a: h ! M ia, ED ee al) way‘ Re RL NEN 27 VI 29,8 ef Xibrarp of tbe Museum COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. ‚ The gift of 1, Nolan geschÄlz Rn No./0/ Non, re N ie Green _— I yananTae Id BEIARISEREEINETAEI ) high en | BE ARCHIY | 4 OL des Vereins der RR Freunde der Naturgeschichte ED: NN in Y 6Q MECKLENBURG. —ie no N (X) (OK Y \117 \Y 7 ) b N ) IR DAN DI ZeN U ON % z X ® N \ NY \ RR D A Bi RT, KR Rt DR J R Ka = 38. Jahr. (1884). Ol ] : ( ie & )' Mit 2 Karten. (Preis d. ganzen Jahrgangs 5.50 M.) | a I KORDRORDKDKIKDIKD ie US x En & Shi 3S nn AN IR 6% &| 2 DE x Güstrow, ) FRE Re) A; ck i DDR al in Commission der Buchhandlung von Opitz & Co. = | | 1884. ARCHIV des Vereins der Freunde der Naturgeschichte MECKLENBURG. 38. Jahr. (1884). Mit 2 Karten. Redieirt vom Secretair. ST — Güstrow, in Commission der Buchhandlung von Opitz & Co. ERTREN TG ale. TE IR "ta IA. el BARBARA "98 17) ka ee ee Inhalts -Verzeichniss. I. Grössere Arbeiten der Mitglieder. pag. Ernst H. L. Krause-Kiel: Pflanzengeogr. Uebersicht d. Flora va Mecklenburg. ne. een sn aeen seen 1 F. E. Geinitz-Rostock: VI. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs TER KERRT e oe NEN ACER 147 Fr, Bachmann: H. F. Link, antiquitates botanicae Ro- Stochlensesere Nee nee een 219 II. Kleinere Mittheilungen und Notizen. l. Dr. &. Rraepelin-Hamburg: Aufforderung u. Bitte...... 229 2a \antlezunedersBachsen un 2330 3. Geröllblöcke mit Gletscherschrammen ................ 931 4. 0, A. Müller-Güstrow: Pflanzenwanderungen........... 231 III. Vereins- Angelegenheiten. A. Bericht des Secretairs über die Generalversammlung in - GUSTROWIS SA ER NEE N ERS, 235 Dazu Anlage I.: Bericht über die Excursion d. Vereins 253 » Anl, Il.: Uebersicht über Einnahme u. Ausgabe.. 260 B. Verzeichniss der Eingänge zur Bibliothek............. 2623 (Hin Mitglieder-Verzeichniss wird im nächstjährigen Archiv gegeben). —— nn — ee HELEN Se er ae I, Grössere Arbeiten der Mitglieder. — e Rh a Se Planzenegoraphische Uebersicht Nesklenburg Ernst H. L. Krause, Dr. med. in Kiel. — gg 11. Inhaltsübersicht. Pflanzengeographische Uebersicht der Flora von Mecklenburg. Die Factoren welche den Character der Flora bedingen REITEN LE SE ar lee 1 EHRE ARE RER Allgemeine Schilderung des Klimas. Wirkung auf die Flora. Phaenologie. S. 2—7. Die klimatischen Unterschiede innerhalb des Gebiets: Temperatur, S. 8—9. Einfluss der Temperaturunterschiede auf die Flora verschiedener Landesteile S. 9--10. SO- und NW-Vegetationslinien. S. 11—17. Phaenologische Unterschiede zwischen Küste und Binnenland. S. 17 —18. Wirkung der Dauer der Vegetationsperiode. S. 18—19. SW-, N- und NO-Vegetationslinien. S. 19—22. Phaenologische Unterschiede zwischen öst- lichen und westlichen Orten. S. 22. Beziehungen zwischen Bodenart und Temperatur. S.23. — Nieder- schläge und Feuchtigkeit der Luft. S. 24-96. Ein- fluss auf die Vegetation (Heidegebiete). S. 26—29. Einige Feuchtigkeit liebende Arten. S.29—30. Wir- kung der Luftfeuchtigkeit an der Küste, S, 30—32. — Wind. Wirkung der Seewinde Baumwuchs an der Küste. Reste von Waldfloren. Mechanische Wir- kung des Windes und Wirkung des Salzstaubs. Windwirkung im Binnenland. S. 32—37. Klimatische Einteilung der mecklenburgischen Flora. S. 37-38. Geographische Lage und Gestaltung des Landes. .. Lage und Oherflächengestalt. Wirkung des Meeres. S. 33-41. Die strombegleitenden Pflanzen; Art der Verbreitung. Wege der Wanderung. Verbreitung im Lande, S. 41—52. — Seltene Pflanzen der Inseln und Nehrungen. S. 52—54. — Seltene Pflanzen der Landseen, S. 54-55. Seite, 1-2 2—38 38— 99 III. Geologische Geschichte der Flora. ............... IV. Beziehung des geologischen Alters des Bodens zu seiner Flora. S. 55. Beziehungen zwischen den Floren verschiedener geologischer Epochen. 8. 55—57. — Geschichte der norddeutschen Ebene seit der Ter- tiärzeit: Klima, Verteilung von Wasser und Fest- land, Veränderungen der Flora, S. 57—64. Rich- tung und zeitliche Folge der Einwanderung der jetzigen Flora. Verbreitung der Pflanzen zur Ter- tiär-, Diluvial- und Jetztzeit. S. 64—70. — Der Ein- fluss der verschiedenen Herkunft auf die Gruppirung der Arten im Gebiet, die Associationen. S. 70—73. Unvollendete Wanderung. Aussterbende und ent- stehende Arten. S. 74-76. Bodenbeschaftenheiten a Unterschiede in der Flora der Bodenarten zuerst auf- gefallen. S. 76--77. — Die Bodenarten nach ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften. Die durch Pflanzenwuchs entstandenen Bodenarten, S. 77 — 79. — Verbreitung der Bodenarten, S. 79-81. — Die floristischen Unterschiede der Bodenarten, S. 81 — 82. Die Vegetationsformen der einzelnen Bodenarten: plutonisches Gestein. S. 82. Lehm u. lehmiger Sand. S. 82—84. Sand. S. 84—86. Flugsand. S. 86—87. Heide. S. 87-90. Torf S 90-93. Kalk. S. 94— 95. Salz. S. 95--97. Salzwasser, Brackwasser. Süss- wasser. Verschiedener Grund des Wassers. 3. 97—99. Wert der Bodenunterschiede für die geographische Einteilung der Flora S. 99-101. Standortsvarietäten. S. 101—104. Schmarotzer. S. 104—105. Verschiedene Art der Wirkung von Fauna und Flora aufeinander. S. 105. — Insecetenfressende und Schma- rotzerpflanzen. S. 106. — Pflanzen die von Tieren abgefressen werden. Wirkung der pflanzenfressenden Tiere auf die Vegetationsform. Wirkung der mensch- lichen Cultur in dieser Richtung. Einfluss der Vege- tationsform auf das Klima. S. 107—109. -- Ver- schleppen von Früchten und Pflanzenteilen an Fell und Federn. Verbreitung des Getreidebrandes. Schma- rotzer der Qulturpflanzen. S. 109-111. — Befruch- tung der Blumen durch Insecten. Grossblumige, monstroese und andere Küstenformen, S. 111—114. Verbreitung und Verschleppung von Früchten die als 5976 76—105 . Wechselbeziehungen zwischen Fauna und Fiora. .. 105—118 VI, Nahrung dienen. Culturpflanzen des Menschen. S. 114—116. Ruderalfloren. S. 116-117. — Com- plieirte Wechselbeziehungen zwischen Fauna und Flora. S. 117—118. Der Einfluss des Menschen auf die Vegetation im DeBellen, "o660020008000n 00008 0000098.080000 080 Bürgerrecht der Culturpflanzen. S. 118—119. Histo- rische Uebersicht über die Veränderung der Flora durch den Menschen: Praehistorische Zeit. S. 119. Slavenzeit. S. 119—123. Von der deutschen Coloni- sation bis zum 30jährigen Krieg. S. 123—126. Wir- kung des 30jährigen Krieges. Fortschritte der Land- wirtschaft im 17. Jahrhundert, S. 126—127. Einfüh- rung der Schlagwirtschaft. 18. u. 19. Jahrhundert, Ss. 128—132. Benutzung des Bodens in der Jetztzeit. S. 132—135. Durch den Menschen in ihrer Verbrei- tung beeinflusste Arten: Arten des Einflusses. S, 135 —137. Durch Cultur weiter ausgebreitete einhei- mische Arten. Beispiele. Verbreitung durch Wege- besserung. Einheimische Unkräuter. Accessorische Waldflora. S. 137—142. Von auswärts eingeführte Arten. Verwilderte Oulturpflanzen. Unkräuter, Ver- schleppung durch Schiffsverkehr. S. 142—145. Aus- gerottete und selten gewordene Arten. S. 146. . IR REKEN, ER BNaTEı u „ B“ a Pflanzengeographische Uebersicht der Flora von Mecklenburg, von Dr, Ernst H. L. Krause — Kiel, Die Flora eines Landes ist in ihrer Zusammen- setzung sowol als in der Gruppirung ihrer einzelnen Be- standtheile von verschiedenen Einflüssen abhängig. Diese Factoren sind das Klima, die geographische Lage und oro-hydrographische Gestaltung, die geologische Geschichte der betreffenden Gegend, die Beschaffenheit und Zusam- mensetzung des Bodens, die Thierwelt und der Mensch mit seiner Kultur. Das Klima ist der mächtigste dieser Einflüsse. Eine Pflanze, die den klimatischen Bedingungen eines Ortes sich nicht anpassen kann, vermag dort nicht zu vegetiren. Dasselbe gilt vom Boden nur in beschränktem Masse. Sowie das Gebiet einer Flora nicht gar zu eng begrenzt ist, wird jede Pflanze hier oder dort einen ihr zusagenden Platz finden. In hohem Masse wirkt aber der Boden auf die Gruppirung der Florenelemente, auf die Vegetationsform. Arten, welche die geographische Gestaltung oder geologische Entwickelung aus einem Ge- biete fernhalten, können durch den Menschen eingeführt und eingebürgert werden. Wie gross des letzteren Einfluss ist, ist bekannt, doch muss auch er dem Klima Rechnung tragen und den Boden in Rücksicht ziehen. Die Wechselbeziehungen zwischen Fauna und Flora werden noch vielfach unter- schätzt. Es wirken aber die Thiere zusammen ebenso mächtig wie der Mensch, nur nicht so schnell und so willkürlich. Wir sehen, wie verschiedene Ursachen bei der Bil- dung einer Flora ineinandergreifen — die Wirkung jeder 1 2 einzelnen kann die Flora als Ganzes ebensowenig wie die Verschiedenheiten innerhalb derselben erklären. — Es ist uns aber wenigstens teilweise möglich festzustellen, wieweit ein jeder Einfluss reicht, und welche Factoren es bei einer Pflanzenart sind, die sie in die ganze Flora oder einen Teil derselben einlassen oder davon aus- schliessen. Im Folgenden wollen wir untersuchen, wie Klima, Lage, Gestalt und Vorgeschichte des Landes, Bodenbe- schaffenheit, Thierwelt und menschliche Kultur auf die Zusammensetzung der Mecklenburgischen Flora gewirkt haben und wirken. Es ist nicht möglich hier eine so ins Detail gehende Arbeit zu liefern, dass am Schlusse derselben genau die Vegetationsbedingungen, die Herkunft und die Zeit der Einbürgerung jeder Species aufgezählt werden könnte. Wenn dies je erreicht werden kann, so ist die Zeit noch fern. Das vorhandene Material gestattet nur eine Ueber- sicht der einzelnen Vegetationsbedingungen in ihrer Ein- zelwirkung und ihren Wechselbeziehungen, erläutert durch einige Beispiele. I. Das Klima. Die mittlere Jahrestem peratur!) schwankt zwischen 7,1 und 8,5° C. Der kälteste Monat ist allerorten der Januar. Von da nimmt die Wärme bis zum Juli zu. Im August ist sie etwas geringer, ebenso hoch oder etwas höher als im Juli. Vom August bis’ Januar erfolgt wieder ein Abfall der Kurve. Der Temperaturunterschied zwischen Januar und Juli beträgt 18,2 bis 21,8%. Für die Vegetation wichtig sind zwei Temperaturminima, welche in der Regel die letzten Nachtfröste des Früh- jahrs und die ersten des Herbstes bringen. Das eine am 11.—13. Mai ist unter dem Namen der „gestrengen Herrn“ allgemein bekannt Das andere?) fällt auf den 21. -25. 1) Die Angaben über Temperatur, Höhe der Niederschläge p. p. sind den Beitr. z. Statistik Mecklenburgs (besonders Band III) entnommen, 2) Matthiessen in Rostocker Zeitung 1883, N. 53. (6. März.) 3 November. An dem kältesten Orte!) sinkt das Ther- mometer jährlich an 96 Tagen unter 0°. Die Durch- schnittstemperatur des Januar schwankt je nach dem Ort von — 1° bis — 3,8°, die des Juli von 16,4° bis 18,0°. Die tägliche mittlere Wärme beträgt bei Schwerin 10° C. und mehr vom 11. Mai bis 7. October, sinkt unter 8° C. etwa 12 Tage später. Es kommen um die mittlere Tem- peraturcurve grosse jährliche Schwankungen vor, z. B. wurde 1853 zu Schönberg nach einer Januartemperatur von + 3,5° eine Märztemperatur von — 3,0° beobachtet. Zuweilen kommen noch um Johannis Nachtfröste vor, dass die jungen Baumsprossen erfrieren.?) Die Provinz Brandenburg hat eine Jahrestemperatur von 8,62°, bei Berlin 9,00 Der Winter ist in Nord- mecklenburg wärmer; das übrige Jahr, besonders der Frühling, kälter. Vorpommern hat im Jahresmittel 7,98°, Bremen 8,62°, Königsberg 6,5%, Hamburg 8,9%, Kopen- hagen 7,9%. Die Temperaturdifferenz zwischen wärmstem und kältestem Monat nimmt nach Süden am schnellsten zu (Berlin 21,1%), weniger schnell nach Osten längs der Küste (Danzig 20,0%), nach Süden nimmt sie sehr lang- sam zu (Erfurt 19,2°, Passau 19,8°%), nach Westen nimmt sie ab (Bremen 18,5).°) Die Niederschläge erreichen im Jahresmittel eine Höhe von 18,555 par. Zoll. Die Regencurven aller Orte erreichen im Sommer die höchste Höhe = 7,107 p. 2. Im Frühling fällt in der Regel mehr Regen als im Winter, meist auch im Herbst. Bei Hinrichshagen zählt man 288 Tage mit Niederschlägen jährlich. Das Wetter ist im allgemeinen im Winter constanter als im Sommer. Während im Winter dauernde Helle, Frost und nordöstliche Winde mit Thauwetter, bewölktem 1) Hinrichshagen b. Woldegk. Beobachtungen von Prozell in den früheren Heften dieses Archivs. 2) Beitr. z. Statistik Mecklenburgs VIII, 1876, (Statistik d. Kameralforstinspectionen.) 3) Dove, Temperaturtafeln in den Abh. d. K. Akad. d. Wis- sensch. z. Berlin von 1846, herausg. 1848. W. Olbers in Abhand. ‚Naturw. Verein z, Bremen 6, S. 527, 1* 4 Himmel und Südwestwinden periodenweise abwechseln, erfolgt im Frühling und Sommer ein häufiger Wechsel der Winde mit Bildung von Haufenwolken und Gewittern, wodurch das sogenannte „Aprilwetter“ bedingt wird. Auch in dieser Zeit bringt der Nordost helles Wetter, im Frühling öfter mit Nachtfrost, später mit Hitze, während der Südwest kaltes, feuchtes Sommerwetter macht. Südwestwind ist der überwiegende, nur während der Frühlingsmonate weht der Nordost längere Zeit. Wirkung auf die Flora Wind und Regen schliessen keine Pflanze der Nachbarländer von Mecklen- burg aus. Wo der Regen der Einführung einer Species durch den Menschen hinderlich ist, wird immer gleich- zeitig die Temperatur die Einbürgerung verbieten. Die niedrige Temperatur dagegen zwingt uns, eine Menge unserer Zierpflanzen teils im Treibhaus zu halten, teils im Winter ins Zimmer zu nehmen oder wenigstens durch Zudecken den Frost von ihnen abzuhalten. Es giebt in der letztgenannten Kategorie der Ziergewächse auch solche, die sich den veränderten Lebensbedingungen anpassen. Mein Vater beobachtete dies in Rostock mehrere Jahre hintereinander bei einer perennirenden Verbena. Im Winter unbedeckt gelassen verfroren die Stauden, nachdem sie ihre Samen zur Reife gebracht hatten. Im Frühling keimten neue Pflänzchen auf, blühten, trugen Früchte und starben wiederum ab. So wuchs die Verbena fünf jahre- lang als annuelles Unkraut im Garten. Bekannt ist ferner, dass Tropaeolum majus in unsern Gärten einjährig ge- - worden ist. Griesebach!) fand die klimatische Grenze der Kasta- nien- und Edeltannenzone in einer Linie, die dem Unter- schied des wärmsten und kältesten Monats von 17,5 entspricht. Dieser Grenzwert wird in Mecklenburg überall um 1,5° überschritten. Trotzdem bringt die Kastanie bei Rostock noch reife Früchte. Der Characterbaum der I) Vegetat. d. Erde I. S. 99, — 000005 deutschen Kastanienzone Jlex Aquifolium wächst im ganzen westlichen Mecklenburg und geht im östlichen südlich bis Güstrow. Die Edeltanne gedeiht schon in der Mark nicht mehr als Waldbaum. In der Statistik der Cameralforstin- spectionen!) wird sie öfter genannt, bei Gaedebehn soll sie ziemlich häufig sein. Vielleicht liegt Verwechselung, mit einer.kanadischen Art vor. Die Edeltannenpflanzungen, die ich bei Rostock gesehen habe, verfroren im Frühling. Man ist allerdings soweit gegangen, diesen Baum ohne jeden Schutz am hohen Seeufer vor dem Bethwischer Holz westlich von Warnemünde anzupflanzen. Das Re- sultat war darnach, die Bäume wurden fusshoch. Einzeln kommt die Edeltanne jedoch als Baum angepflanzt vor, 2. B. in Burg-Schlitz. Von den Stauden, deren Vegetationslinie Griesebach als Grenze der Edeltannenzone nach Nordwest bezeichnet), kommt nur noch Potentilla alba im südöstlichen Meck- lenburg-Strelitz vor. Die klimatische Grenze der genannten beiden Vege- tationszonen ist demnach in Mecklenburg eine andere als im nordwestlichen Deutschland 19° C. gegen 17,5° als Temperaturdifferenz zwischen wärmstem und kältestem Monat. Die Mandel bringt bei Rostock noch reife Früchte. Der Wein wird nur noch an den Sonnenstrahlen ausge- setzten Mauern gezogen, nirgends mehr gekeltert. Im Anfang des 16. Jahrhunderts hat sich unter Herzog Heinrich der Weinbau einmal über das ganze Land aus- gebreitet, aber nach des Herzogs Tode 1552 schnell wieder aufgehört. Wahrscheinlich war die Sorte zu sauer. Die Esparsette gedeiht nicht mehr im grössten Theile Mecklenburgs. 1715 versuchte Luben von Wulffen sie einzuführen, 1760 wurde der Versuch wiederholt, beide mal vergeblich, da die Pflanzen verfroren und vom 1) Beitr, z, Statistik VIII, 2--8, 2) Vegetat. d. Erde 1. .S. 540, 6 Unkraut überwuchert wurden!). 1880 waren! 37,9 Ha in Mecklenburg Schwerin mit Esparsette bestellt, davon 33,5 Ha im Aushebungsbezirk Waren, also im Südosten des Landes?). Phaenologie. Die allgemeine Belaubung der Wälder ist durch- schnittlich am 17.—19. Mai vollendet, und zwar bei Eller und Buche am 17. Mai, bei der Birke am 19. Mai. Entsprechend den Schwankungen der Temperatur unter- liegt auch dieser Termin einer Schwankung im mittleren Wert von 5 Tagen um das angegebene Datum. Als grösste Abweichungen wurde ein zu frühes Ausschlagen um 7—9 Tage, ein zu spätes um 7—10 Tage beob- achtet. Die Zeit der allgemeinen Belaubung fällt für den Weissdorn auf den 14. Mai, für die Vogelbeere auf den 15. Mai, Tilia parvifolia 25. Mai, Corylus Avellana 21. Mai, Birnbaum 22. Mai, Sauerkirsche 25. Mai, Apfelbaum 26. Mai, Schwarzdorn 27. Mai, Wallnussbaum 4. Juni, Robinia Pseudacaeia 6. Juni.‘) Die Blüte der Obstbäume ist allgemein am 18.—24. Mai, und zwar für die Sauerkirsche 18. Mai, Birne 22. Mai, Apfel 24. Mai, frühestens 8-10 Tage eher, späte- stens 11-12 Tage nachher, durchschnittliche Abweichung vom mittleren Datum 5 Tage. Als Zeit des allgemeinen Blühens wird ferner an- gegeben für Galanthus 20. März, Corylus Avellana 27. März, Alnus glutinosa 31. März, Veilchen 17. April, Salix Caprea 19. April, Caltha palustris 30. April, Stachelbeere 4. Mai, Johannisbeere 10. Mai, Schwarz- 1) Gloeckler im Archiv f. Landeskunde 1856. Darnach wäre der Esp. auch der Boden zu schlecht gewesen; das ist ein Irrthum, da die Pflanze um Berlin gedeiht. Den nöthigen Kalk dürfte sie fast überall finden. 2) Beitr. z. Statist. IV. 3 u, 4. 3) Beitr. z, Statist. III. i. 4) Dieser Baum gedeiht nicht überall in Mecklenburg, den kalten Frühling im Nordwesten verträgt er nicht. Vergl. unten. Griewank, Halbinsel Wustrow, Archiv 5. S. 206. 7 dorn 14. Mai, Birke 15. Mai, Buche 16. Mai, Ross- kastanie 25. Mai, Wallnuss 29. Mai, Kiefer 30. Mai, Syringa 31. Mai, Weissdorn 31. Mai, Roggen 10. Juni, Weizen 29. Juni, Tilia parvifolia 15. Juli. Der Anfang der Roggenernte fällt auf den 23. Juli (bis zu 7 Tagen früher resp. 9 Tagen später, durch- schnittliche Abweichung 4 Tage), die Mitte der Ernte auf den 30. Juli (bis zu 7 Tagen früher oder später, durchschnittliche Abweichung 4 Tage). Der Anfang der Weizenernte fällt auf den 5. Au- gust, die Mitte auf den 10. August (beide Termine weichen im äussersten 19 bezw. 14—15, im Durchschnitt 9 Tage vom Mittel ab). Von der Blüte bis zur Fruchtreife gebrauchen: Weizen 42, Roggen 50, Sauerkirsche 79, Stachelbeere 86 Weissdorn 115, Birne 120, Apfel 127, Buche 144, Schlehe 162, Haselnuss 183, Eller 202 Tage. Die allgemeine Herbstfärbung der Buchenwälder fällt auf den 29. September, im äussersten 8 Tage früher oder 9 Tage später, mittlere Abweichung 4 Tage. Die- selbe Erscheinung tritt bei der Birke am 4. October, bei der Eller am 12. October auf. Die mittlere Abweichung von dem letztgenannten Termin beträgt 12 Tage, die grössten Abweichungen 32 resp. 23 Tage. Die Lebensdauer des Laubes beträgt beim Schwarz - dorn 129 Tage, Wallnuss 130 Tage, Haselnuss 134, Buche 135%), Sauerkirsche 136, Birke 138, Tilia parvi- folia 140, Apfelbaum 141, Birnbaum 142, Alnus gluti- nosa 148, Weissdorn 154 Tage. 1) Nach Griesebach Veget. I. 89 hat die Buche eine Vege- tationsperiode von 5 Monaten. Dabei ist bis zum Abfall des Laubes gerechnet und als Anfangstermin wol auch ein früherer Zeitpunkt als der der allgemeinen Belaubung angenommen. Die nach 1. c. erforderliche Temperatur von mindestens 10° im täglichen Mittel durch fünf Monate, bezw. 7,5% in der letzten Zeit, wird erreicht, Vgl, oben S, 3, 8 Die klimatischen Unterschiede innerhalb des Ge- biets. I. Temperatur. Die Temperaturverhältnisse einiger Städte.‘) Een || 3. & Rımı 2 re 0 e =! == 2 8 ee ae aa ao re meet SEBlonEnS oO. Hu E 2 u 2une|l» re =) sBlss Eem2n88.:582 85058 Sg elonn Erenss5smsksäs PRan=|lESlesisrgs 2034355 saudaasrssraga) Statist. d, Cameralforsten ‘von 1870. (a. a. O. 1876.) 6. 82 Der erste Bezirk hat den anderen gegenüber viel schweren Boden und Laubwald, der dritte überwiegend trocknen (d. i. Heide-) Sand und Nadelwald. Der Ausdeh- nung der Moore entspricht das Vorkommen des Niederwalds. Ein ähnlicher Unterschied zeigt sich in den Feld- früchten. 1878 verteilten sich die wichtigsten Feldfrüchte in den Aushebungsbezirken Ludwigslust (Heide) und Malchin (vorwiegend Lehm und frischer Sand) folgender- massen!): Weizen, Buchweizen, Kartoffeln, Raps. Ludwigslust: 370,9 650,0 4181,2 75 Ha, Malchin: 5473,8 42,9 2668,1 1826,7 Ha. Bringt man diese absoluten Zahlen in ein gleiches Verhältniss, d. h. verdoppelt man die Zahlen von Ludwigs- lust, so wird der Unterschied noch deutlicher. Die Vegetationsformen der einzelnen Bodenarten. Das plutonische Gestein der erratischen Bloecke trägt nur Flechten und Moose, von denen viele diesem Gestein ausschliesslich zukommen, z. B. Hedwigia ciliata Ehrh., Grimmia trichophylla Grev., Racomitrium hetero- stichum Brid. u. a.?). Die aus diesen Blöcken hergestellten Dorfmauern sind die bevorzugten oder ausschliesslichen Standorte mehrerer kleiner Farnkräuter: Asplenium septen- trionale Sw., A. germanicum Weiss, A. Trichomanes L.\und Cystopteris fragilis Bernh. Auch Sedum album L. liebt solche Standorte. Lehm und lehmiger Sand haben Laubhoch- wald als natürliche Vegetationsform. Wo lehmige Hügel guten Wasserabfluss haben, finden sich die schönsten Buchenwälder?). Die Kronen der Bäume bilden ein 1) Beitrag z. Statist. 9. 3 u. 4. 1880. 2) Fiedler, Synopsis d. Laubmoose Mecklenburgs, Schwerin 1844, 3) Paradigma: Hütter Wohld und Grosser Wohld bei Doberan. (Diese Angaben sind nicht so zu verstehen, als ob die qu. Gegend ausschliesslich geschildert wäre, sie ist nur dem Verfasser aus ei- gener Anschauung oder guter Beschreibung bekannt und vorwiegend massgebend. Dagegen sind auch hier gerade nicht vorkommende characteristische oder seltene Pflanzen aufgenommen. 83 vollkommenes Laubdach, unter dem nur da, wo an Ab- hängen oder an der Küste das Licht einfallen kann, spärliches Unterholz sich findet. Dieses besteht in den Wäldern der Jlexzone aus niedrigeren Sträuchern dieser Art und aus Rubus Sprengelii Wh. oder R. Bellardii Wh. N. Nur an den Rändern und lichten Stellen findet sich im Frühjahr der Blütenteppich der Anemone nemo- rosa L. und ihrer Begleiter (Hepatica, Pulmonaria, La- thyrus montanus Bernh. ete.). In der Mitte der Wälder bilden grosse Aspidien und Polystichen die einzige Unter- brechung der gelbgrauen Farbe der dürren Blätter. Ne- ottia Nidus avis RBr. und Phyteuma spieatum L. sind streckenweise die einzigen Blütenpflanzen, ausserdem finden sich Melicaarten und einige andere Grasgewächse. Stellen- weise treten Actaea spicata L., Veronica montana L., Primula acaulis Jacg. und andre Seltenheiten auf. Wo auf ebenem Terrain der Wasserabfluss weniger frei und der Boden feuchter ist,!) tritt neben der Buche die Eiche (Q. pedunculata Sm.) auf und wird oft der Haupt- baum der Bestände Um die Kronen der Eiche rankt sich häufig blühender Epheu; einzeln sind Acer platanoides L. und Pseudoplatanus L., Ulmus effusa Willd., Carpinus betulus L., Fraxinus excelsior L., Prunus avium L., Pirus Malus L., P. communis L., P. aucuparia Gärt. und selten P. torminalis Ehrh. in den Wäldern zu finden, die Zähesche kommt sogar bestandbildend vor?). Diese Wälder haben ein dichtes Unterholz, zumeist aus Hasel- sträuchern gebildet, daneben besonders an den Waldrändern Viburnum Opulus L., Cornus sanguinea L., Rubus plicatus Wh. N. u. R. suleatus Vest , Acer campestre L., Lonicera Xylosteum L., Salix caprea L., Rhamnus cathartica L. und Frangula Alnus Mill. Als Schlingpflanzen sind Lo- nicera Periclymenum und der Hopfen zu nennen. An lichten Stellen findet man: Himbeer- und Brombeer- Sträucher, R. suberecetus Anders. und in Norden des Landes 1) Paradigma: Walkmüller Holz und Moenkweden bei Do- beran, Schwinkuhl b. Rostock. 2) Forstrevier Everstorf bei Rehna. (Stat. d. Cameralf.) 6° 84 auch R. macrophyllus Wh. N., sowie viele Kräuter: Ranunculus lanuginosus L., Anemone nemorosa L., A. ranunculoides L., Hepatica triloba Gil., Cardamine Im- patiens L. (selten), Corydalis cava Schwgg., Stellaria ne- morum L. und St. Holostea L., Oxalis Acetosella L., Impatiens Nolitangere L., Orobus tuberosus L., Circaea lutetiana L., Melampyrum nemorosum L., Lysimachia nemorun L. (selten), Primula elatior Jacq., Orchis mas- cula L. und O. maculata L., Listera ovata R. Br., Gagea spathacea Schult., im westlichen Gebiet Arum maculatum L. etc. etc. | Die vorstehende Schilderung gilt im Allgemeinen für den Norden des Landes, die Zone des Seeklimas. Reicher an Unterholz und Kräutern sind die Wälder des gleichen Bodens im Südosten!). Die Buchenbestände sind dort anscheinend nie so rein, wie sie z. B. bei Doberan auftreten, und die Eiche gewährt mit ihrer lichten Krone mehr Raum für Unterholz. Jlex fehlt, sehr selten ist blühender Epheu. Dafür. tritt die Linde auf und als Schmarotzer Viscum album L. und von Kräutern die grossen Lathyrusarten (L. vernus Bernh. u. L. niger Bernh.), Digitalis ambigua Murr., Aconitum Napellus L., Atropa Belladonna L., Cephalanthera rubra Rich. etc. Die Wald- ränder?) des Lehmbodens sind ausgezeichnet durch Saxi- fraga granulata L., Trifolium medium L., Prunella vul- garis L., Fragaria elatior Ehrh. und F. vesca L., auf feuchterem Boden Melandryum rubrum Gcke., Alchimilla vulgaris L., Orchis mascula L. Dazu kommen im Süd- westen des Landes Stachys recta L. und St. germanica L., Veronica latifolia L. u. m. a. Auf Aeckern sind be- sonders Tussilago Farfara L. und Delphinium Consolida L., an Ufern Petasites officinalis Mnch. characteristisch für schweren Boden. ; Die Sandflora ist auch nicht ohne Laubwald. Die südlich von Neustrelitz gelegenen Buchen- und !) Paradigma: Nemerower Holz bei Neu-Brandenburg nach Boll, Flora a. a. O. S. 78 ft. 2) Parad.: Doberan, 85 Eichenwälder!): Thiergarten, Bürgerhorst, Kalkhorst und Fasanengarten können zwar ihren Sand nicht ver- leugnen, denn Euphorbia Cyparissias L., Viola canina L., Vaceinium Myrtillus L. und V. Vitis idaea L., Hieracium Aurieula L. und andre Sandgewächse finden sich, daneben gedeihen aber fast alle Laubwaldpflanzen der benachbarten Lehmwälder: Veronica montana L., Vicia silvatica L., Neottia Nidus avis Rich., Carex silvatica Huds, ete., nur Primula offieinalis Jacgq. und einige andere fehlen. We- niger guter Sandboden trägt nur Nadelwald. Oft genügt das Halten der Bodenfeuchtigkeit allein, um Buchen auf dem Sande wachsen zu lassen. So lange die Lewitz ihren hohen Wasserstand hatte, standen Buchen aufihren sandigen Hügeln, den Hörsten, jetzt müssen sie durch Kiefern ersetzt werden.) Der Kieferwald ist die Hauptvegetationsform des Sandes, einzelne Eichen, Espen und Birken sind ihm oftmals beigemischt. Das Unter- holz wird in der benachbarten Mark häufig ganz aus Pirus aucuparia Gaertn. gebildet.) Im südwestlichen Mecklenburg fehlt es ganz infolge der Waldstreuwirt- schaft.) Im Norden des Landes?) ist Sambucus nigra L. mit Crataegus und Rosenbüschen das höhere Unter- holz, durchrankt von Rubusarten, darunter der schöne R. thyrsanthus F. Manche trockene Wälder‘) haben nur Brombeeren als Unterholz: R. Muenteri Marss., R obotri- ticus E. H.L. K., R. Sprengdii Wh., R. radula Wh, R. Dethardingii E. H.L. K. etc. sowie an lichten Stellen R. idaeus L. Neben diesen höheren Sträuchern überziehen Vaceinium Myrtillus L. und in manchen Gegenden V. vitis idaea L. auf grosse Strecken den Waldboden. Da- 1) Kraepelin a. a. O,. und Excursionsbericht in Archiv 34, S, 315 fi,, zu welch letzterem Verfasser das botanische Material bearbeitete. 2) Statist, d. Cameralf, -3) Auch im Folgenden hat Verf. oft die Wälder nördl. von Berlin u. Spandau im Auge, da ihm die Sandgegenden Mecklen- burgs nur aus der Literatur bekannt sind, *) Boll Flora a. a. O. S. 72. 5) Parad, Tannen vor der Vierburg b. Bützow. 6) Parad. Barnstorfer Tannen b, Rostock, 86 zwischen findet sich in moosreichen, feuchten Wäldern Linnaea borealis L., ferner mehrere Arten von Pirola, Ramischia secunda Gcke. und in der Gegend der grossen Seen auch häufig Chimophila umbellata Nutt. Häufig finden sich auch Lycopodien, am häufigsten L. clavatum L. Von Kräutern kommt Goodyera repens R. Br. in moos- reichen Wäldernvor, häufigerist Melampyrum pratenseL.und an trockneren Stellen Viola canina L., Dianthus Carthusiano- rum L., Gnaphalium dioecum L., Senecio silvaticus L., Carex ericetorum Poll., C. verna Vill. u. a, Luzula campestris DC. ete. Von Farnkräutern ist Polypodium vulgare L. häufig, daneben Polystichum filix mas Rth., P. spinulosum DC. und dilatatum Hoffm. Oft bildet auf trocknem Boden Aira flexuosa L. in grossen Rasen auftretend die Boden- decke, an ihre Stelle tritt Aira praecox L., wo der Boden noch dürrer ist. Die Kräuter der Waldränder sind Epi- lobium spicatum Rth., Dianthus Carthusianorum L. und D. deltoides L., Veronica spicata L., Galium verum L., Solidago virgaurea L., Hieracium Pilosella L., Pulsatilla pratensis Mill., Potentilla opaca L. und im südwestlichen Gebiet P. arenaria Borkh., Nardus stricta und in neuerer Zeit Senecio vernalis WK. Dieselben Kräuter bewohnen die Lichtungen, doch bildet hier an trocknen Orten Tri- folium arvense L. die Hauptvegetation zusammen mit Helichrysum arenarium DC., Teesdalea nudicaulis R. Br. etc. Als Strauch des Sandbodens ist Sarothamnus sco- parius Koch zu nennen, der besonders die sandigen Ufer- abhänge überzieht. Sandige Aecker sind durch Trifolium arvense L. und die Filagoarten characterisirt. Feucht- sandiger Boden der Fluss- und Seeufer trägt Limosella aquatica L., Litorella lacustris L., Heleocharis acieularis RBr. und andere, am Brackwasser Scirpus parvulus R. Sch. Flugsand trägt eine Grasvegetation?): Nardus strieta L., Weingaertneria canescens Bernh., Carex are- naria L., dazwischen an Kräutern Viola tricolor L. und 1) Nach Boll 8. 62. 87 einige andere. Seltener sind die hohen Gräser Elymus arenarius L., Ammophila arenaria Lk. und Calama- grostis epigeios Rth., mit ihnen Chondrilla juncea L. Auf den Dünen der Küste!) sind die hohen Gräser vor- herrschend, neben den genannten treten Triticum junceum L. und T. repens L. sowie die. Bastarde T. strietum Deth., T. acutum DC. und Ammophila baltica Lk. auf. Carex arenaria L., Viola tricolor L. (var. systica Floerke) etc. sind daneben noch häufig; zu den niedrigen Gräsern des Binnenlandes kommen Festuca maritima Baer (-arenaria Osb.) und Phleum arenarium L. Die Dünenflora trägt aber auch grosse Stauden: Crambe maritima L., Eryn- gium maritimum L., Cakile maritima L., Lathyrus mari- timus Bigel. u. a., sowie Sträucher; Rubus caesius L., Rosa sepium Thuill., Salix argentea Sm., Hippophaö rhamnoides L. Auf Heideboden gibt es verschiedene Vegetations- formen. Wald’) kommt als Laub- und Nadelholz, als Hoch-, Mittel- und Niederwald vor. Buchenhochwald ist selten, er gedeiht nur da, wo wenig Heidetorf auf lehmigem Boden lagert. Ausgezeichnet sind diese Buchen- wälder vor anderen durch häufigeres Auftreten des Adler- farns. Auch Eichenhochwald ist nicht häufig. Er wird von Quercus pedunculata Ehrh. gebildet, unter seinen Begleitern sind Melampyrum cristatum L., Genista tinc- toria L., Trientalis europaea L., zu nennen. Auf feucht- sandigem Boden kann Juniperus communis L. das einzige Unterholz bilden. Meist ist der Laubwald kein voll- kommener Hochwald sondern lichter Mittelwald. Er besteht aus beiden Quercusarten mit einzelnen Eschen, Ahorn- und Obstbäumen. Das reichliche Unterholz bilden Prunus Padus L., Betula odorata Bechst., Populus tre- mula L., Jlex Aquifolium L. und Juniperus communis L. Jlex erreicht in den lichten Heidewäldern eine bedeutende Höhe und wird nahezu baumartig. Epheu ist häufig und 1) Parad. Warnemünde. 2) Parad. Rostocker Heide, 88 blüht nicht selten. Den Waldboden bedecken strecken- weise die Beerkräuter (rectius Sträucher) Vaceinium Myrtillus L., V. vitis idaea L. und selten Arctostaphylos uva ursi Spr. Mit ihnen wachsen Melampyrum pratense L. und Arnica montana L., Scorzonera humilis L., Genista tinetoria L., Trientalis europaea L. und in vielen Gegenden Galium saxatile L.L An feuchten, lichten Stellen ist Potentilla silvestris Neck. sehr häufig, seltner Agrimonia odorata Mill., Melampyrum cristatumL. und Serratula tinc- toria L. Von Farnen ist die mannshohe Pteris aquilina L. in erster Reihe zu nennen, die häufig weithin den Boden überzieht, einen Wald im Walde bildend. Ausser- dem ist Osmunda regalis L. eine häufige Art. Von Unter- hölzern fehlen ausser Tilia ulmifolia Scop. im Südwesten!) des Landes noch Cornus sanguinea L., Lonicera Xylosteum L. u. a., von Kräutern Hepatica, Anemone ranunculoides L., Campanula persicifolia L., Pulmonaria, Corydalis cava Schwgg., Asperula odorata L, Melica nutans L., Poly- stichum filix mas Rth. In der Rostocker Heide und deren Nachbarhölzern sind diese Arten zu finden — sie gehören aber vorwiegend dem Hochwald an. Der ‚Niederwald besteht meist aus Eichen oder Eichen und Birken. Er tritt auf, wo der Boden mehr den Character des Hochmoors annimmt. Quercus sessiliflora Sm. und Be- tula alba L. sind häufiger als @. Robur L. und B. verrucosa Ehrh. In solchem Niederwald wächst oft schon Ledum palustre L. und Andromeda poliifolia L. neben Vaceinium uliginosum L., Osmunda regalis L. ete. Während Laubwald selten ist, bildet der Nadelwald eine Hauptvegetationsform des Heidebodens, ist viel- leicht noch mehr als die Heide selbst dessen natür- liche Vegetationsform. Die Kiefer gedeiht auf Heide- boden, besonders auf starken Ortsteinlagern, weniger gut als auf frischem Sandboden. Im allgemeinen ist die Physi- onomie der Wälder von denen des Sandbodens nicht sehr verschieden. Unter dem Unterholz ist Juniperus häufiger. I) Boll a. a. O0. 8. 63 u. 64. 89 Die Vaceinien sind sehr verbreitet, mit ihnen kommen die Lycopodien und Pirolen, Linnaea und Goodyera vor — letztere fehlt jedoch im Westen des Landes. Ferner kommen häufiger vor: Rubus Sprengelii Wh., Arnica mon- tana L., Archostaphylos uva ursi Spr., Scorzonera humilis L. An feuchten Stellen überzieht Pteris aquilina L., an trocknen Aira flexuosa L. den Boden. Auf Lichtungen sind Genista anglica L., G. pilosa L., Rubus fissus Lidl., Potentilla silvestris Neck., Pedicularis silvatica L., Ar- nica montana L., Erythraea Centaurium L., Calluna vul- garis Salisb., Anthericum ramosum L., Molinia coerulea Mnch., Sieglingia decumbens Bernh., Juncus squarrosus L., Blechnum Spicant Wth., Osmunda regalis L. mehr oder weniger häufig. Die Vegetation der Sträucher!) bedeckt einen grossen Theil des Heidebodens, Sand sowohl wie trocknes Hochmoor. Der bestandbildende Strauch der meisten Heideflächen ist Calluna vulgaris Salisb., auf feuchtem Boden treten mehr Erica Tetralix L. und die grössere Myrica Gale L. auf. Auf noch feuchterem Terrain, dem Uebergang von Wiese zu Hochmoor, sind Salix repens L. und Vaceinium uliginosum L. vorherrschend. Der kleinste der Heidesträucher, Vaceinium oxycoccos L., be- wohnt die nassen Rasen, welche Sphagnumarten auf den Mooren bilden. Mehrere andre Sträucher finden sich neben den eben aufgezählten: mit Calluna wächst Genista anglica L., G. pilosa L. und Potentilla silvestris Neck., sowie auch der Wachholder, mit Erica und Myriea kommen vor Potentilla silvestris Neck., P. procumbens Sibth. P. reptans L. und P. mixta Nolte, Ledum palustre L., Andromeda poliifolia L. und Empetrum nigrum L., mit Salix repens L. dieselben Arten und die grösseren S. aurita L. und S. purpurea L. Von Kräutern sind zu nennen Gentiana Pneumonanthe L., Cicendia filiformis Del., Ar- nica montana L., Scorzonera humilis L., Suceisa pratensis | .!) Parad. Heide des Fischlands, welche überwiegend sumpfig ist; die Callunaheide ist nach Boll geschildert, Verf, lernte diese Vegetation bei Stade genauer kennen, 90 Mnch., Pedicularis silvatica L., Drosera rotundifolia L., D. intermedia Hayne, Molinia coerulea Mnch., Sieglingia decumbens Bernh., Nardus stricta L., Rhynchospora alba Vahl., Juncus squarrosus L., im Südwesten des Gebiets auch Juncus filiformis L., Rhynchospora fusca R. et Sch., Corrigiola litoralis L., Jllecebrum verticillatum L. und Galium saxatile L. Lichtungen in den Strauchbeständen sind bewachsen mit Hypericum humifusum L., Centunculus minimus L., Montia minor Gm., Peplis Portula L., Jun- cus capitatus L., Scirpus setaceus L. etc. Diese Arten finden sich auch auf feuchten Aeckern. Die vorstehende Schilderung passt wieder nur auf einen Theil des Landes, denjenigen nämlich, in dem Heide- flächen vorkommen. Das regenarme Gebiet hat einen der Heide genau entsprechenden Boden nur, sofern Hoch- moor in Betracht kommt. Hochmoore sind im Südosten des Landes weniger verbreitet als im Westen. Ihnen fehlen dort Myrica, Empetrum, Erica und andre klimatisch ausgeschlossene Arten. Die Vegetation ist nicht so vor- wiegend aus Sträuchern gebildet, unter den Kräutern finden sich mehrere der boreal-alpinen Association an- gehörige, die im südwestlichen Gebiet fehlen, wie Primula farinosa L., Eriophorum alpinum L. u a., sowie ein Strauch: Betula humilis L. Die den Heidewäldern ent- sprechenden Nadelwälder des trocknen Sandbodens sind oben bei der Sandflora mit besprochen. Es erübrigt, die Flora der unbewaldeten Sandflächen, das Analogon der Heiden, zu schildern. Der Unterschied zwischen dieser Vegetationsform und der eigentlichen Heide ist schon oben (Seite 27) hervorgehoben. Ausser den dort nam- haft gemachten Arten sind Pulsatilla pratensis Mill., Viola tricolor L., Helianthemum Chamaeeistus Mill., Dian- thus Carthusianorum L., Potentilla arenaria Borkh., Galium verum L., Jasione montana L., Veronica spicata L., Festuca ovina L. und Nardus strieta L. Bewohner solehen Bodens. Torf trägt an Baumvegetation in der Regel nur Niederwald. Characteristisch für diesen Boden ist der 3) | Ellernbruch.!) Die bestandbildende Eller ist Alnus glutinosa Gaertn., was an andren Arten vorkommt, ist erst in diesem Jahrhundert eingeführt. Das Unterholz der Ellernbrüche bilden Ribes rubrum L., R. nigrum L., Prunus Padus L., Viburnum Opulus L. Die Krautvege- tation bewohnt hauptsächlich die Wurzelbülten der Eller, hier findet man: Chrysosplenium alternifolium L., Circaea alpina L., Viola palustris L., Geum rivale L., Pirola uni- flora L., Adoxa moschatellina L., Coralliorrhiza innata RBr., Polystichum cristatum Rth., Phegopteris Dryo- pteris Fee sowie die schmarotzende Lathraea squamaria L. Zwischen den Bülten kommen manche dieser Arten ebenfalls vor, sehr verbreitet ist Equisetum hiemale L. Als Schlingpflanze ist Solanum Dulcamara L. zu nennen. An lichten Stellen bilden Carexarten selbständig Bülten zwischen den Bäumen: Carex caespitosa L., paniculata L., paradoxa Willd. und C. diandra Rth. Das Weiden- gebüsch, ist besonders Ufern eigen, es ist aus ver- schiedenen Salixarten zusammengesetzt, zwischen denen an grösseren Strömen die strombegleitende Flora sich ansiedelt. Der grösste Theil des Torfbodens trägt nur eine Grasvegetation, und zwar sind zu unter- scheiden: die Vegetation der hohen Gräser an den feuch- teren Stellen, das Röhricht, und die Vegetation der niedrigen Gräser an trockneren Stellen, die Wiese. Das Röhricht umsäumt die Ufer?), sein Hauptbestandteil ist Phragmites communis Trin., daneben Phalaris arundina- cea L., Glyceria spectabilis M. K., Calamagrostis Halle- riana DC., C. lanceolata Rth., C. neglecta Fr. und selır selten Scolochloa festucacea Lk. Zu diesen Gräsern ge- sellen sich andre Monocotyledonen mit breiten Schilf- blättern: Typha latifolia L., T. angustifolia L., Jris Pseudacorus L., Acorus Calamus L., dann der rund- halmige Seirpus lacustris L., an salzhaltigen Orten dafür S. Tabernaemontani Gmel. nebst dem dreikantigen Se. !) Parad, Ellernbrüche der Rostocker Heide und in der Kalk- horst bei Neu-Strelitz, ?) Parad. Warnowufer oberhalb Rostock. 92 maritimus L. Von Dicotyledonen des Röhrichts sind zu nennen: Archangelica officinalis Hffm., Cicuta virosa L., Sium latifolium L., Lysimachia vulgaris L. und L. thyrsi- flora L., Solanum Dulcamara L., Teucrium Scordium L., an Salzstellen Aster Tripolium L. und Apium graveolens L. Röhricht und Ellernbruch kommen auch in der Art zusammen vor, dass ersteres den Boden des letzteren bedeckt, wie z. B. im grossen Wroot der Rostocker Heide bei Torfbrücke. Die Gräser, welche die Wiesen!) bil- den, sind Festuca elatior L., Phleum pratense L., Alopecurus pratensis L., Avena pubescens Huds., Holcus lanatus L., Cynosurus cristatus L., Briza media L., Poa pratensis L., Poa palustris Rth. (-P. serotina Ehrh.) ete., dazwischen Cyperaceen, besonders Carex panicea L., C. gracilis Curt., C. Goodenoughii Gay., €. limosa L., C. flacca Schreb., C. flava L. und die Bülten bildenden C. teretiuscula Good., C. strieta Good., C. caespitosa L. (selten), C. spadicea Rth. und C. riparia Curt., seltner die kleinen Arten C. dioeca L., C. pulicaris L. und C. Davalliana Sm. Ferner mischen sich Juncus, Triglochin, Seirpus, Eriophorum u. a. ein. Von Dicotylen sind die Umbelliferen sehr reichlich vertreten: Archangelica offieinalis Hffm., Ange- lica silvestris L., Ostericum palustre Bess. (bei Gnoyen im Trebelthal), Tbysselinum palustre Hffm., Heracleum Sphondylium L., Selinum Carvifolia L., Silaus pratensis Bess. (Elbgegend), Sium latifolium L., Berula angusti- folia Koch, Oenanthe fistulosa L., Laserpitium prutenicum L., Pimpinella magna L. u.a. Häufig sind auch Disteln: Cirsium palustre Scop. und 0. oleraceum Scop. sowie aus diversen Familien: Coronaria flos cuculi ABr., Dianthus superbus L., Trollius europaeus L., Caltha palustris L., Polygonum Bistorta L. und andre Arten, mehrere Epi- lobien, Geranium palustre L. und seltner G. pratense L. ete. Von Orchideen sind Orchis latifolia L., O. incar- nata L. und deren seltene Form 0. ochroleuca Wüst., 1) Parad. Warnowwiesen oberhalb Rostock bis Hohen Schwarfs und Sildemow. N 93 O. palustris DC. und Epipactis palustris Crntz. zu nennen. Kurzrasige Wiesen lieben Gentiana Amarella L., Pin- guicula vulgaris L., Primula farinosa L., Orchis militaris L., Gymnadenia conopea RBr., Herminium Monorchis RBr., Ophioglossum vulgatum L. Ganz nasse Stellen tragen oft nur Moose: Hypnum fluitans Dillen, H. scor- pioides Dillen, H. cuspidatum L. ete., dazwischen Carex chordorrhiza Ehrh., Sturmia Loeselii Rehb., Saxifraga Hir- culus L., Utrieularia vulgaris L. u. a. An den Ufern der Torfstiche und Gräben, wenn sie nicht mit Röhricht be- standen sind, wächst Calla palustris L., Senecio paluster DC. ete. Häufig finden sich einzelne Weidenbüsche in den Wiesen, vornehmlich Salix pentandra L. und S. cinerea L,; Salix repens L. ist oft über grosse Strecken verbreitet, ohne bei ihrer Kleinheit den Vegetations- character zu beeinflussen. An hochgelegenen Stellen geht die Wiese in Hochmoor über. Auf Sphagnumpolstern siedelt sich Vaceinium oxycoccos L. mit den Droseraarten an, es folgt Vaceinium uliginosum L., Empetrum nigrum L., Eriophorum vaginatum L., endlich Calluna vulgaris Salisb, — dann aber auch bald Birken- und Kiefern- büsche. Nicht alle in diesem Absatz aufgezählten Pflanzen sind über das ganze Land verbreitet, vielmehr besteht auch in der Vegetation der Wiesen ein Unterschied in verschiedenen Landesteilen. In der Nähe der Elbe treten Senecio paludosus L., Tithymalus paluster Kl. et Gcke., Silaus pratensis Bess. und andre Stromthalpflanzen auf. Im Südosten sind die Orchideen mehr vertreten — Gym- nadenia conopea RBr., Orchis militaris L. und Ophrys myodes Jacg. kommen vor; im Westen fehlt Trollius eu- ropaeus L.; Primula farinosa L. kommt nur im Nordosten vor, Empetrum nur im Nordwesten, Herminium Monorchis RBr., Laserpiticum prutenicum L. und viele andere unter den aufgezählten Wiesenpflanzen kommen sehr zerstreut vor. — Ueber die Beziehung des Torfbodens zu den Pflanzen der borealalpinen Association und über die Wärmeleitung vgl. oben, S. 71 ff und 23. 94 Kalkboden ist oft mit Wald bestanden, Laub- sowol wie Nadelholz. Die Flora ist durch Orchideen- reichtum bemerkenswert: im Rempliner Holz bei Malchin!) wachsen Orchis militaris L., Anacamptis pyramidalis Rich., Cephalanthera pallens Rich., C. ensi- folia Rich , ausserdem die häufigen Arten. Characte- ristischer ist der Pflanzenwuchs auf unbewaldeten Kalkhügeln. Diese tragen eine Grasnarbe von Bromus mollis L., Lolium perenne L. u. a. geschmückt durch eine reiche Flora von dicotylen Kräutern. Auf dem Datz-, Stargarder- und Gerichtsberg bei Neubranden- burg finden sich nach Bolls?) Angabe Polygala comosa Schk., Trifolium alpestre L., T. montanum L., Medicago falcata L., M. minima Bart., Anthyllis vulneraria L., Fra- garia collina Ehrh., Sanguisorba minor Scop., Scabiosa suaveolens Desf., Achyrophorus maculatus Scp., Anthemis tinetoria L., Centaurea maculosa Lmk., Gentiana cruciata L., Veronica spicata L., V. latifolia L., Salvia pratensis L.,. Plantage media L., ferner ÖOrchis Morio L., Phleum Boehmeri Wib. und Botrychium Lunaria Sw.. Im Norden des Landes ist die Flora solcher Hügel weniger bunt. Auf den Höhen bei Fresendorf und Kösterbeck unweit Rostock, welche stellenweise mit Schwarz- und Weissdorngebüsch bewachsen sind, kommen von den soeben genannten Arten noch folgende vor: Tri- folium alpestre L., T. montanum L, Anthyllis vulneraria L., Fragaria collina Ehrh., Sauguisorba minor Scop., An- themis tinetoria L., und Botrychium Lunaria Sw., ausser- dem wachsen dort Pulsatilla vulgaris Mill., Gentiana campestris L., Botrychium rutaceum Willd. und — viel- leicht verwildert — Viola odorata L. Auch die von Wiesenkalk unterlagerten benachbarten Wiesen zeichnen sich durch das Vorkommen seltner Pflanzen aus, als Ulmaria filipendula ABr., Trifolium montanum L.. Cam- panula glomerata L., Pinguicula vulgaris L., Herminium Monorchis RBr., Juncus obtusiflorus Ehrh., J. acutiflorus 1) Buchenwald, ? 2) a. a. O. Archiv 14 8, 83 fi. 95 Ehrh., Ophioglossum vulgatum L. Aehnliche Vorkomm- nisse werden sich auch an anderen Orten nachweisen lassen. Erwähnt sei noch ein Hügel bei Hohen Demzin!) unweit Teterow, wo u. a. Trifolium montanum L., San- guisorba minor Scop., Viscaria vulgaris Roehl. wachsen. Nach den Standortverzeichnissen zu urteilen, gehören hierher auch der Karstädter Berg bei Grabow und Heid- berg bei Teterow; ähnliche Orte finden sich bei Remplin (Malchin), Dambeck (Röbel), Penzlin, Dassow etc. Kalk- liebend sind manche strombegleitende Pflanzen. Das Vorkommen von Scabiosa Columbaria L. längs der Weser bei Bremen erklärt Focke?) aus der Wirkung des kalk- haltigen Wassers dieses Stroms. In unserem Gebiet ist noch zu untersuchen, wie der verschiedene Kalk- gehalt der Flüsse sich zu der strombegleitenden Flora verhält. Wasseranalysen aller grösserenSeen und Flüsse (Elbe leider ausgenommen) sind vorhanden). Am kalk- reichsten ist die Peene bei Malchin (0,18—0,23 %/,o). Vielleicht ist das häufige Vorkommen von Trifolium montanum L. im Warnowthal von Bützow bis Warne- münde durch den Kalkgehalt des Warnowwassers (0,15 —0,19 %/,0) bedingt. Als Kalkpflanze ist noch besonders zu nennen Egqui- setum Telmateja Ehrh. Seine Standorte befinden sich auf anstehender Kreide (Klocksin) oder in deren Nähe. Den Mörtel von Backsteinbauwerken bewohnt stellenweise Asplenium Ruta muraria L. Salzboden‘) trägt weder Baum- noch Strauch- vegetation. Der sandige Seestrand ist mit Stauden bewachsen: Salsola Kali L., Suaeda maritima Dum,, Salicornia patula Duval Jouve, Atriplex litorale L. und seine Formen, A. hastatum L. mit A. Bollei Aschs., A. 1) Die betreffenden Arten sind vor einigen Jahren vom Vater des Verf. dort gesammelt. 