Archiv des Vereins der Freunde der Raturgeſchichte Meklenburg. 16. Jahr. Herausgegeben von Ernſt Voll. Neubrandenburg, in Commiſſion bei C. Brünslow. 1862. Druck von H. Gentz in Neubrandenburg. Vorrede. „Für den Inhalt der Abhandlungen dieſer Vereins⸗ ſchrift übernimmt weder der geſammte Verein noch auch der Herausgeber die Verantwortung, ſondern letztere tra— gen diejenigen allein, welche als Verfaſſer der einzelnen Abhandlungen ſich genannt haben.“ ; Erklärungen vorſtehenden Inhalts las ich ſchon feit Jahren in mehreren naturwiſſenſchaftlichen Geſellſchafts- ſchriften, und dieſelben erſchienen mir früher ſehr über— flüffig, weil ich nicht glauben konnte, daß irgend Jemand ſo unbillig ſein würde, dem ganzen Vereine oder dem Herausgeber etwas zur Laſt legen zu wollen, was doch nur der namenkundige Verfaſſer der incriminirten Abhandlung allein zu verantworten hat. Doch ich ſollte darüber anders belehrt werden, indem gegen mich, den Herausgeber, in einem beſtimmten Falle Anſchuldigungen erhoben worden find, welche, — wenn überhaupt be— gründet, — nur den Verfaſſer der fraglichen Arbeit treffen können. Da der unſerem Vereiuskreiſe nicht an— gehörige, in einem Nachbarlande wohnende, durch jene IV Arbeit in feinem eigenen Rechte ſich gekränkt glau⸗ bende Ankläger jene Anſchuldigungen bisher aber nur hinter meinem Rücken erhoben hat, und dieſelben daher nur auf Umwegen zu meiner Kunde gelangt ſind, ich alſo die Trag⸗ weite derſelben nicht ſo genau kenne, als es zu einer öffent⸗ lichen Vertheidigung nothwendig iſt, ſo will ich mich für jetzt über dieſe Angelegenheit nicht deutlicher ausſprechen. Um dieſelbe aber für die Folge erledigen zu können, for⸗ dere ich jetzt beſagten Herren hiermit öffentlich auf, entweder mich gerades Weges von ſeinen Beſchuldigungen in Keuntniß zu ſetzen, damit ich dieſelben öffentlich wid er⸗ legen kann, oder, — wenn er das Unbegründete derſelben inzwiſchen ſelbſt ſchon eingeſehen haben ſollte, — hinfort auch hinter meinem Rücken zu ſchweigen. Es iſt ein bloßer Zufall, daß mein Name auf dem Titel unſeres Archivs als der des Herausgebers ſich, eingebürgert hat. Bei dem Erſcheinen des erſten Jahr⸗ ganges ſchien es wünſchenswerth ihn zu nennen, damit es allgemeiner bekannt würde, weſſen Händen die Beſorgung der Vereinsangelegenheiten anvertraut ſei, ſpäterhin iſt er aber nur deßhalb ſtehen geblieben, weil Veränderung des Titels einer Geſellſchaftsſchrift für den practiſchen Gebrauch derſelben allerlei Unbequemlichkeiten nach ſich zu ziehen pflegt. Gegen mich aber aus jenem Titel eine Verant⸗ wortlichkeit hinſichtlich der Abhandlungen, die nicht aus meiner Feder gefloſſen ſind, ableiten zu wollen, — da⸗ b gegen muß ich die beſtimmteſte Verwahrung einlegen. Denn mir ſteht nicht die Entſcheidung zu, ob eine Arbeit im Archiv Aufnahme finden ſolle oder nicht, ſondern die Vereinsmitglieder haben das Recht den Abdruck zu ver⸗ 1 V langen, falls derſelbe nicht durch die in $: 5 unſerer Sta⸗ tuten bezeichnete Maßregel von der ganzen Geſellſchaft verweigert worden iſt. Billig denkenden Leſern des Archivs glaube ich über meine Stellung zu demſelben jetzt genug geſagt zu haben, — unbillig denkenden und ſprechenden aber werde ich im feſten Vertrauen auf mein gutes Recht, mit aller Ent⸗ ſchiedenheit öffentlich entgegen treten. Neubrandenburg, den 24. October 1862. E. Boll. ETeberfiht des Snhalles. Botanik. Flora von Röbel und der Umgegend, von J. Sarkander. . Die Süßwaſſerpflanzen der deutſchen Oſtſeeländer, von E. Boll Aufforderung an die meklenburgiſchen Botaniker, von E. Boll Geographie. Die meklenburgiſche Colonie zu Waimea auf Neuseeland, von / ⁰ A jela 2a JA Fe Geologie und Petrefactenkunde. Beſchreibung einer neuen tertiären Art der Gattung Cuma (©. Bettina), von J. O. Semper, Beiträge zur Kenntniß der norddeutſchen Tertiär-Conchylien (Ancillaria, Cypraea, Voluta, Mitra), von F. E. Koch. Die Beyrichien der norddeutſchen ſiluriſchen Gerölle (mit 1 Tafel), Den ll Re RE Ueber die ſiluriſche Orthis Lynx Eichw. sp. und einige mit derſelben verwechſelte Arten, von E. Bell Mineralogiſches und Petrefaetologiſches, von C. Brath . Literatur. Neue, auf den Kreis des Vereinsgebietes bezügliche Literatur. Meteorologie. Beiträge zur Gewitterkunde, von E. Boll. Meteorologiſche Beobachtungen der Station Hinrichshagen aus d. J. 1861 (14. Jahr), von Prozell, — die hinten an⸗ gehängte Tabelle. Vereins angelegenheiten. Bericht über die Verſammlung des Vereins am 11, Juni 1862 Bützow, ven Dr. Genzz e mes Verzeichniß der ordentlichen Vereins mitglieder Zoologie. Rennthier⸗Geweihe in Meklenburg, von E. Boll. Protocoll über die 3. Verſammlung der ornithologifchen Seetion, a ee Ueber Muscicapa parva und Sylvia We e 9 5 Riefkohl Ueber einige ſeltenere pommerſche Vögel, von W. Hintz .. Die Reptilien bei Dargun, von C. Struck Zur Molluskenfauna der Oſtſee, von J. O. Semper 179 102 104 114 151 177 184 158 1. Bericht über bie Verſammlung des Vereins am II. Juni 1862 zu Bützow. Die Verſammlung, welche von 35 Theilnehmern be— ſucht war, wird von Herrn Archivrath Dr. Liſch als Vorſitzendem mit einer kurzen Anſprache eröffnet, in welcher er die Anweſenden begrüßt, ſeine Freude über die zahlreiche Betheiligung, zugleich aber auch ſein Bedauern darüber ausſpricht, daß Herr E. Boll durch Geſchäfte behindert ſei, der heutigen Verſammlung beizuwohnen, und weiſ't mit wenigen Worten auf die Zwecke des Vereins über— haupt und der heutigen Verſammlung insbeſondere hin. Dr. Genzke ſpricht zunächſt den Wunſch aus, daß die Verhandlungen in der heutigen Versammlung möch— ten dem Druck übergeben werden. Man ftimmt all- gemein dieſem Wunſche bei und beſchließt, ein kurzes Referat der heutigen Sitzung zu veröffentlichen.“ 1. Dies iſt in Nr. 150 der Meklenburgiſchen Zeitung geſchehen, wo aber in dem Referat über die Stiftung des Vereins ein Irrthum ſich eingeſchlichen hat. Die erſte Aufforderung zur Bildung dieſes naturhiſtoriſchen Vereines ging im Jahre 1846 von A. v. Maltzan, Dr. Griſchow und dem Unterzeichneten aus. E. Boll. 1 — 2 - Hierauf verlieſt Dr. Genzke den von Herrn E. Boll eingeſandten Jahresbericht über die Vereinsangelegen⸗ heiten aus dem letzten Jahre 1861/62, welcher folgender⸗ maßen lautet: | „Zur Vervollſtändigung des in Archiv XV. S. 430 ff. abgedruckten, bis zum 25. Februar d. J. reichenden Berichtes über unſere Vereins angelegenheiten erlaube ich mir noch folgende Mittheilungen hinzu zu fügen: Der Verein verlor an Mitgliedern durch den Tod die Herren: v. Sydow, General in Luxemburg. Weidner, Dr, med. in Sülz; durch Austritt die Herrn: Arnold, Lehrer in Lübeck. Haug, Ober⸗Förſter in Waldhauſen. Liepmann Marcus, Fabricant in Penzlin. deuter, Lehrer in Lübeck. An neuen Mitgliedern haben wir ſeit dem 25. Febr. gewonnen die Herrn: Kulow, Pharmaceut in Warin. Sarkander, Hauslehrer in Wutſchendorf bei Neu⸗ ſtrelitz. | Vortiſch L., Prediger in Satow bei Kröpelin. Winkler, Apotheker in Lübeck, — ſo daß ſich alſo die Geſammtzahl der ordentlichen Vereinsmitglieder gegen— wärtig auf 202 beläuft.“ — Der Kreis unſerer auswär⸗ tigen Verbindungen wurde durch Schriftenaustauſch mit dem naturforſchenden Vereine in Brünn erweitert. 1. Die Namen der ordentlichen Vereinsmitglieder ſ. in Anlage I. 3 Was die inneren Angelegenheiten des Vereines betrifft, fo hebe ich daraus als eine dem verfloſſenen Jahre ange⸗ hörige, beſonders erfreuliche hervor, die durch Hrn. Pr. L. v. Preen veranlaßte Stiftung einer ornithologiſchen Section innerhalb unſeres Vereines, — eine andere, ſehr bedauer⸗ liche, habe ich in Archiv XV. ſchon vorläufig zur Sprache gebracht. Es iſt dies die nachtheilige Lage der finanziellen Verhältniſſe des Vereines, welche dadurch herbeigeführt iſt, daß mit der erhöheten, ſehr erfreulichen inneren Thätigkeit deſſelben die für dieſe erforderlichen Geldmittel nicht in gleichem Maaße geſtiegen ſind. Schon ſeit mehreren Jah— ren haben wir mit einem Deficit abſchließen müſſen, wel⸗ ches im Jahre 1859 ſchon auf 67 Thlr. geſtiegen war; im Jahre 1860 gelang es daſſelbe bis auf 48 Thlr. zu ermäßigen und es ſchien Ausſicht vorhanden zu fein, daß im Laufe des Jahres 1861 Ausgabe und Einnahme wie⸗ der ins Gleichgewicht zu bringen. Da aber wurden für das Archiv XV. fo viele Arbeiten eingeliefert, die unmög⸗ lich zurückgewieſen werden konnten, daß ſtatt einer Tilgung unſerer alten Schulden, ſogar eine beträchtliche Vergrößerung derſelben eintrat, indem dieſelben, wie der in Anlage II. beigefügte Rechnungsabſchluß zeigt, die Höhe von 121 Thlr. 17½ Sgr. erreichten. Etwas, vielleicht um 20 bis 25 Thlr., ermäßigen wird ſich dieſes Defieit noch durch den buchhändleriſchen Verkauf des XV. Jahrganges unſerer Vereinsſchrift, für welchen, da derſelbe nach Neujahr 1862 erſchienen iſt, erſt zur Oſtermeſſe künftigen Jahres Zahlung geleiſtet wird. Es würden alſo noch immer 100 Thlr. zu tilgen bleiben, zu deren Deckung wir lediglich auf Be— ſchränkung der laufenden Ausgaben und auf freiwillige 1* 4 Beiſteuern der Vereinsmitglieder angewieſen find. Daß auf letztere nicht ganz vergeblich gerechnet worden iſt, zeigt die Lifte der bis jetzt erfolgten Zahlungen der Jahresbei— träge für 1862/63, woraus erhellt, daß von 9 Mitgliedern ſchon 11 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. an freiwilligen Beiträgen gezahlt worden find. Veranſchlagen wir den geſammten Betrag der letzteren auf etwa 25 Thlr., jo würde dadurch unſer Deficit von 100 Thlr. auf 75 Thlr. ermäßigt werden. 1 Die Einnahmen im Vereinsjahre 1862/63 werden ſich alſo etwa in folgender Weiſe geſtalten: Jahresbeiträge der 202 Mitglieder 202 Thlr. Freiwillige Beiträge Aus dem Verkaufe des Archiv XV. . 20 „ Aus dem Verkaufe des Archiv XVI. 10 „ Summa 257 Thlr. Wenn es demnach auch möglich wäre, das ganze Deficit von 121 Thlr. im Laufe dieſes Vereinsjahres zu tilgen, in welchem Falle uns noch ca. 135 Thlr. zur Be- ſtreitung der laufenden Ausgaben übrig bleiben, ſo würde dies doch eine Beeinträchtigung anderer Vereinsintereſſen zur Folge haben, namentlich eine zu ſtarke Beſchränkung oder gar den gänzlichen Ausfall unſeres Jahresheftes. Daher erlaube ich mir den Vorſchlag zu machen, von einer völligen Tilgung des Deficits in dieſem Jahre abzuſehen und noch einen Reſt deſſelben von etwa 25 Thlrn. auf 1. Am 22. Juli waren von 40 Mitgliedern ſchon 32 Thlr. 27 ½ Sgr. mehrgezahlt, excl. eines Geſchenkes von 10 Thlrn., wel⸗ ches unſer Ehrenmitglied Hr. Dr. v. Hagenow in Greifswald der Vereinscaſſe gemacht hat. E. Boll. 5 das Vereinsjahr 1863/64 mit hinüber zu nehmen. Fände dieſer Antrag die Genehmigung der Verſammlung, fo wür- den wir für das laufende Jahr eine Summe von c. 160 Thlr. disponibel haben. Eine ſolche Summe iſt um ſo wünſchenswerther, da ſich auch für die Bibliothek des Vereines eine grö— ßere Ausgabe als unumgänglich vernothwendigt. Um dem Vereine Koſten zu ſparen, habe ich die Bibliothek deſſelben bisher in meinen Zimmern und Schränken, aufgeſtellt ge⸗ habt. Durch den jährlichen Schriftenaustauſch mit mehr als 50 naturwiſſenſchaftlichen Geſellſchaften, durch Ge— ſchenke und Ankauf iſt dieſelbe aber jetzt ſo herangewach— ſen, daß ich gänzlich außer Stande bin, ſie fernerhin in meinen Räumen zu beherbergen. Es wird daher noth— wendig ſein, ein Zimmer für dieſelbe zu miethen und Schränke für ihre Aufſtellung anfertigen zu laſſen, — eine Fürſorge, welche die Bibliothek, die jetzt im Ladenpreiſe einen Werth von mindeftens 1000 Thlr. repräſentirt, wohl verdient. N Demnach würden ſich die Ausgaben für das Vereinsjahr 1862/63 etwa in folgender Weiſe ſtellen: Local für die Bibliothek . . 15 Thlr. lee 1 Ankauf von Büchern. . 10 „ Buchbinderarbeiten . . 15 „ ff er Diverſe Ausgaben 5 „ Druck des Archiv XVI. 89 „ Summa 160 Thlr. 6 Archiv XVI. würde alfo, wenn dieſe Berechnung zu Grunde gelegt wird, in einer Stärke von etwa 10 Bogen ausgegeben werden können, von welchen 1 Bogen den Protocollen der ornithologiſchen Section und 1 Bogen den meteorologiſchen Beobachtungen der Station Hiurichs⸗ hagen zukommt, die übrigen 8 Bogen aber zu anderwei⸗ tiger Benutzung den Vereinsmitgliedern disponibel ſind. Ein Beitrag für dies Jahresheſt, eine Flora der Umgegend von Röbel (in botaniſcher Hinſicht bis jetzt eine terra in- cognita!) enthaltend, ift mir von Hrn. Sarkander ſchon eingehändiget worden. Was die Wahl des Verſammlungsortes für dies Jahr 1863 betrifft, ſo liegt von dem Hrn. Regierungs⸗ ſecretär Hofrath Bahlcke in Neuſtrelitz eine briefliche Einladung nach letzterer Stadt hin vor. Durch Annahme derſelben würde zwar der Zeitpunkt unſerer Zuſammenkunft um eine Woche aus ſeinem gewöhnlichen Geleiſe gebracht werden, eine ſolche Abweichung würde aber durch die in dem Briefe dargelegten Gründe hinreichend motivirt erſcheinen. Außer den in den Anlagen überſandten Documenten füge ich noch einige Schriftſtücke aus der Vereins⸗Cor⸗ respondenz bei, fo wie die mir für den Verein zur Kennt⸗ nißnahme überſandten Preisfragen der Bataviſchen Ge— ſellſchaft zu Rotterdam. Lebhaft bedauere ich, die Bützower Berfariumlinht nicht ſelbſt beſuchen zu können. Zu mehreren anderen Gründen, die mich ohnehin daran verhindert hätten, iſt vor einigen Tagen noch ein neuer dadurch hinzugekommen, daß von Herrn F. Krull, jetzt hamburgiſchem Conſul in Neuſee⸗ land, eine reiche Sendung neuſeeländiſcher Na⸗ 7 turalien an mich gelangt iſt, die mir viel zu thun giebt. Den hauptſächlichſten Inhalt derſelben bilden c. 100 Species Meeresmollusken, von denen nur erſt drei in meiner Sammlung vertreten waren, und 50 Arten von Algen und Corallinen, die mir alle neu ſind; auch einige quartäre Petrefacten, einige Seeigel ꝛc. befinden, ſich dabei. Seiner hieſelbſt wohnenden Mutter hat Hr. K. zugleich eine Anzahl neuſeeländiſcher Waffen, Geräth- ſchaften, Kleidungsſtücke, — welche bei der ſchnellen Civi— liſation der Maoris auch auf Neuſeeland ſelbſt bald zu den Seltenheiten gehören werden, — überſendet, ſo daß wir hier in Neubrandenburg jetzt eine kleine intereffante neu⸗ ſeeländiſche Sammlung beſitzen, wie ſie anderweitig in Meklenburg wohl ſchwerlich zu finden iſt. Mich dem freundlichen Andenken der in Bützow ver— | ſammelten Vereinsmitgliedern beſtens empfehlend, und dieſelben um reifliche Erwägung der von mir im Obigen gemachten Vorſchläge bittend, unterzeichne ich mich hoch— achtungsvoll E. Boll.“ Neubrandenburg den 4. Juni 1862. Nach Vorleſung des Jahresberichts proponirt der erſte Vorſitzende, Hr. Arch. Liſch, denſelben in ſeinen ein— zelnen Punkten einer eingehenden Beſprechung zu unterziehen. Es wird beliebt, die Jahresrechnung von 2 Mitglie— dern revidiren zu laſſen. (Hr. Bauconducteur Langfeldt aus Roſtock und Hr. Baumeiſter Ruge aus Schwerin unterziehen ſich dem Geſchäft, referiren ſpäter, daß die Rechnung richtig befunden ſei, worauf dem Berechner Hrn. Boll das Liberatorium von der Verſammlung ertheilt wird.) 8 Hr. Arch. Liſch bemerkt, daß das Deficit hauptſäch⸗ lich dadurch entſtanden ſei, daß das Archiv, welches nach der urſprünglichen Beſtimmung 10 Bogen nicht über⸗ ſchreiten ſollte, zu ſehr ausgedehnt ſei, was die Druckkoſten ſehr vermehrt habe. Hr. Madauß bemerkt, daß die Vergrößerung der Vereins- Bibliothek zu große Mittel in Anſpruch genommen habe, und von verſchiedenen Seiten wird be⸗ antragt, die Vermehrung der Vereinsbibliothek für die nächſten Jahre auszuſetzen. n Hr. Arch. Liſch proponirt: das Archiv auf 12 Bogen zu beſchränken, und die 1 der Bibliothek einſt⸗ weilen auszuſetzen. Beſchluß: Die Verſammlung will die Ausgaben für die Erweiterung der Bibliothek für die nächſten Jahre beſchränken und überhaupt nicht eher etwas Neues anſchaffen, bis das jetzige Deficit gedeckt iſt. Hr. Dr. Genzke hält es für ungerathen, das ganze Deficit der Jahresrechnung etwa durch einen erhöheten Beitrag der Mitglieder in einem Jahre zu decken, vielmehr daſſelbe auf das nächſte Jahr zu übertragen. Man ſtimmt dem allſeitig bei. In Betreff des Locals zur Aufſtellung der Vereins- Bibliothek wird bemerkt, daß die Miethe ſehr hoch erſcheine. Da daſſelbe jedoch immer nur auf ein Jahr gemiethet iſt,“ ſo will man für dies Jahr keine Abänderung treffen. 1. Es iſt vielmehr noch gar nicht gemiethet! Es ſcheint bei der Discuſſion überſehen zu ſein, daß ich die Miethe eines Locals nur beautragt und e den muthmaßlichen Preis augeſetzt habe. E. Boll. 9 Hr. Baucouducteur Langfeld proponirt, daß die Ver- einsbibliothek gegen Feuersgefahr möchte verſichert werden, was allgemein acceptirt wird. Nach Beendigung der Diseuſſion über den Jahres— bericht ging die Verſammlung über zur Wahl des Ver— ſammlungsortes für das nächſte Jahr. — Von einer Seite wird vorgeſchlagen, für die Jahresverſamm⸗ lungen drei feſte Orte — etwa Neubrandenburg, Güſtrow, Schwerin zu beſtimmen. — Hr. Brockmüller proponirt: alle 2 Jahre die Verſammlung in Schwerin abzuhalten, und in der Zwiſchenzeit die Verſammlung wandern zu laſſen, was Beifall findet. Für das nächſte Jahr wird Neuſtrelitz in Vorſchlag gebracht, aber abgelehnt. Man entſcheidet ſich für Sch we— rin im nächſten Jahre. — Statutenmäßig ſoll die Ver⸗ ſammlung in den Pfingſt-Ferien ſtattfinden; man wünſcht, daß dieſe Beſtimmung von Beſtand bleibe. Für die nächſte Jahresverſammlung wird die Frage intimirt: ob man nicht ein für allemal die beiden Städte Schwerin und Güſtrow zu der Jahresver— ſammlung feſtſetzen wolle?“ Demnächſt ſchritt die Verſammlung zur Wahl eines neuen Vorſtandes auf die nächſten fünf Jahre. Allgemein wird der Wunſch ausgeſprochen, daß Hr. Archivrath Liſch für die nächſten fünf Jahre als 1. Ein Beſchluß in dieſem Sinne würde die Intereſſen der Mit» glieder im öſtlichen Meklenburg ſehr ſtark berühren. Ich erlaube mir daher dieſelben auf dieſe noch offene Frage aufmerkſam zu machen. E. Boll. 10 Vorſtandsmitglied wieder eintreten möchte, was derſelbe zur Freude der Verſammlung zuſagte. Hr. Pr.⸗L. v. Preen wird zum Vorſtandsmitgliede für das nächſte Jahr ers wählt und nimmt dieſe Wahl gleichfalls an. Ob morgen Excurſionen ſtattfinden ſollen, darüber will man ſich bei dem Feſteſſen näher beſprechen. (Es wird eine Excurſion nach der Hohen-Burg beſchloſſen, aber nur vom Gymnaſtallehrer Claſen-Roſtock und Gymnaſial⸗ lehrer Radatz ausgeführt. Hr. Präpoſitus Schenck bean⸗ tragt die Bildung mehrerer neuer Sectionen für Botanik, Geologie und Geognoſie, Entomologie ꝛc., nach dem Vorgange der ornithologiſchen Section, was allge— meine Billigung und Zuſtimmung findet. Es werden Bogen ausgelegt und die Anuweſenden erſucht, ihre Namen für die einzelnen Sectionen einzutra⸗ gen, um dieſe Angelegenheit au Ort und Stelle wenigſtens einzuleiten. Später ſollten die ſämmtlichen Vereinsmit⸗ glieder durch den Abdruck des Protocolles der heutigen Verſammlung zum Beitritt aufgefordert werden. Es erklärten ſich beizutreten: 1. Der botaniſchen Section die Herren Brinkmaun in Roſtock Brockmüller in Wölſchendorf Evers in Schwerin Holtz in Barth Kayſel in Kröpelin Klooß in Grabow v. Kühlewein in Roſtock Madauß in Grabow Müller in Güſtrow Scheuk in Pinnow Willebrand in Kladow. Freer a 3 11 2. Der entomologiſchen Section die Herren Claſen in Roſtock Gentzke in Bützow Kayſel in Kröpelin Raddatz in Roſtock Schenk in Pinnow Schmidt in Wismar. 3. Der geologiſchen Scction die Herren Brath in Schwan Claſen in Roſtock Langfeldt in Roſtock Liſch in Schwerin Ruge in Schwerin Vortiſch in Satow. Hr. Brockmüller bittet die Verſammelten, ihn bei der beabſichtigten Herausgabe der von ihm geſammel— ten Kryptogamen Meklenburgs durch Beiträge zu unter— ſtützen, und überreicht das erſte Fascikel (Nr. 1.50) dieſer Sammlung dem Vereine zum Geſchenke. Hr. Arch. Liſch erklärt die für die heutige Verſamm⸗ lung aufgeſtellte Tagesordnung für erledigt und ſchließt die Sitzung mit der dringenden Bitte, es möchten die Mitglieder für die Folge ihre Aufmerkſamkeit auf die gründlichſte Uunterſuchung der Torfmoo re des Landes richten, weil gerade in dieſer Localität, die merkwürdigſten Ueberreſte der Vorzeit für Natur und Kunſt ſich gelagert „fänden. ! Nach aufgehobener Sitzung zeigt Hr. Oberforſtmeiſter v. Graevenitz mehrere Hörner und einen Schenkelkno— chen vom Urſtiere und eine Schaufel vom Elenn vor, welche in einem Torfmoore bei Schutow gefunden worden. 12 Hr. Lehrer Claſen-Roſtock producirt einen Mammuth⸗ zahn, welchen derſelbe in Barnsdorf bei Roſtock bei Auf— grabung der Erde zur Legung eines Fundaments wenige Fuße unter der Oberfläche gefunden hatte. Hr. Lehrer Vermehren-⸗Güſtrow zeigt eine Quantität Petrefacten vor; desgleichen der Dr. Genzke-Bützow eine Anzahl Exemplare der von Botrytis bassiana befallenen Seiden⸗ raupen (muscardine). Die Jahresbeiträge werden von mehreren Anweſenden berichtigt, wie auch ein von Hrn. Dr. Fiedler in Dömitz eingeſendetes Geſchenk für die Vereinsſammlung (Heft 4 und 5 der von ihm herausge— gebenen Pilze enthaltend) überreicht wird. Zum Beitreten erklären ſich geneigt, die Hrn: Dräger Dr., Gymnaſiallehrer in Güſtrow. Baron v. Nettelbladt in Güſtrow. Simonis, Lehrer in Güſtrow. Bei der Feſttafel, an welcher die heiterſte Stimmung herrſchte, brachte Hr. Arch. Liſch-zunächſt unter allgemei- ner und freudigſter Zuſtimmung ein Lebshoch auf unſern allerdurchl. Großherzog aus. — Weitere Toaſte auf Hr. E. Boll, auf den Vorſtand der Geſellſchaft, auf die an⸗ weſenden Gäſte ꝛc. folgten. Nach aufgehobener Mah lzeit begaben ſich mehrere Mitglieder in den Garten des Vog— lerſchen Gaſthauſes und von dort in den Schützenhaus Garten, woſelbſt von der Geſellſchaft „Erholung“ ein Concert veranſtaltet war und die Mitglieder mit großer Zuvorkommenheit empfangen wurden. Bützow. Dr. Genzke. — 0 13 Anlage J. Ordentliche Mitglieder. Altona: Semper J. O. Barkow bei Plau: Lütjohann, Erbpächter. Zander Dr. Prediger. Barth in Pommern: Holtz, Rentier Bern: v. Zehen der M. R. Profeſſor. Blaukenhof: Pog ge, Gutsbeſitzer. Boddin bei Gnoien: v. Lützow, Staatsminiſter. Boitzenburg: Bölte, Forſtgeometer Börtzow bei Grevismühlen: Owflien, Prediger, Brunn: v. Oertzen, Kammerherr. Buddenhagen bei Wolgaſt: Zabel, Forftauficher. Bützow: v. Grävenitz, Forſtmeiſter. Genzke Dr. med. Dargun: v. Glöden, Forſtmeiſter. Koch F. Baumeiſter. Linſen Dr. med. Rennecke, Prediger. Struck, Lehrer. Tackert, Forſtpracticaut. Daſſow: Griewank C., Prediger. Demern bei Rehna: Maſch, Archivrath. Dewitz bei Stargard: Willebrand, Domanialpächter. Doberan: Kortüm A., Dr. Medicinalrath. Dobertin: Garthe, Forſtinſpeetor. v. Maltzan J. Sponholz J., Dr. med. Dömitz: Fiedler B., Dr. med. Reinhardt, Poſtmeiſter. Finkenthal bei Dargun: Harms, Förſter. Friedland: Unger R, Dr. phil. Schulrath. Gelbenſande: Schmidt, Forſtpracticaut. Gielow: Prahſt, Bauconducteur. 14 Giewitz Gr.: Brückner W., Präpoſitus. Gnoien: Arndt C., Privatlehrer. f Goldberg: Schmidt, Sprachlehrer. Grabow: Kloß Dr. med. Madauß, Zahnarzt. Greifswald: Wiefe, Forſtmeiſter. Güſtrow: Breem, Lehrer. Dräger Dr., Lehrer. Förſter, Dr. phil. Gymnaſiallehrer. Holland, Apotheker. Müller, Apotheker. v. Nettelbladt, Baron. Prahl, Lehrer. Seitz, Senator. Simonis, Lehrer. Stellner J., Lehrer. Türck, Prediger. Vermehren Ad., Lehrer. Vermehren Aug, Lehrer. Gutendorf N. b. Marlow: v. Vogelſang, Hauptmann, Guts⸗ beſitzer. Hamburg: Krogmann Dr. med. Hamm in Weſtphalen: von der Mark, Apotheker. Hinrichshagen bei Woldegk: Müller J., Oberförſter. Prozell, Prediger. Kladow bei Crivitz: Willebrand, Prediger. Klütz: Rubien Organiſt. Küſſow b. Neubrandenburg: Kirchſtein, Dom.⸗Pächter. Kröpelin: Kayſel, Reetor. Zangbagen bei Neuſtrelitz: v. Stahl, m Ludwigsluſt; Behn, Hotelbeſitzer. Beißner, Intendaut. Brückner C., Dr. med. Knieſtädt, Hofgärtner. Volger, Hofapotheker. 15 Ludwigsluſt: Wulff, Seminarlehrer. Lübeck: Brehmer Dr. Advokat. Meier A., Dr. phil. Lehrer. Schliemann, Apotheker. Schmahl H., Aelteſter der Muſiker I. Claſſe, Versmann, Apotheker. Wilde, Lehrer. Winkler, Apotheker. Lübtheen: Becker, Dr. med. Lüſſow bei Güſtrow: Hermes Prediger. Malchin: Bernin A, Ingenieur. Brummerſtädt Dr. med. Scheven F., Ingenieur. Scheven H., Dr. med. Kreisphyſicus. Scheven, H. Dr. phil. Apotheker. Timm F., Apotheker. Möllenhagen bei Waren: v. Gundlach, Rittmeiſter. Neubrandenburg: Boll E. Boll F., Prediger. Brückner L. Dr. med. Brünslow, Buchhändler. Jacoby, Lehrer. Klöckner, Candidat der Theologie. Krüger, Buchhäudler. Kurtze Dr., Oberlehrer. Löper F., Dr. med. Paul, Lehrer. Reuter Fr. Roloff H., Juſtrumentenfabrikant. Roloff L. desgl. Siemerling V., Dr. phil, Apotheker. Walther R., Dr. med. Parchim: Beyer F., Senator. Pentzlin: Betcke, Dr. med. Fröhlich, Präpoſitus. er Br. 16 Pinnow bei Schwerin: Schenck, Dr. phil., Präpoſitus. Plau: Erich, Senator. Maas, Apotheker. Wolff, Prediger. Polchow bei Lage: Brieſt, Gutsbeſitzer. Quitzenow bei Gnoien: v. Blücher, Gutsbeſitzer. Rehſe A.: Mercker, Gutsbeſitzer. Rehna: Gagzow, Poflpracticant. Ridſenow Gr. bei Lage: Karſten, Outsbeſitzer. Ritzerow bei Stavenhagen: v. Rieben, Forſtmeiſter. Roſtock: Benefel d, Dr. med. Brinkmann, Handelsgärtner, Claſen F., Lehrer. Dethleff, Lithograph. Flügge, Poſtdireetor. Karſten, Gerichtsrath. Kühl Dr. Rathsapotheker. v. Kühlewein, Dr. med. Collegienrath. Langfeld, Architeet. Raddatz, Lehrer. Riefkohl, Privatlehrer. Sche ven E., Dr. med, Steenbock, Conſervator. Timm E., Bharmaceut. Rothenmoor: v. Maltzan H. Rothſpalk bei Teterow: v. Möller⸗Lilienſtern Gutsbeſitzer. Satow bei Kröpelin: Vortiſch, Prediger. Scharpzow bei Malchin: Wüſtnei, Lehrer. Schlön bei Waren: Brückner A., Prediger. Schönberg: Langbein, Lehrer. Rickmann, Baumeiſter. Saß, Apotheker. Wegener, Lehrer. Wittmütz Dr. Director. Schwan: Brath, Pharmaceut. 17 Schwan: Claſen, Conrector. Schwerin: Blanck Dr. med. Stabsarzt. Brückner A., Dr. med. Dippe, Dr. Miniſterialrath. Evers, Forſtaſſiſtent. Flemming, Dr. med. Geh. Med.⸗Rath. Fromm L. Hartwig. Dr. phil. Oberlehrer. Kaiſer, Dr. phil. Redacteur. Kirchſtein, Dr. phil. Lehrer. Knaudt, Dr. Geh. Reg.⸗Rath a. D. Knebuſch, Advokat. Koch A., Geh. Amtsrath. Lehmeyer, Hofgärtner. Liſch Dr., Archivrath. Lübbert G. Meyer, Dr. med. Stabsarzt. Paſchen Hofrath, Miniſterialſeeretär. Pfeiffer, Dr. med. Sanitätsrath. v. Preen, Pr.⸗Lieutenant. Ruge, Baumeiſter. Sarnow, Hof⸗-Apotheker. Schiller, Dr. phil. Oberlehrer. Segnitz, Lehrer. Selkes, Poſtſecretär. Wüſtenei K., Gymnaftaſt. Seedorf am Schalſee bei Ratzeburg: Stammer H., Prediger. Sieden⸗Bollentin bei Treptow: Peters, Gutsbeſitzer. Stavenhagen: Erich, Rector. Heiuroth, Schornſteinfegermeiſter. Krogmann, Thierarzt. Krohn, Lehrer. Sternberg: v. Müller, Forſtmeiſter. Strelitz⸗Neu: Bahlke, Hofrath. Beuthe, Bauſchreiber. g Collin, Lehrer. 2 18 v. Conring, Pr.⸗Lieutenant. Eggers, Pr.⸗Lieutenant. Eggert, Schulrath. Füldner, Lehrer. Gentzen, Bibliothekar. Götze, Dr. med. Ladewig, Profeſſor. Langmann, Lehrer, Roloff, Dr. phil. Sülz: Böhmer, Senator. Cordua, Privatlehrer. Koch F., Salinenbeamter. Lange, Rendant. Bird, Landbaumeiſter. Teterow: Cordes, Lehrer. Danneel, Senator. Kayſel, Senator. Thalberg bei Treptow: Heydemann L. Treptow: Schröder, Juſtizrath. Vietz bei Hagenow: Lau, Lehrer. Waren: Krull L., Apotheker. Marin: Kulow, Pharmaceut. Wismar: Rättig, Lehrer. Schlotterbeck, Lehrer. Schmidt, Apotheker. Schmidt F., Kreis wundarzt. Stahmer, Dr. med. Kreisphyſicus. Thormann, Baumeiſter. Wittenburg: Lindemann, Lehrer. Wölſchendorf bei Rehna: Brockmüller, Lehrer. Wolgaſt: Marſſon, Dr. phil. Apotheker. Wuſtrow auf dem Fiſchlande: Peters, Navig. Lehrer. Wutſchendorf bei Neuſtrelitz: Sarkander, Lehrer. Zühr bei Wittenburg: v. Gräv enitz, Gutsbeſitzer. Nachträglich noch: in Roſtock: Groſchopp, Chemiker. Ordentliche Mitgliedern. 207 S 0. — De, 2 19 Anlage II. Einnahme 1861/62: 1. Jahresbeiträge zahlten: v. Lützow⸗Boddin 5 Thlr. — Sgr. Schröder⸗TreptowwwW - 2 % Fe Müller und Prozell⸗ Himichshagen, Unger⸗Friedland, Koch-Dargun, Brück⸗ ner, F. und E. Boll⸗ Neubrandenburg JJ 10 , ET 196 Mitglieder a 1 She . . 196 „ — „, 2. Aus dem Verkaufe des Archiv 5 , 15 „ 3. Porto⸗Auslagen von Hrn. Sem⸗ at „ Summa 220 Thlr. — Sgr. Ausgabe 1861/62: 1. Deckung der vorigjährigen Rechnung... 48 Thlr. 4 Sgr. 9 Pf. 2. An den Buchdrucker Gentz Neihnnng 22 „ ie ile Rechnung 29 5% 6 „ 4. An Buchbinder Boll l. TT. ˙· A 2 CCC 11 „ 5 6. Diverſaa ee een e n N 341 Thlr. 17 Sgr. 6 Pf. Einnahme 220 „ — „ — „ Mithin bleiben noch zu decken 121 Thlr. 17 Sgr. 6 Pf. Neubr. d. 8. Juni 1862. E. Boll. Der von Hrn. Vermehren aus Güſtrow eingeſandte Rechnungsabſchluß der für unſere Vereinsſammlung be— ſtimmten Caſſe ergiebt einen Caſſenbeſtund von 9 Thlr. 29 ßl. 2 ** 20 2. Protocol der dritten Verſammlung der Section für Ornithologie in Bützow am 12. Juni 1862. Zu der Verſammlung des Vereins am 11. Juni waren mehrere Mitglieder der Section erſchienen, die leider am Abend wieder abreiſen mußten, und auch am 12. nicht wieder kommen konnten. Aus dieſem Grunde war die Sections-Verſammlung nicht ſo beſucht, als zu erwarten ſtand, da es in Ausſicht war, die ſchöne Samm- lung ausſchließlich meklenburgiſcher Vögel des Herrn Oberforſtmeiſter von Grävenitz beſehen zu können. Die Sitzung wurde um 9 Uhr eröffnet, und begrüßte man zunächſt den Herrn Profeſſor Münter aus Greifs⸗ wald als werthgeſchätzten Gaſt. Dann folgten durch den Schriftführer geſchäftliche Mittheilungen. | Die Druckkoſten des vorjährigen Protocolls auf die 24 Mitglieder vertheilt, betragen für jeden 10 Schillinge und wird um baldige Einſendung gebeten. Auch ſind von vielen Mitgliedern die früheren Koſten noch nicht berichtigt. Als Ort für die nächſte Sections-Verſammlung im October 1863 wurde Roſtock gewählt, und wird die Ein- ladung hiezu ſeiner Zeit vom Schriftführer erfolgen. Pr.⸗L. v. Preen zeigte ein Gelege Falco peregrinus von dem Baron M. von Maltzan am 24. April d. J. bei Dobbertin gefunden. Es ſind dies wohl die erſten meklenburgiſchen Eier dieſes ſeltenen Vogels, die in die Hände eines wiſſenſchaftlichen Sammlers gelangen. Der Horſt ſtand auf einer ſehr hohen Tanne, nahe am See; war kleiner als ein Buſſard Horſt, und nur dünn gebaut. Der Falke brütete ſehr feſt und entfernte 21 ſich erſt vom Neſt, als der Kletterer es faſt berührte. Von den 4 Eiern waren 2 ſchon im Ausſchlüpfeu begriffen, die beiden anderen konnten noch durch Ausſchneiden eines Schaalenſtückes entleert werden. Sie haben die gewöhnt: liche Färbung, ſind aber kleiner und ſehr ſtark eiförmig. Sie meſſen: Gr. Axe 0,166. Kl. Axe 0,121 vom ſtum⸗ pfen Ende 0,065. Der Jäger hat ſchon ſeit mehreren Jahren die Fänge der beim Horſt erlegten jungen Wanderfalken abgeliefert. Ferner zeigte derſelbe 6 Gelege Falco tinnunculus, in denen alle Färbungsſtufen, von den einfarbig gelbbrau— nen, ſparſam dunkel-beſpritzten, bis zu einem weißen mit wenigen großen, ſchwarzbraunen Flecken gezeichneten Ge— lege in unmerklichen Uebergängen vertreten waren. Dieſe Gelege ſtammen aus einem kleinen Feldholze, in dem auf etwa 200 alten Kiefern gegen 2) Pärchen horſten. Am Boden findet man in großer Menge das Gewölle dieſer Falken, das lediglich aus Mäuſehaaren und Knochen be— ſteht, ein Beweis für die große Nützlichkeit dieſes Vogels. Die Aufhebung des Schießgeldes für die nützlichen Mäuſevertilger, welche kürzlich von dem Großherzoglichen Ober⸗Forſt⸗Collegium verfügt iſt, gab Veranlaſſung zu dem Wunſche, bei den Jägern auf eine genauere Kenntniß der Raubvögel hinzuwirken, damit ſie die vielen nützlichen, von den wenigen ſchädlichen unterſcheiden, und auch die ſeltenen Arten erkennen lernen. Hierdurch würde mancher werthvolle Vogel, der jetzt für geringes Schießgeld verdorben wird, in die Samm— lungen kommen, und dadurch dem Jäger zuweilen eine nicht unbedeutende Einnahme erwachſen. 22 Man beſchloß die Frage, wie dies zu erreichen fein möchte, auf die nächſte Tagesordnung zu ſetzen. | Herr Oberforſtmeiſter von Grävenitz legte ein bei Bützow gefundenes Ei von Numenius arquata vor und bemerkte, daß dieſer Vogel noch alljährlich auf den Moo⸗ ren der Umgegend in einzelnen Paaren niſte. Ferner meklenburgiſche Eier von Strix bubo aus dem Tesdorfer Revier, und bei Dr. Matfeld in Doberan in der Gefangenſchaft gelegte Eier von Aquila fulva, die er dann auf das freigebigſte an einige Mitglieder verſchenkte. Herr Riefkohl zeigte zwei Gelege von Sylvia phi- lomela, die erſten ſicheren aus Meklenburg und berich⸗ tete darüber in der Anlage J. Der Sproſſer iſt wieder ſehr häufig bei Roſtock, und hat die Nachtigall dort faſt verdrängt. Herr Kreiswundarzt Schmidt hat von Poel ein Weib- chen von Himantopus rufipes erhalten, welches ſehr ent⸗ wickelten Eierſtock hatte, und mit ſeinem Männchen lange und oft an derſelben Stelle geſehen war. Hierauf hatte der Herr Oberforſtmeiſter v. Grüs venitz die Güte, ſeine Sammlung zu zeigen, wobei er auf die vielen ſeltenen Vögel in derſelben aufmerkſam machte, und die Auffindung derſelben mittheilte. Aquila chrysaötos mas. Im Januar 1842 zu Jaß⸗ nitz erlegt. Der Vogel gleicht vollkommen dem Exemplare in der v. Preenſchen Sammlung, hat aber ſchon weiße Flecke im Schulter-Gefieder. Ad. fulva mas. im Jahre 1851 von eben daher. Ad. naevia. Ein altes beim Horſt erlegtes Weib chen, trägt mit Ausnahme des fehlenden gelben Naden- f 23 fleckes, noch das bunt gefleckte Jugendkleid; und ein ſehr kleines altes Männchen, ein ganz gelbrothes Gefieder, faſt wie M. regalis gefärbt. Es iſt merkwürdig, daß dieſe bunten Vögel bei uns ſo ſehr viel ſeltener ſind, als die einfarbig braunen, und es ſcheint nicht wahrſcheinlich, daß es nach der Meinung Naumanns die jüngeren Vögel ſind, weil ſie dann gerade häufiger ſein müßten. Falco peregrinus iſt in ſehr ſchönen Exemplaren vertreten. Circus cyaneus. Ein Männchen in intereſſantem Uebergangskleid wurde 1852 in der Nähe von Bützow beim Horſte erlegt. | | Strix bubo fem. Januar 1842 bei Teßdorf. Strix nisoria im December 1839 bei Noſſentin. Str. dasypus, mehrere Exemplare ſind im October 1835 und ſpäter in Tannenrevieren bei Doberan erlegt. Die Eule ſoll in den geeigneten Oertlichkeiten bei uus gar nicht ſelten ſein, aber ſehr leicht überſehen werden. Turdus atrigularis iſt noch öfter bemerkt, aber leider nicht an Sammler gekommen. Sylvia suecica, alle bei Bützow geſammelten, ſo wie alle in den dortigen Gärten nicht ſelten brütenden Blau⸗ kehlchen ſind braunſternig, und bleiben auch bis zum Weg— zuge ſo. Nur einmal wurde auf dem Frühlingszuge ein weißſterniges bemerkt. Hienach iſt Zanders Ueberſicht S. 21 zu berichtigen. Parus barbatus niſtet vielleicht alljährlich am Co⸗ venter See, und in andern ſalzigen Rohrplaggen; wenigſtens iſt ſie dort mehrmals während des Sommers beobachtet. 24 Ardea minuta iſt in der Sammlung von verſchiede⸗ nen Fundorten, und war früher vor dem Ausrotten der Brücher bei den Seen ſehr gemein. Ardea comata. Das wunderſchöne Exemplar iſt am 25. Mai 1844 bei Doberan, in einer Kopfweide un⸗ herkletternd, erlegt. Tot. fuscus, die beiden jungen Vögel find im Herbſte 1843 aus mehreren kleinen Schwärmen dieſer Art bei Doberan erlegt. Tot. glareola und Tot. ochropus wurden in jedem a Herbſte bei Doberan einzeln und in kleinen Geſellſchaften angetroffen. Himantopus rufipes, im Juli 1828 bei Doberan aus einer Familie von 4 Vögeln erlegt, gab die erſte Veran⸗ laſſung zum Anlegen dieſer Sammlung. Otis Macquenii. Das wunderſchöne Exemplar a iſt im November 1847 auf dem Rederanker Felde bei Doberan geſchoſſen, und von einem Bauer zur Stadt gebracht. a Gallinula pusilla wurde am 31. März 1853 bei Bützow lebend ergriffen. Podiceps cornutus, ſoll bei Brunshaupten gar nicht ſehr ſelten von den Fiſchern gefangen werden. Ebeuſo auch Podiceps auritus. Anas strepera hat früher am Coventer See ſo zahl— reich gebrütet, daß auf einer Jagd gegen 30 Stück ge⸗ ſchoſſen wurden. Anas nyroca ſoll auf einem kleinen See bei Turloff brüten. x 25 Außer den genannten enthält die Sammlung noch manchen ſchönen Vogel, und hat überhaupt unter den meklenburgiſchen Vorkommen nur ſehr wenig Lücken. Es würde jedoch die Aufzählung aller hier zu weit führen. Am Nachmittage trennte ſich die Verſammlung, und machten die Herrn Riefkohl und Steenbock noch eine Ex— curſion in die Darnow, wo ſie das Glück hatten, einen für Meklenburg neuen Brutvogel aufzufinden. Siehe Anlage J. Am Abend des Verſammlungs⸗-Tages ging ein Schrei⸗— ben ein von dem Königlichen Förſter Herrn W. Hintz mit Beiträgen zur Fortpflanzungs-Geſchichte ſeltener pom— merſcher Vögel, welches auszüglich in der Anlage II. den Mitgliedern mitzutheilen, der Schriftführer nicht unterlaſſen zu dürfen glaubt, da es ſo überaus intereſſante Beob— achtungen enthält. Derſelbe behält ſich vor, auf der nächſten Verſammlung das Ausſprechen eines beſonderen Dankes an den Herrn Verfaſſer zu beantragen. von Preen. Anlage J. Muscicapa parva kommt nicht nur in Meklenburg vor, wie Herr Paſtor Dr. Zander in ſeiner ſyſtematiſchen Ueberſicht der Vögel Meklenburgs vermuthet, ſondern fie brütet auch bei uns, und habe ich die Freude gehabt, ein Neſt dieſes Vogels aufzufinden. Am Tage unſerer orni— thologiſchen Sections-Verſammlung zu Bützow, am 12. Juni d. J., machte ich mit Herrn Conſervator Steenbock, nachdem wir die Herren Mitglieder der Verſammlung mit der Eiſenbahn hatten ſcheiden ſehen, einen Spazier-Gaug 26 in ein nahe beim Bahnhofe gelegenes Holz, das, wie ih glaube, die Darnow heißt. Wir gingen ohne beſondern Zweck im Walde hin und her, da bemerkte ich in einer ungefähr 10 Zoll dicken Buche, etwa 12 Fuß hoch, zwi⸗ ſchen friſchen Auswüchſen, unmittelbar am Stamme ein kleines Neſt. Herr Lieutenant von Preen hatte an dem⸗ ſelben Tage noch, als wir über Muscicapa parva ſprachen, bemerkt, daß man das Neſt dieſes Vogels in ſolchen jun⸗ gen Schößlingen ſuchen müßte. Herr Conſervator Steen- bock ſtieg hinauf und reichte mir mit den Worten: „Es iſt nur ein ſehr kleines Ei im Neſte“, ein Ei von Mus- cicapa parva hin. Wir hätten das Ei gern liegen laſſen, um ſpäter das ganze Gelege zu holen; aber es ſtreiften in der Nähe Knaben umher. Das Neſt war ſchlecht aus Moos und einigen Baum⸗Flechten gebaut und mit we— nigen Haaren ausgelegt. Das Ei, das in meinem Be— ſitze iſt, gleicht den von mir beim Herrn Lieut. v. Preen geſehenen, ſowie dem, das ich aus feiner ſchönen Samm⸗ lung bekommen habe, in Größe wie in Färbung vollkom— men, wie überhaupt dieſe Eier nicht ſehr zu variiren ſchei— nen. So wäre denn ein Brutvogel mehr für Meklen— burg nachgewieſen, wenigſtens glaube ich nicht, daß das teft von Muscicapa parva früher ſchon bei uns aufge⸗ funden iſt. Ein Neſt von Sylvia philomela — wenigſtens war das dabei ſingende Männchen ſicher ein Sproſſer — ſaß zwiſchen abgeſchnittenen Haſelnuß-Sträuchern auf einer kleinen Anhöhe, unmittelbar auf der Erde. Nur wenige grüne Schößlinge beſchatteten das ziemlich frei da ſitzende 9 Neſt. Dieſes war ein großer dicker Klumpen von Blät⸗ X D . Un 3 3 ann a en nt re FE 27 tern, nur dünn und ſchlecht mit Grashalmen ausgelegt. Die Eier gleichen denen von Sylvia luscinia ſehr, nur find fie etwas größer, beſonders runder und auch ein wenig dunkler. Roſtock. | Riefkohl. Anlage II. Aquila fulva. Im Jahre 1858 wurde der Horſt zuerſt gefunden, der Vogel hatte aber denſelben im Winter 1857/58 beinahe einen Fuß hoch aufgebaut, und da ich nicht fulva, ſondern C. brachydactyla vermuthete, ſo ließ ich den Horſt erſt den 25. April beſteigen, erkannte aber gleich beim Abfliegen A. fulva und fand 2 Eier im Horſte, die wohl ſchon / bebrütet waren. Das keine war ſtark rothgefleckt, das andere heller mit röthlichen und lila Schalen-Flecken, letzteres am meiſten bebrütet. 