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Bound 1938

HARVARD UNIVERSITY.

LIBRARY

OF THE

MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY

O.

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2 KR ann,

Archiv des

Vereins der Freunde der Naturgeſchichte

Meklenburg.

2. Heft.

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von

Ernſt Boll.

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Neubrandenburg, in Commiſſion bei C Brünslow. 1848. |

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Brack der Hefbuchdruckerei von E. He

Inhalt.

U. Bericht über die Verſammlung des Vereins am 14 Juni 1848 in Sternberg, von E. Boll 2. Die Säugethiere der deutſchen Oſtſeeländer Holſtein, Me⸗ klenburg, Pommern und Rügen, von E. Boll 3. Verzeichniß der bis jetzt in Meklenburg beobachteten Vögel, von A. v. Maltzan 4. Beiträge zur Naturgeſchichte der Sperbergrasmücke, Sp via nisoria, von Dr. 9. Schend 2 5. Aus der meklenburgiſchen Inſectenwelt, von Dr A. Ebeling. 5 6. Die Seeſtrands⸗ 5 S 155 6 00 Ste länder, von E. Bol. : 7. Beiträge zur Geognoſie der 61150 Oſtſerländer, von E. Boll. 5 e 1. Die Muſchelkalkgerolle B ; 2. Die tertiären Petrefacten des beuge bet Neu- brandenburg 5 3. Das tertiäre Lager bei Reinbeck in Solftein N 4. Wiefenbildung . NE ONE 5. Titaneiſen 8. Nachtrag zu der im kasten Heſte wehen Soi rung der Oſtſee, von E. Boll 9. Miscellen ; 1. Das Berfbäten er Vo 0 5 1115 Brißtinge und Herbſtzuge, von Dr. H. Schenck. 2. Die Lewitz in . . von Dr. H. Schenck 3. Heren- oder Feeninge, von Dr. 8. Schenck 4. Rügens Klima, von E. Bol. 8 5. Merkwürdiger Nebel auf Rügen, von E. Boll 6. Luftſpiegelung, von E. Boll . 7. Meteorologiſches aus den J. 1847 105 48, von E. Boll . | . Peloria anectaria, von Dr. A. W Anzeige für Meklenburgs von Dr. H. Schenck. . e 10. Literariſche Anzeigen, von 6. Boll

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1. Bericht über die Verſammlung des Vereins am 14. Juni 1848 in Sternberg.

Da ſich gegen den Beſchluß der vorigjährigen Verſammlung, in dem Falle, daß der Verein im weſtlichen Meklenburg hin- reichende Theilnahme fände, die diesjährige Zuſammenkunft in Schwerin zu veranſtalten, ſpäter manche Bedenken erhoben hatten, ſo wurde vom Vorſtande die Stadt Sternberg als Verſammlungsort gewählt. Es ſtand von vorne herein zu erwarten, daß in dieſer ſo gewaltſam erſchütterten Zeit, in welcher das politiſche Intereſſe das wiſſenſchaftliche einft- weilen gänzlich unterdrückt hat, der Beſuch der Verſammlung nicht ſehr zahlreich ausfallen würde. Dies war nun auch in der That der Fall, indem von den älteren Mitgliedern des Vereins nur die Hrn. Huth, Madauß, v. Maltzan, Schenck, F. Timm und der Unterzeichnete ſich eingefunden hatten, welchen ſich noch die Hrn. Brockmüller und Rötger als neue Mitglieder anſchloſſen. \ Die Verſammlung ward damit eröffnet, daß der Unter zeichnete einen Bericht darüber abſtattete, wie ſich die An⸗ gelegenheiten des Vereins in dem verfloſſenen erſten Jahre ſeines Beſtehens geſtaltet haben. Die Anzahl der Mitglieder hat ſich im Laufe dieſes Jahres um 22 vermehrt, ſo daß der N

3

Verein gegenwärtig 50 ordentliche Mitglieder zählt. Ihre Namen ſind folgende: 1. Benecke, Inſpector in Gr. Latzkow. 2. Berend, Apotheker in Schwerin. 3. v. Berg, Gutsbeſitzer auf Neuenkirchen. 4. Betcke, Dr. med. in Pentzlin. 5. Beuthe, Bauſchreiber in Neuſtrelitz. 6. Boll, E. in Neubrandenburg. 7. Brockmüller, Lehrer in Grabow. 8. Brückner, A. Dr. med. in Schwerin. 9. Brückner, G. Obermedicinalrath in Ludwigsluſt. 10. Brückner, L. Dr. med. in Neubrandenburg. 11. Brückner, W. Präpoſitus in Gr. Giewitz. 12. Daniel, Bürgermeiſter in Rehna. 13. Ebeling, Dr. Lehrer a. d. Realſchule in Schönberg. 14. Füldner, Lehrer am Gymnaſium zu Neuſtrelitz. 15. Gentzen, Bibliothekar in Neuſtrelitz. 16. Gerdeß, Rector der Schule in Ludwigsluſt. 17. Görner, Theaterdirector in Neuſtrelitz. 18. Griewank, Prediger in Daſſow. 19. Griſchow, Dy. Apotheker in Stavenhagen. Heinroth, Schornſteinfegermeiſter in Stavenhagen. Huth, Rector der Stadtſchule in Krakow. Karſten, Gerichtsrath in Schönberg. „Kirchſtein, Dr. Lehrer a. d. Kadettenſchule in Schwerin. Knebuſch, Advokat in Schwerin. Koch, A. Geh. Amtsrath in Sülz. Koch, F. Gradiraufſeher in Sülz. Langbein, Caonrector in Schönberg. Langmann, Lehrer a. d. Realſchule in Neuſtrelitz.

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29. Liſch, Archivar in Schwerin.

30. Lorenz, Dr. med. in Krakow.

31. Madauß, Goldarbeiter in Grabow.

32. v. Maltzan, A. Gutsbeſitzer auf Peutſch, in Rothenmoor. 33. v. Möller-Lilienſtern, Gutsbeſitzer, auf Rothſpalk. 34. v. Müller, Forſtmeiſter in Sternberg.

35. Ritter, Prediger in Vietlübbe.

36. Rötger, Apotheker in Sternberg.

37. Sarnow, Apotheker in Schwerin.

38. Schenck, Dr. Präpoſitus in Pinnow.

39. Scheven, Dr. med in Malchin.

40. Schmidt, Plantagendirector in Ludwigsluſt.

41. Segnitz, Cand. d. Theol. in Schwerin.

42. Siemerling, Dr. Apotheker in Neubrandenburg. 43. Timm, sen. Apotheker in Malchin.

44. Timm, F. jun. Apotheker in Malchin.

45. Virck, Landbaumeiſter in Sülz.

46. Vortiſch, Prediger in Satow.ñ—

47. Willebrandt, Cand. d. Theol. in Granzin.

48. Wittmütz, Dr. Lehrer in Schönberg.

49. Wundemann, Conrector in Goldberg.

50. Zander, Prediger in Barkow bei Plau.

Nach den verſchiedenen Ortſchaften vertheilen ſich die Mitglieder folgendermaßen:

Schwerin 7 Ludwigsluſt Neuſtrelitz 5 Malchin Schönberg 4 Neubrandenburg r Silz

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Grabow Barkow

Krakow Giewitz, Gr. Stavenhagen - Gramin Sternberg Latzkow, Gr. Neuenkirchen N Daſſow Pinnow Goldberg Rothenmoor 51 1 Pentzlin Rothſpalk f Rehna Satow Vietlübbe

Die Einnahme des Vereins betrug vom 26. Mai

1847 bis zum 14. Juni 1848:

a) an Jahresbeiträgen von 43 Mitgliedern 43 . 9.

5) für 38 verkaufte Ex, des Iften Heftes des Archivs, a 8 e 8 12 = 16 c) Geſchenk des Hrn. Baron A. v. Maltzan 2 1 = S. 57 . 17 On

Die Ausgabe betrug: a) Druckkoſten für das erſte Heft des Arche 46 . 6 9: b) für das Heften von 300 Ex des Archivs 6

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c) diverſe Verlagsunkoſte n 3 ũ⸗„ 3 a)" Porto EIER 129% Ine Ne . ne : 12

179° Scyeeibmalerialienee n Verbindungen mit auswärtigen Vereinen ähnlicher Ten⸗ denz ſind bisher nur erſt mit der oberheſſiſchen Ge— ſellſchaft für Natur- und Heilkunde angeknüpft worden, welche bei Ueberſendung ihres erſten Jahresberichtes durch ihren Secretair Hrn. Prof. Dy. Phöbus in Gießen den

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Wunſch dba mit unſerem Vereine in elne Druckſchriften-Tauſch zu treten.

An dieſen letzten Punkt anknüpfend ging man zu wei⸗ teren Verhandlungen über, und beſchloß Verbindungen mit anderen deutſchen naturwiſſenſchaftlichen Vereinen einzuleiten, und bevollmächtigte den Unter: zeichneten, dieſelben im Namen unſeres Vereins anzuknüpfen.

Da ſich bei den im erſten Vereinsjahre hinſichtlich unſerer Statuten gemachten Erfahrungen einige Unzulänglich⸗ keiten derſelben herausgeſtellt hatten, ſo wurden ſie an den betreffenden Punkten auf Beſchluß der Verſammlung (nach 8. 12) abgeändert und ergänzt. Dies ift mit §. 5, 7 und 10 geſchehen, in welchen die in dem nachſtehenden Abdruck der Statuten mit geſperrter Schrift gedruckten Stellen die beſchloſſene Abänderung enthalten.

§. 1. Zweck des Vereins ift, die Naturgeſchichte Me⸗ klenburgs und der angränzenden Länder nach allen Bezie— hungen hin zu erforſchen, und eine engere Verbindung zivifchen - den Freunden derſelben zu vermitteln.

§. 2. Die Mitglieder des Vereins verpflichten ſich ent— weder ſelbſt einzelne Theile der vaterländiſchen Naturgeſchichte zu bearbeiten, oder andere Mitglieder, welche ſolchen Arbeiten ſich unterziehen, nach Kräften dabei zu unterſtützen.

§. 3. Jährlich wird in der Woche nach Pfingſten eine allgemeine Verſammlung der Mitglieder in derjenigen Stadt des Landes veranſtaltet, welche dazu auf der letzt vorher— gehenden Verſammlung beſtimmt worden iſt.

8.4. Auf dieſen Verſammlungen wird das Intereſſe des Vereins verhandelt, und werden diejenigen Abhandlungen vorgetragen oder vorgelegt, welche von Mitgliedern im Laufe

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des Jahres über Gegenſtände der vaterländiſchen Natur- geſchichte gearbeitet worden ſind. Die Themata der vor— zutragenden Abhandlungen werden 14 Tage vorher dem Vor⸗ ſtande angezeigt.

§. 5. Sind dieſer Abhandlungen fo viele, daß fie ge— druckt ein Heft von 6 bis 8 Bogen füllen, ſo werden ſie von Zeit zu Zeit durch den Druck veröffentlicht Hinſichtlich der den Abhandlungen zu Grunde gelegten Themata kann die Geſellſchaft eine Kritik üben, und ſie entſcheidet durch ein Bal— lotement über die Zuläſſigkeit derſelben. Sollte dem Vorſtande die Ausführung einer Arbeit bei näherer Erwägung nicht zum Druck geeignet erſcheinen, ſo bringt er die Entſcheidung dar— über an die nächſte Verſammlung. Jedes Mitglied erhält gratis und unfrankirt ein Exemplar der Vereinsſchrift. Die Verfaſſer der einzelnen Abhandlungen erhalten auf ihren Wunſch 12 Separatabdrücke derſelben. Drei Exemplare der Vereinsſchrift werden als Eigenthum der Geſellſchaft auf— bewahrt. Die ſpäter dem Verein ſich an— ſchließenden Mitglieder erhalten auf Verlan— gen die früheren Jahreshefte zu / des Laden— preiſes.

§. 6. Da die Verhältniſſe es noch nicht geſtatten, ein allgemeines vaterländiſches Muſeum anzulegen, ſo werden die Mitglieder es ſich zunächſt angelegen fein laſſen, ihre Privat⸗ ſammlungen durch gegenſeitigen Doubletten-Austauſch möglichſt zu vervollſtändigen.

§. 7. Die Geſchäftsführung übernimmt ein Vorſtand von 3 Mitgliedern, von denen 2 auf 5 Jahre, ein drittes aber von dieſen beiden Vorſtandsmit— gliedern jährlich aus dem Orte, oder aus der Nachbar-

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ſchaft des Ortes gewählt wird, in welchem die nächſtfolgende Verſammlung ſtattfindet.

§. 8. Ein Mitglied des Vorſtandes übernimmt ins— beſondere die Kaſſe, beſorgt die Druckangelegenheiten der Ver— einsſchrift und die Zeitungsinferate. f

8. 9. Zur Beſtreitung der Druckkoſten, Zeitungsinſerate und des Portos für die Geſchäftscorrespondenz des Vorſtandes zahlt jedes ordentliche Mitglied jährlich einen Beitrag von 1 Rtl. pr. Cour., entweder am Tage der allgemeinen Ber ſammlung, oder fendet denfelben innerhalb der nächſten 14 Tage nach der Verſammlung portofrei an den Kaſſen⸗ führer ein. Iſt die Einzahlung bei dem Erſchei— nen des Jahresheftes noch nicht erfolgt, ſo wird der Beitrag bei Ueberſendung des Jahres— heftes durch Poſtvorſchuß wahrgenommen.

§. 10. Wer als Mitglied in die Geſellſchaft aufge— nommen zu werden wünſcht, oder wer aus dem Verein aus— ſcheiden will, hat dies dem Vorſtande anzuzeigen.

Ss. 11. Die Geſellſchaft behält ſich vor Ehrenmitglieder und correspondirende Mitglieder zu ernennen.

§. 12. Nöthig erſcheinende Abänderungen der Statuten bleiben jeder Jahresverſammlung vorbehalten.

§. 13. Abweſende Mitglieder find an die Beſchlüſſe der Verſammlung gebunden.

Nach §. 7 wurden nun F. Timm und der Unter— zeichnete zu Vorſtands mitgliedern auf 5 Jahre: erwählt, und letzterem die Redaction der Jahreshefte und die Kaſſenführung übertragen. Beide beſchloſſen darauf den leider nicht anweſenden Hrn. Dr. Grif cho w zu erſuchen, auch noch für das nächſte Jahr im Vorſtande zu verbleiben, wozu

derſelbe ſich auch ſpäter bereit erklärt hat. Als Ort für die in der Pfingſtwoche des Jahrs 1849 ſtattfindende Ver⸗ ſammlung ward Güſtrow beſtimmt, und beſchloſſen, da die Einladungen zu dieſen Jahresverſammlungen durch die öffent⸗ lichen Blätter nicht immer allen Vereinsmitgliedern bekannt würden, jedem einzelnen Mitgliede einige Zeit vor der Zus ſammenkunft eine gedruckte Einladung zu derſelben zu überſchicken.

Sodann machte die Verſammlung von dem ihr nach §. 11 zuſtehenden Rechte Gebrauch, und ernannte zu Ehren= mitgliedern

Hrn. Prof. Dr. Beyrich in Berlin, und Hrn. Dr. v. Hagenow in Greifswald.

In Bezug auf den in 8. 6 angeregten Doubletten⸗ Austauſch erbot ſich Hr. Madauß einen Pflanzen— austauſch zwiſchen den Vereinsmitgliedern zu vermitteln, und forderte dieſelben auf, ihm zu dieſem Zwecke Doubletten⸗ und Deſideratenverzeichniſſe frankirt nach Grabow einzuſenden. Die Geſellſchaft ſprach den Wunſch aus, daß ſich auch für Zoologie, Mineralogie und Petrefactologie ähnliche Tauſch⸗ vereine in ihr bilden möchten.

Darauf wurden der Verſammlung die in dieſem zweiten Jahreshefte enthaltenen Abhandlungen vorgelegt, und deren Abdruck genehmigt; leider ift Hr. Dr. Betcke verhindert geweſen die im vor. Jahre verheißene Monographie der meklenburgiſchen Rubus-Arten zu vollenden, weßhalb dieſelbe erſt im nächſten | Hefte mitgetheilt werden kann. Der Unterzeichnete zeigte an, daß er für das nächſte Heft eine Abhandlung über die Con- chylien Meklenburgs, fo wie ein Verzeichniß der me— klenburgiſchen Lepidopteren zu liefern beabſichtige,

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und legte Materialien zu letzterem vor, welche ihm vom Hrn. Paſtor Sponholtz in Rülow und Hrn. Geh. Amtsrath Koch in Sülz mitgetheilt waren; auch Hr. Rector Huth und Hr. Präpoſitus Schenck erklärten ſich bereit, dieſe Arbeit zu unter- ſtützen . Hr. Huth berichtete, daß Hr. Dr. Lorenz in Krakow die meklenburgiſchen Fiſche zu bearbeiten wünſche, nur fehle es ihm dazu an den nöthigen literariſchen Hülfsmitteln; die anweſenden Mitglieder erboten ſich, den— ſelben, ſo weit es in ihren Kräften ſtände, damit zu unter⸗ ſtützen.

Nach einem e Mittagsmahle trennte ſich die Geſellſchaft.

Mit der dringenden Bitte an alle Mitglieder des Ver⸗ eins, demſelben bei den jetzigen allen wiſſenſchaftlichen Beftre- bungen ſo ungünſtigen Zeitverhältniſſen eine recht thätige a nahme zu bewahren, ſchließt dieſen Bericht

E. Boll.

) Um möglichſte Vollſtändigkeit bei dieſem Verzeichniſſe zu er⸗ reichen, richte ich an alle Lepidopteren⸗Sammler Meflenburgs- die Bitte, zu dieſer Arbeit mitzuwirken, und ſich zu dieſem Zwecke mit mir in Correspondenz zu ſetzen.

f E. Boll.

ze TR 2. Die Säugethiere

der 1 N deutſchen Oſtſeeländer Holſtein, Meklen⸗ burg, Pommern und Rügen,

von

Ernst Soll.

Das Studium der Zoologie hat bis jetzt überall in Bezug auf die Anzahl ſeiner Verehrer hinter dem der Botanik zu— rückgeſtanden. Auch in Meklenburg und den Nachbarländern haben wir den zahlreichen Botanikern nur ein ſehr kleines Häuflein von Zoologen gegenüber zu ſtellen. Der Grund dieſer Erſcheinung iſt leicht aufzufinden. Erſtlich ſind die an ihren Standort gefeſſelten Pflanzen leichter zu erlangen als die frei umherſchweifenden Thiere, in deren Beſitz der Zoologe nur durch vielfache Liſt und ausdauernde Nachſtellungen ge— langt; ſodann aber kann auch der Luft Sammlungen anzu— legen, welche jeden Freund naturhiſtoriſcher Forſchung beſeelt, bei dem Studium der Botanik leichter genügt werden, als bei dem der Zoologie. Wir ſehen daher auch bei dieſem letzteren diejenigen Thierklaſſen auffallend von den Naturfreunden be— vorzugt, welche durch ihre Eigenthümlichkeit für einen Privat— mann zur Aufbewahrung vorzugsweiſe ſich eignen, nämlich Lepidopteren, Käfer und Conchhlien.

Aber auch in anderer Weiſe hat unſere Fauna der Flora nachſtehen müſſen, indem die Kultur unſerer Länder, welche beiden ſehr feindſelig ſich erzeigt hat, der Fauna am nachtheiligſten geweſen iſt. Die dichtgedrängten Schaaren der Kulturpflanzen haben freilich den größten Theil des Landes

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in Beſitz genommen, und zahlreiche in ihrem Gefolge befind— liche Unkräuter haben ſich unter unſeren einheimiſchen Pflanzen eingebürgert; gänzlich verdrängt iſt aber von dieſen letzteren kaum eine einzige, wenn auch die Anzahl ihrer Individuen ungemein vermindert worden iſt. Von den größeren einhei— miſchen; mehr in die Augen fallenden Pflanzen werden in unſeren älteſten Urkunden und Geſchichtswerken viele genannt, z. B. die Erle, die Haſelſtaude, die Fichte, die Weide, die Linde, die Eſche, die Hainbuche, die Rothbuche; alle dieſe Arten ſind noch jetzt Bürger unſerer Flora. Es wird in den Urkunden keine Pflanze erwähnt, welche wir jetzt als verloren betrachten müßten, und auch in den Torfmooren finden wir nur Stämme jetzt einheimiſcher Baumarten; nur in Holſtein iſt die Fichte ſchon vor Jahrhunderten ausgerottet, a erſt in neuerer Zeit wieder eingeführt worden.

Anders geſtaltet ſich dies Verhältniß für unſere Fauna, und zwar am meiſten für diejenige Klaſſe von Thieren, mit welcher wir uns hier näher beſchäftigen wollen. Wir werden unſere Betrachtungen daher auch auf dieſe Klaſſe allein be— ſchränken. Wenn wir mit Hülfe hiſtoriſcher Forſchungen unſere Säugethier-Fauna in der Geſtalt wieder herzuſtellen ver— ſuchen, welche fie beſaß, als der Menſch feinen gewaltſamen Ein- fluß auf ſie noch nicht ausgeübt hatte, ſo ſcheint dieſelbe ur— ſprünglich aus ungefähr 45 Arten beſtanden zu haben. Von dieſen ſind 7 der größten und ſtärkſten Arten gämlich aus— gersttet worden, und zwar 3 Raubthiere, 3 Wiederkäuer und 1 Nagethier, alfo etwas mehr als / des ganzen Beſtandes. Alle übrigen, mit Ausnahme der kleineren Arten, ſind der An— zahl nach ſehr vermindert worden, und zwar einige ſo ſtark, daß auch ſie bald gänzlich vertilgt ſein werden; zunächſt wird

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dies wohl mit der wilden Katze und der Sumpfotter der Fall ſein. Die ausgerotteten Arten ſind von dem Menſchen durch 8 Hausthiere erſetzt worden, welche er als feine dienſt— baren Gefährten faſt über die ganze bewohnte Erde mit ſich geführt, und überall eingebürgert hat, und deren erſter Aus- gangspunkt eben ſo zweifelhaft iſt, als der der Cerealien, und

der des Menſchen ſelbſt. Außerdem iſt noch eine Hirſch-Art

bei uns eingeführt, und 4 Nagethiere ſind eingewandert. Dieſe letzteren ſehr läſtigen Gäſte ſcheinen ſämmtlich aus Aſien ge— kommen zu ſein, dem Erdtheile, aus welchem uns in dem Zuge von Oſt nach Weſt ſchon ſo viel Gutes und Böſes ge— bracht worden iſt. Vielleicht haben ſich auch einige Fleder— mäuſe in Begleitung des Menſchen bei uns angeſiedelt. Unſere jetzige Fauna beſteht demnach aus 50 Arten, von denen

wenigſtens 13 (alſo faſt Ya) derſelben ihr urſprünglich fremd

waren.

In der Anordnung des nachfolgenden Verzeichniſſes bin

ich Voigts deutſcher Bearbeitung von Cüviers Thierreich Bd. 1. (Leipzig 1831) gefolgt. Ueber Holſtein benutzte ich ein handſchriftliches Verzeichniß meines geehrten Freundes des Hrn. Pohlmann in Lübeck. Ueber Meklenburgs Säugethiere fin⸗ den ſich manche gute Notizen in Siemſſens Magazin, ſo wie über die pommerſchen von Creplin in Bartholds Geſchichte von Pommern und Rügen Bd. 1. S. 69 ff. Ein Ver⸗ zeichniß der pommerſchen Säugethiere hat Hr. v. Homeher im erſten Hefte der Beiträge zur Kunde Pommerns (Stettin 1847) S. 13 ff. mitgetheilt; auch ein Beſuch des Greifs⸗

walder Muſeums hat mir manche Aufſchlüſſe über dieſelben

gewährt. Ueber die Mark Brandenburg benutzte ich die Fauna Marchica von Schulz (Berlin 1845), und über

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Bi u Preußen Bujads treffliche Naturgeſchichte der höheren Thiere mit beſonderer Berückſichtigung der Fauna Prussica (Kö⸗ nigsberg 1837). ö Die ausgerotteten Arten find mit einem 1, die einge⸗ führten mit einem ' und die eingewanderten mit“ bezeichnet.

I. Ordo. Volitantia.

1. Plecotus auritus L. Das gemeine Langohr, die langöhrige Fledermaus. In allen drei Ländern häufig. 2. Vesperugo serotinus Schreb. Der ſpäte Abend⸗ flatterer. In Pommern (Greifsw. M.). In der Mark ſoll er nicht ſelten fein, in Meklb. und Holft. iſt er wahr: ſcheinlich nur überſehen worden.

3. Vesperugo discolor Natt. Der weißſcheckige

Abendflatterer. In Pommern (Greifsw. M.). Er ſoll

auch in der Mark vorkommen, aber ſelten.

4. Vesperugo Noctula Schieb. Die große Speck⸗ maus. In allen drei Ländern ſehr häufig.

5. Vesperugo Pipistrellus Daub. Die Zwerg⸗ fledermaus. In Meklenburg (Siemf.) und Pommern.

(Greifsw. M)

6. Vespertilio murinus Schieb. Die gemeine Fledermaus. In allen drei Ländern häufig. .

7. Vespertilio Daubentonii Leisl. In Holſtein (Boie in der Iſis 1830 S. 256) und Pommern (Greifsw. M.)

8. Synotus Barbastellus Daub. In Pommern (Greifsw. M.) 9 5 Anm. In der Mark fehlen No. 5. 7 und 8, und es finden ſich dort Ves perugo Nathusü K. et B. und Ves- pertilio Bechsteinii Leis. welche in den deutſchen Dftfee-

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ländern noch nicht beobachtet worden ſind. In der Fauna prussica fehlen No. 6 und 8, und es findet ſich dort noch Vespertilio Naitereri Kuhl, welche in unſerer Fauna nicht vorhanden zu ſein ſcheint. Vielleicht gehören einige unſerer Fledermäuſe zu dem Gefolge, welches den Menſchen, theils mit, theils wider ſeinen Willen, bei ſeinen Wanderungen und Anſiedelungen auf der Erde begleitet hat. Die Vorliebe mancher Arten für altes Gemäuer und menſchliche Wohnungen, welche ſie zu ihrem Aufenthaltsorte wählen, ſcheint für meine Vermuthung zu ſprechen.

2. Ordo. Insectivora.

9. Erinaceus europaeus L. Der gemeine Igel,

Schwein-Igel. Da dies Thier keinen Schaden anrichtet,

ſondern den Mäuſen eifrig nachſtellt, ſo verdiente es mehr

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gegen die Verfolgungen, welche es noch immer zu erleiden hat, in Schutz genommen zu werden. Mein Bruder war einſt

Augenzeuge von der Liſt, mit welcher ein Hund ſich eines

Igels zu bemächtigen wußte. Der Hund entdeckte ihn in | einem kleinen Gehölze unweit eines Grabens; fein fofortiger

Angriff auf denſelben war aber vergebens, weil der Igel ſich

ſogleich zuſammenkugelte und der Hund fi) an den ihm über⸗ |

all entgegenſtarrenden Stacheln die Schnauze verwundete. Sehr bald aber änderte er ſeinen Angriffsplan; er rollte den Igel, indem er ihn mit der Schnauze anſtieß, vor ſich her, gerade auf den Graben zu. Als der Igel in das Waſſer fiel, ſtreckte er, um nicht zu verſinken, Kopf und Pfoten aus,

und dieſen Augenblick benutzte der Hund, ihn an ſeinen

ſtachelloſen Theilen zu erfaſſen und zu tödten.

1

10. Sorex araneus Schreb. Die gemeine Spitz— maus. In allen drei Ländern häufig, auch in N Mark, aber für Preußen zweifelhaft.

11. Sorex fodiens Pall. Die Waſſerſptzmaus Ebenfalls nicht ſelten.

12. Sorex pygmaeus Pall. Die Zwergſpitzmaus. Selten: in Meklenburg (nach Gradenhorſt in Voigts Bear⸗ beitung von Cüviers Thierreich Bd. 1. S. 128), in Pom⸗

mern (Greifsw. Muf. und Homeyer); in der Mark und in

Preußen fehlt ſie. Dies iſt das kleinſte aller bekannten Säugethiere, ohne Schwanz nur 2 Zoll lang. 1 Anm. Hr. v. Homeyer führt als pommerſche Spitz- mäuſe auch noch Sorex leucodon Herrm. und teira- gonurus Herrin. an. Cüpier a. a. O. S. 129. Anm. 1. rechnet die erſtere als Varietät zu S. araneus, und letztere hält er nur für eine Altersverſchiedenheit von S. fodiens ob mit Recht, müſſen wir dahingeſtellt ſein laſſen.

13. Talpa europaea L. Der gemeine Maulwurf. Sehr häufig; nur auf der rügenſchen Halbinſel Wittow ſoll er fehlen, was ich indeſſen bezweifele. Wie der heilige Pa- tricius alle Reptilien aus Irland verbannt haben ſoll, ſo ſoll auch, wie das Landvolk auf Rügen glaubt, ein weiſer Mann die Maulwürfe von Wittow hinweggewieſen haben! Auch Albinos kommen unter ihnen vor; in Holſtein ward, nach Hrn. Pohlmanns Angabe, ſchon ein weißer Maulwurf er⸗ legt. Durch Vertilgung der Inſecten, Larven und Regen— würmer macht ſich der Maulwurf ſehr nützlich; den Pflanzen ſchadet er nur durch Aufwühlen des Bodens, nicht aber durch Verzehren der en wie man früher glaubte.

BR ir 3. Ordo. Carnivora.

14. Ursus Arctos L. Der braune Bär. In

unſerer Fauna, wo die Bären nach der Lebensbeſchreibung

des Apoſtels von Pommern, des Biſchofs Otto von Bam⸗ berg, zu Anfange des 12ten Jahrhunderts noch häufig waren, ſind ſie ſchon ſeit längerer Zeit ausgerottet. In Pommern ward noch im J. 1625 ein Bär in der Gollnower Haide erlegt, welcher ſich wahrſcheinlich aus Polen oder Preußen da⸗ hin verirrt hatte. ) Auch in den benachbarten Faunen ſind ſie verſchwunden; in Preußen waren ſie noch zu Anfange des vorigen Jahrhunderts häufig, und noch im J. 1770 traf man ſie hin und wieder dort an.

