^ A V /[^ HARVARD UNIVERSITY \ jlyi TJS t / LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY vi' ./c c) //.1:Ä ., ^-r \9 gi '■/'/-i K*S,_- . <>-< -v^F- 7 >:v \J- cCCtJyc^^u^y' «^^'.^ Übersicht der Thätigkeit der EISC«»RUCB «EfflBHSBIG S5C VON BÖHMEN Yom J. 1864 bis zum J. 1890. S: VON Prof. Dr. K. KORISTKA. ARCHIV DER NATURWISSENSCHAFTL. LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN. (VIII. Band, Nro. 1.) S»)f« IN ■r'-^ -^m -'^^m^- P R A G. In Commission bei FR. RIVNÄC. 1891. ■^m i!V ^ .-^ ^^ -CT -^;*.:.; ^x ^^2 -— ^^ DAS ARCHIV für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böhmen I. bis V. Band : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. J. Krejci, VI. Band u. s. w. : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. Dr. A. Fric, eolliält fölgeode Ärbeiteo: EFtSTER, BANO. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: ojDas Terrain und die H öh en v er h ältni s s e des Mi', telgebirges und des Sandsteingebirges im nördlichen Böhmen von Prof. Dr. Karl Kofistka. b) Erste Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt II.) von Prof. Dr. Kofistka. cj Höhenschichtenkarte, Section IL, von Prof. Dr. Kofistka. Preis fl. 4* — Preis der Karte app fl. 1"60 II. Die Arbeiten der geologischen Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Vorbemerkungen oder allgemeine geologische Verhältnisse des nörd- lichen Böhmen von Prof. Johann Krejci. 6j Studien im Gebiete der böhm. Kreideformation von Prof J. Krejci. c) Paläontologische Untersuchungen der einzelnen Schichten der böhm. Kreideformation u. s. w. von Dr. Anton Fric. d) Die Steinkohlenbecken von Rad nie, vom Hüttenmeister Karl Feistmantel. Preis fl. 4-50 HI. Die Arbeiten der botanischen Abtheilung. Dieselbe enthält: Prodromus der Flora von Böhmen von Dr. Ladislav Celakovsky. (I. Theil.) Preis fl. !•— IV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Verzeichniss der Käfer Böhmens vom Conservator Em. Lokaj. bj Monographie der Land- und Süsswassermollusken Böhmens vom Assi- stenten Alfred Slavik. c) Verzeichniss der Spinnen des nördlichen Böhmen vom Real-Lehrer Emanuel Barta. Preis fl. 2" — V. Chemische Abtheilung. Dieselbe enthält: Analytische Untersuchungen von Prof. Dr. Hoffmann. Preis 25 kr. Preis des ganzen I. Bandes (Abth. I. bis V.) geb fl. 9* — Z AV EITEFfc BAND. Erster Theil. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: ajDas Terrain und die Höhenverhältnisse des I s e r- und des Riesen- gebirges und seiner südlichen und östlichen Vorlagen von Prof. Dr. Karl Kofistka. b) Zweite Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt III.) von Prof. Dr. Kofistka. c) Höhenschichtenkarte, Section III., von Prof. Dr. Kofistka. rf) Höhenschichtenkarte des Riesengebirges von Prof. Dr. Kofistka Preis dieser Abtheilung fl. 4-50 II. Die Arbeiten der geologischen Abtheiluug. I. Theil enthält: n) Prof. Dr. Ant. Fric: Fauna der Steinkohlenformation Böhmens. b) Karl Feistmantel: Die Steinkohlenbecken bei Klein-Pf ilep, Lisek, Stilec, Holoubkow, Mireschau und Letkow. c) Jos. Vala und R. Helmhacker: Das Eisensteinvorkommen in der Gegend von Prag und Beraun. fZj R. Helmhacker: Geogno stische Beschreibung eines Theiles der Gegend zwischen Beneschau und der Säzava. Preis fl. 4* — ÜBERSICHT DER THÄTIGKEIT der mmm Intb a m Bö n vom J. 1864 bis zum J. 1890. Von Prof. Dr. K. KORISTKA, ARCHIV DER NATURWISSENSCH. LANDESDURCHFORSCIIUNO VON LuIlMEN. Vm. Band No. 1. PRAG. In Commissiou bei Fr. Rivnäc. — Druck vou dr. Ed. Gregr. 1891. a) Organisation der beiden Comit^'s. Im ersten Jahresbericht, welcher das Comit6 für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böhmen herausgab *) ist die Gründung dieser Institution erzählt, welche sich dadurch vollzog, dass nachdem die vorbereitenden Schritte hiezu von einigen Männern der Wissenschaft in den Jahren 1862 — 63 geschehen waren, die damals noch wirkende k. k. patriotisch-ökonomische Gesellschaft, so wie die Gesellschaft des böhmischen Museums jede eine gleiche Anzahl von Mitgliedern wählte, welche zwei Comitö's zu bilden hatten, deren Aufgabe die naturwissen- schaftliche Durchforschung von Böhmen sein sollte. Das eine dieser Comitö's (das Directions-Comit6) hatte die administrative und ökonomische Leitung, das zweite (das Durchforschungs-Comitö) die wissenschaftliche Leitung und die eigentliche Durchforschung zu besorgen. Am 29. Mai 1864 hatten sich die beiden Comitö's unter dem Vorsitze des Grafen Albert Nostitz constituirt und begannen ihre Wirk- samkeit, welche bis zum heutigen Tage fortdauert. Die Organisation dieser ganzen Institution hat sich als eine zweckmässige bewährt, indem insbesondere dadurch, dass die ökonomischen Angelegenheiten von den wissenschaftlichen getrennt und einem besonderen Comitö (dem Directionscomitö) zugewiesen wurden, Streitfragen ökonomischer Natur im wissenschaftlichen Comit6 nicht entschieden wurden, und daher auch keine Veranlassung zu dauernden Differenzen unter den Mitgliedern des letzteren geben konnten, wie dies sonst in derartigen Insti- tutionen so häufig vorkommt. Und in der That sind später auch in anderen Ländern ähnliche Einrichtungen in's Leben gerufen worden, welche sich unser Statut zum Muster genommen haben. Das Directions-Comite führt die Leitung des Unternehmens, repräsentirt dasselbe nach Aussen, hat die Geldmittel zu beschaffen und beschliesst über die Verwendung derselben nach den Anträgen des Durchforschungs-Comit6. Dieses Di- rections-Comite bestand ursprünglich aus den jeweiligen Präsidenten der obenge- nannten zwei Coi'porationen, im J. 1864: die Herren p. t. Albert Graf Nostitz und Heinrich Graf Clam - Martinitz, imd aus je drei bis auf Widerruf ge- *) Erster Jahresbericht über die Wirksamkeit der beiden Comite's für die naturwissen- schaftliche Durchforschung von Böhmen im J. 1864. Prag in Commission bei Franz ßivnäc 1865. Zweiter Jahrbericht, ebendas. 1867. wählten Mit.LiUedem derselben, und zwar delegirte die k. k. patriotisch-ökonomische Gesellschaft die Herren Prof. Dr. Josef Lumbe, Advokat Dr. Johann Kiemann und Wirtschaftsrath Anton Körners, die Geselschaft des böhmischen Museums aber die Herren Prof. Dr. Karl Koristka, Prof. Dr. Johann Purkyne und Prof Dr. Wenzel Tomek zu Mitgliedern dieses Directions-Comitö. Zum Geschäftsleiter desselben wurde Prof. Koristka gewählt. Das Dwchforsclmngs-Comitc hat die Details der Landesdurchforschung zu berathen und dieselbe unmittelbar durchzuführen, entweder durch seine eigenen Mitglieder oder durch Mitarbeiter, welche mit der Lösung bestimmter Aufgaben vom Durchforschungs-Comit6 betraut werden. Das Durchforschungs-Comitö besteht aus zwölf Mitgliedern. Die ersten zwölf Mitglieder wurden vom Directions-Comitö gemeinschaftlich mit dem vorbereitenden Comite gewählt. Es waren dies folgende Herren : Dr. Ladislav Celakovsky, Museums-Custos, Dr. Anton Fric, Museums-Custos, Prof. Dr. Robert Hofmann, Prof. Dr. Eberhard Jonak, Wirthschaftsrath Anton Komers, Prof. Dr. Karl Koristka, Prof. Dr. Vincenz Kosteletzky, Prof. Dr. Johann Krejcl, Dr. Johann Palacky, Prof. Dr. Johann Purkyne, Oberforstmeister Ludwig Schmiedl, Prof. Karl Zenger. Zum Vorsitzenden dieses Comitös wurde Purkyne, zum Secretär Fric gewählt. Zur Redaction der wissenschaftlichen Publicationen wurden Koristka und Krejcf gewählt. Für die Folge trat alljährlich ein Drittheil der Mitglieder des Durchfor- schungs-Comitö aus, und wurden die leer gewordenen Stellen über Vorschlag dieses Comitös vom Directions-Comit6 besetzt. Am Schlüsse des Jahres hielten die beiden Comitö's eine gemeinschaftliche Sitzung ab, in welcher über die im Laufe des Jahres ausgeführten Arbeiten von den Mitgliedern des Durchforschungs-Comitö's und den Mitarbeitern desselben aus- führlich Bericht erstattet wurde, welcher in einem offiziellen Auszug den öffentlichen Blättern mitgetheilt wurde. Diese gemeinschaftliche Sitzung wurde später aus Gründen der Zweckmässigkeit auf das nächstfolgende Frühjahr verlegt. Um diese Zeit hält nämlich auch das Durchforschungs-Comite eine Sitzung ab, in welcher über die im Laufe des Jahres auszuführenden Arbeiten, über die Publicationen und über die hiezu nothwendigen Geldmittel berathen und an das Directions-Comitö Anträge gestellt werden. In der darauf folgenden Sitzung des letzteren Comitö's wird über diese letzteren Anträge Beschluss gefasst. Die beiden Comite's arbeiteten nach ihrer Constituirung mehrere Jahre an ihrer statutenmässigen Aufgabe fort, und selbst die im J. 1872 erfolgte Auflösung der k. k. patriotisch ökonomischen Gesellschaft brachte hierin keine Störung hervor, weil die Mitglieder des Directions-Comitö von obiger Gesellschaft auf Lebenslang gewählt waren, jene des Durchforschungs-Comitö aber jährlich sich selbst ergänzten. Erst nachdem die von der patriotisch-ökonomischen Gesellschaft gewählten Mit- glieder des Directions-Comit6 entweder gestorben oder aus dem Comitö selbst aus- getreten waren, entstand das Bedürfniss, diese Mitglieder in zweckentsprechender Weise zu ersetzen. Diesem Bedürfnisse wurde in der am 3. April 1882 abgehal- tenen Sitzung des Directions-Comit6 Ausdruck gegeben, indem beschlossen wurde, die Gesellschaft des böhmischen Museums zu ersuchen, mit dem Landes-Cultur- rathe des Königreiches Böhmen, welcher an Stelle der ökonomischen Gesellschaft errichtet worden war, in Verhandlung zu treten, darüber, ob derselbe geneigt wäre, bei der Landes-Durchforschung von Böhmen in jener Weise mitzuwirken, wie dies seinerzeit bei der k. k. Ökonom. Gesellschaft der Fall war. Das Museum willfahrte diesem Ansuchen, und der Landes-Culturrath ertheilte unterm 10. Juni 1883 auf die Anfrage des Museums eine im allgemeinen zustimmende Antwort unter der Veraussetzung, dass das Statut der beiden Comitö's für die Landesdurchforschung revidirt, dass als Hauptaufgabe die topographische und geologische Mappirung von Böhmen betrachtet und dass bei den Durchforschungsarbeiten das landwirth- schaftliche Interesse mehr als bisher berücksichtigt werden solle. Bezüglich näherer Vereinbarung wurden von Seite des Landes-Culturrathes, sowie des böhmischen Museums je drei Vertrauensmänner gewählt, welche das Statut im Sinne der An- forderungen des Landes-Culturrathes revidirten. Dasselbe ist am Schlüsse dieses Aufsatzes „Bestimmung des Wirkungskreises" mitgetheilt. Nachdem dasselbe von beiden Corporationen angenommen war, lösten sich beide bisher bestandenen Co- mitö's der Landesdurchforschung auf, und beide Corporationen, Landes-Culturrath und Museum, vollzogen zu Beginn des JaJires 1885 eine Neuwahl der auf jede ent- fallenden Hälfte der Mitglieder der beiden Comitö's. Es wurden gewählt in das Directions-Comite von Seite des Landes-Culturrathes die p. t. Herren Franz Graf Thun-Hohensteiu, Prof. Dr. Karl Koristka und Oberforstrath Edmund Swoboda, und als Ersatzmänner Kudolf Graf Czernin und Dr. Ottakar Nickerl, von Seite der Gesellschaft des böhmischen Museums die Herren Prinz Karl Schwarzenberg, Prof. Dr. Johann Krejcl und Dr. Franz Lad. PJeger und als Ersatzmänner die Herren Bergrath Hrabak und Adalbert Näprstek. Das Präsidium führte der Präsident des Landes-Culturrathes (Fürst Karl Schwarzenberg), in dessen Verhinderung der Prä- sident der Gesellschaft des böhm. Museums (Heinrich Graf Clam-Martinitz). Zum Geschäftsleiter wurde abermals Prof. Koristka gewählt. In die Durchforschungs- Commission wurden gewählt von Seite des Landes-Culturrathes die Herren: Prof. Dr. A. Fric, Prof. Dr. K. Koristka, Prof. Dr. G. Laube, Med. Dr. 0. Nickerl, Prof. Dr. F. Studnicka und Oberforstrath E. Swoboda, von Seite des Museums die Herren Prof. Dr. Lad. Celakovsky, Bergdirector K. Feistmantel, Frof. Dr. J. Krejcf, Dr. J. Palacky, Prinz K. Schwarzenberg und Buchhändler F. Tempsky. Die Durch- forschungs-Commission wählte zu ihrem Vorsitzenden den Prinzen K. Schwarzen- berg, zum Stellvertreter desselben den Prof. Dr. K. Koiristka, und zum Secretär Prof. Dr. A. Fric. Nachdem Prof. Laube die Wahl in die Durchforschungs-Com- mission nicht annahm, wurde an dessen Stelle vom Landes-Culturrath Dr. Josef Hanamann in Lobositz gewählt. b) Durchforschungsarbeiten und Publicationen. Die Durchforschung des Landes sollte sich befassen: I. Mit der Erhebung der Höhen und Terrain- Verhältnisse. II. Mit der Erforschung der geologischen Boden-Beschaffenheit. III. Mit dem Studium der botanischen und IV. der zoologischen Verhältnisse. 6 V. Mit der Erhebung meteorologischer Daten. VI. Mit der Erforschung der chemischen Beschaffenheit des Bodens. VII. Mit der zusammenfassenden Darstellung jener von I bis VI genannten Momente, welche für die Landescultur von besonderer Wichtigkeit sind. Bezüglich der chronologischen Aufeinanderfolge der Arbeiten wurde Böhmen in 10 Sectionen getheilt. (Siehe das nebenstehende Kärtchen), und wurde beschlossen (Sitzung vom 10. April 1864), dass sämmtliche Arbeiten immer in je einer Section vollendet und hierauf kartographisch dargestellt werden sollten. Im J. 1864 be- gannen in der That sämmtliche Arbeiten in der Section II, und wurden in derselben , , , \c' — ^ r>ir-. ^^ -.-^>^ ^'"n^ \ 1 IV V •]\ \MI "W yj K 1 1 V X /^ im J. 1865 fortgesetzt. Allein es zeigte sich bald, dass der obige Beschluss nicht ausführbar war, denn die Geologen waren genöthiget, einzelne in die Section hin- einreicliende Formationen behufs näherer Aufklärung auch in den angrenzenden Sectionen zu verfolgen, ebenso ergieng es den Botanikern, Zoologen, u. s. w. Ja bei der gegenwärtig in den Naturwissenschaften herrschenden Theilung der Arbeit konnte überhaupt von einer nach künstlichen Vierecken oder Sectionen fortschrei- tenden naturwissenschaftlich erschöpfenden Bearbeitung des Landes keine Rede sein, wenn man gründliche Spezialarbeiten oder Monographien über einzelne Fragen haben wollte. Daher wurde schon vom J. 1860 an die oben erwähnte chronologische Keihenfolge der Arbeiten in den Abtlieilungen II bis VI nicht mehr eingehalten. Nur in der Abtheilung I für Höhenmessung und Terrainbeschreibung wurde der erste Beschluss aufrecht erhalten und durchgeführt. Übrigens wurde die Eintheilung Böhmens in obige 10 Sectionen für die anderen Abtheilungen insoferne festge- halten, als durch Einführung dieser Bezeichnung für jeden oberflächlichen Kenner des Landes die Gegend genauer angegeben wird, wo irgend eine Untersuchung statt- fand und stattfindet, und da auch die kartographischen Darstellungen in dieser Weise eine bessere Grundlage haben. Es mögen nun die Arbeiten, welche in den einzelnen Hauptabtheilungen seit dem J. 1864 ausgeführt wurden, kurz an- geführt werden. I. Die topographische Abtheilung. Die hier gestellte Aufgabe bestand darin, in dem gegebenen Terrain möglichst viele Höhenmessungen zu machen, und mit Hilfe derselben eine Höhenschichtenkarte des Terrains, eine gute Terrainbeschreibung, und eine Darstellung der hydrographischen Verhältnisse zu verfassen. Es sollte dies nach den in dem Werke „Studien über die Methoden und die Benützung hypsometrischer Arbeiten von Karl Koristka Gotha 1858" auseinander gesetzten Methoden geschehen, in welchem Werke der Verfasser den ersten Versuch gemacht hat, die Umgebungen von Prag in dieser Weise zu bearbeiten. Es muss bemerkt werden, dass bis zu dieser Zeit weder in -Böhmen noch in Oesterreich überhaupt Höhenmessungen systematisch und in hinreichender Zahl ausgeführt wurden, um als Grundlage zur Anfertigung von Höhenschichtenkarten dienen zu können. Vom J. 1864 an wurde diese Arbeit unter Leitung von Prof. Koristka in Angriff ge- nommen, und bis zum Jahre 1878 unter zeitweiliger Mitwirkung mehrerer Mit- arbeiter fortgeführt und zwar folgender Herren: Ingenieur Carl Freiherr von Callot (1864—66), Assistent Josef Kristen (1864 bis 1866), Assistent Gabriel Hendrich (1868 bis 1872), Professor Franz Müller (1868), Professor Dr. Gabriel Blazek (1871—76), Assistent Emanuel Czuber (1873) und Assistent Josef Kohut (1876—77). In dieser Zeit wurde vollständig und im Detail vermessen das Terrain der Sectionen I, II, HI, V und VI, zum grösseren Theil auch die Section IV. In Schichten gelegt und im Farbendruck publicirt wurden die Sectionen II, III und VI, in der Zeichnung vollendet ist auch Section V. Im J. 1872 beschloss das Reichs-Kriegsministerium eine complete Neuaufnahme der österr. ungar. Monarchie im Maassstabe von 1 : 25.000, und eine Publicirung derselben im Maassstabe von 1 : 75.000. Hiebet sollten auch möglichst viele Höhenbestimmungen gemacht und auf den Karten auch die Höhenschichtenlinien eingezeichnet werden, eine sehr zweckmässige Anordnung, auf welche die bis dahin publiciiten topographischen Arbeiten der Landesdurchforschung nicht ohne Einfluss gewesen sein dürften. Mit einem grossen Aufwand an Kräften wurde diese Aufnahme in den Alpenländern begonnen, und im J. 1877 gelangte dieselbe nach Böhmen, in welchem Lande von 1877 bis 1880 alljährlich 5—6 Abtheilungen, jede zu 8 Mappeurs, also im Durch- schnitt 40—48 Mappeurs jährlich beschäftiget waren, welche die Aufnahme von Böhmen auch im J. 1880 beendeten. Dadurch war ein Theil der Aufgabe der topo- graphischen Abtheilung der Landesdurchforschung, nämlich die Vornahme möglichst vieler Höhenmessungen behufs Anfertigung einer Höhenschichtenkarte gelöst und konnte nun entfallen, weshalb vom J. 1877 an keine weiteren Mitarbeiter an ihren 8 Arbeiten sich betheiligteD, welche letzteren sich nun darauf beschränken, dass Prof. Koristka alljährlich einen Theil des noch erübrigenden Terrains zu dem Zwecke begeht, um die hydrographischen Verhältnisse (die Gefällsverhältnisse) der Flüsse und Bäche genauer zu studiren, um einzelne Lücken in den Höhenmessungen an geologisch und orographisch wichtigen Punkten zu ergänzen, und endlich dass die Herausgabe der Karte von Böhmen in 10 Sectionen fortgesetzt wird, welche als Grundlage für die kartographische Darstellung der verschiedenen naturwissenschaft- lichen Verhältnisse von Böhmen benützt werden soll. Dass diese letztere Arbeit nur langsam von statten geht, darf bei den geringen verfügbaren Geldmitteln und bei den grossen Kosten guter kartographischer Piiblicationen nicht Wunder nehmen. Aus dem Bereiche dieser Abtheilung wurden bisher im „Archive für Landesdurch- forschung von Böhmen" folgende Arbeiten veröffentlicht (die am Schlüsse jedes Artikels stehende römische Zahl bedeutet den Band des Archives, in welchem der- selbe erscheint z. B. IV. B. bedeutet: IVter Band des Archives). K. Koristka: Das Terrain und die Höhenverhältnisse des Mittelgebirges und des Sandsteingebirges im nördlichen Böhmen. I. B. „ „ Erste Serie gemessener Höheupunkte in Böhmen. (Section II.) I. B. „ „ Das Terrain und die Höhenverhältnisse des Iser- und des Riesengebirges und seiner südlichen und östlichen Vorlagen. IL B. I. Th. „ „ Zweite Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen. (Section III.) II. B. I. Th. K. Koristka und R. von Sterneck: Verzeichniss der in den Jahren 1877 — 79 trigonometrisch be- stimmten Höhen von Böhmen. III. B. K. Koristka: Höhenschichtenkarte von Böhmen im Maasstabe 1:200000. (Section II.) I. B. „ „ Höhenschichtenkarte von Böhmen im Maassstabe 1 : 200000. (Section III.) IL B. L Theil. „ „ Höhenschichtenkarte des Riesengebirges im Maassstabe 1 : 100000. IL B. I. Th. „ „ Höhenschichtenkarte von Böhmen im Maassstabe 1:200000. (Section VI.) VIIL B. II. Die geologische Abtheilung. Wie oben bemerkt, sollte die geologische Abtheilung gleichmässig mit der topographischen in der Erforschung des Landes fortschreiten, so dass jedesmal nach Vollendung einer Section der topographischen Karte dieselbe Section geologisch colorirt werden sollte. Es war dies aber nur in den ersten zwei Jahren der Fall. Die Mitglieder dieser Abtheilung überzeugten sich, dass es nicht möglich sei, über die Beschaffenheit der in den Kartensectionen vorkommenden geologischen Formationen gründlichen Bericht zu erstatten, bevor nicht das Vorkommen und die Gliederung derselben in ganz Böhmen genau studirt war, und