1859 erkor er einen alten Horſt, ca. 500 Schritt von Erſterem entfernt, zu ſeinem Wochenbette und bauete auch an dieſem im Winter 1858/59, brachte ihn jedoch nicht ſo hoch. Den 16. April ließ ich den Horſt beſteigen und waren wieder 2 Eier in dem— ſelben, beinahe ebenſo gefleckt wie im vorigen Jahre. Die— ſelben waren c. 10 Tage bebrütet und das helle wieder am meiſten. Im Jahre 1860 wurde keiner von den bei— den Horſten beſetzt, obgleich die Adler hier waren und oft einer auf dem erſten Horſte ſich aufhielt. 1861 wurde der Horſt ſpät gefunden, und war derſelbe 1000 Schritt von dem 1858er entferut; es war ein alter Buteo Horſt, nicht ſehr hoch aufgebaut, aber wohl ſchon 1860 befetzt geweſen, wie die unter dem Horſte befindliche Knochenmaſſe ſchließen ließ. In dieſem Jahre wurde nun der Horſt nicht weit 23 von dem letzteren gefunden, und war wohl von dem Adler— pärchen ſelbſt gebaut, am 6. April wurde der Baum be— ſtiegen und fand ſich 1 wenig geflecktes Ei darin vor, der Adler ſaß ſchon 3 Tage auf dem Horſte, doch war das Ei noch nicht angebrütet, und es halten ſich die Adler noch immer in der Gegend auf. Erſter und letzter Horſt waren auf Kiefern in einem ſogenannten Donnerbeſen angelegt. Die Unterlagen des Horſtes ſind ſtarke trockene Zweige, welche nach oben zu immer ſchwächer werden, auch liegen ſtets einige grüne Kieferzweige (ähnlich wie bei Pernis apivorus) auf dem Rand des Horſtes. Cyanecula suecica iſt manches Jahr häufig, jedoch iſt das Neſt ſchwer zu finden, es ähnelt den Neſtern von Pratin- cola rubetra und iſt von feinen Pflanzenſtengeln und trocknen Halmen gebaut. Es iſt merkwürdig, daß das Neſt ſtets am Waſſer angelegt iſt, gewöhnlich an Graben-Ufern, wenn die ſelben auch nicht viel Waſſer haben, und ſtets an der Seite ſich findet, wohin die Morgen- oder Mittagsſonne ſcheint. Ich habe dies bei gewiß 50 Neſtern gefunden. Um die Eier unaugebrütet zu erhalten, iſt die beſte Zeit zum Ausnehmen vom 10. bis 20. Mai. Totanus glareola niſtet hier an 2 Stellen auf kleinen Torfbrüchern, die mit Gras bewachſene Kaupen haben. Das Neſt iſt nur eine Vertiefung auf dieſen Grasbüſcheln, und ähnlich denen der Scolopax gallinago. Das Weib» chen hält auf den Eiern gut aus. Hier wurde der Brut- platz zuerſt im Jahre 1856 aufgefunden, wo ich den 25. Mai und 22. Juni viele Eier erhielt, die ſchon ſtark be— brütet waren. 1857 erhielt ich den 23. Mai ein Gelege von 3 Eiern. 1858 hingegen am 25. Mai 26 Eier, r ö — . rr ae EEE En ed rener — Er 29 theilweiſe friſch, theils bis zu / bebrütet, und dann noch vom 5.—8. Juni 16 Stück, die Hälfte wenig, die anderen ſtark bebrütet. 1859 15 Stück; 1860 vom 7.— 21. Mai von einer andern Stelle 20 Eier theilweiſe bebrütet, von der alten Brutſtelle vom 6. Mai bis 14. Juni einige Ge⸗ lege. 1861 habe ich keine Eier erhalten, auch in dieſem Jahre nicht, weil es meine Zeit nicht erlaubte, dieſe Brut- plätze zu beſuchen. Dieſe Eier variiren ſehr, nach den verſchiedenen Neſtern. Ich beſitze ein Gelege — ſelbſt ausgenommen — welches ich dreiſt als Totanus ochropus abgeben könnte, da es der hellgrünlichen Färbung dieſer Eier täuſchend ähnlich iſt. Totanus ochropus. Schon im Jahre 1834 fand ich den 26. April das erſte Gelege — was ich notirt habe — in einem alten Droſſelneſte von Turd. musicus. Doch ſchon in früheren Jahren ſeit 1818 habe ich Neſter ge— funden; da ich aber damals noch keine Tauſchverbindun— gen hatte, jo nahm ich nur einige Gelege für meine Samm- lung und habe bis 1852 weniger darauf geachtet; in dieſem Jahre fand ich den 15. Mai ein Gelege von 4 Eiern und wohl 4 Tage bebrütet in einem alten Droſſelneſte; den 18. Mai 4 eben ausgekommene Junge auf einem Els— ſtubben, hart am Radüe Ufer. Die Unterlage bildete ein ſehr altes Neſt und hatten die Eier auf trockenen Kiefer— nadeln gelegen. 1855 den 6. Mai 3, ca. 4 Tage be⸗ brütete Eier auf einer Kiefer 18“ hoch in einem alten Tauben⸗ oder Holzſchreierneſte. 1856 24. April 4; 19. Mai 4 unbebrütete; 22. Juni 4 beinahe ausgebrütete Eier, alle in alten Droſſelneſtern. 1857 16. April 3 Eier, der Vo— gel war noch im Legen. 1. Juni 4, 3 Tage bebrütete; 30 18. Juni 3 friſche Eier in Droſſelneſtern; 1858 ein Ge⸗ \ lege von 4 unbebrüteten Eiern im Droſſelneſt. 1859 den 2. Mai 2, den 4. 4 Eier. 15. Mai eben ausgekommene Junge. 29. Mai 3, den 2. Juni 4 friſche Eier in alten Droſſelneſtern. 1860 10. Mai 4 Eier /, bebrütet. 1861 9. Mai 4 friſche Eier, denſelben Tag 4 zur Hälfte bebrütete Eier, wovon 1 beinahe ganz weiß mit einzelnen ſchwarzen Punkten am dicken Ende. 10. Mai 3 Junge und das 4. Ei im Ausſchlüpfen auf einem alten eingedrückten Eichhörnchenneſte auf einer Birke, das höchſte von mir gefundene Neſt ca. 300 hoch. Die Jungen ſprangen von oben herab, ohne daß es ihnen ſchadete und verkrochen ſich im Graſe. 11. Mai 4friſche Eier in einem alten Taubenneſte, welches voll alter ab» gefallener Nadeln lag, auf den Zweigen einer Rothtanne. 20. Mai 2 Eier zum Ausſchlüpfen, 2 Junge ſchon fort in einem Droſſelneſte. 22. Mai 4 Junge in einem alten Lanius collurio Neſte. 24. Mai 4 eben ausgeſchlüpfte Junge in einer umgebrochenen Populus tremula. Der ab⸗ gebrochene Baum hatte oben ein Loch, worin im vorigen Jahre Muse. luctuosa brütete. Dieſes Loch nun hatte fi) ochropus zum Brutplatz auserſehen, die 4 kaum ½ Stunde alten Jungen hüpften bei meiner Annäherung heraus, und verbargen ſich unter den alten Aeſten und im Graſe. 1862 11. Mai 4 Eier unbebrütet in dem alten Droſſelneſte, worin im vorigen Jahre das eine weiße Ei lag. 23. Mai 2 Eier über ½ bebrütet, es waren merkwürdiger Weiſe nicht mehr Eier im Neſte. 26. Mai 4 Eier gegen ½ bebrütet, beide in alten Droſſelneſtern. — Alle Neſter, die ich bis jetzt gefunden habe, ſtanden höchſtens 3 Schritt vom Waſſer entfernt, wenn nicht an einem 31 Bache, doch an einem kleinen Waſſertümpel. 1“ hoch von der Erde habe ich ſie gefunden, doch in der Regel in 3 bis 6“ Höhe. Muscicapa parva, dieſen niedlichen Fliegenfänger habe ich erſt im Jahre 1861 aufgefunden, nachdem ich früher ein Neſt mit Eiern erhalten hatte. Er liebt vor allem Bu⸗ chenwaldungen und zwar ſolche, in denen die Buchen ſchon eine anſehnliche Stärke erlangt haben. Seine Niftzeit fällt in den Anfang des Juni, das Neſt enthält gewöhn— lich 6 Eier, ſelten weniger, und wohl nie mehr. Das Neſt, welches ſich meiſtens in der Höhe von 8— 12 Fuß vom Boden befindet — (von den 15 im vorigen Jahre gefundenen Neſtern waren nur 1 tiefer und 1 höher) — ſteht gewöhnlich in flachen Baumhöhlungen, ruht auf Aeſten dicht am Stamme, oder auf dicht bebuſchten Buchen⸗ ſtämmen in den Waſſerreiſern; es iſt übrigens ſehr ver— ſteckt angelegt, und wird vom Unkundigen ſchwer gefunden. Aus der Neſthöhle hängt oft etwas Moos, wonach ſich der Kenner richten kann, doch wird gerade dies Kenn— zeichen den unkundigen Sammler täuſchen, ſo daß er das Neſt nur für etwas gelöſtes Moos hält. Der Vogel iſt beim Neſte wenig ſcheu, beſonders wenn er ſtark bebrütete Eier oder eben ausgekommene Junge hat, wo man ihn bequem auf dem Neſte ergreifen kann. Schloß Kämpen d. 28. Juni 1862. W. Hintz J. 3. Flora von Röbel und der Umgegend. Von J. Sarkander. Bis zum Jahre 1846 fand das Studium der Natur in Röbel keine dauernde Freiſtätte! Vor dieſem Jahre habe ich nur von „Sonntagsbotanikern“ gehört, die das zufällig ihnen in den Weg kommende Pflänzchen zuweilen — zuweilen — mit nach Hauſe nahmen und, machte das Beſtimmen der Art einige Schwierigkeiten, wieder aus dem Fenſter warfen. — Erſt dem Lehrer und Organiſten L. Pechel war es vorbehalten, dieſem Treiben eine andere Richtung zu geben. Er ſelbſt, belaſtet mit zweier Berufe ſchweren Pflichten, konnte nicht Zeit gewinnen, um der Flora Röbels eine genügende Aufmerkſamkeit zu widmen, wie er es ja ſelbſt in einem Briefe an mich klagend aus— ſpricht: „Ich fühle jedoch beſſer, wie irgend ein Anderer, daß ich für die Erforſchung der hieſigen Flora Nichts ge⸗ than habe, weil die Wucht amtlicher und außeramtlicher Arbeiten mich nicht zum reellen Forſchen auf dieſem Ge⸗ biete kommen ließ, und es beruhigt mich nur der Ge— danke ꝛc.“ — Aber er hat ein größeres Verdienſt, denn dieſes ſein würde! — Er weckte in ſeinen Schülern die Liebe zur Natur und bildete aus der Jugend Menſchen, die ein offenes Auge und Ohr für die Natur haben. — Ihm verdanke ich auch die nachfolgenden Blätter; denn auch in mir weckte er erſt den ſchlafenden Sinn für die Natur. Daher werden mir die freundlichen Leſer ihre gütige Verzeihung angedeihen laſſen, daß ich es wagte, ihnen in kurzen Zügen das Verdienſt meines hochgeſchätz— 22 -M ˙AVumüͤ ———TLLTTTbubbb ya 8 „„ ͤd/ö•iw.;; ] . ] ³ . AAA ĩ˙ V 33 ten Lehrers, der in der Natur mir ſo unübertreffliche Freu— den gezeigt hat, vorzuführen. Röbel hat eigentlich zwei Floren: eine Lehm- und eine Sandflora. Erſtere zieht ſich über Lübz, Plau, Rö— bel, bis in die Müritz hinein, wo ſie wahrſcheinlich beim Vorgebirge Steinhorn ihre Grenze erreicht, welches ich weiter unten begründen werde. Die charakteriſtiſchen Pflan- zen dieſes Gebietes ſind: Viburnum Opulus, Rosa canina und rubiginosa, Prunus spinosa, Crataegus, Rhamnus, Evonymus, Asperula odorata, Convallaria majalis und multiflora, Orobus vernus, Tussilago Farfara, Petasites officinalis, Inula salicina, Corydalis cava und inter- media, Actaea spicata, Phyteuma spicatum, Pulmonaria officinalis, Pirus Malus und communis, Sorbus aucu- paria, Trifolium rubens, medium, pratense und hybridum, Stachys annua, recta, silvatica und germanica, Lathraea Squamaria u. ſ. w. u. ſ. w. Der Sanddiſtrikt, aus dem füdlichen Meklen— burg⸗Strelitz kommend, theilt ſich bei Buchholz und Pri⸗ born in zwei Theile. Der eine Zug geht durch die Müritz und tritt bei Klink und Grabenitz wieder zu Tage, läßt ſich dann weiter verfolgen über Lebbin, Malchow, Alt— Schwerin, Karow u. ſ. w. Bei Alt⸗Schwerin zweigt ſich ein ſchmaler Sandſtreifen von dieſem Hauptzuge ab, geht erſt nach Süden über Jürgenshof, Bieſtorf, Petersdorf, Satow, Stuer; dann nach Weſten über Ganzlin und er— weitert ſich darnach in die große Sandebene zwiſchen Retzow, Sandkrug, Wilſen und Darz (Vergl. Boll's mek— lenb. Landeskunde S. 331). — Der andere Zug geht über Priborn, Buchholz, Kiewe, Friedrichshoff, Spitzkun, 3 34 Wredenhagen, Wildkuhl, Kornhorſt, Maſſow. Ob dieſer Zug ſich noch weiter über Damwolde und Meyenburg verfolgen läßt und etwa mit der großen Sandebene um Retzow in Verbindung hängt, habe ich noch nicht in Er⸗ fahrung bringen können. Wäre dies der Fall, fo möchte ich Röbel eine Lehminſel im Sandmeere nennen. Kein Wunder, daß auf dieſer ſandumſchlungenen Inſel die Liebe zur Mutter Natur hat nicht gedeihen wollen! Als charakteriſtiſch in diefem Sandgebiete führe ich nur folgende Pflanzen an: Pyrola (alle Arten), Lycopodium clavatam und annotinum, Arabis arenosa, Trifolium arvense, Corynepborus canescens, Ammophila are- naria, Carex arenaria, Teesdalea nudicaulis, Alyssum incanum, Gnaphalium dioicum, Helichrysum arenarium, Jasione montana, Senecio silvaticus, viscosus, Viola canina, Euphorbia Cyparissias, Filago arvensis, minima, Rumex Acetosella, Hieracium Pilosella, Erigeron acris Gyosophila muralis u. ſ. w. Da nun dieſes Lehmgebiet auf allen Seiten vom Sanddiſtrikte umſchloſſen iſt, ſo hat es natürlich nicht ausbleiben können, zumal ſeit Ausrottung der Waldungen, daß Sandpflanzen ſich in die Lehmflora gedrängt haben (das Umgekehrte habe ich ſeltener beobachtet), und hier— durch iſt ein Gemiſch von Sand- und Lehmflora entſtan⸗ den. — Nähert man ſich der oben angedeuteten Gräuze des Lehmgebietes, ſo tritt die Lehmflora immer mehr in den Hintergrund, bis ſie endlich ganz von der Sandflora verdrängt wird. Lycopodium, Pyrola, Arabis arenosa, Euphorbia Cyparissias und Erigeron acris, die hier förm⸗ lich wuchern, ſagen uns, daß wir im Sandgebiete uns 39 befinden. In der Müritz können wir allerdings die Grenze nicht ſo genau angeben, doch habe ich meine oben ausge— ſprochene Anſicht gegründet auf das Gerölllager, das, im Oſten vom Sandgebiete begleitet, zwiſchen Waren und Klink in die Müritz geht und beim Vorgebirge Steinhorn wieder als ein mächtiges Lager zu Tage tritt, von wo es in mir noch unbekannter Richtung unter der Oberfläche des Bodens fortläuft. — Oeſtlich von dieſem unterſeei⸗ ſchen Gerölllager wachſen Charen in größter Menge, haupt⸗ ſächlich Chara foetida nebſt einer anderen, zuweilen fin⸗ gerdicken Chara, deren Speciesname mir jedoch noch nicht bekannt geworden iſt. Dieſe Pflanzen ſinden reichlichen Vorrath zu ihrer Incruſtation in dem unter 1 lagern⸗ den Kreidelager, das ſich von Nordweft nach Südoſt durch die Müritz zieht (vergl. Boll's meklb. Lai N S. 331). — Das in nachfolgenden Blättern geſchilderte Gebiet wird im Süden von Buchholz, Kiewe, Mönchhof, Wre denhagen, Zebkow, Kornhorſt, Maſſow, im Weſten von Kuüppeldamm, Darze, Rogeez, Kogel, Walow, im Nor- den von Lexow, Poppentiner Meierei, Sembzin, im Oſten von dem Gerölllager zwiſchen Klink und dem Vorgebirge Steinhorne begränzt. — Ich habe nur die in dieſem Gebiete bis jetzt wirklich gefundenen Pflanzen ange⸗ führt, wobei Herr Pechel mich ſo freundlich mit Beiträ⸗ gen unterſtützt hat. Möglich, daß auch gemeine, nicht 1. Mit dem Namen Steinhorn bezeichnet man die ganze von 0 ichen und Buchen bewaldete Halbinſel, die ſich zwiſchen Ludorf und Gueve in die Müritz a eckt und deren nn N das Vorgebirge 36 angeführte Arten hier vorkommen, wie Ajuga replans, Galeopsis versicolor, Melilotus macrorrhiza u. ſ. w., doch gefunden ſind ſie meines Wiſſens in dieſem Gebie e noch nicht. — Neue, in Meklenburg noch nicht gefundene Arten habe ich nur wenige anzuführen, aber ich bitte mei 0 geneigten Leſer, dieſe meine Arbeit deshalb nicht zu ver⸗ werfen; ich ſchrieb dieſe Blätter, weil ich glaubte im In⸗ tereſſe des Vereins zu handeln! — Jede gewiſſenhafte Mi 4 theilung über die heimatliche Natur iſt ja ein Schritt weiter zum Ziele, dem der Verein zuſteuert! Syſtematiſche Aufzählung h der Pflanzen Röbel's und der Umgegend. I. Bicotyledoneae. Thalictrum flavum in den Wieſen an der Müritz häufig. Th. minus im Glin⸗Holze bei Dambeck. Die Var, Th. silvaticum habe ich hier noch nicht finden können. Anemone Hepalica, pratensis. A. Pulsatilla. Bei Gotthun häufig. A. nemorosa, ranunculoides. Myosurus minimus. Ranunculus aquatilis, divaricatus, Ficaria, Lingus R. flammula. 1 a. R. reptans F. Schultz. Häufig an der Müritz. R. arvensis; auricomus im Steinhorn und in Zehl „ ruthen bei Gotthun. f 5 R. acris; lanuginosus in Zehnruthen bei Gotthun, R. bulbosus, sceleratus, repens. | 37 Caltha palustris. Trollius europaeus im Landwehrgraben bei Dambeck. (Pechel). f Delphinium consolida. Actaea spicata im Steinhorn bei Ludorf. Nymphaea alba. Nuphar luteum. Papaver Argemone. P. Rhoeas, dubium. P. somniferum. Hinter der Mauer bei Röbel verwildert. Chelidonium majus. Corydalis cava im Steinhorn bei Ludorf. (Pechel). C. intermedia daſelbſt auch bei Dambeck und Leitzen (Becker). N Fumaria officinalis. Nasturtium officinale, palustre, amphibium, ter- restre, sylvestre. Barbarea vulgaris (Pechel.) Turritis glabra. Arabis arenosa bei Spitzkun und Priborn häufig. Cardamine pratensis, amara. C. sylvatica im Steinhorn bei Ludorf; auch bei Gotthun und Winkelhof. Dentaria bulbifera im Steinhorn bei Ludorf (Pechel). Sisymbrium Sophia, officinale, Alliaria, Thalianum. Erysimum cheiranthoides. Brassica nigra, Napus, Rapa und oleracea ſämmtlich hinter dem Schützenhauſe verwildert. Sinapis arvensis und alba beide als Unkraut unter Sommergetreide. 38 Alyssum calycinum, A. incanum an der Plauer Chauſſee (Pechel). Draba verna. Cochlearia Armoracia. Camelina dentata. Thlaspi arvense. Lepidium ruderale. Capsella Bursa pastoris. 5. integrifolia. Neslea paniculata unter Saat. Raphanistrum Lampsana. N Raphanus sativus in den Wieſen hinter dem Schützenhauſe verwildert. Helianthemum vulgare. Viola tricolor, palustris, hirta. V. odorata im Steinhorn bei Ludorf. V. sylvestris. 6. Riviniana. V. canina im Sandgebiete häufig; arenaria DPO. Drosera rotundifolia, anglica, beide am Glin⸗See bei Minſow; letztere häufiger als die vorige. ö Parnassia palustris. Polygala vulgaris. Gypsophila muralis bei Spitzkun (Beet). Dianthus prolifer im Glin-Holze bei Dambeck. | D. Armeria im Zehnruthen zwiſchen Gotthun und Winkelhof. | D. Carthusianorum, deltoides. D. superbus bei der Schamper Mühle. 39 Silene inflata auf den dünenartigen Hügeln an der Müritz. | S. nutans daſelbſt; Otites, noctiflora. S. Armeria L. An mehreren Stellen bei Röbel verwildert. Lychnis Viscaria im Glin-Holze bei Dambeck. L. flos cuculi, diurna, vespertina. Agrostemma Githago. Sagina procumbens. S. nodosa am Glin-See und an der Müritz. Spergula arvensis. S. pentandra. 6. Morisonii. Spergularia rubra auf der Inſel Schwerin ſehr häufig. Alsine tenuifolia bei der Ludorfer Mühle. 6. viscosa dafelbſt. Moehringia trinervia. Arenaria serpyllifolia. Holosteum umbellatum. Stellaria media, nemorum, Holostea, glauca, gra- minea, uliginosa. Malachium aquaticum. Cerastium semidecandrum, triviale, arvense. Elatine Alsinastrum fand ich am 1. Auguſt 1860 beim Kalkofen an der Müritz in Menge; iſt aber hier ſeitdem nicht wieder geſehen. Linum catharticum. Rad iola linoides. Malva Alcea, sylvestris, rotundifolia. M. crispa hinter den neuen Anlagen bei Röbel verwildert. — 40 Tilia grandifolia, parvifolia. Hypericum quadrangulum, tetrapterum, perfora- tum, montanum, humifusum. Acer campesire im Steinhorn bei Luborf. A. Pseudo-platanus und platanoides kommen nur ange | pflanzt vor. Geranium sanguineum vom Herrn Organiſten Pechel 1861 beim Kalkofen an der Müritz gefunden. 6. pratense in den Wiefen bei der Schamper Mühle. G. sylvaticum in Zehnruthen bei Gotthun ſelte a (15. Juni 1859). | G. Robertianum, palustre, dissectum, nusitkun molle. Erodium cicularium. Impatiens Noli tangere. Oxalis Acetosella. Evonymus europaeus. Rhamnus cathartica und Frangula beide im Zehn ruthen bei Gotthun. Sarolhamnus scoparius. | Genista tinctoria auf dünenartigen Hügeln an ber Müritz. G. germanica nur im Kirchenholze unweit Marien⸗ felde (Pechel). G. anglica nur bei Minſow. Ononis spinosa, repens. | Anthyllis vulneraria. Medicago falcata, lupulina. 1 Melilotus officinalis; alba Desr., ſeltener als vorige. Trifolium medium, pratense. 41 T. rubens in Zehnruthen zwiſchen Gotthun und Winkelhof am 20. Juli 1861 gefunden. T. alpestre, arvense, fragiferum, repens, hybridum, ſiliforme, zgrarium, procumbens. Lotus corniculatus. ß. uliginosus, Astragalus glyciphyllus. Coronilla varia. Im Sommer 1861 unter Saat. Ornithopus perpusillus. Vicia sepium, sativa, angustifolia, lathyroides, Cracca. V. dumetorum im Landwehrgraben bei Dambeck. Ervum hirsutum, tetraspermum. g Lathyrus pratensis; sylvestris im Glin-Holze bei Dambeck. | Orobus tuberosus; vernus im Steinhorn bei Ludorf. Prunus spinosa Spiraea Ulmaria. Geum urbanum, rivale. Von der nun folgenden Gattung habe ich nur die von Lange mann angeführten Species unterſuchen können. Rubus Idaeus. R. saxalilis am Glin⸗Holz bei Dambeck. R. caesius, fruticosus. Fragaria vesca, collina bei der Schamper Mühle. Comarum palustre. Potentilla anserina, reptans, opaca, argentea, Tormentilla. Anm. Am 3. Auguſt 1860 fand ich zwiſchen Gotthun und Winkelhof eine Potentilla, die ich als rupestris L. beſtimmt habe. Doch bedarf es über das Vorkommen dieſer Art in Mekllenburg 42 — noch zuverläſſigerer Beobachlungen, da mein Exemplar ſehr unvoll⸗ kommen war. g Agrimonia Eupatoria. Rosa pomifera. Hinter dem Schützenhauſe als Garten⸗ flüchtling. Rosa canina, rubiginosa. Alchemilla arvensis, vulgaris. Poterium Sanguisorba. Crataegus Oxyacantha, monogyna. Pyrus communis und Malus, beide im Steinhorn bei Ludorf im wilden Zuſtande. Sorbus Aucuparia daſelbſt. Epilobium angustifolium, hirsutum, parviflorum, monlanum, roseum. Onothera biennis, Hinter den neuen Anlagen verwildert. Circaea lutetiana, intermedia, alpina alle drei im Holze zwiſchen Dambeck und Leitzen (Pechel und Becker). Myriophyllum verticillatum und spicatum in der Müritz. Hippuris vulgaris. Lythrum Salicaria, L. virgatum. Beim Schützenhauſe verwildert, Bryonia alba. Cucurbita Pepo und Cucumis sativa. Häufig mit Dung auf die Aecker geſchleppt. Corrigiola littoralis. Herniaria glabra. Illecebrum verticillatum im Sandgebiete bei Below (Drewes), Wredenhagen, Buchholz ꝛc. Scleranthus annuus, perennis. Sedum Telephium. 43 5. purpurascens. | S. acre, reflexum auf den dünenartigen Anhöhen an der Müritz. Ribes Grossularia im Steinhorn bei Ludorf. R. alpinum daſelbſt, Below (Drewes). R. nigrum am Glin⸗See bei Minſow. R. rubrum am See bei Gr. Kelle häufig. Saxifraga Hirculus vom Lehrer Mau 1858 bei Kiewe gefunden. S. granulata, tridactylites. Chrysosplenium alternifolium. Hydrocotile vulgare. Sanicula europaea. Cicula virosa. Apium graveolens in der Teufelswieſe bei der Schamper Mühle. Falcaria Rivini. Aegopodium Podagraria. Carum Carvi. Pimpinella magna. P. Saxifraga beide zwiſchen Gotthun und Marien⸗ felde häufig. Berula angustifolia an der Müritz. Sium latifolium am Glin-See bei Minſow. Oenanthe fistulosa. Aeihusa Cynapium. Selinum Carvifolia. Angelica sylvestris am Glin-See bei Minſow. Archangelica officinalis daſelbſt. Thysselinum palustre daſelbſt. 44 Pastinaca sativa. Heracleum Spondylium. Daucus Carota. Torilis Anthriscus. Anthriscus sylvestris, vulgaris. A, Cerefolium. In den Chauſſeegräben bei Röbel. Chaerophyllum temulum. Conium maculatum. | Hedera Helix im Glin-Holze bei Dambeck nicht blühend. Sambucus nigra im Steinhorn bei Ludorf. Adoxa Moschatellina. Viburnum Opulus in der Dornhorſt bei Zielow. Lonicera Periclymenum. Linnea borealis im Glin-Holze bei Dambeck. Sherardia arvensis. Asperula odorata. A. cynanchica an der Müritz. Galium palustre, uliginosum, Aparine, verum, Mollugo, Valeriana officinalis, dioica. Valerianella olitoria, dentata. Dipsacus pilosus bei der Ludorfer Mühle. Knautia arvensis. Succisa pratensis. Scabiosa Columbaria, suaveolens. Eupatorium cannabinum. Tussilago Farfara. Petasites officinalis bei Nätebow. Bellis perennis. 45 Erigeron canadensis, acer. Solidago Virga aurea. Inula Helenium bei der Hohenthor'ſchen Mühle. I. salicina daſelbſt (Pechel). I. britanica. Pulicaria dysenterica. Bidens Iripartita, cernua. Filago germanica, arvensis, minima. Gnaphalium sylvaticum, uliginosum, dioicum. Helichrysum arenarium, Artemisia Absinthium bedeckt den größten Theil der Inſel Schwerin. A. vulgaris, campestris. Tanacetum vulgare. Achillea Ptarmica, millefolium. Anthemis Cotula, arvensis. Matricaria Chamomilla bei Marienfelde. Chrysanthemum Leucanthemum, inodorum. Arnica montana L. dieſe früher hier ſo häufige Pflanze wurde von mir ſeit Jahren vergebens geſucht, vom Herrn Organiſten Pechel aber im Sommer 1861 bei Marienfelde wieder aufgefunden. Cineraria palustris. — Senecio viscosus, sylvaticus im Glin-Holze bei Dambeck. S. vulgaris, Jacobaea. Cirsium oleraceum, lanceolatum, acaule, palustre, arvense. Silybum Marianum an und in Gärten verwildert. Carduus nulans, crispus. 5 46 Onopordon Acanthium. Lappa major, minor, tomentosa. Carlina vulgaris. Centaurea Jacea, Cyanus, Scabiosa. Lampsana communis. Arnoseris minima. Leontodon autumnalis, hastilis. Cichorium Intybus. Tragopogon pratensis am Landwehrgraben b. Dambeck. Hypochoeris radicata. Taraxacum oſſicinale. Lactuca virosa, 1860 bei der Ludorfer Mühle ges funden. Varirrt? — L. muralis. Sonchus oleraceus, asper, arvensis. Crepis virens, tectorum, paludosa. Hieracium Pilosella L. H. 3 0 0 5 Tausch bei der Ludorfer Mühle (Pechel), in den Wieſen hinter dem Schützenhauſe, häufig, bei Nä⸗ tebow, in der Teufelswieſe bei der Schamper Mühle. H. murorum, vulgatum, sabaudum, umbellatum. Jasione montana. Phyteuma spicatum im Steinhorn bei Ludorf. Campanula e persicifolia, patula, rapun- culoides. C. Trachelium Zehuruthen bei Gotthun. Vaccinium Oxycoccos, Myriillus. V. Vitis Idaea bei Rogeez. V. uliginosum in der Teufelswieſe bei der Scham— per Mühle, bei Gr. Kelle und Minſow. A 47 Andromeda polifolia in der Dorfſtelle b. Wackſtow. Calluna vulgaris. Ledum palustre beim Forſthof Sietow häufig, bei Gr. Kelle, Buchholz und Wackſtow. Pyrola umbellata, secunda, minor, rotundifolia, chlorantha, usiflora, ſämmtliche Arten findet man häufig im Sandgebiete in Kieferwaldungen bei Buchholz, Priborn und Kiewe; aber auch im Glin-Holze bei Dambeck. Monotropa Hypopithys im Glin⸗Holze bei Dambeck. Fraxinus excelsior. Ligustrum vulgare an Kunkel's Mühlenberge bei Röbel ver— wildert. Asclepias syriaca an und in Gärten verwildert; zuweilen ; ein läſtiges Unkraut. Menyanthus trifoliata. Gentiana Pneumonanthe am Steindamme bei Röbel und hinter dem Schützenhauſe (Pechel). G. campesiris. Erythraea Centaurium. E. ramosissima auf der Juſel Schwerin (Pechel). Convolvulus sepium, arvensis. | Cuscuta europaea, Epithymum auf Feldern bei Spitzkun. N Cynoglossum officinale. Anchusa officinalis. Lycopsis arvensis. Symphytum officinale. Echium vulgare. Pulmonaria officinalis. Lithospermum arvense. 4‘ 48 Myosotis palustris. 6. caespilosa an der Müritz. M. versicolor, stricta, hispida. M. sylvatica in Zehnruthen bei Gotthun. Solanum nigrum, dulcamara. Hyoscyamus niger. Datura Stramonium an Gräben und auf Schutt. Verbascum Thapsus. 5. thapsiforme häufiger als voriges. V. nigrum. ö V. Blattaria am alten Kirchhofe verwildert. Scrophularia nodosa im Steinhorn bei Ludorf; aquatica. | Graliola officinalis am Vorgebirge Steinhorn. Linaria arvensis bei Below, Wredenhagen (Dre— wes 1841. Pechel 1858) eingebürgert? — L. vulgaris. L. genistifolia Mill, fand ich am 19. Juli 1861 am Wein⸗ berge bei Röbel in drei Exemplaren; iſt wahrſcheinlich mit Sämereien eingeſchleppt. Veronica sculella, Anagallis, Beccabunga, Chamae- drys, officinalis. V. montana Below (Drewes), Zehnruthen bei Got— thun. V. spicata in den Tannen bei Buchholz. V. serpyllifolia, triphyllos, verna, arvensis, hede- raefolia, agrestis. N Melampyrum arvense, pratense, nemorosum bei der Schamper Mühle, Gotthun, Dambeck, Leitzen. Pedicularis palustris; sylvatica zerſtreut durch das Gebiet, aber nicht häufig z. B. am Glin-See bei Minſow, 1 am See bei Gr. Kelle, bei Wackſtow ꝛe. 4 3 49 Rhinanthus minor, major. Euphrasia officinalis, Odontites. Lathraea Squamaria L. Bei Leiten (Becker), Dam⸗ der Schamper Mühle (Fiſcher), Buchholz ꝛc. Mentha sylvestris, arvensis, aquatica. M. piperita. beck 6. crispa. Lycopus europaeus. Salvia pratensis nicht ſelten. S. verticillata fand ich am 28. Inli 1861 in einem Graben bei der Schamper Mühle in einem einzigen Exemplare. Verirrt? — Der Standort ſpricht nicht dafür. Origanum vulgare. Thymus Serpyllum. Calamintha Acinos. Clinopodium vulgare. Nepeta Cataria. Glechoma hederacea. e Lamium purpureum, amplexicaule, album. L. maculatum bei Ludorf, Wackſtow, Leitzen und an mehreren Orten, Galeobdolon luteum in Vierruthen bei Gotthun. Galeopsis Ladanum, Tetrahit. Stachys annua beim Kalkofen an der Müritz. St. recta im Lehmgebiete überall häufig. St. sylvalica, palustris. St. germanica am Wege nach Spitzkun nicht häufig. Betonica ofſicinalis in Zehnruthen bei Gotthun und im Steinhorn bei Ludorf. Marrubium vulgare, 50 \ Ballota nigra ſehr häufig an der Stadtmauer. Leonurus Cardiaca daſelbſt. Scutellaria ga lericulata. Prunella vulgaris. Ajuga genevensis. Teucrium Scordium an der Müritz bei Greve. T. Scorodonia im Steinhorn bei Ludorf zerſtreut (27. Juli 1858 und 4. Auguſt 1861). Da dieſe Pflanze auch auf Rügen, im holſteiniſchen Elbgebiete und (nach Link 1795) in den Wäldern bei Roſtock wachſen ſoll, ſo hat dieſer vereinzelte Standort nichts Auffälliges. Verbena offieinalis. Pinguicula vulgaris in den Wieſen hinter dem Schüt⸗ zenhauſe (Becker). Utricularia vulgaris durch das ganze Gebiet zerſtreut z. B. bei Kiewe (Pechel), in der Teufelswieſe bei der Schamper Mühle (Roloff), bei Minſow, Gr. Kelle ꝛe. U. minor in der Teufelswieſe bei der Schamper Mühle. Lysimachia thyrsiflora, vulgaris, Nummularia. Anagallis arvensis. 1 Centunculus minimus bei der Ludorfer Mühle | (Pechel). Primula officinalis. P. elatior zwiſchen Rogeez und Stuer. Hottonia palustris. Armeria vulgaris. Plantago major, media, lanceolata. Chenopodium polyspermum, hybridum, urbicum, Bonus Henricus, glaucum. 51 Blitum rubrum. Alriplex latifolium. A. hortense häufig verwildert. Rumex conglomeratus, crispus, obtusifolius, Hy- drolapathum, sanguineus, Acetosa, Acetosella. Am 6. Auguſt 1861 fand ich bei Reinshagen am Aalbach, unweit des Priemers bei Güſtrow, einen Rumex, den ich nach den mir damals zu Gebote ſtehenden Werken (Koch's Tas ſchenbuch und Langmann) als R. pratensis M. et K. bes ſtimmt habe; doch ſind die Blätter meiner Pflanze nur 4—6 Zoll, während fie nach Mertens und Koch eine Länge von 1 Fuß erreichen ſollen. — Ich empfehle dieſe Pflanze der Aufmerkſamkeit der Güſtrower Botaniker! Polygonum aviculare, Bistorta, amphibium, Persi- caria, Hydropiper, dumetorum, Convolvulus. P. Tartaricum L. nicht ſelten unter dem kultivirten P. Fagopyrum. Euphorbia exigua bei Winkelhof. E. Peplus, helioscopia. E. Cyparissias L. erreicht hier die nördlichſte Grenze bei Melz und läßt ſich verfolgen über Buchholz, Lärz, Mirow bis Neuſtrelitz. Mercurialis perennis bei der Schamper Mühle. (Pechel). M. annua bei Finken (Becker). Urtica urens, dioica. Parietaria offfeinalis bei Cambs und Wackſtow. Humulus Lupulus in der Teufelswieſe bei der Scham— per Mühle. Ulmus effusa und campestris kommen nur angepflanzt vor. Fagus sylvatica. Quercus Robur, sessiliſlora. 4* 52 Corylus Avellana. Carpinus Betulus. Von der nun folgenden wandelbaren Gattung führe ich nur als zuverläſſig an: Salix pentandra, alba, purpurea, Caprea, viminalis, repens. Populus tremula. P. nigra, alba, pyramidalis, monilifera, und balsamifera kommen nur angepflanzt vor. Betula alba, pubescens. Alnus glutinosa. Juniperus communis. Pinus sylvestris. P. Abies, Larix, Picea und Strobus angepflanzt beim Forſthof Sietow. II. Monocotyledoneae. Stratiotes aloides. Hydrocharis Morsus Ranae. Alisma Plantago. Sagittaria sagittaefolia. - Butomus umbellatus. Scheuchzeria palustris. Triglochin palustre, maritimum am Glin-See bei | | Potamogeton natans, gramineus, rufescens, prae- Minſow. longus, crispus, perfoliatus, pectinatus. Sämmtliche 7 Arten in der Müritz. Lemna trisulca, polyrrhiza, gibba, minor. Typha latifolia, angustifolia. Sparganium ramosum, simplex, minimum, 4 \ ö i 33 Calla palustris bei Leiten und Dambeck (Becker), in der Teufelswieſe bei der Schamper Mühle. Acorus Calamus. Orchis Morio ſelten, bei Vipperow und Nätebow (Pechel). O. maculata, latifolia und incarnata am Glin⸗See bei Minſow. Gymnadenia conopsea daſelbſt. Plantanthera bifolia daſelbſt. Cephalanthera rubra daſelbſt. Epipactis palustris und latifolia daſelbſt. Listera ovata. Sturmia Loeselii am Glin⸗See bei Minſow. Malaxis paludosa daſelbſt. Iris Pseud-Acorus. Asparagus officinalis hinter den neuen Anlagen ſeit vielen Jahren geſehen. Paris quadrifolia. Convallaria majalis und multiflora in Zehnruthen bei Gotthun. Majanthemum bifolium. Anthericum ramosum Below (Drewes). Gagea pratensis, arvensis, lutea. Allium oleraceum, Scorodoprasum in der Dorn— horſt bei Zielow. Juncus filiformis in der Teuſelswiſe b bei der Scham⸗ per Mühle. J. glaucus, communis, capitalus, lamprocarpos, squarrosus, compressus, bufonius, Tenegeia. Die bei⸗ den letzten Arten bedecken an der Müritz große Strecken. 54 Luzula pilosa, cainpestris. Cyperus fuscus. Rhynchospora alba bei Winkelhof. Heleocharis palustris, acicularis. } Scirpus caespitosus, pauciflorus, compressus, la- custris, sylvaticus. | ; Sc. maritimus in ber Teufelswieſe bei der Schamper Mühle. | Eriophorum vaginatum, angustifolium, | E. latifolium in den Wieſen bei Kunkels Mühle (Pechel). Carex vulpina, muricata bei Winkelhof, Cambs Ä und Gneve, tereliuscula, paniculata, paradoxa, remota beim Vorgebirge Steinhorn, leporina, stellulata, arenaria, stricta, caespitosa, vulgaris, acuta, limosa, digitata, 1 ericetorum, hirta, filiformis häufig in der Teufelswieſe bei der Schamper Mühle, Pseudo- Cyperus, silvatica, flava, Oederi, panicea, glauca, ampullacea, vesicaria, | paludosa, riparia. | Panicum Crus galli. P. miliaceum hin und wieder an Gärten und Zäunen verwildert. | | Phalaris arundinacea, Anthoxantum odoratum. Alopecurus pratensis, geniculatus. Phleum pratense. ß. nodosum. Agrostis alba, vulgaris, canina. Apera Spica venti. Calamagrostis lanceolata, sylvalica. ; C. Epigeios, an der Müritz, auch am Glin⸗See bei’ Minſow und bei Gr. Kelle. 7 55 Ammophila arenaria zwiſchen den Spitzkuner Bergen nicht ſelten. Milium effusum im Steinhorn bei Ludorf. Phragmites communis treibt auf den ſandigen Ufern der Müritz bei Marienfeld Ausläufer von 16 Fuß Länge. Koeleria cristata. Aira caespitosa, flexuosa. Corynephorus canescens im Sandgebiete bei Spitzkun häufig. Holcus lanatus, mollis. Arrhenatherum elatius. Avena fatua, pubescens, pratensis, strigosa, caryo- phyllea, praecox. Triodia decumbens. Melica nutans, uniflora. Briza media. B. maxima L. fand ich am 25. Juli 1861 auf den Wie⸗ ſen hinter den neuen Anlagen; iſt wahrſcheinlich mit Dung dahingefahren. Poa annua, irivialis, compressa, pratensis, ne- moralis. Glyceria spectabilis, fluitans. Molinia coerula. Dactylis glomerata. Cynosurus cristatus. Festuca rigida wurde von mir am 30. Juli 1860 und am 3. Auguſt 1861 bei der Hohenthor'ſchen Wind— mühle in wenigen Exemplaren gefunden. Eingeſchleppt. F. ovina, rubra, gigantea, arundinacea, elatior. Brachypodium sylvaticum auf den dünenartigen Erhebungen an der Müritz. 