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Deut der Hofbuchdruck Inhalt. Bericht über die Verſammlung des Vereins am 26. Mai 1847 in Malchin, von E. Boll 5 : . Befchreibung einer neuen Art Rohrſänger, Calamoherpe pinetorum, von H. Zander . . Verzeichniß der im Klüger Ort vorkommenden teneren. Pflanzen Meklenburgs, von C. Griewank a . Berzeichniß der Naturalien = Sammler Meklenburgs, von A. v. Maltzan g ee Sn cen cn S. , Einleitung Name Größe und Tiefe Waſſerzufluß Höhe des Niveaus . -. . Strömungen ; Unregelmäßige Säwantungen in 105 ohe des Oſtſeeſpiegels „Ebbe und Fluth . Wellen 0 Salzgehalt. : . Spicifiihes Gewicht des Offenes Phosphorescenz ; ä Temperatur des Waffers- . Einfluß der Oſtſee auf die Senat der Küſtenländer Sinken des Oſtſeeſpiegels Bewohner der Oſtſee . Säugethiere Vögel Fiſche Mollusken 5 Die übrigen Thierklaſſen Flora der Oftfee . 23. Rückblick Die Oſtſee. Eine naturgeſchichtliche Schilderung von E. Boll RL A RL Re en NA ERR „ N 9 ie aS aa m —@ es — 3 . 1 4 3 . 4 72 V „ 1 7 u x { “ . . 7 — 1 x - * Pr * 5 e 2 in „% wei ne nt 1 23 AR 5 0 5 Mr 5 5 4 4 BE DER f 5 en 8 * fi Pa) > 2 Op 0 8 * 9 Pr > 1 x 7 5 1 ” „ a) . 2 5 . hr 1 r r 5 1. Bericht über die Verſammlung des Vereins am 26. Mai 1847 in Malchin. Auf Anregung des Hrn. Baron A. v. Maltzan auf Peutſch, des Hrn. Dr. Griſchow in Stavenhagen, und des Unter— zeichneten, fand am 1. Juli 1846 in Malchin eine Verſamm⸗ lung von Freunden der Naturgeſchichte ſtatt, welche zunächſt nur den Zweck hatte, eine perſönliche Bekanntſchaft und ein näheres Aneinanderſchließen derſelben zu vermitteln, um damit der Abgeſchloſſenheit ein Ziel zu ſetzen, in welcher die Männer, welche in Meklenburg mit den Naturwiſſenſchaften ſich be— ſchäftigen, hinſichtlich dieſer Studien bisher geſtanden hatten. Es wurde aber auch ſchon auf jener Verſammlung der Vor: ſchlag gemacht, ob es nicht wünſchenswerth ſei, daß unter den Freunden der Naturgeſchichte in Meklenburg ein Verein gebildet würde, welcher ſich die Aufgabe ftellte, die vater⸗ ländiſche Natur nach allen Beziehungen hin zu erforſchen, und die Ergebniſſe dieſer Erforſchungen in einem gemein⸗ ſchaftlichen Archive niederzulegen. Man kam aber über dieſen Gegeuſtand damals noch zu keinem beſtimmten Reſultate, und es wurden daher Hr. Dr. Griſchow, Hr. Apotheker F. Timm in Malchin, und der Unterzeichnete beauftragt, dieſe Angelegenheit zunächſt unter ſich weiter zu verhandeln, und a 1 BEL zum Mittwoch nach Pfingſten des J. 1847 eine zweite Ver⸗ ſammlung in Malchin zuſammen zu berufen. Dieſe fand nun am Mittwoch nach Pfingſten (28. Mai) dieſes Jahres in Malchin ſtatt, und es fanden ſich zu derſelben 16 Theilnehmer ein. Die Bildung eines Ver- eins ward nun von uns von Neuem vorgeſchlagen, und von 14 der anweſenden Herrn gebilligt, welche ihren Bei⸗ tritt zu demſelben erklärten. Die von uns für den zu bil⸗ denden Verein entworfenen Statuten wurden vorgelegt, berathen und mit einigen wenigen Abänderungen angenommen. Sie lauten: §. 1. Zweck des Vereins iſt, die Naturgeſchichte Mek⸗ lenburgs und der angränzenden Länder nach allen Bezie⸗ hungen hin zu erforſchen, und eine engere Verbindung zwiſchen den Freunden derſelben zu vermitteln. | 8. 2. Die Mitglieder des Vereins verpflichten ſich ent⸗ weder ſelbſt einzelne Theile der vaterländiſchen Naturgeſchichte zu bearbeiten, oder andere Mitglieder, welche ſolchen Arbeiten ſich unterziehen, nach Kräften dabei zu unterſtützen. 8. 3. Jährlich wird in der Woche nach Pfingſten eine allgemeine Verſammlung der Mitglieder in derjenigen Stadt des Landes veranſtaltet, welche dazu auf der letzt vorher⸗ gehenden Verſammlung beſtimmt worden ift. S. 4. Auf dieſen Verſammlungen wird das Intereſſe des Vereins verhandelt, und werden diejenigen Abhandlungen vorgetragen oder vorgelegt, welche von Mitgliedern im Laufe des Jahres über Gegenſtände der vaterländiſchen Natürs geſchichte gearbeitet worden ſind. — Die Themata der vor⸗ zutragenden Abhandlungen werden 14 Tage vorher dem Vor⸗ ſtande angezeigt. SCH — WE ser 8.5. Sind dieſer Abhandlungen fo viele, daß fie ges druckt ein Heft von 6 bis 8 Bogen füllen, fo werden fie von Zeit zu Zeit durch den Druck veröffentlicht. Hinſichtlich der den Abhandlungen zu Grunde gelegten Themata kann die Geſellſchaft eine Kritik üben, und ſie entſcheidet durch ein Ballotement über die Zuläſſigkeit deſſelben. Sollte dem Vor— ſtande die Ausführung einer Arbeit bei näherer Erwägung nicht zum Drucke geeignet erſcheinen, ſo bringt er die Ent— ſcheidung darüber an die nächſte Verſammlung. — Jedes Mitglied erhält gratis ein Exemplar der Vereinsſchrift. Die Verfaſſer der einzelnen Abhandlungen erhalten auf ihren Wunſch 12 Separatabdrücke derfelben Drei Exemplare der Vereinsſchrift werden als Eigenthum der Geſellſchaft auf— nn 8. 6. Da die Verhältniſſe es noch nicht he ein 5 vaterländiſches Muſeum anzulegen, ſo werden die Mitglieder es ſich zunächſt angelegen fein laſſen, ihre Privat⸗ ſammlungen durch gegenſeitigen Doubletten-Austauſch a lichſt zu vervollſtändigen. §. 7. Die Geſchäftsführung übernimmt ein jährlich ge- wählter Vorſtand von 3 Mitgliedern, von denen eins aus dem Orte, oder aus der Nachbarſchaft des Ortes gewählt wird, in welchem die nächſtfolgende Verſammlung ſtattfindet. Die Wahlen geſchehen durch Stimmzettel. | F. 8. Ein Mitglied des Vorſtandes übernimmt ins⸗ beſondere die Kaſſe, beſorgt die Druckangelegenheiten der Ver⸗ einsſchrift und die Zeitungsinſerate. F. 9. Zur Beſtreitung der Druckkoſten, Zeitungsinſerate und des Portos für die Geſchäftscorrespondenz des Vor: ſtandes zahlt jedes Mitglied jährlich einen Beitrag von 1 Rtl. 1 pr. Cour., entweder am Tage der allgemeinen Verſammlung, oder ſendet denſelben innerhalb der nächſten 14 Tage nach der Verſammlung portofrei an den Kaſſenführer ein. ER 8. 10. Wer als Mitglied in die Geſellſchaft aufge⸗ nommen zu werden wünſcht, oder wer aus dem Verein aus⸗ ſcheiden will, hat dies dem Vorſtande anzuzeigen. §. 11. Die Geſellſchaft behält ſich vor Ehrenmitglieder und correspondirende Mitglieder zu ernennen. 8. 12. Nöthig erſcheinende Abänderungen der Statuten bleiben jeder Jahresverſammlung vorbehalten. 8. 13. Abweſende Mitglieder find an bie Beſchlüſſe der Verſammlung gebunden. Die Mitglieder des Vereins zahlten darauf ſogleich ihren Jahresbeitrag, erwählten Hrn. Dr. Griſchow, Hrn. Apotheker Timm und den Unterzeichneten zum Vorſtande des Ver⸗ eins für das nächſte Jahr, und überließen denſelben, die Ver⸗ ſammlung für das nächſte Jahr nach Umſtänden entweder in Schwerin oder in Neubrandenburg zuſammen zu berufen; nach Schwerin nämlich nur in dem Falle, wenn der Verein auch im weſtlichen Meklenburg bis dahin hin⸗ reichende Theilnahme gefunden hätte. Hr. Dr. Griſchow übernahm die Kaffe, und der Unterzeichnete die Beforgung der Druckangelegenheiten. — Um dem Mangel einer Ver— einsbibliothek abzuhelfen, welcher um ſo fühlbarer iſt, da es in Meklenburg nur ſehr wenige öffentliche Bibliotheken giebt, welche noch überdies theils ſchwer zugänglich ſind, theils aber von naturwiſſenſchaftlichen Werken ſehr wenig aufzu⸗ | weiſen haben, fo machte der Unterzeichnete den Vorſchlag, jedes Vereinsmitglied möchte ein Verzeichniß der in ſeinem Beſitz befindlichen naturwiſſenſchaftlichen Werke anfertigen und bei einem hierzu erwählten Mitgliede deponiren; auf dieſe Weiſe könne man einen Ueberblick über die literariſchen Hülfs— mittel des Vereins gewinnen, und ſich gegenſeitig mit ſeltneren Werken unterſtützen. Dieſer Vorſchlag fand Beifall, und es ward beſchloſſen, daß die Verzeichniſſe bei dem Antragſteller aufbewahrt werden ſollten. ) Nachdem die Verhaltniſſe des Vereins auf dieſe Weiſe geordnet waren, hielt Hr. Paſtor Zander einen Vortrag über eine von ihm in Meklenburg entdeckte neue Vogel-Spe— cies, Calamoherpe pinetorum, welche in der Mitte ſteht zwiſchen ©. arundinacea und palustris; Exemplare dieſer drei Arten wurden von ihm vorgezeigt. — Hr. Baron A. v. Maltzan legte ein Verzeichniß der meklenburgiſchen Na⸗ turalien⸗Sammler vor, und forderte die Mitglieder des Ber eins zur Vervollſtändigung deſſelben auf. — Hr. Dr. Betcke zeigte eine ſehr reiche Sammlung meklenburgiſcher Kubus- Arten vor, und verſprach für das nächſte Vereinsheft eine monographiſche Bearbeitung dieſer ſo ſchwierigen Pflanzen⸗ gattung zu liefern. — Hr. Apotheker Timm legte eine Sammlung der ſeltneren um Malchin wachſenden Pflanzen vor, unter welchen in Carex fulva Good ein neuer Bei trag zur Flora Meklenburgs ſich befand. Außerdem zeigte derſelbe einen großen Block von Kohlenſandſtein vor, welchen er aus der Malchiner Stadtmauer hatte ausbrechen laſſen; er enthielt in der weißen quarzigen Grundmaſſe viele größere Kohlenbruchſtücke. Dies Geftein erregte um fo größeres In⸗ — — 1) Bis jetzt habe ich nur von dem Hrn. Baron v. Maltzan und Hrn. Cand. Willebrand ein ſolches Verzeichniß erhalten, und erſuche daher die übrigen Mitglieder, dies Hülfsmittel | unſeres Vereins nicht aus den Augen zu laſſen. 8 N ae tereſſe, als durch daſſelbe zuerſt die Exiſtenz von Geröllen aus der Steinkohlenformation in Meklenburg ſicher nachge⸗ wieſen wird. — Der Unterzeichnete las einige Abſchnitte aus einer Abhandlung über die Oſtſee, welche er dem Verein vorgelegt hatte, und zeigte eine Sammlung von Oſtſee- und Nordſeeconchylien vor, um die Unterſchiede nachzuweiſen, welche zwiſchen den gleichen Arten in beiden Meeren ſtattfinden. Nach einem gemeinſchaftlichen Mahle wurde der Nach⸗ mittag einer freien Unterhaltung gewidmet, und gegen Abend verließen mehrere Mitglieder Malchin, um in ihre Heimath zurückzukehren. Für den Donnerstag war eine gemeinſchaft— liche Excurſion um den Malchiner See vorgeſchlagen worden. An derſelben nahmen fünf Mitglieder (Boll, Ma⸗ dauß, F. Timm, Willebrand, Zander) Theil, welchen ſich auch noch die Hrn. Pharmaceuten Brat und Tollin anſchloſſen. Sie fuhren, vom herrlichſten Wetter begünſtigt, zuerſt nach Baſedow, und ſodann nach Rothenmoor, wohin ſie von dem Hrn. Baron A. v. Maltzan eingeladen waren. Nach ein⸗ genommenem Frühſtück durchſtreiften fie unter Führung ihres freundlichen Wirthes die herrliche Umgegend, und nahmen den Kreidebruch bei Moltzow, die Kirchenruine von Papenhagen, das alte Schloß Ulrichshauſen und das Burgthal bei Sagel in Augenſchein. Nach dem Mittagseſſen in Rothenmoor wurden die reichen vaterländiſchen Sammlungen des Hrn. Baron noch in der Kürze beſichtigt, und ſodann trennte ſich die Geſellſchaft, indem ein Theil derſelben (Madauß, Wille⸗ brand, Zander) den Rückweg in die Heimath antrat, der andere aber über Burg⸗Schlitz nach Malchin zurückkehrte. DE Bis jetzt find dem Vereine folgende Herrn als Mit— glieder beigetreten, von welchen die Namen derjenigen, welche erſt nach der Malchiner Verſammlung demfelben ſich ange» ſchloſſen haben, mit einem * bezeichnet find: Benecke, Inſpector in Pampow. v. Berg, E. Gutsbeſitzer auf Neuenkirchen. Betcke, E. Dr. med. in Pentzlin. Beuthe, Bauſchreiber in Neuſtrelitz. Boll, E. in Neubrandenburg. \ Brückner, L. Dr. med. in Neubrandenburg. Brückner, W. Präpoſitus in Gr. Giewitz. Füldner, M. Gymnaſiallehrer in Neuſtrelitz. »Gentzen, Bibliothekar in Neuſtrelitz. Görner, Theaterdirector in Neuſtrelitz. Griewank, C Prediger in Daſſow. Griſchow, C. Dr. Apotheker in Stavenhagen. Kirchſtein, Dr. Lehrer an der Kadettenſchule! in Schwerin. Koch, A. Geh. Amtsrath in Sülz. Koch, F. Gradir⸗Aufſeher in Sülz. Langmann, J. Lehrer in Neuſtrelitz. Madauß, Goldarbeiter in Grabow. v. Maltzan, A. Gutsbeſitzer auf Peutſch. Scheven, Dr. med. in Malchin. Timm, sen. Apotheker in Malchin. Timm, F. jun. Apotheker in Malchin. Virck, J. Landbaumeiſter in Sülz. Willebrand, Cand. d. Theol. in Granzin bei Neuſtadt. Zander, H. Prediger in Barkow bei Plau. Alle Freunde der Naturgeſchichte in Me— klenburg werden von dem Vorſtande eingeladen dem Vereine beizutreten, und falls ſie dazu geneigt find, dies möglichſt bald einem der Mitglieder des Vor- ſtandes, mit Einſendung des Jahresbeitrages, anzuzeigen. j E. Boll. - 2 ORT 2. Beſchreibung einer neuen Art Rohrſänger, Calamoherpe pinetorum, Brehm,, Kiefernrohrſänger. 5 von HJ. D. F. Zander. Es war im Jahre 1838, als ich in einem vom Waſſer ziemlich entfernt gelegenen, dichten Kiefernzuſchlage bei Lü bz mehrere Rohrſänger bemerkte, die mir, nach ihrem Geſange zu ſchließen, zum Teichrohrſänger, Cal. arundinacea Boie, zu gehören ſchienen. Mir war dieſe Erſcheinung ſehr auf⸗ fallend, da noch kein Ornithologe irgend einmal in einem Nadelwalde einen Rohrſänger und zumal einen Teichrohrſänger gefunden hatte. Ich theilte dieſe merkwürdige Erſcheinung meinem Freunde dem Paſtor Brehm zu Renthendorf bei Neuſtadt an der Orla, mit, der mir alsbald darauf er⸗ wiederte, daß er dieſen Rohrſänger für neu halte und ich mir die möglichſte Mühe geben möchte, ihm ein oder mehrere Exemplare davon zu verſchaffen. Es gingen ein Paar Jahre hin, bevor es mir gelang, ein Stück zu erlegen. Endlich am 20. Mai des Jahres 1840 wurde mir die Freude, einen männ⸗ lichen Vogel zu bekommen. Ich hielt ihn, wie ich ihn zuerſt ſah, für den Teichrohrſänger, mit dem er auch die täuſchendſte Aehnlichkeit hat; ſchickte ihn aber an Brehm, der ſogleich eine neue Art darin erkannte, die er, wegen ihres Aufenthaltes im Kiefernwalde, Calamoherpe pinetorum nannte. In der Verſammlung der Ornithologen zu Köthen (im Seßt. 1845) legte Brehm dieſen Vogel als eigene Art den an⸗ weſenden Ornithologen vor, und die Herrn Profeſſoren Nau⸗ mann und Thienemann erkannten ihn gleichfalls als 682 ſolche an. Naumann ſchlägt jedoch vor, ihn nicht C. pi— netorum, ſondern lieber C. fruticorum s. arbustorum zu nennen, weil er nicht ausſchließlich dem Nadelholze angehört. Seinem Habitus nach ſteht dieſer Vogel ſo in der Mitte zwiſchen dem Sumpf- und Teichrohrſänger, Cal. palustris und arundinacea, daß es für den Ungeübten ſchwer hält, ihn von dieſen beiden Arten zu unterſcheiden. In ſeiner Le— bensart und Fortpflanzungsweiſe aber, worin er freilich auch bald von der einen, bald von der andern Art etwas hat, weicht er doch von jenen, beſonders von dem Teichrohrſänger, dem er ſonſt im Habitus am nächſten kommt, ſehr ab. Ich will nun verſuchen, ihn ſo darzuſtellen und zu beſchreiben, daß auch der Ungeübte im Stande iſt, ihn an ſeinem Kleide von jenen beiden verwandten Arten zu unterſcheiden. Vergleichung der drei verwandten Rohrſänger. C. palustris. C. pinetorum. C. arundinacea Der Oberleib grün⸗Der Oberleib öl- Der Oberleib gelb- lichroſtgrau oder oli= braungrau, mit grün- lichroſtgrau oder öl. vengrüngrau, auf dem lichem Anfluge, oder | braungrau, der Bür— Bürzel etwas heller, grünlich ölbraungrau, zel lichter und roſt⸗ als auf dem Rücken; auf dem Bürzel hel- farbiger, als der Rüfs über den Augen ein ler, als auf dem Rük⸗ | Een; über den Augen kaum bemerkbarer ken, und etwas ins ein deutlicher roſtgel— gelblicher Steif. Oelfarbige ziehend ber Streif. über den Augen ein etwas undeutlicher gelblicher Steif. Ä Der Schwanz abe Der Schwanz ab⸗ Der Schwanz ab— gerundet, die beiden gerundet, die e die mittel⸗ mittelſten Steuerfe-mittelſten Federn 1 — ſten Steuerfedern nicht dern kaum länger, als] 2 Linien länger, als länger als die nächſt⸗ die nächſtfolgende je= die nächſtfolgende je- folgenden jeder Seits, der Seits, 2 Zoll 2 — | der Seits, wodurch der wodurch der Schwanz 5 Linien lang und 1 Schwanz vorn in der | vorn fait abgeſchnitten Zoll bis 1 Zoll 1 Li⸗ Mitte etwas vorge: und an den Seiten „ nie über die zuſam⸗ zogen und nur an den nur abgerundet ers mengelegten Flügel Seiten abgerundet er- ſcheint, 2 Zoll 3 Li⸗ hinwegragend. ſcheint, 2 Zoll 5 Li- nien lang und über \ nien lang und 1 3.|die zuſammengelegten mengelegten Flügel en hinausragend. hinwegragend. Der Unterleib trüb⸗ Der Unterleib weiß Der Unterleib weiß, weiß, mit 5 weißlich, mit mit ſtarkem roſtgelben Anfluge. roſtgelbem Anfluge. Anfluge. Der Flügel vom Der Flügel vom Der Flügel vom Bug 2 Zoll 8 Linien] Bug 2 Zoll 10 Linien | Bug 2 Zoll 9 Linien bis 11 L. lang. lang. lang. Der Schnabel et- Der Schnabel et-|Der Schnabel ges was kurz, ſtark, 5 ½ was kurz und ſtark, m ſtreckt, etwas breiter — 6 Linien lang, 5½ — 6 Linien lang; als hoch, 6 Zoll lang. dicht vor den Naſen- dicht vor den Naſen⸗ Bir löchern eben fo breit löchern fo breit als als hoch. hoch. Artkennzeichen des Kiefernrohrſängers. Der Oberkörper ölbraungrau, mit grünlichem Schimmer, oder grünlich ölbraungrau, auf dem Bürzel heller, als auf dem Rücken, und etwas ins Oelfarbige ziehend; über dem Auge ein etwas undeutlicher gelblicher Streif; der Schnabel etwas kurz und ſtark, ſo breit als hoch. Beſchreibung. Der Kiefernrohrſänger iſt wenig kleiner, als der Teich rohrſänger. Er mißt 6 — 6 Zoll in der Länge und hat eine Flügelbreite von 8 Zoll 2 — 6 Linien. Der Schnabel deſſelben iſt oben graulichbraunſchwarz, an den Schneiden und dem größten Theile des Unterkiefers von der Wurzel aus gelblichfleiſchfarben, der Mundwinkel orangeroth. Die Füße find gelblichfleiſchfarben, an den Sohlen gelb. Der Augen— ſtern iſt hellbraun. Der Oberkörper ölbraungrau mit grün⸗ 2 L. über die zufam- Flügel 1 Zoll 2 Lini⸗ A lichem Schimmer, oder grünlich ölbbraungrau, der Scheitel etwas dunkler, als der Rücken, der Bürzel aber nebſt den obern Schwanzdeckfedern heller, und zwar etwas ins Gelblich— roſtfarbene ziehend, doch nicht ſo ſtark wie bei dem Teich— rohrſänger. Vom Naſenloch bis über das Auge hin zieht ſich ein etwas undeutlicher blaßroſtgelblicher Streif. Die Wangen und Halsſeiten haben eine lichtere Färbung, als der Rücken. Die Schwungfedern ſind tief bräunlichgrau, mit ſchmalen hellgrauen Spitzen; die erſte Schwinge mit weiß— grauer Kante, die übrigen mit der Farbe des Rückens geſäumt. Die Schwanzfedern graubraun, mit Kanten von der Rücken⸗ farbe; nur die äußerſte hat ein gelblichweißes Säumchen. Zuweilen haben alle auch noch ein weißliches Spitzchen. Die ganze Unterſeite des Vogels weiß oder trübweiß, mit roft- gelbem Anfluge, der an der Kehle am geringſten und oft gar nicht vorhanden, an den Seiten aber am ſtärkſten iſt und an den Tragfedern mehr oder weniger ins Graue fällt. Die Schenkel roſtgelblichgrau. Die untere Seite der Schwung⸗ und Schwanzfedern hellgrau. Zwiſchen Männchen und Weibchen iſt in der Fär⸗ bung kein Unterſchied; aber das Weibchen iſt meiſtens etwas kleiner, als das Männchen. | Die Jungen kenne ich zwar noch nicht, aber fie werden wohl, wie bei dem Teichrohrſänger, ihren Aeltern 3 a ähnlich ſehen. 5 Aufenthalt. Dieſer Rohrſänger iſt zwar kein eigenthümlicher Be⸗ wohner unſers Vaterlandes, da man ihn auch in andern Ge- genden Deutſchlands ſchon gefunden hat; aber er ſcheint doch, wenigſtens nach den bisherigen Beobachtungen, bei uns häu⸗ \ [4 —- B= figer vorzukommen, als im übrigen Deutſchland; denn in der Gegend von Lübz und Grabow iſt er in manchen Jahren eben nicht ſelten. Er findet ſich, wie es auch bei dem Teiche und Schilfrohrſänger der Fall iſt, in einer und derſelben Gegend bald häufiger, bald ſparſamer, und in manchen Jahren trifft man ihn dort, wo man ihn früher mehrere Jahre hinter einander bemerkte, gar nicht. Anfangs Mai kommt er mit den übrigen Rohrſängern bei uns an, und verläßt uns auch mit dieſen wieder im Auguſt. Hinſichtlich feines Aufenthaltes unterſcheidet er ſich da— durch ſehr von dem Teichrohrſänger, daß er ſich nicht ſo ſtreng wie dieſer an das Waſſer bindet, ſondern oft ſehr weit da⸗ von entfernt ſeinen Wohnplatz aufſchlägt. Daher bewohnt er auch nicht ausſchließlich das Rohr, ſondern neben dieſem ſehr gern Gebüſch, buſchreiche Gärten und, ganz gegen die Sitte anderer Rohrſänger, junge Kiefernzuſchläge, zumal wenn ſie noch ſo dicht ſind, daß eines Menſchen Fuß nicht hinein⸗ zudringen vermag. In der Gegend von Lübz giebt es zwei Kiefernzuſchläge, von denen der eine an einen mit Rohr bes wachſenen Fiſchteich ſtößt, der andere aber ziemlich fern vom Waſſer ſich befindet, dieſe bewohnten die Kiefernrohrſänger im Frühlinge nicht ſelten, und tief aus den Wäldchen heraus ertönte der ſonderbare Geſang mehrerer Männchen. Junge Kiefernzuſchläge zieht er ſelbſt dem Laubholze vor; denn obs gleich bei beiden Wäldchen junges Laubholz ganz in der Nähe iſt, ſo traf ich doch nie darin einen Vogel dieſer Art. Da, wo ihm junges Kiefernholz fehlt, begiebt er ſich ins Erlen⸗ und Weidengebüſch, ſowie in die lebendigen Hecken und Buſch—⸗ parthien der Gärten. Auf hohe Bäume geht er nicht, aber die Kronen mittler Bäume durchſucht er öfter und hüpft oft 5 ganz frei darin umher, wodurch er ſich ebenfalls vom Teiche rohrſänger unterſcheidet, der ſelten das Rohr verläßt und frei in den Zweigen herumhüpft. Auf den Boden, auf welchem er ſchwerfällig ſich bewegt, begiebt er ſich nur zuweilen, um Nahrung und Neſtmaterialien zu ſuchen. Eigenſchaften. Er iſt ein ſehr munterer, unruhiger und gewandter Vogel, und beſitzt beſondere Geſchicklichkeit im Auf- und Ab— ſteigen an den Rohr- und Pflanzenſtengeln, ſo wie an den Zweigen. Scheu iſt er da, wo er ſich in der Nähe der Menſchen befindet, gar nicht. In Gärten hüpft er im Ge— büſch, zwiſchen Erbſen und Bohnen dicht neben dem Be— ſchauer herum und läßt ſich mit Muße betrachten; kommt hier felbft an die Thüren und unter die Fenſter, um ſowohl Nahrung als auch Neſtſtoffe zu ſuchen, und treibt ſo ganz ſorglos und unbekümmert um jegliche Gefahr ſein Weſen. Sein Lockton weicht etwas von dem des Teichrohr— ſängers ab; denn während dieſer bloß tirrr oder rrrr ruft, hängt er dieſem Rufe noch den Ton kli an und lockt tirrr⸗kli. Außerdem aber lockt er auch noch, gleich den andern Rohrſängern, tſchack, tack. Sein Geſang ähnelt am meiſten dem des Teichrohrſängers, hat aber vielleicht ein etwas langſameres Tempo, als dieſer. Uebrigens nimmt er viele Töne aus den Geſängen verwandter Vögel an, und die Individuen weichen deßhalb oft ſehr in ihrem Geſange von einander ab, je nachdem das eine mehr, das andere weniger erborgte Töne angenommen hat. Beſonders aus den Ge⸗ ſängen des Gartenlaubvogels und des Schilfrohrſängers eignet er ſich Manches an, weshalb er oft ſehr mannigfaltig ſingt. „5 Das Männchen iſt auch eben nicht träge im Singen; es läßt ſich von früh Morgens bis ſpät Abends hören und mitunter ſelbſt des Nachts, am anhaltendſten jedoch in den Vormittagsſtunden. Es ſitzt, während es ſingt, in den mittlern Zweigen einer jungen Kiefer, oder im Gebüſch oder Rohr, zuweilen ſelbſt in den Kronen mittler Bäume. Nahrung. | Allerlei Inſekten, ſowie deren Larven und Eier, die er theils im Gebüſche und auf Bäumen, theils im Rohre, fo- wie zwiſchen Erbſen und Bohnen, theils auch auf dem Boden, namentlich zwiſchen Kopfkohl und andern Gartenpflanzen auf⸗ ſucht, dienen ihm zur Nahrung. Er fängt dieſe Thierchen, indem er das Rohr, Gebüſch und andere Pflanzen unauf⸗ hörlich nach ihnen durchſucht, die Dickichte durchkriecht, an den Rohrhalmen, Zweigen und Stengeln auf- und abklettert und ſie von denſelben ablieſt. Im Spätſommer mag er, wie der Teich⸗ und Sumpfrohrſänger, nebenbei auch wohl Johannis⸗ und Fliederbeeren freſſen. Fortpflanzung. 5 Er niſtet bei Lübz und Grabow, aber vermuthlich auch in andern Gegenden unſers Vaterlandes. Bei Gra— bow hat mein Schwager Madauß mehrere Jahre hinter einander ein Pärchen niſtend gefunden. Die Neſter, welche derſelbe und ich fanden, ſtanden entweder in oder nahe an Gärten, die am Waſſer liegen. Doch eins fand mein Schwager, welches in einem kleinen Garten faſt mitten in der Stadt und fern vom Waſſer gebaut war. Sie ſtanden theils im Rohre und andern Waſſerpflanzen, theils (und dieß die mehrſten) im Weidengebüſche und in anderem Ge- 3 ſträuche, als Johannisbeerſträuchern, wohlriechenden Pfeffer— ſträuchern (Philadelphus coronarius) u. dgl., eins, wel— ches mein Schwager fand, ſogar auf einem Kirſchbaume, und dieß an 10 Fuß hoch, die übrigen in geringerer Höhe, nur eins von allen über dem Waſſer. Sie waren zum Theil wenig verborgen angebracht und daher leicht zu entdecken. Das, welches ich im Rohre fand, war ganz am Rande des Geröhrigs angelegt und ſchon von Ferne zu ſehen. (Ob der Vogel auch im jungen Kiefernholze niſtet, kann ich nicht be— haupten, weil es mir nicht möglich war, das Dickicht, wo ich die Männchen gewöhnlich ſingen hörte, zu durchdringen und genau zu durchſuchen.) Das Neſt ſteht zwiſchen zwei bis vier Zweigen, Rohr- oder Krautſtengeln, an denen es befeſtigt iſt wie die andern Rohrſängerneſter. Es hat am meiſten Aehnlichkeit mit dem der Baſtardnachtigall, weniger mit denen des Sumpf⸗ und Teichrohrſängers, denn dieſe find viel höher. Von dem der Baſtardnachtigall unterſcheidet es ſich haupt— ſächlich dadurch, daß die Materialien viel feſter um die Träger gewickelt ſind, als es bei jenem für gewöhnlich der Fall iſt. Es hat nur eine Höhe von 2/ — 3 Zoll; inwendig iſt es 1Y% — 2 Zoll tief und am eingezogenen Rande 2 — 2. Zoll weit. Wegen ſeiner geringen Höhe hat es einen ſehr dünnen Boden, wodurch es ſich von den Neſtern des Eumpf- und Teichrohrſängers, bei denen der Boden ſtets viel dicker iſt und die daher eine ganz andere Form haben, leicht unter⸗ a2 ſcheidet. Manchmal iſt es nur ſehr locker und an den Seiten faſt durchſichtig gebaut. Aeußerlich beſteht es aus Grasblättern, einzelnen feinen Grashalmen, Fäden, Werg und Baſtfaſern von verſchiedenen Pflanzen, welche Materialien oft mit In⸗ ſektengeſpinnſt und Pflanzenwolle ſehr dicht und feſt durch— filzt find, wenigſtens am obern Rande, der zuweilen jo glatt gearbeitet iſt, daß die Materialien wie zuſammen gekleiſtert ausſehen. Inwendig iſt es mit ſehr feinen Hälmchen und Grasrispen ausgelegt. Im Juni finden ſich darin 4 — 5 Eier, welche 8 — 9% Linien lang, 6 — 6% Linien breit, glattſchalig, aber wenig glänzend, eigeſtaltig, länglich und an der Höhe ſtumpf, ſelten kurz und etwas bauchig ſind. Die Grundfarbe derſelben iſt grünlich weiß, warauf ſich zuerſt graue und dann olivenbraune oder olivengraue Flecken, Fleckchen und Punkte befinden, welche zum Theil verwaſchen ſind und immer am ſtumpfen Ende am dichteſten, bisweilen ſo dicht ſtehen, daß ſie zuſammenlaufen und den Grund bedecken. Manchmal iſt der Grund grauweiß, worauf zuerſt wenig graue und dann bräunlich graue, meiſtens verwiſchte Flecken, Fleckchen und Punkte ſich befinden, welche am ſtumpfen Ende in einander fließen. Bei einigen Eiern ſtehen an der Baſis noch kleine braunſchwarze Punkte. Manche ähneln ziemlich denen des Sumpfrohrſängers; unterſcheiden ſich jedoch von dieſen nicht allein durch die Form, welche gewöhnlich etwas länglicher und an der Höhe mehr abgerundet iſt, ſondern auch durch die Grundfarbe, der das Bläuliche fehlt, ſo wie durch die Zeichnung, welche feiner und weniger verwaſchen er⸗ ſcheint und immer, ſelbſt bei den am ſparſamſt gefleckten, et— was dichter iſt, als bei denen des Sumpfrohrſängers. Andere dagegen nähern ſich ſehr denen des Teichrohrſängers, unter⸗ ſcheiden ſich aber von dieſen meiſtens durch die geringere Zeich⸗ nung und die weniger grüne Farbe. Jagd und Fang.