Naeliweisung ron Mineralölen in thierisclien und yegetabiliselien Oelen, nnd umgekehrt dieser in

Jenen.

Da die schweren Mineral- oder Kohlenöle, welche mit- unter zum Verfölschen fetter Oele dienen, oder die man auch wohl betrügerischer Weise mit wohlfeilen fetten Oelen ver- setzt, sich durch ätzende Alkalien nicht verseifen, so ist dadurch ein Verfahren an die Hand gegeben, derartige Mani- pulationen sicher nachzuweisen.

Man erwärmt nemlich eine gewogene Menge der Waare mit Natronlauge bis zur Verseifung, trocknet im Wasserbade ein, uÄd extrahirt den Rückstand mit Schwefeläther oder Petroleumäther. Die Seife bleibt dabei ungelöst, während das Mineralöl leicht in den einen oder andern Aether übergeht.

Die erhaltene Lösung erwärmt man am besten in einem graduirten Cylinderglase, welches im 'Wasserbade steht, bis aller Aether verjagt ist. Was dabei hinterbleibt, ist Mine- ralöl, welches nun dem Räume oder auch dem Gewichte nach

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Erkenn, d. Kali durch d. Flamme. Stud. ül). d. Alkalo'ide d* Chinarinden. 839

bestimmt werden kann. Was dann die in Arbeit gewonnene Quantität Oel mehr beträgt, besteht in fettem Oele. {The American Ghemist, 1872. S. 429.). G. C. W.

Erkennung des Kali durch die Flamme.

Bekanntlich bedient man sich des Kobaltglases oder der schwefelsauren Indigolösung, um durch sie hindurch das Kali neben dem Natron an der von ihm hervorgebrachten Flam- men-Färbung zu erkennen.

Ist aber der Gehalt an Kali in Natronverbindungen sehr gering, so tritt die Kaliflamme so schwach auf, dass sie auf jene Weise nicht mehr bemerkt werden kann.

In solchen Fällen leistet nun nach H. B. Cor n wall eine Auflösung von übermangansaurem Kali noch gute Dienste, denn bei Betrachtung der Flamme durch eine Schicht dieser Salzlösung entziehen sich selbst Spuren von Kali (z. B. Yio ^Yoc.) der Wahrnehmung nicht.

Aehnlichen Dienst leisten auch weingeistige Lösun- gen der blauen Anilinfarben. (The American Chemüt IL 366). G. a W.

Stndien ttber die AlkaloMe der Chinarinden.

In dem Märzhefte der Annalen der Chemie und Phar- macie findet sich eine sehr interessante Arbeil/ von 0. Hesse, nemlich: Studien über die Alkaloide der Chinarinden.

In der Einleitung wird hervorgehoben, dass, so umfang- reich die Literatur über die Untersuchung der Chinarinden ist, dieselbe doch über Manches keine sichere Auskunft giebt, weil die Untersuchenden oft nicht im Stande waren, die Schwie- rigkeiten zu überwinden und dass so die Verwirrungen, welche sich zuerst auf dem betrefienden Gebiet der Pharmacologie und Botanik vollzogen, schliesslich in das Gebiet der Chemie hinübergetragen wurden. So wurden z. B., obwohl durch die Entdeckung des Chinins und Cinchonins eine sichere Basis für derartige Untersuchungen geschafien war, späterhin häufig andere Stoffe mit diesen verwechselt und wiederum die längst

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340 Studien über die Alkaloide der Chinarinden.

entdeckten Alkalo'ido von Neuem entdeckt. Bis vor etwa 20 Jahren wurden unter Chinarinden alle die Einden derje- nigen Bäume, resp. Sträucher verstanden, welche das von Linne 1753 in seinen Species plantar um aufgestellte Genus Cinchona umfasste. Später sprach Wedell aus, -dass die zu dem Genus Cinchona gehörigen Species sich vor den anderen verwandten Pflanzen durch folgende Merkmale auszeichnen: Von unten nach oben aufspringende Samenkapseln, verfilzte Keulenhaare, welche die Lappen der Blumenkrone zieren, Wohlgeruch der Blüthen, Vorkommen von gewissen Alkalo'i- den in den Rinden ihrer Stämme. Auf das letzte Merkmal legte Weddel grossen Werth, auch bestätigte der Engländer Howard 1869 die Richtigkeit dieses WeddeFschen Axioms. Es hatte also den Anschein, als ob zwischen den chemischen und morphologischen Eigenthümlichkeiten. der betreffenden Pflanzen ein Zusammenhang bestände, indem die ächten Cin- chonarinden eine gewisse Aehnlichkeit in ihrem anatomischen Bau durchblicken lassen und Alkaloide liefern, während das Genus Buena einen wesentlich verschiedenen anatomischen Bau zeigen und keine Alkaloide liefert. Dieses Axiom hat nun 0. Hesse in neuester Zeit dadurch erschüttert, dass der- selbe aus der China cuprea, welche im anatomischen Bau von den ächten Chinarinden merklich verschieden ist, doch Chinin und anderen Alkaloide enthält. Auch hat Karsten andrerseits nachgewiesen, dass bisweilen Chinarinden keine Spur von Alkaloiden enthalten und dass nicht etwa individuelle Ver- schiedenheit d^ Pflanzen den veränderten Alkaloidgehalt bedingen, sondern dass der Boden und klimatische Verhält- nisse, von denen die Ernährung und Entwicklung der Pflan- zen abhängt, denselben hervorrufen. Diese Veränderungen erstrecken sich aber nicht allein auf die relativen Mengen der einzelnen Alkaloide, sondern, wie die in Ostindien culti- virte Cinchona succirubra zeigt, ganz besonders auf deren Qualität. Durch die Acclimatisationsversuche der Cinchonen an verschiedenen Orten werden auch neue Chinaalkaloi'de «rzielt werden.

Ich muss hier einschalten, dass 0. Hesse schon im Jahre 1865 eine Arbeit über Chinin und Chinidin publicirte. In dieser Arbeit beschreibt der Autor eine grosse Anzahl von Salzen des Chinins und giebt schon damals an, dass die beste Methode, das Chinin, namentlich das Sulfat auf eine Beimengung andrer Chinaalkaloide zu prüfen, die von Ker- ner angegebene sei. Diese Methode gründet sich auf das verschiedene Verhalten der Sulfate zu kaltem Wasser und

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Studien über die Alkalo'ide der Chinarinden. 341

schliesslich der Lösung zu NH^ und hat jetzt in der Reichs- pharmacopöe Aufnahme gefunden. Von dem Chinidin, 1847 von C. Winkler entdeckt und später von Leers näher unter- sucht, hat 0. Hesse ebenfalls eine Reihe von Salzen analysirt. _ Das Chinidin findet sich in jeder Calisayarinde neben dem Chinin, wird bei der Chinipfabrication erhalten, von dem es sich nur schwer trennen lässt, sodass das käufliche Chinidin stets etwas Chinin enthält. Das Chinidin ist ebenfalls ein Fiebermittel, das Winkler'sche Chinidin giebt mit Chlor und NH^ keine gaiine Färbung.

In seiner neuesten Arbeit erwähnt 0. Hesse, dass Pel- letier und Caventou 1820 nicht allein das Chinin entdeckten, sondern auch besonders das Sulfat studirten und eine Berei- tungsmethode angaben, welche leicht und rein dasselbe erga- ben, indem damals zur fabrikmässigen Darstellung des Sulfats in der Hauptsache nur solche Rinden angewandt, welche vor- zugsweise Chinin enthielten.

Bei der Beschreibung des Chlorhydrats des Chinin, d. h. also das Chinium hydrochloricum, giebt 0. Hesse eine Prüfiings- methode dieses Salzes auf Morphium hydrochloricum an. Diese beiden Salze verhalten sich sehr verschieden gegen verdünnte Salpetersäure (1 Vol. Säure, 4 Vol. Wasser). Chininchlorhy- drat löst sich in der genannten Säure mit kaum merklicher gelber Farbe auf, die sich nicht verändert, wenn diä Lö- sung auf einige Minuten einer Temperatur von 50 60^ ausgesetzt wird. Enthält aber das fragliche Salz Morphin, so färbt sich die Lösung, je nach der vorhandenen Menge Morphinsalz, gelb bis orangeroth. 0. Hesse empfiehlt diese Chininprüfung in folgender Weise auszuführen. Man nimmt zwei gleichweite Probirröhren von farblosem Glase, bringt in jede Röhre etwa 0,05 g. von dem fraglichen , aber gut ge- mischten Salze und übergiesst die Substanz in dem einen GUse mit etwa ^2 ^c* reiner SO ^, in dem andern Röhre aber mit eben so viel Salpetersäure von obiger Verdünnung. Beide Probirröhren taucht man in warmes Wasser (von 50 bis 60^ C), das sich, um etwaige Farbenänderungen gut beobachten zu können, entweder in einer weissen Porzellan- schale, oder in einem farblosen Glase befinden muss. ^Wenn das Chininsalz frei von Morphinsalz ist, so sind sich beide Lösungen nach 5 Minuten noch ganz gleich, enthält aber das Salz Morphin, so ändert die salpetersaure Lösung ihr Ausse- hen schon nach einigen Augenblicken^ während sich die schwefelsaure Lösung in dieser Beziehung nicht ändert. Wenn also ein Chinin, hydrochl., auf diese Art geprüft, eine

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^7'^^

842 Studien über die Alkaloi'de der Chinarinden»

Farbendlfferenz der beiden Lösungen zu erkennen giebt, so sollte es vom Gebrauch ausgeschlossen sein.

Sehr interessante Versuche hat 0. Hesse über die Fähig- keit des Chinins, die Ebene des polarisirten Lichtes nach links abzulenken, angestellt. Das Chinin, welches derselbe zu diesen Versuchen gebraucht, war absolut rein, d.h. es wurde aus einem Sulfat erhalten, welches die Eigenschaf- ten besass, die die deutsche Reich spharmacopöe verlangt. Das Resultat dieser zahlreichen Versuche war folgendes. Bei der Bestimmung der Ablenkung der Polarisationsebene, wie sie vom Chinin verursacht wird, kommt es wesentlich darauf an, wie das Lösungsmittel nach Qualität und Quanti- tät angewandt wird. Ebenso wirkt die Temperatur verän- dernd auf das Rotations vermögen der Chininlösung. Dann ist auch die Thatsache zu berücksichtigen, dass das Chinin beim Zerreiben sehr stark electrisirt und hier auch für solches Chinin, so lange es diese Eigenschaft noch besitzt, eine an- dere Molecularrotation gefunden werden wird, als für gewöhn- liches Chinin. 0. Hesse hat schon früher, von der Chinin- bestimmung mittelst des Polariscopes abgerathen und thut dies natürlicherweise jetzt noch viel entschiedener.

Das zweite Alkaloid der Chinarinden, weiches Hesse in seiner neuesten Arbeit bespricht, ist das von ihm selbst Conchinin getauften Alkaloid. Entdeckt wurde dasselbe von van Hejningen, welcher die schön krystallisirende Base bei der Untersuchung des Chinoidins auffand, van Hejningen nannte das Conchinin Betachinin und glaubte, dass dieses Chinoidin in reinster Form sei. Hlasiwetz fand dasselbe Alkaloid im käuflichen Cinchonin und nannte es Cinchotin. Kerner, dem wir die schöne Prüfungsmethode des Chininsul- tats verdanken, nennt dasselbe Alkaloid (also d. Conchinin) /?- Chinidin, Koch /9- Chinin. Letzterer giebt den sicheren Nachweis, dass es in den Binden von Cinchona pitayenws vorkomme.

In einer frühern Arbeit Hesses 1868 über das Conchi- nin (Referat von mir im Archiv v. 1869) hat Hesse einge- hend ausgeführt, wesshalb er den Namen Conchinin gewählt hat. Auch ist diese Bezeichnung der Bezeichnung /9- Chi- nin desshalb vorzuziehen, weil dann eine Verwechselung dieses Alkaloides mit Chinin im Handel nicht leicht mehr >zu befürchten ist. Der Ausdruck Conchinin ist ferner präcis und lässt daher nicht Zweifel über das Wesen der Substanz auf- kommen, welche der Name „Chinidin*^ unvermeidlich zur Folge hat. Das Conchinin findet sich in namhafter Menge

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Studien über die Alkaloi'de der Chinariiiden. 343

in den Rinden von Cinch. pitayensis. Diese Cinchonaspecies ist im Laufe der letzten Jahre auch nach Ostindien verpflanzt v^rorden; da aber dort andere klimatische Vet-hältnisse von Einfluss auf das Waehsthum der Cinchonen sind, so darf man wohl annehmen, dass die Resultate der Acclimatisation von denen, welche sich im Urlande der Species ergeben haben, abweichen werden. Cinchona amygdalifolia , Cinchona ovata enthalten ebenfalls Conchinin, ebenso manche von den Ostin- dischen Calisayarinden.

Das Conchinin giebt alfeo wie das Chinin mit Chlor \ind NH^ eine grüne Farbe, ist mit demselben isomer, nähert sich aber im TJebrigen dem Cinchonin, daher durch ümwechs- lung der Vocale aus Cinchonin Conchinin. Das Conchinin lenkt, wie das Cinchonin, die Polarisationsebene nach rechts ab und bildet mit gewöhnlicher Weinsäure ein leicht lösli- ches neutrales Salz, welches durch verdünnte Seignettesalzlö- ßung nicht gefallt wird. Das Cinchonin verhält sich ganz so wie das Conchinin, während Chinin und Chinidin die Polarisa- tionsebene nach links drehen und mit Weinsäure ein schwer löslich neutrales Salz bilden, welches unlöslich in ver- dünnter Seignettesalzlösung ist. Aus einer neutralen Salzlö- sung dieser vier Alkaloide werden somit durch verdünnte Seignettsalzlösungen die linksdrehenden Alkaloide gefällt, während die rechtsdrehenden Basen in Lösung bleiben ; Hesse fügt nochmals hinzu, dass andere Basen sich in den Fabrik- rindon nicht vorfinden. Bei seinen Versuchen, betrefiend die Ablenkungsfähigkeit des Conchinins gegen den polarisirten Lichtstrahl fand 0. Hesse, dass, wenn das Conchinin mit SO^ zu einem neutralen Salz verbünd^ ist, sich die Rotations- kraft kaum merklich ändert, sofort aber bedeutend zunimmt, wenn das Sulfat in das einfach schwefelsaure Salz überge- führt wird. Auch bei Zusatz von grössern Mengen Schwefel- säure bleibt die Rotationskraft constant. In seiner Verbin- dung mit CIH besitzt dagegen das Conchinin ein wesentlich verändertes Rotationsvermögen.

An dritter Stelle erwähnt 0. Hesse in seiner neuesten .Arbeit das Chinidin, welches sich nach Kerner früher vor 1862 sehr häufig in dem Chinidinsulfat , des Handels vorfand, als ein Gemisch verschiedener chemischen Individuen, wofür auch die Angabe spricht, dass sich das Sulfat dieses Chini- dins in 180 300 Theilen kalten Wassers lösen soll

Diese enorm - grosse Löslichkeitsdifi'erenz spricht sehr für die Unreinheit des genannten Alkaloids. Es ist auch bis jetzt Hesse nicht gelungen, aus den im Laufe der letzten

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S44 Studien über die Alkaluide der Chinarinden.

Jahre im Handel befindlichen Chinarinden dieses Alkaloid darzustellen.

rV. Das Cinchonidin. Seit der Entdeckung dessel- ben durch F. C. Winckler 1847 in der China maracaibo, der Rinde von Cinchona Tucujensis ist über dieses Alkaloid eine Literatur entstanden, aus welcher man sich wegen der sehr häufig veränderten Benennung der Base nur schwierig ein klares Bild machen kann. Das Cinchonidin lenkt, wie das Chinin, die Ebene des polarisirten Lichtes nach links ab. Hesse hat dasselbe dargestellt bach der oben angegebenen Methode und hat dann dieses reine Cinchonidin mit allen den Alkaloiden vergleichen, welche im Laufe der letzten zwanzig Jahre als Cinchonidin verschiedene Autoren beschrieben wor- den sind,

V. Das Cinchonin wurde von Duncan in Edinburg zuerst beobachtet, später 1821 von. dem Portugiesen Gomez näher untersucht und als der wirksame Bestandtheil der Chi- narinde erklärt. Pelletier und Caventou characterisirt im Jahre 1820 diese Substanz als ein wahres Pflanzenalkaloid und Liebig gab demselben die richtige Formel.

Durch die ungenaue Untersuchung dieses Alkaloids und seiner Salze wurde die Möglichkeit gegeben, dasB das Cin- chonin aus den Huanueorinden unter dem Namen Huanokin und das aus Chinoidin unter dem Namen Betacinchonin noch- mals neu entdeckte in die chemische Literatur eingeführt wurde, das von Howard entdeckte Cinchonicin ist weiter Nichts als ein noch unreines Cinchonin.' Hesse hat sich überzeugt, dass es nur ein Cinchonin giebt, dass dasselbe die Ebene des polarisirten Lichtes ^ach rechts dreht und dass die Eotationskraft des Cinchonins je nach der Säuremenge, mit der es verbunden ist, variirt. Eine Bestimmung des Cinchonins mittelst des Polariskops ist also eine pure Unmöglichkeit, wie bei den anderen Alkaloiden.

VL Die Existenz des Aricins, welches 1829 von Pel- letier und Coriol entdeckten , bezweifelt bis jetzt Hesse, nach- dem es ihm geglückt ist, nachzuweisen, dass die verschiedenen Aricine stets Gemenge verschiedener Chinaalkaloide waren.

yn. Das Paricin, welches Winkler im Jahre 1845 in einer von Para importirten falschen Chinarinde auff*and, kommt häufig nach 0. Hesse in den Rinden des in Ostindien culti- virten Cinchona succirubra vor. Das Paricin wird wie das Berberin aus seinen Salzlösungen durch Salpetersäure gefällt, wesshalb Winkler zuerst glaubte, dass diese beiden Alkaloide identisch sein möchten. Flückiger suchte die Identität zu

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Studien über die Alkalo'ide der Chinarinden. 340

beweisen. Hesse hat dagegen nachgewiesen, dass das Faricin ein eigenthümliches Alkaloid ist.

VIIL 0. Hesse hat in der von Darjeeling (ein District der Provinz Nepal in Ostindien) ausgeführten Rinde von Cinchona succirubra neben dem Paricin ein neues Alkaloid entdeckt, das Chinamin, und hat eine grosse Anzahl von Sal- zen desselben beschrieben und analysirt. Die von 0. Hesse auf Chinamin verarbeiteten Rinden enthielten nur 0,1 7o ^®^" selben. Dasselbe dreht nach rechts.

IX. Endlich hat Hesse in einer von Payta (Peru) aus- geführten weissen Chinarinde, das Paytin entdeckt. Ob diese Rinde von einer ächten Cinchona abstammt, ist ungew^iss, das Paytin dreht die Ebene des polarisirten Lichts nach links.

X. Die Chinarinden enthalten mehr oder weniger erheb- liche Mengen amorpher basischer Substanzen, deren Qua- lität von der Qualität derjenigen Alkalo'ide abhängt, die sonst in normalen Verhältnissen in den entsprechenden Chinarinden vorkommen. Man kann diese Substanzen als Zersetzungs- producte der eigentlichen Chinaalkaloide betrachten, und dies um so mehr, als sich die amorphen aus den letzten künstlich erhalten lassen, oft sich aber bei ihrer Darstellung aus dieser gegen alle Absicht bilden. Geben die krystallisirten Alka- lo'ide mit Chlor und Ammoniak keine grüne ;Färbung, so zeigen dieses Verhalten in der Regel die sie begleitenden amorphen Basen, geben aber diese krystallisirbaren Substan- zen die grüne Färbung; so thut es ganz bestimmt auch der amorphe Antheil der Basen. Im ersten Falle nennt man die amorphe Substanz Cinchonicin, in letztern Falle C h i - nie in. Enthalten aber die Rinden gleichzeitig Chinin und Cinchonidin, oder Conchinin und Cinchonin, so kann man gewiss sein, dass dann die amorphe Substanz ein Gemisch ist. Diese amorphen Modificationen der Chinaalkaloide sollen durch den Einfluss des Lichtes gebildet werden. Wird kry- stallisirtes Chininsulfat dem directen Sonnenlichte ausgesetzt, so färbt es sich allerdings gelb, doch nur an der Oberfläche. Bedeckt man z. B. die dem Sonnenlichte ausgesetzte Fläche stellenweise mit schwarzem Papier, so ist unter diesem Pa- pier nach langer Zeit das Chininsulfat noch völlig unverän- dert. Die schützende Decke repräsentirt in der Natur die inkrustirte, durch Farl^stoff ausgefüllte Cellulose, sodass die Insolation nur in soweit auf die Qualität der Chinaalkaloide merken kann, als letztere damit von den Sonnenstrahlen ge- trofien werden. Daher erklärt es sich auch, dass Rinden,

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846 Darstellung reiner OelsaBre.

selbst in Form des feinsten Falvers, längere Zeit dem Sonnenlichte ausgesetzt nur geringe Einbusse an krystalli- sirtem Alkaloid erleiden. Ganz anders gestaltet sich aber die Sache, wenn die Alkaloide in saurer Lösung dem Son- nenlichte ausgesetzt werden. In solchem Falle dringen nicht nur die Lichtstrahlen in die Lösung ein^ sondern es werden durch die ungleiche Erwärmung der Lösung Strömungen in derselben verursacht und so fort und fort neue Theilehen an die Stelle gefuhrt, wo die Einwirkung der Sonne am stärk- sten ist. Das Licht hat überhaupt keinen so grossen Einfluss auf die Eildung der amorphen Basen, vielmehr müssen ganz andere Einflüsse auf die Qualität der Ghinaalkalo'ide bestim- mend wirken. Berücksichtigt man, dass sich die Ghinaalka- lo'ide nur in der Rinde und zwar in der dem Baste zunächst gelegenen Zellen schiebt , nicht aber im Holze befinden, so kann man dieselben als Auswurfstoffe betrachten, welche bei mangelhafter Ernährung mit zur weiteren Entwicklung der Pflanze herangezogen werden und dabei in der Qualität eine Aenr derung erleiden. Die amorphen Basen werden übrigens auch bei der fabrikmässigen Darstellung des Chininsulfats gebildet und bleiben in der Mutterlauge gelöst. Aus der Mutterlauge schied Howard das Chinicin ab. Bei Anwendung von cincho* nin- und cinchonidinhaltigen Rinden wird man vermuthlich Cinchonicin in der Mutterlauge erhalten.

Von den Chinaalkaloiden sind also, wenn man von den amorphen Modificationen absieht, nur die folgenden als sj^her ermittelt zu betrachten: Chinin, Cinchonidin, Cinchonin, Pari- cin, Chinamin, Paytin und Conchinin. Die 3 ersten sind als Handelsartikel bekannt, Ton dem Conchinin trifft man im Handel meist nur den Namen Chinidin an, d. h. ohne die Substanz, die man sich darunter denkt. Die drei übrigen Alkaloide bilden wohl eine Gruppe und gehen unter dem Einfluss der Zellenthätigkeit in einander über. {Annäl, der Chemie u. Pharm. Bd. 90, S. 217.). S.

Darstellung reiner OelsSure.

Die unreine Beschaffenheit der käuflichen Oelsäure macht es nöthig, dass zur Bereitung der in die Medicin eingeführ- ten Verbindung von öisaurem Quecksilber und Morphin jene Fettsäure aus geeignetem Materiale selbst dargestellt wird.

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Chemische Analyse der Seifen. 347

Ein Correspondent des Americ. Journ, of Pharm, giebt dazu folgende Vorschrift.

Man verseift Mandelöl mit Natronlauge, zersetzt die Seife mit Weinsteinsäure, wäscht die ausgeschiedenen Fett- säuren mit Wasser, bringt sie in ein Wasserbad, versetzt sie mit ihrem halben Gewichte fein gepulverten Bleioxyds, dige- rirt eine Zeitlang, lässt erkalten, behandelt das Product mit ohngefähr seinem dreifachen Gewichte Aether, lässt absetzen, giesst den ätherischen Auszug ab, wiederholt die Extraction mit Aether noch einmal, schüttelt die vereinigten Auszüge mit überschüssiger Salzsäure, trennt die dadurch in Freiheit gesetzte und in dem Aether gelöst gebliebene Oelsäure von dem erzeugten Chlorblei, wäscht die ätherische Solution mit Wasser und destillirt den Aether davon ab.

Der Destillationsrückstand besteht aus Oelsäure = C36JJ33Q3 _|_ "fjo, verunreinigt mit einer gewissen Menge Oxyölsäure = C^^H^^O^ + HO. Zur Beseitigung der letztern sättigt man mit Ammoniakliquor , fallt die Solution mit Chlor- baryum, wäscht den aus ölsaurem und oxyölsaurem Baryt bestehenden Niederschlag, trocknet ihn und behandelt ihn mit kochendem Alkohol, aus welchem beim Erkalten ölsaurer Baryt, ohne eine Spur von oxyölsaurem, herauskrystallisirt. Der Ölsäure Baryt wird mit einer kochenden Lösung von Weinsteinsäure zersetzt, und die ausgeschiedene Oelsäure ge- waschen.

So bereitet erscheint die Oelsäure beinahe farblos , dünn- flüssiger als Mandelöl; sie löst leicht Quecksilberoxyd und Morphin auf

Bei der Darstellung der Ölsäuren Verbindungen ver- meide man eine + 65® C. übersteigende Temperatur, weil diese zersetzend wirken würde. G. C. W.

Chemische Analyse der Seifen.

Unter den fremdartigen Substanzen, welche in Seifen am häufigsten gefunden werden, spielt Harz (Colophoniiim) die erste Rolle. Das Harz bildet bekanntlich mit Kali und Na- tron chemische Verbindungen, Resinate oder Harzsäuresalze, welche mit Wasser einen reichlichen Schaum geben. Diese Eigenschaft, im Verein mit dem Umstände, dass der Preis

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34:8 Chemische Analyse der Seifen.

des Harzes weit niedriger ist als der der Fettkörper, brachte die Seifenfabrikanten auf den Gedanken, dasselbe ihren Pro- ducten einzuverleiben. Da jedoch die Anwendung solcher Seifen nicht in allen Fällen ohne nachtheilige Folgen bleibt, so bat F. Jean die verschiedenen Methoden controlirt, welche zur Bestimmung des Harzes in Seifen angegeben wa- ren, er hat jedoch gefunden, dass dieselben mehr oder weni- ger unzuverlässige Resultate liefern. Um nun ein genaues und sicheres Verfahren zu diesem Zwecke auffinden zu kön- nen , unterwarf er zuerst die Resinate , d. h. die sich bei der Verseifung des Harzes bildenden Salze, einer genaueren Unter- suchung. Nach seinen Untersuchungen hierüber bilden sich bei der Verseifung des Harzes drei ganz verschiedene Sub- stanzen :

I. ein in Alkalien unlösliches Resinat,

n. ein in Alkalien lösliches Resinat,

ni. eine Substanz, welche sich aus ihren sauren Lösungen nicht abscheidet.

Hierauf gründet sich nun folgende Abscheidung und quantitative Bestimmung des in den Seifen enthaltenen Harzes. Man wägt 10,0 g. Seife ab und löst sie in 100,0 Cc. Wasser. Nach erfolgter Lösung versetzt man die Flüssigkeit mit concentrirter chemisch reiner Aetznatronlauge in geringem Ueberschusse , wodurch die von den Fettsäuren gebildete Seife, sowie das Resinat I in unlöslicher Form niedergeschla- gen worden , während das Resinat II in dem überschüssigen Alkali in Lösung zurückbleibt. Hierauf filtrirt man, wäscht den Niederschlag mit Aetznatron aus, und vereinigt das Wasch wasser mit dem Filtrate. Die das Harzsäuresalz 11 enthaltende alkalische Flüssigkeit wird mit heisser verdünnter Schwefelsäure angesäuert, und dann auf ein gewogenes Filter gebracht, auf welchem das Harz II zurückbleibt. Die von II abfiltrirte saure Flüssigkeit wird mit Aetznatronlösung genau gesättigt, und hierauf zur Trockne abgedampft Der Rück- stand wird, um das schwefelsaure Natron abzuscheiden, mit Alkohol behandelt, und die alkoholische Lösung in einer Porzellanschale zur Trockne abgedampft, die vorher gewo- gen war.

Auf diese Weise erfahrt man die Menge der harzigen Substanz III, gemischt mit Glycerin. Das Vorhandensein von Glycerin' in dem Rückstande lässt sich auf die Art nachwei- sen, dass man denselben in einenf Glasrohre mit Mangan- hyperoxyd, einigen Tropfen Schwefelsäure und Alkohol auf 4tO^ C. erwärmt, dabei bildet sich der nach Pfirsiohblüthen

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Chemisclie Analyse der Seifön* 349

riechende Formyläther. Das harzsaure Natron I und die Fettsäureseife werden nach dem Auswaschen mit natronhalti- gem Wasser in kochendem Wasser gelöst und dann mit Chlorbaryum im geringen Ueberschusse gefällt. Das unlös- liche Barytresinat und die Barytfettseife werden abfiltrirt und ausgewaschen, darauf im Wasserbade bei 100® C. getrocknet. Hierauf werden sie mit Aether behandelt, welcher den harzsau- ren Baryt löst, die in ihm unlösliche Barytfettseife aber zurücklässt. Die ätherische Lösung wird zur Trockne abge- dampft, der dabei erhaltene Rückstand wird in kochendem destillirtem Wasser aufgenommen, und durch Zusatz einiger Tropfen verdünnter Schwefelsäure zersetzt, um das Harz frei zu machen. Dasselbe wird auf dem Filter gesammelt, wel- cher bereits das Harz II enthält, und nach dem Auswaschen mit warmem Wasser, irii Wasserbade bei 100® C. getrocknet und dann gewogen. Die in Aether unlösliche Barytfettseife wird kochend heiss mit verdünnter Schwefelsäure zersetzt, die dadurch frei gemachten Fettsäuren werden sorgßiltig gesammelt, getrocknet und gewogen. Bei Befolgung dieses Verfahrens findet man das Gewicht des Harzes, der Fett- säuren, und der harzähnliohen Substanz, letztere gemischt mit dem in der Seife enthaltenen Glycerin.

Viele Seifen enthalten auch grosse Mengen von andern fremdartigen Substanzen , z. B. Stärkemehl (in den meisten weichen oder Schmierseifen vorhanden), Talk, Ocker, Thon, Gyps, Schwerspath u. a. m. , welche betrügerischer Weise zu- gesetzt werden, hauptsächlich um das Gewicht der Seife zu mehren. Diese Substanzen lassen sich sehr leicht abscheiden; man braucht zu diesem Zwecke die verdächtige Seife nur in Alkohol aufzulösen bei 40® C, wobei alle fremden Körper, nebst einem Theile des Chlomatriums , des schwefelsauren Natrons und des kohlensauren Natrons zurückbleiben. Eine jetzt sehr häufig vorkommende Verfälschung besteht bei har- tem Seifen in der Einführung von sehr concentrirtem Natron- wasserglas (zuweilen 17%); da dieses Salz in Alkohol unlös- lich ist, so lässt es sich leicht abscheiden. Löst man den bei der Behandlung mit Alkohol gebliebenen Rückstand in Wasser, so scheidet sich auf Zusatz einer verdünnten Säure die Kieselsäure des Wasserglases gallertartig ab. Zur Wasserbestimmung besonders sehr gefüllter Seifen eignet sich folgendes Verfahren ; ein oder zwei g. der in feine Spänchen zerschnittenen Seife wird in einer tarirten Porcellanschale in der möglichst kleinen Menge starken Alkohols aufgelöst, dann fügt man eine bekannte Menge von feinem, gut getrocknetem

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850 Neuos Verfahren zur Stahlfabrication.

Quarzsand hinzu, welche hinreicht, die sämmtliche Flüssigkeit zu absorbiren, und erhitzt nun das Ganze im Luftbade bis zu einer Temperatur von 110® C. Das Trocknen verfolgt rasch. Schliesslich kann man den Quarzsand mit Schwefel- kohlenstoff behandeln, um die nicht gebundenen Fettsubstanzen zu .bestimmen. (Atis dem Moniteur sdentifique durch den American chemist. Nov, 1872. p, 16i, Binglers polyt. Joum. Bd. GGVIL p. 22i). ' Kr.

Neues Verfahren zur Stahlfabrication.

Das Princip dieses von F. Bajault und Eoche ange- gebenen Verfahrens besteht in der theilweisen Entkohlung des Roheisens, unter dem Einflüsse des Eisenoxydes in Form eines reichhaltigen Eisenerzes. Ein in metallene Formen, sogen, hohle Gänze gegossenes Gemenge von Roheisen und gepulvertem Eisensteine giebt beim Erkalten Zaine oder Gänze, deren jede mit der Form, in die sie gegossen ist, ein Ganzes bildet. Diese Gänze werden dann in einen besonde- ren Ofen gebracht, worin man sie eine Zeitlang auf lebhafter Rothgluth erhält. Bei dieser Temperatur und bis zum Ende der Reduction entwickeln sich zahlreiche Strahlen von Koh- lenoxydgas und verbrennen mit characteristischer blauer Farbe. Auf diese Weise erhält man Robstahlgänze, welche nur noch eingeschmolzen zu werden brauchen, entweder im Tiegel oder auf der Sohle eines Flammenofens. Bei diesem Verfahren erfolgen die Reactionen in der ganzen Ausdehnung einer festem Masse durch ein inniges Gemenge der ange- wandten Substanzen, und diese Substanzen kommen erst nach ihrer gegenseitigen Umwandlung in Fluss. Da alsdann das Erz reducirt ist, so ist dessen Einwirkung auf die Wan- dungen des Schmelzofens fast gleich Null. Auf diese Weise lassen sich alle Grade der Kohlung erzielen, da die Mengen- verhältnisse des Roheisens und Oxydes genau bestimmt wer- den können. (Comptes rendus, LXXVI. p. 80. Bingler' s polyt. Joum. Bd. GGVU. p. 315.).

Er.

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Darstellung des Chromalaunes. f^51

Darstellnng des Chromalannes.

Bei der Bereitung von Chromalaun aus Kaliumbichromat werden gewöhnlich, nach Zusatz der entsprechenden Menge Schwefelsäure, als Reductionsmittel Alkohol, Schwefelwasser- stoff, oder schweflige Säure angewendet, wobei jedoch das Ende der Reaction nicht genau beurtheilt werden kann. In den bezüglichen Vorschriften findet sich auch die Bemerkung, dass man zu beobachten habe, dass die Flüssigkeit weder bei der Reduction noch beim nachfolgenden Krystallisiren zu sehr erwärmt werde, weil in diesem Falle eine grüne, nicht krystal- lisirende Lösung erhalten werden würde. Um nun diesen Umstand zu vermeiden, versuchte Prof. A. Lielegg, den Chromalaun auf eine Weise zu bereiten, bei welcher durch die Reduction keine Erwärmung eintritt, und die Unsichei'- heit, ob man genug des Reductionsmittels angewendet habe, ganz wegßillt. Die Bereitung des Chromalauns gelingt nach seinen Versuchen am besten durch Reduction von Kalium- bichromat mittelst Oxalsäure ; diese reducirt das Kaliumbichro- mat bei Gegenwart von Schwefelsäure schon bei gewöhnlicher Temperatur, unter nicht bemerkbarem Erwärmen , schnell und vollständig. Zur Ausführung der Operation wägt man zuerst die dem unten angegebenen Schema entsprechenden Mengen von Kaliumbichromat, krystallisirter Oxalsäure und concen- trirter Schwefelsäure ab, verdünnt letztere mit soviel Wasser, als nöthig ist, um die in Anwendung kommende Menge von Kaliumbichromat zu lösen, trägt dieses in die durch das Ver- dünnen mit Wasser erwärmte Schwefelsäure ein, und wartet nun bis zur völligen Lösung der Substanz und Abkühlung der Flüssigkeit. Hierauf setzt man unter Umrühren in klei- nen Partien die Oxalsäure zu, die sogleich beginnende Reac- tion giebt sich durch das Entweichen der Kohlensäure kund. Ueberlässt man die nöthigenfalls filtrirte Flüssigkeit dem frei- willigen Verdunsten, so erhält man Krystalle von Chromalaun. Die Zersetzung geht nach folgendem Schema vor sich, in welchem vom Krystallw^sser abgesehen ist: Cr^O^K« + SC^H^O* + 4S0*H2 = Cr^S^O^^K« -f 600«

+ 7H»0. Demnach sind zur Bereitung von 100,0 Gew.-Th. Chrom^laun 29,5 Gew. -Th. Kaliumbichromat, 38,0 Gew.-Th. krystallisirte Oxalsäure und 39,0 Gew.-Th. concentrirte Schwefelsäure erforderlich. {Dingler's yolyt. Joum. Bd. CGVIL p, 321X

Kr.

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1

352 Die natürliclien Farben und die Verfärbungen heller Ziegelsteine.

Die natfirlichen Farben und die Verfärbungen heller Ziegelsteine.

Wenn Ziegelmaterial als äussere Bekleidung von Bau- werken benutzt wird, so ist stets darauf Bedacht zu nehmen, dass dieselben innerhalb bestimmter Grenzen eine gleichmässige Farbe erhalten. Es ist desshalb mit Recht die Frage nach der Entstehung der Farben von Ziegelsteinen, nach den Um- ständen, unter welchen Missiarbungen und Anflüge entstehen, nach Mitteln, einen willkürlichen Einfluss auf die Steinfarben auszuüben, eine brennende geworden, welche andauernd zu grossartigen und kostspieligen Experimenten verschiedenster Art Veranlassung giebt, welche nur zu oft ohne Resultate bleiben. Es werden daher für die betheiligten Kreise die Versuche des Dr. H. Seger von besonderem Interesse sein, welche derselbe über diesen Gegenstand angestellt hat. Dr. Seger hat besonders die hellfarbigen Ziegelmaterialien berücksichtigt, da diese in Bezug auf Massen- wie auf Ober- flächenförbung dem Ziegler die grössten Schwierigkeiten ent- gegenstellen. Er unterscheidet folgende vier Erscheinungen, welche sich aus sehr verschiedenen Processen herleiten, nemlich:

1) die Färbung der Masse des Stein's , erkennbar auf dem Bruch;

2) die Färbung der Masse des Stein's an oder in der Nähe der Oberfläche, insofern als diese von der Färbung des Innern oder der Hauptmasse abweicht;

3) die Färbung der Oberfläche durch der Steinmasse fremde oder aus derem Innern während des Trocknens, Schmauchen» oder Brennens hervorgetretene Substanzen, also Anflüge, TJeberzüge u. s. w. ;

4) die Färbung der Oberfläche durch der Steinmasse fremde Substanzen, welche nach dem Brennen, während des Lagerns oder nach der Vermauerung sich auf der Oberfläche bildeten.

Sämmtliche verschiedenartigen Färbungen respective Missfärbungen der Ziegelsteine lassen sich, ihren Ursachen nach, in zwei Hauptgruppen vereinigen. In der einen sind es im Ziegelmaterial vorhandene Stoffe, im andern die Feuer- gase der Brennöfen, welche eine eigenthümliche Färbung der Steine veranlassen. Es ist nun bekannt, dass das Eisen- oxyd, welches in den überwiegend meisten Fällen die einzig färbende Substanz ist, je nach seinem Zustand der Verthei-

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Die natürlichen Farben und die Verfärbungen heller Ziegelsteine. 353

lung eine grosse Reihe von Nuancen, von gelbroth bis violett- schwarz, hervorbringen kann, und wird eine dunklere Fär- bung desselben dann auftreten, wenn der Thon einer hohen Temperatur ausgesetzt war. Diese Eigenschaft der Roth- färbung behält das Eisenoxyd bei, so lange die Masse des Thones ihren porösen Charaeter bewahrt, und geht erst beim üebergange in den klinkerartigen Zustand oder beim Schmel- zen in die Färbung über, welche grössere Eisenmengen an Glasflüsse ertheilen, nemlich in eine schwarze. Anders jedoch verhält es sich, wenn die farblose Thonsubstanz ausser dem Eisenoxyd, wie dieses häufig der Fall ist, kohlensauren Kalk enthält. Per Kalk wirkt in der Hitze als ein Flussmittel und verursacht eine bedeutend frühere Sinterung, als das Material ohne dessen Anwesenheit erleiden würde, es bildet sich ein Silicat, welches neben den Bestandtheilen des Thons das Eisenoxyd und den Kalk aufnimmt, welche Verbindung bei einem gewissen Verhältniss zwischen Kalk und Eisenoxyd eine weisse oder gelbe Färbung hat. Diese Verbindung ent- steht erst mit der beginnenden Sinterung, und die färbende Kraft des Eisenoxydes wird erst bei diesem Punkte vernich- tet, während dieselbe noch bei niedrigerer Temperatur erhal- ten bleibt. Es nimmt demnach kalk- und eisenhaltiger Thon bei schwachem Glühen die rothe Färbung an, welche das Eisenoxyd ihm ertheilt, diese verschwindet bei weiterer Er- hitzung immer mehr und geht schliesslich durch Fleischroth und Weiss in ein mehr oder weniger intensives Gelb oder Gelbgrün über, das schliesslich bei eintretender vollständiger Verglasung in Grün oder Schwarz übergeht. Mit. diesen scheinbar so einfachen Factoren ist die ganze weite Scala der Steinfärbungen gegeben ; wenn man jedoch bedenkt , wie viel- fach die färbenden Einflüsse in Wirklichkeit Variationen in Bezug auf die Mengenverhältnisse der in Frage kommenden Stoffe, auf den physikalischen Zustand der Masse und den verschiedenen Grad der Erhitzung unterworfen sind, so ist damit der Reichthum an verschiedenen Nuancen hinlänglich erklärt, selbst wenn man von durch Aschenanflüge und Aus- witterungen hervorgebrachten Missfärbungen ganz absieht. Zu den letzteren gehören besonders die Verfärbungen, welche helle Steine zeigen, indem sich auf ihren freien Flächen rothe oder rothbraune Flecken markiren, während die sich decken- den Theile gelb erscheinen. Wenn auch bei Benutzung eines jeden Brennmaterials sich diese Verfärbungen nachweisen lassen, so treten sie doch am intensivsten bei Steinkohlen- feuerung auf. Zuweilen kommt es sogar vor, da^^sein und

Aroh. d, Pliarin. III. RolUo. III. Bda. 4. Ilft. 23

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Die natürlichen Farben und die Verfärbungen heller Ziegelsteine.

älbe Stein einen rothen Kern hat, seine äusseren Theile sind und die äusserste Oberfläche wiederum roth erscheint. B Erscheinungen haben verschiedene Ursachen, die eine, •e, ist dadurch hervorgerufen, dass die Temperatur ; hoch genug gestiegen ist, um durch Bildung eines Kalk- its die rothe Färbung des' Eisenoxyds auszugleichen, die ere, meist intensivere, ist dadurch entstanden, dass der : auf der Oberfläche unfähig gemacht ist, in die erwähnte atverbindung einzugehen, weil er anderweitig bereits Luden ist. Um nun über die Natur dieser anderweitigen ung des Kalkes Aufschluss zu erhalten, hat nun Seger -eiche Untersuchungen angestellt, von denen zwßi in ihren iltaten hier folgen mögen. Die Analyse eines Ziegel- is, bei welchem der ^tein immer rein gelblichweiss gefärbt, Aussenfläche dunkelblutroth war, mit einer allmähligen jhattirung nach dem Innern, ergab:

Im rothgeförbten Theile. Im gelbgefärbten Theile.

Kieselsäure

63,71

71,25

Thonerde

9,81

8,60

Eisenoxyd

5,16

5,92

Kalk

8,72

9,24

Magnesia

2,20

1,89

Schwefelsäure

8,49

0,61

Mangan 1 Chlor j

Spuren

Spuren

Alkalienu. Verlust 1,91

2,49

100,00. : 100,00.

Der Unterschied in den Analysen ist in Bezug auf den alt an Schwefelsäure im höchsten Grade auffallend und •acteristisch. Dieselbe ist in beiden Fällen als an Kalk linden zu betrachten, und wurde im gelben Theile des ns einem Gypsgehalt von 1,04% entsprechen, während lelbe im rothen Theile auf 14,43 7o gestiegen ist. Da der mtstandene Gyps bei der im Brennofen herrschenden Tem- itur nicht zerlegt wird, kann sich die Silicatverbinclung des is nicht bilden, welche die rothe Färbung des Eisenoxydes ischt, und letztere tritt intensiv hervor.

Eine andere Klasse von Steinfärbungen betrifft solche, öhe erst nach der Herstellung der Ziegel oder nach deren Wendung sich bilden. Dieselben bestehen zum grössten ile aus Salzausblühungen , oder in organischen Bildungen Form von Pilzen oder Algen. Das Element beider ist die chtigkeit, und dürften als Mittel gegen diese letzteren

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Die Verwertbung der Abgangsseifenwässer. 355

kleinen mikroskopischen Feinde Aetzmittel mit Erfolg zu ge- branchen sein, vielleicht Zinkvitriol oder Arsenik. (Deutsche Industriezeitung 1873, Nr. 6, Dingler' s polyt. Journ. Bd.CGVII, p. 378.), Kr.

Die Vierwerthung der AbgangsseifenwSsser.

Die Verwerthung der bei öffentlichen Waschanstalten und vielen Industriezweigen abgehenden Seifenwässer, namentlich die Abscheidung der an das Alkali der Seife gebundenen* Fettsäuren, ist bereits vielfach versucht worden, gedoch nur mit wenig Erfolg. Es lassen denn auch gegenwärtig die meisten Seifenconsumenten ihre einmal verwertheten Seifen- wässer fortfliessen. Es hat dies zum grössten Theile seinen Grund in den technischen Schwierigkeiten, welche sich beim Ansammeln des Schlammes und der Abscheidung des darin enthaltenen Fettes in den Weg stellen. Die vielfach empfoh- lenen Methoden, Sammeln des Seifenwassers in Bottichen, Zersetzen der Seife, Absetzenlassen u. s. w. können nur auf kleine Mengen concentrirter Seifenwässer Anwendung finden, -wie etwa in Wollwäschereien. Bei öffentlichen Waschanstalten jedoch, die täglich 150 bis 200 Kilo Seife bei etwa 60,000^ bis 70,000 Liter Wasser verbrauchen, ist die Anwendung derartiger Methoden unmöglich.

In solchen Fällen empfiehlt F. Henze die abgehenden Seifenwässer zum Sammeln des Schlammes mit einem anhalten- den Strome Kalkwassers durch eine Tonne fliessen zu lassen, welche etwa bis zur Hälfte mit gelöschtem Kalk beschickt wird. Durch einen continuirlichen Strom kalten Wassers wird dann die gebildete Kalkseife in einem grossen Bottich geschlämmt. Durch Lüften von Stöpseln, welche im lÖoden des letztem angebracht sind, lässt man den angesammelten Schlamm in untergestellte Filtrirkörbe ab und sorgt für einen beständigen Kalkzufluss. Die in den Körben angesammelte Kalkseife wird mit Salzsäure oder Schwefelsäure und Was- serdampf zersetzt, worauf die erkaltete Masse wieder in Fil- .trirkörbe gebracht, ausgewaschen, und durch Abdampfenlassen und nachheriges Pressen vom Wasser befreit wird. Die hier- durch gewonnene Fettmasse ist nun noch keineswegs für die Fettpresse rein genug. Sie enthält bei dem Schlamme einer öffentlichen Waschanstalt noch zwischen 40 bis 50 Pror. ungehörige Stoffe. Noch vortheilhafter soll nach Henze di^

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356 Transiparentbild. a. Albumin z. erzeugen. Gescliichte d. Feuerzeuge.

Gewinnung des Fettes durch Deplacirung mit Schwefelkohlen- stoff sein. {Dingler' $' polyt. Journ, Bd. CCVU. p. 463X

Kr.

!

Transparentbilder auf Albumin zu erzeugen.

G. Willis bereitet eine Auflösung von Kautschuk in Benzol, etwa so dick wie dünnes Collodion. Auf dieser lässt man einen Bogen Papier eine halbe Minute schwimmen. Nach dem Trocknen albuminirt man den Bogen in gewöhnlicher Weise. Man nimmt hierzu zweckmässig das Weisse von einigen Eiern, setzt für jedes Ei ein bis fünf Decigramm Salmiak, in wenig Wasser gelöst, zu, schlägt gut zu Schnee, lässt einige Stunden stehen, filtrirt das Eiweiss, und lässt den Bogen Kautschukpapier darauf schwimmen, wobei man sich vor Luft- blasen zu hüten hat Dies muss in einem warmen Raum geschehen. Das Papier trocknet bald, und lässt sich beliebig lange aufbewahren. Es wird ganz in gewöhnlicher Weise gesilbert und gedruckt, nur vier bis fünfmal dunkler als ein Papierbild, bis das ganze Bild schwarz ist Das Bild wird ganz wie gewöhnlich ausgewaschen, darauf wird es vor dem ♦Thonen auf eine reine Glasplatte gelegt, und mit einem Eaut- schukwischer fest angerieben. Nach dem Trocknen taucht man Baumwolle oder einen weichen Lappen in Benzol, und befeuchtet damit die Rückseite des Papierbildes. Nachdem man das Papier etwas gerieben, lässt es sich leicht von der Glasplatte abziehen. Das Bild bleibt unversehrt am Glase. Man vergoldet und fixirt das Bild in gewöhnlicher Weise, aber mit sehr dünner Natronlösung, weil starke Natron- lösung das Bild zu sehr angreift. (Pkotograpk. Archiv. Bd. XIV. p. 20). Kr.

Zar Greschichte der Feuerzeuge.

Aus einer grösseren Abhandlung in der Zeitschrift Aus- land'* Nr. 13 1873. S. 244 entnehmen wir folgende geschicht- liche Notizen der Reihenfolge der Feuer verschaffenden Mittel.

Durch Reibung. Aelteste Form mittelst harten und weichen Holzes, wobei gewöhnlich mehrere Leute sich ablösend halfen, um etwas Bast zu entzünden.

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Geschichte der Feuerzeuge. 357

Das Feuerschlagen mit Stahl tind Stein ist schon vor Jahrtausenden bekannt gewesen, Feuerzeuge von Stahl, Stein und Zunder kannte man schon im 14. Jahrhundert. Zuerst wurden die Eequisiten, Stahl, Stein und Hobelspähne in lan- gen Holzbüchsen mit Deckel verwahrt, 14, 15 16, Jahrhun- dert; zu Ende des 17. Jahrhunderts kam als thüringi- sches Feuerzeug ein Blechkasten auf, worin Stahl, Stein, Zunder und Schwefelfaden aufbewahrt wurden. Das schle- ßi 8 che Feuerzeug mit demselben Inhalte bestand aus kupfer- nen Tellern mit umgebogenem Rande, im Erzgebirge ge- brauchte man auch Messingdosen mit trocknem Holzmoder, statt Zunder.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Feuerzeuge nach Art des französischen Flintenschlosses gebraucht, bald jedoch von den lange Zeit und noch jetzt üblichen, kleineren Utensilien für Stahl, Stein und Schwamm verdrängt, denen später auch die mit Lunte versehenen Taschenfeuerzeuge s^ an- schlössen. In England wurden auch scheibenförmige Stähle gefertigt, denen bei raschem Umdrehen Stein und Schwanmi entgegenzuhalten war.

Schon im 13. Jahrhundert bediente man sich der Brenn- gläser, häufiger, wegen leichterer und verbesserter Darstellung, zu Ende des vorigen Jahrhunderts.

Im Anfände dieses Jahrhunderts benutzte man auch die Electricität zur Entzündung von mit Colophonium durchtränk- ter Baumwolle und diese zum Anzünden einer Kerze. Hierzu wurde eine förmliche Electrisirmaschine mit Leidener Flasche verwendet, der überspringende Funke zündete.

Fürstenberg in Basel entdeckte 1780 ein Feuerzeug, welches mittelst electrischer Funken, durch Electrophor erzeugt, Wasser st off gas entzündete.

Ehr mann aus Strassburg machte dasselbe als Tachy- pyron oder Schnellfeuerzeug bekannt.

Döbereiner benutzte endlich 1823 den Platinschwamm zur Entzündung des gleichen Gases.

In den 70ger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden von Dumontier und im Anfange des jetzigen von Molle t pneumatische Feuerzeuge entdeckt, wo in festschliessenden Röhren Luft so plötzlich zusammengepresst wird, dass die eben so plötzlich frei werdende Wärme Schwamm entzündet. Nach Anderson soll ein Volk in Hinterasien, die Kakhyens oder Chingpaws, jetzt dasselbe Feuerzeug handhaben.

Wollaston erfand zu Ende der zwanziger Jahre ein pneumatisches Feuerzeug.

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358 Gdscbichte der Feuerzeuge.*

Die im Jahre 1806 von Berthollet gemachte Ent- deckung, dass chlorsaures Kali durch concentrirte Schwefel- säure so energisch zersetzt wird, dass entzündbare Körper entflammen, führte zur Verfertigung der lange gebräuchlichen Tisch- oder Tunkfeuerzeuge, auch chemisches Zündfeuerzeug; Yg Pfund chlorsaures Kali reichte zu 100,000 Zündhölzern aus und dennoch kostete 1812 das hundert ^/g Thaler. Um die Nachtheile flüssiger Säure zu umgehen, wurde allmählich der Asbest als aufsaugender Stoff verwendet und der Tischler H. Weilhof er in München erfand den ersten Hobel, um in 10 Minuten 500 Hölzchen von je 3 Fuss Länge hobeln zu können. Die Ursache dieser Erfindung war eine Amsel, welche ein armer Zündhölzchenschnitzer nicht abgeben wollte und desshalb Weilhofer zu dieser bedeutenden Hülfe führte, wofür er auch den geschätzten Vogel erhielt.

Die im Jahre 1669 von Brandt gemachte Entdeckung des Phosphor s führte erst in unserer Zeit zur Verwendung als Feuerentzünder und das erste Phosphorfeuerzeug war so eingerichtet, dass eine irdene Flasche mit engem Halse zur Hälfte mit Phosphor gefüllt wurde. Derselbe ;;vurde durch einen glühenden Draht entzündet und so lange das Geföss offen erhalten, bis der Phosphor verlöschte, worauf sofort geschlossen wurde. Ein mit Schwefel überzogenes Hölzchen entzündete sich beim Eintauchen in die wieder geöffnete Flasche.

Der Italiener Peyla tränkte gewichste baumwollene Dochte mit einer Mischung von Phosphor, Schwefel und de- stillirtem Oele und schloss dieselbe in gläserne Röhren ein. Beim Oeffnen und raschem Herausziehen entzündeten sich diese Lichtchen durch Reibung.

In den 20ger Jahren versuchte man endlich chlorsaures $■ Kali und Mischungen dess. nur durch Reibung zu entzünden,

oder auch durch den electrischen Funken. Die 1832 erfun- denen Congreve' sehen Streichzündhölzer hatten eine Mischung von chlorsaurem Kali und Schwefelantimon, kamen aber we- gen schwieriger Entzündbarkeit und sonstiger Mängel nicht auf. 1833 erscheinen endlich die jetzt gebräuchlichen Phos- phorzündhölzer von Wien aus in den Handel,

Zuerst hatten die Fabrikanten Römer und Preschel in Wien Mischungen von chlorsaurem Kali und Phosphor, die wegen der zu starken Entzündlichkeit verboten wurden. Später ersetzte man das chlorsaure Kali durch Salpeter und behielt auch Schwefelantimon wieder bei und seit 1846

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W'f^

Solanin in Solanum Lycopersicum. Verfälschung d. Chinarinden etc. 359

bedient man sich dieser oder ähnlicher Mischungen. Bei den schwedischen Zündhölzern findet sich der 1847 von Schrot- te r entdeckte amorphe Phosphor auf der Reibfläche.

Rdt

Solanin in Solanum Lyeopersicnm.

Kennedy zog die Pflanzen - Blätter und Stengel zwei- mal mit Wassü: aus, das mit Schwefelsäure angesäuert war, und präcipitirte mit Ammoniak. Der getrocknete Nieder- schlag wurde mit heissem Alkohol behandelt, der beim Er- kalten das Solanin in fedrigen Krystallen abseltite. (The Fkarmac. Joum, and Transact, Third. Ser, Part. XXXII, Nr. CXXXri—CXXXIX. Fbr. 1873. p. 606.)., Wp.

Ueber Yerfälsclinng der Chinarinden mit ChinoMln«,

Dieser von Hager*) angeregte Gegenstand ist nun auch von Prof. Bernatzik**) zur Sprache gebracht worden; der ungewöhnlich hohe Gehalt gewisser Chinarinden an Alkaloid und die harzige Beschaffenheit des letzteren machte nemlich darauf aufmerksam. Als der Verf. aber die von Hager ange- gebene Prüfungsmethode versuchte, wurde er nicht davon befriedigt; dagegen erkannte er in dem Chloroform das geeignetste Extractionsmittel für das künstlich den Einden zugeführte Chinoidin, da dasselbe von den denselben gehöri- gen Alkaloiden keine Spur auflöst. Das Verfahren, dessen man sich somit als Vorprüfung für die quantitative Werth- bestimmung der Chinarinden , um jeder Täuschung zu begeg- nen, zu bedienen hätte, wäre folgendes.

Man bricht zunächst von den vorher sorgfältig, auch mit der Lupe besichtigten Rinden alle verdächtigen Stellen, besan- ders die Enden längerer Stücke los, rollt hierauf die dünnen Röhren auf, wobei sie zerbrechen, damit ihre innere Fläche frei werde, und zerkleinert alles so weit, dass höchstens

*) Wittstein, Vieiteljahresschr. XXI. 433.

♦♦) Zeitachr. des allg. österr. Apotheker -Vereines 1873. Nr. 9.

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860 Verfälschung der Ghiuarliulen mit Chinoidin.

1 Centim. lange Stücke erhalten werden. Nachdem man die Bruchstücke durchgemischt, trägt man 5 g. davon in eine hin- reichend weite Eprouvette und drängt sie durch Schütteln auf einen kleineren Raum. Hierauf übergiesst man sie mit Chloroform so weit, dass die obersten Fragmente noch erreicht werden, und schüttelt das Ganze tüchtig durch. Nach halb- stündiger Maceration filtrirt man die Flüssigkeit, welche, wenn Chinoidin aufgenommen wurde, mehr oder weniger stark gelb bis in*s Bräunliche gefärbt, sonst farblos ist, und dunstet sie auf einem ührglase bis zur Trockne ein. Den Rückstand benetzt man mittelst eines Glasstabes mit 1, njiter Umständen

2 bis 3 Tropfen Salzsäure , verreibt ihn anfänglich mit einer geringen, später grösseren (etwa 1 bis 3 Cc.) Menge destil- lirten Wassers, bis sich das Chinoidin gelöst hat, filtrirt und spült den Rest mit noch 1 Cc. Wasser ab. Ist Chinoidin vorhandien, so hat das Filtrat eine mehr oder weniger gesät- tigt gelbe Farbe, während es bei Abwesenheit des Alkalo'ides farblos erscheint. Die eine Hälfte des Filtrats wird mit Chlorwasser oder einer mit Salzsäure versetzten Chlorkalklö- sung gemischt und Ammoniak zugefügt. Ist die Menge des Chinoidins eine geringe, so zeigt sich eine mehr oder minder lebhafte smaragdgrüne Färbung. Betrug jedoch die Menge des der Rinde beigebrachten Chinoidins nur ^2 Procent, so reicht dies hin, um durch Ammoniak einen grünen flockigen Niederschlag zu bewirken, der sich in mehr Ammoniak mit tief smaragdgrüner Farbe löst. Zuviel Chlorwasser muss hierbei vermieden werden, weil sonst nur eine gelbe Färbung entsteht. Die andere Hälfte des Filtrates versetzt man mit ein paar Tropfen Natronlauge, wodurch sich eine milchige Trübung oder ein käsiger Niederschlag bildet, welche die Eigenschaft haben, beim Schütteln mit Aether, indem das Chi- noidin sich darin, leicht löst, zu verschwinden.

Bevor man noch an die Ausführung dieser Probe geht, zieht man die durch Chloroform extrahirten Rindentheile aus der Proberöhre und trocknet sie zwischen Fliesspapier gut aus. Sie dienen dazu, um im Ealle Chloroform wenig oder gar kein Chinoidin aufgenommen hätte, mit reinem (ammoniak- freiem) destillirtem Wasser ausgezogen zu werden, wenn man nicht vorziehen sollte, eine neue Probe hierfür zu verwenden. Das Behandeln mit kaltem destillirtem Wasser soll den Frag- menten der untersuchten Rinde die ihnen anhängenden, in Wasser leicht löslichen Chino'idinsalze entziehen. Unver- fälschte Rinden geben nach halbstündiger Maceration ein nahezu farbloses, mit Chinoidinsalzen imprägnirte ein mehr oder weni-

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Verfälschung der Chinaiinden mit Chinoidin. ♦SGl

ger tief gelb gefärbtes Filtrat. Aetznatron veranlasst im letztern Falle eine milchige oder käsige Ausscheidung, die sich beim Schütteln mit Aether wieder verliert. Chloroform hellt nicht wie der Aether die durch Aetznatron trübe gewor- dene Mischung auf, löst aber nichts destoweniger das Chinoi- din beim Schütteln vollständig und hinterlässt es nach dem Verdunsten so rein, dass der Rückstand nahezu farblos erscheint, und erst beim Lösen desselben durch Salzsäure und Wasser die gelbe Farbe wieder hervortritt. . In der so bewirk- ten Lösung giebt sich das Chinoidin, bei der Reinheit in der es darin enthalten ist, selbst wenn nur Spuren davon vor- handen sind, durch die wiederholt angeführten Reactionen zu erkennen.

Wenn Chinarinden mit essigsaurem Chinoidin imprägnirt wurden, so kann durch Austrocknen derselben an einem war- men Orte mehr oder weniger von der Essigsäure sich ver- flüchtigen. Auf solche Weise verlieren die Rinden die ihnen durch anhängende Chinoidinsalze zu Theil gewordene Hygro- ßkopicität, und das vorhandene Chinoidin wird beim Behandeln mit Wasser von diesem gar nicht oder nur in geringer Menge aufgenommen. In einem solchen Falle kann der wässerige, sowie der Chloroformauszug so wenig vom Chinoidin enthal- ten, dass es zweckmässig erscheint, zur Constatirung der Anwesenheit dieses Alkaloids beide mit einander zu vereini- gen. Zu dem Ende wird das Filtrat, welches nach dem Fällen des wässerigen Ausz.ugs mit Natron und Ausschütteln mit Chloroform erhalten wurde, mit dem Chloroformauszuge derselben oder einer zweiten Rindenprobe zusammengemischt, und zuletzt der nach Jem Verdunsten verbliebene Rückstand auf die oben angegebene Weise geprüft.

Dasselbe Verfahren wird zum Ziele führen , wenn China- rinden zur Erhöhung ihres Gehalts an Alkalo'iden mit Cin- chonin oder Cinchonidin verfälscht worden sind. Im un- gebundenen Zustande (den Rinden in weingeistiger Lösung incorporirt) werden die beiden Easeh durch Chloroform, als Salze (den Rinden in saurer Lösung beigebracht) durch Was- ser gleichfalls leicht extrahirt werden. Zur grösseren Sicher- heit dürfte es noch als zweckmässig geboten erscheinen, eine zweite Probe mit nur 1 Proc. Schwefelsäure oder Salzsäure enthaltendem Wasser auszuschütteln, um, wenn im Wasser unlösliche Salze jener Chinabasen zur Beschwerung der Rin- den verw^endet worden wären, solche leichter in Lösung zu bringen. Wenige Minuten reichen hin, von den oberflächlich haftenden Alkaloiden soviel zu extrahiren, um schon aus der

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362% Olivencultur in Califomien.

Stärke des durch Natron hervorgebrachten Niederschlags auf eine derartige Verfälschung schliessen zu können. Zum Un- terschiede von Chinoidin vermag Aether den durch Natron hervorgebrachten Niederschlag jener Basen durch Lösen (nach dem Schütteln) nicht zum Verschwinden zu bringen, und Chlorwasser mit Ammoniak geben keine smaragdgrüne Fär- bung, sondern einen weissen Niederschlag, ausser es wäre das Cinchonidin nicht ganz frei von Chinidin gewesen, wel- ches, den Chinin - Isomeren gehörig, ebenfalls die Heaction (Thalleiochin- Bildung) giebt, . Wst.

1

Oliyencultur In Californien.

Der Olivenbaum wird neuerdings in Califomien im Thale St. Barbara und an den Hügeln St. Inez in ausgedehntem Maasse gebaut und verspricht dieser Erdtheil in Zukunft ein gutes Oel zu liefern, was um so mehr an Bedeutung gewinnt, als der Anbau in andern Theilen der Union (Florida, Georgia, Nordcarolina) wegen des schlechten Productes, was hier die Cultur lieferte, keine grössere Dipaensionen gewinnen konnte. Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge. Vor dem Aus- pressen des Oeles werden die Früchte einige Tage an der Luft getrocknet , wodurch das Oel leichter ausfliesst. In Ca- lifornien, wo die Vorrichtungen zum Pressen der Früchte sehr primitiv ist, erzielt man drei -wrschiedene Sorten Oel; das der ersten Pressung wird als Jungfernöl hoch geschätzt, die zweite stärkere Pressung liefert die zweite Qualität, die dritte Sorte wird durch Anwendung von Wärme gewonien und dient zur Seifenfabrication. Die Presskuchen finden als Dünger Verwendung. Bei guter Pflege liefern die Bäume schon im 5. Jahre etwas Ertrag und in 7 Jahren durchschnitt- lich 20 Gallonen per Baum. Viel sogenanntes Olivenöl, wie es in Amerika benannt wird, ist verfölscht und besteht der Hauptsache nach aus Thierfett und Senfsamenöl. Die Abscheidung des Thierfetts bei Temperaturen unter 0^ lässt die Verfälschung leicht erkennen. (Scientific, American. Spt 28. 1872. Neues Jahrb. für Pharm. Bd. XXXIX. S.22i.).

a s.