56 B. pinnatum. Bromus secalinus, arvensis, mollis, sterilis, tec- ’ torum. | Triticum repens, caninum. Elymus europaeus im Steinhorn bei Ludorf. Ex⸗ emplare aus Weigel's Herbarium ſtimmen mit den mei⸗ nigen vollkommen überein. | Hordeum murinum. Lolium perenne, temulentum, arvense. Nardus stricta. III. Filicoideae. - Pteris aquilina bei Marienfeld, und im füblichen Gebiet. Asplenium Filix femina. Bei Güſtrow ſuchte ich aus einem Bündel Heu, das „am ſchwar⸗ zen See“ geworben fein ſollte, Scolopendrium officinarum heraus. Bin ich falſch berichtet oder kommt dieſe Pflanze wirklich beim „ſchwarzen See“ vor? Polyslichum Filix mas. | Polypedium Dryopteris, Phegopteris und vulgaris im Glin⸗Holze bei Dambeck. Ophioglossum vulgatum in den Wieſen am Tren⸗ ter See bei Nätebow häufig (Becker). Botrychium Lunaria. Lycopodium clavatum, und annotinum in den Tan⸗ N nen bei Priborn. Equisetum hiemale bei der Ludorfer Mühle. E. limosum, palustre, sylvaticum, arvense. Nachſchrift. — So hätte ich denn verſucht, auf dieſes in botaniſcher Hinſicht bis jetzt noch dunkele Ger 57 biet einiges Licht zu werfen. Ich weiß ſehr wohl, daß dieſe meine Arbeit nicht ohne Mängel iſt und daß ſie nicht im geringſten dazu angethan iſt, die Feuerprobe einer ftrengen Kritik zu beſtehen; aber ich bitte meine Leſer um nachſichtige Beurtheilung! — Sehr bedauere ich übrigens, daß ich jetzt noch kein Verzeichniß der niederen Cryptogamen Röbel's liefern kann, da ich in der Zeit, als ich in Röbel ſam— melte, meine Aufmerkſamkeit noch nicht auf dieſe kleinen Kinder der großen Flora habe genügend richten können. — Nachträge und Berichtigungen, in forma probante sine ira, um welche ich im Intereſſe der Sache recht drin— gend bitte, werden mir mit dem größten Danke will— kommen ſein. Beſonders möchte ich die jungen Röbeler Botaniker gebeten haben, beizutragen zur Vervollſtändigung der Rö— beler Flora. Der Steinhorn (in dem nach älteren An— gaben auch Arum maculatum wachſen ſoll), die Umgegend von Zirzow und andere Oertlichkeiten bergen gewiß noch manche Pflanzen, die ihrer Entdeckung entgegen harren. Die Süß waſſer⸗Pflanzen der deutſchen Oſtſeeländer. Von Ernſt Boll. Einem nur oberflächlichen Blicke auf die Flora des norddeutſchen Flachlandes könnte es faſt ſcheinen, als wenn dieſelbe für ein tieferes Studium des Intereſſanten nur wenig darböte. Für den bloß heu-werbenden Bota— niker, dem es einzig und allein darauf ankommt, eine mög— lichſt große Menge getrockneter Pflanzen in ſeinen Her— 58 bariumsſchränken aufzuſpeichern, möchten allerdings Excur⸗ ſionen in den gebirgigen Gegenden des mittleren und ſüdlichen Deutſchland viel ergiebiger ſein, denn er wird dort nicht allein faſt alle Bürger unſerer norddeutſchen Landflora gleichfalls antreffen, ſondern außerdem auch noch eine Menge ſchöner Gebirgspflanzen, welche ſich in der Ebene niemals blicken laſſen. Ganz anders aber wird derjenige Botaniker urthei⸗ len, welcher ſich die Grenzen ſeiner Wiſſenſchaft etwas weiter ſteckt, und auch den wichtigen Einflüſſen ſeine Aufmerkſamkeit ſchenkt, welche klimatiſche, geognoſtiſche und hydrographiſche Eigenthümlichkeiten ſowohl auf die ein- zelnen Pflanzen, als auch auf den geſammten Florencha⸗ rakter der von ihm durchforſchten Gegend ausüben. Aus dieſem Geſichtspunkte betrachtet, bietet die Flora eines jeden Landes reichen Stoff zu Beobachtungen dar, und zwar ſind die Aufgaben, welche der Botaniker in den Gebirgsgegenden zu löſen hat, im Allgemeinen andere, als diejenigen, welche ihm bei der Durchforſchung des norddeutſchen Flachlandes zufallen. Dort treten nicht allein auf kleinen Räumen ſtarke klimatiſche Differenzen auf und geben dem Botaniker Gelegenheit die Wirkungen zu erforſchen, welche die Höhe und die mehr oder weniger geſchützte Lage auf die Verbreitung und Umgeſtaltung der einzelnen Pflanzenarten zeigen, — ſondern auch die ver— ſchiedenen Bodenarten ſind dort viel ſchärfer von einan⸗ der geſondert, indem bald Granit, bald Dolomit, Kalk- ſtein, Thonſchiefer, Sandſtein u. ſ. w. wirklich zu Tage treten, weßhalb denn auch das Schlachtfeld hauptſächlich hierher zu verlegen iſt, auf welchem der Kampf über die 59 Exiſtenz der bodenſteten, bodenholden und bodenvagen Pflanzen feine einftmalige* Entſcheidung finden wird. — In unſerem Flachlande dagegen iſt das Klima ſehr ein— förmig. Die anſtehenden Lager unſeres Bodens ſind theils von alluvialen Bildungen, noch mehr aber von einer mächtigen Decke buntgemiſchter diluvialer Stoffe verhüllt, unter welchen freilich auf größeren Räumen bald der eine, bald der andere ſo weit vorherrſcht, daß derſelbe, im Vereine mit anderen Urſachen, einen gewiſſen Einfluß auf die Pflanzen, welche er trägt, erkennen läßt, — dieſer Einfluß zeigt ſich aber niemals in dem Maße, in welchem dies doch in den Gebirgsgegenden der Fall ſein ſoll. Nur das Haidegebiet und deſſen Flora ſind etwas un— ſerem Flachlande Eigenthümliches. Dem norddeutſchen Botaniker iſt eine andere Auf gabe zugefallen. Die nördliche Gränze unſeres Gebietes bilden auf weiten Strecken zwei Meere, die Nordſee und die Oſtſee. Dieſelben bergen nicht allein noch ungeahnte Schätze von Algen, ſondern die geographiſche Verbreitung unſerer Meerespflanzen und die Metamorphoſe, welche die— ſelben in dem nach Oſten hin abnehmenden Salzgehalte der Oſtſee erleiden, ſind ſo gut wie noch gar nicht erforſcht. Durch dieſe Meere beeinflußt, erleidet auch die Vegetation des von ihm unmittelbar berührten Landes eine eigeuthüm— liche Modification, und die Seeſtrandsflora iſt dem— nach auch etwas Eigenthümliches, was wir vor den Bo— tanikern der deutſchen Gebirgsländer voraus haben. Ein drittes endlich ſind die unzähligen größeren und kleineren Becken ſüßer Gewäſſer, — die Seen, Teiche, Sölle und Poole, — an welchen die flachen Küſtenländer der 60 Oſtſee ſo unendlich reich find, daß fie z. B. in Meklen⸗ burg etwa 0,055 des ganzen Areals einnehmen; dieſelben fehlen dem mittleren und ſüdlichen Deutſchland zwar nicht gänzlich, ihrer ſind dort aber nur ſo wenige und dieſe ſind faſt ausſchließlich auf einen ſo eng umgränzten Raum, nämlich die Alpen, beſchränkt, und bei ihrer gro⸗ ßen Tiefe ſo arm an Vegetation, daß wir in Deutſchland ein Studium der Süßwaſſerflora wohl vorzugsweiſe als eine Pflicht der Botaniker in den baltiſchen Küſtenlän⸗ dern beanſpruchen müſſen. — Dieſe, bisher fo unglaub⸗ lich vernachläſſigte Pflicht etwas einzuſchärfen, habe ich mir in vorliegenden Zeilen zur Aufgabe geſtellt. Ver⸗ nachläſſigt kann dieſelbe mit Recht genannt werden, denn ſo oft der Weg den Botaniker auch auf ſeinen Ex⸗ curſionen an dem Rande der Seen und Teiche vorüber führt, ſo weiß ich doch aus eigener Erfahrung, daß man es meiſtens dabei bewenden läßt, ſich der vom Ufer aus erreichbaren Waſſerpflanzen zu bemächtigen, in Betreff deſſen aber, was weiter abwärts in der Tiefe des Gewäſſers wächſt, pflegt man ſich dem Ausſpruche von Schillers Taucher anzuſchließen: „Es frene ſich Wer da athmet im roſigen Licht! Da unten aber iſt's fürchterlich, Und der Menſch verſuche die Götter nicht, Und begehre nimmer und nimmer zu ſchauen, Was ſie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen! An eine gründliche, planmäßige botaniſche Durchfor⸗ ſchung unſerer ſüßen Gewäſſer ſcheint noch kein norddeut— ſcher Botaniker gedacht zu haben, und dieſem Umſtande möchte es daher (wenigſtens theilweiſe,) vielleicht zuzu— 61 ſchreiben fein, daß einzelne Seen, wie z. B. der Einfelder See in Holſtein, der Mechower See im Ratzeburgiſchen, die kleinen Seen bei Langwitz und bei dem Baſedower Theerofen unweit Malchin, der Dammſche und Binower See in der Nachbarſchaft von Stettin, der Warnower See und der Neuendorfer Krebsſee auf der Inſel Wollin, der See beim Espenkruge unweit Golombia in Weſtpreußen, der See bei Rauſchen in der Nähe von Königsberg, ſo wie die Seen bei Lyck und Goldapp im Regierungsbe— zirke Gumbinnen, als Fundorte vieler ſeltener Waſſer— pflanzen eines fo weit verbreiteten Rufes unter den deut— ſchen Botanikern ſich freuen. Sollten dieſe Seen wohl wirklich in floriſtiſcher Beziehung ſo bevorzugt ſein (und das wäre ein Umſtand, der den Geologen nicht minder, als den Botaniker intereſſiren würde,) — oder ſollte ihr Pflanzenreichthum nicht vielmehr ein nur ſcheinbarer ſein, indem er hauptſächlich darauf beruhete, daß dieſe wenigen Seen zufällig genauer durchforſcht worden ſind, als die große Mehrzahl unſerer übrigen Süßwaſſerbecken? Der in neueſter Zeit durch Entdeckung neuer Fundorte ſo we— ſentlich erweiterte Verbreitungskreis mancher noch vor ei— nigen Jahren hier als große Seltenheiten geltenden Pflan- zen, wie z. B. der Isoetes lacustris, Lobelia Dortmanna, Hydrilla verticillata, Callitriche autumnalis, Potamoge- ton praelongus u. a. m., macht mir letzteres nicht we— nig wahrſcheinlich und drängt mich zu dem Glauben hin, daß viele unſerer angeblich ſeltenen Waſſerpflanzen einen viel weiteren Verbreitungsbezirk durch das norddeutſche Flachland haben und hier viel gemeiner ſind, als die Floriſten es bis jetzt haben zugeſtehen wollen. — 62 Der Ausspruch „ſuchet, ſo werdet ihr finden,“ wird ſich meiner feſten Ueberzeugung nach auch hier vielfältig bewahrheiten, und da es ſich immer leichter findet, wenn man ungefähr weiß, was und wo man zu ſuchen hat, ſo wollen wir hier einen Blick auf den geſammten Be⸗ ſtand unſerer Süßwaſſerflora werfen. I. Die gemeinen Waſſerpflanzen. Den eigentlichen Stamm unſerer Süßwaſſerflora bil⸗ den eine große Anzahl von Arten, die nicht bloß in allen Theilen unſeres Gebietes in und an ſtehenden und flie⸗ ßenden Gewäſſern (bald dem einen, bald dem andern den Vorzug gebend,) vorkommen, ſondern welche faſt alle einen ſehr weiten Verbreitungsbezirk haben, und nicht allein in Europa von den Küſten des Eismeeres bis ſüdwärts über die Alpen hinaus, ſondern auch großen Theils ſogar noch in anderen Erdtheilen angetroffen werden, weßhalb denn auch in weit von einander entlegenen Gebieten die Waſſer⸗ flora eine viel größere Uebereinſtimmung zeigt, als die von Temperatureinflüſſen in ſtärkerem Maße abhängige Landflora. Daß hinſichtlich der Waſſer- und Landmol⸗ lusken ein ähnliches Verhältniß obwaltet, darauf habe ich ſchon im Jahre 1851 in eben dieſen Blättern hinge⸗ wieſen. In der nachfolgenden Überſicht dieſer Stammflora unſerer Gewäſſer habe ich diejenigen Arten, deren Ver⸗ breitung ich von Lappland bis in das nördliche Italien“ 1. Für das ſüdliche Italien, die Pyrenäen⸗ und Balkan⸗Halbin⸗ ſel ſtand mir keine Flora zu Gebote; für Norditalien liegen haupt— ſächlich die Angaben von Ambroſi und Pirona zu Grunde. E K w ˙ ö . ² Ä w Er dh Z 63 und von England bis Siebenbürgen verfolgen konnte, nicht weiter bezeichnet, diejenigen aber, welche nach Norden hin etwa in 62“ Breite eine Grenze ihrer Verbreitung fin— den, durch einen * kenntlich gemacht; die wenigen Arten, welche nach Norden in ihrem Vorkommen noch mehr be— ſchränkt find und ſich nur noch im ſüdlichen Theile der ſcandinaviſchen Halbinſel finden, find mit ** bezeichnet, und diejenigen endlich, welche zwar im Norden bis nach Lappland hinein gefunden wurden, ſüdwärts der Alpen aber zu fehlen ſcheinen, tragen ein 7 vor ſich. Die aus ßereuropäiſche Verbreitung dieſer Pflanzen, habe ich mit Hülfe der mir darüber zugänglichen literariſchen Hülfs— quellen, deren Aufzählung von keinem Intereſſe ſein würde, angegeben, wobei ich nur noch bemerken will, daß in vielen Fällen die Gränzen des Verbreitungsbezirkes ſich wahr— ſcheinlich noch weiter werden hinausſchieben laſſen, wofür mir aber die beſtimmten Nachweiſe fehlen. I. Dicotyledonen. Ranunculus aquatilis, auch (nach Boiſſier und Buhſe) in Trans⸗ kaukaſien, Sibirien, Kamtſchatka, auf den Aleutiſchen Inſeln, in Nordamerika und Nordafrika. R. divaricatus, wahrſcheinlich eben ſo weit verbreitet, wie der vorige, aber in den Florenverzeichniſſen von ihm nicht gehörig getrennt. R. Flammula, auch (nach Regel und Tiling) noch bei Ajan im öſtlichen Sibirien am Ochotskiſchen Meere; desgl. in Kamtſchatka. R. sceleratus bei Sarepta (nach Becker), in Transkaukaſien, öſtl. Sibirien, bei Philadelphia (Darrach) und im aretiſchen Amerika (uach Richardſon). * R. Lingua, nach Steudel auch in Sibirien und Nordamerika. Caltha palustris, Transkaukaſien, Ajan, Kamtſchatka, Island, Ar⸗ canſas (nach Lesquereux), Philadelphia, aretiſches Amerika. 64 Nymphaea alba, nach Steudel in Sibirien und Nordamerika. Nupbar luteum, bis zur Gränze von Lappland, in Sibirien und im aretiſchen Amerika. * Nasturtium amphibium in Afien, Amerika und (nach R. Brown) ſogar in Neuholland. N. palustre: Sarepta, Transkaukaſten, Ajan, Kamtſchatka, Phi⸗ ladelphia, im arctiſchen Amerika und Afrika. Cardamine amara. Malachium aquaticum. Comarum palustre: Aleuten, im arctiſchen Amerika. Epilobium tetragonum: Perſien, aretiſches Amerika und (nach Hooker) ſogar in Neuſeeland. E, hirsutum. E. parviflorum, auch bei Ajan. +? E. palustre, Nordamerika. * Myriophyllum spicatum, Sarepta, Arkanſas, aretiſches Amerika, Neuſeeland. * M. verticillatum, auch in Nordamerika, z. B. bei Philadelphia. Hippuris vulgaris, Ajan, Aleutiſche Inſeln, aretiſches Amerika. Callitriche verna: Sarepta, Ajan, Philadelphia, Neuſeeland. * C. stagnalis. * Ceratophyllum demersum, Sarepta, Transkaukaſien, Philadelphia. * C. submersum, Oſtindien. Lythrum Salicaria, Sarepta, Transkaukaſien, Nordamerika, Neu⸗ holland. 7 Montia fontana. Ajan, Aleuten, Neuſeeland. ** Berula angustifolia: Sarepta, Arkanſas. Sium latifolium bis in das ſüdliche Lappland. Oenanthe Phellandrium, Sarepta, Trauskaukaſien, Nordamerika. Cicuta virosa, Sibirien, arctiſches Amerika. Archangelica officinalis, Sibirien. ® Eupatorium cannabinum, * Petasites officinalis. Bidens cernua Sibirien, Arkanſas, Philadelphia. B. tripartita Sibirien. „E a dr re a ee ce rr r e 65 * Inula britannica: oſtwärts bis in das mittlere Sibirien. Menyanthes trifoliata: Ajan, Aleuten, Island, aretiſches Amerika. Myosotis palustris, auch im nördlichen Aſien und Amerika. + M. caespitosa: Sarepta. * Symphytum officinale, Philadelphia. + Limosella aquatica, Sarepta, Yjan, Nordamerika. Scrophularia nodosa, Sibirien, Arkanſas, Philadelphia. Veronica Anagallis (fehlt in Lappland), aber in Perſien und bei Philadelphia. 5 V. Beccabunga, wie die vorige. * Mentha aquatica, Transkaukaſien. Stachys palustris, Aſien (wo 9), Nordamerika. Scutellaria galericulata: Sarepta, nördliches Aſien und Amerika. * * Teucrium Scordium, Sarepta. Utrieularia vulgaris, Sarepta, Arkanſas, Philadelphia. U. minor. + Lysimachia thyrsiflora, Sibirien, aretiſches Amerika. * Hottonia palustris. Rumex aquaticus, Sarepta, Transkaukaſien, Sibirien, * R. maritimus, Sarepta, Arkanſas. * R. Hydrolapathum. Polygonum amphibium, Sarepta, Aſien (wo?), Arkanſas. * P. Hydropiper, Aſien (wo ?), Philadelphia. * P. minus, Sibirien. 2. Monocotyledonen. * Stratiotes aloides, * Hydrocharis Morsus ranae Sarepta. Alisma plantago Sarepta, Aſien (wo 7), Philadelphia, Neuholland. * Sagittaria sagittaefolia Sarepta, Aſien (wo?), Nordamerika. * Butomus umbellatus Sarepta, nördliches Aſien. Potamogeton natans Aſien, Arkanfas, Philadelphia, Afrika, Neu holland. P. rufescens, P. gramineus Neuholland. 66 P. lucens Sarepta. P. perfoliatus Sarepta, Transkaukaſien, Ajan, aretiſches Amerika, Neuholland. P. orispus Amerika (wo?), Neuholland. P. pusillus (bis Lappland), bei Sarepta. P. pectinatus Ajan, arctiſches Amerika. Lemna gibba Sarepta, Transkaukaſien. L. minor (bis Lappland) Sarepta, Arkanſas, Philadelphia, are— tiſches Amerika, Neuholland. L. polyrrhiza (bis Lappland), Arkanſas. a L. trisulca (noch im ſüdlichen Lappland), Sarepta, Arkanſas, aretiſches Amerika, Neuholland. Typha angustifolia Sarepta, Neuholland. T. latifolia Sarepta, Arkanſas, Philadelphia. Sparganium natans Transkaukaſien, Ajan, Neuſeeland. S. simplex (bis Lappland), Sarepta, Sibirien, Arkanſas, Philadelphia. S. ramosum Sarepta, Sibirien, Nordamerika. + Calla palustris Sibirien, arctiſches Amerika. Acorus Calamus in der ganzen gemäßigten Zone der nördlichen Halbkugel. Iris Pseudacorus (bis in das ſüdliche Lappland) Sarepta, Traus⸗ 8 kaukaſien, Sibirien, Nordamerika. Juncus artieulatus Trauskaukaſien, Sibirien. J. communis faſt über den ganzen Erdball verbreitet, — nicht 3. B. in Neuſeeland. J. supinus. * J. glaucus Sarepta, Transkaukaſien, Nordamerika. Heleocharis acicularis Sarepta Transkaukaſien, Sibirien, Arkan⸗ ſas und noch weiter durch Nordamerika. H. palustris Sarepta, Taspiſches Meer, Sibirien, Nepal, Arkanſas, aretiſches Amerika, Cap der guten Hoffnung, Sandwich Inſeln. Scirpus lacustris Transkaukaſien, Sibirien, Arkanſas, arctiſches Amerika, Neuholland, Sandwich Inſeln. S. sylvaticus (bis Lappland) Sarepta, N Sibirien, Canada, aretiſches Amerika. * * * 67 ** + S. setaceus Caspiſches Meer, Sibirien, Neuholland. Carex vesicaria Caspiſches Meer, Altai, Ajan, Nordamerika. C. acuta Kaukaſus, Alan, Nordamerika. + C. vulpina Sarepta, Kaukaſus, Caspiſches Meer, Altai. * * C. Pseudo-cyperus Sarepta, Nordamerika, Neuholland. * C. paludosa Kaukaſus, Nepal, Cap der guten Hoffnung, Braſilien. ** C. riparia Sarepta, Transkaukaſien, Sibirien. Phalaris arundinacea Sarepta, Sibirien, Japan, Nordamerika. Calamagrostis lanceolata ganz Europa, Kaukaſus, Kleinaſien, Altai, Sibirien. Ä C. Epigeios desgl. + C. neglecta Nordeuropa (nicht mehr in Süddeutſchland und Sie— benbürgen), arctijches Amerika. Phragmites communis Sarepta, Sibirien, Japan, Arkanſas, und noch weiter in Amerika, Neuholland. Poa serotina Sibirien, Nordamerika. Glyceria aquatica Sarepta, Transkaukaſien, Sibirken, aretiſches Nordamerika. G. fluitans Sarepta, Transkaukaſien, Arkanſas, Chile, Neuholland. * G. altissima Kaukaſien, Sibirien, Neuholland. 3. Equiseiaeeen, Equisetum palustre durch das nördliche und mittlere Europa, Perſien, arctiſches Amerika. E. hiemale im nördlichen und mittleren Europa, Arkanſas. * E, limosum im nördlichen (bis etwa 62% und mittleren Europa, Ten. 4. Laubmeese. Sphagnum cymbifolium durch ganz Europa. S. squarrosum desgl., arctiſches Nordamerika. S. acutifolium ebendaſelbſt. *+ S. cuspidatum durch das mittlere Europa. Bartramia fontana von Lappland bis in die Alpen, ob noch wei— ter ſüdlich? 5˙* 68 Fontinalis antipyretica Europa, Nordamerika. Hypnum riparium ganz Europa. H. cordifolium desgl. H. fluitans durch faſt ganz Europa und das aretiſche Amerika. H. irriguum Wils. durch faſt ganz Europa. H. palustre ganz Europa. 5. Lebermoose. * Riccia fluitans vom mittleren Schweden und den deutſch⸗ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen abwärts durch ganz Europa, Vorderindien, Nord⸗ amerika, Braſilien, Neuholland. * * R. natans durch das mittlere und ſüdliche Europa (fehlt in Scan- dinavien und den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen), Perſien, Nordame⸗ rika, Braſilien, Neuholland. Marchantia polymorpha ſcheint über den ganzen Erdball verbrei⸗ tet zu ſein. Aneura pinguis durch ganz Europa, Amerika, Vorderindien, Java, Neuholland. 6. Algen. : Zahlreiche Arten, mit zum Theil ſehr weiten Verbreitungskreiſen aber in dem Gebiete der norddeutſchen Flora noch ſo wenig von Seiten der Wiſſenſchaft beachtet, daß ich nicht im Stande bin, eine auch nur einigermaßen brauchbare Ueberſicht derſelben zu geben. Die wenigen über die Algen vorliegenden Notizen ſiehe im folgenden Abſchnitte. II. Seltenere Waſſerpflanzen. | Außer den vorſtehend namhaft gemachten Arten, welche ſich einer weiten Verbreitung durch unſere Gewäſſer erfreuen, giebt es nun noch eine anſehnliche Anzahl, welche innerhalb unſeres Gebietes mehr oder weniger ſporadiſch auftauchen und dieſe ſind es, welche ich den Botanikern f ganz beſonders zu einer ſchärferen Beachtung anempfehlen möchte, weil ich viele dieſer Pflanzen in Verdacht habe, 69 daß fie in der That nicht fo felten find, wie fie es nach dem gegenwärtigen Stande unſeres Wiſſens noch zur fein ſcheinen. Zu den Seen, welche als Fundorte ſolcher ſpo— radiſcher Pflanzen beſonders in Ruf ſtehen, gehören folgende: In Holſtein der Einfelder See, worin Alisma ranunculoides, Lobelia Dortmanna und Myriophyllum alterniflorum. N Im Lübecker Stadtgraben Salvinia natans. Im Fürſtenthume Ratzeburg der Mechower See mit Conferva Frölichiana, Callitriche autumnalis, Elatine Alsinastrum und Hydropiper, Litorella lacustris , Lo- belia Dortmanna (auch im benachbarten Garen- und Klocksdorfer See) und Ranunculus reptans. In Meflenburg- Schwerin: im ofen ene Frauenmarker und Dutzower See Myriophyllum alterniflorum; am Lankower See bei Schwerin He- leocharis ovata und Ranunculus reptans; in Neumüh⸗ ler See bei Schwerin Najas major, ſo wie im und am Osdorfer See Alisma ranunculoides und Pilularia globulifera; im Schweriner See Limnanthemum nym- phaeoides? und Potamogeton filiformis; im Siggel— kower Teich unweit Parchim Ulva pruniformis? im Dobertiner See Conkerva Aegagropila (Dr. Dräger!) im Barninſchen See botamogeton praelongus; in und an der Müritz Conferva Aegagropila, Nostoc pru- niforme und Elaline Alsinastrum (vergl. S. 39); im Sumpf⸗ ſee bei Güſtrow Najas major und Zannichellia palustris; in und an dem (jett verſchwundenen?) See bei dem Ba— ſedower Theerofen Alisma parnassifolium, Litorella lacustris, Nuphar pumilum und Pilularia globulifera 70 (welche zum Theil auch in den benachbarten kleinen Lang⸗ witzer Seen vorkommen); im Rahnenfelder See bei Pentzlin Elatine Hydropiper und Najas major. In M. ⸗Strelitz in der Tolenſe Najas major und Potamogeton filiformis; im Teiche bei Eichhorſt Cal- litriche autumnalis. In der Ukermark im Ukerſee Callitriche autum- nalis; im Parſteiner See Najas flexilis. In Vorpommern im Jeſerſchen See bei Rein⸗ berg: Litorella lacustris, Ranunculus reptans; bei der Schmietekower Schafwäſche: Litorella, Nuphar pu- milum; im Soll bei Gers din: Nuphar pumilum (zu⸗ ſammen mit luteum und intermedium Ledeb. ?) Auf Uſedom Isoetes lacustris im Krebsſee bei Pu⸗ dagla. Auf Wollin im Warnower See: Potamogeton praelongus; im Neuendorfer Krebsſee: Elatine Hy- dropiper, Alisma ranunculoides, Litorella, Lobelia. In der Oder bei Stettin: Salvinia natans. In Hinterpommern im Dammſchen See bei Stettin: Chara stelligera und fragilis, Hydrilla ver- ticillata, Potamogelon trichoides, Limnanthemum nym- phaeoides (desgl. Ceratophyllum demersum und sub- mersum); im Binower See: Litorella, Najas flexilis, major und minor, Potamogeton filiformis und Cera- toph. submersum, In Weſtpreußen in dem See beim Espenkruge unweit Golombia: Elatine triandra, Isoetes, Litorella, Lobelia (auch im See bei Gr. Katz unweit Danzig, wo auch Elatine Hydropiper); bei Elbing (wo?) Salvinia nalans. 71 In Oſtpreußen im Mühlenteiche bei Rauſchen im Samlande 6 Meilen von Königsberg: Bulliarda aqua- tica, Nuphar pumilum und intermedium Ledeb., in den Seen bei Lyck und Goldapp, und zwar (nach R. Cas— pary) im Kl. Sellment See, ½ M. ſüdöſtlich von Lyck: Hydrilla verticillata (zuſammen mit Chara cera- tophylla); desgleichen im Nieczecza See 2½ M. öſtlich von Lyck, im Glembowka See (etwas ſüdlich von dem vorigen), im Krakſtein See (bei Klauſſen im Kreiſe Lyck), im Sunowo See (¼ M. weſtlich von Lyck), in welchem auch Chara ceratophylla, Utricularia vulga- ris, Stratiotes aloides, Ceratophyllum demersum, Ra- nunculus divaricatus, Potamogeton pectinatus, perfo- liatus, pusillus, compressus, Myriophyllum spicatum, Polygonum amphibium, Seirpus lacustris und Phrag- miles communis wachfen,) und im Kl. Grabnick See, 1% M. NEW. von Lyck, welcher außerdem beherbergt: Chara ceratophylla, hispida, jubata, contraria, Potamo- geton pectinatus, perfol., pusil. und compr., Stratiotes und Typha latifolia, Im Lycker See kommt Chara stel- ligera und Nuphar luteum var. rubropetalum (eine an- derweitig noch nicht wahrgenommene Form mit blutrothen Blumenblättern!) vor, im Gr. Grabnick See Trapa natans und Potamogeton praelongus (dieſer auch noch in andern Seen jener Gegend), im Mühlenteiche bei Lee— gen Nitella mucronata, in einem Tümpel am Nieczecza See Nitella gracilis und endlich im Gehlweidener See bei Goldapp Nuphar pumilum, intermedium Ledeb. und Nymphaea alba var. semiaperta. 12 Ein Blick auf das vorſtehende Verzeichniß läßt in der Verbreitung dieſer Pflanzen durch unſer Gebiet noch gar keinen geographiſchen Zuſammenhang erkennen. So finden wir z. B. für Salvinia natans nur drei durch weite Zwiſchenräume getrennte Standorte: Lübeck, Stet⸗ tin und Elbing; Isoetes lacustris tritt in Holſtein und Ratzeburg auf, überſpringt Meklenburg, Ukermark und Vorpommern, zeigt ſich dann wieder auf Uſedom und noch einmal in Weſtpreußen, und faſt ganz ebenſo macht es Lobelia Portmanna; Subularia aquatica, Elatine trian- dra, Bulliarda aquatica, Najas flexilis tauchen in den bezeichneten Ländern für jetzt noch völlig iſolirt auf. — Sollte es ſich wohl wirklich in der Natur ſo verhalten, oder ſind uns die verbindenden Zwiſchenſtationen nur einſtweilen noch unbekannt, geblieben? Um für weitere Nachforſchung zur Erledigung dieſer Frage eine Grundlage zu geben, will ich bei der nachfol- genden Aufzählung dieſer ſelteneren Pflanzen ihrer ſämmt⸗ lichen bis jetzt bekannt gewordenen norddeutſchen Stand- orte mittheilen. Man bekommt durch Hinweiſung auf die Lücken in ihrer Verbreitung wenigſtens Fingerzeige, wo man vielleicht mit einigem Erfolge zu ſuchen hat. Na⸗ türlich wird man nicht erwarten, in allen Seen oder Teichen dieſelben Pflanzen zu finden! Einige lieben klare Gewäſſer mit kieſigem Boden, andere ziehen moderige Standorte vor; Seen mit vielem Vorlande werden eine üp⸗ pigere Flora aufzuweiſen haben, als diejenigen, deren Boden ſchon dicht am Ufer zu einer anfehnlichen Tiefe abſtürzt. Am förderſamſten für die Kenntniß unferer Seeflora würde es wohl ſein, wenn jeder ſich für dieſen Gegenſtand 73 intereſſirende norddeutſche Botaniker zunächſt fich an eine recht gründliche Erforſchung der ihm nahe gelegenen Ge— wäſſer machte. Ueber ein dazu nöthiges Inſtrument ſagt Hr. Prof. R. Caspary in Königsberg, welcher ſich ſchon ſeit mehreren Jahren die Durchforſchung der oft preußiſchen Seen hat angelegen fein laſſen, in ſeiner Ab— handlung über Hydrilla verlicillata Folgendes: „Den Boden der Gewäſſer unterſuche ich mittelſt einer ſtarken, ſchweren, eiſernen Harke, die eine doppelte Reihe von Zinken hat, eine nach oben und eine nach unten; die Zinken find nur ½ Zoll von einander entfernt. In der Mitte trägt die Harke einen kurzen eiſernen, nur 3“ lan⸗ gen Stiel, der ſenkrecht zu den Zinken ſteht und oben ein Loch hat, durch welches ein ſtarker Strick gezogen iſt. Die Harke wird ins Waſſer geworfen, am Stricke von dem weiter geruderten Boot längſt dem Boden geſchleppt und von Zeit zu Zeit mit den darin hängen gebliebenen Pflanzen in die Höhe gezogen. Mit dieſem leicht trag— baren Iuftrumente läßt ſich der Boden in beliebiger Tiefe gut unterfuchen. Ich bediente mich früher einer eiſernen Harke, die an einer hölzernen Stange befeſtigt war, welche durch Anſatz eines anderen Stückes, das nach Bajonet— art daran befeſtigt wurde, bis zu 40° verlängert werden konnte; jedoch iſt die Fortſchaffung dieſes Werkzeuges ſehr beſchwerlich und in den meiſten Fällen die am Stricke be— feſtigte Harke ausreichend. Nur wenn man einzeln ſte— hende, beſonders auf dem Boden ſehr feſthaltende Pflan- zen, z. B. Rhizome von Nuphar oder Nymphaea, aus bes trächtlicher Tiefe heraufziehen will, iſt eine Harke mit feſtem, ſtarken Holzſtiel unentbehrlich.“ 74 eit der Vervollſtändigung unſerer Kenntniß der geo- graphiſchen Verbreitung der feltneren Waſſerpflanzen iſt aber nur erſt die eine Hälfte unſerer Aufgabe gelöſet. Die andere, noch wichtigere, aber auch weit ſchwierigere, be— ſteht in der gewiſſenhaften Prüfung der Berechtigung, mit welcher viele dieſer Pflanzen zu Arten erhoben wor— den ſind. Wie viele ſtreitige Species giebt es z. B. nicht in den Gattungen Batrachium, Nymphaea, Nuphar, My- riophyllum, Ceratophyllum, Callitriche, Utricularia, Po- tamogeton, Zannichellia, Chara u. ſ. w.! der Character vieler Waſſerpflanzen iſt ſehr veränderlich, — eben ſo ſehr, wie dies bei den Süßwaſſermollusken (3. B. bei Unio, Anodonta, Limnaeus) der Fall iſt. Die Gränzen dieſer Formveränderungen zu ermitteln, und wirklich na⸗ turgemäße Scheidelinien zwiſchen den nahen verwandten Arten zu ziehen, wäre (meiner Meinung nach,) eine der wichtigſten Aufgaben für die norddeutſchen Botaniker, da ihnen das zur wiſſenſchaftlichen Unterſuchung nöthige Ma⸗ terial in ihren zahlfofen Seen in reichſter Fülle zu Gebote ſteht. — Darum nur friſch die Hand ans Werk! Als Quellen für die nachſtehenden Angaben, ſo weit dieſelben Norddeutſchland betreffen, habe ich folgende floriſtiſche Arbeiten benutzt: Für Holſtein, Hamburg und Lübeck: Nolte Novitia Florae Holsaticae. Kiel 1826. Häcker Lübeckiſche Flora. Lübeck 1844 (Nachtrag dazu in unſerem Archiv XI. S. 133.) Sonder Flora Hamburgensis. Hamburg 1851. FP T . r Für Mekleuburg die ſämmlichen darüber vor⸗ handenen literariſchen Hülfsmittel (ſ. Archiv XIV. S. 141 ff.). 75 Für die Ukermark: Gerhardt Flora von Prenzlau und der nördlichen Ukermark. Prenzlau 1856. Für Pommern: Schmidt Flora von Pommern und Rügen, 2. Auflage von Baumgardt. Stettin 1848. Zabel Flora von Neuvorpommern und Rügen 1859 (Archiv XIII. XV.) Lueas C. Flora der Inſel Wollin (Verhandlungen des botaniſchen Vereins der Provinz Brandenburg 1860. Heft 2 S. 25.) Seehaus C. Hydrilla verticillata var. pomeranica (ebendaſelbſt S. 95.) Für Preußen: Klinsmann Novitia et defectus florae Gedanensis (Neueſte Schriften der naturforſchenden Geſellſchaft in Dauzig. Band IV. Heft 1. 1843.) v. Klinggräff Flora von Preußen, Marienwerder 1848 (Nach⸗ trag 1854). Patzke, Meyer und Elkan Flora der Provinz Preußen. Kö⸗ nigsberg 1850. Caspary R., über das Vorkommen der Hydrilla verticillata in Preußen u. ſ. w. (in den Verhandlungen der 35. Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte in Königsberg 1860). Schriften der Königl. phyſieal. ökonom. Geſellſchaft in Königs- berg Jahrgang 1. 2. 1850. 61. Für die Provinz Brandenburg und die Altmark: Aſcherſon Flora der Provinz Brandenburg, der Altmark und Herzogthums Magdeburg. Berlin 1859 (noch nicht vollſtändig erſchienen). Verhandlungen des botaniſchen Vereins für die Provinz Brau⸗ denburg und die angränzenden Länder. Heft 1. 2. Berlin 1859. 60. Endlich noch für ganz Norddeutſchland: Meyer Flora excursoria Hanoverana. Göttingen 1849. Garcke Flora von Nord- und Mitteldeutſchland, 4. Auflage. Ber— lin 1858. 76 1. Dicotyledonen. Ranunculushederaceus; in Waſſergräben, an Teis chen, auf überſchwemmten Plätzen vorkommend, ſcheint feinen Ver⸗ breitungsbezirk hauptſächlich im W. des mittleren und ſüdlichen Eu⸗ ropa zu haben. Er findet ſich in England, Belgien, Holland, dem weſtlichen Deutſchland (von Baſel bis Oldenburg), und erſtreckt ſich von Hannover durch das Gebiet der Flora von Hamburg (wo er noch ziemlich häufig iſt,) durch Holſtein, Lübeck und Lauenburg vers einzelt noch bis nach Mekl. Schwerin hinein, wo er bei Krakow und beim Sandkruge zwiſchen Roſtock und Ribnitz gefunden iſt. Weiter nach O. hin ſcheint er in unſerem Gebiete nicht vorzukommen und auch nordwärts geht er durch Dänemark nur bis in das ſüdliche Schweden (nicht mehr in die deutſchen ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen, ſo wie nach Finnland). Im ſüdlichen Europa ſcheint er auch nicht weiter oſtwärts zu gehen, denn er findet ſich nur auf der Pyrenäen-Halbinſel (ich beſitze ihn von Madrid,) und in Italien (wo er noch in Calabrien vor⸗ kommen ſoll). R. fluitans gilt für ſeltener, als er es wohl in der That iſt, und wird ſich wahrſcheinlich in den meiſten Flüſſen und Bä⸗ chen unſeres Gebietes finden, wenn man ſie nur etwas genauer durchſucht, als dies bisher geſchehen iſt. Jetzt ſind als Fundorte nur erſt bekannt: die Flüſſe Holſteins und des Hamburger Gebietes (ſelten in den Elbarmen, häufig in der Bille von Bergedorf bis zur Aumühle — sec. Sonder), die Trave bei Schlutup im Gebiete der Flora von Lübeck, der Daſſower Binnenſee, die Elde, die Löcknitz, in der Ukermark die Uker, in Pommern die Tolenſe bei Demmin, die Peene bei Wolgaſt, die Divenow bei Wollin, mehrere Flüſſe in Hinterpommern und Preußen, wo er in der Minge bei Memel ſeine nördliche Gränze zu erreichen Scheint, denn die Floriſten der ruſſiſch⸗deut⸗ ſchen Oſtſeeländer, Finnlands, und Scandinaviens führen ihn nicht als in ihren Gebieten heimiſch auf; ſüdwärts erſtreckt er ſich bis nach Italien hinein, ſelbſt im nördlichen Afrika und in Nordamerika ſoll er noch vorkommen. R. reptans L. wird häufig mit einer Varietät des R. Flam- mula verwechſelt, (was aber nach einem authentiſchen ſchwediſchen Expl., B Dei dis Na Dr a en ST ie Sr m E 77 welches ich in meinem Herbarium beſitze, gewiß ſehr mit Unrecht ges geſchieht!) weßhalb feine Verbreitung in unſerem Gebiete ſich noch nicht mit Beſtimmtheit angeben läßt. Sichere Fundorte ſcheinen zu ſein: das Gebiet der Flora von Hamburg (wo er häufig am Elb— ufer bei Neumühlen, bei Teufelsbrüd und am Elbdeiche vorkommt), im weſtlichen Meklenburg die Ufer des Mechower und Lankower (bei Schwerin) Sees, in der Ukermark der Kuhzer See (1 M. ſüdöſtlich von Boitzenburg) und das Oderufer bei Freienwalde. Außerdem ſoll dieſe Art vorkommen in Pommern am Borgwall-See bei Stralſund, am Jeſerſchen See bei Reinberg, bei Wolgaſt, Ukermünde, Swine— münde, am Neuendorfer See und am Kolzower Krebsſee auf Wollin, in Preußen bei Danzig. Weiter nordwärts verbreitet fie ſich durch Scans dinavien, Finnland und die ruſſiſch⸗deutſchen Oſtſeeprovinzen, — ſüd⸗ wärts ſoll ſie noch in Siebenbürgen, dem nördlichen Italien und in Dalmatien gefunden werden. Nuphar pumilum iſt in unſerem Gebiete eine ſehr ſeltene Pflanze. Sie iſt nur gefunden bei Hamburg in einem Graben jen— feit des Eichbaumes und in der Alfter bei Uhlenhorſt: in Landſeen im Lauenburgiſchen (sec. Hübener bei Sonder!); in Meklenburg in dem Teiche beim Baſedower Theerofen (wo ſie aber durch Austrock— nung des Waſſers im J. 1858 verſchwunden zu ſein ſcheint,) und in den benachbarten beiden kleinen Langwitzer Seen, in Vorpommern in der Schmietekower Schafwäſche unweit Grimmen und im Soll bei Gersdin unweit Franzburg; ſodann erſcheint dieſe Art erſt wieder in Oſtpreußen im See bei Rauſchen unweit Königsberg und im Gehlweidener See bei Goldapp. — Weiter nordwärts ſoll ſie auf der ganzen ſeandinaviſchen Halbinſel und in Finnland vorkom— men; aus den ruſſiſch-deutſchen Oſtſeeprovinzen aber finde ich fie nicht erwähnt, aber im öſtlichen Aſien taucht ſie (nach Regel im Moskauer Bulletin T. XXXIV. 3 S. 126) in den Umgebungen des Baikal Sees und in der Nähe des Amur wieder auf. Weſtwärts iſt ſie noch in Schottland und Irland vorhanden, — ſüdwärts in den Vogeſen, im Schwarzwalde, in der Schweiz, Salzburg, in Schleſien, Böhmen (in Lachen der Moldau und in Teichen des Budweiſer Kreiſes), in Mähren (Iglau) und bei Krakau aufgefunden. — Eine leidliche Ab⸗ 78 bildung dieſer Art (und zwar nach meklenburgiſchen Ex.,) giebt De⸗ tharding und beſchreibt fie folgendermaßen: „Cum N. luteo maxima intercedit similitudo, sed haec species duplo minor est. Flores lutei, magnitudine vix Calthae palustris. Calyx pen- taphyllus, foliolis alterne ovatis et oblongo-ovatis, obtusis; petala 12, calyce multo minora, rotundata, flava. Germen oblongo- ovatum, rostro eylindrico, stig ma 8—l1l radiatum et to- tidem lobi illud ter minantes. Filamenta oblonga, obtusa; antherae sessiles. Fructus, ad maturitatem provectus, globosus, superne parum attenuatus, stigmate coronatus. Folia 2-5“ longa, cblongo-cordata, integerrima, superne cum calyce elevato-punctata, in statu recenti glaberrima, subtus tenuissime pubescentia et venosa; lobi utplurimum approximati, non raro invicem incumbentes, porro etiam distantes.