so wurden dann später die geologischen Arbeiten in der Weise vertheilt, dass die Mitglieder und die Mitarbeiter in dieser Abtheilung das Studium einzelner Formationen oder Formationsglieder übernahmen. So übernahmen die Herren Prof. Johann Krejcl und Helmhacker die krystallinischen Schiefer im östlichen Böhmen, Prof. Gustav Laube übernahm die Durchforschung des Erzgebirges und nach dessen Beendigung jene des Lausitzer-, Iser- und Riesengebirges, Prof. Krejcf und Director Karl Feistmantel gemeinschaftlich die böhm. Silurformation, Director Feistmantel allein die Bearbeitung der böhmischen Steinkohlenformation, Prof. Ant. Fric stu- dirte die Fauna der Permformation bei Pilsen, Rakonitz und Schlan, und durch- forschte gleichzeitig die zahlreichen Fundorte von Petrefakten der Kreideformation, auf Grundlage welcher er eine neue Gliederung dieser für Böhmen so wichtigen Formation aufstellte. — 9 Mit den eruptiven Gesteinen bescliäftigte sich eingehend und mit grossem Erfolge Prof. Emanuel Boricky. Leider wurde derselbe in mitten der fruchtbarsten Thätigkelt durch den Tod der Wissenschaft entrissen. Auch die beiden eifrigen Mitglieder Krejci und Feistmantel ereilte der Tod noch mitten in ihrer wissen- schaftlichen Thätigkeit für die Landesdurchforschung. Die Resultate aller dieser Arbeiten sind in einer stattlichen Reihe von Publicationeu niedergelegt, welche weiter unten nach den Formationen geordnet und angeführt sind. Aus den sedimen- tären Formationen wurden alljährlich von den bekannten Fundorten Petrefakten gesammelt, welche zum Studium der Formationen dienten, und hierauf in das Eigenthum des Landesmuseums übergiengen. Eine weitere Frage, mit welcher sich diese Abtheilung beschäftigte, war die Herausgabe einer handlichen geologischen Karte von Böhmen. Anfangs wurde die neue Specialkarte von Böhmen zu diesem Zwecke in's Auge gefasst. Allein die Geldmittel des Comitö's reichten nicht hin, weder um eine für einen so grossen Maassstab unbedingt nothwendige neue Detail- begehung des ganzen Landes durchzuführen, noch um eine solche Karte zu publi- ciren, und so eutschloss sich das Durchforschungs-Comitö die von Prof. Kofistka publicirte Karte zur Grundlage der geologischen Karte zu nehmen. Von dieser Karte ist Section VI bereits veröffentlicht, die Sectionen II und III sind im Ma- nuscript vollendet und werden demnächst veröffentlicht werden. Uibrigens enthalten die einzelnen Publicationeu dieser Abtheilung zahlreiche geologische Specialkarten. Die Mitglieder der geologischen Abtheilung haben folgende Arbeiten publicirt, welche entweder im Archiv für die Landesdurchforschung enthalten, oder mit Subvention der Landesdurchforschung anderswo oder selbstständig veröffentlicht wurden, da die Mittel der Landesdurchforschung zur Publication aller Arbeiten nicht ausreichten, welche aber sämmtlich Resultate der Bearbeitung des von der Landesdurchforschung gesammelten Materiales sind. a) Allgemeines : J. Krejci: Vorbemerkungen oder allgem. geologische Verhältnisse des nördlichen Böhmen. I. B. „ Geologische Karte von Böhmen (Section VI.) mit Erläuterungen von A. Fric. VII. B. J. Krejci und R. Helmhacker: Geologische Karte der Umgebungen von Prag. IV. B. „ „ „ Erläuterungen zur geolog. Karte d. Umg. v. Prag. IV. B. b) Urgebirge (Krystallinische Schiefer): G. Laube: Die Geologie des böhmischen Erzgebirges (I. Theil). III. B. (II.Theil). VI. B. R. Helmhacker: Geognostische Beschreibung eines Theiles der Gegend zwischen Beneschau und der Sazawa. II. B. I. Theil. J. Krejci und R. Helmhacker: Erläuterungen zur geologischen Karte des Eisengebirges und der angrenzenden Gegenden im östlichen Böhmen V. B. c) Silurformation: J. Krejci und K. Feistmantel: Orographisch-geotektonische Übersicht des silurischen Gebietes im mittleren Böhmen. V. B. J. Vala und R. Helmhacker: Das Eisensteinvorkommen in der Gegend von Prag und Beraun II. B. I. Th. d) Steiukohlenformation : A. Fric: Fauna der Steinkohlenformation Böhmens. II. B. I. Th. K. Feistmantel : Die Steinkohlenbecken bei Klein-Pfilep, Lisek, Stilov, Holoubkow, Miroschau und Letkow IT. B. I. Theil. -- Die Steinkohlenbecken von Radnic. I. B. 10 K. Feistmantel: Der Hangendflötzzug im Schlan-Eakonitzer Steinkohlenbecken. IV. Band. „ Die mittelböbmische Steiukoblenablagerung. Y. Band. e) Permformatioii : A. Fric: Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation Böhmens. Gross-Quart bisher 10 Hefte. Erscheint mit Subvention der kais. Akademie d. "Wissensch. in Wien seit 1879 im Selbstverlage des Verfassers, und wurde von der geologischen Gesellschaft in London mit dem Lyell-Preise ausgezeichnet. f) Kreideformation : J. Krejci: Studien im Gebiete der böhm, Kreideformation. I. Band. A. Fric: Paläontologische Untersuchungen der einzelnen Schichten der böhmischen Kreidefor- mation und zwar: „ „ I. Die Perucer und die Korycaner Schichten. I. B. „ „ n. Die Weissenberger und Malnitzer Schichten. IV. B. „ „ III. Die Iserschichten. V. B. „ „ IV. Die Teplitzer Schichten. VII. B. A. Fric und Jos. Kafka : Die Grustaceen der böhmischen Kreideformation. Mit Subvention der • Landesdurchforschung selbständiges Werk. Prag. 1887. A. Fric: Über die Callianassen der böhm. Kreideformation. Abhandlungen der königl. böhm. Ges. d. Wissensch. VI. Folge. I. Band. A. Fric und U. Schlönbach: Die Gephalopoden der böhm. Kreideformation. Mit Subvention der Lande sdurchforschung selbständiges Werk, 1872. A. Fric: Reptilien und Fische der böhm. Kreideformation. Mit Subvention der Landesdurcbforschung selbständiges Werk. Prag. 1878. J. Velenovsk^: Die Gymnospermen der böhm. Kreideformation. (In Mojsisowics Palaeontolog. Beitr.) „ „ Neue Beiträge zur Kenntniss der Pflanzen des böhm. Cenomans (Sitzgs.-Ber. d. böhm. Ges. d. W. 1886). Ph. Pocta: Beiträge zur Kenntniss der Spongien der böhm. Kreideformation. In den Abhandl. d. königl. böhm. Gesellsch. d. Wissensch. VL F. 12. B. VIL F. 1. B. Ebendaselbst: Die Anthozoen d. böhm. Kreideformation. 2. B. dann die Rudisten der böhm, Kreideform. 3. B. J. Velenovsk;^: Die Flora der böhm. Kreideformation. 4 Theile. In Mojsisowiz und Neumayer Beiträge zur Paläontologie. 0. Noväk : Beiträge zur Kenntniss der Echinideu der bühm. Kreideformation. In den Abhandl. d. k. böhm. Gesellsch. d. Wissensch. VII. F. 2. B. g) Tertiärformation: J. Velenovsky: Die Flora aus den tertiären Letten von Vrsovic (Abh. d. k. böhm. Ges. d. W. VL F. 11. B.). Klika: Die tertiären Land- und Süsswasser-Conchylien des nordwestlichen Böhmen. Archiv VII. B. h) EruptiTgesteine : Em. Bofick;^ : Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. II. B. I. Th. „ „ Petrographische Studien an den Phonolithgesteinen Böhmens. III. B, „ „ Petrographische Studien an den Melaphyrgesteinen Böhmens. III. B. „ „ Petrologische Studien an den Porphyrgesteinen Böhmens. IV. B. III. Die botanische Abtheilung. Diese Abtheilung befasste sich unter der Leitung des Professors Dr. Ladislav Celakovsky mit der botanischen Durchforschung von Böhmen. Der Hauptzweck hiebei war, Materialien zu einer gründlichen und vollständigen Flora von Böhmen zu sammeln, da trotz vieler werthvoller Vorarbeiten noch grosse Lücken in der Durchforschung des Landes vorhanden waren. Prof. Celakovsky hat zu diesem Behufe das ganze Land systematisch bereist, besonders die bis dahin vernachlässigten südlichen Theile desselben. Anfangs that er dies allein, später wurden ihm Mitarbeiter beigegeben, denen er die Durchforschung 11 einzelner Landestheile übertrug, und unter welchen sich befanden die Herren: Prof, Emanuel Purkyne, Assistent Karl Knaf, Assistent J. Velenovsky, Prof. A. Hansgirg, Ladislav Celakovsky (Sohn), Assistent Franz Bubäk und Jaroslav Kostäl. Einzelne dieser Mitarbeiter stellten sich eine specielle Aufgabe wie Hansgirg mit dem Studium der böhmischen Algen. Ausserdem gewann Prof. Celakovsky eine grosse Anzahl von in den verschiedensten Theilen des Landes ansässigen Freunden der Botanik, welche demselben über alle interessanten Funde der Um- gebung ihres Wohnortes berichteten. Die Resultate dieser Forschungen sind in dem 4bändigen Werke des Prodromus der Flora von Böhmen niedergelegt, welches im J. 18G8 begonnen und 1881 beendet wurde. Ausserdem wurden im Archive auch noch andere specielle botanische Arbeiten publicirt, so von Sitensky über die Torf- moore u. s. w. Folgendes sind die Publicationen botanischen Inhaltes, welche von der Landesdurchforschung von Böhmen veranlasst wurden. Lad. Celakovsky (Vater) : Prodromus der Flora von Böhmen und zwar : „ „ „ I. Theil. Gefässkryptogamen, Gymnospermen und Monocotylen. I. B. „ „ „ II. Theil. Apetale und sympetale Dicotylen. II. B. „ „ „ III. Theil. Eleutheropetale Dicotylen. III. B. „ „ „IV. Theil. Nachträge IV. B. A. Hansgirg: Prodromus der Algenäora von Böhmen. I. Theil. a. Rhodophyceen, Phäophyceen. V. B. „ „ l. Theil. b. Chlorophyceen. VI. B. Jos. Dödecek : Die Lebermoose Böhmens. V. B. Jos. Novak : Die Flechten der Umgebung von Deutschbrod. VII. B. mit Subvention des Opitzfondes. L. Celakovsky (Sohn): Die böhmischen Myxomyceten. VII. B. J. Sitensky: Die böhmischen Torfe vom naturhistorischen und wirthschaftlichen Standpunkte. I. Theil. VI. B. Ed. Pospichal: Flora des Flussgebietes der Cidlina und Mrdlina. IV. B. mit Subvention des Opitz- fondes. Lad. Celakovsky (Vater): Die Kesultate der botanischen Durchforschung Böhmens. Ein Bericht, welcher seit 1881 aUjährlieh in den Sitzungsberichten der k. böhm. Ges. d. Wissensch. erscheint. IV. Die zoologische Abtheilung. In dieser Abtheilung handelte es sich darum, bisher in Böhmen wenig behandelte Thiergruppen genauer zu studiren und ihre Verbreitung im Lande zu beobachten. In dieser Absicht wurde unter Leitung des Prof. A. Fric von den Mitarbeitern dieser Abtheilung im Sommer Material gesammelt und dasselbe im Winter verarbeitet. Solche Mitarbeiter waren die Herren : E. Barta, Assistent B. Hellich, Assistent Jos. Kafka, Franz Klapälek, E. Lokaj, F. Rosicky, Assistent A. Slavik, Wenzel Vävra, Prof. Franz Vejdovsky u. A. Es wurde hiebei insbesondere den im Wasser lebenden Thieren eine grössere Aufmerksamkeit ge- schenkt und zu diesem Behufe die Flüsse, Bäche, Teiche und die Seen des Böhmer- waldes genauer untersucht. In den letzten Jahren wendeten sich diese Unter- suchungen mit Erfolg der Teichfauna zu, indem der Mühlenbesitzer Herr Ferner in Elbeteinitz ein zerlegbares und transportables Haus anfertigen und dasselbe so einrichten Hess, dass man es überall leicht aufstellen, und zur Anstellung von Be- obachtungen mit noch lebenden Thieren an Ort und Stelle benützen kann. Dieses Haus schenkte Herr Ferner der Landesdurchforschung. Dasselbe wurde zuerst am Unter-Pocernitzer Teich bei Bechovic, später am Gatterschlager Teich bei Neuhaus 12 aufgestellt. Folgende zoologische Arbeiten wurden im Archive der Landesdurch- forschung veröffentlicht : A. Fric: Die Krustenthiere Böhmens. II. B. II. Th. S. Hellich: Die Cladoceren Böhmens. III. B. «• E. Barta: Verzeichniss der Spinnen des nördlichen Böhmens. I. B. F. V. Rosick^: Die Myriopoden Böhmens. III. B. E. Lokay: Verzeichniss der Käfer Böhmens. I. B. A. Slavik: Monogi'aphie der Land- und Süsswasser-Mollusken Böhmens. I. B. Jos. Kafka: Die Süsswasserhryozoen Böhmens. VI. B. A. Fric: Die Wirbelthiere Böhmens. II. B. IL Th. „ „ Die Flussfischerei in Böhmen. II. B. II. Th. Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens: I. Theil: Fr. Klapälek: Metamorphose der Trichopteren. VI. B. II. Theil: Jos, Kafka: Die Fauna der böhmischen Teiche. VIII. B. Ausserdem verfasste Prof. H. Vejdovsky auf Grundlage seiner mit Subvention der Lan- desdurchforschung ausgeführten Untersuchungen folgende zwei selbständige Werke: Monographie der Enchyträiden mit Subv. d. k. b. Ges. d. VViss. in Prag 1879. System und Morphologie der Oligochaeten mit Subv. d. kais. Akad. d. Wissensch in Wien. Prag. 1884. V. Die meteorologische Abtheilung. Diese Abtheilung sollte die verschie- denen Factoren der Klimatologie in den Bereich ihrer Forschung ziehen. Anfangs übernahm Prof. K. W. Zenger die Leitung der einschlägigen Arbeiten, jedoch war der Arbeitsplan desselben ein zu weitläufiger, die verfügbaren Mittel des Comitö's weit übersteigender, weshalb derselbe sich von dieser Arbeit zurückzog, und die- selbe im J. 1872 dem Prof. Franz Studnicka übertragen wurde. Dieser verwendete unter Zustimmung des Comite's vor Allem sämmtliche Mittel auf die Erforschung der mittleren Regenmenge des Landes, indem er allmälig die ombrometrischen Sta- tionen von 11 im J. 1872 auf 300 im J. 1879 vermehrte, welche Zahl übrigens in den Jahren 1885 und 1886 bis auf 700 stieg, und zwar einerseits in Folge der Errichtung zahlreicher Eegen Stationen auf den kaiserlichen Familienfonds- gütern, andererseits durch Übernahme der vom böhmischen Forstverein errich- teten Stationen. Es muss übrigens bemerkt werden, dass im J. 1875 vom Landesausschusse eine besondere hydrographische Commission errichtet wurde, welche das Netz der vom Comite für die Landesdurchforschung errichteten ombro- metrischen Stationen übernahm, und dem bisherigen Leiter der Beobachtungen Pro- fessor Studnicka auch fernerhin die Leitung überliess. Der letztere veröffentlichte die Beobachtungen allmonatlich zuerst in den Sitzungsberichten (Ombrometr. Bericht, 1872 bis 1874), später in den Abhandlungen der k. b. Gesellsch. der Wissensch. in Prag (Resultate der in Böhmen gemachten ombrom. Beob. 1875 bis 1888) und fasste das Resultat der bis 1886 in Böhmen gemachten Beobachtungen in der im Archive der Landesdurchforschung erschienenen Arbeit zusammen, welche den Titel führt: F. J. Studnicka: Grundzüge einer Hyetographie von Böhmen. VI. B. VI. Die chemische Beschaffenheit des Bodens. Dieser Theil der Arbeiten der Landesdurchforschung begegnete bei seiner Durchführung den grössten Schwierig- keiten. Es war beabsichtigt, alljährlich durch hiezu geeignete Mitglieder oder Theil- 13 nehmer der Landesdurcliforscliung einzelue Districte des Landes bereisen zu lassen, welche an Ort und Stelle Bodenproben nehmen, den Boden auf seinen agrono- mischen Werth prüfen und die Bodenproben zu Hause chemisch analysiren sollten. Diese Arbeiten sollten zugleich eine Brücke zur Vllten Abtheilung bilden, welche in der ursprünglichen Organisirung als land- und forstwirthschaftliche Abtheilung enthalten war. In den ersten Jahren wurden mit den diesbezüglichen Arbeiten die Herren Prof. Janovsky von der landwirthsch. Lehranstalt in Tabor und Prof. Emanuel Purkyne von der forstwirthsch. Lehranstalt in Weisswasser betraut. Prof. Robert Hoffmann in Prag sollte die chemischen Analysen machen. Es zeigte sich aber, dass solche Arbeiten nur dann von Nutzen sein können, wenn dieselben in grösstem Detail, so zu sagen für einzelne Feldparzellen ausgeführt werden, wozu jedoch die Mittel der Landesdurchforschung auch nicht im entferntesten ausreichten. Es musste daher von einer systematischen Bearbeitung dieser Aufgabe Abstand genommen und einzelnen Forschern überlassen werden, welche sich mit besonderen Theilen dei'selben näher beschäftigen wollten. Und in der That haben sich zwei Mitglieder der Landesdurchforschung gefunden, welche solche einzelne Theile dieser Aufgabe erfolgreich gelösst haben, und zwar sind dies der bereits in Abtheilung H genannte Prof. Boi'icky und Dr. Josef Hanamann, Vorstand der agriculturchemischen Station Lobositz. Ihre Arbeiten so wie jene Hoffmann's, sind im Archiv der Landesdurch- forschung enthalten und zwar: R, Hoffmann: Chemische Untersuchungen von Gesteinen Böhmens. I. B. Em. Boficky: Elemente einer neuen chemisch-mikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse. III. B. „ „ Über die Verbreitung des Kali und der Phosphorsäure in den Gesteinen Böhmens. IL B. II. Th. Jos. Hanamann: Über die chemische Zusammensetzung verschiedener Ackererden und Gesteine Böhmens. VIII. B. VIL Die Publicationen. Die sämmtlichen bisher genannten Publicationen sind, wo nicht ausdrücklich etwas anderes bemerkt wurde, im Archiv der naturwissen- schaftlichen Landesdurchforschung von Böhmen erschienen. Als Hauptredacteure desselben fungiren Prof. K. Kofistka und Prof. J. Krejcl. Seit dem Tode des lezteren Prof. A. Fric. Bisher sind sieben Bände erschienen, in welche die einzelnen Arbeiten, gewöhnlich zu 6 — 8 Heften, je nach der Zeitfolge ihres Erscheinens ein- gereiht sind. Da nach dem Statut jede Arbeit in beiden Landessprachen erscheinen soll, und da die Mehrzahl der Autoren ihre Manuscripte nur in einer Sprache ver- fasst, der Redaction übergibt, so dauert es mitunter längere Zeit, bis eine zur Übersetzung der betreffenden Arbeit in die andere Sprache vollkommen geeignete Persönlichkeit gefunden wird. Die Folge davon ist, dass die Arbeiten nicht gleich- zeitig in beiden Sprachen erscheinen können, so dass der vollständige Abschluss jedes Bandes in beiden Sprachen, somit die Beigabe des Hauptitels, erst erfolgt, nachdem der Druck anderer Arbeiten in späteren Bänden schon weit vorge- schritten ist. Im Umschlag jedes Heftes ist die Reihenfolge der Publicationen enthalten. In den oben angeführten sieben Bänden sind 53 Abhandlungen von 24 Autoren enthalten. Dieselben füllen in jeder der beiden Sprachen einen Raum von nahezu 450 Druckbogen (in Lexikonformat) aus. Beigegeben sind 66 lithogr. 14 Tafeln, über 1000 Originalabbildungen im Text und 10 topographische oder geo- logische Karten im Farbendruck. In den ersten Jahren 1865 und 1867 wurden ausserdem zwei Jahresberichte über die Wirksamkeit der beiden Comitö's für die Landesdurchforschung veröffentlicht, welche eingehende Nachrichten über die Organisirung und über die Thätigkeit der- selben in der ersten Zeit enthalten. c) Budget der Landesdurchforschung von Böhmen, Was die Einnahmen und Ausgaben der Landesdurchforschung betrifft, so sind dieselben vom J. 1865 an von 5 zu 5 Jahren in beiliegender Tabelle zusammen- A. Einnahmen: 1. Subvention des Landes 2. „ des Museums 3. „ der patr. ökon. Ges. , . 4. „ des k. k. Ackerbauminist. 5. „ des böhm. Forstvereines 6. „ des Erzgebirg-Comite . . 7. Privat-Subventionen 8. Erlös für die Publicationen . . . . Summa der Einnahmen . . B. Ausgaben: 1. Für topogr.-hypsom. Arbeiten . 2. „ geologische Excursionen . 3. „ botanische „ 4. „ zoologische „ 5. „ chemische Untersuchungen 6. „ meteorol. Untersuchungen 7. „ land- und forstw. Arbeiten 8. Regie, Karten und Bücher . . 9. Druck, Lithographie u. Honorar Summa der Ausgaben . 1S65 1870 1875 1880 1885 1890 3000 3000 3000 3000 3000 3000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 2000 600 — — — — — — 2000 800 800 500 700 — — — — — 250 250 — — — — — — 300 150 150 150 — 400 600 600 500 400 6950 5250 6900 5550 5450 5050 900 1100 750 650 600 550 1200 1400 1250 1750 1950 1050 400 200 150 200 200 200 400 200 150 200 200 400 500 300 300 400 — — 600 — 300 — — — 500 — — — — — 350 230 200 350 340 270 2100 1820 3800 2000 2160 2580 6950 5250 6900 5550 5450 5050 gestellt. Es erschien nicht nothwendig, dieselben für jedes einzelne Jahr anzuführen, da die einzelnen Posten sich im allgemeinen doch nur wenig änderten. Was die Einnahmen betrifft, so bestanden dieselben in erster Linie aus den Subventionen des Landes, zu 3000 fl. jährlich, und der Gesellschaft des böh- mischen Museums, zu 1000 fl. jährlich, welche beiden Subventionen der Landes- durchforschung vom J. 1865 bis heute verliehen wurden. Dagegen ist die Landes- durchforschung verpflichtet, alle von derselben gesammelten Naturalien dem Museum behufs Einverleibung in seine Sammlungen zur Verfügung zu stellen, ebenso wie alle Bücher, welche die Landesdurchforschung im Tauschverkehre für ihre eigenen Publicationen erhält. Die patriotisch ökonomische Gesellschaft widmete der Landes- 15 durchforschung anfangs 2000 fl., später 600 fl. bis zu ihrer im J. 1872 erfolgten Auf- lösung. Das hohe Ackerbauministerium widmete der Landesdurchforschung vom J. 1871 bis 1876 jährlich 2000 fl., in den späteren Jahren 800 fl., gegenwärtig blos 500 fl. Der böhm. Forstverein verlieh der Landesdurchferschung in den ersten Jahren 700 fl., das Comitö für das Erzgebirge 250 fl. Herr Buchhändler u. k. Rath F. Tempsky gewährt der Landesdurchforschung seit dem Jahre 1871, also bereits 20 Jahre hindurch eine jährliche Subvention von 150 fl. Im J. 1875 gewährte den- selben Betrag auch Herr Domänenrath Anton Ritter von Komers. Der Erlös für die Publicationen ist im Jahres-Präliminar in runder Zahl angesetzt, da die wirkliche Abrechnung mit dem Commissionär erst im nächsten Jahre erfolgt. Was die Ausgaben betriff't, so findet die Verschiedenheit derselben in den verschiedenen Jahren theils in den bereits oben bei den einzelnen Abtheilungen der Landeisdurchforschung angeführten grösseren oder geringeren Arbeiten derselben, theils in einer grösseren Zahl für den Druck vorgelegter Manuscripte ihre Er- klärung. d) Statut der beiden Comitö's der Landesdurchforschung. Bestimmung des Wirkungskreises für die beiden Comites zur naturwissenschaft- lichen Durchforschung von Böhmen. L Zweck und Mittel. §. 