“ | In Gärten, wo dieſe Vögel ziemlich frei in den Bäumen und im Gebüſch herum hüpfen, laſſen ſie ſich ſehr leicht A ſchießen, weil ſie gar nicht ſcheu find; etwas ſchwieriger aber iſt es ſchon, wenn man ſie im Rohre erlegen will, denn wenn man hier nicht den Augenblick wahrnimmt, wo ſie ein— mal aus Neugierde zum Vorſchein kommen und ſich umſehen, ſo kann man oft lange warten, bis man einen von ihnen zu Schuß bekommt. Am meiſten Schwierigkeiten jedoch macht die Jagd auf ſie im dichten Kiefernwalde, denn hier iſt es meiſtens nur Zufall, wenn man einmal das Glück hat, einen zu erlegen. Gewöhnlich halten fie ſich tief im Dickicht auf, und nur ſehr felten iſt es, daß einer von ihnen am Rande des Gehölzes ſich einmal blicken und einen Schuß auf ſich anbringen läßt. — Fangen kann man ſie vielleicht in Schlingen oder mit Leimruthen, welche man da anbringt, wo man fie am öfteſten ſieht und das ſingende Männchen gewöhnlich ſeinen Sitz hat. u Nutzen und Schaden. Sie vertilgen eine große Menge läſtiger Inſekten und werden dadurch ſehr wohlthätig. Durch ihren Geſang, der mitunter ſehr mannigfaltig iſt, erfreuen ſie uns und tragen ſie zur Belebung der Natur das Ihrige bei. — Schaden verurſachen ſie, ſo viel ich weiß, gar nicht. : Anm. In meiner Naturgeſchichte der Vögel Mecklenburgs habe ich dieſen Rohrſänger noch mit zum Teichrohr— ſänger (Cal. arundinacea) gezogen und bei deſſen Beſchreibung Mehreres angeführt, was hierher gehört. — Herr Prof. Naumann beabſichtigt in den Nach— trägen zu ſeiner Ornithologie eine Abbildung dieſes Vogels zu geben. „ 3. Verzeichniß N der im „Klützer Ort“ vorkommenden ſelteneren Pflanzen Meklenburgs. | Don C. Griewank. ) Das nachfolgende Verzeichniß der „im Klützer Ort“ vor⸗ kommenden ſelteneren vaterländiſchen Pflanzen mag zur Cha⸗ racteriſtik dieſer Gegend in botaniſcher Hinſicht und zugleich als Beweis dienen, daß der Pflanzenreichthum Meklenburgs noch lange nicht genugſam erforſcht und bekannt iſt. Es ſind in der neueren Zeit allein aus dieſem kleinen Gebiet mindeſtens 20 neue Arten zu unſerer Flora hinzugekommen; wie viele andere und gewiß ſeltene Pflanzen werden nicht im ganzen Lande noch verborgen wachſen und zu entdecken übrig ſein? — Es kommt doch vor allen Dingen zunächſt darauf an, daß man mit feinem Beſitz möglichſt genau bekannt werde. — Mögte daher die Luft zu botaniſchen Entdeckungs⸗ wanderungen nicht ermüden, mögte inſonderheit die Neigung zu einer den Geiſt und das Herz in gleichem Maße bildenden Wiſſenſchaft in unſerer rüſtigen, ſcharfſichtigen Jugend von ihren Führern immer lebhafter angeregt werden! Unſere Bildungsanſtalten leiſten für die Pflanzenkunde und für die Naturwiſſenſchaften überhaupt noch viel zu wenig. Das todte Alterthum, die Sprache und einzelne Realien nehmen 1) Anm Dieſer Aufſatz iſt dem Vereine auf der Malchiner Verſammlung noch nicht vorgelegt worden. Er ward mir erſt nach derſelben von dem Hrn. Verfaſſer mitgetheilt. Wenn feine Aufnahme in dieſes Heft eigentlich dem §ten Para— graphen der Vereins-Statuten zuwider läuft, ſo habe ich ihn ſeines Intereſſes wegen doch den Botanikern unſeres Landes nicht bis zum nächſten Jahre vorenthalten zu dürfen geglaubt. — E. B Der. u mit Unrecht und ſicherlich zum Nachtheil für Lehrer und Ler— nende faſt ausſchließlich alle Zeit und Kraft hin. Erſt wenn die Naturwiſſenſchaften und mit ihnen die Botanik in den Schulen, in den gelehrten zumal, zu ihrem Rechte gekommen ſind und mit Geſchick und gebührendem Eifer gepflegt wer— den; dann erſt werden die Klagen über die einſeitige Rich— tung der Jugendbildung zum Schweigen gebracht ſein; — erſt wenn in dem aufwachſenden Geſchlecht der Sinn für das immer rege Leben in der Natur geweckt und das jugendliche Alter allenthalben angeleitet wird, mit Liebe und Ausdauer alle einzelne Theile des Landes ſorgfältig zu durchforſchen; dann erſt wird es möglich werden, eine vollſtändigere Kennt— niß der natürlichen Verhältniſſe und der Naturgegenſtände des Vaterlandes zu erreichen; dann erſt wird daran gedacht werden können, auch von unſerer geſammten ſo reichhaltigen Flora, deren Freunde in gegenwärtiger Zeit eher im Ab- als im Zunehmen, der Zahl nach, begriffen zu ſein ſcheinen, ein einigermaßen getreues, vollendetes Bild hinzuſtellen. | | Noch fei bemerkt, daß unter „Klützer Ort“ die Gegend von Travemünde bis Wismar mit Einſchluß der Infel Pöl zu verſtehen, daß die Nomenclatur im vorliegenden Verzeichniß durchweg der zweiten Ausgabe der Kochſchen Synopſe entlehnt iſt, und daß die in der neueren Zeit in dieſer Gegend aufge— fundenen neuen Pflanzen mit „geſperrter Schrift“ gedruckt ſind. Salicornia herbacea (Priwal, Inſel Pöl). Vero- nica polita, V. opaca (auf bebauetem Lande um Daſſow u. ſ. w. — zwei conſtant verſchiedene Arten, wie mehrjährige Beobachtung mich überzeugt hat. Die Abbildd. in Sturm XIV. ſind trefflich.) una Cyperus fuscus var. virescens (Wieſen bei Daſſoßw). Heleocharis uniglumis, Scirpus maritimus, com- pressus, rufus, Tabernaemontani. Eriophorum gra- cile (Torfwieſen bei Daffow). Phleum arenarium (Pri⸗ wal). Calamagrostis strieta (Wieſen bei Daſſow). Psam- ma arenaria, baltica (Oſtſeefüſte). Hierochloa odo- rata (Wieſen bei Daſſow). Glyceria distans, maritima (Priwal), G. aquatica (auf Salzwieſen bei Daſſow). Bro- mus asper, inermis (Buchwerder, Inſel im Daſſow. See), tectorum (Ufer der Trave), racemosus (Wieſen bei Daffoio). Gaudinia fragilis (Wieſe bei Daſſow, wahrſcheinlich eingewandert). Triticum junceum, strictum, acutum (alle 3 auf den Dünen der Oſtſee). Lepturus in- curvatus (Priwal, meckl. Antheils — in großer Menge blühend gefunden im Juli 1846). Lolium italicum (dieſe hier früher nicht von mir beobachtete Lolchart zeigt ſich in dieſem Sommer — 1847 — an den Grabenufern der neuen Chauſſee bei Daſſow häufig. Ausgeſäet iſt ſie nicht, da die Stellen überall nicht beſaamt find.) Dipsacus pilosus. Galium saxatile (Tannen bei Daſſow). Plantago maritima und Coronopus (Wieſen und Niederungen am Daſſow. See). Centunculus minimus (Boltenhagen). Potamogeton marinus (Daſſ. See, Oſtſee). Ruppia maritim a (Daſſ. See, Trave, Oft: ſee). Sagina stricta (Priwah). 5 Myosotis sylvatica, caespitosa (bei Daſſow). Li. thospermum officinale (an Wegen und Grabenufern bei Daſſow). Asperugo procumbens (an Wegen, auf Schutt⸗ haufen bei Daſſow). Lysimachia nemorum (Lübſee). Campanula latifolia (in Gehölzen bei Daſſow), C. glo- u — merata (Wismar). Samolus Valerandi (Salzwieſen bei Daſſow u. ſ. w.). Verbascum thapso-nigrum (Inſel Buchwerder im Daſſ. See). Atropa Belladonna (auf Bauerhöfen zu Kalkhorſt) Nicandra physaloides (erſcheint alle Jahre als Unkraut in Gemüfegärten bei Daſſow). Solanum miniatum (Ufer der Trave). Erythraea lina- rifolia und pulchella (Salzwieſen an der Oſtſee). Viola hirta (Daſſ. See), Viola canina var. montana Fr. (auf Sandſtrecken bei Boltenhagen). Glaux maritima (auf Salz⸗ wieſen an der Oſtſee und Daſſ. See). Cynanchum Vin- cetoxicum (Inſel Buchwerder im Daſſ. See, Inſel Pöh). Atriplex littoralis (Oftfeefüfte), A. marina (Oſtſeeküſte), (Atriplex prostrata iſt Varietät von Atripl. latifolia.) Schoberia maritima (Oftfeefüfte). Salsola Kali (Oft- ſeeküſte). Cuscuta Epithymum (auf Kleefeldern bei Daſſow). Gentiana campestris (bei Daſſow). G. Amarella (auf Salzwieſen und benarbten Stellen der Oſtſeeküſte). Laser- pitium prutenicum (Traveufer). Oenanthe Lachenalii (Priwal). Bupleurum tenuissimum (Priwah). Falcaria Rivini (Inſel Pöl). Belosciadium repens ( Wieſen bei Daſſow). Apium graveolens (auf Salz⸗ wieſen bei Daſſow). Chaerophyllum bulbosum (an Wegen bei Daſſow). Eryngium maritimum (Oſtſeeküſte). Drosera longifolia (naffe Torfwieſen bei Daſſow). Leucojum vernum, Narcissus Pseudo- Narcis- sus, Tulipa sylvestris, Ornithogalum nutans, um- bellatum (in Obſtgärten bei Daſſow). Gagea spathacea, lutea (bei Daſſow). Allium Scorodoprasum (bei Daſſow). Asparagus officinalis (Oſtſeeküſte, auch auf Grabenufern in Hecken). Juncus maritimus (Priwal). J. balticus 8 (Ufer der Trave). J. bottnicus (auf Salzwieſen bei Daſſow und an der Oſtſecküſte). J. obtusifolius (Strandwieſen der Oſtſee), J. capitatus (Boltenhagen). Rumex palustris (dieſe bei Daſſow in abgelaſſenen Teichen und an den friſch aufgefahrenen Grabenufern der neuen Chauſſee mit daumen⸗ dicken Stengeln, über 1 Fuß langen und 2 bis 3 Zoll brei- ten Wurzelblättern bis zu 3 und 4 Fuß Höhe emporwach⸗ ſende Art ſtimmt freilich mit den Beſchreibungen neuerer Flo⸗ riſten überein. Ihre Artverſchiedenheit ſcheint mir indeſſen noch zweifelhaft und ich bin geneigt, ſie für eine an geeigneten Stellen üppig aufgewachſene bloße Varietät von R. mari- timus zu halten, weil die angegebenen Unterſchiede nicht con⸗ ſtant ſind und R. maritimus in der Nähe häufig vor⸗ kommt). Alisma ranunculoides (Travemünde). 8 Epilobium tetragonum (an Ackerrändern bei Daſſow). Monotropa Hypopitys (in Gehölzen durch d. Geb.) Dianthus superbus (auf Wieſen bei Wismar), D. pro- lifer (an der Trave, auch in den Hambergen bei Grevis⸗ mühlen). Stellaria crassifolia (nuſſe, bemooste Wieſen bei Daſſow). Lepigonum medium (Salzwieſen). Hali- anthus peploides (Dünen der Oſtſee). Alsine tenui- folia (Sandfelder am Daſſ. See). Oxalis stricta (als Unkraut in den Gärten bei Daſſow). i Potentilla Fragariastrum (Gehölz bei Harkenſee unweit Daſſow). Tormentilla reptans L. (an der Trave). Geum intermedium (in Gehölzen bei Daſſow). N . i Actaea spicata (Gehölz bei Klütz). Thalictrum Havum (Torfwieſe am Priwal). Ranunculus divari- catus (Dali. See), Ranunculus polyanthemus (in Ge— hölzen an der Trave). Helleborus viridis (auf Bauerhöfen zu Lübſee). Mentha viridis (Daſſow). Lamium incisum (unter der Saat bei Daſſow), L. intermedium (auf bebautem Lande bei Daſſow). Betonica officinalis (Daſſow). Sta- chys arvensis (auf Aeckern bei Daſſow). Melampyrum cristatum (an der Trave). Lathraea Squamaria (in Gehölzen bei Daſſow). Linaria minor (Unkraut in Gärten zu Johannſtorf bei Daſſow), Linaria Elatine (auf Feldern nach der Ernte). ) Antirrhinum Orontium (auf Aeckern bei Daſſow). Linnaea borealis (an der Trave in Tannen). Cakile maritima (Oftfeefüfte). Senebiera Coro- nopus (zwiſchen Steindämmen in Daſſow, auch am Daſſ. See). Alyssum calyeinum (auf Aeckern zwiſchen Klee bei Daſſow). Cochlearia officinalis (Wismar am Hafen). Lepidium campestre (auf Aeckern bei Daſſow). Barbarea striecta (an Gräben, auf Wieſen bei Daſ— ſow — eine von B. vulgaris ſehr beſtimmt verſchiedene Art). Brassica nigra (bei Daſſow unter der Sommerſaat). Malva borealis (Inſel Pöh). Corydalis cava (in Gehölzen an feuchten Stellen bei Daſſow), Corydalis fabacea (desgl.) Genista germa- nica (an der Trave). Ulex europaeus (bei Klütz, Elmen⸗ horſt). Anthyllis Vulneraria var. maritima (am Daſſ. See). Pisum maritimum (Diftfeefüfte bei Boltenhagen). ) Anm. Nach einer früheren mündlichen Mittheilung des Hrn. Verfaſſers hat derſelbe auch L. Loeselii, eine bis jetzt nur in Pommern und Preußen beobachtete Seeſtrandspflanze, bei Boltenhagen gefunden. Ich vermiſſe dieſe Art in dieſem Verzeichniſſe, und weiß nicht ob der Hr. Verf. fie abſichtlich ausgelaſſen hat. — E. B. — 24 — Lathyrus tuberosus (bei Wismar), L. sylvestris (bei Daſſow). Vicia sylvatica (Mummendorf), V. te- nuifolia (in Torfwieſen bei Pötnitz). Astragalus Cicer (Wismar). Trifolium hybridum, medium, alpestre (alle bei Daſſow u. dch d. Geb.) T. striatum (am Daſſ. See. Bemerk. Das in Langmann Flora S. 301 aufgeführte T. scabrum findet ſich zwiſchen Daſſow und Grevismühlen nicht, und kommt in Meklenburg wohl überall nicht vor). T. agrarium (Inſel Buchwerder im Daſſ. See). Medicago falcata (Travemünde, Inſel Pol). Hypericum hirsutum (in einem Gehölze bei Daſſoßo). | | Sonchus palustris (am Daſſ. See, Ufer der Stepe⸗ nitz). Lactuca Scariola (Inſel Pöl). Chondrilla jun- cea var. latifolia (in den Hambergen bei Grevismühlen. Bemerk. Die von Detharding und Langmann aufgeführte Ch. acanthophylla Wallr. iſt als beſondere Species bei uns zu ſtreichen.) — Picris hieracioides (bei Daſſow an Wegen in Hecken, ferner an der Oſtſeeküſte zwiſchen Bolten⸗ hagen und Wismar häufig). Hieracium boreale (in Hecken und an Ackerrändern dch d. Geb.). Crepis biennis (bei Wismar). Serratula tinctoria (am Daſſ. See). Car- duus acanthoides (bei Wismar). Artemisia ma- ritima (Inſel Pöl; die Pölianer nennen die Pflanze: Wa- ter-Wörmbk — Waſſer⸗Wermuth). Senecio aquaticus (an der Trave), S. erucifolius (an Wegen, Ackerrändern dch d. Geb.). Aster Tripolium (am Daſſ. See, Oſtſee⸗ küſte). Inula Helenium (Ufer der Stepenitz, Oſtſeeküſte | bei Klütz), I. britannica (am Daſſ. See). Helianthus tuberosus (in Gärten, an Zäunen im Kirchdorfe Greſſow). a ER Chrysanthemum inodorum var. maritimum (an der Oſtſeekuͤſte). Orchis mascula (in Gehölzen bei Daſſow), Or- chis laxiflora (in einem Torfmoor am Priwal), Orch. incarnata (in Wieſen bei Daſſ. — eine von O. lati— folia beſtimmt verſchiedene Art). Bemerk. ©. militaris, welche Langmann als zweifelhaft für den Klützer Ort an— gegeben hat, iſt hier noch nicht gefunden. — Neottia Nidus avis (in Gehölzen dch d. Geb.). Epipactis latifolia (in Gehölzen dch d. Geb.). Malaxis paludosa (an der Trave). Sturmia Loeselii (in Wieſen bei Daſſow). Aristolochia Clematitis (am Küſtergarten zu Mummendorf nicht bei Daſſow und in Kalkhorſt, wie in Langmanns Flora angegeben ift). Euphorbia exigua (Daſſow, Inſel Pöl). Zanni— chellia palustris (Travemünde), Z. pedicellata (in der Oſtſee und in Salhlachen an derſelben bei Roſenhagen, Harkenſee). Carex dioica (naſſe, bemooste Torfwieſen bei Daſſow), C. pulicaris (Torfwieſe am Priwal), Carex nemorosa (feuchte Wieſen an der Trave und bei Dafjoto), C. filiformis (ebendafelbf), C. Hornschuchiana (Torfwieſe beim Priwal), C. strigosa (Lübſee), C. bi- nervis (Inſel Pöl), C. extensa (Wieſe am Priwal). Najas major (im Daſſ. See). Myriophyllum verti- eillatum (in Wieſengräben am Daſſ. See). Poterium Sanguisorba (Priwal). Arum maculatum (in feuchten Gehölzen dch d. Geb.). | Hippophaé rhamnoides (am Daſſ. See, am hohen Ufer der Oſtſee bei Klütz häufig). Mercurialis annua (bei Wismar in Gärten als Unkraut in und um d. Stadt). Salix acutifolia (Hamberge bei Grevismühlen). 3 Equisetum Telmateja (am Ufer des Daſſ. Sees, an beiden Ufern der Trave), E. hiemale (ebendaſelbſt), E sylvaticum (in Gehölzen bei Daſſow). Asplenium Tri- chomanes (an der Kirchhofsmauer zu Greſſow). Cysto- pteris fragilis Te Polystichum spinulosum (in e bei San): 1) Anm. Es wäre ſehr wünſchenswerth, daß bald andere Bo⸗ taniker unſeres Vaterlandes dieſem von Hrn. Paſt. Grie⸗ wank gegebenen Beiſpiele nachfolgten, und ähnliche Local⸗ floren mittheilten. Die allgemeine Flora von Meklenburg bedarf recht ſehr einer genauen critifchen Revifion, und dieſe könnte auf ſolche Weiſe am leichteſten zu Stande ER werden — E. B. — 27 4. Verzeichniß der Naturalien⸗Sammler in Meklenburg. Von A. v. Name, Stand, Wohnort des Sammlers. Ackermann, Seminar-Direc⸗ tor in Ludwigsluſt. Baſſewitz, Candidat in Warin. Betcke, Dr. med. in Bentzlin. | Beuthe, Bauſchreiber in Neu⸗ ſtrelitz. Boll, E. in Neubrandenburg. Brookmann, Dr. med. in Neuſtadt. Brookmann, jun. ebendafelbft. Brückner, E. Prediger in Ned- demin. Brückner, F. Rath, Bürger⸗ meiſter in Neubrandenburg. Brückner, G. Dr. Obermedi⸗ cinalrath in Ludwigsluſt. Brückner, L. Dr. med. in Neubrandenburg. Bunckenburg, Handlungsdie⸗ ner in Neubrandenburg. Claſen, Lehrer in Roſtock. Daniel, Bürgermeiſter in Rehna. Drewes, Lehrer in Güſtrow. Ebert, Advokat in Neuſtrelitz. Maltzan. [Geegenſtand und Inhalt der Sammlung. | Mineral., Petref., Pflan⸗ en, Conchylien. Eier. Pflanzen. Pflanzen. | Betref., Mineral., Pflanzen, Conchylien, Zoophyten. Pflanzen. Lepidopteren. Petrefacten. Conchylien. Pflanzen, Petrefacten, Mi⸗ neralien. i Petref., Mineral., Con⸗ chylien, Schädel. Eier. Käfer, Mineral. Petref. Lepidopteren. Pflanzen. Käfer. — 28 Name, Stand, Wohnort des Sammlers. — Gegenſtand und Inhalt der Sammlung. Fiedler, Dr. med. in Bolten⸗ | Pflanzen (Mooſe, 8 hagen? Füldner, Gymnaſial⸗Lehrer in Neuſtrelitz. Gentzen, Bibliothekar in Neu— ſ2trelitz. Gentzken, Prediger in Kambs bei Plau. Gerdeß, Rector in Ludwigsluſt. Görner, Theater-Director in Neuſtrelitz. v Grävenitz, Kammer: und Jagdjunker in Doberan. Griewank, Prediger in Daſſow. Henck, Goldſchmidt in Neubran⸗ denburg. Huth, Rector in Krakow. Kayſel, Conrector in Boizen- burg Klockmann, Oberjäger in Schwe⸗ rin. Koch, Geh. Amtsrath in Sülz. Koch, Salzfactor in Sülz. v. Konring, Lieutenant in Neu⸗ ſtrelitz. e Apotheker (2) v. Laffert Erben in Schwechow. Lange, Dr. Lehrer in Roſtock. Langmann, Lehrer in Neu— ſtrelitz. — ä—'ä — ͤ ——4—ẽ—? —— — g—b b ¶ Qp—ä — — ſ—— — Pflanzen. Lepidopteren. Käfer. Vögel, Inſecten, Minera⸗ lien, Petrefacten. . Petrefacten. Vögel, Käfer. Pflanzen. Conchylien. Pflanzen. Pflanzen, Inſecten. — Käfer. Lepidopteren, Conchylien, Mineralien, Petrefacten. Käfer. d Vögel, Käfer. Käfer. Vögel. Mineralien, Petrefacten. Pflanzen. Name, Stand, Wohnort Gegenſtand und Inhalt des Sammlers. der Sammlung. bow. v. Maltzan auf Peutſc (in Rothenmoor). Meſſing, Cantor in Neuſtrelitz. Müller, Förſter in Hinrichs— hagen. Meyer, Schulrath in Schwerin. Eier, Conchhlien, Mineral, Petref., Inſecten. Lepidopteren. Thierſchädel. Pflanzen, Mineralien. v. Oertzen Erben in Brunn. Lepidopteren. Reuter, Prediger in Jabel. Pflanzen. Richter, Dr. Sanitätsrath in Pflanzen. Madauß, Goldarbeiter in Gra— Pflanzen, Vögel, Eier | P P Boizenburg. v. Rieben, Kammer- und Jagd⸗ Käfer. junker in Bützow. 5 Schenk, Dr. Präpoſitus in Vögel, Inſecten. Pimow. Sponholz, Prediger in Rülow. Inſecten. Stavenhagen, Gymnaſialleh⸗JTPflanzen. rer in Parchim. . Timm, Apotheker in Malchin. Pflanzen. Vermehren, Lehrer in Güſtrow. Mineralien. Virck, Landbaumeiſter in Sülz. Petrefacten. Wagner, Candidat in Zernin. Käfer, Pflanzen. Weſtpfahl, Advokat in Schwe- Lepidopteren. rin. | Wilken in Ludwigs uſt. Pflanzen, Käfer. Willebrand, Cand. in Gran Pflanzen, Käfer, Petre— zin bei Neuſtadt. facten. Wüſtenei, Lehrer in Schwerin. | Vögel, Eier, Pflanzen. Zander, u in Barkow bei | Vögel, Eier, Pflanzen. Plau. N | | N 5 Name, Stand, Wohnort | Gegenſtand und Inhalt des Sammlers. der Sammlung. Das Gymnaſium zu Neubran- Mineralien. burg. Das Gym. zu Neuſtrelitz. | Mineralien, Conchylien. Das Muſeum der Univerſität zu | Sammlungen aus allen Roſtock. | Naturreichen. s Das Gym. zu Schwerin. Die Sammlung meklb. Mi⸗ . neralien des weil. Bür⸗ germeiſter Kahle daſelbſt. Das Gym. zu Wismar. Voögel⸗ Der Verfaſſer bittet um Mittheilungen zur Vervoll⸗ ſtändigung dieſes Verzeichniſſes. a 5. Die Ditiee. Eine naturgeſchichtliche Schilderung von Ernst Boll. §. 1. Von den vier Binnenmeeren mit denen Europa in Verbindung ſteht, ſind das mittelländiſche und das baltiſche, ſowohl in hiſtoriſcher als auch in phyſiſcher Beziehung für dieſen Erdtheil am wichtigſten. Künſte und Wiſſenſchaften erblühen in Europa zuerſt an den Geſtaden des Mittelmeeres, und zwar im äußerſten Oſten deſſelben, in Griechenland: von hier aus nach Weſten an der Meeresküſte fortſchreitend, wandern ſie, hinter ſich kaum einen Schimmer ihres herrlichen Glanzes zurücklaſſend, über Italien nach Spa— nien, bis fie an den Säulen des Herkules verſchwinden. Wenn wir auch jetzt dort, wo früher die gebildetſten, mäch— tigſten, freiheitliebendſten Völker der Erde lebten, nur unglück— liche, zerriſſene und in ſich ſelbſt zerfallene Nationen ſehn, ſo iſt doch der Keim, welcher im Norden des Mittelmeeres zur Veredelung der Menſchheit gelegt wurde, nicht verloren ge— gangen; die Stammpflanze iſt zwar erſtorben, aber ihre Ab⸗ leger haben ſich herrlich grünend über die Erde verbreitet. Das Geſchick der Oſtſee iſt minder glänzend, aber auch minder traurig geweſen. Ihr Einfluß erſtreckt ſich nicht gleich dem des Mittelmeeres über den ganzen Erdkreis, aber er iſt äußerſt wohlthätig für den Norden Europas geweſen. Die Küſten des baltiſchen Meeres waren der erſte Punkt wo der Norden und der Süden dieſes Erdtheils in Berührung kamen; kaufmänniſcher Speculationsgeiſt führte wahrſcheinlich ſchon Jahrhunderte vor Chriſti Geburt die Phönizier an die preu— Be. es ſich leicht, wie ein Meer, welches nur um des Bernſtein⸗ handels willen befahren wurde, von dieſem Fundorte ſeine Benennung erhielt. Ob mi aber der Name Baltia von dem litthauiſchen baltas d. h. weiß abzuleiten ſei, und ob unter dieſer Inſel die weißglänzenden, kreidereichen Inſeln Möen oder Rügen, oder die an weißem Sande reiche ſam⸗ ländiſche Küſte zu verſtehen ſei, iſt jetzt ſchwerlich noch zu entſcheiden. | 8. 3. Was die Größe dieſes Meeres betrifft, jo berechnet Berghaus dieſelbe nur zu 6370 M. (= 11025 See M. 20 auf 1%, von denen 1840 M. auf den botniſchen, und 850 M. auf den finniſchen Meer⸗ buſen kommen ſollen. Dieſe Angabe ſcheint mir aber etwas zu geringe zu ſein; die Oſtſee wird an Größe kaum hinter dem ſchwarzen Meere zurückſtehen, deſſen Oberfläche Hum⸗ boldt zu 14000 See M. berechnet. ) Ihre Tiefe iſt im Vergleich zu der anderer Meere nur ſehr geringe. Hum⸗ boldt ſchätzt ſie im Durchſchnitt zu 15 bis 40 Faden (90 bis 240“), während die mittlere Tiefe der Nordſee ſchon 120 bis 150 Faden (720 bis 900°) betragen ſoll; im atlan⸗ tiſchen Ocean 900 Seemeilen weſtlich von St Helena fand James Roß in einer Tiefe von 25400“ noch keinen Grund: die Tiefe der Oſtſee ſteht alſo zu der Tiefe dieſes Meeres in einem ähnlichen Verhältniß, wie die Höhe der Hügel unferer ſüdbaltiſchen Länder zu der Höhe der Bergrieſen, welche das Himalaya = Gebirge krönen. — Das Maximum ihrer Tiefe, welches man kennt, beträgt 167 tois. = 1002 Fuß. ) Nehmen wir als mittlere Tiefe 200° an, fo enthält ihr ganzes ) Central-Aſien Bd. II. S. 127 Anm. 2) Eben daſelbſt Bd. I. S. 69 Anm. — 95 — Becken eine Waſſermaſſe von etwa 733,000,000,000,000 Kub. Fuß, oder von 53 Kub. Meilen. — Namentlich nach den Küſten zu iſt das Meer ſehr ſeicht, weßhalb es auch nur wenige gute Häfen beſitzt. Seine geringe Oberflächenausdeh— nung, die Klippen an den ſchwediſchen und finniſchen Küſten und die Sandbänke an den däniſchen, deutſchen, preußiſchen und ruſſiſch-deutſchen Ufern machen die Oſtſee zu einem der Schifffahrt höchſt gefährlichen Meere, welches jährlich zahl— reiche Opfer an Schiffen fordert. §. 4. Das umliegende Feſtland entſendet zur Oſtſee eine ſehr beträchtliche Waſſermaſſe. Man zählt, kleinere Bäche ungerechnet, über 200 Flüſſe, welche in dieſelbe ſich ergießen, und unter dieſen ſehr bedeu— tende, wie die Oder, die Weichſel, den Niemen, die Düna, die Newa, den Kymene, die Ule⸗, Kemi⸗, Torne⸗, Kalix⸗, Lule⸗ Pite⸗, Ume⸗, Agermanna⸗, Indals⸗, Liusna⸗ und Dahl⸗Elf. Das Gebiet ſämmtlicher in die Oſtſee mündenden Flüſſe be— trägt etwa 12000 IM. Nehmen wir die Menge des jähr⸗ lichen atmosphäriſchen Niederſchlages auf dieſem Gebiete, mit Berückſichtigung der Verdunſtung, zu 12“ an, fo würden ſämmtliche Flüſſe in 100 Jahren ſo viel Waſſer liefern, als die ganze Waſſermaſſe der Oſtſee beträgt. Stellen wir aber auch noch das atmosphäriſche Waſſer mit in Rechnung, wel⸗ ches das Becken der Oſtſee unmittelbar aufnimmt, ſo würden 66 Jahre hinreichen, das Meeresbecken von Neuem zu füllen. Täglich entſenden alle Flüſſe zuſammen etwa 19,000,000,000 5 Fuß Waſſer zur Oſtſee. 