Library of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, Founded by private subscription, in 1861. V NO. Of, . Det May IRB Archiv Vereins der freunde der Naturgeſchichte Mekleuburg. 15. Jahr. Herausgegeben von Ernſt Voll. Neubrandenburg, in Commiſſion bei C. Brünslow. 1861. _—— A“2eiꝛw— Druck von H. Gentz in Neubrandenburg. Vorwort. Das Erſcheinen des Archivs iſt diesmal durch Hin— derniſſe ſehr verſpätet worden, deren Beſeitigung durchaus nicht in meiner Macht lag. Für dieſe Zögerung wird aber hoffentlich der reiche Inhalt des vorliegenden Jahr— buches einigen Erſatz bieten, in welchem diesmal zoolo— giſche und petrefactologiſche Abhandlungen das Ueberge— wicht haben. Daſſelbe bringt die Erſtlinge unſerer neugeſtifteten ornithologiſchen Section, einen Con— ſpectus der meklenburgiſchen Vögel aus der Feder des Herrn Dr. Zander, der auf dieſem Gebiete die erſte Au— torität für uns iſt, — ferner den Schluß von Herrn Claſens mühevoller Arbeit über die meklenburgiſchen Käfer, welche uns zum erſten Male den Reichthum der vaterländiſchen Natur nach dieſer Richtung hin aufſchließt, und endlich eine ganze Reihe wichtiger petrefactologiſcher Arbeiten, deren erſte von Herrn Baumeiſter Koch in Dar— gun, alle andern aber von Herrn Semper in Altona IV verfaßt find, und die ganz beſonders dazu geeignet fein dürften, auch noch außerhalb des engen Kreiſes unſeres Vereines Theilnahme zu erwecken. Durch dieſe umfangreicheren Abhandlungen und noch mehrere andere kleinere Mittheilungen iſt unſer Jahrbuch zu der Stärke von mehr als 28 Bogen herangewachſen. So befriedigend nun auch ein ſolches Reſultat iſt, wenn wir daſſelbe mit den Leiſtungen früherer Jahre vergleichen, ſo hat es doch einen ſehr erheblichen Uebelſtand zur Folge, nämlich den, daß die Geldmittel des Vereins den geſteigerten Forderungen, welche an dieſelben gemacht werden, nicht mehr entſprechen. Außer den viel größeren Summen, die jetzt jährlich für den Druck des Archivs verausgabt werden müſſen, ſind mit dem innerhalb des Vereins ſelbſt und auch nach außen hin erweiterten Ver— kehre auch die Ausgaben für Briefporto, Correcturſen— dungen und Fracht anſehnlicher geworden, und ebenſo auch für unſere Vibliothek, — für die Vereinsſammlung aber hat Shen ſeit Jahren gar nichts geſchehen können, und auch manches andere, dringend Nothwendige (Beſchaffung eines geräumigeren Locales für die Bibliothek, Verſicherung derſelben gegen Feuersgefahr, Druck eines neuen Kata— loges) hat gleichfalls unterbleiben müſſen. Dieſem Wachsthume unſerer Ausgaben hat nämlich die Vermehrung unſerer Einnahmen, die nur in dem ſo ſehr geringen Jahresbeitrage der Vereinsmitglieder und V in dem Verkaufe unſeres Archivs ihre Quelle haben, nicht gleichen Schritt gehalten. Namentlich wird der vor— liegende, noch dem Jahre 1861 angehörige Band des Ar— chivs einen ſolchen Eingriff in die Einnahme des laufen— den Vereinsjahres machen, daß wir uns wahrſcheinlich genöthigt ſehen werden, in dieſem Jahre auf weitere Pu— blicationen Verzicht leiſten zu müſſen, — und das wäre ſehr übel, denn Stockungen, auch wenn ſie nur temporär eintreten ſollen, führen gar zu leicht einen gänzlichen Still— ſtand nach ſich. Eine ſolche Stockung ließe ſich vermeiden, wenn der Verein durch ſeine bisherige Wirkſamkeit ſich ſo viel Anrecht auf die Theilnahme ſeiner Mitglieder erworben hätte, daß dieſe ſich zu einer außerordentlichen Hülfe bereit zeigten. Eine allgemeine Erhöhung des Jahresbei— trages iſt zwar ſchon mehrfach zur Sprache gebracht, es ſind aber ſo viele erhebliche Gründe dagegen geltend gemacht worden, daß auf die Durchführung dieſer Maßregel hat Verzicht geleiſtet werden müſſen. Freiwillig aber etwas mehr zu zahlen, iſt Niemandem benommen und kann auch der Mehrzahl der Mitglieder nicht ſchwer fallen. Einzelne haben dies auch ſchon ſeit mehreren Jahren ge— than, es ſind deren aber noch zu wenige, als daß dadurch das oben erwähnte ungünſtige Reſultat hätte abgewendet werden können. Entſchlöſſen ſich aber noch mehrere, — weun auch nur etwa die Hälfte der Vereinsmitglieder, — VI zu einer jährlichen Mehrzahlung von ½ bis 1 Thaler, jo wäre dies ſchon eine anſehnlichere Hülfe, durch welche interbrechungen in unſerer regelmäßigen Thätigkeit, wie die vielleicht bevorſtehende, verhindert würden. — Hiermit hätte ich den Weg zur Hülfeleiſtung angedeutet, — ob derſelbe betreten wird, darüber wird das Erſcheinen oder Ausbleiben unſeres Jahrbuches für 1862 Kunde geben. Neubrandenburg, den 25. Februar 1862. E. Boll. Meberficht des Inhaltes. Botanik. Nachtrag zur meklenburgiſchen Flora von C. Struck Erſter Nachtrag zur Flora von Neu vorpommern und | von H. Zabel,yieslaak: . ... = Der Kugelbrand, von J. Ritter. 5 Geologie und Wee Tertiäre Thonlager bei Goldberg, von F. Koch... Beiträge zur Kenntniß der norddeutſchen Tertiärconchytien, (Aporrhais und Ringieula) von F. Koch. Katalog einer Sammlung Pe 1 8 des 1 Geſteins, von J. O. Semper . Ueber die Conchylien von Lieth bei Elmsborn, von 8. nr ß — 119970 Notiz über das Alter und die paläontologiſche Verwandtſchaft der Fauna des Glimmerthons, von J. O. Semper Beſchreibung neuer Tertiärcouchylien (Fasciolaria Pee- chiolii, Jole Adamsiana, Marginella Aglaja, Bel- lardiana, Bey richi, Mur ex Neugeboreni, Obeliscus obtusatus, Odontostoma Neugeboreni, Phos Hoer- nesi, Solarium Emiliae, Turbonilla Gastaldii), e Sie Dress, ae, Date Ueber Buccinum Caronis, von J. O. Semper Notiz über die Gattung Cancellaria, von J. O. Semper Ueber Discospira foliacea, Phil. sp., von J. O. Semper . Ueber einige Eulimaceen und Pyramidellaceen der Tertiärformation Norddeutſchlands, von IJ. O. Semper Ueber Woodia Deshayesana nov. sp., von J. O. Semper Kalktuff-Ablagerungen bei Teterow und Gorſchendorf, und Septarinenthon (?) im Kalenſchen Holze bei Mal— Re 5 e Gyppsbildung in Diluvialſchichten, von F. Koch n Regiſter über die petrefactologiſchen Abhandlungen .. Literatur. Neue, auf Norddeutſchland bezügliche . tliche Reer : EN Meteorologie. Meteorologiſche Beobachtungen der Station Hinrichshagen aus dem Jahre 1860 (13. Jahr), von Prozell (die hinten angehängte Tabelle). 387 369 244 380 330 326 218 217 407 429 VIII Vereinsangelegenheiten. Bericht über die Verſammlung des Vereins am 23. Mai 1861 zu M ð ᷣ œ¾;] n. e TER Weiterer Bericht über Vereinsangelegenbeiten .. Zoologie. Protocoll über die erſte und zweite Verſammlung meklenbur— giſcher Ornithologen .. ae,, Syſtematiſche Ueberſicht der Vögel Mel gen bn 38, von Dr. H. Zünder E e ien e Neu Negiſter dazu baB-.2 b l e Bra Aufforderung zu vergleichenden Beriudhet über die Fortpflan⸗ zungsgeſchichte des Kuknks, von v. Preen . Färbung der Eier von Lanius collurio und Anthus arboreus, von v, Peer e Beobachtungen über die Schlägen, von u. Preen Einige Verſuche von Vertauſchen der Vogeleier, von Riefkohl Ueberſicht der Käfer Mekleuburgs von F. Klaſen, Schluß und Nachteige e gan biens . r Ass Gattungsregiſter über dieſe ganze Arbeit. Ein Beitrag zur Molluskenfauna der Oſtſee (Astarte in. termedia Sow.), von J. O. Semper 05 1. Bericht über die Verfammfung des Vereins am 23. Mai 1861. Die Verſammlung wurde um 5 Uhr Nachmittags im Gaſthauſe des Hrn. Büll zu Malchin eröffnet. Es nahmen an derſelben Theil aus Dargun die Herrn: Forſtmeiſter v. Glöden, Baumeiſter Koch, Lehrer Struck, aus Gielow Hr. Bauconducteur Prahſt, aus Goldberg Hr. Lehrer Schmidt, aus Malchin die Hrn.: Dr. Brummerſtädt, Dr. med. Scheven, Dr. phil. Scheven, Apotheker F. Timm, aus Neubrandenburg E. Boll, aus Teterow die Hrn.: Lehrer Cordes, Senator Danneel, Senator Kayſel, aus Waren Hr. Apotheker Krull. Der Unterzeichnete ſtattete folgenden Bericht über die Vereinsangelegenheiten aus den beiden Jahren 1859 und 60 ab: | Was zunächſt die Perſonalverhältniſſe des Ver— eins betrifft, ſo verlor derſelbe in den beiden letzten Vereins⸗ jahren an ordentlichen Mitgliedern durch den Tod die Hrn.: Brückner G., Geh. Medic.-Rath in Ludwigsluſt, T 30. März 1860. ; 2 Engel, Apotheker in Dargun, + 1861. Griſchow Dr., Apotheker in Stavenhagen, F 17. Dec. 1860. Huth E., Prediger in Gnoien, T 28. Aug. 1859. v. d. Oſten⸗Sacken, Graf in Schwerin, + Febr. 1861. Schrader Dr. ph. in Neubrandenburg, 7 2. Mai 1861. Walther Dr. ph. Lehrer in Wismar, 7 1860. Wendt Dr., Medicinalrath in Schwerin, T 24. Nov. 1860. Durch Austritt verloren wir an Mitgliedern die Hrn.: Blanck Cantor in Stargard. Claſen Wirthſchafter in Dehmen. Daniel Advocat in Schwan. Flemming Dr. ph. Thierarzt in Lübz. Gäfke Lehrer in Schwerin. Gottſchalk Apotheker in Lübeck. Haupt Erbpächter in Barkow. Krull Buchhändler in Neubrandenburg. Löper Dr. med. Rath in Neubrandenburg. v. Maltzan Kloſterhauptmann in Dobertin. Müller Gutsbeſitzer auf Warnkenhagen. Romberg Kaufmann in Hamburg. Zur Nedden, Cammeringenieur in Schwerin. Der Geſammtverluſt an ordentlichen Mitgliedern belief ſich alſo auf 21. Dagegen ſchloſſen ſich aber als neue Mitglieder dem Vereine an, die Hrn.: Benefeld Dr. med. in Roſtock. Brieſt Gutsbeſitzer zu Polchow bei Lage. Brückner Prediger in Schlön. Brummerſtädt Dr. med. in Malchin. Eggers Pr.⸗Lieutenant in Neuſtrelitz. 3 Evers Forſtdienſtgehülfe in Schwerin. v. Glöden Forſtmeiſter in Dargun. Götze Dr. med. in Neuſtrelitz. Heydemann Gutspächter zu Thalberg bei Treptow. Karſten Gutsbeſitzer zu Gr. Ridſenow. Kayſel, Rector in Kröpelin. Kayſel Senator in Teterow. Krohn Lehrer in Stavenhagen. Krüger Buchhändler in Neubrandenburg. Linſen Dr. med. in Dargun. Löper Dr. med. in Neubrandenburg. v. Maltzan H. in Rothenmoor. Peters Gutsbeſitzer zu Sieden-Bollentin. Pfeiffer Dr. med. zu Schwerin. Prahſt Bauconducteur in Gielow. Rennecke Prediger zu Dargun. Reuter, Fritz zu Neubrandenburg. v. Rieben Forſtmeiſter zu Ritzerow. Riefkohl Privatlehrer in Roſtock. Scheven H. Dr. ph. Apotheker in Malchin. Schmidt Apotheker in Wismar. Schmidt Forſtpracticant in Gelbenſande. Steenbock, Conſervator in Roſtock. Tackert Forſtpracticant in Dargun. Wüſtnei K. Gymnaſiaſt in Schwerin. v. Zehender Dr. Medic.-Rath in Neuſtrelitz. Die Anzahl der ordentlichen Vereinsmitglieder iſt demuach auf 199 geſtiegen. Anlage J. giebt ein Namensverzeichniß derſelben. An correspondirenden Mitgliedern verloren wir durch den Tod die Hrn.: 1 * 4 Kade G. Oberlehrer in Meſeritz, T 25. Jan. 1860. Maſſalongo Dr. Profeſſor in Verona, 7 1860. Literar. Verbindungen wurden angeknüpft in Deutſchland mit dem botaniſchen Verein für die Provinz Brandenburg. der zoologiſchen Geſellſchaft in Frankfurt a. M. der naturhiſtoriſchen Geſellſchaft in Hannover. der Univerſität Kiel. der kön. phyſicaliſch-ökonom. Geſellſchaft in Königsberg. dem Verein für Naturkunde in Offenbach. Ferner in der Schweiz mit der naturforſchenden Geſellſchaft in Bern. der naturforſchenden Geſellſchaft in Graubünden. der Schweizeriſchen naturforſchenden Geſellſchaft. In Rußland mit der Naturforſcher -Geſellſchaft in Dorpat. In Italien mit dem Instituto Lombardo di Scienze, Lettere ed Arti in Mailand. In England mit der Litterary and philosophical Society of Manchester. In Amerika endlich mit der Sociedad de Naturalistes Neo-Granadinos zu Bogota und der Academy of natural Sciences of Philadelphia. Wir ftehen demnach gegenwärtig mit 51 naturwiſſen⸗ ſchaftlichen Geſellſchaften, Inſtituten und Vereinen in Schriftenaustauſch, wodurch unſere Bibliothek jährlich regel— mäßig einen anſehnlichen und werthvollen Zuwachs erhält. Derſelbe iſt mit Hinzurechnung deſſen, was durch Schen— kung einzelner Vereinsmitglieder und durch Ankauf erwor— ben worden iſt, ſo bedeutend geweſen, daß bald die An— fertigung eines neuen ſyſtematiſchen Kataloges ſich ver— 5 nothwendigen wird, weßhalb eine nähere Specificirung dieſes neuen Erwerbes der Raumerſparniß wegen in dieſem Jahresberichte fortbleiben mag. Die finanzielle Lage des Vereins zeigt folgender Rech— nungsabſchluß: Im Jahre 1859 betrug die Einnahme Beiträge der Mitglieder . (v. Lützow 5. V., Semper 2 . 7½ Igr, Arndt, Prozell, Unger 1½% K., Dr. Fiedler 1 . 10e.) Aus dem Verkaufe des Archivs. Summa 210 Die Ausgabe betrug: Deckung der vorigjährigen Rechnung Porto und Fracht Koſten zur Herſtellung des Ar⸗ chivs XIII.. Bibliothek. | Diverſe Heine Ausgaben Summa Einnahme bleiben zu decken 192 . 2 /n 6 18 N 5 Im 9 e 54 M 27 c 3 16 3% 27 128 845 60 73 3 geln n Ser- 27 F 6 F I rn 67 9 283 Im Jahre 1860 betrug die Einnahme: Beiträge der Mitglieder (v. Lützow 5 % , Beuthe, Mül— ler-Güſtrow, Karſten-Roſtock, Koch-Dargun 2 &&, Splitter⸗ Lübſee 1 , 20 Gr, 180 Mit⸗ glieder à 1½ , 9 Mitgl. a 1 Aus dem Verkauf des Archivs Summa 293 . 20 29 323 * 6 Die Ausgabe betrug: Deckung der vorigjährigen Rech⸗ nung , ee, e, Porto und Fract 18 27 —: Druck des Archivs . 230 — 2 —- Bibliothek agua un dee i ARE Buchbinder 36 RE Diverſe kleine Ausgaben. 6 21 Summa 1! 1 9. Einnahme 323 - 15 = —- Kelten zu veden 48 > 42 0: Nach Beendigung des Jahresberichtes erfolgte eine Berathung über die von Herrn Pr.⸗Lieutenant v. Preen in Schwerin in Vorſchlag gebrachte Errichtung einer orni— thologiſchen Section innerhalb des Vereins und man einigte ſich zu folgenden Beſchluͤſſen: 1. Es wird eine ornithologiſche Section errichtet, welche einen integrirenden Theil unſeres Vereines bildet, und alle Mitglieder der erſteren müſſen auch die Mitglied— ſchaft in letzterem erwerben. 2. Die Section verhandelt über die in das orni— thologiſche Gebiet einſchlagenden Gegenſtände ſelbſtſtändig und hat zu dieſem Zwecke ihren eigenen, von den Sections— mitgliedern gewählten Schriftführer. Ihre Protocolle, die aber für jetzt einen Druckbogen jährlich nicht überſchreiten dürfen, werden in unſerem Archive abgedruckt, und die Section erhält von dieſem Protocolle 25 Separatab— drücke. Ebenſo finden auch alle ſelbſtſtändigen ornitholo— gischen Arbeiten der Sectionsmitglieder Aufnahme in dem Archiv, ſo weit ſie ſich ihrem Inhalte und Umfange nach für daſſelbe eignen. — Anderweitige Koſten, welche die Section verurſacht, werden von den Mitgliedern derſelben allein beſtritten. 3. Die Verſammlungen der Section finden entwe— der gleichzeitig mit den allgemeinen Pfingſtverſammlungen ſtatt, oder wenn den Sectionsmitgliedern Zeit und Ort der letzteren nicht zuſagt, ſteht es ihnen frei, allein eine Sectionsverſammlung zu beliebiger Zeit und an einem belie— bigen Orte zu halten. Tritt letzterer Fall ein, ſo haben ſie den Secretär des Vereins 8 Wochen vor der allgemeinen Verſammlung von ihrem Entſchluſſe in Kenntniß zu ſetzen. 4. Damit in ſolchem Falle die Protocolle der Section noch in dem Hefte des Archivs, welches in jenem Jahre herausgegeben wird, Aufnahme finden können, wird dann der Druck deſſelben erſt mit dem Ende des October ab— geſchloſſen. Mit Rückſicht auf die Wünſche der ornithologiſchen Section wurde darauf beſchloſſen als Verſammlungsort für das nächſte Jahr die Stadt Bützow zu wählen, und als Mitglieder des Vorſtandes für das beginnende Vereins— jahr wurden Hr. Dr. Genzke in Bützow und Hr. Pr. Lieutenant v. Preen in Schwerin ernannt. Nachdem darauf noch Hr. Medic.-Rath Dr. J. Mitl- ler in Berlin und Hr. Dr. L. Rabenhorſt in Dresden zu correspondirenden Vereinsmitgliedern ernannt worden, waren die allgemeinen Vereinsangelegenheiten erledigt, und es begannen wiſſenſchaftliche Unterhaltungen und Des 8 ſichtigung der von mehreren Mitgliedern (den Hrn. Koch, Struck, F. Timm, L. Krull, E. Boll) mitgebrachten Pflan- zen, Mineralien, Petrefacten u. ſ. w.; zur Beſichtigung lag auch ein ſehr werthvolles Geſchenk des Hrn. Dr. Fied— ler in Dömitz vor, nämlich eine Sammlung von 100 sp. der Gattung Sphaeria und 50 sp. der Gattung Peziza, von dem Hrn. Geber dazu beſtimmt, den Anfang zu einem meklenburgiſchen Normal⸗Herbarium in unſerer Güſtrower Vereinsſammlung zu bilden. — Hr. Dr. med. Scheven hielt einen Vortrag über Anwendung der galvaniſchen Electri— cität in der Heilkunde und zeigte den von ihm zu dieſem Zwecke verwendeten Apparat vor, E. Boll ſprach über die Regelmäßigkeit, welche hinſichtlich der orographiſchen, hy— drographiſchen und geognoſtiſchen Geſtaltung Meklenburgs zu Tage trete. Die für den folgenden Tag beabſichtigte Excurſion mußte leider der ſehr ungünſtigen Witterung wegen unter⸗ bleiben. E. Boll. Anlage J. 1. Ehrenmitglieder und correspondirende Mit— glieder. Beyrich Dr. Profeſſor in Berlin. Bronn Dr. Profeſſor in Heidelberg. Emmrich Dr. Profeſſor in Meiningen. Göppert Dr. Profeſſor in Breslau. Häcker Proviſor in Lübeck. v. Hagenow Dr. in Greifswald. Haidinger Dr. Hofrath in Wien. Jugler Ober-Bergrath in Hannover. Karſch Dr. Profeſſor in Münſter. Karſten Dr. Profeſſor in Kiel. Klinsmann Dr. med. in Danzig. Knochenhauer Director in Meiningen. Löw Director in Meſeritz. Meyn Dr. phil. auf der Uetterſener Sägemühle in Holſtein. Müller Dr. J. Medic.⸗Rath in Berlin. Nolte Dr. Profeſſor in Kiel. Rabenhorſt Dr. L. in Dresden. Reichenbach Dr. Hofrath in Dresden. Renard Dr. Staatsrath in Moskau. Reuß Dr. Profeſſor in Prag. Ritter J. Erbpächter zu Friedrichshöhe bei Roſtock. Rümcker Dr. Director der Sternwarte in Hamburg. Sandberger F. Profeſſor in Karlsruhe. Sandberger G. Lehrer in Wiesbaden. Schmidt Fr. Privatdocent in Dorpat. Schultz Dr. in Deidesheim. Schultz Dr. in Weißenburg. Senoner Dr. in Wien. Spengler Dr. Hofrath in Ems. Stöckhardt Dr. Profeſſor in Tharand. v. Zigno Freiherr in Padua. 2. Ordentliche Mitglieder. Abtshagen bei Richtenberg: Zabel Forſtaufſeher. Altona: Semper J. O. Barkow bei Plau: Lütjohann, Erbpächter. Zander Dr. Prediger. Barth in Pommern: Holtz, Rentier. Belgard in Pommern: Langfeld, Architect. Blankenhof: Pogge, Gutsbeſitzer. Boddin bei Gnoien: v. Lützow, Staatsminiſter. Boitzenburg: Bölte, Forftcandidat, Börtzow bei Grevismühlen: Owſtien, Prediger. Brunn: v. Oertzen, Kammerherr. 10 Bützow: v. Grävenitz, Forſtmeiſter. Genzke Dr. med. Dargun: v. Glöden, Forſtmeiſter. Koch F. Baumeiſter. Linſen Dr. med. Rennecke, Prediger. Struck, Lehrer. Tackert, Forfipracticant. Daſſow: Griewank C., Prediger. Demern bei Rehna: Maſch, Archivrath. Dewitz bei Stargard: Willebrand, Domanialpächter. Doberan: Kortüm A., Dr. Medicinalrath.“ Dobertin: Garthe, Forſtinſpector. Sponholz J., Dr. med. Dömitz: Fiedler B., Dr. med. Reinhardt, Poſtmeiſter. Finckenthal bei Dargun: Harms Förſter. Friedland: Unger R., Dr. phil. Director des Gymnaſiums Friedland. Gelbenſande: Schmidt, Forſtpracticant. Gielow: Prahſt, Bauconducteur. Giewitz Gr.: Brückner W., Präpoſitus. Gnoien: Arndt C., Privatlehrer. Goldberg: Schmidt, Sprachlehrer. Grabow: Kloß Dr. med. Madauß, Zahnarzt. Güſtrow: Breem, Lehrer. Drewes, Lehrer. Förſter, Dr. phil. Gymnaſiallehrer. Holland, Apotheker. Müller, Apotheker. Prahl, Lehrer. Seitz, Senator. Stelluer J., Lehrer. Türck, Prediger. in 11 Vermehren Ad., Lehrer. Vermehren Aug., Lehrer. Gutendorf N. b. Marlow: v. Vogelſang, Hauptmann, Gutsbe— ſitzer. * Hamburg: Krogmann Dr. med. Rättig, Lehrer. Hamm in Weſtphalen: von der Mark, Apotheker. Hinrichshagen bei Woldeck: Müller J, Oberförſter. Prozell Prediger. Kladow bei Crivitz: Willebrand, Prediger. Klütz: Rubien Organiſt. 5 Küſſow b. Neubrandenburg: Kirchſtein Dom.⸗Pächter. Kröpelin: Kayſel, Rector. Ludwigsluſt: Behn, Hotelbeſitzer. | Beißner, Intendant. Brückner C., Dr. med. Kuieſtädt Hofgärtner. Volger, Hofapotheker. Wulff, Seminarlehrer. Lübeck: Arnold, Lehrer. Brehmer Dr. Advokat. Meier A., Dr. phil. Lehrer. Reuter, Dr. phil. Oberlehrer. Schliemann, Apotheker. Schmahl H., Aelteſter der Muſiker I. Claſſe. Versmann, Apotheker. Wil de, Lehrer. Bei Lübeck: Haug, Oberförſter in Waldhauſen. Lübſee bei Rehna: Splitter Lehrer. Lübtheen: Becker, Dr. med. Lübz: Brath, Pharmaceut. Lüſſow bei Güſtrow: Hermes Prediger. Luxemburg: v. Sydow, General. Malchin: Brummerſtädt Dr. med. Scheveu H., Dr. med, Kreisphyſikus. 12 Scheveu, H. Dr. phil. Apotheker. Timm F., Apotheker. Neubrandenburg: Boll E. Boll F., Prediger. Brückner L. Dr. med. Brünslow, Buchhändler. Jacoby, Lehrer. Klöckner, Candidat der Theologie. Krüger, Buchhändler. Kurtze Dr., Oberlehrer. Löper F., Dr. med. Paul, Lehrer. Reuter Fr. Roloff H., Inſtrumentenfabrikant. Roloff L. desgl. Siemerling V., Dr. phil. Apotheker. v. Stahl, Gutsbeſitzer. Walther R., Dr. med, Pentzlin; Betcke, Dr. med. Fröhlich, Präpoſitus. Liepmann M., Fabricant. Piunow bei Schweriu: Schenck, Dr. phil., Präpoſitus. Polchow bei Lage: Brief, Gutsbeſitzer. Quitzenow bei Gnoien: v. Blücher, Gutsbeſitzer. Rehſe A.: Mercker, Gutsbeſitzer. Rehna: Gagzo w, Poſtpraeticant. Ridſenow Gr. bei Lage: Karſten, Gutsbeſitzer. Ritzenow bei Stavenhagen: v. Rieben, Forſtmeiſter. Roſtock: Benefeld, Dr. med. Brinkmann, Handelsgärtner. Claſen F., Lehrer. Dethleff, Lithograph. Flügge, Poſtdirector. Karſten, Gerichtsrath. Kühl, Dr. Rathsapotheker. 13 v. Kühlewein, Dr. med, Collegienrath. Raddatz, Lehrer. | Riefkohl, Privatlehrer. Scheven E., Dr. med. Steenbock, Conſervator. Timm E., Pharmaceut. Wüſtnei, Stud. phil, Rothenmoor: v. Maltzan H. Rothſpalk bei Teterow: v. Möller⸗Lilienſtern Gutsbeſttzer. Schlön bei Waren: Brückner A., Prediger. Schönberg: Langbein, Lehrer. Rickmann, Baumeiſter. Saß, Apotheker. Wegener, Lehrer. Wittmütz Dr. Director. Schwan: Claſen, Conrector. Schwerin: Beyer F., Ingenieur. Blanck Dr, med. Stabsarzt— Brückner A., Dr. med. Dippe, Dr. Hofrath. Evers, Forſtdienſtgehülfe. Flemming, Dr. med. Geh. Med.⸗Rath. Fromm L. Glöckler, Archivregiſtrator. Hartwig, Dr. phil. Oberlehrer. Kaiſer, Dr. phil. Redacteur. Kirchſtein, Dr. phil. Lehrer. Knaudt, Dr. Geh. Reg.⸗Rath a. D. Knebuſch, Advokat. Lehmeyer, Hofgärtner. Liſch Dr., Archivrath. Meyer Dr. med. Aſſiſtenzarzt. Paſchen Hofrath, Miniſterialſecretär. Pfeiffer Dr. med. v. Preen, Pr.⸗Lieutenant. 14 Ruge, Baumeiſter. Sarnow, Apotheker. Schäfer, Redacteur. Schiller Dr. phil. Oberlehrer. Segnitz, Lehrer. Selkes, Poſtſchreiber. Wüſtenei K., Gymnaſiaſt. Seedorf am Schalſee bei Ratzeburg: Stammer H. Prediger. Sieden⸗Bollentin bei Treptow: Peters, Gutsbeſitzer. Sternberg: v. Müller, Forſtmeiſter. Stavenhagen: Hein roth, Schornſteinfegermeiſter. Krogmann, Thierarzt. Krohn, Lehrer. Strelitz⸗Ren: Bahlke Hofrath Beuthe Bauſchreiber. Collin, Lehrer. v. Conring, Pr.-Lientenant, Eggers Pr.⸗Lieutenant. Eggert, Schulrath. Füldner, Lehrer. Gentzen, Bibliothekar. Götze, Dr. med. Ladewig, Profeſſor. Langmann, Lehrer. Roloff, Dr. phil. v. Zehender, Dr. med. Med.⸗Rath. Sülz: Böhmer, Senator. Cordua, Privatlehrer. Koch A., Geh. Amtsrath. Koch F., Salinenbeamter. Lange Rendant. Virck, Landbaumeiſter. Weidner Dr. med. Teterow: Cor deß, Lehrer. Danneel, Senator. 15 Kayſel, Senator, Thalberg bei Treptow: Heydemann L. Treptow: Schröder, Juſtizrath. Vietz bei Hagenow: Lau, Lehrer. Waren: Krull L., Apotheker, Wismar: Schlotterbeck, Lehrer. Schmidt, Apotheker. Schmidt F., Kreiswundarzt. Stahmer, Dr. med. Kreisphyſikus. Thormann, Baumeiſter. Wittenburg: Lindemann, Lehrer. Wölſchendorf bei Rehna: Brockmüller, Lehrer. Wolgaſt: Marſſon, Dr. phil. Apotheker. Wuſtrow auf dem Fiſchlande: Peters, Navig. Lehrer. Zühr bei Wittenburg: v. Grävenitz, Gutsbeſitzer. Ehren- und correspondirende Mitglieder . Ordentliche Mitgliederõr 199 2. Protocol der erſten Verſammlung meklenburgiſcher Ornithologen in Schwerin am 2. und 3. October 1860. Dienſtag den 2. October. Im Juli d. J. hatte der Premier⸗Lieutenant von Preen an alle ihm bekannten Ornithologen Meklenburgs eine Aufforderung gerichtet, im October in Schwerin zuſammen zu kommen, um gemeinſchaftlich ornithologiſche Themata zu beſprechen und vielleicht einen Verein zu gründen, zur Erforſchung der ſpeciell meklenburgiſchen Vögel. Die weiter unten als Mitglieder verzeichneten Herrn hatten ihre Zuſtimmung und Bereitwilligkeit zu erſcheinen erklärt, und es waren die Tage vom 2. bis 4. October, 16 eine Tagesordnung, und die Wohnung des Lieutenant von Preen als Verſammlungslocal hiezu feſtgeſetzt. Zu der Verſammlung waren erſchienen: Lehrer Lau aus Vietz bei Hagenow. Zahnarzt Mad auß aus Grabow. Prem.⸗Lieut. von Preen aus Schwerin. Candidat Riefkohl aus Roſtock Kreiswundarzt Schmidt aus Wismar. Conſervator Steenbock aus Roſtock. Student W. Wüſtnei aus Roſtock. Gymnaſiaſt K. Wüſtnei aus Schwerin. Paſtor Dr. Zander aus Barkow. Dagegen hatten leider die fehlenden Herrn nicht kom⸗ men können und dies dem Lieut. von Preen angezeigt. Die Durchſicht der Sammlung und Beſprechung meklenburgiſcher Vorkommen ſtanden für heute auf der Tagesordnung. Zunächſt wandte man fich zu den Edelfalken, von denen eine ziemlich bedeutende Suite vorhanden war. Ein ſicheres Vorkommen des F. islandicus oder gyr- falco iſt für Meklenburg noch nicht bekannt. Die oft als ſolche ausgegebenen Vögel ſind nur bloſſe nordiſche F. pa- lumbarius. . a Ebenſo wenig iſt ein F. sacer oder tanypterus vor- gekommen; dagegen fand ſich F. peregrinus in jedem Alter vertreten. F. Schmidt-Wismar zeigte 4 Exemplare und beſitzt noch mehr in ſeiner Sammlung. Madauß be⸗ ſitzt einen jungen Vogel, der im Duhnenkleide bei Grabow aus dem Horſt genommen und großgefüttert iſt. Der Falke ſoll noch öfter dort gehorſtet haben. 17 Falco subbuteo. L. v. Preen beſitzt eine Suite von Vögeln jeden Alters aus Meklenburg und zeigte zu drei verſchieden alten Weibchen die Gelege. F. aesalon. Ein ſehr altes Männchen und eben⸗ ſolches Weibchen des Herrn Schmidt beſchloſſen eine reiche Suite dieſes niedlichen Falken, der an unſerm Seeſtrande im Winter nicht ſelten vorkommt, aber auch im Innern des Landes nicht fehlt. Ob derſelbe hier gebrütet, iſt nicht ſicher bekannt. Falco rufipes wurde niſtend nahe an der Gränze im Hannöverſchen beobachtet. Für Meklenburg iſt noch kein Fall conſtatirt, wenn der Vogel auch ſchon mehrmals vor— gekommen iſt. Falco cenchris. Das von Maltzan erwähnte Exemplar iſt nichts als ein kleiner F. tinnunculus. F. tin nunculus iſt an den geeigneten Lokalitäten ungemein häufig. Bei Durchſicht der Falken und der folgenden Weihen kam es zur Sprache, wie ſchwierig oft das Beſtimmen nach bloßen Farben-Beſchreibungen ſei, und daß die ſo oft beliebten Ausdrücke „deutlich“ „dunkel“ u. ſ. w., ohne mit bekannten Vögeln vergleichen zu können, beim Beſtimmen Unbekannter gar keinen Sinn hätten. Noch ſchlimmer ſteht es um rein comparative Beſchreibungen, wie man dieſelben bei ſchwierigen, unſichern Species fo häufig findet. L. v. Preen wies auf die von der plaſtiſchen Geſtalt des Flügels hergenommenen Charactere hin, die in den meiſten Fällen die allein ſicheren und verſtändlichen ſind. Er zeigte dieſe Unterſchiede bei zwei ſehr ähnlichen Weibchen von F. aesalon und subbuteo, bei den Jungen 2 18 von F. sacer und peregrinus und bei den drei weißlichen Weihenarten und verwies auf die ausgezeichnete Arbeit des Prof. Blaſius in der Naumannia 1857 pag. 266. Auf den Einwand, daß während der Mauſer dieſe Kennzeichen unſicher ſind, erwiederte er, daß ſich am friſchen Vogel durch das Gefühl die fehlenden Federn leicht finden laſſen, und man aus dem Bau der benachbarten Federn auf den der fehlenden meiſt ſicher ſchließen könne. Ein Variiren in den weſentlichen Verhältniſſen vom Bau des Flügels, be— ſonders in der Geſtalt der Schwung- und großen Deck— federn, iſt noch nirgends nachgewieſen, und a priori un— möglich, weil mit der Geſtalt dieſer Federn der Flug des Vogels in mathemathiſchem Zuſammenhange ſteht. Tur- dus merula und torquatus, Alauda arvensis und cris- tata haben weſentlich verſchiedene Flügel, und es entſpricht ihr Flug dieſer Bildung ganz genau. Freilich giebt es auch Vögel, die ganz gleich gebildete Flügel beſitzen, de— ren Flug ebenfalls keinen Unterſchied bietet. Da muß man denn andere Kennzeichen aufſuchen, aber immer be— ſtrebt ſein, ſolche zu finden, die man ohne Vergleichung erkennen kann. Geringe Farben-Unterſchiede ſind immer die unſicherſten Kennzeichen, die Ausmeſſungen ſchon ſi— cherer, wenn ſie nicht ſchwanken, und die Unterſchiede nicht gar zu geringe ſind. Das Größenverhältniß der einzelnen Theile zu ein— ander, ſcheint in gewiſſen Gränzen ſichere, leicht erkennbare Artkennzeichen zu geben. Unter den Weihen war C. rufus ſehr zahlreich ver- treten. Schmidt zeigte ein ſehr altes & aus der Wis— marſchen Gegend mit außerordentlich heller Färbung der 19 Unterſeite. Die 5 im Mittelkleide find bei Schwerin und Wismar oft am Horſt beobachtet. C. cineraceus. Schmidt hatte ein Pärchen, von Preen ein altes & vorgelegt. Bei Wismar hat dieſe Weihe gebrütet, worüber Schmidt die näheren Data verſprach. Die Art ſcheint eben nicht ſehr ſelten zu ſein und an den geeigneten Oertlichkeiten meiſtens vorzukommen. C. pallidus. L. v. Preen zeigte ein Pärchen junger Vögel aus Meklenburg und ein altes 5 aus Südrußland. Lau beſitzt einen bei Hagenow erlegten jungen Vogel. Ueber das Vorkommen dieſer Weihe ſiehe Naumannia 1858. C. cyaneus iſt im ganzen Lande an geeigneter Lo— kalität gemein; es müſſen aber viele ö im Mittelkleide horſten, denn man ſieht weit mehr braune, als weißliche Individuen. Unter den Adlern erregte ein F. chrysaätos die Auf— merkſamkeit, der am 30./1 1856 in Jaßnitz erlegt wurde. Er unterſcheidet ſich von F. fulvus durch das überall mit Goldbraun übergoſſene Gefieder, was bei F. fulvus in der Jugend erdgrau-braun, im Alter ſchwarz iſt. Dann hat F. chrysaötos braun befiederte Füße und einen aſch— grau gewölkten und gebänderten Schwanz mit ſchwarzem Ende, während F. fulvus weiße Füße und einen rein wei— ßen und ungefleckten Schwanz mit ſchwarzen Enden hat. Ob aber F. chrylaötos wirklich eine eigne Art bildet, oder als Varietät zu F. fulvus gehört, erſcheint noch fraglich. A. chrysaötos Lin. gehört, zu A. fulva, aber A. chry- saötus Leisler iſt A. imperialis Bechst., nach einigen Ornithologen. Naum ann jedoch trennt beide und hält A. chrysaélos für eine gute Art, auch von A. fulva verſchieden. 5: 20 Buteolagopus. L. v. Preen macht darauf aufmerk⸗ ſam, daß man fo felten die 5 dieſes Buſſard erhält. Unter 17 von ihm unterſuchten und meiſtens ausgeſtopf— ten Vögeln fand er nach der Section nur ein einziges S. Milvus ater. Dieſe früher bei Schwerin ſo häufige Gabelweihe iſt jetzt ſo ſelten, daß es v. Preen noch nicht gelang, ſich einen Vogel für ſeine Sammlung zu verſchaffen. Strix nisoria. In Sülz beim Herrn Gradirauf⸗ ſeher Koch befindet ſich eine langſchwänzige Eule, deren Name noch ungewiß iſt. Strix aluco. Die früher aufgeſtellte St. aedium Z. erklärte Zander für aufgehoben. Turdus pilaris, hat im Jahre 1857 im Birken⸗ gebüſch auf dem Zippendorfer Halſe bei Schwerin gebrü— tet. L. v. Preen fand zwei Neſter mit kleinen Jungen. Von ſeltenen Droſſeln ſcheint, außer der T. atrigula- ris beim Forſtmeiſter von Grävenitz, keine in Sammlun⸗ gen vorhanden zu ſein. Sylvia suecica. Die weißſternige kommt an manchen Orten vor, z. B. an der Elbe in den Weidenhägern. Sylvia philomela. Außer bei Roſtock iſt dieſer Sänger noch nirgends ſicher beobachtet. Sylvia turdina. Niſtet an buſchreichen Seeufern des Oßdorfer- und Ziegelſees faſt nur im Gebüſch. Sylvia cariceti. Zander zeigte Original⸗Exem⸗ plare von cariceli und aquatica, die aber wohl nur eine Art bilden und den Namen S. aquatica tragen müſſen. S. luviatilis. Zander zeigte ein Exemplar aus Galizien und machte auf die ſtarkgefleckte Kehle zum Unterſchiede von lo- custella aufmerkſam. Meklenburger ſcheinen nicht vorhanden. 21 Cinclus aquaticus. Aus Meklenburg find nur die nordiſchen ſchwarzbäuchigen bekaunt; die braunbäuchigen ſcheinen ſich nicht bis zu uns zu verfliegen. Motacilla alba. Zander legte eine ſchwarzrückige vor, und forderte auf, dieſe wie auch die gelben Bachſtelzen aufmerkſam zu beobachten; letztere in Bezug auf ihre Kopf— färbung, die von gelbgrün durch aſchgrau bis tief ſchwarz alle Stufen durchläuft. Anthus aquaticus und rupestris. Zander zeigte beide und die ſehr geringen Farbenunterſchiede. Der Vo— gel kommt jedenfalls an der Küfte vor, und iſt auch 1 bei Ribnitz und Wismar beobachtet. Parus borealis. Zander legte dieſe von palus- tris wenig verſchiedene Meiſe vor, die ſich an den breiten weißen Rändern der Schwung- und Steuerfedern und dem matten Schwarz des Kopfes unterſcheidet. Sitta europaea. Zander zeigte die drei unter dem Namen S. caesia mit dunkelgelbem, uralensis mit gelb— lich weißem und weniger an den Seiten mit Roſtbraun ver— ſehenen Bauche, europaea mit weißem Bauche bekannten Ab— änderungen. Certhia familiaris. L. v. Preen legte die beiden Fär— bungen mit langen und kurzen Schnäbeln und Zehen vor, die von Brehm als Arten unterſchieden ſind, aber ſo in einander übergehen, daß man ſie oft nicht beſtimmen kanu. In der kleinen Suite befindet ſich ein Stück mit gelblich roſtfarbenem Rücken und gelblich weißer Unterſeite, es iſt ein 2 und hat eine bedeutende Größe. Ein Verſuch zur Erklärung der verſchiedenen Schnabellänge findet ſich im Journal f. O. 1859. 22 Tetrao bonasia wurde 1856 im Winter während eines Schneeſturmes bei Dobertin in einem Bruche er— legt und leider aufgegeſſen. Die Flügel waren noch 1859 im Beſitz des Forſtinſpectors Garthe. Tringa Schinzii und alpina. Ob dieſe Vögel zu einer Art gehören oder nicht, iſt noch eine offene Frage, und wohl mit Sicherheit nur an den Brutorten zu erle— digen. In Poel und bei Ribnitz brütet nur die kleine Schinzii. Bei Warnemünde ſcheint nach aufgefunde— nen Eiern auch die ächte alpina vorzukommen. Beſonders im Herbſt erlegt man viele Exemplare, die in der Größe genau zwiſchen beiden ſtehen, möglicher Weiſe aber noch jüngere, nicht ausgewachſene ſind. Die am Schweriner See brütenden T. Schinzii haben zuweilen nur einzelne ſchwarze Flecke am Unterleibe, und meiſt die kürzeſten Schnäbel. Phalaropus rufus und cinereus legte Schmidt in ſchönen auf Poel erlegten Exemplaren vor. | Otis houbara. Zander erklärte, daß das Exemplar bei v. Grävenitz, wie alle in Deutſchland vorgekommenen Kragentrappen, zu der aſiatiſchen Macqueenii und nicht zu der afrikaniſchen houbara gehören. Lestris parasitica. Schmidt hatte eine junge Raubmöve mitgebracht, deren ſichere Beſtimmung nicht gelin— gen wollte; doch neigten die meiſten zu der Anſicht, daß es L. parasitica ſei. Ueber das Vorkommen der Möven Larus iſt noch wenig bekannt. Sicher beobachtet find nur L. ridibundus, tridactylus, canus, fuscus, marinus, argentatus. Anas strepera, ein ſehr ſchönes altes 6, wurde am 5/10 1855 auf dem Schweriner See erlegt, wo ſie auch niſtet. 23 Anas rufina, ein & am 16./5. 1858 auf dem Teſſiner See bei Krakow erlegt. Anas nyroca ſoll nach Wüſtnei früher auf dem Schweriner See häufig geweſen ſein, v. Preen hat in 10 Jahren dort keine einzige gefunden. Eudytes arcticus brütet jetzt auf einigen klei— nen Seen in Hinterpommern, woher v. Preen ein Ei erhielt. Junge Vögel kommen an der Küſte zuweilen vor. Während der Durchſicht der v. Preenſchen Samm— lung und dem Beſprechen des Verzeichniſſes meklenbur— giſcher Vögel ſtellte ſich das Bedürfniß heraus, über die Verbreitung und das Vorkommen mancher Art ſichere und genaue Nachrichten zu haben. Herr Conſervator Steenbock ward beſonders aufge— fordert, über die Vögel des Roſtocker Muſeums einen Ka— talog mit genauem Nachweis der Provenienz aufzuſtellen, und auch nachzuforſchen, ob nicht noch Data über die vie— len jetzt nicht mehr vorhandenen Vögel, die A. v. Maltzan noch im zweiten Hefte des Archivs aufführt, aufzufinden ſind, wozu derſelbe ſich bereit erklärte. Da die Tagesordnung erledigt und die Zeit weit vorgerückt war, ſo ward die Verſammlung geſchloſſen. Mittwoch den 3. October 1860. Die Sitzung begann um 9% Uhr Morgens in dem Haufe des Pr. Lieutenant von Preen. Auf der Tagesordnung für den heutigen Tag ſteht zunächſt die Ordnung der Vereinsangelegenheiten, beſonders die Fragen: Ob man einen beſonderen Verein bilden, oder ſich dem Verein der Freunde der Naturgeſchichte guſchließen wolle? 24 Nach längerer Debatte, an der ſich beſonders die Herrn Zander, Madauß, Riefkohl und von Preen bethei— ligten, und welche die ſämmtlichen Für und Wider ſehr gründ— lich erwog, wurde beſchloſſen, daß man ſich als Ornitholo— giſche Section dem allgemeinen Verein anſchließen wolle. Sodann wurde v. Preen zum Schriftführer dieſer Section gewählt, und zugleich beauftragt, ſich mit dem Schriftführer des Vereins in Verbindung zu ſetzen. Die Wahl eines Vorſitzenden wurde auf den Vorſchlag des Herrn Madauß nicht vorgenommen, für künftige Verſamm— lungen aber vorbehalten, wenn durch ſtärkeren Beſuch eine Leitung der Debatte wünſchenswerth erſcheinen möchte. Die Aufſtellung geſonderter Statuten erſchien über— flüffig, doch wurde feſtgehalten, daß nur Solche als Mit— glieder der Ornith. Section angeſehen werden könnten, die ſich wirklich mit der Ornithologie beſchäftigen, d. h. die ſammeln oder beobachten, oder die Sammler unter— ſtützen. Es wurde ferner beſchloſſen, daß man die Jahres- Sitzung mit derjenigen des Vereins wo möglich zuſammen— legen wolle; daß die O. Section aber den zweiten für Excurſionen beſtimmten Tag nur für ihre Zwecke allein verwenden wolle, und ſich vorbehalte, auch am erſteu Ver— ſammlungstage nach Berathung der Vereinsangelegenhei— ten, ſich in geſonderte ornith. Sitzung zu begeben. Ueber die Zeit der Verſammlung ſtellte es ſich her— aus, daß für alle Mitglieder dieſe erſte Woche des Octo— ber (für das nächſte Jahr alſo der 3. und 4. Oetober) die geeignetſte ſei. In der Woche nach Pfingſten würden einzelne niemals erſcheinen können, aus amtlicher und dienſt⸗ 25 licher Behinderung; für alle Ornithologen aber, deren Zeit es erlauben würde, iſt es unangenehm, gerade dann die Gegend ihres Sammelns und Forſchens verlaſſen zu müſſen, wenn dort am meiſten zu beobachten und zu fin— den iſt, und wenn ſie auch der Ferien wegen die Zeit zum Beobachten haben. Der Schriftführer wurde ſpeciell beauftragt, dies dem Vorſtande des Vereins auseinander zu ſetzen, und ihn um Verlegung der Verſammlungszeit zu bitten. Ueber den Ort der nächſten Verſammlung war man allgemein der Meinung, daß wo möglich ſolche Städte zu wählen ſeien, in denen ſich Sammlungen meklenbur— giſcher Vögel, oder Eier befinden. L. v. Preen ſchlug vor: Bützow, wegen der für unſere meklenburgiſche Ornitho— logie ſo äußerſt wichtigen Sammlung des Herrn Forſt— meiſter von Grävenitz, oder Plau zu wählen, von wo man den zweiten Tag zur Beſichtigung der Sammlungen des Hr. Paſtor Dr. Zander in dem nahen Barkow ver— wenden könne, wozu die freundliche Erlaubniß und Ein— ladung vom Herrn Dr. Zander erfolgt war. Der Vor— ſchlag fand allgemeine Annahme und der Schriftführer wurde beauftragt, bei Herrn von Grävenitz anzufragen, ob er die Beſichtigung ſeiner Sammlung geſtatte, in welchem Falle Bützow gewählt würde, da dies durch ſeine Lage an der Eiſenbahn in der Mitte des Landes der geeignetſte Ort ſchien; demnächſt aber ſollte ſich der Schriftführer mit dem Vorſtande des Vereins hierüber ins Einverſtänd— niß ſetzen. Das über die Verhandlungen aufzunehmende Pro— tocoll iſt dem Verein zu überſenden, mit dem Erſuchen, 26 daſſelbe in das Archiv aufzunehmen, und der Ornith. Sec— tion die ſtatutenmäßig bewilligten 25 Separatabdrücke zu überlaſſen. Alle allgemein intereſſanten Beobachtungen und Mit: theilungen find außerdem an Hrn. Dr. Cabanis einzuſen— den, zur beliebigen Beuutzung für das „Journal für Or— nithologie.“ Größere Vorträge, oder Ausarbeitungen dagegen, be— halten ſich die Verfaſſer vor, ſelbſt an das Journal zu übergeben oder zurückzubehalten. Ferner wurde beſchloſſen, daß diejenigen Herrn, die am Erſcheinen behindert wären, ihre Beobachtungen vor oder zu der Verſammlung an den Schriftführer zur Auf— nahme in das Protocoll einzuſenden hätten. Die durch Porto oder Abklatſchen von Briefen er— wachſenden Koſten, ſollen bei jedesmaliger Verſammlung repartirt werden, alſo dem allgemeinen Verein nicht zur Laſt fallen. Hiermit wurde die ornithologiſche Section als conſtituirt angeſehen, und man ging zur weiteren Tages— ordnung über, nachdem das Mitglieder-Verzeichniß feſt— geſtellt war. 6 (Siehe Anlage I) Als Hauptzweck der Vereinigung iſt die Erfor— ſchung der meklenburgiſchen Ornithologie nach jeder Richtung aufgeſtellt worden. Zu dieſem Zwecke verpflichtet ſich jedes Mitglied nach Kräften mitzuwirken. Man will das durch den Herrn Dr. Zander aufgeſtellte Verzeichniß meklenburgiſcher Vö— gel durch Nachträge vervollſtändigen. Als unzweifelhafte Meklenburger ſollen nur ſolche 27 Vögel gelten, von denen Exemplare aus Meklenburg in irgend einer Sammlung vorhanden ſind. Alle Vögel aber, die nur ſitzend oder fliegend geſehen, und nicht in die Hände des Beobachters d. h. in irgend eine Sammlung gekommen ſind, ſollen nur als möglicher Weiſe vorgekom— men aufgeführt werden, und dabei Beobachter, Datum und nähere Umſtände bei der Beobachtung angegeben ſein. Brutvögel, die nicht allgemein verbreitet ſind, ſondern nur in beſtimmten Strichen des Landes, oder an beſondern Oertlichkeiten vorkommen, ſollen aufmerkſam beobachtet und ihr Vorkommen in dem Verzeichniß genau angegeben fein. Bei ſeltenen Vögeln iſt die Anzahl der mekl. Exem— plare in den verſchiedenen Sammlungen genau anzugeben und bei jedem Exemplare zu verzeichnen, wann, wo, und von Wem es erlegt oder geſammelt iſt, ſowie und welche Beobachtungen dabei gemacht wurden. Ferner verpflichtet ſich jedes Mitglied, ein genaues Verzeichniß der meklenb. Vögel und Eier ſeiner Sammlung mit Angabe der Provenienz-Data, wann, wo und von Wem, anzufertigen, baldigſt dem Schriftführer zu über— ſenden zur Aufbewahrung in den Acten, und jährlich die Nachträge hierzu zu liefern, damit für ſpätere Zeiten ein Nachweis über meklenburgiſche Vorkommen möglich werde. Der Schriftführer erbot ſich, ein Verzeichniß der Vögel anzufertigen, und den Mitgliedern zu ſenden, in welchem bei jedem Vogel kurz bemerkt iſt, ob und was über den— ſelben zu beobachten fein dürfte Der Vorſchlag ward angenommen. Sodann ward beſchloſſen, Beobachtungen über die periodiſchen Erſcheinungen im Vogelleben anzuſtellen: alſo 28 auf Ankunft, Brutzeit und Abzug der Vögel, wie auf das numeriſche Verhältniß der brütenden Paare ſeine Aufmerk— keit zu richten, und die gemachten Erfahrungen jährlich auf der Verſammlung mitzutheilen. Ein Beobachten beſtimmter, feſtgeſtellter Vögel wurde als unzweckmäßig verworfen, jeder beobachte, was ſich ihm grade an ſeiner Oertlichkeit bietet. DerConſervator desRoſtocker Muſeums, Herr Steenbock, legte der Verſammlung ein auf dem Felde bei den Barn— ſtorfer Tannen bei Roſtock im Januar 1855 erlegtes wun— derſchönes Pärchen der Alauda alpestris vor und ver— ſprach die nähern Data. Ebenſo eine Mot. flava vari. cinereo-capilla ohne Augenſtreif mit ſchwarzen Backen, die gleichfalls bei Roſtock hinterm Kirchhofe im Mai 1854 erlegt war. Dieſelbe lief zwiſchen andern gewöhnlichen gelben Bachſtelzen umher, war durchaus nicht ſcheuer, als die andern, die ſich alle leicht ſchußrecht angehen ließen. Die ſchöne Präparation dieſer Vögel ward beſonders be— wundert. Ein großes Intereſſe erregten Aquarell-Gemälde einiger Vögel aus dem Roſtocker Muſeum vom Herrn Steenbock gemalt, die an Schönheit der Ausführung alles weit überboten, was bisher im Abbilden geleiſtet worden iſt. L. v. Preen theilte der Verſammlung feine Erfahrun⸗ gen über die Fortpflanzung des Kukuks mit und forderte zu Verſuchen auf. (Anlage II.) Sodann beſprach er ſeine Beobachtungen über die Eierfärbung des L. collurio und Anthus arboreus (Anlage III.). Zander machte Mittheilun- gen über die Rohrſängerarten Cal. palustris, pinetorum und arundinacea, denen Madauß intereſſante Einzelheiten 29 hinzu fügte, und v. Preen trug feine Erfahrungen über dieſe intereſſanten Vögel vor (Anlage IV.). Da noch Zeit vorhanden war, viele Mitglieder aber am Abende Schwerin verlaſſen wollten, ſo wurde der Beſchluß gefaßt, die v. Preenſche Eierſammlung ſchon heute zu beſichtigen. Da das überreiche Material ſchwer zu bewältigen war, ſo konnte die Durchſicht nur eine flüchtige ſein. Eine Be— ſprechung veranlaßten folgende Eier: Milvus ater. Riefkohl zeigte drei Eier, die er ſelbſt ausgenommen, und den Vogel beim Horſte beobach— tet hatte. Die Eier waren von der gewöhnlichen Färbung (ſchmutzig weiß oder grünlich weiß, mit äußerſt feinen roth— braunen Haarzügen und Punkten) ſehr abweichend, trugen große rothbraune Flecken und Schnörkel, und waren auch unter einander verſchieden. L. v. Preen erklärte, daß es | nach feiner Erfahrung, für jede der drei Arten Buteo vul- garis, Milvus regalis und ater typiſche Formen und Färbungen gebe, daß aber allerdings zuweilen Färbungen vorkommen, die ſehr abweichen, und den typiſchen Färbun— gen der andern Arten ähneln. Doch ſei es in ſolchen Fällen ſtets wünſchenswerth, den Vogel zu beſitzen, der die Eier legte. In ſeiner etwa 40 Stück umfaſſenden Suite B. vulgaris zeigte er Eins, was M.aler, zweie, die blaſſen Pernis apivorus und Eins was M. regalis ziemlich ähnlich waren. größtes Gelege Gr. Axe 0,196 kl. Axe 0,150 vom ſt. Ende 6,098 B. vulgaris kleinſtes Gelege - 0,165 0,130 * 0,083 Milvus regalis = „ „„ 6,194 en 0,140 „* 0,085 Milvus ater normales Ei = » 0, 177,139 „ 0,083 Riefkohls Eier. 30 Circus rufus. Die Suiten der Eier, bei denen ſtets das Weibchen erlegt war, enthielten Exemplare, die kleiner waren als die größten C. cyaneus, alſo bildet die Größe kein ſicheres Unterſcheidungsmerkmal; eher die Farbe, die bei C. cyaneus immer grünlicher iſt als bei C. rufus, doch iſt freilich ein Vergleich mit ächten Eiern zum Erkennen nothwendig. Ferner erſcheint das Korn bei C. rufus im— mer viel gröber als bei cyaneus. C. rufus C. cyaneus No. II. 4. No. I. 4. No. I. 4. No. II. 2. Große Are. „ iir 0,140 „e, 0132 Kleine Age. . 0,15 0,113 0,127 0,113 Größter Durchmeſſer vom ſtumpfen Ende 0,074 0,057 0,068 0,065. Lanius collurio. Riefkohl zeigte ein Gelege von 4 Eiern, von denen 2 ſtark bebrütet gelblich mit braunen Flecken ächte L. collurio Färbung, die beiden andern friſch gelegt grünlich mit grünen Flecken ächte L. rufus Färbung hatten. Es iſt möglich, daß ein L. rulus nach verlorenem Neſte ſeine Eier dem L. collurio Neſte anvertraut hatte. Silvia Tithys. Riefkohl zeigte ein Gelege von 5 Eiern, die er bei Hagenow gefunden hatte. Die Eier hatten ſämmtlich ſparſame röthliche Flecke, die nicht von Beſchmutzung herrührten. Regulus ignicapillus. L. v. Preen beſitzt drei Eier dieſes Vogels, die er mit 4 leider zerbrochenen in den Eichen auf dem Werder fand. Das Neſt aus Moos mit Kaninchen-Wolle ausgelegt, ſaß in den Waſſerreiſern etwa 20“ vom Boden ¼ 53. Es iſt auffallend, daß die röth— 31 lichen Eier in der Regel größer ſind als die lehmfarbigen des R. flavicapillus. R. ignicap. R. flavicap. Große Axe 0,047 0,044 Kleine Are 0,034 0,932 Emberiza schoeniculus. Ein Ei der v. Preen— ſchen Sammlung übertrifft die Größe der Emb. aureola, nur die Färbung weicht etwas ab. Es iſt am /ů 59 auf einem Moor gefunden und der Vogel beobachtet. Das Gelege enthielt 3 gleiche unbebrütete Eier. Emberiza schoeniculus. E. aureola. No. II. 1 normal. No. II. 20 No. 1. Große Axe. 0,060 0,073 6,072 Kleine Axe. 0,047 0,051 0,048 Durchmeſſer 0,020 0,026 0,025 vom ſtumpfen Ende. Ardea minuta. Unter der Suite findet ſich ein am Schweriner Burgſee gefundenes. Scolopax major. No. 1 und 2 fand Wüſtnei 1848 auf dem Cousrader Moor und ſchoß das 2 auf dem Neſte, wobei zwei Eier zerſtört wurden. Die Eier ſind von Sc. gallinago deutlich verſchieden, mehr gelblicher Grund während gall. grünlich iſt. Die Flecken ſind groß, einzeln, am ſtumpfen Ende im Kranze. Scol. major Gr. Ax. 0,138; Kl. Ax. 0,100; vom ſtumpf. Ende 0,047 Scol, galling. » =» 0,127; „ „ 0,091; : - = 0,045 Tringa subarquata. Nr. iſt mit drei gleichen Eiern vor mehreren Jahren auf Poel gefunden. T. subarquata Gr. Ax. 0,114; Kl. Ax. 0,080 T. Schinzii nen, eee 32 — Die Poeler Jäger verſichern, daß die „rothböſtig Snip“ rothbrüſtige Schnepfe, die fie auch noch im Herbſtkleide unterſcheiden und ſo nennen, vor ca. 15 Jahren noch zahl— reich im Strand-Wermuth geniſtet habe. Das Ei be ſtimmte Baldamus ohne hievon zu wiſſen, als T. subar- quata und bat, ihm ſolche zu hohen Preiſen zu ver⸗ tauſchen. Charadrius albifrons. Drei Eier wurden in den Jahren 1850, 55, 56 zu Fährdorf auf Poel gefunden, die Neſtgrube hatte ſtets in einem alten Kuhfladen geſtanden. Strepsilas interpres. Hat ſeit zwei Jahren nicht mehr auf Poel geniſtet: am / 1858 wurde daſelbſt Nr. 9 der Sammlung mit 2 gewöhnlichen grünlichen Eiern gefunden. No. 9 iſt auf weinrothem Grunde mit kleinen violetten und rothen Flecken gezeichnet. Gallinula pusilla. 2 Eier aus einem Gelege von 8 Eiern von Schmidt bei Wismar in einem Torfmoor ges funden. Das Neſt ſtand auf einer Carexbülte. Die Eier meſſen Gr. Ax. 0,097; Kl. Ax. 0,063. Die möven- und entenartigen Vögeleier mußten aus Mangel an Zeit ſo flüchtig durchgeſehen werden, daß ein Beſprechen der intereſſanteſten Exemplare nicht mehr mög— lich war. L v. Preen hofft, daß bei einer Wiederholung der Verſammlung in Schwerin die Eierſammlung gründ— licher durchgeſehen werden wird, die des Intereſſanten noch ganz außerordentlich viel bietet. Um drei Uhr Nachmittags wurde die Verſammlung geſchloſſen. Der Schriftführer von Preen. 33 Anlage J. Verzeichniß der Mitglieder der ornithologiſchen Section des N meklenburgiſchen Vereins der Freunde der Naturwiſſenſchaften. Dr. med. Benefeld in Roſtock. Senator Danneel in Teterow. Rector Kayſel in Kröpelin. Lehrer Lau in Vietz bei Hagenow. Zahnarzt Mad auß in Grabow. Forſtmeiſter von Müller in Sternberg. Prem.⸗Lieutenant von Preen in Schwerin. Candidat Riefkohl in Roſtock. Kreiswundarzt F. Schmidt in Wismar. Conſervator Steenbock in Roſtock. Student W. Wüſtnei in Roſtock. Gymnaſiaſt H. Wüſtnei in Schwerin. Paſtor Dr. Zander in Barkow bei Plau. Anlage lI. Aufforderung zu vergleichenden Verſuchen über die Fort— pflanzungs-Geſchichte des Kukuks. Ehe ich es unternehme, Ihnen, m. H., einige compa⸗ rative Verſuche über unſern Kukuk vorzuſchlagen, glaube ich Ihnen einen kurzen Abriß des bereits Bekannten geben zu dürfen. Allbekannt iſt es, daß unſer K. weder niſtet noch ſelbſt brütet, ſondern ſein Ei den Neſtern kleinerer Vögel zum 3 34 Brüten und Aufziehen der Jungen anvertraut. Außer ihm thun dies einige nahe Verwandte; ſo wiſſen wir z. B. daß C. glandarius in Krähenneſtern, ein K. des ſüdlichen Afrika in Sylvienneſter legt, während C. americanus ſelbſt brütet, wenn auch in ſehr abnormer Weiſe. Er legt alle 8 Tage ein Ei und brütet immerfort, bis das letzte ſeiner 8 Jungen ausgekommen iſt, während das Erſte längſt das Neſt verlaſſen und ſich ſelbſtſtäundig ernährt hat. Außer dem Geſchlechte der K. kennen wir nur einen einzigen Vogel, der ebenſo handelt, den amerikan. Kuhfinken, Icterus pecoris, der ſeine Eier den kleinen Sylvien beſonders der S.sialis und aestiva anvertraut, Er folgt den wandernden Rind— viehheerden, von deren Paraſiten er ſeine enorme Freßgier befriedigt, und würde alſo keine Zeit haben, ſeine Eier zu bebrüten. Sie ſehen hier Eier von ihm und von den beiden Sylvien. en Ueber den Grund, warum C. canorus nicht brütet, ſind viele Hypotheſen aufgeſtellt worden, von denen nur die anatomiſchen eine Berückſichtigung verdienen; ein Ein— gehen darauf würde zu weit von meinem Ziele abführen. Die geringe Größe des Eies findet ebenfalls in der Ana— tomie ihre Erklärung. Die Färbung und Zeichnung der Eier jedoch gehört in den Bereich unſerer Beobachtungen. Es wurde zuerſt in Naum. 53 von Herrn Baldamus darauf aufmerkſam gemacht, daß die K.⸗Eier, denen der Pflege⸗ eltern meiſt ſehr ähnlich gefärbt ſind, und dieſe Erſcheinung dahin erklärt, daß jedes Kukuksweibchen verſchiedene aber unter ſich gleichgefärbte Eier in die Neſter ſolcher Vögel legt, deren Eier ähnlich gefärbt ſind, und nur wenn ein ſolches Neſt mangelt, ein anderes wählt. Ich glaube dieſe 35 Erklärung erweitern zu können, daß der junge Kukuk ſeinen Geburtsort, wie jeder andere junge Vogel, gern wieder aufſucht, und auch ſein Ei dem Neſte vorzugs— weiſe gern anvertraut, in dem er auferzogen wurde. Die K.⸗Eier einer beſtimmten Localität ſind unter einander immer auffallend gleich, und liegen meiſt in denſelben Neſtern; K.⸗Eier, die den Neſteiern unähnlich find, finden ſich nicht ſelten auf den Neſtrand geſchoben, oder ganz aus dem Neſte geworfen. Dieſer Erklärung widerſpricht es aber, wie es ſcheint, daß man den Hänflingseiern ſehr ähnliche K.-Eier in den Neſtern von Fr. chloris und cannabina findet, die bekanntlich ihre Jungen mit Sämereien auffüttern: ſie ſehen hier ein ſolches, an dem die röthlichen Zeich— nungen verblichen ſind, und in der Naumannia 1854 die Abbildung eines ähnlichen. Ich habe noch keinen ſichern Nachweis finden können, ob man junge, ausgewachſene K. in Hänflingsneſtern gefunden hat, (denn der in Nr. 53 pg. 316 iſt unſtreitig ſehr jung geweſen,) wenn dies aber der Fall iſt, dann muß der junge K. einen guten Magen haben, ſo daß es ihm einerlei iſt, ob er Samen oder In— ſecten bekommt. | In Bezug hierauf möchte ich Sie um einen Verſuch bitten. Ich habe in dieſem Jahre am 16. Juni ein Kukuksei aus einem phragmitis-Nefte in ein F. cannabina-Neſt ge legt, dem ich eins der beiden Eier des Vogels wegnahm. Der Vogel legte noch 3 Eier hinzu und brütete vom 19. an. Ich entfernte am 26. zwei Hänflingseier und fand am 4. Juli einen jungen K. und 2 j. H. im Neſt. 0 Am 9. 3 36 war das Neſt zerſtört, wie es ſchien von L. collurio. Der Verſuch war alſo leider mißglückt, ich werde aber ſobald ſich die Gelegenheit bietet, denſelben wiederholen, und bitte Sie, m. H., recht dringend daſſelbe zu thun. Wenn wir übrigens die Reihe der Pflegeeltern des C. canorus anſehen, wenn wir neben den Sylvien, den Würgern, die Lerchen und Ammern finden und bedenken, wie höchſt verſchieden die Nahrungsmittel ſelbſt der rein Inſectenfreſſenden ſind, ſo rückt die Möglichkeit der An⸗ nahme etwas näher, daß der Kukuk in feiner Jugend zur Noth auch Sämereien vertragen kann. Eine zweite comparative Frage, die wir vielleicht durch Verſuche aufklären können, iſt die, warum entfernen die Vögel das durch ſeine Größe doch ſo leicht kenntliche Kukuksei nicht aus dem Neſte? Ich habe mir dies dahin erweitert, zu beobachten, wie ſich die Vögel überhaupt gegen fremde Eier verhalten, und zu dem Zweck viele Verſuche gemacht. Zunächſt brütet Fr. cannabina die Kanarien⸗ vögel⸗ und Chloris⸗Eier ohne weiteres aus, wenn man beim Unterlegen ihm die gleiche Zahl der ſeinigen raubt. Ebenſo verhielt ſich Chloris in 2 Fällen, während ſie in einem 3. die Hänflingseier hinauswarf. Dann brütete eine cannabina ein C. lurdina⸗Ei aus, das Junge ftarb indeſſen am 2. Tage. C. turdina entfernte in 2 Fällen die Hänflingseier aus dem Neſt; ebenſo in einem Falle ein L. collurio⸗Ei, während fie in einem andern das Ei annahm und ausbrütete und den jungen Würger wenig- ſtens 6 Tage fütterte. Nachher hatte ich keine Zeit das Neſt wieder zu beſuchen. In einem 3. Fall legte ich am 2. Juni ein Würgerei in ein friſches C. turdina-Neſt, am 4. 37 war das Neſt doppelt ſo hoch, aber unbelegt, und ich legte wieder ein Würgerei hinein. Am 7. war es wohl 2“ lang und mit einem turdina⸗Ei belegt; ich that ein collurio⸗Ei hinzu, als ich aber am 13. wieder kam, war es von Knaben zerſtört. Es war freilich durch ſeine Größe ſehr auffallend geworden. Ich glaube, daß der Rohrſänger, das hineingelegte fremde Ei jedesmal über— bauete, weil er vielleicht ohnehin noch mit Bauen beſchäf— tigt war. Ich bitte Sie ſämmtlich auch dieſe Beobachtungen fortzuſetzen und zu erweitern. Namentlich zu beachten, wie ſich die Vögel gegen Eier derſel ben Art, wie fie ſich gegen ähnliche Fremde, z. B. Goldammer-, gegen Grauammer— eier, wie ſie ſich gegen größere und kleinere Eier im all— gemeinen verhalten. Dann, was wird in den Fällen, wo die Eier angenommen wurden, aus den Jungen? Diejenigen Ornithologen, die auf dem Lande wohnen, oder die große Gärten haben, werden die meiſte Gelegen— heit zu ſolchen Beobachtungen finden. Beſonders möchte ich empfehlen das Umtauſchen der Eier folgender Arten. Cal. turdina mit palustris und arundinacea, Emb. citrinella mit miliaria, Lanius collurio mit Silvia nisoria, Acc. modularis mit Sax. rubetra, Rut. phoenicurus mit Sax. oenanthe, Sturnus vulg. mit Turdus musicus. T. musicus mit viscivorus, Alauda arvensis mit Cal. phrag. und Mot. flava, Fring. domestica mit campestris, 38 Fring. domest. mit Mot. alba, Lanius collurio grünlich mit Sylvia curruca. Für das Umtauſchen unähnlicher Eier brauche ich wohl keine Beiſpiele zu nennen. Anlage III. Färbung der Eier von L. Collurio und Anthusarboreus. Die Färbung der Eier von Lan. Collurio iſt ſo auf— fallend verſchieden, daß ſie ſicher die Aufmerkſamkeit jedes Sammlers auf ſich gezogen hat. Sie ſehen in vorliegen— der Suite wenigſtens die hauptſächlichſten Abweichungen vertreten, die wir etwa folgendermaßen beſchreiben können: . Gelbrother Grund mit rothen Flecken. Weißer Grund mit lebhaft rothen Flecken. Gelber Grund mit bräunlichen Flecken. Grünlicher Grund mit bräunlichen Flecken. Gräulich weißer Grund mit grauſchwarzen Flecken. Dieſe Färbungen kommen faſt überall dicht neben einander vor, wenn auch die extremen 2 und 5 am ſel— teſten, 5 am gemeinſten zu ſein pflegen. Der Grund die— ſer verſchiedenen Färbung wird meiſt im Alter der Weib— chen geſucht, und ich glaube, daß der Anſicht Naumanns folgend, die meiſten Ornithologen der Meinung ſind, daß die jungen Weibchen die grünlichen, die mittelalten die gelb— lichen, die ganz alten die röthlichen Eier legen. Auch ich folgte bis zum vorigen Jahre dieſer Meinung. Da erlegte ich bei einem Neſte mit dieſen drei grün— lichen wenig gezeichneten / bebrüteten Eiern dieſes alte faft hahnfedrige ? und ein 6, welches noch weit inten— ſiver gefärbt war, als dieſes hier. Nun wurde ich auf— 9 mW ei (or | 39 merkſam und beobachtete und ſchoß mehrere e bei den Neſtern, und fand, das alle häufigern Varitäten 1, 3 u. 4 bei 2 verſchiedenen Alters vorkommen. Meine Beobach— tungen ſind aber noch wenig zahlreich, da der Vogel hier in dieſem Jahre wenig zahlreich war, und ich bitte daher die ſämmtlichen Herrn, ihre Aufmerkſamkeit darauf zu rich- ten, und im nächſten Jahre in ihrer Gegend recht viele Gelege mit den zugehörigen Vögeln zu ſammeln. Es wird gut ſein das Alter nicht allein aus der Färbung, ſondern auch aus der Härte der Kuochen und Gelenk— bändern abzuleiten, auch über den Standort und die Bau— art des Neſtes Beobachtungen hinzuzufügen. Aus allen dieſen Beobachtungen werden wir dann auf unſerer nächſten Verſammlung ein intereſſantes Reſultat zufammenftellen können. Aber nicht allein die 2 und Eier, auch die Männ— chen dürften der Beobachtung werth ſein. Ich habe hier bei Schwerin an den ſumpfigen Stellen immer die inten— ſiv gefärbteſten &, dagegen an den Dornhecken auf dürrem ſandigen Boden die blaſſeren gefunden. Ein 5 mit faſt ſchmutzig weißer Bruſt ohne röthlichen Anflug, erlegte ich hinter Friedrichsthal in einer Kieferndickung. Einen Al— bino beſitzt Herr Kph. Schmidt in Wismar. Noch weit größere Verſchiedenheiten finden wir unter den Eiern von Anthus arboreus, wo Färbung und Zeich- nung ſo verſchieden ſind, daß jede Charakteriſirung der Eier unmöglich ſcheint. Der Grund hiefür iſt noch gänz— lich unbekannt, ja ich glaube, daß noch nicht einmal eine annehmbare Hypotheſe darüber exiſtirt. Ich habe hier keine Gelegenheit zur Beobachtung, möchte aber Ihre Aufmerk— 40 ſamkeit auf folgende Fragen richten. 1. Sind die Eier jedes Geleges unter einander gleich, oder kommen weſentlich verſchiedene in demſelben Neſt vor? 2. Sind die 2 der verſchiedenen Färbungen irgend wie ſtandhaft zu unter— ſcheiden? 3. Kommen beſtimmte Eier an beſtimmten Lo- kalitäten vor? 4. Iſt es wahrſcheinlich, daß die Nahrung Einfluß auf die Eierfärbung hat? 5. Zeigen die Neſter conſtante Verſchiedenheiten? Anlage IV. Peobachtungen über die Rohrſänger. Dieſe in manchen ihrer Arten ſo ſchwierig zu beobachtende und zu beſtimmende Gruppe hat ſchon lange meine Auf— merkſamkeit in hohem Grade auf fich gezogen. Ich hatte vor einigen Jahren Gelegenheit C. palus- tris an der Elbe zu beobachten, wo ſie in ungeheuer gro— ßer Zahl in den Weidenhägern niſtet, nur von wenigen Pärchen C. arundinacea begleitet: dann konnte ich hier im vorigen Jahre C. phragmitis in unzähligen Exemplaren niſten und brüten ſehen, und war in dieſem Jahre ſo glück— lich einen Standort aufzufinden, an dem C. arundinacea neben C. horticola wohnte, und der ohne allzugroße Schwie⸗ rigkeit zu durchforſchen war. Ich theile Ihnen mit, was ich über dieſe Vögel erfahren habe. Zunächſt mache ich Sie aufmerkſam auf einen Irr⸗ thum Brehms und v. Homeyers, die an verſchiedenen Orten ſagen, C. palustris unterſchiede ſich dadurch von arundi- nacea, daß erſtere 2 ſchwarze Flecken auf der Zunge habe. Ich ſchoß an der Elbe ſehr oft, hier mehrmals die C. pa- 41 — — — lustris, konnte aber keine ſchwarzen Flecke entdecken, und glaubte ſchon, daß meine Vögel nicht die rechte Art ſeien. Da fand ich in dieſem Jahre ein Neſt mit Eiern am 13.6, dem ich zwei Eier entnahm. Der Vogel legte ein Ei nach und am 28.6 ſaßen Junge im Neſt, die die ſchwarzen Flecken ſehr groß und deutlich hatten. Ich fing nun die Alten in der Neſtfalle, und war ſehr erſtaunt bei dieſen keine ſchwarzen Flecken zu finden. Nach Färbung, Größe, Geſang, Neſt und Eier ſind ſie unzweifelhaft ächt. Ich unterſuchte nun ſogleich alle Rohrſänger-Neſter mit Jun⸗ gen und fand, daß die Jungen von C. turdina, palustris, arundinacea, horticola, phragmitis, und von Hypolais vulgaris dieſe ſchwarzen Flecken haben, die aber den alten Vögeln aller dieſer Arten fehlen; daß alſo das gerühmte Kennzeichen nur auf einer ſehr oberflächlichen, mangelhaf— ten Beobachtung beruht. Was nun die beiden Arten C. pal. und arund. mit hort. oder pinetorum Br. anbetrifft, fo ſucht man noch vergeblich nach einem Merkmal, an dem man ſie ſicher unterſcheiden könnte. Denn mit dem Oelgelbbraun oder Oelgrünbraun kommt man bei ausgeſtopften Vögeln, wenn man nicht vergleichen kann, nicht aus. Im Leben freilich ſind ſie leicht zu erkennen. Der Geſang beider hat kaum ſo viel Aehnlichkeit als für das Erkennen des Rohrſängers nöthig iſt. Palustris iſt ſehr weit verſchieden von horticola, dieſe verhält ſich zu arun- dinacea aber, wie eine Primadonna zu einem Orgeldreher— weibe, die beide dieſelbe Melodie ſingen, während palustris ganz andere, mannigfaltigere, hͤhere Weiſen vorträgt. Doch habe ich an der Elbe auch Orgeldreher unter den palustris gefunden, die jedoch immer au der Melodie feſt— 42 hielten. In der Anlage und dem Bau des Neftes kommt freilich horlicola der pal. ſehr nahe, während fie von arund. ſehr verſchieden iſt. Neſter der ächten fand ich immer mit dem dicken Boden und ſehr tiefen engem Napf. Das Ma— terial waren meiſt die Samenrispen des Rohrs, wovon ſie ein gebliches Ausſehen erhalten. So waren alle ge— baut, einerlei, ob ſie über dem Waſſer oder im Weidenge— büſch oder in Dornhecken ſtanden. Die hort. Neſter dagegen haben immer einen Boden, der wenig dicker iſt als die Wände, ſind oft außen mit weißer Pflanzenwolle bekleidet und aus Grasblättern und Halmen weit lockerer gebaut. Man findet fie fo in Bäumen, in Neſſelbüſchen, in Sumpf⸗ ſtauden, im dichten Rohr und zwar über tiefem, ſeichten Waſſer, wie über dem trockenen Boden. Die Neſter ſind denen von pal. allerdings ähnlich, doch iſt das Gefüge dichter und der Napf tiefer und kleiner. Ich glaube aber, daß nicht alle Exemplare der hort. von palust. leicht zu unterſcheiden ſind, während die mit dem dickſten Boden einigen arund.Neſtern nahe kommen mögen. Die Eier von pal. und arund. mit hort. find fo conſtant und characteriſtiſch verſchieden, daß eine Verwechſelung wohl kaum möglich iſt, und man bei einiger Kenntniß jedes Stückchen Schaale beſtimmen kann. Weniger iſt dies der Fall bei den Eiern von arund. und hort.; arund. legt bei uns meiſtens 6, hort. meiſt 4 Eier, doch kommen von beiden Neſter mit 5 Eiern vor. Das Ei von arund. iſt ſtandhaft kleiner und grüner, das von h. größer und mehr ins Graue fallend. Ich beſitze indeſſen von arund. keine Suite, die groß genug wäre, um ein ſicheres Urtheil zu erlauben. Im Betragen find pal. und arund. bekanntlich ſehr ver- 43 ſchieden; arund, und hort. habe ich auch ziemlich verſchieden ge— funden, hort. zeigt ſich weit öfter auf demFreien, ſitzt ſingend an freien Rohrhalmen und auf Weidenbüſchen, während arund. immer nur im dichten Rohre ſein Liedchen knarrt. Sucht man den Vogel zu vertreiben, ſo verläßt hort. ſein Dickicht leicht und fliegt hoch über dem Rohr und Gras einem andern zu, während arund. kaum mit Menſchen und Hunden zu verjagen iſt, und wenn es endlich gelingt, ganz niedrig über dem Waſſer oder Graſe dem nächſten dichten Rohrbuſch oder Grashaufen zueilt, und ſo ſeine Flucht hüpfend fortſetzt. Die Färbung ſieht bei hort. im Leben weit gelber aus, als im Tode, weil dann die Federn feſter anliegen, und ward an Ausgeſtopften der pal. immer ähnlicher. Wie ſich arund. verhält, habe ich nicht unterſuchen können; ich habe den Vogel immer nur in nächſter Nähe erlegt und ſo zer— ſchoſſen, daß ich ihn nicht ausſtopfen konnte. Ich werde meine Beobachtungen fleißig fortſetzen und bitte Sie daſſelbe zu thun, damit wir hierüber möglicher Weiſe ins Klare kommen. Es iſt aber wünſchenswerth, Vögel mit den zugehörigen Neſtern und Eiern zu ſammeln, weil Vögel oder Eier allein in ſo ſchwierigen Fällen nicht hinreichen. Wenn ich vorläufig eine Anſicht ausſprechen darf, ſo glaube ich, daß pal. und arund. gute, unterſcheidbare Arten find; daß dagegen hort. mit arund. zu vereinigen iſt und wohl nur ein Extrem bezeichnet, während arund. das andere bildet, und daß zahlreiche Vögel vorkommen, die zwiſchen beiden ſtehen, und ſich in den verſchiedenen Merkmalen, Geſang, Neſt, Ei, Fär— bung, Betragen, bald mehr dem einen, bald dem andern nähern. 44 3. Syſtematiſche Aeberſicht der Vögel Meklenburgs von Dr. H. D. F. Zander. Wir beſitzen freilich ſchon in dem Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeſchichte in Meklenburg, Heft 2 (1848) ein Verzeichniß der einheimiſchen Vögel von Hru. A. v. Maltzan (F 1851) auf Peutſch; aber da ſeit der Zeit durch neuere Beobachtungen und Forſchungen der meklenburgiſchen Ornithologen, unter denen ich beſonders nenne: Hrn. Forſtmeiſter v. Grävenitz zu Bützow, Br. Lieut. v. Preen zu Schwerin, Kreischirurgus Schmidt zu Wismar, Lehrer Riefkohl und Conſervator Steenbock zu Roſtock, manches damals noch Zweifelhafte und Unge— wiſſe mehr aufgeklärt worden iſt, ſo halte ich es nicht für überflüſſig und zwecklos, abermals eine Ueberſicht der Vögel Meklenburgs in dieſen Blättern zu veröffentlichen und zwar mit kurzer Angabe des Aufenthaltes und Fund— ortes, und, um Irrthümer zu vermeiden, mit Beifügung der nothwendigſten Synonyme und einiger kritiſcher Be— merkungen. Indeſſen macht auch dieſes Verzeichniß keines— wegs ſchon Anſpruch auf Vollſtändigkeit, und wird es ſpätern Forſchungen noch immer überlaſſen bleiben, man— ches Mangelhafte darin zu vervollſtändigen, manches Un— richtige zu berichtigen und manches Zweifelhafte aufzu— klären. 45 — — — ordo I. Raubvögel. Aceipitres, Lin. Subordo 1. Tagraubvögel. Accipitres diurni. I. Familie. Geierartige Vögel. Vulturidae Leach, Geier, Vultur Lin. 1. Der weißföpfige Geier, Vultur fulvus, Briss. Vultur leucocephalus Meier und Wolf. — Gyps vulgaris Savigny. — Naumann Taf. 2 — Schlegel und Suſem. Taf. 3. Verirrt ſich zuweilen bis zu uns. Am 23. Mai 1849 wurde im Strelitzſchen aus einer Geſellſchaft von 5 Stück ein junges Männchen erlegt, welches ausgeſtopft ſich im Beſitz des Hrn. v. Dewitz auf Miltzow befindet, ſ. dies Archiv Heft 3. S. 221. Auch ſoll vor mehreren Jahren einmal ein einzelner an der Elbe beobachtet ſein, wie mir der Hr. Geh. Med.⸗Rath Dr. Brückner zu Ludwigs⸗ luſt mittheilte. II. Familie. Falkenartige Vögel. Falconidae Leach. (Falco, Lin.) 1. Seeadler, Haliaetus Savigny. 2. Der weißſchwänzige Seeadler, Haliaëtus albicilla, Bonap. — Zand. V. Mekl. I. S. 17. Vultur albicilla et Falco ossifragus, Lin. — Aquila albi- cilla et ossifraga, Briss. — Falco albicilla melanaétus, os- sifragus et albicaudus Gmel. — Naumann Taf. 12, 13, 14. — Schlegel und Suſem. 25. 26. An der Seeküſte nicht ſelten und daſelbſt überall horſtend, wo es hohe Waldungen giebt; innerhalb Landes ſelten hie und da in alten, an Landſeen gelegenen Forſten brütend. Im Winter, wo durch die Einwanderung aus dem Norden ſich die Zahl der Individuen ſehr vergrößert, trifft man ihn faſt überall im Lande, aber mehr im Jugend— 46 als im ausgefärbten Kleide. GoosÖr, im Jugendlleide Steinadler, Steenör. 2. Adler, Aquila Briss. 3. Der Steinadler, Aquila fulva Meyer et Wolf. Zand. V. M. I. S. 23. Falco fulvus et chrysaëtos Lin, — Naumann Taf. 8, 9. — Schlegel und Suſem. Taf. 16, 17. Zu jeder Zeit und überall ſehr ſelten, und höchſt ſparſam nur in ſehr wenigen Forſten brütend. Mir iſt bis jetzt nur die Jasnitzer Forſt bekannt, wo er gebrütet haben ſoll. Von dorther bekam ihn der Hr. Pr. ⸗Lieute⸗ nant von Preen. Ich erhielt ihn einmal aus der Ge— gend von Goldberg. Steenadler, Steenör. 4. Der Goldadler, Aquila chrysaätus Lin. Naumann's Nachträge Taf. 339. Hr. Pr.⸗Lieutenant von Preen zu Schwerin erhielt dieſen Adler am 30. Januar 1856 aus dem Jasnitzer Forſtrevier und befindet ſich dieſes einzige, bis jetzt in Meklenb. erlegte Exemplar in feiner Sammlung. Naumann hat in ſeinen Nachträgen dieſen Adler von A. fulva getrennt und hält ihn für eine, von derſel— ben conſtant verſchiedene Art, indem er als unterſcheiden— des Kennzeichen anführt, daß der Schwanz ſchon in der Jugend und fortwährend bis zur Wurzel hinauf ohne alles Weiß ſei und auf bräunlich-aſchgrauem Grunde un- geregelte, breite, zackige, ſchwarze Querbinden habe, von welchen die letzte am breiteſten ſei. Andere Ornithologen wollen jedoch die Art noch nicht gelten laſſen, ſondern halten fie vielmehr nur für eine von A. fulva in der Färbung und Zeichnung etwas abweichende Form, weß— 47 halb es noch, um die Trennung beider Formen als ſelbſt— ſtändige Arten dauernd nachzuweiſen, fernerer Beobachtun— gen bedarf. 5. Der Schreiadler, Aquila naevia Briss. Zan— der's V. Mekl. 1. S. 28. Falco naevius Gmel, — Aquila pomorina Brehm. — Nau⸗ mann Taf. 10, 11. — Schlegel und Suſem. Taf. 20. 21. Im Sommer, vom April bis zum October, faſt in allen größern Waldungen, wo er auf hohen Bäumen hor— ſtet. Er ändert ſehr ab, ſowohl in der Größe des Körpers und des Schnabels, als auch in der Färbung des Ge— fieders, welche vom Dunkel- bis zum Fahlbraunen über— geht. Die in meiner Nat. d. Vögel Mekl. S. 32. aufge⸗ führte A. pomorina iſt nur eine locale Form der A, naevia, von der ſie ſich durch nichts weiter unterſcheidet, als durch eine geringere Größe des Körpers und beſonders des Schnabels, ſowie durch ein helleres, mehr fahlbraunes Gefieder. Die bei uns vorkommenden gehören wohl aus— ſchließlich dieſer Form an. 3. His chdler, Pandion. Savigny. 6. Der Fluß⸗Fiſchadler, Pandion Haliastus Cuv. — Zand. V. M. I. S. 36. Falco haliastus Lin. — Aquila haliaétus Meier und Wolf. — Pandion fluvialis Savig. — Nauman, Taf. 16. — Schlegel und Suſem. Taſ. 24. Wenn gleich nicht ſehr zahlreich, ſo doch überall an größeren Gewäſſern mit anſtoßenden Wäldern, wo er auch brütet. Er zieht im Herbſte weg und iſt nur von Mitte April bis Anfang October bei uns. Blagfoot. Fiſchör. 48 4. Schlangenadler, Circaötus Vieillot. 7. Der gemeine Schlangenadler. Circaétus gallicus Vieill. Z. V. M. I. S. 40. Falco gallicus Gm. Lin. — Falco leucopsis Bechst. — Aquila brachydactyla Meyer et Wolf. — Naumann. Taf. 15. — Schlegel und Suſem. Taf. 30. F. 1. Wurde bis jetzt nur erſt einmal in Meklenburg er— legt. Das Exemplar befand ſich eine Zeit lang in meiner Sammlung; exiſtirt aber nicht mehr. In Pommern kommt er öfter vor und iſt in neuerer Zeit daſelbſt auch mehr— mals brütend gefunden worden. Es läßt ſich daher ver— muthen, daß er auch bei uns öfter vorkommt, als er bisher beobachtet worden iſt. Seine Eier find weiß, ſchwach ins Blaugrüne ziehend, ohne alle Flecken, und von der Größe derer des Seeadlers, zuweilen noch größer. Er zieht im Herbſt weg. 5. Bussard, Buteo Bechst. 8. Der Rauchfuß-Buſſard, Buteo lagopus, Hemprich. — Z. V. M. I. S. 45. Falco lagopus Brünnich. — Naumann. Taf. 34. — Schle⸗ gel und Suſem. Taf. 34. Im Winter nicht ſelten von Ende September bis in den April. Er ändert in der Färbung, und beſonders in der Zeichnung ſehr ab, ſo daß ſich wenige Individuen finden, die einander ganz gleich ſind, Ruttelwieh. 9. Der gemeine Buſſard, Buteo communis Boie. Z. V. M. I. S. 49. Falco buteo Lin, — Buteo vulgaris Willughby. — Naum. Taf. 32. 33. — Schleg. u. Suſem. T. 33. 49 Sehr gemein und zugleich ſehr nützlich als Mäuſe— vertilger. Man findet ihn faſt in jedem Gehölze brütend. Im Winter verläßt uns die Mehrzahl und nur wenige, oft gar keine, bleiben zurück. Doch in dem Winter 1859/60, der ſehr gelinde war und wo es viele Mäuſe gab, waren viele bei uns geblieben. Er iſt in Zeichnung und Färbung ſehr veränderlich vom Dunkelbraun bis zum Weiß. Doch geben dieſe Abänderungen keine Veranlaſſung zu ſpecifiſchen Trennungen. Brookwieh, Sumpwieh. 6. Mes penbuss ard. Pernis Cuvier. 10. Der gemeine Wespenbuſſard, Pernis apivorus Cuv. — Z. V. M. I. S. 57. Falco apivorus Lin. — Naumann. Taf. 35. 36. — Schle⸗ gel und Suſem. Taf. 35. Wenn gleich nicht häufig, ſo kommt er doch in den meiſten Gegenden unſeres Landes in größern Laubwaldun— gen als Brutvogel vor, vom April bis September. Alte und junge Vögel ändern in Färbung und Zeichnung ſehr auffallend ab; die letzteren faſt noch mehr, als die erſteren. Eine conſtante Geſchlechtsverſchiedenheit in der Färbung findet übrigens, wie Naumann angiebt, im Jugendkleide nicht ſtatt, denn ſowohl Männchen als Weibchen ſind bald dunkler, bald heller gefärbt. 7. Habicht, Astur Beehst. 11. Der Taubenhabicht, Astur palumbarius Bechst. Z. V. M. I. S. 63. Falco palumbarius Lin. — F. gentilis Lin. — F. gallina- rius Gmel, — Naumann. Taf. 17. 18. — Schlegel und Suſem. 7. 28. Findet ſich in allen Gegenden unſeres Vaterlandes das ganze Jahr hindurch, aber nicht in ſo großer Anzahl 4 50 als der folgende. Im Winter, wo manche, beſonders junge Vögel, aus dem Norden zu uns kommen, um bei uns zu überwintern, trifft man ihn etwas häufiger als im Sommer. Er liebt vorzugsweiſe Nadelwaldungen, wird aber auch hin und wieder in Laubhölzern angetroffen. Groot Havk, Duwenhavk, Heunerhanf. Es kommen zuweilen im Jugendkleide ſehr blaßge— färbte Exemplare vor, welche wahrſcheinlich aus dem Nor— den ſtammen, und von Unkundigen für Edelfalken gehalten werden. Hr. Apotheker Müller in Güſtrow beſitzt ein ſo gefärbtes Paar aus der Gegend von Wismar. F. palumbarius naevius var. B. Gmel. Lin. 8. Sperber. Nisus Cuv. 12. Der gemeine Sperber, Nisus communis Boie. Z. V. M. IJ. S. 69. Falco nisus Lin. — Aceipiter nisus Pall. Naumann. Taf. 19. 20. — Schlegel und Suſem. T. 29. Das ganze Jahr hindurch gemein in Wäldern, vor— zugsweiſe in Nadelwäldern und Feldhölzern. Im Herbſte und Winter in der Regel noch häufiger als im Sommer, weil dann aus nördlichen Gegenden viele zu uns kommen, die entweder hier durchziehen, oder zum Theil auch über— wintern. Nur bei ſehr ſtrenger Kälte verlaffen uns ge— wöhnlich die Weibchen. Im Herbſte fängt er ſich ſehr oft in den Dohnen, indem er nach den darin hängenden Droſſeln lüſtern iſt. Sperwer, lütt Havk. 9. Röthelfalke. Cerclineis Boie. 13. Der gemeine Röthelfalke. — (Thurm— falke), Cerchneis tinnuncula Boie. 3. V. M. I. S. 76. Falco tinnunculus L. — Naumann. Taf. 30. — Schlegel und Suſem. T. II. — 51 In Vor⸗ und Feldhölzern, ſowie auf hohen Thürmen einiger Städte vom März bis in den October; zuweilen mögen einzelne auch überwintern. In einigen Jahren iſt er nicht ſelten, zumal im Herbſte; ſonſt aber im Allge— meinen nicht ſehr zahlreich. Thurnhavk. Der kleine Röthelfalke, Cerchneis cenchris Br. Falco cenchris Naum. — Falco tinnunculoides Natterer. — Naumann. T. 29. * Das Vorkommen dieſes Falken bei uns iſt bis jetzt noch nicht ſicher begründet; es exiſtirt von ihm noch kein einziges Exemplar aus Meklenburg in irgend einer ein— heimiſchen Sammlung. Hr. v. Homeyer führt zwar in ſeiner ſyſt. Ueberſicht der Vög. Pommerns S. 24 an, daß er einmal bei Roſtock erlegt ſei, aber das iſt auch Alles, was man bei uns von ihm weiß. Die Angabe in dieſem Archiv II. S. 31, daß er bei Ludwigsluſt geſchoſſen ſei und ſich dort in der Sammlung des Rectors Gerdeß befindet, beruhet auf einem Irrthume. Uebrigens halte ich es nicht für unwahrſcheinlich, daß er ſich bisweilen bis zu uns verirrt, da er auch in der Mark beobachtet worden iſt. Einſtweilen aber dürfen wir ihn noch nicht unter die Zahl der einheimiſchen Vögel mit aufnehmen. 14. Der Rothfußfalke, Cerchneis vesperlinus Boie. Z. V. M. IJ. S. 80. Falco vespertinus Lin. — F. rufipes Beseke — Erythro- pus vespertinus Br, — Naum. Taf. 28. — Schlegel und Suſem. Taf. 13. Sehr ſelten, aber wahrſcheinlich hier niſtend. Man hat ihn ſchon einige Mal bei uns erlegt in den Gegenden von Lambrechtshagen (Fiſcher), Ludwigs luſt (Ger— 4 * 52 deß), Teterow (Cordes) und Lübz. Das bei Lübz erlegte Exemplar iſt ein junges Weibchen und befindet ſich in meiner Sammlung. Mai bis Ende Sept. 10. Falke. Falco Lin. 15. Der Zwergfalke, Falco aesalon Gmel. Z. V. M. I. S. 85. Falco lithofalco Gmel. Lin. — F. caesius M. et W. — Nau⸗ mann. Taf. 27. — Schlegel und Suſem. Taf. 10, Fig. 2. 3. Auf ſeinem Durchzuge im Herbſt und Frühlinge all— jährlich hier, doch nicht ſehr zahlreich und gewöhnlich nur im Jugendkleide, ſelten im ausgefärbten. Auf Pöl trifft man ihn regelmäßig jeden Herbſt. Ein alter Vogel wurde von Dr. Benefeld zu Roſtock im April 1835 in dortiger Gegend erlegt, und ein altes Männchen beſitzt Pr.⸗Lieut. v. Preen zu Schwerin. Er brütet nur im Norden; doch iſt es nicht unwahrſcheinlich, daß zuweilen ein Pärchen hier zurückbleibt und ſein Brutgeſchäft beſorgt. Merlinfalke. 16. Der Baumfalke, Falco subbuteo Lin. 3. V. M. I. S. 89. Naumann. Taf. 26. — Schlegel und Suſem. Taf. 10, Fig. 1. Vom April bis October in Feldhölzern, aber nirgends häufig. 17. Der Wanderfalke, Falco peregrinus Gmel. 3. V. M. I. S. 93. Falco communis Gm, Lin. — Falco abietinus. Bechst. — Naumann Taf. 24. 25. — Schlegel und Suſem. T. 8. Kommt faſt in allen Gegenden Mekleuburgs ſowohl im Sommer als Winter, vorzugsweiſe in Nadelwäldern vor, aber überall nur ſelten; im Winter zuweilen auch auf hohen Thürmen in Städten. Brütend hat man ihn 53 namentlich im Horn bei Grabow gefunden, aber es iſt mit Sicherheit anzunehmen, daß er auch in andern Ge— genden bei uns niſtet. Taubenfalke, Duwenhavk. 11. Gabel wel he. Milvus Bechst. 18. Die rothe Gabelweihe, Milvus regalis NM. I. S. 99. Falco milvus Lin. — Milvus ruber Brehm. — Naumann Taf. 31. Fig. I. — Schleg. u. Suſem. T. 30, F. 1. Vom März bis zum Octobr. allenthalben in Feldhöl— zern und Erlenbrüchern ziemlich gemein. Gabelſchwanz, Twelſtiert, Wieh. 19. Die ſchwarzbraune Gabelweihe, Milvus niger Briss. Z. V. M. I. S. 102. Falco ater Gm. Lin. — F. fusco-ater M. et W. — Nau⸗ mann Taf. 31. Fig 2. — Schleg. und Suſem. Taf. 30. Fig. 2. Findet ſich zwar in den meiſten Gegenden Meklen⸗ burgs in den von Waſſer begränzten Waldungen, aber im Allgemeinen nicht ſo zahlreich, als die vorhergehende; nur in einzelnen ihr beſonders zuſagenden Gegenden des Landes möchte ſie ebenſo zahlreich vorkommen. So ſoll ſie namentlich in der an Gewäſſern ſehr reichen Ge— gend um Schwerin in manchen Jahren häufiger ſein, als jene. April — September. 12. Weihe. Circus Bechst. 