1. Der Landeskulturrath und die Gesellschaft des Museums des Königreiches Böhmen übernehmen zu dem Zwecke, um die im Jahre 1864 begonnene natur- wissenschaftliche Durchforschung von Böhmen durchzuführen und dieselbe auch für die Landeskultur nutzbar zu machen, gemeinschaftlich die Weiterführung und oberste Leitung der naturwissenschaftlichen Landesdurchforschung von Böhmen. Diese Durchforschung soll sich befassen: L Mit der Erhebung der Höhenverhältnisse und aller auf die äussere Boden- gestalt sich beziehenden Momente des Landes. n. Mit der Erforschung seiner geologischen Bodenbeschaffenheit. EL Mit dem Studium seiner botanischen und IV. seiner zoologischen Verhältnisse. V. Mit der Erhebung meteorologischer Daten zum Behufe der Aufstellung einer Klimatologie des Landes. VL Mit der Erforschung der chemischen Beschaffenheit des Bodens. Bei diesen Untersuchungen soll auf national - ökonomisch dann auf land- und forstwirthschaftlich wichtige Momente besonders Rücksicht genommen werden. Die Resultate dieser Durchforschung sollen in Berichten, welche über ein- zelne Theile des Landes in beiden Landessprachen zu veröffentlichen sind, sowie in entsprechenden Karten niedergelegt und allgemein zugänglich gemacht werden. §.2. Der Fond zur Bestreitung der nothwendigen Auslagen besteht: 16 a) Aus jährlichen Subventionen, welche demselben von der Regierung, vom Landtage, von den genannten beiden Corporationen, sowie von anderen Vereinen und von Einzelnen zugewiesen werden; h) aus den eigenen Einnahmen (von Publicationen u. s. w.) II. Leitung. §. 3. Zur Durchführung des Unternehmens besteht ein Directions-Comit6, welches aus den Präsidenten der beiden oben genannten Corporationen, sowie aus je drei Mitgliedern, die vom Ausschusse des Landeskulturrathes und vom Verwaltungsaus- schusse des Museums gewählt werden, gebildet wird. Ausserdem wählt jede der beiden Corporationen zwei Ersatzmänner, welche jederzeit an den Sitzungen mit berathender Stimme, mit entscheidender Stimme aber dann theilzuuehmen das Recht haben, wenn eines oder mehrere der gewählten Mitglieder abwesend sein sollten. Die in dieser Beziehung zu treffende Verfügung steht in jeder Sitzung dem Vorsitzenden zu. §. 4. Diesem Directions-Comit6 steht behufs der Berathung über die Details der Aufgabe und zur unmittelbaren Durchführung der Arbeiten eine eigene Durch- forschungs-Commission zur Seite, welche aus 12 Mitgliedern zu bestehen hat. III. Directions-Comitö. §. 5. Das Directions-Comit6 führt die Leitung des ganzen Unternehmens und repräsentirt dasselbe nach Aussen. Es vermittelt die Verbindung mit den beiden Muttergesellschaften, sowie mit allen jenen Corporationen und Vereinen, welche der Landes-Durchforschung eine Subvention gewähren. Dasselbe beschliesst über alle Anträge der Durchforschungs-Commission bezüglich der Landesdurchforschung und der Publication der Berichte und Karten, dann der Verwendung der gewonnenen Sammlungen. Es ernennt über Vorschlag der Durchforschungs-Commission die jährlich an Stelle der Ausscheidenden tretenden Mitglieder derselben. Es verwaltet die Cassa der Landes-Durchforschung und führt die damit verbundenen Rechnungen. Endlich entscheidet dasselbe über Differenzen in der Durchforschungs- Commission, sowie über die Frage der Auflösung des Unternehmens. §. 6. Der Präsident des Landesculturrathes für das Königreich Böhmen führt bei den Sitzungen den Vorsitz, bei seiner Verhinderung der Präsident des Museums. Bei Verhinderung beider Präsidenten treten die Vice-Präsidenten beider Corporationen, und zwar in derselben Reihenfolge, in ihre Functionen ein. Das Directions-Comite wählt aus seiner Mitte einen Geschäftsleiter. 17 Dasselbe beschliesst über alle Anträge mit absoluter Majorität der Anwe- senden. Jedoch müssen nebst dem Vorsitzenden wenigstens noch vier Mitglieder anwesend sein. IV. Durchforschungs- Commission. §. 7. In den bereits in §. 4 im Allgemeinen bezeichneten Wirkungskreis der Durchforschungs-Commission gehört insbesondere: a) Die Entwerfung des allgemeinen Operationsplanes und die Wahl der zur Ausführung geeigneten Persönlichkeiten. b) Die Verfassung von Instructionen für die einzelnen Forscher, und die Wahl von Vorständen für jeden Hauptzweig der Durchforschung, welche für die Lösung der Aufgabe innerhalb der durch den Operationsplan bestimmten Grenzen, sowie für die richtige Verwendung der Geldmittel verantwortlich sind, und welche für die rechtzeitige Vollendung des Berichtes zu sorgen haben. c) Anträge über die zur Durchführung der beantragten Arbeiten nothwen- digen Geldmittel, welche behufs Verfassung eines Voranschlages in den ersten Mo- naten jedes Jahres zu stellen sind. d) Die Berathung aller Fragen, die auf den wissenschaftlichen Theil der Aufgabe und auf die Modalitäten der Durchführung derselben Bezug haben. e) Die Erstattung von Vorschlägen über Aufbewahrung, Beaufsichtigung und Verwendung der durch die Arbeiten gewonnenen wissenschaftlichen Sammlungen. Die Durchforschungs-Commission hat das Recht, in rein wissenschaftlichen Fragen eine Correspondenz einzuleiten. §. 8. Die Durchforschungs-Commission wählt aus ihrer Mitte eine Redaction für die Berichte, sowie für die kartografischen Arbeiten. Diese Redaction hat nicht blos auf Grundlage der eingelangten Detailberichte den Hauptbericht zu verfassen, sondern dieselbe hat auch die Aufgabe, durch peri- odische Berichte in den Journalen und namentlich in den wissenschaftlichen Zeit- schriften das Publicum von den Arbeiten der Durchforschung in authentischer Weise in fortlaufender Kenntniss zu erhalten. §. 9. Die Durchforschungs-Commission besteht aus zwölf Mitgliedern. Beim Ein- tritte des Landesculturrathes in die Oberleitung des Unternehmens löst sich das bisherige Durchforschungs-Comitö auf und es wird in die Durchforschungs-Commis- sion die Hälfte der Mitglieder vom Ausschusse des Landesculturrathes, die andere Hälfte vom Verwaltungsausschusse des Museums gewählt. Für die Folge tritt alljährlich im Jahresbeginn ein Dritttheil seiner Mit- glieder aus, und werden die leer gewordenen Stellen über Vorschlag des Durch- forschungs-Comitö von dem Directions-Comitö besetzt. Die ausgetretenen Mitglieder sind wieder wählbar. In den ersten zwei Jahren geschieht der Austritt mittelst Los, in der Folge nach dreijähriger Functionsdauer. 18 Das DurchforschuDgs-Comit6 wählt aus seiner Mitte einen Vorsitzenden, dessen Stellvertreter und einen Schriftführer. V. Verstärkte Sitzungen. §. 10. Das Directions-Comite hat das Recht, einzelne oder sämmtliche Mitglieder der Durchforschungs-Commission zu einzelnen Sitzungen mit berathender Stimme beizuzieheu. Im Laufe jedes Jahres hat jedoch eine gemeinschaftliche Sitzung beider Comitö's zu dem Behufe statt zu finden, um die Berichte über die Arbeiten der einzelnen Sectionen unmittelbar entgegen zu nehmen. Anm. NacMem dieses revidirte Statut vom Laudesculturratli und vom Museum ange- nommen war, erfolgte die Constituirung der DurcMorscliungs-Commission am 27. Mai und des Dii-ections-Comitö am 31. Mai 1885. e) Stand der Mitglieder der beiden Comitö's zu Ende des Jahres 1890. Das Directions-Comite. Von Seite des Landes-Culturrathes: Präsident: Karl Fürst Schwarzenberg (event. Vice.-Präs. Karl M. Graf Zedtwitz). Mitglieder : Ferdinand Graf Chotek, Prof. Dr. Karl R. v. Kofistka, d. z. Geschcäftsleiter, Oberforstrath Edm. Svoboda. Ersatzmänner : M. U. Dr. Ottakar Nickerl. Eine Stelle unbesetzt. Von Seite des böhm. I\1useums: Johann Graf Harrach (event. Vice.-Präs. Prof. Dr. W. W. Tomek). Prof. Dr. Ant. Fric, J. U. Dr. Franz Ladislav Rieger, Prinz Karl Schwarzenberg. Bergrath Johann Hrabäk, Adalbert Naprstek. Die Diirchforschimgs-Commission. Mitglieder: Prinz Karl Schwarzenberg, Vorsitzender, Prof. Dr. Karl. R. v. Kofistka, Stellvertreter desselben, Prof. Dr. Ladislav Celakovsky, Prof. Dr. Ottokar Feistmantel, Prof. Dr. Anton Fric, Schriftführer, Dr. Josef Hanamann, Vorstand d. Chem. Vers. Stat. in Lobositz, Prof. M. U. Dr. Bohuslav v. Jims, M. U. Dr. Ottakar Nickerl, Vorstand d. Saam. Pr. Stat. Prof. Dr. Johann Palacky, Bergrath Franz Posepny, Prof. Dr. Franz Studnicka, Buchhändler Friedrich Tempsky, kais. Rath. INHALT. a) Organisation der beiden Comite's. b) Durchforschungsarbeiten und Publicationen. c) Budget der Landesdurchforschung. d) Statut der Landesdurchforschung. e) Stand der Mitglieder zu Ende 1890. >c:><>o<~ II. Theil enthält: Dr. Em. Boficky: Pe trogr aphische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens Preis fl. 3-50 Preis der ganzen ersten Hälfte des zweiten Bandes (I. und II. Abtheilung zusammen) geb. fl. 10* — Z ^W EITER, BAND. Zweiter Theil. III. Botanische Abtheilung. Dieselbe enthält: Prodromus der Flora von Böhmen von Prof, Dr. Ladislav Celakovsky (II. Theil) Preis fl. 2-60 IV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Prof. Dr. Ant. Fric: Die Wirbelthiere Böhmens. b) „ „ „ „ DieFlussfischereiinBöhmen. cj „ „ „ „ Die Krustenthiere Böhmens. Preis fl. 3* — V. Chemische Abtheilung. Prof. Dr. Em. Boficky: Über die Verbreitung des Kali und der Phosphorsäure in den Gesteinen Böhmens. Preis 60 kr. Preis der ganzen zweiten Hälfte des zweiten Bandes (IH., IV. u. V. Abth. zusammen) geb. fl. 5* — DRITTER. BAND. I. Topographische Abtheilung. Verzeichniss der in den J. 1877 — 1879 vom k. k. mil.-geogr. Institut trigonometrisch bestimmten Höhen von Böhmen herausgegeben von Prof Dr. Karl Kofistka und Major R. DaublebskyvonSterneck fl. 1'80 II. Geologische Abtheilung. I.Heft. Petrographische Studien an den Phonolithgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. l*— II. Heft. Petrographische Studien an den Melaphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. l — III. Heft. Die Geologie des böhmischen Erzgebirges (I. Theil) von Prof. Dr. Gustav Laube. Preis fl. 2"— III. Botanische Abtheilung. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (III. Theil Schluss.) Preis fl. 2-40 IV. Zoologische Abtheilung. I. Heft. Die Myriopoden Böhmens von F. V. Rosicky. Preis 60 kr. II. Heft. Die Cladoceren Böhmens von Bohuslav Hellich. Preis fl. 1'60 V. Chemisch-petrologische Abtheilung. Elemente einerneuen chemisch-mikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse von Prof. Dr. Boficky. Preis . • fl. 1*40 VIER,TER- BAND. No. 1. Studien im Gebiete der böhmischen Kre ideformation. Die Weissen- berger und Malnitzer Schichten von Dr. Anton Fric. Preis fl. 3' — No. 2. Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen von Prag von J. Krejci und R. Helmhacker ^. ..fl. 4*50 No. 3. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (IV. Theil.) Nachträge bis 1880. Verzeichniss und Register^ fl. 2-40 No. 4. Petro logische Studien an den Porphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky fl. 1-80 No. 5. Flora des Flussgebietes der Cidlina und Mrdlina von Prof. Ed. Pospichal. fl. 1- No. 6. Der Hangend flötzzug im Schlan-Rakonitzer Steinkohlenbecken von Carl Feistmantel fl. 2 — FtJNFTEFtBAlVD. No. 1. Erläuterungen zur geologischen Karte des Ei sengebirges (Zelezne hory) und der angrenzenden Gegenden im östlichen Böhmen von J. Krejci und R. Ilelmhacker •- ...... fl. 2- — No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. III. Die Iser- schichtcn. Von Dr. Anton Fric ü. 3 — No. 3. Die mittelböhm. Steinkohlonablagerung von Carl Feistmantel . ü. 1'20 No. 4. Die Lebermoose (Musci Hepaticj) Böhmens von Prof. Jos. Dedecek. fl. 1- — No. 5. Orographisch-geotektonis che Übersicht des silurischen Gebietes im mittleren Böhmen. Von Johann Krej ci und Karl Feistmantel. . . . fl. 2 — No. 6. Prodromus der Algenflora von Böhmen. I. Th. Von Dr. A. Hansgirg. fl. 1'4() SEOMSTEFtBAIVD. No. 1. Über die Torfmoore Böhmens in naturwissenschaftlicher und national- ökonomischer Beziehung mit Berücksichtigung der Moore der Nachbar- länder. Von Dr. Fr, Sitensky. I. Abth. Naturwissenschaftlicher Theil. . . . fl. 2*80 No. 2. Die Süsswasserbryozoen Böhmens. Von Jo sef Kafka fl. 1-20 No. 3. Grundzüge einer Hyetographie des Königreiche s Böhmen. A'on Dr. F. J. Studnicka .... fl 1*50 No. 4. Geologie des böhmischen Erzgebirges. II. Theil. Von Dr. Gustav C. Laube. fl. 2-50 No. 5. Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens von Fr. Klapälek fl. 120 No. 6. Prodromus der Algenflora von Böhmen. I. Th. Forts. Von Prof. Dr. Anton Hansgirg fl- 3' — SIEBENTEM BAiVD. No. 1. Die Flechten der Umgebung von Deutschbrod von Josef Noväk . . fl. 1-— No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. IV. Die Teplitzer Schichten. Von Prof. Dr. An t. Fric fl. 3-— No. 3. Über die chemische Zusammensetzung verschiedener Ackererden und Gesteine Böhmen's und über ihren agronomischen Werth. Von Dr. Jos. H anamann. No. 4. Die tertiären Land- und Süsswasser-Gonchylien des nordw. Böhmen von Klika ^ fl. — ■ — No. 5. Die höh mischen Myxomyceten von Dr. Lad. Celakovsky (Sohn) . . fl. — — No. 6. Geologische Karte von Böhmen. Section VI. Entworfen von Prof. Job. Krejci. Mit Erläuterung von Prof. Dr. A. Fric. Preis fl. 220 AOHTEB. BAND. No. 1. Übersicht der Thätigkeit der naturw. Landesdurchforschung v. J. 1864 bis 1890 von Prof. Dr. K. Koi'istka fl. —-30 No. 2. Untersuchung der Fauna d. böhm. Gewässer. II. Fauna d. böhm. Teiche von Jos. Kafka fl. — ■ — Druck von Dr. Ed. GrÖOT in l'mir 1S91. — Selbstvorlag ^v/iwr- ij^ "^-^ DAS ARCHIV für die naturwissenschaftliche Landesdiirchforschung von Böhmen I. bis V. Band : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. J. Krejci, yi. Band u. s. w. : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. Dr. A. Fric, eDlhäit föigeode Arbeiten : EFISTER, BAND. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: a) Das Terrain und die H öh en ve r h ältni s s e des Mittelgebirges und des Sandsteingebirges im nördlichen Böhmen von Prof. Dr. Karl Kofistka. h) Erste Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt II.) von Prof. Dr. Kofistka. «J Höhenschichtenkarte, Section IL, von Prof. Dr. Kofistka. Preis fl. 4* — Preis der Karte app fl. 1*60 II. Die Arbeiten der geologischen Abtheilung. Dieselbe enthält: ■a) Vorbemerkungen oder allgemeine geologische Verhältnisse des nörd" liehen Böhmen von Prof. Johann Krejci. 6j Studien im Gebiete der böhm. Kreideformation von Prof. J. Krejci. c) Paläontologische Untersuchungen der einzelnen Schichten der böhm. Kreideformation u. s. w. von Dr. Anton Fric. ■d) Die Steinkohlenbecken von Radnic, vom Hüttenmeister Karl Feistmantel. Preis fl. 4-50 in. Die Arbeiten der botanischen Abtheilung. Dieselbe enthält: Prodromus der Flora von Böhmen von Dr. Ladislav Celakovsky. (I. Theil.) Preis fl. 1 — rV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Verzeichniss der Käfer Böhmens vom Conservator Em. Lokaj. h) Monographie der Land- und Süsswassermollusken Böhmens vom Assi- stenten Alfred Slavik. oj Verzeichniss der Spinnen des nördlichen Böhmen vom Real-Lehrer Emanuel Barta. Preis fl. 2" — V. Chemische Abtheilung. Dieselbe enthält: Analytische Untersuchungen von Prof. Dr. Hoffmann. Preis 25 kr. Preis des ganzen I. Bandes (Abth. I. bis V.) geb fl. 9' — Z ^W EITEFt BAND. Erster Theil. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: oj D a s Terrain und die Höhenverhältnisse des I s e r- und des Riesen- gebirges und seiner südlichen und östlichen Vorlagen von Prof. Dr. Karl Kofistka. h) Zweite Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt IH.) von Prof Dr. Kofistka. c) Höhenschichtenkarte, Section III., von Prof. Dr. Kofistka. d) Höhenschichtenkarte des Riesengebirges von Prof. Dr. Kofistka Preis dieser Abtheilung fl. 4-50 IL Die Arbeiten der geologischen Abtheiluug. I. Theil enthält: a) Prof. Dr. Ant. Fric: Fauna der Steinkohlenformation Böhmens. h) Karl Feistmantel: Die Steinkohlenbecken beiKlein-Pfilep, Lisek, Stile c, Holoubkow, Mireschau und Letkow. e) Jos. Väla und R. Helmhacker: Das Eisensteinvorkommen in der Gegend von Prag und Beraun. d) R. Helmhacker: Geognostische Beschreibung eines Theiles der Gegend zwischen Beneschau und der Säzava. Preis . . . fl. 4* — UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE II II FAUNA DER GEWASSER BÖHMENS II. DIE FAUNA DER BÖHMISCHEN TEICHE. VON JOSEF KAFKA, ASSISTENT AM KüNGL. BÖHMISCHEN MUSEUM. MIT 2 ABBILDUNGEN. ARCHIV DER NATURWISSENSCHAFTLICHEN LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN (VIIL Band, Nro. 2.) PRAG. DRUCK VON Dr. ED. GREGR. — IN COMMISSION BEI FR. RIVNÄC, 1892. EINLEITUNG. indem die zoologische Wissenschaft nun auch das Gebiet der biologischen Forschung umfasst, schaffte sie sich eine neue Basis für ihre vielverheissende Zukunft und kam dadurch ihrem eigentlichen Ziele bedeutend näher. Durch das Studium der Biologie wurde erwiesen, welch einen geringen Theil des Thierreichs wir von diesem Standpunkte aus kennen und wie es doch immer und immer neuer Untersuchungen bedarf, um zu einer richtigen Erkenntniss des Thierreichs und seiner Entwickelung zu gelangen. Dieser Umstand gab nicht nur zu den modernen Erforschungen der Meeres- tiefen durch die mit den neuesten wissenschaftlichen Hilfsmitteln ausgerüsteten Expeditionen Anlass, sondern führte auch zu einer genauen Durchforschung des festen Landes und der süssen Gewässer sowohl in faunistischer als auch in flori- stischer Beziehung, Diesen Bestrebungen haben wir auch das Entstehen der modernen zoolo- gischen Stationen am Meere und an Binnengewässern zu verdanken. Unserem Vaterlande gebührt das Verdienst, dass da zuerst eine systema- tische Durchforschung des Landes ins Leben gerufen wurde. Obzwar eine trans- portable zool. Station in Böhmen erst im J. 1889 errichtet wurde — die zweite dieser Art auf dem europaeischen Festlande — so wurde doch schon vorher durch ein Vierteljahrhundert das Land nach jeder Richtung hin wissenschaftlich durch- forscht, so dass nun vor uns eine Reihe von Arbeiten liegt, in denen die Resultate der Landesdurchforschung niedergelegt sind und deren Werth allgemein aner- kannt wird. Neben dem eigentlichen Zwecke, den diese Arbeiten verfolgten, trat auch der Umstand hervor, dass hiedurch die wissenschaftliche Thätigkeit bei uns über- haupt angeregt wurde, so dass aus derselben auch andere werthvolle, anderwärts publicirte Schriften, unsere heimische Fauna betreffend, hervorgingen. Die gegenwärtige Schrift bezieht sich hauptsächlich auf die Erforschung der in unseren heimischen Gewässern lebenden Fauna und es mag auch augeführt werden, dass die systematische Durchführung derartiger Arbeiten auch bei uns ihren Anfang nahm, während die Schweiz und Deutschland erst später diesem Bei- spiele gefolgt sind. 1* Schon im J. 1871 unternahm Prof. Dr. A. Fric die Durchforschung der Böhmerwaldseen und im J. 1872 einiger Teiche in Südböhmen, worauf er im Jahre 1873 in einem in Wittingau gehaltenen Vortrag auf den Nutzen, der aus solchen Untersuchungen für die Teichwirthschaft entsteht, aufmerksam machte. Es war somit durch das Eesultat dieser