5 Die Maſſe des zuſtrömenden Flußwaſſers iſt ji groß, daß bei der hohen Breite, unter welcher die Oſtſee liegt, die Verdunſtung, welche wegen der den größten Theil des Jahres r — or a es ſich leicht, wie ein Meer, welches nur um des Bernſtein⸗ handels willen befahren wurde, von dieſem Fundorte ſeine Benennung erhielt. Ob nun aber der Name Baltia von dem litthauiſchen baltas d. h. weiß abzuleiten ſei, und ob unter dieſer Inſel die weißglänzenden, kreidereichen Inſeln Möen oder Rügen, oder die an weißem Sande reiche ſam⸗ ländiſche Küſte zu verſtehen ſei, iſt jetzt ſchwerlich noch zu entſcheiden. | 8.3. Was die Größe dieſes Meeres betrifft, jo berechnet Berghaus dieſelbe nur zu 6370 M. (= 11025 See M. 20 auf 1%), von denen 1840 M. auf den botniſchen, und 850 M. auf den finniſchen Meer⸗ buſen kommen ſollen. Dieſe Angabe ſcheint mir aber etwas zu geringe zu ſein; die Oſtſee wird an Größe kaum hinter dem ſchwarzen Meere zurückſtehen, deſſen Oberfläche Hum⸗ boldt zu 14000 [See M. berechnet. ) Ihre Tiefe iſt im Vergleich zu der anderer Meere nur ſehr geringe. Hum⸗ boldt ſchätzt fie im Durchſchnitt zu 15 bis 40 Faden (90 bis 240“), während die mittlere Tiefe der Nordſee ſchon 120 bis 150 Faden (720 bis 900“) betragen ſoll; im atlan⸗ tiſchen Ocean 900 Seemeilen weſtlich von St Helena fand James Roß in einer Tiefe von 25400“ noch keinen Grund: die Tiefe der Oſtſee ſteht alſo zu der Tiefe dieſes Meeres in einem ähnlichen Verhältniß, wie die Höhe der Hügel unſerer ſüdbaltiſchen Länder zu der Höhe der Bergrieſen, welche das Himalaya⸗Gebirge krönen. — Das Maximum ihrer Tiefe, welches man kennt, beträgt 167 tois. = 1002 Fuß. ) Nehmen wir als mittlere Tiefe 200° an, fo enthält ihr ganzes ) Central-Aſien Bd. II. S. 127 Anm. 2) Eben daſelbſt Bd. I. S. 69 Anm. Becken eine Waſſermaſſe von etwa 733,000,000,000,000 Kub. Fuß, oder von 53 Kub. Meilen. — Namentlich nach den Küſten zu iſt das Meer ſehr ſeicht, weßhalb es auch nur wenige gute Häfen beſitzt. Seine geringe Oberflächenausdeh— nung, die Klippen an den ſchwediſchen und finniſchen Küſten und die Sandbänke an den däniſchen, deutſchen, preußiſchen und ruſſiſch-deutſchen Ufern machen die Oſtſee zu einem der Schifffahrt höchſt gefährlichen Meere, welches jährlich zahl— reiche Opfer an Schiffen fordert. b §. 4. Das umliegende Feſtland entfendet zur Oſtſee eine ſehr beträchtliche Waſſermaſſe. Man zählt, kleinere Bäche ungerechnet, über 200 Flüſſe, welche in dieſelbe ſich ergießen, und unter dieſen ſehr bedeu— tende, wie die Oder, die Weichſel, den Niemen, die Düna, die Newa, den Kymene, die Ule⸗, Kemi⸗, Torne⸗, Kalix⸗, Lule⸗ Pite⸗, Ume⸗, Agermanna⸗, Indals⸗, Liusna⸗ und Dahl-Elf. Das Gebiet ſämmtlicher in die Oſtſee mündenden Flüſſe be— trägt etwa 12000 [M. Nehmen wir die Menge des jähr⸗ lichen atmosphäriſchen Niederſchlages auf dieſem Gebiete, mit Berückſichtigung der Verdunſtung, zu 12“ an, ſo würden ſämmtliche Flüſſe in 100 Jahren ſo viel Waſſer liefern, als die ganze Waſſermaſſe der Oſtſee beträgt. Stellen wir aber auch noch das atmosphäriſche Waſſer mit in Rechnung, wel⸗ ches das Becken der Oſtſee unmittelbar aufnimmt, fo würden 606 Jahre hinreichen, das Meeresbecken von Neuem zu füllen. Täglich entſenden alle Flüffe zuſammen etwa 19000000000 Fuß Waſſer zur Oſtſee. 85 Die Maſſe des zuſtrömenden Flußwaſſers iſt im groß, daß bei der hohen Breite, unter welcher die Oſtſee liegt, die Verdunſtung, welche wegen der den größten Theil des Jahres er — BR TE hier herrſchenden niederen Temperatur nur ſehr geringe fein _ kann, nicht mehr ausreicht, dieſem Zufluſſe das Gleichgewicht zu halten. Wären nun der Sund und die Belte geſchloſſen, ſo würde das Waſſer der Oſtſee beſtändig ſteigen und über ſeine Ufer treten, bis es eine ſolche Höhe erreicht hätte, daß es nach Weſten zu, wo der das Meeresbecken umſchließende Höhenzug am niedrigſten iſt, zur Nordſee ablaufen könnte; es würde ſich dann dort, wo es die tiefſten Einſenkungen der Hügelkette oder die lockerſten Erdlager anträfe, Kanäle eingraben, und durch dieſe fortwährend ſeinen Ueberfluß an Waſſer zur Nordſee entſenden. Da die durchſchnittliche Höhe der weſtlichen Meeresumwallung in Dänemark nur etwa 50° beträgt, fo wäre eine Zeit von 16 Jahren hinreichend ge⸗ weſen, das Waſſer der Oſtſee bis zu einem ſolchen Durch⸗ bruche aufzuſtauen. Nimmer hätte aber der Spiegel dieſes Meeres ſo ſehr ſteigen können, daß ganz Meklenburg und Pommern unter Waſſer geſetzt wären; daſſelbe hätte höch⸗ ſtens den Fuß des Landrückens beſpülen können, welcher die Mitte dieſer Länder durchzieht. Was wir hier eben als Möglichkeit geſchildert haben, hat, wie ich glauben möchte, in der Wirklichkeit ſtattgefunden. Als bei der letzten geologiſchen Kataſtrophe, welcher das nörd- liche Europa ſeine jetzige Oberflächengeſtaltung verdankt, das Becken der Oſtſee gebildet wurde, war daſſelbe eine weite, trockne Niederung, deren tiefſte Punkte etwa 1000“ unter dem Nordſee⸗Spiegel lagen; wir dürfen, um dies anſchaulich zu machen, nur an ähnliche jetzt noch auf der Erde beſtehende Bodenverhältniſſe erinnern, und darauf hindeuten, daß der⸗ jenige Theil Paläſtinas, in welchem ſich das todte Meer be— findet, über 1230 Par. Fuß tief unter dem Spiegel des . . Mittelmeeres liegt. Dieſe tiefe baltiſche Niederung füllte ſich allmählig mit dem Waſſer, welches ihr aus den umliegenden Ländern zufloß und bildete einen großen Süßwaſſerſee, welcher endlich, als er ein Niveau erreicht hatte, welches noch 50“ höher als ſein jetziges lag, durch den Sund und die Belte zur Nordſee durchbrach. Beide Waſſerbecken nahmen nun einen faſt gleich hohen Stand an, ganz gleich konnte derſelbe aber nicht werden, weil die Oſtſee durch die Flüſſe fortwäh— rend mehr Waſſer empfing, als ihr durch Verdunſtung ent— zogen wurde. 8.5. Der Höͤhenunterſchied des Niveaus dieſer beiden Meere iſt aber ſehr geringe, und kann nicht durch eine beſtimmte Zahl angegeben werden. Man hat freilich dieſen Unterſchied zu berechnen verſucht, iſt dabei aber zu ſehr verſchiedenen Reſultaten gelangt. Wolt— mann ) hat feine Berechnung auf die bekannten Niveau⸗ verhältniſſe des Eiderkanals folgendermaßen begründet. Der Flemhuder See, der höchſte Punkt des Kanals, liegt 27° 6“ über der Oſtſee bei Kiel, und 21° über der gewöhnlichen Fluthhöhe der Eider an der letzten Kanalſchleuſe bei Rends— burg. Dort aber beträgt der Höhenunterſchied zwiſchen Fluth und Ebbe nur 2° 6“; an der Mündung der Eider hingegen, 9 Meilen von dieſer Schleuſe entfernt, beträgt derfelbe gegen 12. Der Stand der gewöhnlichen Fluthhöhe iſt aber an beiden Punkten ungefähr gleich. Das mittlere Niveau des Meeres muß um etwa ) niedriger angenommen werden, als der Fluthſtand über dem Ebbeſtand, folglich würde das mitt- lere Niveau der Nordſee um 7“ niedriger als die gewöhn⸗ 1) Poggendorfs Annalen B. II. S. 144. — 28 liche Fluthhöhe an der Eidermündung angenommen werden müſſen, wenn man dieſe Fluthhöhe über den Ebbeſtand gleich 11° ſetzt. Ueber dieſer Fluthhöhe liegt der Flemhuder See 21%, alfo über dem mittleren Niveau der Nordſee 28/8 Alſo würde die Oſtſee bei Kiel 1° 2“ höher ſtehen als die Nordſee an der Eidermündung. — Berichtigen wir noch einen Fehler, welcher ſich in dieſe Rechnung eingeſchlichen hat, ſo bleibt für die Oſtſee nur ein um 10“ höheres Niveau. Ich glaube aber, daß es auch mit dieſen 10“ ſchwerlich ſeine Rich⸗ tigkeit hat. Es iſt eine bekannte Thatſache, daß die Höhe der Fluth durchaus von localen Einflüſſen abhängig, und nur durch die Configuration der Küſten bedingt iſt. Wenn daher auch in der Theorie das Geſetz ſeine Gültigkeit haben mag, daß die Fluth ſich um / über den mittleren Waſſer⸗ ſtand erhebt, während die Ebbe nur um ½ unter denſelben ſinkt, ſo kann daſſelbe doch wol kaum auf einen ſo ſpeciellen Fall angewendet werden, zumal wenn der auf dieſem theore⸗ tiſchen Wege gefundene nur ſehr geringe Unterſchied, in einer Berechnung wie die vorliegende, allein den Ausſchlag geben ſoll. ) Ganz abweichend von Woltmann behauptet v. Rieſe 2) daß man bei der Anlage des Eiderkanals den Spiegel der Nordſee um 8“ niedriger als den der Oſtſee gefunden habe. 1) Dies Verfahren würde zu ähnlichen Irrthümern führen, als wenn man z. B. die Temperatur eines Ortes nicht durch Beobachtung, ſondern auf mathematiſchem Wege beſtimmen wollte. 8 ) Poggendorfs Ann. J. 1830. B. XVIII. ©. 131. Daſelbſt giebt v. Rieſe die Höhe des Baromet erſtandes im Niveau der Oſtſee zu 336““, 953 par. an, A. v Humboldt dageyen (Central-Aſien Bd. i. S. 68 Anm) nur zu 336“, 704 — 760, 28 m. m. reducirt auf 0°, bei 80 e mittlerer Luft⸗ wärme. 1 — SE Wenn wir von allen dieſen Zahlenangaben abſehn, fo glaube ich, daß wir das Nivean der Oſtſee dem des ſchwar— zen Meeres ungefähr gleichſetzen dürfen. Das caspiſche Meer bietet das ſeltene Beiſpiel einer 64° (12,7 tois) tiefen De- preſſion unter den Spiegel der übrigen Meere dar. | §. 6. Daß aber die Oſtſee wirklich ein etwas höheres Niveau beſitze, erhellt daraus, daß durch den Sund und die Belte faſt fortwährend Waſſer zur Nordſee abfließt. Aber nicht hier allein, ſondern in der ganzen Oſtſee nimmt man eine Waſſerbewegung wahr, welche im Allgemeinen auf eben dieſe Ausgangspunkte hin gerichtet iſt. Ueber dies Strom— ſyſtem des baltiſchen Meeres haben wir eine fehr . vollſtändige Kenntniß erlangt, durch eine Abhandlung des ſchwediſchen Vice-Admirals J. Nordenankar, welche er im J. 1792 der Akademie der Wiſſenſchaften in Stockholm vorge— tragen hat ). Seine vielfachen hydrographiſchen Arbeiten über dies Meer, welches er in nautiſcher Hinſicht auf das Sorgfältigſte unterſuchte, befähigten ihn ganz vorzüglich, eine anſchauliche Darſtellung der regelmäßigen Waſſerbewegungen deſſelben zu geben. Die Hauptzüge derſelben find folgeude. Die Bewegung des Oſtſeewaſſers nimmt ihren Anfang ſchon ganz oben im N. dieſes Meeres, bei Torne im bot⸗ niſchen Meerbuſen. Von hier bis zu dem nur 6 M. breiten Quarkenſunde, alſo auf einer Längenſtrecke von nur 31 M., ergießen fi) in das Meer nicht weniger als 48 Flüſſe, und zwar 37 derſelben auf der öſtlichen Küſte. Die Strö- mung nimmt daher in dieſem Theile des Meeres eine SSW- liche Richtung zum Quarkenſunde hin an, theilt ſich in dem— ) Sie iſt ins Deutſche überſetzt. Leipzig 1795. 8. 20 SS. 5 ſelben durch die Inſel Holm, und breitet ſich dann ſüdlich derſelben im botniſchen Meerbuſen weiter aus. Von hier bis zu dem 48 M. entfernten Aland münden 42 Flüſſe in den botniſchen Buſen, und verſtärken die Geſchwindigkeit der von oben herab kommenden Strömung, erſt in S8 Wlicher Richtung, ſodann aber nimmt der Strom gegen das Ende hin bis Aland eine ſüdliche Richtung an. Durch die alan d⸗ ſchen Inſeln wird ſeine Schnelligkeit gebrochen, und er in drei Ströme zertheilt, von denen der eine durch Alandshaf, der zweite durch Dielen, und der dritte durch Vattuskiftet geht. Durch das 5 M. breite und 8 M. lange Alandshaf ſtreicht er in SO licher Richtung, durch 4 Flüſſe verſtärkt, bis zu den vorderſten Klippen der Stockholmer Schären, nimmt dann, abermals durch 7 Flüſſe verſtärkt, einen ſüdlichen Gang, und theilt ſich bei der Inſel Oeland, indem er durch den cal- mariſchen Sund zwiſchen Oeland und dem Feſtlande in SS W⸗ lichem Laufe, zwiſchen Oeland und Gottland aber in ſüdlichem Laufe hindurchſtreicht. Der durch D'elen gehende 7 M. lange Strom, und der 10 M. lange durch Vattuskiftet ſtreichende, zertheilen fi), unter Zulauf von 12 Flüſſen, in fo viele be- ſondere Stromgänge, als Felſeninſeln und Klippen zwiſchen Aland und dem ſüdlichen Finnland vorhanden ſind, bis ſie ſich endlich ſüdlich von Kökar wieder vereinigen und ſüd— wärts ſtreichen, bis der Strom aus dem finniſchen Meerbuſen dazuſtößt. Dieſer Strom beginnt ganz oben im finniſchen Meerbuſen und geht in verſchiedenen Umwegen um die Inſeln Seskär, Lavenſari, Tyters und Hogland, im Allge— meinen in Wslicher Richtung bis nach Porkala udd; hier aber, durch 30 einmündende Flüſſe verſtärkt, ändert er ſeinen Lauf vor Hangö udd vorbei in WSW,, mit einer Wendung u um Dagd in die Dftfee hinein, zur Vereinigung mit dem ſchon erwähnten von Kökar herabkommenden Strome. Dieſer letz— tere bekommt hierdurch eine bedeutende Verſtärkung, erfährt aber auch zugleich eine Ablenkung aus ſeiner ſüdlichen Bahn, indem er S8 W.lich vor Oeſel vorbeiſtreicht. Darauf drän— gen ihn 17 in den rigaer Buſen mündende Flüſſe zwiſchen Svarfverort und Domesnäs nach S W., und in dieſer Rich— tung ſtreicht er an der Südſpitze von Gottland vorbei, indem er den von N. zwiſchen Gottland und Oeland herkommenden Strom aufnimmt. Dieſer vermag ihn aber nicht aus ſeiner Bahn abzulenken, da ihm 27 auf der Südküſte des baltiſchen Meeres mündende Flüſſe das Gegengewicht halten; er ver— läuft alſo in derſelben SW.lichen Richtung bis nach Born— holm. Hier theilt er ſich in zwei Arme, von denen einer nördlich zwiſchen der Inſel und Schonen hindurch geht, ſich hier durch den aus dem Calmarſunde kommenden Strom verſtärkt, und ſich dann zu dem gemeinſchaftlichen Sammelplatze aller Oſtſeeſtröme in der Mitte zwiſchen Wittow und OYſtadt wendet; eben dahin kommt auch der andere Arm, welcher ſeinen Lauf ſüdwärts von Bornholm nach der wollinſchen Bucht zu genommen, und ſich dabei durch 9 Flüſſe verſtärkt hat. — Von dieſem Sammelplatze fließen fie nun zur Nordſee durch 3 Ausgänge ab, durch den Sund oder Oehreſund, den großen und den kleinen Belt, indem ſich ihre Schnelligkeit nach Verhältniß der größeren Enge vermehrt. Ein Theil ſtreicht S Wlich nach der wismarſchen Bucht, krümmt ſich um Femern und Fühnen herum, und geht durch den kleinen Belt zwiſchen Colding und Middelfart. Ein anderer Theil geht gerade nach W., in ver— ſchiedenen Biegungen zwiſchen Moen und Laland hindurch, und läuft dann durch den großen Belt zwiſchen Fühnen und Seeland aus. Der dritte Theil, der Hauptſtrom, wendet ſich nördlich zwiſchen Falſterbo und Stevens nach Helſingborg hinauf; in den engſten Theilen des Sundes beträgt ſeine Ge— ſchwindigkeit mitunter a M. in der Stunde, bei gutem Wetter gewöhnlich doch nur „/ bis / M. Dies iſt der normale Verlauf der Oſtſee-Strömungen, wenn ſie der natürlichen, ihren Urſachen und den Umriſſen dieſes großen Waſſerbeckens angemeſſenen Richtung folgen. Sie unterſcheiden ſich hinſichtlich ihrer Urſachen ſehr weſentlich von den Strömungen anderer Meere. Bei dieſen ſind es: „die um die Erde fortſchreitende Erſcheinungszeit der Ebbe und Fluth; die Dauer und Stärke der herrſchenden Winde; die durch Wärme und Salzgehalt unter verſchiedenen Breiten und Tiefen modificirte Dichte und ſpecifiſche Schwere der Waſſer⸗ theilchen; die von Oſten nach Weſten ſucceſſiv eintretenden und unter den Tropen ſo regelmäßigen, ſtündlichen Variationen des Luftdrucks“ 3) In der Oſtſee aber werden die regelmäßigen Strömungen allein durch den Ueberfluß an Waſſer erzeugt, welcher dieſem Becken vom Feſtlande her zuſtrömt. Allein verſchiedene andere Gründe z. B. das Schmelzen des Schnees, ſehr ſtarke Regengüſſe, heftige den Strömen entgegenwehende Winde, lange anhaltende Stürme u. ſ. w. bringen zuweilen ganz andere Erſcheinungen hervor, und es können dadurch ſogar völlig entgegengeſetzte Strö— mungen entſtehen. Dies geſchieht vorzüglich, wenn in der Nordſee nordweſtliche oder nördliche Winde anhalten; dieſe häufen das Waſſer der Nordſee im Kattegat an, und ver— 1) Humboldt Kosmos Bd. J. S. 326. ſperren dem abfließenden Dftfeetvaffer nicht allein den Aus— gang, ſondern zwingen es ſogar, in der Oſtſee ſtromaufwärts zu fließen. Je heftiger und länger ein ſolcher Gegenwind an— hält, deſto höher erſtrecken ſich natürlicher Weiſe dieſe unregel— mäßigen Gegenſtröme in die Oſtſee hinauf. Im Allgemeinen kann man wol annehmen, daß die regelmäßigen Ströme 21% mal häufiger ſind als die unregelmäßigen, wenigſtens giebt Orſted dies Verhältniß für die normalen und abnormen Strö— mungen im Sunde an ). Letztere ſcheinen dort über— haupt nur an der Oberfläche ſtatt zu finden, und wahrſchein- lich bleibt in der Tiefe dieſer Meerenge der regelmäßige nach N. gerichtete Strom ſtets unverändert, wenn auch nördliche Winde das obere Waſſer nach S. zu fließen zwingen. Die Behauptung, daß im Sunde ſtets ein regelmäßiger doppelter Strom, von denen der obere nach N. und der untere nach 8. gerichtet, vorhanden ſei, ſcheint auf irrthümlicher Beobachtung zu beruhen; fie gehört einer Zeit an, in welcher man geneigt war, in allen Meerengen doppelte Strömungen aufzufinden. 2) 8. 7. Ob die eben angegebenen Urſachen, welche den regelmäßigen Stromlauf ſtören, auch hinreichen um die oft ſehr ſchnellen und beträchtlichen Schwankungen in der Höhe des Oſtſeeſpiegels zu erklären, iſt noch zweifelhaft. In längerer oder kürzerer Zeit, in ganz unbe— ſtimmten Periodem, ſteigt oder ſinkt der Waſſerſpiegel oft um 3, ja ſelbſt um 5. Dies geſchieht zwar zu allen Jahres⸗ zeiten, am häufigſten aber im Herbſt, wenn die Atmosphäre ) Oersted de regionibus marinis. Havniae 1844. p. 14. 2) Man beruft ſich für dieſe doppelte Sundſtrömung auf eine Thatſache, welche in den Philos Transact. Abridg. Tom. II. p. 289 berichtet iſt. u mit Dünſten angefüllt und zum Regen geneigt iſt. Steigt das Waſſer im Winter, fo wird das Eis an den Küſten emporgehoben, bekommt eine convexe Geſtalt, und zerbricht oft mit großer Gewalt. Die Dauer dieſes Phänomens iſt ſehr verſchieden; bald fällt das Waſſer ſchon nach einigen Tagen wieder, bald behält es mehrere Wochen hindurch ſeinen hohen Stand. In allen Baien und Meerengen verurſacht das Stei⸗ gen des Waſſers eine heftige Bewegung, und niedrige Küſten erleiden dann Ueberſchwemmungen. In allen mit dem Meere in naher Verbindung ſtehenden Seen erhält alsdann das. Waſſer einen Salzgeſchmack, welcher z. B. im Mälarſee fo bedeutend wird, daß das Waſſer dann zu keinem ökonomiſchen Zwecke mehr benutzt werden kann. Ob die Winde dieſem Steigen oder Sinken des Waſſerſpiegels vorangehen, oder es begleiten, oder auf daſſelbe folgen, ift nach den Gegenden ver— ſchieden. Im botniſchen Meerbuſen geht dem Nordwinde ge⸗ wöhnlich der Fall des Waſſers vorher; in der Gegend der alandfchen Inſeln aber, bei Stockholm und auf den benach⸗ barten Küſten erhebt ſich dieſer Wind nach dem Steigen des— ſelben; an der Oſtküſte Jasmunds habe ich das Waſſer bei ſehr mäßigem SW Winde binnen 24 Stunden um 1 ſinken geſehen. Ueber die Urſachen dieſes Phänomens fi f nd die Meinun⸗ gen noch getheilt. Einige haben daſſelbe allein den Winden zuſchreiben wollen, und behauptet, daß dieſe das Waſſer vor ſich hertrieben und es in den Buchten und an den Küſten aufhäuften. ) Wäre dies wirklich der Grund, ſo müßte das Steigen des Waſſers auch jedesmal von einem heftigen Winde 1) Nordenankar a. a. O. — Flörke im Freimüth. Abendbl. No. 315. — begleitet fein, und jo lange anhalten, als der Wind feine Stärke behält. Dies iſt aber nicht der Fall, ſondern dies Steigen geht oft dem Sturme voraus, und nimmt wieder ab, oder hört ganz auf, ehe ſich derſelbe gelegt hat. Oft auch iſt der Wind während der ganzen Dauer des Phänomens ſo ſchwach, daß feine Kraft offenbar nicht hinreicht, um die ſtatt— findende Erhöhung oder Erniedrigung des Waſſerſpiegels zu bewirken. — Andere haben in dem in die Oſtſee eindringen— den Nordſeewaſſer eine hinreichende Erklärung dieſer Erſchei— nung zu finden geglaubt; allein oft iſt das Anſteigen des Waſſers zu plötzlich, als daß in dieſer kurzen Zeit ſo viel Waſſer durch den Sund und die Belte hätte eindringen können, als hinreichend zu dieſer Erhöhung des Waſſerſtandes wäre: erſt in einem Zeitraum von 5 Tagen vermöchte durch dieſe 3 Kanäle ſo viel Waſſer einzudringen, daß das Niveau der Oſtſee dadurch um 2 erhöhet würde. Das der Oſtſce zuſtrömende Flußwaſſer kann ebenfalls, wenn der Abfluß zur Nordſee gehindert iſt, nicht in ſo kurzer Zeit weſentlich zur Erhöhung des Waſſerſtandes beitragen, indem die ſämmtlichen Zuflüſſe kaum ausreichen, ihren Spiegel binnen 24 Stunden um /“ zu erhöhen. — Man hat daher noch zu einer dritten Erklärung feine Zuflucht genommen. Der ſchwediſche Hydro— graph und Naturforſcher Schulten bemerkte zu Anfang dieſes Jahrhunderts, daß zwiſchen den Niveauveränderun— gen der Oſtſee und denen des Barometers ein conſtantes Verhältniß ſtattfinde, daß nämlich das Waſſer ſteige, wenn das Queckſilber ſinke, und umgekehrt. Im J. 1804 übergab er der Akademie der Wiſſenſchaften zu Stockholm eine Abhandlung, in welcher er die Niveauverän— derungen der Oſtſee aus einem ungleichen Druck der Atmos— 85 — 46 — phäre auf die verſchiedenen Theile des Waſſerbeckens erklärte, indem derſelbe verhindere, daß das Waſſer überall einen gleich hohen Stand einnehme. Man hat ſich lange gegen die An- nahme dieſer Erklärung geſträubt, welche dieſelbe iſt, welche Sauſſüre ſchon im J. 1779 von den plötzlichen und ſtarken Fluthen des Genfer Sees gegeben hatte ). Analoge auch in anderen Meeren bemerkte Erſcheinungen haben aber dieſe Anſicht in neueſter Zeit immer mehr und mehr empfohlen 2), deren Wahrheit leicht zu ermitteln wäre, wenn ihr nur die an den baltiſchen Küſten wohnenden Naturforſcher eine etwas größere Aufmerkſamkeit zuwenden wollten. Dabei iſt aber auf keine Weiſe zu läugnen, daß nicht lange anhaltende, heftige, aus einer und derſelben Richtung wehende Stürme ebenfalls eine Aufhäufung des Waſſers an den Küſten hervorbringen könnten. Bekannte Thatſachen aus älterer und neuerer Zeit haben dies auf das deutlichſte ge— zeigt. Den meklenburgiſchen, pommerſchen und rügenſchen Küſten pflegt NO. Sturm am nachtheiligſten zu fein, indem dieſer von den alandfchen Inſeln aus das Waſſer in gerader Richtung auf dieſe Küſten zutreibt und verheerende Fluthen erzeugt. Die vier bedeutendſten derſelben ereigneten ſich zu Anfange des 14ten Jahrhunderts ), am 22ſten Nov. 1412 2), am 10ten Febr. 1625, welche das Waſſer bei Warne⸗ münde 20° und bei Roſtock 9 bis 10° über feinen gewöhn⸗ 1) Saussure voyages dans les Alpes vol. 1. $. 25. 2) Oersted I. c. p. 14. Ein Aufſatz über dieſen Gegenſtand von Haͤllſtröm in Pogg. Ann. J. 1842 Vol. LVI. S. 626 ff. iſt mir leider nicht zu Geſichte gekommen. ) m. Geognofte der deut. Oſtſeeländer S. 47 ff. 2) Grautoff lüb. Chronik Bd. II. S. 603. 47 — lichen Stand auftrieb »), und endlich am öten Jan. 1825, bei welcher das Waſſer bei Warnemünde ſeinen gewöhnlichen Stand 8 und bei Roſtock 5° überſchritt 2). §. 8. Ebbe und Fluth, deren Höhenunterſchied in der Nordſee, an den Mündungen der Elbe und Eider für gewöhnlich noch 11“ beträgt ), und von welcher ſich im Sunde und in den Belten noch ſchwache Spuren zeigen, iſt in der Oſtſee gar nicht mehr bemerklich; denn einer— ſeits iſt die Waſſermaſſe dieſes ſchmalen, lang geſtreckten Meeres zu geringe, um ſelbſt zur Hervorbringung dieſer Erſcheinung zu genügen, andererſeits aber ſind die Oeffnungen, durch welche dieſes Binnemneer mit dem Ocean in Verbindung ſteht, zu enge, als daß ſie in kurzer Zeit eine ſo große Waſſermaſſe in die Oſtſee einſtrömen laſſen könnten, welche hinreichend wäre ihr Niveau merklich zu erhöhen. Auf keinen Fall aber hat man den Grund für das Fehlen der Ebbe und Fluth mit Flörke darin zu ſuchen, daß die Oſtſee unter einem zu 2) m. Geognoſie der deut. Oſtſeeländer S. 52. 2) Freimüth. Abendbl. No. 321. 3) Ebbe und Fluth machen ſich in der Elbe ſelbſt noch 20 M. ſtromaufwärts bemerklich; die Fluth tritt beim Voll- und Neumonde zu Hamburg um 12% Uhr, die Ebbe um 5 Uhr 0 Minuten ein. In dieſem Strome wird ihr Lauf aber fo verzögert, daß die Fluth zu Hamburg erſt dann angelangt, wenn bei dem nur 18 M. entfernten, an der Strommün⸗ dung gelegenen Curhafen ſchon die Ebbe eingetreten iſt. Un günſtiges Zuſammentreffen von Umſtänden, wenn nämlich im Herbſt und Winter auf einen 2 bis 3 Tage anhaltenden Südwind ein SWWind, und auf dieſen ein NOSturm folgt, vermag die Fluth an der Elbmündung bis auf 30‘, und bei Hamburg noch bis zu 20“ 4“ aufzutreiben und große Verheerungen in den niedrigen Marſchländern der Nordſee— küſte anzurichten. (Karſten Niebuhr Beſchreibung von Ara⸗ bien. Kopenhagen 1772 S. 415). 2 a hohen Breitengrade liege, um eine noch merkliche Ebbe und Fluth zeigen zu können 9, denn ſelbſt am Nordkap iſt dieſe Erſcheinung noch ziemlich in die Augen fallend. — Man hat zwar behaupten wollen, daß fie bei Danzig an der Weichſel mündung noch ganz regelmäßig und ziemlich merklich ſtatt⸗ finde 2), allein dies hat ſich nicht beſtätigt, und es iſt auch nicht möglich, die Sache dort gehörig zu nnterſuchen, da ſchon - allein das ausſtrömende Waſſer der Weichſel durch ſeine Ver⸗ einigung mit dem Oſtſeewaſſer zu allerlei ſich durchkreuzenden Bewegungen Veranlaſſung giebt. — Im Mittelmeer iſt aus denſelben Gründen, welche der Ebbe und Fluth in der Oſt— fee entgegenſtehen, dieſe Erſcheinung ſo ſchwach ausgeprägt, daß ſie der Aufmerkſamkeit der Alten gänzlich entgangen iſt; im ſchwarzen und caspiſchen Meer fehlt ſie wahrſcheinlich ganz. | Ye §. 9. Die Wellen der Oſtſee erreichen bei der nur, ſehr beſchränkten Oberflächenausdehnung dieſes Meeres keine ſo bedeutende Höhe, als in anderen größeren Meeren; auf der offenen See dürfte ihre Höhe wol kaum 12 überſteigen. Sie folgen daher auch in kürzeren Intervallen aufeinander, und es fehlt ihnen die in anderen Meeren ftattfindende Regel⸗ mäßigkeit in der Aufeinanderfolge von höheren und niederen Wellen. Man kann nicht mit Beſtimmtheit angeben, die wievielſte Welle jedesmal die größte iſt, aber zahlreiche Beobachtungen haben mich davon überzeugt, daß nach mehreren kleineren Wellen ſteets 2 bis 3 hohe unmittelbar auf einander folgen. 1) Freimüth. Abendbl. Nr. 315. 2) Titii dissert. de vestigiis fluxus et refluxus in Mari Bal- tico, praesertim ad Vistulae ostium. Witteb. 1760. A §. 