15. Meles Tuæus Cub. Der Dachs. Im Ganzen ſchon ſelten; auf Rügen ward er erſt im Anfange dieſes Jahr⸗ hunderts ausgeſetzt, hat ſich aber dort nur wenig vermehrt.

16. Mustela Martes L. Der Baummarder. Nicht ſelten. Ä

17. Mustela foina L. Der Steinmarder. Diefe Art wird in neueſter Zeit in manchen Gegenden, z. B. bei Neu⸗ brandenburg, merklich ſeltner.

18. Mustela Putorius L. Der Iltis. Häufig.

19. Musceln Erminea L. Das Hermelin. In Pommern (Crep. Hom.); in Meklenburg noch nicht fo ſelten als man in der Regel glaubt; ich ſah Exemplare, welche bei Ludwigsluſt und bei Neubrandenburg gefangen waren.

20. Mustela vulgaris Briss. Das gemeine Wieſel. Nur auf Rügen ſelten, ſonſt ziemlich häufig.

) Micrälius vom alten Pommerlande. Lib. IV. cp. 3.

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21. Zutra Lutreola Erz. Sumpfotter (in Meklen— burg: Nörz, Nörks oder Mänk). Für Pommern zweifelhaft (Hom.) und in Meklenburg ſelten: in der Lewitz, bei Schwerin, bei Plau auf der Elde, bei Korleputt im Amte Roſſewitz (Freimüth. Abendbl. J. 1818). Das Wort Nörks, mit welchem man in Meklenburg auch unreinliche Kinder zu be— zeichnen pflegt, gehört zu den wenigen Ueberbleibſeln der

ſlaviſchen Sprache, welche ſich bei uns noch erhalten haben. Im ſüdlichen Rußland heißt dies Thier, wie Pallas berichtet, norka. In der Mark und in Preußen fehlt die

Sumpfotter. | { 22. Luta vulgaris Err. Die gemeine Fiſchotter.

Ziemlich häufig. f 23. Canis Vulpes L. Der gemeine Fuchs. Häufig. 24. Canis Lupus L. Der gemeine Wolf. In allen drei Ländern ausgerottet. Im 17ten Jahrhundert war er in Meklenburg noch ſo häufig, daß der Herzog Guſtav Adolf im J. 1695 eine Verordnung über die Wolfsjagden erließ; auch im J. 1720 ſollen ſie in der Umgegend von Güſtrow noch häufig geweſen fein. ı) Auf Rügen wurde die letzte öffentliche Wolfsjagd im J. 1695 angeſtellt. ) Der meklenburgiſche Geſchichtsſchreiber David Franck, welcher von 1705 bis 7 Hauslehrer zu Streſow in Pommern war, hatte das Unglück daſelbſt in eine Wolfsgrube zu fallen, in welcher ſich ein lebendiger Wolf befand. Er hatte aber beim Falle ſo viel von der Bedeckung der Grube mit ſich hinabgeriſſen, daß dadurch zwiſchen ihm und dem darunter liegenden Wolf

) Siemſſen Magazin Bd. 1. S. 54 ff. ) Grümbke, die Inſel Rügen Bd. 1. S. 122.

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eine trennende Decke entſtand, und dieſer ihm alſo nichts au— haben konnte; fo ward er glücklich gerettet 9. Vor 40 Jahren kam der Wolf noch häufig über die gefrorne Oder aus Hinterpommern nach Vorpommern, namentlich in die großen Wälder der Ueckermünder Gegend; mitunter verlief er ſich ſelbſt noch bis in Meklenburg und Holſtein hinein; im J. 1806 ſoll in letzterem Lande im Amte Neumünſter ein Wolf erlegt ſein. Jetzt iſt er aber auch in Hinterpommern fo weit ausgerottet, daß ſich nur ſelten ein einzelner, wahr⸗ ſcheinlich aus Polen oder Preußen eingewanderter, zur Winters⸗ zeit dort blicken läßt (Hom.). In Preußen ift er noch häufig. In die Mark verirren ſich bisweilen noch einzelne aus den angränzenden Ländern.

25. Canis familiaris L. Der Haushund in vielen Varietäten.

26 Felis Catus ferus L. Die wilde Katze. Früher häufig, in Pommern ſeit 80 Jahren ausgerottet. In Me⸗

klenburg iſt nach Ausſage des Hrn. Baron A. v. Maltzan vor etwa 2 Jahren bei Rothſpalk unweit Teterow ein Exem⸗ plar erlegt worden, welches an das Muſeum in Kiel gelangt fein fol. Für Preußen iſt fie zweifelhaft

27. Felis Catus domesticus L. Die Hauskatze.

Ihre Abſtammung von der vorigen Art iſt noch zweifelhaft. |

7 28. Felis Lynæ L. Der gemeine Luchs. Noch zu

Anfange des 18ten Jahrhunderts war er in Meklenburg nicht

ſelten; als aber die Forſtordnung vom J. 1706 einen Preis von 2 . auf feinen Kopf ſetzte, ward er bald ſehr ver⸗ mindert. Der letzte Luchs ſoll im J. 1758 bei Gotthun an

) Siehe die Lebensbeſchreibung Francks im letzten Bande feines alten und neuen Meklenburg S. 20.

der Minitz erlegt worden ſein.) In Pommern ſoll der letzte im Forſtrevier Aalbude, etwa um das J. 1778, vor: gekommen ſein. (Hom.) Auch in Holſtein und der Mark iſt er ausgerottet; in Preußen zeigt er ſich mitunter noch als Ueberläufer aus Polen und Rußland.

4. Ordo. Rosores.

| 29. Sciurus vulgaris L. Das gemeine Eich⸗ hörnchen. Häufig, fehlt aber auf Rügen.

30. Myozus Glis Gm. Der Siebenſchläfer. In Holſtein und Pommern iſt er noch nicht geſehen, in Meklen⸗ burg nur ſehr ſelten: im J. 1825 ward er bei Madſow und Poppendorf in den Dohnen gefangen e), und in Neu⸗ brandenburg ſoll vor mehreren Jahren Jemand ein einhei⸗ miſches gezähmtes Individuum beſeſſen haben. Auch bei Pu⸗ ſtohl (Schenck) und Teterow (F. Timm) iſt er gefangen. In der Mark und Preußen ſelten.

31. Myozus Nitela Schreb. Der Eichelſchläfer. In Holſtein (Pohlm.) und Meklenburg (Siemf.) ſehr felten, in Pommern noch nicht gefunden. In der Mark gleichfalls ſelten, für Preußen zweifelhaft.

32. Myozus avellanarius L. Der Haſelſchläfer. Sehr ſelten: in Holſtein (Rohlm.) und auf Rügen (Horn⸗ ſchuch ). In Preußen und der Mark ebenfalls ſehr ſelten. 4 Re

233. Mus Rattus L. Die gemeine Ratte. Sie ift .

) Siemſſen Magazin Bd. 2. S. 24 ff. 2) Freimüth. Abendbl. No. 357. 389.

3) Archiv ſkandinav. Beiträge zur Naturgeſch. Bd. 2. H. 1. S. 178 Anm.

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erſt im Mittelalter in Europa eingewandert, und war früher in unſeren Ländern ungemein häufig. Jetzt iſt ſie aber in manchen Gegenden durch die ihr feindliche folgende weit grö— ßere Art faſt gänzlich verdrängt worden.

234. Mus decumanus all. Die braune Ratte, Wanderratte. Sie ſtammt aus Aſien, überſchritt im J. 1727 die Wolga, und erſchien 1760 zuerſt in Deutſchland. Bei uns iſt ſie jetzt viel häufiger als die vorige.

35. Mus Musculus L Die Hausmaus. Sie hat ſich mit dem Menſchen über die ganze Erde verbreitet; ihr urſprüngliches Vaterland iſt unbekannt.

36. Mus sylvaticus L. Die Waldmaus. Häufig.

37. Mus agrarius L. Die Ackermaus. Häufig, aber wahrſcheinlich aus Aſien eingewandert. |

238. Mus minutus Pall. Die Zwergmaus. In Holſtein häufig (Schleep )), in Neu-Vorpommern (Greifsw. Muſ.). In Meklenburg und der Mark iſt fie noch nicht gefunden, in Preußen aber kommt ſie vor. Nach Ho⸗ meyer's Angabe ſoll auch dieſe Art eingewandert ſein.

39. Cricetus vulgaris L. Der gemeine Hamſter. In Holſtein iſt er noch nicht geſehen. Sein Vorkommen in Meklenburg iſt zweifelhaft; er ſoll, wie mir Herr Paſtor Präfke in Weitin (bei Neubrandenburg) erzählte, einigemal bei Weitin erlegt worden fein. Für Pommern läugnet Creplin ſein Vorkommen, Homeyer führt ihn aber unter den

pommerſchen Säugethieren auf. Jedenfalls iſt er nur ſehr

ſelten, ebenſo wie in der Mark; für Preußen iſt er zweifelhaft. 40. Hypudaeus terrestris Civ. Die Schärrmaus.

) Iſis 1824. S. 892.

In Holſtein (Pohlm.), in Pommern (Greifsw. Muf.). Für die Mark iſt ſie zweifelhaft, in Meklenburg und Preußen iſt ſie noch nicht bemerkt. ö 41. Hypudaeus amphibius L. Die Waſſerratte. Häufig. 5

42. Hypudaeus arvalis Pull. Die kleine Feld— maus. Häufig.

43. Hypudaeus hercynicus Mehilis. Die rothe Wühlmaus. In Pommern (nach Hom.); fie fol aus Aſien ſtammen, und erſt in neuerer Zeit eingewandert ſein.

r 44. Castor Fiber J. Der Biber. Dies Thier war früher nicht ſelten in den Ländern, und da ſeine Jagd zu den Regalien gehörte, fo wird der Biber hin und wieder in Ur⸗ kunden erwähnt, wie z. B. in einer Urkunde vom J. 1198 (bei Dreger No. 32) nach welcher die Biber in der Ferſe und Weichſel den Johannitern zu Stargard in Pomerellen geſchenkt werden, und vom J. 1209, in welcher dem Kloſter Stolpe in Hinterpommern vier Dörfer zwiſchen der Radaune und Stolpe cum castoribus zugewieſen werden (codex Pomer. dipl. no. 90). Zu ſeiner Ausrottung haben ohne Zweifel die katholiſchen Geiſtlichen ſehr viel beigetragen, welche ihn als Faſtenſpeiſe benutzten, da ſie ihn und die Fiſchotter unter die Amphibien rechneten; nach derſelben Claſſification zählten ſie den Seehund zu den Fiſchen, wie auch noch jetzt die katholiſchen Geiſtlichen am Orenoko die Seekuh (Manati) in eben dieſe Thierklaſſe verſetzen 9. Zu Thomas Kantzotos Zeit, im Anfange des 16ten Jahrhunderts, waren die Biber in Pommern noch nicht ausgerottet ). In Me⸗

9) A. v. Humbeldt Reife Bd. 3. S. 387. ) Pemerama Bd. 2. S. 423.

klenburg ward der letzte im J. 1770 bei Wasdow unweit Gnoien auf der Trebel erlegt. ) In der Mark, wo fie früher ſehr häufig geweſen fein ſollen, find fie jetzt fehr ſelten; im J. 1725 wurde daſelbſt ihre Erlegung bei 200 . Strafe verboten ). In Preußen find ſie erſt ſeit Anfange dieſes Jahrhunderts ausgerottet, ſie kommen aber mitunter noch als Ueberläufer aus Polen herüber.

45. Lepus timidus L. Der gemeine Haſe. Häufig. Thomas Kantzow erzählt (2, 435.) „Auff Wittow haben die fürſten ein haſengehege, da ſeynt überaus viel haſen, und muß kein pawer daſelbſt einen hund haben, er habe denn nhur drey bein, oder ſei funft gelehmet! *

Anm. Sollte fih in Hinterpommern nicht vielleicht auch L. variabilis Pall. (L. borealis Nils.), der Wechſelhaſe, finden, welcher auf der kuriſchen Nehrung, bei Memel und Heidekrug in Oſtpreußen vorkommt? Er unter⸗ ſcheidet ſich von dem gemeinen durch ſeine Ohren, welche ne ald der Kopf find.

46. Lepus Cuniculus L. Das Kaninchen. Man hat in Meklenburg Verſuche gemacht Kaninchen in den Oſt⸗ ſeedünen anzuſiedeln, aber mit ſchlechtem Erfolge.

5. Ordo. Pachydermata.

47. Sus Scropha L. Das wilde Schwein. Früher ſehr häufig, jetzt aber vermindert es ſich ſtark; in Holſtein kommt es ſehr ſelten, vom Sachſenwalde im Lauenburgiſchen herunterſtreifend, vor, auf Rügen fehlt es gänzich. Das

9 Stenifen Magazin Bd. 2. S. 315.

2) Klöden diplom. Geſch. des Mata fe Woldemar. Bd. 1. S. 32. |

Be

zahme Schwein, welches in mehreren Varietäten vorkommt, ſoll von dem wilden abſtammen. Schweinezucht wurde bei der geringen Sorge, welche ſie erfordert, früher ungemein ſtark in unſeren Ländern betrieben, ſpäter aber, als die Waldungen, welche die Maſt lieferten, ſo ſehr gelichtet wurden, ward ſie zu ſehr vernachläſſigt. Erſt ſeit einigen Jahrzehnten wird ihr wieder eine größere Aufmerkſamkeit gewidmet.

48 Equus Caballus L. Das Pferd. Die in Me:

klenburg gezogenen Pferde werden mehr geſchätzt als die hol— ſteinſchen, und dieſe mehr als die pommerſchen. Erſtere ſollen namentlich hinſichtlich ihres Gangwerkes vor den holſteinſchen Vorzüge beſitzen, was man dem feſteren Wieſenboden in Me⸗ klenburg zuzuſchreiben geneigt iſt. Pommern würde ebenſo gute Pferde liefern können als Meklenburg, wenn man dort auf die Zucht dieſelbe Aufmerkſamkeit verwendete.

Die wilden Pferde, von denen Thomas Kantzow be— richtet, ſind nur verwilderte. Er erzählt (2, 422) „In der Ukermündiſchen heyde hats wilde pferde, die gehen bey gantzen hoden, dieſelbigen haben allerley farbe wie andere pferde, al— leine das ſie einen gelben ſtriemen über den rüggen haben, ſeint nicht übrig groß, aber ſehr feſte und arbeitſam. Man fenget fie im hagen, und fleget jnen ein ſtrick über den hals, und zewcht das zu, bis das fie ſchyr würgen. Darnach ver⸗ hembt man fie mit ſtricken, das man fie handeln und vort- bringen khan, und ſpent ſie etzliche tage nach einander für den pflugk, und treibet ſie ſo lange bis das jnen die wildheit und krafft gar gebrochen wirt. So lernt man ſie dan den zawm leiden, und werden darnach ſehr gute pferde daraus, die viele arbeitens und böſes erſtehen mügen.“ Auch in Me⸗

klenburg wurden zu Anfange des I7ten Jahrhunderts in der Lewitz wilde Pferde gehegt. )

49. Equus Asinus L. Der Eſel. Er wird hin und wieder gezogen, iſt aber im Allgemeinen nur ſelten.

6. Ordo. Ruminantia.

T 50. Cervas Alces L. Das Elen, Elch, Elendthier. Geweihe dieſer jetzt in ganz Deutſchland ausgeſtorbenen Hirſch— art findet man nicht ſelten bei uns in Modergruben und Torf— lagern; auch manche alte Ortsnamen ſcheinen auf die frühere Verbreitung derſelben in unſeren Gegenden hinzuweiſen, wie z. B. der Name des Dorfes Looſen im ſüdweſtlichen Theile von Meklenburg⸗Schwerin vielleicht von dem ſlaviſchen Worte los Elen abſtammt. Zu Th. Kantzows Zeit hat wahrſcheinlich das Elen noch in den pommerſchen Waldungen gelebt ). In Oſtpreußen iſt es noch jetzt nicht gänzlich aus- gerottet )

Anm. Das Wort Elen iſt, wie Bujack bemerkt, ſla⸗ viſchen Urſprungs; es iſt aus dem Worte jelen = Hirſch entſtanden, und alſo eigentlich nur ein Gattungsname. Das Wort Elch dagegen gehört dem indo-germaniſchen Sprad)- ſtamme an, und iſt dem griechiſchen 47%, Stärke, verwandt.

7 51. Cervus Tarandus L. Das Rennthier. Ich habe mich lange geſträubt die frühere Exiſtenz des Rennthiers in Mecklenburg anzuerkennen, und habe noch in meiner kleinen geographiſchen Schilderung von Meklenburg (S. 35 Anm.) Zweifel gegen dieſelbe ausgeſprochen. Kurz vor dem

) Rudloff meklb. Geſch. 3, 165. 2) Pomerania 2, 423. ) Bujack a. a. O. S. 83.

Druck dieſes zweiten Heftes erhielt ich aber vom Hrn Baron A. v. Maltzan eine von ihm gefertigte Zeichnung eines in dieſem Jahre im Moder bei Kölpin unweit Neubrandenburg gefundenen Geweihes, welche unzweifelhaft ein Rennthier-Ge⸗ weih darſtellt. Die größte Länge deſſelben beträgt 2 Li“, die größte Breite (von der Spitze des unterſten Zackens bis zu der des dritten) 2 5“ 64; die Länge des unterſten Zackens beträgt 152, die des dritten 151“ die der übrigen reſpective 3" und 5“. Hr. v. Dewitz auf Miltzow, welcher dies Ge— weih geſehen hatte, behauptete gleichfalls, ein ähnliches bei Miltzow gefunden zu haben. Als dritter Fundort wurde ſchon früher in den Jahrbüchern für meklenburgiſche Geſchichte und Alterthumskunde (Bd. XI. S. 496) Gerdshagen bei Güſtrow von Liſch angeführt. - 52. Cervus Elaphus L. Der Edelhirſch.

53 Cervus Dama L. Der Damhirſch. Er ſoll nach Cüvier aus der Berberei nach Europa verpflanzt fein. An manchen Orten bei uns iſt er häufiger als der Edelhirſch.

54. Cervus Capreolus. L. Das Reh. Es fehlt auf Rügen. Ne

55. Capra Aegagrus Gm. Die Hausziege. Früher gab es viele Ziegenheerden in unſeren Ländern, jetzt kommen die Ziegen faſt nur noch vereinzelt vor. f

56. Ovis Tragelaphus Cüv. Das gemeine Schaaf. Dies zahlreichſte aller unſerer Hausthiere, kommt in vielen Varietäten vor.

57. Bos Urus L. Der Auerochs, Auer. Schädel und Hörner dieſes jetzt in Deutſchland ausgeſtorbenen Thieres finden ſich häufig in den meklenburgiſchen und pommerſchen Alluvial-Lagern; in Holſtein, Schleswig und Dänemark ſoll

es, nach Forchhammers Ausſage, nicht vorhanden geweſen ſein ), was ich indeſſen bezweifeln möchte. Der lebende Auer iſt jetzt in Europa auf den Forſt Bialoweſcha im ruf ſiſchen Gouvernement Grodno beſchränkt. In Pommern ſoll der letzte in der zweiten Hälfte des 14ten Jahrhunderts in den tiefen Brüchen von Ratzebuhr vom Herzog Wratislaw V. erlegt ſein. Die Hörner deſſelben wurden in Silber gefaßt und eins davon ſchenkte er kurz vor ſeinem Tode dem Dome zu Kamin, das andere erbten ſeine Vettern. Erſteres iſt wahrſcheinlich daſſelbe Trinkhorn, welches noch jetzt in der Kaminer Amtswiek beim Schulzen aufbewahrt wird 2). Sein flaviſcher Name iſt tur, von welchem ſehr viele unferer Ortsnamen abzuleiten ſind, z. B. Turow, Thürkow u. a. m. Wahrſcheinlich führte auch das alte Land Tyne, der ſuͤd⸗ weſtliche Theil von Meklenburg-Strelitz, ſeinen Namen von dieſem Thiere, welches dort vorzugsweiſe häufig ſein mochte. Der alte deutſche Name des Auer iſt Weſand, Weſeme, und auch dieſen finden wir in dem Namen der von deutſchen Anz ſiedlern im Lande Turne erbaucten Stadt Weſemberg wieder. Dieſe unwirthliche, mit zahlloſen Seen und Teichen befäcte Gegend konnte ſich ganz beſonders zu einem Aufenthaltsorte dieſer Thiere eignen. Sollte der Auer nicht auch den Urſprung zu dem meklenburgiſchen Wappen gegeben haben? 58. Bos Taurus L. Das gemeine Rind. Von ihm werden ſehr viele Varietäten gezogen. Anm. Die Säugethiere der Oſtſee habe ich ſchon im erſten Hefte dieſes Archivs S. 70 ff. aufgezählt. | 5) Amtl. Ber. über die XI. Verſammlung 800 Land⸗ und Forſtwirthe in Kiel. Altona 1848. S.

=) =: Kantzow J, 397. Micrälius B. 3. Gb. > Creplin a. a. S. 74. Balt. Studien I. Heft und Bd. III. H. 1. S. 243.

| | |

Der leichteren Ueberſicht wegen folgt nachſtehend ein

Verzeichniß, in welchem die gegenwärtig in Holſtein, Me

klenburg, Pommern, der Mark Brandenburg und Preußen

lebenden Säugethiere neben einander geſtellt ſind.

Name.

Plecotus auritus Vesperugo Nathusii

1. 2. 3. serotinus 11 4. discoor .|.. 5. —— Noctula .| 6. - Pipistrellus| . . 7. Vespertilio murinus .| 8.———— Daubentoni 9.— Hechsteinii 10 Nattereri . it. Synotus Barbustellus . 12. Erinaceus europaeus ., 15.Sorex araneus.....| 14 fodiens = 15. pygmaeus....|.. 16 Talpa europẽ,“Px . 17 Meles Taxus ..... 18-Mustela Martes. 19.— foina.....

20 v1 Putorius .| 21 ——— Erxr minen 22 ———— vulgaris. 23 Lutra Lutreola ..

24. zovulganis. „2. , 2... .| 26. Lupus „oa:

97. familiaris.. ...|

28 Felis Catus dom. 29 ferus 30. Sciurus vulgaris 31 Myozus Glis 32. —%iᷓNit elles 33... avellanarius :|

* oo.

I:

|

45 | N. P. B. ber

5

2 2

Name.

3A. Mus Rallus 35. decumanus 36. Musculus

37. Sylvaticus 38. agrariuus 39. M 40. Cricetus vulgaris

41. Hypudaeus terrestris . 42. ———— amphibius .| 43.— ——- arvalis . . 44. —— hercynicus 45.Castor Fiber 46. Lepus timidus 47. variabilis. ... 48. Cuniculus. . . . 49. Sus Scropha...... 50. Equus Caballus 51. e 52. Cervus Aces 53.

ö Capreolus 36. Capra Aegagrus

57. Ovis Tragelaphus 58. Bos Taurus... ...

3. Verzeichniß

der bis jetzt in Meklenburg beobachteten Vögel, 5 von £

A. v. Klaltzan.

Bo weit ich aus gedruckten und ungedruckten Quellen Kunde von den bei uns beobachteten Vögeln erhalten, habe ich ſie in nachſtehendem Verzeichniſſe aufgeführt. Gedruckte Quellen ſind Siemſſens Handbuch der meklenburgiſchen Vögel (Roſtock 1794), und Zanders Naturgeſchichte der Vögel Meklenburgs (1838 ff., bis jetzt 6 Hefte). Ungedruckte Quellen find außer eigener Beobachtung, Collectaneen, welche von Hrn. E. Boll in Neubrandenburg geſammelt wurden, ſo wie Mittheilungen, welche ich Hrn. Forſtmeiſter v. Müller in Sternberg und Hrn. Lehrer Wüſtenei in Schwerin verdanke. Um weitere Forſchungen zu veranlaſſen, habe ich als Anhang die Vögel zuſammengeſtellt, welche bei uns bisher fehlen, aber in den Nachbarländern ſchon wahrgenommen ſind. N

In dem Verzeichniſſe bin ich der Anordnung und Nomen- clatur Naumanns gefolgt, deſſen Werk mehrere meiner Lands⸗ leute beſitzen. Die Arten, welche die ausgezeichnet ſchöne Sammlung des Hrn. v. Grävenitz in Doberan enthält, habe ich mit v. G. bezeichnet, da deſſen mir gütigſt mitgetheiltes Verzeichniß bei mehreren Arten meine einzige Gewähr if. Der Stern vor dem Namen bezeichnet die Arten, deren Eier meiner Sammlung noch fehlen, und ich werde es ſehr dankbar erkennen, wenn mir Jemand zur Vervollſtändigung derſelben behülflich ſein wollte, wobei es mir aber lieb ſein würde

30

Neſt und Eier zu erhalten, wenigſtens fo weit jene trans⸗ portabel ſind.

Bei dem Anhange wurde benutzt: für Pommern, v. Homeyers Verzeichniß der pommerſchen Vögel; für die Mark, die Fauna Marchica von Schulz; für Holſtein, die Iſis

von Oken und ein Manuſcript des Hrn. Pohlmann in Lübeck.

1. Falco fulous. Stein-Adler. Jasnitz. Dürfte auch bei uns niſten, da nach Wüſteney ſchon junge Vögel im Sommer erlegt find. (v. G.)

2. F. naevius. Kleiner Schrei - Adler. Doberan, Bützow. Niſtend zu Marxhagen, in Zechow bei Strelitz beobachtet. (v. G.)

3. F. albicilla. See-Adler, niſtend in der Roſtocker und Dobbertiner Haide, am Cölpin See, 1845 und 47 im Ponſtorfer Holze bei Malchin. (v. G.)

4. F. brachydactylus. Schlangen-Adler, nach Zander an der Elbe erlegt. Ich beſitze ein Ei, welches dieſem Vogel

gehören möchte. Es hatte im Peutſcher Holze lange Jahre

ein Adler gehorſtet mitten im Kiefern-Forſte, von dem nächſten größeren Waſſer wohl / Meile entfernt, auf dem Aſte eines ſtarken Baumes 7 bis 8 Fuß vom Stamme und 28 bis 30 Fuß von der Erde in der unteren Hälfte der Krone. Von dieſem Horſte waren im Laufe der Jahre öfter ein alter oder

junger Vogel erlegt, ohne daß der Jäger auf die Art geachtet,

da er mit dergleichen nicht bekannt war. Er behauptet jedoch in der ihm gezeigten Abbildung des F. brachydactylus von Naumann den Vogel zu erkennen, will auch öfter bemerkt haben, daß der Vogel Blindſchleichen zum Horſte getragen habe. Das eine Junge, welches immer nur groß geworden, ſei vor Ende Juli nie flügge geweſen. Als ich im J. 1843

= a

dem Vogel nachſtellen ließ, hatte er ſich nahe bei dem alten Horſte einen neuen in derſelben Art erbauet. Der Vogel ward beim Horſte verwundet, entkam aber und kehrte nicht wieder. Es lag ein Ei darin; weiß mit matten gelblichen Flecken, welche jetzt faſt ganz erloſchen ſind. Es iſt verglichen mit den Eiern des F. alhioilln, welche ich beſitze, von grö— berem Korn, etwas kürzer und hat eine mehr bauchige Geſtalt.

5. F. haliaötos. Fluß-Adler, im Gelbenſander und Steinförder Forſte niſtend. Bei Speck an der Müritz ſonſt ſo häufig, daß Herr von Haugwitz verſichert, an einem Nach⸗ mittage mit ſeinem Jäger dreizehn junge Vögel erlegt zu haben. (b. G.) |

6 F. palumbarius. Habicht, hie und dort niſtend. (b. G.) b f 7. F. nisus. Sperber, zahlreich niſtend. Ich ließ aus einem Horſte 4 Eier nehmen und nach 14 Tagen lagen in demſelben Horſt wieder 4 Eier. (b. G.)

8. F. peregrinus. Tauben Falke. Im Winter öfter vorkommend, bei Malchin und Stavenhagen erlegt. (v. G.)

9 F. subbuteo. Lerchen-Falke, nach Wüſteney bei Schwerin niſtend. (v. ©.) 15

10. F. aesalon. Merlin = Falke, nach v. Müller in jedem Herbſte hier beobachtet. Nach Wüſteney im Herbſte auf Pöl.

11. F. rufipes. Rothfuß⸗Falke, nach Zander einmal bei Lambrechtshagen erlegt. Auch in der Sammlung des Rektors Gerdeß in Ludwigsluſt befindet ſich ein hieſiges Exemplar.

12. F. cenchris. Röthel- Falke, nach v. Homeyer bei Roſtock erlegt. Auch bei Ludwigsluſt und vom Rektor Gerdeß aufbewahrt.

ur I

Lu 2

13. F. tinnunculus. Thurm-Falke, niftend. (b. G.) 14 F. milvus. Weihe, Gabelſchwanz. Häufig niſtend. (v. G.)

15. F. ater. Schwarzbrauner Milan, nach Wü— ſteney bei Schwerin häufiger als F. milous. Niſtend; 1847 wurden zwei Horſte daſelbſt im Haſelholze ausgenommen. Füttert feine Jungen faft Tach ich mit Fiſchen (Plötzen und Brachſen).

16. F. buteo. Mäufe-Buffard, Brüch⸗ Weihe. Häufig

niſtend. (v. G.) 17. F. lagopus. Rauhfüßiger Buſſard. Im Winter häufig. (v. G.)

18. F. apivorus. Wespen-Buſſard. Im Sommer hie und da vorkommend und bei Lübz, Doberan, Gelbenſande Cammin, Rothenmoor beobachtet und erlegt. Nach Wüſteney 1845 und 47 bei Schwerin niſtend. (v. G.)

19. F. rufus. Rohr⸗Weihe, in größeren Rohrplaggen nicht ſelten niſtend. (v. G.) |

20. F. pygargus. Kor: Weihe, kommt hier

niſtend vor. (v. G.)

21. F. cineraceus. Wieſen-Weihe. Ein Exem⸗ plar in Meklenburg erlegt beſitzt Paſtor Zander. Nach v. Müller zu Striggow bei Güſtrow, auch zu Cammin bei u öfter beobachtet, auch erlegt.

22. Strix nyctea. Schnee-Eule. Auf dem Lichten⸗ häger Felde bei Doberan erlegt; 1835 wurden drei Ex, bei Ro⸗ ſtock erlegt. Kommt nur im Winter und dann ſelten vor. (v. G.)