2) Abh. natw. V. Bremen 2. S. 440. ®) Jacob Wolff, Chem. Analyse der wichtigsten Flüsse und Seen Mecklenburgs, gekr. Preisschrift, Wiesbaden 1872, 4) Paradigma: Fl, v. Warnemünde. 96 Sackii Rostk. und sehr selten A. calotheca Schum. und A. Babingtonii Woods, Honkenya peploides Ehrh., da- zwischen wachsen die Dünengräser. Wo Gerölle in grös- seren Mengen vorhanden, ist die Flora weit weniger maritim als auf dem Sande. Auf den Rollsteinstreifen sind ausser den Dünengräsern hänfig Linaria vulgaris Mill. (ausgezeichnet durch etwas fleischige Blätter und häufig monstroese Blüten), L. minor Desf., Sonchus ar- vensis L. in mehreren Formen, Senecio viscosus L. und S. vulgaris L., dieser als S. squalidus Mey., Rumex crispus L. mit schön gelben Früchten, Chrysanthemum maritimum Pers. u. a. Reicher als die Flora des Strandes ist die der Wiesen. An Gräsern sind hier Agrostis canina L., Poa humilis Ehrh. und Glyceria distans Whlnbg. häufig, seltener Festuca thalassica Kth., auf schwerem Boden Lepturus incurvatus Trin., an trocknen Stellen Hordeum secalinum Schrb. Von Cypergräsern finden sich vornehm- lieh Carex Oederi Ehrh., C. extensa Good., C. panicea L., Seirpus compressus Pers. und S. rufus Schrad., Heleocharis uniglumis Lk., mit ihnen sehr viel Juncus Gerardi Loisl., dazu kommen an Ufern Seirpus maritimus L. und 8. Taber- naemontani Gmel. An manchen Stellen tritt Triglochin maritimum L., an anderen Juncus maritimus Lmk., J. balticus Willd.,J.effususL ,J. glaucus Ehrh. ‚selten J. effusus x glaucus auf. Die nennenswertesten Kräuter solcher Wiesen sind: Sagina maritima Don., Spergularia salina Presl., S. mar- ginata P. M. E., Cochlearia danica L, C. anglica L., Aster Tripolium L., Bupleurum tenuissimum L., Apium graveolens L., Samolus Valerandi L., Glaux maritima L., Statice Limonium L., Armeria pubescens Deth., A. rugica Petri, Plantago maritima L., P. Coronopus L., Erythraea litoralis Fr., E. Meyeri Bunge, Halimus pedunculata Wallr., Taraxacum palustre DC., Euphrasia maritima G. F. W. M., E. verna Bellardi, Anthyllis maritima Schweigg., Melilotus dentatus Pers., Trifolium (pratense L.) maritimum Zab., T. fradiferum L., Lotus mierophyllus GMey. Ausserdem sind diese Wiesen reich an seltenen 97 Pflanzen, welche keine Halophyten sind. Dies ist nicht durch den Boden!) zu erklären, vielmehr auf die oben bei Besprechung der Nehrungfloren angegebene Art. Zu den auf Salzwiesen mehrfach vorkommenden Arten zählen: Gentiana Amarella L., Erythraea ramosissima Pers., Ophioglossum vulgatum L. Weit weniger bunt sind die Salzfloren des Binnen- landes, — nur Wiesenfloren — am häufigsten sind hier noch Glaux maritima L., Samolus Valerandi L., Apium graveolens L., Aster Tripolium L., Atriplex Sackii Rostk., Spergularia salina Presl., Triglochin maritimum L., Jun- cus Gerardi Loisl., Glyceria distans Whlb. Ruderalpflanzen salzhaltigen Bodens sind Coronopus Ruellii All., Lepidium ruderale L. Der Salzflora schliesst sich die Flora des Salz- und Brackwassers an.) Dem Salzwasser des Meeres eigentümlich ist von Phanerogamen nur Zostera marina L. In stillen flachen Buchten kommen einige Brack- und Süsswasserpflanzen vor, nur Monocotyledonen, wie Ruppia rostellata Koch, Zanichellia pedicellata Wahl, Potamogeton (pectinnatus L.) scoparius Wallr. Diese Pflanzen wurzeln im Sandboden und sind untergetaucht, Die Hauptvegetation des Salzwassers besteht aus Algen, welche vornehmlich Steinen und Muschelschalen (Kalk) angeheftet sind. Lamouroux°) unterschied von der Ober- fläche des Meeres ausgehend drei Zonen: die der grünen, olivenfarbigen und roten Algen. An den Molen zu Warne- münde wachsen zu oberst — innerhalb der wechselnden Grenzen des Wasserstandes Cladophora glomerata und C. Lehmanniana Kg., Enteromorpha complanata Kg. und deren Varietät E. crinita ete. Darauf folgen Fucus bal- ticus J. Ag. und der echte F. vesiculosus L., Chordaria flagelliformis Ag., endlich Furcellaria fastigiata Huds., Ceramium rubrum L. et. Auf den Steinen im flachen | 1) Auch die Küstenformen der Binnenlandspflanzen sind nicht immer Salzformen, Vel. unten den Absatz über Standortsvarietäten, 2) Paradigma: Ostsee bei Warnemünde, Breitling, ®) Vgl. Boll, die Ostsee, Archiv 1, 8. 114 ff. 7 98 Wasser wächst hauptsächlich Chorda filum Lmx.; mehrere andere Fucoideen, viele Florideen und einige Ulvaceen kommen angetrieben vor. Den Uebergang zur Süsswasserflora bildet die des Brackwassers. Sie findet sich im Dassower und Con- venter See, dem Breitling, Saaler Bodden und den Gräben der Salzwiesen. Zostera marina L. kommt noch vor, die Algen des Meeres sind spärlich vertreten, häufig ist noch Ulva latissima L. Die dem Brackwasser eigentümlichen Formen sind Süsswasserpflanzen nahe verwandt; sie wurzeln im Boden, vorzugsweise auf Sand, haben nur unterge- tauchte Blätter, oder daneben noch schwimmende. Dahin gehören von Phanerogamen : Ruppia maritima L., Zani- chellia polycarpa Nolte, Batrachium confusum Godr. und B. Baudotii Godr., von Cryptogamen mehrere Characeen. Von den Pflanzen des Süsswassers sind diejenigen, welche sandigen Boden lieben und untergetaucht wachsen, haupt- sächlich vertreten: Ruppia rostellata Koch, Najas major AN., Zanichellia palustris L. und Z. pedicellata Fr., Po- tamageton pectinnatus L., meist als P. scoparius Wallr., Myriophyllum spicatum L.; damit auch Potamogeton per- foliatus L., P. crispus L., Elodea canadensis R. et Mchx. Es fehlen die Nymphaeaceen, die Batrachien des Süss- wassers, die schwimmblättrigen Potamogetonarten und die nur in stehendem Wasser vorkommenden schwimmenden Gewächse. Roehricht kommt sogar noch am Salzwasser vor. Mannigfaltiger als die Flora des Salz- und Brack- Wassers ist die des Süsswassers. Sehr verschieden ist Form und Wuchs der Wasserpflanzen. Zunächst giebt es Gewächse, welche zwar im Grunde des Wassers wurzeln, aber mit ihren oberirdischen Theilen sich grösstenteils aus demselben erheben. Dahin gehören Phragmites com- munis Trin. und manche andere schon oben bei Bespre- chung des Roehrichts genannte Arten, ferner Alisma Plantago L., Butomus umbellatus L., Sagittaria sagitti- folia L., Oenanthe aquatica Lmk. ete. Von vielen der hierher zu zählenden Arten kommen sowohl unterge- tauchte als Landformen vor; z. B. Alisma graminifolium 99 Ehrh. und A. lanceolatum Wth. Die Pflanzen, welche hauptsächlich im Wasser vegetiren, zerfallen in zwei Klassen, solche die im Grunde wurzeln und solche, die frei im Wasser schwimmen. Einige haben schwimmende Blätter oder eine blattartige Axe, wie Nuphar luteum Sm., Nymphaea alba L., — Hydrocharis Morsus ranae L., Lemna spp.; andre haben schwimmende und unterge- tauchte Blätter, wie Batrachium aquatile E.Mey., Pota- mogeton rufescens Schr.; bei wieder anderen sind alle Blätter untergetaucht, und nur die Blüten erheben sich über das Wasser, wie bei Batrachium eircinnatum Sibth., B. fluitans Wimm,, Elodea canadensis R. et Mchx. — Utricularia vulgaris L., Stratiotes aloides L. (bei der letzten erheben sich auch die nicht schwimmenden Blätter über die Wasserfläche); endlich kann die ganze Pflanze unter dem Wasserspiegel vegetiren, wie Najas major All., die Zanichelliaarten, Isoötes lacustris L. Die im Wasser wurzelnden Pflanzen kommen natur- gemäss in stehendem Wasser vor. Ebenso sind die Formen mit schwimmenden Blätter vorzugsweise ruhigen Gewässern eigen. Für fliessendes Wasser sind lange, untergetauchte, schmale oder stark zerschlitzte Blätter mit schmalen Zipfeln characteristisch. Manche Wasserpflanzen kommen in vielerlei Form vor, sie varliren je nach Tiefe und Stromstärke. Einige Autoren fassen die Batrachiumarten als solche Formen auf (B. aquatile E.Mey.: ruhiges flaches; B. cireinnatum Sibth.: tiefes, langsam fliessendes oder stehendes; B. flui- tans Wimm.: strömendes Wasser), Sagittaria kommt mit über das Wasser erhabenen pfeilförmigen, schwimmenden eiförmigen und flutenden linearischen Blättern vor, auch Hippuris vulgaris L., Alisma Plantago L. und andere kommen mit flutenden Blättern vor. Was den Untergrund betrifft, so lieben Najas, Zanichellia u. a. Sand, viele Charen Kalk, die Nym- phaeaceen Moor. Vorstehende Seiten thun einerseits dar, dass jede Bodenart durch ihre Flora von jeder anderen abweicht, 7 100 andererseits sehen wir aber, dass die Vegetation desselben Bodens in verschiedenen Gebietsteilen verschieden ist. Will man eine Localflora in Bezirke teilen, so liegt es nahe, Bodendifferenzen dazu zu benutzen, wo solche vorhanden sind. Eine solche Einteilung ist für die Floren von Röbel!) und Neu-Strelitz?) von Sarkander und Krä- pelin gut durchgeführt, auf ähnliche locale Verschieden- heiten in der Flora von Ratzeburg?) weist Reincke hin, für Feldberg‘) hat Arndt, für Rostock’) und Güstrow‘) habe ich solche hervorgehoben. Die Anwendung dieser Einteilung auf das ganze Land muss als verfehlt be- trachtet werden, pflanzengeographische Gebiete sind durch den Boden nicht bedingt. Auffällig muss es jedem werden, dass in der Brückner-Boll’schen Einteilung die Torflora nicht selbständig aufgeführt wird, die doch neben der Salzflora die meisten Eigentümlichkeiten hat, jedenfalls von allen Bodenarten floristisch mehr sich unterscheidet als Lehm und Sand untereinander. Die Boll’schen Gebiete sind: Heide-, Sand-, Lehm-, Salz- und Ostseeflora, von diesen sind nur Sand- und Ostseegebiet räumliche Ein- heiten, es giebt zwei Heide-, zwei (oder drei) Lehm-, viele Salzgebiete. Unter Salzflora versteht Boll die ge- sammte Küstenflora, demnach fällt dies Gebiet 'mit der klimatischen Litoralzone’) zusammen. Den Salzfloren des Binnenlandes allein würde Boll sicher nicht mehr Wert beigelegt haben wie den Kalkfloren. Die Heide ist eine klimatisch bedingte Vegetationsform, die sich ihren eigen- tümlichen Boden selbst schaffen half. Was Lehm und Sand betrifft, so sind diese räumlich nicht so scharf ge- schieden, wie Boll annahm. Wie an der klassischen Bodengrenze bei Neu-Strelitz finden sich anch bei Röbel, 1) Archiv 16. 2) Archiv 24. 3) Archiv 22. 4) Archiv 35. 5) Archiv 36. 6) Archiv 37. ?) Den Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf die Vegetation der Dünen erkannte Boll bereits. Archiv 2, 8. 72. 101 Ratzeburg und Rostock von einander trennbare Sand- und Lehmfloren; ja bei Neu-Brandendurg hat Boll) selbst solche localen Unterschiede hervorgehoben. Die Lehm- flora von Neu-Brandenburg und Neu-Strelitz ist der Sand- flora des letzteren Ortes ähnlicher als der Lehmflora von Ratzeburg und Doberan. Die Sandflora tritt im nörd- lichen Mecklenburg vorwiegend strombegleitend auf und hat hier Arten eigentümlich, die weiter südlich bei Röbel auch auf gutem Boden noch verbreitet sind. Auf beträchtliche Unterschiede zwischen den Lehmfloren des Nordwestens und Südostens hat schon Boll hingewiesen.?) Dass eine solche Einteilung überhaupt aufgestellt werden und sich halten konnte, liegt daran, dass alle Floren von Mecklenburg in nuce nur Localfloren sind, Timms Prodromus?) für Malchin, Dethardings®) Conspectus für Rostock, Boll's Flora für Neu-Brandenburg. Man darf es indess unsren Botanikern nicht verargen, dass sie nicht die Flora aller Landesteile kannten bezw. kennen ; — erst wenn die ‘projectirten Eisenbahnen alle gebaut sein werden, wird in dieser Hinsicht das Erforderliche zu leisten sein. Zum Schluss dieses Abschnittes haben wir noch die durch den Boden bedingten Abänderungen der Pflanzen, die Standortsvarietäten, zu besprechen. Es ist be- kannt, dass viele Feld- und Wiesenpflanzen, wenn sie im Walde vorkommen, schlanker gewachsen sind, breitere und heller gefärbte Blätter und schwächere Behaarung haben. Umgekehrt bekommen Waldpflanzen auf offenem Terrain kurze Internodien, kleinere, dunkelgrüne, oft krause, stärker behaarte Blätter, kleinere, lebhafter ge- färbte Blüten. Ebenso bekannt ist, dass diese Verschieden- heiten nicht durch den Boden sondern durch Licht und Schatten, Trockniss und Feuchtigkeit hervorgebracht sind. t) Archiv 14, $. 82, ?, Archiv 14, S. 86. %) J. Timm, Prodromus Florae Megapolitanae 1788, *) G. G. Detharding, Conspectus plantarum magniducatuum Megalopolitanorum phaneragamarum, Rostock 1828, 102 Eine bekannte nach der Bodenart verschiedene Pflanze ist Viola tricolor L., die auf Sand in der typischen Form (vulgaris Koch), auf Lehm als V. arvensis Murr. auftritt. Auf den Dünen der Küste bekommt die Sandform noch grössere Blüten und fleischige Blätter (V. syrtica Floerke); verwilderte Exemplare behalten, so lange sie auf Garten- erde stehen, etwas fleischige Blätter und -kleine, aber lebhaft gefärbte Blüten. Andre Sandformen sind Jasione litoralis Fr., Viola ericetorum Fr. und die Dünenform des Rubus caesius L. Niederliegende Stengel und geringe Erhebung über den Boden sind characteristisch für diese Formen. Wiesen- pflanzen, die aufs Trockne gehn, verhalten sich zuweilen ähnlich, wie Waldpflanzen, die ins Freie gelangen, z. B. Poa angustifolia L. weicht durch schmale, zusammenge- rollte Blätter von P. pratensis L. ab. Jedoch sind die Sumpfformen von Taraxacum vulgare Web. (T. paludosum Scop.) und Viola persicifolia Schk. (V. stagnina Kit.) durch schmalere Blätter. und kleinere Blüten von ihren Stammformen . unterschieden. Wie eine Schatten- zur Sonnenform verhält sich Lotus uliginosus Schk. zu L. corniculatus L. Dass eisenhaltiger Boden die Gewächse roth färbt wurde schon erwähnt, häufig findet man dies bei Armeria rugica Petri, Chenopodium glaucum L., Salicornia procumbens Sm., Suaeda maritima Dum. u. a. Bekannt ist die künstliche Färbung der Hortensiablüten (Hydrangea hortensis) durch Eisenfeile. Die grosse Variabi- lität der Wasserpflanzen wurde schon erwähnt. Manche Wasserpflanzen wachsen auch auf dem Lande. Bekannt ist die Landform des Batrachium aquatile G.Mey., welche auch aus Samen gezogen werden kann. Nymphaea alba L. kommt als N. urceolata Hentze in flachen Gräben und Tümpeln besonders in Heidegegenden vor. Die Landform einer Callitriche wächst vielfach in nassen Schneisen der Rostocker Heide. Andrerseits kommen schwimmende Formen vor bei Hydrocotyle vulgaris L., Peplis Portula L. als £. callitrichoides A. Br. u. a. Echt amphibisch ist Polygonum amphibium L., in der Mitte a ER der Tümpel und Sölle als P. natans Mnch., am Ufer als P. coenosum Koch, auf hohem Land häufig in Menge als P. terrestre. Leers, endlich auch im Flugsand der Dünen als P. maritimum Deth. Am häufigsten und zahlreichsten sind Varietäten auf dem Salzboden der Küste.!) Diese zeichnen sich aus durch kräftigen Wuchs, starke Verästelung, dickere, fleischige Blätter, stärkeres Haarkleid, Drüsenhaare und grössere Blumen. Es ist nicht wahrscheinlich, dass die Bodenbeschaffenheit allein diese Eigentümlichkeiten her- vorgerufen hat. Der Habitus ist wohl durch den Wind mit beeinflusst, nur für Dünenpflanzen würde der flüchtige Sand eine ausreichende Erklärung bieten; die stärkere Be- haarung schützt möglicherweise gegen den Salzstaub,?) die grossen Blumen endlich sind eine den Alpenblumen analoge Erscheinung. Die Insecten, welche die Kreuz- befruchtung vermitteln, sind in der windigen Region weniger zahlreich als anderswo, deshalb muss die Pflanze ihren Honig durch ein grösseres Aushängeschild anpreisen. Es sind also diese Varietäten grossenteils direct oder indirect von dem eigentümlichen Klima der Küste ab- hängig, sie bieten einen weiteren Beweis dafür, dass die Litoralzone ein klimatisches Gebiet ist, welches seine Flora nicht blos dem Salz verdankt. Eine wirkliche Küstenflora findet sich an Salzquellen des Binnenlandes nicht. Durch kräftigeren, ästigen Wuchs zeichnen sich aus die Küstenformen von Chondrilla juncea L. (C. acantho- phylla Deth.), Hieracium umbellatum L., Euphrasia offi- cinalis L. (E. maritima GFWM.) und Ranunculus polyan- themus L. (R. litoralis Zab.), die beiden letztgenannten Formen sind durch niedrigen Wuchs auffallend, während Chondrilla acanthophylla Deth. hochgewachsen ist. Die niedrige Statice rugica Petri hat starke Stengel, ebenso 1) Boll, die Seestrands- u. Salinenfl. der deutschen Ostsee- länder, Archiv 2, S. 72 ff. und Flora von Mecklenburg Archiv 14 S. 14 ff. Ackermann, Beitr. z. phys. Geogr. S. 369 ff, 2) Vgl. oben S, 37. 104 die kleinen Küstenformen von Centaurea Jacea L. Eine Abnahme der Verästelung wird bei Polygonum aviculare L. (P. litorale Lk.), Erythraea pulchella Fr. u. a. be- merkt. Dickere, fleischige Blätter bekommen an der See: Senecio vulgaris L. (S. squalidus Mey.), Chrysanthe- mum inodorum L. (Ch. maritimum Pers.), Linaria vul- garis Mill., Plantago major L. (P. scopulorum Fr.), Poly- gonum aviculare L. (P. litorale Lk.), Atriplex hastatum L. (A. Bollei Aschs.), Viola tricolor L. (Y. syrtica Floerke). Auch die typische Salsola Kali L. ist als eine durch gedrungenen Wuchs und fleischige Blätter ausgezeichnete Form der S. tenuifolia Mog. anzusehen. Ein stärkeres Haarkleid sehen wir bei Ranunculus polyanthemus L., Euphrasia officinalis L. und Senecio vulgaris L. neben den schon genannten Eigenschaften auftreten, ausserdem bei Artemiria campestris L. (A. sericea Fr.), Anthyllis Vulneraria L. (A. maritima Schwgg.), Trifolium pratense L. (T. maritimum Zab.), Galeopsis tetrahit L., Plantago lanceolata L. (P. dubia Lilj.), Armeria vulgaris Willd. (A. pubescens Deth.). Durch sehr rauhe Stengel sind Equisetum arvense L. und Triticum repens L. ausgezeichnet, rauhe Blätter hat auch Erythraea litoralis Fr. Zahlreich sind die Arten, welche an der See durch grosse Blumen sich auszeichnen, sie sollen unten genauer besprochen werden; als Beispiele nennen wir: Malva neglecta Wallr., Helichrysum arenarium DC., Chrysanthe- mum inodorum L. (als Ch. maritimum Pers.), Sonchus arvensis L., Jasione montana L. (als J. major Koch, während J. litoralis Fr. Sandform ist.), Galium verum L., Armeria vulgaris Willd., Rumex crispus L. Anhangsweise erwähnen wir noch die Pflanzen, welche keinen Boden bewohnen, die Schmarotzer. Von Pilzen und Algen ab&esehen giebt es bei uns drei auf Wurzeln schmarotzende chlorophylfreie Gattungen mit unterirdischem Stamm, die nur den Blütenstand über den Boden erheben: Lathraea, Orobanche, Phelipaea; eine auf Baumzweigen schmarotzende Art: Viscum album L. Cus- cuta keimt im Boden, schmarotzt später durch Saugwurzeln. 105 Viele Pflanzen schmarotzen in der Jugend auf Wurzeln, während sie sich nachher emanecipiren: Rhinanthus, Odon- tites, Pedicularis u. s. w. Als Curiosa sind die Vor- kommunisse von Sorbus, Sambucus u. a. auf alten Weiden zu erwähnen. Boll fand auf Kroppweiden zwischen Ive- nak und Zwiedorf!) Sorbus aucuparia L., Ribes rubrum L, Epilobium angustifolium L., Betula verrucosa Ehrh., und zwar eine 20 Fuss hohe Hängebirke auf 8 Fuss hoher Weide, ihre Wurzel war durch die Weide bis in den Boden gewachsen und hatte diese gesprengt. V. Wechselbeziehungen zwischen Fauna und Flora. Durch die Wirkung der Fauna und Flora auf ein- ander können neue Arten eingeführt werden, vorhandene eine grössere Ausbreitung erfahren, ebenso können Arten zum Verschwinden gebracht oder seltner werden. Dieses Resultat wird nicht nur an einzelnen Arten sondern an ganzen Vegetationsformen beobachtet. Die Wechselbe- ziehungen bringen der einzelnen Pflanze in vielen Fällen nur Nutzen, wobei gleichzeitig oft dem Thiere Schaden zugefügt wird. In anderen Fällen trägt die Pflanze allein die Nachteile. Die vollendeste Form gegenseitiger Anpassung ist die. wo Thier und Pflanze beide einen gewissen Nachteil auf sich nehmen und gleichzeitig beide Nutzen ziehen. Den Einfluss des Menschen berücksichtigen wir in diesem Kapitel in gleicher Weise wie den andrer Thiere. Denn der Mensch steht nicht über sondern innerhalb der Natur. Seine Einwirkung ist nur ungleich grösser, tief- greifender und leichter erkennbar und verfolgbar als die der Thiere. Specielle Beobachtungen, welche hierher! gehören, sind uns in der Literatur des behandelten Gebiets nicht bekannt; wir geben demgemäss nur eine allgemeine Uebersicht unter Hinweis auf besonders beachtenswerte Punkte. Die Cultur des Menschen in ihrer Beziehung zur Flora besprechen wir weiter unten im Speciellen. 1) Archiv 11 (1857), Wir kennen in Mecklenburg aus neuester Zeit mehrere Beispiele, dass Thiere spontan einwanderten, indem sie Pflanzen folgten, die der Mensch angesiedelt hatte. Deilephila Nerii!), der Oleanderschwärmer, ist im Raupenzustande mehrfach bei Ludwigslust, Schwerin, Bützow und Hagenow gefunden, während er früher nur ganz einzeln als Schmetterling ins Land sich verirrte. Eine Noctue, Plusia Moneta?), deren Raupe an Aconitum in den mitteldeutschen Gebirgen lebt, kommt jetzt im nördlichen Mecklenburg und Stralsund vor. Verfasser fand die Puppe in Rostock häufig unter den Blättern von Aconitum Napellus L. Wie diese Thiere ihren Nährpflanzen folgten, sind auch Pflanzen den Thieren nachgezogen. Die insectenfressenden Pflanzen kommen hier nicht in Betracht, sie können auch ohne Fleischnahrung existiren , wenn auch nicht auf dem sterilen Boden, den sie zum Teil bewohnen.) Ausserdem sind sie durchaus nicht wählerisch: Drosera nimmt, was ihr in die Blätter kommt, bis zum Kohlweissling‘) aufwärts. Nur schmarotzende Pilze sind hier zu nennen. Empusa muscae Cohn kann nur dort existiren, wo es Fliegen giebt, Botrytis Bassiana konnte erst mit den Seidenraupen nach Europa kommen. Den Menschen plagen Oidium albicans, der Soorpilz, Microsporon furfur, Achorion Schoenleinii, Trichophyton tonsurans und andre, weniger bekannte, zum Teil noch zweifelhafte Pilze. Von Schizomyceten hält sich Leptothrix buccalis Robin im Munde, Sareina ventrieuli Goodsir bei verschiedenen Krankheiten im Magen des Menschen auf. Auf Thier und Mensch angewiesen sind vor allen die Organismen, welche die Infectionskrankheiten hervorrufen, jene kleinsten organischen Wesen, die allein noch von allen Geschöpfen in erfolgreicher Weise den Kampf ums Dasein mit dem Menschen aufnehmen. 1) F, Schmidt, Makıu pidopleren, Archiv 33 S. 42. 2) F. Schmidt a. a. O. S. 3) Darwin, ee Pac übers. v. Victor Carus, 2. Gesammt- Ausgabe Bd. 8. S, 15 (Stuttgart 1879). 4) Ich beobachtete 1876 bei Stade, dass diese Art ergriffen und mit Erfolg festgehalten wurde. 107 Die bis jetzt genannten Pflanzen sind dadurch von Thieren abhängig, dass sie dieselben parasitisch be- wohnen. Der Nutzen dieses Verhältnisses ist ganz auf Seiten der Pflanze. Der umgekehrte Fall, dass das Thier aus der Pflanze Nutzen zieht zu deren Schaden ist häufig: Alle Pflanzenfresser wirken in dieser Hinsicht. Ein in dem benachbarten nordwestlichen Deutschland bekanntes Bei- spiel ist das Bestehenbleiben der offenen Heideflächen bei einem Klima, welches Waldwuchs auf dem betreffenden Terrain gestattet. In Nordwestdeutschland!) sowol wie in England?) ist oft beobachtet, dass Heideflächen sich bewalden, wenn das Vieh abgesperrt wird. Die Schafe fressen nemlich die jungen Baumpflanzen lieber als das Heidekraut, nur der Wachholder ist ausgenommen. Wenn nun Baumsamen auch in noch so grosser Menge auf die Heide gelangt und keimt, so kann doch nie ein Baum hochkommen unter den Zähnen des Schafviehs. Durch die Schädigung der Bäume, — besonders kommt die Kiefer in Betracht, — wird die Heide begünstigt. Pinus und Calluna führen einen permanenten Kampf ums Dasein, in dem letztere Siegerin bleibt, da sie den Schafen weniger gut schmeckt als ihre Concurrentin. Sowie die Schafe verschwinden, verschwindet die Heide im Schatten des Waldes. Aehnliche Verhältnisse dürften auch im Südwesten unseres Gebiets obwalten, wenigstens steht historisch fest, dass die Wälder in diesem Landesteil schon einmal weiter ausgebreitet waren als jetzt.°) Durch 1!) Borggrewe a. a. OÖ. Abh. naturw. V. Bremen 2 S. 227 und 242. 2) Darwin, Entstehung der Arten, übers. v. Carus, Stuttg. U, 8. Seliiz, 3) Boll, Flora, S. 65. Als Resultat unserer Untersuchungen über die Heide ergiebt sich jetzt folgendes: Die Heide verdrängte zur Zeit eines feuchteren Klimas den Wald, sie wurde in unserm Gebiet eine natürliche, durch das Klima bedingte Vegetationsform, S. S, 62 und 66. Nachdem im Laufe der Zeit das Klima trockner geworden ist, vermag sie nur noch in den regenreichsten Landes- teilen zu existiren (S. S. 26 ff), Auch hier würde sie schon vom Wald verdrängt werden, wenn nicht der Seewind (S. S. 35) oder der Mensch sie schützte. 108 Abweiden der Wiesen werden die perennirenden Kräuter vor den einjährigen bevorzugt, welch letztere dadurch zu Grunde gehen, dass die Blüten abgefressen werden. In praehistorischen Zeiten war unter den Thieren der Biber im Stande, die Vegetationsform streckenweis zu ändern, indem er durch Aufstauen des Wassers den Wald in Moor verwandelte. Die Vernichtung der Wälder durch Ziegen, welche keinen Nachwuchs aufkommen lassen, ist durch viele Beispiele aus Ländern niederer Breiten bekannt. Die grössten Verwüstungen richtet der Mensch in der Flora an durch Ausroden der Wälder, Mähen der Wiesen, Abbrennen und Abplaggen der Heide, sowie indirect durch Trockenlegung von Sümpfen, Ab- leiten von Seen und Teichen. Auch hierbei werden jedes- mal nicht nur Arten geschädigt, sondern auch andere dadurch bevorzugt. Durch Roden der Wälder gewinnen die Heide oder die Culturpflanzen und Unkräuter der Aecker an Terrain, das Mähen der Wiesen begünstigt perennirende Arten gegenüber einjährigen, das Brennen und Abplaggen der Heide gereicht dieser Vegetations- form selbst zum Vorteil, schützt sie vor Ueberwucherung durch Waldbäume, das Trockenlegen von Sümpfen und Gewässern vertreibt die Sumpf- und Wasserpflanzen zum Nutzen der Wiesen- und Ackergewächse. Diese Bevorzugung von Arten durch Schädigung anderer ist beim Menschen in der Regel beabsichtigt, wie besonders bei der Anlegung von Aeckern, dem Aufforsten von Heiden u. s. w. Durchgreifende, ausgedehnte Aenderungen der Vege- tationsform haben secundär eine Aenderung des Klimas zur Folge, die bald in der gleichen Richtung weiter wirkt, bald in entgegengesetzter. Die Austrocknung von Seen und Sümpfen macht das Klima trockner und be- günstigt weitere Verdunstung des Wassers. Die Ver- wandlung von Wald in Heide macht ebenfalls das Klima trockner, begünstigt aber gerade dadurch den ersteren gegen letztere, während umgekehrt die Aufforstung der Heide zu feuchterem, der Heide günstigem Klima führt. 109 Die Veränderungen, welche ein trocknes Klima verur- sachen, lassen auch die jährliche Temperaturcurve steiler werden und umgekehrt. Vor der Ausrottung durch Thier und Mensch sind die Pflanzen oft durch Auftreten in grosser Zahl und Production vieler Samen geschützt, ferner durch unangenehmen Ge- schmack, wie oben von Juniperus bemerkt wurde; durch Sta- cheln und Dornen, (indess sind die Stacheln des „Röslein auf der Heide“ ursprünglich keine Waffen sondern Haftorgane, Kletterstacheln); durch giftige Eigenschaften, wiez. B. Taxus, der von Pferden gern gefressen wird, diese augenblicklich tötet; durch kriechende Wurzeln, wie Queken und Schachtel- halm ete. Bei Viburnum Opulus L. werden die Ameisen von der Zerstörung der Blüten dadurch abgehalten, dass ihnen der gewünschte Nectar an den Blattstielen bequemer geboten wird. Wie stark unter den Gewächsen aufge- räumt wird, zeigt die Beobachtung Darwins, dass von 357 Pflänzchen, die auf einem Stück Land von etwa 2 qm. Ausdehnung aufgingen, 295 hauptsächlich durch Schnecken und Insecten zerstört wurden.!) In anderen Fällen sind die Beziehungen der Pflanze zum Thier derart, dass erstere durch besondere Einrich- tung befähigt ist, das letztere sich nutzbar zu machen, ohne ihm gerade zu schaden, aber auch ohne ihm wieder zu nützen. Die Früchte vieler Pflanzen sind mit Haft- vorrichtungen versehen, vermittelst welcher sie an dem Gefieder der Vögel, dem Fell der Säugethiere, den Kleidern der Menschen hängen bleiben, um an anderen Orten wieder abgestreift zu werden und dort zu keimen. So ausge- stattete Gewächse sind z. B. die Kletten, Xanthium stru- marium L., Asperugo procumbens L., Cynoglossum offi- cinale L. und viele andere Boragineen, Galiumarten, Agrimonia, Geum und andre Rosaceen, Hordeum murinum L.?2). Ihrem Vorkommen nach sind sie teils Waldpflanzen, !) Darwin, Entstehung der Arten S. 89. } 2) Nach Dethardings Aufzeichnungen (mse.) zu urteilen, war diese Art im Anfang dieses Jahrhunderts noch selten in Rostock, wo sie jetzt sehr häufig ist. Als Verschlepper der Früchte kommen wol zunächst Hunde in Betracht. 110 teils Ruderalpflanzen der Dörfer, Vorstädte und Wege; einige kommen sowol im Walde als auf Schutt vor, wie die Lappaarten. Weiterhin können die Samen auch ohne Haftvorrichtung mit Schmutz an den Füssen und dem Fell der Thiere hängen bleiben. Die grösste Aussicht so verbreitet zu werden haben Ruderalpflanzen niedrigen Wuchses wie Coronopus Ruellii All., Sagina procumbens L., Chenopodium Vulvaria L., Potentilla anserina L. ete. Häufig geschieht die Verbreitung von Wasserpflanzen durch Vögel auf diesem Wege, von ihnen werden auch lebensfähige Zweige verschleppt. So ist Elodea, obwol sie bei uns keine Früchte bringt, in die abgelegensten Söllegekommen. Solche Orte, welche von gesellig lebenden Thieren häufig besucht werden, sowie die Heerstrassen der wandernden Thiere sind es hauptsächlich, an denen so verbreitete Pflanzen sich finden. Mit ihnen treten die durch den Dünger verbreiteten Arten auf. Der Mensch verschleppt an seinen Kleidern und Stiefeln wol manches Samenkorn; besonders bekannt sind die Früchte von Bidens, welche bei uns „Hosenbeisser“ heissen. Dörfer, Vorstädte, Chausseen, Fabriken, Bahnhöfe, Ballaststellen zeigen in ihrer Flora mannigfach verschleppte Arten. Als verschleppt sind auch die Kräuter anzusehen, deren Samen dem Getreide beigemengt ist, wie Centaurea Cy- anus L., Agrostemma Githago L. u. a sowie die bei Aufforstungen mit verbreitete accessorische Waldflora. Als eigentümliche Art der Verschleppung ist noch die des Brandes des Getreides zu erwähnen. Nach den neu- esten Beobachtungen wandern die Sporen mit dem Ge- treide (s. folgenden Absatz) durch den Darm des Viehs, keimen auf dem Dung und gelangen dann wieder in die. Gräser. Mit Culturpflanzen werden häufig deren Schma- rotzer verschleppt. In neuester Zeit hat bei uns die chilenische Puccinia Malvacearum Mont. eine ausgedehnte Verbreitung erfahren, sowohl auf der eultivirten Althaea rosea als auf Malva silvestris L. und neglecta Wallr. Der Pilz der Kartoffelkrankheit, Phytophthora infestans DBy., wurde in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts 111 einzeln in Deutschland beobachtet, 1845 und 1846 breitete er sich epidemisch aus und ist seitdem alljährlich strecken- weise häufig zu finden.) Der dritte Fall der Beziehungen zwischen Thier und Pflanze ist der, dass beide wechselseitig sich nützen, wobei natürlich auch auf beiden Seiten Ausgaben zu leisten sind. Die Pflanzen sind fruchtbarer, wenn eine Kreuzbefruchtung stattfindet, als wenn die einzelnen Exemplare oder die einzelnen Blüten sich selbst 'be- fruchten.?2) Die Uebertragung des Pollens von Blume zu Blume wird bei allen Pflanzen unserer Flora, welche in die Augen fallende Blüten haben, durch Insecten ver- mittelt. Viele Pflanzen haben zu dem Behuf besondere Einrichtungen, welche verhüten, dass der Pollen auf die Narbe derselben Blüte kommt; besonders fein organisirt in dieser Hinsicht sind die Orchideenblüten. Die In- secten werden für ihre Thätigkeit belohnt, dadurch dass sie Nectar in den Blüten finden. Flecken und Streifen des Perigons, Saftmale genannt, zeigen den Insecten den Weg zu den Nectarien. Es giebt Blumen, die der Insectenbefruchtung zwar angepasst sind, sich aber auch selbst befruchten können; einige Pflanzen tragen gar zweierlei Blüten, Insecten an- lockende Blumen neben kleinen, kleistogamen Blüten (Lamium amplexicaule L., Impatiens Noli tangere L., Oxalis Acetosella L., Viola mirabilis L. u. a.). Andere Arten wieder können nur durch bestimmte Insecten be- fruchtet werden, z. B. Epipactis latifolia Crtz. durch Wespen, Trifolium pratense L. durch Hummeln. Sie sind z. T. mit eigenem Pollen unfruchtbar wie Lilium croceum Chaix., Reseda odorata L. u. a.?). Daher sind 1) Brockmüller, Archiv 34, S. 79. ?) Darwin, Die Wirkungen der Kreuz- und Selbstbefruchtung. Die verschiedenen Blütenformen an Pflanzen der nemlichen Art. Die verschiedenen Einrichtungen, durch welche Orchideen von In- secten befruchtet werden. Uebers. v, Carus, Stuttgart 1877, — Hermann Müller, die Befruchtung der Blumen durch Insecten, Leipzig 1873. .» W. 0. Focke, Oester. Bot. Ztg. 1878 Octob.; Darwin, Variiren der Thiere und Pflanzen, Bd. 2 Stuttgart 1878. $, 128, 112 viele exotische Gewächse bei uns stets steril, indem die erforderlichen Insecten fehlen. Pflanzen mit insectophilen Blumen, welche in verschiedenen Klimaten vorkommen, können sich hier verschiedenen Insecten anpassen. Hermann Müller!) beobachtete, dass der Eingang der Kronenröhre bei Primula farinosa L. an pommerschen Exemplaren weiter ist als an alpinen, ferner sah er, dass diese Art in den Alpen stets von Schmetterlingen besucht wird, während in Westphalen cultivirte pommersche Exemplare von Bienen besucht wurden. Da Bienen in den Alpen, Schmetterlinge im Norden selten sind, so vermutet Müller hier eine den verschiedenen Verhältnissen ent- sprechende Anpassung. Entscheidende Beobachtungen stehen noch aus. An dem mir bekannten Standort dieser Primel bei Warnemünde fliegt im Juli der grosse Papilio Machaon in Menge, zur Blütezeit der Primeln Mitte Mai sind mir Schmetterlinge in irgend beträchtlicher Anzahl dort nie begegnet. Wir zählten schon oben?) eine Reihe von Pflanzen auf, deren Blumen an der Küste grösser sind als im Binnenland, und sprachen die Vermutung aus, dass hier eine Anpassungserscheinung vorliege. Die Inseeten sind in der windigen Zone der Küste wenig‘ zahlreich, die Lockmittel der Pflanzen müssen demnach, um gleiche Wirkung zu erzielen, stärker, augenfälliger sein als an insectenreichen Orten. Die genannten Arten werden nach Hermann Müllers Beobachtungen?) zumeist durch Hymenopteren vorwiegend Bienen und Hummeln befruchtet, nämlich: Malva neglecta Wallr., Sonchus ar- vensis L., Jasione montana L., Linaria vulgaris Mill., Viola tricolor L,‘). Auch Chrysanthemum inodorum L. wird durch Hymenopteren befruchtet, Galium verum L. von Dipteren, Coleopteren und Hymenopteren, Ranunculus 1) Verh. d. bot. Vereins f. d. Pr. Brandenburg 20, Sitzber. S. 102 ff. 2) 8. 104, 3) a. a. O und: Weitere Beobachtungen über Befruchtung der Blumen durch Insecten. S. A, aus d. Verhandl. d. naturhist. Vereins d. preuss, Rheinlande und Westfalen 55 ete. Berlin 1879u. 80. 4) Die V. arvensis Murr. des schweren Ackerbodens kann sich selbst befruchten, Müller, Weit, Beob. 2, S. 206 ff. 113 polyanthemus L. wahrscheinlich wie seine Verwandten von Dipteren und Halietusarten; Helichrysum arenarium DC. wird von Coceinella besucht. Die Blüten von Rumex crispus L., die auch an der Küste durch Grösse auffallen, sind nach Müller anemophil, doch beobachtete er auch, dass einzelne Rumexblüten von Insecten besucht wurden. Armeria vulgaris Willd. ist nach Treviranus zur Selbst- befruchtung eingerichtet. Es bleibt zu ermitteln, welche Insecten die genannten Blumen an der Küste besuchen ; die im Binnenland beobachteten sind in den eitirten Ar- beiten Müllers vollzählig aufgeführt. Von Seemen bemerkte, dass die Blumen der Linaria vulgaris Mill. bei Warnemünde nicht nur durch Groesse sich auszeichnen, sondern dass sie auch auffallend häufig monstroes sind. Der genannte Beobachter sammelte in kurzer Zeit hunderte von abnormen Blumen. Die Variation findet nach zwei Richtungeu statt. Einmal wird der Sporn verkürzt, verschwindet; mit ihm geht zuweilen das Saftmal, der orangerothe Fleck der Unterlippe, ein. Ein andermal vermehren sich die Sporen auf fünf und mehr. Es scheint als sei die Pflanze unschlüssig, ob sie den spärlichen Insecten noch mehr bieten soll als bisher oder sich auf sich selbst verlassen. Ob bei diesen An- passungen die der Küste eigentümlichen Insecten, wie Gastropacha franconica, die ich, nebenbei bemerkt, auch bei Warnemünde fand, eine Rolle spielen, ist ebenfalls noch zu beobachten. Buchenau?) versuchte durch Anpassung an bestimmte, die 4zähligen Cochleariablüten gewöhnte Inseeten die Entstehung des Cerastium tetrandrum Curt.°) der Küsten zu erklären. Eine Anpassungserscheinung der Küste könnte es 1) ]it. b. Müller, Befruchtung etc. S. 342. 2) Weser Zeitung No. 11622, 21. Mai 79. Vgl. auch die Arbeit B.’s über die Blüte von Tropaeolum majus L., Abh. natw. Ver. z, Bremen, 5 8. 599 £f. 3) Bei uns ist diese Art immer noch nicht constatirt, obwol schon Boll ein Cerastium semidecandrum mit 4zähliger Blüte in seiner Flora erwähnt. (S. 16), 8 114 auch sein, dass die geruchlose Primula elatior Jacq.!) bei uns zur stark duftenden P. fragrans KEHK. wurde. Eine weit verbreitete Art, welche bald mit zygomorphen, insectophilen bald mit actinomorphen, anemophilen Blüten gefunden wird, ist Erodium cieutarium L’Herit. Die beiden Formen unterscheiden sich auch in den Blättern, und scheint die insectophile dem E. pimpinellifolium Willd. zu entsprechen. Die Blütezeit beider Formen scheint auch nicht dieselbe zu sein, da mein Vater an derselben Stelle am 5. April 1881 nur actinomorphe, am 15. Mai 1882 nur zygomorphe Blüten fand. Monstrosi- taeten sind auch hier häufig, auch eine peloria nectarina wurde beobachtet?). Die Befruchtung wird bei Erodium durch Bienen vermittelt?). Während die Befruchtung der Blüten durch Insecten stattfindet, wird die Verbreitung der Samen Vögeln und Säugethieren überlassen. Die Verschleppung durch .An- heften an die äusseren Bedeckungen lernten wir schon kennen. Auf dreierlei Weise vermögen die Pflanzen Thiere zur Ausbreitung ihrer Samen heranzuziehen, indem sie ihnen Gegendienste leisten. In allen diesen Fällen hat die Pflanze geniessbare Früchte. Diese sind entweder so organisirt, dass sie in toto gefressen werden, wie die Beeren und beerenartigen Früchte. Das Fleisch der Beere dient dem Thiere zur Nahrung, die kleinen harten Samen gehen unverdaut wieder ab und fallen dabei immer auf gedüngten Boden. Hierher gehören die Erdbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Kronsbeeren, Mistelbeeren, Fliederbeeren, Vogelbeeren und Kirschen. Die letztgenannten sollen von Füchsen gern gefressen werden, die Vögel picken meist nur das Fleisch ab und lassen den Kern am Baume hängen. Auch der Mensch in seinem Jugendzustand unterzieht 1) Nach Müller (Befrucht, S. 346) wird sie in Westfalen vor- wiegend von Hummeln, in Würtemberg (Weit. Beob. 3, S. 64) vom Citronenfalter, Colias rhamni, befruchtet. E. H. Krause, Archiv 36 S. 128, 3) H. Müller, Befruchtung d. Blumen d, Insecten S. 167. Die zyg gomorphe Form wird nicht erwähnt, 115 sich oft der Mühe Kirschen- und gar Pflaumenkerne durch seinen Darm zu jagen. Das Vorkommen von Berberis vulgaris L. an einigen Stellen in der Rostocker Heide dürfte auf Verschleppen durch Vögel zurückzu- führen sein. Zwischen der Verbreitung des Viscum album L. und Turdus viscivorus dürfte in Mecklenburg ein Zusammenhang sich näher nachweisen lassen. Die Mistel ist im Süden des Landes bei Fürstenberg und Ludwigs- lust sehr häufig, im Park von Remplin und um die Süd- hälfte des Schweriner Sees herum ist sie ebenfalls ver- breitet. Der beste Beweis dafür, dass sie hier ihre Lebensbedingungen ganz erfüllt findet, ist gegeben in dem Vorkommen auf vielen neueingeführten Bäumen, wie Fraxinus pensylvanica u. a. Bei Güstrow ist Viscum aber nur auf alten Obstbäumen der Schöninsel beobachtet. Nördlich von Remplin, Güstrow, Leezen, Jasnitz ist der Schmarotzer im Gebiet nicht gefunden. Auch das Vor- ziehen verschiedener Bäume in verschiedenen Gegenden bedarf der Erklärung, am Bodensee wächst die Mistel vornehmlich auf Obstbäumen, in der Mark auf Kiefern, bei Fürstenberg auf Pappeln, bei Remplin auf Linden u. s. w. — Wie lebhafte Farbe der Blumen die Insecten anzieht, begünstigt solche auch bei Früchten die Verbrei- tung. Die Himbeeren werden von Vögeln gefressen und durch sie verbreitet, doch verschmähen die Vögel die gelben Früchte, so dass diese Form viel weniger ver- breitet wird!). Wild ist sie in Mecklenburg nur einzeln bei Rostock und Doberan gefunden, in Gärten ist sie häufig. Andre Arten produeiren grosse geniessbare Samen, welche mit harter Schale umgeben sind. Sie werden durch Vögel verschleppt, viele aufgepickt und ge- fressen, viele aber gehen beim Versuch sie aufzumachen verloren; so werden Walnuss, Rosskastanie, Eichel durch Krähen oft verschleppt. Pflaumen und Aepfel bilden den Uebergang zwischen diesen beiden Fruchtarten, ihre Samen können durch den Darm gehen und können — 1) Darwin, Variiren der Thiere und Pflanzen, Bd. 2 5. 238, 8* 116 hier meist nachdem das Fleisch teilweis abgefressen ist — vom Thier bezw. Menschen verworfen oder verloren werden. Die dritte Reihe von Gewächsen, welche wir hierher zählen, ist vielleicht nicht ursprünglich auf die Verbreitung durch Thiere angewiesen. Die hierher gehö- renden Arten produciren Samen in grosser Menge, das fressende Thier verdaut nicht alle, die ührigbleibenden gewinnen den Vorzug auf gedüngten Boden zu kommen, z. B. Hafer!), Stellaria media, die Plantagoarten ete. — Durchaus keimfähig bleiben die Samen im Kropf der Vögel, ja sie vertragen darnach noch einen längeren Aufenthalt im Magen eines Raubvogels und keimen nach- her aus dem Gewölle.?) Der Einfluss des Menschen erstreckt sich über diese drei Punkte hinaus. Alle Nutz- und Zierpflanzen sind denjenigen zuzuzählen, welche dem Menschen Dienste leisten und dafür von ihm verbreitet und erhalten werden. Hier sind endlich auch die Gewächse zu nennen, die der Botaniker ansät, um die Flora zu verbessern. Unerhört wäre es übrigens nicht, wenn auch Thiere sich Cultur- pflanzen hielten, haben doch die Ameisen Haustiere !?) Die Pflanzen, welche den Thieren zur Nahrung dienen, gelangen natürlich an dieselben Standorte, wie die einfach verschleppten, sie stellen ein wesentliches Contingent zur Ruderalflora. Hier zu nennende Ruderal- pflanzen sind Plantago major L., Stellaria media Cyr., die Malven. Dem Menschen entschlüpft sind u. a. Da- tura Stramonium L., Hyoscyamus niger L., Leonurus Cardiaca L., Nepeta Cataria L., Saponaria officinalis L., Silene Armeria L., Onopordon Acanthium L., Phalaris canariensis L. (als Vogelfutter eingeführt). Die durch 1) Vielleicht ist durch verschleppte Samen die Wahrnehmung Willebrands zu erklären, dass auf den Warnowwiesen bei Kladow Avena flavescens L. auftrat, jedesmal wenn sie gedüngt wurden, Vielleicht wurde aber nur das Hervorbringen von Blüten bei diesem perennirenden Grase begünstigt. Vgl. Willebrand, Fl. d. Burgwälle, Archiv 6. 2) Darwin, Entstehung der Arten S. 446, 3) Brehms Tierleben. 2 Aufl. 9 Bd. S. 259 u. 260. den Verkehr der freilebenden Thiere entstandenen Ruderal- floren sind kaum nachweisbar, da der Mensch und seine Haustiere so bedeutend überwiegen. Beobachtungen hier- über sind uns aus Mecklenburg keine bekannt. Zu machen wären sie wol am ersten an den Nistplätzen der Krähen. Ein jeder weiss, dass nicht selten Acker- und Wiesen- pflanzen einzeln und gruppenweise in Wäldern gefunden werden. Auch auf die Brutplätze der Möwen ist zu achten.) Vielleicht kann man einige neu eingeführte Arten hierher zählen, die sich hauptsächlich längs der Chausseen verbreitet haben, deren Böschungen nicht in Cultur genommen sind. Als Verbreiter kommen natürlich nur Haustiere in Betracht. Plantago media L. ist in der Staudenzone einheimisch. Im südwestlichen Gebiet wurde sie bei Grabow und Ludwigslust um 1853 an mehreren Orten angegeben, darunter auch an der War- nower Chaussee bei Grabow und an der Laascher Brücke bei Ludwigslust, ferner auf dem Grabower Kirchhof etc. 1860 war sie in der eigentlichen Heideebene noch nicht gefunden. Bei Rostock existiren an der Neu-Branden- burger Chaussee mehrere, z. Th. seit 1845 bekannte Standorte besonders bei Krügen (Waldeck, Kessin). Hier ist die Art wahrscheinlich von Neu-Brandenburg oder Malchin her verschleppt, denn auf die Rasenplätze der Stadt ist sie erst neuerdings mit Grassaat gekommen. Chrysanthemum segetum L. findet sich bei Ribnitz häufig, von da bis Rostock tritt sie nur an der Chaussee beim Mönkhagener Krug in einiger Menge auf. Bekanntlich ist auch der Champignon an Chausseen häufig, er wird auf der Weide vom Vieh gern gefressen. Der Einfachheit der Darstellung halber ist im Vor- stehenden nur immer von der Wechselbeziehung zwischen je einer Art des Tier- und Pflanzenreichs gesprochen ; in der That sind die Verhältnisse viel verwickelter, da die in jedem Beispiel genannten Tiere und Pflanzen ihrer- seits wieder jedes unter dem Einfluss anderer stehen. 1) Focke, a. a, O. Abh. naturw. V. Bremen 2 S. 417. 118 Die ganze organische Welt eines Ortes bildet einen ver- wickelten Mechanismus!), in dem das Gleichgewicht durch permanenten Kampf und Kampfbereitschaft erhalten wird; der Frieden in der Natur ist ebenso ein gewaffneter, wie der Friede zwischen den Staaten der Menschen. VI. Der Einfluss des Menschen auf die Vegetation im Speciellen. Bei unserer Auffassung von der Stellung des Menschen in der Natur können wir bei einer Schilderung der Flora unsrer Tage eine Unterscheidung zwischen einheimischen und verwilderten Arten im Princip nicht anerkennen. Abhängig vom Menschen sind direct oder indirect alle höheren organischen Wesen, beide: Tiere und Pflanzen. Oder sollte nicht der Wildstand unserer Wälder, . die Horste der Adler und Raben genauer bekannt sein, ge- nauer in der Zahl controlirt und regulirt werden als die zahmen Katzen auf den Dächern der Städte? Die Heide ist eine natürliche und einheimische Vegetationsform, aber wenn der Mensch sich und sein Vieh zurückzieht, wird sie Wald ebenso wie der Kornacker. Wollen wir die Flora unserer Gewässer schildern, so ist in erster Reihe als Characterpflanze Elodea zu nennen, wenngleich sie erst kürzlich eingewandert ist, ebenso wie im Mittel- meergebiet Opuntia und Agave nicht übergangen werden können, wenn die Flora richtig geschildert sein soll. Eine Flora, nach diesem Princip bearbeitet, müsste nicht nur die verwilderten sondern auch alle Culturpflanzen aufnehmen; es dürfte kein Unterschied gelten, ob der Mensch oder ein Tier oder der Wind die Pflanzen ver- breitet. Ohne Interesse wäre eine solche Arbeit freilich nicht, aber seit langer Zeit hat hier die Fülle des Ma- terials zu einer Teilung der Arbeit geführt. Die Ver- breitung der Culturpflanzen zu behandeln fällt der Cultur- geschichte im weitesten Sinne — Landwirtschaft, Forst- wirtschaft, Horticultur — zu. Zudem hielt man vor 2) Darwin, Entstehung der Arten S. 92. ff. einigen Jahrzehnten noch die nicht durch den Menschen eingeführten Arten für autochthon.!) Von grosser Wich- tigkeit indess ist die Scheidung in einheimische und ein- geführte Arten für die pflanzengeographische Beurteilung der Flora. Im folgenden geben wir zunächst eine kurze histo- rische Uebersicht über die Cultur des Menschen, soweit sie die Flora angeht; darauf eine Statistik der Vegetations- formen und der wichtigsten Culturgewächse der Jetztzeit; endlich eine specielle Aufzählung der hauptsächlichen durch den Menschen eingeführten, verbreiteten, beschränkten und ausgerotteten Arten. Historische Uebersicht der Veränderung der Flora durch den Menschen. Von den Völkern, die die Hünengräber hinterlassen haben, wissen wir nichts. Welche Holzarten und Früchte sie benutzten ist, soweit bekannt, oben angegeben. Ver- mutet wird, dass die alten Dornsträucher (Crataegus oxya- canthaL., Prunus spinosa L. und Rhamnus cathartica L.), die sich auf den Hünengräbern häufig finden, z. B. bei Pravtshagen bei Grevismühlen und Dabel, noch aus jenen Zeiten stammen?). Es wurden nämlich diese Sträucher von den Germanen mit Vorliebe zu den Scheiterhaufen, sowie auch beim Aufschütten der Hügel zum Festhalten des Bodens verwandt, wie noch jetzt bei Wegebesserung diese Arten nebst Rosa und Rubus durch Untergraben der abgehauenen Sträucher verbreitet werden. Etwas mehr wissen wir über die slavischen Stämme, die während des Mittelalters einige Jahrhunderte hindurch Mecklenburg bewohnten. Wir können auf damalige Ver- hältnisse viele Schlüsse ziehen aus den Veränderungen bei der deutschen Einwanderung und aus den Altertümern der Burgberge.e Aus dam Jahre 973 haben wir den 1) Boll, Flora S. 42, 2) J. Grimm, Ueber das Verbrennen der Leichen, Verhand. der K. Akad, d. Wissensch, zu Berlin 1849, herausg. 