“ — Synonyme diefer zuerſt von Timm in Meklenburg endeckten und 1795 unter der Bezeichnung Nymphaea lutea 8. pumila beſchriebenen Pflanze ſind N. minimum Smith, N. Spennerianum Gaud, und N. Kalmiana Hook., — ob auch N. sericeum Lang. (wie es nach Mertens und Koch IV. S. 32 ſcheinen möchte,) wage ich nicht zu entſcheiden, weil ich weder Exemplare, noch auch Abbildungen derſelben geſchehen habe. Das Größenmaß der Blilthen kanu nicht zur Unterſcheidung zwiſchen N. pumilum und luteum dienen, deun erſteres kommt auch mit grö— ßeren (N. Spennerianum, in Mekleuburg nicht!), letzteres mit viel kleineren Blüthen, als gewöhnlich, vor; auch zeigt N. luteum bis⸗ weilen auf der unteren Blattfläche einzelne Haare, aber ſicherlich nie— mals eine ſo ſtarke Behaarung als bei N. pumilum, deſſen Blätter | überdies viel rundlicher und tiefer eingeſchnitten find und deſſen Narbe eine ganz abweichende Bildung beſitzt. Exemplare aus dem Mühlen⸗ teiche bei Rauſchen unweit Königsberg, welche ich der Güte des Hrn. Prof. R. Caspary verdanke, ſtimmen völlig mit unſeren meklenbur⸗ giſchen überein. Dort wachſen ſie in Geſellſchaft von N. intermedium Ledeb. und ebenſo auch in dem Solle bei Gersdin in Vorpommern, aus welchem Zabel pumilum, intermedium und luteum namhaft macht. N. intermedium von Rauſchen, von welchen mir gleichfalls Ex. vorliegen, zeigt einige Haare auf der unteren Blattfläche, — in r ² —iNʃ uu U . nase = u 73 den übrigen Kennzeichen aber vermag ich keinen weſentlichen Unter— ſchied von N. luteum heraus zu finden. In welchem Verhältniß dies N. intermedium zu pumilum und luteum ſteht, ob es als Uebergangsform letztere zu einer einzigen Art verbindet, oder ob es ein Baſtard zweier getrennter Arten ſei, darüber wird uns Hr. Prof. Caspary hoffentlich Aufſchlüſſe zu geben vermögen, da er dieſe Arten, um fie genauer zu ſtudiren, in ein Becken des botaniſchen Gar— tens zu Königsberg verpflanzt hat. — Vergleiche über dieſe Art auch noch die Bemerkungen von Münch in den Verhandlungen der ſchwei— zeriſchen Geſellſchaft für Naturwiſſenſchaft XLII. S. 146 ff. Nasturtium officinale zeigt eine merkwürdige Unter- brechung in ſeinem Verbreitungskreiſe, indem es im nordöſtlichen Deutſchland (Böhmen, Schleſien? und Hinterpommern oſtwärts von Köslin) und den deutſch⸗ruſſiſchen Oſtſeeländern nicht angetroffen wer— den ſoll, wohl aber in Preußen (bei Deutſch Crone und Conitz, sec. v. Klinggräff), im ſüdlichen Finnland, bei Petersburg, Moskau, Groduo, Minsk, Mohilew und Tſchernigow. In dem weſtlichen Theile unferes Gebietes iſt dieſe Pflanze an Quellen, in Gräben und Bächen ſehr gemein und ſie erſtreckt ſich von hier aus nach N. über Dänemark bis in das ſüdliche Schweden, weſtwärts bis England, ſüdwärts bis Italien und ſüdoſtwärts tritt fie auch in Siebenbürgen und Trans— kaukaſien auf. — Sollte ſie inmitten dieſes Verbreitungsbezirkes wirk⸗ lich in den oben bezeichneten Ländern fehlen, oder iſt ſie dort nur unbeachtet geblieben? — Nach Steudels Nomenclator erweitert ſich der Verbreitungskreis ſogar auch über Aſien, Africa und Amerika, Subularia aquatic a ſcheint im nordweſtlichen und nörd⸗ lichen Europa weit verbreitet zu fein. Man keunt fie aus England, Schottland und Irland, aus Belgien, der ganzen ſcandinaviſchen Halbinſel und aus Finnland. In unſerem Gebiete iſt fie nur erſt an einer einzigen Stelle, u. zwar in Holſtein, gefunden worden, und in der Nähe deſſelben bei Vorsfelde im Braunſchweigiſchen; weiter ſüdwärts find nur noch einige Standorte im Thüringiſchen und ein einziger in der Nähe von Erlangen bekannt. Wahrſcheiulich iſt dieſe in Fiſchteichen unter dem Waſſer, und nach dem Rücktritte deſſelben am Uferrande, vorkommende Pflanze wegen ihrer Kleinheit und ver— 80 ſteckten Lebensweiſe in unſerem Gebiete vielfältig überſehen und iſt in der That nicht ſo ſelten, wie man gewöhnlich annimmt. N Elatine Hydropiper am Rande von Flüſſen, Teichen und Seen, iſt in unſerem Gebiete nur ſehr ſporadiſch gefunden: in Holſtein, im Hamburger Gebiete am Elbufer bei Teufelsbrück, Blan⸗ keneſe, Harburg, Hoopte, bei Barmbeck, Bramfeld, Poppenbüttel, Ahrensburg, Trittau im großen See (gewöhnlich in Geſellſchaft von Heleocharis acicularis, — sec. Sonder), im Lübecker Gebiete an d. — Trave, der Herrenfähre gegenüber; in Meklenburg am Mechower See, an der Sude bei Gothmann, am See bei Hörſt unweit Teſſin und, am Rahnenfelder See bei Penzlin; in Meklenburg Strelig, der Ukermark, Neuvorpommern und Rügen iſt ſie noch nicht gefunden; auf Wollin am Neuendorfer See, in Hinterpommern in zwei Lachen bei Colbitzow und an einem Pfuhle bei Stöwen; auch in Preußen kommt ſie am weſtlichen Ende des Sees bei Gr. Katz, Königsberg am Pre⸗ gel bei Holſtein und am Mühlenteich bei Neuhauſen, bei Labiau, Saal⸗ feld am Ewing⸗See, Rieſenburg See bei Orkuſch (— sec. v. K.) vor, desgl. weiter nordwärts in Kurland, Ehſtland, Finnland und ganz Scandinavien. Südwärts habe ich fie bis Siebenbürgen, weſtwärts bis Belgien verfolgen können; in England und Italien ſcheint ſie zu fehlen. Elatine triandra taucht in unſerem Gebiete ganz ver⸗ einzelt nur erſt in und am See bei dem Espenkruge unweit Golom⸗ bia in der Gegend von Danzig auf. Nordwärts geht ſie auf der ſeandinaviſchen Halbinſel und in Finnland etwa bis 62° Br., ſüd⸗ wärts bis nach Siebenbürgen und Baden. Alle ihre wenigen deut⸗ ſchen Fundorte liegen ſehr zerſtreut, — vielleicht aber iſt die ſehr un⸗ ſcheinbare Pflanze nur vielfältig überſehen worden. Elatinehexandra nähert ſich von S. her unſerm Küſten⸗ gebiete bis Tempelhof und Weißenſee bei Berlin, kommt aber auch nordwärts noch in dem ſüdlichen Theile von Gottland vor, und dürfte daher auch wohl in den deutſchen baltiſchen Küſtenländern zu er⸗ warten ſein. Elatine Alsinastrum am Rande von Teichen und Seen; im Hamburger Gebiete bei Ahrensburg, früher angeblich „„ ̃ ⁵Ü1ö 0:1... ß ]⅛ ÜLiwu AA ³¹¹1 mmm 2 81 auch in der Alſter unweit des Krankenhauſes; in Holſtein, im Lau⸗ enburgiſchen, nicht aber im Lübecker Gebiet; in Mekleuburg kommt fie am Mechower See (mit der vorigen), an der Müritz beim Kalkofen uns weit Röbel vor, früher auch bei Wulkenzin unweit Neubrandenburg, wo fie jetzt durch Austrocknung des Gewäſſers verſchwunden iſt; in der Ucker⸗ mark hat man fie bei Wismar unweit Straßburg gefunden, — in Vorpom⸗ mern und Rügen fehlt ſie zur Zeit noch, aber auf Wollin kommt ſie in Gräben bei Pritter, in Hinterpommern bei Colbitzow (mit der vorigen), Woltin bei Greifenhagen und Pyritz vor; auch in Preußen (bei Thorn im Bruche hinter Bielawy und bei Graudenz), ſowie in Rußland bei Grodno, Minsk und Tſchernigow iſt ſie bekannt. Weiter nach N. verbreitet ſie ſich noch über das ſüdliche Schweden und Finnland, — ſüdwärts nach Siebenbürgen, weſtwärts nach Belgien, Frankreich und England. Potentilla supina, in Gräben, an Teichrändern und Flußufern, ſcheint in unſerem Gebiete ihre nördliche Gränze zu er— reichen und zeigt ſich auch hier nur noch ſehr ſporadiſch; im Ham- burger Gebiete in Ottenſen (an der rechten Seite des Dorfes), auf dem Grasbrook; in Meklenburg bei Warnow unweit Grabow, bei Neubrandenburg am Ufer des Tolenſefluſſes und am kleinen Ilen— pool, bei Staven unweit Friedland; in Pommern bei Stettin, häu- figer in Preußen, wo fie überall zahlreich an der Weichſel, am See— ſtrande bei Danzig, am friſchen Haff u. ſ. w. gefunden wird, — aber nicht mehr in den ruſſiſch-deutſchen Oſtſeeprovinzen. In der Provinz Brandeuburg ſcheint fie nicht felten zur fein, ſüdöſtlich vers breitet ſie ſich bis in die Ukraine, — in der Schweiz iſt ſie ſelten, in Italien und Eugland ſcheint ſie zu fehlen. — Nach Steudel käme ſie auch in Aſien und Amerika vor. Is nardia palustris taucht nur im weſtlichen Theile un⸗ ſeres Gebietes an Teich⸗ und Flußrändern im Lauenburgiſchen und bei Hamburg (am Eppendorfer Mühlenteich, bei der Kuhmühle und viel⸗ leicht auch bei Steilshope) auf, und verbreitet ſich von da aus durch das ganze nordweſtliche und weſtliche Deutſchland bis in die Schweiz, nach Italien und Dalmatien hinein, — ſüdöſtlich bis nach Ungarn und zum Banat, aber nicht mehr nach Siebenbürgen. In England, 6 82 Dänemark, Scandinavien, den ruſſiſchen Oſtſeeländern (alſo im ganzen nördlichen Europa) fehlt ſie. — Nach Steudel auch in Amerika und Aſien vorhanden. Trapa natans ſcheint in unſerem Gebiete und auch in manchen andern Gegenden im Ausſterben begriffen zu ſein. Aeltere holſteiniſche Floren führen ſie noch auf, — in den neueren fehlt ſie. Zuletzt ſcheint ſie vor faſt hundert Jahren in der Delvenau bei Lauen⸗ burg gefunden zu ſein, — jetzt kommen dort nur noch ihre wohler— haltenen Früchte in einer mit Geſchiebeſand bedeckten Papiertorf-Schicht in halb foſſilem Zuſtande vor. In Meklenburg ſoll ſie, wie münd⸗ liche Ueberlieferung berichtet, früher in der Lewitz, ſowie in Vorpom⸗ mern bei Kummerow und Demmin vorhanden geweſen ſein, aber kein Botaniker in dieſen Ländern hat ſie bis jetzt geſehen; bei Danzig iſt ſie ausgeſtorben, in Oſtpreußen aber kommt ſie unweit Königsberg bei der Neuhauſenſchen Mühle, bei Domnau, Uderwangen, Altenburg und im Gr. Grabnick See bei Lyck im Regierungsbezirk Gumbinnen vor. Weiter nach N. in den ruſſiſchen Oſtſeeländern wird ſie nicht mehr gefunden, in Schweden, wo ſie früher im ſüdlichen Gothland vorhanden war, iſt ſie ausgeſtorben. Im S. unſeres Gebietes, in der Provinz Brandenburg, wird fie ſchon etwas häufiger und fie ver. breitet ſich dann durch das mittlere und ſüdliche Deutſchland (wo ſie aber in manchen Gegenden, wie z. B. im Erzherzogthum Oeſterreich, gleichfalls ſeltener wird,) nach Siebenbürgen, der Schweiz, Italien und vielleicht durch das ganze ſüdliche Europa. Auch in Sibirien ſoll ſie ſchon gefunden ſein (Steudel). Myriophyllum alterniflorum erſtreckt ſich von Frankreich durch die Rheinpfalz und das nordweſtliche Deutſchland bis nach Hamburg Lin Gräben auf der Inſel Wilhelmsburg und? in der After an feichten Stellen, in ſtagnirenden Buchten der Elbe), Holſtein (hier beſonders im Einfelder See bei Neumünſter) und in das weſtliche Meklenburg, wo ſie in drei Seen (den Dutzower, No» ſenhagener und Frauenmarker S.) gefunden iſt. Weiter nach O. hin hat man dieſe Art in den ſüdbaltiſchen Küſtenländern noch nicht angetroffen, wohl aber in Galizien und durch die ganze ſeandina⸗ viſche Halbinſel und in Finnland; im ganzen öſtlichen und ſüdlichen 83 Deutſchland, in Siebenbürgen, der Schweiz und Italien ſcheint ſie zu fehlen. Callitriche autumnalis, noch vor zwei Decennien für eine große Seltenheit in unſerer Flora gehalten, taucht nach und nach an immer zahlreicheren Buncten auf. Sie erſtreckt ſich durch das nordweſtliche Deutſchland, das Hamburger Gebiet (in der Bille bei Reinbeck, bei der Aumühle, in der Nähe von Bergedorf), in den Landſeen durch Holſtein und Lauenburg, Ratzeburg (Mechower See) und die meklenburgiſche Haideebene (Ludwigsluſt, Grabow in Gräben häufig!) bis nach Schwerin, und erſcheint dann ſporadiſcher bei Neuſtrelitz, Eichhorſt unweit Friedland, im Ukerſee bei Prenzlau und bei Swinemünde; in Hinterpommern und Preußen iſt ſie zwar noch nicht gefunden, aber ohne Zweifel vorhanden, da ſie ſogar noch bei Dorpat, Petersburg, in Finnland und auf der ganzen ſcandinavi— ſchen Halbinſel vorkommt. Südwärts von Meklenburg ſcheint ihre Verbreitung ſehr beſchräukt zu ſein: in der Provinz Brandenburg findet ſie ſich noch hin und wieder, aber im mittleren und ſüdlichen Deutſchland verſchwindet ſie gänzlich. — Als Bewohnerin der Ver— einigten Staaten von Nordamerika wird ſie auch in der Flora von Arkanſas aufgeführt. Hippuris vulgaris (S. 64) tritt in der Tolenſe in einer ſehr eigenthümlichen Form mit 2“ langen und 1““ breiten, am Rande ſehr zart undulirten Blättern (Archiv XIV. S. 245) auf, welche mir anderweitig noch nicht vorgekommen iſt. Während dieſe Pflauze ſonſt nur in ſehr ſeichten Gewäſſern wächſt, zeigt fie ſich hier in einer Waffertiefe von 6 bis 8“. Aehnliche abnorme Standorte beobe achtete Caspary bei Utrieularia vulgaris und Stratiotes, welche er in dem Sunowo See bei Lyck aus einer Waſſertiefe von 5“ hervor— zog; letztere Art fand ich 1859 im Hertha See auf Rügen in noch größerer (leider nicht genau ermittelter) Tiefe. Ceratophyllum platyacanthum iſt bisher nur erſt in einigen Teichen bei Berlin, bei Breslau,, Leipzig, in Niederheſſen (in unſerem Gebiete alſo noch gar nicht!) und Siebenbürgen gefun« den worden, — wahrſcheinlich iſt es nur eine Abart des C. de- mersum, 84 Ceratophyilum submersum iſt in unſerem Gebiete felten und für Preußen noch zweifelhaft. Bulliar da aduatica if im N. der nördlichen Halbku⸗ gel weit verbreitet. Prof. Caspary 1. nennt als Fundorte: Island, Spitzbergen, das nordöſtliche Sibirien, Slatouſt am Ural, die ganze ſeandinaviſche Halbinſel, Finnland, Petersburg, die ruſſiſch⸗deutſchen Oſtſeeprovinzen, Mähren, Böhmen, Mark Brandenburg (hier aber nur ein einziges Mal bei Weißenſee gefunden), die Provinz Sachſen (an der Elbe zwiſchen Torgau und Barby an mehreren Orten) und Weſtphalen. Sie erſtreckt ſich alfe rings um unſer Gebiet herum, und wenn ſie innerhalb deſſelben nur erſt an einer einzigen Stelle gefunden iſt (auf dem ſandig⸗lehmigen Ufer des Teiches bei Rauſchen unweit Königsberg), ſo iſt ſie doch auch hier wohl noch weiter verbreitet, ihrer Unſcheinbarkeit wegen aber zur Zeit noch über⸗ ſehen, zumal da fie nicht bloß am, fondern auch unter dem Waſ⸗ fer (ſelbſt noch in einer Tiefe von 47) wächſt. — Südwärts von 49° Br. wird ſie in Europa durch B. Vaillantii DC, erſetzt, welche in Portugal, Frankreich, Sieilien, Italien und bei Sarepta an der un⸗ teren Wolga (aber nicht in Nieder⸗Oeſtreich und Ungarn) vorkommt. Helosciadium inundatum iſt durch das nordweſt⸗ liche Deutſchland am Rande der Teiche und in ſumpfigen Gräben, auf überſchwemmt geweſenem Boden (mit Litorella lacustris, Poly- gonum minus, — see. Sonder) bis nach Lübeck, in das Fürſten⸗ thum Ratzeburg und in die meklenburgiſche Haideebene verbreitet (aber nicht mehr bei Schwerin); ganz iſolirt taucht dieſe Pflanze ſo⸗ dann noch wieder auf Hiddensee auf, — ob auch bei Pudagla auf Uſedom und bei Colberg? 2. Nordwärts verbreitet ſie ſich durch die cimbriſche Halbinſel nur bis in das ſüdliche Schweden, weſtwärts bis England, — nach S. iſt ihre Verbreitung ſehr eingeſchräukt, denn ſie fehlt im mittleren und ſüdlichen Deutſchland, in der Schweiz, Italien, Siebenbürgen, ſowie im O. im ganzen europäiſchen Rußland. 1. Schriften der K. phyſicaliſchökonom. Geſell. in Königsberg 1 S. 66 ff. 2. In Preußen fehlt dieſe Art, wie auch H. repens, FF ²⅛˙·¹S˙ie tft TEL GENRE. SD f 8 A 85 Oenanthe fistulosa, — eine im weſtlichen Theile un⸗ ſeres Gebietes auf ſumpfigen Wieſen, in Gräben und Flüſſen fo ges meine Pflanze, — ſcheint einen eigenthümlichen Verbreitunsbezirk zu haben, indem ſie nordwärts nur bis Schonen, oſtwärts bis nach Hinterpommern hinein verfolgt worden iſt. Im W. aber reicht ſie nach England, in S. nach Italien und im S.⸗O. nach Sieben⸗ bürgen. a Oenanthe Lachenalii zieht ſich von England und Bel⸗ gien an der holländiſchen und deutſchen Nordſeeküſte entlang, und ebenſo auch an unſerer Oſtſeeküſte von Holſtein bis Uſedom, wo ſie ihre öſtliche, wie in Schleswig ihre nördliche Gränze zu erreichen ſcheint; ſüdwärts taucht ſie weit entfernt vom Meere noch wieder bei Mainz und in Baden auf, desgleichen an der Küſte des nördlichen Italien. — Es wiederholt ſich an dieſer Pflanze alſo dieſelbe Erſchei— nung, welche Hippophaé rhamnoides darbietet: ohne gerade auf einen Salzgehalt im Boden angewieſen zu fein, tritt fie in unſerem Ge— biete nur als Seeſtrandspflanze auf. Petasites tomentosus hat faſt unter allen unſeren Waſſerpflanzen die ſonderbarſte Verbreitung. Er findet ſich nämlich in Norddeutſchland, Preußen und Poſen nur an der Elbe (auf Sand— boden von Dömitz bis Blankeneſe), Havel, Oder, Weichſel und Pre— gel, ſo wie auch in Preußen an den Ufern der Haffe; außerdem nur noch auf Bornholm und in Schonen, — nach allen anderen Rich- tungen hin fehlt er um unſer ganzes Gebiet herum, und ich habe ihn auch anderweitig in entfernteren Gegenden Europa's nicht er⸗ wähnt gefunden. Lobelia Dortmanna verbreitet ſich von England durch Belgien, das nordweſtliche Deutſchland und Holſtein (im Großen See bei Trittau, im Einfelder See zwiſchen Neumünſter und Kiel) bis in das Fürſtenthum Ratzeburg, wo ſie noch im Garen See bei Ziten vorkommt; im ganzen übrigen Meklenburg, in der Provinz Bran— denburg, in Vorpommern und Rügen iſt ſie noch nicht gefunden wor— den, taucht dann aber wieder auf Wollin im Krebsſee bei Neuendorf auf (wo ſie jedoch jetzt verſchwunden ſein ſoll,) zieht ſich von da durch mehrere Landſeen Hinterpommerns (Sydow bei Pollnow, Bütow, 86 Pomeiske, Bornkuchen, Saulin) bis nach Weft- Preußen hinein, wo ſie in dem See beim Espenkruge unweit Golombia und in dem See bei Gr. Katz (beide in der Danziger Gegend) gefunden iſt. Die deutſch⸗ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen anſcheinend überſpringend, zeigt fie ſich dann wieder bei Petersburg, in Finnland und auf der ſeandinaviſchen Halbinſel (mit Ausnahme des nördlichſten Theiles derſelben). — Im übrigen Deutſchland, in Siebenbürgen und im ganzen ſüdlichen Eu- ropa fehlt fie, — in Nordamerika aber ſoll fie (nach Steudel) gleich» falls vorkommen. N Limnanthe mum nymphaeoides ſcheint durch das ganze mittlere Europa von England bis Grodno, — aber ſehr ſpo— radiſch, — verbreitet zu fein. In unſerem Gebiete zeigt fie ſich in den Flüſſen Holſteins und des Hamburger Gebietes (in den Elbar— men, im Stadtgraben und in der Alſter, — fehlt aber bei Lübeck und im Ratzeburgiſchen), in Meklenburg Schwerin nur im ſüdweſt⸗ lichen Landestheile in der Sude und in Waſſergräben bei Boitzenburg, bei Dömitz in der Elde und früher auch im Schweriner See; im öſtlichen Meklenburg, in der Ukermark, Vorpommern und Rügen ſcheint ſie zu fehlen, nur erſt in der Peene bei Wolgaſt, in der Divenow bei Wollin, im Haff, in der Oder und im Dammſchen See bei Stettin tritt fie wieder auf; aus Hinterpommern werden keine Stand— orte angegeben, wohl aber aus Preußen in der Nähe der Flußmün⸗ dungen: Weichſelmünde bei Danzig, Elbing an der Schillingsbrücke und in Gräben am Treibeldamme, Braunsberg im Haff, Königsberg im Pregel, Memel in der Dange). Noch weiter öſtlich erſcheint ſie daun bei Grodno und läßt ſich von dort vielleicht bis in das mittlere Aſien verfolgen, wo fie nach Steudel vorkommen fol. Dem N. Eu- ropas (Dänemark, Seandinavien, Finnland, Ingermannland, Ehſt⸗ land, Livland und Kurland) fehlt fie; ſüdwärts ift fie noch in Sieben⸗ bürgen, bei Peterwardein, im Erzherz. Oeſterreich und in der Schweiz vorhanden, ſcheint aber die Alpen nach S. hin nicht mehr zu über— ſchreiten. Gratiola officinalis, weit durch Deutſchland zerſtreuet, findet ſich in Holſtein, im Hamburger Gebiete (auf feuchten Wieſen, am ganzen Elbufer und auf den Elbinſeln), im ſüdweſtlichen Meklen⸗ 87 burg, in der Gegend von Roſtock, — dann erſt wieder in Hinter pommern und in Preußen, wo ſie ziemlich weit verbreitet zu ſein ſcheint. Weiter nordwärts ſcheint ſie nicht vorzukommen, nach S. hin aber iſt ihr Verbreitungsbezirk noch ſehr ausgedehnt: Siebenbür⸗ gen, Sarepta, Italien. Mentha Pulegium, auf naſſen, ſandigen, beſonders der Ueberſchwemmung ausgeſetzten Plätzen, ſcheint gleichfalls ihre Nord— gränze in unſerem Gebiete zu erreichen, im W. Europas erſtreckt ſie ſich bis nach England, ſüdwärts bis Siebenbürgen, Italien und (nach Steudel) ſogar bis in das nördliche Afrika. In unſerem Gebiete zeigt ſie ſich nur an der unteren Elbe im Hamburger Gebiete, in Holſtein, Lauenburg und Meklenburg; an der Oder (nur?) oberhalb Oderberg und für Preußen zweifelhaft. — Nach Steudel käme ſie auch in Südamerika vor. Scutellaria hastaefolia, auf feuchten Wieſen und auf ſandigem Boden an Flußufern, hat in unſerem Gebiete zwei Verbreitungskreiſe, einen weſtlichen in Hamburg, (an der Bille bei Schleems, Billwerder, Bergedorf, am Elbufer, in der Beſenhorſt bei Eſcheburg und Geeſthacht), Holftein, Lauenburg und dem ſüdweſtlichen Meklenburg (bei Boitzenburg und Dömitz an der Elbe und Elde), und einen öſtlichen, welcher Hinterpommern (Kunow an der Madue, Garz, Greifenhagen) und Preußen (an der Weichſel, Nogat, auf Haffwieſen bei Carben und bei Moulinen unweit Inſterburg) umfaßt. Von Preußen geht fie noch nordöſtlich nach der Inſel Oeſel und Ehſt— land, und erſtreckt ſich überhaupt in Finnland und Scandinavien bis etwa 62° Br. Südwärts noch in Siebenbürgen, Slavonien, Kärn⸗ ten, Schweiz und nördlichen Italien. Utrieularia neglecta hat ihren Verbreitungskreis vor— zugsweiſe im nordweſtlichen Deutſchland, und zeigt ſich daher in un— ſerem Gebiete nur bei Hamburg (in Torfſümpfen bei Boberg, Win— terhude, im Eppendorfer Moore), Lübeck, im Lauenburgiſchen und wahrſcheinlich auch noch im ſüdweſtlichen Meklenburg (7), jo wie bei Mirow im Strelitzſchen. Weiter öſtlich iſt ſie nur bei Krakau ge— funden, nördlich nur noch im ſüdlichen Theile von Gothland. 88 Utrieularia intermedia bat einen viel weiteren Ver⸗ breitungsbezirk im nördlichen und mittleren Europa, denn ſie läßt ſich von der ſcandinaviſchen Halbinſel und Finnland durch die ruſ⸗ ſiſch⸗deutſchen Oſtſeeländer, durch Deutſchland und Belgien bis zu den Alpen nach Siebenbürgen verfolgen; auch im aretiſchen Amerika iſt fie gefunden. Sie ſcheint aber mit Ausnahme des Hamburger Ge⸗ bietes (wo Sonder fie im Eppendorfer, Winterhuder, Steilshoper, Steinbecker, Borſteler, Schenefelder Moore und bei Ahrensburg ges funden hat,) nirgends häufig zu ſein, und iſt namentlich innerhalb unſeres Gebietes im nördlichen und öſtlichen Meklenburg- Schwerin, in der Ukermark, Vorpommern, auf Rügen, Uſedom und Wollin noch nicht gefunden, — wahrſcheinlich aber nur überſehen. In England und Italien ſcheint ſie nicht mehr vorzukommen. Litorella lacustris erſtreckt ſich von der ſcandinaviſchen Halbinſel (wo ſie nur im nördlichen Lappland fehlt,) und Finnland durch den größten Theil von Europa bis nach England, Schweiz und Italien, aber nur ſehr ſporadiſch, oder ihrer Kleinheit wegen überſehen. In unſerem Gebiete hat man ſie gefunden an Teichen und überſchwemmt geweſenen Plätzen: im Hamburger Gebiete (am Eppendorfer Mühlenteiche, bei Bramfeld, am Elbufer bei Teufels⸗ brück u. ſ. w.) in Holſtein, am See bei Blankenſee unweit Lübeck, am Mechower See im Ratzeburgiſchen, in einem Moore bei Grabow, am Neuſtäd ter⸗ und Langwitzer See, (nicht in M. Strelitz und ÜUker⸗ mark,) in Vorpommern am Gülzower Hohen-See und an der Schmie⸗ tekower Schafwäſche bei Loitz, am Jeſerſchen See bei Reinberg, am Krummenhäger See bei Stralſund und am Buggower See uuweit Laſſan; in Rügen auf feuchten Moorblößen der Schabe, auf Wollin am Neuendorfer Krebsſee, in Hinterpommern am Binower und Wol⸗ tiner See, in Preußen nur am See beim Espenkruge unweit Go⸗ lombia und am See zwiſchen Borkau und Borrowe⸗Krug. Euphorbia palustris kommt fehr zerſtreuet auf ſumpfi⸗ gen Wieſen, an Gräben und Flüſſen im Hamburgiſchen, in Holſtein (Lübeck 0), Meklenburg, Vorpommern (nur im Lanzdgraben bei Fried⸗ land bekannt! Ukermark, Rügen, Uſedom, Wollin 0), Hinterpommern a. m. O. und Preußen (felten an Gräben und Sümpfen in den A 89 Weichſel⸗Niederungen,) vor, und erſtreckt fih dann noch weiter nord» öſtlich nach Oeſel, Ehſtland und Petersburg. Auf der ſcandinavi— ſchen Halbinſel zeigt ſie ſich nur noch im ſüdlichen Theile derſelben, — nach S.G. hin aber breitet fie ſich nach Frankreich, Schweiz, Italien und Siebenbürgen hin aus. 2. Monocotyledonen. Hydrilla verticillata ift nur erſt aus einem kleinen Verbreitungsbezirke in Europa, der ſich von W. nach O. nur von der Oder bis nach Litthauen erſtreckt, bekannt geworden. Sie iſt nämlich nur im Dammſchen See unweit Stettin, in Oſtpreußen nur in den Seen um Lyck im Reg.⸗Bez. Gumbinnen (Kl. Sellment-See, Kl. Grabnick⸗See, Sunowo⸗, Nieczecza-, Glembowka- und Krakſtein⸗ See), ſo wie endlich in Litthauen bekannt geworden. — Andere Fund— orte derſelben hat man bis jetzt weder in Europa noch in den übri— gen Erdtheilen entdeckt.! (Elodea canadensis (= Anacharis Alsinastrum), eine in Canada, bei Philadelphia, in Arkanſas und anderen Gegenden Nordamerikas heimiſche Pflanze, iſt zwar bis jetzt in unſerem Gebiete noch nicht vorhanden, wird ſich aber ohne Zweifel auch hier bald einbürgern. In Europa ſoll ſie zuerſt 1842 in dem See von Dun⸗ ſun⸗Caſtle in Berwicksſhire in vereinzelten Exemplaren beobachtet fein, hat ſich dann aber in England in wenigen Jahren, trotzdem, daß ſie keinen Samen tragen kann, weil von dieſer zweihäuſigen Pflanze dort nur weibliche Exemplare vorhanden ſind, in den Canälen durch Sproſſung ſo maſſenhaft vermehrt, daß fie durch ihre dickverſchlungenen Maſſen (wie J. Hooker ſchon im Jahre 1853 berichtet,) der Binnenſchifffahrt ernſtliche Hinderniſſe in den Weg legt. Auch in Deutſchland iſt ſie 1861 ſchon in der Elſter bei Leipzig (ſ. Roßmäßlers Zeitſchriſt „aus der Heimath“ J. 1861) und vielleicht auch an andern Orten aufge⸗ taucht und wir haben daher auch in unſerem Gebiete Aulaß auf ihr Erſcheinen unſere Aufmerkſamkeit zu richten, da ſie ſich von den ver— 1. Vergleiche über dieſe Pflanze: Caspary a. o. a. O. und Seehaus in den Verhand. d. bot. Ver. für die Provinz Brandenburg II. S. 98. * 90 ſchiedenen botaniſchen Gärten aus, wo fie gezogen wird, wohl bald als Flüchtling weiter verbreiten wird. Sie blühet im Juni.) Alisma ranunculoides kommt in unſerem Gebiete ziemlich ſparſam in Gräben, Sümpfen und am Rande der Seen vor: in Holſtein an mehreren Orten (namentlich im Einfelder See), im Hamburgiſchen am Elbufer bei Moorfleth, im Ochſenwerder und Aller⸗ möhe, (Lübeck 0); in Meklenburg Schwerin: am Osdorfer See bei Schwe> rin, bei Roſtock rechts von der Fähre, bei Toitenwinkel, Koſſow unweit Lage auf dem Moore, (Meklenburg Strelitz, Ukermark 0); in Bor» pommern am Krummenhägener See vei Stralſund, in Strandgrä— ben bei Spandowerhagen unweit Wolgaſt; auf Hiddensoe bei Grie— ben, auf Rügen bei Ralswiek, auf Wollin im Neuendorfer Krebsſee. — In Hinterpommern und Preußen ſcheint dieſe Art noch nicht ge— funden zu ſein, auch fehlt fie im ganzen nördlichen Europa, indem ſie nur bis in den ſüdlichſten Theil der ſeandinaviſchen Halbinſel ſich hinauferſtreckt; ſüdwärts finden wir fie noch in Ober-Italien, weſt⸗ wärts in England, und ſelbſt in Nordamerika ſoll fie noch vor« kommen. Alismaparnassifolium erreicht ſchen in unſerem Ges biete ihre Nordgränze, und kommt auch hier nur noch ſehr ſporadiſch vor, nämlich nur in Meklenburg Schwerin unweit Malchin in dem Teiche bei dem Baſedower Theerofen und in den beiden kleinen Langwitzer Seen, ſo wie angeblich in Hinterpommern an mehreren Stellen (in einem Sumpfe in der Bahnſchen Haide, weſtlich am Pätznickſee, bei Gr. Mellen, im Krebsgrunde bei Marienthal). Auch in der Provinz Brandenburg tritt ſie nur au wenigen Orten auf, geht aber ſüdwärts bis Italien, und weſtlich bis England. Alismanatans, beſonders ſtehende Gewäfſſer, Fennbrücher liebend, iſt ſchon wieder etwas häufiger. In Holſtein, im Hambur⸗ giſchen bei Dockenhuden, in Billwerder, in Vierlanden, bei Ahreus— burg, Trittau; unweit Lübeck bei Teſchow, im Lauenburgiſchen an mehreren Orten, desgleichen im ſüdweſtlichen Meklenburg Schwerin (im Gebiete der Floren von Grabow, Ludwigsluſt und Schwerin), bei Gr. Niendorf im Hechtſoll, bei Duchow unweit Malchin; in Meklenburg Strelitz früher in einem Fennbruche bei Neubrandenburg, 91 (Utermark 0), Vorpommern in der Loiger und Greifswalder Gegend nicht ſelten, (Rügen, Wollin), in Hinterpommern an mehreren Orten (Oder, Biergraben, in der Plöne bei Jeſeritz, im Kolberger Deep, bei Colbitzow in einem kleinen See), in Preußen ſoll ſie bei Conitz gefunden ſein. — Weiter nordwärts uur noch im ſüdlichen Scandinavien, ſüdoſtwärts in Siebenbürgen, ſüdwärts wohl nicht mehr jenſeits der Alpen, weſtwärts bis nach England. — Angeblich in Sibirien und Nordamerika. Aus der in unſeren Gewäſſern eine ſo wichtige Rolle ſpielenden Gattung Pot amogeton gelten viele Arten für ziemlich ſelten, aber wohl mit Unrecht, theils weil ihnen zu wenig nachgeſpürt iſt, theils weil man die proteiſche Natur dieſer Gattung verkennend, manche loealen Varietäten zum Range ſelbſtſtändiger Arten erhoben hat, die dann natürlich nur einen beſchränkten Verbreitungskreis haben können. Potamogeton fluitans, — wahrſcheinlich nur die fluthende, in Bächen und Flüſſen auftretende Form des gemeinen P. natans unſerer ſtehenden Gewäſſer, möchte wohl in den meiſten Flüſſen unſeres Gebietes anzutreffen ſein. Wirklich gefunden iſt er bis jetzt nur erſt in Holſtein in der Bille, Alte zei Gllſtrow in det Hamburg, bei Lübeck in der Fr der Meri uw vl Aalbache bei venow, in Hinterpommern in der Plöne. mittleren Schweden kommt er noch vor, benbürgen und Italien; desgleichen bei Philadelphia. Potamogeton nitens Web, (wahrſcheinlich in den Formenkreis des P. gramineus gehörend,) iſt bei Hamburg nur ſelten in tiefen ſtehenden und fließenden Gewäſſern (bei Ahrensburg und auf Wilhelmsburg); ferner iſt er gefunden: in Holſtein, bei Schwerin, Güſtrow (im Gutower und Roſiner See), im Weisdiner See unweit Neuſtrelitz; im Ukerſee bei Prenzlau, im Borgwallſee bei Stralſund; (Rügen, Wollin 0); Hinterpommern im Binower und Woltiner See, in Preußen im Mauerſee bei Lötzen. — Nordwärts ſoll dieſe Art in Eu⸗ ropa bis etwa 62° Br. gehen, ihre ſüdliche Erſtreckung iſt mir unbekannt. s Nolte (wohl zu lucens — Reinshagen, auf Wollin in der Di⸗ Auch in Kurland und im und ſüdwärts noch in Sie⸗ Potamogeton decipien a gehörig,) findet fi) in Hannover bei Hamburg in der Bille (unweit 92 der Aumühle), in Holftein und in Lauenburg (Schaalſee), — außer⸗ dem in Norddeutſchland nur noch im Liepnitzſee unweit Berlin. Auch im ſüdlichen Schweden und im Pinzgau kommt er vor. Potamogeton praelongus in Seen und Flüſſen Holſteins, bei Hamburg in der Alfler und Bille, bei Wandsbeck und auf Wilhelmsburg; bei Lübeck im See bei Trems; in Meklenburg: im Barninſchen See (A. Crivitz), Güſtrow in der Nebel, in der Müritz, im Geveziner See und in der Tolenſe (hier 12 bis 167 lang) z (Ukermark, Vorpommern, Rügen 0?); Wollin im Warnower See und in der Koperow; Hinterpommern im Mühlenteiche bei Garz, bei Colberg; Oſtpreußen in einem Teiche bei Waldau unweit Königsberg, bei Lyck im Grabnick⸗See und einigen anderen benachbarten. — Er verbreitet ſich durch Ehſtland, Finnland und die ſeandinaviſche Halb⸗ inſel (excl. des nördlichen Lappland), ſüdwärts bis Siebenbür⸗ gen und in die Schweiz, — in Italien ſcheint er zu fehlen. Oſt⸗ wärts kommt er noch bei Ajan, weſtwärts in Nordamerika (Arkan⸗ ſas) vor. Potamogeton filiformis Pers, ſindet ſich in einigen Seen Holſteins, bei Lübeck im See unweit des Seekruges; in den Vierlanden, im Lauenburgiſchen; in Meklenburg bei Schwerin im Ziegelſee und bei Neubrandenburg in der Tolenſe; in der Ukermark im Ukerſee, Vorpommern im großen Piunower See und im Borg— wallſee bei Stralſund; auf Rügen nur im Salzwaſſer des Kl. Jas⸗ munder Boddens! (Wollin 0), Hinterpommern im Binower See, in Weſtpreußen? — Auf der ſcandinaviſchen Halbinſel nur im Meeres⸗ waſſer, aber in Siebenbürgen und Italien in Landſeen. Potamogeton densus iſt bei Hamburg häufig in der Elbe und den Elbarmen; auch in Holſtein kommt er vor, in Meklen⸗ burg nur im ſüdweſtlichſten Landestheile, welcher an das voraufgehend bezeichuete Gebiet gränzt (unweit Boitzenburg in der tiefen Kuhle auf den Bahler Weidekoppeln); ſodann erſcheint er erſt wieder in Hinter⸗ pommern in einem Pfuhle bei Belitz, im Burgſee bei Varchmin und im See bei Wundichow; in Preußen bei Danzig in der Weichſel, bei Warenzko, Graudenz. — Weiter nordwärts fehlt dieſe Art, aber ſüdwärts findet ſie ſich in Siebenbürgen und Italien. 93 Anm. Dieſe Gattung hat einen ungemein wandelbaren Cha— racter und ſicherlich hat man dieſen zu wenig berückſichtigend, ſie in zahlreichere Arten zerſplittert, als es ſich einer unbefangenen Forſchung gegenüber wird rechtfertigen laſſen. Norddeutſchland iſt ein Gebiet, wo dieſe Gattung in den zahlloſen Seen, Teichen und Flüſſen vor- zugsweiſe ſtudirt werden müßte. — Ich glaube, daß man ſich jpätere hin, wenn ſich der Eifer, neue Species zu machen, wieder abgekühlt hat, entſchließen wird, unſere Arten folgendermaßen zu reduciren: P. natans L. 8. minor = oblongus Viv. 7. fluitans Roth, P. rufescens Schr. P. gramineus L. 8. nitens Web. P. lucens L. 6. decipiens Nolte. P. praelongus Wulf. P. perfoliatus L. P. erispus L. P. complanatus Willd. steràefolius Schum, 5. acutifolius Ek. P. compressus L. G. obtusifolius MK. 6. mucronatus Schr. P. pusillus L. 7 8. trichoides Cham. 7. rutilus Wolfg. P. pectinatus L. P. filiformis Pers. P. densus L. Zannichellia palustris bei Hamburg in ſtehenden Gewäſſern und Flüſſen (Sternſchanze, bei Eppendorf, in 88 el Alfter und Elbe ſtellenweiſe ſehr häufig); bei Lübeck, im Sumpfies bei Güſtrow, in Vorpommern in einem Teiche bei Gruel unweit 94 Damgarten, in einem Teiche bei Diwitz unweit Barth und im Gr. Pinnower See; (Ukermark, Rügen, Wollin 0); Hinterpommern? Preußen an mehreren Orten. — Sie finder ſich auch in Seandina⸗ vien bis 62° Br. und in Ehſtland, Livland, Kurland, — aber nicht mehr in Ingermannland und Finnland. — Nach anderen Richtun⸗ gen hin läßt ſie ſich bis England, Italien, Sarepta und Verſien verfolgen. — Die Selbſtſtändigkeit der Z. pedicellata läßt ſich wohl ſchwerlich vertheidigen. Najas major außer in den Strandſeen und Meeresbuchten nur ſelten in den binnenländiſchen Seen auf Sandboden: bei Ham» burg (? im Großen See bei Trittau und in der Alſter), M. Schwe⸗ rin im Neumühler See bei Schwerin und im Rahnenfelder See bei Pentzlin; in M. Strelitz in der Tolenſe, Ukermark in einem See bei Prenzlau (? sec. Dietr., fehlt bei Gerhard); Vorpommern O0, Jasmund im Gr. Woſtevitzer See; Wollin 0, Hinterpommern im Binower, Gliener, Wittſtocker und Woltiner See, Preußen 0, aber noch weiter nordöſtlich auf Oeſel. Nordwärts geht fie bis 62° Br., ſüdwärts bis nach Italien hinein, woher ich ein Eremplar aus dem Albaner See beſitze. Najas mia ißt bis jetzt nur erſt im Binower See in Hinterpommern und in einigen Seen der Mart Brandenburg (bei Potsdam, Spaudau und Neuſtadt-Eberswalde) gefunden worden. — Nordwärts von unſerem Gebiete fehlt ſie, ſüdwärts zeigt ſie ſich in Siebenbürgen und Italien, woher ich ſie aus dem Gebiete der Flora von Rom (bei der Villa Pamphili geſammelt,) beſitze. Najas flexilis iſt nur aus dem Binower See in Hinter— pommern und dem Parſteiner See ſüdlich von Angermünde bekannt. Sie ſcheint weiter nach N. und auch im ſüdlichen Europa zu fehlen. Heleocharis ovat a findet ſich in ausgetrockneten Teichen bei Hamburg, in Holſtein und Lauenburg (z. B. Hahnenheide, Trit⸗ tau); in Meklenburg iſt ſie früher am Lankower See bei Schwerin geſehen, in neuerer Zeit aber vergebens geſucht; (Ukermark, Vor— pommern, Rügen 0); Wollin an der kleinen Vietziger See, Hinter- pommern? Preußen bei Roſen unweit Zinten. — Sie fehlt weiter 95 nordwärts, — ſüdwärts aber vorhanden in Frankreich, Italien und Siebenbürgen, auch in Peunſylvanien. Sir pus parvulus im Lauenburgiſchen, bei Lübeck an der Trave hinter der Herrenfähre; Meklenburg im Saaler Bodden, fo wie auch in den flachen Buchten des vorpommerſchen und rügiani— ſchen Strandgebietes. In Preußen, den ruſſiſchen Oftfeeländern, Siebenbürgen und Süddeutſchland fehlt dieſe Art, nicht aber in Ita⸗ lien. Die nächſten Standorte außerhalb unſeres Gebietes find: der Schley bei Schleswig und der ſalzige See bei Rollsdorf unweit Halle; ſie iſt alſo ganz entſchieden auf ſalzhaltiges Waſſer angewieſen. Scirpus fluitans hat einen viel weiteren Verbreitungs⸗ bezirk. Von England zieht er ſich durch das nordweſtliche Deutſch— land und Holſtein bis in die Gegend von Schwerin, wo er in einem Bruche bei Krebsförden gefunden iſt. Auch im ſüdlichen Gothland, in Siebenbürgen, Italien und ſogar in Neuholland kommt er vor. Seirpus Duvalii Hoppe nur in Holſtein a. d. Elbe und Eider, ſowie in England; er fehlt weiter nordwärts. Seirpus Pollichii Godr. in Holſtein mit dem vori⸗ gen, in Frankreich und England; fehlt im N. Seirpus Rothii Hoppe an d. Elbe von Lauenburg bis zur Mündung, und auf der Inſel Uſedom. Er fehlt in Scandi- navien und Finnland, geht aber ſüdwärts nach Siebenbürgen und Italien und findet ſich fogar auf St. Domingo, in Mexico und Nordamerika. Seirpus radicans in trocken gelegten Fiſchteichen Hol— ſteins bei Trittau, Ahrensburg, zwiſchen Hohnsdorf und Artlenburg im Lüneburgiſchen, am Elbufer im Lauenburgiſchen, in Vorpommern bei Loitz in der Peene, bei Stettin, im Oderbruche zwiſchen Zehden und Hohenſaaten, in Preußen Jan d. Weichſel, Nogat, Pregel und am euriſchen Haff), Ehſtland, Siebenbürgen und Erzh. Oeſterreich. Fehlt in Scandinavien, Finnland und Italien. Calamagrostis litorea in Nordamerika und im ſüd⸗ lichen Europa, Süddeutſchland, — weiter nördlich nur ſporadiſch: Holland am Meeresſtrande bei Katwjik, Hannover an den Gebirgs- flüſſen des Harzes, Sachſen an der Mulde, im Lübeckſchen an der 96 Wacknitz bei Falkenhauſen, in Meklenburg einmal bei Warnemünde gefun⸗ den, Preußen im Flußgebiete der Weichſel bei Thorn und Stuhm, bei Po⸗ langen in Litthauen, — vereinzelt auch auf der ſcandinaviſchen Halbinſel. Oryza clandestina A, Braun (Leersia oryzoides auct.) in Gräben, Lachen und au Flußufern ſehr ſporadiſch: in Ham⸗ burg an der Elbe und Bille, Holſtein, Lübeck 0, M. Schwerin bei Kaltenhof an der Elbe, Ludwigsluſt am Baſſin, Güſtrow in der Nes bel und in dieſer benachbarten Gräben, bei Roſtock; (M. Strelitz, Ukermark, Vorpommern, Rügen, Wollin 0); Hinterpommern bei Stolp, Verſin und Jamrin; in Preußen bei Apken unweit Königs⸗ berg und Wiezniewo unweit Löbau, und auch noch bei Grodnow und Petersburg, ſcheint aber in Scandinavien zu fehlen. Südwärts er⸗ ſtreckt fie ſich nach Italien, ſüdöſtlich nach Perſien und auch in Nord⸗ amerika (Arkanſas) kommt ſie vor. Afra Wibeliana Son d. im Schlamme, ſowie auf feuch⸗ tem, ſandig-lehmigen Boden am ganzen Hamburger Elbufer, — iſt meines Wiſſens noch nicht weiter gefunden. Festuca borealis an Flußufern ſehr zerſtreuet: in Hol⸗ ſtein bei der Steinſchleuſe im Eidercanal unweit Friedrichsort, in Meklenburg in der Peene bei Upoſt und bei Demmin in Vorpom⸗ mern; Hinterpommern an der Oder bei Schwankenheim, Fürſten⸗ flagge und am Ihnakrug; (Ukermark, Rügen, Wollin, Preußen 0); bei Berlin in der Havel, Spree und deu mit dieſen in Verbindung ſtehenden Seen, bei Reval, auf der ſcandinaviſchen Halbinſel (excl, Lappland) und Finnland. — Fehlt in Siebenbürgen und Italien. 3. Marsileaceen und Lyeepodiaceen. (Marsilea quadrifolia, im mittleren und ſüdlichen Deutſchland (z. B. in Württemberg), Piemont (Jvrea!), Sieben⸗ bürgen, im Caspiſchen Litorale und in Neuholland vorkommend, iſt in unſerem Gebiete noch nicht gefunden, doch könnte ihr vielleicht mit Erfolg nachgeſpürt werden. Sie überzieht mit ſchwimmenden Blättern ſtehende klare Gewäſſer bis zu höchſtens 1½ Fuß Waſſertiefe). Pilularia globulifera iſt ſelten und ſehr ſporadiſch an dem Rande von Sümpfen und Teichen gefunden worden. Sie W M sieht ſich von Oldenburg über Bremen, Hannover nach Holſtein, der Mark Brandenburg und Meklenburg (wo fie nur am Görries'er Moor bei Schwerin und am Teiche beim Baſedower Theerofen ge— funden worden iſt); auch in Pommern ſoll fie vorkommen, wahr- ſcheinlich auch in Preußen, fiber in den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen, im ſüdlichen Schweden, im mittleren Deutſchland (Lauſitz, Böhmen, Mähren, Erlangen, Ellwangen in Württemberg), Ungarn, Sieben— bürgen, England. — Sie wird ſehr leicht überſehen, da fie ganz untergetaucht in dichtem Raſen den Boden ſtehender ie von geringer Tiefe überzieht. Salvinia natans in Teichen, Gräben und ſehr langſam ſtrömenden Flüſſen, zwiſchen Flößholz und Rohr, in der Nähe des Ufers, ſehr ſelten in unſerem Gebiete: in Holſtein (sec. Nolte S. XXII.), im Lübecker Stadtgraben, bei Berlin in der Havel und Spree, (Meklenburg 0), bei Stettin in der Oder, in Preußen bei Elbing; ſüdwärts bei Barby, Magdeburg und Wittenberg in der Elbe, in Mähren, Schleſien, Rheinpfalz, Baden, ſüdöſtlichen Frank⸗ reich, Italien, Siebenbürgen, bei Sarepta, in Perſien. Nordwärts ſcheint fie in Dänemark, Seandinavien, Finnland, und den deutſch⸗ ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen zu fehlen, ebenfe auch in England. Isoötes lacustris wächſt in Seen ganz unter Waſſer getaucht und daher wohl vielfältig überſehen. Gefunden iſt ſie nur: in Holſtein bei Süſel (3½ M. nordwärts von Lübeck), im Einfelder See und im See bei Trittau; in einem Teiche nahe bei Ratzeburg und im Garen⸗See bei Ziten; auf Uſedom im Krebsſee bei Pudagla und bei Swinemünde; in Weſtpreußen im See beim Espenkruge unweit Golombia. Außerdem findet fie ſich in Schleswig, Scandi— navien, Finnland, im mittleren und ſüdlichen Deutſchland (Böhmen, Erlangen, Schwarzwald), bei Krakau, in Siebenbürgen, Belgien, ganz Frankreich, England und Schottland. 