25. St. nisoria. Habichts⸗Eule, in der Roſſower Haide und bei Sülz erlegt. (v. G.)

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24. St. bubo. Uhu. Horſtet in Teftorf, Rehna, Baſe— dow, Jabel, Mirow und Zölkower Forſt und der Lewitz. (v. G.) 25. St. otus. Wald⸗Ohreule, niſtet hier. (b. G.)

26. St. brachyotus. Sumpf-Ohreule, niſtet in den Wieſen von Brunn bei Friedland. Nach v. Müller auch in den Torfmooren am Teſchower See im Sommer beobachtet. (v. G.) /

27. St. aluco. Wald⸗Kauz, im Walde und in Ge⸗ bäuden niſtend. Nach v. Müllers Beobachtung ift Syrmium aedium Zander das Weibchen von St. aluco. Er ſchoß 3 Junge von demſelben Aſte, von denen eins, ein Weibchen, das Kleid von § ged., zwei Männchen die Kleider von ‚St. aluco trugen. (v. G.)

28. St. flammea. Schleier-Eule, niſtet hier. (v. G.)

29. St. noctun. Stein-Kauz, niſtet hier. (v. G.)

30. St. Tengmalmi. Tengmalms⸗Kauz. Doberaner und Ränkendorfer Forſt. Nach Zander auch bei Dobbertin vorgekommen. (v. G.) 8

31. St. carniolica. Sehr ſelten. (Zander S. 141.)

* 32. Lanius excubitor. Großer Neuntödter, nach Wüſteney 1847 bei Schwerin niſtend. (v. G.)

33. L. minor. Schwarzſtirniger N. niftet hier. (v. G.)

34. L. ruficeps. Rothköpfiger N., zu Rothenmoor ein Neſt mit Eiern gefunden. (v. G)

35. L. collurio. Rothrückiger N., häufig niſtend. (b. G.) i

36. Corvus corax. Rabe, niftet hier. (v. G.) 37. C. corone Raben⸗Krähe. (b. G.) 38. C. cot Nebel⸗K., häufig niſtend. (b. G.)

39. C. Frugilegus. Saat- K., an manchen Orten 3

gar nicht, an andern in Schaaren vorkommend. Niſtet hier. (v. G.)

40. C. monedula Dohle, niſtend. (v. G.)

41. C. pica. Elſter, niſtend. (v. G.)

42. C. glandarius. Eichel-Häher, niſtend. (v. G.)

43. C. caryocatactes. Tannen-Häher. In manchen Jahren, wie 1844, im Herbſte und Winter ſehr zahlreich, in anderen Jahren gar nicht vorkommend. (v. G.)

44. Bomb yeilla garrula. Seidenſchwanz, kommt faſt jeden Winter einzeln vor. (v. G.)

45. Coracias garrula Mandel -Krähe, Blau- racke, niſtend. (v. G.)

46. Oriolus galbula. Pirol, Vogel Bülow, niſtend. (b. G.)

47. Sturnus vulgaris. Staar, Spree, niſtend. (v. G.)

48. Gracula rosea. Staar-Amſel, nach v. Ho⸗ meyer im Herbſt 1836 bei Wismar a und im Roſtocker Muſeum befindlich.

49 Muscicapa luctuosa. Trauer-Fliegenfänger, niſtend. (v. G.) 5

50. M. grisola Gefleckter F. niſtend. (v. G.)

51. Tur dus viscivorus Miſtel-⸗ oder Schnarr⸗ Droſſel, in manchen Gegenden häufig niftend. (v. G.) |

52. T. musicus. Sing= oder graue Droſſel, häufig niftend. (v. G.)

53. T. iliacus Wein⸗Droſſel. (b. G.)

54. T. pilaris. Schacker. Nach v. Haugwitz niſtet der Vogel jährlich einzeln in Speck. Junge, die im Garten ausgebrütet waren, beraubten die Kirſchbäume ihrer Früchte. (v. G.) f

55. T. Bechsteini. Schwarzkehlige D. Es ift dies Exemplar in Wismar zu Markte gebracht und durch den Wundarzt Schmidt daſelbſt gekauft. (v. G.)

56. T. torquatus. Schild⸗Droſſel. Soll in Zechow bei Strelitz wiederholt geniſtet haben und auch dabei erlegt ſein. (v. G.) b

57. T. merula. Schwarz⸗Droſſel, niſtend. (b. G.) 58. Sylvia luscinia. Nachtigall, niſtend. (v. G.)

59. S. philomela. Der Sproſſer. Nach Siemſſen und Zander hier vorkommend.

60. S. rubecula. Rothkehlchen, niſtend. (v. G.) 61. S. cyanecula. Blaukehlchen, nach Zander bei Grabow. Durch v. Müller an der Nebel beobachtet. (v. G)

62. S. nisoria. Sperber-Grasmücke, niſtend. Iſt nicht ſo ſelten bei uns. Kommt in der Nähe großer Wieſen— flächen und Dornhecken nach v. Müller häufig vor. Wü⸗ ſteney hat 1847 an zwei Dutzend Eier geſehen, die friſch ausgenommen waren. Bei Rothenmoor und Friedland iſt ſie auch niſtend beobachtet. (v. G.) Vergl. S. 49 ff. 63. S. curruca. Zaun-Grasmücke, niſtend. (v. G.)

8

64. S. cinerea Dorn-Grasmücke, niſtend. (v. G.) 65. S. hortensis. Garten-⸗G., niſtend. (v. G.) 66. S. atricapilla Mönch-G., niſtend. (vd G.)

67. S. phoenicurus. Garten-Röthling, niſtend. (v. G.) 68. S. tytis. Haus ⸗R., niſtend. Nach Wüſteney niſten in Schwerin wohl an 20 Paare, und halten ſich lange dort auf. (v. G.) 69. S. Aypolais. Garten⸗Laubvogel, niſtend. (b. G.) 70. S. sibilatrix. Wald⸗Laubvogel, niſtend. (v. G.) 71. S. trochilus. Fitis-Laubvogel, niſtend. (v. G.) 9

86 72. S. rufa. Weiden⸗Laubdogel, niſtend. (d. G. 73. S. turdoides. Droſſel⸗Rohrſänger, niſtend. (v. G.) 74. S. arundinacea. Teich-R., niſtend. (v. G.)

75. S. palustris. Sumpf. niſtend. (v. G.) 76. S. pinetorum. Kiefern⸗R., vom Paſtor Zander bei | uns zuerſt entdeckt und beobachtet bei Lübz. (Archiv H. 1. S8 ff.) 77. S. phragmitis. Schilf-⸗R., niſtend. (v. G.) | 78 S cariceti Seggen-R, nach Zander hier be— obachtet. 79. S. aquaticu. Binſen-Rohrſänger. (v. G.) | 80. S. locusiella Heuſchrecken-R. zu Cammin bei | Lage und Rothenmoor in der Brutzeit beobachtet, obſchon das Neſt nicht ſicher gefunden. (v. G.) | 81. S. Auviatilis. Fluß-R., nach v. Homeyer ein⸗ mal bei Doberan erlegt. | | 82. Troglodytes parvulus. Zaunſchlüpfer, | niſtend. (v. G.) i 83. Anthus campestris. Brach-Piper, niftend. | (v. G.) 84. A. arboreus. Baum-Piper, niſtend. (v. G.) 85. A. pratensis. Wieſen-Piper, niſtend. (v. G.) 86. A. aquaticus. Waſſer-⸗P., nach Zander bei | Ribnitz beobachtet. 0 | 87. Motacilla alba. Grüne Bachſtelze, niftend. | (v. G.) = 88. N. Hava Gelbe Bachſtelze, niftend. (v. G.) 89. Sazicola oenanthe Grauer Steinſchmätzer, niſtend. (v. G.) | 90. S. rubetra. Braunkehliger Wiefen - S, niftend. | (o. G.)

a

91. S. rubicola. Schwarzkehliger W. S., durch b. Müller im Sommer 1847 bei Doberan beobachtet.

92. Cin clus aquaticus. Waſſerſchmätzer, nach Wüſteney im weſtlichen Meklenburg im Winter nicht felten. Ich habe ihn im Winter bei Sternberg beobachtet. Von Müller ſah ihn an der Nebel bei Striggow, am Wallbach bei Gelbenſande, bei Ludwigsluſt an der Cascade. (b. G.) 93. C. septentrionalis. Nordiſcher W. hat Paſtor

Zander aus Ratzeburg erhalten.

94. Accentor modularis. Heckenbraunelle, niſtend. (b. G.)

95. Regulus flavicapillus. Gelbköpfiges Gold- hähnchen. Wüſteney fand 1847 ein Neſt mit Eiern bei Schwerin. (v. S.)

96. R. pyrocephalus. Feuerköpfiges Goldh., kommt nach Zander vor.

97. Parus major. Kohl⸗Meiſe, niftend. (v. G.)

98. P. alter. Tannen-Meiſe, niſtend. (v. G.)

99. P. cristatus. Hauben-Meiſe, niſtend. (v. G.) 100. P palustris. Sumpf⸗Meiſe, niſtend. (v. G.) 101. P. coeruleus. Blau-Meiſe. (v. G.)

102. P. caudatus. Schſwanz⸗M., niſtend. (v. G.)

103. P. biarmicus Bart. M., zu Rethwiſch bei Do-

beran beobachtet. Auch bei Warnemünde erlegt. (v. G.) 104. Alauda cristata. Hauben-Lerche, niſtend. (vb. G.) ce 105. A. arvensis. Feld⸗Lerche, niſtend. (v. G.) 106. A. arborea. Haide⸗Lerche, niſtend. (v. G.) 107. Emberiza miliaria. Grau- Ammer, niſtend. (b. G.)

Be 7

108. E. eitrinella. Gold-Ammer, niſtend. (v. G.)

109. E. hortulana. Garten-A. Soll nach Zander hier brüten. Nach v. Müller kommt ſie bei uns überall im Sommer vor, wo einzelne Waldbäume in der Nähe von Büſchen im Acker ſtehen, bei deren Mangel ſie ſich an Wald— Ränder zurückzieht. Da ſie ſehr verborgen lebt, wird ſie von dem mit ihrem Geſange nicht Bekannten leicht überſehen. Auch Wüſteney beobachtete fie wiederholt bei uns, an man- chen Orten ſogar häufig. (v. G.)

110 E schoeniclus. Rohr-A., niſtend. (v. G.)

111. E. nivalis. Schnee-Sporn-A., bei Jasnitz er⸗

legt. Faſt jährlich zu Anfang des Winters bei uns, ſo bei

Sternberg nach v. Müller auf den kahlen Anhöhen, nach Wüſteney bei Wismar. (v. G.)

112 E. lapponica. Lappländiſche Sch.-A. Einzelne von Wüſteney bei Malchin früher beobachtet.

113. Lozia pytiopsittacus. Kiefern-Kreuzſchnabel. (v. G.) ö

F

114. L. curvirostra. Fichten-Kreuzſchnabel. (v. G.)

115. Pyrrhula vulgaris. Dompfaffe. (v. G.)

116. P. enucleator. Fichten-Gimpel, in einzelnen

Jahren, ſo 1832 oder 33 hier beobachtet in großer Menge. (b. G.)

117. Fringilla coccothraustes. Kirſch⸗Kern⸗

beißer, niſtend. (v. G.) 8

118. F. domestica. Haus⸗Sperling, niftend. (v. G.)

119. F. montana. Feld⸗Sperling, niſtend. (v. G.) 120. F. nivalis. Schnee⸗Finke. v. Müller beobachtete

ihn wiederholt in der Nähe von Schwerin. 121. F. coelebs. Buch-Finke, niſtend. (v. G.)

| |

a

22 AN! montifringilla. Berg⸗Finke. (v. G.) 123. F. chloris. Grüner Hänfling, niſtend. (v. G.) 124. F. cannabina. Grauer H., niftend. (v. G.)

125. F. montium. Berg⸗H., im Winter bei Schwerin

häufig. So hatte nach Wüſteney 1846 ein Vogelhändler zu gleicher Zeit über 60 Stück dort gefangene im Zimmer. (v. G.) 126. F. carduelis. Stiegelitz, niſtend. (v. G.) 127. F. serinus. Girlitz-Hänfling, nach v. Homeyer im Roſtocker Muſeum angeblich aus Meklenburg.

128. F. spinus. Erlen-Zeiſig. (v. G.)

129. F. linaric. Birken-Zeiſig. (v. G.) a 130. Cuculus canorus. Kufuf, legt Eier. (v. G.)

131. C. glandarius. Heher-Kukuk, hat nach v. Ho⸗

meyer zu Levetzow bei Teterow, wo er geſchoſſen, wahr— ſcheinlich geniftet. N 132 Picus martius. Schwarz⸗Specht, uiſtend. (v. G.) 133. P. viridis Grün⸗Specht, niſtend. (v. G.) 134. P. canus. Grau- Sp., im Januar 1848 im Haſelholz bei Schwerin erlegt, befindet ſich in der Sammlung des Herrn Wüſteney. 135. P. leuconotus. ? Weißrückiger Sp. Boll meint, ihn im Jan. 1848 bei Neubrandenburg geſehn zu haben. 136. P. major. Großer Bunt⸗Sp., niftend. (v. G.) * 137. P. medius. Mittel⸗Specht, niſtend. (v. G.) * 138. P. minor. Kl. Sp., nach Wüſteney in dem Stein⸗ felder Holze bei Schwerin jeden Sommer vorkommend. (v. G) 139. Yunz torquilla. Wendehals, niftend. (v. G.) 140. Sitta europaea. Blau-Specht, niſtend. (v. G.) Al. Cerihia familiaris. Baumläufer, niſtend. 6) |

i

142. Upupa epops. Wiedehopf, niſtend. (v. G.) 143. Alcedu ispida. Eisvogel. Wüſteney befitzt ein Ei, welches in Meklenburg gefunden. v. Müller beob- achtete ihn wiederholt im Sommer an der Nebel, wo er ver—

muthlich niſtete. (v. G.)

144. Hirundo rustica. Rauch⸗Schwalbe, fend

(v. G.)

145. H. urbica Haus-Schwalbe, niſtend. (v. G.) 146. H. riparia. Ufer⸗Schwalbe, niſtend. (v. ©.) 147. Cypselus apus. Mauerſegler, niſtend. (v. G.) 148. C. melba Alpenſegler. Nach v. Homeyer bes findet ſich ein in n erlegtes Exemplar im Roſtocker

Muſeum.

149. Caprimulgus europaeus. Tagfchläfer,

niftend. (b. G.) 5 150. Columba palumbus. Ringel-Taube, niſtend.

(v. G.)

151. C. oenas. Holz⸗Taube, niftend. (v. G.) 152. C. turtur. Turtel⸗Taube, niſtend. (v. G.) "7153. Teirao urogallus. Auerhahn, lebte in der Mitte des vorigen Jahrhunderts noch in Meklenburg, und ſollen die

Letzten ſich auf den großen Friedländer Wieſen und daran⸗

toßenden Waldungen aufgehalten haben.

154. T. teirie. Birkhahn, niſtend. Wenig zahlreich, kommt noch vor bei Jasnitz in der Haideebene, bei Friedland, Fürſtenberg. (v. G.)

; 155. Perdiz cinerea. Rebhuhn, niftend. (v. G.) 156. P. coturniæ. Wachtel, niftend. (v. G.) 157. Otis tarda. Große Trappe, niſtet bei Lübz

Stavenhagen, Friedland, Fürſtenberg. (v. G.)

a

158. O. tetrax Zwerg-T. nach v. Müller bei Ni⸗ krentz erlegt; auch bei Ludwigsluſt. |

159. Oedicnemus crepitans. Dickfuß, bei Lübz und Ludwigsluſt, niſtend. (v. G.)

160. Charadrius auratus. Gold-Regenpfeifer. Wüſteney beſitzt ein Ei, bei Ludwigsluſt gefunden. (v. G.)

161. Ch. morinellus. Mornell-R., durch v. Müller im Herbſt 1847 bei Sternberg in 3 Exemplaren erlegt. (v. G.)

162. Ch. hiaticula. Sand⸗R., niſtend. (v. G.)

163. Ch. minor. Fluß-⸗Regenpfeifer, niftend. (v. G.)

164. Ch. squatarola. Nordiſcher Kibitz, erfcheint nach Wüſteney im September und Oktober oft in Schaaren auf Pöl.

165. Vanellus cristatus. Kibitz, niſtend. (v. G.)

166. Haematopus ostralegus. Auſternfiſcher, nach Wüſteney jeden Herbſt einzeln, auch in kleinen Flügen ‚auf Pöl. Durch v. Grävenitz bei Doberan am Strande er— legt. (v. G.) b

167. Cali dr is arenaria. Grauer Sanderling. (v. G.)

168. Tinga minuta. Kleiner Strandläufer, bei Rethwiſch und Doberan. Wüſteney ſchoß ihn öfter auf Pöl und Fiſchland. (v. G.)

169. T. alpina. Alpen St., nach Wüſteney auf Pöl ziemlich häufig brütend. Ein Gleiches fand v. Müller auf Fiſchland. (b. G.)

170. T. subarqueta. Bogenſchnäbeliger St. Wü⸗ ſteney erlegte ihn am 14. Septbr. 1835 auf Fiſchland und 6 Dftbr. 1836 auf der Lieps bei Pöl. 5

171. T. Schinzii. Schinzs St. Wüſteney erlegte 1834 auf Fiſchland 3 Stück.

172. T. Temminckii. Temminks St. Derſelbe er⸗ hielt ein Exemplar auf Pöl.

173. T. islandica. Isländiſcher St., im Oktbr. in großen Flügen anf Pöl, nach Wüſteney.

174. Mach etes pugnaæ. Kampfläufer, niſtend (v. G.)

175. Totanus ochr opus. Punktirter Waſſerläufer, Wüſteney beobachtete ihn öfter ſchon im Auguſt auf dem Zuge. (v. G.)

176. 7. glariola. Bruch-W., Wüſteney beobachtete ihn niſtend bei Malchin und 1846 auf Pöl.

177. T. calidris. Tüt⸗Schnepfe, niſtend. (v. G.) 178. T. fuscus. Dunkelfarbiger W. (v. G)

179 T. glottis. Hellfarbiger W., v. Müller erlegte ihn bei Doberan, Wüſteney erhielt ihn aus Wismar und beobachtete ihn bei Schwerin.

180. Hypsibates himantopus. Grauſchiwänziger Stelzen Löufer, ward bei Doberan am Strande erlegt. (v. G.)

181. Recurvirostra acocella. Acoſett⸗Säbler nach Siemſſen.

182. Limicola pygmaea. Kleiner Sumpfläufer, Wüſteney erlegte am 24. Auguſt 1834 ein Exemplar zu Müritz an der Oſtſee.

183. Scolopaz major. Große Sumpf⸗Schnepfe,

nach Wüſteney bei l öfter niſtend, und auch bei Malchin. ev. G.) 184. Sc. gallinago. Beckaſſine. niſtend. (v. G.) 185. Sc. gallinula. Kleine Sumpf⸗Schnepfe. (vb. G.) 186. Sc. rusticola. Wald⸗Schnepfe, nach Wüſteney im Buchholz bei Schwerin niſtend. (v. G.)

a

187. Limosa rufa und Meyeri. Roſtrothe Ufer- Schnepfe, Pöl. (v. G.)

188. Numenius argquata. Großer Brachvogel, Kron⸗Schnepfe, niſtet in den großen Wieſen bei Malchin, Friedland, Prilwitz. Nach Wüſteney auf Pöl „Auſtvogel“ genannt, weil er ſchon in der Erndtezeit am Strande erſcheint. (v. G.) b

189. N. phaeopus. Regen- B., nach Wüſteney im Frühling und Herbſte auf dem Zuge. (v. G.)

190. Aden cinerea. Grauer Reiher. Es giebt bei uns anſehnliche Horſte. (v. G.)

191. 4. comata. Schopf⸗R., im Mühlteich bei Do⸗ beran erlegt. (v. G.)

192. A. nyclicorax. Nacht-R., bei Malchin im Sommer 1846 erlegt, befindet ſich in der Sammlung des Herrn Paſtor Zander zu Barkow.

193. A. Stellar is. Große Rohrdommel, niftend. (v. G.)

194. 4. minuta. Kleine R., beobachtet an der Warnow. dem Pinnower und Schweriner See, niſtend. (v. G.)

195. Ciconia alba. Weißer Storch, niſtet häufig. In einigen Dörfern (z. B. in Schönbeck in M. Strelitz) kommen 30 bis 40 Neſter vor. Im J. 1821 ward im nordweſtlichen Theile Meklenburgs ein Storch erlegt, dem ein Pfeil im Halſe ſaß, ohne ihn beim Fliegen zu behindern; wahrſcheinlich hatte er dieſen aus feinem ſüdlichen Winter— quartiere mit herüber gebracht. Er befindet ſich im Roſtocker Muſeum. (Freimüth. Abendbl. No. 196. 231. 409). (v. G.) 196. C. nigra. Schwarzer St,, niſtend. (v. G.) 197. Grus cinerea. Grauer Kranich, niftend. (v. G.) 198. RAU us aquaticus. Waſſer⸗Ralle, niſtend. (v. G.)

es hr a

199. Crex pratensis. Wachtelkönig, niſtend. (v. ©.) 200. Gallinula porzana. Schnartendart, niſtend. (v. ©.) 201. G. chloropus: Rothe Bleßnörks, niſtend. (v. G.) 202. Fulica atra. Zoppe, Bleßnörks, niſtend. (v. G.) 203. Podiceps cristatus. Großer Sen Seehahn. (b. G.)

"204. P. rubricollis Rothhalſiger L., niſtend, kommt beim Zuge an der Küſte vor. Iſt nach Wüſteney bei Schwerin, wo er auch brütet, nicht ſelten. (v. ©.)

205. P. cornutus. Gehörnter L., Oſtſee. (v. G.)

206. P. auritus. Geöhrter L., Pöl. (b. G.)

207. P. minor. Kleiner L., niſtend. (v. G.)

208. Sterna canliaca. Brand-Meerſchwalbe, ein Exemplar bei Neuſtadt erlegt beſitzt Paſtor Zander.

209. St. hirundo. Fluß-Meerſchwalbe, zahlreich niſtend auf den Juſeln des Krakower Sees. (v. G.) 8

210. St. macrura. Küſten-M., zahlreich auf Pöl brütend, nach Wüſteney. (v. G.)

211. St. minuta. Zwerg⸗M., niſtet bei Pöl. (v. G.)

212. St. nigra. Schwarze M., niſtet auf Pöl, dem

Ziegelſee bei Schwerin und dem Moore bei Kreien, auch auf der Müritz bei Speck. (v. G.)

213. Laus ridibundus. Lach-Meve, niſtet zahlreich auf den Infeln des Krakower Sees. (v. G.)

214. L. canus. Sturm- M., hat 1841 nach Wü⸗

ſteney auf Pöl gebrütet. (v. G.) 215. L. tridactylus. Dreizehige M. Wüſteney hat ſie im Winter öfter auf dem Eiſe beobachtet. 216. L argeniatus. Silber-Meve. (v. G.)

u

217. L. fuscus. Heringd-M., erſcheint nach Wüſteney jährlich in Menge im September auf Pöl, wo fie „Kulay“, auch „Hafmöve“ heißt. Auch bei Doberan zur Strichzeit am Strande häufig, nach v. Müller, der ſie dort öfter erlegte.

218. L. marinus. Mantel⸗M. v. Müller erlegte ein Stück im Winter bei Warnemünde, da ſie in der Jahrs⸗ zeit an der Küſte nicht ſelten iſt. Scheint aber nicht auf Landſeen zu kommen. a

219. Lestris parasitica. Schmarotzer-Raubmeve. Das Exemplar ward zu Matgendorf bei Lage erlegt. Nach Wüſteney bei Schwerin alljährlich. Zeigt ſich oft auf dem Pfaffenteich daſelbſt und iſt dort auch ſchon mehrere Male erlegt. (v. G.)

220. Thalassidroma pelagica. Kleiner Schwalben-Sturmvogel. Nach Boll's Mittheilung befindet ſich ein meklenburgiſches bei Krentzlin erlegtes Exemplar in der Sammlung des Uhrmacher Martens in Ludwigsluſt.

221. Halieus cormoranus. Fiſch-Rabe. Vor einigen Jahren niſtete er an der Müritz und Tollenſe. Die Horſte ſind aber ausgerottet. Kommt nach Wüſteney im Sommer öfter auf Fiſchland vor. (v. G.)

222. Dysporus bassanus Nach G. Brückners Angabe auf dem Neuſtädter See erlegt; auch im Roſtocker Muſeum ſollen ſich Exemplare aus Meklenburg befinden.

223. Anser cinereus. Graugans, niftend. (v. G.)

224. A. segetum. Saat⸗Gans. (v. G.)

225. 4. albifrrons. Bleß-G., auf den Doberaner Wieſen. Wüſteney erhielt am 24. Auguſt 1834 drei Stück auf Fiſchland. (v. G.) | -

226. A torquatus. Ringel⸗Gans, Pöl. (v. G.)

ee

227. Cygnus olor. Höcker⸗Schwan, niftend. (v. G.)

228. C. zantorrhinchus. Sing⸗Schwan. (v. G.)

229. Anas tadorna Brand⸗Ente, niſtet an fteilen Ufern der Oſtſee. (v. G.)

230. A. boschas. März-E., niſtet häufig. (v. G.)

231. 4. acuta, Spitz⸗E., niſtete wiederholt zu Ro⸗ thenmoor. (v. G.)

232. A. strepera. Mittel-E., niftet auf dem Ahrens⸗ berger und Krakower See. (v. G.)

233. A. querquedula. Knäck-⸗E., niſtend. (v. G.) 234. A. crecca. Krick⸗E., niſtet auf dem Pinnower See. (vb. G.)

235. A. penelope Pftifen-Ente. (v. G.)

236. A. clypeata. Löffel⸗E., niftet anf dem Kra⸗ kower See. Nach Wüſteney auch auf dem Schweriner See. (v. G.)

237. A. rufina. Kolben⸗E., niſtend. Der Güte des Hrn. Hofrath Voß zu Krakow, welcher die Jagd auf dem See gepachtet hat, dankte ich die Erlaubniß dort beobachten zu können. Es zeigten ſich am 16. und 29. Mai 1847 da⸗ ſelbſt mehrere Paare und ward auch ein Neſt am letzten Tage entdeckt, auf einer Inſel, mehrere Ruthen vom Waſſer entfernt unter einem Weidenſtrauch, der mit hohem Graſe durchwachſen. Es war verſteckt darunter gebaut aus Rohr⸗ ſtoppeln und trocknen Halmen mit Daunen ausgelegt, enthielt 9 Eier von grünlich gelblicher Farbe. In der Mitte zwiſchen den Eiern lag ein kleiner Stein. (v. G) 8

238. A, ferina. Tafel-E, (Brand-E.) niſtend. (v. G.)

239. A. fuligula. Reiher⸗E. H. v. Müller entdeckte ihren Neſtplatz auf den Inſeln des Krakower Sees, wo ſie

Na

jährlich niſten. Ich fand 1846 in den erſten Tagen des July

daſelbſt ein Neft, wo die Jungen eben erſt auskrochen. (v. G.)

240. A. marila. Berg-E., im Winter häufiger an der Küſte. (v. G.)

241. A. nigra. Trauer⸗Ente, im Winter. (v G.)

242. A. fusca. Sammet⸗Ente, im Winter. (v. G.)

243. A. clangula. Schall- E., nach Wüſteney bei Schwerin einzeln niſtend. (v. G.)

244. A. nyroca. Moor-⸗E., nach Wüſteney im Winter am Schweriner See zuweilen häufig, ſoll daſelbſt auch ſchon zu— weilen gebrütet haben, wie ihm glaubwürdige Jäger verſicherten.

245. A. glacialis. Eis⸗Ente, im Winter. (v. ©)

246. A. mollissima. Eider- E., fommt im Winter

bei Warnemünde vor. (v. G.)

247. Mergus albellus. Kleiner Säger, im Winter. (v. G.)

248. M. serrator. Mittlerer S., niſtet bei Schwerin nach Wüſteney häufig auf Bäumen, auf der Juſel Goldburg auch auf der Erde. (v. G.)

249. M. merganser. Großer S., niſtend. (v. G.)

250. Eu dit es arclicus. Polar- Seetaucher, nach Siemſſen.

251. E septentrionalis. Nordſee⸗T., (v. G.) 252. Oephus grylle. Gryll-Lumme. (v. G.) 253. Mergulus alle. Kleiner Krabbentaucher.

(v. G.)

254. Alca torda. Tord- Alk, nordiſcher Papagei⸗ taucher. (v. G.)

.

Verzeichniß der 5 bisher nur in den Nachbarländern Meklenburgs beobachteten Vögel. = [2 3 8 = alas & Parus cyaneus . Phalaropus hyper- . pendulinus . horeus Musicapa parva. |—?| ||- - - platyrrhynchus „== - collaris. —Ardea egretta . | Merops apiaster. . —? Platalea leucorodia Strix uralensis . . Gatlinula pusilla . -- - acadica ... 2? Sterna leucoptera . Falco candieans. . - - . - argentata a - - - - Janarius . .. |—? -- - risoria Turdus atrocyaneus - caspia - sibiricus. - axrclieaa Motacilla sulphurea [ Larus capistratus. —— melano- -- -- glaucus cephala |— - - - minutus Fringilla petronia.— Lestris pomarina . ? 1 sr erythrina.— -- - ecrxepidata Tetrao urogallus . - - - - catharractes ler. medius. . Anser leucopsis, . 2 - -. - bonasia „. -- -- rufcollis . . albus -- -- niveus .. Chardarius albi- | | Anas leucophthal- frons 2— mus minor = - histrionica . Strepsilas collaris. Tringa platyrrhyn- cha | Carbo graculus .. - - - - einerea. (lColymbus glacialis --- - mariima.. | | |------ balticus Totanus stagnatilis |—?!| [Uria Troile .... hypoleucos = Alca impennis Jbis falcinellus .. ee 1

1

N 4. Beiträge

h zur Naturgeſchichte der Sperbergrasmücke, Sylvia nisoria,

von

Dr. H. Schenck.