20. Die Rohrweihe, Circus rufus Briss. Z. V. M. I. S. 107. Falco aeruginosus Lin. — F. rufus Gmel, Lin. — F. arundinaceus Bechst. — Naumann Taf. 37, Fig. 1. 2. T. 38, Fig. 1. — Schleg. und Suſem. Taf. 36. 54 Vom März bis zum October faſt in allen mit gro— ßen Rohrflächen und Gebüſch bewachſenen Seen, Teichen und Moräften nicht ſelten und daſelbſt brütend. Sumpwieh. 21. Die Wieſenweihe, Circus cineraceus Keys. et Blas. Z. V. M. I. S. 110. Falco cineraceus Montagu. — Falco pygargus Lin, (diagn.) — Naumann Taf. 40. — Schlegel und Suſem. Taf. 38. Sehr ſelten, aber doch ſchon einige Mal beobachtet. Ein altes Männchen, welches im Sept. 1844 in der Gegend von Ludwigsluſt geſchoſſen worden iſt, beſitze ich. Ein anderes wurde im April 1841 bei Poppendorf durch Hr. von Ferber erlegt. Hr. Kreischirurgus Schmidt in Wismar erlegte im Jahre 1860 in dortiger Gegend ein Weibchen beim Neſte. April — October. 22. Die Kornweihe, Circus cyaneus Bechst. Z. V. M. I. S. 113. Falco cyaneus Lin. — F. albicans Gmel, (Siemss.) — Naumann Taf. 38, 39. — Schlegel und Suſem. Taf. 37. Vom März bis zum Nov. nicht ſelten in fruchtbaren Gegenden, wo ſie im Getreide brütet. Bleibt mitunter auch in gelinden Wintern hier. Witt Havk. — Den von Siemſſen S. 20 unter dem Namen langgeſchwänzte Lanette beſchriebenen Falken kann ich für nichts anderes halten, als für das Weibchen der Kornweihe. 23. Die blaſſe Weihe, Circus pallidus Sykes. Naumann Taf. 348. (F. 3 junger Vogel, nicht Weibchen). — Schlegel und Suſem. Taf. 39. Iſt in neuerer Zeit mehrmals hier beobachtet worden. Doch ſchon im Jahre 1841, Anfangs Sept. erhielt ich einen jungen Vogel aus der Gegend von Lübz. In dem 55 warmen Sommer 1858 war fie gar nicht felten bei ung und hatte hier vermuthlich auch gebrütet. Es wurden das mals mehrere Exemplare bei Schwerin im Aug. erlegt durch Hr. Pr.⸗Lieut. v. Preen. Auch ich erhielt in demſelben Jahre wieder 1 Ex. aus der Lübzer Gegend. Im Jahre 1859 wurde ſie abermals beobachtet und in den Barn— ſtorfer Tannen bei Roſtock geſchoſſen. Faſt alle bisher er— legten Exemplare waren jedoch nur Vögel im Jugendkleide, und, wenn ich nicht irre, befand ſich nur ein altes Weib— chen unter ihnen. Das alte Männchen ähnelt dem der Kornweihe, iſt aber bläſſer. Die jungen Vögel ſtehen de— nen der Wieſenweihe am nächſten, unterſcheiden ſich aber von ihnen durch einen ungefleckten Unterkörper. Subordo 2. Nachtraubvögel. Accipitres nocturni. III. Familie. Eulenartige Vögel. Strigidae Leach. Strix Lin. 1. Sperbereule. Surnia Dumeril. 24. Die gemeine Sperbereule, Surnia hud- sonia Dum. Z. V. M. I. S. 125. Strix funerea Lath, — St. ulula Lin, — Str. hudsonia Gmel, — St. aceipitrina Siemss. — St. nisoria Meyer, — Naumann Taf. 42. F. 2. Gehört dem Norden au und kommt von da in ſtren— gen Wintern zuweilen einzeln zu uns. Wurde einige Mal erlegt; nach Siemſſen in der Lewitz, nach Hr. Forſtm. v. Grävenitz in der Roſſower Heide und bei Sülz. 2. Schneekauz. Nyctea Steph. 25. Der gemeine Schneekauz, Nyctea nivea Stepl. Z. V. M. I. S. 129. Strix nyctea Lin. — St. nivea Thunb. — Haemeria ni- vea Zand. — Naumann Taf. 41. 56 Kommt zuweilen im Winter einzeln oder in kleinen Geſellſchaften zu uns und iſt dann ſchon öfter erlegt wor— den. In dem Winter 1858/59 ſoll fie in Pommern und Oſtpreußen ſehr zahlreich geweſen ſein, und wenn ich nicht irre, iſt ſie damals auch in Meklenburg mehrmals geſehen worden. Ein bei uns erlegtes Exemplar beſitzt der Hr. Forſtmeiſter v. Wickede in Doberan. Ein anderes befin- det ſich in der Sammlung des Hrn. Forſtm. v. Grä⸗ venitz in Bützow. Sie hat kleine Federohren. 3. Zwergkauz. Glaucidium Boie. 26. Der gemeine Zwerg- oder Sperlings- kauz, Glaucidium passerinum Boie. Strix passerina Lin. — St, pygmaea Bechst, — St. aca- dica Temm, — Naumann Taf. 43. In der Sammlung des Hrn. Forſtm. v. Gräve⸗ nitz befindet ſich 1 Exemplar, welches in Meklenburg ge— ſchoſſen iſt. Sonſt iſt er bei uns noch niemals beobach- tet, kommt aber vielleicht öfter hier vor. Er bewohnt hauptſächlich Schweden und Rußland, und erſcheint in Deutſchland überall höchſt ſelten. 4. Steinkauz. Athene Boie. 27. Der gemeine Steinkauz, Athene noctua Bonap. Z. V. M. I. S. 133. Strix passerina Siemss, et Bechst. — St. noctua Retz. — St, nudipes Nilson. — Athene passerina Boie. — Nau⸗ mann Taf. 48. F. 1. Nicht ſelten in großen Weidenanpflanzungen und Feld— hölzern, die hohle Bäume haben; im Winter auch in Städten und Dörfern. Am 8. Januar 1861 fing ich ein Männchen auf meinem Taubenboden, wo es einer Taube den Kopf abgebiſſen hatte. Einige Tage ſpäter 57 wurde auch das Weibchen auf einem andern Taubenboden gefangen. Liekhön wegen ſeines kläglichen Geſchreies. 5. Pal d f auæ. Nyetale Brehm. 28. Der Tengmalms-Waldkauz, Nyctale Tengmalmi Bonap. 3. V. M. I. S. 137. Strix funerea Lin. — St. Tengmalmi Gmel. Lin. — St. ulula Siemss.? — St. noctua Tengm. — St. dasypus Bechst. — Naumann Taf. 48. F. 2, 3. f Sehr ſparſam in dichten Wäldern, vorzüglich Nadel— wäldern, aber ohne Zweifel hier niſtend. Ich beſitze Ex— emplare aus Meklenburg. Vermuthlich wird er oft mit dem vorhergehenden verwechſelt, unterſcheidet ſich aber leicht von ihm durch die dichtbefiederten Füße. Rauhfüßiger Kauz. Anm. Ueber das Vorkommen der Zwergohreule, Strix scops Lin., Scops carniolica Br., welche ich in meiner Nat. D. V. M. I. S. 131 als einheimiſch mit aufgeführt habe, iſt bisher nichts weiter bekannt geworden, als daß fie, nach einer Angabe des Hrn. Forftm. v. Grävenitz, der Hr. Dr. Mattfeld zu Doberan einmal lebendig aus Mekl. gehabt haben ſoll. Da nun bis jetzt noch kein einheimiſches Exemplar dieſer Eule in irgend einer Sammlung exiſtirt, und daher ihr Vorkommen bei uns noch nicht ganz ſicher be— gründet iſt, jo ſehe ich mich veranlaßt, fie einſtweilen aus dem Ver— zeichniſſe der einheimiſchen Vögel wegzulaſſen. 6. Uu. Bubo Cv. 29. Der gemeine Uhu, Bubo maximus Sibbald. Z. V. M. I. S. 145. Strix bubo Lin. — Naumann Taf. 44. Nur noch in einigen großen Waldungen einzeln hor— ſtend. Die Zahl der Individuen ſcheint bei uns fortwäh— rend im Abnehmen zu ſein. Schuhu. 58 7. Nachtkauz. Syrnium Savigny. 30. Der gemeine Nachtkauz, Syrnium aluco Cuv. Z. V. M. I. S. 149 und 153. Strix aluco et stridula Lin. — Syrnium aedium Zand, — Syrn, stridulum Br. — Naumann T. 46. und 47, F. 1. Sehr gemein ſowohl in Waldungen, als in Städten und Dörfern, und nicht allein in hohlen Bäumen brit- tend, ſondern auch oft in Gebäuden, als auf Kirchenböden, Taubenſchägen, in Scheunen, und überall, wo er nur aus, und einkommen kann. Die Strix stridula iſt eine rojt- rothe Abänderung, die bei uns ſehr oft, ſowohl im männ— lichen als im weiblichen Geſchlechte, und nicht allein jung, ſondern auch alt, in dieſer Färbung vorkommt. Mein Syrnium aedium iſt nach meinen ſpäteren Beobachtungen nur eine locale oder vielleicht nur eine individuelle Ab— weichung und ich nehme es hiermit als ſelbſtſtändige Art zurück. Graag Uhl. 8. Ohreule. Otus Cuv. 31. Die Waldohreule, Olus sylvestris Brehm. Z. V. M. 1. S. 157. Strix otus Lin, — Naumanu Taf. 45, F. 1. Nicht ſelten, faſt in allen dichten Laub- und befon- ders Nadelwäldern brütend. Kommt im Winter auch in die Nähe der Dörfer, und ich glaube ſie auch einige Mal am Tage in einem abgelegenen Gebäude ruhend gefunden zu haben. Uhruhl. 32. Die Sumpfohreule, Otus palustris Brehm. Z. V. M. I. S. 160. Strix brachyotus Forster, — St. palustris Bechst. (Siemss.) Otus brachyotus Cuv, — Naumann Taf. 45 F. 2. 59 Im Herbſt während ihres Durchzuges zuweilen ziemlich häufig auf Wieſen, in grasreichen Mooren, auf Aeckern in Ackerfurchen, auch auf alten Kroppweiden. Manche über— wintern hier; auch niſten jährlich einige Paare hie und da in Torfmooren, Wieſen und Kornfeldern. 9. Schleierkauz. Strix IL. et Sav. 33. Der gemeine Schleierkauz, Strix flammea BV. M. I. S. 165. Naumann Taf. 47. F. 2. Zwar nicht ſehr zahlreich, aber doch faſt überall in unbewohnten Gebäuden der Städte und Dörfer, wo er auch niſtet, ja zuweilen ſogar auf Taubenſchlägen mitten unter den Tauben. In Wäldern trifft man ihn ſelten. ordo II. Sperlingsvögel. Passeres Lin. I. Familie. Tagſchläferartige Vögel. Caprimulgidae Vigors. Tagschläfer (Ziegenmelker). Caprimulgus Lin. 34. Der gemeine Tagſchläfer, Caprimulgus europaeus Lin. Z. V. M. I. S. 185. Capr. punctatus Meyer et Wolf. — Naumann Taf. 148. In Wäldern, welche lichte, ſonnige Blößen in ſich, und Wieſen in der Nähe haben, faſt allenthalben, doch nicht ſehr zahlreich. Mai — Sept. Nachtſwölk, Zegen— melker. II. Familie. Schwalbenartige Vögel. Hirundinidae Vig. (Hirundo L.). 1. Segler. Cypselus Illiqen. 35. Der Mauerſegler, Cypselus apus III. Z. V. M. J. S. 198. Hirundo apus Lin. — Micropus murarius Meyer et Wolf. Naumann Taf. 147. 60 In mehreren Städten an Thürmen und andern ho— hen Gebäuden oft ſehr zahlreich; ſehr ſelten an Waldrän— dern. Mai — Anfang Aug. Thurn-Muerſwöklk. Aum. Der Felſenſegler, Cypselus melba III., Hirundo melba Lin., ſoll nach v. Homeyer's Verzeichniß der Vögel Pom— merns S. 12 einmal in Meklenburg geſchoſſen fein und das Exem⸗ plar ſich im Roſtocker Muſeum befunden haben. Ich habe daſſelbe aber nicht geſehen und glaube daher nicht, daß es noch vorhanden iſt, weßhalb ich anſtehe, dieſen Segler ferner unter den einheimiſchen Vögeln mit aufzuzählen. 2. Schwalbe. Hirundo Lin. a. Mehlſchwalbe, Hausſchwalbe. Chelidon. Boie. 36. Die Hausmehlſchwalbe, gemeine Haus— ſchwalbe, Hirundo urbica Lin. Z. V. M. I. S. 203. Chelidon urbica Boie. — Naumann Taf. 145. Allenthalben in Städten und den meiſten Dörfern, beſonders wo es Kirchen giebt, zuweilen in großen Geſell— ſchaften. Ende April bis Mitte Sept. Huusſwölk, Fin— ſterſwölk, Kirchenſwölk. b. Uferſchwalbe. Cotyle Boie. 34. Die gemeine Uferſchwalbe, Hirundo riparia Lin. Z. V. M. I. S. 208. Cotyle riparia Boie. — Naumann Taf. 146. Faſt in allen Gegenden an ſteilen Bergabhängen, ſchroffen Erdwänden, in Sand- und Mergelgruben, vor— züglich in der Nähe von Gewäſſern, geſellſchaftlich. Iſt ſehr veränderlich in der Wahl des Niſtplatzes und bezieht den alten nicht immer alljährlich wieder. Ende April bis Ende Sept. Irdſwölk, Waterſwölk. 61 c. Rauchſchwalbe. Cecropis Boie. 38. Die gemeine Rauchſchwalbe, Hirundo ru- stica Lin. Z. V. M. I. S. 212. Cecropis rustica Boie. — Naumann Taf. 145. Gemein in allen Städten und Dörfern vom Anfange oder gewöhnlich Mitte April bis Mitte October. Niſtet faſt immer, mit wenigen Ausnahmen, innerhalb der Ge— bäude, oft in Schornſteinen, auch unter Brücken, aber nicht geſellſchaftlich. Rookſwölk. Uebergänge zu der rothbauchigen Rauchſchwalbe, Hirundo cahirica Licht., H. Boissonnautii Temm., kom- men auch bei uns zuweilen vor, und iſt daher, weil ſonſt keine weſentliche Unterſchiede ſich zeigen, dieſelbe keineswegs als beſondere Art, ſondern nur als Varietät oder Raſſe der gemeinen Rauchſchwalbe zu betrachten. III. Familie. Schmuckvögel. Ampelidae Bonap. Seidenschwanz. Bombycilla Briss. 39. Der gemeine Seidenſchwanz, Bombyeilla garrula Vieill. Z. V. M. IJ. S. 218. Lanius garrulus Lin. Fauna suec. — Ampelis garrulus Lin. Syst. — Bombycilla bohemica Briss. — Bombycivora garrula Temm. — Naumann Taf. 59. Zuweilen im Winter ſehr zahlreich in Wäldern und Gärten, wo er Beeren findet, aber in den meiſten Jah— ren nur einzeln, oft gar nicht. Vom Nov. bis zum März. Sidenſwanz. — Neſt und Eier, welche bisher unbekannt waren, find in neueſter Zeit von dem engliſchen Ornitho— logen John Wolley in Lappland aufgefunden und in Naumann's Nat., Band XIII. (Nachträge von Blaſius und Baldamus S. 46,) beſchrieben. 62 IV. Familie. Sängerartige Vögel. Sylviadae Vigors. 1. Rothsehwanz. KRuticilla Vigors. 40. Der Hausrothſchwanz, Ruticilla tithys Br. Z. Bi M. I. S. 231. Motacilla erithacus Lin. — Ruticilla gibraltariensis Briss. Sylvia tithys Scopol. — Naumann Taf. 79. Faſt in den meiſten Städten, auch hier und da in Dörfern, auf hohen, ſteinernen Gebäuden, aber nirgends ſehr zahlreich. März — Octobr. 41. Der Baumrothſchwanz, Ruticilla phoenicura Bonap. Z. V. M. I. S. 235. Motacilla phoenieurus Lin. — Sylvia phoenicurus Lath. — Naumann Taf. 79. In Gärten und Wäldern ziemlich gemein vom April bis zum Sept. und Octobr. Rothſchwänzchen, Rothſtiert, Hüting. 2. Blaukehlchen. Cyanecula Briss. 42. Das gemeine Blaukehlchen, Cyanecula suecica Brehm. Z. V. M. I. S. 242. Motacilla suecica Lin. — Sylvia suecica Lath. — Sylvia cyanecula Meyer et Wolf. — Naumann Taf. 76 und Taf. 364 66. Hier und da an buſchreichen Flußufern und Gräben, aber nirgends ſehr zahlreich; am häufigſten wohl in dem Elbweidengeſtrüpp bei Dömitz und Boitzenburg An den Eldeufern bei Grabow fand ich es vor mehreren Jahren ſelbſt, bei Schwerin Hr. Pr.⸗Lieut. v. Preeu. April bis Sept. — Es kommt im männlichen Geſchlechte ſowohl mit blendend weißem, als auch mit roſtrothem Stern in dem blauen Felde vor; aber auch ohne Stern — bei 63 uns jedoch nur mit weißem Stern. — Ob dies Alters- verſchiedenheiten, oder lokale oder klimatiſche Abänderungen ſind, iſt noch nicht ganz entſchieden. Einige halten es für Altersverſchiedenheiten, wo dann der weiße Stern das aus— gefärbte Kleid iſt. Doch wenn dies der Fall wäre, ſo würde es ſehr auffallend ſein, daß bei uns bisher niemals Individuen mit roſtrothem Stern geſehen worden ſind. Mir ſcheinen es daher mehr örtliche Abänderungen zu ſein. 3. Nachtigall. Luseinia Briss. 43. Die gemeine Nachtigall, Luscinia vulgaris. Z. V. M. I. S. 251. Motaeilla luscinia Lin, — Sylvia luscinia Lath, — Ran- mann Taf. 74. In dichtem jungen Laubholze und buſchreichen Gär— ten, auch zuweilen in jungem Nadelholze faſt allenthalben, doch nur an wenigen Orten ſehr zahlreich. April bis Ende Auguſt. 44. Die Sproſſer-Nachtigall, Luscinia philo- mela Brehm. Z. V. M. I. S. 257. Luscinia major Briss. — Motacilla luscinia 6. major Gmel, Lin. — Sylvia philomela Bechst. — Naumann Taf. 74 Fig. 1. Obgleich ſie von Siemſſen ſchon als einheimiſch aufgeführt iſt, ſo hat man ſie doch bisher nicht bei uns beobachtet. Erſt im Jahre 1859 iſt ſie wieder von dem Lehrer Riefkohl zu Roſtock in dortigen Gärten an der Warnow aufgefunden und befindet ſich jetzt, nach Hr. Pr.- Lieut. von Preen, ein dort gefangenes Exemplar im Roſtocker Muſeum. Es hat ſich demnach meine Vermu— thung, daß ſie bei Roſtock bis nach Pommern hinauf vor— kommen müßte, beſtätigt. Sie wählt hauptſächlich tieflie- 64 gende, in der Nähe von Gewäſſern befindliche, buſchreiche Orte zu ihrem Aufenthalte. April bis Ende Auguſt. 4. Rothkehlchen. Dandalus Boie. 45. Das gemeine Rothkehlchen, Dandalus ru- becula Boie. 3. V. M. I. S. 262. Motacilla rubecula Lin. — Sylvia rubecula Lath, — Nau⸗ mann Taf. 45. Ueberall in jungem Laub- und Nadelholze, in Gär— ten und an buſchreichen Flußufern nicht ſelten; im Herbſte beſonders ſehr gemein, wo es ſich dann ſehr häufig in Dohnen fängt. Man hält es zur Vertilgung der Fliegen gern im Zimmer. Vom März bis Ende Octob. und An⸗ fang Nov. Ueberwintert auch bisweilen. Rothkehlken, Flei⸗ genſnäpper. 5. Amsel. Merula Briss. 46. Die Schwarzamſel, Merula vulgaris Bonap, Z. V. M. IJ. S. 268. Turdus merula Lin. — Naumann Taf. 71. In jungen Laub- und Nadelwäldern faſt überall. Sie iſt bei uns theils Stand-, theils Strich⸗, theils Zug⸗ vogel; denn die Alten bleiben zum Theil den Winter über hier und begeben ſich dann, wenn ſie an ihrem Standorte nicht hinreichend Nahrung finden, an die offenen Quellen, oder dahin, wo ſie Beeren finden. Die Jungen aber ziehen gewöhnlich im October weg, und kehren im März zurück. Swartdraußel. en 47. Die Rin gamſel, Merula torquata Gesner. Z. V. M. I. S. 272. Turdus torquatus Lin. — Naumann Taf. 70. Auf dem Herbſtzuge kommt ſie faſt regelmäßig bei 65 uns durch und wird dann öfter in Dohnen gefangen. Auf dem Frühlingszuge, der im März erfolgt, wird ſie ſeltener bemerkt. Sie ſoll bei Zachow, in der Nähe von Strelitz, wiederholt geniſtet haben. (Archiv II. S. 35.) Schildamſel, Schilddraußel. 6. Drossel. Turdus Lin. et Boie. | 48. Die Miſteldroſſel, Turdus viscivorus Lin. l. S. 278. Naumann Taf. 656. Hier und da, eben ſehr ſparſam. Niſtet bei uns zu— weilen in Nadelwäldern. Auf dem Zuge und im Winter, wo ſie mitunter hier bleibt, ſtreicht ſie in alle kleine Ge— hölze und oft auf Brachfelder. Schnarr, Brakvogel. 49. Die Singdroſſel, Turdus musicus Lin. Z. . ©, 282. Naumann Taf. 66. Die gemeinſte von allen einheimiſchen Droſſeln. Im Sommer in allen Laubwäldern; auch in dichten Nadel— waldungen, wenn ſie feuchten Boden und Waſſer in der Nähe haben. Auf dem Herbſtzuge iſt ſie die zahlreichſte, und diejenige, welche am erſten (Heckvogel) und am häu— figſten in Dohnen gefangen wird. Zu Ende October ver— läßt ſie uns und kehrt im März oder Anfang April zurück. Zipp, Kramsvagel. 50. Die Weindroſſel, Rothdroſſel, Turdus iliacus Lin. Z. V. M. I. S. 287. Naumann Taf. 67. Auf dem Zuge im Herbſt und Frühlinge oft ſehr zahlreich, aber niemals als Brutvogel. Sie wandert im 5 - 66 October und März oder April, im Herbſt in der Regel etwas ſpäter, als die vorhergehende. Wienvagel. 51. Die Wachholderdroſſel, Turdus pilaris Lin. Z. V. M. J. S. 291. Naumann Taf. 67. Kommt im October in großen Schaaren aus dem Norden bei uns an, bleibt einzeln oder in kleinen Geſell— ſchaften den Winter hindurch oft hier und zieht im April ſpäteſtens im Mai nach dem Norden zurück; doch einzelne Pärchen bleiben zuweilen auch im Sommer hier, um zu brüten. So ſollen nach dem Verzeichniſſe des Hr. Baron von Maltzan (Archiv II. S. 34.) alljährlich einzelne Paare bei Speck brüten. Schacker. f 52 Die ſchwarzkehlige Droſſel, Turdus atri- gularis Gloger. Turdus atrogularis Temm. — T. Bechsteini Naum. — Naumann Taf. 361. F. 1. 2. Ein Exemplar dieſer Droſſel wurde vor einigen Jah— ren in Wismar zu Markt gebracht und durch den Hrn. Kreischirurgus Schmidt daſelbſt gekauft, welcher es dem Hrn. Forſtm. von Grävenitz zu Bützow überlaſſen hat, in deſſen Sammlung es ſich jetzt befindet. Ein zweites Ex. im Jugendkleide iſt vor mehreren Jahren bei Penzlin gefangen worden und hat der Hr. Doctor Betcke daſelbſt erhalten. Ob derſelbe es noch beſitzt, weiß ich nicht. Andere fremde Droeſſeln find bis jetzt noch nicht in . Meklenburg beobachtet. 7. Wassers chmdtæ er. Cinelus Beehst. 53. Der gemeine Waſſerſchmätzer, Cinclus aqualicus Bechst. Z. V. M. I. S. 299. 67 Sturnus einclus Lin. —Cinclus septentrionali set melanogaster Brehm. — Naumann Taf. 91. Ziemlich ſelten bei uns, und nur erſt im Herbſt und Winter an offenen Stellen der Bäche und Flüſſe, beſon— ders an Mühlen, Schleuſen und Cascaden, beobachtet. Ob er bei uns brütet, iſt noch nicht mit Beſtimmtheit entſchieden, da bis jetzt, ſo viel ich weiß, noch Niemand ſein Neſt in Mekl. aufgefunden hat, indeſſen zweifle ich nicht daran. Siemſſen führt ihn ſchon als Brutvogel auf, beſchreibt die Eier aber unrichtig, nämlich röthlich gefleckt. Ich beſitze zwei Exemplare aus Mekl., von denen das eine in der Gegend von Ratzeburg, das andere bei Güſtrow erlegt worden iſt, welche beide der Brehmſchen Subſpecies, dem C. septentrionalis, angehören, der ſich durch einen dunkleren Unterleib auszeichnet. Da ich andere Exemplare aus Mell. noch nicht geſehen habe, ſo weiß ich nicht, ob alle unſere einheimiſchen der nordiſchen Form an— gehören, oder nur die im Winter aus dem Norden bei uns eingewanderten. Uebrigens ſind die vorkommenden Abweichungen nicht geeignet, ſpecifiſche Trennungen darauf zu begründen, ſondern etwa nur als klimatiſche Formen zu betrachten. Waſſerſtaar, Waterſpren. 8. Steinschmätzer. Vitiflora Briss. 54. Der graurückige Steinſchmätzer, Vitiflora oenanthe Boie. Z. V. M. 1. 306. Motacilla oenanthe Lin. — Saxicola oenanthe Bechst. — Naumann Taf. 89. An Steinmauern und Steinhaufen überall, namentlich an den Steinablagerungen der Chauſſeen ſehr gemein, auch zuweilen an Hohlwegen und Lehmgruben. Anfang April bis Sept. Graag Steenbicker. 5* 68 — —— 002200 9, Wiesenschmätzer. Saxicola Bechst. et Boie. 55. Der braunkehlige Wieſenſchmätzer, Sa- xiola rubetra Bechst. Z. V. M. I. S. 313. Motacilla rubetra Lin. — Naumann Taf. 89. Allenthalben auf Wieſen von Mitte April bis Sept. Den ſchwarzkehligen Wieſenſch mätzer, Saxicola rubicola Bechst., Motacilla rubicola Lin. will Wüſtnei bei Wismar, und Hr. Forſtmeiſter v. Müller bei Do— beran geſehen haben. Da dieſelben den Vogel aber nicht in der Hand gehabt, ſondern nur aus der Ferne geſehen haben, wo ein Irrthum ſo ſehr leicht möglich iſt, ſo mag ich ihm, bevor nicht ein thatſächlicher Beweis ſeines Vor— kommens bei uns vorliegt, einſtweilen noch keinen Platz unter unſeren einheimiſchen Vögeln anweiſen. 10. Grasmücke. Curruca Briss. 56. Die Sperbergrasmücke, Curruca nisoria Koch. Z. V. M. I. S. 321. Sylvia nisoria Bechst. — Naumann Taf. 76. In der Gegend von Schwerin (v. Preen, Wüſtnei) und in mehreren anderen Gegenden unſeres Landes durchaus nicht ſelten; in meiner Gegend aber, nämlich bei Plau und Lübz, und vielleicht in dem ganzen Diſtrict an der Elde bis nach Grabow und Ludwigsluſt hin, ſehr ſelten. Ich habe ſie hier nur erſt ein einziges Mal geſehen. Sie liebt dichtes Untergebüſch der Feldhölzer mit einzel— nen Bäumen, zumal wenn ſie Gewäſſer mit Geröhrig in der Nähe haben. Auch kommt ſie in großen Gärten vor. Mai — Aug. 57. Die Klappergrasmücke, Curruca garrula Bris. Z. V. M. 1 S. 3259 69 — — — — Motacilla dumetorum Gmel. Lin. — Sylvia curruca Lath. Sylvia garrula Bechst. — Naumann Taf. 77. Einzeln faſt überall in Gärten mit Hecken, in jungen Nadelholzbeſtänden und in Laubwäldern mit Unterholz. Von Mitte April bis Anfang Septbr. 58. Die fahle Grasmücke, Curruca cinerea Briss. Z. V. M. 1. S. 328. Motacilla curruca et sylvia Lin. — Sylvia cinerea Lath, — Syl. einerea et fruticeti Bechst. — Naumann Taf. 78. Allenthalben gemein, wo es Hecken und Dornſträuche giebt. Ende April bis Anf. Sept. Grasmügg. 59. Die graue (Garten-) Grasmücke, Curruca hortensis Koch. Z. V. M. I. S. 332. Sylvia hortensis Bechst. — Naumann Taf. 78. In allen Gegenden von Ende April bis Septbr. in Gärten, Feldhölzern mit Unterbuſch, jungen Kiefern- und Fichtendickichten, ſo wie an anderen buſchreichen Orten. Graag oder groot Grasmuͤgg. 60. Die Mönchsgrasmücke, Curruca atricapilla NM. I. S. 336. Motacilla atricapilla Lin. — Sylvia atricapilla Lath, — Naumann Taf. 77. Obgleich nicht ſo zahlreich als die vorhergehende, ſo doch einzeln faſt in allen Laubwäldern mit Gebüſch und an anderen buſchreichen, mit Bäumen beſetzten Orten, auch hier und da in Gärten. Ende Apr. bis Ende Sept. oder Anfang Octob. Mönch. 11. Lau bs anger. Phyllopneuste Meyer. 61. Der graue Laubſänger, Phyllopneuste rufa Meyer. Z. V. M. I. 343. Sylvia rufa Lath. — Ficedula rufa Koch. — Syl. abietina Nilss. — Naumann Taf. 80. 3 Als Brutvogel hier und da in Nadelwäldern nicht ſelten, auf dem Zuge auch in Laubwäldern, Weidenan— pflanzungen, Hecken und Gärten. Anfang Apr. bis Octob. — Weidenlaubſänger. 62. Der Fitislaubſänger, Phyllopneuste tro- chilus Meyer. Z. V. M. I. S. 347. Motacilla trochilus Lin. — Sylvia trochilus Lath. — Syl- via fitis Bechst. — Ficedula fitis Koch. — Naumann Taf 80. Gemein, ſowohl in Laub- als Nadelwäldern und in Gärten. April bis Sept. oder Anfang Octob. 63. Der grüne Laubſänger, Phyllopneuste sibilatrix Meyer. Z. V. M. I. 351. Sylvia sylvicola Lath. — Syl. sibilatrix Bechst. — Fice- dula sibilatrix Koch. — Naumann Taf. 80. Hier und da in ſchattigen Laubwäldern, zuweilen auch in gemiſchtem Nadelholz. Mai — Sept. 12. Bas tardnachtigall. Hypolais Brehm. 64. Die gemeine Baſtardnachtigall, Hypo- lais polyglolta, de Selys Longchamps. Z. V. M. I. S. 356. Motacilla hippolais Lin? — Sylvia hippolais Beschst. — Naumann Taf. 80. Ueberall, aber nicht ſehr zahlreich, in Gärten, lichten Laubwäldern von mittlerer Höhe, jungen Kieferſchlägen und beſonders gern in gemiſchtem Gehölz vom Mai bis Ende Aug. Liſchen-Allerlei, geel Fleigenſnäpper. 13. Ros dn ger. Calamoherpe Boie. 65. Der Sumpfrohrſänger, Calamoherpe pa- lustris Boie. 3. V. M. I. 363. Sylvia palustris Bechst. — Naumann Taf. 81. In einigen Gegenden unſeres Landes an Gewäſſern 71 und Gräben mit dichtem und niedrigen Geſträuch und hohen Sumpfpflanzen, ſo namentlich bei Rothenmoor, Schwerin, Boitzenburg u. a. O. nicht ſelten. In meiner Ge— gend aber kommt er gar nicht vor. Er niſtet in hohen Sumpfpflanzen, nie über dem Waſſer. Mai bis Auguſt. 66. Der Teichrohrſänger, Calamoherpe arun- dinacea Boie. Z. V. M. I. S. 366. Motacilla arundinacea Gmel, Lin. — Sylvia arundinacea Lath. — Calamoherpe pinetorum Brehm. — Sylvia horti- cola Naum. — Naum. Taf. 81 und Taf. 370 F. 1. An den mit Rohr oder Gebüſch bewachſenen Seen, Teichen und Flüſſen gemein, aber nicht alle Jahre gleich zahlreich. Nicht ſelten trifft man ihn auch ziemlich weit vom Waſſer entfert in Gärten und im Gebüſch, mitunter ſogar in jungen Kieferſchlägen. Sein Neſt baut er ſowohl ins Rohr, als auch ins Gebüſch und auf Bäume, zu— weilen 10 — 12 Fuß hoch. — Brehm ſtellte aus den beiden Rohrſängern, C. arundinacea und palustris, meh— rere Species oder Subſpecies auf, von denen Naumann zwei, C. arbustorum und pinelorum Br., zuſammenfaßt, und mit dem Namen Sylvia horticola N. belegt und in ſeinen Nachträgen S. 444 beſchreibt, wo er auch auf Taf. 370. F. 1 eine Abbildung gegeben hat. Dieſe, welche bei uns ſehr häufig vorkommt, ſteht in der Färbung, in der Lebensweiſe, im Geſange und Neſtbau gerade in der Mitte zwiſchen C. arundinacea und palustris, und hat von dieſen beiden ſo viel Gemeinſames, daß man ſie bald von der einen, bald von der andern kaum zu unterſcheiden vermag, und faſt geneigt ſein möchte, ſie für einen Baſtard derſelben zu halten. Im Neſtbau nähert ſie ſich theils 72 dem Sumpfrohrſänger, theils der Baſtardnachtigall (Hy- polais), in der Färbung und Zeichnung der Eier aber mehr dem normalen Teichrohrſänger. Mai bis Auguſt. Rohrſperling, lütt Ruhrſparling. 67. Der Droſſelrohrſänger, Calamoherpe turdoides Boie. Z. V. M. J. S. 371. | Turdus arundinaceus Briss, et Lin. — Sylvia turdoides Meyer. — Sylvia turdina Gloger. — Naum. Taf. 81. Zwar nicht fo zahlreich, als der vorhergehende, aber in der Regel doch da, wo es große Rohrflächen giebt. Im Frühlinge, ſo lange das Rohr noch niedrig iſt und ihm nicht den nöthigen Schutz gewährt, hält er ſich in den am Waſſer ſtehenden Sträuchern und Kroppweiden auf; nachher aber verläßt er das Geröhrig ſelten. Er niſtet nur im Rohr. Mai bis Auguſt. Rohrdroſſel, groot Ruhrſparling. Der Flußrohrſänger, Calamoherpe fluviatilis Boie, Sylvia fluviatilis Meyer et Wolf. (Z. V. M. I. S. 375), welcher nach v. Homeyer's erſtem Nachtrage zu ſeiner Ueberſicht der Vögel Pom— merns (S. 21) im Auguſt 1838 bei Doberan erlegt ſein ſoll, iſt ſeildem nicht weiter in Meklenburg beobachtet, und ſchließe ich ihn demnach bis dahin, wo beſtimmtere Thatſachen ſein Vorkommen bei uns ſicher ſtellen, aus der Zahl der einheimiſchen Vögel aus. 68. Der Heuſchreckenrohrſänger, Calamoherpe locustella Boie. 3. V. M. I. S. 377. Sylvia locustella Pennant. — Naum. Taf. 83. Er wurde ſeit einigen Jahren in unſerm Lande an vielen Orten aufgefunden, und ſcheint demnach nicht fo ſelten zu ſein, wie man früher glaubte. Er bewohnt die mit Dorn und anderm Gebüſch bewachſenen Wieſen, wo er auf, oder nahe über dem Boden in hohem Graſe oder 73 Kraute niſtet. Seine Fortpflanzungsgeſchichte iſt erſt vor wenigen Jahren bekannt geworden, und daher das in meiner Nat. der Vögel Meklenburgs S. 380 darüber Geſagte unrichtig. Die Eier ſind auf trüb röthlich-weißem Grunde überall blaß roſtfarben und roſtbraun gefleckt und punktirt, bald dichter, bald ſparſamer, zuweilen auch am ſtumpfen Ende kranzartig gezeichnet. Mai — Aug. Buſch— rohrſänger. 69. Der Schilfrohrſänger, Calamoherpe phrag- mitis Boie. 3. V. M. J. S. 381. Sylvia phragmitis Bechst. — Naum. Taf. 82» An den mit Riedgräſern, Rohr, Gebüſch und Binſen bewachſenen Seen, Flüſſen, Teichen, Gräben, Suͤmpfen, zuweilen auch in Getreidefeldern, nicht ſelten, doch in einem Jahre oft zahlreicher, als in anderen. Er niſtet nicht nur zwiſchen Rohr, Schilf, Binſen und hohem Graſe, ſondern auch im Gebuͤſch, bald ſehr niedrig, faſt auf dem Boden, bald ziemlich hoch. Mai — Aug. Lütt Ruhr— ſparling. 70. Der Seggenrohrſänger, Calamoherpe aquatica Boie. 3. V. M. I. S. 384. Motacilla aquatica, Gm. Lin, — Sylvia aquatica Lath, — Syl, cariceti Naum. — Naum. Taf. 82 F. 2. 3. Hin und wieder auf großen, mit hohem Riedgraſe bedeckten Wieſen, ſo namentlich in der Lewitz, woher ihn der Hr. Forſtm. v. Grävenitz im Jahre 1842 erhalten hat; auch bei Schwerin (v. Preen). So ſelten übrigens, wie es den Anſchein hat, wird er bei uns wohl nicht vor— kommen, da er gewiß nur überſehen und meiſtens mit C. phragmitis verwechſelt wird. Mai — Aug. 74 Anm. Der von Naumann im Jahre 1821 (Band III. S. 668) unter dem Namen Sylvia cariceti als neu aufgeſtellte Robr— ſänger, welcher in Bezug auf ſeine Artberechtigung ſtets vielen Wider— ſpruch gefunden hat, unterſcheidet ſich von der C. aquatica in allen Stücken jo wenig, daß auch ich ihn für keine beſondere Art halten kann. Die von Naumann zur Begründung dieſer Art angegebenen Charaktere ſcheinen mir nur individuelle Abweichungen zu ſein. 14. Zaunschlüpfer. Zroglodytes Cuv. 71. Der gemeine Zaunſchlüpfer, Troglodytes parvulus Koch. Z. V. M. I. S. 389. Motacilla troglodytes Lin. — Sylvia troglodytes Lath. — Naumann Taf. 83. In Gärten, Wäldern und au anderen Orten, wo es dichtes Geſtrüpp und Holzhaufen giebt, allenthalben, aber nirgends ſehr zahlreich; im Winter jedoch, wo aus dem Norden manche bei uns einwandern, häufiger als im Som— mer, wo er immer nur vereinzelt vorkommt. Zaunkönig, Tuunkönig, Groot Jochen. 15. Goldhähnchen. Regulus Koch. 72. Das gemeine Goldhähnchen, Regulus cri- status Koch. Z. V. M. 1. S. 396. Motacilla regulus Lin. — Sylvia regulus Lath, — Regu⸗ lus flavicapillus Naum. — Regulus erococephalus Brehm. Naumann Taf. 93. Im Herbſt und Winter ſehr gemein, ſowohl in Na- del⸗ als auch in Laubwäldern; im Sommer aber nur hier und da im Nadelholze und vorzugsweiſe in Fichten— wäldern, wo einzelne Pärchen brüten. 73. Das feuerköpfige Goldhähnchen, Regulus pyrocephalus Brehm. Z. V. M. I. S. 399. Regulus ignicapillus Naum. — Naumann Taf. 93. 75 Auf der Wanderung im Sept. und October, ſowie im März und April einzeln bei uns durchziehend. Im Sommer iſt es, ſo viel ich weiß, noch nicht bei uns be— merkt und brütend gefunden; in dieſer Zeit liebt es mehr die Gebirgsgegenden. 16. Flu evo gel. Accentor Bechst. 74. Der Heckenflüevogel, Accentor modularis Koch. Z. V. M. I. S. 404. Motacilla modularis Lin. — Sylvia modularis Lath. — Naumann Taf. 92. Im Sommer hier und da einzeln in Gärten, jungen Nadelwäldern und an anderen buſchreichen Orten; im Herbſt auf dem Zuge etwas zahlreicher, wo er dann einzeln nie— driges Gehölz und Gebüſch aller Art, ſowie todte Zäune durchkriecht, auch die in der Nähe von Wald und Gebüſch befindlichen Kartoffelfelder beſucht. Vom März bis zum Octob., und bei gelinder Witterung noch ſpäter. Braunelle. V. Familie. Bachſtelzenartige Vögel. Motacillidae Vigors. 1. Bachstelze. Motacilla Lin. 75. Die weiße Bachſtelze, Motacilla alba Lin. Z. V. M. I. S. 413. Mot. cervicalis, Brehm. — Mot. Yarrellii Gould. — M. lugubris Temm, — Naumann Taf. 86 und Taf. 377. F. J. Allenthalben gemein, den ganzen Sommer hindurch vom März bis zum Octob. Graag Weegſtierten, Queck— ſtierten. Zuweilen finden ſich Individuen, bei welchen der Rücken viel dunkler erſcheint, und das Schwarz im Nacken und an der Kehle eine weit größere Ausdehnung hat, als bei den gewöhnlichen. Brehm nennt dieſe Form Mot. I _ cervicalis. Sie bildet den Uebergang zu der Trauer— bachſtelze, Mot. Yarrellii Gould, Mot. lugubris Temm., welche in England, Skandinavien, und auf dem Zuge im weſtlichen Europa einzeln auch an der Nordküſte Deutſch— lands, namentlich auf Helgoland vorkommt, bei uns aber bis jetzt noch nicht beobachtet worden iſt. Was übrigens dieſe Form hinſichtlich ihrer Artberechtigung betrifft, ſo iſt ſie keineswegs als wirkliche Species, ſondern nur als örtliche Abweichung unſerer gewöhnlichen weißen Bachſtelze zu be— trachten, da ſie mit dieſer in allen weſentlichen Eigenthüm— lichkeiten, außer in der Färbung des Sommerkleides, über— einſtimmt. Anm. Die ſchwefelgelbe Bachſtelze Mot. sulfurea Bechst., welche ich in meiner Nat. d. V. Mekl. I. S. 418 als vermuthlich einheimiſch aufgeführt habe, iſt bis jetzt bei uns noch nicht beobachtet, und muß deshalb aus der Zahl der Mekl. Vögel einſtweilen wieder ausſcheiden. 2. Schaf stel Zz e. Budytes Cuv. 76. Die gelbe Schafſtelze, Budytes flavus Cuv. Z. V. M. J. S. 423. 429. Motacilla flava Lin, — Mot. campestris Pall. — Mot. fiaveola Temm. — Budytes Rayi Bon. — Mot. neglecta Gould, — Mot. cinereoeapilla Savi. — M. Feldeggi Mich. Mot borealis Sundev. — Mot. melanocephala Licht. — Budytes atricapillus Brehm. — Naumann Taf. 88 und Taf. 372 — 374. Sehr gemein auf Wieſen mit niedrigem Gebüſch und einzelnen Bäumen, wenn ſie Gewäſſer in der Nähe haben. Auf dem Zuge häufig zwiſchen Schaf- und Kuhheerden. Ende April bis Sept. und Anf. Octob. Geel Weegſtierten. Sie ändert, beſonders im männlichen Geſchlechte, in 77 Färbung und Zeichnung des Kopfes ungemein ab, indem das Grau deſſelben in reines Schwarz übergeht und der helle Augenſtreif ſich ganz verliert, wie bei M. melanoce- phala Licht., oder auch in Graugelb ausartet, wie bei M. flaveola Temm. Dieſe Abänderungen haben Veran— laſſung zu einer Menge ſpecifiſcher Trennungen gegeben, von denen aber keine einzige wegen der zahlloſenUebergänge und Zwiſchenformen, als wirkliche Art feſtzuhalten iſt. Denn das Grau des Kopfes geht durch alle Nüancen bis zum reinen Schwarz, und der Augenſtreif verkleinert ſich bis zum kaum bemerkbaren Pünktchen und verſchwindet endlich ganz; oder das Grau geht allmählig ins Gelbliche über, wiewohl hier die Zwiſcheuformen am wenigſten zahlreich vorkommen. Da ſich nun keine einzige conſtante Verſchie— denheit in den plaſtiſchen Verhältniſſen auffinden läßt, welche einen Anhaltspunkt zur ſpecifiſchen Unterſcheidung darbieten, auch weder bei den Weibchen noch bei den Jungen ein ſicheres Unterſcheidungszeichen ſich findet, wodurch es mög— lich wird, mit Beſtimmtheit anzugeben, zu welcher Form dieſes oder jenes Individuum gehört, außerdem auch bis jetzt eben ſo wenig in der Lebensart als in der Fortpflan— zugsweiſe eine wirkliche Verſchiedenheit bemerkt worden iſt; ſo können alle bisher als Art unterſchiedenen Abweichun— gen nur als klimatiſche Formen oder Localraſſen des Bud. flavus angeſehen werden, von denen die reinſchwarzköpfi⸗ gen vorzugsweiſe dem ſüdlicheren, die ſchwarzgrauköpfigen hauptſächlich dem gemäßigteren und nördlichen Klima, die graugelbköpfigen aber ausſchließlich England angehören. Die ſchwarzgrauköpfige Form iſt auch bei uns ſchon mehrmals auf dem Zuge beobachtet, dagegen die graugelbköpfige, 18 welche ihren Zug von England aus durch das weſtliche Europa nimmt, hier noch nicht geſehen worden. | 3. Pieper. Anthus Bechst. 77. Der Waſſerpieper, Anthus aquaticus Bechst. Z. V. M. J. S. 435. Alauda spinoletta Lin. — Alauda obscura Pennant. — Anthus rupestris Nilss. — Anthus littoralis Brehm, — Naumann Taf. 85 und Taf. 371 F. 1. 2. Bis jetzt ft einmal auf dem Zuge in Meklenburg beobachtet, aber ſonſt wahrſcheinlich wohl nur überſehen, denn ich vermuthe, daß er alljährlich auf der Wanderung bei uns erſcheint. Mau unterſcheidet von ihm zwei Formen, den A. aqua- ticus Bechst. und den A. rupestris Nilss. oder A. lit- toralis Br. Die erſtere kommt auf den hohen Gebirgen Mittel⸗Europa's, die letztere im Norden unſeres Welttheils vor und wandert von da an die Küſten der Nord- und Oſtſee. Beide Formen unterſcheiden ſich hauptſächlich da— durch, daß bei jener die helle Zeichnung auf den äußerſten Schwanzfedern rein weiß, bei dieſer aber grau getrübt iſt. Im ausgefürbten Kleide ſind beide meiſtens ſehr gut zu unterſcheiden, aber im Jugendkleide iſt es ſehr ſchwierig und unſicher. Von der letzteren Form, dem A. rupestris wurde am 4. Nov. 1856 vom Hrn. Forſtm. v. Müller zu Sternberg am dortigen See ein Exemplar im Jugend— kleide geſchoſſen, welches ſich in der Sammlung des Hrn. Forſtm. v. Grävenitz zu Bützow befindet. Außerdem ſind keine einheimiſchen Exemplare in hieſigen Sammlun⸗ gen vorhanden. ww _ 78. Der Wieſenpieper, Anthus pratensis Bechst. Z. V. M. J. S. 439. Alauda pratensis Lin. — Alauda trivialis Siemss. — Mo- tacilla cervina Pall, — Anthus rufogularis Brehm, — An- thus cervinus Keys. et Bl, — Naumann Taf. 84. und 85. Auf ſumpfigen Mooren und Wieſen im Somnier nicht ſelten; im Herbſt und Frühling auf dem Zuge allent— halben in Menge auf feuchten Grasplätzen und Aeckern. Vom März bis zum Sept. und Octob. Er ändert nach Klima, Oertlichkeit und Individuali— tät außerordentlich ab, ſowohl in Färbung und Zeichnung des Kleides, wie in der Länge und Stärke des Schnabels, und ebenſowohl in der Höhe des Kopfes, wie in der Länge des Sporns. Doch geben dieſe zahlloſen Abänderungen durchaus keinen Grund zu ſpecifiſchen Trennungen. Bei genauer Unterſuchung und Vergleichung der verſchiedenen Formen findet man, daß allenthalben Uebergaͤnge vorkom— men und keine einzige haltbare Species darunter iſt. Brehm führt dieſe Abweichungen als Subſpecies auf, und weiter läßt ſich auch nichts daraus machen. Selbſt der rothkehlige Pieper, Anthus cervinus s. rufogu- laris, der jedoch bei uns bis jetzt nicht bemerkt wurde, wie er überhaupt in Deutſchland nur ſehr ſelten erſcheint, wird von Mancheu nur für eine klimatiſche Abänderung oder Raſſe gehalten, welche im füdlichen Europa, Lappland, Si— birien, Nordrußland und Nordafrika häufig vorkommt. 79. Der Baumpieper, Anthus arboreus Bechst. Z. V. M. J. S. 444. Alauda trivalis Lin. — Naumann Taf. 84. Nicht ſelten an den von Wieſen und Feldern begränz— 80 ten Waldſäumen und lichten Waldplätzen, es ſei Laub— oder Nadelholz. April bis Sept. 80. Der Brachpieper, Anthus campestris Bechst. Z. V. M. J. S. 449. Alauda campestris Siemss. — Anthus rufescens Temm. — Naumann Taf. 84. In den meiſten Gegenden auf ſandigem, unbebauten Boden, zumal wenn Kieferanſaaten in der Nähe ſind, oder auch nur hier und da eine junge Kiefer ſteht; doch nicht ſehr zahlreich, meiſtens nur ein Pärchen in einem weiten Revier. Mai bis Ende Aug. oder Anfang Sept. VI. Familie. Fliegenfängerartige Vögel. Muscicapidae Vigors. 1. Fliegens chen dpp er. Butalis Boie. 81. Der gefleckte Fliegenſchnäpper, Butalis grisola Boie. Z. V. M. J. S. 457. Muscicapa grisola Lin. — Naumann Taf. 64. Wird faſt in allen Gegenden angetroffen, ſowohl in Laub⸗ als Nadelwäldern und in baumreichen Gärten. Mai bis Aug. oder Anfang Sept. Graag Fleigenſnäpper. 2. Fliegenfänger. Museicapa Lin. 82. Der ſchwarzrückige Fliegenfänger, Mus- cicapa atricapilla Lin. Z. V. M. I. S. 463. Muscicapa atricapilla Lin. — Muscicapa muscipeta Bechst. Musc. luctuosa Temm. Auf dem Frühlingszuge im April und Mai trifft man ihn oft ſehr zahlreich in großen Geſellſchaften an buſchreichen Flußufern, in Hainen, in Kiefer- und zumal in jungen Eichen⸗ wäldern; auf dem Herbſtzuge dagegen, welcher im Auguſt be— ginnt, wird er in der Regel überſehen und nicht fo zahlreich be- merkt, weil er dann mehr in den Wipfeln der noch belaubten 81 Bäume ſich aufhält und ſomit verborgener wandert. Wäh— rend der Brutzeit findet er ſich nicht ſehr häufig bei uns, brütet aber doch hier und da in Laubwäldern. Swart Fleigenſnäpper. Anm. Der Halsbandfliegenfänger, Muscicapa albicollis Temm., Musc. collaris Bechst. iſt bis jetzt bei uns noch nicht beobachtet, kommt aber vermuthlich auch hier zuweilen vor, da er in dem be— nachbarten Pommern ſich findet. Ebenſo iſt auch der rothkehlige Fliegen fänger, Muse. parva Bechst. ungeachtet aller Nachforſchungen noch nicht bei uns aufgefunden. Ich vermuthe aber, daß er auch hier zuweilen erſcheint; da er ſchon bei Kopenhagen beobachtet und in Pommern ſogar brüs tend angetroffen wurde. VII. Familie. Würgerartige Vögel. Laniadae Vigors. 1. Würger. Lanius Lin. 83. Der große Würger, Lanius excubitor Lin. Z. V. M. I. S. 473. Naumann Taf. 49. Im Sommer ſehr ſparſam bei uns, aber doch hier und da brütend, ſo namentlich im Haſelholze bei Schwerin nach Wüſtnei. Im Winter nicht ſogar ſelten an Alleen, in Feldhölzern und Gebüſch. Groot Negenmürer. 84. Der ſchwarzſtirnige Würger, Lanius minor. L. Z. V. M. 1. S. 478. Naumann Taf. 30. Im Sommer, vom Mai bis Sept. faſt allenthalben in Gärten, Baumparthien, Alleen und lichten Waldungen, gleichviel, ob Laub- oder Nadelholz. In einigen Gegenden durchaus nicht ſelten. 85. Der rothköpfig e Würger, Lanius ruficeps Bechst. Z. V. M. I. S. 483. Lanius collurio 7. rufus Gmel, Lin, — Lanius rufus Briss, L. collurio £, spinitorquus Siemss? Naum. Taf. 51. 6 82 Bei weitem nicht fo häufig, als der vorhergehende; nur hier und da in Baumparthien, Feldhölzern, großen Baumgärten und an Waldrändern, vom Mai bis Sept. Rothköppig Negenmürer. 85. Der rothrückige Würger, Lanius collurio Lin. Z. V. M. I. S. 488. Lanius spinitorquus Bechst. — Naum. Taf. 52. Der gemeinſte von allen bei uns, und überall in Hecken, Dornbüſchen kleinen Gehölzen und ſelbſt in jungen Kieferſchlägen, zumal in der Nähe von Viehweiden und Wieſen. Mai, bis Sept. Negenmürer, lütt Negen⸗ mürer. VIII. Familie. Kernbeißerartige Vögel. Loxiadae Vigors. 1. Kreuzschnabel. Lola Lin. et Briss. 87. Der Kiefernkreuzſchnabel, Loxia pylio- psittacus Bechst. Z. V. M. I. S. 503. Loxia curvirostra major Gm. Lin. — Crucirostra pineto- rum Meyer, — Curvirostra pytiopsittacus Brehm, - Naum. Taf. 109. In Jahren, wo es vielen Kiefernſamen giebt, kommt er in großen Kieferwaldungen mitunter ſehr häufig vor, ſo namentlich in der Wooſter Haide. Wahrſcheinlich niſtet er dann auch dort; doch iſt ſein Neſt noch nicht bei uns aufgeſunden. 88. Der Fichtenkreuzſchnabel, Loxia curvi- rosira Lin. Z. V. M. 1. S. 508. Crucirostra abietina Meyer. — Curvirostra pinetorum Brehm, — Naum. Taf. 110. Hier und da in Nadelwäldern und zwar im Winter öfter als im Sommer, aber ebenfalls, wie der vorherge— 83 — — — — heude, nicht allezeit gleich zahlreich. Auch ihn hat man hier noch nicht brütend beobachtet, obgleich wohl nicht daran zu zweifeln iſt, daß er bei uns zuweilen dort, wo er reich— lich Nahrung findet, fein Brutgeſchäft betreibt. 2. Hakengimpel. Corythus Civ. 89. Der gemeine Hakengimpel, Corythus enucleator Cuv. Z. V. M. I. S. 515. Loxia enucleator Lin. — Fringilla enucleator Meyer. — Pyrrhula enucleator Temm. — Naum. Taf. 112. In einigen Jahren erſcheint er aus dem hohen Norden mitunter in Menge bei uns, ſo namentlich im Jahre 1832, wo er ſich dann zuweilen in Dohnen fängt. Es kann aber eine ganze Reihe von Jahren hingehen, ehe er ſich in Menge wieder bei uns zeigt. Einzeln kommt er hier wohl öfter vor, da ich ihn in verſchiedenen Jahren erhal— ten habe. Gewöhnlich kommt er zu Ende Octob. oder im November bei uns an, und wird dann ſowohl in Laub- als in Nadelwäldern, zuweilen auch in Gärten angetrof— fen, wo es nur Beeren giebt. Er iſt bei uns wenig be— kannt, und wird, wenn er ſich zeigt, als ein fremder, Un⸗ heil verkündender Gaſt betrachtet. 3. Gimpel. Pyrrhula Briss. 90. Der gemeine Gimpel, Pyrrhula vulgaris Temm. Z. V. M. I. S. 520. Loxia Pyrrhula Lin. — Pyrrhula rubicilla Pall. — Naum. Taf. 111. In manchen Jahren vom October bis März als nordiſcher Einwanderer ſehr häufig bei uns, wo er ſich dann ſehr zahlreich in Dohnen fängt; in anderen wenig oder gar nicht. Er beſucht auf dem Zuge die Nadel— 6* 84 und Laubholzwälder, Gärten und fonftige Baumanpflan- zungen. Niſtend iſt er im Jahre 1858 bei Penzlin im Stadtholze gefunden worden (nach Betcke). — Dompfaffe, Dompaap. Der grüne Girlitz, Fringilla serinus Lin., Serinus hortu- lanus Koch, von welchem ſich, nach v. Homeyer's Ueberſ. der Vög. Pommerns S. 45, ein Exempl. aus Mekl. im Roſtocker Mu⸗ ſeum befunden haben ſoll und der in Folge dieſer Angabe von mir in meiner Nat. d. V. M. I. S. 527 als einheimiſcher Vogel mit aufgeführt wurde, iſt bei uus nicht weiter beobachtet und fein Vor⸗ kommen daher noch ungewiß. 5. Neru beisser. occothraustes Briss. 91. Der gemeine Kernbeißer, Coccothraustes vulgaris Pall. — Z. V. M. I. S. 532. Loxia coceothraustes Lin. — Fringilla coccothraustes Meyer. — Naumann Taf. 114. Licht ſelten in Buchenwaldungen, wo er auch niſtet. Nach der Brutzeit ſtreicht er mit ſeinen Jungen umher und beſucht dann häufig die Kirſchenbäume in den Gär— ten. Vom März bis November; einzelne bleiben auch in gelinden Wintern hier. Karnbieter. 6. Grünling. Chloris Briss. 92. Der gemeine Grünling, Chloris flavico- ptera Landbeck. — Z. V. M. I. S. 540. Loxia chloris Lin. — Fringilla chloris III. — Chlorospiza chloris Bonap, — Naumann Taf. 120. Während der Brutzeit allenthalben in Gärten, Feld— hölzern und anderen baumreichen Orten. Im Herbſt und in gelinden Wintern, wo aus dem Norden viele einwan— dern, oft in großer Menge beiſammen und in Geſellſchaft von Buchfinken, Hänflingen, Goldammern und andern Vögeln auf Stoppelfeldern. Grönhämpling. 85 | IX, Familie. Finkenartige Vögel. Fringillidae Vigors. 1. Sperling. Pyrgita Cu. 93. Der Hausfperling, Pyrgita domestica Cuv. Z. V. M. I. S. 556. Fringilla domestica Lin. — Passer domesticus Gesner. — Fringilla eisalpina Temm. — Pyrgita italica Bonap. — Naumann Taf. 115. Alleuthalben in Städten und Dörfern ſehr gemein das ganze Jahr hindurch. Sehr nützlich als Raupenver— tilger. Lüning, Spatz. Uebergänge zu der klimatiſchen Varietät mit ganz rothbraunem Scheitel (Fring. cisalpina Temm., Pyrgita italica Bonap.) kommen auch bei uns zuweilen vor. 94. Der Feldſperling, Pyrgita montana Cuv. Z. V. M. I. S. 565. Fringilla montana Lin. — Passer montanus Aldrov. — Loxia hamburgia Gmel. (Siemss.)? — Fringilla cam- pestris Schrank. — Naumann Taf. 116. Sehr gemein in Weidenanpflanzung, Feldhölzern, an den Rändern der Laubholzwaldungen und in Obſtgärten; im Winter auch auf Bauerhöfen und in Städten, und ſchaarenweiſe an Landſtraßen. Boomſparling. Anm. Der in meiner Nat. d. V. M. I. S. 572 als ein⸗ heimiſch aufgeführte Schneefink, Fringilla nivalis L., welchen Hr. Forſtmeiſter v. Müller bei Schwerin geſehen haben will (. Archiv des Vereins der Freunde der Naturg. in Mekl. II. 33.) kommt bei uns wohl nicht vor und beruhet dieſe Beobachtung ſicher auf einem Irrthum. Der nur aus der Ferne geſehene Vogel wird nichts anderes geweſen ſein, als ein Schneeammer, Emberiza ni— valis Lin. 86 2. Fink. Fringilla Lin. et Br. 95. Der Buchfink, Fringilla coelebs Lin. — Z. V. M. I. S. 578. Naumann Taf. 118. Gemein in Laub- und Nadelwäldern, Baumparthien und Gärten; auf dem Herbſt- und Frühlingszuge in gro— ßen Schaaren auf Stoppelfeldern. Die Weibchen und Jun— gen ziehen zu Anfang des Winters meiſtens weg, von den alten Männchen aber überwintern viele hier und miſchen ſich dann unter andere Finken oder unter Goldammern, mit denen fie umherſtreichen. Booffink. 96. Der Bergfink, Fringilla montifringilla Lin. Z. V. M. I. S. 587. Naumann Taf. 119. Auf ſeiner Wanderung im Herbſt und Frühling oft in zahlloſen Schwärmen auf Feldern in der Nähe von Waldungen. Manche bleiben auch in gelinden Wintern hier und kommen dann zuweilen mit Buchfinken und Gold— ammern in die Dörfer. 3. Hänfling. Cannabina Brehm. 97. Der gemeine Hänfling, Cannabina sangui- nea Landbeck. — Z. V. M. I. S. 595. Fringilla cannabina Lin. — Naumann Taf. 121. In Gärten, jungen Nadelholz-Anſaaten und an an— dern buſchreichen Orten nicht ſelten, aber jetzt bei weitem nicht mehr ſo zahlreich, als in frühern Jahren, auch nicht alle Jahre in einer Gegend gleich häufig. Im Herbſt in großen Schaaren auf den Stoppelfeldern und oft den gan— zen Winter hindurch, wenn derſelbe nicht zu ſtreng und ſchneereich iſt. Hämpling, rothböſtig oder graag Hämpling, graag Iritſch, Hämplüning, 87 98. Der Berghänfling, Cannabina montium Brehm. Z. V. M. I. S. 603. Fringilla flavirostris Lin. — Fring. montium Gmel, Lin, Fringilla linota Siemss.? — Naumann Taf. 122. Vom October bis Mitte April zuweilen in Menge hier auf Feldern, aber nicht immer gleich zahlreich und in manchen Wintern vielleicht gar nicht. In dem Winter 1845/46 war er, nach Wüſtnei, bei Schwerin in Menge und dort häufig gefangen worden. Er meidet den Wald und hält ſich nur auf freiem Felde auf, wo einzelne Bäume ſtehen, auf denen er in den Nachmittagsſtunden ausruht und bei klarem Wetter ſich ſonnt. Brütet im hohen Norden. 4, Leinfınk. Linaria BDriss. 99. Der gemeine Leinfink (Flachsfink) Linaria ru- bra Gesner. — Z. V. M. J. S. 607. Fringilla linaria Lin. — Linaria rufescens et borealis Vieill.— Lin. flavirostris Brehm. — Linaria canescens Gould? — Linaria Hornemanni Holböll? — Fringilla canescens De Selys Longchamps? — Naumann Taf. 126, Vom Ende October bis zum März oft in großer Menge auf den Feldern und da, wo es Erlenſamen giebt; doch erſcheint er nicht jedes Jahr in gleicher Anzahl, zu— weilen iſt er ſehr ſparſam und in dem Winter 1860,61 habe ich gar keine geſehen. An m. Er ändert ſowohl in der Größe des Körpers, der Länge und Stärke des Schnabels und in allen übrigen plaſtiſchen Verhält— niſſen als auch in der Färbung und Zeichnung, beſonders der Bruſt und des Bürzels, außerordentlich ab, was zu mehreren ſpeeifiſchen Trennungen veranlaßt hat. Das Karmoiſinroth auf der Bruſt der Männchen, ſowie der röthliche Anflug auf dem Bürzel iſt ſehr oft gar nicht vorhanden. Aber man findet Uebergänge von einem ex— tremen Ende zum andern ohne Gränuzeun, und ſieht ſich daher ge— 88 druugen, alle dieſe Abweichungen entweder für Alters-Verfchieden⸗ heiten, oder für individuelle oder lokale Abänderungen zu halten. Die einzige gute Art möchte vielleicht noch die Fringilla canescens De Selvs Longchamps, Lin, canescens Gould, Lin. Hornemanni Holböll, fein, welche in Grönland lebt und ihren Wohnort ſehr ſel— ten verläßt, weßhalb ſie nur einzeln und ſehr ſparſam in Deutſch— land und andern Ländern Europa's erſcheint. Hr. v. Homeyer will ſie einmal in Pommern gefunden haben, bei uns aber iſt ſie noch nicht beobachtet. 5. Zeisig. Spinus Cuv. 100. Der gemeine Zeiſig, Spinus viridis Koch. Z. V. M. I. S. 619. Fringilla spinus Lin. — Naumann Taf. 125 Vom October und November bis zum März dort, wo es Erlenſamen giebt, nicht ſelten; im Sommer aber, wo er während der Brutzeit ausſchließlich die Nadelwäl— der bewohnt, ſehr ſparſam, und höchſt ſelten bei uns ni— ſtend. Ich ſelbſt habe ihn in der Brutzeit nur erſt ein— mal in hieſiger Gegend angetroffen; Mad auß aber will ihn in den Kiefern zwiſchen Grabow und Ludwigsluſt ſchon einige Mal im Sommer bemerkt und mit den Jungen ge— ſehen haben. 6. Stieglitæ. Carduelis Briss. 101. Der gemeine Stieglitz, Carduelis elegans Stephens. — Z. V. M. I. S. 628. Fringilla carduelis Lin. — Carduelis communis Dumont. — Naumann Taf. 124. Im Sommer faſt allenthalben an baumreichen Orten, an Waldrändern und in Baumgärten; im Herbſt und Winter in Menge auf den Feldern, wo es Diſtel und Klettenſamen giebt, 89 7. Ammer. Umberiæa Lin. 102. Der Grau ammer, Emberiza miliaria Lin. 3. B M. I. S. 637. Cynchramus miliaria Bonap. — Naumann Taf. 101. Während der Brutzeit gemein in allen Baumalleen und vereinzelten Baumgruppen in der Nähe von frucht— baren Feldern und Wieſen; im Herbſt ſchaarenweiſe auf Stoppel⸗ und Kartoffelfeldern, im Winter bei Schnee auf den Höfen; jedoch zieht in ſehr ſchneereichen Wintern die Mehrzahl weg. Gerſtenammer, Ortolan, Boomlewark. 102. Der Goldammer, Emberiza citrinella Lin. Naum. Taf. 102. Sehr gemein, den Sommer hindurch in jedem Gebüſch; im Herbſt und Winter in großen Schaaren auf den Fel— dern und bei Schnee in den Dörfern. Gelb-Gänschen, Geelgöſchen. 103. Der Gartenammer, Emberiza hortulana Lin. Naum. Taf. 103. Hat ſich ſeit 20 Jahren faſt überall bei uns einge— bürgert, ſo daß er nun faſt in den meiſten Gegenden an Waldrändern, in Feldhölzern, Alleen und größern Baum— parthien in der Nähe von Kornfeldern und Wieſen ange— troffen wird; jedoch nirgends ſehr zahlreich. Er niſtet im Graſe und Getreide. Mai bis Ende Aug. Fettammer. Ortolan der Römer. 104. Der Rohrammer, Emberiza schoeniclus Lin- Emberiza cia Siemss. (Weibchen oder Herbſtkleid) — Cyn- chramus schoeniclus Kaup. Naum. Taf. 105. Hier und da an den mit Rohr und Gebüſch, langem Graſe und hohen Sumpfpflanzen bewachſeuen See-, Teich-, 90 Fluß⸗ und Bachufern, Sümpfen und Wieſen vom März bis zum October. In gelinden Wintern bleiben zuweilen einzelne hier. Ruhrſparling. 8. Spornammer. Hectropliames Meyer. 105. Der Schneeſpornammer, Pleelrophanes nivalis Meyer. Emberiza nivalis Lin. — Naum. Taf. 106 u. 107. Vom November bis März oft in größern oder kleinern Geſellſchaften auf Stoppeläckern und Grasplätzen, einzelu zuweilen an Laudſtraßen und in Dörfern unter Gold— ammern und Feldſperlingen; aber nicht alljährlich. So z. B. waren in dem Winter 1560/61 keine hier, wenig— ſtens iſt mir kein einziger zu Geſicht gekommen. Schnee— fink, Schneevagel Stritvagel. 106. Der Lerchenſpornammer, Plecirophanes calcaratus Meyer. Fringilla lapponica Lin. — Fringilla calcarata Pall. — Emberiza calcarata Temm. — Emberiza lapponica Nilss. — Naum. Taf. 108. Kommt äußerſt ſelten im Herbſt einzeln untern Feld— lerchen und Schneeſpornammern zu uns und bleibt dann, vielleicht in Geſellſchaft dieſer letztern, den Winter hindurch bei uns. Ju der Sammlung des verſt. Paſt. Mühlen— brug zu Teſſin bei Roſtock ſoll ein Exemp. aus Melt. ſich befunden haben. Später iſt er, nach dem Archiv II. S. 38, von Wüſtnei bei Malchin bemerkt worden Da es ſehr ſchwer hält, ihn aus der Geſellſchaft der mit ihm herumſtreichenden Vögel herauszufinden, ſo wird er wohl meiſtens überſehen; denn nach Naumann ſoll er faſt alljährlich nach Deutſchland herüberkommen. Ab jetzt 91 noch ein bei uns erlegtes Exemplar in irgend einer Samm— lung exiſtirt, iſt mir nicht bekannt. X. Familie. Lerchenartige Vögel. Alaudidae Boie. 1. Wüstenlerehe. Phileremos Brekm. 107. Die Alpenwüſtenlerche, Phileremos al- pestris Brehm. Alauda alpestris Lin. — Alauda nivalis Pall. — Naum. Taf. 99. Kommt im Winter höchſt felten zu uns. Erſt im Jahre 1855 wurde ſie hier bei Roſtock beobachtet, wo vom Herrn Couſervator Steenbock daſelbſt im Januar ein Pärchen bei den Barnſtorfer Tannen erlegt worden iſt, welches ſich jetzt im Roſt. Muſeum befindet. Berglerche. 2. Lerche. Alauda Lin. 108. Die Feldlerche, Alauda arvensis Lin. Naum. Taf. 100. Allenthalben ſehr gemein, nicht allein auf Saatfeldern, ſondern auch auf ganz nacktem Boden vom Februar bis October und November. Bei gelindem Wetter und wenigem Schnee bleiben manche den ganzen Winter hindurch hier oder kommen doch ſchon im Jauuar wieder zurück; jo in den Wintern 1858/59 und 1859/60. Lewark. 109. Die Haubenlerche, Alauda cristata Lin. Galerida eristata Boie. — Naumann Taf. 99. Das ganze Jahr hindurch in der Nähe der Dörfer und an Landſtraßen, im Winter auch auf den Höfen, faſt allenthalben, nur nicht in waldigen Gegenden und überhaupt nicht ſehr zahlreich. Töppellewark, Töppellerch. 92 110. Die Baumlerche, Alauda arborea. Lin. Alauda nemorosa Gmel, — Galerida arborea Boie. — Nau⸗ mann Taf. 100. An Waldrändern und auf Waldblößen der Nadel— wälder nich ſelten und wohl in allen Gegenden. Sie kommt im März und zuweilen ſchon im Februar bei uns an und bleibt bis zum October oder November. Heidelerche. Boomlerch, Boomlewark. XI. Familie. Meiſenartige Vögel. Paridae Cuvier. 1. Meise. Parus Lin. 111. Die Kohlmeiſe, Parus major Lin. Naumann Taf. 94. Im Sommer in Laubhölzern, Weidenaupflanzungen und Gärten häufig; im Winter in allen Gehölzen gemein und dann oft in Geſellſchaft anderer Meiſen, ſowie den Baumläufer, Kleiber und Goldhähnchen. Finkmeiſe, Speckmeiſe. 112. Die Blaumeiſe, Parus coeruleus Lin. Naumann Taf. 95. Sommer und Winter überall in allen Laubwäldern, ſowie an baumreichen Flußufern und Gärten, aber nicht ſo zahlreich, als die vorhergehende. Geht im Winter nur ſelten in Nadelwälder. 113. Die Sumpfmeiſe, Parus palustris Lin. Parus borealis De Selys Longchamps. — P. alpestris Bailly. — Naumann Taf. 94 und Taf. 379. F. 2 u. 3. Allgemein verbreitet und faſt in allen Baumgärten und Laubhölzern, beſonders aber an den mit Erlen und andern Bäumen beſetzten Flußufern, ſowie überhaupt in 93 “ Erlenbrüchern; im Winter auch in Nadelwäldern. Graag Mees. Anm. De Selys Longchamps und Bailly haben in neuerer Zeit eine von unſrer gewöhnlichen Sumpfmeiſe abweichende Form als Art getrennt, welche in Nord-Europa und in den Alpen Mittel⸗Europas vorkommt. Erſterer beſchreibt dieſelbe unter der Bes nennung Parus borealis, Letzterer unter Parus alpestris. Sie unter— ſcheidet ſich von unſrer Sumpfmeiſe in ihrer extremen Form durch braune Naſendeckfedern, durch eine über den Hinterhals bis auf den Vorderrücken herabreichende dunkle Scheitelplatte von mattbraun— ſchwarzer Färbung ohne Metallglanz, durch einen braunſchwarzen, über die Gurgel bis zur Kropfgegend herablaufenden Kinnflecken, einen aſchgrauen Oberkörper, ohne Beimiſchung von Roſtfarbe, einen Zrau— weißen, ohne Roſtfarbe getrübten Unterkörper, reinweiße Halsſeiten und durch einen grauweißlichen, abſchattirten Außenrand der Schwung— und Schwanzfedern. Es kommen aber, — vielleicht auch bei uns, — häufig Mittelformen vor, welche die Art ſehr zweifelhaft machen, um ſo mehr, wenn ſie auch in ihrer Lebensweiſe, worüber bis jetzt erſt wenig bekannt iſt, aller Wahrſcheinlichkeit nach nicht viel Abweichendes haben wird. 113. Die Tannenmeiſe, barus ater Lin. Naumann Taf. 94. Den Winter hindurch in Nadelwäldern oft ſehr zahl— reich; im Sommer jedoch bei weitem ſparſamer. 114. Die Haubenmeiſe, Parus cristatus Lin. Naumann Taf. 94. Sehr gemein in Kieferwäldern, auf die fie haupt- ſächlich angewieſen iſt, in denen ſie brütet und im Winter oft in großen Geſellſchaften mit andern Meiſen, Gold— hähnchen, Baumläufern, Kleibern und Buntſpechten zuſam— men umherſtreicht. Töppelmees. 115. Die Schwanzmeiſe, Parus caudatus Lin. 94 ” Mecistura caudata Leach, — Paroides caudatus Brehm, — Naumann Taf. 95. Faſt überall in Laub- und gemiſchtem Holze, auf dem Striche zuweilen auch in Gärten und an andern mit Laubbäumen beſetzten Orten, dann oft in großer Geſell— ſchaft. 2. Bartmeise. Calamophilus Leach. 116. Die gemeine Bartmeiſe, Calamophilus biarmicus Leach. Parus biarmicus Lin. — Parus barbatus Briss. — Mysta- einus biarmicus Cuv. — Naumann Taf. 96. Aeußerſt ſelten bei uns in großen, dichten Rohr- wäldern, die ſie ausſchließlich bewohnt. Doch wurde ſie vor mehreren Jahren bei Rethwiſch, in der Gegend von Doberan, wo es ausgedehnte Rohrflächen giebt, von Hr. Forſtm. v. Grävenitz mehrmals geſchoſſen, durch deſſen Güte auch ich ein Pärchen von dorther beſitze. Auch ſoll ſie bei Warnemünde erlegt ſein. XII. Familie. Baumläuferartige Vögel. Certhiadae Vigors, 1. Kleiber (Spechtmeise). Sitta Lin. 117. Der gemeine Kleiber, Sitta europaea Lin. Sitta caesia Wolf, — Sitta uralensis Licht. — Naum. Taf. 139. Sonſt in allen Wäldern, beſonders Buchenwäldern, nicht ſelten. Im Winter ſtreicht er mit den Meiſen um⸗ her, durchſtreift dann jedes Gehölz, und kommt in dieſer Jahreszeit auch oft in die Gärten und an die Häuſer. Blauſpecht. Anm. Man hat von ihm drei Formen als Arten unterſchieden, nämlich 1) die in Skandinavien wohnende Form, mit weißem, nur 25 in den Weichen und am After roſtrothbraun gezeichnetem Unterkörper, als die wahre Sitta europaea Linné; — 2) die in Deutſchland lebende, mit roſtgelbem Unterkörper, als Sitta caesia Wolf; — und 3) die den Ural und Sibirien bewohnende, mit noch weniger Roſt— rothbraun am Unterkörper, als bei S. europaea, und viel kleiner, als die beiden andern, unter der Benennung S. uralensis Licht. Da jedoch dieſe Verſchiedenheiten in einander übergehen und Mittelformen häufig vorkommen, auch in der Lebensweiſe nichts Abweichendes ſich zeigt, ſo ſind dieſe als drei Arten unterſchiedenen Formen wohl nur als klimatiſche Abänderungen anzuſehen. 2. Baumld ufer. Certhia Lin. 118. Der gemeine Baumläufer, Certhia fa- miliaris Lin. — Certhia brachydactyla Brehm. — C. costae Bailly. — C. Nattereri Bonap. — Naumann Taf. 140. Sit faſt in allen Wäldern gemein, kommt im Winter auch in die Gärten und in die Nähe der Häuſer, und folgt gern den Zügen der Meiſen und Goldhähnchen. Boomlöper. Anm. Brehm unterſcheidet zwei Arten, nämlich C. familia- ris und C. brachydactyla. Von letzterer giebt er an, daß ſie einen ſchwarzgrauen, wenig ins Lohfarbene ziehenden Oberkörper, einen ſchmutzig⸗weißen Unterkörper und einen 8 — 10 Linien langen Schna⸗ bel habe, wogegen erſtere auf der Oberſeite ſtark ins Lohfarbene ziehe, an der Unterſeite rein weiß ſei und einen viel kürzern Schnabel habe. Auch ſollen Lebensweiſe, Lockton und Eier beider verſchieden ſein. Was indeſſen dieſe Verſchiedenheiten betrifft, ſo hat ſich keine als conſtant bewährt, und die extremen Enden binfichtlich der Fär— bung des Gefieders, ſowie der Länge des Schnabels find durch Ueber- gänge ſo eng verbunden, daß an eine wirkliche Arttrennung in keiner Beziehung zu denken iſt. Die Certhia costae Bailly, ſowie die Certhia Nattereri Bo- nap., iſt nichts weiter als eine normale C. familiaris. 96 3. Wiedehopf. Upupa Lin. 119. Der europäiſche Wiedehopf, Upupa epops Lin. Naumann Taf. 142. Seit mehreren Jahren nur noch ſehr ſparſam bei uns und vermuthlich daher, weil hohle Bäume und große Wei- denanpflanzungen ſich ſehr vermindert haben, und er deß— halb nun nicht mehr ausreichende Brutſtellen findet. In frühern Jahren traf man ihn faſt immer da an, wo es nur in der Nähe von Feldern und Viehweiden hohle Bäume gab. April bis Ende Aug. oder Anfang Sept. Hupup, Kuckucksköſter. XIII. Familie. Heherartige Vögel. Garrulidae Boie. 1. Heer. Garrulus Briss. 120. Der Eichelheher, Garrulus glandarius Vieill. Corvus glandarius Lin. — Naumaun Taf. 58. In allen Jahreszeiten gemein faſt in jedem Gehölz, im Winter oft in Gärten. Holzheher, Holtſchrag. 2. Nussknacker. Nucifraga Briss. 121. Der gemeine Nußknacker, Nucifraga caryocatactes Briss. » Corvus caryocatactes Lin. — Nueifraga macrorhynchos und N. brachyrhynchos Brehm. — Naum. Taf. 58. Kommt zuweilen im Octobr. und Novembr. aus dem Norden ſehr zahlreich zu uns; ſo in den Jahren 1836 und 1844. In andern Jahren zeigt er ſich nur ſehr ſparſam, wie 1853 und 1859 und in vielen oft gar nicht. Er hält ſich während ſeines Hierſeins in Wäldern auf, bleibt aber nicht den ganzen Winter hindurch bei 97 uns, ſondern wandert noch weiter ſüdlich. Man hat ihn in neuerer Zeit in mehreren Gegenden Deutſchlands niſtend gefunden, und nicht allein in Gebirgsgegenden, die der ſonſt vorzieht, ſondern auch in Ebenen. Nußheher, Tannenheher. Anm. Er ändert in der Bildung des Schnabels, der bald länger und geſtreckter, bald kürzer und ſtärker iſt, außerordentlich ab, was Brehm zur Auffſtellung zweier Arten veranlaßt hat, die ſich jedoch als wirkliche Arten nicht bewähren, XIV. Familie. Staarartige Vögel. Sturnidae Vigors. 1. Sta ar. Sturnus Lin. 122. Der gemeine Staar, Sturnus vulgaris Lin. Sturnus varius Meyer et Wolf. — Naum. Taf. 62. In allen Feldhölzern, wo es noch hohle Bäume giebt, gemein, ſelbſt in einzeln ſtehenden Bäumen mit Höhlun— gen, ſowie in Baumgärten. Nach der Brutzeit in großen, zuweilen in unzählbaren Schaaren auf den Viehweiden. Vom März, mitunter ſchon vom Februar an, bis zum October. Spree. 2. Hirtenvogel. Pastor Temm. 123. Der roſenfarbige Hirtenvogel, Pastor roseus Temm. Merula rosea Aldrov. — Turdus roseus Lin. — Gracola rosea Cuv. — Boscis rosea Brehm, — Naum. Taf. 63. Nach Hrn. v. Homeyer's Ueberſicht der Vög. Pom— mens S. 29 ſoll im Herbſt 1836 bei Wismar ein altes Männchen erlegt ſein und im Roſtocker Muſeum ſich befinden. Mir iſt jedoch das Exemplar nicht bekannt und vermuthe ich daher, daß es nicht mehr exiſtirt. Viehvogel, Staaramſel. 7 98 XV. Familie. Pirolartige Vögel. Oriolidae Boie. 1. Pirol. Oriolus Lin. 124, Der gemeine Pirol, Oriolus galbula I. Naum. Taf. 61. Sowohl in Laub- als Nadelwäldern und ſelbſt in großen Gärten gemein. Zur Zeit der Kirſchenreife ſucht er gern deren Bäume auf und weiß dieſe arg zu plündern. Anfang Mai bis September. Kirſchvogel, Goldamſel, Pfingſtvogel, Vagel⸗-Bülau. 2. Racke. Coracias Lin. 125. Die blaue Racke, Coracias garrula Lin. Naum. Taf. 60. Hin und wieder an Waldrändern und in Feldhölzern, wo es noch alte Eichen und Buchen mit Höhlungen giebt. Da in unſern Forſten die alten Bäume ſehr abge nommen haben, ſo findet ſie ſich in vielen Gegenden, wo ſie früher nicht ſelten war, gar nicht mehr oder doch nur ſehr ſparſam. Anfang Mai bis Septbr. Mandelkrähe, weil ſie in der Erntezeit gern auf den Getreidehocken — Mandeln — ſitzt. Blaagracker. XVI. Familie. Krähenartige Vögel. Corvidae Leach, 1. Krähe. Corvus Lin. 126. Der Rabe (Kolkrabe) Corvus corax Lin. Naum. Taf. 53. Im Sommer einzeln in großen Waldungen, zur Winterzeit aber, wo aus dem Norden viele bei uns ein- wandern, nicht ſelten und faſt in allen Gegenden. Er hängt ſo ſehr an ſeinem einmal erwählten Niſtplatz und 99 feinem Horſt, daß er ihn jedes Jahr wieder bezieht, ſelbſt dann, wenn ſeine Brut auch oft zerſtört wurde. Raw, Aasvagel. 127. Die gemeine Krähe, Corvus cornix Lin. Corvus corone Lath. Naum. Taf. 53 u. 54. Aller Orts in Stadt und Land ſehr gemein Winter und Sommer hindurch, ſchwarze und graue gleich zahlreich mit allen Mittelformen, durch und neben einander, und mit einander ſich paarend. Nebelkrähe, Rabenkrähe, Krei. Anm. Die beiden Formen unſrer Krähe wurden bisher von vielen Ornithologen immer noch als zwei Arten feſtgehalten, obgleich doch beide in keiner Beziehung ſich anderweitig unterſcheiden, als durch die Färbung. Dieſe aber iſt wegen der Paarung beider For— men unter einander ſo zahlloſen Abänderungen unterworfen, daß auch in dieſer Hinſicht gar kein Grund zum Feſthalten der beiden Arten ſich darbietet. Anhänglichkeit an alte Gewohnheiten kann nur die einzige Urſache ſein, warum man die eine Art nicht ſchon längſt allgemein aufgegeben hat. Beide Formen können unbeſtreitbar nur als Raſſen betrachtet werden, von denen, wie es ſcheint, die graue mehr dem Norden, die ſchwarze dem Süden und Südoſten angehört; doch darf man hinſichtlich der geographiſchen Verbreitung der beiden Formen keineswegs eine ſcharfe und beſtimmte Gränze ziehen, wie es überhaupt damit noch manche ſonderbare und nicht zu erklärende Bewandniß hat. 128. Die Saatkrähe, Corvus frugilegus Lin. Corvus corone Lin. Fn. suec. — Naumann Taf. 55. Stellenweiſe ſehr gemein in Feldhölzern, beſonders in Kieferwäldern, wo ſie große Brutcolonien aulegt und mehrere Paare auf einem Baume niſten. Im Herbft faft allenthalben in großen Schaaren auf den Saatfeldern, wo ſie Maden ſucht, aber ſonſt keinen Schaden anrichtet. Im Sommer jedoch, wenn ſie in Menge auf die Getreidefelder fällt, i 7 100 verurſacht fie an dem Getreide, beſonders an Erbſen und Kartoffeln, oft ſehr erheblichen Schaden. Im November verläßt fie uns und kehrt im März, zuweilen ſchon früher, wieder zurück. Viele mögen oft auch überwintern. Karak. 129. Die Thurmkrähe, Corvus monedula Lin. Naumann Taf. 36. Zu jeder Jahreszeit auf hohen Thürmen einiger Städte nicht ſelten, auch in Vorhölzern getreidereicher Ge— genden. Im Winter miſcht ſie ſich zuweilen unter andere Krähen und zieht mit dieſen umher. Dohle, Kajak, Klaas. 2. Elster. Nea Briss. 130. Die gemeine Elſter, Pica varia Gesner. Corvus pica Lin. — Naumann Taf 57. In Feldhölzern, großen Gärten und andern Baum— parthien, wie namentlich in Pappelalleen, Sommer und Winter ſehr gemein. Sie iſt der Vogelbrut ſehr nach— theilig, indem ſie die Eier und jungen Vögel verzehrt, und darf daher in Gärten nicht geduldet werden. Niſtet zu— weilen auch in Hecken. Heiſter, Häſter. XVII. Familie. Waſſerſpechtartige Vögel. Haleyonidae Vigors. Eisvogel. Alcedo Lin. 131. Der gemeine Eisvogel, Alcedo ispida Lin. Naumann Taf. 144. Im Sommer hier und da an Flüſſen und größern Bächen, im Winter zuweilen ziemlich häufig an offenen Gewäſſern, an denen ganz nahe etwas Geſträuch ſteht, in welchem er in der Regel auf einer und derſelben Stelle ſitzt, um in dem Waſſer nach Nahrung zu ſpähen. Isvagel. 101 XVIII. Familie. Kuckukartige Vögel. Cuculidae Leach. 1. Kuekuk. Cuculus Lin. 132. Der gemeine Kuckuk, Cuculus canorus Lin. Cuculus canorus rufus Gmel, — C. hepaticus Lath, — C. rufus Bechst. — Naumann Taf. 127, 128, 129. Ueberall inFeldhölzern und an den Rändern größerer Wal— dungen, es ſei Laub- oder Nadelholz; oft auch inGärten. Anfang Mai bis Aug. Junge Vögel finden ſich oft noch im September. Anm. Der rothbraune Kuckuk, C. rufus s. hepaticus, iſt nichts Anderes, als eine klimatiſche Abänderung, welche ſich haupt— ſächlich in ſüdlichen Ländern findet, weniger in nördlichen; oder es ſind einjährige Vögel. Merkwürdig iſt, daß die Eier des Kuckuks ſo ungemein ver— ſchieden gefärbt und gezeichnet ſind; weßhalb auch von einigen Oologen die Behauptung aufgeſtellt wurde, daß ſie ſich in der Färbung und Zeichnung nach den Eiern derjenigen Vögel bildeten, in deren Neſter ſie gelegt würden. Doch trifft dieſe Behauptung nicht allemal zu. Es iſt überhaupt noch viel Dunkles in der Fortpflanzungsgeſchichte dieſes Vogels. Auch Dr. Opel ſcheint mir in ſeiner Abhandlung über den Kuckuk (Dresden 1861) die Sache noch nicht ganz auf— geklärt zu haben. (Vergl. S. 33 ff.) 2. Strausskuckuk. Coccystes Gloger. 133. Der gefleckte Straußkuckuk, Coccystes glandarius. Glog. Cuculus glandarius Lin, — Oxylophus glandarius Bonap. — Naumann Taf. 130. Nach v. Homeyer (ſ. deſſen Ueberſ. der Vög. Bons merns S. 9) ſoll vor mehreren Jahren in dem großen Gar— ten des Gutes Levezow bei Teterow aus einer Geſellſellſchaft dieſer Vögel, die ſich dort eingefunden hatte, ein Exemplar im Auguſt erlegt und Hrn. Pauly in Neelitz gebracht fein. Häherkuckuk. 102 XIX. Familie. Spechtartige Vögel. Picidae Vigors. 1. Wendehals. Jynz Lin. | 134. Der gemeine Wendehals, Jynx tor- quilla Lin. Naumann Taf. 138. In Wäldern und Feldhölzern mit alten hohlen Bäumen nicht ſelten, zuweilen auch in Gärten. Mitte April bis September. Dreihals. 2. Specht. Picus Lin. a. Schwarzſpecht. Dendrocopus Boie. 135. Der gemeine Schwarzſpecht, Picus martius Lin. Dendrocopus martius Boie. — Naumann Taf. 131. Kommt nur ſehr ſparſam in großen Nadelwäldern mit alten Bäumen vor, ſo früher in der Wooſter Heide und in den Carower Kiefern. Im Winter ſtreicht er in kleinere Gehölze und beſucht dann zuweilen auch Laub- wälder. b. Buntſpecht. Dryobates Boie. 136. Der große Buntſpecht, Picus major Lin. Naumann Taf. 134. In allen Waldungen gemein. Im Winter, wo er weit umherſtreicht, kommt er auch in die Gärten und in andere vom Walde entfernte Baumgruppen. Der weißrückige Buntſpecht, Pieus leuconotus Wolf et Meyer. Naumann Taf. 135. Anm Nach dem Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeſch. in Mekl. Heft 3 S. 221 meint A. v. Maltzan ein Weibchen dieſes Spechts am 13. Januar 1849 bei Rothenmoor geſehen zu haben, 103 wie auch E. Boll im Jahre 1848 ſchon einmal bei Neubrandens burg (Archiv 2. S. 39) ein Ex. dieſes Vogels erblickt haben wollte. Aber da ſie beide den Vogel nicht in der Hand gehabt, ſondern nur aus der Ferne geſehen haben, jo kann leicht eine Täuſchung und Ver— wechſelung ſtattgefunden haben, und ſcheint mir daher das Vor— kommen dieſes Spechts einſtweilen noch nicht ſicher genug begründet, um ihn ſchon unter der Zahl der einheimiſchen Vögel mit aufzuführen. Uebrigens iſt es gar nicht unwahrſcheinlich, daß er ſich bisweilen von Oſten her auf ſeinen Wanderungen und Streifzügen im Winter bis zu uns verirrt, da er in Preußen und Schleſien, gar nicht ſelten ſein ſoll. Der mittlere Bunkſpecht, Deus medius Lin. Naumann Taf. 136. Viel ſeltener, als der große Buntſpecht, kommt er nur hier und da in großen Waldungen, vorzugsweiſe in Laubwäldern mit alten Bäumen vor, doch mitunter auch in kleinen Feldhölzern mit alten Eichen, wie früher bei Grabow am Schießhauſe. Auf ſeinen Streifzügen im Winter geht er auch in die Kieferwaldungen, aus denen ich ihn erhalten habe. 138. Der kleine Buntſpecht, Picus minor Lin. Naumann Taf. 136. Zwar nicht ganz ſo ſo ſelten, wie der vorhergehende, findet er ſich doch nirgends häufig. Zur Brutzeit trifft man ihn faſt in allen größern Buchenwäldern, wenn auch nur in geringer Anzahl an; auf dem Striche beſucht er alle mit alten Bäumen beſetzten Orte, und in Geſellſchaft der Meifen, deren Züge er gern folgt, auch die Nadel— wälder. 104 e. Grünſpecht. Gecinus Boie. 139. Der gemeine Grünſpecht, Picus viridis Lin. Geeinus viridis Boie. — Naumann Taf. 132. Den Sommer hindurch in allen alten Laubwäldern, ſelten im Nadelholze; auf dem Striche der ſchon gegen Ende des Sommers beginnt, beſucht er alle Arten Ge— hölze, ſelbſt einzelne Feldbäume, Gärten und Alleen, fliegt dann ſogar an die Gebäude und klettert an den Wänden derſelben nach Nahrung ſuchend umher. Erdſpecht, Erd— hacker, Grönſpecht. 140. Der Grauſpecht, Picus canus Gmel. Gecinus canus Boie. — Naum. Taf. 133. Sehr ſelten bei uns und wahrſcheinlich nur auf dem Striche. Ich habe ihn aus unſerm Lande bisher erſt ein— mal erhalten und zwar ein altes Männchen, das in der Zölkower Forſt in der Gegend von Lübz am 14. Sept. 1833 erlegt worden iſt und ſich noch jetzt in meiner Sammlung befindet. Ein zweites Exemplar hat (ſ. Archiv 2. S. 39) Wüſtnei im Januar 1848 im Haſelholze bei Schwerin erlegt. Ob er ſonſt noch irgend wo bei uns gefunden worden, iſt mir nicht bekannt. ordo III. Scharrer. Rasores Illiger. I, Familie. Taubenartige Vögel. Columbidae Leach. 1. Taube. Columba Lin. 141. Die Ringeltaube, Columba palumbus Lin. Naumann Taf. 149. Gemein in jedem Gehölze vom März bis zum Oc- tober; einzelne überwintern oft. Nach der Brutzeit ſieht man zuweilen große Schwärme auf Feldern. Ringelduw. 105 142, Die Holztaube, Columba oenas Lin. Naumann Taf. 151. Viel ſeltener, als die vorhergehende, nur in ſolchen Waldungen und Gehölzen, die noch alte hohle Bäume haben. Von Anfang März bis zum October; einige bleiben auch wohl in gelinden Wintern hier. Hohltaube, wild Duw. 2. Turteltaube. Heristerd Boie. 143. Die gemeine Turteltaube, Peristera tur- tur Boie. Columba turtur Lin. — Naumann Taf. 158. Nicht ſelten in Laub- und Nadelwäldern, doch zieht ſie die letztern vor, und beſonders liebt ſie gemiſchte Wal— dungen mit Unterholz. Nicht ſo ſcheu als die beiden vor— hergehenden, kommt ſie nach der Brutzeit oft in die Nähe der Dörfer und in die Gärten. April bis September. II. Familie. Hühnerartige Voͤgel. Tetraonidae Leach. J. Wald huhn. Teirao Lin. 144. Das Birkwaldhuhn, Tetrao telrix Lin. Naumann Taf. 157. Findet ſich nur noch in einigen Heidegegenden Mek— lenburgs, jo namentlich bei Hagenow und Neuſtadt, Friedland und Fürſtenberg, ſcheint aber mit jedem Jahre ſparſamer zu werden. 145. Das Haſelwald huhn, Tetrao bonasia Lin. Naumann Taf. 158. Im Jahre 1856 ſoll in einem Bruche bei Dobbertin ein zu uns verſchlagenes Exemplar dieſes Vogels während eines Schneeſturmes erlegt ſein. Dasſelbe iſt leider den Weg alles Fleiſches gegangen und ſind nur noch die Flü— gel als Beweis von dem Forſtinſpector Garthe daſelbſt 106 aufbewahrt. Im Anfange des vorigen Jahrhunderts ſcheint es noch nicht ſo ganz ſelten geweſen zu ſein, indem damals nach unſerer Jagd- und Forſtordnung vom Jahre 1706 für ein zur verbotenen Zeit geſchoſſenes Haſelhuhn noch ein Strafgeld feſtgeſetzt worden iſt. Das Auerwaldhuhn, Leirao urogallus Lin., welches nebſt Haſel- und Birkhühnern von Wallenſtein während ſeiner Herrſchaft über Meklenburg 1628 —30 hie⸗ her aus Böhmen verpflanzt ſein ſoll, iſt ſeit Anfang oder Mitte des vorigen Jahrhunderts wieder gänzlich bei uns verſchwunden. 2. Feldhuhn. FPerdix Briss. 146. Das gemeine Feldhuhn, Perdix cineraBriss. Tetrao perdix Lin, — Naumann Taf. 163. Gemein in allen angebauten Gegenden auf Feldern, in Feldhölzern, und an Waldrändern und im niedrigen Gebüſch, nie aber im Innern der Wälder. Hält ſich nach der Brutzeit bis zum Frühlinge in Ketten zuſammen und kommt in ſchneereichen Wintern in die Nähe der Dörfer und in die Gärten, wo es die Kohlbeete aufſucht. Repphuhn. 3. Wachtel. Coturniv Briss. 147. Die gemeine Wachtel, Coturnix vulgaris Klein. Tetrao coturnix Lin. — Perdix coturuix Lath. — Cotur- nix dactylisonans Meyer. — Naumann Taf. 166. Zwar nicht ſehr zahlreich, aber doch allgemein ver— breitet. Sie hält ſich den Sommer hindurch in Getreide— feldern auf; nach der Ernte aber begiebt ſie ſich auf trockene Wieſen, Kartoffelfelder, an grasreiche Ackerraine und Grä— ben. Vom Mai bis Ende September. Flick de Bücks. 107 -— [22022 III. Familie. Trappenartige Vögel. Otidae Degland, 1. Trappe. Otis Lin. 148. Die gemeine Trappe, Otis tarda Lin. Naumann Taf. 167 u. 168. In einigen Gegenden Meklenburgs, als bei Lübz, Plau, Stavenhagen, Friedland, Fürſtenberg u. A., nicht ſelten auf Feldern. Im Sommer hält fie fich ſehr ver— borgen im Getreide; im Herbſt und Winter aber ſteht ſie in größern oder kleinern Geſellſchaften ganz frei auf der Winterſaat und auf Rapsfeldern. 149. Die Zwergtrappe, Otis tetrax Lin. Naumann Taf. 168. Sie verirrt ſich höchſt ſelten zu uns; wurde aber doch ſchon einige Male bei uns erlegt. Schon Siemſſen führt an, daß ſie bei Ludwigsluſt beobachtet worden ſei und daß ſich ein Exemplar, wahrſcheinlich aus Mekl., in der Lembkeſchen Sammlung befinde. Im October des Jahres 1828 wurde bei Niekrenz ein Weibchen zwiſchen fri— ſchen Dunghaufen geſchoſſen, welches Dr. Benefeld in Ro— ſtock beſitzt. Auch auf Poel iſt in neuerer Zeit ein Exempl. erlegt worden (Kreischirurgus Schmidt). 150. Die aſiatiſche Kragentrappe, Otis Mac- queenii Gray. Abgebildet im Journal für Ornithologie von Dr. Cabanis 1856, Heſt IV. Ein Exemplar dieſes ſo höchſt ſelten nach Deutſch— land und überhaupt nach Europa ſich verirrenden Vogels wurde im Jahre 1847 bei Doberan erlegt und befin— det ſich in der Sammlung des Hr. Forſtm. v. Gräve- nitz zu Bützow. 108 Anm. Es ſcheint jetzt fo gut, wie ausgemacht, daß alle in Deutichland und Mitteleurepa vorgekommene Kragentrappen nicht zu der afrikaniſchen Otis Houbara Lin., ſondern zu der aſiatiſchen O. Macqueenii gehören, wie von Dübois im Journal für Ornithologie 1856, Heft IV. S. 301 und von Dr. Blaſius, in den Nachträgen zu Naumann's Nat. der Vögel Deutſchlands Bd. XIII. S. 216, nach⸗ gewieſen iſt. Ob übrigens dieſe beiden als Arten unterſchiedenen Kragen— trappen wirklich ſpecifiſch verſchieden oder nur als klimatiſche Formen ein und derſelben Art anzuſehen ſind, ſteht noch dahin. Ordo IV. Water. Grallateres Illiger. Regeupfeiferartige Vögel. Charadridae Leach. 1. Läufer. (Cursorius Lath. 151. Der iſabellfarbige Läufer, Cursorius eu- ropaeus Lath. Charadrius gallicus Gmel. — Cursorius isabellinus Meyer et Wolf. — Naumann Taf. 171. Ein junges Männchen dieſes äußerſt ſelten in Deutſch— land vorgekommenen aſiatiſchen und afrikaniſchen Wüſten— bewohners wurde am 10. October 1852 bei Plau von dem dortigen Uhrmacher Lehmann auf freiem Felde erlegt und mir zugeſchickt. Das Exemplar befindet ſich in mei— ner Sammlung. 2. Dich fuss. Oedienemus Temm. 152. Der gemeine Dickfuß, Oedienemus cre- pitans Temm. Charadrius oedicnemus Lin. — Naumann Taf. 172. Hin und wieder in öden, ſandigen Gegenden unſers Landes, nicht ſehr zahlreich. Ich erhielt ihn aus den Gegenden von Neuſtadt, Marnitz, Lübz, Friedland und Strelitz. Triel. 