1850, cit. in Lischs Jahrb. 16 S. 249 ff. S. ferner Lischs Jahrb, 18 S, 22 und 246, 22 S,. 279. 120 Reisebericht des arabischen Handelsjuden Abraham Ja- cobsen!). Manches war damals schon wie jetzt: „Sie ge- niessen Rindfleisch und Gärsefleisch und das bekommt ihnen gut,“ Das Schweinefleisch erwähnt Abraham aus erklärlichen Gründen nicht. Korn wurde damals schon gebaut, sogar exportirt. Als Haupthalmfrucht wird Hirse genannt. Panicum miliaceum L. und Setaria italica PB., die jetzt gebaut werden, können nicht gemeint sein, schon deshalb nicht, weil sie ein warmes, trocknes Klima ver- langen. Beide sind erst in neuester Zeit einzeln gebaut und stellenweis verwildert?). Eher kann sich die Be- merkung auf Panicum sanguinale L. beziehen. Diese Art wurde früher in Norddeutschland eultivirt, und ver- mutete Roeper®) schon 1844, dass dies Gras in Folge früheren Anbaues eingebürgert sei, obwol bestimmte Nach- richten für unser Gebiet fehlen. Panicum sanguinale L. ist jetzt wenig verbreitet, in Rostock kommt es nur als Gartenunkraut vor, in den Lokalfloren fehlt es überall, nur bei Neubrandenburg scheint es häufiger zu sein. Ver- breiteter ist Panicum glabrum Gaud; es könnte vielleicht auch diese Art gemeint sein. Ausserdem könnte noch an Glyceria fluitans R.Br. gedacht werden, die Boll#) noch 1860 unter den Naehrpflanzen aufzählt. Letztere wächst in Sümpfen, Panicum auf sandigem Land. Ferner wurde Roggen gebaut, er wird im Slavenzins zuerst (1158) genannt?). Und zwar hatte man Sommer- und Winter- korn, denn Abraham sagt: „sie säen in zwei Jahreszeiten, im Sommer und Frühjahr, und ernten zweimal“‘). Lein- wand hatten die Wenden, denn sie wird in ihren Gräbern’) 1) Wattenbach in den Geschichtschreibern d. deutschen Vor- zeit, als Anhang zu Widukinds sächsischen Geschichten, Aufl. 2, X. Jahrh. B. 6. 2) Brockmüller Arch. 34 S. 60 u. 61, Panicum miliaceum L, ist auch bei Neustrelitz von Langmann, bei Roebel von Sar- kander, bei Rostock von mir einzeln auf Schutt gefunden. 3) Zur Flora Mecklenbures 2 S. 164. 4) Flora S. 111. 5) Boll, Abriss d, mecklenburgischen Landeskunde, l. Liefe- rung, Wismar u. Ludwigslust 1861 S. 92. 6) a. 2:0. 8.144, 7) Lisch Jahrb. B. 8 S. 92, 0. gefunden, aber Lein kommt im Zehnten der Slaven an- fangs nicht vor, sondern erst 11741). Ueber Hopfenbau ist dagegen nichts bekannt, ausser dass man einige Ortsnamen von Chmel (Hopfen)?) und Pivo°) (Bier) ableitet. Hopfen kommt erst im 13. Jahrhundert vor‘). Als Obst- bäume werden von Abraham Apfelbäume, Birnbäume und Pfirsiche genannt; die letzteren sind unfraglich — wie auch bei Wattenbach geschehen — als Pflaumen zu deuten. Verwildertes Pflaumengestrüpp findet sich heute noch am Rande des Burgbergs Dobin’). Zu Stettin‘) wird gar im 12. Jahrhundert schon ein heiliger Nussbaum genannt, ferner triticum, papaver, cannabus et cuncti generis legu- mina. An Hausthieren hielten die Slaven ausser dem oben genannten Schlachtvieh viele Pferde’), die heerdenweise in den Wäldern und auf unbebautem Land sich herum- trieben. Der Ortsname Schwerin bezeichnet solche Wild- stutereien, er bedeutet „Thiergarten“S). Noch im 17. Jahrhundert gab es von Schwerin aus verwilderte Pferde in der Lewitz?). Die Bevölkerung des Landes war nicht dicht, grosse Strecken waren bewaldet; so das Land Buk!) (Doberan- Neubukow) mit Ausnahme der Ufer des Stegebachs. Zwischen Malchin, Neukalen und Teterow dehnte sich ein Wald aus, der 1171 als Hartwald genannt wird!!), den Clützer Ort bedeckte die silva Clutze!?2). Ferner 1) Lisch Jahrb. 13 S. 66, 2) Burmeister in Lischs Jahrb. 6 S. 55 ft. 3) Siemssen u. Hanka in Lischs Jahrb. 6 S. 51, 4) Weiteres s. u. S. 124, 5) Lisch Jahrb. 7 S. 175. 6) In der Lebensbeschreibung des Bischofs Otto von Bam- berg vom Abt Andreas 1487. Cit. in Lischs Jahrb. 9 S. 14 und Bolls Flora S. 115. 7) Abraham Jacobson a. a. O, S. 139. 8) Beyer, die wendischen Schwerine, Lischs Jahrb. 32 S.58 ff, 9) Boll, Flora S. 69. ‚1%, Daher noch die Bezeichnung Buk- oder Buchspitze, — Bugspitze ist eine falsche Modernisirung, da der Name von der Buche (slav. buky) stammt, 11, Lisch, Jahrbuch 26 S. 186, 12) Lisch, 13 S. 69. (Von den wenigen slavischen Ortschaften waren 1230 schon keine mehr slavisch.) 122 werden genannt der Wald Lipe!) bei Grittel, der Wald Quitzin zwischen Parchim und Malchow bis zum Cutziner- ort?2). Die Wittstocker Heide hatte als Wald Bezwt?) im 12. Jahrhundert grössere Ausdehnung als später; die silva tenebrosa reichte noch 1274 von der Müritz bis Schwarzenhof, Friedrichshof und Lehmhorst‘). Gleich den Wäldern hatten auch die Sümpfe eine grössere Ausdehnung. Für den Wenden waren sie wichtig und wertvoll; er baute seine Burgen auf diesem Terrain. Jetzt sind viele slavische Burgstätten, die einst in unzu- gänglichem Moor oder gar in Seen’) lagen, auch ausser- halb der gebahnten Wege erreichbar. Bei diesen Burgbergen interessirt uns noch ein zweiter Punkt. Wie zuerst Willebrand‘) bemerkte, zeigen einige von ihnen floristische Eigentümlichkeiten, welche vermuten lassen, dass hier bereits Blumen, sei es als Zier- oder Heilpflanzen, gezogen wurden. Auf dem Burg- wall Goemtow bei Friedrichsruh unweit Crivitz beobach- tete Willebrand Primula officinalis Jacq., die sonst selten ist in der Umgegend, ferner Fragaria collina Ehrh., Rhamnus Frangula L. und Prunus spinosa L., sowie Poly- gonum Bistorta L., das im westlichen Mecklenburg sonst sehr selten sein soll. Auf dem Burgwall bei Feldhusen bei Dassow fand derselbe Corydalis cava Schwgg., roth und weiss blühend, C. intermedia P.M.E. und Viola odorata L. unter alten Eichen mit armdickem Epheu. Primula officinalis Jacq. wächst auch auf dem Burgwall Lapitz bei Mallin’). Auf der Insel im Teterower See, wo eine erst 1171 von den Dänen zerstörte Burg stand), wurden viele wilde Rosen bemerkt, ferner Verbascum 1) Lisch 8, S. 256 (im Jahre 1290), der Name kommt vom slavischen Lipa Linde. 2) Lisch 10, S. 41 und 17, S. 24 (13. Jahrh.) N Lisch, 26, SolR 4) Lisch, ZUSMII: 5) Wiligrad, das spätere Mecklenburg, lag zu Abraham Jacobsens Zeit in einem Landsee, a. a. O. S. 319. 6) Archiv 6. 7) Lisch, Jahrb. 25, S. 280. 5) Lisch, Jahrb, 96, 8. 185. 123 Thapsus L., Primula officinalis Jacq. häufig, Astragalus Cicer L., Allium Scordoprasum L. Auch der Dierkower Burgberg bei Rostock ist mit Primula officinalis Jacg. bewachsen, der einzige Standort dieser Art an der Unter- warnow. Am Fresendorfer Schlossberg, der ein natür- licher von Sumpf umgebener Hügel ist, wächst dieselbe Primel mit Viola odorata L. (einziger Standort in der Flora von Rostock) und Corydalis intermedia P. M. E. unter Schlehen. Die Obstbäume auf Burg Dobin erwähnten wir schon. Es scheint also zum mindesten die Schlüssel- blume eine Culturpflanze gewesen zu sein. Welche Pflanzen damals den Bewohnern auffielen oder nützlich waren, lässt sich aus Orten schliessen, die nach ihnen benannt sind. Die Deutungen der slavischen Ortsnamen!) sind indess vielfach unsicher und wider- sprechend,?) ausserdem ist eine Sucht bemerkbar, viel Slavisches zu finden. An der Tollense kommt neben „Book Urt, Rod Eek, Ruhrbarg, Hasseltog, Beeshop“ etc. die Bezeichnung „Pöppel“ vor, diese wird nun nicht gleich den vorstehenden für niederdeutsch (Pappel) ge- nommen, sondern vom slavischen popelu (Esche) abge- leitet.) Sicher sind: Lipa, die Linde; davon Liepen, aber nicht Lieps, denn dieser Name hängt stets an Sümpfen; Dabu (Danbu), die Eiche; davon Daber, Da- berkow, Damerow, vielleicht auch Doberan; breza oder bryza, die Birke; davon Bresewitz; Grabu, die Hainbuche, davon Grabow und buky die Buche; davon Bukow und das Land Buk. Im zwölften Jahrhundert führte die deutsche Ko- lonisation grosse Veränderungen herbei. Die Zahl der Niederlassungen nahm zu, damit gewann das Ackerland an Ausdehnung, die Wälder wurden beschränkt. Alle 1) Siemssen u. Hanka, Ortschaften wend. Ursprungs, Lisch Jahrb. 6, S. 51, Burmeister, Erklärung mecklenb. Ortsnamen, Das. S. 55 ff, Kühnel, slav. Ortsnamen in Meckl. Strelitz I. u, II, Programm. Neubrandenburg 1882 u. 83, 2)8. z. B. die sich widersprechenden Erklärungen von Priwal bei Siemssen u. Hanka und Burmeister a. a. O 3) Kühnel a. a. O. Il 124 Dörfer, welche die Endung „hagen“ tragen, sind auf Rodungen im Urwald angelegt. Das Land der Dörfer war Gemeindeland. Ein Teil desselben blieb Wiese und Weide, ein andrer Teil wurde ausschliesslich zum Getreide- bau benutzt. Dieses Ackerland wurde unter den Bauern ausgekabelt. Damit nicht von einzelnen selbstsüchtiger Raubbau betrieben werden konnte, baute die ganze Ge- meinde ihre Halmfrüchte nach demselben bestimmten Turnus: Winterkorn, Sommerkorn, Brache. Dies ist die Dreifelderwirtschaft, welche bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts in Mecklenburg ausschliesslich herrschte. In Rövershagen bei Rostock wurde noch 18671) der Acker ausgekabelt; vielleicht geschieht es jetzt noch hier und da. Als Feldfrüchte werden im 12. Jahrhundert Roggen, Weizen (1191) und Hafer (1193)2) genannt. Ausserdem kommt Flachs vor, zuerst 1174 im Zehnten der Slaven. Diese Frucht wurde aber anscheinend nicht auf dem eigentlichen Ackerland sondern in den Dörfern selbst ge- sät. Im 13. Jahrhundert kommen zuerst Gerste (1239)°) und Erbsen (1228)*) vor. Buchweizen wird erst im 15. Jahrhundert genannt,°) am Ende dieses Jahrhunderts wurde bei Mirow auch Hanf gebaut.) Von hervorragender. Bedeutung war der Hopfenbau.”) Zwar wird das Bier jetzt als slavisches Nationalgetränk reclamirt,°) allein in Mecklenburg sprechen die Urkunden dafür, dass erst nach der Slavenzeit der Hopfen von Westen eingeführt ist, wo zur Zeit Pipins des Kleinen schon Hopfengärten exi- stirten.?) Seit dem 13. Jahrhundert wurde in Mecklen- burg Hopfen gebaut, besonders zu Rostock, Wismar, 1) Rostock. Ztg. 1867 No. 160 u. 161, 10. u. 12. Juli. 2) Boll, Abriss d. Landeskunde 1 S. 92 u. Flora 8. 118. 3) Lisch, Jahrb. 13 S. 137 u. 272, 4), Lisch, Jahrb. 13 S.-819 (zu Vellahn). 5) Boll, Archiv 8, (1436 in d. Registern des Amts Gadebusch), Lisch, Archiv 20, (1450 an Kloster Malchow verpfändet). 6) Boll, Flora S. 115. ?) Gloeckler, Hopfenbau etc., Archiv für Landeskunde 1856, 8) C. OÖ. Cech, Ueber d. geogr. Verbreitung d. Hopfens im Altertum. Bulletin de la societe imp. des naturalistes de Moscou 1882, 1IS.54 f. S)iGech, aa 0. Parchim, Grabow, Neubrandenburg, Strelitz und Penzlin, ferner in Ribnitz seit 1526, in Friedland seit 1599. Bis zur Mitte des 17. Jahrhundert war dieser Wirtschafts- zweig bedeutend. Als Surrogat wurde Porst, beide Ledum und Myrica, vielfach verwandt. Gemüseland bei den Städten wird zuerst 1392!) erwähnt, und zwar die Kohl- gärten vor dem Rostocker Petrithor bei Wieck und nach Rickdahl zu. Von den jetzt beliebten Gemüsen war aber noch wenig vorhanden, sie kamen erst im i6. Jahrhun- dert und später. Im 15. und 16. Jahrhundert war es eine verbreitete Sitte, später ein Recht, die breiten Dorf- strassen mit Lein zu besäen?), zu gleicher Zeit kamen die Weidenpflanzungen an den Wegen in Aufnahme.°) Auch Oelsaat ist wahrscheinlich im 16. Jahrhundert schon gebaut, denn es kommen Oehlmühlen‘) zu Ribnitz (1526) und Mechow in Ratzeburg (1598) vor. Der Weinbau?) gewann vorübergehend grosse Ausdehnung. Einzelne Weinstöcke werden schon im 13. Jahrhundert genannt. Diese wurden wahrscheinlich zur Gewinnung von Abend- mahlswein von Geistlichen eingeführt. Die Cultur im Grossen fällt in die Regierungszeit des Herzogs Heinrich V. (f 1552), sie muss als mislungener Versuch bezeichnet werden. Die Weinberge waren zugleich Obstgärten; in ihnen scheint die Sauerkirsche, die jetzt in grosser Menge gezogen wird, zuerst in ausgedehnterem Masse cultivirt zu sein. Zwar wird schon 1295°) bei Goldberg ein Kerse- beerenwerder erwähnt, und Kassebohm bei Rostock 1233 „bi dem Kersebome“ genannt,’) doch waren diese Bäume selten oder repräsentirten schlechte Sorten. Herzog Heinrich liess 1512°) auf der Reise nach Torgau durch 1) Lisch Jahrb. 9 S. 324. 2) Glöckler, Strassengerechtigkeit, Lisch, Jahrb. 10 S. 397, ferner Lisch, Jahrb, IESMISH BUS: 66. 3) Glöckler, Strassengerechtigkeit S. 403. #%) Lisch, Jahrb, 35 138 u.7 8. 62, 5) Lisch, Jahrb, 5 S. 62, 9 S. 101 u, 17 8. 143 ff, 6) Lisch, Jahrb. 17 S. 283, 7) Lisch, Jahrb. 14 S. 291. — Unter Kersebeere ist Cerasus die Sauerkirsche, zu verstehen, die einheimische Prunus avium L., heisst Twiessel oder Wesselbeere (Weichse)). 8) Lisch, Jahrb. 17 S. 143. 126 seinen Winzer Kirschen für seinen Weingarten einkaufen, An Fruchtbäumen werden um diese Zeit auch schon Pfirsich-, Maulbeer- und Walnussbäume sowie Johannis- beersträucher genannt.!) An feineren Gemüsen wurden eingeführt: Weisskohl 1518?), Stangenbohnen (Phaseolus) am Ende des Jahrhunderts.) Vieia Faba L. war schon vor letzterer bekannt. Was alles im Mittelalter und 16. Jahrhundert an Küchen- und Apothekerkräutern gezogen wurde, ist schwer aufzuzählen. Einen bestimmten Nutzwert hatten wahr- scheinlich alle cultivirten sowie alle naeher bekannten einheimischen Pflanzen; oder richtiger gesagt, man kannte nur, was nutzbar war. Aus dem 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts existirt ein mittelniederdeutsches Arznei- buch‘); darin sind viele einheimische und eingebürgerte Pflanzen aufgezählt: Osmunda, Tanacetum, Tithymalus ete. ete. Was am Ende des 16. Jahrhunderts bekannt war, enthält Nathan Chyträus’ Nomenclator latino-saxo- nicus. Hyoscyamus niger L., Acorus Calamus L., Arum maculatum L., ausser im westlichen Gebiet, und manche andere Arten stammen wahrscheinlich aus mittelalterlichen Apothekergärten. Die Viehzucht blieb bedeutend, obwol in der Land- wirtschaft das System der Körnerwirthschaft herrschte; die Wälder und ausgedehnten Niederungen boten hin- reichende Weideplätze Auch die Pferdezucht wurde noch nach der slavischen Art weiterbetrieben. Der dreissigjährige Krieg ruinirte Mecklenburg gründlich. Die Bevölkerung schmolz auf den sechsten Teil zusammen’). Auf dem Lande verschwand der freie Bauer und der freie Arbeiter; es entstanden die Verhält- nisse, welehe auch ausserhalb als „mecklenburgische“ be- kannt sind und die eine zeitgemässe Entwickelung jetzt 1) Boll, Flora S. 115. 2) Lisch, Jahrb. 17 S. 145. 3) K H. Krause, Archiv 34 S. 232 ft. 4) Ro des Gothaer mnd. Arzneibuch und seine Pflanzen- namen, Progr. 8. Gymnas. z. Gotha 1872 u. 73. 5) Boll, Abrn d. Landeskunde 1 S. 178 ff. ie immer noch behindern. Die Stellen in jenem Krieg zer- störter Dörfer sind durch ihre Ruderalfloren auch den Botanikern hin und wieder aufgefallen. Bemerkenswerte Funde sind jedoch nicht zu verzeichnen. Auch nach dem westfälischen Frieden und im 18. Jahrhundert hat Mecklenburg wenig gute Tage gesehen. Schweden hatte in Wismar festen Fuss gefasst und zog bei allen Kriegen Mecklenburg in Mitleidenschaft. Dazu kamen innere Streitigkeiten nach dem Aussterben der Güstrower Herzöge (1695) und unter Herzog Carl Leopold, der gar russische Truppen gegen die Ritterschaft zu Hülfe nahm und Veranlassung war, dass Mecklenburg von 1719 bis 35 ein kaiserliches Executionsheer zu ernähren hatte. Während des siebenjährigen Krieges richteten die Raubzüge und Brandschatzungen der Preussen grossen Schaden an. In diesen wüsten Zeiten ging der Hopfen- bau für immer zu Grunde, teils durch Zollplackereien der Städte sowol wie der Dänen und Schweden, teils durch Ueberhandnehmen des Branntweingenusses!) und die Ein- führung der französischen Weine. Die Wälder wurden von Jahr zu Jahr mehr gelichtet; wenn der Gutsbesitzer in Not war, musste der Wald das Geld hergeben. In Folge dessen trat 1763 zwischen Lübz und Dömitz solcher Holzmangel auf, dass das Eisenwerk zu Dömitz eingehen musste?2). Nach Beckers Angabe verminderten sich die Eichenbestände im Ritterschaftlichen noch im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts um die Hälfte). Die Heideebene‘) war im 16. Jahrhundert bedeutend wald- reicher als jetzt. Im 17. Jahrhundert, und zwar in der 2. Hälfte, ist nur ein Gewächs, der Tabak, eingeführt, er wird nur im Strelitzschen gebaut.) Aus dem 18. Jahrhundert sind dagegen viele wichtige Neuerungen zu verzeichnen. 1) Dies Getränk wird 1541 in Güstrow zuerst erwähnt. Glöckler, Hopfenbau a. a. ©. Das berühmteste Bier, der Güstrower Kniesenack, wurde noch bis etwa 1800 gebraut, 2) Lisch, Jahrb. 7, S, 80 ff. 2) Bäume u. Sträucher Mecklenburgs 2. Aufl. 1805. *) Boll, Flora S, 65. 5) Boll, Flora $. 115 und Abriss d. Landesk. 1, S, 92, 128 1706 übertrug der Oberlanddrost von der Lühe auf Wendisch- und Kirch-Mulsow und Neu-Pohrsdorf die holsteinische Koppelwirtschaft nach Mecklenburg. Es ist dies eine Art der Feldgraswirtschaft, ihre Fruchtfolgen sind in Holstein vornehmlich folgende:!) 1. Brache, 2. Weizen, 3. Gerste, 4. Roggen, 5. Hafer mit Klee- und Grassaat, 6. Mäheklee, 7—9 Weide oder 1. Brache, 2. Raps, 3. Wintergetreide, 4. Gerste, 5. Hafer oder Wickengemenge, 6. Hafer mit Klee- und Grassaat, 7. Mäheklee, 8-10 (oder 11) Weide. Characteristisch für Holstein sind die Knicks, niedrige, mit Busch bestandene Erdwälle, durch die die einzelnen Felder eingekoppelt sind. Diese Betriebsart ist nur im Nordwesten Mecklen- burgs auf einem Teil des Klützer Orts zu finden. Da- gegen hat sich eine Modification derselben über das ganze übrige Mecklenburg ausgebreitet. Die Einkoppelung der Felder fiel weg, die Felder, Schläge genannt, wurden nur durch eine Furche, die Schlagfurche, getrennt. Daher erhielt dies System den Namen Schlagwirtschaft. Die Fruchtfolge war anfangs:?) 1. Brache, 2. Wintergetreide, 3. Sommergetreide, 4. Wintergetreide, 5. Sommergetreide, 6. Wintergetreide, ”—11 Weide. Dieser Reihe ist der Einfluss der alten Dreifelderwirtschaft noch deutlich an- zusehen. Später entwickelte sich folgender Turnus: 1. Brache, 2. Wintergetreide, 3. Gerste und Erbsen, 4 Hafer, 5—7 Weide. Aus ihm haben sich viele Modificationen mit 6—8 und mehr Schlägen entwickelt, in denen meist auch Raps oder Rübsen ein Schlag eingeräumt ist. Ueber dieses System ist der mecklenburgische Landwirt bis heute nicht herausgekommen. Viele Feldfrüchte sind seit 1700 eingeführt.) In der Mitte der vorigen Jahr- hunderts fing man an Luzerne und Raps zu bauen, letzt- genannte Frucht hat seit etwa 1825 grosse Bedeutung gewonnen. Die Kartoffel soll schon 1708 eingeführt 1) Settegast, die Landwirtschaft und ihr Betrieb, Breslau 1877 Bd. 2 S, 78, 2) Settegast, n. a. ©. S. 79 und 80. 3) Boll, Flora S. 115 und Abriss d. Landesk, 1 8. 92 — an beiden Orten verbotenus übereinstimmender Text, 129 sein!), wird aber erst seit 1766 im Grossen gebaut, be- sonders in sandigen Gegenden (Röbel). 1715 und 1760 versuchte Luben von Wulfen die Esparsette einzuführen.?) Um 1775 fing man an, Klee in die Schläge zu säen, vor- nehmlich Trifolium pratense L. und T. repens L. Später kam T. hybridum L., der schwedische Klee, in den letzten Jahren sah ich öfter Anthyllis vulneraria L. in Menge auf Kleeschlägen östlich von Rostock. Um 1790 begann der Anbau der Runkelrübe, er wurde erst in diesem Jahr- hundert allgemeiner. Mit Zuckerrübenbau wurde erst nach 1870 angefangen, derselbe ist noch jetzt sehr wenig entwickelt. Um 1850 wurden Mais (als Grünfutter), Lupinus luteus L. und die polnische Wicke, Ervum mon- anthos L. eingeführt, noch neuer (nach 1860) ist Sera- della. Rubia tinctorum L. und Dipsacus Fullonum L. sind um 1830 bei Stavenhagen vorübergehend gebaut. Ueber die Einführung von Linsen, Möhren (Daucus), Dotter (Camelina), Cichorien und Spörgel fehlen mir jegliche Daten. Der Gemüsebau machte wenig Fortschritte, Gemüse wie Salat weiss man im Lande wenig zu schätzen. Die Verdrängung der alten Körnerwirtschaft durch eine Feldgraswirtschaft hatte zur Folge, dass ein Teil des früheren Ackerlandes — ursprünglich die Hälfte nach Abzug der Brache — als Viehweide zur Verwendung kam. Sollte dabei der frühere Kornertrag wieder erreicht werden, so musste das Ackerland beträchtlich ausgedehnt werden auf Kosten der ewigen Weide. So sind manche alte Wiesen unter den Pflug gekommen, und ist die ur- sprüngliche Flora von ihnen verdrängt. Bei der grossen Ausdehnung der Viehzucht in Mecklenburg besteht aber noch viel ewige Weide, und dürfte auch die Körner- wirtschaft noch nicht überall ausgestorben sein, besonders im Gemeinden, die viel gutes Weideland haben, welches nicht beackert werden kann. Durch Entwässerung von 1) Siemssen’s Magazin Bd. 1, 1791. ; 2) Glöckler, Archiv f. Landesk, 1856, Schon damals wurde die Magdeburg-Halberstädter Gegend den Landwirten als Muster hingestellt. 9 u 0. Sümpfen wurde viel Terrain gewonnen, besonders im Südwesten des Landes durch Canalisation der Lewitz. Manche ehemalige Wasserlachen kennzeichnen sich noch durch die stehengebliebenen meterhohen Bülten.!) In mancher Hinsicht hat diese Entwässerung freilich auch Schaden getan. Von dem Verschwinden und Selten- werden der Sumpfpflanzeu will ich schweigen, denn die Erde ist nicht allein für den Botaniker da. Man hat aber gesehen, dass Sandboden, der früher Buchen trug, jetzt nur noch für Kiefern taugt?). Durch Torfstich sind auf der andern Seite trocken gewordene Sümpfe wieder vertieft. Die Verwüstung der Wälder erreichte mit dem vorigen Jahrhundert ihr Ende. Seitdem sind noch viel- fach kleine Bestände abgetrieben, dafür aber die grösseren weiter ausgedehnt und auch einige neu angelegt.°) Das Areal der Cameralforstinspectionen in Mecklen- burg-Schwerin vergrösserte sich von 1840 bis 1869 um 6863 Ha. Gleichzeitig. fing man an die Wälder durch- zuforsten, mit Unterholz aufzuräumen. Dadurch sind einige Bäume selten geworden, wie z. B. die Linde, Pirus torminalis Ehrh. ist fast ganz verschwunden.‘) Von frem- den Waldbäumen bilden nur zwei Arten Bestände in unseren Forsten: die Fichte (Abies excelsa Poir.) und Weisseller (Alnus incana DC.). Die Fichte ist wahr- scheinlich aus Schweden eingeführt, sie trägt in der Rostocker Heide den schwedischen Namen Graene.) Sie war im Anfang dieses Jahrhunderts schon so eingebürgert, dass Becker sie als wild aufzählt. Die Weisseller soll 1828 in der Rostocker Heide eingeführt sein, Becker kannte sie noch nicht. Die Statistik der Cameralforst- inspectionen®) nennnt 1870 folgende fremde Hölzer: 1) Boll, Flora S, 66. 2) s. o. 8. 65 und 66. °) E. H. L. Krause, Archiv 37 S. 163. 4) Timm in Siemssens Magazin Bd, 1. Vgl. auch K. E, H, Krause, Archiv 36 S. 116 (eine verschwundene Ulmenform der Rost. Heide.) 5) Becker a. a. O, 2.2.0. 6) a. 131 Schwarzkiefer (Pinus Laricio Poir.), Weymouthskiefer (P. strobus L.}, Douglasfichte (P. Douglasii), Fichte (Rottanne, Picea excelsa Lk. Pinus Abies L.), Weisstanne (? P. alba Lk.), Balsamtanne (P. balsamea), Edeltanne (Abies alba Mill., Pinus Picea L.), Lärche, Weisseller (nordische Eller, Alnus incana DC.), nordamerikanische Eiche und Akazie. Unter den einheimischen Waldbäumen tritt die Eiche immer mehr zurük zu Gunsten der Kiefer. Vgl. die folgende Tabelle: Hochwald. Niederwald. Laubholz. Cultur- Cultur- Eichen, Schr Di fähige| Holz. | fähige Jahr | Ha |Eschen, Buchen Wein holz. Blö Blö Buster olz. össen össen 1841/421101592] 7032| 18482) — 43441] 4539| 17360 | — 1869/70108455| 5277| 18447| 1541| 59205) 2342] 9085| 704 Diffe- renz. |+6863| —-1755| —85+1541|4+15764—2197|—8275| +704 An die Wälder reihen sich die Anlagen an, ein Mittelding zwischen ersteren und den Gärten. Hier sind zahlreiche Bäume und Sträucher aus verschiedenen Ge- genden eingeführt. Unzählig sind die Zierpflanzen der Gärten, der Zimmer und Treibhäuser, alljährlich erschei- nen neue Arten und Formen. Eine neue Art der Landeultur ist der Dünenschutz. Nachdem 1872 an vielen Stellen der Küste die Dünen weggespült waren, sah man sich genöthigt, die Reste zu festigen und für neue Anhäufung von Flugsand zu sorgen. Ausser dem toten Material der Buhnen und Bretterzäune hat man auch vielfach Pflanzen mit kriechenden Wurzeln zu diesem Zwecke angepflanzt. Zwischen Warnemünde und Markgrafenheide sind Pappeln und Weiden dazu be- nutzt, westwärts von Warnemünde Hippophae, bei Moor- hof, östlich von Markgrafenheide, ist Pinus Mughus L. auf der Landseite angepflanzt. Unter den Weiden ist häufig die „englische Sandweide“, eine der Salix pome- ranica Willd. verwandte Form, die schon 1870 in die Rostocker Heide eingeführt war. 0% 132 Der Hauptverkehr Mecklenburgs war früher der zur See, deshalb finden wir bis in die neueste Zeit die meisten von auswärts eingeschleppten Pflanzen am Hafen von Warnemünde und Rostock. Erst 1826 wurde die erste Chaussee gebaut!) und jetzt noch sind dieselben spärlich. Die erste Eisenbahn wurde 1846 eröffnet?), es war eigent- lich noch keine mecklenburgische, sondern die das Land schneidende Berlin-Hamburger. Bei der zunehmenden Ausdehnung der Eisenbahnen und dem Zurücktreten des Schiffsverkehrs in der jetzigen Zeit steht auch für die Botanik die Aenderung in Aussicht, dass die Ruderal- floren der Bahnhöfe reicher und interessanter werden als die der Häfen. Die Benutzung des Bodens in der Jetztzeit. In Mecklenburg-Schwerin?) gab es 1878 759304 Ha Ackerland, davon lagen 86188 Ha brach, 98617 Ha waren Ackerweide Es waren also 574499 Ha wirklich mit Feldfrüchten bestellt, die wichtigsten derselben ver- teilen sich in folgender Weise: t) Boll, Abriss der Landeskunde 2 S. 216. 2) Boll, Abriss der Landeskunde 2 S. 223. 3) Beitr. z, Statistik 9, Heft 3 und 4. 1880. 133 LehLl Fall 692128 T 66811 E17 EIETF 719 8’8cE g’gacre 018 ET98E 688IFTT ET ATAN 80096 H’TIOSET SO6IT E6ellr "OJyonıd usujozur Ip anJ eH op awuıng g’a0g g'8el C’8107 80296 1'627 656% 60 6901 '9962 g6 6.668 LIIFOT GF96T 29881 688821 LEG Selen "UOTE 17E E'I6F 18996 0'867 [8419 099 Zr LG 68988 BEN be 14978 6 09 g’acy 6 c0F0T 7083 L'Er8r “uryoeN 2'108 0'88 98986 Oxserell vor 6194 re 908 2919 1472 0'06901 F00Tg 8082 EF10R] 679 ESC6F "MONSNY 956 97261 8'968 L8Ie g’8l8 19 &7 6E9TT 60 »'99 T’g862 S'FPII 6968 7’98E6 1'69 B'SIEs “zyuarg 6921 (1l’25h GIehT g’e6G S’EsE 9 64 64 EG9IT 9°T 66 0'3489 72981 88C5 88668 g'28 76861 ‘7909804 "ua9ZurFodurd UOYOSIMZUT IST ZIMISUT I) NZ ALIQEONMZ IQ (1 E69T 8’84eo 0'688 6.097 Leer v@ 808 1'6996 07 266 170101 698% 9'098 2’I8CO1 8'981 6.197 "uRI9q01 g'g2T G’8208 T’8ST l'6PF 8'668 90 G66 Galle X 668 s IEFTI Tre g'gEel 76150] g’FsIL 7.1699 P'zaT E'q4 8'898 GC TIHT g’9081 G'2E6T 869 S'T6r 206 TEST IT 8% gcT 677 g'98E5 G'FIIG ) L6LT VE 2'0616 ETEZTl 0SIET 0'084 0'188 72021 PI60T1F'2T281 7607 |1’98 l'Lerr gelte SI Er 3 B vage Best 6001 uoqnazam,g SIE =D uoegLIgejJIoyonZ ınZ usqnapoyuny GI8lT Gccsr 66LLE uppgoNtey e'999 \SPFOT E'EHZI uaurdwf ELSE WI [808 wog M (wege vIorA) Es BTL W'0EG UOUuyoqLONIY (snjoasegg) 89 66 07 uauyogasrodg 87 c0 g'gL uasuIT e'808 F'C6E91T F'809T uosqıy vT go 97 steW 0'049 E'8EET 8'764 u9ZIOMyong ETIEI9 21106196028 d0JeH Eyes GE6T TOER 98194) sreE 8'I76 |2’260T a -I9WUWIOg 1'I8IE1T1GBTT ES EREST -I94UILM 608 SFT |T'6G -19uUWOg 0'0ge LITE Fachz "2PMN -ogura Eb| 5 ee "2: |E uOJ.IEJUONAZ :yarzogsdungeysny WI uaıepor YIIEJs9q g,gI usıeMm sy 134 Es waren 1878 bestellt Hectaren im Aushebungsbezirk : Summe = Sr, leg Be: ee : = ei . | der Ha für Fruchtarten. a 3 Esıl E 5 = = 8 = = = 5 |die einzelnen SS | El a ee le ee Möhren 248 269 129 175 171 102 4347 607° 1722, 469726,6 80,2 288,1 (Daucus Carota) Weisse Rüben 251 15,3 5,0 1,0 17 0,1 09 1621 13 3,0 3,6 0,7 52 (Brassica Rapa) Kohlrüben 583 120 268 All 192 9,6 80 402 295 32,5 134 28,4 266,7 (Brassica Napus) Winter- en 977,2 376,9 7,5 298,4 1405,8| 2712,1] 382,5) 108,0 103,4 923,31 1818,8| 18349) 10948,7 vapS Sommer. j} E— — —_ — _ = — = = = 79 2,5 10,4 (Br. Napus) [? Rapa] Dotter = 34 — 105) 1233 el er 2 164,8 (Camelina sativa) Flachs 189,9) 3094) 289,8] 335,0 186,11 224,9) 254,9] 155,7) 173,8] 280,8) 309,7| 324,8 3037,7 Tabak == = 02er = 3 = 0,2 05 — = Om 10,5 Cichorien 0,6 1,8 6,2 Dal 2 == ze? — 02 ° — > 0,2 9,3 Klee 5292,4 6244,2| 2451,8| 7624,51 7396,2| 8360,2| 8583,4| 6100,4| 6857,0| 9508,3| 7736,2| 8980,01 85134,8 Luzerne 1,4 2,7 0,3 46 1783 1,6 26 64 12 224 83 16,6 86,1 Esparsette Fr = 03 == u = 14 05 — 22) 33,5 37,9 Seradella 681] 77,7 571 3862) 886 130) 803 84 499 2831| 10,0 291,0 1103,9 Spörgel 30 al zes A al = 08 128 100 2a 79 28 112,8 (Spergula arvensis) 135 Wiesen gab es 103800 Ha, Weide incl. Heide 68417 Ha, das giebt mit der Ackerweide zusammen rund 260800 Ha Heide und Grasland. Die Forsten be- deekten etwa 160000 Ha. Ueber die Verteilung der Waldarten siehe die Tabelle auf S. 131. Auf Mecklenburg-Strelitz kommen in demselben Jahre etwa 150000 Ha Ackerland, 20000 Ha Wiesen und Weiden, 120000 Ha Forsten. Als Gemüse-, Obst- und Gewürzpflanzen zählt Boll 1860!) auf: Kohl, weisse Rüben (Brassica Rapa L.), Kohlrabi (B. oleracea L., K. über der Erde und B. Napus L., K. unter der Erde, Wrucke), Merrettich, Rettich, Radies, Saubohne (Vieia Faba L.), Erbse, Bohne (Phaseolus communis L.), Kürbis, Gurke, Portulak, Sellerie, Petersilie, Kümmel, Pa- stinake, Kerbelrübe, Mohrrrübe, Schwarzwurz (Scorzo- nera hispanica L.), Cichorie, Salat, Erdapfel (Helianthus tuberosus L.), Kartoffel, Runkelrübe, Spinat, Sauerampfer, Spargel; Dill, Majoran, Pfefferkraut (Satureja hortensis L.), Thymian, Knoblauch (Allium sativum L.), Porree (Allium Porrum L.), Schnittlauch (Allium Schoenoprasum L.), Zwiebel (Allium Cepa L.); Hopfen, Mais, Hirse; Weinstock, Pfirsich, Aprikose, diese drei nur an geschützten Orten, Pflaume (Prunus domestica L.), Kreke (P. institia L.), Vogelkirsche (P. avium L.), Kirsche (P. Cerasus L.), Apfel, Birne, Mispel (selten), Walnuss, Haselnuss, Him- _ beere, Erdbeere, Stachelbeere, Johannisbeere (Ribes ru- brum L., selten R. nigrum L.). Verfasser vermisst in diesem Register viele Bekannte, besonders unter Salat- und Suppenkräutern: Endivien, Kresse, Rapünzel (Vale- rianella olitoria Mnch.), Rhabarber, Neuseeländ. Spinat (Tetragonia expansa), Schallotte (Allium ascalonicum L.), Raute, Salvei, Borago, Esdragon (Artemisia Dracunculus L.), Trippmadam (Sedun reflexum L.), Kerbel. Die durch den Menschen in ihrer Verbreitung beeinflussten Arten. Nachdem im Vorigen die Haupteulturpflanzen nam- haft gemacht sind, die Zeit ihrer Einführung und ihre ı) Fl. S. 113, 136 Ausbreitung angegeben ist, sollen im Folgenden die wichtigsten der Cultur entschlüpften und zufällig einge- schleppten Arten behandelt werden. Wir besitzen ein Register dieser Pflanzen für die Schweriner Flora von Brockmüllert), welches insofern eine Lücke in der flori- stischen Literatur ausfüllt, als die noch nicht eingebür- gerten Zuwächse der Flora bis dahin wenig berücksich- tigt waren. Unter den als eingebürgert genannten Arten befinden sich aber viele, deren Einführung durch den Menschen durchaus nicht wahrscheinlich ist. Die hierher gehörenden Pflanzen können von ver- schiedenen Gesichtspunkten aus gruppirt werden: nach ihrem Standort, der Art ihrer Einführung, ihrer Hei- mat und dem Grade ihrer Anpassung an die Verhält- nisse unseres Gebiets. Nach dem Standort unterscheidet man 1) die Unkräuter der Aecker und Gärten, 2) die Ruderalpflanzen der Wege, Zäune, Dörfer und Städte.?) Nach der Art der Einführung sondern sich die in Rede stehenden Arten in verwilderte Culturpflanzen, mit Cultur- pflanzen eingeführte Unkräuter und durch Verkehr ver- schleppte Arten der Ballaststellen, Bahnhöfe, Fabriken ete. Der Heimat nach sind einheimische und fremde Arten zu unterscheiden, letztere hauptsächlich aus Asien und Südeuropa, seltener aus Amerika stammend. Der An- passung nach sind eingebürgerte Arten, d. h. solche, die an ihrem Standort den Eindruck einer wilden Pflanze machen, von unbeständigen zu trennen. Manche Gruppen bleiben bei jeder Einteilung zusammen: Tremse, Raden und Mohn sind Ackerunkräuter asiatischer Abstammung, die vom Menschen alljährlich mit dem Getreide wieder ausgesäet werden, sich ohne dies nicht halten könnten. Die accessorische Waldflora besteht meist aus einhei- mischen Arten. Im folgenden sollen die durch Cultur weiter ausgebreiteten einheimischen Arten in erster Linie berücksichtigt werden, darnach die fremdeingeführten S 1) ul Verwilderte Pflanzen b. Schwerin, Archiv Ss4sSs,1ıf. | 2) Ascherson, cit. b. Büttner a. a. O, 8. 6, 137 nach der Art ihrer Einführung als Culturpflanzen, Un- kräuter, Ruderal- und Wegpflanzen. Zum Schluss be- sprechen wir die ausgerotteten oder in ihrer Verbreitung beschränkten Arten. 1. Durch Cultur weiter ausgebreitete ein- heimische Pflanzen. Viel heimische Gewächse sind früher und werden noch heute als Nutz- und Zierpflanzen gebaut. Dahin gehören: 1. Anemone nemorosa L. Auf den Wiesen bei Karls- hof bei Rostock mit Corydallis cava Schwgg., Ga- lanthus nivalis L., Leucoium vernum L., Ornithoga- lum umbellatum L., Narcissus Pseudo-Nareissus L. und Arum maculatum L. Diese Wiesen waren früher Garten-, zum Theil Hopfenland. . Cochlearia Armoracia L. Stromtalpflanze!), z. B. am Eldeufer bei Grabow häufig, am Breitling, bei Güstrow bei der Gleviner Burg und an mehreren anderen Stellen; ausserdem oft verwildert, so dass die ursprüng- liche Verbreitung schwer nachweisbar ist. . Corydallis cava Schwgg. Wild am häufigsten um Rostock, fehlt aber nur in der Heideebene und im sandigen südöstlichen Gebiet; wurde früher als Heilpflanze gebaut, daher an Zäunen verwildert. An den Schweriner Standorten hält Brockmüller sie eben- falls für verwildert. Auf dem Burgwall bei Feldhusen- . Viola odorata L. Scheint an einigen Orten wild vor- zukommen, z. B. bei Bützow. Verwildert ist sie häufig auf Rasenplätzen in Gärten und Anlagen, ferner in Dörfern und an Chausseen, auch auf einigen wendischen Burgstellen. . Viola tricolor L. Die Stiefmütterchen der Gärten sind z. Th. Formen dieser, z. Th. anderer Arten, z. Th. Bastarde. Verwilderte Exemplare sind noch durch viele Generationen kenntlich an dunkel gefärbten Blüten, äeischigen, oft aufrechten Stengeln und langen, leierförmigen Endabschnitten der Nebenblätter. E86 Spergula arvensis L. Sandpflanze, als Spörgel gebaut. 1) Loew. a. a. O. 138 7. Anthyllis Vulneraria L. In neuester Zeit zuweilen 10. 11. massenhaft unter gebautem Klee und von den Feldern aus an den Böschungen der Wege verwildert. . . Trifolium repens L. Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts durch Anbau weiter ausgebreitet. . T. pratense L. Wie voriges. Dass der Klee als Culturpflanze von auswärts eingeführt wurde, ist kein Beweis dafür, dass er nicht heimisch ist, wie Boll und Brockmüller meinen. Wurde doch die Krons- beere!) seit 1795 über See nach Rostock eingeführt, bis 1815 der Oberförster Niemann in Born auf dem Darss die Rostocker darauf aufmerksam machte, dass diese Frucht in ihrer Heide wachse. Dafür dass Trif. pratense heimisch ist, spricht das Vorkommen des T. maritimum auf der Nehrung des Breitlings. T. hybridum L. Diese Art ist vor ihrer Verbreitung durch Kultur jedenfalls selten gewesen, wird jedoch von Timm schon 1788, als der Anbau der vorer- wähnten Arten auch. noch neu war, neben diesen als wilde Pflanze aufgezählt. Prunus avium L. Für das Indigenat der Süsskirsche spricht am meisten ihr Name: Wesselbeere, Twiessel, Weichsel. An vielen Standorten ist der Baum aber gewiss nur verwildert. Obwol die Sauerkirsche viel mehr gezogen wird, lıat die Süsskirsche mehr Chance verschleppt zu werden, denn ihre Früchte werden von der Jugend denen der ersteren vorgezogen, ausserdem sind sie an den Chausseen, wo man sie häufig pflanzt, leichter zugänglich, als die sauren in den Gärten. Dass die Kerne mitverschluckt und regelrecht in die Büsche und Wälder ver- schleppt werden, dafür findet man oft die deutlichsten Beweisobjecte. Die Weichsel wächst vorwiegend als Unterholz und mag früher häufiger gewesen sein. Im Revier Schulenburg bei Ribnitz kommen wilde Kirschbäume in einiger Menge vor.?) 1!) Boll, Flora S. 35 und 111 ff. 2) Statist. d. Cameralforst, 12. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 139 Fragaria elatior Ehrh. An Waldrändern, besonders auf Kalkboden heimisch, verschleppt in Chaussee- gräben, z. B. bei Rostock am Weg nach Rickdahl vor dem Mühlenthor. Bei Schwerin nach Brock- müller immer nur einzeln verschleppt, nicht wild. . Pirus Malus L. Verwilderte Apfelbäume finden sich z.B. am Wall zu Rostock. Sie sind an ihren grösseren Früchten von echten Wildlingen zu unter- scheiden. In der Rostocker Heide (Fesselbrandweg) hat man einen Holzapfel gepfropft. P. communis L. Ebenfalls zuweilen verwildert. P. aucuparia Gaertn. Durch abfallende Beeren der Dohnenstiege und sonst verschleppt. Hedera Helix L. An alten Mauern, auf Kirchhöfen, am Rostocker Wall. Petasites offieinalis Mnch. Als Zierpflanze im Holz am Heiligen Damm mit Telekia speciosa Baumg. und Carex pendula Huds. verwildert. Die Anpflan- zungen in diesem Wald datiren etwa von 1874. Artemisa Absinthium L. In der Küstenzone scheint sie heimisch zu sein, sonst in Dörfern verwildert. Vinea minor L. In Wäldern zerstreut. In Gärten und Anlagen verwildert, massenhaft am Wall zu Rostock. Atropa Belladonna L. Nur an der Südgrenze des Gebiets einheimisch und in Dörfern verwildert. Bei Schwerin anscheinend aus dem Schlossgarten ver- wildert. Verbascum Thapsus L. Auf Sandboden im südlichen und südöstlichen Gebiet heimisch, auch bei Ratze- burg und Dassow? Bei Warnemünde und in Müritz verwildert. Primula officinalis Jacg. Im nördlichen und nord- westlichen Gebiet ursprünglich seltener als P. elatior Jacq. Auf den Burgstellen der Wenden häufig. 140 23. Hippopha& rhamnoides L. An der Küste stellenweis heimisch,!) an anderen Orten ursprünglich angepflanzt. An der Stolteraa bei Warnemünde ist sie erst nach 1877 gepflanzt und so schnell verwildert, dass sie 1882 schon für wild gehalten wurde Auch in An- lagen undan Wegen im Binnenland mehrfach einge- bürgert. 24. Populus nigra L. Neben der canadischen P. moni- lifera Ait. als Chausseebaum häufig gepflanzt, wird jetzt wieder ausgerottet. Wild nicht häufig. 25 — 27. Salix fragilis L., S. alba L., S. viminalis L. nebst anderen z. Th. fremden Arten und Bastarden an Wegen und Ufern häufig gepflanzt und halb ver- wildert. 28. Galanthus nivalis L. Soll bei Neu-Brandenburg wild vorkommen. Verwildert in Gärten, auf Friedhöfen und auf Wiesen bei Rostock und Schwerin. 29. Arum maculatum L. Einheimisch im nordwestlichen Gebiet bei Ratzeburg und Rehna bis Lübsdorf am Schweriner See. Früher als offieinelle Pflanze ge- zogen und verwildert bei Ludwigslust, Rostock und Malchin. Ausser diesen werden noch viele andere einheimische Pflanzen cultivirt, wie: Prunus spinosa L., P. insititia L., P. Padus L., Rubus idaeus L., Crataegus oxyacantha L., Sedum reflexum L., Ribes rubrum L., R. nigrum L., Apium graveolens L., Chaerophyllum bulbosum L., Viburnum Opulus L., Lonicera Periclymenum L., Bellis perennis L., Primula elatior Jaeq., P. acaulis Jacq., Ulmus campestris L., U. effusa Willd., Fagus silvatica L., Quercus Robur L., Betula verrucosa Ehrh., Corylus Avellana L. u. s. w. Vielleicht sind auch Rosa pomifera Herm., Ribes (Grossu- laria) uva crispa L., Humulus Lupulus L., Daucus Carota L. u. a. heimisch. Andre heimische Arten sind dadurch ausgebreitet, dass ihre abgehauenen Zweige als Faschinen zur Wege- besserung gebraucht wurden. So findet man in der 1) Griewank, Archiv 36 $. 161 und 37 8. 176. 14] Rostocker Heide an manchen Wegen Rubus fissus Lindl. sehr verbreitet, bei Bützow gelangte Rubus plicatus WhN. foliis laciniatis nach Zerstörung seines ursprünglichen Standorts an einen anderen.!) Wenn man die Rosen der Caninagruppe studirt, so findet man oft, dass eine seltene Form an diesem oder jenem Landweg sehr häufig ist. Ueber die Sträucher auf Hünengräbern, sowie über die Begünstigung der perennirenden Wiesengräser, der Heide, der Kiefer durch den Menschen ist oben schon gesprochen. Die einheimischen Ackerunkräuter und Ruderal- pflanzen fanden vor der Ansiedelung des Menschen nicht so viele ihnen zusagende Standorte wie später; sie sind indirect durch die Cultur verbreitet: z. B. Lamium album L., Galeopsis tetrahit L., Carduus cerispus L., Taraxacum officinale Web., Urtica dioeca L., Atriplex hastatum L., Tritieum repens L., Equisetum arvense L., Plantago lan- ceolata L., P. major L., Sanguisorba minor Scop. (unter Esparsette ?) u. s. w. Auf angesäten Rasenplätzen finden sich hin und wieder Arten, die in der Localflora des Ortes nicht wild vorkommen, so Galium verum L. bei Güstrow, Bützow und Feldberg, Euphorbia Cyparissias L. bei Güstrow, Plantago media L. bei Rostock, Geranium dissectum L. in Güstrow und Ratzeburg. Letztgenannte Art ist auch in Rostock häufig auf Rasen, kommt aber hier auch auf Aeckern und in der Heide vor. In letzter Zeit findet sich häufig auch Silene inflata Sm. auf Rasen und unter Klee. Besonderer Erwähnung wert erscheint uns noch die accessorische Waldflora. Wir sind gewöhnt, die Pflanzen, die wir im Walde finden, vor allen anderen als solche anzusehen, die sich an ihrem natürlichen Stand- ort befinden, den sie ohne menschliche Hülfe oceupirt haben. Aber der Wald hat seine Unkräuter so gut wie der Acker. Uns sind in Mecklenburg fremde Unkräuter 1) Rubi rostochienses a, a. O. 8, 187. 2) Diese Art ist als Unkraut von auswärts eingeführt, war aber daneben schon einheimisch., So mag es früher auch mit anderen gegangen sein. In solchen Fällen ist die Frage des Indi- genats schwer zu lösen. 142 nicht bekannt, die mit den Waldbäumen eingeführt wären, ausgenommen deren Schmarotzerpilze. Auf den dänischen Inseln ist Goodyera repens RBr. mit Nadelholz neuerlich eingeführt. Als Beispiele für die Verschleppung von Waldunkräutern wählen wir die neuangelegten Anlagen bei Rostock. Die Bäume der in den 60er Jahren ange- legten Barnstorfer Anlagen sind grösstenteils aus der Rostocker Heide dorthin verpflanzt. Sehr bald traten hier Waldpflanzen auf, die in den unmittelbar benach- barten Tannen fehlen und offenbar aus der Heide ver- schleppt sind: Rubus fissus Lindl., R. suberectus Anders., R.saxatilis L., Lonicera Perielymenum L., Vaceinium Myr- tillus L. (einzeln und unbeständig), Epipactis latifolia AN., Pteris aquilina L.!) Einige Arten sind auch anders- woher eingeschleppt, so Euphorbia Cyparissias L., die bei Rostock nur an einer beschränkten Stelle dieser An- lagen seit 1876 beobachtet wird, und Rubus idaeus sep- tennatus. Dagegen fehlen den Anlagen diein den Tannen vorkommenden Arten: . Rubus obotriticus EHLK. R. Sprengelii Wh., R. pyramidalis Kaltenb., R. Muenteri Marss., Pirola uniflora L., P. minor L., Arnica montana L. ete. Auch in die Warnemünder Anlagen ist Pteris aquilina L. von der Heide her eingeschlepp. Am Rande einer jungen Kiefernpflanzung bei Friedrichshöh fanden sich 1876 Tunica prolifera Scop., Medicago falcata L. und Geranium columbinum L. Ursprünglich eingebür- gerte Arten werden in derselben Weise später von einer Pflanzung in die andere verschleppt, wie z. B. Rudbeckia hirta L. bei Hohen Schwarfs und Dummersdorf. 2. Von auswärts eingeführte Arten. Ver- wilderte Culturpflanzen des Gebiets sind: Eranthis hiemalis Salisb., Helleborus viridis L., H. foetidus L., Nigella damascena L., Berberis vulgaris L., Epimedium alpinum L., Brassica Rapa L., B. nigra Koch, Hesperis matronalis L., Sinapis alba L. (zugleich Unkraut), Came- lina sativa Crntz. (zugleich Unkraut), Reseda luteola L., !) Ledum palustre L. und Myrica Gale L. sind angepflanzt. 143 Coronaria tomentosa A. Br., Saponaria offieinalis L., Silene Armeria L., Malva mauritiana L., Geranium phaeum L, Erodium moschatum L’Her., Cytisus nigricans L., C. ca- pitatus Jacq., Ornithopus sativus Broter., Medicago sativa L., Galega offieinalis L., Robinia Pseudacacia L., Spiraea salicifolia L., Potentilla recta L., Rosa cinnamomea L., Oenothera biennis L., Sedum hybridum L., Levisticum offieinale Koch, Anthriscus Cerefolium Hffm., Anethum graveolens L., Myrrhis odorata Scp., Sambucus Ebulus L., Aster Novi belgii L., Eurybia macrophylla Cass., Galin- soga parviflora Cav.,!) Rudbeckia laciniata L., Helianthus tuberosus L., Matricaria Chamomilla L., Chrysanthemum Parthenium Bernh., Calendula offieinalis L., Echinops sphaerocephalus L., Silybum marianum Grtn., Telekia speciosa Baumg.,?) Ligustrum vulgare L., Collomia grandi- flora Dougl., Omphalodes verna Mnch., Borago officinalis L., Nicandra physaloides Grtn., Lycium barbarum L., Hyoscyamus niger L., Datura Stramonium L., Digitalis purpurea L.,’) Linaria Cymbalaria Mill., Elsshozia Patrini Gceke., Nepeta CatariaL., Verbena officinalis L., Atriplex hortense L., Aristolochia Clematitis L., Cannabis sativa 1) Seit 1852 zu Wandrun bei Schwerin verwildert und als Unkraut in allen Gärten jetzt sehr häufig bei Schwerin. War in der Plantage und bei der Villa Gustava zu Ludwigslust schon 1852 unvertilgbar, kam aber damals noch nicht bei Grabow vor; hier wird sie erst 1872 an der Chaussee nach Warnow erwähnt. In Neustrelitz kannte Boll sie schon 1364, 1870 nennt Kräpelin sie daselbst noch ein »seltenes Unkraut». Bei Neubrandenburg wurde sie 1864 ebenfalls zuerst bemerkt,-in demselben Jahr zu Roggen- dorf bei Gadebusch und 1865 bei Güstrow auf dem Weinberg. Bei Rostock ist sie auch schon 1864 bemerkt, war 1876 daselbst noch selten; sie kam hin und wieder in Dorfgärten (so auch schon in Hinrichshagen in der Heide) und den Vorstädten vor. Seit 1879 ist sie hier überall gemein in Gemüsegärten, unter Hackfrüchten und auf Brachen in der Nähe der Ortschaften, auch schon in Müritz seit einigen Jahren. Auch in Mirow war sie 1871 schon. Die Pflanze ist anscheinend in Mecklenburg an vielen Orten culti- virt nnd verwildert, nicht von einer Centralstelle ausgegangen, wie in der Mark vom botanischen Garten zu Berlin (Büttner $. 39). 2) Diese Art nebst Carex pendula Huds. sind am Heil, Damm offenbar zu dem Zweck angepflanzt, dass sie verwildern und „die Flora verbessern‘ sollten, %) Angesät in der Darnow b. Bützow. (Arndt, Verzeichn.) L., Alnus incana DC.,!) Elodea canadensis Rich. et Mchx.,?) Acorus Calamus L., Nareissus Pseudo- Nareissus L., N. poeticus L.,’) Leucoium vernum L., Tulipa silvestris L., Ornithogalum nutans L., ©. Boucheanum Aschs., 0. um- bellatum L., Muscari botryoides Mill., Carex pendula Huds., Panicum sanguinale L., Phalaris canariensis L., Panicum miliaceum L., Lolium italicum ABr., Picea excelsa Lk. und viele andere. Als Unkräuter sind mit Culturpflanzen ein- geschleppt: mit Getreide: Ranunculus arvensis L., Delphinium consolida L., Papaver Argemone L., P. Rhoeas L., P. dubium L., Erysimum cheiranthoides L., Sinapis arvensis L., Cerastium arvense L., Falcaria vulgaris Bernh., Sherardia arvensis L., Knautia arvensis Coult., Anthemis arvensis L., A. cotula L., Cirsium arvense Scp., Chrysan- themum segetum L., Centaurea Cyanus L., Sonchus ar- vensis L., S. asper All., S. oleraceus L.. Anchusa arvensis M.B., A. offieinalis L., Echium vulgare L., Lithosper- mum arvense L., Linaria vulgaris Mill., L. Elatine Mill.) Stachys arvensis L, Anagallis arvensis L., Apera spica venti P.B., Bromus secalinus L., B. arvensis L., Lolium temulentum L. ete.; mit Klee: Barbaraea vulgaris R Br.,?) B. arcuata Rehb.,’) Alyssum calycinum L.,°) Berteroa in- 1) Die acclimatisirten Waldbäume, wie obige Eller, die Fichte und Akazie rechne ich zu den verwilderten Oulturpfianzen; Fichte und le Plans sich in unsern Wäldern durch Samen fort, )S. 0. 