10. Der Salzgehalt der Oſtſee, ſo wie der des ſchwarzen und caspiſchen Meeres iſt in Vergleich zu dem anderer europäiſcher Meere nur ſehr geringe. Unter dieſen letzteren nimmt das vierte Binnenmeer, das mittelländiſche, die erſte Stelle ein, indem die Summe der feſten Beſtand— theile, welche ! Pfund (a 16 Unzen oder 7680 Gran) feines Waſſers enthält, die Höhe von 314 Gran erreicht. Der atlantiſche Ocean enthält in 1 Pfund Waſſer 288 Gran, die Nordſee nur 245. Wenn nun auch in dieſen Meeren der Salzgehalt an verſchiedenen Orten durch beſondere Local— verhältniſſe (Meeresſtrömungen, Nähe der Flußmündungen, Zuſtrömen von Salze oder Süßwaſſerquellen) hin und wieder etwas abgeändert wird, ſo ſind dieſe Abweichungen doch durch— aus unregelmäßig, und wie geſagt, nur örtlich bedingt. ) — Anders verhält es ſich mit der Oſtſee. Den größten Salz gehalt zeigt ihr Waſſer bei Düſterbrook unweit Kiel, mit 131 Gran; von hier an nimmt derſelbe beſtändig ab, je weiter man ſich von den Kanälen entfernt, durch | welche dies Meer mit der Nordſee in Verbindung fteht. Bei Doberan finden ſich nur noch 129 Gran, bei Zoppot unweit Danzig 57, bei Hapſal und Reval, an der Mündung des finniſchen Meerbuſens nur noch 48 Gran, und bei Tornea, an dem nördlichen Ende des botniſchen Buſens, iſt der Salz gehalt faſt ganz verſchwunden. In dieſer Progreſſion haben wir einen augenſcheinlichen Beweis, daß der Oſtſee jeder eigene 1) Dies zeigt ſich z. B. ſchr deutlich beim caspiſchen Meere. Im nördlichen Theile deſſelben, in welchen die Wolga, der Ural, die Emba, der Kur und der Terek münden, iſt der Salzgehalt ſehr unbedeutend; er nimmt erſt in ſehr weiter Entfernung von dieſen-Flußnündungen zu. (G. Roſe Reife in den Ural. Berlin 1842. Bd. II. S. 319.) 4 „„ Salzgehalt ) fehlt, und daß fie ſtrenge genommen nur als ein großer Landſee zu betrachten ſei, deſſen urſprünglich ſüßes Waſſer durch das bei den 8. 6 erwähnten abnormen Strömungen eindringende Nordſeewaſſer geſalzen wird. — Das ſchwarze Meer beſitzt einen Salzgehalt von 132, das caspiſche Meer aber nur von 45 Gran. Wenn auch der geringe Salzgehalt des Oſtſeewaſſers keine Benutzung deſſelben zur Salzfabrication zuläßt, was ohnehin auch die Unbeſtändigkeit des Wetters in den baltiſchen Küſtenländern verbieten würde, fo gewährt er doch andrerſeits einen Nutzen, an welchem ſtärker geſalzene Meere keinen ſo großen Antheil haben. Die Aerzte verſichern nämlich, daß Bäder in der ſchwach geſalzenen Oſtſee eine viel wohlthätigere Einwirkung auf die Kranken äußern, als die in ſalzreicheren Meeren, indem der Körper aus dem Waſſer der erſteren mehr mineraliſche Beſtandtheile aufzuſaugen vermöge, weil 1) Woher überhaupt der Salzgehalt des Meeres komme, tft noch nicht ermittelt. Sollte wol Lamouroux Recht haben, wenn er die Frage aufwirft: les eaux marines salees et ameres ne seraient-elles pas le résidu d'un fluide primitif aussi ancien que le creation? (Résumé d'un cours elemen- taire de Géographie physique. 3 ed. Bruxelles 1838. p. 147. Vergl. Seneca quaest. nat. lib. IIl. cp. 22) Will man dieſen Salzgehalt aus Steinſalzlagern auf dem Meeresboden ableiten, fo wird die Frage dadurch nicht ge= löſet, ſondern nur zurückgeſchoben. Denn woher ſtammt dies Steinſalz? iſt es nicht wieder ein durch Verdampfung eines ſalzhaltigen Waſſers zurückgebliebenes Reſiduum? Karſten (Lehrb. der Salinenkunde. Berlin 1846. Bd. 1. S. 20) ift geneigt, daſſelbe als ein eruptives Geſtein anzuſehn, allein wie läßt ſich bei dieſer Anſicht das Vorkommen von Petre⸗ facten in den tertiären Steinſalzlagern zu Wielitzka erklären? (ſ. Leonhard u. Bronn Jahrb. 1843 S. 568 f.) deuten dieſe nicht auf einen ſedimentären Urſprung dieſer Lager hin? Zu pag. 51. Ueberſicht der chemiſchen Subſtanzen verſchiedener Seewaſſer in 1 Pfd. Waſſer a 16 Unzen oder 7680 Gran. | 8 | Nordſee Oſtſee 2 | 5 — 2 — | = | = | 155 = 5 = S 5 — = E = Te 18 — 2 © Name des Analytikers Laurens | Marcot | Marcet | Marcet | Pfaff | Mareet | Link 7950 3 Göbel Göbel | Göbel [ Göbel Göbel Göbel Specifiſches Gewicht 4 a 1,00453 | 1,00459|1,00457 “| 1,00970 1,00539 Chlomalium 209,0 | 204011740 | 16101 920 | 720 | 876 | 419212939 3898 3997 39583 1076 2760 Chlorkalſum l . — Spuren 0489| 0,464] 0489 145 092 0,53 Chlormagneſium 47150 39,5 6266| 580 30,0 | 36,0 [ 37700 800 658 | 297 264 [ 266 1001 6,75, 483 Eplorcaldum l 1,66 \ 185 1 8 TR Schwefelſaures Kali | 5 0,629 | | Schtwefelſaurer Kalk 115 605 35 | 166) 4300 L 160) 5700 |.4,7%. 287% 1720,80, 376 Schwefelſaure Magneſia 53,91 800 100 60 0,60| 3,36 0,028 | 0,940 | 057331104 5,38 — . Schwefelſaures Natron 1 14,85 481 | Kohlenſaurer Kalt 145 0,40 100 0,64 0011] Spuren | Spuren Spuren 091 016 Kohlensaure Magneſa | 1,52 ER j | Pop | I 05] 092 Brommagneſium En | 7 | N Spuren | Spuren Spuren] 003 0,23 | Spuren Jodnatrium 85 [ 2 | Spuren | Spuren Spuren | d Eifen- und Manganorydul N Spuren 5 | Spuren 1 Organiſche Subſtanzen Spuren l | Spuren | Spuren Spuren | Spuren | Spuren | Spuren Kieſelerde Ss 110 55 5 ER | 0,108] Summe d. fetten Beffandth. 314,18 28 sale 345,9 le 1293 | 5782 43,5 [4752 13879 | 3801 | 1322 | 90,87 | 35,62 31 — dieſelben mehr verdünnt ſeien. Die Oſtſeebäder, deren älteſtes Doberan (1794 von Friedrich Franz I. von Meklenburg⸗ Schwerin errichtet, überhaupt das älteſte Seebad in Deutſch— land), erfreuen ſich daher eines guten Rufes und ſtarken Zu— ſpruchs. Genaueren Nachweis über die chemiſchen Beſtandtheile des Waſſers der im Obigen genannten Meere giebt die neben- ſtehende Tabelle. ı) §. 11. Da das ſpecifiſche Gewicht des Waſſers von ſeinem Gehalte an mineraliſchen Beſtandtheilen abhängig ift, fo erſehen wir aus dem Vorhergehenden, daß die Oſtſee, das ſchwarze und das caspiſche Meer auch hierin hinter den übrigen genannten zurückſtehen müſſen. Setzt man das Ge⸗ wicht des deſtillirten Waſſers gleichh. .. 100000 ſo beträgt das des Mittelmeers. . 102930 und das des atlantiſchen Oceans. . 1.02892 Für das Oſtſeewaſſer läßt ſich bei der an den verſchiedenen Orten ſo verſchiedenen Beſchaffenheit deſſelben keine allgemein gültige Zahl angeben; indeß dürfen wir als das Maximum wol 1,0140 und als das Minimum 1,0045 annehmen, was eine mittlere Zahl von 1,0092 geben würde. Dieſe geringe Schwere des Waſſers erzeugt den Uebelſtand, daß die Schiffe in der Oſtſee tiefer eintauchen, und daher langſamer ſegeln als in anderen Meeren. §. 12. Das nächtliche phosphoriſche Leuch— ten des Meerwaſſers, ein Schauſpiel deſſen Pracht die Rei⸗ ſenden namentlich in den tropiſchen Meeren nicht ſatt werden 1) Dieſelbe iſt entlehnt aus C. Göbels (Prof. zu Dorpat) lehr⸗ reicher Schrift „das Seebad zu Pernau an der Oftfee« u. ſ. w. Leipzig bei Model. 1845. 4* zu bewundern, habe ich in der Oſtſee noch nicht wahrge⸗ nommen, weil es ſich hier nur zu beſtimmten Zeiten und unter beſonders günſtigen Umſtänden zeigt. ) Am ſorgfältigſten iſt dies Phänomen von Michaelis im Kieler Hafen beobachtet worden, und wir wollen ihn daher bei der nachfolgenden Dar⸗ ſtellung deſſelben zu unſerem Führer nehmen ). Wenn das Waſſer vollkommen ruhig iſt, erblickt man nur in derjenigen Jahreszeit, welche der Hervorbringung dieſer Erſcheinung am günſtigſten iſt, in den dunkelſten Nächten, wenn man die Augen dem Waſſerſpiegel möglichſt nähert, im Waſſer einzelne, ſchwachleuchtende Punkte; dieſe tauchen plötz⸗ lich aus der Dunkelheit hervor, flimmern einige Secunden und verlöſchen. Wird aber das Waſſer bewegt, ſo erſcheint augenblicklich das helle Leuchten, deſſen Stärke und Schönheit nach verſchiedenen Verhältniſſen wechſelt. Im geringſten Grade erſcheinen im Waſſer einzelne, ſchwachleuchtende Punkte, die jeder nicht aufmerkſamen Beobachtung entgehen. Unter gün⸗ ſtigeren Verhältniſſen zeigt ſich ein allgemeiner bleicher Schein, in welchem ſich jedoch bald bei näherer Betrachtung eine Menge kleiner leuchtender Punkte deutlich unterſcheiden laſſen. Endlich zeigt ſich das Phänomen in ſeinem vollen Glanze, wie ein allgemein im Waſſer verbreitetes Licht, mit lebhaftem und wunderbaren Farbenwechſel von Blau und Orange, und ges währt ein herrliches Schauſpiel, deſſen ſtets wechſelnde Er⸗ 1) Eben dies iſt auch im caspiſchen Meere der Fall. Weder Eichwald, noch Humboldt, Ehrenberg und Roſe bemerkten ein Leuchten deſſelben, erfuhren aber von Schiffern, daß im Sommer dies Phänomen in den ſüdlichen Gegenden des Meeres ſich zeige. (G. Roſe a. a. O. S. 314. Anm.) 2) G. A. Michaelis über das Leuchten der Oſtſee. Hamburg bei Perthes und Beſſer. 1830. a ER ſcheinung die Aufmerkſamkeit des Beobachters untviderftehlich feſſelt. Alle Vergleichungen mit electriſchen Phänomenen, mit Metall in glühendem Fluß, paſſen ſchlecht auf dieſe Erſchei— nung. Denn ungeachtet der Helle des Lichts, hat es doch eine unendlich ſchwach erleuchtende Kraft. Die nächſten Ge⸗ genſtände bleiben faſt völlig dunkel, und kaum wird ein menſchliches Geſicht, bei der größten Annäherung, bis zur Kenntlichkeit erleuchtet. Der magiſche Effect, den dies hervor⸗ bringt, läßt ſich durch Worte nicht beſchreiben; aber auf das lebhafteſte empfunden wird er von jedem, der ihn zuerſt be— obachtet. Erleuchtet dies Licht nun auch faſt gar nicht, ſo iſt es doch ein Mittel, alle im Waſſer ſchwimmenden Gegen- ſtände zu erkennen; ruhen ſie in demſelben, ſo zeichnen ſie ſich durch ihre Dunkelheit vor der leuchtenden Maſſe aus; bewegen ſie ſich aber, ſo erſcheinen ſie mit einer leuchtenden Atmosphäre umgeben, durch welche ihre Oberfläche ſo erhellt iſt, daß ſie in ihren feinſten Theilen ſichtbar werden. Am bekannteſten iſt das Leuchten des Kielwaſſers, der am Schiffe ſich brechenden Wellen, des Ruderſchlages. Der ganze Bauch eines ſegelnden Schiffes erſcheint unter dem Waſſer erleuchtet — ein langer glänzender Schweif bezeichnet den Lauf deſſelben, und vor und neben dem Schiffe plätſchern die ſchimmernden Wellen in die Höhe. Wirft eine höhere Welle das Waſſer ins Schiff, ſo zerſtiebt es funkenſprühend auf den Brettern. Bei Luſtfahrten auf dem Waſſer ſpielt die ganze Geſellſchaft mit Händen oder Stöcken im Waſſer, und Alt und Jung wird nicht müde, durch Plätſchern und Schlagen dem feuchten Element ſein Licht zu entlocken. Ein ganz beſonderes Vergnügen gewährt das nächtliche Bad in dieſem Feuermeer. Der ganze Körper des Schwimmenden BED: = pe erſcheint glänzend, und funfentriefend taucht er aus der Tiefe hervor: ſelbſt dem Waſſer entſtiegen leuchtet ſein Körper, wenn er ihn reibt. — Doch auch noch unter anderen Formen zeigt ſich dies Phänomen. Die erſten großen Tropfen eines Gewitterregens bei windſtillem Wetter, laſſen plötzlich Tauſende von kleinen, blaſſen Flämmchen auf der Waſſerfläche erſcheinen, gleich Irrlichtern. Darnach verbreitet ſich über die ganze Fläche ein milchfarbener Schein, welcher erſt verſchwindet, wenn das Regenwaſſer vollkommen mit dem Salzwaſſer gemiſcht ift. - Trifft nach Windſtille plötzlich ein Luftzug das Waſſer, fo erſcheint jede Welle in bunten Farben hell erleuchtet; ſteigert ſich aber der Wind, und erheben ſich die Wellen höher, ſo erſcheint ihr Haupt anfangs mit ſchneeweißer Krone, ſpäter aber, wenn der Sturm anhält, verſchwindet die ganze Er⸗ ſcheinung. Schwache Spuren dieſes Phänomens zeigen ſich bei auf⸗ merkſamer Beobachtung das ganze Jahr hindurch. Aber am ſtärkſten leuchtet das Waſſer der Oſtſee im Herbſt, vorzüglich gegen das Ende des September, und den ganzen October hindurch, wenn ſich die Weſtſtürme nicht zu zeitig einſtellen. Treten dieſe ein, was gewöhnlich zu Ende Octo⸗ bers oder Anfangs November geſchieht, ſo nimmt die Stärke des Leuchtens plötzlich ab, und das Waſſer verliert ſeinen hellen Glanz; indeß bleiben doch die Ruderſchläge wol noch auf 50 Schritte erkennbar, während ſie früher wol Tauſende von Schritten wie ein ſchwacher, weißer Schimmer tacktförmig ſchärferen Augen ſichtbar waren. Der erſte Froſt äußert weniger Einfluß, erkaltet aber das Waſſer in dem Grade, daß es ſich des Nachts mit Eis belegt, ſo hört das Leuchten faſt gänzlich auf. Wie es ſich unter dem Eiſe verhält, iſt 5 noch nicht ermittelt; aber ſo wie das Waſſer von demſelben frei wird, bemerkt man nach oft langem Suchen, hin und wieder ein vereinzeltes helles Pünktchen im ſtark bewegten Waſſer. Erſt im Junius oder Julius werden dieſe Pünkt— chen häufiger; der Auguſt zeigt ſie ſchon in zuſammenſchlie— ßender Menge, und in den folgenden Monaten endlich erreicht die Erſcheinung ihren vollen Glanz. — Von nicht minderem Einfluß als die Jahreszeit, iſt auch das Wetter. Stille, warme Herbſtnächte, nach ſonnenhellen, ruhigen Tagen, ſcheinen die günſtigſten Verhältniſſe zu ſein. Südliche Winde, beſon— ders der SW., ſollen nach Ausſage der Schiffer ſtarkes Leuchten erwarten laſſen. Demſelben ungünſtig ſind: ſtarker Wind, der das Waſſer durch Wellenſchlag und vermehrte Strömung ſtark durch einander miſcht, ſtarker anhaltender Regen, und ein höherer Kältegrad. Im Allgemeinen tritt das Phänomen in ſolchen Jahren am ſchönſten hervor, die ſich durch warmes, trocknes und heiteres Wetter vor anderen auszeichnen; in ſchlechten Sommern kommt es zumeiſt nur zu ſehr unvollkommener Ausbildung. — Auch der Localität nach iſt die Erſcheinung verſchieden. Während ſie im Kieler Hafen ſehr anhaltend und regelmäßig ſtattfindet, fo daß wäh⸗ rend mehrerer Monate ſelbſt kein Laie in der Beobachtung ſie überſehen kann, iſt fie in der offenen See weit ſeltener: hier betrachten ſie die Schiffer als eine nicht häufige Aus⸗ nahme, und wollen ſie überall nur im ſpäteſten Herbſte, und unter ganz beſonders günſtigen Verhältniſſen beobachtet haben. — Endlich iſt es auffallend, wie viel ſtärker bei ruhigem Wetter die Oberfläche leuchtet als die Tiefe; dies ſcheint von einer Schleimſchicht herzurühren, welche die Fläche des ruhigen Waſſers einige Linien dick bedeckt. Daß die — 56 — größere oder geringere Dunkelheit der Nacht auf den Glanz der Erſcheinung den weſentlichſten Einfluß hat, han wol kaum noch hinzugefügt zu werden. 5 Daß organiſche Weſen dies Licht erzeugen, iſt in neuerer Zeit allgemein anerkannt; während aber in den tro⸗ piſchen Meeren, wo ſich dieſe Erſcheinung mit noch viel grö⸗ ßerer Pracht entfaltet, auch größere Thiere, als Zoophyten, Mollusken, Cruſtaceen und Fiſche an demſelben Antheil haben, ſcheinen in der Oſtſee nur allein die ſogenannten Infuſorien (namentlich die zu den Diatomaceen gehörige Dietyocha .Speculum Eh.) dieſelbe hervorzubringen. Eine Gruppe ſolcher leuchtenden, lebenden Atome hat Michaelis auf einer ſeiner Schrift angehängten Kupfertafel abbilden laſſen. §. 13. Ueber die Temperatur des Dftfee- waſſers berdanken wir A. v. Humboldt folgende Angaben »). Die gewöhnliche Oſtſeetemperatur im freien und tiefen Meere ſoll im Auguſt 15 bis 17% C. betragen, während fie im Sunde bei Kopenhagen auf 22 bis 23%7 anſteigt, im Katte⸗ gat (unter Einfluß des atlantiſchen Oceans) aber nur 1602 beträgt. Als das mittlere Maximum für die Oſtſee (zwiſchen 54° und 540 30, Breite) kann man 16% annehmen; da nun die Wintertemperatur zwiſchen 1,7 und 20,5 fällt, fo liegt wol die mittlere Jahrestemperatur nicht unter 9 0 Die mittlere Temperatur des atlantiſchen Oceans in eben dieſer Breite beträgt 10%, die Auguſttemperatur deſſelben iſt aber nur etwas über 30 höher, während dieſelbe in der Oſtſee die Jahrestemperatur um 7°%5 und im Mittelmeere, wo das mitt⸗ lere Maximum 23,5 bis 24° iſt, um 6° übertrifft. Die 1) Poggend. Ann. 1834. Bd. III. S. 223 ff. Binnenmeere nehmen fomit im Sommer an der Oberfläche eine weit höhere, im Winter eine weit niedere Temperatur an, als das Weltmeer unter gleicher Breite. In ſehr heißen Sommern erreicht die Temperatur in dieſen Binnenmeeren mit⸗ unter eine erſtaunenswerthe Höhe. Humboldt fand im J. 1834 (welches ſich durch Sommerhitze auszeichnete) im Auguſt die Temperatur des Oſtſeewaſſers im offenen Meere und bei hohem Wellenſchlag 23%; an der Küſte bei Doberan ſtieg fie am Eten Juli 1819 ſelbſt auf 255: fie erreichte alſo eine Höhe, welche ſogar das mittlere Maximum des Mittel⸗ meeres übertrifft, obgleich dies von Ländern umgeben iſt, deren Temperatur eine gar viel höhere ift, als die der Oſtſeeländer. Im Mittelmeere erreicht aber mitunter das Waſſer eine Tem⸗ peratur von 290,5, alſo 3° mehr, als die mittlere Tempe⸗ ratur des antilliſchen Meeres, und nur um 1° weniger, als je nahe am Aequator das Meer befunden worden iſt. Mitunter trifft man in der Oſtſee Zonen an, deren Temperatur von der des übrigen Waſſers dieſes Meeres unter gleicher Breite auf eine ſehr auffallende Weiſe abweicht. Dies Phänomen iſt zuerſt von Hum⸗ boldt beobachtet und beſchrieben worden. „ Sonderbare Zufälle eines vielbewegten Lebens, ſagt Humboldt a. a. O., haben mich die Südſee und das caspiſche Meer früher, als das meiner Vaterſtadt "fo nahe baltifche Meer beſchiffen laſſen. Auf zwei kleinen Fahrten, die ich im J. 1834 in ſehr nahen Zeitepochen von Stettin nach Königs⸗ berg, und von Königsberg nach Danzig und Stettin gemacht, habe ich mich ununterbrochen mit den Temperaturverhältniſſen der Oſtſee an der Oberfläche beſchäftigt. Das Phänomen einer ſonderbaren Erkältung von 9 bis 11° 6. iſt mir ſehr — 8 — auffallend geweſen. Während die Luft am 24ſten Auguſt zwiſchen 21% und 24% von 10 Uhr Mittags bis 7 Uhr Abends war, fand ich das Meer bei Swinemünde 2302, gegenüber Treptow 20%3 (im Haff ſüdlich von Swinemünde 18%). Als wir am 25ſten das Vorgebirge zwiſchen Leba und Rixhofen umſegelten, da wo die Küſte im Meridian der Inſel Gottland am meiſten hervortritt, fiel plötzlich das Ther⸗ mometer im Seewaſſer bis 11%½ỹẽ und 125,0 herab (Luft 190). Wir waren in demſelben Abſtande von der Küſte, 11% bis 3 Seemeilen (60 auf den Grad gerechnet) geblieben, und die Beobachtungsſtunden waren 10% und 1% Uhr Mor⸗ gens und Mittags. Oeſtlicher von der Landzunge von Hela flieg wieder die Seetemperatur bis 22, um 8 Uhr Abends (Luft 195,5). Dieſe Wärme des Meeres erhielt ſich bis Pillau und Königsberg, und am friſchen Haff bei Peiſe war das Meer noch 21% (Luft 20,5). — Dieſelben Erſchei⸗ nungen zeigten ſich bei der Rückfahrt. Das Meer, welches nahe bei Fahrwaſſer (8 Uhr Morgens bei 4 Faden Tiefe) am Zten September nur 17%8 Wärme zeigte, um 9 Uhr im Golf von Danzig (bei 15 Faden Tiefe) 175,5, erwärmte fi) gegen Hela hin bis 21,4 (Tiefe 17 Faden, Luft 20 bis 21%); und als wir uns dem Vorgebirge zwiſchen Rix⸗ hofen und Leba wieder naheten, ſank allmählig die Meeres⸗ temperatur erſt auf 15,4 und dann auf 10%6 (Luft 17,5 bis 185,0; Zeit: Mittag und 3 Uhr Nachmittag). Der Unter⸗ ſchied der Meerestemperatur auf der Oberfläche war alſo bei der Hinreiſe 20% — 11%jʒç⅛ —= 9,1; bei der Rückreiſe 210,4 — 10% = 105,8. Wie wir uns Stolpe näherten, ohne daß die Meerestiefe oder der Abſtand vom Ufer verſchieden waren, ſtieg die Meereswärme wieder auf 17 bis 18, ob⸗ ae gleich bei hoher See, bei ſtarkem Weſtwinde, und bei einer bis 15° geſunkenen Lufttemperatur; gegen Rügenwalde und Swinemünde hin zeigte das Thermometer gar 20° und 200%.“ Als Urſache dieſer merkwürdigen Erſcheinung haben wir wol eine temporäre Veränderung des Laufs der in §. 6 be ſchriebenen Meeresſtröme anzuſehn. Der von Kökar ſüdwärts fließende Hauptſtrom, welcher das Waſſer aus höheren, käl— teren Breiten, aus den innerſten Theilen des botniſchen und finniſchen Meerbuſens herabführt, und in ſeinem gewöhnlichen Laufe an der Südſpitze von Gottland vorbei, auf Bornholm zuſtrömt, war wahrſcheinlich durch Einwirkung weſtlicher Winde ſo weit oſtwärts gedrängt, daß er von Gottland aus gerade nach Süden auf das Vorgebirge zwiſchen Leba und Rixhofen zufloß. — Die von Humboldt angenommene Erklärung, daß in der Tiefe des Sundes aus der Nordſee eindringende Po⸗ larwaſſer dies Phänomen veranlaßt hätten, will mir weniger einleuchtend erſcheinen, da bei der geringen Tiefe des baltiſchen Meeres dieſe kälteren Ströme wol nicht auf eine ſo weite Strecke hin unter den oberen wärmeren hinfließen können, ohne ſich vollſtändig mit ihnen zu vermiſchen. ) In ſehr ſtrengen Wintern erniedrigt ſich die Temperatur des Waſſers ſelbſt jo weit, daß große Theile der Oſt— ſee zufrieren, was bei anderen unter gleicher Breite lie⸗ genden, nicht eingeſchloſſenen Meeren, z. B. der Nordſee, nie der Fall iſt. Die Eisbildung wird durch die eigenthümliche ) Kältere Ströme behalten in wärmeren Meeren auch an der Oberfläche auf ſehr weiten Strecken ihre Temperatur. „Mitten in der Tropengegend hat die kalte oceaniſche Strömung der Südſee zu gewiſſen Jahreszeiten nur 150,6, während daß die ruhenden Waſſer außerhalb des Meeres eine Temperatur von 27,5 und 280,7 zeigen“. Humboldt Kosmos Bd. 1. S. 328. \ phyſiſche Beſchaffenheit dieſes Meeres ſehr begünſtigt: durch den geringen Salzgehalt ſeines Waſſers, durch den Mangel an Ebbe und Fluth, und endlich noch durch die durch das Zufrieren der in daſſelbe mündenden Flüſſe verminderte Ge⸗ ſchwindigkeit ſeiner Ströme. ) Daß größere Theile dieſes Waſſerbeckens gefrieren, iſt aber doch im Ganzen eine ſo ſel⸗ tene Erſcheinung, daß fie, wenn fie ſich ereignete, von unſeren Vorfahren ſtets als etwas ganz beſonders Merkwürdiges in ihren Chroniken aufgezeichnet wurde. Es geſchah in folgen⸗ den Jahren: i 1322 und 1333 gefror die Oſtſee fo feſt, daß man von Lübeck aus nach Dänemark und Preußen auf dem Eiſe reiſen konnte, und Wirthshäuſer auf demſelben errichtet waren. 2) 1349 ging man von Stralſund über das Eis nach Bi nemark. >) | 1408 war die ganze See zwiſchen Gottland und De land, und auch zwiſchen Roſtock und Gezör zugefroren. ) 14% und 1426 konnte man zu Pferde auf der See von Preußen nach Lübeck kommen. >) 5 14 war die See fo ſtark gefroren, daß man zu Fuß und zu Pferde von Dänemark nach den wendiſchen Hanſe⸗ ) Dieſelben Umſtände begünftigen auch das Gefrieren eines weit ſüdlicher gelegenen Meeres, des ſchwarzen, von welchem man aus älterer und neuerer Zeit Beiſpiele hat. S. R. Forſters Bemerkungen auf ſeiner Reiſe um die Welt (Berlin 1783) S. 68 f. 2) Grautoff lüb. Chronik Bd. J. S. 214. — Zober alte Stral⸗ ſunder Ehron. (Stralſund 1842). S. 6. 3) Incert. auct, ap. Ludewig T. IX. p. 171. 2) Ludewig l. c. 3) Ludewig l. c. p. 125. — Cranz Vandalia X. 40. a ſtädten Lübeck, Wismar, Roſtock und Stralſund reiſete; ja man ging ſogar ohne Gefahr queer über die ganze Oſtſee, von Reval nach Dänemark und Schweden. 154% ꝓ6πe war die See zwiſchen Roſtock und Dänemark, auch zwiſchen Seeland und Fühnen ſo zugefroren, daß theils Fußgänger, theils Schlitten, mit Ochſen und Pferden 1 über das Eis gingen. ) 1658 war der Winterfroſt ſo ſtark, daß man zu Eiſe von Rügen nach Moen und Bornholm gehen konnte. Selbft ein kriegeriſches Unternehmen ward in dieſem Winter auf dem Eiſe ausgeführt, indem Karl X. von Schweden mit ſeiner ganzen Armee und Artillerie aus Jütland über den kleinen Belt erſt nach Fühnen, darauf nach Langeland eine Strecke von 3 Meilen, und von da nach Laland, Falſter und endlich nach Seeland zog, wobei mehrere Gefechte mit den däniſchen Truppen auf dem Eiſe vorfielen. ) 16% o paſſirte man ebenfalls den großen und den kleinen Belt zu Fuß und zu Schlitten.) 1674 fuhr man vom Ende Januar bis zum 25ſten März mit Schlitten über die Putziger Wiek nach Hela. 1709 war das Eis bei Kopenhagen 27“ dick, und noch ı) Ludewig J. c. p. 176 — Klüver Geſch. von Metlenburg Im. Abth. 2. S. 310 f. 2) Wackenroder a. u. n. Rügen. Bd J. S. 133. Catteau⸗Calle⸗ ville Gemälde der Oſtſee — aus dem Franzöſiſchen (Weimar 1815). S. 136 ff — eine intereſſante Monographie dieſes Meeres und feiner Küſtenländer, deren naturgeſchichilicher Theil aber den jetzigen Anforderungen der Wiſſenſchaft nicht mehr ent⸗ ſpricht. 3) Pfaff über die ſtrengen Winter. (Kiel 1809) S. I Vergl. Klüver 1. C., welcher aber mit der zum J 1658 mitgetheilten Notiz ſtreitet. ih am gten April gingen Leute von Dänemark nach Schonen übers Eis. Bei Danzig war am Sten April die Dftfee, ſo weit das bewaffnete Auge reichen konnte, mit Eis bedeckt. ) 1740 fror der Sund im Januar und Februar fo zu, daß man ihn mit Frachtwagen paſſiren konnte, und Hirſche von Seeland nach Schonen, und Wölfe von dort nach See⸗ land übergingen. Auf Rügen gelangten in dieſem Winter zwei Bauermädchen an, welche zu Eiſe von Moen entwichen waren. ) 1776 paſſirte man vom 22ſten Januar an den Sund zu Schlitten; auch fuhr man mit ſchwerbeladenen Wagen über die Arme des Meeres, welche die verſchiedenen däniſchen In⸗ ſeln trennen. 1784 konnte man eenfol noch am 10ten Februar den Sund zu Eiſe paſſiren, aber der Belt war nicht völlig zugefroren. 176% war der große Belt, und a der Sund zugefroren >). §. 14. In Bezug auf die Temperatur der um— liegenden Länder ſpielen die Oſtſee und das Mittelmeer eine ähnliche Rolle, wie wir ſie ſchon von ihnen hinſichtlich der Kultur eben dieſer Länder kennen gelernt haben (in 8. 1). Wie ſie dort civiliſirend wirkten, zeigen ſie ſich in Rückſicht auf das Klima temperirend. Bei allen Meeren liegen die Differenzen zwiſchen dem Maximum und Minimum ihrer Temperatur nie ſo weit aus einander, als in Ländern unter gleicher Breite, deren Maximum ſowol als Minimum ſtets 1) Pfaff a. a. O. S. 48. 