109 3. kegenpfeifer. Charadrius I in. 153. Der Goldregenpfeifer, Charadrius plu- vialis Lin. Charadrius apriearius Lin. — Charadrius auratus Suekow. Naumann Taf. 173. Auf ſeinem Herbſtzuge findet man ihn hier vom Au— guſt bis zu Ende Novembers oft in zahlloſen Schwärmen auf Aeckern und Saatfeldern; auf ſeinem Frühlingszuge, der im April ſtattfindet, wird er innerhalb Landes viel ſeltener bemerkt, vielleicht zahlreicher an der Küſte. Manche Paare bleiben den Sommer hindurch hier, um in den feuchten Heidegegenden zwiſchen Neuſtadt, Ludwigsluſt und Hagenow und vielleicht auch noch an andern Orten zu brüten. Brachvogel, Brakvagel. 154. Der Morinellregenpfeifer, Charadrius morinellus Lin. Eudromias morinella Boie. — Naumann Taf. 174. Kommt periodiſch auf dem Herbſtzuge zu uns und treibt ſich dann vom Auguſt bis zum October in kleinen Geſellſchaften auf Aeckern umher. Im Jahre 1831 war er bei Pankow unweit Lübz und an andern Orten nicht ſelten. Er iſt ſo wenig ſcheu, daß ſich eine Geſellſchaft durch fortgeſetztes Verfolgen leicht ganz aufreiben läßt. Dummer Regenpfeifer oder Brachvagel. 4. Strandpfeifer. Aegialitis Boie. 155. Der buntſchnäblige Strandpfeifer, Aegialitis hiaticula Boie. Charadrius hiaticula Lin. — Naumann Taf. 175. Sehr gemein den ganzen Sommer hindurch vom April bis Anf. Det, am Strande der Oſtſee, an den Lachen und 110 den Ufern der Binnenwaſſer, felten im Lande an den Fluß— und Seeufern. Auf dem Herbſtzuge jedoch kommt er ſehr häufig auch an die Ufer der Landſeen und Flüſſe. Seelerche, Regenpieper. 156. Der kleine Strandpfeifer, Aegialitis minor Boie. > Charadrius minor Meyer et Wolf. — Charadrius curonicus Beseke, — Charadrius fluviatilis Bechst. — Naumann Taf. 177. An den Ufern der Binnengewäſſer, der Flüſſe, Seen und Teiche ziemlich häufig, am Seeſtrande ſelten, zuweilen ziemlich fern vom Waſſer auf kieſigem Sandboden. Vom April bis Ende Sept. Flußregenpfeifer. 157. Der weißſtirnige Strandpfeifer, Aegialilis cantianus Boie. Charadrius cantianus Lath. — Charadrius albifrons Meyer et Wolf, — Naumann Taf. 176. Sehr felten hier und da am Oſtſeeſtrande von An— fang Mai bis Mitte Sept. Auf ſeiner Wanderung kommt er zuweilen auch an die Ufer der Flüſſe und Seen inner⸗ halb Landes. In den Jahren 1850, 55 und 56 hat Hr. Pr.⸗Lieut. v. Preen ihn auf Poel brütend angetroffen. 5. Kiebitzregenpfeifer. Squatarola Cuv. 158. Der gefleckte Kiebitzregenpfeifer, Squatarola helvetica Bonap. Tringa helvetica et varia Lin. — Tringa squatarola Gmel, — Vanellus griseus, varius et helveticus Briss. — Vanel- lus melanogaster Bechst, — Naumann Taf. 178. Kommt aus dem hohen Norden auf ſeinen Zügen an den hohen Strand der Oſtſee, beſonders häufig auf ſeinem 111 Herbſtzuge im September und October, dagegen ſehr ſpar— ſam auf feinem Frühlingszuge im April. An Gewäſſern innerhalb Landes wird er wohl höchſt ſelten angetroffen. 6. Kiebitz. Vanellus Briss. 159. Der gemeine Kiebitz, Vanellus crista- tus. Meyer et Wolf. Tringa vanellus Lin. — Naumann Taf. 179. Allenthalben ſehr gemein auf feuchten Wieſen, Mooren und Triften, an ſumpfigen und moraſtigen See-, Teich-, Fluß⸗ und Meeresufern von Anfang März, zuweilen ſchon von Ende Februar an, bis zum October. Nach der Brut- zeit verläßt er in der Regel ſeine Niſtplätze und begiebt ſich mit ſeinen Jungen an große Seen, oder an den Meeresſtrand. Kiwitt. 7. Sand erling. Calidris Illiger. 160. Der graue Sanderling, Calidris arenaria Temm. Tringa arenaria et Charadrius cali dris Lin. — Arenaria grisea Bechst. — Naumann Taf. 182. Zur Zugzeit zuweilen am Seeſtrande unter andern Strandvögeln aber nicht häufig; v. Preen hat ihn auf Poel erlegt. 8. Austernfischer. Haematopus Lin. 161. Der gemeine Auſternfiſcher, Hae- | matopus ostralegus Lin. Auf einigen Inſeln der Oſtſee, ſo namentlich auf dem langen Werder bei Poel in einzelnen Paaren brütend. April bis Mitte September. Auf dem Zuge kommt er zuweilen an die Ufer der Seen und Fluͤſſe innerhalb Landes. So wurde im September 1836 ein Exemplar 112 im Jugendkleide an der Elde bei Lübz geſchoſſen. Meer— elſter, Strandheiſter. 9. Strandreuter. Himantopus Briss. 162. Der europäiſche Strandreuter, Himanlopus rufipes Bechst. Charadrius himantopus Lin, — Himantopus atropterus Meyer et Wolf. — Himantopus melanopterus Meyer. — Hypsi- bates himantopus Nitsch. — Naumann Taf. 203, Wurde vor mehreren Jahren einmal am Strande der Oſtſee bei Doberan im Jugendkleide erlegt und befindet ſich in der Sammlung des Hrn. Forſtm. v. Grävenitz zu Bützow. Stelzenfuß, Storchſchnepfe. 10. Säbelschnäbler. Recurvirostra Lin. 163. Der gemeine Säbelſchnäbler, Re- curvirostra avocelta Lin. Naumann Taf. 204. Hin und wieder in kleinen Geſellſchaften am Meeres- ſtrande und an den Ufern der Binnengewäſſer, zuweilen auf kleinen Inſeln der Oſtſee in einzelnen Paaren brütend. Auf dem Zuge mitunter an den Ufern großer Seen im Lande. Anfang Mai bis Mitte September. II. Familie. Schnepfenartige Vögel. Scolopacidae Leach. 1. Wasserläufer. Totanus Bechst. 164. Der ſchwarzbraune Waſſerläu⸗ fer, Totanus fuscus Leisler. Scolapax fusca Lin. — Tringa atra, Scolopax nigra et totanus Gmel. — Limosa fusca Briss. — Totanus natans et maculatus Bechst. — Naumann Taf. 200. Kommt einzeln auf dem Zuge an die Meeresküſte, See⸗, Teich⸗ und Flußufer. Ich erhielt ihn am 28. Sept. 113 1835 aus der Gegend von Kittendorf. Auch hat ihn v. Grävenitz auf dem Herbſtzuge angetroffen, und Siemſſen führt ihn S. 169 unter Scolopax tolanus als an der Oſtſee vorkommend an. 167. Der grünfüßige Waſſerläuſer, Tolanus glottis Bechst. Scolopax glottis Lin. — Limosa grisea Briss. — Totanus fistulans Bechst, — Totanus chloropus Meyer. — Nau— mann Taf. 201. Einzeln oder in kleinen Geſellſchaften in der Nähe des Seeſtrandes, beſucht aber auf dem Zuge auch die Seen, großen Teiche und Sümpfe. Er wurde ſchon mehrmals bei uns erlegt, ſo bei Doberan (v. Müller), bei Wismar und Schwerin (Wüſtnei). Ich erhielt ihn am 19. Auguſt 1842 vom Barninſchen See bei Crivitz. Ob er bei uns zuweilen brütet, iſt nicht bekannt. Anm. Der Teichwaſſerläufer, Totanus stagnatilis Bechst., wurde bis jetzt bei uns noch nicht beobachtet. Er dürfte aber vielleicht einzeln bei uns vorkommen, da ihn Hr. v. Homeyer unter den Vögeln Pommerns mit aufführt, wenn freilich als höchſt ſelten. 168. Der rothfüßige Waſſerläufer, Totanus calidris Bechst. Scolopax calidris Lin. — Tringa gambetta Lin, Fn. suec. et Gmel, — Totanus striatus et naevius Briss. — Nau— mann Taf. 199. In der Nähe der Oſtſee auf Wieſen und Weiden allenthalben in Menge, aber auch an manchen Orten im Lande auf feuchten Wieſen, in Sümpfen und Mooren ſehr häufig brütend; ſo auf einer feuchten Wieſe bei 8 114 Plauerhagen, auf dem Kreier und Granziner Moor u. a. a. O. April bis Sept. Dütſchnepfe, Tütlü. 169. Der Waldwaſſerläufer, Totanus glareola Temm. Tringa glareola et littorea Lin, — Naumann Taf. 198. Brütet hie und da in wenigen Paaren auf großen Torfmooren, z. B. auf dem Granziner Moor bei Lübz, woher ich ihn während der Brutzeit mehrmals erhalten habe, ſo am 20. Juni 1835 und am 31. Mai 1837. Wüſtnei fand ihn auf Poel und bei Malchin. 170. Der getüpfelte Waſſerläufer, Totanus ochropus Temm. Tringa ochropus Lin. — Naumann Taf. 197. Mitunter erſcheint er bei uns, ſowohl am Seeſtrande als auch an den Ufern ſüßer Gewäſſer, auf ſeinem Herbſt— und Frühlingzuge nicht ſelten, aber mehr einzeln, als in kleinen Geſellſchaften. Er ſucht dann beſonders die ſchattigen Ufer der Flüſſe, Bäche und Seen auf. Im Frühlinge 1859 hat v. Preen ihn mehrfach bei Schwerin angetroffen; auch ich ſah ihn damals hier einzeln an einem kleinen ſchattigen Bache. Fromm fand ihn 1852 auf Fiſchland (Archiv 6 S. 122). Brütend wurde er bei uns noch nicht gefunden, aber es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß er hin und wieder einzeln hier niſtet. 3. Pfuhlschnepfe. Limosa BDriss. 171. Die ſchwarzſchwänzige Pfuhlſchnepfe, Limosa melanura Leisler. Scolopax limosa et aegocephala Lin. — Totanus limosa Bechst. — Naumann Taf. 212. 213. 115 Höchſt felten bei uns auf dem Zuge. Im Jahre 1853 wurde ein Exemplar bei Schwerin erlegt, welches der Lehrer Lau in Hagenow erhalten hat. 172. Die roſtrothe Pfuhlſchnepfe, Limosa rufa Briss. Scolopax lapponica Lin. — Limosa Meyeri Leisler, — Totanus gregarius et leucophaeus Bechst, —- Totanus fer- rugineus et glottis Meyer et Wolf. — Naumann Taf. 214, 215. Sie erſcheint zuweilen auf dem Herbſtzuge auf Poel und an andern Orten der Oſtſee, vielleicht dann auch an den Ufern großer Landſeen. Die von Leisler aufgeſtellte Art, Limosa Meyeri, welche ſich durch bläſſere Färbung und längern Schnabel unterſcheidet, hat bei den meiſten Ornithologen keine Anerkennung gefunden und wird nur für das Weibchen der L. rufa gehalten. 3. Styandld ufer. Tringa Lin. 173. Der Canutſtrandläufer, Tringa canu- tus Lin. Tringa einerea Brünnich, — Tringa islandica Gmel, — Tringa ferruginea Meyer et Wolf, — Naumann Taf. 183. Kommt auf dem Herbſtzuge im Sept. und Octob., mitunter ſchon im Aug. nicht ſelten an unſre Seeküſte, auch wohl an die Ufer großer Landſeen, für gewöhnlich im Jugend- und Winterkleide. Ein Exemplar jedoch, welches ſich noch im Hochzeitskleide befand, wurde einmal — im Aug. 1842 — bei Warnemünde von Dr. Benefeld erlegt. Isländiſcher Strandläufer. 8 116 174. Der Meerſtrandläufer, Tringa maritima Brünnich. Naumann Taf. 188. Er erſcheint höchſt ſelten einmal an der Küſte der Oſtſee; auf der kleinen Inſel Lieps, in der Nähe von Wismar, wurde im Jahre 1853 um Weihnachten ein Exemplar erlegt (Kreischirurgus Schmidt im Archiv Heft 8 S. 131). Außer dieſem einen Falle iſt er bisher bei uns noch nicht bemerkt worden. 4. Kampfstrandläufer. Machetes Cuv. 175. Der gemeine Kampfſtrandläufer, Mache- tes pugnax Cuv. Tringa pugnax Lin. — Tringa equestris et grenovicensis Lath. — Tringa rufescens Bechst. — Naum. Taf. 190-193. Auf kleinen Werdern in Landſeen, auf großen Mooren und feuchten Wieſen in der Nähe der Fluͤſſe und Seen, und beſonders des Meeres nicht ſelten. Auf Fiſchland, Poel und andern Oſtſeeinſeln ſehr zahlreich. Vom April bis October. Kampfhahn, Brushahn. 5. Schlammläufer. Pelidna Cu. 176. Der bogenſchnäblige Schlammläufer, Pelidna subarquata Cuv. Scolopax subarquata Güldenst. — Scolopax Dethardingii Siemss, — Tringa ferruginea Brünnich, — Scolopax afri- cana Gmel. — Numenius subarquata Bechst. — Nume- nius ferrugineus Meyer et Wolf. — Tringa subarquata Temm. — Naumann Taf. 185. Auf dem Herbſtzuge öfters am Seeſtrande, wo er ſich unter andere Strandläufer oft miſcht. An den Ufern der Landſeen erſcheint er wohl nur ſelten, da er am 117 liebſten längs der Meeresküſte wandert. Er brütet manchmal auf Poel. Rothböſtig Snepp. 177. Der plattſchnäblige Schlammläufer, Pelidna platyrhynchos Brehm. Numenius pygmaeus Lath. — Numenius pusillus Bechst. — Limicola pygmaea Koch, — Tringa platyrhyncha Temm. — Naumann Taf. 207. Er beſucht auf dem Zuge ſehr ſelten unſern Seeſtrand und die ſchlammigen Ufer unſrer Seen und Teiche. Wüſtnei erlegte ihn am 24 Auguſt 1834 zu Müritz an der Oſtſee und ich erhielt im Auguſt 1846 ein Ex. aus Heinrichswalde bei Friedland, welches dort an einem Teiche erlegt worden war. 178. Der Alpenſchlammläufer, Pelidna al- pina Cuv. Tringa einclus et alpina Lin, — Numenius variabilis Bechst. — Tringa variabilis Meyer et Wolf. — Tringa Schinzii Brehm. — Tringa torquata Degland. — Naumann Taf. 186, 187. Brütet ſehr häufig auf Poel und andern Inſeln der Oſtſee, auch am Schweriner See. Auf dem Zuge in zahlloſer Menge am Strande und an ſchlammigen See— und Teichufern innerhalb Landes. April bis Mitte Octob. Er ändert ſehr ab, ſowohl in der Größe des Körpers, der Länge des Schnabels und der Fußwurzeln, als auch in der Zeichnung. Die von Brehm als Art unterſchie— dene Tringa Schinzii iſt nur eine kleinere Form des Alpenſchlammläufers, und wegen der vielen Uebergänge und Mittelbildungen, die jede Abgränzung und ſichere Unter— ſcheidung unmöglich machen, als wirkliche Art nicht feſt 118 zu halten, obgleich fie an gewiſſe Localitäten gebunden und mehr dem gemäßigten Klima anzuhören ſcheint. Man kann ſie nur als lokale Raſſe betrachten. Die auf Poel und bei Schwerin brütenden gehören hauptſächlich dieſer Form an. 179. Der Zwergſchlammläufer, Pelidna mi- nuta Boie. Tringa minuta Leisler. — Tringa pusilla Meyer et Wolf. — Naumann Taf. 184. Kommt auf dem Zuge entweder einzeln oder in Geſellſchaft ſeines Gleichen und anderer Strandläufer an die Oſtſee, und beſucht auch die See- und Teichufer im Lande. Brütend iſt er bei uns noch nicht gefunden. 180. Der temminckiſche Schlammläufer, Pelidna Temminckii Boie. Tringa Temminckii Leisler. — Tringa pusilla Bechst, — Naumann Taf. 189. Sehr ſelten auf dem Zuge am Strande der Oſtſee und an Binnengewäſſern; dürfte aber doch bisweilen bei uns brüten, denn Hr. Pr.⸗Lieut. v. Preen erlegte wäh⸗ rend der Brutzeit, im Juli 1858, ein Pärchen auf den Wieſen bei Warnemünde. Wüſtnei erhielt ihn einmal von Poel. 6. Wasserireter. Phalaropus Briss. 181. Der ſchmalſchnäblige Waffertreter, Phalaropus cinereus Briss. Tringa lobata et hyperborea Lin. — Phalaropus hyper- boreus et fuscus Lath. — Phalaropus ruficollis et eineras- cens Pall. — Phalaropus angustirostris Naum. — Nau⸗ mann Taf. 205. Erſcheint höchſt felten einmal auf dem Herbſtzuge au 119 der Oſtſee. Im September 1853 wurde das erſte Exem— plar in Mekl. auf der Inſel Lieps erlegt (Schmidt im Archiv Heft 8. S. 130). 182. Der breitſchnäblige Waſſertreter, Pha- laropus rufesceus Briss. Tringa fulicaria Lin. — Tringa glacialis Gmel, — Pha- laropus rufus Behst, — Phalaropus platyrchynchus Temm. Naumann Taf. 206. Eben ſo ſelten als der vorhergehende wurde er auch nur erſt einmal auf dem Herbſtzuge an unſerm Seeſtrande beobachtet. Nach Archiv Heft 13. S. 142 erhielt Schmidt im October 1856 ein Exemplar ebenfalls von der Inſel Lieps. 7. Uferläufer. Aetitis Boie. 183. Der trillernde Uferläufer, Actitis hy- poleucos Boie. Tringa hypoleucos Lin, — Tringa einclus Meyer et Wolf. Totanus hypoleucos Temm. — Naumann Taf. 194. Findet ſich hin und wieder auf Moorboden an Ge— wäſſern brütend. Ich erlegte im Sommer 1829 ein Männ⸗ chen während der Brutzeit in einem mit Erlengebüſch be— wachſenen Moore am Lohmer See. Auf dem Zuge kommt er nicht allein an der Oſtſee, ſondern auch an Binnen— gewäſſern öfter vor. So erhielt ich ihn durch Hr. Pr. Lieut. v. Preen zweimal aus der Gegend von Schwerin, nämlich am 30. April 1854 und am 26. April 1856. April bis Sept. 8. Steinwälzer. Strepsilas Illiger. 184, Der Halsbandſteinwälzer, Strepsilas in- terpres III. 120 Tringa interpres et morinella Lin. — Morinella collaris Meyer. — Strepsilas collaris Temm. — Naumann Taf. 180. Auf einigen Inſeln der Oſtſee zuweilen niſtend. So 3. B. brüteten vor einigen Jahren mehrere Paare auf dem langen Werder bei Poel, ſind aber in dieſen letzten Jah— ren dort wieder verſchwunden. An die Binnengewäſſer kommt er ſelbſt auf dem Zuge wohl höchſt ſelten oder gar nicht, da er ſich von der Küſte ungern weit entfernt und wo möglich längs derſelben fortwandert. April bis Mitte September. ö 9. Sumpfschnepfe. Telmatias Boie. 185. Die Moorſumpfſchnepfe Telmatias galli- nula Boie. Scolopax gallinula Lin. — Naumann Taf. 210. Auf der Wanderung im Frühling und Herbſt einzeln auf Wieſen und Mooren und bei weitem nicht ſo zahl— reich als die beiden folgenden Arten. Sie brütet bei uns nicht. Haarſchnepfe, Stummſchnepfe, kleine Bekaſſine, Haarbull. 186. Die Heerſumpfſchnepfe, Telmatias galli- nago Boie. Scolopax gallinago Lin. — Naumann Taf. 209. Häufig bei uns brütend auf ſumpfigen, an Seen, Teichen, Flüſſen, Moräſten und Bruͤchen liegenden Wie— ſen. Auf dem Herlbſtzuge oft ſehr zahlreich an denſelben Orten, gewöhnlich in kleinen oder größern Geſellſchaften, aber doch nie eng beiſammen, ſondern ſtets zerſtreut lie— gend. April bis Octob. Heerſchnepfe, Bekaſſine, Him— melsziege, Haberzäg. Die Größe dieſer Schnepfe, ſowie die Zahl, Geſtalt 121 und Zeichnung ihrer Schwanzfedern ändert oft ab, was zur Aufſtellung mehrerer Arten Veranlaſſung gegeben hat, die aber nicht allgemein Anerkennung gefunden haben, da dieſe Abweichungen nur individuell zu ſein ſcheinen. 187. Die große Sumpfſchnepfe, Telmatias major Boie. Scolopax major Gmel, Lin, — Scolopax media Frisch. — Naumann Taf. 208. Hie und da auf moorigen, grasreichen Viehweiden und Wieſen einzeln brütend; auf dem Zuge, beſonders auf dem Herbſtzuge, der gewöhnlich ſchon im Auguſt beginnt, iſt ſie an manchen Orten nicht ſelten, aber doch immer viel ſeltener, als die vorhergehende. Sie liebt etwas trockenern Boden, und liegt feſter und noch mehr vereinzelt, als die Heerſchnepfe. April bis Sept. Doppelſchnepfe, Doublette. 10. Waldschnepfe. Scolopax Jin. 188. Die gemeine Waldſchnepfe, Scolopax rusticola Lin. Naumann Taf. 211. Auf dem Frühlings- und Herbſtzuge, im März und October, in Gehölzen, zumal mit etwas feuchtem Boden, nicht ſelten, jedoch in einigen Jahren häufiger, als in an— dern. Beſonders zahlreich findet ſie ſich oft in den nahe an der Oſtſee gelegenen Gehölzen, indem ſie ermüdet von dem Zuge über die See, dort zahlreicher einfällt und ei— nen oder mehrere Tage Raſt hält. Einzelne Paare brüten faſt alljährlich bei uns, und manche überwintern zuweilen. Sie variirt ſo wohl in der Größe, wie in der Zeich— nung und Färbung. 122 11. Brachvogel. Numenius Briss. 189. Der große Brachvogel, Numenius arquata Lath. Scolopax arquata Lin. — Naumann 216. Brütet in einigen Paaren auf den großen Wieſen bei Malchin, Friedland, Prillwitz und vielleicht auch an andern Orten. Auf dem Zuge, beſonders auf dem Herbſtzuge vom Auguſt bis zum October, an der Seeküſte ſehr häu— fig, oft in großen Geſellſchaften; dann auch nicht ſelten innerhalb Landes auf Brachen, Wieſen und an den Ufern der Seen. März bis Octb. Regenwölp, Auſtvagel, Kronſnepp. 190. Der Regenbrachvogel, Numenius phae- opus Lath. Scolopax phaeopus Lin, — Numenius minor Briss. — Sco- lopax borealis Gmel, Auf dem Frühlingszuge felten; aber auf der Herbſt⸗ wanderung häufig an der Oſtſee. Innerhalb Landes ſcheint er bei uns nur ſparſam vorzukommen, denn er entfernt ſich ungern weit von der Seeküſte. Regenwölp. 12. Sten ler. Ibis Cw, 191. Der braune Sichler, Ibis falcinellus Vieill. Tantalus faleinellus Lin. — Numenius viridis et castaneus Briss. — Naumann Taf. 219. Im Auguſt 1837 wurde auf den Warnow⸗Wieſen bei Schmarl ein Weibchen dieſes Vogels von Dr. Be— nefeld erlegt, und im Auguſt 1842 von demſelben auf den Warnemünder Wieſen ein Männchen. Erſteres ſaß im Schilfe, letzteres ſtand im hohen Graſe und hatte noch einen zweiten Gefährten bei ſich, vermuthlich das Weibchen, welches entkam. Beide Exemplare befinden ſich jetzt im Roſtocker Muſeum. 123 III. Familie. Reiherartige Vögel. Ardeidae Leach. 1. Storch. Ciconia BDriss. 192. Der weiße Storch, Ciconia alba Briss. Ardea eiconia Lin, — Naumann Taf. 228. Faſt in allen Dörfern in einem oder einigen Paaren niſtend. In einigen Dörfern ſieht man faſt auf jedem Gebäude ein Storchneſt, ja auf manchen ſogar zwei. Doch ſeit dem Jahre 1856, wo auf dem Frühlingszuge eine zahlloſe Menge Störche verunglückt ſein ſoll, hat ſich ihre Zahl ſehr verringert und es ſind ſeitdem viele Neſter nicht wieder beſetzt worden. Im ſeltenen Falle benutzt er mitunter auch eine alte Eiche oder Buche am Rande eines Waldes zum Niſtplatze. Ende Auguſt rüſtet er ſich zum Abzuge und es finden ſich dann oft Schwärme von Hun— derten auf Wieſen zuſammen, um gemeinſchaftlich abzuzie— hen. Ende März bis Anfang Sept. Adebar.“) 193. Der ſchwarze Storch, Ciconia nigra Gesner. Ardea nigra Lin. — Ciconia fusca Briss. Sehr felten hie und da am Rande eines Waldes in *) Im J. 1821 ward im nordweſtlichen Meklenburg ein Storch erlegt, dem ein Pfeil im Halſe ſaß, ohne ihn beim Fliegen zu be— hindern; wahrſcheinlich hatte er dieſen aus ſeinem ſüdlichen Winter— quartiere mit herübergebracht (Freim. Abendbl. No. 196. 231. 409.). Ein gleicher Fall kam im J. 1849 zu Tenkitten in Preußen (Dr. Schiller zum Thier⸗ und Kräuterbuche u. ſ. w. S. 3) und 1858 zu Högersdorf bei Segedorf vor (Roſtocker Zeitung 1858 No. 98). — E. Boll. 124 der Nähe vou Wieſen und Gewäſſern, wo er auf einem alten Baume ſeinen Niſtplatz hat. April bis Sept. Swarte Adebar. 2. Reiher. Ardea Jin. 194. Der graue Reiher, Ardea cinerea Lin. Ardea major Gmel. — Ardea cristata Brisson. — Nau— mann Taf. 220. Sehr gemein. Brütet geſellſchaftlich hie und da in ſolchen Wäldern, die an Gewäſſer ſtoßen und alte hoch— ſtämmige Bäume haben. Es ſtehen mehre Horſte auf einem Baume. In meiner Nähe zwiſchen den Dörfern Kuppentin und Gallin beſteht in der Fahrenhorſt dort, wo ein Arm der Elde vorüberfließt, eine Reihercolonie ſchon ſeit mehreren Jahren, aus der jährlich an 100 Junge geſchoſſen werden. Nach der Brutzeit verlaſſen Alte und Junge den Niſtplatz, vertheilen ſich in das Land und be— geben ſich an die See-, Teich- und Flußufer. Durch ſei— nen ätzenden Unrath fügt er am Brutplatze den Wald— bäumen, und durch ſeine Nahrung den Fiſchteichen beträcht— lichen Schaden zu, weßhalb er bei uns ſehr verfolgt und für die an die Forſtbehörde eingelieferten Fußpaare ein Schießgeld bezahlt wird. — April bis September. Ein— zelne überwintern bisweilen und ſuchen dann an warmen Quellen ihre Nahrung auf. Fiſchreiher, Schittreiher. 3. Sülberreiher. KEgretta Bonap. 195. Der große Silberreiher, Egrelta alba Bonap. Ardea alba Lin. — Ardea candida Briss, — Ardea egretta Temm. — Herodias egretta Boie. — Naumann Taf. 222. Im Herbft 1853 wurde auf dem Gute Trebbow 125 bei Schwerin durch den Jäger Schaumburg daſelbſt ein ſchönes Exemplar dieſes Vogels erlegt, welches fich im Beſitze des Hr. von Barner auf Trebbow befindet (Nau— mannia 1855. S. 518). 4. Hal lenret her. Buphus Boie. 196. Der gemeine Rallenreiher, Buphus ral- loides Boie. Ardea ralloides Scopoli. — Arden comata Pallas. — Nau⸗ mann Taf. 224. Wurde im Mai 1844 bei Doberan erlegt. Das Ex. befindet ſich in der Sammlung des Hrn. Forſtm. v. Grä— venitz zu Bützow. Zopfreiher. 5. Nachtreiher. Nycticorax QQuv. 197. Der gemeine Nachtreiher, Nycticorax ar- deola Temm. Ardea nycticorax Lin. — Ardea Gardeni Gmel, — Nau⸗ mann Taf. 225. Dieſer, nach v. Homeyer, ſchon in Pommern hie und da brütende Vogel, wurde im Sommer 1846 bei Mal— chin erlegt, welches Exemplar ſich in meiner Sammlung befindet. Nach Siemſſen (f. deſſen Handbuch S. 160) ſoll er früher bei Ludwigsluſt ſchon öfter bemerkt worden ſein. Ob er in neuerer Zeit noch anderswo bei uns be— obachtet wurde, und ob er hier ſchen irgendwo einmal ge— brütet hat, iſt mir nicht bekannt. 6. Rohrdommel. Botaurus Briss. 198. Die große Rohrdommel, Botaurus stel- laris Steph. Ardea stellaris Lin, — Naumann Taf. 226. Faſt allenthalben an Seen und Flüſſen in dichtem 126 Rohr und Schilf, doch nicht mehr fo zahlreich als vor etwa 20 Jahren und früher. Vom April bis November. Einzeln überwintern mitunter an warmen Quellen. Ruhr⸗ wem dump, Waſſerochſe. 199. Die kleine Rohrdommel, Botaurus mi- nutus Boie. Ardea minuta Lin. — Ardeola naevia Briss. — Naumann Taf. 227. Sie kommt ſehr ſparſam bei uns vor und wurde bisher nur an wenigen Orten unſeres Landes beobachtet, ſo an dem Schweriner und Pinnower See, an der Elbe bei Boitzenburg und an der Warnow, wo ſie in dichtem Rohr und Schilf ſich aufhält und in wenigen Paaren brütet. kai bis Octob. und Nov. Zwergrohrdommel. IV. Familie. Kranichartige Vögel. Gruidae Vigors. Kranich. Gus Hall. 200. Der graue Kranich, Erus einerea Bechst. Ardea grus Lin. — Grus vulgaris Pall. — Naumann Taf. 231. Zur Zugzeit im Frühling und Herbſt in großer Menge, zur Brutzeit aber nur in geringer Anzahl, da die Mehrzahl weiter wandert und nur wenige hier bleiben, um hie und da in Mooren und Brüchen zu brüten. In frühern Jahren, wo es bei uns noch mehr Moore und Brüche gab, niſtete er hier weit häufiger. Vor wenigen Jahren noch brütete hier in meiner Nähe ein Paar in einem Torfmoore, iſt aber jetzt auch verſchwunden. Anfang März bis Anfang October. Kroon. 127 V. Familie. Rallenartige Vögel. Rallidae Leach, 1. Falle. Rallus Lin. 201. Die Waſſerralle, Rallus aquaticus Lin. Naumann Taf. 235. Einzeln an den ſchilf-, buſch- und grasreichen Ufern der Seeu, Flüſſe und Teiche, ſowie auf feuchten Wieſen, vom April bis October. Ueberwintert zuweilen an offenen Quellen und Bächen und kommt dann, wenn ſtrenge Kälte einfällt, mitunter ſogar in die Häuſer. 2. Woachtelkönig. Cem Bechst. 202. Der gemeine Wachtelkönig, Crex pra- tensis Bechst. Rallus erex Lin. — Gallinula crex Lath, — Naumann Taf. 236. Auf feuchten, mit hohem Graſe bewachſenen Wieſen nicht ſo ſehr ſelten. Wenn die Wieſen gemäht ſind, be— giebt er ſich in das Getreide, und wenn dieſes geſchnitten iſt, in die Gebüſche und Wälder. April bis October. Wieſenknarrer, Snartendart. 3. Rohrhuhn. Gallinula Lath. a. Ohne nackte Stirn. 203. Das kleine Rohrhuhn, Gallinula pusilla Bechst. Rallus pusillus Gmel. — Rallus minutus Pall. — Naumann Taf. 238. In neuerer Zeit iſt dieſes äußerſt ſeltene Rohrhuhn auch bei uns aufgefunden. Kreischirurgus Schmidt er— hielt aus einem Neſte, welches in einem großen Torf— moore bei Wismar an einer Seggenbülte geſtanden hatte, vier Eier, welche dieſem Vogel angehören ſollen (Archiv 128 Heft 13. S. 141). Auch wurde, nach Hrn. Forſtmeiſter v. Grävenitz, am 31. März 1853 ein Weibchen am Bützower See erlegt, wodurch das Vorkommen des Vogels bei uns conſtatirt iſt. 204. Das gefleckte Rohrhuhn, Gallinula por- zana Lath. Rallus porzana Lin. — Ortygometra porzana Steph. — Naumann Taf. 237. An den mit Schilf, Binſen, Riedgras und Geſträuch bewachſenen Seen, Flüſſen und Teichen, ſowie auf ſumpfigen, mit hohem Riedgraſe bedeckten Wieſen nicht ſelten. Es hält ſich ſehr verborgen und wird daher wenig bemerkt. Anfang Mai bis September. Wieſenſchnarre. b. Mit nackter Stirnplatte. 205. Das grünfüßige Rohrhuhn, Gallinula chloropus Aldrov. Fulica chloropus Lin. — Fulica fusca Gmel, (Siemss.) — Gallinula fusca Lath. — Naumann Taf. 240, An den mit Rohr, Schilf und Binſen bewachſenen Ufern der ſüßen Gewäſſer und zumal in ſchilf-, binſen⸗ und rohrreichen Sümpfen nicht ſo ſehr ſelten; wird aber, weil es eben ſo verborgen und noch faſt verſteckter lebt, als das vorhergehende, höchſt ſelten aufgefunden. Anfang Mai bis Sept. 4. Masser RN Pure Lin. 206. Das gemeine Waſſerhuhn, Fulica atru Lin. Fulica aterrima Lin. — Naumann Taf. 241. Auf allen unſern, mit Rohr und Binſen bewachſenen Seen gemein, einzeln zuweilen auch auf ſchilf-, binfens und rohrreichen Teichen. Im Herbſt verſammelt es ſich 129 bis zum Wegzuge in Schaaren auf unſern größern Seen, auf denen es ſich auch nach feiner Ankunft im Frühjahre in großer Menge beiſammen findet, bis ſich nachher die Geſellſchaften vertheilen. Ende März bis Ende October. Waſſerteufel, Bleßhuhn, Bläßnörk, Zapp. Ordo V. Schwimmvögel. Natatores IIliger. I. Familie. Taucherartige Vögel. Colymbidae Leach. 1. Steissfuss. Podiceps Lath. 207. Der gehäubte Steißfuß, Podiceps crista- tus Lath. Colymbus eristatus Lin. — Colymbus cornutus Briss, — Naumann Taf. 242. Sehr gemein auf allen unſern Seen, welche Schilf, Binſen und Rohr haben, vom März bis zum November. Auf dem Zuge auch am Straude der Oſtſee. Taucher, Langhals, Seehahn, Düker. 208. Der graukehlige Steißfuß, Podiceps subcristalus Bechst. Colymbus suberistatus Jacquin. Gmel. — Podiceps rubri- collis Lath, — Naumann Taf. 243. Viel ſeltener als der vorhergehende. Hie und da auf den mit Rohr und Binſen bewachſenen Seen und größern Teichen. In hieſiger Gegend brüteten früher all— jährlich einige Paare auf dem ſogenannten Kreiermoor, einem ziemlich großen mit Waſſerkräutern und Binſen bes wachſenen Teiche. Auf dem mit Rohr faſt ganz bewach— ſenen und daher an Waſſervögeln ſehr reichen Zehnaer See bei Güſtrow brütet er, wie ich vermuthe, noch jetzt jedes Jahr. April bis October. 9 130 209. Der gehörnte Steißfuß, Podiceps cor- nutus Lath. et auct. nec. Gmel. Colymbus auritus Lin, nee auct. — Podiceps arctieus Boie. — Colymbus areticus Naum. — Naumann Taf. 244, 245. Er iſt ſehr felten, und erſcheint während der Wande— rung zuweilen auf der Oſtſee, nach von Grävenitz und Schmidt. Letzterer beſitzt ein bei Poel erlegtes Exemplar. Anm. Der von Boie als Art unterſchiedene und von Nau— mann als ſolche anerkannte und ausführlich beſchriebene Podiceps (Colymbus) areticus, welcher ſich von Pod. cornutus nur dadurch unterſcheiden fol, daß die erſten Schwingfedern ter Ordnung mehr weiß als ſchwarzgrau, Kopfſeiten und Hinterkopf buſchig befiedert find, ohne deutlich abgeſonderte Federbüfchel, anſtatt bei Pod. cornutus die erſte Schwingfeder 2ter Ordnung viel mehr ſchwarzgrau als weiß, die ſehr buſchige Befiederung in zwei deutlich abgeſonderte Feder— büſchel getheilt iſt und an den Seiten einen großen Backenkragen bildet, — kann wegen der geringen und überdieß ſchwankenden Ab— weichungen für keine beſondere Art gelten, ſondern nur als eine nördliche Form angeſehen werden, bei welcher ſich der Kopſputz nicht ſo deutlich ausgebildet hat, als bei der ſüdlichen Form. 210. Der Ohrenſteißfuß, Podiceps nigricollis Brehm. 0 Colymbus (Podiceps) auritus auct. nee Linn, — Naumann Taf. 246. Höchſt felten bei uns auf bewachſenen Seen, Flüſſen und Teichen während der Herbſt- und Frühlingswande— rung. Nach v. Grävenitz auf Poel (Archiv Heft 2. S. 144). 211. Der kleine Steißfuß, Podiceps mi- nor Lath. | Colymbus fluviatilis Briss. — Colymbus minor Gmel, — Colymbus obscurus Siemss? — Naumann Taf. 247, 131 Hie und da auf den mit Schilf, Binſen und Rohr bewachſenen Seen, Flüſſen und Teichen niſtend, aber nicht ſehr zahlreich. Er kommt bei uns im März oder April an und bleibt dann oft ſo lange, bis die Gewäſſer an— fangen zuzufrieren. Ich erhielt ihn noch am 20. und 24. December. Aber bei plötzlich eintretendem Froſte ge— räth er gewöhnlich in große Noth. Dann wird er zuweilen von Kälte halb erſtarrt und von Hunger ermattet, mit Händen ergriffen, wie mir ſchon zwei Fälle vorgekommen ſind. Lütt Dücker. 2. Meertaucher. Colymbus Lin. 212. Der Polarmeertaucher, Colymbus glacialis Lin. Colymbus torquatus et immer Brünnich. — Cepphus tor. quatus Pall. — Eudytes glacialis Illig. — Naum. Taf. 327. Erſcheint ſehr felten einmal im Winter au unſerer Seeküſte. Schmidt erhielt am 2. Mai 1859 ein Exemplar in der Mauſer von Poel, das gegen den ſtarken Nordoſtwind fliegend, am Tarnewitzer Ort Tags vorher erlegt war— Es befindet ſich in ſeiner Sammlung (Archiv, Heft 13. S. 142). 213. Der arctiſche Meertaucher, Colym- bus arcticus Lin. Cepphus aretieus Pall. — Eudytes areticus Illig. — Co- lymbus baltieus Hornschuch et Schilling. — Naum. Taf. 328. Zuweilen im Winter an unſrer Oſtſeeküſte; nach Siemſſen auch auf unſern großen Landſeen. L. v. Preen be— ſitzt ein Exemplar im Jugendkleide, welches am 24. October 1856 auf Poel erlegt worden it. Au der pom merſchen Küſte ſoll er in jedem Winter ſehr zahloaich vor⸗ 132 kommen und jetzt auch auf einigen kleinen Seen in Hin— terpommern, im Regierungsbezirk Koeslin, brüten, woher v. Preen ein Ei erhalten hat. Aum. Der Colymbus balticus Hornsch, et Schill, iſt nur eine kleine Form des C. arcticus und bisher nicht als Art an— erkannt. 214. Der nordiſche Meertaucher, Co- lymbus septentrionalis Lin. Colymbus lumme Brünnich. — Cepphus septentrionalis Pall. — Colymbus stellatus Gmel. (Siemss.) — Colymbus rufo— gularis Meyer et Wolf. — Eudytes septentrionalis IIlig. Naumann Taf. 329. Zeigt ſich jeden Winter, beſonders im Jugendkleide, ziemlich häufig an unſrer Seeküſte; im ausgefärbten Kleide erſcheint er ſelten. Nach Siemſſen ſoll er auch auf dem Schweriner See vorgekommen ſein. Aalſchorwel. 3. Alk. Alea Lin. 215. Der nordiſche Alk, Alca torda Lin, Alca pica Lin. — Alea baltica Brünn, — Alea minor Briss. — Naumann Taf. 336. Zuweilen im Winter an der Küſte nicht ſelten, wie im December 1848, aber nicht immer gleich zahlreich und vielleicht in manchen Wintern gar nicht. f 4. Lumme. Uria. 216. Die Gryllumme, Uria grylle Lath. Colymbus grylle Linn. — Cepphus columba Pall. — Cep- phus grylle Cuv, (Naum.) — Naumann Taf. 330. Im Winter au der Küſte nicht ſelten. Anm. Die dumme Lumme, — Uria troile Temm., Uria lomvia Brünnich, — welche nach Keyſerling und Blaſius und nach Naumann zuweilen auch in die Oſtſee kommen ſoll, iſt an 133 uuſrer Küſte bisher noch nicht geſehen worden. An der pommerſchen Küſte ſoll ſie nach v. Homeyer von Dr. Schilling aufgefunden ſein. 5. Krappentaucher. Mergulus Ray. 217. Der gemeine Krappentaucher, Mergulus alle Vieillot. Mergulus melanoleucos Ray. — Alca alle Lin. — Alea alce Gmel, — Uria minor Briss. — Uria alle Temm. — Naumann Taf. 334. Soll bisweilen an unfre Küſte verſchlagen werden. v. Maltzan führt ihn im Verzeichniſſe der Mekl. Vögel (Archiv, Heft 2 S. 47) mit auf, und giebt v. Grävenitz als Gewährsmann an. Ob dieſer ein einheimiſches Exemplar in ſeiner Sammlung beſitzt, iſt mir nicht be— kaunt. | II. Familie. Sturmvögel. Procellaridae Boie. Schwalbensturmvogel. Thalassidroma Vigors. 218. Der gemeine Schwalbenſturmvo⸗ gel, Thalassidroma pelagica Vigors. Procellaria pelagica Lin. — Hydrobates pelagica Boie. — Naumann Taf, 275. Im Winter 1829,30 wurde ein Exemplar dieſes Vo— gels bei Krenzlin von dem Jäger Möller todt gefunden, vermuthlich von Stürmen verſchlagen. Es fell daſſelbe nach Ludwigsluſt gekommen und der Uhrmacher Martens daſelbſt es erhalten haben. III. Familie. Mövenartige Vögel. Laridae Leach. 1. Raubmöve. Lestris Illiger. 219. Die mittlere Raubmöve, Leslris po- marina Temm. Stercorarius pomarinus Vieill. — Naumann Taf. 271. 134 Erſcheint im Jugendkleide auf dem Herbſtzuge ſehr ſelten an der Küſte und an den Gewäſſern innerhalb Lan— des. Schmidt erhielt ein Exemplar bei Wismar und ich ein junges Männchen am 16. Octob. 1848 aus der Ge— gend von Marnitz. Langſchnäblige, breitſchwänzige Raub— möve. 220. Die Schmarotzerraubmöve, Lestris parasitica Boie. Catarracta parasita Brünnich, — Naumann 272. 273. Kommt auf dem Herbſtzuge ſowohl an unſrer See— küſte als auch innerhalb Landes öfter vor. Nach Wüſtnei ſoll ſie ſich bei Schwerin am Pfaffenteiche jährlich gezeigt haben. Dr. Benefeld erlegte im Sept. 1858 auf dem Barnſtorfer Hoffelde zwei Exemplare. Als das eine ge— tödtet war, ſetzte ſich das andere neben den Todten und wurde ſo gleichfalls geſchoſſen. Kurzſchwänzige Schma— rotzermöve. 221. Die Buffon's Raubmöve, Lestris Buffonii Boie. Catarracta Cephus Brünn, — Lestris crepidata Brehm. Naumaun Taf. 274. Da dieſe Raubmöve nach v. Homeyer in Pommern beobachtet worden iſt, ſo vermuthe ich, daß ſie auch zu— weilen bei uns ſich zeigt. Schmidt beſitzt eine bei Wis— mar erlegte kleine Raubmöve im Jugendkleide, welche hieher gehören dürfte. Langſchwänzige Schmarotzermöve, kleine Raubmöve. 2. Seemé be. Larus Jin. 222. Die Manutelmöve, Larus marinus Lin. Naumann Taf. 268, 135 Im Winter gemein au der Seeküſte; im Sommer ſeltner und nur im Jugendkleide. Zieht einzeln auch land— einwärts, denn ich erhielt ſie aus der Gegend von Lübz. Haffmev. — Sie ändert ſehr bedeutend in der Größe ab und man findet oft Individuen, die mehrere Zoll in der Länge differiren. 223. Die Heringsmöve, Larus fuscus Lin. Larus flavipes Meyer et Wolf. — Naumann Taf. 267. Wenn nicht ſo gemein, als die vorhergehende, ſo er— ſcheint ſie doch auf dem Zuge an der Küſte nicht ſelten. Kulax. 224. Die Silbermöve, Larus argentatus Brünnich. Larus argentatus, argenteus et argentaloides Brehm. — Naumann Taf. 266. Nächſt der Mantelmöve ift fie zur Winterzeit die häufigſte an unſrer Küſte und ſowohl alt als jung; im Sommer aber ſehr ſparſam und dann nur im Jugendkleide. Sie ändert ebenfo, wie die Mantelmöve, in der Größe außerordentlich ab. Doch ſcheinen dieſe Größenunterſchiede eben ſowohl bei dieſer, wie bei jeuer nur individuell zu ſein, und berechtigen daher, ſo auffallend ſie in ihren extremen Abweichungen auch find, keineswegs zu Arttrennungen. Aum. Die weißſchwingige Möve, Larus glaucus Brün- nich, iſt au unſrer Küſte noch nicht bemerkt worden, obgleich fie an der pommerſchen, nach v. Homeyer, einzelu vorkommen ſoll. Es läßt ſich wohl mit Sicherheit aunehmen, daß ſie zuweilen auch bei uns ſich zeigt. 225. Die Sturmmöve, Larus canus Lin. Larus hybernus Gmel. — Larus eyanorhynchus Meyer et Wolf. — Naumann Taf. 261. Niſtet an der Oſtſee und kommt zur Zugzeit ſehr zahlreich nicht allein an der Küſte, ſondern auch innerhalb Landes vor, wo man fie zuweilen, beſonders im Frühlinge, zu Hunderten auf Aeckern ſieht. März bis Ende October. 226. Die dreizehige Möve, Larus kridac- tylus Lin. Larus rissa Brünnich, — Rissa tridactyla Leach, — Nau⸗ mann Taf. 262. Sie iſt eine der ſelteneren Möven bei uns, aber doch Ihon einige Male im Winter von Wüſtnei beobachtet, der ſie auch, wenn ich nicht irre, am Schweriner See und am Pfaffenteiche geſehen haben will. Indeſſen führt ſie auch Siemſſen ſchon als einheimiſchen Vogel auf. 2. Kappenmöve. Chroieocephalus Eyton. 227. Die Lachkappenmöwe, Chroicoce- phalus ridibundus Eyt. Larus ridibundus Lin. — Larus cinerarius Gmel, — Larus atricilla Pall. — Larus capistratus Temm, — Xema ridi: bundum Boie. — Naumann Taf. 260. An faſt allen unſern Landſeen und beſonders an ſolchen, welche kleine Werder in ſich ſchließen, auch auf großen, waſſereichen Mooren und Sümpfen, ſowie an Flußufern, geſellſchaftlich niſtend, ſo namentlich auf den kleinen Inſeln des Krakower Sees. Sie liebt nur die ſüßen Gewäſſer. Mai bis Auguſt. Lachmöve. Mev, Fiſchmev. Anm. Larus capistratus Temm. iſt nur eine kleinere Form der gewöhnlichen Lachmöve und von vielen Ornithologen als Art nicht anerkannt. 137 — 3. Wasserschwalbe. Hiydrochelidon Boie. 223. Die ſchwarze Waſſerſchwalbe, Hydrochelidon nigra Boie. Sterna nigra et naevia Briss. — Sterna fissipes Lin. — Naumann Taf. 256. Brütet in großen Geſellſchaften nicht ſelten an Seen, Sümpfen, Moräſten und großen Teichen; auch auf Poel, aber nicht am offenen Seeſtrande. Mai bis Aug. Aum. Die weißſchwingige Seeſchwalbe, Sterna leu— coptera Schinz, welche in Pommern geſehen ſein ſoll, iſt zwar bei uns noch nicht bemerkt, könnte aber wohl auch hier zuweilen erſcheinen, und mache ich demnach aufmerkſam darauf. 4. Seeschwalbe. Sterna Lin. 229. Die gemeine Seeſchwalbe, Sterna hirundo Lin. Naumann Taf. 252. Sehr gemein allenthalben an unſern Seen, Flüſſen und größern Teichen. Auf kleinen Inſeln in größern Landſeen brütet fie gewöhnlich in großer Menge dicht neben einander. Am offenen Meerſtrande zeigt ſie ſich nur einzeln. Mai bis Aug. Flußmeerſchwalbe, Fiſchmev. 230. Die langſchwänzige Seeſchwalbe, Sterna macrura Naum. Sterna arctica Temm, — Sterna argentata Brehm. — Nau⸗ mann Taf. 253. Auf einigen Inſeln der Oſtſee in zahlloſer Menge brütend. Sie liebt nur den Seeſtrand und kommt, ſelbſt auf dem Zuge, ſehr ſelten an die Gewäſſer innerhalb Landes. April bis Sept. Küſtenmeerſchwalbe. Anm. Die Rieſenſchwalbe, Sterna caspia Pall. iſt zwar bis jetzt an unſrer Küſte noch nicht aufgefunden, wird aber ohne 133 Zweifel dort vorkommen, da fie nach v. Homeyer an der pommer- ſchen Küſte öfter erſcheint und früher daſelbſt geniſtet hat. Auch die Lachſeeſchwalbe, Sterna anglica Montagu, Sterna risoria Brehm, ſoll dort, ſelbſt niſtend, vorgekommen ſein und iſt es daher gar nicht unwahrſcheinlich, daß auch ſie zuweilen auf der Wanderung an unſerm Seeſtrande vorüberſtreicht. 231. Die weißgraue Seeſchwalbe, Sterna cantiaca Gmel. Sterna striata Gmel, — Sterna canescens Meyer et Wolf. — Thalasseus cantiacus Boie. — Naumann Taf. 250. Wurde vor mehreren Jahren einmal am Neuſtädter See erlegt (Gerdeß). Das Exemplar befindet ſich, wie ich glaube in der Sammlung der Schule zu Ludwigsluſt. 232. Die Zwergſeeſchwalbe, Sterna mi- nula Lin. Sternula minuta Boie. — Naumann Taf. 254, Auf einigen Juſelu der Oſtſee in großer Anzahl auf den von der See angeſpülten Kieſelſteindämmen brütend. Auf dem Zuge beſucht fie zuweilen auch die Gewäſſer in⸗ nerhalb Landes. Mai bis Auguſt. IV. Familie. Pelekanartige Vögel. Pelecanidae Leach. 1. Scharbe. Phalacrocora® BDriss. 233. Die Kormoronſcharbe, Phalacrocorax carbo Cuv. Pelecanus carbo Lin. — Carbo cormoranus Meyer te Wolf. Halieus carbo Illiger. — Naumann Taf. 279. | Niſtet hin und wieder bei uns in von Gewäſſern begränz— ten Wäldern mit hohen Bäumen, gern colonienweiſe. Früher ſoll fie an der Müritzund Tolleuſee und, wenn ich nicht irre, auch auf Fiſchland Brutplätze gehabt haben. Jetzt befindet ſich ein 139 ſolcher ber Wismar. Durch anhaltende Nachſtellungen wird fie gewöhnlich von ihrem Brutplatze vertrieben und genöthigt, einen andern aufzuſuchen. Nach der Brutzeit verlaſſen Alte und Junge denſelben und begeben ſich dann entweder aufs Meer oder beſuchen auch die Gewäſſer im Lande. Ich erhielt zwei junge Vögel aus meiner Nähe, den einen aus der Gegend von Lübz und den andern aus der Ge— gend von Goldberg. Im Winter verlaſſen uns alle und ziehen ſüdlicher. Kormoran, Seerabe. 2. Tölpel. Sula Briss. 234. Der gemeine Tölpel, Sula bassana Briss. Pelecanus bassanus Lin. — Pelecanus maculatus Gmel. — Sula alba Meyer et Wolf. — Dysporus bassanus IIliger. Naumann Taf. 278. Wurde einmal, im Jahre 1824, am Neuſtädter See erlegt. Das Exemplar wurde mir zum Ausſtopfen ge— bracht und iſt nachher al das Roſtocker Muſeum gekom— men, wo es aber nicht mehr exiſtirt. V. Familie. Entenartige Vögel. Anatidae Leach, 1. Sd ger. Mergus Lin. 235. Der weiße Säger, Mergus albellus Lin. Mergus minutus Lin. — Mergus glacialis Brünnich. — Naumann Taf. 324. Im Winter auf der Oſtſee, ſowie auf unſern Land— ſeen und Flüſſen zuweilen nicht ſelten, aber nicht jedes Jahr in gleicher Anzahl. Weiße Sägertaucher, Nonne. 236. Der langſchnäblige Säger, Mergus serrator Lin. Merganser cristatus Briss. — Naumann Taf. 325. Niſtet auf den Inſeln nicht ſelten, einzeln auch am 140 Schweriner und an andern Laudſeen. Zur Zugzeit an der Küſte und auf den Gewäſſern im Lande ziemlich häufig. Meerrachen. 237. Der Gänſeſäger, Mergus mergan- ser Lin. Mergus castor Lin. — Naumann Taf. 326. Niftet hie und da einzeln an unſern mit Wald be— gränzten Seen in Baumlöchern und auf Kropfweiden, ſo am Schweriner, am Goldberger und an andern. Im Winter und beſonders dem Frühlingszuge iſt er in man— chen Jahren auf Seen und Flüſſen nicht ſelten, aber im Allgemeinen nicht ſo häufig, als der vorhergende. Man findet ihn dann öfter in kleinen Geſellſchaften beiſammen. Kneifer, Baumgans, Boomgoos. 2. Ente Anas Lan. A. Schwimmenten. a. Stockenten. (Anas auct. nov.) 238. Die gemeine Stockente, Anas bo- schas Lin. Naumann Taf. 300. Sehr gemein auf allen mit Rohr, Schilf und Binfen bewachſenen Seen, Flüſſen und Teichen ſowie in Brüchen und Sümpfen. Im Herbſt und Frühling oft in großen Schaaren beiſammen, und dann nicht allein auf ſüßen Ge— wäſſern, ſondern auch am Strande der Oſtſee. Im Winter an offenen Stellen der Flüſſe und Bäche. Märzente. b. Krickenten. (Querquedula Steph.) 239. Die gemeine Krickente, Anas crecca Lin. Querquedula crecca Steph. — Naumann Taf. 304. Brütet hin und wieder auf mit Rohr bewachſenen 141 Seen, wie z. B. auf dem Pinnower und Zehnaer See, aber im Allgemeinen nicht ſehr zahlreich. Vielleicht findet fie ſich in der Nähe der Oſtſee etwas häufiger, als inner— halb Landes. c, Knäkenten. (Cyanopterus Eyton). 240. Die gemeine Knäkente, Anas quer- quedula Lin. Anas cireia Lin, (Siemss.) — Cyanopterus eireia Eyton. — Pterocyanea ceircia Bonap. — Naumann Taf. 303. Häufiger als die vorhergehende, kommt ſie faſt auf allen unſern Gewäſſern, deren Ufer mit Schilf, Gras und Gebüſch bewachſen ſind, brütend vor. d. Pfeifenten. (Mareca Steph.) 241. Die gemeine Pfeifente, Anas pe- nelope Lin. Anas fistularis Gessner. — Mareca fistularis Steph. — Ma- reca penelope Bonap. — Naumann Taf. 305. Hie und da auf rohrreichen Seen und mit Schilf und Biunſen bewachſenen Teichen brütend, z. B. im Kreier— moor. Auf dem Zuge im Herbſt erſcheint fie in großer Menge am Strande. Piepant. e. Schnatterente. (Chaulelasmus Gray.) 242. Die gemeine Schnatterente, Anas strepera Gessner. Chauliodus strepera Swains. — Ttinorhynchus strepera Eyton. — Nicht ſehr häufig, aber doch hie und da niſtend, fo namentlich auf dem Schweriner und Zehnaer See. Knarrant. 142 f. Spießenten. (Dafila Leach.) 245. Die gemeine Spießente, Anas acula Lin. Anas caudacuta Gessner. — Anas longicauda Briss. — Dafila acuta Bon. — Naumann Taf. 801. Auf Seen und größern Teichen hie und da niſtend, fo auf den Gewäſſern bei Rothenmoon auf dem Zehnaer See und dem Kreiermoor. Perlente, Pfeilſchwanz, Piehl— ſtaart. g. Löffelenten. (Rhynchaspis Leach., Spathula Boie.) 244. Die gemeine Löffelente, Anas clypeata Lin. Spathula clypeata Boie. — Rhynchaspis elypeata Steph. — Naumann Taf. 306. Brütet auf mehreren Seen und größern Teichen un— ſers Landes; fo auf dem Schweriner, Krakower, Zehnaer See und im Kreiermoor. Im Herbſt findet ſie ſich nicht ſelten am Strande. Läpelent. h. Höhleuenten. (Tadorna Leach.) 245. Die gemeine Höhlenente, Anas ta- dorna Lin. Tadorna familiaris Boie. — Vulpanser tadorna Keys. et Blasius. — Naumann Taf. 298. Kommt nur in der Nähe der Oſtſee vor, wo ſie in ſelbſt— gegrabenen oder ſchon vorhandenen Höhlen oder auf flacher Erde unter einem Strauche niſtet. Sie iſt dort zwar nicht ſehr zahreich, aber doch keineswegs ſelten vom April bis September. Brandente, Grabente, Fuchsente. 143 B. Tauchenten. (Platypus Brehm.) a. Eiderenten. (Somateria Leach.) 246. Die gemeine Eiderente, Anasmol- lissima Lin. Platypus mollissimus et borealis Brehm. — Somateria mol- lissima Steph. — Naumann 321. 322. Sie erſcheint faſt jeden Winter nicht ſelten an unfrer Küſte, aber mehr im Jugend- als ausgefärbten Kleide. Eidergans. b. Trauerenten. (Melanitta Boie, Oidemia Flemm.) 247. Die gemeine Trauerente, Anas nigra Lin. Platypus niger Brehm. — Melanitta nigra Boie. — Oide- mia nigra Flemm. — Naumann Taf. 312. Im Winter zuweilen an der Oſtſeeküſte nicht ſelten, ſowohl alt als jung. Schwarze Ente. 248. Die Sammettrauerente, Anas ſusca Lin. Platypus fuscus Brehm. — Melanitta fusca Boie. — Nau⸗- mann Taf. 313. Faſt jeden Winter an unſerer Seeküſte und oft ſehr zahlreich, ſowohl im ausgefärbten wie im Jugendkleide. Bisweilen erſcheint ſie auch fern von der Küſte innerhalb Landes. So erhielt ich am 17. Februar 1855 ein ſchönes altes Männchen aus der Gegend von Lübz. Braune Ente. c. Eisenten. (Harelda Leach.) 249. Die gemeine Eis ente, Anas glaci- alis Lin. Anas hiemalis Lin. — Harelda glacialis Steph. — Nau- mann Taf. 319. 144 In jedem Winter fehr gemein auf der Oſtſee vom October bis zum Mai. Klashahn, Klashanick, Winterente. d. Schellenten. (Clangula Flemm., Glaucion Keys, et Blasius.) 250. Die gemeine Schellen clangula Lin. Anas glaucion Lin. — Anas hiemalis Pall. — Platypus glaucion Brehm. — Glaucion clangula Keys, et Bl. — Naumann Taf. 316. Zur Winterzeit ſehr zahlreich auf der Oſtſee; als— dann auch im Lande auf Seen, Flüſſen und überſchwemm— ten Wieſen ſehr häufig. Nach Wüſtnei ſoll ſie bei Schwerin einzeln niſten (Archiv Heft 2. S. 47). Quakente. Anm. Nach v. Homeyer (f. deſſen Ueberſicht der V. Pom⸗ merns S. 77) ſoll auch die Kragenente Anas histrionica Lin., an der pommerſchen Küſte vorkommen. Bei uns iſt dieſelbe, ſo viel ich weiß, noch nicht geſehen worden. Doch vermuthet ſie Siemſſen ſchon an unſrer Küſte. e. Reiherenten. (Fuligula Steph.) 251. Die gemeine Reiherente, Anas fuligula Lin. Platypus fuligulus Brehm. — Fuligula cristata Steph. — Naumann Taf. 310. Im Winter an der Seelüſte nicht ſelten; zieht auch auf die Landſeen und brütet einzeln am Krakower und Schweriner See alljährlich. Haubenente, Zopfente. f. Bergeuten. 252. Die gemeine Bergente, Anas ma- rila Lin. Platypus marilus Brehm, — Naumann Taf. 311. Alljährlich zur Winterzeit auf der Oſtſee in zahlloſer Menge. Kommt auch auf die Landſeen und brütet ver— muthlich einzeln bei uns. 145 g. Tafelenten. (Aythya Boie.) 253. Die gemeine Tafelente, Anas ferina Lin. Platypus ferinus Brehm. — Aythya ferina Boie. — Ny- roca ferina Flemm, — Naumann Taf. 308. Brütet an unſern Seen und größern Teichen nicht jo ſehr ſelten. Auf dem Kreiermoor fanden ſich früher alljährlich einige brütende Paare. Im Winter verläßt ſie uns. Rothköpfige Ente. 254. Die weißäugige Ente, Anas nyroca Gül- denst. Anas leucophtlialmos Bechst, — Platypus leucophthalmos Brehm. — Naumann Taf. 309. Eine der ſeltenern Enten bei uns, aber doch hie und da einzeln brütend, wie auf dem Zehnaer, Goldberger und Schweriner See. h. Kolbenenten. (Branta Boie. Calliehen Brehm.) 255. Die gemeine Kolbenente, Anas rufina Pall. Platypus rufinus et Callichen rufinus Brehm. — Branta rufina Boie. — Naumann Taf. 307. Nur in ſehr geringer Anzahl bisher allein auf den Seen bei Kralow beobachtet, auf deren Inſeln ſie alljähr— lich brütet. April bis October. 3. Meergans. Bernicla Boie. 256. Die Ringelmeergans, Bernicla torquata Boie. Anas berniela Lin, — Anser torquatus Frisch. — Anser bernicla Illiger. — Anser branta Pall. — Naum. Taf. 292. Auf dem Herbſt⸗ und Frühlingszuge oft in zalloſer Menge an den Ufern der Oſtſee, von der ſie ſich ſelten weit entfernt. In ſtrengen Wintern zieht ſie weiter ſüd— 10 146 lich, kehrt aber ſchon ſehr früh wieder zurück. Rothgans, Rottgans, Rotgos. 4. Gans. Anser Beclist. 257. Die Graugans, Anser einereus Meyer et Woll. Anser ferus Gessner. — Anas anser Lin. — Anser vul- garis Pall. — Naumann Taf. 285. Die einzige von allen bei uns vorkommenden Gänſen, welche bei uns in der Nähe der Oſtſee hin und wieder niſtet. Vor einigen Decennien, wo es noch mehr Sumpf und Bruch bei uns gab, brütete fie ſehr häufig hier. Im Herbſt und Frühling ziehen viele in größern oder kleinern Geſellſchaften bei uns durch wo ſie dann nicht ſelten auf die größern Landſeen ſich niederlaſſen. Will Goos. 258. Die Saatgans, Anser segetum Bechst. Anas segetum Gmel, — Anser sylvestris Briss. — Anser arvensis Brehm. — Anser brachyrhynchus Baillon, — Naumann Taf. 286, 287. Zur Herbſt- und Winterzeit in großer Anzahl an der Seeküſte und auf den nahen Feldern; während der Wan— derung auch im Lande ſehr häufig. Sie ändert in der Größe und in der Schnabelzeich— nung oft ab und ſind in Folge deſſen einige, aber unhalt— bare, Arttrennungen entſtanden. 259. Die Bleßgans, Anser albifrons Bechst. Anas albifrons Pennant. — Anas erythropus Lin, — Anser intermedius et minutus Naum. — Anser Temminckii Boie. Naumann Taf. 288, 289, 290. Zeigt ſich nur hin und wieder einmal auf dem Zuge an unſrer Küſte. 147 Aendert in der Größe ſehr auffallend ab und hat da— durch zu ſpecifiſchen Trennungen Veranlaſſung gegeben, ge— gen deren Artberechtigung jedoch noch manche Zweifel er— hoben werden. 260. Die weißwangige Gans, Anser leucop- sis Bechst. Anser bernicla Pall. — Naumann Taf. 291. Sie kommt auf dem Zuge an unſrer Küſte etwas öfter vor, als die vorhergehende; auch zuweilen im Lande und wurde ſchon einige Male erlegt; ſo im März 1854 auf Poel (Schmidt); am 9. Januar 1855 bei Bützow (v. Grävenitz) und vor mehreren Jahren bei Goldberg, welches letztere Exemplar ich noch beſitze. 5. Schwan. Cygnus Bechst. 261. Der Höckerſchwan, Cygnus olor Vieillot. Anas olor Gmel. — Cygnus gibbus Bechst. — Naumann Taf. 295. Wird auf vielen Gewäſſern zahm gehalten. Wild kommt er auf dem Rethwiſcher See bei Doberan vor, wo er auch brütet. 262. Der Singſchwan, Cygnus musicus Bechst. Cygnus ferus Briss. — Anas cygnus Gmel, — Cygnus olor Pall. — Cygnus melanorhynchus Meyer et Wolf. — Cyg- nus xanthorhinus Naum. — Naumann Taf. 296. Zur Winterzeit oft in großer Menge an der See— küſte; zieht gewöhnlich auch weiter ins Land hinein und wird dann auf manchen Seen und überſchwemmten Wieſen zahlreich angetroffen. Jedoch kommt er nicht alle Jahre in gleicher Menge zu uns; es vergehen oft mehrere 10* 148 Jahre, bis er einmal wieder innerhalb Landes geſehen wird. In den Jahren 1836 und 1856 war er in gro— ßer Anzahl hier und zog in zahlreichen Geſellſchaften über's Land. Nachſchrift des Herausgebers. — S. 75 Z. 6 von unten und S. 76 Z. 2 von unten iſt der Name „Weegſtierten“ in Weep⸗ ſtiert umzuändern, ſowie, S. 119 Z. 5 von oben rufescens zu le⸗ ſen iſt. — Wegen eines zu ſpät bemerkten Irrthums des Manuſcripts in der Numerirung der einzelnen Species kommen die Nro. 102 und 113 jede zweimal vor; es find daher hinter Nro. 164 zwei Zahlen- ſtellen fortgelaſſen, ſo daß alſo die Zahlenreihe von Nro 166 an wie— der in Ordnung iſt. — Wir kennen demnach aus Meklenburg gegen— wärtig 262 Vogelarten, welche ſich auf folgende Ordnungen und Fa⸗ milien vertheilen: Lee 33 Staarart. 2 Tagraubv. 23 Pirolart. 2 Nachtraubv. 10 Krähenart. 5 . 2 Waſſerſpechtart. 1 II. pe dae 109 Kulukart. 2 Tagſchläferartige 1 Spechtart. 7 Schwalbenart. 4 Schmuckvögel 1 III. Scharre!n! Sängerart. 35 Taubenartige 3 Bachſtelzenart. 6 Hühnerart. . Fliegenfängerart. 2 Trappenart. 3 Würgerart. 4 Kernbeißerart. 6 IV. Water 2 Finkenart. 15 Regenpfeiferart. 13 Lerchenart. 4 Schnepfenart. 26 Meiſenart. 7 Reiherart. 8 Baumläuferart. 3 Kranichart. 1 Heherart. 2 Ralleuart. 6 149 V. Schwimmvögel . . 56 Taucherart. Sturmvögel Mövenart. Accentor 75 Actitis 119 Aesialitis 109 Alauda 91 Alca 132 Alcedo 100 Anas 140 Anser 146 Anthus 78 Aquila 46 Ardea 124 Astur 49 Athene 56 Eßcrnicla 145 Bombyeilla 61 Botaurus 125 Bubo 57 Budytes 76 Buphus 125 Butalis 80 Buteo 48 Calamoherpe 7 Calamophilus 94 Calidris 111 Cannabina 86 Caprimulgus 59 Carduelis 88 Certhia 95 Charadrius 109 Chlori; 84 Chroicocephalus 136 Ciconia 123 Cinclus 66 Circaötus 48 Circus 53 Coccocystes 101 Coccothraustes 84 Columba 104 Colymbus 131 Coracias 98 Corvus 98 Corythus 83 Cothurnix 106 Crex 127 Cuculus 101 Curruca 68 Cursorius 108 Cyanecula 62 Cygnus 147 Cypselus 59 Edandalus 64 Egretta 124 Emberiza 89 Pelekanart. 2 11 Entenartige 28 1 120 14 8.202 Gattungsregiſter. Cerchneis 50 Falco 52 Fringilla 86 Fulica 128 Callinula 127 Garrulus 96 Glaueidium 56 Grus 126 E3aematopus 111 Haliaötus 45 Himantopus 112 Hirundo 60 Hydrochelidion 137 Hypolais 70 Ebis 122 Iynx 102 Lanius 81 Larus 134 Lestris 133 Limosa 114 Linaria 87 Loxia 82 Luscinia 63 Machetes 116 Mergulus 133 Mergus 139 Merula 64 Milvus 53 Motacilla 75 Museicapa 80 Nisus 50 Nucifraga 96 Numenius 122 Nyctale 57 Nyctea 55 Nycticorax 125 Oedienemus 108 Oriolus 98 Otis 107 Otus 58. Pandion 47 Parus 92 Pastor 97 Pelidna 116 Perdix 106 Pernis 49 Phalacrocorax 138 150 Phalaropus 118 Phileremos 91 Phyllopneuste 69 Pica 100 Picus 102 Plectrophanes 90 Podiceps 129 Pyrgita 85 Pyrrhula 83 Iallus 127 Recurvirostra 112 Regulus 74 Ruticilla 62 Saxicola 68 Scolopax 121 Serinus 84 Sitta 94 Spinus 88 Squatarola 110 Sterna 137 Strepsilas 119 Strix 59 Sturnus 97 Sula 139 Surnia 55 Syrnium 58 FTelmatias 120 Tetrao 105 Thalassidroma 133 Totanus 112 Tringa 115 Troglodytes 74 Turdus 65 Upupa 96 Uria 132 Vanellus 111 Vitiflora 67 Vultur 45 151 4. Aeberſicht der Näfer Meklenburgs. Von F. W. Claſen. 1. Zweiter Nachtrag zu Archiv VII. S. 100 ff. IX. S. 115 ff. XI. S. 96 ff. XIII. S. 118 ff. Anm. Zu Omophron limbatum Fabr. iſt zu bemerken, daß der Käfer in den letzten Jahren auch in größerer Anzahl bei Roſtock und Schwaan gefunden worden iſt. Zu Badister unipustulatus Bon. iſt zu bemerken, daß der Käfer im vorigen Sommer auch bei Schwerin und bei Warnemünde unter ausgeworfenem Seetang gefunden worden iſt. Dischirius digitatus Dej. — C. Auf Thonboden bei Schwaan nicht ſelten. Harpalus rupicula St. — C. In einer Mergelgrube bei Schwerin vom Herrn Stud. Wüſtnei gefunden. H. fuliginosus Schaum. — C. Auf ſandigem Boden in einem Tannenwalde bei Roſtock gefunden. Pterostichus dimidiatus Oliv. — C. Aus dem weſt— lichen Meklenburg einmal erhalten. Amara silvicola Schaum. — C. Bei Roſtock ſelten. Anchomenus elongatus Dej. — C. In einer Sand— grube bei Roſtock, auch am Seeſtrande unter Seetang bei Warnemünde und von Herrn Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden. Trechus rivularis Schaum. — C. Einmal aus dem öſtlichen Theil des Landes erhalten. 152 Bembidium saxatile Gyll. — C. Bei Roſtock, nicht häufig. B. bruxellense Wesmael. — C. In der Roſtocker Gegend und nicht ſelten. B. bistriatum Dufts. — C. Einmal auf Gebüſch in Mehrzahl gefunden. Cercyon aquaticum Kirby. — C. Bei Roſtock, ſelten, unter dem Laube. Calops umbrinus Er. — C. In hieſiger Gegend, ſelten. C. rotundicollis Kellner. — C. Sehr ſelten. C. brunneus St. — C. Unter dem Laube becken und Roſtock, ſelten. C. anisotomoides Spence. — C. Von Hrn. Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden. ; Colon serripes Sahlb. — C. Auf Waldwieſen ge⸗ ſchöpft, ſelten. C. appendiculatus Sahlb. — C. Eben daher ſelten. C. dentipes Sahlb. — C. Im Laubwalde geſchöpft, ſelten. C. calcaratus Er. — C. Bei Roſtock, in Laub— wäldern, nicht häufig. C. affinis St. — C. Im Laubwalde geſchöpft, ſelten. Scaphisoma assimile Schüpp. — C. In einem faulen Eſchenſtamm, ſelten. Ptilium fuscum Walt. — C. Bei Ameiſen. Hydnobius punctatus Schmidt. — C. In einem Laubwalde bei Roſtock geſchöpft, ſelten. Anisotoma rugosa Steph. — C. Mit dem vorigen, ſelten. 153 A. picea Illg. — C. Selten. A. furva Er. — C. Im Laubwalde geſchöpft, ſehr ſelten. A. flavescens Schmidt. — C. Mit dem vorigen, ſelten. A. ovalis Schmidt. — C. Bei Roſtock nicht ſelten. A. scita Er. — C. Selten. A. badia St. — C. Selten. A. rubiginosa Schm. — C. Nicht häufig. Cyrtusa latipes Er. — C. Von Hrn. Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden, ſehr ſelten. C. pauxilla Schmidt. — C. Bei Schwerin, ſehr ſelten. Colonis dentipes Gyll. — C. In Laubwäldern, nicht ſehr ſelten. Amphicyllis globiformis Sahl. — C. R. Von Hrn. Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden, und von uns bei Roſtock, ſehr ſelten. | Agathidium mandibulare St. — C. Bei Roftod, ſelten. A. varians Beck. — C. Von Herrn Cordua bei Sülz und von mir bei Roſtock gefunden. A. marginatum St. — C. R. An der Rinde leben— der Eſchen in einem Laubwalde, ſelten. Clambus enshamensis Westm. — C. Unter altem Holze auf feuchtem Boden, ſelten. Thymalus limbatus Fabr. — C. In der Roſtocker Haide unter Birken- und Eichenrinden, ſehr ſelten. Meligetes coracinus St. — C. Selten. M. corvinus Er. — C. Selten. M. assimilis St. — C. Selten. 154 M. serripes Gyll. — C. Selten. Cerylon deplanatum Gyll. — C. Von Hrn. Stud. Wüſtnei bei Doberan unter Eichenrinde einmal und von mir in der Roſtocker Haide auf einem friſch abgehauenen Eichenſtamm in mehreren Exemplaren gefunden. Laemophloeus monilis Fabr. — C. In Tabaksrollen gefunden. Anm. Den Laemoph. bimaculatus Payk hatte ich früher auch in Tabaksrollen gefunden, ſpäter aber in der Roſtocker Haide unter Buchenrinde. L. pusillus Schönh. — C. Unter Baumrinde in der Roſtocker Haide. Silvanus bidentatus Fabr. — C. Auf einem Eichen- ſtamm in der Roſtocker Haide vom Hrn. Stud. Wüſtnei gefunden. Emphylus glaber Gyll. — C. In Ameiſenhaufen von Hrn. Cordua in Sülz gefunden. Cryptophagus grandis Kraatz. — C. R. An alten Zäunen in Mehrzahl gefunden. C. pubescens St. — C. Bei Roſtock, ſelten. Atomaria terminata Dahl. — C. In hieſiger Ge— gend geſchöpft. Alexia pilifera Müll. — C. Selten. A. pilosa Hellw. — C. Mit dem vorigen zuſam— men vom Hrn. Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden. Myrmecoxenus subterraneus Chev. — C. Vom Hrn. Cordua in Sülz bei Ameiſen gefunden. M. vaporariorum Guérin. — C. Bei Schwaan geſchöpft, ſelten. Monotoma scabra Kunz. — C. Bei Roſtock, ſelten. m 155 Lathridius angusticollis Schüpp. — C. Inu der Roſtocker Haide, felten. II. angulatus Motsch. — C. An alten Zäunen, ſelten. L. hirtus Schüpp. — C. An trockenem Eichenholz, ſelten. Corticaria badia Redt. — C. Auf einem trockenen Holzſtamm einmal gefunden. C. foveola Beck. — C. Hier ſelten. C. longicornis Herbst. — C. Von Hrn. Cordua bei Sülz und von mir bei Roſtock gefunden, ſelten. C. trifoveolata Redt. — C. In der Roſtocker Haide, ſelten. C. truncatella Mann. — C. Am häufigſten auf den Dünen bei Warnemünde, zwiſchen Gräſern. C. similata Schüpp. — C. Nicht ſelten an Wänden und altem Holze. | Dermestes bicolor Fabr. — C. Bei Penzlin ge— funden. Hister marginatus Er. — C. In der Roſtocker Haide einmal gefunden. Dendrophilus pygmaeus Linn. — C. Von Hrn. Cordua bei Sülz und von mir in dem Haufen der Form. rufa bei Roſtock gefunden. Paromalus pumilio Er. — C. Unter faulenden Thierſtoffen bei Schwaan und bei Penzlin gefunden. P. parallelepipedus Hbst. — R. Ein Exemplar bei Bützow gefunden. Saprinus piceus Payk. — C. Von Hrn. Cordua in Ameiſenhaufen gefunden. 156 Abraeus globulus Creulz. — C. Am Seeſtrande in einem todten Fiſch. Valgus hemipterus Linn. — C. Bei Penzlin ge— funden. Aphodius lugens Creutz. — C. Im Dünger, ſelten. A. immundus Creutz. — C. Bei Roſtock u. Schwerin, ſelten. A. maculatas St. — C. Von Hrn. Stud. Wüſtnei in der Nähe von Schafdünger gefunden. A. porcus Fabr. — C. Von demſelben bei Schwerin gefunden. Ammoecius brevis Er. — C. R. Unter trockenem Kuhdünger im Dünenſande, nicht ſelten in manchen Jahren. Ancylocheira rustica Linn. — C. Vom Herrn Stud. Wuͤſtnei bei Gadebuſch und Daſſow gefunden. Agrilus angustulus Illg. — C. R. In den letzten Jahren auf Eichen häufig. A. tenuis Ratzb. — R. Ein männliches Exemplar bei Hagenow auf Erlen gefunden. Aihous rufus Fabr. — R. Ju der Roſtocker Haide unter Kiefernrinde ein Exemplar. Ampedes crocatus Geoff. — C. Einige Stück an einem Eichenpfahl ſitzend gefunden. A. elongatus Germ. — C. Vom Hru. Stud. Wüſtnei bei Schwerin in Mehrzahl gefunden. Eucinetus haemorrhoidalis Germ. — C. R. An der Seeſeite der hohen Dünen zwiſchen den Gräſern. Anz fangs Auguſt einige Exemplare gefunden. Phosphaenus hemipterus Fabr. — C. R. Auf einer Wieſe bei Roſtock vom Hrn. Stud. Wüſtnei Ausgangs 157 Mai einige Stücke gefunden; im Juni fanden wir den Käfer daſelbſt in größerer Zahl, jedoch nur Männchen. Rachonycha paludosa Fallen. — C. Ein Exemplar an einem Juniabend im Tannenwalde im Fluge gefangen. Malthodes hexacanthus Kiesenw. — C. Im Laub⸗ walde ein Weibchen geſchöpft. Ebaeus pedicularis Schrank. Von Hrn. Stud. Wüſtnei bei Roſtock auf Pflanzen geſchöpft. Phloeophilus Edwardsii Stephens. — C. Von dieſem in Deutſchland ſelten vorkommenden und nach Stephens in England unter Baumrinde lebenden Käfer, ſind bisher in Meklenburg drei Exemplare gefunden, 2 Stück vom Hrn. Stud. Wüſtnei bei Schwerin und ein Stück von mir bei Roſtock in einem Laubwalde und alle drei Stück im September auf Pflanzen geſchöpft. Auf unſern Käfer paſſen die von Stephens in ſeinem Manual of brit. Coleopt. aufgeſtellten Gattungscharaktere ganz gut, nur nicht die in der Beſchreibung angegebenen Farben. Unſere Käfer ſind nicht ſchwarz, ſondern ſtimmen in Farbe und Zeichnung der Flügeldecken mit den von Riehl an Bach geſandten Stücke ſehr gut überein. Der Käfer mag wohl in verſchiedenen Farben vorkommen, denn bei einem unſerer Stücke ſind die Flügeldecken blaßgelb und die ſchwarze Zickzack-Binde beſteht aus Punkten. Corynetes ruficollis Fabr. — C. R. Einige Stücke in todten Thieren in den Dünen und in der Roſtocker Haide gefunden. C. ruſipes Fabr. — R. Hieſigen Ortes in einem Hauſe einmal gefangen. 158 Anobium denticolle Panz. — C. Auf altem Eichen⸗ holz bei Roſtock. A. nanum Küster. — C. Bei Schwerin vom Hrn. Stud. Wüſtnei gefunden. A. cinnamomium St. — C. An einem Holzge— binde. A. politum Redt. — C. Auf blühendem Weißdorn. Dorcatoma bovistae Ent. H. — C. Im Walde bei Bützow geſchöpft. D. affinis Str. — C. Im Walde bei Schwaan ge— ſchöpft, ſehr ſelten. Bostrichus alni Georg. — C. R. In trockenen Erlenzweigen in der Roſtocker Haide. B. chalcographus Linn. — C. In Fichtenzweigen, ſelten. Anm. Bei Bostrichus fagi Nördl. im Nachtrag 1855 ſoll es Buchenzweigen ſtatt Fichtenzweigen heißen. Tropideres inornatus Bach. — C. Im Eichenwalde bei Schwaan geſchöpft. Anm. Im Archiv 1855 iſt eine Verwechſelung mit Tropideres albirostris Fabr. und T. niveirostris Fabr. vorgekommen. Was dort von dem Vorkommen des Einen geſagt iſt, gilt von dem des Andern. Rhynchites Bachus Linn. — C. Auf blühenden Weißdorn bei Roſtock, auch bei Güſtrow gefunden. Nemonyx lepturoides Fabr. Hat Hr. Stud. Wüſtnei aus der Gegend von Penzlin erhalten. Diodorhynchus austriacus Megerle. In der Roſtocker Haide von Hru. Stud. Wüſtnei gefunden. Apion penetrans Germ. — C. Bei Schwaan ge— ſchöpft, ſelten. 159 Apion columbinum Germ. — C. Bei Roſtock, ſelten. A. livescerum Schönh. — C. Bei Schwaan, ſelten. A. meliloti Kirby. — C. Roſtocker Haide, ſelten. A. pisi Fabr. — C. Bei Roſtock, ſelten. A. affine Kirby. — C. In der Roſtocker Haide, ſelten. Strophosomus sqamulatus Herbst. — C. In Wäldern. St. limbatus Fabr. — C. In der Roſtocker Haide. Pisodes piniphilus Herbst. — C. In der Roſtocker Haide, nicht häufig. Magdalinus violaceus Lin. — C. bei Roſtock, ſelten. Larinus planus Fabr. — Auf den Diſteln in der Roſt. Haide, auch bei Roſtock, ſelten. Anm.: Der im Archiv 1856 von mir aufgeführte und in Grä— ben gefundene Larinus Jaceae Fabr. iſt Larus planus Fabr. Erirhinus dorsalis Herbst. — Auf Weidenkätzchen von H. Cordua bei Sülz gefunden. Grypidius brunnirostris Fabr. — C. R. Auf ver— ſchiedenen Waſſerpflanzen, auch auf naſſem Boden bei Ro— ſtock, Schwaan und Schwerin, eben nicht häufig. Elleschus scanicus Payk. — C. KR. Auf Pappeln, Weiden und an Zäunen bei Roſtock, Schwaan und vom H. Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden. Anthonomus pedicularis Lin. — C. Auf blühendem Weißdorn. A. pyri Schönh. — C. Ebendaſelbſt. A. pubescens Payk. — C. R. Von Hr. Cordua bei Sülz und von uns in der Roſtocker Haide gefunden, ſelten. Balaninus elephas Schönh. — R. Bei Hagenow in einem Laubwalde gefunden. 160 Tychius polylineatus Germ. — C. Vom H. Stud. Wüſtnei in der Roſtocker Haide gefunden, ſelten. T. 5-punctatus Lin. — C. Aus der Penzliner Ge— gend erhalten. Hydronomus alismatis Marsh. — C. R. Au Na- sturlium palustre im Frühſommer ſehr häufig. Baguus lempestivus Herbst. — C. Bei Roſtock auf Waſſerpflanzen, ſehr ſelten. B. rotundicollis Schönh. — C. Bei Schwaan gefunden. Ceutorchynchus tarsalis Schönh.— C. Bei Schwaan geſchöpft, ſelten. C. campestris Schönh. — C. Eben daher. Rhinoncus subfascialus Gyll. — C. Bei Roſtock, ſelten. Rhyncolus reflexus Schönh. — C. R. In der Bu⸗ chenrinde, ſelten. Dryophthorus lymexylon Fabr. — C. R. In alten Eichen in der Roſtocker Haide, ſelten. Clytus liciatus Lin. — Vom H. Stud. Wüſtnei in einem Hauſe gefunden. Molorchus umbellatorum Lin. — R. In der Ro— ſtocker Haide auf blühendem Evonymus, ſelten. Grammoptera praeusta Fabr. — In der Roſtocker Haide v. H. Stud. Wüſtnei gefunden. G. maculicornis De Geer. — C. R. Auf Jasione montana gefunden, ſehr ſelten. Haemonia Curtisii Lac. — Von H. Stud. Rn auf Poel gefunden. Cassida thoracica Kug. — C. R. Von den Herrn Raddatz und Wüſtnei in der Roſtocker Haide auf Hieracium gefunden. 161 Labidostomis tridentata Linn. — C. Von Hrn. Stud. Wüſtnei bei Gadebuſch gefunden, ein Exemplar aus Ludwigsluſt erhalten. Cryptocephalus Wasastjernii Gyll. — C. R. Auf einer Wieſe bei Roſtock, nicht ſelten. C. flavescens Schneid. — C. R. Kommt in meh- reren var. häufig vor. (Iſt früher ausgelaſſen). Haltica nitidula Fabr. Vom Hru. Stud. Wüſtnei bei Roſtock auf Pappeln gefunden. H. cyparrissia Ent. H. — C. Bei Roſtock, ſelten. Psyiliodes chrysocephala Linn. — C. R. Ueberall häufig. (Iſt früher ausgelaſſen). Dibolia Schillingii Letzn. Bei Roſtock, ſelten. Scymnus biverrucatus Pz. In der Roſtocker Haide, vom Hrn. Stud. Wüſtnei ein Exemplar im Juni gefunden. Phaleria cadaverina Fabr. — C. R. Von dieſem intereſſanten Käfer, der nach Redtenbacher nur in Süd— europa am Meeresſtraude vorkommt, nach Dr. Kraatz auch von Herrn Emil vom Bruck bei Oſtende gefunden iſt, wurde im Mai 1859 vom Hrn. Stud. Wüſtnei am Seeſtrande bei Warnemünde unter ausgeworfenem Seetang ein Exemplar gefunden. (Siehe Berl. Ent. Zeitſchrift 4. Jahrg. pag. 324). Im folgenden Frühling beach— teten wir das Vorkommen dieſes Käfers genauer, und fanden ihn an demſelben Ort in großer Anzahl, ſo auch im Mai 1861. Blaps mucronata Latr. — C. An einem Haufe in Schwerin vom Hrn. Stud. Wüſtnei aufgefunden. Rhinosimus aeneus Ol. In der Roſtocker Haide von Hrn. Stud. Wüſtnei geſchöpft. 11 162 Scydmaenus Welterhalli Gyll. — C. In der Roſtocker Haide, ſehr ſelten. Eutheia abbreviata Er. — C. In den letzten Ta⸗ gen des Mai's bei Bützow geſchöpft. Tyrus mucronatus Pz. — C. In der Roſtocker Haide von Hrn. Stud. Wüſtnei geſchöpft. Trimium brevipenne Chaub. — C. Von Hrn. Cordua aus Sülz erhalten, auch bei Schwerin nicht ſelten. 2. Fünfte (letzte) Abtheilung der Ueberſicht. Fam. Staphylini. Erſte Gruppe. Aleocharini. Autalia Mannerh. A. impressa Oliv. In Pilzen in der Roſtocker Haide, ſelten. A. rivularia Grav. In trockenem Kuhdüuger, ſelten. Falagria Leach. F. thoracica Curt. Am Waldrande zwiſchen der Roſtocker Haide und der See, in einer Sandgrube, ziem⸗ lich häufig. F. sulcata Payk. Nicht ſelten. F. sulcatula Grav. Etwas ſeltener. F. obscura Grav. Häufig. F. nigra Grav. Nicht häufig. Bolitochora Hanne rh. lunata Payk. Häufig in Pilzen. Phytosus Rad d. Ph. balticus Kraatz. Am Seeſtrande bei Warne⸗ münde, nicht häufig. B . ; 1633 Silusa Er. S. rubiginosa Er. Im ausfließenden Safte der Bäume, auch in Lauberde, ſelten. Stenusa Kraatz. St. rubra Kr. In Pilzen, ſehr ſelten. Dealea Erichs. O. castanea Er. Unter feuchtem Laube nicht ſelten. O. rivularis Mill. In feuchter Erde, ſehr ſelten. O. badia Er. Mit dem vorigen und auch ſelten. Is chnogless a Kraatz. I. prolixa Er. Unter Baumrinde, aber ſelten. I. rufo-picea Kr. Sehr ſelten. I. cortieina Er. Mit dem vorigen. Leptusa Kraatz. L. analis Kr. Unter Baumrinde, nicht ſehr häufig. L. fumida Er. Mit dem vorigen, ſelten. L. ruficollis Er. Unter Baumrinde, ſelten. Thiasophila Kraatz. Th. angulata Kr. In den Neſtern des For. rufa, nicht ſelten. Th. inquilina Kr. Mit dem vorigen, ſelten. Euryusa Erichs. E. laticollis Heer, Bei Ameiſen, auch im Walde am Holze gefunden, ſehr ſelten. Haploglossa Kraatz. H. gentilis Lünemann. Bei Ameiſen. Ich habe auch einmal zwei Stücke auf einem Brückengeländer ru⸗ hend gefunden. H. pulla Gyll. Au ſandigen Ufern, wo Uferſchwal— ben niſten, ſehr häufig. 11* H. ſelten. H. funden. A. Landes S N 164 ruſipennis Kr. Einmal im Fluge gefangen, ſehr praetexta Er. Nur einmal an einer Mauer ges Aleochara Gray. ruficornis Grav. Aus dem weſtlichen Theile des erhalten. . fuscipes Fabr. In todten Thieren, nicht ſelten. tristis Grav. Nicht ſelten. . bipunctata Grav. Nicht ſehr häufig. . brevipennis Grav. Selten. . fumata Grav. Nicht ſelten. . laguninosa Grav. Ziemlich häufig. . obscurella Grav. Unter Seetang am Strande bei Warnemünde, in manchen Jahren in der Mitte des Sommers, ziemlich häufig. A. A. moesta Grav Ziemlich häufig. brunneipennis Kraatz. In feuchter Erde, unter feuchter Baumrinde, auch bei Ameiſen, nicht ſelten. ſelten. A. . myceiophaga Kr. Hier ſehr ſelten. . bissignata Er. Nicht ſehr häufig. „ bilineata Gyll. Ziemlich häufig. „ nitida Grav. Ziemlich häufig. . binotala Kr. Nicht häufig. . morion Grav. Nicht häufig. Dinarda Leach. . Merkelii Kisenw. Bei For. rufa, ſehr felten. . dentata Mannerh. Mit der vorigen Art, ebenfalls Atemeles Dillwyn. paradoxus Grav, Bei Ameiſen, felten. 165 A. emarginatus Payk. Man findet den Käfer oft im Sommer in Tannenwäldern in ſandigen Gruben, auch unter dem Mooſe in der Nähe von Ameiſen. Myrmedonia Erichs. M. collaris Payk. Ueberall, aber ſelten. M. humeralis Grav. Im Frühling, nicht ſelten. M. cognata Maerk. Mit dem vorigen. M. funesta Grav. Ebenfalls mit dem vorigen. M. limbata Payk. In der Roſtocker Haide, unter dem Laube, nicht ſelten. M. similis Maerk. Seltener. M. lugens Grav. Nicht häufig. M. laticollis Maerk. Häufiger im Herbſt bei For. fuliginosa. M. canaliculata Fabr. Sehr häufig unter Steinen. Hygropora Kraatz H. cunctans Er. Sehr ſelten. Ilyobates Kraatz. I. nigricollis Kr. Ju lockerer Erde an Baumſtäm— men, ſehr ſelteu. I. rufus Kr. Mit dem vorigen, aber noch ſeltener. I. forticornis Boisd. et Lacord. Einmal in der Roſtocker Haide, in feuchtem Boden gefunden. Calodera Mannerh. C. protensa Mann. Ju feuchtem Boden einmal ges funden. C. uliginosa Er. Auf feuchtem Boden, nicht ſelten. C. riparia Er. Mit dem vorigen, aber ſelten. C. aethiops Er. Nicht häufig. C. umbrosa Er. Selten. Ch. T. ſelten. T. ſeltener. O. 166 — Chilopora Kraatz. longitarsis Kr. An Flußufern, ſehr felten. Tachyusa Er. constricta Er. Auf ſandigen Flußufern, nicht coarctata Er. Mit dem vorigen, nur etwas . scitula Er. Sehr ſelten. . umbratica Er. Mit den vorigen und nicht ſelten. . atra Er. Nicht ſelten. concolor Er. Sehr ſelten. Oeyusa Kraatz. . maura Kr. Unter feuchtem Laube, ſehr ſelten. Oxypoda Hannerh. ruficornis Gyll. Im weſtlichen Theil des Lan— des von H. Stud. Wüſtnei, und von mir einmal in hie⸗ ſiger Gegend unter feuchtem Laube gefunden. O. manche luteipennis Er. Variirt in der Farbe ſehr; Stücke erſcheinen ganz hellgelb, doch mögen dieſe nicht völlig entwickelte Thiere ſein. ‚ vittata Maerk. Nicht häufig. . opaca Grav. Ueberall nicht ſelten. . funebris Kr. Selten. . longiuscula Er. Nicht ſelten. lentula Er. Selten, am Rande eines Sees im cuniculina Er. Selten. . togata Er. Selten. abdominalis Er. Nicht häufig. 167 O. sylvieola Kr. Nur einmal unter feuchtem Laube gefunden. O. exigua Er. Selten. SOSSE BSD SS SS SS 8 münde, H. . testacea Er. Sehr ſelten. praecox Er. Selten. . formiceticola Kr. Bei for. rufa häufig. . haemorrhoa Kr. Mit dem vorigen und nicht ſelten. . flavicornis Kr. Sehr ſelten. . Tufescens Kr. Sehr felten. . filimormis Redt. Sehr felten, unter Steinen. . annularis Er. Nicht häufig. . ferruginea Er. Selten. Homalota Mannerh. . hypnorum Kiesenw. Unter Steinen, ſehr felten. H. subalpina Muls. Am Seeſtrande bei Warnes nicht häufig. oblonga Er. Nicht häufig, auf feuchtem Boden, unter dem Laube. H. H. häufig. H. H. II. ſelten. H. H. H. H. pagana Er. In der Roſtocker Haide, ſehr ſelten. vestita Grav. Am Seeſtrande bei Warnemünde, umbonata Er. Mit dem vorigen, aber ſelten. nitidula Kr. Unter feuchtem Laube, ſehr ſelten. graminicola Grav, Unter dem Laube, ziemlich languida Er. In feuchtem Boden, ſehr ſelten. pavens Er. In der Roſtocker Haide, ſehr ſelten. gregaria Er. Nicht häufig. | elongatula Grav. Auf feuchtem Boden, überall nicht ſelten. H. H. H, 168 terminalis Grav. Nicht häufig. hygrotopora Kr. Unter dem Laube, felten. luridipennis Mannh. Aus dem ſüdlichen Theil des Landes, ſelten. H. H. H. H. häufig. H. ſelteu. H. luteipes Er. Sehr ſelten. velata Er. Ebenfalls ſehr ſelten. meridionalis Muls. Sehr jelten. labilis Er. Auf feuchtem Boden, aber nicht fallax Kr. Am Seeſtrande bei Warnemünde, punctipennis Kr. Auf feuchtem Boden, ſelten. H. atricilla Kr. Mit dem vorigen und auch ſelten. I. H. occulta Er. In feuchter Erde, ſelten. incana Er. Hauptſächlich zwiſchen den naſſen Blättern alter Schilfſtängel, mitunter häufig. H. H. ſelten. = ie nigella E. Ebenfalls an Schilfſtängeln, ſelten. aequata E. Unter feuchtem Laube, nicht ganz . angustula Gyll. Nicht ſelten. . linearis Grav. Nicht ſelten auf feuchtem Boden. . pilosa Kr. Sehr ſelten. H. arcana Er. In einem morſchen Birkenſtamm einmal gefunden. H. H. H. H. H. H. debilis Er. Sehr ſelten. deformis Er. Sehr jelten. gracilenta Er. Sehr ſelten. plana Gyll. Unter Baumrinde, ſelten. inhabilis Kr. Selten. immersa Er. Unter Baumrinde, ziemlich ſelten. 169 . euspidata Er. Unter Baumrinde, nicht felten. gemina Er. Unter dem Laube, ſelten. . analis Grav. Mit dem vorigen häufig. . vilis Er. Mit dem vorigen, ſelten. . pumila Kr. Mit dem vorigen. . exilis Er. Im morſchen Eichenholz. . validiuscula Kr. Bei Form. fuliginosa, ſehr E E E N N N ſelten. H. inconspieua Er. Bei Form. flava unter Stei— nen, ſehr ſelten. H. parallela Mannerh. Auf trockenem Boden bei Form. rufa, nicht ſehr häufig. H. flavipes Grav. Bei Form. rufa, mitunter häufig. Ich beſitze einige Stücke, bei denen die Fühlerſpitze ſchwarz, die Punktirung feiner iſt, und bei der Form. fuliginosa gefunden ſind, die ſich aber nicht durch andere Merkmale von H. flavip. unterſcheiden. H. confusa Mkl. Bei Form. fuliginosa, nicht häufig. H. anceps Fr. Häufig bei Form. rufa. H. brunnea Fabr. Nicht ſehr ſelten, auch auf Pflan⸗ zen, aber ſtets einzeln. H. nigrifons Er. Sehr ſelten. H. hepatica Er. Sehr ſelten. H. merdaria Thoms. In faulenden Stoffen, nicht ſelten. H. validicornis Maerk. Im ausfließenden Safte der Bäume, nicht ſelten. H. trinotata Kr. Mit dem vorigen und auch nicht ſelten. mo Bin a nn = dünger. EE — — H. ſtrande. 170 triangutum Kr. Am Seeſtrande, jedoch ſelten. . fungicola Thoms. In Pilzen, häufig. sublinearis Kr. Einigemal geſchöpft. . nigritula Thoms. In Steinpilzen, nicht ſelten. . sodalis Er. Bisher nicht häufig gefunden. . divisa Maerk. Selten. . nigricornis Thoms. Selten. . coriaria Kr. Ebenfalls ſelten. . variabilis Kr. Selten. „ myrmecobia Kr. Bei Form. rufa. jedoch ſelten. nigra Kr. Selten. . einnamomea Grav. Im ausfließenden Safte der auch in faulenden Pilzen. . subterranea Maerk. Selten. . oblita Er. Ebenfalls ſelten. sericea Muls. Selten. ‚ inquinula Er. Nicht haufig, in trockenem Kuh⸗ . sordidula Er. Mit dem vorigen. . marcida Er. Nicht häufig. . putrida Kr. Selten. . longicornis Grav. Häufig. ‚ alramentaria Gyll. Nicht ſelten. . laevana Mutr. Eben nicht ſelten, im Kothe. . procera Kr. Nicht häufig. . ravilla Er. In Pilzen, ſelten. palustris v. Kiesenw. Selten. . lepida Kr. In Pilzen, nicht ſehr häufig. lividipennis Mann. Häufig, beſonders am See— 171 H. melanaria Mann. Nicht häufig. H. aterrima Grav. Unter dem feuchten Laube, nicht ſelten. H. pygmaea Grav. Mit dem vorigen. H. vernacula Er. Ueberall häufig. H. subsinuata Er. Nicht häufig. H. cauta Kr. Im ausfließenden Safte der Bäume, nicht ſelten. H. stercoraria Kr. Im Dünger, nicht ſelten. . celata Er. Nicht häufig. . fungi Grav. Ueberall häufig. . orbata Er. Mit dem vorigen, nicht häufig. . orphana Er. In feuchten Stoffen, nicht häufig. ‚ circellaris Grav. Unter dem feuchten Laube, une en mn = häufig. H. caesula Er, Bei Ameiſen und auch unter feuchtem Laube, ſelten. Plaeusa Erichs. P. humilis Er. Unter Baumrinde, ſehr ſelten. Phloeopora Erichs. Ph. reptans Grav. Uuter Kieferrinde, nicht ſelten. Ph. corticalis Grav. Nicht häufig, mit dem vorigen. Phioeodroma Kraatz. Ph. concolor Kr. Sehr jelten. Hygronoma Er. H. dimidiata Grav. Auch in feuchter Erde, ſehr ſelten. Tomoglossa Kraatz. T. luteicornis Er. Nur einmal auf Wieſenboden geſchöpft. 172 Schistoglossa Kraatz. S. viduata Kr. Sehr ſelten. Oligota Mannerh. O. pusillima Grav. Nicht ſehr häufig, Gyrophaena Mannerh. . pulchella Heer. Nicht ſehr häufig. . affinis Sahlb. In Pilzen, nicht felten. nana Payk. Häufig in Pilzen. . congrua Er. Mit dem vorigen. strictula Er. Nicht häufig. . polita Grav. Selten. manca Er. Nicht ſehr ſelten. . Boleli Er. Nicht häufig. Myllaena Erich. M. dubia Grav. Nicht ſehr häufig. M. intermedia Er. Unter dem Laube nicht, ſelten. M. minuta Er. Mit dem vorigen, nicht ſelten. M. glauca Aube. Am Rande von Waldtümpeln, nicht häufig. M. forticornis Kr. Nur einmal im feuchten Mooſe. Gymmusa Karsten. G. brevicollis Payk. Bei Sülz und Roſtock gefunden. Zweite Gruppe. Tachyporini. Hypocyptus Mannerh H. longicornis Mann. Nicht häufig. H. discoideus Er. Hier nicht häufig. H. rufipes Kr. Selten. ae ee a, RE * H. laeviusculus Mann. Nicht ſelten. H. seminulum Er. Ziemlich ſelten. 