8. 47, 3) Bei Neu-Brandenburg wurde auch ein Bastard N. Pseudo- nareissus X poeticus gefunden, Verhandl. d. bot. Ver. f, d. Pr. Brandenbg. 20. Sitzungsber, S. 45. 4) 1878 wurde sie von Fisch und dem Verfasser in grosser Menge auf den Aeckern zwischen Purkshof und der Rostocker Heide gefunden, während sie bei Rostock früher nicht vorkam. 5) Vielleicht sind diese beiden Formen an einigen Stellen einheimisch, Ihre jetzige Verbreitung, die noch von Jahr zu Jahr zunimmt, haben sie erst durch den Kleebau erreicht. Die B. arcu- ata scheint mehr im nordwestlichen Gebiet verbreitet zu sein, 6) Fehlte in Mecklenburg-Strelitz noch 1819, war dort 1828 gefunden und 1860 schon häufig. In Meckl.-Schwerin war es 1828 nur bei Boizenburg und Remplin bekannt, fehlte u. a, bei Rostock, Hier war es i878 schon verbreitet und verbreitet sich noch immer mehr. Bei Schwerin kannte man 1845 nur 2 Standorte, jetzt ist die Pflanze dort häufig. Bei Ludwigslust fehlt sie noch 1853, Auch auf dem Klützerort ist die Pflanze erst neuerdings häufiger geworden, a) cana DC.,!) Cuscuta Trifolii Bab.; mit Buchweizen: Polygonum tataricum L.; mit Lein: Camelina sativa Crtz., C. dentata Pers., Lepidium sativum L., Neslea panniceu- lata Desv., Cuscuta Epilinum Wh., Lolium remotum Schrnk.; mit Luzerne: Centaurea Calcitrapa L., C. sol- stitialis L., Helminthia echioides Grtn., sämmtlich unbe- ständig; mit Hanf: Orobanche ramosa L.; mit Sera- della: Silene gallica L., S. hirsutaLag.; mit Esparsette: Silene gallica L., S. tartarica Pers.; mit Grassamen: Sherardia arvensis L., Sisyrinchium anceps L.; mit Gartenpflanzen: Fumaria capreolata L., F. offieinalis L., Oxalis strieta L., ©. cornieulata L, Aethusa Cynapium L., Campanula rapunculoides L., Tithymalus helioscopius Scop., T. Peplus Gaertn., Mercurialis annua L. u. s. w. Von anderweitigen Verschleppungen von Pflan- zen sind nur die durch Schiffsverkehr vermittelten in nennenswerter Anzahl bekannt geworden. Bei Warne- münde und Rostock sind gefunden: Fumaria micrantha Lag., Diplotaxis tenuifolia DC., D. muralis DC., Lepidium latifolium L., Coronopus didymus Sm., Bunias orientalis L., Reseda lutea L., Medicago arabica All., Carduus pyc- nocephalus Jacq., Helminthia echioides Grtn., Lappula Myosotis Mnch., Festuca procumbens Kth., Hordeum ma- ritimum L. Die meisten sind schnell wieder verschwunden, Fumaria mierantha Lag. ist 1847 und wieder 1880 ge- funden; wirklich eingebürgert ist nur Diplotaxis tenuifolia DC. Sie kommt seit 1793 bei Warnemünde vor und ist dort jetzt sehr häufig. Dass sie auf dem Landwege ein- gewandert sei, ist ein Irrtum.?) 1) In derselben Weise verbreitet wie vorige, war aber 1777 in Meck].-Strelitz schon gefunden (hier heimisch ?), fehlte bei Schwe- rin noch 1845, wo sie jetzt häufig ist, an einigen Standorten giebt Brockmüller direct an, dass sie unter Klee auftrete. Bei Fürsten- berg fehlte sie noch 1865, bei Rostock hat sie erst in den letzten Jahren sich mehr verbreitet, sie kommt hier, wie bei Grabow, Ludwigslust, Roebel und Feldberg fast allein an den Böschungen der Wege vor. S 2) von Sass im Correspondenzblatt d. naturforsch. Ver. z. Riga 11, 1859 8.122, eit. b. Ackermann, phys. Geogr. S. 374 u. 376. 146 3. Ausgerottete und selten gewordene Arten. Der Platz, den die durch den Menschen ver- breiteten Arten einnehmen, ist natürlich anderen ent- zogen. In demselben Umfange, wie erstere an Zahl der Individuen zunehmen, müssen andere seltener werden und verschwinden. Die Zahl der ausgerotteten Arten ist bei weitem nicht so gross, als die der eingeführten. Manche Pflanzen behaupten sich lange an einzelnen Standorten, und oft, wenn man eine Art schon für verschwunden hält, wird sie plötzlich an dem alten oder einem neuen Standort wieder aufgefunden. Wirklich ausgerottet zu sein scheint Alisma parnassifolium L. Aus der Flora von Rostock sind folgende einheimische Arten zur Zeit als verschwunden anzusehen: Malva Dethardingii Lk., Obione portulacoides Mogq., Atriplex Babingtonii Woods., Echinopsilon hirsutus Mog., Festuca Brinkmannii ABr., Aspidium aculeatum Sw. Seltener geworden sind durch das Beschränken der Wälder und Sümpfe viele Wald- und Sumpfpflanzen, durch das Mähen der Wiesen deren einjährige Arten, durch die Weidenpflanzungen in den Dünen die Dünen- gräser, durch die Ausbreitung der Wasserpest die Pota- mogetonarten und andere Wasserpflanzen, durch das Durch- forsten der Wälder das Unterholz (Pirus torminalis Grtn., Tilia ulmifolia Scop.), durch fortschreitende Bodeneultur Prunus spinosaL. und andre an Wegen wachsendeSträucher, durch Anpflanzen von Nadelholz die Eiche u. s. w. Die wenigen Kräuter, die in unsere Herbarien wandern, kommen dabei kaum in Betracht. VI. Beitrae zur Geoloeie Mecklenhures, Von F. E. Geinitz-Rostock. Mit 2 Karten, A. Die Bildung des Warnowthales von Schwaan bis Warnemünde und Erklärung des mecklenburgischen Küstenverlaufes; ein Beispiel der Entstehung der Fluss- läufe und Haffmündungen im norddeutschen Tiefland. Jede Landkarte, im grossen wie im kleinsten Maas- stab ausgeführt, zeigt bei Rostock die auffällige Erweite- rung des Warnowflusses, die in den Geographiebüchern als „haffartige Flussmündung, Mündungstrichter, Meer- busen“ und ähnlich bezeichnet wird und die auch der alten Wendenburg „Rostock“ ihren Namen gegeben hat!. Die Warnow, „Rabenfluss“, welche bis zur (wen- dischen) Burg und (deutschen) Stadt Rostock ein schmaler, von Wiesenebenen begleiteter Wasserlauf ist, breitet sich dicht unterhalb der Petribrücke, wo „Ober- und Unter- Warnow“ sich scheiden, plötzlich zur Breite eines grossen und langen Sees aus und wird auf 1!/, Meilen weit bis kurz vor der Mündung zu einem grossen Strom mit, in das alte Diluvialplateau erodirten Steilufern, welcher die Seeschiffe bis vor die Thore Rostocks trägt. Diese haffartige Flusserweiterung ist nicht etwa durch einen Einbruch des Meeres ent- standen, sondern ist, wie die folgende geologische Unter- suchung erweist, aufzufassen als der Ueberrest des alten Stromlaufes, der sich während des Ab- schlusses der Glacialzeit, der jungdiluvialen „Abschmelzperiode“, in das Diluvialplateau 1) rastokü, „Ort, wo Flüsse auseinandergehen, sich ausbreiten, Ort am Breitling.“ Vergl. Lisch, Jahrbücher f. meckl. Geschichte XXI 1856, S. 8 und Kühnel, ebenda XLYVI,. 1881. S. 122. 10 eingenagt hatund welcher in genau derselben Breite und Tiefe wie die heutige Unter- Warnow weit südlich bis über Bützow hin sich verfolgen lässt. Zum allgemeineren Verständniss der hier auszufüh- renden Beobachtungen seien ganz kurz die Verhältnisse angedeutet, die in Norddeutschland, speciell den baltischen Ländern, während und am Schluss der Eiszeit herrschten. Durch die Thätigkeit des gewaltigen und mächtigen Gletschers, der von Skandinavien her Norddeutschland nebst dem von der heutigen Ostsee eingenommenen Vor- land als Inlandeis überzog, wurde die damalige Ober- fläche — hauptsächlich aus Tertiär, Kreide oder z. Th. Jura bestehend — mit einer oft ungemein mächtigen Hülle von „Diluvialablagerungen“ beschüttet, nämlich im Wesentlichen Geschiebemergel, Sanden und Thonen, deren Gesteinsmaterial theils den nordischen Distrieten, theils dem vom Gletscher überschrittenen deutschen Boden entstammte. Naturgemäss ist hier nicht der Ort, auf all die mannichfachen Verhältnisse einzugehen, die hierbei in Betracht kommen. Das Gletschereis selbst störte viel- fach den von ihm bedeckten Untergrund, verstauchte und verstürzte, zertrümmerte und zernagte die Schichten, welche seinem vor- und seitwärts drängenden Druck nicht genügend Widerstand leisten konnten. Noch gewaltiger aber wirkte das Wasser, welches bei dem vielfachen Vor- und Rückwärtsschreiten (durch theilweises Abschmel- zen) des Gletschereises in grosser Fülle geliefert wurde und welches ja als ein steter und reichlich vorhandener Begleiter eines jeden Gletschers zu bezeichnen ist. Der Thätigkeit dieses in und unter dem Gletscher stets vor- handenen Wassers verdanken die meisten diluvialen Sande, Kiese und Thone als die natürlichen Aufschlämm- producte der Grundmoräne ihren Absatz; aber auch ein grosser Theil der sogenannten glacialen Erosion ist auf diese Schmelzwässer zurückzuführen. Als nun durch die allgemeinere Temperaturerhöhung der „Eiszeit“ ein all- mähliches Ende bereitet ward, d. h. der skandinavische Shen Gletscher sich nach Norden zurückzog dadurch, dass nach und nach seine südlichen Ränder immer weiter abschmolzen, auch gleichzeitig durch stärkere Oberflächen-Abschmel- zung der Gletscher in seiner gesammten Erstreekung dünner wurde, an Mächtigkeit verlor (was natürlich nicht mit einem Male geschah, sondern vermuthlich langsam und mit periodischen Unterbrechungen): da wurden natür- lich . die Abschmelzwässer ungemein vermehrt und es mussten alle Erosionserscheinungen in verstärktem Maasse eintreten: es wurde das ganze von dem schwindenden Eis bedeckte oder schon von ihm verlassene Territorium gewissermassen der verhältnissmässig plötz- lichen Einwirkung von Stromschnellen aus- gesetzt. Und dieser Thätigkeit der Abschmelz- wässer verdanken die alten Flussläufet), welche dem reinen Diluvialgebiet Nord- deutschlands angehören, ihren Ursprung so- wohlin ihrem Thalbeginn als in ihrem wei- teren Verlauf meist einschliesslich ihrer jetzigen, z. Th. eigenthümlich geformten Mündungsgebiete. Derselben Thätigkeit ist die Gestaltung der Oberfläche der norddeutschen Diluvialge- biete zuzuschreiben, welche als eine ungemein charak- teristische coupirte Landschäft, z. Th. als Morä- nenlandschaft zu bezeichnen, durch ihren raschen Wechsel von Hügel, Niederung und Thal oft sogar an Kuppengebirge älterer Formationen erinnert. Beide, die coupirte Landschaft und die Flussläufe mit ihren kurzen oder längeren Seitenthälern und De- pressionen, stehen genetisch in Zusammenhang und ver- leihen der norddeutschen Diluviallandschaft vor Allem ihr eigenthümliches Gepräge. Während die eigentlichen glacialen Absätze ein im Allgemeinen einheitliches Niveau der Ablagerungen geliefert 1!) und Seen, als Ueberreste dieser alten Ströme. 10* 150 haben, — naturgemäss nicht in einer horizontalen und ebenen Fläche, sondern mit mancherlei Höhendifferenzen, Stauungen, einzelnen Bergeserhebungen und allgemeiner Bodensenkung, entsprechend dem Relief des beschütteten Flötzgebirgsuntergrundes — so zwar, dass man von einem mehr oder weniger einheitlichen „Diluvialplateau“ reden kann; hat nun die oben erwähnte Erosion der „Abschmelzperiode“ in mannichfacher Form dieses Plateau verändert; die Absätze in diesen neugebildeten Partien sind die Gebilde des eigentlichen Alluviums!). Die Producte der erwähnten Erosion des Dilu- luvialplateaus sind die folgenden: 1. Sölle?): Besonders häufig im Gebiete des sog. Oberen Geschiebemergels, der Grundmoräne des sich zu- rückziehenden Gletschers, treten als eine für ganz Nord- deutschland charakteristische Oberflächenerscheinung in grösster Menge die meist kleinen, kreisrunden, trichter- förmigen und verschieden tiefen Löcher mit steilen Rändern auf, die Cisternenartig meist das ganze Jahr über bis an den Rand mit Wasser erfüllt sind, aber keinen natür- lichen Oberflächen-Zu- und Abfluss besitzen. Bei inten- siver Bodencultur kann man auf ein und derselben Feld- mark alle möglichen Formen der veränderten Sölle be- obachten: die ursprünglichen, die durch Gräben oder Drainage entwässerten und dann leicht vertorften, die mit Steinen ganz oder theilweise zugefüllten, die halb oder ganz zugepflügten u. s. w. Diese „Sölle“°) sind analog den „Riesentöpfen‘ Strudellöcher, welche das Schmelzwasser des Gletschers in dem Unter- srunde aufwühlte, theils noch unter dem Gletscher !) Die hier nicht in Betracht kommenden „praeglacialen“ Erosionen und Absätze können bei dieser Schilderung unberück- sichtigt bleiben. ?2) Ein Sol, Soll, heisst ein stehendes Gewässer von rund- lichem, mässigem Umfange und meistens beträchtlicher Tiefe, das keinen natürlichen Abfluss hat, meist mit etwas abschüssigem Ufer- rand. (Korresp, Blatt d. Ver. f. niederdeutsche Sprachforschung 1879. S, 46), 3) vergl, E. Geinitz, Beitr, z. Geol. Meckl. I. 1879. S. 54; II. 1880. S. 10; G. Berendt, Zeitschr. d. d. geol. Ges, 1880. S. 56. Br durch „Gletschermühlen“, durch das Wasser welches von der Oberfläche des Eises in Spalten herabstürzte, theils auf dem vom Eise eben befreiten Boden, durch strudelnde Wässer der „Abschmelzstromschnellen.“ 2) Isolirte Kesselseen und flachere Depres- sionen: Auf dieselbe Art wie die Sölle sind die tiefen Kessel und flachen Depressionen von grösserem Umfange und häufig nicht mehr kreisrunder Begrenzung: entstanden, welche ebenfalls häufig das Diluvialplateau unterbrechen. Alle möglichen Uebergänge verbinden sie der Form und Grösse nach mit den Söllen, wie auch ein Blick auf die Messtischblätter der neuen Generalstabskarte leicht lehrt. Bei ihrer Bildung war reichlicheres Wasser vorhanden, als bei Bildung der eigentlichen Strudellöcher, dasselbe concentrirte sich demgemäss nicht auf einen punktartigen Raum, sondern arbeitete einen grösseren Fleck aus. Man könnte hierbei zwei Formen unterscheiden: die Kessel, Kesselseen, mit meist steilen Rändern und beträchtlicher Tiefe, welche man oft erst bemerkt, wenn man dicht an ihr Ufer gelangt; und die flachen Bodendepressionen. Beide Formen haben indess ge- meinsamen Ursprung und zeigen Uebergänge in einander. Charakteristisch für Beide ist noch, dass sie ringsum abgeschlossen sind, keinen natürlichen Oberflächen- Zu- und Abfluss besitzen. Sie sind theils mit Wasser erfüllt und bilden Seen, Teiche und Sümpfe, theils ver- torft, isolirte Moos- oder Rasentorfmoore bildend, oder ganz trocken und ohne Alluvialbildungen im Diluvial- boden eingesenkt. — Gegenüber diesen beiden Formen der Bodenmodel- lirung, deren Producte isolirte Aufwühlungen sind, stehen diejenigen, welche dem Wasser einen sichtbaren Abfluss gewährten, die man im Allgemeinen als die alten Thalläufe bezeichnen kann, gleichviel ob sie jetzt noch von Wasser erfüllt sind, oder Alluvialbildungen als dessen Ueberreste führen, oder nur in der Bodencon- figuration sich noch verrathen. Man kann auch hier 152 einige Unterschiede machen, natürlich aber dabei auch Uebergänge beobachten: 3. Thaldepressionen: Die häufigste Form ist eine ganz flache, zuweilen auch deutlicher sich abhebende Einsenkung des Bodens, die sich als ein Seitenthal zu einem grösseren Thallauf erkennen lässt. Oft nur bei aufmerksamer Beobachtung in der Landschaft, oder auf den grossen Kartenblättern durch die rücklaufenden Höhencurven zu erkennen, sind diese Thaldepressio- nen meist nur im Diluvialboden eingesenkt, ohne wesent- liche Alluvialbildungen, und zeigen höchstens die als „Abschlämmmassen“ zu benennenden oberflächlichen Um- arbeitungsproducte der Diluvialabsätze. Selten behalten diese Thalniederungen in ihrem Verlaufe ihre gleichmässige Breite, sondern verengern sich oft zu der unter Num. 5 bezeichneten Erosionsform. Häufig liegen auch in ihren oberen Regionen reihenförmig hinter einander einige Sölle, doch so, dass die De- pression nicht als eigentlicher Abfluss derselben gelten kann. Sehr einleuchtend ist dieser Zusammenhang: Das Strudelwasser welches die Sölle aufarbeitete, war so reich- lich vorhanden, dass es gleichzeitig auf der Plateaufläche einen Abfluss über die Ränder der aufgearbeiteten Strudel- löcher hinweg suchen und sich so, der jeweiligen allge- meinen Neigung des Bodens folgend, eine breite flache Depression schaffen musste. Zur Bildung dieser Thaldepression bedurfte es nicht langer Zeit, sie entstanden gewissermassen auf einen einzigen Guss, durch ein einmaliges Ausschlämmen. Dem- gemäss sind sie auch so allgemein verbreitet und haben weiter auch keinen langdauernden Wasserlauf geführt, womit wiederum in Verbindung steht der Mangel an Alluvialbildungen; nur Gräben und Drainage benutzen jetzt noch ihren Weg zur künstlichen Entwässerung ent- fernter Gegenden. Aus dem nämlichen Grund findet sich auch häufig eine ganze Anzahl solcher unfertiger Thäler dicht neben einander, ohne je durch längere Erosions- wirkung in Verbindung getreten zu sein. ar Die Länge solcher Thaldepressionen ist meistens nicht sehr erheblich, doch lassen sich dieselben oft immer- hin auf einige Tausend Schritt verfolgen. Häufig zeigt eine solche Depression in ihrem Verlaufe nach einander abwechselnd Torf- und Moor-Ablagerungen, zwischen denen Theile der Depression liegen, welche dieser Ablage- rungen entbehren und nur im Diluvialboden eingewaschen erscheinen; die künstlichen Entwässerungen jener Torf- niederungen benutzen die Alluviallose Niederung. Die Torf- oder Moor-erfüllten Theile stellen Gebiete einer geringen Senkung oder auch Ausweitung im Thallauf dar, in denen später Wasser sich ansammeln und zur ' Vertorfung Anlass geben konnte; denken wir uns diese hinter einander liegenden Torfniederungen voll Wasser, so haben wir im Kleinen das Bild einiger grossen reihen- förmig geordneten Seen, welche die Reste einstiger Stromläufe im Diluvialgebiet darstellen. 4. Kurze Seitenkessel: Ohne weiteres erklärt sich die Bildung von ganz kurzen, oft nur amphitheatra- lisch oder kesselförmig gestalteten Seitenschluchten von Erosionsthälern, in welchen wegen der raschen Bildung nur „Abschlämmmassen“ zu finden sind, oder bei Stauung durch das Hauptthal auch Moorerde oder Torf. Gegen- wärtig sind solche Seitenkessel häufig Quellgebiete. 5. Erosionsthäler mit steileren Ufern: Waren an einer Stelle reichlichere und andauerndere Gewässer vorhanden, so bahnten sich dieselben einen Weg durch ein Erosionsthal, welches genau dieselben mannichfaltigen Erscheinungen zeigt, wie in den Mittel- gebirgsgegenden der älteren Formationen. Ohne auf all diese Verhältnisse hier näher einzugehen, sei doch noch auf das Ursprungsgebiet dieser grösseren und längeren Wasserläufe (jetzt Flüsse, Bäche oder auch nur Wiesen- thäler) hingewiesen. Wenn es zuweilen scheint, dass diese Thalläufe ihren Ursprung in grossen weiten Seen oder Moorniederungen haben, (von denen sie auch heut zum grössten Theil ihr Wasser erhalten), indem das hier einst aufgestaute Wasser sich einen Durchbruch ver- 154 schaffte, so ist doch das eigentliche Ursprungsgebiet, der geologische Anfang, fast stets in einem nach ober- halb gelegenen Thalkessel oder einer flachen Depression zu finden. Kessel von der oben unter 2 beschriebenen Form, aber im Wesentlichen eben durch ihren natürlichen Abfluss davon unterschieden, sind es allermeist, wohin der Ursprung solcher Thäler weist. Im Kleinen wie im Grossen lässt sich dies nachweisen; in der folgenden Localbeschreibung mögen einzelne Fälle angeführt werden. Dieser Thalbeginn, der sich durch einen auffallend kurzen Quellenlauf auszeichnet und dahin präeisirt werden kann, dass nach einem oder mehreren Thalkesseln mit folgendem sehr kurzen Erosionsthal nach wenig tausend Schrittder ganze Flusslaufin seiner fertigen Breite und Tiefe erscheint, ist für die Flüsse und Bäche, sowie deren Reste, die Seen, Mecklenburgs und wohl überhaupt des gesammten norddeutschen Diluvialgebietes charakteristisch und unter- scheidend von den Flusssystemen des Gebirgslandes. Ich muss mich vorläufig begnügen, als ein sehr klares Bei- spiel den Thalbeginn des grossen Stromlaufes der Peene anzuführen, dessen Reste der Malchiner und Cummerower See sind, dessen Thalbeginn in den Kesseln der Morä- nenlandschaft von Rehberg und Grubenhagen das Gesagte trefflich demonstrirt?). Ueber die Richtung der grossen und kleinen alten Wasserläuüfe, ihren ursprünglichen und gegenwär- tigen Lauf kann ich hier nicht näher eingehen; es sind dabei zwei Factoren bestimmend, die Gesammtneigung des Landes und, wie es die interessante Arbeit G. Be- rendt’s über Riesentöpfe in Norddeutschland?) nachweist, die Randbegrenzung des älteren Rückzugsgletschers. Da die Abschmelzwässer das Diluvialplateau an vielen Stellen gleichzeitig bearbeiteten, so mussten viele der unterschiedenen Bodendepressionen in nahe Nachbar- 1!) Analoge Verhältnisse erwähnt auch Keilhack von den isländischen Gletscherströmen. Jahrb. preuss, geol. L. Anst. 1883. S. 16%. 2) Zeitschr, d, deutsch, geol, Ges. 1880. S. 56. Taf. 7. en Ki 15: schaft zu liegen kommen. Dadurch konnten sich Wasser- scheiden der verschiedensten Art herausbilden. Durch spätere Ausdehnung der Niederungen nach rück- wärts ist die Möglichkeit gegeben, dass solche Wasser- scheiden vernichtet wurden und aus zwei früher entgegen- gesetzt gerichteten Wasserläufen ein einziger entstand. Vielfach sind diese Wasserscheiden jetzt künstlich von Gräben durchstochen, um isolirten höher gelegenen De- pressionen Abfluss zu verchaffen und so sind oft künst- lich die alten Wasserläufe wieder hergestellt, welche einst isolirte Kessel überfluthet haben mochten, oder andererseits zwei ursprünglich in entgegengesetzter Rich- tung abfallende Thalläufe zu einem einseitigen Abfluss umgeändert. — Die oben beschriebenen Bodenumformungen ent- stammen derjungdiluvialen oder postglaeialen Abschmelzperiode. Diegleichzeitig dabeiabgelagerten Gesteine sind die verschiedenartigen unter dem allge- meinen Namen der Abschlämmmassen zusammenfass- baren Producte der Umarbeitung des vorhandenen Dilu- viums. Wenn wir nun auch nicht annehmen dürfen, dass die- ses Abschmelzen des Eiszeitgletschers mit Einem Male plötz- lich vor sich ging, so haben wir doch im Wesentlichen die Zeitdauer dieses Ereignisses, geologisch gesprochen, als einesehrkurze anzusehen, und wir dürfen bei einer über- sichtlichen Darstellung sagen, dasdurchAbschmelzen des Diluvialgletschersinungeheuren Massen gelieferte Wasser verursachte bei seiner Be- wegung und seinem Abfluss gemäss derallge- meinen Bodenneigung (hier im Wesentlichen nach Norden gerichtet) in sehr kurzer Zeit alle diean- geführten Oberflächenumformungen. Aber eben so rasch, wie es gekommen, musste das Wasser bei zunehmender Trockenheit, d. h. Eisbefreiung, wieder versiechen. (Durch die nachfolgenden Zeiten der reichlichen, aus den nördlicheren, noch Gletscherbe- deckten Gegenden stammenden atmosphärischen Nieder- schläge wurde freilich wohl das Verschwinden des Wassers 156 gegenüber dem rascheren Auftreten etwas verlangsamt und dadurch eben die Bildung eines Theiles der unten erwähnten Alluvialabsätze, wie Torf u. s. w. begünstigt.) Bei dem allmählichen Verschwinden der Wässer wurden viele der isolirten Becken trocken gelegt, die Thalläufe ihres Wassers gänzlich oder theilweise beraubt und nur da wo das gegenwärtige (Quellensystem oder das zusammenfliessende Tagewasser genügen, ist in den alten, auf grossartigeren Wasserzufluss eingerichteten, Bo- dendepressionen noch ein Rest der früheren Verhältnisse vorhanden. Die natürliche Folge des Verschwindens des Wassers ist die Ausfüllung und das Zuwachsen der einst von ihm erfüllten Niederungen, die Bildung der eigentlichen Alluvialabsätze, wie Flusssand und Lehm, Wiesenkalk, Torf und Moorerde. Es würde zu weit führen, auch auf diese Verhältnisse näher einzugehen, bei der Localbeschreibung werden einige hierher gehörige Dinge näher angeführt. - Mit diesen Bildungen beginnt auch die heutige Thier- und Pflanzenwelt sich hier aus- zudehnen, wir finden in ihren Ablagerungen zahlreiche Reste wieder. Als Anklang an die Eiszeit werden die ersten Formen noch der herrschenden kälteren Tempe- ratur entsprechen, daher z. B. die isolirten von Torf aus- gefüllten Depressionen als eine reiche Fundstätte für die nordischen Pflanzen zu bezeichnen sind‘). Auch die Conchylien scheinen dem kälteren Klima zu ent- sprechen; zwar haben sich bis jetzt darunter noch keine echt „nordischen“ oder „glacialen“ Formen gefunden, doch deutet die oft zu beobachtende Kleinheit der Indi- viduen auf ein für die Entwickelung ungünstigeres Klima. An der Hand der obigen Bemerkungen wird nun das Verständniss der Verhältnisse in Natur oder auf der Karte ohne weiteres gegeben sein. Trägt man auf der Karte die Alluvialbildungen ein, so überblickt man mit einem Male das einstige Wassersystem; jedoch wird das 1) Vergl. die Untersuchungen von Nathorst und eine dem- nächst erscheinende Abhandlung des Verfassers. Su 157 Bild erst vollständig, wenn man auch die Alluvial-losen Bodendepressionen auf einer ausführlichen und genauen Karte mit betrachtet, wie es auf der neuen Generalstabs- karte (1 : 25000) sehr vorzüglich möglich ist. Auch die treffliche alte Schmettau’sche Karte giebt schon ein ganz gutes Bild. Der kleine Maassstab 1 : 100.000 der beifolgenden Karte kann natürlich nicht alles Detail zeigen, doch giebt er einen genügenden Ueberblick. Eine sehr gute Vorstellung der früheren Verhältnisse bekommt man, wenn man im Herbst von der Höhe herab die von Nebel erfüllten Niederungen überschaut und auf der andern Seite in ganz gleicher Höhe den Uferrand des Diluvialplateaus erblickt; man glaubt sich dabei durch die optische Täuschung in die alte Wasserreiche Zeit versetzt. Es sei nun gestattet, das Warnowthal mit seinen Seitenthälern im Einzelnen zu verfolgen. Zur Karte sei noclı bemerkt, dass darauf zur Erleichterung des Ueberblicks die Diluvialablagerungen des Plateaus einheitlich angegeben sind, ferner die Alluvialabsätze . einfach zusammengefasst wurden; daneben ist das Wasser mit weiss und die den Breitling gegen die See abschlies- sende Düne mit gelb bezeichnet. I. Das Hauptthal des Warnowflusses erstreckt sich von Schwaan bis Rostock auf die Länge von fast 20 Kilometer und von hier bis zur Erweiterung des Breitlings bei Grossen Klein auf 9 Kilometer und durch- läuft dann noch bis zur Mündung in Warnemünde weitere 3 Kilometer. Bedeutsam ist, dass auf der ganzen Länge von Schwaan bis Rostock das eigentliche, vom Wasserlauf und den benachbarten Torf- und Sand- wiesen eingenommene, in das Diluvialplateau eingesenkte, altalluviale Warnowthal, abgesehen von einigen Ausweitungen und localen Verengungen, ein und die- selbe Breite besitzt, nämlich 750 Meter, und dass dies genau dieselbe Breite ist, welche die Unterwarnowvon ihrerAusbreitung amPetri- thor in Rostock bis zum Breitling in dem fast allein von Wasser eingenommenen, mit höchst geringer Alluvialumrandung begleiteten, im Diluvialplateau ero- dirten Thallauf hat. Das Gefälle ist hierbei ein sehr geringes, (von der Südgrenze unserer Karte bis Rostock, d. i. auf die Länge von ca. 12 km. nur 1 Meter), die Tiefe des Wassers, durch Ausbaggern künstlich einiger- massen erhalten, sehr beträchtlich, nicht nur in der Unterwarnow, wo die Tiefe im eigentlichen Fahrwasser über 4 Meter beträgt, sondern auch in der bis Bützow für Dampfer befahrbaren Oberwarnow. (Bei Schwaan hat der Fluss ebenfalls noch ca. 16° —= 4 Meter Tiefe.) Man kann dieses Thal bis Rostock auch als ein tiefes, in das Diluvialplateau eingenagtes, jetzt zum grössten Theil von mächtigen Alluvialmassen erfülltes Thal bezeichnen, in welche sich der spärliche, nur etwa 50 Meter breite, mannichfach gewundene Wasserfaden einsenkt, als der von dem gegenwärtigen Quellen-System gespeisste Rest der ehemaligen grösseren Wassermenge- Ueber die genannten Alluvialmassen seien hier folgende Mittheilungen zur Orientirung gegeben: Das Thal ist ausgefüllt von Torf, welcher in wechselnder Mächtigkeit (im Maximum gewöhnlich 5—6 Meter) auf Moorerdez. Th. auch Wiesenkalk lagert, dessen Untergrund wiederum ein bläulicher, oben durch torfige Substanzen schwarz gefärbter feiner oder scharfer Flusssand ist. Nur local tritt Sand, z. B. bei Schwaan, in grösserer Ausdehnung als Haidesand-ähnlicher Thal- sand zur Oberfläche der Wiesenebenen. Entsprechend der allgemeinen Verbreitung des Torfes an der Oberfläche finden sich in den Warnow- wiesen fast an allen Ortschaften Torfstiche, die in Summa ein beträchtliches Material des Brennstoffes liefern. Eine nähere Untersuchung dieses Torfes durch Herrn Dr. J. Früh in Trogen!) (Rostocker Schleuse, Wahrstorf) liess denselben als Rasentorf bezeichnen. i) Herr Dr. J. Früh in Trogen, Appenzell, hatte die Güte eine grosse Anzahl der von mir gesammelten Torfproben aus dem hier untersuchten Territorium mikroskopisch zu untersuchen. Ich spreche ihm auch hier für diese freundliche Unterstützung meinen besten Dank aus, 159 Schleuse: schwarzbraun, gleichartig-kurzfaserig, ziemlich frei von Mineralsplittern; vorherrschend sind Radicellen von Cyperaceen und Gramineen, dann Farne aus der Gruppe der Polypodiaceen (schön vertorfte Treppengefässe, Netzgefässe, Sporangien, Sporen, Holzzellen ete.), endlich Samen von Juncagineen, Pollenkörner von Gräsern und Pinus, ver- einzelte Colonien sehr kleiner einzelliger Algen, Chitin. Wahrstorf: hellbraun, filzig, leicht, mit einzelnen kleinen Birkenzweigen; Radicellen von Cyperaceen und Gramineen, Blattreste von Hypneen, eingestreute Pollen- körner von Pinus, Im Torf finden sich zuweilen Knochen von Pferd, Rind und Hirsch. Der Wiesenkalk wird hier nur untergeordnet von Bedeutung. Bei Wahrstorf soll er unter dem Torfe la- gern, am Rostocker Bahnhof ist er local unter dem Torf vorhanden. Allgemein ist dagegen das Vorkommen von Moor- erde unter dem Torf. Die Moorerde, auch als Modder, Modde bezeichnet, ist eine von verwesten Pflanzenresten und Humusstoffen durchsetzte und dadurch im feuchten Zustande schmierige und beim Zerreiben fast klebrige, breiartige Masse von schwarzer Farbe, in getrocknetem Zustand hellgrau und bröckelig; in geringer und wechselnder Menge noch Thon und feinen oder grö- beren Sand und grössere verkohlte Holzstückchen ent- haltend. Beim Verglühen entwickelt sie einen starken unangenehm brenzlichen Geruch. Vielfach besteht sie zum grössten Theil aus Diatomeen (Infusorien) und ist als- dann geradezu als Infusiorienerde zu bezeichnen. Eine Aufzählung der Formen von Diatomaceen aus der Bagger- modde der Unter-Warnow (trocken von hellgrauer Farbe, leicht zerreiblich) giebt Koch!). Dass in der Moorerde auch vielfach Kieselnadeln von Spongilla, und Fisch- reste (Schuppen, einzelne Knochen) auftreten, mag hier- neben erwähnt werden. Die Bestimmung der Diatomeen dieses Fundes, welche ich der Güte des Herrn Professor P. T. Cleve in Upsala verdanke, lieferte folgende Liste, !) Arch. Ver. Nat. Meckl. 1873. XXVI. S.109. Vergl, auch Boll, Arch. Nat. XXI, 1868, S, 19, 160 aus der sich ergab, dass es „Süsswasserformen mit sehr geringer Beimengung von Brackwasser- formen“ sind. Die Hauptmasse wird gebildet von Fragilaria construens Ehb. Dazu kommen: Amphora ovalis Kütz, A. affınis Kütz. Cymbella lata Grun C. affınis Kütz. ©, pusilla Grun? selten O. cymbiformis Kütz, ©. Qistula Hempr. Navicula Brebissoni Kütz. N. oblonga Kütz, N, radiosa Kütz, N. peregrina Kütz. N. Menisculus Schum. N. Fenzlü Grun. N. bohemica Ehb, N. sphaerophora Kütz. N. limosa Kütz. N. Pupula Kütz, N. tuscula Grun. N. Bacillum Ehb. N. humilis Dnk. Pleurosigma acuminatum Grun. Gomphonema Turris Ehb, Roicosphenia arcuata Grun. Ooceoneis Pediculus Ehb, ©. lineata Grun. Eipithemia turgida Kütz. E. gibba Kütz, Synedra Ulna Ehb. var. S. pulchella Kütz. var, Fragilaria intermedia Grun. Grammatophora oceanica Ehb. (sehr selten!) Campylodiscus Olypeus Ehb, (einige Fragmente). Oyclotella comta Ehb, CO. Meneghiniana Kütz. Sehr allgemein enthält die Moorerde in ihren oberen Partien eine Fülle von Süsswasserconchylien, so dass die Grenze zwischen Torf und Moorerde oft durch eine 161 | Schicht von den weissen caleinirten Schneckengehäusen besteht. Der Modder der das Steilufer der Altstadt unterhalb der Petrikirche begrenzt, der Baugrund der Crotogino’schen Dampfsäge in Rostock ist eine solche an Süsswasserconchylien übervolle Infusorienerde. Herr Pro- fessor Cleve in Upsala, dem ich hiervon Proben übersandte, bestimmte folgende Formen, welche dem Süsswasser entsprechen, mit sehr geringer DBeimengung von brackischen Formen: Amphora ovalıs Kütz. A. affıms Kütz, Oymbella lanceolata Ehb. C, gastroides Kütz. O. tumida Breb, ©, Cistula Hempr. O, subaequalis Grun, Eineyonema prostratum Ralfs. Stauroneis acuta W. Sm. Navicula viridis Kütz. . bicapitata Ldt. oblonga Kütz. . Reinhardti Grun. . radiosa Kütz, . viridula Kütz, . rhynchocephala Kütz, . cryptocephala Kütz, . Gastrum Dnk. . Placentula Ehb, tuscula Grun. eruciata Dnk. Fenzlü Grun. amphisbaena Bory. . humilis Dnk. . cuspidata Kütz , limosa Kütz . affinis Ehb, . pseudobacillum Grun. Pupula Kütz Pleurosigma acuminatum Grun. P. Spenceri var, nodiferum Grun. Gomphonema constrietum Ehb. @. capitatum Ehb, G. montanum Schum, Beurer aaa aa 3333 162 G. affıne Kütz. @. intricatum Kütz. G. olivaceum Ehb, Rhoicosphenia curvata Grun, Cocconeis Pediculus Ehb. ©. lineata Grun. Epithemia turgida Kütz, var, granulata. E. Zebra Küte. FE. Argus Kütz. FE. gibba Kütz, E. Sorex Kütz. Synedra capitata Ehb, 5. Ulna Ehb, var, 5. pulchella Kütz. var. S. affinis Kütz. var, Fragilaria intermedi« Grun. F, mutabilis Grun. F. parasitica var, subconstrieta Grun. Diatoma vulgare Bory. Meridion eireulare CO. Ag. Cymatopleura elliptica W. Sm. Ü. Solea W. Sm. Nitzschia Tryblionella Hantzsch var. levidensis N. Brebissonü W. Sm. N. sinuata Grun. Surirella biseriata Breb. S. splendida Eihb 8. ovalis Breb 5. pinnata W. Sm. Campylodiscus Olypeus Ehb, Oyclotella Astraea Ehb. C. minutula Kütz, ©. comta Ehb. ©. Meneghiniana Kütz. Melosira varians Ag. M. arenaria Moore, M, granulata Ralfs. Diese Moorerde hat eine noch grössere Verbreitung als der Torf, indem sie einmal stets unter demselben vor- kommt und sodann auch an den Stellen, wo sich noch keine Torfbildung darauf entwickelt hat, d. h. da wo noch eine Wasserfläche vorhanden ist. Es ist also die- selbe Masse, welche gegenwärtig den Flussboden bedeckt und als Baggermodde herausgebracht wird. 163 Diese Baggererde enthält natürlich local sehr mannichfache Beimengungen und kann z. B. stellenweise sehr kalkig oder auch sandig werden. Wegen ihres hohen Gehaltes an verwesenden organischen Substanzen könnte sie auch gut als Düngemittel verwandt werden!). Auch die Baggermodde enthält häufig eine Fülle von Conchylien, ferner Reste grösserer Thiere; so wurden am Petrithor in Rostock beim Brückenbau 1877 einige Ge- weihe vom Hirsch gefunden. Vielfach zeigt die Moorerde oder Diatomeenerde Uebergänge einestheils in den darauflagernden Torf, anderentheils auch in den humosen Flusssand; daher in manchen Profilen nicht scharf geschieden. Vergl. auch die Funde von Diatomeen in den Torfen unten. Der Sand welcher die Moorerde unterlagert, ist als Ausschlämmproduct der nachbarlichen Diluvialabsätze, als alluvialer Flusssand zu bezeichnen. Zuweilen be- steht der schmale Rand der Warnowalluvionen nur aus solchem Flusssand, welcher z. Th. erfüllt ist von Con- chylienschalen. Am Gehlsdorfer Ufer lässt sich dies schön beobachten. Auf den Warnowwiesen kurz oberhalb und unter- halb der Stadt Schwaan tritt local weniger Torf, als der gelbe Eisen- und Humus-reiche Thalsand auf, von demselben Habitus wie der Haidesand, z. Th. auch in Moorerde übergehend. Deutlich sieht man, dass er von den hier einmündenden Seitenthälern und dem Dilu- vialsand des Warnowthales geliefert ist, da hier gerade mächtige feine Spathsande das Diluvialplateau im We- sentlichen zusammensetzen. Der Sand zeigt bei Schwaan sehr gute Terrassenlandschaft, indem sich hier eine bis etwa 5 Meter hohe Sandstufe über dem Torfthal erhebt. Dagegen finden sich im übrigen Warnowthal keine Ter- rassenufer. Auch bei Schwaan aber findet sich neben Sand Torf und am Thalrande Conchylienreiche Moorerde. 1) Vergl. eine Notiz darüber in der „Rostocker Zeitung‘ vom 23. Dec. 1883; und die Bemerkung von E, Boll im Archiv d, Ver. f, Nat. Meckl, 1868. XXI. S. 26. 11 lo Fast durchgängig hat man in den alluvialen Aus- füllungsproducten des alten Warnowthales folgende Dreigliederung: Oben Torf in verschiedener Mächtigkeit, daneben local Haidesand; darunter Moorerde, meist beträchtlich mächtiger als der Torf, (oft zum Torf mitgezählt); z. Th. auch Wiesenkalk; endlich feiner und schärferer Sand, alluvialer Flusssand. Diese Lagerung entspricht ganz den natürlichen Bildungsverhältnissen des Thales: Zuerst bei reichlich und stark strömendem Wasser wurde nach der Erodirung der Sand abgelagert; als Product des langsamer und weniger reichlich fliessenden Wassers wurde die Moor- erde abgelagert, eine Bildung die noch heute vor sich geht (Modder); hier entfaltete sich gleichzeitig ein üppiges Leben von Süsswasser- und Sumpf-Conchylien und Dia- tomeen, und endlich als das Wasser allmählich versiechte, bildete sich auf diesem Untergrund in dem mehr stag- nirenden, sumpfigen Wasser der Rasentorf. Um sich ein Bild über die eigentliche Tiefe des Warnowthales zu machen, liegen freilich nur spärliche Angaben vor, da Tiefbohrungen, welche den Diluvialboden erreichen, für bauliche Zwecke überflüssig erscheinen. Nur eine derartige exacte Notiz liegt vor, deren Mittheilung ich Herrn Baumeister Langfeldt- Rostock verdanke. : An der Eisenbahnbrücke über der Nebel bei Bützow, also unmittelbar vor der Vereinigung der Nebel mit der Warnow wurde folgendes Bohr-Profil bekannt (Oberfläche des Wassers 1,29 Meter über dem Östseespiegel): 1,28 m Wasser _ 2,50 „ scharfer Flusssand 3,28 „ bläulicher Schindel und gelber Schlick 1,86 „ blauer sandiger Geschiebemergel 0,40 „ feiner Spathsand. In der Mitte der Nebelbrücke war nur Schindelunter- grund, bei 5,2 m noch nicht durchsunken. Nach den weiteren, unten angegebenen Aufschlüssen ergiebt sich folgende Tabelle; (ein der Zahl beigefügtes -+ giebt an, dass die Zahl nicht das Maximum erreicht; die Höhen sind in Metern ausgedrückt). Alluvium: Höhed.an- unt, grenzen. SEELE Se aka - es a Mächtig- DEN Ba Warnow- Ei auf den | über der thales Seespiegel| Ostsee. Warnemünde 15 + 1-15 + 155 |ca.15-20+ Gr. Klein 12 +|-12 + 5 GE AlSr Schleuse in Rostock 10 + | —10 +| 20-30 30 —40 Schwaan 63+ 1-6 +| 2-50 30—50 Bützow ar | = Sllar 3 40 Es ergiebt sich hieraus, dass das Erosionsthal der Warnow sich auf der Strecke von Bützow bis Rostock in das Diluvialplateau etwa 40 Meter tief eingeschnitten hat; die geringeren Werthe von Rostock abwärts beruhen theils auf den nicht voll- ständigen Profilen, theils in der nachträglich erfolgten säcularen Landsenkung. — Ueber die Lagerungsverhältnisse und orga- nischen Reste der Alluvialbildungen des Warnowthales haben wir folgende Aufschlüsse: Die Torfstiche der Stadt Schwaan zeigen bis über 22° — 6,3 Meter, an verschiedenen Stellen aber auch weniger mächtigen Torf. Derselbe ist oben, d. h. bis ca. 10° noch Rasentorf, nach unten zu dagegen eine schwarze mehr und mehr schlammige Masse von Humus- theilchen, etwa der sog. Torfleber ähnelnd; also durch- gängig Torf ohne Unterlage von eigentlicher Moorerde- In diesen unteren Partien liegen sehr zahlreiche Baum- stämme (Birke u. a... In den Stichen, die inmitten des alten Flussbettes liegen, fand sich unter dem Torf keine Conchylienschicht; dieselben sind eben wohl durchgängig mehr nach dem Rande des alten Wasserlaufes ange- häuft (s. u.). Während eine Bohrung 16 Ruthen — 75 m von dem jetzigen Warnowlauf entfernt bei 2% noch keinen Sand traf, haben die Arbeiten ergeben, dass ul 166 von dem Südende der Stadt in südlicher Richtung etwa bis zur sogenannten Versandung sich ein schmaler Sand- rücken unter dem Torf hinzieht, auf welchem der Torf nur noch geringe Mächtigkeit zeigt (10 —4#). Die Stadt Schwaan selbst steht nach gefälliger Mittheilung des Herrn Senator Krüger-Schwaan auf dem oben erwähnten Terrassen-Sand. Der Sand hat meist die Mächtigkeit von 5° (1,5 m), darunter liegt eine 1° mächtige Schicht von festem zusammengepresstem Torf, der wieder von Sand unterteuft wird; zuweilen sind es auch 8° Sand, z. Th. als „Triebsand“ bezeichnet, die auf dem Torf lagern. Der Torfstich der Warnowwiesen an der Wahr- storfer Ziegelei (südliche Grenze der Karte) zeigt 22° — 6,3 Meter Rasentorf, z. Th. sehr reich an Süss- wasser-Conchylien, auflagernd auf reinem Wiesenkalk von unbekannter Mächtigkeit. Am Rande des Thales wird der Torf nur noch 0,2 M. mächtig und lagert auf aus- geschlämmtem Diluvial - Geschiebelehm mit Steinbe- deckung. In dem Torfstich bei Dalwitzhof b. Rostock wird 12—18° —= 3,5—5 Meter mächtiger Torf gewonnen, der auf „Modder“ lagert. Hier fanden sich in 10° Tiefe Zähne und Knochen vom Pferd. Ein recht instructives Beispiel der Lagerung ergaben die im Frühjahr 1884 vorgenommenen Bohrungen an dem neuen Locomotivschuppen des Rostocker Friedrich Franz Eisenbahnhofes, deren Profile ich dem wissenschaftlichen Sinn und Eifer des Herrn Baumeisters Langfeldt-Rostock verdanke: Nahe dem alten Steilufer hat sich hier eine beträchtliche Ablagerung von Alluvial- massen angefunden. Die Fundirungsarbeiten ergaben 3—4,5 m Torf, darunter bis 1,5 m Moorerde, die bis zur Tiefe von 5 und 6 Meter in moorigen Sand über- geht, in welehem massenhaft Conchylien liegen, die schon in der Moorerde vereinzelt auftreten; darunter folgt blaugrauer Sand, der bei 7,5 und 8,3 M. gröber wird; sein Liegendes ist nicht erbohrt. a Einige der Bohrprofile seien hier mitgetheilt (An- gabe in Metern): Bohrloch Nummer: Ay 50 le 5 Oberfläche ü. d. Ostsee: 15 | 15 1515 | 15 Torf: 40 48! a4| 35|1|45 Moorerde m. Conchyl.:| — i 0721062 03,00,0. 315 grauer Sand: 20 0 2a a5 heller Sand: 101 235 1,6 grauer Sand: 15 | Tiefe des Bohrloches: | 8,5 | 85 | 85 | 9,1 | 8,5 Bohrloch Nummer: 610099 Oberfläche über d. Ostsee: 4 4 Lehmauftrag, z. Th. unten Thon: 4,5 , 4,0 Torf: I | Wiesenkalk m. Conchylien: De Sand (Moorerde) m. Conchylien: | 1,5 , 1,0 reiner Sand Uran 60) Tiefe des Bohrloches: 8,75 708 Auf Tafel 2 unten sind die Bohrprofile nebst den unten erwähnten Aufschlüssen an der Schleuse und der Zuckerfabrik zu einem Querprofil durch das Warnow- thal bei Rostock zusammengestellt (at — Torf, ad — Diatomeenerde, aa = Flusssand, ath = Wiesenthon. Dabei sind die beiden letzten Aufschlüsse etwas ver- schoben gedacht, um eine gerade, vom Bahnhof (Neue Drehscheibe) in östlicher Richtung laufende Profillinie zu erhalten. Um das Profil in den richtigen Höhen- und Längenverhältnissen zu lassen und doch nicht zu sehr auseinander zu ziehen, ist an zwei Stellen der Zu- sammenhang von resp. 500 und 200 Meter Länge unter- brochen). Al In der Moorerde und dem Moorsand dieser Aus- srabungen am Rostocker Bahnhof fand ich folgende Conchylien u. A. in grosser Fülle. (Bestimmung zu- meist nach Clessin, Deutsche Excursions-Mollusken- Fauna; h bedeutet besondere Häufigkeit): Helix pulchella Müll. Pupa (Vertigo) laevigata Kok, Suceinea oblonga Drap. Auricula (Carychium) minima Müll. Valvata piscinalis Müll, var. naticina. h. V. macrostoma Steenb. (ähnlich V. depressa u. frigida). h. V. eristata Müll. ; h. Bythinia tentaculat«a L. B, ventrieosa Gray. ? Bythinella Steinii Clessin, ? B. compressa F'rauenf, (oder Varietäten von B. tentac.) Neritina fluviatilis L. h. Limnaea peregra Müll. Amphipeplea glutinosa Müll, Physa (Aplexa) hypnorum L. Planorbis marginatus Drap. h. Pl, nitidus Müll. h. Pl. septemgyratus Ziegl, Pl. contortus L. h. Pl, eristatus Drap. Pl. cf. albus Müll, h. Ancylus (Acroloxus) lacustris L. h. Pisidium fontinale Pfeiff. (P. fossarınum Olessin.) Uyclas sp. Neben diesen 24 Arten von Sumpf- und Süsswasser- Conchylien finden sich noch in unglaublicher Fülle Dia- tomeen und kleine Schalen von Cypridinen, etwa 3 ver- schiedenen Formen zugehörig, ferner vereinzelte Fisch- reste und in überraschender Fülle alte und ganz jugend- liche, wohl erhaltene Schalen von Cardium edule L. Ausserdem ein Exemplar von cf. Tellina tenuis Costa (wohl nicht die gewöhnlichere Form T. baltica L.); und weiter eine Fülle von Aydrobia ulvae Penn. Ich füge dem hinzu, dass in der Baggererde bei Gehlsdorf Cardium edule und Nassa reticulata L. ge- funden ist. ee Herr Dr. J. Früh hatte die Güte den moorigen Sand aus der Tiefe von 5 und 6 Meter (Bohrloch 55 u. 56) mikroskopisch zu untersuchen und mir folgendes Re- sultat mitzutheilen. „Neben mehr oder weniger Quarzsand fällt zunächst die grosse Menge von wohlerhaltenen, selten zerbrochenen Spongilla-Nadeln auf; die einzelnen Species liessen sich nicht sicher angeben, sie zeigen eine grosse Formen- mannichfaltigkeit und lassen sich unter die von Ehren- berg aufgestellten Spongzlithes gruppiren als: Sp. acieu- laris, apiculata, apiculata % inflexa, foruminosa, spinu- losa, aspera, aspera | inflexa, aratrum, ramosa, poly- actis, mesogongyla etc. Dazu gesellen sich zahlreiche Diatomeen: a. Süsswasserformen: sehr verbreitet sind Epithemia turgida Kütz, Navicula cuspidata Ktz, % fulva Echb., Orthosira arenaria Sm., Pinnularia major Rabh. weniger häufig Cymbella gastroides Ktz, Cymalopleura Solea Sm, Cocconeis communis Heib., Pleurostaurum acutum Rabh., Cyclotella operculata Ktz, Amphora ovalis Ktz, sowie verschiedene Kpithemiae, Naviculae, Pinnulariae, Melosirae, Synedrae, Gomphonaemae etc. b. brackische oder marine Formen: Bacillaria paradoxa Gmel. ziemlich selten, häufig: Campylodiscus clypeus Ehb. und Surirella striatula Turp. Von anderen Süsswasseralgen fanden sich einigemal Colonien von Palmellaceen oder Cyanophyceen, dann ein Staurastrum und ein Pediastrum Boryanum Turp. Reste höherer Pflanzen: Es herrschen vor Radi- cellen von COyperaceen und Gramineen, dann Reste von Nymphaeaceen als Pollenkörner, Mutterzellen von Spalt- öffnungen, Blattepidermis und Blatthaare. Weniger zahl- reich: Sporen, Sporangien und homogen vertorfte Treppen- gefässe von Polypodiaceen, Blattreste von Aypneen (im unteren Theil), ferner eingestreuet Pollenkörner von Pinus, Alnus, Tilia, Betula, Corylus, etwas Holz von Pinus, Cyprisschalen und winzige Schwefelkieswürfelchen. Ueberschaut man diesepflanzlichen u. thierischen Reste, so tritt uns ein Brackwasser-Rasentorf entgegen, 170 Die zahlreichen und gut erhaltenen Formen von Diatomeen, insbesondere aber die mannichfaltigen Skelett- theile des Süsswasserschwammes und die häufigen Ueber- reste von Nymphaea zeugen von einem stillstehenden, ziemlich ruhigen Gewässer, in welchem Riedgräser und wohl auch Phragmites communis ihre Halme erhoben; die auf dem Untergrund aufruhende Vegetation enthielt auch Laubmoose, später scheinen die Gräser die Ober- hand gewonnen zu haben.“ Dieses erst nach Abschluss der vorliegenden Ab- handlung eingegangene Resultat der mikroskopischen Untersuchung ergiebt eine schöne Uebereinstimmung mit dem oben Gesagten. DasVorkommen vondmarinenConchylien-Arten und einigen marinen Diatomeen ist indessen kein Beweis dafür, dass bis Rostock einst eine von Seewasser erfüllte Meeresbucht war, vielmehr leicht verständlich dadurch, dass bei Stauwinden das Warnowwasser etwas brackisch werden kann und dass diese Thiere und Pflanzen auch ohne Salzwasser in der Flussmündung stromaufwärts wandern können. Dass es nicht eingeschwemmte leere Schalen waren, ergiebt sich aus der Fülle von wohler- haltenen Individuen jeden Alters, stellenweise herrscht sogar die Brut vor. Auch auf die Deutung mancher sogenannter Brackwasserfaunen älterer Formationen mag dieses Vorkommniss ein beachtenswerthes Licht werfen. Die Fundirungsarbeiten für die Drehscheibe am neuen Locomotivschuppen trafen unter dem Aufschutt nach einer schwarzen Humusdecke von etwa 1!