2) Pfaff a. a. O. S. 101. Grümbke, Rügen Bd. I. S. 80. ) Pfaff a. a. O. a die äußerſten Gränzpunkte der Meereötemperatur überſchreiten. Liegt alſo ein Land in der Nachbarſchaft eines Meeres, fo erniedrigt die gleichmäßigere mildere Temperatur dieſes letzteren ſowol die Sommerwärme des Landes, als es auch die Winter- wärme deſſelben ſteigert — nur den Fall ausgenommen, wenn das Feſtland im Weſten des Meeres liegt, wie dies z. B. bei den nordamerikaniſchen Freiſtaaten und bei Kanada der Fall iſt. Die hohe mittlere Temperatur der Oſtſee, welche, wie wir vorhin geſehen haben, zwiſchen 54° und 54° 30° der Breite + 9° C. beträgt, alſo noch 1° mehr als die mittlere Temperatur der ſüdbaltiſchen Küſtenländer, iſt wol als Grund dafür anzuſehn, daß die Winter dieſer Länder im Vergleich zu denen anderer, welche mehr im Innern unſeres Continents und Aſiens, aber unter gleicher Breite, liegen, ſo ſehr milde ſind. Während nämlich die mittlere Wintertemperatur zu Stralſund (54° 19° Breite) — 0, 2, und zu Danzig (54° 21° Breite) — 1 beträgt, ſinkt dieſelbe zu Irkuzk, welches im Inneren Aſiens, von allen Meeren entfernt, unter noch niederer Breite (nur 52° 16) liegt, ſelbſt bis auf — 17% hinab. In den uns näher ge⸗ legenen Binnenländern treffen wir erſt zu Ofen in Ungarn, in der Breite von 47° 5° eine der Danziger nahe kommende mittlere Wintertemperatur von — 00,4. Verſchwände alfo die Oſtſee, dies Magazin, aus welchem der im Sommer an⸗ geſammelte Wärmeſtoff im Winter den angränzenden Ländern nach und nach wieder zugetheilt wird, und bildeten Däne⸗ mark, Schweden, Rußland, Preußen und Deutſchland eine einzige compacte Ländermaſſe, ſo würde das Klima aller dieſer Küſtenländer eine gänzliche Umwandlung erfahren. Wir wür⸗ den wahrſcheinlich eine um wenige Grade höhere Sommer⸗ temperatur erhalten, aber die des Winters würde dafür um 8 bis 10° erniedrigt werden. — Das Mittelmeer mäßigt das Klima der ſüdeuropäiſchen Länder, indem es das Ein⸗ dringen der glühenden afrikaniſchen Hitze verhindert. §. 15. Es iſt alſo für uns Anwohner der Oſtſee von der größten Wichtigkeit zu ermitteln, ob es mit dem in neuerer Zeit oft behaupteten allgemeinen Sinken des Dftfee- ſpiegels ſeine Richtigkeit habe, indem dies nothwendig eine Verkleinerung des Oſtſee-Areals, und ſomit ein allmähliges Sinken der mittleren Jahrestemperatur, der Kultur und des Wohlſtandes unſerer Länder nach ſich ziehen müßte. Andreas Celſius, einer der ausgezeichnetſten ſchwediſchen Gelehrten des vorigen Jahrhunderts, Profeſſor zu Upſala, ſprach zuerſt im J. 1744 die Behauptung aus, daß ſchon ſeit einer unermeßlich langen Zeit eine allmählige beſtändige Abnahme alles Meereswaſſers auf der Erde ſtattfinde, welche für jedes Jahrhundert etwa 45 Zoll betrage. Er war zu dieſer Annahme wol mehr auf deductivem als auf inductivem Wege gelangt, indem dieſelbe dazu dienen ſollte, das Vor⸗ kommen petrificirter Meeresbewohner auf hohen Gebirgen zu erklären. Eine Hauptſtütze erhielt dieſelbe nun ſogleich da⸗ durch, daß auch der noch berühmtere Linnee ſich zu ihren Gunſten erklärte, und ſie ſeiner merkwürdigen Hypotheſe über die Ausbreitung der organiſchen Weſen über den Erdball zu Grunde legte ) Obgleich nun auch noch viele andere 1) Linnee lehrte: nach der Schöpfung der Erde ragte anfänglich nur ein einziger hoher Berg in tropiſcher Gegend aus dem allgemeinen Ocean hervor. Auf demſelben befanden ſich die Stammeltern aller jetzt vorhandenen Pflanzen und Thiere, welche ſich von hier aus, wie nach und nach das Waſſer ab⸗ nahm, und mehr Theile der Erde bewohnbar wurden, alle mählig über die ganze Erdoberfläche ausbreiteten. * Gelehrte dieſer Meinung alsbald beiſtimmten, ſo fand ſie doch in Schweden, wo zuerſt die Debatten über ſie eröffnet, und ſehr hitzig geführt wurden, ſehr zahlreiche und erbitterte Gegner. Sogar die Stände des Königreichs nahmen Theil an dieſem wiſſenſchaftlichen Streit. Der Adel und die Bauern wollten nicht entſcheiden, aber die Geiſtlichkeit, um doch der katho— liſchen in dieſer Hinſicht an Unvernunft nichts nachzugeben, und ein Gegenſtück zur Verurtheilung des Virgilius von Salzburg und des Galiläi zu liefern, erließ ein Decret, wo— rin ſie die Lehre des Celſius gänzlich verdammte, und der Bürgerſtand trat ihr bei. Browallius, der gelehrte Biſchof von Abo, unternahm es, dieſe Ketzerei wiſſenſchaftlich zu wider⸗ legen, und es gelang ihm ſogar, mehrere berühmte Natur⸗ forſcher zu überzeugen. Auf den ſchwediſchen Univerſitäten gab es nun lange Zeit hindurch zwei Partheien, die ſich hef- tig bekämpften und beide bemühet waren, unter den Gelehrten des übrigen Europa möglichſt viele Anhänger zu gewinnen. ) Da Schweden der Hauptkampfplatz in dieſem Streite war, ſo mußte man um Waffen für denſelben zu gewinnen, ſeine Aufmerkſamkeit zunächſt und zumeiſt auf die benachbarte Oſt⸗ ſee richten. | Nachdem nun die erſte Hitze des Streites gewichen war, und einer ruhigeren, beſonneneren Prüfung der Thatſachen Raum gegeben hatte, erkannte man bald, daß weder die von Celſius behauptete gleichmäßige Waſſerabnahme in allen Mee⸗ ren ftattfinde, noch auch der Spiegel der Oſtſee fi) in feiner ganzen Ausdehnung gleichmäßig geſenkt habe. Vielmehr fand man bei ſorgfältiger Unterſuchung der Küſten und Untiefen 1) Catteau⸗Calleville S. 141 ff. | Ser, dieſes Meeres, daß das Waſſer an vielen Orten unzweifelhaft ſeit Jahrhunderten ſeinen alten Stand behaupte, während es an anderen Stel- len theils geſunken, theils geſtiegen fei. Für erſteres habe ich ſchon an einem andern Orte Belege gegeben 9), welchen ich hier noch einen ſehr überzeugenden hinzufüge. An der finnländiſchen Küſte ſtanden mehrere große Fichten dicht am Meeresſpiegel; dieſelben wurden gefällt, und durch Zäh⸗ lung der Jahresringe wurde nachgewieſen, daß ſie gegen 400 Jahre daſelbſt geſtanden hatten. Nach der Hypotheſe des Celſius wäre aber der Meeresſpiegel während dieſer Zeit un⸗ gefähr um 180 Zoll geſunken, in welchem Falle die Fichten unter dem Waſſer gekeimt, und viele Jahre auch unter dem⸗ ſelben gewachſen fein müßten. e) Die für das Sinken des Oſtſeeſpiegels angeführten Beweiſe ſind nur mit großer Vor⸗ ſicht zu benutzen; dies iſt vorzüglich der Fall mit den zur Be⸗ zeichnung des Waſſerſtandes an Felſen eingehauenen Marken, indem man wegen der großen Schwankungen, denen das Ni- veau der Oſtſee unterworfen iſt (§. 7), ſich gar zu leicht über den wahren, mittleren Waſſerſtand täuſcht. Ferner, wenn Schiffe jetzt an manchen Stellen der Küſte nicht mehr fo guten Zugang finden als früher, ſo iſt dabei außer der Ver⸗ fandung der Häfen durch Stürme, ») und Verſchlämmung 1) In m Gaeognoſie der deutſchen Oſtſecländer S. 57 f. 2) Lyell Grundſätze der ee (Weimar bei Voigt 1841 f.) Br. UI. S. 552. 3) So ſoll z. B., nach Zeitungsberichten, der Hafen von Riga neuerdings in einem einzigen Winter (1845 bis 1846) ſo verſandet ſein, daß er faſt untauglich für die Schifffahrt ward, und nur mit ſehr großen Koſten wieder hergeſtellt werden konnte. a derſelben durch die Sedimente der in fie mündenden Flüſſe, auch noch der Umſtand zu berückſichtigen, daß die Schiffe in früherer Zeit, weil ſie kleiner waren, kein ſo tiefes Fahrwaſſer verlangten wie jetzt. Noch unſicherer iſt der Beweis, welcher von dem allmähligen höheren Hervortauchen großer, loſer Fels— blöcke hergenommen wird, da es Thatſache iſt, daß dieſelben, wenn ſie im Winter in das an den Küſten ſich bildende, oft mehrere Fuß dicke Eis mit einfrieren, durch dieſes mitunter weit von ihrer alten Lagerſtätte fortgerückt werden. Am we⸗ nigſten beweiſen die auf dem Küſtenlande gefundenen Schiffs- überreſte, indem einerſeits in ſehr vielen Fällen das Factum ſelbſt durchaus zweifelhaft iſt, ) andererſeits es aber eine Sitte der älteſten Bewohner der Oſtſeeländer war, berühmten See- helden Theile ihrer Schiffe mit in das Grab zu legen. — Vollſtändig erwieſen wird aber das Sinken des Waſſerſpiegels an manchen Orten, namentlich am botniſchen Meerbuſen dadurch, daß man daſelbſt Meeresablagerungen ge⸗ | funden hat, welche durch die Conchhlien, welche fie einschließen, ganz unwiderleglich als Sedimente des baltiſchen Meeres ſich zu erkennen geben; denn die Conchylien dieſes Meeres find, wie wir in §. 20 betrachten werden, ſo eigenthümlich geſtaltet und gruppirt, daß ſie mit denen anderer alter und neuer Meere nicht verwechſelt werden können. Die größte Entfernung vom Strande, in welcher dieſe Ablagerungen bis jetzt gefunden worden find, beträgt 15 (engliſche?) Meilen, an dem ſüd⸗ lichen Ufer des Mälarſees. ) — Das Steigen des Waſſerſpie gels an einzelnen Orten beweiſet Nilſſon vor⸗ I) m. Geognoſie der deut. Oſtſeelaͤnder S 84. 2) Lyell a. a. O. S. 564. Noch andere Beweiſe für dieſe Sen⸗ kung ſiehe ebendaſelbſt. 5* er züglich daraus, daß es in den Hafenſtädten an der ganzen Küſte von Schonen, Straßen giebt, welche unter dem Niveau des höchſten, ja in einigen Fällen ſelbſt des niedrigſten Waſſer⸗ ſtandes liegen. In einer der Straßen von Malmö, welche bei ſtarkem Winde jetzt vom Waſſer überfluthet wird, fand man vor einigen Jahren bei einer Ausgrabung ein noch um 8“ tiefer liegendes Straßenpflaſter, welches ſchwerlich urſprüng⸗ lich in dieſem jetzt ftattfindenden Verhältniß zum Waſſerſtande der Oſtſee angelegt iſt. AR? findet man in ee und Yſtadt, ) Dies gleichzeitige Steigen, Sinken und Ctiteftehen des Waſſerſpiegels in verſchiedenen Theilen eines und deſſelben Meeresbeckens, kann nun nicht dem Waſſer ſelbſt zugeſchrieben werden, weil dies gegen alle Geſetze der Hydroſtatik ſtreiten würde. — Was man alſo dem Waſſer nicht beimeſſen kann, muß nothwendig dem feſten Boden und dem Rande dieſes Meeresbeckens ſelbſt zugeſchrieben, werden, und man muß annehmen, daß einzelne Theile deſſelben durch Hebung und Senkung in ihren Höhenverhältniſſen geändert werden. Diefe Anſicht ward zuerſt von L. v. Buch ausgeſprochen, als er in den J. 1806 und 1807 Norwegen und Schwedenbereiſete. Sie erklärte die erwähnten Erſcheinungen vollkommen, und fand auch ſogleich bei den ausgezeichnetſten Naturforſchen Beifall. Indem man nun von dieſer Idee geleitet wurde, hat man bis jetzt mit Sicherheit ermittelt, daß die ganze ſchwediſche und finnländiſche Küſte, von der Gränze des nördlichen Schonen (Sölvitsborg) über Gefle bis Torna, und von Tornea bis — — — — 1) Lyell a. a. O. S. 568. = Abo fortwährend ſehr allmählig ſich hebt (in einem Jahr— hundert bis 4“), während das ſüdliche Schweden ſinkt. Die hebende Kraft, welche aus dem Innern unſeres Planeten her— vor wirkt, ſcheint am ſtärkſten im nördlichen Lappland zu ſein, und gegen Süden hin allmählig abzunehmen. An unſeren ſüdbaltiſchen Küſten iſt bis jetzt noch keine Veränderung im Meeresniveau wahrgenommen worden obgleich man ſchon eifrig genug ſich bemühet hat, auch uns den feſten Boden unter den Füßen ſtreitig zu machen. | b Es findet alſo in der Oſtſee keine allgemeine, ſtetige Waſſerabnahme ſtatt, und ihr Areal und ihr Volumen bleiben unverändert. Was ſie an einer Stelle durch Hebung des Bodens einbüßt, gewinnt ſie wieder durch Senkung deſſelben an einem anderen Orte, ſo daß, wenn nicht neue gewaltige Kataſtrophen die Erde erſchüttern, und dem Theile ihrer Ober: fläche, welchen wir bewohnen, eine ganz andere Geſtaltung geben, wir wegen des Schickſals unſerer Nachkommen. ganz ohne Sorgen ſein können. Ihre Handelsſchiffe werden nicht auf das Trockene gerathen, ihre Tiſche werden keinen Mangel an Seefiſchen haben, und Reiſen in die Oſtſeebäder werden, wenn die tyranniſche Mode es nicht anders beſchließt, nach wie vor das ſehnliche Ziel vieler Wünſche bleiben. — Den— noch aber iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß unſeren Nachkommen die Winterkälte weit beſchwerlicher fallen wird als uns; davon wird dann aber nicht die Oſtſee die Schuld tragen, ſondern die Anwohner derſelben, welche gegenwärtig bemühet ſind, den Brennſtoff in den Küſtenländern auf eine wirklich unverant⸗ wortliche Weiſe auszurotten. 5 §. 16. Nachdem wir die Waſſermaſſe der Oſtſee nach ihren verſchiedenen phyſiſchen Beziehungen betrachtet haben, — wollen wir noch die Bewohner dieſes Meeres in ge⸗ naueren Augenſchein nehmen, da eine Kenntniß derſelben un⸗ umgänglich nothwendig iſt, wenn das Bild, welches ich von der Oſtſee zu entwerfen verſuche, nicht einiger recht characteri⸗ ſtiſcher Züge entbehren foll. Eine vollſtändige Aufzählung aller Bewohner des baltiſchen Meeres aus dem Ihier- und Pflanzenreiche ift hierzu aber weder nothwendig, noch bin ich im Stande eine ſolche zu geben, da es an Vorarbeiten fehlt, und ich ſelbſt bei meinen immer nur kurzen Beſuchen an den Ge⸗ ſtaden dieſes Meeres nicht hinreichende Muße gehabt habe mich einer ſorgfältigen Unterſuchung dieſes Gegenſtandes zu unterziehen. Wir werden daher nur auf eine nähere Betrachtung derjenigen Claſſen von organiſchen Weſen näher eingehen, welche we⸗ ſentlich dazu beitragen, den Character dieſes Meeres zu be⸗ ſtimmen. — Was die Gränze der baltiſchen Fauna und Flora nach der Nordſee zu betrifft, fo wird dieſe, nach Orſteds Unter⸗ ſuchungen ), im Sunde durch eine von Kopenhagen nach Barſebäck gezogene Linie gebildet; nördlich von derſelben, bis nach Helſingör und Helſingburg hinauf, miſchen ſich die Be⸗ wohner beider Meere, noch weiter nördlich aber finden ſich nur Nordſeebewohner. Ueber die Gränzlinie in den Belten fehlen die näheren Beſtimmungen. ; §. 17. Von den 46 Säugethieren, welche Voigt in ſeiner Bearbeitung von Cüvier's Thierreich als Meeres⸗ bewohner aus den beiden Ordnungen der Pinnipeden und Ce⸗ taccen aufführt, finden ſich in der Oſtſee nur 4 Arten als einheimiſche Bewohner. Dies find Phoca vitulina L., Ph. hispida Schreb. (gryphus Fabr. Halychorus ) De regionibus marinis p. 10. a griseus Nils), Ph. foelida Fabr. (annellata Nils) und Delphinus Phocaena L. Die drei erſteren find den deutſchen Anwohnern der Oſtſee unter dem Namen der Rob— ben, Seehunde oder Sahlhunde (plattdeutſch auch wol bloß „de Sahle genannt) hinreichend bekannt; wer aber zum erſten Male die Ufer des Meeres beſucht, iſt anfänglich ſchwer davon zu überzeugen, daß die Köpfe der in einiger Entfer- nung ſchwimmenden Seehunde nicht badenden Menſchen an- gehören. Daß dieſe Thiere früher weit häufiger in der Dft- ſee waren, erhellt aus der Nachricht, welche der berühmte pommerſche Chroniſt Thomas von Kantzow, in der erſten Hälfte des 16ten Jahrhunderts lebend, von ihnen giebt; ) zu ſeiner Zeit ſoll man ſie an den Orten, „da ſie gute Dege haben,“ bisweilen zu hunderten geſehen haben. Gegenwärtig iſt ihre Anzahl an den deutſchen Küſten ſehr vermindert; ſie ſind aber doch noch immer zahlreich genug, um der Härings⸗ fiſcherei ſehr nachtheilig zu werden. Oft freſſen ſie den Fiſchern ſämmtliche Häringe aus dem Manzen 9, und laſſen nur die Köpfe derſelben als Siegeszeichen in den feinen Maſchen des Netzes zurück; auch den Lachsarten ſtellen fie ſehr nach. Theils wegen dieſes Schadens, den ſie anrichten, theils wegen ihres ) Iſis 1824. S 812. — Die Zoologen find ſich noch nicht einig darüber, was bei dieſer Gattung als Art und was nur als Varietät zu betrachten ſei; vielleicht beherbergt die Oft: _ ſee außer den von mir genannten, noch einige zur Zeit nicht genügend characteriſirte Arten. Vergl. Schildener in der Greifsw. acad. Zeitſchrift 1822. H. 1 2) Bd. II. S. 427 f. 3) Die Manzen ſind ſehr lange, glatte, ſenkrecht wie eine Wand im Waſſer ſtehende Netze, welche nur a 7 benutzt werden. 5 Felles, Fleiſches und Fettes ) ſtellt man ihnen ſehr eifrig nach. An den deutſchen Küſten werden ſie in ſehr ſtarken Netzen gefangen, oder von den Jägern geſchoſſen, wenn ſie ſich auf den großen Felsblöcken am Ufer ſonnen. Von den Bewohnern Gottlands und der Inſeln im botniſchen und fin⸗ niſchen Meerbuſen wird aber im Frühjahr eine Jagd auf dicſe Thiere angeſtellt, welche Catteau- Calleville hinſichtlich ihrer Beſchwerlichkeit, ihrer Gefahren und ihres geringen Loh⸗ nes, ganz paſſend mit der Gemsjagd der Alpenjäger vergleicht, von welcher uns Sauſſüre ein ſo anſchauliches Bild entworfen hat. ) Im März und April, wenn das Eis zu ſchmelzen beginnt, (erzählt Catteau⸗Calleville S. 172), verſammeln ſich die Bewohner der genannten Inſeln in ganzen Karavanen, und reiſen in Segelböten ab, deren Kiel mit Eiſen beſchlagen iſt. Sie führen außerdem noch einige leichtere Kähne mit ſich und ſind mit Lebensmitteln, Schießgewehren, Keulen und Har⸗ punen verſehen. Wenn der Weg zwiſchen dem Eiſe hindurch zu enge iſt, ſo heben ſie das Fahrzeug auf das Eis und ziehen es mit den Händen fort. Die kleinen Kähne ſchlüpfen indeß immerfort durch die ſchmalen Wege hindurch, und mehrere beſonders dazu abgerichtete Hunde laufen auf allen Seiten umher, um das Wildprett aufzuſtören. Trifft man Robben auf dem Eiſe an, ſo werden ſie ſogleich mit Keulen todtge⸗ ſchlagen, ehe ſie noch ihre Löcher erreichen und ſich ins Waſſer ſtürzen können; glückt ihnen jedoch dieſes, ſo wird die Jagd 1) Ihr Fleiſch und Speck diente in den katholiſchen Zeiten zur Faſtenſpeiſe, denn nach dem zoologiſchen Syſteme der katho⸗ liſchen Geiſtlichkeit gehörten die Seehunde zu den Fiſchen, wie die Biber zu den Amphibien; beide waren alſo in das Fleiſchverbot an den Faſttagen nicht mit eingeſchloſſen. 2) Voyages dans les Alpes $. 736, Be; weit ſchwieriger. Einige Jäger verfolgen fie dann in den Kähnen, und ſuchen ſie zu harpuniren; andere bleiben auf dem Eiſe und legen ſich über die Oeffnungen und Spalten, in welche die Robben hineingeſchlüpft ſind, ſchießen mit ihren Gewehren hinein, und ziehen das Thier, wenn es erlegt iſt, mit Stricken heraus. Hat aber der Schuß gefehlt, ſo läuft der Jäger Gefahr, von dem Robben verwundet zu werden, denn ſo ſanft und friedlich auch dieſe Thiere ſind, ſo werden fie doch in dieſem Falle wüthend, und ſtürzen aus der inner: ſten Tiefe der Eishöhle auf ihren Feind heraus. Außer dieſer Gefahr ſind aber die Jäger auch noch mehreren anderen aus⸗ geſetzt. Die ſchmalen Wege nämlich, in welche ſich ihre Fahr⸗ zeuge hineingewagt haben, werden oft plötzlich mit einer dünnen Eisrinde, und dieſe mit Schnee bedeckt, ſo daß es unmöglich iſt weiter fortzukommen. Erheben ſich Stürme, fo zerfpringt oft die ganze Eisebene in allen Richtungen, und verwandelt ſich in eine zahlloſe Menge von ſchwimmenden Eisſchollen; der Jäger, welcher auf einer ſolchen ſich befindet, wird mit derſelben weit hinaus ins Meer verſchlagen, und kommt häufig vor Hunger und Kälte ums Leben. Im J. 1623 wurden 14 Gottländer auf dieſe Art von der Küſte ihrer Inſel bis in den Haven von Stockholm getrieben: ſie waren auf ihren Eisſchollen 14 Tage lang das Spiel der Winde und Wellen geweſen, und hatten keine anderen Lebensmittel gehabt, als rohes Robbenfleiſch. — Und wie groß iſt der Lohn, welcher dieſen kühnen Leuten nach ſo vielen Mühſeligkeiten zu Theil wird? Bei der Theilung der Beute nach einer ſolchen Expe⸗ dition kommen höchſtens 8 bis 10 Rthlr. auf den Mann, und hiervon müſſen noch die Koſten der Jagd beſtritten wer— den „Worin mag denn wol das Anziehende dieſer Jagd 7 u = beſtehen? Es ift nicht Habſucht, wenigſtens keine vernünftig überlegte Habſucht, denn der Jäger kann in der Zeit, welche zu einer ſolche Jagd erforderlich iſt, auf andere Weiſe mehr verdienen, als die Jagd ihm einbringt. Aber die Gefahren ſelbſt, dieſe Abwechslung von Hoffnung und Furcht, die ber ſtändige Aufregung, welche alle dieſe Veränderungen in der Seele unterhalten, dieſe ſind es, welche den Jäger eben ſo reizen, wie fie den Spieler, den Krieger, den Seefahrer, und ſelbſt in manchen Fällen den Naturforſcher beleben.“ ) Nur ſelten wagen es die Seehunde jetzt, an den deut⸗ ſchen Küſten in die Flüſſe einzudringen; in der Oder iſt er ſchon bei Küſtrin und Frankfurt geſehen und gefangen wor⸗ den. 2) In der Mitte des vorigen Jahrhunderts ward fogar auf dem Schweriner See ein Seehund erlegt ); aus der Oſt⸗ ſee aber kann dieſer dorthin nicht gekommen ſein, ſondern er muß von der Nordſee aus durch Elbe, Elde und Stör ein⸗ gedrungen fein. Nach Catteau-Calleville ſollen die Seehunde auch einige der größeren ruſſiſchen Seeen, welche mit der Oſt⸗ ſee in Verbindung ſtehen, bewohnen, wie z. B. den Ladoga⸗ und Onega⸗See; vielleicht haben fie ſich früher auch in an⸗ deren Küſtenſeeen der baltiſchen Länder häufiger gezeigt, find aber in den Gegenden, wo die Kultur ſchon längere Zeit zum Nachtheile mancher Thier- und Pflanzenart ihre Herrſchaſt ausübt, ſchon gänzlich vertrieben worden. Weit ſeltner als der Seehund kommt der Braun: — 1) Saussüre l. c. ) Schulz Fauna Marchica (Berlin 1845) S. 128. Anm. — Vergl. auch Klöden 5 er geognoſt. Kenntniß der Mark Brandenburg. IX. S. 8 ) Freimüth. Abendbl. No. 35. 41. * Bi > fiſch (das Meerſchwein oder der Tümmler, Delphinus Phocaena L) in der Oſtſee vor. Er hält ſich vorzugs⸗ weiſe nur in den der Nordſee näher gelegenen Theilen des baltiſchen Meeres auf, an der Küſte von Schonen und zwiſchen den däniſchen Inſeln; weiter hinein in die Oſtſee kommt er ſelten. Bei Wismar ward er in den J. 1819 und 1829 gefangen ), bei Stralfund im J. 1842 2), und im Auguſt des J. 1843 ſah man auf der Rhede von Swinemünde eine große Anzahl derſelben. Außer dieſen wenigen Arten von Säugethieren verirren ſich hin und wieder noch Delphinus Delphis L. (der gemeine Delphin), D. Orea Fabr. (der Butzkopf) und Balaena rostrata Fabr. (der Finnfiſch) aus der Nordſee in das baltiſche Meer. Wenn dieſe rieſenhaften Gäſte in früherer Zeit an unſeren Küſten ſich blicken ließen, erregten ſie unter unſeren Vorfahren, welche ſeit der Refor⸗ mation ſo ſehr geneigt waren, alle außergewöhnlichen Natur⸗ ereigniſſe aus dem religiöſen Geſichtspunkte zu betrachten, all⸗ gemeines Staunen und Schrecken, indem ſie meinten, „daß ſolche Gäſte an ungewöhnlichen Oertern böſe Zeichen feien.* 2) ) Freimüth. Abendbl. No. 93 bis 95. 339. 2) Iſis 1843. S. 280. — Andere Fälle erzählt Bloch in ſeiner Naturgeſchichte der Fiſche Deutſchlands Bd. III. S. 152. Thomas v. Kantzow (Pomerania II. S. 428) verwechſelt den Braunfiſch mit dem Finnfifche. 3) Dies zeigte Dr. Cramerus aus vielen Beiſpielen, als im J. 1620 an der pommerſchen Küſte zwiſchen Wollin und Kamin ein Walfiſch ſtrandete. (Micrälius Altes Pommern— land. lib. IV. S. 85). — „Es liegt tief in der trüben Natur des Menſchen, ſagt Humboldt, in einer ernſterfüllten Anſicht der Dinge, daß das Unerwartete, Außerordentliche nur Furcht, nicht Freude oder Hoffnung erregt.“ Kosmos Bd. I S. 119. a Unſere Chroniſten waren daher in der Aufzeichnung ſolcher Ereigniſſe eben fo ſorgfältig, als T. Livius in der Erwäh⸗ nung feiner prodigia. Nach Micrälius, welcher im Anfange des vorigen Jahrhunderts ſchrieb, verkündete ein im J. 1365 am Strande bei Damerow auf Uſedom erlegter Walfiſch den Tod des Herzogs Barnim IV. von Pommern, und einen Krieg feiner Söhne mit Meklenburg ); ein am 30ften März 1545 in der Greifswalder Wiek gefangener Butzkopf war ein Vorbote des Krieges, mit welchem die pommerſchen Herzöge vom Kaifer Karl V. überzogen wurden, weil fie dem ſchmal⸗ kaldiſchen Bunde beigetreten waren =), und der im J. 1620 zwiſchen Wollin und Kamin geſtrandete Walfiſch war ein Vor⸗ bote von deu Tode des Herzogs Franz von Pommern. ) — Eine im 15ten Jahrhundert, alſo vor der Reformation ge ſchriebene Chronik, meldet dagegen ohne alle weitere Nutz⸗ anwendung: anno domini 1335 do quemen vele jungher walffiscke in de Traven, de wurden dar en deel geſlagen by der Holſten brugghe.“ ) i Walfiſche wurden ferner in der Oſtſee gefangen in den J. 1640 bei Wollin, 1755 am Fiſchlande in Meklenburg, und 1819 an der holſteinſchen Küſte. Intereſſanter als alle bisher erwähnten Fälle war derjenige, welcher ſich im J. 1825 an der rügenſchen Küſte ereignete. Hier ſtrandete bei Liſchow eine 46“ lange Balaena rosirata, und gab dadurch zwei — ) Micrälius a. a. O. lib. II. S. 254. 2) Ebendaſelbſt lib. III. S. 358. Dieſer Fiſch ward ſogar in der Greifswalder Marienkirche an der Wand abgemalt, (Bar⸗ thold Geſchichte von Pommern und Rügen. Bd. I. S. 71.) 3) Ebendaſelbſt lib. IV. S 85. ) Eine von Zober 1842 herausgegebene Stralſunder Chronik. ee greifswalder Anatomen Gelegenheit, den Bau dieſer Thierart genauer zu erforfchen. ) §. 18. Was die Vögel betrifft, welche auf den Ge⸗ wäſſern des baltiſchen Meeres umherſchwärmen, ſo tragen die— ſelben, da ſie von der phyſiſchen Beſchaffenheit des Waſſers unabhängig ſind, ſo wenig zur Characteriſtik deſſelben bei, daß es für unſeren Zweck unnöthig fein wird, auf eine nähere Bes ſprechung der einzelnen Arten einzugehen. Nicht unberückſich— tigt dürfen wir aber den Einfluß laſſen, welchen dies Meer auf die Wanderungen der europäiſchen Zugvögel ausübt, in— dem die Geſtaltung der Oſtſee und die Lage ihrer Inſeln dieſen Vögeln ihre Heerſtraßen vorzeichnen. Wenn die befie⸗ derten Bewohner des nördlichen Europa ihre Wanderungen nach dem Süden antreten, ſo ſchlagen ſie im Allgemeinen vier Wege ein. Vom Norden Rußlands wenden ſie ſich entweder gerade nach Süden, oder ſie lenken nach SW. ab und folgen der Oſtſeeküſte durch Eſthland, Livland, Kurland, Preußen und Pommern bis zur Oder hin, und nehmen ihren Flug dann in dieſem Flußthale aufwärts: dies pflegt der Zug zu ſein, welchen die ruſſiſchen Waſſervögel einſchlagen. Die ſcan⸗ dinaviſchen Zugvögel aber wenden ſich entweder von der Süd⸗ ſpitze Schonens zu den weit in das Meer vorſpringenden nörd— lichen Spitzen von Rügen und Hiddenſee, oder gerade nach Süden über die däniſchen Inſeln und Holftein? — Auch ver⸗ dient noch augemerkt zu werden, daß die ſüdlichen Geſtade der Oſtſee für manche Zugvögel die nördliche Gränze bilden, welche ſie nicht mehr zu überſchreiten wagen; dies ſoll z. B. bei dem 1 Rosenthal et Hornschuch epistola de Balaenopteris quibusdam ventre sulcato distinctis. Gryph. 1825. Schil⸗ deners akad. Zeitſchrift Bd. II. H 1. =. Eisvogel (Alceilo ispida) und dem Se eng erepitans) der Fall ſein. 8. 