173 Trichophysa Mannerh. T. pilicornis Er. Nur einmal gefunden. Habrocerus Erichs. H. capillaricornis Grav. Nicht ſelten, unter feuchtem Laube. Leucoparyphus Kraatz. L. silphoides Kr. In trockenem Kuh- und Pferdes dünger, nicht ſelten. Tachinus Grav. T. humeralis Grav. In feuchtem Boden, ſehr ſelten. T. rufipes De Geer. Ueberall in friſchem Dünger. T. flavipes Fabr. Häufig. T. rubterraneus Linn. Die mit gelbem Halsſchilde und ganz gelben Flügeldecken vorkommenden Exemplare ſcheinen unentwickelte Thiere zu fein; Raddatz und ich ha— ben ſie in feuchter Erde am Fuße der ſaftlaſſenden Bäume im erſten Frühling unweit Roſtock gefunden. T. bipustulatus Grav. Von Herrn Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden. T. fimetarius Grav. Ueberall häufig. T. marginellus Fabr. Nicht ſelten. T. laticollis Grav. Nicht ſelten. T. collaris Grav. Nicht ſelten. T. elongatus Gyll. Dieſen hier ſeltenen Käfer habe ich einigemal am Seeſtrande, und hat ihn auch einmal Hr. Stud. Wüſtnei im Laubwalde im Fluge gefangen. Ich glaube, daß nicht der Seeſtrand, ſondern die Roſtocker Haide die eigentliche Heimath dieſes Käfers iſt, und daß derſelbe ebenſo, wie viele andere Inſecten auf ihren Wan— derungen, an den Seeſtrand gerathen iſt. u. Tachyporus Grav. T. obtusus Linn. Häufig. T. abdominalis Gyll. Selten. T. solutus Er. Nicht häufig. T. chrysomelinus Linn. Sehr häufig. T. hypnorum Fabr. Sehr häufig. T. humerosus Er. Nicht häufig. T. transversalis Grav. Sehr ſelten. T. scitulus Er. Häufig. T. pusillus Grav. Nicht ſelten. brunneus Fabr. Eben nicht häufig. Lamprinus Heer. L. saginatus Grav. Selten, in feuchter Erde. Conesoma Kraatz. C. litoreum Lien. Unter faulendem Holze, an Daum ſtämmen ꝛc., nicht ſelten. C. pubescens Grav. Fundort wie beim vorigen, jedoch nie beiſammen. Die hellbraunen und gelben Abarten ſind in der Roſtocker Haide, auch nicht ſelten. C. fusculum Er. In Geſellſchaft des vorigen. C. pedicularum Grav. Auch unter trockenem Laube, beſonders häufig zwiſchen den Gräſern der hohen Dünen. C. bipunctatum Grav. Sehr ſelten. Bolitobius Leach. B. analis Payk. In Wäldern unter trocknem Laube, nicht häufig. B. cingulatus Mann. Mit dem vorigen und ebenſo ſelten. B. inclinans Grav. Einigemal an alten Baumſtäm⸗ men, in feuchter Erde gefunden. — 175 B. atricapillus Fabr. Nicht felten in Schwämmen. B. striatus Oliv. Sehr ſelten. B. trinotatus Er. Ein in der Farbe des Halsſchil— des und der Flügeldecken ſehr veränderlicher Käfer; häufig iſt das Halsſchild, beſonders in der Mitte, braun, bei anderen Stücken hellgelb. Die Flügeldecken zeigen bei manchen Stücken, ſowohl am Schildchen, als an den hintern Außenecken deutlich ihre dunklen Flecken, bei an— dern weniger, bei noch andern gar keine, ſo daß die Flügel— decken ganz gelb erſcheinen. In feuchten Schwämmen auf Baumſtämmen, nicht ſelten. B. exoletus Er. In Pilzen, nicht ſelten. B. pygmaeus Fabr. In Pilzen, häufig. Bryoporus Kraatz. B. cernuus Grav. In feuchtem Boden an Banm⸗ ſtämmen, ſehr ſelten. B. rufus Er. Sehr ſelten. Mycetoporus Mannerh. . Jucidus Er. Selten. . punctus Gyll. Sehr felten. . splendens Er. Sehr ſelten. . longulus Mann. Sehr felten. . ruficornis Kr. Sehr felten. „ lepidus Grav. Ueberall, nicht ſelten. „ nanus Grav. Selten. . pronus Er. Sehr ſelten. . splendidus Grav, Der Käfer ſchwärmt weit umher, man findet ihn überall, am häufigſten in Sand— gruben. FC 176 Dritte Gruppe. Staphylinini. Tanygnathus Erichs. T. terminalis Er. Sehr jelten. Euryporus Erichs. E. picipes Payk. In der Roſtocker Haide, an alten Baumſtämmen, ſehr ſelten. . Heterothops Kirby. H. praevius Er. In feuchten Räumen, aber nicht häufig. H. binotatus Er. Unter Seetang am Oſtſeeſtrande, aber nicht häufig. H. dissimilis Grav. An feuchten Sielfen, in Wäl— dern. H. punctulus Grav. An Rändern feuchter Stellen, ſelten. Quedius Leach. O. dilatatus Fabr. Am ausfließenden Safte der Eichen, ſehr ſelten. O. lateralis Grav. In Waldgegenden in feuchter Erde an Baumſtämmen, nicht ſehr ſelten. O. fulgidus Fabr. Von dieſem hier an feuchten Stellen, beſonders unter dem Laube häufig vorkommenden Käfer, finden ſich außer der ganz ſchwarzen Normalart noch folgende Varietäten: a. mit rothen Flügeldecken, b. mit rothem Hinterleibe, e. mit rothem Hinterleibe und ſchwarzer Schwanzſpitze. d. ganz roth mit ſchwarzem Kopfe. Manche Exemplare mit einzelnen braunen Körpertheilen find wohl nicht völlig ausgebildete Thiere. O. ſelten. O. O. 177 xanthopus Er. Unter abgefallenem Laube, nicht scitus Er. Unter der Ninde alter Kiefern, ſelten. impressus Er. An Baumſtämmen in feuchter Erde, ſelten. O. brevis Er. In manchen Neſtern der Form rufa, nicht ſelten. ſelten. . molochinus Er. In feuchter Erde, nicht felten. . fuliginosus Er. Unter feuchtem Laube, nicht ſelten. 0 0 O. 0 0 picipes Mann. In der Roſtocker Haide, ſelten. . pellatus Er. In waldigen Gegenden, ſelten. . umbrinus Er, Unter feuchtem Laube, nicht ganz. modestus Kraatz. Sehr ſelten. . suturalis Kiesenw. Sehr ſelten. . maurorufus Grav. In waldigen Gegenden, ſelten. . attenuatus Gyll. Nicht ſelten; auch die var. . boops Grav. Nicht ſehr ſelten. „ seinlillans Grav. Ziemlich ſelten. „ lucidulus Er. Selten. . chrysurus Kiesenw. Sehr ſelten. Creophilus Kirby. . maxillosus Linn. Häufig in todten Thieren. Emus Leach. „ hirtus Linn. In friſchem Pferdekoth mitunter mehrere Stücke. Leistotrophus Perty. L. nebulosus Fabr. Ju todten Thieren häufig. L. marinus Linn. Mit dem vorigen, häuſig. 12 St. 178 Staphylinus Linn. chalcocephalus Fabr. In der Roſtocker Haide an Tannenſtämmen, ſelten. St. St. pubescens De Geer. Nicht ſehr häufig. latebricola Grav. Von Herrn Raddatz in der Roſtocker Haide und vom Herrn Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden. St. St. SS so see erythropterus L. In Tannenſtämmen, nicht felten. caesareus Cederh. Mit dem vorigen. deypus Kirby. olens Müll. Am Roſtocker Wall, ſonſt ſehr felten. . cyaneus Payk. Nicht häufig. . similis Fabr. Häufig. . brunnipes Fabr. In Wäldern, ſelten. . fuscatus Grav. Nicht häufig. . picipennis Fabr. Nicht jelten. . cupreus Rossi. Ziemlich häufig. . fulvipennis Er. In der Roſtocker Haide, ſehr ſelten. Hater Grav. In dunklen, feuchten Räumen (Kellern). . morio Grav. Nicht ſelten. Philonthus Leach. . splendens Fabr. Im Aaſe häufig. . intermedius Boisd. et Lacord. Nicht felten. . laminatus Creutz. Nicht ſelten. Ph. laevicollis Bois et Lacord. Von Herrn Cordua bei Sülz gefunden, bei Roſtock noch nicht. Ph. ſelten. Ph. Ph. nitidus Fabr. Im Kuhdüunger mitunter, nicht carbonarius Gyll. Nicht ſelten. aeneus Rossi. Ueberall häufig. Ph. Ph. Ph. Ph. Ph. Ph. Ph. 179 — decorus Grav. Unter dem Laube, nicht felten. politus Fabr. Häufig. lucens Nordm. Nicht häufig. umbratilis Grav. Nicht häufig. varius Gyll. In Wäldern häufig. albipes Grav. Selten. atratus Grav. Beſonders auf feuchtem Boden in Wäldern häufig. Ph. marginatus Fabr. In Wäldern und im Dünger, nicht felteit. Ph. Ph. Ph. Ph. Ph. Ph. nitidulus Grav. Eben nicht ſelten. sordidus Grav. Nicht ſelten, auch im Dünger. fimetarius Grav. Mit dem vorigen und häufiger. cephalotes Grav. Nicht häufig. fuscus Grav. Selten. xantholoma Grav. Unter dem vom Meere ausgeworfenen Seetang, mitunter ſehr häufig. Ph. ebenius Grav. Die von Dr. Kraatz aufgeführten var. finden ſich auch hier, ja ſelbſt ſolche mit einer rothen und einer ſchwarzen Flügeldecke. Ph. Ph. Ph. Ph. Ph. Ph. auf den Ph. Ph. Ph. Ph. corvinus Er. In Wäldern, aber ſelten. fumigatus Er. Sehr jelten. sanguinolentus. Nicht ſelten. bipustulatus Pz. Nicht ſelten. scybalarius Kraatz. Sehr ſelten. varians Payk. Häufig, auch ohne rothe Flecken Flügeldecken. agilis Grav. Sehr ſelten. debilis Grav. Nicht häufig. ventralis Grav. Nicht ſehr häufig. discoideus Grav. Ziemlich jelten. 12* 180 Ph. vernalis Grav. In Wäldern, häufig. Ph. quisquiliarius Gyll. Die var, mit rothen Flügel⸗ decken, ſelten. Ph. splendidulus Grav. In Wäldern, nicht ganz ſelten. Ph. thermarum Aube. Auch hier unter Brettern an Miſtbeeten. Ph. fumarius Grav. Unter dem Laube, nicht ſelten. Ph. nigrita Nordm. Mit dem vorigen und häufig. Ph. micans Grav. Sehr häufig. Ph. salinus Kiesenw. Hier auf ſalzigem Boden, nicht ſehr ſelten. Ph. fulvipes Fabr. Häufig auf naſſem Boden. Ph. trossulus Nordm. Nicht ſehr häufig, in Wäldern. Ph. nigritulus Grav. Häufig. Ph. pullus Nordm. In der Roſt. Haide, ſehr ſelten. Ph. tenuis Nordm. Am häufigſten in Schuttboden, welcher von thieriſchen Körpern durchdrungen iſt. Ph. punctus Grav. Auf Sumpfboden, oft nicht ſelten. Ph. cinerascens Grav. Mit dem vorigen und nicht ſelten. Ph. elongatulus. Selten. Ph. proceruleus Grav. Sehr ſelten. Xantholinus Dahl. X. glabratus Grav. Unter faulenden Stoffen, ſelten. X. punctulatus Payk. Sehr häufig. X. ochraceus Gyll. In Wäldern, nicht ſehr häufig. X. atratus Heer. Bei Ameiſen, ſelten. X. tricolor Fabr. Unter trockenem Laube, nicht ſelten. X. distans Muls. In der Roſtocker Haide, ſelten. 181 X. longiventris Kraatz. Nicht ſehr häufig. X. linearis Oliv. Häufig. X. fulgidus Fabr. Sehr ſelten. X. lentus Grav. Nicht häufig. Leptacinus Erichs. L. parumpunctatus Gyll. Nur einmal in einer Sandgrube gefunden. L. batychrus Gyll. Ziemlich häufig. L. linearis Grav. Selten, auch am Seeſtrande. L. formicetorum Märk. Bei For. rufa, ſelten. Othius Leach. O. fulvipennis Fabr. Unter trockenem Laube, häufig. O. melanocephalus Grav. Unter feuchtem Laube und Mooſe in Wäldern, nicht ſelten. Baptolinus Kraatz. B. alternans Grav. Unter Kieferrinde, felten. Vierte Gruppe. Paederini. Latrobium 6Gravenh. L. brunnipes Fabr. Auf feuchtem Boden und unter Steinen, häufig. f L. elongatum Linn. Unter feuchtem Laube in Waldgräben, nicht ſelten. TE | L. geminum Kr. In Wäldern unter feuchtem Laube, te. 3 3 L. fulvipenne Grav. Auf feuchtem Boden, doch ſelten. 1 I. rufipenne Gyll. Nicht ſelten in Laubwäldern. L. multipunctum Grav. Auf feuchtem Waldboden, jedoch ſelten. L. quadratum Payk. Hier nicht häufig. 182 L. terminatum Grav. In Wäldern, häufig. L. punctatum Zetterst. Sehr ſelten. L. ſiliforme Grav. In Wäldern, nicht ſelten. L. longulum Grav. Sehr ſelten. L. pallidum Nordm. Vom Herrn Raddatz bei Roſtock einmal gefunden. L. dilutum Er. Sehr jelten. Cryptobium Mannerh. C. fracticorne Payk. Auf feuchtem Boden, häufig. Stilieus Labr. St. ruſipes Germ. In feuchter Erde, nicht ſelteu. St. similis Er. Mit dem vorigen, aber ſeltener. St. geniculatus Er. Nicht häufig. St. affinis Er. Ziemlich häufig. St. orbiculatus Payk. Nicht ganz ſelten. Seopaeus Erichs. S. laevigatus Gyll. In feuchtem Boden, nicht ſelten. S. cognatus Rey. Sehr ſelten, bei Schwaan. S. pusillus Kiesenw. Sehr felten. S. minutus Er. Sehr felten. kanns S. minimus Er. Sehr ſelten. Lithocharis Poisd. L. castanea Grav. Nur einmal gefunden unter Steinen. Si L. fuscula Mann. Nur einmal am Seeſtrand ge⸗ funden. L. brunnea Er. Einmal im Fluge gefangen. L. ochracea Gravenh. Unter feuchtem Laube, nicht ſelten, 183 L. melanocephala Fabr. Unter Baumrinde, auch am Seeſtrande, nicht ſelten. L. obsoleta Nordm. Im Waldboden, ſelten. Sunius Leach. S. filiformis Latr. Von Herrn Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden. S. intermedius Er. In feuchtem Boden nicht ſelten. Paederus Fabr. P. littoralis Grav. Im ſüdlichen und weſtlichen Theile des Landes nicht ſelten, bei Roſtock noch nicht gefunden. P. riparius Linn. In feuchtem Boden, häufig. P. longipennis Er. Mit dem vorigen und häufig. P. ruſicollis Fabr. Obgleich im Lande nicht ſelten, doch bei Roſtock noch nicht gefunden. Fünfte Gruppe. Stenini. Euaesthetus Gray. E. scaber Grav. Unter faulenden Pflanzenſtoffen, ſelten. E. ruficapillus Boisd. Mit dem vorigen, aber noch ſelteuer. Stenus Latr. St. bigultalus Linn. Auf ſandigem, feuchten Boden, häufig. St. bipunctatus Er. Auf feuchtem Boden, häufig. St. bimaculatus Gyll. An Waſſergräben, nicht ſehr häufig. St. Juno Fabr. Ueberall häufig. St. ater Mann. Ziemlich häufig. St. carbonarius Gyll. Sehr ſelten. St. buphthalmus Grav. An Gewäſſern, häufig. St. St. St. St. St. St. rm. UE ern. St St. St. St. * 184 — nn canaliculatus Gyll. Nicht jehr häufig. aemulus Er. Sehr felten. morio Graph. Nicht ſehr häufig, an Gewäſſern. atratulus Er. Nicht häufig. cinerascens Er. Nicht häufig. pusillus Er. — Häufig. speculator Boisd. Häufig. providus Er. Selten. sylvester Er. Unter feuchtem Laube, ſelten. aterrimus Er. Zuerſt von Herrn Cordua in Sülz im Bau der Form. rufa gefunden, ſpäter habe ich ihn auch in denſelben Lokalitäten bei Roſtock gefunden. St. St. St. St. St. St. St. St. St. St. St. haufig. St. St. St. St. Argus Grav. Nicht häufig. fuscipes Grav. In feuchter Erde, häufig. humilis Er. Mit dem vorigen, häufig. circularis Grav. Häufig. declaratus Er. Nicht ſelten. pumilio Er. Hier ſelten. nigrilulus Gyll. Ueberall. campestris Er. Nicht ſehr häufig. unicolor Er. Sehr jelten. opticus Grav. Nicht häufig. binotatus Ljungh. Auf Pflanzen, an Bächen, subimpressus Er. Sehr ſelten. plantaris Er. Eben nicht ſelten. bifoveolatus Gyll. Richt häufig. foveicollis Kr. Von Herrn Cordua bei Sülz gefunden. St. subaeneus Er. Sehr ſelten. 185 St. glacialis Heer. Unter feuchtem Laube, felten. St. impressus Germ. Ziemlich häufig. St. geniculatus Grav. Häufig, unter dem Mooſe. St. flavipes Er. In Wäldern. St. palustris. Er. In Wäldern, ſelten. St. filum Er. In Wäldern, häufig. St. oculatus Grav. Häufig. St. cicindeloides Grav. Häufig. St. tarsalis Ljungh. Ebenfalls häufig. St. paganus Er. Selten. St. latifrons Er. Nicht ſelten. St. contractus Er. Selten. Sechſte Gruppe. Oxylelini. Oxyporus Fabr. O. rufus Linn. In Pilzen mitunter häufig. Bledius Leach. B. taurus Germ. Hier ſelten. B. tricornis Herbst. Ziemlich verbreitet, aber nicht B. subterranus Er. Hier ſelten. B. pallipes Grav. Sehr ſelten. B. tibialis Heer. Sehr ſelten. B. arenarius Payk. In feuchtem, ſandigen Boden, nicht häufig. B. opacus Block. Häufig. B. fracticornis Payk Ebenfalls. B. longulus Er. Häufig. B. nanus Er. An einzelnen Stellen häufig. Die vier zuletzt genannten Arten leben in feuchtem Sande, und kommen beim Betreten des Bodens aus demſelben, ge— 186 wöhnlich in Begleitung von Philont. fulvipes Fabr., hervor. B. crassicollis Boisd. Im Schlamme an den Rän— dern von Seen, ſelten. 8 S Se wo ro 8 en I. litäten. I. — Platystethus Mannerh. . cornulus Grav. Nicht ſelten. . mortisans Payk. Ziemlich häufig. . nodifrons Sahlb. Ziemlich häufig. „ nitens Sahlb. In feuchten Kiesgruben, felten. Oxyteles Gravenhorst. . rugosus Fabr. Sehr häufig. . fulvipes Er. Nicht häufig, unter dem Laube. . insecatus Grav. Nicht häufig. . piceus Er. Sehr häufig. . Juteipennis Er. Selten. . sculptus Grav. Nicht häufig. . inustus Grav. Auf den Dünen, ſelten. . sculpturatus Grav. Im Schafdünger, nicht ſelten. . complanatus Er. Nicht felten. .nilidulus Grav. Häufig. . pumilus Er. Selten. . depressus Grav. Ziemlich häufig. Haploderus Steph. caelatus Grav. Sehr häufig, in feuchten Loca— caesus Er. Selten. Trogophloeus Mannerh. . riparius Boisd. Nicht häufig. „ bilineatus Steph. Häufiger. . obesus Kiesenw. Selten. T. T. T. ſelten. . F. ſelten. T. ſelten. 187 inquilinus Er. Nicht häufig. elongatus Er. Selten. fuliginosus Grav. Im Schlamm bei Roſtock, corticinus Grav. Sehr häufig. exiguus Er. Unter dem feuchten Laube, ſehr foveolatus Sahlb. Am Rande eines Sees, ſehr „ pusillus Er. Am Rande von Flüſſen, ſehr ſelten. . tenellus Er. Sehr jelten. . subtilis Er. Sehr ſelten. Syntomium Curt. . aceneum Müller. Nur einmal ein Stück geſchöpft. Coprophilus Latr. . striatulus Fabr. In feuchter Erde und faulenden Pflanzenſtoffen, nicht ſelten. C. ſchöpft. > A. L. L. L. Compsochilus Kraatz. palpalis Er. Auf feuchtem Boden einigemal ge— Siebente Gruppe. Omalini. Anthophagus Grav. caraboides Linn. Sehr ſelten. teslaceus Grav. In Waldgegenden, ſelten. Lesteva Latr. pubescens Grav. Sehr ſelten. bicolor Fabr. An Waldbächen, mitunter häufig. Aeideta Leach. crenata Fabr. Unter feuchtem Mooſe, man findet den Käfer auch in ſandigen Gruben u. Gräben, im Ganzen ſelten. A. 0. 188 cruentata Mann. Sehr ſelten. Olophrum Er. piceum Gyll. In Wäldern unter dem Mooſe, auch im Freien an naſſen, lehmigen Stellen, nicht häufig. 0. assimile Payk. In Wäldern. Lathrimaeum Er. L. luteum Er. Von den beiden hier gefundenen Stücken, befand ſich das Eine im Pilz. L. atrocephalum Gyll. In Wäldern, nicht felten- L. D. 0. 0. O. fusculum Er. Unter dem Laube, auch in Pilzen. Deliphrum Er. tectum Payk. Selten. Omalium Grav. rivulare Grav. Auf Pflanzen häufig. fossulatum Er. Selten. caesum Grav. Auch im ausfließenden Safte der Bäume, ſelten. 0. 0. O. O. 0 O. O. 0. 0. O. O. O. laticolle Kraatz. Sehr felten. exiguum Gyll. Sehr ſelten. planum Payk. Unter Baumrinden, nicht ſelten. pusillum Grav. Unter Kieferrinde, häufig. . deplanatum Gyll. Unter Baumrinde, häufig. concinnum Marsh. Nicht ſelten. testaceum Er. Unter Baumrinde, ſelten. vile Er. Unter Baumrinde, ſehr ſelten. brunneum Payk. Nur einmal gefunden. lucidum Er. Unter Baumrinden, nicht häufig. florale Payk. Auf Blumen, mitunter häufig. nigrum Grav. Einmal im Walde in einer Sand⸗ grube gefunden. 189 O. striatum Grav. Selten. Authobium Leach. A. florale Grav. Vom Herrn Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden, hier noch nicht geſehen. A. minutum Fabr. Auf Wieſen, auf Schirmblumen, häufig. A. sorbi Gyll. Vom Herrn Stud. Wüſtnei bei Schwerin gefunden. A. anale Er. Sehr ſelten. Achte Gruppe. Proteinini. Proteinus Latr. P. brachypterus Fabr. In Pilzen und auch auf Blüthen, nicht ſelten. P. macropterus Fabr. Nicht häufig. P. atomarius Er. Auch auf Blüthen, aber ſelten. Megarthrus Kirby. M. depressus Payk. In Wäldern unter dem Mooſe, ziemlich ſelten. M. sinuatocollis Boisd. Mit dem vorigen, aber ſelten. M. denticollis Beck. Mit den vorigen und nicht häufig. Phloeobium Bejean. P. clypeatum Müll. Unter Baumrinden, auch auf Pflanzen, ſelten. Neunte Gruppe. Phloeocharini. Phloeocharis Mannerh. P. subtilissima Mann. Unter Kieferrinde, jedoch nicht häufig. Anm. Aus der zehnten Gruppe find uns hier im Lande noch keine Käfer vorgekommen. Eilfte Gruppe. M. porcatus Fabr. 190 Micropeplus Latr. Micropeplini. Auf Pflanzen, nicht häufig. Die erſte Abtheilung, die erſte, zweite und dritte Forſetzung nebſt Nachtrag enthalten zuſammen . Zweiter Nachtrag . Letzte Fortſetzung . 0 4 * * * * 0 0 0 * ® * * * 1909 Species, . 0 154 6 * . 541 s Summa 2604 Species. Gattungsregiſter über alle Abtheilungen der Käfer. Abax 7,118. Abraeus 7,161. 15,156. Acalles 9, 150. Acalyptus 9, 147. Acidota 15,187. Acilius 7,427. Ademonia 11,117. Adrastus 7,173. Aegalia 7,167. Agabus 7,128. Agapanthia 11, 101. Agathidium 7,144. 15,153. Agelastica 1 I, 117. Agrilus 7,168. 9, 121. 15,156. Agriotes 7,172. Aleochara 15,164. Alexia 15,154. Allecula 13,131. Alphitophagus 13, 128. Amalus 9, 147. Amara 7,118. 9,118. 15,151. Ammoecius 15, 156. Ampedes 7,171. 15, 186. Amphicyllis 7,144. 15, 183. Amphotis 7,147. Anaesthetus 1 J, 101. Anaspis 13,133. Anchomenus 7, 122. 15,151. Ancylocheira 7, 168. 15,156. Anisodactylus 7,114. Anisoplia 7,163. Anisotoma7, 143. 9, 118. 15,152. Anisoxya 13, 132. Anobium 7,179. 9, 122. 15,158. Anomala 7,162. Anopeus 9,148, Anthaxia 7,168. Antherophagus 7,151. Anthicus 13,136. Anthobium 15,189. Anthocomus 7,1772 Anthonomus 9, 146. 15,459. Anthophagus 15, 187. Anthrenus 7,157. Anthribus 9, 128. Apalochrus 7,176. Apate 7,182. Aphanisticus 7,168. Aphodius 7,165, 9,120. 15,186. Apion 9,197. 15,158. Apoderus 9,125. Apteropoda 13,122. Argutor 7,117. Aromia 11,97. Asclera 13,134. Asemum 11598. Aspidiphorus 7,159. Astynomns 11,99. Atemeles 15,164. Athous, 7,170. 15,156. Atomaria 7,153. 9, 120. 15,154. Attagenus 7,157. Attelabus 9, 128. Autalia 15,162. Badister 7,111. 9,117. 15,151. Baguus 9,151. 15,160. Balaninus9, 146. 15,159. Baptolinus 15,181. Baridius 9,149. Barynotus 9,135. Batrisus 13,137. Bembidium 7,124. 15,152. Berosus 7,133. Blaps 13,130. 15,161. Bledius 15,185. Blethsia 7,107. Bolitobius 15, 174. Bolitochora 15,162. Bolitophagus 13,130. Bostrichus 7,182. 9,123. 15,158. Brachyderes 9,131. Brachyonyx 9, 146. Brachypterus 7,146. Brachytarsus 9,124. Bradycellus 7,116. 9,117. Bruchus 9,124. 191 Bryaxis 13, 138. Bryoporus 15,175. Byrrhus 7,158. Bythinus 13,138. Byturus 7,156. Calathus 7,121. Callidium 11,9s. Calodera 15,165. Calosoma 7,110. Campylus 7,170. Carabus 7,108. Cardiophorus 7,171. 9,121. Cassida 11, 108. 15, 60. Catops 7,140. 9, 118. 15,152. Cephalotes 7, 118. Cereus 7,145. 9,118. Cereyon 7,136. 15,152. Cerocoma 13, 133. Cerylon 7,151. 9,119. 15, 151. Cetonia 7,162. Ceutorhynchus 9,152. 15,760. Chalcephora 9,121. Charopus 7,177. Chilocorus 13,126. Chilopora 15,166. Chlaenius 7,121. Choragus 9, 128. Chorophanus 9,133 Chrysanthia 13,134. Cbrysobothris 7,168. Chrysomela 11,105. Cieindela 7,105. Cicones 9,119. Cionus 9,158. Cis 7,181. 9,123. Cistela 13,131. Clambus 7,144. 15,153: Claviger 13,139. Cleonus 9,132. Clerus 7,178. Clivina 7,113. Clythra 11,113. Clytus 11,99. 15,100. Cnemidotus 7,132. Cneorhinus 9,131. Coceidula 13,127. Coceinella 13,123 Coeliodes 9,150- Colaphus 11,18. Colon 7,141, 15,152. Colonis 15,183. Colymbetes 7,128. 9,118. Compsochilus 15, 87. Conopalpus 13,132. Conosoma 15,174. Copris 7,165. Coprophilus 15,187. Coptocephala 1} ,11:. Corticaria 7,155°9,120- 15,155- Corylophus 13,122- Corymbites 7,172- Corynetes7,178°9,122. 15,157. Cossonus 9,157. Cratonychus 7,18. Creophilus 15,177, Criocephalus 11,97. Crioceris 11,108. Criomorphus 11,7. Cryphalus7, 188 · 9. 122. Cry ptarcha 7,149. Crypticus 13,129. Cryptobium 15, 182. Cryptocephalusil,ı14. 15, 461. Cryptohypnus 7, 171- Cryptophagus 7,152- 15,154. Cryptorhynchus9, 150. Crypturgus 7,183. Cybister 7, 126. Cychramus 7,149. Cychrus 7, 108 Cyclorotum 7,135. Cyllidium 7,135. Cyrtusa 7,143°9,118- 15,153. Cytilus 7,158. Dacne 7,154. 7,173. Dasytes 7, 177. 9, 122. Dascillus Deliphrum 15,188. Demetrias 7, 112. Dendroctonus 7, 184. Dendrophilus 9, 120. 15, 155. Dermestes 7, 156. 15, 185. Diacanthus 7,172. Diachromus T, 114. 192 Diaperis 13, 128. Dibolia 13, 122.15, 161. Dietyopteris 7, 174. Dinarda 15, 164. Diodyrhinchus 9, 127. 15,158. Direaea 13, 132. Dischirius7, 113.15, 15 1+ Ditoma 7, 180. Dolichosoma 7, 177. Dolichus 7,122. Dolopius 7, 178. Donacia II, 104. Dorcatoma 7, 182. 9, 123. 15,158. Dorcus 7, 167. Dromius 7, 112. 9, 117. Dryophilus, 7, 180. Dryophthorus 15, 160. Dytiscus 7, 127. Hbaeus 7, 177.15, 157. Eccoptogaster 7, 183. 9, 123. Eetinus 7, 173. Elaphrus 7, 106. Elleschus 9, 145. 15,188. Elmis 7, 137. Elodes 7, 178. Emphylus 15, 184. Emus 15, 177. Endomychus 13, 128. Ennearthrum 7,181. 182. Epilachna 13, 126. Epistemus 7, 183. Epuraea 7, 146. Ergates II, ge. Erirhinus 9, 145. Euaesthetus 15, 183. Eucinetus 15, 156. Eumolpus 11, 114. Euplectus 13, 13. Euryporus 19, 176. Euryusa 15, 163. Eutheia 13, 137. 15, 162. Exochomus 13, 126. Falagria 15, 162. Galeruca 11, 117. Gastrophysa 11, 112. Georyssus 7, 188. Geotrupes 7, 164. Gnorimus 7,161. Gonioctena 11, 112. Gracilia 11,9%, Grammoptera II, 104. 15, 160. Gronops 9, 13s. Grypidius 9, 145. 15, 159. Gymnetron 9, 186. Gymnusa 15, 172. Gynandrophthalma 11,118. Gyrinus 7,132. Gyrophaena 15, 72. Habrocerus 15, 173. Hadrotoma 7,187. Haemonia II, 107. 15, 160. Haliplus 7,132. Hallomenus 13, 132. Haltica 13, 118. 15,161. Halycia 13, 125. Hammatochaerüs 11,98. Haploderus 15,186. Haploglossa 15,163. Harpalus 7,114. 9,117. 15,181. Hedobia 7,178. Helodes 11,113. Helophorus 7,133. 9,118. Helops 13, 130. Hetaerius 7,160. 9,120. Heterocerus 7,137. Heterophaga 13,129, Heterothops 15,176. Hippodamia 13,122. Hispa I, 108. Hister 7,159. 15,155. Homaloplia 7,164. Homalota 15,167. Hoplia 7,164. Hydatius 7,197. Hydnobius 15,152. Hydraena 7,133. Hydrobius 7,134. Hydrochus 7,133. Hydronomus 15,160. Hydrophilus 7,134, Hydroporus 7, 130. 9,118. Hygronoma 15,171. 193 Hygropora 15, 168. Hylastes 7,184. Hylecoetus 7,182. Hylesinus 7,184. Hylobius 9,136. Hylotrupes 11798. Hylurgus 7,184. Hyperaspis 13, 126. Hyphydrus 7,130. Hypocyptus 15,172. Hypophloeus 13,129. Hypulus 13,132. Alybius 7,128. Ilyobates 15,165. Ips 7,150. Ischnoglossa 15, 168. Labidostomis 11,113. 15,161. Laccobius 7,138. Laccophilus 7,130. Lachaena 11,118. Lacon 7,170. Laemophloeus 7,181. 9,119. 15,154. Lagria 13,135. Lamia II, leo. Lamprinus 15,174. Lampyris 7,174. Larinus 9, 142. 15,159. Lathridius 7,155. 9, 120. 15,155. Lathrimaeum 15,188. Latlirobium 15,181. Lebia 7,113. 9,117. Leiodes 7,143, Leiopus 11,99. Leistotrophus 15,177, L£istus 7,107. Lema II, 107. Leptaeinus 15,181. Lepyrus 9,136. Leptura 11,103. Leptusa 15,163. Lesteva 15,187. Leucoparyphus 15,173. Limnebius 7,133. Limobius 9,138. Limonius 7,170 9,121. Lina 11,111. Liophloeus 9,135. Lissodema 13, 135. Litargus 7,186. Lithocharis 15,162. Lixus 9,142. Longitarsis 13, 120. Loricera 7,111. Lucanus 7,167. Ludius 9,122. Luperus 11,118. Lycoperdina 13,128. Lyetus 7,151. 9,119. Lygistopterus 7.174. Lymnichus 7,158. Lyprus 9,155, Lytta 13,134. Magdalinus 9,143. 15,:59, Malachius 7,126. Malthinus 7, 176. 9,122 Malthodes 13,157. Masoreus 7,111. 13 Mecinus 9.156. Megarthrus 15.189. Megatoma 7.157. Melandrya 13.132. Melanophila 7.168. Meligetes 7.148. 15. 153. Melo& 13.133, Melolontha 7.168. Mesosa 11.100. Metallites 9.134. Mezium 7.17% Micraspis 13.126. Micropeplus 15.190. Microphagus 7.169, Microzoum 13.129. Molorchus! 1.99. 15160. Molytes 9.136. Monchammus 11. 100. Mononychus 9. 150. Monotoma 7.154. 9. 120. 15.154. Mordella 13.132. Morychus 7.188. Mycetaea 7.154. Mycetina 13.128. Mycetocharis 13.130. Mycetophagus 7.186. 9.120. Mycetoporus 15.175. Myllaena 15.122. Myrmecoxenus 19,154. Myrmedonia 15.168. Wacerdes 13 134. Nanophyes 9.186. Nebria T,ior. 9.117. 194 Necrophorus 7.138. Nemonyx 15.158. Nitidula 7.147. Noterus 7.130. Notiophilus 7.107. Notoxus 13.186. Oberea 11.101. Obrium 11.90. Ocalea 15.163. Ochthebius 7.133. Ochthenomus 13.136. Octotemnus 7.182. Ocypus 15.178. Ocyusa 15.166. Odacantha 7.112. Odontaeus 7.165. Oedemera 13.134. Olibrus 7.145. Oligota 15.172. Olistophus 7.128. Olophrum 15 iss, Omalium 15.188, Omaseus 7.117. Omias 9.141. Omoerates 13,130. Omophlus 13.131. Omophron 7. 107. 15.151. Ontophagus 7.165 9.120. Onthophilus 7.161. Ocdes 7.120. Opatrum 13.129. Opilus 7.178. Orchesia 13,132. Orchestes 9. 140. Oreetochilus 7.132. Orobites 9.151. Oryetes 7.161. Osmoderma 7.161. Osmosita 7.148. Othius 15.181. Otiorhynchus 9.441. Oxypoda 15.166. Oxyporus 15.188. Oxystoma 9.130. Oxyteles 15,186. Pachybrachys 11.116. Pachyla 1 I. 102. Paederus 15. 168. Panagaeus 7.111. Paramecosoma 7.152. Parnas 7.137. | Paromalus 7.160. 15.155. Patrobus 7.124. Pedinus 13.130. Pelobius 7.131. Peltis 7.150. Pentaphyllus 13.128. Phaedon 1 I. 112. Phalacrus 7.145. Phaleria 15.161. Philonthus 15.178. Phloeobium 15.189. Ph loeocharis 15.189. Phloeodroma 15.171. Phloeophilus 15.157. Phloeopora 15.171. Phloeostichus 9.119. Phosphaenus 15.156. Phratora 11,112. Phyllobius 9.139. Phyllobrotica 11.118. Phyllopertha 7.163. Phytobius 9.147. Phytoecia 11.101. Phytonomus 9,137. Phytosus 15.162. Pissodes 9.143. 15.159. Placusa 15,171. Plagiodera 11,112. Platycerus 7,167. Platydema 13, 128. Platynaspis 13, 127. Platyrhinus 9,125. Platysma 7,117. Platysoma 7,159. Platysthetus 15, 186. Plectroscelis 13,122. Plegaderus 7,161. Plinthus 9, 136. Pocadius 7, 149. Podiacus 9,118. Poecilus 7,117. Pogonocherus II, 100. Polydrusus 9, 133. Polyphila 7,163 Poophagus 9,155. Pria 7, 148. Prionus 11,96. Prionychus 13, 131. Pristonychus 7,122. Procrustes 7,108. Proteinus 15,189, 195 Psammodius 7,167. Psammoecus 7,151. Pselaphus 13,137. Psylliodes 12,121. 15,161. Ptenidium 7,143. Pterostichus 7,117. 15,151. Ptilinus 7,182. 9,123. Ptilium 7,143. 15,152. Ptinus 7,178. 9,122. Pyrochroa 13,135. @&uedius 59,176. Eßachonycha 15,157. . Ramphus 9,130. Rhagium 11, 102. Rhamnusium 11, 102. Rhinoncus 9,154. 15,160. Rhinosimus 13.135. 15,161. Rhizohius 13,127. Rhizophagus 9,118. Rhynchites 9,126. 15,158. Rhyncolus ir. 15,160. Rhytidosomus 9,155. Rosalia 11,97. Salpingus 13,135. Saperda 11, 101. Saprinus 7,160. 15,158. Sarrotrium 7,150, Scaphidema 13,128. Scaphidium 7,142. Scaphisoma 7,142, 15,152. Sciaphilus 9, 131. Schistoglossa 15,172. Seirtes 7,174. Scopaeus 15,182. Scydmaenus 13,136. 15,162. Seymnus 13, 127. 15,161. Serica 7,164. Sericoderus 13, 122. Sericomus 7,173. Sibynes 9,147. Silis 7.176. Silpha 7,139. Silusa 15,163. Silvanus 7,151. 15, 184. Sinodendron 7,168. Sitones 9,132. Sitophila 9,157. Smieronyx 9, 147. Sonoria 7,147. Sperchus 7,132. Sphaeridium 7,135. Sphaerius 7,137. Sphaeroderma 13, 122. Sphindus 13,129. Sphodrus 7,122. Spondylis 11,96. Staphylinus 15,178. Stenolophus 7,116. Stenus 19,183. Stenusa 15,163. Stilicus 15,182. Stomis 7,418. 13* Strangalia 11,103. Strophosomus 9, 131. 15,159. Sunius 15,183. Symplocaria 7,188. Synaplus 7,169. Syncalypta 7,158. Synchyta 9,118. Syntomium 15,187. Synuchus 7,121. Pachinus 15,173. Tachyporus 15,173. Tachyusa 15,166. Tanygnathus 15,176. Tanymeecus 9,131. Tanysphyrus 9,136. Taphria 7,121. Tapinotus 9,155. Telephorus 7,174. 9,122. Telmalophilus 7,151. Tenebrio 13,120. 196 Tetratoma 7,152. 9,120. Tetrops 11, 101. Thalycra 7,149. Tharops 7,169. Thiasophila 15,163. Throscus 7,159. Thymalus 15,153. Typhaea 75156. Tillus 7,178. Tiresias 7,157. Tomoglossa 15,171. Toxotus 11,102. Trachodes 9,149. Trachyphloeus 9,120, Trachys 7,169. 9, 121° Trechus 7,124.9, 118. 15,151. Tribolium 13,129. Trichius 7,161. Trichodes 7,178. Trichophysa 15,173, Trichopterix 7,142. Trimium 13, 138. 15,162. Trinodes 7,157. Triphyllus 7,150. Triplax 7,153. Tritoma 7,183. Trogophloeus 15,186. Trogosita 7,150. Tropideres 9,128. 15,158. Tropiphorus 9,35, Tychius 9,147. 15,160. Tychus 13, 138. Tyrus 15,162. Valgus 15,156. Xantholinus 15,180. Xyletinus 7,182. Xylophilus 13,136. Xyloteres 7,183.9.123. TZabrus 7,118. Zeugophora 11,107, 197 5. Beiträge zur Henntniß der norddeutſchen Tertiär⸗Conchylien. (Ringieula und Aporrhais.) von F. E. Koch. Bei der großen Reichhaltigkeit meiner Sammlung an Tertiär⸗Petrefacten von norddeutſchen Fundorten und ins» beſondere aus dem Sternberger Geſtein, und bei der gro— ßen Unſicherheit in der Beſtimmung dieſer Conchylien, die hauptſächlich ihren Grund darin hat, daß man der ſo ſehr localen Eigenthümlichkeit der norddeutſchen Fauna nicht hinreichend Rechnung getragen hat und namentlich die oli— gocänen Formen des Sternberger Geſteins auf Formen jüngerer Schichten zurückführen wollte, begrüßte ich, wie ſo mancher Sammler, das Erſcheinen des Beyrichſchen Werkes über Tertiär-Conchylien mit aufrichtiger Freude, die nur erhöht wurde als die erſten Hefte die große Sorg— falt erkennen ließen, die ſowohl auf die bildliche Darſtel— lung, wie die Beſchreibung der Petrefacten und Verglei— chung derſelben mit den ähnlichen Formen anderer Loca— litäten verwandt wurde. Das Werk war offenbar darauf berechnet das für Norddeutſchland werden, was das Pracht— werk von Hörnes über die Tertiär⸗Mollusken von Wien 198 für Süddeutſchland geworden iſt, und mit Freuden ſuchte ich mein Scherflein zum Gelingen deſſelben beizutragen, indem ich dem Verfaſſer die beften Exemplare meiner Samm⸗ lung zur Benutzung anvertraute, von denen manches Stück als Original für die Abbildungen gedient hat. — Leider iſt das ſo ſchön begonnene Werk nach dem Erſcheinen des ten Heftes im Jahre 1857 bei der Bearbeitung der Pleurotomen ins Stocken gerathen, und da jetzt ſchon über 3 Jahre verfloſſen ſind, ſeitdem kein Heft mehr er⸗ ſchien, während der Proſpect das jährliche Erſcheinen von 2 Heften verſpricht, ſo iſt wohl kaum Ausſicht vorhanden, je das Werk vollendet zu ſehen, was, abgeſehen von der Täuſchung, die für die Abonnenten daraus hervorgeht, für die Wiſſenſchaft ein unberechenbarer Verluſt ift.!- Es bleibt daher Nichts übrig, als daß diejenigen, die im Beſitz reichhaltiger Sammlungen ſind, ſuchen, auf eigene Hand die durch Stockung des Beyrichſchen Werkes ent— ſtandene Lücke nach beſten Kräften auszufüllen, und ſo wie für die Kenntniß unſerer norddeutſchen Tertiär⸗Conchylien ſchon ſo Manches in neueſter Zeit von anderer Seite ge⸗ leiſtet iſt, wovon das vorliegende Heft wiederum Zeug. niß giebt, ſo mache auch ich jetzt den Anfang: diejenigen 1. Leider ſcheint auch die Rückſendung der dem Verfaſſer an⸗ vertrauten Petrefacten ins Stocken gerathen zu ſein, indem ich meine ſämmtlichen Pleurotomen und eine große Zahl anderweitiger werth⸗ voller Sachen jetzt ſchon reſp. 5 und 6 Jahre, ja zum Theil noch länger, entbehren muß. Möge der geehrte Verfaſſer, der meine des— fallſigen ſchriftlichen Bitten unbeantwortet gelaſſen hat, in dieſer Bemerkung eine freundliche Mahnung zur baldigen Rückſendung an mich und Andere, die in gleicher Lage ſind, finden! 199 Berichtigungen und Vervollſtändigungen, die ich zur Mit⸗ theilung an Beyrich für die beabſichtigten Nachträge zu ſeinem Werke geſammelt habe, ſelbſt in unſerem Archiv zu veröffentlichen, und werde damit fortfahren, ſo wie Mate⸗ rial geſammelt iſt und meine Zeit es mir geſtattet.“ Ringieula. Bisher kannten wir nur 2 Species aus den nord— deutſchen Tertiär⸗Bildungen, die von Beyrich? ſehr gut beſchrieben worden, während feine Abbildungen?“ jedoch nicht ganz naturgetreu die eigenthümliche Form der Spin⸗ delfalten wiedergeben, was um ſo mehr zu bedauern iſt, als dieſe gerade bei der Gattung Ringieula ebenſo, wie die mehr oder minder ausgebildete ſchwielige Anſchwellung der Spindelplatte ſehr characteriſtiſche Uuterſcheidungsmerk⸗ male abgeben. Ich bin im Stande, die Zahl der Ringicula-Arten in unſern norddeutſchen Tertiär⸗Bildungen um 2 Arten zu vermehren, deren eine nur für Norddeutſchland neu iſt, während die zweite überhaupt eine neue Species bildet. Der Vollſtändigkeit wegen führe ich hier alle 4 Species auf, jedoch nur unter Angabe der Fundorte, die in meiner Sammlung vertreten ſind. — —— ä y— 1. Ich gedenke hierbei dankbar der Unterſtützung, die mir durch die Herren E. Boll und J. O. Semper freundlichſt geworden iſt, ohne welche ich bei dem Maugel an hiureichender Literatur von der vorliegenden Arbeit hätte abſtehen müſſen. 2. Dr. E. Beyrich Couchylien des norddeutſchen Tertiärgebirgs S. 55. ff. 3. daſelbſt tab. 2, fig. 12. und 13. 200 1. Ringieula striata Phil. Beyrich Tab, 2 Fig. 12. Oberoligocäan im Sternberger Geſtein als eines der häufigſten Petrefacten. Zur Beyrichſchen Beſchreibung habe ich nichts hinzuzufügen, als daß unter den Exempla⸗ ren des Sternberger Geſteins auch Stücke mit 5 Windun⸗ ö gen vorkommen. Zu der Abbildung bemerke ich, daß die Anſchwellung der Spindelplatte in der Regel nicht ſo ſtark ausgebildet iſt, wie die Zeichnung dies darſtellt, ja daß ſolche öfter ganz fehlt; ferner daß die beiden unteren Zähne nicht völlig ſo ſcharf ausgebildet und weniger ſteil in die Höhe gerichtet ſind, und der kleine obere Zahn etwas höher ſitzt. Die Form dieſes Zähnchens variirt, indem derſelbe in der Regel nicht fo kurz hakenförmig, wie in der Zeich⸗ nung, ſondern von mehr länglicher Form ſich bildet. 2. Ringieula Grateloupi d'orb. Oberoligocä im Sternberger Geſtein und im glei— chen Geſtein zu Moidentin bei Wismar gefunden, einer der ſeltneren Einſchlüſſe, jedoch durch eine Reihe von Exem⸗ plaren in meiner Sammlung vertreten, deren Vergleichung mit Original⸗Exemplaren aus den Faluns von Leognan keinen Zweifel über die Richtigkeit der Beſtimmung zuläßt. Die Schale beſteht bei wohlerhaltenen Exemplaren aus 6 Windungen, von denen die Embryonal-Windungen glatt, die übrigen mit einer durch vertiefte Linien, ähnlich wie bei R. striata, gebildeten Querſculptur geziert find. Die Zahl dieſer Furchen variivt zwiſchen 10 bis höchſtens 13 in der Schlußwindung, erreicht daher nie die Höhe wie bei striata, bei der dieſe Zahl bis auf 18 ſteigt; dieſelben 201 — ſind daher durch weſentlich breitere glatte Zwiſchenräume getrennt, was ſofort ſchon ein gutes Unterſcheidungsmerk— mal abgiebt; die Zahl dieſer Furchen ſtimmt genau mit den Exemplaren von Leognan zaſammen. Die Spindel— falten find weſentlich kräftiger entwickelt wie bei striata’ namentlich die beiden unterſten durch einen tiefen abgerun— deten Einſchnitt von einander getrennt; auch in der Stel- lung der Falten findet eine Abweichung gegen striata ſtatt, denn während hier die beiden unteren Falten faſt genau eine parallele Richtung feſthalten, convergiren fie bei Gra- teloupi ſehr beſtimmt, indem die unterſte Falte ziemlich ſtark in die Höhe gerichtet iſt; die dritte, oberſte Falte bildet einen kleinen ſcharf abgeſetzten, etwas abwärts hän— genden Zahn, der ziemlich genau die Mitte zwiſchen der 2ten Falte und dem oberen Mundwinkel einnimmt. Am ſchärfſten tritt bei K. Grateloupi die Abweichung von R. striata hervor in der ungemein kräftigen Entwicke— lung des verdickten Mundſaumes und der Anſchwellung der Spindelplatte, durch welche ungefähr der dritte Theil der Unterfeite der Schlußwindung verdeckt wird. Dieſe Art nähert ſich dadurch weſentlich der R. auriculata, und iſt namentlich in der Form der verdickten Außenlippe kaum ein Unterſchied zwiſchen beiden zu finden; wie dort, wird die Mundöffnung durch eine Anſchwellung der Innenſeite des Außenrandes in der Mitte verengt. Der Mundſaum iſt nach Innen glatt, nach außen iſt derſelbe, wie bei den franzöſiſchen Exemplaren, durch Längsfurchen, die wohl die Anwachslinien bilden, geziert. Unſere R. Grateloupi ſtimmt in jeder Hinſicht mit den franzöſiſchen Exemplaren zuſammen, bleibt jedoch, wie 202 dies faſt durchgehends der Fall mit unſern nördlichen Vor⸗ kommen iſt, etwas kleiner; gegen die R. striata iſt ſie we⸗ ſentlich, durchſchnittlich wohl um die Hälfte, größer. Was nun die Trennung derſelben von striata betrifft, ſo iſt zwar nicht zu läugnen, daß unter den zahlreichen Exemplaren der striata häufiger ſich Individuen finden, die durch eine kräftiger gebildete Außenlippe gleichſam ei⸗ nen Uebergang zu bilden ſcheinen zur Grateloupi; immer aber bleibt die bei letzterer ſchwielig ausgebildete Spindel⸗ platte, ſowie die Stellung der Falten ein gutes Merkmal und ſo lauge man die Trennung der beiden Arten über— haupt feſthalten will, was wohl unerläßlich iſt, muß man auch das Vorkommen der Grateloupi neben der siriata im Sternberger Geſtein zugeben.“ 3. Ringicula Semperi nov. spee. eitteloligocän im Septarienthon von Mallis, von der Größe der Ringieula striala, jedoch weit bauchiger und weniger ſpitz im Gewinde. Das Embryonalende be— ſteht aus zwei kleinen glatten Windungen, dann folgen 2 Mittel⸗Windungen von einer mehr gerundeten Form wie bei den beiden vorigen Arten, und die ſehr bauchige, faſt 1. Schon Bronn in der Lethäa (ed. 3) Bd. III S. 463 er⸗ wähnt in der Anmerkung, daß in dem Sternb. Geſtein neben R. striata noch eine andere Art vorkomme, die er zwar nicht nennt, aber doch jo characteriſirt, daß wohl nur unſere R. Grateloupi darunter vers ſtanden werden kann; der von ihm ebendort aber geäußerten Vers muthung, daß dieſe bei den Arten zuſammen mit R. auriculata und buccinea nur eine einzige Species bilden möchten, kaun ich durch— aus nicht beipflichten. E. Boll. 203 kugelförmige Schlußwindung. Die Querſculptur, die auf der erſten Mittelwindung in ſchwachen Linien beginnt, bes ſteht hier nicht ſowohl aus ſcharfen vertieften Linien, wie bei beiden vorigen Arten, ſondern aus etwas breiteren, flach vertieften Furchen, die namentlich nach dem oberen Rande der Umgänge zu breiter werden, und die durch dop— pelt ſo breite glatte Streifen von einander getrennt ſind. Solcher Furchen ſind 9 bis 10 auf der letzten Mittel— Windung, und etwa 22 auf der Schlußwindung. — Die Mündung iſt weit, faſt halbmondförmig, etwas ſchief nach unten vorgezogen; der Außenrand iſt mit einer ſchwachen glatten Verdickung verſehen; die ſehr kugelige Unterſeite der Schlußwindung fällt ſteil zu der mit 2 ſcharfen, par— allel geſtellten Falten verſehenen Spindel ab; die Anſchwel— lung der Spindelplatte fehlt hier vollſtäudig, die Quer— ſculptur iſt vielmehr deutlich auf dieſer Unterfeite ſicht— bar, zieht ſich in die Spirale hinein, und aus derſelben tritt durch allmälige Erhebung unmittelbar unter der obern Spitze der Mundöffnung ein glattes Zähnchen hervor. Die Ringicula Semperi iſt weſentlich dünnſchaliger wie die vo— rigen Arten, und weicht in jeder Hinſicht ſo ſehr von den übrigen Ringicula-Arten ab, daß die Aufſtellung einer eig— nen Species hinreichend motivirt erſcheint. 4. Ringicula aurieulata Men. Beyrich Tab. 2 Fig. 13, Miocän in anſtehendem feſten Geſtein bei Reinbeck und bei Bocup, und in einem als Gerölle am Elbufer un— weit Dömitz (bei Langendorf auf Hannöverſcher Seite) gefundenen Sandſtein; bei Reinbeck mit wohlerhaltener Schale, bei Bocup als Abdruck im Geſtein vorkommend. 204 Zur Beyrichſchen Beſchreibung habe ich nur ergän— zend hinzuzufügen, daß die Zahl der auf den Mittel⸗Win⸗ dungen befindlichen Querlinien 5 bis 6 beträgt, und daß. an den Stücken aus den norddeutſchen Fundorten aller— dings keine Spur von Querſculptur auf der Schlußwin⸗ dung bemerkbar iſt, während die mir vorliegenden etwa doppelt ſo großen Exemplare von Siena auch auf der Schlußwindung, und zwar auf dem unteren Theile derſelben, deutlich die Querlinien nachweiſen. Zu der Abbildung habe ich noch hinzuzufügen, daß der Zeichner auch hier die Stellung der Spindelfalten nicht ganz richtig aufgefaßt hat. Die beiden unteren Fal— ten convergiren nämlich nicht ſo ſtark, indem die untere Falte weniger ſteil in die Höhe gerichtet iſt und die zweite Falte nicht ſo ſtark herab ſich neigt; und die obere Falte iſt etwas weniger ſtark entwickelt, indem der Zwiſchenraum zwiſchen der 2ten und Zten Falte etwas größer iſt, wie die Zeichnung dies wiedergiebt. Auch die ganze Form der Art iſt nicht ſo kugelig, ſondern mehr länglich eirund. Dieſe Bemerkungen paſſen ſowohl für die mir vorliegen⸗ den Exemplare von Reinbeck, wie von Siena. Aporrhais. So ſehr gewiß das Streben anzuerkennen iſt, eine Vereinfachung in die Nomenclatur bei der Petrefactenkunde einzuführen durch möglichſte Zuſammenziehung der Species, ſo kann ich doch mich nicht der Anſicht anſchließen, die Beyrich in ſeinem Werke über Tertiär-Conchylien rückſicht⸗ lich der Aporrhais-Species vertritt. Derſelbe zieht unter dem Namen A, speciosa Schloth. eine Reihe von Formen 25 zuſammen, die unbedingt aus einander gehalten werden müſſen, und wenn gleich derſelbe (S. 175) die von Boll vor- genommene Trennung der Aporrhais speciosa in 4 Spe- cies tadelt, ſo kann ich nach den mir vorliegenden Mate— rialien doch nicht umhin, die letztere Anſicht, für die rich— ti gere zu halten. Schon eine genauere Betrachtung der Beyrichſchen Abbildungen auf Tab. 11., die den Charac⸗ ter dieſer Conchylien ſehr gut wiedergeben, ſpricht für die letztere Anſicht, und unterſcheide ich hiernach: 1. Die Form, die durch die Fig. 1, 2 und 6 wie- dergegeben iſt. 2. Die durch Fig. 3. 3. Die durch Fig. 4. 4. Die durch Fig. 5 dargeſtellte Form. Bin ich zwar der Anſicht, daß es zur Genüge mo— tivirt ſein dürfte, dieſe Formen als 4 verſchiedene Species vollſtändig zu trennen, ſo will ich doch um der Autorität Beyrich's nach Möglichkeit Rechnung zu tragen, die 3 er⸗ ſten Formen als Unterabtheilungen der A. speciosa be- ſtehen laſſen, die Ate Form aber iſt fo unbedingt verfchie- den von speciosa, daß ich für dieſe die ſchon 1846 von Boll in ſeiner Geognoſie der Oſtſeeländer S. 173 vorgenom- mene Abtrennung und Aufſtellung der Species A. tenuis feſthalten muß. Die Zeichnung Fig. 5 zeigt ſchon, daß wahrſcheinlich nur unvollſtändige Exemplare vorgelegen ha, ben, wodurch Beyrich zur Zuziehung dieſer Form zu speciosa veranlaßt worden iſt. Ich werde nun zunächſt die vier verſchiedenen Formen der Aporrhais ſpeciell beſchreiben, und dann auf die Abweichungen derſelben von einander im Allgemeinen zurückkommen. 206 I. Aporrhais speeiesa Schloth. var. Margerini Kon. Beyrich Tab. II. Fig. 1. 2. 6. Es ſcheint dies die älteſte tertiäre Form der Aporrhais zu ſein, die nach Beyrich's Mittheilungen zu urtheilen, ihren Platz vorzugsweife in den mitteloligocaͤnen Bildun⸗ gen finden dürfte, und nur in ſeltenen Exemplaren in die Ablagerungen vom Alter des Sternberger Geſteins hin— überſtreift, wie dies mehrfach auch bei andern Petrefacten vorkommt. Ich habe ſie nur einmal im Sternberger Geſtein in einem vollſtändigen ſehr ſchönen Exemplare ges funden, welches ſo genau zu der Abbildung Fig. 6 ſtimmt, als hätte es als Original zu der Zeichnung gedient. Aus jüngeren Schichten iſt mir dies Petrefact nicht bekannt, und vermuthe ich, daß die von Beyrich angeführten Fund— orte aus ſolchen Schichten ſich auf die Form Fig. 3 be⸗ ziehen werden. Das mir vorliegende Exemplar hat außer dem abge— brochenen Embryonalende 5 Mittel-Windungen, die mäßig gewölbt, und gleichmäßig mit gebogenen ſtarken Längsrippen geziert ſind. Dieſe Rippen, die durch Zwiſchenräume von gleicher Breite, wie die Rippen ſelbſt, getrennt ſind, nehmen von unten nach oben an Stärke ab, an Zahl aber zu, ſo daß beim vorliegenden Stücke auf den halben Umgang der erſten Mittel- Windung 7 Rippen, der zweiten Win— dung 9 Rippen, der dritten Windung 11 bis 12 Rippen kommen. Die Rippen der erſten Mittel-Windung ſchwellen nach der Mitte zu ſtärker an, und bilden ſich allmälig mehr knotenartig aus. Die Querſculptur der Windungen 207 beſteht wie bei allen Aporrhais-Arten aus dicht gedrängten Querlinien, die in gleicher Stärke über die Rippen hin⸗ weglaufen. In der Schlußwindung bilden ſich die knotigen Rippen vollſtändig zu einer Reihe von ſtarken Knoten aus, die in der Zahl von 5—6 auf den halben Umgang, die Win— dung auf Y, der Höhe vom obern Rande umgürten; dieſe Umgürtung findet ihre Fortſetzung auf dem Flügel durch einen markirten abgerundeten Kiel, der mit einer ziemlich ſteilen Biegung in die Höhe in eine fingerförmige obere Ausbuchtung des Flügels übergeht. Unter der oberen Knotenreihe dieſer Windung wird dieſelbe ziemlich genau in ihrer halben Höhe von einem abgerundeten Kiele um— gürtet, der in ziemlich regelmäßigen Abſtänden zu kleinen Knötchen anſchwillt, und der noch eine kurze Strecke auf dem Flügel als ſchwache Auſchwellung ſich markirt. Ein dritter Kiel ohne Knoten läuft parallel den oberen über die Schlußwindung, etwas näher dem 2. geſtellt, wie dieſer dem erſten, und verſchwindet da, wo der Flügel anſetzt. Zahlreiche Querlinien, bald von gleicher Stärke, bald mit ſchwächern wechſelnd, laufen quer über die Schlußwin— dung und divergirend, bis zum Rande des Flügels. Dieſer nähert ſich in dem mir vorliegenden Stücke der in Fig. 3. bei Beyrich gezeichneten Form, und zieht ſich bis zur 4. Mittel⸗Windung in einem ziemlich breiten Lappen in die Höhe. Die Unterſeite des Flügels iſt, gleich wie die Spindelplatte, in der durch Fig. 6 dargeſtellten Weiſe durch eine ſchwielige Verdickung, welche die Sculptur der Unterſeite völlig verſteckt und die Mündung ſehr verengt, bedeckt. 208 2. Aporrhais speciosa Schleth. var. bicarinata Boll. Beyrich Tab. 11. Fig. 3. In meiner Sammlung aus der Gegend von Schwe— rin und von Moideutin bei Wismar, in der Bollſchen Sammlung ein Exemplar aus der Gegend von Güſtrow in Geröllen, die dem Sternberger Geſtein nahe ſtehen aber doch vielleicht jünger ſind. Dies Petrefact iſt der vorigen Varietät zwar nahe verwandt, unterſcheidet ſich aber ſehr beſtimmt durch das conſtante Fehlen des unterſten Kiels auf der Schlußwindung. Die obere Knotenreihe und der knotige Kiel darunter ſtehen fo, daß die Mitte der Schluß— windung zwiſchen beiden liegt. Als Fortſetzung der oberen Knotenreihe zieht ſich wie bei der vorigen Varietät eine kielartige Erhebung über den Flügel fort, dieſelbe iſt jedoch nicht ſo kräftig entwickelt und ſteigt bei weitem nicht ſo ſteil an, wie dort, und entſpricht derſelben auf der Unter— ſeite des Flügels eine tiefe Rinne. Die Schale iſt ſelbſt bei vorwiegender Größe bei weitem ſchwächer, wie die der vorigen Varietät, der Flügel iſt unterhalb nicht verdickt und die Spindelplatte nur ſo ſchwach belegt, daß überall die Sculptur durchſcheint, daher die Mundöffnung bei weitem freier und größer. Zuſatz des Herausgebers. — An der ſpecifiſchen Selbſt⸗ ſtändigkeit meiner Ap. bicarinata nov. sp. (dieſen Namen führt ſie ſeit Jahren in meiner Sammlung!) habe ich trotz Beyrichs Einſprache noch niemals gezweifelt, obgleich ich ſie anfänglich, als ſie zuerſt in meine Hände kam, für Ap. Margerini de Kon. ( Ap. Par- kinsoni Nyst) hielt. Dieſe aber hat auf der letzten Windung con⸗ ſtaut drei Kiele, wie dies die Abbildung bei Beyrich (XI. 1. 2) und Nyſt (XLIV. 4) und die von letzterem gegebene Beſchreibung 209 deutlich zeigen: „sur le dernier tour les cötes sont totalement changees en une carene fortement tubereuleuse, qui en occupe la partie médiane, et sous laquelle l'on en apercoit encore deux autres beaucoup moins prononetes, dort la médiane est seule pourvue de petites tubereules rapproches.“ — Bildeten nuſere Stücke nur eine Abart der Ap. Margerini, ſo wäre es doch der ſonderbarſte Zuſall von der Welt, wenn hierher nach Meklenburg dieſe Varietät ſo vorzugsweiſe verſchlagen wäre, denn alle unjere Exemplare von Güſtrow (m. Samml.), Roſtock (Roſt. Muf.), Pinnow (wo fie loſe in der Mergelgrube gefunden, — Dr. L. Brückners Sammlung!), Schwerin und Moidentin (Koch's Sammlung) zeigen keine Spur eines dritten Kieles. Auch die Bildung des Flügels, der Mund⸗ öffnung und der Spindelplatte iſt, wie Hr. Koch hervorhebt, bei ms. ſerer Art eine andere. „Les trois carenes (fo ſetzt Nyſt ſeine Ben ſchreibung der Ap. Margerini fort,) se prolongent jusqu'à une gouttiere tres-sinueuse, separant la spire du prolongement du bord qui se transforme en une aile très-épaisse, large, biangulense, s’etendant jusqu“ au dela du sommet de la spire et qui donne lieu à une callosité très-forte et trös-lisse recouvrant a peu pres la moitié de la coquille du cötd de la columelle. L’ouverture est ovale, tres-&troite, déprimée et oblique.“ — Mein Exemplar von Güſtrow ift übrigens noch um die Hälfte größer als das Roſtocker, welches Beyrich XI. 4 abgebildet hat. E. Boll. 3. Aporrhais speciosa Schloth. var. megapolitana Beyr. Beyrich Tab, Il. Fig. 4. Eine der häufigeren Conchylien des Sternberger Geſteins und aus dieſem, wie aus gleichalterigem Geſtein von Lut— tersdorf bei Wismar, zahlreich in meiner Sammlung ver— treten. Das Embryonalende, welches ſehr ſelten vollſtän— dig erhalten iſt, beſteht aus 2 glatten Windungen, von deuen die oberſte ſehr platt gedrückt iſt, wodurch daſſelbe 14 210 ein abgeſtumpftes Anſehen erhält; dann folgen 4 bis 5 gerundete Mittelwindungen, für deren Sculptur characte⸗ riſtiſch erſcheint, daß in den oberen Windungen die Quer⸗ ſculptur, in den unteren die Längsſculptur dominirt. Die beiden oberſten Mittelwindungen zeigen nur eine Querſculp⸗ tur, gebildet durch 10 bis 12 ſcharfe vertiefte Linien; auf der zweiten Mittelwindung breitet ſich allmälig ſchon die Längsſculptur der übrigen Windungen vor, indem die Quer⸗ linien wie durch leichte gebogene Anwachsſtreifen durchs ſchnitten erſcheinen; dieſe Streifen werden ſehr allmälig kräftiger, und bilden auf der Zten Mittelwindung durch die Durchkreuzung mit den noch ſcharf geſchnittenen Quer⸗ linien ein zierliches Gitterwerk, deſſen Maſchen der Quere nach in die Länge gezogen ſind. Die 4te oder vorletzte Mittel⸗Windung zeigt ſchon kräftig eutwickelte Längsſtrei⸗ fen, deren man 12 bis 14 auf dem halben Umgange der Vorderſeite zählt und die durch Zwiſchenräume von etwas größerer Breite, wie die Streifen ſelbſt, getrennt ſind. In der letzten Mittelwindung gehen die Längsſtreifen durch allmälige Verſtärkung und Verringerung der Zahl nach in kräftige Längsfalten über, die bei ausgebildeten Exempla⸗ reu nach dem Flügel zu ſelbſt knotenartig in der Mitte anſchwellen, und ſogar bei beſonders kräftiger Entwickelung die Mitte des Umgangs kielartig erhoben erſcheinen laſſen; man zählt ihrer acht auf der oberen Hälfte des Umgangs, getrennt durch Zwiſchenräume von faſt doppelter Breite wie die Falten. Die über dieſe Falten hinweg laufenden abwechſelnd ſtärkern und ſchwächern Querſtreifen bilden auf erſteren mitunter kleine knotenartige Anſchwellungen. Die Schlußwindung zeigt auf der Unterſeite noch die 211 Längsfalten, die jedoch von 3 ſich hier entwickelnden Kies len quer durchſchnitten werden, mit denen ſie auf der Durch— kreuzungsſtelle Knoten bilden; allmälig tritt der Character der Falten mehr in den Hintergrund und auf der Ober— ſeite der Schlußwindung zeigen ſich auf ſchwachen kielar— tigen Erhebungen 3 Reihen von Knoten, die in der Mitte des Umgangs ſich am ſtärkſten erheben, von da zum Flü— gel wieder ſchwächer werden, und noch auf der Windung ſelbſt wieder in 3 Kiele übergehen, von denen die beiden oberen, mitunter auch der untere, in ſchwachen Audeutun— gen über den Flügel fortlaufen, gegen den Rand des Flü— gels hin aber verſchwinden. Dem oberen Kiele entſprechend findet ſich auf der Unterſeite des Flügels eine ziemlich ſcharfe Furche; da wo der Kiel gegen den Rand des Flügels mündet, iſt dieſer etwas lappenartig vorgezogen, ſenkt ſich von da ab in feinem Verlauf zur Windung etwas ein, und zieht ſich daun in ſchräger aufſteigender Linie zum Gewinde hin, an welches er ſich im oberen Theile der unterſten, oder gleich oberhalb dieſer letzten an die vorletzte Mittelwindung, niemals höher, anlegt, wie dies die Zeichnung Fig. 4. bei Beyrich ganz richtig wiedergiebt. Die Kustengürtel der Schluß-Windung ſind ſo geſtellt, daß der oberſte den 4. Theil der Windung abſchneidet, der 2. in der Mitte derſelben ſteht, und der 3. dem 2. etwas näher gerüuͤckt iſt, wie die Entfernung zwiſchen deu beiden erſten beträgt, der Zahl nach ſtehen 8 bis 9 Kuoten auf dem halben Umgange der oberſten Reihe. Die Knoten der oberſten Reihe ſind die größten und nehmen in jeder folgenden um etwas ab. Stets find 3 deutliche Knotengürtel vor» handen. — Die ganze Schale iſt ſehr dünne, der Flügel 14* 212 —ͤ — unterhalb nicht verdickt und die Anſchwellung der Spindel⸗ platte ſehr ſchwach entwickelt und nur einen kleinen Theil der Unterſeite der Schlußwindung verdeckend. 4, Aporrhais tenuis Boll. Beyrich Tab. 11 Fig. 5. Chenopus paradoxus Phil.? Oberoligocaͤn im Sternberger Geſtein und in einem gleichalterigen Gerölle von Luttersdorf bei Wismar als ein's der ſelteneren Petrefacten; eine gute Art, für die uns die angezogene Abbildung bei Beyrich im Stiche läßt, indem die Hauptſache, die characteriſtiſche Ausbildung des Flügels, fehlt, weshalb ich, wie ſchon oben erwähnt, ſchließe, daß von dieſer Art nur höchſt unvollkommene Exemplare vorgelegen haben. Dieſe Species zeichnet ſich durch ihre ſchlanke, thurm- förmige Geſtalt aus; die Schale hat 9 Umgänge, von denen die oberſten 2 bis 3 glatten Windungen zum Em— bryonalende zu rechnen find; dann folgen 5 Mittelwindun⸗ gen, die alle gleichmäßig mit einer Sculptur verſehen ſind, die ſich ſehr nahe der Sculptur der dritten Mittelwindung der speciosa var. Megopolitana anſchließt: zahlreiche ge- bogene Längslinien durchkreuzen ſich mit ſcharfkantigen ſehr ſchmalen Querleiſten, wodurch ein ſehr zierliches netz— förmiges Maſchenwerk von faſt quadratiſchen Formen ge⸗ bildet wird, indem die Zwiſchenräume ſowohl der Längs— wie der Quer⸗Leiſtchen ziemlich von derſelben Breite find, wie dieſe Leiſtchen ſelbſt. Es finden ſich 9 bis 10 Längs⸗ linien auf jedem Umgange, und ſcheint dieſe Zahl ziemlich feſt zu ſtehen für die verſchiedenen Individuen, während die Zahl der Längsleiſten mehr variirt und zwiſchen 36 213 und 40 in einem Umgange der Mittelwindungen ſchwankt, ſelten bis auf 32 zurückgeht; mit der Abnahme der Zahl der Leiſten ziehen ſich natürlich die kleinen Netzmaſchen der Quere der Umgänge nach etwas mehr in die Länge. — Auf der Unterſeite des letzten Umgangs ſind die erwähn— ten Längsleiſten noch deutlich ſichtbar, im weitern Verlauf nach der Oberſeite zu aber entwickelt ſich durch allmälige Zuſammenziehung aus denſelben eine Reihe von zierlichen Knötchen, deren etwa 10 auf der oberen Wölbung des letzten Umgangs ſtehen; aus dem letzten Knötchen vor dem Flü— gel entwickelt ſich ein Kiel, der mit einer mäßigen Biegung nach oben über den Flügel wegläuft, kräftiger hervortritt, ſo wie er ſich mehr dem Rande des Flügels nähert, und als fpitzer Dorn ziemlich bedeutend über den Flügelrand vorragt. Dieſem Kiel entſpricht auf der Unterſeite des Flügels wieder eine tiefe Furche. — Der oben erwähnte Knotengürtel ſteht auf dem erſten Drittheil der Höhe der Schlußwindung; auf dem zweiten Drittheil wird dieſelbe von einem Kiel umgürtet der in mehr oder minder ſtarker Entwickelung, mitunter nur ſchwach angedeutet, ſchwächere Knötchen trägt, und der in einer ſchwachen Biegung nach abwärts in faſt gleicher Stärke über den Flügel bis an den unteren Nand deſſelben, und hier eine ſchwach vortre— tende Spitze bildend, fortläuft. Ein dritter, ſchwächerer Kiel läuft etwa in dem halben Abſtande der beiden erſten um die Schlußwindung bis an den Flügel und hört hier auf; auch er zeigt mitunter eine ſchwache Andeutung von Knötchen. Von dem aus dem obern Knotengürtel ſich entwik— kelnden Dorn des Flügels ab macht der Rand des letzteren 214 eine Schwache Biegung nach unten, zieht ſich dann ſchräge aufwärts dem Gewinde zu und entwickelt ſich hier zu ei— nem ſpitzen Dorn, der ſich feſt an das Gewinde anlegt und an demſelben ſich bis zu den Em⸗ bryonal-Windungen in die Höhe zieht. Die Un— terſeite des Flügels iſt ſchwach ſchwielig verdickt; eine gleiche ſchwielige Verdickung der Spindelplatte verdeckt etwa den dritten Theil der Unterſeite der Schlußwindung, zieht ſich als ſchmales Band über alle Gewinde bis zu gleicher Höhe mit dem Dorn des Flügels aufwärts und bildet mit dieſem Dorn eine tiefe glatte Furche. Aus dieſer Darſtellung erhellt zur Genüge, daß die Aporrhais lenuis eine Entwickelung des Flügels zeigt, die dieſelbe mehr in die Verwandſchaft der miocänen alata und der ſubappeuinen pes graculi bringt und bedarf es wohl keiner weitern Eutwickelung, daß ein Zuſammenzie⸗ hen dieſer Art mit der speciosa völlig unthunlich iſt. — Ob der Chenopus paradoxus Philippi's ſich auf dieſe Art bezieht, iſt ohne Vergleichung der Originale für jene Beſtimmung nicht zu ermitteln. Es läßt ſich nach der Be— ſchreibung faſt darauf ſchließen, jedenfalls iſt aber die ans gegebene Zahl der Längsfalten abweichend, und das vor— wiegend characteriſtiſche Merkmal, der Flügel, hat Philipp gleichfalls nicht vorgelegen. Was nun die 3 Unterabtheilungen der Aporrhais speciosa betrifft, fo ſtehen allerdings die beiden erſten Formen: Margerini und bicarinata einander nahe, doch ſcheint mir das Fehlen der dritten Umgürtung der Schluß: wiöndung des Kiels, bei der letztern ein conftantes Merk mal zu ſein, welches verbunden mit der abweichenden Aus⸗ 215 bildung der Unterſeite und der Spindelplatte wohl eine Trennung der beiden Varietäten motivirt. — Viel ſtren⸗ ger von beiden geſchieden ſteht die var. megapolitana da, durch die abweichende Sculptur der Umgänge durch die ſtets regelmäßig vorhandenen 3 ausgebildeten Knotengürtel und die viel kleinere und dünnere Schale, ſo daß mir ei— gentlich kein Zweifel darüber obwaltet, daß ſie eine gute, ſelbſtſtändige Art bilden würde, um ſo mehr als ſie Leit— muſchel für die Schichten vom Alter des Sternberger Ge— ſteins zu ſein ſcheint. Alles wird darauf ankommen, ob ſich vermittelnde Uebergangsformen zwiſchen dieſer und den beiden erſten Varietäten finden; mir ſind ſolche nicht vorgekommen, und bitte ich im Intereſſe der Wiſſenſchaft alle Petrefactologen, ihr Augenmerk auf dieſe Formen zu richten. 6. Rleine geognoſtiſche Mittheilungen. von F. E. Koch. 1. Tertiäre Thonlager bei Goldberg. Unter dieſer Ueberſchrift macht Herr Boll ſchon im Archiv J. IV. S. 164 eine Mittheilung, die das Vorhanden⸗ ſein von Tertiärſchichten bei Goldberg wahrſcheinlich macht. Um fo mehr Aufmerkſamkeit wandte ich daher einem Vor⸗ fall zu, den mir der Herr Forſtmeiſter von Rieben kürzlich als dort erlebt erzählte. Ich führe hier aus der Erinne— rung die eignen Worte des Herrn Referenten an: „Ich ging vor längeren Jahren durch ein kleines Gehölz auf dem Wege von Goldberg nach Medow, woſelbſt ich einige Leute beim Graben von Thon für die Töpfer in Goldberg 216 — beſchäftigt fand. Die Leute, mit denen ich ein Geſpräch anknüpfte, erzählten mir, daß ſie ſo eben einen ſonderbaren Fund gemacht hätten, indem ein etwa 6 Fuß langer Fiſch vollſtändig in dem Thon gelegen hätte, ſo wohl erhalten daß noch alle Schuppen zu ſehen geweſen wären. Ich bedaure ſehr nicht früher an Ort und Stelle geweſen zu ſein, indem leider die Leute mit dem dieſer Claſſe eigenen Zerſtörungstriebe den Fund vollſtändig zertrümmert und beim Auswerfen des Thous uuter dieſem vergraben hatten Es gelang mir indeſſen doch mit Hülfe der Leute einige Frag⸗ mente des Fundes aus dem Thon herauszuſammeln, welche die Angabe derſelben als richtig beſtätigten; ich fand nämlich eine Anzahl von Wirbeln mit langen dornartigen Anſätzen, einen Kiefer mit ſehr großen Zähnen und ein Kreuz, ähnlich dem aus einem Hechtkopfe; und zwar ließ die Größe dieſer Theile auf einen ſehr großen Fiſchreft ſchließen. Ich be— dauere damals nicht mehr Keunntniß von dem Intereſſe gehabt zu haben, welches dieſer Fund für die Wiſſenſchaft hat; dieſem Umſtande ift es namentlich zuzuſchreiben, daß ich erſt längere Zeit nachher die gefundenen Fiſchreſte an meinen alten Lehrer Blumenbach in Berlin ſandte, der mir umgehends ſeinen Dank für den intereſſanten Fund ausſprach, mit dem Bemerken, daß der Fiſch zu der Gattung Esox gehöre, daß aber die species noch nicht feſtgeſtellt ſei. Seinen dringenden Wunſch: mehr von dieſen Reſten ihm zuzufen- den, konnte ich leider nicht befriedigen, da der Thon längſt zu Schalen und Töpfen verarbeitet war.“ Möchten in der Gegend wohnende Geognoſten dieſem Thonlager, welches ſicher der Tertiärformation zuzuzählen ſein wird, ihre Auſmerkſamkeit zuwenden! 217 — — 2. Gypsbildung in Diluvialſchichten. Im vorigen Jahre machte mich der Herr Förſter Harms zu Finkenthal bei Gnoien darauf aufmerkſam, daß auf ſeinem Acker eine Stelle vorkomme, auf der keinerlei Vegetation ſich entwickeln wolle, und die im Sonnenſchein wie von kleinen Cryſtallen ergläuze. Eine Beſichtigung der Localität ergab, daß dieſelbe ſich auf einem von Fin— kenthal aus gegen Nord-Oſt abdachenden ſehr quellreichen Terrain befindet, auf welchem an verſchiedenen Stellen ſehr kalkhaltige Mergellager zu Tage ausgehen. — Die Stelle zeichnet ſich durch ihre gelbbraune Farbe von dem übrigen Acker aus und verdankt dieſe Farbe einem vor— wiegenden Gehalt von Eiſenoxydhydrat. In dieſer Ocker— Erde liegen unzählige kleine feine Cryſtallnadeln, die ich ſofort für Gyps⸗Ciyſtalle anſprach, welches Urtheil durch eine auf meine Bitte von dem jetzt leider verſtorbenen Apotheker Dr. Griſchow in Stavenhagen angeſtellte che— miſche Unterſuchung beſtätigt wurde. Die Bildung dieſer kleinen Gyps⸗Cryſtalle geht hier wahrſcheinlich auf demſel— ben Wege vor ſich, wie ſolche in den tertiären Thonlagern ſtatt gehabt hat: durch gegenſeitigen Austauſch der Be— ſtandtheile des Schwefel-Eiſens und der überall dort dem Boden beigemengten kohlenſauren Kalk-Erde. Die oben erwähnten Mergellager ſind ſtellenweiſe ſehr kalkreich; der durch Abſchlämmen gewonnene Rückſtand enthält in großer Menge Bryozoen der Kreideformation; dieſelben find jedoch ſehr abgerieben, und dieſer Umſtand, wie der Feldſpathgehalt des abgeſchlämmten Sandes, be— weiſen zur Genüge, daß dieſe zu Tage ausgehenden Mer— gellager rein diluvialen Urſprungs ſind. Dennoch aber 4 218 vermuthe ich, daß in größerer Tiefe anſtehende Kalklager zu finden fein dürften, worauf man durch den Quellreich— thum dieſes Abhanges und den Umſtand hingeleitet wird, daß dieſe Localität in die wahrſcheinliche Streichungslinie des kaum eine Meile entfernten Samower Kalklagers fällt. 3. Kalktuff- Ablagerungen bei Teterow und Gorſchendorf und Septharienthon (?) im Kalenſchen Holze bei Malchin. Die Ablagerungen von Kalktuff finden ſich überall nur an quellreichen Stellen, indem ſie ein Product dieſer Quellen ſind, die den Kalk im aufgelöſeten Zuſtande aus der Erde mit ſich führen und ſolchen, indem ſie zu Tage ausgehen und einen Theil der Kohlenſäure abgeben, als einfach kohlenſauren Kalk fallen laſſen. Da nun ein ſolcher Kalkgehalt der Quellen nur da ſich finden kann, wo letztere durch kalkhaltige Erdſchichten ſtreifen, ſo ſind ſolche Tuff— ablagerungen häufig ein Fingerzeig für anſtehende Kalk— lager, und deshalb iſt es immer rathſam, ſolche Localitäten, wo dergleichen Ablagerungen ſich finden, ſcharf in's Auge zu faſſen. Ich ſtehe deshalb nicht an, über zwei ſolcher Kalk⸗Tuff⸗ lager Mittheilung zu machen; zunächſt bei Teterow am ſog. „Keller“, einer quellreichen feuchten Schlucht am öſtlichen Abfall der ſehr hohen Heidberge, tritt ein Sinterkalk auf, der ziemlich mächtig abgelagert zu ſein ſcheint, zum Theil ſehr feſt und hart, ſtellenweiſe mit Eiſentheilen durchzogen, zum Theil locker und poröſe iſt, und dann deutlich die Formen der Schilf- und Rohr-Halme, ſowie der Mooſe zeigt, die wahrſcheinlich den Abſatz dieſes Kalkſinters be⸗ fördert haben. Dieſe Ablagerung zieht ſich ziemlich ſteil 219 an dem Bergabhange in die Höhe und hier wird der Kalk weicher, ſo daß er gegraben werden kann, und umſchließt hier eine Menge von Land-Mollusken: Helix-Arten, darun⸗ ter bidens Chem rotundata Müll., pulchella Rossm. Die kleine zierliche Auricula minima Müll. u. |. w. Das Lager iſt hübſch aufgeſchloſſen, indem daſſelbe abgebaut und in einem zur Stelle befindlichen Kalkofen gebrannt wird. Ein zweites anſcheinend ſehr ähnliches Lager findet ſich an dem ſüdöſtlichen Abfall der nicht unbedeutenden Hügel— gruppe, die den Nordrand des Cummerower und Mal— chiner See Beckens begleitet, und zwar zwiſchen den hohen Ausläufern dieſes Höhenzuges oberhalb des Hofes Gor— ſchendorf. Daſſelbe tritt hier in zwei Schluchten auf, die, etwa 80 Fuß über dem Spiegel des Cummerower See's gelegen, ſo quellreich ſind, daß ſie hinreichend Waſſer ge— ben zum Treiben einer kleinen Waſſer-Mühle, die in der einen Schlucht liegt. Man ſieht hier ſtellenweiſe denſel— ben Kalktuff und denſelben milden Kalk mit eingeſchloſſe— nen Conchylien wie bei Teterow, genaueres über die La— gerungs⸗Verhältniſſe iſt hier aber nicht zu ſagen, weil dieſe Lager nicht aufgeſchloſſen ſind. Schon oben deutete ich an, daß Kalktufflazer leicht auf anſtehende Kalklager ſchließen laſſen; auf ſolche Lager läßt in beiden angeführten Localitäten ſchon die ſehr be— deutende Höhe der genannten Hügelgruppen ſchließen, und daß überall anſtehende Lager den letzteren mindeſtens nicht fremd ſind, dafür ſpricht ein Thonlager, welches in dem weitern Verlauf des Höhen-Zugs nach Malchin zu in dem zu dieſer Stadt gehörigen ſog. Kalenſchen Holze in ver— ſchiedenen Gruben aufgeſchloſſen iſt. Ich ſtelle dies Lager 220 zum Septarienthon, obwohl bei der geringen Tiefe der Aufſchlüſſe bisher außer einigen ganz kleinen Fiſchſchuppen noch keine Petrefacten ſich gefunden haben, und ſchließe darauf aus der Anweſenheit zahlreicher Gyps-Cryſtalle und jener für dieſen Thon fo characteriſtiſchen rundlichen Septa— rien, verbunden mit der Uebereinſtimmung des petrogra— phiſchen Characters dieſes Thons mit dem Septarienthon anderer Localitäten. rn 221 7. Beiträge zur Renntniß der Tertiärformation, von | J. O. Semper. 1. Ueber die Conchylien von Lieth bei Elmshorn. Im October 1856 habe ich in der Kieler Schulzeitung“ ein Verzeichniß der mir damals von Lieth bekannt gewordenen Conchylien veröffentlicht und dabei bemerkt, daß es mir nicht möglich geweſen über die Lagerung des dieſelben enthaltenden ſchwarzen Thones und ſein Verhältniß zu dem bekannten rothen Thon einen befriedigenden Aufſchluß zu gewinnen. Es iſt nun allerdings ſeit dem in Leonhard und Bronn's Jahrbuch mitgetheilt, daß ich das Verhältniß beider ergründet habe: dieſe Mittheilung muß aber auf einem Mißverſtändniß beruhen. Die Löſung dieſes Räth— ſels iſt meines Wiſſens bisher Niemandem, mir aber keinen— falls, gelungen. Seit jener Zeit habe ich nun noch einige andere Arten von Lieth erhalten und das beſondere Intereſſe, das ſich an einige derſelben knüpft, mag es rechtfertigen, wenn ich es wage den geehrten Mitgliedern des Vereins in dem folgenden Ver— zeichniß denſelben eine etwas magere Arbeit vorzulegen. In der Reihenfolge der Gattungen und Arten bin ich der leichteren Vergleichung wegen, Beyrichs claſſiſchem Werke gefolgt, der aus demſelben Grunde ſich nach Hörnes Vorgang richtete. Dagegen habe ich in Klammern dies 1. Schulzeitung. NE 3. Kiel den 18. October 1856. 222 jenigen Gattungsnamen hinzugefügt, denen die Arten nach dem Standpunkt der heutigen Malakozoologie zufallen würden. Als Grundlage hierzu dienten mir vorzüglich H. & A. Adams The genera of recent mollusca uud Deshayes neues großes Werk über die Foſſilien des Pa— riſer Beckens. 1. Conus (Leploconus) antediluvianus Brug. (I. c. MI.) Es liegen mir 2 Exemplare und 3 Bruchſtücke vor. Charakteriſtiſch für unſere Formation ſcheint dieſe Art in der That an keinem der Fundorte Norddeutſchlands zu fehlen, die zu der jüngeren Miocänformation gehören. 2. Mitra Borsoni Bellard. (I. c. M 2.) Ein Exemplar, dem die oberen Umgänge fehlen, voll— ſtändig übereinſtimmend mit den ſehr gut erhaltenen Exem— plaren aus Nordſchleswig. Bosquet hat dieſe Art auch bei Rekken und Giffel aufgefunden. 3. Nassa decipiens Semper. (Schulzeit. ult. Dec. 56.) Es liegen mir 3 Stücke dieſer Art vor, die bei Unter— ſuchung eines größeren Materiales ſich wohl als Varietät der Nassa syltensis Beyr. mit herausſtellen wird. 4. Nassa prismatica Brocchi. (I. c. A 3.) Bei der erſten Veröffentlichung dieſes Verzeichniſſes hatte ich es nicht gewagt, das einzige vorliegende Bruch— ſtück, dem der rechte Mundrand und alle oberen Umgänge fehlen, der bekannten ſubapenninen Art zuzuzählen. Seither habe ich dieſe Art aber auch auf Sylt gefunden und das hier in Rede ſtehende Exemplar iſt auch von Herrn Dr. Fr. Rolle in Wien als zur Nassa prismatica Brocc. gehörig erkannt worden. 223 5. Cassis (Semicassis) saburon Brug. Eine leicht kenntliche Art, von der ein ziemlich gut erhaltenes Exemplar und mehrere Bruchſtücke vorliegen. 6. Cassidaria (Galeodea) echinophora L. (I. c. M 4.) Von dieſer Art ſind nur Bruchſtücke gefunden worden. 7. Aporrhais alata Eichwald sp. (I. c. 4 5.) Ein Exemplar dieſer Art, die von Bosquet auch an den oben angeführten Fundorten in Gelderland nach— gewieſen iſt. 8. Murex spinicosta Bronn. Ein Exemplar, dem leider der Canal und die Ver— dickung des rechten Mundrandes fehlt, im übrigen aber ausgezeichnet gut erhalten und von bedeutenderer Größe, als das von Beyrich abgebildete Stück von Lüneburg. Seine Beſchreibung iſt ungemein treffend, muß ſich aber auf ein jüngeres Exemplar beziehen. Er giebt nämlich an, daß auf allen Windungen zwiſchen den drei— reihig geordneten Wulſten je zwei Zwiſchenrippen ſtehen, die nur auf der Schlußwindung etwas weiter von dem vordern Wulſt entfernt ſtehen. Mein Exemplar beſitzt dieſe 2 Zwiſchenrippen auch, aber nur auf den oberen Windungen, die letzte aber zeigt deren 3, von denen die vor— derſte als die zuletzt aufgetretene, am ſchwächſten ausge— bildet iſt. Mein Exemplar iſt 42 Mm. lang und trotz der abgebrochenen Mundwulſt 36 Mm. breit, während das bei Beyrich abgebildete Stück nach der reſtaurirten Fi— gur in der Breite nur 32 Mm. mißt und die wirklich vorhandene Länge nur 29 Mm. beträgt. Beyrichs Ver— muthung, dieſe Art werde auch wohl noch an andern als den 3 von ihm angeführten Orten gefunden werden, hat 224 fich ſonach beftätigt, aber die Art ſcheint überall in Nord⸗ deutſchland ſehr ſelten zu ſein. Das Exemplar von Lieth iſt das größte und beſterhaltene von allen. 9, Fusus (Trophon) eximius Beyr. (I. c. N 6.) Cs liegen mir jetzt 4 Exemplare dieſer Art und ein Embryonalende vor. 10. Fusus (Trophon) Meyni Semp. Ich beſitze 4 mehr oder weniger gut erhaltene Exem— plare einer Art, für die ich bisher keine ganz zutreffende Beſchreibung oder Abbildung habe finden können, ſie daher für neu halte. Ich habe mir erlaubt ihr den Namen des Hrn. Dr. Meyn beizulegen, dem vor allen andern wir die Kenntniß der Geologie unſeres Vaterlandes verdanken. Dieſe neue Art erſcheint mir am nächſten verwandt mit Trophon costiferum Wood (Crag Mollus. Tab. VI. Fig. 9 a. b.) Auch bei meinen Exemplaren ſchwankt die Zahl der wenig erhabenen Längsrippen zwiſchen 10— 16 und die Windungen ſind bedeckt mit einer großen Zahl Querſtreifen, die einer Anzahl dünner Stricke vergleichbar über die gauze Schale hinlaufen. Das Embryonalende iſt bei Wood nicht abgebildet und nicht genau genug be— ſchrieben, um verglichen werden zu können. Drei meiner Stücke ſind ohne Embryonalende, der Canal iſt aber an allen 3 dafür faſt ganz erhalten. Das größte Exemplar iſt noch 32 Mm. lang und hat daher wenigſtens 35 Mm. gemeſſen; feine Breite beträgt in der Schluß⸗ windung gemeſſen wo der rechte Mundrand abge— brochen iſt, 15 Mm. Weil allen Exemplaren der rechte Mundrand fehlt, möchte ich und auch nach Analogie mit den doch immerhin ziemlich nahe verwandten Arten Fusus 225 eximius und Lüneburgensis annehmen, daß die Art gleichfalls keinen verdickten rechten Mundrand beſeſſen habe, durch die Trophon costiferum ſich fo ſehr aus— zeichnet. An meinem zweiten Exemplare iſt das Embryo— nalende vollſtändig erhalten, es zeigt erſt 1½ glatte Win⸗ dungen, dann tritt auf zwei Umgängen eine Zwiſchen⸗ ſculptur auf, die aus 4 erhabenen Querſtreifen beſteht, von denen der ſchwächſte hart an der unteren Nath liegt und die fol— genden drei an Stärke zunehmen. Zwiſchen dem vierten und der oberen Nath iſt der Zwiſchenraum größer, als zwiſchen den Streifen ſelbſt. Vom Eintritt dieſer Zwiſchenſculptur an iſt die ganze Schale bis zum rechten Mundrand hin mit ganz feinen Längsſtreifen bedeckt, die theils Anwachsſtreifen ſein mögen, theils aber ſicher eine eigene Sculptur bilden. Dieſelben ſtehen ungemein nahe zuſammen und laufen über die Querſtreifen hinüber, in deren Zwiſchenräumen ſie etwas gebogen ſind, ſo daß unter der Loupe die ganze Schale mit einer wellenförmigen Zeichnung bedeckt erſcheint. Die Längsrippen ſind auf den oberen Umgängen ſchärfer und erhabener als auf den mittleren und der Schlußwindung, verlieren ſich aber nicht auf der letzteren. Ihre Zahl be trägt wie geſagt zwiſchen 10— 16. Auf der letzten Mittel- windung zähle ich gerade oberhalb der Stelle wo der rechte Mundrand weggebrochen iſt, 18 Querſtreifen. Auch dieſe verflachen ſich nicht auf der Schlußwindung und werden auf dem Abfall dieſer Windung zum Canal hin wieder ſtärker. Der Abfall der Schlußwindung zum Canal iſt ziemlich ſchroff, die Mündung ſelbſt daher auch weit gerundeter als bei Fusus eximius und Lüneburgensis. Die Spindel iſt ziemlich ſtark gedreht, daher die Richtung des Canals 15 226 auf die Achſe der Mündung eine weit ſchiefere, als bei den beiden angeführten Arten. Hierin ſchließt ſich die miocäne Art dem erwähnten Trophon costiferum an, dem fie auch darin noch gleicht, daß der Canal etwas ſtärker zurückge⸗ bogen iſt, als Beyrich ihn bei den norddeutſchen Arten abbildet. Von anderen Fundorten iſt mir dieſe Art bisher nur von Lüneburg bekannt geworden. 11. Fusus (Trophon) semiglaber? Beyr. (I. c. M 7.) Zu den früher erwähnten Bruchſtücken iſt nichts neues hinzugekommen, ſo daß die Beſtimmung der Art zweifelhaft bleibt. 12. Fusus (Trophon) distinctus Beyr. (I. c. M 8.) Von dieſer an allen Fundorten unſeres Vaterlandes wiederkehrenden Art habe ich von Lieth 4 Exemplare er⸗ halten. 13. Fusus (Trophon) gregarius Fhilippi. Nur ein Exemplar dieſer bisher noch nie im Norden der Elbe beobachteten Art. Es ſchließt ſich mehr an die Exemplare von Guͤhlitz an, als an diejenigen von Lüneburg. Es iſt 34 Mm. lang, Embryonalende und Canal ſind ziemlich vollſtändig erhalten, doch iſt auf erſterem die Sculptur verwiſcht. Dieſe Art iſt ſicher von der vorher⸗ gehenden verſchieden. 14. Fusus abruptus Beyr. Ein ganz kleines Bruchſtück, das ich einer anderen norddeutſchen Art zuzutheilen vermag, dürfte ſich vielleicht auf dieſe angeführte. beziehen. Die Beſtimmung bleibt aber ſehr zweifelhaft. 227 15. Fusus crispus Borson. (I. c. M 9 F. sexcostatus.) Die beiden von Lieth vorliegenden Bruchſtücke hatte ich früher der genannten Art Beyrichs zugezählt, weil ſich bei dem einen derſelben die von Beyrich angegebene Falte auf der Spindel in der That im Gewinde verfolgen läßt, obgleich ich mir wohl bewußt war, daß die Sculptur der Oberfläche entſchieden auf F. crispus hinweiſe. Ich habe nun meine italieniſchen Exemplare von Tortona, die ich Hrn. Michelotti verdanke, noch einmal einer genauen Unterſuchung unterworfen und auch bei ihnen eine Falte im Gewinde verfolgen können. Dies kann daher nicht als unterſchei⸗ dendes Kennzeichen angenommen werden. Die äußere Sculptur der norddeutſchen ſtimmt ganz mit derjenigen meiner italieni— ſchen Exemplare. Beyhrich's Fusus sexcostatus fehlt alſo bisher in Schleswigholſtein. 16. Fusus attenuatus 7 Philippi. Ein ſchön erhaltenes Exemplar von 14 Mm. Länge läßt ſich nur auf dieſe Art beziehen und die Identität beider läßt ſich nur deßhalb bezweifeln, weil Philippis Art, wenn auch im Diluvium, doch im unmittelbaren Ge— biet der Unteroligocänformation gefunden iſt. Dies iſt auch wohl der Grund, warum Bosguet die von ihm bei Giffel gefundene Art fraglich unter dem obigen Namen aufführt. Durch die Auffindung dieſer Art in Gelderland und Holſtein kann Beyrich's Vermuthung, Philippis Exem⸗ plar ſei ein verſchwemmtes geweſen, nur an Gewicht ge— winuen. 17. Turbinella labellum Bonelli. Ein einziges Exemplar liegt mir vor, das in Größe, 15 228 . Form und Sculptur ſo vollſtändig mit den Stücken über⸗ einſtimmt, die mir Herr Michelotti von Tortona ſandte, daß ich nicht daran zweifele, dieſe italieniſche Art, die ſchon im Wiener Becken zu den Seltenheiten gehört, vor mir zu haben, obgleich ich bekennen muß, daß an meinem Exem⸗ plare die Spindelfalten weit weniger als an den italieniſchen Exemplaren entwickelt ſein müſſen, denn ſo weit ich die Mündung vom Thon befreien konnte, was allerdings nur oberflächlich möglich war, konnte ich keine beſtimmte Spur derſelben entdecken. Es muß daher von ferneren Unter- ſuchungen an einer Reihe von Exemplaren abhän⸗ gen, ob dieſe Art nicht etwa als neue Art in die Gattung Fusus aufzunehmen iſt. Das Exemplar von Lieth iſt 12 Mm. lang und 4 Mm. breit; mit Turbinella debilis Beyr. iſt es nicht zu verwechſeln, kaum zu vergleichen. 18. Cancellaria subangulosa Wood. Ich kann Beyrichs Anſicht nur beipflichten, daß ge— wiß C. Nystii Hörnes, C. minuta Nyst. und C. subangu- losa Wood ident find. Ich habe letzteren Namen vorge- zogen, weil er zuerſt, nämlich 1842 publicirt zu ſein ſcheint C. minuta iſt erſt 1843 veröffentlicht, in demſelben Jahre auch Philippi's Name C. pusilla. Dieſer letzte iſt indeß für ein oberoligocänes Vorkommen aufgeſtellt worden und erſt von Beyrich auch auf mittel und unteroligocäne und miocäne Formen bezogen worden. Ich vermag nicht zu ent⸗ ſcheiden, ob dieſe Anſicht in der That begründet iſt, vielleicht wird ſich bei Unterſuchung einer bedeutenderen Anzahl Exemplare doch noch ein Unterſchied zwiſchen der oligocänen und miocänen Form finden. In dieſem Falle müßte Philippi's Name der älteren Art bleiben. 