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Feuchtigkeitsgelialt lufttrockener Droguen. 1^63

Fenchtigkeitsgehalt Infttroekener Droguen.

G. W. Kennedy hat über diesen Gegenstand eine Reihe Versuche angestellt. Das Trocknen geschah in einem Räume von 50® C, so lange bis kein Gewichtsverlust mehr statt- fand. Um zu erfahren, wie viel Wasser die warm getrockne- ten Vegetabilien beim Liegen an der Luft wieder aufnehmen, wurden diese vierzehn Tage lang derselben ausgesetzt und dann gewogen. Das Wetter war zu dieser Zeit kalt und trocken, wodurch es sich erklärt, dass die Gewichtszunahme kleiner war, als wie der vorhergegangene Gewichtsverlust, während in einigen andern Fällen, die Differenz sich durch Verlust an ätherischen Oelen erklären lässt.

1. Wurzeln u. Wur- zelstöcke etc.

Gewichtsverlust in «/,.

Bückstand.

Wiederatifnahme in %.

Lappa

16,25

83,75

10,48

Columbo

16

84

11,50

Taraxacum

15,25

84,75

9,75

Asclepias tuberosa

15,25

84,75

10,75

Cypripedium

14

86

5

Gentiana

13

87

9

Panax

12,75

87,25

4,75

Krameria

12,67

87,33

9,17

Polygonatum

12,60

87,40

6,80

Scilla

12,50

87,50

8,50

Althaea

12,50

87,50

8,50

Gossypium

12,40

87,60

6,40

Helleborus niger

12

88

8,25

Colchicum

11,50

88,50

8

Inula

11,40

88,60

6,40

Rheum

11,33

88,67

8,33

Spigelia

11,25

88,75

7,25

Podophyllum

10,33

89,67

6,73

Serpentaria

10,33

89,67

5,83

Senega

10,30

89,70

5,67

Asarum canadense

10,25

89,65

3,85

Valeriana

10,20

89,80

6

Sarsaparilla

9

91

4,50

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361

Feuchügkeitsgehalt lufttrockener Droguen.

IL Stengel und Holz.

Gewichtsverlust in %.

Ruckstand.

Wiederaufnahme in Vo.

Dulcamara Quassia

12 10

88 90

6,33 8

III. Rinden.

Rhus glabrum Xanthoxylum Cinnamomum Prunus virginiana Ginchona Calisaya

14,67 14,50 10,50 10 9

85,23

85,50

89,50

90

91

8,67 8,50 6,50 5,25 2,80

IV. Kräuter.

Absinthium

14

86

8,50

Hedeoma

12,25

87,75

8,25

Lobelia

11,60

88,40

5,60

Leonums

10,80

89,20

8,50

Glechoma

10,33

89,67

6,33

V. Blätter.

Uvalaria perfoliata

18

82

8

Conium

16

84

6

Cataria

14,50

85,50

11,50

Aconitum

14

86

9,25

Belladonna

13,75

86,25

5,75

Hyoscyamus

12,25

87,75

5,85

Senna alexandra

12,20

87,80

7,20

Melissa

11,75

88,25

7,80

Matico

11

89

6

Tussilago

10,60

89,50

4,67

Salvia

10,50

89,50

8

Stramonium

10,33

89,67

7,83

Rosmarinus

10,25

89,75

6,65

Uva ursi

10

90

4

Bucoo

9,20

90,80

4,40

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TTeber die Arten der Gattung Cassia, welche Sennesblätter liefern. 365

VI. Blumen.

Gewichtsverlust in 0/0.

Eückstand.

Wiederaufnahme in %.

Layendula

Arnica

Anthemis

14,25

13,80

9,80

85,75

86,20 90,20

7,75

8,80 6,80

Vn. Samen.

Stramonium

10

90 7

VIIL Gepulverte

Droguen.

Kheum

8,25

91,75

5,25

Inula

8,33

91,67

530

Columbo

8,50

91,50

7

Colchicum (rad.)

9

91

7

Sanguinaria

9

91

6

Cimicifuga

9,80

90,20

4,80

(Americ. Joum, of Pharm. 1872. XLIV. 158, Pharm. Zeüschr. f. Russland. XII. Jahrg. S. 1.). C. S.

Ueber die Arten der Oattung Cassia , welche Sennes* Matter liefern,

sägt Dr. A. Hofmann:

Die Cassien, der Decandria Monogynia der Linne'scheD, den Leguminosae - Caesalpineae des natürlichen Systems angehörig, sind strauch-^oder baumartige Pflanzen mit paarig gefiederten Blättern. Der funfblättrige Kelch ist etwas un- gleich und abfällig. Die fünf getrennten Blumenblätter sind ungleich, die carina grösser, die alae kleiner, das Vexillum am kleinsten, doch sind die Unterschiede so unbedeutend, dass der Character der Schmetterlingsblume fast verschwindet.

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cl66 lieber die Arten der Gattung Caasia, welche Se

Die 10 gleichen oder ungleichen Staubgefase drei vordersten grössten sind mit den grösst sehen und meist niedergebogen ; die vier mit und gerade, die drei hinteren kleinsten sin( gen und pollenlos. Die fruchtbaren Staubb an der Spitze durch eine kurze Spalte und d Der vieleiige Fruchtknoten hat einen fadei der eine einfache Narbe trägt. Nach der I sehr verschieden gestalteten Hülsen theilt : Arten in 2 Abtheilungen, nemlich:

a) in solche mit röhrenförmigen, walzeni gen Hülsen, die entweder einfacherig oder dewände vielßicherig und dann mit saftige sind. z. B. Cassia fistula.

b) in solche mit plattgedrückten, häutige gen und sichelförmig gebogenen Hülsen, die lang sind.

Zur letzteren Abtheilung gehören die, officinellen Sennesblätter liefern, nemlich: Nertoux, C. acutifolia Delile, C. Ehrenbergü sata Hayne und C. obovata Collador.

Cassia lanceolata Nertoux (==0. nicht zu verwechseln mit Cassia lanceolata nach Bischoffs gründlichen Untersuchungen liehen Fol. Sennae liefert , ist ein 3 5' h Oberägypten, Nubien und in dem Sennaar 2 4" langen, an stielrunden Stengeln u streut stehenden Blätter, sind 4 6 paari Blättchen sind 12 15'" lang und 3 6'"b artig, oval, länglich bis länglich lanzettförn am breitesten, kurz zugespitzt, an der Basis verschieden, blassgrünlich mit bläulichem Sc Unterfläche, hauptsächlich am Mittelnerv fe Nebenblätter lanzettpfriemenförmig, sehr ku Aus den Achseln derjenigen Blätter, welche j sitzen, entspringen 8 1 2 blüthige Trauben. Di förmigen Kelchblätter sind stumpf; die fast blätter sind verkehrt eiförmig und abgerunc sind 2" lang und bis 1" breit, kaum#eingeb€ 6 9 Samen wenig aufgetrieben , jung seh-v später kahl, bräunlich grün bis braun. Es kleinere, fast kreisrunde, 1 2 sämige Früchl herzförmigen Samen sind breit gedrückt, na( verschmälert und etwas runzlig.

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Ueber die Arten der Gattung Cassia, welche Sennesblätter liefern. 367

Cassia acutifoHa Delile (= C. medicinalis Bisch.) ist eine krautartige, 3 4^/2' hohe Pflanze, die von Oberägypten nur durch Afrika bis nach dem Senegal und andererseits über Arabien bis nach Ostindien wild vorkommt, aber auch in Ostindien cultivirt wird. Von Cassia lanceolata N. unter- scheidet sie sich hauptsächlich durch die rundlich eckigen Stengel und durch die bedeutend längeren Blätter und Blätt- chen. Die Blätter sind 3 6" lang und länger, 5 7, selbst 9 paarig gefiedert; die Blättchen sind lanzettförmig bis linien- lanzettförmig, an der Basis am breitesten, 1 2" lang, aber nur 3 5^'' breit, allraählig nach oben zugespitzt, mit einer Stachelspitze, sonst fast glatt und gelblich grifti. Die Neben- blätter sind linealisch -pfipiemlich. Di6 länglichen Hülsen sind 2" lang, ^IJ^ breit, kaum sichelförmig, auf dem Rücken wenig angeschwollen und ohne Anhänge.

Cassia Ehrenbergii Bisch. Dieser Strauch wächst in Arabien und auf der Insel Tarsan im rothen Meere, steht dem vorigen sehr nahe, unterscheidet sich aber durch längere Blattstiele, durch die 6 10 paarigen, schmal lanzettlichen, lang zugespitzten, etwas lederartigen, unterseits fein behaarten Blättchen. Diese sind 1 2" lang, aber höchstens 1^2 3''^ breit. Die Blüthentrauben sind aufrecht; die Hülsen flach zusammengedrückt, fast linealisch - länglich, etwas sichelförmig gekrümmt und ohne Anhängsel auf den Seitenflächen.

Cassia obovata Collador ist in Aegypten und Ara- bien einheimisch. Die 3 4'' langen Blätter sind 4 7 paarig; an den rinnigen Blattstielen finden sich zwischen den Blättchenpaaren 4 6 kaum sichtbare Drüsen. Die drüsigen kurzgestielten Blättchen sind verkehrt eiförmig, zugerun- det stumpf, bis 10'" lang und 5"' breit, zugespitzt, nicht abgestutzt, von mehr lederartiger Beschafienheit und grün- licher Farbe, beiderseits so zart weichhaarig, dass sich die Haare bloss mit der Lupe erkennen lassen. Die aufrechten Blüthentrauben sind oft 12 20 blüthig, und zwar mit etwas grösseren Blüthen als gewöhnlich. Die 14 20'" langen Hülfen sind 8 9"' breit, sichelförmig gekrümmt, kurz ge- spitzt, röthlichbraun bis olivengrün, durch die 6 8 Samen aufgetrieben und der Länge nach mit einer kammförmigen, tasohenförmigen, aus häutigen unterbrochenen Läppchen gebil- deten Leiste versehen. Die ebenfalls verkehrt herzförmigen Samen sind olivengrün.

Cassia obtusata Heyne wird von den Meisten bloss als eine Varietät der vorigen angesehen, unterscheidet sich aber von derselben scharf durch die vorn stumpfen, ausge-

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ßfy

368 lieber die Arten der Gattung Cassla, welche Sennesblättcr liefern.

stutzten Blättchen. Blüthen und Hülsen wie bei der vori- gen. Die Art wurde früher in Italien, Spanien und Frank- reich cultivirt.

Cassia Schimperi Bisch. (=^ Senna tomentosa Batka) trägt kleine, 6 9 paarige, längliche oder ovale, bei- derseits dicht- und kurzfilzige Blättchen. Die jungen Hülsen sind sammetartig, die ausgewachsenen durch weisse Haare rauh und gewimpert.

Nach dieser botanischen Uebersicht der Cassia -Arten, die uns die verschiedenen Handelssorten der Sennesbiätter liefern, kann zu den letzteren selbst übergegangen werden. Die am meisten geschätzten sind die Alexandriner auch Apalto oder Palt- Senna genannt. Der Name alexandrinische " ist dadurch leicht erklärlich, weil die Blätter aus Aegypten über Alexandrien in den Handel kamen; der Pascha von Aegypten hatte früher den Alleinhandel mit den Blättern, wofür er an den Sultan eine Abgabe, welche Palthe hiess und wovon die Blätter den" Namen Palt- Senna erhalten haben. Diese Han- delswaare besteht aus den Blättern der Cassia lanceolata, ist aber stets mit den Blättern und Blüthenständen der Saleno- stemma Argel Hayne und einer kleinen Menge von Blättern der Cassia obovata Coli, gemischt. Das Vorkommen der Blätter von S. Argel in den Alexandriner Blättern ist aber kein zufälliges, sondern ein characteristisches, da sie mit Willen beigemengt werden und so zur Erkennung der ersteren dienen.

Die Argelblätter stammen, wie schon erwähnt, von Sälen. Argel H. (Cynanchum Argel L.) einer Asclepiade, die in Oberägypten und Nubien einheimisch ist. Der 2 3' hohe Strauch hat stielrunde und schwach weichhaarige Aeste. Die gegenständigen, kurzgestielten Blätter sind dick lederartig, länglich - lanzettlich, spitz, einnervig, runzlig, beiderseits kurz, zerstreut und abstehend behaart, oberseits mattgrün, unter- seits fast weissgrünlich, an der Basis gleich. Die reichblüthi- gen blattachselständigen Trugdolden sind kurz gestielt und wenig länger, als die Blätter. Die weissen Blumenkronen- zipfel sind linealisch und spitzig. Aus den beiden Frucht- knoten einer Blume, die mit ihren Griffeln und Narben innig verwachsen sind, bilden sich zwei Balgcapseln; gewöhnlich schlägt jedoch ein Fruchtknoten fehl und es entsteht dann nur eine eirundlängliche, verschmälert stumpfe, vorn schwach oder auch ungekiümmte, kahle, lederartige Balgcapsel. Die zahlreichen, dicht gelagerten Samen sind braun und jjtn der Spitze mit langen, weissen Wollhaaren besetzt, Die

1

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Ueber die Arten der Gattung Cassia, welche ^ennesblatter liefern. 36d

Beimengung der Argelblätter zu den Alexandrinischen ist sehr verschieden und beträgt oft bis zu einem Drittel; dieselben schwächen jedoch die Wirkung der Senna nicht, da nach vie- len Versuchen die Argelblätter ebenso stark purgiren wie die Sennablätter.

Die Erntezeit der Alexandriner Blätter fallt in die Mo- nate von Juni bis September und in April; der Hauptsam- melplatz ist die Provinz Dongola in Nubien Die Araber trocknen sie in der Sonne, bringen sie nach Bicharie, Esne, Assuam, nach Oberägypten, von wo sie auf dem Isil nach Cairo verschifft werden. Hier werden sie von fremden Bei- mengungen, den Stengeln und Hülsen gereinigt und über Alexandrien in den Handel gebracht.

Ausserdem sind im Handel noch üblich die

Folia Sennae Tripolitanae, welche ebenfalls aus den Blättern von Cassia lanceolata bestehen, doch vielfach mit den -Blättern von Cassia obtusata und obovata, nie aber mit den Blättern von Sol. Argel vermischt sind.

Folia Sennae Indicae kommen etwa seit 1820 über England in den Handel, stammen von der in Ostindien wild- wachsenden Cassia acutifolia Del. und sind oft mehr, oft min- der gut.

Folia Sennae TinneveMy bestehen aus den Blättern von Cassia acutifolia, die in Tinnevelly und Madras cultivirt wird. Sie unterscheiden sich von den vorhergehenden wild- wachsenden durch die bedeutendere Grösse und schönere grüne Farbe.

Folia Sennae de Mecca seu de Mocca ist eine geringe, häufig braune Sorte, welche aus Temen in Arabien über Mecca und die syrischen Höhen in den Handel kommt. Es ist ein Gemisch der Blätter von Cassia acutifolia Del., lanceolata N. und Ehrenbergii Bisch.

Folia Sennae halepensis kommen über Smyrna und Bairut nach Triest und sind ein Gemenge von den Blät- tern der C. obtusata Hayne und obovata Call. , und bisweilen noch mit C. acutifolia Del. und nach Bischoff mit C. Schimperi.

Folia Sennae Italicae, welche häufig noch in den Büchern angeführt werden, bestanden aus den Blättern von Cassia obovata und obtusata und werden jetzt nicht mehr angebaut. «

In Nordamerika braucht man die Blätter der Cassia marylandica, welche den Alexandrinern gleich wirken sollen.

ArdL d. Phann. HL Reihe. lILBds. 4. Hoft. « 24

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3f0 Aspleniam adulterinum Milde.

In Brasilien finden die Blätter der Gassia cathartica unter dem Kamen Senna da campo Verwendung. ^ Die Hülsen der drei ersten Arten werden als Folliculi Sennae mitunter in Süd - Europa angewandt.

Als Verfälschungen und fremde Beimengungen kommen noch vor:

Die giftigen Blätter der Coriaria myrtifolia L., welche länglich -lanzettlich, ^/^ 2" lang und ^/^ 1" breit, glatt und dreinervig sind. Die Blätter der Colutea arborescens L., die verkehrt herzförmig, dünnhäutig, aber glatt und hoch- grün, unten graugrün und mit kurzen, anliegenden, glänzen- den Haaren besetzt sind.

Schliesslich sei noch die sogenannte Sene sauvage von Globularia Alypum L., einem zu den Globularineen in die Tetrandria Monogynia gehörigen, in Süd -Europa wachsenden kleinen Strauche mit zahlreichen myrtenähnlichen Blättern und blauen Blüthen, erwähnt. Die Blätter werden in Griechen- land und Frankreich als Ersatz für Senna angewandt. Die Samen sollen auch stärker wirken, wesshalb der Strauch früher Frutex terribilis genannt wurde. {Süzungs- Berichte der natur- wissenschaftlichen Gesellschafl Isis. pag. 81, 1872.),

CS,

Asplenlnm adalterinnni Milde.

Nach R. Sadebeck giebt die erste Notiz über dieses Farrenkraut vonHeufler, welcher es für einen Bastard von A. viride hält und es A. viride fallax nennt, derselben An- sicht ist auch Müde. Sadebeck fand die Pflanze am Goplauer Berge bei Schweidnitz in Begleitung von A. viride und Tri- chomanes. Die Pflanze fällt sofort durch die Dichtigkeit ihres Wachsthums, welches theils durch die grosse Menge, theils durch die colossalen Stöcke veranlasst wird, auf; auch übertrifft das A. adulterinum seine beiden Begleiter stets an Menge der Exemplare. Die Fiederchen liegen nicht wie bei A. viride und Trichom. mit einander und mit der Längsrichtung der Spindel in einer Ebene, sondern sind mit ihren Spreiten fast rechtwinckelig gegen die Spindel gestellt und bildet nicht ein jedes eine gerade Oberfläche, sondern ahmt die Gestalt einer convex-concaven Linse nach, und zwar so, dass die Frucht- häufchen und Spaltöffnungen auf der concaven untern Fläche

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Asplenium adiütemum Milde. S?l

sitzen. Bei der Betrachtung der anatomischen Verhältnisse, der BeschaflPenheit der Gefassbündel und der Spreuschuppen aller drei Arten findet Verfasser allerdings bei der Unter- suchung einer der gitterförmigen Spreuschuppen zum Theil andere Resultate wie Milde. Der Band der Spreuschuppen findet sich bei keiner der 8 Arten gezähnt und sie selbst bestehen aus einer Zellenschicht, ohne jeden Saum. Da wo zwei Zellenschichten zusammenstossen, sind die beiderseitigen Zellenwände sehr stark, aber auch sehr gleichmässig verdickt. Die viereckig erscheinenden Bandzellen sind blos an 3 Seiten verdickt und erscheinen bei schwacher Vergrösserung der seitlichen Verdickungsschichten allerdings wie Zähne, besonders dann, wenn die verdickten Zellenwände farblos oder nur schwach gefärbt sind. Die Spitze der Spreuschuppen ist mit diesen conform gebildet und besteht aus einer einzigen Zelle^ die aber nicht als eine Drüse angesehen werden kann. Die Beobachtung über die Nervatur der Spreuschuppen stimmt mit der von Milde gemachten überein, hingegen konnte eine Verengung der Zellen in der Mitte nicht beobachtet werden; die un verdickten Membranen derjenigen Zellen, die an der Scheinnervenbildung unbetheiligt sind, sind stets farblos.

Bei allen drei Arten zeigen sich am Grunde des Blatt- stieles die «Holzkörper der Geiassbindel als zwei getrennte, halbmondförmige Massen, die sich weiterhin in eine einzige vierschenklige vereinigen. Auch die den Gefassbündelstrang umgebenden Theile ergaben Verschiedenheiten, hingegen zeigte sich im Bezug auf die Epidermis der Spindel und des Blatt- stieles wieder eine grössere TJebereinstimmung. Fieder- chen, Fruchthäufchen und Sporen sind in ebenso vielen Fällen den A. viride als wie den A. Trichom. gleich und stellt Verfasser folgende Diagnose der Pflanze fest: Bhizoma adscendens L repens caespitosum paleis nigricantibus plerum- que pseudonervosis vestitum. Folia 1 7'' longa, membra- nacea rigidula lineari > lanceolata * pinnatisecta. Petiolus et rhachis omnino exalata, uno sulco instructa; rhachis superne viridis, infeme cum petiolo castanea. Segmenta viridi-petio- lata e basi integerrima infeme cuneata superne truncata 1. utrinque cuneata ovato - rotundata , 1. subrotunda crenata, sub- tus sparse pilosa, decidua; laminae segmentorum rectis fere angulis adversus rhachim directae et inter se parallelae. Nervi secundarii furcati obliqui. Sori costae plerumque appro- ximati oblong! , indusium integerrinmm. Fasciculus vasorum petioli intus quadricruris , fasciculus vasorum rhachis intus snperior et summa pars tricruris, ima pars quadricruris. Ha-

24*

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372 tladix Aconiti.

bitat in rupibus Serpentinis. Die Pfl. ist sicher aufgefunden: am häufigsten in den Sudeten: Schönberg in Mähren, Otter- stein am Glatzer Schneeberge, Köpprich bei Neurode, Groche- berg bei Frankenstein, Költschenberge bei Schweidnitz; in Sachs. Erzgebirge: Zöblitz, Einsiedel; Alpen: in der Galsen bei Kraubath nächst Loben in Steiermark. (VerhandL d, bot. Vef^eins Brandenburgs XIII, 47 51. Zeitschr. /*. d. ges, NatunviBsensch. v. G. G. Giebel. Bd. VII. 1873X

a S.

Radix Aconiti.

Mr. Edward Squible in Brooklyn hat wiederholt erfahren, dass sowohl unter den „englischen," als wie auch unter den „deutschen" Aconitwurzeln eine grosse Menge solcher vorkommen, welche medicinische Wirkung nicht be- sitzen. Er glaubt, annehmen zu dürfen, dass bei der Billig- keit dieser Drogue die Sammler nicht mit der nöthigen Sorg- falt verführen, zu unpassenden Jahreszeiten sammelten, und das Trocknen zu nachlässig betrieben. Da die Vegetation von mikroskopischen Pflanzen und Thieren bekannteröiassen von nachtheiligem Einfluss auf den Bestand der wirksamen Stoffe Alkaloide in Pflanzentheilen ist, viele Wurzeln aber mit Schimmel bedeckt, auf den Markt kommen, so wäre für diese die Verschlechterung theil weise erklärt. Andemtheils sollen Wurzeln in den Handel kommen, welche bereits extra- hirt worden sind, mit andern vermischt.

Squible fordert nun im Interesse der Humanität, dass der Apotheker jede Wurzel einzeln prüfen solle, und giebt hierzu folgendes Verfahren an. Von der, in der Mitte zer- brochenen, Wurzel wird ein Stückchen von der Grösse eines halben Nadelkopfes genommen und so lange mit den Vorder- ^ähnen zerkaut, bis eine breiartige, ebene Masse entstanden. Schmeckt die Wurzel nicht, oder nur wenig bitter, so ist sie unbrauchbar; eine brauchbare Wurzel verursacht, nachdem die Zähne mit Hülfe des Speichels gereinigt sind, momentan einen ungemein bittem Geschmack. Dieser hört plötzlich völ- lig auf, um alle Symptome einer beginnenden Aconitvergiftung eintreten zu lassen.

Es erfolgt Klingen in den Ohren, welches bald in ein prickelndes Gefühl übergeht, um schliesslich einer allgemeinen

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Amerikanischefl Opium. Käufliches Kreosot. 373

Betäubung zu weichen, welche derjenige, welcher sie einmal empfunden, mit Nichts andrem verwechseln kann. Der Effect dauert eine bis drei Stunden, sodass nur eine geringe Anzahl Wurzeln täglich untersucht werden kann. Die untersuchten Wurzeln sind aber von vorzüglicher Wirksamkeit und erfor- dern als Compensation eine bedeutende Erhöhung des Prei- ses. {Proceedings of the Amer. Pharm. Assoc. 1872,). E,

Amerikanisches Opium. /

Benjamin Lillard, Nashville, berichtet, dass Dr. Pitts, im Lande Tenessee, Mohn nach Württembergischer Manier angebaut habe, und mit grossem Erfolge ein sehr wirksames , 10 % Morphium haltendes , Opium gewönne, Dr. Pitts beabsichtigt jetzt, in ganz grosser Ausdehnung Mohn zu cultiviren. (R-oceedings.). E,

ESafliches Kreosot

soll nach Enno Sander vielfach mit Carbolsäure verfälscht sein. Er hat vier Sorten, nemlich: Merck's Eireosot, Kreosot von BuUock und Creushard, Kreosot von Buchentheer, von denselben, und Buchenholztheer Kreosot von Mallinckrodt und Co. nach der Thomas Morsan'schen Methode*) untersucht, welche von dem Princip ausgeht, dass Kreosot unlöslich, Car- bolsäure aber in allen Verhältnissen löslich in Glycerin ist, und gefunden, dass nur ein Präparat, nemlich das von Mal- linckrodt u. Co. die Probe bestand, während die drei andern mit Glycerin, sowie mit dem ächten Kreosot, klare Mischun- gen gaben. (B-oceedings of the Amer. Pharm, Assoc. 1872).

E. .

*) Nach Flückiger's Angabe ist die Morions Methode nicht correct, da concentrirtes, reines Glycerin Kreosot ebenso löst, wie Carbolsäure; yerdünntes Glycerin hingegen giebt eine trübe Lösung mit ersterem, eine klare mit letzterem Körper. {Aus ä^m Frotocoll dw 3, Sitzung des Jbner. Apotheker- Vereins 1812). . E.

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uckerfabricat. i. U. Verein. Staaten. Chines. blaf

Uehznekerfalbrieation in den Ter Staaten

Lauberger in

Libanon bei den hohe

lem lohnenden Erwerbazweige

nicht wei

einer y von einem Eäsefabrikanten m

esteht die amerikanische Milch

f einzelne

in von verschiedene!

Fütterung i

lerrührenc

D, aus ^

Wasser

873

Butter

30

Gase'in

48,2

Milchzucker

43,9

Fhosphorsaurem

Kalk

2,31

Magnesia

0,42

Eisen

0,47

Chlorkalium

1,04

Natriumsalze

0,66

1000,00. leile des Milchzuckers gehen aber mit ii der in den Molken verbleibende Rest s Futter für Kälber verbraucht wird, a ig rein dargestellt werden würde. (JV Fharm. Assoc. 1872,).

ber ehineslsehe blasenziehende E9

John Maisch berichtet in einer sei kndlung über eine, neuerdings in den

nicht sehr schön scheinende, „chinesisc üchorii Fabr. (Brandt und Ratzeburg II beschrieben von Cooke, M. A., in den I ransactions. Nach ibm ist zuerst von < d in den Asiatic. Researches Aufmerki

geleitet. Es wird in allen Theilen ugs weise zwischen Juli und October, m( a, auf Hibiscusarten und auf Species voi verschiedenen Ländern sehr verschied« »amksit als Irritans ist lange bekannt ^ris phalerata Pall. (Brandt und Ratz

ein dem vorigen sehr ähnliches Inse ise in China und am Gap der guten H< Mischung beider besteht die in den Hand<

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Untersuchungen über die Krankkeit der Theepflanze in Java. 375

Waare. Der Verfasser giebt jetzt eine, die ganze Litera- tur bis auf die Neuzeit, erschöpfende TJebersicht über das Oantharidin, dessen Reindarstellung und Procentgehalt in den spanischen Fliegen nach den verschiedensten üntersuchem und kömmt zu dem Schluss, dass der Gehalt von 0,4®/^ ein normaler sei. Eine von ihm, nach der Methode von Fumanze, mit den „chinesischen Fliegen" angestellte Untersuchung, ergab einen Cantharidingehalt von l,0167o; sie sind zweimal so stark, als die „spanischen Fliegen" und enthalten 0,78% mehr Cantharidin, als die beste Sorte dieser Gattung. (Pro- ceedinffs of the Amer. Iharm, Assoc. 1872.). E,

üntersnehungen ttber die Krankheit der Theepflanze

in Java.

P. Schriddl untersuchte die Asche der Theepflanze und die Bodenarten, auf welchen sie gewachsen, um womög- lich die Ursache der auf Java ausgebrochenen Theekranheit zu erkunden. Die Resultate der zu diesem Zwecke ange- stellten Analysen sind in folgenden Zusammenstellungen angegeben.

I. Asche von gesunden Blättern.

II. Asche von gesunden Blättern der Plantage Djattinangor.

III. Asche von Blättern im Anfangsstadium der Krankheit.

IV. Asche von Blättern im letzten Stadium der Krankheit.

V. Asche von gesundem Holze.

VI. Asche von krankem Holze.

I.

II.

m.

IV.

V.

VI.

KO

29,213

31,966

31,315

26,438

20,785

18,872

NaO

0,140

0,545

0,553

0,687

0,716

0,038

MgO

0,657

1,403

1,326

2,973

0,780

2,578

CaO

24,398

22,640

22,367

20,202

22,615

28,992

A1»0»

0,810

1,015

2,226

2,072

4,093

2,834

Fe»0»

1,262

1,701

1,686

1,213

1,420

0,485

MnO

0,126

0,132

0,213

PO»

13,631

12,3

11,033

13,847

16,360

16,361

80»

8,536

5,915

5,710

8,995

6,882

8,618

CIH

1,705

1,152

1,066

1,267

0,332

0,523

CO«

17,790

19,984

20,614

19,708

16,654

15,048

SiO«

1,732

1,247

1,891

2,598

9,363

5,651

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376 (Tntersuchungen über die Eranklieit der Theepflanze in Jara.

I. Schwarzer Thon.

n. Rother Thon.

III. Boden von Djattinangor. Die Krankheit der Theesträucher hatte sich gezeigt auf dem schwarzen Thon I wie auf dem rothen Thon II, während der Boden von Djattinangor von ihr verschont geblieben war.

I.

n.

m.

so»

0,029

0,050

0,048

SiO»

44,984

36,672

41,812

PO»

0,130

0,275

0,199

Fe«0»

14,389

23,032

17,583

Al»08

22,650

•24,108

24,606

MnO

. 0,016

0,015

CaO

1,532

0,192

1,176

MgO

0,426

0,035

0,422

KO

0,205

0,098

0,228

NaO

0,312

0,146

0,239

CO«

0,178

0,063

0,085

HO

10,656

14,507

. 8,460

HumuH

4,180

0,807

4,959

N

0,313

0,183

Eine Erklärung der Krankheit wird durch diese Resul- tate nicht gegeben und scheint vielmehr die Ursache dersel- ben auf dem Gebiete der Physiologie zu liegen. {Lmugurdl' dissertat Jena 1872), Kr.

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377

!!• Kleine Mittheilungen.

Schlechtes Trinkwasser

hat Charlottetown, Hauptstadt von Prince Edward Island. Es ist wegen seiner ungewöhnlichen Menge organischer Stoffe und Salpeter nicht trinkbar und Ursache der Krank- heiten, welche so oft unter der Bevölkeruug herrschen. 1 Gallone (der Vereinigten Staaten) enthält:

ünorgaDische Ot^anische Bückstand.

Stoffe City pump well 50,61 Gran. 5,95 Gran. 56,56 Gran. Park spring 5,05 3,17 8,22

Winter river 4,21 2,46 . .6,67

(6 Meilen von der Stadt).

Das Brunnenwasser enthält soviel Salpeter, dass er durch Krystallisation gewonnen werden könnte. Gyps ist der vor- herrschende Bestandtheil in den Bückständen der anderen Wässer. Das Wasser von Winter river soll in die Stadt geleitet werden. (Amertc. chemist, Nr, 35 p, 406,), B,

Limonade.

Die Metaweinsäure empfiehlt Leger zur Bereitung der Magnesia - Limonade. Diese Säure soll eine klare, mehrere Wochen haltbare Limonade geben, dessen abführende Wir- kung sicherer sein soll, als die mit Citronensäure bereitet. Die gebräuchlichsten Verhältnisse giebt er wie folgt an: Metaweinsäure ä g. 13, 17, 20, 23, 27, 30.

Kohlens. Magnesia ä g. 7, 8, 10, 12, 13, 15. (Bepert. d, Fkarm, Tome L p. 340.). B.

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lunpflanze. Sog. Ozonwasser. Beat sehr kl.

AloS als Zaonpflanze.

aerikaniscbe Aloe, welche in Algier cultivirt ist» um dichte und schöne etc. zu haben y treibt innerhalb ein 1 Meter hohen Stamm, inere dieses Stammes wird,' wenn di it, aus einem fasrigen Gewebe gebi

weich und zart beim Anfühlen ist. geeignet zu Schmierverbänden bei Que leit gestattet, es den Formen des K^ sst jeden Druck aus und giebt eine [ranken.

ark, welches sehr leicht Feuer fangt, m und Brenncylindern verwenden; d

Das gemeine Gartenkraut (Ferule 1 Fenouil genannt, soll sich ebens epert. d. Pharm. Tom. Z p. 371.).'

lieber sogenanntes Ozonwasser

Erstellung von Ozonwasser in grössei e Hauptschwierigkeit in dem Tims sich zuvor grössere Quantitäten luftfr [nüsste. Das Ozon ist nemlich ein &( ^ens, dass durch ihn der Stickstoff d atmosphärischen Luft augenblicklich iirt wird. (Jahresbericht des physü jM. Rechnungsjahr 1871 72. p. 1

ng sehr kleiner Mengen Eupfe men desselben in dem Caeao.

lan sehr kleine Kupfermengen zu b \ Verfahren darin, dasselbe dui*ch I isoliren und dann in einer Platinscha iu fallen, wodurch man eine fest anhän [che sich leicht waschen und ohne ^

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Bestimm, sehr klein. Mengen Kupfer, Vorkomm, desselb. in Cacao. 37d

lässt. Hat man indessen eine Beihe derartiger Operationen nach einander auszuführen^ so zeigt sich bald nicht mehr die gewohnte Gewichts -Unveränderlichkeit, das Gewicht nimmt meist langsam, bisweilen auch Irasch ab. Während der Frä- cipitation des Cu nimmt es ein wenig zu; erhitzt man die SSchale zum Glühen und wägt sie gleich darauf, so hat sie wieder ihr ursprüngliches Gewicht , was sich nach einigem Verweilen auf der Wage neuerdings wieder ein wenig ver- mehrt.

Um den Grund dieser Unregelmässigkeiten kennen zu lernen, befestigte E. Duclaux vermittelst eines Platindrah- tes einen Zinkstab an die Schale und tauchte das Ganze in reine verdünnte HCl. Es entwickelte sich auf dem Fiatin reichlich Hgas und als dieses aufgehört hatte, war das Ge- wicht der Schale wenig höher. Diese Zunahme verschwand weder durch Waschen mit Weingeist, noch durch Erwärmen auf 100*^, erst durch Erhitzen bis zum lebhaften Bothglühen J2j[id sofortiges Wägen ergab sich das ursprüngliche Gewicht der Schale wieder, nach einigen Augenblicken trat abermals eine Gewichtszunahme ein. Diese Schwankungen können bei kleinen Kupfermengen zu grossen Irrthümem Anlass geben. Befindet sich die Schale unter den angegebenen Verhältnissen, so treten zuweilen beim Rothglühen graue Flecken auf, die sich als schwammiges Platin erwiesen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass während der Entwickelung von Wasserstoffgas eine Verbindung desselben mit dem Metall entsteht, welche das Gewicht der Schale erhöht, und durch die Glühung wie- der zerstört wird. Um nun einen Irrthum bei der Bestim- mung geringer Kupfermengen zu vermeiden, verfahrt man folgendermassen : Nach der Fällung des Kupfers und Waschung mit Weingeist, setzt man die Platinschale einer Temperatur von 100® aus, damit sie vollkommen austrocknet, stellt sie alsdann auf die Wage, wägt sie eine Stunde später, löst dann das Cu in einigen Tropfen verdünnter NO^ und nimmt mit der Schale nochmals dieselben Operationen vor. Die Dif- ferenz beider Gewichte giebt die Cu menge genau an.

Obiges Verfahren wurde bei der Untersuchung des Cacaos auf Cu wiederholt geprüft. Der Cu Gehalt der Cacao kann bis zu 0,027o> der der Chocolade bis zu 0,0125% betragen. (BtUlet, de la Soctet. chimtqtte, JutI, Sept. 1872. S, 33. Wittstetn. Vierteljahresschr. Bd. XXII. S. 255.).

C. S.

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380 Die Tertiärflorft Ton Göliren.

Die TertlErflora ron GfShren.

Bei dem !E!isenbahnbaue von Chemnitz über Borna nach Leipzig wurde in der Nähe des Dorfes Göhren ein Durch- stich gemacht, welcher Tertiärgebirge aufgeschlossen hat. Dieses bestand aus. Sand - und ThonschichteU; deren eine reich an Tertiärpflanzen war, welche Ingenieur Richter sammelte und Prof. Dr. Geinitz übersandte. Letzterer überliess dieselben dem Oberlehrer Engelhardt zur Bearbeitung, welcher fol- gende Uebersicht; giebt:

Cryptogamen. . Farn, d, Pyrenomyceten : Sphaeria Tro- gii Heer. Pha^nerogamen. Fam. d. Typhaceen: Typha latissima A. Braun. Fam. d. N ajadeen : Coalinites dubius Heer. Fam. d. Cupressineen : Taxodium distichum miocenicum Heer, Taxodium laxum v. Ettingsh. Glyptoströbus europaeus Brongn. sp. Fam. d. Podocarpeen: Podocarpus eocenica Ung. Fam. d. Abietineen: Sequoia Langsdorfii Brongn. sp. Fam. d. Bai- samifluen: Liquidambar europaeum AI. Braun. Fam. d. Sali- cnieen: Salix varians Goepp. Pö^ulus latior AI. Braun. FauL d. Myriceen: Myrica lignitum v. Ettingsh. sp. Myrica laevigata Heer. sp. Fam. d. Betulaceen: Alnus Kefersteinii Goepp. sp. Betula Brongniarti v. Ettingsh. Fam. d. Cupuli- feren: Carpinus grandis Ung. Quercus platania Heer. Fam. d. Moreen: Ficus arcinervis Rossm. Ficus lanceolata Heer. Ficus Morlati Unger. Ficus tiliaefolia AI. Braun, sp. Fam. d. Piataneen: Platanus aceroides Goepp. Fam. d. Laurineen: Cinnamomum Rossmässler; Heer. Daphnogene Ungeri Heer. Fam. d. Proteaceen: Banksia Deikeana Heer. Fam. d. Ebe- naceen: Diospyras brachisepala AI. Braun. Fam. d. Sapota- ceen: BumeUa bohemica v. Ettingsh. Fam. d. Myrtaceen: Eucalyptus oceanica TJnger. Fam. d. Sterculiaceen : Sterculia labrasca IJnger. Fam. d. Acerineen : Acer trilobatum Sternbg. sp. Fam. d. Sapindaceen : Koelreuteria oeningensis Heer. Fam. d. Cistineen: Cistus Geinitzi. Engelhardt. Fam. der Juglandineen : Carya ventricosa Brongn. sp. Carya i3ostata Sternbg. sp. Pterocarya denticulata Weber sp. Fam. d. Ano- naceen: Anona cacaoides Zenker sp. Fam. d. Ampelideen: Cissus Nimradi v. Ettingsh. Fam. d. Sanguisorbeen : Parrotia pristina v. Ettingsh. sp. Fam. d. Papilionaceen : Leguminosi- tes Proserpinae Heer. Pflanzen mit unsicherer Stellung : Car- polithes nogeioides Engelhardt. Quercus sp. dab. (Früchte). {Sitzungsb. d. mturw. Geselhch, Im 1872. p. IM.), C. S.

1

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381

C. Literatur und Kritik.

Proceedings of the American Pharmaceutical As- sociation at the 20th. annual meeting, held in Gleveland^ Ohio, September 1872. Philadelphia: Sherman & Co.

Wir haben kürzlich über die 19. General -Versammlung des Ameri- kanischen Apotheker -Vereins, abgehalten in St. Louis, berichtet, und schon liegt der neue Bericht von der letzten, yorjährigen, Versammlung originaliter yor uns. Die Eintheilung dieses neuen Jahrbuches ist die- selbe, wie die des Torjährigen^ Es beginnt mit den SitzungsprotocoUen ; dann folgen die Berichte der Comittes für den Droguenmarkt, die Ge- setzgebung und die, mit jeder Generalversammlung verbundene Ausstel- lung; hierauf folgen Aufsätze aus dem Gebiete der Fharmacie, Materia medica und Chemie, ein kleiner Anhang über den. Signaldieust in den Vereinigten Staaten ; zum Schl«ss : Statuten, Mitgliederverzeichniss, Listen und Inhaltsverzeichniss. Die Ausstattung ist von bekannter amerikanischer Solidität.

Die FrotocoUe der, vom 3. bis 5. Septbr. 1872 zu Cleveland, Staat Ohio, abgehaltenen 5 Sitzungen, enthalten fast ausschliesslich geschäftliche Gegenstände, und zeugen von dem Eifer, mit welchem die amerikanischen Apotheker ihrem Ziele nachstreben. Wir erfahren aus der Ansprache des Präsidenten, dass der Verein augenblicklich 920 ordentliche Mitglieder zählt. Der permanente Seoretair, Prof. J. Maisch, ein um die Pharmacie hoch verdienter Mann, hält es für seine Schuldigkeit, zu constatiren, dass die Pharmaceutische Zeitung*^ als Organ des Nord. - Deutschen Apothe- ker-Vereins in ihrer Nr. vom 11. Mai pt. eine schwere Anschuldigung gegen ihn ausgesprochen habe, insofern sie berichtet, dass in der engH- Bchen Uebersetzung der Deutschen Antwortschreiben auf die Glückwunsch- adresse des Amerikanischen Apotheker- Vereins „mehrere Stellen, welche den Amerikanischen Apothekern wehe thun konnten, theils gemildert, tbeils weggelassen worden seien." Diese Stellen , berichtet er weiter , be- ziehen sich auf die grossen Anstrengungen, welche von den Deutschen Apothekern zur Erhaltung ihrer Privilegien gemacht} worden sind, eine Sache, für welche die Amerikanischen Apotheker weder Interesse, noch Sympathie haben. Er constatirt aber, dass niemals XJebersetzungen wörtlich gemacht worden seien, und lässt jetzt, um jede Supposition unmöglich zu machen, die uebersetzung der incriminirten Stellen verbo tinus folgen. Wir halten es für unsere Schuldigkeit, an diesem Orte zu constatiren, dass die Pharmaceutische Zeitung" nur soweit Organ des Deutschen Apotheker - Vereins ist, als sie die geschäftlichen Mitthei- lungen desselben zu veröffentlichen hat; im XTebrigen ist sie ein ganz selbstständiges Blatt, auf deren Bedaction das Directorium des Deutschen Apotheker- Vereins weder Einfluss, noch Vertretung für sie hat. Von der medicinischen Gesellschaft in Philadelphia ist ein Schreiben einge- gangen, in welchem beantragt wird, dass es den Amerikanischen Apothe- kern gefallen möge, zur Dispensation äusserlicher Medicamente Flaschen zu verwenden, welche nicht allein durch die Farbe ^ sondern auch durch

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382 Literatur und Kritik.

die Form (eine Seite raub) ron solchen sich auszei Arzneien zum inneren Gebrauch bestimmt sind, sodasi fühl Yon letzteren unterschieden werden können weiterer Verbreitung gewiss werth ist.

Der Bericht des Comitte für den Droguenmarkl welche die Deutschen Apotheker jährlich zweimal v Häusern, vorzugsweise Gehe & Co. in Dresden, zuges

Der Bericht des Comitte für die Gesetzgebung i ieitung die Anerkennung der Amerikanischen Apotheke gesetzgebenden Körperschaften ans, welche, unter B( von den Apothekern wiederholt ausgesprochenen Wün wollende und fortschrittliche Acte erlassen haben. I sich auf Einsetzung TOn pharmaceutischen Prüfungsco schränkung des Dispensationsrechtes und des Handels schlagende Gesetze derart sind erlassen für den Staat Grossstädte New -York, Philadelphia, Baltimore und Vorbereitung sind solche für die Staaten Ohio und N Gesetzen zufolge darf die Anfertigung und der Verkai Giften, für welche besondere Verzeichnisse folgen, o gistrirten Apothekern ausgeübt werden, welche für di< der Arzneien dem Staate verantwortlich sind. Die sich in zwei Gruppen: solche, welche das Examen versität (College) abgelegt haben (graduirte^ und solcl Prüfungscommission, welche zn diesem Behnfe in al ernannt sind und aus drei practischen Apothekern ui stehen, ezaminirt worden sind (Licentiaten). Bei bei virung einer vierjährigen Lehr- und Studienzeit vorai tungen dieser Gesetze seitens Nichtbefugter werden Verfälschungen von Arzneien etc. seitens Befugter n Ausstossung aus dem Stande bestraft. Eine allgem tung spricht sich über die zweckmässige Ausführung und ein darauf folgender Aufsatz vom Prof. Edw. 1 Vorbildung der Pharmaceuten schliesst das Ganze rung, nur solchen jungen Leuten Zutritt zum Fache £i abgesehen von einer sogenannten englischen Erziehu eben, welche von Jugend an auf die gehörige Entwi fühl und Selbstbewusstsein gerichtet ist, eine der Landes absolvirt haben, und ausser tüchtigen Kenntnj und Geographie, Mathematik und Naturwissenschaft Kenntniss von Griechisch und Latein, ausser ihrer ^ destens einer europäischen Sprache völlig Herr t unerwähnt bleiben, dass den Deutschen Pharmaceute nendes Lob gespendet wird. Verfasser sagt: ,,Seht Der Deutsche Apotheker versteht zwar vielleicht ni< auch vielleicht in der Geheimmittelmedicin nicht so andere, aber was er weiss, das weiss er gut und veri und das ist der beste Beweis für den Besitz von Ke Neuigkeiten und Fortschritte, von welchen dort alle ] und sagt, ob sie nicht vorzugsweise der tüchtigen bis zum Staatsexamen hin) der Pharmaceuten entspri(

Diese letzte Bemerkung knüpft sich an früher G in Amerika der Besuch der Universität unmittelbar m der Schule erfolgen soll und die Lehrzeit nur den { der pharmaceutischen Ausbildung zu bedeuten hat. beendeter Lehrzeit wird also dort die Staatsprüfung i

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Literatur und Kritik. 383

Die folgenden Aufsätze behandeln: eine Kräuterpresse, zum Gomprimi- ren yon Kräutern zu der Form, in welcher Hb. Lobeliae zu uns gebracht -wird, und welche Form von Kräutern aller Art in Amerika sehr beliebt ist. (Bereits in Hager.: Pharm. Centralhalle Nr. 14 d. J. beschrieben und gezeichnet.) Eine Mühle nebst Zeichnung, ähnlich den Kaffemühlen unserer Materialisten, zur Herstellung von groben Droguenpulyern. lieber einen neuen Percolator, nebst Zeichnung. System unserer Depla- cirungs - Kegel nebst Syphon von Squibb. Beschreibung einer ame- rikanischen Muster - Apotheke, nebst Zeichnung, von Hanckock. Ueber Bereitung chemischer- und pharmaceutischer Präparate, von Fredigke. Unofficinelle Präparate, von Brown. Senega, von Bother. lieber JBxtr. cannabis Indicae, von Saunders. Pflanzenwachs. Triplex pills bf Dr. John Francis. Mandragora - Elixir. Notiz über Rhabarber. Notiz über Aconitwurzel. Sneezeweed. Notiz über Aloe. Amerikanisches Opium. Erigeronöl. Käufliches Kreosot. Uel^er Milchzuckerproduction in den Vereinigten Staaten. Ueber chinesische blasenziehende Käfer. Ammonio- Wismuth-Citrat. Gehalt an Al- kaloiden in einigen Patentarmeien. Seidlitz Powders. Die meisten dieser Artikel haben, da sie sich nur mit vaterländischer oder Patent- arznei beschäftigen, ^r uns nicht das Interesse, welches sie für das Aus- land haben, immerhin dienen sie als Beleg für den Fleiss, die Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, welche unsere transatlantischen Collegen bei der Ausübung ihres Berufes entwickeln, und berechtigen uns zu der Hoffiiiing, dass, nachdem eine Welt-Pharmacopöe eingeführt sein wird, auch die Ausübung der gesammten Fharmacie eine universelle werden wird. Wie weit hierzu die Kenntniss der [antiquen und modernen Sprachen nöthig Hein wird, wollen wir vorläufig dahin gestellt sein lassen.

Dr. F. Eltner.

Dr. E. y. Gorup-Besanez, Anleitung zur qualita- tiven und quantitativen zoochemischen Ana- lyse, für Mediciner, Pharmaceuten, Landwirthe undChemiker zum Gebrauche im Laboratorium und zum Selbstunterrichte. Dritte Auflage. Zweite Abtheilung. Specieller Theil.

Das vorliegende Werk ist, der es begleitenden Ankündigung nach, für alle Diejenigen bestimmt, welche in die Lage kommen können, zoo- chemische Untersuchungen auszuführen, und dazu einer möglichst sachli- chen, übersichtlichen Anleitung bedürfen. Das Bestreben des Verfas- sers ging vorzugsweise dahin, das Buch so einzurichten, dass es ebenso- wohl von Anfangern, und zwar zunächst von studirenden Medicinem und Landwirthen im Laboratorium unter Mitwirkung des Lehrers, .als auch von bereits Geübteren, welche wohl mit den analytisch - chemischen Me- thoden im Allgemeinen, nicht aber mit denen der zoochemischen Analyse vertraut, und mehr oder weniger auf sich selbst angewiesen sind, demnach von Aerzten, Pharmaceuten und Chemikern als zuverlässiger Führer und Rathgeber benutzt werden könne. Zahlreiche in den Text eingedruckte Holzstiche und zwei in Farbendruck ausgeführte Spectraltafeln erleich- tem das Yerständniss. Mit der vorliegenden zweiten Abtheilung ist das Werk in der neuen Auflage beendigt. JTr,

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384 Literatur und Kritik.

Dr. Friedrich Mohr, Lehrbuch der cl lytischen Titririnethode. Dritte d gearbeitete Auflage. Zwei Abthei

Bas Werk giebt zuerst eine Anleitung über Hi Gebrauch der Instrumente, nebst vollständiger Besohreioung aer uesien Formen derselben. Sodann folgt die Alkalim'etrie und darunter alle durch Sättigen von Säuren und Alkalien zu beendigenden Analysen. Sie be- schreibt die Bestimmung des Kali's, Natron's, Ammoniak's, der Erden, sämmtlicher freier Säuren etc. Der dritte Abschnitt umfasst die Oxyda- tions- und Reductionsanalysen, und speciell die ünterabtheilung der Ana- lysen, je nachdem sie mit Chamäleon, chromsaurem Kali oder Jodlösung beendigt worden. Wir finden darin die Bestimmungen des Chlor's, Brom's, Jod's , der Chromsäure , aller Hyperoxyde , überhaupt aller Stoffe , welche Sauerstoff, Chlor, Cyan abgeben oder aufnehmen. Der folgende Abschnitt umfasst die Fällungsanalysen, darunter: die Silber- und Chlorbestimmung, Cyan , Kupfer , Blei , Harn etc. , überhaupt alle Fälle , die mit einer Fäl- lung beginnen oder aufhören. Den Schluss des Werkes macht der prac^ tische Theil, welcher die Anwendung der Einzelmethoden auf ganze Gränge Ton Analysen lehrt. Es finden sich darin die vollständigen Analysen, meistens nach dem Verfahren der Maassmethode, jedoch nicht mit voll- kommenem Ausschluss der Gewichtsbestimmung, der Pottasche, Soda, ausgelaugten Holzaschen, der Sodarohlaugen und Schmelzen, des Ffan- nensteins, der Mineralwasser, Soolen, der Ackererde, des Guanos, der Ku- pferzink- und Eisenerze. Eine grosse Anzahl vortrefflich aus^e^hrter Abbildungen in Holzstich erleichtern das Verständniss bestens.

Kr,

Anzeigen.

Im Verlage der Hahn'SChen Hofbuchhandlung in Hannover ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :

Das TrinkAvasser,

seine Beschaffenheit, Untersuchung und Eeinigung,

unter Berücksichtigung der Brunnenwässer Hannovers. Von Dr. Ferdinand Fiseher.

gr. 8. geh. 10 Sgr.

Verkauf.

Die sehr gut bestimmte und geordnete Mineraliensammlung des ver- storbenen Prof. Ludwig ist zu verkaufen und eignet sich sowohl für Liebhaber, wie zum Schulunterricht. Nähere Auskunft ertheilti

Dr. E. Reiclmrdt in Jena.

HaU«, Bacbdmck«r«l dM WaiMnhauiM.

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ARCHIV DER PHARMACIß

3. Reilie, 3. Band, 5. Heft

A. Originalmittheilungen«

I. iPliamiacie, pliarmaceut. uiid pliys. diemie.

lieber das Trinkwasser der Stadt Bayreuth«

Von Ernst Spiess, Vorstand der landw. Versuchs - Station für Oberfranken.

Seit einer Reihe von Jahren beschäftige ich mich mit der chemischen Untersuchung der Trinkwasser hiesiger Stadt sowie andrer Orte; die hier (in Bayreuth) erzielten Resul- tate scheinen mir aus mancherlei Gründen auch för weitere Kreise von einigem Interesse zu sein und erlaube mir daher, sie im Nachfolgenden zu veröffentlichen. Vor Allem sei mir jedoch gestattet, auf die geognostischen i Verhältnisse Bay- reuths und der Umgegend etwas näher einzugehen.

Bayreuth, (Kreishauptstadt von Oberfranken in Bayern,, c. 330 Meter über dem Meere) liegt auf dem Keuperzuge, der sich längs des Mains von SO. nach TSW. bis nahe an Lichtenfels hinzieht-, im S. und SW. steht brauner und weisser Jura an, während gegen 0., NO. und N. die beiden andern Glieder der Triasgruppe: bunter Sandstein und Muschelkalk sich finden, gleichsam als Uebergang zur Urgebirgsformation des Frankenwalds und Fichtelgebirgs.

Die Stadt Bayreuth bezieht nun ihr Trinkwasser durch Leitungen aus dem Keuper, dem braunen Jura und dem

Arcb. <i. Ph»nn, III. Boili«. Uh Bdi, 5 Hn. 2b

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E. Spiess, Das Trinkwasser der Sh

kalk; ausserdem versorgen zali mentlich eine Quelle innerhall löfer- Quelle) die Einwohnerschaf i das durch Leitungen herbeige ist, ein Umstand, der die Gemeii ster Zeit veranlasst hat, ergiebigere Quellen in der nd zu suchen und so der Stadt mehr Leitungs - Was- iführen.

i Gesteinsschichten, namentlich der im Norden Bay- QQSchliessenden nächsten Höhenzüge dachen sämmtlich enseitig gelegenen Thäler ab, so dass die der Stadt ideten Seiten derselben nahezu wasserarm sind und h daher gezwungen sieht, aus grösseren Entfernungen isser herzuleiten. Ich wurde mit der Durchführung mischen Untersuchung der in Frage stehenden Was- aut und bin nun auch in der Lage, die dabei gewon- lesultate hier anzufügen. (Zur leichtern Orientirung h ihren einzelnen Namen den Zusatz „projectirte lg.") Zu den Ergebnissen selbst übergehend, hj (Gewichtstheile in 100,000 Ge wich tsth eilen Wasse Weise zusammengestellt, dass zuerst die ausse es Stadt -Rayons entspringenden Wasser nach ih tischen Lage systematisch geordnet, aufgeführt si sen die innerhalb des Weichbildes verkommene isser etc. folgen.

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]ß. Spiess, Bas Trinkwasser cler Stadt Bayreuth. Ö8?

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388 E. Spiess, Das Trinkwasser der Stadt Bayreuth.

Beim ersten Blick föUt uns vor Allem das Wasser der Unters teinacherquelle (projectirte Leitung) wegen seiner in jeder Beziehung grossen Reinheit auf und möchte ich das- selbe fast den Typus eines normalen Wassers nennen, da es sich nur innerhalb der Grenzzahlen für die Güte des Trink- wassers bewegt und überhaupt so geringe Mengen fester Bestandtheile enthält. Es stammt dieses Wasser von dem jenseits der Muschelkalkhöhen angrenzenden und der ürge- birgsformation (Gneiss) des Fichtelgebirgs zugehörigen, be- waldeten und unbewohnten Höhenzuge, der die Steinach, einen Nebenfluss des rothen Mains mit grossen Wassermas- sen versorgt.

Diesem Wasser am nächsten, aber schon durch grösseren Gehalt an Schwefelsäure, Kalk und Bittererde sich auszeich- nend, stehen die des Jura- Gebietes (brauner Jura), nemlieh das Haardter-Leitungs- Wasser und die Spähnflecker- Quel- len (projectirte Leitung); gleichwohl sind sie noch sehr weich, können aber mit dem Fntersteinaoher auch in Bezug auf Ergiebigkeit keinen Falls conkurriren. Die in beiden Fällen vorherrschenden Gesteinsarten: Thon und Sandstein (auch Quarzsand) bedingen die geringe Härte dieser Jura- Wasser. Der verhältnissmässig grosse Gehalt an Alkalien im Unter- steinacher- sowie im Haardter - Wasser scheint seinen Grund in den Verwitterungsproducten der Gesteine dieser Formation zu haben.

Vergleichen wir nun die Resultate bei sämmtlichen Keu- per- Wassern, so finden wir, dass unter allen das weichste und geringhaltigste an festen Bestandtheilen das von der Osterbrunnenquelle bei Seibottenreuth (projectirte Leitung) ist; diesem zunächst steht das der Saaser- Leitung, dann folgt das von Fuchsstein und den Schluss bildet das Wasser von Stockau (projectirte Leitung) mit einer fast 17 mal grösse- ren Härte und nahezu 15 mal mehr festen Bestandtheilen als das nächst härteste Fuchssteiner. Der Ort Stockau, c. 1^2 Stunden von hier in südöstlicher Richtung mainauf- wärts gelegen, ist bekannt wegen seines Wasserreich thums ; aus diesem Grunde wurde auch dort Wasser zur Unter-

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E. Spless, Das Trinkwasser der Stadt Bayreuth. 389

sucliung geholt. Den ungünstigen Resultaten zu Folge ist es fast überflüssig zu erwähnen, dass das Wasser sofort ver- worfen wurde und führe ich dasselbe hier nur als Abnor- mität auf.

Was die geognostische Beschaffenheit des Ursprungs die- ser Quellen (aus dem Keuper) betrifft, so entstammt das Saaser Wasser allein dem gyps - und kalkarmen, mehr Thon und Sandstein (rhätische Schichten) führenden oberen bunten Keu- per; dies ist auch der Grund, warum die Quellwasser dieser Formation, in der man meist nur harte, wenigstens nicht der- artig weiche Wasser zu suchen gewohnt ist, und zunächst des oberen, bunten Keupers so weich sind. Aus dem unteren bunten Keuper kommt das sehr weiche Osterbrunnenwasser, das Fuchssteiner und endlich das so überaus harte Stockauer, welche alle mehr oder weniger von der Gegenwart der dieser Formation eigenthümlichen Kalkstein- und Gypslager zeugen. Im Bezug auf den Schwefelsäure -Gehalt zeigt sich überhaupt, dass alle bis jetzt aufgeführten Wasser der Jura- und Keu- performation bereits die Grenzzahl 0,2, wenn auch manchmal um Unbedeutendes, überschreiten; nur das vortreffliche ürge- birgswasser von Untersteinach ist geringhaltiger daran.

Den Schluss unter den Leitungswassern bilden die fast selbstverständlich sehr harten Wasser des Muschelkalkes: das Rodersberger und Allersdorfer.

Endlich dürfte noch erwähnt werden, dass die Menge der organischen Stoffe eine durchgehends höchst geringe ist und nur bei zweien der Spähnflecker- Quellen die Grenze von 1 auf 100,000 überschritten wird; bei einigermassen günstigerer Beschaffenheit der Quellen dürften sich diese Zahlen bedeutend zu Gunsten des Wassers corrigiren. Auf- fallend dagegen ist der grosse Gehalt an Salpetersäure im Saaser Wasser, den ich damals fand und seitdem nicht mehr beobachten konnte; ich würde auch wirklich Anstand neh- men, die Zahlen einzusetzen, wenn sie nicht Mittelzah- len einer Reihe von nahezu übereinstimmenden Versuchen wären.

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300

E. SpieB0, Das Trinkwasser der Stadt Bayreuth«

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E. Spiess, Das Trinkwasser der Stadt Bayreuth. 391

Unter diesen Wassern stehen 2 Quellwasser (Moritzhö- fer- und, Bürgerreutherquelle) obenan, welche aus dem Keu- per kommen und gleichwohl im Bezug auf den Abdampfungs- Rückstand und die Härte wesentlich diflferiren. Die erstere davon, in den Moritzhöfen, der südlichen Vorstadt Bayreuths entspringend, stand von jeher in Folge ihres vortrefflichen Wassers im besten Renommee ; in neiiererer Zeit erheben sich jedoch rings um sie menschliche Wohnungen und dürfte der die Grenzzahlen übersteigende Chlorgehalt wohl darin seinen Grund haben. Die Bürgerreuther - Quelle (in der Nähe des noch im Stadtbezirk liegenden Vergnügungs - Ortes : Bür- gerreu th zu Tage tretend) liefert durch eine kurze hölzerne Leitung ihr Wasser dahin; sehr aufi'allend ist darin die un- verhältnissmässig grosse Menge von organischen StoiGfen.

Betrachtet man weitergehend die unter Nr. 3 bis 11 aufgeführten Pump- und beziehungsweise Ziehbrunnenwasser, so zeigen sie mit wenig Ausnahmen einen sehr bedeutenden Härtegrad; das Gleiche gilt bezüglich der Abdampfungsrück- stände (soweit diese bestimmt sind), von welchen 3 sogar die Grenzzahl 50 überschreiten.

Sind schon aus diesen Gründen auch unsere Pumpbrun- nenwasser zu verwerfen, so ist das um so mehr angezeigt, wenn man die Mengen der organischen Stoffe oder gar die des Chlors in's Auge fasst: während nemlich die Leitungs- wasser als grösste Menge an organischen Stoffen 2,43 Theile in 100,000 Theilen (Nr. 9^) entziffern, steht nur der Pump- brunnen vom neuen Irrenhaus und der Ziehbrunnen von der Bürgerreuth unter dieser Zahl; alle übrigen enthalten mehr, ja es überschreiten sogar 2 darunter die äusserste Grenze von 5.

Bezüglich der Chlor- Mengen sind die Resultate aber noch bedeutend ungünstiger; wir finden hier nur Wasser, welche 1,84 bis 78,14 mal mehr Chlor enthalten, als das Mittel 0,5 aus den beiden Grenzzahlen für Chlor beträgt; gar keines aber, welches mit seinem Chlorgehalt innerhalb dieser Grenze steht; da nun bekanntlich der bei weitem grösste Theil des Chlor von dem mit den Speisen genossenen

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392 E. Mylius, Ein Oxydatiousprotl

und fast in gleicher Menge wiede herrührt, so verrathen diese Brunne Gehalt recht deutlich ihre unlaut Aborten etc.; gleichwohl werden di öffentlichen Pumpbrunnen namentli( grösseren Frische den Leitungswat Mit Freuden muss daher im Vorgehen der hiesigen städtischen die in neuerer Zeit wieder darauf Wasserleitung für die Stadt zu sc Schlüsse dieser Zeilen nur noch ( dafür jene öffentlichen Pumpbrunne resp. geschlossen werden.1

Ueber ein Oxydationsprodu

Von E. My]

Das Caryophyllin, ein in teuer krystallisirbarer Körper, wel den Untersuchungen von Muspra empirische Formel C^^H^^O*) zu Interesse durch die Aufmerksamk( von den Chemikern dem Campher wendet wird. Scheint nun das C angeführten Formel zu jenen Is gehören, so sind andrerseits seine ten derartig, dass man eher genei so gross als das des Camphers ai sowohl der letztere wie alle Kör als ihm isomer erkannt worden s Kohlenstoff- und Wasserstoffatomi schmelzbare oder auch bei gewöh Substanzen sind, liegt der Schm( bei einer sehr hohen Temperatur, Körper einen Siedepunkt von bei

*) 0 =? 16.

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£. Mylitts, Ein Oxydationsproduct des Garyophyllins. 398

verflüchtigt sich das Caryophyllin er«t bei einer Temperatur, welche weit ausserhalb der durch das Quecksilberthermome- ter erreichbaren Grenzen liegt. Allein trotzdem das Molekül des Garyophyllins wahrscheinlich doppelt so gross ist, als das des Camphers, ist in dem chemischen Verhalten beider Sub- stanzen eine Aehnlichkeit in sofern vorhanden, als beide durch Salpetersäure einfach oxydirt werden und eine Säure liefern. Während der Campher die Camphersäure C^^H^^O* giebt, verwandelt sich, wie im Folgenden gezeigt werden wird, das Caryophyllin in eine Säure von der Zusammensetzung C^^H^^C, oder, wenn man die Formel des Caryophyllins C^^H^^O* schreibt, C^oH^^Qß.

Die Untersuchung über die aus dem Caryophyllin ent- stehende Säure ist noch nicht beendet. Trotzdem mögen die bisher gewonnenen Resultate in Folgendem Platz finden, um einer etwaigen Begegnung mit andern Forschern in dieser Sichtung vorzubeugen.

Caryophyllin, welches ich der Güte meines Vaters ver- danke, der dasselbe vor Jahren dargestellt hatte, wurde zur Feststellung seiner Reinheit analysirt.

Es gaben 0,2894 Subst. 0,282 H^O und 0,835 CO». Theorie. Versuch.