19. Amphibien fehlen der Oſtſee gänzlich; deſto zahlreicher aber ſind die Fiſche, welche dieſes Meer bewoh⸗ nen, und faſt nur ſie allein ſind es, welchen unter den die Oſtſee belebenden organiſchen Weſen von Seiten der Natur⸗ forſcher eine etwas genauere Berückſi ichtigung zu Theil gewor⸗ den iſt. Eine ziemlich vollſtändige Aufzählung der baltiſchen Fiſche giebt ſchon Catteau ⸗Calleville (S. 177 bis 200); außerdem find mehrere Special-Verzeichniſſe der Fiſche einzelner Oſtſeegegenden geliefert worden. Die nördlichſte Ge⸗ gend, von welcher, ſo viel mir bekannt, ein ſolches Verzeichniß gegeben worden iſt, umfaßt die Gewäſſer um Mörkö, eine kleine Inſel in einer Wiek der weſtlichen Oſtſeeküſte unweit Stockholm, unter 590 Breite und 350 20 öſtlich von Ferro. Sie liegt dem Feſtlande ſehr nahe, indem ihr größter Abſtand von demſelben nur /8 M., und ihr kleinſter gar nur 600° beträgt. Der Salzgehalt des ſie umgebenden Waſſers iſt ſehr ungleich. Er iſt ſehr beträchtlich im SO. der Inſel, wo fie dem offenen Meere zugekehrt iſt, äußerſt ſchwach dagegen im SW., in dem Kanale, welcher Mörkö vom Feſtlande trennt, indem hier das Meereswaſſer mit dem Waſſer der von dem Feſtlande herabſtrömenden Flüſſe vermiſcht wird, und außer⸗ dem auch noch in das nördlich gelegene Binnenwaſſer der Kanal ausmündet, welcher bei Söder⸗Telje den Mälarſee mit der Oſtſee verbindet; da die Spiegel dieſer beiden Gewäſſer faſt gleich hoch liegen, fo geſchieht es häufig, daß wenn die Oftfee ſtark fällt, das Waſſer aus dem Mälarſee in dieſe letztere eintritt.) 2) Daß wenn die Oſtſee ſteigt, auch der umgekehrte Fall ſich er⸗ eignet, ward ſchon §. 7. erwähnt. BE a ee Die Fiſche, welche in dieſem Theile der Oſtſee vorkommen, hat Ekſtröm, Pfarrer auf Mörkö, im J. 1834 ſehr aus- führlich beſchrieben; ihre Anzahl beläuft ſich auf 47 Arten. ) Die an den preußiſchen Küſten lebenden Fiſche macht Bu— jack in ſeiner Fauna Prussica (Königsberg 1837) nam- haft; über die an den Küſten Pommerns vorkommenden giebt Creplin werthvolle Mittheilungen 2); die an den meklen— burgiſchen Küſten ſich aufhaltenden hat Siemſſen in ſeiner Abhandlung über die Fiſche Meklenburgs (Roſtock bei Stiller 1794), ſo wie in einigen Zeitſchriften beſchrieben, und über die an den holſteinſchen Küſten vorkommenden erhielt ich von Hrn. Pohlmann in Lübeck ein handſchriftliches Verzeichniß, für welches ich ihm hier meinen Dank ausſpreche. Manche intereſſante Notizen über die Fiſche an den deutſchen und preu⸗ ßiſchen Küſten finden ſich endlich auch noch in Blochs öͤko— nomiſcher Naturgeſchichte der Fiſche Deutſchlands >). Aus dieſen Materialien iſt das nachfolgende Verzeich— niß der ichthyologiſchen Fauna der eigentlichen Oſtſee, mit Aus⸗ ſchluß des botniſchen und finniſchen Meerbuſens, von mir zu⸗ ſammengeſtellt. Schon ein flüchtiger Blick auf daſſelbe belehrt uns, daß wir hier eine ſehr gemiſchte Geſellſchaft vor uns haben. Den Stamm derſelben bilden 43 eigentliche Meeresſpecies ) und 16 Wanderfiſche >), welche 1) Die Fiſche in den Scheeren von Mörks, beſchrieben von C. Uu. Ekſtröm. Aus dem Schwediſchen überſetzt von Dr. F. C. H. Creplin. Berlin bei Reimer. 1835. 8. 2) In Bartholds Geſchichte von Pommern und Rügen. Bd! S. 81 bis 85. Hamburg bei Perthes. 1839. 3) Berlin 1783 bis 85. 3 Bde. 8. 2) Mit ſtehenden Lettern gedruckt— e) Ebenſo, aber vorne mit einem Stern bezeichnet 5 gleich den Zugvögeln, zu beſtimmten Jahreszeiten ihren Auf⸗ enthaltsort wechſeln, und meiſtens zur Laichzeit aus dem Meere in die Flüſſe, bis tief in das Innere des Feſtlandes hinein aufſteigen. Zu dieſem Stamme kommt als ſecundärer Beſtandtheil noch eine Anzahl (22) von Süßwaſſer⸗ Fiſchen hinzu 9, von denen die meiſten freilich vorzugsweiſe nur um die Flußmündungen herum, und in den weniger ſal⸗ zigen Buchten ſich aufhalten, manche aber auch das offene Meer bewohnen 2). Als tertiären Beſtandtheil können wir endlich die fremden Gäſte aus dem atlantiſchen Ocean und der Nordſee betrachten, welche mitunter, wiewol nur ſelten, in die Oſtſee ſich verirren; die Anzahl derjenigen, welche bis jetzt bemerkt worden ſind, beläuft ſich auf 19 Arten ). — Eine genauere Betrachtung des nachſtehenden Verzeichniſſes erlaubt uns die Characteriſtik der baltiſchen ichthyologiſchen. Fauna noch ſchärfer aufzufaſſen, indem ſie uns zeigt, daß: 1. ſowol die marinen Species als auch die Süßwaſſer⸗ Arten im Allgemeinen nicht diejenige Körpergröße erlangen, welche ſie in anderen Meeren und ſüßen Gewäſſern beſitzen; 2. die Anzahl der marinen Species in der Oſtſee nach 1) Mit einem J bezeichnet. 2) Faſt alle norddeutſchen (holſteiniſchen, meklenburgiſchen, mär⸗ kiſchen, pommerſchen) und preußiſchen Süßwaſſer⸗Fiſche zeigen ſich auch in der Oſtſee. Nur folgende ſind noch nicht in derſelben bemerkt worden: Cyprinus amarus, Barbus, Buggenhagii, Carpio, Do- 'bula, Gobio, Jeses, Leuciscus, Nasus, Orphus. Cobitis barbatula, fossilis, Taenia. Salmo Fario, Maraegal Maraenula. Pteromyzon branchialis, Planeri. (18 Arten). 2) Mit ſtehenden, geſperrten Lettern gedruckt. De O. und N. zu mit abnehmendem Salzgehalte des Waſſers ſich allmählig vermindert, wogegen 3. die Anzahl der Süßwaſſer-Arten nach eben dieſen Richtungen hin allmählig zunimmt, aus welchem Umſtande wir uns zu dem Schluſſe berechtigt glauben, daß | 4. im botnifchen und finniſchen Meerbuſen der ſecundäre Beſtandtheil dem primären gleichſteht, wenn er nicht gar ſchon ein Uebergewicht über denſelben beſitzt. | Unter allen Thieren der Oſtſee find die Fiſche diejenigen, welche den Anwohnern dieſes Meeres den mannigfachſten Nutzen gewähren. Sehr viele von ihnen dienen den Men— ſchen zur Speiſe n), indem fie gekocht, geräuchert, an der Sonne gedörrt, marinirt oder eingeſalzen werden; andere wer— den als Köder beim Fange der eßbaren Fiſche, zum Futter für die Schweine, zum Düngen des Ackers, zur Thranberei— tung (3. B. die Stichlinge), oder zu noch anderen Zwecken benutzt z. B. die Haut des Barſches zur Leimbereitung, die des Aals zu Riemen, beſonders an Dreſchflegeln, die Silber— farbe der Schuppen des Uekelei zur Bereitung der essense d Orient, mit welcher die unechten Glasperlen gefärbt wer— den. Einige Arten ſtehen, oder ſtanden wenigſtens früher bei dem Volke als beſonders wirkſame Heilmittel in Anſehn z. B. der Schley, der Hecht, der Seehaſe, die Aalquappe. Nur wenige werden als ganz unbrauchbar verworfen. — Bezeich- nungen, welche von dem Ausſehn, dem Character und der Lebensweiſe mancher dieſer Fiſche hergenommen ſind, ſind in der Volksſprache auf entſprechende menſchliche Eigenthümlich⸗ keiten übertragen worden. Dumm wie ein Zander, munter — 1) Sie find hinter dem lateiniſchen Namen mit einem! bezeichnet a 6 wa wie ein Kaulbarſch, rothäugig wie ein Plötze, arg wie ein Schnäpel — ſind nach Ekſtröms Ausſage Redensarten, welche bei den ſchwediſchen Fiſchern in Gebrauch ſind. Das nachfolgende Verzeichniß der baltiſchen Fiſche iſt nach Voigts deutſcher Bearbeitung von Cüviers Thierreich geordnet. | l. Ord. Acanthopterygii. Stachelfloſſer. + 1. Perca fluviatilis ) ! Barſch. Nicht im offenen Meere, nur in den Buchten. (Cat. Crep. Ek.) N + 2. Lucioperca Sandra Cüv. ! Zander, Sannat. (Siem. Ek: rar.) 3. Lucioperca marina Cüv. ? (Ek. S. 101). + 4. Acerina vulgaris Cüv. ! Kaulbarſch, bei den Schweden auch Skatt-Bonde d. h. Zins-Bauer, genannt, weil er fo fett iſt und ſich aufbläſet, wenn er aus dem Waſſer genommen wird. (Ek.) 5. Trachinus Draco Meerdrache, Petermännchen. (Cat. Bloch. II, 180. Siem: rar.) 6. Mullus Surmuletus Rothbart, Bartmännchen. In der Oſtſee 6“, in der Nordſee 14“ lang. (Cat. Bl. II, 150. Pohl. Siem.) 2). | | * 7. Trigla Hirundo Seeſchwalbe, Seehahn. »Derſelbige pfleget, wie die Schiffer ſagen, wan ein Ungewitter wil erſteigen, wie ein Hane kreigen« — ſagt Kantzow II, 429. (Cat. Bl. II, 170. Pohl. Siem. Kantz.) 5 8. Trigla Gurnardus Schmiedeknecht, grauer Seehahn. In der Oſtſee nur 1¼“7, an den engliſchen Küſten bis 3“ lang. (Cat. Bl. II. 163. Pohl. Siem.) +9. Cottus Gobio ! Kaulkopf, Robkolbe, Müller. Bei Mörkö höchſtens 3“, in den ſüßen Gewäſſern Meklenburgs bis 6“ lang. 3) ) Bei allen von Linnee benannten Arten werde ich das L. hinter dem Namen weglaſſen. 2) Mullus ruber, welchen Catteau-Calleville S. 188 aus der Oſtſee anführt, iſt wol zu ſtreichen, da kein anderer Autor ihn nennt. 2) Bei den gemeinſten Arten, welche von allen oben genannten Autoren angeführt werden, werde ich die Gewährsmänner nicht weiter nennen. — 8 u 10. Cottus Scorpius Seeſcorpion, Seemurre, Wulk, Wollkutze. In der Oſtſee höchſtens 1“, an der norwegiſchen Küſte bis 4“ lang. 11. Cottus Bubalis Euph. Seebüffel. Bewohner der Nordſee. (Ek.) 12. Cottus quadricornis Bl. ! Seebulle, Meerochs. Fehlt im höheren Norden des botniſchen Buſens. 13. Cottus cataphractus Steinpicker, ſelten. (Bl. 1, 25. Pohl. Siem. Buj.) + 14. Gasterosteus aculeatus Stichling. (EK). ) 15. Gasterosteus pungitius Seeſtichling, Stichbüttel. 16. Gasterosteus Spinanchia Dornfiſch. 17. Brama Raji Bl. Seebrachſen. Ein Bewohner des Mittelmeeres; ein in der Oſtſee gefangenes Exemplar befindet ſich im greifswalder Muſeum. (Crep.) | 18. Scomber Scombrus ! Makrele. In der Oſtſee nur 1“, in der Nordſee bis 2“ lang. (Cat. Bl. II, 119. Pohl. Siem. Buj.) 19. Scomber Thynnus ! Thunfiſch. Ein Bewohner des Mittelmeeres; im J. 1814 ward ein Exemplar bei Cöslin ge— fangen, und an das Berliner Muſeum abgeliefert. (Siem. in den Beilagen zu den Roſtocker Nachrichten 1817 St. 44). 20. Xiphias Gladius Schwerdfiſch. Kommt mitunter aus dem atlantiſchen Ocean in die Oſtſee. (Cat. Bl. III, 39. Pohl. Siem. Kantzow Il, 430. Crep. Buj.) 21. Caraux Trachurus Cüv. Stachelmakrele, Stöcker, Müſeken, ſelten. In der Oſtſee 6“, an den engliſchen Küſten 12“ lang. (Cat. Bl. II, 141. Pohl. Siem.) 22. Blennius Gunellus Butterfiſch. (Cat. Bl. II, 260. Siem. Buj.) N 23. Blennius viviparus Aalmutter. 24. Anarrichias Lupus Seewolf, Klippfiſch, ſelten. (Cat. Bl. I, 27. Pohl. Siem.) 25. Gobius niger Kühling, ſchwarzer Gob, Meer = Gob. | 26. Gobius Jo220 Blaugrundel; felten. (Bl. Ill, 215. Pohl. Siem.) 5 1) Cüvier a. a. O. S. 235 theilt dieſe Art in 2 Species, in G. trachurus und gymnurus; in den baltiſchen Ländern ſind beide Arten von den Autoren noch nicht unterſchieden. 6* 27. Gobius minutus Weißgrundel. (Buj. Ek.) 28. Lophius piscatorius Seeteufel; Nordſee-Bewohner. (Cat. Jsis 1824. ©. 895. Pohl. Siem.) 29. Labrus rupestris Felſenbarſch. Ein Bewohner des Eismeeres; in der Oſtſee im J. 1817 gefangen. (Siem. Beitr. zu den Roſt. Nachr. 1817. St. 44). N II. Ord. Malacopterygii abdominales. Weichfloſſer. + 30. Cyprinus Carassius! Karauſche; kleiner als im u: Waſſer (Crep. Ek.) + 31. Cyprinus Gibelio Bl.! Giebel. (Ek.) f + 32. Cyprinus Tinca ! Schley; im ſchwediſchen auch „Schu⸗ flere wegen feines unreinlichen Ausſehns, und »Fiſch- Arzt wegen der ihm zugeſchriebenen Heilkräfte genannt. Selten, und kleiner als im ſüßen Waſſer. (Ek.) > + 33. Cyprinus Brama ! Brachſen, Bley; kleiner als im ſüßen Waffer: (Crep. Ek.) seh Cyprinus Farenus Art. Im ſchwediſchen mit einem Namen bezeichnet, welcher fo viel bedeutet wie opereulum vulvae — wahrſcheinlich wegen der Nutzloſigkeit dieſes Fiſches. In den Schee⸗ ren von Mörkö nur 3½“, in den ſchwediſchen Seeen 6“ lang. (Ek.) 35. Cyprinus aphya Spierling, Pfrille. (Cat. Bl. III, 181. Siem. Magaz. II. Buj. Ek. rar.) a + 36. Cyprinus Blicca Bl. Güſter (wendiſcher Name 2) (Ek ) f + 37. Cypriuus Ballerus Zope, Schwope, Schwuppe; in den Haffs der Südküſte. (Bl. 1, 79. Siem. Crep.) 38. Cyprinus Vimba ! Zärthe. * 39. Cyprinus Jdus ! Kühling, Häwer. (Cat. Pohl. Buj. Ek.) + 40. Cyprinus rutilus ! Plötze (vom wendiſchen plotiza Plattſiſch), Rothauge. (Ek.) 41. Cyprinus microlepidotus Ek. m Mörko. (Ek.) (Ek.) 8 a + 43. Cyprinus Alburnus ! Uekeley (vom ruſſiſchen uklea), Witing. (Ek.) € * 44. Cyprinus Phoxinus Elritze. (Ek.) + 42. Cyprinus erythrophthalmus Rothauge, Plötze. 7 45. Cyprinus aspius Raapfen. In den meklenb. Binnens gewäſſern. (Siem.) 46. Cyprinus eultratus Ziege. (Bl. J 329. Siem. Buj.) +47. Esox lueius ! Hecht. Im offenen Meere ſelten, häufig an den Küſten und in den Buchten. (Cat. Buj. Ek) !) 48. Esox Belone ! Hornhecht. + 49. Silurus Glanis ! Wels; nur felten in der Oſtſee. (Bl. J. 310. Siem.) 50. Salmo Salar! Lachs. 51. Salmo Schieffermülleri Bl.! Silberlachs, Maiforelle. In der Oſt- und Nordſee; außerdem in den Flüſſen Oeſtreichs: ob aus dem ſchwarzen Meere bis dahin durch die Donau aufſteigend? (Bl. HI. 199. Siem. Buj.) * 52. Salmo -Trutta ! Lachsforelle. (Bl. III, 183. Pohl. Siem. Buj.) 53. Salmo Gödenii Bl.! Seeforelle, e (Bl. 11, 197. Siem. Buj.) + 54. Salmo Eperlanus ! Stint. + g. minor, der gemeine Stint; um Mörkö. (Ek.) ß. major = marinus der Seeſtint. 55. Salmo Thymallus! Aeſche. (Cat. Buj) 56. Salmo oxyrrhynchus ! Schnäpel. + 57. Coregonus Albula Art.! Löffelſtint. (Ek.) 38. Clupea Harengus ! Häring, Strömling (die Oſtſee— form); geräuchert: Bückling; aufgeſchnitten, ausgenommen und an der Sonne gedörrt: Flickhäring (vom dänifchen flaka ſchneiden, ſpalten, ritzen). — Er iſt in der Oſtſee kleiner als in anderen Meeren, und ward deßhalb früher als eigene Art betrachtet (Cl. Membras L.). Dies beruhete aber auf einer Verkennung des all— gemeinen Characters der Oſtſeefaung, welcher von dem geringen, und nach dem botniſchen und finniſchen Meerbuſen noch mehr abneh— 1) Die Kinnladen des Hechts mit den in ihnen ſitzenden Zähnen werden in Schweden getrocknet und puiwerifirt von dem Volke als Mittel gegen die Pleureſie angewendet Der Werth, wel— chen der Aberglaube auf das Hecht-Kreuz legt, iſt bekannt. — Ekſtröm fand auf dem Rücken eines Hechtes das Skelett eines Fiſchadlers (Falco Halietos L), welchen derſelbe unter das Waſſer gezogen und erſtickt hatte. Auch in Pommern hat man Hechte mit den Klauen eines Seeadlers (Aquila albicilla) im Rücken gefangen. (Crep.) Be menden Salzgehalte diefes Meeres beftimnit wird. »Der Häring geht, ſagt Ekſtröm S. 206 f., faſt an alle Küſten Scandinaviens, von Hammerfiſt in der Finnmark, bis einige Meilen ſüdlich von Zornea. An den am nächſten zuſammenliegenden Küſten, welche er beſucht, gleichen die Arten ſich am meiſten, und bilden allmählig, von der Finnmark an um ganz Scandinavien herum bis zur Gegend von Tornea, Uebergänge, welche die einander ſo äußerſt unähnlichen Extreme der Unterarten von Cl. Harengus vereinigen, die unter den Namen Hammerfeſt-Sill (Häring von Hammerfeſt), und Finn- oder Botten⸗Strömning bekannt ſind Man kann ſonach annehmen, daß jede Gegend, in welcher man Häringe fiſcht, von einem Stamme oder einer Familie bewohnt wird, und daß jede ſolche Familie an jeder Stelle eine andere ſei.« — Ueber die Lebensweiſe und den Fang dieſes wichtigen Fiſches ſiehe Ekſtröm und Catteau-Calleville. 59. Clupea Sprattus ! Sprotte, Spratte, Breitfiſch. Die an den holft. Küſten gefangenen find als Kieler Sprotten berühmt, und werden weit verſendet. (Cat. Bl. I, 263 Pohl. Siem. Buj.) 60. Clupea latulus Cüv. Breitling. (Pohl. Buj.) i 61. Clupea Alosa ? ! Maifiſch, Alſe, Goldfiſch (von der Farbe, die er beim Räuchern annimmt, ſo genannt). Cat. Bl. 5 268. Siem. Crep ) 62. Engraulis Encrasieolus Cüv. ! Sardelle, Anſchove. (Cat. Bl. I, 271. Pohl. Siem. Far.) III. Ord. Malacopterygii subbrachii. Weichfloſſer. 63. Gadus Morrhua Kabeljau; kommt mitunter aus der Nordſee in das baltiſche Meer. (Crep.) 64. Gadus Aeglefinus Schellfiſch; dringt nur ſehr ſelten aus der Nordſee in die Oſtſee ein. (Pohl. Siem.) 65. Gadus Callarias ! (balticus auct.) Dorſch; ungemein häufig in der Oſtſee, im Inneren des botniſchen und finniſchen Meerz buſens verliert er ſich aber faſt gänzlich. — 1) Bujack führt dieſe Art nicht unter den preuß. Fiſchen mit auf, wol aber die ſehr ähnliche Bl. Finta Cüv. Nach Cü⸗ vier a. a. O. S. 419. Anm. wäre Blochs Abbildung der Alosa nur eine Finta; es könnte alſo hinſichtlich der im Texte genannten Art bei unſeren Autoren eine Verwechslung ſtattfinden, und ſtatt dieſer möchte Finta einzuſchieben fein. 8 66. Gadus minutus ! Zwergdorſch, ſelten. (Cat. Bl. Il, 231. Siem Buj) 67. Gadus Merlangus ! Plattfiſch, Wittling, ſelten. (Cat. Bl. II, 222. Siem. Buj.) # 68. Gadus carbonarius Köhler, Kohlmund; häufig an der engliſchen Küſte, in der Oſtſee nur als Gaft. [BL II. 227. Siem.) 69. Gadus Pollachius ! Pollak, felten. (Cat. Bl. II, 238. Siem. Buj.) 7 70. Gadus Lota ! Aalquappe; im Meere kleiner als im ſüßen Waſſer. (Crep. Ek.). — In Schweden wird der Magen dieſes Fiſches getrocknet und zu Pulver geſtoßen, gegen das kalle Fieber eingenommen; aus der Leber wird dort Oel bereitet, und als. Univerſalmittel gegen alle Augenkrankheiten angewendet (Ek.) 71. Gadus raninus Müll. Ein Nordſeebewohner, zeigt ſich mitunter an der holſt Küfte [Pohl.] 72. Pleuronectus Platessa ! Scholle, ſelten. [Cat. BI I, 44 Pohl. Siem. Crep. Buj.] 73. Pleuronectes Flesus ! Flunder. [Cat. Bl. Il, 54. Pohl. Siem. Crep. Buj.] 0 74, Pleuroneetes Passer! Stachelbutt. [Cat. Bl. Il, 75. Siem. Buj.] 75. Pleuronectes Limanda ! Klieſche, Glahrke, felten. [Cat. Bl. II, 60. Pohl. Siem. Crep. Buj.] 76. Pleuronectes Hippoglossus Heiligbutt; kommt nur ſehr felten aus der Nordſee an die holſt. Küſte. [Pohl.] 77. Pleuronectes maximus! Steinbutt; nach Norden zu in der Oſtſee feltener, 78. Pleuronectes Rhombus Glattbutt; felten aus der Nordſee an der holſt. Küſte. [Pohl.] 79. Pleuronectes Solea! Zunge, See-Repphuhn, ſelten. [Cat. Bl. II, 58. Siem.] N Alle in der Oſtſee heimiſchen Arten dieſer Gattung bleiben hier kleiner als in anderen Meeren. [Ürep.] 80. Cyclopterus Lumpus Seehaſe. Auf Mörkö wird er gedörrt, pulveriſirt, und in Branntwein gegen das kalte Fieber an⸗ gewendet [EK.] 81. Cyclopterus Liparis. Ein Bewohner des Meer es um Kamſchatka; zweimal bei Mörkö gefangen. [Ek.] VVV IV. Ord. Malacopterygii apodes. Weichfloſſer. g .+ 82. Muraena Anguilla ! Aal. + cc. acutirostris Risso [oxyrrhina Ek.] . latirostris Risso [platyrrhina Ek.] 3 Erſteres iſt die Süß waſſer-, letzteres die Meeresform; in der Oſtſee kommen beide vor. [IEK 5 83. Muraena Conger Meeraal; aus der Nordſee an der holſteinſchen Küſte. [Pohl.] 5 841. Ammodytes Tobianus Bl. Sandaal. Geht in der Oſtſee nur bis etwa zum 590 Breite. f 85. Ammodytes lancea Cüv. [Buj.] V. Ord. Lophobranchii. Weichfloſſer. 86. Syngnathus Typlile Mecrnadel. [Cat. Bl. III, 143. Pohl. Siem. Buj.] a: 5 87. Syngnathus Acus Trompete, Nadelfiſch. 88. Syngnathus Ophidion Meerſchlange. [Bl. IN, 147. Siem. Buj. EK] — Dieſe, fo wie die vorhergehende Art, erreichen in der Oſtſee nur die Dicke eines Federkiels, und die Länge von 6“, während fie in der Nordſee fingersdick und ellenlang werden. [Ek.] 89. Syngnathus Kleinii Baer. [Buj.] VI. Ord. Chondropterygii Sturiones. Knorpelfiſche. 90. Acipenser Sturio ! Stör. Sein Rogen wird als Caviar benutzt. 5 | 91. Acipenser Lichtensteinii Br. et Rz. an der pommer⸗ ſchen Küſte und im Stettiner Haff. [Crep.] 92. Acipenser ruthenus Sterlet. Bewohnt das cas: piſche- und ſchwarze Meer, ſowie die Flüſſe Rußlands; in der Oſtſee ſehr ſelten. [Cat. Bl. I, 126. Siem. Beil. d. Roſt. Nachr. 1817. St. 44. Buj] 5 VII. Ord. Chondropterygii Plagiostomi. Knorpelfiſche. 93. Squalus glaucus Der blaue Hay; ſelten. [Cat. Bl. III, 100. Pohl. Siem. „ 94. Squalus maximus Rieſenhay. Bewohner des Nord— meeres, 1625 bei Roſtock gefangen. [Siem.] 5 95. Squalus Acanthias Dornhay; ſelten. [Cat. Bl. III, 197. Pohl. Siem.] 96. Pristis antiquorum Sägefiſch; nn aus dem atlantiſchen Ocean ſelten in die Oftfee [Cat. Pohl, Siem. ] 97. Raja clavata Stachelroche. Bewohner der Nordſee. [Cat.]. N f 98. Raja batis Glattroche. Bewohner der Nordſee. [Cat. Isis 1824 S. 895.] 99. Pleromyzon marinus ! Lamprete; ſelten. [Cat. Pohl. Buj.] 100. Pteromyzon ein: ! Neunauge. [Cat. Buj. Ek.] §. 20. In recht auffallendem Gegenſatze zu dem Fiſch— reichthume der Oſtſee ſteht ihre überaus große Armuth an Mollusken. Während man im Mittelmeere 534 Arten kennt, an den engliſchen Küſten ſchon 421 Arten aufgefunden ſind ), und ſelbſt die Nordſee noch gegen 150 Arten zählt, vermag ich aus der Oſtſee kaum 18 Arten nachzuweiſen. 2) Dieſe Armuth an Conchylien fällt gewiß jedem auf, der ihren Producten eine, wenn auch nur geringe Aufmerk— ſamkeit gewidmet. Man kann lange Strecken an den Ufern dieſes Meeres hinwandern, ohne auch nur eine einzige Con⸗ chylie zu finden »), und ſelbſt an den Stellen, wo fie am häu— — — — — 1) Philippi Fauna molluscorum utriusque Siciliae. Ha- lae ap. Anton 1836. 44. vol. II, p. 245. 2) Wenn Dr. Berendt (die in Bernſtein eingeſchloſſenen orga— 15 Reſte der Vorwelt. Berlin 1845. Bd. J, S. 3) ſagt „Durocher habe im däniſchen Diluvium 70 Arten noch jetzt im baltiſchen Meere vorhandener Conchylien gefunden,“ ſo muß ich die Zahl 70 für einen Druckfehler halten. 3) Auch in anderen an Conchylien reichen Meeren kommen mit⸗ unter lange Küſtenſtrecken vor, welche von den Mollusken ge— mieden werden. So berichtet z. B. Sauſſüre (voyages d. les Alpes $. 1371) daß er am Mittelmeere von Porto-Fino er figſten vorhanden find, wird man felten mehr als vier verſchiedene Arten beiſammen antreffen. Dieſe arme Mollusken⸗Fauna des baltiſchen Meeres iſt von der reichen, mit Süßwaſſermollusken durchaus nicht vermiſchten, der benachbarten Nordſee im Sunde durch die §. 16 bezeichnete Linie ſcharf geſchieden. Nur ſehr wenige (12) Species der Nordſee-Mollusken haben es ge⸗ wagt, dieſe Gränze zu überſchreiten, und dieſe wenigen ſind es, welche den einen Hauptbeſtandtheil der baltiſchen Mol lusken⸗Fauna ausmachen. Den anderen bilden einige we⸗ nige Süßwaſſer⸗Conchylien, welche die Mündungen der feſt⸗ ländiſchen Flüſſe verlaſſend, in der Oſtſee ſich angeſiedelt haben. Schon im Sunde geſellt ſich die den ſüßen Ge⸗ wäſſern angehörige Neritina fluviatilis zu den marinen Arten; die Süßwaſſer-Species treten auf eine bemerkbare Weiſe aber an der ſüdlichen Küſte zuerſt um Rügen herum hervor, wo wir nebſt der ebengenannten dort ſehr zahlreichen Neritina auch ſchon mehrere Limnaeus Arten antreffen. Sie nehmen immer mehr zu, je weiter wir uns von dem Sunde und den Belten entfernen, während nach eben dieſen Richtungen hin die Meeresſpecies ſeltner werden: ſchon im livländiſchen Buſen finden ſich die Süßwaſſergattungen Cy- clas, Unio nnd Anodonta, und im Inneren des botniſchen und finniſchen Buſens ſind die marinen Species wahrſchein⸗ lich gänzlich verſchwunden. | Außer dieſer geringen Artenzahl und der Vermiſchung von Meeres- und Süßwaſſerarten, fällt auch ſogleich die un⸗ bis Alaſſio auf einer Strecke von 80 ital. Meilen, ungeachtet eifrigen Suchens auch nicht einmal ein Conchylien-Fragment gefunden habe. Auch am Strande bei Marſeille ſuchte Saus⸗ füre vergebens §. 1513. | SA a gemeine Kleinheit und Dünnſchaligkeit ſämmtlicher Individuen auf. Sie erſcheinen als Pygmäen, wenn man ſie mit den gleichen Arten der Nordſee und unſerer ſüßen Gewäſſer vergleicht. Dieſe Verkleinerung iſt aber zugleich auch mit einer ſolchen Verkrüppelung ihrer Formen verbunden, daß es oft ſchwer hält, die eigentliche Stammart in ihnen wieder zu erkennen. Daher iſt denn hier derſelbe Fall ein— getreten, welchen wir ſchon oben bei dem Häring beſprochen haben, daß man nämlich dieſe baltiſchen Varietäten als ſelbſt— ſtändige Species in Anſpruch genommen hat. Nur eine recht klare Auffaſſung des Grundſatzes, daß wir die Oſtſeeconchy— lien nur als verkümmerte Abkömmlinge in anderen Gewäſſern einheimiſcher Stammeltern anzuſehen haben, vermag uns bei der Feſtſtellung ihrer Arten auf den rechten Weg zu leiten, und uns vor wiſſenſchaftlichen und practiſchen Irrthümern zu bewahren. ) Von ganz beſonderer Wichtigkeit ſind die Grup⸗ pirung und die merkwürdigen Formen dieſer Conchylien für m — 2 1) Zu den practiſchen Irrthümern rechne ich den ſchon mehrfach gemachten Verſuch, die Auſtern in die Oſtſee überzuſtedeln. Ein älterer, ſie an die Küſte von Seeland zu verpflanzen, iſt gänzlich fehlgeſchlagen. Ein ebenſowenig günſtiges Progno— ſtikon habe ich ſchon vor einiger Zeit dem neuerdings gemachten Verſuche geſtellt, die Auſtern am Ruben, einer Nebeninfel Rügens, anzuſiedeln (Muſſehls pract. Wochenblatt 1845 No. 12), und wie ich ſeitdem gehört, ſoll dies Unternehmen auch durchaus fehlgeſchlagen fein. Selbſt wenn die Auftern ſich hier fortpflanzten, ſo würden doch ihre Nachkommen dem all— gemeinen Geſchick der baltiſchen Mollusken nicht entgehen; fie würden zu ſolchen Zwergen zuſammenſchrumpfen, daß ihr Ge⸗ nuß dem Gaſtronomen keine Befriedigung mehr gewähren würde. — Einem anderen practiſchen Irrthume find Conchy⸗ lien = Sammler am Oſtſeeſtrande ausgeſetzt, indem fie dort mitunter ſtatt baltiſcher, fremde Conchylien ſammeln, wovon weiter unten noch die Rede ſein wird. diejenigen, welche ſich mit der Geologie der baltiſchen Länder beſchäftigen, denn ſie werden in ihnen ein ſicheres Merkmal finden, Alluvionen der Oſtſce, von denen anderer Meere zu unterſcheiden. (S. 67). Die große Analogie, welche die Bewohner der Oſtſee aus den beiden Claſſen der Fiſche und Mollusken hinſichtlich ihrer Arten, ihrer Formen und ihrer geographiſchen Verbrei⸗ tung darbieten, iſt nicht zu verkennen. Jedoch ſcheint es, als beſäßen die Fiſche eine größere Biegſamkeit des Organismus, durch welche ſie mehr als die Mollusken befähigt werden, unter verſchiedenen Lebensbedingungen zu gedeihen. Denn von den 40 Arten unſerer Süßwaſſer⸗Fiſche finden wir 22, alſo über die Hälfte, in der Oſtſee wieder, während wir von den 43 norddeutſchen Süßwaſſer-Mollusken in der Oſtſee an den deutſchen Küſten nur 3 Arten antreffen. Der Nutzen, welchen die Oſtſeeconchylien gewähren, iſt ſo geringe, daß er kaum eine Erwähnung verdient. Nur allein die Miesmuſchel (Myiilus edulis) erreicht an der holſteiniſchen und ſchleswigſchen Küſte eine ſolche Größe, daß es der Mühe werth iſt, fie als Speiſe zu benutzen. Die apenrader Mies⸗ oder Pfahlmuſcheln erfreuen ſich ſogar ei⸗ niger Berühmtheit, und werden nicht allein friſch verſendet, ſondern ſie gehen auch gekocht und in Eſſig eingemacht, in Flaſchen als Handelsartikel in ferne Gegenden. Ihr Fang wird daher in dem apenrader Fjord ſyſtematiſch betrieben; es ſind dort im Waſſer Pfähle eingerammt, welche dieſen Mu⸗ ſcheln als Anheftungspunkte dienen ), und nur alle 4 Jahre — 1) Die Miesmuſchel gehört ebenſo wie die Dreissena poly- morpha (Tichogonia Chemuitzii) unſerer ſüßen Gewäſſer zu den unbeweglichen Mollusken. Sie heftet ſich durch ihren — 9 — wird an jedem Pfahle eine Erndte gehalten, wobei die Mu— ſcheln mit beſonderen Werkzeugen abgeſchabt werden. ) Die Herzmuſchel (Cardium) unſerer Oſtſee, deren Thier in den Küſtenländern der Nordſee gegeſſen, und deren Schale eben— daſelbſt zum Kalkbrennen benutzt wird, bleibt hier zu klein, um zu einem dieſer beiden Zwecke verwendet werden zu können. In dem nachfolgenden Verzeichniſſe der baltiſchen Con— chylien werde ich nur diejenigen Arten als unzweifelhaft auf— führen, welche ich ſelbſt geſehen habe; einige andere von Siemſſen, Nilſſon und Kleeberg gelegentlich genannte Ar— ten e), welche mir noch nicht zu Geſichte gekommen find, werde ich durch ein vorgeſetztes Fragezeichen kenntlich machen. Bei der Aufnahme der Arten habe ich deßhalb ſehr vorſichtig ſein zu müſſen geglaubt, weil Sammler ſehr oft durch fremde Conchylien, welche fie am Strande der Oſtſee finden, getäuſcht werden. Das Locomotiv⸗Vermögen der Mollusken iſt freilich ſehr geringe, und ſie ſind nicht im Stande, ſo weite Wande⸗ rungen zu unternehmen wie die Fiſche. Dieſer Mangel an eigener Beweglichkeit wird ihnen aber auf künſtliche Weiſe durch die Schifffahrt erſetzt, indem dieſe ein Mittel abgiebt, Byſſus, einen Büſchel fein zerſchlitzter Faſern, an Pfähle, Steine, oder auch eine an die andere, für ihre ganze Lebens— dauer an. Dreissena polymorpha bildet auf dieſe Weiſe in unſeren Flüſſen und Landſeen förmliche Trauben, indem ein Individuum an dem anderen feſtſitzt. a > 1) Sfis 1843 ©. 