229 Cancellaria subangulosa Wood iſt eine der we⸗ nigen Arten, die unſere jüngſte Miocänformation zugleich mit dem Crag und den Subapenninſchichten Italiens ge- mein hat. In letzterer, aus der ſie meines Wiſſens noch nicht bekannt war, habe ich ſie gemeinſchaftlich mit Cirsotrema obtusicostata Wood sp. bei Siena nachge⸗ wieſen. Wood ſpricht die Vermuthung aus, ſeine Can- cellaria subangulosa ſei möglicherweiſe nichts als eine Varietät der Admete crispa (Cancellaria costellifera), dieſe Vermuthung iſt meiner Anſicht nach, nicht begründet. Cancellaria subangulosa tritt außerhalb des Crag an fo vielen Fundorten auf, ohne ihre Größe und die allgemeinen Verhältniſſe ihrer Form und Sculptur weſentlich zu ver⸗ ändern, ſie geht ſogar entweder in einer identen, oder doch ganz nahe verwandten Art in die unterften Oligocänſchichten hinab, und nirgends zeigt ſie einen Uebergang zu der Form der Admete crispa. Dieſer Grund für die gänzliche Ver⸗ ſchiedenheit beider Formen wird dadurch noch verſtärkt, daß ich, wenn auch als höchſte Seltenheit ein Exemplar der Admete erispa aus dem Thon von Sylt herausgearbeitet habe. Dies Exemplar iſt eher noch größer als das von Wood abgebildete und unvermittelt ſtellt ſich dieſe Form neben die kaum halb ſo großen Exemplare der Cancellaria subangulosa. 19. Pleurotoma (Turris) intorta{Brocchi. Von dieſer Art, die ich auf Sylt in vollſtändigen Exem⸗ plaren gefunden habe, ſind bei Lieth bisher nur Bruchſtücke vorgekommen. | 20. Pleurotoma (Turris) cataphraciaBrocchi. (l. c. 3210.) Uebereinſtimmend mit den in Nordſchleswig vorkom— menden Formen. 230 21. Pleurotoma (Turris) turricula Brocchi (I. e. . 11, Pleurotoma colon Sowerby.) Meine frühere Beſtimmung gründete ſich, wie ich es auch dabei bemerkt habe, auf ein abgeriebenes Exemplar und ich bemerkte daher dabei, daß dieſelbe zweifelhaft ſei. Jetzt liegen mir zwei zum Theil gut erhaltene Exemplare vor, die vollkommen mit denen von Spandet und Sylt übereinſtimmen. Schon Meyn hatte dieſe richtig der weit verbreiteten italienischen Art angeſchloſſen. In Prof. Karſten's Verzeichniß der Conchylien von Sylt iſt dieſe daſelbſt nicht gerade ſeltene Art nicht aufgeführt. 22. Pleurotoma (Turris) obeliscus des Moulins (l. c. W 13.) Von dieſer auch auf Sylt ziemlich ſeltenen Art ſind bei Lieth zwei Exemplare vorgekommen. 23. Pleuroto:na (Turris) rotata Brocchi. (l. c. M12.) Ich kenne keine Art, der ich unſre norddeutſchen Vor⸗ kommniſſe beſſer anzuſchließen wüßte, als dieſer bekannten italieniſchen Art. Allerdings find einige Unterſchiede vor— handen, es bilden ſich bei den ſchleswig⸗holſteiniſchen Exem⸗ plaren die Kuoten auf dem Kiel in der Mitte der Win⸗ dungen nicht zu ſo ſcharfen Spitzen aus, wie bei meinen Stücken aus Toscaua, und die Querſculptur iſt etwas feiner. Es laufen daher bei den hieſigen Exemplaren mehr erhabene Linien zwiſchen der Nath und dem Kiel, als bei den italieniſchen und auf den Knoten des Kieles ſelbſt finde ich bei unſeren Stücken etwa 6 -8, bei den italieni⸗ ſchen nur 4-6. Die einzige Art, die meiner Anſicht nach zur Ver⸗ gleichung herangezogen werden könnte, iſt pleurotoma c oe 231 ronata Münster, aber gerade der bei ihr nach Hörnes hervorſtehende Charakter, das dicke oft perlſchnurartige Band eben unterhalb der Nath, fehlt den mehreren hun dert Exemplaren der nordalbingiſchen Art, die ich unter— ſuchen konnte. Ich habe Origin alexemplare der Pl. co- ronata aus Hörnes Hand vor mir liegen, unſere norddeutſche Art läßt ſich nicht damit vergleichen. Wie aber ſteht es mit der Art, die Bosquet von Rekken und Giffel als Pl. coronata anführt? Sollte ſie nicht vielleicht mit der norddeutſchen Art übereinſtimmen? 24. Pleurotoma (Turris)? Zimmermanni Philippi. Die wenigen Exemplare, für die ich dieſen Namen in Anſpruch nehmen möchte, zeichnen ſich von den Exemplaren der vorhergehenden Art zumal durch gedrungene Form aus, ſie ent— ſprechen in dieſer Hinſicht ganz der von Philippi (Palae- ontographica 1. Taf X. a Fig. 3) gegebenen Abbildung. Die Knoten ſind bei meinen Exemplaren faſt gar nicht über den Kiel erhaben. Dies ſcheint eine ziemlich ſeltene Art zu ſein, in den reichen Fundorten Nordſchleswigs habe ich fie noch nicht angetroffen, auch noch keine Zwiſchen— formen zwiſchen ihr und der vorigen Art beobachtet. 25. Pleurotoma (Turris) sp. Ein 12 Mm. langes nicht ganz vollſtändig erhalte nes Exemplar einer Art, die in die Verwandſchaft der Pl. Stoffelsii Nyst. gehören dürfte. Leider fehlen mir bel- giſche Exemplare dieſer Art; nach der von Nyſt angegebenen Beſchreibung und der ſchlechten Abbildung läßt ſich eine ge— naue Vergleichung nicht vornehmen. 26. Pleurotoma (Drillia) festiva Doderlein, Bellardi Taf. 2 Fig 1 und 5; Hörnes Taf. 36 Fig. 15. 232 — Es liegt mir ein 9,50 Mm. langes Exemplar vor, deſſen Zeichnung ſo vortrefflich mit Hörnes Beſchreibung und Abbildung übereinſtimmt, daß ich an der Identität nicht zweifle. Das letzte Ende des Canals und der rechte Mundrand ſind abgebrochen, es iſt aber doch ein ziem- lich ausgewachſenes Exemplar, welches mir vorliegt, da auf der letzten Windung die Längsrippen ſchon anfangen obſolet zu werden. Die Art wird daher in unſern Schich— ten wohl immer kleiner als im Süden vorkommen, wie das ja bei ſo vielen anderen ſchon nachgewieſen iſt. 27. Pleurotoma nov. sp. d Ein 11 Mm. langes Exemplar einer meiner Mei» nung nach neuen Art, beabſichtigte ich erſt unter dem Na⸗ men Pl. Helena zu beſchreiben; da aber der Canal nicht ganz erhalten und der rechte Mundrand abgebrochen iſt, ziehe ich es vor dies zu verſchieben, bis mir ein größeres Material vorliegen wird. Die einzige Art, mit der ich ſie vergleichen könnte, iſt Pl. Gastaldii Bellardi, die allerdings bedeutend größer, in der Form doch ganz mit der Art von Lieth übereinſtimmt. Der hauptſächlichſte Unterſchied liegt darin, daß die Turiner Art ganz platt, vor allem ohne jede Querfurchen ſein ſoll, während mein Exemplar eine Anzahl feiner, ſeichter, weit auseinanderſtehender Fur⸗ chen auf den Umgängen zeigt. 28. Pleurotoma (Bela) obtusangula Brocchi. Dieſe weitverbreitete Art, die faſt an keinem der ſchleswigſchen Fundorte fehlt, iſt bei Lieth in 2 Exem⸗ plaren vorgekommen. 29. Lunatia 7 sordida Swainson Philippi's Ab⸗ bildungen ꝛc. Band I Natica Taf. 1 Fig. 5 | 233 Außer 11 kleineren Exemplaren liegt mir das Bruch— ſtück eines größeren vor, das nur um eiu geringes kleiner geweſen iſt, als die citirte Abbildung. Eine genaue Un- terſcheidung aller der foſſilen Natica Arten iſt faſt eine Uns möglichkeit. 30. Turritella subangulata Brocchi. (l. c. A 15.) Den früheren Bemerkungen habe ich nichts hinzuzu— ſetzen. 31. Turritella tricarinata Brocchi. Eine Art, die ſich faſt an allen be norddeutſchen Fundorten findet. 32. Turritella sp. Zwel etwas abgeriebene Stücke, von der vorigen Art verſchieden, doch wage ich nicht, ihnen einen Namen zu geben. 33. Turritella sp. (I. c. M 16.) Auch dieſe Art, von der mir fünf defecte Exemplare vorliegen, muß ich es vorziehen, unbeſtimmt zu laſſen. 34. Turritella marginalis Brocchi. (I. c. M 17.) Das früher beſchriebene Exemplar iſt leider das ein— zige geblieben, ſo daß ich keine neuen Mittheilungen zu machen habe. Es wäre ungemein intereſſant, von dieſer ſo ſeltenen Art unbeſchädigte Exemplare aufzufinden, die eine zweifelhafte Beſtimmung geſtatteten. Mörchia sp. Mayer im Journal de Conchyliologie Juli 1860 pag. 308. Das vorliegende Exemplar gehört dieſer neuen Gat— tung an; der beſondere Erhaltungszuſtand der Schale macht es mir aber wahrſcheinlich, daß ich ein durch Zu— 234 fall in die Tertiärſchicht gerathenes Exemplar einer der vielen ſogenannten Serpula-Arten der Kreide vor mir habe. Ich ziehe es da vor, dies Exemplar nicht mitzuzählen und erwähne es nur, um andere Forſcher darauf aufmerkſam zu machen. 35. Dentalium? badense Partsch. (l. c. A 18.) Es liegen mir von Lieth 33 mehr und minder gute Exemplare, zum Theil nur Bruchſtücke vor, die zu der auf Sylt und auch an anderen Orten ſich findenden Art mit zahlreichen, abgerundeten Längsrippen gehören. Ich glaube, daß ſie zu der angeführten Art des Wiener Beckens gehören. 86. Dentalium? mutabile Doderlein. Zu dieſer Art möchte ich vier Exemplare rechnen, die ungefähr 11 ziemlich erhabene etwas ſcharf werdende Längsrippen tragen, zwiſchen denen dann einzelne feinere Längsſtreifen auftreten. Die Beſtimmung bleibt mir aber ſehr zweifelhaft. 37. Dentalium sp. Ein kleines 3 Mm. langes Bruchſtück einer Art, die mit keiner anderen wie aus der Miocänformation Nord— deutſchlands bekannt gewordenen, übereinſtimmt. Zur Be⸗ ſchreibung iſt es aber nicht geeignet. 38. Ditrypa sp. Auch über dieſes Exemplar kann ich erſt nach Erhaltung beſſererz Stücke Auskunft geben. 39. Venus? subeincta d’Orbigny. Zwei Bruchſtücke, denen leider das Schloß fehlt. Die Sculptur der Oberfläche ſtimmt mit der meiner ita— lieniſchen Ee nplare überein. 235 40. Isocardia Olearii nov. sp. 1674 Bucardia. Olearii Gottorffiſche Kunſtkammer Taf. 22 Fig. 3. 1851 Isocardia cor? Philippi Palaeonlographica 1 Fig. 90. 1856 Isocardia cor. (I. o. M 19.) 1857 Isocardia Forchhammeri Beck Karſten in Nach⸗ richten u. ſ. w. Dies iſt die auf Sylt häufig vorkommende Art. Phi- lippi hatte ſie für die lebende Art gehalten, ſo wie er auch die oberoligocäne Isocardia Philippii Deshayes mit beiden vereinigte. In Folge feiner und einigen anderen Angaben bezeichnete ich die miocäne Art auch Anfangs mit dem Namen der lebenden. Es unterliegt jetzt aber keinem Zweifel, daß fie von derſelben verſchieden ſei. Ich habe nicht in Erfahrung bringen können, ob und wo der Name Isocardia Forchhammeri Beck. publicirt worden iſt. Ich glaube, er iſt es nie und hat wohl nur handſchriftliche Exiſtenz im Kopenhagener Muſeum. Die citirte Abbildung iſt ausgezeichnet zu nennen; die Umriſſe und die allgemeine Form unſerer Muſchel find auf das genauefte wiedergegeben. Meines Wiſſens iſt dies die einzige Abbildung eluer ſchleswig-holſteiniſchen Tertiärconchylie, die vor Beyrich's Werke vorhanden war, unzweifelhaft iſt es die älteſte, und ich glaube verpflichtet zu fein, dieſe für unſere ganze Formation ſo bezeichnende Conchylie den Namen des Mannes tragen zu laſſen, der die einzige und vollſtändig getreue Abbildung derſelben ſchon vor faſt 190 Jahren geliefert hat. 236 41. Astarte anus Philippi Palaeontographica I Taf. 8 Fig. 1. Von dieſer charakteriſtiſchen Art liegt mir eine Schale vor. 42. Astarte vetula Philippi Palaeontographica I n Eine ganze Schale und drei Bruchſtücke find bei Lieth von dieſer an den ſchleswigſchen Fundorten noch nicht nachgewieſenen Art vorgekommen. 43. Astarte Steinvorthi nov. sp. Von dieſer mir wohl von Lüneburg aber nicht von den ſchleswigſchen Fundorten bekannten Art habe ich bei Lieth 4 Schalen gefunden. Die Beſchreibung erfolgt a. a. O. 44. Astarte sp. 45. Aslarte sp. Dieſe beiden Arten bin ich vorläufig nicht im Stande näher zu beſtimmen, beide ſind von der vorhergehenden verſchieden. Bei der Gattung Astarte erſcheint es als ſehr ei⸗ genthümlich, daß bei Lieth alle die zuerſt von Lüneburg bekannt gewordenen Arten gefunden worden ſind, während mir nicht ein einziges Exemplar vorgekommen iſt, daß ich einer der verſchiedenen Arten hätte zuzählen können, die auf Sylt und in Nordſchleswig ſo häufig ſind. 46. Cardita (Actinobolus) scalaris Leathes in Sowerby Min. Conch. | Eine Schale dieſer Art liegt mir vor. 47. Cardita (Actinobolus) orbicularis Leathes in Sow. Min. Conch. Mein Exemplar gehört ohne Zweifel der Varietät, die Bosquet a. a. O. mit den folgenden Worten charak— teriſirt: varietas testa minore, costis 18 — 20. Das 237 Exemplar von Lieth hat 20 Rippen, die engliſchen Ex⸗ emplare nach Wood 16— 18. 48. Nucula Georgiana nov. sp. Ein Bruchſtück der auf Sylt ſich findenden ausge— zeichneten Art, die ich in einer ſpäteren Arbeit über die Conchylien von Lüneburg beſchreiben werde. 49. Limopsis aurita Brocchi. Vier Exemplare, von denen eines, leider abgeſchliffen, ſo groß wie ziemlich große italieniſche Stücke iſt; die übrigen find kleiner. 50. Limopsis sp. Die hier als verſchiedene Art betrachteten vier Erem- plare unterſcheiden ſich nur dadurch von denen der vor— hergehenden Art, daß der Umriß der Schale kreisförmiger iſt und das Schloß im Verhältniß weiter zu beiden Seiten der Wirbel ausgedehnt erſcheint. Dadurch bringt dieſe Art noch mehr als die vorhergehende denjenigen Ein— druck hervor, der erſterer den Namen der „Geöhrten“ ver— ſchaffte. Da ich nach dem geringen Materiale nicht über den Namen entſcheiden mag, begnüge ich mich vorläufig damit, nur ihr Auftreten zu conſtatiren. 51. Pectunculus (Axinaea) sp. Zwei Fragmente, die keine Beſtimmung zulaſſeu. 52. Arca sp. (I. c. M 20.) Nach nochmaliger genauer Unterſuchung finde ich, daß das in Rede ſtehende Bruchſtück meiner Art der Gat— tung Arca angehören muß. Eine Beſtimmung der Art iſt aber nicht möglich. 53. Biloculina? clypeata d’Orbigny. Ein zerbrochenes Exemplar. 238 2. Notiz über das Alter und die paläͤontologiſche Ver: wandſchaft der Fauna des Glimmerthons. Herr Profeſſor Maher hat am 12. September 1860 der helvetiſchen Geſellſchaft der Naturwiſſenſchaften, damals verſammelt in Lugano, einen kurzen Vortrag gehalten über zwei verſchiedene Arten blauer Mergel, die man bisher beide unter dem Namen „Ober-Miocän“ mit einander ver⸗ wechſelt habe. In dieſem Vortrage werden auch die Be- ziehungen dieſer ſüdeuropäiſchen Formation zu der anſte⸗ henden Tertiärformation unſerer norddeutſchen Tiefebene erörtert, die unter dem Namen des Glimmerthons oder der Lager des unteren Elbgebietes bekannt iſt. Es kann für die norddeutſchen Geologen nur von großem Jutereſſe ſein, die Auſichten des berühmten Schweizer Paläontologen über unſere Tertiärformation kennen zu lernen und da ich wohl annehmen darf, daß in unſern Kreiſen die Zeitſchrift“) in der die betreffende Arbeit veröffentlicht iſt, ſo gut wie gar nicht geleſen wird, ſo gebe ich hier eine möglichſt wortgetreue Ueberſetzung derſelben, um ſodann einige weitere Bemerkungen daran zu knüpfen. „Die obermiocänen“ oder „tortoniſchen“ blauen Mer⸗ gel von Sant Agatä und Serravalle bei Tortona, jo wie von Vezza bei Alba unterſcheiden ſich von den „unters pliocänen“ blauen Mergeln der piacentiniſchen Stufe von: Castel nuovo d'Asti, Volperdo, Casteggio, Montebello etc. ſowohl ſtratigraphiſch als auch mit Beziehung auf die palgeontologiſchen Verhältniſſe. Wenn die Faunen beider auch viele Analogien darbieten, ſowohl vermöge der ge— *) Bibliotheque universelle de Genève. 239 ringen Zahl der Bivalven als durch die großen Arten und Individuenzahl von Pleurotomen, ſo wie durch die große Zahl gemeiner Arten, die ihnen beiden gemeinſchaft— lich ſind, ſo unterſcheiden ſie ſich von einander doch nicht weniger bedeutend durch die große Anzahl typiſch „miocäner“ Arten, die in den erſtgenannten Mergeln vorkommen, den zweiten gänzlich fehlen. Die häufigſten dieſer Arten ſind Cardium discrepans, Cardita Jouanneti, Lucina Agassizi, Arca helvetica, Dentalium Bouei, Natica redempta, Turbo carinalus, Turritella Archimedis, J. bicarinala, T. varicosa, Cerithium granulinum, Melanopsis Mar- tiniana, Pleurotoma asperulata, Pl. denticulata, Pl. Jouanneti, Pl. reclicosta, Pl. semimarginata, Cancellaria spinigera, Pyrula rusticula, Buceinum Caronis (nicht B. Caronis Brongniart ſondern Pseudoliva brugadina), B. Dujardini, B. miocenicum, B. vindobonense, Conus canaliculatus, C. Berghausi, Marginella Deshayesi, Ancillaria glandi- formis elc. Neben dieſen Arten findet man darin noch in bes deutender Anzahl andere ſeltnere miocäne Formen und eine große Anzahl von Arten, die dieſen Stufen eigenthüm⸗ lich angehören. Man kann ſagen, daß die Fauna dieſer Schicht von Tortona ſich in mehr als der Hälfte der Arten von der Fauna der Mergel der Stufe von Piacenza un— terſcheidet. — Die unteren blauen Mergel unterſcheiden ſich nicht weniger in ſtratigraphiſcher Beziehung von den oberen. In der That, während die erſteren ſtark gehoben ſind (Modena, Serravalle, Pino, Baldissero) und zuweilen gegen die Apenninen einſchießen (Sassuolo) zeigen die oberen nur Neigungen von höchſtens 20 Grad und liegen häufig in discordanter Lagerung auf den unteren Mergeln 240 (Sassuolo,, Serrävalle) zuweilen von ihnen durch Gyps— adern getrennt (Bagnasco bei Reggio, Sant Agata bei Tortona, Castel nuovo d'Asti) zuweilen von denſelben auch ganz und gar unabhängig. Die Stufe von Tortona iſt im mittleren Europa vertreten durch die blauen Mergel von Saubrigues und Saint Jean de Marsacꝗ bei Bordeaux, Baden bei Wien und die deutſchen Länder, die die Nordſee umgeben (des contrées germaniques limi- trophes de la Mer du Nord) fo wie durch die obere Süßwaſſermolaſſe der Schweiz. Die Stufe von Piacenza dagegen iſt nur in Italien gut harifkterifirt. Zu ihr ges hören die Mergel der Gegend von Reggio, von Bacedasco und Tabiano und von Albenga bei Savona. Außerhalb der italieniſchen Halbinſel kann man nur noch die blauen Mergel von Soustons bei Bayonne und von Carentan bei Cherbourg fo wie den Coralline Crag dieſer Stufe mit ei- niger Sicherheit zurechnen. Alle andern „pliocänen“ Ab⸗ lagerungen der europäiſchen Küſten gehören weit eher der Stufe von Asti an.“ Dies tft der Aufſatz. Es unterliegt allerdings gar keinem Zweifel, geht auch ſchon aus den Arbeiten der piemonteſiſchen Autoren klar hervor, daß die Fauna der Mergel von Toscana eine ganz andere, ältere iſt als diejenige der blauen Mer: gel von Piacenza. So ſehr ich von der Richtigkeit dieſer That- ſache überzeugt bin, ebenſo ſehr halte ich aber auch die von Prof. Mayer über unfre norddeutſche Formation aus— geſprochene Anſicht für unrichtig. Nach derſelben ſollen unſre, Lager des unteren Elbgebietes“ in die Stufe von Tor— tona gehören. Nun läßt ſich allerdings folgendes Rai— ſonnement aufſtellen: Nach Beyrichs Unterſuchungen iſt die 241 Fauna das Lager des unteren Elbgebietes älter als die⸗ jenigen des Coralline Crag; dieſer Crag aber gehört zur Stufe von Piacenza und dieſe folgt unmittelbar auf die ältere tortoniſche Stufe; alſo iſt in Norddeutſchland der Glimmerthon das Aequivalent der Formation von Tortona im Süden Europas. Aber keine einzige paläontologiſche Thatſache unterſtützt eine ſolche Annahme; alle bisherigen Forſchungen zeigen, daß faſt gar keine paläontologiſche Ver⸗ wandtſchaft zwiſchen der Fauna von Tortona und dem Lager des unteren Elbgebietes beſteht. Profeſſor Mayer führt zuerſt die große Armuth der erſteren in Bivalven an. Der Glim— merthon, wenn auch die Zahl der Bivalvenarten in ihm lauge nicht die Zahl der Gaſteropodenarten erreicht, hat doch immer eine hübſche Anzahl von Bivalvenarten. Unter ihnen fin⸗ det ſich auch keine einzige der für Tortona charakteriſtiſchen Arten, während gerade die beiden Gattungen, die ſowohl durch die Zahl der Arten, wie die ungemeine Häufigkeit der Exemplare, der Fauna unſerer Formation einen ihrer hervorſtechendſten Charaktere aufdrücken, nämlich Astarte und Isocardia, gerade die innige Berwandtfchaft unſerer norddeutſchen Formation mit den im weiteren Sinne zum Crag gezählten nordeuropäiſchen Ablagerungen beweiſen. Von den ſelteneren oder ganz eigenthümlichen Gaſte— ropodenarten der tortoniſchen Stufe findet ſich auch nicht eine einzige Art in unſerer norddeutſchen Formation. Und von allen im vorſtehenden Aufſatz mit Namen angeführten Arten giebt es nur zwei, nämlich Pleurotoma semimar- ginata Lk. und Turritella bicarinata Eichwald, denen vielleicht ähnliche Arten unſer Glimmerthon aufzuweiſen hat. Das bisher von ihnen vorliegende geringe 16 242 bedarf noch einer genaueren Unterſuchung, jo wie anderer: ſeits zu unterſuchen wäre, ob dieſe beiden Arten ſich nicht auch noch in einer jüngeren als der tortoniſchen Stufe finden. Eine andere der aufgezählten Arten zum Beiſpiel Turritella varicosa.Br. findet ſich gerade häufig in der Stufe von Piacenza. Es iſt alſo bisher keine paläontologiſche Thatſache bekannt geworden, die die Synchroniſirung der beiden in Rede ſtehenden Ablagerungen unterſtützte und bewieſe. Suchen wir nun andererſeits, welche Schlüſſe ſich denn aus der direkten Beobachtung der Conchylien ziehen laſſen, ſo drängt ſich uns zunächſt die Frage auf: Sind denn von den von Prof. Mayer genannten Arten gar keine in Nord⸗ deutſchland und in welchen Schichten etwa gefunden wor⸗ den? Es iſt durch Beyrich bewieſen, daß die Spirilla ru- sticula {ih in den Geſchieben des Holſteiner Geſteins findet; ich ſelbſt habe darin eine Nassa gefunden, die ich von Nassa tessellata Bonelli von der Superga bei Turin nicht zu unterſcheiden vermag. Wir finden alſo in Nord- deutſchland Arten aus der tortoniſchen Stufe auch in une ſerer älteren Miocänformation, aber nicht in dem jüngeren Glimmerthon. Was nun ſchließlich die Arten betrifft, die dieſer letz⸗ tere mit ſüdeuropäiſchen Bildungen gemein hat, fo find es unter den Gaſteropoden meines Wiſſens ausſchließlich ſolche, die ſich, wenn auch ſelten, ſchon in der tortoniſchen Stufe finden, doch in ihrer vollen Entwickelung in der piacentiniſchen Stufe erſcheinen. Ich nenne nur Pleu- roioma turricula, cataphracta, rotata, dimidiata, obe- liscus, intorta, obtusangula, modiola; Cassidaria echi- 243 nophora, Cassis saburon, Turritella tricarinata, Cirso- trema obtusicostata Wood sp.; Cancellaria subangulosa varicosa, calcarata; Discospira foliacea Phllippi sp. und viele andere. Nicht wenige dieſer Arten treten auch noch in den tiefſten Schichten der Crag-Formation auf, deren enge Verbindung mit den norddeutſchen Abla⸗ gerungen auch noch durch die große Gleichartigkeit, der in beiden vorkommenden Voluta- und Fusus-Arten bewieſen wird. Unſere Formation iſt daher am nächſten verwandt mit den tieferen Schichten des Crag, nicht aber mit den Ablagerungen der tortoniſchen Stufe. Dieſe Verwand⸗ ſchaft wird einmal in ſpäteren Zeiten, wenn wir die Glim⸗ merthonfauna wirklich in ihrem ganzen Umfange kennen werden, geeignet ſein, ein helles Licht zu werfen auf die Unterſuchungen über die Grenzen der einzelnen Tertiär⸗ meere, auf ihre Verbindungen und Unterbrechungen. Es wird dabei beſonders Rückſicht zu nehmen ſein auf diejeni⸗ gen Arten, die dem Glimmerthon mit den ungefähr gleich alten Schichten des Wiener Beckens gemeinſchaftlich find, um nachzuweiſen, ob dieſelben ſich auf dem weiten Wege durch Italien, Frankreich und Belgien bis zu uns verfol- gen laſſen. Denn es bleibt für ihre Verbreitung kein au⸗ derer Weg übrig, ſeitdem Beyrich nachgewieſen hat, daß ein direkter Zuſammenhang des Wiener Beckens mit dem norddeutſchen Tertiärmeere, etwa durch Schleſien hindurch, durchaus nicht ſtattgefunden hat. Geſtützt auf ſolche That⸗ ſachen wird man dann wohl bald anfangen immer etwas mehr als nur vage Muthmaßungen über die Tewperatur⸗ verhältniſſe unſeres Tertiärmeeres zu hegen; lange aber 16% 244 freilich mag es noch dauern, bis es uns in Norddeutſchland gelingen wird, eine ſolche Fülle von Beobachtungen über die marinen Tertiärſchichten zu ſammeln, wie Oswald Heer ſie über die Süßwaſſerbildungen veröffentlicht hat. 3. Notiz über die Gattung Cancellaria. J. Im Juliheft des diesjährigen Jahrgeangs des Journal de Conchyliologie hat Herr Croſſe eine Arbeit über die Gat⸗ tungCancellaria veröffentlicht. Dieſelbe zerfällt in drei Theile. Im erſten führt Herr Croſſe alle Thatſachen an, die über die Anatomie der Gattung Cancellaria vorliegen, und indem er die Abtrennung der Gattung Admete Kröyer für nicht ge⸗ rechtfertigt erklärt, weiſt er der Gattung Cancellaria cuf Grundlage der neueſten Forſchungen ihren Platz im na⸗ türlichen Syſteme an. Sie erhält denſelben, wenn auch nur unter ſtarkem Zweifel, zwiſchen den Gattungen Tur- binella und Pyramidella. Der zweite Theil umfaßt die Aufzählung aller bekannten lebenden Arten, aus der wir erſehen, daß es jetzt 93 bekannte lebende Arten giebt. Vier derſelben ſind diejenigen arctiſchen Arten, die in die Gattung oder Gruppe Admete fallen. Schließt man dieſelben, die doch manches eigenthümliche im Habitus haben, aus, ſo ſind alle echten Caucellarien mit einer einzigen Ausnahme tropiſch und ſubtropiſch. Dieſe eine Art iſt die C. cancellata L. des Mittelmeeres, die ſich indeſſen eng an eine Art vom Se⸗ negal anſchließt, keine eigene Gruppe bildet und daher zeigt, daß ſie wohl nur ein vorgeſchobener Poſten der Fauna der weſtafrikaniſchen Küſte iſt. Herr Croſſe zeigt 245 uns ferner, daß an der Weſtkuſte Amerika's von Peru bis San Blas allein 28 Arten leben. Den zweiten Gentrale punkt für die Entwickelung der Gattung bilden die großen Inſelgruppen der indochineſiſchen Meere, ſie enthalten mindeſtens 23 Arten, zu denen man wohl füglich noch 8 Arten rechnen kann, deren Vaterland theils Ceylon iſt, und die theils aus andern indiſchen Gegenden ſtammen. II. Die dritte Abtheilung enthält die Aufzählung der foſ⸗ ſilen Arten. Derſelben muß ich vorausſchicken, daß ich manche der von Herrn Croſſe angenommenen Gruppen nicht für ganz natürlich halte, mindeſtens manche Arten nicht an der richtigen Stelle eingereihet finde. Erſte Gruppe. Trigonoſtome Arten. 1. Cancellaria gemmata Conrad. (d’Orbigny Prodröme vol. 2. pag. 355.) C. babylonica Lea (Contrib. Geol. pag, 138 Taf. 5 Fig. 134.) Localität: Alabama. Stufe 25. 2. Cancellaria umbilicaris Brocchi. (Brocchi Taf. 3 Fig. 10, 11.) Localität: Turin, Dax, Aſti. Stufe 26 und 27. 3. Cancellaria acutangula Faujas. (Grat. Taf. 1 Fig. 1, 3, 20.) Localität: Dax, Bordeaux. Stufe 26. 4. Cancellaria trochlearis Faujas. (Grat. Taf. 1 Fig. 5.) Localität: Dax, Bordeaux. Stufe 26. 5. Cancellaria spinifera Grateloup. (Grat. Taf. 1 Fig. 15.) Localität: Saubrigues. Stufe 21 Faluns bleus. 2 — | 10. 11. 12. 13. 14. 246 Cancellaria Grateloupi d’Orbigny. (Prodröme vol. 3 pag. 10.) Cancellaria acutangula Grateloup. var B. D. (Taf. 1 Fig. 2, 4.) Localität: Saubrigues. Stufe 26. Faluns bleus. Cancellaria canaliculata Hörnes & Partsch. (Grat. Taf. 1 Fig. 11, 12. Localilät: Saubrigues. Wien. Stufe 26. Cancellaria Geslini Basterot. (Memoire Tafel 2 Fig. 5.) Localiät: Dax, Bordeaux. Stufe 26. Cancellaria stromboides Grateloup. (Cancel. Taf. 1 Fig. 6.) Localität: Saubrigues. Stufe 26 Faluns bleus. Cancellaria Deshayesana Desmoulins, (Grateloup. Taf. 1 Jig 13,1%) Localität: Dax, Bordeaux. Stufe 26. Cancellaria Westiana Grateloup. (Canc. Fig. 18, 21.) Localität: Dax, Bordeaux, Baden. Stufe 26. Cancellaria Brocchii Crosse (Brocchi Taf. 3 Fig. 12.) Cancellaria piscatoria Brocchi nee Deshayes, Localität: Tortona, Turin. Stufe 26. Cancellaria uniangulata Deshayes. (Hörnes Taf. 34 Fig. 2.) Loealität: Turin, Steinabrunn. Stufe 26. | Cancellaria Parischi Hörnes. (Hörnes Taf. 34 Fig. 2.) Localität: Gainfahren, Stufe 26. Cancellaria scrobiculata Hörnes, (Hörnes Taf. 35 Fig. 1.) Localität: Steinabrunn, Gainfahren. Stufe 26. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 247 Cancellaria gradata Hörnes. (Hörnes Taf. 35 Fig. 2.) Locaität: Steinabrunn, Gainfahren. Stufe 26. Cancellaria ampullacea Brocchi. (Brocchi Taf. 3 Fig. 9.) Localität: Dax, Turin, Wien. Stufe 26. Cancellaria calcarata Brocchi. (Brocchi Taf 3 Fig. 7.) Localität; Turin, Wien. Stufe 26. Cancellaria Michelini Bellardi. (Canc. Taf. 4 Fig. 5, 6.) Localität: Piemont, Wien, Belgien. Stufe 26. Cancellaria imbricata Hörnes. (Taf. 35 Fig. 16.) Localität. Steinabrunn, Gainfahren. Stufe 26. Cancellaria subcarinata Bronn. Localität: Modena. Cancellaria coronata Scacchi. (Philippi Enum. vol. II. Taf. 25 Fig. 27.) Localität: Sieilien. Cancellaria crassicosta Bellardi. (Bellardi Taf. 2 Fig. 7, 8.) Localität: Piemont. Stufe 26. Cancellaria spinulosa Brocchi. (Brocchi Taf. 3 Fig. 14, 15. Localität: Piemont, Piacenza. Stufe 26. Cancellaria sulcata Bellardi. (Bell. Taf. 3 Fig. 1, 2.) Localität: Turin. Stufe 26. Cancellaria scabra Deshayes. (Bell, Taf. 4 Fig. 1, 2.) Localität: Aſti. Stufe 27. Cancellaria cassidea Brocchi. (Brocchi Taf. 3 Fig. 13.) Localität: Aſti. Stufe 27. 248 28. Cancellaria hirta Brocchi. (Brocchi. Taf. 4 Fig. 1.) Localität: Aſti. Stufe 27. 29. Cancellaria subhirta d’Orbigny. (Grateloup Taf. 1 Fig. 25.) Localität: Dax. Stufe 26. 30. Cancellaria lyrata Brocchi, (Brocchi Taf. 3 Fig. 6.) Localität: Tortona. Baden. Stufe 26. Hierzu bemerkt Herr Croſſe wörtlich: „Die Herrn Hörnes und Partſch glauben mit dieſer Art die vorhergehende vereinigen zu müſſen.“ 31. Cancellaria subvaricosa nn ( Grateloup Taf. 1 Fig. 8.) Localität: Dax, Bordeaux. Stufe 26. 32. Cancellaria varicosa Brocchi. (Bell. Taf. 1 Fig. 7, 8). f Localität: Aſti. Stufe 27. Diefe 3 Arten bilden den Uebergang von den Tri⸗ gonoſtomen, deren allgemeines Ausſehen ſie haben, zu den Purpuriformen, denen ſie ſich durch die Form ihrer Mün⸗ dung nähern, die oval wird, während ſie zugleich nach dem Canal hin in der Nähe des vorletzten Umganges be⸗ deutend breiter bleibt. (Croſſe). Zweite Gruppe: Purpuriforme Arten. 33. Cancellaria contorta Basterot. (Mem. Taf. 2 Fig. 3). Localität: Dax, Wien, Bordeaux. Stufe 26, 34. Cancellaria Dufourii Grateloup. (Canc. Taf. 1 Fig. 26, 29.) Cancellaria Bronnii Bellardi. Localität: Saubrigues, Turin, Wien. Stufe 26. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44, 249 — Cancellaria inermis Pusch. (Hörnes Taf. 34 Fig. 10, 13.) Localität: Wien, Polen. Stufe 26. Cancellaria callosa Partsch. (Hörnes Taf. 34 Fig. 14, 16). Localität: Gainfahren. Steinabrunn. Stuſe 26. Cancellaria Bellardii Michelotti. (Hörnes Taf. 38 Fig. 17, 18). Loealität: Wien, Turin. Stufe 26. Cacellaria Bonellii Bellardi. (Canc. Taf. 3 Fig. 3, 4). Loealität: Wien, Tortona. Stufe 26. Cancellaria subcancellata d’Orbigny. (Prodröme vol. III. Seite 54 und 171.) Cancellaria cancellata Grateloup nec. L. (Canc. Taf, I Fig. 7, 10). Loealität: Wien, Tortona, Aſti. Stufe 26, 27. Cancellaria buccinula Lamark. Baſterot Taf. 2 Fig. 12). Localität: Dax, Turin. Stufe 26. Cancellaria doliolaris Basterot. Taf. 2 Fig. 11). Localität: Dax, Bordeaux, Turin. Stufe 26. Cancellaria Bernardii Mayer. (Journ. Conch. 1861 Taf. 15 Fig. 3, 4). Localität: Leognan. Stufe 26. Cancellaria Raulini Mayer. (Journ. Conch. 1859 Taf. 3 Fig. 7). Loealität: Salles. Stufe 26. Cancellaria patula Mayer. (Journ. Conch. 1859 Taf. 3 Fig. 8.) Losalität: Saucats Stufe 25. 45. 46. 47. 48. 51. 55. 250 Cancellaria Beyrichi Mayer. (Journ. Conch. 1859 Taf. 11 Fig. 8). Localität: Saint Jean de Marſarg. Stufe 26. Cancellaria cingens Sandberger. (Sandberger Taf. 15 Fig. 8). Localität: Mainzer Becken. Cancellaria Brauniana Nyst. (Sandberger Taf. 15 Fig. 7). Localität: Mainzer Becken. Cancellaria moguntina Crosse. (Sandberger Taf. 15 Fig. 1). Canc. minuta A. Braun, Sandberger; von Nyst. Localität: Mainzer Becken. Cancellaria minuta Nyst. (Nyst Taf. 38 Fig. 23). Localität: Antwerpen. Stufe 26. . ? Cancellaria alabamensis Gabb. (Phil. And. 1860 Taf. 48 Fig. 14). Localität: Prairie Bluff, Alabama. Kreide. Herr Troffe bes merkt, daß ihm dieſe Art im höchſten Grade zweifel ⸗ haft erſcheine. Cancellaria fenestrata Eichwald. (Lethaea rostica Taf. 8 Fig. 15). Localität: Rußland. Tertiärformation. Cancellaria granulata Nyst. (Nyst Taf. 39 Fig. 14). Localität: Klein ſpauwen. Stufe 26. Cancellaria planispira Nyst. (Nyst Taf. 38 Fig. 22). Localität: Bolderberg. Stufe 26. Cancellaria quadrata Sowerby, (Min. Conch. Taf. 360). Localität: Barton. Stufe 25. Cancellaria subevulsa d'Orbigny. (Prodröme vol. II Seite 315). Localität: Cuiſe Lamotte. Stufe 24. 251 56. Cancellaria evulsa Sowerby. (Min. Conch. Taf. 361 Fig. 2, 4. Loecalität: Barton, Grignon. Stufe 25. Herr Croſſe bemerkt, daß dieſe beiden Arten den Uebergang zur Gruppe der Mitriformen Arten bilden. 57. Cancellaria pseudoevulsa d’Orbigny. (Prodröme vol. III Seite 11.) Localität: Belgien. Stufe 26. 58. Cancellaria laeviuscula Sowerby. (Min. Conch. Taf. 361 Fig. 1). Localität: London, Barton. Stufe 25. 59. Cancellaria Laurensii Grateloup. (Canc. Taf. 1 Fig. 24). Localität: Saubrigues. Stufe 26, 60. Cancellaria turricula Lamark. (Grat. Canc. Taf. 1 Fig. 23). Leoalität: Dax. Stufe 26. 61. Cancellaria intermedia Bellardi. (Bell. Taf. 1 Figur 13, 14). Loeal ität: Dax, Tortona. Stufe 26. Alle dieſe Arten gehen mehr und mehr in die Mi⸗ triformen Arten über. (Croſſe.) Dritte Gruppe. Mitriforme Arten. 62. Cancellaria crenulata Deshayes. (Coqu. foss. Taf. 79 Fig. 31—33). Localität: Cuiſe⸗Lamotte. Stufe 24. 63. Cancellaria Maglorii Melleville. (Sables Inferieurs Taf. 9 Fig. 1—3). Loealität: Mons⸗eu⸗Laonnais. Stufe 24. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 252 Cancellaria costulata Lamark. (Coqu. foss. Taf. 79 Fig. 34, 45). Loealität: Parnes, Mouchy. Stufe 25. Cancellaria suturalis Sowerby (Coqu. ſoss. Taf. 71 Fig. 34, 35). Localität: Parnes, Mouchy. Stufe 25. Cancellaria elegans Deshayes. (Coqu. foss. Taf. 79 Fig. 2426.) Loecalität: Parnes, Grignon. Stufe 25. Cancellaria striatulata Deshayes. (Coqu. foss. Taf. 79 Fig. 29, 30.) Localität: Mouchy. Stufe 25. Cancellaria volutella Lamark. (Coqu. ſoss. Taf. 79 Fig. 1820). Localität: Grignon. Stufe 25. Canceilaria mitraeformis Broechi. (Brocchi Taf. 15. Figur 13). Localität: Piemont. Stufe 26. Cancellaria parva Lea. (Conchyl. Taf. 5 Fig. 141). Localität: Alabama. Stufe 25. Cancellaria labrosa Bellardi. (Bellardi Taf. 1 Fig. 3, 4). Loealität: Turin. Cancellaria alveata Conrad. (Prodröme vol. II. Seite 355). Localität: Alabama. Stufe 25. Cancellaria sculptura Lea. (Contr. Taf. 5 Fig. 137). Localität: Alabama. Stufe 25. Cancellaria Leai Crosse. (Lea. Contr. Taf. 5 Fig. 138). Cancellaria tesselata Lea non Sowerby. Localität: Alabama. Stufe 25. 253 75. Cancellaria elevata Lea. (Conir. Taf. 5 Fig. 139). Loealität: Alabama. Stufe 25. 76. Cancellaria costata Lea. (Contr. Taf. 5. Fig. 141). Localität: Alabama. Stufe 25 d’Orbigny hat im Prodröme die Anſicht ausgeſpro⸗ chen daß dieſe, und die drei vorhergehenden Arten mit der C. alveata Conrad, zu vereinigen ſeien. (Croſſe). 77. Cancellaria elongata Nyst. (Nyst Taf. 38 Fig. 23). Localität: Belgien. Stüfe 26. 78. Cancellaria Nysti Hörnes & Partsch. (Hörnes Taf. 34 Fig. 1). Localität: Steinabrunn. Stufe 26. Nur dem Namen nach find Herrn Croſſe folgende bekannt: 79. Cancellaria perspectiva Conrad. (Prodröme vol. III. Seite 56). Localität: Vereinigte Staaten. Stufe 26. 80. Cancellaria lunata Conrad. (Prodröme vol. III. Seite 56). Localität: Vereinigte Staaten. Stufe 26. 81. Cancellaria alternata Conrad. (Prodröme vol, III. Seite 56). Loealität: Vereinigte Staaten. Stufe 26. III. Es ſind alſo, wenn wir die eine zweifelhafte Art der nordamerikaniſchen Kreide nicht berückſichtigen, im ganzen 80 foſſile Arten und dieſe alle aus der Tertiärformation bekannt. Alle dieſe Arten ſind in Europa und Norda— merika gefunden. Iſt nun dies Verzeichniß des Herrn 254 Croſſe richtig? das heißt giebt es einmal eine Aufzählung aller beſchriebenen und abgebildeten Arten und giebt es dann anderntheils ein richtiges Verzeichniß der wirklichen foſſilen Arten, unter Ausſcheidung der Synonymen? Keines von beiden. Mit Beziehung auf letztere Frage finde ich, daß viele Arten gar nicht auf ihre wirkliche Verwandſchaft geprüft ſind. Und was die erſte Frage betrifft, ſo iſt es gewiß jedem Norddeutſchen beim Leſen der vorhergehenden Zeilen auf der Stelle aufgefallen, daß Herr Croſſe die ganze norddeutſche Literatur überſchlagen hat. Selbſt bei dem offenen Geſtändniß, daß das Verzeichuiß der foſſilen Arten wohl der ſchwächſte Theil ſeiner Arbeit ſei, hätte Herr Croſſe ſich die Literatur doch wohl etwas genauer anſehen müſſen. Ich will verſuchen, nun zuerſt dieſe Lücke auszufüllen. Es ſind meines Wiſſens bisher 25 Arten aus der Tertiärformation Norddeutſchlands beſchrieben worden. Von dieſer Zahl gehen zuerſt 12 Arten ab, die in dem obigen Verzeichniß ſchon enthalten ſind, weil ſie, ſchon ſeit längerer Zeit von anderen Fundorten bekannt, Herrn Croſſe in den anderen von ihm benutzten Büchern vorkamen. Es ſind dies, dem Namen nach folgende Arten: Cancellaria evulsa Solander. C. Bellardii Michelotti. C. laeviuscula Sowerby. C. quadrata Sow. C. elongata. Nyst. C. granulata Nyst. C. contorta Basterot. C. cancellata L. C. varicosa Brocchi. C. lyrata Brocchi. C. calcarata Brocchi. C. acutangularis Lk. Außer dieſen find von Beyrich folgende 10 Arten ab- gebildet und beſchrieben: 255 82. Cancellaria nitens Beyrich. (Beyrich Taf. 27 Fig. 1). Loealität: Weſteregeln. Unteroligoeän. 83. Cancellaria excellens Beyrich. (Beyrich Taf. 25 Fig. 5). Localität: Weſte regeln. Unteroligocän. 84. Cancellaria multistriata Beyrich. (Beyrich Taf. 26 Fig. 6). Localität: Crefeld. Oberoligocän. 85. Cancellaria Rothi Semper. (Beyrich Taf. 27 Fig. 3, 4). C. nodulifera Beyrich nec Sowerby. Loealität: Spandetgaard, Gram, Storland. Obermioeäu. Ich habe den Namen dieſer Art ändern müſſen, da Cancellaria no- dulifera Sowerby die Priorität hatund erlaube mir ihr den Namen meines bochgeehrten Freundes Herr Dr. Roth, Seeretair der deutſchen ge— ologiſchen Geſellſchaft, beizulegen. 86. Cancellaria pusilla Philippi. (Beyrtch Taf. 27 Fig. 9. Taf. 28 Fig. 1, 2.) Fasciolaria pusilla Philippi. (Beiträge Taf, 4 Fig. II.) Fusus exilis Philippi. (I. c. Taf. 4 Fig. 12.) Cancellaria elongata Karsten. (Verzeichniß Seite 25.) Localität: Weſteregeln; Unteroligocän. Stettin und Herms— dorf; Mitteloligocän. Sternberg, Freden, Caſſel; Oberoligocän. Dingden, Sylt, Lüneburg; Ober- miocän. 87. Cancellaria occulta Beyrich. (Beyrich Taf. 28 Fig. 7.) Localität: Sternberg; Oberoligocän. 88. Cancellaria parvula Beyrich. (Beyrich Taf. 28 Fig. 8.) Localität: Steinbeck; Miocän. 256 89. Cancellaria scalaroides Wood. (Beyrich Taf. 37 Fig. 5.) Cancellatia coronata Wood non Scacchi (Univalves Taf. 7 Fig. 18.) Cancellaria scalaroides Wood, (Part. II Taf. 31 Fig. 9). Loealität: Gühlitz; Obermiocän. 90. Cancellaria Behmi Beyrich. (Beyrich Taf. 28 Fig. 8.) Loealität: Stettin; Mitteloligoeän. 91 Cancellaria aperla Beyrich. (Beyrich Taf. 28 Fig. 5.) Loealität: Gühlitz; Obermiocän. Zu dieſer Zahl kommt die im vorigen Jahr ver⸗ öffentlichte: 92. Cancellaria Albrechtina Mayer. (Faunula von Kleinkuhren Seite 10.) Localität Kleinkuhren. Mitteloligocän. Hierzu kommen nun noch, allerdings ſehr fraglicher Weiſe, folgende beide Arten: 93. Cancellaria Thuringiae Giebel. (Beiträge Seite 91.) Localität: Schraplau. 94. Cancellaria similis Giebel nec Sowerby. (Beiträge Seite 98 Taf. Fig. 2.) Loealität: Biere. Beide ſind mir vollkommen unbekannt, wenn mir auch die Schrift, in der ſie veröffentlicht wurden, in dieſem Augenblicke vorliegt. Ich führe ſie nur zu dem einzigen Zweck an, die Literatur zu erſchöpfen; zugleich aber ver— wahre ich mich gegen jede Verantwortlichkeit die man daraus für mich herleiten möchte, da die paläontologiſchen Arbeiten des Herrn Giebel mir von jeher nichts als großes ißtrauen eingeflößt haben. 257 IV. Dem ſo vervollſtändigten Verzeichniſſe glaube ich, haben wir Grund, nun noch folgende Arten beizufügen. 95. Cancellaria serrata Bronn. (Italiens Tertiärgebilde. Seite 44 Numuter 211). Lokalität: Bacedasco, Siena. Stufe 27. Da dieſer Name ſchon im Jahre 1831 gegeben iſt, gebe ich der C. serrata Reeve (Conch. Jcon, 81,) den Namen Cancellaris Crossei Semper. 96. Cancellaria obsoleta Hörnes. (Taf. 52 Fig. 3). Lokalität: Grund. Stufe 26. 97. Cancellaria crenata Hörnes. (Taf. 52 Fig. 4). Lokalität: Grund. Stufe 26. 98. Cancellaria Hebertiana Hörnes. (Taf. 52 Fig. 5.) Lokalität: Grund. Stufe 26. 99. Cancellaria Neugeboreni Hörnes. (Taf. 52 Fig. 6). Lokalität: Nikolsburg. Stufe 26. 0 100. Cancellaria subangulosa Wood. (Crag Mollusk Taf. 7 Fig. 20). Lokalität: Sutton (Cor. Crag). Stufe 27. 101. Cancellaria costellifera Sowerby. (Crag Mollusk: Taf. 7 Fig. 21). Lokalität: Sutton, Bridlington. Stufe 27. 102. Cancellaria notabilis Eichwald. (Lelhaea Rossica Taf. 8 Fig. 14). Lokalität; Staro⸗Poczaiow. Stufe 26. 103. Cancellaria Puschi Semper. (Pusch Taf. 11 Fig. 16). Cancellaria (Voluta) eitharella Brong. Pusch Pol. Paläonto. Seite 129. — Cancellaria citharella Pusch Eichwald. (Lethaea Rossica pag. 201). 17 258 Lokalität: Korytnice in Polen. Dieſe Art kann den ihr don Eichwald beigelegten Namen C. citharella Pusch nicht führen, da dieſer Autor ſie durchaus nicht unter dieſem Namen als neue Art auſſtellte, ſondern ſie für die Voluta eitharella Brongniart hielt. Ich habe ihr daher den Namen ihres Entdeckers gegeben. Stufe 26. V. Sehen wir nun von der einen oben erwähnten, zwei⸗ felhaften Art der Kreide ab, fo find im ganzen 102 foſ⸗ ſile Arten bekannt und alle dieſe ſind tertiär. Trotz der Vergrößerung des urſprünglichen Verzeichniſſes iſt jedoch mit Sicherheit anzunehmen, daß es noch außer den an- geführten eine ziemliche Anzahl Arten in Werken geben wird, die mir unbekannt geblieben ſind. Dieſe würden die Anzahl der tertiären Arten alſo noch mehr erhöhen. Andererſeits iſt es dagegen wohl keinem Zweifel unterwor⸗ fen, daß in dem vorſtehenden Verzeichniſſe eine Anzahl Arten doppelt angeführt find, ein Theil derſelben alſo bei ge> nauer Vergleichung genügender Exemplare in die Syno⸗ nyme fallen würde. Die Vermehrung auf der einen Seite mag den Ausfall auf der andern decken und ſo ſpätere Unterſuchungen vielleicht ein ähnliches Zahlenver⸗ hältniß zum Reſultat haben. Ich wende mich jetzt zu den beſonderen Beobachtun⸗ gen, die ich beim Studium des Cataloges machen konnte. Es ſpringt zuerſt in die Augen, auf welche eigen— thümliche Weiſe die Gattung Cancellaria in ihrem Eut⸗ wicklungsgange in der Tertiärformation auftritt. Schließt man ſich nämlich der von Herrn Croſſe angenommenen 259 d'Orbigny'ſchen Eintheilung an, fo vertheilen ſich die ſämmtlichen Arten wie folgt: Stufe 24 3 Arten Und nach dem er- 3 Arten. 25 15 ⸗ weiterten Verzeich- 15 = en niſſe. 8 4 989 9 ⸗ 1233 Hier muß als Facit eine größere Summe herausfom- men, als die einfache Artenzahl beträgt, weil ſowohl in den beiden jüngſten Formationen, Stufe 27 und 26 B, als auch in Stufe 26 B und A mehrere Arten in beiden, alſo doppelt gezählt werden mußten. Die beiden Unter— abtheilungen der ſechs und zwanzigſten Stufe find, wie man ſieht, in dem Catalog des Herrn Croſſe nicht be— ſonders angeführt; ich habe geglaubt, wenn auch einige Irrthümer dabei vorfallen ſollten, die oligocänen Arten beſtmöglichſt von den wirklich miocänen trennen zu müſ— ſen, um einen klaren Ueberblick zu erhalten. Hätte ich dieſe Trennung nicht vorgenommen, ſo würde das merk— würdige Verhalten der Entwickelung der Gattung nur um ſo greller, aber auch übertrieben erſchienen ſein. Daher habe ich alle oligocänen Arten möglichſt auszuſondern ges ſucht, auch dann aber bleiben für die eigentliche Miocän— formation noch beinahe 4mal ſo viele Arten, als für die Oligocänformation. Die Gattung hätte alſo einmal in der Miocänzeit culminirt und wäre daun zurückgeſunken, um in der Jetztwelt zum zweiten Male zu culminiren. Iſt dies in der That das wirkliche, auf genau beobachtete Vorkommniſſe geſtützte Verhältniß? Nein, es iſt dies nicht der Fall, wenigſtens nicht auf ſo craſſe Weiſe, und es wird nicht ſchwer F zu 260 beweiſen. Die Zahl der ausſchließlich miocänen Arten iſt im Verzeichniß im Verhältniß viel zu hoch angegeben, weil Herr Croſſe etwas zu ſehr dem ſchematiſirenden d'Orbigny gefolgt iſt, ohne die älteren Autoren ſtets zu Rathe zu ziehen, die doch die Angabe des Vorkommens auf das ſorgfältigſte gemacht haben. Die Sache iſt die, daß ſich in der Stufe 27 viel mehr Arten finden, als Herr Croſſe darin aufzählt. Er führt wie aus dem vor⸗ hergehenden Verzeichniſſe zu erſehen, nur folgende 6 Arten ausdrücklich darin auf: Cancellaria umbilicaris, scabra, cassidea, hirta, varicosa, subcancellata. Ihnen füge ich die beiden C. coronata und subcarinata hinzu, bei denen im Verzeichniß keine Stufe angeführt iſt, die aber in die ſieben und zwanzigſte gehören, und außerdem die Can- cellaria minuta Nyst., die hierher und nicht in die ſechs und zwanzigſte Stufe gehört. In derſelben Stufe kommen nun aber auch folgende Arten vor: Cancellaria Brocchi Crosse; uniangulata Deshayes; ampullacea Brocchi; calcarata Brocchi; spinulosa Brocchi; lyrata Brocchi; contorta Basterot; Bonellii Bellardi; mitraeformisBrocchi; Ich begnüge mich hier die Namen anzuführen, ohne für jede einzelne Art ein Citat zu geben. Jeder kann die be⸗ treffenden Stellen in den Werken von Brocchi, Bronn und Bellardi finden. Von dieſen 9 Arten kommt in der ſechsundzwanzigſten Stufe die Cancellaria mitraefor- mis wahrſcheinlich nicht vor, denn wenn auch Michelotti (Foss. Mioc. Seite 221) Turin als Fundort angiebt, ſo führt doch Bellardi in ſeiner ausgezeichneten Monographie dieſen Fundort nicht an. Ich halte daher das Vorkom— men derſelben in der Miocänformation für ſehr zweifel⸗ 261 baft, und ziehe dieſe eine Art von den miocänen (Stufe 26 B) ab und lege die 9 Arten zu den pliocänen (Stufe 27) hinzu. Dann ſtellt ſich folgendes Verhältniß heraus: Stufe 24 3 Arten - 025 | 15 2 TA 27 = 3 26 B a 27 22 Man ſieht aus dieſer Tabelle, wie ſehr das in der erſten herrſchende Mißverhältniß ſchon geſchwunden iſt. Er⸗ wägt man dabei, daß die Trennung der unter Stufe 26 A und B begriffenen Schichten weder überall in Europa, noch in den einzelnen Becken ſchon genau für alle Schichten durchgeführt iſt, ſo iſt ſicher zu behaupten daß, wenn erſt einmal alle die einzelnen Stufen überall durchgeführt ge⸗ trennt ſein werden, keine ältere Stufe die ſiebenundzwan⸗ zigſte an Zahl der Arten übertreffen, man vielmehr die Gattung Cancellaria ſteigend fortentwickelt finden wird, bis in die Jetztwelt. Ehe ich nun zu einigen ſpeciellen Bemerkungen über verſchiedene Arten übergehe, habe ich die Priorität einer lebenden Art feſtzuſtellen. 92. Cancellaria SowerbyiBellardi. (Bell. I. c. pag. 232.) Cancellaria mitraeformis Sowerby nec Brocchi, (Thesaurus Fig. 24 und 35.) Cancellaria Sowerbyi Crosse (Journal de Conchyl. 1861. 3. Seite 242.) Schon im Jahre 1841 hat Bellardi bei Gelegenheit ſeiner Beſprechung der C. mitraeformis Brocchi der von ihr ſehr verſchiedenen lebenden Art den Namen ihres Ent⸗ deckers gegeben. Es war daher überflüſſig, daſſelbe noch einmal zu thun. 262 — — — 12. Cancellarin Brocchii Crosse (C. piscatoria Brocchi.) und 28. Cancellaria hirta Brocchi. Dieſe beiden Arten ſtehen wie man ſieht, im Ver— zeichniß weit auseinander, nichts deſto weniger ſind ſie nicht allein ganz nahe verwandt, ſondern ſogar ident. Bronn (I. c. Seite 43) und Bellardi (I. c. Seite 243) haben ſie daher auch ohne weiteres vereinigt. Ich ſelbſt habe mich durch Unterſuchung mehrerer hundert Exemplare von der Richtigkeit dieſer Verſchmelzung überzeugen können. Die Art behält daher den ihr von Brocchi gegebenen Namen C. hirta. Der Name C. Brocchii Crosse fällt in die Synonymie und W 12 iſt aus der Zahl der Ar⸗ ten ganz zu ſtreichen. 18. Cancellaria calcarata Brocchi und 29. Cancellaria subhirta d’Orbigny. (C. hirta Grat. nec Brocchi.) Hörnes Seite 322 erklärt beide Arten für ident. Selbſt für den Fall, daß fie es nicht waren, was ich nicht beweiſen kann, bleiben fie doch noch immer zu nahe vers wandt, um eine Trennung um 11 Nummern zu erlauben. Sind ſie aber ident, ſo iſt Can. subhirta ſchon die zweite Art, die aus der Anzahl der miocänen Arten des Ver— zeichniſſes wegfällt. 24. Cancellaria spinulosa Brocchi und 30. Cancellaria lyrata Brocchi. Die erſte Art wird von Bellardi nur zweifelnd auf— recht erhalten. Michelotti und Hörnes verbinden ſie ohne weiteres mit der zweiten, deren Jugendform ſie darſtelle. Der Anſicht dieſer letzteren Gelehrten kann ich mich, nach 263 genauer Unterſuchung aller mir vorliegenden Exemplare, nur anſchließen. W 24 fällt ſonach als eigene Art weg. 230 Cancellaria lyrata Brocchi. Bei dieſer Art bemerkt Herr Croſſe wörtlich: „Die Herren Hörnes und Partſch glauben mit dieſer Art die vorhergehende vers einigen zu müſſen.“ Die vorhergehende Art iſt M29 Canc. subhirta d'Orbigny. Daß Hörnes dieſe letztere Art, Canc. hirta Grat. (subhirta d' Orb.) als Synonym zu Canc. calcarata Brocchi zieht, habe ich ſchon oben bemerkt, daraus folgt, daß die Verwandtſchaft der beiden Arten 2 29 und W 30 doch wohl nicht To groß iſt, wie Herr Croſſe anzunehmen ſcheint. Seine Notiz ſelbſt aber, die ich eben wörtlich angeführt habe, muß auf einem ſtarken Irrthum ſeinerſeits beruhen. Denn in dem, der Canc. lyrata gewidmeten Artikel des weltbekannten Werkes iſt weder von einer Vergleichung derſelben mit irgend einer Art im allgemeinen, noch mit der Canc. subhirta d’Orb. im beſonderen die Rede. Der Name Canc. hirta kommt in dieſem Buche überhaupt nur zweimal vor. Einmal auf Seite 322: hier wird der Name Canc. hirta Grat. in die Synonymie der Canc. calcarata Brocchi gebracht. Das andere Mal auf Seite 325: und hier werden die Unterſchiede der Cano. Westiana Grat. von der Canc- hirta Brocchi auseinandergeſetzt. Dieſe letzte Stelle kann von Herrn Croſſe nicht gemeint ſein, da Canc. Westiana Ne 11 ift, alfo nicht unmittelbar vor * 28 Canc. hirta Brocchi ſteht. Was Herr Croſſe daher hat ſagen wollen, bleibt mir ganz unverſtändlich. Nur ſo viel iſt klar, daß Hörnes das nicht geſagt hat, was Herr Croſſe ihn ſagen läßt. 264 39. Cancellaria subcancellata d’Orbigny. Bei dieſer Art iſt Herr Croſſe zu ſehr dem ſtrengen, und unnatürlichen Schematismus des Prod. d. Paläontolog. gefolgt, indem er ausdrücklich die Exemplare der Suba⸗ penninſchichten zu d'Orbigny's Art rechnet, ſie alſo von der lebenden Art trennt. Es wäre wohl der Mühe werth geweſen, die Sache noch einmal zu unterſuchen. Hörnes hat darüber in der neueren Zeit die genaueſten Unterſuchungen angeſtellt; ſeine Mittheilungen und Abbildungen zeigen, daß allerdings zwiſchen den Exemplaren aus den wirklich miocänen Schichten und den lebenden eine ſtarke Verſchiedenheit ſtattfindet, die doch wohl berechtigt, die miocäne Art als beſondere hinzuſtellen. Darin aber muß ich Hörnes gleichfalls ganz recht geben, daß die eigenthümlichen ſubapenuinen Exemplare von der lebenden Art nicht zu trennen ſind. Mir liegen, indem ich dieſe Zeilen ſchreibe, hunderte von Exemplaren von den verſchiedenen Fundorten der italieniſchen Subapenninfor⸗ mation und zur Vergleichung eine Anzahl Exemplare der lebenden Art vor, die ein Freund im vorigen Jahr bei Algier für mich fiſchte. Einen Unterſchied kann ich zwiſchen ihnen nicht finden. Dieſelben Autoren, die dieſe beiden Arten vorgefaßter Meinungen wegen trennen, ſcheuen ſich andererſeits doch nicht, ein weit größeres Schwanken der Artkennzeichen dort anzunehmen, wo es gerade in ihr Syſtem paßt. Ob die Exemplare der miocänen Schichten nun wirklich eine beſondere Art bilden, kann ich nicht eut- ſcheiden, glaube aber, daß es dem jetzigen Staude unſerer Kenntniß am beſten entſpricht, weun ich die r 39 wie folgt ordne: 265 39. Cancellaria subcancellata d’Orbigny (Grateloup Taf, 1 Fig. 7, 10. Hörnes Taf. 34 Fig. 20—22. Localität: Wiener Becken, Tortona, Bordeaux ete. Stufe 26 39. a. Cancellaria cancellata L. sp. Localität: Aſti, Caſtell' Arquato, Bologna, Siena. Stufe 27. 48. Cancellaria minuta A. Braun. Cancellaria moguntina Crosse. Es war nicht nöthig den Namen zu ändern, da wie Beyrich nachgewieſen hat, die Canc. minuta Nyst in die Synonymie der Canc. subangulosa Wood gehört. Dieſe Art behält daher den ihr von Al. Braun gegebenen Namen. . 49. Cancellaria minuta Nyst. 78. Cancellaria Nysti Hörnes. 100. Cancellaria subangulosa Wood. Es geht aus Behrich's Unterſuchungen (Seite 306 und 323) wohl unzweifelhaft hervor, daß dieſe 3 Arten nur eine einzige bilden. Eine genaue Vergleichung der Beſchreibungen, die Nyſt, Hörnes und Wood von ihren Arten gegeben haben, beſtätigt mir die von Behrich ausge⸗ ſprochene Anſicht. Selbſt wenn man aber auch nicht ges neigt wäre, dieſe drei in eine Art zu verſchmelzen, müßte man doch die ungemein nahe Verwandſchaft derſelben an⸗ erkennen und ſie demzufolge neben einanderſtellen. Herr Croſſe hat aber die beiden von ihm angeführten Arten nicht allein durch 29 dieſen Formen ganz fremde Arten getrennt, ſondern ſie auch noch in verſchiedene Gruppen gebracht, wozu Teinenfalls ein Grund vorhanden war. Beyrich verbindet alle 3 Arten auch noch mit der 16. Cancellaria pusilla Philippi sp. 266 Trotz des mir vorliegenden nicht unbedeutenden Ma⸗ terials habe ich mir doch nicht mit Beſtimmtheit darüber klar werden können, ob dieſe Verbindung gerechtfertigt iſt. Wäre ſie es, dann hätten wir in derſelben eine Art vor uns, deren geologiſche Verbreitung dann von keiner andern Cancellaria erreicht würde. Sie würde beginnen in der Unteroligocänformation und ſich durch alle Oligo— caͤn⸗ und Miocänſchichten fortpflanzend, erſt im Süden in den Subapenninſchichten Toscana's und des Piacentini⸗ ſchen, ſo wie im Norden in den belgiſch-engliſchen Crag⸗ ſchichten ihr Ende finden. . Dies ſind die Bemerkungen, die ſich mir beim Studium des Catalogs aufdräugten. Sie werden ihren Zweck er— füllt haben, wenn es mir durch ihre Veröffentlichung ge— lungen ſein ſollte, ein wenig zur Aufklärung der Verwirrung beizutragen, die Herr Croſſe in der Literatur der foſſilen Cancellarien herrſcheud gefunden hat. 4. Catalog einer Sammlung Petrefakten des Sternberger Geſteins. Herr Baumeiſter F. E. Koch in Dargun, dem wir auf dem Felde der Geologie und Paläontologie Norddeutſch⸗ lands ſchon ſo mannigfaltige ſchöne Reſultate verdanken, hat die Güte gehabt, mir eine Sammlung Petrefakten des Sternberger Geſteins zur Verfügung zu ſtellen, mich dabei zugleich um meine Anſicht über die einzelnen Arten er— ſuchend. So ſehr ich mir nun auch meiner geringen Kräfte bewußt bin, ſo habe ich doch geglaubt, dieſem ehrenvollen Auftrage entfprechen zu müſſen. So entſtand 267 ber folgende Catalog. Dieſe Mittheilungen bezwecken daher nicht im entfernteften eine auch nur annähernd voll— ſtändige Ueberſicht der Molluskenfauna des Sternberger Geſteins zu geben, — dies der Grund, wenn ſie etwas frag— mentariſch erſcheinen. Ich habe geglaubt, dieſelben veröffentlichen zu dürfen, um denjenigen Geologen unſerer Gegenden, die ſich bisher beinahe ausſchließlich auf die Arbeiten von Philippi und Karſten ſtützen mußten, eine wenigſtens etwas ſicherere Grundlage für ihre Unterſuchungen zu geben. I. Pteropoda. Die Pteropoden ſcheinen in den Tertiärſchichten Deutſch— lands nur geringe Ueberreſte als Beweiſe ihres einſtigen Da— ſeins hinterlaſſen zu haben, während dieſelben in der Tertiär> formation Süd⸗ und Südweſteuropas nicht ſo ganz ſelten auftreten. Immerhin aber mögen ſie bei uns noch häufiger ſein, als in den belgiſch-bataviſchen Schichten, aus denen mir noch gar keine Art bekannt geworden iſt. Aus dem Mainzer Becken habe ich bisher nur eine einzige Art angeführt gefunden. Sie iſt von Sandberger (Unterſuchungen über das Mainzer Tertiärbecken, Wies— baden 1853 pag. 10) als Cleodora sp.? aus dem Mee- resſande bei Weinheim aufgeführt worden. Soll nun dies Fragezeichen andeuten, daß Sandberger nicht allein über die Beſtimmung der Art, ſondern der Gattung ſelbſt im Zwei⸗ fel war, ſo wäre es möglich, daß die Mainzer Art mit einer der weiter unten zu beſprechenden zuſammenfiel e. Steht aber Cleo- dora als Gattung feſt, ſo kann ſie nichts mit unſern norddeut— ſchen Arten zu thun haben. Leider iſt Sandbergers großes Kupferwerk noch nicht weit genug vorgeſchritten, um mir 268 die Entſcheidung über dieſe Frage zu ermöglichen. Eine zweite Art findet ſich im Wiener Becken, in welchem ſie zugleich die einzige iſt. Hörnes hat ſie als Vaginella depressa Daudin abgebildet und beſchrieben. Ich werde weiter unten wieder Gelegenheit finden, ihrer zu erwähnen. Dies ſind die beiden einzigen Pteropodenarten, die mir außerhalb Norddeutſchlands bekannt geworden ſind. Aus den Tertiärſchichten Norddeutſchlands habe ich nun folgende Arten angeführt gefunden: Cleodora conica v. Münster von Caſſel und Caſtel Arquato. in Leonhard & Bronn Jahrbuch 1835 pag. 431. Cleodora strangulata? Basterot (Vaginella) von Sternberg. v. Münſter am angeführten Orte pag. 448. Belemnites lanceolatus nov. spec. von Sternberg. in Boll Geoguoſie der deutſchen Oſtſeeländer 1846 pag. 176 Tab. 2 Fig. 16. Creseis Vaginella Rang aus Sternberger Geſtein. H. Karſten Verzeichniß der im Roſtocker Muſeum befindlichen Verſteinerungen des Sternberger Geſteins 1849 pag. 10. Creseis Daudinii? Vaginella Daudinii Sowerby? von Sternberg, H. Karſten ebendaſelbſt pag. 10. Vaginella sp. (= Belemnites lanceolatus Boll = Creseis Daudinii Karsten.) Boll in Mekleuburg. Archiv 1852 pag. 74. Vaginella Münsteri Bronn nov. sp. Septarienthon von Sternberg. | Cleodora strangulata Münster ned Deshayes. Bronn in Caeno⸗Lethaea pag. 428. 1856. 269 Vaginella cfr. depressa Daudin von Sylt. G. Karſten. Nachrichten über das phyſikaliſche Inſtitut und das mineralogiſche Muſeum in Kiel 1857. Creseis vaginella Rang von Sylt. G. Karſten. Ebendaſelbſt. Dies iſt eine ganze Reihe von Namen, zu denen wohl noch einige hinzukommen mögen aus Werken, die mir unbekannt geblieben ſind. Aber auf den erſten Blick ſieht man, daß viele dieſer Namen Synonymen find, ſich immer wieder auf dieſelben Arten beziehen. Welche von ihnen ſind nun als wirklich verſchiedene Arten bezeichnend anzuerkennen, welche dagegen in die Reihe der Synonymen zu verweiſen? Es wird, ehe ich zur Beſchreibung der ein⸗ zelnen Arten übergehe, nöthig ſein, der Beantwortung dieſer Fragen einige Zeilen zu widmen. Ich bin bisher nicht jo glücklich geweſen, Pteropoden im Glimmerthon der Inſel Sylt zu finden und es iſt zu lange her, daß ich die im Kieler Muſeum befindlichen von Sylt ſtammenden Conchylien geſehen, als daß ich in dieſem Augenblick entſcheiden könnte, ob in der That zwei verſchiedene Arten Herrn Prof. G. Karſten Grund gaben, zwei Namen anzuführen. Aber ein Blick in Bronn's Lethaea oder in den Prodröme de Paleontologie strali- graphique (Falunien B. 1802) hätte genügt, um Hru. Prof. Karſten zu zeigen, daß die beiden von ihm aufge⸗ führten Namen einer und derſelben Art, nämlich der Va- ginella depressa Daudin angehören. Es iſt dieſes leider einer der kleinſten Fehler dieſer Arbeit. Was mag Cleodora conica v. Münster (ſiehe oben) für eine Art fein? Sie iſt an der angeführten Stelle von 270 ihrem Autor ohne jede Diagnoſe aufgeftelt worden und ich kann weder im zweiten noch im dritten Bande des Kupfer— werkes von Goldfuß eine Abbildung derſelben finden. Der erſte iſt mir nicht zur Hand; ich darf aber annehmen, daß fie auch darin nicht abgebildet iſt, weil auch zu der fol- genden Art, die Bronn in der Lethaea beſonders aufführt (ſiehe oben V. Münsteri Bronn), von demſelben keine Fig. citirt wird. Philippi in den Tertiärverſteinerungen erwähnt ihrer nicht; ſie ſcheint alſo ſehr ſelten oder ganz apokryph zu ſein.“) Eine Diagnoſe oder Beſchrelbung iſt an der angeführten Stelle nicht gegeben, ebeuſowenig iſt erſichtlich, welche Art Graf Münſter mit der Ortsangabe Castell’ Arquato im Auge gehabt hat; daß beide Arten, die plio⸗ cäne aus Italien und die oligocäne von Caſſel ver⸗ ſchieden find, kann man ſelbſt ohne Anſicht der Exemplare als erwieſen annehmen. Der von Münſter gegebene Name muß, wenn er nicht etwa irgend eines Grundes wegen ganz wegfällt, jedenfalls der norddeutſchen Art bleiben, da Graf Münſter bei dieſen Unterſuchungen von den nord— deutſchen Arten ausging. Auch die zweite der von Münſter aufgeführten Arten, der er fraglich den Namen Cleodora strangulata? Bas- terot giebt und als ihren Fundort das Sternberger Ge— ſtein nennt, iſt mit keiner Diagnoſe oder Beſchreibung ver- ) Als dieſe Zeilen ſchon geſchrieben waren, erhielt ich von Hru. Dr. Speyer die Nachricht, daß auch ihm eine Cleodora conica Münſter aus deu heſſiſchen Tertiärgebilden gänzlich unbekannt ſei, und ihm überhaupt von Pteropoden darin nichts anderes bisher vorgekommen ſei, als das weiter unten erwähnte Exemplar. Die Cleodora conica wird ſonach in der That eine ganz apokryphe Art ſein. 271 — — ſehen. Von ihr kann ich mit Beſtimmtheit behaupten, daß ſich keine Abbildung derſelben in Goldfuß's Werke fin⸗ det. Denn gerade dieſe Art hat Bronn am angeführten Orte zur neuen Art Vaginella Münsteri erhoben, indem er dabei nur „Jahrbuch 1835 pag. 448“ anführt. An dieſer Stelle ſtehen nur die Worte „Cleodora strangulata? Basterot.“ Dieſem Citat fügt dann Bronn einige Des merkungen hinzu, an deren Schluß er die Vermuthung ausſpricht, es möge ſich wohl um abgebrochene Exemplare handeln. Dieſe Beſchreibung ſelbſt werde ich im folgenden noch beſprechen müſſen; hier genügt es zu erwähnen, daß aus keinem Worte erhellt, ob Bronn dieſelbe nach Münſters Originalexemplaren entworfen hat oder nach Exemplaren, die er für Münſter's Art hielt. Welche Art Münſter ſelbſt gemeint haben mag, dafür giebt uns ſein Citat einen Anhaltspunkt. Er nennt fie nämlich Cleodora stran- gulata Basterot, während doch Baſterot gar nicht der Autor der wirklichen Cleodora strangulata iſt. Münſter hielt alſo ſeine Art für ident oder wenigſtens fehr nahe verwandt der Art von Bordeaux, die Baſterot aufführt und deren älteſter Name Vaginella depressa Daudin iſt. Münſter giebt für ſeine Art ausdrücklich als Fundort das Sternberger Geſtein an. Wie kommt es, daß Vronn ſtatt deſſen bemerkt „im Septarienthon von Sternberg.“ Dies muß auf einem Schreibfehler beruhen, da auch nicht entfernt anzunehmen iſt, daß Bronn die Sternberger Sandſteinge— ſchiebe für Ausſcheidungen des Septarienthones gehalten habe. Wir treten jetzt in den Bereich der meklenburgiſchen Autoren ein. Zwei der von ihnen angeführten Namen Vaginella lanceolata Boll und Creseis Daudinii be— ziehen ſich auf ein und dieſelbe Art. Der dritte von H. Karſten aufgeführte, übrigens gänzlich überflüſſige Name Creseis vaginella gehört, wie es ſich aus der Beſchreibung ergiebt, einer neuen Art an, der Vaginella tenuistriata Boll. Ich gehe jetzt zur Beſchreibung der Arten über: J. Vaginella tenuistriata Boll in litt, et speeim. 1849 Creseis vaginella H. Karsten I. c. N Testa nitida, fragilis, elongato-acuminata, longi- tudinaliter subtilissime striata, non inflata, aperturam versus parum coarctata. Apex acutissimus, filiformis. Apertura transversa, compressa, margine utroque latere valde sinuato. — Länge 14 Mm. Breite 3 Mm. — Vorkommen: Oberoligocän im Sternb. Geſtein. (Boll, Koch). Es geht aus Karſten's Beſchreibung deutlich hervor, daß er mit ſeiner Creseis vaginella dieſe ſchöne Art ge⸗ meint hat. Die Schale iſt ungemein dünn und zart, ſo daß ſie beim Zerſchlagen des Geſteins faſt ſtets abſpringt. Es liegt mir nicht ein einziges Exemplar vor, an der ſie ganz erhalten wäre. Sie iſt mit äußerſt feinen Längs⸗ ſtreifen bedeckt, die nur mit einer ziemlich ſtarken Loupe wahrzunehmen und an halbwegs verwitterten Scha— len gar nicht mehr zu erkennen ſind. Dies mag Karſten bewogen haben, anzunehmen, Bronns Mittheilung bezöge ſich auf dieſe Art; ich halte mich indeß überzeugt, daß der V. Münsteri Bronn nicht abgebrochene Exemplare die⸗ ſer Art, ſondern der folgenden zu Grunde liegen. An beiden Seiten verſtümmelte Exemplare der V. kenuistriata ſehen nämlich täuſchend der Ausfüllungsmaſſe eines Den⸗ talium ähnlich, aber nicht einer Pteropodenſchale. Da⸗ 273 gegen find die Eigenthümlichkeiten einer ſolchen noch leidlich an verſtümmelten Stücken der folgenden Art erkennbar. Ich ziehe es daher vor, die V. Münsteri als Synonym zur folgenden zu ziehen. Die Spitze der V. tenuistriata iſt fadenförmig ausgezogen und ungemein dünn; die Breite des Gehäuſes nimmt gewöhnlich langſam und regelmäßig bis zur Spitze hin ab. Nur an einem Exemplare ver⸗ jüngt ſich das Gehäuſe etwas raſcher. Nie indeß ſchwillt es bauchig an, wie bei der V. depressa; ebenſo iſt die Ein⸗ ſchnürung oben unter der Mündung bei V. tenuistriata nur ſchwach angedeutet. Die Mündung ſelbſt iſt ein wenig von vorne nach hinten verengert, mit ſcharfen ge— radeaus ſtehenden Mundrändern, die vorne und hinten ſtark mondförmig geſchweift find. Au den beiden Seiten, über die das Thier die Floſſen-Organe hervorſtreckt, ſenkt ſich in Folge deſſen das Gehäuſe, ob aber der Rand da— ſelbſt wirklich nach außen etwas umgebogen iſt, will ich nicht mit Beſtimmtheit behaupten, glaube eine Andeutung davon an mehreren Exemplaren gefunden zu haben. An mehreren Stücken habe ich ungefähr das untere Drittel des Gehäuſes etwas nach der Seite gebogen gefunden; ich halte dies für eine zufällige Erſcheinung, etwa durch irgend einen Widerſtand hervorgerufen, dem die zarten Schalen beim Begrabenwerden im feinen Sande ſo leicht ausge— ſetzt waren. Mir iſt nur eine einzige Art bekannt, die der V. tenuistriata in der allgemeinen Form nahe kommt. Es iſt die miocäne Vaginella Calandrellii Michelotti von Turin, deren Gehäuſe aber bedeutend feſter und ohne die lang ausgezogene Spitze unfrer oligocänen Art iſt. Haupt— 18 274 ſächlich unterſcheidet dieſe letztere ſich auch dadurch, daß bie Schale der italieniſchen Art ganz glatt ohne jede Spur von Läugsſtreifen iſt. Ich habe dieſe Art, eine Zierde des Sternberger Ge⸗ ſteins, nirgends beſchrieben gefunden und kann ihr daher zu meiner Freude den Namen laſſen, mit dem mein hochverehrter Freund Herr Ernſt Boll dieſelbe in ſeiner Sammlung bezeichnet hat. 2. Faginella depressa Paudin. 1846 Vaginella lanceolata Boll Geognosie pag. 176 Taf. 2 Fig. 16. 1849 Creseis Daudinii: Karsten pag. 10. 1852 Vaginella depressa. d'Orbigny Prodröme ete. Fa- lunien B. 1802. 1852 Vaginella sp. Boll Meklenburgiſches Archiv pag. 74. 1856 Vaginella depressa, Bronn Caeno-Lethaea pag. 428. Alls fernere Synonyme muß ich, meiner Auſicht nach anführen: 1835 Cleodora strangulata Münster in Leonhard u. Bronn Jahrbuch pag. 448. 1856 Vaginella Münsteri, Bronn Caeno-Lethaea pag. 428. Länge 5 Mm. Breite 2 Mm. — Vorkommen: Oberoligocän im Sternberger Geſtein (Koch, Boll) bei Caſſel (Dr. Speyer, Landauer); Miocän in den Geſchieben des Holſteiner Geſteins von Kiel (Fack, Lempfert). So⸗ dann in einem eiſenſchüſſigen Sandſteingeſchiebe der Ge⸗ gend von Gram (Dr. Reimers). Ich habe mich genöthigt geſehen, die miocänen Vor⸗ kommniſſe hier mit aufzuführen und zu erörtern, obgleich ſie eigentlich nicht in den Bereich dieſer Arbeit fallen, weil ich allein aus ihrer Beobachtung die Berechtigung entneh⸗ 275 men konnte, die Form von Caſſel mit der Art des Stern⸗ berger Geſteins zu verbinden und alle zuſammen auf die bekannte Art von Bordeaux zurückzuführen. Die Exemplare von Bordeaux, die ich den Herrn Bellardi und Deshahes verdanke, zeichnen ſich durch einen gedrungenen Bau und ſtarke Aufblähung des Gehäuſes unmittelbar vor der Spitze aus. Von ihnen in keiner Weiſe, ſelbſt in der Größe nicht verſchieden, find die Stücke aus dem Holſteiner Ge- ſtein (Fack). Ihnen am nächſten ſtehen dann die Bor- kommniſſe des Sternberger Geſteins. Von dieſen liegt mir ein früher von Hrn. Boll erhaltenes, fo wie ein Exemplar des Hrn. Koch vor, ſowie eine naturgetreue Zeichnung des Originalexemplars der V. lIanceolata Boll. Dieſelben halten im Allgemeinen den Charakter der Exemplare von Kiel und Bordeaux noch feſt, nur ſind ſie etwas kleiner; die Anſchwellung des Gehäuſes nach der Spitze hin iſt nicht ganz fo ſtark, obgleich noch vollkommen deutlich ausgedrückt. Die Spitze erſcheint an den Stern⸗ berger Stücken nicht ganz ſo ſpitz ausgezogen, was indeß ſeinen Grund gewiß darin hat, daß mir von Sternberg nur Steinkerne vorliegen, die alſo jedenfalls um die Dicke der Schalenſubſtanz kürzer ſein müſſen als Exemplare mit erhaltener Schale (Kiel, Bordeaux). Die Mündung iſt an meinen meklenburgiſchen Exemplaren und namentlich auf der Zeichnung von Bolls Originalexemplar vollkom⸗ in allen Charakteren mit derjenigen meiner Kieler und fran⸗ zöſiſchen Stücke übereinſtimmend. Es bleibt noch übrig einer kleinen Eigenthümlichkeit zu erwähnen, die mir indeß für die Identität aller aufgeführten Formen ſehr 3 erſcheint. Die ganze Schale der V. depressa von Vor⸗ 18 * 276 deaux iſt gewiſſermaßen von vorne nach hinten zuſam⸗ meugedrückt, an deu beiden ſchmalen Seiten, die da⸗ durch entſtehen, zeigt ſich nur von der Spitze aus⸗ laufend eine ſcharfe, etwas erhabene Leiſte. Dieſe iſt nicht etwa durch einen auf die Schale nach dem Tode des Thieres ausgeübten Druck entſtanden, ſondern iſt eine beſondere natürliche Eigenſchaft des Gehäuſes. Dieſe Leiſte nun iſt nicht allein an den mit der Schale verſehenen Kieler Exemplaren vorhanden, ſondern ich be⸗ obachte ſie vollkommen deutlich auch an meinen Sternberger Steinkernen. Sie iſt ſcharf ausgeprägt auch an der Caſ⸗ ſeler Form vorhanden, die ſich im übrigen etwas mehr vom Typus der Art entfernt. Es ſind mir von derſelben 2 Exemplare bekannt geworden, von denen das eine ſich im Beſitze des Hrn. Dr. O. Speyer in Caſſel befindet, der mir eine geuaue Zeichnung deſſelben überſandte; das andere befindet ſich in meiner Sammlung. Beides find Steinkerne und an beiden find die Mundränder nicht voll⸗ ſtändig erhalten. Sie unterſcheiden ſich dadurch von den Sternberger Vorkommen, daß ihnen die eigenthümliche Aufblähung des Gehäuſes vor der Spitze fehlt, oder ver⸗ ſchwindend ſchwach iſt. Ebenſo verhalten ſich die Stücke aus dem Geſchiebe von Gram, an denen die Anſchwellung vielleicht ein klein wenig ſtärker angedeutet iſt. Dieſe Exemplare ſchließen ſich eng an die von Hörnes abgebil⸗ dete und beſchriebene Form, während mehrere Exemplare des Holſteiner Geſteins, die ich Hrn. Lempfert verdanke, ganz die bei Turin vorkommende Form wiederholen, von der mir ein Exemplar vorliegt. Wir haben bei dieſer Art alſo eine bauchige und eine 277 mehr kegelförmige Form zu unterſcheiden, die indeß durch die mannigfachſten Uebergänge verbunden, eine Trennung in zwei Arten mir nicht erlaubt haben. Dieſe beiden Formen ſind nicht einmal nach den Formationen geſchieden, denn während die Form von Caſſel als die größte Entwickelung der kegelförmigen Varietät ſich darſtellt, ſchließt ſich die gleichfalls oberoligocäne Form von Sternberg direkt an die ganz bauchigen Exemplare des miocänen Holſteiner Geſteines au. Es bleibt jetzt noch übrig, die beiden oben angeführ⸗ ten Namen von Münſter und Bronn zu erörtern. Die Cleodora strangulata v. M. kann ſich nur auf die V. depressa beziehen, weil eben die zweite Art des Sternberger Geſteins, die V. tenuistriata, durchaus nicht strangulata iſt und ſelbſt in abgebrochenen Exemplaren durchaus nicht mit der franzöſiſchen Art verglichen werden kann. Ebenſo kann die V. Münsteri Bronn auf nichts anderem als einem abgebrochenen Exemplare der V. depressa beruhen. Denn Bruchſtücke der V. tenuistriata, die noch kürzer find als V. depressa, ſehen wohl wie die Ausfüllung einer Dentalienröhre, nicht aber wie eine Pteropodenart aus Auch würde Bronn, wenn ihm wirklich ein Bruchſtück der V. tenuistriata vorgelegen hätte, das charakteriſtiſche Kenn⸗ zeichen derſelben, die feine Streifung wohl nicht überſehen haben. Es bliebe übrig, anzunehmen, daß die Bronn'ſche Art eine dritte, noch nicht wieder aufgefundene Art ſei, man alſo eventuell noch immer Rückſicht auf den von ihm gegebenen Namen nehmen müſſe. Für diejenigen, die dieſer Anſicht find, will ich, da die Lethaea ſchwerlich. Jedem zur Hand iſt, hier noch bemerken, daß unter allen 278 Umſtänden der Name Vaginella Münsteri Bronn ein nd rener iſt, der jedem anderen jüngern mit nur eini⸗ rmaßen genügender Beſchreibung verſehenen Namen weichen 15 Bronn's ganze Charakteriſtik beſteht nämlich nur ans folgenden Worten: „Iſt kürzer (nämlich als V. ) die Mündung nicht bogig — ob abgebrochen?“ — dies iſt gar nichts, weder eine Diagnoſe noch eine Be⸗ ſchreibung. Der Name hat daher durchaus keine Be⸗ rechtigung und ſollte ſpäter im Sternberger Geſtein noch eine dritte Art aufgefunden werden, ſo wird man ihr mit vollem Recht einen neuen Namen geben können. depressa II. Gasterepoda. Während bei den Pteropoden die Vollſtändigkeit des ak 3 es mir erlaubte, über die Beſchreibung einer nzelnen Art hinausz zugehen und einige allgemeinere Er⸗ 19 0 daran zu knüpfen, muß ich mich bei den Ga⸗ ſteropoden auf eine einfache Aufzählung der in der Samm⸗ lung vertretenen Arten beſchränken, da dieſelbe bei weitem nicht alle im Sternberger Geſtein vorkommenden Arten umfaßte. Nur aus der Familie der Bullaceen enthielt die Sendung eine reiche Artenzahl, die zuſammen mit dem ſchon früher in meinem Beſitz befindlichen Material, es mir möglich machen wird, im nächſten Jahrgang des Ar⸗ chivs die Bullaceen des Sternberger Geſteins monogra⸗ phiſch zu bearbeiten. Im folgenden finden ſich daher nur einzelne, wenige Arten dieſer Familie angeführt, von denen Beſchreibungen oder Abbildungen ſchon FERNE 1. Conus sp. Zwei Jugendexemplaren, eingefandt unter dem Namen 279 C. Allioni Michel., die zur Unterſuchung und Vergleichung nicht tauglich ſind. Es erſcheint mir ſehr fraglich, ob un⸗ ſere norddeutſche Art mit Recht den italieniſchen Namen führt, wenigſtens ſcheinen alle meine Originalexemplare aus Turin anders gebogene Anwachsſtreifen zu beſitzen, als meine Stücke von Caſſel. 2. Ancillaria Karsteni Beyrich. Beyrich Taf. 2 Fig. 2. 3. Ringicula striata Philippi. Beyrich Taf. 2 Fig. 12. Dieſe und die folgende Art führe ich hier nur auf, um mich Beyrich's Werke anzuſchließen, die natür⸗ liche Verwandtſchaft verweift die Gattung Ringicula zu Acteon. 4. Ringicula Grateloupi d’Orbigny. Ueber dieſe für die Fauna des Sternberger Geſteins neue Art hat der Entdecker, Herr Koch, an einer andern Stelle des diesjährigen Archivs S. 200 ſelbſt berichtet. 5. Voluta Siemssenü Boll. Beyrich Seite 81. Taf. 5 Fig. 4. Ein Jugendexemplar mit dem Embryonalende und trefflich erhaltener Sculptur. Von den verſchiedenen von Beyrich gegebenen Figuren paßt die angeführte am beſten auf das vorliegende Exemplar. Es iſt meiner Meinung nach nicht abzuſehen, warum dieſe Art, wenn ſie von der Unteroligocänformation an bis zum Obermiocän fortleben konnte, nicht auch noch ſpäter gelebt haben ſollte, denn es iſt doch jetzt eine nicht mehr wegzuläugnende Thatſache, daß die fanniftiiche Verwandtſchaft der norddeutſchen Ober⸗ miocänformation mit den älteren Cragſchichten eine ſehr enge iſt, und daß beide ſich unendlich viel näher ſtehen, 280 als unſer Obermiochn dem Oberoligocän. Daher hätte Beyrich, wenn er einmal die Dauer der Art durch die ganze norddeutſche Tertiärformation hindurch zugab, auch die Voluta Lamberti in den Kreis ſeiner Art mit hineinziehen müſſen. Ich halte die von Beyrich vorgenommene Ver— bindung für unnatürlich und bin der Anſicht, daß wir eine größere Anzahl von Arten unter dieſem einen Namen erkennen werden, wenn wir erſt aus allen Formationen zahlreiche und vollſtändig erhaltene Exemplare beobachten können. Denn die vielen Stücke, auf die Beyrich fein Ur⸗ theil ſtützt, ſind ohne Ausnahme doch nur Bruchſtücke geweſen. 6. Voluta subgranulata Schlotheim. Beyrich- Taf. 4 Fig. 7. 7. Mitra semimarginata Beyrich. Beyrich Taf. 5 Fig. 7. 8. Mitra semisculpta Beyrich. Beyrich Taf. 5 Fig. 8. 9. Mitra hastata Karsten. Beyrich Taf. 5 Fig. 10. 10. Mitra Philippii Beyrich Beyrich Taf. 5 Fig. 12. 11. Terebra Beyrichi Semper. T. plicatula Beyrich Taf. 6 Fig. 10, MM. nec Lk. Es liegt mir eine ganze Reihe von Exemplaren aus allen von Profeſſor Beyrich angeführten Varietäten vor, die alle die unzweifelhafte Verſchiedenheit der norddeut⸗ ſchen oberoligocänen von der Pariſer eocänen Art bewei- ſen. Von letzterer erlaubteu mir mehrere faſt wunderbar erhaltene Exemplare aus Deshayes Hand eine genaue Ber- gleichung. Beyrichs Figuren und Bemerkungen find aus⸗ 281 gezeichnet und ich beſcheide mich, eine neue Beſchreibung zu entwerfen, indem ich nur den einen Punkt hervorhebe, den Beyrich überſehen hat, der aber gleichwohl die Tren- nung beider Arten durchaus erheiſcht. Das Embryonal— ende beider Arten iſt nämlich vollkommen verſchieden ge— bildet. Bei meinen größten Pariſer Exemplaren von 18 Mm. Länge iſt das Embryonalende nur 0,75 Mm. lang, es beſteht an allen meinen Exemplaren aus 3 Umgängen und iſt oben auf platt. Dagegen haben alle meine Exem⸗ plare von Caſſel und Sternberg, ſo weit ſie überhaupt ſo gut erhalten ſind, mit nur 9 Mm. Länge ein Embryonal⸗ ende von auch 0,75 Mm. Länge, das aus 4 Umgängen beſteht und oben auf viel ſpitzer als das der Pariſer Art iſt. Die Form der Mündung ſcheint mir auch etwas verſchie⸗ den zu ſein, doch iſt ſie an keinem einzigen meiner deutſchen Stücke gut genug erhalten, um eine Vergleichung zu erlauben. Die Terebra Beyrichi liegt mir in Exemplaren vor aus dem Sternberger Geſtein und von Caſſel. Meine unter⸗ oligocänen Stücke von Weſteregeln find nicht gut genug erhalten, um mich mit Beſtimmtheit über dieſelben aus⸗ ſprechen zu können. 12. Terebra cincta Schlotheim sp. Beyrich Taf. 6 Fig. 12. 13. Buceinum Bolli Beyrich. Beyrich Taf. 7 Fig. 3, 4. 14. Nassa Schlotheimi Beyrich. Beyrich Taf. 7 Fig. 7, 8, 9. 15. Nassa pygmaea Schlotheim sp. Beyrich Taf. 7 Fig. 6. 16. Cassis megapolitana Beyrich. Beyrich Taf. 10 Fig 7, 8. 282 17. Aporrhais speciosa Schlotheim sp. var, Margerini von Wismar. (Vergl. S. 206). var, megapolitana aus dem Sternberger Geſtein. (Vergl. S. 209). 18. Aporrhais tenuis Boll. Rostellaria tenuis Boll. Geognoſie 1846. Seite 173. ieſe Art ſcheint mir von Aporrhais speciosa wirk⸗ lich verſchieden zu ſein. An einer andern Stelle dieſes Archivs (S. 212) hat Herr Koch ſeine Anſichten darüber mitgeheilt, weßhalb ich eine Unterſuchung über beide Ar⸗ ten hier vermeide. 19. Tritonium flandricum de Koninck. Beyrich Taf. 12 Fig. 4. 20. Murex capito Philippi. Beyrich Taf. 13 Fig. 4, 5, 6. 21. Tiphys cuniculosus Duchas. Beyrich Taf. 14 Fig. 6. 22. Tiphys Schlotheimi Beyrich. Beyrich Taf. 14 Fig. 7. 23. Tiphys sejunctus Semper. Tiphys tubifer Karsten Verzeichniß 1849 Seite 27 (pars). Tiphys fistulatus Schlotheim Boll Archiv 1849 Seite 211 (pars). Tiphys fistulatus Schlotheim Boll Zeitſchrift d. deut. geolog. Geſ. 1851 Seite 457. Tiphys fistulosus nee Brocchi Beyrich loc, cit. Seite 217 Tiphys fistulosus nec Brocchi Sandberger Taf. 18. Fig. 9. Die von Beyrich mit dem Namen der italieniſchen Art belegte norddeutſche oberoligocäne Art iſt von erſterer be- ſtimmt verſchieden. Seine Exemplare werden ſchlecht er⸗ halten geweſen ſein, was auch der Grund geweſen ſein mag, weßhalb er die Art nicht abgebildet hat. Ich habe hunderte von italieniſchen Exemplaren unterſucht und kein 283 einziges mit den Exemplaren des Sternberger Geſteins übereinſtimmend gefunden. Die Unterſchiede beſtehen in folgendem: die italieniſche Art hat ſtets ein kleines Em⸗ bryonalende von 2 bis 2½ Umgängen, die norddeutſche dagegen ein großes von 4 Windungen. Der Raum, der zwiſchen den Tiphysröhren und der Nath liegt, bildet bei T. sejunctus ein förmliches Dach, ſo daß, wenn man ſich alle Wülſte und Röhren wegdenkt, die Umgänge ſich bei- nahe treppenförmig über einander erheben. Dies iſt bei T. fistulosus nie der Fall, wo im Gegentheil die Windun⸗ gen ſtets regelmäßig gewölbt find. Das auflallendſte Kennzeichen jedoch, woran die Verſchiedenheit der Arten ſo⸗ fort erkannt werden kann, liegt in der ganz verſchiedenen Stellung der Röhren. Beide Arten haben, das iſt aller⸗ dings vollkommen richtig, deren auf jedem Umgange ſtets nur 4, bei T. fistulosus aber find dieſelben in Reihen unter einander geordnet, ſo daß man, wenn man von oben auf das Embryonalende ſieht, vier Reihen regelmäßig über alle Umgänge herablaufen ſieht. Die Röhrenreihen ſind bei der Windung des Gehäuſes nur ganz wenig vorge— ſchoben worden, ſo daß die letzte Tiphysröhre auf der Schlußwindung doch noch immer faſt gerade unter der ihr ent⸗ ſprechenden Röhre auf der oberſten Mittelwindung ſteht. Zwiſchen dieſen 4 Röhrenreihen ſieht man alſo dem ent⸗ ſprechend 4 glatte Streifen ſich über das ganze Gehäuſe hinunterziehen. Bei Tiphys sejunctus iſt dieſe Regelmä⸗ ßigkeit in der Anordnung der Röhren durchaus nicht vor— handen. Ihre 4 Reihen drehen ſich im Gegentheil beim Wachſen des Gehäuſes fo raſch um die Achſe derſel— ben herum, daß jede einzelne Röhre faſt regelmäßig unter 231 derjenigen Röhre des zweithöheren Umganges ſteht, die der folgenden Röhrenreihe angehört. Von oben nach un— ten wechſeln alſo auf den Umgängen faſt immer Röhren mit Intervallen und von der oben beſchriebenen Regelmä⸗ ßigkeit bei T. fistulosus iſt hier keine Spur. Da die oben beſprochenen Charaktere aus dem Wachsthumsgeſetz der Thiere ſelbſt hergenommen ſind, berechtigt die darin beobachtete Ver⸗ ſchiedenheit ſicher zur Trennung der beiden Arten. — Zu der oben citirten Abbildung der Art des Mainzer Beckens iſt die Beſchreibung noch nicht erſchienen, die Abbildung ſcheint mir aber vollſtändig mit den Exemplaren des Stern⸗ berger Geſteines übereinzuſtimmen, ſelbſt in der Größe weichen ſie nicht von einander ab. Die Abbildung zeigt deutlich, daß auch an der Mainzer Art die Tiphysröhren nicht ſo regelmäßig unter einander geordnet ſind, wie an der italieniſchen. Die Uebereinſtimmung der Mainzer Exemplare mit denen von Sternberg beſtärkt mich in der Anſicht, die oligocänen Vorkommniſſe für eine an⸗ dere als die ſubapennine Art zu halten. 