/,; Meter auf eine 0,2—0,3 m mächtige Schicht von blaugrauem, zähem Thon, der beim Ausschlämmen viel Sand- und Pflanzenreste ergiebt, auch reichlich Blaueisenerde ein- gesprengt enthält. Der Thon ruht direct auf dem grauen Flusssand. Im Thon sind eine Menge Conchylienschalen eingelagert, deren Befund kurz folgendermassen ange- geben sei: Dieselben Formen wie in den oben genannten Moor- sandschichten, doch mit folgenden Abweichungen: 171 häufig Planorbis corneus, grosse Formen von Linm- naea vulgaris, vorwiegend Planorbis, Limnaea und Succinea, zurücktretend Bythinia (und Cypridinen), fehlend Pupa, Neritina, Ancylus. Der Thon ist aus dem unten (1!) zu erwähnenden Seitenzuflussthal des jetzigen „Otternsteiges“ von dem Diluvialplateau herabgeschwemmt; er ist nur auf die Mündung dieses Thales beschränkt und erreicht sehr rasch gegen die Warnow hin sein Ende; in den nörd- lich neben der Drehscheibe gelegenen Bohrlöchern 57, 59, 60 wurde unter dem Auftrag derselbe Thon auf Torf noch angetroffen. In diesem Frühjahr wurde auf dem gerade gegen- über liegenden Ufer durch den Bau eines Kanals für die Zuckerfabrik das Alluvium des Warnowthales blos- geleet. Während am Bahnhofe das Ufer steil einfällt, dem entsprechend auch die Alluvionen eine bedeutende Mächtigkeit haben, sehen wir hier bei den sehr flach ansteigenden rechten Ufergehängen auch eine geringe Tiefe des Alluviums. Nach dem Ufer zu, am Ende des Kanals erreicht der Torf nur die Mächtigkeit von 0,5 Meter und lagert auf Sand und Kies des Unterdiluviums, auf welchem einzelne grosse Blöcke als ausgeschlämmte Reste des Deckdiluviums lagern. Am Eingang des Kanals traf man 1 m Torf auf blauem Flusssand, der bald dem Diluvialsand auflagerte. Conchylien kamen hier nicht vor. Etwa der Mitte des Flussbettes entsprechend ist der schöne Aufschluss, welchen der Bau der Neuen Schleuse vor dem Mühlenthoreliefert: Die Wiesen zeigen hier !/),—1 Meter Rasentorf (s. o.), in dem meh- rere Knochen kleiner Individuen (oder Racen?) von Pferd und Rind, sowie von Hund und bei 2 m Tiefe ein Menschenschädel gefunden wurden; darunter folgt eine schwarze schmierige Moorerde, von so geringer Festig- keit, dass sie bei dem Ausstich durch den Druck der auflagernden Torfschicht zur Seite fliesst. Nach unten stellen sich einzelne dünne Sandschmitzen ein und erst 172 bei I9—-10,5 m Tiefe kommt der Flusssand. Die Moor- erde, beim Trocknen licht grau werdend, enthält massen- hafte Diatomeen und local eine Fülle von Conchylien, die wenigstens zunächst in den oberen Schichten im Gegensatz zu dem Lager am Bahnhof grosse normale Individuen darstellen. Folgende Formen konnte ich nachweisen: Cardium edule L. (viel Brut.) ? Tellina tenws O, Hydrobia ulvae Penn, h. Succinea putris L. Hydrobia baltica Nils. h. Paludina vivipara Müll, (Vivipara vera Frrauenf.) h. Valwata piscinalis Müll. h. V. macrostoma Steenb. (z. Th. af. frigida West.) h. V. eristata Müll, h. Bythinia tentaculata L. (dazu viele Deckel). . BD. ventricosa Gray, Neritina flwviatilis L. h. Limnaea auriculata L, (z. Th, var. lagotis Schr.) L. palustris Müll. . L. ovata 2 L. stagnalis L. (var, vulgaris West.) Amphipeblea glutinosa Müll. Physa bulla Müll. (var. von P. fontinalıs L.) h. Planorbis marginatus Drap. h. Pl. septemgyratus Ziegl. h. Pl, nitidus Müll. Pl, eristatus Drap, Pl, contortus L. h. Pl, cf. vorticulus Troschel h. Pl. corneus L. (auch Jugendformen). h. Ancylus lacustris L, Pisidium ammicum Müll, hp. sp! h. Sphärium (Oyelas) rivicolum L. h. 3 Formen von Cypridinen (eine grosse glatte, ein kleine tubereulirte und eine kl. glatte.) Fischschuppen- und Knochen. Die Bestimmung der Diatomeen aus dieser Moor- erde ergab nach P. T. Cleve-Upsala folgende Formen (Süsswasser, mit sehr geringer Beimischung von Brack- wasser): > Amphora ovalis Kütz, A. affinis Kütz Oymbella Ehrenberge Kütz C. anglica Std. C. gastroides Kütz ©. Cistula Hempr. C. Tanceolata Ehb. Stauroneis acuta W. Sm. S. phoenicenteron Ehb,. Navicula major Kütz . viridis Kütz oblonga Kütz . Reinhardti Grun radiosa Kütz Biebissonü Kütz Gastrum Ehb, Placentula Ehb. erucicula Donk scutelloides W. Sm, Fenzlü Grun. Amphisbaena bory sculpta Ehb. | sphaeroptera Kütz cuspidata Kütz . limosa Kütz . amphigomptum Ehb. . Iridis Ehb, . Pupula Kütz Pleurosigma acuminatum Grun var. Gomphonema constrietum Ehb, G. intricatum Külz G. montanum Schum. Rhoicosphenia curvata Grun. Oocconeis Pediceulus Ehb. C. lineata Grun. Epithemia turgida Kütz var. granulata E. Zebra Kütz E. Argus Kütz E. gibba Kütz E, Sorex Kütz Synedra capitata Ehb. S. Ulna Ehb. var, Cymatopleura elliptica W. Sm. ©. Solea W. Sm. Nitzschia sigmoides W. Sm. ea aaa aa22 174 Survrella striatula Turp. S. splendida Ehb. S. ovalis Breb. Campylodiscus Clypeus Ehb. ©. bieostatus W. Sm. ©. echeneis Ehb. (selten.) ©. hibernicus Ehb. Oyclotella Meneghiniana Kütz ©. Astraea Ehb. C. comta Ehb, Melosira varvans Ag. M. arenaria Moor. M. cerenulata Kütz, Es genügt wohl der Hinweis auf folgende Thatsachen: 1. die bis weit oberhalb gleichbleibende, beträcht- liche Tiefe der alluvialen Ablagerungen, 2. ihre Bildung aus Süsswasser, sowie ihre gleich- mässige Dreigliederung, 3. die vom Breitling bis Schwaan und Bützow gleichbleibende Breite des alten Warnowthales, 4. das völlig gleichmässige Eingeschnittensein des- selben in das umgebende Diluvialplateau, um den unzweifelhaften Nachweis zu liefern, dass das Thalder sog. Unter-Warnow,vonRostock bis zum Breitling, und dasjenige der Ober- Warnow, von Rostock aufwärts. ein und die- selbe Bildung sind und zwar nicht ein vom Meere landeinwärts ausgebrochenes Haff, sondern ein altallu- vialer Thallauf. Es könnte verwundern, und wie es scheint, hat dies auch den Grund zu der erwähnten irrigen Auffassung der Unterwarnow als Haff abgegeben, dass der Zuwachs des alten Thales auf den Petriwiesen so plötzlich sein Ende gefunden hat und-hier die alte unveränderte Aus- dehnung der Wasserfläche sich findet. Demgegenüber ist hervorzuheben, dass auch die jetzige Unterwarnow längst nicht mehr in ihrer gesammten Ausbreitung die alte Tiefe hat und bekanntlich nur mit Kunst eine schmale Rinne durch Ausbaggern als Fahr- strasse für die tiefer gehenden Schiffe erhalten wird. 175 “ Aber selbst die ursprüngliche Fläche wird mehr und mehr verkleinert, es ist bekannt, wie an vielen Stellen, z. B. bei der Fischerbastion zu Rostock, am Gehlsdorfer Ufer, bei Schmarl, Petersdorf, Grossen Klein u. s. w. das Vorland durch Zuwachsen sich gegen das Wasser zu vergrössern sucht. Eine solche plötzliche seeartige Erweiterung eines Flusses ist auch bei anderen Fluss- läufen der norddeutschen Diluviallandschaft nichts unge- wöhnliches. Ich erinnere an den schon oben erwähnten Flusslauf der Peene; da lassen sich ebenfalls sehr klar die Ufer des alten breiten Stromes in den Höhen, welche beiderseits von der Umgrenzung des Malchiner Sees sich zum Cummerower fortsetzen, und beide Seen als die ur- sprüngliche Thalweitung erkennen; aber durch locales Zuwachsen ist der Zusammenhang hier unterbrochen und scheinbar unvermittelt schliessen plötzlich die Torfwiesen von Malchin die Wasserflächen bis auf den schmalen Fluss ab. Der Grund: dass die Warnow gerade bei Rostock den scheinbar plötzlichen Abschluss ihres Zuwachsens gefunden hat, ist leicht zu erkennen: An dieser Stelle musste aus zwei Gründen eine Verlangsamung des Wasser- laufes eintreten. Erstens macht das Thal hier plötzlich eine Umbiegung unter rechtem Winkel und erfährt bei Gehlsdorf eine Verschmälerung (s. u.) und weiterhin traf hier gerade von Norden her in gerader Linie ein kurzer aber breiter Seitenzufluss, der Teutenwinkeler Thallauf, auf den Strom entgegen, dessen Gewässer mit dem von Osten her einmündenden „Wikingstrange“, der Carbeck, zugleich mit Versandung an dieser Stelle, ein Stauen des Hauptstromes bedingen musste: Jedes Stauen des Flusses begünstigt den Absatz von Alluvialbildungen. Die Unterwarnow hat wegen der geringen Meereshöhe des umgebenden Landes den Charakter eines Mündungs- trichters erhalten. — Verfolgen wir nun den Verlauf des Warnowthales von Schwaan thalabwärts, so erkennen wir zunächst, dass er der allgemeinen Neigung des Bodens folgend einen 6 nordwärts (resp. nordnordostwärts) gerichteten Lauf ein- hält, dabei jedoch einige mehr oder weniger in die Augen fallende Abbiegungen erfährt. Der jetzige Wasser- lauf hat sich in die Alluvialmassen sein Bett eingegraben und verfolgt mit einigen weiteren Windungen ziemlich genau die alten Bahnen. Allerwärts ist leicht der spe- cielle Grund einer Ablenkung des Stromes ersichtlich ; ausserdem hat der Fluss oft schöne Profile in das Dilu- vialplateau geschnitten, dadurch dessen geologischen Bau deutlich kennzeichnend. In einer späteren Arbeit werde ich zeigen, dass das Warnowthal in seinem Gesammt-Verlaufe den zwei Richtungen folgt, welche fast ausschliess- lich die Flussläufe Mecklenburgs beherrschen, nämlich der in SO.—NW. und der SW.—NO. Die Thal- läufe sind die, von dem SO.—NW.-streichen- den Hercyn-System des Flötzgebirges be- herrschten, Parallel-oder Falten- resp. Quer- oder Durchbruchsthäler. Bei Kl. Raden, nahe der Eisenbahnstation Warnow kann man von der Bahn aus sehr schön das Erosionsthal der Warnow beobachten, wie es, bald von breiten Torf- wiesen erfüllt, den hier streichenden „Geschiebestreifen“ durchbricht und sich in dazu senkrechter Richtung, d. h. nach NO., bis Bützow erstreckt. Hier erfährt es eine kleine Ablenkung, verfolgt aber bis kurz vor Schwaan seine alte NO.-Richtung. Bei den Rukietener Tannen südlich Schwaan erfährt es eine geringe Ablenkung und verläuft nun geradlinig in NNO.-Richtung bis Papendorf südlich von Rostock. Der Grund dieser Ablenkung ist in den Aufschlüssen jener hohen Hügel zu erkennen, welche der lebhafte Ziegeleibetrieb bei Schwaan geliefert hat: Ungemein mächtige Spathsandmassen unter nur local mächtig werdender Bedeckung von Oberem Ge- schiebemergel, überlagern hier nämlich ein weit ausge- dehntes Lager von Diluvialthon. Derselbe bildet die unteren Theile des z. Th. steilen Ufers der Warnow und war es sicher, der durch seine Festigkeit dem anprallenden iD Wasser Widerstand bot und es dadurch aus seiner ur- sprünglichen Richtung etwas abdrängte. Das häufige Ueberspringen des Steilgehänges von einem Ufer zum andern bei gleichbleibender Richtung des Haupt- thales (Bahnhof Schwaan rechts, Benitz links, Gr. Vie- geln r., Pölchower Holz 1., Niex r.) erklärt sich durch den jetzigen den jedesmaligen Steilufern genäherten Wasserlauf und die gleichbleibende Ausdehnung und ziemlich gleichen Niveauverhältnisse des erwähnten Thon- lagers. Eine eingehendere Besprechung des geologischen Befundes jener Gegenden muss ich mir versagen und auf spätere Gelegenheit verschieben. Nur das sei erwähnt, dass das Warnowthal in’ schöner Weise das links wie rechts einheitlich zusammengesetzte Diluvialplateau ein- geschnitten hat, ohne dabei eine Störung der Lagerungs- verhältnisse hervorgerufen zu haben; vielmehr sind die (z. B. bei Schwaan) oft recht auffälligen Schichtenstö- rungen lediglich als echte Glacialphänomene zu erkennen. In Folge der tiefen Erosion sind meist an den Ufer- rändern die Ablagerungen des Haupt- oder Unter-Dilu- viums schön entblösst (z. B. in Schwaan und bei Gr. Viegeln der Thon unter Spathsand; bei Benitz, Hohen Schwarfs, Bramow u. s. w. der Kies und Spathsand; bei Papendorf, Gehlsdorf u. s. f. der Hauptgeschiebe- mergel; u. dgl. m.), während das Plateau zumeist den Oberen Geschiebemergel, resp. dessen Reste, die Stein- bestreuung aufweist. Bei Papendorf trifft das Thal links auf Steilufer von mächtigem Geschiebemergel und wird in die eigent- liche NO.-Richtung geführt; gleichzeitig findet hier eine Verengung des Thales auf 500 Meter Statt. Zuerst beiderseits mit Steilufern umsäumt, dann auf der linken Seite die steileren Gehänge aufweisend, durchquert es hier in senkrechter Richtung den „Geschiebestreifen“, der sich durch die massenhaften grossen erratischen Blöcke auf den Feldern von Gragetopshof und die „Moränen- landschaft“ von Sildemow verräth. Bei Kessin prallt es auf das von festem Unterem ln Geschiebemergel gebildete Ufer auf und wird hier recht- winkelig umgelenkt, sich dabei wieder auf 550 Meter verengend. ‚Diese auffällige Ablenkung muss ihren Grund in einem festen Gebirgskern haben. In der That steht hier höchst wahrscheinlich das Flötzgebirge in nicht zu bedeutender Tiefe an: der von Samow bei Gnoyen nach Warnemünde streichende Kreidezug, dessen Zwischenglieder in den Höhen von Tessin und Kösterbeck, sowie im Untergrund von Rostock zu er- warten sind!). Bald aber wird bei Dalwitzhof das Thal wieder in die Nordrichtung abgelenkt. Dies hat seinen Grund in dem hier wieder hervortretenden, widerstandsfähigeren Geschiebemergel, welcher den Boden der Stadt Rostock und der südlich davon gelegenen Landschaft bildet; ausserdem mag die hier herrschende allgemeine Neigung des Landes gegen Norden mit von Einfluss gewesen sein. Dem Andrängen des Flusses entsprechend, ist hier das linke Ufer (in den Gehängen der Stadt Rostock) das steilere, während auf dem rechten (bei den Cramons- tannen) die 20-Meter-Curve weit zurücktritt. Hier ver- mochte auch der Strom, auf seiner linken Seite einen Seitenarm in das Diluvialplateau einzuschneiden — die jetzige Niederung der „Grube“, welche Alt- und Neu- stadt trennt. Diesem nordwärts gerichteten Lauf trat sehr bald ein mächtiges Hinderniss entgegen in den Höhen von Dierkow, welche unter ihrem Sand ähnlich wie die Höhen bei Schwaan den widerstandsfähigen Diluvialthon führen. Nach der (oben erwähnten) See-artigen Auf- stauung durchbrach das Wasser bei der Gehlsdorfer Fähre — hier sich wieder auf etwa 400 m verengend! — das Grenzgebiet zwischen dem mächtig entwickelten unte- ren und oberen Geschiebemergel der Fähre und den unteren Sanden nahe dem Kaputzenhof; dann wurde es, I) s. Geinitz, die Flötzformationen Mecklenburgs, Arch. Ver, Naturg. Meckl, 1885. S. 80. AST im Allgemeinen der nördlichen Landneigung folgend, durch die Höhen von Bramow und weiter durch den Geschiebemergelzug südlich von Schmarl des Weiteren in seinem Laufe etwas abgelenkt. — Beachtenswerth ist die nochmalige Thalverengung (500 m)!) zwischen Schmarl und Oldendorf, wo es den beiderseits anstehenden Ge- schiebemergel durchbricht. Dass seine Ufer hier nur noch vom Oberen Dilu- vium gebildet werden, vom Hauptdiluvium nur noch wenig zum Vorschein kommt, findet weiter unten (III) nochmalige Berücksichtigung. — II. Die seitlichen Zuflussthäler zeigen alle das Charakteristikum der Flüsse des norddeutschen Diluviums: Thalbeginn in Kesseln oder flachen Depressionen und meist kurzer Lauf. Von längeren Zuflüssen die auf unserer Strecke dem Warnowthal angehören, sind folgende anzuführen: 1. Die Becke von Parkentin her am linken Ufer in Schwaan einmündend (@.u.), 2. Die Zarnow bei Reez, 3. Die Kösterbeck aus den Wolfsberger Seewiesen, bei Kessin, 4. Die Carbeck bei Riekdahl. alle drei am rechten Ufer mündend. Als Belege für die im Eingang gegebenen Ausfüh- rungen seien hier die Seitenzuflüsse und Alluvial-De- pressionen genannt, welche dem Kartenausschnitt zuge- hören: Vom südlichen linken Ufer beginnend, treffen wir bei Wahrstorf ein recht instructives Seitenthal. Neben einem isolirten Kesselmoor liegt ein Anderes in dem Gebiet des Oberen Geschiebemergels, dessen Ausfüllung von unten nach oben besteht aus dichtem, sandreichem Wiesenkalk mit ca. 1 Meter mächtiger Torfbedeckung. Dieser Torf, z. Th. reich an den gewöhnlichen Sumpf- 1) Natürlich von den beiden Diluvialufern gerechnet, nicht von dem Burgwall der Hundsburg. 12 nel conchylien!) ist oben stellenweise sehr eisenreich und stimmt dadurch mit dem südlicher belegenen Torflager überein. Eine schmale Depression verbindet diesen Torf- kessel mit der breiten rasch sich zum Warnowthal sen- kenden Torfniederung. Dieses Torflager besteht nach der Untersuchung von Früh oben aus eisenhaltigem Rasentorf mit Parenchym und Radicellen von Grä- sern, Pilz-Mycelfäden und vereinzelten Pollenkörnern von Alnus, Pinus; die untere Partie ist ein Caricetum, vertreten durch zahlreiche Radicellen von Cyperaceen und Gramineen; im Kalkmergel fand Früh sparsam Nadeln von Spongilla sp. 2. Etwas nördlich davon überschreitet die Eisenbahn den zweiten Zufluss, ein breites kurzes Torfthal, das sich von der Pölchower Scheide herab erstreckt und in die südliche Ecke des Pölchower Holzes hinaufragt, von hier aus durch eine Depression in Verbindung mit 2 isolirten Torfdepressionen, in deren oberen Verlängerung noch 9 Sölle liegen. 3. Die Pölchow-Niendorf-Papendorfer Scheide verfolgt ein schönes Seitenthal: oben nur Wiesen- depression im Geschiebemergel, der local zu einem Kies- und Steinlager aufgeschläimmt ist; nur in den Thalwei- tungen, zu welchen häufige kurze Seitenkessel (Num. 4) sowie einige grössere seitliche Moordepressionen führen, mit alluvialer Moorerde erfüllt, z. Th. mit steilen Ero- sionsufern, weiter unten zu einer Torfwiese ausgeweitet. 4. Der folgende Zufluss beginnt mit einer birnen- förmigen eisenreichen Moordepression, die sich weiter etwas verengt und vor ihrem sehr schmalen Einfluss zum Hauptthal nochmals durch Seitendepressionen zu Torf- und Moorwiesen erweitert. Letztere, mit einer südlich davon gelegenen Hochmoordepression verbunden, zeigen in den oberflächlichen Schichten einen bedeutenden 1) In einer mitgenommenen Probe fanden sich folgende Formen: Helix arbustorum, H. pulchella. H. sp. Pupa muscorum, Auricula minima, Achatina lubrica. Suceinea putris. Pisidium sp. ds Gehalt an Eisen, und führen zahlreiche Conchylien, von denen ich folgende, für feuchte Orte nicht fliessendes Wasser, charakteristische Formen nenne: Helix nemoralis 14. H. fruticum Müll. H, hispida L. H, bidens Chemn. HA. sp. Succinea oblonga Drap. Bulimus lubricus Müll. Auricula minima Müll. Pupa sp. Ihr erdiger quarzreicher, schwarzbrauner Torf ist nach Früh nur von Radizellen zusammengesetzt, mit Resten von. Farren, Pollenkörnern von rruansen, dazu Navicula und Nitzschia. 5. Das Seitenthal von Papendorf ist ein schmales Erosionsthal, in seinem Oberlauf aus mehreren hinter- einander liegenden schmalen Moorerdeniederungen zu- sammengesetzt, die durch Geschiebemergelthäler getrennt sind. Nach dem Plateau zu setzt es sich über die Schwaansche Landstrasse nach den bei Gr. Stove gelegenen isolirten Moor-Depressionen fort, deren künst- liche Entwässerung den Thallauf benutzt. 6. Nach Norden folgt nun nur noch ein kurzer Seitenlauf an der Sildemower Grenze Es ist ein schöner Moorkessel, von Rasentorf erfüllt, der nach der Mitte eine beträchtliche Aufwölbung besitzt, nach der Warnow nur durch eine schmale Erosionsrinne Abfluss hat. Der Torf dieses Seitenthales ist nach Früh ein „Rasentorf und zwar ein Cariceto-Hypnetum, gebildet aus vorherrschenden Radizellen von Cyperaceen und Gra- mineen, ziemlich vielen z. Th. krümelig macerirten Blatt- resten von Hypnum, begleitet von Treppengefässen und Sporen von Filices, Colonien einzelliger Algen, Pollen- körnern von Pinus und einigen braunen Pilzfäden.“ 7. Die folgende Ecke des Diluvialplateaus von Gragetopshof hat keinen Alluvialzufluss zum Haupt- 12* 182 thal; nur kurze Seitenkessel haben den Rand vielfach ausgefurcht, und am Warnowufer beträchtliche Massen von sandigen Abschlämmmassen deponirt, gleichzeitig die Hügel- abhänge ihrer Deck-Geschiebemergelmassen beraubt, so dass die Felder hier zumeist Sandboden des Hauptdiluviums zeigen, auf dem zahlreiche grosse Blöcke liegen geblieben sind als Reste der einstigen Geschiebemergelbedeckung. Aber dieses Gebiet des „Geschiebestreifens“ zeigt auf seinem Plateau deutlich die Wirkung der plötzlich in Masse auftretenden Abschmelzwässer, deren Product die sogenannte „Moränenlandschaft“ noch deutlich trotz der langjährigen Cultur in die Augen springt. Wir finden bier auf dieser bis 30 Meter hohen Ecke alle oben beschriebenen Bodenumformungen in schönster Weise entwickelt; Sölle, völlig isolirt, auf Wasserscheiden liegend und zu Reihen verbunden in flachen thalförmigen Depressionen, von Wasser erfüllt und von Torf zugewachsen; Kesselseen verschiedener Gestalt; hierzu gehörig der See in Sildemow, mit seinen bis 10 Meter hohen steilen Ufern, dem verschwindenden Moorvorland, keinem natürlichen Abfluss; westlich da- neben der lang gestreckte, jetzt von Moor erfüllte Kessel; sowie mehrere kleinere Torfkessel, Uebergänge zu Söllen bildend; weiter die Flussartig in N.-S.-Richtung anein- ander gereihten und verbundenen Kesseltiefen, mit Torf- ausfüllung und Wasserresten (Teichen) an der Grage- topshof-Sildemower Grenze, von der Friedrich Franz Eisenbahn längs durchzogen, die in einer flachen schmalen Depression einen seitlichen Ausweg zu dem kleinen, z. Th. von Torf und sandigem Moor erfüllten 3. Seitenthal von Gragetopshof haben. 9. Endlich gehört hierzu der schöne Torfkessel von Sildemow, der ein ähnliches Seebecken mit hohen Ufern war, wie der südlich von ihm gelegene Sildemower Teich, von diesem durch eine hohe Wasserscheide ge- trennt. Er ist von (über 10%) mächtigem Torf erfüllt, oben Rasentorf, unten breiartig homogen, mit Baumresten, in der Mitte des Kessels ohne Conchylien. Nach Norden 183. hat er einen Abfluss durch Erosion gefunden (Num. 5 oben), der ein von Conchylienreichem Torf mit unter- lagerndem Sand erfülltes, in seinen Biegungen und kessel- artigen Ausweitungen (Num. 4) prächtig erhaltenes, bis Dalwitzhof zu verfolgendes Erosionsthal darstellt. Der Torf bei dem Bahnübergang von Grage- topshof hat folgende Beschaffenheit (Früh): Durch vielen Quarzsand graulich, kalkfrei; auch Quarzscheibchen mit eoncentrischen Bau (vergl. Gümbel, Bair. Akad. 1883. Taf. 1.). Stark macerirte oder vertorfte, schwer kenntliche Pflanzenreste: Radicellen von Gramineen und Cyperaceen, Reste von Laubholz (Betula), Filix, Pollen- körner von Pinus, braune Mycelfäden. Die Conchylien sind folgende: h. Planorbis corneus h. Pl. marginatus h. Pl. albus h. Pl. septemgyratus Pl. contortus Pl. carinatus Pl. complanatus Pl. eristatus h. Valvata eristat« V. depressa h. Paludina vivipara h. Limnaea vulgarıs L. palustris L. ovata (patula) L. 2 septemtrionalıs 5. h. Bythinia tentaculata DB. ventricosa h. Pupa laevigata h. Carychwum minimum h. Pisidium ammicum P. sp. 10. Vor Rostock ist noch das kurze, mit Thalkessel beginnende Moorthal zu erwähnen, an dessen einer Seite die Doberaner Eisenbahn die Höhe des Plateaus gewinnt. 184 11. Die Stadt Rostock liegt auf der Ecke des Diluvialplateaus, wo die Warnow die oben angeführte Umbiegung macht. In einer alten Stadt ist es für den Geologen schwer, die ursprünglichen Oberflächenformen noch herauszufinden, da die mannichfachen Bauten mit Aufschüttungen und Abtragungen stark verändernd ein- gewirkt haben. Doch lässt sich schliesslich hier noch ein ganz genügendes Bild entwerfen, wenn ich auch gerade bei den in Rostock obwaltenden eigenartigen Schwierigkeiten die Grenzen im Detail nicht immer scharf angeben kann. Auch hier lassen sich noch Sölle nachweisen — die sog. Teufelskuhle am Wall, durch Umschüttung der Wallmassen noch tiefer gestaltet, der bis vor kurzem noch offene Teich in dem Gehöfte zwischen grossem und kleinem Katthagen —, flache Depressio- nen — die St. Georgsbleiche —, sowie kurze Seiten- schluchten mit oder ohne Allurium — z. B. die Depression des „Otternstieges“, jetzt Ferdinandsstrasse, die seit alter Zeit zu dem Abfluss nach einem Graben benutzt wurde, der sich von der Warnow durch die Gaswiesen unter dem Bahnhofsterrain erstreckt; einige der zum Strande und zu den „Brücken“ herablaufenden Strassen mit ihren angrenzenden Häusern gehören auch zu solchen seitlichen Depressionen!). In Rostock ist auch die einzige Stelle, wo die Warnow in das Diluvialplateau sich einen Seitenarm ausgearbeitet hat: Es ist der Arm der Warnow, welcher ungefähr in derselben Breite wie die heutige Oberwarnow auch auf den alten Stadtkarten noch verzeichnet, längs der jetzigen Strasse „An der Grube“ die Altstadt von der Neustadt abtrennt. Die auf diese Strasse einmündenden Seitenstrassen fallen alle ziemlich steil und z. Th. in Depressionsform, gegen die- selbe ab. Die Häuser der Strasse, an dem Rande oder z. Th. noch in dem eigentlichen Thallauf stehend, haben !) s, auch Lisch, Jahrb, f. meckl. Gesch. 1856. S. 17. Auch wahrscheinlich die Strassen; Ellernbruch, Wendländer Schild, Ellernhorst, Goldstrasse, Weissgärberstr. u. a. ın. 185 bei ihren Grundgrabungen und Brunnen auch einen ziem- lich mächtigen Torf- resp. Moorerde-Untergrund ergeben. Dass gerade hier ein Seitenarm der Warnow sich durch das Diluvialplateau arbeiten konnte, wird durch den oben erwähnten Umstand erklärlich, dass an dieser Stelle eine Stauung des Oberlaufes vorhanden war. Die durch jenen Warnowarm isolirte Hochinsel war es auch, auf der sich zuerst die Deutschen ansie- delten und die alte Stadt Rostock gründeten. Mit diesem durch die Geologie gegebenen Oberflächenbild wird nun auch die anziehende treffliche Schilderung der alten Stadt Rostock nach Lisch!) noch übersichtlicher. Die Seitenzuflüsse unterhalb Rostocks zum linken Warnowufer sind die folgenden: 12. Längs der Friedrichstrasse zu Rostock mündet ein breites Moorthal, welches den angrenzenden Baugrund der Friedrichstrasse, Helenen- und Stampf- müller-Strasse bildet und sich in den eisenreichen Torf- morästen, die von der Warnemünder und Doberaner Ei- senbahn überschritten werden bis zur alten Wasserleitung an den Pfaffenteichen als breite und weiterhin bis Biestow als schmalere Moor-Depression verfolgen lässt. Bei der Biestower Windmühle liegt noch eine isolirte Moorde- pression, die hierzu gehört und durch einen Graben mit dem Thal, sowie mit den weiter oberhalb gelegenen Torf-Depressionen von Kritzemow in Verbindung steht. Das letztere Terrain, sowie die Gegend von Biestow und Gr. Stove zeigt noch eine Fülle von isolirten Söllen und Moordepressionen. Ein langer seitlicher, nach SO. gerichteter Zufluss des genannten Thales beginnt in den Sümpfen an der Südecke des Rostocker Kirchhofes; ein schmaler kürzerer verläuft in nördlicher Richtung von der Südostecke des Kirchhofes zur Feldstrasse hin. 13. Am O.-Eingang in die Barnstorfer An- !) Lisch und Mann, Beitr. z. älteren Geschichte Rostocks. Jahrb. f. meckl. Geschichte. 1856. S. 1-50, mit Tafel. 186 lagen treffen wir zwei schmale Moordepressionen, die sich bei der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu einem schmalen Torfthal vereinigen; hinter den neuen Stallgebäuden der Station liegt eine langgestreckte iso- lirte Torfniederung, welche sich weiter abwärts nach einer unterbrechenden Depression des sandigen Geschiebe- lehms zu einer Torfniederung fortsetzt, die mit der oben erwähnten vereinigt, sich bald zu der weiten, flachen Moorniederung erweitert, welche nach starker Verengung am Neubramowweg und einem Seitenzufluss des breiten Torfthales bei dem alten Kaputzenhof in die Warnow mündet. 14. Dieht daneben mündet ein Seitenthal, welches seinen Ursprung in den flachen Torfwiesen hat, die an dem Verbindungsweg zwischen Chaussee und Barnstorfer Anlagen beginnen. 15. Hier liegt hinter der Gärtnerei eine flache, isolirte Torfwiese, welche zu dem kurzen Torflauf gehört, der an der Ecke der Schiffsbaufabrik neben der Chaussee einen 2 Meter tiefen Torfstich zeigt. 16. Einen etwas längeren Lauf hat das bei der Kaienmühle einmündende Thal. Es hat eine Gabe- lung oberhalb, deren Thalbeginn in je einer Reihe von Söllen kurz östlich vor Barnstorf liegt. 17. 250 Schritt von der Kaienmühle schneidet die Chaussee einen schmalen tiefen Torfstich (Rasentorf, unten viel Holzstämme) an, der ein gutes Beispiel der isolirten Kessel (Num. 2) ist und nach der Warnow keinen von Alluvium besetzten Abfluss hat. 15. Bald darauf treffen wir vor dem Chaussee- haus Bramow ein Torfthal, welches sich in Depression zu der Torfniederung und den Torfwiesen von Barnstorf oberhalb verfolgen lässt. Der schwarzbraune erdige mit gelblichen Quarz- körnchen erfüllte Torf ist nach Früh bis oben hin ein Rasentorf, bestehend aus Radizellen von Cyperaceen und Gramineen und hauptsächlich aus schön vertorften Holzzellen, Treppengefässen und Sporen von Farren aus IK der Familie der Polypodiaceen, vereinzelten Pollenkör- nern von Pinus und Sphagnumsporen, Colonieen von Palmellaceen und Cyanophyceen und Diatomeen (Navi- cula); dazu Stengel von Phragmites und Equisetum, Blattreste von Hypnum: ein Cariceto-Hypneto- Arundinetum. 19. In Marienehe mündet das nächste Thal, dessen Ausfüllung hier eine Conchylienreiche Moorerde, dessen Beginn in der Moorniederung von Schutow zu suchen ist; die links der Warnemünder Chaussee gelegenen Moordepressionen sind isolirt. 20. Das letzte diesseitige Seitenthal mündet bei Schmarl in die Warnow. Es nimmt südlich von Lütten Klein an der Chaussee seinen Anfang, während die Torfdepressionen von Evershagen isolirt sind. In Lütten Klein erhält es einen kurzen Seitenzufluss von Westen her, der sich in Alluvialfreier Depression bis zu den Moorniederungen von Lichtenhagen-Elmen- horst verfolgen lässt. Die Eisenbahnbrücke steht in mächtigem, auf Sand lagerndem Torf, der auch bei Lütten Klein gestochen wird. Kurz vor seiner Mündung erhält dieses Thal der „kleinen Warnow“ einen breiten Seitenzufluss von Süden her in. dem Torfthal von Schmarl. Beide Hauptthäler sind neben der Warnow zwei selbst- ständige N.-S. laufende Bodeneinschnitte, analog den beiden N.-S. laufenden Torfkesseln bei Sildemow (7, 9). Der hellbraune, kurzfaserige, mit viel Quarzkörnern, Schwefeleisen, Quarzscheibchen gemischte Torf zeigt nach Früh hauptsächlich Treppengefässe und homogen ver- torfte hell gelbbraune Holzzellen von Farnkraut, Radi- zellen mit und ohne Wurzelhaare von Cyperaceen und Gramineen, Pollenkörner von Betula und Pinus, sowie vereinzelte Colonieen einzelliger Algen — Rasentorf. — Die seitlichen Zuflüsse des rechten Ufers sind, von der Südgrenze der Karte beginnend, folgende: 21. Bei Reez mündet das Erosionsthal der Warnow, welches eigentlich nur einen kurzen Lauf hat, in Thal- kesseln nördlich von Klingendorf beginnend und nur ke durch künstliche Durchstiche zur Entwässerung der Torf- moore von Scharstorf, Potrems u. s. w. benutzt wird. Bei der Mühle von Reez gabelt es sich, sein nördlicher Arm vereinigt sich in Damm mit dem hier herabkom- menden Thallauf. 22. Nördlich hiervon finden wir nur noch 3 ganz kurze und einen längeren Seitenzufluss mit Alluvialbil- dungen, daneben aber mehrere Seitenschluchten ohne Moorbildung. 23. Das hier gelegene Diluvialplateau mit seinem einfachen geologischen Bau ist in der Gegend zwischen Kavelstorf und Hohen Schwarfs von einer Unzahl isolirter flacher Depressionen, Söllen, Kesselseen, u. s. w. bedeckt, die z. Th. offenes Wasser, z. Th. Vertor- fung zeigen. 24. An der Warnowecke bei Kessin mündet der lange Erosionslauf der Kösterbeck ein, welche die Entwässerung der an. Wiesenkalk reichen Wolfsberger Seewiesen übernimmt. 25. Es folgen kurze Alluviumfreie Seitendepressionen in Kessin und bei den Crammonstannen, bis weiter 26. bei Riekdahl die Carbeck, der alte „Wi- kingstrang“, die Thalweitung östlich von Rostock mit verursacht. Dieses Thal zeigt vorzüglich die Erosions- erscheinungen mit Steilufern, Ausweitungen u. dergl. und lässt sich aufwärts weiter über Bentwisch, Albertsdorf, Fienstorf, Steinfeld verfolgen. Dieser Bach hat nach seinem schmalen Durchbruch in die Niederung sich zu dem Torfsumpf der Carbeckwiesen ausgebreitet, deren Torf von Früh als ein Vivianit haltiges Hypneto- Cariceto-Arundinetum bezeichnet wird, mit Resten von Phragmites, namentlich aber Radizellen von Cype- raceen und Gramineen, Spiral- und Netzgefässen der- selben, dann namentlich Blattresten von Hypneen, einigen Pollenkörnern von Pinus, Diatomeen (Primularia, Epi- themia), Colonieen von Palmellaceen und Cyanophyceen, und braunen Mycelfäden. 189 Am Südrand vor dem Plateau hat der Bach eine Sandinsel abgeschnitten, den Hügel nördlich der Chaussee auf welchem die Fabrik liegt; doch ist die Abschnürung nicht vollständig gelungen, indem sich die Insel nur topographisch abhebt, aber nicht durch Torfbildung vom Plateau geschieden ist. Dagegen liegt nördlich davon eine selbständige flache Sandinsel mitten im Torf, die beackerte flache Erhöhung über welche der Verbindungs- weg führt. Sehr vorzüglich zeigt diese aus diluvialem Spathsand und Kies bestehende Insel dasalte Ufer des auch hier noch in gleichbleibender Breite zu verfolgenden Warnowthales; allerdings war es vielleicht einst mit von dem Wasser überfluthet und bildete nur eine Untiefe bei hohem Wasserstand. An eine künstliche Aufschüt- tung ist nicht zu denken, auch kann der Sand nicht als alluviale Flussaufschüttung betrachtet werden. Nördlich davor, auf der anderen Seite der Carbeck liegt eine zweite flache Sandinsel, jetzt ohne grössere Steine, eben- falls von dem Ufer des Diluvialplateaus durch Moorwiesen abgetrennt. Dies ist der Platz wo die alte wendische Burg gestanden hat; ob diese Insel durchaus künstlicher Aufschüttung ihren Ursprung verdankt, oder ähnlich der vorigen eine Untiefe, ein Rest des Uferlandes war, lässt sich nicht mehr entscheiden; ihre Lage scheint der letzteren Auffassung zu entsprechen: dem Steilufer der Altstadt gegenüber gelegen, flacher Uferrand des gleich- weit bleibenden Warnowstromes; durch das von Norden und von Osten her zuströmende Wasser trat an dieser Stelle Stauung ein und dadurch wurde ein grösserer Theil des eigentlichen Uferrandes weggewaschen und diese Thalweitung geschaffen; der alte Rand aber ist deutlich erhalten in der Linie: Weisses Kreuz-Insel des Verbindungsweges-Carlshof. 27. Nördlich von Rostock mündet bei Gehlsdorf ein N.-S gerichtetes breites Moorthal in die Warnow, welches aus zwei Armen zusammengesetzt wird, dessen östlicher in einem tiefen, von Torf erfüllten Kessel an derDierkow-Teutenwinkler Scheide beginnt, dessen 190 anderer am Gute Teutenwinkel seinen Anfang nimmt. Für letzteren ist charakteristisch, dass seine östlichen Ufer durchweg steil sind, während sich das westliche stellenweise verflacht. Dieser Teutenwinkler Arm be- ginnt mit zwei Depressionen, die östliche, in Teutenwinkel selbst mit steilen Rändern, einem Kessel entsprechend, die westliche.mit flachen Ufern einer flachen Depression (s. oben Num. 2). Dieser westliche Zipfel, dessen Moor- ablagerungen in dem Knie des Weges zwischen T. und Gehlsdorf beginnen, zeigt nach Norden in der Richtung auf Krummendorf in flachkem Ansteigen des Ter- rains eine gewisse Fortsetzung in flachen in den Oberen Geschiebemergel eingelassenen Depressionen und mehreren z. Th. reihenförmig angeordneten, unter sich isolirten Söllen. | 28. Dem ist noch hinzuzufügen, dass alle 3 Zipfel, der Dierkower und die beiden Teutenwinkler, in weiter nördlichem Verfolg nach einigen völlig isolirten, ganz flach in die Diluvialhochfläche eingesenkten Torf- depressionen hinführen (zwischen Dierkow und Hinrichsdorf und westlich und südwestlich der Schwinskuhlen!). In gleicher Weise zeigt das Sandplateau von Gehlsdorf drei grosse flache und völlig isolirte Torf- depressionen. | 29. Zwischen Gehlsdorf und Warnorande durchschneidet der Weg noch ein schmales, von Torf erfülltes Seitenthal, welches sich unter Ansteigen längs des Grabens auf 700 Schritt vom Wege nach Osten verfolgen lässt; dann weiter nur durch den künstlichen Graben längs der Bodendepression und an isolirten Söllen 1) Ein solcher Torf aus dem isolirten Becken an den Schwins- kuhlen ergab folgende mikroskopische Zusammensetzung (J. Früh): „Stark vertorft, wenig Mineralsplitter, concentrische Quarzscheiben. Spiralgefässe und Epidermis, Radizellen von Gräsern und Cype- raceen, Parenchym von krautartigen Pflanzen, Gefässe, Sporen, Sporangien von Farren (Polypodiaceen), Pollenkörner und Holz- zellen von Pinus, Pollenkörner und Rindenzellen von Betula, Blatt- reste von Hypneen, viele Sporen und Blattreste von Sphagnum (wahrscheinlich 8. acutifolium Ehrh.),‘“ ish vorbei mit dem Teutenwinkeler Thalbeginn zu dessen theilweiser Entwässerung verbunden ist. Abbohrungen ergaben längs dieses Grabens das Fehlen von Alluvial- bildungen und nur den Mergel und Sand des Diluvial- plateaus. 30. Endlich mündet gegenüber dem Thal von Schmarl das kurze Torfthal von Krummendorf. An und in dem Oldendorfer Holz liegen noch zwei kleine isolirte Moorniederungen. Aus der genauen Beschreibung von Num. 27-29 ergiebt sich, dass hier zwei selbständige Zuflüsse auf der flachen Diluvialfläche ihren Anfang nehmen, von rechtwinkelig auf einander stehendem Lauf, deren Wasser- scheiden, wie so häufig, in naher Nachbarschaft liegen, welche aber niemals zu einem gemeinschaft- lichen Thallauf vereinigt waren, also nicht als nördlicher Seitenarm der Warnow aufzufassen sind. Es würde nach dem oben Gesagten eine Wieder- holung sein, wollte ich nochmals eingehend diese letztere Ansicht widerlegen, welche von Lisch!) angedeutet und neuerdings von L. Krause?) ausgesprochen worden ist. Ich füge nur noch hinzu, dass allerdings bei oberfläch- licher Betrachtung des flachen und von vielfachen Sümpfen durchzogenen, auch von Gräben künstlich nach verschie- denen Richtungen entwässerten Terrains und nach Dar- stellung der Schmettauschen Karte diese Auffassung ent- schuldbar ist, aber eine genaue Begehung des Terrains an der Hand der neuen Generalstabskarte und des oben Gesagten die hier dargelesten Thatsachen Jedem zur einleuchtenden Wahrheit werden lassen. Der Gedanke, in diesem Terrain den Thalkesselbeginn des Warnow- thales zu suchen, für die Warnow dasselbe Verhältniss wie für viele andere Wasserläufe Norddeutschlands an- nehmend, dass sie nämlich zuerst von Nord nach Süd, vom Gletscher weg geflossen sei, ist nach allen oben (I.) mitgetheilten Thatsachen abzuweisen, vielmehr muss man !) Jahrb. f. meckl. Gesch, 1856. S. 53. 2) Ebenda 1883. S. 293—294. 192 für die Warnow gleich von Anfang an einen von S. nach N. gerichteten Abfluss (nach oder unter dem Gletscher hin) annehmen, gemäss der allgemeinen Neigung des Landes nach N., welche wohl hier auch zur Glacialzeit schon vorhanden war. — Eines Zuflusses sei hier noch Erwähnung gethan, der nicht mehr in das Gebiet unseres Kartenausschnittes fällt, dem aber wie dem vorigen, in der Literatur eine unrichtige Bedeutung zugelegt worden ist. Auch er ist nämlich als ein einstiger Seitenarm der Warnow aufge- fasst worden. Es ist das breite Torfwiesenthal des Waidbaches, was sich von Parkentin südlich nach Schwaan erstreckt und welches sich bei Par- kentin in die beiden Thalläufe Althof-Doberan- Fulgen und Bartenshagen-Conventer See zer- legt haben soll und dadurch angeblich mit der Ostsee in Verbindung getreten ist. Auf den zahlreichen Excursionen, die mich seit 1579 vielfach in diese Gegend führten, drängte sich sehr bald die Ueberzeugung auf, dass die erwähnte Ansicht unhaltbar ist und ich möchte sie endlich bei dieser Ge- legenheit rectifieiren. Ich habe mich hierbei begnügen müssen, die zu schildernden Verhältnisse skizzenhaft auf der Karte Taf. 2 zur Anschauung zu bringen; nach den obigen allgemeinen Erläuterungen und den folgenden Bemerkungen wird man sich leicht auf Karten grösseren Maassstabes orientiren und überzeugen können. Bezüglich der alten Auffassung verweise ich auf die detaillirte Schilderung in der Abhandlung von Koch!). Hier seien nun die thatsächlichen Verhältnisse angegeben : Wir haben es hier mit drei selbständigen Thalläufen zu thun, deren Thalbeginne in un- mittelbarer Nachbarschaft liegen und dadurch zu der irrigen Auffassung ihrer Wasserscheiden führten: 1. Das in Schwaan mündende Thal des Waidbaches lässt sich als schönes, jetzt von Torf erfülltes und von 1) Koch, Geogn. Skizze d. Umgeg. v. Doberan. Arch. meckl. Naturgesch. 1860. 3, 406, 408, 412, 415, 427. 195 einem schmalen Bach durchflossenes Erosionsthal von ziemlich gleichbleibender Breite, (etwa 220 Meter) mit seinen kürzeren Seitenzuflüssen längs der Orte Bröbbe- row und Gr. Grenz, Matersen und Ziesendorf, Nienhusen, Fahrenholz und Gr. Bölkow, Stäbelow, Konow bis Par- kentin verfolgen. An seiner Mündung in Schwaan hat es aus dem durchflossenen Diluvialgebiet grosse Massen von Sand herausgefördert und abgelagert zu den Thal- sandmassen, welche hier die Wiesen der Warnowufer bilden und auf denen der südliche Theil der Stadt steht; gleichzeitig hat es den Stromlauf an sein rechtes Ufer gedrängt, daher hier die steilen rechtsseitigen Gehänge der Warnow, deren Anschnitt so vorzüglich den Schichtenbau des hiesigen Diluviums hlosgelegt hat. Das gesammte Thal steigt in seinem Verlauf nach Norden rasch an: von Schwaan bis Matersen auf 5 Meter, von da bis Nien- husen auf 12, Clausdorf 20, Stäbelow 24, Konow 28, Parkentin 26 m. Seinen Anfang nimmt es in Torf- depressionen bei Parkentin und Hütten. Gegen- wärtig hat sich durch stärkeres Torfwachsthum schon bei Konow im Thale selbst die Wasserscheide gebildet, so dass hier das Wasser theils nach Süd, theils nach Nord abläuft und im Norden durch künstliche Gräben mit dem folgenden Thallauf in Verbindung tritt, dessen natürliche Wasserscheide durchlaufend. 2. In der Gegend zwischen Hütten, Bollbrücke und Altenhof liegt in Torfdepressionen der Beginn des nach NW. gerichteten Thallaufes, an dessen linkem Gehänge die Eisenbahn bis vor Doberan läuft. Dieses Thal er- streckt sich über den östlichen Theil von Doberan (Kirche) nach Vorder-, Hinter- und Klein-Bollhagen um als deut- liches Wiesenthal bei Fulgen in die See einzumünden, hier von einer Düne abgeschlossen. Es fällt von 26 Meter auf 10 m vor Doberan, erreicht bei Vorderbollhagen wieder die Höhe von 15 m (Torfhochmoor- Bildung, Wasser- scheide des Bollhäger Fliesses und Fulgenbaches) und er- reicht kurz vor Fulgen das Niveau von 5 m. 194 3. Von diesen beiden Thalläufen völlig getrennt beginnt auf den Geschiebemergelfeldern am Bahnhof zu Parkentin ebenfalls in z. Th. von Torf erfüllten, nach N. (NW.) geneigten Depressionen das dritte Thal, das jenseits des schmalen Rückens, auf welchem die Strasse von Parkentin nach Doberan führt, durch Bartelshagen nach den eigenthümlichen Torfwiesen läuft, welche die zwischen dem Wald vom Heiligen Damm und Börgerende- Rethwisch gelegene, in 4 Zungen südostwärts weit in das Diluvialplateau eingreifende, gegen die See von dem Uferwall des „Heiligen Dammes“ abgegrenzte Niederung einnehmen. Dieses Thal fällt ziemlich rasch von den in 20 m Höhe gelegenen oberen Depressionen bis auf 5 m am unteren Ende von Bartenshagen. Nur durch einen künstlichen Durchstich am Ost- anfang von Parkentin ist es mit dem Hütten-Konow- Schwaaner Thal in Verbindung gesetzt und erhält von hier einen Bacheinlauf. In Doberan ist es durch den Durchstich des Mühlenfliesses mit dem Doberan-Fulgener Thal in Verbindung gebracht. Auf der Uebersichtskarte Tafel 2 sind diese 3 Thhäler durch ihre blau angegebenen Alluvialabsätze dargestellt; die beigefügten Zahlen geben die Höhe des jetzigen Thalbodens in Metern über der Ostsee an. Das Gesagte und die Berücksichtigung der Höhen- verhältnisse genügen, um darzuthun, dass das Thal des Waidbaches nur ein in fast Nordsüdlicher, später nach SO. umbiegender, Richtung zum Warnowthal gerichteter Thallauf der post- glacialen Abschmelzwässer war, ein echter, vom Gletscher senkrecht wegströmender „Gletscher- bach“, nicht aber ein’ von der Warnow nordwärts ab- gezweigter Flussarm. Auch die Funde von Schiffsresten in den Mooren von Neuhof und Hütten!) können nicht als Gegenbeweis angeführt werden, denn gerade bis dahin !) Koch, a. a. O0, 415. L, Krause, Jahrb. f. meckl. Gesch, 1883. 5. 311. 7 195 konnte der unter 2 angeführte selbständige Th allauf von der See aus schiffbar sein, wie in dem unten fol- senden Abschnitt V. erwähnt werden wird. Auch linksseitig der Warnow ist das Diluvialpla- teau von solchen alten Gletscherbächen ausgefurcht, die in N.-S. oder NO.-SW.-Richtung selbständige Wasser- läufe bilden, in Torfniederungen oder Seen conservirt, die gelegentlich mit dem Hauptthal in Verbindung treten. Die auf dem Kartenblatt Hohen-Sprenz angegebenen Torfläufe zwischen Klingendorf und Klein Sprenz bei Scharstorf und der Dolgener See mögen als Beispiele dafür dienen. III. Wir haben nun den Warnowlauf als ein auf seine ganze Erstreckung hin gleichbleibendes Erosionsthal bis zu seinem Eintritt in den Breitling verfolgt. Hier, zwischen Petersdorf und Grossen Klein, erweitert sich plötzlich das Wasser zu einer haffartigen Fläche von 4 Kilometer Breite und über 2 Kilometer Länge, zu dem sogenannten Breitling. Der Breitling ist allseitig von flachen weiten Torfwiesen begrenzt, welche nach dem oben Gesagten einst ebenfalls von Wasser bedeckt waren. Damit er- hält man als grösste Breite der ehemaligen Wasserfläche den Werth von über 7 Kilom. und als grösste Länge 3 km. Allseitig laufen diese randlichen Torfwiesen auf einen ganz flach ansteigenden Uferrand des alten Diluvialplateaus auf. Gegen die See sind die Breitlingswiesen durch einen Saum von Dünen abgegrenzt, welche ihrerseits als Untergrund den erwähnten Torf besitzen. Da wo das Diluvialplateau an die See herantritt, hören die Dünen auf, daher im Westen an der Stoltera wie im Osten am Rosenort das steile Abbruchsufer des Diluvialbodens (Geschiebemergel einerseits und Haidesand mit Ortstein andererseits). In Warnemünde bricht sich der Fluss seinen Aus- weg durch die Dünenabgrenzung, der in früheren Zeiten oe weiter ostwärts lag und jetzt in dem „Strom“ künstlich geleitet wird. Die Entstehung des Breitlings wird durch seine geologische Untersuchung klargelegt: Der Breitling ist bis auf wenige Stellen ein ganz flaches Gewässer, in dem die grösseren Schiffe ge- nau den ausgebaggerten Weg einhalten müssen, um nicht auf den Grund zu gerathen. Der Untergrund ist gegenwärtig wohl durchgängig Schlick, „Modder“. An einigen Stellen liegen grosse Steine, so am Schnater- mann; ein etwa 300 Fuss breites Lager von Steinen setzt von dem Ufer bei Petersdorf-Peez in nordwestlicher Richtung über den Boden fort. Längs des Ufers vermehrt sich mehrorts das Land auf Kosten des Wassers, indem z. B. bei Peez, Peters- dort, Gr. Klein eine starke Schilf- und Torfvegetation in das flache Wasser hinauswächst. Dasselbe Material bildet die mächtigen Torfwiesen, welche die allsei- tige Begrenzung des Breitlings darstellen. Dieselben zeigen als Folge des noch nicht ganz vollständigen Zu- wachsens vielfach Unterbrechungen durch Wasserflächen. Dieser Torf der Breitlingswiesen ist ein aus echtem Süswassersumpf abgelagertes Product. Herr Dr. Früh in Trogen hatte die Güte, einige Proben davon zu untersuchen, deren Bezeichnung ich unten an- geben werde. Die Lagerungsverhältnisse des Torfes sind folgende: 1. Am Uferrand: Auf der Torfwiese am Schnater- mann liegt 1-2 Fuss mächtiger Torf auf sandigem blau- grauem Geschiebemergel. Die jetzt umgepflügten Wiesen am Damm bei Peez zeigen humosen Sand, Breitlingwärts in Torf übergehend, in 0,1—0,2 m Mächtigkeit auf Kies und Sand lagernd. Der Torf von hier ist als Brack- wassertorf bezeichnet, wegen der zahlreichen Diatomee Navicula didyma Ehrb. (ungefähr 150 auf 1 Cubikmilli- meter); daneben finden sich zahlreiche Süsswasseralgen: Pinnularien, Naviculae, Synedrae, Epithemiae, Nitzschiae, Melosirae, Orthosira arenaria Sm., Oscillarien und ein- 197 zelne Colonien von sehr zarten Algen, sowie ziemlich viele verschiedenartige Formen von Spongzilla-Nadeln. Zahlreiche fast frische Radicellen mit zahlreichen wohl erhaltenen Wurzelhaaren, Blattreste von Sumpfgewächsen, Mycelfäden und Pollenkörner von Pinus. Dieselben Verhältnisse zeigt das Ufer von Peters- dorf, bis an dem Oldendorfer Holz der Torf fast völlig verschwindet und dafür Conchylienreicher Flusssand tritt, mit einigen Pflanzenreichen Zwischenschichten. In gleicher Weise zeigen auch die westlichen Ränder eine ganz dünne Torf- resp. Moorerdeschicht auf dem Diluvialuntergrund. Auf der Wiese am Ende des Dammes nahe der Gr. Klein-Diedrichshäger Grenze wird sogar Lehm zu Ziegeln gewonnen; das Profil einer solchen Lehmgrube zeigte 0,25 m sandigen Torf auf 0,15 m humosem Sand, welcher durch ein ausgeschlämmtes dünnes Steinlager von dem gelben Geschiebelehm getrennt ist. Der hellbraune faserige, mit Quarzsand und concen- trischen Quarzscheibchen vermischte Torf wird von Früh als Rasenmoor angegeben: „Vorherrschend Radicellen, meist mit langen blassen und ziemlich dünnen gut er- haltenen Wurzelhaaren, Spiralgefässen, dann Diatomeen, (Navicula, Nitzschia, Melosira), Nadeln von Spongilla, einzelne Fadenstücken von Crenothrixr?, Pollenkörner von Pinus, Betula und Corylus. Alles deutet auf eine Ent- stehung in einem stillstehenden Gewässer.