297. 2) Siemſſen ſyſtematiſches Verzeichniß der meklenb. Conchylien. Schwerin 1794. Nilsson hist. molluscorum Sueciae. Lundae 1822. Kleeberg molluscorum Borussicorum synopsis. (diss. inaug.) Regiom. 1828. = Me — durch welches lebende Mollusken und leere Conchylienſchalen oft ſehr weit fortgeführt werden; erſtere, indem ſie an die äußere Bekleidung der Schiffe ſich anheften, letztere in dem Meeresſande, welcher als Ballaſt in die Schiffe eingeladen wird, oder als ausländiſche Seltenheiten, welche von den Schiffern zum Verſchenken oder zum Verkauf mit in die Hei⸗ math genommen werden. Wie auf die beiden zuerſt angege⸗ benen Arten häufig Conchylien fremder Meere in die Oſtſee gelangen können, iſt an und für ſich klar. Man wird aber auch leicht einſehn, wie auf die dritte Weiſe ziemlich oft fremde Species dahin kommen, wenn man bedenkt, wie zahlreiche Opfer an Schiffen die Küſten dieſes Meeres jährlich fordern. Werden nun dieſe fremden Conchylien von den Wogen an den Strand geworfen, ſo ſind ſie es vorzugsweiſe, welche Sammlern in die Hände fallen, weil ſie durch Größe, Ge— ſtalt und Farbenglanz ſehr auffallend vor den unſcheinbaren, verkümmerten baltiſchen Arten ſich auszeichnen. So wurden z. B. Patella vulgaris (bei Danzig), Cardium magnum, tuberculatum, echinalum und Venus gallina (bei Warne⸗ münde) am Oſtſeeſtrande gefunden, welche durch ihren Habi⸗ | tus auf das Deutlichſte verriethen, daß fie nicht in dieſem Meere aufgewachſen waren. ) In dem nachfolgenden Verzeichniſſe habe ich im In⸗ tereſſe der Sammler die Diagnoſen der Arten mitgetheilt, da dieſelben, ſo viel ich weiß, noch in keinem Werke zuſammen⸗ geſtellt ſind. — ä — ) Erſtere wird von Klein de tabulis marinis (Ged. 1731) t. 1, 2 abgebildet; die übrigen wurden mir, als bei Warne⸗ münde gefunden, mitgetheilt. J. Schnecken. a. Süßwaſſerconchylien. Limnaeus Drap, Gehäuſe: ungedeckelt, dünn, meiſt ritz⸗ förmig⸗, ſeltner lochförmig⸗-genabelt, eiförmig oder eirund, mit ſpit⸗ zigem, zuweilen thurmförmigen Gewinde; Umgänge ſchnell an Größe zunehmend; Mündung länger als breit, an der Spindelſeite aus— gebogen, oben mehr oder weniger zugeſpitzt, unten abgerundet; Mund— ſaum ſcharf, bisweilen zurückgebogen, und durch einen lamellen— artigen Umſchlag der Spindelſäule gleichſam verbunden; Spindel— ſäule oft frei hervorragend, bogig und mit einer Falte verſehen. 1. L. auricularius Drap. Pfeif. I. t. 4. f. 17. 18. Blaſenförmig-aufgetrieben, genabelt; Gewinde ſehr kurz, ſpitzig; Mündung ungemein erweitert, groß, eiförmig⸗gerundet; Mundſaum zuſammenhängend, nach Außen umgeſchlagen; Columellarfalte ſehr ſtark; umgänge 4, an Größe ungemein ſchnell zunehmend; Höhe und Breite 12 bis 15“. — In unſeren Landſeen eine der häufigſten. Conchylien. „ marinus Gewinde etwas länger (aber nur ſehr wenig) und Mündung etwas ſchmäler; Höhe 6““. — In der Oſtſee ſelten: Glewitzer Fähre an der Südſpitze Rügens! Die Schale iſt meiſt ſehr ausgefreſſen und durchlöchert, und zeigt jene gitterförmigen Eindrücke nicht, welche häufig den Indivi— duen unſerer ſüßen Gewäſſer ein ſo auffallendes Anſehn geben, aber doch kein characteriſtiſches Kennzeichen der Art ſind, da wir auch unter den letzteren Exemplare ohne dieſe Eindrücke finden. Ich glaube, daß Nilſſons L. balticus (S. 64) mit dieſer Art identiſch iſt, denn die Characteriſtik, welche er von jenem giebt, paßt ſehr gut auf dieſe. Roßmäßler meint zwar (Sconographie I. S. 97) L. balticus wäre mit L. vulgaris zu vereinigen, wenn ihre Lebens⸗ weiſe (der eine im ſalzigen, der andere im ſüßen Waſſer) nicht ſo ſehr verſchieden wäre. Wenn beide aber ſonſt nur übereinſtimmten, fo dürfte dieſer Umſtand ihrer Vereinigung nicht im Wege ſtehen, da ich L. vulgaris im Brackwaſſer der greifswalder Saline in ſehr vollkommener und ganz normaler Ausbildung gefunden habe. Allein die plica columellae distincta, welche Nilſſon ſeinem L. balticus zuſchreibt, ſcheint mir dieſe Art von L. vulgaris zu trennen. 2. L. ovatus Drap. Pfeif. I. c. f. 21. Eirund, bauchig, mit einem Nabelritz, zart, zerbrechlich, durchſcheinend, hell⸗hornfarben; Gewinde kurz, ſpitz; Umgänge 4 bis 5, letzter ſehr bauchig, aufs — — 7 se getrieben; Spindelfalte meiſt ziemlich unmerklich; Mündung eirund; Mundſaum einfach, ſcharf, gerade aus; Höhe 5 bis 8““, Breite 3½ bis 5. — In Gräben und Sümpfen ſehr häufig. „ marinus ſehr glänzend, nur 4““ hoch. — Häufig im Breeger Bodden (Rügen)! — L. suceineus Nils. p. 662 Neritina Lam. Gehäufe: gedeckelt, halb kugelig oder ei⸗ förmig, unten abgeflacht, ungenabelt; Mündung halbrund; Spindel mit einer ſcharfrandigen Platte bedeckt; Außenlippe ſcharf, innen zahnlos; Deckel hornig mit einem ſpitzigen Schließzahn. 3. N. fluviatilis Lam. Pfeif. I. c. f. 38 39. Länglich⸗ eiförmig, plan⸗conver; Gewinde ſehr kurz, ſeitlich, bunt; der weiße Spindelrand zahnlos; Deckel gelb; Höhe 4 bis 5. — Sehr ges mein in Seeen und Flüſſen. | 6. marina (N. baltica Beck) Nils. p. 94. Kleeb. p. 32. Etwa um / kleiner und weit dünnſchaliger. — Häufig am Strande auf Steinen an den ſchwediſchen, preußiſchen und deutſchen (bei Krampas auf Rügen!) Küſten. b. Meeresconchylien. Paludina Lam. Geghäuſe zerbrechlich, gedeckelt, oft ge— nabelt, eiförmig oder eiförmig-coniſch; Umgänge meiſt ſtark gewölbt, durch eine meiſtens ſehr tiefe Naht vereinigt; Mündung rund⸗eiför⸗ mig, oben mit einem ſtumpfen Winkel, Mundſaum zuſammenhängend; Deckel concentriſch⸗geringelt. Dieſe Gattung iſt eine von den wenigen, von welchen ſewel im ſalzigen als im ſüßen Waſſer Arten angetroffen werden. 4. P. muriatica Lam. (balthica, thermalis, acuta u. a. m.). Gehäuſe eiförmig-coniſch, glatt, unter der grünlichen Epider⸗ mis weiß, Umgänge 5 bis 7, ſehr conver und allmählig zunehmend; Wirbel ſpitz (aber meiſt zerfreſſen und daher abgeſtumpft); Nabelritz ſehr fein; Höhe nur 2° — Nils. p. 91. Kleeb. p. 29. Häufig an den ſchwed., preuß. und deut. Küſten (3 B. im großen jasmunder Bodden, wo die auf dem Riffe wachſenden Charen von ihr bewohnt werden); ſelbſt im friſchen und curiſchen Haff, welche nur ſüßes Waſſer enthalten. Außerdem auch in der Nordſee, dem Mittelmeere und in einigen Thermalquellen, deren Waſſer eine Wärme von 340 beſitzt; foſſil in mehreren tertiären Geſteinen, z. B. bei Mainz. — Dieſe Art iſt keine Zwergform der P. impura unſerer ſüßen Gewäſſer, denn dieſe verändert ſich nicht im Salz⸗ waſſer, wie ich an Exemplaren bemerkt habe, welche ich im Brack— waſſer der greifswalder Saline geſammelt habe. — Oerſted (a. a. O. S. 69) trennt unſere Art in Paludinella balthica und vulgaris | a durch ſehr unbedeutende Merkmale, was mir um fo weniger zuläſſig erſcheint, da beide Arten im Sunde immer zuſammen vorkommen, Littorina Fer. Dieſe Gattung ſteht der vorigen ſehr nahe, unterſcheidet ſich aber durch das dicke Gehäuſe und den unterbrochenen Mundſaum von derſelben. 5. L. littorea Fer. Gehäuſe eiförmig, ungenabelt, grau oder braun mit mehreren dunkleren Binden; Umgänge 6, flach, der letzte etwas bauchig; Naht wenig vertieft; Mündung rundlich, eiförmig, innen braun; Spindel weiß. Die Queerſtreifen der jugendlichen Exemplare und ihr ſpitzer Wirbel verſchwinden mit zunehmendem Alter, und fie erſcheinen dann faſt ganz glatt und oben abgeſtumpft. — Höhe in der Nordſee !) bis 15°, in der Oſtſee nur 5“. In der Nordſee ungemein häufig, in der Oſtſee aber ſehr ſelten: an der meklb. Küſte! (auch ſchon von Siemſſen gefunden) und im Breeger Bodden (Rügen)! Buecinum L. Gehäuſe ungenabelt, eiförmig oder coniſch-ei⸗ förmig, mit mäßig langem, ſpitzigen Gewinde; Spindel etwas ge— bogen, nicht verflacht, durch einen tiefen Ausſchnitt vom Lippenrande getrennt. 2 6. B. undatum L. Gehäuſe dick, coniſch-eiförmig, bauchig; Windungen convex, mit dicken, ſchrägen Längsfalten (etwa 12 auf jeder Windung) und zahlreichen feinen Längslinien, welche von ſtär— keren und ſchwächeren Querleiſten durchſchnitten werden. Die ſtär— keren Queerleiſten (auf der unterſten Windung ungefähr 22, auf den oberen 10) liegen in gleichen Abſtänden, und zwiſchen ihnen befinden ſich immer 3 bis 4 ſchwächere. Mitunter ſind die Längsfalten wenig ausgebildet, bisweilen aber auch nebſt den Queerleiſten fo ſtark ab- gerieben, daß ſie nur noch wenig bemerklich ſind. — Höhe der Nord— ſee⸗Exemplare bis 4“. Siemſſen führt dieſe Art auch unter den Oſtſeeconchylien an; ich habe fie noch nicht gefunden. 7. B. reticulatum -L. Coniſch⸗ eiförmig mit zahlreichen Längsfalten (18 bis 25 auf jeder Windung), welche von Queerftreifen (12 bis 15 auf der unterſten Windung) durchſchnitten werden und da— durch ein knotiges Ausſehn erlangen; weiß, gelblich oder bläulich; Umgänge 7, flach-conver; Spindelſeite mit einer breiten Platte bes deckt, Lippe inwendig gezähnt. — Höhe in der Nordſee 13’, in der Oſtſee 8“. 1) Die Nordfeeeremplare, welche mir zur Vergleichung dienten, wurden von Freunden auf Helgoland und Norderney, von mir felbft bei Oſtende geſammelt. 7715 Zr Selten an der meklenburgiſchen Küſte: Warnemünde! Purpura Lam. Gehäuſe eiförmig, oder oval mit kurzem Ges winde; Spindel verflacht, mit dem Außenrande einen kurzen, an nicht hervortretenden Canal bildend. 2 8. P. Lapillus Lam. Sehr dick, queergeſtreift (die Streifen ſind aber meiſtens ſo ſehr abgerieben, daß das ganze Ge⸗ häuſe glatt erſcheint); grün⸗gelblich oder weiß⸗gelblich; die Umgänge conver; Gewinde kegelförmig; Lippe dick, inwendig gezahnt. — Höhe in der Nordſee 8 bis 15“. Nach Siemſſen in der Oſtſee, von mir noch nicht gefunden II. Muſcheln. a. Süßwaſſerconchylien. i Die im livländiſchen Buſen vorkommenden Species der Gattungen Unio, Anodonta und Cyclas kann ich leider nicht namhaft machen; ihr Vorkommen daſelbſt iſt mir nur aus einer Notiz in der Naturgeſchichte der drei Reiche von Biſchoff, Leonhard, Bronn u. ſ. w. Bd. XIV. S. 55 bekannt, in welche dieſelbe aus dem mir nicht zu⸗ gänglichen Bulletin philomatique 1819. 72 aufgenommen ift. b. Meeresconchylien. Mytilus Lam. Verlängert⸗- eiförmig, faſt dreiſeitig; Wirbel nach vorne geneigt, die Spitze bildend; die Vorderſeite die längſte, meiſt etwas verflacht; Hinterrand kurz, mit dem zu ihm aufſteigenden gekrümmten Unterrande einen ſtumpfen Winkel bildend. 5 9. M. edulis L. Länglid = eiförmig, ſtumpf⸗ dreikantig, ein⸗ farbig violett, oder mit violetten Strahlen auf hellem Grunde; ab- wärts von den Wirbeln bauchig; Hinterſeite gekrümmt; Vorderſeite gerade, etwas eingedrückt; 4 Zähnchen am 5 Höhe (vom Wirbel bis zum Unterrande) bis 4“. Sehr häufig in der Oftfees am größten an der holſteinſchen Küſte, an den übrigen viel kleiner. Cardium L. Bauchig, meiſtens radial gerippt, von vorne oder hinten geſehen herzförmig; 4 Zähne (2 | 2) unter den Wirbeln, 1 | 1 an jeder Seite des Schloßrandes; Ligament äußerlich, kurz. 10. C. rusticum Lam. Etwas herzförmig, bauchig, ſchief, ſehr ungleichſeitig, mit 23 radialen, nach dem Rande zu queers gefurchten Rippen; Hinterſeite etwas klaffend; Schale dick. Höhe (im Mittelmeer und der Nordſee) 18“, Breite 22°, Dicke 15%. Die kleine in der Oſtſee ſo häufige Herzmuſchel wird in der Regel als C. edule L. betrachtet (Siem. Nils. Kleeb.); Philippi machte 3 zuerſt darauf aufmerkſam, daß ſie in ihrem Habitus mehr dem C. rusticum gleiche (Enum. moll. Siciliae vol J. p. 52). C. edule iſt gleichſeitiger, gerundeter und hat 26 Rippen. — In der Oſtſee nur 6“ hoch und 8““ breit, ſehr dünnſchalig, und im Inneren bis zur Mitte hinauf gefurcht. Tellina L. Länglich, oder abgerundet dreiſeitig, wenig une gleichſeitig, am Hinterrande gefaltet, und meiſt nach rechts gekrümmt, daher der Hinterrand der rechten Schale meiſt etwas buchtig; Schloß— zähne 212, oder 2 1; Seitenzähne mehr oder weniger deutlich; Ligament lang- II. T. solidula Lam. Runds⸗dreiſeitig, conver; nach hinten etwas kantig, röthlich oder gelblich mit blaſſen concentriſchen Binden. Die Schloßzähne variiren. In der Nordſee 11’ hoch und 13’ breit (Schale ziemlich ſtark); in der Oſtſee 8““ hoch und 10° lang (oft auch weit kleiner) und dünnſchalig. (T. balıica L.) In der Oſtſee ſehr häufig! — T. fragilis Siem. und Kleeb. iſt mir nicht bekannt — ich vermuthe, daß dieſe Art aus recht ver— kümmerten Exemplaren der T. solidula beſteht! Maetra L. Faſt gleich⸗dreiſeitig, bauchig; Ligament innerlich in einer dreieckigen Grube unter den dicken Wirbeln, daneben ein kleiner, winklig gefalteter Zahn; Seitenzähne dünn, blattartig: in der linken Schale auf jeder Seite einer, in der rechten 2, zwischen eich der Zahn der linken Schale eingreift. 2 12. M. solida L. Abgerundet dreieckig, dickſchalig; Seiten⸗ zähne ſenkrecht geſtreift; undurchſcheinend, gelblich oder grau, zu⸗ weilen mit braunen und blauen Binden. In der Nordſee bis 14’ hoch und 18 breit. In der Oſtſee bei Danzig, ſelten (Kleeb.). Lutraria Lam. Abgerundet dreiſeitig; Ligament wie bei Mactra; vor der dreieckigen Grube ein kleiner Zahn; Seitenzähne fehlen; Schale klaffend. 13. L. compress a Lam. Schalen ſehr flach gewölbt, zu⸗ ſammengedrückt, abgerundet dreiſeitig, ſchmutzig braun; durch die hervortretenden Anwachsringe concentriſch geſtreift. — In der Nord— fee 14° hoch und 19“ breit, in der Mündung des Ryck bei Greifs⸗ wald 13“ hoch und 16“ breit. Von F. v. Hagenow mitgetheilt. Mya Lam. Gleichſchalig, innen an der einen Schale eine horizontale vorſpringende Platte, in der anderen eine Grube, zwiſchen beiden das Ligament. : 14. M. arenaria L. Eiförmig, bauchig, weißlich oder roſt⸗ farben, nach hinten etwas verlängert; durch die Anwachsringe con⸗ ! 7° — 100 — centriſch geſtreift, mit ſchwachen Spuren einer radialen Streifung der große Zahn mit einem kleinen Seitenzahn verſehen. In der Nordſee 2“ 7° hoch und 4“ breit, in der Oſtſee 14 8 hoch u 2" 5%, breit. Nicht ſehr häufig an der ſchwed., preuß. und deutſchen Küste! 2 15. M. truncata L. Eiförmig⸗bauchig, hinten gerade ab⸗ geſtutzt und ſtark klaffend; concentriſch gerunzelt; ſchmutzig weiß; der große Zahn ohne Nebenzahn. In der Nordfee 16 hoch und 2“ 2’ breit. : Nach Siemſſen an der meklenburgiſchen Küſte. §. 21. Da es, wie ſchon oben bemerkt wurde, nicht in meinem Plane liegt, eine vollſtändige Fauna der Oſtſee zu geben, ſo wollen wir uns hinſichtlich der noch übrigen Thierklaſſen kürzer faſſen. Schon ein flüchtiger Blick auf dieſelben iſt hinreichend uns zu zeigen, daß dieſelbe Ar— muth an Arten, welche wir eben hinſichtlich der Mollusken kennen gelernt haben, auch in dieſen ſtattfinde, und daß von ihren ſo zahlreichen, und zum Theil recht prachtvollen Formen, welche den Schmuck anderer Meere ausmachen, entweder gar keine, oder nur vereinzelte ſehr unſcheinbare Repräſentanten im baltiſchen Meere angetroffen werden. Bei manchen der vor⸗ handenen Arten findet aber ein ſehr großer Reichthum an In⸗ dividuen ſtatt. Die Claſſe der Kruſtaceen, welche ſchon in der Nordſee den großen Hummer ( Astacus marinus aufzu⸗ weiſen hat, wird im baltiſchen Meere mur durch kleine Arten vertreten, z. B. durch Cancrinus Maenas, Cancer Pa- gurus, Crangon vulgaris, Palaemon Squilla, Ido- ten Entomon, mehrere Mysis-Arten u. a. m. u Aus der Claſſe der Cirripeden, welche in anderen Meeren durch zahlreiche Arten repräſentirt wird, unter denen die ſchöne, mehrere Zoll hohe Seetulpe (Balanus Tintinna- — 101 — bulum) und die merkwürdig geſtaltete Entenmuſchel (Zepas anatifera), aus welcher nach den Träumen mittelaltriger Naturforſchung die Bernikel-Gans (Anser leucopsis) ent— ſtehen ſollte, den Sammlern am bekannteſten ſind, findet ſich in der Oſtſee nur eine einzige Art, und auch dieſe nur ſelten. Dies iſt der kleine Balanus miser Chem. VII. F. 821, welcher ſeines unſcheinbaren Ausſehns wegen dieſen Namen mit Recht führt; er kommt in kleinen Häufchen beiſammen auf Steinen „Holz und Fucus-Arten vor, und wird kaum größer als eine Erbſe. Von den nackten Anneliden finden ſich verſchiedene Arten in der Oſtſee, von den in Kalkröhren lebenden ſind mir aber nur 2 Arten bekannt, die kleine, kaum 1“ im Durch— meſſer haltende, ſcheibenförmig aufgerollte Serpula Spiror- bis, welche die Fucus-Arten in großer Menge bedeckt, und die ebenfalls kleine, im Querſchnitte dreieckige, ſeltnere Ser- pula triqueira. | Von den Radiarien, Strahlthieren, fehlt in der Ost ſee die Familie der Seeigel (Echiniten) gänzlich, von welcher in der Nordſee, und ſelbſt noch im nördlichen Theile des Sundes mehrere Arten leben; ebenſo fehlt die Familie der Haarſterne (Crinoideen), und von der Familie der Seeſterne (Aſteriden) findet ſich hier nur ein einziger Repräſentant, der röthliche, fünfſtrahlige, 2“ im Durchmeſſer haltende Astera- cantlhion rubens. Die Klaffe der Quallen ift im baltiſchen Meere nur durch 2 Arten aus der Familie der Meduſen vertreten. Die eine derſelben, die große (60, runde, halbkugelige Medusa aurita, ift gallertartig, und bis auf die violetten Verdauungs⸗ organe und Kiemenwülſte, ungefärbt und durchſcheinend. Sie — 102 — ift in der Oſtſee ungemein häufig; bei ruhigem, heiteren Wetter trifft man ſie in den Meeresbuchten millionenweiſe auf dem Waſſer ſchwimmend an, wo ſie durch ihre rythmiſchen Be⸗ wegungen den Beobachter ergötzt; bei ſtürmiſchem Wetter ver⸗ ſchwindet ſie gänzlich von den Küſten. Seltner findet ſich die andere Art, die Cyanaea capillata (auch Ephyra baltica genannt), welche ſich von jener durch 16 Einſchnitte im Rande, und durch gelb-röthliche Farbe unterſcheidet. Aus der großen Klaſſe der Polypen iſt die Ordnung der Blumenkorallen (Anthozoen) nur in den Familien der Armpolypen durch Coryne multicornis, und der Röhren— polypen durch Tubularia muscoides, Sertularia abie- tina und geniculata repräſentirt; die Ordnung der Moos⸗ korallen (Bryozoen) nur durch einige Arten der Gattung Flu- sira, und die der Seeſchwämme (Amorphozoen) nur durch eine Spongia. Alle dieſe Polypen ſind klein, ſchwach und unſcheinbar; von den hochſtämmigen, ſteinharten und ſchönen Arten anderer Meere finden wir hier keine Spur, ſo daß der⸗ jenige, welcher nur die Oſtſee kennt, weder begreifen wird wie dieſe Thiere je im Stande ſie können der Schifffahrt gefährlich zu werden und ganze Inſeln aufzubauen, noch wie ſie es ver⸗ mögen, eine ſolche Farbenpracht zu entfalten, daß ſie in der⸗ ſelben mit dem ſchönſten Blumenflor wetteifern können. | §. 22. Hiermit ſchließen wir unſere Unterſuchungen über die Fauna der Oſtſee. Daß derſelben bis jetzt eine nur ſehr geringe Aufmerkſamkeit geſchenkt worden iſt, wird uns nicht verwundern, wenn wir bedenken, wie wenige Freunde ſich das Studium der Zoologie in den baltiſchen Ländern im Allge⸗ meinen erworben hat. — Daß aber bei der ſo ſehr großen Anzahl von Botanikern in eben dieſen Ländern die Kenntniß 5 der Oſtſee-Flora noch ſo mangelhaft iſt, muß uns mit Recht in Erſtaunen ſetzen. Außer den älteren Botanikern, den Begründern unſerer Provinzialfloren, wie z. B. Timm und Weigel, welche ihr Studium über alle Pflanzenklaſſen ausdehnten, haben nur ſehr wenige neuere, vorzüglich däniſche und lübeckiſche Botaniker die Oſtſee-Flora berückſichtigt. In Meklenburg und Pommern ſammelt man freilich die Pflanzen ebenfalls, welche Neptun mit freigebiger Hand aus feinen ſub— marinen Gärten ausrupft und durch die Undinen am Strande zuſammenhäufen läßt, aber faſt nur um — Polſter und Matratzen mit ihnen zu ſtopfen! | Den Grundbeſtandtheil der baltischen Flora bilden erypto⸗ gamiſche Algen und das phanerogamiſche Seegras (Zostera) ; zu dieſem geſellen ſich als ſecundärer an den Küſten noch einige andere phanerogamiſche Gewächſe. Viele dieſer Pflanzen, vorzüglich der Algen, ſind entſchieden nur Meeresbewohner, andere aber ſtehen verwandten Süßwaſſerarten ſo nahe, daß es noch zweifelhaft iſt, ob ſie wirklich ſelbſtſtändige Species bilden. — Eine Flora Baltica würde ſich demnach mit folgenden vier Punkten zu beſchäftigen haben: 1. Aufzählung aller die Oſtſee bewohnenden Pflanzenarten. 2. Verbreitung der Oſtſeepflanzen in vertikaler Richtung (d. h. nach der verſchiedenen Waſſertiefe). 3. Verbreitung derſelben in horizontaler Richtung. 4. Die Arten⸗Rechte der Oſtſeepflanzen. ; Diefe Punkte wollen wir jetzt noch etwas näher erörtern. 1. Dem nachfolgenden Verzeichniſſe der Oſtſee— algen habe ich die zweite Abtheilung des zweiten Bandes von Rabenhorſts Kryptogamen⸗ Flora Deutſchlands ) zu ) Leipzig bei E. Kummer 1847. — 104 — Grunde gelegt. Als Gewährsmänner für ſeine Angaben über die Oſtſeeflora nennt er Ehrenberg (Profeſſor in Berlin), Frölich (Prediger in Boren bei Schleswig T 1846), Häcker (Apotheker, Verfaſſer der Flora von Lübeck), Hoffmann⸗Bang (in Kopenhagen), Klinsmann (Dy. med. in Danzig), Kützing, Lucä (Dr. med. und Apotheker in Berlin), Mertens, Fr. Nees, Orſted (in Kopenhagen), Roſe, Sonder (in Hamburg), v. Suhr (Hauptmann in Rendsburg). — Ich habe dies Verzeichniß noch vervollſtändigt aus Orſteds dissertatio de regionibus marinis, aus dem Grundriß der Petrefacten⸗ kunde von Geinitz, und aus Angaben, welche ich der freund⸗ ſchaftlichen Güte des Hrn. C. Pohlmann in Lübeck verdanke. Nach Rabenhorſts Vorgange habe ich auch jene kleinſten Organismen, die Diatomaceen und Desmidieen, hier mit auf⸗ gezählt, auf welche Ehrenberg zuerſt die Aufmerkſamkeit ge⸗ lenkt hat, und deren Stellung im Naturſyſteme noch immer treitig iſt. Obgleich dieſe lebenden Atome zur eigentlichen Characteriſtik der Oſtſeeflora, ihrer Kleinheit wegen wenig beitragen, jo find fie doch in anderer Beziehung fehr. wichtig. Denn an ihnen hat Ehrenberg zuerſt nachgewieſen, daß Weſen, welche mit uns gleichzeitig leben, ihren Stammbaum weiter in die Vergangenheit hinauf zu verfolgen vermögen, als man es früher ahnte. Manche der jetzt in der Oſtſee lebenden Arten finden ſich ſchon in der Kreideformation, ja eine Art ſoll ſogar ſchon in der eo A vorkommen. I. Algen. Subordo I. Schizophyceae. 1. Fam. Diatomaceae. 1. Eunotia gibberula Ehrb. Rabh. No. 4498. 2, Fragilaria rhabdesema Ehr. Geinitz. * — 105 . Diatoma tenue Ag. an Conferven (auch in ſüßen Gewäſſern) 4528. Isthmia obliquata Ag. 4535. Geinitz. . Biddulphia pulchella Ehrb. Geinitz. . Bacillaria paradoxa Ehr. auf Ulven, Callithamnien u. dgl. bei Kiel, Flensburg, Wismar; auf Laminarien bei Danzig. 4542. Geinitz. . Surirella thermalis Kütz. bei Wismar (auch im Mineral: waſſer bei Karlsbad). 4549. S. Lamella Ehr. Wismar. 4552. S. Testudo Ehr. Wismar. 4559. . Synedra gracilis Ktz. 4574. S. Ulna Ehr. auf Ceramium diaph. und Zostera. 4587. . S. ? Sigma Kiz. bei Hoffmannsgave. 4593. S. Gallionii Ehr. auf Conferoen und fadenartigen Algen bei Wismar. 4599. 5 5. erystallina Ktz. auf Polyſiphonien. „S. 2 incisa Rab. auf Laminarien bei Danzig. 4608. - Amphipleura danica Ktz. 4610. . Geratonäis Fasciola Ehr. Wismar 4612. C. Closterium Ehr. Wismar 4613. . Navicula interrupta K z. Kolberg 4643. . N. Scalprum Ehr. Wismar, Kolberg. 4651. . N. Hippocampus Ehr. Wismar. 4654. N. ? baltica Ehr. Kiel. 4655. . N. lamprocampa Ehr. 4656. . N. inversa Ehr. Wismar. 4658. 4. Amphora? elliptica Ktz. 4669. A. hyalina Ktz. 4672. j. Raphidogioea micans Ktz. (Lyngb.) 4679. . Schizonema sericcum Suhr. Flensburger Hafen (v. Suhr) 4685. Sch. rutilans Ag. 4686. Sch. Hoffmanni Ag. Flensb. (v. Suhr). 4687. . Sch. balticum Ehr. 4689. Sch. Ehrenbergii K Zz. 4690. 2. Sch. cuprinum Rab. an Fucus serratus 4693. Cocconema Boeckii Ehr. Wismar. 4737. Syncyclia Salpa Ehr. Wismar, an Fucis. 