24. Tiphys pungens Solander. Beyrich Taf. 14 Fig. 5. Mit den Sternberger Formen völlig übereinſtimmend, kommt dieſe Art auch bei Niederkaufungen vor, von wo⸗ her Beyrich ſie noch nicht kannte. Aus dem Diluvium von Mölln beſitze ich zwei Exemplare, die mehr der mio⸗ cänen Art (Beyrich Taf. 14 Fig. 4) ſich nähern, indeß ſehr gerollt ſind, ſo daß ich mich nicht mit Beſtimmtheit über ſie auszuſprechen wage. 25. Pyrula concinna Beyrich. Beyrich Taf. 15 Fig. 7, 8. 285 26. Pyrula reticulata Lm. var, canaliculata Beyrich Taf. 15 Fig. 5. 27. Fusus scrobiculatus Boll. Beyrich Taf. 23 Fig. 3. 28. Fusus elegantulus Philippi. Beyrich Taf. 28 Fig. 8, 9, 10, 12. 29. Fusus Waelli Nyst. Beyrich Taf. 20 Fig. J, 2, 3. 30. Fusus elongatus Nyst. Beyrich Taf. 24 Fig. 3—6. 31. Cancellaria evulsa Solander. Beyrich Taf. 26 Fig. 3, 4, 5. 32. Cancellaria pusilla Philippi. Beyrich Taf. 28 Fig. 2. 33. Cancellaria granulata Nyst. Beyrich Taf. 9 Fig. 26 34. Turritella sp. Turritella communis (nee Risso) Boll Geoguofie 1846 Seite 168. Turritella communis (nee Risso) Karſten Verzeichniß 1849 Seite 21. Turritella communis (nee Risso) Boll Archiv 1849 Seite 205. Dies iſt entſchieden dieſelbe Art, wie die bei Caſſel vorkommende, die Philippi a. a. O. auch als T. com- munis angeführt hat, von der ſie aber in Wirklichkeit ſehr verſchieden iſt. Ich vermeide es der oberoligocänen nord— deutſchen Art einen Namen zu geben, da ich vermuthe, daß Deshahes in der zunächſt erſcheinenden Lieferung ſei— nes großen Werkes fie ſchon benannt haben wird. 35. Vermetus sp. 9? Vermetus intortus (nec Lm.) Karſten Verzeichniß 1849 Seite 19. Es liegen mir zwei Exemplare vor, deren Umgänge faſt in einem Kreiſe um einander aufgerollt ſind. Die 286 Schlußwindung ſteigt erſt an, legt ſich dann auf und ho⸗ rizontal uͤber die beiden letzten Mittelwindungen hinüber, und ragt dann frei gerade aus. Die Oberfläche ſcheint glatt oder nur wenig rauh geweſen zu ſein. Der Durch⸗ meſſer des Kreiſes beträgt 5 bis 6 Mm. Die Art ſcheint neu zu fein, wenigftens iſt mir au⸗ genblicklich keine andere bekannt, mit der ich ſie identifi⸗ eiren könnte. Zu einer genauen Beſchreibung reichen meine Exemplare nicht aus. Wenn dies wirklich, woran ich übri⸗ gens zweifeln muß, die Art iſt, die von Karſten als V. intortus angeführt wurde, fo läßt ſich ein ſolches Verſehen nur unter der Vorausſetzung erklären, daß Karſten nie ein Exemplar von V. intortus geſehen hat. Selbſt in dieſem Fall blieb aber doch immer noch die von ihm citirte Fig. in Bronn's Lethaea übrig, die auch ihrerſeits eine Ver⸗ gleichung beider Arten gar nicht erlaubt. 36. Adeorbis carinatus Philippi sp. Delphinula carinata Phil. Tertiärverſteinerungen 1843 Seite 21 Taf. 3 Fig 26. Delphinula carinata Phil. Karfien Verzeichniß 1849 Seite 20. Delphinula carinata Phil. Boll Archiv 1849. Seite 205. Delphinula carinata Phil. Boll Archiv 1852 Seite 74. Die davon mir vorliegenden Exemplare gehören alle zu der von Karſten beſchriebenen Varietät mit ſtärker ent⸗ wickelten Streifen. 37. Xenophora Lyellana Bosquet. Trochus agglutinans Lam,? Boll Geognoſie 1846 Seite 168. Trochus cerispus König. Karſten Verzeichniß 1849 Seite 20. Phorus Lyellianus Bosquet Quart. Jour. Geolog. Soc. 1842 pag. 300, 315 (2 pars) Xenophora Lyelliana Bosquet Sandberger Seite 134 Taf. 12 Fig. 10, 10 a-d. 287 Ein großes Exemplar mit vollkommen freier Unter⸗ ſeite läßt keinen Zweifel darüber, daß die Art des Sterits berger Geſteins übereinſtimmt mit der zuerſt von Bosquet aus der belgiſchen Oligocänformation genauer beſchriebe⸗ nen Art. Sandberger's Zweifel über das Verhältniß dieſer Art zur Xenophora scrutaria Philippi sp. kaun ich nur theilen, auch mir liegen von Caſſel keine genügend erhal⸗ tenen Exemplare vor, um zu entſcheiden, ob beide Arten zuſammengehören oder nicht. Iſt Philippis Abbildung richtig, ſo iſt an eine Vereinigung wohl nicht zu denken, obgleich gerade die Charaktere der Philippiſchen Art leicht nur Kennzeichen des Jugendzuſtandes ſein könnten. Auch meine jungen Exemplare des Sternberger Geſteins haben einen weiteren Nabel als das ausgewachſene und ſchärfere Längskielchen. Aehnlich ſpricht auch Karſten ſich über beide Arten aus. Nur die Beobachtung einer ganzen Alters⸗ reihe je von den verſchiedenen Fundorten, kann die Frage genügend löſen. — Von X. crispa König, mit der Kar⸗ ſten ſie verwechſelte, iſt dieſe Art ſehr verſchieden. 38. Sigareius clathratus Recluz. Sigaretus canaliculatus (nec Sow.) Basterot 1825 Mém. Envir. Bord. p. 70. Sigaretus haliotoideus (nec L.) Grateloup 1840 Atlas Taf. 43. Fig. 19, 20. Sigaretus clathratus Récluz. 1843 JIlustr. Conch, Taf. I Fig. Be 12 Sigaretus canaliculatus (nec Sow.) Karsten 1849 Verzeichniß Seite 18. Sigaretus canaliculatus (nec Sow.) Boll 1852 Archiv Seite 74. Sigaretus subcanaliculatus d'Orbigny 1852 Prodröme 3 Seite 39. Sigaretus clathratus Recluz, Hörnes 1856 Taf. 46 Fig. 28. 288 Es liegen mir aus dem Sternberger Geſtein 2 Jugendexemplare einer Art vor, die ich von der franzöſi⸗ ſchen, die ich in zwei Exemplaren von Bordeaux beſitze, nicht unterſcheiden kann. Sollte ſich bei Unterſuchung einer größeren Anzahl von Exemplaren ihre Identität behaupten, jo wäre dieſer Fall ein Seitenſtück zur Nassa Schlot- heimi Beyrich. — Sig. clathratus wäre dann die zweite Art die das Wiener Becken mit der norddeutſchen Oberoligo— cänformation gemein hätte; die erſte und meines Wiſſens, bisher einzige Art iſt Murex capito Phil. Die Unterſchiede des Sig. clathratus von dem eocänen Sig. canaliculalus Sow., den ich nicht in Exemplaren vergleichen kann, ſind von Hörnes a. a. O. Seite 515 angegeben. Von Sig. eleg- ans Phil. (l. c. Taf. 3 Fig. 24. Sig. subelegans d’Or- bigny Prodröme III. Seite 39 ein ungeſchickt gewählter und ganz unbrauchbarer Name, da die Art gar nicht „weniger zierlich“ iſt) iſt Sig. clathratus Récl. weit ver⸗ ſchieden durch das viel ſpitzere Gewinde der erſteren Art. 39. Natica conomphalos Sandberger. Natica glaucinoides (nee Sow.) Karsten Verzeichniß 1849 Seite 18. Natica castanea (nec Lam.) Boll Geognoſie 1846 Seite 168. Natica glaucinoides (nec Sow.) Boll Archiv 1849 Seite 204. Natica conomphalos Sandberger Taf. 13 Fig. 3 Die mir vorliegenden Exemplare dieſer im Sternber- ger Geſtein gemeinen, aber faſt nie vollſtändig erhaltenen Art, ſind alle kleiner als das von Sandberger abgebildete Exemplar. Hiervon abgeſehen paſſen meine Exemplare ſehr gut zu dieſer Abbildung. 289 — 40. Natica micromphalos Sandberger. Natica hemiclausa nec Sow. Karſten. Verzeichniß 1849 Seite 18. Natica micromphalos Sandberger. Taf. 13 Fig. 2. Die Exemplare, die Herr Koch mir unter letzterem Namen geſandt hat, find ebenſo wie die vorhergehende Art, kleiner als die Abbildung derjenigen Art des Mainzer Beckens, für die ich ſie deſſenungeachtet halte. Die Wöl⸗ bung der Umgänge, ſowie die Erhabenheit des Gewindes ſchwankt etwas, ohne indeß Auhalt zur Unterſcheidung mehrerer Arten zu geben. Charakteriſtiſch bleibt für alle der ungemein enge Nebel. 41. Natica sp. Zwei kleine, nicht gut erhaltene Exemplare entfernen ſich von allen übrigen durch das ungemein niedrige Ge⸗ winde, noch niedriger, als an gleich großen Stücken der N. conomphalos, ob ſie aber eine eigene Art bilden, muß ich vorläufig dahin geſtellt ſein laſſen. 42. Natica sp. Ein einziges Exemplar, 9 Mm. hoch und 9 Mm. breit, ſcheint in Folge ſeiner ausgezeichneten Skulptur von den andern getrennt werden zu müſſen. Die Form iſt der einer jungen N. conomphalos ſehr ähnlich, das Ge winde wenig erhaben; die Umgänge faſt eben, mit deutlichen, aber nicht vertieften Näthen. Die Bildung des Nabels und der Schwiele iſt der der genaunten Art ähnlich. Die ganze Schale iſt mit feinen, vertieften Linien bedeckt, die auf der Mitte der Schlußwindung am ſchwächſten, um den Nabel herum aber am tiefſten ſind. Aus der übrigen norddeutſchen Oligocänformation und dem Mainzer Becken iſt mir keine übereinſtimmende Form bekannt. 19 290 43. Natica dilatata Philippi. Natica dilatata Philippi. Tertiärverſteinerungen 1843 Seite 20 Taf. 13 Fig. 20. Natica sordida nee Swainson Karſten. Verzeichniß 1849 Seite 18. Unter dem von Karſten angeführten Namen hat Herr Koch mir einige Exemplare einer von allen vorhergehenden ganz verſchiedenen Art eingeſandt. Die Form des Gewin⸗ des und die glatt aneinanderſchließenden Umgänge ſtellen dieſelbe zunächſt neben die als N. hantoniensis Sow. von Sandberger Taf. 12 Fig. 11 abgebildete Art, die gemein iſt in der Unteroligocänformation Magdeburgs. Von ihr unterſcheidet ſich die oberoligocäne Art durch einen weit engeren Nabel. Die Exemplare des Sternberger Geſteines ſtimmen vollkommen überein mit einem Stück von Caffel in meiner Sammlung; ich ſtehe daher auch nicht an, ſie für Philippi's Art zu halten. 44. Acteon punctato-sulcatus Philippi. Tornatella punctato sulcata Phil. Tertiärverſteinerungen Seite 27 Taf. 3 Fig. 22. Tornatella tornatilis nec L. Karſten. Verzeichniß Seite 19. Acteon striatus nec Sow. Boll Archiv 1849 Seite 205. Acteon punctato-suleatus Phil. Boll Archiv 1852 Seite 74. Eine im Sternberger Geſtein, wie es ſcheint, faſt eben ſo häufige Art wie bei Caſſel. Karſten's Behauptung, dieſe Art ſei nichts als eine Varietät des lebenden A. tornatilis, iſt vollkommen unbegründet, beide Arten ſind auch nicht einmal entfernt mit einander verwandt. Sollte dieſe Art nicht etwa die verſchollene Torna- tella striatopunctata Münster (Leonhard u. Bronn 1835 Seite 449) aus dem Sternberger Geſtein ſein? 291 45. Bulla lineata Philippi. Bulla lineata, Philippi. Tertiärverſteinerungen 1843 Taf. Fig. 2. Bulla lineata Phil. Karſten Verzeichniß 1849 Seite 13. 46. Bulla terebelloides Philippi. Bulla terebelloides Philippi. Tertiärverſteinerungen 1843 Taf. 3 Fig. 5. 47. Volvula striata Boll sp. Bullina striata. Boll Geognoſie Mai 1846 Seite 168. Bulla apieina, Philippi Paläontograph. I März 1847 Seite 59. Bullina apieina Phil. Karſten Verzeichniß 1849 Seite 14. Bullina striata Boll. Boll Archiv 1849 Seite 204. Bullina striata Boll. Boll Archiv 1852 Seite 76. Der von Boll dieſer Art gegebene Name hat un⸗ zweifelhaft Priorität: es iſt daher zu tadeln, daß Karſten, der doch die Identität beider Arten ſelbſt behauptet, ihr den jüngeren Namen beilegt. Beide Autoren nähern dieſe Art der B. Lajonkairiana, mit der fie indeß nicht verwandt iſt. Sie gehört einer kleinen Gattung au, von der etwa 8 lebende und noch weniger foſſile Arten bekannt ſein mögen. 48. Dentalium sp. ? Dentalium entalis (nec L.) Münſter in Leonh. u. Bronn Jahrb. 1835 Seite 448. Dentalium entalis (nec L.) Boll Geognoſie 1846 Seite 173. Dentalium entalis (nec L.) Karſten Verzeichniß 1849 Seite 11. Dentalium sp. W 1, Boll Archio 1849 Seite 203. Mehrere Exemplare, von denen einige an der Spitze ganz glatt, andere ſchwach längsgeſtreift ſind, und die möglicherweiſe zwei verſchiedenen Arten angehören. Ich beziehe auf dieſelben die angeführte Literatur; mir erſcheinen fie theils mit D. Dunkeri Nyst., theils mit D. Sandber- 19 292 geri Bosquet verwandt, ob fie indeß mit einer dieſer Arten in der That übereinſtimmen, vermag ich nach dem geringen Materiale nicht zu behaupten. Es wird erſt, nachdem Sandberger und Deshayes ihre Arbeiten über die Dentalien veröffentlicht haben werden und ſelbſt dann nur geſtützt auf ein außerordentlich reiches Material mög⸗ lich ſein, die norddeutſchen Arten einigermaßen genügend zu ordnen. Bis dahin nützen Beobachtungen an Bruch⸗ ſtücken oder neue in die Welt geſchickte Namen ohne eine beſchreibende Zeile dabei, nicht das geringſte und es iſt nur zu bedauern, wenn ein Mann wie Profeſſor Mayer, dem ein reiches Material zur Verfügung ſteht, in ſeiner Arbeit, über die Faunula des marinen Sandſteins von Kleinkuhren (Zürcher Vierteljahrsſchrift VI. 2. 1861) dieſen letzten Weg erwählt und unter dem Namen D. Zadda- chinum eine „ſehr häufige“ Art bekannt gemacht hat, ohne über dieſelbe etwas anderes zu ſagen, als daß ſie den D. duplex und D. bicarinatum ähnlich ſieht, aber weder des einen noch des andern Hauptmerkmale trägt. 49. Dentalium Kickxii Nyst. ? Dentalium costatum (nee Lk.) Münſter in Leonhard u. Broun Jahrb. 1835 Seite 448. 2 Dentalium acuticosta (nee Desh.) Münſter in Leonhard und Bronn Jahrb. 1835 Seite 448. Dentalium Kickxii, Nyst Coqu. Polyp. Belg. 1843 Taf. 31 Fig. 1. Dentalium striatum (nce Lk.) Boll Geognoſie 1846 Seite 173. Dentalium elephantinum (nec L.) Karſten Verzeichniß 1849 Seite II. Dentalium dentalis (nec L.) Karſten Verzeichniß 1849 Seite 11. Dentalium striatum (nec Lk.) Karſten Verzeichniß 1849 Seite 12. 293 Dentalium sp. W 2. Boll Archiv 1849 Seite 203. Dentalium Kickxii Nyst. Sandberger 1860 Lieferung 3 Taf. 15 Fig 6. Dentalium Kickxii Nyst. Speyer Zeitſchr. Geol. Geſ. 1860 3 Seite 491. Dentalium Kickxii Nyst. Deshayes (? 1858, wahrſcheinlich 1851) II Taf. 3. Fig. 1 bis 4. Die aus den meklenburgiſchen Autoren angeführten Citate glaube ich mit Sicherheit auf dieſe im Sternberger Geſtein häufige, aber eigentlich immer ſchlecht erhaltene Art beziehen zu dürfen, halte es jedoch für ſehr wahr ſcheinlich, daß außerdem noch mehrere der von Karſten ſo freigebig ausgetheilten Namen ſich nur auf Bruchſtücke oder ſchlecht erhaltene Exemplare dieſer Art beziehen. Auch die beiden aus Graf Münſters Namensverzeichniß auge: führten Arten gehören wohl hierher. Die Exemplare des Sternberger Geſteins, die mir vorliegen, ſind alle unvoll— ſtändig; nach ſorgfältiger Vergleichung mit den angeführten Abbildungen glanbe ich ſie ohne Zweiſel mit dieſer weitver— breiteten oligocänen Art vereinigen zu müſſen. Sie ſtim⸗ men genau überein mit meinen Exemplaren von Söllin⸗ gen, die ich in Uebereinſtimmung mit Hrn. Dr. Speyer für D. Kickxii halte. Jedoch muß ich dabei bemerken, daß wenigſtens von meinen Exemplaren von letzterem Fund⸗ orte kein einziges eine Spalte beſitzt, während doch die Abbildungen bei Sandberger und Deshahes eine ſolche zeigen. Auf der angezogenen Lieferung von Deshayes Werk ſteht allerdings die Jahrzahl 1858; da der Pariſer Buch⸗ händler fie mir aber erſt im Juli d. J. zuſandte und die Beſchreibung der Gattung gar noch nicht erſchienen iſt, glaube ich annehmen zu dürfen, daß dieſes Heft in Wirklichkeit erſt im Anfang dieſes Jahres erſchienen iſt. 294 III. Lamellibranchia. Auch für fie gilt das oben von den Gaſteropoden Geſagte, die Zahl der mir vorliegenden Arten iſt eine geringere, als die in der bisherigen Literatur aufgeführte; es empfiehlt ſich daher für ſie keine andere Behandlung, als die einer einfachen, ſyſtematiſchen Aufzählung. Da die bisherigen Mittheilungen über die Lamellibrauchia aber noch viel fehlerhafter ſind, als die über die Gaſteropoden, deren Beyrich einen großen Theil ſo ſchön geordnet hat, ſo erſcheint es mir bei erſteren nothwendiger, die Literatur etwas ausführlicher anzuführen, um wenigſtens den Verſuch einer richtigeren Ordnung zu machen. 1. Corbula subpisum d'Orbigny. Corbula rotundata (nec Sow.) Goldfuss T. 152 F. 3. Corbula nucleus (nee Lk.) Philippi Tert. 1843 S. 7, 45, 70. Corbula rotundata (nee Sow.) Boll Geognoſie 1846 S. 174. 2 Corbula nucleus (nec Lk.) Karsten Verz. 1849 S. 34. Corbula rotundata (nec Sow.) Karsten J. e. 1849 S. 34. Corbula pisum (nec Sow.) Boll Archiv 249 S. 215. Corbula pisum (nee Sow., nee gibba Oliv.) Boll Archid 1852 S. 73. Corbula subpisum. d’Orbigny Prodröme 1852 III p. 20. Corbula pisum (nec Sow.) Speyer in Zeitſchr. Geolog. Geſ. XII. 3. S. 493. Corbula subpisum d' Orb. Deshayes S. 216 T. 12 pag. 24 — 28. Die Exemplare, die mir von dieſer Art aus dem Sternberger Geſtein vorliegen, ſtimmen vollſtändig mit den vielen Stücken meiner Sammlung von Jeurres, Bergh, Weſteregeln, Sülldorf, Hermsdorf und Caſſel überein; ſie ſtehen in der durchſchnittlichen Größe zwiſchen denen von Jeurres und Weſteregeln. Die Beſchreibung, die Herr 295 Dr. Speyer von den Exemplaren von Söllingen giebt, zeigt, daß auch dieſe hierher gehören. Ueber die Verſchiedenheit dieſer oligocänen Art von der Corb. rotundata Sow. und pisum Sow. hat ſchon Deshayes am angeführten Orte ausführlich geſprochen. Von der lebenden Art des Mittel⸗ meeres, Corb. gibba Oliv., entfernt ſich die oligocäne weit durch ihre viel ſchmalere, dreieckige Geſtalt, den viel ſtärker hervortretenden Wirbel der großen Schale und die viel flachere kleine Schale. Ich würde d' Orbigny's jämmerlichen Namen nicht angenommen haben, wenn er nicht durch Deshayes Ab⸗ bildung und Beſchreibung ſanctionirt worden wäre. 2. Neaera subcuspidata d’Orbigny. ? Corbula cuspidata. Goldfuss T. 152 F. 1. 2 Corbula cuspidata (nec Bronn), Philippi Textiärberſt. 1843 S. 7. Corbula cuspidata (nee Bronn). Karsten Verz. 1849 S. 34. Neaera cuspidata (nee Forb.) Boll Archiv 1852 S. 72. Corbula subcuspidata d'Orbigny Prodr. 1852 III S. 110. Es liegen mir die Steinkerne vor von einer linken und zwei rechten Klappen; an allen iſt nur eine Spur der zarten, feingeſtreiften Schalen erhalten, an keiner aber das Schloß zu ſehen. Ich nehme für dieſe Art d'Orbigny's Namen an, weil er hier einmal zufällig das rechte ge⸗ troffen hat und der Name grammatiſch richtig gebildet iſt. In der That iſt die ſchnabelartige Fortſetzung viel kürzer und ſtumpfer, als bei N. cuspidata. Hierdurch und durch die viel dünnere Schale, die nur mit ganz ungemein feinen und ſchwachen Längsſtreifen bedeckt iſt, unterſcheidet ſich die oberoligocäne Art hinlänglich von der leben N. cuspi- — . data, deren Name übrigens weder von Bronn noch von Forbes, ſondern ſchon von Olivi (Zoologia Adriatica 1792 Seite 101 Taf. 4 Fig. 3) gegeben worden iſt. Exemplare von Caſſel habe ich nicht vergleichen können und leider eben fo wenig die N. clava Beyrich von Hermsdorf. Hinſichtlich der Berechtigung der Gattung Neaera verweiſe ich auf Deshayes ſchon oben angeführtes Werk. 3. Mactra trinacria Semper. Mactra triangula (nec Ren.) Goldfuss T. 152 F. 6. Mactra triangula (nec Ren.) Philippi Tertiärverſt. 1843 S. 7, 45. Mactra triangula (nec Ren.) Boll Geognofle 1846 S. 174. Mactra triangula (nec Ren.) Karsten Verz. 1849 ©. 34. Mactra triangula (nec Ren.) Boll Archiv 1849 S. 215. Mactra triangula (nec Ren.) Boll Archib 1852 S. 73. Mactra subtriangula ? pars. d’Orbigny Prodöme 1852 III p. 100. | Die Schale iſt ſehr hoch, ſpitz dreieckig, faſt gleiche ſeitig, fo daß der Wirbel faft genau auf der Mitte des Längendurchmeſſers ſteht; glatt, nur am unteren Rande mit wenigen, ſchwachen Streifen. Die Wirbel ſind klein, wenig nach vorne geneigt, von denſelben aus ziehen zwei ſtumpfe Kiele an den Vorder- und Hinterrand, zwiſchen den Kielen und dem unteren Rande treten einige ſchwache Längsſtreifen auf. Die Mantelbucht und die Muskelein⸗ drücke ſind des ausfüllenden Geſteins wegen nicht zu be⸗ obachten, an einer linken Schale aber liegt das Schloß frei. Der Mittelzahn iſt wie bei M. triangula bifid und trägt neben der Bandgrube noch einen dünnen acceſſoriſchen Zahn. Während aber bei M. triangula der hintere Arm 297 — des Mittelzahns der längere iſt, iſt es hier der vordere. Die Seitenzähne der M. trinacria find ſchmal und weit kürzer, als bei M. Iriangula, deren ganzes Schloß überhaupt weit mehr in die Länge gezogen und nicht ſo ſpitzwinklich iſt. Die Seitenzähne ſind fein geſtreift. Dieſe Art iſt aller⸗ dings der Vorläufer der M. triangula, aber doch von ihr voll⸗ ſtändig verſchieden. Außer den eben angeführten Unterſchieden im Schloß trennen ſie noch die ſcharf dreiſpitzige, faſt gleichſeitige Form, während bei M. triangula im allge⸗ meinen der Wirbel auf ein Drittel und nicht auf der Hälfte des Längendurchmeſſers ſteht; ſodann die viel platteren, nicht ſo aufgetriebenen Wirbel und die größere Glätte der Außenſeite. In allen dieſen Merkmalen ſtimmen meine Exemplare von Léognan vollſtändig mit denen des Sternberger Geſteines überein, was mich um ſo mehr veranlaßt, die oberoligocäne Form für eine beſondere, nicht mit M. triangula zu verbindende Art anzuſehen. Dies war der Grund, d' Orbigny's Art heranzuziehen; daß ich es zweifelnd thue, rührt daher, weil Hörnes ſie gerade für übereinſtimmend mit der zu M. triangula gezogenen Form des Wiener Beckens erklärte. Ich kann nicht ent— ſcheiden, ob etwa bei Bordeaux beide nebeneinander vorkom— men, oder ob ſie im Wiener Becken nicht von einander getrennt wurden. Mein größtes Exemplar des Sternberger Geſteins iſt 11 Mm. lang und 7 Mm. hoch. d' Orbiguy's Namen habe ich nicht annehmen können, weil er das Gegentheil des wirklichen Verhältniſſes ausdrückt. Gerade M. tri- nacria iſt die dreieckigere Art und M. triangula die ſtumpfere Form, nicht aber umgekehrt. 298 4. Syndosmya Bosqueti Semper. 2 Ligula donaciformis (pars) Nyst, 1813 Coquill. Polyp. Belg S. 92 (excl. Fig.) Länge 18 Mm., Höhe 9,50 Mm., der Wirbel ſteht auf ½ des Längendurchmeſſers. Obgleich mir nur eine einzige rechte Schale vorliegt, deren Schloß und Inneres noch dazu ganz vom Geſtein verdeckt find, glaube ich die Art doch als eine bisher noch nicht unterſchiedene anſehen zu müſſen. Die Schale iſt mäßig ſtark, glatt und glänzend, mit feinen, entfernt ſtehenden Anwachsſtreifen, die nur auf der unteren Hälfte der Oberfläche nach dem unteren Rande zu immer näher an einander rücken; ſtark verlängert, faſt doppelt ſo lang als hoch, ziemlich flach, ungleichſeitig, nicht klaffend. Der Schloßrand vom Wirbel aus erſt faſt ge⸗ radlinig nach hinten fortlaufend, dann aber mäßig gebo⸗ gen in den unteren Rand übergehend. Letzterer iſt faſt ge⸗ rade, nur wenig gebogen. Der Vorderrand neigt ſich raſch und geht dann gerundet, ohne eine ſchnabelartige Verlän⸗ gerung zu bilden, in den Unterrand über. Vom Wirbel zu der Stelle, wo ſich die beiden Ränder verbinden, läuft ein wenig erhabener, ſtumpf gewölbter Kiel und verliert ſich ganz, ehe er den Rand erreicht. Es iſt anzunehmen und Deshayes ſpricht es gleich- falls in der neuen Ausgabe feines Werkes aus, daß Nyſt unter dem Namen Ligula donaciformis zwei verſchiedene Arten beſchrieben und von ihnen die pliocäne Art abge⸗ bildet hat; dieſer muß der gegebene Name bleiben. Die andere, oligocäne Art halte ich für übereinſtimmend mit der oben beſchriebenen Art des Sternberger Geſteines. Einen Namen habe ich für ſie bisher nicht finden können, 299 ſo gebe ich ihr den meines hochverehrten Freundes Herrn J. Bosquet, dem vor allen andern wir hauptſächlich die genaueſte Kenntniß der belgiſch-bataviſchen Tertiärfoſſilien verdanken. Die Syndosmya Bosqueli iſt mit 2 Arten verwandt. Einmal, aber entfernt, mit der S. fragilis Bosquet (a. a. O. Seite 305 Fig. 1 a. b. c.) von der ſie ſich dadurch un⸗ terſcheidet, daß der Vorderrand keinen ſchnabelartigen Fort— ſatz hat und die Schalen nicht klaffen. Viel näher iſt ſie dagegen verwandt mit der S. Raulini Deshayes (I. c. Seite 303 Taf. 16 Fig. 1—4) von Jeurres aus dem Sande von Fontainebleau,, aber dieſe letztere ungemein ſeltene Art, iſt von der oberoligocänen norddeutſchen Art getrennt durch ihre gleichſeitigere, viel dreieckigere Form und die Skulptur der Oberfläche. 5. Tellina Nysti Desh. Tellina tumida (nec Brocchi) Philippi Tertiärverſt. 1848 S. 8. Tellina elliptica (nee Brocchi) Karften Verz. 1849 S. 35. Tellina Nysti. Deshayes Deser, Bassin Par. 1 p. 336 Taf. 25 Fig. 5—6. Zwei nicht gut erhaltene, namentlich im Innern des ausfüllenden Geſteines wegen nicht zu beobachtende Scha— len gehören wol ohne Zweifel dieſer Art an, von der ich ein Originalexemplar vergleichen konnte. Das Citat aus Karſten habe ich angeführt, weil mir die vorliegende Art unter dem Namen T. elliptica zuge⸗ kommen iſt; ich will damit aber nicht gerade beſtimmt be— haupten, daß Karſten unter dieſem Namen wirklich die T. Nysti gemeint hat. Ob die drei übrigen Namen, die ich bei Karſten und Boll augeführt finde. (Tellina rostra- 300 lina Desh., rostralis Desh., patellaris Lm.) drei ande⸗ ren Arten angehören, weiß ich nicht, daß ſie aber mit den genannten Arten übereinſtimmen ſollten, iſt ſchwerlich anzunehmen. 6. Cyiherea Beyrichi Semper. Cytherea suberycinoides (nee Desh.) Goldfuß Taf. 148 Fig. 6. Cytherea suberyeinoides (nee Desh.) Philippi Tertiärverſt. 1843 Seite 10 x. Cytherea eryeina (nec Lk.) Karſten Verz. 1849 S. 35. Cytherea suberyeinoides (nec Desh,) Boll Archiv 1852 S. 73. Die mir vorliegenden Exemplare ſtimmen vollkommen mit denen von Caſſel überein. Die ſeltene Art des Pa⸗ riſer Grobkalkes, auf die jetzt der Name C. suberycinoi- des Desh. beſchränkt worden iſt, kann ich allerdings nicht vergleichen, aber Deshayes hat ſich nach Unterſuchung nord— deutſcher Exemplare ausführlich über ihre Verſchiedenheit ausgeſprochen. Da er unſre oberoligocäne Art nicht be⸗ nannt hat, gebe ich ihr, die zu den ſchönſten Arten unſe⸗ rer ganzen Tertiärformation gehört, den Namen des Ge— lehrten, der mit ſo großer Klarheit die erſten richtigen Un⸗ terſuchungen über Norddeutſchland's Tertiärconchylien ver⸗ öffentlicht hat. 7. Cardium cingulatum Goldf. Cardium turgidum (nee Brander) Münſter Jahrb. 1835 S. 447. Cardium eingulatum Goldfuß Taf. 145 Fig. 4 d. e. f. Cardium multicostatum (nee Brocchi) Philippi Tertiärverſt. 1843 S. 12, 41. Cardium turgidum (nec Brander) Philippi ibid. S. 11, 47, Cardium hillanum (nec Sowerby) Philippi ibid. S. 47, 71. Cardium turgidum (nec Brander) Boll Geognofie 1846 S. 175. Cardium turgidum (nec Brander) Karſten Verz. 1849 S. 36. Cardium eingulatum Goldfuss Karſten ibid. S. 36. 301 Cardium sp. W 6 (spec. jun). Karſten ibid. S. 37. Cardium turgidum (nec Brocchi) Boll Archiv 1849 S. 216. Cardium eingulatum Goldfuss Boll Archiv 1849 S. 216. Cardium turgidum (nee Brander) Boll Archiv 1852 S. 73. Cardium cingulatum Goldfuss Speier Zeitſchr. Geogl. Geſ. XII, 3 S. 499, Die Exemplare des Sternberger Geſteins, die mir in den verſchiedenen Varietäten vorliegen, ſtimmen ganz mit meinen Stücken von Caſſel und Weſteregeln überein. Dieſe Art iſt ſehr veränderlich und hat daher Veranlaſ⸗ ſung zu häufiger, aber gewiß nicht begründeter Trenunng gegeben. Die Exemplare, die Hr. Karſten als M 6 vor⸗ gelegen haben, find meiner Anſicht nach nichts als Ju⸗ gendexemplare dieſer Art geweſen, ich beſitze ein gleiches durch Herrn Koch. 8. Cardium tenuisulcatum Nyst. Cardium tenuisulcatum. Nyst Rech. 1836 T. 1 F. 3. Cardium eingulatum Goldfuss (pars) Taf. 145 Fig. 4 a. b. c. Cardium striatulum (nee Broechi) Philippi Tertiärverſt. 1843 S. 11, 47. Cardium tenuisulcatum Nyſt Coqu. Pol. Belg. Taf. 14 Fig. 7. 7 Cardium sp. Boll Geognoſie 1846 S. 175. Car dium striatulum (nec Brocchi) Karſten Verz. 1849 S. 37. Cardium tenuisulcatum Nyst Boll Archiv 1852 S. 73. ? Cardium striatulum (nec Brocchi) Speyer Zeitſchr. Geolog. Geſ. XII, 3 S. 500. Von dieſer Art liegen mir aus dem Sternberger Ge⸗ ſtein drei Exemplare vor, die von meinen übrigen aus Belgien, dem Mainzer Becken, von Caſſel und Jeurres nicht verſchieden ſind. Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich die von Boll in ſeiner Geognoſie mit einigen Worten charakteriſirte, aber nicht weiter benannte Art hierherziehe. 302 Ebenſo glaube ich die Exemplare von Söllingen, von denen ich bisher leider keine beſitze, hierher ziehen zu müſ⸗ fen, obgleich Herr Dr. Speyer das C. tenuisulcatum Nyst zum C. eingulatum Goldf. zieht, ohne aber zu widerlegen, was Nyſt und Deshayes darüber geſchrieben haben. Herr Dr. Speyer ſieht die oligocäne Art für übereinſtimmend mit C. striatulum Brocchi an und führt außerdem in der Synonymie der Art das Cardium striatulum (nec Brocchi) Goldfuß Taf. 145 Fig. 5 auf. Dies C. striatulum Goldfluss aber iſt nach Deshayes Unterſuchungen, dieſelbe Art, die Philippi als Cardium pulchellum (I. c. Taf. 2 Fig. 8) abgebildet hat. Aus den angegebenen Maßen geht hervor, daß Hr. Dr. Speyer dieſe letzte Art, die übrigens ſehr ſelten iſt, nicht gemeint hat; die Art von Söllingen kann alſo, wenn fie keine ganz neue iſt, wohl nur C. tenui- sulcatum ſein. Ich habe dieſe letzte Art noch einmal ge⸗ nau mit Card ium siriatulum Brocchi verglichen und halte es nach Brocchi's Abbildung und Beſchreibung für nicht gerechtfertigt, beide Arten mit einander zu verbinden. 9. Cardium Kochi Semper. Cardium papillosum (nec Poli.) Goldf. Taf. 145 Fig. 7. Cardium papillosum (nec Poli.) Philippi Tertiärverſt. 1843 S. II. Cardium papillosum (nec Poli.) pars = Coqu. Pol. Belg. 1843 Taf. 11 Fig. 6. Cardium papillosum (nec Poli.) Boll Geognoſie 1845 S. 175. Cardium papillosum (nec Poli.) Karſten Verz. 1849 S. 37. Cardium papillosum (nec Poli.) Boll Archiv 1849 S. 216. Cardium papillosum (nec Poli.) Boll Archiv 1852 S. 73. Mit dieſer Art, die ich für eine entſchieden ſelhſt⸗ ſtändige halten muß, ſcheint eine mir bisher wenigſtens 303 unerklärliche Verwechſelung vorgegangen zu fein. Nyſt hat unter dem falſchen Namen Card. papillosum eine belgiſche oligocäne Art abgebildet. Dieſe Art, in allem vollkommen mit ſeiner Beſchreibung und Abbildung übereinſtimmend, liegt mir ſowohl aus dem Sternberger Geſtein als auch von Caſſel in gleichen Exemplaren vor. Dieſe Ueberein⸗ ſtimmung geht ſo weit, daß die norddeutſchen Exemplare ſogar in der Größe ſich ſo gut wie gar nicht von den belgiſchen unterſcheiden. Hebert, der zuerſt Nyſt's Fehler erkannte, gab der belgiſchen ſich auch im Pariſer Becken findenden Art den Namen C. Raulini. Abgebildet und beſchrieben iſt dies C. Raulini von Deshayes (I. c. Seite 561 Taf. 56 Fig. 21— 24) es liegt mir außerdem in mehrfachen ausgezeich⸗ neten franzöſiſchen Exemplaren vor, die ich der Güte des Herrn Deshayes ſelbſt verdanke. Dieſe, ſo wie Abbildung und Beſchreibung ſtimmen aber nicht mit meinen Exem⸗ plaren von Caſſel und Sternberg überein. Daß dieſe letzte⸗ ren aber nicht etwa Jugendformen des C. Raulini find, ſchließe ich theils aus dem offenbar ausgewachſenen Zu- ſtand der Schale, der übereinſtimmenden Größe mit den belgiſchen Exemplaren und der Verwandtſchaft mit dem gleichfalls ebenſo kleinen C. scobinula Merian. Der eben angegebene Widerſpruch läßt ſich am leichteſten löſen, wenn man annimmt, daß in Belgien beide Arten neben einander vorkommen, Nyſt nur die eine — Cardium Kochi — ge⸗ kannt, Hebert nur die andere — C. Raulini — beſchrie⸗ ben habe. Dann fände ſich im Pariſer Becken nur letztere, in Belgien beide und in Norddeutſchland nur unſere Art. Es bleibt nach dem Geſagten nur noch übrig, die 304 Unterſchiede dieſer beiden Arten genau anzugeben, ba es ſich um eine Unterſcheidung von C. papillosum Poli nicht mehr handeln kann. Sie beſtehen in folgendem. Die Form des C. Kochi iſt faſt vollſtändig kreisförmig, nur unmittelbar hinter dem Schloß iſt der Hinterrand in die Höhe gezogen und geht dann erſt mit einer vollkommenen Kreis- linie in den Unterrand über; bei C. Raulini dagegen iſt der Hinterrand nicht in die Höhe gezogen, ſondern faſt nach unten geneigt und geht ziemlich ſchroff in den Unter⸗ rand über. Dies rührt daher, weil vom Wirbel aus ein deutlich ausgefprochener Kiel bis zur Verbindungsſtelle der beiden Ränder geht; dieſer Kiel iſt bei C. Kochi nicht vor⸗ handen. Das Schloß hat bei beiden Arten ſehr viel ana⸗ loges, aber man erkennt an jedeu Exemplar doch ſofort die Verſchiedenheit. Der vordere Seitenzahn iſt bei C. Raulini lang und ſchmal; bei C. Kochi dagegen kurz und dick. Der hintere Seitenzahn ſteht bei C. Raulini in ei⸗ nem ſtumpfen Winkel auf den Schloßzahn geneigt, wäh⸗ rend er bei C. Kochi faſt in einer geraden Linie mit dem⸗ ſelben ſteht. Bei letzterer Art ſind die Wirbel nur eben oberhalb des Schloſſes ſichtbar und ſtark nach vorne ge⸗ neigt; bei C. Raulini dagegen ragen ſie ſtark hervor und ſind nicht ſo ſtark nach vorne geneigt. Die Sculptur be⸗ ſteht bei beiden Arten aus warzenförmigen Erhabenheiten auf den Rippen. Bei C. Raulini ſind dieſelben rund, ſelbſt bei den kleinſten Exemplaren kleiner als die Rippen, auf denen ſie ſtehen und bei wachſender Schale nicht zuneh⸗ mend, während die Rippen ſehr raſch ſich verflachen, nur durch eine haarförmige Rille getrennt. Am Unterrande treten die Erhabenheiten alſo als ganz kleine Punkte auf 305 der viel breiteren, flachen Rippen auf. Bek C. Kochi ſind die Erhabenheiten nicht rund, ſondern in die Länge geſtreckt, ſchuppenförmig erhoben und ſtets eben ſo breit wie die Rippen. Dieſe verflachen ſich, nicht nach dem unteren Rande zu, nach dem hin die Erhabenheiten ſich dichter zuſammendrängen und immer eben ſo breit bleiben, wie die Rippen, auf denen ſie ſtehen. C. Raulini mißt 13 Mm. in beiden Durchmeſſern. Mein größtes Exemplar von C. Kochi aus dem Stern⸗ berger Geſtein iſt 6 Mm. hoch und eben fo breit. Für die belgiſchen Exemplare giebt Nyſt 5 Mm. in beiden Durchmeſſern an. Cardium Kochi iſt zunächſt verwandt mit Cardium scobinula Merian (Desh. 1. c. S. 562 T. 56 F. 29— 32) von welcher Art mir gleichfalls franzöſiſche Exemplare zur Vergleichung vorliegen. Ich würde vielleicht kein Be⸗ denken getragen haben, beide Arten zu vereinigen, wenn nicht bei C. scobinula, wie auch Deshayes in der Diag⸗ noſe anführt, die Furchen zwiſchen den Rippen vollſtändig glatt wären, während ſie an meinen Exemplaren von C. Kochi ſowohl, als auf Nyſts Figur geſtreift ſind. 10. Cardium sp. Ein einziges, hinten abgebrochenes Exemplar ſcheint mir einer andern Art von der Größe und dem Habitus der vorhergehenden anzugehören. Es unterſcheidet ſich von derſelben durch viel dichter ſtehende Warzen und ſtärker geſtreifte Furchen, iſt indeß möglicherweiſe doch nur eine Varietät des C. Kochi. 11. Axinus unicarinatus Nys. Axinus unicarinatus Nyst, Rech. Foss. Any, 1835 T. 1 F. 22. 5 20 306 Axinus angulatus (nec Sow.) Coquil. Foss. Belg, 1843 T. 6 F. 13. Axinus unicarinatus Nyst. Beyrich in Karsten u. v. Dechen Archiv 1848 S. 55. Die mir vorliegenden Exemplare ſcheinen von denen des Septarienthons nicht verſchieden zu ſein. 12. Axinus sp. ? Lucina saxorum (nec Lk.) Karsten Verz. 1849 S. 35. Lueina obtusa (nec Beyrich) Boll Archiv 1849 S. 216. Lueina unicarinata (nec Nyst) Boll Archiv 1852 S. 73. Es liegen mir aus dem Sternberger Geſtein zwei Exemplare einer Art vor, die ich übereinſtimmend im holſteiner Geſtein aufgefunden habe. Es ſind keine Jugend⸗ exemplare der vorhergehenden Art; eben ſo wenig wie mit dieſer, kann ich ſie aber auch mit Axinus obtusus Bey- rich (Karsten u. v. Dechen Archiv 1848 Seite 58) ver⸗ einigen, von welcher letzteren Art mir einige Exemplare von Malliß und Hermsdorf vorliegen. Die Form der neuen Art iſt noch runder, die Schale dünner und die Depreſſion des Muskelfeldes geringer. Eine genauere Beſchreibung unterlaſſe ich, bis mir reichhaltigeres Material zu Gebote ſtehen wird. Nach Boll's Mittheilungen im Archiv glaube ich die oben angeführten Namen eher zu zu dieſer, als zu der vorhergehenden Art, ziehen zu dürfen. Exemplare des Sternberger Geſteines, die wirklich mit Ax. obtusus übereinſtimmten, beſitze ich nicht. 13. Lucina gracilis Nyst. Lucina gracilis Nyst. Coquill. Pol. Belg. 1843 T. 6 F. 8 mala. Lueina uncinata (nec Desh.) Karsten Verz. 1849 S. 35. Lucina cireinnata (nec Brocchi) Boll Archiv 1849 S. 215. Lucina radula (nec L.) Boll Archiv 1859 S. 73. 307 Die Abbildung bei Nyſt iſt ſchlecht und die Art in ihr allerdings nicht zu erkennen, die beiden mir vorliegen⸗ den Exemplare ſtimmen aber genau mit meinen belgiſchen Exemplaren, die ich der Güte des Herrn Bosgquet verdanke, überein. Dieſe Art iſt von derjenigen, die Brocchi unter dem Namen Venus circinnata L. beſchrieben hat, ſehr verſchieden. 14. Cardita sp. Cardita scalaris (nec Sow.) Boll Geognoſte 1846 S. 175. Cardita scalaris (nee Sow.) Karsten Verzeichniß 1849 S. 37. Cardita orbicularis (var. sealaris Goldfuss) Boll Archiv 1852 S. 73. Dieſe oligocäne Art ſtimmt weder mit C. scalaris Sow. noch mit C. orbicularis Sow. überein; ſie iſt ebenfalls von Card. Omalii Nyst ſehr verſchieden. Da der Reichthum des Mainzer Beckens an Carditen Herrn Prof. Sandberger Gele⸗ genheit geben wird, ſchon in der allernächſten Zeit alle betreffen⸗ den Arten einer gründlichen Reviſion zu unterziehen, vermeide ich es, um eine doppelte Benennung zu umgehen, der vorliegenden Art einen Namen zu geben. 15. Astarte Kickxii Nyst. Astarte Kickxii Nyst. Rech. Coquill. Anv. 1835 p. 8 T. 1 F. 31. Astarte Kickxii Nyst. Coquill. Pol. Foss. Belg. 1843 T. 10 F. 3. 7 Astarte concentrica (nee Goldf.) Karsten Verz. 1849 S. 35. Astarte Kickxii Nyst. Boll Archiv 1949 S. 216. Astarte Kickxii Nyst. Boll Archiv 1852 S. 73. Astarte Kickxii Nyst. Speyer Zeitſchr. Geol. Geſ. 1860. 3 S. 494. Die Exemplare des Sternberger Geſteins ſtimmen mit denen von Caſſel überein; wahrſcheinlich gehören zu | 20* 308 dieſer Art auch zwei ſchöne, große Exemplare aus dem Diluvium von Mölln, nur ſtehen die Rippen derſelben etwas dichter. Ich ſtimme Boll darin vollkommen bei, die A. concentrica Karsten (nec Goldfuss) ſei eher hier⸗ her zuziehen; mit A. concentrica Goldfuss ſtimmt die oberoligocäne Art nicht überein. 16. Nucula peregrina Deshayes. Nucula laevigata (nec Sow.) Goldfuss 1837 T. 125 F. 19. Nucula laevigata (nec Sow.) Karsten Verz. 1849 S. 39. Nueula laevigata (nee Sow.) Boll Archiv 1852 S. 73. Nucula peregrina Deshayes Traité element. Nucula peregrina Deshayes Anim, s. v. f. Paris I p. 817. Der von Goldfuß herrührenden Verwechſelung beider Arten find Karſten und Boll gefolgt. Die citirte Abbildung ſtellt die norddeutſche oberoligocäne Art ſehr gut dar, die Exemplare des Sternberger Geſteins ſtimmen vollſtändig mit derſelben überein. Die von Boll als Nucula laevi- gata Lam. in der Geognoſie Seite 175 angeführte Art gehört nicht, wie vielleicht dem Namen nach ver⸗ muthet werden könnte, hierher, ſondern wie aus der An⸗ gabe der Größe hervorgeht, zur Leda glaberrima v. M. 17. Nucula ? Lyellana Bosquet. Nucula sulcata (nec Bronn) Phil. Tertiärverſt. 1843 S. 14, 48. ? Nucula Lyellana Bosquet. Bull. Ac. R. Belg. 1851 S. 4 T. 1 F. 3. Eine kleine zerbrochene und im Innern ganz mit Ge⸗ ſtein ausgefüllte Schale ſcheint mir zu keiner der übrigen norddeutſchen Arten als Jugendform zu paſſen. Die ſtarken Querrunzeln verleihen ihr am meiſten Aehnlichkeit mit der angeführten Art, eine genaue Beſtimmung kann 309 jedoch erſt an ausgewachſenen, vollſtändig erhaltenen Exem⸗ plaren getroffen werden. 18. Nucula sp. Nucula fragilis (neo Desh.) Karsten Verz. 1849 S. 88. Nucula fragilis (neo Desh.) Boll Archiv 1849 S. 217. Nucula fragilis (nee Desh.) Boll Archiv 1852 S. 73. Leider liegt mir von dieſer Art nur eine, im Innern ganz mit Geſtein erfüllte Schale vor, ſo daß es mir nicht möglich iſt, eine auch nur einigermaßen genügende Be⸗ ſchreibung davon zu geben. Ich unterlaſſe es daher auch, die Art nur zu benennen; mit N. kragilis Desh., die ich in Originalexemplaren vergleichen kann, ſtimmt ſie aber nicht überein. — Vergl. Boll in Archiv 13 S. 165. 19. Nucula compta Goldfuss. Nucula compta Goldfuss 1837 T. 125 F. 20. Nucula compta Goldfuss Karsten Verz. 1849 S. 39. Nucula compta Goldfuss. Boll Archiv 1849 S. 217. Nucula sulcata (nee Bronn.) Boll Archiv 1852 S. 73. Die Exemplare des Sternberger Geſteins gehören unzweifelhaft dieſer Art an. Philippi hat, wie Deshayes nachweist, dieſe Art zu gleicher Zeit auf doppelte Weiſe verwechſelt: einmal nämlich die echte N. compta Gold. mit der ſpäter N. Lyellana Bosquet genannten Art und ſodann beide zuſammen mit der N. sulcata Bronn. Mit meinen italieniſchen Exemplaren dieſer letzten Art ſtimmen meine oberoligocäuen Stücke der N. compta von Caſſel und Sternberg nicht überein. 20. Nucula praemissa Semper. Nucula margaritacea (nee Lk.) Goldfuss 1887 T. 125 F. 21. 310 Nucula margaritaces (nec Lk.) Philippi Tertiärverſt. 1843 S. 14, 48. Nucula margaritacea (nec Lk.) Boll Geognoſie 1846 S. 175. Nucula margaritacea (nec Lk.) Karsten Verz. 1849 S. 39. Nucula margaritacea (nee Lk.) Boll Archiv 1849 S. 217. Nucula margaritacea (nec Lk.) Boll Archiv 1852 S. 73. Deshayes hat a. a. O. die Verſchiedenheit dieſer Art von der lebenden ſowohl als von den verſchiedenen damit gleichfalls verwechſelten Arten des Pariſer Beckens erklärt, ohne indeß der oberoligocänen Art einen Namen zu geben. Ich lege daher dieſer Art zwar einen neuen Namen bei, eine genaue Beſchreibung davon zu geben, erlaubt aber der ſchlechte Zuſtand meiner Exemplare nicht. Die von Nyſt als N. margaritacea abgebildete Art iſt der Abbildung nach von der norddeutſchen N. prae- missa verſchieden; wie ſich zu letzterer die von Phi⸗ lippt in Paläontogr. I 1849 als N. margaritacea aufgeführten Steinkerne von Oſterweddingen verhalten, bin ich nicht im Stande zu beurtheilen. Ich hatte dieſer Art im Manufkript anfänglich den Namen N. Goldfussi gegeben, der aber wie ich ſehe, ſchon verbraucht iſt. In Jahrgang 1859 Seite 165 hat Herr Boll nach⸗ gewieſen, daß zwei der von Goldfuß als Arten des Sternberger Geſteins abgebildete Arten, N. fragilis (nec Desh.) und N. abbreviata gar nicht aus dem Sternber⸗ ger Geſtein, ſondern aus einem meklenburgiſchen Jura- gerölle ſtammen. Letztere Art hat Quenſtedt in Mya- cites abbreviatus Goldf, sp. verändert und die N. fragilis iſt in N. Goldfussi Boll umgetauft worden. 311 21. Leda glaberrima v. Münster. Nucula glaberrima nov. sp. v. Münster, Leonh. und Brenn Jahrbuch 1835 S. 448. Nucula glaberrima v. Münster Goldfuß 1837 T. 125 F. 14. Nucula laevigata (nec Lamk.) Boll Geognoſie 1846 S. 175. Nucula glaberrima v. Münster Karſten Verz. 1849 S. 38. Nucula glaberrima Goldfuss Boll Archiv 1849 S. 217. Nucula glaberrima v. Münster Boll Archiv 1852 S. 73. Dieſe, von Graf Münſter, nach Exemplaren aus dem Sternberger Geſtein beſchriebene Art, wird gewöhnlich für ident angeſehen mit der Leda laevigata Nyst (Bull. Acad. Brux. 1835 II. Seite 293 Nr. 16 = Nucula de- pressa Nyst Cod. Polyp. foss. Belg. 1843 Taf. 15 Fig. 7) und ich habe lange geſchwankt, ob ich fie von derſel⸗ ben getrennt halten dürfe, bis ich die Kennzeichen, die meine Exemplare der L. laevigata Nyst, die mir Herr Bosquet von Rekken ſandte, von den Exemplaren des Sternberger Geſteins trennten, auch an einer andern Art aus Italien, der Leda pellucida Phil., auffand. Der Un⸗ terſchied liegt darin, daß bei L. laevigata Nyst und L. pellucida Phil. von den Wirbeln zwei, vorne ſchwächere, hin⸗ ter dem Wirbel aber ſtärkere Kiele ausſtrahlen und ſo an beiden Seiten des Wirbels zwei ſſchmale, etwas geſenkte Flächen ſcharf begrenzen. An allen meinen Exemplaren der L. glaberrima aus dem Sternberger und dem Hol⸗ ſteiner Geſtein ſind ſolche Kiele durchaus nicht vorhanden und an beiden Seiten des Wirbels iſt eine Senkung der Schale kaum angedeutet. Das Schloß beider Arten habe ich nicht mit einander vergleichen können. So wie ich die L. glaberrima auffaſſe, bleibt dieſe Art beſchränkt auf die Oberoligocänformation und das 312 Holſteiner Geſtein, während die L. laevigata erſt in den jüngeren Schichten in Geldern beginnt und ſich bis in den Crag fortſetzt. 22. Leda pygmea v. Münster. Nucula pygmea nov. sp. v. Münster in Leonh. und Bronn. 1835 S. 448. Nueula pygmea v. Münster Goldfuß T. 125 F. 17. 1837. Nucula pygmea v. Münster Karſten Verz. 1849 S. 38. Nucula pygmea v. Münster Boll Archiv 1849 S. 217. 2 Nucula pygmea v. Münster Phil. Paläontogr. 1851 S. 53 Nucula pygmea v. Münster Boll Archiv 1852 S. 73. Eine häufige und charakteriſtiſche Art, gegründet auf Exemplare des Sternberger Geſteins. Mit ihr ſtimmen meiner Anſicht nach, die Exemplare des Holſteiner Geſteins vollſtändig überein. Dürfte man den Angaben der Au⸗ toren trauen, ſo wäre dieſe Art ſchon in der Unteroligo⸗ cänformation aufgetreten (Phil. wie oben). Bosquet a. a. O. führt ſie ſodann aus dem Miocän von Rekken und Giffel an, Philippi wiederum als N. tenuis auf Sicilien; Nyſt als N. Philippiana von Antwerpen und Wood als L. pygmea aus dem engliſchen Crag. Ferner ſpielt fie eine Rolle in allen Verzeichniſſen der ſkandinaviſchen Quartärconchhlien und der lebenden Mollusken der brit⸗ tiſchen und ſkandinaviſchen Küſten. Außerdem beſitze ich aus dem Obermiocän von Lüneburg, Sylt und Gram Exemplare, die mindeſtens mit demſelben Rechte, wie alle eben angeführten, auf den Namen der L. pygmea Anſpruch machen dürfen. Nur aus dem Mitteloligocän ſind mir noch keine Exemplare bekannt geworden. Es darf mit Recht gefragt werden, ob alle dieſe Vor- kommniſſe ſich in der That auf die echte L. pygmea des 313 Sternberger Geſteins beziehen und ob dieſe Art wirklich von der Unteroligocänformation an bis in die Jetztwelt ſich fortgepflanzt hat. Nach den Erfahrungen, die man an jo vielen anderen Arten gemacht hat, iſt eher das Ges gentheil anzunehmen. Schwerlich werden alle Autoren Exemplare aus allen verſchiedenen Schichten genau vers glichen haben. Da nie ein Zweifel darüber entſtehen kann, daß der Name L. pygmea für Exemplare des Sternberger Ge— ſteins gegeben iſt und alſo bei etwaiger Trennung der Arten der oberoligocänen Art verbleiben muß, ſo übergehe ich hier dieſe letzte Frage, indem ich ſpäter Gelegenheit zu finden hoffe, ſpecielle Unterſuchungen über die vielen, im vorhergehenden nur allgemein angeführten Vorkomm⸗ niſſe anzuſtellen. 23. Leda gracilis Desh. Nucula minuta (nee Brocchi, neo Müll., Fabr.) Phil. Tertiär⸗ verſt. S. 14, 48, 72. ? Nucula rostrata (nee Lk.) Boll Geognoſie 1846 S. 176. 7 Nueula striata (nee Lk.) Karſten Verz. 1849 S. 38. ? Nucula striata (nec Lk.) Boll Archiv 1849 S. 217. 2 Nucula striata Goldf, (nee Lk.) Boll Archiv 1852 ©. 73. Leda gracilis Desh. Anim, s. v. B. Paris 1858 S. 831 T. 64. . F. 2426. Leda gracilis Deshayes Bosq. in Staring: Bodem van Niederland. 2 Leda Westendorpi Nyst (? pars) Speier Zeitſchr. Geol. Geſ. XII. 3 1860 S. 503. Ich glaube für dieſe Art die zweifelnd angeführten Namen der meklenburgiſchen Autoren in Anſpruch nehmen zu müſſen, weil Boll ſowohl wie Karſten von ihrer Art bemerken, daß ſie häufig ſei und auch mir davon eine Anzahl 314 Exemplare vorliegt, während ich von der Art, die Karſten hauptſächlich N. minuta genannt hat und die er als ſehr ſelten angiebt, kein Exemplar beſitze. Von dieſer letzteren oligocänen Art, deren einzig richtiger Name L. Westen- dorpi Nyst iſt, unterſcheidet ſich L. gracilis hauptſächlich durch viel feinere und dichter gedrängte Streifen auf der Oberfläche der Schale, die ſich nach hinten nicht kamm⸗ artig erheben und nach vorne nicht ſo ſehr ausglätten, außerdem auch durch die allgemeine Form. In einer be⸗ merkenswerthen Arbeit über die Conchylien von Söllingen hat mein hochverehrter Freund, Herr Dr. O. Speyer die Vermuthung ausgeſprochen, daß die Leda Westendorpi wahrſcheinlich nur eine Varietät der L. deltoidea Risso (L. minuta Brocc., nec L. minuta Müll., Fabr.) ſei. Ich kann Herrn Dr. Speyer darin nicht beipflichten: alle meine italieniſchen Exemplare der L. deltoidea ſind immer beſtimmt verſchieden von meinen belgiſchen Stücken der L. Westendorpi, beſonders die Lunula iſt bei beiden ver⸗ ſchieden gebildet. Ich möchte wohl glauben, daß Herr Dr. Speyer die L. Westendorpi nur deshalb für eine fo veränderliche Art hält, weil er ſie nicht eng genug begrenzt hat. Sollten nicht etwa diejenigen Exemplare, die er als mit L. striata Lk. nahe verwandt erklärt, zur L. gracilis gehören? 24. Limopsis Goldfussi Nyst. ? Pectunculus minutus (nee Phil.) Goldfuß T. 127 F. 1. Trigonocoelia Goldfussi Nyst Coqu. Pol. Belg. 1843 T. 19 F. 4. Pectuneulus auritus? (neo Brocchi) Boll Archiv 1849 S. 217. Peetuneulus minutus (nec Phil.) Karſten Verz. 1819 S. 38. Trigonocoelia aurita ? (neo Broechi) Boll Archiv 1852 S. 72. 315 Zwei Exemplare, die nach den mir von Herrn Koch gemachten Mittheilungen zu der Art gehören, die die mek⸗ lenburgiſchen Autoren als L. aurita Brocchi angeſehen haben. Sie ſind beide ſowohl klein, als ziemlich ſchlecht erhalten, ſcheinen mir aber doch zu der L. Goldfussi zu gehören. Von Limopsis costulata Goldfuss ſind ſie durch die Skulptur getrennt und gewiß ebenſo ſehr verſchieden von der von Goldfuß ſicherlich unter dem Namen Pect. auritus abgebildeten Art. Daß die Limopsis Goldfussi ſellſt von L. aurita Brocchi sp. verſchieden iſt, hat ſchon Nyſt bewieſen; es genügt in der That, zwei Schalen der beiden Arten im Innern mit einander zu vergleichen, um ſofort die großen Unterſchiede zu erkennen. Bei den beir den Exemplaren des Sternberger Geſteins habe ich das Innere nicht beobachten können: ich will daher nicht un⸗ terlaſſen zu bemerken, daß das Vorkommen ganz unzwel— felhafter Exemplare der L. Goldfussi in Norddeutſchland noch keineswegs ſicher feſtgeſtellt iſt. Auf das dafür pres chende Zeugniß des Herrn Giebel (Zeitſchr. f. d. g. Na⸗ turwiſ. 1861 1. S. 45 u. 1860 S. 444) habe ich wohl nicht nöthig, irgend ein Gewicht zu legen, da dieſer Herr nur wenige Seiten früher (S. 32 Ringicula substriata nov sp.) die Genauigkeit ſeiner Unterſuchungen dadurch beweiſet, daß er den ſcharfen, ausgebildeten Mundrand einer Acteon-Art für den weggebrochenen verdickten Mund⸗ rand einer Ringicula anſieht. Unter dem Namen L. Goldfussi ift eine der bei Weſteregeln häufigſten Arten be⸗ kannt, die auch in der Schloßbildung und der allgemei— nen Form ſehr gut zu den belgiſchen Exemplaren der ech- ten L. Goldfussi in meiner Sammlung paßt, während 316 ſowohl die äußere Skulptur, wie beſonders die Form der Muskeleindrücke nicht unerheblich abweichen. Auch Des⸗ hayes hat mir ſchriftlich ſtarke Zweifel an der Zuſammen⸗ gehörigkeit beider Formen geäußert. 25. Limopsis retifera Semper. Pectunculus minutus (nee Phil.) Philippi Tertiärverſt. 1843 S. 14 x. ? Trigonocoelia decussata (neo Nyst) Boll Archiv 1852 S. 73. Aus dem Sternberger Geftein liegt mir nur ein ab- geriebenes Exemplar vor, das aber ſicher zu dieſer bei Caſſel ſo häufigen Art gehört. Dieſelbe gehört allerdings in die Nähe der L. minuta Phil. sp., zuſammen mit L. elegans Michelotti nov. sp. und L. cancellata Mich. sp. (Peck subcancellatus d’Orbigny) und einigen anderen Arten, ift aber mit der erſten derſelben nicht ident. Nur eine ganz ungenügende Vergleichung kann Philippi veranlaßt haben, die oberoligocäne norddeutſche Art für übereinſtimmend mit der von ihm ſelbſt beſchriebenen ſubapenninen zu hal⸗ ten. — Die Form der L. retifera wiederholt im Kleinen faſt genau die der L. minuta, nur iſt die mit dem Aus⸗ druck „Ohren“ bezeichnete ſeitliche Verlängerung der Area unter den Wirbeln bei der oligocänen Art nicht fo deut⸗ lich ausgeſprochen. Bei beiden Arten unterbricht die Li⸗ gamentalgrube die Reihe der Schloßzähne; an jeder Seite derſelben hat die italieniſche Art 5 Zähne, während die oligocäne 4 und hinten 3 zählt. Der Unterrand beider Arten iſt gekerbt, aber während die Kerben derſelben bet L. minuta nicht über die Muskeleindrücke hinausgehen, bedecken ſie bei L. retifera auch die beiden Seitenränder. Ich habe von letzterer Art Exemplare, au denen dieſe Ker⸗ — ben die Seitenränder bis hart an das Schloß hinan be⸗ decken. Die Skulptur der Oberfläche iſt verſchieden: beide Arten zeigen eine große Zahl den Anwachsſtreifen paralleler, concentriſcher platter, durch fadenförmige Furchen getrennter Streifen. Dieſe Streifen werden bei L. minuta von ei⸗ ner Anzahl ſcharfer erhabener, vom Wirbel ausſtrahlender Leiſten gekreuzt, die über die Querſtreifen hinüberlaufen und auf den Durchſchnittspunkten gekörnelt ſind. Bei L. retifera iſt die Zahl der vom Wirbel ausſtrahlenden Streifen viel größer, ſie ſtehen viel dichter und liegen nicht oben auf den Querſtreifen, ſondern in einer Ebene mit ihnen; nur an den Seiten treten ſie zuweilen etwas hervor, eine Körnelung findet auf der mittleren Fläche der Schale nicht ſtatt. Mein größtes Exemplar von Caſſel iſt 4,50 Mm. breit und eben ſo hoch. Wahrſcheinlich iſt dies dieſelbe Art, die Boll als Trig. decussata Nyst anführt, dieſe letztere iſt aber namentlich durch die vielen Zähne des Schloſſes und die Skulptur verſchieden. Außer der L. retifera und der vorhergehen⸗ den Art finde ich im Archiv 1849 S. 217 noch eine dritte Art unter dem Namen Pect. granulatus Lmk. angeführt. Ich habe fie noch nicht geſehen, darf aber wohl anneh- men, daß fie eben jo ſehr verſchieden iſt von L. granu- lata Lmk. sp. als von Limopsis Brocchii Semper (Pect. granulatus Brocchi, nec Lmk.) Die oben angeführte L. cancellata Michelotti sp. iſt eine wahre Limopsis, wie ich mich durch Unterſuchung eines Originalexemplares, das ich vom Geſtein befreite, überzeugt habe. Es iſt ſonach der Grund für d'Orbigny 318 weggefallen, daraus nach feiner Manier einen Pectunculus subcancellatus zu machen (Prodr. 1852 3 S. 122 Nr. 2302), es muß aber auch, da die L. cancellata Michel. ſchon im Jahre 1848 publicirt iſt (Descript. foss. mioc. Ital. S. 106) die L. cancellata Desh. 1858 einen aude⸗ ren Namen erhalten: ich ſchlage für ſie den Namen L. Deshayesi Semper vor. 26. Pectunculus Philippii Deshayes. Pectunculus pulvinatus (neo Lmk,) v. Münster Leonh. u. Bronn Jahrbuch 1835 S. 448. Peotunculus pulvinatus (neo Lmk.) Goldfuß T. 126 F. 5. Pectunculus pulvinatus Lmk, var. Philippi Tertiärverſt. 1843 S. 13 T. 2 F. 13. Peetunculus pulvinatus (nee Desh.) Boll Geognoſte 1846 S. 175 Peetunculus pulvinatus (neo Lmk) Karſten Verz. 1849 ©. 33. Peetuuculus pulvinatus (nee Lmk.) Boll Archiv 1849 S. 217. Pectunculus pulvinatus (neo Lmk.) Philippi Paläontog. 1847 1 ©. 52. Pectunculus pulvinatus (nec Lmk.) Boll Archiv 1852 S. 72. Peetunculus pulvinatus (nee Lmk.) Giebel Beitr. Paläont. 1853 S. 44. Pectunculus pulvinatus (nee Lmk.) Giebel Gäa Deutſch. S. 304 T. 18 F. 9. Pectuneulus pulvinatus (nec Lmk,) Giebel Zeitſchrift d. Natur. 1858 XII. S. 444. Pectunculus Philippii Deshayes Deser. a. 8. v. b. Paris 1858 S. 853. Pectuneulus pulvinatus (nee Lmk.) Speyer Zeitſchr. Geolog. Geſ. 1860 XII. 3. S. 502. Pectunculus pulvinatus (nee Lmk.) Giebel Zeitſchr. d. Natur. 1861. 1 S. 45. Die Exemplare des Sternberger Geſteins gehören unzweifelhaft dieſer durch die ganze norddeutſche Oligocän⸗ 319 formation verbreiteten Art an, die zu allen Zeiten von den Autoren mit einer nahe ſtehenden Pariſer Art, dem Pect. pulvinatus Lmk., verwechſelt worden iſt. Dieſe letztere iſt in der ganzen Welt bisher nie in andern, als typiſch eocänen Schichten gefunden worden. Zur Verglei⸗ chung mit denen des Sternberger Geſtein's liegen mir Exemplare vor von Caſſel (Oberoligocän), Söllingen (? Mit⸗ teloligocän), Weſteregeln und Wollmirsleben (Unteroligocän), die zum Theil durch Deshayes ſelbſt beſtimmt worden find, Herr Dr. Speyer muß bei Abfaſſung ſeines Aufſatzes über die Conchylien von Söllingen die mit der Jahres— zahl 1858 verſehene betreffende Lieferung des franzöſiſchen Werkes noch nicht gekannt haben: er würde ſonſt ſicherlich nicht das gerade Gegentheil der Anſicht des berühmten Pariſer Paläontologen behaupten, ohne ausführliche Be⸗ weiſe für ſeine abweichende Anſicht beizubringen. Aus der von Hr. Dr. Speyer angeführten Literatur gehören meiner Anſicht nach nur die Abbildungen bei Goldfuß und Philippi zum Pect. Philippii; die übrigen alle dage⸗ gen zum wahren Pect. pulvinatus Lmk. Ich darf bei dieſer Gelegenheit wohl erwähnen, daß Herr Dr. Speyer noch eine zweite Art unter dem Namen Pect. pilosus Desh. von Söllingen anführt. Die Synonymie dieſer Art halte ich für noch weniger richtig, als die der der vorhergehenden. Zuerſt iſt zu bemerken, daß gerade die Art, die Goldfuß auf Tafel 126 Figur 6 und 7 abgebildet hat, den Typus des von Philippi richtig erkannten und gut beſchriebenen Pect. crassus bildet. Dies iſt der einzige Name, der der Art etwa gebühren könnte, ihn allein finde ich in dem erwähnten Aufſatze nicht 320 angeführt. Allein die Art hatte ſchon einen älteren Nas men: Pect. obovatus Lmk. und unter dieſem allein wird ſie hinfort zu bezeichnen ſein. Aus der von Hrn. Dr. Speyer angeführten Literatur gehören zu Pect. obovatus Lmk. (Pect. crassus Phil.) nur Goldfuß Tafel 126 Figur 6, 7 und Nyſt Tafel 19 Figur 6; alle übrigen angeführten Arten ſind alle von Pect. obovatus, und viele derſelben auch noch wieder von einander, verſchieden. Im Sternberger Geſtein iſt Pect. obovatus bisher nicht gefunden, obgleich er in den entſprechenden Schichten von Caſſel nicht zu den Seltenheiten gehört. 27. Arca pretiosa Deshayes. Arca quadrilatera (nee Lmk.) v. Münster in Leonh. u. Bronn Jahrb. 1835 S. 438. Area quadrilatera (neo Lmk.) Goldfuss T. 122 F. 5. Arca quadrilatera (nee Lmk.) Philippi Tertiärverſt. 1843 S zn Arca barbatula (nee Lmk.) Karſten Verz. 1849 S. 38. Arca pretiosa Deshayes 1858 I S. 901 T. 70 Fig 16, 17. Dieſe Art wurde mir von Herrn Koch unter dem Namen A. barbalula eingeſandt mit Beziehung auf Karſtens Verzeichniß. Die mir aus dem Sternberger Geſtein vorliegenden Exemplare paſſen ſehr gut zu der von Deshayes gegebe— nen Abbildung und Beſchreibung, nur iſt das größte Exem⸗ plar etwas größer als die Pariſer. Daſſelbe iſt 11 Mm. lang und 7, 50 Mm. hoch. Es iſt faſt unbegreiflich, wie man dieſe Art für die A. barbatula hat halten können; es giebt gar keinen Charakter, den beide mit einander gemein haben, nicht einmal eine Aehnlichkeit der äußeren Form iſt vorhanden. In dem ſchon erwähnten Aufſatze des Herrn Dr. Speyer finde ich auch eine A. barbatula angeführt: da ich keine Exemplare von Söllingen beſitze, kaun ich nicht beurthei— len, zu welcher Art dieſelbe gehören mag; die A. barba- tula Lmk. iſt es keinenfalls. Höchſt wahrſcheinlich gehört fie in dieſelbe Gruppe zuſammen mit A. quadrilatera, pretiosa u. a. m.; fie it 9 Mm. lang und 6 Mm. hoch, beſitzt alſo Verhältniſſe, die ſehr gut zu denen der A. pre- tiosa paſſen. Ein vollſtändig erhaltenes, aber nicht ein— mal großes Exemplar der A. barbatula in meiner Samm⸗ lung iſt dagegen 31 Mm. lang und 14 Mm. hoch. Dieſe letzte Art gehört in eine ganz andere Gruppe, wie die erſt⸗ genannten. 28. Arca gemina Semper. Arca didyma (nec Brocchi) Goldfuß T. 122 F. 4, 6. Arca didyma (nec Brocchi) Philippi Tertiärverſt. 1843 S. 12, 47. Arca didyma (nee Brocchi) Karſten Verz. 1849 S. 37. Es läßt ſich nicht leugnen, daß dieſe Art, die auch von Goldfuß und Philippi für die italieniſche ſubapennine gehalten wurde, eine große habituelle Aehnlichkeit mit der— ſelben zeigt. Leider find meine Exemplare nicht vollſtäu⸗ dig genug, um eine ganz ausführliche Beſchreibung zu ge— ſtatten, namentlich find die Muskeleindrücke nicht zu ſehen. In der Form ſtimmt die oberoligocäue norddeutſche Art ganz mit der A. didyma überein, auch die Skulptur der Oberfläche iſt auf dieſelbe Weiſe gebildet; nur find bei A. didyma alle vom Wirbel ausſtrahlenden Rippen, jelbit diejenigen, die das Schloßfeld begrenzen, gekörnelt, wäh— rend dieſelben Rippen bei A. gemina faſt glatt find. Letz⸗ tere Art zählt weniger Rippen und die denſelben entſprechen— 21 322 den inneren Kerben des unteren Randes ſtehen daher weit, läuftiger, ſind nicht ſo tief und greifen nicht ſo weit in das Innere hinein, wie bei A. didyma. Umgekehrt enthält das Schloß bei A. gemina viel mehr Zähne, ſie ſind kleiner und ſtehen dichter gedrängt, dennoch gehen ſie an beiden Seiten faſt bis an den äußerſten Rand, während ſie bei A. didyma immer ein gutes Stück davon entfernt bleiben. Mein größtes Exemplar iſt 3,50 Mm. hoch und 5 Mm. lang. Ich habe der oligocänen Art den Namen im Latei⸗ niſchen gegeben, den die pliocäne im Griechiſchen hat; eine Verwechſelung mit Arca geminata Desh. kann nicht mehr ſtattfinden, da letztere eingezogen iſt. Die Unterſchiede, die ich an beiden Arten beobachten konnte, habe ich ſo ausführlich wie möglich für diejenigen gegeben, die die A. didyma Br. für eine wirkliche Art halten. Ganz anders wird die Sache und eine Begrün- dung der Verſchiedenheit vollkommen überflüſſig, wenn die Meinung begründet iſt, daß A. didyma nichts iſt als der Jugendzuſtand von Arca anliquata Brocchi sp. Wenn ich nicht irre, hat dieſe Auſicht zuerſt Sismonda ausge⸗ ſprochen und nach ſorgfältiger Unterſuchung aller meiner Exemplare von beiden Arten kann ich mich der Meinung nicht entſchlagen, daß dieſe Anſicht in der That begründet iſt. Iſt ſie es, dann iſt eine Vergleichung der A. didyma mit der A. gemina natürlich gar nicht mehr zu denken denn A. gemina kann nie der Jugendzuſtand der A. Speyeri ſein, weil letztere geſpaltene Rippen hat und er⸗ ſtere ganze. 323 29. Arca Speyeri Semper. Arca diluvii (nec Lk.) v. Münſter b. Leonh. u. Bronn 1835 S. 448. Arca diluvii (nee Lk.) Goldfuß T. 122 F. 2. Arca diluvii (nec Lk.) Philippi Tertiärverſt. 1843 S. 12. Arca diluvii (nee Lk.) Boll Geognofie 1846 S. 175. Arca diluvii (nec Lk.) Karſten Verz. 1849 S. 37. Area diluvii (nee Lk.) Boll Archiv 1849 S. 217. Arca diluvii (nec Lk.) Boll Archiv 1852 S. 72. Arca subdiluvii (pars) d'Orbigny Prodröme 1852. 3. S. 123. Von den vorliegenden Schalen iſt keine ganz erhal— ten, alle aber beweiſen deutlich ihre Verſchiedenheit von der, meiſtens A. diluvii genannten Art (Arca anliquala Brocchi nec L.) die vom Wirbel ausſtrahlenden Rippen ſind bei dieſer nie durch eine Längsfurche getheilt, bei allen gut erhaltenen Exemplaren der A. Speyeri aber ſind ſie es ſtets. An einer kleineren, gut erhaltenen Schale der A. Speyeri, deren Inneres aber verdeckt iſt, zähle ich 29 Rippen, die nur in der Mitte der Schale ebenſo breit wie ihre Zwiſchen räume ſind, vorne und hinten aber ſehr viel breiter. Die Rippen ſind platt und wenig er— haben und die vorderen ſtets gefurcht. Der vordere Mus— keleindruck iſt bei beiden Arten ähnlich; der hintere aber iſt an der oligocänen Art viel ſchwächer und von ande— rer Form. Der von d'Orbigny gegebene Name iſt vollſtändig ſinnlos und umfaßt außer der vorliegenden oligocänen mindeſtens noch eine miocäne Art. So habe ich geglaubt, der norddeutſchen oligocänen Art, deren Selbſtſtändigkeit auch Deshayes anerkannt hat, einen neuen Namen geben zu dürfen und bitte Herrn Dr. Speyer die Widmung ders ſelben anzunehmen. 21* 324 Mein größtes vollſtändig erhaltenes Exemplar des Sternberger Geſteins iſt 16 Mm. lang and 13 Dim hoch, doch kommen noch bedeutend größere Exemplare vor. 30. Pecten decussatus v. Münster. ? Pecten plebejus (nec. Lk) v. Münſter b. Leonh. u. Bronn 1835 S. 448, Pecten plebejus (nec Lk.) Boll Geognoſie 1843 S. 176. Pecten textus Phil. Boll Geognoſte 1843 S. 176. Pceten plebejus (nec Lk.) Karſten Verz. 1849 S. 40. Pecten Münsteri Goldfuss Boll Archiv 1849 S. 218. Pecten textus Phil. Boll Archiv 1849 S. 218. Pecten decussatus v. Münster Boll Archiv 1852 S. 72. Es würde nichts als eine überflüſſige Raumverſchwen— dung geweſen ſein, hätte ich bei dieſer vielgeſtaltigen Art außer den Namen, die ich mit einiger Sicherheit in den Werken, die das Sternberger Geſtein behandeln, auf die— ſelbe beziehen konnte, auch noch aus den Werken von Gold— fuß, Philippi, Deshayes alle die Namen ausführlich her— zählen wollen, mit denen dieſe proteiſche Art nach und nach ausgeſtattet worden iſt. Es find folgende: P. de- cussatus v. M.; Münsteri Goldfuss; pectoralis Münster; textus Philippi. Nachdem ſchon Philippi ſich zur Verei⸗ nigung mehrerer derſelben genöthigt ſah, hat Deshayes (II. S. 75 T. 79 F. 15 —17) nach Unterſuchung gro— ßer Reihen von Exemplaren ſich entſchließen müſſen, alle genannten in eine einzige Art zu vereinigen. So weit ich mich im Staude ſah, dieſe Arten ſelbſt zu prüfen, kann ich ihm darin nur beipflichten. Ich darf hier wohl nicht unerwähnt laſſen, daß faſt reicher als jede andere, die Gattung Pecten von den va— terländiſchen Autoren mit Arten bedacht worden iſt. Außer 325 den ſchon angeführten Namen finde ich noch folgende er: wähnt; Pecten multistriatus Desh.; P. striatus Sow.; P. cristatus Bronn; P. cancellatus Gold., decemplicatus Münster; biſidus Münster; Hausmanni Goldfuss; tenui- striatus Münster; P. sp. (Karsten Nr. 6); P. Menckei Gold., macrotus Gold., außerdem 5 Arten im Beſitz des Herrn Boll, alle verſchieden von den von Karſten auge führten Arten. Ich habe keine von allen dieſen bisher geſehen, glaube aber nach den Erfahrungen, die an den Caſſeler Arten gemacht worden find, wohl annehmen zu können, daß noch ein guter Theil derſelben ſich auf P. de- cussatus wird zurückführen laſſen. Pecten Hausmanni und bifidus bilden, wenn anders die Exemplare richtig beſtimmt worden ſind, zuſammen eine zweite Art, der auch wohl noch einige andere der oben angeführten Namen zum Opfer fallen. Wie viele ſelbſtſtändige Arten dann noch außer dieſen beiden im Sternberger Geſtein vorkommen mögen, vermag ich vorläufig nicht zu beurtheilen, jeden— falls ſcheint es mir, daß die P. eristatus (nec Bronn) ge⸗ nannte Art, wohl eine beſondere Form ſein wird. Nachſchrift. — Als ich die vorſtehenden Bemerkungen niederſchrieb, lagen mir von Saudberger's Werk über die Mainzer Conchylien nur Lieferung 1 bis 4 vor; darin it auf Tafel XIII als Figur 2 die Natica mieromphalos Sandb. und als Figur 3 die Natica conomphalos Sandb. abgebildet. Auf der Tafel ſelbſt if keine Bemerkung vorhanden, daß dieſe beiden Namen nur Namen von Varietäten ſein ſollen, ſie ſind, im Gegentheil durchaus eben ſo gedruckt wie alle die Namen der übrigen neu aufgeſtellten Arten Ich mußte mich daher überzeugt halten, daß Sandberger auch die Abſicht habe, dieſe beiden als ſelbſtſtändige Arten unter den ange— führten Namen im Texte zu beſchreiben und mußte mich zu dieſer 326 Annahme um ſo mehr veranlaßt fühlen, als ich gerade zur ſelben Zeit den Catalog einer größeren Sammlung vor mir liegen hatte, die Hr. Prof. Mayer nach Hamburg verkauft hatte und in dem ſich gleichfalls die beiden genannten Arten als verſchieden aufgeführt fanden. In der mir ſo eben zugekommenen fünften Lieferung finde ich nnn auf Seite 164 die beiden Namen zu Varietätsbezeichnungen de⸗ gradirt und dieſe beiden Arten als eine einzige zuſammen gefaßt unter dem Namen Natica Nysti d’Orbigny, Das mir aus dem Sternberger Geſtein vorliegende Material iſt zu gering, als daß ich darauf hin es wagen könnte, die von Sandberger aufgegebene Tren— nung der Arten doch aufrecht zu erhalten. Die unter Nummer 39 und 40 aufgeführten Exemplare ſind daher in eine einzige Art unter dem Namen Natica Nysti d’Orbigny zuſammenzuziehen und inner⸗ halb derſelben als var conomphalos Sandb. und var, micromphalos Sandb. aufzuführen. 5. Ueber Woodia Deshayesana nov. sp. Die Gattung Woodia ift von Deshayes im Jahre 1858 in der neuen Ausgabe ſeines großen Werkes über die wirbelloſen Thiere des Pariſer Beckens für eine lebende und einige foſſile Arten aufgeſtellt worden, die man bis⸗ her für Lucinen angeſehen hatte. Die Diagnoſe der Gat⸗ tung lautet: Testa subrotunda, aequivalvis, aequilateralis, clausa, laevigata vel excentrice striata; marginibus oblique cre- nulatis. Cardo crassiusculus, in valvula dextra unidenta- tus dente magno, triangulari,mediano, in medio subcana- liculato; in valvula sinistra bidentatus, dentibus inaequa- libus, divaricatis, aliquantisper dentibus lateraltbus obsolelis. Nymphae minimae, depressae, ligamentum minimum externumferentes. Cicatriculae musculares mi- 3327 nimae, aequales, ovatae vel subrotundae. Linea pallialis simplex Die Stellung der Gattung iſt zwifchen Cardita und Astarte. Ich übergehe die von Deshayes an der betref— fenden Stelle gegebenen ausführlichen Auseinanderſetzun⸗ gen über die Geſchichte der Gattung und ihrer älteren Arten und hebe nur eine Eigenthümlichkeit hervor, die in der That eines der wichtigſten Gattungskennzeichen zu ſein ſcheint, da alle bisher bekannt gewordenen Arten ſie beſitzen mit Ausnahme einer einzigen. Der Rand der Scha— len iſt nämlich innen ſchräge und divergirend gekerbt, gleichſam als entſprächen dieſe auf der Innenſeite hervor— tretenden Kerben den auf der Außenfläche der Schale ver— laufenden excentriſchen Furchen; ſelbſt die außen glatten Arten ſind innen ſchräg gekerbt. Die wenigen Arten, die dieſe Gattung bilden, ſind von Deshayes in zwei Gruppen gebracht, denen er leider keine Namen gegeben hat. Die erſte derſelben, die auf der Außenſeite geſtreiften Arten enthaltend, kömmt foſſil und lebend vor, die zweite Gruppe, die glatten Arten ums faſſend, hat ſich bisher nur eocän und unteroligocän ge— funden. Eine dritte Gruppe wird für die Art des Main- zer Beckens nothwendig; fie iſt bisher auf die Unteroli- gocänformation beſchränkt. Die einzelnen Arten der Gat— tung ſind folgende: Erſte Gruppe. Parvati Semp. Geſtreifte Arten. 1. Woodia digitaria L. sp. Tellina digitaria L. Gm. Seite 1120. Lucina digitalis Lk. V. Seite 544. Chemnitz 6 Tafel 12 Figur 121. Encycl. meth 328 Tafel 292 Figur 5. Phil. Enum. 1 Seite 33 Tafel 3 Figur 19 Lueina curviradiata Nyst T. 6 F. 12 Astarte digitaria L. sp. Wood Crag Moll. II. T. 17 F. 8 Vorkommen: Lebend im Mittelmeer. Pliocän im Crag von Antwerpen, in England und auf Sicilien. 2. Woodia excurrens Wood sp. Astarte excurrens Wood Crag Moll. II. T. 17 F. 9. Vorkommen: Pliocän in England (Corall. Crag Sutton). 3. Woodia Burdigalensis Deshayes. Leina digitalis (nec Lk.) Basterot Mèm. foss, Bordeaux, Vorkommen: Miocän im Becken der Gironde. 4. Woodia plicatella Bosquet sp. Astarte plicatella Bosquet. Lamellibr. n. Limb. Belg. S. 7 F. 5. Vorkommen: m, bei Lethen. Zweite Gruppe. Sita Semp. Glatte Arten. 5. Wocdia crenulata Deshayes. Woodia erenulata Desh. Deser. anim. s. v. B. Paris I S. 792 T. 59 F. 9—11. Vorkommen: Eoeän (Grobkalk: Parnes, Mouchy). 6. Woodia marginalis Deshayes. Woodia marginalis Desh. J. e. S. 792 T. 59 F. 1—4. Vorkommen: Eocän (Untere Sande: Merein, Aizy). 7. Woodia profunda Deshayes. Woodia profunda Desh, I. e. Seite 793 T. 59 F. 5-8. Vorkommen: Eocän (Untere Sande: Merein, Aizy, Laverſine.) 8. Woodia Deshayesana Semp. Vorkommen: Unteroligoeän bei Weſteregeln. Dritte Gruppe. Rohini Semp. Ungleichſeitige, außen geſtreifte oder gerippte Arten. 9. Woodia lamellosa Sandberger. Woodia lamellosa Sandb. Conch. Mainz. Beck. Lief. V. T. 25 F. 5. Vorkommen: Unteroligocän im Mainzer Becken. 329) Dieſe dritte Gruppe bildet einen eigenen Typus in— nerhalb der Grenzen der Gattung, der ſich vorläufig un— vermittelt neben die beiden Typen der erſten und zweiten Gruppe hinſtellt. Dieſer Typus bleibt bisher beſchränkt auf das Mainzer Becken und ſcheint in demſelben die bei— den anderen auszuſchließen. Aus der ganzen Tertiärfor- mation Norddeutſchlands iſt mir bisher allein folgende Art bekannt geworden; Woodia Deshayesana Semper. Testa minuta, glabra, fragilis, orbiculato-trigona, glo- bosa, subaequilateralis, antice declivis, postice gibboso- inflata; umbonibus parvis, antice conniventibus, mar- ginibus acutis, utroque latere oblique crenulatis, erenulis posticalibus et anticis elongatis, angustis, medianis minoribus, cardine crassiusculo, dentibus duobus in valvula sinistra inaequalibus, antico crasso, breviori, iransversali. Höhe 3 Mm. Länge 4,50 Mm. Vorkommen: Unteroligocän bei Weſteregeln. Leider liegen mir von dieſer intereſſanten Art, die ich dem Gründer der Gattung widme, nur zwei linke Schalen vor. Unter den 3 Arten des Pariſer Beckens iſt es hauptſächlich die Woodia profunda Desh., die ihr nahe ſteht; ſie unterſcheidet ſich von W. Deshayesana theils durch die allgemeine Form, theils dadurch, daß bei letz— terer Art der vordere Zahn der linken Schale gerade un— ter dem ziemlich ſtark nach vorne geneigten Wirbel ſteht, während man ihn bei W. profunda eben vor dem faſt gar nicht geneigten Wirbel erblickt. Es iſt eine bemerkenswerthe Thatſache, daß die nord— 330 deutſche unteroligocäne Art ſich auf das engſte an die Pariſer Arten anſchließt und ſich von den beiden anderen oligocänen Arten, W. plicatella Bosquet und W. lamel- losa Sandberger, weit entfernt. Man muß ſich jedoch auf das ſtrengſte davor hüten, aus ſolchen einzelnen That— ſachen gleich allgemeine Schlüſſe ziehen zu wollen. Das Gewicht, das die innige Verwandſchaft der W. Deshaye- sana mit den eocänen Arten für eine nähere Verbindung der Uunteroligocänfauna mit der Typiſch-eocänen in die Schale legen kann, wird vollſtändig dadurch ausgeglichen, daß in derſelben norddeutſchen Unteroligocänfauna die erſte und vollkommen typiſche Art der bisher nur aus jüngeren Tertiärbildungen und den jetzigen Meeren bekannten Gat⸗ tung Trivia auftritt. Die Trivia costulata Giebel ift erſt in den letzten Jahren bekannt geworden; ſie würde Beyrich genöthigt haben, ſeine Einleitung zur Gattung Cypraea anders abzufaſſen. 6. Ueber einige Eulimaceen und Pyramidellaceen der Tertiärformation Norddeutſchland's. Die Arten, die aus dieſen beiden Familien in der Tertiär⸗ formation Norddeutſchlands vorkommen, haben daſſelbe Schick— ſal gehabt, wie die in einem vorhergehenden Aufſatze behan- delten Pteropoden-Arten. Sie ſind meiſtens auf das gründ— lichſte verkannt und verwechſelt worden. Aber es wird bei ihnen nicht jo leicht als bei den Pteropoden fein, die Ci— tate der verſchiedenen Autoren richtig zu deuten und einzu— ordnen, weil hier eine weit größere Zahl von Arten vorliegt, die zum Theil auf das engſte mit einander verwandt ſind. 331 Familie Eulimacea. Gattung Niso Risso, Niso minor Philippi. Niso minor Philippi Tertiärverſt. 1843. S. 53. T. 3. F. 16. Niso minor Ph. Boll. Geoguoſie d. d. Oſtſeeländer 1846. pag. 168. Niso terebellata Bronn (nee Lmk.) Karſten 1849 pag. 16. Niso terebellum Philippi (nee Cbemnitz) Boll in M. A. 1856 pag. 74. Vorkommen: Oberoligocän im Sternberger Geſtein (Koch). Dieſe Art iſt ſowohl von der lebenden, mit der Herr Boll fie leider verwechſelte, nachdem er fie früher ſchon als verſchieden aufgeführt hatte, als auch von der ſub— apenninen Art Niso eburnea Risso beſtimmt verſchieden. Dieſe beiden Arten haben ſchwach gewölbte Umgänge mit tiefen Näthen, während bei Niso minor die Windungen ganz eben ſind und die Umgänge ſich feſt aneinander le— geu mit einer nur feinen Nath dazwiſchen; ſiehe auch Phi— lippi a. a. O. S. 53. Der Name N. terebellum iſt nicht von Philippi, ſondern von Chemnitz gegeben. Die Verſchiedenheit beider Arten ſpringt in die Augen, wenn man ein Exemplar der oligocänen Art mit der Abbildung der lebenden Art ver— gleicht, die Arthur Adams in Sowerby Thesaurus part. XV. gegeben hat. Ebenſowohl iſt unſere Art von der eocänen Art des Pariſer Beckens verſchieden, mit der ſie Karſten verwech— ſelt hat. Sein einfaches Citat enthält nicht weniger als drei Fehler auf einmal. Zuerſt iſt bei dem Namen tere- bellata der Name Bronn aufgeführt, während doch La- mark die Art aufgeſtellt hat. Dann iſt zweitens unſere norddeutſche Art ohne weiteres mit der von Bronn abge 332 bildeten und dieſe letzte dadurch auch mit der Pariſer Art zuſammengeworfen. Bronn's Abbildung aber ſtellt, wie auch in der Lethäa bemerkt iſt, Niso eburnea, alſo die dritte, von den beiden andern verſchiedene Art vor Außer der oberoligocänen Art kommt bei Weſteregeln eine unteroligocäne Art vor, die von Philippi in Paläon⸗ tographica I. S. 69 unter dem offenbar falſchen Namen Niso terebellum aufgeführt iſt. Von einer dritten Art, gleichfalls von Weſteregeln beſitze ich ein leider zu ſehr verletztes Exemplar, als daß ich es beſchreiben könnte. Aus den miocänen Schichten Norddeutſchlands ſind mir bisher noch keine Arten dieſer Gattung bekannt geworden, die in den ſüdeuropäiſchen Tertiärbildungen noch im Pliocän auftritt und auch im belgiſchen Crag vorkommt, ſo wie im Miocän im Gelderland. Gattung Eulima Risso. Die ältere Gattung Eulima iſt im Jahre 1856 von Arthur Adams in zwei Gattungen Eulima und Leiostraca zerſpalten; es fehlen aber meines Wiſſens auatomiſche Un— terſuchungen bei faſt allen dieſen beiden Gattungen in ih— rer neuen Begränzung zugetheilten Arten. Was mich, vom rein conchyliologiſchen Standpunkt aus, daran zweifeln läßt, daß die Einreihung der Arten richtig vorgenommen und der Unterſchied der Gattungen in der That ſo groß ſei, iſt Folgendes. Das Gehäuſe der Leiostraca-Arten ſoll ſich dadurch kennzeichnen, daß es nach der Art der Ge— häuſe der Pylhia-Arten unter den Auriculaceen von vorne nach hinten zuſammengedrückt iſt und gleichfalls die ſte— henbleibenden Mundränder an beiden Seiten eine ſchwache continuirliche Wulſt bilden. Sodann wird Leiostraca subu- 333 lata Donovan sp. unter vielen andern Arten mit aufge führt; aber die vielen mir von dieſer Art vorliegenden Ex— emplare zeigen die beiden angegebenen Charactere durchaus nicht. Mir ſcheinen unter den foſſilen Arten ſo viele vor— zukommen, die den Uebergang von den typiſchen Leiostraca- Arten zu den eigentlichen Eulimen vermitteln, daß ſelbſt als Gruppe ſich dieſe neue Gattung nur ſchwer halten laſſen dürfte. Folgt man dieſer Eintheilung, ſo würden die mir bis— her bekannt gewordenen norddeutſchen Arten nur 2 wahre Eulimen darbieten, alle andern aber zu Leiostraca ge— hören. Von den beiden Eulima-Arten ſchließt ſich die eine eng an die lebende europäiſche Eulima polita L. sp. an, ſie iſt aus deren Gruppe die einzige in Norddeutſchland vorkommende Art. Die andere kleinere ſcheint ihre nächſte Verwandte in dem Meere der Philippinen zu haben. Es iſt bekannt, daß ein Theil der Eulima-Arten pa- raſitiſch auf, zuweilen auch wohl in Echinodermen lebt; doch habe ich mich umſonſt beſtrebt, mit Hülfe des reichen hierher gehörigen Materials, das mein Bruder Dr. Carl Semper an den Geſtaden der Philippinen geſammelt hat, und der von Arthur Adams gegebenen Nachweiſungen eine Gruppe ſolcher auf Echinodermen ſchmarotzenden und durch gemeinſame Charactere verbundener Arten aufzuſtellen. Ich habe nicht gefunden, daß die mir als Schmarotzer bekannt gewordenen Arten, enger mit einander verbunden, ſich den übrigen im Sand, auf Korallenbänken u. ſ. w. lebenden Arten, als beſondere Gruppe gegenüberſtellen. Mag nun der Grund dazu Mangel an einem großen, von der gan— 334 zen Erdoberfläche herrührenden Materiale oder das wirk— liche Nichtvorhandenſein einer ſolchen Gruppe ſein; genug ich habe daher darauf verzichten müſſen, mich darüber auszuſprechen, ob unter den in Folgendem aufgeführten Arten ſich auch ſolche Schmarotzer befunden haben mögen. Die Zahl der wirklichen, aus Norddeutſchlands Ter— tiärformation bisher bekannt gewordenen Eulima- Arten iſt nur klein, denn was ſich unter dieſem Namen in den Schriften von Boll, Karſten, Philippi angeführt findet, bietet ein ſolches Gemiſch der heterogenſten Dinge dar, daß ſich zuweilen kaum ahnen läßt, was die Autoren uns ter ihren Namen verſtanden wiſſen wollen. Aus der Un⸗ teroligocänformation iſt meines Wiſſens bisher noch keine Art angeführt worden, ebenſowenig aus dem Septarienthon. Aus dem Oberoligocän von Caſſel hat Philippi nach Ausſchluß der nicht hierhergehörigen Arten 2 Eulimen angeführt von denen ich nur die eine beſitze. Die andere dürfte die weiter une ten angeführte Eulima Kochi ſein. Karſten führt 7 Ar⸗ ten an, von denen indeſſen 3 entſchieden in andere Gat— tungen gehören; die übrigen 4 verlohnt es ſich nicht der Mühe, genauer zu unterſuchen, da mir ein Maaß dafür fehlt, wie weit die Unbekanntſchaft des Verfaſſers mit die— fen Gegenſtänden geht. Aus dem Miocän habe ich keine Art angeführt gefunden, mit Ausnahme der von mir in einem früheren, auch in dieſem Archive Jahrg. 