Micfer intereſſante Vogel, mit Mönch und Gartengrasmücke, nach der Nachtigal unſer lieblichſter, melodienreichſter Sänger, der auch unſre meklenburgiſchen Wälder, wenigſtens in ein⸗ zelnen Gegenden, mit ſeinen vollen, rollenden, ansdrucksvollen Tönen erfüllt, iſt lange und bis in die neueſte Zeit hinein in ſeinem Leben und Weben, ſeinen Sitten und Gewohn⸗ heiten ziemlich unbekannt geblieben und der genaueren Beob⸗ achtung ſelbſt manches Forſchers der Natur entgangen, ſo daß ſeine Geſchichte im Grunde noch immer mangelhaft ge nannt werden kann und in vielen Stücken der Aufklärung und der Vervollſtändigung bedarf. Selbſt der verdienſtvolle Verfaſſer der Naturgeſchichte der Vögel Meklenburgs, Herr Paſtor Zander in Barkow, hat verhältnißmäßig ihm nur wenige Seiten gewidmet und dies beſonders hat mich veran— laßt, mich ſeit längerer Zeit in müßigen Stunden, die ich der Betrachtung der erhabenen Werke Gottes weihen kann, mit ſeiner Beobachtung in der Natur zu beſchäftigen, wozu ich an meinem Wohnorte, Pinnow bei Schwerin, hinreichende Gelegenheit gehabt habe, indem ich dieſe Sylvienart in aller⸗ nächſter Umgebung alljährlich in ſo bedeutender Menge an⸗ getroffen habe, daß man an günſtigen Orten immer 4 Paar der Sylvia nisoria auf ein Paar der Sylvia hortensis 4

En

rechnen kann. Um meine Beobachtungen übrigens möglichſt vollſtändig zu machen, halte ich ein altes Männchen bereits ſeit einem Jahre im Bauer und habe erſt neuerdings wieder ein anderes gefangen, welches, indem ich dies ſchreibe, ſein einziges Junges, was ihm von vieren geblieben, fleißig vor meinen Augen futtert und dabei alle Eigenthümlichkeiten feiner Art entwickelt.

Es möge mir erlaubt fein, meine Bemerkungen dem hin⸗

zuzufügen, was Hr. Paſtor Zander Seite 321 bis 324 über dieſen Vogel ſagt, indem ich, um Raum zu ſparen, das über— gehe, was daſelbſt weitläuftig und treffend genug angeführt iſt. Hr. Paſtor Zander möge dies nicht als Arroganz aus⸗ legen, ſondern nur als ein Streben, da aufzuklären, wo mir vielleicht eine beſſere Gelegenheit zu Beobachtungen gegeben war. ;

Die Zahlenverhältniſſe hinſichtlich der Größe, und die Farbeneintheilung des Gefieders im verſchiedenen Alter habe ich allenthalben zutreffend gefunden, und iſt in dieſer Bezie— hung das Weſentliche und Unterſcheidende durchaus genügend hervorgehoben. Nach mehreren ornithologiſchen Werken möchte man auf den Glauben kommen, als wenn Männchen und Weibchen ſchwer zu unterſcheiden wären, dies iſt aber keines⸗ wegs der Fall, namentlich nicht im Hochzeitskleide, wo erſteres ſcharf begränzte Mondflecke und grelle Wellenlinien hat, wäh⸗ rend letzteres bei vorherrſchend ſchmutzigem Weiß nur an den Seiten der Bruſt und am Flügel, ſo wie an den Seiten der Kehle verwiſchte Zeichnungen obiger Art zeigt. Anders freilich iſt es im Herbſtkleide, nach der Sommer⸗ mauſer, wo auch das Männchen nicht ſo reine Farben trägt, aber doch immer bedeutend mehr Mondflecke an Bruſt, Seiten

Br

und Kehle hat als das Weibchen, fo daß kaum eine Ver⸗ wechslung möglich ſein möchte. Die meiſten tropfenartigen Federränder an den Deckfedern der Flügel, ähnlich der gelb— lichen Binde beim Rothkehlchenmännchen, geben auch hier ein characteriſtiſches Merkmal. So viel iſt gewiß, der Kenner wird zu keiner Zeit einen Augenblick im Zweifel ſein, ob er ein Männchen oder Weibchen vor ſich hat.

Die Sylvia nisoria bewohnt nach meinen Beobach⸗ tungen am liebſten kleinere Feldhölzer mit Unterholz, wenn auch nicht gerade Dornen, in der Nähe von größeren oder

kleineren Gewäſſern und Wieſen, niſtet aber nicht bloß am

Rande derſelben, ſondern auch in deren Mitte. Hier iſt ihr Standort das Ufer des Pinnower Sees, zwiſchen dem Dorfe Godern und dem Hofe Steinfeld, was auch mit Weißdorn, Haſeln und anderem Geſträuch beſetzt iſt, und ein Pfarrholz von etwa 500 R. Flächeninhalt, mitten in einer großen Wieſe, wo einzelne Buchen und Eichen ſtehen, unter denen ſich ein dichtes Haſelgeſträuch von verſchiedener Größe befindet.

Es möchte ein Irrthum ſein, wenn man behaupten wollte, dieſer Vogel gehöre in Meklenburg zu den ſeltenen, ich bin vielmehr der Meinung, daß er ſich im nördlichen Deutſchland, namentlich bei uns, häufiger einfindet, als im mittleren und ſüdlichen, wenigſtens habe ich ihn allenthalben gefunden, wo die obigen Bedingungen gegeben ſind, wenn ſich auch nicht leugnen läßt, daß er einzelne Gegenden vorzugs⸗ weiſe liebt. Man würde ihn gewiß auch öfter da finden, wo man ihn jetzt vermißt, wenn man ihn nicht ſo häufig überſähe, weil er an ſich ſehr das Verſteck liebt, und wenn man feinen Geſang nicht fo leicht mit dem der Sylvia hor- tensis verwechſelte, mit dem er unzweifelhaft fo große Aehn—

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lichkeit hat, daß nur das geübte Ohr, das auf den Unter ſchied der Stärke und die Folge der Töne genau achtet, beide hinlänglich unterſcheiden kann. Der Naturkenner, namentlich der Ornithologe, wird ihn, wenn er Gelegenheit dazu hat, ſicher auch da finden, wo ihn der Laie gar nicht ahnt. Wenn Hr. Paſtor Zander dieſe Sylvia lebhaft und vorſichtig nennt, fo kann ich nur hinſichtlich des letzteren Epi— theton beiſtimmen, denn ich habe den Vogel in Vergleich mit andern Sylvien, namentlich mit der Gartengrasmücke, keines— wegs ſehr lebendig gefunden. Die Sperbergrasmücke ſitzt oft ziemlich lange ſtille auf einer Stelle in ſchräger Richtung, den Kopf nach unten, den Schwanz unter einem Winkel von etwa 45 Grad nach oben gekehrt, ſteif und ſtarr, während ihre Gattungsverwandte faſt beſtändig von Zweig zu Zweig hüpfen. Sie iſt in ihren Bewegungen ſchwerfällig, ihr Sprung iſt plump, und es fehlt ihr durchaus das Graciöfe der Sylvia hortensis. Ihr Flug iſt zwar geſchickt, aber immer mehr oder weniger flatternd und hörbar, über kleine freie Räume fliegt fie oft und ohne Widerſtreben. Wenn ſie auch aller⸗ dings etwas zänkiſch ſein mag, ſo duldet ſie doch in nächſter Nähe andere Vögel, auch Gattungsverwandte, mit denen ſie ſich oft, wohl mehr ſpielend als in feindlicher Abſicht, jagt. Wenn Eier und Jungen in Gefahr ſind, wird ſie tollkühn und im höchſten Grade aufgeregt, umflattert ganz nahe Menſchen und Hunde, indem ſie dabei faſt ununterbrochen ihr tiefes, knarrendes, ſchmetterndes Terrrrrrr tet tet tet hören läßt, wirft ſich auf die Erde, und umkreiſet den Ver— folger halb laufend mit niederhangenden Flügeln, halb flie⸗ gend, ähnlich dem Feldhuhne, was bei ſeiner Brut geſtört iſt. Beide Eltern lieben ihre Jungen ungemein zärtlich, vor⸗

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zugsweiſe ſcheint dies aber der Vater zu thun, wenigſteus habe ich immer dieſen zuerſt gefangen, weil er die Gefahr nicht ſcheute, was bemerkenswerth ſein möchte, da bei andern Vögeln gewöhnlich das umgekehrte Verhältniß ftattfindet. Im Bauer futtert der vor mir Stehende fleißig, und wird ſehr ängſtlich, wenn einmal das Futter ausgegangen iſt und das Junge noch fordert. Die Eier ſcheinen mir conſtanter von Farbe und Zeichnung zu fein als die der übrigen Syldvien. Das Neſt habe ich oft acht bis zehn Fuß hoch in der Spitze einer Haſelſtaude gefunden und ſelten nur 2 bis 4 Fuß über dem Boden, ſo daß dies die Ausnahme und jenes die Regel zu ſein ſcheint. Es iſt von dürren Pflanzenſtengeln und zarten Graswürzelchen, noch loſer, durchſichtiger und lockerer gebaut, als das der Gartengrasmücke, ſo daß man oft kaum begreift, wie es die Eier oder gar die Inngen halten kann. Dieſe verlaſſen aber auch lange vorher, ehe ſie flügge ſind, ihre gebrechliche ſchutzloſe Wohnung und man muß in der That einige Geſchicklichkeit anwenden, wenn man fie in der⸗ ſelben greifen will, ſie ſtürzen ſich wie der Blitz hinaus auf die Erde und verkriechen ſich in das Gras, wo ſie dann ihrer Farbe wegen ſchwer gefunden werden möchten, wenn nicht die fleißig futternden Alten ſie hin und wieder verriethen. Ihre Aufzucht iſt ſchwer und gelingt wohl ſelten ohne die Eltern, die im Bauer bald kirre werden und ſich der verlaſſenen Kleinen wieder annehmen; aber ſelbſt dann bekommen ſie leicht die Lähme und ſterben, was faſt immer geſchieht, wenn ſie aus der Hand gefüttert werden. Ihr herrlicher Geſang auch in der Stube iſt jedoch fo lockend, daß gewiß der Lieb⸗ haber keine Mühe ſcheuet, dieſen Genuß ſich zu verſchaffen und nicht abgeſchreckt wird durch mißlungene Verſuche. Die

Eingefangenen gewöhnen ſich bald an das Futter und laſſen

nach kurzer Zeit das ungeſtüme Umherflattern, bis die Zug⸗

zeit ihren Wandertrieb weckt und ſie auf längere Zeit unruhig macht. Bei der ſorgfältigſten Pflege und bei dem ange meſſenſten Nachtigallenfutter, iſt es außerordentlich ſchwer, fie durch die erſte Hauptmauſer, die in die Wintermonate Ja- nuar oder Februar fällt, zu bringen. Man empfiehlt Wärme, Ausraufen der Schwung- und Schwanzfedern und erfriſchendes Futter, aber bei allen dieſen Vorſichtsmaßregeln ſtarb mir das im Herbſte 1847 gefangene Männchen im Frühling 1848 während der unnatürlich verſpäteten Mauſer, die von Weih— nachten her dauerte. Der Reiz zum Federn war ſo groß, daß ſie ſich die Flügel wund biß, aber dennoch wollte es ihr nicht gelingen, dies wichtige Geſchäft zu vollbringen. Wann ſie eine Hauptmauſer überſtanden haben, ſollen ſie ziemlich hart ſein. Als Merkwürdigkeit möchte auch noch anzuführen ſein, daß die Sperbergrasmücke gar nicht ſo begierig auf Mehlwürmer zu ſein ſcheint als andere Vögel der Gattung, daß ſie in ihrem Geſchmacke ſehr veränderlich iſt und den

Wechſel liebt; wenigſtens habe ich dieſe Beobachtung an

Stubenvögeln gemacht.

Der Geſang iſt bei den Individuen ſehr verſchieden, von der Meiſterſchaft zur Stümperei übergehend, immer aber lieblich und angenehm.

5. Aus der meklenburgiſehen Inſektenwelt

von

Dr. A. Ebeling.

Das Jahr 1847 war, wie in ſonſtiger Beziehung, ſo auch in inſektologiſcher für den Naturfreund beſonders merkwürdig. Es dürfte von hohem Intereſſe ſein, verſchiedene Beobach⸗ tungen aus verſchiedenen Gegenden unſeres Vaterlandes zu— ſammenzuſtellen und aus ihnen ein allgemeines Reſultat zu ziehen; man würde dann gewiß die erfreuliche Bemerkung machen, daß Meklenburg auf dieſem Gebiete überaus reich, aber auch noch lange nicht hinreichend unterſucht iſt.

Unſer Verein nun bietet dem gemeinſamen Zuſammen⸗ wirken die beſte Gelegenheit; es ſei mir deshalb erlaubt, hier einiges von Dem mitzutheilen, was ich im Laufe des vorigen Sommers und Herbſtes über die Käfer in der Um— gegend von Schönberg im Fürſtenthume Ratzeburg be— obachtet habe. Mögen dann Kundigere und Erfahrenere ihre Beobachtungen den meinigen vergleichen, ſie ergänzen und be— richtigen: dann iſt nach meinem Dafürhalten einer der Haupt⸗ zwecke unſeres Vereins genügend erfüllt.

Der Frühling kam 1847 eher ſpät als früh, aber un⸗ gewöhnlich ſchnell. In kaum acht Tagen war das Ver⸗ ſäumniß gut gemacht, Blütenpracht überall, das Leben und Treiben in der Inſektenwelt begann. Die erſten Beobach⸗ tungen in derſelben wurden aber alle bald in den Hinter⸗ grund gedrängt, als ſich plötzlich die Nelolontha vulgaris einftellte und zwar in einer Anzahl, wie es ſeit Menſchen—

a, ha

gedenken nicht der Fall geweſen Alle Hecken und Geſträuche, namentlich auch die Eichen und Buchen, faſt mehr aber noch die Obſtbäume waren wie überſäet mit den ſchlimmen Gäſten, die ſtets, ſo viel man auch über Tag ihrer vertilgte, über Nacht durch doppelte Maſſen erſetzt waren. Tauſende wurden täglich in jedem Garten getödtet, aber eine Abnahme war kaum zu ſpüren. Sie blieben bis gegen Johannis nnd einzeln fand man ſie noch im Spätſommer. Dies gab Veranlaſſung zu vielfachen Beobachtungen, die, wenn ſie auch eben nicht viel Neues brachten, doch von Intereſſe ſind. Vorzüglich ſcheint mir die geringe Anzahl der Weibchen erwähnenswerth, ſo daß man nicht ſelten 6 bis 8 Männchen um ein Weibchen herum ſitzen fand. Schon dadurch hat die Natur übergroßer Vermehrung eine weiſe Schranke gezogen, anderer Vertilgungs— mittel nicht zu gedenken. ) Die Larve lebt bekanntlich 3 bis 5 Jahre unter der Erde, und in ſolche Zwiſchenräume f hat auch die Erfahrung das Erſcheinen des Käfers geſetzt. Folgendes wäre nun etwa aus der Beobachtung verſchiedener Exemplare verſchiedener Gegenden zu bemerken: Kopf ſtets ſchwarz; ora und scutellum vom Tiefſchwarzen bis zum Braunrothen, bei erſterer Färbung ſtets ſchwache, bei letzterer ſtets ſtarke Behaarung. Der Kopf ebenfalls mit mehr oder weniger röthlichen Haaren bedeckt. Je ſchwärzer ferner Zho- raxz und scutellum, deſto heller Beine und Zehenglieder und umgekehrt: dieſe dunkler, je heller Bruſtſtück und Rücken⸗ ſchild. Elytra vom Hellbraunen bis zum Dunkelgrauen

) Fabricius, Entomol. I. 155: devoratur a suibus, corvis, cornicibus, pieis. gallinis, meleagribus, carabis majoribus. Per diem arboribus concussis facillime colligitur a pueris.

Sn

varürend; ) letztere in der Volksſprache „Schornſteinfeger! genannt; proto- und mesothoraæ unten ſtets ſtark und in gleicher Farbenverſchiedenheit behaart. Größe ſehr ſchwan— kend zwiſchen 9 und 14“. Jeder Käfer ohne Unterſchied hat auf der Unterſeite des abdomen eine 2 bis 4“ lange und 1 bis 2“ breite, ſchwach oder nicht behaarte glänzende Stelle: ein Merkmal faſt aller Melolonthen, das ſich bei andern Coleoptern ſelten findet. | Am Strand der Trave, in der Nähe von Travemünde, ſah ich ſelbſt das Ufer ſtundenweit von todten Maikäfern bedeckt, die von den Wellen an das Land getrieben waren. Glaubwürdige Zeugen haben mir ferner erzählt, daß ſie plötzlich auf dem Felde in der Nähe von Gehölzen dichte Schwärme dieſer Thiere unter- ſtarkem Geräuſch hätten heran- ziehen ſehen, die über Alles herfielen, ſogar Gras nicht ver— ſchmähten. ) ö Andere Melolonthen, mit Ausnahme der M. horticola, die häufig vorkam, fand man 1847 ſelten. ) M. julii und M. brunnea nur in einzelnen Exemplaren, NM. hippo-

) Derſelbe a. a. O.: variat thorace rufo et nigro.

) Nach dem amtl. Bericht über die XI. Verſammlung deutſcher Land⸗ und Forſtwirthe zu Kiel (Altona 1848) S. 355 waren die Maikäfer auch im Eutinſchen und auf Seeland ſo ſehr zahlreich. Im öſtlichen Meklenburg, z. B. bei Neubranden⸗ burg, waren fie, fo viel ich mich erinnere, im vorigen Früh⸗ jahre gar nicht auffallend häufig, ſogar weniger zahlreich als in dieſem letzten Frühlinge. E. B.

3) In dieſem Jahre iſt es anders: M. vulgaris nur ganz ein⸗ zeln, M. horticola auch nur ſpärlich; dagegen M solstiti— alis hie und da in großer Menge. Sie hielt ſich aber nur wenig Wochen und verſchwand bald, ohne Schaden angerichtet zu haben. II. fullo gar nicht.

Be

castani und N. fullo gar nicht. Dann wurde mir noch

ein Exemplar von M. frischii gebracht, die für unſere

Gegend zu den Seltenheiten gehört. )

Will ich jetzt überhaupt auf die Ausbeute des Jahres

einen kurz andeutenden, keineswegs auf Vollſtändigkeit An⸗

ſpruch machenden Blick werfen, ſo iſt es wohl am geeignetſten, wenn ich die Bergefche Eintheilung (nach Oken) feſthalte, um die Ueberſicht zu erleichtern. Oken theilt nämlich die

Coleopteren folgendermaßen in 3 Horden, jede von 3

Zünften:

J. Horde: Pflanzenfreſſer; Iſte Zunft: Frucht- oder Rüſſelkäfer; 2te Zunft: Blattkäfer; 3te Zunft: Holzkäfer. ae

1. Horde: Thierfreſſer; Ifte Zunft: Mordkäfer; He Zunft: Schmarotzkäfer; Zte Zunft: Aaskäfer.

III. Horde: Moderfreſſer; Iſte Zunft: Pilzkäfer, De Zunft: Mulmkäfer; 3te Zunft: Erdkäfer.

) Fabrieius Entomol. I, 167: Caput et thorax obscure aenea, glabra, nitida; scutellum aeneum; variat elytris testaceis, aeneis, cyaneis. Ungefähr 5 bis 6“ lang. Berge, Käferbuch, nennt ſie nicht.

Intereſſant iſt hier, nebenbei bemerkt, der Vergleich unſerer M. vulgaris mit derjenigen des Tropenlandes. Wie die Sonne der heißen Zone Alles ſtärker entwickelt, ſehen wir

hier ſehr deutlich. Der Habitus unſeres Maikäfers iſt zierlich

zu nennen gegen jenen. Seine Länge beträgt beinahe 1½“ feine Breite 1“. Elythra hellbraun, thorax, scutellum und

caput dunkelbraun; oberſeits Alles grau geſäumt und ohne

die geringſte Behaarung; Kopf ſehr plump; Beine, Füße und Zehenglieder ſchwarz; unterſeits grau und behaart; die oben⸗ bemerkte glänzende Stelle ſehr groß, glatt und ſchwarz. Me- tathorax nach vorn (unterſeits) mit einem ſcharfen Horn ver⸗ ſehen, was man allerdings auch bei unſerer M. vulgaris, bei genauer Unterſuchung, wenn auch nur ſchwach angedeutet findet.

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Aus der erſten Zunft der erſten Horde, mit Ausnahme der ſehr bedeutenden Anzahl Curculionen, (nach Berge: Rhynchaenus, Cleonus u. ſ. w.) die aber eine ganz beſondere Beſprechung verlangen, wenig Bemerkens⸗ werthes. Calandra granaria und Apoderus coryli in Menge; nicht minder unter den Rhynchites - Arten: N. beiuleti und R. betulae; desgleichen verſchiedene Apion- Anthribus- und Bruchus - Gattungen.

Die zweite Zunft brachte ſchon Bedeutenderes: die gewöhnlichen Haltica- und Galeruca - Arten; unter den letzteren G. tanaceti auf Tanacetum vulgare hie und da gefunden. Von Chrysomela ungefähr 14 bis 20 ver⸗ ſchiedene Species. Sie verlangen ein eignes Studium; unſer Vaterland iſt reich daran, die Varietäten ſind oft außeror⸗ dentlich ſchön. Außer den gewöhnlichen will ich nur anführen: C. lamina, C. speciosa, C cerealis, C. gemellata, C. goettingensis. Ferner die bekannten Cryptocephalus- Arten; Cassida viridis und C. vibex; Crioceris duo- decimpunctata; verſchiedene Donacia- und Cistela- Arten. 5 Aaus der dritten Zunft, die vielleicht die ſchönſten Käfer überhaupt in ſich faßt, nenne ich nur, nach Ueber— gehung der bekannten Bostrichus- , Ptinus-, Anobium- und Zlater-Arten (die letzteren ſehr reichhaltig!) Buprestis mariana, als den einzigen Prachtkäfer, den ich hier gefunden. Schöne Exemplare ferner von Zeptura, Rhagium, Ciylus, Callidium und Saperda. Von der häufigen Lamin aedilis hübſche Varietäten; Cerambyz moschatus in läſtiger Anzahl, dann-die niedlichen C. hispidus nnd gri- seus und C heros Dann die einzige europäiſche Spon—

dylis buprestoides nicht felten und a) freilich nur eine Prionus - Art: coriarius.

Aus der erſten Zunft der zweiten Horde will ich die weniger bedeutenden Geſchlechter übergehen und (mit Ausnahme der Waſſerkäfer) nur auf drei große und wichtige hinweiſen: Staphylinus, Carabus und Cieindela. Die verſchiedenen Arten des erſten Geſchlechtes genau zu unter— ſcheiden, (die ganz bekannten, leicht zu erkennenden, natürlich nicht gerechnet) iſt ſehr ſchwer, wegen der vielen Varietäten, die kaum der Kundigſte zu ſondern vermag; ich komme weiter unten noch wieder auf dies Geſchlecht zurück. Von Caraben nenne ich nur, außer den gemeinen, C. sycopkanta (bei uns ſelten, aber ſchön) C. inguisitor häufiger und C. co- riaceus nicht häufig, aber in überaus ſchönen, oft gegen 2“ langen Exemplaren. Als Seltenheit (für unſere Gegend we— nigſtens) fand ich noch ein Exemplar von C. erux major und

C. cruæ minor :) und den noch ſeltneren C. melanurus. 2)

) Fabricius, Entomol. I. 160: C. erux major: alatus thorace orbiculato, elytrisque nigris: maculis duabus rufis.

C. erux minor: alatus thorace orbiculato rufo, coleoptris truncatis rubris: cruce nigra. Berge, Käfer: buch, führt nur den letzteren (aus Frankreich) an.

2) Nach Illig er: Verzeichniß der Käfer Preuſſens, pag. 209: C. melanurus, cyaneus, antennarum basi pedibus elytrisgue luteis; apice cyaneo Nach Fabricius, Entomol. 1, 169: Cicindela angustata: thorace cy- lindrico cyaneo, elytris testaceis apice nigris. Berge, Käferbuch, führt ihn unter dieſem Namen weder bei den Ca⸗ raben noch Cieindelen an.

Er iſt gut 3 lang, ſehr zierlich gebaut, der lange ſchmale thorax ſchön goldgrün; ich fand ihn im Auguſt an einer Gartenmauer.

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Cicindela campestris ftellte ſich vel der ſtarken Hitze, die bekanntlich faſt ununterbrochen von Anfang Juli bis Mitte Auguſt dauerte, in großer Menge ein, und in hübſchen Va⸗ vietäten in Bezug auf die weißen Zeichnungen der Flügel⸗ decken. C. Aybrida ſchon weit ſeltner und wegen ihres ſchnellen Fluges ſchwer zu fangen. Von den Waſſerkäfern zwei Gyrinus- und zwei Elophiorus- Arten: G. villosus und nalator und E. elongatus und grandis. Dann die gewöhnlichen Gattungen von Dytiscus; D. margi- nalis in hübſchen Variationen, ſehr gemein; ) D. latis- simus in unſerer Gegend ſelten; nur ein Exemplar, an den gefurchten elytris als Weibchen kenntlich. Von Hydro- philus piceus ſchöne, an 2“ lange Exemplare.

Die zweite Zunft weniger reichhaltig. _ Lampyris mocticula, in manchen Jahren unzählig, in dieſem ſehr ein⸗ zeln; einige Malachius-Arten unter Clerus: C. mutilla- rius und C. formicarius; dann die gewöhnlichen No- tozus-, Anthicus- und Cantharis - Arten; von Lytta vesicatoria, die oft fo häufig, im Ganzen aber wohl mehr im ſüdlichen Deutſchland vorkommt, ein einziges Exemplar. Melo proscabeus gemein, und ein Exemplar von M. autumnalis. (2)

Aus der dritten Zunft will ich, mit Uebergehung von Byrrhus und Dermestes nur über die letzteren Geſchlechter ein Wort ſagen. Der ganze Sommer brachte eine reiche und ſchöne Ausbeute vor Coccinellen; namentlich intereſſante

) Nach Oken, Naturgeſchichte, V, 1731, legte ich todte Fiſche in die Nähe des Teichs. Sie kamen gegen Abend zu Dutzen⸗ den zum Vorſchein, flogen ſchwerfällig dem Aaſe nach an, ließen ſich leicht fangen.

Bu ee

Varietäten der Punctirten und Guttirten. Ich will nicht auf die Beſchreibung der einzelnen Arten eingehen, zumal ich mir vorgenommen habe, die hieſigen Coccinellen einem beſon— deren Studium zu unterwerfen; für das geringe Reſultat meiner Beobachtungen fände ſich dann vielleicht im nächſten Vereinshefte ein Platz. Bei dieſer Bearbeitung werde ich jedenfalls den vortrefflichen Illiger zu Grunde legen. Unter | Nitidula, Silpha und Necrophorus die gewöhnlichen Arten. |

Die nun folgende erſte und zweite Zunft der dritten Horde iſt arm zu nennen gegen die dritte. Ich will deshalb, da ich, wie ſchon bemerkt, nur andeutend und nichts weniger als erſchöpfend verfahre, beide überſchlagen und noch Einiges über die Erdkäfer, als dritte Zunft der letzten Horde bemerken.

Trichius nobilis häufig und in ſchönen Varietäten; T. eremita feine Schönheit wegen viel geſucht, aber nie gefunden. Cetonia aurata überall in ſehr verſchiedener Größe von 6“ bis beinahe 1 C. aenea und C. mar- morala nicht häufig.

Ueber die Melolonthen ſagte ich ſchon oben das Nöthige.

Sechs bis acht Sphaeridium- und ebenſoviel Hister-

Arten, desgleichen unter Scarabaeus nichts Beſonderes. Ferner Copris capra, (C. lunaris und C. emargi- natus ??). Dann ungefähr acht Aphodius-Aıten; Trox sabulosus und T. arenarius, Geotrupes stercorarius und G. vernalis, letzterer in ſchönen Varietäten vom dun— kelſten Blau zum glänzendſten Grün.

Lucanus cervus in dieſem Jahr ſehr ſelten, und wenn er vorkam, klein und unbedeutend. L parallelopi-

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pedes auch felten, nur in einem Exemplar gefunden. Des⸗ gleichen Sinodendron eylindricum; den einzigen hieſigen Oryctes, nämlich nasicornis, habe ich nur einmal gefunden.

Somit hätte ich denn dieſe Ueberſicht beendet, von der ich wiederholt bemerkt habe, wie ich fie angeſehen wiſſen will. )

Hoffen wir von jedem Freunde dieſer herrlichen Thiere, daß er uns ſeine Beiträge nicht vorenthalten werde, um durch gemeinſame Förderung auf dieſem reichen, belohnenden Felde immer mehr einheimiſch zu werden.

Ich möchte hiezu vorzüglich die Gch beitung ein⸗ zelner großer Gattungen in Vorſchlag bringen und zwar die wichtigſten aus jeder Zunft. Folgendermaaßen etwa:

1. 1,: Curculionen und Rhynchiten;

1. 2,: Chryſomelen. 1. 3,: Elateren und die eigentlichen Holzkäfer. II. 1,: die Staphylinen, Caraben und Cicindelen und

x etwa noch die Waſſerkäfer. II. 2,: die letzteren Geſchlechter.

) Was die Fauna der Lepidopteren betrifft, fo bot auch fie des Schönen viel, wie denn überhaupt Meklenburg reich an Schmetterlingen iſt. Ich kann diesmal auf dieſen Gegenſtand nicht weiter eingehen, will nur nebenbei auf die große Anzahl der Sphinre und Spanner aufmerkfan machen. Die erſteren ſind gewiß genügend bekannt, aber unter den letzteren dürfte ſich noch manche Seltenheit finden. Auch hier würde eine beſondere Bearbeitung ſehr verdienſtlich ſein. Als Seltenheit will ich nur anführen: Bomb. pavonia major, bei Güſtrow gefangen. Pavonia minor und Ph. noctua fraxini. Be⸗ merkenswerth ſcheint mir ferner, daß Sph. Atropos ſehr ge⸗ wöhnlich war, die Puppen und Raupen nämlich, aus denen ich mir ſchöne Falter mit vielem Erfolg gezogen; den Schmet⸗ terling ſelbſt habe ich nie gefunden. (Auch bei Neubrandenburg waren Puppen und Raupen des Todtenkopfes häufig. E. B.)

1 ee

II. 3,: die Coceinellen.

III. 1, und III. 2, bieten wenig, dafür aber

III. 3,: Melolonthen, Scarabäen, Copren. Würden dieſe Bearbeitungen von Mehreren angefertigt und dann zu einem Ganzen verbunden, ſo würde der Geſammt—

nutzen kein geringer ſein. Möchte man dieſen beſcheidenen 1

Wink nicht unbeachtet laſſen.