78^6 C 78,69 C

10,52 H 10,50 H.

Die reine Substanz besass alle von früheren Forschern beobachteten Eigenschaften, löste sich aber im Gegensatz zu jeneil in wässrigen Alkalien nicht. In rauchender Salpeter- säure löste sie sich unter Bildung einer Säure, deren Dar- stellung vortheilhaft nach folgender Vorschrift ausgeführt wird :

In rauchende Salpetersäure, welche durch kaltes Wasser ohne besondere Vorsicht gekühlt wird, trägt man nach und nach in kleinen Portionen Caryophyllin. Dasselbe löst sich unter starker Erwärmung und Gasentwicklung.

Nachdem die Flüssigkeit einen gewissen Concentrations- grad erreicht hat, beginnt plötzlich die Abscheidung von Kry- stallen. Lässt man jetzt erkalten, so erstarrt die Gesammt-

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894 E. Mylius, Ein Oxydationsproc

menge zu einem weissen Brei , Mikroskop als aus pinselförmig bestehend erweist. Dieser Brei einem mit einer Glaskugel vers grössten Menge der rauchenden gewöhnlicher Salpetersäure und sehen. Behufs der weiteren Reinig in Ammoniakflüssigkeit, filtrirt, fa säure, sammelt das ausgeschiedene Wasser, löst in Alkohol und fallt ( malige Lösung in Alkohol und n; Wasser liefert die Substanz im Zi der abgesaugten Salpetersäure las Wasser und weitere Reinigung ii noch weitere Mengen desselben Kc

Wie bereits erwähnt, ist die eine Säure und besitzt, wie sich i sehen Resultaten ergiebt, die Zu Die Analysen sind jede mit Sub ausgeführt worden.

I. 0,3366

Subst. gaben 0,80C

II. 0,205

» 99

0,484

m. 0,2148

» 99

0,524

IV. 0,3285

»

0,328

V. 0,1960

99 V

0,471

VI. 0,1638

9i

0,389

VII. 0,1861

» »

0,444

VIII. 0,1679

»> 99

0,402

IX. 0,1605

>P »

0,383

X. 0,2095

»

0,495

Aus diesen Versuohszahlen ei

Setzung wie folgt:

Theorie.

I.

II.

C«« 240 65,22

64,69 64,39

H32 32 8,69

8,44

8,34

06 96 26,09

368 100,00.

VII.

VIII

65,06

65,3(

8,77

8,9;

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E. Mylius, Ein Oxydationsproduct des Caryophyllins. 395

Aus den vorstehenden Analysen scheint hervorzugehen, dass die Säure die angegebene Zusammensetzung hat. Ijji- merhin aber wäre noch möglich, dass sie 2H weniger ent- hält, also nach der Formel O^^H^^O^ zusammengesetzt ist. Diese verlangt 65,57 C. und 8,19 H. Weitere Versuche müs- sen entscheiden, welche von beiden Formeln die wahre Zu- sammensetzung ausdrückt.

Die Säure, für welche ich den Namen Caryophyllinsäure vorschlage, hat folgende Eigenschaften: Sie ist von weisser Farbe, krystallisirt , wie schon erwähnt,' aus rauchender Salpetersäure in pinselförmig vereinigten Nadeln, ist leicht löslich in Aether, Alkohol, Essigsäure, sehr schwer löslich in Wasser. Im krystallisirten Zustande ist die Säure nur aus rauchender Salpetersäure zu gewinnen. Aus allen andern Lösungsmitteln scheidet sie sich sowohl beim Erkalten der heiss gesättigten Lpsung, als auch beim freiwilligen Ver- dunsten derselben amorph aus. Auf die Zunge gebracht, ist sie anfangs geschmacklos, löst sich jedoch bald in dem alka- lischen Speichel und schmeckt darin bitter. Ihre sauren Eigenschaften sind sehr gering. Im feuchten Zustande färbt sie blaues Lackmuspapier weinroth. Sie löst sich schnell in Ammoniak und kohlensauren Alkalien zu gelben Flüssigkei- ten, welche fast wie Seifenlösung schäumen. Die Lösung in kohlensauren Alkalien erfolgt bei gewöhnlicher Temperatur in der Weise, dass Bicarbonate neben caryophyllinsauren Salzen entstehen. Beim Erhitzen dagegen wird alle Koh- lensäure durch die Caryophyllinsäure ausgetrieben. Von Salzen sind bisher nur neutrale erhalten worden und zwar folgende :

Caryophyllinsaures Natron.

Q2oj£3o;jja^O^. In seiner Darstellung wird Caryophyl- linsäure in einem Ueberschuss von kohlensaurem Natron gelöst, die Lösung im Wasserbade verdampft, der trockne Rückstand mit Alkohol aufgenommen, die Lösung filtrirt und verdampft. Das zurückbleibende caryophyllinsäure Natron

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396 E. Mylius^ Ein Oxydationsprod

ist von gelber Farbe, von bitterm

Biqfi mit Leichtigkeit zu einem Pub

die geringste Neigung zum Zusammenballen besitzt. Es löst 1

sieh leicht in Wasser und Alkohol Aus letzterer Flüssigk

wird es durch Aether als sehr concentrirte alkoholisc

Lösung gefallt. Die Natriumbestimmung lieferte folgen

Zahlen:

I. 0,373 Subst. gaben im Platintiegel verbrannt nach dem Zusi von H3S0* 0,126 Na« SO* = 0,04082 Na.

II. 0,2733 Subst, mit HCl zersetzt, filtrirt, verdampft bedurften i Fällung 13,40 Vio normale Silberlösung = 0,03082 Na.

Die Formel C^^^HsoNa^O^ verlangt 11,16 Na.

Versuch I. II.

10,94 Na 11,27 Na

Caryophyllinsaures Silberoxyd.

Q2ojj8o^g2 06. Aus dem Vorhergehenden durch Fäll der wässrigen Lösung mittelst Silbernitrat gewonnen, ste es einen gelben flockigen Niederschlag dar, welcher bei Trocknen braun wird. Es ist schwer löslich in Wasser ui Weingeist. Producte verschiedener Darstellungen besass« folgende Zusammensetzung:

I. 0,296 Subst. gaben 0,1085 Ag.

II. 0,238 Subst. gaben 0,088 Ag.

III l^»^^*^ Subst. lieferten 0,072 Ag lo, ' '

,3104 Subst. gaben 0,475 CO» und 0,1455 H20. 2988 Subst. gaben 0,4665 CO ,343 Subst. gaben 0,1245 Ag.

jy f 0,2988 Subst. gaben 0,4665 CO^ und 0,139 H20. 10,3 " ~ ' * - -

Theorie.

C20

= 240

41,24

JJSO

= 30

5,15

Ag«

= 216

37,11

= 96

16,50

582

100,00.

Versuch. II.

36,66 36,97

III.

IV.

41,73

42,57

5,24

5,17

37,02

36,30

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G. C. Wittstein, Die Ermittlung des Ammoniaks. 397

Caryophyllinsaures Baryt.

CaoHSOBaO« + IV^ H«0. Caryophyllinsaures Natron wurde durch Chlorbaryum gefiillt. Das so erhaltene Salz ist von gelber Farbe und bitterm Geschmack, sehr wenig in Wasser löslich, aus seiner wässrigen Lösung durch Alkohol fallbar, ebenfalls amorph. Beim Erwärmen und Reiben wird es so elektrisch, dass es nach allen Seiten auseinanderstiebt.

Es gab folgende analytische Daten: 0,254 bei 100^ getrocknetes Salz verlor, als es auf 125® erhitzt wurde, 0,012 H«0 = 4,72 %.

0,430 verloren 0,0215 = 5,00 % H^O, während die oben gegebene Formel 5,05 H^O verlangt.

0,2595 Subsi gaben mit Bleichromat verbrannt 0,4556 CO* und 0,158 H«0.

0,2127 Subst. gaben 0,3556 CO« und 0,1245 H^O.

Versuch. Theorie. I. II.

C«ö = 240 45,29 , 45,51 45,59

H83 = 33 6,23 6,76 6,53

Ba = 137 25,84

071/2 = 120 22,64

530 100,00.

lieber die Enulttlnng des Ammoniaks«

Von G. C. Witt stein.

In neuester Zeit ist in wissenschaftlichen Zeitschriften häufig von einem N essler' sehen Reagens auf Ammoniak die Rede, welches aus einer stark alkalisch gemachten wässe- rigen Lösung des Quecksilberjodids in Jodkalium besteht. Dasselbe soll nemlich alle bisherigen Reagentien auf das flüchtige Alkali an Empfindlichkeit übertreffen. Da aber hier- mit meine Erfahrungen nicht harmoniren, so wird es gestat- tet sein; sie zur weiteren Eenntnissnahme zu bringen.

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398 G. C. Wittstein, Die Ermittlung

Das bekannte Verhalten einer ( zn Ammoniakliqnor empfahl zuerst Ei tiven Erkennung des Ammoniaks, unc dabei zu beobachtenden Vorsichtsms

Da man aber bis zu jener Zeit nicht anders wusste, als dass der beim Zusammentreffen jener beiden Agentien entstehende weisse Niederschlag (der Mercurius praecipitatus albus = HgCl + HgNH2) schon in etwa 600 Theilen Was- ser löslich sei, so versprach ich mir von dem neuen Keagens keine grosse Empfindlichkeit, und hielt es daher für geboten, einige Versuche darüber anzustellen.**) Diese Versuche ergaben aber, dass die Reaction schon in den verdünntesten Lösungen eintritt, dass dadurch^ noch ^j Milliontel freies Am- moniak entdeckt werden kann, und dass mithin der weisse Quecksilberpräcipitat in Wasser ganz unlöslich ist.

„TJebrigens," schloss ich meine damalige kleine Mittbei-, lung, „können auch Fälle vorkommen, in welchen dieses so empfindliche Reagens auf freies Ammoniak seinen Dienst gänzlich versagt. Wenn z. B. die Probe zugleich ein alkali- sches Jodmetall enthält, so erfolgt durch die Sublimatlösung anfangs ein gelblicher Niederschlag, der beim Schütteln wie- der verschwindet, ohne dass die Ammoniak - Reaction eintritt, wenn dieses auch durch den Genich wahrnehmbar ist Fährt man mit dem Zusätze der Sublimatlösung fort, so entsteht endlich ein permanenter rother Niederschlag = HgJ. Hier tritt also das Quecksilberchlorid eher mit dem alkalischen Jodmetalle, als mit dem in Freiheit gesetzten Ammoniak in Wechselwirkung, daher dann letzteres durch den Geruch oder durch Darüberhalten eines mit Essigsäure befeuchteten Glas- stabes u. s. w. ermittelt werden muss."

Die eben erwähnte, damals von mir gemachte Beobach- tung glaube ich jetzt präciser dahin erklären zu können, dass die anfangs entstandene Doppelverbindung von Jodkalium und Quecksilberjodid durch das freigemachte Ammoniak wied<

*) Journal für practische Chemie 1852. LVII. 180.

**) Vierteljahressohr. für practische Pharmacie 1853. II. 111.

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£. Reicharclt, Prüfung und Zusammensetzung von Fleiscliextract. 390

zersetzt und Quecksilberjodid ausgeschieden wird, und zwar in concentrirter Lösung als rother oder gelbrother Nieder- schlag, in sehr verdünnter Lösung dagegen in so fein ver- theiltem Zustande, dass nur eine mehr oder minder intensive Färbung eintritt.

Aus jener Beobachtung und dieser Erklärung dürfte sich wohl schon von selbst ergeben, dass das Nessle r' sehe Rea- gens dem Einbrodt'schen an Empfindlichkeit bedeutend nachsteht, und bestätigt wird das durch folgenden verglei- chenden Versuch,

Man nehme zwei Bechergläser, giesse in jedes 100 CC, Wasser, lasse dann in das eine (Nr. I) nacheinander 1 Tro- pfen Salmiaklösung, 1 Tropfen Kalilauge und 1 Tropfen Queck- silberchloridlösung, in das andere (Nr. II) 1 Tropfen Sal- miaklösung und 5 Tropfen Nessler'sches Reagens fallen. In Nr. I wird man, sowie die Quecksilberchloridlösung darin veirtheilt ist, eine deutliche weisse Opalescenz wahrnehmen, in Nr. II dagegen weder Färbung noch Trübung, selbst wenn man mit dem Zutröpfeln des Nessler sehen Reagens fortßihrt.

Unter diesen Umständen erscheint das Kaliumquecksilber- jodid als Reagens auf Ammoniak völlig entbehrlich.

Uelber Prüfang und Znsammensetziing ron Fleiseh-

extract«

Von E. Reichardt.

Das Fleischextract hat in der That eine solche Bedeu- tung in der Haushaltung und als Nahrungsmittel erworben, dass es wohl angezeigt ist, auch die Prüfung von Zeit zu Zeit zu erneuern und Bericht darüber zu geben.

Auf meine Veranlassung wurde im Jahre 1869 (ver- gleiche diese Zeitschrift 1870 Bd. 142. 8. 55 u. f.) das Fleisch- extract der Herren Buschenthal in Montevideo in den deutschen Handel eingeführt und Herr Emil Me inert in Leipzig als Generalagent gewonnen. Bis dahin war das

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400 E. Reichardt, Prüfung und Zusammensetzung von Fleisctextract.

Liebig'ßche Fabrikat fast das einzige, von Fray Bentos zn uns gelangende. Gewiss sind wir dem grossen, deutschen Chemiker zu Danke verpflichtet, dass er mit unermüdlichstem Eifer für das Nationalwohl zu sorgen pflegte und seinen bedeutenden Einfluss nicht allein in dieser Beziehung, son- dern allseitig ausnutzte, um neue Quellen für Nahrung der Pflanzen, Thiere und Menschen zu suchen.

Die Bereitung des Fleischextractes geht nun darauf hinaus, die in Wasser löslichen Theile des Fleisches zu erhal- ten, dagegen Fett, Eiweiss zu entfernen, da sie die Haltbar- keit des Präparates wesentlich in Frage stellen würden. Hierbei gehen allerdings gerade die sog. Nährstoffe, welche in dem Fleischsafte enthalten sind, verloren, und das Fleisch- extract erhält die Bedeutung als Verdauungsmittel. Ueber den Werth desselben als solches zu reden, ist jetzt nicht mehr nöthig, da die kurze Zeit der Einfuhr schon hinlänglicli die Brauchbarkeit erwiesen hat und der Verbrauch sich von Tage zu Tage steigert.

An derselben Stelle in dieser» Zeitschrift, wo ich die frühere Untersuchung des Fleischextractes bekannt gab, findet sich unmittelbar vorgedruckt die Prüfung von Bouillontafel- masse aus Russland und diese gab Anlass, nachzuweisen, dass dem Alkaligehalt ein besonderer Werth bei der Beurtheilung zuerkannt wurde. Die Fleischflüssigkeit enthält fast nur Kali, oder nur wenig Natron neben Kali, die Abkochung leimgebender Materien, die hier leicht zugefügt werden könnte, bietet dagegen vorwaltend Natron und kein oder sehr wenig Kali.

Die Veröffentlichung einer neuen Untersuchung des von Buschenthal in Montevideo bereiteten Extractes folgt namentlich desshalb, um einen Anhalt zu geben, wie gleich- massig ein derartiges Präparat zu beschaffen ist und gehe ich desshalb genau dem Gange der früheren Untersuchung nach.

In Weingeist lösliche Theile.

Nach Liebig sollen mindestens 60 Proc. in Weingeist von 80^0 lösliche Theile vorhanden sein.

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JE. Reichardt, Prüfung und Zusammensetzung von Fleiscliextract. 401

Fleischextract von Fray Bentos ergab mir früher 81,5 Proc. lösliche Stoffe, das Fleischextract von Buschen- thal 1870 = 80,76 81,24 Proc.

1873 gaben 4,236 g. Fleischextract von Buschenthal 0,841g. in Weingeist von 80% unlösliche Theile = 19,85 Proc. oder 80,15 Proc. lösliche.

Wasser.

1870 wurden durch Austrocknen bei 110<>C. 16—17,0 Proc. Wasser aus dem Fleisch extracte von Buschenthal erhal- ten, bei demjenigen von Fray Bentos 16,0 Proc; 1873 ergab das erstere bei 4,432 g. Extract 0,706 g. Wasser = 15,92 Proc.

Fett und Eiweiss.

Beide konnten überhaupt nicht nachgewiesen werden, sollen auch nicht vorhanden sein.

13,582 g. Extract gaben an Aether nur 0,026 g. lös- liche Theile ab = 0,19 Proc; 1870 wurden 0,2 Proc. erhalten, grösstentheils flüchtige Substanzen.

Stickstoff.

Extract aus Fray Ben tos ergab Vogel = 9,51 Proc

von Buschenthal ergab mir 9,56 9,99 1870. V » 947 Proc. 1873.

Asche.

2,487g. Fleischextract von Buschenthal gaben 0,528g. Asche = 21,3 Proc, die frühere Untersuchung hatte 21,36 Proc. geliefert.

Die weitere Prüfung der Asche ergab, auf das Extract bezogen, 5,92 Proc. Phosphorsäure, 8,87 Proc. Kali und 2,46 Proc. Natron; früher wurden gefunden = 6,1 Proc. Phosphorsäure, 2,3 Proc. Natron und 9,0 Proc. Kali.

Eine zweite wiederholte Untersuchung des Fleischextrac- tes auf Asche ergab 21,37 Proc Asche und darin, auf daa

Arob. 4. Pbftnn« III. RQlbe. in. Bds. 5. B«ft, 26

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chnauss, Seltenere pbotograpbische

)gen, 8,89 Proc. Kali, 2,1( lospborsäure.

ultate ergeben so übereinsti vor 3 Jahren gewonnenen, Seweis der Reinbeit und ( 'halten wird; eventuell sind ( eicht Verfälschungen und V

^nere photographisehe Cl

Von Dr. J. Schnauss. (Fortsetzung.)

er saures Uran oxyd, früher versuchsweise im dii cess angewendet, eine ausg rmöge seines unter gewissei ctionsvermögens auf Gold- ily in seinem nach ihm seil in. Eine bestimmte Definiti« ag des XJransalzes zu geben, : lenen organischen Substanzen tusgesetzt, wird das Oxydsah dieses wirkt, mit Gold- und

wiederum auf diese reduci oxydirt. Taucht man einen Bogen Papier in iösung obigen Salzes, trocknet ihn (beides natüi ihluss des Tageslichtes) und belichtet das Papic

Negativ gerade so wie das gewöhnliche Chloi 30 erhält man ein in der Durchsicht sehr schwac Id, als Beweis, dass hierbei eine Reduotion de urch das Licht unter Mitwirkung des Leims un ler stattgefunden hat. Taucht man die Copi jine schwache Goldlösung, so färbt sie sich durc 1 purpurfarbig; taucht man sie in eine stark

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J. Scbnauss, Seltenere ptiotographisclie Ctiemikalien. 40

Lösung von salpetersaurem Silber, welche mit etwas Essig- säure versetzt ist, so wird die Copie chokoladenbraun, eben- falls durch eine Silberreduction. Man wäscht dann zur Voll- endung dieser eigenthümlichen Photographien solche nur noch mehrmals mit reinem Wasser aus.

Die letztgenannten Uransilberbilder können durch ein Bad von Eisenvitriol gekräftigt werden, müssen aber dann noch durch unterschwefligs. Natron gezogen werden, sonst schwärzen sich auch die Lichter.

Nach Sutton (Dictionary of Photography) ist dieser TJrancopirprocess identisch mit dem von Herschel im Jahre 1842 veröffentlichten Chrysotypprocess.

La der Wothlytypie wird das Uransalz nebst ein wenig salpetersaurem Silber zum Collodium hinzugesetzt, welches nicht jodirt ist, und dieses auf besonders präparirtes starkes weisses Papier gegossen, auf gleiche Weise, wie der Photo- graph seine Glasplatten mit JodcoUodium überziehi Diese mit Uransilbercollodion präparirten Papiere werden wie ge- wöhnlich hinter einem Glasnegativ dem Lichte ausgesetzt und nach ihrer Vollendung in verdünnte Essigsäure gelegt. Die Nothwendigkeit dieses sauren Bades begründet Wothly in seiner betr. Brochüre mit folgenden Worten: „Da in allen Papieren phosphorsaurer Kalk enthalten ist, das Uran aber eine grosse Verwandtschaft zum Kalk hat, so wird dadurch Uranoxydkalk gebildet; dieser muss aus dem Papier entfernt werden, weil sonst die Lichter und die Weissen des Bildes späterhin im Licht nachdunkeln würden, die Entfernung die- ses Uranoxydkalkes wird nun aber bewirkt durch das vorge- schriebene angesäuerte Wasser, welches, ohne das Bild anzu- greifen, jene Substanz auflöst, mit einem Worte, das spätere Gelbwerden der Papiere verhindert" etc. Nach abermali- gem Auswaschen werdeja die Bilder durch ein Bad von Goldchlorid und Goldchloridcalcium vergoldet und sodann durch unterschwefligsaure Salze und Bhodanammonium fixirt.

Das salpetersaure Uranoxyd dient nach Seile in nach- stehender Vorschrift zur Verstärkung der OoUodiannegative;

26*

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404 J. Schnausg, Seltenere photographische

Ferridcyankalium

Salpetersaures Uranoxyd

Hutzucker

Wasser Unter Chlorsilbercollodion gegeben, so ber ebenfalls als Beschleuniger oder aud des Tones der Bilder dienen.

Was s erst off hyperoxyd. Nach! wird dasselbe in sehr verdünnter Lösung den Papierphotographien zurückgeblieben schwefligsaurer Salze, besonders des NaO, indem es letzteres in NaO, SO* verwandel stoffhyperoxyd sauer, so muss es vor seine kohlensaures Natron entsäuert werden, s Bilder. Die namentlich in früherer Ze tete leichte Vergänglichkeit der Photogr Ursache bekanntlich fast immer in zurück unterschwefligsaurer Salze, die je nach ; ^Setzung, welche in Folge atmosphärische raer bald eintritt, entweder SO* oder Hl beides sehr zum Nachtheil der Silberphotoj selben Zweck, obwohl auf ganz verschic wie das Wasserstofifhyperoxyd , wird i Bleizucker empfohlen. Derselbe wird tität dem Waschwasser der Bilder be diese Wirkung beruhen soll, ist nicht ge« erklären. Setzt man ein Wenig von Natronbad, worin Chlorsilberphotographien ches demnach neben unterschwefligsaurem schwefligsaures Silberoxyd desgleichen „G pelsalze , nemUch : 2 (NaO, S « 0 «) + AgO, AuO,S202 + 3(NaO,S*02) + 4H0 ^ Sei natrium und etwas schwefelsaures Natron Lösung von Bleizucker, so entsteht ein Niederschlag, der neben etwas Chlorblei schwefligsaurem und schwefelsaurem Bleio unterschwefligsaure Bleioxyd ist kaum in

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J. G. BlasSy Best, der orgao. Substanz. 4(J5

ser löslich, leicht löslich dagegen in unterschwefllgs. Natron, unter Bildung eines Doppelsalzes, Worin soll nun der Nutzen des Zusatzes von Bleizucker zum ^aschwasser bestehen, da derselbe hierbei nur mit wenig NaO,S^02 in Berührung kommt, daher einen Niederschlag bildet, welcher verderblich auf die Photographien wirken kann, da derselbe in Wasser sehr schwer löslich und der gleichen Zersetzung in Schwefel und schwefligsaures Salz unterworfen ist, wie das NaO,S*0^?

lieber den Werth der alkalischen SilberoxydlSsnng zur Bestimmang ron organischen Stoffen in Wasser.

Von J. C. Blass, Apotheker in Felsberg.

Die verschiedenen Methoden, die organischen Stoffe im Trinkwasser quantitativ zu bestimmen, sind in letzter Zeit wiederholt besprochen worden; (Jessen ungeachtet ist man in v Verlegenheit, welcher Methode man den Vorzug, welche Methode dem Zwecke der Analyse entsprechende Resultate giebt.

I. Die mikroskopische Prüfung auf Monaden, Schwärmer- sporen, Vibrionen u. s. w. hat wenig Werth.

n. Die Bestimmung des Abdampfrückstandes und des Glühverlustes bietet unsichere Resultate, weil die flüchti- gen, in der Zersetzung begriffenen und die leicht zersetzbaren organischen Verbindungen, auf deren Be- stimmung bei Wasseranalysen hauptsächlich Werth zu legen ist, sich theilweise beim Abdampfen, und wenn es* noch so vorsichtig vorgenommen werden sollte, der weite- ren Untersuchung entziehen.

in. Das übermangansaure Kali. Ein ausgezeichnetes Reagens auf organische Stoffe im Allgemeinen, dessen Wir- kungswerth aber bei Wasseruntersuchungen durch ver- schiedene Umstände, welche wohl zu berücksichtigen sind, geschwächt wird und zwar:

a) Die organischen Verbindungen im Allgemeinen und*wie sie im Wasser vorkommen werden theils sofort, theils erst

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J. C. Blass, Best, dor organ.

en und anhaltendem 1 Kali oxydirt. Den Zeitpunk j aller organischen wenn man ganz richtig wi . Bd. 186. H. 1. 2), dass d 1 der Stoffe oxydirt, welc welchen der Sauerstoff der jrstören könne. Das Verh« Elemente und des Säuerst erbindung verschieden und li verschiedene Mengen J

genwart von salpetriger { und Oxydulen, welche ebei issung zu ungenauen Schi Methoden selbst, wie üb( Ig organischer Verbindung nd:

üb eT sehe Methode. 100 von den etwa vorhandene durch den fast nie fehlend

und das verdunstete Wai tzt. 10 CC. Schwefelsäure ine Schwefelsäure enthält, ^ s übermangansaure Ealilös m hinreichen, um 10 CC. he in 1000 CC. 0,398 g. Sau B zu, SO dass nach längerem Xochen die rotlie rechwindet. 10 CC. dieser Oxalsäurelösung ( isigkeit und diese wird dann bis zur scWac übermangansauren Sali zurück titrirt. ire Kali, welches nöthig war, um 10 CC. 0:

oxydiren, ist bekannt, und somit ist das m< [)ermangansaure Kali zur Oxydation der ' nischen Stoffe verwendet worden.

Ungenauigkeiten bei vorhandener salpetri en und Oxydulen zu begegnen, titrirt Kübel <

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X C. Blass, Best, der organ. Subst. 407

Probe kalt mit übermangansaurem Eali bis zur röthlichen Färbung. Die verbrauchten CO. werden später von dem Ge- sammtverbrauch derselben abgezogen.

2) Die Goppelsröder Methode. Dieser ging ganz richtig von dem Grundsatz aus, dass beim Kochen des Was- sers, um den kleinen Fehler, welchen die vorhandenen Am- moniaksalze herbeifiihren, zu beseitigen, Veränderungen der organischen StofiFe selbst vorgehen, welche den Verbrauch des übermangansauren Kalis beeinträchtigen können.

3) Bellamy schlug vor, da nach der Gleichung: öAsO» + 2(K0 . Mn^O') = 5 AsO^ + 4MnO + 2K0.

5 Aeq. arsenige Säure den Sauerstoff von 2 Aeq. über- mangansaurem Kali aufnehmen, um 5 Aeq. Arsensäure zu bil- den, das arsenigsaure Natron zum Zurücktitriren anstatt der Oxalsäure anzuwenden.

4) Schulz gab der alkalischen Lösung des überman- gansauren Kali unter anhaltendem Erhitzen den Alorzug, weil die Oxydation schneller und energischer vollendet werde.

IV. Bellamy bestimmte den ganzen Kohlenstoff der organischen Stoffe in dem Wasser. Der Kohlenstoff, in Koh- lensäure verwandelt, wird in Barytwasser geleitet und als kohlensaurer Baryt bestimmt. Man kann wohl annehmen, dass der Kohlenstoff ^4 ^^ Gesammtgewichtes der organi- fichen Stoffe war.

V. Man wendet nach Fleck eine alkalische Silberlösung an und folgert die Menge der organischen Substanzen aus

dem Gewichte des reducirten Silbers. Diese Methode, welche zwar nicht die Gesanmitmenge der organischen Stoffe in dem Wasser berechnen lässt, ist eben dadurch werthvoll, weil nur diejenigen organischen Stoffe, welche leicht zersetzbar, also gährungs- und fäulnissfähig sind, sofort zersetzt wer- den, und Silber reduciren. Diejenigen Stoffe, welche bei anhaltendem Kochen keine Reduction des Silberoxyds herbei- fiihren,* können wegen der Genussfahigkeit des Wassers nicht in Betracht gezogen werden.

Um die Empfindlichkeit dieser Silberlösung kennen zu lernen^ verdünnte ich Harn mit Wasser und titrirte denselben

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408 J. C. Bkssy Best der organ. Siibti

zu YerBchiedenan Zeiten. Ich musste wahrnehmen, dass sehr verdünnter frischer Harn auf Silberlösung reducirend wirkte und die Reduction des Silberoxydes zunahm, je älter die Harnlösung geworden war d. h. je mehr dieselbe in Fäulniss übergegangen und mit Schimmel bedeckt war.

Die alkalische Silberlösung bereitete ich nach Fleck aus 17 g. salpetersaurem Silberoxyd, 50 unterschwefligsaurem Natron, 48 Natronhydrat auf 1 Liter dest. Wasser. Ihr Silbergehalt wurde durch Jodkaliumlösung, welche im Liter 16,620 g. Jodkalium enthielt, normirt.

100 CC. Jodkaliumlösung entsprechen 0,970 g. Silber, und 100 CC. alkalische Silberlösung wurden durch 110 CC. Jod- kaliumlösung zersetzt, so dass sie 1,067 g. Silber entsprechen.

1) 1 CC. frischer Harn wurde mit 99 CC. destillirtem Wasser verdünnt, mit 10 CC. alkalischer Silberlösung versetzt und 10 Minuten anhaltend gekocht. Es trat sofort eine Trü- bung ein, welche beim Kochen stärker wurde und einen schwarzbraunen Niederschlag absonderte. Nach dem Erkalten wurde mit Jodkaliumlösung titrirt; es wurden 6,2 CC. der- selben bis zur Jodreaction in Gegenwart von Chromsäure verbraucht, so dass durch den verdünnten Harn

11 n ^'^ ' ^'^^'^ 0,0051 g. Silber reducirt wurde.

' 100 ^ ö

10 Tage später wurden von derselben Hamlösung = 0,0072 g. Silber reducirt.

20 Tage später wurden von derselben Harnlösung = 0,0079 g. Silber reducirt.

30 Tage später wurden von derselben Harnlösung == 0,0102 g. Silber reducirt.

2) 10 CC. frischer Harn wurde mit 1000 CC. klarem Graben- wasser, welches über Kiesel fliesst, mit Wasserpflanzen bedeckt war und worin 100 CC. 0,00052 g. Silber reducirten, gemischt.

In 100 CC. wurden am 1. Tage 0,0056 g. Silber, am 20. Tage 0,0044 g. Silber, 10, 0,0049 u. 30. 0,0041 reducirt.

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1

J. 0. Blase!, Best, der organ. Subst. 409

Die Wasserpflanzen vegetirten in demselben weiter.

Aus diesen Versuchen geht hervor, dass die Faul- niss des Harns auf die Eeduetion der alkalischen Silber- lösung Einfluss hat und Wasser -Pflanzen flüchtige organische Stoffe aufnehmen und dadurch die Reduc- tionsfähigkeit der Silberlösung abnimmt.

3) 1 CG. frischer Harn wurde mit 1000 CO. destillirtem Wasser vermischt.

250 CG. dieser Verdünnung reducirte 0,0017g.Silb.,

10 Tage später reduc. 250 CG. dieser Mischung 0,0021 u. 20 Tage 0,0026

*4) 1 GG. frischer Harn wurde mit 2000 GG. destillirtem Wasser vermischt. 500 GG. dieser Mischung mit 10 GG. Silberlösung versetzt und anhaltend gekocht, liessen nach länge- rer Zeit nicht die geringste Trübung erkennen, und die Dif- ferenz der verbrauchten Jodkaliumlösung war so gering, dass sie mit ihrer Normirung auf die Silberlösung zusammenfiel. Das Becherglas mit der übrigen Mischung wurde mit Papier bedeckt und der Sonne 10 Tage exponirt. Nach dieser Zeit wurden 0,0032 g. Silber reducirt. Bei stärkeren Verdünnun- gen ist Silberlösung nicht anzuwenden. Man findet sehr häufig die Brunnen auf dem Lande in der Nähe von Mist- stätten und Mistjauchoalöchem angelegt; bei anhaltendem Re- gen werden erstere ausgezogen, letztere steigen über, durch- dringen die Erde bis zum Niveau des Quellwassers und ver- unreinigen dasselbe. Aus diesem Grunde wählte ich den Harn zu obigen Versuchen.

Diese Methode, organische Substanzen in Wasser annä- hernd zu bestimmen, d. h. den Werth des Wassers als Trink- wasser festzusetzen, ist leicht und rasch auszuführen, und kann, wenn die Analyse in sanitätspolizeilicher Hinsicht aus- geftihrt wird, genügen. Wird die alkalische Silberlösung durch 500 CG. des zu untersuchenden Wassers nach länge- rem Kochen nicht reducirt d. h. fallt der Verbrauch der Jod- kaliumlösung auf Silber mit seiner Normirung zusammen, so kann das Wasser wegen seiner vielleicht dennoch vorhandenen organ. Stoffe nicht für gesundheitsgefährlich gehalten werden.

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J. C. Blasfl, FharmacettÜBishe Buchfülirung. 411

B. Die monatliche Eeceptur und Handyerkauf.

Datum.

Zahl der bezahlten Rezepte.

Zahl der nichtbezahl-l ten Eecepte.

Betrag der bezahlten Rezepte.

Betrag der nichtbezahl- ten Bezepte.

^ I 5^ UV

Handverkauf.

1---6

6 13

13 20

C. Geschäftsumsatz vom Jahre.

Baar;

^

^

X

^

^

J^

An Conto ;, Casse

An Casse (baar)

ausgeschriebenen Rechnungen

Baare Einnahme:

Jährlicher Geschäfts- umi^atz

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412

U. NatixTgescliiclite cognosie.

Die Nahrungsmittel der No Indianer.

Von J. E. Dodge; bearbeitet yon

Manzanita, Arctostaphyli frisch und trocken sowohl von den wilden Thieren gesucht und verzehrt Beeren des Arbutus Menziesii ui los uva-ursi; letztere heissen in ( likinick.

Schattenbeere, Amelanchi Beeren dieses auf den Gebirgen v( Utah und Alaska wachsenden Strauch den Weissen wie von den Indianern kocht genossen und sind ein sehr g welches als Zuthat zum Femican (präsc Indianern beliebt ist.

Stangenbeere, Berberis aquifolium, eine tief blaue sehr saure, fälschlich Oregon- Weintraube, genannte Beere, welche, gequetscht und mit Zuckerwasser gemischt, ein angenehmes Getränk giebt.

Mehlbeeren, Crataegus coccinea, und Rausch- beeren, Empetrum nigrum, werden von den Indianern sowohl frisch als getrocknet und zu Kuchen gepresst genos- sen, frisch werden von denselben verzehrt: die Beeren von

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J. B. Dodge, Die NahTungsmittel der Nordatnerikaniscben Indianer. 413

Fra^aria virginiana, G-aultheria procumbens, Lonicera involucrata, L. ciliata, Moneses uniflora, Pyrus coronaria, von 4 Eubus-Arten, 3 Ribes-Ar- ton, 3 Arten ßosa, 4 Arten von Vaccinium./

Bocksdorn^ Bhamnus crocens. Die Apachen stampfen diese Beeren mit irgend einer animalischen Substanz, welche ihnen gerade zur Hand ist, zusammen und gemessen dann dies Gemisch, dessen rothe Farbe, in die Blutcirculation übergehend, die Haut ebenso färbt. Dodge, welcher eine Expedition gegen die Apachen als Wundarzt mitgemacht, fand die Bäuche der in einem Gefecht gefallenen Indianer von dem Genuss dieser Beeren und anderer widerwärtiger Sub- stanzen stark aufgetrieben, und die Leiber derselben in Folge des Genusses dieser Beeren überall schön roth gefärbt.

Wilder Wein, Vitis Californica. Wächst in Texas, Indiana, Arkansas, Kansas, Nebraska, Colorado und Arizona und wurde, wie die bei den Ruinen von längst ver- lassenen indianischen Niederlassungen vorkommenden Reben andeuten, von den alten Pueblo- Indianern cultivirt. Es ist kaum glaublich, in welchen Massen die Nachkommen dersel- ben diese Trauben verzehren.

Fleischige Früchte.

Riesen-Cactus, Cereus giganteus. Dieser auf den unfruchtbaren Hügeln von Arizona vorkommende Cactus erreicht eine Höhe von 25 bis 50 Fuss, eine Stärke von 4^/2 Fuss, ist tief gefurcht und mit langen weissen Stacheln besetzt. Die birnförmigen , grüngelben mit wenigen dünnen Stacheln besetzten Früchte, finden sich an der Spitze der Pflanze und werden von dort mit hakenförmigen Stäben herabgeholt Das Innere ist appetitlich roth, das Fleisch der- selben ist weich, faserig, saftig süss und. von kleinen schwar- zen Samen erfüllt, welche gleichfalls gegessen werden. Die Früchte schmecken feigenartig, sind aber saftiger als Feigen, Bei den Indianern gelten dieselben als eins der grössten Luxusartikel und verzehren sie dieselben frisch und präser*

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414 J. Ä. Dodge, Die Nahrungsmittel der Nor«

yirt; in letzterer Form kommen sie auc

sungen der Weissen verkäuflich vor.

bereiten aus dem mit Wasser vermischt

oder aus dem Safte derselben durch Gäh

sehendes Getränk, welches wie saures Bier riecht und bei

eigens für diesen Zweck jährlich angestellten Trink -Gelagen

genossen wird. Die von den Vereinigten Staaten geplanten

Expeditionen gegen die Apachen kommen gewöhnlich dann

zur Ausfuhrung y wenn man voraussetzt, dass die Indianer

noch unter der Nachwirkung dieser Gelage sind.

Cereus Thurberi, Pitahaya in Mexico genannt, wächst im Lande der Papajo -Indianer, wird 18 20 Fuss hoch und 4 5 Zoll stark und trägt zweimal jährlich Früchte; diesel- ken sind eiförmig mit langen schwarzen Stacheln besetzt und werden die reifen Früchte wie die des C. giganteus benutzt, welche sie an Güte übertreffen. Die Früchte werden in unglaublich grosser Menge verzehrt und machen, da sie sehr nahrhaft sind, fett.

Echinocactus Wislizeni, spanisch Biznacha. Ein Theil des 20 Zoll starken Stammes wird oft als Kochgeschirr und der saure nicht angenehm schmeckende Saft von Rei- senden, indem sie den Stamm anbohren, als durstlöschendes Mittel gebraucht. Die Indianer höhlen einen starken Stamm dieses Cactus aus , vermischen das Mark desselben mit Fleisch, Wurzeln, Samen, Mehl, Früchten oder einer essbaren Sub- stanz irgend welcher Art und kochen dieses unappetitliche Gericht, indem sie wiederholt erhitzte 'Steine in dasselbe ver- senken, es ist eine Lieblingsspeise der Apachen.

Stachelbeere, Opuntia Engelmanni und ver- wandte Arten, spanisch Tuna. Die sau ersüsse purpurrothe Frucht dieser in wasserlosen Wüsteneien wachsenden Pflanze wird von den Indianern roh und mit Fleisch zusammenge- kocht, genossen. Die Zweige derselben, iii heisser Asche geröstet und von der stacheligen' Rinde befreit, geben ein schleimiges süsses und saftiges Nahrungsmittel, von weldiem Weisse sowohl als Indianer, durch Mangel an anderen Nah- rungsmitteln und Hunger genöthigt; oft lange leben müssen.

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J. E. Bodge^ Die Nalurangsmitiel der Kordamerikanisclieii Indianer. 415

Zwergpflaume, Prunus pümila. Diese interessante Pflaumenspecies stellt einen Strauch von 2 bis 6 Fuss Höhe dar, welcher im Indianer -Territorium häufig vorkommt und dessen hell- bis dunkelgelbe Früchte frisch und getrocknet genossen werden.

Spanisches Bayonnet, Yucca baccata, Bana- nen. Die auf den dürrsten Stellen wachsende Pflanze trägt ein um das andere Jahr 1 6 grüngelbe Früchte, welche wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Westindischen Bananen, den. Ifamen erhalten haben. Das Innere der Frucht ist weich, markig, süss und wohlschmeckend; sie wird frisch und ge- trocknet von den Indianern gegessen, getrocknet wirkt dieselbe stark abführend, auch die in heisser Asche gerösteten unrei- fen Früchte und die ebenso behandelten Blüthenknospen wer- den von ihnen gegessen. Aus den von der fleischigen Sub- stanz befreiten Stengeln bereiten dieselben eine grobe aber haltbare Faser.

Sämereien.

Ghenopodium album. Die jungen zarten Pflanzen werden von den Indianern und den Groldgräbem gekocht und auch umgekocht häufig gegessen. Der buchweizenähnliche, nahrhafte Samen wird roh verspeist oder auch in Mehl ver- wandelt, verbacken. Die dunkeln Aschkuchen sind nichts weniger als appetitlich.

Eriosma cuspidata. Der kleine, schwarze nahrhafte Same dieser in den neuen Territorien wildwachsenden Grra- minee wird von den Zuni - Indianern Neumexico's, welche denselben als Brotkorn verwenden, sehr geschätzt und wenn die Maisernte fehlgeschlagen, unternehmen sie oft weite Ex- peditionen, um denselben als Wintervorrath zu sammeln.

Die Samen von Panicum, Avena fatua, Helian- thus, Medicago lupulina, Phaseolus und von Eu- mex und Zizania aquatica werden roh, geröstet oder als Brotkorn verwendet.

Mais, Indianisches Korn, Zea mays. Die Cul- tur des Maises in Südamerika ist sehr alt; bei Arequipa in

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416 J. IL Dodge, Die Nahrungsmittel der Nordain

Peru hat man in einer Tiefe von 11 Fqs neben einer Mumie ein irdnes Geiass m Dodge fand in Arizona in den Eninen ii lassungen, welche, als angeblich von bösen von den Apachen, den derzeitigen Bewoh Strichs, nicht betreten werden, Maiskolben ; i indianischen Grabhügel in Utah fand derse neben anderen Gegenständen verkohlten unzweifelhaft, dass lange bevor der Fuss d diese Gegenden betreten, dort der Anbau zwar ursprünglich betrieben worden ist*) viren die Pueblos von Neumexico und Ari: nischen Original - Mais. Die blaue Varietät Brotkom und backen die Moqui - Indianer j ebenso primitive als widerliche Weise dünn wie ordinaires blaues Packpapier aussehen und Guagave genannt,werden.

Dodge beschreibt weiter die verschi mitiven als unappetitlichen Verfahrungsart das Maismehl von den Indianern zu Brot ^ zum Theil widerwärtigen Zusätze, mit dei ihnen verzehrt wird. Die Apachen bereit mehl auch ein berauschendes, starkes Getr dem Ende wird der im Wasser gequellte M welche in dem Wigwam gemacht worden, i bedeckt und warm gehalten, zu welchem I familie ihr Nachtlager über diese Grube 4 5 Tagen wird die Masse aus der Grul trocknet, gemahlen, fünf Stunden mit Wass ten gelassen und unter Zusatz von Mehl dem Saft von Cereus giganteus in Gährui einzelne Indianer -Stämme und zwar die,

*) Neuerdings hat sich herausgestellt, dass d lange bevor dieselbe in Nordamerika betrieben woi bekannt gewesen sei.

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i, E. Dodge, Die Kabnmgsmittel der Kordamerikanisohen Indianer. 417

Tereinigt sind, betreiben eine regelmässige Gultur des Mai- ses, wogegen die nomadisirenden Jäger nur zufällige Aus- saaten machen.

Verschiedenes.

Gelastrus scandens, Erodium oicutarium, Martynia violacea, Odontostemum violaceum, Oxyria digyna, Portulaca oleracea, Taraxacum dens-IeoniSy Trifolium, Arundo phragmites. Diese Pflanzen werden roh, gekocht, oder auch nur der Same der- selben verzehrt.

Stechapfel, Datura metel, D. Stramonium. Zweige und Wurzeln werden von den Mosawe- Indianern mit Wasser extrahirt und der Aufguss, welcher eine ebenso stark betäubende, als schwer zu beseitigende Wirkung hat, ge- nossen.

Tnkahoe, Indianerkopf, Lycoperdon solidum, wird von den Indianern als sehr nahrhafte Speise genossen, entsteht aus einer Krankheit der Psoralea esculenta, enthält in lOOTheilen: 4,09 stickstoffhaltige Bestandtheile ; 1,61 mi- neralische Substanzen; 81,80 Stärkemehl; 12,60 Wasser und ist bereits vor 120 Jahren beschrieben worden.

Ammobroma Sonora.. Ein in den Sandwüsten am Meerbusen von Californien auf den Wurzeln einer noch unbe- kannten Pflanze wuchernder Parasit

Die Papajo - Indianer essen die gerösteten oder getrock- neten Wurzeln. Da es in der Gegend, wo dieselbe wächst, selten regnet, so dient die im frischen Zustande wässrige Wurzel den Reisenden als Nahrung und als Getränk.

Bartflechte, Alectoria jubata. Diese Flechte wird, nachdem sie mit Wasser besprengt und in Gährung versetzt worden, zu Kuchen geformt und in Erdlöchern ge- backen. Das so erhaltene Gebäck ist aber weder wohl- schmeckend, noch nahrhafL

Weizen, Triticum vulgare. Der Weizen ward zuerst von den Spaniern bei den Pueblo - Indianern einge* fuhrt und ist eins ihrer HauptnahrungsmitteL Auch bei

Ar^ 4. Pkana. III, Beihf. IILJMi. 6. Heft* 27

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418 J. B. bodge, Die Nahrungsmittel der Nordamerikanisehen Indianer.

andern Indianerstämmen wird^ derselbe sehr geschätzt und jedes Korn, welches Thiere fallen Hessen, gesammelt; auch werden von den von den Weissen abgeernteten Feldern die Weizenkömer mühevoll abgesucht Mehrere Indianerstämme treiben Weizencoltur, die YonNetunexico banen den meisten Wei- zen und haben im J^hre 1867 eine Million Pfund in den Handel gebracht DiQ indianische Vorrichtung, um den Weizen in Mehl zu verwandeln, ist noch immer ein ausg^e- höltQr Stein mit eifern flachen Steine zum Zerkleinem d^r Körner, Metate genannt Das Mehl wird mit Salz und Wa^ ser gemischt und der Teig in flachen eisernen Pfannen ge- backen. Das Gebäck hat die Gestalt und die Leichtigkeit der Osterfladen der Israeliten.

Animalische Nahrungsmittel in Verbindung mit vegetabilischen Substanzen.

Die an den Grenzen von Alaska lebenden Indianer ver- zehren das rohe Fleisch und den Thran von Walrossen und Walfischen; der in Fäulniss übergegangene Heringslaich wird von denselben als eine Delikatesse, entweder roh oder getrock- net, oder mit Seetang genossen. Ausserdem dienen eine ganze Reihe von animalisohen und vegetabilischen Producten des Meeres diesen Leuten zur Nahrung. Der noch mit zerkauten und halb verdauten Weidensprosaen angefüllte Rennthiermagen - gilt ihnen als Delikatesse; derselbe wird auch über Feuer oder in dem Rauch der Hütten getrocknet, mit Talg, Thran oder Schnee im Winter verzehrt und gilt als ein Mittel gegen den Scorbut

Die von den Oregon -Indianern als Nährung gebrauchten Beeren werden auch der Abwechselung halber mit getrock- neten Lachseiem und mit getrockneten und gemahlenen Grillen verzehrt

Die indianischen Goldgräber in Californi^n sammeln Heu- sohrecken ode]? Grashüpfer in grosser Menge als Nahrung mittel. Sobald diese InsekljQJi sich am besten entwickelt

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1. B. Bodge, Die Kahningsmittel der Kordamerikanlschen Indianer. 4ld

haben, werden an einer passenden Stelle kleine Gruben gemacht, welche sich nach Innen er weitem, und das das Terrain umgebende Gras angezündet, während die Indianer, Männer, Frauen und Kinder diesen Feuerheerd umstellen und die Insekten in die Gruben treiben. Dieselben werden mit Eichelmehl gemischt genossen und ist dies eins der I^ational- gerichte der Indianer. Die Heuschrecken werden auch in mit Salz getränkten Säcken zwischen heissen Steinen gerö- stet und dann in dieser Form oder in Suppe verspeist, oder mit Bocksdorn - oder anderen Beeren zu kleinen harten Ku- chen auf Vorrath geformt. Ebenso werden getrocknete Ameisen, Schnecken, Eidechsen und Grillen verzehrt, auch die grosse Larve einer in Califomien vorkonmienden Fliege wird mit Mehl von Eicheln zu harten Kuchen geformt und zu Suppen verbraucht; die Fimos - Indianer verspeisen gleich den afrikanischen Wilden den Tabackswurm, d. i. die Rau- pen von Macrosita Carolina unter Zusatz von vegetabilischen Substanzen, frisch, braun geröstet, oder getrocknet.

üebersieht man die Reihe der in Vorstehendem aufge- führten Nahrungsmittel, so ergiebt sich, dass ein grosser Theil derselben ebenso widerwärtiger Natur als wenig nahr- haft ist, wenn gleich andrerseits nicht geschlossen werden darf, dass das, was dem weissen Mann mundet, auch dem Indianer munden müsse und umgekehrt. In vielen Fällen gehen diese Wilden hier aber auch mit einer gewissen rich- tigen Auswahl zu Werke und ist es leicht begreiflich, wie diese von den Weissen gehetzten Geschöpfe, von nagendem Hunger getrieben, zur Stillung desselben zu den ekelhafte- sten und zum Theil wenig oder gar nicht nahrhaften Dingen ihre Zuflucht nehmen. Sie wagen in der Regel nicht, die Ansiedelungen der Weissen aufzusuchen, um dort ihrem Man- gel abzuhelfen, und wenn ein harter Winter eintritt, so ist, wie schon bemerkt, die Sterblichkeit unter ihnen sehr gross. Je weniger nahrhaft ihre Speisen, um desto grössere Massen werden von ihnen consumirt, woraus eine fabelhafte Erweite- rung des Magens und des ganzen Yerdauungs - Apparates entsteht und die Gier erklärlich wird, mit welcher sie über

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n

420 J. E. Dodge, Die Nahrungsmittel der Kordamerikanisohen Indianer.

ihre N^ahrung herfalleii. Wenn diese Wilden aber mit den Nahrungsmitteln der Weissen genährt werden , so siechen sie dahin und begnissen daher jubelnd die erste Gelegenheit» um aus der civiüsirten Umgebung zu entweichen und zu den Gewohnheiten ihrer Jugendjahre und den rohen und geschmack- losen Nahrungsmitteln zurückzukehren , nach denen sie eine unbezwingliche Sehnsucht hinzieht.

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421

B. Monatsbericht

I. Allgemeine und ange^^srandte Chemie.

TerhBltnlss, In welchem Ammoniak aus schwachen Losungen ahdestilllrt.

Zu 1 Liter Wasser wurden von Wanklyn 1000 MilHg. Ammoniak gemischt und die Mischung der Destillation unter- worfen. Die ersten 50 GC. des Destillats enthielten 480 Miliig. Ammoniak. In gleicher Weise wurden Mischungen von 1 Li- ter Wasser mit resp. 1^00^ 0^50 und 0,20 Miliig. Ammoniak destillirty und die zuerst übergehenden 50 CG. enthielten resp. 0,50, 0,235 und 0,095 Miliig. Ammoniak« Demnach ist die Stärke des Destillats nahezu proportional der Stärke der ursprünglichen Lösung, d. h. das von einer Verdünnten ammo- niakalischen Lösung abdestillirte erste Zwanzigstel enthält ^7] 00 ^^^ ursprünglichen Ammoniakgehalt». Es lässt sich präsumiren, dass das zweite Zwanzigstel etwa '^/loo ^^^ ursprünglichen Ammoniakgehalts aufweise, der Versuch be- stätigt dies. Aus diesen Daten lässt sich ein wichtiger Schlttss ziehen: man kann nemlich daraus abnehmen, ob in einer Solution Ammoniak ursprünglich vorhanden ist, oder ob es sich während der Destillation erst bildet, femer lässt sich sagen, ob die Bildung schnell oder langsam erfolgt, und damit hat man analytif^che Anhaltspunkte zur Unterscheidung orga- nischer stickstoffhaltiger Verbindungen. (The Fharmac, Joum. and Trdnsact. Jan. 1873. p. 51iX

Wp.

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422 Die Luft das Meerwagsers.

Die Luft des Meenrassers.

Bei Gelegenheit der Tiefseeantersachongen^ welche die FreusBische Regierung in der Ostsee anstellen liess, hat 0. Jacobsen seine besondere Aufmerksamkeit auf die im Meerwasser enthaltene Luft gerichtet Er fand nun durch zahlreiche Versuche, dass der Luftgehalt des Meerwassers in grösseren Tiefen keine bemerkbare Abweichung von dem an der Oberfläche zeigt, ferner war auf dieses Verhältniss hef- tige Bewegung der Oberfläche durch starken Wellenschlag ohne Einfluss.

Die Zusammensetzung der Luft im Meerwasser weicht nicht von der im gewöhnlichen Wasser enthaltenen ab, und ist gleichfalls die Tiefe und Oberflächenbewegung auf den Sauerstofifgehalt ohne Einfluss. Eine geringere Menge von Sauerstoff war nur an einzelnen tiefen Stellen zu bemerken, die durch locale Verhältnisse zu einer gewissen Stagnation gezwungen waren. Eigenthümliche Schwierigkeiten stellen sich der Bestimmung der Kohlensäure im Meerwasser entge- gen, und hat Jacobsen dieselbe nach dem Pettenko^fer'- «chen Princip vorgenommen. -

Er fand auf diese Weise, dass ein Liter Meerwasser gegen 0,1 g. oder gegen 50,0 CG. Kohlensäure enthält. Eine Verschiedenheit der Kohlensäuremenge in verschiedenen Tiefen trat nur da hervor, wo eben der Salzgehalt einen erheblichen Unterschied zeigte, im üebrigen wurde in der Tiefe nicht mehr Kohlensäure gefunden , als an der Oberfläche. Die Thatsache, dass über dem Meeresgrund grosser Tiefen kei- neswegs eine massenhafte Anhäufung von Kohlensäure statt- findet, sowie die verhältnissmässig wenig wechselnden Mengen des Sauerstoffs in Meerwasserluft verschiedener Schichten, setzen mit Nothwendigkeit eine Ersetzung des Wassers durch ausgedehnte Tiefenströmungen voraus. Zur Bestimmung der Erdcarbonate bediente sich Jacobsen folgenden Verfahrens: etwa 10 Liter Meerwasser wurden zur Trockne verdampft, der Rückstand mit ausgekochtem und noch heissem Wasser behandelt, und das davon nicht Gelöste bis zum Verschwin- den der Chlorreaction ausgewaschen. Der Rückstand besteht nun aus schwefelsaurem Kalk, kohlensaurem Kalk und koh- lensaurer Magnesia, mit Spuren von Kieselsäure und Phos- phaten. Die Kohlensäure wurde dann in einem geeigneten Apparate durch verdünnte Salzsäure ausgetrieben und nach der von F. Schulze ausgebildeten Methode bestimmt. Ln Inhalte des Entwicklungsgefasses können dann die übrigen

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Battt V. BromammoiiiQm. Wirkung d. Wänue a. d. Lösungen eto. 42^

Bestandtheile wie gewöhnlloh büstiihmt werden. Nooh zu bemerken ist, daes die Carbonate der alkalischen Erden, welche im Meerwasser enthalten sind, daraus nicht durch Kochen gefällt werden; über die Ursache dieser Erscheinung ist noch nichts Positives bekannt, nur ist es wahrscheinlich, dass der Ghlormagnesiumgehalt des Meerwassers damit in Zusammenhang steht. (Jnnälen der Chetnte und Fharmacie. Bd. CLVn, p. 1.). 1Ö-.

Darstellung ron Bromammonium.

Zur Darstellung von Bromanunonium giebt Charles Kice folgende Vorschrift: Man löst 120 g. Bromkalium in 180 g. heissem Wasser und 90 g. schwefelsaures Anunoniak in 135 g. heissem Wasser. Beide Lösungen werden gemischt und erkalten gelassen , dann fügt man 46 g. Alkohol hinzu und lässt 24 Stunden stehen. Die überstehende Flüssigkeit wird abgegossen, der Niederschlag wenig mit einer Mischung von 1 Th. Alkohol und 4 Th. Wasser gewaschen und zur Erystallisation gebracht.

Arbeitet man mit grösseren Mengen, so thut man gut, die erste Erystallisation des Bromammoniums schnell in' wenig kaltem Wasser zu lösen, wobei das begleitende, schwer lös- liche, schwefelsaure Kali zurückbleibt und entfernt werden kann. Die spätem Erystallisationen dQß Bromammoniums werden auf Fliesspapier und porösen Ziegelsteinen bei ganz gelinder Wärme getrocknet (American Jaum. of I^rmaoy. 1873. Ser.IV. Vol. lU, p. 249.). R.

Wirkung der WSrme auf die LSsmigeii hydratischer

Salze.

Tichborne fand, dass die rothe Lösung von wasser- haltigem Eobaltchlorid selbst bei anhaltendem Kochen ihre Farbe behielt, aber unter hohem Druck in zugeschmolzenen Bohren erhitzt oder durch Zusatz von wasseranziehenden Substanzen, starken Säuren, Alkohol oder selbst Zucker bald in die blaue Lösung des wasserfreien Salzes überging. Die

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424 Darfit. v. rein. Qneokailbeijodür. Verbind, d. Fhosphorfi. m. Wolfram«.

blaue Lösung des durch absolai^n Alkohol entwässerten Ko- baltchlorids, in einem Becherglase yorsichtig mit Wasser gemischt, bildet zwei Schichten, die nntere roth, die obere unverändert, beim Erwärmen yersch windet die rothe Farbe wieder.

Aehnlich wie Kobaltsalze yerhalten sich ]^ickel- und Kupfer- Salze. (The Pharm, Joum. and Transad. April 1873. p. 808). Wp.

Darstellung Yon reinem QaecksUberJodftr.

Bekanntlich geben die gewöhnlichen Methoden kein rei- nes Product, das Salz ist jodidhaltig. Kach Lefort bekommt man reines Jodür durch Fällung einer Auflösung von essig- saurem Quecksilberoxydul in pyrophosphorsaurem Natron mittelst Jodkalium. 60 Thl. krystallisirtes reines Pyrophos- pbat werden in 300 Thin. Wasser gelöst , in der erkalteten Flüssigkeit löst man bei gewöhnlicher Temperatur durch Schütteln 30 Thie essigsaures Quecksilberoxydul, filtrirt und fallt durch allmäligen Zusatz von 30 Thln. Jodkalium. Der Niederschlag ist zuerst brännlichgrün , dann grün, nach dem Absetzen gelblichgrün. {The F harnt. Joum. and Transad. Aprü 1873. p.82i.). Wp.

Verbindung der FhospIiorsSare mit Woltramsanre.

, Eine solche Phosphorwolframsäure ist von Scheibler entdeckt worden. Sie bildet, je nach Art der Darstellung, entweder prachtvolle, das Licht stark brechende» diamant- glänzende Octaeder, die in Wasser sehr leicht löslich sind, und an der Luft rasch verwittern, indem sie zu einem weissen Pulver zerfallen, oder Krystalle von würfelähnlicher Form. Beide Formen der Säure besitzen die merkwürdige Eigen- schaft, die natürlich vorkommenden organischen Basen selbst in grosser Verdünnung aus saurer Lösung zu lallen. So werden z. B. in Strychninlösungen von 1 : 200,000 und Chi- ninlösungen von 1 : 100,000 noch deutlich wahrnehmbare Niederschläge erzeugt. Die Niederschläge sind anfangs sehr voluminös, werden aber nach einiger Zeit unter der sauren Flüssigkeit dichter^ und lassen sich leicht abfiltriren und aus-

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7W^

Eeinigang d. Salzsäure v. Arien. SohwefeUäure v. Arsenik s. befreien. 425

waechea Die Phosphorwolframsäure ist in der gerichtlichen Chemie zur Aalfindung der Alkaloide von grösster Wichtig- keit, da sie schnell und sicher gestattet, aus grossen Mengen Flüssigkeit dieselben abzuscheiden und zu weiterer genauerer Prüfung geeignet zu machen, sie dürfte sich ausserdem auch wohl mit Vortheil zur Darstellung einzelner Alkaloide eignen. (Sckerinff's Mitthetl. Nr. V. Chem. Centralbl. Brüte Folge, 4. Mrg. p. 223.). . Kr.

Reinigung der Salzsäure Tom Arsen.

Arsenikhaltige Salzsäure reinigt Engel durch unter- phosphorige Säure; das Verfahren beruht auf der Reduction der AsO^ in saurer ^Lösung durch PO. Er nimmt auf 1 Liter der zu reinigenden HCl 4 5 g. KO,PO, welche in Wat^ser vor- her gelöst sind. ]Nach 48 Stunden wird die Salzsäure von dem mehr oder weniger entstandenen Niederschlage abdestillirt. Ein Ueberschuss von KO,PO ist nicht nachtheilig, weil die unterphosphorige Säure nicht flüchtig ist. Eine Verunreini- gung der HCl durch freies Chlor wird durch dieses Verfahren ebenfalls entfernt. (Repert de Pharm. Tom. I. p. 402.).

B.

ScbirefelsSnre ron Arsenik zn befreien«

Smith prüfte die bekannten Methoden mit Schwefel- wasserstoff, Schweleleisen, Kochsalz und Salzsäuregas und fand SchwetelDatrium am zweckniässigsten. Einer bestimmten Menge Schwefelsäure, welche einen bestimmten ^(lehait arsenige Säure enthielt, setzte er eine berechnete ^^ienge Schwefelnatrium zu. Den Boden der Bleipfanne bedeckte er mit einer Schicht Cokes, welche vorher durch Salzsäure von Einen und sonstigen ünreinigkeiten befreit waren. Die Säure, welche durch diese Schicht sickerte, war von dem niederge- schlagenen Schwefelarsensik betreit und konnte durch einen angebrachten Hahn aus der Pfanne abgelassen werden. Der Niederschlag wurde jeden Tag von diesem Filter entfernt, die Cokes selbst brauchten erst nach 2 3 Monaten erneuert zu werden. (The americ. Chemist Nr. 21. p. 414.). B.

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426 Zur Theorie der Schwefelsäure -Fftbrikattoa.

1^; Znt Theorie der Sehwefdsaure-FabriKatloii

m-\

^■

stellte Smith folgende Fragen auf, welche er durch Ver- suche beantwortete.

1) Unter welchen Bedingungen wirken die Gase in den Bleikammern auf einander ein; wie sind die Gase in den Blei- k9.mmern yertheilt und welche Form muss eine Bleikammer haben ?

2) Bei welcher Temperatur wirkt Salpetersäure auf schwef- lige Säure ein und wie muss die Wärme in den Bleikammem vertheilt sein?

Die bis jetzt geltende Theorie , dass keine Beaction zwi- schen der Salpetersäure und den schwefligen Säuredämpfen in den Bleikammem stattfinde, wenn nicht zugleich Wasserdampf gegenwärtig sei, ändert Smith ab und sagt „eine Beaction der trocknen Gase tritt unter gewissen Bedingun- gen ein."

Beide Gase trocken in ein trocknes Glas geleitet, wel- ches die Form einer Engel und nach beiden Seiten ausgezo- gen und gut verschlossen ist, liessen augenscheinlich keine Einwirkung erkennen. Nach 10 12 Tagen fand Smith neben unveränderten Gasen etwas Schwefelsäure. Sie bildete weisse Krystalle; in Form von den Krystallen der Bleikammer verschieden, blieben an der Luft mehrere Tage unverändert und lösten sich in Wasser ohne Entwickelung von salpetrigen Dämpfen auf. Sie waren: wasserfreie Schwefelsäure.

Ein Tropfen Wasser an einem Platindraht beschleunigte die Schwefelsäurebildung; sie trat selbst ein, wenn auch längere Zeit nöthig war, sobald trockne Gase ohne Wasser zusammengebracht und das Gefäss mit Eis umgeben war. Bei Anwendung von Wärme dasselbe Resultat Smith schloss aus diesen Versuchen, dass auch ohne Gegenwart von Wasserdämpfen die Salpetersäure einen Theil ihres Sauerstoffs an die schweflige Säure zur Oxydation abgeibe, und femer, dass nur wenig Wasser nöthig sei, um die Beaction schneller herbeizuführen. Seine Versuche mit grösse- ren Mengen Wasser geben folgende Resultate:

I. Eine Misch, von 2 Vol. Wasserdampf und 1 Vol. der gemischten Gase geben nach 24 Stunden eine Ausbeute von 66% Säure. Dieselbe Mischung bei 100^ G. in demselben Zeitraum 86,7 7o-

II. Dieselbe Mischung, in einem luftleeren Ranme mit flüssigem Wasser an einem Platindraht zusammen- gebracht, gab nach 24 Stunden 93% Säure.

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Verbindung von Chlor und Wasaerstoff im Dunkeln. 42?

Dieselbe Mischung gab bei 100^ C. in demselben Zeitraum

24,5 7o Säure. Ein Theil der Salpetersäure blieb »unver- ändert; bei Versuch I war ein Theil derselben in Wasser gelöst.

III. Gleiche Vol. Wasserdampf und gemischte Gase geben

74 % Säure.

bei 100«).

80,2% Säure.

Seine Folgerungen waren:

1) Das Vol. des Wasserdampfes muss kleiner sein, als das Vol. der gemischten Gase.