11 aufge— nommenen Aufſatze erwähnten Eulima subulata von Sylt. A. Eulima. 1. Eulima Mathildae Semper. Borkommen: Obermiocän im Glimmerthou v. Morſum Kliff auf Sylt. Beſchreibung: Ein vollſtändig ausgewachſenes Exemplar 535 liegt mir vor. An demſelben fehlen die zwei oder drei erſten Umgänge und der äußerſte Theil des rechten Mund— randes. Die Schale iſt ſchlank, kegelförmig, weil der letzte Umgang einen ſcharfen Kiel zeigt wie Eulima lactea d’Orbigny; ſie iſt dünn, ſtark glänzend, glatt und voll⸗ ſtändig eben. Die Umgänge, von denen S erhalten ſind, nehmen regelmäßig zu, ſie ſchließen dicht aueinander, nur durch eine haarförmige Nath getrennt, und ſind ganz eben, nicht wie bei Eulima polita etwas gewölbt. Der letzte Umgang bildet mit dem Abfall zur Mündung hinab eine plötzliche, ſcharfe Kante. Die Mündung gleicht der von Eulima polita, der linke Mundrand bildet unten eine nicht ganz ſtarke Verdickung. Von vorne geſehen, erſcheint die Spitze des Gehäuſes etwas nach rechts hinübergebo— gen; dies iſt indeß eine bei vielen Eulimaarten vorkom⸗ mende Erſcheinung. Erhaltene Länge 10 Mm. Geweſene Länge 12— 13 Mm. Größte Breite 4. Bemerkungen: Dieſe Art ver— bindet auf eigenthümliche Weiſe die Charaktere der Eulima polita und lactea. Mit erſterer hat fie die ſchlanke Ges ſtalt und die Form der Mündung gemeinſam, während ſie durch die gänzlich ebenen Umgänge und den ſcharf ab— geſetzten letzten Umgang ganz von ihr getrennt iſt. Wären dieſe beiden Charactere nicht vorhanden, ſo würde in der That nur die etwas geringere Zahl der Umgänge bleiben, um ſie von derjenigen Varietät der Eulima polita zu trennen, die Wood a. a. O. Taf. 19 Fig. 16 abbildet. Von Eulima lactea d’Orbigny (Hörnes Taf. 49 Fig. 21) unterſcheidet fie ſich vor Allem durch das ver— ſchiedene Windungsgeſetz. Bei der Art von Sylt nehmen 336 die Umgänge fo langſam zu, daß die Breite des letzten Umganges gerade ½ der Höhe des ganzen Gehäuſes bes trägt, während Eulima lactea bei einer gleichen Zahl der Umgänge nur doppelt fo hoch als breit wird. Ihre Um⸗ gänge nehmen alſo viel raſcher an Breite zu, als bei der neuen Art; dies iſt auch der Grund, weshalb Eulima lactea eine mehr rhomboidiſche Mündung hat, nicht fo ſehr der ſcharfe Kiel des letzten Umganges, der beiden Arten gemeinſam iſt. Die Mündung der Eulima Mathildae iſt birufbrmig, nach oben in eine ſchmale Spitze ausge⸗ zogen. Ich habe mir erlaubt, dieſe ſchöne und ſeltene Art einer Dame zu widmen, die im verfloſſenen Sommer die Thongruben des nördlichen Schleswig auf das eifrigſte mit mir durchforſcht hat. 2. Eulima Eichwaldi Hörnes. Eulima Eichwaldi Hörnes 1856 S. 546 T. 49 F. 19. ac. Vorkommen: Obermiocän bei Reinbeck (Koch). Es liegt mir ein 4,75 Mm. langes 1,50 Mm. brei⸗ tes mit Ausnahme des weggebrochenen Embryonalendes gut erhaltenes Exemplar vor, das trotz des bedeutenden Größenunterſchiedes doch fo gut zu der von Hörnes T. 49 F. 19 gegebenen Abbildung paßt, daß ich kein Beden⸗ ken trage, das norddeutſche Vorkommen für ident mit der Art des Wiener Beckens zu halten. Es ſind erhalten 8 vollkommen ebene Umgänge, die durch kaum ſichtbare Näthe getrennt find. Der letzte Umgang iſt nicht ganz jo ge— rundet, wie die vergrößerte Figur 190 bei Hörnes ihn darſtellt, ſtimmt aber darin mit der Figur 19 a. b. über⸗ ein, an welcher die Schlußwindung auch ein wenig kantig 337 erſcheint. Der linke Mundrand hängt mit dem rechten zuſammen, iſt aber nur am Grunde ſtark verdickt auf der Spindelwand aufliegend, ganz übereinſtimmend mit der eitirten Figur 19 c. Die nächſte verwandte lebende Art ſcheint mir eine kleine, wahrſcheinlich neue Art von Luzon zu ſein, die mein Bruder Dr. Carl Semper daſelbſt geſammelt hat. B. Leiostraca. 3. Eulima sp. Vorkommen: Unteroligocän bei Latdorf. Es liegt mir von dieſem Fundort ein Bruchſtück vor, das ich ſeines unvollkommenen Erhaltungszuſtandes wegen nicht beſchreiben kann; es aber erwähne, weil in den bis— herigen Arbeiten über die Norddeutſche Unteroligocän- fauna von Philippi und Giebel gar keine Eulima-Art angeführt worden iſt. Das Bruchſtück reicht hin, um zu erkennen, daß dieſe Art verſchieden iſt von der folgenden mittel⸗ und oberoligocänen Art, ſowie auch von derjenigen, die Sandberger unter dem Namen Eulima acicula aus dem Mainzer Becken abgebildet, aber noch nicht beſchrie— ben hat. Aus den oligocaͤnen Schichten des Pariſer Bec— kens iſt bisher keine Art der Gattung Eulima bekannt geworden; auch in Belgien, glaube ich, iſt noch keine ge— funden. Es iſt mir unbekannt, wie ſich zu der norddeut— ſchen die engliſche Art des Bartonthones verhält, von der S. Wood (pag. 97) eine Schilderung gegeben hat. 4. Eulima Hebe Semper. Vorkommen: Mitteloligoeän im Septarienthon von Malliß (Koch). Oberoligocän im Sternberger Geſtein. Das Exemplar des Septarienthones mißt in der Länge 4 Mm., Breite faſt 1 Mm. Das größte Er» 22 338 emplar aus dem Sternberger Geſtein mißt 5,75 Mm. in der Länge und iſt 1,25 Mm. breit. Aus dem Septarienthon liegt mir ein einzelnes Er- emplar vor, das Herr Koch bei ſeinen Nachforſchungen nach Foraminiferen entdeckte und mir zur Beſchreibung mittheilte. Aus dem Sternberger Geſtein dagegen kann ich 4 Exemplare unterſuchen, von denen 3 gleichfalls Herrn Koch gehören, während das Ate ſich in meiner Sammlung befindet. Das Gehäuſe iſt nadelförmig ausgezogen, ungemein glänzend und wie mit einer Lage von Schmelz überdeckt. Das Embryonalende iſt klein, von 1½ Windungen und auf der Spitze etwas abgeſtumpft. Ihm folgen bis 8 Mittelwindungen, die platt ſind und mit ganz wenig ein⸗ geſenkten Näthen aneinander ſchließen; des Schmelzüber- zuges wegen ſind die Näthe nur unter demſelben und ſchwierig zu erkennen. Der letzte Umgang beträgt unge— fähr / der ganzen Höhe, er iſt nur ſehr wenig breiter als der vorhergehende, nach unten ſtark verſchmälert. Die Mündung ſchmal mit ſpitzem oberen und nur wenig ſtum⸗ pferen unteren Winkel. Der linke Mundrand bedeckt als dünne Lamelle die Spindel und verdickt ſich nur ſehr we⸗ nig nach unten zu. Der rechte Mundrand iſt an keinem Exemplare ganz erhalten, ſo daß ich nicht entſcheiden kann, ob er ausgeſchweift oder gerade geweſen iſt. Dieſe Art ſchließt ſich auf das engſte an die folgende an, von der ſie ſich indeß durch die weit ſpitzere Geſtalt und geringere Einſenkung der Näthe unterſcheidet. 5. Eulima subula d’Orbigny. E, subulata (nee Donovan) Philippi Tertiärverſteinerungen 1843 pag. 20 u. 62. 339 E. subula d'Orbigny Prodröme 1852 3. pag. 34. Nr. 478 E. subulata (nec Risso) Karſten Verzeichniß 1849 S. 26 Nr. 1. Vorkommen: Oberoligoeän bei Caſſel und im Sternberger Geſtein. So gemein dieſe Art bei Caſſel iſt, ſo ſelten ſcheint ſie im Sternberger Geſtein vorzukommen, aus dem mir nur 2 von Herrn Koch eingeſandte Exemplare vorliegen. Es iſt beinahe unbegreiflich, wie Philippi dieſe Art mit der ihm doch aus den italieniſchen Tertiärbildungen ſo genau bekannten E. subulata hat verwechſeln können; ſelbſt Bruchſtücke laſſen ſich auf das ſicherſte unterſcheiden. Das größte der beiden von Sternberg vorliegenden Exemplare iſt 6 Mm. lang und 1,50 Mm. breit. Das Embryonalende fehlt an beiden Exemplaren, er— halten find an dem gemeſſenen Stücke 5 Mittelwindungen. Die Form im allgemeinen iſt viel ſtumpfer, als bei der vorhergehenden Art und die Umgänge find ziemlich ges wölbt, fo daß die Näthe gleichſam in Rillen zu liegen ſcheinen. Dieſelben ſind unter dem dünneren Schmelz— überzug beſſer zu erkennen, als bei Eulima Hebe. Den eben angegebenen Verhältniſſen entſprechend iſt auch die Form der Münduug nicht ſo ſpitzwinklich und in die Länge gezogen. Der linke Mundrand läßt ſich an den Steru— berger Stücken des anhaftenden Geſteines wegen nicht ſehen, an denjenigen von Caſſel ſehe ich, daß er faſt ebenſo wie bei der vorigen Art gebildet iſt. Von Eulima subulata unterſcheidet ſich die oligocäne Art außer durch ſchlankere Form vor allem durch die Wöl— bung der Umgänge, die bei erſteren ganz platt an einan— der ſchließen. Ob, wie d' Orbigny annimmt, unſere nord— deutſche oligocäne Art mit der ſüdfranzöſiſchen von Bor— deaux ideutiſch iſt, habe ich nicht unterſuchen können. 22* 340 6. Eulima subulata Donovan. Vorkommen: Miocän bei Reinbeck (Koch). Das einzige beobachtete Exemplar, dem das Embryo— nalende und die oberſten Umgänge fehlen, iſt noch 4,50 Mm. lang und 1 Mm. breit. — Es find 4 Umgänge erhal⸗ ten, die eben an einander ſchließen. Die letzte Mittelwindung zeigt in der Nathlinie eine ſchwach ausgedrückte Kante, worin ich einen Beweis finde, daß das beochachtete Ex— emplar ein jugendliches iſt, denn an gleich kleinen Stücken von Siena bemerke ich gleichfalls ein ſchwache Kante. — Es iſt mir nicht möglich, einen Unterſchied zwiſchen dieſem und meinen italieniſchen Exemplaren herauszufinden. 7. Eulima Kochi Semper. Vorkommen: Oberoligocän im Sternberger Geſtein (Koch). Das einzige vorhandene Exemplar iſt 6 Mm. lang und 2 Mm. breit. Obgleich unter der reichen Auswahl von Sternberger Vorkommniſſen, die Herr Koch mir an— vertraute, ſich nur ein einziges Exemplar dieſer Art vor- fand, ſo ſtehe ich doch nicht an, dieſelbe als eine beſondere zu bezeichnen, da ihr eigenthümlicher Habitus ſie von allen bisher betrachteten auf den erſten Blick unterſcheiden läßt. Die oberen Windungen ſind erodirt, jo daß das Em— brhonalende undeutlich iſt. Erhalten ſind 6 Mittelwin⸗ dungen; dieſelben ſind eben und ſchließen platt aneinander. Die Näthe werden dadurch gebildet, daß der folgende Umgang ſich immer auf den vorhergehenden, wenn auch nicht gerade abſtehend, fo doch deutlich getrennt auflegt. Es entſteht hierdurch eine deutliche, ſcharf ausgedrückte Nath, wie ſie an keiner anderen der kleinen norddeutſchen Eulima-Arten vorhanden iſt. Die Mittelwindungen ſind 341 nur fehr wenig breiter als hoch; alle Windungen nehmen regelmäßig an Breite zu und auch die Schlußwindung iſt unten verhältnißmäßig viel breiter als bei E. Hebe, su- bula und subulata. Eulima Kochi hat daher eine viel gedrungene, ſtumpfere Form als die eben genannten Arten. Das Innere der Mündung iſt theilweiſe mit Geſtein er⸗ füllt, doch ſieht man deutlich, daß der linke Mundrand bei weitem nicht jo entwickelt geweſen iſt, als bei den vor⸗ hergehenden Arten; eine Verbindung deſſelben mit dem rechten Mundrande im oberen Mündungswinkel habe ich nicht ſehen können. Ich habe mir erlaubt, dieſe intereſſante Art meinem hochverehrten Freunde Hrn. F. E. Koch zu widmen. Die— ſelbe iſt möglicherweiſe von Karſten a. a. O. Seite 16. No. 2. unter dem Namen Eulima nitida Lk. aufgeführt worden, mit der ſie indeſſen nicht ident iſt. 8. Eulima sp. Vorkommen: Oberoligocän im Sternberger Geſtein (Koch). Außer den im Vorhergehenden beſprochenen Arten liegt mir ein Bruchſtück einer von allen übrigen ganz verſchie— denen Art vor, das ich indeſſen nur der Vollſtändigkeit des Verzeichniſſes wegen aufführe, die Beſchreibung aufſchiebend, bis ausreichenderes Material ſie mir geſtatten wird. Die Umgänge dieſer Art nehmen viel raſcher an Breite zu, als die aller der andern Arten aus der Leiostraca-Öruppe, ſo daß ſie vielleicht in die erſte Gruppe hinübergebracht werden muß. Möglicherweiſe iſt es ein junges Exemplar derjenigen Art, die Boll in ſeiner Geognoſie S. 168 als Melania inflexa Deshayes aufführt. Exemplare der Boll- ſchen Art habe ich bisher noch nicht geſehen. 342 ——_ Familie Pyramidellacea. Die Gattung, der dieſe Familie ihren Namen ver— dankt, ſcheint in der Tertiärformation Norddeutſchlands nicht vorzukommen, wenn man ſie mit den neueren eng— liſchen Autoren auf die längsgerippten Arten beſchränkt. Die von ihnen unter dem Namen Obeliseus Humphrey abgetrennten glatten Arten haben dagegen in Norddeutſch⸗ land einige, wenn auch nur höchſt ſpärliche Vertreter. Im Holſteiner Geſtein findet ſich die einzige mir mit Si⸗ cherheit bekannte Art; außer ihr rechne ich dazu, einmal die von Philippi unter dem Namen Pyramidella terebellata aufgeführte Art von Caſſel, von der mir Exemplare bis jetzt nicht zu Geſichte gekommen ſind, und ſodann eine Art, von der mir 6 Exemplare von Weſteregeln vorliegen, die alle die obere quergeſtellte ſcharfe Falte der Obeliscus⸗ arten zeigen, ohne daß ſich indeſſen unterhalb derſelben die beiden kleineren ſchräg verlaufenden Falten deutlich er— kennen ließen. Die Beſtimmnung dieſer Art bleibt daher bis nach Auffindung vollſtändig erhaltener Stücke zweifel⸗ haft. Die Arten, von welchen im Folgenden die Rede ſein wird, habe ich geglaubt unter die Gattungen Odontostoma, Eulimella, Menestho, Turbonilla und Stylopsis vertheilen zu können, obgleich ich mir ſelbſt bewußt bin, noch lange nicht das Rechte getroffen zu haben. Es iſt vor allem im verfloſſenen Jahre eine ſo große Zahl neuer Gattun— gen, mit zum Theil höchſt ungenügenden Charakkeriſtiken, in der Familie der Pyramidellaceen aufgeſtellt worden, daß es ohne alle Typen in Exemplaren vor Augen zu haben, gar nicht möglich iſt, ſelbſt größere Fehler zu vermeiden. 343 Ich habe daher vorläufig davon abſtrahiren müſſen, alle dieſe neuen Gattungen zu prüfen und ihre Beziehungen zu unſeren tertiären Formen zu erörtern. Und um ſo mehr habe ich mich hierzu veranlaßt geſehen, weil die hier behandelten Arten nicht einmal alle mir aus Norddeutſch— land bekannt gewordenen Formen umfaſſen: es wird daher die Aufgabe einer ſpäteren Arbeit fein, die hier angedeu— teten Verhältniſſe gründlich zu erörtern. Gattung Odontostoma Fleming. (correx. Phil.) Da der Name Odontostoma d'Orbigny in die Sy⸗ nonymie von Proserpina Gray gehört, dürfte für dieſe Gattung wohl der urſprünglich, aber falſch, lautende Name Odostomia Flem. in der von Philippi angegebenen Cor» reetur angenommen werden, wenngleich der ſtrengen Prio— rität nach wohl der Name Odontostomia Jeffreys anzu⸗ wenden wäre. Da indeß Jeffreys ſelbſt (cfr. Annals and Mag. of N. H. 1858) auf den älteren fehlerhaften Namen zurückgegangen und hierin außer den andern eng— liſchen Autoren ihm beſonders, auch Dunker gefolgt iſt (Malak. Blätter 6. Band 1860), ſo ziehe ich es mit Hörnes, Bosquet und Sandberger vor, den Namen Odon- tosloma zu gebrauchen, um nicht noch einen dritten Namen anzuwenden. I. Odontostoma Aglaja Semper. Vorkommen: Unteroligocän bei Latdorf. Länge 2 Mm., Breite 1,25 Mm. N Es liegen mir fünf Exemplare dieſer Art vor, deren größtes die angeführten Maaße zeigt. Die Form iſt ve gelmäßig kegelförmig, die Umgänge ſind eben, deutlich ab— 344 geſetzt: die Näthe entftehen dadurch, daß jeder Umgang ſich auf den vorhergehenden auflegt. Das Embryonalende iſt klein und ſtumpf, die 3 Mittelwindungen und die Schluß— windung ſind mit einer kleinen Zahl Querfurchen bedeckt, von denen die erſte unterhalb der Nath etwas tiefer iſt, als die andern. Sie iſt von der Nath ſowohl, als von den folgenden Furchen, durch einen größeren Zwiſchenraum getrennt, als ich ihn zwiſchen den unteren Furchen ſehe. Der letzte Umgang iſt ſcharfwinklig und auch auf dem Ab— fall zur Mündung hinab mit einzelnen Furchen bedeckt. Die Mündung iſt verhältnißmäßig weit geöffnet, faſt halb⸗ kreisförmig, der obere Winkel nicht ſehr ſpitz; der rechte Mundrand iſt innen glatt; der linke ſchließt ſich mit einer dünnen Platte an den letzten Umgang an, ohne einen Na⸗ bel zu laſſen. Er trägt in der Mitte einen ziemlich tief⸗ liegenden, ſchwach ausgebildeten Zahn, der ganz horizon— tal geſtellt iſt. Unter den belgiſchen Arten giebt es keine, die mit dieſer in dieſelbe Gruppe gehörte und auch die beiden quer⸗ gefurchten Arten des Mainzer Beckens, die Sandberger als O. scalare und lineolatum abgebildet hat, erſcheinen in ihrem Habitus ſehr abweichend von der vorliegenden Art, die ſich, wenn man von der Skulptur abſieht, am nächſten an die Gruppe des O0. plicatum Mig. anſchließt. 2. Odontestoma angulatum Semper. Vorkommen: Unteroligocän bei Latdorf. Länge 3,25, Breite 1,50 Mm. Das einzige vorhandene Exemplar iſt nicht ganz; au⸗ ßer dem Embryonalende ſcheinen 2 Mittelwindungen zu fehlen; 4 Mittelwindungen und die Schlußwindung ſind erhalten. Die Form iſt ſchlank kegelförmig; die Umgänge 545 ganz glatt ohne Skulptur und eben, dieſelben find durch tiefliegende Näthe getrennt, die förmlich in Furchen dahin laufen; an der Bildung dieſer Furchen nimmt aber immer die obere Windung Theil. Die Schlußwindung iſt ſcharf gekielt und der Kiel erſcheint gewiſſermaßen fadenformig verdickt. Derſelbe ſetzt ſich auf der Schlußwindung bis in den rechten Mundrand ſcharf fort, ſo daß die Mün⸗ dung in der rechten unteren Ecke ſcharfwinklig iſt. Die Form der Mündung ift faſt rhombiſch, der äußere Mund— rand dünn, ſchneidend und innen glatt. Der linke Mund— rand iſt unten als Lamelle abgelöſt und zurückgeſchlagen, er läßt einen Nabel frei, um den herum der letzte Um⸗ gang etwas gewulſtet iſt. Der Zahn ſitzt hoch, tief in der Mündung, iſt ſehr ſchwach und zieht ſich etwas ſchräge an der Spindel hinauf. Dieſe Art entfernt ſich im Habitus weit von allen übrigen erwähnten durch den Nabel, die Form der Mün⸗ dung, die Bildung des linken Mundrandes und die Stel— lung des Zahnes. Sie wird bei einer engeren Begren— zung der Gattung Odontostoma, einer andern Gattung zufallen müſſen. 3. Odontostoma Bosqueti Semper. Verkommen: Unteroligocän bei Weſteregeln, Oberoligocän bei Nie- derkaufungen (1 Bruchſtück). Höhe 5,50 Mm., Breite 2,25 Mm. Die Form dieſer großen norddeutſchen Art iſt thurm— förmig, ſchlank, zugeſpitzt und glatt. Auf ein etwas ab— geſtumpftes Embryonalende folgen 5 ebene Mittelwindun— gen, die zweimal ſo breit als hoch ſind und durch ein— fache, vertiefte Näthe von einander getrennt werden. Der letzte Umgang iſt gerundet und zeigt nur am oberen Mün⸗ 346 dungswinkel eine ſchärfere Kante. Die Mündung iſt birn⸗ förmig; der obere Winkel nicht ſehr ſpitz. Der rechte Mundrand trägt innen 5 Leiſten, die nach unten zu an Stärke abnehmen. Hinter dem linken Mundrande zeigt ſich kaum die Andeutung eines Nabels; erſterer trägt auf ſeiner Mitte einen ſcharfen, horizontalen, weit nach außen hervorragenden Zahn. Das Bruchſtück von Niederkaufungen hat etwas gewölbte Umgänge, zeigt aber im Uebrigen große Uebereinſtimmung mit dem unteroligocänen Exem- plare, doch genügt ein Exemplar nicht, um zu entſcheiden, ob dieſe geringe Verſchiedenheit wirklich eine Abtrennung als eigene Art rechtfertigt. Dieſe Art iſt ſehr nahe verwandt mit O. pyramidale Bosquet a. a. O. Seite 14, Taf. 1 Fig. 15 und O0. acutiusculum A. Braun (Sandberger a. a. O. Taf. 15 Fig. 1), unterſcheidet ſich aber von beiden außer den all— gemeinen Formverhältniſſen ganz beſonders durch die Leiſten des rechten Mundrandes, der bei den beiden erwähnten Arten ganz glatt iſt. 4. Odontostoma Bollanum Semper. Vorkommen: Oberoligoeän im Sternberger Geſtein. Höhe 2,50 Mm., Breite 0,75 Mm. Es liegen mir von dieſer Art zwei Exemplare vor, von denen eines Herrn F. E. Koch gehört, das andere ſich in meiner Sammlung befindet. Das Gehäuſe iſt klein, ſchlank pfriemenförmig mit ſtumpfem Embryonalende. Die Umgänge nehmen nur ſehr wenig an Breite zu, da⸗ her iſt der letzte Umgang nur wenig breiter als der vorhergehende, und der Abfall eben und ohne Kante. Auf das Embryonalende folgen 3—4 glatte ebene Mittel⸗ 347 windungen, die durch eine deutliche Nath getrennt werden. Die Mündung iſt länglich und ſchmal, der rechte Mund— rand im Innern des anhaftenden Geſteines wegen nicht zu beobachten. Der linke Mundraud bedeckt als dünne Lamelle die Spindel, ohne einen Nabel zu bilden und trägt ziemlich hoch oben einen ganz ſchwachen, ſehr ſchräg geſtellten, faltenartigen Zahn. Dieſe Art entfernt ſich durch den kleinen, ſehr ſchräg geſtellten Zahn von den übrigen norddeutſchen Arten aus der Gruppe des O. plicatum und auch in den belgiſch— bataviſchen Schichten, ſo wie im Mainzer Becken kommen leine derſelben näher verwandten Formen vor. 5. Odontestoma Fraternum Semper. Vorkommen; Unteroligocän bei Weſteregeln und Latdorf, Oberoli— goeän bei Niederkaufungen und im Sternberger Geſtein. ? Miocän im Holſteiner Geſtein. Das größte Exemplar des Sternberger Geſteins iſt 3,55 Mm. hoch und 1,50 Mm. breit; dasjenige des Hol— ſteiner Geſteins iſt 3 Mm. hoch und 1,50 Mm. breit. Die Form iſt ſchlank kegelförmig, mit gewöhnlichem Embryonalende. Die 4—5 Mittelwindungen ſind eben, mit ſchwach vertieften Näthen. Der letzte Umgang iſt gerundet mit kaum angedeuteter Kante. Die Mündung iſt ſchmal mit ziemlich ſpitzem, oberen Winkel. Innen am rechten Mundrande befinden ſich bis 6 ſchwache Leiſten. Der linke Mundrand liegt ſeiner ganzen Länge nach dem vorletzten Umgange an, und trägt eben unterhalb der Mitte einen horizontalen, nicht ganz ſtark entwickelten Zahn. Dieſe Beſchreibung iſt nach den Exemplaren des Stern⸗ 348 berger Geſteins entworfen; von Weſteregeln liegt mir nur 1 Exemplar vor, das ich aber von denen von Sternberg und Niederkaufungen nicht trennen kann. Von Latdorf dagegen liegt mir eine Reihe von Exemplaren vor, die größtentheils noch nicht ausgewachſen erſcheinen, mögli— cherweiſe verbergen ſich unter denſelben noch einige nahe verwandte Arten. Das einzige Exemplar des Holſteiner Geſteins entfernt ſich etwas vom Typus, indem es nicht allein, wie aus den oben angeführten Maßen hervorgeht, breiter iſt als alle meine oberoligocänen Exemplare, ſon⸗ dern ſeine Umgänge auch durch tiefere Näthe getrennt ſind. Die Mündung iſt mit Geſtein verdeckt, das Innere daher daran nicht zu beobachten. Ich muß es dahin ge— ſtellt ſein laſſen, ob dieſes Vorkommen des Holſteiner Ge— ſteines Anſpruch auf Artgültigfeit hat. Keine Art der norddeutſchen Tertiärformation iſt näher mit dem typiſchen O. plicatum verwandt. Die Unter⸗ ſchiede, die ich an allen mir vorgelegenen Exemplaren bes obachtet habe, liegen darin, daß bei O0. fraternum die Form im allgemeinen ſchlanker, und der letzte Umgang mehr gerundet iſt und der linke Mundrand ſich immer feſt an den vorhergehenden Umgang anlegt, während ſich daſelbſt bei O. plicatum hinter dem Zahne eine kleine Nabelritze zeigt. 6. Odontostoma sp. ö Vorkommen: Oberoligocän im Sternberger Geſtein. Höhe! 4 Mm. Breite 1,75 Mm. Es liegt mir in meiner Sammlung ein Exemplar vor, das ich für verſchieden vou den eben beſchriebenen Arten halte, ſo nahe es denſelben auch ſteht. Die Form 349 iſt kegelförmiger, als bei der vorhergehenden Art; die Mün⸗ dung iſt 1 Mm. hoch, das ganze Gehäuſe 4 Mm. Der letzte Umgang iſt etwas ſchärfer gekielt und namentlich die Form der Mündung mehr verbreitert. Da das In— nere des ausfüllenden Geſteines wegen, nicht zu beobachten iſt, unterlaſſe ich es, dieſer Art einen Namen beizulegen, bis durch fernere Exemplare die Selbſtſtändigkeit derſelben außer Frage geſtellt ſein wird. Gattung Eulimella Forbes. Längere Zeit hindurch blieb dieſe Gattung beſchränkt auf die wenigen Arten der europäiſchen Meere, für die dieſelbe aufgeſtellt ward; erſt im vergangenen Jahre haben Dunker und Arthur Adams eine Zahl japaniſcher Arten hinzugefügt. Die europäiſchen Arten ſind meines Wiſſens folgende: Eulimella Scillae Scacchi; clavula Loven; afſinis Thilippi; acicula Philippi; striatula Jeffreys; obeliscus Jeffreys; nitidissima Montague; die Zahl der japaneſiſchen Arten iſt wohl größer. In der Tertiärformation finden ſich nur wenige Ar— ten, die der Gattungsdiagnoſe genau entſprechen. Dieſelbe verlangt außer der glatten Schale beſonders eine gerade, faltenloſe Spindel. Nun giebt es in der Tertiärformation aber eine ganze Anzahl von Arten, die allerdings eine glatte Schale, aber auch eine Falte an der Spindel haben. Dieſe Arten ſind von Hörnes, Bosquet und Sandberger zur Gattung Turbonilla gerechnet. Ihnen folge auch ich in dieſer Arbeit und werde die glatten, gefalteten Arten daher bei jener Gattung aufführen. Ich glaube aber bei— nahe, daß dieſe ſogenannte Spindelfalte der Turbonillen gar nichts anderes iſt als der linke Mundrand ſelbſt, der, 350 weil er eben mit dem rechten Mundrand nicht verbunden iſt, ſich nun faltenförmig um die gerade Spindelſäule herum⸗ ſchlingt. Trotz meines recht bedeutenden Materiales habe ich über dieſen Punct doch noch keine ganz poſitive Si- cherheit gewonnen; ſollte dieſe Anſicht aber begründet ſein, fo würde die größere oder geringere Entwickelung der Spin» delfalte wohl noch zur Unterfcheidung der Arten dienen können, nicht aber mehr zur Trennung von Gattungen zu benutzen fein. Es verſteht ſich, daß von dieſer Contro⸗ verſe die Gattung Odontostoma ganz unberührt bleibt; bei ihr ſind beide Mundränder verbunden und der Zahn am inneren Mundrande entwickelt ſich von demſelben ganz unabhängig. 1. Eulimella sp. Vorkommen: Unteroligoeän bei Latdorf. Von dieſer, von den beiden folgenden verſchiedenen Art liegen mir nur Bruchſtücke vor, zu unvollſtändig, um benannt und beſchrieben zu werden. 2. Eulimella Sandbergeri Semper. Vorkommen: Uuteroligocän bei Weſteregeln. Höhe 4 Mm., Breite 1,25 Mm. Das Embryonalende und etwa 2 Windungen fehlen. Es liegen mir 2 Exemplare vor, die unverletzt 5 bis 5,50 Mm. lang geweſen find, Sie find ſchlank, nadelförmig; die 5 vorhandenen Mittelwindungen nehmen langſam an Breite zu und ſind ungefähr 2½ mal ſo breit als hoch, ſie ſind durch ſchmale Näthe getrennt. Die ganze Schale iſt glatt, wahrscheinlich auch glänzend geweſen, erſcheint aber matt, weil ſie etwas angegriffen iſt. Der letzte Um— gang iſt gerundet, die Spindel gerade; die Mündung rau— tenförmig. Der rechte Mundrand fehlt. 351 3. Eulimella eustyla Semper. Vorkommen: Oberoligoeän im Sternberger Geſtein und bei Nies derkaufungen. Höhe 4 Mm., Breite 1 Mm. Die glatte ſchlanke Schale hat ein ausgezogenes Em— bryonalende und 7 platte, ebene Mittelwindungen, die ine gefähr doppelt ſo breit als hoch und durch ſchwache Näthe getrennt ſind. Der letzte Umgang iſt ſtumpf gelielt: die Spindel gerade; die Mündung verſchoben rautenförmig, mit etwas ausgezogenem oberen Winkel. Das Innere iſt vom Geſtein verdeckt. Dieſe Art ſchließt ſich zunächſt an die vorhergehende an, unterſcheidet ſich aber genügend durch die ſchlankere Form, weniger tiefen Näthe und andere Geſtalt der Mündung. Gattung Menestho Möller. Es bleibt mir fraglich, ob die hierunter beſchriebene Art in der That zu dieſer Gattung gehört. Jedenfalls ſtimmen ihre Charactere weder mit denen der Odontostoma noch der Syrnola-Arten überein; fo mag ſie denn einſt— weilen hier ihren Platz finden. 1. Menestho eryptostyla Semper. ?? Auricula gracilis Philippi Tertiärverſteinerungen 1843. S 73. T. 3 F. 6. 77 Turbonilla subgracilis d’Orbigny Prodröme 1852 falu- nien B. Nr. 507. ?? Rissoa unidentata Philippi (nee Mtg.) I. c. S. 52 T. 3 F. 14. Vorkommen: Oberoligoeän im Sternberger Geſtein und bei Nies derkaufungen. Höhe 3,50 Mm., Breite 1 Mm., gemeſſen an dem größern Exemplare des Sternberger Geſteines. Von Nie— derkaufungen liegt nur ein Bruchſtück vor, das auf eine Größe von 5,25 Mm. Höhe und 1,75 Mm. Breite ſchließen läßt. 352 Die Schale ift dünn, lang ausgezogen, pfriemenförmig, mit ſpitzem erhabenen Embryonalende. Die 5 Mittel⸗ windungen find ganz glatt, eben und durch ſchräg verlau⸗ fende, nicht tiefe aber deutlich ausgeſprochene Näthe ge⸗ trennt. Der letzte Umgang iſt vollkommen gerundet und fällt ganz allmählich zur Mündung ab. Die Form der Mündung iſt ſpitz eiförmig mit ausgezogenem oberen Win⸗ kel. Der rechte Mundrand iſt ſcharf, ſchneidend, gerade, innen glatt. Die Mundränder ſind getrennt, eine Spin⸗ delſäule erſcheint nicht vorhanden; auf der halben Höhe der Mündung ſchlingt ſich der linke Mundrand faltenar⸗ tig verdickt in das Innere hinein. Die Mündung iſt 1 Mm. hoch, nimmt alfo ¼ der ganzen Höhe ein. Dieſe Art erſcheint auf den erſten Blick, namentlich von hinten geſehen, nahe verwandt mit Turbonilla lae- vissima Bosquet (Recherches paleontologiques S. 18 T. 2 F. 5 a—c.), von der mir 3 Exemplare durch die Güte des Autors vorliegen. Dieſe Aehnlichkeit iſt indeß, wie geſagt, nur ſcheinbar. Die belgiſche Art, die eine echte Turbonilla aus der Gruppe Syrnola iſt, hat erſtens ſtets einen Umgang mehr, die Umgänge ſind nicht ſo ſchräge gewunden, die Form ihrer Mündung ſtellt daher ein weit ſtumpferes Oval dar, und ſchließlich hat die belgiſche Art eine, wenn auch kurze, doch deutliche Spindelſäule mit ei— ner dicken Falte oben daran. Die von Philippi beſchriebene und abgebildete Art habe ich nur zweifelnd hierher gezogen und daher ſeinen Namen auch nicht anwenden können. Aus demſelben Grunde mußte auch d' Orbigny's ſchlecht gebildeter Name wegfallen, ſelbſt wenn ich davon hätte abſehen wollen, 353 daß der grammatiſche Sinn des von ihm gebrauchten Wortes ein ganz anderer iſt, als er ihn hineinlegen wollte. Ich kann beide Arten nicht ohne weiteres vereinigen, weil Philippi ausdrücklich bemerkt, die Auricula gracilis habe eine Falte, gerade wie Auricula conoidea Brocchi sp, (Odontostoma plicatum Mig.). Die Falte dieſer Art ift aber ſtark entwickelt und ſteht quer, während der falten⸗ artig verdickte Mundrand der Menestho cryptoslyla ſich ganz ſchräge in die Höhe zieht. Im Uebrigen ſtimmt Philippi's Beſchreibung ſehr gut mit vorliegender Art. Möglicher Weiſe hat Philippi anch ein durch äußere Um⸗ ſtände zufällig etwas abgeſtumpftes Exemplar dieſer Art als Rissoa unidentata Mig. (Taf. 3 Fig. 14) abgebildet, an der die Zeichnung der Mündung und des linken Mundrandes trefflich übereinſtimmt. Seine eigenen Worte darüber entſcheiden gar nichts, da er die Bildung der Mundränder ganz übergeht. Gattung Turbonilla Leach. Unter den vielen Namen, mit denen dieſe Gattung nach und nach beſchenkt iſt, hat ſich der gewählte in der letzten Zeit ziemlich Bahn gebrochen ungeachtet ſeiner grammatiſch wohl nicht ganz zu rechtfertigenden Bildung. Man faßte unter ihm eine Anzahl Schnecken des tieferen Meeres zuſammen, die durch lange, ſchlanke, dünne Form, mit vielen Umgängen, einem ganz eigenthümlich gebildeten Embryonalende, einer faſt immer ganz geraden Spindel⸗ ſäule, getrennten Mundrändern und einer mehr oder we— niger entwickelten Falte sben an der Spindelſäule zu einer großen Gruppe verbunden erſchienen. Die Sculptur beſteht bei der überwiegenden Anzahl aus * 354 ſeltener find diejenigen Arten, die zugleich eine Querſculptur zeigen. Beiden ſchloß man eine Anzahl Arten an, die dadurch von den eigentlichen Turbonillen abweichen, daß ſie glatt ſind ohne jede Spur von Längsſculptur. Erſt im verfloſſenen Jahre hat Arthur Adams (Annals and Magazine of Natural History Number 19 Seite 405) dieſe letzteren getrennt und für fie die Gattung Syrnola aufgeſtellt. Das Thier dieſer Gattung iſt noch nicht un⸗ terſucht und es ſteht daher noch zu erwarten, ob es ſich von dem Thiere der Turbonillen als generiſch verſchieden herausſtellen wird. Bis dahin nehme ich die Gattung Syrnola als Gruppe innerhalb der Gattung Turbonilla an und ſtelle für die übrigen echten längsgerippten Arten, zu denen ich auch die außerdem noch mit einer Quer⸗ ſculptur verſehenen Arten zähle, die Gruppe Euturbonilla auf; obgleich ich nicht läugnen kann, daß die generiſche Abtrennung der glatten Arten in meinen Augen vieles für ſich hat. Wenigſtens habe ich bisher keine glatte Art gefunden, die durch etwa auf den oberſten jüngſten Um⸗ gängen vorhandene Querſculptur das Daſein von Zwiſchen⸗ formen mir bewieſen hätte. So weit ich nach meinen geringen Erfahrungen urtheilen kann, überwiegen in den jüngſten Tertiärfchichten die Arten der Gruppe Euturbonilla bei weitem und noch in der Oberoligocänformation Norddeutſchlands iſt die Zahl der Syrnola-Arten geringer, während dagegen in den belgiſch-bataviſchen Unteroligocänſchichten und dem Mainzer Becken ſich nur Syrnola-Arten finden. Aus dem norddeutſchen Mitteloligocän ſind mir bisher gar keine Arten bekannt geworden; in der Unteroligocänfor⸗ 359 mation des Magdeburgiſchen habe ich bisher wenigſtens noch keine Euturbonilla gefunden. Wenn ich aus dieſer Formation im Folgenden dagegen auch keine Syrnola ars geführt habe, ſo rührt dies daher, weil ich bei einer Art, wie ſchon oben angeführt, in Zweifel bin, ob es nicht doch etwa ein Obeliseus iſt. Sodann halte ich es für möglich, daß ich mich ſpäter genöthigt ſehen werde, auch die als Eulimella Sandbergeri beſchriebene Art in die Syrnola Gruppe zu übertragen. Aus dem Holſteiner Geſtein beſitze ich zwei ſchlecht erhaltene, halb im Geſtein verſteckte Exemplare und aus den Geſchieben von Mölln den gleichfalls ſchlecht erhalte nen Abdruck einer dritten Art: alle drei gehören in die Gruppe Euturbonilla. Aus dem Sternberger Geſtein finde ich eine Anzahl Namen, theils ohne Zweifel zur Gattung Turbonilla, theils vielleicht zu Eulimella gehörender Arten in den Schriften von Graf Münſter und Profeſſor Korften ans geführt. Die des erſteren ſind angeführt in Leonhard und Bronn's Jahrbuch für 1835 Seite 449. Es iſt nicht möglich, irgend eine beſtimmte Anſicht über dieſelben auszuſprechen; ich glaube aber, daß folgende Arten: Auricula spina (nec Deshayes); Auricula bi- marginata (nec Deshayes); Melania gracilis Münster wohl in den Bereich der Gattung Turbonilla fallen. Profeſſor Karſten hat unter dem Gattungsnamen Eulima 7 Arten angeführt, von denen, wie ich annehme, nur die beiden erſten (subulata und nitida) wirkliche Euli- men ſind. Von den übrigen 5 Arten laſſen ſich ſodann noch Eulima Leunisi und quadristriata ausſchließen, die 23* 356 ich in die Gattung Siylopsis bringe und von denen es bewieſen iſt, daß es weder Eulimen noch Turbonillen find. Es bleiben ſonach noch 3 Arten übrig, von denen wohl mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen iſt, daß ſie entwe⸗ der in die Gattung Eulimella oder in die Gruppe Syr- nola gehören. In dieſe letztere fällt dann auch die unter dem Namen Chemnitzia laevis neu aufgeſtellte Art. Welche meiner Syrnola-Arten damit gemeint ſei, kann ich nicht entſcheiden; der Name laevis aber iſt in einer Gruppe, die eben lauter glatte Arten enthält, unbrauchbar. Die ferner von Karſten angeführten 5 Chemnitzia-Arten fallen alle in die Gruppe Euturbonilla; zwei derſelben Ch. Kochi Phil. und elongata Phil. mögen richtig be⸗ ſtimmt fein, die drei letzten aber Ch. elegantissima (nec Mtg.); Ch. terebellum (nec Phil.) und Ch. pallida (nec Phil.) tragen dieſe Namen ſicher mit Unrecht. Die beiden letzten glaube ich weiter unten am richtigen Orte einge⸗ reihet zu haben; die Ch. elegantissima dürfte vielleicht meine Turbonilla Helena ſein. A. Glatte Arten. Gruppe Syrnola A. Adams. 1. Turbonilla sp. Vorkommen: Miocän bei Gühlitz. Es liegen mir 4 Bruchſtücke vor, die Herr Koch aufgefunden hat, die indeß zu verletzt ſind, als daß ich es unternehmen könnte, ſie zu beſchreiben. Ich führe ſie an, weil ich mit hinreichender Sicherheit daran erkennen kann, daß dieſe Art von den folgenden beſtimmt verſchieden iſt. 2. Turbonilla subeylindrica Philippi sp. Auricula subcylindrica Philippi Tertiärverſteinerungen 1843 Seite 75 Taf. 3 Fig. 11. 357 Turbonilla subeylindriea d’Orbigny 1852 Prodröme 3. Falu- nien B. 509, Vorkommen: Oberoligocän bei Niederkaufungen und im Stern⸗ berger Geſtein. Höhe 4,50 Mm., Breite 1 Mm. Das Gehäuſe iſt ſchlank, ſpitz, ſehr in die Länge gezogen, glatt. Das Embryonalende iſt gewöhnlich. Dem— ſelben folgen 8—9 Mittelwindungen, deren obere eben ſind, während die unteren oben eingeſenkt und dann über der unteren Nath angeſchwollen ſind. Die Näthe ſind mäßig tief. Der letzte Umgang iſt gleichfalls oben ein- gedrückt, im untern Theile dagegen aufgeſchwollen; er iſt ſtumpf gekielt und fällt raſch zun Mündung hinab. Die Form der Mündung iſt faſt genau rhombiſch, die Spindel ge— rade: das Innere iſt vom Geſtein verdeckt. An Exem⸗ plaren von Niederkaufungen ſieht man, daß die Falte auf der Höhe der ganzen Mündung liegt und ſich hinter der Spindelſäule ein kleiner Nabel befindet. Dieſe Art ſcheint mir mit Rückſicht auf die beſchriebene eigenthümliche Bildung der Umgänge, die auch Philippi hervorhebt, in die Verwandſchaft der Turbonilla digitalis Sandberger (Taf. 15 Fig. 5 a. b.) zu gehören. Sie unter⸗ ſcheidet ſich von ihr durch eine größere Zahl von Um— gängen, die ſchlanke Geſtalt der Schale, die in der Schluß windung nicht viel breiter ift, als in den mittleren Umgängen. Bei T. subcylindrica nehmen vom Embry⸗ onalende an alle Umgänge regelmäßig und langſam au Breite zu, während T. digitalis in der That die Geſtalt eines kleinen Fingers hat. Auch das Verhältniß der Höhe der Mündung zur ganzen Höhe iſt bei beiden Arten verſchieden. 358 3. Turbonilla Sandbergeri Bosquet. Turbonilla Sandbergeri Bosquet, Recherches paleontologiques Seite 16 Taf. 2 Fig. 3. Vorkommen: Oberoligoeän im Sternberger Geſtein und bei Nie- derkaufungen. Höhe 5 Mm., Breite 1,50 Mm. Höhe der Mündung 1 Mm., Höhe des letzten Umganges faſt 2 Mm., alſo etwas mehr als ½ der ganzen Höhe. Das Gehäuſe iſt thurmförmig verlängert und be— ſteht außer dem ziemlich glatten Embryonalende aus 7—8 ebenen, glatten, ſchwach glänzenden Mittelwindungen, die durch deutliche, wenn auch wicht ſehr tiefe Näthe getrennt ſind. Der letzte Umgang umfaßt etwas mehr als die ganze Höhe des Gehäuſes; er iſt ſtumpfkantig mit raſchem Abfall zur Mündung. Diefe ſelbſt iſt an dem größten Exemplar des Sternberger Geſteins mit Geſtein erfüllt; kleinere zeigen eine ſchräg viereckige Mündung. Die ge⸗ rade Spindelſäule trägt oben eine ſchwache, ſchräge Falte, hinter derſelben bemerkt man die Andeutung eines Nabels. Obgleich von dieſem letzteren Bosquet nichts in feiner Bes ſchreibung erwähnt, ſo ſehe ich ihn doch an der Figur deutlich bezeichnet. Es iſt mir nicht möglich geweſen, die norddeutſche von der belgiſchen Art zu trennen, obgleich letztere bisher nur im Unteroligocän beobachtet worden iſt. Eine Ver⸗ gleichung belgiſcher Exemplare, die mir leider nicht zu Gebote ſtehen, wird indeß die Trennung der norddeutſchen Art ſpäter vielleicht doch noch nöthig machen. 4. Turbonilla Speyeri Semper. Vorkommen: Oberoligocän im Steruberger Geſtein und bei Nies derkaufungen. Höhe 4,75 Mm., Breite 1 Mm. Das Gehäuſe iſt ſchlank nadelförmig, hat ein großes 359 ſehr vorgezogenes Embryonalende von übrigens ganz nors maler Conſtruction, und das größte der mir vorliegenden Exemplare 9 ebene Mittelwindungen, die ſehr langſam an Breite zunehmen und faſt zweimal fo breit als hoch ſind; ſehr deutliche, aber nicht tiefe Näthe trennen ſie. Der Umgang iſt faſt gerundet und fällt raſch zur Mün— dung ab. Die Mündung iſt etwas verſchoben quadra— tiſch, faſt eben ſo breit als hoch; der obere Winkel wenig zugeſpitzt. Der linke Mundrand iſt etwas über die Spindel hinübergeſchlagen und bildet ſo einen kleinen Nabel. Die Spindelfalte iſt ungemein ſchwach, ſitzt hoch, tief und ſchräge nach Innen; fie iſt daher an jungen Exem— plaren beſſer zu beobachten, während ſie an ausgewachſenen faſt gar nicht ſichtbar iſt. Dieſe Art gehört in die nächſte Verwandtſchaft der Turbonilla turrieulata Bosquet (T. Nysti d’Orbigny. Bosquet Recherches Paleontologiques Seite 17 Taf. 2 Fig. 4 a.-c.) und der Turbonilla subulata Merian (Sand⸗ berger Taf. 15 Fig. 4.). Letztere kann ich nicht in Exem⸗ plaren vergleichen; von erſterer liegt mir dagegen ein ſchön erhaltenes Stück aus Bosquet's Hand vor. Beide Arten find indeß von der norddeutſchen Art beſtimmt ge— trennt durch die viel größere Zahl ihrer Umgänge, die Mainzer Art hat 12—13 Mittelwindungen. Die Um⸗ gänge der belgiſchen Art ſind ſchwach gewölbt, während die der norddeutſchen Art vollkommen eben ſind. Und endlich liegt die Falte höher und iſt ſchwächer entwickelt bei der oberoligocänen T. Speyeri, als bei den beiden genannten unteroligocänen Arten. 360 5. Turbonilla Ino Semper. Vorkommen: Oberoligocän im Sternberger Geſtein. Höhe 6,75 Mm., Breite 1,75 Mm. das Embryonalende fehlt; unverletzt würde das Exemplar wohl 7 Mm. hoch geweſen ſein. Von dieſer ſchönuſten Art des Sternberger Geſteins liegt mir leider nur 1 Exemplar vor, dem das Embryo» nalende fehlt und deſſen Mündung mit Geſtein dicht bes deckt iſt. Dennoch kann ich nicht anſtehen, es für eine beſondere Art zu erklären. Die Schale iſt ſchlank, thurmförmig, vollſtändig glatt und ſtark glänzend. Die 8 Mittelwindungen ſind eben, die dieſelben trennenden Näthe liegen ziemlich tief und ſind ſehr deutlich. Eben oberhalb der Näthe erſcheinen die Umgänge etwas angeſchwollen und dann raſch zur Nath herabgeſenkt, ähnlich, nur im ſchwächeren Maaßſtabe, als bei der Turbonilla subcylindrica. Die Umgänge find ungefähr 1½ mal ſo breit als hoch. Der letzte Umgang nimmt ungefähr ¼ der ganzen Höhe ein; er zeigt eine ſtumpfe Kante und ſenkt ſich raſch zur Mündung herab. Das ganze Gehäuſe iſt mit einer großen Zahl den Näthen parallel laufender vertieften Linien bedeckt „die aber dem ſtarken Glanze des Gehäuſes keinen Abbruch thun. Dieſe vertieften Linien ſind aber ſo fein, daß ſie nur bei günſtiger Beleuchtung unter einer ſtarken Loupe wahrge⸗ nommen werden; auf dem letzten Umgange ſehe ich die» ſelben auch auf dem Abfall deſſelben zur Mündung. Unter den Arten Norddeutſchlands ſowohl, als des Mainzer Beckens, giebt es in der Syrnola-Gruppe keine, die eine Querſculptur zeigte, außer der eben beſchriebenen. Unter den lebenden Arten ſcheint mir Syrnola (Obeliscus) 361 attenuata Arthur Adams (Sowerby Thesaurus part. 15 Taf. 171 Fig. 22) von den Philippinen am nächſteu zu ſtehen. B. Längsgerippte Arten. Gruppe Euturbonilla Semper. 6. Turbonilla! Philippii Doderlein. Vorkommen: Obermiocän bei Reinbeck. Höhe 5 Mm., Breite 1,50 Mm. Die Beſtimmung dieſer Art bleibt zweifelhaft, weil das einzige vorhandene Exemplar, welches in einem Stück Geſtein feſtſitzt, ſich nicht genau genug unterſuchen läßt. Das Embryonalende und die Mündung find weggebrochen. Erhalten ſind 6 Mittelwindungen, die faſt eben und nach beiden Näthen hin ein wenig eingeſenkt ſind, ſo daß die Nath in der Mitte einer Depreſſion liegt. Unterhalb der Nath ſind die Windungen etwas eingeſenkt; oberhalb der unteren Nath etwas angeſchwollen. Die Schale iſt glatt, glänzend. Die Querrippen fangen ſchroff, faſt mit einem Knötchen an der oberen Nath an, ſtehen beinahe ſenkrecht und ſind unbedeutend breiter, als ihre Zwiſchenräume. Auf einem halben Umgang zähle ich deren 9, gerade wie an der italieniſchen Art. Die Rippen verflachen ſich aber über der unteren Nath, fo daß ſie dieſe ſelbſt nicht mehr deut⸗ lich erreichen; auf dem letzten Umgang verflachen ſie ſich in Uebereinſtimmung hiermit etwas über der Fortſetzungs— linie der Nath. An meinem italieniſchen Exemplare gehen die Rippen bis hart an die untere Nath in gleicher Stärke hinan, und verflachen ſich auf der Schlußwindung in der Fortſetzungslinie der Nath ſelbſt. Dies iſt, ſoweit ich das norddeutſche Exemplar ver— 362 gleichen konnte, der hauptſächlichſte Unterſchied von der italieniſchen Turbonilla Philippii Doderlein; eine Tren- nung mag ich bei dem ungenügenden Material nicht darauf gründen. Unter den folgenden oligocänen Arten iſt keine, die mit dieſer Art von Reinbeck übereinſtimmte. 7. Turbonilla Bolli Semper. Vorkommen: Oberoligocän im Sternberger Geſtein. Höhe 4,25 Mm., Breite 1,25 M. Außer einem nicht ganz erhaltenen Exemplar aus Herrn Koch's Sammlung liegt mir ein vollſtändiges meiner eigenen Sammlung vor. Das Gehäuſe iſt ſchlauk, faſt nadelförmig und beſteht außer Embryonalende und Schlußwindung aus 6 Mittels windungen. Das Embryonalende iſt groß und wie auf— geſchwollen, die oberſten Mittelwindungen ſind gewölbt mit vertiefter Nath; die folgenden Windungen aber werden vollkommen eben, mit fadenförmiger Nath. Sie ſind doppelt ſo breit als hoch. Die Sculptur beginnt unmittel— bar unterhalb des Embryonalendes und beſteht auf den ober— ſten Umgängen aus feinen, fadenförmigen Längsrippen. Dieſelben werden auf den unteren Mittelwindungen breiter und flacher, ſie ſind gerade, nicht gekrümmt, halb ſo breit wie die Zwiſchenräume, und ſtehen gegen die Achſe des Ge— häuſes kaum merklich an der unteren Nath etwas nach vorne geneigt. Sonſt iſt die ganze Schale glatt und glänzend. Auf der Schlußwindung verflachen ſich die Rippen immer mehr, zuletzt ſieht man auf der glatten Schale nur noch Anwachsſtreifen und hin und wieder eine ganz verflachte Rippe. Der letzte Umgang iſt ſtumpf gekantet, die Form der Mündung rhomboidal mit ſcharfem rechten Mundrand. Die Spindelſäule iſt dünn und ein wenig gekrümmt. 363 Dieſe Art, die ich unſerm hochverdienten, regen For— ſcher Herrn Ernſt Boll gewidmet habe, zeichnet ſich vor den übrigen norddeutſchen Arten beſonders dadurch aus daß die oberen Windungen gewölbt, die unteren eben ſind, und auf der Schlußwindung die Sculptur bis auf einige ſchwache Andeutungen verſchwindet. 8. Turbenilla variculosa Semper. Vorkommen: Oberoligoeän im Sternberger Geſtein und bei Nie— derkaufungen. Höhe 5,75 Mm. Breite 1,75 Mm. Das Gehäuſe iſt ungemein ſchlank ausgezogen; die oberen Umgänge verjüngen ſich ſehr raſch. Das Embryo— nalende dagegen iſt ſtumpf, ziemlich niedergedrückt und von der erſten Mittelwindung nicht ſo ſcharf abgeſetzt, wie bei der vorhergehenden Art. Die Schale iſt glatt. Die 6—7 Mittelwindungen ſind mäßig gewölbt, faſt doppelt ſo breit als hoch und durch deutliche Näthe getrennt. Der letzte Umgang iſt ſtumpf gekantet, die Mündung verſchoben qua— dratiſch, faſt eben fo breit als hoch. Das ganze Gehäuſe iſt mit dichten, ſtumpfen Rippen bedeckt, die ſenkrecht auf der Achſe des Gehäuſes ſtehen und eben ſo breit wie ihre Zwiſchenräume find. Der rechte Mundrand iſt von aus ßen ſtark verdickt und auf der ganzen Schale find in ums» regelmäßiger Reihenfolge die alten Mundränder ſtehen ge— blieben. Auf dem beſterhaltenen Exemplare, das der Be— ſchreibung zu Grunde liegt, iſt der erſte Mundwulſt ſchon auf der dritten Mittelwindung ſtehen geblieben. Ich habe es nicht gewagt, Philippi's Chemnitzia elongata zu dieſer Art zu citiren, fo gut im übrigen beide Arten zuſammenpaſſen, da Philippi gewiß die ſtehengeblie— benen Mundränder nicht überſehen haben würde, die ge— 364 rade in dieſer Gattung eine Seltenheit find und ſich bei dieſer Art, wie oben gezeigt, ſchon an ganz jungen Erem. plaren vorfinden. Zwei Arten find mit J. variculosa nahe verwandt. Die eine iſt eine oberoligocäne Art von Caſſel, die ich für verſchieden halte, weil bei ihr die Rip⸗ pen viel weiter auseinander ſtehen und ſcharf ſind, nicht ſtumpf, wie bei der Sternberger Art. Die andere iſt die T. costulata Risso aus der Subapenninformation Ita⸗ liens, ſie iſt von der nordeutſchen Art beſtimmt verſchieden. 9. Turbonilla Helena Semper. Vorkommen: Oberoligocän im Sternberger Geſtein. Höhe 4,50 Mm. Breite 1,25 Mm. ö Eine kleine, breite, nicht ſehr ſchlanke Art von der mir vier Exemplare vorliegen. Das Embryonalende iſt von der erſten Mittelwindung ſcharf abgeſetzt, die 6 Mit⸗ telwindungen ſind eben, durch ziemlich tiefe Näthe getrennt. Die ganze Schale iſt glatt und glänzend. Die Sculptur beſteht aus dicken, kaum ſchräg auf der Achſe ſtehenden Längsrippen, die auf der erſten Mittelwindung im Ver— hältniß zur Größe derſelben eben ſo ſtark ſind, als auf den unteren Mittelwindungen, und bis zur Mündung in fortwährend gleicher Stärke anhalten. Unmittelbar unter der oberen Nath ſind ſie etwas rückwärts gebogen und erreichen ſtets die untere Nath. Auf der Schlußwindung verflachen ſie ſich ganz allmählich in der Nathlinie; der untere Theil der Schlußwindung iſt vollkommen glatt. Auf der letzten Mittelwindung zähle ich 17 Rippen, die eben ſo breit wie ihre Zwiſchenräume ſind. Der letzte Umgang iſt faſt gerundet, ſich langſam zur Mündung herabſenkend. Die Mündung iſt daher etwas mehr in die 365 Länge gezogen als bei den andern Arten; der obere Win— kel ziemlich ſpitz. Die Spindelſäule läßt ſich des anhaf— tenden Geſteines wegen nicht beobachten. Dieſe Art iſt von Turbonilla Bolli durch das ganz andere Verhalten der Rippen und die allgemeine Form verſchieden; von der T. Euterpe unterſcheidet ſie ſich durch viel breitere und entfernter ſtehende Rippen. 10. Turbenilla? Kochi Philippi. ? Chemnitzia Kochi Philippi Tertiärverſteinerungen 1843 S. 3 7. ? Chemnitzia Kochi Ph. Karsten Verzeichniß 1849 S. 17, Vorkommen: Im Sternberger Geſtein und bei Caſſel. Von jedem der genannten Fundorte beſitze ich ein Bruchſtück einer Art, für die ich den von Philippi gegebe— nen Namen in Anſpruch nehmen möchte. Beide ſind zu ſehr verletzt, als daß ich ſie ausführlich beſchreiben könnte. Das Exemplar von Caſſel weicht dadurch etwas von Phi— lippi's Beſchreibung ab, daß die Rippen eher ſchmäler ſind als die Zwiſchenräume, und nicht, wie Philippi angiebt, gleich breit. Das Exemplar des Sternberger Geſteins iſt etwas ſchlanker, als die vergrößerte Figur bei Philippi. II. Turbonilla Euterpe Semper. ? Chemnitzia terebellum (nee Ph.) Karſten, Verzeichniß 1849 S. 17. Nr. 2. Vorkommen: Oberoligocän im Sternberger Geſtein. Höhe 3,75 Mm. Breite. 1,25 Mm. Es liegt mir ein ſchön erhaltenes Exemplar meiner eigenen Sammlung vor, das einer von allen vorhergehen— den beſtimmt verſchiedenen Art angehört. Die Form iſt weniger zugeſpitzt als bei T. Helena und nicht ſo ſtumpf wie bei T. Bolli. Das Embryonalende iſt ſehr dick, nie- 366 dergedrückt und geht allmählich in die erſte Mittelwindung über. Die 5 Mittelwindungen ſind ſchwach gewölbt und durch deutliche aber nicht tiefe Näthe getrennt. Die Schluß— windung iſt ſtumpf gekantet und fällt raſch zur Mündung ab; der untere Theil der Schlußwindung iſt glatt. Die Mündung iſt rhomboidal, der rechte Mundrand dünn und ſchneidend. Die Spindelſäule iſt gerade, ſchwach und der linke Mundrand etwas über ſie hinübergeſchlagen. Die Sculptur beſteht aus einer großen Zahl feiner, glatter Rippen, die etwas breiter ſind, als ihre Zwiſchenräume und von Nath zu Nath gehen. Sie ſtehen faſt gerade auf der Achſe des Gehäuſes und jede einzelue ſteht alle— mal etwas hinter der entſprechenden Rippe des vorherge— henden Umganges. Sie ſind von oben nach unten ſchwach S förmig gebogen. Dieſe Form der Rippen läßt mich ver⸗ muthen, daß Karſten's Citat der Chemnitzia Terebellum Philippi ſich auf die eben beſchriebene Art beziehen ſoll. Sei dem, wie ihm wolle, jedenfalls zeigt mein Exemplar des Sternberger Geſteins keine Spur der zwei Quer— rippen am Grunde der Windungen, die die ſicilianiſche Art auszeichnen. 12. Turbonilla sp. Chemnitzia pallida (nee Ph.) Karsten Verzeichniß 1849 S. 17. Ni 5. Vorkommen: Oberoligocän im Sternberger Geſtein. Das einzige in der Koch'ſchen Sammlung vorhan— dene iſt ein Jugendexemplar, außerdem verkrüppelt, taugt ſonach nicht zur Beſchreibung. Es reicht aber hin, um zu erkennen, daß es einer von der wirklichen T. pallida Phil. ganz verſchiedenen Art angehört, die aber vorläu— 357 fig lieber ohne Namen bleiben mag. Karſten's Art habe ich dieſesmal in Folge der eigenthümlichen Sculptur der beiden beſprochenen Arten, ziemlich ohne Zweifel citiren konnen. Gattung Stylopsis, A. Adams. Dieſe von Arthur Adams in Annals and Magazine of Natural History 1860 No. 29 Seite 401 für eine in der Koreaſtraße lebende Art aufgeſtellte Gattung möchte ich für zwei, in der heſſiſchen Oberoligocänformation nicht allzuſeltene Arten in Anſpruch nehmen. Die Diag— noſe des Autors lautet: „Testa subulata, opaca, laevis, non polita, anfracli- bus planulatis, suturis impressis. Apertura subqua- drata, labio reclo, simplici; labro in medio recto, an- tice angulata.“ Derſelbe bemerkt dazu: „This genus resembles Eu- limella in the simple, straight inner lip, in other re- spects — in surface, texture, and form — it is allo- gether different.“ Die einzige lebende Art iſt Stylopsis typica A. Adams, es wird daher, wenn erſt mehrere Arten bekannt ſein werden, obige Diagnoſe wohl noch etwas verändert werden müſſen. Schon die beiden tertiären Arten Nord- deutſchlands, die ich dazu rechne, ſtreichen aus ihr das Wort laevis. Die Sculptur derſelben iſt ganz verſchieden von derjenigen der ächten Turbonilla-Arten, und die Tex⸗ tur des Gehäuſes entſpricht vollkommen den Angaben des engliſchen Forſchers. Dieſe Gattung iſt in der ganzen Tertiärformation Deutſchlands nur ſchwach vertreten. Außer der jetzt an- 368 zuführenden Art gehört dazu nur noch die Eulima Leu nisii Philippi (Tertiärverſteinerungen S. 53 T. 3 F. 8). 1. Stylopsis quadristriata Phil. sp. Eulimä quadristriata Phil, Tertiärverſteinerungen 1843 S. 19. T. 3. F. 9. Eulima quadristriata Phil. Karſten Verzeichniß 1849 S. 16. Nr. 5. Chemnitzia quadristriata Phil, d’Orbigny Prodröme 1862, 3 falunien B. Nr. 470. Vorkommen: Oberoligocäu im Sternberger Geſtein und bei Caſſel. Höhe 5,50 Breite 2 Mm. Das gemeſſene Exemplar iſt das einzige, in Herrn Koch's Sammlung aus dem Sternberger Geſtein befind- liche; es ſtimmt vollkommen mit meinen Exemplaren von Caſſel überein. Tabelle des Vorkommens. W. Westeregeln. L. Latdorf. St. Sternberger Gestein. K. Niederkaufungen. G,=Gühlitz, R. Reinbeck. S. Sylt. M. Malliss. H. Holsteiner Gestein. E 5 2 85 | 5 | 8 2 — e 3 leule ae ls oı a jene 25 835 2 58 8 Se M E A Nis0 miner Ph.. — — St. K.“ — 5 SP. . . * 0 0 * 0 * W. a 5 rn - sp. (Terebellum Ph, nee Chemnitz) 7) W. — — * == Eulima Mathildae Semper. — — — — 8. — Eichwaldi Hörnes . — — — — R. - BDA 717, We 7, Fer tens L. — — 5 55 — Hebe Semper . .. — | M. St. — — . subulata d’Orbigny. . — — (St. K.] — —. - subulata Donovan. — — — — [R. S. - Cochi Semper — — St. — — 85 Sp, “Nee „ Ye | — Fr St, — — 369 Odontostoma Aglaja Semper - angulatum Semper. Bosqueti Semper. - Bollanum Semper. — fraternum Semper. = SP. * 0 * „ iel s Sandbergeri Semper. - eustyla Semper . Menestho oryptostyla Semper. Turbonilla, A. Syrnola. Fo = subcylindrica Phil. - Sandbergeri Bosquet - Speyeri Semper. . - eier B. Euturbonilla. Turbonilla 2 Philippii Doderlein Bolli Semper. variculosa Semper. - Helena Semper = ? Kochi Philippi - Euterpe Semper - sp. (pallida Karsten nec Phil.) Stylopsis quadristriata Philippi 7. Ueber Buccinum Caronis Brongniart. Unteroligocän. | Mittels oligoeän. Oberoligocän. Holſteiner Geſtein. Ee ih ae Obermiocän. FF 1 Es giebt eine Anzahl von Namen, denen man faſt in jeder größeren Arbeit über die einzelnen großen Ter⸗ tiärbecken begegnet, und beſonders haben darunter die Na⸗ men mehrerer von Brongniart beſchriebener und abgebil⸗ deter Arten das Schickſal gehabt, zuweilen in den ver— ſchiedenartigſten Formationen aufgeführt zu werden. Schon vor längerer Zeit habe ich nachweiſen können, daß eine derſelben, Turritella Archimedis, verſchieden iſt von der mit dieſem Namen gleichfalls bezeichneten miocänen Art; 24 370 wenn ich mich recht erinnere, gab damals Herr Dr. Hörnes dieſer letzten Art den Namen Turritella Brongniarti. Ebenſo verhält es ſich mit derjenigen Art, die den Gegenſtand dieſer Zeilen bildet. Sie iſt von der unter demſelben Namen bekannt gewordenen miocänen Art voll ſtändig verſchieden. Ja, für mich unterliegt es auch keinem Zweifel, daß beide Arten nicht einmal in ein und dieſelbe Gattung gehören. Um dies klar zu machen, muß ich, ehe ich beide Arten beſchreibe, einige allgemeine Be⸗ merkungen vorausſchicken. Ich habe zuerſt zu zeigen, wie es gekommen iſt, daß gleich von Anfang an Brongniart's Name für eine eocäne und eine miocäne Art zuſammen gebraucht wurde und dabei zugleich nachzuweiſen, welche von beiden Arten denn eigentlich von Brongniart abgebildet und beſchrieben worden iſt. Dieſe Verwechſelung rührt von Brongniart ſelbſt her; er hielt die bei Turin gefundenen Exemplare, die vielleicht nicht einmal ganz gut erhalten waren, für identiſch mit den von ihm bei Roncd entdeckten und konnte ſich in der damaligen Zeit, in der die Anzahl der bekannt geworde⸗ nen Arten verhältnißmäßig gering war, wohl leicht dazu veranlaßt fühlen. Die piemonteſiſchen Autoren folgten ſeinem Beiſpiel und da auch die Turiner Art weit häufi⸗ ger als die eocäne vorzukommen ſcheint, verbreitete ſich mit den piemonteſiſchen Exemplaren und Werken auch der Name überall hin und überall wurden neu entdeckte Vor⸗ kommen immer mit der piemonteſiſchen Art verglichen. Die Literatur über die Eocänfauna der Gegend Verona's entwickelte ſich viel ſpärlicher; die Exemplare von Roncä fanden auch wohl viel ſelteuer ihren Weg in die Samm⸗ 371 lungen. So blieb der von Brongniart gegebene Name der am raſcheſten bekannt gewordenen und weiteſt ver— breiteten Art, dabei fuhr man aber immer fort, auch Roncaà nebenher als Fundort zu citiren. So ſchien dieſe Art in der Eocän⸗ und Miocänformation zugleich verbreitet zu fein. Auch Hörnes citirt Roncà ohne den mindeſten Zweifel, ohne aber auch anzugeben, ob er wirklich Exem— plare von dorther verglichen habe, während er des Län⸗ geren auseinanderſetzt weshalb ſeine, nämlich die miocäne Art nicht in die Gattung Eburna gehören könne. Im Prodröne finde ich allerdings die eocäne Art unter dem Namen Nassa Caronis Brong. im Suessonien B. M 423 und die miocänen Vorkommniſſe davon ge— trennt im falunien B. unter A& 1622, 1623, 1624 an⸗ geführt. Aber es geht aus der Art und Weiſe, wie die eocäne Art angeführt iſt, klar hervor, daß d'Orbigny dieſe Trennung durchaus nur in theoretiſchem Spiel und nicht auf Grundlage eigener Unterſuchungen vorgenommen hat. Es iſt an der angebenen Stelle bemerkt, daß ihm eocäne Exemplare nicht vorgelegen haben, und der beſte Beweis dafür, daß d'Orbigny die Sache gar nicht ſelbſt unterſucht hat, liegt darin, daß er gerade zu der von ihm ſelbſt ge— trennten eocänen Art ein Citat anführt aus dem Werke des piemonteſiſchen Autors Borſon, das ſich gerade auf die in Piemont allein vorkommende miocäne Art bezieht. d'Orbiguy hat alſo die Verſchiedenheit beider Arten nicht thatſächlich erkannt und bewieſen, ſondern nur zufällig gerathen. Bronn hat in der Lethäa 3 Seite 557 und 558 beide Arten wohl getrennt, aber ee Weiſe 1 312 beide trotzdem unter gleichem Namen aufgeführt. Er nennt die eocäne Art Buccinum Caronis Brong. und die miocäne Buceinum Caronis Hörnes, was auf keine Weiſe zu billigen iſt. Uebrigens bemerkt er ausdrücklich, daß ſeine Beobachtungen ſich nur auf die von den ver— ſchiedenen Autoren gegebenen Abbildungen ſtützen, die Verſchiedenheit beider Arten an Exemplaren hat Bronn ſonach nicht nachgewieſen. Die zwiſchen beiden Arten angerichtete Verwirrung rührt alſo urſprünglich von Brongniart ſelbſt her; auf welche von beiden beziehen ſich nun aber die Abbildung und Beſchreibung, die wir bei ihm finden? Etwa auf beide, ſo daß die Beſchreibung zur einen, die Abbildung aber zur andern Art gehörte? Die Worte Brongniart's laſſen keinen Zweifel darüber, welche Art gemeint iſt und es iſt nur zu verwundern, wie ſelten darauf Rückſicht ge⸗ nommen iſt. Seine Worte lauten: „Elle se trouve à Roncä et j'y rapporte aussi les Nasses de méme forme et de méme aspect, qu'on trouve dans la montagne de Turin, mais qui paraissent differer un peu de celles de Roncà parce qu'elles sont un peu plus allon- gées et que le canal de la spire est bien moins senti.“ Das heißt doch mit dürren Worten, daß die Art auf- geſtellt iſt für die bei Roncà vorkommende Form, die Brongniart als die Hauptform anſieht, beſchreibt und ab» bildet. Die Exemplare von Turin werden ſodann als Varietät beigeordnet und ausdrücklich ihre Verſchiedenheit von den typiſchen Exemplaren von Roncä hervorgehoben. So ſchwankend die bisherigen Anſichten über den Werth und die Verwandtſchaft dieſer beiden Arten an und | | 373 für ſich waren, fo waren fie es auch mit Beziehung auf die Gattung, der man dieſelben zuzutheilen hat. Sie ſind von den verſchiedenen Autoren in nicht weniger als 4 Gattungen geſteckt worden, nämlich Buccinum, Nassa, Eburna und Buccinanops. Es wird, des beſſeren Ver— ſtändniſſes wegen, nöthig fein, die Charactere dieſer Gattun⸗ gen, ſo wie noch einiger anderer, in der Kürze zu erörtern. Der zuletzt angeführte Name iſt ein von d'Orbigny ganz fehlerhaft gebildetes Wort, das unter keiner Bedingung zu dulden iſt. Nach Herrmannſen iſt dieſe Gattung iden⸗ tiſch mit Bullia Gray (Bulliana M. E. Gray.) Die Diagnoſe, die die Brüder Adams von dieſer Gattung ge— ben, ſtimmt mit der von Philippi gegebenen überein. Ich führe die Worte des deutſchen Autors an, weil ſie den hauptſächlichſten Character beſtimmter hervorheben: „Das Gehäuſe iſt länglich eiförmig bis thurmförmig; die Mün⸗ dung groß, eiförmig oben ſpitzwinklig, unten weit, mit einem großen canalförmigen Ausſchnitt; die Innenlippe iſt ausgebreitet, angewachſen, nicht abgelöſt, oben oft ſchwielig und hoch hinauf verlängert, ſo daß die Näthe doppelt und oft ſchwielig ſind. Es genügt, die von Brongniart und Hörnes gege— benen Figuren anzuſehen, um zu bemerken, daß keine von unſeren beiden Arten eine bis weit auf den vorherge— henden Umgang verlängerte Innenlippe hat. Mit Unrecht daher hat d'Orbigny fie in feine Gattung Buccinanops gebracht. Die Gattung Buceinum characteriſirt ſich durch ein oval⸗kegelförmiges oder auch eiförmiges Gehäuſe; die Mün⸗ dung iſt longitudinal, am Grunde mit einem Ausſchnitt, 374 ohne Kanal. Die Spindel iſt rund, gedreht, mit einem etwas aufgeblaſenen Embryonalende und unten ohne Nabel. Die Innenlippe fehlt ganz oder bedeckt als ganz dünne Lamelle die Spindel. Der rechte Mundrand iſt einfach, nicht verdickt. Es iſt keine Abbildung von Buccinum Caronis vor- handen, die auch nur im entfernteften dieſer Gattung Buccinum entſpräche. Die Gattung Nassa charakteriſirt ſich durch einen kurzen, gedrehten, nach hinten gebogenen Canal, der von einem mehr oder minder ſtarken Kamm umgeben wird. Die Innenlippe iſt gewöhnlich verdickt, der rechte Mund— rand faſt immer außen ſtark verdickt und innen gezähnt. Beide Arten aber haben keinen verdickten rechten Mund- rand; die von Turin hat nur einen canalartigen Aus- ſchnitt, die von Ronca dagegen einen ſehr ausgeſprochenen Canal und einen Nabel. Es iſt alſo auch nichts mit der Gattung Nassa. Die Arten der Gattung Eburna ſind oval, mehr oder weniger tief genabelt; der Nabel iſt von einem ge— doppelten Kamm umgeben, der beim Wachſen des Ge— häuſes durch die Ränder des Kanals gebildet wird; das Gewinde iſt ausgezogen, die Umgänge mehr oder weniger gewölbt, an der Nath mit einem Canal. Mündung eiför⸗ mig, Spindel gedreht, ausgebuchtet. Der linke Mund» rand iſt am oberen Theile der Mündung verdickt, unten bedeckt er häufig einen großen Theil des Nabels. Der rechte Mundrand iſt einfach, ſcharf. Die Mündung endigt in einen kurzen nach hinten und zur Seite gebo— 375 genen Canal. In eine ſo charakteriſirte Gattung kann die Art von Turin allerdings nicht gehören. Die Gattung Pseudoliva Swainson iſt fo zu cha- rakteriſiren: Gehäuſe dick, ſtumpf eiförmig, aufgetrieben; Gewinde kurz, mit einem Canal an der Nath; die Um— gänge mehr oder weniger gerundet aufgetrieben, Mündung groß, oval, mit einem etwas gebogenen Ausſchnitt; der linke Mundrand bogig gekrümmt, verdickt und oben mit einer dicken Schwiele verſehen, die aber nicht wie in der Gattung Bullia über die Höhenlinie der Nath hinüber auf den vorletzten Umgang hinaufſteigt. Der rechte Mund— rand dünn, unten mit einem kleinen Zahn oder einer An— ſchwellung verſehen. Dieſe Gattung iſt von Swainſon auf Buccinum plumbeum Chemnitz (Reeve T. 3 F. 8) gegründet und H. & A. Adams geben als Typus Pseudoliva laevis Martyn (H. & A. Adams T. 13 F. 8.). Beide Figuren ſcheinen mir eine und dieſelbe Art vorzuſtellen. Ich habe keine Gattung bisher kennen gelernt, in die mir die Art von Turin beſſer zu paſſen ſchiene, als in dieſe. Ich glaube, daß nach dieſen Vorbemerkungen es Je— dem leicht ſein wird, ſich ein Urtheil über die beiden in Rede ſtehenden Arten zu bilden, deren Beſchreibung ich jetzt folgen laſſe. Eburna Caronis Brongniart sp. Nassa Caronis Brongniart, Mém. Terr. Calcareo-Trappeen du Vicentin 1823 T. 3 F. 10. Buccinum Caronis Brong, Bronn Italiens Tertiärgebilde 1831. S. 25. (pars). Nassa Caronis Brong. d’Orbigny Prodröme 1852, II S. 320. Nr. 423 (excl. Synonym.). Buceinum Caronis Brong. Bronn Eaenolethäa 3. S. 557. 1856. 376 Vorkommen: Cocän bei Ronca. Es liegen mir 4 von Profeſſor Maſſalongo geſam⸗ melte Exemplare vor, das größte derſelben iſt 32 Mm. hoch, die größte Breite kann ich nicht angeben, weil der rechte Mundrand nicht ganz erhalten iſt. Ein vollſtändig erhaltenes Exemplar iſt 26 Mm. hoch und 16 Mm. breit; der letzte Umgang iſt 14 Mm. hoch. An der Brongniart'ſchen Figur gemeſſen, ergeben ſich beziehungsweiſe 27 Mm., 16 Mm. und 16 Mm. Der letzte Umgang nimmt faſt genau die Hälfte der ganzen Höhe ein, das Gewinde iſt kegelförmig ausgezogen und beſteht aus einem Embryonalende von 2 Umgängen und 5 Mittelwindungen. Dieſelben ſind wenig gewölbt, faſt eben und treppenförmig abgeſetzt. Unmittelbar an der Nath verläuft ein breiter, ſeichter und am Grunde ebener Canal. Hierdurch unterſcheidet ſich dieſe Art ſofort von der folgenden, bei der der Canal am Grunde zu einer ganz ſchmalen Furche wird. Die Mündung läuft oben ſehr ſpitz aus, der rechte Mundrand iſt ſcharf und nicht verdickt; die Mündung endigt in einen kurzen, ſcharf ausgeſprochenen etwas gedrehten Canal. Derſelbe wird nicht wie in der Gattung Nassa von einem Kamme be⸗ grenzt, ſondern ſchlingt ſich um eine ideale Achſe. Hier⸗ durch entſteht der Nabel, der oben, alſo an der Abdachung des letzten Umganges von den Rändern des Canals, die beim Fortwachſen des Gehäuſes ſtehen bleiben, in der Form eines gedoppelten in der Mitte etwas deprimirten Bandes umgeben wird. Dies Band wird von der Wöl— bung der Schlußwindung durch eine tiefe Rinne beſtimmt geſchieden. Oberhalb dieſer Furche auf dem unterſten Theile 317 der Schlußwindung findet fich die einzige Spur einer Sculp— tur ein, die ich an dieſer Art bemerken konnte. Es iſt daſelbſt eine Anzahl feiner vertiefter Linien bemerklich, die ſich über die Windung hinziehen; ſichtbar ſind dieſelben aber nur an tadellos erhaltenen Exemplaren. Der Nabel iſt ſchmal, eben ſo breit als das ihn von außen begren— zende Band und mäßig geſtreckt. Sein oberes Ende liegt faſt auf halber Höhe der Mündung; er wird auf der ins neren Seite vom linken Mundrand begrenzt, der von der Spitze des Cauales an bis da, wo er auf halber Höhe der Mündung erſt den Canal, dann das breite Band und die Schlußwindung trifft, einfach iſt, von dieſem Punkte angefangen ſich aber verdickt und als mäßig erhabene, ſanft verlaufende Platte ſich bis zum obern Mundwinkel fort— ſetzt. Ueber ihn, alſo über die Höhe des letzten Umgan— ges, auf den vorletzten hinauf ſetzt ſich die Platte nicht fort. Eine andere, als die angegebene Sculptur, habe ich an meinen Exemplaren nicht bemerkt. Pseudoliva Brugadina Grateloup. Buccinum mutabile (nec L.) Borson Mem, Academ, Torino Theil 25 pag. 219. T. 1 F. 12. 1820. Buceinum Caronis (nee Brong ) M. d. Serres Foss, tert. du midi de la France pag. 121. 1829. Buceinum Caronis (nee Brong.) Bronn Italiens Tertiärgebilde 1831 S. 25. (altera pars). Eburna spirata (nec Lk.) Grateloup Atl. Conchyl. T. 46 F. 6. 1840. Eburna Brugadina Grateleup Atl, Conchyl, T. 46 F. 11. 1840, Buceinum eburnoides Matheron C. F. Bouch d. Rh, T. 40. F. 14, 15, 16. 1842, 378 Eburna spirata (nec Lk.) Smith (Sow.) Tert. Beds of the Tagus pag. 416, 1847. Nassa Caronis (nec Brong.) Michelotti foss Mioc. pag. 203. 1847. Buceinum mutabile (nee L.) Bronn Index palaeontol. pag. 184. Buceinum Caronis (nec Brong.) Hörnes Verzeichniß cet. pag. 17. 1848. Buceinanops eburnoides d' Orbigny Prodröme III. falunien B. Nr. 1622. 1852. Buceinanops spiratum (nee Lk.) d' Orbigny Prodröme III. falunien B. Nr, 1623. 1852. Buccinanops Brugadinum d' Orbigny Prodrôme. III. falunien B. Nr. 1624. 1852. Buccinum Caronis (nec. Brong). Hörnes Tertiärmollusken von Wien pag. 139. T. 12. F. 1, 2, 3. 1853. Buccinum Caronis (nee Brong.) Neugeboren Tertiärmollusken v. Lapugy pag. 235. 1855. Buceinum Caronis Hörnes Bronn Caenolethaea pag. 557. 1856. Buceinum Caronis (nec Brong.) Mayer Verſammlung in Lu gano Septbr. 1860. Vorkommen: Miocän bei Turin und Tortona in Italien, im Wiener Becken und in Siebenbürgen. In der Molaſſe der Schweiz bei St. Gallen. Wahrſcheinlich gehören auch alle von Hörnes angeführten ſüdfranzöſiſchen Fundorte hieher. Da ich keine ſo gut erhaltenen Exemplare, als die bei Hörnes abgebildeten, beſitze, gebe ich die Maße der Figur 1. Höhe 60 Mm., Breite 33 Mm., Höhe der Mündung 35 Mm. Da dieſe Art viel bekannter und verbreiteter iſt, als die vorhergehende, wird es genügen, wenn ich beſonders nur die unterſcheidenden Kennzeichen hervorhebe. Die ganze Form iſt viel eiförmiger; das Gewinde iſt ſtumpfer und alle Umgänge ſind hauptſächlich oben unter dem an der Nath befindlichen Canal aufgeſchwollen; dadurch be— 379 kömmt die Form des Gewindes etwas gerundetes, eben: mäßig gewölbtes, bei Eburna Caronis ſind die Umgänge ſcharf treppenförmig abgeſetzt. Bei dieſer eocänen Art iſt, wie ich oben beſchrieben habe, der Canal am Grunde platt und ſeicht; bei Ps. Brugadina iſt er tief, eng und verengt ſich nach der Nath, ſo daß er zuletzt eine fadenförmige Rinne bildet. Der letzte Umgang iſt eben ſo aufgetrieben wie die vorhergehenden; nach unten verengert er ſich wenig Die Mündung dieſer Art iſt daher weit und etwas nach außen geöffnet; bei Eburna Caronis bagegen zieht ſich im unteren Theil der Mündung der rechte Mundrand wieder etwas zum linken hinüber; ihre Mündung wird alſo gerade dort enger, wo ſie ſich bei der miocänen Art erweitert. Ein Canal iſt nicht vorhanden, ſondern nur ein canal— artiger Ausſchnitt, der zuweilen etwas ſtärker, zuweilen etwas ſchwächer ausgedrückt iſt. Der Rand dieſes Aus— ſchnittes bildet beim Weiterwachſen des Thieres, ein etwas erhabenes Band, das aber nicht durch eine tiefe Furche von der Schlußwindung ſelbſt abgeſetzt iſt. Nie tritt es, wie bei Eburna Caronis, als gedoppelter, in der Mitte gefurchter Kamm auf. Ein Nabel iſt nicht vorhanden, der linke Mundrand bedeckt als verdickte Lamelle den ganzen Theil der Schlußwindung bis zur Aufügung des rechten Mundrandes hinauf und unten auch häufig ganz das be— ſchriebene Band. Eine Sculptur habe ich an dieſer Art nicht finden können. Die Fseudoliva Brugadina wird, wie auch ſchon aus den angeführten Maßen erhellt, bedeutend größer, als die Eburna Caronis. Mein größtes Exemplar von letzterer iſt nur um einige Millimeter größer, als mein kleinſtes 380 — der miocänen Art. Die allgemeine Form des ganzen Gehäuſes, dann des letzten Umganges und der Mündung, das gänzliche Fehlen eines Nabels und die Andeutung eines Kammes, endlich die am linken Mundrand, beſonders auch am unteren Theil deſſelben, der mit dem bei E. Ca- ronis gerade an derſelben Stelle freiſtehenden linken Mund- rande gar keine Vergleichung zuläßt, abgelagerte, platten⸗ artige Verdickung veranlaſſen mich, dieſe Art in die oben characteriſirte Gattung Pseudoliva zu bringen. Allerdings habe ich am rechten Mundrand noch keinen ſchwachen Zahn oder eine Verdickung wahrgenommen, aber wenn ich mich nicht täuſche, iſt der rechte Mundrand unten doch etwas ausgeſchweift. 2 Der Name Eburna Caronis muß alſo ausſchließlich der eocänen Art bleiben. Für die miocäne Art kann der Name Pseudoliva spirata, den d'Orbigny im Prodröme 3 falunien B. Nr. 1623 citirt, durchaus nicht angewandt werden, weil Grateloup der miocänen Art von Bordeaux nicht den neuen Namen Eburna spirata gab, ſondern ſie nur mit Eburna spirata Lamark verwechſelte, die bekann⸗ termaßen eine Cancellaria iſt. Ich habe derſelben daher den zweiten der von Grateloup gegebenen Namen gelaſ— ſen; ob, wie d'Orbigny will, eine weitere Trennung der franzöſiſchen Arten einzutreten hat, kann ich nicht entſcheiden. 8. Ueber Discospira foliacea Ph. sp. Im Glimmerthon des nördlichen Schleswig fand ich 3 Exemplare einer kleinen Gaſteropodenart bei deren Be— ſtimmung ich auf die von Philippi unter dem Namen 381 Orbis ſoliacea beſchriebene Art hingeführt ward, die von dieſem Forſcher in einem einzigen Exemplar lebend an der Küſte Siziliens und etwas häufiger, obgleich immer ſehr ſel— ten, in der Tertiärformation dieſer Inſel aufgefunden wurde. Der Umſtand nun, daß die Gebrüder Adams in ih— rem großen Werke für die in Rede ſtehende Art den Gat— tungsnamen Discohelix Dunker annehmen, veranlaßte mich ihre Gründe dafür zu prüfen und die Beſchreibungen verſchiedener wenigſtens dem äußeren Anſchein nach nahe verwandter Gattungen zu vergleichen, ſoviel ich deren in der mir zugänglichen Literatur auffinden konnte. Es ſind folgende: Planaria Brown. 1827. Schale dünn, kreisrund, faſt ſcheibenförmig, auf bei- den Seiten flach und alle Umgänge ſichtbar, dieſe dreh— rund; Mündung halbmondförmig. — Aufgeſtellt für eis nige mikroſkopiſche Seeconchylien der ſchottiſchen Küſte, welche ſelbſt, ſo wie ihre Bewohner nicht genügend be— kannt find. (Lethaea pag. 482). Philippi (Handbuch cet.) bemerkt bei dieſem Namen „ein Schneckengeſchlecht, welches ſehr problematiſch iſt“ und die beiden Adams führen denſelben nicht einmal unter den Synonymen auf. Es ſcheint jedoch, wenn auch für uns dieſe Gattung problematiſch bleibt, daß Lea eine ge— nauere Kenntniß derſelben beſeſſen hat. Er hatte nämlich eine Art aus Alabama in dieſe Gattung gebracht und in der Lethäa findet ſich eine Copie derſelben. Hieraus geht ſo viel hervor, daß Lea, der Gründer der Gattung Orbis dieſe durchaus nicht mit den für Planaria gehaltenen For» men vermengt wiſſen wollte. Ich hebe dieſen Umſtand gleich im Aufang hervor, weil er von den ſpäteren Au— 382 toren überſehen und wichtig iſt für die Entwickelung mei— ner Unterſuchung. Orbis Lea. 1833. Schale dünn, kreisrund, ganz flach, faſt regelmäßig ſcheibenförmig, genabelt. Umgänge vierkantig, Mündung quadratiſch; Nabel groß, ſpiral. Alle Umgänge auf bei⸗ den Seiten ganz ſichtbar; keine Spindel. Stimmt zunächſt mit Bifrontia überein, hat aber eine viereckige nicht aus» gerandete Mündung und keinen gekerbten Nabelrand. Orbis rotella Lea vier Umgänge, welche am Nabel einen und in ihrer Peripherie zwei rechteckige Kiele bilden. Schale oben und unten flach, glatt; Umgänge längs der Nath etwas gerandet. — (Lethäa pag. 481). Die von Philippi gegebene Diagnoſe lautet wie folgt. Orbis Lea. Das Thier iſt unbekannt. Das Gehäuſe iſt vollkommen ſcheibenförmig, beiderſeits platt und beſteht aus zahlreichen Windungen; die Mündung iſt niedergedrückt, vielmals breiter als hoch, der Mundſaum einfach. — (Philippi Handbuch pag. 174.) Bifrontia Deshayes 1826. Schale faſt ſcheibenförmig mit faſt getrennten Um⸗ gängen; Nabel tief, am Rande gekielt und oft gezähnelt; Mündung länglich dreieckig, etwas erweitert, oben und unten tief ausgerandet. — (Lethäa pag. 484.) Ueber die Berechtigung des Namens ſcheint man ſich nicht einig zu fein, denn Philippi erklärt den Namen Oma- laxis für älter und die Brüder Adams nehmen ihn als Namen der Gattung an. 383 Discohelix Dunker 1849. Auf ein Orbis ſehr ähnliches Gehäuſe aus dem Lias begründet. — (Philippi Handbuch pag. 500) Discohelix Dunker 1849. D. testa discoidea, compressa, utrinque plano-con- cava, calculiformi, anfractibus 4—5 quadrangulis, haud involulis, apertura quadrato-subcuneata. — (Dunker in Palaeontographica I pag. 132.) Discohelix Dunker. Shell Discoidal, greatly depressed, nearly foli- aceus, whorls very numerous on the same plane, roun- ded or carinaled at the periphery, the last not deta- ched, aperture wide, transverse. Synonyme: Orbis Lea. — Ex. Discohelix foliacea Phil, We have been obliged to change the name of this genus, as Orbis is already in use as a synonyme of Planorbis and is also employed ſor a genus of ſishes. A living example has been recorded by Philippi as existing in the Mediterranean; the other species are eocene fossils from Alabama (H. & A. Adams pag. 244.) Man ſieht hieraus, daß Philippi bei der Unterſuchung feiner ſicilianiſchen Art die Gattung Planaria entweder zufällig überſah oder abſichtlich nicht beachtete. So kam er dazu, ſeine Art in die Gattung Orbis zu ſtellen, wäh— rend doch, wie ſchon oben angeführt, Lea vorſichtig und abſichtlich die gekielte Orbis von der gerundeten Planaria ſcheidet. Adams ſchrieben, ohne zu vergleichen, Philippi nach, und waren daher gezwungen, eine Gattungsdiagnoſe zu fabriziren, die auf alle beide paßte. In ihrem Eifer, Synonyme zu vermeiden, kamen ſie nun gar dazu, für 384 dieſe künſtlich gemachte Gattung die nun einige lebende und einige eocäne Arten umfaßte, den Namen Discohelix heranzuziehen, den Dunker für eine Art aus dem Lias geſchaffen hatte. So entſtand eine Gattung, die eine Art im Lias (Discohelix calculiformis), zwei im Eocän (Orbis rotella und Planaria nitens) und zwei oder drei lebende (Orbis foliacea und Planaria sp.) aufzuweiſen hatte. Die Gebrüder Adams würden ſich wohl gehütet haben, eine ſolche Gattung zu ſchaffen, wenn ſie erwogen hätten, daß Dunker die Gattungen Orbis Lea und Orbis Philippi gar wohl kennen mußte und konnte, als er die Gattung Discohelix aufſtellte. Er wollte die einzelne Schnecke des Lias nicht einmal mit den wohl ziemlich naheſtehenden eocänen Formen vereinigen, geſchweige denn mit der lebenden Art von ſo ganz anderem Habitus. Entfernen wir nun aus einzelnen der obigen Diag— noſen die Ausdrücke, die auf ſolche Weiſe hineingezwungen worden ſind, ſo ſehen wir, daß wir zwei Reihen von Gattungen vor uns haben, die darin übereinftimmen, daß alle Umgänge ſichtbar und ganz oder faſt ganz in einer Ebene aufgerollt ſind. In Folge deſſen fehlt die Spindel ganz, oder iſt nur eben ſchwach angedeutet. Sie unter— ſcheiden ſich dadurch von einander, daß die eine Reihe mehrfach gekielte Umgänge beſitzt, und faſt immer ein oder der andere Kiel noch mit Stachelſpitzen beſetzt iſt. Die Mündung iſt bei ihnen dreieckig und wohl immer ganz, das heißt die Mundränder ſind verbunden und der vorletzte Umgang ragt nicht in die Oeffnung des letzten hinein. Bei der Gattung Omalaxis iſt der letzte Umgang ſogar frei. In dieſe Reihe gehören die Liasgattung — 385 Discohelix und die beiden Gattungen Orbis, die auf die Eocänformation beſchränkt bleibt und Omalaxis, die von ihr bis in die Jetztzeit reicht. Die einzige lebende Art O. zanclaea Ph. ſcheint der Sculptur des Gehäuſes und der Form des Deckels nach in die Nähe von Torinia zu gehören, unter welchem Namen Gray diejenigen Arten der alten Gattung Solarium begreift, die einen kreis— förmigen, vielfach gewundenen, in der Mitte erhabenen Deckel beſitzen. In die zweite Reihe, mit vielfachen Windungen die weder oben noch unten gekielt und deren letzter Umgang gerundet iſt, gehören die übrigen Arten, nämlich Planaria nitens Lea aus der amerikaniſchen Eocänformation, Orbis foliacea Philippi und die lebenden Arten des Brown. Wahrſcheinlich gehören auch dieſe noch zwei ver— ſchiedeneu Gattungen an, da die eocäne Art ſich ziemlich vom Typus der andern zu eutfernen ſcheint. Ob zwiſchen dieſen beiden Reihen überhaupt eine nähere Verwandtſchaft, als nur eine bloß äußerliche Aehnlichkeit im Habitus bes ſteht, bezweifele ich ſehr. Welcher Gattungsname gebührt nun unſerer Art? der Name Orbis würde ſelbſt, wenn er nicht ſchon an eine Fiſchgattung vergeben wäre, ihr doch nicht zukommen. Und der Name Planaria, der dann noch erübrigt, iſt längſt bei den Würmern vergeben. Die Gattung ſcheint alſo keinen Namen zu haben und ſchlage ich daher vor, ihr den in der Ueberſchrift genaunten zu geben. Discospira. Char. gener. et spec: Tesla minima, rectorsa, quam maxime compressa; 25 386 anfractibus numerosis, ultimo ad peripheriam rotundato. Apertura compressa. Unica species, adhuc bene cog- nita, fossilis legitur in tellure tertiaria Nordalbingiae, nec non ad Cataniam. Ad litus Siciliae viva re- perta est. Die Beſchreibung, die Philippi von der einzigen Art giebt, iſt ausgezeichnet und paßt in jeder Beziehung auf die norddeutſche Schnecke. Die Anzahl der Umgänge ſcheint mindeſtens 12 zu betragen, doch nehmen ſie im Centrum ſo raſch an Stärke ab und an Zahl zu, daß ſie nicht mehr genau zu zählen ſind. Die Näthe liegen vertieft und die einzelnen Umgänge ſind etwas gewölbt. Der letzte iſt vollkommen ebenmäßig gewölbt und hin und wieder etwas aufgeſchwollen, genau ſo, wie Philippi es beſchreibt und abbildet. — Von den 3 vorliegenden Exempla⸗ ren find zwei braun von Farbe, wahrſcheinlich in Folge von ab» gelagertem Eiſenoxyd. Die Farbe des dritten iſt hellgraulich weiß; es iſt etwas abgerieben und hat daher nicht mehr den Glanz, der an den ſizilianiſchen Exemplaren gerühmt wird. — Der Durchmeſſer des größten Stückes iſt 1,25 Mm. Ueber eine wichtige Frage, die auch Philippi an ſeinen Exemplaren nicht löſen konnte, laſſen mich gleich— falls die meinigen im Stiche. Welches iſt nämlich der eigentliche Character der Mündung? Iſt ſie ganz, oder ſind die Mundränder nicht verbunden? In der Mündung meiner Exemplare haben ſich kleine Thonconcretionen gebildet, die ich bei der Zerbrechlichkeit der Schale nicht entfernen kann. Hoffentlich wird es mir bei ferneren Nachforſchun— gen gelingen, auch hierüber Auf ſchluß zu erhalten. Die Entſcheidung über dieſen Punkt hängt eng zuſammen mit 387 der Frage nach der Stellung der Gattung im Syſteme. Vor allem nöthig wäre es dazu, die Brown'ſchen Arten wieder aufzufinden. Es iſt mir nichts darüber bekannt geworden, ob dieſe Gattung und Art an einem andern Puncte der jüngeren Tertiärformation Europas gefunden worden iſt, ſie mag bei ihrer Kleinheit wohl oft überſehen fein und wird noch an anderen Punkten, als nur in Nord⸗ ſchleswig und Sicilien, ſich finden. 