4. Laubmoose. Fontinalis squamosa ift zwar, wie antipyretica, durch ganz Europa und Nordamerika verbreitet, kommt aber im Flachlande ſelt ener vor, weil fie klares, ſchnellfließendes Waſſer ſiebt; daher nur 7 93 in Waldbächen mit ſtarkem Gefälle, oder da, wo ein ſolches durch Mühlen⸗ ſtaue künſtlich hervorgebracht iſt. In Meklenburg bei Schwerin und bei der Zierzower Mühle unweit Neubrandenburg gefunden, aus dem übrigen Gebiete ſind mir die Fundſtellen unbekannt, — ohne Zweifel aber kommt es z. B. auch wohl in den Waldbächen der Stubnitz auf Jasmund vor. Cinclidotus fontinaloides liebt ähnliche Standorte und iſt nur erſt in einem Waldbache bei Schwerin im Wahrholze ge⸗ funden worden. Auch im ſüdl. Seandinavien kommt dies Moos vor, — nicht aber in Dänemark, Finnland und den deutſch⸗ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen. In den Gebirgsbächen des mittleren und a Deutſchland nicht ſelten. Hypnum giganteum Schi m p. in Gräben und tiefen Torfgruben durch das nördliche und mittlere Europa, ſelbſt bis zum ſüdlichen Tyrol hinab ſchon bekannt; desgl. in Grönland und Ca⸗ nada. — In unſerem Gebiet nur erſt bei Schwerin in tiefen Torf⸗ gräben von Wüſtenei gefunden. Hypnum trifarium in tiefen Sümpfen etwa von Ups fala, auf der Mitte der ſcandinaviſchen Halbinſel, bis in die Alpen, ſehr zerſtreut: im Holſteinſchen, im Eppendorfer Moor bei Hamburg, in Meklenburg bei Schwerin, Woldeck und Jatzke; bei Berlin, Neu⸗ damm in d. Neumark, Pyritz in Hinterpommern; ſelten im mittleren und ſüdlichen Deutſchland; in Unteröſterreich, Iſtrien, und der Lom⸗ bardei fehlt es, ebenſo auch in Dänemark und den deutſch⸗xuſſiſchen Oſtſeeprovinzen, in Sibirien ſoll es jedoch wieder vorkommen; desgl. in Schottland, Nordamerika im nördlichen Theile der vereinigten Staaten und in Canada. Hypnumcommutatum ſoll im brittiſchen Nordamerika, in Kamtſchatka, ganz Europa und Nordafrika bis zum Atlas hin vorkommen, liebt aber mehr die Gebirgsgegenden und kommt daher im flachen Lande nur ſehr ſporadiſch vor; in unſerem Gebiet iſt es nur bei Schwerin und bei Stargard im Mühlenbache unter der Frei— arche gefunden werden; nordöſtlich kommt es noch auf der Inſel Moon im Rigaiſchen Meerbuſen und in Ingermannland vor. 99 Sphagnum subsecundum, bei Hamburg und Neubran- denburg gefunden, geht bis in die Alpen hinab und nordöſtlich auch bis Riga. f Sphagnum laxifolium in Holſtein bei Pinneberg, in Meklendurg bei Gören unweit Schwerin, und Weitendorf unweit Rehna (Brockm.), bei Berlin, auf Rügen, in Hinterpommern bei Leſen; bei Petersburg — die weitere Verbreitung iſt mir unbekannt. Bryum lacustre auf feuchtem Sandboden an Seeufern, an Bachrändern und in ausgetrockneten Weihern, ſelten. In Mek⸗ lenburg nur bei Waren an der Müritz, und am Wentower See (an der Südgränze von M. Strelitz); in der Mark Brandenburg bei Neudamm; nördlicher nur in Schweden am Wener See gefunden, ſüdlicher: in der Rheinpfalz und in deu Alpen. Bryum Warneum kommt an den gleichen Standorten vor: bei Hamburg, Waren und Neudamm, nördlicher in Gothland und Lappland. Bartramia marchic a gleichfalls an Seeufern, in und an Gräben und Flüſſen: bei Hamburg, in Holſtein, Lauenburg; in Meklenburg bei Ludwigsluſt, Waren und Malchin und Woldeck, Ber— lin in der Spree, Neudamm; nordwärts in Norwegen und Lappland, ſüdwärts noch in der Pfalz, Baden und Baiern. Grimmia acicularis in Gebirgsbächen weit durch Eu— ropa verbreitet, — ſelten in der Ebene: nur bei Wismar in Mek⸗ lenburg. 5. Algen. Dieſe Claſſe iſt in den Gewäſſern unſeres Gebi:tes ſehr zahlreich an Arten, wahrſcheinlich noch zahlreicher als in Schleſien, wo deren ſchon ea. 500 aufgefunden find; aber dieſe find leider nur erſt ſehr wenig beachtet, weßhalb ich über dieſelben auch nur einige dürftige Notizen zu geben vermag. In einem Canale des Ludwigsluſter Schloßgartens, deſſen Waſſer durch eine ſich periodiſch öffnende Schleuſe in ſehr ſchuellen Fluß ge— bracht wird, findet ſich auf den vom Waſſer überſtrömten Granit— geröllen eine dunkelrothe Flecken bildende Alge, die mir anderweitig in Norddeutſchland noch nicht zu Geſichte gekommen iſt. Ob dies 7* 100 Mierocystis pulchra (auch auf Steinen im Fluibette des Bober in Schleſien), oder Palmella eruenta ſein mag? In Gräben und Teichen kommen Tetraspora lubrica, gelati- nosa und bullosa vor; in Teichen nnd Landſeen Nostoc rufescens, confusum und das merkwürdige Nostoe pruniforme bei Schwerin im Osdorfer See, bei Ludwigsluſt, Roſtock (tin der Warnow und im Wallgraben), ſehr bäufig im Siggelkower See unweit Parchim, in der Müritz. — Vielleicht mag es auch die in Schleswig vorkommende Heteractis pruniformis ſein, — leider liegen mir von jenen Fundorten keine Expl. vor und die Beſtimmungen unferer älteren Botaniker reichen hier nicht aus. In Bächen kommt vor Batrachospermum moniliforme, Conferva rivularis, canalicularis, glomerata und verſchiedene andere Arten. In Landſeen lebt a Conferva Froelichiana nur bei Eutin und im Mecho⸗ wer See bei Ratzeburg. Conferva Aegagropila im Dobertiner See (kürzlich von Dr. A. Dräger gefunden), im Krakower See und wahrſcheinlich iſt dies auch die in der Müritz ſtellenweiſe ſo maſſenhaft vorkom⸗ mende Art. | Ein ganz beſonderes Studium aber verdienten die Characeen, von denen nameutlich in den ſüdlichen Seen Meklenburgs ungeheure Mengen vorhanden find, von welchen die kalk-ausſcheidenden in den Sandgegenden vielfältig unter dem Namen „Poſt“ zur Ackerdüngung verwendet werden. Auch in der Oſtſee ſind ſie ſtellenweiſe in Maſſen vorhanden, z. B. im großen Jasmunder Bodden (Rügen) auf dem Riff, bei einer Waſſertiefe von 10 bis 14° (zwei Arten !). — Trotz⸗ dem, daß die Botaniker ſich erſt ſehr wenig um dieſe Pflanzen ge⸗ kümmert haben, ſind von den 22 Arten, welche Rabenhorſt als deutſche aufzählt, in dem ſeenreichen norddeutſchen Flachlande ſchon 20 aufge⸗ funden worden, — wahrſcheinlich aber wäre hier noch manche neue 101 Entdeckung zu machen, wenn ein Botaniker fih dem Studium dieſer Familie ſpeciell widmen wollte. Material dazu iſt im reichſten Maße vorhanden. N Die bekannten Arten ſind: Nite lla gracilis bei Schwerin, in Oſtpreußen; Siebenbürgen. mucronata Schwerin, Berlin, Oſtpreußen. syncarpa Schwerin, Berlin. flexilis Meklenburg, Berlin; Siebenbürgen. nidifica Oſtſee, von Schleswig bis zum rigaiſchen Meerbuſen. tenuissima Schwerin, Berlin; Siebenbürgen. stelligera Berlin, Dammſcher See bei Stettin, Lycker See in Oſtpreußen. barbata Berlin. Braunii Berlin; Siebenbürgen. Ohara scoparia Schwerin, Berlin; Siebenbürgen. foetida Meklenburg, Mark Brandenburg; — erſtreckt ſich bis nach Perſien, Siebenbürgen, var? reflexa v. Bä- renspr. Berlin. N ceratophylla Berlin, Saaler Bodden, in den Seen Oſt⸗ preußens, in der Oſtſee an der livländiſchen Küſte. latifolia Goldberger See, Tolenſe, Berlin, hispida Meklenburg, Saaler Bodden, Berlin, Oſtpreußen; — erſtreckt ſich ſogar nach Perſien; Siebenbürgen. horridula Meklenburg: Markgrafenheide in Torflöchern. erinita Lauenburg, Saaler Bodden, Oſtſee bei Reval u. |. w. baltica Saaler Bodden, Oſtſee a. d. ehſtländiſche Küſte. eontraria Oſtpreußen im Lycker See.. aspera im ſüdlichen Meklenburg Strel., im heil. See bei Markgrafenheide, Saaler Bodden, Berlin, Oſtſee au der ehſtländiſchen Küſte. fragilis in Gräben bei Zierke unweit Neuſtrelitz, Berlin, Dammſcher See bei Stettin; Siebenbürgen. 1. Wohin gehört die ebendort vorkommende Ch. jubata Al. Braun? Rabenhorſt führt ſie nicht mit auf. 102 J 5. Peſchreibung einer neuen Art der gattung Cuma Humphreys. Cuma Bettina Semper. Vorkommen: Unteroligocän bei Latdorf. Maaß e: Das einzige beobachtete Exemplar iſt 32 Mm. hoch und an der breiteſten Stelle der Schlußwindung 17 Mm. breit. Beſchreibung: Das Gehäuſe dieſer Art erſcheint aus zwei faſt gleich großen, ſpitzen Kegeln zuſammengeſetzt, deren oberer das Gewinde und den oberen Theil der Schlußwindung bildet, während den unteren etwas kür— zeren Kegel der untere Theil der Schlußwindung bildet. Das Embryonalende beſteht aus 1½ Windungen, es iſt klein, ſpitz und mit deutlichen Näthen. Das Gewinde beſteht aus 4 Mittelwindungen und der Schlußwindung. Die Mittelwindungen ſind faſt eben, nur ſehr wenig nach unten zu gewölbt und durch einfache vertiefte und ſehr deutliche Näthe getrennt. Die Schlußwindung erhält ei— nen ſtumpfen Kiel, der etwas oberhalb des oberen Mün— dungswinkels einſetzt und die Schlußwindung in zwei uns gleiche Theile theilt. Der obere Theil, das Dach, iſt voll— kommen eben; der untere regelmäßig gewölbt, in der Höhe des unteren Drittheils der Mündung eingezogen. Die Sculptur beſteht aus einer Anzahl ſtumpfer, auf den obe— ren Mittelwindungen gedrängt fteh ender, auf den unteren Mittelwindungen weitläufiger ſtehender, Längsrippen, die auf der Schlußwindung nur noch Kuoten auf dem Dache bilden. Auf der letzten Mittelwindung ſtehen 12. 103 Ueber dieſelben hin laufen eine Zahl Querſtreifen, ge— wöhnlich abwechſelnd ſtärker und ſchwächer, und auf dem untern Theil der Windungen ſich mehr zu breiten Bän⸗ dern ausbildend, mit einzelnen ſchmalen Streifen dazwi— ſchen. Die Schlußwindung zeigt unterhalb des Kammes eine Reihenfolge abwechſelnd ſchmaler und ſehr breiter Streifen, letztere wieder mit feinen vertieften Linien be— deckt. Die Form der Mündung iſt nicht genau zu erſe— hen, da der rechte Mundrand weggebrochen iſt, der Canal nimmt etwas weniger als das untere Dritteil derſelben ein. Der linke Mundrand bedeckt als dünne, wenig aus⸗ gebreitete Lamelle in einem ſchwachen Bogen die Schluß⸗ windung, deren Sculptur durchſchimmert. Die Spindel iſt wenig gebogen und trägt auf halber Höhe der Mün— dung zwei ſcharfe, mäßig ſchräge ſtehende Falten, deren untere, etwas ſchwächere, in der Fortſetzung der Drehungs— linie der Spindel liegt, während die wenig ftärfere ober- halb derſelben ſteht. Bemerkungen: Die Gattung Cuma iſt tertiär erſt durch eine einzige Art vertreten, die Cuma monoplex Deshayes (Sandberger Conchyl. Mainz. Becken S. 225 Taf. 18 Fig. 10—10b) aus dem Sande von Fontainebleau und dem Meeresſande des Mainzer Beckens. Die nord» deutſche unteroligocäne Cuma Bettina unterſcheidet ſich von erſterer ſehr leicht durch die ſchlankere Form, das ſpitzere Gewinde, die ſchärferen Falten, die ſtärker ausge— ſprochenen Längsrippen und die bedeutendere Größe. 104 6. Peiträge zur Nenntniß der norddeutſchen Tertiär-Conchylien. von F. E. Koch. Fortſetzung l (eonf. Jahrg. XV. d. Arch. S. 197). Ancillaria, Cypraea, Voluta, Mitra. Aneillaria. Ancillaria canalifera, Lam. Hörn, Moll. 6.3. Unter einer Sendung Petrefacten von Latdorf im Anhalt'ſchen erhielt ich dieſe ſehr ſchöne Ancillaria, die eines der wenigen Beiſpiele bildet für das Durchgehen einer und derſelben Species durch die verſchiedenen Etagen der Tertiärformation. Die Lagerſtätte der Latdorfer Petrefacten bildet ein ſchwarzgrauer, mergeliger, glimmerreicher Sand; es ſcheint eine ſehr reichhaltige Ablagerung zu ſein, die zu den ty— piſch unteroligocänen Lagern gehört. Während dieſe An- cillaria alſo hier, fo viel mir bekannt, zum erſten Mal in Norddeutſchland und zwar in den mitteltertiären Schich— ten nachgewieſen wird, kommt diefelbe nach Deshayes in den eocänen Lagern von Grignon, im Barton-Thon u. f. w., nach Nyſt im Tongrien von Lethen, uach Hörnes miocän im Wiener Becken, wiewohl überall ſelten vor. Das mir vorliegende Exemplar iſt 25 Mm. lang, 8 Mm breit und ſtimmt bis in die kleinſten Details mit der Beſchreibung von Hörnes; das Gewinde und der äu— ßere Mundrand find etwas Lädirt, 105 Cypraea. Von dieſer für die norddeutſche Tertiärformation fo ſehr ſeltenen Gattung hatte ich das Glück, zwei verſchie— dene Species innerhalb des letzten Jahres zu erhalten; die eine, eine wahre Cypraea, fand ich ſelbſt in dem mio— cänen Sandſtein von Reinbeck, die andere, der Untergattung Trivia angehörend, erhielt ich mit der Ancillaria canali- fera zuſammen von Latdorf, beide in wohlerhaltenen Ex— emplaren. l. Cypraea Zimmermanni nov. spec.“ Miocän im Sandſtein von Reinbeck; die Schale ift 7 Mm. lang, faſt 6 Mm. breit, mithin von ſehr kuge— liger Form; die Mündung iſt ſehr weit, ſtark aus der Mitte gedrängt; der rechte Mundrand zeigt einen kräftig ausgebildeten Wulſt, iſt ſtark in die Höhe gezogen, ſo daß er weſentlich über den linken Mundrand in die Höhe tritt, und iſt, ſo weit das die Mündung verſchließende Geſtein dies erkennen läßt, mit 10 deutlich entwickelten Zähnen bewaffnet, deren Zwiſchenräume nahezu die doppelte Breite der Zähnchen ſelbſt innehalten. Am linken, ſehr bauchigen Mundrande ſcheint eine gleiche Anzahl von Zähnchen vor— handen geweſen zu ſein von gleicher Entwickelung; erhal— ten ſind noch 7 Stück, indem nach oben hin die obere Schalenlage mit den Zähnchen zerſtört iſt. Das Gewinde iſt deutlich ſichtbar und zeigt vier platt gedrückte Umgänge. Der äußere Mundrand zeigt nach der Rückenſeite zu eine 1. Der Fundort: Reinbeck, veranlaßte mich, dieſe Art nach mei— nem verehrten Freunde, dem Herrn Dr. med. K. G. Zimmermann in Hamburg zu benennen, da die dort von mir aufgefundenen Ter— tiärlager die Veranlaſſung für unfere Bekanutſchaft wurden. 106 ſchwache Andeutung von einer Aufwulftung; über den ge⸗ wölbten Rücken hinweg zieht ſich der Länge nach eine Ein- ſenkung; die Schale iſt glatt, jedoch die Anwachsſtreifen ziemlich ſtark markirt. Trotz des nicht bedeckten Gewindes möchte ich die vorliegende Cypraea für ein ausgewachſenes Individuum halten, wegen des ausgebildeten Mundwulſtes und der engen, vollſtändig mit Zähnen bewaffneten Mündung; mein ſehr verehrter Freund, Herr Semper, dem ich dieſe Cy- praea zur Prüfung mittheilte, ſtimmte mir in dieſer An- ſicht bei und erklärte dieſelbe für eine von allen ihm be⸗ kannten völlig abweichende Form. 2. Cypraea (Untergattung Trivia) suleata nov. spee. Unteroligocän in den Schichten von Latdorf, 9 Mm. lang, etwas über 6 Mm. breit, 5 Mm. hoch, von etwas kugeliger Form; der untere Theil der Schale birnförmig in die Länge gezogen; die Mündung iſt ſtark zur Seite gedrängt, verläuft von oben bis unten mit parallelen Rän⸗ dern und iſt ſchwach Sförmig gebogen; das Gewinde iſt vollſtändig bedeckt. Der Länge nach über den Rücken läuft eine gleichfalls Sförmig gebogene Einſenkung, und am Rande dieſer Einſenkung entwickeln ſich beiderſeits ge— rundete Rippen, die quer über die Schale, um dieſelbe herum, und am linken Mundrande in dieſelbe hinein verlaufen, während die Zähne des rechten Mundrandes nicht immer genau als Fortſetzung der Rippen zu betrachten ſind. Im Verlaufe nach dem Unterrande hin ſetzt ab und zu zwiſchen den Hauptrippen noch eine Nebenrippe ein, auch harmo— niren die Rippen zu jeder Seite der Rückenfurche nicht 107 genau mit einander. Das vorliegende Exemplar zeigt am linken Mundrande 9 in denſelben verlaufende Rippen, die zum Theil etwas zahnartig anſchwellen, während der rechte Mundrand 8 Zähne zeigt. Durchſchnittlich ſind die Zwiſchenräume der Rippen doppelt ſo breit wie dieſe ſelbſt. Die Cypraea sulcata ſchließt ſich zunächſt der mio⸗ cäuen C. affınis Duj. an, namentlich in Bezug auf die Entwickelung der Querſtreifen, weicht jedoch ſchon durch die Zahl dieſer Streifen weſentlich von derſelben ab. Voluta. 1. Voluta Siemssenii Boll. - Beyrih Tert. Conch. V. 5. Bekanntlich iſt die Identität der in den Kreis der Verwandtſchaft den V. Siemssenii und V. Lamberti ge— hörigen Voluten der norddeutſchen Tertiärfauna noch keines— wegs genügend feſtgeſtellt, und da ich im Beſitz einer ächten V. Siemssenii Boll aus dem Sternberger Geſtein bin, von beſonderer Größe und ſchönem Erhaltungszuſtande, fo laſſe ich hier die genaue Diagnoſe dieſer Conchylie fol- gen, in der Hoffnung: damit einen Anhaltspunkt für die Feſtſtellung dieſes Verhältniſſes zu geben. Die genannte Voluta, die bis auf das unterſte Ende der Spindel ſchön erhalten iſt, mißt 70 Mm. und nach ungefährer Schätzung des abgebrochenen Spindelendes etwa 80 Mm. in der Länge und 36 Mm. in der größten Breite der Schlußwindung, was faſt genau den Dimenſionen der Beyrichſchen Abbildung Taf. 5 Fig. 5 entſprechen wird, 108 alfo dem Stück, nach welchem Boll feine Spezies auf⸗ geſtellt hat.“ Die Schale beginnt mit einem dicken knopfförmigen Embryonalende von 1½ Windungen; dann folgen 4 Mittel⸗ windungen, von denen die erſte niedrig und flach iſt, während ſchon bei der zweiten die für dieſe Conchylie characteriſtiſche Einſenkung des oberen Theils der Win— dungen auftritt. Die Näthe zeigen eine ſcharfe Einſchnü⸗ rung, die aber nicht ſowohl durch eine Einſenkung des untern flach gewölbten Theils der Windungen hervor⸗ gerufen wird, als vielmehr dadurch, daß ſtets die untere Windung gleichſam blattartig auf die obere Windung ſich auflegt, die untere Windung daher ſchwach abgeſetzt er— ſcheint. — Die Querſculptur beſteht aus ſehr feinen erhabenen Linien, die durch die Durchſchneidung von haar— feinen Anwachslinien unter der Loupe wellenförmig er— ſcheinen, und die auf den oberen Mittelwindungen über der ganzen Fläche derſelben auftreten, auf den untern und der Schlußwindung dagegen nur in der Einſenkung ſich markiren. Auf dem mittleren bauchigen Theil der Windungen und in ihrem Abfall zur untern Nath und dem Stiel erſcheint die Schale vollſtändig glatt und wird nur von den, ſelbſt mit unbewaffnetem Auge ſicht⸗ baren, in den untern Windungen kräftiger ſich entwickeln⸗ den, Anwachsſtreifen etwas rauh gemacht. Dieſe An— wachsſtreifen zeigen in ihrem obern Verlauf eine ſchwache, an den Sinus der Pleurotomen erinnernde Einbiegung. Die Unterſeite der Spindel mit den Falten iſt bedauer⸗ lich durch anſitzendes feſtes Geſtein verdeckt. 1. Conf. Archiv V. S. 194 | 109 Wenn Boll im Archiv V S. 194 ſchon darauf hinweiſet, daß die in dem aſchgrauen Sande von Bocup vorkommende Voluta der Siemssenii zwar verwandt, doch nicht ident damit iſt, jo glaube ich, hat derfelbe hierin Recht, wenngleich Beyrich dies bezweifelt.“ — Ich be— ſitze auch von Mallis ein Fragment, welches aber doch einen Theil der Schlußwindung, 3 Mittelwindungen und einen Theil des Embryonalendes, und ſoviel von der Sculptur und Form der Windungen erkennen läßt, um zu conſtatiren, daß letzteren die Einſenkung unterhalb der Nath fehlt und daß die Querſculptur kräftiger und gleich— mäßiger über die ganzen Windungen hinweg entwickelt iſt, ſo daß durch die Durchſchneidung der Querlinien von den Anwachsſtreifen eine fein gegitterte Sculptur, ähnlich wie bei den Pyrula-Arten entſteht; man könnte ſie Voluta clathrata nennen. — Dies Fragment iſt 34 Mm, lang und 22 Mm. dick. 2. Poluta Bollii nov. spec. Miocän im Sandſtein von Reinbeck. — Leider habe ich dieſe ſchöne Voluta augenblicklich nicht zur Hand, in— dem ich ſie dem Herrn Semper zur Anſicht zugeſchickt habe, und bin ſomit nicht im Stande, eine vollſtändige 1. Siehe: Beyrich die Conchylien des norddeutſchen Tertiär⸗ gebirges S. 83, wobei ich noch zur Vermeidung von Irrthümern darauf aufmerkſam machen muß, daß die mehrfach in paläontologi— ſchen Werken verwechſelten Fundorte Mallis und Bocup bei Dömitz, obgleich ſehr nahe einander, doch ſtrenge auseinander gehalten wer— den müſſen. Die Schichten von Bocup find die miocänen Braun⸗ kohlenſchichten, während bei Mallis ſchon der mitteloligoeäne Septa— rienthon auftritt. Die von Beyrich aufgeführte Voluta Taf. 5 Fig. 3 iſt die im aſchgrauen Sande bei Bocup gefundene, deren Boll a. a. O. auch erwähnt. 110 Diagnoſe derſelben zu geben. Ich bemerke daher zur Characteriſtik derſelben nur, daß die Voluta Bollii in die Verwandtſchaft der V. Siemssenii gehört; was mir Ver⸗ anlaſſung war, dieſelbe nach meinem verehrten Freunde zu benennen. Die Voluta Bollii unterſcheidet ſich durch folgende Merkmale: dieſelbe iſt bei weitem ſchlanker von Form, indem das vorliegende Exemplar, welches nur 2 Mittelwindungen hat, bei 40 Mm. Länge nur 14 Mm. dick iſt; die Querſculptur beſteht aus entfernt ſtehen⸗ den wellenförmigen erhabenen Querlinien, die von Sför- mig geſchwungenen Anwachsſtreifen durchſchnitten werden, und die für die V. Siemssenii jo characteriſtiſche Ein⸗ ſenkung des oberen Theils der Windungen fehlt hier. ; Mitra. IJ. Mitra Strackii nov. spec.“ Ober⸗Oligocän im Sternberger Geſtein. Eine kleine zierliche Mitra aus der Verwandiſchaft der M. Philippii Beyr. Von dem Embryonalende ſind nur 2 Windungen erhalten, indem die Spitze abgebrochen iſt; dann folgen 5 Mittel⸗Windungen und die Schlußwindung, die flach gewölbt und an der Nath abgeſetzt, wie bei Philippii find. Die Längsſculptur beſteht aus ſehr ſchwach gebogenen ge— rundeten Längsrippen, die ziemlich enge geſtellt ſind: auf den obern Windungen 20, auf den untern bis zu 25 Stück auf dem Umfang einer Windung. Dieſe Rippen werden von 5 Querfurchen, die um die Windungen herumlaufen, ſcharf durchſchnitten, von denen die oberſte durch faſt 1. Ich benenne dieſe Mitra nach meinem jungen Freunde, dem Lehrer Herrn Struck, einem eifrigen Forſcher auf dem Gebiete der Botanik und Zoologie. 111 doppelte Stärke ſich von den 4 übrigen auszeichnet; auf dieſe Weiſe wird eine gitterförmige Sculptur der Schale gebildet, die ſehr an die der miocänen Nassa Bocholt- ensis erinnert. Auf der Schlußwindung verſchwinden die Längsrippen in ihrem Verlauf nach dem Stiel hin allmälig und nehmen mehr den Character von Anwachs— ſtreifen an, während die Querſculptur ſich kräftiger ent— wickelt; die Querfurchen nehmen auf dem Stiel ſelbſt ein: große Breite an, und die dazwiſchen liegenden Schalen— theile bilden ſchmale Leiſten, die von den Auwachsſtreifen durchſchnitten werden, und hierdurch faſt den Character von geperlten Reifen bekommen. Die Spindel iſt ſtark gedreht und mit 5 Falten geziert, von denen die oberſte die ſtärkſte iſt; dieſelben laufen um die Spindel faſt pa⸗ rallel mit den erwähnten geperlten Querſtreifen herum, und ſind von dieſen durch eine breitere Furche getrennt. Ob dieſe Mitra in einem ſpecielleren Verhältniſſe zu der M. rugosa Phil. (Palaeont. Bd. I. Taf. Xa Fig. 7) ſteht, vermag ich weder nach der Abbildung noch nach der Beſchreibung, die beide gleich mangelhaft ſind, zu beurtheilen; nach Beyrich's Bemerkung 2, auf S. 104 ſeines Werkes über Tertiär⸗Conchylien kann ich dies nicht annehmen. 2. Mitra? fusiformis Brocec. Hörn. Moll. des Wiener Beckens Taf. 10 Fig. 3. Allerdings nur mit einigem Zweifel ſtelle ich eine ſchöne Mitra aus den unteroligocänen Lagern von Lat— dorf zu dieſer typiſch miocänen Species; die angezogene Figur von Hörnes, ſowie deſſen Beſchreibung, ſtimmen aber ſo ſehr zu dem mir vorliegenden Individuum, daß 112 es mir nicht möglich erſcheint, daſſelbe von der Brocchi⸗ ſchen Art zu trennen. Die oberſte Spitze des Gewindes iſt leider abge— brochen und ohne dieſes mißt meine Art 32 Mm. in der Länge und faſt 12 Mm. in der Dicke. Die Sculp⸗ tur, die Entwickelung der Näthe, die ſtarken an der Baſis eine Ausbuchtung bildenden Anwachsſtreifen der Schluß— windung, wie das Auftreten der Falten ſtimmen genau mit der von Hörnes gegebenen Beſchreibung; und zwar zeigt meine Mitra 5 Spindelfalten, von denen die 2 ober» ſten am ſtärkſten hervortreten, während die unterſte nur ſchwach angedeutet iſt. Die einzigen Unterſchiede von der von Hörnes beſchriebenen Brocchiſchen Art zeigen ſich darin, daß die Schlußwindung verhältnißmäßig länger iſt; denn während Hörnes das Verhältniß derſelben zur gan⸗ zen Schale = 45: 100 angiebt, iſt die Schlußwindung meiner Mitra weſentlich länger wie das Gewinde, wenn man die fehlende Spitze ſich ergänzt; und während Hörnes 11 bis 12 Umgänge angiebt, hat das vorliegende Exem— plar wohl höchſtens deren 9 gehabt. Ferner iſt die Mündung nach unten nicht erweitert, vielmehr verlaufen die Mundränder parallel und der äußere Mundrand biegt ſich oben mit einem ſcharfen Bogen der Spindel zu, ſo daß die Mündung oben gerundet erſcheint; der linke Mundrand löſet ſich durch eine nach unten ſtärker wer⸗ dende Furche ab. In welchem Verhältniſſe dieſe Lat⸗ dorfer Mitra zu der franzöſiſchen Mitra plicatella Lam. ſteht, vermag ich leider nicht nachzuweiſen, da dieſe mir nicht bekannt iſt; jedenfalls iſt dies Vorkommen von In⸗ tereſſe und neu für die norddeutſche Tertiärfauna. 113 Bevor ich mich von dem Genus Mitra trenne, kann ich nicht unterlaſſen auf die Beyrichſchen Spezies: semi- marginata und semisculpta zurückzukommen. Ich halte dieſe Formen nach Vergleichung zahlreicher Exemplare ans dem Sternberger Geſtein für nicht ſo verſchieden, daß eine Trennung in 2 Spezies genügend motivirt wäre, und ſcheint Beyrich ſelbſt in dieſer Hinſicht in Zweifel geweſen zu ſein. Der einzige Grund für die Abtrennung der semisculpta ſoll in dem Auftreten von regelmäßigen gedrängten Längsrippen bei dieſer Spezies liegen; es finden ſich aber offenbar Uebergangsformen, die es zweifelhaft erſcheinen laſſen, ob man die erſte oder zweite Art vor ſich hat, und ich bin der Anſicht, daß die erwähnten Falten ſich nur auf eine etwas mehr oder weniger markirte Auſchwel⸗ lung der Anwachsſtreifen reduciren, ebenſo wie es Formen giebt, bei denen die Querſculptur bis auf die obere Furche und einige ſchwache Leiſten auf dem Stiel vollſtändig ver⸗ wiſcht iſt, während bei anderen dieſelbe ſehr deutlich auf den untern Windungen hervortritt. Auch in dem Auf⸗ treten der Spindelfalten zeigt ſich kein ſtichhaltiger Grund für eine Trennung der beiden Spezies; in der Regel zei⸗ gen ſich vier deutliche Falten, von denen die beiden oberen ſtär⸗ kern faſt wagrecht ſtehen, während die beiden untern mehr ge⸗ neigt ſind; die Andeutung einer fünften Falte zeigt ſich mitunter durch eine Anſchwellung des untern Spindelrandes. Ich möchte daher vorſchlagen, die beiden Species unter dem Namen, Mitra semimarginata Beyrich zuſammen zu ziehen.“ 1. Nach Abdruck des Bogens 7 meldet mir Hr. Koch, daß die Namen Cypraea sulcata (S. 105) u. Mitra fusi f.(S. 111) zu ſtreichen ſind, da Hr. Dr. Giebel dieſe beiden Arten kürzlich ſchon benannt hat. 8 E. B. 114 7. Die Peyrichien der norddeutſchen filurifchen Heröfle. Bon Ernſt Boll. (Hierzu Taf. I.) Unter den foſſilen Cruſtaceen ſpielen neben den Tri⸗ lobiten die kleinen Entomoſtraceen in den ſiluriſchen Geröllen Norddeutſchlands eine wichtige Rolle, da ſie auf gewiſſe Geſteine beſchränkt, in dieſen zum Theil ſo maſſen⸗ haft vorkommen, daß ſie weſentlich zu der Characteriſirung derſelben mit beitragen. Ganz beſonders iſt dies mit der Gattung Beyrichia der Fall, weil ihre zahlreichen Arten ſich durch Mannigfaltigkeit der Formen ſo ſehr auszeich⸗ nen, daß die einzelnen Species leicht aus einander gehal⸗ ten werden können, während dies bei den anderen Gattungen dieſer Familie, wie z. B. bei Leperditia und Bairdia (die gleichfalls in den ſiluriſchen Geröllen vertreten ſind,) mehr Schwierigkeiten hat, da die glatte Oberfläche ihrer Schalen einer charakteriſtiſchen Sculptur faſt durchweg entbehrt. Leider find dieſe Behrichien bisher wenig von den Paläontologen beachtet worden. Die erſte Andeutung von ihnen giebt, im Jahre 1828 L. v. Buch, welcher ihre wahre Natur gänzlich verkennend, in ihnen junge Brut ſeiner Leptaena lata (Chonetes striatella Dalm.) zu er⸗ . 115 blicken geneigt ift.! Sechs Jahre ſpäter (1834) bildet K. F. Klöden in ſeinen Verſteinerungen der Mark Bran⸗ denburg mehrere Arten ab (Taf. I Fig. 16 — 23), die er aber alle unter dem Namen Battus tuberculatus zuſam⸗ menwirft und bei den Trilobiten einreihet, und eben dahin verſetzt auch J. Hall im Jahre 1843 eine neue, von ihm in den ober⸗ſiluriſchen Schichten des Staates Neu⸗ Hork entdeckte Art, welcher er den Namen Agnostus latus beilegt— Erſt im Jahre 1845 machte E. Beyrich darauf aufmerkſam, daß dieſe kleinen Kruſtenthiere keineswegs zu den Trilobiten gehörten, ſondern eine neue Gattung bil— deten, welche neben Cythere zu ſtellen ſei, worauf M' Coy im Jahre 1846 dieſer neuen Gattung den Namen Bey- richia beilegte,“ und eine neue Art (B. Kloedenii) aus den ſiluriſchen Schichten Irlands beſchrieb. — Nachdem darauf in den folgenden Jahren durch Salter und andere gelegentlich noch 2 bis 3 neue Arten aus England und Frankreich bekannt geworden waren, erſcheinen nun im Jahre 1855 zwei Abhandlungen von T. Rupert Jones in den Annals and Magazine of Natural History for Au- gust „on Scandinavian Beyrichiae,“ und for Sept. „some British and foreign species of Beyrichia,“ in denen dieſe Gattung zuerſt monographiſch abgehandelt und 1. Abhandlungen der phyſ. Cl. der königl. Akad. der Wiſſ. zu Berlin aus dem Jahre 1828. — Berlin 1831 S. 71 Nr. 14. 15). 2. F. Römer in der Lethaea geognostica Bd. I. S. 534. 3. Ohne von dieſer Namengebung Kunde zu haben, taufte ich im Jahre 1847 in Dunkers und v. Meyers Palaeontogr. I. S. 127 die Gattung gleichfalls Beyrichia. — Es giebt Übrigens ſchon eine ältere Pflanzengattung dieſes Namens, zur Familie der Pere ſonaten gehörig, welche A. v. Chamiſſo aufgeſtellt hat. 8* 116 ihre Kenntniß weſentlich gefördert wird. Zu den erſteren dieſer Abhandlungen erhielt er das Material, — aus ei⸗ nigen bei Berlin gefundenen ſiluriſchen Geröllen beſtehend, — von Ch. hell, dem es von Beyrich mitgetheilt wor⸗ den war. Jones entdeckte darin außer der B. tuberculata noch ſieben neue Arten, die er Buchiana, Dalmanniana, Mac- coyana, Salteriana, Wilkensiana, siliqua und mundula nannte. Alle dieſe Arten nebſt mehreren Varietäten werden von ihm beſchrieben und abgebildet, ob aber die Varietäten überall richtig gedeutet, und nicht vielmehr manche zum Range ſelbſtſtändiger Species zu erheben ſind, möchte noch einer weiteren Prüfung bedürfen. — Die Gerölle, welche ihm dieſe Beyrichien geliefert hatten, betrachtete Jones irrthümlich als unterſiluriſche und ſchreibt ihnen ſeandl⸗ naviſchen Urſprung zu, was gleichfalls, wenigſtens hinſicht⸗ lich des Geſtelines, worin dieſe kleinen Kruſter (namentlich B. luberculatla und Wilkensiana,) am maſſenhafteſten vorkommen, wie wir hernach zeigen werden, feine Richtig⸗ keit nicht hat. — In der zweiten Abhandlung beſchreibt Jones und bildet ab: B. complicata Salter, bicornis Jon., afſinis Jon., Barrandiana Jon. und strangulata Salter aus den unterſiluriſchen, Klödenii M’Coy und seminulum Jon. aus deu oberſiluriſchen Schichten Eng⸗ lands, Bussacensis und Ribeiriana Jon. aus den unter- ſiluriſchen Lagern Portugals und B. lata Vanuxem spec. aus den oberſiluriſchen Schichten Nordamerikas, welchen ſpäter (1857) F. Schmidt noch eine neue unterſiluriſche Art, B. obliquejugala, aus den ruſſichen Oſtſeeländern hinzuge⸗ fügt hat. 117 Durch die Abhandlungen von Jones angeregt, ver⸗ öffentlichte ich im Jahre 1856 im VIII. Bande der Zeit⸗ ſchrift der deutſchen geol. Geſellſchaft S. 321—324 einen kleinen Nachtrag zu denſelben, worin ich drei neue Arten aus meklenburgiſchen Geröllen: Jonesii, spinulosa und hians aufſtellte; dieſe ſind dort auch in Holzſchnitten, aber nur ſehr mangelhaft, bildlich dargeſtellt. — Seitdem habe ich dieſe Gattung fortwährend im Auge behalten und es iſt mir gelungen, abermals aus den filuriſchen Geröllen unſeres Landes fünf Arten herauszufinden, welche ich als neue beanſpruchen muß, wodurch nun die Zahl unſerer ſämmtlichen Species ſchon bis auf 18 her⸗ anwächſt. Um den norddeutſchen Petrefactologen die Ueberſicht über dieſelben zu erleichtern, werde ich alle diefe Arten in dem Nachfolgenden beſchreiben und auch, — da bloße Diagnoſen bei der eigenthümlichen und unregelmä⸗ ßigen Schalenſculptur dieſer Thierchen wenig nützen, — durch Abbildungen zur Anſchauung bringen. Die Figuren 1—14 find nach den in meiner Sammlung befindlichen Originalen von mir durch den v. Hagenow'ſchen Dikatopter bei 16maliger linearer Vergrößerung gezeichnet, ſo daß alſo ihre relativen Größenverhältniſſe unverändert geblie- ben find; Fig 15—17 habe ich aus der Abhandlung von Jones entlehnt, da ich die drei dort in nur Afache Vergrößerung dargeſtellten Arten ſelbſt noch nicht gefun⸗ den habe. | Die Gattung Beyrichia charakteriſirt Jones fol⸗ gendermaßen: „Panzer zweiklappig, gleichſchalig; Klappen oblong, an der vorderen (Kopf⸗) und hinteren (Schwanz⸗) Seite 113 etwas gerundet, Ventralrand halbkreisförmig, Dorſalrand gerade; die Klappen nach der hinteren Seite zu breiter als nach der vorderen, mehr oder weniger convex, von einer oder mehreren Furchen durchzogen, welche am Dor— ſalrande beginnen und durch ihren Verlauf die Sculptur der Klappen modificiren.“ — Ganz gleich ſcheinen übri⸗ gens die beiden Klappen nicht bei allen Arten zu ſein, (f. unten B. protuberans), und daß der Ausdruck „Ven⸗ tralrand halbkreisförmig“ nicht ganz sensu stricto zu ver⸗ ſtehen ſei, bedarf wohl kaum erwähnt zu werden. — Liegt bei fortgeſetztem Studium dieſer kleinen zierlichen Ento⸗ moſtraceen erſt eine noch größere Zahl von Arten vor, wird man ſich wahrſcheinlich veranlaßt ſehen, dieſelben in mehrere Gattungen zu vertheilen, wo⸗ bei der Name Beyrichia dann wohl der Abtheilung zu belaſſen wäre, deren Grundtypus die B. tuberculata bil- det; von dieſen möchte unſere hians, welche durch ihre klaffende Schale auf einen eigenthümlichen Bau ihres Thieres hindeutet, generiſch zu trennen fein, Wilkensiana würde vielleicht den Typus für eine dritte und mundula ſogar für eine vierte Gattung abgeben. a. Schalen geſchloſſen, mit 3 bis 5 Falten oder Tuberkeln. In dieſer Abtheilung treten in der Sculptur der Schale immer 3 bis 5 Erhabenheiten (bald als runde Tuberkel, bald als längliche Falten,) deutlich heraus. Eine derſelben zeigt ſich immer ſo ziemlich in der Mitte der Schale und zwar gewöhnlich dicht unter, oder an dem Dor- ſalrande beginnend; nur bei B. Buchiana und complicata 119 tritt dieſe Erhabenheit als eine ſchmale, langgeſtreckte Falte auf, bei den anderen Arten zeigt ſie ſich in der Geſtalt eines rundlichen Tuberkels, der entweder ganz frei oder mit der hinteren ſtarken und unten hakenförmig umgebo⸗ genen Falte zuſammenhängt. Am Vorderrande ein Tu⸗ berkel und ebenſo auch am Ventralrande (tuberculata, protuberans, cincta), oder ſtatt dieſer beiden eine ſchmale, halbmondförmig gebogene, an den beiden Enden abge⸗ rundete Falte, welche dem Vorderrande parallel verläuft und entweder vor der Mitte des Ventralrandes endet, oder dort mit den beiden anderen Falten in unmittelbarer Verbindung ſteht. Die letzte und anſehnlichſte Erhaben⸗ heit nimmt die hintere Hälfte der Schale ein; ſie iſt ent⸗ weder iſolirt, von etwas halbmondförmiger Geſtalt und durch eine oder zwei ſeichte Sförmig gebogene Furchen in zwei oder drei Abſchnitte zerlegt, oder ſie iſt oben breiter und abgerundet, und verſchmälert ſich nach unten, biegt ſich am Ventralrande haken⸗ oder hufeiſenförmig um, und vereinigt ſich mit der in der Mitte befindlichen Erhabenheit; nur bei B. Dalmanniana theilt ſie ſich in zwei Tuberkel. 1. B. tuberculata Boll (1847), Fig. 1. F. Römer in der Lethaea geogn. ed 3 T. XI?, F. 9. Jones T. 5. F. 6—11 (excl. F. 5 und 12!), Quenſtedt Petrefactenkunde T. 23. F. 25, 26 (ſchlecht). — Klöden Verſteinerungen der Mark Brandenburg I, 21. a und 23 (ſehr ſchlecht). Dieſe Art hat drei Tuberkel (vorn, am Ventralrande und in der Mitte) und hinten einen ſtarken, durch zwei Sför⸗ mige Furchen getheilten Wulſt. Sie varürt übrigens ſehr, ſowohl in der Größe des ventralen Tuberkels, welcher bis⸗ weilen ſo ſtark wird, daß er den Ventralrand überragt (Fig. 1. a), als auch in der Beſchaffenheit ihrer Ober⸗ 120 fläche, die bald glatt, bald mehr oder weniger granulirt iſt, ſo wie endlich auch noch in der Randleiſte, welche entweder gleichfalls glatt, oder mit einer Reihe kleiner Knötchen geziert. Zwei von einander abweichende Formen ſind Fig. 1 a und b. dargeſtellt. — Dieſe Art iſt in un⸗ ſeren oberſiluriſchen Geröllen die gemeinſte; ſie hat geſellig gelebt und ſich ſo ſtark vermehrt, daß manche Gerölle faſt ausſchließlich aus ihren kleinen Schalen zuſammen⸗ geſetzt erſcheinen. Gewöhnliche Begleiter derſelben find Chonetes siriatella Dalm., Rhynchonella Nucula Murch., Tentaculites annulatus Hising., Beyrichia Wilkensiana Buchiana, feltenev Kochii und hians. Dasjenige Geſtein, in welchem hier B. tuberculata vorzugsweiſe vorkommt, — ein feſter grauer Kalkſtein mit ſplitterigem Bruche, — iſt in Schweden und auf der Juſel Gottland noch nicht anſtehend gefunden worden, wohl aber in dem Oheſaare⸗ Pank auf der zur Inſel Oeſel gehörigen Halbinſel Schwarbe, der jüngſten oberſiluriſchen Bildung in den ruſſiſch⸗deut⸗ ſchen Oſtſeeländern (ſ. F. Schmidt im Archiv für Natur⸗ kunde Liv⸗, Ehſt⸗ und Kurlandes, 1. Serie, Band 2 S. 462); doch kommt B. iuberculuta auch auf Gottland vor, aber in anderen Geſteinsmaſſen, desgleichen in Schonen bei Bierödslaͤdugard mit Chonetes striatella (nach briefl. Mittheilung von F. v. Hagenow). Bei dieſer Art darf Klöden nicht als Autor ci⸗ tirt werden, da ſein Baltus tuberculalus ein aus minde- ſteus vier verſchiedenen Species zuſammengeſetztes Mon⸗ ſtrum iſt, — ein Umſtand, den neuere Autoren unberück⸗ ſichtigt gelaſſen haben, indem ſie die ſämmtlichen Klöden⸗ ſchen Figuren (16— 23) auf B. zuberculata beziehen. Die 121 Abbildungen, welche Klöden in den Verſteinerungen der Mark Brandenburg Taf. 1 Fig. 16— 23 giebt find zwar ſehr ſchlecht und können wohl ſchwerlich noch alle ent⸗ räthſelt werden; zu erkennen iſt aber in F. 21 a und 23 unſere Beyrichia tuberculata (aber ſehr ſchlecht darge⸗ ſtelltl), in F. 17 B. Wilkensiana Jon, F. 18 B. Sal- teriana Jon., und F. 19 B. complicata Salt. Die Figuren 16, 20 und 22 wage ich nicht zu deuten. Auch Jones zieht manches in dieſe Art hinein, was nicht hierher ge⸗ hört. — Mancher Irrthum könnte (nicht in der Petrefac⸗ tologie allein!) vermieden werden, wenn man mit den Citaten etwas ſorgfältiger umginge und dieſelben nicht ſo oft aus zweiter Hand entlehnte! 