Schließlich möchte ich noch auf eine ſeltſame Eos ſcheinung im Naturreiche aufmerkſam machen, die im Herbſt 1847 Statt fand. Bis zu Ende Septembers war es mehr oder weniger milde Normalwitterung geweſen, hie und da freilich einige rauhe Tage. Da ſtellte ſich plötzlich in einer der erſten Oktobernächte ein ſtarker Nachtfroſt ein mit den gewöhnlichen verheerenden Folgen. Die meiſten Georginen namentlich, die noch manche Nitidula beherbergt, waren er⸗ froren, die überwinternden Käfer, die ſich noch kurz zuvor aller Orten gezeigt, waren alle wie auf einen Zauberſchlag ver— ſchwunden. Man ſprach ſchon von einem ſtrengen und frühen Winter, als ſich auf einmal das Wetter wieder änderte. Es

ſchien, als wolle der Sommer nochmals zurückkehren mit ſeinen

ſonnigen Tagen, die Wärme nahm täglich zu und 12 bis

14° nach Mittag im Schatten war um die Mitte des Ok-

tobers nichts Seltenes. Der Barometerſtand war durch⸗

ſchnittlich in jener Zeit zwiſchen 27,10 und 28,3. Der acht⸗

zehnte Oktober brachte uns fogar gegen Abend, wo wohl Hunderte von patriotiſchen Freudenfeuern leuchteten, ein ſtarkes Gewitter, und ſogar einen Mondregenbogen will man ge⸗ ſehen haben. |

Die Käfer verließen ſämmtlich ihre Quartiere und ein ſeltſames Schauſpiel begann. In der Nähe meiner Wohnung

zieht fi) als Garteneinfaſſung eine 60 bis 80° lange Mauer hin und an dieſer ſtellte ich meine Beobachtungen an und ſammelte ein. Die Staphylinen und Curculionen ſind zuerſt zu nennen, aber auch Caraben, Coccinellen und Aphodien fanden ſich in Menge. Staphylinus murinus, St. ery- ihropterus, St. chalcocephalus und unzählige kleinerer Art, wie St. sanguineus und St. angustatus, ſchwärmten umher. Seltſamer Weiſe verträgt ſich der Fundort keines⸗ wegs mit ihren ſonſtigen Aufenthaltsplätzen. Selbſt einige Donacia- Arten, die doch meiſtens nur an Sümpfen und ſtehenden Waſſern leben, fand ich hier. Auch unter den Cur— culionen, von denen ich ungefähr zwölf verſchiedene Species unterſchied, war manches Schöne, das ſich im Sommer ſelten oder nie gezeigt. Ferner die niedlichen ſchon oben genannten Cerambyces. Von Coccinellen mehr als zwanzig verſchie⸗ dene Arten und Varietäten, die bei näherer Unterſuchung und Beſtimmung gewiß viel Erfreuliches bringen werden. Ich habe die Ausbeute jener Tage in einen beſonderen Kaſten ge⸗ bracht, um ſpäter genau darüber zu referiren; hier wollte ich nur das Factum an ſich anzeigen; vielleicht daß Einer oder der Andere gleiche Beobachtungen gemacht. Im Ganzen ſind es wohl 60 bis 80 verſchiedene Käfer, von denen ich manche im Sommer vergebens geſucht. Man brachte mir auch da⸗ mals die für unſere Gegend ſeltene Chrysomela carnifex. ') Auch dieſe iſt an der erwähnten Mauer gefunden. Von der

) Fabricius, Entomol. I. 325: ovata nigra elytris lae- vissimis; margine exteriori sanguineo. Mein Exemplar hat die Größe von beinahe und kann deshalb nach Berge Käferbuch vielleicht Ch. analis, ja ſogar die höchſt ſeltne Ch. schach ſein.

0

hohen Wichtigkeit dieſes Ereigniſſes nun lebhaft durchdrungen, wollte ich am nächſten freien Tage eine größere Wanderung unternehmen, um weitere Nachforſchungen anzuſtellen, da zer- ſtörte leider eine kalte Nacht meinen Plan, indem ſie alle Coleoptern in ihre Schlupfwinkel zurücktrieb. )

So endete denn dieſes Jahr eigenthümlich, wie es be—

gonnen; und wer als Naturfreund Herz und Geiſt gewöhnt

hat, im Kleinen das Ewiggroße zu ſehen und zu verehren, der wird auch auf dieſe Erſcheinungen mit jenem heitern Ernſt, mit jener ſinnigen Freude hinblicken, was Beides die Beſchäf⸗ tigung mit den Wiſſenſchaften, mit der Natur zumal, ſtets dem denkenden Menſchen gewährt.

) Natürlich iſt mir jetzt die Gartenmauer von hohem Intereſſe; da ich täglich mehrere Male an ihr entlang gehe, muſtere ich ſie ſtets ſehr ſcharf, fand aber nichts Beſonderes. Einige Aph⸗ odien und Elateren treffe ich freilich ſtets, die auf der oberen Mauerkante ſich ſonnen.

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6. Die Seeſtrands und Salinenflora

der deutſchen Oſtſeeländer von

Ernst Holl.

G. Brückners pflanzengeographiſche Eintheilung der Flora Meklenburgs ı) in die Geeſtlandsflora, Sandflora, Haide— flora, Seeſtrands⸗ und Salinenflora, und Elbflora paßt auch auf die beiden benachbarten deutſchen Oſtſeeländer, auf Hol⸗ ſtein und Pommern, nur daß in erſterem zu dieſen 5 Floren— gebieten noch die Marſchflora hinzutritt, und in Pommern die Elbſtrandsflora durch die Oderflora erſetzt wird, welche mit jener zwar nahe verwandt iſt, aber doch manche Eigen- thümlichkeiten darbietet. Ob die Flora des hinterpommerſchen und weſtpreußiſchen Hochlandes der Art ſei, daß auch ſie viel— leicht als eigenes Florengebiet zu betrachten wäre, müſſen wir zur Zeit noch unentſchieden laſſen.

Wenn ich es in dem Nachſtehenden unternehme, dem von Brückner vorgezeichneten Wege folgend, eine genauere Characteriſtik einer dieſer Floren, nämlich der des deutſchen Oſtſeeſtrandes und unſerer binnenländiſchen Salinen, zu ent⸗ werfen, ſo hat dies darin ſeinen Grund, daß dies gerade der eigenthümlichſte Theil unſerer Flora iſt, deſſen ſorgfältige Durchforſchung uns als deutſchen Botanikern ganz befon- ders obliegt. Denn wir ſollen bei unſeren botaniſchen Be- ſtrebungen nicht allein darnach trachten, unſere Provinzialfloren

) Im Anhange zu Langmanns Flora von Meklenburg. 5*

er

möglichft zu vervollſtändigen, ſondern wir follen uns auch als Mitarbeiter an der allgemeinen Flora unſeres deutſchen Vater⸗ landes betrachten, und als ſolche find wir Anwohner des bal- tiſchen Meeres verpflichtet, die Flora des Seeſtrandes zu er forſchen. Die Pflanzen unſerer übrigen Florengebiete kommen auch vielfach in anderen Gegenden Deutſchlands vor, und

können dort eben ſo gut beobachtet und beſchrieben werden

als hier, die Flora des deutſchen Oſtſeeſtrandes, welche von der der Nordſee und des adriatiſchen Meeres, welche theilweiſe auch zur deutſchen Flora gehören, weſentlich verſchieden iſt, gehört nur uns allein an, und ihr müſſen wir unſere Kräfte widmen. Es hat mich gewundert, daß dieſe unſere Aufgabe jo lange nicht erkannt worden iſt. Mit der ſicheren Erivar- tung eine Löſung derſelben zu finden, nahm ich Dr. Baum⸗ gardts Abhandlung über die Flora der Inſel Rügen zur Hand, welche in dem Programme des Pädagogiums zu Putbus vom 3. 1845 enthalten iſt. Denn gerade Rügen iſt ganz vor— züglich dazu geeignet, die Seeſtrandsflora zu ſtudiren, da es bei feinem kleinen Areal durch die Zerriſſenheit feiner Küſten einen ſo ſehr ausgedehnten Strand darbietet, welcher überall dem Botaniker leicht zugänglich iſt. Aber ich ward bald ent— täuſcht, indem Baumgardt auf die Seeſtrandsflora auch nicht die geringſte Rückſicht genommen hat. N

Die Geeſtlandsflora, Haideflora und Sandflora reichen in weiter Erſtreckung an die Oſtſee heran. Jede derſelben iſt an einen Boden von beſtimmter geognoſtiſcher Beſchaffen— heit gebunden. ) Die Geeſtlandsflora nimmt die aus Lehm⸗

) Ich würde es für überflüſſig gehalten haben, hier auf die Ver⸗

bindung der geognoſtiſchen Bodenbeſchaffenheit und der drei

ar mo Ye boden beſtehende Küſtenſtrecke zwiſchen dem Kieler Fiord und dem Breitling ein; zwiſchen dieſem und Stralſund folgt Sand— und Haideflora, von Stralſund bis zur Peenemündung Geeft- landsflora, von hier bis zur Mündung der Dievenow Sand⸗ flora, von dort bis Leba wieder Geeſtlandsflora und von Leba bis Putzig endlich Sandflora; dann folgt wieder Geeft- landsflora, wie weit ſie ſich aber nach Oſten hin erſtreckt kann ich nicht nachweiſen. Vor dieſen verſchiedenen Floren zieht ſich nun als ein ſchmaler, ununterbrochener Saum die Seeſtrandsflora hin. Sie wird durch folgende Pflanzen-Species und Varietäten characteriſirt, von welchen im Binnenlande ſehr viele, außer an ſalzhaltigen Orten, gar nicht vorkommen. 1. Papaveraceae: Glaucium luteum (2) ) 2. Cruciferae: * Cochlearia officinalis .— danica nalen Cakile maritima | Crambe maritima 3. Violarieae: Viola tricolor var. syrtica 4. Alsineae: Sagina stricta _ Lepigonum marinum Halianthus peploides

bezeichneten Floren hinzudeuten, welche jedem Botaniker der deutſchen Oſtſeeländer hinreichend bekannt iſt, wenn ich nicht in den Hamburger literariſchen und eritiſchen Blättern (J. 1848 No. 9) die merkwürdige Behauptung des Hrn. O. Belitz geleſen hätte, daß die Fruchtbarkeit des deutſchen Oſtſee-Küſten⸗ ſtriches von dem an der Küſte abgelagerten und dort verwe— ſenden Seetange herrühre. Was man doch alles zu be— haupten wagt! i ) Am Seeſtrande bei Danzig (Weiß), für Meklenburg und Hol⸗ ſtein aber wohl ſehr zweifelhaft; die pommerſchen Floren führen dieſe Pflanze gar nicht auf. .

3

5 Malvacene: Althaca officinalis

6. Papilionacene: Anthyllis Vulneraria var. pub-

escens Pisum maritimum * Melilotus dentata

7. Rosacene: (Rosa lueida)

S. Hippurideae : Hippuris vulgaris var. maritima

9 Umbeltiferae: Eryngium maritimum * Apium graveolens Bupleurum tenuissimum Oenanthe Lachenalii 10. Compositae: Aster tripolium Artemisia maritima (Cotula coronopifolia) Chrysanthemum maritimum

Senecio vulgaris var. denti-

culatus

Taraxacum officinale var.salinum Chondrilla juncea var. robusta

(Carduus pycnocephalus) (— tenniflorus) (Helminthia echioides) (Centaurea calcitrapa) 11. Gentianeae: Erythraea linariaefolia 12. Antirrhineae: Linaria Loeselii 13. Prünuiaceae: Samolus Valeraudi Glaux maritima 14. Plumbagineae : Armeria pubescens Statice Limonium 15. Plantagineae: * Plantago maritima =. = coronopus 16. Chenopodene : .Schoberia maritima * Salsola Kali -— Tragus (bei Danzig)

Salicornia herbacea

Corispermum intermedium (bon

Danzig bis Königsberg)

17.

Te

* Kochia arenaria (bei Danzig)

Polygoneae :

Eleagneae : . Salicineae : . Juncagineae: *

. Potameae :

Asparngeane: *

Juncaceae :

*

Cyperaceae :

Gramineae: *

hirsuta Blitum erassifolium Beta maritima Halimus portulacoides pedunculatus Atriplex Sackii

littoralis

Jaciniata

Polygonum amphibium var. ma-

ritimum

aviculare var. salinum

Rumex märitimus f Hippopha& rhamnoides

Salix repens var. argentea

Triglochin maritimum Ruppia maritima

rostellata Asparagus officinalis Juncus maritimus ——— balticus

Gerardi Heleocharis uniglumis Scirpus rufus

Tabernaemontani

salinus maritimus Carex arenaria Salina extensa Phleum arenarium

* Calamagrostis Epigeios # Ammophila arenaria

*

baltica Glyceria distans

maritima Triticum junceum strietum rigidum

pungens glaucum Elymus arenarius

var.

= Mg

* Hordeum secalinum maritimum ?

Die Haupturſachen, welche dieſe Pflanzen, mit Ausnahme der eingeklammerten, zuſammen gruppirt haben, find: der Salz gehalt des Waſſers, die große Feuchtigkeit der Luft, und der Duarz- Sand des Strandes. Die eingeklammerten Pflanzen ſind durch anderweitige Urſachen, zumeiſt wohl durch Schiff— fahrt, hierher verſchleppt worden.

Außer den eigentlichen Salzpflanzen ( Halophila, Halophyta) bilden Sandpflanzen (Ammophila) einen Grundbeſtandtheil dieſer Flora. Das Gedeihen dieſer letzteren wird hier durch den großen Feuchtigkeitsgehalt der Luft ganz beſonders befördert, und aus dieſem Umſtande erklärt es ſich, daß wir viele derſelben auf unſeren großen binnenländiſchen Sandflächen entweder gar nicht oder doch nur ſelten finden, während wir ſie aber an den ſandigen Ufern der großen Flüſſe zum Theil wieder antreffen.) Manche Sandpflanzen des Seeſtrandes, welche wir jetzt im Binnenlande antreffen, ſind dort zur Befeſtigung des flüchtigen Sandes angeſäet worden, wie z. B. Elymus arenarius in der Mark Brandenburg. . Als dritten Hauptbeſtandtheil der Seeſtrandsflora konnen

wir endlich die durch Einfluß des Salzwaſſers erzeugten Pflanzenvarietäten betrachten. Einige binnenländiſche Pflanzen werden am Seeſtrande kräftiger und äſtiger; andere

) Recht auffallend macht ſich der Einfluß der Luftfeuchtigkeit z. B. an Jlex Aguifolium bemerklich. Während man auf Jasmund am Eingange der ſchmalen Haide, unfern des Strandes prachtvolle Hülsdornbüſche von 12 bis 16“ Höhe antrifft, er⸗ reichen dieſelben in unſeren binnenländiſchen Sand- und Haide⸗ gegenden nur eine Höhe von wenigen Fußen. Auch in den Vor⸗ bergen der dürren Eifel habe ich nur niedrige, verkrüppelte Exemplare geſehen.

erhalten dickere, fleifchigere Blätter, wie z. B. Linaria vul- garis, Viola tricolor, Polygonum aviculare; noch ans dere endlich ändern in der Art ihrer Bedeckung ab: fo werden z. B. Anthyllis Vulneraria und Galeopsis Tetrahit weit ftärfer behaart, Sonchus oleraceus und asper, deren Blüthenſtiele fonft glatt find, erhalten an denſelben dicke, braun- rothe Drüſenhaare. Leider ſind die Gränzen des um— wandelnden Einfluſſes, welchen der Salzgehalt des Bodens und des Waſſers auf die Pflanzen ausübt, noch ſehr wenig bekannt, und wir ſind in vielen Fällen noch ſehr in Zweifel, was hier als Art oder als Varietät zu betrachten ſei. Es iſt freilich ſchon einmal in Meklenburg zur Löſung dieſer Frage aufgefordert worden, allein vergebens! Im J. 1840 machte die Roſtocker Univerſität auf Prof. Röpers Vorſchlag dieſe Frage zum Gegenſtand einer Preisaufgabe, welche aber leider keinen Bearbeiter fand. Es wurde in derſelben vorzugsweiſe auf das Verhältniß zwiſchen Erythraea linariaefolia und Centaurium, Armeria pubescens und vulgaris, Jun- cus Gerardi und compressus, Heleocharis uniglumis und palustris, Scirpus rufus und compressus, Ta- bernaemontani und lacustris hingewieſen. ) Für die ſpecifiſche Verſchiedenheit von Er. linariaefolia und Cen- taurium ſpricht, daß letztere ebenfalls unverändert auf Wieſen am Seeſtrande gefunden wird. ) Auch die beiden -oben- genannten Armerien kommen am Seeſtrande vor; ) Scirpus

) Röper zur Flora Meklenburgs I, 25 Anm. ) Fraas Synopsis plantarum florae classicae (München 1845) p. 160. Baumgardt a. a. O. S. 13.

3) Link in den Verhandlungen der Gefell. naturf. Freunde in Berlin J. 181.

2

rufus und Tabernaemortani (am Strande und an Ea- linen häufig) finden ſich nicht ſelten auch an Orten, welche durchaus nicht ſalzhaltig ſind, was dafür zu ſprechen ſcheint, daß auch fie ſpecifiſch von S. compressus und lacustris zu trennen ſind.

Wir behalten nach Abzug der eingeklammerten, einge⸗ wanderten Arten, der Varietäten, und der mit einem Stern bezeichneten Pflanzen, welche auch im Binnenlande an nicht⸗ ſalzhaltigen Orten hie und da vorkommen ), etwa 40 Arten übrig, welche dem Seeſtrande, den Salinen und den ſalzhaltigen Wieſen durchaus eigenthümlich ſind. Faſt alle dieſe haben kleine und unanſehnliche Blüthen, und die See⸗ ſtrandsflora bildet ſomit einen Gegenſatz zur Alpenflora, deren Pflanzen ſich durch große, ſchöngefärbte Blumen auszeichnet. Der Mehrzahl nach gehören unſere Salzpflanzen den Fa⸗ milien der Chenopodeen, Alſineen, Umbelliferen, Primulaceen, Plantagineen, Juncagineen, Juncaceen und Gramineen an;

) Ich glaube kaum, daß alle dieſe mit einem Stern bezeichneten Pflanzen im Binnenlande an nicht = ſalzhaltigen Orten fich finden: jedoch bin ich hierin den Angaben der Floriſten gefolgt, um auf eine genaue Reviſton der Standorte aufmerkſam zu machen. Manche dieſer Angaben beruhen gewiß auf Irrthum; manche Orte haben aber auch wohl einen ſalzhaltigen Boden, ehne daß man bis jetzt darauf geachtet hätte. So wird z. B. Melilotus dentata und ‘-iyceria distans von mehreren Floren im Binnenlande angegeben, ohne daß auf ihren ſalz⸗ haltigen Standpunkt aufmerfſam gemacht wäre; allein die jo genaue ſchleſiſche Flora von Wimmer ſetzt bei beiden Pflan⸗ zen hinzu: »in der Nähe von Dunghaufen und Abzugsgräben der Ställe, wahrſcheinlich nur an Stellen wo der Boden ſalz⸗ haltig iſts. Das Vorkommen von Plantago maritima in Schleſten deutet wohl gewiß auf eine ſalzhaltige Wieſe bin, was jedoch son Wimmer nicht beachtet worden if.»

N

theils der Artenzahl nach, theils aber nach der Anzahl der Individuen bilden dieſe Familien den Hauptcharacter unſerer Strandflora.

Die Gruppen, in welche dieſe Pflanzen zuſammen ge: ordnet ſind, ſind nach dem Salzgehalte und der geognoſtiſchen Beſchaffenheit ihres Standortes verſchieden. Die Stärke des Salzgehalts bedingt den Unterſchied der Vegetation, welchen wir am Seeſtrande, um die Salinen und auf den binnenländiſchen Salzwieſen bemerken. Der geringe Salz— gehalt der letzteren, und der ſtarke des Salinenwaſſers beein— trächtigt auf gleiche Weiſe den Reichthum der Flora, welcher am Seeſtrande ſich zeigt, wo überall ein gleichmäßiger, tem— perirter Salzgehalt vorhanden iſt.

Auf den Salzwieſen des Binnenlandes bei Timcken⸗ berg in der Teldau, bei Karenz in dem meklenburgiſchen Amte Eldena, am Rühner See unweit Bützow, bei Koblenz un— weit Paſewalk, und bei Strohsdorf in der Nachbarſchaft von Pyritz, kommen nur Triglochin maritimum, Glaux ma- ritima, Samolus Valerandi, und hin und wieder auch Althaea officinalis, Asten Tripolium und Erythraea linariaefolia vor.

Bei den Salinen und ſalzhaltigen Quellen zeigt der ſtarke Salzgehalt des Waſſers und des mit ihm befeuchteten Bodens ſeinen nachtheiligen Einfluß dadurch, daß hier viele Seeſtrandspflanzen gänzlich fehlen, andere aber ſehr verkümmern. So wird z. B. Aster Tripolium hier kaum 6 Zoll hoch, während es am Seeſtrande die Höhe von 3 Fuß erreicht und dort oft mit 40 bis 50 Blumen prangt. In der Nähe der verſchiedenen Salzquellen find folgende Salz— pflanzen beobachtet worden:

u. ii

1. Zwiſchen Oldesloe und Segeberg, nach Nolte und Steffens: a | Scirpus Tabernaemontani Triglochin maritimum Lepigonum marinum. 2. An der Salzlache bei Soltow in der Teldau, nach Brückner: f Lepigonum marinum Atriplex Sackii. 3. An der Salzquelle bei Sülz im Amte Eldena, nach Brückner: Lepigonum marinum Atriplex Sackii Juncus Gerardi _ - Pastinaca sativa Glyceria distans Triticum glaucum Triglochin maritimum. 4. Bei der Salzquelle zu Sülten unweit Brüel, nach Virck: Salicornia herbacea Aster Tripolium Atriplex Sackii Triglochin maritimum | 5. Zu Sülz an der Recknitz, nach Bird und Brückner: | Salicornia herbacea Aster Tripolium Lepigonum marinum Glaux maritima Glyceria distans Juncus Gerardi

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Triglochin maritimum Rumex maritimus.

6. An der Greifswalder Saline fand ich: Aster Tripolium Plantago maritima Triglochin maritimum Pastinaca sativa Glaux maritima Lepigonum marinum Salicornia herbacea -Schoberia maritima Atriplex Sackii Glyceria distans.

Nach Homanns Angabe foll auch Hordeum mari- timum hier vorkommen, welches ich aber nicht gefunden habe; das Waſſer der Salzlachen war mit Ulva intestinalis an⸗ gefüllt. Die zahlreichen Cryptogamen an den Balken des Gradirhauſes ſcheinen bis jetzt die Aufmerkſamkeit der Botaniker noch nicht auf ſich gezogen zu haben; wahr- ſcheinlich ſind ſie den Salinen ebenſo eigenthümlich, als die oben genannten phanerogamiſchen Pflanzen. Da meine Kenntniß dieſer Pflanzen⸗Klaſſe nur geringe iſt, ſo habe auch ich mich auf eine ſorgfältigere Unterſuchung derſelben leider nicht ein- laſſen können; ich hege aber die Hoffnung, daß uns, da nun dieſer Gegenſtand in Anregung gebracht iſt, einer der thätigen Botaniker in Greifswald oder Eldena recht bald Aufſchluß über dieſelben geben werde. Ueber die Colberger Sa linenflora iſt mir nichts Näheres bekannt.

Die reiche Seeſtrandsflora zerfällt in mehrere Gruppen, auf deren Bildung nicht ein verſchiedener Salz⸗ gehalt, ſondern die verſchiedene geognoſtiſche Beſchaffenheit des Strandes einwirkt. Je nachdem derſelbe aus Sanddünen,

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grobem Sande und Steinen, aus Lehm, Kreide oder Wieſen— grund beſteht, treten auch andere Gruppen von Strandpflanzen

auf. Dieſe Mannigfaltigkeit wird noch erhöhet theils durch

Ueberläufer aus den benachbarten binnenländiſchen Floren,

theils durch Einwanderer, welche von der Seeſeite her ihren Weg hierher gefunden haben, indem ihr Saame durch

den Ballaſt der Schiffe hierher verſchleppt worden iſt. So haben ſich von den Küſten der Nordſee her am baltiſchen

Strande Kolonien von Uarduus lenuiflorus, Helmin-

thia echioides. Cotula coronopifolia und Lepiurus incurvatus angeſiedelt; Carduus pyenvcephalus und Glaucium luteum find vielleicht von der Küſte des Mittel— meeres gekommen, und Rosa lucida aus Nord-Amerika. Reseda lutea und Senebiera coronopus find ebenfalls

Einwanderer; auch Centaurem culcitrapa ſcheint unſeren

Küſten urſprünglich fremd zu fein, und Diplotaxis tenwi- Folia, im norddeutſchen Binnenlande fehlend, macht fein Heimaths⸗ recht durch fein Vorkommen im Küſtenbezirke verdächtig. Beſteht der Strand aus Dünenſande, ſo treten dort

vorzüglich Ried- und Sandgräſer auf, namentlich

Carex arenaria

Phleum arenarium

Ammophila arenarla

baltica

Calamagrostis Epigeios

Elymus arenarius

Triticum junceum

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strietum

= nisidum. Dieſe Gräfer wachſen jedoch außer dem Bereiche des Wellen— ſchlages, denn nach Röpers Beobachtung ſchlägt ihr Same

i

fehl, wenn die Aehre während der Blüthezeit mit Seewaſſer benetzt wird. ) Außer dieſen Gräſern finden ſich dort noch häufig:

Ervngium maritimum

Armeria pubescens

Lepigonum medium

Cakile maritima

Salsola Kali

Artemisia maritima

Chondrilla juncea var.

Salix repens var. argentea ſeltner aber Cochlearia danica

Pisum maritimum

Linaria Loeselii

Asparagus officmalis

Kochia arenaria a

Salsola Tragus die beiden letzteren nur am Seeſtrande in Preußen. Als Befeſtigungsmittel des Dünen⸗ ſandes werden vorzüglich Carex arenaria, Ammophila arenaria und baltica, Elymus arenarius, Triticum junceum, Salix repens var. argentea und Hippo- pha& rhamnoides zur Anpflanzung empfohlen.

Auf dem grob - ſandigen und mit Stein- geröllen bedeckten Strande walten eigentliche Salz— Pflanzen mit dicken, ſaftigen oder ſtachlichten Blättern vor. Es finden ſich hier

Cakile maritima Crambe maritima Lepidium ruderale Eryngium maritimum

Salsola Kali

) Zur Flora Meklenburgs II, 279.

5

Salicornia herbecea Schoberia maritima Atriplex littoralis laciniata 8ackii Plantage coronopus maritima Glaux maritima Halianthus peploides Pyrethrum maritimum Linaria vulgaris Rubus caesius Galium verum Glyceria distans

maritima.

Wo indeffen die Gerölle fo vorherrſchen, wie am Außenſtrande auf Jasmund, wird die Vegetation faſt ganz unterdrückt; nur Atriplex Sackii, Cakile maritima,

Linaria

lustris,

vulgaris, Galeopsis Tetrahit, Stachys pa- Convolvulus arvensis, Sonchus oleraceus

und asper, Rubus caesius, Rumex crispus und Equi- setum arvense fiedeln ſich hin und wieder zwiſchen den

Steinen an. Auf lehmhaltigeren Stellen des Strandes finden ſich

7

Statice Limonium

Lepturus incurvatus (nur am Priwal)

Anthyllis Vulneraria var.

Tussilago farfara

Medicago falcata

Lupulina

Euphorbia exigua

Hippophaë rhamnoides

Equisetum Telmateja (am Außenſtrande von Jasmund in fehr großer Menge).

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Am reichſten ift, wie Brückner ſchon gefagt hat, du Flora der am Strande liegenden und der Ueberſchwemmung durch das Seewaſſer ausgeſetzten Wieſen; jedoch entbehren ſie des prachtvollen unſere binnenländiſchen Wieſen zierenden Blüthenſchmuckes, da ihnen die Familien der Orchideen, Pa⸗ pilionaceen, Labiaten und Campanulaceen faſt gänzlich fehlen. In den Lachen, die bei dem Rücktritt des Seewaſſers noch einige Zeit gefüllt bleiben, wachſen mehrere Charen, unter anderen Chara exigua Flörke, ferner Naas marina, Ruppia rostellata, Zannichellia palustris und pedi- cellata, und an den Rändern dieſer Lachen Scirpus ma- * imus, Juncus maritimus, balticus und lampro- carpus und wahrſcheinlich auch Littorellu lacustris. Sumpfige Stellen lieben Beta maritima und Apium gra- veolens. Auf den Wieſen ſelbſt finden ſich

Scirpus Tabernaemontani, rufus und com- pressus Heleocharis uniglumis Hordeum secalinum Triglochin maritimum Juncus filiformis und Gerardi Samolus Valerandi Glaux maritima Sagina strieta Lepigonum marinum Erythraea linariaefolia und pulchella Pastinaca sativa Bupleurum tenuissimum Cochlearia danica Althaea officinalis Euphorbia palustris Melilotus dentata

2: Map:

Allium Scorodoprasum

Hippuris vulgaris var. maritima

Aster Tripolium

Artemisia maritima

Sonchus arvensis var.

Taraxacun officinale var.

Leontodon autumnalis var.

Atriplex hastata ?

Halimus pedunculatus und portulacoides

Kochia hirsuta. Wo dieſe Wieſen an Gebüſch und Wälder gränzen, kommen vor:

Sonchus palustris

Oenanthe Lachenalii

Statice Limonium. 5

Nachdem ich in dem Vorſtehenden die Flora des deut—

ſchen Oſtſeeſtrandes, ſo weit es in meinen Kräften ſtand, ffizzirt habe, möge es mir nun noch erlaubt fein, einen Blick auf die Strandflora der Nordſee und des Mittelmeeres zu werfen. Beide ausführlicher mit der Flora der Oſtſee zu vergleichen, bin ich leider nicht im Stande, da mir ausrei⸗ chende Materialien hierzu fehlen; ich war zwar ſelbſt am belgiſchen Nordſeeſtrande, aber zu einer Zeit, als die Vege- tation noch in ihrem winterlichen Schlummer lag.