Arbeiten der erste Schritt zur Kenntniss unserer heimischen Süsswassercrustaceen gethan (Fric, die Krustenthiere Böhmens) und es entstanden nun auch andere Arbeiten, die von den Schülern Fric's in gleichem Sinne ausgeführt wurden. So haben wir sehr genau einen grossen Theil unserer Fauna kennen gelernt, u. z. die Ehizopoden (durch Dr. Taränek), einen Theil der Würmer (durch Dr. Vej- dovsky), die Krustenthiere (Dr. Hellich), Moosthiere (J. Kafka), Weichthiere (Dr. Slavlk, Prof. Duda, Prof. Ulicny) und Wirbelthiere (Dr. A. Fric, Dr. Fr. Bayer etc.). Die Bearbeitung einiger dieser Gruppen muss wohl nur als ein vorläufiges Studium derselben angesehen werden und sie müssen daher in Zukunft noch ein- gehender studirt werden ; andere Partien liegen jedoch noch brach und harren ihrer opferwilligen Bearbeiter. Mit der systematischen Erforschung der böhm. Gewässer, namentlich der Teiche, begann ich im J. 1884. Anfangs war wohl mit vielen Hindernissen zu kämpfen, doch nahmen diese von Jahr zu Jahr ab und durch die Errichtung einer übertragbaren zoologischen Station dürfen dieselben zum grössten Theile be- seitigt sein. Früher noch, bevor eine neue, günstigere und erfolgreichere Arbeitsperiode auf diesem Gebiete eintreten wird und deren Ptesultate wohl bald zur Veröffent- lichung gelangen werden, will ich hiemit über meine im Interesse der Landes- durchforschung unternommenen Arbeiten, die aber mehr nur als Vorarbeiten für die weitere Durchforschung zu betrachten sind, Rechenschaft ablegen und durch die gesammelten Erfahrungen die Basis zu den künftigen Arbeiten, die uns erst zum Ziele unserer Forschung führen werden, geschafft haben. Das Ziel, zu dem wir streben, besteht: 1. In der Sicherstellung aller in den heimischen Gewässern vorkommenden Thierarten, sowohl was ihre Lebensweise als auch was ihre Entwickelung und die geographische Verbreitung der einzelnen Arten anbelangt, 2. in der richtigen Abschätzung des wirthschaftlichen Werthes der böh- mischen Teiche. Schliesslich gebührt noch angeführt zu werden, dass Herr Prof. Dr. Ant. Fric auch dieser meiner Arbeit der intelectuelle Urheber ist und dass er durch Kath und That mir allseitig behilflich war ; die nicht ohne Hindernisse verbundene Ausführung der Arbeit wurde durch die mir zutheil gewordene Unterstützung des löblichen Comitös für die naturwissenschaftliche Durchforschung von Böhmen und Mithilfe einiger Freunde der Sache, deren mit Dank bei den betreffenden Kapiteln erwähnt wird, ermöglicht. Bei der Bestimmung der Wasserfauna, die durch ihre Menge und Mannig- faltigkeit in dieser Beziehung dem Einzelneu Schwierigkeiten macht, haben mir hilfreich die Herren F. Klapälek, V. Vävra und B. Klika die Hand geboten, denen für ihre freundliche Dienste hiemit den besten Dank sage. Wenn nun bei aller Mühe, die dem Gegenstande gewidmet wurde, sich doch in der Bestimmung der einzelnen Thiere und der Constatirung der localen Fauna einige Mängel und Lücken erweisen würden, so möge dies hauptsächlich dem- Umstände zugeschrieben werden, dass es nicht immer möglich war, das gewonnene Material unter den obwaltenden, der Durchforschung nicht günstigen Verhältnissen an Ort und Stelle eingehend zu untersuchen. Durch die Errichtung der zool. Station, deren Aufgabe es ist die hier gelieferte Übersicht der Teichfauna in dieser Beziehung zu ergänzen, wird diesen, der localen Untersuchung ungünstigen Ver- hältnissen ganz abgeholfen werden. Auf die in teichwirthschaftlicher Beziehung erzielten Kesultate der For- schung, waren die angegebenen Hindernisse von keinem Einfluss, so dass die hier ausgesprochenen Ansichten und Befunde in Bezug auf den Charakter und die Kahrhaftigkeit des Teiches kaum mehr eine Änderung erleiden dürften. Von diesem Standpunkte möge diese Arbeit und ihre Resultate beurtheilt werden. PRAG, im October 1890. Josef Kafka. I. Die Arbeiten der Teichdurchforschung in ihrer Reihenfolge. In dem Zeiträume von fünf Jahren, wo ich in verschiedenen Gegenden Böhmens mich mit der Erforschung der heimischen Teiche befasst habe, sammelte ich nach und nach die Erfahrungen, welche Umstände, die das Wesen und die Entwickelung der verschiedenen Wassergeschöpfe beeinflussen, ins Auge zu fassen sind, um zu einem befriedigenden Resultate der Forschung zn gelangen. Von Wichtigkeit erschien mir, dass bei der Durchforschung der einzelnen Teiche namentlich diese Factoren festgestellt werden: 1. Die geographische und geologische Lage des Teiches. 2. Die natürlichen, die Entwickelung der Wasserfauna beeinflussenden Verhältnisse. 3. Die fremden, die Entwickelung der Wasserfauna begünstigenden oder hemmenden Einflüsse. 4. Die ursprüngliche Fauna, mit Rücksicht auf ihren Hauptaufenthalt, ihre Lebensweise und ihre, den Nahrungsreichthum des Teiches bestimmende Menge, was an Ort und Stelle zu constatiren ist. Vor Allem ist aber nöthig das Wesen dieser Umstände näher kennen zu lernen, und die Art und Weise, wie die Factoren, von denen sie abhängen, fest- zustellen sind. Die geographische Lage und das geologische Substrat haben einen wesentlichen Einfluss auf die Beschaffenheit des Teichwassers, sowohl was seine physikalischen als auch chemischen Eigenschaften anbelangt. Von der geogra- phischen Lage, mit Rücksicht auf die Erhebung über den Meeresspiegel, von den Terrainverhältnissen und der Entfernung von menschlichen Wohnungen ist z. Th. die Temperatur des Wassers, z. Th. auch die Menge der den Teich befruchtenden Anschwemmung abhängig. Die geologische Lage bestimmt die Beschaffenheit der Ufer und des Teichgrundes und hat einen namhaften Einfluss auf das Entstehen, die Nahrung und Vermehrung der Teichfauna, denn von der geologischen Be- schaffenheit hängt eben die Güte des Teichbodens, der so gut wie der Acker- boden beurtheilt werden muss, ab. An dieser Stelle haben wir uns nur mit der Frage zu beschäftigen, wie diese beiden Factoren zum Zwecke der Teicherforschung festzustellen sind. Die geograi)liische Lage ist wohl aus der Generalstabskarte ersichtlich, immerhin ist aber nöthig, nach dieser Karte ein grösseres Bild anzu- fertigen und den aufgezeichneten Teich mit der Wirklichkeit zu vergleichen, denn nicht selten weichen die factischen Verhältnisse von den Kartenangaben ziemlich ab. Entscheidend ist namentlich, wie weit sich der Teich mit Wasser zu füllen pflegt, ob nicht einige Theile desselben bleibend in Wiesen oder Felder umge- wandelt oder ob sie etwa in neuerer Zeit (durch Schaffung neuer Wege u. dgl.) nicht ganz vom Teich abgeschnitten wurden. Weiter ist nöthig, ausser den umliegenden Abhängen und der Kichtung, von wo dem Teiche die Anschwemmung zugeführt wird, alles auf der Karte zu verzeichnen, was sich in der Umgebung des Teiches befindet, so z. B. einzelne Gebäude nebst ihrem Zw^eck, Dörfer, Bäume, Alleen und Gebüsche, bebaute Grund- stücke, ob Wiesen oder Aecker, Torfe, Weiden, Laub- oder Nadelwälder. Diese Teichkarte muss also noch detaillirter sein als es die Generalstabskarte ist. Als ein Beispiel dieser Art möge die auf dem nebenstehenden Bilde (Nro. 1) darge- stellte Karte dienen. Auf derselben finden wir, dass auch auf der Wasserfläche einige Objecte bezeichnet sind. Es sind dies Wasserbauten und die mit Pflanzen bewachsenen Stellen, d. i. die Flora der Teichränder als auch die der Wasserfläche, die schwim- mende oder pelagische Flora. Hier beginnt der zweite Theil unserer Aufgabe, nämlich die Feststellung der natürlichen Verhältnisse. In erster Keihe ist die Vegetation ins Auge zu fassen, da dieselbe einen wesentlichen Einfluss auf die Durchwärmung des Teiches hat und gewissermassen auch das Substrat für die ansässige Fauna und die wechselnde Strandfauna bildet. Aus diesen Gründen ist also die Aus- dehnung der zusammenhängenden Ufervegetation hervorzuheben und ihre Dichtigkeit, sowie ihre Bestand- theile, d. i. aus welchen Pflanzen sie hauptsächlich gebildet ist, zu be- zeichnen. In gleicher Weise ist auch die pelagische Flora ins Auge zu fassen und anzuführen, sowie auf ihre Arten näher zu untersuchen ; es ist nämlich nicht gleich- giltig ob dieselbe aus schwimmenden, kleinblätterigen Pflanzen, wie es die Pota- mogetonpflanzen sind, besteht, oder ob sie aus untergetauchten Pflanzen wie Myrio- phyllum, oder aus grossblätterigen Seelilien gebildet ist. Auch die Tiefe des Teiches ist als ein wichtiger Umstand, dessen Be- sprechung zu diesem Kapitel gehört, zu berücksichtigen. Bild 1. 9 Mehr noch als die Wasservegetatiou ist auf die Wärme des Teiches seine Tiefe von Einfluss, d. i. auf jene physikalischen Verhältnisse, die für die Ent- wickelung der Fauna die wichtigsten sind. Aus diesem Grunde mus ein hatime- trisches Kärtchen des Teiches (Bild 2) angefertigt werden. Dieses wäre am besten und genauesten mit Hilfe der nöthigen Ni- vellirinstrumeute zu entwerfen, wenn der Teich abgeschlagen und trocken gelegt ist ; doch ist dies in der Kegel nur selten möglich und für den for- schenden Zoologen geradezu unmög- lich, sich so zu behelfen. Es muss daher zur Anfertigung dieser Karte geschritten werden, wenn der Teich voll bespannt ist. Zu diesem Zwecke richten wir uns ein ziemlich schweres Gewicht vor, das auf eine feste, ge- ölte Schnur befestigt wird. Auf starkem Carton zeichnen wir eine vergrösserte Copie der Teichgrenze v,«»««— nS mit Hervorhebung aller in die Augen ^ fallenden Punkte der Umgebung, so ^^^^ ^• z. B. Gebäude, Thürme, grosser Bäume, Schützen, Wehren etc., auf. Diese Orien- tirungspunkte verbinden wir mit geraden Linien derart, dass dieselben, so weit als möglich, ein dichtes Netz darstellen. Hierauf verfolgen wir die einzelnen Rich- tungen mit Hilfe eines sicher geführten Kahnes und messen die Tiefe stets in einer Entfernung von 10 Metern. Auf diese Art und Weise erlangen wir zahlreiche Punkte genauer Tiefenmessung und es ist dann nur nöthig die Punkte gleicher Tiefe mit einander zu verbinden und die einzelnen Tiefenpartien durch Farben- schattierungen zu markiren. Die so erlangte Karte ist für uns von zweifachem Nutzen : erstens werden wir durch dieselbe von der Güte des Teiches belehrt, wie wir später genau kennen lernen werden, und zweitens wird sie zu einem vorzüglichen Hilfsmittel beim Fange der Fauna in den einzelnen Zonen und Horizonten. Damit ist die Feststellung der natürlichen Verhältnisse eines Teiches noch nicht zu Ende geführt; nöthig ist auch zu erfahren, welchen Winden die Wasser- fläche des Teiches ausgesetzt und in welcher Richtung dieselbe vor Winden ge- schützt ist; weiter, ob dieselbe nicht durch Wald, Alleen oder andere Gegenstände zu sehr beschattet wird. Sodann übergehen wir zur Feststellung der fremden Einflüsse, die die Ent- wickelung der Teichfauna begünstigen oder auch hemmen können. Vor Allem ist hier nöthig zu untersuchen, mit was für einem Wasser der Teich gespeist wird, wobei darauf Bedacht zu nehmen ist, ob sich hier die technische Möglichkeit darbietet, den Teich nach Belieben abzulassen oder zu spannen, was namentlich vom wirthschaftlichem Standpunkte wichtig ist. Für die eigene For- 10 schung ist von Nutzen, wenn wir von der Teicbverwaltung die Daten über die Grösse des Teiches und über dessen Besatz erbalten, über das Resultat des Ab- fischens unterrichtet werden und erfahren, ob es ein Laich-, Streck- oder Hauptteich ist und wie derselbe bewirthschaftet wird (auf eine, zwei oder drei Hitzen) na- mentlich ob derselbe trocken gelegt und angebaut wird und wann dies zuletzt geschah. Spcäter werden wir aus den Ergebnissen der gemachten Beobachtungen ersehen, wie diese Umstände auf die biologischen und wirthschaftlichen Verhält- nisse des Teiches einwirken. Ausser den bereits hervorgehobenen Umständen muss noch auf Vieles Rück- sicht genommen und namentlich beachtet werden, woher und was für eine An- schwemmung dem Teiche zugeführt wird, ob dieselbe nicht verunreinigt oder durch Wasser aus Fabriken, das oft von Weitem kommt, nicht vergiftet ist. Wenn wir nun all' diese Vorbereitungen getroffen und die nöthigen Daten aufgezeichnet haben, so kann zur eigentlichen Durchforschung des Teiches ge- schritten werden. Durch eine kleine Ablenkung von dem eigentlichen Gegenstande sei mir an dieser Stelle gestattet, auch darauf hinzuweisen, in welcher Richtung und mit was für Mitteln diese Durchforschung früher gepflogen wurde. Schon vor Jahren, als anderwärts von derartigen Untersuchungen fast keine Spur war, wurden bei uns, namentlich durch die Bemühungen von Prof. Dr. Ant. Fric, die ersten zur Durchforschung unserer Teiche und Seen abzielenden Schritte gethan. — Theils Dr. Fric selbst, theils Dr. Hellich, begannen mit der Erforschung der in diesen Gewässern dominirenden Crustaceenfauna. — Die diesem Beginnen in den Weg sich stellenden Hindernisse, waren damals nicht gering. Der oft schlechte Zutritt, der Mangel eines Kahnes und auch der nöthigen praktischen Utensilien erschwerten ungemein die Ausführung der Aufgabe. Trotzdem hatten aber diese Durchforschungen die Leistung einer sehr guten Arbeit über die böhmischen Clado- ceren zur Folge, wobei überdies durch dieselben die faunistische Basis für die weiteren Arbeiten über Copepoden und Cypriden geschaffen wurde. Ln Ganzen wurden damals etwa 30 Teiche und Seen in dieser Richtung durchforscht. Später wurde auch anderen Gruppen der Teichfauna die nöthige Aufmerk- samkeit gewidmet, so namentlich den Rhizopoden, Bryozöen, Mollusken, Insecten- larven u. ä., doch konnte zu einer systematischen Durchforschung bisher nicht ge- schritten werden, wenigstens so lange nicht, bevor nicht die nöthigsten Hilfsmittel für diesen Zweck gesichert waren. In erster Reihe musste man sich auf die Be- reitwilligkeit und Beihilfe der Besitzer der zu durchforschenden Gewässer verlassen, obzwar diese Forschungen in nicht einer Hinsicht dem wirthschaftlichen Interesse des Besitzers zu Statten kommen. In Anstrebung dieses Zieles wurde ein guter Schritt damit vorwärts gethan, als sich die Verwaltungen der Domainen Zbirow, Chlum bei Wittingau, Dymokur, Frauenberg und Neuhaus bereitwilligst der Mühe unterzogen, durch Beschaffung von Kähnen, Arbeitsräumen und auf andere Art die Durchforschung der Teiche zu fördern. Unter diesen Umständen konnte die Durchforschung zwar schon systema- tischer betrieben werden, doch blieb noch Vieles zu wünschen übrig. Zum Theil 11 beschränkte sich die Durchforschung nur auf eine kurze Zeit im Jahre, zum Theile konnten zu einem der durchzuforscheuden Teiche im Jahre nur eine oder zwei Ex- cursionen gemacht werden; nur in den wenigsten Fällen konnte man in der Nähe eines Teiches für eine längere Zeit Aufenthalt nehmen, doch öfters mussten ziemlich weite Excursionen gemacht werden, bevor man den Teich erreichte, wodurch ausser dem grossen Verlust an Zeit oft auch das Resultat der Forschung gefährdet wurde. Eine vortheilhafte Ausnahme von diesen, sei auch den strengeren Anfor- derungen noch immer nicht entsprechenden Verhältnissen, machte die Durchfor- schung des Municer Teiches bei Frauenberg, wo durch die fürstlich Schwarzen- bergsche Herrschaftsverwaltung ein Arbeitsraum zur Verfügung gestellt wurde und wo nebst dem durch einen zweimonatlichen Sommeraufenthalt erhaltenen Material auch durch Beihilfe des Herrn Honig das nöthige Wintermaterial zu erlangen war. In der Reihe der einer Durchforschung unterzogenen Teiche ist daher der Municer Teich wohl als der am gründlichsten erforschte Wasserkörper zu betrachten. — Freilich ist auch dieses Resultat noch weit entfernt von dem uns vorschwebenden Ideale, dass durch eine derartige Forschung ein Bild der Teichfauna in allen Phasen ihrer Entwickelung wähi'end eines Jahi^es erlangt werden möchte. Von den übrigen Teichen, die in der zweiten Durchforschungsperiode unter- sucht wurden, konnte noch dem Bezdrev- und dem Judenteiche bei Frauenberg, ferner dem Jacob- und Komaroverteich bei Dymokur und dem Gatterschlagerteich bei Neuhaus eine grössere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Einige dieser Teiche wurden schon früher z. Th. von Prof. Dr. Fric, z. Th. von Dr. Hellich untersucht, so dass die neueren wiederholten Untersuchungen in mehrfacher Hinsicht ein interessantes Resultat ergaben. Der Gatterschlager Teich, obzwar von mir nur vorläufig untersucht, und wenn auch im J. 1890 die zoologische Station an denselben verlegt wurde, war doch durch einige Tage der Gegenstand meiner Beobachtungen und gebührt daher mit Recht auch zu den von mir untersuchten Teichen gezählt zu werden. Aus der Reihe der übrigen, mehr oder weniger nur per Excursion unter- suchten Teiche, erhielt ich zahlreiche faunistische und biologische Daten, die später speciell angeführt werden; die Resultate mancher dieser Beobachtungen dürften auch für die Praxis der Teichwirthschaft von Bedeutung sein. Die weiteren Er- forschungen werden nun durch die transportable zool. Station erfolgen, doch wird da hauptsächlich nur das rein wissenschaftliche Interesse berücksichtigt werden können, und wie eben aus der Natur der Sache hervorgeht, werden sich die Ar- beiten nur auf den engeren Horizont eines Teiches oder Sees und seiner nächsten Umgebung beschränken. Die Untersuchung eines ganzen Teichcomplexes behufs wirthschaftlicher Zwecke, könnte fernerhin nur auf besonderen Wunsch und eigene Kosten des Besitzers vorgenommen werden. Doch kehren wir wieder zu der eigentlichen Erforschung der Teichfauna zurück. Es ist nöthig, sich zu diesem Zwecke mit den passenden Instrumenten zu versehen. Als solche sind vornehmlich feine Netze zum Fischen der Fauna an der Oberfläche des Wassers zu nennen. Diese Fauna pflegt gewöhnlich zart und durch- sichtig und oft sehr klein zu sein, daher es nöthig ist, dass diese Netze dicht. 