2) Je höher die Temperatur, desto mehr Wasserdampf ist noth wendig, d. h. das Steigen der Temperatur muss ein Verhältniss zu dem zunehmenden Wasserdampf stehen.

3) Die Bildung der Schwefelsäure findet auf dem Boden der Bleikammer, wo sich schon etwas Schwefelsäure gebildet hat, statt. Die obere Schicht der Kammer ist als ein Behäl- ter der Gase zu betrachten. Die Kammer muss demnach mehr lang als hoch sein, z. B. 150' lang, 25 30' breit und 10—12' hoch.

4) Bei 200^ F. wirkt die Salpetersäure auf die schweflige Säure ein, und diese geht am gleichmässigsten fort, wenn die Wärme der Kammer soviel ale^ möglich sich dieser Tempera- tur nähert. Anstatt des Wassers sollte auf dem Boden der Kammer etwas Schwefelsäure sein. (The americain chemist. Nr, 3t p. Alt), B.

Verbindung ron Chlor und Wasserstoff im Dunkeln.

Bis jetzt war bekannt, dass sich Chlor und Wasser- stoff direct nur unter der Einwirkung des Lichtes, oder durch Einsenken eines mit etwas unäohtem Blattgold locker um- wickelten Kupferdrahtes in ein solches Gemisch zu Salzsäure verbinden, während man annahm, dass die Gemische im Dun- keln unverändert blieben. Neuerdings ist es Meise rs ge- lungen, die Vereinigung auch in absoluter Dunkelheit zu erzielen, allerdings unter Vermittlung eines andern vermit- telnden Körpers. Lässt man Chlor von Kohle absorbiren, so steigt die Temperatur; kühlt man aber das Gefäss und setzt die Wirkung eine Zeit lang fort, so lässt sich die Kohle

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428 Darstellung von Schwefelnatriniii.

leicht Yollständig mit Chlor sättigen. Wird ttnf solche voll- kommen trockene, gechlorte Kohle reines Wassetstoffgas geleitet, welches darch lange Säulen wasserfreier Phosphor- säure vollständig getrocknet ist, so bildet sich in der Kälte bei absoluter Dunkelheit eine reichliche Menge Salzsäure. Operirt man mit 50 g. Kohle , so sinkt die Temperatur dabei ai^ 20^ C. Es wird somit die Verbrennung des Wasserstof- fes durch Chlor in der Kälte und bei völliger Dunkelheit documentirt, selbst unter Bedingungen, die ein Sinken der Temperatur erzeugen. Das Chlor nimmt wieder Gasform an und entweicht mit einem üeberschuss von Wasserstoff und einem Theil der gebildeten Chlorwasserstoffsäure; condensirte Gase nehmen mithin wieder luftförmigen Zustand an, und die durch die Rückkehr in diesen Zustand absorbirte Wärme ist grösser, als die Wärme , welche entwickelt wird durch die Eildung einer bestimmten Menge Salzsäure. Lässt man Wasser zu der mit Chlor gesättigten Kohle gelangen, so zer- legt sich dasselbe in sehr kurzer Zeit und bildet Salzsäure und Kohlensäure; ein Theil des Chlors entwickelt sich und lässt sich eine leichte Temperaturftteigerung beobachten. (CompL rend., Naturforscher 1873 S. 115. Böüger's polyt. NoitzbloH. Nr. 13. 1873.).

a S.

Darstellung toh Schirefelnatrliiin«

Die von C. T. Ringzett entdeckte Methode besteht in der Darstellung von Schwefelnatrium durch Einleiten von Schwefelwasserstoff auf Chlornatrium bei hoher Temperatur. Die geeignetste Temperatur i^t die, bei welcher das Chlor- natrium völlig geschmolzen ist; der Gasstrom muss so schnell sein, dass die dabei auftretende Salzsäure mit Leichtigkeit fortgeführt wird. Ferner hat N. Davies gefunden, dass eine Chlorbaryumlösung mit einer Mischung von Schwefelammo- nium und Schwefelkohlenstoff Zweifach -Schwefelbaryum giebt (Chem. N. 27, 25 u. U.).

Er.

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Verbind. ▼. Phosphor m. Zink etc. Vertheil. d. ehem. j^aft i. Spectraiu. 4^9

Yerbindangeii Ton Fhosplior mit Zink und Cadmiom.

LäsBt man Phosphordampf über zur Eothglatb erhitztes Zink oder Zinkoxyd streiten, so erhält man nach B. Renault neben dem schon früher erwähnten Zn^F^ gelbe, braune oder rothe feine Erystalinadeln, welche, mit Vorsicht. erhitzt, alle roth werden, und der Formel ZnP' entsprechend zusammen- gesetzt sind. Von Säuren werden sie nur langsam angegrif- fen. Gadmium liefert unter denselben Umständen ebenfalls zwei Phosphide: metallglänzende Cd*P* und rothe Krystalle, oder manchmal indigoblaue Blättchen der Verbindung Gd^P. Beide werden ziemlich leicht von Säuren unter Phosphorwas- serstoffentwickelung angegriffen , letztere giebt gleichzeitig unterphosphorige S^ure und einen gelben phosphorhaltigen Körper. {Gompt rend. 16, 283; Chem. Centralblatt. Brüte Folge, i. Jahrg. p. 210.). Kr.

Yertheilnng der chemlsclien Kraft im Spectrnm.

üeber diesen Gegenstand hat John W. Draper umfas- sende Untersuchungen angestellt, deren Resultate folgende sind: 1) Die Goncentration von Wärme, die man bisher in dem mindest brechbaren Theile des prismatischen Spectrums beobachtet hat, rührt von einer besonderen Wirkung des Prismas her, und wird bei einem Beugungsspectrum nicht beobachtet 2) Aus der lange bekannten und unzweifelhaften Thatsache, dass in einem prismatischen Spectrum eine gra- duelle Abnahme der Wärme von einem Maximum in Eoth zu einem Minimum in Violett existirt, folgt, dass die wirkliche Yertheilnng der Wärme durch das Spectrum gleichmässig ist. (Eigentlich ist im Spectrum nicht sowohl von einer Verthei- lung, als vielmehr von einer Production von Wärme zu reden, da die beobachtete Wärme in den Strahlen nicht präexistirt, sondern erst das Resultat ihrer Aaslöschung ist) Da die Geschwindigkeit aller Aerherwellen gleich ist, so müssen alle bei vollständiger Auslöschung durch die aufnehmende Fläche auch gleiche Quantitäten von Wärme erzeugen, wobei es auf ihre Länge nicht ankommt, vorausgesetzt, dass die Auslö- schung ohne eine gleichzeitig auftretende chemische Wirkung erfolgt 3) Es ist unrichtig, nur der oberen Hälfte des Spec- (rams eine chemische Wirkung zuzuschreiben, chemisch«

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430 Metazinnsäure u. Bestimmtinj

Veränderungen können durch Strahlen hervorgebracht werden. 4) Jede ine

chemische Wirkung rührt von der Absorption specifischer Strahlen her, welche durch die Eigenschaften der durch die Strahlen veränderten Substanz bedingt ist. 5) Die graphische Darstellung, welche man gewöhnlich über die Vertheilung von Wärme, Licht und chemischer Wirkung im Spectrum giebt, führt nur irre. Die Wärmecurve ist bedingt durch die Wirkung des Prismas, nicht durch besondere Eigenschaften der Wärmestrahlen; die actinische Curve stellt nicht eine besondere Eigenthümlichkeit des Spectrums, sondern nur äes- sen Einwirkung auf gewisse Silberverbindungen dar. (Phüos, Magazin, ii, 4:22, Gheni, Centralbl. 3. Folge, 4. Jahrgang, p. 2il), Er,

MetazinnsSure und Bestimmung des Zinns.

Die mancherlei Widersprüche^ welche sich in den Lehr- büchern über die Löslichkeitsverhältnisse der Metazinnsäure in Säuren finden, veranlassten A. H. Allen, diesen Gegen- stand einer genauen experimentellen Prüfung zu unterwerfen, wobei sich herausstellte, dass die Säure, welche durch Ein- wirkung von Salpetersäure auf metallisches Zinn erhalten wird, zum grossen Theil in- concentrirter Salzsäure löslich ist Metazinnsäure ist vollständig löslich in concentrirter Schwe- felsäure und durch Wassersusatz föUt aus dieser Lösung gewöhnliches Zinnsäurehydrat und nicht Metazinnsäure, so dass also durch die Einwirkung von Schwefelsäure auf Meta- zinnsäure diese in gewöhnliches Zinnsulfat, Sn(S0*)2, über- geht, welches sich durch Wasser in Zinnsäurehydrat, SnH^O^, zersetzt Kocht man hingegen die Flüssigkeit, so entsteht Metazinnsäure, und die Fällung des Zinns ist eine vollstän- dige. Die Umwandlung in Zinnsulfat macht die Reaction für analytische Zwecke geeignet, indem nach Zusatz von starker Salzsäure die Lösung stark mit Wasser verdünnt werden kann, ohne sich zu zersetzen, so dass man durch Weinsäure, Ammoniak und Magnesiasalz Phosphorsäure und Arsensäure leicht neben Zinn auffinden kann. (Chemical News w. pharm. Centralanzeiger 1873, Nr, 21,). C. Seh.

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Entd. n. Schätzung d. Paraffins etc. Landes verb. atmQ9pU. VaRoMaftol^d. 431

Eotdeekung und Schätzung des Paraffins in Stearin- kerzen*

Man nehme nach M. Hock etwa l^^ ^^' ^^^ ^^^ ^^ untersuchenden Kerze und bebandele es mit verdünnter ätzen- der Kalilauge. Es bildet sich eine Stearinsäureseife, während das Paraffin unverändert bleibt Man füge dieser Lösung Balz hinzu y wodurch die Seife als Sodaseife gefallt wird, das Paraffin mit niederschlagend. Die erhaltene Seife thue'man auf ein Filter und wasche mit kaltem Wasser aus. Das Salz wird zuerst fortgewaschen und dann auch die Seife durch anhaltendes Waschen vollständig vom Filter entfernt. Auf dem Filter bleibt das Paraffin, welches, bei einer Temperatur, 35® Celsius nicht übersteigend, getrocknet wird. Das trockne Paraffin wird dann durch Aether vom Filter gelöst und in einer Porcellanschale im Dampfbade bei sehr geringer Wärme der Aether verdampft. Der Rückstand, das reine Paraffin, wird gewogen, von der in Arbeit genommenen Mengq des Stearinlichtes abgezogen, giebt es den Gehalt desselben an reinem Stearin. {American Journal of Fharmacy.) P.

Landes verbesserte atmospMrlselie WasehflasieliLe.

Zum Gebrauch bei Analyse» empfiehlt sich folgende Waschflasche.

A ist eine gewöhn- liche böhmische Flasche von ungefähr 1 Litre Inhalt mit einer seitli- chen Oefinung D. In * diese Oeffiiung ist ein dordibohri Gaoutehouc- Pfropfen S befestigt. Durch ihn hindurch geht ein starkes Glas- rohr, an dessen äusse- rem Ende der dünne Gummiball G mittelst Seide fest aufgebunden ist Das Spritzrohr F geht in gewöhnlicher Weise durch den Gum- mikork B. Beim Ge- brauch nimmt man den

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432 tfeber eine mechanische Trennung zusamm

Gummiball in die Hand und drückt, je i

Btrahl sein soll, rascher oder langsamer,

Sowie man den Druck auf den Gummib:

derselbe rasch durch das Spritzrohr wi

Wasserstrahl ist gleichmässig und man

Weise jede Verunreinigung mit Speichei. yj^mer, uovm. of

Pharm). I.

Ueber eine meeliaiiisehe Trennung zasammenkrystal- lislrter ESrper.i

Könnte man nach Prof. Dr. Häushofer ein Gemenge verschiedener zusammenkrystallisirter Körper mechanisch f weit zerkleinern, dass die einzelnen Theilchen verschiede Substanz repräsentirten, so wäre es - bei wesentliche Unterschiede im spec. Gewichte leicht, sie durch Schlä men zu zerlegen; aber auch in dem Falle ^ dass nur ein kl ner Theil des Pulvers soweit zerkleinert wäre, müssten c Schlämmproducte Unterschiede in der ehem. Zusammensetzui nach einer a priori bestimmbaren Richtung hin zeigen. Z Begründung dieses Gedankens unternahm der Verfasser v( schiedene Versuche, zunächst mit einem Sphäre - Siderit vi Lobenstein.

Analyt. Zusammensetzung:

Fe CO»*)

76,84 o/o

Mg CO»

20,75

Ca CO»

0,81

MnCO»

1,69

Derselbe musste sich also für den vorliegenden Zwe< vorzüglich eignen. 200 g, wurden fein gepulvert und gebe telt, mit destillirtem Wasser aufgeschlämmt und durch A sitzenlassen und Abgiessen des noch suspendirten Theiles 6 Sedimente getrennt. Diese wurden in H^SO* gelöst, nac! dem sie vorher alle zugleich bei 110^ getrocknet und gew gen waren, und dann auf ihren Gehalt an FeO titrirt AI gaben genau dasselbe Resultat, man hatte es demnach m einer homogenen Substanz, einer geschlossenen ehem. Verbi düng zu thun.

Nun unterwarf Prof. Häushofer derselben Manipulati< einen Anthraconit, dessen ehem. Zusammensetzung

Ca CO» 75,01^0

Fe CO» 4,13

MgCO» 11,11

♦) 0 16.

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w^

Die Waldquelle zu Marienbad. 433

weder einem normalen Ankerit^ noch überhaupt einer einfachen Formel entsprach.

Die analog erhaltenen 5 Sedimente wurden gelöst und titrirt und zeigten einen successiven abnehmenden Gehalt an FeCO^, woraus geschlossen werden darf, dass dasselbe wenigstens zum Theil mechanisch beigemengt war und ver- möge seines höheren spec. Gewichtes in den ersten Sedimen- ten in grösserer Menge niederfiel, als in den späteren. (Journ. pract. Ckem. Bd. 7. S. U7. 1873.). C. J.

Die Waldqaelle zu Marlenbad.

Diese Quelle wurde zuerst von Steinmann , dann von Kersten, von Eagsky und neuerdings von M. J. Diete ana- lysirt. Die Quelle liefert pro Stunde 6% Kubikfuss Wasser, welches im Glase leicht opalisirend erscheint, vollkommen geruchlos ist, stark prickelt, angenehm säuerlich schmeckt und selbst bei längerem Stehen in offenen Gefössen noch viel Kohlensäure zurückhält. Die mittlere Temperatur ist = 6,6® R., das spec. Gew. = 1,0042. In 10,000 Theilen Was- ser sind enthalten:

a) An festen Bestandtheilen :

Schwefelsaures Kali 1,0155

Schwefelsaures Natron 12,1307

Chlomatrium 3,9174

Kohlensaures Natron 7,7662

Kohlensaurer Kalk 2,4763

Kohlensaure Magnesia 3,0538

Kohlensaures Eisenoxydül 0,1682

Kohlensaures Manganoxydul 0,0155

Kieselsäure 3,8318

Organische Substanz Spuren

34,3754.

b) Gasförmige Bestandtheile :

Freie und halb gebundene Koh- lensäure 28,9027 Freie Kohlensäure 22,9202

""51,8229. Hieran schliessen sich die Analysen dreier salzarmer Quellen:

^r«1i, Pliiim. ni, Reibt, in. Bdi, 6. HaA« 28

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434 Messung freien Sauerstoffs ii

L Die Brenner Therme 18,3^ K, das Wasser ist schwach Wasser sind enthalten 46,1 Ccm. Barometerstand) und zwar 18,4 Sauerstoff und 20 Ccm. Kohlensäur feste Bestandtheile 4,4190 in 10,( organische Substanz.

n. Die Ranigler Quelle 7,67® R. Reaction schwach alkalisi in 10,000 Theilen Wasser nur 0,9^

IIL Die Pirchabrucker Q tur von 6,48 ®R. Die Reaction is Gew. = 1,00621; in 10,000 Theil 1,9770 feste Bestandtheile, wovor feisaurer Kalk, sowie kohlensaure bilden. Dieses, so wie auch das Spuren von Lithium und Rubidii med. Vereins in Insbruck II, i. Jahrg. XIV. Bd. ZT. 1873.).

Messung freien Sauerstoffs

Fr. Mohr versuchte hierzu nahnter Hydro -Schwefligersäure, ( Wirkung von Zink auf eine Löi angesäuertem, schwefligsauren Na wenden (vielleicht S^O« statt HS der so erhaltenen Flüssigkeit, ode Vermögen, wird durch Eisenchlorid sen, indem man feststellt: wie vi eine bekannte mit etwas Rhodanki Eisensalzes zu entßirben.

Um nun mit einer auf diese ductions - Lösung den freien Sauer Fluss - Wasser etc. zu bestimmen , einige Tropfen Indigo -Lösung, be mit einer nicht zu dünnen Benzol Probe -Flüssigkeit bis zur Entfärbu ziemlich übereinstimmende Zahlen, in ihren Resultaten bedeutend vo]

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ZvLT Analyse von Bleiglanz. 435

gewogener MeBgen Eisendoppelsalz in dem betreflTenden Was- ser^ Zusatz von Ammon und Bestimmung des nach halbstün- digem Stehen durch SO® gelösten Eisenoxydul - Restes mit Chamäleon) ab, so dass der Verfasser die ältere Methode vorzieht. {Zeüschr, f. anal. Chem. 12. Jahrg. S. 138.).

E. F.

Zur Analyse Yon Blelglanz.

Die Abscheidung von Blei durch Behandlung des Erzes mit Salzsäure unter Zusatz von Zink ist schon von S torer empfohlen worden. Mohr hat dieses Verfahren auch für solche Fälle benutzt y in denen das Bleierz neben anderen Schwermetallen vorkommt, indem er nicht wie Storer das metallisch abgeschiedene Blei, sondern eine daraus darge- stellte unlösliche Verbindung wie PbO,S08 oder PbO,C«0» bestimmt.

Mohr erhitzt das Bleiglanzpulver mit Salzsäure, fügt dann Zink hinzu, und scheidet so nach und nach alles Blei metallisch ab. Nachdem man die überstehende Flüssigkeit abgegossen, löst man den Bleischwamm in Salpetersäure und fallt aus dieser Lösung das Blei durch Schwefelsäure unter Zusatz eines der Flüssigkeit gleichen Volumens Alkohol. Der Niederschlag wird dann getrocknet und gewogep, und so die Bleimenge gefunden. Statt mit Schwefelsäure kann man nach Mohr auch mit Oxalsäure in grossem Ueberschuss föllen , da das oxalsaure Bleioxyd in Oxalsäure so unlöslich ist, dass HS mit der Flüssigkeit kaum eine S^action giebt. Störend wirkt hierbei aber eine grössere Menge Salpeter- säure, welche durch Abdampfen zu beseitigen isi (Durch Anwendung von Kleesalz statt Oxalsäure Hesse sich vielleicht auch in stark saurer Lösung die Fällung vollständig bevnr- ken. D. Ref.)

Das oxalsaure Bleioxyd wird nach dem Auswaschen durch Schwefelsäure zersetzt und die dabei freiwerdende Kleesäure durch Chamäleon in bekannter Weise bestimmt. Die angeführten Zahlenbelege sind günstig.

Endlich giebt Mohr an, dass auch das schwefelsaure und phosphorsaure Bleioxyd, mit Zink und Salzsäure behan- delt, alles Blei metallisch abscheiden. {Zeüschr. f. anal. Che- mie. 12. Jahrg. S. U2). E. F.

28*

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KV' i|/^

436 Kalibestimmoiig. Chrombestimmung im Ohromeisenstein.

Zur Eallbestimmang.

Für die Kalibestimmung als Platin - Doppelsalz empfiehlt Mohr, um das Wägen auf getrocknetem und gewogenem Filter zu vermeiden (welches besonders bei kleinen Mengen Fehler einschliesst), den Gesammt- Chlorgehalt der Verbindung KCl,PtCF zu bestimmen, und daraus auf Grund der eben angeführten Formel den Kaligehalt zu berechnen.

Zu diesem Zwecke wird das Platin -Doppelsalz mit etwa doppelt 80 viel chlorfreiem Oxalsäuren Natron geglüht; der Rückstand mit destill. Wasser ausgewaschen, bis das Filtrat nicht mehr alkalisch reagirt, dann die Flüssigkeit mit Essig- säure neutralisirt und nach Mohr^s Verfahren durch 7io Sil- berlösung unter Anwendung von Kali -Chromat als Indicator titrirt.

Die mitgetheilten Zahlen sprechen für günstige Resultate. Bei sehr kleinen Mengen des Doppelsalzes empfiehlt Mohr, es auf dem Filter mit concentrirtem neutralen Oxalsäuren Kali zu befeuchten, auszutrocknen und dann einzuäschern. {Fresenius Zeitschrift f. anal, Chemie, 12, Jahrg, S. 137.),

E, F.

Chrombestimmung Im Chromeisenstein.

Phillips fand, dass die Aufschliessung des Chromeisen- steins durch Schwefelsäure im zugeschmolzenen Glasrohre dann am besten gelingt, wenn die Säure ein spec. Gewicht von 1,34 hat. Zur Bestimmung und Trennung des Chrom- oxyds empfiehlt er die Methode von Gibbs (Verwandlung des Chromoxyds in Chromsäure durch Brom in alkalischer Lö- sung). Seine Versuche zeigten, dass sich auf diese Weise Chrom sehr gut von Zink, Mangan, Eisen und Thonerde tren- nen lasse. Bei Gegenwart von Tho^erde sei jedoch die Lö- sung stark zu verdünnen, und dürfe nur einen kleinen üeber- ßchuss von kohlensaurem Natron enthalten. Auch sei erst das Brom zuzusetzen, ehe man erhitzt, widrigenfalls auch bei langem Erwärmen nur wenig Chromoxyd in Chromsäure übergeht. Die abfiltrirte Lösung von chromsaurem Alkali reducirt Verfasser durch SO^ fällt dann durch Ammon das Chrom als Oxyd und bestimmt dieses durch Trocknen, Glü'

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Löslichk. V. Chlorsilber etc, Eisen- u. thonerdeh. Superphosph. e£ö. 437

hen und Wägen. (Vergl. darüber auch Fleischer's „Titrir- methode als selbstständige quant. Analyse." 8. 125 u. 147.) (Fresenius Zeitschr. /. anal, Ghem. 12, Jahrg. S, 189.),

E, F.

LSsIichkeit von Chlorsilber In starker Schwefel- säure und in Eisenehlorid,/

A. Sauer fand, dass Chlorsilber (namentlich frisch ge- föUtes), mit concentr. SO* längere Zeit in einer bedeckten Porzellanschale erhitzt, sich völlig unter HCl Entwickelung auflöst, und Silbemitrat, in geringer Menge zu salzsäurehalti- gen Eisenchlorid- Lösungen gesetzt, keine Fällung giebt. (Fresenius Zeitschrift f, anal, Chemie, 12, Jahrg, S, 176,),

E. F.

Eisen- und thonerdehaltige Superphosphate und deren analytische Untersuchung.

Alwin Rümpler beobachtete, dass beim Aufschliessen von Phosphorit im Grossen die auf der Mischung stehende Phosphorsäure- Lösung oft stark braunroth gefärbt war, und vermuthete darin ein lösliches Eisenoxydsalz der gewöhnlichen Phosphorsäure. Setzt man frischgefalltes Eisenoxyd zu syrupartiger Phosphorsäure, so bildet sich nach dem Verfasser zunächst das bekannte dreibasische Salz, welches sich aber rasch in dem Säureüberschuss auflöst. Durch Auflösen von frischgefalltem phosphorsaurem Eisenoxyd in möglichst wenig syrupartiger Phosphorsäure erhielt der Verfasser eine Flüs- sigkeit, welche sehr annährend auf ein Atom Eisenoxyd 3 Atome Phosphorsäure enthält. Verdünnt man diese Flüs- sigkeit ;nit Wasser, so gelingt es, alles Eisen als Phosphat von der Formel Fe^O*,PO^ niederzuschlagen; so dass die Flüssigkeit reine Phosphorsäure enthält.

Flüchtige organische Säuren und Salze verhindern die Zersetzung durch Wasser,* welches Verhalten der Verfasser auch zur Bestimmung des Eisenoxyds als Phosphat benutzt.

Für die Analyse der Superphosphate kommt man der Wahrheit am nächsten, wenn man durch Auslaugen die grösste

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|f|; 43S Zur Bestimmung der Phosphorsäure.

Menge Phosphorsäure aus der Substanz auszieht. Man extra- hirt aber aus eisenoxyd - und thonerdehaltigen Phosphaten mit dem wenigsten Wasser die meiste Phosphorsäure, weil ja das lösliche, saure Eisenphosphat durch viel Wasser zersetzt f$^/- wird. Zu diesem Zwecke empfiehlt der Verfasser successi-

ves Auslaugen der Substanz mit wenig kaltem Wasser und die Bestimmung der Phosphorsäure in der Lösung nach einer der bekannten gewichts- oder maassanalytischen Methoden. Hinsichtlich seiner weiteren Ausführungen über die verschied- nen Arten der in den Superphosphaten enthaltenen Phosphor- säure (rohe, zurückgegangene, lösliche) müssen wir auf die Abhandlung verweisen. (Fresenitcs Zeitschrift für analytische Chemie. 12. Jahrgang. S. 151.). E. F.

M

^%i^^^

Zur Bestimnmng der Phosphorsäure.

^ y Beim Titriren der Phosphorsäure mit Uran hat Schu-

mann bei zahlreichen Analysen niemals so bedeutend von der Gewichtsanalyse abweichende Resultate erhalten, wie in der Abhandlung von Fresenius, Neubauer und Beck angege- ben wird, und veranlasste ihn dieser Umstand ganz besonders, ^^ die von ihm befolgte Titrirmethode einer genauen Prüfung

pf"; zu unterziehen, und vergleichende Versuche zwischen dersel-

Kfc ben und der Gewichtsanalyse anzustellen. Zum Titriren der

^>^ Phosphorsäure verwendet Schumann folgende Lösungen:

^;^ 1) Eine Lösung von Urannitrat, von welcher 1,0 CC. ent-

1^ spricht 0,005 g. Phosphorsäure, erhalten durch Lösen von

ii 36 g. krystallisirtem Urannitrat zu einem Liter Flüssigkeit.

^ ' Er zieht das salpetersaure Salz dem essigsauren vor, weil

p; sich bei ersterem der Eintritt der ßeaction mit Ferrocyanka-

If;: lium schärfer markirt, und die Lösung unverändert sich auf-

P^Jv bewahren lässt, besonders wenn man noch eine geringe Menge

^1^1' (ö>0 CC. per Liter), Salpetersäure zusetzt, während die essig-

fef saure Lösung leicht basisches Salz abscheidet

fc^^^ .2) Eine saure Lösung von Natriumacetat bereitet durch

^% Auflösen von 100,0 g. essigsauren Natron's in ca. 800,0 CC,

$ Wasser, Zusatz von 30,0 CC. Eisessig oder 100,0 CC. Ace-

^- , tum concentratum und Auffüllen bis zu einem Liter.

|ff^ ; 3) Eine Auflösung von Ferrocyankalium, dargestellt durch

|^i>. Lösung von 25,0 g. gelben Blutlaugensalaes in 250,0 CC

li ; Wasser,

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Verbesserung der Weine durch Erhitzen. 439

Zur Stellung des Titers benutzt Schumann eine Lösung von Natriumphosphat, welche in 50,0 CG. 0,12 bis 0,15 g. Phosphorsäure enthält, und deren genauer Gehalt durch Be- stimmung als Natriumpyrophosphat und als Magnesiurapyro- phosphat festgestellt ist. '

Beim Titriren beobachtet er folgende Regeln. Er ver- wendet auf 50,0 CG. der Phosphorsäurelösung stets 20,0 GG. Natriumacetatlösung. Dieser verhältnissmässig grosse Zusatz von Natriumacetat ist beim ürannitrat nothwendig, damit man keine verfrühte ßeaction erhält.

Es kann femer nicht genug betont werden, dass die Menge des Natriumacetats immer in demselben Verhältniss zum Flüssigkeitsquantum stehen muss, wie bei der Titer- ßtellung.

Die Methode, welche Graham angegeben hat, als Lö- sungsmittel für Phosphorite 5 procentige Schwefelsäure zu verwenden, macht die Bestimmung der Phosphorsäure selbst in den viel Eisen und Thon enthaltenden Lahnphosphoriten durch Titriren mit Uranlösung möglich, und hat sich Schu- mann durch wiederholte Versuche von der Richtigkeit der so erhaltenen Resultate überzeugt. {Liauguraldissert. Jena 1873.). Kr.

Verbesserung der Weine durch Erhitzen«

Bekanntlich hat Pasteur, davon ausgehend, dass alle gewöhnlichen Krankheiten des Weins von mikroskopischen Pilzen herrühren, deren Keime im Weine ein ihrer Entwicke- lung mehr oder weniger günstiges Medium finden, in dem Erhitzen des Weines, wodurch die Pilzkeime getödtet wer- den, ein Mittel gefunden, denselben zu conserviren. Um nun zu erfahren, in wie weit sich diese Ansicht in der Wirklich- keit bestätigen würde, hat Pasteur seit den Jahren 1865 und 1866 eine Anzahl Weinsorten in Flaschen, theils ordi- naire, theils feine, welche auf 50® bis 75® G. erhitzt wa- ren, und gleichzeitig dieselben Weinsorten in nicht erhitztem Zustande in einen Keller der Normalschule zu Paris schaflfen lassen, und sind dieselben aufbewahrt worden. Nachdem jetzt diese Weinsorten sechs bis sieben Jahre gelagert hatten, hat Pasteur im Juli 1872 eine vergleichende Probe derselben durch Kosten veranstaltet. Diese Probe wurde von einer

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440 Die Destillation des Hokes.

grösseren Anzahl compeienter Personen vorgenommen, und über das Ergebniss derselben ein Protokoll aufgenommen. Diesem Protokoll zufolge bezog sich die Probe auf 24 ver- schiedene Weinsorten, und die Probe wurde selbstverständ- lich bei jeder Sorte vergleichsweise mit dem erhitzten und dem nicht erhitzten Weine angestellt In Bezug auf zwölf Sorten ist nun in dem Protokoll bemerkt, dass der erhitzte Wein besser war, als der nicht erhitzte, in Bezug auf drei Sorten, dass sowohl der erhitzte als der nicht erhitzte Wein gut war, und in Bezug auf neun Sorten, dass der erhitzte Wein gut, der nicht erhitzte dagegen mehr oder weniger verdorben, nemlich herbe und sauer war, oder einen Gäh- rungsgeschmack besass, auch mehr oder weniger seine Farbe verloren hatte. Pasteur selbst bemerkt zu dem Proto- koll, dass aus demselben sich die Gewissbeit ergebe, dass man das Erhitzen als ein sehr wirksames Mittel nicht allein zur Conservation, sondern auch zur Verbesserung der ordi- nären und feinen Weinsorten ansehen könne. Als wesent- lichstes Moment bei dem Erhitzen grösserer Weinmengen schreibt Pasteur die möglichste Abhaltung der Luft bei die- ser Operation vor, ferner besteht nach ihm eine nützliche Vorsichtsmassregel darin, dass man die Weine erhitzt, wenn sie noch jung, und nicht erst, wenn sie schon alt sind, z. B. die ordinären Weine im ersten Jahre, und die feinen Weine zu der Zeit, wo sie in Flaschen abgezogen werden. (Comptes rendtis. LXXV. p. 303. Dingler' s polt/t Joum. Bd, CG VII, p. 152.) {Vergl. Bd. 3. & 277. Bdt). K^.

Die Destillation des Holzes.

üeber die Destillationsproducte des Holzes hat Watson Smith verschiedene Untersuchungen angestellt, und dabei ausschliesslich die für den technischen Betrieb in Frage kommenden berücksichtigt Er fand, dass sich Eichenholz am besten zur Destillation eigne, entweder in Form von klein zerschnittenen Zimmerholz, oder als Reisig. Nach seinen Beobachtungen gaben:

1000,0 Th. Holz 327 Th. Holzkohle, 509 Holzessig, 55 |„ Theer.

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^1

Die Destillation des Hobses. 441

. Der Holzessig zeigte ein spec. Gewicht von 1,025 bis 1,027. Zur Verkohlung einer Tonne Holz wurden durch- schnittlich 10,5 Centner Steinkohle verbraucht. Für ver- schiedene Holzsorten hat Smith die inMuspratt's tech- nischer Chemie befindlichen Zahlenangaben berechnet, und resultirt daraus folgende Zusammenstellung:

1000,0 Th. jeder Holzart gaben:

Buchenholz 536 Th. Holzessig von 1,029 spec. Gew. und 250 Th. Kohle.

Birkenholz (vor drei Jahren geschlagen) 537 Th. Holz- essig von 1,031 spec. Gew. und 208 Th. Kohle.

Eichenholz 566 Th. Holzessig von 1,022 spec. Gew. und 271 Th. Kohle.

Ahomholz 431 Th. Holzessig von 1,018 spec. Gew. und 229 Th. Kohle.

Bei Versuchen zur Bestimmung des Essigsäuregehaltes des in den verschiedenen Stadien des Processes überdestil- lirenden Holzessigs ergab sich die merkwürdige Thatsache, dass die Menge der Essigsäure allmählig, aber doch verhält- nissmässig rascher zunimmt, als das specifische Gewicht des Holzessigs steigt, bis zu 1,017; hierauf steigt das spec. Gew. bis zu 1,030, wobei es bleibt, indem die Säuremenge bis zur Beendigung der Operation abzunehmen beginnt. Die folgenden Zahlen sind das Mittel von drei Versuchen. Die Retorten wurden um 8 Uhr Vormittags beschickt, um 9 Uhr 15 Minuten Vormittag begannen die ersten Theile des De- stillata überzugehen.

.M

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KiS:

m:

W^tk

m.

443

Die Destillation des Holzes.

Essigsäure

Spec. Gew.

Bemerkungen.

Beobachtungs- zeit.

C*H*0* per Gallon Destil-

des Holze8sig;8.

lat in Grains.

Vormittags

10Uhrl5Min.

966,0

11 30

1575,0

1,010

Nachmittags

Diese Probe besass .

einen stärkern Holz-

lUhrlÖMin.

3003,0

1,015

geistgeruch als alle übri-

4 „ 15

4200,0

1,017

gen*

In dieser Periode ging '

die grösste Menge Theer 1

über, welche überhaupt j

5 15

3780,0

1,030

erzielt wurde. j

Die Menge des nach'

5 Uhr 15 Min. überge-

henden Theers nimmt

V "T" 99

3150,0

1,030

ununterbrochen zu.

^ ff »

3066,0

1,030

10 -

2940,0

10 50

2520,0

Smith 's Erfahrung zufolge wurden von 1000,0 Gew.- Th. Holz 20,0 Gew.-Th. Essigsäure (C*H*0*) in Form von rohem Holzessig erhalten.

Der nächste in Betracht kommende Punkt ist die Menge des von einem gegebenen Gewicht Holz gelieferten Holzgei- stes (Holzspiritus). Es ist hierbei zu beachten, dass nicht allein in dem wässerigen, sauren Destillate aus den Retorten, sondern auch in dem Theer, welcher sich an dem Boden des Behälters absetzt, in welchem sich die Condensationsproducte sammeln, eine beträchtliche Menge Holzgeist enthalten ist Man kann durchschnittlich aus 100,0 Gallons Holztheer 3 Gal- lons rectificirten Holzgeist gewinnen. Smith erhielt bei seinen hierauf bezüglichen Versuchen aus 1000,0 Centnem Holz 56,5 bis 85,0 Gallons Holzgeist. Zur Gewinnung des Holzgeistes aus dem rohen Holzessig kann der letztere mit- telst Dampf oder durch directe Feuerung in einer kupfernen oder eisernen Blase der Destillation unterworfen werden. Bei

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Der Kährwerth der Gelatine. 443

diesem Verfahren wird die Destillation fortgesetzt, bis ein Theil des Destillats sich nicht mehr ' entflammt , wenn es in's Feuer gegossen wird. Nach einer andern Methode sättigt der Fabrikant zuerst seinen rohen Holzessig mit Kalkhydrat, und destillirt dann die aus rohem holzessigsaurem Kalk be- stehende Lösung in einer schmiedeeisernen Blase. Der in der Retorte bleibende Rückstand von rohem holzessigsaurem Kalk wird in Pfannen zur Trockne verdampft und giebt den schwarzen holzessigsauren Kalk. Dieses Product wird zur Darstellung von Essigsäure benutzt. Bei dem erstgedachten Verfahren, nach welchem der Holzgeist für sich abdestillirt wird, lässt man die zurückbleibende Holzessigsäure, sofern sie auf Essigsäure verarbeitet werden soll, zunächst eine Zeit- lang stehen, damit die Beimischungen von Theer u. s. w, sich abscheiden und zu Boden sinken können; sie wird dann in einen Behälter abgezogen, in demselben mit Kalkmilch gesät- tigt, und wiederum eine Zeitlang sich selber überlassen. Nachdem die Flüssigkeit sich durch Absetzen hinlänglich geklärt hat, wird sie durch Heber oder Pumpen in eine Abdamp^fanne übergehoben und abgedampft. Dabei rührt man sie von Zeit zu Zeit um, und zieht den ausgeschiedenen Theer nebst dem entstandenen Schaum ab. Nach längerer Zeit bildet sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit ein Häut- chen von essigsaurem Kalk: dasselbe wird mit einer hierzu bestimmten Kelle oder einem Löfi'el abgenommen. Dieses Abziehen des Salzhäutchens wird ununterbrochen fortgesetzt, und das Salz auf eine Trockenbühne oder in Körbe geschafi't, aus denen die anhaftende Mutterlauge in die Pfanne zurück- laufen kann. Das auf diese Weise gewonnene Essigsäure- salz wird grauer holzessigsaurer Kalk benannt, und ist selbst- verständlich viel reiner als das schwarze Salz. Der bei der ersten Destillation erhaltene schwache Holzgeist wird durch Rectification mit Kalk in einer kupfernen Blase weiter gereinigt und concentrirt. Gewöhnlich sind zwei Rectificatio- nen genügend. (Ans dem Journal of the Chemical Society of London durch den American Chemist. Dingler's polyt. Joum. Bd, CGVIl p. 23t), Er.

Der Nährwerth der Grelatine.

Alph. Guerard erinnert an die vor 30 Jahren im Schoosse der Pariser Akademie über denselben Gegenstand

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444 Der Nährwerth

gepflogenen Verhandlungen, wc einer geringen Minorität gegei Gelatine jeder Nährwerth abdecre derzeit veröfi'entlichtes Memoire tmd änderte an den vörgefasste ben begründeten Meinungen nicl Da nun die während der E gemachten Erlebnisse auch eine; der Gelatine Anerkennung des thigten, so nimmt Verf. in v Kampf nochmals auf. Zuvörder logischen Beobachtungen B o u s s i Magendie's Theorien gegeni fütterte 1,09 Kilo wiegende Ei Mittel 1,25 g. Kohlenstoff zu I verschiedenen stickstofffreien un mittein und bestimmte die per Kohlenstoffmenge bei den ver wurde verbrannt bei Fütterung Amylum pro Stunde 2,37 g. Zucker 2,35 Gallerte 2,04 Eiweiss 0,67 Fibrin 1,00

Hieraus folgt mit Bestimmt Kohlehydraten und Proteinsubs "Werthes als Respirationsnahru Sinne gerade in der Mitte steht Art der stickstoffhaltigen Nährst phose und Wiederanbildung heg wiegende Ente bei ausschliessl 100 g. Gelatine pro die 60 g. a ausschliesslicher Fütterung mit der nemlichen Zeit 103,20 g. 2 weil die Gallerte sowohl als R bildendes Nahrungsmittel verwei

Femer stiessen Boussign (denn wie hätte sonst von Rede sein können) die von M der Commission der Akademie v tirte Behauptung, dass Gallert daut, sondern unverändert in c werde, um.

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w

Der Nährwerth der Gelatine. 445

Eine weitere wesentliche Stütze findet Verfs Behaup- tung über den Nährwerth der Gelatine in nachstehenden bei der Schweinemästung im Grossen gemachten Beobachtungen. Während Eiweiss oder Fibrin, wie bereits Magendie fand, zur ausschliesslichen Ernährung von Hunden etc. untauglich sind, beweisen die in dem herben Winter 1830 in der grossen Schweinemästerei zu Grignon gemachten Erfahrungen mit den Kartoffelrückständen zugesetzter Gelatine (92 g.'pro Tag und Kopf), wobei die mit Kartoffeln allein nicht zu ernährenden Schweine üppig gediehen, dass Gelatine als Nahrungsmittel ausreicht, wo ausschliessliche Protein- oder Pflanzennahrang sich unzulänglich erweisen.

Die glänzendste Genugthuung betreffs Aufrechthaltung seines Widerspruchs gegen Magendie und die Abstimmung der Akademie sollte Guerard jedoch während der traurigen Tage der Belagerung von Paris, wo alles, was nur irgend als Nahrungsmittel verwerthbar sein konnte, hervorgesucht wurde, erhalten. Melier wies bereits 1843 nach, dass die Nahrung der arbeitenden Klassen zu arm an stickstoffhaltigen Substanzen sei, und machte auf den hohen Nahrungswerth der aus Knochen darstellbaren .Gelatine- Suppen aufmerksam. Er berechnete dabei die Menge der der Industrie und Land- wirthschaft überlassenen und als Nährmaterial für Menschen und Yieh verlorengehenden Knochen für das Departement der Seine (Paris) allein auf 10 Millionen Kilog. , wobei noch dazu die spongiösen zu Drechslerarbeiten pp. benutzten Kno- chen in Abzug gebracht sind. Melier's Gedanken nahm Du- mas in einer der Akademie im Winter 1870 überreichten Denkschrift wieder auf und empftihl die Extraction der Kno- chen durch mit 5 Theilen Wasser verdünnte Salzsäure und Auswaschen der nach 2 lOtägiger Digestion restirenden Knochensubstanz (Osseine) mit viel Wasser (nachdem sie 24 Stunden mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Na- tron behandelt worden ist. Dann braucht man nach Dumas die Osseine nicht einmal zu trocknen, sondern kann sie halb- feucht zur Auskochung der Gelatine aufbewahren.

Dieses Verfahren fand auch unter den Familien der bes- seren Stände, während der Einschliessung von Paris, solchen Anklang, dass es selbst, nachdem die Communication mit der Provinz wieder freigegeben war, von vielen bis tief in den Juni 1871 hinein beibehalten wurde. Später nahm man wie- der zur Gelatine des Handels seine Zuflucht und kochte unter Zusatz von Mohrrüben, Kohl, Lauch, Sellerie etc. und Liebig'sohem Fleischextract wohlschmeckende Suppen. Auf

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446 Der Antagonismus

ein Liter Suppe gehören 20- nales d'Hygidne pMtqiie et i Octob, p. 315).

Der Antagonismas de

Dr. S, K. Cotter in i im höchsten Grade interessai giftung durch grosse Mengei

in Genesung mit, durch welchen der noch immer viel bestrit- tene Antagonismus beider Gifte ganz ausser Zweifel gestellt werden dürfte.

Ein Fräulein nahm aus Versehen ungefähr 45 [

Weinglas voll) eines wegen neuralgischen Leidens ve;

ten Liniments aus Ext. Belladonn. 7,2 g., Tr. opii 60,0,

rin 180,0, Aq. destill. 120,0 g. um 9 Uhr des Morgens

lieh. Bald darauf fühlte sie sich lustig gestimmt, ds

stieg ihr zu Kopfe, ihr Gesicht röthete sich und ihre

funkelten. Ein eigenthümliöher Zustand geistiger Exj

stellte sich ein; Pat. meinte in der Luft zu schwi

Kurze Zeit nachher konnte sie nicht mehr schlucken m

spürte eine unbesiegbare Neigung zum Schlaf. Sie vei

zu lesen und Klavier zu spielen; aber die Noten versc

men in Eins. Die Zunge schwoll an und bekam ^

Lippen einen bräunlichen Beleg. Pat. bemühte sich bes

sich der eigenthümlichen Gemüthsstimmung , in welch

sich befand, zu entziehen und kämpfte erfolgreich gQ^i

Schlaf an. Dadurch und durch ihr beständiges Trej

Trepp ab laufen trug sie viel zu ihrer Genesung bei.

sie vergiftet sei, ahnte sie nicht, und der Arzt wurde ei

12 Uhr, als Pat. denn doch das Bewusstsein verlor, g<

Ihre Pupillen waren auf Nadelkopfsgrösse verengt.

einem übrigens erfolglos gereichten Emeticum bessert

der Zustand wieder soweit, dass sie, von 2 Personen g(

und geführt, nach Art einer Betrunkenen umhergehen k

wobei sie beständig Ungereimtes schwatzte. Um 9 Uhr A

mussten die Promenaden, da Pat. zu rasen anfing, au:

ben werden. Das Delirium ging bald vorüber und Pat

suchte, Karten zu spielen, woran sie durch Gesichtsstöri

(Doppeltsehen) u. s. w. verhindert wurde. Zu dieser

bezeichnete sie alle Gegenstände in ihrer Umgebung m:

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Vergiftung durch Argentme. 447

sehen Namen. Erst um 11 Uhr Nachts schlief Pat. fest ein und erwachte nach 2 Stunden. Doch fühlte sie sich nun äusserst matt, ihren Körper centner seh wer, bekam Nasenblu- ten und schluchzte beständig. Doch war sie im Laufe des- selben Tages noch im Stande auszugehen. Ein auffallender Glanz der Augen und enge Pupillen waren das Einzige Ab- norme an ihr. Sie erholte sich zwar binnen wenigen Ta- gen vollständig wieder, sah jedoch noch Monate lang dop- pelt, rothe Flecken auf Anderer Gesichter, verwechselte die Worte beim Sprechen, erwachte des Nachts unter Muskel- krämpfen im Kiefer und in den Extremitäten, magerte ab und sah über ein Jahr lang matt und angegriffen aiis. Am 6. Tage nach der Vergiftung hatte sich die Haut an den meisten Körpertheilen kleienartig abgeschilfert (Atropin erzeugt einen dem Scharlach zum Verwechseln ähnlichen Hautaus- schlag).

Pat. hatte 1,5 g. Extr. Belladonnae und 0,72 g. Opium genommen, wovon das eine wie das andere Medieament für sich ingerirt unzweifelhaft in kürzester Zeit tödtliche Vergif- tung herbeigeführt haben würde. Die Lebensrettung der Pat, war sonach jedenfalls der gegenseitig geübten antagoni- schen und compensirenden Wirkung des Atropin und Morphin zu verdanken. {Medical Times and Gazette. May 21. 1871.).

K

Vergiftung durch Argentlne.

Dr. Georg Martins berichtet folgenden, nicht uninter- essanten Fall. Eine Dame hat die vom Apotheker X zu Beetzendorf bei Magdeburg bezogene, sogenannte Argentine zum Neuversilbem gebrauchter Silbersachen benutzt und dabei ihrer Kurzsichtigkeit wegen das mit der Argentine befeuchtete Läppchen sehr nahe vor ihr Gesicht gehalten. Das Versil- bern hatte etwa Ys Stunde gewährt. Ein bis zwei Stunden später bekam die Dame heftiges Kopfweh, Kratzen im Halse, Jucken in der Nase mit profuser Öch Weissabsonderung daselbst. Zunehmendes Unwohlsein und Erbrechen zwangen sie, das Bett aufzusuchen. Sie erbrach über Nacht mehrmals , und befand sich auch am nächsten Morgen nicht nur nicht besser, sondern wurde von einem sehr hefligen Erstickungsanfall heimgesucht, welcher sie endlich, nach 36 Stunden, bewog, den Arzt rufen zu lassen, welcher die Beschwerden durch ein

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btl. Vergiftung m. Atropin, durch (

; Emeticum bald hob. Di ich bei dem Ehemann der erl lalse und Unwohlsein hervo

Lösung von Cyansilber in ( in der von der Dame ausgea ire um somehr genügt, aus (

gegossenen Argentine enthaltenen Cyanverbindung erstoffsäure zu entwickeln, als, wie gesagt, die A nd das Silbergeräth der Nasen- und MundöflfouE

gehalten worden waren. Auffallend bleibt Imme

die inhalirte Blausäure ihre Wirkung erst nach aden äusserte. Recht muss man sich indess noch mehr idarüb«

dass derartige im höchsten Grade gesündheitsg( Artikel, vne die Argentine, im freien Handverkai (1 zugänglich sind. (Bat/r. ärztl. Jbdell.- Blatt XU [872). K

[che Vergiftung mit Atropin, durch chemisch Analyse nachgewiesen.

, Calvert beschreibt einen Giftmord, der mit Atrc ner Menge von 2^2 Gran (15 cgr.) in Milch gelös i worden war. Zur Abscheidung und Nachweisun kaloides arbeitete er durch eine Gombination de nd des von Prollias modificirten Stas'schen Verfal fand im Herzblute der Verstorbenen, im Mager 1 Erbrochenen, welches von einer Wärterin stammte [er Milch gekostet hatte, so wie im Reste der vei iilch Atropin. Zur Abscheidung erwärmte er di m Massen zunächst mit Salzsäure, setzte Alkohc )erliess das Gemisch 36 Stunden hindurch der Dia iampfte dann zur Trockene und schüttelte nach Zu Kalilauge mit Chloroform, bis letzteres verdampf den Eückstand in mit Salzsäure angesäuertem Was e wirkte, nach abermaliger Verdunstung und Wieder i HO, stark pupillenerweiternd und gab die charactc chemischen Reactionen des Atropins. Unter letztere] [s besonders empfindlich die mit wässriger Jodlösunj lg von Kaliumquecksilberjodid hervor, wo auch bc her Verdünnung die Reaction noch eintritt. {Mec l gaz. Fharm. Post. Nr. 11. 1872.). C. Seh.

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Tödtl; Wirkung V. Tetrametylammonium etc. Z.Bestimm. d. Harnstoifes. 449

TMtliche Wirkung ron Tetramethylammoniuni und Tetraamylammonioiu.

Während nach Rabuteau die verschiedenen Salze der primären, secundären und tertiären Amine des Methyls, Amyls und Phenyls in ihrer physiologischen Wirkung andern ammo- niakalischen Salzen ähnUch sind, scheinen diejenigen Amine, worin aller Wasserstoff durch Alkoholradicale ersetzt ist, wie z. B. die Jodide von Tetramethylammonium und Tetraamyl- ammonium stark giftige Wirkung auf die Bewegungsnerven zu üben , ähnlich dem Curare. {The Pharmac, Joum. and Transact May 1873. p. 953). Wp.

Zur Bestimmung des Harnstoffes

im Urin wendete Bouvet das unterbromigsaure Natron? (hypobromite de soude) im tJeberschuss von Alkali an. Der H. wird zersetzt in CO*, welche absorbirt wird, und in N, welcher entweicht.

Er wendet eine 20 CC. halt. Röhre, welche in 7^ CC. getheilt ist, an, und führt mit Vorsicht ein, 10 CC, Hg., 5 CC. der Bromsalzlösung, ^2 CC. Glycerin, welches mit seinem 4 fachen Volumen Wasser verdünnt war, 1 CC. des zu unters. Harns und füllt die ganze Bohre mit Wasser.

Man unterscheidet 4 Schichten, schliesst die Bohre mit dem Daumen und taucht sie umgekehrt und ungeschüttelt unter Wasser. Die Reaction tritt ein; er lässt etwas Hg abfliessen, natürlich unter Wasser. Tritt keine G-asentwicke- lung mehr auf, so wird alles Hg entfernt; in demselben Augenblick mischen sich die 4 Schichten. Die Röhre aber- mals geschlossen, unter Wasser so gelassen, dass das Niveau der Flüssigkeiten in der Röhre und das sie umgebende Was- ser gleich ist, gestattet die Gasvolumina abzulesen.

Weiss man, wieviel Volum Gas 0,01 reiner Harnstoflf, in Wasser gelöst, giebt, so hat man ein Maass, den Harnstoff in 1 Liter Urin zu bestimmen, (Repert. de pharm. Tome L pag. 3i9.).

^(b, 0, Plmrm. in, B«tti«. UL Bdf. 6. Hfl» 29

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450 Zosammensetz. d. Knorpels y. Haifisch. U

Heber die Zusammensetzung de Haiflscb.

P. Petersen und F. Souhlet ha Knorpels eines Haifisches und zwar < ausgeführt

100 Theile des frischen Knorpels hi trocknen 25,8 Theile trockne Masse und i unverbrennliche Bestandtheile , oder ee Knorpel aus:

Organische Stoffe 8

Anorganische Stoffe 17 Wasser 74

Die

Analyse der Knorpelasche fuhi

sultate:

NaCl 94,24 <>/

Ca«0 0,79 ,

K«0 1,64 ,

Na«0 0,40 ,

MgO 0,05 ,

Fe^O» 0,27 ,

P^O^ 1,03 ,

SO» 1,88 ,

100,30 0/

Fügt man den NaCl Gehalt in die !

frischen

Substanz ein, so ergiebt sich fr

Organ. Substanz

Kochsalz

Sonstige anorg. Subst.

Wasser

Das Vorkommen eines so NaClhaU so interessanter^ als das den Knorpel ui hältnissmässig salzarm ist. {Joum, praci 1873).

Ueber die Zersetzung d

Die Frage der Zersetzung der Eiei reicher nicht selten sich widerspreche gewesen. Indessen war man im Scho Akademie zu folgenden Annahmen geko

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lieber Kumys. 451

1) Nicht geschüttelte, ruhig anfbewahrte Eier werden, ohne zu gähren oder zu faulen, conservirt.

2) Geschüttelte und zerbrochene Eier zersetzen sich in weniger als einem Monat.

3) In keinem Stadium der Fäulniss eines Eies findet man die geringste Spur eines organisirten Wesens in demselben, weder thierischer noch pflanzlicher Natur.

Dass die Zersetzung der Eier mit allen Kennzeichen der Fäulniss ohne die Gegenwart mikroskopischer Organismen stattfinden soll, was mit den Ansichten Fasteurs und An- derer in Widerspruch steht, wonach jede Vernichtung orga- nischer Substanzen und Ueberführung derselben in die unor- ganischen Elemente mit der Entwickelung kleiner Organismen in Verbindung steht, hat U. Gayon zu neuen Untersuchun- gen veranlasst. Das Resultat derselben ist (Gompt. rendus, Bd. 76, S. 232.):

Indem er bei einer Temperatur von im Mittel 25^ nicht geschüttelte Eier der gewöhnlichen atmosphärischen Luft aussetzte, fand er, dass ein Theil in Fäulniss überging, ein anderer nicht.

Wenn derselbe Versuch mit geschütlelten und zerbroche- nen Eiern gemacht wurde, so faulten einige, andere nicht, selbst innerhalb mehrerer Monate nicht.

In allen Fällen, wo die Eier gesund blieben, war es ihm unmöglich, die geringste Spur eines Organismus darin zu entdecken; dagegen fand er in allen faul gewordenen Eiern zahlreiche mikroskopische Organismen aus dem Geschlechte der Vibrionen und von Pilzen.

Diese Thatsachen stehen mit den bisherigen Annahmen im Widerspruch, ohne der durch weitere Versuche zu erstre- benden Entscheidung vorzugreifen, neigt Gayon zu der An- sicht, dass die Keime jener Organismen in denjenigen Eiern ursprünglich vorhanden sind, welche in Fäulniss übergehen. {Annalen der Landmrthschaß.), Hbg.

Ueber EniiLys.

Dr. Fleischmannin Linden hat bei Gelegenheit der ersten Oesterreichischen Molkerei -Ausstellung in Wien einen Ausflug nach dem Gräfl, Battianyschem Gut Trautmannsdorf

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452 üeber KumyS'

bei Brück gemacht, welches an die Unternehmer der Kumys - Gesellschaft verpachtet ist. Er fand in einem Erdgeschoss des stattlichen Schlosses neben einer Anzahl von Flaschen mit fertigem Kumys als ganzen Apparat für die Kumysberei- tung, 2 etwa 3 Fuss hohe konische Holzbütten mit Eühr- stocken versehen, und mit weissen Tüchern bedeckt. In diese Bütfen kommt nach jeder Melkzeit die thierwarme Stutenmilch, um nach 24 Stunden, während welcher Zeit man 7 bis 8 mal tüchtig aufrührt, als eine in voller Gährung be- findliche Flüssigkeit in gut zu verkorkende und mit Draht zu verschliessende Flaschen eingefüllt zu werden, in denen die Gährung ihren weiteren Fortgang nimmt. Als Gährungs- erreger dient jetzt mehrere Tage bis mehrere Wochen alter Kumys, den man im Verhältniss von 1 zu 6 bis 7 Volumthei- len je nach Gutdünken, der grösseren oder geringeren Stärke des Ferments entsprechend, zur frischen Pferdemilch zugiesst. Das zur Einleitung der nun seit Mai 1872 im Gang befindli- chen Fabrikation erforderliche Ferment brachten die Tartaren, welche mit den Pferden kamen, mit sich. Ein ganz besonde- res Interesse bot natürlich die nähere Prüfung und das Ko- sten des Fabrikats. Während der aus den Gährbottichen entnommene Kumys noch wenig schäumte, einen schwachen eigenthümlichen Geruch zeigte und süsslich schmeckte , mous- sirte der 4 bis 5 Tage alte Flaschen -Kumye ziemlich stark, entwickelte ein nicht zu beschreibendes, jedoch nicht unange- nehmes Bouquet, hatte einen geistigen, säuerlich -süssen Ge- schmack und stieg beim Trinken in die Nase wie Schaum- wein, Der Kumys wird bis jetzt regelmässig in die Spitäler und Kliniken Wiens zu dem Preise von 2 fl. 50 kr. Papier die Flasche abgegeben und meist in einem Alter von 4 bis 5. Tagen verwendet. Heftiges Schütteln, schon der Trans- port auf der Eisenbahn, scheint die Gährung zu beschleuni- gen, und will man beobachtet haben, dass dreitägiger Kumys in Wien ebenso stark wirkt, wie viertäg-iger, der ruhig an Ort und Stelle verblieb. Die Temperatur des Gährungsrau- mes wurde bis jetzt nicht besonders regulirt; bei dem Be- suche des Verf. mochte sie etwa 12^ C. betragen haben.

Zur Zeit befinden sich 14 tartarische Stuten mit 14 Foh- len und einem Hengste in Trautmannsdorf, diesen soll im Frühjahr 1873 ein weiterer Transport von 30 milchenden tartarischen Stuten folgen. Die Milch derselben hat em sehr wässriges Ansehen, eine bläuliche Farbe und einen auffallend süssen und milden Geschmack. Zur Zeit der Anwesenheit des Verf., im December 1872, waren alle Stuten leer, wer*

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üeber Kumys. 458

den erst im Februar 1873 wieder belegt, gaben aber zusam- men täglich noch 10 bis 12 Oesterr. Maass (1 Oesterr. Maass = 1,415 Liter) Milch. In den besten Zeiten darf man auf ein Thier täglich im Durchschnitt 2 Oesterr. Maass rechnen.

Dass der Kumys für die Tartaren während der Sommer- monate ein beliebtes und unentbehrliches Getränk ist, weiss man schon seit Anfang des 13. Jahrhunderts; seiner heilkräf- tigen Wirkung scheint man jedoch erst in den letzten 20 Jah- ren des vorigen Jahrhunderts Aufmerksamkeit zu schenken angefangen zu haben. Der Kumys, eine in weingeistige und saure Gährnng übergegangene und noch gährende Milch, hat das Aussehen von dünner Milch und scheidet sich bei länge- rem ruhigen Stehen in drei Schichten, in die untere käsige, in eine mittlere aus saurer Flüssigkeit bestehende, und in die obere weissliche. Ausser Wasser enthält er Alkohol, Kohlen- säure und andere Säure (Milchsäure, Essigsäure?) ferner . Eiweiss, wenig KäsestofF und noch weniger Butterfett. (S. weiter unten). Der süsse Geschmack, den er besitzt, lässt ver- muthen, dass aller Milchzucker in Traubenzucker umgewan- delt ist. Für die meisten Milcharten ist durch sorgfaltige Yersuche nachgewiesen, dass sie ohne irgend einen Zusatz bei längerem Stehen in einer zwischen 10 bis 25^ C. liegen- den Temperatur allmählich in geistige Gährung übergehen. Weit rascher kommt man natürlich zum Ziel, wenn man sich irgend eines geeigneten Ferments bedient, am raschesten wirken, als solches, alter Kumys oder der Bodensatz des- selben.

Da die Qualität ohne Zweifel wesentlich von dem Gehalt der Milch an Käsestoff und Fett abhängt, da namentlich ein erheblicher Fettgehalt Veranlassung zu reichlicher Bildung von unangenehm schmeckenden und riechenden flüchtigen Fettsäuren geben kann, so muss diejenige Milch den besten Kumys liefern, die am wenigsten Käsestoff und Fett, dagegen möglichst viel Milchzucker enthält. Diesen Anforderungen scheint aber, am besten Pferdemilch (und nach dieser Esels- müch) zu entsprechen, (die Lappen bereiten aus Rennthier- milch die dem Kumys ähnliche Pinna Hirschberg) wie aus der folgenden TJebersioht hervorgeht, welche eine Vergleichung der Zusammensetzung der Trautmannsdorfer von Dr. Moser analysirten Pferdemilch mit der mittleren Zusammensetzung guter Kuhmilch gestattet.*)

- *) Berzelius sagt in seinem Lehrbuch der Chemie. 4. Aufl. IX. S. 70i: Es verdient untersucht zu werden, wie sich der Milchzucker

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^

454

Veber Etunyi.

Pferdemiloh:

Ktthmiloh:

Wasser

92,49

87,40

Fett

0,66

3,75

Kasein

1,33

3,08

Albumin

0,36

0,42

Zacker

4,72

4,60

Salze

0,29

0,75

Verlust

0,16

0,00

100,00. 100,00.

Der aus Kuhmilch bereitete Kumys wird unmöglich die Reinheit besitzen und in Folge davon die günstige Wirkung auf dem Organismus ausüben können, wie sie dem aus Pfer- demilch bereiteten unbestreitbar eigenthümlich ist.

Stahlberg giebt in seiner Schrift „der Kumys, seine physiologischen und therapeutischen Wirkungen" Petersburg 1869 folgende Analysen von Kumys. A bezieht sich auf zwei Tage alten Kumys aus der Milch einer Kirgisensteppen - Stute im Juni, die Analyse B auf 5 Monate alten im Sep- tember bereiteten und bis zur Analyse auf Eis gehaltenen Kumys.

A.

Alkohol

1,65 o/o

Fett

2,05

Milchzucker

2,20

Milchsäure

1,15

Feinvertheiltes Casein

1,12

Salze

0,28

Kohlensäure

0,75

Summa d. nicht flüchtigen Bestandtheile

B.

Kohlensäure

. 6,80

1,86 o/o.

Alkohol

3,23

Fett

1,05

Milchsäure, Bemsteinsäure,

Glycerin etc.

2,92

Kasein und Salze

1,21

Summa der festen Bestandtheile

5,14

beim Genus Equus von dem Milchzucker der Kühe unterscheidet, und wa- rum er so leicht in Weingährung übergebt, im Vergleich mit dem Milch- zucker aus Kuhmilch. Sbg.

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üeber Arsenikbeigabe zum Viehfatter. 455-

In Deutschland besteht eine Kumysanstalt zu Bad Otten- stein in Sachsen, in der Schweiz eine solche zu Daves in Graubündten. Eine Probe von letzterer Anstalt hat Suter Naef mit folgendem Ergebniss untersucht. Spec. Gewicht 1,1285. In einem Liter waren enthalten.

Gramm. Wasser 890,628

Alkohol 36,228

Milchsäure . 2,560

Zucker 23,760

Albuminose 20,991

Butter 20,089

' Unorganische Salze 5,744

Freie Kohlensäure 1,997.

Von altem russischen Kumys unterscheidet er sich durch seinen Gehalt an Zucker und bedeutenden Mindergehalt an Milchsäure. Werden Alkohol und Milchsäure auf Zucker zurück gerechnet und dann mit der Analyse frischer Kuhmilch verglichen, so erscheint es wahrscheinlich, dass der Kumys von Daves einfach aus abgerahmter Kuhmilch durch Zusatz einiger Procente Zucker und Einleitung der Alkoholgährung durch Hefe dargestellt wird. {Müchzdtung Nr. 36. 1873).

Hbg.

Ueber Arseniklbelgalbe zum Vlehftitter.

In dem April/Maiheft 1869 S. 157 referirte der Unter- zeichnete nach der Monatsschrift des landwirthschaftl. Provin- zial- Vereins der Mark Brandenburg über vergleichende Versuche, welche W. Körte in Breslau über Arsenikbeigabe zum Viehfutter angestellt hatte, denen zufolge mit 23 resp. 24 Ochsen innerhalb 5 Monaten ohne Nachtheil über 27^/2 Un- zen Arsenik verfüttert worden sind. Der verstorbene Heraus- geber des Archivs, Herr Professor H. Ludwig, begleitete dies Referat mit der Bemerkung : wie stellt sich die Gesund- heitspolizei einer solchen Fütterung gegenüber?

In der 34. General - Versammlung des landw. Central - Vereins des Reg. -Bez. Frankfurt a/0., abgehalten am 30. Oci 1872, erfolgte die Mittheilung der Resultate der, auf Veran- lassung des Preuss. Ministers für die landw. Angelegenheiten Herrn von Selchow, durch Herrn Professor Sonnen-

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45Ö Üeber Arsenikbeigabe cum ViehfaHer.

schein in Berlin ausgeführten Untersuchung des Fleisches einer mit Arsenikbeigabe gefütterten £uh. In seinem Be- richte weist Herr Sonnenschein u. A. auf die Arsenikesser Steiermarks und weiter auf die bekannte Thatsache hin, dass Arsenik den Pferden eingegeben werde, um das Haar, über- haupt das ganze Ansehen zu verschönem, eine Verschönerung, welche aber nicht von Dauer, sondern gemeinhin in ein noch bedeutenderes Abfallen umschlägt. Auch die Erfolge der Beigabe von rohem Schwefelantimon zum Futter der Schweine glaubt Berichterstatter nicht sowohl dem Antimon -Präparat selbst, als dem stets darin enthaltenen Arsenik zuschreiben zu dürfen.