Dem Nordſee-Strande fehlen mur zwei Pflanzen unſerer baltiſchen Strandflora gänzlich, nämlich Corisper- mum intermedium und Linaria Loeselii. Viele Pflanzen aber, welche an der Oſtſeeküſte nur ſelten vorkommen, finden ſich am Strande der Nordſee weit häufiger. Dies find: Cochlearia anglica Melilotus dentata Pisum maritimum Carduns tenuiflorus

Helminthia echioides

Cotula coronopifolia

Statice Limonium

Beta maritima

Halimus portulacoides

Lepturus incurvatus und

Hordeum maritimum, welches nach Röper über: haupt noch als ein zweifelhafter Bürger der baltiſchen Flora

zu betrachten iſt.

Ueberdies hat die Küſtenflora der Nordſee folgende Arten, 1 an der Oſtſee bis jetzt noch nicht beobachtet ſind: Salicornia radicans an den Auffendeichen in

Ditmarſen. Inula crithmoides Belgien. Crithmum maritimum Niederland. Dancus littoralis bei Kattwyk Torilis nodosa. Raphanus maritimus Scheveningen. Convolvulus Soldanella auf Wangeroog, Nieder⸗ lande. Sagina subulata. Lithospermum maritimum ? Cerastium tetrandrum Manöe, Lyſt bis zur franz. Küſte hinunter. Rosa pimpinellifolia var. spinosissima Rom⸗ de, Loft, Sylt, Amrom. Statice maritima Mill. Curhafen. Tetragonolobus siliquosus var. Arröe. Helianthemum guttatum Norderney. Juncus pygmaeus Dünen bei Lyſt, auf Sylt, bei Eiderſtädt. | Heleocharis multicaulis Chamagrostis minima Lepturus filiformis Norderney, Belgien, 6

Spartina strieta Holland.

Milium confertum Holland und Belgien. Alopecurus bulbosus Amſterdam. Polypogon littoralis Norderney. Sclerochloa procumbens Belgien.

maritima Belgien.

dichotoma Belgien.

Elymus geniculatus auf Dünen an der nieder⸗ länd. Küſſte

Der Reichthum der Strandflora iſt alſo an der Nord⸗ ſee ſchon weit beträchtlicher als an der Oſtſee.

Von der Strandflora des Mittelmeeres iſt mir nur ein kleiner Bezirk, das Königreich Griechenland, aus Fraas Synopsis plantarumflorae classicae etwas genauer bekannt. Ständige ammophile Pflanzen find daſelbſt:

Schoenus mucronatus Triticum junceum Hordeum maritimum Elymus arenarius Ammophila arenaria Pancratium maritimum Eryngium maritimum Convolvulus Soldanella Euphorbia Peplis Hypecoum littorale. Grobſandigen, ſteinigen Boden ſuchen Glyceria maritima und Cressa cretica. Die ſandliebende Centaurea Spi- nosa geht mitunter doch auch in die feuchten Meeresniede⸗ rungen hinein, und verſchmähet ſelbſt felſigen Grund nicht ganz. Auch Elaeagnus angustifolia, Anagyris foe- tida, Hedysarum Pseudalhagi, Thymus incanus und Cichorium spinosum kommen häufig, und letzteres nur im Meeresſande vor, aber ſie bilden doch ſchon den Uebergang

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zu den eigentlichen Meeresſümpfen oder feuchten, meer- ſalzſauren Niederungen, wo als häufigſte Bewohner gefunden werden: '

Statice Limonium

Althaea officinalis

Tamarix africana

Aster Amellus

Apium graveolens und palustre ?

Oenanthe incrassata

Orchis palustris

Halimus portulacoides

Beta maritima N

Salicornia herbacea und fruticosa

Schoberia maritima

Lysimachia atropurpurea

Typha latifolia

Arundo Donax

Juncus maritimus und acutus Scirpus Holoschoenus und andere Simſen, Ried⸗ gräſer u. ſ. w. Trocknere Stellen der Meeresniederungen liebt Amygdalus amara, fetten Thonboden Lepturus incurvalus.

Ganz verſchieden ift wieder die Vegetation auf den öden und trockenen Klippen am Strande, und vorzugsweiſe repräſentirt durch |

Crithmum maritimum

Capparis rupestris

Convolvulus Dorycnium

Cressa cretica

Euphorbia dendroides

Atriplex Halimus

Ephedra distachya

Osyris alba auch Pinus halepensis Lam.

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(P. brutia Ten. und maritima Mill.) tritt bis hierher vom trocknen Felſengebirge herab.

Den Uebergang von dieſer Strandflora zur Vegetation der an die Küſten ſtoßenden Ebenen vermitteln die ſich an die Meeresſumpfpflanzen anſchließenden, ſich weiter von der Küſte entfernenden Halophilen. Hierher gehören zuerſt die zwiſchen eigentlichen Sumpfpflanzen und Oliven- oder Ge— treidefeldern den Uebergang bildenden Abarten mitteleuropäiſcher Wieſen, welche zu Weideplätzen benutzt werden. Tamariæ africana, Anagyris foelida, Atriplex graeca, Elae- agnus angustifolia, Lycium europaeum und Hedy- sarum Pseudalhagi bilden die vorzüglichſten Geſträuche auf ihnen. Die Weidepflanzen aber find vornehmlich

Trifolium fragiferum Melilotus arvensis Lotus corniculatus, ornithopodioides und argolicus Bonjeania reeta Plantago altissima Erythraea Centaurium Oenanthe pimpinellifolia Anethum foeniculum Festuca littoralis Lagurus ovatus Helminthia echioides.

7. Beiträge

zur Geognoſie der deutschen Oſtſeeländer von ; Ernst Holl.

1. Die Muſchelkalkgerölle. In meiner Geognoſie der deutſchen Oſtſeeländer S. 130 habe ich ſchon auf die große Seltenheit der Muſchelkalkgerölle in den deutſchen bal— tiſchen Küſtenländern aufmerkſam gemacht, und meine Beob— achtungen in den letzten Jahren haben dies nur noch be— ſtätigt. Aus dem Großherzogthum M. Schwerin habe ich bis jetzt noch kein einziges Gerölle dieſer Formation geſehen, obgleich ich Gelegenheit gehabt habe viele ziemlich beträchtliche Petrefacten-Sammlungen daſelbſt in Augenſchein zu nehmen. In M. Strelitz find dagegen in neuefter Zeit mehrere Muſchelkalkgerölle aufgefunden worden; Dr. L. Brückner fand ein Gerölle dieſer Art bei Brunn unweit Neubrandenburg, am glücklichſten im Auffinden derſelben iſt aber Hr. Theater- director Görner geweſen, deſſen ausgezeichnet ſchöne Petre— facten⸗Sammlung mehrere in der Umgegend von Neuſtrelitz gefundene Muſchelkalkgerölle enthält. Eine genauere Betrach— tung dieſer Gerölle zeigt ſogleich, daß ſie nicht etwa von dem vielfach bei uns eingeführten, anſtehenden Rüdersdorfer Muſchel⸗ kalk herſtammen können; letzterer hat eine gelblich graue Farbe, und iſt etwas grobkörnig, während der unſrige durchweg dunkel⸗aſchgrau und ſehr feinkörnig iſt. An Petrefacten enthalten die meklenburgiſchen Gerölle:

Encrinites liliiformis v. Schl. (einzelne Säulen⸗ glieder) gefunden bei Drevin und Glambeck (Görner).

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Ammonites nodosus v. Schl, frei ohne anhän⸗ gendes Geſtein, in mehreren Er. in Görners und Dr. L. Brückners Sammlung.

Nautilus bidorsatus v. Schl. Mirow (Görn.)

Terebratula communis v. Schl. (Görn.)

Turritella detrita v. Schl. Brunn (Dr. Br.)

Avicula socialis Br. Brunn (mit der vorigen und Pla- giostoma striatum, Dr. Br.), Blumenholz (Görn.)

Avieula Bronnii Alb Drevin (Görn.)

Plagiostoma striatum Brong. Brunn (Dr. Br.), Drevin, Hohenzieritz, Düſterfurth (Görn.)

Spondylus comtus Gold. Glambeck (Görn.)

Pecten vestitus Gold. Stargard, Drevin (Görn.)

Ostrea spondyloides v. Schl. Drevin (Görn.)

Lyrodon pes anseris Gold. Neuſtrelitz (Görn.)

Lyrodon vulgare Gold. Drevin (Görn.)

Mytilus vetustus Gold. Neuſtrelitz (Görn)

Myacites mactroides v. Schl. Drevin (Görn.)

Aus Vorpommern iſt mir bisjetzt nur erſt ein an⸗ geblich bei Treptow gefundener A. nodosus (in der Gör⸗ nerſchen Sammlung befindlich) aus dieſer Formation zu Ge⸗ ſichte gekommen; auf Rügen habe ich keine Spur von Muſchelkalkgeröllen gefunden. Hr. Dr. v Hagenow, welcher dieſe beiden Landestheile ſo genau durchforſcht hat, verſicherte mir, daß auch ihm dort keine Gerölle dieſer Formation auf geſtoßen ſeien. Daß ſie in Holſtein, namentlich in der Umgegend von Segeberg häufiger vorkämen, wie Volger be⸗ hauptet ), wird von Meyn gänzlich in Abrede geſtellt )

) Volger über die geogn. Verhaͤlt. v. Helgoland u. ſ. w. S. 76. ) Meyn im amtl. Bericht u. |. w. S. 538. 581.

89

Nach ſeiner Ausſage iſt in Holſtein nur erſt ein einziges Stück dieſes Geſteins von Zimmermann bei Hamburg ge⸗ funden worden, von welchem es überdies noch zweifelhaft wäre, ob es als Gerölle anzuſehen ſei. Nach v. Melle de lapid. fig. t. III. F. 8 ſcheint jedoch im Anfange des vorigen Jahr: hunderts Turritella detrita bei Lübeck gefunden zu fein.

2. Die tertiären Petrefacten des Thonlagers bei Neubrandenburg. Hr. Prof. Behrich, welcher das am Gerichtsberge bei Neubrandenburg aufgeſchloſſene Lager blauen Thons im vorigen Herbſte in Augenſchein nahm, ſtimmt mir ) völlig darin bei, daß ſich die tertiären Petre— facten deſſelben nur auf ſecundärer Lagerſtätte befinden, und das Lager alſo als eine Diluvialbildung anzuſehen ſei. Außer den tertiären Reſten ſchließt der Thon auch zahlreiche größere und kleinere endogene Gerölle ein, fo wie auch Kreidepetre— facten (vorzüglich häufig Asterias quinqueloba, Penta- crinites Bronnii, Serpula hepiagona und ſehr große kopfförmige Cidaritenſtacheln), juraſſiſche und palüozoifche Verſteinerungen. 1 5

Die tertiären Petrefacten ſind größtentheils ſehr wohl erhalten, und zeigen keine Spur von Abreibung, wie dies bei den anderen älteren organiſchen Einſchlüſſen dieſes Lagers der Fall iſt. Die mit Schwefelkies gefüllten Bivalven find alle vollſtändig vorhanden. Folgende tertiäre Conchylien ſind bis— jetzt gefunden, und theils von Beyrich, theils von Dr. L. Brückner und mir beſtimmt worden:

I.. Cypraea inflata Lam. 2. Cassidaria depressa L. v. B.

) Geognoſie der deut. Oſtſeeländer S. 160 f.

3. Turritella imbricataria Lam.

4. Fusus multisulcatus Nyst häufig. |

5. Pleurotoma subdenticulata v. M. häufig; früher von mir mit Pl. cataphracta Brocc. verwechſelt.

6. Pleurotoma trochiformis Beyr.

7. Pleurotoma flexuosa v. M.

8. Pleurotoma Waterkeynii N.

9. Natica glaueinoides N. (?) Ich bin in Zweifel, ob ich diefer Art den rechten Namen beilege. Es iſt dieſelbe, welche im Sternberger Kuchen ſo häufig vorkommt, und mit der in der Nordſee lebenden N. castanea Lam, ſehr viele Aehnlichkeit hat. Behrich hält die Natica des Sternberger Kuchens für glaucinoides N. und auf feine Autorität habe ich ihr den obigen Namen hier gleichfalls beigelegt. Die foſſilen Natica- Arten ſind überhaupt ſehr ſchwer zu unter— ſcheiden, weil fie in ihrer Form zum Theil ſich ungemein ähnlich ſind, und Farbe und Zeichnung, durch welche ſie lebend von einander abweichen, gänzlich verſchwunden ſind.

10. Nucula Deshayesiana Duch. häufig.

II. Nucula Chastelii N. häufig. Die früher von mir namhaft gemachte N. deltoidea iſt zu ſtreichen.

12. Lucina unicarinata N.

13. 14. 15. Dentalium, drei Arten, deren Beſtim⸗ mung mir noch nicht gelungen iſt.

Bis auf No. 1 und 3 ſind alle dieſe Arten auch ſchon in dem Septarien-Thone der Mark gefunden worden, und wir dürfen daher nicht anſtehen, dies Thonlager für ein bei der Diluvialkataſtrophe aufgewühltes, und mit fremdartigem Materiale gemengtes Septarien-Thonlager zu halten.

Derſelbe gehört nach Beyrichs Unterſuchungen ) der alt- tertiären (eocänen) Formation an, ohne jedoch ein Aequiva⸗ lent des Londonthons zu ſein; er iſt jünger als der tertiäre Magdeburger Sand, welcher der Braunkohlenformation auf liegt. Der Septarien-Thon ſcheint in Norddeutſchland und Belgien ſehr weit verbreitet zu ſein.

3. Das tertiäre Lager bei Reinbeck in Hol- ſtein. Schon im Auguſt des vorigen Jahres erhielt ich durch Hrn. Geh. Amtsrath Koch in Sülz Nachricht von einem tertiären Lager, welches ſein Sohn, als Bauconducteur bei dem Bau der Berlin-Hamburger Eiſenbahn angeſtellt, bei Reinbeck unweit Bergedorf aufgefunden hatte. Obgleich dies Lager von Geognoſten, welche daſſelbe in Augenſchein genommen haben, ſchon mehrfach beſchrieben worden iſt ), ſo bin ich, obgleich ich es nicht geſehen, doch durch die Güte des Hrn. Amtsrath Koch in den Stand geſetzt, noch einen kleinen Beitrag zur Kenntniß deſſelben zu liefern. Koch hat durch ſeinen Sohn eine Anzahl ſehr ſchöner Petrefacten von dieſem Fundorte erhalten, und er hat die Güte gehabt, mir dieſelben zur Anſicht mitzutheilen. Dieſelben waren theils loſe, aus dem von Zimmermann und Mehn beſchriebenen Lager

ſchwarzen Thons, theils befanden ſie ſich als wohl erhaltene

) Karſtens Archiv J. 1817. Bd. XXII. S. 3 102.

) Dr. Zimmermann im Jahrb. für Mineral. u. ſ. w. von Le⸗ onhard und Bronn J. 1847 S. 38 ff. Derſelbe im amtl. Bericht über die 24ſte Verſammlung deutſcher Naturforſcher in Kiel. Kiel 1847 S. 232 ff. Derſelbe in Dunker und Meyer Paläontographica Bd. 1. S. 186 f.

Dr. Meyn im amtl. Bericht über die XI. Verſammlung deut. Land- und Forſtwirthe in Kiel. Altona 1848 ©. 562 f.

Einſchlüſſe in einem ziemlich feſten Sandſteine. Mehrere dieſer Verſteinerungen find in den bisjetzt mitgetheilten Verzeichniſſen der Reinbecker Petrefacten noch nicht namhaft gemacht worden. Es ſind dies folgende: N

a) Aus dem ſchwarzen Thone:

Pleurotoma subdenticulata v. M. (Leunisii Phil. 2), nebſt einer anderen PI., deren Beſtimmung mir noch nicht gelungen iſt.

Conus ob der von Zimmermann erwähnte apen- ninicus Desh. vermag ich nicht anzugeben, da mir letzterer nicht bekannt iſt; das Exemplar iſt übrigens ſehr ſchön erhalten.

Dentalium Zoll lang, ſchwach gebogen, rund, dickſchalig, glatt, am dickeren Ende (deſſen Durchmeſſer faſt 5% beträgt) mit 4 ringförmigen Wulſten. Zimmermann führt ein D. floreatum Phil. von Reinbeck an, welches mir aber nicht bekannt iſt; vielleicht iſt es mit dem unſrigen identiſch.

b) Aus dem Sandftein (faſt alle in einem einzigen großen Block deſſelben, zuſammen mit Jsocardia Harpa und Cor, Pectunculus pulvinatus, Natica u. ſ. w.):

Lunulites urceolata Goldf.

Bulla cylindrica Brüg. 2

Ringicula buccinea Brocchi.

Pyrula wahrſcheinlich reticulata Lam.; beim Zerſchlagen des Geſteins ift leider die Schale faſt gänzlich zerſtört, und nur der Steinkern übrig geblieben. 5

Pleurotoma laticlavia Beyrich.

Rostellaria. Leider habe ich das Petrefact nicht mehr zur Hand um zu entſcheiden, ob es R. pes pelecani,

N

welche Zimmermann in feinem neueſten Verzeichniſſe von Reinbeck anführt, oder R. speciosa v. Schlot. iſt, welche jener zwar ähnlich, aber, wie Beyrich kürzlich nachgewieſen hat, gewiß ſpecifiſch verſchieden iſt. Wenn ich nicht ſehr irre, war es die letztere, welche ich von Koch zur Anſicht gehabt habe. Panopaea intermedia Sow 76, 1. ſehr ſchön!

ö Cardium Hausmanni Philip. Palaeont. vol. I. . 7% 5

Gehoörknöchelchen von Fiſchen, welche ich in meiner Geognoſie der deut. Oſtſeeländer als problematiſche Körper unter dem Namen Brückneria plicata abgebildet habe. Ich bin deßhalb getadelt worden, daß ich ein Petrefact, deſſen Weſen mir unbekannt war, mit einem Namen belegt habe. Zu meiner Rechtfertigung bemerke ich, daß ich mich dazu | durch einen Ausſpruch Ehrenbergs (im Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Akademie der Wiſſenſchaften in Berlin, J. 1844. S. 97) habe verleiten laſſen, worin er es für nützlich erklärt „daß auch dergleichen i problematiſche Körper ihre beſonderen Namen empfingen, denn nur auf dieſe Weiſe könnten dieſelben genau verglichen, und wiſſenſchaftlich zu Combinationen benutzt werden, wenn auch vielleicht Menſchenalter hindurch der Urſprung derſelben noch im Dunkel bliebe.“ Da ich nun dieſen Körper im Stern⸗ berger Kuchen ſehr häufig fand, und ich ihn auch im Wiener Tegel entdeckte, mich meine literariſchen Hülfsmittel aber bei ſeiner Beſtimmung gänzlich im Stiche ließen, ich überdies auch mit keinem Petrefactologen in Ver— bindung ſtand, welcher mir Aufſchluß über denſelben hätte geben können, ſo taufte ich ihn mit obigem Namen, weil ich

ihn für etwas Neues hielt, und es mir in geognoftifcher Be— ziehung für wichtig ſchien ihn mit einem beſtimmten Namen bezeichnen zu können. Wie ich ſpäter erfahren habe, iſt dieſes Petrefact aber kein problematiſcher Körper mehr. Zu⸗

fällig erhielt ich aus einer Apotheke eine Schachtel voller veralteter officineller Scharteken, und unter dieſen befanden ſich zu meinem großen Erſtaunen mehrere hundert Exemplare | meiner Brückneria in nicht-foſſilem Zuſtande. Ein Bhar- |

maceut, den ich um Auskunft über dieſelben erfuchte, erklärte ſie für die früher officinellen Lapides Percarum, Gehör— knöchelchen vom Kaulbarſch, Acerina cernna. Sie gleichen an Größe und Geſtalt den Reinbeckern und denen des Stern— berger Kuchens ganz vollkommen.

Von der in dem Reinbecker Sandſtein vorkommenden Natica gilt daſſelbe, was Seite 90 über die N. des Sep⸗ tarien-Thons geſagt iſt. Zimmermann und Philippi halten fie für castanea Lam.

Zimmermann meint (Paläontogr. S. 186), daß der

ſchwarze Reinbecker Thon ſicher zu der mächtigen Braun⸗

fohlenformation gehöre, die am nördlichen Elbufer von Glück— ſtadt bis Hamburg an vielen Punkten erbohrt wurde, und die ſich auch bei Lüneburg und in Meklenburg findet.“ Seit

Beyrichs Abhandlung über den nord⸗deutſchen Septarien⸗Thon

erſchienen iſt, welche Hrn. Dr. Zimmermann leider nicht be⸗ kannt geworden zu ſein ſcheint, dürfen wir uns mit einer ſo allgemeinen Angabe nicht mehr begnügen. Der ſchwarze Rein⸗

becker Thon weicht von dem blauen Septarien-Thon ſowohl mineralogiſch als auch petrefactologiſch durchaus ab. Daſſelbe iſt mit dem Reinbecker Sandſtein und dem Sternberger Kuchen,

welcher dem Septarien-Thon parallel ſteht, der Fall. Da

95

der Thon wie der Sandſtein ſowohl einzelne ſubapennine als auch lebende Arten, welche beide dem Septarien-Thone gänzlich fehlen, einſchließen, ſo ſcheinen ſie ihren Petrefacten nach einer neueren tertiären Bildung als der Septarien-Thon

anzugehören; in Meklenburg iſt noch kein ähnliches Lager

aufgefunden worden.

In nachſtehendem Verzeichniſſe, welches aus dem letzten von Zimmermann in Dunkers und Meyers Pal. mit getheiltem Cataloge und den von mir geſehenen Arten zu— ſammengeſtellt iſt, habe ich ſämmtliche von Reinbeck bekannt gewordene Petrefacten aufgeführt, und zugleich angezeigt, welche derſelben auch im Septarien-Thone und im Sternberger Kuchen vorkommen.

2 2

Reinbeck. Thon Thon

Septarien

1. Wirbel und Knochen eines Cetaceums? . |: 2.Lamna cuspidata Ag. Zähne le 3. Gehörknöchelchen von Fiſchen ....— 4. Lunulites urceolata Gold.. | 5. Bulla lignaria L.. —— 6. cylindrica Brügg. 2

7. Turbo simplex Phil. ...... 8 Natica castanea Lam 9. 9.Ringieula buceinea Br.. |

10. Conus apenninicus Des | 11.Cassidaria depressa L. v. B. 12.— bicatenata Sow

13.— echinophora Lam. ?

14. Pleurotoma concava Des. |

Es

15 Morreni de Kon. 16.— monilifera Phil 17. subdenticulatav.M.

1) Dieſe Art iſt zwar noch nicht im norddentſchen, wohl aber im belgiſchen Septarien⸗Thon gefunden.

rn

19. spec) 20. Fusus corneus Forch. ..... 21.— Lüneburgensis Phil. 22. glabriculus Phil. 23.— villanus P hill. 24. Pyrula reticulata Lam. 25. Rostellaria pes pelecani Lam. 26.— speciosa v. Schl. 27.— Sowerbyi So Ww. .

28. Murex capito PDhilllll.

29. Dentalium floreatum Phil. .

30 Panopaea intermedia Sow. . .

31. Astarte vetula Phil.

32.— dilatata Phil

33 Cyprina islandicoides Lam. . . 34. Venus sublaevigata Nyst ? ..

35. Cardita Dunkeri Phil. ?... 8

18.— laticlavia Beyr. . . |— 725 |

>

36. Cardium Hausmanni Phil... 5 37. Isocardia Cor Lam 38.— Harpa Gold. E | 39 Pectunculus pulvinatus Lam. . | 40. Nucula margaritacea L. | AI Mya rusties , er | 42. Pecten pee Sl 16 [IA 33 7 17 Außerdem finden ſich noch in dieſem Thone, wie Zimmer⸗ mann angiebt, verſteinertes Holz, Bruchſtücke von Braunkohle

und Bernſtein.

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4. Wieſenbildung. Die von mir in meiner Ge⸗ ognoſie der deutſchen Oſtſeeländer S. 71 f. ausgeſprochene Anſicht, daß unſere Wieſen durch allmähliches Zuwachſen von Gewäſſern entſtanden ſeien, und daß der anſcheinend feſte Wieſenboden häufig nur eine mehr oder weniger ſtarke Decke eines unter demſelben verborgenen Waſſerbeckens ſei, iſt neuerdings wieder durch ein recht auffallendes Beiſpiel

beftätigt worden, welches im XII. Jahrgange der Jahrbücher für meklenb. Geſchichte S. 451 mitgetheilt worden iſt. Bei der Anlage der Wismar-Schweriner Eiſenbahn hatte man dieſelbe im Herbſt des Jahres 1846 bei dem Dorfe Meklen⸗ burg durch die Wieſe geführt, in welcher der Wall der alten Feſte Meklenburg liegt, welche unſerem Lande den Namen gegeben hat. Man war dabei beſchäftigt einen Erddamm durch dieſelbe aufzuführen; als eines Morgens die Arbeit fortgeſetzt werden ſollte, war das Planum verſchwunden, und ſtatt deſſen ein Teich ſichtbar, in deſſen Nähe durch den unterirdiſchen Seitendruck ſich einige Hügel in der Wieſe er— hoben hatten. Der verſunkene Erddamm war nicht wieder zu finden; die Tiefe des Sumpfes betrug nicht weit von ſeinem Rande 30 bis 40 Fuß.

5. Titaneiſen. Nicht bloß am Strande der Oft- fee, ſondern auch an den Ufern mehrerer norddeutſcher Flüſſe und Landſcen, z. B. der Elbe und Eider, des Schweriner und Goldberger Sees, der Müritz und der Tollenſe, findet man im Sande Titaneiſenkörner, oft in ſehr bedeutender Menge. Am öſtlichen Ufer des Goldberger Sees ſammelte man im J. 1817, wie Siemſſen berichtet ) 7000 Pfund geſchlemmten Eiſenſandes, welcher als techniſcher Schmirgel an die Schweriner Schleifmühle abgeliefert wurde. Er muß jedoch zum Stein⸗Schleifen mit gewöhnlichem Schmirgel ver⸗ miſcht werden, aber auch dann geht die Arbeit viel langſamer als wenn man den Schmirgel allein verwendet; pecuniärer Vortheil findet daher bei dieſer Art der Benutzung nicht ſtatt. Dagegen iſt dieſer Sand als Streuſand beim Schreiben

) Freimüth. Abendblatt No. 25.

*

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fehr beliebt. In der Mark Brandenburg ſoll er fehr felten

fein. ) Vor hundert Jahren war er überhaupt noch eine geſuchte Seltenheit; man kannte, nach einem in den philo- soph. Transact. vom J. 1734 abgedruckten Briefe Mus⸗ ſchenbröks, als Fundorte nur das rothe Meer, Perſien, Virginien, Livorno, Raguſa und die Elbe in Sachſen. Die eiſenſchwarzen, metallglänzenden Körper ſind abgerundet,

ohne Cryſtallform, mit weißen Quarz- und rothen Granat⸗

körnern gemengt. A. du Mesnils Analyſe von Titaneiſen, welches am Ufer der Elbe bei Dömitz geſammelt war, gab 86,0 Eiſenoxydul 12,0 Titanoryd 1,0 Manganorypdul

Titaneiſen vom Oſtſeeſtrande bei Warnemünde hat Mähl

analyſirt, und das Reſultat im Roſtocker Weihnachtsprogramm

vom J. 1828 bekannt gemacht. Da mir daſſelbe noch nicht zu Geſichte gekommen iſt, fo kann ich die Analyfe nicht

mittheilen.

) Klöden Beitr. z. miner. und geogn. Kenntn. der M. B. V. S. 26.

e S. Nachtrag

zu der im erſten Hefte des Archivs mitgetheilten Schilderung der Ditiee

von

Ernst Boll.

Un meine im erſten Hefte abgedruckte Abhandlung über die Oſtſee, fo viel es in meinen Kräften ſteht, zu vervollſtändigen, gebe ich ſchon jetzt einen Nachtrag zu derſelben, und erſuche alle diejenigen Forſcher, welchen dieſer Gegeuſtand von Inter— eſſe iſt, mir Beobachtungen und Materialien mitzutheilen, welche zur Ergänzung oder Berichtigung meiner Schilderung der Oſtſee dienen können.

Einer meiner geehrten Freunde hat gegen mich die An⸗ ſicht ausgeſprochen, daß ich auf die Angabe römiſcher und griechiſcher Schriftſteller, namentlich des Plinius und Strabo, über die frühere Geſtaltung der nordeuropäifchen Meere und Länder hätte Rückſicht nehmen müſſen. Nach ihnen ſei die Vertheilung zwiſchen Meer und Land damals eine ganz andere geweſen, und auch die Oſtſee habe noch vor 2000 Jahren eine von der jetzigen ſehr abweichende Geſtalt gehabt. Es ſeien alſo hier innerhalb der hiſtoriſchen Zeit großartige Ver— änderungen vorgegangen. Ich habe aber abſichtlich dieſen Gegenſtand mit Stillſchweigen übergangen, da er von neueren Geſchichtsforſchern ſchon hinreichend erörtert worden ift, und ein genaues Eingehen in die Einzelheiten mich zu weit geführt haben würde. Es iſt ſchon von anderer Seite genügend ge— zeigt worden, daß auf die vereinzelten und dunklen Angaben der älteſten Seefahrer, welche die Oſtſee beſucht haben, kein

N

1

100

großes Gewicht zu legen ift, indem die Kenntniß, welche fie von derſelben und der Geſtaltung ihrer Küſten erlangten, höchſt mangelhaft war, und ſpäterhin noch mamigfach entſtellt worden iſt. So weit ſichere Kunde zurückreicht, hat die Geſtalt unſeres Meeres keine weſentliche Veränderung erfahren. Daß die Küſtenländer, namentlich die deutſchen, nach und nach kleine Einbußen erlitten haben, indem ſie fortwährend von den Oſtſeewogen benagt werden, habe ich ſchon an einem anderen Orte gezeigt. Einen bedeutenderen Verluſt würden nur allein die oſtpreußiſchen Küſten erfahren haben, wenn es mit dem von Prof. Voigt in ſeiner Geſchichte von Preußen behaupteten Untergange des Landes Witland ſeine Richtigkeit hätte; daß aber die von ihm dafür aus Urkunden angeführten Beweiſe nicht ſtichhaltig ſind, werde ich vielleicht bei einer anderen Gelegenheit zeigen.