2. B. Kochii Boll (1862), Fig 2. Sie ſteht der vorigen nahe, unterſcheidet ſich von der⸗ ſelben aber dadurch, daß an die Stelle der beiden vorderen Tuberkel ein kleiner, halbmondförmiger Wulſt tritt; ſie iſt entweder ganz glatt, oder nur ſchwach gra⸗ nulirt, — nie fo ſtark, wie B. tuberculata. — Dieſe Art, welche ich nach meinem Freunde, dem um die vater⸗ ländiſche Geognoſie ſo verdienten Baumeiſter F. Koch in Dargun benannt habe, findet ſich in Geſellſchaft der 1. Den Speciesnamen, — wie es in derartigen Fällen bei deu Naturſorſchern jetzt beliebt wird, — in der Form Koc hus zu bil» den, und nun weiter zu decliniren: Kochi, Kocho etc., — dagegen ſträubt ſich meine Feder und mein philologiſches Gewiſſen. Andere mögen darin weniger zartfühlend fein, als mir aber zum erſten Male ‚ein Name wie Spongia Otto i aufſtieß, da muß ich geſtehen, daß ich mich plötzlich in die Schulſtube zurückverſetzt und den von einem gewiſſen ſchmerzhaften Gefühl im Ohrzipfel begleiteten Zuruf meines alten Lehrers „Ottonis! Ottonis!“ zu vernehmen glaubte. — Viel- 122 vorigen, aber weit feltener. — B. tuberculata Jon. F. 5 möchte ich zu dieſer Art rechnen. 3. B. protuberans Boll (1862), Fig. 3. Drei Tuberkel, von denen der ventrale ſehr ſtark kugelförmig aufgeſchwollen iſt; der hintere Wulſt iſt oben breit abgerundet, nicht durch Furchen getheilt und ganz ſchwach granulirt. — Das einzige vorhandene Exemplar iſt ganz vollſtändig, indem beide Schalen noch vereinigt ſind; die abgebildete rechte Schale iſt etwas grö⸗ ßer und greift (wie bei den Leperditia- Arten!) an der Ven⸗ tralſeite mit ihrem umgebogenen Rande über die linke vor. Wenn, wie ich annehme, B. tuberculata var. antiquata Jon. F. 12 zu dieſer Art gehört, ſo kommt dieſelbe auch mit einem durch dornartige Zacken gezähnten Ventralraude vor. — Das von mir dargeſtellte Exemplar ſtammt aus einem leicht beſchenkt uns Jemand auch noch mit einer Spongia Cunoi, Hugoi, Carli, Friedrichi, Heinrichi, Ernsti, Franzi, und dgl. — Doch Scherz bei Seite! Ich weiß ſehr wohl, welche pedantiſchen Gründe man zu Gunſten ſolcher barbariſcher Wortformen geltend gemacht hat. Wenn man aber bei der Wiſſenſchaft keinen anderen Stein im Brette hat, als einen ſolchen Namen, dann wird letzterer doch bald zu einem bedeutungsloſen Schalle herabſinken, trotz aller Mühe, die man ſich giebt, ihn in möglichſt urſprünglicher Geſtalt zu conſer⸗ viren. Viele ſolcher von Perſonen entlehnten Namen ſind ſogar von vorne herein für die Mehrzahl der Naturforſcher ohne Be deutung, weil die Schöpfer derſelben es ſo oft zu ſagen verabſäumen, weſſen Andenken ſie gewidmet ſein ſollen, was doch zum Verſtändniß in den vielen Fällen durchaus nothwendig iſt, wo der Taufpathe ſelbſt der Wiſſenſchaft, in welcher er die Pathenſtelle vertritt, vielleicht ganz ferne ſteht. — Auf die oben bezeichnete Weiſe für einen beſtimmten vereinzelten Zweig der Petrefacten-Namen eine feſte Regel durchführen zu wollen, während dieſelben in ihrer Geſammtheit faſt ſchon zu einem gordiſchen Knoten zufammengewirret find, das heißt Müden durchſeihen und Kameele verſchlucken! 123 unweit Demmin gefundenen kalkreichen grauen Sandſteine, der ein prachtvolles Cyathophyllum articulatum Wahlb., Bruchſtücke einer Calamopora, Alveolites? seriateporides Edw. eine kleine Leperditia u. ſ. w. enthält. Ich ver⸗ muthe, daß dies Gerölle dem Niveau der mittleren gott- ländiſchen Zone angehört, — jedenfalls entſpricht es den engliſchen Wenlock-Bildungen. 4. B. cineta Boll (1862), Fig. 4. Der vorigen ähnlich, der ventrale Tuberkel aber in der Mitte mit einer kleinen hervorragenden Leiſte umge⸗ ben, auch die hintere Wulſt iſt an ihrem oberen, abge- rundeten Ende mit einer ſolchen umgränzt. Gefunden wurde dieſe Art theils mit B. Kloedenii und Maccoyana in einem ſpäter bei erſterer genauer zu beſchreibenden braunen Geſteine, theils mit Maccoyana allein und zwar in einem an Petrefacten ziemlich armen, hellgrauen, glimmerreichen Sandſteine mit kalkig⸗tho⸗ nigem Bindemittel, welcher am Gerichtsberge bei Neubran— denburg als Gerölle vorkommt. Derſelbe enthält an anderen Einſchlüſſen z. B. noch Spirifer elevatus Dalm., Chonetes striatella Dalm., Strophomena crispa Lindström und auch ein Dentalium, welches ich von dem devoniſchen D. antiquum Goldf. 166, 2 aus der Eifel in keiner Weiſe unterſcheiden kann. Eben dieſes D. antiquum kommt aber auch in einem ſehr eigenthümlichen ſiluriſchen Ge— ſteine von oolithiſcher Bildung vor, welches da— neben z. B. auch Crotalocrinus rugosus, Ptilodiclya lanceolata Gold., Laceripora cribrosa Eichw., Tentacu- lites annulatus v. Schl. und Hiſingers Phacites gottlandicus 124 (ſchalig ineruſtirte Trochiten von Krinotbeenfteilen !).einfchlieft. und als Gerölle in Geſellſchafft jenes Sandſteines am Gerichtsberge fi) findet.“ Dies geſellige Vorkommen der beiden Geröllarten wird aber dadurch eine für die Geſchichte der Diluvialbildung ſehr merkwürdige und be⸗ deutſame Thatſache, daß auch die einzigen ihnen mineralogiſch und petrefactologiſch völlig entſprechenden anſtehenden Lager gemeinſchaftlich auf⸗ treten, und zwar in der ſüdöſtlichen, den engliſchen Ludlow⸗Schichten parallel ſtehenden Zone der Inſel Gott⸗ land, deren unterſtes Glied jener Sandſtein bildet, wel⸗ cher dort von dem volithifchen Geſteine (Rommsten d. h. Rogenſtein) überlagert wird! — Unſere Gerölle verdienen nicht bloß hinſichtlich ihrer mineralogiſchen und petrefacto⸗ logiſchen Beſchaffenheit ſtudirt zu werden, ſondern auch mit nicht minderem Eifer in Betreff ihrer geographiſchen Verbreitung, ihres geſelligen Vorkommens und der ver⸗ wandtſchaftlichen Beziehungen, welche ſie zu den nächſten noch unzerſtörten, auſtehenden Lagern darbieten. Dieſe letzteren Geſichtspunkte ſind bis jetzt zu wenig gewürdigt worden. 1. Als ich im Begriffe ſtand, dieſe Zeilen zum Drucke zu beför⸗ dern, brachte mir mein Neffe Franz Boll noch einige Gerölle von derſelben Fundſtätte, welche mineralogiſch genau in der Mitte zwiſchen dieſen beiden Geſteinen ſtehen, da in dem grauen Sandſtein röthliche volitiſche Bildungen auftreten. Dieſe Gerölle des Uebergangsgeſteines ſind ſo reich an intereſſanten Petrefacten, daß ſie eine eigene aus⸗ führlichere Beſprechung verdienten, die ihnen meinerſeits vielleicht auch einmal zu Theil werden mag. Vorläufig nenne ich davon nur: Chonetes striatella Dalm., Leptaena fugax Barr. ? Cornulites ser- pularius v. Schl., Bellerophon trilobatus Sow. (Murch, Siluria !), Conocardium (Pleurorrhynchus) spec., Proëtus nov. spec? u. |. w. 125 m Anm. Außer dem geognoſtiſchen Intereſſe, welches die beiden erwähnten Gerölle darbieten, gewähren ſie aber auch noch ein geologiſches, da fie in jenem Dentalium antiquum einen neuen Beitrag zu der freilich nur noch kleinen Anzahl von organiſchen Weſen liefern, welche ſo⸗ wohl in der ſiluriſchen, als auch in der devoniſchen Pe⸗ riode gelebt haben, und deren verſteinerte Ueberreſte dem⸗ nach das Band zwiſchen dieſen beiden Formationen ſchlin⸗ gen. Laſſen wir unter den dahin gerechneten Arten auch den Crotalocrinus rugosus ganz aus dem Spiele, weil bloße Krinoideenſtiele oft zu wenig characteriſtiſche Merk⸗ male darbieten, um von ihnen über die Gleichheit der Ar⸗ ten, denen ſie angehörten, mit völliger Sicherheit urthei⸗ len zu können, — und ebenſo auch den Tentaculites annu- latus v. Schl. (ornatus m. in Archiv XIII, 163), weil dieſer Name mancherlei ſehr Verſchiedenartiges zu umfaſſen ſcheint, ſo bleiben doch noch immer z. B. Spirigerina re- ticularis L. sp. und Favosites polymorpha Gold. sp. übrig, welche nach dem Urtheile bewährter Petrefactologen beiden Formationen gemeinſam ſind. Manche andere Arten, na⸗ mentlich Korallen, ſtehen ſich in dieſen Formationen jeden⸗ falls ſehr nahe, — ſo nahe, daß z. B. Goldfuß in ſeiner Favosites balsalica (26,4) rheiniſche und ſchwediſche Stücke unbedenklich vereinigte und neben einander abbil⸗ dete, ja Hiſinger copirte ſogar in ſeiner Lethaea Suecica zur Veranſchaulichung der von ihm beſchriebenen ſchwe⸗ diſchen ſiluriſchen Species ohne Weiteres einige Abbil⸗ dungen,“ welche Goldfuß von devoniſchen Stücken gege⸗ 1. Lethaea Suecica XXVII, 6. a. (Favosites polymorpha) iſt — Golbfuß XXVII., 3. a; desgl. Figur 7 (Fav. Spongites) = 126 ben hatte! Manche dieſer jetzt nur für ſehr ähnlich gel- tenden Arten ſind meiner feſten Ueberzeugung nach in neu⸗ eſter Zeit auch weniger aus dringenden zoologiſchen Grün⸗ den getrennt worden, als aus vielleicht unbewußter Vor⸗ liebe für den geologiſchen Grundſatz, daß jede Formation als ein in ſich feſt abgeſchloſſenes Ganzes daſtehe, und ich glaube, daß man ſpäter einmal Manches wieder zuſammen⸗ fügen wird, was man jetzt (wie es ſcheint,) nur gewalt⸗ ſam trennt. Gegenwärtig geht aber der Strom noch zu ſtark in entgegengeſetzter Richtung! Eine ſcharfe Trennung der Formationen und ſelbſt der einzelnen Formationsglieder findet man allerdings ſehr häufig, ſo lange man ſeine Forſchungen nur auf ein klei⸗ neres Gebiet beſchränkt, mit räumlich erweitertem Ge⸗ ſichtskreiſe aber ſieht man die Gränzmarken immer mehr und mehr verſchwinden, indem ſich in der einen Gegend Goldfuß XXVIII, 2. b und endlich XXIX, 1 (Cyathophyllum tur- binatum) = Gold. XVI, 8. a. — Von der Favosites gottlandica bildet Goldfuß XXVI, 3 nur Exemplare aus der Zifel ab (wenig⸗ ſtens ſagt ſein Text nichts von ſchwediſchen), dennoch aber ziehen M. Edwards und J. Haime einige der dort dargeſtellten Stücke (3, a. e) zu der ſiluriſchen gottlandica, andere (3, b. c.) aber zur devoniſchen F. Goldfussii. — Gelegentlich erlaube ich mir auch auf Acervula- ria Goldfussii E. H. (Cyathophyllum Ananas Gold. XIX, 4), A. pentagona Gold. sp. (XIX, 3) und A. Ananas L. sp. (Astraea Ananas Hising. XXVIII, I) aufmerkſam zu machen, deren erſtere beiden zur devoniſchen, letztere zur ſiluriſchen Formation gezogen werben, Alle dieſe Formen kommen als Gerölle in Norddeutſchland vor und dieſer Umſtand, vereint mit dem, daß es mir in Praxis nicht gelingen will, dieſelben auseinander zu halteu, macht mir die ſpecifiſche Trennung derſelben ſehr bedenklich, denn anderweitige ganz entſchieden devoniſche Gerölle habe ich in dem von mir durchforſchten Diluvialgebiete noch immer nicht auffinden können. 1. Murchison Siluria ed. 3 pag. 508. — Ein ſolches Ueber⸗ gangsglied von der ſiluriſchen zur devoniſchen Formation ſind nach 127 Zwiſchenglieder einfchieben, wo in der anderen die jüngere Schicht ohne alle Vermittelung auf der älteren ruhet, oder man findet hier in zwei verſchiedenen Schichten einige Reſte gleicher organiſcher Weſen, während dort alle Einſchlüſſe völlig ungleichartig ſind. — Kurz, man wird wohl endlich zugeſtehen müſſen, daß die an Jupiters Fußſchemel be- feſtigte goldene Kette, welche zur Erde herabreichend die ganze jetzige organiſche Welt verbindet, ſich auch noch tief in die Schichten des Bodens hinabſenkt, und ſogar die früheren Schöpfungen mit der jetzigen in unauflöslichen Zuſammenhang ſetzt. Mir wenigſtens hat ſich dieſe Ue— berzeugung in dem weiteren Verlaufe meiner Studien immer ſtärker aufgedrängt, während ich früher ſelbſt mehr zu der entgegenſtehenden Anſicht hinneigte. Das Aufge— ben früherer Meinungen kann dem Geoguoſten am aller⸗ wenigſten zum Vorwurfe gereichen, denn ihm beſonders gilt der Spruch: dies diem docet! * 5. B. Dalmanniana Jon. (1855), Fig. 15. Jones l. c. V. 13 (vierfache Vergrößerung !), wovon unſere Fig. eine Copie. Jones beſchreibt dieſe Art, welche ich ſelbſt noch nicht geſehen habe, folgendermaßen: „Vorderſeite der Schale verſchmälert, wodurch dieſe eine faſt dreieckige Geſtalt er- Murchiſon (a. a. O. S. 156 f.) in England die Schichten, die er unter der Bezeichnung Tilestones zuſammenfaßt. „Dieſelben bilden (ſo ſagt der berühmte Begründer der ſiluriſchen Formation,) ſowohl lithologiſch als zoologiſch eine Uebergangs-Stuſe und können als Ganzes weder willkührlich zur ſiluriſchen, noch auch zur devoniſchen Formation gerechnet werden; doch gebt aus ihren organiſchen Ueber, reſten hervor, daß die tiefften jener Schichten in der That noch einen Theil des Ludlowlagers bilden.“ 128 hält; die Oberfläche zeigt 5 glatte, ungleiche Loben: 2 ſchräge geſtellte an der vorderen Seite, 2 hinten und 1 in der Mitte am Dorſalrande; der untere der beiden hin⸗ teren Loben iſt der größte. Der Rand iſt nur ſchmal, aber deutlich, die Oberfläche glatt, mit Spuren ſehr fein punctirter Linien (with traces of very fine linear punc- tations).“ — Gefunden in einem ſiluriſchen Gerölle bei Berlin. Die folgenden Arten 6— 15 haben alle nur drei Fal⸗ ten oder Wulſte, von denen wir den vorderen mit a, den mitt⸗ leren durch b und den hinteren durch » bezeichnen wollen. 6. Beyrichia Buchiana Jon. (1555), Fig. 5. Jones I. c. V. 1—3. Alle Wulſte nur ſchmal, aber hoch aus der Schalen⸗ fläche hervorragend: a frei, b und e unten verbunden, fo daß ſie zuſammen eine hufeiſenförmige Figur bilden; die Stärke der Wulſte etwas veränderlich, o auch in ſeiner Geſtalt einigen Abänderungen unterworfen und bisweilen granulirt; der Ventralrand bald glatt, bald mit zerſtreue⸗ ten perlförmigen Knötchen geziert. — Sie tritt in Geſell⸗ ſchaft der B. tuberculata auf, iſt aber ſeltener; auf Gott⸗ land kommt ſie (nach F. Schmidt) in der dritten ſüdöſt⸗ lichen Zone vor, — der jüngſten unter den drei oberſi⸗ luriſchen Zonen dieſer Inſel. 7. Beyrichia Klödenii W’Coy (1846). B. Klödenii Jon. ex parte: VI, 7, 8.9. — Murchison Siluria ed. 3. p. 260 f. 4. Dieſe Art fand ich, ſo viel ich auch ſchon darnach geſucht, leider erſt als die beigefügte Tafel ſchon vollendet war, ſo daß keine Abbildung von derſelben mehr gegeben werden konnte, 129 was hier um jo nothwendiger geweſen wäre, da unter dem Namen B. Klödenii von den Autoren Verſchiedenartiges zu⸗ ſammen gefaßt wird. Was M'Coy urſprünglich darunter verſtanden, weiß ich nicht, da ich ſeine Beſchreibung der— ſelben nicht kenne. Jones aber giebt Taf. VI. nicht we— niger als ſechs Darſtellungen derſelben, von welchen er den Fig. 10. 11. und 12. die Bezeichnung var. torosa beilegt. Leider kann ich ſeinen Text nicht nachſehen, um zu erfahren, ob und wie er es rechtfertigt, daß er dieſe letzteren, ſo ſehr von den Fig. 7—9 abweichenden Formen mit Klödenii vereinigt; ich beſitze nur eine vor mehreren Jahren angefertigte Copie der Tafel, — meine Bemü— hungen auch die dazu gehörige Abhandlung ſelbſt noch einmal zu Geſichte zu bekommen, ſind bis jetzt von keinem Er— folge gekrönt worden. Ich zweifle aber, daß es ſich ir— gendwie wahrſcheinlich machen läßt, daß die torosa wirk— lich nur eine Varietät der Klödenii ſei, und ſtehe nicht an, für ſie den Rang einer ſelbſtſtändigen Species zu be— anſpruchen. — Murchiſon giebt in der Siluria S. 260 zwei Darſtellungen, welche ſich mit denen bei Jones 7. 8. und 9 in Einklang bringen laſſen, — aber es taucht in der Siluria Taf. 34, 21 noch einmal eine mit einem Fragezeichen verſehene B. Klödenii aus dem Tilestone auf, welche ſicherlich nichts anderes fein kann, als 8. Wil- kensiana Jon. Was nun die B. Klödenii, wie ich dieſe Art begränze, anlangt, jo ſteht fie der B. Buchiana ſehr nahe, unter— ſcheidet ſich aber doch durch ihren allgemeinen Habitus nicht ſchwer von derſelben. Ihre Wulſte treten nicht ſo ſchmal leiſtenartig hervor, wie bei jener, ſondern ſind 9 130 * breiter und gleichmäßiger gewölbt, namentlich o iſt fehr breit," wie bei nodulosa (F. 6) u. spinigera (F. 7); b iſt immer mit c durch eine hufeiſenförmige Biegung verbunden, aber dieſe Verbindungsbrücke wird oft ſehr ſchwach, und dann erſcheint b faſt als ein freiſtehender Tuberkel, wie bei spinigera (F. 7); die Wulſte a und e ſind bald gekörnelt, bald glatt, der Bauchrand iſt bald glatt, bald am vordern Rande mit perlartigen Knötchen geziert. — Ich fand dieſe Art in einem mir nur ein ein⸗ ziges Mal vorgekommenen leberbraunen Kallſteingerölle von cryſtalliniſchem Gefüge und voller Petrefacten, na— mentlich Beyrichien, von welchen aber, weil alle Schalen derſelben beim Spalten des Geſteins zertrümmerten —, leider nur wenig beſtimmbar war; ich erkannte darunter noch Beyrichia cineta und Maccoyana nebſt vielen klei⸗ nen glatten Entomoſtraceen, Phacops granulosus Ang., Bellerophon trilobatus Sow., Cucullella ovata Sow. und C. Cawdori Murch., — wodurch dies Geſtein als zur Ludlow⸗Zone gehörig, ſich herausſtellt. In England ſoll dieſe Art von der Llandovery-Zone bis in das Ueber- gangslager (Tilestone) zwiſchen Ludlow und dem alten rothen Sandſteine hinaufreichen, aus dieſem letzteren Lager aber iſt ſie, wie ich glaube, zu ſtreichen, da wahrſcheinlich ſtatt ihrer Wilkensiana dort vorkommt; ob ſie für die Llandovery-Zone geſichert iſt, kann ich bei der dort be— liebten Zuſammenziehung der B. Klödenii und torosa nicht entſchieden, für ihr Vorkommen in dem engliſchen Wenlock aber ſpricht der Umſtand, daß auch F. Schmidt 1. Bei Jonas VI. S erſcheint der freiſtehende Wulſt a am brei⸗ teſten, — eine ſolche Form iſt mir nicht vorgekommen. 131 fie für die ruſſiſchen Oſtſeeländer aus den dieſem engli⸗ ſchen Lager correspondirenden Schichten (ſeinen Zonen 5, 6 und 7) anführt und ausdrücklich die torosa davon trennt, welche er auf ſeine ſiebente Zone beſchränkt; auch auf der Inſel Gottland wird fie (incl. der Var. torosa?) in den beiden tiefſten dort vorhandenen Zonen gefunden. Ihr Vorkommen endlich in den Ludlow-Schichten iſt durch die engliſchen Zeugniſſe und durch meinen Fund geſichert. 8. Beyrichia complieata Salt. (1852), Fig. 17. Jones 1, e. VI. 1—6 (vierfache Vergrößerung!); unſere Fig. iſt eine Copie von F. 1. — Murchison Siluria p. 55 f. 10, p. 223 f. 7. —- Klöden, Verſt. d. Mark Brandb. I, 19, Sie hat drei ſchmale Wulſte, welche aber (wie bei B. Salteriana,) unten zuſammenhängen; das characteriſtiſche Kennzeichen dieſer Art aber iſt die gabelförmige Spaltung des letzten Wulſtes. Nach Jones ändert ſie mehrfach in dem Detail ihrer Sculptur ab und kommt ſogar mit einigen Tuberkeln auf der Oberfläche geziert vor (var. decorata Jon.). Ich habe dieſe Art in unſerem Gerölle noch nicht gefunden, daß ſie aber in Nord— deutſchland nicht fehle, beweiſet Klödens Taf. 1 Fig. 19, welche dieſelbe unverkennbar darſtellt. — Es iſt die ein— zige unſerer Arten, für welche ein unterſiluriſcher Urſprung feſtſteht, da ſie in England und auf Oeſel in anſtehenden unterſiluriſchen Schichten (aus dem Niveau un⸗ ſeres Vaginatenkalkes,) gefunden wird. 9. Beyrichia nodulesa Boll (1862) Fig. 6. B. spinosa Boll 1856 in der Zeitſchriſt der deutſchen geolog. Gefell- ſchaft VIII S. 323 Fig. 3. Alle drei Wulſte ſtoßen unten zuſammen, ce ift der ſtärkſte, und zeigt einige Spuren der Furchen, welche tu- 9* 132 berculata und Kochii an der entſprechenden Stelle be— ſitzen. Alle Falten etwas granulirt, der Ventralrand mit einer dichten Reihe perlförmiger Knötchen beſetzt. — Sehr ſelten, nur in einem einzigen Expl. vorhanden, welches ich vor Jahren einmal, vielleicht aus einem Gerölle unſeres Graptolithengeſteines herausgelöſt habe;“ doch iſt mir dies ſehr zweifelhaft, da ich in neuerer Zeit darin vergeblich 1. In welches ſiluriſche Niveau find unſere Graptolithen⸗ gerölle einzureihen? Dieſelben haben mir ſchon viel zu ſchaffen gemacht und doch iſt es mir nicht gelungen, ihr geologiſches Alter genau feſt zu fielen. Dies aſchgraue, feſte, aus Kalk und Thon ge⸗ mengte Geſtein enthält eine ganz eigenthümliche Fauna, nämlich außer den zahlreichen ſchwarzen, ſägenförmigen Graptolithen (3—4 Arten), zwei Trilobiten (darunter Acidaspis mutica), minde⸗ ſtens 3 Orthoceras-Arten (meiſt in wachsgelbem Kalkſpath umgewan⸗ delt), einen Lituiten (2), Brachiopodenreſte, eine Serpularia (2, aber nicht die 8. Wahlbergii unſeres Vaginatenkalkes), und noch eine zweite, gleichfalls nicht in geſchloſſener Spirale gewundene Schnecke, welche in Geſtalt und Größe der Acroculia cornuta Hising. 12, 11 ſehr ähnlich iſt, ſich aber von derſelben ſehr weſentlich dadurch unter— ſcheidet, daß ihren Rücken entlang ein abgeplattetes Band ſich hinab— zieht, von welchem aus die Anwachsſtreifen auf beiden Seiten ſich ſehr ſtark nach vorn beugen (ganz fo wie bei der Murchisonia ein- gulata Hising. 12, 6), ſo daß die Mündung in der Mitte einen tiefen Einſchnitt gehabt haben muß. — Von allem dieſen, und noch einigen anderen mir problematiſchen Einſchlüſſen dieſes Geſteins, kommt weder in unſeren anderen ſiluriſchen Geröllen irgend etwas vor, noch auch iſt mir (vielleicht mit Ausnahme von 2 Graptolithenarten,) etwas davon aus anſtehenden Lagern anderer Länder bekannt gewor— den. Da nun aber für unſere übrigen ſiſuriſchen Gerölle, wie wir ſpäter zeigen werden, Schweden die zutreffendſte Parallele darbietet, ſo werden wahrſcheinlich auch die Graptolithengerölle keine Ausnahme machen, obgleich dies Geſtein dort (und ebenſo auch in den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen,) bis jetzt noch nicht gefunden ſein ſoll; wenn ich aber nicht ſehr irre, habe ich einmal geleſen oder gehört, daß es auf Bornholm vorkäme. — Wir ſtellen es daher vorläufig zu den ſchwediſchen Graptolithen-Mergeln, welche den jüngeren Bildun⸗— gen der unterfiluriſchen Lager (Angelins regio D.) angehören. 133 nach dieſer Art geſucht habe. — In der Zeitſchrift der deutſchen geol. Geſell. VIII. S. 323 hatte ich dieſer Art den unpaſſenden Namen B. spinulosa beigelegt; ich bitte dieſen mit dem jetzt gewählten zu vertauſchen. 10. Beyrichia spinigera Boll (1862), Fig. 7. Der mittlere Tuberkel ganz frei, a und c nur durch eine ſeichte Furche getrennt, alle drei granulirt. Der Ven— tralrand iſt mit Knötchen und in der Mitte ſogar au— ſcheinend mit kurzen, geöffneten Röhren beſetzt, unter und neben denen noch ſehr feine etwas gebogene Stacheln zum Vorſchein kommen. Ob die Röhrchen urſprünglich nicht vielleicht geſchloſſen geweſen und nur durch Losſprengen der Geſteinsmaſſe, welche das einzige vorhandene Expl. bedeckte, zufällig geöffnet worden ſind, indem etwas von der Schalenſubſtanz an dem gelöſeten Geſtein haften blieb, wage ich nicht zu entſcheiden. — Das oberſiluriſche Ge— rölle, in welchem dieſe Art gefunden wurde, iſt eine harte, aus Kalk und Thon gemengte Maſſe von grauer Farbe und etwas ſplitterigem Bruche. Petrefacten enthält es nur wenige, nämlich nur einige Reſte von Rhynchonella Nu- cula, einige Cytherinen und einige Expl. von Beyrichia Maccoyana. Die Beyrichien find in dieſem Gerölle alle röthlich gefärbt, spinigera ſogar lebhaft zinnoberroth, wodurch ſie ſich ſehr ſchön von dem grauen Muttergeſtein abhebt; eine ähnliche Färbung zeigen manche lebende En— tomoſtraceen, z. B. aus den Gattungen Daphnia, Arte- mia u. d., — oder ſollte dieſelbe vielleicht nur durch Hitze der mineraliſchen Maſſen, in welchen dieſe vorweltlichen kleinen Cruſtaceen ihren Untergang fanden, künſtlich erzeugt 134 worden fein, wie unſere Hummern, Flußkrebſe und Krabben durch Kochen roth werden?? Auf die röthliche Färbung mancher Beyrichien hat ſchon Klöden (a. a. O.) S. 117 aufmerkſam gemacht. II. Beyrichia Jonesii Boll (1856), Fig. 8. Boll in d. Zeitſchr. der deut. geol. Geſell. VIII S. 322 Fig. 1. 2. Alle drei Wulſte hängen unten zuſammen und der mittlere, kleinſte, legt ſich dicht an a an, während zwiſchen ihm und c ein Zwiſchenraum übrig bleibt; a und e find granulirt, b ift glatt. Der Ventralrand iſt mit feinen ausſtrahlenden Furchen geziert, welche ſich aber nicht ganz bis zur äußerſten Kante hin erſtrecken. — Selten, nur in 5 Expl. vorhanden, welche ſich in einem bläulich-grauen Mergelgeſtein befanden und zwar in Geſellſchaft eines Kopfſchildes von Enerinurus punctatus Wahlb., mehrerer Expl. von Spirigerina (Alhyris) obovata Sow. (? Silu- ria 20, 16) und einiger anderer nicht mehr zu enträth- ſelnder organiſcher Reſte. Ich glaube, daß dies Geſtein in das Niveau des engliſchen Wenlock zu ſtellen iſt. 12. Beyrichia Maceoyana Jon. (1855), Fig. 9. Jones I. &. 6. V, 14. Dieſe Art iſt der vorigen am nächſten verwandt, un— terſcheidet ſich von derſelben aber dadurch, daß ihre Wulſte nicht fo ungleich an Größe find, a und b nicht fo dicht aneinander liegen und endlich die Schale nicht grauulirt, ſondern dicht mit mikroſkopiſch kleinen, eingeſtochenen Puncten bedeckt iſt. — Sie wurde ſowohl mit B. spini- gera, als auch in Geſellſchaft von protuberans in einem glimmerreichen grauen Sandſteine gefunden; auch mit B. 155 eincta und Klödenii (ſ. d.) iſt fie zuſammen in einem anderen Gerölle vorgekommen. 13. Beyrichia elegans Bell (1862), Fig. 10. Leider nicht vollſtändig vorhanden, aber ſo characte— riſtiſch, daß ſie mit keiner unſerer anderen Arten verwech— ſelt werden kann. Der Wulſtt iſt klein und frei, a und c ſtoßen am Ventralrande zuſammen; die Ventralfurche um⸗ gränzt a an der vorderen Seite ſehr ſcharf und bildet auch an der oberen noch eine deutliche, allmählig verlaufende Rinne. Das eigenthümlichſte Merkmal dieſer Art beſteht aber darin, daß von jener Rinne aus dichtgedrängte, etwas grubig⸗vertiefte Linien ſchräge über a hinablaufen, welche ſo fein ſind, daß man ſie nur mit einer ſtarken Linſe deut— lich erkennen kann; b und «„ ſcheinen völlig glatt zu ſein. Eine ähnliche Zeichnung, wie der Tuberkel a beſitzt, mag hielleicht bei der mir aus eigener Anſchauung nicht be— kannten B. Dalmanniana Jon. (S. 127) vorkommen; letz—⸗ tere weicht aber in der ganzen Plaſtik ihrer Schalen ſo ſehr von dieſer neuen Art ab, daß an ein Zuſammen— werfen beider nicht zu denken iſt. — B. elegans findet fi) mit B. hians in einem grauen, feſten, eryſtalliniſchen Kalkſteine, welcher einige Glimmerſchüppchen enthält und den oberſiluriſchen Schichten angehört, da er auch Rhyn- chonella Nucula einſchließt. 14. Beyrichia Salteriana Jon. (1855), Fig. 12. Jones J. c. V, 15, 16. — Klöden, Verſtein. d. Mark Brandb. I, 18. Alle Wulſte frei, aber ſehr ſtark ausgebildet und nur durch ſchmale Furchen von einander getrennt; Schale nicht granulirt, ſondern punctirt. Die Reihe ſeichter Grübchen 136 am Rande, die Jones erwähnt und f. 16, b auch dar⸗ ſtellt, habe ich an meinen Exemplaren, deren Ränder nicht ganz bloß liegen, nicht erblicken können. — Sie iſt in unſeren oberſiluriſchen Geröllen nicht eben häufig; F. Schmidt fand ſie auch in der dritten, ſüdöſtlichen (jüng⸗ ſten oberſilur.) Zone der Inſeln Gottland und Oeſel. 15. Beyrichia siliqua Jon. (1855), Fig. 13? Jones l. c. V, 22. „Schale verlängert, vorn verſchmälert, glatt, convex, in 3 ungleiche Wulſte getheilt durch 2 ſeichte Furchen, welche ſchräge über den convexen Theil der Schale herab— laufen. Rand an der Ventralſeite deutlich entwickelt.“ — So beſchreibt Jones dieſe Art, und dieſe Characteriſtik paßt auf das von mir Fig. 13 abgebildete (bei a etwas verletzte, was leider in der Zeichnung nicht deutlich genug ausgedrückt iſt!) Expl. auch ſo gut, daß wenn Joues keine Abbildung gegeben hätte, ich die meinige unbedenklich für identiſch mit B. siliqua gehalten haben würde. Da aber die Figur bei Jones Abweichungen zeigt, (welche ſich viel— leicht auf Rechnung ungenauer Zeichnung ſchreiben ließen,) ſo bleiben mir noch einige Zweifel, ob ich die vorliegende Art richtig gedeutet habe. — Das von Jones dargeſtellte Expl. iſt bei Berlin in einem Gerölle gefunden, das mei— nige in einem oberſiluriſchen Geſchiebe Meklenburgs, in welchem es mit B. luberculata ſich vergeſellſchaftet findet. b. Schale klaffend, mit 3 Wulſten. 16. Beyrichia hians Boll (1856), Fig. 11. Boll in d. Zeitſchr. d. deut. geol. Geſell. VIII S. 323 Fig. 4. Der Wulſt a getrennt, b ein ovaler Tuberkel, der aber mit dem ſich am Ventralrande hufeiſenförmig um⸗ 137 biegenden und dort ſehr verſchmälernden e zuſammenhängt; c ziemlich breit und in ſeiner Bildung etwas veränderlich. Characteriſtiſch iſt für dieſe Art die Aufbiegung des Ran— des unten an der vorderen Seite, ſowohl bei der rechten, als auch bei der linken Schale, wodurch, wenn beide in ihrer natürlichen Lage vereinigt ſind, an jener Stelle eine klaffende Oeffnung entſteht. Der Ventralrand zeigt eine doppelte Reihe feiner, ausſtrahlender Linien: an der in— neren Reihe ſtehen dieſelben etwas entfernter, in der äu— ßeren aber ſo dicht gedrängt und ſind ſo fein, daß ſie nur mit Hülfe einer ſehr ſtarken Linſe ſichtbar werden. — Sie iſt mir nur dreimal vorgekommen: einmal in dem oben beſchriebenen Geſteine mit B. elegans, die anderen Male in oberſiluriſchen Geröllen, welche außerdem noch B. tu- berculata, Buchiana, Wilkensiana, Tentaculites curva- tus m. in Menge, ſeltener T. Walchii m., ferner zahl⸗ reiche runde oder rundlich-fünfſeitige Trochiten von Cri— noideenſtielen u. ſ. w. einſchließen, aus denen eins dieſer Gerölle, welches zu den zierlichſten Stücken meiner Samm- lung gehört, faſt gänzlich zuſammengeſetzt erſcheint. c. Schale converx, mit 2 kurzen Furchen. 17. Beyrichia Wilkensiana Jon. (1855), Fig. 14. Jones J. c. V, 17—21. — Klöden Verſt. d. Mark Brandb. I, 17. — Quenſtedt Petrefactenkunde XXIII, 29. — B. Klödenii Murch. Siluria XXXIV, 21! und Agnostus pisiformis Murch, Silu- rian System III, 17. Dieſe Art weicht in ihrem Habitus ſehr von allen voraufgehenden ab. Sie iſt bis auf das letzte Fünftel ihrer Länge convex, und zwar iſt dieſer convexe Theil durch eine tiefe, ihn vom Ventralrande trennende Furche gegen 133 letzteren hin faſt kreisförmig abgerundet, vom Dorſalrande aber ſchneiden zwei kurze Falten hinein, wodurch ſich dort 3 Loben bilden, deren mittlere, oben abgerundete, die ſtärkſte iſt und den Dorſalrand überragt. Die Profilzeichnung einer linken, von vorne geſehenen Schale (14, b) zeigt die tiefe Furche, welche den convexen Theil vom Rande trennt, und außerdem noch 2 ſeichtere und kürzere Furchen unten an erſterem ſelbſt, welche in der vollen Auſicht (14, a) nicht ſichtbar werden. Die glänzende Schale iſt mit feinen eingeſtochenen Puncten bedeckt, die nur bei ſtarker Vergrö⸗ ßerung ſichtbar werden, und auch dann habe ich ſie nicht bei allen Exemplaren erkennen können. Von Farbe iſt ſie leberbraun, gleich den Schalen der größeren Leperditien. Von letzteren fiel mir kürzlich eine der L. gigantea F. Römer in ihrer ganzen Bildung ſehr naheſtehende, aber um die Hälfte kleinere Art in die Hände, welche mit ihren ſehr ſtark hervorragenden Höckern entſchieden an B. Wil- kensiana erinnert, welche letztere demnach das verbindende Glied zwiſchen dieſen beiden Gattungen zu bilden ſcheint, auf deren allgemeine Verwandtſchaft F. Römer in der Zeitſchr. d. deut. geol. Gefell. X, 358 ſchon hingewieſen hat. — Diefe Art iſt nach B. tuberculala die häufigſte und kommt mit ihr zuſammen in oberſiluriſchen Geröllen, wie auch in anſtehenden Lagern auf der ruſſiſchen Inſel Oeſel (in dem Oheſaare-Pank) vor, woher ich von Hrn. F. Schmidt einige, den unſeren völlig gleiche Expl. erhalten habe. Stellt (wie ich S. 129 die Ueberzeugung ausge— ſprochen habe,) Agnostus pisiformis in Murchiſons Si- lurian System t. 3 f. 17 = Beyrichia Kloedenii in der Siluria t. 34 f. 21 unſere Art vor, ſo findet ſich dieſelbe 139 auch in den höchſten oberſiluriſchen Lagern Englands. — Jones benannte dieſe Art (wenn ich nicht irre,) zu Ehren des geiſtlichen Inſpectors C. F. Wilke in Kottbus, welcher im J. 1769 eine „Nachricht von ſeltenen Verſteinerungen, vornemlich des Thierreiches“ (Berlin und Stralſund) ver— öffentlichte. d. Schale convex, mit 1 kurzen Furche. 18. Beyrichia mundula Jan. (1855), Fig. 16. Jones J. c. V, 23—25 (Amal. Vergröß.); unſere Fig. find eine Copie von f. 24. 25. „Schale oblong, bis faſt oval, convex, glatt, punctirt und mit einer kurzen, aber’ deutlichen Furche verſehen, die etwa von der Mitte des Dorſalrandes herabgeht. Der Ventralrand ſchmal und durch die Convexität der Schale etwas verdeckt. — Die meiſten Expl. haben einen ſehr geradegeſtreckten Dorſalrand, welcher etwa ½ der Schalen- länge einnimmt; nach beiden Enden zu ſchrägt er ſich ab, wodurch vorn und hinten ein deutlicher Winkel entſteht. Bei den Expl., an welchen dieſe Merkmale am ſtärkſten ausgeprägt ſind, haben die Schalen eine Neigung ſich gegen den Rand hin zu deprimiren und die Dorſalfurche zu ver— lieren, wodurch fie fi) den Schalen der Gattung Leper- ditia nähern.“ — So beſchreibt Jones dieſe Art, die mir hinſichtlich ihrer generiſchen Stellung noch etwas proble— matiſch iſt, nach Berliner Exemplaren; ich ſelbſt habe ſie nur einmal und zwar in demſelben Geſteine mit B. spi- nigera und Maccoyana gefunden, leider iſt mir aber das Expl. verloren gegangen.“ F. Schmidt fand fie in den 1. B. mundula entdeckte ich nochmals während des Druckes dieſer Abhandlung in dem S. 124 Aum. beſchriebenen Geſtein, und fie ge- hört demnach den unteren Ludlow⸗Schichten an. 140 jüngſten ſiluriſchen Schichten auf Gottland und Oeſel. Es kommen aber auch noch in Geſellſchaft von B. protube- rans kleine Entomoſtraceen-Schalen vor, die auf den erſten Anblick dieſer Beſchreibung zu entſprechen ſchienen, bei ge— nauerer Unterſuchung ſich aber doch als etwas ganz an— deres herausſtellten. Denn was man für die vom Dor⸗ ſalrande ausgehende kurze Furche hätte halten können, war in der That nur eine kleine an der inneren Seite der Schale befeſtigte leiſtenartige Lamelle, welche durch die Schale nach außen hinddurch ſchien; Steinkerne dieſer Art, bei denen die Schale verloren gegangen, zeigen dann wirklich eine Furche an der bezeichneten Stelle, welche durch den Eindruck jener Lamelle hervorgebracht worden iſt. Hier liegt alſo etwas von der Gattung Beyrichia ganz Abweichendes vor. Was nun die horizontale und verticale Verbreitung der Beyrichien in den großen unſer Ge— biet umlagernden anſtehenden ſiluriſchen Faunen betrifft, ſo müſſen wir dabei vorausſchicken, daß wir eine der— ſelben, nämlich die von Barrande ſo gründlich erforſchte böhmiſche dabei gänzlich aus dem Spiele laſſen können, indem ſie außer in ihrem allgemeinen Character, faſt gar keine ſpecielle Paralleliſirung ihrer Schichten mit denen des engliſchen, ſcandinaviſchen und ruſſiſchen Silurgebietes geſtattet, und ebenſo wenig auch beſtimmte nähere Bezie— hungen zu den im norddeutſchen Diluvium verſtreueten ſiluriſchen Geröllen darbietet;v eigenthümliche phyſiſche Ver⸗ 1. Nach Barrande (1856) kommen von 275 böhmiſchen Tri⸗ lobiten in Schweden nur 2 vor, von 300 Cephalopoden gleichfalls nur 2 Arten und ähnlich geſtaltet ſich dies Verhältniß in den übri⸗ 141 hältniſſe müſſen während der ſiluriſchen Zeit eine Gränz⸗ linie zwiſchen Böhmen und jenen anderen Gebieten gezo— gen haben. — Viel mehr Aualogien finden ſchon zwiſchen den Geröllen und den engliſ chen Lagern ſtatt, die innigſten ver— wandtſchaftlichen Beziehungen aber zeigen ſie zu den Lagern Schwedens und der ruſſiſchen Oſtſeeländer, indem wir bald in erſteren, bald in letzteren Geſteinsmaſſen autref— fen, welche in ihrem mineralogiſchen Character und ihren or— ganiſchen Einſchlüſſen völlig mit den meklenburgiſchen Geröllen übereinſtimmen. Ebenſo iſt es mit den Geröllen der Mark Brandenburg, Vorpommerns und Rügens — weiter nach Weſten und nach Oſten aber ändert, — wie F. Römer und F. Schmidt gezeigt haben,“ — dies Vorhältniß ſchon dahin ab, daß unter den dortigen Geröllen ſchon viel be— ſtimmter nur mit einem jener beiden Silurgebiete verwandt— ſchaftliche Beziehungen zu Tage treten, wie z. B. bei Grö— ningen in Holland faſt nur oberſiluriſche Gerölle, welche in Schweden ihr Aequivalent haben, gefunden werden, während bei Sorau und Sadewitz in Schleſien ſchon unterſiluriſche, den ruſſiſchen ähnliche Geſteine eine wichtigere Rolle ſpielen, als dies in Meklenburg der Fall zu ſein ſcheint.“ gen Thierclaſſen, mit alleiniger Ausnahme der Brachiopoden, von welchen beide Länder in ihren oberſiluriſchen Schichten doch etwa / ihrer Arten gemeinſam haben. Einige dieſer letzteren ſcheinen auch faſt das einzige ſchwache Band zu bilden, durch welche die ſiluriſche Fauna Böhmens an die der ruſſiſchen Oſtſeeländer und unſerer Ge— rölle geknüpft wird. 1. Römer in Leonhard und Bronn's Jahrb. 1858 S. 262 ff. und im 39. Jahresber. der Schleſiſchen Geſell. f. vaterl. Cultur ©. 41. — Schmidt im Archiv f. Naturkunde Liv-, Ehſt- und Kur- lands Serie I. Bd. 2 S. 460 ff. 2. Der weſtlichſte Punct, von welchem mir ſelbſt unterſiluri— ſche, und zwar den ſchwediſchen Lagern entſprechende, Gerölle in grö— 142 Ein völliger, in allen Einzelheiten zutreffender Pa- rallelismus läßt ſich nun zwar für die ſiluriſche Schichten— folge in England, Schweden und Rußland auch nicht durchführen. Denn die Abgrönzung der auf einander la— gernden Schichten, welche in jedem dieſer Länder ganz naturgemäß zu ſein ſcheint, ſo lange man eben dieſe Ge— biete nur einzeln ins Auge faßt, verwiſcht ſich aus den oben (S. 126) angeführten Gründen je mehr und mehr, als man ſeinen Blick gleichmäßig auf alle dieſe Länder richtet, theils aber laſſen ſich auch manche Schichten, trotz ihrer Verwandtſchaft, die ſie zeigen, in den verſchiedenen Ländern doch nicht in ein ganz gleiches geognoſtiſches Ni— veau einſtellen. Müſſen wir daher auch auf ein ſtrenge durchgeführtes, alle jene Länder umfaſſendes Schema verzichten, ſo laſſen ſich doch ihre Schichten nach Murchiſon (Siluria), F. Schmidt und Angelin etwa in folgender Ordnung neben einander ſtellen, wobei wir die claſſiſche engliſche Einthei— lung zu Grunde legen und in der letzten Columne die— jenigen unſerer ſiluriſchen Gerölle einreihen wollen, denen wir jetzt ſchon eine ziemlich geſicherte Stellung anzuweiſen vermögen; durch Hinzufügung der Buchſtaben G. Schw. und R., welche Gottland, Schweden und Rußland be— zeichnen, werde ich angeben, wo mir entſprechende an— ſtehende Lager bekannt geworden ſind. ßerer Menge bekannt geworden ſind, iſt die Feldmark des Dorfes Gr. Molgan im Fürſtenthume Ratzeburg, wo Hr. Baumeiſter Rickmann aus Schönberg ſie entdeckt und mir Proben davon mitge— theilt hat. 143 | England. Rußland. Schweden. Meklenb. Gerölle. ; a re En ET (c TE a TE Ueber⸗ gangs: Tileſtone. | | ſchicht. 1 13. Beyrichienkalk m. Chone- tes striatella und Ryncho- nella Nucula (R.) Südöſtliche 12. Gelblicher ſpathiger Kalk III. Ober⸗ 8. Obere m. Leperditia sp. (R.) Gott⸗ 55 11, Rother eryſtallin. Korallen⸗ ſiluriche Ludlow. Oeſelſche läudiſche und Encrinitenkalk (G.) Lager. Zone. Zone. 40. Dolithiſches Geſtein (in G. „Rommsten““ genannt). 