Worauf die wohlthätige Wirkung des Arseniks auf den thierischen Organismus beruht, scheint noch nicht festgestellt zu sein, einestheils könnte man sie analog dem Arsen so nahe verwandten Phosphor ansehen, welcher von so mächtigem Einfluss auf vermehrte Fettbildung ist; andrerseits durch einen speciellen Reiz auf die motorischen Nerven erklären, jedoch sind beide Erklärungsarten nur als Hypothesen zu betrachten und ist nur das eine sicher, dass Arsen selbst Nichts zur Ernährung beiträgt.

Die Kuh, von welcher das zur Untersuchung dargebotene Fleisch herstammt, waren von Herrn Körte vom 1. Januar bis zum 30. Juni 1872 in täglich von 1 bis 4 g. (?) steigen- der Gabe im Ganzen 506,5 g. (?) *) Arsenik als Futterbeigabe gereicht worden. Zur Untersuchung gelangten

Arsenige Säure

1 Pfund Muskelfleisch von den Kippen, gefunden 0,0001910 g.

1 Leber 0,0000639

1 Lungel , Abschätzunff ^' 0,000010

2,050 g. Urin | »a^^ Abschätzung ^^ 0,00010

1 '^^ N* ^ I ^^^^ sichtbare Spuren.

Hiernach haben sich in dem vorliegenden Falle in einem Pfunde Muskelfleisch % Miliig. arsenige Säure gefunden und in der Leber nur ^g dieser Menge, während in den übrigen Theilen kaum abschätzbare, ja verschwindende Spuren nur, vorhanden waren.

Wird erwogen, dass 5 Miliig. arsenige Säure im Maxime auf einmal verschrieben werden dürfen, so kann man um so weniger den Genuss des von einem mit Arsenikbeigaben

1

*) Wohl Gran.

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Binfluss der Metallsalze auf die Vegetation von Aspergillus niger. 457

gefütterten Vieh stammenden Fleisches als schädlich betrach- ten, als selten von einem einzigen Menschen in einem Tage ein Pfund Fleisch verzehrt wird.

Jedoch bedarf diese Frage einer eingehenden sanitätU- chen Erwägung und betrachtet der Berichterstatter den vor- stehenden Versuch nur als einen vorläufigen, der eine Wie- derholung verdient, um unter anderen Verhältnissen gewon- nene Resultate mit den vorliegenden vergleichen und so den Boden für einen sicheren Schluss gewinnen zu können.

Die Menge der arsenigen Säure ist aus der aus dem Niederschlag von Schwefelarsen dargestellten arsensauren Ammoniak - Magnesia berechnet worden. Hbg.

Elnflnss der Metallsalze auf die Vegetation Ton Aspergillns niger.

Unter dem Titel: Etudes chimiques sur la Vegetation hat Jules Raulin der Pariser Akademie eine Arbeit eingereicht, in welcher über Versuche berichtet wird, welche zum Zweck hatten, den Einfluss bestimmter Substanzen auf die Vegetation der Pilze festzustellen, die in vielen Punkten in ihren Lebens- verhältnissen von höheren Pflanzen abweichen. Als Versuchs- pflanze diente der kleine Schimmelpilz Aspergillus niger, wel- cher unter sonst gleichen Verhältnissen am besten bei einer Temperatur von 35® C. in feuchter und oft erneuerter Luft gedieh. Die dem Gedeihen günstigste Nährstofilösung, die !N^ormallösung, bestand aus:

Wasser 1500,00 g.

Kandiszucker 70,00

Weinsäure 4,00

Salpetersaurem Ammoniak ^fi^/v

Phosphorsaurem 0,60

Kohlensaurem Kali 0,60

Kohlensaurer Magnesia 0,40

Schwefelsaurem Ammoniak 0,25

Zinkoxyd 0,07

Eisenoxyd 0,07

Kieselsaurem Kali 0,07

Raul in kam bei seinen Versuchen zu der Erkenntniss, dass der Zucker und das Ammoniak eine fast absolut noth-

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458 Emflu88 der Düngung auf den Alkaloidgehalt der Ciuchonett.

wendige Bedingung für die Vegetation des Pilzes waren, und dass der Einfluss der Mineralsalze sich sehr bemerkbar machte. Das interessanteste Ergebniss war aber der Einfluss der Zink- salze — essigsaure und schwefelsaure auf die Entwicke- lung des Pilzes; bei der Gegenwart von nur Vso^ooo schwe- felsaurem Zinkoxyd in der Nährstofflösung war die Ernte 3 bis 4 mal so gross, als ohne ein Zinksalz. Der Mangel an Eisensalz wirkte ebenso nachtheilig. Daneben wurde der schädliche Einfluss anderer Metallsalze unzweifelhaft festge- stellt, ^/ioojooo salpetersaures Silberoxyd in der Nährstoff- lösung verhinderte jede Weiterentwickelung des Aspergillus; vom Sublimat genügt hierzu Vöooooo-

(Im Maiheft des Archivs 1870 findet sich S. 278 eine Mittheilung von M. Freitag über den Einfluss des Zinkoxyds und seiner Verbindungen auf die Vegetation, derzufolge das- selbe keinen bemerkbaren Einfluss auf den Keimungs- und Waohsthums - Process der höheren Pflanzen ausübt, keine Störung auf die Samenbildung hervorbringt und ein Gehalt an Galmei, Zinkoxyd oder anderen löslichen Zinkverbindun- gen im Boden für die auf ihm erzeugte Vegetation ohne alle Bedeutung ist. Eine andere Erfahrung besagt, dass Pflan- zen, in Zinkge&ssen gezogen, zu Grunde gehen.)

Sbg.

Einfluss der Düngung auf den Alkaloidgehalt der Cinehonen.

Die auf Broughton's Veranlassung in den Ostindi- schen Chinaplantagen angestellten Versuche haben ergeben, dass durch Düngung der Bäume mit Guano oder schwefel- saurem Ammoniak der Alkaloidgehalt der beiden Species Cinchona succirubra und C. officinalis wesentlich gesteigert wurde, und zwar sowohl im Allgemeinen der Totalgehalt an Cinchonin, Chinin und Cinchonidin, wie im Besondem an Chinin. {The Pharmac. Journ. and Transact Jan, 1873. p. 521X

Wp.

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Darstellung und Bigcnaohaften des Pepsin. 459

Darstellung und Eigenschaften des Pepsin«

Die Bemerkung in L. Gmelin's Handbuch der Chemie „das Pepsin des Handels ist entweder Magenschleimhaut, abgekratzt und getrocknet, oder ein Gemenge von Pepsin, Pepton und Stärke, welches ein wenig Milchsäure enthält," haben E. Sehe ff er bewogen, über diesen Gegenstand genauere Untersuchungen anzustellen.

Darstellung. Von wohlgereinigten, frischen Schweins- magen wird die Schleimhaut abgetrennt j fein zerkleinert und mit Salzsäure angesäuertem Wasser unter öfterm Umrühren mehrere Tage macerirt. Ist die abgepresste Flüssigkeit nicht . ganz klar, so wird dieselbe 24 Stunden bei Seite gestellt, damit sich aller Schleim absetzt. Der, durch Abgiessen von Schleim befreiten, Flüssigkeit wird die gleiche Menge einer gesättigten Chlornatriumlösung zugefügt und sorgfältig ge- mischt. Das Pepsin wird durch Chlornatrium aus seiner Lösung abgeschieden und sammelt sich nach mehreren Stun- den auf der Oberfläche, wo es mit einem Löffel abgehoben, auf ein baumwollenes Tuch gebracht und durch starkes Pres- sen von der Salzlösung möglichst befreit wird. Nach dem Trockenen an der Luft bildet es eine zähe Masse, die je nach ihrer Dicke ein verschiedenes Aussehen hat; in dünnen Lagen gleicht es dem Pergamentpapier, in dicken dem Sohlleder. Die Farbe wechselt zwischen schwach strohgelb bis braungelb. Ausser wenig Schleim enthält es noch kleine Mengen von phosphorsaurem Kalk und Chlornatrium.

Gezuckertes Pepsin. Um das Pepsin in diese Form umzuwandeln, werden die noch feuchten Presskuchen mit einer gewogenen Menge Milchzucker abgerieben, an der Luft getrocknet und wieder gewogen, wo das Mehrgewicht der Masse das trockene Pepsin angiebt. Die Stärke des Präpa- rats wird bestimmt, indem man ermittelt, wie viel dasselbe geronnenes Eiweiss bei 38^ C. in 5 6 Stunden löst und setzt dann je nachdem soviel Milchzucker zu, dass ein Präpa- rat resultirt, von welchem 10 Theile je 120 coagulirtes Ei- weiss lösen.

Reinigung des Pepsins. Wird das ausgepresste Präparat in angesäuertem Wasser gelöst, und die filtrirte Lö- sung wieder mit Chlornatrium gefallt, so enthält der Nieder- schlag nach dem Auspressen zwar keinen phosphorsauren Kalk und Schleim mehr, lässt sich aber wegen seiner leichten Löslichkeit in Wasser durch Auswaschen nicht von dem anhängenden Kochsalz befreien. Wird hingegen der ausge-

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460 DairBtellang und Eigenschaften des Pepsin.

presste Niederschlag lufttrocken gemacht und kurze Zeit in klares Wasser getaucht, so veriiert er den grössten Theil des Salzes; diese Operation muss sehr rasch geschehen, weil das Pepsin sehr rasch aufschwillt und dann seinen Zusam- menhang verliert Auf diese Weise lässt sich ein Präparat erhalten, was sich in angesäuertem Wasser zur klaren farb- losen Flüssigkeit löst. Ganz kochsalzfrei lässt sich das Pepsin erhalten, wenn man die Presskuchen des gereinigten Pepsins in Wasser zu einer dicken, schleimigen Flüssigkeit anschwellen lässt und mit Alkohol von 95 % mischt, wobei sich ein fast durchsichtiges, schleimiges, gelatinöses Präparat bildet, welches auf ein Tuch gebracht^ mit verdünn- tem Alkohol gewaschen, gepresst und getrocknet wird. Die- ses Präparat hinterlässt beim Verbrennen keine Spur Asche, nur sind seine verdauenden Eigenschaften geringer, als bei dem nicht mit Alkohol behandelten.

Eigenschaften des Pepsins. Frisch gefallt, ist es sehr leicht in Wasser löslich, lufttrocken geworden, löst es sich langsam und nur in kleinen Quantitäten in Wasser. Getrocknet, schwillt es in Wasser beträchtlich auf, wird voll- kommen weiss, zertheilt sich bei heftigem Schütteln zu kleinen Flocken, die in der Flüssigkeit schwimmen und längere Zeit vertheilt bleiben-, ein kleiner Theil löst sich. Die wässrige Lösung reagirt neutral, coagulirt beim Kochen und giebt mit Alkohol einen gelatinösen durchsichtigen Niederschlag. Mit Kupfervitriol bleibt die Lösung klar, trübt sich aber nach einigen Stunden. Sublimat giebt sofort einen weissen Nie- derschlag. Tannin bewirkt einen weissen copiösen, salpeter- saures Bleiox^d einen weissen Niederschlag. Der Nieder- schlag durch Chlomatrium ist characteristisch und interessant. Kochsalzlösung giebt in einer klaren nicht zu concentrirten Pepsinlösung einen gallertartigen, durchscheinenden Nieder- * schlag, der nach dem Umrühren verschwindet und eine leicht opalisirende Flüssigkeit hinterlässt, die sich nach einiger Zeit trübt und kleine schwimmende Flocken abscheidet, welche sich bald zu durchsichtigen Kugeln formen und zur Oberfläche steigen. Ist die Pepsinmenge in der Lösung gering, so ist die TrübuDg. und Opalescenz schwer zu sehen, dennoch er- scheinen die Kügelchen nach einiger Zeit auf der Oberfläche. Wässrige Pepsinlösung zersetzt sich sehr rasch; schon nach einigen Tagen scheiden sich kleine Flocken in der klaren Lösung ab, deren Anzahl sich bei längerem Stehen vermehrt, und am 4. Tage nimmt das Ganze einen fauligen Geruch an. Die reine wässrige Pepsinlösung wirkt schwach auf coagnlir-

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L."

Darstellung und Eigenschaften deä Pepsin. ^ 461

tes EiweiBS; doch wird das Lösungsvermögen durch einige Tropfen HCl bedeutender.

Eigenschaften des angesäuerten Pepsins. Eine klare Lösung aus gereinigtem Pepsin 6 Gran, Wasser 1 Fluid - Unze und 2 Tropfen HCl trübte sich beim Kochen und schied nach dem Erkalten Flocken aus^ wurde Alkohol zugegeben, 80 blieb zwar die Lösung zuerst klar, setzte aber beim Ste- hen Pepsinflocken ab. Concentrirte Schwefelsäure giebt eine leichte Trübung, die bei einem grösseren Säurezusatz oder beim Verdünnen mit Wasser vorschwindet. Kochsalz giebt den bekannten characteristischen Niederschlag, Sublimat eine Opalisirung. Tannin erzeugt einen schweren in HCl löslichen Niederschlag; Grallussäure giebt keine Reaction. Natroncar- bonat und- bicarbonat geben eine im üeberschuss des Rea- genzes lösliche Fällung.

Modificirtes Pepsin. Wird eine Lösung von Na- troncarbonat sorgfaltig einer Pepsinlösung zugefügt, so entsteht ein Niederschlag, der $ich nach dfer Trennung von der Flüs- sigkeit als reines Pepsin erweist; wenig Natroncarbonat mehr löst es wieder auf und die Flüssigkeit enthält kein Pepsin mehr, es ist entweder zerstört oder modificirt. Eine mit Na- troncarbonat alkalisch gemachte und dann mit HCl wieder angesäuerte Pepsinlösung wirkt auf coagulirtes Eiweiss nicht mehr. Eine alkalische Pepsinlösung wird durch NaCl nicht gefallt, unmittelbar beim Zusatz von HCl entsteht ein copiöser, gelatinöser Niederschlag.

Verdauungswirkungen des Pepsins. Ein Gran Pepsin, in 4 Unzen HO und 24 Tropfen Salzsäure gelöst, löste 400 Gran coagulirtes Eiweiss in 18 Stunden bei 24® C, und 500 Gran Eiweiss in 6 Stunden bei 40,5® C. Zehn Gran gezuckertes Pepsin lösten 120 Gran coag. Eiweiss in 4 bis 6 Stunden bei 38® C.

Pepton-Lösung. Wenn Eiweiss durch den Verdau- ungsprocess in Pepton übergeführt ist, so ist es, vollständig gelöst eine sehr klare, dünne, schwach, gelbgefarbte Flüssig- keit, die nach dem Filtriren opalisirend und bei Alkoholzu- satz anfanglich klar bleibt, hingegen nach 24 Stunden einen gelatinösen Niederschlag absetzt.

Pepton-Niederschlag. Eine gesättigte Kochsalzlö- sung, mit dem gleichen Vol. einer Peptonlösung zusammenge- bracht, giebt einem copiösen, ganz weissen Niederschlag, die- ser auf einen Filter gesammelt, giebt nach dem Abtropfen, Pressen und Trockenen eine zähe, weisse Substanz^ welche

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462 Barstellung und Eigenschaften des Pepsin.

^; ; Pepsin, Pepton, NaCl und wenig Säure enthält; in Wasser

wird dieselbe durchscheinend, wie Hörn und löst sich nach einiger Zeit Die Lösung reagirt sauer und wird durch Hitze nicht geföUt; HCl verursacht einen weissen schweren Nieder- schlag,^ der sich bei Wasserzusatz oder in überschüssiger Säure löst. Alkohol trübt die Lösung, nach einiger Zeit ent- steht eine Fällung. Sublimat giebt einen weissen schweren Niederschlag. Coagulirtes Eiweiss, in die wässrige Lösung gebracht, wird kaum angegriffen; löst sich aber, wenn mit HCl angesäuert wird.

Verdauende Wirkungen des Pepton-Nieder- schlages. Die verdauende Wirkung des Niederschlages, der durch Kochsalzzusatz zur Peptonlösung erhalten wird, ist bemerkenswerth. In vielen Fällen löst eine Lösung von 1 Gran des Niederschlags in einer Unze angesäuerten HO 100 Gran coagulirtes Eiweiss.

Verhalten des Chlornatriums zu der verdau- enden Wirkung des Pepsins. Das im Handel vorkom- mende gezuckerte Pepsin enthält durch seine Darstellung immer etwas NaCl, durch Alkoholzusatz lässt sich dies zwar vermeiden, doch hat dieses Product dann eine geringere ver- dauende Eraft. Grössere Zusätze von NaCl finden ebenfalls die lösende Wirkung.

Haltbarkeit des. Pepsins. Wässrige Pepsinlösun- gen zersetzen sich, namentlich bei warmem Wetter, sehr rasch. Stark angesäuerte Lösungen halten sich zwar länger, verlieren aber ihre lösende Wirkung. Ein Glycerinzusatz scheint die Lösung vor dem Verderben zu schützen, ohne auf die Wirkung einen Einfluss auszuüben. Trockenes Pepsin verliert durch das Alter nicht an seiner lösenden Wirkung, löst sich aber etwas langsamer in angesäuertem Wasser. f.;^ Einwirkung des Pepsins auf Milch. 5 Gran

|*J ;• gezuckertes Pepsin, in etwas Wasser aufgeschwellt, brachten

12 Unzen Milch in 30 Minuten zur Gerinnung. Am besten

pv^i;. ist es, das Pepsin der Milch im kalten Zustande zuzusetzen

hf-'.;- und dann langsam zu erwärmen. Wird die Milch erst auf

gg 38® C. erwärmt und dann der Pepsinzusatz gemacht, so ist

Wr^: 3 4 mal mehr Pepsin nöthig.

ff/- Alkohol und Pepsin sind mit einander unver-

iß- einbar. Es ist unzweckmässig, Pepsin in Tincturen, Elixiren

IJ' oder Weinen zu dispensiren, da Spiritus die Wirkung des

H Pepsins aufhebt. (Uehersetzung der 1872 in PküaddpAta

/' ' ßrschienenen Abhandlung des Verfassen: Pepsin, New, praa*

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1

Nottonia grandiflora geg. Wasserscheu. Ürspr. d. Zuckers i. d. Harnruhr. 463

ticdl and reliable methöd fe prepare it; its propeHies and digestive strength. Aus Buchner' s Repert.für Pharm. Bd, XX IL S. 93.). G S.

Nottonia grandfflora gegen Wasserseheu,

Diese in Indien vorkommende Synanthere hat sich, wie Major Wheeler berichtet, in der Nähe von Bombay als . Heilmittel gegen den Biss toller Hunde sehr wirksam erwie- sen; von sechs Gebissenen wurden nemlich fünf, welche einen Aufguss des Stängels der Pflanze getrunken hattei^, wieder hergestellt, während der Sechste, welcher einen solchen Trank zurückgewiesen, starb.

Ueber Anwendung -und Wirkung giebt die indische Phar- macopöe noch folgende Erläuterungen. Vier Unzen des fri- schen Stängels übergiesst man mit sechzehn Unzen kalten Wassers , lässt über Nacht stehen , presst am andern Morgen aus, und giebt die klebrige grünliche Brühe auf einmal zu trinken. An demselben Tage Abends giebt man eine neue Quantität der Brühe, mit Mehl zum steifen Teige angemacht^ ein. Diese Cur setzt man drei Tage lang fort.

Da indessen häufig auch gleichzeitig die Wunde mit Aetzmitteln behandelt zu werden pflegt, so wäre noch die Frage zu entscheiden, ob und welchen Antbeil der Pflanzen- aufguss an der Genesung hat. (Pharm, Jouf^. and Transact. Aprä 1873, 852). G. C. W

Ueber den Ursprang des Zuckers In der Harnruhr.

Zur Erklärung der grossen Menge Zucker, welche sich im Harn der Diabetischen findet, sind bis jetzt nicht weniger als fünf Theorien aufgestellt worden, ohne dass man mit Be- stimmtheit sagen kann, welche und ob überhaupt eine von ihnen richtig ist. Da es aber immerhin von Interesse ist, sie zu kennen, so wollen wir sie hier kurz skizziren.

1) Theorie von Bouchardat. * Die stärkmehlartigen Be stand theile der Nahrungsmittel werden durch verschiedene

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464 Uebet den Ursprung des Zuckers in der Harnn

organische Materien in Zucker verwandelt; solc sind der Speichel, der pankreatische Saft, der alka dene Magensaft (welcher dadurch seine Eiger Fleisch aufzulösen, eingebüsst hat). Nach B. c der meiste, wo nicht aller diabetische Zucker au Nahrungsmitteln, indem der Verdauungsprocess sehen anders verläuft, als bei Gesunden.

2) Die Entdeckung der zuckerbildenden Eig(

Leber durch GL Bernard hat zu der Annahme gefiihrt, dass die Harnruhr eine Folge der durch krankhafte Keizung des grossen sympathischen Nervs hervorgerufenen übermässi- gen Entwickelung dieser Eigenschaft sei.

3) Ein fast constantes Symptom der Harnruhr ist eine grosse Reizbarkeit des Nervensystems. Da nun Cl. Bernard behauptet, dass die Beizung des Ganglien -Gentrums im verlängerten Marke einen besondem Einfluss auf die Thätig- keit der Leber ausübt; ferner, da Flourens annimmt, dass die Reizung auf dem Boden des Magens die Anwesenheit des Zuckers im Harne veranlasst, so scheint es gewiss, dass die Nerven - Gentren die entfernte Ursache dieser eigenthüm- lichen Veränderung der Functionen des Organismus sind.

4) Wenn in Folge mangelhafter Respiration die Elemente des Zuckers in der Lunge nicht verzehrt werden, so muss derselbe sich im Blute anhäufen und in den Harn üb Reynoso behauptet nun, dass in den meisten Fäl

die Respiration gestört ist, Zucker im Harne auftritt.

5) Man kennt die Wichtigkeit, ja absolute Nothw€ gewisser Alkalisalze im Blute, denn ohne sie wären teren Metamorphosen einer Anzahl von Excretions-P unmöglich.

Mialhe hat nun durch Analyse des Blutes scher dargethan, dass die Alkalien darin mangelhaft sind. Nach ihm verwandeln sich die mehligen ] ebenso gut bei Gesunden wie bei Diabetischen in nur wird bei Jenen der erzeugte Zucker durch die salze unter Mitwirkung des Sauerstoffs in der Lunge zersetzt oder verbrannt, was hingegen bei diesen (c betischen) wegen Fehlens der Alkalisalze nicht mö{ {Nach Dr. Baskam in Medicdl Phess and Circular.).

G. (

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Üntersucliungen über Alkaloide. --- Üeber Podophyllin. 465

^ Untersneliuiigen über Alkaloide.

Im Laboratorium des Prof. Hlasiwetz beschäftigt sich seit längerer Zeit Dr. H. Weide 1 mil der Untersuchung der Alkaloide, und zwar besonders mit der Absicht, das schon lange und oft angestrebte Ziel zu erreichen, aus denselben stickatofiffreie, aber sauerstoffhaltige, wohl characterisirte Ver- bindungen darzustellen. Dieses Resultat wurde bereits erhal- ten bei dem Cinchonin, dem Berberin und dem Yeratrin, und es scheint, dass alle ächten Alkaloide in derselben Weise sich verhalten. Am weitesten gediehen sind die Versuche mit dem Cinchonin, welches bei einer in besonderer Weise gelei- teten Oxydation zwei stickstoffhaltige Verbindungen liefert, deren eine die Natur einer Säure besitzt, die sehr gut kry- stallisirt und sehr schön krystallisirte Salze giebt. Diese Säure entlässt, mit nascirendem Wasserstoff behandelt, ihren Stickstoff als Ammoniak, und verwandelt sich in eine andere, stickstofffreie, sehr starke dreibasische Säure, welche gleich- falls krystallisirt, und nach ihren allgemeinen Eigenschaften gewissen Pflanzensäuren sehr ähnlich ist. {Annalen der Che- mie u. Pharm. Bd. CLXVU. p. 88.). Kr.

lieber Podophyllin.

Podophyllum emodi in Indien und P. peltatum (Mayap- ples, Mandrake genannt) in Nordamerika. Die Blüthen der letzten Pflanze stehen einzeln und sind vollständig an einer Art Schaft, welcher unten 1 2 Blätter trägt. Die (wilde Limonia genannt) Frucht ist eine nicht aufspringende, viel- samige Beere und wird ohne Naehtheil gegessen. Der Wurzelstock ist giftig und unter dem Namen Ipecac. de la Caroline als Abführungsmittel in Anwendung. Das Pulver d. Wurzelst, wird innerlich bis zu 1 g. genommen und hat eine sehr reizende Wirkung auf die Nasenschleimhaut. Das alkoho- lische Extract wird fälschlicherweise Podophyllin genannt. Der im Verdampfungsapparat bereitete geistige Auszug, zur Syrup- dicke eingedampft, wird mit kaltem Wasser vermischt. Die harzige Masse, welche sich ausscheidet, ist d. Podophyllin. Das Pulver hat eine griingelbliche Farbe, einen betäubenden Geruch und bittern scharfen Geschmack. Ausbeute 3 4 7o« Dieses sogen. Podophyllin, mit Aether behandelt u. s. w.; giebt

Arolu 4. Pbann. lU« Reib«. HLBOf. 9. Heft, 30

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U

466 Üeb. d, Natur d. Morphium -Derivates etc.

eine fast farblose Substanz, welche mit i kommen löslichen Salzen verbindet und phyllinsäure genannt ist. (Repert de Fht

Uclber die Natur des Morphium -I durch Einwirkung Ton Eupferoxyd- Ammoniak auf Morphium und seine Salze erhalten wird.

Das von Dr. G. Na d 1er nach obiger Weise erhaltene Morphium -Derivat wurde von Prof. 0. Meister untersucht und als Oxymorphin bezeichnet. Es besitzt dieselben Eigen- schaften wie das Schützenbergersche , durch Einwirkung von salpetersaurem Silberoxyd auf salzsaures Morphin erhaltene, Präparat und hat die Platinverbindung die Formel (Ci7Hi9NOSHCl)2PtClS was einen Gehalt von 10,5% Pla- tin entspricht. {Schweiz. Wbchenschr. [für Pkarmacie* 1873, S, 255) a S.

Zusammensetzung des Wollfetts.

Das Vliess grobwollige/ Schafe enthält 7 12^0 Fett, das der feinwolligen Schafe 20 30 % > j^» sogar ausnahms- weise bis 60 %. Aus dem in Weingeist löslichen Theile des Wollfetts erhielt Ernst Schulze direct Cholesterin, indem er diesen Theil in Aether- Weingeist löste und die Lösung verdunsten Hess. Der zweite, in Weingeist unlösliche, Theil des Wollfetts lieferte bei der Zerlegung mit alkoholischer Kalilauge neben den Kaliseifen eine Masse, aus der sich beim Verdunsten des Lösungsmittels eine weisse, flockige Masse ausschied, welche mit Cholesterin vermischt war und die Reac- tionen des Cholesterin's zeigte. Zur Trennung wurden sie in den Benzoesäure - Aether übergeführt und die beiden gebilde- ten Aether durch Krystallisation getrennt und mit KHO*) zer- legt. Die in Tafeln kryst. Substanz erwies sich als Benzoe- säure-Cholesterin -Aether C^^H^^o . C^H^O und gab bei dei Zersetzung neben Kaliumbenzoat reines Cholesterin. Dei zweite in feinen Nadeln kryst. Benzoesäure - Aether gab be

*) 0 = 16.

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Entdeckung d. Anilinroths etc. Prüfung d. schwefeis. Thonerde. 467

der Zersetzung ebenfalls Ealiumbenzoat und dabei einen Kör- per, der die Zusammensetzung des Cholesterins zeigte, also demselben isomer ist und als Isocholesterin zu bezeichnen ist. Das Isocholesterin scheidet sich aus concentrirten wein- geistigen Lösungen gallertartig, aus verdünnten flockig aus. Aus Aether und Aceton krystallisirt es in feinen, durchsich- tigen Nadeln. (Joum. praä. Chem. Bd. 7. Ä 163 f. 1873X

a j.

Entdeckung des Anilinroths (Fnchsln's) In damit gefärbten Stoffen.

Dieses von Gruiseppe Rom ei empfohlene, ausserordent- lich einfache Verfahren der Nachweisung von Fuchsin, z. B. in gefärbten Conditorwaaren, Fruchtsäften, Liqueuren u. s. w., besteht darin, dass man den gefärbten Gegenstand in einem Reagensglase mit einigen Cubikcentimetern Wasser behandelt, hierauf ein gleiches Volum Amylalkohol zusetzt, tüchtig um- schüttelt und dann das Ganze einige Minuten der Ruhe über- lässt. Es sammelt sich dann der Amylalkohol wegen seines geringeren spec. Gewichtes auf der Oberfläche, und zwar farblos, wenn die untersuchte Flüssigkeit kein Fuchsin ent- hielt, dagegen mehr oder weniger roth gefärbt, je nach der Quantität von Fuchsin, womit der untersuchte Gegenstand gefärbt war.. Bei Untersuchung eines Rothweins auf Fuch- sin verfahrt man auf folgende Weise: man nimmt ungefähr B Cubikoentimeter des Weins und setzt etwas Bleiessig zu. Diese Behandlung bezweckt die Entfernung derjenigen Sub- stanzen, welche den natürlichen Wein färben, und welche ebenfiSlls die Eigenschaft haben, sich in Amylalkohol zu lösen. Hierauf verföhrt man ganz wie vorhin angegeben. Man er- hält dann die nemlichen Resultate, mit dem einzigen Unter- schiede, dass man nach einiger Zeit drei getrennte Schichten wahrnimmt. (Jahresbef\ d, physik, Vereins zu Frankfurt ajM. 1873. p. 25). Kr.

Prüfung der schwefelsauren Thonerde«

Die schwefelsaure Thonprde enthält oft überschüssige Schwefelsäure, wodurch ihre Anwendung beschränkt wird,

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I Verfahren zur iStearinfabrication.

D dem Dasein überBchüssiger Schwefelsäure kann man sich *ch Einrühren des gepulverten Salzes in Alkohol leicht erzeugen. Die schwefelsaure Thonerde ist in diesem unlös- i, freie Schwefelsäure dagegen geht in den Alkohol über, n hat also nur zu filtriren, und mit Lackmus die Reaction \ Alkohols zu prüfen. Man kann dann auch durch Titriren Menge dei Schwefelsäure bestimmen. (Retmanns Färber- tung 1873. Nr. 11. BingWs polyt. Jour. Bd. CCVUL 235).

Kr.

Yerfahren zur Stearinfabrieation.

Professor Bock in Copenhagen hat gefunden , dass die bandlung der Fette mit Säuren behufs Stearinfabrication

* dann ungenügende Resultate liefert^ wenn die Einwirkung

* Säure auf das Fett zu intensiv gemacht wird. Beobach- man dabei die geeigneten Yorsichtsmassregeln, so liefert

se Methode, wie Bock es auch in der Praxis bestätigt unden hat, weit bessere Resultate, wie die sonst übliche ; Anwendung von Kalk. (Polyt. Joum. Bd. OCVUL 230).

Kr.

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469

II. Kleine Mittlieilungen.

üeber den Mineral -Keielitliiim Orieehenlands.

Durch die in den letzten Zeiten in Griechenland aufge- tauchte Oryctomanie wurden eine Menge von nützlichen Mineralien aufgefunden; selbe sind:

1) Reiche Eisenerze, um ganz Europa mit Eisener- zen versehen zu können.

Bloss auf der Insel Seriphos finden sich nach Berechnun- gen gegen 800,000,000 Tonnen Eisenerze aus Magnet -Eisen- stein, Thoneisensteinen, Glasköpfen, Brauneisenerzen bestehend.*) Ebenso finden sich solche auf der Insel Andres, Mykone und im Feloponnes und Akamanien.

500,000 Tonnen solcher Eisenerze wurden aus England bestellt, um dort verschmolzen zu werden, indem die Eisen- ausschmelzungen in Griechenland nicht gelungen sind.

2) Bleisul füret, silberhaltiges in Antiparos, auf der Insel Mylos und im Laurium- Gebirge und auch im Feloponnes.

3) Zinksulfuret und Galmey auf Samos, Antipa- ros und Mylos.

4) Antimon-Erze sollen in Chiös und auch auf Samos aufgefunden worden sein. In Laurium sind selbe jedoch nur arme Einlagerungen.

5) Chrom-Erze. Chrom-Eisensteine**) mit einem Chrom -Oxydgehalt von 40 48 Proc, in solcher Menge wur- den solche aufgefunden, um aUe Chrom - Fabriken in Europa

*) Aus diesem Grunde wurde diese Insel in den alten Zeiten eiserne Insel Nrjaog ai&rjQn genannt

**) Seltene Chrom -Verbindungen sind auf dem Chrom-Bisenstein, Chro- mopras, Bhodochrom. <

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Ueber den Mineral Reioli

versehen zu können. De Tür 5 Dr. bis 6 Dr. angeka Manganhyperoxyd-'V )xyde - Gehalte von 75 n Versuchen bestimmt. Manganhaltige Eise id ä 4 3 Dr. per Centne Kupfer-Erze, kupfergi r, Chalkopyyretes; selbe si md nicht mit Vortheil in 8 keine Steinkohlen un Lithographische Ste iischen Zwecken. ) Meerschaum-Lager. ) Vulcanische Produc inischeAsche, Puzzuol r Asche bedeckten Inseln nach dem Oriente und na( iihrt wird.

) Mühlstein r Porphyre , Tr los und Kimolos. ) Bimstein- Masse, zusami

und architektonische Ge( 1.

) Schwefel - Erden in Myl ren von Mylos wird der 6

europäischen Handel gebr ) Braunkohlen mit einem Kc 1 in neuerer Zeit in Men aufgefunden.

) Der Haupt -Reichthum i liehen Marmor-Einla| lor auf dem Pentelikon, ai aus dem Phidias und Pra: 1 schönen rothen Marmor antinea, dem Verde antico bänderten Marmorsorten der iel Tinos. Griechenland ki ten versehen.

)• Endlich ein noch grossen äer, die ausgezeichneten Th opylae , die Herkules-Q n von Hypate, von Kylene,

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r

Notizen über die Farben der alten Hellenen und EÖmer. 471

und die Thermen der Insel Mylos und die grossartige Clia- lybotherma der Insel Santorin.

Mit Bestimmtheit ist zu sagen ^ dass es kein Land auf dem Erdboden giebt, das alle Arten grossartigerer Thermen und Crenen nebst natürlichen Dampfschwitzbädern, Atmo- und Theioatmolubra- Dampf (Schwefeldampfbäder) besitzt, als Griechenland und selbe als Schätze der Natur, mit denen die- selbe dieses Land beglückte, anzusehen sind.

X. Landerer,

Notizen Aber die Farben der alten Hellenen und

BSmer.

Bei archäologischen Ausgrabungen in Athen wurde ein aus Marmor gearbeitetes Pistill aufgefundenen, ähnlich an Form derjenigen, deren sich heut zu Tage die Farbenreiber zum Reiben der Farben bedienen. Auf den untern Theile dieses Reibesteines war eine sehr festanhängende weisse mit Erd- tbeilen vermengte Masse, die durch Glühen dem Geruch nach empyreumatischen Stoffen, nach Harzöl, Wachs entwickelte, ähnlich den Acryl - Verbindungen. Nach dem Glühen zeigte sich der Rückstand aus Bleioxyd bestehend, mithin mit Sicher- heit anzunehmen, dass diese weisse Masse Bleiweiss, das Bi- metheon der Hellenen, mit einem Firnisse aus Wachs, Harz, vielleicht aus Mastix bestand und als Farbe für die Marmor- säulen oder Gefasse diente. Recht unwahrscheinlich ist es, dass diese Masse, die von den Alten sogenannte (Krj^g) Kyromatiches war, eine aus Wachs und Mastix besiehende Masse , deren sich die Alten nach Vitruv zu solchen Zwecken bedientgn. Andere Farben der alten Hellenen waren:

1) Zinnober, künstlicher Zinnober, den ein Athener, Kai- lias genannt, um die 92 Olympiade in Athen bereitete.

2) Der Miltos der Alten, eine Ochra rubra.

3) Das Sil auf Sandix, d. i. eine Bleiglätte, gleich dem Minium.

4) Eine kupfergrüne Jos xestos genannt, nemlich das von dem metallischen Kupfer abgekratzte grüne Kupferoxyd, mithin eine grüne Farbe.

5) Die als blaue Farbe dienende war ebenfalls eine Kupferfarbe, nach meiner Untersuchung ein Malachit, der zu feinem Pulver gerieben wurde, und eine auf den Mumiensär-

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472 Üebcr die Auaschmelzung der Ecboladen YOn Laurittm.

gen der Egypter sich vorgefiindene Farbs, nach Vitruv Caeruleum genannt^ soll aus Kupfer mit Salz bereitet worden sein.

6) Weisse Farben zeigten sich aus Bleiweiss und andere auf gemalten Thongefassen aus weisser Thonerde bestehend, und als solche wurde der weisse Thon der Insel Mylos, den man Tenos Myleae nannte, dazu benutzt.

7) Zu schwarzen Farben diente das Kohlenschwarz und auch das Beinschwarz, das Atramentum von den Eömem genannt wurde, und dessen sich in den ältesten Zeiten Apel- les bediente, um seinen Gemälden einen milden Ton zu geben.

Die Vergoldungen geschahen mittelst Aufkleben der Gold- blätter mittelst Eiweiss und auf den Mumiensärgen der Egyp- ter mittelst des Gummi Sarcocollae, das sogenannte Fisch- leimgummi, das aus der Pflanze Penaea mucronata ausfliesst. Zum Vergolden metallener Gegenstände diente den Goldarbei- tern, Chrysochoen genannt, ein Gold -Amalgam aus Gold mit Quecksilber, das auf die metallenen Gegenstände aufgetragen wurde. Auch im Homer findet sich eine Stelle, wo der Be- schreibung des Vergoldens von den Hörnern eines Opferthiers gedacht wird. X. i.

Ueber die Ausschmelzuiig der Ecboladen ron Lan-

rium.

Ecboladen nennt man in Griechenland die Bleierden, die in den Laurischen Bergwerken aufgefunden wurden. Selbe stammen von dem mit dem tauben Gesteine von Bleisulfture- ten mit abgeschlagener Galene argentifere her, die,,als von unbedeutendem Werthe, gegenüber den so reichlich ausgebeu- teten Bleierzen bei Seite geschafft und auf den Bleihalden aus- gebreitet wurden. Dieses Bleisulfuret wurde durch den Ein- fluss Tausender von Jahren in kohlensaures, schwefelsaures, phosphorsaures Bleioxyd umgewandelt, und nicht unwahr- scheinlich ist es, dass auch die von dem Abtreiben des Sil- bers sich in Unmasse findende Bleiglätte, die die Alten Mo- lybdiles, Lytharjinctes , Chrysites, Argyntes nannten, als unbrauchbar, indem die Alten das metallische Blei zu wenigen Gegenständen nur verwendeten, mit diesen andern Bleierden als von beschränktem Nutzen auf diese Schlackenhalden

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üeW die Augschmehsang der Ec^oladen von Lauriuni. 473

geworfen wurden, denn unter diesen Ecboladen*) finden sich tausende von Trümmern von Kapellen mit Lythärgyum im- prägnirt und pfundschwere Stücke Lythärgyum wurden unter diesen Bleierden aufgefunden. Ob die Millionen Tonnen Bleiglätte, die beim Abtreiben des Silbers als Nebenproduct gewonnen wurden, durch ßeduction auf metallisches Blei gewonnen und wozu selbes verwendet wurde, ist nicht zu bestimmen.

Aus Blei gearbeitet findet man Bleiplatten, Schleu- dersteine, Bleiweiss zu Farben und Schminken, Psimetheon genannt.

Nach Berechnungen der Millionen und in Millionen von Tonnen sich findenden' Ecboladen und Bleierden können aus denselben für 172 Dillion Frcs. Werth Blei ausgeschmol- zen werden. Nach andern Berechnungen für 800,000,000 sil- berhaltiges Blei, aus dem durch die ingeniöse Methode des Pattinson mittelst Zusatz von Zink das Silber vom Blei abge- schieden werden kann, indem das Zink mit dem Silber eine schnellere erstarrende Masse bildet, während das Blei flüssig bleibt. Aus dem zinkhaltigen Silber wird sodann das Silber durch Destillation des Zinkes geschieden und durch Kupella- tion das Silber in reinem metallischen Zustande erhalten.

Um jedoch diese Bleierden zu gewinnen, müssen diese mit taubem Gesteine, mit sand- und thonerdehaltigen Erdarten gewonnenen Bleierden durch einen Waschprocess concentrirt werden und aus diesen werden 8—10 Proc. Bleierden gewon- nen. Werden diese sodann mittelst Steinkohlentheer, oder Steinöl nach meinen Versuchen, aus Zante, das Pissasphaltum- Maltha des Herodot, wo sich selbes in Menge findet und reichlich mit Wasser gemengt entquillt, und mit Steinkoh- lenpulver in Ziegelsteinfcrm gebracht und in Hochöfen, Feuer- öfen oder Fabriköfen verschmolzen, so lässt sich daraus das silberhaltige Blei gewinnen.

Aus den seit den althellenischen Zeiten, seit den Zeiten des Perikles nutzlos dagelegenen Blei - Schlacken, Skorien, die noch 5—8 10 bis 14 Proc. silberhaltiges Blei enthielten und enthalten und seit 8 10 Jahren ausgeschmolzen werden, wurden*durch eine Französisch -Italienische Gesellschaft mehr als 60 Millionen Frcs. an Werth des Bleies gewonnen.

Diese Ecboladen beschäftigen die ganze hellenische und europäische Welt.

♦) Dieses Wort Ecboladen stammt von dem griechischen Zeitwort ixßukXetv abscheiden, wegwerfen als unnütz, ab.

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474 Litefatur und Eritü

Diese laurisohen silberhaltigen B] Alten ihr Silber gewannen, das Peri ganzen Welt angestaunten Monumente langen Mauer, Pyraeus etc. verwendet, Schwefel 12 und Schwefelsilber. Ar Bleies können 5 7 Quentchen Silbei Glück auf! nach des Bergmannes Spr

X.

C. Literatar und

Die Pharmacopoea Germanica, verglic Ausgaben der Pharmacopoea Borussi Supplement etc. Für Apotheker, Ai und Droguenhändler. Von B. Hirscl borg (Schlesien). 1. 2. 3. Lieferung. Verlag der Königlichen Geheimen ( (R. V. Decker).

Der durch frühere Arbeiten rühmlichst fert auch in dem vorliegenden Werke den ] denden Thätigkeit, da er nicht allein die genannten Pharmakopoen mit einander yergleic Fällen eine auf selbständige Versuche gestütz in den genannten Werken enthaltenen Gegensts den; aus Eandbemerkungen ist ersichtlich, ol German. gegen sämmtliche der in Betracht gea Bezug ai^ einige derselben neu sind, oder o und Vorschriften yon den früheren abweichen.

Bei den l)roguen und denjenigen Präpan nicht selbst darzustellen pflegen , findet sich eii der Pharmakopoe, meistens ohne weitere Zusät: welche eine ausführliche Besprechung erfahre] weit wieder gegeben, als es die Bearbeitung des Werkes möglichst zu beschränken ist dies lenswerth, doch könnte man in Eüksicht auf sehen, dass auch bei den von Fabriken gelie Btellungsmethoden angedeutet wären, damit d chemischen Werkes in den Fällen, wo es nur ankommt, erspart würde. Möge es gestatte tenden Bemerkungen einzelne Artikel besonders

Acetum. £s findet sich nicht angegeben, fremde Säuren zu verfahren hat.

Acet. pyrolignos. crud. Verf. h^t dafüi 6% Monohydrat nur den Minimalgehalt bezeicl waare häufig 8, 10 ja auch 11 7o Säuregehalt <

Acid. acetic. Es wird die Vorschrift ( welcher wasserfreies essigsaures Natron, mit d gemengt^ destiUirt werden soll; besonders emp

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litemtur und Kritik 47^

Üieoretischon Ausbeute einer Säure von grosser Beinheit erhalte. Dagegen wird Ton der Vorschrift der 7. Auflage derselben Pharmakopoe (Destillation von wasserfreiem ossigs. Natron mit ^ At. Schwefelsäure), welche von anderer Seite für die zweckmässigste gehalten wird, angegeben, dass man .eine geringere Ausbeute einer meist nicht völlig reinen Säure bekomme. Ferner wird aufmerksam gemacht, dass die Angaben der Pharm. Germ, über Schmelz- und Erstarrungspunkt undeutlich gefasst seien tand dass die Forderung, 10 Th. Säure sollen 1 Th. Citronenöl lösen, nicht gerade die allerstärkste Säure verlange.

Acid. acetio. dil. Auch hier glaubt Verf. der Vorschrift der 6. Auflage Pharm. Boruss., nach welcher die Destillation unter Wasserzusatz vorzu- nehmen ist, den Vorzug zuerkennen zu müssen vor der der 7. Auflage, wo kein Wasserzusatz stattflndet. Die Menge der Schwefelsäure entspricht nicht völlig 2 Atomen auf 1 At. essigs. Natron. Bekanntlich wird von Mohr die Ansicht vertreten, dass man nur 1 Atom Schwefelsäure anwen- den soU, während Hager 2 Atome für erforderlich hält.

Acid. benzoic. Einrichtung des Apparates zur Sublimation ist genau beschrieben und vorheriges Austrocknen der gröblich gepulverten Benzoe durch Stehenlassen über zerstossenen Aetzkalk angerathen.

Acid. boricum. Zur Zersetzung des Borax wird zweckmässig Salz- säure empfohlen, da Schwefelsäure schwieriger von den Krystallen zu ent- fernen ist.

Acid. carboüc. Grösstmöglichste Reinheit der krystallisirten Säure wird, wie das Löslichkeitsverhältniss in "Wasser ergiebt, von der Phar- makopoe nicht verlangt. Zur Prüfung der rohen Säure wird Darstellung des sulfocarbolsauren Baryt- oder Bleisalzes und Glühen einer gewogenen Menge desselben vorgeschrieben.

Acid. hydrochloric. Es werden die Mengenverhältnisse der Pharm. Bor. VI (1 und 2 Atome) empfohlen und bemerkt, ^ass man zweckmässig gereinigtes Kochsalz verwende, um Spuren Jod und Brom zu vermeiden. Das Verfahren bei der Destillation ist genau beschrieben. Hinsichtlich des von der Pharmakopoe verlangten Prüfung mit Silbersalpeterpapier wird erwähnt, dass man, wenn Schwärzung desselben bei gleichzeitiger Schwärzung des Baumwollenpfropfs stattfinde, den Versuch wiederholen müsse, nachdem durch einen geringen Ueberschuss von übermangansaurem Kali die schweflige Säure zerstört sei, weil möglicherweise die Färbung des Silberpapiers von Schwefelwasserstoff herrühre. Es hätte bemerkt werden können, dass man bei der Darstellung auf Verwendung einer arsenfreien Schwefelsäure besonders zu achten hat.

Acid. hydrochlor. crud. soll jetzt frei von Arsen sein und auf diese Verunreinigung nach Bettendorfs Verfahren geprüft werden.

Acid. lacticum. Verf. bemerkt, dass die vorgeschriebenen Prüfungen nicht eine etwaige Verunreinigung mit Zucker, Gummi oder Glycerin berücksichtigen, fügt aber keine weiteren Angaben hinzu.

Acid. nitricum. Bei reinen Salzen entscheidet sich Verf. für Ver- wendung von Katronsalpeter, bei weniger reinen für Kalisalpeter. Eec- tification der rohen Säure glaubt derselbe nicht empfehlen zu können, doch ist zu den namhaft gemachten Versuchen eine Säure von nur 1,386 spec. Gewicht benutzt worden. Dass die Pharmakopoe auf die so häufige Verunreinigung mit salpetriger Säure keine Eücksicht nimmt, wird her- vorgehoben.

Acid. nitric. fumans. Die Darstellung wird genau beschrieben und den Vorschriften der letzten preussischen Pharmakopoen der Vorzug gege- ben vor der Methode, salpetrigsaure Dämpfe in höchst concentrirte Sal- petersäure zu leiten.

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L:^ 476 Literatur und Kritik.

^f ' Acid. phosphoricum. £s wird angerathei

^ bade vorzunehmen; ich ziehe freies Feuer vor

jf torte aufwärts und leite durch ein angefugtes G

|l^~ den Dämpfe ins Freie. Ob die Salpetersäui

^^f ^ man zweckmässig durch einen über die Sohaale

Jf/ befeuchteten Glasstab. Vor der Behandlung

k]/ die Säure zu verdünnen.

f/"', Acid. tannic. Verf. hebt hervor, dass mai

^ /- völlig lösliche Gerbsäure erhält, wenn man die

fe^ Schaale so lange erwärmt, bis Aether und '\'V

^: ; nicht mehr wahrnehmbar sind, und erst nach (

b- Aether acetic. Die Vorschrift der Pharm. Bo

^^ tronsalz fast 2% At. Schwefelsäure und fast 1 74

für besser gehsdten, als die von Hager um Katronsalz 2 At. Schwefelsäure und 1 Alkoh« Beschreibung des Verfahrens werden Versuc gegen Hager's Verfahren ausgesprochne ürtl lieh der Ausbeute wird bemerkt, dass bei Be Kolbens 90 91%, bei einem kurzhalsigen tischen Ausbeute an reinem Essigäther gewonn lation etwa gleicher Atome Alkohol, Schwefelsäi nach Duflos beobachtete Verf. ebenfalls Mai Alumina hydrata. Man soll etwas mehr kofa als die Pharmakopö vorschreibt, um Bildung basi Aq. amygdal. amar. Destillation über fr düng kalkreiohen Wassers etc. wird empföhle Säuregehalt ist die gewichtsanalytische Methode nes Erachtens, bei dieser sich so häufig ff maassanalytische Methode besonders anzurathex Aq. calcariae. Mit Becht wird auftuerb ersten Auszuge des Kalkes etwaige Verunreinig Verbindungen enthalten sind.

Aq. lauroceras. Vom Verf. ist nicht b€ hält, die von der Pharmakopoe verlangte Stärl Handel auch verfälschte oder corrigirte Waare Argent. nitric. cryst. Um vollkommen wird vorgeschlagen, das geschmolzene zu lösen Argilla. Auf die Unklarheit des Ausd gewiesen.

Atrop. sulfur. Fällung einer Lösung ii kohlensaures Natron zeigt Gehalt anBelladonn den Pflanzenbase.

Bismuth. subnitric. Es wird bemerkt, das Eindampfen die Entfernung etwa vorhandenen Krystallisirenlassen bleibt meistens Kupfer in lieh erscheint es, ob überhaupt Krystallisirenli muss man sich in den wenigen Fällen, in dei Schriften giebt, auch an diese halten.

Caloar. carbon. praecip. Mit Eecht wii wünschenswerth gewesen, wenn die Pharmakopc gegeben, da bekanntlich durch Fällung in de sehr verschiedene Producte erzielt werden, erstere Methode, weil ein lockeres, leicht gewonnen werde, doch ist zu berücksichtigen, Auswaschens auch leichter eine Verunreinigung

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Literatur und Kritik. 477

Calcaria cMorata. Die bei der Prüfung auf Gehalt an wirksamen Chlor zu beobachtenden Vorsichtsmassregeln sind genau angegeben.

Carbo animalis. Die von der Pharmakopoe vorgeschriebene Mischung von Fleisch und Knochen soll 15 17% Kohle geben, die zu etwa »/s aus phosphorsaurem Kalk besteht.

Gera. Eine bequeme Methode zur Bestimmung des spec. Gew. des weissen Wachses wird beschrieben , von weiteren Prüfungen auf Verfäl- schungen nur erwähnt, dass das Verfahren ziemlich umständlich sei; für Gera flava wird zur Nachweisung von Fettsäuren Kochen mit einer Lösung von Aetznatron empfohlen.

Chinin, hydrochloric. Die Vorschrift der Pharm. Bor. VI wird mit der Abänderung, 18 Tb. schwefelsauren Chinins statt 16 anzuwenden, für gut erkannt.

Chinin, sulfuric. Zu beachten ist die Aufbewahrung in gut verschlos^ senen Gefässen, da das Salz 8% seines Gewichts durch Verwitterung verlieren kann.

Chinin tannic. Verf. hat 'gefunden , dass auf 1 Theil Chin. sulfur. 2Ys Th. Acid. tannic. ausreichen und dass 100 Th. schwefelsauren Chinins 300 Th. Ausbeute liefern, mehr, als nach der Hagerschen Formel für dieses Präparat möglich wäre. . Der ausgewaschene Niederschlag ist in allergelindester Wärme zu trocknen.

Chinin, valerianic. Der Bereitung aus reinem Chinin und Baldrian- säure wird der Vorzug vor der Zersetzung des schwefelsauren Salzes mit baldriansaurem Alkali zuerkannt.

Cbloral. hydrat. cryat. Der üebersetzung des Textes sind keine weiteren Angaben zugefügt, namentlich auch nicht eine Ansicht darüber geäussert, ob die Forderung eines vollkommen neutralen Präparates eine gerechtfertigte ist.

Chloroform. Es wird auf die vom Verf. im Archiv Bd. 157 S. 137 ff. veröffentlichte Arbeit verwiesen.

CoUodium. Die zweite Vorschrift der Pharmakopoe zur Darstellung der CollodiumwoUe wird für die bessere erklärt und betont, dass das Säuregemisch vor Eintragung der Wolle auf 10 15 ^C. abgekühlt sein muss.

Gort. chin. Galys. Der Forderung der Pharmakopoe, dass die Binde 1:— 2 Gentimeter dick sein soll, wird zugestimmt.

Cnpr. ozydat. Fällung von Kupfersalzen mit ätzenden oder kohlen- sauren Alkalien wird empfohlen, weil auf diese Weise ein lockereres Prä- parat, als durch Glühen der salpetersauren Verbindung erhalten wird.

Cnpr. sulfuric. Es wird auf die verschiedenen ijigaben der Pharm. German. über die Löslichkeit in Wasser des rohen und des reinen Salzes hingewiesen.

Extraeta. Der Artikel bringt Zusammenstellungen über die verschie- denen Bereitungsarten der Extracte, über die verschiedenen anzuwenden- den Lösungsmittel, über die Löslichkeit in Wasser, die geforderte Con- sistenz und Aufbewahrungsart, sowie eine Tabelle über die Ausbeute. Auch wird eine interessante Abhandlung über die Leistungen der verschie- denen Arten von Pressen und über das Abdampfen gegeben. Aeusserun- gen über die Zweckmassigkeit der neuen Vorschriften für Extr. absinth. und millefolii finden sich nicht.

Extr. oamis Liebig. Es werden Liebig's Anforderungen an ein gutes Fleischextract namhaft gemacht und darauf hingewiesen, dass auch Extraot aus anderen Quellen, als der Fray- Bentos Compagnie den Anforderungen 4er Pharmakopoe entspreche. Verfasser glaubt, dass in der Bezeicbnun«

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478 Literatur und Kritik.

Eztr. camis Liebig keine Verpflichtung liege , nur ein Extract zu verwen- den, bei dessen Erzeugung Liebig geschäftlich betheiligt war.

Ferrum und dessen Präparate, üeber die Bereitung der yerschiedenen Eisenpräparate finden sich recht treffende Bemerkungen. Bei Ferr. oxyd. fusc, sind die zu beachtenden Yorsichtsmassregeln herrorgehoben, durch welche ein Hydrat mit 3 Atomen Wasser erhalten wird und Versuche an- geführt, aus welchen gefolgert wird, dass dieses Präparat beim Trocknen Kohlensäure aus der Luft anziehe und mechanisch festhalte. Die für Ferr. phosphoric. vorgeschriebene rasche Filtration und das Trocknen in niederer Temperatur werden als wesentlich zur Erzielang eines guten Präparates anerkannt. Zu Ferr. pyrophosphor. c. ammon. citric. wird bemerkt, dass das Eisenchlorid keine freie Säure enthalten dürfe und die Fällung in der Kälte geschehn müsse. üebereinstimmend mit meinen Beobachtungen wird bei Ferr. reduct. angegeben^ dass die von der Phann. Oerm. verlangte schwarze Farbe dem reinen Eisen nicht eigen ist; dass übrigens kein reines Eisen unter dieser Bezeichnung verstanden wird, geht daraus hervor, dass beim Digeriren mit Bromwasser nicht mehr als die Hälfte ungelöst bleiben soll. Schwieriger dürfte die Forderung, dass es sich in Salzsäure unter Entwicklung eines geruchlosen Was- serstoffgases lösen soll, zu erfüllen sein. Bei Berichtigung eines Feh- lers (wohl Druckfehlers) in der von der Pharmakopoe gegebenen Formel für Ferr. sesquichlorat. nimmt Verf. Gelegenheit, sich gegen die Anschau- ungen der modernen Chemie auszusprechen, und möchte Ich nur, ' ohne die schon von so vielen Seiten besprochenen Gründe für und wider zu widerholen, beiläufig bemerken, dass ich in diesem Falle die Ansichten des geehrten Herrn Verfassers nicht theile. Zu der Notiz, dass das durch Fällen mit Alkohol gewonnene schwefelsaure Eisenoxydul nach Barckhausen weniger als 7 Atome Wasser enthalte , möchte ich auf Fre- senius' quantitative Analyse (5. Auflage S. 752) verweisen, wo sich für das Salz, weiches man durch Eintropfenlassen der concentrirten wässrigen Lösung in das doppelte Volum Weingeist erhält, die Formel FeO. SO^ -|- HO + 6 aq. findet.

Glycerin. Die beigefügte Formel für das officinelle Präparat ist für den ersten Augenblick undeutlich, weil -{~ ^^^d Zeichen dicht neben einander stehen, letzteres aber nur in Bücksicht auf den Spielraum des spec. Gewichts 1,23— 1,25 Verwendung gefunden hat. Es wird darauf hingewiesen, dass von der Pharmakopoe die Verdampfungsprobe nicht mehr angeführt wird.

Hydrargyrum und dessen Verbindungen. Das durch Prapariren des sublimirten Calomel erhaltene Pulver soll 8 10 mal grössere .Stückchen darstellen, als das des* durch Dampf bereiteten; es wird aufmerksam gemacht, dass nicht die eine Art statt der anderen dispensirt werden darf. Beim Reinigen des Quecksilbers soll die Hälfte der vorgeschrie- benen Menge Salpetersäure genügen; nachheriges Erwärmen im Dampf- bade wird für überflüssig erklärt, da das Wasser sich leicht durch Trocknen mit Fliesspapier entfernen lasse. Auch die empfehlenswerthe Methode des Eeinigens mit Eisenchlorid und die Destillation des Quecksilbers werden besprochen. Beim Jodür werden die zu beachtenden Vorsiohtsmass- regeln, um Jodidbildung zu vermeiden, angegeben. Da bei der Vor- schrift zu Hydr. oxydat. via humid, par. die Menge des Aetznatrons nui eben ausreicht, so soll man sich überzeugen, dass die überstehende Flüs- sigkeit stark alkalisch reagire, weil auch hier leicht ein basisches Salz entsteht. Nach der Pharm. Germ, soll sich das Präparat fast vollständig yerflüchtigen; Verf. hält dafür, dass dieses Präparat eher in vollkomm«

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r

Literatur und Kritik.

479

ner Eeinbeit herzustellen ist, als das durch Präpariren dargestellte Queck- silberoxyd.

Kali acetic. Verdampfen über freiem Feuer wird empfohlen; bei die- ser Gelegenheit werden Rathschläge ertheilt, welche man zur Conservirung TOn Porzellanschaalen zu beachten hat.

Kali carbonic. Gelbfärbung der Löthrohrflamme soll erst bei einem Katrongehalte yon 5% erkennbar sein; da eine solche rohe Pottasche zu verwerfen, so könne 'man bei einer mit niedrigerem Natrongehalte die Stärke durch Neutralisation mit einer Säure yoh bestimmtem Gehalte ermitteln. Hinsichtlich der gereinigten Pottasche wird erwähnt, dass man die Kieselerde durch doppelt kohlensaures Kali oder durch kohlensaures Ammoniak unlöslich machen und durch nochmaliges Lösen entfernen könne. Auch wird die Forderung der Pharm. Germ, kritisirt, dass die- ses Präparat 15 18 7o. ^^sser enthalten solle, während bei Kai. carb. pur. nichts über Wassergehalt gesagt sei.

Kali tartarie. £s wird wieder darauf hingewiesen, dass man augen- blicklich das Kali billiger im Carbonate, als im Bicarbonate kaufe. Manche der bei der Darstellung zu beobachtenden Vorsichtsmassregeln werden angegeben.

Kalium bromat. Verschiedene Vorschriften werden besprochen und die Yon.der Pharm. Germ, gestellten Ansprüche erklärt.

KaÜum jodat. Zur Darstellung werden die Methoden mit Eisenjodur- Jodid, Lösen in Aetzlauge und Zersetzen von Jodbaryum durch schwefel- saures Kali empfohlen.

Kalium sulfurat. ad baln. Die Bereitung wird ausführlich besprochen und die von Wittstein angegebene Methode (unter Wasserzusatz) als nicht empfehlenswerth bezeichnet.

Kamala. Zur Entfernung von Sand wird Abschlämmen mit Wasser empfohlen: doch ist zu berücksichtigen, dass nicht alle Handelswaare auf diese Weise genügend gereinigt werden kann.

Liq. ammon. acet. Verschiedene üngenauigkeiten in der Vorschrift der Pharm. Germ, werden hervorgehoben.

Liq. ammon. caust. spir. Ein starker wässriger Salmiakgeist wird liier für zweckmässiger zur Ammoniakentwicklung gehalten, als ein Gemisch von Ammoniaksalz mit Kalk.

Liq. ammon. succin. Es hätte erwähnt werden können, dass man sich vor doppelt kohlensaurem Ammoniak zu hüten habe, welches sich häufig in dem kalt bereiteten Liquor vorfindet.

Liq. ferri acet. Auf eine Unrichtigkeit der Vorschrift, der Pharm. Germ., wird hingewiesen und dargelegt, wie man am besten zu verfah- ren hat.

Liq. ferri chlorat. Einige Verbesserungen zu den Angaben der Phar- makopoe werden vorgeschlagen.

Liq. ferri sesquichlor. Der Oxydation der Eisenchlorürlösung durch Salpetersäure und Salzsäure in den richtigen Verhältnissen wird der Vor- zug zuerkannt; Verf. ist der Ansicht, dass ein von Oxychlorid freier Liquor kein höheres spec. Gew. als 1,472 haben könne.

Liq. Kali u. natr. caust. Die Darstellung beider ist genau beschrie- ben. Für wünschenswerth wird es erklärt, dass bei Herausgabe einer neuen Pharmakopoe das speo. Gew. so normirt würde, dass gleiche Gewichts- theile beider dieselbe Menge von Säure sättigten oder, wie Verf. es nennt, die Flüssigkeiten dasselbe Aequivalent hätten. Dieselbe Einrichtung wird^ hinsichtlich mehrerer Säuren gewünscht.

Liq. natri chlorati. Wieder wird vom Verf. eine irrthümliche An- l^abe der Pharm. Genn. berichtigt; der geforderte Minimalgehalt von öp/m

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480 Literatur und Kritik.

an wirksamem Chlor ist zu niedrig. Wenn man genau nach der Vorschrift mit Materialien ?on der richtigen Stärke arbeitet, kann derselbe über 27 p/m betragen. Auch wird darauf hingewiesen, dass die bei der Darstel- lung inne zu haltende Temperatur nicht ?orgeschrieben ist.

Liq. plumbi subacet. Es wird bestätigt, dass man bei vorsichtiger Arbeit stets das vorgeschriebene spec. Gew. erzielen kann.

Liq. stibii chlorati. Mehrere Vorschriften werden besprochen und hinsichtlich derjenigen der Pharm. Germ, die Uebelstände angegeben, welche aus der Verwendung einer so schwachen reinen Säure resultiren.

Lithium carbonic. Verf. bemerkt, dass eine Angabe der Pharm. Germ. Löslichkeit in Spiritus nicht mit der Gmelin's, Wittstein's, Hager's u. A. stimme»; ich stellte deshalb Versuche an und fand, dass in Spiritus und Spiritus dilutus nur Spuren löslich sind.

Lycopodium. Die unterscheidenden Merkmale für Pollen von Pinus und Corylus werden angegeben.

Magnes. lactica. Abermals ist vom Verf. eine irrige Angabe der Pharm. Germ, notirt; beim Glühen des Salzes soll nemlioh die Hälfte des Gewichts an Magnesia zurückbleiben, während nach der Zusammensetzung nur 15 16% Magnesia vorhanden sind. Uebrigens hat sich bei Auffüh- rung eines vom Verl angestellten Versuchs ein Druckfehler eingeschlichen; 0,520 Substanz sollen 0,92 (17,69 7o) ^^^^ Glühen hinterlassen haben. £b muss heissen: 0,092. Nach Angaben im Gmelinsehen Handbuche hin- terlässt die wasserfreie Verbindung nur etwa 20% Magnesia.

Magnes. sulfuric. sicc. £s wird darauf hingewiesen, dass die Phar- makopoe nur den in massiger Wärme entweichenden Gebalt des Krystall- wassers entfernt haben will.

Mangan, hyperoxyd. Der durch die geforderte Prüfung nachgewie- sene Gehalt an Manganhyperoxyd beträgt nach Verf. nicht 60, sondern 62,74%.