“ In dem san- digen grauen Torf einige hundert Schritt von da wurden ferner Wurzeln von Cyperaceen und Gramineen, Epider- mis von KEriophorum, zahlreiche braune Mycelfäden, Diatomeen und Chitinreste von Insecten nachgewiesen. In der Kreidegrube neben dem Strande, wo bei der Sturmfluth des letzten Winters der Durchbruch der See er- folgte, war im Sommer 1883 (und jetzt wieder) folgendes Profil zu sehen: 2 m Dünensand auf 0,2—0,5 m Torf (mit Baumstämmen); darunter bläulicher Sand ca. 0,2 m, dann blauer Geschiebemergel mit Kreidestücken. 13* a Der durch die überlagernde Düne festgedrückte, ge- schichtete Torf, der nach Forchhammer') als „Martörv“ zu bezeichnen wäre, ist nach Früh ebenfalls ein Rasen- moor mit vielen Radiceillen von Cyperaceen und Gra- mineen, Wurzelhaaren, Epidermis und Pollenkörnern von Gräsern, Holzzellen, Treppengefässen und Sporen von Polypodiaceen, (meist schön homogen und hellbraun ulmifieirt), Pollenkörnern von Pinus, Corylus, Alnus, Betula, Tilia, nebst einigen Süsswasserdiatomeen (Na- vicula, Melosira). 2. Nach der Mitte hin nimmt der Torf und die darunter liegende Moorerde an Mächtigkeit bedeutend zu: Der im Herbst 1882 am Pavillon-Hotel?) bis auf 10 Meter niedergebrachte Brunnen ergab bis S m Dünen- und Seesand, unten mit übel riechendem Wasser, auf dem hier folgenden, nicht durchsunkenen Moorboden. Der 50’ tiefe Brunnen bei der Post in Warnemünde hatte nach gefälliger. Mittheilung des Polier Herrn Zander nach 6° aufgeschüttetem Boden 3° weissen See- sand, 9—4’ Wiesentorf mit Baumwurzeln, wenig Sand, ca. 3° gelblichen und bläulichen „Kleiboden“ (thonigen Schlick), darunter Wasserführenden Sand getroffen, der bei 20—22° auf harter, fester schwarzer Moorerde mit Holz, Steinen und Conchylien lagert, welche auch bei 50° = 14,3 m noch nicht durchsunken war, deren nahes Ende jedoch durch einen hier liegenden grösseren Stein angedeutet zu sein schien. Zwei Brunnen nahe der Kirche trafen 8° Wiesentorf auf 4° festem Torf, der auf reinem Sand lagert. Die Wiesen südlich von Warne- münde zeigen ähnliche Verhältnisse. Bei Gr. Klein liegt in der Warnow bis 40° Mächtigkeit der schwarze von Wasser aufgelockerte Moorerdboden. Auch die Bagger- proben aus der Unterwarnow in der Gegend von Warne- münde zeigten ähnliche Diatomeenerde, reich an Schalen von Cardium edule, wie die oben S. 168 beschriebene Moorerde vom Rostocker Bahnhof. ı) N. Jahrb. f. Mineralogie 1841, S, 13. 2) in Warnemünde, EEE Dem Bassin des Breitlings laufen mehrere Seiten- thäler zu: Im Westen bei Diedrichshagen 2 schmale lange Torfdepressionen, sowie einige kurze, sehr flache breite Niederungen; im Süden zwischen Petersdorf und Peez von den Schwinskuhlen her eine flache Depression im Geschiebemergelplateau, welche in ihrem Unterlauf zu breiten Torfwiesen sich ausdehnt, im Osten das unten breite, oben sich in 2 schmale, nur stellenweis von Moor- erde erfüllte Arme gabelnde Thal von Mönchhagen-Peez, zu dem vom Schnatermannschen Walde eine breite Moor- niederung mündet, und endlich die breite, in das Haide- gebiet zipfelartig ausstrahlende Torfniederung der „Radel“ bei Markgrafenheide. Ihr Mündungsgebiet liegt in so niedrigem Niveau, dass oftihre kleinen Wasserläufe sich hier breit Flussartig erweitern. (Dasselbe ist schon bei dem bei Schmarl in die Warnow mündenden Bache der Fall. Es sind dies „Mündungstrichter“ im Kleinen. Die eigentlichen Ufer des Breitlings zeigen folgende Verhältnisse: Als besonders zu beachten muss nochmals hervor- gehoben werden, dass ringsum die Abgrenzung des Breitlings von dem Diluvialgebiet durch- aus ein sehr allmähliches Abflachen des Terrains zeigt, dass an keiner Stelle steile Abbruchs- ufer vorkommen. Sehr deutlich zeigt sich dies auf dem Messtischblatt der neuen Karte, wo die niedrigste Iso- hypse von 5 Metern weit ab von der Grenze zwischen Wasser und Land sich landeinwärts hinzieht: Der Breitling ist eine grosse (1 Meile Durchmesser haltende) flache Muldenförmige Einsenkung des Diluvialbodens, welche von den Seiten her von Süsswassergebilden, von Torf und Schlick, erfüllt und in der Mittevon Wasser bedeckt ist und gegenwärtig in flachem Bogen von der See angeschnitten wird. Dieser Auffassung entspricht die Zusammen- setzung der Uferränder. Im NO., bei Markgrafen- heide wird das Ufer von der Haide gebildet; ihr ge- 200 hören auch die flachen Torf- und Moorwiesen des Radel an. Vom Schnatermann aus beginnt das Gebiet des Geschiebemergels, welcher die Decke der Diluvial- massen des ganzen Areales bildet. Entsprechend der lachen Senkung des Bodens ist auch am Rand ein ganz allmählicher Uebergang von dem eigentlichen Torf zu humosem Sand und humoser Diluvialdecke zu verzeich- nen, so dass die Abgrenzungslinie zwischen Alluvium und Diluvium auf der Karte stellenweise mehr oder weniger willkührlich wird. Da das Areal hier vielfach vom Wasser bespült war, so wurde die Oberfläche des Bodens ausgewaschen, aus dem Geschiebemergel die thonigen Bestandtheile entfernt und der Sand nebst grösseren Steinen zurückgelassen. War der Geschiebemergel reich- licher mit Geschieben durchspickt, so ist eine grössere Menge von Steinen liegen geblieben, welche eine Art Pflaster auf dem noch unangegriffenen Diluvialgestein bildet; daher das vielfach zu beobachtende Profil: Torf, humoser Sand, Steinpflaster und Geschiebemergel resp. -lehm. Das Ufer zwischen Peez und Petersdorf führt im Wasser wie auf den Wiesen eine Menge grosser Steine — solcher Reste des ausgewaschenen, an errati- schen Blöcken reichen Geschiebemergels. Diese Steine setzen in NW.-Richtung auf dem Boden der Warnow nordwärts von Gr. Klein in einem ca. 300° breiten Lager fort; auch die Wiesen bei Diedrichshagen führen vielfach grosse Steine: und in weiterem NW.-Verlauf treffen wir die alte Kreidegrube am Strande, an der Grenze der Breitlingswiesen und dem Stolteragebiet, wo unter Torf die Geschiebereiche Grundmoräne auf Kreide auf- lagert: — die Warnow durchschneidet bei ihrem Eintritt in den Breitling einen „Geschiebestreifen“. Dem- selben entsprechen die zahlreichen Sölle und isolirten Torfdepressionen bei Krummendorf, seine sehr niedrige Lage lässt den Eindruck einer Moränenlandschaft aber ganz verdunkelt erscheinen. In Warnemünde selbst haben einige Brunnen und Wasserfundirungen nicht den oben beschriebenen mächtigen 201 Alluvialboden getroffen, sondern eine Insel des Di- luvialplateaus nachgewiesen. Ein Brunnen in der „dritten Reihe“ traf 16° Sand, der ohne Torfunterlage direct auf einem Steinlager des Geschiebemergels ruht. Dieser Steinwall zieht sich W.-wärts durch die Anlagen zu den Dünen, vor denen am Seegrund ebenfalls Ge- schiebemergel local bekannt ist. — Gegen die See wird der Breitling von einer zusam- menhängenden, nur vom Strom durchbrochenen Kette mässig hoher Dünen abgegrenzt, welche in flachem landeinwärts gekrümmten Bogen von den beiden Flanken des Diluvialabbruchsufers her verläuft. Diese Dünen lagern auf dem Torf, nur in Warnemünde hat sich der Sand local direct auf die Diluvialinsel aufgesetzt. Das oben angegebene Profil der Kreidegrube, sowie An- schnitte, die bei starken Fluthen geliefert werden, be- gründen diese Angabe. Vor der ostwärts von Warne- münde verlaufenden Düne liest aber auch Torf am Meeresgrunde, vor der Düne: Abwaschungen des Strandes nach Sturmfluthen sowie die zahlreichen Aus- würflinge von Torf bekunden dies. Die Untersuchung dieses Meerestorfes durch Herrn Dr. Früh hat ergeben, dass es nicht aus Algen (Tang) gebildeter, sondern reiner Süsswassertorfist, von derselben Zusammen- setzung wie hinter den Dünen in den Breit- lingswiesen und den Torfmooren der Haide. Ein solcher Torfauswürfling erwies sich als „ächtes Hochmoor, ein Eriophoreto-Sphagneto-Cal- lunetum, in dem vorherrschen Eriophorum vaginatum Ehrb., Sphagnum cuspidatum Ehrb., Sph. cymbifolium Ehrb., beigemengt wahrscheinlich Sph. acutöfolium Ehrb., Rinde und Würzelchen von Calluna, zahlreiche Pollen- körner von Amentaceen und Sporen von Torfmoosen“. Die Dünen schreiten also landeinwärts vor, was nur möglich ist dadurch, dass das Landiin säcularer Senkung begriffen ist. Diese noch gegen- wärtig fort dauernde, allerdings sehr langsame Senkung 202 habe ich bereits bei früherer Gelegenheit nachgewiesen!). Als weiterer Beweis dieser noch in historischer Zeit fortdauernden Senkung sei die Mittheilung des Herrn Zander-Warnemünde angeführt, nach welcher in der „zweiten Reihe“ in 6 Fuss Tiefe eine alte ge- pflasterte Strasse aufgefunden worden ist! Einen anderen, aus etwas entfernterer Vergangenheit stammenden Fund möchte ich noch erwähnen. Am Rosenort fand ich auf dem Strande eine etwas von der See abgerollte Feuer- steinaxt; dabei liest, nur zum Theil noch zum gegen- wärtigen Festlande gehörig, die Torfniederung des „Hei- ligen Sees“, in welchem ein Pfahlbau gefunden sein soll! — (Auch in der Wismarschen Bucht ist die andauernde Senkung historisch nachweisbar; s. u.). Das Gebiet der Rostock-Ribnitzer Haide bietet eine Menge analoger Bildungen wie der Breitling. In dem flachen Haidesandgebiete liegt eine grosse Zahl von flachen, isolirten Depressionen verschiedenster Grösse, welche von humosem Sand oder von Torf erfüllt sind, echten alluvialen Süsswassergebilden. Mehrere derselben sind von dem gegenwärtigen Strand beliebig abgeschnitten und ihr Torflager reicht jetzt weit auf den Seegrund hinaus, während es natürlich ursprünglich im Binnenland gebildet sein musste?). Dasselbe haben wir am Breit- ling gefunden. Aus alle dem folgt, dass der Breitling eine selbständige Bildung ist; er ist nicht vom Fluss ausgewaschen, als Thalweitung, und nicht ein durch den Einbruch des Meeres gebildeter Meerbusen, sondern er stellt eine durch die gegenwärtigen Umstände. noch reichlich von Wasser bedeckte, im Ue- brigen von Moorerde (Schlick) und Torf er- füllte, flache weite Depression des hier jetzt sehr niedrig gelegenen Diluvialplateaus, I) Geinitz, Ueber die gegenwärtige Senkung der mecklen- burgischen Ostseeküste. — Zeitschr, d. deutsch. geol. Ges. 1883, 8,301. 2) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1883. S. 302. Eine aus- führliche Bearbeitung dieses geologisch fertig aufgenommenen Ge- bietes soll nach Herausgabe des Messtischblattes Ribnitz erfolgen. ale ursprünglich von nahezu kreisrundem Umfange dar, durch welehe die Warnow fliesst und welche durch die gegenwärtige säculare Senkung des Landes vom Meere angeschnitten erscheint. So erscheint der Breitling als ein Haff, genau der nämlichen Natur wie die übrigen Haffe der nord- deutschen Küste. Ihre Bildung ist vor Allem der Land- senkung zuzuschreiben, während ihr Dünen-Abschluss gegen die See meist geologisch begründet ist durch das Vorhandensein einer Untiefe oder Insel in der gesammten Depression, auf der sich das Dünenmaterial sammeln und ausdehnen konnte. IV. Das geologische Bild des Warnowthales wird voll- ständig, wenn wir uns noch den letzt hinzugekommenen Bewohner desselben, den Menschen, vergegenwärtigen. Die prähistorischen Untersuchungen schliessen sich ja aufs engste an die eigentlich geologischen an. Die alten wendischen Bewohner des Landes siedelten sich in den eben vom Wasser eingenommenen Niederungen, in den Sümpfen an, welche jedenfalls damals noch viel wasser- reicher waren als heutzutage, aber im Uebrigen schon den heutigen Verhältnissen entsprachen. So finden wir denn auch in unserem Warnowthal und seinen Zufluss- thälern eine ganze Reihe solcher prähistorischer Wohn- plätze. Ich verweise auf die hübsche Zusammenstellung dieser Funde von Lisch!) und L. Krause?) und führe die dem Kartenausschnitt zugehörigen Orte nur dem Namen nach hier an, von Süden nach Norden vorschrei- tend: Reez, Kessin, Hohen Schwarfs, Marienziegelhof, Rostock, Dierkow, Teutenwinkel, Rostocker Kirchhof, Bramow°), Schmarl, Lütten Klein’). V. Die nachweisbare säculare Senkung des Landes giebt der Auffassung Berechtigung, dass der 1) Jahrb, f, meckl. Gesch, 1844, S. 18, 1856. S. 1, 51, 55. 2) Dasselbe 1883, S. 285. 3) Noch nicht beschrieben. ey: Verlauf der heutigen Ostseeküste Mecklen- burgs (und ebenso des übrigen Norddeutschlands) durch diese Senkung bedingt ist. Mit Berücksichtigung des früher versuchten Nachweises!), dass zur eigentlichen Glacialzeit mindestens der südwestliche Theil der Ostsee noch keine von Meerwasser bedeckte Senkung war, viel- mehr hier eine (von den Abschmelz-Strömen durchflossene) Landmasse bis zum südlichen Schweden über Dänemark reichte, lässt sich die heutige Gestalt unserer Küste sehr gut erklären. Die Uferlinie der mecklenburgischen Ostseeküste hat im Grossen betrachtet einen NO.- resp. ONO.-Ver- lauf von Travemünde nach dem Darsser Ort; sie erscheint aber nicht als gerade Linie, sondern aus zwei flachen Bogen zusammengesetzt, die sich von Travemünde bis zur Bastorfer Spitze und von da zum Darsser Ort hin- ziehen, welcher ein dritter bei Arkona sich anschliesst. Dies ist das Bild, welches eine kleine Landkarte ergiebt; im Einzelnen finden wir aber diese Linie unterbrochen durch den grossen Dreiecksausschnitt von der Wismar- schen Bucht und die kleineren Ablenkungen bei Doberan und Warnemünde, und wir erkennen hier ein Abwechseln der NO.- und der senkrecht dazu stehenden NW.- Richtung. Zum Verständnisse der Bildung dieser Küsten- linien sei folgende kurze Charakteristik des geologischen Baues Mecklenburgs vorausgeschickt. Die älteren Formationen Mecklenburgs werden in ihrer Architektonik durchweg von dem hereynischen Gebirgssystem beherrscht. Daher wird das Land von mehreren parallelen Hügelzügen in der Richtung von SO.—NW. resp. 0SO.—WNW. durchzogen, deren Kern häufig als Flötzgebirge zu Tage tritt, auf denen aber noch häufiger die Glacialablagerungen in besonderer Reinheit und theilweiser Mächtigkeit auf- und ange- schüttet sind, dadurch die parallelen Hügelzüge bildend, 1) Geinitz, Zeitschr. d. d. g. Ges, 1885. 5. 301—305. 205 welche als „Geschiebestreifen“ das Land in SO.—NW.- Richtung durchqueren‘). Dieser Gebirgsbau beherrscht die gesammten hydrographischen Verhältnisse des Landes: Neben den Producten der Stromschnellen- artig einwirkenden „Abschmelzwässer“, die sich besonders orossartig in der „Seenplatte“ zeigen, haben wir die län- geren Flussläufe, welche der eigentlichen Erosion des fliessenden Wassers ihren Ursprung verdanken. Diese Flussläufe haben entweder eine NO.- oder eine NW.- Richtung, wie wir das besonders schön in den randlichen Gebieten Mecklenburgs (an den Flussläufen der Warnow, Recknitz, Peene, Tollense, Elde, Rögnitz, Sude, Schaale, Boitze, Elbe u. a. m.) erkennen. Die NO.-Richtung entspricht den Durchbruchs- oder Querthälern, die NW. den (den Höhenzügen parallelen) Falten- oder Längsthälern. Siesind zur Zeit der post- glacialen Abschmelzperiode entstanden, ei- nige mögen auch in prae- oder eigentlich glacialer Zeit ihren ersten Anfang erhalten haben. Die heutige Küste stellt nun einen gewissermassen willkürlichen Anschnitt dieses in der eben geschilderten Weise gebauten Landes dar. Wir werden demgemäss im Verlauf der Küste alle obigen Formen des Landes und der Wasserdepressionen angeschnitten wieder finden und folglich drei verschiedene Typen von Ufer- rändern unterscheiden können, nämlich Steilufer (am besten mit dem Namen „Klint“ zu bezeichnender Abbruch des Diluvialplateaus oder eines Flötzgebirgs- zuges), flache Senkung des Diluvialbodens (ent- sprechend einer ringsum abgeschlossenen grossen oder kleinen muldenartigen Tiefung des Plateaus) und Allu- vialdepressionen (isolirte Torfmoore oder alte Fluss- thäler. Die Mündung der letzteren kann sich in Folge ihrer tiefen Lage zu einem „Mündungstrichter“ mit stark ver- breiteter Wasserfläche gestalten, der A bschluss solcher De- pressionen gegen die See erfolgt durch einenDünensaum). ... ).Ausführlichere Darstellung dieser Verhältnisse in Geinitz, Flötzgebirge Mecklenburgs 1883 und Beitr. z. Geol, Meckl. I, und II. 2206 Verfolgen wir nun die mecklenburgische Ostsee- küste an der Hand der beigegebenen Uebersichtskarte, Tafel 2, so werden wir die Bestätigung des Gesagten finden. Gleichzeitig wird diese detaillirte Untersuchung ‘ein Licht werfen auf die ganz analogen Verhältnisse der übrigen norddeutschen Küste und dadurch von allgemei- nerer Beziehung werden, die Bildung der deutschen Ostseeküste überhaupt erklärend. Auf der Karte sind die Landtheile gelb ange- geben, welche bei einer Senkung des Landes um 5 Meter vom Meere weiter bedeckt sein würden, wobei die etwa über 5 m hohen Dünen nicht berücksichtigt sind. Diese Distriete fallen aber nicht zusammen mit Alluvialboden ! Nirgends ist ausser „Strand“ resp. „Düne“ eine allu- viale Küstenumsäumung, sondern nur ein beliebiger Küstenanschnitt zu sehen; die Küste zeigt durch keiner- lei Ablagerung die Andeutung einer postglacialen Sen- kung und folgender (alluvialer) Hebung. In der Travemünder Bucht kommt dieTrave als Durchbruchsthal aus SO.; das Erosionsthal besitzt beiderseits hohe Ufer ohne Alluvialbegrenzung. Sein rechtes Ufer ist das Steilufer von Pötnitz, welches sich geradlinig fortsetzt zum Abbruchsufer des Klützer Ortes und von letzterem nur durch den vorgelagerten Priewall und die Torfwiesen an der Grenze getrennt ist. Eine weitere Landsenkung würde, wie die Karte zeigt, noch deutlicher die einheitliche Linie als altes rechtes Trave- ufer erkennen lassen. Die Bucht wird in dieser alten Form weniger deutlich dadurch, dass sich die Dassower See als rechter Zipfel dazugesellt; diese ist ein nach NW. laufender Mündungstrichter der vereinigten Stepnitz (Längsthal) und Maurine (Querthal); die kleine Ausbuchtung nach Süden entspricht der Mündung des Querthales der Selmsdorfer Torfwiesen. Eine Landsenkung um 5 m würde hier den Cha- rakter der Küste wenig ändern. Die Küste entspricht hier am Klützer Ort dem einen (z. Th. etwas südwärts verschobenen) Ufer eines alten Durchbruchsthales durch 207 einen Höhenrücken des Landes, einen Geschiebestreifen, dessen Kern als Kreide erkannt ist. Bei Gr. Klütz Höved n. v. Boltenhagen biegt die Küste scharf um und läuft abgesehen von Ausbuch- tungen bis Wismar in der Gebirgsstreichrichtung. Die Ausbuchtungen entsprechen den Rändern grosser Boden-Depressionen, wie auch das Zurückgreifen der 5- Meter-Linie im inneren Rande dieser Bogen zeigt. Die flache Insel Lieps ist ein geringer Rest einer Erhöhung in genannter Depression. Ihr fortwährendes Kleiner- werden!) ist ein Zeichen der dauernden Senkung. Nach Westen läuft von der Lieps am Meeresboden ein Lager mächtiger Steine: die Verbindung der Tarnewitzer Ecke mit dem Nordrand von Pöel. Bohrungen die 186) von Herrn Baumeister Langfeldt auf Lieps ausgeführt wurden, ergaben zunächst ein Lager von abgerundeten Geröllen, Strandkieseln, darauf Seesand, theilweis mit Tang durchsetzt, darunter bei ca. 2 m Tiefe einen feinen sandigthonigen, festen Schlick von grünlichgrauer Fär- bung und eigenthümlichem Geruch nach faulen organi- schen Massen; bei 24‘ unter O0 = 6,57 m war der Schlick noch nicht durchsunken. Betrachtet man die Wismarsche Bucht und die vereinfachenden Veränderungen, die eine 5 m-Senkung hier noch hinzufügen würde, so erkennt man, dass hier zwei (kurze) Thalläufe von entgegengesetzter Richtung zusammentreten und das Dreieck aus dem Land heraus- geschnitten haben, von welchem als grosser Ueberrest die Insel Pöel lagert: das NNW. laufende Thal mit dem Rande Wismar-Zierow-Hohenwieschendorf-Lieps und das NNO. streichende des Breitlings bei Pöel. Die südliche Ecke des herausgeschnittenen Restes Pöel ist die isolirte winzige 3 m hohe Insel Walfisch mit ihrem mächtigen (bis über 50‘ erbohrten) Geschiebemergel und den mäch- tigen Steinlagern an ihrem Strand. Seewärts vom Nord- .. ..)) Die jetzt völlig verlassene flache Insel trug früher einen steinernen Thurm! vergl. Burmeister, Jahrb. f. meckl. Gesch, II. 1837, S. 188. 208 strand von Pöel liegt parallel dem Liepser Steinlager eine zweite Untiefe, der Hahnenkamm. An die Insel Pöel reiht sich der niedrige Langen- werder und in gleicher Richtung die schmale Dünen- zunge Kieler Ort der Halbinsel Wustrow. Die See- grenze dieser Insel läuft in gerader Linie nach NO. bis zur Bastorfer Spitze, hier den Plänerzug von Bruns- haupten durchquerend, der in NW.-Richtung bis Heiligen- hafen in Holstein fortläuft; also auch hier entspricht das Ufer einem deutlichen Querthal. — Parallel verläuft als Verlängerung des Breitlings das Salzhaffl, bei Alt-Gaarz nur durch einen schmalen Dünenzug von der See ge- schieden. Eine Landsenkung würde Wustrow isoliren. Bis hierher, in der Östhälfte des Gebietes, zeigt der Küstenverlauf fast durchgängig einen sehr klaren Zusammenhang mit den architektonischen Ver- hältnissen des Landes: abgesehen von einigen Depressions- ausbuchtungen entweder nordwestliche Richtung, Falten des Gebirges folgend, oder nordöstliche, zu Quer- oder Durchbruchsthälern gehörig. Hier würde auch eine weitere Senkung des Landes zunächst (abge- sehen von Ausweitungen der Flussmündungen) die Grenzen zwischen Land und Wasser wenig verändern; der Charakter des Küstengebietes würde wesentlich derselbe bleiben. Anders in der Osthälfte Mecklenburgs. Von der Bastorfer Spitze ostwärts treten nicht mehr so prägnante Höhenzüge mit Flötzgebirgskern an die See wie vorher, dem entsprechend hat die Küstenlinie bis Warnemünde keinen so ausgeprägten Charakter mehr. Der flache Bogen zwischen Bastorf und der Stoltera setzt sich aus zwei Theilen zusammen, vom Heiligen Damm westwärts einer WNW.-Richtung, vielleicht mit von den beiden hier mündenden Thalläufen des Conventer Sees und des Fulgenbaches beeinflusst, und einer ONO., etwa senkrecht zu dem in der Stoltera bis 20 m gipfelnden Geschiebemergelrücken mit Kreideuntergrund stehenden. er Eine Senkung dieses Gebietes würde inso- fern eine bedeutende Veränderung hervorrufen, als die grossen Torfwiesenflächen östlich von Heiligen Damm, die jetzt durch den als „heiliger Damm“ bezeichneten Uferwall gegen die See abgegrenzt sind und früher eine von Süsswasser erfüllte Depression waren, dann eine grosse Meerbusenähnliche Wasserfläche würden, die nun aber von Meereswasser erfüllt wäre und nicht von Süsswasser. Hier sei noch einmal das von Koch!) gegebene Bohrprofil mitgetheilt, welches die Lagerungsverhält- nisse dieser Moorerde zeigt: Unter dem 9° = 2,6 m hohen Uferwall liest unmittelbar 5° = 1,4 m mächtiger Torf, dessen Oberfläche etwa 1° unter dem mittleren Meeresniveau liegt. Darunter 4° — 1,1 m sogenannter Seesand, 7 = 2,1 m thoniger Diatomeenreicher Schlamm, 3 = 0,9 m Sand, unterlagert von dem blauen Geschiebemergel. Der Torf ist von J. Roth und Koch?) als Süss- wassergebilde erkannt, der darunter lagernde Schlick wird von Koch als marines Product angesehen, haupt- sächlich auf Grund der Untersuchungen Ehrenbergs über die darin enthaltenen Diatomaceen (Infusorien). Herr Professor Cleve-Upsala hatte die Güte eine Probe des mir von Herrn L.-Bm. Koch gegebenen Schlickes zu untersuchen und fand folgendes Resultat. Die Diatomeen sind ziemlich selten darin, von mari- nem Charakter, sogar einem etwas mehr salzhaltigem Wasser entsprechend, als dem der gegenwärtigen Ostsee ! Er führt folgende Formen auf: Epithemia turgida Kütz, E. gibba Kütz, 1) Archiv d. Ver. d. Fr. d. Nat. Meckl. 1860. S. 415, 2) vergl. Koch, a. a. 0. S, 418 und J. Roth, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1859. S. 343, E. Sorec Kütz, E. musculus Kütz, Navicula didyma Ehb, N. fusca Grey. N. interrupta Kütz. N. humerosa Breb. var, N. abrupta Grey. N. elegans Sm. Plagiogramma staurophora Grey. Grammatophora oceanica Ehb. var, Rhabdonema arcuatum Lym. R. minutum Kütz., Achnanthes brevipes Ag. Nitzschia punetata W. Sm. Surirella striatula Turpin, Campylodiscus Olypeus Ehb. ©. echeneis Ichb. Auliscus (prwinosus 2) Cerataulus turgidus Ehb, Actinoeyclus Ehrenbergü Rolfs. Actinoptychus undulatus Kütz, Cyelotella Astraea Ehb. In dieser Ablagerung mit marinen Diatomeen kommen neben Ostseeconchylien (zahlreiche Exem- plare von Cardium edule) zahlreiche Süsswassercon- chylien vor!). Es muss demnach vorläufig unent- schieden bleiben, ob hier eine ältere z. Th. marine Ab- lagerung des Diluviums resp. eine alluviale Meeresbucht- ausfüllung vorliegt oder ob wir dieselbe als Süsswasser- ablagerung einer alten, gegen die See offenen Depression ansehen wollen, in welche von der See her die marinen Formen eingewandert sind, was nach dem Funde am Rostocker Bahnhof (s. 0.) nicht unwahrscheinlich ist. Ich behalte mir eine diesbezügliche weitere Untersuchung vor, in der auch die „demnächst“ zu erhoffenden Auf- schlüsse bei Warnemünde mitgetheilt werden sollen. — Von der Stoltera aus wendet sich das Ufer in sehr flachem landwärts gekrümmtem Bogen bis Warnemünde und läuft von da in NW.- Kichluns längs der Haide zum Darsser Ott. 1) Vergl. Koch, a, a. O0. S. 416. 211 Es schneidet dabei die Torfdepression des Breit- lings an. Nach dem oben Gesagten leuchtet auch das Kartenbild ein, welches eine ausserordentliche Verände- rung in der Configuration des Landes bei einer Senkung von 5 Meter angiebt; wir würden einen grossen Meer- busen erhalten, von dessen Ufern zapfenförmig mehrere flache Halbinseln vorragen, die bald vom Wasser zu Untiefen verwandelt werden würden; nur die Gehlsdorfer Insel würde sich erhalten. Auch das Abbruchufer der Rostocker, Gelbensander und Ribnitzer Haide nebst ihren vielen Torfdepressionen würde weit landeinwärts verlegt und die Inseln und Halb- inseln welche zunächst Dank der hier vorhandenen flachen wellisen Bodenerhebungen mit Geschiebemergelkern dabei restiren würden, dürften ebenfalls bald zu Untiefen ver- wandelt werden. Das jetzige Absturzufer der Haide zeigt uns ebenso trefflich, wie die Abstürze von Geschiebe- mergel, dass die See erst in geologisch wenig zurück- liegender Zeit gegen die norddeutsche Ostseeküste vordringt. Das Fischland und der Darss (auf unserer Karten- skizze nicht mit eingetragen, da die Landesaufnahme noch nicht bis dahin gekommen) würde z. Th. in isolirten, durch Dünen verbundenen Inseln von Geschiebemergel sich erhalten, den dahinter liegenden Binnensee und den Saaler Bodden zu offenen Haffen umgestaltend. Die jetzige Mündung der Recknitz in den Binnensee bei Ribnitz mit ihrer plötzlichen Erweiterung der Wasserfläche zeigt einen ganz analogen Mündungstrichter wie die Warnow. Dass eine ähnliche, im Laufe der Zeit aber viel beträchtlichere Senkung stattgefunden hat, wie wir sie hier gewissermassen für die Zukunft vorausnehmen, er- giebt sich ausser den oben erwähnten Thatsachen auch in dem Vorkommen von Untiefen, welche mehrfach der jetzigen Küste als wallartige Erhöhungen vorlagern, Resten von Erhebungen auf dem jetzt Meerbedeckten Festland: ein ähnliches Bild der Vergangenheit wie das eben geschilderte der Zukunft zeigt eine Betrachtung der Tiefenkarten der Ostsee. 14 212 Setzen wir das Bild der supponirten Landsenkung um 5 Meter noch weiter fort, so finden wir, dass die langen Flussläufe des östlichen Mecklenburgs und Pom- merns zu breiten, tiefen Meeresarmen und Fjordähnlichen Wasserläufen werden. Die Warnow würde bis weit über Bützow, die Nebel bis Parum vor Güstrow zu einem Brackwasser erfüllten Mündungscanal. Die Recknitz, Peene, Tollense würden Neuvorpommern durch Wasser- strassen von derselben Breite wie die zwischen Rügen und Neuvorpommern gelegene als Inselcomplexe abtrennen und das östliche Mecklenburg in mehrere Halbinseln zergliedern: kurz eine Landsenkung von nur 5 Metern würde das östliche Mecklenburg und Vorpommern (und das östliche Holstein) zu ähnlichen Insel- und Halbinsel- massen zerstückeln, wie jetzt Rügen und die dänischen Inseln darstellen! Diese als Beispiel angenommene Landsenkung um 5 Meter und die Verfolgung der durch eine solche Sen- kung hervorgerufenen Veränderungen des Küstenverlaufes lehrt uns deutlich die gegenwärtig vorliegenden that- sächlichen Verhältnisse verstehen. Alle vorhandenen Ver- hältnisse bekommen ihre Analoga bei unseren hypothe- tischen Aenderungen. Ich habe hier an einem kleinem Stück der Ostsee- küste die Erscheinungen auf Grund treulicher eigener Beobachtungen, nicht blos nach Betrachtungen am Schreib- tisch, geschildert. Das geographische Resultat der Unter- suchungen lässt sich in folgende Worte zusammenfassen ; Die mecklenburgische Ostseeküste verdankt ihre Configuration im GrossenwieimKleinen dem Zusammenwirken der beiden Kräfte: 1. Erosionswirkung der glacialen Schmelz- wässer auf dem Diluvial- und Flötzgebirgs- boden und2.säculare Senkung des Balticums; die Mündungstrichter, Förden, Haffe, Strandseen und dergl. sind nicht das Product von Gletschererosion oder Meereseinbrüchen. 213 Wenn ich auch nicht das Verfahren billigen kann, auf Grund der Betrachtung von Karten und ohne ein- gehende geologische Localuntersuchung Behauptungen aufzustellen, so wage ich doch bei der Gleichartigkeit der Verhältnisse auf Grund des hier eingehend Unter- suchten und sicher Nachgewiesenen die Vermuthung aus- zusprechen, dass das obige Urtheil auch für die gesammte übrige norddeutsche Küste gelte, dass also eine eigent- liche Gletschererosion hier nicht von directem Einfluss auf die Küstengestaltung gewesen ist. Eine Betrachtung z. B. der Rügenschen Landschaft mit ihren tief in das Land eingreifenden Bodden, ihren unter Wasser gesetzten Moordepressionen und Mündungs- trichtern ganz kleiner Bäche, das Ablösen von Inseln und Halbinseln u. s. w. zeigt in jedem einzelnen Falle aufs deutlichste, dass auch hier genau dieselben Verhältnisse wie an der mecklenburgischen Küste vorliegen, kein ein- ziger Fall weist auf echte alleinige Gletschererosion oder Meereseinbruch hin, überall das Resultat der säcularen Landsenkung! B. Der Untergrund von Rostock. Anhangsweise sei hier noch das Bild vervollstän- digt, welches man sich schon nach dem vorherig Mitge- theilten von dem Untergrund der Stadt Rostock ent- werfen kann. So wichtig es in sanitärer Hinsicht ist, den Unter- grund einer Stadt zu kennen, so schwierig sind derar- tige Untersuchungen und kartographische Darstellungen in einer alten Stadt, wo Bauten vielfache Veränderungen des Bodens herbeiführten, grössere Brunnenbohrungen fehlen und etwaige Aufschlüsse bei dem Mangel an In- teresse oder Verständniss seitens der Betheilisten dem Geologen nur durch Zufall bekannt werden. Vielleicht, dass durch diese Mitiheilungen von manchen Seiten ergänzende Beobachtungen zu den folgenden Angaben veranlasst werden! 214 Die Geologie Rostocks lässt sich natürlich nur im Zusammenhang mit der der näheren Umgebung behandeln. Rostock liegt auf einer Ecke des Diluvialbodens welche durch das hier befindliche Knie des Warnow- thales aus dem zusammengehörigen Plateau herausge- schnitten ist. Dem entsprechend ist auch die Höhe auf dieser Ecke genau dieselbe wie auf den anderen Ufern; ein Visiren von dem Ende der Friedrich Franzstrasse über die Thalebene hinüber nach den Cramonstannen, ein Blick vom Slüterdenkmal nach dem Dierkower Ufer- rand zeigt dies Verhältniss sofort; wir haben keine Berge vor uns aufsteigen, sondern nur die Lehne des 20 resp. 15 Meter hohen Ufers, welches das hinten fast ebene Plateau gegen das Warnowthal abgrenzt. Oben (I) wurde gezeigt, dass das Warnowthal an seinen Gehängen oft recht schön das eigentliche oder Unter-Diluvium unter seiner Bedeckung vom Oberen Di- luvium angeschnitten hat. Die mannichfachen Aufschlüsse in der unmittelbaren Umgebung rings um Rostock, durch Kies- und Sandgruben, Ziegeleibetrieb, Bahnbauten u. s. w. und endlich die Erdarbeiten in der Stadt selbst er- möglichen einen Einblick in den Bau des Untergrundes Rostocks. Dabei sieht man recht deutlich wieder, wie die Ablagerungen des Diluviums so rasch und auffällig wechseln können, dass man nicht mit Unrecht gegenüber der weithin regelmässigen Schichtenfolge in älteren For- mationen von einem gewissen Chaos reden dürfte. Wäh- rend wir rings um Rostock vorwiegend Sand finden — Bramower Uferwände, Militärexercierschuppen, Exercier- platz, Biestow, Dalwitzhöfer Warnowufer, Cramonstannen, Dierkow, Gehlsdorf — steht Rostock nicht etwa auch auf Sand, unter einer gewissen Decke von Geschiebelehm, sondern fast durchweg aufmächtigem Geschie- belehm resp. -mergel; und eben nur dem Vorhan- densein desselben hat diese exponirte Ecke es zu ver- danken, dass sie überhaupt vorhanden und nicht von der Erosionsthätigkeit des Warnowlaufes weggespült wurde. 2 2a Folgendes sind die mir bisher bekannt gewordenen Aufschlüsse!) : Südlich von der Stadt hat die Doberaner Balın bei der Kreuzung mit dem Schwaanschen Landweg und in dem Anschnitt des Windmühlenhügels nahe dem Warnowthal den gelben Blockreichen Geschiebemergel z. Th. bis 3 m entblösst; der Weg welcher vom Ende der Alexandrinenstrasse zur Bahn führt, zeigt eine ver- lassene Lehmgrube (oberen Geschiebemergel). Der untere Spathsand (z. Th. mit thonigen Zwischenschichten oder Kieslagen) wird am Warnowgehänge bei Dalwitzhof an- getroffen, stets noch unter einer 1/,—1 m mächtigen Decke von Oberem Geschiebemergel, welcher oft die da- runter liegenden Schichten stark verdrückt hat. Südvorstadt: Der Sielbau auf der Alexandrinen- strasse zeigte Blockreichen gelben, unten blaugrauen Ge- schiebemergel bis ca. 2 m; die Häuserbauten der Georgs- strasse, die kleinen Lehmgruben hinter einigen Häusern der genannten Strasse, die Abstiche am oberen Ende der Helenenstrasse (bis ca. 5 m), ferner die Fundament- grabungen in der Paulstrasse, Friedrich Franzstrasse u. s. w. ergaben durchgängig den oft etwas sandigen lehm- gelben, unten blaugrauen Geschiebemergel, z. Th. mit grossen erratischen Geschieben, den „Felsen“, in dem nur local untergeordnete dünne Sandschmitzen, „Sand- adern“ eingelagert sind. Zwei Brunnenbohrungen an der Georgstrasse (Amtsrichter Piper), die bis über 100° und 200° geführt wurden, ergaben unter Humuserde den gelben Lehmmergel — Oberen Geschiebemergel und blauen thonigen Unteren Geschiebemergel, dessen grosse Geschiebe leider ein Durchteufen verhinderten ; auch hier traten untergeordnete „Sandadern“ auf. Sehr gute Aufschlüsse hatten die Arbeiten am Rosengarten und Bahnhof gegeben. Der vom Steinthor zum Bahnhof führende Hohlweg hat unter gelbem oberen ...D) Einen Theil der betr. Notizen verdanke ich den liebens- würdigen Bemühungen des Herrn Professor Uffelmann-Rostock. il den blauen unteren Geschiebemergel durchschnitten, beide haben dem Rostocker Museum eine Fülle von Silur- und Kreidegeschieben mit schönen Versteinerungen ge- liefert. Der Anschnitt vor dem Bahnhof ergab dasselbe; nur waren zwischen beiden Mergeln Sand- und Thon- schichten, welche von dem Gletscherdruck des Oberen in grossartiger Weise in ihrer Lagerung verbogen er- schienen. Auf diesen Zwischenschichten treten z. Th. Quellen hervor. In der Altstadt erkennt man an dem Absturz- ufer unter der Petrikirche den Geschiebemergel. In der Hartenstrasse und Wollenweberstrasse traf ein Sielbau feinen Sand, ein Brunnen der unteren Hartestr. (Senator Burchard) führt in geringer Tiefe reichliches gutes Wasser, dem Unteren Spathsand entstammend. Ueber den Untergrund der Neustadt liegen fol- gende Beohachtungen vor. Die Wallböschungen und der Wallgraben zeigen, ebenso wie Ausschachtungen an der Schwaanschen Strasse, an der Post, am Blücherplatz, Königstrasse (6 m), am Rathhaus u. a. O. durchweg den Geschiebemergel mit grossen Blöcken. Ein Brunnen auf der Kröpelinerstrasse (Lüders) hat bei 90—36’ schlechtes Wasser, eine bis 100° ausgeführte Bohrung blieb im zähen blauen Thon (= Unterer Geschiebemergel) und lie- ferte kein Wasser. Ein Brunnen am Blücherplatz (Dr. Brunnengräber) steht bei ca 300° in zähem blauem Thon == unterem Geschiebemergel, ohne reichliches Wasser ge- funden zu haben; kleine Zwischenschichten von Sand und Kies sind auch hier charakteristisch. Früher fand sich hier bei 45° reichliches Wasser (Sandzwischenschicht!). Ein benachbarter Brunnen (Epping) hat stark zufliessendes Wasser, jedenfalls einer Sandschicht zwischen dem Ge- schiebemergel entsprechend; die Brunnen im Hofe der Gr. Stadtschule (67°), im Posthof und an der Bürger- schule führen ebenfalls reichliches und gutes Wasser. Ein Brunnen an der Marienkirche (Koch) hat bei 59° etwas brauchbares Wasser, von 55—60° blauen Thon (Geschiebemergel). Wir finden nach obigen Daten den Untergrund der Stadt Rostock zusammengesetzt aus dem Diluvialen Ge- schiebemergel, der naturgemäss in zwei Abtheilungen zerfällt, den (meist gelben, sandigeren) Oberen des Deck- diluviums und den (meist blaugrauen, zähen) Unteren als Absatz der Hauptgrundmoräne des Eiszeitgletschers. Beide sind hier häufig getrennt durch Sand- (z. Th. auch Thon-) schichten, welche wasserführend sind. Ein Bild des Unteren Geschiebemergels mit geringer Spathsand- bedeckung giebt die Ziegeleigrube am Gehlsdorfer Ufer. Die Brunnen der hochgelegenen Theile Rostocks sind demgemäss zweierlei: die wenig tiefen, nur im Ge- schiebemergel stehenden, haben eigentlich nur die Natur von Cisternen, die etwas tieferen in den Sand- adern sammeln das hier zwischen den beiden, wasser- undurchlässigen Geschiebemergeln von etwas grösserer Entfernung kommende Wasser. Beide Sorten von Brunnen führen ursprünglich gutes Wasser, können aber leicht durch Imprägnation des Nachbarbodens mit schädlichen Stoffen verunreinigt werden. Die einzige Hülfe gegen diese Gefahr ist daher ein gutes Abfluss- und Sielsystem ; an den schlechten Brunnen der Stadt Schwerin mag sich Rostock ein warnendes Beispiel nehmen! Zu bedauern ist, dass die beiden tiefen Brunnenbohrungen nicht ihr Ziel erreicht haben, welches voraussichtlich wenig Meter entfernt lag! Mit grosser Wahrscheinlichkeit würde ein artesischer Tiefbrunnen in Rostock reichliches Wasser an der Grenze zwischen Diluvium und Kreide treffen. Das obige Bild vom Untergrund der Stadt Rostock ist noch zu vervollständigen durch die Angabe der Allu- vialabsätze (Torf und Moorerde): a, in dem Warnow- thal, d. i. am Strande, in den „Brüchen“ östlich ausser- halb der Stadtmauern und dem Territorium der Gasan- stalt und Bleicherstrasse. b, in der „Grube“, dem Thal des Seitenarmes der Warnow, welches die Altstadt als Insel abtrennt, wo die angrenzenden Häuser vielfach recht feucht sind, c, längs des oben unter II. 12 be- schriebenen Moorthales, welches die Ränder der Helenen- 218 Stampfmüller-- und Friedrichstrasse beeinflusst. Diese Stadttheile müssen als die ungesunden, für Krank- heitsheerde geeigneten, bezeichnet werden. Zwischen den beiden Moor- und Torf-Seitenthälern 12 und 13 liegt die westliche Vorstadt, der Haupt- sache nach ebenfalls auf dem Geschiebemergel, der am Abhang des Patriotischen Weges an der Bierbrauerei, dem Neubramowweg u. a. ©. zur Beobachtung gelangt. Von Süden kommt hier schon das Sandgebiet des unterdiluvialen Spathsandes mit herein, ebenso zeigten die Häuserarbeiten am unteren Patriotischen Weg das- selbe: Die Lehmgrube an der Lohmühlenstrasse zeigt ca. 4 m mächtigen gelben Blocklehm, auf Spathsand lagernd, der Hausbau neben der Centralhalle unter Lehm Sand mit Thonzwischenlagen in starker Schichenstörung: d. i. Unterdiluvium unter der Decke des Oberen Geschiebe- mergels. Hier treten auch auf dem Sande Quellen zu Tage. Fast unbegreiflich erscheint es, dass jetzt wieder, im Anklang an die alte Wendenzeit, eine Häuserreihe auf dem ungesunden Moorgrund des Zuflussthales 19 neben der Chaussee gebaut werden durfte, während da- neben der trefflichste Baugrund in dem hier mächtig beginnenden Spathsand des Nachbarhügels sich findet. Die von den Thälern 13 und 14 aus dem Randplateau herausgeschnittene Landzunge zeigt in mehreren Sand- gruben trefflich das Herrschen des feinen unterdiluvialen Spathsandes; nur einige grosse Blöcke auf der Decke des Sandes, oder z. B. an der Windmühle etwas einge- buchteter Geschiebelehm stellen die Reste des wegge- waschenen Deckdiluviums, Oberen Geschiebemergel dar. Ein weiterer Verfolg der geologischen Aufschlüsse rings um Rostock, mag, weil unser eigentliches Kapitel nicht mehr fördernd, hier unterbleiben. Rostock, Juni 1884. 1. E Link, Antinnitateshotanicae Rostoshlenses mitgetheilt von Friedrich Bachmann. Durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Hof- meister in Rostock wurde mir ein, weiteren Kreisen wohl kaum bekanntes, Programm des Professors H. F. Link!) in Berlin, früher in Rostock, zugänglich gemacht, mit welchem er dem Generalchirurgus und Professor der Medizin zu Rostock, Wilhelm Josephi?), seinem frühe- ren Kollegen, zu desselben (am 14. März 1855 zu feierndem) 50jährigem Doectorjubileum gratuliert; nach Gelehrtengewohnheit hat er eine kleine Abhandlung an- 1) Heinrich Friedrich Link, geb. am 2. Febr. 1767 zu Hildesheim, wurde Mich. 1791 als ordentlicher Professor der Na- turgeschichte und Chemie nach Rostock berufen; 1797—1799 unternahm er mit dem Grafen Hofmannsegg eine grosse wissen- schaftliche Reise, hauptsächlich nach Portugal, deren Resultate er in verschiedenen Schriften niederlegte. Mich. 1811 ging er als Prof. der Botanik nach Breslau, 1815 nach Berlin, wo er am |. Jan. 1851 starb. Sein Bild befindet sich in der Aula der Rostocker Universität, (Vgl. über ihn Archiv V. 217 fi., XIV. 157 ff, und den Lebenslauf in der Allg. Deutschen Biographie). 2) Johann Wilhelm Josephi, geb. am 8. März 1763 zu Braunschweig, war 1785—1786 Prosektor in Göttingen, dann prakt. Arzt in Braunschweig und Peine; Michaelis 1789 wurde er als ausserordentlicher Professor der Medizin nach Rostock berufen. Ostern 1792 wurde er ordentlicher Professor, 1808 auch General- chirurg der meckl. Truppen. Er starb am 31. August 1845. Seine Verdienste um die medizinischen Studien in Rostock sind nicht gering; sein (jetzt freilich völlig veraltetes) Hebammenlehr- buch hat sich sogar in den Händen mancher Hebamme bis heute (!) erhalten. (Vgl. darüber Walter, Gesch, d. Hebammenwesens in Meckl. 1883, und siehe auch den Nekrolog im Freimüth, Abendblatt.) 15 220 gehängt, in welcher er die Anfänge botanischer Interessen in Rostock bespricht. Boll beklagt in Archiv XIV, wo er p. 141-199 eine Geschichte und Statistik unserer Flora giebt, dass (ausser ein paar in fremden Gesellschaftsschriften verstreuten kleineren Ab- handlungen von Tode aus den Jahren 1784-90) lediglich diese Schrift von Link ihm nicht zugänglich gewesen sei. In der That würde er mit Hilfe derselben eine Anzahl von Species viele Jahre haben zurückdatieren müssen, deren erste Entdeckung für Mecklenburg er in seiner Uebersicht späteren Botanikern zuschreibt. Es dürfte sich daher lohnen, diesen in der Gelegenheitsschrift vergrabenen Bericht zu allgemeinerer Kenntniss zu bringen. Nachdem der Verfasser seiner herzlichen Theil- nahme an der Jubelfeier Ausdruck gegeben, fährt er fort!): „.... . Botanische Excursionen sind schon im 16. Jahrhundert n. Chr. Geb. zu Rostock veranstaltet worden, zu einer Zeit, als man wohl auf keiner an-, deren deutschen Universität schon daran dachte. In der 1579 zu Rostock erschienenen Sammlung der Gedichte des Nathan Chytraeus?) befindet sich eins, Bota- noscopium?) genannt, in welchem er eine Fahrt be- 1) Wir geben nur eine deutsche Uebersetzung des lateinischen Textes, da beides zusammen zu viel Raum wegnehmen würde; nur die wörtlichen Citate Link’s aus Chytraeus und Jungius geben wir im Urtext und verweisen die Uebersetzung in die Anmerkungen. 2) Nathan Chytraeus, jüngerer Bruder des berühmten Rostocker Theologen David Ch, ward am 15. März 1543 zu Mensingen hei Bretten geboren, studierte in Strassburg und Rostock und ward 1564 von Herzog Johann Albrecht I. zum Professor der lateinischen Sprache ernannt, 1580 wurde ihm auch das Rek- torat über die aus den Parochialschulen neu gebildete Stadtschule übertragen, in welchem Amte er sich grosse Verdienste erwarb. Wegen calvinisirender Lehre’ angeklagt, nahm er 1593 einen Ruf nach Bremen als Rektor der dortigen Schule an; dort starb er am 25. Febr. 1598. (Vgl. über ihn Dr, Timms Festrede zum 300- jährigen Jubiläum der Rost. Stadtschule und sein Rostocker Schul- programm pro 1882). Von den Gedichten befinden sich 3 Exem- a auf der Universitätsbibliothek: Kl 411; Cq 15261 und Cq 1526a. 3) Das „Botanoscopium“ ist schon von Ernst H. L, Krause im Archiv XXXIII. p. 318 ff. in Text und metrischer Uebersetzung veröffentlicht und mit Anmerkungen begleitet. 221 singt, die er mit seinen Gefährten an die Mündung der Warnow gemacht hat. Man fuhr die Warnow stromab, landete zwischen der Mündung und dem Hause, welches nach dem angrenzenden Walde „Marggrafen- heide“ genannt wird, und durchforschte die (Salz-) Wiesen, verirrte sich aber demnächst derartig im Walde, dass die Gesellschaft erst dort auf bekanntem Boden sich wiederfand, wo auch heute noch die Fähre sich befindet. Ueber jene Wiesen singt Chytraeus: Caule ruber Tithymallus ibi, tanacetaque crescunt Herbaque Lysimachi, brevioraque centaurea Febrifugas dixere alii, specetatur ibidem Quam vulgo dieunt Kaly, non eryngion inde Defuit!), hirsutusque Tragus?). Alle diese Pflanzen kommen auch heute noch in diesen Wiesen und am Strande vor, nämlich®) Euphorbia palustris, Tanacetum vulgare, Lysimachia vulgaris, Ery- thraea ramosissima, Salsola Kali, Eryngium maritimum und Pimpinella nigra. Ferner: Ingredimur silvas a littore, provenit illic Rara Chamaepeuce, nec non et Teutona Myrtus Crassulague umbella candente Ulmariae!) Ericae Verbenaeque adeo et dietum sylvestre Pyrethrum)). 1) Im Original und bei Krause a. a. O. Vers 57 „Abfuit‘ 2) Wolfsmilch wächst, rothstenglige hier, dabei Tanacetum Und des Lysimachus Kraut, Tausendgüldenkraut auch, aber klein nur, Fieberkraut hat man’s genannt schon früh. Fs fanden sich ferner Was man Kali benennt, und auch Eryngium fehlte Nicht noch der zottige Tragus. (Krause a. a, O. Vers 55—57). 3) Vgl. hier und unten Krause’s Anmerkungen a. a. O., in welchen er über die einzelnen Arten theilweise anderer Ansicht ist wie Link, 4) Im Original und bei Krause a. a. O. Vers 68. „Ulnaria‘, 5) In den Wald nun gingen vom Ufer wir, hier wo die seltne Chamaepeuce und auch die deutsche Myrthe sich findet, Und das fleischige Sedum mit stattlicher Dolde, ns Mehl- i raut, Haidekräuter und was man wilden Bertram genannt hat, (Krause a. a. O, Vers 66-69). 