12 und, damit sie den Widerstand des Wassers ertragen, hiebei auch entsprechend fest sind. Zu diesem Zwecke fertigte ich mir zweitheilige Netze aus Müllerleinwand an ; die obere walzförmige Abtheilung ist an einem eisernen Ring befestigt und unten mittelst eines in die Leinwand eingenähten Ringes aus Messing beschwert; die Mündung ist mit einer trichterförmigen, nach innen sich verengenden Dupplicatur versehen, wodurch verhindert wird, dass der bei grösserem Druck oder unge- nügendem Wasserdurchfall im Netz entstandene Strudel den erbeuteten Inhalt an Thieren nicht aus dem Netze treibt. Die zweite Abtheilung des Netzes verengt sich nach hinten konisch, und endet mit einer umsäumten Öffnung, in die sich ein am Rande umgebogenes Glas einsetzen und festbinden lässt. Für die Uferregion, na- mentlich für das Fischen zwischen harten Pflanzenstrüuken, ist wohl noch ein festeres, doch das Wasser mehr durchlassendes Leinwandnetz nöthig, doch ohne Glasflasche (da diese hier zerschlagen werden kann), obzwar auch bei einem solchen Schöpfer eine Dupplicatur an der Mündung gute Dienste leistet. Versehen mit Netzen, einem Thermometer und mit einigen Gläsern, be- steigen wir nun ein, wie am besten ist, gut geführtes Ruderboot. Vor Allem haben wir die Temperatur des Wassers sowohl au der Oberfläche als auch in einer Tiefe von 2 — 3 Metern und dann am Grunde des Teiches festzustellen. Gut ist es auch, die Temperatur des Wassers am Rande, d. i. an seichten Stellen von der Tempe- ratur des offenen Wassers über den tiefen Stellen und von der Temperatur des Wassers zwischen der pelagischen Vegetation zu unterscheiden. Die erhaltenen Daten sind genau zu verzeichnen. Aus Zeitersparniss kann die Temperatur des Wassers an diesen verschiedenen Stellen gleichzeitig mit dem Schöpfen vorgenommen werden. Zu allererst wenden wir unsere Aufmerksamkeit der Erforschung der Ufer- oder litoralen Fauna zu, und zwar soll dies an verschiedenen Stellen, je nach der Beschaffenheit der Teichufer und ihrer Vegetation geschehen. In erster Reihe unter- ziehen wir einer maJcrosJcojpischen Untersuchung die Ufersteine, das Holzwerk der Wasserbauten, die Oberfläche der Wasserpflanzen und ihrer Wurzeln, sowie auch den Boden des Teiches, soweit derselbe dem freien Auge zugänglich ist. Auf diese Art und Weise erlangen wir bereits in vielfacher Hinsicht die nöthigen Anschau- ungen von dem Leben im Wasser und gelangen in den Besitz solcher Objecte, die uns beim Schöpfen mit dem Netz vielleicht entgehen würden. Alles was unsere Aufmerksamkeit auch nur im geringen Grade erregt, verzeichnen wir auf einen Karton, auf dem das batimetrische Kärtchen bereits dargestellt ist. Wichtig ist, dass wir bei diesen makroskopischen Beobachtungen auch von dem Leben über dem Wasser Notiz nehmen und das hier Beobachtete aufzeichnen. Mitunter ist es von Vortheil, auch die über dem Wasser fliegenden lusecten hie und da zu er- beuten und aufzubewahren, da uns später dieselben bei der Bestimmung der im Wasser gefundenen Insectenlarven, beziehungsweise der ganzen Metamorphose, von Nutzen sein können. Nach Beendigung dieser Arbeit kann das Schöpfen mit dem Netze begonnen werden. Das an einem Stock befestigte und mit einem Glas versehene, früher erwähnte Netz, gebrauchen wir, wenn wir mit demselben unter weichen Pflanzen und nicht am steinigen Boden nach Beute suchen wollen. Im letzteren Falle nehmen wir das 13 festere Netz, ohne Glas, das gleichfalls an einem Stocke befestigt und auch zum Schaben oder Kratzen eingerichtet ist. Handelt es sich nur um die Erforschung der einzelnen Arten, so genügt, blos an wenigen Stellen mit dem Netz so zu streifen, dass durch die entstandene Bewegung des Wassers unwillkürlich eine Menge der kleinen Wasserbewohner ins Netz getrieben wird. Wollen wir aber ein Vergleichsmaterial, behufs Beurtheilung der Menge der einzelnen Individuen erlangen, so ist nöthig, bei dem Streifen mit dem Netze gleichförmig umzugehen d. i. bei dem Schöpfen eine festgestellte Norm zu beobachten. Ich wählte daher immer eine Entfernung von 20 Metern, zu welchem Zwecke ich diese Abstände schon am Ufer markierte, und schöpfe so die Litoral- fauna mit dem Handnetze nur durch einfache Streifuug, auf Art des Schleppnetzes. Handelt es sich aber nur um einfache Erforschung der Fauna und haben wir unser Arbeitslokal in der Nähe, so langt das gewonnene Material behufs specieller Bearbeitung im frischen Zustande für längere Zeit. Will man jedoch die Teichfauna in biologischer Hinsicht studiren, oder wenn unser Arbeitslocal entfernt liegt, so ist nöthig, alsbald auch die Erforschung der übrigen Fauna vorzunehmen, damit die unter gleichen Temperatur- und Wit- terungsverhältnissen gewonnenen Kesultate verglichen werden können; es muss daher die erbeutete Litoralfauna an Ort und Stelle conservirt werden.*) Hat der Teich eine mannigfache Ufervegetation, so z. B. da Schilfrohr, dort Segge oder Binse, so ist es angezeigt, an allen diesen Stellen mit dem Netz thätig zu sein und die Ausbeute immer separat zu conserviren. In gleicher Weise ist mit der Uferfauna zu verfahren, so wir diese an den Dammsteinen, an dem Holz der Wasserbauten, am Ufer, oder an dem seichten, vegetationslosen Teichstrand erbeuten. Die nächste Aufgabe nach erfolgter Untersuchung der eigentlichen Litoral- fauna besteht in der. Untersuchung der pelagischen Vegetation, d. i. jener Pflanzen, die mehr oder weniger in der Mitte des Teiches an der Oberfläche des Wassers frei herum schwimmen oder vom Grunde des Teiches, meist als dichte Masse, durch das Wasser an die Oberfläche gelangen. Auch hier empfiehlt sich zuerst eine makroskopische Besichtigung. Anfangs lassen wir unseren Blick im Wasser unter dieser Vegetation schweifen, und nicht selten erblicken wir da Kolonien von Infusorien, Räderthierchen u. a., die beim Schöpfen mit dem Netz vernichtet werden und uns entgehen könnten ; ferner unter- suchen wir die Unterseite der Blätter, suchen sorgfältig den Stengel und die Aus- läufer der Pflanzen ab, um so ein Bild von der hier angesiedelten Fauna zu er- halten. Erst dann schreiten wir zum Netzfang, der auf die Art und Weise be- trieben wird, wie wir es am Ufer gethan haben. *) Nach vielen Erfahrungen über die Conservirung der kleineu Fauna, fand ich am vortheilhaftesten dieselbe in einer Mischung zu tödten, die aus 27o Lösung von Chromsäure, l7o Lösung Sublimat und einigen Tropfen Osmiumsäure besteht. Diese Flüssigkeit muss bald ab- gegossen (da sie dann durch Ersatz von frischer verwendet werden kann) und die Thierchen mit Wasser und schwachem Alcohol auf einem Sieb gut abgespült werden, worauf sie dann in starken Alcohol, der den zweiten Tag gewechselt und mit der Zeit nachgegossen werden muss, gelegt werden. 14 Der Erforschung der pelagischen Fauna, das ist jenes Gemenges der kleinen und winzigen, meist mikroskopischen Geschöpfe, welche das freie Wasser mit ihrer Menge füllen, ist eine grosse Aufmerksamkeit zu schenken. Falls die Uferfauna irgendwie für den Teich charakteristisch ist, so beruht dies hauptsächlich in ihrer Ausgiebigkeit und Menge ; seltener hängt dies von den betreffenden Arten ab. Die Fauna der Ufer ist so ziemlich stereotyp und es lässt sich dieselbe auch im Allgemeinen gut charakterisiren ; die Unterschiede treten, je nach der Beschaffenheit der Uferzone, nur so hervor, als da oder dort manche Arten fehlen, oder einzelne in geringer Menge auftreten. Dagegen ist die pela- gische Fauna sowohl durch ihre Arten und die INIenge derselben sehr charakteristisch und zeigt auch eine sehr bemerkenswerthe Schiebung sowohl in verticaler als auch in horizontaler Richtung. Aus diesem Grunde muss auch bei dem Netzfange auf verschiedene Tiefen- horizonte Eücksicht genommen werden. Auch da trachten wir vorerst durch einen Blick ins Wasser ein vorläufiges Bild von der Natur der pelagischen Organismen, die dem Wasser oft einen eigenthümlichen Charakter geben, zu erlangen. Na- mentlich thuen dies pelag. Infusorien und Algen. Ein anderesmal trifft es sich, dass wir massenhafte Züge gewisser Arten und sonst andere bemerkenswerthe Er- scheinungen beobachten können. Dann kann zum Netzfang in verschiedenen Hori- zonten geschritten werden. Vorerst schöpfen wir mit dem Streifnetz auf der Oberfläche des Wassers. — Wenn wir Vergleichsmaterial erlangen wollen, so muss dies, wie schon früher an- geführt w^urde, stets in einer gewissen Entfernung geschehen (z. B. von 20 Metern, die man durch Bezeichnungen am Ufer abschätzen kann), sonst können wir auch einen grösserer Theil der Wasserfläche durchstreifen, doch vorsichtig muss der pelagischen Vegetation ausgewichen werden. Sehr sorgfältig muss mit dem erbeu- teten Material manipulirt werden, denn dasselbe enthält regelmässig die kleinsten Crustaceen und Räderthiere. Für den weiteren Fang ist das Handnetz, das rein ausgewaschen werden muss, anzuwenden. Mit diesem fischen wir in einer massigen, in der Regel 72 ^i^ 1 M. betragenden Tiefe, indem wir es an die Seite des Bootes fest ansetzen und das Boot regelmässig führen lassen, und ziehen zum Schlüsse das Netz rasch, in senkrechter Richtung in die Höhe. Für grössere Tiefen muss wieder das Schlepp- netz genommen werden, doch ist hier noch eine doppelte Vorrichtung zu treffen: Erstens ist das vordere Ende des Netzes so zu belasten, dass das Netz nur so tief als nöthig und nicht tiefer sinkt; zweitens ist nöthig an dem Netze einen Schliesser anzubringen, der dasselbe nach jedem Zuge schliesst, damit beim Auf- ziehen nicht noch etwas miterbeutet wird. Hiebei bietet sich uns oft auch Anlass, andere Beobachtungen, die sorg- fältig verzeichnet werden sollen, machen zu können. Nicht selten kommt irgend ein beachtenswerthes Thier zum Vorschein, das noch im frischen Zustande genauer unter- sucht und separirt werden muss, oder, wir müssen sofort trachten durch einen neuen Zug mit dem Netze mehr davon zu erhalten. Es ist selbstverständlich, dass nach jedem Zuge mit dem Netze die Ausbeute separirt und sorgfältig etiquettirt werden muss. 15 Dann erübrigt nur noch die Untersuchung des Teichgrundes vorzunehmen u. z, muss dieselbe in zweifacher Hinsicht geschehen: erstens auf seine Beschaffen- heit hin und zweitens um zu erfahren, was für eine Fauna in und auf demselben lebt. Zu diesem Zwecke muss ein Netz, verfertigt aus starker Hausleinwand, das also stark belastet werden kann, genommen und so belastet werden, dass es bis auf den Grund sinkt, und das ausserdem mit einer so starken Schnur versehen werden muss, dass es am Grunde geschleppt werden kann. Auf diese Art erhält man von verschiedenen Orten Schlamm, der genau untersucht werden muss. — Von der am Grunde des Wassers lebenden Fauna kann man auf diese Weise kein vollständiges Bild erhalten, doch um dies zu vervollständigen, muss noch zum Schleppnetze, versehen mit dem Schliesser und der nöthigen Belastung, die etwa ^/g M. vor die Netzmündung mittelst einer Schnur anzubringen ist, gegriffen werden. Diese Belastung muss so schwer sein, dass sie zum Grunde fällt und das leichtere Netz über derselben nachschwebt. Das Gewicht wirbelt den Schlamm vor dem Netze auf und durch die entstandene Bewegung des Wassers wird die Fauna des Teichbodens in das Netz getrieben. — Wenn die Schlammfauna genau festgestellt werden soll, so muss der Schlamm einer längerer Beobachtung unterzogen werden, indem wir nämlich den Schlamm in nicht zu tiefe und zu breite Glasgefässe bringen und wenn dieser sich gesetzt und das Wasser über demselben sich geklärt hat, denselben noch weiter beobachten. Geboten ist auch, den Schlamm noch mikro- skopisch zu untersuchen, und je nach Bedarf auch chemisch zu analysiren, was sowohl bei feuchtem als auch trockenem Zustande desselben geschehen kann. II. Die Durchforschung der einzelnen Teiche. A. Die Teiche der Herrschaft Zbirow. Die erste systematische Durchforschung der zur Herrschaft Zbirow gehö- rigen Teiche wurde vorgenommen, als der Herrschaftsdirektor Herr J. Binder die bereitwillige Zusage machte, das Unternehmen nach Kräften zu unterstützen. Indem ich dem genannten Herrn an dieser Stelle hiefür den wärmsten Dank sage, sei auch erwähnt, dass auch Herr Oberförster F. Zvonaf meine Be- mühungen, als ich bei den Padrtteichen weilte, in ebenso bereitwilliger Weise unter- stützte, denn seiner Intervention verdanke ich in mehrfacher Hinsicht den Erfolg meiner Arbeit, die ich in jener so abseits gelegenen Gegend auszuführen hatte. Auf der Zbirower Domaine wurden im Ganzen 15 Teiche durchforscht und von diesen sind es 10, über die ich genaueren Bericht erstatten werde. Wie die Durchforschung dieser Teiche, trotz der mir bereitwilligst zu Theil gewordenen Unterstützung schwierig war, erhellt schon aus dem Umstände, als die Padrtteiche von den Teichen der nächsten Umgebung Zbirows, die ich auch derzeit zu untersuchen hatte, 3—4 Stunden entfernt sind. Ich schlug daher mein Quaitier im Centrum dieser Gegend, 16 in Strasic auf, und wechselte dann je nach Bedarf meinen Aufenthalt so, dass ich mich immer einige Tage bei diesem oder jenem Wasser, das zu durchforschen war, aufhalten konnte. Der obere Padrt'teicli. Der in einem malerischen waldigen Kessel des Brdygebirges in einer See- höhe von 638 M. gelegene Teich hat ein Ausmass von 115'025 Im (199 Joch, 1412D°) und pflegt regelmässig vollständig gespannt zu sein. Im Norden ist der- selbe durch einen hohen gemauerten Damm begrenzt und auf der übrigen Seite laufen seine seichten Ufer in Wald aus; nur auf der Südseite ist z, Th. freies Weideland. Die Tiefe der Fischgrube misst beim Mittelstande des Wassers 4 — 5 M., die Umgebung derselben zumeist 3 M. In der Uferzone herrscht durchschnittlich eine Tiefe von 1 — P/g M. — Daselbst ist, namentlich im Westen, der Boden torfig. Gespeist wird der Teich theilw^eise durch eigene Quellen, theilweise fliesst ihm das Wasser aus den umliegenden tiefen Nadelholzwaldungen zu und so bildet derselbe ein natürliches, für die tiefer gelegenen Gegenden sehr wichtiges Wasserreservoir, das auch während der trockensten Jahreszeit den Padrfbach nicht versiegen lässt und den Hüttenwerken von Strasic und Dobflv als Reservewasser zu Statten kommt. Bei Andrang von grossen Wassermassen genügt der Teich, um dieselben anzuhalten und die tiefer gelegenen Gegenden vor jäher Uiberschwemmung zu schützen. Die Basis seines Bodens bildet azoischer Schiefer mit sandig-torfiger Anschwemmung ; zum grossen Theil sind die mittleren Partien des Grundes schlammig und un- fruchtbar; in der Richtung zum südöstlichen Ende, wo sich die Waldbäche in den Teich ergiessen, ist der Grund rein. Das Wasser ist klar, durchsichtig, wenn auch — weil den Winden sehr exponirt — immer hin- und herbewegt. Die Temperatur des Wassers pflegt verhältnissmässig niedrig zu sein, nur in den günstigsten Sommer- tagen zeigt das Thermometr an seichten Stellen IS'' C, wogegen über tieferen Stellen und in Tiefen von 2 — 3 Metern nur 14 — 15*^ C. Wärme sind. Doch weist das Wasser durch die längste Zeit des Sommers auch nicht au der Oberfläche diesen Wärmegrad häufig auf. Dadurch wird zum Theil auch erklärlich, dass hier ein so geringer Zuwachs an Karpfenbesatz stattfindet, wie in dem ärmsten Teiche des Flachlandes, nämlich pro Hektar nicht ganze 15 kg oder durchschnittlich nicht mehr als 16 hg pro Schock in einer Hitze; der Karpfen findet hier nicht genug Nahrung und die zumeist niedrige Temperatur des Wassers sowie die in sehr ge- ringer Weise erfolgende natürliche Befruchtung des durch eine sehr lange Zeit bereits ganz ausgenützten Bodens sind die hauptsächlichsten Ursachen dieser Er- scheinung. Die Hindernisse, welche die geringe Durchwärmung des Wassers ver- ursachen, zu entfernen, ist hier nicht möglich, da dieselben in klimatischen Ver- hältnissen, wie sie eben die hohe Lage über dem Meere und die den Nordwinden ausgesetzte Teichfläche bedingen, zu suchen sind. (In dieser Beziehung könnte nur insoferne eine kleine Verbesserung geschehen, als nämlich auf den Damm, der bisher kahl ist, eine Doppelallee gepflanzt würde, so dass der Teich von dieser Seite mehr geschützt wäre). — Die Teichvegetation spendet hier auch keinen Schatten, denn die Ufertiora, bestehend hauptsächlich aus Schilf und Wasser- 17 Schwaden (Glyceria aquatica) nimmt nur ganz schmale Streifen entlang des West- und Ostufers ein, und wo dieser Streifen, wie hauptsächlich am Südosteude, sich erweitert, so ist derselbe doch so schütter, dass auch da die Durchwärmung des Wassers nicht veimindert wird. Auch die pelagische Flora, repraesentirt in der Haupt- sache durch die Wasserranunkel (Batrachium aquatile) und das Laichkraut, ist hier sehr spärlich angesiedelt und beschränkt sich nur auf einige Punkte und Inselchen, so dass sie zur Durchwärmuug des Wassers in grösseren Tiefen nicht viel beiträgt. Diese Flora kann sich auch kaum mehr ausbreiten, denn einestheils bilden die grossen Tiefen ein Hinderniss für ihre Verbreitung, und anderentheils wird auch die Wasserfläche von häufigen Winden sehr bewegt. Wenn in dieser Be- ziehung nicht bessere Verhältnisse geschaffen werden können, so ist auch durch Sämerung keine grössere Fruchtbarkeit des Bodens zu erzielen, denn eine regel- mässige Trockenlegung kann hier nicht stattfinden, höchstens eine zeitweilige, je nach der Menge des Regens sich richtende Inundation einer grösseren oder klei- neren Uferfläche könnte hier von Vortheil sein. Das einzige, was hier zu empfehlen wäre, wäre die künstliche Düngung der Uferpartien und Fütterung des Besatzes. Über das Resultat der einen oder der anderen Vorkehrung kann man sich, ohne einen Vorversuch gemacht zu haben, keinen richtigen Begriff machen, denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass die un- genügende Wärme des Teiches im gewissen Masse auch das Resultat dieser Arbeiten beeinträchtigen würde. Die Schuld an dem geringen Ertrag wird auch dem bedeu- tenden Verluste an Fischbrut zugeschrieben. Dieselbe wird hier zwar ziemlich gross, (das Stück durchschnittlich von 0.25 kg.) doch der Verlust an derselben beträgt mehr als 157o und zwar sollen diesen Schaden die im Teiche vorhandenen Hechte verursachen. Nach dem Abfischen des Teiches bleiben immer einige grössere Stücke im Teiche zurück. Im Falle sich auch die zur Hebung des Fischertrages abzielenden, oben erwähnten Versuche nicht bewähren sollten, so w^äre dieser Teich für Karpfenzucht als nicht geeignet zu betrachten. Ich glaube daher annehmen zu dürfen, dass in demselben die Zucht eines anderen Teich- oder forellenartigen Fisches, z. B. des Saiblings, der Regenbogenforelle, der schottischen Forelle oder der Maduimaraene u. ä. besser gedeihen würde. Freilich müsste in diesem Falle um Ausrottung der vorhandenen Hechte gesorgt w^erden, w^as bei gehöriger Durchkalkung der Gräben nach erfolgter Ablassung des Teiches erzielt werden könnte. Das Vorkommen der Hechte in diesem Teiche ist auch vom anderen Ge- sichtspunkte interessant, denn dieser Teich liegt schon über der Forellenzone. Der aus demselben kommende Padrfbach nebst seinem Zuflüsse „Reserve" steht seit jeher im Rufe ein guter Forellenbach zu sein, doch nur bis zum Dorfe Kocanda nächst Korycan. Die faunistische und biologische Durchforschung dieses Teiches ergab fol- gendes Resultat: Ä. Litoralfauna. a) Auf der nach Süden gerichteten Neigung des Steindammes leben auf den mit Algen, bestehend aus Bolbochaeta und zahlreichen Diatomeen (Synendra, Gomphonema, Diatoma etc.) überzogenen Steinen haupt- sächlich : 2 18 Planorbis albus Müll, (spärlich). Eurycercus lamellatiis Müller (häufig). SidacrystallinaO.F.Müll. (häufig). Acroperus leueocephalus Koch. Canthocamptus staphylinus, Jur. Cyclops diaphanus, Fischer. Von Würmern die Repraesentanten der Gattungen Nais und Chaeto- gaster (nicht häufig). Limnesia calcarea. Melicerta ringen s, Ehrub. Centropyxis aculeata, Stein. Diflugia Corona, Wall. Arcella vulgaris, Ehrnb. bj An den mit Schilfrohr bewachsenen Stelleu wird Bolbochaete durch häufige Oscillarien vertreten; ausser den oben angeführten Thieren kommen hier noch folgende vor: Limnaeuspereger Müll, (spärlich). Simocephalus vetulus Müller. Ceriodaphnia rotunda Strauss. Alona lineata Fischer. Chydorus globosus Baird. Ilyocryptus acutifrons Sars. Pleuroxus truncatus Müller. Cypris ovum 0. F. Müller. Cypris fasciata 0. F. Müller. Chironomus sp. Mesostomum sp. Anurea aculeata Ehrub. Volvox globator Ehrub. Es ist daher die wenigstens durch 26 Arten vertretene Litoralfauna ziemlich reich zu nennen, obzwar keine Art in grosser Menge auftritt. Ausserdem kommen in dieser Zone reichliche, im Juli aber noch nicht geöffnete Statoblasten der Bryozoen Cristatella und Plumatella vor, die offenbar nur in Folge von un- günstigen Verhältnissen sich nicht entwickeln konnten. -B. Pelagische Fauna. Im offenen Wasser pflegen regelmässig Bruch- theile von Oscillarien umherzuschwimmen. Die eigentliche Oberfläche enthält in Menge Rotatorien, vornehmlich: Anurea longispina Kell. Weniger häufig kommt C er ati um hirundella Müll, (macroceros Schrank.) vor. Anurea longispina erscheint am häufigsten namentlich an der Grenze der beiden Zonen, der litoralen und der pelagischen, in Gesellschaft mit Polyarthra. Bei Tage finden wir in der geringen Tiefe von ^/^^ — V2 ^- ^^^ pelagischer Crusta- ceenfauna nur wenige Arten u. zw.: Hyalodaphnia cucullata var. Kahlbergensis Schödler. „ „ „ Cederströmii Schödler. Daphnella brachyura Li^vin. Diaptomus gracilis Sars. Leptodora Kindtii Focke (sehr spärlich). Die pelagische Fauna, die hier nur aus Teichformen besteht, charakteri- siren hauptsächlich Anurea longispina, Hyalodaphnia und Diaptomus. Auch diese füllen das Wasser in Menge an. 19 C. Die tychopelagische Fauna (nämlich die Uferformen in der pelagischen Zone) besteht ausschliesslich aus Polyarthra platyptera Ehrnb., welche aus der mit Glyceria aquatica schütter bewachsenen Uferzone, ihrem Haupt- sitz sich ziemlich weit erstreckt. In ihrer Gesellschaft kommen auch die ufer- liebenden Anureaen, und bei windigem Wetter, Sida crystallina vor. jD. Die eupelagis che Fauna (d. i. die pelag. Fauna am Ufer) na- mentlich an Rändern ohne Pflanzenwuchs, ist durch Daph. brachyura und Dia- ptomus, seltener durch Leptodora vertreten. Obzwar Daphnella brachyura haupt- sächlich das offene Wasser