Mel depurat. Die Vorschrift wird für zweckmässig erklärt, nur hin- zugefügt, dass das Verdampfen des Filtrats unter stetem Umrühren zu erfolgen habe.

Natrum bicarbonic. Das Verfahren zur Prüfung mit Quecksiberchlorid ist genau auseinandergesetzt.

Natr. phosphoric. Es wird Ausziehen gebrannter Bjiochen mit Salz- säure, Fällen des phosphorsauren Kalks durch Kalkmilch, Zersetzen des- selben durch Schwefelsäure und Neutralisation der Phosphorsäure mit kohlensaurem Natron empfohlen.

Natr. pyrophosphor. ferrat. Die neuesten Untersuchungen Kieckher's sind in Betracht gezogen.

Natr. subsulfuros. Es wird bemerkt, dass zur Erzielung einer farblosen Lösung auf 1 Th. Jod nicht, wie die Pharm. Germ, sagt, 1 Th., sondern 2 Th. des Salzes erforderlich sind.

Olea aetherea. Die Vorsichtsmassregeln bei der Darstellung, die Aus- beute und Prüfungsmethoden sind ausführlich besprochen.

Bissendorf, Septbr. 1873. Dr. S. Kemper,

Druckfehler: Auf S. 432 Z. 4 von unten muss es heissen: „Ankerit'^ statt Anthraconit.

fiftUe, Buchcbrttck^r«! 4m W«ii«nhüu««at

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AKOHIV DER PHARMACIE.

3. Keihe, 3. Band, 6. Heft.

A. Originalmittheilnngen.

J. Pharmacie, pliarmaceut. und phys. , Oliemie.

Die Prüfungen des Wasser's für die Zwecke der Cfesundheitspflege.

Von E. Reichardt.

Die nachstehenden Zeilen entspringen den so oft, auch mir gegenüber, wiederholten Fragen, wie ein Wasser zu prü- fen sei, um dasselbe als gutes oder verwerfliches Genuss- wasser zu bezeichnen, ob es nicht besser sei, eiüe allgemein anzuwendende Prüfungsmethode einzuführen, ob der Gehalt an Salpetersäure auch thatsächlich so gefährlich sei, u. s. w. u. s. w., Fragen, welche rasch gestellt werden können, deren Beant- wortung aber von sehr verschiedenen Gesicht *;en aus- geljpn muss, wenn man den Grundlagen der Gesif^^ itspflege gerecht werden will.

Die früher üblichen Untersuchungen von Wasser gingen wesentlich darauf hinaus, 'sämmtliche Bestandtheile kennen zu lernen und dieselben nach gewohnten Regeln zu Salzen zu grup- piren. Hierbei ist nothwendig, hervorzuheben, dass die Be- rechnung der Salze in vieler Hinsicht immer eine willkürliche, persönlichen Anschauungen folgende, sein wird und dass zunächst für die einfache Beurtheilung der Mischung eines Wassers diese Berechnung wenig oder gar keine Bedeutung besitzt; allerdings beruht der geringe Werth dieser Angaben wesentlich auf der Unsicherheit derselben.

Axarn, d. VhB,rm. III. IletU. ni. Bas, 9, Hft. 81

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482 E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser's

Diese vollständigen TJntersuc bei medicinischen Heilquellen An^ sehr häufig bis auf diejenigen Besta überhaupt nur in Spuren . in was so dass es eine Zeit gab^ wo mi genauesten, umständlichsten Verö^

ragendsten Chemiker beschäftigten sich gerade mit derartigen Untersuchungen. Allmählich überzeugte man sich jedoch, dass durch diese mühevollen Arbeiten für den eigentlichen Zweck der Verwendung der Wasser als Heilmittel wenig oder nichts erreicht werde.

Diese Art der chemischen Prüfung und Beurtheilung des Wassers hat in mehrerer Beziehung mit der jetzigen, hier zu erörternden Aufgabe nichts oder nur sehr wenig gemein. Jetzt handelt es sich nicht um die Verwendung von Wasser als Heilmittel, sondern als Nahrungsmittel, Genusswasser, und erhält hierdurch die Frage eine weit ausgedehntere Be- deutung.

Die Anregung zu dem jetzt immer mehr in den Vorder- grund tretenden Verlangen der Beurtheilung des Trinkwas- sers wurde durch mannigfaltige Beobachtungen veranlasst, welche das Wasser bestimmter Brunnen geradezu als gef lieh fiir die Gesundheit hinstellten, namentlich bei ( Auftreten und der Verbreitung gewisser Epidemien.

Pettenkofer suchte den Grund der schädlichen "V kung in dem Steigen und Fallen des Grundwassers und lei zuerst auf die Prüfung der in dem Wasser enthaltenen or nischen Substanz. Die letzte. Zeit führt jedoch n und mehr auf die Schädlichkeit des Trinkwassers , wenn < selbe Verunreinigungen aufgenommen hat und kann d Schädlichkeit recht wohl mit dem Steigen und Sinken Grundwassers in Beziehung gebracht werden, da das sc) lieh wirkende Trinkwasser meistens aus dem, mit dem Gri wasser direct zusammenhängenden, stehenden Wasser Pumpbrunnen entnommen wird, schädliche Aeusserungen ersteren also auch auf letztere übertragen werden können,

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H. Jleicliardt, Prüfung, d. Wassei's f. d. Zwecke d. Gesundheitpflege. 483

Durch diese Verkettung der TJmßtände ist die Beurthei- lung des Trinkwassers eine gesundheitspolizeiliche geworden und hierbei tritt besonders noch die Aufgabe in den Vorder- grund, die Untersuchungsresultate so einfach und so verständ- lich zu geben, dass vor allen Anderen der Laie sich von der Sachlage überzeugen kann. Die Forderung der Gesundheits- pflege ist Gemeingut und kann nur dadurch erreicht werden, dass sich Alle die Hand reichen, und hierzu gehört wiederum der klare Einblick in die Lage, um mit Verständniss handeln zu können.

Dies voraus zu schicken, hielt ich für nothwendig, da das zu erstrebende Ziel stets vor Augen behalten werden muss und den Gang, wie die für die Beurtheilung wichtigen Gesichtspunkte beeinflusst.

Der Gegensatz von reinem Trinkwasser und verunrei- nigtem ist aber vorerst so zu kritisiren, dass man Handhaben erhält, beide von einander zu unterscheiden.

Alle Quellen sind in ihrem Ursprünge und ihrer Mischung von der Gebirgsformation abhängig, der sie entstammen, sei es festes Gebirge, angeschwemmter Boden oder beides ver- eint. Was lösbar vorhanden, wird nach längerer oder kür- zerer Zeit in das Wasser gelangen und hier vielleicht local sehr wichtige, rückwirkende Schlussfolgerungen gestatten.

Dass auch aus den festen Gebirgen Quellen zu uns gelangen, mit besonderer medicinischer Wirkung behaftet, mit aufSillig vermehrtem Gehalte eines oder einiger löslicher Stoffe, beweisen die Vorkommnisse der Sool- und Salzquel- len, der Gyps- und Eisen wasser. Diese doch seltener vor- kommenden Fälle lassen sich aber sehr leicht constatiren und haben für den Gebrauch als Trink- oder Genusswasser kei- nerlei Bedeutung, würden jedoch nach dem unten folgenden Kriterium immer unter die Reihe der verunreinigten Wasser fallen und somit wenigstens als unbrauchbar für die Verwen- dung als Nahrung bezeichnet werden.

Die an und für sich reinen Quellen enthalten sehr wenig Alkalisalze, meist an Chlor oder Schwefelsäure gebunden, wechselnde Mengen von Kalk *und Magnesia und diese als

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E. Hcichardt, Prüfung, d. Wasscr's f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege.

ilensaure Salze, äusserst wenig organische Substanz und )etersaure8 Salz, meist wiederum an Alkali gebunden.

Durch diese Tbatsache entsteht eine Vereinfachung der fung. Man bestimmt zunächst nicht die Alkalien, sondern

Chlor, Schwefelsäure, Salpetersäure, organische Substanz, diese die weit leichter fassbaren, erkennbaren Stofife sind, ine Quellwasser enthalten nur Spuren von lor und Schwefelsäure und geben mit Brucin he meine Grundlagen zur Beurtheilung des Trinkwassers. Luflage. S. 52.) gar keine Reaction auf Salpeter- L r e.

Man ist hierdurch in den Stand gesetzt, in sehr vielen en die Verunreinigung von Wasser durch diese qualitati- Prüfungen zu beweisen, wenn man vergleichsweise

reines Quellwasser gleichzeitig untersucht.

Die ganz unläugbare, gesundheitspolizeiliche Aufgabe ist, es Quell wasser als Trinkwasser zu verlangen und even- L dasselbe, auch selbst mit Aufwand ^hr grosser Kosten, geschaffen; dem Chemiker fällt die Aufgabe zu, die Rein-

des Wassers zu prüfen und zu be'urth eilen.

Die Zuflüsse des Bodens, welche schliesslich als Verun- igungen dem Wasser der Quellen, des Untergrundes, eten, rühren hauptsächlich von den menschlichen oder •ischen Abwurfsstofi'en her, welche mit oder ohne Absicht,

ununterbrochen dem Untergrunde bewohnter Districte llen und mit geringerer oder grösserer Schnelligkeit sich r und mehr verbreiten, auch die tieferen Erdschichten ichen und hier den für den Genuss als Trinkwasser ange- m unterirdischen Wasserbecken, den sog. Quellen der pbrunnen, sich beimischen.

Diese Verhältnisse sind ganz allgemeine und werden durch die mehr oder weniger dichte Beschafi'enheit des >ns verlangsamt oder beschleunigt, überall stattfinden, wo Dberfläche der Erde bleibend bewohnt und dadurch ver- inigt wird ; je dichter die Bevölkerung, je älter die Stadt, 3sto grösserem Masse muss solche Verunreinigung ein- iten sein.

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E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege. 485

In Folge der Kenntniss dieser keineswegs erfreulichen Sachlache werden in der Neuzeit Canalisation und möglichst rasche Entfernung der Abwurfsstoffe eingeführt, sicher mit bestem Grunde, allein was vor unserer Zeit dem Boden zuge- flossen, das trifft unsere Quellen und Brunnen, welche wir im Orte angelegt haben oder neu anlegen, und wenn auch allmählich durch Canalisation, Abfuhr u. dergl. Besserung erlangt wird, so kann dies nur äusserst langsam auf die tief liegenden Brunnen Einfluss haben, auf die Erage der Be- schaffung von reinem Wasser gar nicht. Das Verlangen, zur Nahrung reines Wasser zil haben, ist unabweisbar und wohl auch dem Laien verständlich, dass aus dem längst verunrei- nigten Boden der Städte u. s. w. überhaupt kein reines Was- ser zu erlangen ist.

Hierin* liegt auch der Grund, warum von Seiten der Sachverständigen jeder Pumpbrunnen mit Misstrauen angese- hen wird, weil dieser das Wasser mit den Zuflüssen der nächsten Umgebung liefern wird, Quelleitung von Aussen dagegen aus, der Verunreinigung nicht ausgesetztem Boden entnommen werden kann und gute Leitung die weiteren Ver- unreinigungen abschneidet.

Es mag hier hervorgehoben werden, dass diese allge- meine Auffassungsweise sich zunächst eben auf die allgemein auftretenden Verhältnisse bezieht, die allgemein zufliessenden Verunreinigungen zu beweisen sucht, keineswegs auf beson- dere, namentlich durch Gewerbe leicht hervorgerufene Uebel- stände Rücksicht nimmt. Diese letzteren sind ganz örtliche und ebenso zu beurtheilende Vorkommnisse, deren unmittel- bare Hereinziehung den Einblick nur erschweren würde.

Beispielsweise wurde in dem Orte W. von einer Ger- berei der arsenhaltige Abfall von der Enthaarungsmasso einem mit Eischen reich gesegneten kleinen Gebirgsbache zugeführt. Die Fische starben in grösster Menge und die chemische Untersuchung des trocknen Bachschlammes, einige 100 Fuss von dem Zuflüsse der schädlichen Masse entnom- men, ergab nicht weniger als 1,7 Proc. arsenige Säure ! Der- artige Fälle sind natürlich verwerflich, keinem Menschen,

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E. Rcichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d.

nem Gewerbe darf das Recht rden, der Oeffentliehkeit angehi zuvergiftenoder zu verderben; al rein örtlich zu behandeln und zu bewei le Beurtheilung der verunreinigten Brunr diese, gewiss sehr mannigfach möglichen e Rücksicht nehmen. Immerhin mahnt die Entnahme von Wasserproben solche örtlid t zu übersehen.

Sehen wir von diesem vereinzelten Yorl die allgemein in bevölkerten Districten d( ten Verunreinigungen auf die Abfälle d ickzuführen. Diese unterliegen der Fäuln i der Erde, der Verwesung oder langsame der Luft oder dem Sauerstoff derselben i Theilen und da die Luftbewegung au chten sich erstreckt, so finden wir hauj Verwesung in solchem Wasser,, welches entnommen wird. Noch einmal muss )ben werden, dass zunächst diese Abwurfi übergehen, da sie selbst so leicht zers und damit übersättigter Boden von selbst hwert.

Bringt man hiermit diej. Erfahrungen in V( gesundheitlicher Beziehung längst festgestel Producte der Fäulniss gerade die gefährlic

der Pflanzenmassen in den Sümpfen liefe; wirkenden Gase und in weit höherem Mas aufende Fäulniss thierischer Stoffe ; Wechsel lus u. s. w. sind die Beweise dieser schädl

DieEndproducte der Verwesung organischer säure, Wasser, Salpetersäure, auch S •Phosphorsäure, sind entweder ganz i i erst in auffälliger Menge der Gesundheit na noch dazu, dass die genannten Säuren lern gebunden vorhanden sind, so kann v(

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E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege. 487

theil dieser Salze in den im Wasser vorkommenden Mengen kaum die S.ede sein.

Vom chemischen Gesichtspunkte aus möchte demnach die nachtheilige Wirkung auch des verunreinigten Brunnen- wassers in Produoten der Fäulniss gesucht werden; sicher muss man annehmen, dass die darin schädlich wirkenden StoflFe leicht veränderlicher Natur sind, Gährungserreger sei es in Form der Organismen, welche durch die ungehörige Mischung des Wassers sich entwickeln, sei es durch chemi- sche Verbindungen, die dieselbe überraschende Wirkung äussern können. Weder bei den Sümpfen, noch der Fäul- niss der Leichen ist es erwiesen, was direct schädlich wirkt und Alles zeigt darauf hin, dass es Fäulnissproducte sind, so leicht veränderlicher Natur, dass sie bis jetzt den genauesten Untersuchungen entgehen. So auch bei dem Brunnenwasser und daher kann es bis jetzt auch nicht directe Aufgabe für die chemische Prüfung sein, diese noch unerkannten Dinge zu beweisen. Diese Forschung wird eine gemeinsame der Aerzte, der Physiologen, der Chemiker, der Naturforscher überhaupt bleiben, die jetzt auszuführende chemische Prüfung der Wasser geht darauf hinaus, die Verunreinigungen zu beweisen und hat demgemäss weit einfachere, völlig klare und fassbare Ziele; kann dabei ein Scherflein für die obigen w^issenschaftlichen Probleme geliefert werden, ist es nur dan- kenswerth.

In den seltensten Fällen ist man im Stande, im Brun- nenwasser directe Fäulnissproducte Amn\oniak in einiger Massen auffallender Menge oder Schwefelwasserstoff, Kohlen- wasserstoff — nachzuweisen, sollte es der Fall sein, so ist ohne alle Frage derartiges Wasser als gesundheitsgefähr- lich zu bezeichnen; aus obigen Betrachtungen wohl leicht erklärlich.

Desshalb prüfe ich nur qualitativ auf diese Substanzen, habe jedoch in meiner schon erwähnten Brochüre über Trink- wasser sowohl die qualitative Prüfung, wie quantitative Be- stimmung des Ammoniak's mit aufgenommen.

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488 £. Rcicliardt, Prüfling, d. Wasäer's f. d, Zwecke d, GesundheiUpfleg«*

Das bleibende und nachweisbare Product der Zersetzung der organischen Materien ist Salpetersäure und nur desshalb muss der Nachweisung und Bestimmung derselben so grosser Werth beigemessen werden.

Der Einwand, dass diese geringen Mengen salpetersau- rer Salze unschädlich seien, ist gewiss begründet, aber noch weit sicherer der Beweis, dass grössere Mengen salpetersau- rer Salze nur von der Zersetzung stickstoffhaltiger Substanzen herrühren können und demnach derartige Zuflüsse existiren. Kein vernünftiger Mensch kann dann die Schlussfolgerung umgehen, dass solche Zuflüsse sehr leicht auch nicht völlig oxydirt und dann aber auch gesundheitsgefährlich auftreten können. Die Salpetersäure dient demnach als Beweismittel ungehöriger Zuflüsse.

Meistentheils, aber nicht immer, steigern sich gleichzeitig die Chloride und schwefelsauren Salze, auch die Talkerde, da diese sofort durch qualitative Reactionen dem Auge sicht- bar gemacht werden können, so sind diese vorläufigen Prü- fungeji oft schon allein hinreichend, die Verunreinigungen von Wasser zu constatiren.

Lässt man die mit Silberlösung versetzte Probe etwas länger stehen, so tritt bei Vorhandensein von etwas mehr organischer Substanz sehr bald ßeduction ein.

^ie mineralischen Bestandtheile der Abwurfsstoffe sind namentlich Chlornatrium, schwefelsaure und phosphorsaure Salze, die Bestimmung derselben geschieht vollständig genü- gend durch die Ermittelung der Säuren. Phosphorsäure fin- det sich jedoch entweder gar nicht oder nur in Spuren in dem Wasser, weil Eisenoxyd, Kalk und Magnesia schwer oder unlösliche Verbindungen damit bilden und somit diesel- ben abscheiden und den festen Bodenbestandtheilen mit bei- mengen. In dem Untergründe Hamburg's wurde zuerst die phosphorsaure Ammoniak - Talkerde Struvit nach- gewiesen.

Während bei sonst reinen Quellen meistentheils die Schwefelsäure von Kalk gebunden vorkommt, als Gyps, ent- halten die durch Abfallstoffe verunreinigten Brunnenwasser

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E. Beichardt, Prtlfimg. d. Wasser's f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege, 489

oft schwefelsaures Natron, d. h. es sind durch Umsetzung die leicht löslichsten Alkalisalze entstanden und in wäss- rige Lösung übergegangen. Aehnlich verhält es sich mit der Salpetersäure, die ich in der Form von salpetersau- rem Kali, wie Natron beobachtet habe, sehr oft auch als Talkerdesalz (vergleiche meine Abhandlung über „mikrosko- pische Prüfung des Brunnenwassers,*^ d. Zeitschr. 1873. Bd. 2. S. 481.).

Eben so leicht ist es möglich, und auch von mir beobach- tet worden, dass sich Chlorcalcium und Chlormagnium vorfiö- den ; diese Bildung und Umbildung ist erklärlicher Weise von den Umständen der Mischung des Bodens, der Beschaffenheit der Abwurfsstoffe abhängig und durchläuft alle die möglichen Umsetzungen, welche die vorhandenen Substanzen eben erlei- den können.

So wichtig es für den besonderen Fall sein kann und so interessant, so wenig sind diese Einzelnheiten für die Be- urtheilung der allgemeinen Sachlage von Werth, wo es sich zuerst um die Nachweismittel der Verunreinigung eines Brun- nenwassers handelt. Hierzu genügt vollständig die so leicht und sicher ausführbare Bestimmung von Chlor und Schwe- felsäure.

Aus diesen der Reihe nach gebotenen Betrachtungen dürfte sich als Resultat ergeben, was als Handhabe für die Beurtheilung von reinem und verunreinigten Brunnenwasser zu gebrauchen ist und warum?; nur ein Bestandtheil bedarf der nochmaligen Besprechung.

Dass man zuerst und allein der organischen Substanz die entscheidende Bedeutung beigemessen, lag wohl in der Auffassung begründet, dass eben organische Materien bei den Abwurfsstoffen in grösster Masse dem Boden zugeführt werden, ebenso in dgr Neuheit der Frage, die jetzt durch vielfache Untersuchungen klarer und durchsichtiger geworden.

Je nach den ganz ausser der Berechnung liegenden loca- len Verhältnissen treten organische Materien unzersetzt dem Wasser zu, oder mehr oder minder verändert, endlich gehen sie über in Kohlensäure und Wasser, welche nioHt mehr von

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490 E. Reicbiirdt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d.

dem anderweitigen Vorkommen zu trennen sin säure bleibt dann der einzig fassbare Reg sungsprocesses. Es ist wohl erklärlich, dass ( sehen Substanzen bald mehr haltbar, bald sei derlich in dem Wasser auftreten können Bezeichnung „organische Substanz" ein Samm vorliegende organische Verbindungen Sehr vei tur, deren Trennung und Nachweisung im Einz namentlich bei der so bedeutenden Verdünnung ist. Sehr häufig findet sich organische Substa] unreinigtem Wasser nur spurweise, weil si Zersetzung schon weiter vorgeschritten ist ui wendig, auszusprechen, dass die Abwesenhei keineswegs allein ein reines Wasser kennzeich wohl, auf die vorhergehenden Besprechungen 5

Bis hierher wurde versucht, diejenigen S zustellen und in ihrem Auftreten und ihrer erörtern, welche zur Beurtheilung der Beinhei Wassers den nöthigen Anhalt geben und hie dass die Untersuchung besonders auf Salpete Schwefelsäure, organische Substanz, wie Kalk- Bücksicht zu nehmen haben.

Es ist in der That bei vergleichenden P lieh, schon qualitativ oft genügend Anhalt zur urtheilung eines Wassers zu erlangen; alleii theil gestatten doch nur die quantitativen Unte

Bedeutung der Grenzzahle

Sobald quantitative Untersuchungen ang< ist es zuerst nothwendig, reine Quellen als N( Die bis jetzt ausgeführten Analysen haljen geni geliefert, um sichere Grundlagen zu erlangen Quellen in ihrer Mischung von der Gebirgsform sind, so müssen die Besultate dem entsprechenc ken. Diesen Thatsachen zufolge sind bei de zahlen oft niedrige und höhere Zahlen gestell

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E. IReichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege. 491

aus Unsicherheit oder Unkenntniss der Lage. Es ist wohl ersichtlich, dass reine Quellen der Granit- oder Basaltforma- tion andere Mischung zeigen , als diejenigen aus dem Kalkge- biete und habe ich mich desshalb bemüht, in der 2. Auflage meiner Grundlagen zur Beurtheilung des Trinkwassers, die mir zugänglich gewordenen IJntersuchungsresultate nach den Gebirgsformationen zu ordnen. Bei jeder Beurtheilung wird man diesen örtlichen Beziehungen Rechnung tragen müssen, wenn das Urtheil ein gut begründetes sein soll, d. h. man wird reinste Quellen der Gegend als Norm suchen und unter- suchen müssen.

Methode der Untersuchung.

Den hierüber so oft beregten Fragen gegenüber möchte ich zunächst noch einmal hervorheben, was denn Alles quan- titativ bestimmt werden soll: Abdampfrückstand, orga- nische Substanz, Salpetersäure, eventuell Ammo- niak, Chlor, Schwefelsäure, Kalk und Talkerde. Bei dem sehr seltenen Vorkommen von Ammoniak in bemer- kenswerther Menge beschränkt sich eigentlich die vollständige Untersuchung eines Trinkwassers in gesundheitlicher Bezie- hung auf 7 Bestimmungen. Bei reinen Quellen sind fast durchgängig Chlor - und Schwefelsäure nur in solchen Spuren vorhanden, dass eine genauere Bestimmung der Menge der- selben auch unnöthig wird. Die Bestimmungen von Kalk, Magnesia, Chlor, Schwefelsäure gehören zu den leichtesten und sichersten, welche wir überhaupt besitzen, ebenso bei Ammoniak und Salpetersäure, wo bei einiger Uebung jetzt die genauesten Resultate mit grösster Leichtigkeit erlangt werden können. Die Wichtigkeit der Sache und die grosse Zahl der zu untersuchenden Objecto verlangen aber einmal genaue Bestimmungen und dann allgemein bekannte Me- thoden. —

Die Bestimmung des Kalkes durch oxalsaures Salz ist so bekannt, so genau und leicht ausführbar, ebenso die nach- folgende Abscheidung der Talkerde als phosphorsaure Ammo-

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492 E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d. (

niak- Talkerde, dass auch weniger Geübte ^ Resultate erzielen werden. Die Empfehlung de rens mit Seife trägt diese Merkmale an und ; Jede Titriranalyse erlangt ihre Genauigkeit erst durch möglichst häufige Wiederholung; die sog mung durch Seifenlösung war in der Ursprung nur fiir technische Zwecke bestimmt. Jeder, Mühe nicht hat verdriessen lassen, Controlvers len mit der Gewichtsanalyse, wird, selbst bei gr< gefunden haben, dass sehr leicht grosse jlJngena treten', welche die Gewichtsanalyse nicht ker bei talkerdereichem Wasser. Dies ist von C gesprochen und erwiesen worden, gegen derei und tJrtheilsfähigkeit nichts gesagt werden kai annähernde Resultate für genügend, so wird ma qualitative Reaction sich hinreichende Uebung in aneignen können, die noth wendige quantitative darf mit derartigen Einwendungen nicht behafte

Aus dem gleichen Grunde kann ich eben mit Indigolösung auszuführende Salpetersäu empfehlen. So genaue Resultate dieselbe bei de Salpeterlösung giebt, so wenig übereinstimmend( habe ich (vergleiche auch F. Fischer, Journ. mie II, 7. 57 und diese Zeitschrift S. 337) bei gen in den Wässern erhalten und da die '. Schi ö sing oder die Bestimmung als Ammoniak Resultate geben, sind diese Res timmungs weis vorzuziehen.

Wer annähernde Resultate wünscht, kann g der Salpetersäure eben so leicht durch die quali mit Brucinlösung erhalten; jedoch wird es zwe< die einzelnen, zu bestimmenden Substanzen zu 1 hier das Nothwendige noch anzugeben. Sämi sultat^ werden auf 100000 Theile ^ zogen.

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E. Rcichardt, Prüfung, d. Wasser*s f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege. 490 Abdampfrückstand.

Die gegebenen Grenzzahlen schwanken zwischen 10-— 50. Wasser aus Basaltformationen, Granit u. s. w. giebt sogar nur 2 4 Th. Eüokstand, die Zahl 50 ist jedoch selbst bei härte- stem, reinem Quellwasser nicht überschritten worden.

Die Bestimmung geschieht durch Eindunsten von 100 CC. Wasser und Trocknen bei 110 120® C. bis zu constantem Gewichte. Hierauf wird gewogen und geglüht, um auch den Glührückstand zu erfahren. Nach dem ersten schwachen Glühen bis zur völligen Verbrennung der organischen Substanz, befeuchtet man nach dem Erkalten den Rückstand 'mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak, trocknet wie- der und erhitzt bis zum angehenden Glühen. Der nunmeh- rige Rückstand wird als Glührückstand bezeichnet und ergiebt durch Abzug des Trockenrückstandes den Glüh- verlußt.

Die Bestimmung des Abdampfrückstandes ist nur als annähernde zu bezeichnen, da sehr häufig Feuchtigkeit in chemischer Verbindung auch bei 110 120® C. zurückgehalten wird, jedoch sind die Resultate dieser so leicht ausführbaren Ermittelung oft recht brauchbar im Vergleich mit anderen benachbarten Quellen u. dergl., wo durch die sehr bedeutende Differenz oft der nächste Anhalt zur Beurtheilung des Was- sers geboten wird.

Durch das nachfolgende Glühen werden die bei der Trockentemperatur noch zurückgehaltenen, flüchtigen Theile entfernt und durch die Behandlung mit kohlensaurem Ammo- niak etwa frei gewordene Kalk- und Talkerde wieder in koh- lensaure Salze verwandelt, so dass die Vergleichung des Glührückstandes veriöcliiedener Wasser möglichst sicheren Anhalt gewährt. Das nachfolgende Glühen hat aber bei aufmerksamer Beobachtung noch den grossen Vor th eil, vorhandene organische Substanz durch die Verkohlung beobachten zu können; selbst bei nur 2 3 Theilen derselben in 100,000 Theilen Wasser zeigt sich schon starke Bräunung und Verkohlung, bei viel

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104 E. ßeichartit, Prüfuüg. d. Wassor's f. d. Zw

salpetersauren Salzen entwickeln sich i Dämpfe reichlich und leicht bemerkbar.

Organische Subst?

Dass diese Bezeichnung nur ein Sa wurde schon früher erwähnt, die Bestim

den jetzt vorliegenden Methoden entwe_.__ ,_^

mittelst übermangansaurem Kali oder nach Fleck durch salpetersaures Silberoxyd. Letztere Methode wurde in die- sem Bande 8.405 von C. Blass besprochen und gewisser- massen empfohlen, bei dem hier angewendeten Material Urin , würde zunächst auch der Chlorgehalt in Rechnung zu ziehen sein, wie auch bei dem meistentheils viel Chloride enthaltenden verunreinigten Brunnenwasser.

In meinen Grundlagen zur Beurtheilung des Trinkwas- sers (S. 48) habe ich wörtlich die von Kübel besonders em- pfohlene Methode mit übermangansaurem Kali und Oxalsäure aufgenommen, nicht etwa, weil ich dieselbe den anderen vorzuziehen wüsste, sondern weil die Ausführung rasch und leicht ist, die Resultate unter einander sehr gut stimmen und, dies ist die eigentliche Empfehlung, weil ich sie schon sehr verbreitet eingeführt fand.

Die von F. Schulze empfohlene Bestimmung ii lischer Flüssigkeit hat mir ebenfalls sehr gute Re ergeben.

In Wirklichkeit bestimmt man hierbei die leicht dirbaren Stoffe, die allerdings der Gesundheit auch förderlich sein können, und ist dies ebenso der Fall l Verwendung von Silberlösung.

Die verschiedenen Versuche, die organische Su genauer zu bestiöimen , z. B. durch Elementaranalyse , Bindung an Eisenoxyd u. dergl., hj^ben durchaus keine ren Resultate ergeben und ist man desshalb immer zu dem länger üblichen Verfahren mit übermangansaure zurückgegangen.

TJebrigens besitzt nach der jetzigen K jiiss die Bestimmung der organischen Sube

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E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d. Gesundlieitspflege. 495

keineswegs mehr die Bedeutung, welche man der- selben inder ersten Zeit der Wasseruntersuchun- gen für gesundheitliche Zwecke beimass.

Pettenkofer stellte als . Grenzzahl für gutes Trink- wasser die Zahl 5 für 100000 Theile Wasser fest, Kübel ging schon herunter bis auf 2 3 Th. und meine Untersu- chungen ergeben, dass reine Quellen kaum 1 Th, organische Substanz, d. h. nach Kübel *mit Übermangans. Kali bestimmt und berechnet, enthalten, so dass ich die Grenze mit 1 2 bezeichne.

Durch welche Substanzen, sei es auch nur in der abnor- men Steigerung derselben, die Verunreinigung von Trinkwas- ser erkannt >;Ärden kann, wurde eingangs dieser Arbeit aus- führlich besprochen und konnte hierbei niemals der organischen Substanz eine grössere Wichtigkeit beigemessen werden; in sehr vielen Fällen beobachtete ich nur 1 2 Th. derselben gegenüber sehr aufißiUigen Mengen von Salpetersäure, Chlor und Schwefelsäure.

Salpetersäure.

Grenzzahl 0,4 in 100000 Th. Wasser.

Bei der unbestreitbaren Bedeutung der Salpetersäure als Rest der Verwesung stickstoffhaltiger organischer Substanzen kam es vor Allem darauf an, die Höhe der Grenzzahl, wie dieselbe nach den Untersuchungen der Wiener Commission ausgesprochen wurde, einer Kritik zu unterwerfen; das Re- sultat der äusserst vielfachen Untersuchungen geht darauf hinaus, dass bei reinen Quellen der verschiedensten Gebirgs- formationen diese Zahl 0,4 nicht einmal erreicht wird. Nach den Untersuchungen von Boussin^ault ergaben die Quel- len der Kalkformation einen grösseren Gehalt an Salpeter- säure, wie nach dem bekannten Verhalten der Alkalien und alkalischen Erden bei der Entstehung derselben aus den Luft- bestandtheilen erklärlich ist; die zahlreichen Prüfungen reiner Quellen aus hiesigem Kalkgebirge erwiesen häufig nur 0;0375 Th. Salpetersäure in IQOOOO Th. Wasser, und erreichten

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496 E. Reichardt, Prüfung, d. Wasfser's' f. d. Zwecke (

die Grenzzahl fast nie, oder unter Verhältni Steigerung erklärten.

Die Grenzzahl für Salpetersä 100000 Th. Wasser, ist demnach hoc

Hinsichtlich der quantitativen Bestimmu] säure halte ich an dem Grundsatze fest, das tigkeit ders. für die Beurtheilung eine n Methode gewählt werden muss und habe ich nen Grundlagen S. 54 u. 55 die Bestimmun oder durch Stickoxydgas gewählt.

Für gewöhnlich wird sich jeder etwas an Salpetersäure durch die qualitative Bri augenblicklich erkennen lassen, sobald di eintritt, ist mehr Salpetersäure vo die Grenzzahl gestattet.

Eben sowenig kann ich mich entschliest gen auf salpetrige Säure einen besonderen W und unterlasse sie daher überhaupt.

Die bekannte Jod - Stärkereaction auf erweist ebenso gut Ozon oder arsenige Säure, phosphorige Säure, leicht veränderliche organische Substanz u. s. ^ wenn es auch sicher ist, dass reine Wasser diesell geben dürfen, so ist doch die Schlussfolgerung auf sa Säure und nun gar der Ausspruch auf quantitative ' nisse äusserst relativ. Da aber die Bestimmung dei tersäure qualitativ oder quantitativ sicher geschehen mi Jiier die etwa vorhandene salpetrige Säure mit in Be gelangt, so ist meines Erachtens eine besondere, no( so wenig sichere, Prüfung auf letztere vollständig u Für die Grundlagen der Beurtheilung eines Trink in Bezug auf Reinheit oder Verunreinigung desselben Ermittelung eben so wenig nöthig, da diese auf ein< anderer Untersuchungen begründet ist, unter denen si< die Salpetersäure schon befindet.

Der Einwand, dass die salpetrige Säure besonder wirke, wird sowohl dadurch nicht stichhaltig, dass di( trige Säure als solche durch die Jod- Stärke -Reactio

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E. Reichardt, Prüfung, d. Wass€r*s f. d. Zwecke d. Ccsundheitspfloge. 497

haupt nicht beBtimmt erwiesen wird, wie dadurch, dass man es hier nicht mit der freien salpetrigen Säure, sondern einer uYiendlichen Verdünnung eines salpetrigsauren Salzes even- tuell zu thun hat.

Sicher ist man auf diese Prüfung desshalb eingegangen, weil man glaubte hier etwas positiv Schädliches zu haben, vielleicht ist es ein Fingerzeig, aber wirklich Greifbares, was unter Umständen so enorm schädlich wirkt, kennen wir über- haupt noch nicht

Chlor und Schwefelsäure.

Die Sicherheit und Leichtigkeit der Bestimmung beider auf bekannte Weise durch Gewichtsanalyse waren zunächst Grund, die ganz gewöhnlichen Methoden, der Abscheidung aus salpetersaurer Flüssigkeit durch Silberlösung und durch Chlor- baryum aus mit Salzsäure angesäuertem Wasser beizubehal- ten. Wer die Titriranalyse vorzieht, die hier eben so genaue Resultate ergiebt, kann es thun, wie überhaupt in keiner Weise durch meine Grundlagen zur Beurtheilung des Trink- wassers ein Zwang angethan werden soll, sondern Methoden nur angegeben sind, um eine nothwendige Vervollständigung zu bieten.

Die Grenzzahl für Chlor ist auf 0,2 0,8 für 100000 Thle. Wasser gestellt worden, da reine Quellen in der That diese Schwankungen zeigen , z. B. enthalten die reinen Quellen des hiesigen Kalkgebietes etwas mehr Chlor, wie sonst gewöhn- lich, bleiben jedoch noch unter der Zahl 0,8. ^

Sehr häufig erhält man bei der vorhergehenden qualita- tiven Prüfung auf Chlor nur ein Opalesciren der Flüssigkeit; dann ist die Mengenbestimmung meistens unnöthig.

Die Grenzzahl der Schwefelsäure ist auf 0,2 6,3 ge- stellt, aus ähnlichen Ursachen wie bei Chlor; namentlich indt Kalkgebiete findet sich bei sonst reinen Quellen leicht eine Vermehrung des Gypses, welche ohne Nachtheil vertragen wird und durch die höhere Grenzzahl wenigstens begrenzt Ar^b. d. Pbarm. IIL BoUi«. HI. BOb. 9. W. 32

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498 E. Heichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d, Gesundheitspflege.

werden soll, da wirkliche Gypswasser in keiner Hinsicht brauchbar sind. In anderer Gebirgsformation kommen oft nur Spuren von schwefelsauren Salzen vor, so dass auch hier von einer quantitativen Ermittelung oft Abstand genommen werden kann.

Bei abnormer Steigerung von Chlor und Schwefelsäure sind dieselben häufig an Alkalien gebunden, während für ge- wöhnlich nur ersteres den Gehalt an Alkali repräsentirt, die Schwefelsäure dagegen eben im Gypse vorhanden ist. Im letzteren Falle kann aus der "Schwefelsäure auf die bleibende Härte geschlossen werden, wie ich es für diese beschränkte Lage auch betrefienden Ortes angegeben habe.

Kalk und Talkerde.

Die frühere Erörterung enthält schon die Gründe, wesshalb ich bei den Untersuchungen des Wasser's für Zwecke der Gesundheitspflege nicht auf die Titrirmethode eingehe. Die allgemein bekannte und völlig genaue Bestimmung von Kalk und Talkerde als oxalsaurer Kalk und phosphorsaure Ammo- niak-Talkerde verdienen unbedingt den Vorzug, und wenn eben nicht technische Zwecke, Massenuntersuchungen von Wasser in Beziehung auf Härte vorliegen, dürfte es über- haupt unnöthig sein, auf das Titrirverfahren mit Seifenlösung einzugehen. Ich erkenne recht wohl an, dass die rasche Ab- scheiduilg aurch Seife und die ebenso in kurzer Zeit aus- führbare Bestimmung der permanenten Härte die Methode sehr empfehlen und auch in vielen Fällen grosse Genauigkeit erzielt wird. Bei der Beurtheilung von Genusswasser in gesundheitspolizeilicher Beziehung liegen jedoch am häufigsten Fälle, vor, denen eine so grosse Bedeutung beizumessen ist, dass um die Kürze der üntersuchungszeit nicht die grössere Genaurgkeit in Kauf gegeben werden darf. Die Ungenauig- keiten der Titrirmethode steigen bei talkerdereicherem Was- ser und gerade dies wird der Fall bei grösseren Verunreini- gungen.

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E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser*s f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege. 499

Härte.

Sehr hartes und -umgekehrt sehr weiches Wasser lassen sich bei vergleichender qualitativer Reaction schon deutlich unterscheiden und kann, wie auch bei den anderen massge- benden Bestandtheilen , die qualitative Prüfung sehr häufig eine vorläufige Entscheidung bieten.

Der Ausdruck Härte entstammt der technischen Verwer- thung des Wassers und wird hier als fassliche Einheit für Kalk und Talkerde nur übertragen. Die sogenannte Härte beruht auf der Zersetzung grösserer Menge Seife, bis end- lich nach chemischer Bindung die Seife vorwaltet und nun ihre entfettende und reinigende Wirkung beginnt. Die in dem gewöhnlichen Wasser Seife zersetzenden Basen sind Kalk und Talkerde, die grössere oder geringere Härte wird durch die verschiedene Menge derselben veranlasst. In der Form der kohlensauren Salze, als Kalk- oder Magnesiacarbo- nat, können dieselben durch Kochen entfernt, abgeschieden werden, dagegen bleiben die schwefelsauren Salze gelöst, ebenso salpetersaure, salzsaure Verbindungen von Kalk und Talkerde. Durch Kochen können desshalb Wasser, welche vorzugsweise oder allein Carbonate enthalten, weich werden, die anderen, genannten Salze bleiben und wirken auch nach dem Kochen noch bleibend, permanent, hart, d.h. Seife zersetzend, wesshalb man die vorübergehende, durch Koqhen zu beseitigende, und bleibende Härte zu unterscheiden hat.

Diese für die Technik der Verwendung der Seife, wie für Kesselsteinbildung so wichtige Frage hat für die Zwecke der Gesundheitspflege direct keine Bedeutung, fällt aber doch mit der Beurtheilung des Wassers gewissennassen zusammen. Grösserer Gehalt an Gypsj an Chloriden, salpetersauren Sal- zen wird ja auch hier erwogen und bestimmt und verworfen durch die Ermittelung der betreffenden Säuren. Bei rei- nen Gebirgsquellen gehört/ die Schwefelsäure fast stets zu Kalk, als Gyps, und kommen grössere Mengen von Chlor und Salpetersäure überhaupt nicht vor, so dass die Steigerung

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500 E. Heichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke

der Schwefelsäure direct auf bleibende Härt( den kann.

Der Ausdruck Härte gestattet aber eine same Bezeichnung von Kalk und Talkerde ui von technischem Werthe.

Da die Härte nur von Kalk und Magn( die Resultate sämmtlioh auf 100000 Th. werden, so ergiebt sich der Härtegrad vo 1 Th. Kalk auf 100000 Th. Wasser, so grad (deutscher) = 1 Th. Kalk in 10 ist. Die Talkerde wird auf die äquivalente Menge Kalk be- rechnet und der gefundenen Kalkmenge zugezählt. Dies geschieht jedoch einfach durch Multiplication der gefundenen Talkerde mit 1,4 (S. 25 u. f. meiner Grundlagen), welche Zahl die Verschiedenheit der Aequivalente wiedergiebt.

Die Grenzzahl für Kalk und Talkerde ist von der Wie- ner Commission zu 18 Härtegraden gestellt worden, Wasser aus dolomitischer Formation hat mir schon höhere Grade 21 bis 25 ergeben, und rührt diese Steigerung nur von kohlen- sauren Salzen her, so ist die Verwendung als Genusswasser auch nicht zu verwerfen, weicheres, reines Wasser vorzuziehen.

Nach Erörterung dieser Einzelnheiten wird es vi zweckentsprechend sein, noch hervorzuheben, dass ( wasser bleibend rein zu verlangen sind, dies schliesst i lieh von selbst fliessendes Wasser aus. (Vergl. meine lagen S. 27. Wiener Gutachten).

Wie oft werden durch örtliche Verhältnisse Ausi bedingt und festgehalten, aber die Grundlagen zur B( lung müssen dieselben bleiben und können unmögli solche Ausnahmsfälle Rücksicht nehmen, die sich ja do( zu grosser Ausbreitung erfreuen. .

Soll eine Einheit in Bezug auf Wasseruntersuc innegehalten werden, und ich halte sie für dringend so liegt diese nicht in der Methode, der Bestimmung der einzelnen Stoffe, hier kann Spielraum den Ge gelassen werden, sondern in der Beurthcilung, und d<

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J. Schuauss, Photographiren u. trocknen CoUodiuniplatteti. 501

habe ich meine kleine Brochüre „Grundlagen zur Beurthei - lung des Trinkwassers" Jena 1872, 2. Auflage, verfasst und * so oft auch in dieser Besprechung darauf verwiesen. Es ist dabei sehr wünschenswerth, dass man stets die einzelnen Be- ßtandtheile auf 100,000 Th. Wasser bezogen veröffentlicht,, um sofort einen Vergleich zu ermöglichen.

Den in der Generalversammlung in Köln so dankens- werth ausgesprochenen Beschlüssen über, die Betheiligung der Apotheker an dieser wichtigen Aufgabe, wird das wissen- schaftliche Organ des deutschen Apothekervereins gern pflicht- gemäss gerecht werden durch Aufnahme derjenigen Arbeiten, welche allgemeineres Interesse besitzen, um dieselbe dem grossen Publicum zugängig zu machen ; aber noch einmal muss hervorgehoben werden, dass es durchaus nothwendig ist, die Beurtheilung der Resultate nach den bis jetzt gewon- nenen Erfahrungen zu bilden, um so immer weiteren Auf- schluss zu gewinnen.

Jena im November 1873.

lieber das Photographiren auf trocknen CoUodium-

platten.

Von Dt. J. Schnauss. (Scbluss.)

Ausser den bis jetzt besprochenen Trockenverfahren in der Photographie giebt es noch eine grosse Menge, welche sich nur unbedeutend in der Art des organischen präservi- renden Ueberzugs, dem Principe nach gar nicht von ein- ander unterscheiden. Sie mögen dessbalb nur beiläufig mit Namen angeführt werden , wodurch zugleich die Natur der Präservirung angegeben wird. So giebt es ein Gummi-^ Kaffee-, Honig-, Theo- und Rosinentrockenverfahren, ein Bierverfahren und dergl. mehr. Man sieht, dass es diesen Methoden nicht an Mannichfaltigkeit fehlt, ja man möchte schliesslich fragen, welche Flüssigkeit indifferenten organischen

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502 J. Schnausg, Photograplureu a. i

Charakters noch nicht als Präse versucht worden sei. Bas Wirkst Substanzen ist ohne Zweifel theils und zuckerhaltige Extractivstoffe , rakter in Bezug auf Trockenph wurde.

In neuerer Zeit hat man di gemacht, dass die Behandlung de theoretisch oft gänzlich von der weicht, sodass man auch practisch welche den Regeln des feuchten stracks entgegenlaufen. Wahrem ängstlich darauf bedacht ist, jed zu halten, so dass z. B. von Mam im Dunkelzimmer für schädlich g sung eine mehr oder weniger vor zeigt, vom Collodium und dem S sauren Eisen- oder Pyrogallüssäui ner ebensosehr die Gegenwart d einer reducirenden Substanz im sowie auf den Platten überhaupt schwefligsaurem Natron gefürchte Gallus- und Pyrogallussäure u. d gerade die alkalischen Lösui Trockenplatten, so wie die reduci servirungslösung die grösste Bed hierdurch erlangten die versct ihre grössten Vorzüge, welche 8 •als man die Trockenplatten beim Weise behandeln zu müssen glaul Theoretisch ist dieser gewaltige l det, dass der grosse üeberschus freiem Silber ni trat durch eii Substanzen sofort beim späteren mehr oder weniger starke freiwil] effect abhängige JReduction zeigt, graphisch - technischen Sprache

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J. Schnauss, Photograpbiren a. trocknen CoUodiumplatien. 503

bezeichnet. Ist dieser Ueberschuss von 'löslichen 'Silbersalzen jedoch möglichst vollständig von den Platten, resp. der em- pfindlichen Collodiumschicht entfernt worden, wie dies in allen Trockenmethoden eine Hauptbedingung des Gelingens ist, so bleiben nur noch Jod- und Bromsilber, sowie .die früher erwähnten organischen Silber Verbindungen gegen- wärtig und zu berücksichtigen, welche eine ganz andere Be- handlung erfordern. Neben dem als Grundlage der alkali- schen Entwicklung und späteren Verstärkung (mit sauren Lösungen und Silbernitrat) dienenden organischen Silber- bild — es giebt für diese allen praktischen Photographen wohlbekannte Erscheinung keine passendere Bezeichnung spielt in den neueren Trockenmethoden besonders das Brom- silber eine bedeutende Rolle, während in dem feuchten Collodiumprocess nach wie vor dem Jo-dsilber der erste Hang zukommt.

Möge es mir gestattet sein, an dieser Stelle eine kurze Betrachtung der photoohemischen Eigenschaften des photo- graphischen Dreigestimes: Chlor-, Brom- und Jodsilber, vorauszuschicken.

In jedem Lehrbuch der Chemie liest man, dass die sichtbare Wirkung des Lichtes unter diesen dreien zuerst am Chlorsilber hervortrete, schwächer am Bromsilber, kaum merklich am Jodsilber. Man soll nun nicht immer Alles nachbeten, was in den Lehrbüchern steht, sondern sich lieber durch eigne Versuche überzeugen, die ja im vorliegen- den Fall so einfach sind, dass es wirklich zu verwundern ist, wie hier ein Irrthum unterlaufen konnte. Bereitet man 8ich diese drei Silberverbindungen, am besten* durch Fällung aus etwas überschüssigen^ Silbemitrat, und wäscht hierauf dieselben so lange mit destill. Wasser aus, bis es durchaus nicht mehr auf Silber reagirt, w^obei natürlich alles Tages- licht fernzuhalten ist, breitet dann von jedem der drei noch feuchten Niederschläge eine kleine Portion auf einer reinen Glasplatte aus, um jeden Einfluss organischer Substanz ferne zu halten, und setzt sie gleichzeitig dem Tageslicht aus, so wird man deutlich bemerken, dass zuerst das Bromsilber

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S04 J. Sclinauss , Photographireu a. trocknen

seine gelblichweisse Farbe in eine gra sodann das Chlorsilber sich färbt. De Zeit ist freilich sehr unbedeutend, aber desshalb von besonderer Wichtigkeit, weil dadurch die vor- züglicheren Eigenschaften des Bromsilbers von dem Chlorsil- ber namentlich in den Entwicklungsprocessen ihre Erklärung finden möchten. In dem später zu erörternden Wort hie y'- sehen Bromsilbercollodiumprocess sind die Platten von so ausserordentlicher Empfindlichkeit, dass die gewöhnliche Be- leuchtung des photographischen Dunkelzimmers, wie sie im feuchten Cdllodiumverfahren angewendet wird, noch viel zu hell ist. Das Licht einer Kerze, oder das durch gewöhnliches orangegelbes Glas dringende Tageslicht sind hinreichend, nicht nur die dabei präparirten Bromsilberplatten untauglich zu machen, sondern auch den ganzen Vorrath des Bromsilber- coUodiums zu verderben! Es ist fürwahr eine schwere Auf- gabe, solche zahlreiche höchst behutsame Manipulationen bei noch schwächerem Licht als gewöhnlich auszuführen!

Das Jodsilber zeigt sich sowohl im Entwicklungsprocess, namentlich trockner Platten, als auch für sich allein direct belichtet, bei weitem weniger empfindlich, als das Bromsilber, es bildet aber nichts destoweniger die unentbehrliche Grund- lage des feuchten CoUodiumverfahrens, weil es allein den negativen Schwärzen die nöthige Kraft und In- tensität zu ertheilen vermag. Es unterliegt für mich fast keinem Zweifel mehr wie ich durch vielfache Unter- suchungen gefunden , dass diese Intensität der Jodsilber- bilder ihren Grund in der Wechselwirkung zwischen AgJ und AgO,NO^, die bekanntlich ein Doppelsalz bilden, hat, welche Eigenschaft weder das Bromsilber,*) noch das Chlor- silber besitzt. Merkwürdig ist es auch, dass das Silber in einer Mischung von Chlor-, Brom- und Jodsalzlösungen stets zuerst das Jod , dann das Brom und zuletzt das Chlor bindet

*) Es existirt allerdings auch ein weniger bekanntes DoppelsaU von AgBr und AgO^NO^.

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J. Schnauss , Photographiren a. trocknen CoUodiumplatten. 505

Also: Alkalische oder mindestens neutrale Entwick- lung und Bromsilber bilden das Stichwort für die neue- fiten Trockenverfahren. Eine alkalische Lösung von Pyro- gallussäure bildet bekanntlich eines der besten Absorptionsmittel fiir Sauerstoff und nach meinen Untersuchungen werden dadurch die drei genannten Silberhaloidsalze und wohl auch alle übrigen sofort, [selbst im Dunkeln, vollständig zu metal- lischem Silber redueirt, namentlich beim Erwärmen. Die Anwendung alkalischer Lösungen im Entwicklungsprocess der Trockenplatten geschieht auf die Weise, dass die letzteren erst mit Wasser oder Alkohol angefeuchtet, sodann mit einer frischen Lösung von kohlensaurem Ammoniak (zuweilen auch von kohlensaurem Natron) übergössen werden. Hierauf erst applicirt man der Platte die Pyrogallussäurelösung , welche, da ihre neutrale wässrige Lösung sich nicht lange hält, zweckmässig in concentrirter alkalischer Lösung vorräthig gehalten. und bei der Anwendung mit der nöthigen Menge Wasser verdünnt wird.

Bromsilber, dadurch im Collodiumhäutchen erzeugt, dass man ein in Aether - Alkohol lößliches Bromsalz, z.B. Brom- cadmium oder Bromammonium dem Collodium zufügt und die collodionirten Platten in das Silberbad taucht, giebt eine fast , ganz durchsichtige Schicht, die eben desshalb fast gar keine Lichtempfindlichkeit besitzt. Diesem zu begegnen und gleich- zeitig um die Anwendung des Silberbades ganz zu umgehen, wird das Collodium nach Worthley und Anderen mit mecha- nisch suspendirtem Bromsilber versetzt. Dies muss natürlich auf eine Art geschehen, dass sich das gebildete AgBr nicht so bald als ein Niederschlag zu Boden setzt.

Man versetzt z. B. zuerst das Collodium mit Bromcad- minm, löst sodann eine etwas grössere, als zur Zersetzung desselben nöthige Menge Silbemitrat in möglichst wenig heissem Alkohol und fügt diese Lösung tropfenweise und unter Umschütteln dem bromirten Collodium zu. Das gut bereitete Bromsilbercollodium sieht ganz milchig aus und ver- harrt ziemlich lange in diesem Zustand. Beiläufig gesagt, erzeugt man auf analoge Weise auch CblorsilbercoUodium,

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806 J. Sohnauss, Photograpbiren a. trock

welches im photographischen Copir Dützliche Anwendung findet.

Einige Stunden vor dem Aufgiesj das BromsilbercoUodium umgeschüttel gesagt, sorgfältigst gegen jede Li werden.

Um das wirkungslose Durchgehei die noch immer sehr durchsichtige I hindern, werden die Trockenplatten 21 Seite mit einer photochemisch unwirkg Emulsion Von gebrannter Terra de S: überzogen und getrocknet. Dieser T der Entwicklung wieder mit einem fe

Das BromsilbercoUodium wird e auf die Platte gegossen, etwas erhär Bad von destillirtem Wasser unter oft eingetaucht, bis die Oberfläche der Sc] feuchtet ist. Die Platte wird nun ent^ sofort dem Lichte exponirt, und soll ders alsdann dieselbe Empfindlichkeil liehe Weise in's Silberbad getauchte besitzen, oder sie wird als Trocken] diesem Endzweck mit ^ einer Präserv aus Gummi arabic, Zucker und Ta übergössen. Die Empfindlichkeit ist soll jedoch die der übrigen Trockenp trefi'en. In den Händen des Erfinde wohl die gerühmten Eigenschaften bei Platten, welche zwar von Anderen e jedoch von Worthley selbst präparirt ren andere Praktiker weit weniger m cess; besonders die Bereitung des Bn zahlreiche Schwierigkeiten dar, wov( imr die Schwerlöslichkeit des Silben das sich Niederschlagen des Bromsil suspendirt bleiben muss, erwähnen w( ger hat diese neue Methode zur TJ]

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A. HosäuB, Analyso der Carlsquelle in Bad Helmstedt* 507

Silberbades grosses Aufsehen in den photographischen Krei- sen beider Welttheile erregt. Wir begegnen in diesem Pro- cess auch der neuen Anwendung des Bromkaliums als Zusatz zum , Entwickler und des salpetersauren Uran- oxyds im BromsilbercoUodium , welche beide die Kraft und ' Empfindlichkeit der Schicht erhöhen sollen. Allerdings wurde das salpetersaure Xlranoxyd schon von Worthly im Col- lodium angewendet, jedoch nur zu positiven Copien auf Papier.

Am Schluss dieses Artikels über Trockenplatten mögen noch folgende zwei interessante Notizen Platz finden:

Die eine betrifft die gleichsam freiwillige Nachent- Tvi.cklung der nach Taupenot bereiteten und exponirten Platten. Werden dieselben in ein Gallussäurebad getaucht und sodann im Dunkeln aufbewahrt, selbst trocken, so ent- wickeln sie sich wochen- und njonatelang von selbst weiter, und man unterbricht diesen Process, wenn die nöthige Kraft erreicht ist, einfach durch Abwaschen und Fixiren in unter- Bchwefligsaurem Natron. Eine analoge Erscheinung beobach- tet man auch in den mittelst Chrom salzen und staubigen Farb- stoffen bereiteten sogenannten Pigmentbildern. Die andere Notiz bezieht sich auf die Beobachtung Carey Lea's (in Philadelphia), dass belichtetes Jodsilber durch längeres Liegen im Dunkeln seine Empfindlichkeit wieder gewinnt und von Neuem zur Belichtung geeignet ist.

Analyse der Carlsquelle zu Bad Helmstedt.

Von Dr. A. Ho saus in Helmstedt.

Das Bad Helmstedt befindet sich ^/^ Stunden östlich von der Stadt Helmstedt in einem flachen von Wald umgebenen Wiesenthaie des Läpp waldes, eine langgestreckte Hochfläche, die sich 100 200 Fuss über die umliegende Landschaft

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^pc^

höß A. HosäuS) Analyse^ der Carlsquelle in Bad Helmstedt

erbebt, und sieb ßowobl nach Südost, als auch nacb Nordwest mehrere Stunden ausdehnt.

Nach der geognostischen Karte von Strombeck wird hier der oberste Keupersandstein , mit theilweis eingelagertem Dolomit und schiefrigem grauen Mergel, ohne organische Reste, von der untern Schicht des schwarzen Jura bedeckt, die Car- dinien, Ostrea sublamellosa und Ammonites angulatos enthält, und stellenweis wieder von einer Schicht mit Arieten und Gryphaea arcuata überlagert wird. Letztere Schicht, auf der Karte von Ewald Arieten Lias genannt, ist reich an sandigen Eisensteinen, welche zum Theil verhüttbar sind, und früher zur Anlage eines Eisenwerkes Veranlassung gaben. Sie be- ginnt auf der Höhe von Helmstedt, am s. g. Pluderbusche, und zeigt ein fast rein östliches Einfallen. In den nicht tie- fen Einschnitten des Terrains treten von da an in der Richtung nach dem Bade zu mehrere Quellen zu Tage, welche nicht unbedeutende Quantitäten von Eisenoxydhydrat absetzen, und im Verlauf der Zeit zur Bildung von ganz bedeutenden Ocker- ablagerungen Veranlassung gegeben haben.

Die frühesten Nachrichten über den Gesundbrunnen, wie das Bad bis vor Kurzem genannt wurde, stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, und namentlich machte Gottlob Krüger, Professor an der vormaligen Universität zu Helm- stedt, auf den dintenartigen Geschmack des Wassers und die reichliche Ockerausscheidung aufmerksam. Die erste Un- tersuchung des Wassers ist 1755 vorgenommen worden, und die darauf folgenden Jahre hoben das junge Bad auf eine, für die damalige Zeit verhältnissmässig bedeutende Höhe. Die Unbilden des 7 jährigen Krieges, die Besetzung des Lan- des durch französische Truppen u. d. g. zerstörten indess das beginnende Badeleben fast gänzlich und erst im Jahre 1795 beginnt eine zweite blühende Periode in der Geschichte des Bades, und die Kureinrichtungen waren bald nicht mehr im Stande, dem Andrang der Gäste zu genügen. Mit im Allgemeinen nur sehr seltenen Ausnahmen ist im Verlauf die- ses Jahrhunderts dieselbe Erscheinung jeden Sommer wieder- gekehrt, und alljährlich mussten Badegäste wegen Mangel an

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A. Hosäus, Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt. r)09

Wohnungen zurückgewiesen werden. Augenblicklich ist das Bad im Besitze mehrerer Privaten, und vorzugsweise hat der Herr Commerzienrath Schöttler wesentlich zur Ab- hilfe von langjährig gefühlten Bedürfnissen beigetragen. Der nahe zu vollständigen Umwandelung des Etablissements liess der Genannte im vergangnen Jahre eine Untersuchung des Wassers durch Fresenius zu vorgehen , *) welche mit grossen .Quantitäten Wasser ausgeführt worden ist, und sich auf alle Bestandtheile erstreckte. Durch diese erste ausführ- liche Untersuchung wurden die früheren Analysen im Allge- meinen bestätigt und constatirt , dassdie Carlsquelle eine Eisenquelle von mittlerem Gehalt sei, und so wenig andere fremde Beimengungen enthalte, wie keine weitere bekannte Eisenquelle.

Schon während der bald darauf im Angriff genommenen Culturarbeiten , wie sie eine zeitgemässe Restauration des Bades bedingte, wurde indess die Carlsquelle hinsichlich ihrer Niveauyerhältnisse wesentlich verändert, und beim Umbau des Badehauses und der Anlage neuer Bäder zeigte sich, dass der 2^2 Meter tiefe Schacht, in welchem die Quelle zu Tage tritt, fremden Wasserzuflüssen zugänglich sei, und be- sonders mit einem andern Brunnenschacht, aus welchem die Dampfinaschine gespeist wird, communicirt habe. Somit erschien es auch der Badeverwaltung geboten, nochmals eine neue Untersuchung der Quelle zu veranlassen, um nachzu- weisen, ob und in wie weit die von Fresenius gegebenen Zahlen einer Modification bedürftig wären. Diese Untersuchung habe ich in dem Laboratorium der hiesigen landwirthschaft- lichen Lehranstalt unter Zugrundelegung der von Fresenius angegebenen Methoden ausgeführt, und folgen nachstehend die Resultate.

Physikalische Verhältnisse.

Aus dem, vor den atmosphärischen Einflüssen ganz ge- schützten Schachte, lässt sich das Wasser naittelst einer klei-

*) Fresenius, Analyse der Carlsquelle. Wiesbaden. C. W. Kreydel'a Verlag.

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510 A. Hosaus, Analyse der Carlsqaell«

nen Pampe leicht entnehmen, und gläsern hell und klar und vollkomn Folge der Einwirkung der Luft auf oxydul bald etwas opalisirend. D betrug im April bei C. Lufttemper Im Juni bei 18® Lufttemperatur 1 Lufttemperatur 10,1® C, im Augusi 10® C. Während der Dauer der Sai peratur, die schon auf einen massig \ lässt. Das spec. Gew. wurde zn rend Fresenius 1,0000381 fand. - Wassers ist milde eisenartig. Eine nicht und die Spuren von Schwefelw von Fresenius durch Schütteln einei erkannt wurden, habe ich trotz wi( Verlaufe der letzten Saison nicht z

Chemisches Ver

Gesammt Rückstand: 100 dem Verdampfen in einer Platinscl 120® = 0,07400 g. Rückstand. Viell gen ergaben stets das obige Resulta

L Bestimmung d(

1. 1000 g. Wasser geben mit Argentinitrat = 0,0300 HgC

2. 1000 g. geben = 0,0305 AgC

Mitti

n. Bestimmung der S

1. 1000 g. Wasser geb. : 0,02700

2. 1000,, 0,027öC

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A. Qosäus, Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt. 511

IIL Bestimmung der* Kieselsäure.

6000 g. Wasser lieferten nach dem Ansäuern mit etwas Salzsäure zur Trockne verdampft u. s. w. = 0,04350 SiO^ = 0,00725 p. M.

IV. Bestimmung des Eisenoxyduls.

1. Das von der Kieselsäure befreite Filtrat wurde mit Salmiak und Ammoniak behandelt, das gefällte unreine Eisen- oxyd in Salzsäure gelöst und mit essigsaurem Natron noch- mals gefällt. Zur Entfernung der anwesenden geringen Mengen von Thonerde und Phospborsäure löste man den Niederschlag in Salzsäure, und fällte nach Zusatz von etwas Weinsäure das Eisen durch Schwefelammonium. Das Schwe- feleisen wurde darauf in Eisenoxyd übergeführt und gewogen. Es ergab sich = 0,108 Fe^O^ = 0,15660 FeO,C02.

2. 1000 g. Wasser wie vorher behandelt

geben: 0.0162 Fe^O» = 0,02349 FeO,eO«.

Im Mittel: 0,02479 FeO,C02p. M.

Ausser diesen Bestimmungen sind im Verlauf des Som- mers noch mehrere ausgeführt worden, welche dieselbe Durch- schnittszahl hinsichtlich des Eisengehaltes geben. TitriruHgen mit übermangansaurem Kali ergeben im allgemeinen immer etwas kleine Zahlen, wahrscheinlich weil stets etwas Eisen- oxyd dem Wasser suspendirt ist.

V. Bestimmung des Kalks.

Das Filtrat von IV. 1. lieferte nach der Fällung mit oxalsaurem Ammoniak u. s. w.

-= 0,0720 CaO,CO« « 0,04032 CaO. 2. 1500 g. Wasser von Kieselsäure und Eisen befreit lieferten :

0,0180 CaO, CO« 0,01008 CaO

also p. M. « 0,00672.

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5l2 A. Hosäus, Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt.

VI. Bestimmung der Magnesia.

Das Filtrat von V. 1. (6000 g. Wasser) wurde in einer Platinschaale zur Trockne verdampft, schwach geglüht; der Eückstand in Salzsäure gelöst, und die Lösung mit phosphor- saurem Ammoniak ausgefallt. Es wurde erhalten:

0,0116 2MgO,P05 = 0,00418 MgO.

0,000697 p.M.

VII. Bestimmung der Chloralkalimetalle.

Das Filtrat von VI wurde durch Chlorbaryum von der Phosphorsäure und der Schwefelsäure befreit, und behufs der Abscheidung des Barytes mit kohlensaurem und etwas oxal- saurem Ammoniak behandelt. Das Filtrat wurde zur Trockne . verdampft, schwach geglüht, der Rückstand nochmals gelöst, und die Lösung nochmals mit kohlensaurem Ammoniak behan- delt, um die letzten Spuren des Barytes zu entfernen. Nach dem Ansäuren mit etwas Salzsäure, Eindampfen u. s. w. erga- ben sich:

0,2125 Chloralkalien = 0,03542 p. M. Die erhaltenen 0,2125 g. Chloral^alien gaben nach dem Fällen mit Platinchlorid;

0,2083 KaCl,PtCF = 0,06361 KaCl

oder: 0,04018 KaO = 0,00669 p. M.