9. Hellgrauer, glimmerreicher Sandſtein (G.) 8. Gelblicher Kalk m. Pen- tamerus Conchidium * (G.) Y Mittlere 7. Graue Platten von Ko⸗ 7. 6. Zone. Gottlän⸗ rallenbänken (G.) diſche Zone. 6. Grauer mergeliger Kalk- Wenlock. ſtein m. zahlr. Leperditia Phaseolus (G.) 5. 4. Zone. Wisby f Zone. Ueber⸗ 5 5 gangs⸗ Llandovery 3. a: D. E. regio ſchicht. holmſche Z. Harparum. Caradoe 2 Zone D. reg. Tri- 5. Aſchgraues Mergelgeſtein N . * Inucleorum! m. Graptolithen (Bornholm ) II. Unter⸗ 5 re mergeliger chlo⸗ luriſche. ritiſcher Kalt (R.) fi als e 1. Pleta⸗ C. reg. Asa- 3. Vaginatenkalk (hellgrau, roth, ſelten er ſchwarz,) m. zablreichen Cephalo- poden, Trilobiten und Cyſtideen (Schw. R.) Zone. | phorum, Ueber⸗ B. C. reg. gangs⸗ Ceratopy- ſchicht. garum. Ungulit B. reg. Co- 23 A 2 : a nguli en⸗ nocory ph. ſchwarze iefer uu. An⸗ I. Proto⸗ Aingula⸗ Sandſtein A Mm thraconit, ſchwarzer und dun« zoiſche Schichten e kelbrauner Kalk mit Agno- Lager. u. ſ. w e e ucoiden stus und Olenus (Schw.) Eye: Sander 1. Fucoiden⸗Sandſt. (Schw.) 144 Die Beyrichien, fo weit fie bis jetzt mir bekannt geworden, vertheilen ſich auf die anſtehenden Lager und die Gerölle folgendermaßen: J. In den überhaupt an Entomoſtraceen noch ſehr armen protozoiſchen Lagern (Barrande's Faune pri- mordiale bildend,) ſcheinen ſie noch ganz und gar zu fehlen. II. In den unterſiluriſchen Lagern treten hier ſchon 6 Arten auf, nämlich in England complicata (Llan⸗ deilo und Caradoc), affınis Jon., Barrandiana Jon., bi- cornis Jon. und strangulata Salt. (im Caradoc); in Ruß⸗ land complicala, obliquejugata Schm. und strangulata (in Zone 1.); aus den ſchwediſchen unterſiluriſchen Lagern ſind noch keine Arten namhaft gemacht, doch fehlen ſie darin keineswegs. — Von allen dieſen Arten iſt nur erſt complicata auch in den Geröllen aufgefunden. Sollte aber B. nodulosa m. wirklich unſerem Graptolithengeſteine angehören, jo würde fie wahrſcheinlich hier gleichfalls ein— zureihen ſein (vergl. S. 132 Anm. 1). Eine einzige dieſer unterſiluriſchen Arten, nämlich B. strangulata, ſoll in Rußland auch noch in die Uebergangsſchicht hinaufreichen und in England ſoll im Llandovery mit der B. Kloedenii eine neue Art auftreten, die nun ihrer Seits ſich bis in die folgenden Schichten fortſetzt. ; III. In den o berſiluriſchen Schichten können wir aus 1. der Zone des Wenlock für England Kloedenii, torosa (ſ. S. 129), seminulum Jon. und siliqua nach- weiſen; für Gotland nur Kloedenii, doch giebt es dort noch mehrere neue, von Angelin aber noch nicht veröffent— | 145 lichte Arten; für Rußland endlich Kloedenii und to- rosa. — Nur zwei dieſer Arten, nämlich Kloedenii und siliqua, reichen in England auch noch in das folgende Niveau hinauf. Aus unſeren Geröllen können wir mit einiger Sicher— heit nur protuberans und Jonesii nachweiſen, welche in dies Formationsglied zu ſtellen wären, denn die beiden der aus den anſtehenden Lagern namhaft gemachten Arten, welche auch in den Geröllen vorkommen, ſind eben B. Kloedenii und siliqua, welche hier aber erſt den Geröllen der folgenden Zone angehören. Doch möchte vielleicht auch B. nodulosa erſt hier einzureihen ſein, da ich deren Urſprung aus dem Graptolithengeſtein nicht verbürgen kann.“ — Wir haben alſo für dies Niveau nur erſt 6 geſicherte und eine noch zweifelhafte Art. 2. In den Ludlow-Schichten endlich iſt in England außer den ſchon in der vorigen Etage genannten B. sili- 1. Ich habe dieſe Art vor Jahren aus einem Gerölle heraus— gebrochen, ohne genauere Notizen über das Muttergeſtein aufgezeichnet zu haben, weil ich damals dieſem Funde noch keine beſondere Wichtigkeit zuſchrieb. Vor einer ſolchen Unterlaſſungsſünde glaube ich die Petrefaetologen, welche mit den Einſchlüſſen der Gerölle ſich be— ſchäftigen, nicht genug warnen zu können, denn mancher Zweiſel, ſelbſt mancher Irrthum wird dadurch herbeigeſührt. Während da, wo anſtehende Lager vorhanden ſind, die Materialien, dieſelben zu erforſchen, in Maſſe vorliegen, muß man ſich in den diluvialen Län— dern gar oft mit einem kleinen Fragmente begnügen und nutzt man nicht alle Vortheile, welche daſſelbe bieten kann, ſo findet man viel— leicht jpäter niemals wieder Gelegenheit, das einmal Verſäumte nachzuholen. Ich ſpreche aus Erfahrung, denn zwanzig Jahre lang habe ich faſt nur in dem diluvialen Gebiete geſammelt. Möge mau daher meinen Rath annehmen und in dem Falle, wo das Zer— ſchlagen eines Gerölles nöthig wird, welches mehrere Arten von Ver— ſteinerungen enthält, recht ſorgfältig bezeichnen, Welche Stüde gemein⸗ ſchaftlich vorgekommen ſind. 10 * 146 qua und Kloedenii wahrſcheinlich auch Wilkensiana vor⸗ handen, und reicht dort auch noch in das Uebergangs— Lager (Tilestones) hinauf, welches die Ludlow-Schichten Englands mit den unterſten devoniſchen Lagern verknüpft. Aus Gottland kennen wir nur erſt Buchiana, tubercu- lata, Salteriana und mundula, es ſcheinen dort aber noch mehr Arten vorhanden zu ſein; Rußland liefert die drei letzteren gleichfalls und außerdem auch noch Wilken- siana. — In unſeren Geröllen find nicht allein dieſe ſämmtlichen Arten ſchon gefunden worden, ſondern mit ihnen vergeſellſchaftet auch B. elegans, hians und Kochii, fo daß auch die Stellung dieſer drei letzteren völlig ge⸗ ſichert erſcheint; auch eincta, spinigera und Maccoyana gehören hierher, wahrſcheinlich aber auch noch Dalman- niana, wodurch die Zahl der dieſem Niveau eigenthüm⸗ lichen Arten auf 12 anſteigen würde, welche zum Theil, — namentlich tuberculata, Wilkensiana, Buchiana und in ſeltneren Fällen hians und Kloedenii, — auch in einer viel größeren Fülle der Individuen auftreten, als dies in den älteren Geröllen der Fall iſt. — Mit dieſem Ma⸗ ximum in ihrer Entwickelung erreicht aber auffallender Weiſe die ganze Gattung zugleich auch ihre Endſchaft, denn aus allen auf die ſiluriſche Formation folgenden Bil⸗ dungen iſt meines Wiſſens noch keine einzige Beyrichia aufgefunden worden. Sie iſt alſo eben ſo excluſiv ſilu⸗ riſch, wie z. B. auch die ganze Familie der Graptolithen! Ueberblicken wir nun noch einmal die verticale Ver- breitung dieſer Gattung in einem leicht überſichtlichen Schema, ſo ſtellt ſich dieſelbe folgendermaßen: 147 Llandeilo. Caradoe. Llandovery. Wenlock. Ludlow. | Tileſtones. 2 Jonesii . * . ‘ Bu, NEN Buchiana , ; . r N Kochii TE Maccoyana S W N M r * 2 — eee Salteriana . ,; spinig era tubereulata . . ,; TEE ARE . Dalmanniana * x 25 Wilkensiana E a an 5 | | Camplieats . . . . z F Strang z N = W R 5; Barrandiana n 5 ‘ * rr 4 N 5 nodu losses sole. ri ” Klödeni . ss. F g . = Zeh r . 8 . 5 seminullum . . . . > . x protuberans = . „ : . = h * 4 To T S. Den einzelnen Arten dieſer Gattung, deren Stellung ſchon mit einiger Sicherheit ermittelt iſt, ſcheinen alſo innerhalb der ſiluriſchen Formation hinſichtlich ihrer ver- 10* daB — ticalen Verbreitung ſehr enge Gränzen gezogen zu ſein und ſie verdienen daher als leitende Petrefacten mehr Aufmerkſamkeit, als ihnen bisher geſchenkt iſt, na⸗ mentlich würde eine ſorgfältigere Erforſchung der in den anſtehenden Lagern Englands, Schwedens und Rußlands vorkommenden Arten uns hier in Norddeutſchland manchen nützlichen Fingerzeig über viele ſiluriſche Gerölle geben, welche wir bisher aus Mangel anderer characteriſtiſcher Einſchlüſſe noch nicht mit Sicherheit in die ſiluriſche Schichtenfolge einzureihen vermocht haben. Außer den Beyrichien kommen in den oberſiluriſchen Geröllen auch noch andere Gattungen aus der Familie der Entomoſtraceen vor (3. B. Leperditia, min⸗ deſtens 4 Arten, eine Bairdia etc.) deren ich bis jetzt im Ganzen etwa 12 Arten in meiner Sammlung unterſchie⸗ den habe, und über welche ich vielleicht ſpäter einmal aus⸗ führlicher berichten werde, falls es mir gelingen ſollte, die kleine Abhandlung von T. R. Jones über die Gattung Leperditia noch einmal wieder zu Geſichte zu bekommen. — Rechnen wir zu dieſen Entomoſtraceen noch die in Archiv XII. S. 155 aufgezählten, größtentheils den u n« ter ſiluriſchen Geröllen angehörigen 130 Trilobiten-Ahten, ſo kennen wir aus den ſiluriſchen Geröllen Meklenburgs gegenwärtig ſchon an Cruſtaceen allein 160 Arten — alſo etwa das doppelte der bis jetzt aus den anſtehen— den Lagern der deutſch-ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen durch Nieszkowsky und F. Schmidt beſchriebenen Arten, und nur 30 weniger, als England (nach Murchiſon's Siluria ed. 3) beſitzt, — ſehr weit aber ſtehen wir darin * noch gegen Böhmen und die ſcan dinaviſche Halbinſel zurück.“ Von den anderen Claſſen der ſiluriſchen Fauna ſind nur erſt unſere Cephalopod en (28 Arten) und Ptero— poden (11 Arten) etwas genauer durchmuſtert wor— den »; — die übrigen Mollusken, die Crinoideen, Grap— tolithen, Polypen, Bryozoen und Amorphozoen, deren zwei bis drei Hunderte von Arten in unſeren Sammlungen aufgeſpeichert liegen mögen,“ harren noch einer gründlichen Bearbeitung. — Die geſammte Zahl der bis jetzt in den meklenburgiſchen Geröllen gefundenen und in den Sammlungen aufbewahrten Arten dürfen wir dein- nach auf etwa 500 veranſchlagen; faſt eben ſo viele (c. 450) find bisher aus den ruſſiſchen Oſtſeepro— vinzen bekannt geworden, England aber hatte im J. 1859 ſchon das doppelte (963 Arten, — nach der Siluria ed. 3), Böhmen aber mehr als das Vierfache geliefert, 1. An echten Trilobiten allein zählt Barrande im J. 1859 aus Böhmen e. 300 und Angelin bis zum J. 1854 aus Schweden ſogar 346 Arten auf, welche letztere ſeither durch neue Entdeckungen ſchon wieder einen anſehnlichen, — aber leider noch nicht veröffentlichten, — Zuwachs erhalten haben, durch welchen ſie in runder Summe auf etwa 400 Arten anſteigen mögen. Aus anderen Familien der Cru— ftaceen find in beiden Ländern noch etwa 40 Arten aufgefunden worden. 2. Erſtere in Archiv XI. S. 58 ff. und XIII. S. 160 f., letz- tere ebendaſ. XIII. S. 161 ff.; zu den dort namhaft gemachten Or— thoceratiten iſt noch O. lineatum Hising? nachzutragen; desgl. 1 Art zu den Tentaculiteu. 3. Davon in meiner eigenen Sammlung etwa 150 Arten; als Sammlungen, welche ſich durch Reichthum an ſiluriſchen Geröll Petrefacten auszeichnen, kann ich aus Meklenburg auch noch namhaft machen: die Großherzogliche (früher Görnerſche) Sammlung in Neuſtrelitz, ſo wie die Sammlungen der Hrn. v. Lütz ow-VBoddin F. Koch⸗Dargun und Dr. L. Brückner-Neubraudenburg. 150 — denn Barrande ſchätzt die dortigen ſiluriſchen Arten im J. 1859 auf etwa 2240. Die in Schweden bis jetzt geſammelten Arten darf man wohl auf mindeſtens 1500 veranſchlagen, wenn aber dies Land erſt eben ſo ſorgfältig durchforſcht ſein wird, als dies mit Böhmen ſchon ge⸗ ſchehen iſt, wird erſteres vielleicht in ſeinem Arten-Reich⸗ thum hinter letzteren kaum zurückbleiben, denn ſchon aus den Ludlow⸗ und Wenlock⸗Schichten der Inſel Gotthand allein weiſet G. Lindſtröm im Jahre 1860 die Zahl von 418 Arten nach. Schweden und die ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen müſſen wir bei dem Studium unſerer ſiluriſchen Gerölle immer vorzugsweiſe im Auge behalten. Wie ſehr daſſelbe durch dortige Forſchungen gefördert werden kann, davon haben mich die in den letzten Jahren erſchienenen ſchönen Arbeiten von N. Angelin in Lund, G. Lindſtröm in Wisby, F. Schmidt und J. Nieszkowski in Dorpat hin⸗ reichend überzeugt.“ Regiſter der beſchriebenen Arten. Buchiana Jon. 128. complicata Salt. 131. ceincta Boll, 123, Dalmanniana Jon, 127. 1. Angelin, Lethaea Scandinaviea P. I. fasc. 1.2, (1851 u. 54, nur Trilobiten enthaltend). — Lindström, Bidrag till kän- nedomen om Gotlands Brachiopoder (in der Oefvers. af K. Vet, Akad, Förh., 1860 No. 8). — Schmidt, Unterſuchungen über die ſilur. Form. von Ehſtland, Nord-⸗Livland und Oeſel (Archiv f. Na⸗ turkunde Liv⸗, Ehſt⸗ und Kurlands, erſte Serie, Bd. 2 S. 1 ff.), Nachtrag dazu (ebendaſ. S. 465 ff.); Beitrag zur Geologie der Inſel Gotland (ebendaſ. S. 403 ff). — Nieszkowski, Monographie der in den Oſtſeeprovinzen vorkommenden Trilobiten (ebendaf. Bd. I. S. 517 ff.) und Nachtrag dazu (Bd. 2 S. 345 ff.); der Eurypterus remipes aus deu oberſilur. Schichten der Juſel Oeſel (ebendaſ. S. 299). 151 — elegans Boll. 135. protuberans Boll. 122. hians Boll. 136. Salteriana Jon. 135. Jonesii Boll. 134. siliqua Jon. 136. Kloedenii M' Coy. 128. spinigera Boll. 133. Kochii Boll. 121. torosa Bull, 129. Maccoyana Jon. 134. tubereulata Boll. 119. mundula Jon, 139. 2 Wilkensiana Jon. 137. nodulosa Boll, 131. 8. Aeber die ſiluriſche Orthis Lynx Eichw. sp. und einige mit derfelden verwechfelte Arten. Von Ernſt Voll. Unter den Petrefactologen ſcheint es jetzt allgemein als eine feſtſtehende Thatſache betrachtet zu werden, daß die Namen Orthis Lynx Eichw. sp. und O. biforata v. Schlot. einer und derſelben ſiluriſchen Brachiopoden-Art beigelegt worden und daher als Synonyme zu betrachten ſind. Es möge mir geſtattet ſein auf Grund eigener Be— obachtungen in dem Nachfolgenden einige, wie mir ſcheint, ſehr erhebliche Zweifel gegen dieſe Anſicht geltend machen zu dürfen. Ich beſitze in meiner Sammlung fünf, zum Theil ſehr ſchöne Exemplare der Orthis Lynx, welche alle in dem meklenburgiſchen Diluvium gefunden worden ſind, und zwar 4 derſelben loſe, ohne alles anhängende Geſtein, das fünfte, größte Expl., iſt aber aus einem dunkelgrauen, ſpä— thigen und ſehr feſten Kalkſteine herausgeſchlagen. Die— ſelben bilden in der Größe eine förmliche Stufenleiter, indem ihr Breitendurchmeſſer resp. 14, 17, 24, 28 und 152 * etwa 38 um (das größte Expl. iſt leider etwas beſchädigt!) beträgt. — Auch die Exemplare, auf welche Eichwald im J. 1830 in ſeiner naturhiſtoriſchen Skizze von Lithauen u. ſ. w. S. 202 dieſe von ihm Spirifer Lynx benannte Art zuerſt begründete, ſind in Lithauen unweit Grodno im Diluvium gefunden worden. Die Diagnoſe, welche er von dieſer Art giebt, läßt zwar in ihrer Kürze gar manches zu wünſchen übrig, paßt aber in allen ihren An— gaben durchaus auf meine meklenburgiſchen Exemplare. Sie lautet: „Spiriker cardine elongato recto., vertice utriusque valvae prominulo, ulraque valva sulcata, stratis singulis Iransversis ex testae incrementis ex- ortis, numerosissimis, margine dentato; media parte unius valvae prominula, quadrisulcata, alterius vero parte eadem excavata, profunda.“ Ausführlicher ſpricht L. v. Buch im J. 1837 über dieſe Art in ſeiner Abhandlung „über Delthyris, oder Spirifer und Orthis“ S. 44. Er ſagt: „Eine auffallende Geſtalt, denn fie iſt gleichſam umgewendet. Die Ventral- ſchale n iſt die größere und ſteht mit dem Buckel weit hervor. Die Dorſalſchale bleibt dahinter zurück und der Schnabel iſt verhältnißmäßig nur klein. Zwiſchen dem nahe zuſammentretenden Buckel und Schnabel vereinigt ſich die Dorſalarea im ſpitzen Winkel mit einer faſt eben jo großen Ventralarea, welches für Spirifer ganz unge— wöhnlich iſt. Doch iſt auch hier noch die ſenkrechte Strei— fung der Dorſalarea deutlich zu beobachten, aber keine 1. D. h. nach . v. Buch's Terminologie; feine Ventralſchale wird jetzt richtiger als Dorſalklappe bezeichnet und ſeine Dorſalſchale als Ventralklappe. oe a ae er TEE 153 — Spur davon auf der gegenüberſtehenden Area der Ventral⸗ ſchale. Der Sinus iſt ſehr vertieft, mit ſteilen Seiten- rändern, und eben am Boden; daher iſt auch die Wulſt hoch aufſteigend mit ſteilen Seiten und einer nur durch die Falten zerſchnittenen Fläche. Alle Falten ſind einfach, vier auf Sinus und Wulſt, neun auf jeder Seite. Sie werden ſehr zierlich von Anwachsringen, welche nahe zuſammenſtehen, ſich aber dennoch ſchuppenartig über einander erheben, zickzackförmig zertheilt. Die Randkanten ſind in ihrem unteren Theile gegen die Stirne ausge— ſchweift, daher iſt die Schale im unteren Theile etwas breiter, als am Schloß; auch ſind dieſe Kanten etwas länger als das Schloß. — Länge 100, Breite 107, Höhe 91, Sinusbreite 42.“ Auch mit dieſer Beſchreibung, — bis auf einige ſo— gleich zu erwähnende Nebenumſtände, — ſtimmen meine Exemplare ſo völlig überein, daß auch nicht der geringſte Zweifel darüber bleiben kann, daß mir in ihnen Eichwalds und L. v. Buch's Spirifer Lynx vorliegt. Die erwähn- ten Abweichungen von L. v. Buch's Diagnoſe beſtehen einzig und allein darin, daß bei einem meiner beiden größten Exemplare die Falten nicht alle einfach ſind, ſon— dern im Sinus und auf dem Wulſte die beiden Seiten— falten in der Nähe der Stirne zu dichotomiren beginnen, und daß zwar der Wulſt 4, der Sinus aber nur 3 Falten hat, wie dies in der That auch bei den an der Stirne alternirenden Falten gar nicht anders ſein kann, weßhalb die „4 Falten auf Wulſt und Sinus“ bei L. v. Buch wohl nur ein durch Eichwalds kurze Diagnoſe veranlaßter lapsus calami ſind. — Wahrſcheinlich haben ſowohl Eichwald 154 als auch L. v. Buch nur abgeriebene Exemplare dieſer ſchönen Art vor ſich gehabt, denn ſonſt würden beide ein ausgezeichnetes Merkmal gut erhaltener Exemplare nicht außer Acht gelaſſen haben: dieſelben erſcheinen nämlich mit bloßen Augen geſehen, auf ihrer ganzen Schalenoberfläche ſehr fein punctirt oder granulirt, nimmt man aber eine Loupe zur Hand, ſo bemerkt man, daß dieſe Seulptur da⸗ durch hervorgebracht wird, daß die Schale dicht mit klei— nen oben durchbohrten Warzen (oder ringförmigen Erhabenheiten,) bedeckt iſt, deren auf den Raum eines [IMillimeters etwa 30 bis 36 ſtehen. — Dieſe Art er⸗ reicht ziemlich anſehnliche Dimenſionen, denn bei meinem größten, leider etwas verletzten Exemplare beträgt die Höhe 31 und die Breite etwa 38 mm; die beiden in der Größe hierauf folgenden und vollſtändig erhaltenen Expl. meſſen: das eine: H. 25, Br. 28, D. 21, Sinusbreite 12 und das andere: H. 19, Br. 24, D. 17, Sinus⸗ Melte 10 Als Hr. F. Schmidt aus Dorpat, Verfaſſer der „Unterſuchungen über die ſiluriſche Formation von Ehſt— land, Nord-Rivland und Oeſel“ mich im J. 1857 beſuchte, beſchenkte er mich mit zwei Exemplaren einer aus dem Ehſtländiſchen Vaginatenkalk ſtammenden Orthis, die er gleichfalls O. Lynx benannte und welche auf den erſten Anblick ihrem ganzen Habitus nach allerdings unſerer O0. Lynx ſehr ähnlich ſieht, bei genauerer Vergleichung aber doch manche Abweichungen zeigt. Die ehſtländiſche Orthis iſt nämlich im Verhältniß zu ihrer Höhe etwas länger, ihre Schloßkanten ſind gerader geſtreckt und daher ragen ihre Wirbel weniger hervor; Sinus und Wulſt ſind nicht, U P * wie bei unſerer Orthis Lynx, bis zur Spitze des Wirbels hinauf deutlich ausgeprägt, ſondern beginnen erſt etwas unterhalb deſſelben, der Sinus hat 6 und der Wulſt 7 Falten. Die Dimenſionen des einen Exemplares betra— gen: Höhe 19, Br. 26, Dicke 17% und Sinusbreite 14m, des anderen, offenbar ſehr alten und faſt kugel⸗ förmig aufgeſchwollenen: Höhe 19, Br. 24, Dicke 22 und Sinusbreite 16 ue; die Sinusbreite beträgt hier alſo mehr als die Hälfte der ganzen Schalenbreite, während ſie bei der meklenburgiſchen O. Lynx etwas geringer iſt, als die letztere. — Als ich Hrn. Schmidt auf dieſe Unterſchiede aufmerkſam machte, fielen ſie ihm gleichfalls auf, er fügte aber hinzu, daß auch unſere Form den ehſt⸗ ländiſchen Lagern nicht fremd ſei, dort aber in einem etwas höheren geognoſtiſchen Niveau vorkomme, als die mir mit— getheilten Exemplare, nämlich in den unterſiluriſchen Schichten, welche üb er dem Vaginatenkalk lagerten. Demgemäß ſpricht er ſich nun auch im J. 1859 in ſeinen „Nachträgen und Berichtigungen zu den Unterſuchungen über die ſilur. Formation Ehſtlands u. ſ. w.“ S. 474 über die fraglichen Formen folgendermaßen aus: „unter O. Lynx werden noch mehr Formen zu unterſcheiden ſein. Die Expl. aus dem Vaginatenkalk (Zone I. 1) haben mehr Falten (5—6) im Sinus und nähern ſich der Atrypa dorsata His.,* während die Expl. der Schichten 1. Dies iſt (wenigſtens bei Hiſingers ſchlechter Abbildung XXI, 14,) nur in Bezug auf die Anzahl der Falten der Fall, denn in ihren allgemeinen Umriſſen und in dem bis in den Wirbel aufſtei— genden Sinus ſteht dieſe oeländiſche Atry pa dorsata unferer O. Lynx faſt noch näher als jener ehſtländiſchen Art. 156 von 1. a bis 3 die typiſche Zahl von 3 Falten im Sinus und von 4 Falten auf dem Wulſt zeigen. Alle Formen zeigen auf der Oberfläche faſt ſchon mit bloßen Augen wahrnehmbare Puncte“, d. h. ſie ſind mit eben ſolchen mikroſkopiſch⸗kleinen durchbohrten Warzen bedeckt, als die meklenburgiſchen Expl. der O. Lynx. Da nun alſo zu den vorhin bemerkten Fer ſchieden dieſer Orthis auch noch ein Unterſchied in dem geognoſtiſchen Niveau hinzutritt, in welchem ſie lagern, glaube ich, daß ſie das Recht beanſpruchen dürfen, als zwei getrennte Arten betrachtet zu werden. Da nun für die den höheren unterſiluriſchen Lagern entſtammende Orthis nach meiner obigen Darlegung der Name O. Lynx Eichw. ſchon feſtſteht, handelt es ſich jetzt darum, auch für die Orthis des Vaginatenkalks einen Namen zu finden. Leſen wir auf S. 44 der oben angeführten Abhand- lung L. v. Buch's weiter, ſo heißt es dort am Schluſſe ſeiner Beſchreibung der O. Lynx: „ſehr nahe, vielleicht von derſelben Art, iſt der von Schlottheim angeführte Spirifer biforatus (Petrefactenkunde 265), welches wahrſcheinlich ebenfalls ein nordiſches Stück iſt und ſich gegenwärtig im Königl. Cabinet zu Berlin befindet. Auch hier ſieht man ſowohl eine Dorſal- als auch eine Ven⸗ tralarea, und auch hier hat die Ventralſchale in Höhe und Länge, ſo wie in Aufblähung des Buckels ein Uebergewicht über die Dorſalſchale. Der Sinus iſt flach am Boden, mit fünf Falten bedeckt, 9 Falten ſtehen auf jeder Seite. Die Muſchel iſt breiter, als die von Grodno. — Länge 100, Breite 131, Höhe 78, Sinusbreite 56.“ 157 Alle dieſe Angaben paſſen wieder vollkommen auf die Orthis aus dem ehſtländiſchen Vaginatenkalk, nur daß die Falten im Sinus ſich nicht immer auf 5 und die zu den Seiten auf 9 beſchränken, ſondern im Sinus liegen (wie auch Schmidt dies hervorhebt,) 5 bis 6, und in letzterem Falle zu den beiden Seiten deſſelben je 11. — Es kann alſo wohl kein Zweifel darüber obwalten, daß dieſe Ehſt— länder mit der Orthis biforata v. Schlot. identiſch ſind. Wir ſind demnach wohl zur Aunahme folgender bei— den Arten berechtigt: 1. Orthis biforata v. Schlot. sp. in den tiefſten unter⸗ ſiluriſchen Lagern Ehſtlands (Vaginatenkalk) vorkommend. — Sollte die aus den entſprechenden Lagern Oelands ſtammende Atrypa dorsata, von welcher ich nur Hiſingers mangelhafte Abbildung und noch ſchlechtere Beſchreibung kenne, vielleicht hierher gehören? 2. Orthis Lynx Eichw. sp. in den höheren unterſilu⸗ riſchen Lagern Ehſtlands, und verſchwemmt im Diluvium Lithauens und Meklenburgs. Die weitere geographiſche Vabreitung beider Arten kann leider bei der jetzigen Sachlage noch nicht angegeben werden, da außer denſelben unter dem Namen O0. Lynx oder O. biforata offenbar ſogar noch eine dritte mit ihnen verwechſelte Art in Umlauf iſt. Denn was Murchiſon in der Siluria S. 211 Fig. 4 u. S. 212 Fig. 1 als Orthis biforata v. Schlot. (die er als Syno— nom von O. Lynx betrachtet!) abbildet, iſt von unſeren beiden Arten durchaus verſchie den. Bei dieſer engliſchen Art liegt die größte Breite in den Schloß— kanten, und Ventral- und Dorſalſchale fallen mit ihren 158 Seiten ganz geradlinig (gleich einem Dache,) ab und fto- ßen daher mit ihren Randkanten in einem ganz ſchar fen Winkel zuſammen; bei O. biforata und Lynx aber liegt die größte Breite unterhalb der Mitte, beide Schalen wölben ſich nach den Seiten hin, weßhalb denn auch die zuſammenſtoßenden Randkanten gerundet ſind. — Es liegt alſo in England unter jenen Namen ſicherlich noch eine dritte Art vor, welche von den beiden obigen ſtärker ab— weicht, als dieſe ſelbſt unter einander verſchieden ſind, und welche ſelbſt dann noch von ihnen getrennt bleiben müßte, wenn man O0. biforata und Lynx in eine Art zuſammenwerfen wollte. — Für dieſe engliſche Art erlaube ich mir den Namen 0. Murchisenii in Vorſchlag zu brin⸗ gen. Sie ſoll in England vom Llandeilo bis in den Wen— lock hinaufſteigen. Ob ſich dies wirklich ſo verhält, oder ob dort in gewiſſen Schichten auch unſere O0. biforata und Lynx vorkommen und nur unbeachtet geblieben ſind, bedarf wohl noch einer neuen Prüfung. Auch aus Nor⸗ wegen und Gotland wird eine O. biforata aus Schichten citirt, welche dem engliſchen Llandovery und Wenlock parallel ſtehen. Da ich aber von dieſer dortigen Art nichts als den bloßen Na⸗ men kenne, kann ich nicht ſagen, welche von den drei unter jenem Namen curſirenden Arten dort vorliegt. 9. Peiträge zur gewitterkunde von E. Boll. (Vergl. Archiv XII, 59 ff. XIII, 171 ff.) In dem Nachſtehenden gebe ich den Bericht über die Gewitterſchäden in Meklenburg aus den J. 1859, 60 und 61, ſo weit dieſelben zu meiner Kunde gekommen ſind. + 159. Auf Vollſtändigkeit kann dieſe Aufzählung leider gar keinen Anſpruch machen, da mir aus vielen Landestheilen alle Mittheilungen über dieſen Gegenſtand fehlen. Nachrichten über die Gewitterſchäden in den bezeichneten Jahren haben mir aus ihrer Gegend nämlich nur gegeben die Herren Arndt in Gnoien, Brockmüller in Wölſchendorf, A. und C. Brückner in Schwerin und Lud wigsluſt, Mül— ler in Güſtrow, Rickmann in Schönberg, Rubien in Klütz, F. Schmidt in Wismar, und Dr. Scheven in Mal⸗ chin, welchen allen ich dafür meinen verbindlichſten Dank ſage. 1859. Aus dem Jahre 1859 liegen mir nur ſehr wenige Angaben über Gewitterſchäden vor. Ob dies nur der ‚Lüdenhaftigfeit in den Berichten zuzuſchreiben iſt, oder ob die Gewitter wirklich in dieſem Jahre weniger geſchadet haben, kann ich nicht entſcheiden. 16. Mai wird zu Roſenhagen bei Dewitz in M. Strelitz der Schäfer erſchlagen und der Blitz zündet. 17. Mai ſchlägt der Blitz zu Ludwigs luſt in den Schorn⸗ ſtein eines in der Louiſenſtraße belegenen Hauſes, richtet einige Zer⸗ ſtörungen an, zündet aber nicht (G. Brückn.). 12. Juni ſchlägt der Blitz zu Botelsdorf in ein Backhaus. (Brockm.) 8 13. Juni desgl. zu Pievsdorf in einen Baum. (Brockm.) 14. Aug. ſchlägt der Blitz zu Ruthen bei Lübz in den Schaf⸗ fall; c. 700 Schafe und alle Futtervorräthe verbrennen. In Buch— holz bei Gadebuſch wird ein Bauergehöft in Brand geſteckt, eine Frau erſchlagen und ein Mann beſchädigt (Brockm.). In Matz⸗ low bei Parchim brennt eine Scheune ab; — bei Schönberg im Ratzeburgiſchen zeigt ſich eine Windhoſe. 28. Aug. zündet der Blitz zu Wiſchendorf bei Daſſow ein Viehhaus an; kalter Schlag zu Vitenſe in ein Bauerhaus. 30. Aug. zündet der Blitz zu Gr. Flotow bei Pentzlin. 160 27. Auguſt werden zu Boldensdorf bei Schwan eine Scheune und eine Kornmiethe durch Blitz eingeäſchert. 28. September entlud ſich Abends 9 Uhr über Schwerin ein ſtarkes Gewitter, welches an 6 Stellen einſchlug, jedoch ohne zu zünden, nämlich 1. in ein Haus der Querſtraße, wobei ein Mann getödtet und eine Frau verletzt wurde; 2. in der Schloßſtraße bei dem Regierungsgebäude; 3. in die Synagoge (Altſtadt); 4. in das Grüderſche Haus (Apothekerſtraße); 5. in ein Gartenhaus nahe bei der Schelfkirche; 6. in einen Garten der Landreiterſtraße (Neuſtadt) und endlich auch noch in einen Baum im Schloßgarten (Dr. A. Brückner). — Zu Gören (bei Schwerin?) legt der Blitz das Schulhaus in Aſche. Zündende Blitze 8 Kalte Schläge 9 Menſchen getroffen. . 5 (3 todt) Bäume getroffen 2 24 1860. 27. März Mitt. zw. 12—1 U. zu Güſtrow Hagelwetter, wel⸗ ches von einem einzigen Blitz begleitet iſt, der an dem Ableiter des Pfarrkirchthurms herabfährt. (Müller). 24. Mai Nachmittags zw. 3 und 4 U. zündet der Blitz zu Gr. Trebbow in einer Scheune und trifft zu Neubrandenburg eine vor dem Stargarder Thore in einem Garten ſtehende etwa 40 hohe Eiche, von wel cher er von etwa 14’ über dem Boden an einen brei⸗ ten Rindenſtreifen abſchält. Etwa 16 Schritte von dem Baume ſtanden zwei Frauen und in der Entfernung von etwa 20 Schritten geht der ſehr hoch geſpannte Telegraphendrath an dem Baume vorbei. 25. Mai ſchlägt der Blitz bei Holdorf im weſtlichen Meklenburg in eine Pappel. | 5 26. Mai kalter Schlag in ein mit Ziegeln gedecktes Haus zu Remplin; der Blitz fährt den Schornſtein herab, trifft zwei Kinder, tödtet fie aber nicht. Dr. Scheveu.) 5. Juni ſtarkes Gewitter zu Wismar. Nachdem daſſelbe um 161 3½ Uhr Nachmittag anſcheinend beendet war, kam noch ein ſehr hef— tiger Blitz und Donner. Erſterer ſchlug in die Trockenſcheune der Ziegelei zur Flöte (/ M. von W.) und warf dort die vier Arbeiter um, die im Hineingehen in das Gebäude begriffen waren. Der eine kam ſogleich, ein anderer bald wieder zur Beſinnung, der dritte lag mehrere Tage krank, ohne ſichtbare Verletzung, — der vierte war todt. Dieſen hatte, wie die Obduction ergab, der Blitz auf den Scheitel getroffen, war auf der Haut entlang in den Rücken, der linken Seite des Halſes und ſo vorne auf der Bruſt und den Unter» leib hinuntergefahren und hatte mehrere Brandwunden gemacht; von hier ab ließ ſich der weitere Verlauf an der Leiche nicht wahrnehmen. Ein Theil des dicken Kopfhaares war verſengt. An dem Gebäude ſelbſt war keine Spur der Beſchädigung zu bemerken. — Die vier Leute waren in einer Reihe gehend umſchichtig am ſtärkſten getroffen: der erſte todt, der zweite ſteht ſogleich wieder auf, der dritte liegt mehrere Tage krank, der vierte erholt ſich nach einigen Stunden wieder. (F. Schmidt.) — Nimmt man an, daß 1, 2 und 3 ſich beim Hineingehen einander berührten, No. 2 alſo den Theil einer Leitung bildete, erklärt es ſich, warum dieſer Mann beſſer davon kam, als No. 1, welcher den Blitzſtrahl zuerſt in ſich aufnahm und No. 3, von welchem der Blitz wieder abſprang und zwar auf den wahr— ſcheinlich von den drei anderen Leuten etwas getrennten No. 4, wel« cher alſo gleichfalls heftiger affieirt werden mußte, als No. 2. Denn bekanntlich ſind die Wirkungen des Blitzes da am heftigſten, wo er einen Gegenſtand zuerſt berührt oder ihn wieder verläßt. Zu Kritzo w bei Wismar richtet ein Blitz einige Zerſtörungen in einer Scheune au, zündet aber nicht; bei Karow wird eine Pappel zerſplittert. (§. Schmidt). 13. Juni zündet der Blitz zu Naſchendorf bei Grevismüh— len (Brockmüller). 14. Juni Abends 6—7 U. zündet der Blitz zu Zin ow (im ſüdlichen M. Strelitz) in einer Scheune, welche nebſt einem Schaf— ſtalle (worin 120 Lämmer) abbrennt. — Bei Alt⸗Kalen werden zwei Pferde erſchlagen und ein Menſch neben denſelben getroffen, aber nicht getödtet. x 11 162 18, Suli zwei heftige Gewitter in der Ludwigsluſter Gegend, über welche das Ludw. Wochenblatt ſolgendes meldet: „Das erſte iſt des Morgens um 8 Uhr gekommen bei ſtiller Luft. Es hat ſeinen Weg über Techentin genommen, dort ein Bauerhaus in Aſche gelegt und mehrere Bäume zerſchlagen. Das zweite iſt am Abend gegen 9 Uhr aufgezogen und hat unſeren Ort an der andern Seite geſtreift. Fünf Bäume im Schloßgarten tragen die Zeichen der feurigen Schlange, zwei Eichen beim Louiſenmauſoleum ſind am Stamm ge— ſtreift, eine Eiche an den 24 Springbrunnen hat einige ſtarke Aeſte eingebüßt, zwei Ellern beim Kaiſerſaal und am Steige nach Freyer's ſind wohl zum Tode getroffen. Außerdem hat's im Küchengarten eingeſchlagen. Ein Blitz fuhr ins Bahnhofsgebäude in den Telegra— phen, zerſchmolz einige Drähte, riß den Porcellan von den Stangen und richtete allerlei Unheil an. Gegen Laaſch zu ſind noch mehrere Bäume getroffen, unter einem ſoll eine Hirſchkuh erſchlagen ſein. Die Blitze am dunkeln Himmel, das furchtbare Rollen des Donners, das die Häuſer hat beben und die Fenſter klirren machen, das Zuſam⸗ mentreffen von Blitz und Donner ſollen einen grauſigen Eindruck gemacht haben, als ſchwebe eine Todeswolke über dem Ort, die Jeden treffen könne. Dabei hat es in Strömen geregnet. Die Gaſſen ſind überſchwemmt geweſen. Jedenfalls gehören die beiden Ge— witter des 18. Juli zu den ſchwerſten des Sommers, die wir bisher hatten. Jedes derſelben dauerte wohl 3 Stunden in ungebrochener Heftigkeit.“ Auch in der Eiſenbahnwärter⸗Bude Nr. 212 auf der Jaſnitzer Feldmark bei Hagenow werden mehrere Zerſtörungen angerichtet, und eine mitten im Dorfe Wöbbelin ſtehende Pappel wird zerſchmettert. — Zu Altenhof bei Plau legt der Blitz eine Scheune in Aſche. „19. Juli hatten wir in Gnoien des Morgens um 5 Uhr ein ſehr heftiges Gewitter mit ſo ſtarken Donnerſchlägen, wie ich ſie ſel— ten gehört habe. Bei dieſem Gewitter ſchlug ein Blitz in einen an der Nordſeite der Stadt auf einem Hofe etwa 8—10 Schritt von dem Haufe entfernt ſtehenden Baum — Fraxinus excelsior — ein, hatte oben in der Krone die Rinde etwas beſchädigt, war dann in einer Höhe von etwa 15 Fuß auf einen eichenen Balken, der an dem | 163 Baume lehnte, übergeſprungen und hatte von demſelben ein mehrere Fuß langes Stück abgeſpalten. Von dem Balken war der Blitz auf einen alten, feuchten Tannenſchleht übergegaugen, der nach dem Hauſe zu an dem Balken lehnte, und hatte denſelben ganz in Splitter zer— riſſen. In dem Hauſe ſelbſt war weiter nichts beſchädigt, nur waren von den nach dem Hofe zu gelegenen Fenſtern drei Scheiben zerbro— chen und zwar ſo, daß die Splitter alle nach außen geworfen waren. Abweichend würde dieſer Fall von den in Archiv XII. S. 147 eitir— ten darin ſein, daß hier der von unten kommende Strom nicht aus dem getroffenen Gegenſtande ſelbſt, ſondern aus einem in nächſter Nähe befindlichen ausgegangen wäre. Daß dies anzunehmen ſei, ſcheint mir im Folgenden begründet zu ſein. Wollte man voraus- ſetzeu, daß die Fenſterſcheiben durch den Luftdruck, welcher in Folge des herabfahrenden Blitzes entſteht, eingedrückt wären, ſo hätten die Splitter jedenfalls nach innen geworfen werden müſſen. Anfangs hatte ich dieſe Vermuthung, konnte mir dabei aber natürlich nicht erklären, warum die Splitter nach außen geworfen waren; als ich nun kürzlich E. Voll's Beiträge zur Gewitterkunde in Archiv XII durchlas, fiel mir die Aehnlichkeit dieſes Falles mit deu S. 147 cis tirten auf und darum erlaube ich mir ihn mitzutheilen.“ (C. Arndt.) 24. Aug. zündet der Blitz eine Scheune zu Oldens dorf un— weit Güſtrow. J. Det. legt der Blitz zu Bentzin ein Viehhaus in Aſche. Zündende Blitze 7 Kalte Schlage 6 Menſchen getroffen. . .. 7 (darunter 1 todt) Thiere getödtet 3 Bäume getroffen . . 14 37 18 61. 8. Juni ſchlägt der Blitz zu Schönberg (Ratzeb.) in ein Haus ohne zu zünden. 9. Juni desgl. zu Fürſtenberg in einen Schornſtein, 11* 164 10. Juni zündet der Blitz zu Neuenkirchen bei Neubran⸗ denburg einen Kathen an. 22. Juni werden bei Wildkuhl drei Kühe erſchlagen; in Möllenbeck bei Parchim desgl. der Schäfer. 24. Juni zündet der Blitz zu Raden bei Teterow den Pferdeſtall. 28. Juni ſchlägt der Blitz auf dem Tanuenkruge bei Neubrane denburg in eine dicht neben dem Wirthshauſe ſtehende Tanne, zu Gr. Giewitz in eine Eiche. 7. Juli trifft der Blitz zu Ludwigsluſt eine Puppet 9. Juli wird zu Neubrandenburg auf der Kälberkoppel eine Frau erſchlagen. 15. Juli legt der Blitz das Viehhaus zu Neuhof bei Pentzlin in Aſche. 22. Juli zerſchmettert der Blitz bei Uſadel ſechs Telegraphen⸗ ſtangen; auf dem Stralendorfer Terfmoor bei Schwerin wird eine Frau erſchlagen und eine andere gelähmt, zu Hundorf bei Schwerin zündet der Blitz, desgl. zu Roggentin bei Mirow. 27. Juli zündet der Blitz zu Drag un bei Gadebuſch ein Büdnerhaus. Bei Friedrichsthal unweit Schwerin wird eine Lerchen⸗ tanne vom Blitze getroffen. 3. Aug. ſchlägt der Blitz zu Neuſtrelitz in einen Baum und zün⸗ det zu Zierzow bei Neubrandenburg eine Hocke an. 17. Aug. Morgens zw. 4 und 5 U. kalter Schlag in den Küchen⸗ ſchornſtein des Herrnhauſes zu Elmenhorſt bei Klütz; in Wilms⸗ dorf bei Daſſow zündet der Blitz und legt 2 Scheunen, das Vieh- haus und das Wagenſchauer in Aſche (Brockm. Rubien); kalter Schlag in eine Scheune zu Neuhof im Ratzeb. (Rickm.) Jüpdende Blitze Halte hg. 8 Menschen getroffen. . 5 (4 getödtet) Vieh geisd tek Bäume getroffn . 5 CCC 26 165 1862. Das J. 1862, über deſſen Gewitterſchäden mir noch alle Mittheilungen fehlen, hat mir ſelbſt zur Beobachtung von zwei intereſſanten Thatſachen Gelegenheit gegeben, näm⸗ lich von der vielfachen Zerſpaltung eines und deſ— ſelben Blitzſtrahles und von der großen Entfernung, in welcher der Donner hörbar iſt. Am Nachmittage des 11. Juli ſchlug der Blitz in die Telegraphenlinie, welche die Chauſſee von Neubranden⸗ burg bis nach Neuſtrelitz begleitet. Das Einſchlagen er— folgte auf der Strecke zwiſchen Neubrandenburg und dem ½ M. entfernten Tannenkruge und richtete Zerſtörungen an, die ſich von dem Chauſſeeſteine 3,15 bis 3,23, — alfo auf einer Strecke von 2000 Fuß, — verfolgen ließen. Der Blitz war erſichtlich ungefähr in der Mitte dieſer Strecke ! herabgefahren, denn dort waren die Zerſtörungen deſſelben am heftigſten, und hatte ſich in zwei Ströme getheilt, von denen der eine der Richtung des Drathes nach dem Tannenkruge, der andere nach Neubrandenburg zu gefolgt war. Die Electricität dieſer beiden Ströme aber war zu ſtark geweſen, um von dem Drathe bei dem weiteren Laufe durch denſelben ungetheilt zuſammengehalten werden zu können, und daher war bei faſt jeder Telegraphenſtange, welche auf jener 2000 langen Strecke den Drath tragen, und welche durch den Gewitterregen befeuchtet leitend ge— 1. Der Drath zieht ſich dicht neben den Kronen der Bäume hin, mit denen die Chauſſee an den Seiten bepflanzt iſt, und zwar fine dies zu Anfang und Ende der bezeichneten Strecke hohe Schwarzpappeln, die mit ihren Kronen die Telegraphenſtau— gen weit überragen; in der Mitte der Strecke ſtehen niedri⸗ gere Quitſchenbäume. 