9. Beſchreibung neuer Tertiaͤrconchylien. Murex Neugeboreni Semper. Murex plicatus Brocchi: 2 pars Hörnes. Seite 225. Taf. 25 Fig. 9, 10. Murex plicatus (nee Brocchi) Neugeboren. Tertiärmollusken von Lapugy 1853 Seite 65. Vorkommen: Miocän im Tegel von Lapugy in Siebenbürgen. Dieſe Art ſandte mir Herr Neugeboren, nachdem ich ſie bename, unter dem Namen Murex plicatus Brocchi. Sie iſt indeſſen von dieſer ſubapenninen Art vollſtändig verſchieden und zeigt nur im Habitus eine allgemeine Aehnlichkeit. | Die Form und Größe beider Arten iſt allerdings ähnlich, doch ſcheinen bei der ſiebenbürgiſchen Art die jüngeren Exemplare von etwas gedrungeuer Geſtalt zu ſein. Die einzelnen Umgänge ſind, wenn man ſich die Reifen wegdenkt, etwas weniger gewölbt, trotzdem aber die Näthe tiefer eingeſenkt. Der hauptſächlichſte Unter- ſchied zwiſchen beiden Arten liegt in der Sculptur der Oberfläche. Bei Murex plicatus zählt man auf den mittleren Umgängen 9 bis 11 ſtumpfe Längsrippen, die 25* 388 eben fo breite Zwiſchenräume haben; bei Murex Neuge- boreni zähle ich bis 13 Längsrippen auf den Mittelwins dungen, die an und für ſich weit ſchmäler ſind, als die der italieniſchen Art, und ſo dicht beiſammen ſtehen, daß die Zwiſchenräume ſchmäler und als wahre Furchen erſchei— nen. Der Abfall der Längsrippen zu den Furchen iſt bei der Art aus Siebenbürgen ſteiler als bei der italieniſchen. Eine noch viel größere Verſchiedenheit bietet die Quer- ſculptur dar. Abgeſehen von dem Anfange eines Gür⸗ tels, der von der nächſtfolgenden Windung halb verdeckt wird, zeigen die Exemplare der italieniſchen Art 2 Quer⸗ gürtel, zu denen eben unter der oberen Nath ein dritter acceſſoriſcher, der im Verhältniß zu den beiden andern immer nur ſchwach ausgedrückt iſt, hinzutritt. Alle dieſe 3 Gürtel ſind ſo zuſammengeſetzt, daß in ihrer Mitte ein etwas ſtärkerer Streifen läuft, der oben und unten von einem ſchmalen Faden begleitet iſt. Dazwiſchen ſchieben ſich dann noch ganz feine Linien ein, die an Zahl zuneh⸗ mend, ſich in der Schlußwindung auch in die Gürtel ſelbſt eindrängen. Auf derſelben zähle ich bis 20 Gürtel. Ganz anders iſt die ſiebenbürgiſche Art gezeichnet. Ich zähle auf ihr mindeſtens 6 Quergürtel, die eben ſo ſchroff abfallen wie die Längsrippen, die ſie begleitenden Linien ſind ihnen ſo nahe gerückt und ſo ſchwach, daß man fie nur bei ſtarker Vergrößerung ſehen kann. Von dieſen Quergürteln ſind die oberſten zwei beſonders nahe aneinander gerückt, ſo daß zwiſchen ihnen und dem nächſtfolgenden ein etwas größerer Zwiſchenraum ſich fin— det, als zwiſchen den übrigen. Dieſer combinirte oberſte Gürtel iſt der ſtärkſte von allen, während an ber italie- 389 niſchen Art gerade der oberſte auch der ſchwächſte iſt. Auf der Schlußwindung zähle ich 14 Gürtel. Die letzten derſelben, die auf dem Abfall zum Canal hin ſtehen, ſind wieder plötzlich weitläufiger geſtellt, während bei der ita— lieniſchen Art ſie in vollkommen gleichen Abſtänden ſich zum Canal herabſenken. Bei der ſiebenbürgiſchen Art bildet eben hinter dem rechten Mundrand die letzte Längs— rippe eine ſtark verdickte Wulſt, die der italieniſchen Art fehlt, bei der ſogar häufig die letzte Längsrippe ſchwächer iſt, als die vorhergehenden. Bei ihr zeigt der rechte Mund— rand im Innern 7—8 Falten, die ſich am Rande zahn— artig erheben; an der ſiebenbürgiſchen zähle ich 10 bis 11. Die Spindel des Murex plicatus iſt ziemlich ſtark ge— dreht und der linke Mundrand läßt einen zuweilen ziem— lich ſtark entwickelten Nabel frei; von dieſem Nabel zeigen meine Exemplare der ſiebenbürgiſchen Art keine Spur. Der Charakter der Sculptur iſt bei Murex plicatus durchaus wellenförmig, bei Murex Neugehoreni iſt er gitterartig. Ob im Wiener Becken beide Arten vorkom⸗ men, kann ich nicht entſcheiden, da Hörnes Beſchreibung auf die hier beſprochenen Details der Sculptur nicht ein- geht. Die Identität von Murex plicatus Brocchi mit Buceinum d’Orbignyi Payr. iſt von Hörnes, wie er aus⸗ drücklich bemerkt, an Exemplaren von Aſti und Rhodus nachgewieſen. ˖ Es iſt mir wahrſcheinlich, daß Fusus echinatus Dubois Taf. 1 Fig. 45 und 46 hierhergehört, ſo wie gleichfalls Turbinella angulata Eichwald Taf. 8 Fig. 8. Ich kann aber weder aus den Beſchreibungen noch den Figuren die Identität dieſer beiden Arten mit der ſiebenbürgiſchen 330 zweifellos beweiſen und ziehe es daher vor, fie nicht als Synonyme aufzuführen. Phos Hoernesi Semper. Bueccinum polygonum (nee Brocchi), Hörnes Taf. 13 Fig. 14, 15. Buceinum polygonum (nee Brocchi), Neugeboren. Tertiär⸗ mollusken von Lapugy. Seite 32. 1853. Vorkommen: Miocän bei Lapugy und im Wiener Becken an den a. a. O. aufgeführten Fundorten. Auch dieſe Art erhielt ich von Herrn Neugeboren, der ſie mir unter dem Namen Buccinum polygonum Brocchi einſandte. Sie hat indeß mit dieſer Art nur das gemeinſam, daß ſie gleichfalls in die Gattung Phos gehört. Meines Wiſſens find in der Tertiärformation des öſtlichen und mittleren Europas dieſe beiden Arten die einzigen, die mit Sicherheit zur Gattung Phos gerech— net werden können. Die Arten derſelben zeichnen ſich durch eine große Gleichförmigkeit der Charactere aus; die Unterſcheidung der einzelnen iſt daher häufig ſehr ſchwie⸗ rig. Die Verſchiedenheit dieſer miocänen Art von dem echten Phos polygonus Brocchi iſt indeß ziemlich bedeutend. Die allgemeine Form, Größe und Anzahl der Um⸗ gänge ſcheinen bei beiden Arten gleich zu ſein, auch die Form die Charactere der Mündung. Die Anzahl der erhabenen Längsrippen iſt beiden Arten ungefähr gleich, doch ſcheint die ſiebenbürgiſche Art im Allgemeinen eine etwas größere Zahl zu haben. Bei beiden Arten werden die Umgänge durch eine Kante in zwei ungleiche Theile geſchieden; die Lage dieſer Kante iſt bei beiden gleich, aber ſie iſt ſcharf bei der italieniſchen und abgeſtumpft bei der ſiebenbürgiſchen Art. Dieſe Kante ſcheidet die Querſculp⸗ 391 — — tur, die aus erhabenen Leiſten und Linien beſteht, in zwei Theile. Auf dem unteren Theile der Umgänge, zwiſchen der Kante und der unteren Nath, ſind bei der italieniſchen Art dieſe erhabenen Leiſten vollſtändig bandartig ausge— dehnt und zwiſchen ihnen ziehen ſich einzelne ganz ſchmale vertiefte Linien hin, von denen unmitttelbar unter der Kante ſich eine größere Anzahl neben einander zeigt. Auf der Kante ſelbſt läuft eine ſcharfe Leiſte etwas wellen— förmig hin. Ganz anders dagegen iſt die Sculptur dieſes Theils bei Phos Hoernesi ausgebildet. Anſtatt der band— förmigen Streifen mit vertieften Linien dazwiſchen, treten hier abgerundete Leiſten auf, die unter ſich von faſt ganz gleicher Stärke und eben jo ſtark, als die auf der Kante entlang laufende, ebenfalls gerundete Leiſte ſind. Dieſe letzte iſt faſt gar nicht wellenförmig. Zwiſchen den Leiſten laufen kleine erhabene Faden hin und zwar, von der Leiſte auf der Kante angefangen, zwiſchen allen Leiſten gleichviel. Eine größere Anzahl Faden unmittelbar unter der Kante, entſprechend der Anſammlung von vertieften Linien bei Phos polygonus, habe ich nicht gefunden. Bei Phos Hörnesi haben die Leiſten die Eigenthümlichkeit, da wo ſie über die Längsrippen hinlaufen, ſehr leicht Kuoten zu bilden, eine Erſcheinung, die ich an der ſubapenninen Art nie bemerkt habe. Auf dem oberen Theile der Umgänge ober— halb der Kante unterſcheidet bei der italieniſchen Art die Sculptur ſich dadurch von derjenigen des unteren Theils, daß nach der oberen Nath zu die platten Bänder ſich allmählich in erhabenere Leiſten verwandeln. Bei Phos Hörnesi dagegen treten über der Kante erſt zwei, den unteren an Stärke völlig gleiche Leiſten mit den ent— 392 ſprechenden Faden auf; über dieſen beiden Leiſten verflacht ſich die Sculptur immer mehr, indem ſich bis zur oberen Nath hin ſtets ein Faden immer feiner an den andern anlegt. So ſchließt jeder Umgang ſich an den vorherge— henden mit einer einfachen faſt gar nicht gewellten Nath an. Bei Phos polygonus dagegen hebt ſich, wie ſchon geſagt, die Sculptur immer mehr, je mehr ſie ſich der oberen Nath nähert. Sie ſchließt mit einem breiten, ſtark wellenförmigen, oft kammartig erhobenen Bande hart an der Nath; dieſelbe iſt daher nicht einfach, ſondern ge— rändert und liegt vertieft. Dieſer Character iſt ſo con⸗ ſtant, daß mir nie ein Exemplar von Phos polygonus ohne Nathband vorgekommen iſt. Bei Phos Hörnesi iſt auch nicht einmal eine Andeutung dazu vorhanden. Es iſt mir daher auch möglich, die von Hörnes ab— gebildete Form mit Sicherheit zu meiner Art zu ziehen, man ſieht an den Figuren deutlich das Fehlen des Nath— bandes. Ob neben dieſer Art auch noch der ächte Phos polygonus im Wiener Becken vorkommt, kann ich nicht beſtimmen. N Die Unterſcheidung der beiden vorſtehend beſchriebe⸗ nen Arten wird viel angegriffen werden; ich halte es daher nicht für unnöthig, hier gleich darauf hinzuweiſen daß ſie von den betreffenden pliocänen Arten durch ähnliche Cha— ractere getrennt werden, die auch zwei andere Arten aus den betreffenden Formationen von einander fern halten. Ich meine das miocän und pliocän auftretende Tritonium aſſine Deshayes und das pliocän und lebend vorkommende Trito- nium corrugalum Lk. Der Unterſchied liegt überwiegend in dem Character und der Entwickelung der Sculptur, aber er 393 genügt, um beide Arten ſcharf von einander getrennt zu erhalten; Uebergänge find mir nie vorgekommen. Und ebenſowenig, glaube ich, wird es gelingen, ſolche zwiſchen Murex Neugeboreni und Phos Hörnesi einerſeits, und Murex plicatus Brocchi und Phos polygonus Brocchi andererſeits nachzuweiſen. * Faseiolaria Pecchiolii Semper. Vorkommen: in der Subapenninformation von Siena in Toscana. Länge 29 Mm. Breite 13 Mm. Höhe des letzten Umgangs 13 Mm. Dieſe Art, die am angeführten Fundorte nicht ganz ſelten iſt, habe ich in der Sammlung des Herrn Pecchioli mit dem Namen Fasciolaria fusoidea Michelolti bezeich— net gefunden. Ohne Exemplare iſt eine Verwechſelung mit dieſer Art allerdings leicht möglich; ich konnte ein faſt vollſtändiges Exemplar der piemonteſiſchen Art vergleichen, wobei ſich die Verſchiedeheit beider Arten herausſtellte. Ich habe dieſelbige unter obigem Namen bereits ſeit län— gerer Zeit verſandt und benutze dieſe Gelegenheit, um den— ſelben durch eine Beſchreibung auch zu fixiren. Das Gehäuſe iſt regelmäßig ſpindelförmig, die Um— gänge ſind ziemlich ſtark, aber nicht regelmäßig gewölbt; ſie werden durch eine ſtumpfe Kante, auf der eine etwas erhabene Leiſte hinläuft, in zwei Theile getheilt, deren oberer ſehr ſchräge liegt, während der untere faſt ſenkrecht auf den folgenden Umgang trifft. Das ganze Gewinde erhält dadurch ein etwas treppenförmiges Anſehen. Das Embryonalende, aus 1½ Umgängen beſtehend, iſt klein und glatt, wo es aufhört, beginnt unmittelbar die Sculp— tur, indem Längsknoten auftreten, über die ſich auf der erſten Mittelwindung 2 Querleiſten erhaben hinziehen. 394 Hart an der oberen Nath tritt eine dritte ſchwächere Leiſte auf, die dieſelbe bis zur Mündung begleitet, ſo daß die Naht etwas geräudert erſcheint. Die Längsſculptur wird auf den oberſten Umgängen durch ſtumpfe Knoten gebildet, die ſich auf der mittleren und der Schlußwindung zu wahren Rippen ausbilden. Dieſe Rippen ſind auf dem unteren Theile der Windungen immer etwas ſtärker aus⸗ gebildet als auf dem oberen; ſie ſind ſchwachwinklig, gehen von Nath zu Nath und folgen ſo aufeinander, daß jede Rippe immer ein wenig vor der correſpondirenden Rippe des vorhergehenden Umganges zu ſtehen kommt. Ich zähle im Ganzen ungefähr 7 Mittelwindungen und auf ihnen ungefähr je 8 Rippen. Der letzte Umgang zeigt bis 10 Rippen. Die Querſculptur beginnt, wie ſchon erwähnt, mit 2 Reifen; der oberſte derſelben läuft auf den Mittel- windungen als Leiſte auf der oben erwähnten Kante hin und der zweite etwas darunter. Zwiſchen, unter und über ihnen treten feinere Faden auf, die unmittelbar über der Kante am ſchwächſten ſind und nach der oberen Nath hin etwas ſtärker werden, hier auch erſcheinen dieſelben zu— weilen etwas gekörnelt. Auf der Schlußwindung ſtehen 3 Hauptreifen, oberhalb der Kante 5—6 Faden und zwiſchen den Reiſen ſowie auf dem Abfall zum Canal hinab, eine Anzahl acceſſoriſcher Faden. Der Abfall zum Canal iſt von beiden Seiten ziemlich ſchroff, fo daß die ovale Mün⸗ dung plötzlich in denſelben übergeht. Die Achſe des Ca— nals fällt beinahe mit der Achſe der Mündung zuſammen; er iſt kurz und ein wenig nach hinten gekrümmt. Die Form der Mündung iſt oval, doch iſt die Ausbiegung des rechten Mundrandes größer, als die Einbiegung des 395 linken. Der rechte Mundrand iſt ſcharf, dünn und ſchnei— dend, gerade aus, im Innern ſieht man an ihm ungefähr 10—12 ſchwach erhabene Leiſten, die zuweilen ſich in Kör— nerreihen auflöſen. Der linke Mundrand bedeckt als ganz dünne Lamelle die Spindel. Da, wo der rechte Mund- rand ſich zum rechten Rande des Canals verengert, dreht ſich unter dem linken Mundrande die Spindel und bildet auf dieſe Weiſe die anderſeitige Begrenzung des Canals, eben unterhalb dieſer Stelle zeigt ſich zwiſchen der Spin— del und dem linken Mundrand eine kleine Depreſſion als ſchwache Andeutung eines Nabels. Eben oberhalb der Stelle, wo die Spindel ſich dreht, alſo an der unterſten Stelle innerhalb der Mündung, ſtehen auf der Spindel 3 ganz ſchwache, ſehr ſchräg geſtellte Falten, die Kennzeichen der Gattung. Sie ſtehen ſo tief in der Mündung, daß man ſie nur dann erblickt, wenn man ganz von der Seite in die Mündung ſieht. Marginella Bellardiana Semper. Vorkommen: Miocän bei Oreiano in Toscana. Pliocän bei Co» roneina in Toscana. Länge 14 Mm., Breite 5 Mm., Länge des letzten Umganges 10,50 Mm. Dieſe ſeltene und ſchöne Art iſt eine der eigenthüm— lichſten, die mir aus der Gattung Marginella zu Geſicht gekommen. Die Form iſt faſt vollkommen chylindriſch, oben ſtumpf zulaufend, nach unten nur wenig ſchmäler werdend. Der letzte Umgang iſt allein dreimal ſo lang wie alle vorhergehenden zuſammengenommen. Zwiſchen dem ganz kleinen, vollſtändig abgeſtumpften Embryonalende und der Schlußwindung liegen ungefähr 2 Mittelwindungen. Die ganze Schale, ſelbſt das Embryonalende, iſt mit ei— 396 nem dichten Schmelzüberzuge bedeckt, ganz glatt, ohne jede Spur von Sculptur und glänzend. Man erkennt, daß die Windungen ganz ſchwach gewölbt und die Näthe etwas vertieft ſind. Die Mündung iſt oben ſehr eng und er— weitert ſich nach unten zu nur ſehr wenig, indem hier an der linken Seite der Mündung der letzte Umgang ſich etwas verſchmälert. Der rechte Mundrand iſt gerade, in der Mitte nach innen etwas angeſchwollen, ſtumpf und von außen nur wenig verdickt. Unten geht der rechte Mundrand mit einer ſchwachen Curve in den linken über und bildet ſo einen ſeichten Ausſchnitt. Es ſind 3 ſchwache, ſcharfe, ganz unten ſtehende Falten vorhanden, von denen die oberſte die ſchwächſte iſt, die andern an Stärke zuneh⸗ men und zugleich ſchräger geſtellt ſind. Eine 4. Falte, und zwar die ſtärkſte, wird von dem linken Mundrand ſelbſt gebildet, ſie ſteht im Gegenſatz gegen die anderen faſt horizontal. Im Junern eines aufgebrochenen Exem— plares ſieht man die Falten ein anderes Verhältniß an— nehmen; alle 4 Falten liegen daſelbſt faſt in gleich ſchrä— ger Lage und die oberſte iſt die ſtärkſte, während, wie ge— ſagt, an unverletzten Exemplaren von außen geſehen, die unterſte Falte als ſtärkſte erſcheint. Dieſe ſchöne Art entfernt ſich durch ihren ganzen Ha⸗ bitus ebenſo ſehr von den kleinen eigentlichen Marginellen der italieniſchen Pliocänformation und des Wiener Beckens, wie von den in die Gruppe Glabella gehörenden Arten; namentlich iſt gerade diejenige Art dieſer Gruppe, die un⸗ mittelbar mit ihr zuſammen in denſelben Schichten an denſelben Fundorten vorkommt, M. auris leporis Brocchi, am weiteſten von ihr getrennt. Am nächſten ſteht ihr 397 unter den miocänen italienischen Arten noch die Marginella (Glabella) elongata Bellar. & Michel. (Saggio etc. T. 5 F. 10, 11.) die jedoch ein weit höheres Gewinde und den charakteriſtiſchen, außen ſtark verdickten rechten Mund— ſaum zeigt. Ich bitte Herrn Profeſſor Bellardi, die Widmung die» ſer Art, die ich für eine der intereſſanteſten der ganzen italieniſchen Tertiärformation halte, als ein kleines Zeichen meiner Hochachtung und Verehrung annehmen zu wollen. Marginella Aglaja Semper. Marginella eburnea (nee Lmk.) Al, Brongniart Terrains Calcaréo-Trappéëens pag. 64. Vorkommen: Eocän bei Ronca. Brongniart bemerkt bei Anführung des Lamarkiſchen Namens nur: feine Art finde ſich bei Ronca und San— gonini und ſcheine ſich nur dadurch von der Pariſer Art zu unterſcheiden, daß die italieniſchen Exemplare etwas größer ſeien. Er hat alſo ſelbſt doch einige Zweifel hin— ſichtlich der wirklichen Uebereinſtimmung gehegt und d'Or— bigny hat dieſe Zweifel getheilt, aber höchſt wahrſchein— lich keine Exemplare von Ronca beſeſſen. Das Gewinde iſt kegelförmig und in ganz demſelben Verhältniſſe, wie es ſich zuſpitzt, nimmt der letzte Um— gang nach unten hin ab, ſo daß es ausſieht als habe man 2 Kegel mit ihren Baſen aufeinander geſetzt. Das Ge— winde beſteht aus 6 Umgängen, von denen der oberſte durch das Embryonalende gebildet wird. Die Mittel: windungen ſind ſchwach gewölbt und die Näthe etwas eingeſenkt. Man ſieht, daß die ganze Schale mit einem Schmelzüberzug bedeckt iſt, der indeß in Folge der Ver— ſteinerung ſeinen Schimmer verloren hat. Die größte Breite 398 erreicht das Gehäuſe am oberen Ende der Mündung; die Schlußwindung nimmt regelmäßig ab und iſt unten ſchwach ausgerandet. Die Mündung ſelbſt iſt ungemein ſchmal, bei einem Exemplar, das 18 Mm. hoch iſt, mißt die Breite der Mündung nur 1½% Mm., während M. eburnea bei 10 Mm. Höhe eine Mündungsbreite auch von 1½ Mm. zeigt. Der rechte Mundrand iſt ſehr ſtark verdickt und außen ſcharf gerandet, ganz wie bei M. nitidula Des- hayes. Bei M. eburnea iſt er viel weniger verdickt und außen nicht ſcharf gerandet, ſondern ziemlich ſanft über» gehend. Die Spindel zeigt 4 Falten, die nach oben raſch an Stärke abnehmen, ſo daß die oberſte von außen kaum noch ſichtbar iſt. Mein größtes Exemplar iſt 19 Mm. hoch, in der größten Breite am oberen Ende der Mündung mißt es 10 Mm., der letzte Umgang iſt 10,50 Mm. hoch. Von M. eburnea iſt die Art vollſtändig geſchieden durch die viel ſtumpfere, doppelt kegelförmige Geſtalt, die Enge der Mündung, die andere Form des rechten Mundrandes und die Verſchiedenheit der Falten. | Margiuella Beyrichii Semper. Vorkommen: Verſchwemmt im Diluvium von Mölln, ? Holſteiner Geſtein. Es liegt mir ein gerolltes Exemplar vor, deſſen rech— ter Mundrand abgebrochen iſt. Die Höhe beträgt 24 Mm., die erhaltene größte Breite 12 Mm., der letzte Umgang iſt 16 Mm. hoch. Das Exemplar ſcheint durch die Abrollung nicht viel von ſeiner Länge verloren zu haben. Das Gewinde iſt ſtumpf kegelförmig, nimmt den dritten Theil der ganzen 399 Länge ein und beſteht aus 4 oder 5 Umgängen, von des nen der oberſte dem Embryonalende angehört hat. Die Schale iſt vollſtändig glatt, hat aber wenigſtens bedeu— tende Erhabenheiten auch ſicherlich nicht haben können. Unten iſt der rechte Mundrand ſehr ſchwach ausgerandet geweſen, weiter oben und in der Mitte iſt er weggebro— chen. Ein verdickter oder umgeſchlagener Mundſaum ſcheint nicht vorhanden geweſen zu ſein. Wenn der Mundrand im Innern Falten gehabt hat, ſind ſie auf dem wegge— brochenen Stück befindlich geweſen. Auf der Spindel ſte— hen unten 3 ſtarke Falten, über ihnen 3 ſchwächere und über dieſen wieder 4 ganz ſchwache, von denen die letzte ſich eben unter der Stelle befindet, wo der rechte Mund— rand ſich an den letzten Umgang anlegt. Dieſe 4 ober» ſten Falten ſind bei unverletzter Schale von außen nicht zu ſehen geweſen. Zur Gattung Oliva kann dieſe aus» gezeichnete Art nicht gehört haben, weil auch nicht die Spur eines Canals an den Näthen vorhanden iſt, ſondern jeder Umgang ſich mit einfacher Nath glatt an den vor— hergehenden anlegt. Ich habe mir erlaubt, dieſer intereſſanten Art den Namen des gründlichſten Kenners unſerer norddeutſchen Tertiärformation zu geben und bitte Herrn Profeſſor Bey⸗ rich, die Widmung derſelben als ein ſchwaches Zeichen meiner Hochachtung anzunehmen. Obeliscus obtusatus Semper. Vorkommen: in der Subapenninformation von Coroncina in Toscana und bei Rio Lezzo in der Umgegend von Bologna. — Höhe 5,50 Mm., Breite 2 Mm., Höhe des letzten Umganges 1,50 Mm. Das Gewinde nimmt beinahe / der ganzen Höhe 400 ein; die Form iſt walzenförmig mit raſch abgeſtumpfter Spitze. Das kleine Embryonalende beſteht aus 1½ Um⸗ gängen und zeigt die den Pyramidellaceen eigene umge— drehte Form. Es folgen bis 7 Mittelwindungen; dieſel⸗ ben ſind eben, ungefähr dreimal ſo breit als hoch und werden durch eine tiefliegende Nath von einander geſchie— den. Zuweilen tritt der folgende Umgang etwas unter dem vorhergehenden hervor, ſo daß das Gehäuſe ein ſchwach treppenartiges Anſehen erhält. Die ganze Schale iſt glatt, eben und an friſchen Exemplaren ſtark glänzend. Eine Sculptur iſt in keiner Weiſe vorhanden; ſelbſt auf dem letzten Umgange fehlt die bei Obeliscus plicosus Bronn oft auftretende Furche gänzlich. Der letzte Umgang runs det ſich nach unten zu vollkommen ebenmäßig ab; in der Linie, die der Ablagerung eines folgenden Umganges an den vorher» gehenden entſpricht, iſt keine Kante vorhanden. Die Mün⸗ dung iſt länglich, ſchmal, oben ſehr ſpitz auslaufend, un⸗ ten gerundet. Der rechte Mundrand ſcharf, ſchneidend, außen nicht verdickt, innen mit 5—6 Zähnen beſetzt. Die Spindel hat 3 Falten; 2 ſchwache, ſehr ſchräg geneigte, ſtehen ganz am Grunde; die dritte, ziemlich ſtark entwickelte, ſteht faſt horizontal ungefähr auf halber Höhe der Mün⸗ dung. Unmittelbar hinter ihr, alſo am Rücken des letzten Umganges, zeigt ſich die ſchwache Andeutung eines Nabels. Ich habe dieſe Art früher unter dem Namen Obelis- cus obtusior verfandt, da aber comparative Namen beſſer vermieden werden, habe ich ihn in den obigen umgeändert. Außer dieſer und der von Bronn unter dem Namen Py- ramidella plicosa beſchriebenen Art beſitze ich aus der 401 Subapenninformation Italiens noch eine, wahrſcheinlich aber zwei noch nicht beſchriebene Arten der Gattung Obe- liscus. Solarium Emiliae Semper. Vorkommen: in der Subapenninformation bei Coroncina in Tos⸗ cana. — Höhe 3,50 Mm. Breite 8 Mm. Das Gehäuſe iſt ſtark zuſammengedrückt und wird durch den ſcharfen Kiel des letzten Umganges in zwei Theile getrennt, von denen der obere, etwas kleinere, den ſculptirten Theil der Umgänge zeigt. Das Gewinde be— ſteht außer einem glatten Embryonalende von 1½ Um⸗ gängen, aus 3 raſch zunehmenden Mittelwindungen, die durch kaum ſichtbare Näthe von einander getrennt ſind. Sie legen ſich faſt genau in einer Ebene an einander, nur in ihrer Mitte iſt eine ſchwache Depreſſion bemerklich. Die Hauptſculptur beſteht aus Bändern von perlſchnur— artigen Erhöhungen, die von den ganz feinen und ſehr ſchräg verlaufenden Anwachsſtreifen in Reihen rhombiſcher Erhabenheiten aufgelöſt werden. Die ganze Sculptur iſt ungemein zart; die Oberfläche ſieht gleichſam ganz fein chagrinirt aus. Unmittelbar unter dem Embrhonalende beginnt die Sculptur mit drei ſolchen Bändern, von denen je ein ſtärkeres an der obern und untern Nath liegt, das dritte, ſchwächere, beſteht hier nur aus einer Reihe erhabener Puncte und liegt eben oberhalb des Bandes an der unteren Nath. Auf den folgenden Umgängen treten nun immer mehr acceſſoriſche Bänder auf, unmittelbar vor der Mündung zähle ich deren 6. Hierdurch erſcheint die Oberfläche ab— wechſelnd ſtärker und ſchwächer gekörnelt. Zwiſchen den 26 402 Bändern finden fich hier und da noch ganz feine Faden ein. Der letzte Umgang iſt ſcharf gekielt; der Kiel ein- fach und auf der Unterſeite von keiner Furche oder Falte eingefaßt. Der unter dem Kiel liegende Theil des letzten Umganges iſt ſtark gewölbt, glatt, doch ſieht man daran die feinen geſchwungenen Anwachsſtreifen. Der Nas bel iſt ſo weit geöffnet, daß man nicht allein bis in die Spitze des Gewindes, ſondern auch von jedem einzelnen Umgang ein freies Stück ſieht. Der Rand des Nabels iſt doppelt gekielt und jeder Kiel mit einer Reihe ziemlich dicht ſtehender, mäßig ſtarker Zähne beſetzt. Die Mün⸗ dung iſt rhombiſch, der rechte Mundrand einfach, ſcharf, ohne Zähne oder Ausbuchtungen. Beide Mundränder ſind durch eine dünne Lamelle verbunden und der linke iſt da, wo der innere Kiel auf ihn trifft, etwas rückwärts ausgebogen. Die nächſte verwandte Art iſt Solarium humile Mi- chelolti von Turin, die der miocäne Vorläufer der vor⸗ liegenden Art iſt. Sie unterſcheidet ſich dadurch, daß ſie, wie der Autor ausdrücklich hervorhebt, auf der Oberſeite eine große Anzahl vollſtändig gleichmäßig entwickelter Bän⸗ der hat, wie auch die Abbildung zeigt. Außerdem iſt der Nabel viel enger und hat nach der Zeichnung nur einen Kiel. Die Abbildung von Solarium humile iſt doppelt jo groß, als mein größtes Exemplar von 8. Emiliae, deſ⸗ ſen Maße ich oben angegeben. Torinia Theresae Semper. Vorkommen: in der Subapenninformation bei Torre a Castello in der Gegend von Siena und bei Monte Gardino in der Nähe von Bologna. ö Auch dieſe elegante Art vermiſſe ich in der von Herrn Michelotti gegebenen Monographie der Solariumarten. 403 Sie ſtellt ſich zunächſt neben Torinia oblusa Bronn sp., von der ſie jedoch durch conſtante Charactere beſtimmt getrennt iſt. Aus Toscana liegen mir fünf, von Monte Gardino ein Exemplar vor; von den toscaniſchen iſt das eine etwas ſtärker erhoben, wie es auch an Exemplaren der Torinia oblusa vorkommt. Das Gehäuſe iſt nieder— gedrückt, unten etwas mehr als oben gewölbt. Das Ge— winde beſteht aus einem glatten Embryonalende von 2½ Umgängen und 3 regelmäßig zunehmenden Mittelwindun— gen; der letzte Umgang iſt ungefähr 1% mal fo bereit, als der vorletzte. Die Umgänge ſchließen vollſtändig in einer Ebene aneinander und ſind durch deutlich erkennbare Näthe geſchieden. Die Sculptur beſteht aus einer Anzahl Längs— binden, die durch erhabene Querſtreifen in ebenſo viele Reihen ſchuppenförmiger Erhabenheiten verwandelt werden. Auf den Mittelwindungen ſtehen 5 Bänder, von denen das unmittelbar an der unteren Nath liegende das aller— ſchwächſte iſt, das folgende und dasjenige an der oberen Nath ſind die ſtärkſten, an Stärke dazwiſchen ſtehen die beiden, die zwiſchen den zwei zuletzt geuannten auftreten. Die Schlußwindung iſt ebenmäßig gerundet, auf dem her— vortretendſten Theile der Abrundung, zieht ein ſolches ſchup— penartiges Band hin, es liegt gerade da, wo der rechte Mundrand ſich an den vorhergehenden Umgang anſchließt. Unter dieſem Bande bis zum Nabel hin, ſtehen die Schup— penbänder etwas mehr vereinzelt und zwiſchen ihnen ſieht man deutlich die erhabenen Längsſtreifen ziehen. Ich zähle auf der Unterſeite 7 Binden, deren letzte von dem den Nabel einfaſſenden gekerbten Rande durch keine ſtärkere Furche getrennt iſt, als ſich auch zwiſchen Nee een 404 — Binden findet. Der Rand iſt einfach gekerbt und der Nabel ebenſoweit geöffnet, wie bei Torinia obtusa. Die Form der Mündung iſt gerundet und die beiden Mund⸗ ränder find durch eine Kalklage verbunden, die die Schup⸗ peubänder des vorletzten Umganges vollſtändig hervor⸗ treten läßt. Die Unterſchiede von Torinia obtusa beſtehen vor allem darin, daß bei dieſer letzteren Art die Bänder nicht durch erhabene Längsſtreifen ſchuppenförmig erhoben, ſon⸗ dern durch vertiefte Linien in rhombiſche Platten zerſchnit⸗ ten werden. Die Oberfläche von Torinia Theresae ſieht aus, als wäre fie mit lauter ſtachelartigen Körnern be⸗ ſetzt. An der Peripherie zeigt T. obtusa zwei dick her⸗ vortretende Bänder, zwiſchen denen ſich ein drittes ſchwä⸗ cheres befindet. Das eine oben erwähnte, etwas höhere Exemplar von T. Theresae iſt 5½ Mm. hoch, fein Durchmeſſer beträgt 9 Mm. Ein anderes glattes Exemplar iſt 4 Mm. hoch und hat einen Durchmeſſer von 9 Mm. Jole Adamsiana Semper. Vorkommen: Subapennien bei Siena (Fango Nero) in Toscana. Höhe 3 Mm., Breite 2 Mm. Es liegen mir vom angegebenen Fundorte 2 Erem: plare vor, die in dieſe, meines Wiſſens, in der europäiſchen Tertiärformation bisher noch nicht beobachtete Gattung gehören. Das Gehäuſe iſt regelmäßig kegelförmig, ganz durchbohrt, mit ſchwach gewölbten Umgängen und kantigem, letzten Umgange. Auf das ſtumpfe Embryonalende folgen 4 glatte, glänzende, ſchwach gewölbte Mittelwindungen, die durch ſtark vertiefte Näthe getrennt werden. Die 405 Höhe des kantigen letzten Umgangs iſt etwas größer, als die halbe Höhe des ganzen Gehäuſes; die Höhe der Mün— dung beträgt etwas mehr, als ein drittel der ganzen Höhe. Die Form der Mündung iſt faſt halboval, der linke Mundrand beinahe geradlinig und innen glatt, ohne jede Spur eines Zahnes. Der rechte Mundrand iſt dünn und innen glatt. Der linke liegt mit dem oberen Drittel an der Schlußwindung an, der untere Theil iſt frei los— gelöſt und läßt den ganz durchgehenden engen Nabel offen. Ich habe dieſer Art den Namen des Gründers der Gattung gegeben, die für kleine Tiefſeeſchnecken der chi— neſiſch⸗japauiſchen Meere aufgeſtellt iſt, und von ihrem Autor in die Nähe von Odontostoma geſtellt wird. Odontostoma Neugeboreni Semper. Vorkommen: Miocän bei Lapugy in Siebenbürgen. — Höhe 4 Mm. Breite 2 Mm. Das Gehäuſe iſt dünn, glatt, glänzend, ſpitzkegel⸗ förmig, mit einem kleinen Embryonalende. Auf daſſelbe folgen 5 vollkommen ebene Mittelwindungen, die durch tiefe Näthe getrennt ſind. Die Umgänge ſind gekantet und ſenken ſich etwas von der letzten Mittelwindung an, ſo daß die Nathlinie nicht auf der Kante, ſondern dar— unter liegt. Auf dem letzten Umgang, der halb ſo hoch, wie das ganze Gehäuſe iſt, wird die Kante allmählich ſtumpfer; der Abfall zur Mündung iſt nicht ſehr ſteil. Die Mündung iſt birnförmig, der obere Winkel ziemlich ſtumpf. Der rechte Mundrand iſt ſcharf, dünn, innen ganz glatt; der linke Mundrand trägt in ſeiner Mitte einen horizontalen, ſchwachen Zahn. Etwas unterhalb deſſelben befindet ſich hinter dem linken Mundrande ein kleiner Nabel. 406 Diefe Art wurde mir von Herrn Neugeboren unter dem Namen O. plicatum Mig. eingeſandt: fie iſt weit von ihr verſchieden durch die Dünne der Schale, die Glätte des rechten Mundrandes und die geringere Ent— wickelung des Zahnes. Turbonilla Gastaldii Semper. Vorkommen: Subapennin bei Aſti und Siena. Subfoſſil auf der Inſel Rhodos. > Meine beiden größten Exemplare von Aſti find”an der Spitze verletzt, ergänzt würde das größte gemeſſen hahen: in der Länge 17 Mm., Breite 4,50 Mm. Die Form der ziemlich dicken Schale iſt ſtark verlän⸗ gert, ſäulenartig, die Umgänge nur langſam an Breite zunehmend. Das Gehäuſe iſt glatt, aber nicht glänzend. Ausgewachſen hat die Schale mindeſtens 14—15 Mit⸗ telwindungen gehabt, dieſelben ſind eben, nur zur unteren Nath etwas herabgeſenkt und 2 ¼ Mal fo breit als hoch. Das Embryonalende iſt ganz klein und niedrig. Die Sculptur beſteht aus einer großen Zahl ziemlich ſchmaler, oben platter Längsrippen, die ſchräge ſtehen, kaum etwas gebogen, ebenſo breit wie die Zwiſchenräume ſind, und von Nath zu Nath in gleicher Stärke gehen. Auf der letzten Mittelwindung zähle ich 24 Rippen. Auf der Schlußwindung hören ſie in der Nathlinie plötzlich auf, der untere Theil der Schlußwindung iſt vollkommen glatt. Die Mündung iſt verſchoben viereckig, faſt eben ſo breit, als hoch. Der rechte Mundrand ſcharf und innen glatt. Die Spindelſäule erſcheint an ausgewachſenen Exemplaren vollkommen gerade und glatt, nur au jüngeren ſieht man ſie etwas gedreht und daher eben unter dem Umgang et— was verdickt in Folge der Drehung. | 407 Ich habe mir erlaubt, dieſe Rieſin der Gattung mei⸗ mem hochverehrten Freunde Herrn Ritter Gaſtaldi zu widmen. Möglicherweiſe iſt es dieſelbe Art, die ſich in verſchiedenen Werken unter dem Namen Turbonilla co- lumnaris Bonelli angeführt findet; dieſer Name iſt aber, meines Wiſſens, nie mit einer Beſchreibung veröffentlicht worden und authentiſche Exemplare der Art habe ich bis— her leider nicht geſehen. — Namensregiſter über die Gattungen und neuen, von Hrn. Koch und Hrn. Semper beſchriebenen Arten. Anm. So wlüuſchenswerth auch ein ganz ſpecielles Regiſter über ſämmtliche in den petrefactologiſchen Abhandlungen dieſes Ban- des genannten Arten geweſen wäre, legen uns doch leider finanzielle Gründe die in der Ueberſchrift bezeichnete Beſchränkung auf. — E. B. Acteon 290, Actinobolus 236, Adeorbis 286. Ancillaria 279. Aporrhais 204. 223, 282. Arca 237. 320. gemina S. 321. Speyeri S. 323. Astarte 236. 307. 328. Steinvorthi S. 236. Axinaea 237. Axinus 305. Bela 232. Bifrontia 382. Biloculina 237. B uceinaops 373. Buceinum 281. 369. 373. (Caronis Brong. 369.) Bulla 291. Bullia 373. Bullina 291. Cancellaria 228. 244. 285. Puschi S. 257. Rothi S. 255. Cardita 236. 307. Cardium 300. Kochi S. 302. Cassidaria 223. Cassis 223. 281. Cleodora 268. Conus 222. 278. Corbula 294. Creseis 268. Cytherea 300. Beyrichi S. 300. Delphinula 286. 408 Dentalium 224, 291. Discohelix Dunk, 383. Discospira (foliacea Phil.) 380. 385. Ditrypa 234. Drillia 251, Eburna 374, Eulima 332 ff, Hebe S. 337. Kochi S. 340. Mathildae S. 334. Eulimella 349. eustyla S. 251, Sandbergeri S. 350, Basciolaria Pecchiolii S. 393, Fusus 224, 285. Meyni S. 224, Jole Adamsiana S. 404. Isocardia 235. Olearii S. 235. Leda 311. Ligula 298. Limopsis 237. 314. retifera S. 316. Lucina 306. 328. Lunatia 232. Mactra 296. trinacria S. 296. Marginella Aglaja S. 397. Bellardiana S. 395. Beyrichi S. 398. Menestho 351, eryptostyla S. 351. Mitra 222. 280. Mörchia 233. — Murex 223. 282. Neugeboreni S. 387. Nassa 222. 281. Natica 288. 325. Neaera 295. Niso 331. Nucula 237. 308 Georgiana S. 237. praemissa S. 309. Obeliscus obtusatus S. 399. Odontostoma 343. Aglaja S. 343. angulatum S. 314, Bollanum S. 346. Bosqueti S. 345. Fraternum S. 347. Neugeboreni S. 405. Orbis 382. Pecten 324. Peetunculus 237. 318. Phorus 286. Phos Hoernesi S. 390. Planaria 381, Pleurotoma 229. Pseudoliva 375. (Brugadina Grat, 377.) Pyrula 284, Ringicula 200. 279. Semperi Koch 202. Sigaretus 287. Solarium Emiliae S. 401. Stylopsis 367. Syndosmya 298. Bosqueti S. 298. Tellina 299. 327. Terebra 280, Beyrichi S. 280. Tiphys 282. sejunetus S. 282. Torinia Theresae S. 402. Tornatella 290. Trigonocoelia 314. Tritonium 232, Trochus 286, Trophon 224, Turbinella 227. Turbonilla 353. Bolli S, 362. Euterpe S. 365. Gastaldii S. 406. Helena S. 364. 409 Ino S. 360. ? Kochi S. 365. Speyeri S. 358. variculosa S. 363. Turris 229. Turritella 233. 285. Vaginella 268. 272. tenuistriata Boll. 272. Venus 234. Vermetus 285. Voluta 279. Volvula 291. Woodia 326, Deshayesana S. 329. Xenophora 286. 8. Protocol der zweiten Verſammlung der Section für Ornithologie in Plau am 1. und 2. October 1861.5 Die Sitzung wurde um 10 Uhr eröffnet, und theilte der Schriftführer zunächſt der Verſammlung mit, was der Verein der F. d. N. in M., über die Bildung der Section beſchloſſen hat. (Siehe S. 6 f.) Dann meldete derſelbe als neue Mitglieder an: die Herren Bernin A., Ingenieur in Malchin. Erich, Reetor in Stavenhagen. Erich, Cantor in Plau. e) Da der Verein feine nächſte Verſammlung im Juni 1862 in Bützow abhält, fo erſchien es zweckmäßig, die Seetions⸗Ver⸗ ſammlung nach Plau zu berufen, und im nächſten Jahre ſich mit dem Verein zugleich in Bützow zu verſammeln. 410 Fromm L., in Schwerin. v. Grävenitz, Forſtmeiſter in Bützow. Heydemann L., in Thalberg bei Treptow. Kayſel, Senator in Teterow. Lübbert G., in Schwerin. Maas A d., in Plau. v. Vogelſang, Hauptmann in Gutendorf. Wieſe, Forſtmeiſter in Greifswald. Wolf, Paſtor in Plau. Die Section zählt alſo jetzt bereits 24 Mitglieder. Von den Separatabdrücken des Protocolls find Exem— plare an die Deutſche Ornith. Geſellſ., an die Redaktion des Journals für Ornithologie, und an den Herrn Pro— feſſor Blaſius in Braunſchweig geſandt. Der Secretair des Vereins, Herr E. Voll, hat ſich erboten das diesjährige Protocoll noch in das Archiv aufzunehmen, jedoch auf Koſten der Section, was mit Dank einſtimmig angenommen wird. Die etwa 5 Rthlr. betragenden Koſten ſollen repartirt und auf der nächſten Verſammlung eingefordert werden. Die bisher durch Briefdrucken und Porto entſtande— nen Koſten betragen auf jedes der 13 Mitglieder von 1860 vertheilt, je 16 Schill. und bittet der Schriftführer um Einſendung derſelben bis Oſtern 1862. Es wurde beſchloſſen, die nächſte Sectionsverſammlung in Bützow und zwar zugleich mit dem Verein, alſo aus— nahmsweiſe in der Pfingſtwoche zu halten, indem man ſich vorbehält, den zweiten Tag zur Ornithologie zu ver— wenden. Herr Paſtor Dr. Zander übergab einige Separatab— 411 drücke feiner Ueberſicht der Vögel Meklenburgs, die mit großem Intereſſe und Dank empfangen wurden. L. v. Preen berichtet über einige ſeltene Meklen— burgiſche Vögel der Sammlung des Dr. Venefeld in Roſtock. Dieſe Angaben ſind ſchon in die Ueberſicht d. V. M. aufgenommen. Herr Riefkohl theilte Beobachtungen über das Ver— halten der Vögel gegen fremde in's Neſt gelegte Eier mit, denen L. v. Preen noch einiges hinzufügte. (Siehe Anlage.) Herr Maas hatte einige von Helgoland mitgebrachte ſeltene Vögel ausgeſtellt, und berichtete über die ornitho— logiſchen Vorkommniſſe und Sammlungen auf dieſer inte— reſſanten Inſel. Das häufige Vorkommen einiger der vorgelegten Vögel auf Helgoland z. B. Motacilla boarula, Mot. flava, flaveola (Gould), Merula rosea, Anthus Richardi, und der braunſternigen Sylvia suecica, läßt ihr Erſcheinen in Meklenburg erwarten, und regt zum Aufſuchen derſelben an. L. v. Preen zeigte einen Nume- rius tenuirostris von der Inſel Sylt, der ſich durch ſeine weiße Unterſeite, den hellgefärbten Kopf ohne Mittelſtreif und den ſehr dünnen Schnabel leicht von N. phaeopus unterſcheidet und knüpften hieran einen Vortrag uber jene den Ornithologen ſchon ſo lange bekannte Juſel, und das Vogelleben auf derſelben. Er legte vor einige höchſt abweichend gefärbte Eier daher von Larus argentatus und Sterna caspia, ferner meklenburgiſche Gelege: Picus minor, 6 Eier am 2 aus einer Buche auf dem Schelfwerder bei Schwerin, 18 Fuß vom Boden. Num. arquata, 4 Eier (3 bebrütet 1 faul) am % 412 von Dummerstorfer Torfmoor. Das Neſt ſtand auf einer ebenen Wieſe und war aus kleinen Neifern, Heide und Gras ziemlich gut erbaut. Der Vogel brütete ſo eifrig, daß er ziemlich lange vom Hund gejtanden wurde, und ſtieß nach dem Auffliegen unter lautem Geſchrei nach dem Jäger in der Weiſe der Meerſchwalben. Daſſelbe Paar hat ſpäter noch Junge aufgebracht. 1 Cuculus canorus mit 4 Sylvia nisoria friſch am % auf dem Werder. Das Kukucksei gleicht friſchen Eiern der Sperbergrasmücke ganz vollkommen. An ſelte— neren Vögeln erhielt v. Preen aus Meklenburg: 2 Budytes flavus, borealis (Männ.) am / auf dem Schelffelde bei Schwerin. 1 Alauda cristata (Weib.) rothgelblichweiße Spielart, am ½ auf dem Medeweger Felde. 1 Aquila naevia, (Männ. juv.) der ganz die Charak⸗ tere an ſich trägt, die Blaſius dem Ag. clanga zuſchreibt. Am ½ aus Hohen Sprenz. Riefkohl legte vor: 1 Ei von Tot. ochropus, welches auf den Wieſen bei Warnemünde gefunden ſein ſoll. Das Ei hat eine ſehr geſtreckte Form, mit rothbraunen Flecken, eine ſtark röthliche Färbung, und ſtimmt mit den von Möſchler bezo— genen überein. Die von Sammlern aus Pommern und Preu- ßen geſchickten Eier find viel dicker, kurz- kreiſelförmig und haben auf blaß grünlichem Grunde ſchwarzbraune Flecken. Ob beide Abweichungen ächt und nur zufällige Färbungs⸗ extreme ſind, konnte nicht ermittelt werden. Ferner einige im Bauer gelegte Eier von Fr. spi- nus, die faſt gar keine Fleckenzeichnung hatten. Die erſten vor 4 Jahren von demſelben (Weib.) gelegten waren 413 lebhaft grün mit vieler Zeichnung, was jedes Jahr abge- nommen hat. Dieſelbe Beobachtung war auch im Freien beſonders bei L. collurio gemacht und gefunden, daß die röthlichen, ſtark gefleckten den jungen, die grünen, ſpärlich gezeichneten den alten (Weib.) angehören. Herr G. Lübbert hatte einige Tafeln mit ſelbſt ge— zeichneten Copien aus dem Naumannſchen Werk mitge— bracht, die mit großer Genauigkeit und wunderſchön aus— geführt waren, und allgemeine Anerkennung fanden. Den zweiten October brachte man mit Beſichtigung der Sammlungen des Herrn Paſtor Dr. Zander in Bars kow zu. Die überaus reiche Vogelſammlung, in der ſich faſt jeder Europäer mehrfach vertreten findet, gewährte der Verſammlung durch die Erklärungen des Beſitzers die vielſeitigſte Belehrung und einen reichen Genuß, der durch die gaſtfreie freundliche Aufnahme noch bedeutend erhöht wurde. Die umfangreichen Beſprechungen und intereſſanten Auseinanderſetzungen des Herrn Paſtor Dr. Zander waren ſo zahlreich, daß der zugemeſſene Raum eine Aufnahme derſelben in's Protocoll nicht geſtattet, auch würden ſie, ohne die bezüglichen Exemplare, nicht deutlich genug ſein. Erſt ſpät am Abend trennten ſich die Beſucher mit dem Wunſche, daß es allen recht bald wieder vergönnt ſein möge, dieſen lehrreichen und angenehmen Tag in Barkow zu wiederholen. (Anlage zum Protocoll.) Einige Verſuche von Vertauſchen der Vogeleier. Daß man Canarien-Vögeln alle ihre eignen Eier neh— 414 men, oder ihnen auch zu den ihrigen einige andere legen kann, ohne daß ſie Neſt und Eier verlaſſen, iſt eine bekannte Sache. Ich ſelbſt habe zu wiederholten Malen meinen Ca— narien-Vögeln ſtatt der ihrigen, Eier von andern Canarien⸗ Vögeln, von Hänflingen, Buchfinken und Grünlingen, und einmal auch von der Goldammer untergelegt, und jedes Mal haben fie die Eier ohne Bedenken angenommen und ausgebrütet. In Bezug auf das Auffüttern der Jungen habe ich die Beobachtung gemacht, daß die Canarien-Vögel die Jungen der Hänflinge immer ohne Mühe groß fütterten; dagegen ſtarben mir jedes Mal ſämmtliche junge Buchfinken bei drei, und ſämmtliche Grünlinge bei zwei Verſuchen, ſo— wie auch die vier jungen Goldammern, wenn ſie ungefähr 14 Tage alt waren. Ich weiß mir dies nicht anders als aus der Fütterung zu erklären; denn die Canarien-Vögel, obgleich es ihnen an Ei und aufgeweichtem Semmel nie fehlte, fangen, wenn ihre Jungen etwa 14 Tage alt ſind, an, viel Samen zu füttern, während die Buchfinken und Goldammern gewiß, und vielleicht auch die Grünlinge zum Auffüttern ihrer Jungen ausſchließlich Inſecten, beſonders kleine Raupen gebrauchen. Einmal habe ich Eier von Canarien-Vögeln in ein Hänflingsneſt im Freien gelegt, und dagegen ebenſo viele Hänflings⸗Eier dem Canarien⸗Weibchen untergelegt. Beide Vögel brüteten ruhig weiter, und die Jungen kamen zu glei⸗ cher Zeit aus. Nach 5 Tagen vertauſchte ich die Jungen wieder, — fie find nämlich an der Hautfarbe leicht zu unter— ſcheiden. Die Canarien-Vögel ſowohl, wie die Hänflinge, nahmen die jungen Vögel willig an und fütterten ſie groß. Mein Zeiſig-Weibchen, das ſeit 4 Jahren regelmäßig 415 im Käfig fein Neſtchen zurecht gebaut und gelegt hat, aber in den früheren Jahren nie hatte brüten wollen, fing in dieſem Jahre an, ein faules Canarien-Vogelei, das ich ihm ftatt der eigenen Eier ins Neſt gelegt hatte, zu bebrüten. Nach einigen Tagen legte ich ihm 2 Goldammer-Eier unter, und wieder nach einigen Tagen ſtatt dieſer, 3 Eier von Sylvia hypolais. Das Weibchen brütete ſtets ſogleich und eifrig fort. Da fand ich ein Neſt von Sylvia hortensis mit 3 ſehr ſtark bebrüteten Eiern. Ich nahm dieſelben in der hohlen Hand mit, damit die Jungen im Ei nicht ſterben möchten, legte fie dem Zeiſig-Weibchen unter, und unverkennbar war | die Freude des Zeifig- Pärchen, als nach 3 Tagen 2 Junge auskamen. Leider ſtarben dieſelben ſchon am dritten Tage, obgleich das Zeiſig-Weibchen ſehr eifrig und nur mit Sem— mel und Ei fütterte. Im Freien habe ich in dieſem Jahre mit Vertauſchen der Eier drei Verſuche angeſtellt, von denen zwei vollkommen gelangen. Ich nahm am 1. Juni 5 friſche Eier von Sylvia ni- soria und legte ſie in das Neſt von Lanius collurio, deſſen 5, allerdings ſehr ähnliche Eier ich der Sperber-Grasmücke gab. Beide Vögel nahmen die fremden Eier willig an, — die Sperber-Grasmücke ſaß nach einer halben Stunde ſchon wieder auf den Eiern — und brütete ruhig weiter; das Neuntödter⸗Weibchen legte auch noch ein Ei zu den fünf anderen. Ich beſuchte die Neſter häufig; die Jungen kamen ungefähr zu gleicher Zeit aus und wuchſen ſämmtlich auf. Als ich eines Tages kam, — die Jungen waren etwa 14 Tage alt, — flatterten die 5 Grasmücken ſämmtlich aus dem Neſte, und nur der junge Neuntödter blieb ſitzen; 416 die fünf Neuntödter ſaßen aber noch ganz ruhig im Nefte der Sperber⸗Grasmücke. Nach weiteren 8 Tagen waren auch ſie verſchwunden, d. h. aller Wahrſcheinlichkeit nach ſämmtlich ausgeflogen. Am 5. Juni vertauſchte ich 4 ganz friſche Eier von Sylvia hortensis gegen etwas bebrütete von Sylvia nisoria. Beide Vögel merkten ebenfalls das Vertauſchen nicht, oder kümmerten ſich nicht darum, denn beide brüteten weiter und brachten die Jungen aus, und zwar kamen die Eier von 8. nisoria einige Tage früher aus. Ich habe die tefter mehrere Male beſucht und die Jungen immer wohlbehalten gefunden, bis ſie endlich das Neſt verlaſſen hatten. Dagegen glückte der Verſuch, roth gefleckte Eier des Lanius collurio gegen diejenigen von Loxia chloris zu vertauſchen, nicht. Ich fand nämlich, als ich nach einigen Tagen wieder kam, die Grünlings-Eier aus dem Neun⸗ tödter⸗Neſte verſchwunden, und es war wohl kein Zweifel, daß ſie verzehrt worden waren, da ich noch einige Stücke der Schale im Neſte und auf der Erde fand. Das andere Neſt war leider ausgenommen. Noch will ich eine Vertauſchung von Eiern erwäh⸗ nen, die freilich nicht von mir ſelbſt vorgenommen, mir aber doch von glaubwürdigen Männern erzählt worden iſt. Es wurde vor mehreren Jahren ein Neſt von Strix olus mit einem Eie gefunden. Da der Fundort häufig von Knaben beſucht wurde, holt der Finder aus einem nahen Jäger-Hauſe das kleinſte Hühnerei, das er bekom⸗ men kann, und legt es ſtatt des Euleneies ins Neſt. Als er am folgenden Tage wieder kommt, fliegt die Eule vom 417 Neſte, und ſiehe da, es liegt ein zweites Eulenei in dem⸗ ſelben. Er nimmt dieſes und geht nach dem Jäger⸗-Hauſe, um ein zweites Hühnerei zu holen. Als er aber den Baum wieder erſteigt, iſt das Hühnerei verſchwunden und das Neſt leer. Später erfuhren wir, daß Knaben das Neſt gefunden und das darin liegende Hühnerei bona fide für ein Eulenei gehalten und mitgenommen hatten. Mir ſelbſt wurde das Ei gezeigt und zum Kaufe angeboten. E. Riefkohl. Dieſe intereſſanten und lehrreichen Verſuche werden uns wichtige Aufſchlüſſe über die Fortpflanzungsgeſchichte der Vögel geben, und ich bitte alle, die Gelegenheit haben, dieſelben fortzuſetzen und zu erweitern. Es ſcheint, daß die Unterſcheidungsgabe der Vögel in Bezug auf ihre Eier ſehr geringe iſt, da fie in fo vielen Fällen die fremden ganz unbe— denklich annehmen. Meine Verſuche in dieſer Beziehung ſind in dieſem Jahre meiſtens mißglückt, indem ich bald nach dem Tauſch die Neſter zerſtört fand. In 2 Neſtern der Cal. turdina im Weiden⸗Gebüſch mit je 4 unbebrüteten Eiern vertauſchte ich am / ſämmt⸗ liche Eier, und beide Pärchen brüteten die fremden aus. Am ſelben Tage legte ich ein C. turd, in ein L. collurio Neſt mit 4 Eiern. Der Würger, und zwar das (Männ.) verzehrte vor meinen Augen das fremde Ei, und das (Weib.) brütete dann auf den 3 gebliebenen Eiern weiter. Cal. arundinacea nahm am / ein C. turdina Ei an, ich fand aber am / das Neſt zerſtört. Am % fand ich mit 4 S. nisoria Eiern ein friſches Kukucksei, das den Neſtern ſehr ähnlich war. ai legte 418 es in ein Fr. cannabina Neſt und der Hänfling nahm es unbedenklich an; am / nahm ich es wieder fort, weil ſo ſehr viele Neſter in jener Gegend zerſtört waren, und gab es einer S. hortensis mit 2 Eiern, die Grasmuͤgge verließ das Neſt. Woher mögen die vielen Neſter⸗Zerſtörungen in dieſem Jahre kommen, die von allen Sammlern beobachtet ſind? Vielleicht hat es dem Lan. collurio bei der großen Näſſe an anderer Nahrung gefehlt, und er iſt ſo veranlaßt, den Eiern und Jungen um fo mehr nachzuftellen. v. Preen. 9. Botaniſches. 1. Erſter Nachtrag zur Flora von Neuvorpommern und Rügen. Von H. Zabel. (Vergleiche Archiv XIII. pag. 14.) Seit Herausgabe des 13. Heftes des Archivs ſind mir folgende neue Standorte ſeltener Pflanzen bekannt geworden, von denen die nicht von mir aufgefundenen mit dem Namen des gütigen Mittheilers bezeichnet ſind: Batrachium fluitans Wimm., bei Wolgaſt in der Peene. Ranunculus polyanthemos L., Peenemünde. Berberis vulgaris L., in einem Walde bei Auclam. Cardamine hirsuta L. a. campestris Fr. (Card. hirsuta Autor.) Netzebander⸗Wieſen bei Wolgaſt. b. sylvatica (Lk.) Laubwälder bei Abtshagen unweit Stralſund. Sinapis arvensis L. b. orientalis Murr. Abtshäger Gegend. 419 Camelina sativa Crntz. c. microcarpa (Andrz ), einge» ſchleppt auf Kleeäckern bei Greifswald (Teich. 1859.), desgl. bei Wolgaſt (18601), Strandabhänge bei Devin unw. Stralſund (1861!) Lepidium campestre K. Br., auf einem Kleefelde bei Abtshagen (1861), ob beſtändig? Drosera intermedia Hayne, iſt verbreitet. Polygala amara L., Peenewieſen bei Quilow. Gypsophila muralis L., bei Latzow unw. Wolgaſt. Dianthus prolifer L., Stralſund, Auclam. Sagina apetala L., Abtshagen. Spergularia marina Bess. b. marginata Fenzb. (Beene- wieſen bei Carlshagen auf Uſedom.) Stellaria crassifolia Ehrh. a., am Schmachter See auf Rügen (Arndt.) b. Buggower Moor bei Laſſan. Geranium dissectum L., Abtshagen. Ononis hircina Jacq., auf einem Kleefelde bei Griebenow unw. Greifswald in 2 Exemplaren 1861! Wohl nur zufällig dahin verſchleppt. Ononis arvensis Sm. a. spinosa (L.), Strandwieſen der Halbinſel Struk bei Wolgaſt. Trifolium striatum L., Anhöhen bei Devin unw. Stalſund. Tr. hybridum L., Abtshäger und Loitzer Gegend, bei Devin an Grabenrändern und auf Strandwieſen und den dortigen Anhöhen in einer dem Tr. elegans Savi nahe ſtehenden Form. Lotus corniculatus L. b. maritimus Zbl. iſt = Lotus tenuis Kit. L., tenuifolius Rehb. und überhaupt auf Strandwieſen nicht ſelten. ſen nicht f it 420 Vicia villosa Rih., Cracca villosa God. et Gr. Ein⸗ geſchleppt auf Aeckern im Greifswalder Kreiſe: bei Kemnitz (Téſch 1859), bei Buddenhagen unw. Wol- gaſt unter Vicia sativa (1860) g Fragaria elatior Ehrh., im Quilower Walde bei Auclam. Fr. collina Ehrh., bei Quilow. Sedum reflexum L., Peeneanhöhen bei Quilow und Murchin Ribes alpinum L., Wolgaſt, Anclam. Apium graveolens L., Halbinſel Struk, (Peenemünde). Chaerophyllum bulbosum L., Mühlenvorſtadt in Greifs⸗ wald. Gnaphalium luteo-album L., unweit Laſſan am Buggo⸗ wer und am großen naeh See. Senecio vernalis W. et Kit., in der Wolgaſter Gegend ſtellenweiſe in Menge (1860). Cirsium palustri-oleraceum Naeg. Waldwieſen bei Buddenhagen unw. Wolgaſt. C. oleraceo-acaule Hampe, bei Hanshagen unw. Greifs⸗ wald (Dr. Jeſſen.) Carduus acanthoides L. Boltenhagen bei Welgaſt (Teich) Quilow und Polzin bei Anclam. Crepis biennis L., Abtshäger Gegend. Hieracium pratense Tausch, am Crummenhäger See bei Stralſund, im Grimmer Kreiſe bei Droſedow, Vor⸗ bein und Candelin. Xanthium Strumarium L., Franzburg. Campanula Rapunculus L., Chauſſeegräben bei Poppen⸗ dorf unw. Grimmen. Cuscuta Epithymum L. b. Trifolii (Babingt.) Kleeäcker bei Boockhagen unw. Stralſund. 421 Veronica Chamaedrys L. b. petiolata Zbl. Waldränder bei Koitenhagen unw. Greifswald. Teuerium Scordium L., am Borgwall⸗See unw. Stralſund. Primula farinosa L., Wolgaſt. Armeria vulgaris Willd. c. pubescens. Ar. maritima Willd., häufig bei Peenemünde; iſt aber nicht die kleinſte Form. ö Litorella lacustris L., am Buggower See unw. Laſſan. Chenopodium album L., b. lanceolatum (Merat.) Pee⸗ nemünde. Daphne Mezereum L., in einem Walde bei An⸗ clam in Geſellſchaft von Berberis, Ribes alpinum und Cornus sanguinea. Soll hier früher zahlreich geweſen ſein, und iſt jetzt durch die umwohnenden Landleute, die ihn jährlich in ihre Gärten verpflanzen, faſt ausgerottet. Ulmus effusa Willd. Abtshäger Wald. Salix cuspidata Schullz, am Crummenhäger See unw. Stralſund. S. aurita-repens Wimm., Wolgaſter Gegend am Crum- menhäger See, bei Richtenberg S. repens L. var. argentea (Sm.) iſt verbreitet. Alisma ranunculoides L., in Strandgräben bei Span— dowerhagen unw. Wolgaſt. Hier auch die Form: b. zosteraefolium Beurb., Blattſtiel verlängert, ohne Platte, Schaft bis 2½“ hoch. Potamogeton gramineus L. a. graminifolius, Torfgruben bei Pinnow unw. Laſſan. b. heterophyllus, im großen Pinnower See, im Borg— wall See. 422 p. nitens Web., im Borgwall See. P. acutifolius Lk., bei Abtshagen. P.trichoides Cham. et S ch l., in einem Solle unw. Franzburg. P. marinus L. (All.), im großen Pinnower See, im Borgwall See. Zannichellia palustris L. a. (Willd.), im großen Pin⸗ nower See. Lemna gibba L., Abtshagen. Sparganium simplex Huds. var. fluitans., in einem Graben bei Zemitz unw. Wolgaſt. Orchis mascula L., Koitenhäger Wald bei Greifswald (Arndt 1860). O. laxiflora Lam. b. palustris (Jacq.), im Eichholz bei Demmin (Archiv XIV. pag. 307), (Peenewieſen bei Verchen unw. Demmin 1860!) Liparis Loeselii Rich. und Malaxis paludosa Sw., am Wahlendower See unw. Anclam. | Polygonatum anceps Mnch., bei Murchin unw. Anclam- Juncus maritimus Lam. (Peenewieſen bei Carlshagen auf Uſedom.) J. lamprocarpus Ehrh. var. fuseo-ater iſt nicht ſelten. Carex puliearis L., Negaſter Moor bei Stralſund, Pee⸗ newieſen bei Anclam. C. strigosa Huds., Laubwälder bei Abtshagen. C. fulva Good. b. Hornschuchiana Hpp., in der Abts⸗ häger Gegend verbreitet. c. androgyna Zbl. Weibliche Aehren an der Spitze männlich, an der Baſis' meift zuſammengeſetzt, fo in Waldſümpfen bei Abtshagen. 423 C. paludosa Good. b. Kochiana Db. (subulata Döll), am Deviner See. h Echinochloa Crus galli P. B. b. aristata Rchb., vom Buggower See. Alopecurus pratensis L., Ziſewieſen bei Wolgaſt. b. nigricans Sond. (No. 887 b.) beruht auf einem Irrthum und iſt zu ſtreichen. Die angeführte Pflanze iſt nach Herrn Dr. Jeſſen's gütigen Mit⸗ theilung: A. ruthenicus Weinm. (A. nigricans Hornem.) und zwar die Varietät. b. exserens Ledeb. („arista glumas duplo superante“) Vergl. Jeſſen's Note im Eldenaer Samen-Catalog für 1855. Außer den erwähnten Standorten auch auf den an der Peenemündung belegenen Strandwie— ſen häufig; bei Peenemünde in einer grasgrünen Form und bei Spandowerhagen ohne Stolonen und mir deshalb als Art noch zweifelhaft. A. nothus Arndt muß nach obigem A. ruthenico-geni- culalus heißen. Vergl. Beiträge zur Kenntniß der deutſchen Flora von R. Arndt in der Oeſterreich. Botan. Zeitſchrift 1860 S. 230. Calamagrostis stricta Spreng. Ziſewieſen bei Wolgaſt, in der Laſſaner Gegend in Menge am Piunower, Buggower und Wahlendower See. C. baltica Hartm. im Greifswalder Kreiſe -bei Wampen und Freſendorf, (in Menge auf Uſedom). Poa compressa L., bei Devin. Glyceria maritima M. et K., bei Freſendorf (und Peene⸗ münde). 424 Festuca sylvatica Vill., Koiteuhäger Wald bei Greifs⸗ wald (Jeſſen), im Abtshäger Walde in Menge. Bromus aper Murr., Hanshäger Kronholz bei Greifswald, Kornwald bei Loitz, im Abtshäger Laubwalde häufig. B. tectorum L., Wolgaſt, (Peenemünde). Elymus europaeus L., im Abtshäger Laubwalde nicht ſelten. Das Vorkommen der von Garcke (ed. 4 und 5) auf Jasmund angegebenen Petasites albus Gaertn., Pyrola media Sw. und Ophrys apifera Huds. (vergl. Dietrich's Flora marchica) iſt mir unbekannt und zweifelhaft; die Angabe von Sorbus scandica Fr. auf Hiddenſee iſt dage— gen entſchieden unrichtig und bezieht ſich wahrſcheinlich auf ein im Pfarrg arten zu Kloſter ſtehendes, ſehr altes Exemplar, das mit der dortigen Flora nichts zu ſchaffen hat. 2. Nachtrag zur meklenburgiſchen Flora. Hedera Helix blüht alle Jahre in mehreren Ex. in der Wolkenſchen Forſt bei Bützow. Lobelia Dortmanna L. in einem See bei Kloksdorf unweit Rehna von mir gefunden zu Anfang des Juli 1857. — Herr Profeſſor Dr. Röper theilte mir Oſtern dieſelbe Pflanze mit und bemerkte dabei, daß ſie im Garen— ſee bei Ziten in der Nähe Ratzeburg's durch Hans Reinke am 27. Juni geſammelt war. Beide Fundorte conſtatiren Boll's Vermuthung. (Vergl. auch Boll Abriß d. mekl. Post. S. 347.) Isoëtes lacustris L. ebenfalls durch Hans Reinke bei Ziten im Garenſee am 27. Juni 1859 aufgefunden. Hypnum exiguum Bland. fand ich 1857 an der Stadtmauer zu Wismar. Ex. von Neubrandenburg, die 425 mir aus dem Dr. G. Brückner'ſchen Herbar zu Gebote ſtanden, ſtimmten genau damit überein. Potlia Heimii Fürnr. im Sommer 1857 von mir bei Wismar auf Grabenufern der Salzwieſen entdeckt. Schistidium subsessile Brid. entdeckte ich 1857 zu Kirchdorf auf Poel an einer Mauer zwiſchen Jungermannien. Grimmia acicularis C. Müll. von mir entdeckt um Pfingſten 1849 bei Wismar an Steinen im Mühlenbach bei der alten Mühle. Hat Aehnlichkeit mit Gr. aquatica und mag daher wohl bisher überſehen ſein, unterſcheidet ſich aber von dieſem durch die gezähnten, zungenförmig ſtumpfen Blätter. Weisia tenuis C. Müll. fand ich neu für unſere Flora am 13. Auguſt 1860 bei Schwanebeck an der Steinbrücke nach Sieden-Bollentin. C. Struck. Dargun 1860. 3. Der Kugelbrand. Der Kugelbrand hat ſich in dieſem Jahre ziemlich allgemein in hieſiger Gegend an den Roggenähren gezeigt. Die davon befallene Aehre hatte ein ſchwärzliches Anſehen, als wäre ſie beſchmutzt, indem der Brand auf der innern Seite der Spelzen ſich zeigte und beſonders ſtark auf dem oberen, abgeſtumpften Ende des Korns in Geſtalt eines ſchwarzen Kügelchens ſaß. Wiſchte man dieſes Kügelchen weg, jo blieb noch ein kleiner ſchwarzer Punkt auf dem Korn, welches ſich durch ſeine auffallende Kürze andeutete, daß es gelitten habe, obgleich das innere des Korns nor— mal geblieben zu fein ſchien. Am leichteſteu entdeckte man den Kugelbrand, wenn man von oben in die Aehren hin— ein ſah. Bisweilen waren nur einzelne Körner der Aehre 426 mit ihren Spelzen von dieſem Brand befallen, oft die ganze Aehre. Mir iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß dieſes Auf- treten des Brandes auf einen geſtörten Wachsthumsprozeß der Roggenpflanze hinweist, da die Blätter derſelben wie— derholt, ſelbſt noch im Mai, durch Hagel, Sturm und Kälte zerſchlagen und vernichtet wurden, ſo daß der Halm die Saftausbildung allein übernehmen mußte. Anfangs Juli entwickelte ſich dieſer Brand, verſtäubte aber noch vor der Reife des Roggens. J. Ritter. Friedrichshöhe 12. Aug. 1861. 10. Ein Beitrag zur Molluskenfauna der Oſtſee. Es iſt in einem früheren Jahrgange des Archivs mit- getheilt worden, daß die Acera bullata M. von meinem Bruder Dr. Carl Semper im Kieler Hafen aufgefunden worden iſt. Er traf fie lebend im Klumpen an den Blät⸗ tern der Algen; es handelt ſich bei dieſem Funde alſo nicht um ein einzelnes todtes, etwa durch Strömungen ver— ſchwemmtes Exemplar, ſondern um eine in der That und nicht einmal vereinzelt in der Oſtſee lebende Art, die bis» her nur in der Nordſee und den nördlichen Meeren beob— achtet worden iſt. Dieſem Factum kann ich nur die im folgenden mitgetheilte, noch weit intereſſantere Thatſache hinzufügen. Es iſt nämlich in der Oſtſee folgende bis— her auch nur aus dem nordeuropäiſchen Ocean bekannte Art aufgefunden: Astarte intermedia Sowerby jun. (Thesaurus Cenchyliorum pars XV. S. 779. T. 167. F. 11.) Dieſelbe iſt in der Tiefe des Flensburger Hafens 427 gefunden und es liegen mir davon in dieſem Augenblicke 1 ganzes Exemplar und 4 einzelne Schalen vor, jedoch habe ich noch mehr davon geſehen. Ihr Erhaltungszuſtand beweist, daß ſie an der Stelle lebten, an der ſie gefiſcht ſind. Dieſe Entdeckung, die wir dem regen Eifer des Herrn Hinrichſen in Schleswig verdanken, iſt um ſo intereſſanter⸗ als meines Wiſſens bisher in der Oſtſee gar keine Art der Gattung Astarte beobachtet worden iſt. Mein größtes Exemplar mißt von vorne bis hinten 32 Mm. und vom Bauchrand bis zur Wirbelſpitze 27,50 Mm., das bei Sowerby abgebildete Exemplar, auf der Figur gemeſſen, reſpektive 3 lund 24 Mm. Während Phi⸗ lippi Astarte scotica Montagu als eigene Art betrachtet, faßt Sowerby dieſelbe als Varietät der Astarte sulcata da Costa mit ungekerbtem Rande auf und beſchreibt dann eine Art Astarte elliptica Brown, als mit sulcata und intermedia nahe verwandt. Weder Sowerby's sulcata und elliptica, noch Philippi's scolica, paſſen auf die hier in Rede ſtehende Art. Die beiden erſten ſind an der Hinterſeite wie ſtumpf abgeſchnitten, was bei den Flens— burger Exemplaren nicht der Fall iſt. Philippi's Astarte scotica Montagu (Abbildungen ꝛc. Theil 2, Astarte T. 1 F. 2) kommt ihr ſchon näher, indem bei ihr beide Seiten gleich abgerundet ſind, aber er giebt die Wirbel als faſt genau in der Mitte liegend an, während bei dem oben an— geführten Exemplare eine von der Wirbelſpitze auf den Längendurchmeſſer von 32 Mm. gefällte Senkrechte die Muſchel in zwei Theile theilt, deren einer 10, der andere 22 Mm. lang iſt. Alſo liegt die Wirbelſpitze auf /, der ganzen Länge. Die Beſchreibung und Abbildung, die So- 428 werby von feiner A. intermedia giebt, paſſen vollſtändig auf meine Exemplare, der Rand iſt bei beiden vollkommen glatt und die Rippen auf der Oberfläche verſchieden nach dem Rande zu. Eine Vergleichung des Schloſſes und der Muskeleindrücke läßt ſich nicht anſtellen, da Sowerby ſie weder abbildet noch beſchreibt. Die Wirbel ſind bei allen meinen Exemplaren mehr oder weniger angefreſſen. Das Auftreten dieſer Art in der Oſtſee iſt an und für ſich ſchon wichtig genug, es wird aber dadurch noch intereſſanter, daß, wie ſchon oben an den Maaßen gezeigt iſt, dieſelbe in der Oſtſee durchaus nicht die Verkleinerung und Abſchwächung erlitten hat, die Herr Boll eigentlich für alle Oſtſeemollusken nachgewieſen hat. Alle Exemplare ſind derbe, kräftige Schalen, die ſicherlich den Exemplaren von der norwegiſchen Küſte nichts nachgeben. Der Grund iſt wohl darin zu ſuchen, daß der Flensburger Hafen ſchon der Verbindungsſtelle zwiſchen Oſtſee und Nordſee ziemlich nahe liegt, und das Waſſer in ihm einen größeren Salz— gehalt hat. Ich möchte dieſe Zeilen nicht ſchließen, ohne darauf hinzuweiſen, wie kaum erſt einige Schritte gethan ſind, um die Fauna der Oſtſee ganz zu ergründen. Es kann gewiß ohne Uebertreibung ausgeſprochen werden, daß eine Unter— ſuchung des Meeres mit dem Schleppnetz, hauptſächlich an den Küſten Schleswigs und Holſteins, uns noch eine ganze große Reihe von Arten als Bewohner der Oſtſee zeigen würde, die bisher darin noch nicht nachgewieſen ſind. Altona. J. O. Semper. 429 11. Literatur. Die Zeitſchrift der deutſchen geologiſchen Geſellſchaft enthält: Bd. IX.: Behm, die Tertiärformation von Stettin S. 323. v. Strombeck, Gliederung des Pläuers im nordweſtl. Deutſch— land S. 415. v. d. Borue, Zur Geognoſie der Provinz Pommern S. 473, Bd. X.: v. Strombeck, über das Vorkommen von Myophoria pes anseris Schlot. sp. S. 80. Beyrich, Ammoniten des unteren Muſchelkalkes S. 208. v. Benningſen-Förder, Ueber Unterſuchung der Gebilde des Schwemmlandes, beſonders des Diluviums S. 215. v. d. Mark, über einige Wirbelthiere, Kruſter und Cephalo— poden der Weſtphäliſchen Kreide S. 231. Reuß, über die Foraminiferen von Pietzpuhl S. 433. Bd. XI.: v. Strombeck, Beitrag zur Keuntniß des Pläners über der Weſtphäliſchen Steinkohlenformation S. 27. Aſcherſon, die Salzſtellen der Mark Brandenburg, in ihrer Flora nachgewieſen S. 80. Keferſtein, die Korallen der norddeutſchen Tertiärgebilde S. 354. Bd. XII.: Loſſen, über einige Lituiten S. 15. Hoſius, Beitrag zur Geognoſie Weſtphalens S. 48. Bornemann, Bemerkungen über einige Foraminiferen aus den Tertiärbilduugen der Umgegend von Magdeburg S. 156. Griepenkerl, Eine neue Ceratiten⸗Form aus dem unterſten Wels» lenkalke S. 160. . v. Strombeck, über die Triasſchichten mit Myophoria p. anseris auf der Schafweide zu Lüneburg S. 381. Sars, über die in der norwegiſchen poſtpliocänen Formation vorkommenden Mollusken S. 409. 430 Speyer, über Tertiürcondylien von Söllingen im Herzothum Braunſchweig S. 471. Andree, zur Kenntniß der Jurageſchiebe von Stettin und Ki» nigsberg S. 573. Schiller Dr. K., Zum Thier- und Kräuterbuche des meklenb. Volkes. H. 1 und 2. Schwerin, 1860. 61. 4to. Tabellariſche Ueberſicht der meteorolog. Beobachtuns gen in Meklenburg in den Jahren 1856. 57. (In den Beiträgen zur Statiſtik Meklenburgs, von dem groß— herz. ſtatiſtiſchen Bureau in Schwerin Bd. I. H. 4) Peters Dr. C. Ueber die Beſtimmung des Längen⸗ unterſchiedes zwiſchen Altona und Schwerin. Altona 1861. 4to. Boll E. Abriß der meklenburgiſchen Landeskunde (Naturkunde, Geſchichte und Topographie). Wismar und Ludwigsluſt 1861. Sto. Die Naumannia enthält im J. 1858: v. Preen Beobachtungen aus der Vogelwelt im J. 1858. Riefkohl, einige nidologiſche und vologiſche Notizen aus der Umgegend von Roſtock im Frühjahre 1858. Der zoologiſche Garten, Frankfurt a. M., enthält im 2. Jahrg. (1861). Mettenheimer Dr. C., Von den Geſtaden der Oſtſee. S. 200 ff. 217 ff. (oolog. u. a. Bemerkungen über Wismar, Poel und die Juſel Walfiſch). Neubrandenburg 18. Febr. 1862. E. Boll. 12. Vereinsangelegenheiten. Durch Stiftung der ornithologiſchen Section hat unſer Verein ſeit dem 23. Mai einen Zuwachs von folgenden Mitgliedern erhalten: Hr. Bernin A., Ingenieur in Malchin. „Erich, Rector in Stavenhagen. „Erich, Cantor in Plau. 431 Hr. Lübbert G., in Schwerin. „Maas Ad., in Plau. „ Wieſe, Forſtmeiſter in Greifswald. „Wolff, Paſtor in Plau. Außer dieſen hat ſich dem Verein noch angeſchloſſen: Hr. Rittmeiſter v. Gundlach auf Möllenhagen bei Waren. Verloren hat der Verein inzwiſchen: Hrn. Glöckler, Archivregiſtrator in Schwerin, durch den Tod. „ Splitter, Lehrer in Lübſee, durch Austritt. „Schäfer, Redacteur in Schwerin, desgl. Die Geſammtzahl der ordentlichen Vereinsmitglieder beläuft ſich demnach gegenwärtig auf 204. — Ihren Wohnort haben verändert: Hr. Pharmaceut Brath, welcher von Lübz nach Schwan, und „Ingenieur Beyer, welcher von Schwerin nach Parchim über— geſiedelt iſt. Auswärtige Verbindungen wurden noch angeknüpft mit dem akademiſchen Leſeverein in Wien und der naturwiſſenſchaftlichen Geſellſchaft in St. Gallen. Für die Vereinsbibliothek ſind ſehr reiche Sendungen ein⸗ getroffen, welche den baldigen Druck eines neuen Kataloges ſehr wüunſchenswerth machen. Ich erwähne darunter an Geſchenken von anderen Geſellſchaften vorläufig nur die Memoirs of the literary and philophical society of Man- chester (uebft drei Werken von Dalton) 18 vol. 8. Nouveaux Memoires de la Société Imper, des Naturalistes de Moseou. T. XI. XII. XIII. I. 4. Smithsonian contributions of knowledge (vollſtändig, 12 ſehr ſtarke Bände in 4., mit zahlreichen Kupfern). Endlich bleibt noch zu erwähnen, daß ich von dem Seeretär der königl. geographiſchen Geſellſchaft in London, Hrn. Franeis Galton eine Aufforderung erhielt, die meklenburgiſchen meteorologiſchen Sta— tionen zu veranlaſſen, ihm zu beſtimmten Witterungs⸗Beobachtungen behülflich zu ſein, welche den Monat December 1861 umfaſſen ſollten, und welche dem mitgetheilten Proſpectus zufolge, ein intereſſantes Reſultat hätten erwarten laſſen. — Dieſe Aufforderung war zwar 432 an mich von Gotha aus laut Poſtſtempel am 29. Nov. abgeſchickt, aber fälſchlich nach Schwerin adreſſirt worden, und da dem dorti— gen Poſtamte mein Aufenthaltsort nicht bekannt geweſen, iſt jenes Schreiben nach manchen Irrfahrten durch Meklenburg, — die ich im Jutereſſe der vaterländiſchen Topographie lieber ſelbſt gemacht hätte, — erſt am 22. December auf poſtaliſchem Wege in meine Hände gelangt. Eine Mitwirkung an Hrn. Galtons Unternehmen iſt dadurch unmöglich geworden. Neubrandenburg den 25. Febr. 1862. E. Boll. Druckfehler. S. 49 Z. 3 von unten ſtatt 7. 28 lies Taf. 28. S. 60 Z. 3 von oben iſt hinter Thurn⸗ ein Komma zu ſetzen. S. 66 bis 68 lies — ſchwätzer, ſtatt — ſchmätzer. S. 67 Z. 10 v. u. lies Waterſpree. S. 72 Z. 15 v. ob. lies: niſtet nicht nur im Rohr, ſondern auch im Gebüſch. S. 90 Z. 7 v. u. lies „Keſſin“ fl. Teſſiu. S. 140 Z. 10 v. ob. lies: auf dem Frühlingszuge. 433 Druckfehler in Hrn. Sempers Abhandlungen. 226 3. 4 v. u. l. „keiner“ ſtatt „einer.“ 232 - 10 v. u. l. „glatt“ ſt. „platt.“ 233 7 v. u. l. „zweifelloſe“ ft. „zweifelhafte.“ 234 10 v. u. l. „mir“ ſt. „wie.“ 240 9 v. u. l. „Tortona“ fl. „Toscana.“ 250 ⸗12 v. o. l. „non“ ft. „von.“ 264 15 v. o. l. „eigentlichen“ ft. „eigenthümlichen.“ ee. . „den“ ſt. „der.“ sauer ͤ;ößß0 ,19 ef „190. 368 ⸗4 v. u. l. „subula d’Orb.“ ft „subulata d’Orb.“ 390 8 v. u. l. „Form und die“ fl. „Form die“ 403 » 10 v. o. l. „breit“ ft. „bereit“ 404 - 18 v. o. I, „plattes“ ft. „glattes.“ 2 . . 1 N — — TUR — — g e N; ne N Nn ’ ar 15 eee Pr x ya ra. een So a Aa AAN u Per 5065 N eee W AAN Wale . ee en Kerr m a den wald, 1 0 e ee ear dope n 8 Se eee 0 00 ena f FON te 2 17 0 lat 1 IN UM Yin N tr: 2 + Or; Ei 1 0 nnen Hi ENT De 1 Ri; 0, . 15 15 hie en Me kan ” u 1 sa RR 90 5 En | en * Ar En 01 N * A Fat ae tg 60 0 Bi "bahn 1 er ha. RR een f RB ES . 8 1 et 43 M = 12 78 . Fe 4. W 837 e 0 jr 8 n SEN) EN Dr September. Ueberſicht der aus den meteorologiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen im Jahre 1860 gefundenen Mittel. (13. Jahr.) | Dechr. 1859. Januar 1860. | Februar. März. April. Mai. Juni. Juli. Augufl. Oclober. Nonember. Winter. Arühſing. Sommer. erbſt. Jahr. Bemerkungen. me en 974 Qau7s | 26% 9.62 264 guu7ı | 27% 0.38 N 1,”30 | 270 2.086 | 27 5m43 a7 zug 27% 3.63 a7 3,25 27% 0.40 | a6 11,68 26“ 9½¼/2 | 27W 0.38 27% 3.63 26% 11.68 207 9.62 10 Sr | 26. Io: — . au e 1. Mg. 5 U. 27. Ng. sl. . — e 6. Mg. 0 u. | 18 Ab. 10 u. 11. N. 2 u. 18. Nm. 0 uU. 5 Jau. Nm. 2 U. 20. Mar! Mg. 6 u. 8. Aug. Mg. 6 U. 18. Nov. Mg. 6 u. 5 Zan. Am. 2 U. terftan aim 25 8.47 28 2.93 28 272 28 1.16 28 3.66 28 3.14 27 11.60 | 27 11.74 27 956 23 1.46 28 3.82 23239 | 28. 847 23366 27 1174 | 28 381 | 28. 8.47. auf 0° N. 10. Mg. 11 u. 12. Ab. 10 u. 24. Mg. 6 U. 2. Ab. 10 u. 10. Mg. 6 U. 1. Mg. 6 u. 23. Nm. 2 u 2. Ab. 10 u. 18. Ab. 10 U. 6. Ab. 10 u. 30. Ab. 10 u. | 6 Ab. 10 u. 10. Dec. Mg. 11 u. 16. Apr. Mg. 6 u. 2. Juli ub. 10 u. 80. Set. ab. 10 u. 10. Decbr. Mg. 1 u. f Mittel aus tägli i Eee 7 778 2 7 n Er 5 ers 3 r Tr — — reducirt. ace dre 7 27 7.54 27 7.31 27 8.97 27 8.51 27 8.23 27 863 27 7.37 | 22897 27 981 | 27961 27 782 | 2782 27 8.07 27948 | 278.13 : — — — — — — — — ——-—— — L—— — — En — Die Temperatur der 6 Uhr Morgens. — 30.00 0⁰.03 — 20.72 — 19.11 29.12 70.69 100.59 115.10 10.40 70.80 40.43 * 0.02 — 1,88 20.80 105.70 45.07 30.97 Zuft ſant unter O0 N. — — ii — — — — —— — + I Im an Tagen Eile 2 Uhr Nachmittags. — 1.48 u | 2.11 8.23 13.02 15.12 15.74 „14,72 13.05 7.83 1.91 778 1515 17550 7.60 (s 100 fs 3 — —— 2 — — a — — 222 4 8 Januar 1668 15 10 Uhr Abends. — 2.34 0.22 IE 246 | 0444 3.52 8.25 10.43 11.12 | 10.90 9.04 4.93 0.62 7 151 3 80 1083 28 148 Be 26 — — — — I 1 — Al N — larz 18 ratur Mittel derſelben. — 2.27 0.44 — 1.87 0.19 4.62 9.66 12.05 12,65 12.01 9,96 5.73 0.84 N 4.82 12.23 551 5.36 48 8 5 0 40 EN + October 4 ) Mittel Minima. — 3.99 — 0,56 — 4.16 | — 1,81 1.37 6.06 8.63 9.07 9.17 6.93 3.76 — 0.18 — 2.87 | 1.88 8.96 362 2.88 November 15 er ber — . Safe 101, täglichen | Maxima, — 063 1.54 — 002 | 2.73 8.88 14.43 16.44 16.76 15.20 13.72 8.44 2.13 0.30 8.65 16.16 8.10 8.33 fieg über 200 K. = T + — = im an Ta zen Luft Salbe Summe derſelben.] — 2.31 0.49 — 2.09 0.46 5.12 10.25 12.53 12.92 12.23 10.32 6.10 0.97 — 1.28 5.28 12.56 5.80 | 5.61 5 4 42 — — = I L Zuni 4 115 Unterſchied derſelben. — 3.36 2.10 4.14 4.54 7.51 8.37 7.81 | 7.69 6.12 6,79 4,68 2.31 3.17 0.80 7.20 4.48 5.45 = = 1 1 . 0 (Minimum. — 144 —oa — 114 — 11.8 — 1.0 — 1.5 3.3 6.0 5.0 1.5 — 16 — 3.4 — 141 — 118 3.3 — 34 — 144 Absolutes 20. Mg. fr. 16. Mg. ft. 11. Mg. fr. 12. Dig fr. 13. Mg. fr, 4. Mg. fr. 1. Mg. fr. 10. Mg. fr. 48. Mg. fe | 12. Mg. fe | 1. Mg. ol. 2. Mg. 6 U. 20. Tec. Mg. fr. | 12. März Mg. fr.| I. Juni Mg. fr. 2. Rev. Mg. 6 U.] 20. Der. Mg. fr. R. Maxımam 4.8 6.6 3.2 6.8 13.6 22.4 210 237 19.7 18.0 14.0 69 66 22.4 240 18.0 24.0 | 30. 31. Nm. 1. Ab. 10 U. 27. Nm. 31. Nm. 8. Nm. 2 U. 20. Nm 14. Nm 17. Nm. 10. Nm. 15. Nm. 1. Nm. I. Zan. Ab. 10 u. 20. Mai Nm. 4 14. Zun. Nm. 15. Sept. Nm. 44. Zuni Nm. Unterſchied derſelben. 19.2 12.0 14.6 18.6 14.6 23.9 20.7 17.7 14.7 16.5 15.6 21.0 34.2 20.7 21.4 38.4 Minimum: 0.49 1.05 0.78 0.45 1.66 1.94 2.98 3.00 9,97 2.41 1.48 1.29 0.49 0.45 2,97 1.29 0.4 Dunſt⸗ f E 20. Ab. 10 u. 14. Ab. 101. 2. Ng. 0 U. 11. ub. 10 u. 15. Ab. 10 U. 5. Nn. 2 U, 1. Nm. 2 u. 27. Am. 2 u. 28, Ab. 10 u. 11. Nm. 2 U. | sub. 10 u. 2. Mg c u. 20. Dec As. 10 u. 11. März. Ab 10 . 23. Aug. Ab. 10 U. 2. Nov, Me. 6 U|11. Mg Ab. 10. u. fpannung Maximum; 2.88 3.58 2.41 2.39 4.19 5.50 6.14 6.91 5.81 5.17 4.24 2.87 3.58 5.50 6.91 5.17 6.91 in pariſer 90. Nm. 2 U. 1. Ab. 10 u. 5. Nm. 2 U. 31. Nm. 2 u. 9. Nm. 2 U. 13. Nm. 2 uU. 26. Mg. 0 u. 16. Mg. 0 u. 30. Ub. 10 U. 1. Nm. 2 U. 20. Mg. 6 u. 10. Mg. OU. I. Zan. Ab. 10 u.] 12. Nm. 2 U. |16. Juli Mg. 6 ll. I. Sept. Nm. 2 U. 1c. Zuli 12g. 6 U. Mittel äglich drei 5 . einen. u u 1.52 1.76 2.31 3.43 4.34 1.64 4.55 3,89 2.93 1.96 1.66 2,50 4.51 2.80 2.90 IIInimum 65 66 63 50 46 41 52 63 34 37 44 34 Dunſtge⸗ 24. Nm. 2 ll. 28. Nm. 1 uU. 20. Nm. 2 ll. 21. Nm. 2 u. 58. Nm. 2 U. 11. Nm. 2 u. 6. Nm. 2 U. 10. Nm. 2 u. 26. Feb. Nm. 2 1 18 Ap. 2. Mai Nm 2 U.] 12. Juni Nm. 2. |11. Sept. Nm. 2 U. 16. Ap. 2. M. Nm. 2 u. 11 IP e 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 Mas h halt nach gun an 6 Tagen. anfragen} au 2 Tagen. an 3 Tagen. an 10 Tagen. an 7 Tagen. an 15 Tagen. an 4 Tagen. an 7 Tagen. an 21 Teen, an dr Sagen. Prozenten. Tempe⸗ ralur des Erd— bodens. Mittel aus täglich drei Beobachtungen. Minimum, 10°0 1. Zuni. 86 Maximum, Mittel aus tägl. 1 Beob, Minimum, 19.6 17. Zuli. 14.40 1.—14. Mär. 1.0 25.—28. Nov. x 15.5 13.0 18.5 * 2 23. Mai. 18. Bull ee 6.48 tägl. 1 Beob. —.— EN 1.0 Minimum, 7.—14. Matz. 27.—30. Nov. 7—14. Matz 3˙ Maximum. 10.6 13.8 12.0 „ie 5 21. 25. Matz. 26. Zuli, 2. 3. Sept. 20. Zuli, Mittel aus ur 3.38 IE mm 4.63 0.38 tägl. 1 Beob. ai 22 8.8 38 22 Minimum. 1 22 22.—20. Feb. 11.2. 3.—12. Mir] 1.—8. Zunf 22. Neo. I. 2. 6.—22. Min) 5 12.2 H 10.0 7.1 18 91 12.2 11.4 % 1 JE 1. 1. Dec. 26. 27. Mai, 22. 23. Juli. J. Sept, 22. 23. Juli. Mittel aus 8.48 5.53 3.12 4.70 1081 8.19 6.09 tägl, 1 Beob, | Ueberſicht der aus den meteorologiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen im Jahre 18 Decbr. 1859. Januar 1800.) Februar. März. April. Mai. Juni. Juli. | Auguſt. September. October. November. Völlig heiter, 1 0 0 0 2 1 0 0 0 Himmeſs⸗ Seiter. 1 2 3 2 11 6 6 4 1 12 = — — _ = — Ziemlich heiter. 3 2 1 6 6 10 | 10 8 8 I 4 8 6 22 26 21 ee Bolli 7 9 7 3 6 7 8 11 anficht. | Wolkig. 3 | 7 7 u 7 | Trübe. 14 1 8 9 3 8 4 10 11 I — + | * weil ı 6 Bedeckt. 9 9 8 7 5 0 3 1 0 1 1 1 — = [Mittel in Procenten der 755 74,8 71,7 68.4 46.0 54.2 52.0 57.4 60.7 N. 5 | 0 7 2 5 0 1 2 0 4 — — * = = en ea . | 0 12 6 14 7 2 14 0 Wind= | N — | 7 O 17 21 2 8 22 | 11 9 19 2 —— — — — —— — — — — 5 7 . SO. 9 1 8 13 3 | 9 8 8 7 rich 1 | - S 18 14 4 7 7 9 11 4 15 1 a | = = — — SW. 20 25 2 28 16 2 19 17 1 35 tung. Fi Al W. 13 | 20 15 21 15 29 i 40 31 31 NW. 7 0 18 8 8 9 2 4 3 Tage. i 88 Wind überhaupt. 22 | 28 | 28 28 23 24 27 28 27 + 0 = 1 = je | Windſlile. 9 3 1 3 7 7 3 3 4 Thau. 0 0 0 0 0 12 | 15 15 8 Wär Döfftige | Reif. 4 4 1 7 9 2 0 0 0 * zT | Nebel, i 14 | 6 | 4 5 4 1 2 3 1 Nieder⸗ Regen. 4 7 4 8 5 10 18 13 22 — — — 1 Regen und Schnee. 0 | 1 0 0 0 0 0 0 0 | | T ſchlüge. Schuee. 7 - 8 10 14 2 1 0 0 2 0 all: Graupeln. 1 0 0 a 3 0 0 0 0 — Hagel. h 1 0 0 1 1 1 2 0 0 Niederſchläge überhaupt. 22 20 13 24 19 24 30 28 Betrag Regen, 46 73 36 2 85 107 312 660 458 Kub.⸗Zoll. 1 | Schuee. 82 46 99 rel 3 0 0 0 0 der = 83.83 tied Höhe Regen. 3.83 6.08 3.000 2.42 7.08 16.442 20.00 55,00 38.017 6.75 17.75 1.33 | 12.01 95.92 i 119,017 25.83 183. Nieder— in 0 ir R Linien. 6.83 3.83 8.45 5.92 0.25 0 0 0 0 0 | 0 1.233 18.1 6.17 1.33 26.41 ſchlüge. : z ; ; 3 Zuſammen Kub.-Zoll, 128 119 135 100 88 197 312 660 458 81 213 32 332 . 326 Zufammen Höhe in Linien.] 10.66 9.92 11. ⁵ 8.53 7.33 16.142 | 20.000 55/00 38.017 6.75 17.75 2.66 Electrifche | Nahe Gewitter. 0 0 0 0 3 1 5 0 0 0 Erſchei⸗ — nungen. Eufernte Gewitter. 0 0 0 0 0 6 7 8 6 0 0 0 60 gefundenen Drittel und Summen, Bemerkungen, Det lezte Brig lahtsſchnee fiel m 5. Mal, der an Wisterſchnce am] Nevember 1859, 20 ledte Frühjassaferg trat ein amd. Mai; der erſſe Winterfeof am 23. Oatb. 1859 Die größte Menz Regen fiel am 30, bis 31 AA *. 1 W 4 u wis a: 9 a [a 4 UF 1 * N a 1 1 1 f eie N . vs 5 N 57 y + N m * er; vo Br 1 ws 1 * 1 E n * j . u A = 7 u 5 * Ps Dass . 1 5 fi N Pr er 9 fat N ar * Fr Erna N 1 5 u: 1 AR 9 ur % N ud 3 N: 9 * En Eee 1 Ban 1 9 N 1 1 = Fe 2,00 3 Pr ” u ae | A A Er 5 5 ze Bee»; er, N 1 fi LT KT U BEER „ er LA 6. nu Bu 5 . Er i nr u I ** e 4 5 E A . IT: N: . da 2 Bu 1 ar f 1 e er 5 an DR 1 i 8 . N DR 5 ur ı 1 * N . DEZ 5 a N * AN u . a * LER N Bi Mu W er un 8 el In Fer £ Be; BUND Ri, 1 N b . 5 5 . kr v * N E be CE 1 9 2 1 . ar 8 ö 1 A . A BJ ’ wa nr e N 1 I * . x 1 5 As 9 m) 1 Re, ir N 1 = “nl 8 E 1 fe ey Re . j 2 5 * . Ps 11 9 NY 2 * 1 an 5 * 8 iv r i 1 n ene. 1 en Ka B 3 . De 5 Kr EN * N 3 * * N x : nt): EN j Be j . ! ET, Bu} 7 2 € * N 1 4 gi & 1 Ba x R u m Per Bars a 4 FAR . n u . Be‘ a6 1 1 Fu IM * na r N g N u 9 . 1 \ 8 n l . / 15 MM re u, * r g . Han le Pi DER we 2 1 1 MR ö 1 R 7 93 5 n en . 2 u F gie 1 N N, 75 . en N 8 . ar UA -: 8 aa Per BE N r wa» r | * Bar: ar: 1 6 e U . e AA D WER 2 . Wi N 7 u Be Da . * e nnn ee 5 Bi: LAN