Vni. Bestimmung des Natrons.

Die Gesammtmenge der Chloralkalimetalle beträgt: 0,21250

hiervon ab Chlorkalium: 0,06361

blßibt Chlomatrium: 0,14889 = 0,02482 p.M.

IX. Bestimmung der Phosphorsäure, des Man- gans und des Baryts.

Die Bestimmungen wurden in dem Abdampfrückstand von zwölf Liter Wasser vorgenommen. Die Phosphorsäure wurde nach Abscheidung als basisches Eisenoxydsalz und

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A. Hosäus, Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt. 5l3

Fällung der darin enthaltenen Phospliorsäure als phosphor- molybdänsaures Ammoniak u. rf. w. bestimmt. Die Trennung des Baryts vom Kalk geschah durch Behandlung der gänz- lich entwässerten Salze der alkalischen Erden mit absolutem Alkohol. Das Mangan wurde als Schwefelmangan bestimmt. Es wurden erhalten:

0,0056 2 MgO,POß = 0,0036 PO« = 0,0003 p. M.

0,0023 MnS =MnO,CO« : 0,00026 p.M.

0,0016 BaO, SO» =BaO,CO« : 0,00013 p.M. Thonerde in wägbaren Mengen abzuscheiden, ist mir da- gegen nicht gelungen, ebenso wenig wie ich Salpetersäure nachzuweisen vermochte. Wiederholte Prüfungen, nach der von B;eichardt modificirten Methode*) mittelst Brucin, blieben erfolglos, und auch bei Verwendung von 1 Liter Wasser blie- ben diese und anderweitige Prüfungen ohne Resultat. Vor der Restauration der Quelle vermochte Fresenius beide Ver- bindungen in dem Wasser zu bestimmen.

X. Bestimmung der Kohlensäure.

1. 1000 g. Wasser, welche an der Quelle mit einer Mischung von Chlorbaryum und Aetzammoniak zusammenge- bracht worden waren, gaben nach geeigneter Behandlung des Niederschlages: 0,11758 CO«.

2. 333,33 g. Wasser lieferten im Natronkalkröhrchen aufgefangene Kolensäure:

0,0399 oder 0,11970 p.M.

Mittel 0,11864 p.M.

XL Bestimmung des harzartigen Körpers.

Die ältesten Berichte über das in Frage kommende Was- ser erwähnen einen eigenthümlichen darin vorkommenden harzähnlichen Stoff, und Fresenius vermochte in der That einen solchen der Quantität nach zu bestimmen. Durch Ein-

*) Reichardt Beurtheilung^ des Trinkwassers. 2. Aufl. Areb. d. Phsnn. HI, Reib«, in. Bift. 6, Hft, 33

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514 A. Hosäus^ Analyse der Oarlsquelle in Bad Helmstedt.

trocknen von 6000 g. Wassers , Aufnehmen des Rückstandes mit ganz reinem starken Weingeist, und Behandeln des ein- geengten Filtrates mit einigen Tropfen destillirten Wassers, konnte ich ebenfalls ein weisses flockiges Gerinnsel abscheiden, welches sich durch nochmaliges Lösen in kochendem Wein- geist und Ausscheiden durch Wasser reinigen liess. In einem Flatinschalchen eingedampft, wurde der Rückstand gewo- gen und darauf schwach geglüht Dabei trat eine Zersetzung und Bräunung, unter Entwickelung aromatisch riechender Dämpfe ein. Nach Abrechnung des unverbrennlichen Rück- standes ergab sich das Gewicht des harzartigen Körpers zu: 0,0021 oder 0,00035 p. M.

In den wässrigen Flüssigkeiten, welche von^ den harz- artigen weissen Flocken abfiltrirt worden waren, vermochte ich weitere organische Stoffe nicht nachzuweisen. Ebenso wenig liessen sich durch Titrirungen mit übermangansaurem Kali, nach der von Kübel modificirten Methode, organische Massen bestimmen.

Zusammenstellung.

Wie schon früher erwähnt, wurde vor der Neufassung der Quelle und der neuen Einrichtung aller Badeanlagen eine ausführliche Wasseruntersuchung in Wiesbaden ausge- führt, und eine vergleichende Zusammenstellung jener Zahlen mit den vorliegenden wird am leichtesten dön wohlthätigen Einfluss der ausgeführten Arbeiten auf den Charakter des Wassers erkennen lassen. Die kohlensauren Salze als öinfache Carbonate berechnet, enthält die Quellein 1000 Thei- len nach Beendigung der neuen Einrichtungen:

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A. HosäuSy Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt.

515

Chlornatrium

0,01232 Th.

Schwefelsaures Natron

0,01518

Kali

0,00174

Eohlensanr. Kaü

0,00844

Magnesia

0,00146

Kalk

0,01136

Eisenoxydul

0,02479

Manganoxjdnl

0,00026

Baryt

0,00011

Basisch phosphorsauren Kalk

0,00666

Kieselsäure

0,00725

Harz _

0,00035

Summa der festen Bestandtheüe:

0,08992

Kohlensäure mit den Carbonaten

zu Bicarbonaten verbunden

0,01794

Kohlensäure völlig frei

0,08270 .

Summa aller Bestandtheüe:

0,19056

Zur Zeit der alten Fassung enthielt die Quelle in 1000 Theilen:

Chlomatrium

0,026189 Th.

Salpetersaures Natron

0,003126

99

,, Ammoniak

0,000593

n

KaH

0,011244

9}

Schwefelsaures Kali

0,004740

f>

Schwefelsauren Kalk

0,017350

99

Basisch phosphorsauren Kalk

0,000679

»

Schwefelsauren Baryt

0,000143

»

Kohlensauren Kalk

0,006650

99

Kohlensaure Magnesia

0,007440

W

Kohlensaures Eisenoxydul

0,018553

99

Manganoxydul

0,000251

»

Kieselsäure

0,009183

99

Phosphorsaure Thonerde

0,000021

>)

Harzartige organische Substanzen 0,000389

99

Gummiartige

0,003451

»

Summa der festen Bestandtheüe:

0,110002

99

Kohlensäure mit den Carbonaten

zu Bicarbonaten verbunden

0,013956

}f

Kohlensäure völlig frei

0,083968

99

Schwefelwasserstoff, Spuren

Summa aller Bestandtheüe:

0,207926 88*

99

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ig'

s^^

516 A. flosäas, Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt.

Die vorstehenden Zahlen zeigen deutlich, dass die Carls- quelle durch die vorgenommene neue Fassung wesentlich verändert worden ist und dadurch entschieden gewonnen hat. Zunächst hat sich die Gesammtmenge der darin enthalte- nen festen Bestandtheile vermindert und ist von 0,110 auf 0,089 g. im Liter herabgedrückt worden. Im Zusammen- hang damit steht die derzeitige Abwesenheit der Salpeter- säure und des Ammoniaks, Verbindungen, welche in keinem Wasser gern gesehen werden, und deren Anwesenheit die Geniessbarkeit in Frage stellen. Mit den organischen Stof- fen stehen sie in bestimmten Beziehungen, und die erfreu- liche Thatsache, dass das Wasser der Carlsquelle zur Zeit salpetersäurefrei ist, wird durch die gleichzeitig constatirte Verminderung der organischen Substanzen noch werthvoller. Auf der andern Seite ist der Eisengehalt des Wassers nach der Vollendung der neuen Badeeinrichtungen wesentlich höher geworden, als er vordem gewesen. Im Frühjahr 1872 con- statirte ich darin 0,0190 kohlensaures fiisenoxydul; im Spät- herbst fand Fresenius 0,0185. Nach der Fertigstellung der mehr erwähnten neuen Anlagen enthält das Wasser 0,0247 g. jener Verbindung und diese erhebliche Zunahme wird um so werthvoller, als damit eine Verminderung der übrigen festen Bestandtheile verbunden ist

Berechnet man schliesslich, wie dies, üblich ist, die ge- fundenen Salze auf doppelt kohlensaure Verbindungen, so ergeben sich folgende Eesultate.

Die kohlensauren Salze, als Bicarbonate be- rechnet, enthält die Carlsquelle zur Zeit in 10 0 Gewichtstheilen:

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Google

I

A. Hosätts, Analyse der Cadsquelle in Bad Helmstedt. 517

Chlornatrium 0,01232 Th.

Schwefelsaures Natron 0,01518

Kali 0,00174

Doppelt kohlensaur. Eisenoxydul 0,03419

KaU

0,01112

Magnesia

0,00222

w

Kalk

0,01636

f)

,, >, Baryt

0,00012

9t

Basisch phosphorsauren Kalk

0,00666

9>

Kieselsäure

0,00725

»

Harz

0,00035

»

Summa der festen Bestandtheile :

0,10786

99

Kohlensäure völlig frei

0,08270

9J

Summa aller Bestandtheile:

0,19056

99

Auf Grund seiner früheren Untersuchungen hat Frese- nius in der schon erwähnten Schrift auch den Character der Carlsquelle besprochen und dieselbe mit ähnlich zusammen- gesetzten Wässern verglichen. Fasst man Alles zusammen, resumirt er am Schluss dieser Abhandlung, so kann man sagen, die Carlsquelle, eine Eisenquelle von mitt- lerem Eisengehalte ist dadurch ausgezeich- net, dass sie die Wirkung des gelösten kohlen- sauren Eisenoxyduls so rein und unbeeinflusst durch die Wirkung freier Kohlensäure oder ge- löster Salze der Alkalien und alkalischen Erden bietet, wie dies bei keiner andern Eisenquelle derFall ist. Dieser Ausspruch aus so competentem Munde wird durch die vorliegenden Zahlen nicht nur bestätigt, son- dern noch erweitert, denn durch die Neufassung ist das Wasser der genannten Quelle auf der einen Seite eisen- haltiger, auf der andern noch reiner und freier von andern Bestandtheilen geworden, als es früher war, und es dürfte kaum eine zweite Quelle geben, welche eine ähnliche Zusammensetzung aufzuweisen hat, als die Carlsquelle zu Bad Helmstedt.

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518

H. Toxikologie v cognosi

Ueber die animalische

Von Cl. Berna

Der Zucker, welcher lange Zei Product des Pflanzenreichs betrachte bei den Thieren als normales und nimmt in dieser Beziehung ein Anspruch.

Die zuckerige Materie kommt unter mannigfacher Form vor. Di Gruppe wasserstoffreicherer Zucker, Dulcit = Ci«H"0^«; ferner den Ci2Hi«OiO; die Glykosen = C^ wohnliche Glykose und den 1 fen; die Lev'ulose, welche in de ren Früchten vorkommt; die Galak welches ein Reactionsproduct ist; den Inosit, welcher in gewissen grünen Bohnen , und in den Muski Milz, der Leber etc. der Thiere voi

Zu den Saccharosen = Saccharose oder der Rohrzucker, lischen Eucalyptus -Manna, die 1

*) Journ, de Pharm, et de Chim. "Fi

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r

Cl, Beroard, Animalisclie Zuckerbildimg. 519

MannaArt, die Melezitose von Pinus Larix^ die Laktose oder der Milchzucker.

Unter allen diesen Zuckerarten sind die Glykose und Saccharose die wichtigsten und verbreitetsten. Vom physio- logischen Gesichtspunkte aus unterscheiden sich diese beiden Zucker auffallend von einander. Ihre Rolle ist eine sehr verschiedene» während nemlich der Traubenzucker in der Pflanze ein ergänzendes Nahrungsmittel bildet, ist der Rohr- zucker als ein Depot zu betrachten, aus welchem die Pflanze nicht unmittelbar, sondern erst dann Kahrungsstoff zie- hen kann, wenn sich die Saccharose in Glykose umgewan- delt hat.

Die vom Standpunkte der Nährkraft aus fundamentale Verschiedenheit dieser beiden Zuckerarten bezieht sich sowohl auf die Thiere wie auf die Pflanzen. Führt man nemlich in die Ädern eines Thieres eine Lösung von Rohrzucker, so findet man denselben unverändert im Harne wieder, während der Traubenzucker unter gleichen Verhältnissen verschwindet; und wendet man beide zusammen an, so bleibt nur der Rohr- zucker übrig. Man kann daher mit vollem Rechte den Rohr- zucker ein Excremönt, und den Traubenzucker ein Nahrungs- mittel nennen.

Bemerkenswerth ist indessen, dass der Rohrzucker sich im Verdauungskanale in Traubenzucker umwandelt und dann die Rolle eines Nahrungsmittels spielt. Dieselbe Umwand- lung erleidet derselbe in den Pflanzen. Bekanntlich geht er unter dem Einflüsse vieler chemischer Agentien leicht in Traubenzucker über ; selbst mechanische Kräfte , wie z. B. das Pulverisiren, üben eine solche Wirkung aus, daher gepul- verter Zucker weniger süss schmeckt, als ganzer.

Zur Gewinnung des Zuckers aus den thierischen Gewe- ben und Flüssigkeiten sind verschiedene Methoden empfohlen worden; die beste besteht in der Anwendung des Weingei- stes. Man kann aber auch mit Wasser kochen, um die albu- minösen Materien zum Gerinnen zu bringen und dann filtri- ren-, ferner kann man die betreffenden Flüssigkeiten, z.B.

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520 Cl. Bernard, Aüimalisohe Zuckerbildui

Blut, Harn, fiir sich nach Zusatz von Thii wobei Farbstoffe, Salze und Harnsäure durcl genommen und die albuminösen Materien c Anwendbar ist auch das Ausfällen mit Ble Entfernung des v überschüssig zugesetzten Blei felwasserstoff.

Um nun in der einen oder andern gei keit den Zucker zu erkennen, hat man die den bekannten Erkennungsmitteln: Gährung muthnitrat, Kupfertartrat. Für das sicherst die Gährung.

Meine und anderer Physiologen Beobi ausser Zweifel gesetzt, dass das Blut norma und dass seine Anwesenheit darin unabhäng rischen oder vegetabilischen Nahrung. Di Thiere indessen enthält keinen Zucker, aucl noch Nahrung zi^ sich nehmen. Wenn der C an Zucker eine gewisse Höhe erreicht hat, i darüber hinaus in den Organismus gelangt Nieren wieder ausgeschieden. Giebt man a viel Zucker ein, so wird darum sein Blut nie und giebt man ihm keinen Zucker, so finde dennoch zuckerhaltig.

Was den Ort der Bildung des Zuckei Organismus betrifft, so muss die Leber als s werden, denn das in dieselbe eintretende Bl das aus derselben tretende dagegen zuckerha wird aber nicht aus den albuminösen Materi dem aus einer dort vorkommenden, dem A Substanz, und zwar unter dem Einflüsse ein( Ferments. Diese Substanz wird auch dnrch nicht so dunkel wie Stärke, sondern wein - 1

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r

H. F. Hance, Abstamm. der im Handel vorkommenden China wurzeL 521

Ueber die Abstammung der Im Handel vorkommenden GUnawurzeL

Von H. F. Hanoe.

Obgleich die Chinawurzel iseit langer Zeit ein bedeuten- der Exportartikel Canton's nacb Indien und in geringem Grade nach Europa*) ist, und obgleich man grosse Quanti- tätfen dieser Drogue, welche auf den benachbarten Anhöhen ausgegraben sind, auf den offnen Plätzen jener Stadt zum Trocknen an der Sonne aufgelegt sehen kann, so herrscht über ihre Abstammung doch noch immer einiger Zweifel. Die meisten Autoren geben als Mutterpflanze Smilax China L. an, welche den neueren Botanikern offenbar ganz unbekannt ist, obgleich ich dieselbe für identisch halte mit der von Wallich S. ferox genannten Art, welche in allen bergigen Distrikten Indiens und China's vorkommt und, zwar der mandschurischen Flora fremd, wo sie durch S.'excelsa L. vertreten wird, sich bis nach Japan erstreckt.

P. Smith meint nun zwar, die Chinawurzel stamme entweder von S. lancifolia Roxb. oder von einer ihr sehr nahe stehenden Art; allein, wenn es auch sehr wahrscheinlich ist, dass die Chinesen mehr als eine Art medicinisch anwen- den, wie das nach Dr. Royle die Indier in der That thun, 80 muss jener Ausspruch doch nur als eine Vermuthung angesehen werden. Was die Canton- Drogue betrifft, so erscheint es wenigstens sicher, dass sie von einer oder meh- reren der 6 Smilax -Arten stammt, welche Eentham in seiner'Plora Hongkongensis beschrieben hat, weil keine andere in jenem Distrikte vorkommt; und obgleich ich über die Mutterpflanze der Wurzel lange in üngewissheit blieb, so musste ich mich doch mit diesem halb negativen Eesultate einstweilen begnügen. Indessen vor Kurzem erhielt ich von dem in Canton wohnenden Herrn E. C. Bowra eine lebende Pflanze mit starken faserigen Wurzeln, welche stellenweise

*) Die ganze Ausfuhr binnen IS Monaten (vom 1. Jan. 1870 bis 1. Juli 1371) betrug 99,908 Pfand.

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^.Hance, Abstamm. der im Handel

len verdickt waren ^ die mit dei ständig übereinstimmteo. Blütl emplare, doch zeigte eine Ter Herbarium befindlichen Arten , ai* mir hatte. Schon Roxburgh pflanze äusserlich von der ante aus China kommenden arzneili eiden sei, und dass ein Absi renen Silhet's gegen Geschwt len angewendet werde. Bei d i die zahlreichen Bliithenstiele m dunkelfarbigen linearen Brakt< iae der Farne sehr ähneln.

' einmüthige und feste Glaube d

andes der alten und neuen ^

vorkommt, an die reinigende, dii

3 Wirkung ihrer verschiedenen 1

lausch der Meinungen möglich ^

zu erklären, dass eine solche

der That innewohnt. Ich kt

wie z. B. Christison u. A., nie]

therapeutischen Wertbe der Sai

jn, die angebliche Wirkung s<

Kranken verwendeten Pflege ui

Seemann hat jüngst gewiss« Typen zweier bestimmten Gattu: lentlich nur durch die weniger 3nen Staubgeßisse unterscheide loch nicht einverstanden erklä

dass die Staubgefässe seiner I variiren, und ich überdies der ler, die bisher bestandene Gatti rei zu zersplittern, welche sich md zwar ein numerisches eiden. Wohl aber liessen sict

aufstellen, welche von der B<

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ßchützenberger, Verhalten der Kohlehydrate etc. zu Essigsäure, 528

gon- Abschnitte und den Staubgefassen abzuleiten wären. (Journal of Botany, Apnl 1872. Nr. 112. S. 102).

G. a W.

Ueber das Verhalteii der sogenannten Kohlehydrate und ähnlicher Körper zu wasserfreier Essigsäure.

Von Schützenberger. *)

Wenn man auf irgend ein sog. Kohlehydrat wasserfreie Essigsäure (C*H*0*) einwirken lässt, so verliert dasselbe Wasserstoff und nimmt für jedes Aequivalent austretenden Wasserstoffs ein Aeq. Aeetyl (C^H^O*) auf.

Zur Ausführung dieser Reaction mit der Cellulose bediente ich mich theils der gereinigten Baumwolle, theils des schwedischen Filtrirpapiers. Die Cellulose wird von der wasserfreien Essigsäure nur in Verschlossenen Gefässen und bei Temperaturen, welche höher sind als der Siedepunkt der wasserfreien Essigsäure (137,5®), angegriffen. Erhitzt man einen Theil Cellulose mit 6 8 Theilen Säure bei 180®, so löst sie sich binnen einer oder zwei Stunden zu einem dicken Syrup von dunkelbrauner Farbe auf, die aber von einer schwachen Zersetzung herrührt. In Wasser gebracht, lässt dieser Syrup einen reichlichen grauen flockigen dicken Nie- derschlag fallen, der einige Aehnlichkeit mit dem aus con- centrirten Lösungen coagulirten Eiweiss hat. Wäscht man diesen Niederschlag so lange mit heissem Wasser, bis alle anhängende Säure daraus entfernt ist, trocknet ihn dann und behandelt ihn mit eisiger Essigsäure, so löst er sich darin mit, brauner Farbe. Diese Solution lässt sich mittelst gerei- nigter Thierkohle vollständig entfärben, und läuft dann farb- los und klar durchs Filter; durch Wasser wird sie wiederum weiss flockig getrübt, der Niederschlag stellt nach dem Trock-

**) AnnaL de Chim. et de Phys. 4. S^r. XXI. 235. Annal. der Chem. u. Pharm. CLX. 74. Auszug. JFst,

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524 ScLützenberger, Verhalten der Kohlehydrate

nen ein ganz weisses Pulver dar, welch Cellulose ist. Durch Kochen mit einem A zersetzt, es entsteht essigsaures Alkali i lulose, Sie löst sich nicht in Wasser, und Benzol, dagegen in eisiger Essigsäure feisäure. Aus diesen Lösungen wird dur bindung wieder unverändert niedergesc getrocknet, entspricht sie der Formel C^^

Dieses Cellulose - Triacetat verhält s das polarisirte Licht.

Mehr Wasserstoff in der Cellulose d stituiren, ist mir nicht gelungen; vorlä Triacetat als das höchste Acetat betra< könnte hiernach die Cellulose als einen d ansehen.

Durch Anwendung ^iner kleinern Essigsäure und einer niedrigem Temperati die Baumwolle auf, ohne sich zu lösei gere Acetate, nemlich ein. Mono - und Dia sen wegen ihrer Unlöslichkeit in allen br sich nicht reinigen oder von unveränderi nen lassen. Diese Derivate lösen sich conc. Schwefelsäure, werden indessen dal

Das mit Stärkmehl erhaltene Trii nicht blau; zersetzt man es mit einem A dabei ausgeschiedene Stärke wieder die Eij Jod zu bläuen. War jedoch das Stärk 150® erhitzt worden, so hatNes eine \ denn es giebt nun beim Behandeln mit A mehr, sondern Dextrin.

Zwei Varietäten Inulin, die aber 1 mel C^^H^^O^® zusammengesetzt waren. Tri- und die andere eine Pentacetat.

Arabisches Gummi lieferte ein (C^H302)50io.

Mit Glyko8e = Ci2Hi20i2 entsta cetate, aber unter Verlust von 1 Aeq. H

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J. A. "Wanklyn, Prüfung von Mehl und Brot. 5Ö5

Rohrzucker gab dasselbe Triacetat wie die Glykose. Ebenso der Milchzucker. Aus Mannit entstand ein Hexacetat = Ci2K8(C*H30»)ßOi2.

Uejber die Prflfang ron Mehl und Brot.

Von J. A. Wanklyn.

Der Nachweis des Alauns im .Brote ist mit Schwierig- keiten verknüpft, theils wegen der kleinen Menge Alaun, welche man dem Brote zusetzt, und theils wegen der übrigen in der Asche des Brotes enthaltenen Bestandtheile. Jeden- falls darf man von dem Untersuchungsobjecte nicht zu wenig in Arbeit nehmen, vom Mehle nicht unter 100, und vom Brote nicht unter 200 g.

Die Einäscherung wird bekanntlich sehr beschleunigt durch Leiten eines Sauerstoffstroms auf die glühende Masse; unterlässt man dies, so bedarf man zur Ausführung der Operation wenigstens ein paar Tage.

Die Behandlung der Asche führe ich nicht mit Salpeter- säure oder Salzsäure, sondern mit Schwefelsäure aus.

Als drittes Moment bei dieser Art von Untersuchungen hebe ich hervor die Anwendung gewogener Mengen der Bea- gentien, und so wenig als möglich von ihnen, um zugleich jede unnöthige Verdünnung zu vermeiden. Ich verfahre nun wie folgt:

Die Asche von 100 g. Mehl wiegt etwa 0,700 g., und kann, im Falle eines Alaunzusatzes, noch 0,030 g. Alaunerde enthalten. Ich versetze die Asche mit 0,5 CC. Vitriolöl, erhitze bis zur beginnenden Verflüchtigung der Säure, ver- dünne mit wenig Wasser, filtrire, setze zum Filtrate l^g g. Kalihydrat, welches nicht allein die Säure abstumpft, sondern auch noch im Stande ist, die Alaunerde gelöst zu halten, erwärme, filtrire, fuge zum Filtrate 1^2 g- Salmiak, erwärme wieder und stelle in die Ruhe. Die etwa vorhandene Alaun-

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526 Boussingault, Veribeilnng des Eisens im I

erde sammelt sich als phosphorsaure Verbindu sie wird ausgewaschen, getrocknet, geglühet m

Die Frage, ob ein Mehl untadehg oder kann durch Ermittlung seines in Wasser lösli entschieden werden, denn das erste enthält n Zucker und Dextrin, das zweite dagegen i davon. Zur Ausführung dieser Probe reibe icl nach und nach mit so viel Wasser an, dass dai ter Raum einnimmt, lasse ein wenig absetzen, { geklärten Flüssigkeit auf ein Filter, verduni 50 CO. zur Trockne im Wasserbade und verbliebenen Rückstand. Sein Gewicht zehnm zeigt die ganze Quantität Extract von den in meinen 100 g. Mehl an. Diese Extract - Quan gutem Mehl nicht über 4,69 g. betragen. In befinden sich ohngefähr 0,44 g. Aschenbestand Albumin und 3,33 g. Dextrin, Zucker und G man das Gemenge von 100 g. Mehl mit Wasse 20 Stunden lang, kalt stehen, so erhält man m< Extract Von verdorbenem Mehl bekam Odling 12 bis 18 Proc. Extract. (Pharm. Joum. and Tr ansäet, Aprü 187 i 827.). G.C.W.

Heber die Yertbeilang des Eisens in den Bestand theilen des Blntes.

Von Boussingault.*)

Diese Bestimmung geschah mit den drei wesentliche näheren Bestandtheilen des Blutes : Fibrin, Blutkügelchen un^ Albumin, und das Material dazu wurde einer halbfetten Ku entnommen.

Fibrin.

Man gewann es durch Schlagen des noch warmen Blute und Auswaschen. 100 g. des nur wenig gefiirbten und gu

♦) Journ. de Pharm, et de Chim. Sept. 1872. XYI. 172.

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Boussinganlt, Vertbeilung des Eisens im Blute. 527

ausgedrückten Fibrins wogen nach dem Trocknen 29,15 g. und hinterliessen 0,627 g. Asche, worin 0,01357 g. metaUi- sches Eisen.

Mithin berechnen sich auf 100 g. trocknes Fibrin 2,1511 g. Asche und 0,0466 g. Eisen.

Blutkügelchen.

Sie wurden nach dtem Verfehren von Dumas gesam- melt, welches sich bekanntlich auf die Eigenschaft derselben, durch eine gesättigte Glaubersalzlösung, so lange ein Luft- strom die Flüssigkeit} durchstreicht, niedergeschlagen zu werden.

4 g. der so erhaltenen und im Vacuum getrockneten Kügelchen hinterliessen an rother voluminöser Asche

0,053 g. = 1,325 Proc. worin metallisches Eisen 0,01399 g. = 0,350 Proc.

In dieser Asche fand sich ausser Eisenoxyd u. a. noch Phosphorsäure, Kalk und Magnesia.

Albumin.

Das Serum besass nunmehr eine schwach röthliche Farbe, enthielt aber keine Kügelchen mehr. 103 g. dieses Serums lieferten:

Trockensubstanz 9,780 g. = 9,500 Proc.

Mineralsubstanz 0,853 = 0,828

Metallisches Eisen 0,00843 = 0,0082 Daraus resultiren für 100 g. trocknes Serum 8,715 g. Asche und 0,0863 Eisen.

Mithin lieferten 100 g. Trockensubstanz von

Asche. Metall. Eisen.

Fibrin 2,151 g. 0,0466 g.

Kügelchen 1,325 0,3500

Albumin 8,715 0,0863

Die Kügelchen enthalten also über siebenmal mehr Eisen als das Fibrin, und viermal mehr als das Albumin.

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Boussingäiilt, Vertheilung des Eisens

rnt^rsuchen wir nun, ob diese Data les Blutes mit der direct darin eri

niren.

!& lieferte

Menschenblut.

Eisen.

£uhblu

n 0,3 g.

0,00014 g.

0,4 {

min 7,0

0,00604

7,4

ilchen 12,7

0,04445

10,5

e 1,0

. »> »

1,0

ser 79,0

» »

80,7

100,0 0,05068 100,0

)urch directe Bestimmung wurde gef

In 100 g. Menschenblut 0,051

100 Kuhblut 0,048

)ie üebereinstimmung beider Bestim

1.

bekanntlich ist der grosse Eisengehalt ren Farbstoff, dem Blutroth (Haemj 'heile trocknes Blutroth, dargestellt nach der Methode emaire und Tabourin, lieferten 10,750 Theile rothe , worin 6,330 metallisches Eisen. )iese 6,33 Eisen entsprechen 9,043 Eisenoxyd Q noch 1,707 Mineralsubstanz der Asche übrig hosphorsäure und Kalk bestehen. 100 Theile gaben:

84,121 Eisenoxyd. 13,512 Phosphorsäure. 2,986 Kalk.

100,619. betrachtet man darin den Kalk als dreibasiscl und den Eest der Säure als dreibasisches E hat, so erhält man folgende Zusammensetzung: 75,97 freies Eisenoxyd. 19,14 Phosphors. Eisenoxyd (2Fe20» + 31 5,51 Kalk (3 CaO + POS).

100,62.

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J. R. Jackson, SüdamerikanischiD Kuhbäume. 529

üeberhaupt aber lieferten 100 Theile Blutroth: 89,25 organische Materie. 9,04 Eisenoxyd. 1,45 Phosphorsäure. 0,32 Kalk.

100,06.

Wst,

üeber die medicinischen Eigenschaften der sfldame- rikanisclien EnhbSnme.

Von J. E. Jackson.*) ^

Die Anwesenheit milchiger Säfte in Pflanzen ist nichts Ungewöhnliches, sie ist selbst ein Merkmal vieler natürlichen Familien. Bei den zahlreichen Pflanzen, welche Kautschuk liefern, besitzt der Saft, sowie er aus dem Baume fliesst, ein milchweisses Ansehn, und ßirbt sich erst an der Luft oder beim Erstarren. Die Säfte gewisser milchgebenden Bäume werden indessen nicht dick, dienen als Nahrungsmittel, und einige solcher Bäume mit wohlschmeckendem Milchsafte wer- den Kuhbäume genannt. In Südamerika, dem Hauptquartier dieser Art Bäume, heissen sie Palo de vaca, oder Arbol de. leche. Vielleicht am besten bekannt unter ihnen ist Brosimum galactodendron Don. (Urticeen); derselbe wächst in grossen Wäldern an den Bergen um Cariaco und in andern Theilen der Seeküste von Venezuela, erreicht häufig eine Höhe von mehr als 100 Fuss , und schickt erst 60 bis 70 Fuss über dem Boden Zweige aus. Der nach Einschnitten in den Stamm ausfliessende Milchsaft riecht schwach balsa- misch und schmeckt sehr angenehm, ähnlich wie süsser Rahm; er hat nur das Unangenehme, etwas klebrig zu sein, ist übri- gens sehr nahrhaft und völlig unschädlich. Humboldt berichtet darüber: „Wir tranken beträchtliche Mengen davon

*) Pharm. Joum. and Transact. 26. Oct. 1872. S. 321. TFat ^rel), d, PlMriD» in. Reib«, nt. BO«. 6. B% 3 4

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580 X. ß. Jackson, Südamerikanische Kuht

Abends vor dem Schlafengehn und früh M geringste Belästigung. Die Neger und die ' den Pflanzungen arbeiten, trinken diese Milc Mais- oder Cassava-Brot hinein. Der Aufs erzählte uns, die Neger würden während de der Kuhbaum ihnen reichliches Getränk lieft ter. Beim Stehen an der Luft überzieht mit einer gelblichen, faserigen, käseähnlichc Monate des Jahres hindurch fallt kein Tropf Distrikten, wo dieser Baum vorkommt, u erscheinen dann wie abgestorben; wenn ma Stamm anbohrt, so entquillt ihm demungeacl Milch. Bei Sonnenaufgang fliesst sie am re daher alsdann am eifrigsten aufgefangen. Milch wird sie binnen wenigen Tagen sauer.'

Tabernaemontana utilis Arn., ii Hya-Hya oder Kuhbaum genannt, liefert weissen Milchsaft, der vollkommen unschäd sie in eine Familie (Apocyneen) gehört, wel und scharfe Pflanzen enthält. Der Stamm nung der Milch nicht angebohrt, sondern ge

Der Kuhbaum von Para, dort Massars soll Mimusops elata sein, was jedoch no< obgleich man weiss, dass er zu den Sapotace aus der angeschnittenen Rinde fliessende M sehn von gutem Milchrahm, soll aber weg Klebrigkeit sich weniger zum Nahrungsmittc

Unter allen Kuhbäumen verdient vo Standpunkte aus Clusia galactodendro] ren) unstreitig die meiste Beachtung. Diese dicke, mit rauhen Höckern bedeckte Rinde , 3 Zoll lange Blätter , ist in Venezuela ein aber auch im Cauca-Thale, im Norden des an den Ufern des Flusses Abraeto und an der Meeres bei Tumaco vor, gedeihet überhaup feuchten Distrikten und geht nicht über :

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J. E. Jackson, Südamerikanische Kuhbäume. 531

Meeresspiegel an gerechnet, hinauf. Sein Milchsaft wird viel consumirt, aber dessen werthvoUste, bisher fast ganz unbe- achtet gebliebene Eigenschaft besteht darin, die Dysenterie zu heilen. Er enthält eine harzige, adstringirende , aromatische und tonische Substanz. In Choco und au der paciflschen Küste von New- Granada wendet man kein anderes Mittel gegen Dysenterie an, und diese Krankheit wird dort ganz leicht genommen , weil sie dadurch so gut gehoben werden kann. Diese Milch ist dort allenthalben zu haben, und die Flasche wohl kostet 1 bis 2 Dollars. White berichtet darüber wie folgt: „Mehr als zwei Jahre hindurch sah ich diese Milch von den Arbeitern an der Buena- Ventura -Strasse, in einem sehr ungesunden Klima, angewendet. Wir hatten zu Zeiten 500 bis 700 Männer im Dienste , und es kamen unter ihnen sehr zahlreiche Fälle von Dysenterie vor, aber es trat kein einziger Todesfall ein. Ich selbst litt daran und so heftig, dass die Stühle blutig erschienen und ich schon fürch- tete, meine letzte Stunde habe geschlagen. Selbst das Be- wusstsein verliess mich fast ganz. In dieser kritischen Lage nahm sich meiner die Frau eines unserer Aufseher an; sie gab mir nemlich einen Esslöffel voll jenes milchigen Baum- saftes in einem Glase Wasser mit ein wenig Zucker ein und wiederholte dies alle halbe Stunde 3 Stunden hindurch, worauf alle Symptome der Dysenterie vollständig versehwun- den waren. Nachdem ich dann noch ein paar Tage strenge Diät gehalten hatte, fühlte ich mich wieder ganz hergestellt und bekam auch keinen Rückfall. Bemerken will ich noch^ dass jener Milchsaft, selbst in verschlossenen Gelassen, bald sauer wird und gerinnt, aber dadurch seine Wirksam- keit nicht verliert, wenigstens sie noch monatelang bei- behält."

84*

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532 J. Müller, Stearhoe.

Mitthellnngen.

Von Apotheker Julias Müller in Breslau.

Seltener Fall von Stearhoe,

Herr Dr. S oh m ei dl er hier, der einen mit dieser selte- nen Krankheit behafteten Patienten behandelte, forderte mich auf, die chemische Untersuchung des ausgesonderten Fettes zu übernehmen. Ich unterzog mich um so lieber dieser klei- nen, wenn auch etwas unsauberen Arbeit, als ja zu hoffen war, dass hier wieder einmal die Chemie Hand in Hand mit der Medicin Nutzen schaffen konnte.

Die mir zugesandten Faeces hatten eine graubraune Farbe und stellten eine pyramidalische Masse, umgeben von einem dickflüssigen gelbbraunen Fette, dar; reichliche Fetttropfen durchdrangen ausserdem die Masse. Mit Leichtigkeit konnte ich 20 g. durch vorsichtiges Abgiessen erhalten. Dasselbe besaös selbstverständlich d«n Faecal- Geruch; es zeigte unter dem Mikroskop die schönsten Fettkrystalle , sternförmig kry- stallisirte Nadeln, ganz so wie solche, die ich erhalten, indem ich eine Lösung von Hammeltalg in Chloroform auf dem Objectglase abdampfte. Das Fett selbst löste sich bis auf einen minimalen Rückstand von anhängenden Faeces völ- lig klar in Aether, erwärmt schmolz es leicht zu einer klaren Flüssigkeit.

Ausser den erwähnten abgegossenen 20 g. erhielt ich aus derselben Masse durch wiederholtes Ausziehen mit Chlo- roform beim Abdampfen der filtrirten Lösung noch 40 g. Fett, so dass die Gesammtmenge also 60 g. betrug.

Nachdem ich ' das durch einfaches Abgiessen erhaltene Fett noch vorher mittelst Aether gereinigt, unterwarf ich 50 g. des Fettes der Verseifung durch Natronlauge ; ich erhielt 52 g. einer festen weissen Seife, der freilich immer noch der eigenthümliche Geruch anhing. Zur Gewinnung des bei die- ser Verseifung abgeschiedenen Glycerins, dampfte ich die kochsalzhaltige Unterlänge ein, zog den Rückstand mit Aetherweingeist aus, dampfte wieder ein, zog wieder mit

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J. Müller, Stearhoe. 533

Aether Weingeist aus und gewann endlich eine fast chlorna- triumfreie, mittelst Filtriren durch Kohle ziemlich farblose Glycerin- Lösung, die, zur Syrupsdicke eingedampft, ungefähr 2,5 g. betrug. Zur Darstellung der freien Fettsäure löste ich 35 g. der Seife in Wasser und zersetzte mit Salzsäure; die erhaltene und durch Aether gereinigte Fettsäure betrug 28 g.; sie ist ziemlich fest und besitzt " einen Schmelzpunkt von 45® C, besteht also sicher neben Stearin- und Palmitin- säure überwiegend aus OleYnsäure.

Durch Darstellung all dieser Präparate war dieses Fett hinlänglich charakterisirt; es besteht wie die meisten von uns genossenen Fette aus stearin-, palmitin- und oleinsaurem Glyceryloxyd. Der von mir öfters untersuchte Harn war frisch klar, von spec. Gewicht 1,02 und enthielt weder Zucker noch Eiweiss; Harnstoff, Phosphorsäure und Chloride waren in normaler Menge vo'rhanden. Nach ungeföhr 8 Tagen erhielt ich abermals Faeces (Patient hatte inzwischen die Verdauung anregemde Mittel bekommen) ; dieselben ent- hielten noch Fett, wenn auch in erheblich geringerer Menge. Patient bekam jetzt fleissig doppeltkohlensaures Natron und Anregungsmittel. Das Fett verschwand, Patient kräf- tigte sich sichtlich.

Vier Wochen nach der ersten Untersuchung nahm ich abermals Faeces vor; völlig frei von Fett forschte ich dies- mal auf einen etwaigen Gehalt an Seife. Die diesmal erhal- tene Masse war von fast normaler Farbe. Ich extrahirto nach Hoppe -Seyler die Faeces wiederholt mit heissem Alko- hol; erkaltet filtrirte ich die Auszüge, fügte wenig kohlensau- res Natron zu und dampfte im Wasserbade bis zur Trockne ein. Den Rückstand zog ich zur etwaigen Fett- und Cho- lesterin-Entfernung wiederholt mit Chloroform und Aether auS; extrahirte dann mehrere Male mit absolutem Alkohol und dampfte die erhaltenen Flüssigkeiten ein. Ich erhielt auf diese Weise 17,5 g. einer gelblichen ziemlich festen Substanz, die sich durch ihre leichte Löslichkeit in Wasser, Zersetzung durch Säuren unter Freiwerden von Fettsäure als ziemlich reine Seife erwies, Es war also dadurch festgestellt, dass

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W'--

534

J. Maller, Eisenhaltiger Lebertbran.

1

immer noch nicht alles genossene Fett resorbirt, dass viel- mehr ein Theil desselben als Seife unresorbirt mit den Faeces entleert wurde.

Dass diese Seife sich nicht direct durch den Gebrauch des doppeltkohlensauren Natrons gebildet haben kann, brauche ich wohl nicht erst zu erwähnen, da ja bekanntlich Fette nur durch freies, nie durch kohlensaures Alkali verseift werdeu. Es konnte also die Wirkung der Medicamente nur eine indi- recte sein, wahrscheinlich bedingt dadurch, dass sie den Fankreassaft fähig gemacht, die Fette zu zersetzen; die dadurch freie Fettsäure hat sich dann mit dem Natron des doppeltkohlensauren Natrons zu fettsaurem Natron ver- bunden. —

Leider habe ich später keine Gelegenheit mehr gehabt, die Faeces nochmals zu untersuchen. Vom medicinischen Standpunkt aus hat Herr Dr. Schmeidler in dem Jahresbericht der vaterländischen Gesellschaft für schlßsische Cultur den seltenen Fall näher erörtert.

pv y

Eisenhaltiger Leberthran.

Vom Herrn Professor Dr. Lebert aufgefordert, einen eisenhaltigen Leberthran darzustellen, versuchte ich aus- gehend von der Löslichkeit des Eisenchlorids in Aether sublimirtes Eisenchlorid in dem Verhältniss von 1 : 100 im Leberthran zu lösen. Dasselbe gelang auch vollständig, nur hatte der auf diese Weise dargestellte 1% Eisenchlorid ent- haltende Leberthran eine wenig appetitliche, dunkel violette, fast schwarze Farbe und wurde schnell ranzig unter Desoxy- dation des Eisenoxyds zu Eisenoxydul. Wir verwarfen in Folge dessen diese Vorschrift und versuchte ich nun, einen französischen Eisenleberthran , aus benzoesaurem Eisenoxyd bereitet, nachzumachen. Ich stelle denselben« Professor Lebert wünschte 1 % Eisensalz im Thran auf folgende einfache Weise dar: Ein Theil völlig trockenes benzoesaures Eisenoxyd, das man sich selbst vermittelst einer aus Benzoe- harz dargestellten Benzoesäure bereitet (das käufliche benzoe-

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J. Müller, Stempelfarbe. 535

saure Eisenoxyd riecht stets nach Harn und ertheilt dem Leberthran einen unangenehmen Geruch und Geschmack) wird mit 100 Theilen weissem Leberthran angerieben, einige Tage unter häufigem Umrühren bei gewöhnlicher Temperatur stehen gelassen und dann filtrirt. Man erhält auf diese Weise einen schön klaren, gelblich braunen, nahezu 1 7o benzoesau- res Eisenoxyd enthaltenden Leberthran. Derselbe wird gut vertragen, das Eisen leicht und schnell aufgenommen.

Lister 's che Verband-Gaze.

Bekanntlich wird zu dem sogenannten Lister'schen Ver- band in England wie in der Schweiz eine carbolisirte Gaze dargestellt und versandt. Ist der Verbrauch nicht ein zu bedeutender, so kann man sich dieselbe leicht auf folgende "Weise darstellen. Feine vorher gewaschene und wieder getrocknete Gaze oder Mull wird in beliebig grosse Stücke je nach Wunsch getheilt und dieselbe ganz wie bei der Darstellung von Wachspapier mit einer vorher geschmol- zenen Masse aus 200 Theilen gelbem Wachs, 50 Theilen Oel in 50 Theile Carbolsäure imprägnirt. Je heisser das vermit- telst des Dampfapparates erwärmte Blech, auf dem man die Operation vornimmt, ist, um so weniger Masse verbraucht man, und um so schöner wird die Gaze. Ich stelle dieselbe schon seit geraumer Zeit für das Allerheiligen Hospital zur völligen Zufriedenheit der Aerzte dar.

Stempelfarbe.

Mehrere Bankgeschäfte Breslaues kauften im vorigen Jahre von einem herumreisenden Engländer Stempelkissen und die dazu gehörige Stempelfarbe. Dieselbe zeichnete sich von der gewöhnlich benutzten dadurch aus, dass sie «ehr schnell trocknete und keine Fettigkeit besass. Aufgefordert, die Stempelfarbe zu untersuchen resp. nachzumachen, fand ich, dass dieselbe aus Anilinviolett, gelöst in gleichen Thei- len Weingeist und Glycerin, bestand. Ich stelle dieselbe nach

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530 J. Müller, Sfempelfarbo.

folgender yorschrift dar: Ein Theil krystall röthliches Anilinviolett wird in 30 Theilen i zu dieser Lösung 30 Theile Glycerin gefüg

Die schön geßirbte Flüssigkeit wird gegossen, mit einer Bürste verrieben und lieh zum Stempeln benutzt. Sie gleicht de pelfarbe vollständig und hat für die Benut

tenden Vorzug der grösseren Billigkeit. !

Engländer lies sich für 6 Fläschchen ä U ling, also über 6 Thlr., bezahlen. .

Breslau, den 14. September 1873. I

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537

B. Monatsbericht.

!• Allgeraeine und aiige\\raiidte Oliemie.

Absorption ron Ozon in Wasser.

Die Frage, ob Ozon bei gewöhnlicher Temperatur in Wasser löslich ist, kann noch immer nicht als erledigt ange- sehen werden, da L. Carius in einer detailirten Abhandlung die Behauptung aufrecht erhält, dass beim 3 4 Stunden dauernden Durchleiten ozonisirten Sauerstoflfe durch Wasser von 1<^— 2,5<> letzteres 0,4 bis 0,611 Vol. pr. Cnt. Ozon auf- nimmt. Auch bei mittler Temperatur hält das so gesättigte Wasser noch etwas Ozon zurück.

Was das käufliche Ozonwasser anlangt, so steht fest, dass die früher untersuchten Proben weder Chlor noch unter- chlorige und Chlorsäure enthalten haben. Ebensowenig hatte eine saure Reaction von salpetriger Säure bemerkt werden können. Der Verfasser hat jedoch das Wasser nur jenes eine Mal geprüft, sodass immerhin möglich. ist, dass es sich in andern Fällen anders verhalten hat. (Ber. d. Deutschen ehem. Ges. 1873, 806.). E. M.

Gewinnung von Cäsium.

Lepidolit, feinpul verisirt, wird nach Sharples mit Fluor- wasserstofi'säure erhitzt, bis er vollständig zersetzt ist. Mit HCl die Kieselfluorwasserstoff- und übersch. Fluorwasser- stofi'säure ausgetrieben, wird die Masse gelinde erhitzt und

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S88 Best. d. Schwefelwassersi in Mineralwäss. d. rein. 1

Bach der Abkühlung mit heissem Wasser be wässrige Lösung filtrire, dampfe bis auf weniges einen grossen Ueberschuss von starker HCl z Niederschlag ein, so füge soviel Wasser hinzu, derschlag wieder zu lösen, und dann eine concei lösung, jedoch jeden Ueberschuss vermeidend, salz scheidet sich sofort aus; durch Auflösen in Wiederfallen durch HCl kann es gereinigt "" Zinn falle in der wässrigen Lösung durc dampfe dieselbe bis zur Trockne, nachdem übers setzt wurde, ein. Aus dem Chlorcäsium kön anderen Salze rein erhalten werden. {The ame\ Nr. 36. p. 453.).

Bestlmmimg des Schwefelwasserstoffs in sem durch reines kohlensaures ^\

Man setzt nach Land frisch bereitetes, kohlensaures Silber einer bestimmten Menge d suchenden Wassers so lange zu, bis der anfa Niederschlag braun oder graubraun wird, wodur schuss des Silbersalzes angezeigt wird.

Man schüttelt alsdann tüchtig um, erwärm lässt den Niederschlag absetzen. Decantirt, w NO* (1 Tbl. Säure auf 4 Th. Wasser) das übersc Silber entfernt; mit dest. Wasser ausgewaschi Niederschlag auf ein gewogenes Filter gesami verd. Salmiakgeist, um Silberhaloide zu entfe waschen.

Mit dest. Wasser und zuletzt mit 95 % -^ waschen, wird der Niederschlag auf einem Wassi net, das trockne Schwefelsilber aus dem Filt und letzteres in einem Porzellantiegel unter Zusi Schwefel verbrannt. Ist der überschüss. Schw( ben, so wiege die Asche des Filters mit dem Schwefelsilber. 124 Schwefelsilber entsprechen Wasserstoff. (The americain Chemist, Nr. 36.

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Gelbes, krystallisirtes JTodqiiecksilber. 539

Gelbes, krystalUslrtes Jodquecksilber.

Wenn man nach Tron in einem Sandbade Jod und Quecksilber in dem durch die Aequivalente angegebenen Ver- hältnisse in verschlossenen Retorten bei einer Temperatur, welche nicht über 250*^ steigen darf, erhitzt, so findet man, dass sich an dem oberen Theile der aus dem Sandbad genommenen Retorte sehr schön rothe Krystalle angesetzt haben. Beim Erkalten werden sie gelb. Der Raum, welchen sie einneh- men, ist oft beträchtlich, besonders wenn sich die Krystalle zu Blättchen vereinigen, welche 15 18 Millim. lang sind. Die kleineren sind biegsam. ^

Die Analyse gab folgende Zusammensetzung: Quecksilber. Jod.

61,28 o/o. 39,27%.

61,20 38,40

61,04 38,61

Mittel = 61,17 %. = 38,76 %.

berechnet = 61,16 = 38,83

Die Krystallform nähert sich dem orthorhombischen Sy- stem. Bei einfarbigem Lichte des Natriums erscheinen sie glänzend hellgrün; im zerstreuten Lichte wurden sie nach und nach dunkelbraun. Li der Hitze bei 70*^ wird das kry- stallisirte gelbe Jodquecksilber roth, bis es bei 220® granat- roth wird und nach dem Erkalten seine alte Farbe wieder annimmt. Vorsichtig erhitzt, sublimirt bei 190® das krystalli- sirte Quecksilberjodid unzer setzt, bei 220® werden die Kry- stalle weich und schmelzen bei 290® zu einer schwarzen Flüssigkeit, welche bei 310® kocht.

Rasch erhitzt, tritt dagegen eine Zersetzung ein, indem Quecksilber frei und ein neuer Körper von viel gelberer Farbe sublimirt wird. Das gewogene freie Quecksilber gab 8®/^, so dass die neue gelbe Verbindung 8®/q Quecksilber weniger enthalten müsse, dieses stimmt aber mit der Analyse, welche 58 ®/o Quecksilber angiebt, nicht überein. Es fehlen 2 ®/o Quecksilber, welche sich mit dem Sauerstoff verbunden haben müssen, so dass man diese Verbindung für ein Oxyjodür, dessen Formel Hg^^O® J^ = 6HgO . 7HgJ sei, halten köj^^e.

' Die Zusammensetzung war: Gefunden. Quecksilber 58®/o. 58,11 ®/o. '-*"'' ^ ; '' •'-^'

Jod 40 39,74 ' J.\' fi 1

Sauerstoff 2

•Jl-i >•• .'/"'•-

Berechnet. 58,11 %.

39,74

'/•• . v..\i r

2,14

99,99 %.

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540 Best d. Stickstoffgehultes d. Albuminatc. Kjei

Gelbes, krystallisirtes Jodquecksilber, lensäure gefüllten Retorte rasch erhitzt, Quecksiber und rothes Jodquecksilber, welche gelben, und erkaltet an seiner lebhaft roth wurde. (Repert, de Fharmacie. Tome 1,

Bestimmung des Stii^kstoffgehaltes d(

Die Herren Prot Seeger und Dr. N< verschiedenen Methoden der Stickstoffbestin . ininaten einer vergleichenden Prüfung unt< zu folgenden Resultaten gelangt.

1) Die Analyse der Albuminate .giebt, nach der einen oder nach der anderen M( wird, einen / verschiedenen Ngehalt, und stets weniger N, wenn derselbe durch Ver tronkalk als H*N genommen wird, als wen form durch Kupferoxydverbrennung entwick(

2) Die Natronkalkverbrennung liefert st N menge, wenn der zu analysirenden Substar zugesetzt wird. Aber auch die Natronkali Zucker kann nicht dazu dienen, den wirkli Albuminate zu ermitteln.

3) Wenn es sich um die wahre Ermit stoffgehaltes der Albuminate handelt, muss Gas gewinnen. Alle auf anderem Wege ei dürfen nicht als der wirkliche Ngehalt c angesehen und als solcher in Rechnung {Ffliiger's Archiv f. Biologie, Bd, 7. Bar Chem. Bd. 7. & 200).

Ejerulfin, neues Mineral von Bamle

Apoth. C. N. Rode zu Porsgrund in ü neues wesentlich aus Magnesiumphosphat l ral bestimmt und zu Ehren des norwegis< Kjerulf dasselbe Kjerulfin genannt. Die näh übernahm Herr Fr. v. Kobell.

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Beitrag 2ur Senntniss der Fulgurite. 541

Das Mineral ist derb, unvollkommen spaltbar, fettglän- zend, blassroth, hat ein spec. Gew. von 3,15 und schmilzt vor dem Löthrohre ziemlich leicht. Das feine Pulver wird von conc. HCl in der Wärme leicht gelöst, weniger leicht von HNO^ Mit H^SO* entwickelt es HFl und scheidet beim Auflösen CaSO* ab.

Das Resultat der Analyse war:

P«0»

42,220/0.

MfO

37,00

€ftO

7,56

= 6,4 »/o

G%.

K«r»0

1,56

= 1,16 «

Na.

Fl

4,78

SiO«

1,50

Ai»0» u.

i!e>08

5,40

100,02 0/,.

Der wesentliche Theil der Mischung ist nach Reduction von Kalk und Natron:

FürlOOTh.berechn.

p«05

42,22 = 46,62

MgO

37,00 = 40,86

Gft

5,40 = 5,96

Na

1,16 = 1,28

Fl

4,78 = 5,28

90,56 = 100,00. Daraus ergiebt sich die Formel:

2 [Mg» (PO*)«] + CftFl«, ein kleiner Theil Calcium durch Natrium vertreten.

Das £jerulfin steht in der Mischung dem Wagnerit nahe, doch enthält dieser mehr Fl und kein oder sehr we- nig Ca. {Ber, d, math. phys, Klasse der Bayerisch, Akad, d. Wissensch. v. 1. März 1873; daratis Kolbe's 'Joum. pract. Chem. Bd. 7. S. 272.). C. J.

Beitrag zur Eenntniss der Fnlgnrite.

Die Fulgurite (Blitzröhren, Donnersteine) scheint man für geschmolzene Kieselsäure zu halten; so zählte diese Dr. Schödler noch in der früheren Auflage seines „Buchs der Natur" Theil II, Seite 35 und auch im meteorologischen Theile seines Buches dahin.

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^

542 Beitrag zur Eenntniss der Fulgurite.

Die Untersuchung eines solchen Fulgurits jedoch, wel- chen G. Scholz in Branitz in einem zur Untersuchung erhaltenen Mergel aus hiesiger Provinz (Posen) erhalten hatte, zeigte, dass dieser keine Kieselsäure (die geringen Mengen derselben rühren vielmehr von der angeschmolzenen Kruste d. h. Mergelsubstanz her) enthält, sondern nur aus geschmolzenen Erden besteht, wiewohl der Mergel feinen, gleichmässig vertheilten Quarzsand enthielt.

I. Der Mergel (für landwirthschaftliche Zwecke unter- sucht) ist sehr hart, compakt, von sandsteinartigem Bruche, schmutzig - weiss. Seine Zusammensetzung ist:

Quarzsand 28,25

Thon 26,85

Kohlensaure Erden ([8r] CaO) CO« 43,35 Kohlensaure Magnesia 0,13

Wassergehalt 1,12

99,70.

Der darin gefundene Pulgurit war etwas über 27» Zoll lang, (ganz konnte er etwas länger gewesen sein die fehlenden Stücke des Mergels erlaubten mir nicht, dies weiter zu untersuchen) konisch, die Breite betrug circa Va ^oU, am untern Theile (der Spitze) mit einer Aushöhlung versehen, ausserhalb rauh, undurchsichtig (bis auf wenige entblösste Stellen) von der schwachen, unregelmässig angeschmolzenen deckenden Schicht der Mergelsubstanz (Kruste), innen durch- scheinend, schwach gelblich, im äussern Ansehen dem Quarz oder Opal nicht unähnlich, doch viel weicher, daher leicht zu zerschlagen. Von der Axe oder einer Linie, welche man sich mitten und der Länge nach gezogen denkt, war strahli- ges Gefüge nach den Seiten hin, am Bruche sehr deutlich sichtbar und fühlbar.

In der Höhe von wenig über 1 Zoll, mit einer sehr schwachen Höhlung in der Mitte beginnend, welche nach oben immer weiter wird. Die Ursache der Höhlung mag der dichtere Zustand der geschmolzenen Erden sein, wo na- türlich ein überschüssig leerer Baum übrig bleibt.

Dass unten keine Höhlung vorhanden ^ ist erklärlich , da die durch den Blitz plötzlich geschmolzene Masse nach unten fliesst, während auch an den obern Seiten durch die kalten, einschliessenden Mergelwandungen die plötzlich geschmolzene Masse ebenso plötzlich abgekühlt erstarrt und haften bleibt^

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tJeber das Mineralwasser von Levico. 543

SO dass eben eine Röhre entstehen muss, wie der Name: „ßlitzröhre" sie richtig , bezeichnet.

Die Zusammensetzung des Eulgurits fand ich:

Wassergehalt 2,49

Empyreuma 0,01

Kieselerde 0,83

Thonerde mit Spuren von Eisen 0,09

Kohlensaure Magnesia (MgO,CO«) 0,38

Kohlensaurer Kalk (CaO,CO«) 84,79

Kohlensaurer Strontian (SrO,CO^) 11,41

100,00.

Hier hätte der Blitz nicht Quarz, wohl aber die Erden zu schmelzen vermocht und zwar als kohlen- saure.

Branitz, Ci Scholz.

lieber das Mneralwasser von Levico

berichtet Soresina im Giomale Italiano delle malattie vene- ree e delle malattie della pelle in einer Abhandlung Le acque miner all di Levico (nel Trerdina) ferruginose , rameiche , arse- nicali. Das Badeetablissement von Levico wurde 1860 errichtet, doch ist das Wasser schon seit Jahrhunderten im Gebrauch und hat in Italien Ruf für Heilung von chroni- schen Hautausschlägen, Krätze, Rheumatismus und hartnäckiger Gicht. Die Quelle befindet sich eine kurze Strecke von Le- vico in der caverna del vetriolo. Luigi Manetti, Profes- sor der Chemie an der technischen Schule zu Cremona, machte die chemische Analyse des Wassers; die nachstehende Tabelle bezieht sich auf 1000 Theile des Mineralwassers-, I ist Wasser aus der caverna del vetriolo, II Wasser aus dem Badeetablissement zu Levico, III das säuerliche Trink- wasser von der caverna delV ocra, IV die Zusammensetzung von 10 g. Ockerabsatz von HI.

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544

üeber das Mineralwasser Tön Lerico.

1

I.

IL

m.

^- .\

Kupferoxyd

0,0234

0,0234

- \

Eisenozydul

0,0190

1,1210

9,080 1

Eisenoxyd

2,3210

1,4700

0,2881

-

Manganoxyd

Spur

Spur

J

Thonerde

0,2527

0,2527

0,0320

0,088

Magnesia

0,0512

0,0512

0,0451

Kalk

0,4334

0,4334

0,1088

0,052

Natron

0,0054

0,0054

0,0043

Ammoniak

0,0027

0,0027

0,0051

Arsenige Säure

0,0008

0,0008

0,00099

0,004

Schwefelsäure

3,9410

3,9410

0,5052

0,096

Kieselsäure ,

0,0610

0,0610

0,0230

0,038

Kohlensäure

0,2720

0,2720

0,1990

Organische Materie

Spur

Spur

0,0190

7,3836 7,6346 ' 1,23059 9,358

Der Ockerabsatz enthält ausserdem Spuren von Quell - und Quellsatzsäure und 0,636 Wasser.

I und III ergaben für 1000 Theile Wasser folgende

Zusammensetzung in wasserfreien Substanzen:

I. in.

Schwefelsaures Kupferoxyd 0,0470

Eisenoxyd 0,0295

Eisenoxydul 4,9004 0,4668

Manganoxyd Spur Spur-

Schwefelsaure Thonerde 0,8428

Magnesia 0,1504 0,1320

Schwefelsauren Kalk 1,0520 0,2630

Schwefelsaures Natron 0,0120 0,0098

Schwefelsaures Ammoniak 0,0105 0,0198

Arsenige Säure 0,0008 0,00099

Kieselsäure 0,0610 0,0230

Kohlensäure 0,2720 0,1790

Organische Materie Spur 0,0190 >

7,3784 1,22769.

(John M. Maüch in Amefncan Journal of Pharmacy. 1873. Vol. XLV. i th. 8er. Vol. lU. pag. 2U s).

R.

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Verhalt, d. Pyrogallussaure z. Jo^säure. - Meconsaures Chinin. 545

Verhalten der PyrogallassSure zu Jodsäure.

Freie oder gebundene Jodsäure wird in sehr verdünnter Lösung durch Pyrogallussaure gebräunt. lUpse Eigenschaft, welche den Säuren derselben Gruppe, wie Cnlor und Brom- säure sowie deren Kalisalzen, fehlt, muss als eine besondere Eigenschaft der Jodsäure betrachtet und kann nach J a c q u e - min benutzt werden, dieselbe in verdünnten Lösungen zu erkennen.

1 CC. Wasser, welches ^j^q Miliig. Jodsäure enthält, giebt noch eine deutliche Iteaction, so dass sie ein neues Reagens ist, um Jodsäure in NO^ und in KJ nachzuweisen.

Der Physiolog wird vielleicht durch sie beweisen kön- nen, dass das Jod, welches innerlich genommen oder durch die Haut aufgenommen wurde, nicht einfach als Jodür fort- geschafft wird. Denn Jod, in Berührung alkalischer Flüssig- keiten, muss Jod und jodsaures Natron bilden, so dass, wenn letzteres im menschlichen Körper keiner ßeduction unterworfen ist, Jodsäure im Urin wiedergefunden werden könnte. Nor- maler Urin wird durch Pyrogallussaure nicht gefärbt und Urin, welcher ^j^^qq Miliig. Jodsäure, in 100 CC. enthält, wird, wenn auch langsam, durch Pyrogallussaure noch gebräunt.

Freies Jod fand Jacquemin bei der Oxydation der Pyro- gallussaure durch die Jodsäure nicht vor, wenn auch die Flüssigkeit rothbraun wie die Jodtinctur gefärbt worden war. Die Trübung, welche später eintritt, nimmt bis zum anderen Tag zu, ohne jedoch das Freiwerden eines Grases bemerken zu lassen. Der gesammelte Niederschlag hatte die Eigen- schaften der Parpurogahne von Girard. {Repertoire de Pharmacie. Tome I. pag. 433.). B.

Meeonsaures Chinin

bereitete P. Town send Austen, indem er eine alkoholische Lösung von Chinin mit einer alkoholischen Lösung der Me- consäure vermischte. Der entstandene, weisse, geronnene Niederschlag wird in heissem Wasser gelöst, aus welchem beim Erkalten schöne Krystalle anschiessen; Chinin sowohl als Meconsäure sind in der wässrigen Lösung nachzuweissen. Trocknet man den ersten, geronnenen Niederschlag, so bildet er eine Masse, welche dem getrockneten Leim ähnlich ist^ Avfik, d, Vhum. ni. Reibe. IILBd«, 6, Heft, 35

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546 Verwandl. d.Bernsteinaäure in Maleinsäure. j

der nächste Niederschlag bildet kleine Sc denglanz; und zuletzt werden kleine Krysl

Das Chinin in diesem Salze bestimm Eine gewogene*^Menge des getrockneten heissexn Wasser aufgelöst. Das Chinin, du fallt und in Aether wieder aufgenommen, sung von der ammoniakhaltigen Flüssigl ausgewaschen, hinterliess beim Verdunsten ches gewogen wurde.

0,25 g. mecons. Chinin gaben 0,137 gefunden 54,8 7o ^«d berechnet 56,66%, Setzung des Salzes soll sein C^H«(C«ohj dem Silbersalz entspricht = C'H^Ag^Ol 1873. pag. 410.).

Yerwandlung der Bernsteinsänre Ii

Bourgoin fand, dass bei Einwirkui steinsaures Silber sich in Maleinsäure un( gender Gl. umgestalte: C^H^O^Ag* = Er mischte bernsteins. Silber mit seinem 3 Sand, und erhitzte in einer Retorte bis zi entwickelten sich Dämpfe, welche sich tl Flüssigkeit, welche in einer Vorlage zu i weise zu Krystallen verdichten, welche sii abschieden. Die Flüssigkeit zeigt die Eige lei'nsäure; die Krystalle sind Malein- u: Wöhler beobachtete die Umgestaltung der '. Maleinsäure, als er das Silbersalz, in einen bis zu 100** erhitzte. (Repert. d. Pharm.