15* aa Auch diese Pflanzen wachsen dort noch jetzt: Ly- copodium clavatum, Myrica Gale, Sedum Telephium (weissblühend), Spiraea Ulmaria, Erica vulgaris et Te- tralix, Verbena officinalis. Also nach über zweihundert Jahren ist die Flora dieser Gegend kaum verändert. Wilhelm Lauremberg!), praktischer Arzt zu Rostock, später zu Kopenhagen, schrieb ausser seinem berühmten Buche „De Horticultura“ noch andere kleinere und weniger bekannte Werke, doch fand ich in ihnen allen über die bei Rostock wachsenden Pflanzen nichts enthalten. In der Rostocker Universitätsbibliothek aber befindet sich ein Manuseript dieses Autors, „Dia- rium botanicum“ betitelt, in welchem er besonders das verzeichnet, was ihm bei der Pflege seines eigenen Gartens aufstiess, aber auch einige damals in der Gegend von Rostock gemachte Excursionen vermeldet. In einem bei Marienehe, nicht weit von Rostock, belegenen Walde, der später im siebenjährigen Kriege gefällt ward, fand er am 1. August 1627 „Centaurium minus“ (Ery- thraeum centaureum), „Stoeben vulgarem, quae Scubiosa“ (Scabiosa arvensis) und „Chaerophyllum nemorosum“ ; auch seien dort „Verbena“ (V. offieinalis) und „Trachelium“ (Campanula Trachelium) zu finden. Am 9. Mai 1628 fand er in demselben Walde: „Bugula“ (Ajuga reptans), „herba Alleluja* (Oxalis Acetosella), „Palma Christi suaveolens“ (Orchis bifolia) und „Chaerophyllum syl- vestre“. Die am letzteren Tage gefundenen Pflanzen, sowie Ajuga, Oxalis und Orchis sind mit dem Walde, soviel ich weiss, von diesem Orte verschwunden. Am 28. März 1629 ging er vor das Petrithor, um „Lunaria“ (Botrychium Lunaria) und die weissblühende „Radix cava“ (Corydalis bulbosa) zu suchen, aber sie waren noch nicht ı) Wilhelm Lauremberg, geb. 1547 zu Salingen bei Köln, ward 1581 räthlicher Professor der Medizin für Memmius, Ostern 1594 herzoglicher Professor der Medizin und höheren Ma- thematik für Brucaeus und starb am 2. Febr. 1602. (Vgl. Krabbe, Univers, Rostock S. 711 f,; Blanck, meckl. Aerzte S. 15). Das Manuskript hat in der Universitätsbibliothek die Signatur: Mess, S. XVII. 58 und enthält 93 Blätter in 4°, 223 aus der Erde heraus. Auch ich habe diese Pflanzen dort gesammelt. Am selben Tage sah er „Paronychia“ (Draba verna) in Blüthe und Samen tragend und „Saxi- fraga aurea“ (Chrysosplenium alternifolium) blühen, da- gegen stand „Saxifraga alba“ (S. granulata) noch nicht in Blüthe. Auch diese Pflanzen sind bei Rostock nicht selten. Am 6. Juni 1627 machte er nach „Mueggenbach“ (einem mir nicht bekannten Orte) und „Stothobe“ (Stutt- hof?) eine Exeursion und brachte von dort nach Hause mit: „Veronica officinalis“, „Lysimachia vera“ (L. vul- garis), „Damasonium“ oder „Aster atticus“, das deutsche „Wohl vor leydt“ (Arnica montana), „Orchis“ (zweifellos O. latifolia), „Oreoselinum“ (Selinum Oreoselinum), „Flos ambarvalis* oder die rot und purpurn blühende „Poly- gala“ (Polygala vulgaris), „Pyrola“ (P. secunda oder minor), „Juniperus“ (J. communis). Auch diese Pflanzen finden sich an den genannten Orten, besonders nach dem Östseestrande zu, in Ueberfluss. Als später das Kriegs- volk den Garten des Autors zerstörte, verliess er sein unter den Lasten des dreissigjährigen Krieges seufzendes Vaterland und begab sich nach Kopenhagen. Der Professor Simon Pauli!) zu Rostock, ebenfalls später zu Kopenhagen, gab 1639 ein Werk „Quadripar-. titum botanicum“ heraus, welches 1667 zu Strassburg in zweiter, 1708 zu Frankfurt in dritter Auflage erschien. Nach Haller war er ein gelehrter Mann, doch fröhlichen Sinnes. Er hat in angenehmer Darstellung alles zusam- mengetragen, was die Alten über die Kräfte der Pflanzen überliefert haben, und was er selbst durch Versuche er- forschte. Auch über mecklenburgische Pflanzen bietet er einiges: Scorzonera humilis wachse auf den Wiesen 1) Simon Pauli, geb. am 6. April 1603 als Sohn des Pro- fessors der Medizin Heinrich Pauli zu Rostock, ward 1634 Pro- fessor der Medizin an Joh. Bacmeisters Stelle, ging 1639 als Professor der Anatomie, Chirurgie und Botanik nach Kopenhagen, 1655 kam er wieder nach Rostock und starb dort am 23. April 1680, Von dem Quadripartitum botanicum (das Blanck, meckl. Aerzte $. 30, nicht hat) besitzt die Rostocker Universitätsbibliothek die Ausgabe von 1667 unter Nd 100512, u an der Ostsee, wo sie noch heute sich häufig findet, Teucrium Scordium komme auf den Wiesen an der Warnow vor, wo ich es in der Nähe von Warnemünde einmal fand, andere es aber vergebens gesucht haben; ferner nennt er Echium vulgare, Arnica montana, Asple- nium Trichomanes, Vaccinium Vitis idaea, alles auch heute noch in der Rostocker Flora vertretene Pflanzen. Bupleurum rotundifolium und Pinguicula vulgaris seien dagegen, meint er, in Mecklenburg nicht aufzufinden. Jedoch wächst jetzt Bupleurum rotundifolium bei Malchin, vielleicht mit Getreide eingeschleppt, da esin der Mark Brandenburg nicht vorkommt. Pinguieula vulgaris aber wächst mit der schönen Primula farinosa bei Warne- münde auf dem rechten Ufer der Warnow und ist schon von weitem zu erblicken; es muss sicher wunderbar er- scheinen, dass unsere Vorgänger sie nicht gesehen haben. Der geistvolle Joachim Jungius!), welcher zu- erst eine Philosophie der Botanik schrieb, die ein John Ray rühmen konnte, ein Linn nachzuahmen suchte, hat in seinen Werken auch einiges über Rostocker Pflanzen beigebracht. In der „Isagoge phytoscopica“ e. 6. $ 12. sagt er: „Item plantula in Varno crescens, quam saepe remis erutam oAopuMıd« vocitabam, quod meris quasi foliis constaret: qua radice utatur, item utrum flores fructusve ferat, nondum mihi compertum?).“ Meiner 1) Joachim Jungius, einer der bedeutendsten Naturforscher aller Zeiten, wurde am 22. October 1587 zu Lübeck geboren und war während seines Wanderlebens auch kurze Zeit (1624—25 und 1626—29) Professor der niedern Mathematik in Rostock; von hier ging er als Rektor des Gymnasiums nach Hamburg, wo er am 23. Sept. 1657 starb. (Leider muss ich mich mit diesen dürftigen Notizen über ihn begnügen, da die eingehenden Schriften von Ave-Lallement über ihn leider zur Zeit von der Universitätsbiblio- thek verliehen sind). R 2) „Ferner ein in der Warnow wachsendes, häufig mit den Rudern aus dem Wasser gerissenes Pflänzlein, das ich 0X0o@UAıda zu nennen pflegte, weil es rein aus Blättern bestand: was für eine Wurzel es hat, und ob es Blüthen und Früchte trägt, habe ich nicht in Erfahrung bringen können.‘‘ In dem sub Ne 3275 in der Rostocker Universitätsbibliothek befindlichen Exemplar der ‚Isa- goge“ (an welches auch die Doxoscop, Frgm, angebunden sind) steht statt utatur „nitatur“, ne 225 Meinung nach ist es Ceratophyllum demersum gewesen. Weiter findet sich in „Doxoscop. Fragm.“ 2. II. 9. folgende Stelle: „Clematis daphnoides Plinio teste L. 24. c. 15 aliis Clematis aegyptia dicebatur. Sed quid attinet Aegyptiam cognominare, cum in Germania multis locis, etiam Rostochii erescat!)“. Auf dem Walle der Stadt habe ich Vinca minor sehr oft gesehen, eine sehr an- ziehende Pflanze. Joachim Jungiüs lebte als Professor mit Lauremberg zusammen in Rostock und siedelte 1629 nach Hamburg über. Caspar Bauhinus?) berichtet in seiner „Pinax“ p. 415, Det. Backmeister?) habe ihm aus Rostock die Myrica Gale gesendet. Dieser Strauch ist an der Nordküste Deutschlands, Belgiens, Frankreichs nicht selten und verlässt dieselbe niemals, auch habe ich ihn in Lusitanien jenseits des Tejo beobachtet, dagegen weder in Sieilien noch in Griechenland gefunden. Als Buxbaum?) sich über Rostock nach St. Peters- burg begab, beobachtete er bei Warnemünde die dort nicht seltene Ruppia maritima und Fucum alatum, welche Pflanze er aber damit meinte, ist kaum ausfindig zu machen. Vgl. Springsfeld N. Act. Acad. Caes. Nat. Curios. T. I. p. 42. 1) „Clematis daphnoides wurde nach dem Zeugnisse des Plinius (L. 24 c, 15) bei anderen ‚„aegyptia“ genannt. Aber was hat es für einen Zweck, sie „aegyptia“ zu nennen, da sie doch an vielen Orten in Deutschland, auch zu Rostock wächst!“ 2) Kaspar Bauhinus, Anatom und Botaniker zu Basel, geb. 17. Januar 1560, gest. 5. Decbr. 1624. Seine „Pinax‘ in der Rostocker Universitätsbibliothek unter Nd. 1079. 3) Johann Bacmeister (nicht Backmeister!) der Aeltere, Sohn des Professors der Theologie Lucas Bacmeister I. (1562— 1608), geb. zu Rostock am 14 Dechr. 1563, ward Mich. 1594 von Herzog Ulrich zum Professor der Medizin an Stelle des } Levi- nus Battus ernannt, Er starb 5. Decbr. 1631. 4) Johann Christian Buxbaum, geb. 1691 zu Merseburg, gest. 17. Juli 1730 ebenda. Mit russischer Unterstützung machte er grosse Reisen in den Orient; ihr Ertrag war das Kupferwerk: Centuriae plantarum minus cognitarum circa Byzantium et in Oriente observatorum, Petropol, 1728-1740, 226 Der Rostocker Professor der Medizin Burghard!) schiekte als junger Mann an Linn& Samen von Pharna- ceus Cerviana, welche Pflanze er?) später in „Philosophia botanica“ Holm. 1751. p. 258 beschrieb, wobei er be- merkte, sie komme bei Rostock häufig vor. Vgl. Beck- manni Lexicon botanicum p. 52. Unser Detharding?), der scharfsinnige Durchforscher der mecklenburgischen Flora, hat sie nicht gefunden, was schon Mertens und Koch in Deutschl. Flora bekannt machten. Ich glaubte schon, Linn& habe sich bei Angabe des Orts und seines Gewährsmannes versehen; nachdem ich aber sah, dass Pharnaceus Cerviana in unserem Berliner botanischen Garten plötzlich wie spontan auftrat, mussich annehmen, dass einst in Rostock ähnliches geschehen und das Pflänzlein aus einem nur durch einen Zaun eingefriedigten Garten entschlüpft sei, während es bei uns mit hohen Mauern umhegt ist. Auch kommt es in der That nicht selten vor, dass derartig spontan auftretende Pflanzen plötzlich wieder verschwinden, z. B. Claytonia perfoliata, die einst Dethardings Garten entschlüpft war, Dipsacus sylvestris des Berliner botanischen Gartens, eine Pflanze, die sonst bei Berlin nicht vorkommt, und Viborgia Acmella, die von demselben Garten aus bis Wilmersdorf vorge- drungen war, heute aber dort vergeblich gesucht wird. Mit dem 1788 erschienenen Prodomus Florae Megapolitanae des Apothekers und Bürgermeisters 1) Christoph Martin Burchard (nicht Burghard) geb. den 1. April 1680 zu Kiel, war von Mich. 1716— 1720 und von 1721 bis zu seinem Tode Professor der Medizin in Rostock; er starb 14. Febr, 1742, 2) Nach dem lateinischen Texte muss es fast scheinen, als ob „er‘‘ = Burchard sei; Verfasser der Philosophia botanica, die 1751 zu Stockholm (Holm.) erschien, ist aber Linne, 3) Georg Gustav Detharding, geb. am 22. Juni 1765 zu Rostock, war prakt. Arzt daselbst, auch hurze Zeit Privatdozent, und starb 3, Febr. 1838. Er war einer der Stifter der meckl. naturforschenden Gesellschaft, (Vgl. über ihn Boll, Archiv XIV. 8. 151--155, 227 J. Chr. Timm!) zu Malchin beginnt eine neue Epoche der Botanik im Lande Mecklenburg. Doch ich schweige aus Furcht, du möchtest auch mich sonst zu den hbota- nischen Antiquitäten rechnen... “ Nachtrag zu Seite 223. Zur Aufklärung über die Link unbekannt gebliebene Oertlichkeit Müggenbach können vielleicht die beiden folgenden Notizen dienen. In Ungnadens’ Amoenitates diplomatico - historico- juridicae, die 1749 ff. erschienen, findet sich im 5. Stück in den „Beselinischen Auszügen aus dem Chemnitzischen grossen Chronico Mecklenburgico Manuscripto von. der Stadt Rostock“ auf S. 355 zum Jahre 1573 verzeichnet: „im selbigen Jahr den 8. Nov. hat der Rath zu Rostock die Ordnung, wie es hinfürder mit der Stadt Land-Güther, zu Abtragung der Schulden-Last, soll gehalten werden, publieiret, und sind 8. Oerter, wo die Bauwercke anzu- richten, ernannt, als Bahns, Kassebaum, Dalvissen Hoff, Stothoff, Gorgeshoff, Müggenburg, Kordshagen, Purcks- hagen in... “ Bis auf Bahns und Müggenburg sind die Orte noch heute unter gleichem oder nur leicht ver- ändertem Namen vorhanden, meist östlich und nordöstlich von der Stadt. Ferner findet sich in der Wettkenschen Geschichte von Rostock bei Ungnaden a. a. O. S. 1162 folgende Notiz: „Anno 1586. den 17. Junii haben die Bürger sich mit dem Rath, nach vorhergehender langen Handlung, dahin verglichen, dass den Bürgern die Ver- 1) Joachim Christian Timm, geb. am 7. Dec. 1734 zu Wan - gerin in Hinterpommern, 1760 Apotheker zu Malchin, 7 1805. Sein Prodomus erschien 1788 zu Leipzig in 8%, Rost. Univ. Bibl.: Mk. 560. (Vgl. Boll a. a. 0.5. 168£.). Nach Bolls Ausführungen, Archiv XIV. S. 141—145, beginnt die neue Epoche der Botanik in Mecklenburg schon mit L. E, F. Schulz’s „Emmeratio syste- matica stirpium per ducatum Megapolitano-Strelitziensem observa- torum“, die den Anhang seiner 1777 erschienenen Inaugural-Disser- tation „De singularibus quibusdam morborum curationibus‘ bildet. 228 waltung der Land-Güther wiederum solle eingeräumet, und die vorigen Verwalter abgesetzet werden; wie denn dieselben Güther ihnen alsobald abgetreten, und zu jedem Hoff, als zu Barnstorff, Karsbohm, Stothofl, Müggen- burg und Purckshagen, 3. Bürger erwählet und vereydet worden sind.“ Nun finden wirin Herrmann’s alphabetischem Verz. aller Städte, Dörfer und Höfe in Mecklenburg (a. u. d. Titel: Repertorium zu Sotzmann’s Charten), Rostock 1819, unter Müggenburg bemerkt: Pfarre: Rövershagen, Amt: Rostocker Distrikt, nächste Poststation: Rostock 1 M.N., d. h. Müggenburg liegt 1 Meile nördlich von Rostock. In derselben Gegend liegen auch die meisten jener andern Bauwerksorte; Stutthof erwähnt Link gleich darauf. Das Verschwinden des Namens in neuester Zeit erklärt sich vielleicht dadurch, dass in Folge der Sepa- ration der Bewohner sich anderwärts angebaut hat, oder dass etwa in Müggenburg vorhandene Bauern nach 1819 von der Stadt Rostock gelegt worden sind, um das Ter- rain einem der Pachthöfe zuzutheilen. Jedenfalls ist das Gebiet, in welchem Wilh. Lauremberg botanisirte, durch diese beiden Notizen einigermassen festgestellt. Noch sei bemerkt, dass Müggenburg bei Rostock nach Mittheilung des Herrn Dr. Hofmeister-Rostock, der bei meiner augen- . blicklichen Abwesenheit von R. die Freundlichkeit hatte die Ortsregister nachzusehen, in den bis jetzt erschienenen Bänden des Meckl.-Urk. Buches nicht vorkommt. Dass bei Link ‚Müggenbach‘ steht, wird wohl ein Lese- oder Schreibfehler!) sein; denn dass zwei so ähnlich heissende und in derselben Gegend belegene Oertlichkeiten sollten verschwunden sein, ist mir unwahrscheinlich. Friedrich Bachmann. 1) Link schrieb das Programm erst 1835 in Berlin, nachdem er schon 1811 aus Rostock weggegangen war; somit wäre auch ein lapsus memoriae nicht unmöglich. Auch die beidon Abwei- chungen vom Texte des Chytraeus, die wir oben erwähnten, deuten nicht gerade auf grosse philologische Genauigkeit hin, II, Kleinere Mittheilungen und Notizen. I. Aufforderung und Bitte. Beschäftigt mit dem Studium der Süsswasser-Bryo- zoön Hamburgs, habe ich in den Jahrgängen des Archivs vergebens nach Notizen über das Vorkommen dieser so hochinteressanten Thierstöcke in den mecklenburgischen Flüssen und Seen Umschau gehalten; sie sind bisher mit keiner Sylbe erwähnt. Und doch unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass die zahllosen Wasserbecken und Wasserläufe unseres engeren Vaterlandes durchaus nicht arm an Bryozoön sind. Bei Danzig, bei Berlin und an anderen Orten der Mark hat man verschiedene Formen aufgefunden; hier bei Hamburg aber ist es mir gelungen, in einem Nebenfluss der Elbe nicht allein sämmtliche europäische Gattungen jener eigenartigen Thiergruppe, sondern auch eine bisher ausschliesslich in Nordamerika bekannte Form -- die Pectinatella magnifica Leidy von Philadelphia — in kopfgrossen Prachtexemplaren nach- zuweisen. Nach solch überraschenden Erfolgen möchte - ich mir erlauben, die Aufmerksamkeit der Vereinsmit- glieder auf die bisher gänzlich vernachlässigte Thier- klasse zu lenken und daran die Bitte knüpfen, mir be- treffenden Falles das gesammelte Material — in Spiritus oder lebend — zur Bestimmung übersenden zu wollen. Namentlich ist es das alte Holzwerk der Brückenpfähle, Wehre, Flösse, auf das man sein Augenmerk richten muss, will man die teils hirschgeweihartig verzweigten, theils gallartig röhrigen Kolonien auffinden; aber auch die Unterseite der Steine, die Blätter der Nymphaeen, Stra- 230 tiotes etc. bieten manche interessante Ausbeute. Die etwa zu erwartenden Gattungen sind: Plumatella, Frede- ricella, Aleyonella, Paludicella, Cristatella, Lophopus und Pectinatella. Der Spätsommer — August bis October — zeigt die Kolonien am vollständigsten entwickelt. Hamburs, Realgymnasium des Johanneum. Dr. K. Kraepelin. 2. Wanderung der Lachse. Mit Rücksicht auf die geringen Erfolge die bisher die in Mecklenburg erbauten Lachswege gehabt haben, dürfte die nachfolgende Notiz, die wir durch Vermittelung der Mecklenb. Anzeigen dieses Jahres der Weser-Zeitung entnehmen, von besonderem Interesse sein: Im März 1872 wurden 1000 Stück junge Lachse in der Weser ausgesetzt, nachdem ihnen die Fettflosse als Erkennungs- zeichen abgeschnitten war, eine Vornahme durch die die Fischehen in keiner Weise litten. — Nachdem man bis dahin vergeblich auf die Wieder- - kehr der Lachse gewartet, ist nun in diesem Jahre ein so gezeichneter Fisch gleich oberhalb Bremen gefangen worden, also nach 12 Jahren. — Für die Weser ist constatirt worden, dass die jungen Lachse am Ende des ersten Jahres eine Länge von 5—12 cm. haben; im zweiten Jahre wandern sie ins Meer, und man hat am Ende des vierten Jahres, wo sie zuerst wieder im Flusse erscheinen, ein Gewicht von 4—7 Pfd. festgestellt, welches im fünften Jahre auf 8—12 Pfd. steigt. Von dem fünften Jahre an werden die Lachse Laichfähig und dann nimmt das Gewicht ungleich stärker zu. Mitgetheilt wird noch, dass der Lachsfang in der Weser in den letzten 10 Jahren sich mindestens um das Doppelte gehoben hat. 931 3. Geröltblöcke mit Gletscherschrammen. Bei dem im Ganzen doch nicht häufigen Vorkommen solcher Blöcke dürfte die Notiz von Interesse sein, dass in dem Rücken der Mole zu Warnemünde drei sehr charakteristische grosse Felsblöcke mit schönen Schliff- flächen und Gletscherschrammen eingemauert sind, und ist nur zu bedauern, dass die Schrammen mindestens in wenigen Jahren durch das vielfache Betreten seitens der Badegäste verwischt sein werden. 4. Pflanzenwanderungen. Es ist bemerkenswerth, wie verschieden die Mittel und Wege sind, deren sich das wanderlustige Völkchen der Pflanzen bedient, um sich weiter auszubreiten und die Erde durch seine Anwesenheit zu verschönern. So scheint es, als wenn durch den Bau der Eisenbahn von Güstrow nach Plau einige bisher in Mecklenburg noch nicht bemerkte Pflanzen sich in der nächsten Umgebung Güstrow’s, am Rande der Bahn, angesiedelt haben. Eine Art Schneckenklee, Medicago denticulata Willd., die frei- lich durch ihre dornigen Samenhüllen das Vermögen hat, sich an andere Gegenstände anzuhängen, hat sich in mehreren Fxemplaren angefunden. Vielleicht ist sie mit der sehr verbreiteten Medicago lupulina verwechselt und darum unbeachtet geblieben; denn es lässt sich nicht annehmen, dass sie aus weiter Ferne gekommen, da das Material zum Unterbau der Bahn wohl nicht weither entnommen ist. Sie unterscheidet sich von ähnlichen Arten durch die fiederspaltig-eingeschnittenen Nebenblätter und die Samenhülsen, deren 2—3 Windungen am Rande mit 2 Reihen von Dornen besetzt sind. Ferner habe ich 2 Exemplare von Cnicus benedictusL. bemerkt, deren Ursprungssamen wohl einem Apotheker- garten entschlüpft sind, da sich diese Pflanze in Deutsch- land wild nicht findet. Centaurea solstitialis L., die sich in 3 Exemplaren bemerklich macht, ist schon vor ca. 50 Jahren einmal 232 ° von Prahl auf der Schantze gefunden, und die Ver- muthung, dass sie mit Samen von Medicago sativa ein- geschleppt worden, erscheint mir wahrscheinlich, da sie auch jetzt in der Gesellschaft dieser Pflanze auftritt. Wenn die vielen an dieser Pflanze befindlichen, der mittelalterlichen Waffe, dem sogen. „Morgenstern“, ähn- lichen Blumen zur Samenreife gelangen sollten, so ist Aussicht vorhanden, dass diese interessante Pflanze sich hier ebenso geltend machen wird, wie die verwandten Arten C. maculosa, Jacea, Cyanus und Scabiosa. Es wird sich nun im nächsten Jahre zeigen, ob diese für die Umgegend von Güstrow neuen Einwanderer hier festen Fuss gefasst haben. Güstrow 1884. C. A. Müller. Bemerkung: Unser verehrtes Mitglied, Herr Müller, zeigte mir im Laufe dieses Sommers die vorstehend mitgetheilten für unsere Flora neuen Ercheinungen. — Bei dem auf- fallenden Umstande, dass es sich hier um das Auftreten von drei neuen Pflanzen handelt, ist es um so mehr ge- boten, nach der Ursache dieser Pflanzenwanderung zu forschen. — Alle drei erwähnten Pflanzen treten an der Böschung der im vorigen Jahr neu geschütteten Bahn- strecke zwischen dem Bahnhof und dem Mühlenthor zu Güstrow auf. Das Material zu dieser Erdanschüttung ist in nicht grosser Entfernung aus dem Sandlande einer Tannenschonung entnommen, und ist nicht wohl anzu- nehmen, dass der Keim zu diesen Fremdlingen in der mecklenburgischen Flora in dem Boden gesteckt haben sollte. Wohl aber ist zu beachten, dass der Erdtransport mittels grosser Erdkarren ausgeführt ist, die vorher im Auslande zu gleichem Zweck benutzt worden sind; und so dürfte als Erklärung für diese erratische Erscheinung vielleicht anzunehmen sein, dass der Keim dazu in Ritzen und Rauheiten der Karren aus dem Auslande mit hierher transportirt ist, und nun beim Endladen sich mit der fremden Erde vermischt und auf diese Weise uns einen Zuwachs zu unserer inländischen Flora herbeigeführt hat. 2 Ob dieser Zuwachs nun nur ein sporadischer sein wird, oder ob die neuen Pflanzen sich hier einbürgern, darüber werden hoffentlich unsere Herren Botaniker ein wachsames Auge haben. F. E. Koch. III. Vereins- Angelegenheiten. A. Bericht über die General-Versammlung des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg am 4. und 5. Juni 1834 in Güstrow. Zu der 38. General- Versammlung des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg waren die Mitglieder rechtzeitig durch ein Circular eingeladen, dessen Tagesordnung die nachstehenden Punkte enthielt, resp. zur Verhandlung intimirte: a) Begrüssung der auswärtigen Gäste durch den Local- Vorstand. b) Jahresbericht des Secretairs (Rechnungsablage, Vorlage von Eingängen verschiedener Art etc.), c) Bericht des Secretairs über die Verhandlungen wegen Ueberführung der Bibliothek des Vereins in die Rostocker Universitätsbibliothek und definitive Be- schlussnahme über diese Angelegenheit. d) Vorlage eines Entwurfs zu einer event. Abänderung der Statuten und Beschlussnahme darüber. e) Vorschlag des Herrn Dr. med. Ernst Krause, betr. Gründung eines Correspondenzblattes und Be- schluss darüber. f) Vorschlag des Herrn Dr. Lenz, betr. Tiefsee-Unter- suchungen in der Umgebung des Wismar'schen Hafens; (cfr. pag. 131 des Archivs 33.) Vortrag und Beschlussnahme darüber. 16 236 g) Vorschlag des Secretairs zur Reducirung der über- grossen Anzahl einzelner Jahrgänge des Archivs, h) Wahl von Ehren- und correspondirenden Mitgliedern. i) Bestimmung des Orts für die nächste General-Ver- sammlung und Wahl des Local-Vorstandes daselbst. Programmmässig begrüssten sich die leider nicht in allzugrosser Zahl*) erschienenen Mitglieder beim Frühstück zwischen 10 und 11 Uhr im Grotefend’schen Local; und eröffnete darauf der unterzeichnete Vorsitzende die Ver- sammlung etwa 12 Uhr Vormittags in der Aula der städtischen Realschule I. Ordnung, deren Treppenhaus nach Anleitung des Herrn Senator Beyer freundlich mit Blumen zum Empfang der Gäste geschmückt war. Da für diese Versammlung wichtige in das Leben des Vereins tief eingreifende Verhandlungen intimirt waren, so hatte der Vorstand es für angemessen erachtet, über den Gang der Verhandlungen und die Beschlüsse der Versammlung ein durch einen Notar beglaubigtes Protokoll aufnehmen zu lassen. Dies Protokoll ist zu den Akten genommen, und wird daraus das Folgende zur Kenntniss der Mitglieder gebracht: Zunächst begrüsste der Herr Bürgermeister Dahse die Versammlung und hiess die Erschienenen herzlich in Güstrow willkommen. Die darauf in Umlauf gesetzte Präsenzliste ergab die Gegenwart von nachstehenden 21 Theilnehmern: Willebrand, Pastor, Zapel. C. Brath, Apotheker, Zarrentin. Lange, Dr. phil., Rostock. Hollien, Ober-Kirchenraths-Registrator, Schwerin. Aug. Vermehren, Oberlehrer, Güstrow. Aubert, Professor, Rostock. Geinitz, Professor, Rostock. *) Auffallend schwach waren insbesondere die Güstrower Mit- glieder vertreten; und ist der schwache Besuch der Versammlung um so mehr zu bedauern, als in sehr entgegenkommender Weise die städtische Behörde die Mitglieder durch Betheiligung erfreute, 237 Lenz, Dr. phil., Lübeck. Goette, Professor, Rostock. Süsserott, Bürgermeister, Güstrow. Össwald, Dr. phil., Gymnasiall., Rostock. Beyer, Senator, Güstrow. C. Foerster, Gymnas.-Oberl., Güstrow. Brauns, Schulamtscandidat, Radegast. Brüssow, Oeconomierath, Schwerin. Dahse, Bürgermeister, Güstrow. Röhlcke, Amtssecretair, Güstrow. Friedr. Bachmann, Cand. theol., Rostock. W. Evers, Senator, Parchim. Th. Adam, Director, Schwerin. Koch, Landbaumeister, Güstrow, zu denen als Protokollführer noch der Herr Domökonomus Jantzen und der Referent für die Güstrower Zeitung hinzukommen. Der Vorsitzende legte dann die Vereinsmatrikel, verschiedene eingegangene Schriftstücke etc. vor, und machte die Mittheilung, dass der Herr Graf von Schlieffen die Theilnehmer an der Exeursion des anderen Tages zum Frühstück eingeladen habe. — Es wurde dann in die Tagesordnung eingetreten und verlas ad b. derselben der Secretair nachstehenden Jahresbericht: Meine Herren: Die vorigjährige General-Versammlung in Schwerin musste leider mit einem traurigen Rückblick auf unsern dahin geschiedenen Landesherrn als hohen Protector des Vereins eröffnet werden; heute haben wir die Freude, diese Lücke wieder ausgefüllt zu sehen, indem, wie dies schon im vorigjährigen Archiv mitgetheilt werden konnte, Se. Königliche Hoheit der jetzt regierende Grossherzog von Mecklenburg -Schwerin die Gnade gehabt hat, das Protectorat über unsern Verein neben Sr. Königlichen Hoheit dem Grossherzog von Mecklenburg-Strelitz huld- reichst zu übernehmen. 16* 3 Ich lege das hohe in dieser Angelegenheit ergan- gene Rescript hier vor und fordere Sie, meine Herren, auf, zum Zeichen des Dankes gegen Se. Königliche Hoheit, Sich von Ihren Sitzen zu erheben! — Leider haben wir auch in diesem abgewichenen Jahr wieder einige Verluste zu registiren, die der Tod in unsere Reihen gebracht hat, und wenngleich diese der Zahl nach nicht so sehr bedeutend sind, so werden die meisten von uns doch recht innigen Antheil an dem Heimgang der Dahingeschiedenen nehmen ! Ich nenne zunächst: den Geheimen Archivrath Dr. Lisch in Schwerin, dessen schon in einem Nachruf in dem vorigjährigen Archiv gedacht wurde. Er starb am 22. September 1883, nachdem er seit 1847, also während eines Zeitraums von 96 Jahren, dem Verein als Mitglied angehört hatte. — Am letzten Tage des vorigen Jahres wurde im besten Mannesalter der uns allen wohlbekannte Dr. Wiechmann in Rostock abberufen. Derselbe trat erst 1865 dem Verein bei, hat dem- selben also nur 18 Jahre als Mitglied angehört; und obwohl erst seit dieser Zeit Wiechmann sich specieller auf naturwissenschaftliche Studien legte, arbeitete er sich mit seinem scharfen Verstande so rasch hinein, dass schon 1868 nach E. Boll’s Tode derselbe die Vollendung des vom seligen Boll schon ziemlich weit geförderten Archivs 21 beschaffen; und dass er, nachdem Wiechmann auf der Pfingstversammlung am 3. Juni 1868 zu Schwerin zum Secretair erwählt wurde, von da ab auch die Leitung des Vereins übernehmen konnte, die er bis 1875 in Händen behielt. Hat Wiechmann auch bei Leitung des Vereins nicht die nöthige hücksicht auf unsere immerhin beschränkten Geldmittel genommen, so dass bei seinem Rücktritt von der Leitung des Vereins sein Nachfolger mit einem nicht angenehmen Defizit zu kämpfen hatte, so hat er doch in anderer Weise dem Verein viel genützt. — Ich rechne dahin in erster Linie seine Vermittelung 239 dafür, dass die hohen Landesherren beider Mecklenburg das Protectorat über den Verein übernahmen und derselbe in Folge dessen einen Platz im Staats- Kalender fand. — Dass der Verein überhaupt unter seinem Secretariat _ nicht zurückgegangen ist, dafür mache ich darauf auf- merksam, dass der selige Boll den Verein mit 213 Mit- gliedern verliess, und dass wir damals mit 79 gelehrten Körperschaften in Schriftenaustausch standen, während bei Wiechmann’s Abgang der Verein 232 ordentliche Mit- glieder zählte und mit 89 Vereinen etc. in Verbindung stand. Wiechmann hatte etwas ungemein Anregendes; und mit Freuden gedenke ich der Jahre, in denen ich in Gemeinschaft mit ihm die Sternberger Fauna bearbeitete, und kann nicht genug das Talent bewundern, was er an den Tag legte für Herbeischaffung von Vergleichsmaterial an Petrefacten aus den Händen der ersten Autoritäten, ein Umstand, der in hohem Grade unseren Untersuchungen zu Hülfe kam, und dem es besonders zuzuschreiben ist, dass fast alle von uns aufgestellten neuen Arten von Bestand geblieben sind. — Je mehr die Rückerinnerung an diese gemeinschaftliche Arbeit mich erfreut und je mehr ich dankend auf die Gastfreundschaft zurückblicke, die ich in seiner Familie in Kadow derzeit genossen habe, desto mehr beklage ich die Umstände, die als Nachklänge seines Rücktritts von der Leitung des Vereins mehr und mehr uns trennten, so dass unsere gemein- schaftliche Arbeit leider unvollendet geblieben ist. Wiechmann’s Verdienste um die deutsche Litteratur sind bekannt, und so schliesse ich diesen Rückblick mit dem Wunsche, dass ein Biograph sich finden möge, der uns eine ausführliche Schilderung von dem eigenthümlichen Lebensgange dieses für die Wissenschaft zu früh verlorenen Mannes entwirft. — Weitere Todesfälle. die unseren Verein betroffen haben, sind mir nicht bekannt geworden; ich ersuche die geehrten Anwesenden das Andenken an die Dahin- geschiedenen zu ehren, indem Sie Sich von Ihren Sitzen erheben! — 240 Nun müssen wir noch eines alten treuen Mitgliedes gedenken: des Pastor emer. Hermes, der, seit 1855 Mitglied des Vereins, auf keiner Versammlung zu fehlen pflegte, auch mit Vorliebe die Excursionen mitmachte. Früher Pastor zu Lüssow bei Güstrow, lebt er seit einigen Jahren als Emeritus in Rostock und kündigte am 8. März d. J. seinen Austritt aus dem Verein an, weil er sich „todmüde“ fühle! Ich darf wohl auf Ihre Zustimmung rechnen, wenn ich hier den Wunsch ausspreche, dass der alte Herr sich noch einer Reihe von Lebensjahren in geistiger Frische erfreuen möge, und wenn ich nach wie vor, so lange dies der Fall ist, ihm unser Archiv zugehen lasse. -- Durch Kündigung ausgeschieden aus dem Verein sind weiter im letzten Jahr noch 6 Mitglieder, die Herren: Staatsanwalt Giffenig in Schwerin, Rechtsanwalt Siemerling-Neubrandenburg, Revierförster Regenstein-Jamel, Schulvorsteher Hohn-Kellinghusen, Postmeister Kühm-Croepelin und Lehrer Soerens-Lübeck. Der Verein hat somit einen Abgang von 9 Mitgliedern zu verzeichnen, während demselben dagegen beigetreten sind seit der vorigen General- Versammlung, ausser dem während jener Versammlung wieder eingetretenen früheren Mitgliede, Herrn Oberlehrer Dr. Krüger und dem gleich- zeitig eingetretenen Herrn Lehrer Klingberg, beide zu Schwerin, weitere 12 Mitglieder, die Herren: Gymnasiallehrer Bremer-Parchim, Buchhändler Max ‘Schorss-Neubrandenburg, Ingenieur Wagener-Waren, Realschullehrer Dr. Piper-Schwerin, Geh. Medieinalratb Dr. Mettenheimer-Schwerin, Realschullehrer Knauff-Schönberg, Amtssecretair Röhlcke-Güstrow, Buchdruckereibesitzer C. Waltenberg-Güstrow, NR Privatlehrer Zimmer-Roebel, Candidat des Lehrfaches C. Brauns-Radegast, Cand. theol. Fr. Bachmann-Rostock und Professor Dr. Madelung-Rostock, zu denen in jüngster Zeit noch hinzukamen die Herren; Bürgermeister Süsserott in Güstrow, Gutsbesitzer von Arnswaldt auf Schönlage bei Brüel, Apotheker Schmidt in Sternberg, Wengenroth, Director der Zuckerfabrik zu Güstrow, Studier, Kaufmann in Güstrow, OÖ. Crull, stud. math. in Rostock, Prof. Dr. Neelsen in Rostock, V. Stielow, stud. chem. in Rostock, Professor Dr. A. Thierfelder in Rostock, A. Thöl, stud. chem., Gutsbesitzer Michahelles-Schönwolde, so dass der Zugang die Zahl 23 erreicht und daber den Abgang um 14 Mitglieder übersteigt; und zählt der Verein jetzt ausser den zwei hohen Protectoren :*) Bhrenmitslieden u 2.220. ..2% 4 Correspondirende Mitglieder . . 28 Ordentliche Mitglieder... . . 330 in Summa 367 Mitglieder. Wenn hieraus hervorgeht, dass die Zahl der Ehren- mitglieder von drei auf vier gestiegen ist, so bemerke ich Namens des Vorstandes, dass dieser auf eigene Ver- antwortung hin die Ernennung eines Ehrenmitgliedes unternommen hat und nun die nachträgliche Genehmigung der General-Versammlung dazu erbittet. Es handelte sich nämlich darum, dem Herrn Pro- fessor Wilhelm Weber in Göttingen, der vor 50 Jahren die ersten Resultate in der electrischen Telegraphie er- zielte, eine Aufmerksamkeit zu erzeisen. Die darüber erwachsenen Schriftstücke mit dem Dankschreiben des *) Hin specielles Verzeichniss der Mitglieder wird dem nächsten Jahrgaug des Archivs wieder beigegeben. Pr Herrn Professor Weber lege ich hier vor und ersuche die geehrten Anwesenden durch Erheben von den Plätzen Ihr Einverständniss mit dem vom Vorstand getroffenen Schritte zu erkennen zu geben. — Die correspondirenden Mitglieder haben in der grössten Mehrzahl in freundlicher Weise den Empfang der ihnen zugesandten Archivhefte bestätigt (wie die hier vorliegenden Schriftstücke ausweisen) und zum Theil uns gleichfalls mit Zusendungen erfreut; so die Herren von Koenen, Moebius, Böttger, Martin Weinkauff, Nat- horst, welcher Letztere noch kürzlich eine hübsche Arbeit über die Flora von Spitzbergen und die pflanzen-geogra- pliischen Verhältnisse daselbst mit 2 Charten sandte; dann der Herr Professor, Hofrath Schmidt in St. Peters- burg, der uns ein Heft über Ostbalt. silur. Trilobiten mit 16 Tafeln und ein kleineres Werk über sibirische Entdeckungsreisen verehrte; und unser im fernen Mel- bourne weilender Landsmann, der Herr Baron von Müller, der wiederum ein Heft: über die an der Sharksbay ein- heimischen Pflanzen übersandte. — Die Tausehverbindung mit auswärtigen Vereinen, Akademien u. s. w. hat kleine Veränderungen erlitten, indem einige kleinere Vereine eingegangen sind, wofür aber neue Verbindungen angeknüpft wurden: 1. mit der Geographischen Gesellschaft in Greifswald, 2. mit dem Naturwissenschaftlichen Verein des Re- gierungsbezirks Frankfurt in Frankfurt a. O.; 3. mit dem Comite geologique du Ministere des Do- maines in St. Petersburg. Ich kann bei dieser Gelegenheit mein Bedauern nicht unterdrücken, dass wir noch keine Verbindung mit der Geologischen Landesanstalt in Berlin haben, während 33 stattlische Bände der K. K. Geologischen Reichs- anstalt in Wien unsere Bibliothek zieren; und ersuche ich diejenigen verehrlichen Mitglieder unseres Vereins, die etwa Beziehungen zu dieser genannten Körperschaft haben, die Vermittelung für solche Verbindung gefälligst übernehmen zu wollen. — 243 Das Archiv des Vereins betreffend, so kann ich die erfreuliche Mittheilung machen, dass für das laufende Jahr hinreichend Manuscript für ein stattliches Heft, theils schon im Druck fertig, theils mir sicher zugesagt ist. Wie im vorigen, so habe ich auch in diesem Jahr das Archiv in 2 Abtheilungen herausgeben müssen, von denen die erste ich heute das Vergnügen habe, den hier anwesenden Mitgliedern schon übergeben zu können. Es war nämlich der Wunsch des Herrn Dr. med. Krause, dass die von ihm gelieferte Pflanzen- geographische Arbeit sofort nach Vollendung des Druckes zur Versendung gelangen möge. Diese Arbeit wird auch für den nicht strenge botanisch gebildeten Leser viel- faches Interesse bieten; unsern Botanikern aber, und selbst den Geologen Aramz zu neuen Beobachtungen geben. — Ich muss bei dieser reuheit dem Verein gegen- über noch ein paar Worte zur Motivirung der von mir vorgenommenen Veränderung in Bezug auf Druck und Verlag des Archivs sagen. — Denn wenn auch dem Secretair nach dem Wortlaut der Statuten freie Hand gelassen sein dürfte in der Wahl des Druckers und Ver- legers, so möchte ich mich doch in dieser Beziehung nicht in Opposition setzen mit den Wünschen der Mitglieder. Nachdem das Archiv während eines Zeitraums von 36 Jahren in Neubrandenburg erschienen, so ist es den betreffenden Herren dort nicht zu verdenken, wenn sie nachhaltige Schritte thaten, um die Herausgabe sich zu erhalten. Wie ich aber diesen Herren erklärt, und wie ich das in dem Vorwort zu Archiv 37 ausgesprochen habe, so war es eine Rücksichtnahme der allerdringendsten Art gegen mich selbst, die mich veranlassen musste, diesen Wechsel herbeizuführen; und die Erfahrung hat es mir bestätigt, dass ich bei der Beschränktheit meiner Zeit überall nicht im Stande gewesen sein würde, das Archiv zu redigiren, wenn ich nicht Drucker und Ver- leger am Orte hätte, die auf alle Weise mir das Geschäft erleichtern. — Ich darf daher wohl um so mehr auf die 244 Billigung dieses Schrittes Seitens der Vereinsmitglieder rechnen, als diese bei genauer Prüfung weder in Bezug auf die Ausstattung noch in Betreff der Kosten für Druck und Heften einen Nachtheil gegen früher werden con- statiren können. — Ich darf übrigens nicht verschweigen, dass dieser Wechsel uns ein Mitglied gekostet hat, indem der be- treffende Herr seinen Austritt damit begründete, dass das Archiv nicht mehr in Neubrandenburg gedruckt werde, während andererseits es mir sehr erfreulich ist, hervor- heben zu können, dass die beiden von diesem Wechsel Betroffenen nach wie vor Mitglieder des Vereins geblieben sind. — Ich gehe jetzt über zu der Rechnungsablage über die Mittel des Vereins, und da werde ich nicht im Stande sein, ein so glänzendes Resultat vorlegen zu können, wie mein Herr Vorgänger! — Ich bitte aber, gefälligst die Ausstattung des vorigjährigen Archivs mit 6 Tafeln berücksichtigen zu wollen, wozu noch die Ver- vollständigung der für den Tauschverkehr und Verkauf angefertigten Hefte durch eine geognostische Charte von Mecklenburg hinzukommt. Ein so ausgestattetes Archiv übersteigt die Mittel, die uns die jährlichen ordentlichen Einnahmen des Vereins bieten. Ich hatte aber nur die Wahl, die für die Geognosie so bedeutsame Arbeit des Herrn Professor Geinitz in einer auswärtigen Zeitschrift publieirt zu sehen, oder der Casse des Vereins einmal ein Opfer aufzuerlegen, welches zu tragen sie sehr wohl im Stande ist. — Denn ich erlaube mir, Sie, meine Herren, darauf hinzuweisen, dass der Herr Oberlehrer Arndt dem Verein ein Capital von 1100 Mark ange- sammelt, dabei aber verschiedene Male betont hat, dass er sich das Recht vorbehalten müsse, im Fall der Noth auch wieder einmal einen Theil dieses Capitals angreifen zu dürfen. — Ich habe mir nun erlaubt, unter Vorbehalt Ihrer nachträglichen Zustimmung, ein Papier von 100 .# zu versilbern, wofür 101,50.% vereinnahmt sind. — 245 Mit diesem verhältnissmässig kleinen Opfer wird unter allen Umständen die Bilance in unsern Cassenver- hältnissen wieder herzustellen sein; ja höchst wahrschein- lich wird es sogar mit der Zeit möglich sein, diese 100.4 wieder zinstragend zu belegen. Nach dem Ihnen hiemittels zur gefälligen Prüfung vorgelegten Cassabuch mit den Einnahme- und Ausgabe- Belägen beträgt bis heute dien Bunnahmenit anne N. 1288,64 % diexAuszaher. Mat. Mamma ind. 1202,76 u Zur Ausgabe kommen aber hinzu die dem Herrn C. Waltenberg noch schuldisens.. nn ia ana. 218,15 .% mithin Total- Ausgabe 1420,91 .% so dass sich ein Deficit herausstellt von 182,27 Nun aber habe ich von der geognostischen Abhand- lung des Herrn Professor Geinitz 100 Stück Separat- Abdrücke für den Verkauf machen lassen, deren Vertrieb den Herren Opitz & Co. übergeben ist. Ueber diesen Vertrieb ist erst zu Johannis d. J. die definitive Abrech- nung zu erwarten, doch ist schon jetzt ein nicht un- wesentlicher Verkauf von Heften gesichert, und wird der Rest voraussichtlich nach und nach gleichfalls noch abzusetzen sein. Und wenn nun auch dem Herrn Autor vertrags- mässig ein Antheil an dem Ertrage des Verkaufes zuge- sagt ist, so rechne ich doch auf eine Einnahme für den Verein, die die oben ausgesprochene Hoffnung rechtfertigt. Hiernach hoffe ich auf die Genehmigung meiner Dispositionen Seitens der verehrlichen Versammlung und bitte um Prüfung meiner vorgelegten Rechnung und Liberirung unter Genehmigung für die Uebernahme des Defieits in den neuen Jahrgang.*) — *) Für diejenigen geehrten Mitglieder, die die Versammlung nicht besucht haben, wird in Anlage 2 eine detaillirtere Uebersicht über Einnahmen und Ausgaben im verflossenen Jahre gegeben, ein Auszug aus dem der Versammlung vorgelegten Cassabuch. 246 Der Capital-Fond des Vereins, der 1100 .% betrug, ist, wie oben dargelegt, für den Augenblick um 100 .4 verringert worden, beträgt also nur noch 1000 .%, die ich hiemit vorlege. — Nach solcher Verlesung wurde der Versammlung das vom Unterschriebenen geführte Cassebuch mit sämmt- lichen Belägen über Einnahme und Ausgabe vorgelegt. Die Versammlung wählte die Herren Oberlehrer Vermehren- Güstrow und Dr. Osswald - Rostock zu Revisoren, auf deren späteren Bericht hin, nach Aufklärung einer un- wesentlichen Monitur, die Versammlung dem unterzeich- neten Rechnungsführer Decharge ertheilte. — ade. der Tagesordnung erstattete der Unter- zeichnete eingehend mündlichen Bericht über die wegen Ueberführnng der Vereinsbibliothek in die Rostocker Universitäts - Bibliothek geflogenen Verhandlungen, und legte den mit dem Bibliothekar der Universität, Herrn Professor Dr. Schirrmacher beredeten und zum Abschluss gebrachten Contracts - Entwurf vor mit dem Bemerken, dass der Herr Vicekanzler von Liebeherr diesen Entwurf gebilligt und dessen Bestätigung beim hohen Ministerio zu befürworten zugesichert habe. — Dieser Entwurf wurde in den einzelnen SS. verlesen und erörtert, wobei namentlich der Vorsitzende hervor- hob, dass theils direct durch den stipulirten baaren Jahresbeitrag, theils indirect durch Ersparung von Feuer- versicherung und Buchbinderlohn der Vereinscasse gegen 300.% jährlich zu Gute kommen, die auf Ausstattung des Archivs durch Illustrationen ete. verwandt werden können. Die in dem Entwurf vorbehaltene Genehmigung desselben Seitens der General- Versammlung erfolgte Einstimmig, und votirte dieselbe in freundlicher Weise dem Unterzeichneten ihren Dank für die gehabte ar Mühewaltung und Herbeiführung des vorliegenden gün- stigen Abschlusses.*) — Die Versammlung ging nun zu d. der Tages- ordnung über, und legte der unterzeichnete Secretair einen Entwurf zu einer veränderten Fassung der Statuten vor, indem derselbe hervorhob, dass die Abgabe der Bibliothek eine Veränderung der Statuten dringend fordere, dass aber kleine Abänderungen auch in anderer Beziehung wünschenswerth erscheinen dürften, wie namentlich dies der Fall sei betreffs Herbeiführung eines vereinfachten Modus für Wahrnahme des Porto’s bei Zusendung der Archivhefte und Einkassirung der Beiträge. — Der Unter- zeichnete habe in dem neuen Statuten-Entwurf eine Er- höhung des jährlichen Beitrags von 3.4 um 50 4 be- antragt in der Absicht, dagegen die erwähnten Sendungen den Mitgliedern frankirt zugehen zu lassen. Derselbe hob noch hervor, dass, wenngleich durch diese Erhöhung die in Güstrow oder in der Nähe wohnenden Mitglieder für jetzt in etwas geschädigt würden, dies Verhältniss sich aber sofort ändern würde bei Wahl eines anderen Secretairs, der vielleicht in Neustrelitz, Ludwigslust, oder sonst wo, wohne. Der vom Unterzeichneten vorgelegte neue Statuten- Entwurf wurde wohlbedächtig durchberathen und ging nach einigen Abänderungen und Zusätzen in derjenigen Form aus der Verhandlung hervor, wie solcher als von der General - Versammlung genehmigte „Neue Statuten“ auf Grund des beglaubigten Protokolls ausgefertigt ist und zur Vertheilung an die Mitglieder kommen wird, sobald die Bestätigung des hohen Ministerii in Betreff der Stipulationen für die Abgabe der Vereins - Bibliothek an die Universität eingegangen sein wird. — ade. derTagesordnung theilt der Vorsitzende mit, dass Herr Dr. med. Krause, der leider durch seine *) Sobald die Bestätigung dieses Abschlusses Seitens des hohen Cultusministerii erfolgt ist, soll derselbe zur Kenntnissnahme für die Mitglieder des Vereins in dem Archiv abgedruckt werden, was hoffentlich schon im nächstjährigen Heft wird geschehen können. 248 Stellung als Marinearzt behindert sei, an der Versamm- lung Theil zu nehmen, den schriftlichen Antrag auf Be- sründung eines Correspondenzblattes gestellt habe, um den Verkehr zwischen den Mitgliedern zu erleichtern und zu heben. Der Antrag des Herrn Krause wurde verlesen, auch das von demselben zusammengestellte Muster für ein solches Blatt vorgelegt und eine Debatte über diesen Antrag eröffnet. Das Resultat derselben war eine Ab- lehnung des betreffenden Antrags unter Hervorhebung der folgenden Motive: a. die Kosten des Drucks wie der Versendung; b. die Schwierigkeit, einen Redacteur für solches Blatt zu finden; c. die Erwägung, dass bei der im letzten Jahr einge- führten Herausgabe des Archivs in 2 Abtheilungen zu verschiedenen Zeiten ohnehin schon den Mit- gliedern eine Erleichterung für den gegenseitigen Verkehr u. s. w. geboten würde. — ad f. der Tagesordnung gab Herr Dr. Lenz aus Lübeck in einem allseitig interessirenden Vortrage eine Uebersicht über das Thierleben im Meere, erörterte die Vortheile, die theils für die Wissenschaft, theils für practische Zwecke, wie insbesondere für die Hochsee- Fischerei, zum Theil schon aus den Tiefsee-Untersuchungen hervorgegangen sind; und hob die Gründe hervor, die für Vornahme solcher Untersuchungen gerade in der Umgebung der Wismar’schen Bucht sprächen. Für die Ausführung solcher Untersuchungen durch ein Schleppnetz, zu deren Leitung Herr Dr. Lenz sich in uneigennützigster Weise gegen einfache Erstattung der baaren Verläge und gegen Ueberweisung eines Theils des gefischten Materials an das Lübecker Museum erbot, hält derselbe 2 bis 3 Fahrten mit einem Dampfboot im Laufe des August, 2 fernere Fahrten im October und eine Fahrt im Frühjahr nothwendig, und waren die Ge- sammtkosten solcher Fahrten auf rund 500.4 veranschlagt. Der unterzeichnete Vorsitzende empfahl der Ver- sammlung die Bewilligung von 200 #4 aus den Mitteln 249 des Vereins unter der Bedingung, dass die aus der Be- arbeitung des erbeuteten Materials hervorgehenden wissen- schaftlichen Resultate in dem Archiv des Vereins publi- eirt würden, und erörterte mündlich seinen Plan über die Aufbringung der weiter erforderlichen 300 .#. Nach eingehender Verhandlung bewilligte die Ver- sammlung einstimmig zu den in Rede stehenden Unter- suchungen 200.%4 aus dem Vereinsvermögen unter den vom Unterzeichneten proponirten Bedingungen und er- wählte eine Commission, bestehend aus dem Herrn Dr. Lenz, dem Herrn Professor Dr. Goette und dem Unterzeichneten zu dem Zwecke, nm die weiteren Schritte für Beschaffung der fehlenden Geldmittel und für die Ausführung der Schleppnetzfahrten nach der Proposition des HerrnDr. Lenz vorzunehmen. Die 3 Herren nahmen die Wahl an; und ging man zu g. der Tagesordnung über. Der Unterzeich- nete legte ein Verzeichniss der älteren Jahrgänge des Archivs vor, wonach die Hefte 21, 1867, bis 24, 1870, in so übergrosser Anzahl vorhanden sind, dass eine Re- dueirung derselben bis zu etwa 50 Stück pro Jahrgang wünschenswerth erscheint. Die Versammlung anerkannte die Berechtigung des vom Secretair vorgetragenen Wunsches, lehnte aber die proponirte Einstampfung ab und ermäch- tigte den Seeretair, durch entsprechende Bekanntmachung die überzähligen Hefte der genannten 4 Jahrgänge den Mitgliedern des Vereins zur unentgeldlichen Uebernahme zur Disposition zu stellen. — ad h. der Tagesordnung ernannte die Ver- sammlung a. zu Ehrenmitgliedern 1. den Herrn Professor Dr. Roeper in Rostock, bis dahin ordentliches Mitglied des Vereins, als ein Zeichen der Verehrung und in Anerkennung der erfolgreichen 60 jährigen Thätigkeit auf dem Gebiete der Botanik. 