166 worden waren, ein Theil des electriſchen Fluidums über— geſprungen und zur Erde herabgefahren. Von den 15 Stangen auf dieſer Strecke zeigten 13 Verletzungen durch den Blitz, nämlich (von dem Chauſſeeſteine 3,15 gerechnet,) die Stangen 1—9, 11, 12, 13 und 15, und zwar hatte an vielen derſelben der Blitz unverkennbar einen der Drehung der Stangenfaſern entſprechenden ſpiralföbrmigen Weg zurückgelegt, da die von den einzelnen Stangen abgeſchälten und abgeſplitterten Stücke einen Streifen bildeten, welcher ſich an der Stange in Geſtalt einer weit ausgezogenen Spirale herabzog. Von der Mitte der bezeichneten Strecke nach den beiden Endpuncten derſelben hin waren die Zerſtörungen nach und nach geringer geworden, und endlich hatte ſich bei den Stangen No. 1 und 15 die Electrieität durch die reſpective 6 bis 7fachen Theilungen“ jedes der beiden Hauptſtröme Jo weit abgeſchwächt, daß dieſelben nun zur Fortſetzung ihres Weges in dem Telegraphendrathe allein Raum gefunden hatten, und jo war denn der eine derſelben noch bis in das / M. entfernte Neubrandenburger Telegraphengebäude gelangt, wo er ſich aber in ſo verworrenen Zeichen ausgeſprochen hatte, daß die Beamten nicht im Stande geweſen waren, den Inhalt ſeiner Depeſche zu enträthſeln. Der andere Strom könnte möglicher Weiſe in Neuſtrelitz feine End- ſchaft erreicht haben, — darüber fehlt es mir aber an Nachricht. — Während eben dieſes Gewitters ſchlug ein Blitz auch bei Chemnitz in die Telegraphenleitung zwiſchen Neubrandenburg und Stavenhagen, und durch einen dritten 1. Ein anderer Fall von vielfacher Theilung eines Blitzſtrahls it XII S. 84 ſchon aus Ludwigsluſt berichtet worden. Sr Bw 167 Blitz wurde bei Podewal unweit Neubrandenburg eine Eſche getroffen. Ueber die Entfernung, in welcher der Donner hörbar iſt, fehlt es noch ſehr an ſorgfältigen Beob— achtungen, und ſie iſt jedenfalls größer, als man ge— wöhnlich annimmt. Ich ſelbſt glaubte früher in Folge meiner eigenen oberflächlichen Schätzungen annehmen zu dürfen, daß hier in Meklenburg die Intervalle zwiſchen Blitz und Anfang des Donners nur noch bis zur Zeit— dauer von etwa 40 Secunden (was einer Entfernung von 1⅜ Meilen entſpräche,) wahrnehmbar wären. Arago führt in ſeiner ſchönen Abhandlung über das Gewitter (Werke Bd. IV S. 68) 42 — 49 Sec. und als einen ganz außerordeutlichen Fall 72 Sec. an. Im J. 1857 hatte ich am 17. Aug. auf der rügianiſchen Halbinſel Jasmund Gelegenheit Intervalle von 66—85 Sec. zu beobachten, welche aber durch ein anderes von 92 Sec., welches d'Abbadie in Aethiopien beobachtet hat (Arago's Werke IX. 341), noch übertroffen werden. Das Maximum aber fand ich am Abende des 21. Aug. dieſes Jahres zu Neubran— denburg, wo ich bei einem fern im S. W. ſtehenden Ge— witter um 10½ Uhr aus vier Beobachtungen die mitt— lere Zeitdauer von 94 Secunden für das Intervall zwiſchen Blitz und Anfang des Donners erhielt, wonach alſo das Gewitter faſt 4 ¼ deutſche Meilen von mir ent— fernt war! | Schließlich will ich noch erwähnen, daß ich hier bei Neubrandenburg ſeit einer Reihe von Jahren, — etwa ſeit der Mitte der vierziger Jahre, — eine auffallende Aenderung in Betreff der Gewitter wahrgenommen 168 habe. In meiner Jugend waren Nacht-Gewitter etwas ſehr Gewöhnliches. Kein Jahr verging, in welchem nicht in mehreren Sommernächten die Familie durch hef- tige Gewitter aus den Betten aufgeſcheucht wurde und ſtundenlang höchſt ungemüthlich im Wohnzimmer ſaß, auf das Ende des Aufruhrs harrend, der da draußen in den Elementen tobte! Seit vielen Jahren gehören aber jetzt die nächtlichen Gewitter zu den größten Seltenheiten; in mehreren haben ſie ganz und gar gefehlt, (in dieſem Jahre haben wir nur ein einziges am 22. Aug. Nachts 2 U. gehabt!) und wenn ſie einmal ausnahmsweiſe ſich einſtellen, pflegen ſie nur von kurzer Dauer zu ſein; recht heftige, lange anhaltende Gewitter ſind hier überhaupt in neueſter Zeit viel ſeltener geweſen. Auch die Regel⸗— mäßigkeit in ihrem Zuge ſcheint verſchwunden zu ſein: denn früher zogen ſie hier gewöhnlich von S. W. her an der Lieps und Tolenſe herauf, — jetzt kommen ſie, ganz nach Belieben, aus allen möglichen Himmelsgegenden! Intereſſant wäre es zu erfahren, ob vielleicht in ans deren Gegenden des Vaterlandes ähnliche Beobachtungen gemacht worden ſind. 10. Zur Mioflusßenfauna der Oſtſee. (Vergl. Archiv I, 89. II, 103. VI, 125. XIII, 159. XV, 426.) Die Ausbeute des verfloſſenen Jahres iſt ſo reich ge— weſen, daß durch die folgend aufgezählten Arten die bis— her bekannte Artenzahl der Oſtſeeconchylien ungefähr ver— doppelt wird. Gefunden ſind nämlich: Neptunea antiqua L. bei Holdnie an der Flens⸗ burger Bucht. 169 Buccinum undatum L. Allerdings bereits von Boll (Archiv 1847), aber nur zweifelhaft, angeführt. Ich habe dieſe Art bei Borbye unweit Eckeruförde gefiſcht. Lacuna pallidula da Costa bei Borbye, Lacuna vincta Don. var. quadrifasciata Don. bei Borbye häufig. Rissoa labiosa Mont. mit der Varietät R. kiliensis (Kiel Naturf. Verſ. 1847. S. 218) in unendlicher Anzahl bei Borbye. Rissoa inconspicua Alder bei Borbye, ſehr ſelten. Hydrobia sp. Gegend von Kiel, im Magen einer Goldbutte. Bittium reticulatum da Costa bei Nordholmwiek in der Nähe von Flensburg, wie es ſcheint, ziemlich ſelten. Teredo navalis L. sp. Im Hafen von Eckernförde. Saxicava arctica L. Zwiſchen den Wirbeln einer großen Cyprina islandica von Nordholmwiek. Cyprina islandica L In der Flensburger Bucht und bei Eckernförde. Crenella nigra Gray bei Nordholmwiek zuſammen mit den anderen von dieſer Localität angeführten Arten. Crenella? marmorata Forbes bei Borbye. Die De ſtimmung dieſer Art bleibt aber unſicher, da es ſich mög— licher Weiſe nur um ganz junge Exemplare der vorher- gehenden Art handelt. Die Fauna der Oſtſee erhält durch die Auffindung dieſer Arten einen nach mehreren Richtungen hin nicht un⸗ wichtigen Zuwachs, und es läßt ſich daraus mit Sicher- heit der Schluß ziehen, daß genauere Erforſchung unſerer 170 vielen Buchten und Buſen noch eine ganze Anzahl inter- eſſanter Arten ans Licht bringen wird. Altona, 1. October 1862. J. O. Semper. Nachſchrift des Herausgebers. — Zu meiner Freude iſt die Erforſchung der Molluskenfauna der Oſtſee in neueſter Zeit von mehreren Seiten zugleich in Angriff genommen worden. Während Hr. Semper bei Eckernförde und Flensburg ſammelte, haben die Hamburger Herren H. A. Meyer und K. Möbius ihren Eifer dem Kieler Meerbuſen zugewendet und die Reſultate ihrer For- ſchungen in dem 28. Jahrgange (1862, 1) von Troſchels Archiv f. Naturgeſchichte in einer kleinen Abhandlung ver— öffentlicht, welche den Titel führt „Kurzer Ueberblick der in der Kieler Bucht von uns beobachteten wirbelloſen Thiere, als Vorläufer einer Fauna derſelben“, worin ſie von dort 13 Conchiferen, 28 Cephalophoren und mehrere Tunicaten aufzählen. — Das Wenige, was die preußiſche Küſte an Mollusken beherbergt, hat Hr. Dr. A. Henſche zu Königsberg im J. 1861 im 2. Jahrgange der Schriften der Kön. phyſikaliſch⸗ökonomiſchen Geſellſchaft zu Königs— berg S. 73 ff. veröffentlicht. — Dieſe Forſchungen beſtä— tigen von Neuem das von mir ſchon im J. 1847 für die geſammten marinen organiſchen Weſen der Oſtſee nach— gewieſene Geſetz einer der Abnahme des Salzgehaltes in dem baltiſchen Meere nach N., NO. und O. hin ent- ſprechenden Verminderung der Arten und Verkümmerung der Individuen. E. Boll. 171 11. Miscellen. 1. Rennthier⸗Geweihe in Meklen⸗ burg. — Im J. 1862 iſt abermals in Meklenburg ein Reunthiergeweih gefunden worden, jo daß wir jetzt ſchon zehn Exemplare derſelben hier nachweiſen können. Die— ſelben wurden gefunden zu Badreſch unweit Friedland im J. 1858 10° tief im Moder, — in meiner Sammlung. Bützow (Jahrb. des Vereins f. meklb. Geſchichte u. ſ. w. XX. 368). Gädebehn bei Stavenhagen, — in Dr. L. Brück⸗ ners Sammlung zu Neubrandenburg befindlich (a. a. O. XVII. 410). Gerdshagen bei Güſtrow 24“ tief im Moder, im J. 1838 (a. a. O. III. 114, XI. 496). Hinrichshagen bei Woldeck im J. 1851 in einer Modergrube (Archiv V. 10). Karlow bei Rehna 8° tief im Moor (Jahrb. des Vereins u. ſ. w. XVI. 350). Kölpin unweit Neubrandenburg im J. 1848, im Moder. Lapitz unweit Pentzlin im J. 1862, 5“ tief auf dem Boden eines Torflagers, auf ſogenanntem Schindel ruhend, — im Beſitz des Hrn. Particulier Neumann in Neubrandenburg. Luttersdorf bei Wismar im Torf (Archiv V. 116). Miltzow unweit Woldeck, — in meiner Sammlung. 172 Auch in dem benachbarten Pommern ſind ſchon Rennthiergeweihe gefunden worden. Ein bei Janſchen— dorf unweit Demmin im Moder gefundenes befindet ſich in meiner Sammlung, — ein anderes bei Cum mero w in Hinterpommern gefundenes erwähnt das Jahrbuch des Ver. f. meklb. Geſch. u. ſ. w. XVII. 410. — Endlich ſind auch in Livland bei Alt⸗Kaipen 12“ tief im Torf⸗ moore und in Kurland im Wihdel See derartige Ge— weihe gefunden worden (Archiv für die Naturkunde Ehſt⸗, Liv⸗ und Kurlands, 1. Serie Bd. 2 S. 587). In allen den Fällen, in welchen die Lagerungsver⸗ hältniſſe bekannt ſind, in welchen dieſe Geweihe gefunden wurden, waren ſie in Torf oder Mo der eingebettet, alſo in Bildungen, welche der gegenwärtigen geologiſchen Periode angehören. Dieſen Thatſachen gegenüber muß nun wohl jeder Zweifel daran (wie ihn noch A. Morlot wieder in feiner lehrreichen archäologiſchen Abhandlung im Smithsonian Report for 1860 S. 336 ausſpricht,) ob das Rennthier wirklich in den früheſten Zeiten der gegen⸗ wärtigen Erdbildungsperiode in der gemäßigten Zone Eu- ropas gelebt habe, völlig verſchwinden. Neubrandenburg den 12. Oct. 1862. f E. Boll. 2. Die Reptilien bei Dargun. — Emys europaea Schneid. Wenngleich dieſe von mir hier auch noch nicht gefunden iſt, ſo bieten unſere Localitäten, näm⸗ lich der Darguner und Cummerower See, recht gute Schlupfwinkel dieſen Thieren. Die eigenthümlichen Ziſch⸗ laute der Teichſchildkröte ſind von mir hier am Abend wiederholt gehört worden, und da dieſe ſich nicht leicht f | 173 mit einer ſonſtigen Thierſtimme verwechſeln laſſen, fo fteht zu erwarten, daß ſie ſich, namentlich in der Gegend des Cummerower Sees gewiß aufhält. Ich bin um ſo mehr zu dieſer Annahme berechtigt, als ſie ſich im ganzen öſt— lichen Meklenburg eben nicht ſelten findet, doch wird auch der Norden unſeres Landes von dieſen Thieren bewohnt, denn ich habe Exemplare geſehen, welche vor mehreren Jahren in der Gegend von Wismar gefangen waren. Lacerta agilis L. iſt hier ſehr gemein, die grüne Varietät kommt bei Finkenthal auf kalkhaltigem Boden vor. f Anguis fragilis L. überall in unſeren Buchenwaldun⸗ gen. Weibchen, die ich in dieſem Frühjahre unterſuchte, zeigen ſämmtlich mehr Eier, als in den Lehrbüchern ge⸗ wöhnlich angegeben ſind. Bei einem Exemplar fanden ſich derer 30, und zwar 18 ziemlich ausgebildete und 12 kleine; ein anderes Thierchen hatte ſogar einige 40 bei ſich, von denen 16 beſonders groß waren. Die dritte Blindſchleiche, welche ich darauf hin präparirte, zeigte nur 23, darunter 13, die ſchon zum Legen entwickelt waren. Dieſe That⸗ ſache ſcheint darauf hinzuführen, daß ſie gleich zu Anfang des Frühlings und ſpäter noch einmal — etwa Johan nis? — ihre Eier in Sand, unter Steine ꝛc. legen. Tropidonotus Natrix L. Volksglaube iſt es, daß „die Natter ſich mit Enten paaret“, obgleich es phyſiſch zu den Unmöglichkeiten gehört. Zu einem herrſchenden Volksglauben muß aber ſtets ein Anſtoß gegeben ſein, ſonſt kann er nicht aufkommen. Thiere nun, die Furcht erregten, gaben des Wunderbaren viel, und zu dieſen ge— hört ohne Zweifel auch die Natter, obgleich ſie unſchäd— licher Natur iſt. Ich beobachtete, daß Nattern ſich mit— 174 unter von Enten tragen ließen, und wie es mir ſchien, aus dem Grunde, weil dieſes Thier beſonders gerne auf Fe— dern liegt, die noch von dem Fett des Vogels durchdrun— gen ſind. Weiter iſt es Thatſache, daß die Ente eben kein ſonderlich feines Gefühl hat, und ſo mag es denn wohl kommen, daß ſie oft kaum merkt, wenn eine Natter ſich ihrer zum Ruheſitz erkieſt. Das Naturell eines Er— pels iſt ſchon bedeutend lebhafter, mithin dürfte ſein Ge— fühl auch feiner ſein, weßhalb es ſich gewiß nur ſelten findet, daß eine Natter auf dieſem Thiere ruht. Aber aus dieſer ſonderlichen Liebhaberei der Natter wird wohl kaum der pp. herrſchende Volksglaube herzuleiten ſein, denn ſeit 13 Jahren ſah ich nur einmal eine Natter auf dem Rücken einer Ente. Es iſt aber allbekannt, daß ſehr oft in Federviehſtällen, namentlich wo Enten ſind, ſich viele junge Nattern befinden. So habe ich nicht blos in dem Federviehſtall zu Ankershagen junge, ſondern auch alte Nattern zu Dutzenden gefunden und noch vor etlichen Jahren daſelbſt ein Exemplar von über drei Fuß erlegt. Eben dort war es eine gewöhnliche Erſcheinung, daß ſich in den verlaſſenen Neſtern der Enten und Hühner viele tattern fanden, theils weil fie die Wärme lieben, theils aber auch, weil hier ihre Eier am ſicherſten ausgebrütet wurden. Es liegt nun nahe, daß aus dieſem Grunde der Volksglaube entſtand, denn alles ſcheinbar Räthſelhafte fucht man gerne mit den nächſten Dingen in Verbindung, in Wechſelbeziehung zu bringen. Ob die jungen Enten ſchon im Juni dem Ei entſchlüpfen, die Nattern aber ge— wöhnlich erſt Ende Auguſt ihre pergamentartige Hülle durchbrechen, daran wird freilich nie gedacht. | 175 Die Natter liebt es mitunter im Waſſer zu fein. Ihre Bewegungen find dann ſchnell. In fortwährenden Win- dungen, den Kopf über dem Waſſer vorgeſtreckt, geht's luſtig weiter, doch wird jeder feſte Gegenſtand, der ihr in den Weg kommt, beſucht, aber nicht des Ruhens halber, ſondern meiner Muthmaßung nach aus Neugierde. Sie taucht ſelbſt auf lange Zeit, oft über eine Viertelſtunde, unter und kommt dann an einer ganz anderen Stelle wieder zum Vorſchein. Ich verfolgte einſt eine Natter am Ufer eines Sees, ging achtzehnhundert Schritte mit, als fie plötzlich untertauchte und meinen Blicken ent— ſchwand, obſchon ſie noch nicht einmal die Hälfte des Sees zurückgelegt hatte. Beſonders viel kommen ſie bei Ankershagen vor. In den dortigen Federviehſtällen, dem Backhauſe, auf dem Dung und im herrſchaftlichen Garten hatten fie ihr Quar— tier aufgeſchlagen. Im Garten waren ſie beſonders gerne bei den Ruinen, ja eine Stelle am Walle benannten wir Kinder mit „Schlangenloch“, weil ſie in dieſer Vertiefung, die mit dichtem Gebüſch beſtanden war, ſich immer fand. An warmen, trockenen Tagen war es nichts Seltenes, Nattern auf dem Gebüſch ſich ſonnen zu ſehen, indeß ver— ließen ſie ſtets ihren luftigen Platz, wenn Schritte ſich naheten. Wir hatten damals einen ſchwarzen Hund, zur Wachtel⸗Race gehörend, der mit grimmiger Wuth die Natter ungeheißen aufſuchte. Wo ſich eine ſehen ließ, war er hinterdrein, und dies wußte er oft ſo ſchlau anzufan— gen, daß im Sommer faſt kein Tag verging, wo er nicht wenigſtens mit einer im Maule daher getrabt kam. Wie 176 im Triumph legte er fie uns Kindern zu Füßen, ſah uns klug ins Geſicht, bellte laut und ſprang dann wieder zur erlegten Beute, die wir ihm wegnahmen und fortwarfen. Gewöhnlich bekam er darnach Erbrechen, auch ſchäumte ſein Maul bei der ganzen Procedur, beides wahrſcheinlich nur in Folge ſeines Eifers. In der Mark iſt es allgemeine Annahme auf dem platten Lande, daß die Natter ſich den Kühen um die Beine wickle und ihnen die Milch ausſauge. Bei uns, in Meklen⸗ burg, iſt man hier und da der Meinung, ein Säufer werde geheilt, wenn er Branntwein zu trinken bekomme, worin ſich eine Natter zu Tode gelaufen. Tropidonotus laevis Merr. habe ich hier noch nicht beobachtet. Vipera Berus aucter. findet ſich hier, wenn auch nicht ganz gemein, in den Tannenſchonungen nach Glaſow, mehr aber noch in der Roſin und im Wendiſch-Teich. Daß Leute von ihr hier gebiſſen worden, iſt mir nicht bekannt geworden; ſie ſcheint auch nur im gereizten Zuſtand von ihren Giftzähnen Gebrauch zu machen. Bufo cinereus Schn. ſehr häufig. B. Roeselii Daud., eine grünliche, braungefleckte Ab⸗ art von B. einereus hin und wieder in alten Torfſtichen. Bufo Calamita Schinz ſparſam und zwar Mitte Juni auf naſſen, mooſigen Wieſen. Bufo variabilis Merrem. ſcheint Kalkboden zu lieben, doch kommt ſie auch zur Begattungszeit, die zu Anfang des Maimonates iſt, paarweiſe in kleinen Höhlen an Grabenrändern vor. 177 Pelobates fuscus Wagl. habe ich hier noch nicht ges funden, doch iſt mir eine Kaulquappe vorgekommen, die ich ihrer Größe wegen dazu rechnen möchte. Bombinator igneus Laur. zeigt ſich hier in allen Teichen und Sümpfen. Rana temporaria L. ſehr gemein. Rana esculenta L. überall. Hyla arborea L. iſt überall anzutreffen; vor allen Dingen aber im „Paradies“, einem Sumpfe in der Nähe des Kantnerſees, wo man junge Exemplare in naſſen Som— mern zu hunderten fangen kann. Salamandra atra Laur, lönnte hier in den Niede— rungen der Buchen gefunden werden. Triton eristatus Cuv. wurde von Arbeitern gefunden und dem verſtorbenen Apotheker Engel gebracht, mit der Weiſung: „daraus möchte er eine heilſame Salbe kochen.“ (Von C. Arndt iſt dieſe Art auch bei Neubrandenburg gefunden worden. — E. B.) Triton taeniatus Schneid. in Teichen ſehr gemein. Triton igneus Laur. muß hier ſehr ſelten fein. Ich fand ihn im vorigen Frühjahr todt im Eife eines kleinen Bruches am Fußſteige nach Finkenthal und zwar mit roth— gelber Bruſt und eben fo gefärbtem Bauche; in dieſem Jahre aber ſammelte ich ihn in einem Waſſerloche am Wege nach Dörgeliu. Dargun. C. Struck. 1862. 3. Mineralogiſches und Petrefacto⸗ logiſches. — Einem Briefe des Hrn. Pharmaceuten Brath in Schwan entnehme ich folgende Notizen: 12 178 „Bei Lage fand ich 1842 ein Stück Quarz, welches von einer dicken Ader von Bleiglanz durchzogen war; ein Stück davon habe ich noch in meiner Sammlung. Auf der halb preußiſch- halb meklenburgiſchen Feld— mark Sukow bei Lübz fand Herr Erbpächter Krüger da— ſelbſt ein Exemplar eines vierſtreifigen Echiniten; daſſelbe iſt bis anf die etwas ſchadhafte Spitze gut erhalten und befindet ſich durch die Güte des genannten Herrn in meiner Sammlung. In einer nur kleinen Kiesgrube bei Lübz (dicht bei der Stadt am ſogenannten Holzhofe) fand ich vor zwei Jahren 82 Species Verſteinerungen; ſie gehören, wenn nicht alle, ſo doch größtentheils der Kreide an; hauptſäch— lich ſind es: Ceriopora-, Cellepora-, Serpula-, Apio- crinites-, Pentacrinus-, auch Terebratula-Arten, ferner Fiſchzähne und au Conchylien vorwaltend Bivalven. Was mich indeß mehr als alles dieſes intereſſirt, iſt der Sternberger Kuchen; ich ſammle allzährlich einmal an Ort und Stelle und habe gefunden, daß Stücke von zwei— felhaftem Character bei Sternberg gar nicht oder ganz ſelten vorkommen, wohl aber kenne ich ſolche von Lübz, Schwerin. In Ihrer Geognoſie d. deutſch. Oſtſeeländer S. 165 ſagen Sie: „nie habe ich die geringſte Spur eines Ge— ſchiebes im Sternberger Kuchen gefunden ꝛc.“ Dieſem ent— gegen kann ich Ihnen mittheilen, daß ich ein Stück dieſes Geſteins einfach durchhauen habe und in dieſem Zuftande gelaſſen; daſſelbe enthält einen zierlich geſchliffenen ovalen ſogenannten heil. Damm-⸗Stein, welcher ſich bequem her— ausheben läßt; er iſt 1½ Zoll lang, 1 Zoll breit und 179 % Zoll dick; woraus er beſteht, vermag ich nicht zu ſa— gen, da ich ihn nicht angreifen will, und die Oberfläche nur eine körnige Beſchaffenheit erkennen läßt; nachdem ich ſchon großes Material unter Händen gehabt, kann ich wohl ſagen, daß dieſer Fall ſehr ſelten iſt.“ (E. B.) 4. Aufforderung an die meklenburgi⸗ ſchen Botaniker. — Seit dem Erſcheinen meiner Flora von Meklenburg ſind mir ſchon von mehreren Bo— tanikern, wie z. B. den Hrn. Dr. Dräger und Drewes in Güſtrow, Brockmüller in Wölſchendorf, Kir ch— ſtein in Küſſow, Rättig in Wismar u. a. mannig⸗ fache neue Beiträge zu derſelben mitgetheilt worden. Ich beabſichtige dieſelben für den nächſten Jahrgang unſeres Archivs zu einem umfaſſenderen Nachtrage zuſammen zu ſtellen, und richte daher an die meklenburgiſchen Bota— niker die Bitte, etwaige neue Beiträge zur Flora, welche noch nicht zu meiner Kunde gelangt ſind, mir im Laufe dieſes Winters zur Vervollſtändigung dieſes Nach— trages mittheilen zu wollen. Neubrandenburg, E. Boll. 13. Oct. 1862. 5. Die meklenburgiſche Colonie zu Waimea in Neuſeeland. (Auszug aus einem Briefe des Hrn. F. Krull.) — Im Jahre 1844 ſiedelte eine ganze Geſellſchaft von Meklenburgern, meiſtens Tagelöhner und Handwerker aus dem Klützer Ort, nach Neuſeeland über, wo ſie ſich zu Waimea, 7 engliſche Mei— len von der Stadt Nelſon niederließen. Wie ſie damals die Verhältniſſe auf jener fernen Inſel antrafen, ſchildern Auszüge aus dem Briefe der Gebrüder Kelling, welche im Freimüth. Abendbl. 1845 No. 1382 mitgetheilt ſind. Man hat hier in Meklenburg auch ſpäter noch wieder gele— gentlich von dieſen ausgewanderten Landsleuten gehört, — ein ausführlicherer Bericht liegt jetzt in einem Briefe des 12 * 180 Herrn F. Krull (aus deſſen früheren Briefen ich ſchon in Archiv XIII. S. 185 ff. einiges mitgetheilt habe,) vor mir, welcher im Januar dieſes Jahres jener meklenbur— giſchen Colonie (dort allgemein unter dem Namen the German village bekannt,) auf einer Reife von Wellington nach Auckland einen Beſuch abgeſtattet hat. — Da dieſer Bericht wahrſcheinlich auch in weiteren heimathlichen Krei— ſen nicht ohne Intereſſe ſein wird, erlaube ich mir Fol⸗ gendes daraus mitzutheilen; derſelbe giebt einen thatfüch- lichen Beleg zu dem bekannten Ausſpruche des Horaz: Coelum, non animum mutant, qui trans mare currunt! Auckland, den 7. Februar 1862. „ . . . Am 24. Januar verließ ich Wellington und am Morgen des folgenden Tages liefen wir in den Hafen von Nelſon ein. Ich ſuchte unſeren dortigen Correſpon— denten auf, Herrn Aug. Weyergang, einen Lauenburger und Schwager des Kaufmanns Carl Drewes in Wismar, welcher bereits ſeit 6 Jahren in Nelſon wohnt.. ... Da das Dampfſchiff erſt am 28. Januar feine Fahrt nach Auckland fortſetzte, ſo benutzte ich die Muße dazu, im Ge— leite des Herrn W. der benachbarten mekleuburgiſchen Co— lonie in Waimea einen Beſuch abzuſtatten. Wir ritten am Sonntag Morgen (den 26.) zeitig von Nelſon fort und langten ſchon um 8 Uhr in W. bei Herrn Feodor Kelling an, unter deſſen Leitung die An— ſiedelung hier vor 18 Jahren geſchah, und der der erſte Deutſche war, welcher in das neuſeeländiſche Parlament gewählt worden iſt. Seine Frau iſt ſchon todt, feine älteſte etwa ſiebenzehnjährige Tochter führt mit Hülfe einer jüngeren vierzehnjährigen Schweſter die Hauswirth— ſchaft, während die beiden Söhne (von 18 und 14 Jahren) dem Vater bei der Arbeit helfen. Mir wunde die freund— lichſte Aufnahme zu Theil und ich fühlte mich hier ſogleich ganz heimiſch. Wir beſahen die Wieſen, die Kornfelder, das Dorf, — welches letztere ein durchaus meklenburgi— 181 ſches Gepräge an ſich trägt, ganz abweichend von den eng— liſchen ländlichen Niederlaſſungen; nur eins vermißte ich, nämlich das — Storchneſt auf der großen Scheune! Nach der Mittagsmahlzeit ritten wir zu den verſchiedenen Stammfamilien, deren Kinder und Kindeskinder durch Wechſelheirathen alle mit einander verwandt geworden waren und eine bedeutende Gemeinde von etwa 400 Köpfen bilden; alle ſprechen plattdeutſch und nur wenige ſind der engliſchen Sprache mächtig. — Ich weiß kaum zu ſagen, mit welcher Freude ich überall von dieſen Leuten aufgenommen bin. Im Innern dieſer Häuſer ſieht es gerade eben fo aus, wie dies bei uns in Meklenburg der Fall iſt, nur daß hier in der Colonie mehr Wohlſtand herrſcht: die grellen Bilderbogen, die Leidensgeſchichte Chriſti, Hochzeit— und Mordſcenen darſtellend, hängen uneingerahmt an der Wand, die ſchwarzwalder Uhr neben dem Ofen, der große Lehnſtuhl ſteht im Winkel, und die Gardinenbettſtelle nimmt einen bedeutenden Raum an der Wand ein. Zuerſt beſuchten wir das Siggelkow'ſche Ehepaar, eins der älteſten, welches ſieben verheirathete Kinder hat, von denen einige mit den Enkeln bei den Großeltern zum Be— ſuche waren. Hier mußten wir Kaffee trinken und „Stu— ten“ dazu eſſen, da wir aber noch vier andere Beſuche ab— zuſtatten hatten, ermahnte mich Kelling, meinen Magen darnach einzurichten, da wir, wenn wir die Leute nicht kränken wollten, überall etwas genießen müßten. Dieſe Leute waren alle durch und durch Meklenburger in ihren Sitten und Lebensgewohnheiten geblieben, — ich könnte Euch noch viel davon erzählen, wenn mich dies nicht zu weit ab führte. Ihr hättet z. B. nur ſehen ſollen, mit welcher zufriedenen Miene mir „Mutting den Kaffee in de beſte Tuff’ geten dehr, dat fe man fo öwerſchwemmt, un Fieken den witten Zucker för den meklenbörger Herrn ru— terhalen müßt, dat he doch ſege, dat ſe den ok hadden; un wo he den fetten Rohm pröwen müßt un den Stuten, 182 den Krögerſch ehr von de Kindelbier uphägt hadde.“ Ehe ich wegging, nahm mich Mutting Siggelkowſch noch bei der Hand, um mir ihren Reichthum zu zeigen, und führte mich durch die reinliche, mit blankem Geſchirre wohl ver— ſehene Küche zu der Speiſekammer, wo die Würſte, Schin⸗ ken und Speckſeiten alle hingen und auf den Borten Satten mit Milch ſtanden und in einem Kübelchen mit friſchem Waſſer etwa 8 bis 10 Pfund friſcher Butter lagen, die ich natürlich auch koſten mußte. Darauf rief fie ihre Hüh⸗ ner, Enten und Truthähne, die auf den Ruf der wohl— bekannten Stimme alle herbeieilten, dann ging es zu den Schweinen, Kühen und Pferden, und endlich zu der Scheune, von deren Bodenfenſter aus mir die vollen Korn— felder gezeigt wurden. Endlich wieder ins Zimmer zurück gekehrt, mußte einer der Enkel den großen Schlüſſel zum Koffer holen, was ein großes Freudengeſchrei unter der kleinen Schaar hervorrief; der Deckel wurde aufgeſchloſſen, und mit unausſprechlichem Stolze und Freude auf dem Geſichte entfaltete Mutting Siggelkowſch ihr „Linnen.“ Auf dieſen Beſitz ſchien ſie ſich am meiſten zu Gute zu thun, und ſie begann eine lange Rede, deren kurzer Inhalt der war, daß ſie eben ſo reich ſeien, wie ein meklenburgi— ſcher Gutsbeſitzer, nicht zu Fuße zu gehen brauchten, ſon— dern reiten könnten, und dabei fiel ihr ein, daß ich die beiden „Swarten“ noch nicht geſehen, worauf „Koarl“ ſo— gleich abgeſchickt wurde, um dieſe beiden Pferde zu holen. Inzwiſchen hatte ſich das Gerücht, daß ein Meklenburger angelangt ſei, bei den Nachbaren verbreitet, und nun ka— men die „Nawerſchen“ mit den Ihrigen, um mich auch zu begrüßen. Darauf machten wir noch Beſuche bei den vier Pa— triarchenfamilien Schröder, Windelborn, Fanſelow und Lange, wo es auch an echt deutſchem Sinne nicht fehlte. Alle gedenken zwar mit Liebe der meklenburgiſchen Hei— math, — zurück in dieſelbe aber möchte keiner, und 183 der alte Schröder fagte mir: „un wenn dar ok twintig Pierd' ver den Wagen ſpannt wieren, de ſüllen my nich na Meklenborg torüg trecken.“ Jedem geht es gut. Je— der, der arbeiten mag, hat nicht allein ſein täglich Brod, ſondern kann ſich binnen wenigen Jahren ſeinen eigenen Herd gründen und wird ein wohlhabender Mann. Dieſe Leute waren im J. 1844 hierher ausgewandert auf Be— trieb des Grafen Kuno v. Rantzau-Breitenburg, deſſen Ge— mahlin das Fideicommiß Neu-Bothmer bei Klütz gehörte. Er verkaufte ihnen das Land, welches er von der neuſee— ländiſchen Compagnie erſtanden hatte und welches aus 7 Allotments oder Sectionen, jede zu einem Kaufpreiſe von 300 Ltlr., beſtand. Die Section umfaßte 150 engl. Mor— gen, welche entfernter von der Küſte lagen, 50 Morgen im Waimeathale und 1 Morgen in der damals im Ent— ſtehen begriffenen Stadt Nelſon. Faſt Alle haben ihren entlegeneren Landbeſitz veräußert und ſich auf den im Waimeathale belegenen beſchränkt; thörichter Weiſe haben ſie aber auch ihre Stadtäcker verkauft, welche jetzt ſchon ſehr im Preiſe geſtiegen ſind. — Feodor Kellings Bruder Carl habe ich nicht geſehen, denn ſein Wohnſitz iſt noch etwa 10 engl. Meilen weiter entfernt, und es fehlte mir an Zeit, mich dorthin zu begeben. .... In Auckland traf ich bei C. Petſchler (einem dort ſchon ſeit mehreren Jahren als Kaufmann etablirten Neu— brandenburger,) eine kleine Bibliothek, worin auch eine ganze Reihe meklenburgiſcher Staatskalender und Fritz Reuter's Gedichte, welche auch in Wellington unter den dortigen Meklenburgeru ſehr verbreitet ſind; als ich Letz— teren ſagte, daß ich den Verfaſſer perſönlich kennte, riefen ſie: „wo is dat mögelick, — grüßen's den Herrn ok gar to veel mal!“ — was hiermit beſtens geſchehen ſein ſoll!“ In Folge dieſes Grußes hat F. Reuter ſeine ſämmt— lichen Werke jener Colonie als Geſchenk überſendet. — Seit dem Juli 1859 wehet ſogar die Roſtocker Flagge 184 bei Neuſeeland, indem dort das Schiff Maria Nösner, ge— führt von dem Capitän Eggers und Roſtocker Rhedern ge— hörig, im Hafen von Wellington anlangte und ſeitdem mit Frachtſchifffahrt zwiſchen den verſchiedenen Häfen der Ju— ſel beſchäftigt iſt. E. Boll. 12. Neue Literatur. Brockmüller (in Wölſchendorf bei Rehna), Sammlung meklenburgiſcher Kryptogamen, in getrockneten Exemplaren heftweiſe herausgegeben. Das erſte Faseikel, 50 Arten enthaltend, iſt 1862 erſchienen; rege vielſeitige Theilnahme, wie dies Unternehmen ſie ver— dient, würde dem Fortgange deſſelben ſehr förderlich ſein, weß— halb ich mir alle Botaniker unſeres Vereines auf daſſelbe auſmerkſam zu machen erlaube. Klinsmann E. F. (eorresp. Mitglied unſeres Vereins in Danzig), Beiträge zu einer Kryptogamen-Flora Danzigs u. ſ. w., in den Schriften der Kön. phyſik. ökonom. Gefell, zu Königsberg 1862. Meklenburg. Eine Monatsſchrift für die allgem. Landes- kunde, die Geſchichte, das Volks- und Naturleben. Schwerin, Oertzen und Comp. 1863. Sto, in 4 Bogen ſtarken Monatsheften, von wels chen das erſte des Jahres 1863 ſoeben erſchienen iſt Meyer H. A. und K. Möbius (in Hamburg), Kurzer Ueber- blick der in der Kieler Bucht von uns beobachteten wirbeliofen Thiere, als Vorläufer einer Fauna derſelben, — abgedruckt in Troſchel's Ar— chiv f. Naturgeſchichte 1862 J. 28. — Ein reichhaltiger Beitrag für die Kenntniß der Oſtſeefauna. Preller Dr. C., die Käfer von Hamburg und Umgegend. Hamburg 1862. 8to. Schmidt F. (in Dorpat), Beitrag zur Heimathskunde der norddeutſchen Geſchiebe, — abgedruckt im Archiv für die Naturkunde Liv⸗, Ehſt⸗ und Kurlands, 1. Serie, 2. Band S. 460. Dorpat 1861. Speyer Dr. O. (in Caſſel), die Couchylien der Caſſeler Ter— tiärbildungen. 1. Liefer. Caſſel 1862. 4to. — Dieſe Tertiärbildun⸗ gen gehören den oligecänen Schichten an und verſprechen daher für die Kenntniß unſeres Sternberger Kuchens von Intereſſe zu werden. Bird Dr. A. (aus Sülz), Chemiſche Unterfuhung der Soolen, Salze, Gradir- und Siede-Abfälle aus der Saline zu Sülz. — In aug. Diſſert. Roſtock 1862. Sto. f E. Boll. — 328 —— Ueberſicht der aus den meteorologiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen Jahr e 1861 gefundenen Mittel. (14. Jahr. Parome— terſtand auf 0˙ R. reducirt. Tempe⸗ ratur der Cuſt Dunſt⸗ fpannung | in parifer Linien. Dunfige- halt nach Prozenten, Tempe⸗ ratur des Erd⸗ bodens, Januar 1861. Febcuar. März. Juni. Auguſt. September. October. November. Winter, Frühling. Sommer, Herhft. Jahr. AR 27, 0% 7 | 27 7.039 | 27 3.49 26“ 10.0112 | 27° 458 27 4.86 27 208 | 27° Gl 27% 4%? 27% 352 27% 6.62 26, 10.071 | 27% 0.027 26% 102 | 27% 2748 26° 10.12 ee 9.399. 6 u. b. @D. 25. Im. 2 l. b. W. J12. 009: 6 l. 5. Me 12. 11) OU. b. Ab. 29. Mg. OU. h. W. Mm 2 U. . W. 20 Nn. 2 U. b. m. b. Mg. u U. b. S. 8. Al. 10 U 6 u. 24 Nu, DU.BEM. 81. ub. 10 u. b ED 16. An. 2 f. en 84. 9. Mötz 12. Zunt 28. 2427 155 Mär 12. 11851 28 258 28 3.63 28 2.20 27 11.05 28 4.49 28 1.20 28 180 27 10.68 28 001 25 1.49 28 283 28 3.00 28 363 | 2840 28 J 80 23 3 00 28 4 40 ee 29. Ab. 10 U. b. N. 10. Mg 6 U. b. S. 2. Ab. 10 u. 5. EM. 5. Ab. 10 U. b. 0 10 U. b. RD, 15. Mg. d u. b. N25. 18. Ng. 6 U. b. MD, 31. ub. 10 Uu. b. 2. 22. Ab. 10 u. b. W. 18. Mg. 6 u. b. 815. Mg. 6 u. b. 2d 19. Ng. 6 U. b. e. San. 10. Apr. 9. Zuni 18. Nov, | upeil 9. men drei] 27 7.08 27 11,53 27 9.04 27 634 27 9.99 27 8.83 27 878 27 7.96 27 9.42 27 8.23 27 11.68 27 6.61 27 9.22 27 837 27 8 72 27 8.9 27 8.80 o Uhr Morgens. | — 325 — 6.65 0 77 179 1.74 533 11.99 1252 11.69 789 4.17 2.28 17 298 12.07 4.77 4.20 | — e Ho + + 2 Uhr Nachmittags. 212 G0 277 607 6.49 10.32 16 98 17.25 1652 12.11 10.54 403 | U 7 64 1692 8.93 1 811 — je 10 Uhr Abends. 117 — 5.17 1.32 3.32 2.32 6 15 11.94 1229 1197 8.97 593 2.72 — 253 3 95 12.07 5 87 488 —— — — — IL — — = Mittel derſelben. — 291 — 317 1.62 3.73 3.52 728 1363 14 02 13.39 9.65 6.88 3.03 — 228 486 13.68 6.52 5.74 lm - =" | Minima, CH — 7 22 0 A 1 97 0 5 bi —. 4. 2 1 2 Mittel | Mini 4.14 7.67 0.22 1.33 0.84 3.83 9.97 10 62 10.30 7.40 361 153 4.09 201 1030 4.17 3.16 der — je | = 1 — täglichen | Maxima, — 1.69 — 3.09 3.06 659 7.10 11.03 1851 18.60 17.38 12.74 10.33 il 4.57 — 0.69 8.25 18.16 9.40 8.83 | = — — — — — Halbe Summe berfelbenf — 291 — 5.38 1.64 3.96 3.97 7.43 14.24 14.61 1384 10 07 7.22 3.05 — 2.35 5 13 14.23 6.78 5.9: — A Unterſchied derſelben. 2.45 4.58 ] 2.84 526 6.26 7.20 8 54 7.98 7.08 5.34 7.22 3.04 331 6.24 7.86 5.23 5.67 an || UDO — 188 E97 Ze — 07 65 7.4 75 f 2 — 2.0 — 46 — 188 42 65 — 46 — 18,8 2 8 76. Nachts b. O. 7. Mg. b. Sd. 15. Mg. b. S. 15. Mg. 6 u. b. S. 20. Mp. fr. b. NO.“ 5 Mg. b. O. 1. Mg. b. W. 4. Mg. b. W 22. Mg. b. W. 21. Mg. b. S. 26. Mg. b. O 19. Mg. b. SW. Jan. 7. Apr. 20. Juni 1. Nov. 19. Ian. 7. . 34 9.0 146 142 22.6 238 a 170 16.3 82 90 225 5 |: wo | vom 3 e. ub. b. SW. 26. Nm. b. W. 23. Nm. b. ED. 30. Nm. d. W. 7 U. b. NO.] 18. Nin. b. ED. 16. Nm. bd. SW. 26. Nm. b. S. 13. Nm. b. SW. 2 u. 3. Nm. b W. u. S. 9. Nm. b. S. 90. Ab. b. SW. Febr. 23. Il Mai 13. Aug. 13. Sept. 2. 8. Aug. 13. Unterſchied derſelben. 14.4 22 2 14.7 18.6 18.4 23.3 17.3 16.0 17.7 14,5 18.3 128 27.8 26.8 18.7 21.6 44.0 A 058 1.16 0.79 1.08 3.18 3.79 3.45 2.57 159 1.29 0 11 0.79 3.18 129 on 3 25. Ab. Mg. 14. Nm. I 10. NR. 7. Nm. 13 Nm. 1. Nm. 31. Mg. 25. 28. Mg. 20. Mg. 18. Ab. Jan. 7. ie Apr. 19. Juni 13. Nov. 18. 0 Jan. 7. A 2.57 2.57 3.30 384 3.40 5.88 6.98 7.19 2.61 5.01 541 383 3.30 5 88 761 5.61 7.61 6. Ab. 26. Mg. 23. Ab. 30. Ab. 4. Mg. u. 25. Nm 31. Nm, 23. Nm. 22. Mg. 17. Nm. 3. Nm. 10. Nm. 30. Ab. Febr. 23. | Mai 31. ll Aug. 17. Sept. 3. Aug 17- Mittel ans täglich drei | . 8 z 403 0 5 2 g 1.44 1.19 2.15 232 2.17 2.89 5.09 5.22 4.87 4.02 3.24 2.34 1.58 2.46 5.06 3.20 3.08 — — — — — — —— * — — ʃ e. — = — — NR 67 38 57 39 29 25 40 38 42 49 55 61 98 „ 49 20 ; 3. u. 4. Nm. J. Mg. 11. Mg. 25. Nm. 18. Nm 21. Nm. 13. Nm. 26. Nm 19. Nm. 1. 22. 2. Jan. 7. Abr. 18. Juli 26. Sept. 1. Apr. 18. Maximum 100 100 100 100 100 98 99 100 100 N 10 100 100 100 100 6 100 100 100 H 2 an 7 Tagen | 26. Mg an 8 Tagen. 20. Nm. an 5 Tagen. 5. 20. 25. Ab. 14. 28, an 3 Tagen. | ans Tagen. | an 13 Tagen. an 5 Tagen. an 16 Tagen. au d Tagen. | amd Tagen. | am 23 Tagen an 50 Tagen. Mittel aus täglich drei 58 2 2 Beobachtungen. 9⁰ = 90 82 70 75 81 81 79 87 87 88 88 70 80 * Bi 124 12.2 8.7 4.5 1.6 = B fe 1.8 — 13 — 2. al | 27. 28. 30, 31 26. Jan. 15. 16. März 15. uni l. | er. 26. | Sam 15. 185 il 8 18 4 17.6 13.9 11.0 48 40 11.3 184 13.9 18.4 tief. Kama 29. 13, 3. 10. 2. Febr. 24. 2 Mai 30. Juli 23. Sept 3. 15 Jult 23. REN 15 70 10.10 | 10 92 8.25 3.5) 0.23 5.51 15.28 7.60 7.19 In 12.1 127 10.0 1.0 25 9.1 40 1.0 Minimum, 2817 En. 30. » 97.20 |3.10-31.81-6.| Min 14-16. Sur. Nov. 27.28. Jan. 16. ehr. 6. Se an 11.6 145 125 98 6.2 3.0 88 14.6 12.5 146 tief. 27. 28 17. 18. 1. 3-6 ers Er De. 2. Meist, ili 22. 20 Sb. 1. 8-0. uli 27. 28. = | 71 5 05 13.69 13.81 11.27 8.73 6.13 1.60 4.77 13.09 871 707 00 f 80 113 123 103 13 33 80 5.4 13 Minimum, 5 5 1. 51.0. 31. 27—31 9 Jan. 23-31. Matz 1. 2. 5—22. Juul 1. Nov. 26—30. Jon. 29—91. „ e 5.6 78 11.7 13.1 13.3 123 10.1 75 4.3 7.8 133 123 133 tief. — 10— au le 2028. 20. 19—22. E 1. 2. Dee. 1. 2. Mai 31. Aug. 19—22. Sept. 1. Aug. 19—22. bal. 1 Letz 5.21 6.02 10.12 12.13 12.91 11,58 j 9.26 6.38 2.75 4.90 11.74 9.07 7.14 Bemerkungen, Die Temperatur der Luft ſank unter oO. im an Ta zen Decbr. 1860 20 Jan. 1861 27 Februar 4 Matz 5 April 11 Mei 1 October 5 November 5 Jahr 82 ieg über 200K. im an Tagen Mai 3 Juni 3 Zuli 120 Auguſt 3 Jahr 20 Ueberſicht der a us den me teoro — logiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen im Jahre 1861 gefundenen Mittel und Summen. Decbr. 1800. e 1861. lung 1 . net Sun au 8 Auguſt. September. October. November. Winter. Frühling. Sommer, gerhft, Jahr. Bemerkungen. zoͤllig heiler. 2 1 1 Völlig heiler ! 0 0 18 0 0 0 | 1 0 7 0 2 1 2 7 1 T 6 Heiter. 7 5 2 5 10 4 | 8 | 5 7 3 12 1 14 19 20 16 69 Himmels⸗ E 1 | Der le Frühe Ziemlich heiter. 0 I 3 5 6 6 4 11 7 6 5 2 4 17 22 13 56 iahrsfänee fel am ö . Mai, der ere Wollig. 2 2 1 7 3 11 9 11 5 11 4 8 5 21 25 23 74 Binterfänee am 16. S — IL November, Trübe. 7 9 9 9 8 8 6 3 11 9 2 9 > E Dir lezte Grüße anſicht. | 2 2 — 20 au | e Bedeckt. 15 12 13 4 3 2 am 9. Mal; der erfle — re — Wintetftoſt am 24 Mittel in Prorenten der 7 55 37 E obigen Vedeung. 48 10.3 800 59.4 52.0 58.7 Le 7 = — I Regen fiel am 28. N. 4 7 0 5 14 5 Zuli am Radmittage und in der Nacht Wind⸗ RD. — ın a —— N n O ! R SO. rich⸗ S. SW. tung. W. NW. Tage, 5 Wind überhaupt. Windſtille. a — —— Thau. N FR Reif, Wäſſrige Nebel. Regen. Mieder⸗ I Negen und Schnee. Schu. ſchläge. Graupeln. Hagel. Niederſchläge überhaupt. Regen. Petrag Kub.⸗Zoll. ‚u Schnee. der Höhe — — - — u ——— — - — in Regen. . 1— —7 10 ¹ | 5.92 8.17 31.25 27.4 15.33 27.002 0.42 15.133 8.58 24.195 74.00 43.507 R Linien, — — = = Nieder— Schnee. 6.67 100 ſchläge. Zuſammen Kub.⸗Zol. 83 120 2⁵ 134 Zusammen Höhe in Linien.“ 6.92 10.00 2.08 11.017 31.035 27.42 1533 21.92 — —2 15U1 Electriſche Nahe Gewitter, 0 0 0 0 0 0 3 1 1 1 0 0 0 Erſchei⸗ z — 1 — . La — — I IL = nungen, | Entfernte Gewitter. 0 0 0 1 3 2 22 9 4 3 0 0 0 6 35 3 = Gezeichnet von E Holl. Lithographie u. Druck von A.Pruny. = I