4738. . Grammatophora marina Ktz. 4743. . Gr. oceanica Ehr. (Geinitz.) 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. — ww Achnanthes longipes Ag. 4746. Ach. brevipes Ag. (Geinitz) 4747. Striatella unipunctata Ag. 4757. Str. arcuata Ehr. (Geinitz). Tessella interrupta Ehr. 4758. Rhabdonema arcuatum Kiz. 4764. Gomphonema exiguum Ktz. Flensb. Buſen. 4779, Podosphenia gracilis Ehr. 4791. (Geinitz). P. Lyngbyei Ktz. an Conferven, Geramien. 4792. P. Ehrenbergii Ktz. an größeren Algen. 4794. Actinoptychus senarius Ehr. 4848. (Geinitz). Campylodiscus Remora Ehr. Wismar. 4854. C. Echnéis Ehr. Wismar. 4855. Melosira moniliformis Ag. 4858. M. lineata Ag. 4859. Cocconäis pygmaea Ktz. 4868. C. aggregata Kız. 4875. C. undulata Ehr. Wismar auf Ceramien. 4877. C. oceanica Ehr. 4778. ö C. Scutellum Ehr. 4782. (Geinitz). Dietyocha Speculum Ehr. 4891 (Geinitz). D. Fibula Ehr. Wismar. 4893. 2. Fam. Desmidieae. Amphitetras antediluviana Ehr. (auch foſſil) 4895. Merismopoedia glauca K tz. (Gonium — Ehr.) Wis⸗ mar (Rofe). 4904. Subordo II. Gonidiophyceae. 3. Fam. Nostochinae. Anabaina flos aquae Ktz. (Nostoc — Lyngb.) im Schley (v. Suhr). 5026. 5059. Heteraetis pruniformis Ktz. in der Geltinger Bucht an der ſchlesw. Küſte (v. S.) 5037. Cylindrospermum gelatinosum Rab. ebendaf. 5051. Nodularia Suhriana Ktz. im Schley (v. S.) 5059. 4. Fam. Oscillatorieae. Lyngbya aeruginosa Ag. in Buchten. 5166. 8. crispa Ag. Sund (Or). 67. — 107 — j. L. confervicola Rab. (Calothrix — Ag.) auf Ceramien. 5173. Schizosiphon scopulorum Ktz. (9. S.) 5188. Actinococcus roseus Ktz, paraſitiſch auf größeren Algen. (v- S.) 5215. . Physactis lobata Ktz. am Strande des Flensburger Buſens, am überſpülten Ufer bei Neuenkirchen, und ſchwim⸗ mend in der Oſtſee. (v. S.) 5219. . Rivularia atra Roth an Steinen, alten Pfählen, Fucus am Strande bei Femern, Friedrichsort u. a. O. in Hol- ſtein und Schleswig. (Mertens, v. S.) 5226. R. pellucida Ag. auf Meerespflanzen in der Geltinger Bucht. (v. S.) 5231. Cruoria pellita Fr. an Steinen. 5241. . Batrachospermum moniliforme Roth bei Oſtergaarde in Schleswig (v. S. — auch im ſüßen Waſſer). 5246. a 5. Fam. Confervaceae. Hormidium ceramicola Kız. (Conferva — 1855 auf größeren Algen. 5251. Schizogouium tortum Ktz. (Bangia — Ag.) 5259. 6. bercursum. Y. callophyllum. . Myxonema tenue Rab. RR: — Ag.) 5281. Flensburg (Pohl). . Draparnaldia plumosa Ag. 5283. Flensburg (Pohl). Dr. glomerata Ag. 5284. Flensburg (Pohl). 8 . Conferva floccosa Rab. (Ulothrix — Orst.) 5303. Sund (Or. — auch im ſüßen Waffer). C. implexa Dillw. 5308 Sund. (Or). 81. C. auricoma Suhr. Haltinger Bucht in Schleswig. 5311. 82. C. fibrosa Ktz. (Fr. Nees) 5312. ö 83. C. liniformis Ktz. Rügen (Ktz.) 5313. 84. C. rigida Ag. in ruhigen Buchten von Schlesw., Rügen und N bei Danzig. 5314. 85 C. Linum Roth. 5319. Sund (Or.) Travemünde (Pohl). 86 C. Melagonium W. M. 5322. 87. C. liitorea Rab. (Zygnema — Lgb.) 5337. Sund (Or). 88. C. sericea Huds. Schleswig (v. S.) 5360. Sund (Or), Flensburg (Pohlm.) 2 . Sei ee L. 3362. (auch im ſüßen Waſſer). Travemünde i (Pohlm.) f C. arcta Ag. 5363. Sund (Or). . C. eymosa Ktz. an den Inſeln der Oſtſee. 5364. 2. C. vaucheriaeformis Ag. Flensburg (v. S.) 5365. Sund. (Or). „ Froelichii Ktz. Oſtergaarde (v. S.) 5367. 0 C. erystallina Roth. 5369. C „ laetevirens Diilw. 5370. 8 marina. ; 5. C. Suhriana Ktz, Oſtergaarde (v. S.), Schley (Fröl.) 5375. . C. heterochloa Ag. im heiligen Hafen an der ſchleswig. Küſte (v. S.) 5383. C. rupestris Dillw. Femern, Gelting, Neuſtadt, Friedrichsort. 5385. Sund (Or), Travemünde (Pohim.) 6. tenuior Flensb. (v. S.). f . refracta Ag. 5389. Sund (Or), Flensb. (Pohlm.) . centralis Lgb. 5397. Sund (Sr). „ congregata Ag. (uncialis Lgb.) 5400. Sund (Or). 5. comatula Ktz. Flensb. (v. S.) 5402. C C . C. uncialis Müll. 5399. C C C. globosa Ag. (Fröl. v. S.) 5404. Sund (Or), Flensburg (Vohlm.) C. Aegagropila L. Warnemünde, Travemünde (Pohl). 5405, auch in Landſeeen. . Hormiscia penicilliformis Fr. 5413. Sund (Sr). 6. isogona (Conferva — E B.) J. Youngiana (Conferva — Dillw.) Ectocarpus siliculosus Lgb. 5422, Sund (Or), Trave⸗ münde (Pohl). E. major K tz. (E. littoralis 8. Lgb.) 5426. E. fasciculatus Ktz. 5427. 6. balticus. E. flagelliformis Ktz. 5430. E. rufus Ag. 5431. E. soralis, Lsb. 5439. holſt. und meklb. Küfte. E. compactus Ag. 5440. E. tomentosus Ag. 5441. holſt. und meklb. Küſte. E. castaneus Kiz. Flensb. (v. S.), Oſtergaarde (Fröl.) 5442. E. ferrugineus Ag. 5443. Flensburg (Pohl). E brachiatus Ag- Kiel, Travemünde. 3444. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126 127. 128. 129. 130. 131. 132. — mM = 6. Fam. Ulvaceae. Vaucheria littorea Lab. in Buchten (Fröl. v. S.) 5490. Bryopsis plumosa Ag. an der Küſte von Schlesw. und Femern (v. S.) 5497. 6. arbuscula. Bangia crispa Lgb. (v. S. Klinsm.) 5527, Enteromorpha intestinalis Lk. überall an der Küſte 5532. E. compressa Grev. 5533. holſt. und meklb. Küjte. E. complanata Kız. 5534. E. clathrata Grev. 5537. Flensb. (Pohl.) Dictyosiphon foeniculaceus Grev. nicht häufig; z. B. bei Eckernförde, Travem. (Pohl.) 3540. Phyllactidi um ocellatum Ktz. auf Laminarien 5545. Ulva Lactuca L. 5552. U. oxysperma Kiz. bei Wiening im Schley, Kiel, Gelting. (v. S. Fröl) 5553. U. latissima L. 5554. holſt. und meklb. Küſte. Porphyra umbilicalis Ktz. 5556. Phycoseris Linza Kiz. (Ulva — L) 5560. meklb. Küſte (Timm). N Diplostromium tenuissimum Ktz. auf Zostera 5569. Subordo III. Ascophyceae. 7. Fam. Ceramiacene. : 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144. Callithamnion repens Lgb. an größ. Algen 5579. C. roscolum Ag. an größ 5580. . minutissimum Suhr. Geltinger Bucht an Polysiph. nigr. 3583: C. pubes Ag 5585. C. roseum Ag. 5591. C. corymbosum Ag. 5594. Flensb. Poblm) Ceramium diaphanum Ag. 5605. holft. und meklb. Küſte. C. rubrum Ag. 5619. ebendaſelbſt. Nemalion multifidum Ag. (Mesogloia - — Ag.) zus münde (Häck.) 5623. Sund (Or.) Furcellaria lumbricalis Ktz. 5632. holſt., meklb. und preuß. Küſte. F. fastigiata Lamx. 5633. holſt. und meklb. Küſte. Ahnfeltia plicata Fr. (Gigariina — Lamx.) 5634. holſt., mekib. und preuß. Küſte. — 10 — 145. ip rubens Grev. 5636. 146. Ph. membranifolia Ag. 5638. holft. und meklb. Küſte. 147. Ph. Brodiaei Ag. 5639. ebendaſelbſt. 148. Chondrus incurvatus Rab. (crispus ß incurv. Lab.) 5642. Travemünde (Pohl.) 149. Dumontia filiformis Grev. 5650. Sund (Sr.), Trave⸗ münde (Pohl.) 8. Fam. Sphaerococceae. 150. Polysiphonia arenaria Ktz. im Sande der rügenfchen Küſte (Sonder) 5694. g 151. P. stricta Rab. (Hutchinsia — Ag.) 5705. 82 - 152 P. divaricata Rab. (Hutch. — Ag.) Kiel, Es: (v. ©.), Rügen 5707. 153. P. roseola Fr. 5708. 154. P. aculeata Ag. Hoffmannsgabe (Hoffm. Bang), Geltinger Bucht (v. S.) 5713. 155, P. tenuis Rab. (Hutch. — Ag.) 5725. Travem. Pohl.) 156. P. violacea Grev. 5727. holſt. und mekib. Küſte. 157. P. allochroa Rab. 5736. ebendaſelbſt. 158. P. elongata Ag. Kiel, Gelting, Friedrichsort (v. S.) 5741. 159. P. Lyngbyei Harv. 5743. trichodes Friedrichsort (v. S.) 160. P. bpyssoides Grev. 5753. 161. P. flaceida Rab. (regularis Ktz.) Femern, Gala Fried⸗ richsort, Eckernförde (v. S) 5766. 162. P. dichocephala K lz. (v. ©.) 5767. 163. P. nigrescens Fr. 5768. Zravem. (Pohl.) 164. Rhodomela subfusca Ag. 5777. holſt. und meklb. Küfte. 8. flaccida Flensb. (Pohl!) 7. allochroa Zravem. (Pohl.) 165. Cystoclonium purpurascens Kiz. (Gigartina — Lamx.) Friedrichsort, Gelt. Bucht (v. S.) Sonderb., Flensb. (Pohl.) 5782. 166. Sphaerococcus confervoides Ag. 3784. holſt. Ante Pohl.) ; 167. Sph. Bangii Ag. (Fröl.) 5792. Fühnen (Pohl). 168. Delesseria sanguinea Lamx 5796. Stevens auf Seeland (Sr.), holſt. und meklb. Küfte. 169. Hypoglossum alatum Ktz. (v. S.) 5797. ebendaf. n — 11 — . Phycodrys sinuosa Kitz. ebendaſ. und bei Gelting, Hohe: wacht (v. S.) 5801. 9. Fam. Phyceae. . Sphacelaria eirrhosa Ag. 5807. Flensb. (Pohl.) 72. Sph. plumosa Lgb. 5813. Travem. (Pohlm.) . Cladostephus Myriophyllum Ag. 5314. . Myrionema stellare Aresch. an Ceram. diaph. 5818. . M. curtum Rab. (Conferva — Dillw.) 5819. Oftfee (Pohl.) . Elachista fucorum Rab. (Conf. — Roth) an Fucus ser- ratus. 5821. . E. ferruginea Rab. (Conf. — Roth. Conf. fucicola Dillw.) an Fucus vesic. bei Kiel, Femern, Friedrichsort (v. S.) 5822. Flensb. (Pohl. E. flaccida Fr. (Conf. — Lgb.) 5823. Hildebrandtia? deusta Ag. (Zonaria — Or) an Stein⸗ blöcken 5827. Sund (Or.) . Leathesia marina Grey. Flensb. (v. S.) 5830. . L. baltica Ktz. auf Ahnfeltia plicata (Lucä). 5833. . Mesogloia vermicularis Ag. 5834. Sund Sr). . M. nervosa Suhr. Flensb. . M. Zosterae Aresch. (Aegira — Fr.) Sund (Sr). . Chordaria flagelliformis Ag. 5840. Sund (Or), meklenb. Küfte: ;. Chorda Filum Lamx 5860. holſt., meklb. und preuß. Küſte. ß. Thrix Oſtergaarde. ‚ tomentosa Edernf., Kiel, Travem. . Ch. lomentaria Lgb. 5861. Sund (Or). . Ch. fistulosa Posil. Femern, Gelting. 5862. . Stilephora rhizoides Ag. (Sporochnus — Ag 5863. holſt. und meklb. Küfte. . St. paradoxa Rab. Kiel, Femern (v. S.) 5864. . Halorhiza vaga Kız. 5867. 8. villosa Gelting und Ohrfelder Bucht (v. S.) . Lichnia confinis Ag. Femern, Friedrichsort (v. S.) 5868. Sund (Or), Travem. (Pohl). . Desmarestia aculeata Lamx. 5872. Sonderb. (Pohl). . Laminaria saccharina Lamx. 5875. holſt. meklb. Küſte. L. digitata Lamx. 5878. ebendaſ. ‚ latifolia. x . ensifolia Gelt., Femern, Neuſtadt (v. S0 213. 5 . Phyllites Fascia Ktz. Kiel (v. S.) 5879. . Fucus vesiculosus L. 5882. überall häufig, in mehreren Varietäten (F. balticus). F. serratus L. 5884. . F. canaliculatus L. 5885. . Ozothallia nodosa Ktz. (Fucus — L.) 5887. ß. denudata (Chordaria scorpioides Lgb.) Kiel (v. ©.) . Halidrys siliquosus Lgb. 5888. holſt. meklb. Küfte. Subordo IV. Gyrophyceae. 10. Fam. Characeae: . Nitella nidifiea Müll. (v. ©.) 5907. . Chara horridula Deth. (pusilla Flörke) 5918. . Ch. baltica Fr. 5921. ) 11. Monocotyledonen. 1. Fam. Potameae. . Potamogeton marinus L. an der deut. und preuß. Küſte. . Ruppia rostellata Koch. an den meklb. und rügen. Küſte. . R. maritima L. an der deut. und preuß. Küſte. { . Zannichellia pedicellata Wahl. an der holſt. nud meklb. Küſte. . Z. polycarpa Nolte an der holft. Küſte. 2. Fam. Najadeae. . Najas marina L. an der deut. und preuß. Küſte. . Zostera marina L. überall an den Küſten häufig. 3. Fam. Juncaceae. . Juncus maritimus L. am Strande in den Buchten. A. Fam. Gramineae. nt Phragmites communis L. in den rügenſchen Buchten, z. B. im breeger Bodden. 1) Auf dem Riff im großen jasmunder Bodden (Rügen) wachſen mehrere Chara Arten in ſehr großer Menge, welche wahr: ſcheinlich zu anderen als den im Texte genannten Arten ge⸗ hören. Leider verhinderten mich, als ich im J. 1845 über den Bodden fuhr, ungünſtige Umſtände an einer genaueren Unterſuchung dieſer Pflanzen. rr e III. Dicotyledonen. 1. Fam. Ranunculaceae. 214. Ranunculus Petiveri Koch. an der holſt. Küſte (Nolte). 2. Fam. Ceratophylleae. 215. Ceratophyllum submersum L. an der deutſch. Küfte. 2. Die Pflanzengeographie hat nachgewieſen, daß es auf der an Höhe ſo ungleichen Oberfläche der Erde mehrere durch beſondere Pflanzengruppen characteriſirte, vertikal über ein— ander liegende Regionen giebt. Denken wie uns z. B. am ſüdlichen Ufer des baltiſchen Meeres einen Berg gelegen, deſſen Spitze die Schneegränze erreichte, welche hier etwa 6500“ hoch ſein würde, ſo würden wir am Fuße deſſelben, bis zur Höhe von etwa 800“ unſere gewöhnlichen Laubholzwaldungen antreffen; über dieſen würden wir in Nadelholzwaldungen ge— langen, welche ungefähr bis zur Höhe von 2700“ reichen würden; dann folgte die Region der Birken, welche in 3500‘ Höhe ihre Endſchaft erreichen würde, und zuletzt über dieſer bis zur Gränze des ewigen Schnees hinauf, die Region der Alpenkräuter. Der Grund dieſer Erſcheinung liegt in der von unten nach oben fortſchreitenden Abnahme der Dichtigkeit der Luft, in der durch dieſelbe bedingten Zunahme der Kälte, ſo wie in der Zunahme der Intenſität des directen Sonnenlichtes in gleicher Richtung. — Unter dem Meeresſpiegel, wo ein gleicher Unterſchied in den Höhenverhältniſſen des Bodens ſtatt findet, ſind gleichfalls mehrere verti— kal über einander liegende Pflanzenregionen vorhanden, welche durch die mit der Meerestiefe abnehmende Lichtintenſität und Bewegung des Waſſers, ſo wie durch die Zunahme der Dichtigkeit und des Salzgehaltes des Waſſers 8 An = bedingt find. Da nun dieſe Verhältniſſe mit zunehmender Tiefe weit ſchneller ſich verändern, als über dem Meeresſpiegel mit zunehmender Höhe die klimatiſchen Verhältniſſe ſich ändern, ſo haben die ſubmarinen Regionen auch eine viel beſchränktere vertikale Ausdehnung als die über dem Meere liegenden. Lamouroux war der erſte, welcher eine Eintheilung der an der franzöſiſchen Küſte wachſenden Meerespflanzen in be⸗ ſtimmte Regionen verſuchte; ſpäter gaben Agardh und Lieb⸗ mann eine ſolche für die Küſte Norwegens, und Orſted für den Sund. Ihre Beobachtungen haben gezeigt, daß wir in dem Meere drei Regionen antreffen; der oberen gehören die grüngefärbten Algen an, der mittleren die ofivenfarbenen, und der unteren die rothen. Dieſe verſchiedenen Färbungen der Algen ſcheinen ihren Grund in dem verſchieden gefärbten Lichte zu haben, welches ihnen in jeder Region zuſtrömt. Denn man hat gefunden, daß wenn das Sonnenlicht, deſſen Strah⸗ len, wie die Phyſik lehrt, aus den 3 Grundfarben blau, gelb und roth zuſammengeſetzt ſind, in eine nicht vollkommen durch⸗ ſichtige Flüſſigkeit eindringt, es zuerſt ſeine blauen Strahlen verliert, ſodann die gelben, und daß endlich in größere Tiefe nur allein die rothen Strahlen eindringen, bis zuletzt auch dieſe verſchwinden. — Für die Oſtſee ſind dieſe 3 Regionen folgendermaßen zu characteriſiren: a. Region der grünen Algen. Sie umfaßt sa ganzen Strand, und erſtreckt fid bis in eine Tiefe von 10 bis 15. Die Algen empfangen hier das faſt noch unzer⸗ theilte Sonnenlicht und haben daher noch lebhafte grüne Far⸗ ben; da der Druck, den ſie hier erleiden, noch nicht ſehr be⸗ deutend iſt, ſo iſt ihr Zellgewebe im Allgemeinen nur locker. Damit ſie dem Ungeſtüm der Wellen, welchem ſie hier ſo 5 — 15 — oft ausgeſetzt find, zu widerſtehen vermögen, beſitzen fie eine ſehr große Biegſamkeit, und haften mit ihren Wurzeln ſehr feſt an ihren Standorten an. Die Algen-Familien, welche vorzugsweiſe dieſer Region angehören (die MNostochinae, Osecillatorieae, Confervaceae und Ulvaceae) könnten wir amphibifche nennen, da fie dem Salzwaſſer nicht aus— ſchließlich angehören, ſondern auch das ſüße Waſſer bewohnen; ja manche Species ſind ſogar beiden gemeinſam. — Zu den Algen dieſer Region geſellen ſich als ſecundärer Beſtandtheil alle im vorſtehenden Cataloge aufgezählten Mono- und Dico⸗ tyledonen, mit Ausnahme des Seegraſes (Zostera marina). b. Region der olivenfarbenen Algen. Sie beginnt in einer Tiefe von 10 bis 15% und erſtreckt ſich hin⸗ ab bis zu 40 oder 50°. Hier find die blauen Strahlen des Sonnenlichtes verſchwunden und mit ihnen die lebhafte grüne Färbung der Pflanzen, welche einer dunklen Dliven = Farbe Platz macht. Das Gewebe dieſer einem ſtärkeren Drucke ausgeſetzten Pflanzen iſt feſter, etwas lederartig. Es herrſcht hier die Familie der Phyceae vor, von den Confervaceen die Gattung Eciocarpus, fo wie die monocothledoniſche Zostera marina. Letztere bedeckt ſehr große Strecken des Meeresbodens in ununterbrochenem Zuge, t und bildet ſub⸗ marine Savannen. c. Region der rothen Algen. Ihre obere Gränze liegt in der Tiefe von 40 bis 500, ihre untere iſt noch nicht ermittelt. Das nur allein hier noch eindringende rothe Licht giebt den Pflanzen auf dieſem Standorte eine röthliche Fär⸗ bung; ihr Gewebe iſt dicht und durchſcheinend hornartig. Die hier vorherrſchenden Familien ſind die Ceramiaceae und Splaerococceae. — 50 — Während die Vegetation in den beiden erſten Regionen ziemlich reich iſt, iſt dies bei der letzten weniger der Fall; fie ift ſowohl an Arten als Individuen arm, und überdies ſind die einzelnen Pflanzen nur unvollkommen ausgebildet. Der Grund hiervon möchte darin zu ſuchen ſein, daß die Pflanzen dieſer Region von der Natur zugleich auch auf einen größeren Salzgehalt angewieſen ſind, welcher ihnen in der Oſtſee überall mangelt. Natürlich ſind dieſe 3 Regionen nicht ſcharf gegen einander abgeſchnitten, ſondern fie gehen an ihren Gränzen ebenſo in einander über, als die über dem Meeres⸗ ſpiegel liegenden Regionen der Landpflanzen. 3. Die horizontale Verbreitung der Algen in den einzelnen Regionen iſt von der geognoſtiſchen Be— ſchaffenheit des Bodens mur in ſofern abhängig, als derſelbe für dieſe ganze Pflanzenklaſſe entweder geeignet iſt, oder nicht; die verſchiedenen Algen ſind nicht wie die Land⸗ pflanzen an ganz beſondere Bodenarten gebunden. Denn während dieſe in ihrer Ernährung ſowohl auf den Boden als auch auf den Luftocean angewieſen ſind, und jede von ihnen daher nur dort gedeihen kann, wo ſowohl das Klima als auch die beſondere Art des Bodens ihr zuſagt, ziehen die Algen ihre Nahrung nur allein aus dem Meere, und die Wurzel hat nur den Zweck, ſie an einem beſtimmten Orte zu befeſtigen. Jeder Boden iſt alſo für die Algen geeignet, welcher ihnen größere oder kleinere Gerölle als Anheftungs⸗ punkte darbietet; wo dieſe fehlen, mangeln auch die Algen. Sandige Stellen des Meeresbodens in der zweiten Region gelegen, werden vom Seegras bedeckt; Thonboden bleibt von aller Vegetation entblößt. Von ſehr großem Einfluſſe auf die boilzatte Berbrei S S r e r E — MM tung find aber die Temperatur und der Salzgehalt des Waſſers. In den Meeren, in welchen beide einen hohen Grad erreichen, iſt auch die Vegetation ſehr mannigfaltig, wie z. B. im adriatiſchen Meere, aus welchem Zanardini (mit Ausſchluß unſerer erſten Unterordnung der Schizophyceae) 245 Algen-Arten aufzählt. Selbſt im Sunde finden ſich noch ſehr zahlreiche Arten, welche aber in der Oſtſee unter gleicher Breite, wenig veränderter Temperatur, aber ſehr ver— ändertem Salzgehalte, nach Oſten hin ſich ſehr ſchnell ver— mindern; noch ſchneller nimmt die Anzahl in derſelben nach Norden hin ab, in welcher Richtung auch die Temperatur ſehr bedeutend ſinkt. Daher haben die am meiſten vom Salz⸗ gehalte abhängig ſcheinenden rothen Algen nur einen ſehr klei— nen Verbreitungsbezirk in der Oſtſee; ſie finden ſich haupt— ſächlich in den der Nordſee benachbarten Theilen dieſes Meeres, und wohl nur ſehr wenige von ihnen überſchreiten nach Oſten hin den Meridian von Bornholm. Die olivenfarbenen Algen gehen weiter; ſie dringen in den botniſchen und finniſchen ü Meerbuſen ein, wobei ſie aber in ihren Formen immer mehr und mehr zuſammenſchrumpfen und verkrüppeln; an den äußer⸗ ſten Endpunkten dieſer Buchten ſcheinen aber auch ſie zu ver— ſchwinden. Die grünen Algen dagegen umſäumen die ganze Küſte des baltiſchen Meeres, da ihnen die natürliche Be— ſchaffenheit dieſes Waſſerbeckens in allen Breiten und Längen auf gleiche Weiſe zuſagt. 4. Welche Rechte die im baltiſchen Wer vorkom⸗ menden Pflanzen als felbftftändige Arten beſitzen, ift bisjetzt kaum zur Frage gekommen. Wir dürfen aber wohl die Ver- muthung ausſprechen, daß die Flora der Oſtſee in dieſer Be— ziehung ſich ähnlich verhalte, wie ihre Fauna. Wahrſcheinlich u find manche Species der erſten Region, welche den amphibi⸗ ſchen Geſchlechtern angehören, und welche wir als befondere Meeresſpecies zu betrachten pflegen, nur degenerirte Formen von Arten, welche in unſeren ſüßen Gewäſſern heimiſch ſind, und durch die Flußmündungen in das Meer eingewandert ſind. e Aehnliches mag bei den marinen Arten der zweiten und dritten Region der Fall ſein; wenigſtens beweiſet das Beiſpiel des Fucus balticus (vesiculosus!) daß die in der Nordſee heimiſchen, und dort vollkommen ausgebildeten Arten, in der Oſtſee unter dem Einfluſſe äußerer Verhältniſſe ſo ſehr ſich verändern können, daß ſelbſt erfahrene Algologen geneigt find, ſie als ſelbſtſtändige Arten anzuerkennen. §. 23. Rückblick. — Wir haben nun die Oſtſee als ein Waſſerbecken kennen gelernt, welches ſeiner phyſiſchen Be⸗ ſchaffenheit nach zwiſchen den Meeren und Landſeen die Mitte hält. Sie entbehrt daher gänzlich, oder beſitzt wenigſtens in nur ſehr geringem Grade, manche Phänomene und Eigen⸗ ſchaften, welche den eigentlichen Meeren angehören. Von dem prachtvollen nächtlichen phosphoriſchen Leuchten der Meere in niederen Breiten zeigt die Oſtſee nur ſchwache Spuren; die täglich zweimal wiederkehrende, regelmäßige Hebung und Sen⸗ kung des Waſſerſpiegels, die Fluth und Ebbe, fehlt ihr gänz⸗ lich. Ebenſo fehlt ihr ein eigener Salzgehalt, und damit eine der nothwendigſten Bedingungen für eine kräftige und ſchöne Entfaltung der marinen Fauna und Flora. So wie ſalziges und ſüßes Waſſer in dieſem Becken ſich miſchen, ſammeln ſich in ihm auch die Bewohner beider. In der Nachbarſchaft der Nordſee, wo der Salzgehalt noch bedeutender iſt, herrſchen die marinen Gattungen der organiſchen Weſen vor; ſo wie weiter nach Oſten und Norden hin der Salzgehalt abnimmt, ver⸗ — 110 — ſchwinden dieſe allmählig und werden durch Gattungen der ſüßen Gewäſſer erſetzt, bis zuletzt im Innern des botniſchen und finniſchen Buſens, wo dem Waſſer kaum noch eine Spur des Salzgehaltes geblieben iſt, faſt nur noch Süßwaſſerformen vorhanden ſind. Da nun weder die Bewohner des ſalzigen noch die des ſüßen Waſſers hier in ihrem natürlichen Elemente ſich befinden, ſo haben beide in der Oſtſee ihre normale Aus— bildung im Allgemeinen ſo wenig erreicht, daß wir bei ihrem Anblick an die alte Fabel von den Pygmäen erinnert werden. Die prachtvoll gefärbten, großen Conchhlien und Polpparien, die wunderbar geſtalteten Seeigel, die rieſenhaften Tange ans derer Meere ſuchen wir hier vergebens. Während das rothe Meer, welches in dieſer Beziehung den ſchlagendſten Gegenſatz zu dem baltiſchen bildet, durch die auf ſeinem Grunde überall verbreiteten Schwämme, Madreporen, Korallen, Tulpen- und Georginen - ähnlichen Fungien, Algen und Meerespflanzen einen fo ſchönen ſubmarinen Garten bildet, daß die berühm- teſten Parterres des Orients in Farbenſchmuck, Pracht und Reichthum von ihm faſt noch übertroffen werden ſollen, gleicht der Boden der Oſtſee einer einförmigen Steppe, in welcher große, von aller Vegetation entblößte Flächen von anderen unterbrochen werden, welche nur von einer einzigen Pflanzen art, dem Seegraſe, in gleichförmigem Zuge bedeckt find; nur hie und da ragt aus dieſer eintönigen Grasflur, wo einzelne Steine auf dem Boden ſich finden, ein dunkler, buſchigter Fucus hervor, und bildet, wo der Boden dichter mit Geröllen beſäet iſt, ſelbſt kleine Waldungen. Es kann alſo nicht Schönheit und Mannigfaltigkeit der Formen ſein, welche den Freund der Natur veranlaſſen, den Producten der Oſtſee ſeine Aufmerkſamkeit zuzuwenden; er | u u findet aber für dieſen Mangel einen reichlichen Erſatz in den wichtigen Folgerungen, welche aus einer genaueren Kenntniß der Bewohner dieſes Meeres für die Wiſſenſchaft, nament⸗ lich über die Lehre von der Metamorphoſe der orga- niſchen Weſen, ſich ableiten laſſen. Formen eines und deſſelben Grundtypus, welche in ihren Extremen ſo weit aus⸗ einander liegen, daß ſie als verſchiedene Species betrachtet wer⸗ den müßten, wenn eben die Oſtſee uns nicht die ganze Kette von Gliedern zeigte, durch welche dieſelben verbunden ſind, werden uns wenigſtens vorſichtig machen, jene Lehre nicht ohne nähere Prüfung zu verwerfen, und die Ueberzeugung in uns erwecken, daß der Begriff der Art in manchen Fällen wohl etwas weiter auszudehnen ſei, als es in der Regel zu geſchehen pflegt. Daß aber eine wirkliche Umwandlung einer Species in eine andere ſtattfinden könne, wie ſeit Geoffroy St. Hiläre und Lamark von vielen Naturforſchern gelehrt wird, ift eine Anſicht, welche ich nicht theilen kann. Ich glaube daß die Arten beſtändig ſind, wenn auch manches, was wir nach dem jetzigen Standpunkte unſeres Wiſſens als ſolche be— trachten, ſich ſpäterhin als bloße Varietät herausſtellen möchte. —— e — 4 u Nachtrag und Se Zu S. 7. Dem Vereine ſind ferner noch beigetreten die Herrn Brückner, G. Dr. med. Obermedicinalrath in Ludwigsluft: Huth, Rector in Krakow. Liſch, Archivar in Schwerin. Lorenz, Dr. med. in Krakow. S. 9. in 5 zweiten und dritten Columne iſt ſtatt Steif zu leſen Strei S. 39 3. 4 v. oben iſt ſtatt 64° zu leſen 76“. S. 81. 3. 11 v. unten zu leſen essence. S. 86. 3. 5 v. unten ftatt Bl. zu leſen Cl. rn Eu ENT nn ee — . — Irak a ner EA ET € DIRT LEI ersehen (et ha rain A Nena a M 21 e 1 1 een ep u N * 1% hh Hm) 2 9 790 bel 1 Tr 199 Nene e 4 9471 7ů— — 9 „% 0 e eee eee f re Mitres N | 2947777 Ae. 5775 765 55 Bar HH Lei * 5 I 4 Hr ul ME ya kr br N a 1 15 in Tegel) ae buhprie ne een 50 ae ie een Ak * Nee 97 Pet! Fire eh ea 1 r ee K ‚hen .; 1 P 10 Y \ det 8 145 His Hl He 2 115 wir Ar. 7 V IM tube, ie 1 0% 5 hehe ee rt r 127 r 1 x rer Yet 144 ind 4 DARIN 14526 Y Kranz, ds 1 n 97% Bit, HL 9 679% 95 ent 4 N ann anten Fat an: 7 ebe eite 36627 97577 N 0 1 1 1 5 u“ KH 70 Wee. e 44 198 7 N „ et i C * 70 iin. 174 15 en 10 0. a alt ehen 1 H 555 75 7 00 te 1 Me 1 e 0 7 1 „ 17 444% . Kir 76% 93 145 Lin, 1 e K 1 Fe wer 157 Era 7 1779 . %%% 0 + 15 N 5 l 910 bar 191 1 5 je 0% 7557 7 nie . Beh Annen ee er 175. ‘ AN welt) . 17755 1 5 AR fl Feen 10 Feen Pr 1155 17907 7 5 1 7785 AN 550 1065 A 175 ee fan Na hier 1 Mi 115 1 Me 1 Nee 795 7270 AIR ate An „ 0 f. 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