bewohnt, so dringt sie doch in Menge bis in die Ufer- zone vor. Pelagisch pflegen auch junge Thiere von Cypris ephipiata zu sein. Nebst Karpfen und Hecht ist hier nur noch der Flussbarsch und der Flusskrebs sicher- gestellt. Von Wasservögeln erscheint hier nur selten die Tafelente (Anas boschas). Im Ganzen wurden in diesem Teiche nur 38 Thierformen vorgefunden, eine Ziffer, die in Anbetracht des Ausmasses ziemlich klein erscheint. Interessant ist daselbst das Vorkommen von Anurea longispina Kell., welches Räderthierchen ausser einigen Seen in Deutschland und Oesterreich auch in dem Hafen von Stockholm sich findet. — Polyartlu'a, die Imhof für eine rein pelagische Form hält, kommt meinen Beobachtungen nach hauptsächlich in der litoralen Zone vor; wenn sie sich auch mitunter weit in die pelagische Zone erstreckt, so ist dies doch nur aus- nahmsweise. Der Untere Padrt'-Teicli. Dieser liegt 3 m. tiefer als der Obere und ist von diesem durch einen hohen Damm abgetheilt. Das Wasser erhält er nur vom oberen Teiche durch die Abflussröhren und theils durch die Überfallwehre. Für die grossen Frühjahrswässer ist an dem oberen Teiche noch eine Reservewehr angebracht. Die Wälder an der Ost- und Westseite ziehen sich hier nicht so tief zum Ufer wie an dem oberen Teich, obzwar sie den Teich gegen Winde auf beiden Seiten ziemlich schützen. An der Nordseite ist der Teich durch einen Damm begrenzt, hinter dem das Dorf Padrt und ein kurzes, nordwärts bis etwa ^4 Stunde Weges zum Wald sich er- streckendes Thal liegt; dieser Wald zieht sich dann ununterbrochen weiter nach Norden in der Länge einer halben Meile durch ein steigendes und wellenförmiges Terrain. Aus diesem Grunde ist der untere Teich, da derselbe niedriger liegt und diesen Wäldern näher ist, gegen Nordwinde verhältnissmässig besser geschützt als der obere. Das nimmt man schon beim ersten Uiberblick desselben wahr. Indem auf dem oberen Teiche die häufigen Winde es verhindern, dass sich die Ufer- vegetation gehörig kräftigt und verbreitet, nimmt diese am unteren Teiche eine fast zu grosse Fläche ein. Im Süden sehen wir hinter der Insel, die den Teich in zwei Hälften theilt, nur kleine Partien freien Wassers, da der grösste Theil mit Schilf und Binsen, z. Th. auch Wasserrosen, Laichkraut, Schwaden und Sumpfschachtel- halm verwachsen ist. In dem nördlichen Theile, wo das freie Wasser einen bedeu- tend grösseren Raum einnimmt, sind auch noch die Ufer mit einem dichten Pflauzen- 2* 20 wuchs umsäumt. Wenn die Lage des Teiches schon auf sein Aussehen, nämlich auf seine Vegetation so grossen Einfluss hat, um so mehr ist dieser Einfluss in seinen Einzelheiten an der Fauna, die hier wohnt, wahrzunehmen, da viele Vertreter der- selben hier auch in weniger günstigen Jahren zur Entwickelung gelangen, die unter gleichen Verhältnissen im oberen Teiche die Bedingungen für ihre Existenz gar nicht finden können. So z. B. die Bryozoa, Die Spuren derselben (die Stato- blasten) wurden auch im oberen Teiche gefunden, doch die Kolonien gelangen da nur selten zur Entwickelung, wogegen sie im unteren Teiche eine regelmässige, wenn auch nicht immer gleich häufige Erscheinung sind. Mit der Vermehrung der Vegetation hängt auch die Vermehrung der Litoralfauna zusammen, wenn auch nicht was die Anzahl der Arten anbelangt, so doch was die Menge der einzelnen Individuen betrifft und ganz natürlich steigert sich dadurch auch der Reichthum an Nahrungsmenge dieses Teiches gegenüber dem oberen Teiche. Das Ausmass desselben beträgt 114 Joch SIS^' K. = 65-9126 ha Im Frühjahre 1883 wurden daselbst 4560 Stück Karpfen eingelassen u. z. im Gewichte von 1289 hg. Die Nord- und Südseife zeigt an den Steindämmen bedeutende Tiefen, wogegen die Seitenufer nur seicht verlaufen und zwar im Westen in einem sandig- lehmigen und im Osten in einem sandig-torfigen Boden. An jener Seite befindet sich neben dem Teiche noch eine Gruppe von Tümpeln, mit denen der Teich durch einen Kanal verbunden ist. • — Diese unter einander communicirenden Tümpel dienen sehr vielen Fischen zum Aufenthalt. — Der sandige, auf azoischen Schiefern ruhende Boden, ist zum grossen Theile sehr verschlammt. Das Wasser ist trüber und durchschnittlich wärmer als im oberen Teich. ■ — Bei höherem Wasserstande pflegen die Uferwiesen weit unter Wasser zu sein. Dieser Teich wird, wie der obere, von den Hütten von Strasic und Dobflv als Wasserreservoir benützt und kann wegen dieser Verbindlichkeit nicht abgeschlagen werden, umsomehr als nun die Hüttenwerke und die Teiche gegenwärtig zwei verschiedenen Besitzern gehören. Bei eingetretener Trockenheit wird aus demselben viel Wasser abgelassen. Ausser dem hier angesetzten Karpfen sind von anderen Fischen der Hecht und Flussbarsch in Menge da. Von den verschiedenen Weissfischen konnte ich die einzelnen Arten nicht feststellen. Sehr zahlreich erscheint hier im Frühjahr der grüne Wasserfrosch (Rana esculenta), doch bis zum Sommer verringert sich seine Anzahl, da ihm die Hechte sehr nachstellen. Von Wasservögeln bekommt man hier nur wenig zu Gesicht, nur das Blasshuhu und die Stockente pflegen zeitweise zahl- reicher zu sein. Von Mollusken finden sich da, doch ziemlich spärlich: Limnaeus pereger L. und Planorbis albus Müll. vonBryozoen Cristatella ophidioidea Hyatt. und Plumatella repens L. häufiger beide nur in Sommern von anhaltenderer Wärme. Von Insectenlarven ist an den Ufern verhältnissmässig nur wenig zu bemerken ; vorwiegend sind da Chiro- nomus und Triaenodes bicolor-Larven, dann die Larven einiger Ephemeriden. 21 Die Untersuchung der übrigen Fauna ergab dieses Resultat: A. Litoral -Fauna. Die Crustaceen sind nur durch gewöhnliche Formen repraesentirt u. z. Sida crystallina Müll. Cypris ovum Müll. Eurycercus laniellatus Müll. Acroperus leucocephalus Koch. Simocephalus vetulus Müll. Von Crustaceen finden sich hier noch Argulus foliaceus und ziemlich häufig Astacusfluviatilis. Die Wasser milben sind im Ganzen reichlich, namentlich: Limnesia maculata (var.) C. L. Koch. Limnesia calcarea. Die Räderthierchen vertritt: Polyarthra platyptera Ehrnb. Von Protozoen sind zahlreich : Centropyxis aculeata Stein. Difflugia Corona Wall. Arcella vulgaris Ehrnb. Peridinium sp. Nebela collaris Leidy. Erwähnenswerth ist auch das sporadische Vorkommen der Alge Limno- chlide flos aquae bei dem nahen Dorfe Padrt, die dem freien Auge nur, wenn sie durch Wind zusammengetrieben wurde, wahrzunehmen war. B. Pelagische Fauna. Die charakteristischen Vertreter derselben sind: Diaptomus gracilis Sars. Anurea longispina Kell. Leptodora Kindtii Focke. Daphnella brachyura Lievin. Cypris fasciata juv. 0. F. Müller. Hyalodaphnia cucullata var. Cederströmii und var. Kahl- bergensis Schödler, Der Untere Karezer Teich. Wenn wir, mit der Böhm. Westbahn reisend, die Haltestelle Zbirow ver- lassen und in der Richtung zu der Station Zbirow-Mauth fahren, so schneidet der Bahndamm daselbst einen ziemlich umfangreichen Teich in zwei Hälften, die durch den unter dem Bahndamm befindlichen Kanal miteinander communi- cieren. ■ — In der Richtung entlang der Bahnstrecke erblicken wir noch den klei- neren Oberen Karezer Teich, abgetheilt von dem Unteren durch einen festen Damm. Der Untere Karezer Teich, einen Flächenraum von 72 Joch 119D K. z=. 41-486 ha einnehmend und mit Ufern, die flach in Wiesen und Felder sich verlieren, und nur auf zwei Stellen verhältnissmässig kurz eingedämmt, ist ein Wasserkörper, der sich durch auffallende Unterschiede in den Tiefen kennzeichnet, denn die in der Mitte schon bedeutend tiefen Stelleu, zeigen an gewissen Punkten eine noch grössere Tiefe, wo nämlich am Boden die s. g. Figuren (grössere oder geringere Gruben) vorkommen, — In sehr seichte Stellen verlaufen dagegen die Uferpartieu. Die zu- 22 lässige Wassei'höhe ist durch eiu Zeichen auf dem Bahndamm normiit. Dieser Teich liegt im Gebiete der silurischen Schiefer, gehörend zur Etage Dd^, durch die ein Lehmboden gebildet wurde, der bei heftigerer Bewegung d es Wassers dem- selben eine graue Trübung gibt. Nur aus wenigen Pflanzen ist hier die Vegetation zusammengesetzt, aus Schilf, der die Ufer nur in schütteren Gruppen säumt, aus Laichkraut (Potamogeton natans) und Knöterich, die ' nur einige kleine Inseln mehr in der Nähe der Ufer als im freien Wasser bilden. Nur zwischen diesen, durch ihre geringe Dichtigkeit der Entwickelung der Fauna ziemlich günstigen Pflanzen- beständen, kommen verhältnissmässig viele und mannigfaltige Kepraesentanten der hier angesiedelten Fauna vor, wogegen an anderen Uferstellen und in der pelagi- gischen Zone, in dieser Beziehung eine grosse Armuth herrscht. Dies ist auch an dem geringen Zuwachse des Besatzes wahrzunehmen, der den mir mitgetheilten Ziffern gemäss für eine Hitze 10"47 hg am Schock und auf einem Hectar 15*48 Tcg beträgt, also (im Durchschnitt) kaum 0 174 hg per Stück. Dieses Resultat ergab auch die Lintersuchung eines scharfrückigen schmalen Fisches mit stark vorwaltendem Kopftheile, dessen Mageninhalt ausser einigen un- verdauten Pflanzenresten nur aus einigen Sumpfcrustaceen (Alona) etwas Insecten- resten, Corisa und Fischtheilen, (wahrscheinlich vom Flussbarsch) bestand. Daraus ist zu ersehen, dass der Karpfen die ihm zusagende Nahrung daselbst nicht in hinreichender Menge findet und daher nach einem Futter sucht, das er sonst weniger zu beachten pflegt. Auffallend ist hier und in der ganzen Umgebung die geringe Anzahl von Wassermollusken, von welchen daselbst nur Planorbis albus und Limneus pereger constatirt werden konnte. Dieser Umstand dürfte vielleicht dadurch zu erklären sein, dass die geologische Formation daselbst sehr kalkarm ist, somit für die Exi- stenz kalkbedürftiger Thiere als nicht geeignet erscheint. Weit mehr sind in der Litoralfauna mehrere Insectenlarven vertreten, vornehmlich die Kepraesentanten der Gattungen Chironomus, Ephemera und Culex, im Ganzen jedoch nur wenige Species. Auf Potamogeton fand sich eine Menge von Blattläusen, die ins Wasser fallen und so auch im Mageninhalt des Karpfens nachzuweisen waren. Bemerkenswerth ist in der litoralen Fauna die grosse Menge von Wassermilben (Hydrachna). Den Localitäten nach, an denen ich sie auch anderwärts beobachtete, wählen sie zu ihrem Aufenthalte mit Vorliebe solche Uferstellen, welche nur schütter mit höherer Vegetation verwachsen sind oder nur eine submisse Vegetation haben. Im Ein- klänge damit finden wir sie dann auch an den Inseln der pelagischen Flora. In ihrer Gesellschaft finden wir auch eine grössere Anzahl von Ilotatorien und in ge- wisser Jahreszeit (Juni) auch reichliche Turbellarien. Aus der Litoralfauna wären nachfolgende Alten hervorzuheben: Hydrachnae: Arhenurus globator C. L. Koch. Limnesia maculata var. C. L. Koch. Crustacea : Sida crystallina Müll., Acroperus leucocephalus Koch. , Simocephalus vetulus Müll., Simoceph. serrulatus Koch., Scapholeberis mucronata Müll., Ceriodaphnia megops Sars., 23 zu diesen gesellen sicli die hauptsäclilich am Grunde sich aufhaltenden Arten: Alona Leydigii Schödler, Pleuroxus truncatus Müll, und Alona lineata Fischer; ferner von Cyclops Cyclo ps diaphanus Fischer, und Cypriden Cypris vidua Müll, und Notodromas monachus Müll., Würmer : Asplanchnapriodonta, (deren Vorkommen in der Litoralfauna nur durch den sporadischen Pflanzen wuchs zu erklären ist) Polyarthra platyptera Ehrnb., Nais sp. a Mesostomum. sp. Protozoa: Difflugia Corona Wahl. Centropyxis aculeata Stein. Die pelagische Fauna bilden: Leptodora Kindtii Focke, Daphnella brachyura Lievin, Hyalodaphnia cucullata, Diaptomus gracilis Sars. Hier wurde auch Nachtfang gemacht, und zwar mit demselben Resultate wie am Municer Teiche, dessen Schilderung später folgen wird. Der Obere Karezer Teich. Von dem unteren Teich gleichen Namens ist dieser kleinere Teich zwar nur durch einen Damm getrennt, doch ist er von dem ersteren in mehrfacher Be. Ziehung verschieden. Das 'Ausmass desselben beträgt 33 Joch 110 Kl. = 190340 ha Seine Ufer sind z. Th. ganz mit Gras, und weiter auf der Südseite auch mit Wald bewachsen, z. Th. ist auch seine Ufervegetation viel mächtiger und die pela- gische Flora viel reichlicher. Der gemauerte Damm ist hier der Südsonne exponirt, im Gegensatze zu dem oberen Teiche, wo die entlang desselben sieh befindende Fauna den Nordwinden ausgesetzt ist und überhaupt eine geringere Wärmeaus- strahlung geniesst. Daher ist auch die Litoralfauna in dem schütteren Pflanzen- wuchse entlang des Dammes reichlich und mannigfaltig. Der lettige Grund ist freilich auch hier kalt, zur Verschlammung geneigt und wenig fruchtbar, da^er die pelagische Fauna sowohl an Arten als auch an Individuen recht arm ist. Immerhin sind die an diesem Teiche obwaltenden Verhältnisse viel besser als die des Nachbarteiches, wofür auch die Grösse des Zuwachses Zeugniss gibt, da der- selbe im Durchschnitt mehr als doppelt so viel beträgt als auf dem unteren Teiche (0'385 leg pro Stück in einer Hitze im Gegensatz zu 0*174 hg des unteren Teiches). Die Durchschnittszifferu datiren sich zwar nicht aus gleichen Jahren, doch ist der Unterschied so gross, dass der bedeutendere Zuwachs im oberen Teiche nur durch dessen bessere Verhältnisse erklärt werden kann. Die phanerogame Flora weist dieselben Arten auf wie an dem Nachbar- teiche; erwähnt zu werden verdient, dass die Steine und das Schilf reichlich mit 24 Algen und Diatomaceen belegt sind u. z. mit Bolbocliaete, Nostoc, Diatoma vul- gare, Pleurosigma, Gomplionema u. a. Die Fauna wird durch dieselben Formen repraesentirt, wie sie im unteren Teiche vorkommen, doch viel reichlicher sind da namentlich L e p t o d o r a Kindtii Fischl, Daphnella brachyura Lievin, Hyalodaphnia cucullata Schödler und Diaptomus gracilis. In der Litoralfauna kommt da nebst den Formen des Nachbarteiches auch Simocephalus exspiuosus Koch vor. Der Bechyiler Teich. Dieser kleine, nur 7 Joch 990 Kl. = 4'o853 ha Ausmass habende Teich wird als Laichteich oder bei Bedarf als Streckteich benützt. Derselbe liegt in einer Höhe von 448 m am Walde unweit der Station Zbirow und nimmt zumeist Grund- wasser auf. Der im Gebiete der silurischen Formation, Etage Dd^, liegende Grund des Teiches ist lettig, die Tiefe am Ufer ist gering (^/o m) und steigt in der Mitte höchstens bis zu 1 Meter. Eine Ufervegetation ist zwar vorhanden, doch ist sie verschiedenen Ursprungs. Zwischen dem zahlreichen Rohr wächst reichlich Schachtelhalm und Sparganium, auch Utricularia und Polygonum sind häufig; auf den höheren Pflanzen finden sich Algen aus der Gattung Nostoc in Menge und Pticcia natans bedeckt stellweise die ganze Oberfläche des Wassers. Wenn das Wasser klar, nämlich durch die lettige Unterlage nicht getrübt ist, so ist seine Farbe ein lichtes Grün; dieser Farbenton rührt von der riesigen Menge der hier vorhandenen pelagischen Infusorienart Ceratium hirundella Ehrnb. (macro- ceros Sehr.) her. Die übrige pelagische Fauna weist ausser einigen Peridinien nur noch das Räderthierchen Asplanchna helvetica und spärlich den Wasserfloh Hyalo- daphnia cuculata Schödler auf. Die Litoialfauna ist auch nicht zahlreich; neben sehr zahlreichen Wasser- wanzen aus der Gattung Corisa und ihren Larven, finden sich da Hüpferlinge (Cyclops diaphanus) und Räderthierchen (Polyarthra platyptera Ehrnb. und Anurea aculeata Ehrnb.), ferner von Wasserschnecken L i m n a e u s stagnalisL. Aus diesem ist zu ersehen, wie wenig Nahrungsmenge in diesem Teich enthalten ist, was eben auch die Ziffern beweisen, da der Zuwachs, den mir mit- getheilten Daten gemäss, per Schock durchschnittlich nur 10"84 leg oder 0"18 hg per Stück betrug. Die Ursache liegt wohl darin, dass dem Teiche keine befruchtenden An- schwemmungen zu Gute kommen und ferner, dass derselbe nicht trockengelegt und gesämmert wird; wahrscheinlich hängt dieser Zustand auch mit den Grund wässern zusammen, die stets kühler sind und eine geringere Menge Luft enthilten. Auffallend ist dabei, dass ein in dem Masse durch thierische Organismen im- praegnirtes Wasser, eine so geringe Nahrungsmenge besitzt, doch ist dies nur ein Beweis,dass nach der pelagischen Fauna die Nahrhaftigkeit des Teiches nicht beurtheilt 25 werden kann. Einen Beweis hiefür lieferte das Ergebnis» der Untersuchung des Mageninhaltes einiger jungen Karpfen, in dem ausser einigen Corisen und ihren Larven, Cyclops und Weichtüieren, gar nichts aus der pelagischen Fauna gefunden wurde, ja auch nicht ein Exemplar des mit einem harten Panzer versehenen Cera- tium, das hier das offene Wasser in solcher Menge bewohnt. Der Holoubkauer Teich. Zu den als vernichtet betrachteten Teichen Böhmens, wurde in den letzten Jahren auch der Teich von Holoubkau zugezählt. Derselbe liegt 440 m über d. M., in einem anmuthigen Waldkessel, und ist zum Theil von den Häusern des Dorfes Holoubkau umgeben. Sein Ausmass beträgt 30 Joch 1130 Kl. = 17-674 ha. Bis zum Jahre 1887 hatte dieser Teich reines Wasser, doch im Jahre 1887 wurde in denselben aus der eben errichteten Fabrik auf Cellulose giftiges Spülwasser ge- leitet und so der Teich verdorben. In sanitärer Hinsicht machten sich die Folgen dieser Industrie nicht nur local, sondern auch entlang des ganzen Teichabflusses bis Rokycan sehr bald fühlbar, da das Wasser in dem Grade verdorben war, dass die nahe wohnenden Landwirthe dasselbe nicht einmal zur Viehtränke benutzen konnten. Solange der Teich bewirtschaftet wurde (bis z. J. 1886) pflegte derselbe nicht abgeschlagen zu werden und obzwar hier immer eine Abnahme gezählt wurde, ergab sich dennoch ein Zuwachs von 19*52 Jcg per Schock für eine Hitze oder 0-326 kg per Stück. Dieser Umstand, sowie die ganze Lage des Teiches und die Beschaflenheit seines Grundes, der lettig-sandig ist, sprechen dafür, dass derselbe bei guter Bewirthschaftung einen schönen Ertrag liefern würde, so dass auch in dieser Beziehung zu bedauern ist, dass er der Fabriksanlage, sei auch gegen Pacht- geld, preisgegeben wurde. Es wurde zwar auf die Klagen der Ortsbevölkerung so weit Rücksicht genommen, dass das Wasser aus der Fabrik nun nicht direct in den Teich sondern in dessen Abfluss geleitet wird, doch wurde damit nicht viel gewonnen, z. Th. blieb das untere Wasser immerfort der Schädigung ausgesetzt z. Th. wurden damit die Verhältnisse im Teiche selbst nicht gebessert, da dies nur durch ein radikales Mittel, nämlich durch Sämerung des Teiches und durch Vernichtung und Reducirung der am Grunde liegenden giftigen Stoffe erzielt werden kann. Der Charakter der Fauna des Holoubkauer Teiches war nur der die Teich- fauna kennzeichnende: Leptodora Kindtii Focke in Gesellschaft mit Daphnella brachyura Lievin, Hyalodaphnia cuculata (var. Kahlbergensis Schödler H. c. u. var. vitrea Kurz. Die Vegetation fand ich hier nicht gar reichlich; ausser einigen schmalen Rohrbeständen im nordöstlichen Zipfel, untermischt mit Kalmus und Schachtelhalm, waren am Teiche nur noch einige Kolonien Knöterich, der stets sehr arm an Thieren ist. 26 Die in dem Röhricht sich aufhaltende Litoralfauua war verhcältnissmässig zahlreich, doch an Arten nicht mannigfaltig. Den grüssten Theil derselben bildete die stellenweise in Massen vorkommende Bosmina cornuta Jurin ; ferner sind noch zu nennen: Cyclops diaphanus Fischer, Cypris vidua Müller, Acroperus leucocephalus Koch, Sida crystallina Müll., von Räderthierchen Anurea aculeata Ehrnb., Polyarthra platyptera Ehrnb., zahlreiche Naiden von Insectenlarven Chirouomus u. Larven der Tabaniden von Spinnenthieren Hydrachna globosa, von Bryozoen Plumatella repensL. (emarginata All.), Paludicella Ehrenbergii Van. Ben. Auffallend ist hier der Maugel an Weichthieren. Zu ergänzen wäre noch diese Fauna durch Infusorien und Rhizopoden, die in dem Algenüberzug der Steine (Spirogyra, Pediastrum pertusum, Arthrodesmus) reichlich vorkommen. Namentlich verdient Diflugia Corona Wall, erwähnt zu werden. Der Lamanicer oder Hammerteich. Es ist ein kleinerer, in einer freundlichen waldigen Niederung unweit Holoubkau ergossener