Ueberhaupt werden nur die aus Diluviallagern beſtehenden preußiſchen, deutſchen, däniſchen und ſüd-ſchwediſchen Ufer von den Wellen ſtärker angegriffen; dieſe Ufer ſind flach oder ſanft hügelig, und feſte, anſtehende Geſteine fehlen ihnen gänzlich; an einzelnen Punkten treten zwar Glieder der Kreide formation ſchroff an der Küſte hervor, und an

der pommerſchen Küſte zwiſchen der Dievenow und Rega ſind

ſogar Jura-Lager gefunden worden, aber die Lager durch welche dieſe beiden Formationen hier vertreten werden, ſind

ſo locker, daß auch ſie den Wellen keinen kräftigen Widerſtand

leiſten. Anders iſt es mit der ſchwediſchen Küſte vom nörd⸗ lichen Schonen an bis nach Tornea hinauf, und mit der finniſchen bis Wiborg hinab, welche aus plutoniſchen und

metamorphiſchen Geſteinen beſteht, ſo wie auch mit der |

Südſeite des finniſchen Buſens, und den ruſſiſchen Ufern bis

101

nach Windau hin, welche aus ſiluriſchen und devoni— ſchen Lagern gebildet find. Dieſe feſten Geſteine bilden hier.

faſt überall ſchroffe, abgeſchnittene Ufer, erheben ſich aber nir⸗

gends zu einer bedeutenden Höhe. Auf einer großen Strecke ſind ſie überdies noch vor dem Andrange der Wellen durch die Scheeren geſchützt, Felsklippen, mit denen das Meer ſtellenweiſe wie beſäet erſcheint. Sie nehmen ihren Anfang etwas ſüdlich von Stockholm, ziehen ſich unter dem Namen der alandſchen Inſeln über den ſüdlichen Eingang des. bot⸗ niſchen Meerbuſens nach Finnland hinüber, und laufen dann

am nördlichen Ufer des finniſchen Buſens fort.

Was ich in §. 8. über das Fehlen der Ebbe und Fluth in der Oſtſee geſagt habe, iſt nach Michaelis ) da— hin zu berichtigen, daß im weſtlichen Theile dieſes Meeres allerdings noch ſehr ſchwache Spuren derſelben zu bemerken find. Im Belt beträgt die Höhe der Fluthwelle noch 15

und an den Küſten von Laland hat man in neueſter Zeit!

durch ſehr künſtliche Vorrichtungen noch ein geringes Schwanken des Waſſerſpiegels bemerkt, welches mit den Fluthen der

Nordſee in Einklang ſteht. Auch bei Travemünde wird,

nach brieflicher Mittheilung des Herrn Pohlmann, täglich wahrgenommen,; daß der Lauf des Waſſers der Trave ab— wechſelnd landeinwärts und ſeewärts geht. Ueber die Dauer und Tageszeit dieſes Ein- und Ausgehens des Stroms fehlen aber genügende Beobachtungen. Von der Richtung des Windes iſt dieſe Bewegung des Waſſers unabhängig; entgegenſtehender Wind hält die Richtung wohl etwas auf, ohne ſie jedoch

) Michaelis Rede über die Oſtſee, gehalten bei der Verſammlung deutſcher Naturforfcher und Aerzte zu Kiel im J. 1846, (ge: druckt Kiel 1847) S. 18.

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gänzlich zu verhindern. Möglich wäre es, daß wir auch in |

dieſer Erſcheinung eine Spur der Ebbe und Fluth hätten. Die Anzahl der in & 10. zuſammengeſtellten Ana-

lyſen des Oſtſeewaſſers kann ich jetzt noch um eine vermehren, welche ebenfalls zu Gunſten der aus denſelben gefolgerten Abnahme des Salzgehaltes nach Oſten hin ſpricht. Das Oſtſeewaſſer bei Dievenow iſt von dem Apotheker Beyer |

analyſirt worden ); es enthält:

Chlornatrim ..... 95,0 Gran Chlormagneſiumnnn .. 86 Ehlorkelium 51 * Schwefelſaure Magneſia ... 72 = Schwefelſaure Kalkerde . .. 43

120,2 Gran. Dies Waſſer enthält alſo weniger Salz als das weit lichere bei Doberan, aber mehr als das öſtlichere bei Zoppot. Als phosphoriſirende Infuſorien (§. 12) nennt Michaelis 2) noch Poly nos fulgurans, Synchaete baltica, 5 Arten von Peridinium, 1 Art von Proro- centrum und eine Bero£. N Was die übrigen Bewohner der Oſtſee betrifft, ſo ſind mir aus der Klaſſe der Säugethiere, der Fiſche, der Mol—

lusken und der Meduſen einige neue Arten bekannt geworden.

Nach mündlicher Mittheilung des Hrn. Prof. Hornſchuch ſind von den Greifswalder Zoologen 2 neue Arten von Phoca (8. 17) und 9 neue Oyprinus Arten (8. 19) in der Oſtſee entdeckt worden. Eine Beſchreibung derſelben iſt noch nicht gegeben worden.

) Beiträge zur Kunde Pommerns, erſter Jahrgang, Heft 2. S. 42. a ar DSH 23% 2

e

103

Während der Verſammlung der deutſchen Naturforscher in Kiel im J. 1846 ward daſelbſt im Hafen eine neue Mollusken⸗Species (8. 20) herausgefiſcht, und Risso a Kiliensis getauft. ) Näheres iſt mir über dieſe Con⸗ chylie nicht bekannt. Auf einer Reiſe, welche ich während des Druckes dieſes zweiten Heftes des Archivs nach Rügen unternahm, fand ich am Strande bei der Stahlbroder Fähre 2) unter Neritina fluviatilis, Cardium, Tellina, Mya arenaria, Limnaeus vulgaris und Paludina murinlica auch ein Exemplar von Paludina impura, welche mir bis jetzt als Bewohnerin der Oſtſee noch nicht vor— gekommen war.

In den nördlichen Gegenden der Oſtſee ſoll auch Me- dusa denticulata, mit 32 zähnchenartigen Anhängen am Rande, vorkommen 3) (§. 21). In Bezug auf Medusa aurita ſchließe ich hier noch eine kleine Beobachtung an, welche ich am 8 Auguſt dieſes Jahres zu machen Gelegenheit hatte. Am Nachmittage des genannten Tages unternahm ich von Krampas auf Jasmund aus eine kleine Küſtenfahrt nach der Mündung des Brismitzer Baches. Der S. W., welcher am Vormittage ziemlich heftig gewehet hatte, und welchem am folgenden Tage ein Sturm aus S. folgte, hatte ſich gelegt, und die Meeresfläche war in der Nähe der Küſte faſt ſpiegelglatt. Mit kräftigem Ruderſchlage durchſchnitten wir ſchnell die Fluthen, obgleich unſer Vordringen etwas durch eine von N. her entgegenkommende locale Meeresſtrömung

1) Bericht über dieſe Verſammlung S. 218.

2) Dieſer Name iſt wohl offenbar aus dem ſlaviſchen Star-Broda d. h. alte Fähre corrumpirt.

3) Schubert Lehrbuch der Naturgeſchichte 1846. S. 275.

104

gehemmt ward. Dieſer am Ufer der Prorer Wiek hinglei⸗ tende Strom führte eine Unzahl von Medusa aurita mit ſich, welche theils flach ausgebreitet, theils glockenförmig zu— ſammengebogen und mit dem Scheitel der Glocke vorwärts gekehrt, in faſt ununterbrochenem, gedrängten Zuge der Rich⸗ | tung des Stromes folgte. Die Größe der Individuen war verſchieden; ſie ſtieg von der eines Thalers, bis zu der eines flachen Tellers Auch in der Färbung zeigten ſich bedeutende Unterſchiede. Die meiſten waren durchſichtig wie farbloſer Gallert; andere hell-violett, als wären ſie mit Jod gefärbt; noch andere endlich, und zwar zumeiſt die größeren Exemplare, hatten die Farbe des Milchglaſes. Die Kiemenwülſte und Verdauungsorgane waren violett, oft etwas ins Bräunliche ſpielend. Indem wir ſtromaufwärts fuhren, durchſchnitten wir den Zug in einer Länge von etwa / Meilen ohne daß wir ſein Ende erreicht hätten; die Breite kann ich nicht angeben, ſie ſchien indeß gleichfalls beträchtlich zu ſein. Die Meduſen ſchwammen theils dicht unter dem Waſſerſpiegel, theils in größerer Tiefe; fo weit ich in das Waſſer hinab ſehen konnte, waren alle Schichten deſſelben von ihnen erfüllt und zwar in ſolcher Menge, daß an den Stellen, wo der Zug am dichteſten war, auf etwa je 2 Kubikfuß Waſſer eine Meduſe zu rechnen war. In dieſer ungeheuren Menge von M. aurita bemerkte ich aber auch nicht ein einziges Exem⸗ plar einer anderen Meduſenart, und auch von jener hatte ich in den voraufgehenden 14 Tagen, obgleich ich täglich mehrere Male am Strande geweſen war, nur 2 Exemplare geſehen.

9. Miscellen.

1. Das Verſpäten der Vögel beim Früh— lings- und Herbſtzuge. Man hat ſchon oft die Bemerkung gemacht, daß die Vögel auf ihrem Wiederzuge im Frühling durchaus, was Tage und oft Wochen anbetrifft, keine Regelmäßigkeit zeigen, indem ſie in dieſem Jahre früher, in jenem ſpäter kommen, ) und man hat wohl mit Recht dieſe Erſcheinung durch die Zufälligkeiten zu deuten geſucht, denen ſie auf ihrer Reiſe ausgeſetzt ſind. Wir können uns oft nicht erklären, warum, wenn das Wetter ſchön und milde bei uns iſt, die erſten Verkünder der beſſeren Jahreszeit, die Kibitze, Staare, Bachſtelzen ꝛc. noch immer nicht kommen wollen, aber wir bedenken nicht, daß dieſelben günſtigen Ver⸗ hältniſſe für die erſehnten Sommergenoſſen nicht allenthalben obwalten. Während hier die Sonne freundlich lächelt, liegt vielleicht nur wenige Meilen ſüdlicher noch eine dichte kalte Schneemauer, vor der die furchtſamen Kinder milderer Lüfte ängſtlich zurückweichen, weil ſie nicht wiſſen können wie es in der Heimath, die dahinter liegt, ausſieht, ob ſie da ſchon ihren Tiſch gedeckt und ihre Wohnung bereitet finden. Man darf wohl annehmen, daß alle Wandervögel im Allgemeinen immer ziemlich genau zu derſelben Zeit, ihre Winterwohnun⸗ gen verlaſſen, denn dieſe Priodicität zeigt ſich deutlich im rege werdenden Wandertriebe der Stubenvögel, daß aber Umſtände, herfließend aus Wind und Wetter, ihre Reiſe be—

) So erſchien z. B. der erſte Storch bei Neubrandenburg im J. 1842 am 14 April, 1846 am 22 März, 1847 am 18 März, 1848 ſogar ſchon am 13 März.

E. B.

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ſchleunigen oder verzögern. Schwieriger aber iſt jedenfalls die Frage zu löſen: warum verſpäten ſich zuweilen einzelne Individuen bei uns und bleiben in gelinden Wintern oft ganz hier, da ſie dadurch doch offenbar ihrer Natur Zwang

anthun müſſen? wie nähren fie ſich? wie ertragen fie die

ihnen jo empfindliche Kälte? So ſah ich am 24 Novbr.

1846 von meinem Fenſter aus einen der zarteren Wurm—

freffer, wahrſcheinlich, wenn mein Geſicht mich nicht täuſchte,

eine Silvia hortensis, am 15 und 18 Decbr. deſſelben Jahres eine Heckenbraunelle, am 11 Januar 1848, nach

den vielen kalten Tagen dieſes Winters, eine Beccaſſine

(Scolopaz gallinago). Alle drei waren glatt und munter und ſchienen wenig gelitten zu haben und zu leiden. Auch hier, das iſt meine Ueberzeugung, rufen immer mit Noth- wendigkeit zwingende Gründe, etwa Krankheit oder Lähmung der Flugwerkzeuge oder Verirrung dieſe merkwürdige Er— ſcheinung hervor, denn die Natur verläßt nie ohne Noth und ohne durch mächtige Impulſe getrieben zu ſein, die einmal bezeichnete Bahn. a

Wie nähren ſich aber die Unglücklichen, die alſo un— |

freiwillig im kalten Norden feſtgehalten werden, und wie ſchützen ſie ſich gegen die ungewohnte Kälte? warum reiſen

ſie nicht noch dann, wenn die Urſachen ihrer unnatürlichen

Gefangenſchaft weggeräumt ſind, wie dies bei den Obenge⸗ nannten offenbar der Fall war, die da munter und gewandt zu fliegen vermochten? b

Die Scolopacidae finden ihre Nahrung an den warmen Quellen, die den ganzen Winter offen ſind und wo ſich immer

Inſecten und oft in Menge finden, weil ſie ſich an dieſen

einzelnen günſtigen Stellen concentriren, aber die anderen

107

Wurmfreſſer können nur exiſtiren, indem ſie Puppen aus den Ritzen der Bäume ſammeln, nachgebliebene Beeren aufſuchen Rund wenn dies alles, wie es oft kommen wird, nicht aus— reicht, zu den ihnen von Natur widerſtrebenden Nahrungs⸗ mitteln ihre Zuflucht nehmen, wie wir dies auch wirklich am Rothkehlchen, das bei Kloaken und Goſſen ſeinen Schmaus hält, ſehen. Immer iſt gewiß, wenigſtens zuletzt, das Leben ein ſehr kümmerliches und die wenigſten dieſer armen Hunger⸗ leider erreichen ſicher den Frühling, nur ſelten wohl begrüßt einer die heimkehrenden Genoſſen, die in beſſeren Zonen mit angebornem Leichtſinn die Tage verjubelten.

Was nun die Ausdauer unter Kälte und Regen bei Thieren anbetrifft, die uns als ſehr zart und empfindlich be⸗ kannt ſind, ſo meine ich, daß die Natur ſich auch hier, wie immer, ihrer verlaſſenen Kinder annimmt und dieſen Vögeln nach und nach im Spätherbfte eine dichtere Bekleidung wie gewöhnlich giebt, auch ſie lehrt in Ecken und Winkeln, Schilf und Rohr, Dächer und Mieten eine gemächliche Zuflucht zu ſuchen. Das Meiſte in dieſer Beziehung aber thut wohl die allmählige Gewöhnung, die ja auch den Nordländer in der glühenden Hitze des Aequators erhält, wenn gleich nicht zu leugnen iſt, daß der Menſch vorzugsweiſe die Eigenſchaft beſitzt allenthalben auszudauern und ſich wohl zu fühlen.

Wandern und flüchten in die gewohnten beſſeren Ge— genden mögen die Vögel, wenn es alte ſind, darum nicht, weil ihre natürliche Furchtſamkeit ſie abhält, das aufzugeben, was ſie haben, ſo wenig es auch ſein mag, und bekannte Gegenden unter ſolchen Umſtänden mit unbekannten zu ver- tauſchen, wenn wir nicht annnehmen wollen, daß in alten

6

5

Vögeln, wenn die Zeit der Wanderſchaft vorüber ift, auch die Luſt und der Trieb dazu gänzlich erſterben. Dr. H. Schenck.

2. Die Lewitz in naturhiſtoriſcher Rückſicht. Manche Gegenden unſeres Heimathlandes ſind für die Wiſſenſchaft noch wenig oder gar nicht ausgebeutet, ſei es nun weil zufällig kein Freund und Kenner der Natur ſie zu durchwandern Gelegenheit hatte, oder weil die Unterſuchung derſelben mit Schwierigkeiten uud Beſchwerden verbunden war, die den wenigen Forſchern, die Meklenburg bis dahin hatte, ſie ſchon aus Geſundheitsrückſichten unthunlich machte. Zur letzteren Kategorie gehört vielleicht die Lewitz, dieſe be— deutende Bruch- und Wieſenfläche, mit Hartungen, Horſten und Liezen abwechſelnd, die an einzelnen Stellen eine faſt tropiſche Vegetation zeigt. Welch reiche Fundgrube für den Ornithologen, Entomologen und beſonders Botaniker iſt ſie wohl, wie viel bis dahin Unbekanntes enthält ſie gewiß in ihren meilenweit ſich hinſtreckenden Weichholzwaldungen? Ich bin ein Anwohner dieſer intereſſanten Gegend und habe ſchon lange die Idee einer eigenen Fauna Lewitziana gefaßt, traue jedoch meinen Kräften, namentlich in botaniſcher Hinſicht zu wenig. Gerne jedoch würde ich helfen und für dern, wenn Jemand Luft und Kraft hätte, mit mir zu ver— ſchiedenen Zeiten des Jahres die Brücher zu durchwaten und die Wieſen zu durchforſchen. Die Wiſſenſchaft würde dadurch ſicher gewinnen, wenn auch nicht an Umfang doch an Ver:

ſtändniß. Dr. H. Schenck.

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3. Hexen⸗ oder Feenringe. Manche Er ſcheinung in der Natur hat den einfachſten Grund und gränzt doch an das Wunderbare, und das größte Wunder dabei iſt, daß Jahrhunderte verfloſſen ſind, ohne jenen Grund zu finden, ſo leicht dies auch an ſich ſein mochte. Entweder ſind ſolche Dinge zufällig dem prüfenden Blick des Forſchers entgangen, oder man hat, wie dies oft geſchieht, künſtliche, zuſammen⸗ geſetzte Hypotheſen aufgeſtellt, und dabei die einfache, nahe liegende Wahrheit überſehen, eben weil ſie zu einfach war. Dies möchte ſich im vollen Maaße auch anwenden laſſen auf jenes merkwürdige Phänomen, welches das Volk allenthalben in Deutſchland Hexen⸗ oder Feenringe nennt, nach feiner Ge— wohnheit, alles einer übernatürlichen Wirkung zuzuſchreiben, wenn die Urſache nicht gleich zu finden iſt. Ich meine jene merkwürdigen Kreiſe, die ſich auf Wieſen, Grasplätzen und bloßen Stellen in Nadel- und Laubwäldern nicht eben ſelten finden, und die auch dem ſonſt gegen ſolche Erſcheinungen Gleichgültigen nicht leicht entgehen können, da ſie durch ihre außerordentliche Regelmäßigkeit, durch lebendige Farbe und ſcharfe Begränzung ſogleich in die Augen fallen. Es ſind nämlich Kreiſe von verſchiedenem, bald größerem, bald gerin- gerem Durchmeſſer von 4, 8, 12 Fuß, die mit dem ſchärfſten, genaueſten Inſtrument geſchlagen zu ſein ſcheinen, in deren Innern die Vegetation ganz erſtorben iſt und wie verbrannt ausſieht, während die Peripherie ſie in der üppigſten Fülle und im dunkelſten, ſaftigſten Grün zeigt. Ich fand jene Kreiſe zuerſt auf dem Gute Steinhagen bei Neubuckow in einem Tannenwäldchen, und dachte und forſchte viel über ihre Entſtehung, konnte mir dieſelbe aber nicht erklären. Die Sache ſchien mir ſo intereſſant, daß ich ſie der diesjährigen

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Verſammlung unſeres Vereins in Sternberg vortrug, um viel— leicht durch ſie eine Aufklärung in der Sache zu veranlaſſen. Allein keiner der anweſenden Herren hatte Gelegenheit gehabt, dieſe Kreiſe zu beobachten, uud ich hatte ſchon den Vorſatz gefaßt, öffentlich in dieſem Blatte eine Frage darüber zu ftellen, als mein Freund, der Herr Apotheker Timm zu Malchin mir in einer freundlichen Zuſchrift die Anzeige machte, daß er den— ſelben Gegenſtand im Archiv der Pharmacie Band LIV. H. 2. S. 236 Mai 1848 verhandelt gefunden habe, und mir zugleich die bezügliche Stelle in ee mittheilte, die ich hier folgen laſſe:

»Botaniſche Geſellſchaft von Edinburg den 14. Jari: Vorgeleſen wurde eine Abhandlung vom Dr. G. Wilſon über die Herenringe, in welcher derſelbe zeigte, daß die chemiſche Theorie über den Urſprung dieſer merkwürdigen Kreiſe, welche vom Prof. Way bei der Sitzung der Brit. Association zu Southampton im Septbr. 1846 vorgetragen war, identiſch ſei mit der von Wollaſton in den Philos. Transact. ſchon 1807 aufgeftellten. Dr Wilſon zeigte an, daß eine Analyſe verſchiedener Pilze von Schloßberger und Döpping ſchon lange vor Mr. Way' Bekanntmachung der ſeinigen ausgeführt ſei und daß ihnen daher auch die Anerkennung werden müſſe, daß fie Beſtätiger der Wollaſton'ſchen Anſichten und Vor⸗ gänger von Prof. Way's Nachweis für die Wahrſcheinlichkeit der chemiſchen Theorie bei den Hexenringen ſeien. Prof. Way bleibe das doppelte Verdienſt, einmal Agariei, von ſolchen Hexenringen entnommen, analyſirt zu haben, und andern Theils, eine qualitative und quantitative Analyſe der Aſche dieſer Pilze gegeben zu haben. Dr Balfour macht über die Anſichten der Botaniker über centrifugale Entwicklung auf⸗

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merkſam und verſucht zu zeigen, daß die Vereinigung bota⸗ niſcher und chemiſcher Theorien nothwendig ſei, um das Phä— nomen der Hexenringe zu erläutern. Dr. Flemming zeigte, daß eine der Theorien genüge, die Erſcheinung in allen Fällen zu erklären, und deutete auf ſolche Kreiſe von Agaricus orendes hin, bei welchen keine Veränderung im Graſe ſtatt— gefunden habe. Sir W. Jardine ſtimmte mit Dr. Flem⸗ ming überein und bemerkte, daß das Wachſen der Pilze auf freien Plätzen öfter nicht in kreisartigen, ſondern in verſchie— denartigen Formen ſtattfinde, und ohne das Anſehen des Graſes zu verändern. Er ſetzte dann noch kurz die Punkte aus einander, welche noch genauere Beſtimmung erforderten, und legte den Botanikern die Wichtigkeit der Beobachtung ans Herz.“ |

Später nun und zwar erſt jüngſthin, fiel mir die all- gemeine deutſche naturhiſtoriſche Zeitung in die Hände und ich fand dort im erſten Jahrgange 1846 im 3 H. S. 294 von J. Müller über denſelben Gegenſtand eine Notiz, welche das Voraufgehende deuten und die ganze Erſcheinung hin- reichend erklären möchte, weshalb ich dieſe Stelle, wörtlich wie ſie ſich dort findet, hier folgen laſſe, da mancher Leſer unſeres Archivs vielleicht keinen Zugang zu jener Zeitung haben köunte:

»Die Annalen für Chemie und Pharmazie von Wöhler und Liebig (April 1846 S. 91) enthalten einen Aufſatz von Prof. Dr. Schloßberger: „Ueber die düngende Kraft der Schwämme, nach einem Experiment, das die Natur geliefert“. Dem Verfaſſer dieſes Aufſatzes war während ſeines Aufent— halts in Edinburgh eine 40 Jahr alte Abhandlung des ver— dienſtvollen Forſchers Wollaſton in die Hände gekommen,

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welche die betreffende Erſcheinung behandelt. Wollaſton fand nämlich an der äußern Umgränzung ſolcher Ringe, wenn ſie zur paſſenden Jahreszeit beobachtet werden, ſtets gewiſſe Pilze wuchern. Hieraus und aus der ferneren Beobachtung, daß dieſe Ringe ſich nach der Peripherie hin, je nach der Art der Pilze, von 8 Zoll bis 2 Fuß vergrößern, ſchloß er, daß die Entſtehung der Ringe von einer Gruppe von Pilzen als einem Centralpunkte ausgehe, die zu ihrem Gedeihen den | Boden, auf dem fie wachſen, im hohen Grade erſchöpfen. Im folgenden Jahre ſind die Pilze daher genöthigt, ſich nach außen hin auszubreiten, um neuen kräftigen Boden zu erlangen, und ſo vergrößert ſich der Kreis mehr und mehr. Die am Rande jährlich abſterbenden Pilze geben dem Boden hier das im reichen Maaße wieder, was als Nahrung aus dem Centrum entnommen war, und daraus erklärt ſich der üppige Wachs⸗ thum des den Ring unmittelbar umſchließenden Graſes. Stick- ſtoff, wie er z. B. im Ammoniak enthalten iſt, und Phosphor⸗ ſäure, beſonders an Alkalien und Erden gebunden, müſſen im Boden vorhanden ſein, wenn Pflanzen auf ihm gedeihen ſollen. Hr. Dr. Döpping hat in den Schwämmen einen beſonders großen Reichthum an Stickſtoff und phosphorſauren Salzen aufgefunden und ſomit nachgewieſen, daß ihr Gedeihen die Erſchöpfung des ſie tragenden Bodens nach ſich ziehen | muß, als auch zugleich die hohe Dungkraft diefer verweſenden Kryptogamen ans Licht geſtellt. So ſahen wir den Caufal- zuſammenhang zwiſchen den Hexenringen und der Pilzvegetation mit aller Beſtimmtheit und Klarheit ſo nachgewieſen, da damit gleichzeitig die nicht ſelten hörbare Aeußerung außer Kraft geſetzt wird: „die Natur arbeitet nach ganz andern Ge- fetzen, als die find, welche der Chemiker in feinem Laboratorium

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erkannt zu haben meint.“ Schloßberger hat vollkommen Recht, wenn er in der Aufſchrift feiner Abhandlung ſagt: „die Natur liefert das Experiment, mit welcher ſie den Schlüſſen des Naturforſchers das Siegel der Wahrheit aufdrückt.“ Dieſe Bemerkung iſt jetzt beſonders von den Landwirthen zu beher— zigen, in deren Betrieb die Chemie von Tag zu Tag an Einfluß gewinnt.

Die bei Entſtehung der Hexenringe vorzugsweiſe als thätig beobachteten Schwämme find folgende: Agaricus campestiris, der Champignon; Ag procerus, Ag tur- reus, Ag. oreades, Lycoperdon bovista.«

Dr. H. Schenck.

4. Rügens Klima. Obgleich Rügen dem Feſt— lande ſo nahe liegt, hat es vermöge der großen Waſſerflächen, welche ſich überall als Meerbuſen in die Inſel hineinſchieben und derſelben eine ſo zerriſſene Geſtalt geben, ein vollkommen ausgebildetes Inſelklima. Weder ſind die Sommer ſo warm, noch die Winter fo kalt als die des benachbarten, ſüdlicher gelegenen Feſtlandes. Bei meinen häufigen Reiſen nach Rügen von Neubrandenburg aus, iſt es mir jedesmal aufgefallen, wie weit die Vegetation namentlich auf der Halb— inſel Jasmund gegen die meiner nur um einen Breitengrad ſüdlicher gelegenen Heimath, in ihrer Entwicklung zurückſtand. Auf dem Continent rechnet man für einen höheren Breiten⸗ grad eine Verzögerung der Vegetation von durchſchnittlich 4 Tägen (das Maximum, welches ich beobachtet habe, betrug etwa 8 Tage); Rügens Vegetation iſt aber gegen die Neu— brandenburger immer wenigſtens um 14 Tage in Rückſtand.

Am meiſten fällt dies auf, wenn man den Zuſtand der Reife 8 8

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der verſchiedenen Strauch- und Baumfrüchte, und den Ent-

wicklungszuſtand der Gemüſepflanzen ins Auge faßt. Die fühlere Sommertemperatur erhellt daraus, daß edlere Obſt— arten, namentlich Weintrauben, auf Rügen ſelten oder gar nicht mehr zur Reife gelangen, während ſie auf dem benach— | barten Feſtlande noch recht gut gedeihen. Daß aber auch auf Rügen die Winter im Durchſchnitt gemäßigter ſind, möchte ö ich aus dem Umſtande ſchließen, daß die Wallnußbäume, |

deren Cultur auf Rügen ſchon über 300 Jahre lang betrieben wird, dort ſo ſehr zahlreich in den Dörfern vorkommen und ein ſo fröhliches Gedeihen haben, während ſie bei Neu— brandenburg im Winter nicht ſelten erfrieren. Daſſelbe findet bei dem Epheu ſtatt. Dieſer, welcher ſich ſchon in dem wärmeren Mittel-Deutſchland in der üppigſten Pracht ent faltet, und faſt alle Burgruinen mit ſeinem dunklen Laube und ſeinen kugelförmigen Blüthendolden ſchmückt, kommt in den kälteren deutſchen Oſtſeeländern in Gärten und von Ge— bäuden geſchützt, freilich noch ziemlich häufig zur Blüthe, im wilden Zuſtande, in Wäldern aber nur ſelten. In Pommern iſt er nach Angabe der Floriſten wild nie blühend geſehen worden; in Meklenburg habe ich ihn an einem einzigen Orte (bei Neubrandenburg) in Blüthe gefunden; aus Holſtein ſind mir zwei Fundorte bekannt, und Dietrich führt aus dem Gebiete der Flora Marchica deren drei an. Bei meinem diesjährigen Aufenthalte in Krampas auf Jasmund wurden mir von Kindern Epheuzweige aus der Stubnitz gebracht, welche durch die Form ihrer Blätter zeigten, daß ſie von blühenden Stämmen gepflückt ſeien Schlechtes Wetter und Unwohlſein verhinderten mich leider dieſe Stämme ſelbſt auf zuſuchen. Im Predigergarten zu Sagard auf Jasmund

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befindet ſich übrigens ein cultivirtes, blühendes, fo rieſenhaftes Exemplar, wie ich es in anderen norddeutſchen Gärten nie geſehen habe; der Stamm hält 1“ im Durchmeſſer.