Eine neue Säare ans der

Die Aloe liefert, wie Hlasiwetz ge oxydirenden Verschmelzen mit Aetzkali Paraoxybenzoesäure und Orcin. Wenn man Mengen arbeitet, wie P. Weselsky im Pro£ Hlasiwetz gethan hat, so gelingt et

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Eine neue Säure aus der Aloe. 547

Verbindung zu isoliren, die sich bei diesem Vorgange, wenn auch in untergeordneter Menge, gebildet hat. Weselsky erhielt sie auf folgende Weise:

Die Sonatora - Aloe wurde in Partien von 2 Pfund mit 3 Gew. - Th. rohen Aetznatrons in einer geräumigen eisernen Pfanne so lange geschmolzen, bis die von Hlasiwetz (Annalen d. Chemie u. Pharmacie 134,287) angegebenen Erscheinungen eintraten. Die Lösung der vereinigten Schmelzen wurde mit verd. Schwefelsäure ungesäuert, filtrirt und mit Aether ausge- schüttelt. Nachdem der Aether abdestillirt und die grösste Menge der Paraoxybenzoesäure aus dem zum dünnen Syrupe eingedampften Rückstande auskrystallisirt war, wurde die Mutterlauge, die nun das Orcin, den Rest der Paraoxyben- zoesäure, die neue Säure, viel Essigsäure und färbende Zer- setzungsproducte enthält, in Wasser aufgenommen und mit essigsaurem Bleioxyd versetzt. Der so entstehende Nieder- schlag enthält hauptsächlich die letzteren. Er wurde entfernt durch Filtriren, und das Filtrat durch SH^ von Blei befreit. Hierauf wurde, um das Orcin von den Säuren za trennen, die ganze saure Flüssigkeit mit kohlensaurem Baryt gesättigt. Die so mit Baryt behandelte Flüssigkeit wurde nun weiter mit Aether ausgeschüttelt und aus dem ätherischen Auszuge das Orcin gewonnen. Die davon getrennte barythaltige Flüs- sigkeit wurde mit verd. Schwefelsäure versetzt, filtrirt und das Filtrat gleichfalls mit Aether ausgeschüttelt Nachdem der Aether wieder verjagt war, krystallisirte aus dessen Rück- stande der grösste Theil der noch vorhandenen Paraoxyben- zoesäure, Die stark essigsauren Mutterlaugen jedoch erstarr- ten bei längereml Stehen zu einem krümeligen Krystallbrei, der nach dem Abpressen und ümkrystallisiren aus heissem Wasser schöne grosse, runde Krystallwarzen strahlig grup- pirter, dünner Nadeln bildete. Nach dem Entfärben mit Thierkohle wurde die Substanz farblos und die Art ihres Krystallisirens hatte grosse Aehnlichkeit mit der Gallussäure. Diese Substanz ist die neue Säure. Die Analyse der bei 100^ C. getrockneten Substanz führte zu der Formel G^H^^^O^ Durch Destillation erhält man das Anhydrid von der Formel ^i8j£i805^ welches eine ölartige, bald erstarrende Flüssigkeit bildet, und mit Wasser bald wieder das Hydrat C^H^^O^ bildet. Diese Formel entspricht übrigens acht schon bekann- ten Säuren: der Melilotsäure, Oxymesitilensäure , Phloretin- säure, Phenilmilchsäure , Hydroparacumarsäure , Xyletinsäure, Isophloretinsäure und Tropasäure. Von Salzen hat Weselsky bis jetzt nur das Calcium-, Baryum- und Kupfersalz auf ihre

^^* r I

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548 Synthese v. Sumpfgas u. Ameisens. u. d. Zersetz, v.

Zusammensetzung untersucht, nach welchen die welche er Alorcinsäure nennt, einbasisch wäre. Chemie u. Pharm, Bd. GLXVU, Heft 1, 65.).

Synthese Ton Sumpfgas und Ameisensäui Zersetzung Ton Eohlenoxyd durch Elc

Brodle setzte ein Gemisch von Wassersi lenoxydgas der Einwirkung der Elektricität ai dasselbe mittelst geeigneter Vorrichtung durch d; röhr circuliren liess. Es trat alsbald Contrac schliesslich bestand das Gasgemenge, abgesehen Mengen Stickstoff und Sauerstoff aus Kohlenox Stoff und Sumpfgas

CO + 3H2 = CH* + H^O.*)

Bei gleichem Verfahren mit einem Gemisch säure und Wasserstoff fand gleichfalls Contractic bunden mit Wasserbildung. Das nach dem Expe tirende Gasgemenge bestand nach Absorption dei aus Wasserstoff und Kohlenoxyd nebst ein wer Ausserdem hatten sich Tropfen einer öligen Flüs det, die sich als Ameisensäure erwies.. Man ki Bildung vorstellen nach der Gleichung

+ CO» = H^CO«.

Trocknes reines Kohlenoxydgas wird bei durch das Inductionsrohr von der Elektricität zer langsamer, aber stetiger Contraction bildet sich und an den Wänden des Rohrs ein Häutche: rothbraunen Körper, der in Wasser mit stark sa löslich ist. Von der Einwirkung des Wassers derselbe mehrere neue Oxydationsstufen des deren Zusammensetzung sich durch die Formel C^O* ausdrücken liess. Demnach scheinen s: Verbindungen zu bilden, (The Fharmac. Joum. ( May 1873. R 884,).

*) 0 =-- 16.

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Üeber Sumach -Gerbsäure. 549.

Ueber Sumach - Grerbsäure.

J. Löwe glaubt constatiren zu können, dass die Gerb- säure des sicilianischen Sumach's mit der Galläpfel - Gerbsäure identisch sei. Bezüglich der Darstellung dieser Säure, welche der der Gerbsäure ähnlich ist, verweisen wir auf die Abhand- lung. Die Analyse der Sumach - Gerbsäure steht nach des Verfassers Zahlen - Belegen in enger Beziehung zu der pro- centischen Zusammensetzung der Gallus - Gerbsäure , woraus jedoch die Identität nicht geschlossen wurde.

Der Verfasser suchte vielmehr die Frage zu entscheiden, ob die Sumach - Gerbsäure , in zugeschmolzenen Bohren mit verdünnter Schwefelsäure im Kochsalz - Bade erhitzt, in Gal- lussäure übergeht, und ob diese Bildung auch in wässri- ger Lösung bei Anwesenheit von Säuren ebenso im Koch- salz-Bade erfolgt.

Bei jden in dieser Weise angestellten Versuchen ergab sich, dass sich die Substanz nach kurzem Erhitzen dunkler färbte, bei längerem, einen lederfarbigen Niederschlag aus- schied, der, kalt gewaschen (dann in heissem Wasser gelöst und filtrirt), nur einen geringen braunen Rückstand hinter- liess. Das Filtrat wurde durch Thierkohle entfärbt und setzte nach mehreren Stunden eine bedeutende Menge weisser, kry- stallinischer Kugeln ab, welche sich unter Mikroskop als eine Zusammenhäufung zugespitzter feiner Nadeln erwiesen, und deutlich sechsseitige Säulen, erkennen Hessen. Die Analyse derselben ergab (nach zweimaliger Krystallisation) Zahlen, welche mit der Zusammensetzung der Gallussäure völlig übereinstimmten, so dass dadurch deren Bildung aus Sumach - Gerbsäure erwiesen ist.

Auch in dem Verhalten zu Reagentien, wie Brechwein- stein, essigsaurem Eisen-, Kupfer-, Kadmiumoxyd etc., gleicht die Sumach -Gerbsäure völlig der aus Galläpfeln dargestellten. Ferner stimmt auch die Zusammensetzung des Bleisalzes, wel- ches der Verfasser ganz besonders untersuchte, mit dem der Galläpfel - Gerbsäuren sehr nahe überein.

Nachdem so die Identität der Sumach- und Galläpfel - Gerbsäure nachgewiesen- wurde, macht der Verfasser darauf aufmerksam, dass man sich zur Darstellung des Tannins mit günstigem Erfolge des sicilianischen Sumachs bedienen könne, dessen Gerbstoffgehalt jedenfalls dem der Galläpfel gleich käme, wenn nicht noch grösser wäre.

Zur quantitativen Bestimmung der Gerbsäure im sicil. Sumach kann das Tannin als Titer-Substanz angewendet werden.

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im^^^-^"^

S50 Entltehung^sweise von Tctrabromkohlenstoff aus Bromoform.

Zur Gewinnung des Sumach-Tannin's dürfte es ausrei- chen, denselben mit Wasser zu erschöpfen, die Lösungen durch Flanell zu schlagen und daraus durch blosses Schütteln mit Essigäther den Gerbstoff auszuziehen. Durch Abziehen des Aethers und Verdampfen desselben erhält man dann das Tannin in fester Form. Da der Essigäther durch Destillation ohne erheblichen Verlust wiederzugewinnen sei, so konmit dessen höherer Preis nicht in Anschlag und sei dem flüchti- gen, leicht entzündlichen Aether oder Aether- Weingeist darum vorzuziehen; weil er angenehmer in der Verwendung und minder gefährlich beim Aufbewahren ist

Die Frage, ob andere Sumach- Arten ebenfalls Galläpfel - Gerbstoff enthalten, bedarf fernerer Untersuchungen 5 allerdings zeigt nach dem Verfasser die Gerbsäure des Tyroler Sumachs grosse Aehnlichkeit damit; jedoch gelang deren TJeberführung in Gallussäure nicht; auch war die Ausbeute des Tiroler Sumachs an Gerbsäure nur gering. (Zettschr, f. anai. Ckem. 12. Jahrg. 2. Heß. S. 128). Dr. E. F.

1

Entstehnngswelse toh TetrabromkoUenstoff ans Bro- moform.

In einer Anmerkung der ersten Abhandlung über Protei'n- stoffe von Prof. Hlasiwetz und J. Habermann (Annalen d. Ch. u. Ph. 159, 322) ist die Beobachtung mitgetheilt, dass, wenn Bromoform mit überschüssigem Brom und einer alkali- schen Lauge in Berührung bleibt, es sich manchmal nach einiger Zeit ganz in festen Tetrabromkohlenstoff verwandelt. Seither hat Habermann die Bedingung ermittelt, unter wel- cher dies immer geschieht; und diese ist einfach das Licht. j.^ Mit einer Mischung von 20 g. Bromoform und 13 g. Brom

^- ^^ in verdünnter Kalilauge wurden mehrere Flaschen aus weissem

Glase beschickt. In den Flaschen, welche dem directen Son- nenlicht ausgesetzt wurden, war innerhalb 5 bis 6 Tagen, in jenen, die im zerstreuten Lichte standen, etwa in dem dop- pelten der Zeit das ganze Bromoform verschwunden, und eine zusammenhängende Erystallmasse von Tetrabromkohlenstoff gebildet worden.

In den im Dunkeln aufbewahrten Flaschen hatte sich das Gemisch selbst nach 3 Monaten kaum geändert. Die Umwandlung des Bromoforms in Tetrabromkohlenstoff war nach der Gleichung erfolgt:

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Eine Verbindung von Brom und Aether. 551

*)CHBr3 + 2Br + KOH = CBr* + KBr + H^O und es entspricht diesem Vorgange, dass, wie Habermann fand, bei dem Versuche die Kalilauge durch blosses Wasser ersetzbar ist. Bromoform, mit Brom versetzt und mit Was- ser überschichtet, verwandelt sich, wenngleich viel langsamer, unter dem Einflüsse des Lichtes völlig in CBr*, unter gleich- zeitiger Bildung von BrH. {Anndien der Chem, u. Pharm, Bd. GLXVIL p. 174.). Kr.

Eine Yerlbindnng von Brom und Aether.

Diese Verbindung bildet sich nach P. Schützenber- ge r durch directe Vereinigung von Brom mit Aether ohne Bromwasserstoffentwicklung. Zu ihrer Darstellung giesst man zu 1 Th. wasserfreiem Aether vorsichtig und unter Ab- kühlung zwei Theile Brom. Die gleichförmige rothe, durch- sichtige Lösung erwärmt sich nach einigen Minuten ' ein wenig und scheidet dann unter einer fast farblosen Aether- schicht in reichlicher Menge ein granatrothes, durchsichtiges Oel aus. Dieses Oel enthält noch etwas Aether in Auflösung. Um daraus die neue Bromverbindung zu isoliren, setzt man es in eine Kältemischung aus Eis und Salz. Unter 0<^ C. erstarrt es zu einer Masse schöner, blätteriger Krystalle von der Farbe der Chromsäure, welche man rasch bei niederer Temperatur zwischen Papier abpresst. Dieses isi das reine Aetherbromid , ein rother, krystallinischer, bei gewöhnlicher Temperatur, fester Körper, der bei 22® etwa schmilzt und beim Erkalten wieder erstarrt. Zahlreiche Analysen mit Prä- paraten verschiedener Darstellung stimmten genau zu der Formel {C^E^^ OyBr^y*)

Das .Aetherbromid. ist an feuchter Luft zerfliesslich. Der geringste Gehalt an Aether oder sonstigen flüssigen Kohlen- stoffverbindungen erniedrigt seinen Schmelzpunkt so weit, dass es bei gewöhnlicher Temperatur flüssig bleibt. Bei gewöhnli- chem Luftdruck dunstet es kein Brom ab. Vom Wasser wird es in Brom und Aether zersetzt, mit Kali bildet es Bromkalium, bromsaures Kali und Aether. Bei der A^^^^" Wahrung erleidet es freiwillige Zersetzung, ^und wird unter Entwicklung von Bromwasserstoff flüssig. Beim Erhitzen auf 70® bis 80® entwickelt es viel Brom Wasserstoff. In zugeschmolzenen Röhren bei 100® erhitzt, bilden sich zwei

*) 0 16.

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552 Untersucbung über die Proteinstoffe.

Schichten, von denen die obere aus wässeriger stoffsäure, die untere aus Aethylbromür und eini Oele von starkem, durchdringenden Gerüche besteht, bei 100® siedet. Die Analyse des letzteren Körp< der Formel C^H^Br'O*, es scheint also eine Ver Mono- und Dibromaldehyd, oder von Aldehyd un( sein. Ausserdem hatte sich viel Bromal entwicke durch Schütteln mit Wasser entfernt werden ka rend, 75,1511. Annalen der Chemie u. Pharm. 1 p. 86).

Untersnchnng Aber die Proteinsto

Ein eigenthümliches Verfahren, die Proteinsto das Case'in), mittelst Salzsäure und Zinnchlorür s und die entstandenen Producte zu isoliren, haben wetz und J. Habermann gefunden. Sie zieh< Versuchen folgende Schlüsse: l) Das Casein lie setzungsproducte ausschliesslich: Grlutaminsäure , säure, Leucin, Tyrosin und Ammoniak. 2) Es Kohlehydrate, noch charakteristische Derivate Früheren Vermuthungen entgegen, können Kohl seiner Constitution nicht betheiligt sein. 3) E wahrscheinlich, dass das stets auftretende Ammonii im Casein primär enthaltenen Verbindungen absta gleichzeitig Asparaginsäure und Glutaminsäure Damit ist auch das Verhältniss des sogenannten ^ denen Stickstoffs" der Proteinstoffe, auf welchei wiederholt aufmerksam gemacht hat, und dess« quantitative Bestimmung erst kürzlich wieder 0. nahm, eine ungezwungene Erklärung gefunden, der Stickstoff jener NH^gruppe, die aus Verbii Asparagin und Glutamin, in der Form von NH^ ai sich Asparaginsäure und Glutaminsäure bilden. "V dieser Art, welche beim Erhitzen mit Säuren n unter Wasseraufhahme NH^ verlieren , und diese fern, müssen in Casein und den Proteinstoffe präexistirend angenommen werden. Ob diese ind gewöhnlichen Asparagin und dem noch darzustelh logen Glutamin identisch sind, und ob die erhalt nicht schon Producte einer molecularen TJmlagerui

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Verbind, d. Zucker? m. Chlorkalium. Bildung v. Sulfomorpliida etc. 553

Schiebung sind, lässt sich vorläufig noch nicht ausmachen. 4) Die Grlutaminsäure charakterisirt nicht ausschliesslich die pflanzlichen Proteinstoffe, wie man nach den Versuchen von Kreussler, der sie aus tbierischen nicht erhalten konnte, anzu- nehmen versucht sein tonnte, sondern sie ist ein constantes und der Menge nach bedeutendes Zersetzuögsproduct aller bis jetzt noch als Hauptformen angenommenen tbierischen Proteinstoffe. Aus Casein wurden im Maximum 29 ^/^ erhal- ten. Auf Grund zahlreicher, bis jetzt gesammelter Daten constatiren die Vff., dass die verschiedenen Proteinmodificationen verschiedene Mengen dieser Producte liefern, und es erscheint ihnen schon jetzt mehr als eine Vermuthung, dass die Diffe- renz der Eigenschaften der Proteinmodificationen in einem verschiedenen Verhältnisse der dieselben constituirenden pri- mären Atomgruppen zu suchen sein wird. ( Wien. Anz. 1873, 92, Ghem. Centr.-Bl. 3. Folge, li. Jahrg. 407.), Kr,

Ycrbindung des Zuckers mit Chlorkalium.

Der Zucker bildet nach Ch. Violette mit Chlorkalium eine Verbindung, welche derselbe in gut ausgebildeten, ziem- lich grossen Krystallen dargestellt hat, so dass er dieselben krystallinisch messen konnte, Sie erwies sich als isomorph mit dem Zucker und ist nicht zerfliesslich. Violette stellt für diese Verbindung, die sich auch beim Erwärmen verschie- den vom Zucker verhält, die Formel ©i^H^OKClOii auf. (Compt. rend, 76, 485, Ghem, Genträlhl, 3. Folge, 4. Jahrg, 246,), * Kr,

Bildung des Sulfomorphids, Darstellung Ton Apomor- phin aus Sulfomorphid und über eine sehr brauch- bare Morphin- und Codein -Reaction.

Die Entdecker des Apomorphins C^'H^^NO* machten aufmerksam, dass das Sulfomorphid Ci^^i'^O^SO^H^ mög- licherweise mit dem schwefelsauren Morphin indentisch sei und stellte Dr. G. Nadler hierüber Versuche an. Arppe erhielt beim Eintrocknen von Morphium mit verdünnter SO^ und Erhitzen des Rückstandes auf 150® C. das Sulfomorphid.

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55^ Bildung des Sulfomorphids etc.

Nadler versuchte durch Einwirkung von * verdünn Verhältniss von 1 : 5 auf Morphin in der Siede morphid zu erhalten, es gelang aber nicht, nach ^ Kochen unter Ersetzen des verdampfenden Wt nur eine dem Sulfomorphid gleiche Substanz j und tritt die wasserentziehende Kraft der SO* er rer Temperatur ein. Um dieses zu ermöglichen, wi lum SO* mit 1 Vol. HO gemischt und mit diesi das Morphin oder dessen Salze bei eingesenktem I gekocht, wo letzteres nach kurzer Zeit 150^ C. Mischung färbte sich bräunlich und fiel, nach de in HO gegossen, ein weisses Salz aus, welches Schäften des Sulfomorphid's hat.

Um die Basis zu isoliren, wurde das mit W faltig gewaschene Salz in Wasser vertheilt und bicarbonat zersetzt und das mit Aether ausgezoge mit HCl von diesem getrennt. Der Salzsäure -A alle Eigenschaften des Apomorphins, schmeckt ek und brechenerregend. Die aus demselben isolirt frisch gefällt, weiss, färbt sich an der Luft rase löst sich dann in Chloroform mit schön blauer Farbe das Sulfomorphid mit Ammon geföUt, so färbt sie rasch röthlich- braun und löst sich dann in Chic rosenrother Farbe.

Nachdem sich nach obigem Verfahren selbst Menge Morphin in Sulfomorphid überführen lässt, i auf dessen Verhalten gegen Ammon und Chloi leicht ausführbare, rasche und sichere Reaction i und Codein zu gründen. Kocht man^ eine Sp mit erwähnter Schwefelsäuremischung in einen cylinder, kühlt ab, übersättigt mit Ammon und k ab und schüttelt mit Chloroform, so ßirbt sich Gegenwart von 1 Miliig. Morphin intensiv ros( ^1^ Miliig. verschwindet die Eeaction, tritt aber m Stehen deutlich und unzweifelhaft auf. Ebenso Codein, welches ebenfalls durch Behandeln mit morphid giebt. (Schweizer, Wockensckr, für Phan S. 267).

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Studien über die Herbstfärbung der Blätter etc. 555

Studien über die Herbstförbang der Blätter und über Bildungsweise der Fflanzensäufen.

Zwei dunkele Punkte im Gebiete der Pflanzenphysiologie vereint Carl Kraus zu einem XJntersuchungsobject, indem er vor der Untersuchung der Herbstfärbung der Blätter zur Untersuchung der Bildungsweise der Pflanzensäuren geführt wird. Bis jetzt Hesse sich allenfalls eine befriedigende Erklärung für das Gelbwerden der Blätter beibringen, aber warum diese in leinem Falle gelb bleiben und im andern roth oder braun werden, darüber musste man eine wahre Antwort schuldig hieben. So verschieden und so constant diese Fär- bungen bei manchen Arten sind, lässt sich doch nach einer oberflächlichen Betrachtung die Behauptung aufstellen, dass jedes Blatt und jede Zelle jede dieser beliebigen Färbungen annehmen kann, indem die nöthigen Grundbedingungen in jeder Zelle vorhanden sind. Die herbstlichen Färbungen las- sen sich mit wenigen Ausnahmen auf eine dreifache chemische Grundlage zurückführen, indem die gelbe Färbung durch die Veränderung des Chlorophylls , die braune und rothbraune durch Ulminbildung der in den Blättern zurückgebliebenen Kohlehydrate entstehen, während als Chromogen der rothen Färbung die Oxyphensäure zu bezeichnen ist. Erlischt im Herbste die Protoplasmathätigkeit , so wird der düBFundirende Sauerstoff nicht mehr zu Lebenszwecken verbraucht, sondern er verändert die organischen Bestandtheile^ der Blätter und zwar zunächst das Chlorophyll, was auch damit übereinstimmt, dass häufig die Blätter der Bäume noch während der Vege- tationszeit gelb werden, wenn deren Zellen aus irgend einem Grunde die Assimilationsfähigkeit verlieren oder darin geschwächt werden. Die vorhandenen Pflanzensäuren mögen auch wohl die Veränderung des Chlorophylls mit bedingen. Es findet bei Nacht allerdings auch keine Assimilation statt, wo aber das Wachsthum der Organe als andere verbrauchende Thätigkeit stärker auftritt. Die Oxydation des Chlorophylls ist im Herbste um so leichter möglich , da die Oberfläche der Blätter mit einer schützenden fettigen Materie überzogen ist, die sich verändert, je näher die Periode des Gelbwerdens oder überhaupt der Herbst heranrückt. Grüne Blätter neh- men nach dem Eintauchen in Aether die Farbe abgestorbener Blätter an der Luft an. Uebrigens muss die Umänderung des Chlorophylls eine vollkommene und durchgreifende sein, da durch kein Mittel die grüne Farbe wieder herzustel- len ist.

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556 Studien über die Herbstfärbung der Blätter etc.

1

Die Extracte herbstlich gerötheter oder beliebig gefärbter Blätter geben die bekannten Eeactionen der Oxyphensäure. Diese Säure hat eine merkwürdige Umwandelungsßihigkeit. Lässt inan dieselbe mit Citronensäure an der Luft stehen, so tritt eine schöne rothe Färbung ein, giebt aber anfangs noch die gewöhnliche Reaction. Erst nach längerem Stehen giebt sie mit Eisenchlorid nicht mehr die smaragdgrüne Fär- bung; sie verhält sich hierin wie die gewöhnlichen gepressten rothen Pflanzensäfte. Schwach rothgeförbter Auszug der rothen Zweige von Comus sanguinea giebt, mit Citronensäure versetzt, dieselbe intensive Färbung, wie sie die Früchte von Berberis vulg. enthalten. Aus dem Einflüsse der Pflanzen- säuren auf die Oxyphensäure folgt, dass rothe Säfte nur in solchen Pflanzen vorkommen können, welche reich an Pflanzen- sauren sind. Diejenigen rothen Farbstoffe, welche sich als Chromogen von dem Pyrocatechin herleiten, sind jedenfalls in steter Veränderung begriffen und daher als chemische Körper schwer festzustellen, vielleicht ist kein rother Farbstoff der einen Pflanze mit dem einer zweiten gleich, vielleicht nicht einmal in ein und derselben Pflanze während der Dauer seines Vorhandenseins. Zwar ist' Luftzutritt nöthig , aber Oxydation allein scheint doch nicht der Grund zur Ueber- führting des Chromogens in Pigment zu sein.

Warum die einen Blätter roth werden und. andere gelb bleiben, hat denselben Grund, aus dem viele Blätter gelb abfallen,' aber auch ganz oder theilweise roth werden können, wo dann die Zellen neben Xanthophyllkörnern mit rothem Safte gefüllt sind. Es beruht auf dem grösseren oder gerin- geren Verluste, welchen die einzelnen Zellen im Herbste bei dem B,ücktritt der Stoffe in den Stamme an ihren Inhalte und dessen Lösungsmittel erleiden.

Die Loslösung der Blätter erfolgt in einer im Spätsom- mer oder im Herbste angelegten Gewebsschicht. Die Ver- minderung oder gänzliche Aufhebung der Transspiration im Herbste ruft eine Stockung des flüssigen Zelleninhalts der Blätter hervor, deren weitere Folge das Entstehen von reich- lichen Mengen organischer Säure ist, die die Intercellular- substanz der Zellen der Trennungsschicht auflöst, wodurch- die Zellen dieser Gewebsschicht sich theilweise, stets aber mit unverletzten Zellmembranen von einander abhalten und so unmittelbar die Loslösung des Blattes vom Stanune bewirken. Die Transspiration ist nicht bloss von der Temperatur der Oberfläche der Pflanze abhängig, sondern auch nach dem individuellen Charakter der Pflanze und von der chemischen

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Studien über die Herbstfärbung der Blätter etö. 557

und physikalischen Bodenbeschaffenheit. In Folge verschie- dener Transspiration bei den Blättern verschiedener Pflanzen, wird das Blatt verschieden vom Stamme getrennt werden, oder es werden bald mehr bald weniger von seinen Inhalt- stoffen zurückbleiben. Je mehr aber zurückbleibt, um so mehr ist den nun folgenden chemischen Veränderungen im abster- benden Blatte unterworfen. Gelb abfallende Blätter sind trockener und mithin auch wasserärmer, als die roth werden- den, weil viel mehr Stoff und somit auch mehr Wasser in den Stanmi zurückgetreten ist. Aus dieser Verschiedenheit in der Transspiration und der dadurch bewirkten Verschieden- heit in der Bildung der Trennungsschicht lässt sich die grosse Verschiedenheit in der Herbstfärbung der Blätter nach Art, klimatischen und Bodenverhältnissen erklären.

Auch bei den jungen' Trieben der Sträucher, welche sich im Herbste röthen, ist diese Veränderung auf Oxyphen- säure zurückzuführen und ist hier 'der anatomische Bau der Oberfläche der betreffenden Pflanzentheile , Rinde und Epider- mis, von bedingendem und unterscheidendem Einflüsse. In den braunen oder rothbraunen Blättern bleiben in den Zel- len grosse Massen krümliger Substanz zurück. Extracte solcher Blätter sind wie alle andern bloss kurze Zeit zur An- wendung von Beagentien tauglich, weil sie sich rascher dunk- ler jßirben; anfangs geben sie die Reaction der Oxyphensäure. Bei der Oxydation an der Luft geben sie braune Absätze, die sich in den Zellen des bereits längere Zeit abgestorbenen Blattes finden; je mehr ein Blatt auf diese Vfeise oxydirt ist, um so weniger ßirbt sich das Extract an der Luft.

Jede Zelle kann die beliebige Herbstfärbung annehmen, weil jede die dazu nöthigen Bedingungen, Chlorophyll, Kohle- hydrate und Oxyphensäure in sich schliesst. Mit Hülfe des Mikroskops lassen sich in etwa rothgefarbten Blättern , die dem blossen Auge noch einfarbig erscheinen, neben den Zel- len, welche neben der rothen Flüssigkeit noch Xanthophyll- körner enthalten, auch noch solche finden, die bloss Xantho- phyll führen, so wie auch solche mit braunrothem oder brau- nem Inhalte. Bei den herbstlich gerötheten Blättern lässt sich behaupten, dass die Farbstoffe in der Regel keineswegs ihren Sitz in der Epidermis haben, sondern entweder in den pallisadenförmig stehenden Zellen der oberen oder dem meren- chymatischen Gewebe der untern Blatthälfte. Die schwärzlichen Färbungen rühren entweder von einer Humification zurückge- bliebener Kohlehydrate oder von dem Gerbstoffgehalte der Blät- ter her und finden sich in den Zellen schwarze Massen abgelagert,

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Stndien über die Herbstfärbung der Blatter

geistige Chlorophylllösimg, mit Grer jr Luft dunkelschwarzbraun. Diejc

die durch Tödtung jener Pflanzentl anden, sind auf dieselben Gründe 2 m überhaupt derartige Färbungen ricität abgestorbenen Pfianzentheilei « abgestorbene Protoplasma lässt d eis Blatt wird schlaff und die Säfl Veränderung, einen Humificationspro< nigem Nachdenken muss der Zus; i zwischen Oxyphensäure und Pflai ! Oxyphensäure ist überall von Pfla den herbstlich veränderten Blättern ^en Trieben und ässimilirenden Blät

oder andere Pflanzensäuren; die 1 sind auch am schönsten roth ge a mit veränderter Oxyphensäure ve Behs^ndlung von Traubenzucker mi lerselbe, wie so viele Kohlehydrate er Körper und wobei Glucinsäure :t Diese Umsetzung wird jedoch { ictionsprocesse begleitet, wo Brenzci itzt man die Flüssigkeit vor dem Z [ neutralisirt mit Schwefelsäure < ich dem Erkalten mit Aether, so jn braunen harzigen Körpern Brei

In Formeln ausgedrückt, lautet di Glucinsäure '

2C«Hi«06 = Ci2Hi80» + 3H«0 Oxyphensäure

C6H12O« = C«H«0« + 3H»0 + Oxalsäure C6Hi«06 + = SC^H^O* + 31

oder Weinsäure 2C«Hi«0« + = 3C*H606 + 3

Einwirkung von Wasser im zi Luf schwedisches Filtrirpapier, Star chzucker wird ebenfalls Brenzcatech id Kohlensäure gebildet Hi20« = 6C«H602 + 6CH«0» + i ein Beweis, dass es auf die Heft kommt, und es steht in der Theorie ^egen, dass man durch die Einwii

16.

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Stadien über die Herbstfärbung der Blätter etc. 559

dener Temperaturen, die Gegenwart, von Wasser entziehen- den Mitteln oder H ^0 verbrauchende chemische Processe, über- haupt durch veränderte Versuchsbedingungen dahin kommen wird, wenigstens die physiologisch wichtigen Pflanzensäuren als aus dieser Umsetzung hervorgehend experimentell nach- zuweisen.

Es ist sicher, dass unter allen Umständen in den Pflanzen Zucker und seine Anhydrite entstehen, während das Vorkommeu der Säuren je nach der Art der Pflanzen, ihren besonderen Theilen und ihrem Alter ein verschiedenes ist. Der schein- bare Widerspruch, dass Oxalsäure kein Oxydationsproduct von Zucker oder einer ähnlichen Substanz sein könne in Kör- pern, in welchen Kupferoxyd salz reducirt, in welchen Kohlen- säure unter Sauerstoffentwickelung zersetzt, in welchen über- all Desoxydationsvorgänge gesehen werden, hebt sich durch die Beziehung zur Oxyphensäure von selbst. Einige Früchte behalten während des Reifens ihr Chlorophyll, andere verlie- ren diese Voraussetzung der Assimilation gerade in dem Maasse, als sie süsser werden, und während eine Entstehung der Kohlehydrate der Früchte aus Säuren eine assimilirende Thätigkeit voraussetzt, werden bekanntlich abgenommene Früchte beim Liegen süsser, wo von Assimilation nicht die Rede mehr sein kann. Auf künstlichem Wege hat man noch nie aus Pflanzensäuren einen zuckerhaltigen Körper dargestellt und die mikroskopische Verfolgung des Assimilationsprozes- ses zeigt immer das Auftreten kleinerer Stärkekörnchen in den Chlorophyllkörnern. Vielfach ist auf die Aehnlichkeit zwischen Blutfarbstoff und Chlorophyll hingewiesen, weshalb es auch wahrscheinlich erscheinen muss, dass das Chlorophyll ebenso wie Hämaglobin CO bindet. Wird Chlorophyll, wel- ches mit CO* umgeben ist, vom Sonnenlicht getroffen, so scheint die Kohlensäure dieselbe Dissociation zu erleiden, wie in hoher Temperatur, indem 0 entweicht und CO mit dem Chlorophyll verbunden bleibt. Die einfachste Reduction des CO ist die zum Aldehyd der Ameisensäure, indem nur Was- serstoff aufgenommen zu werden braucht: CO -t- = C0H2.

Dieses Aldehyd kann sich unter dem Einflüsse des Zel- leninhaltes ebenso polymerisiren , wie es durch Alkalien poly- merisirt^ wird und dadurch in Zucker verwandeln und unter Wasser austritt in das Anhydrit desselben, das Stärkekom. In Gasform hat das Formaldehyd die Zusammensetzung COH* und lässt sich in wässriger Lösung als CH* (OH)* an- sehen. Nimmt man an^ dass je ein HO eines Moleküls mit

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560 Studien über die Herbstfärbung der Blat

je einem H eines anderen Wasser bildet ui

durch frei gewordene C Affinitäten sich i

binden, so bekömmt man bei 6 Molekülen fol§

6CH2 (0H)2 ÖH^O = C (0H)2 H.

C(OH)H. C(OH). C(OH)H. C(C

Die Beziehungen von Oxyphensäure , Pf Kohlehydraten sind einfach: sie stehen in Ziehung zu einander, lassen sich von einandc die physiologisch bedeutungsvollen und di bewiesenen Einflüsse der Anhydritbildung, i .Accumulation der Sauerstoffatome, wobei imm 'reren Molekülen eines Kohlehydrates gleichz 0 sich in einem Moleküle anhäuft und dadu mehrerer Moleküle einer Pflanzensäure bewirj reducirte Kohlehydrat die Oxyphensäure ist. der frei werdende Sauerstoff in einem Mc zucker an, so wird derselbe gespalten.

In empirischen Formeln :

10C6Hi2O6 = 9C«H6O«+3C2H2O* + 30

Oxalsäure 7C6Hi20« = 6C6H602+ 6CH20 2 + 18H

Ameisensäure 8C6H1206 = 6C«H«02 ^ 3C*H«0Ä + 21

Aepfelsäure llC6Hi*06= 9C6H602 + 3C*H«0« + 30

Weinsäure 4C6jji20« = 3C6H«02 + C«H807 + liH«

Citronensäure

Natürlich ist die Zersetzung der Kohl wieder abhängig ausser von der Einwirkung bereitenden, daher Sulphate, Phosphate und chenden Protoplasmas, von der Gegenwai Basen, also ohne Basen keine Säuren. Die delung lässt sich durch eine Art prädisponii wandtschaft bedingt vorstellen. Jedenfalls Triebe, wo der Verbrauch an unorganischen Folge dessen deren Zuleitung an diese Orte, auch viele Pflanzensäuren gebildete werden, dieser ist in den Organen am grössten, die vermitteln. Eine Folge dieser reichUchen Bil zensäuren ist verhältnissmässig reichlicheres Vc Oxyphensäure in den jungen Trieben j da abe

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Aesculus Pavia. Oelemulsion. 56l

und Cuticula derselben gegenüber der Sauerstoffeinwirkung der Luft noch nicht resistent genug ist, so finden wir unter Mitwirkung der Pflanzensäuren in vielen Frühjahrstrieben die Blätter roth gefärbt, das Brenzcatechin in lErythrophyll überge- führt. Die Oxyphensäure wird man nur in einer in voller Lebens- thätigkeit begriffenen Pflanze suchen dürfen; vielleicht darf man auch nicht einmal in assimilirenden Organen eine grös- sere Anhäufung erwarten, wenn mit der Erzeugung eine rasche 'Verwendung in der Pflanze, eine Ueberführung in andere Verbindungen verknüpft ist. Dass sie bloss ein Abfall- stoff sei, ist bei ihren nahen Beziehungen zu anderen Stoffen nicht wahrscheinlich, im Gegentheil bildet sie vielleicht die chemische Grundlage für viele in der Pflanze sich findenae Stoffe. Die entstehenden Pflanzensäuren sind nicht als unab- weisbare Abfalle bei dem Processe der Assimilation anzusehen, sondern sie sind unentTjehrlich für die chemische Thätigkeit der Pflanze, indem sie die Zersetzung der in die Pflanze ein- tretenden Salze bewirken und ist ihre Enstehung wohl gerade durch die Gegenwart dieser Salze bewirkt, während die Zer- setzung der Satze nothwendig gemacht wird durch assimi- lirende Thätigkeit der Pflanze. (Neues Repertorium für Phar- macie von Buchner. Bd. XXIL S. 273.). C, Seh.

II. Kleine Mittheilungen.

Aesculus Favia

wird in Südamerika für giftig gehalten. Batchelor hat in den Samenlappen ein Glukosid gefunden, welches in der That giftig wirkt Mit Schwefelsäure destillirt, giebt dasselbe Va- leriansäure. (The Pharmac, Joum. and Tr ansäet. April 1873. p. 8i9). Wp.

Oelemnlsionen

werden nach Rogersan am haltbarsten mit Tragantschleim dargestellt. Zu letzterem wählt man die beste Qualität. Das Verhältniss ist 2^2 Unze auf 1 Gallone Wasser. Die Halt- Ar«]», d. Fk^m. m. R9tti«. ni. Bds. 6. llft. 86

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562

üeber die Bereitung von Branntwein aus Sägespähnen.

barkeit wird durch etwas Glycerin befördert. Beispielsweise genügen zur Emulsionirung von 5 Thln. Leberthran 16 Thle. Traganthschleim. Man braucht beides nur zusammen zu schütteln. {The Pharm. Joum. and Transact. March 1873. p. 701.). Wp.

Ueber die Bereitung von Branntwein aas SSgespSknen.

In der Flechtenbrennerei zu Halta hat C. G. Zetter- land Versuche angestellt, um aus Sägespähnen Branntwein darzustellen. Zu diesem Versuche wurden 9,0 Ctr. Säge- spähne von Fichte und Tanne (sehr wasserhaltig) mit 0,7 Ctr. Salzsäure von 1,18 spec. Gew. und 30,7 Ctr. Wasser in einem gewöhnlichen Flechtenkessel mit einem Dampfdruck von 0,116 Kg. pr. Q. C. M. gekocht. Nach 8^2 stündigem Kochen enthielt die Masse 3,33 7o> ^ach 11 stündigem Kochen 4:,387o Traubenzucker und war durch längeres Kochen ^in höherer Gehalt an Zucker nicht zu erreichen. Die Säure in der fertig gekochten Sägespähne - Maische wurde mit Kalk soweit neu- tralisirt, dass die Maische nach Lüdersdorfif's Säureprober ^2^ Säure enthielt. Die Maische hatte die Temperatur von 30^ C, als die aus 20 Pfund Malzschrot bereitete Hefe zuge- setzt wurde. Nach 96 Stunden war die Gährung vorüber und wurde durch Destillation 61 Quart Branntwein von 50% bei + 15® C. erhalten, der vollkommen frei von Terpenthin- geruch und Geschmack war. Es ist mehr als glaublich, dass die Branntweinbereitung aus Sägespähnen ini Grossen gelingen wird, wenn erst genau ermittelt ist, mit wie viel Wasser die Säure verdünnt werden muss und wie lange das Sieden fortzusetzen ist, da beide Factoren den grössten Ein- fluss auf die Zuckerbildung ausüben. Gelänge es, die ge- sammte Menge der Cellulose in Traubenzucker umzuwandeln, 80 würden sich von jedem Ctr. lufttrockener Sägespähne we- nigstens 27,4 Quart Branntwein von 50% bei-j- 15®C. erhalten lassen. Noch bessere Resultate würden wahrscheinlich die Sägespähne von Laubholz liefern. (Zeitschr. f. d. Spiritusfabr. pharmac. Fbst Nr. 12. 1873.). G. Seh.

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seä

C. Literatur und Kritik.

Pharmacopoea of fhe United States.

Die für die 5., alle 10 Jahre stattfindende Bevision der Pharmacopöe der vereinigten Staaten bestimmte Versammlnng war von dem Präsidenten der zuletzt tliatig gewesenen Pharmacopöe -Commission nach Washington berufen und tagte dort am 4. Mai 1870. Von den Tersohiedenen phar- maceutischen und medicinisöhen Gresellscbaften Nordamerikas waren Dele- girte gesandt worden, so von

St. Louis Medical College

St. Louis College of Pharmacy

Missouri Medical College

Chicago College of Pharmacy

Maryland College of Pharmacy ,

Je£ferson Medical College etc. von zusammen 32 Tersohiedenen Gesellschaften» TJniversitäteni dem Kriegs - und Marine - Departement der ü. S. und dem Woman's Medical College of Philadelphia.

Die Versammlung der Delegirten beschloss, dass diejenigen Mitglie- der der beiden Häuser des Congresses, welche Graduirte wirklicher medi- cinischer Schulen seien, eingeladen werden sollten, an den Berathungen der Versammlung Theil zu nehmen. Ebenfalls wurden eingeladen der Surgeon- General of the United States Army und the chief of the Bureau of Medicine and Surgery of the United States Vary. Hierauf schritt man zur Constituirung des Bureaus: Dr. Joseph Carson aus Philadelphia wurde Präsident, ausserdem wurden 2 Vicepräsidenten (darunter William Procter j. in Philadelphia Apotheker) 1 Secretair und 1 Stellvertreter des- selben gewählt. Nachdem eine Commission von fünf Delegirten gebildet war, welche einen Plan, betreffend die Eevision der Pharmacopoea, vor- schlagen sollte, fasste diese Commission folgende Resolutionen, welche der Versammlung vorgelegt und angenommen wurden:

I. Dass eine Commission ans 15 Mitgliedern, mit dem Präsidenten der Versammlung für die Kevision und Publication der Pharmacopoea gewählt werden soll, der alle Mittheilungen betreffend die Revision der Pharmacopoea zugehen müssen; 3 von den 15 Mitgliedern bilden eine besondere kleine Commission, welche die letzte Entscheidung giebt.

II. Dass diese Commission in Philadelphia tagen und dass dieselbe möglichst bald durch den Präsidenten endgültig organisirt werden soll.

III. Dass die Commission autorisirt sein soll, das Werk nach seiner Revision zu publiciren und dass dieselbe alle Massregeln ergreifen soll, die Intentionen der Versammlung auszufuhren.

IV. Dass, wenn nach der Ansicht der Revisions- Commission es noth- wendig werden würde, vor der Sitzung der Versammliiing von 1880 ihre Arbeiten zu revidiren, dieselbe autorisirt sein boU; eine neue Ausgabe herauszugeben,

36*

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564 Literatur und ;

y. Dass die Kosten der Eevisions-i des Verlagsrechtes bestritten werden solle

VI. Dass in der Pharmacopoea die deren Theile, niclit mehr durch Masse au

VII. DasB bei der Revision der Offi( Formeln die Wünsche der Aerzte in al hung auf locale Eigenthümlichkeiten, he YÖlkerungy berücksichtigt werden sollen der neuen Ausgabe der Pharmacopoea ] werden sollte.

Vni. Dass die Bevisions-Commissii tretende Vakanzen ergänzen kann.

IX. Dass das Comitä nach der Voll cretair dieser Versammlung einen Beric geben soll, welcher der nächsten Com wird.

X. Dass die 14 Mitglieder (das 15. lung) der Rensions- und Publications - C von einer bestimmten Commission, welcl VertriBtem der anwesenden Gesellschaften t und Flotte, welche von dem Präsidenten

XI. Dass die Commission autorisirt i ches ihr übergeben ist, zu untersuchen desselben ofücinelle Formen zu geben.

Die Commission wurde in Ueberein den gefassten Resolutionen ernannt und Versammlung des Jahres 1860 für die d men auch für die des Jahres 1880 untei gelten sollten.

Diese Normen sind folgende:

1) Der Präsident dieser Versammlung kanntmaohung erlassen^ durch welche die Medical Societies, die incorporirten Me« Colleges of Physicians und Surgeons ui Pharmacy der tJ. &. aufgefordert werde (nicht mehr als 3) behufs Beschickun welche am 1. Mittwoch des Maies 1880

2) Die verschiedenen incorporirten A durch den Präsidenten aufzufordern, die Revision zu unterwerfen und das Resultat legirten oder auf irgend einem andern T zu unterbreiten.

3) Die verschiedenen medicinischen ui ten sollen ferner aufgefordert werden, d lung die Namen und Wohnorte ihrer Del sind, mitzutheilen. Die Listen derselben ärztlichen Publicums in den Zeitungen un im März 1880 veröffentlicht werden.

4) Bei Tod, Zurücktreten oder tJnv< die Vice- Präsidenten an dessen Stelle ui dert sein, dejr Secretair und dessen Stellv

Schliesslich wird eine von Dr. Craig Comit^ of Revision theilweise das metrisc cinellen Gewichte und Masse aufnehmen i

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Literatur und Kritik. 565

Vorrede.

Die durch die Versammlung des Jahres 1870 [für- die Revision der U. S. Pharmacopoea ernannte Commission begann ihre Arbeiten im Juni 1870 und vollendete dieselben am Schluss des Jahres 1872. Bei Heraus- gabe der neuen Pharmacopoea scheint es der Commission angemessen, einen Bückblick zu werfen auf die Zusätze, welche der letzten Ausgabe gegeben sind, auf die Aenderungen und Modificationen , welche geeignet erschienen und auf die Erwägungen, durch welche sich die Commission bei Durchführung der ihr' von der Convention gegebenen Aufgabe hat leiten lassen.

In üebereinstimmung mit den von der Convention gefassten Eesolu- tionen ist der Umfang der neuen Pharmacopoea grösser geworden, um den Wünschen des sehr umfangreichen Gebietes der U. S. entgegen zu- kommen, ohne jedoch den conservativen Character einer nationalen Phar- macopoea aus den Augen zu verlieren. Als Gewicht ist das alte der früheren Pharm, der U. S., nemlich das Troy - Gewicht , beibehalten worden, t

Die eine der von der Versammlung gefassten Resolutionen sprach sich dahin aus, dass Hohlmasse nicht in Anwendung kommen sollten und dass die Quantitäten in allen Formeln durch Gewichte und deren Theile ausgedrückt werden sollten. Nach An'sicht der Commission hätte die Aus- führung dieser Resolution so viel Zeit Arbeit und Kosten verursacht, dass es derselben nicht rathsam erschien, diesen unpractischen Plan auszu- führen. Es ist also Alles beim Alten geblieben. Um doch etwas zu thun, sind von der Commission folgende Tabellen aufgestellt worden :

1) Solche, betreffend das Verhältniss der Maasse und Gewichte der U. S. Pharmacopoea zu einander.

2) Solche, betreffend das Verhältniss der Maasse der U. S. Pharm, zu dem metrischen Maasse.

3) Solche, betreffend das Verhältniss des Gewichtes der U. S. Pharm, zu dem metrischen Gewichte.

4) Solche, betreffend das Verhältniss des metrischen Gewichtes zu dem Gewichte der U. S. Pharmac.

5) Solche, betreffend das Verhältniss des metrischen Maasses zu dem Maasse der U. S.

Der Inhalt der U. S. Pharmacopoea ist in 2 Theile getheilt. Der erste enthält die Materia Medica, der zweite die Preparationes. Dem ersten sind 27 Artikel hinzugefügt , dem zweiten 82 neue Preparativs, während nur 12 Artikel aus beiden Theilen gestrichen sind. Unter den neu aufgenommenen Preparativs finden sich z. B. Ammon. bromatum, joda- tum, Extractum Calabar , . citrate of iron and strychnia, Oxalate of iron, gelbes HgO, citronensaures Lithium.

Als neue Klassen von Arzneimitteln sind aufgenommen:

1) Chartae (Senf- und Cantharidenpapier).

2) Glycerita (Carbolsaur. Glycerin, gallensaur. Glycerin, Tannin- Gly- cerin).

3) Suppositoria (Carbolsäure, Tannin, Aloes, Asafoetida, Morphin, Belladonna, Blei).

4) Succi (Conium, Taraxacum).

Der Classe der sogenannten Fluid - Extracte sind 22 neue hinzuge- fügt worden, bei deren Darstellung Glycerin in Verbindung mit Alkohol in Anwendung gekommen ist.

Der Classe der Liquores sind 5 neue hinzugefügt worden: a) Solution of chloride of arsenic.

l>) « » » « «0»-

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Literatur un«

Solution of permagnate of potase arseniate of sodium. Chloride of sino. )r Classe der Tinoturen sind 2 n ) Tincture of orange peeL ) benzom. »r Classe der Trochisci sind 4 ne ) Tannin. 2) Morph, und Ipec. )T Classe der Unguenta sind C ommen von neuen Droguen und teinischen Nomenolatur hervorgi ;e of aluminium and ammonium, ort alcoholicum ist bei den Exti 0 es sieh um ein einfaches £x omioae statt eztract nue. vomio. as die chemische Nomenclatur i

die IT. S. Pharm, in Einklang Wissenschaft zu setzen, ist aber geblieben, da diese Absicht über] infach den Engländern nachgeah g^esagt hat barii carbonas , d. h. ubonic. , um eine gewisse Uebe ium, Baryum carbonic. n Schluss der Vorrede wird no« i sich eifrigst bemüht hätte, al

von der Medicin und der Pha gestellt werden müssten. Es shsten Bevision der Pharmacopo< larmaceutischen Gesellschaften d Kommission ihr Augenmerk meh n Materials als auf selbstständig

könnte.

Inhalts-Yerz

Einleitende Bemerkungen: »wicht, Maass, spec. Gtow., Sat

Materia. rate Liste, mte Liste, enthaltend seltener g

Preparations. leta. Acida. Aconitia.

Tables en schon erwähnt.

Einleiti

Ellaasse und Gewichte.

e Gewichte leiten sich ab von tr

the pound IS

ounce 8

drachm. 3

scruple 2G

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'•*^^^75|

Uteraiiir und Kritik. 567

Um Missyerständnisse zu Termeiden, welche aus der Verwechselung des troy mit dem Avoir du pois (englisches) Pfund entstehen könnten, wird der Ausdruck Pfand in den Formeln der Pharmacop. yermieden und das gemischte Gewicht stets in Unzen ausgedruckt, 1 Unze =: 480 grains, während 1 Unze des avoir du pois Pfundes (also des englischen Pfundes) >= 437,5 grains ist, desshalb ist stets in der U. S. Pharm, gesagt troy ounce. Ebenso spricht die U. S. Pharm, nie von Drachmen und Scrupeln, sondern ersetzt diese Gewichtsquanta stets durch ihr Aequiyalent in grains z. B. bei dem Effenrescing Powder (Soda Powder) sagt die U. S. Pharm.

Take of Bicarbonate of Sodium in fine powder three hundred and sixty grains und nicht sechs Drachmen. 42,5 grain zu der ayoir du pois Unze hinzu addirt, giebt die troy Unze und 1240 grains yon dem ayoir du pois Pfund abgezogen, giebt das troy pound.

2) Maasse. Diese leiten sich ab yon der Weingallone (yine gallon).

The gallon 8 pintes 0

pint 16 fluid ounces f?

fluid ounce 8 fluid drachm. f^

fluid drachm. 10 minims M

Der Ausdruck gallon ist ebenso wenig in der U. S. Pharm, gebraucht,

wie der Ausdruck pound. Dieses Maass ist stets in Finten ausgedrückt.

Bei der Temperatur yon 60^ Fahrenheit wiegt 1 Pint destiUirtes Wasser 7291,2 grains, 1 fl. ounce -^455, grains.

3) Temperatur.

Die Wärmegrade sind die des Fahrenheit'schen Thermometers; der Ausdruck „gentle heat,*^ gelinde Wärme, bedeutet eine Temperatur yon 90 100».

4) Spec. Gewicht.

Dieselben sind bei einer Temperatur yon 60<^ F. genommen.

5) Saturation.

Wenn eine Säure oder ein Alkali gesättigt werden soll, wird der Sättigungspunkt durch Lackmus und Gurcuma bestimmt.

6) Stoppage of Bottles.

In allen Fällen, wo gut yerschlossene Flaschen yorgeschrieben sind, müssen solche mit Glasstöpseln genommen werden. * 7) Percolation.

Diese Art yon Filtration, bekannt unter dem Namen percolation oder process of displacenent, besteht darin, dass gepulyerte Substanzen in einem, Percolator genannten, Gefässe der auflösenden Wirkung der portions- weise in Anwendung kommenden Flüssigkeiten in der Art unterworfen werden, dass die Flüssigkeit bei ihrem Durchgange durch das Pulyer mit dem löslichen Theile desselben belastet wird und frei yon unlöslichen Theilen aus dem Percolatos heryorgeht. Ist der Process gut geleitet, dann enthält der erste Theil der flltrirten Flüssigkeit oder des percolate fast sämmtliche lösliche Materie der angewandten Substanz, und wenn die Quantität der ausziehenden Flüssigkeit genügend gross ist, wird der letzte Theil derselben fast farblos, geruchlos und geschmacklos sein.

Das Percolator muss entweder conisch, oder fast cylindrisch mit coni- schem Ende sein und mit einem porösen oder durchschlagartigen Diaphragma, welches unmittelbar oberhalb des Halses angebracht ist, yersehen sein. Gewöhnliche Glastriohter , bis 8 pints fassend, sind bei den meisten Ope- rationen yorzuziehen, doch können die Percolatoren auch yon Steingut oder yerzinntem Eisenblech sein. Bei jedem Präparat, zu dessen Herstellung ein Percolator in Anwendung kommt, ist die Form desselben und das Ma-

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S68 Literatur und Kritik«,

terialy aus welchem dasselbe gemacht ist, angeg ter in Anwendung, so wird ein rundes Stück welches yermittelst eines eingekerbten Korkes h gepresst ist, als ein gutes Diaphragma gebraucl ein ähnliches Stück Mouslin leicht mit dem Mc sehen das Diaphragma und das Pulver gelegt, feinen Pulyerpartikeln zu verhüten. Die Feinhe unterwerfenden Pulvers wird in der Formel an zuerst in einer Schale mit einem bestimmten gleichförmig angerieben. Ein Theil des Pulven das Diaphragma gelegt, massig auf den Mouslü oberhalb des Halses befindlichen Seiten ruht, gleichförmigen Schicht bedeckt. Der Best des den Percolator gebracht und gleichmässig fest geehnete Oberfläche wird mit einem kreisförmig oder Papier bedeckt, so dass die aufgegossene die Masse durchdringt und nicht das Pulver in Flüssigkeit wird so lange aufgegossen, bis der j füllt und eine Flüssigkeitsschicht stets über de um den Zutritt der Luft in die Zwischenräum« ganze Flüssigkeitsmasse hinzugefügt und bis d des Percolates erhalten ist. Wenn die Feinheit theilung desselben in dem Percolator richtig gei colat tropfenweise mit grösserer oder geringere Geschieht dies nicht , dann muss der Percolator sen werden, bis die richtige Abflussgeschwindigk Tinkturen der ü. S. Pharmacopoea werden in die nach erfolgter Maceration erhaltenen Rückstäi worfen werden; hierbei wird die Macerationsfli Stande abgegossen, letzterer in den Percolator v bracht und die Macer ationsflüssigkeit allmählig 8 Menge die Oberfläche des Rückstandes passfrt darauf eine genügende Menge von dem Ursprung gefügt, um die absorbirte Macerationsflüssigkeil vorgeschriebene Menge der Tinctur erzielt worde

8) die Feinheit der Pulver, ist jedesmal bei den Formeln angegeben.

Es sind in der U. S. Pharmacopoea die Au

a) Sehr fein 80 oder mehr Maschen auf :

b) Fein 60 Maschen.

c) Ziemlich fein 50

d) Ziemlich grob 40

e) Grob 20 w

Materia medica.

In dem Verzeichniss der Arzneimittel sind lischen Namen der Arzneistofie gegeben worden. Synonymen hinzugefügt, wenn dieselben dazu der wenigen gebräuchlichen officinellen Namen wenn möglich, Charakteristiken gegeben, um v indentificiren , verbunden mit kurzen Andeutunge Weise der Untersuchung dieser Substanzen ai ihre Verfälschungen. Die Pflanzennamen sind

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Literatur und Kritik. 569

die Quelle angegeben ist, der Wildenow'scben Ausgabe des Linnd'schen Catalogus Specierum Plantaram und die Thiernamen dem Kegne Animale de Cuvier entnommen.

Ist de Candolle angeführt, so bezieht sich dies auf dessen Prodromus Systematis Naturalis.

Die für die Pflanzenstoffe gegebenen Charakteristiken zeichnen sich hauptsächlich durch ihre laconisehe Kürze aus. z. B. lautet die von Absinthium:

,,The topa and leaves of Artemisia Absinthium ^^ die von Iris Flo- rentina:

,fThe rhisome of Iris Florentina /*^ während di» Charakteristiken der Chemikalien theilweise den in der Pharm. German., theilweise den in der englischen Pharm, ähnlich sind. Die Arzneistoffe sind in den beiden Listen der Materia Medica alphabetisch geordnet Es folgt demnach auf Aoacia : Acetum und auf Acidom Yalerianicum : Aconiti Folia. In dieser Liste finden sich u. A. Alcohol Amylicum, Aloe Barbadensis, Capensis und So- cotrina, Angustura, Cannabis Americana und Indica, Cerii Oxalas, Chi- maphila, Chiretta, Cinchona Flava, Pallida und Rubra, Erigeron Cana- dense, Gelsemium, Matico, Pareira, Physostigma, Podophyllum, Potassii Carbonas Impura

Chloras, Ferrocyanidum ,, Permanganas ,, Sulphis. Sanguinaria, Scoparius, Sodii Acetas-, Boras-, Chloridura-, Sulphas-, Sulphis. Vinum Portense und Xericum, Zinci, Oxidum yenale Sul- phas — Yalerianas. Zingiber.

In der zweiten Liste findet man Apocynum Androsaemifolium und Cannabinum, Asarum, Cotala, Cypripedium, Hepatica, Lappa, Oleum Sesami, Panax, Eubia, Simaruba, Toxicodendron, Viola, Xanthorriza.

Preparations.

Die für die chemischen und pharraaceutischen Präparate der ü. S. Pharm, gegebenen Characteristiken füllen den grössten Theil der neuesten Ausgabe dieses Werkes aus. Als Unterabtheilungen dieses Theiles der IT. S. Pharm, sind zu nennen: „Aceta (5) Acida (13) Aconitia (l) Aethe- rea (4) und zwar Aether, Aether fortior, Chloroformum Purificatum und Oleum Aethereum, Ammonium (5) Aquae (15). Argentum (4) nemlich Argenti Cyanidum, Nitras, Nitras fusa, Oxidum. Atropia (2). Calcium (4) nemlich Calci! Carbonas Praecipitata, Calcii Phosphas Praecipitata, Creta Praeparata, Testa praeparata. Cerata (10) Confectiones (5) Decocta (12). Emplastra (17) Extraeta (34). Bei der Darstellung der Extracte sollen die Auszüge so schnell als möglich in seichten grossen Gefässen im Was- serbade bis zur PlUenconsistenz eingedampft werden und zwar gegen das Ende des Eindampfens unter fortwährendem Umrühren. Auf die weiche- ren Extracte soll man etwas Alkohol spritzen.

Extraeta fluida (46). Alle Fluid - Extracte haben dieselbe Stärke d. h. in 1 Fluid -Unze ist das Wirksam^ einer Troy-Unze der Droguen enthalten. Diese Fluid - Extracte werden sämmtlich folgendermassen dar- gestellt. Es werden stets 16 Troy -Unzen von dem nach Vorschrift ge- pulTertem Material in Arbeit genommen, mit einer bestimmten Menge des Menstruums befeuchtet und' vorsichtig in einen passenden Percolator gebracht. Die Oberfläche des Pulvers wird darauf mit einer Papier« Scheibe bedeckt und der zurückbleibende Theil der 16 Fluid -Unzen de«

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Literatur

loms aufgegofisen. Wenn d

L beginnt, wird das untere £

ihrend das obere bedeckt wii

Lüten. So hergerichtet, stell

m massig warmen Ort H

[enstrnum zu und setzt die

i worden sind, von diesen r

nachdem man den Best auf

ese zu den reservirten 14 I

uze.

rum (18) darunter Ferri et (

Brri Pyrophosphas, Ferri Su

]rcerita (5.)

rdrargyrum (11.)

fasa, Üieils durch Fercolation

oimenta (9.)

quores (26.) Unter diesen 1

'erri nitratis, Liquor Gutta-

Sodii Arseniatis. Lithium liistura Assaefoetidae , Ik i Ferri Gomposita. )rphia (4.)

uoilagines (4.) Daruntei issafras MeduUae und MuciL lea destillata (24.) e dostillirten Oele geben , a r bei gelinder Wärme vollste erden dieselben mit Wasser nn der Ruhe überlassen, a es essigsaures Kali oder fei Lt, nicht flässig. Dfe Mehr er Methode erhalten: Die S

soll, wird in eineEetorte o gebracht und so viel Was8< sen bedeckt ist. Man desti ennt das Oel von dem mit rten Oelen der XJ. S. Phanm Hedeomae, Oleum Tabad. leoresinae (6.) eoresinae Oapsici, Cnbebae, Llulae (19.)

ie Methode des Verzuckems < inen eine langsame Wirkun. , so verhindert dies der Z äenmasse in der Magenflilssi umbum. Potassium (13.) üveres (7.)

linia (2) Sulphas und Valeri »sinae (3) : Kesina Jalapae, '. Antonimum. »dium (4.)

>iritus (16) mit Ausnahme y , Aetheris Nitrosi und Amn chen Oelen in Alkohol z. B. le Piperitae et Viridis.

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Anzeigen. 571

Strycbnia (2) das reine Alkalo'id nnd das Sulfat.

Succi (2.)

Sulphur (2.)

Suppositoria (9.)

Der Arzneistoff wird mit einer geringen Quantität Cacaobutter gut gemischt und die Mischung dem Rest der geschmolzenen und bis auf 95° F. wieder erkalteten Cacaobutter hinzugesetzt; hierauf mischt man Alles ohne Anwendung von .Wärme und bringt die Mischung sofort in passende Formen, von denen jede 30 grains fasst. Die Formen sind vori- her durch Eintauchen in Eiswasser abgekühlt. Jede Schwierigkeit, die Suppositen aus den Formen zu bringen, yermeidet man durch yorheriges Bestäuben mit Lycopodium.

Syrupi (22.)

Tincturae (57.)

Werden die Tincturen durch Percolation dargestellt, so müssen die früher gegebenen Maassregeln genau beobachtet werden, damit die Sub- stanzen so vollständig als möglich von ihren löslichen Stoffen erschöpft werden. Werden die Tincturen durch Maceration bereitet, so ist ein öfteres Schütteln während des Processes erforderlich.

Trochisci (13.)

Dieselben werden vermittelst Tragacanthschleim geformt.

Unguenta (29.)

Veratria.

Vina (9) darunter Vinum Ergotae, Opii, Rhei, Tabaci.

Zincum (4.)

In der D. S. Pharm, werden, wie in der British Pharm., Darstel- lungsmethoden für chemische Präparate gegeben, die nie in den dortigen Laboratorien gemacht werden. So für sämmtliche Alkalo'ide, für Aether, Jodkalium, Chloroform ,, Tartarus stibiatus etc. Hinter den Preparations folgen die Listen und Tabellen, welche schon oben erwähnt sind. Das Papier, der Druck und die Ausstattung sind vortrefflich.

Berlin 15. Mai 1873. Dr. C. Schacht

Anzeigen. In unserem Verlage ist nun vollständig, erschienen:

Die Pharmacopoea Germanica

verglichen mit den jüngsten Ausgaben der

Pharmaeopoea ßornssiea

dem Scliaclit'sclien Supplement etc.

für Apotheker, Aerzte, Medicinal- Beamte u. Droguenhändler.

Von B. Hirsch, Apotheker zu Grünberg (Schlesien).

35 Bogen. Lex. 8. Geheftet 3 Thlr. In Kattun dauerhaft gebunden

3 Thlr. 15 Sgr.

Berlin, im November 1873.

Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei.

(R. V. Decker.)

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Aufruf

an die

Mitglieder des deutschen Apotheker- Veiteins.

Neben den geschäftlichen Arbeiten für unsern Verein, für Währung der Rechte unseres Standes, für Pflege seiner Interessen, kommt dem Directorium auch die Aufgabe zu, die Weiterbildung der deutschen Pharraacie zu fördern.

Im September dieses Jahres werden viele Mitglieder des nun vereinten deutschen Apotheker - Vereins in Cöln zu einer Hauptversammlung zusammen kommen und manche werden es bedauern, durch anderweitige Geschäfte, Umstände und Verhinderungen abgehalten zu sein, an diesem Feste theil- zunehmen.

Um aber auch solchen zu ermöglichen, ihr /Wort mit- zusprechen bei den Berathungen über Weiterbau des deutschen Apothekerthums , soll es fürderhin eingeführt sein, auch recht- zeitig eingeschickte , gut durchgeführte schriftliche Arbeiten bei diesem Anlasse zur allgemeinen Kenntniss zu bringen und dem Wechselgespräch zu unterbreiten.

Der Unterzeichnete ist erbötig , solche entgegenzunehmen, seinerzeit, wenn vom Directorium gutgeheissen, der Ver- sammlung vorzulesen und vorzutragen.

Diese vorläufige Notiz soll bezwecken, eine frühzeitige Anmeldung von Vorträgen für die Generalversammlung zu veranlassen, Collegen es zu ermöglichen, mit Freunden in Verbindung zu treton, welche für sie ihren Gedanken Aus- druck geben, und wieder andere zu bestimmen, ihre

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1

erzuschreiben und dem Directorium rechtzeitig einzuschicken.

te es erzielt werden, durch eine lebendige Qg belebender und hebender Gedanken in Vor- und Vorlesung unser heuriges Jahresfest zu nd zu erfrischen, da allseitig den Collegen öboten ist, ihre Ansichten kund zu thun und agen Ausdruck zu geben.

Qz, im Juli 1873.

Im Namen des Directoriums : Ludwig Leiner«

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