Teich, der diesen Namen trägt. Sein Ausmass beträgt 6 Joch 1105 Kl. =: 2"851 7ia. Früher war derselbe für die Karpfenzucht viel geeigneter; in den Jahren 1883/84 betrug der Zuwachs für eine Hitze per Schock 45*52 hg oder 0"758 % per Stück, also mehr als zweimal soviel als in dem nahen Holoubkauer Teiche. Der Grund hiefür dürfte wohl ein zweifacher sein: In dem hier viel reichlicheren Pflanzenwuchs wohnt eine, sowohl was Zahl der Individuen als auch Mannigfaltigkeit der Arten anbelangt, reichlichere Fauna, zu der sich noch einige kleine Weichthiere (Physa, Lymnaeus und Planorbis) beigesellt haben. Auch fallen von den am Wasser stehenden Bäumen und Gesträuchen sehr viele Insecten ins Wasser, die von den Fischen begierig genommen werden. Als weiterer Grund dürfte der Umstand anzuführen sein, dass der Teich, wenn abgeschlagen, zum grossen Theil sehr lange trocken liegend gelassen wurde und nur in der tiefsten Partie unter Wasser zu stehen pflegte, ausserdem hat er in der waldigen Niederung auch eine geschütztere Lage. Im Gegensatz zu seiner ziemlich reichen Litoralfauna ist die pelagische Fauna desselben arm an Zahl und Art. Auch hier findet sich eine ausgeprägte Teichfauna, bestehend aus nach- folgenden Arten: Leptodora Kindtii Focke, Daphnella brachyura Lievin, Hyalodaphnia cucullata (var. Kahlbergensis u. var. Cederströmii, Schödler), Daphnia penn ata Müll. 27 Von Criistaceeu sind in der Litoralfauna vertreten : S c a p li 0 1 e b e r i s m u c r o n a t a Müll., Sida crystallina Müll., Bosmina cornuta Jiirin, Alona affin is Leydig., Cerio daphnia reticulata Jurin. Von Würmern sind häufig: Polyartlira platyptera Ehrnb. und Naiden, von Rhizopoden Difflugia Corona, von Insectenlarven Chironomus und Tab an i den, von Bryozoen Plumatella repens L., von Weiclitliieren Limnaeus pereger Müll., Planorbis albus Müll., Physa hypnoium L. Im Schlamme findet sich häufig Anodonta mutabilis Cless var. c y g u e a, die hier eine bedeutende Grösse zu erreichen pflegt. Dieser Teich ist nun auch den Einflüssen von Fabrikwässern preisgegeben und ist daher für Fischzucht nicht mehr geeignet. Interessant wäre auch zu er- fahren, welch eine Wirkung die Wässer auf die Verhältnisse der kleinen Teich- fauna ausüben. „Podmytsky" (der Mauther Teich). Dieser Teich liegt in der flachen Niederung hart unter der Stadt Mauth und nimmt einen Raum von 35 Joch oder 20' 146 ha ein. Wie bei den übrigen Teichen dieser Gegend, bildet auch hier eine thonige Unterlage der silurischen Schieferschichten seinen Grund. Dieser Teich zeigt durchwegs nur eine sehr ge- ringe Tiefe, die tiefsten Stellen betfagen nur 1 Meter und in den Uferpartien ist das Wasser nur ^2 ^"^^ ^L ^ ^i^f- Derselbe ist ganz von Feldern umschlossen und nur mit einem schmalen Rasenstreifen gesäumt. — Von da empfängt er die erdigen befruchtenden Anschwemmungen, wogegen ihm von der Stadtseite in gleicher Weise organische Substanzen zugeführt werden. In Folge dieser Verhältnisse findet man hier eine, wenn auch artenarme, so doch, was Zahl der Individuen anbelangt, sehr reiche Fauna, die in dieser Beziehung wenigstens alle übrigen Teiche dieser Gegend übertrifft. Und doch ist der Zuwachs an Fischen oft ein sehr geringer. Dies erklärt sich durch den grossen Verlust an Fischen, von denen fast V4 des Besatzes verloren geht, und ausserdem durch die grosse Beunruhigung der Fische in den Nächten während der Weidezeit von Seite der Fischdiebe. In den Jahren 188^^86 betrug der Zuwachs per Schock für eine Hitze nicht mehr als 9-67 Ä = 0-161 lg per Stück. Die pelagische typische Teichfauna weist nachfolgende Arten auf: Leptodora Kindtii Focke, Daphnella brachyura Lievin, 28 Hyalodaphnia ciiciillata (var. Kalilbergeüsis Scliödler.) Daphnia microcephala Sais. Vorwaltend unter diesen ist Leptodora. Die Uferfauna hat hauptsächlich ihren Sitz in den dichten Laichkraut- rasen, wogegen sie in den Schilfrohrbeständen und Binsen nur zerstreut vorkommt ; von Weichthieren sind da Limnaeus stagnalis L. Physa hypnorum L. Ancyllus lacustris Müll. (unter den Teichen der Umgebung kommen hier überhaupt die meisten Weich- thiere vor). Von Bryozoen Cristatella ophiodoidea Hyatt. und Plumatella repens L. Häufig sind die Larven von Triaenodes bicolor Curt., Anax sp. Culex sp. Ephemera vulgata, Von Spinnenthieren : Argyroneta aquatica, Nesaea elliptica (var.) Von Crustaceen: Chiron omus sp. Cl oe d iptera, Naucoris cimicoides L, Nesaea mollis var. Hydrachna globosa. Bosmina brevicornis Hell., Acroperusleucocephalus Koch., Eurycercus lamellatus Müll., Cyclops diaphanus Fischer. Pleuroxus truncatus Müll,, Alona quadrangularis Müll. Notodromas monachus Müll., Cypris vidua Müll., Cypris ovum Müll., Scapholeberis mucronataMüll., Ceridophnia reticulata Jurin., Sida crystallina Müll. Von Würmern häufig Naiden, von Protozoen Volvox, Centropyxis aculeata Stein, Difflugia Corona Wall., Ceratium hirundinella Ehrnb. Dieser Teich wäre unter den gegebenen Verhältnissen am besten als Brut- streckteich zweiter Ordnung nach dem System Dubisch zu benützen, denn als hierher nur der kleine Fisch käme und der grössere in einen anderen Teich versetzt sein würde, so wäre dadurch dem grossen Verluste an Fischen vorgebeugt und ausserdem würde die Menge der hier vorkommenden Fauna gut ausgenützt werden. 29 Der St. Stefaiisteich. Nachdem die böliin. Westbaliu vor der Station Zbirow, so man von Prag fährt, die beiden Karezer Teiche passirt hat, so erreicht sie gleich hinter dieser Station wieder einen grossen Teich, den St. Stefansteich (90 Joch 1440 Kl. = 52-322 ha im Ausmass). Trotz seiner grossen Tiefe im westlichen Tlieile und trotzdem der- selbe nicht abgeschlagen wird, gehört dieser Teich nicht zu den schlechtesten, denn im Osten hat derselbe zahlreiche, leicht durchwärmbare seichte Plätze und lauft, namentlich im Süden, in seichte, grasreiche Buchten aus. Sonst ist seine Vegetation, die nur aus schütteren, schmalen Röhricht am Ufer besteht, arm zu nennen. Mit dem Wasser, das der, aus der Richtung von Cheznovic kommende Bach dem Teiche zuführt, gelangt in denselben auch etwas befruchtende An- schwemmung, deren Wirkung an dem geringen Vorhandensein einiger pelagischen Algen, Limnochlide und Anabaena flos aquae, die auch das unbewaffnete Auge im Wasser wahrnimmt, so der Wind eine grössere Menge derselben zum Ufer treibt, sich kundgibt. Die Fauna dieses Teiches ist minder an Arten desto mehr aber an Indi- viduen reich. Von Weichthieren kommen da hauptsächlich grosse Teichmuscheln (Anodonta mutabilis var. cygnea) und Limnaeus stagnalis var. Nicht zahlreich sind hier die Bryozoen Cristatella ophiodoidea Hyatt. auf Steinen, ähnlich auch Plumatellarepens L. (die verkümmerte Form emarginata Allm.) und Paludicella Ehrenbergii Van Ben. Von Insecten bemerkte ich da nur Chiro- nomus-Larven in grösserer Menge, und wenn wir noch Cyclops diaphanus und Sida crystallina anführen, so ist damit das Bild der hier hausenden Litoralfauna vervollständigt. Die pelagische Fauna des St. Stefansteiches ist eine ausgeprägte Teich- fauna; vorwiegend sind da: Leptodora Kindtii Focke und Hyalodaphnia cucullata var. Kahlber gensis Schödler; zu diesen gesellen sich die weniger zahlreichen Daphnia galeata Sars, Daphnia penn ata Müll. Im Ganzen ist diese Fauna, obzwar nur aus wenigen Arten bestehend, recht zahlreich, entschieden zahlreicher als die Uferfauna, die sich nur an seich- teren Stellen und in den flachen Buchten in grösserer Menge aufhält. Da der St. Stefansteich den Hüttenwerken von Holoubkau als Wasser- reservoir dient, so kann derselbe auf längere Zeit nicht abgelassen werden; immerhin könnten aber seine obere Partie und die Seitenbucht trocken gelegt werden, wodurch der gegenwärtig geringe Ertrag an Fischen, der durchschnittlich pro Schock für eine Hitze nur 23*67 oder 0'394 hg an Stück beträgt, gewiss ein grösserer sein würde. 30 Der Cekover Teich. Dieser Teich hat ein Ausmass von 77 Joch 360 Kl. = 44-4506 ha und liegt auf einer Anhöhe von 475 m ü. d. M. Da von keiner Seite geschützt, so ist der- selbe allen Winden ausgesetzt; dafür spricht schon sein durch eine erdige Bei- mengung, in der man mikroskopisch eine Menge kleiner Gypskrystalle wahrnimmt, oft getrübtes Wasser; auch seine Ufer, namentlich die östlichen, sind durch den durch westliche Winde verursachten Wellenschlag stark ausgewaschen. Das südöstliche Ufer, und z. Th. auch das nordöstliche, sind durch einen Steindamm geschützt; die übrigen schützt ein ziemlich breiter Streifen von Ufer- pflanzen; namentlich sind da Schilfrohr, Schachtelhalm und Kalmus, in Menge auch Igelkolben (Sparganium), Wasserschwaden und weiter im Teich Wasser- knöterich. Auf diesen Pflanzen finden sich zahlreiche Algen, von welchen viele z. B. Closterium, Cosmarium botrytis, Desmidium, Bolbochaete u. a durch die Be- wegungen des Wassers weiter getrieben werden. Die Ufer sind mit Weiden bepflanzt, auf welchen sich hauptsächlich Bryozoen angesiedelt haben u. z. : Plumatella repens L. (emarginata All.), PL lucifuga Vaucher (Fredericella sultana Gerv,), Paludicella Ehrenbergi Van Ben. spärlich auch Cristatella ophidioidea Hyatt. Die Litoralfauna reichlicher an Arten als an Zahl, besteht haupt- sächlich aus Chironomuslarven, Crustaceen und Protozoen. Von Crustaceen sind hauptsächlich vorhanden : Si da crystallina Müll., C y cl o p s si gn atu s Koch, Cypris ovum Müll., A s e 1 1 u s a q u a t i c u s. Acroperus leucocephalus Koch, Bosmina longirostris Müll., Cyclops brevicaudatus Koch, Von Rotatorien fand ich in Menge: An Urea stricta Ehrnb., Polyarthra platyptera Ehrnb., und Protozoen Difflugia Corona Hall., Centropyxis aculeata Stein, A r c e 1 1 a vulgaris Ehrnb. Die pelagische Fauna besteht aus Ai'ten, die für Teiche überhaupt chara- kteristisch sind, doch ist sie hier ottenbar, weil das Wasser zu sehr bewegt wird, nur sehr spärlich vorhanden. Ich fand dieselbe repraesentirt durch Leptodora Kindtii Focke (nicht häufig), H y a 1 0 d a p h n i a c u c u 1 1 a t a (var. Kahlbergensis und Cederströmii Schödler gleichfalls nicht zahlreich), Diaptomus gracilis und D a p h n e 1 1 a b r a c h y u r a Liövin. 31 Von Rotatorieu ist da, doch auch nicht häufig, A n u r e a 1 o n g i s p i n a Kell. Dieser, einer Mühle und einem Wasserwerk als Reservoir dienende Teich, hat ausser seiner ungünstigen Lage auch noch den Nachtheil, dass derselbe grösstentheils sehr tief (3 — 5 m) ist, und dass sein Grund z. Th. lehmig-sandig und z. Th. sehr steinig ist. Es sind hier fast alle jene Verhältnisse vorhanden, welche der Entwickehmg der pelagischen Fauna hinderlich sind, wie dies eben auch das geringe Vorkommen derselben beweist. Dagegen findet hier die Litoral- fauna verhältnissmässig viel bessere Bedingungen zu ihrer Entwickelung, namentlich am westlichen Ufer, wo sie den ungünstigen Einflüssen am wenigsten ausgesetzt ist. Dem entsprechend ist hier die Litoralfauna viel zahlreicher als die pelagische Fauna und ihr Einfluss ist auch an dem Zuwachse nicht zu verkennen, iusoferne, als derselbe im J. 1881 für eine Hitze per Schock durchschnittlich 40-47 Jcg oder 0-674 hg am Stück betrug. lu Wirklichkeit ist jedoch dieser Zuwachs ein viel grösserer, als man nämlich berücksichtigt, wie viel durch Diebstahl an Fischen verloren geht, denn durchschnittlich nimmt ein Fisch in einer Hitze 1-018 Jcg bis mehr an Gewicht zu. Theilweise erklärt sich der bessere Zuwachs auch dadurch, dass der Teich schon im Herbste besetzt wurde, ein Umstand, der allgemein gün- stiger zu wirken scheint, als wenn die Brut im Frühjahr in einen Teich gelangt, der im Herbst trocken lag und gleich darauf im Frühjahr wieder gespannt wurde- Übersicht der Teiche der Herrschaft Zbirow. Die Zbirower Teiche sind zumeist grössere Wasserkörper, deren lettiger Grund für die befruchtenden Einflüsse, die unter normalen Verhältnissen zur Geltung kommen, nur wenig empfänglich ist. In Folge dessen werden jene Teiche, denen keine fruchtbare Anschwem- mung zu Theil wird, immer ärmer und ärmer. Diesen Umständen angemessen, ist auch der Ertrag dieser Teiche ver- hältnissmässig ein sehr geringer. Im Durchschnitt beträgt derselbe, den mir be- kannten Daten nach, für eine Hitze am Schock 15 Jcg^ was einem Zuwachs von V4 ^9 P6^ Stück gleich ist. ■ — Durch Trockenlegung, Auskalkung, Auflockerung und Sämerung des Teichbodens, könnten jedoch diese Gewässer sehr nutzbringend gemacht werden, denn es giebt in Böhmen nur wenig Teichboden, der so ver- besserungsfähig wäre wie es dieser ist. Mehrmals wurde dies in der Zbirower Gegend nachgewiesen. So z. B. am Lamanicer Teich, der zum Theile regelmässig trocken lag und ähnlich auch am Cekover Teich; beide erwiesen sich nach ihrer Trockenlegung verhältnissmässig viel productiver, da dann der Zuwachs für eine Hitze per Schock bis auf 45 Jcg (durchschnittlich 43 49 Jcg) stieg oder per Stück durchschnittlich 0-716 Jcg ausmachte. Aus diesem erhellt, dass hier die rationelle Teichwirthschaft ein Gebiet der nützlichsten Thätigkeit erschliessen würde. Na- mentlich würde sich hier eine grüne Düngung bei gleichzeitiger Einführung des Systems nach Dubisch empfehlen, wenn z. B. der ausgetrocknete Teichboden aus- gekalkt und mit Superphosphat gedüngt, dann mit einer Hülsenfrucht oder Klee bestellt und diese vor der Spannung des Teiches eingeackert werden möchte. 32 Die Fauna dieser Teiche geliört zum Typus der ausgeprägten Teichfauna; bis auf wenige Ausnahmen bewahrt sie diesen Charakter, entsprechend der gleich- förmigen geologischen Lage der Teiche, fast überall. Als eine bemerkenswerthe Ausnahme sind in dieser Beziehung nur die Padrtteiche zu betrachten, da die- selben schon ausserhalb der Schieferzone liegen und eine Unterlage aus Grauwacke, somit einen mehr sandigen Boden haben, doch im Ganzen ist auch hier der Typus der Fauna ganz derselbe. Die pelagische Fauna charakterisiren haui)tsächlich : Leptodora und Hyalodaphnia cucullata. Seltenere Ausnahmen sind Anurea longispina (im Oberen Padrtteich und dem Teiche Hluboky) und Ceratium macroceros (im Bechyher Teich). Die Spuren einer Seefauna sind in diesen Teichen nirgends zu verzeichnen. Von den anderen, hier nicht angefülirten Teichen, wären noch einige kleinere zu erwähnen, so der Teich Hluboky (bei Cheznovic), Dvorsky (in Strasic), Tisy (in der Nähe von Strasic), Cäpsky mit dem Kleinoujezder bei Zbirow. Der grösste der hier ge- nannten Teiche ist der Teich Tisy; derselbe liegt in der Thalniederung, die sich entlang des nördlichen Abhangs des Brdygebirgszweiges in der Richtung von Strasic nach St. Benigna zieht. — Daselbst finden sich mehrere Teiche; aus allen, mit Ausnahme des Teiches Tisy (6 Joch 1479 Kl. = 3 96 ha) fällt das Wasser in der Richtung gegen St. Benigna ab; der genannte Teich sammelt sein Wasser durch den in den Wiesen fliessenden Bach und sendet es in der Richtung gegen Strasic zu, in den Schwarzbach. Eigenthümlich ist, dass in diesem Quellteiche sehr viele Hechte leben ; um die Ausrottung derselben hat man sich bisher jedoch vergebens bemüht. Die Menge der vorhandenen Hechte gefährdet hier die Karpfenzucht; allen Verhältnissen nach würde hier der Karpfen sonst gut gedeihen, freilich nur in dem Falle, wenn die Bewirthschaftung des Teiches auch durch Sämerung ])e- trieben werden möchte. Die pelagische Fauna charakterisiren: Leptodora Kindtii Focke, Daphnia galeata Sars. Diaptomus gracilis Sars., Cyclops signatus Koch. In der Uferfauna sind Chironomus-, Culex-, Corisa- und andere Larven sehr zahlreich. Von Wassermilben namentlich: Arrhenurus globator C. L. Koch, Acroperus leucocephalus Koch, von Crustaceen: von Wasserpolypen: zahlreiche Rotatorien und Rhizopoden: Bosmina longispina, Cyclops diaphanus Fischer; Hydra fusca, Polyarthra piatyp tera Ehrnb,, Centropyxis aculeata Stein., Difflugia Corona Wall., Nebela colaris Leidy. 33 Der Dvorsky Teich ist ein klciuer Dorfteich in Strasic und ein Über- bleibsel aus der Reihe ähnlicher Teiche, die einst in dem Thale unterhalb des Strasicer Kirchleins bestanden haben, von denen aber ausser dem genannten Dorf- teiche nur noch einer sich erhielt. — Wenn diese Teiche heute wieder gespannt würden, so könnten sie mit Benützung des Dubisch'schen Systems zur Vervoll- ständigung der hiesigen Teichwirthschaft gut benützt werden. Der Dvorsky Teich hat alle einen richtigen Dorfteich bezeichnenden Eigenschaften; zwischen der hier in Menge vorhandenen Alge Limnochlide flos aquae vorkommend, leben da in Menge von Rotatorien: Polyarthra platyptera Ehrnb. Triarthra longiseta Ehrnb. Crustaceen Brachionus pala Ehrnb. Anurea aculeata Ehrb. Daphnia pulex, Diaptomus gracilis Sars., Bosmina longirostris Müll., und häufig Cyclops serrulatus, Cl. Wie nahrhaft das Wasser solcher Teiche ist, beweist der Umstand, dass die gleiche und zu gleicher Zeit erfolgte Besetzung des Bechyher- und des Dvorsky Teiches in letzterem für dieselbe Zeit um l^a bis 2mal grösser wurde als in den ersteren. Eigenthümlich ist, dass in dem unweit entfernten, etwas niedriger ge- legenen kleinen Nachbarteiche, zur Zeit seiner Durchforschung keine Limnochlide vorhanden war; sein Wasser war sehr rein und in Menge fast durch dieselben Arten von Crustaceen und Rotatorien wie der Dvorsky Teich bewohnt. Dieser Teich wird als Streichteich benützt. DerTeichHluboky(2 Joch 500 Kl. = 1-331 Ha.) liegt oberhalb des Set. Stefanteiches im Thale nächst Cheznovic; zum Theile wird derselbe durch Wald beschattet und empfängt sein Wasser durch den in dem torfigen Boden der niedriger gelegenen Wälder, auf der s. g. Krälovka, einer botanisch interessanten Localität, entspringenden Wiesenbach. Ein grosser Theil dieses zwar nicht grossen, doch in den vorderen Partien sehr tiefen Teiches, ist verwachsen, sei auch nur schütter mit Rohr und Schachtelhalm und hie und da mit Knöterich. Die pela- gische Fauna bietet den Fischen reichliche Nahrung; dieselbe weist neben den typischen Teichformen Leptodora Kindtii Focke und Hyalo daphnia cuculata auch das seltene Räderthierchen Anurea longispina Kellicot in Menge auf. Der Teich Cäpsky und der Kleinoujezder befinden sich unweit der Haltestelle Zbirow in der Richtung gegen die Stadt zu; von einander sind sie nur durch einen einfachen Damm getrennt. Obzwar sie unmittelbar aneinander grenzen, so herrschen doch nicht die gleichen Verhältnisse in denselben. Der Cäpsky Teich ist viel schlammiger und seine Fauna ist viel ärmer. Die Vegetation an beiden Teichen ist von einander nicht verschieden; domiuirend 3 34 ist Kalmus, den das Volk hier zu sammelu pflegt; häufig sind ferner Rohrkolben, Schachtelhalm und Schilfrohr, seltener Wasserknöterich. Auch bewahrt die Fauna in beiden Teichen den gleichen Charakter, doch herrscht in Vergleich zu dem an- deren Teiche in dem Cäper Teich eine auffallende Armuth sowohl an Arten als auch Individuen. Die pelagische Fauna charakterisiren : Leptodora Kindtii Focke, Hyalodaphnia cucullata var. Cederströmii und Ceratium macroceros Sehr, (hirundinella Ehmb.). Ausserdem findet sich spärlich Daphnella brachyura Lievin und aus der Uferzone dringen in das freie Wasser, so die tychopelagische Fauna bildend, häufig vor: Ceriododaphnia reticulata, Bosmina longirostris Müll., Triarthra longiseta Ehrb., Polyarthra platyptera Ehrb. und stellenweise auch Volvox. In der Uferzone sind zahlreich zu finden: Sida crystallina Müll, Acroperus leucocephalus Koch, Ghydorus globosus Baird und ausserdem die erwähnten Rotatorien; von Bryozoen sind da, doch nur selten: Plumatella repens L., Cristatella ophidioidea Hyatt. Im Ganzen herrscht hier eine grosse Armuth an Formen und Zahl der Individuen, so dass diese Teiche nicht als Streckteiche befriedigen können. Der Boden derselben erheischt ausgetrocknet und neu befruchtet zu werden, falls sie zur Fischzucht mit Erfolg benützt werden sollen. B. Die Teiche der Herrschaft Frauenberg. Die Teiche dieser Herrschaft wurden schon einigemale excursiv besucht und in verschiedener Hinsicht untersucht. Die ersten Untersuchungen führte