E. Boll.

5. Merkwürdiger Nebel auf Rügen. Im Sommer des J. 1845 hielt ich mich, um das Seebad zu gebrauchen, in dem Dorfe Krampas auf Jasmund auf. Kein deutſches Oſtſeebad bietet dem Freunde der Natur einen ſo angenehmen Aufenthaltsort dar, als die beiden benachbarten Fiſcherdörfer Krampas und Saſſnitz, welche jährlich von etwa 70 bis 80 Badegäſten heimgeſucht werden. Sie liegen an der großen Prorer-Wiek hart am Strande, dicht am Rande der Stubnitz, welche dem Meere ſich hier bis auf wenige hundert Schritte nähert, und überdies an dem Anfange der großartigen, ſchroffen Kreideufer, welche von Saſſnitz an ſich eine Meile nach N. hin fortziehen, und dort in dem berühmten Stubenkamer ihre größte Höhe, aber auch zugleich ihr Ende erreichen. Wenn der Badegaſt auch in dieſen ein⸗ fachen Fiſcherdörfern auf alles Comfort verzichten muß, ſo findet er doch in der hier unter den Fremden herrſchenden Geſelligkeit, in dem Verkehr mit den einfachen, unverdorbenen Dorfbewohnern, vor allem aber in der ihn umgebenden herrlichen Natur einen ſo reichlichen Erſatz, daß er gewiß noch lange der hier verlebten Tage mit Vergnügen ſich erinnern wird.

Am 30ſten Auguſt unternahm ich des Nachmittags einen Spaziergang nach dem nahe bei Krampas belegenen Farren- berge. Die Luft war ſehr warm und klar, und nachdem ich mich an der herrlichen Ausſicht über die ganze Prorer Wick,

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die Granitz und das Jagdſchloß erfreuet hatte, beſchäftigte ich mich mit dem Aufſuchen von Conchylien und Petrefacten, wobei ich dem Meere den Rücken zukehrte. Während meiner Nachforſchungen erhob ſich ein ſehr kalter Wind, und als ich mich nach Beendigung derſelben wieder dem Meere zu— wendete, entfaltete ſich vor meinen Blicken ein merkwürdiges Schauſpiel. Etwa eine Meile vom Strande entfernt, rollte in der ganzen Breite der Wiek ein ſehr niedriges aber dicht— geballtes Nebelgewölk mit ſehr großer Schnelligkeit in der Richtung von N. O. nach S.W. gerade auf die Küſte zu. Es glitt fo unmittelbar über dem Waſſerſpiegel hin, wie der Pulverdampf von Schiffskanonen, wenn ſie bei ruhigem Wetter abgefeuert werden. Die meilenlange vordere Linie des Nebels war ganz ſcharf abgeſchnitten, und während vor derſelben alle Gegenſtände in ihrer vorigen Klarheit ſichtbar waren, wurde die hinter ihm liegende Gegend vollkommen verhüllt. Durch ſein raſches Vorſchreiten ward mein Geſichtskreis ſehr ſchnell verengt; bald hatte er das Ufer erreicht, und bedeckte nun auch das unmittelbar zu meinen Füßen liegende Krampas faſt vollkommen. Als darauf ſeine weißen Streifen auch die Buchen des Farrenberges zu durchziehen begannen, trat ich den Rückweg nach meiner Wohnung an. Die Temperatur des Meerwaſſers war etwa eine Stunde vor Eintritt des Nebels 197 c, die der Luft noch weit höher. Die Luft⸗ ſchicht über dem Meeresſpiegel war alſo im Stande geweſen eine ſehr bedeutende Menge von Waſſerdünſten in ſich aufzu⸗ nehmen. Als nun der kalte nordöſtliche Wind dicht über dem Waſſerſpiegel durch die unterften Luftſchichten hinwehete, wurden die Dünſte plötzlich condenſirt, und bildeten das niedere, in der Richtung des Windes fortſchreitende Nebel-

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gewölk. Leider habe ich nicht in Erfahrung bringen können, ob der Nebel in dieſer Geſtalt agg an der rügenſchen Küſte bemerkt wird.

E. Boll.

6. Luftſpiegelung. An der deutſchen Oſtſee— küſte zeigt ſich die Fata Morgana nicht eben ſehr häufig, doch iſt ſie auch hier ſchon in ſehr vollkommener Ausbildung geſehen worden. Im J. 1829 erblickte man von mehreren Gegenden der Halbinſel Jasmund das Luftbild einer großen Stadt, vielleicht Kopenhagens. (S. Sundine 1829. St. 33. S. 262 f.). Ein anderes Beiſpiel berichtet Dr. C. in der Voſſiſchen Zeitung vom J. 1846. „Am 30 Juli um Uhr des Morgens, meldet derſelbe, wurde ich eine Viertelmeile vor Stralfund, von der merkwürdigen Erſcheinung einer Fata Morgana überraſcht. Die Stadt Stralſund zeigte ſich am jenſeitigen Ufer der Inſel Rügen als ein prachtvolles Luftbild in dunkelblauer Farbe ſo klar, daß jedes Gebäude deutlich zu unterſcheiden war. Namentlich war der Anblick der Marienkirche von überraſchender Schönheit, indem die architektoniſchen Verhältniſſe dieſes Prachtbaues ſo ſcharf in allen Linien ausgeſprochen waren, daß man ſie für ein gelungenes Daquerreotypbild halten konnte. Der opalfarbene Hintergrund des öſtlichen Himmels umgoß das Zauberbild mit einem magiſchen Glanze, bis daſſelbe vor der Sonne, welche wie eine geſchmolzene Goldſtufe dem Meere entſtieg, allmählig verſchwand.“

Ein drittes Beiſpiel theilte mir Hr. Baron A. v. Maltzan mit. Im Auguſt des J. 1846 ſah derſelbe zu Warnemünde ſehr deutlich das Kirchdorf auf Fiſchland, welches gewöhnlich

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nicht zu ſehen iſt; auch die gegenüber liegenden däniſchen Inſeln waren ſichtbar mit Hügeln, Wald und Kirchdörfern. Es war ſehr klares Wetter, und die Erſcheinung ſoll ſich an mehreren Tagen wiederholt haben.

E. Boll.

7. Meteorologiſches aus den Jahren 1847 und

1848. Der Winter von 1847 48 hat ſich vor denen der voraufgehenden Jahre durch die große Anzahl ſeiner Nordlichter ausgezeichnet. In Neubrandenburg ſind deren 6 beobachtet worden: am 23 und 24 Oct., am 17, 19 und 20 Dec. und am 21 Febr. Das am 17 Dec. wahr⸗ genommene Nordlicht war ungeachtet des hellen Mondſcheins ſehr prachtvoll. Eine ähnliche Störung, wie ſie ſich in dem vergangenen Winter durch dieſe vielen Nordlichter in dem telluriſchen Magnetismus kund gab, hat ſich in dem Frühlinge und Sommer dieſes Jahres durch die häufigen Gewitter auch in der atmosphäriſchen Electricität gezeigt. Im J. 1842 entluden ſich über Neubrandenburg 9 Gewitter, 1843 deren 14, in dieſem Jahre haben wir in den erſten 8 Monaten ſchon 18 gehabt. Welche erbaulichen Betrachtungen würde man nicht vor hundert Jahren über dieſe beiden Er⸗ ſcheinungen, und ihre Beziehungen zu den politiſchen Gewittern, welche Europa jetzt durchziehen, angeſtellt haben! Es möge mir erlaubt ſein, hier noch eine kleine Bemerkung über die Gewitter im Allgemeinen anzuknüpfen. Jedem Bewohner des norddeutſchen Flachlandes, welcher dieſer Naturerſcheinung

nur einige Aufmerkſamkeit gewidmet hat, wird es bekannt ſein,

wie großen Einfluß Waſſer- und Wieſenflächen auf den Zug der Gewitter ausüben. Wiſſenſchaft—

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liche Forſcher ſcheinen dies Factum gar nicht beachtet zu haben, wenigſtens finde ich in Aragos umfangreicher Abhandlung über dieſe Naturerſcheinung ) auch nicht ein einziges Wort über dieſen Gegenſtand geſagt. Es mag dies darin ſeinen Grund haben, daß dieſer Einfluß in wenig anderen Län⸗ dern ſo deutlich hervortritt, als in dem überall von Wieſen⸗ und Waſſerflächen durchſchnittenen Norddeutſchland, wo Ge— birge, welche anderswo dem Zuge der Gewitter eine mechaniſche Schranke entgegenſetzen, gänzlich fehlen. Ungehindert könnten die Gewitter in gerader Richtung unſer Land durchziehen, wenn ſie nicht eben durch jene Flächen von derſelben abgelenkt würden, welche ihnen für jede Oertlichkeit beſtimmte, von den geraden oft ſehr abweichende Bahnen vorzeichnen. Bei Neu— brandenburg z. B. ziehen ſie in der Regel von S. W. herbei. Am ſüdlichen Ende der Lieps angclangt, der Fortſetzung der Tollenſe, welche ſich von der Stadt aus nach S. W. hin erſtreckt, theilen ſie ſich; ein Zweig zieht nach O. hinter Stargard hinweg, ein anderer aber folgt in nördlicher Richtung dem Weſtufer der Tollenſe und des Wieſenthals, welches den Tollenſe-Fluß einfaßt, und nimmt ſeinen Zug auf die Stadt Treptow zu. Neubrandenburg ſelbſt, auf der öſtlichen Seite des Flußthales gelegen, bleibt in der Regel von den Gewittern verſchont. Iſt dieſer letztere Zweig aber ſehr ſtark, ſo pflegt er ſich, wenn er bis zu dem Dorfe Broda, am nördlichen Ende des Tollenſe-Sees gelegen, gekommen iſt, zu theilen. Ein Aſt deſſelben bleibt dann in der gewöhnlichen Bahn, ein anderer aber wendet ſich nordöſtlich, zieht queer über das Thal des Tollenſe-Fluſſes an einer Stelle hinweg,

) Arago Unterhaltungen aus dem Gebiete der Naturkunde, überf. v. Grieb. ee bei Hoffmann. Bd. IV. S. 145 428.

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wo dieſes ſehr ſchmal wird, ſtreift den Nordrand der Stadt Neubrandenburg, und folgt dann dem Datze-Thale aufwärts. Dieſer Aſt richtet in und nahe bei der Stadt den meiſten Schaden an; derſelbe trifft jedoch faſt nur den nördlichen Stadttheil, und die außerhalb der Ringmauern belegene nächte Umgebung deſſelben, nämlich den langen Wall und die vor dem Friedländer Thore belegenen Scheunen. Auffallend iſt es dabei, daß das Einſchlagen des Blitzes gewöhnlich erſt beim Abzuge des Gewitters erfolgt. Nur ausnahmsweiſe kommen ſie aus anderer Himmelsgegend, und pflegen dann ſehr heftig zu ſein. Zu den merkwürdigen meteorologiſchen Erſcheinungen des gegenwärtigen Jahres gehört auch noch eine am 29 März beobachtete Feuerkugel. Die Voſſiſche Zeitung berichtet in der erſten Beilage zu No. 80 aus Oderberg vom 30 März über dieſelbe Folgendes: „Referent beobachtete am geſtrigen Abend bald nach 10 Uhr am nord⸗ öſtlichen Himmel ein Meteor, wie er ſolches noch nie von ſolcher Schönheit geſehen hat: eine Feuerkugel, an ſcheinbarer Größe faſt dem Vollmonde gleich, mit weißlich-blauem Lichte, welche die ganze Gegend auf einige Sekunden hell erleuchtete, und ihr ein zauberiſches Anſehen verlieh. Sie kam zum Vor⸗ ſchein in der Gegend der „nördlichen Krone“, etwas unter⸗ halb und ſüdlich von derſelben, bewegte ſich mit mäßiger Schnelligkeit, faſt horizontal, in der Richtung auf den Stern Deneb (% im „Schwan“, während des Laufes immer größer werdend, und in einer flernenlofen Gegend oberhalb der Wega in der „Leyer“ ohne hörbares Geräuſch zerplatzend und in kleine Sternchen ſich auflöſend, welche ſofort verſchwanden. Der hinterlaſſene ſtarke gelbe Streifen ſtand nach dem Ver— ſchwinden des Meteors noch in ſeiner ganzen Länge, und

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verſchwand nur ſehr langſam von beiden Enden aus nach der Mitte zu, hier ſich förmlich concentrirend, konnte ich mit unbewaffnetem Auge denſelben noch ziemlich eine halbe Stunde beobachten zwiſchen einigen kleinen Sternen im Fuße des „Herkules.“ Dieſe letzte Erſcheinung war mir die merk— würdigſte und unerklärlichſte, und wünſchte ich wohl nähere Aufklärung darüber.“ Ceen dieſe Feuerkugel ward auch in Neubrandenburg beobachtet, und ich verdanke den Herrn Stuhlmacher Buchholz und Secretär Gäth nähere Angaben über dieſelbe, welche im Weſentlichen mit denen des Oderberger Referenten überein ſtimmen. Die Höhe der am nordöſtlichen Himmel in faſt wagerechter Richtung ſich fortbewegenden Feuerkugel ſchätzte Hr. B. auf etwa 45° über dem Horizonte; fie ward alfo in Neubrandenburg faſt eben fo hoch als in dem 6% M. öſtlicher gelegenen Oderberg geſehen, was auf eiue ſehr be— trächtliche Entfernung derſelben von der Erde ſchließen läßt. Der Lichtſtreif, welchen die zerplatzende Kugel hinterlaſſen hatte, blieb an derſelben Stelle des Himmels ſtehen, wo er zuerſt geſehen war. Er zog ſich langſam zuſammen, nach der Oderberger Beobachtung nach ſeiner Mitte zu, nach der Neubrandenburger aber nach ſeinem nördlichen Ende zu; erſtere Angabe, von einem geübteren Beobachter herrührend, iſt wohl die zuverläſſigere Beide Berichte ſtimmen aber darin über— ein, daß die Lichtmaſſe an der Stelle, wohin ſich der Streif zuſammenzog, fi, ſtark concentrirte und „eine größere un— förmliche, dunkelröthliche Maſſe bildete“ (B.). Der Lichtſtreif ſtand ſehr lange am Himmel, und die ganze Erſcheinung ver— ſchwand ohne Geräuſch, wie fie auch ohne ein ſolches entftanden war. Auch mir iſt kein anderes Beiſpiel von einem fo

langſamen Verſchwinden des von einer Feuerkugel hinter— laſſenen Lichtſtreifens bekannt. Derſelbe kann nicht eine bloße

optiſche Täuſchung geweſen fein, wie man von den ſchnell

verſchwindenden Lichtſtreifen der Feuerkugeln und Stern— ſchnuppen annimmt, welche dadurch hervorgebracht wird, daß der Eindruck, den ein ſich ſehr ſchnell bewegender leuchtender Punkt auf die Netzhaut des Auges hervorbringt, von dieſer

auch noch einige Zeit nach ſeinem Verſchwinden feſtgehalten

wird: es muß vielmehr wirklich von der Feuerkugel während ihres Laufes eine beträchtliche Menge leuchtender Materie ausgeſtrömt ſein.

Schließlich erwähne ich noch den heftigen Süd-Sturm, welcher am 9. Aug. dieſes Jahres unſere Länder heimgeſucht hat. Ich befand mich an jenem Tage auf Jasmund in

Krampas und hatte daher Gelegenheit ſeine Wirkungen auf

dem Lande und dem Meere zugleich in Augenſchein zu nehmen. Sogleich bei ſeinem Beginne gegen 9 Uhr Morgens be— mächtigte er ſich der auf dem Swath liegenden Erbſen, kugelte ſie zu großen Ballen zuſammen, und rollte dieſe vor ſich her durch Gerſten- und Weizenfelder; um nur einiges von ihnen zu retten, war ſogleich die ganze Dorfſchaft auf den Beinen und beſchwerte dieſe Ballen mit Brettern, Stangen und Eggen. Noch größeren Schaden richtete er in dem noch auf den Halmen ſtehenden Weizen, Hafer und Gerſte an: die Aehren wurden ſo ſehr vom Winde zerſchlagen, daß ſie durchſchnittlich wohl kaum die Hälfte ihrer Körner behalten haben, ja einige Felder habe ich geſehen, wo die Aehren ſo

gänzlich vernichtet waren, daß es ausſah als wären ſie mit

der Scheere von den Halmen hinweggeſchnitten. Das einzige Schutzmittel, welches den Landleuten gegen dieſe Zerſtörung

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übrig blieb und auch fleißig ungesoenbetöknniehe, war, während des Sturmes das Getreide mähen zu laſſen. Das Laub der Gebüſche und Bäume wurde an der Windſeite ſo zerſchlagen, daß es am folgenden Tage ſo braun war, als hätte es vom Froſte gelitten. Bäume wurden in meiner Nähe nicht ent⸗ wurzelt; dies iſt aber, wie ich einige Tage ſpäter ſah, in anderen Theilen Rügens ſo wie in Vorpommern, ſehr vielfach geſchehen. Auch Strohdächer wurden zerſtört und Windmühlen— flügel abgebrochen. Prachtvoll ſah die vom Sturme be⸗ wegte Oſtſee aus! Der Schaum der Wellen ward vom Winde in die Luft getrieben und hüllte den ganzen Meereshorizont in einen dichten Nebelſchleier. Die Wogen, welche etwa 10° weiter wie gewöhnlich auf den ſanftanſteigenden Strand herauf: rollten, erhoben fi) an der Küſte, fo weit ich ihre Höhe genauer beurtheilen konnte, nicht über 4 bis 5. Gegen Abend legte ſich der Sturm. a E. Boll.

8. Peloria anectaria. Im Herbft des J. 1816 fand ich bei Schwerin an der Wismarſchen Landſtraße die unter dem Namen Peloria anectaria bekannte Monftro- ſität der Linaria vulgaris. Sie wuchs am öſtlichen Ab— hange der Straße, wo dieſe aufgeſchüttet war, und zwar auf einem Flächenraume von 2 bis 3 Ruthen. Auf dieſem Raume war auch nicht eine einzige normal ausgebildete L- naria vulgaris zu finden, ſondern alle hatten die Pelorien— Bildung, während rund umher auf dem Acker die normale Linaria häufig ſtand. Die Krone der Peloria ift beinahe regelmäßig und pentandriſch. Ich beſuchte den Fundort häufiger um zu ſehn, wie ſie ſich beim Abblühen verhielte; ſie ver—

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trocknete, ohne daß ich Samen finden konnte. Im Herbſt 1847 ſuchte ich dieſelbe Stelle wieder auf und fand wirk— lich reife Samenkörner, obgleich überall, wo ich über dieſen Gegenſtand nachgeleſen habe, die Möglichktit bega geleugnet wird.

Dr. A. Brückner.

9. Anzeige für Meklenburgs Entomologen Auf meine Veranſtaltung ſind jetzt in Schwerin in der Par— fümeriehandlung der Gebrüder Cohen die ſo berühmten In— fectennadeln des Hrn. Klüger in Berlin in allen Größen vorräthig, und ich bin gerne erbötig Beſtell ange derſelben für Entomologen zu vermitteln. Dr. H. Schenck.

= 185 =

10. Literariſche Anzeigen 5 von

Ernst Boll.

Unter dieſer Rubrik werde ich in den Jahresheften unſeres Vereins die auf die Naturgeſchichte der deutſchen Oſtſeeländer Bezug habenden ſelbſtſtändigen Schriften und Journalaufſätze zur Anzeige bringen, welche im Laufe unſeres Vereinsjahres erſchienen ſind. Da mir aber in dem beſchränkten Kreiſe meiner Lectüre manche journaliſtiſche Abhandlung, welche hier mit aufgezählt werden müßte, leicht unbekannt bleiben könnte, eine vollſtändige Ueberſicht unſerer naturhiſtoriſchen Literatur aber ſehr wünſchenswerth iſt, ſo erſuche ich im Intereſſe der Wiſſenſchaft die Verfaſſer ſolcher Abhandlungen mich gefälligſt von denſelben in Kenntniß zu fetzen.

Durch beſondere Umſtände begünſtigt, iſt die Literatur des erſten Vereinsjahres ſehr reich ausgefallen; es erſchienen im Laufe deſſelben:

1. Amtlicher Bericht über die 24. Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte in Kiel, im J. 1846. Kiel akadem. Buchhandlung 1847. 4to. 2 Rthlr. Für uns ſind in dieſem Berichte folgende Abhandlungen von Wichtigkeit:

1. Ueber die Oſtſee, eine Rede gehalten von G. A.

Michaelis. S 11 bis 24.

2. Reſultate eines Bohrverſuches bei Glückſtadt, von Lucht.

S, DR, \

3. Ueber die Schichtenfolge der Glückſtädter Gegend, von

O. Volger. S. 226.

16

4. Ueber das Asphalt-Vorkommen in holſteinſchen Granit-

geröllen, von Dr Meyn. S. 228.

5. Ueber die Schichtenfolge der Reinbecker Tertiär-Formation,

bon Dr. Zimmermann. S. 232.

6. Ueber die Geſchiebe und Petrefacten Holſteins, von

Roſt. S. 234.

7. Ueber Tertiär-Petrefacten aus dem Sachſenwalde, von

Dr. Zimmermann. S. 242.

8. Geognoſtiſche Mittheilungen über Wagrien und Fehmaren, von Bruhns. S. 251.

9. Ueber die geognoſtiſchen Verhältniſſe des ſüdweſtlichen Holſteins, von Kabell. S. 273.

10. Ueber ein vermeintliches Kalkflöz im Hülshorſter Hügel, im Sachſenwalde, von Kabell. S. 276.

Die Abhandlungen 2 bis 10, ſind nebſt einigen anderen geognoſtiſchen und mineralogiſchen auch beſonders abgedruckt unter dem Titel „Specialbericht über die Verhandlungen in der Section für Mineralogie, Geognoſie und Geographie bei

der 24. Verſammlung u. |. w.“ (18 Nar). N 2. Die Bodenbildung der Herzogthümer Schleswig, Holſtein und Lauenburg, von G. Forchhammer (nebft geognoſtiſcher Charte) in der Feſtgabe für die Mitglieder der 11. Verſammlung deutſcher Land- und Forſtwirthe in Kiel. Altona 1848 (Kiel, Schröder: 5 Rthlr). S. 317 ff. Ein beſonderer Abdruck dieſer intereſſanten Abhandlung ward nebſt der dazu gehörigen Charte auf jener Verſammlung an die Mitglieder vertheilt, ift aber leider im Buchhandel nicht zu haben. |

3. Bericht über die bei der 11. Verſammlung deutſcher

Land- und Forſtwirthe in Kiel ausgeſtellte geognoſtiſche

un

Sammlung der Herzogthümer Schleswig und Holſtein, von Dr. Meyn im amtlichen Bericht über dieſe Verſammlung. (Altona 1848, Kiel: Schröder, 5 Rthlr.) S. 531 ff. (Für die Geognoſie der deutſchen Oſtſeeländer von großem Intereſſe.) 4. Karſten und v. Dechen: Archiv für Mine⸗ ralogie u. ſ. w. 1848. XXII. I. S. 3 bis 102 enthält: Zur Kenntniß des tertiären Bodens der Mark Bran⸗ denburg, von E. Beyrich. (Auch in Bezug auf Meklen— burgs tertiäre Petrefacten ſehr wichtig). 5. Leonhard und Bronn: Neues Jahrbuch für Mineralogie u. ſ. w. 1847: 1. Zimmermann, über die tertiären Petrefacten bei Reinbeck unweit Hamburg. S. 43. 2. Girard, über Vorkommen und Verbreitung des London- clays in der norddeutſchen Ebene. S. 563. 6. Dunker und v. Meyer: n e phica, Bd. Z: 1. E. Boll, Beitrag zur Kenntniß der nei) Trilobiten. H. 3. S. 126. 2. C. Zimmermann, Trochus Struveanus (nebſt Verzeichniß der Reinbecker tertiären Petrefacten). H. 4. S Dh 7. Zeitſchrift des Vereins für deutſche Statiſtik: E. Boll, Beſchreibung von Meklenburg⸗Schwerin, mit vorzüglicher Berückſichtigung ſeiner natürlichen Beſchaffenheit und feiner landwirthſchaftlichen Verhältniſſe. Erſter Artikel: Jahrg. J. S. 1091 1098. (1847). Jahrg. II. S. 124 130. (1848). Zweiter Artikel: unter der Preſſe. 8. Beiträge zur Kunde Pommerns. Heraus— gegeben von dem Verein für pommerſche Statiſtik. Das

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erfte Heft (in Commiſſion in der Morinſchen Buchhandlung in Stettin, 1847: 12 Ngr.) enthält an hierher gehörigen Abhandlungen: 1. Die warmblütigen Thiere e von v. Homeyer.“ S. 13. 2. Ueberſicht der Production des Bergwerks-, Hütten- und Salinenbetriebes in der Provinz Pommern, für die J. 1844 und 1845. S. 22. 3. Die Soolquellen Pommerns. S. 24. 8 4. Charakteriſtik der Oberflächengeſtalt des ſüdlichen Theiles des vorpommerſchen Plateaus, von Dr. Gribel. 2 i N 5. Aufforderung zu Unterſuchungen über das Klima Pom⸗ merns, von Graßmann und Heß. S. 35. Das zweite Heft (in Commiſſion bei Schneider in Berlin, 1847: 12 Ngr.) enthält: 1. Statiftit der Oſtſee-Bäder Pommerns, von Dr, Sponholtz. S. 1. 2. Die Heilquellen Pommerns, von Dr. Waff erfuhr. S. 43. 3. Statiſtiſche Beſchreibung des Fahrwaſſers von Stettin bis Swinemünde und des Swinemünder Hafens, von Müller. S. 61. 4. Ueber die Hemmung der Schifffahrt zwiſchen Stettin und Swinemünde während des Winters, von Dy. G. S. 66. | 9. Zander, Naturgeſchichte der Vögel Meklenburgs, Gte Lief. Parchim bei Hinſtorff 1847. ö 10. Drewes, Nachtrag zu Prahls Index planta- rum quae circa Guestrobiam sponte nascunlur

og

Phanerogamarum. Programm der Güſtrower Realſchule 1847. N

11. Fiedler, Beiträge zur meklenburgiſchen Pilzflorg. Erſtes Heft (Uredenei). Schwerin, Kürſchnerſche Bud): handlung 1848, 2 Rthlr. Das Heft enthält 51 ge⸗ trocknete Uredo-Arten, ohne Text.

12. E. Boll, Meklenburg, eine naturgeſchichtliche und geographiſche Schilderung. Neubrandenburg bei Brünslow 1847, 15 Ngr.

13. v. Uslar, über einige Mineral-Reichthümer der eimbriſchen Halbinſel zwiſchen der Elbe und dem Limfiord. Hamburg bei Neſtler und Melle, 1848, 12 Ngr. (Dies iſt die einzige von den hier aufgeführten Schriften, welche mir noch nicht zu Geſicht gekommen ift).

14. Phyſiophilus, wir leben in der Natur und müffen fie kennen. Freie Unterhaltungen über vaterländiſche Natur und deren Diener. Berlin, Nicolaiſche Buchhand— lung, 2 Bändchen, 1847. Der Zweck des Ver⸗ faſſers dieſer Schrift iſt, wie er in der Vorrede ſagt, die Jugend durch Naturbilder in das Studium der vaterlän⸗ diſchen Natur einzuführen und ſie dafür zu gewinnen. Im erſten Hefte giebt er ein Bild einer mitteldeutſchen Gebirgs— gegend, im zweiten das einer deutſchen Inſel. Obgleich er nun die Gegenden, denen er dieſe Schilderungen entnommen hat nicht nennt, weil ſie eben nur allgemeine Repräſen⸗ tanten ähnlicher Oertlichkeiten fein ſollen, ſo erkennt- man doch leicht in der erſten Schilderung den Inſelsberg im Thüringer Walde, und in der zweiten die Inſel Rügen.

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se

Man erſieht aus der ganzen Situation in dieſem zweiten Hefte, daß der Verfaſſer (welcher mir perſönlich nicht be— kannt iſt) ſich längere Zeit in Krampas als Badegaſt auf- gehalten hat, und deßhalb iſt es auch eben die Halbinſel Jasmund, von welcher er ein ſehr getreues und lebensfriſches Bild entwirft.

131 Nachträge und Berichtigungen.

S. 3. Z. 19 v. oben lies Willebrandt Conrector in Crivitz. Zu S. 16. No. 14. Der letzte Bär, welcher in Pommern erlegt worden iſt, ward zur Zeit des ſiebenjährigen Krieges in der Gollnower Haide geſchoſſen; einen ausführlichen Bericht über dieſes Ereigniß geben Hafens pommerſche Provinzialblätter Bd. VI. ©. 245 ff. (1824). 5 5 Zu S. 22. No. 45. Was ich aus Kantzow über das frü⸗ here Schickſal der Hunde auf Wittow berichtet habe, wird von ſeinem Zeitgenoſſen Matthäus von Normann, welcher um die Mitte des 16ten Jahrhunderts fürſtlicher Landvogt auf Rügen war, voll kommen beſtätigt. In dem von ihm verfaßten „wendiſch-rügianiſchen Landgebrauch“ (ed. Gadebuſch 1777) heißt es tit. XVI: „Item dar möten up Wittow by Poene LX Mark beyde Adell undt Buhren undt jedermenniglich ſinen Hunden (den dar neen Wulff) den vor⸗ derſten Both afhowenn mit Klaven undt Blade, dy Hundt ſy klein edder groth.“ In noch älterer Zeit mußte auch auf Jasmund ebenſo mit den Hunden verfahren werden (tit. XVII). Die in dieſem Geſetze liegende Barbarei wird noch auffälliger, wenn man bedenkt, daß damals auf Rügen bei Erbtheilungen das Pferd geſetzlich nur zu 8, die Kuh zu 5, und das Schaaf nur zu 1 Mark gerechnet ward (tit. CX XII, und daß für einen erſchlagenen Bauern nur 80 Mark Strafgeld gezahlt wurden (tit. XXIV): für einen vierbeinigen Hund auf Wittow aber, welcher den hochfürſtlichen Haſen daſelbſt hätte Ge⸗ fahr bringen können, mußten 60 Mark erlegt werden! Man ſollte kaum glauben, daß die Zeit, in welcher ſolche Geſetze in einem Lande gültig waren, welches damals doch ſchon zu den civiliſirten gerechnet ward, nur ſo wenige Menſchenalter hinter uns liegt! Wer an dieſem Pröbchen aus dem goldenen Mittelalter Gefallen findet, kann in der angeführten Schrift noch eine ſehr reiche Leſe derſelben halten.

Zu S. 48. In dem Verzeichniſſe der Vögel ſind zu tilgen: Chardarius minor, Sterna arctica und Anas leucophthalmus, da fie auch in Meklenburg vorkommen, und fie auf den vorhergehenden Seiten auch ſchon unter anderen ſynonymen Benennungen mit aufs geführt ſind. 5

S. 61 Z. 15 v. oben iſt zu leſen: noctiluca.

S. 74 3. 14 v. oben iſt zu leſen: auszeichnen.

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