250 2. den Herrn Dr. C. Renard, Kais. Russ. Geheimrath und Vicepräsident der K.K. Natur- forsch. Gesellschaft in Moskau, bisher correspon- direndes Mitglied des Vereins. o. den‘ Herrn Landrath, "Greakeweon Schlieffen auf Schlieffenberg. b. zu correspondirenden Mitgliedern 1. den Herrn Geheimen Bergrath, Professor Dr. G. vom Rath zu Bonn, 2. den Herrn Dr. Katter in Puttbus. — Man ging nun zu dem letzten Punkte der Tages- ordnung: Wahl des Ortes für die nächste Ver- sammlung über, und einigten die Anwesenden sich nach kurzer Verhandlung dahin: in der Stadt Rostock die nächstjährige General- Versammlung abhalten zu wollen. Als Localvorstände für solche Versammlung wurden erwählt: 1. der Herr Dr. Krause, Director der Grossen Stadt- schule, 2. der Herr Eisenbahnbaumeister Langfeldt.*) Damit wurde die General-Versammlung geschlcssen. Die Mitglieder theilten sich nun in verschiedene Gruppen, um einige Sehenswürdigkeiten in Augenschein zu nehmen, und verfügte sich ein Theil in das Haus des Unterzeichneten, um einen Einblick in die Bibliothek des Vereins zu thun, deren Reichhaltigkeit und Vollstän- *) Der Letztere hat die Wahl acceptirt, während der Herr Director Krause unter freundlicher Zusicherung der Theilnahme für den Verein demselben die Wahl eines anderen Mitgliedes an- heimgiebt, indem zu gleicher Zeit mit unserm Verein der Verein für niederdeutsche Sprachforschung in Rostock tage, dessen Vor- sitzender er sei, so dass er dort nicht fehlen dürfe, — Unter solchen Umständen hat Herr Professor Dr. Geinitz sich mündlich dem unterzeichneten Secretair gegenüber bereit er- klärt, als Localvorstandsmitglied neben dem Herrn Eisenbahnbau - meister Langfeldt fungiren zu wollen. 251 digkeit in Bezug auf die einzelnen Werke das Interesse vorzugsweise der Rostocker Mitglieder in hohem Grade in Anspruch nahm. Um 4!/, Uhr vereinigte ein vortrefflich angerichtetes Diner im Hötel de Russie die Gesellschaft wieder, bei dem zahlreiche Toaste, eingeleitet durch ein Hoch auf die Allerhöchsten Landesherren als Protectoren des Ver- eins, die Stimmung belebten; der Caffee wurde bei dem schönen Wetter im Garten des Schützenhauses einge- nommen, und beschlossen wurde der Tag bei einem Glase Bier im Grotefend’schen Local. — Für den folgenden Tag war eine Excursion nach dem Schmoksberge, einem der höchsten Punkte Mecklen- burgs, und nach dem malerisch am Fusse dieser Hügel- gruppe liegenden Schlosse Schlieffenberg in Aussicht ge- nommen, und ist ein Bericht über den Verlauf dieser Excursion in Anlage 1. angeschlossen. Güstrow, im September 1884. E.0 Kolchh? ER r ir 2 FR W 7 4 £ De a a TW 3 f \ N = a z % a ‘ ber g N ak TORI las al. ” 1 y R ea, | | N U ssiririenide ah ae S a RAR: ar - a4ta Won h: > ah iss han, ei { F $ ’ * en : n Kr ” ' 5 y | ER EN ‚sr ra er | Da er NER | RE DER SB Bi N: ar til. LTR | | ypl Ar a ‘ | Ä } f { ) l ’ j \ . ArYahN Anlage I. Bericht über die Exeursion am 5. Juni 1884. Morgens 38 Uhr versammelten sich 24 Theilnehmer und traten auf zwei offenen Omnibus, begünstigt durch das schönste Wetter, die Fahrt auf der von Güstrow nach Neukrug führenden Chaussee an. | Auf der Feldmark Glasewitzer Burg angelangst, machte der Unterzeichnete die Herren Geognosten auf die mächtigen auf diesem Felde abgelagerten Sandmassen aufmerksam und entwickelte seine Ansicht, dass diese Sandanhäufung jedenfalls aus den Höhen, in die das Nebelthal sich eingegraben hat, herabgeschwemmt sein wird und dass diese Ablagerung es bewirkt haben dürfte, dass der ursprünglich in seiner geraden Verlängerung durch das jetzige Augraben- und Recknitz - Thal ab- strömende Nebelfluss westlich nach Güstrow abgelenkt wurde und so das jetzige Nebelthal ausgebildet hat, welches ursprünglich vielleicht nur eine Rinne für den Abfluss des von den Zehna’er Höhen abströmenden Glet- scherwassers war.*) Beim Hofe Glasewitz stiegen wir aus der Güstrower Thalniederung ziemlich stark in die Höhe und hatten schon einen hübschen Blick auf die imposante Hügel- gruppe des Schmoksberges, während rückwärts eine freund- liche Aussicht in die Güstrower Thalniederung mit den reichen Waldungen sich eröffnete. *) Als Zeugen und Ueberreste solchen Abflusses sind die 3 langgestreckten, excentrisch vom Fuss der Höhen in die Niede- rung verlaufenden Seeen bei Güstrow anzusehen ! mx il N Nachdem die Gesellschaft gleich hinter dem Platzer Kruge ein schön erhaltenes auf Knegendorfer Gebiet be- findliches freigelegtes Hünengrab, eine aus mächtigen Geschiebeblöcken zusammengesetzte Steinkiste, betrachtet hatte, ging die Fahrt mit einer kleinen Abweichung vom Programm weiter; denn, statt schon bei Wendorf, ver- liessen wir erst bei Drölitz die Chaussee, um von dieser Seite her die Höhe des Schmoksberges zu besteigen. Bei der Drölitzer Ziegelei hatten wir die Ueber- raschung, von einer grossen Gesellschaft der umwohnenden Gutsherren, sowie von einigen Mitgliedern des Vereins, die hier noch zu uns stiessen, empfangen zu werden, so dass unsere Gesellschaft zu der stattlichen Zahl von 45 anwuchs! Nunmehr verliessen wir die Wagen und es begann der Ansteig zum Schmoksberge unter der gefälligen Führung des,Herrn Landrath Graf von Schliefien, sowie der Herren Pogge-Poelitz und Busch -Lüningsdorf, und legte uns Herr Pogge, durch Nathorst’s Untersuchungen aufmerksam gemacht, zunächst Schürfproben vor, von der tiefsten Schicht eines Torflagers, reich mit Pflanzen- theilen durchsetzt und von dem darunter liegenden grauen Sande, der beim Abschlämmen als ein sehr feiner reiner Quarzsand sich ergiebt. Diese Proben, sowie eine An- zahl im Torf gefundener Knochentheile, Kinnbackenknochen mit erhaltenen Zähnen von hirschartigen Thieren und dem Gehörn eines Spiessers, nahm der Herr Professor Geinitz an sich, um eine Untersuchung zu veranlassen. Der Aufsteig auf die Höhe des Schmoksberges gab Gelegenheit, die interessantesten Terrainbildungen zu be- obachten, wenngleich dieselben zum Theil durch pracht- vollen, üppigen Waldbestand bedeckt waren. Nach einer für unsere norddeutschen Verhältnisse nicht ganz mühe- losen Wanderung erreichten wir den Gipfel, auf dem Herr Busch ein aus früherer Zeit vorhandenes Vermessungs- Gerüst zum Besteigen hatte herstellen lassen. Und so konnten wir von hier nach allen Seiten über die um- liegenden Thalbildungen mit ihren zahlreichen langge- 255 streckten See’n hinwegblicken und die zu den jenseitigen Höhen sich darbietende herrliche Aussicht, über den Gipfeln der gut bestaudenen Tannen - Schonung stehend, geniessen. Die mit dem Namen des „Schmoksberges“ be- zeichnete, bis zu 400 Fuss hohe Hügelgruppe erhebt sich nämlich von allen Seiten in so characteristischer Weise aus den sie umgebenden Thalniederungen, dass man hier an eine lokale Hebung glauben möchte. Ob diese An- sicht richtig ist, oder ob diese Höhen mit denen der Haidberge bei Teterow in Zusammenhang stehen, und bei der Diluvial - Catastrophe ein Durchbruch zwischen Lüningsdorf und Warnckenhagen sie getrennt hat, darüber fehlt uns bis jetzt vollständig jeder Anhalt, indem weder hier noch dort Untersuchungen über die Zusammensetzung der Bodenschichten angestellt sind. Jedenfalls hat der Ablauf der Gletscherwässer diesem Berge arg mitgespielt. Davon überzeugte man sich bei dieser Excursion durch die mit Interesse beobachteten überaus zahlreichen Strudel- löcher, insbesondere am südlichen Abfall des Berges; sowie durch die wunderbar lang gestreckten, schmalen, den Eindruck eines Flusses machenden Seeen mit scharf einfallenden Seitenwänden, während die schmalen Stirn- Enden derselben in Erosionsthäler übergehen, die gleich- sam eine Fortsetzung des See’s und häufig eine Verbin- dung mit einem folgenden See bilden. Kehren wir nach dieser kleinen geologischen Be- trachtung zu unserer Gesellschaft zurück, so finden wir dieselbe nach allseitig geäusserter Befriedigung über den selten schönen Aussichtspunkt im Begriffe, durch ein von dem Herrn Busch seinen Vereinsgenossen gastlich dargebotenes Glas guten Bier’s gestärkt, den Absteig an der Südseite des Berges zu beginnen, der vielfache Gelegenheit gab zu der Beobachtung der oben erwähnten Strudellöcher. — Bei dem Betreten der Begüterung des Herrn Graf von Schlieffen übernahm dieser freundlichst die Führung und geleitete die zahlreiche Gesellschaft zunächst zu den Tolziner Buchen, wo uns die seltene 256 Beobachtung einer Reiher-Colonie geboten wurde, indem diese Vögel auf den hohen starken Buchen ihre zahl- reichen Horste etablirt hatten. Dieselben umkreiseten ihre Nester, indem sie mit der Fütterung ihrer Jungen beschäftigt waren, und ein interessanter Moment war es, als durch einen von einem Jäger gelöseten Schuss er- schreckt, die Thiere sich in zahlloser Menge erhoben und erst in weiten Kreisen wieder ihren Nestern zu- eilten! — Eine weitere Ueberraschung bot sich uns, als wir weiter durch diesen schönen schattigen Wald gehend plötzlich vor einer lang gestreckten Reihe gedeckter und wohl besetzter Tafeln standen, an denen uns der Herr Graf ein opulentes Frühstück serviren liess. — Sehr sinnig waren die Tafeln nur an der einen Seite mit Sitzen versehen, damit Aller Augen sich an dem lieb- lichen Durckblick durch die Buchen erfreuen konnten. Wir befanden uns nämlich hart an dem Längsrande eines jener vorerwähnten flussartigen See’n, dessen im hellen Sonnenlichte glänzender Wasserspiegel, in harmonischer Farbenwirkung zu dem schönen Grün des Laubes und dem Silbergrau der mächtigen Buchenstämme, einen lieblichen Vordergrund bildete zu der auf dem jenseitigen Ufer des See’s sich darbietenden Fernlandschaft. — Dass es unter der Zusammenwirkung so günstiger Umstände und nach solcher Fusstour herrlich schmeckte, war er- klärlich und sprach sich in der angeregten Stimmung der Gesellschaft sowie in einem Toast auf den freund- lichen Gastgeber aus. — Nach erfolstem Aufbruch durchwanderten wir ein schönes Erlenbruch. welches in dem die Fortsetzung des See’s bildenden Erosionsthal herrlich gedieh; und sowie wir aus der üppigen Waldung heraustraten, lag das von allen Seiten gleich liebliche Bild von Schlieffenberg mit seinem im mittelalterlichen Burgenstyl erbauten umfang- reichen Schlosse und der vom Meister Heideloff entwor- fenen und von dem jetzigen Herrn Besitzer gegründeten und reich dotirten schönen Kirche vor unseren Blicken ; ein Bild, wesentlich gehoben durch eine wunderbar schön bezweigte uralte Eiche im Vordergrunde und durch die blinkenden Wasserflächen der mehrfach sich zeigenden See’n. — Wir schritten nun direet der Kirche zu, die, auf einem hohen Platze erbaut, wieder ein anderes schönes Aussichtsbild darbot, und die im Aeusseren wie im Inneren eingehend besichtigt wurde. Von hier führte uns der glückliche Besitzer dieses paradiesischen Heims durch den das Schloss umgebenden Park hinab zu dem am Fusse des letzteren sich hinziehenden See, der von ganz ähnlicher Form wie der oben erwähnte, aber in doppelter Grösse, etwa 3 Klm. lang und 0,5 Klm. breit, fast parallel dem ersteren verläuft und wie jener durch Niederungen und weiter folgende See’'n an beiden schmalen Enden als durch Erosion entstanden sich aus- weiset. Fast parallel dem nördlichen Ufer des See’s be- gleitet denselben eine steil beiderseits abgeböschte wall- artige Erhebung, mit hochalten, malerische Wurzelver- zweigungen bildenden Bäumen besetzt. Der südwestliche Auslauf dieses Walles tritt etwas mehr vom Seeufer zurück, und hier, wie an dem nordwärts davon gelegenen Terrain zeigt sich eine Reihe von weiten Kesseln, die aber nicht sowohl den Character von Strudellöchern, wie vielmehr den von Erdfällen zeigen. Vom Herrn Pro- fessor Geinitz bei früheren Besuchen auf diese Vorkomm- nisse und die möglicher Weise daraus hervorgehenden Consequenzen aufmerksam gemacht, hatte der Herr Graf vor einiger Zeit auf dem südwestlichen Ende des vor- erwähnten Walles eine Tiefbohrung begonnen. — Leider waren die bisherigen Resultate keine ganz günstigen, indem man in ein Geröll-Lager gerathen war und bei 70 Fuss Tiefe sich ein grosser Stein in dem eisernen Bohrrohr festgeklemmt hatte. Bei dem Versuch, die Röhre herauszuziehen, war diese durchgerissen, und so hatte man sich entschliessen müssen, ein zweites Bohr- loch anzusetzen, mit dem man noch keine erhebliche 258 Tiefe erreicht hatte. — Die aus dem Bohrloche geför- derten etwa faustgrossen Steine wiesen nach, dass man es hier mit einer durch Gyps-Cristallbildung verkitteten Geschiebe- Ablagerung zu thun hat, und so dürfte die vorerwähnte wallartige Begrenzung des See’s sich wohl als eine Moränenbildung auffassen lassen! — Jedenfalls dürfen wir von den vorgenommenen Tiefbohrungen in- teressante wissenschaftliche Resultate erwarten! — Durch einen üppigen Buchenbestand begab die Ge- sellschaft sich von hier nach dem nahen Gute Niegleve, wohin unsere Wagen vom Schmoksberge aus gefahren waren. Wir nahmen mit allseitigem Danke Abschied vom Herrn Grafen von Schlieffen und einer Anzahl anderer Herren, die sich hier von uns trennten; bestiegen die Wagen und fuhren über das Gut Gremmelin nach Oevelgönne, der an der Ostseite des Güstrower Primers belegenen Holzwärterei, woselbst ein frugales Mittagsmahl bereitet war. Da es inzwischen fünf Uhr geworden, so fehlte auch der Appetit nicht, und da durch einigen directen Zuwachs von Güstrow die Zahl der von dort ausgefahrenen Theilnehmer ungeachtet des Abganges in Niegleve wieder auf 27 angewachsen war, so herrschte bei dem im Freien unter den hohen Buchen servirten Mahle die ungezwungenste Heiterkeit, angeregt durch die Rückerinnerung an die allseitig befriedigenden Erleb- nisse des Tages! — Da ein Theil der Gäste noch mit dem Abendzuge Güstrow verlassen wollte, so wurde rechtzeitig aufge- brochen, und nachdem bei der Fahrt durch den Primer, diese werthvolle Waldung Güstrow’s, noch ein Kegelgrab, welches der Herr Senator Beyer in freundlicher Weise hatte offen legen lassen (leider der vorgerückten Zeit wegen nur flüchtig) besichtigt war, erreichten wir den Bahnhof, während die Züge schon heranfuhren, so dass ein paar Mitglieder, die ihre Reiseeffecten nicht bei sich hatten, zurückbleiben mussten. — Mit diesen vereinigten sich einige Güstrower Mit- glieder zu dem programmmässigen Abschiedstrunk bei Grotefend, wo wir gegen 12 Uhr Nachts von einander Abschied nahmen mit dem Wunsche: „Auf frohes Wiedersehen in Rostock!“ — Die wissenschaftlichen Resultate dieser Excursion anlangend, so war es eigentlich nur die Geologie, die zu ihrem Rechte kam, da bedauerlich sowohl Entomo- logen wie Botaniker fehlten. Doch will ich nicht unter- lassen, einige Notizen über Pilze, die uns entgegentraten, mitzutheilen, die ich Herrn Opitz, der sich der Excursion anschloss, verdanke: Boletus luteus, Butterpilz, essbar, fand sich in den Schnesen der Tannenschonung auf dem Schmoks- berge. Polyporus confluens, Semmelpilz, essbar und sehr zu empfehlen, wucherte in prachtvollen 23 Cm. grossen Exemplaren im Park zu Schlieffenberg. Hydnum imbricatum, Habichtspilz, sehr wohl- schmeckend, in riesenhaften Exemplaren im Park wie vorher. Bovista nigrescens, Eierbovist, essbar so lange das Fleisch noch weiss ist, wuchs in zahlreichen jungen Exemplaren auf -einer Waldwiese im Primer. EB. Koch. Anlage 2. Uebersicht über Einnahme und Ausgabe des Vereins im Jahre 1885 — 1884. A. Einnahme. Cassenbestand aus dem Vorjahre . . .. A 60,34 Zinsen von 1100.4# Capital. ...... \ 24,75 Für einen verkauften Pfandbrief . ... . LU) Extra- Beitrag eines Mitgliedes . ... . 10,00 Jahresbeiträge der Mitglieder incl. Porto- Vergütieung". m. Mae 0. „1092,05 Summa Einnahme 4 1288,64 Gesammt - Ausgabe laut Be... .... „l202R6 mithin noch in Casse 4. 85,88 Der Verein schuldet aber noch dem Herrn Waltenberg für Druckkosten . ... „ 218,19 mithin Denen Aa Nenn B. Ausgabe. An Herrn Director Adam als Vorstands- mitglied für gehabte Verläge .4 5,00 5 „ Oberlehrer Arndt desgl. BReise- verlaae Pal 2. 2. N 20,00 = „ Professor Dr. Geinitz für die dem Verein überlassenen Charten „ 155,00 A „ Tiedemann für Lithographien 5 73,50 a „ Strumper & Co. in Hamburg für BichideucktatelnnS 904: 7280,00 5 „ Friedländer in Berlin für Bücher „ 28,20 a „ Knetzlein für Buchbinderarbeit . , 16,05 n ». ‚Griewank deseleichen . . . ... 0988 5 » Waltenberg für Druck des Archivs 37, abschläglich auf den Betrag von ADS 2a a. 300.00 N 2 0Pib278 Co für Bücher 2.2 2.5 24,05 ” „ Friedländer desgleichen . . . is 8,40 R „ Knetzlein für ee R 36,40 KürzReuergersichenung u. 0 2. 0. a 13,50 sborto, GCopiallenzeter u 22 2 cn 2 11819.28 Summa der Ausgabe 4 1202,76 Dazu Schuld an Herrn Waltenberg . „ 218,15 so dass die Total- Ausgabe betragen würde . 1420,91 Die Einnahme beträgt laut A. Sr) 1288,64 mithin Deficit .4 192,27 Abgeschlossen den 15. Mai 18%4. B. Verzeichniss der gelehrten Körperschaften, mit denen der Verein in Schriftenaustausch steht und der Eingänge zur Bibliothek im Jahre 1883 — 84. A. Periodische Zeitschriften. (Zusendungen von Akademien und Gesellchaften.) I. Deutschland. 1. Berlin: Deutsche geolog. Gesellschaft. Zeitschrift, Bd. 35, H. 2. Ferd. Roemer: Belinurus spec. aus Stein- kohlengeb. Schlesiens. — Bleibtreu: üb. Ein- schlüsse der Basalte, m. 1 T. — Lemberg: üb. Bildung und Umwandlung der Silicate. — Laufer: üb. d. Diluvium v. Schonen. — \. Koenen: Glacialbildungen an d. Westseite d. Harzes. — Laufer: üb. Riesenkessel in d. Lüneburger Haide. — v. Koenen: üb. Ano- plophora.. — Zimmermann: üb. d. Oligocaen bei Buckow. — Mayer-Eymar: Classification d. Belemniten. — Hornstein: Beobachtungen an Rundhöckern des Haslithales. 2. Berlin: Botan. Verein d. Mark Brandenburg. Verhandlungen. Jahrg. 24, 1882. a. Sitzungsberichte. b. Abhandlungen, m. 4 T. — Egeling: Leöchenen d. Mark. — Schullerus: Milchsaft v. Euphorbia. — Teratologische u. Jloristische Mittheilungen. 263 3. Berlin: Gesellsch. Naturforsch. Freunde. Sitzungsberichte. Jahrg. 18893. Hilgendorf: üb. d. Krebspest. — Magnus: üb. Mus rattus. — Ders.: Nipius hololeucus in Deutschland. — v. Martens: Landschnecken d. Lössperiode. — Nehring: Dreissena poly- morpha fossil in Norddeutschland. — Tschirch: üb. Chlorophyll. 4. Bremen: Naturwissensch. Verein. (Schriften nicht eingegangen.) 5. Württemberg: Verein für Vaterl. Naturkunde. Jahreshefte, Jahrg. 40, 1884. Hofmann: d. Fischzucht schädliche Thiere. — Kober: üb. d. Maulwurf. — Eiberle: üb. Wasserpest. — Zur Fauna Württembergs. 6. Wiesbaden: Nassauischer Verein für Natur- kunde. Jahrbücher, Jahrg. 36, 1883. v. Heyden: Kaefer Nassaw’s. 7. Bonn: Naturhist. Vereinv. Rheinland, West- phalen. Verhandlungen. Jahrg. 40, H. 2. v. Dücker: Löss in Westfalen. — Schmitz: Chromatophoren d. Algen, m. 2 T. — Förster u. Bertkau: Spinnen d. Rheinprovinz, m.1T. Jahrg. 41, H. 1, 1884. Müller: üb. Dasypoda hirtipes,, m. 2 T. — v. Dücker: Verschiebungen u. gr. Bewegungen d. Erdrinde. — Seelheim: Geologische Mit- theilungen aus d. Holländischen, m. 2 T. 8. Halle: Naturw. Verein für Sachsen und Thü- ringen. ; Zeitschr., 4. Folge, Bd. 2. (56.) H. 3—0. Beling: D. Heerwurm. — Morgenroth: fossile Pflansenreste im Diluvium, m. 2 T. — Zopf: üb. Piüzfrüchte, m. 3 T. — 2). 10. Jar 12. 13. 14. 15. 16. I 264 Bd:1314(97.)KERH 1I 24 Credner: Erdbeben d. Voigtlandes. — Zehn- der: Rotation d. Satelliten. — Brass: üb. Zellphysiologie. — Hofmann: Fossile Hölzer. Frankfurt a. M.: Der Zoologische Garten. Hannover: Naturhist. Gesellsch. Hamburg: Verein für Naturw. Unterhaltung. Hamburg-Aitona: Naturw. Verein. (ad 9—12 Schriften nicht eingegangen.) Königsberg: Physikal. Oeconom. Gesellsch. Schriften, Jahrg. 24, H. 1, 2. (1833.) Bethke: Veilchen-Bastarde. — Hertwig: üb. Ch. Darwin. — Tischler: Steinzeit im Ostbalt. Gebiet —- Brischke: üb. Blatt- u. Holz-Wespen. — Sitzungsberichte. — Danzig: Naturforschende Gesellschaft. Schriften: N. F., Bd. VI., H. 1. Helm: üb. Einschlüsse in Bernstein. — \. Klinggräff: ‘Die Stellung d. Botanik unter d. Naturwissenschaften. — Conwentz: Durch- forschung d. Provinz Westpreussen. — Kiesow: Silurische u. devonische Geschiebe, m. 3 T. — Frankfurt a. M.: Senckenbergische Natur- forschende Gesellschaft. Bericht 18932—83. Kobelt: Nach den Säulen d. Hercules. Forts. — v. Heyden: Die von Dr. Kobelt in N.- Afrika gesammelten Coleopteren. — Ders: Hymenopteren v. Frankfurt a. M. — Meyer: Rupeithon d. Mark, m. 1 T. — Kinkelin: aus d. Mainzer Tertiaerbecken. — Ziegler: Pflanzenphaenol.- Karte v. Frankfurt, m. Erläu- terungen. — Halle: Naturforschende Gesellshaft. (Schriften nicht eingegangen.) Breslau: Schles. Gesellsch. f. Vaterl. Cultur. Jahresbericht 60, 1882. Lakowitz: Blötzschläge in Bäume. — Strasser: 26 Qi Ortsbewegung der Fische. — Limpricht: Neue Laubmoose. — Mittheilungen aus d. verschiedenen Sectionen. — 18. Emden: Naturforschende Gesellschaft. Jahresbericht 68, 1882—83. 19. Osnabrück: Naturw. Verein. 20. Landshut: Botan. Verein. 21. Donaueschingen: Verein für Geschichte u. Na- turgesch. 29. Lüneburg: Naturw. Verein. (ad 19—22 Schriften nicht eingegangen,) 23. Halle a. S.: Verein für Erdkunde. Mittheilungen. Jahrg. 1883. Assmann: D. Brocken. — Landeskundliche Litteratur für Nordthüringen. — Kempe: Sitten d. Central- Australischen Schwarzen. — Mittheilungen. Jahrg. 18%. Reischel: D. orohydrographischen Verhältnisse d. Thüringer Centralbeckens, m. Ch. — Edler: Die Sonne und ihre Flecken. — 24. Leipzig: Naturforschende Gesellschaft. Sitzungsberichte, Jahrg. 10, 1883. Dalmer: üb. Glacialschliffe auf d. Porphyr v. Wildschütz. — Felix: Silurgeschiebe v. Leipzig. — Sauer: üb. d. Leipziger Grauwacke. — Simroth: Deutsche Nacktschnecken. — 25. Würzburg: Physik. Mediz. Gesellshaft. Sitzugsberichte, Jahrg. 1883. Virchow: üb. Gehen uw. Stehen. — Fick: üb. Eintstehung d. Blitzes. — Virchow: Bewe- gungen Schlafender. — Sachs: Ernährung d. Blätter bei Tag u. Nacht. — 26. Dresden: Naturw. Gesellsch. Isis. Sitzungsber. u. Abhandlungen. Jahrg. 1883, Juli-December: H. B. Geinitz: Kiesablagerungen u. diluv. Säugethiere in Sachsen. — W eise: Schnecken etc. d. Oberlausitz. — H. B. Geinitz: üb. 266 Einschlüsse d. Phosphatlager zu Helmstedt etc. Schiller: Moose d. Dresdener Haide. — Jahrg. 1834, Jan.-Juni. 27. Heidelberg: Naturhist. medic. Verein. Verhandlungen: N. Ro Bd. Een Kühne: üb. Nerven. — 98. Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Na- 29. 0. 3. 32. 33. 34. 3. 36. turkunde. Bericht 22, 1883. (Festschrift.) Hoffmann: Phaenol. Beobachtungen. — H. Ludwig: D. Holothurien d. Kieler Museums. — Kredel: Tuberkelbacillen. — Eckstein: Mollusken v. Giessen. — Rücker: D. Radula v. Heli pomatia, m. 1 T. — Bericht 23, 1884. Hoffmann: Zur Flora des Mittel-Rheins. — Röntgen: Absorption von Wärme durch Wasserdampf. — Bresiau: Verein für Schles. Inseetenkunde. Zeitschrift, N. F., H. 9. Bamberg: Naturforch. Gesellsch. Kiel: Naturwissensch. Verein für Schleswig- Holstein. Annaberg: BuchholzerVerein für Naturkunde. Regensburg: Zoolog. Mineralog. Verein. (ad 30—33 Schriften nicht eingegangen.) Nürnberg: Naturhist. Gesellsch. Jahresbericht, 1882. Görlitz: Naturforsch. Gesellschaft. (Schriften nicht eingegangen.) Offenbach: Verein für Naturkunde. Bericht 22 u. 23, 1880—82. 0. Boettger: ZAerpetol. Mittheilungen. — Ders.: Malakozoologische Mittheil. — Ders.: Polaeontol. Mittheil. — Stenomphalus; Cypraea. — v. Heyden: Arachniden. — Bock: Z. Kennt - niss d. Euglenen. — 37. 38. 39. 40. 41. 42. 48. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 267 Cassel: Verein für Naturkunde. Bericht 31, 1884. Egeling: Löchenenflora. — Ackermann: Lan- deskundliche Litteratur. — Fulda: Verein für Naturkunde. (Schriften nicht eingegangen.) Greifswald: Naturwissensch. Verein für Neu- vorpommern u. Rügen. Mittheilungen, Jahrg. 15, 1884. Plötz: Analytische Tabellen d. Gatt. Pyryus und Carcharodus. — Zwickau: Verein für Naturkunde. Jahresbericht 1883. v. Schlechtendal: üb. Cecidien, m. 1 T. — Chemnitz: Naturwissensch. Gesellschaft. Magdeburg: Naturw. Verein. (ad 41—42 Schriften nicht eingegangen.) Halle: K. Leopold. Carol. Deutsche Akademie der Naturforscher. Leopoldina. H. 19, 1883, Nr. 19—24. H. 20, 1884, Nr. 1—20. Kiel: Schriften der Universität. Schriften 1882 —83: Chronik d. Universität, Personal-Verzeichnisse etc. und 25 Dissertatio- nen (conf. B., a.) Passau: Naturhist. Verein. Braunschweig: Verein f, Naturwissensch. Hanau: Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. (ad 45—47 Schriften nicht eingegangen.) Münster: Westfäl. Verein für Wissenschaft und Kunst. Jahresbericht 11, 1882. Wilms u. Westhoff: Gallgebilde Westfalens. — Lahm: Flechten Westfalens. — Elberfeld: Naturwissensch. Verein. Jahresbericht 6, 1884. 18 268 Cornelius: Käfer v. Elberfeld. — Behrens: Amphibien v. Elberfeld. — Schmidt: Bota- nische Characterbilder. — Kaiser: D. Schwinden d. Gletscher. — Schottke: Quelle d. Wupper.— 50. Schwerin: Verein für Geschichte und Alter- thumskunde. Jahrbuch. Jahrg. 48, 1889. 51. Thorn: Copernicus-Verein für Wissenschaft und Kunst. (Schriften nicht eingegangen.) 52. Sondershausen: Botan. Verein für das nördl. Thüringen, Irmischia. a. Correspondenzblatt. Jahrg. III. Nr. 6—12. Jahrg. IV. Nr. 1—9. b. Abhandlungen H. III., 1882. Töpfer: Phaenologische Beobachtungen. — Röll: Die Torfmoose d. Thüring. Flora. — 53. 8trassburg: Schriften d. Universität. (econfer. B., b. —) 54. Greifswald: Geographische Gesellschaft. Jahresbericht 1, 1882—83. Hübbe-Schleiden: D. Erschliessung d. In- nern Afrikas. — Lehmann: D. oberungarische Bergland. — Müller Beck: Zur Kenntniss v. Korea, m. 1 T. — Steinhausen: üb. d. erdkundl. Unterricht. — Litteraturbericht üb. d. Landeskunde v. Pommern u. Rügen. — Scholz: Aufforderung z. Beobachtung d. Glacialerschei- nungen. — 55. Frankfurt a. Oder: Naturwissensch. Verein d. Reg.-Bez. Frankfurt. Monatliche Mittheilungen. Nr. 1 u. 2. 1883. Grant-Allen: D. Maulwurf in seiner Behau- sung. — Huth: 4mbrosia artemisiaefolia, m. T. — Roedel: D. »norddeutsche Diluvium. — 269 Nr. 3—6, 1883—84. Huth: Binnen-Conchylien bei Frankfurt. — Wiebecke: üb. d. Krebspest. — Jahrg. 2, Nr. 1—4, 1884—85. II, Oesterreich. 56. Wien: K. K. Akademie d. Wissenschaften. Sitzungsberichte. Abtheil. I. Jahrg. 1882, Bd. 86, H. 1—5. Steindachner: Ichthyolog. Beitr., m. 5 T. — Prescher: Schleimorgane d. Marchantien, m. 2 T. — Satter: D. Lehermoos- Antheridium, m. 1 T. — Wiesner: D. Welken v. Blüthen u. Laubsprossen. — Bd. 87, 1883, H. 1—D. Bremer: Odonaten. — Brauer: D. Gatt. Lo- bogaster. — Heinricher: zur Pflanzenterato- logie u. Blüthenmorphologie, m. 2 T. — Pflanzenphysiolog. Arbeiten. — Bd. 88, 1883, H. 15. Wähner: D. Erdbeben in Agram, m. T. u. Ch. — Tschermak: üb. Meteoriten. — Neumayr: Morphol. d. Bivalvenschlosses, m. 2 T. — Bittner: Micropsis Veronensis, aus d. Ital. kocaen, m. 1 T. — Wiesner: Wachsthumge- setze d. Pflanzenorgane. — Teisseyre: Cepha- lopoden aus Russ. Ornatenthon, m. 8 T. — Woldrich: Diluv. Fauna, m. 3 T. — Stein- dachner: Püsche d. Adria, m. 2 T. — Toula: Geologie d. Balkan, m. 9 T. — Bd. 89, 1884, H. 1—5. v. Marenzeller: Adriat. Anneliden, m. 2 T. — Praehist. Mittheilungen. — Abtheil. II. Bd. 86, 1882, H. 2—5. Hammerl: üb. Regenbogen, gebildet durch versch. Flüssigkeiten — Nachbaur: Diastase in ungekeimtem Roggen. — Aatzeck: üb. 18* 270 Bienenwachs. — Schwarz: Neue Körper aus Steinkohlentheer. — Oppolzer: üb. Cometen- probleme. — Bd. 87, 1883, H. 15. Mach: Ueb. Melsens Blitzabl., m. Abbild. — Chemische, physik. u. astronom. Abhandlungen. — Bd. 88, 1883, H. 1—. Vogel: Spectralanalyt. Untersuch. an Sternen. — Bd. 89, 1884, H. 1—. Abtheil. II. Bd. 86, H. 3—. Bd. 87, 1883, H. 1—. Physiol. anatom. Abhandl. — Rabl: üb. d. Entwickelung d. Prosobranchier. — Bd. 88, 1883, H. 1—5. Physiol. anatom. Abkandlungen. — Bd. 89, 1884, H. 1, 2. 57. Wien: Verein zur Verbreitung Naturwiss. Kenntnisse. (Schriften nicht eingegangen.) 58. Wien: K. K. Geologische Reichsanstalt. a. Abhandlungen. (nicht eingegangen.) b. Verhandlungen. Jahrg. 1883, H. 7—18. Mittheilungen üb. d. grosse v. Richthofen'sche Werk üb. China (Literat. Not. in Nr. 8). — Fugger u. Kastner: Glacial-Erscheinungen bei Salsburg. -- Handmann: Sarmatische Conchylien von Hölles. — Süss: D. Antlitz d. Erde (Literat. Not. in Nr. 11). — Zittel: Geo- logie d. Lybischen Wüste etc. (Literat. Not. in Nr. 16). — Jahrg. 1834, H. 1—12. v. Hauer: Jahresbericht. — Gumplovicz: Not. üb. Krakatoa. — c. Jahrbuch, Bd. 33, Nr. 4, 1883. Eichenbaum: Bvachiopoden aus Dalmatien, m, 1 T. — Franscher: Brachiopoden, m. 1 T. — Uhlig: Foraminiferen d. Ornatenthons, na 8) U, = Bd. 34, Nr. 1—3. Tietze: Geologie v. Montenegro, m. Ch. — Bittner: Zur Literatur d. Oester. Tertiaerab- lag. (1. u. 1I. Mediterranst.). — Uhlig: D. Ga- lizische Tiefebene, m. 2 T, — v. Hochstetter: D. K. K. Hofmineraliencabinet. — Bittner: Tertiaerabl. v. Trifail uw. Sagor, m. 1 T. — 59. Wien: Zool. Botan. Gesellschaft. Verhandlungen, Bd39,01889, N 2 1 Bergh: Polyceraden, m. 5 T. — v. Watten- wyl: Zypertelie d. Orthopteren, m. 1 T. — Drasche: Nematoden, m. 1 T. — Gangl- bauer: Coleopteren, m. 2 Holzschn. — Hand- lirsch: Dipteren, m. 4 Holzschn. — Kohl: Hymenopteren, m. 2 T. — Löw: Milbengallen. — Krasan: Zur geogr. Verbr. d. Pflanzen. — v. Pelzeln: Brasilian. Säugethiere. (Beiheft). — 60. Wien: Geographische Gesellschaft. Mittheilungen, Bd. 26 (N. F. 16), 1883. Doblhoff: D. Alpenbahnfrage (Gotthardbahn), m. Ch. u. Profilen. — Baumann: Montenegro. — Wissmann: v. San Paolo nach Zanzibar. — Rehmann:D. Transvaalgebiet. — Juncker: Central- Afrika. — Klein: D. Figur d. Erde, m. I T. — 61. Graz: Verein d. Aerzte in Steiermark. (Mittheilungen nicht eingegangen.) 62. Hermannstadt: Siebenbürg. Verein für Natur- wissensch. Verhandl. u. Mittheilungen. Jahrg. 34, 1884. Kimakowicz: Mollusken Siebenbürgens.. — Henrich: Die Anthophila bei Hermaunstadt. — 63. 64. 62. 66. 67. 68. 69. 70. nl 72. 272 Brünn: Naturforsch. Gesellsch. Verhandlungen, Bd. 21, 1883. Tomaschek: Bewegungsvermögen d. Pflanzen. — Kraatz: D. Penis d. Goliathiden, m. 1 T. — Rzehak: Tertiaerformation im ausseralpinen Wiener Becken, m. 1 T. — Oborny: Flora v. Mähren etc. I. — Gratz: Acad. Leseverein. Jahresbericht 16, 1883. Wien: Technische Hochschule. (Schriften nicht eingegangen.) Gratz: Naturw. Verein für Steiermark. Mittheilungen, H. 20, 1889. Hoffer: öb. Hummeln. — Kristof: üb. Hum- meln. — Repertorium: üb. 'd. Inhalt der Hefte 1—20. — Prag: Naturhist. Verein Lotos. Jahrbuch, N. F. Bd. V. Laube: Joachim Baraude, Nekrolog. — Tum- lirz: Die electromagn. Theorie d. Lichts. — Willkomm: Die Atlantische Flora. — Linz: Verein für Naturkunde. Jahresbericht 13. Bistritz in Siebenbürgen. Jahresbericht 10 der Gewerbeschule. — Pressburg: Verein für Natur- u. Heilkunde. (Schriften nicht eingegangen.) Reichenberg: Verein d. Naturfreunde. Mittheilungen. Jahrg. 15. Temple: Aus der Pflanzenwelt. — IIL. Die Schweiz. Bern: Naturforsch. Gesellschaft. Mittheilungen. Jahrg. 1882, H. 2. Studer: Tierwelt der Pfahlbauten, m.5 T. — Jahrg. 1883, H. 1, 2. Regelsperger: Molluskenfauna von Bern u. 273 Interlaken. — Studer: Nachtrag dazu. — Jahrg. 1884, H. 1. Jonquiere: Baw d. Bienenzelle.e. — Studer: Thierwelt d. Pfahlbauten, m. T. — Valentin: Ursachen d. Riechens. — 73. Schweizer Naturforsch. Gesellschaft. Ber. üb. d. Jahresvers. 66 in Zürich. 1883. Cramer: Eröffnungsrede. — Berichte d. Com- missionen. — Nekrologe (darunter über Oswald Heer). — 74. Basel: Naturforsch. Gesellsch. Verhandlungen. Bd. VIL, H. 2. Müller: D. herpetolog. Sammlung d. Museums. — Ders.: 2 Viperarten d. Schweiz, m. 1 T. — Kollmann: Ueberwintern d. Europ. Frosch- u. Triton-Larven. — Kober: üb. Talpa europaea. — 75. St. Gallen: Naturwiss. Gesellschaft. Bericht, Jahrg. 1881—82. Reber-Tscehumper: d. Honigbiene. — Fehr D. Blut im Haushalt d. Menschen. — Stitzen- berger: Lichenes helvetici. — 76. Graubünden: Naturforsch. Gesellschaft. (Jahresbericht nicht eingegangen.) 77. Thurgauische Naturforsch. Gesellschaft. Mittheilungen, H. 6, 1884. Hartmann: Pfahlbau- Ausgrabungen. — Kel- ler: Färbung d. Tiefseeorganismen. — 78. Neufchatel: Soci6t& des Sciences naturelles. Rulletin, Tome XII. Morthier: Etude des Champignon’s. — Guyot: Observations sur les glaciers. — IV. Luxemburg. 79. Luxembourg: Institut royal, Gr. Ducal. Publications Tome XIX., 1883. Preudhomme: Les Coleopteres d. Luxembourg. Layen: Les Cryptogames d. Luxemb. — 274 80. Luxembourg: Societ&e de Botanigque. Recueil des M&moires et des travaux. (Keine Schriften erhalten.) Y, Belgien. 81. Bruxelles: Societe malacologique de la Bel- gique. | a. Proc6s verb. d. Sceances. 1882. August— December. Tome XII, 1883. Januar—Juli. G. Dollfus: Nomenclature critiqne du Trophon antiquus. — Neptunea antiqua. — (Studie über d. Gen. Trophon, Fusus und Neptunea). — b. Annales. (M&moires et Bulletin.) Tome XVII., 1852. — (Tome XV. noch unter d. Presse.) v. d. Broeck: La station zoologigue de Naples. (Ausführliche Schilderung der bekannten Station des Herrn Dr. Dohrn). — Foresti: sur l’Ostrea cochlear Poli, m. 1 T. — Pelseneer: La faune littorale d. l. Belgique. — VI. Holland. 82. Amsterdam: K. Academie van Wedenschappen. a. Jaarboek, 1882. b. Prosessen Verbaal, 1852—83. c. Verslagen en Mededeelingen. II. Folge, Bd. XVII. Oudemann: Bijdrage tot de flora mycologica v. Nederland, IX. — d. Verhandelingen Bd. XXII. Hoffmann: Zur Ontogenie d. Knochenfische, m. 4 T.— Ders.: Anatomie d. Vogelembryönen, m. 5 T. — Hubrecht: over de vooronderlijke Stamvormen d. Vertebraten, m. 1 T. — 85. Harlem: Muse&e Teyler. Archives. Serie II., H. 4, 1883. Rombouts: de la faculte, qw' ont les mouches 275 de se mowoir sur un verre etc. — Winkler: sur une espece de Rhamphorhynchus, m. 1 T. — VII. Schweden und Norwegen. 84. Stockholm: K. Vetenskaps-Akademie. 85. Christiania: K. Norske FrederiksUnivers. (Schriften siehe unten sub B. a. u. b.) 86. Christiania: Archiv for Mathem. og Natur- videnscap. (Verlag v. H. Albert Kammermeyer.) Bd. VII., H. 3, 4. Pettersen: Norske Kyststregs geologi. — Bd. IX., H. 1—4, 1884. Helland: Island’s petrografi og geologie, m. 3 T. — Sars: Decapodernes Forvandlingar, m. 6T. — 87. Tromsoe: Museum. a. Aarshefter VI., 1883. Sparre-Schneider: Oediceridae af Norges kyster, m. 3 T. — Hagemann: Saltdalens Vertebrat fauna. — Rosenbusch: üb. Sagvan- dit, ein neues Mineral. — b. Aarsberetning, 1882. Sparre-Schneider: Zoolog. jagttagelser fra Finmarken. — VIII. Russland. 88. Moskau: Soci&ete Imper. d. Naturalistes. a. Bulletin. Jahrg. 1882, Nr. 4. Gandoyer: Menthae nova. — Meschajeff: üb. d. Aufrechthalten d. Pflanzen u. Wasser- versorgung. — Faust: D. Gatt. Erirhinus, No- taris etc. — Jahrg. 1883, Nr. 1—3. v. Rosen: Einfluss d. Wärme auf Blüthenent- Jaltung. — Gandoyer: Menthae now. — Trautschold: üb. period. Bewegung d. Erd- oceans. — Bredichin: Les ondes cosmetiques, m, 1 T. — Gregorio:; sur les Pecten exeisus Ei Pusch u. Bronn, et P. pywidatus Broc. u. Born. — Dazu als Beilage: Bachmetieff: Meteorol. Beobacht. 1882 u. 83. 89. Dorpat: Naturforscher-Gesellschaft. a. Archiv, Serie II. Bd. IX. HD. Sommer: Zur Anthropologie Livlands.. — Braun: Land- u. Süsswasser-Mollusken d. Ost- seeprovinzen. — b. Sitzungsberichte. Bd. VI., H. 3, 1884. 90. Riga: Naturforscher-Verein. Correspondenzblatt. Jahrg. 26, 1883. Buhse: Russ. Lappland u. seine Vegetation. — Grewingk: Geognosie d. Bien -Mitauer Niederung. — 91. Mitau: Kurländische Gesellschaft für Kunst und Litteratur. Sitzungsberichte, 1882. Prachistorische Mittheilungen, m. 2 T. — 92. St. Petersburg: Acta horti Petropolitani. Bd. VIII., H. 2. Trautvetter: JIncrementa florae phaenog. Rossicae, fase. 2. 93. St. Petersburg: Comit& G&ologique du Mini- stere des Domaines. a. Verhandlungen, 1883 Nr. 1—6. (Leider in russischer Sprache geschrieben und daher völlig unverständlich.) b. Memoires Vol. 1 Nr. 1, 1883. Lahusen: D. Fauna d. lurass. Bildungen des Rjasan’scken Gow., m. 11 T. — (Dem leider Russischen Text ist ein Extract in deutscher Sprache hinzugefügt worden.) Nr. II. m. 3 T. u. Bl. 56 d. geol. Charte von Russland; dazu Mitth. d. geol. Forschungen in deutsche Sprache übers.; während den Russischen Be- 0 A 277 schreibungen der Conchylien leider micht einmal eine lateinische Diagnose beigegeben ist. -— Auch die Orts- namen der COharte sind mit Russischen Typen ge- druckt, so dass eine Orientirung sehr erschwert wird, — IX. England. 94. Manchester: Literary u. Philos. Society. a. Memoirs Ser. III. Vol. VII, 1882, Hannay: on Siliceous fossilization, m. Abbild. — Hurst: Egyptian Leguminosae. — Vol. IX., 1883 (Festschrift auf d. 100jährige Be- stehen der Society.) b. Proceedings. Vol. XX., 1880—81. Vol. XXI., 1881—82. Vol. XXII, 1882—83. X, Frankreich. _ 95. Amiens: Societ& Linndenne d. Nord de |la France. a. Bulletin mensuel, T. V., Nr. 110—114. T. VL, Nr. 115—122. b. Me&moires, Annde 1883. Vaniot: Mollusques rec. au sud d’ Amiens. — Gobert: la fam. des Taranidae. — XI. Italien. 96. Mailand: R. Instit. Lomb. d. Science e Lettere. a. Rendiconti, Ser. II., Vol. XV. Sordelli: Insetti fossili d. Lombardia. — b. Memorie, Vol. XV., fase. 1. 97. Rom: R. Comitato Geologico. Bolletino, Vol. XIV. 1883. Geologische Arbeiten, m. Charten, Profilen ete. — 98. Mailand: Societä Italiana de Science na- turali. Atti, Vol. XXV., fasc. 1—4. Ninni: Anacantini d. mare Adriat. — Bo- nardi: Molluschi d. Vall’ Intelvi. — Vol. XXVL., fasc. 1—4. Molinari: dal Lago maggiore al L. d’Orta, 99. 100. 278 m. 2 Ch. — Pini: alla fauna foss. postplioe. d. Lombardia. — Pini: Clausiline Italianae. — Parona: la pigomelia nei vertebrati, m. Abbild. — Lepori: I! maschio d’anguilla, m. 1 T. — Florenz: Soc. entomologica Italiana. Bulletino Nr. 15, H. 4, 1883. N 116, E22, 1884. Genua: Soc. d. Lettere e convers. scientif. Giornale. An. VII., fasc. 12. An. VIII., fasc. 3—7. (Nr. 1 u. 2 noch nicht eingegangen.) tasch O0 (Nr. 8 u. 9 noch nicht eingegangen.) 101. Venedig: R. Istit. Veneto d. Science, Lettere 104. 105. 106. e Arti. (Schriften nicht eingegangen.) . Rom: R. Academia d. Lincei. . Memorie (nicht eingegangen). — . Transunti e Bulletino. Vol. VII., fase. 16. Vol. VII, fasc. 1—15. . Mailand: Soc. crittogamologica Italiana. Atti, Serie IL, Vol. III., fasc. 3. — Lanzi: Diatomee. — Arcangeli: Protalloga- mee Ita. — Venturi u. Bottini: Muschi Italiani. — Palermo: Il Naturalista Siciliano. Giornale di Scienze naturali. Anno III., Nr. 12, 1884. Anno IV., 1884, Nr. 1, 2. d. Monterosato: Conchiglie littorali Mediterr. Contin. — Note Lepidotterologiche. — Se- gsuenza: Ostracodi. — XII. Amerika. Washington: Departement of Agriculture. (Schriften nicht eingegangen.) Washington: Smithsonian Institution. Annual Report, 1851. 279 107. Washington: Unit. States Geologiceal Survey. Annual. Report II., 188081. Report of the Director. — Dutton — Gil- bert — Emmons — Becker etc.: Geolog. Abhandl. über versch. Theile d. Verein. Staaten, m. 61 Tafeln u. 32 in d. Text gedr. Holzschn. — Annual Report III., 1881—82. Marsh: Descr. of Hesperornis & Ichthyornis, m. Abbild. — Irving: Rocks of Lake supe- rior. m. Charten u. Taf. — Russell: Lake Lahontan, m. Ch. u. T. — Hayne: Geologie of Nevada, m. Ch. u. T. — Chamberlin: the terminal moraine of the sec. glac. Epoch, m. Ch. u. T. — White: the non - marine fossil Molluska of N.-Amer., mw. 32 T. — 108. New-York: Academy of Sciences. % 2. (late: Lyceum of Natur History). Aanals, Vol. II., Nr. 10—13, 1883. Bland: 2 new spec of zonites. — VoLSIN IN22121883: Transactions, 1882 —83. Voi. IL, Nr. 1—8. 109. Boston: Academy of Arts and Sciences. Proceedings, New Ser. Vol. X., 1882—-83. Faslow: N. Americ. Fungi (Uridineae & Peronosporeae),. — Watson: Contrib. to Americ. Botany. — Chemische u. Physik. Ar- beiten. — Vol. XI. 1883—84. Gray: Contrib. to N. Americ. Botany. — 110. Boston: Soc. of Natur. History. 2a. Proceedings. Vol. XXI. p. 4, 1882. Scudder: Tert. Neuroptera. — Kingsley: on Molgula manhattensis. — Vol. XXII., p. 1, 1882. Davis: Glacial-Erosion. — Scudder: fossil in- sects. — Id, Rem. on Scolopendrella & Polyxe- ae 12. 280 nus, m. Abbild. — Clarke: interest. houses of Caddis-fly„-Larvae, m. Abbild. — Miss Hinkley: Devel of Rana sylvatica.a — Cros- by: the elevated Coral-reefs of Cuba. — . Memoirs, Vol. III., Nr, 6, 7. Kingsley u. Conn: Emödryology of the Te- leosts, m. 3 T. — Scudder: the Carboniferous Hexapod-Insects, m. 1 T. — Cambridge: Mus. of comparat. Zoology. Annual Report, 1882—83. Bulletin. Vol. XL, Nr. 3—9. Fewkes: Medusae fr. Bermudas, m. 1 T. — Harger: Isopoda, m. 4 T. — Verril: Cepha- lopods, m. 3 T. — Idem: two spec. Octopus, m. 3 T. — v. Graff: Myzostomidea.. — Bin- ney: terrestrial Mollusks of the Unit. States Suplem., m. 4 T. — Fewkes: On the deve- loppement of certain Worm-Larvae, m. 8 T. — Nr. 10. Fewkes: Acalephs. — Salem: Essex Institute. Bulletin. Vol. 14, Nr. 1—12. Kingsley: Carcinolog. Notes, m. 2 T. — . Philadelphia: Academy of Natur. Sciences. Jahrg. 1882, Nr. 1—2. Potts: Fresh-water Sponge.. — Mineral. u. Geolog. Mittheilungen. — Day: Odontomya. — Leidy: Balanoglossus. — Heilprin: dmmo- nites in tertiary Deposits. — Leidy: Entozoa of bird. — Leidy: Abhandl. über versch. Niedere Thiere. — Heilprin: on Post-eocene tertiary Deposits of the Atlantic Slope. — Id. on the association of Nummulites with a fresh- water-Fauna in Florida. — Eastlake: Concho- logia Hongkongensis. — 115. 116. . Rio de Janeiro: Archivos do Museu nacional. 281 Jahrg. 1883, Nr. 2. 3. Sharp: Anatomy of Aneylus fluviatilis & lacustris, m. 1 T. — Jahrg. 1884, Nr. 1. Meehan: Botan. Notes. — Gray: Flora of N. Amerika. — 0. Meyer: Notes on tert. Shell. — Meek: Americ. spec. of the Gen. Trachynotus — Synodus. — . St. Louis: Academy of Sciences. Transactions. New-Haven: Academy of Arts and Sciences. Milwaukee: Naturhist. Verein von Wisconsin. (ad 114—117 Schriften nicht eingegangen.) B. Einzel-Werke, Abhandlungen ete. a. im Austausch gegen das Archiv. . Dr. Katter: Entom. Nachrichten. Jahrg. IX., H. 17—24. . Die Commission zur Untersuchung der Deutschen Meere in Kiel. Ergebnisse d. Beobacht. an den Deutschen Küsten. Jahrg. 1882, H. 7—12. Jahrg. 1883, H. 1—9. . Von d. K. Frederiks-Univers. z. Christiania. a. Laache: Die Anaemie. Christ. 1883. — b. Den Norske-Nordhavs- Expedition. — H. XI. Danielssen & Koren: Asteroidea, m. 15 T. u.1cCh. — . Von d. Universität Kiel. A. Eine Anzahl Dissertationen, darunter: a. H. Glaevecke: üb. Einspritzung v. Bisen- salsen in d. thierischen Organismus. — Kiel 1883. — b. F. Höck: Morphologie, Geogr. Verbreitung ete. der Valerianaceen. — Leipzig 1882, m. IT. — 8. 2: 282 c. C. Matzdorff: üb. d. Färbung von Idotea tricuspidata Desm. — m. 2 T. — Jena 1832. — d. C. Pape: üb. Sölicium-Propyl-Verbindungen. — Kiel 1882. — B. Dr. F. Blass: aus d. Geschichte d. Astronomie im Alterthum. — Kiel 1883. — b. Geschenke: . A. v. Koenen: üb. d. Alter der KEisensteine bei Hohenkirchen. — . Ders.: üb. Anoplophora Sandb. (Uniona Pohlig) — Göttingen 1883. — . Ders.: Nordische Glacialbildungen bei Seesen etc. — .A. G. Nathorst: Polarforskningens-Bidrag til Fortidens Vaestgeografi. — Stockholm 1832. — . Ders.: La fiore foss. du Japon, m. 16 T. — Stock- holm 1883. — . Ders.: Färden till Kap York (Grönlands-E.xpedition 1885). — . Fr. Schmidt: Bemerkungen zu Nordenskjöld’s Reisewerk: Umseglung Asiens 1818 —30. — Valentiner: D. Kronenquelle zu Ober-Salzbrunn. 18854. — Baron Ferd. v. Mueller: a. The plants indig. around Sharksbay. — Perth 1833. (Gesch. d. V.). — b. Eucalypts of Australia, H. 9, m. 11 T. — 10. Fr. Schmidt: Revision d. Ostbalt. Silur. Trilobiten, 11 H. 1, m. 16 T. — St. Petersburg 1884. — (G.d. V.) . Geschenk des Herrn Baron v. Nettelbladt: a. Marsh: the Wings of Pterodactyles, m. Abbild. 12 u.1T — b. Grinnel: o2 Odontornites, m. Abbild. — c. Marsh: on Brontosaurus, m. 1 T. — d. Marsh: on Dinoceras mirabile, m. 1 T. — e. Marsh: Recent & extinct horses, m. Abbild. — . K. Ackermann: Erdmagnet. Inclination zu Kassel, — 283 13. Ders.: Repertorium d. Landeskundl. Litteratur d. Regierungsbez. Kassel. — 14. H. Freiherr v. Maltzan: a. Smithia: gen. nov. Turritellid. v. Maltz — b. v. Maltzan: Neue Heliceen v. Creta. — c. Dr. O. Boettger: Neue Clausilien, auf Creta von v. Maltzan gesammelt. — N (econfer. Nachrichtbl. d. D. Malakozool. Gesellsch. 1883, Nr. 7, 8.) 15. 0. Boettger: Binnenmollusken d. Jonischen Inseln. 1883. — 16. H. C. Weinkauff: Cataloge der Genera: Ocula Brug. Pleurotoma s. str. Litorina Ferr. Cypraea IB — 17. K. Martin: Erratische Gesteenten v. Overyssel. 1883. 18. Vom Herrn Professor M oebius in Kiel: a. K. Moebius: D. Sterben d. einzelligen u. d. viel- zelligen Thiere. — b. R. Jacobi: D. Polydoren d. Kieler Bucht, m. 2 T. 1883. — c. 8. Schönland: Beielunz d. Blüthe u. Frucht d. Platanen. — d. Fr. Dahl: Bau u. Funktion d. Insectenbeine, m. 8 T. — e. E. Ehrenbaum: Struktur d. Schale d. Muscheln d. Kieler Bucht, m. 2 T. — - f. W. Fischer: Anatomie etc. v. Capitella anal (zur Fauna d. Kieler Bucht), m. 2 T. — 19. Von d. Universität Strassburg: a. 0. Warburg: D. Holz v. Caulotretus heterophyl- luıs, m. 1 T., 1883. — b. E. Fischer: D. Pilz-Gattung Graphiola, m. 1 T. — c. A. Meyer: D. Chlorophylikörner d. Angiospermen, mes d. A. Zalewsky: Sporen- Abschnürung u. -Abfallen bei den Pilzen. — 284 e. K. Kügler: Beitrag zur Kenntniss d. Korkes, Quercus Suber. — 20. A. v. Koenen: Geolog. Verhältnisse in Verb. mit 21. 22. 23. 24. 2. 50. d. Emporhebung d. Harzes. 1554. — Otto Meyer: Notes on Tertiary Shells, 1884. — (Vergl. d. Amerik. u. Deutschen Arten.) G. vom Rath: Geologisches aus Utah, 1834. — Ders.: Geologische Briefe aus Amerika, 1884. — K. Moebius: über die Einrichtung zoologischer Museen. 1554. — . F. E. Geinitz: zur Geologie d. Meeresbodens. — . E.H.L. Krause: Rubi Berolinenses. 1332—1884. — . G. Leimbach: Deutsche Botan. Monatsschrift. Jahrg. 1, H. 2, Sondershausen 1883. — . Katalog d. Bibliothek d. Gesellsch. für Naturkunde zu Hanau. 1883. — Jahresberichte d. Naturhist. Museums zu Lübeck. — R. Friedländer u. Sohn: Nuturae novitates. Jahrg. 1854. — c. Durch Ankauf erworben: . Holmgr en: Beskrifning af de i Sverige fuene Try- phonider, m. 2 T. — Stockholm 1862. — . Idem: Beskrifning af de Sverige fuene Ophionider. Stockholm 1862. (Nr. 1 u. 2 autiquarisch). — . Morlet: Monographie du Genre Ringicula, m. 4 T. Paris 1878. — (antiqg.) — Dazu Suppl. 1. Paris 1880, m. 2 T. — und Suppl. 2. Paris 1882, m. 1 T. — . Dr. W. Kobelt: Zconographie d. Schalentr. Europ. Meeresconchylien. H. 1, 2, m. 8 T. 1883. — . Dr. H. Müller: Befruchtung d. Blumen durch In- secten. Leipzig 1873. — . Ders.: Dazu 3 Suppl. Hefte, Berlin 1879—80. — . O0. Speyer (A. v. Koenen): Die Bivalven d. Casseler Tertiaerbildungen, m. 31 T. — Berlin 1854. — 285 8. C. J. F. Peters: Swante-Wustrow, oder das Fisch- land. Rostock 1884. — 9. Zittel u. Schenk: Handbuch d. Palaeontologie. Ba. I., H. 7 und Bd. II., H. 3, m. vielen Abbild. — Abgeschlossen Güstrow, October 1884. F. E. Koch. and — ar Anka RUN. N I ee SAN Arch.Ver.Nat.Meckl.1884 .. Tafel 1. IN INH 2 Zn) Zeichen-Erklärung. RT 3 Dilurium 200 Ansammlung erralischer Blöcke. Die Zahlen geben die Höhe in Metern über der Ostsee an. 1: 100,000. Hof Std v Tiedemann Nachf. Rostock Aufgenommen von E.Geimitz. o 41000 2000 2000 4000 5000 6000 72000 8000 MHeter- dKılomtr. © 7000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 9000 10000 ‚Schritte. Geologische Karte des Warnowthales bei Rostock. Areh. Ver. Nat. Meckl. 1884. Karte ) | der meeklenbureischen Ostseeküste, E ‚Iravenründe £ E FI Kieler. Ort Lange Werder de Boltenhagen = Liens “Uns. Poel as N _. Yı\ N 7 Bastorf' 8 Gaarz 7 f [6] " Kloster Krönelin a N. Bukow a Dr X Parkentin 9 Conow oN 28 Land unter 5 Meter | Meereshöhe. \ Re N Schwaan % Profil durch die Warnow-Alluvionen bei Rostock: Bahnhof-Schleuse-Zuckerfabrik. 1:1000. Wasser. orte Moorerde, (Diatomeenerde). Fluss-Sand. Kof-Stdr. x. J.G.Tiedemann Nacht. Rostock. Geinitz del. 1881. IT