da- selbst im J. 1873 Prof. Dr. Ant. Fric aus. Später duchforschte auf Cladoceren Dr. B. Hellich den Teich Bezdrev. Im J. 1887 weilte in dieser Gegend Prof. Fr. Klapälek, um die hier vorkommenden Trichopteren zu konstatiren. An diese Erforschungen reihen sich meine daselbst im J. 1887 und 1888 vorgenommenen Arbeiten. Der löblichen fürstlichen Domainenverwaltung gebührt an dieser Stelle ein besonderer Dank ausgedrückt zu werden, indem sie, den Intentionen Sr. Durch- 35 laucht, weiland des Fürsten Joli. Adolf Schwarzenbeig gemäss, der alle wissen- schaftlichen Bestrebungen eifrigst unterstützte, mit grösster Bereitwilligkeit die Durchforschungen der Teiche zu unterstützen die Güte hatte. Der Municer Teich. Der Municer Teich bei Frauenberg wurde im Jahre 1887 und 1888, immer im Sommer, in den Monaten Juli und August, und ausserdem durch Beihilfe des Museum Verwalters in Ohr ad a, Herrn K. Honig, auch im Winter untersucht. Die Untersuchungen im Sommer 1887 waren nur mehr per Excursion gemacht, ähnlich auch die in den zwei darauf folgenden Wintern; im J. 1888 wurde jedoch der Teich durch acht Wochen einer genauen Untersuchung unter- zogen. Das Resultat der hier gemachten Beobachtungen ist ein ziemlich befriedi- gendes, insoferne, als man in die biologischen Verhältnisse der untersuchten Fauna mehrfach Einblick erhielt und man die Bedeutung einiger für die Teichwirthschaft wichtigen Erscheinungen richtig beurtheilen kann. Leider fehlen bei diesem Teiche die nöthigen Daten über das Resultat des Fischfanges, da die Angabe derselben, aus unbegründeter Befürchtung, dass dies irgendwelche Unannehmlichkeiten zu Folge haben könnte, von Seite der D omainen Verwaltung verweigert wurde. Der Municer Teich hat ein Ausmass von 206 Joch 1356 Kl. = 118*88 Ha., derselbe liegt an der Nordgrenze der Budweiser Ebene in einer Höhe von 390 M. ü. d. M. und in einer sandigen, z. Th. lehmigen Anschwemmung mit lettigem Grunde. Das südliche und das östliche Ufer begränzen gemauerte Dämme, die nur an der Südseite durch einen schmalen Streifen Schilfrohr gedeckt sind. Die anderen, durch Strauchwerk und eine Allee gedeckten Ufer, verlieren sich seicht in die Ebene des umliegenden Parkes. Den Nord-, Nordost- und Westwinden ist die Wasser- fläche ziemlich biossgestellt. In Anbetracht dieser Lage verursachen die aus Westen und Nordwest kommenden Winde den grössten Schaden an der Teichfauna, da von diesen eine Menge der kleinen Teichbewohner an die Dämme getrieben und da- selbst, durch die Wellen zerschlagen, vernichtet wird. Dem Teiche wird das Wasser durch einen Zuflussgraben aus dem Bezdrew-Teiche zugeführt, und ausser den Ab- fällen aus dem Schlosse erhält er sonst wenig an fruchtbarer Anschwemmung. Der sandige Boden ist auf einer Fläche von ca. 59 Ha., wo grössere Tiefen sind, ver- schlammt; soweit in den sandigen Partien die Wassersäule nicht mehr als V2 — 1 Meter beträgt, ist der Boden gut durchwärmbar und es fehlt ihm nur an zeit- weiliger Befruchtung. Doch wird der Teich selten trockengelegt und nie gedüngt, gespannt wird er gewöhnlich gleich nach der im Herbste erfolgten Abfischung. Besetzt wird derselbe auf zwei Hitzen mit einer durchschnittlich mit 8000 Stück im Gewichte von 3200 Kg., ausserdem mit 800—1000 Stück Hechten und 1000 bis 1500 Schleihen. Die .Ufervegetation besteht aus Teichrohr, hie und da untermischt mit Rohrkolben (Typha angustifolia) und dringt selbe, namentlich an den westlichen und südwestlichen Ufern weit ins freie Wasser vor, daselbst stellenweise ausge- 3* 36 dehnte Dickichte bildend. Diese dienen zum Aufenthalte ziemlich vieler Wasser- vögel, namentlich Anas bosschas, Querquedulla crecca, Fulica atra, Podiceps er i Status und Podiceps nigricollis. Sonst ist aber dieses Röhricht ein Hinderniss für die Durchwäimung des Teiches und es sollte, in An- betracht der Fischzucht, in seiner Ausbreitung beschränkt werden. Auf der freien Wasserfläche schwimmen zahlreiche Inseln von Limnan- themum nymphaeoides, die namentlich für die tieferen Stellen von Nutzen sind, da sich auf dieser Pflanze eine zahlreiche Litoralfauna angesiedelt hat. Spärlich kommen hier nur noch das Tausendblatt (Myriophyllum spi- catum L.) und der Wasserknöterich (Polygonum amphibium) vor. Das Tau- sendblatt pflegt der Wohnsitz der Rotatorienkolonien, Lacinularia socialis, zu sein, der Knöterich, so er nur ganz lockere Rasen bildet, wird hier wie anderwärts von Wasserthieren nur wenig bewohnt, und ist daher für die Entwickelung der Wasser- fauna fast ohne Bedeutung. Von Wasservögeln fallen auf die freie Wasserfläche hauptsächlich nur die Lachmöve (Xema ridibundum) und die Seeschwalbe ein. Von Fischen kommen in dem Munitzer Teiche ausser den angesetzten Arten noch der Flussbarsch (Perca fluviatilis L.), der grosse Blei (Abramis brama Cur.), das Rothauge (Scardinius erythrophthalmus Bon.) und die Plötze vor. Sonst ergab die Erforschung der übrigen Fauna folgendes Resultat: A. Litoralfauna. Weichthiere Limnaeus stagnalis P. Limnaeus pereger Müll. Physa f ontinalis L. Anodonta mutabilis Cless. var. cellensis Schrott. Bryozoa: Plumatella fungosa Pall. Hyalinella vitrea Hyatt. (forma PI. punctata Hanck). Cristatella ophidioidea Hyatt. Insecten: Naucoris cimicoides. Notonecta glauca. Insectenlarven: Agrypuia Pagetana Curt. Leptocerus senilis Burm. Mystacides longicornis L. Triaenodes bicolor Curt. Cloe diptera. Oecetis ochracea.Curt. Oecetis furva Ramb. Lestes sponsa Hansem. Alotrichia pallicornis Eaton. Cyrnus trimaculatus Curt. Polycentropus flavomaculatus Pict. Molanna angustata Curt. Limnophilus stigma Curt. Culex sp. Chironomus sp. Caenis sp. Tricorythus sp. Libellula sanguinea. Holocentropus dubius Ramb. Phryganea varia F. 37 S p i n n e 11 1 h i e r e : Hydrachna globosa. Nesaea mollis var. Limnesia maculata var. Crustaceen: Cyclops signatus Koch. Cyclops lucidulus Koch. Canthocamptus minutus Müll. Sida crystallina Müll. Bosmina cornuta Jurin. Eurycercus lamellatus Müll. Ceriodaphiiia megops Sars. Chydorus globosus Baird. Würmer: Polyarthra platyptera Ehrnb. Lacinularia socialis Ehrnb. An Urea aculeata Ehrnb. An Urea foliacea Ehrnb. Vortex sp. Axona viridis. Argyroneta aquatica. Macrobiotus sp. S t r e b 1 0 c e r u s s e r r i c a u d a t u s Fischer. Alona Leydigii Schödler. Argulus foliaceus. Cypris vidua Müller. Cypris Jurin ei Zaddach. Asellus aquaticus. Mesostomum sp. Nephelis vulgaris L. Piscicola geoinetra L. Chaetogaster. Nais. Wasserpolypen: Hydra fusca. Urthiere: Epistylis, au Cyclops schmarotzend. Arcella vulgaris Ehrnb. Über die Vertheilung, die Verbreitung und die Lebensweise dieser Litoral- fauna möge Folgendes angeführt werden: Die meisten Insectenlarven und Würmer suchen zu ihrem Wohnsitze das Schilfrohr auf, sei es dass sie auf diesem haften oder zwischen demselben leben, in grossem Masse auch das Limnanthemum, wo sie dann, also in der rein pela- gischen Zone, Colonien der Litoralfauna darstellen. Ausserdem kommen an diesen Stellen auch Bryozoen, von Crustaceen namentlich Bosmina, Sida, Eurycerus und z. Th. auch Muschelkrebse vor. Die Chironomus-Larven Egeln, Alona, Leydigii, Asellus aquaticus u. ä. suchen die Wurzeln der Uferpflanzen und überhaupt die schlammigen Stellen auf. Die Bryozoen (ausser Cristatella) und Insectenlarven Leptocerus senilis, Mystacides longicornis und Chironomus sp. kommen auch an Steinen und am Holze des Fangplatzes vor. In den pflanzenfreieri Uferpartien treten regelmässig pelagische Formen auf, so Diaptomus gracilis, Leptodora Kindtii Fock, Daphnia pen- nata Müll, und Cypridopsis vidua juv. Was nun die Verbreitung der Litoralfauna in horizontaler Richtung, d. i. vom Ufer zur Mitte des Teiches anbelangt, so wären hierüber diese Beobachtungen zu verzeichnen : Am Ufer selbst, namentlich wenn das Wasser durch die Ufervege- tation oder sonst durch Wasserpflanzen beschattet wird, kommen hauptsächlich 38 grössere, der Verpuppung nahe oder sich schon verwandelnde Larven, ferner Cy- priden und andere Crustaceen vor, die Cladoceren und Copepoden jedoch nur in dem Falle, wenn die Vegetation nicht zu dicht steht. Der hauptsächliche Wohnsitz, namentlich der jüngeren Larven, der Copepoden und Cladoceren, sind die vom Ufer etwas entlegeneren Stellen, wo die Wasservegetation schütter zu werden an- fängt. Einige Formen, z. B. Bosmina, Ceriodaphnia, dann frei schwimmende Ro- tatorien (Anurea, Polyarthra u. ä.) wählen mit Vorliebe zu ihrem Aufenthalte die- jenigen Partien, wo diese Vegetation überhaupt aufhört. Nicht selten beobachtete ich, dass z. B. Bosmina hier in solchen Haufen herumschwamm, als wenn an solchen Stellen regelmässige Züge dieser Thierchen stattfinden würden. In diese Partien dringen bei ruhigem Wasser oft rein pela- gische Formen vor, von Crustaceen namentlich Daphnia brachyura Lievin und von Rotatorien Asplachna. Über die verticale Verbreitung der Litoralfauna wurde die Beobachtung gemacht, dass die grosse Mehrzahl derselben meist nicht tief unter der Oberfläche des Wassers, bei schwimmenden Pflanzen meist hart unter der Blattdecke lebt, nur einige Formen, so die früher erwähnten Egel, Alona, Cyprisarten, Chironomus- Larven, Asellus u, a. suchen meist tiefere Uferstellen und den Schlamm selbst zu ihrem Aufenthalte auf. Eine besondere, den Wasserschichten entsprechende Ver- breitung, die mit der Wärme des Wassers und der Luft in Zusammenhang stehen würde, wurde hier nicht wahrgenommen. Über das Vorkommen der Litoralfauna der Jahreszeit nach, soweit dies an diesem Teiche verfolgt werden konnte, wären diese Momente zu verzeichnen : In den Sommermonaten Juni, Juli und August steht die Litoralfauna auf der Höhe ihrer Entwickelung und es kommen da dann fast alle hier angeführten Formen vor. Gegen den Winter beginnen zuerst die grösseren Formen der Crusta- ceen, Eurycercus, Sida u. ä. zu verschwinden, sie werden schon von September ab immer seltener, um nach und nach sich gänzlich zu verlieren. Im Gegentheil zu diesen erhalten und vermehren sich noch mehr um diese Zeit gewisse kleinere Arten, so Bosmina und Cyclops, z. Th. auch die freischwimmenden Rotatorien. Die Insectenlarven pflegen sich, bis auf einige Ausnahmen, in den Schlamm einzuwühlen oder zwischen die am Grunde liegenden abgefallenen Blätter zu verbergen. Doch sehr zeitlich, oft schon im Januar und Februar, kommen bei günstigem Witterungs- wechsel die Insectenlarven und die jungen Crustaceen, hauptsächlich die Nauplius- form von Cyclops, und junge Rotatorien zum Vorschein ; die Larven verlassen ihre Schlupfwinkel und häufig treten auch Alona und die ihr verwandten Formen der Sumpfcladoceren auf. Bemerkenswerth ist das Vorkommen von Cypris Jurinei in der Litoralfauna dieses Teiches im Monate Februar und als isolirte Erscheinung das Vorkommen von Streblocerus serricaudatus Tisch. Die letztere Crustaceenart dürfte wahrscheinlich durch Herüberschwemmung aus irgend einem Wasser der Umgebung hierher gelangt sein, denn die Entdeckung derselben datirt sich nach dem grossen Herbstwasser 1888; nicht so leicht ist aber zu erklären, wie die Cy- pride hierher gelangte ■ — möglich dass auch durch anderes Wasser, oder sie wäre nur eine winterliche Erscheinung des Teiches. 39 B. Pelagische Fauna. Diese wird hauptsächlich durch Crustaceen und Würmer repraesentirt, weniger durch Infusorien und Wassermilben. Würmer: Asplachna priodonta. Limnesia maculata var. Epistilis auf Cyclops und Daphnia schmarotzend. Protozoa: Crustaceen: Cyclops Signa tu s Koch. Diaptomus gracilis Sars. Leptodora Kindtii Focke. Daphnella brachyura Lievin. Daphnia pennata Müll. Cerio daphnia megops Sars. Die Lebensweise, die Vertheihmg und Verbreitung der pelagischen Fauna bieten weit mehr interessantere Momente als sie in dieser Beziehung die Litoral- fauna aufweist. Manches ist hier auffallender, der Beobachtung zugänglicher, und auch ist die pelagische Fauna dem Temperatur- und Witterungswechsel mehr ausgesetzt als die in ihren Verstecken besser geschützte Uferfauna. Es ist daher bei deren Erforschung die Temperatur des Wassers und der Luft, sowie auch das Wetter sehr zu berücksichtigen. Von Belang sind nicht nur die herrschenden Wärmeverhältnisse der oberen, sondern auch der tieferen Wasserschichten, die in Vergleich zu der Temperatur der Luft bedeutenden Veränderungen unterliegen. Aus der kurzen tabellarischen Uibersicht der verschiedeneu Wärmegrade, beobachtet an verschiedenen Tagen und zu verschiedenen Jahreszeiten, ist dies deutlich zu entnehmen. Die Temperatur-Verhältnisse der Luft und des Wassers. Datum Tageszeit Luft Temperatur d. Wassers a. d. Ober fläche 1 M. tief am Grunde I2V2M, tief Bemerkungen 12./7. 17./7. 20./8. 22./8. 27./8. 18./12. 28./1. 28./2. 1888 1888 n 1889 9V2Ü-Yorm. 91/2 ü. Vorm. 9V2 ü. Vorm. 9V2 ü. Vorm. 9V2 Abends 12 ü. Vorm. 12 Ü. Vorm. 12 U. Yorm. 21-250 C 20-—« C 17-5'> C 25-— 0 20-—» +2-5» -I-1-25'' +7-5« 20-— »C 17-5« C 18-75"C 22'5" C 22-— »C — 1-250 C +1-25" C 4-1-25« C 18-75« C 16-25« C 18-75'' C 21-25« C 20-— «0 -1-2-50 C -i-2-5« C +2-5» C 18--» C 15-5» C 17-5» C 20-—« C 18-75« C +5-—« C +6-25« C -f 2-5« C +2-5« C Wetter klar, warm n n n „ trüb, lau „ schön, heiss Trüber Abend nach Mmm Tag Wasserspiegel zngefroren n » Das Eis thaut Aus dieser Uibersicht, wenn sie auch nur die Temperaturverhältnisse einiger sehr verschiedener Tage im Jahre aufweist, geht hervor, dass mit Kücksicht auf die Temperatur des Teichwassers folgende Norm aufzustellen wäre. 1. Die Temperatur der Wasseroberfläche ist an heiteren, stillen Sommer- tagen regelmässig etwas niedriger als der Wärmegrad der Luft ; Abends und Nachts, wenn die Luft rascher und das Wasser sich langsamer abkühlt, ist die Temperatur 40 des Wassers höher als die der Luft. Dies findet auch bei Tage, nach einer plötz- lichen Abkühlung der Luft (durch Gewitter, Platzregen etc.) statt. 2. Im Winter ist das Teichwasser an seiner Oberfläche (oder wenn zuge- froren, unter der Eisdecke) regelmässig kälter als die Luft. 3. Die Wärme des Wassers nimmt im Sommer in die Tiefe ab, im Winter steigt sie, u. z. zeigt sich im Winter beim Sinken auf 1 — 2 M. Tiefe ein Unter- schied von höchstens O'ß" C, wogegen beim Steigen die Differenz in derselben Tiefe 1*25 — 2'6° C. beträgt. — Es möge hervorgehoben werden, dass diese Unter- schiede um so grösser sind, je tiefer der Teich ist, unbedeutend werden sie bei gleicher Tiefe des Teiches und verschwinden gänzlich bei ganz seichten Gewässern (von V2 — ^U ^ Tiefe). 4. Der Unterschied zwischen der Temperatur der Luft und des Wassers richtet sich je nach der grösseren oder geringeren Beständigkeit der Luftwärme; herrscht für eine längere Zeit eine im Durchschnitt gleichmässige Wärme der Atmosphäre, so beträgt der Unterschied höchstens 1"25 — 2*5^ C, bei jeliem Tempe- raturwechsel der Luft jedoch steigt dieser Unterschied bis auf G-25 event. 7-5° C. Dies ist auch beim Eishauen wahrzunehmen, da am tieferen Wasser das Eis nur durch den Einfluss der Sommerstrahlen zerfliesst, wobei die Oberfläche des Wassers sich nur auf 1"R. erwärmt, wogegen die unteren Schichten viel wärmer bleiben. Mit diesen Temperaturverhältnissen hängt auch die Entwickelung und die Mobilität der pelagischen Fauna zusammen. Im Sommer, wenn während des Tages eine normale Temperatur herrscht, nämlich, wenn die oberste Wasserschichte nur wenig kühler als die Luft ist, erscheint von der pelagischen Fauna nur wenig an der Oberfläche des Wassers und zudem sind es noch die kleinsten Formen; von Cladoceren bemerkt man da Ceriodaphnia, von anderen Crustaceen Cyclops und Diapotamus, von Rotatorien Asplanchna. Grössere Daphnien, Leptodoren u. ä. erscheinen in diesem Falle nur sehr selten an der Oberfläche und halten sich um so tiefer auf, je grösser die Hitze ist. Doch kommen diese Thiere alsbald haufenweise hinauf, wenn die Ober- fläche des Wassers wärmer als die Luft ist, einfach gesagt, wenn die Luft sich abkühlt. Beweis hiefür boten mir einige Nachtfänge, wie eben diese Beispiele lehren : 1. Am 27. August 1888. Luft 20*' C, Wasserwärme oben 22° C, in einer Tiefe von 2 m 18-75° C. Erbeutet wurde an der Oberfläche eine grosse Menge von Leptodoren und Daphnien. In einer Tiefe von ^j^ m wird dieselbe Fauna constatirt, in grösserer Tiefe nimmt die Zahl dieser Thiere auffallend ab. 2. Am 22. August 1888. Luft 26" C, Wasserwärme a. d. Oberfläche 22-5« C, bei 2 m Tiefe, 20" C. — Erbeutet wurden an der Oberfläche: Leptodora nur in geringer Anzahl, desgleichen auch Asplanchna und Ceriodaphnia. Bei V2 *^* Tiefe finden sich die Leptodoren häufiger, die grösste Menge derselben wurde in einer Tiefe von ^4 — 1 ^ erbeutet. — Dieses Resultat stimmt mit dem Resultat des Fanges an hellen, heissen Tagen, wo ähnliche Verhältnisse obwalten, ganz überein. Aus den mitgetheilten Daten, durch welche die Ergebnisse zahlreicher Versuche dieser Art nur gekennzeichnet werden sollen, geht hervor, dass die Be- 41 wegungeii der pelagischen Fauna, nicht von Liehteffecten, wie bisher angenommen wurde, abhängen, sondern von den Wärmeverhältnissen beeinÜusst werden. Nicht nur an diesem, sondern aucli an anderen Teichen konnte ich diese Verhältnisse feststellen. Dies gilt freilich nur von den Bewegungen der pelagischen Fauna in verticaler Richtung. Was nun die Vertheilung der pelagischen Fauna in horizontaler Richtung anbelangt, so sind dabei hauptsächlich drei Factoren ins Auge zu fassen: die Tiefe des Wassers, die Beschaffenheit der Oberfläche desselben, und die herrschende Witterung. Wenn die Tiefe wenigstens 1 m beträgt, so ist eine Abnahme der pelag. Fauna oder sonst ein Unterschied in derselben, je nach den verschiedenen Orten nicht wahrzunehmen, erst an seichteren Stellen nehmen die Leptodoren und Dia- ptomus an Zahl ab, nur die Daphnien, Cyclopen und Bosmina treten häufiger auf. Freilich muss bemerkt werden, dass wir hier als pelagische Zone auch das Ufer- gebiet betrachten, falls es vegetationslos ist, und das offene Wasser, wie es die Teich- wirthe nennen, bis zum Rand reicht. In solchen Partien finden wir gewöhnlich in der That keine Vertreter der typischen Litoralfauna. Die Verschiedenheit der Wasserfläche besteht darin, ob dieselbe von schwimmenden Pflanzen bedeckt oder frei ist. Die schwimmenden Wasserpflanzen unterbrechen die pelagische Zone nur insoferne, falls dieselben dichte, zusammen- hängende Inseln bilden; in diesem Falle verbergen sich in diesem Pflanz eudickicht, nebst der typischen Litoralfauna, nur die kleineren, oder die in den obersten Wasserschichten sich aufhaltenden Formen der pelagischen Fauna, so einige Daphnien, Ceriodaphnien, Bosmina, Asplanchna u. a., freilich nur mehr am Rande und an den weniger dichten Stellen. Doch die grössten Veränderungen in der pelagischen Fauna verursachen die Witterungsverhältnisse. Die regelmässige Be- wegung hängt, wie oben bemerkt, von der Temperatur ab; oft aber wälzen Regen und Wind die Wasserschichten um, was auch dann grosse Veränderungen in den Verhältnissen der pelagischen Fauna zur Folge hat. Schon bei etwas heftigeren Luftströmungen pflegen die Leptodoren an den Vegetationssaum der Uferzone ver- schlagen zu werden, und bei stärkeren Winden strandet ein grosser Theil der pel. Fauna am Ufer oder sie wird in die Buchten gejagt, wo sie dann durch Anprall an harte Pflanzen oder ans Ufer vernichtet wird. Dem entgegen werden auch von dem gegenüber liegenden Ufer manche Litoralformen in die Schichten der pela- gischen Zone verschlagen, so geschieht dies namentlich mit Sida, der aber in diesem Falle keine grosse Gefahr droht, zu Grunde zu gehen. Ärger ergeht es den grösseren Formen, den Bryozoen und den Molluscen; diese pflegen von einem Ufer an das andere geworfen zu werden, wobei ein grosser Theil, namentlich der Bryozoen, zu Grunde geht. Wenn ähnliche Wetterunbilden in der zweiten Hälfte August oder im September eintreten, so geschieht es oft, dass eine Unmasse Ephippien aus den todten Daphnien an ein Ende des Teiches angeschwemmt wird; bei heftigerer Wasserbewegung pflegen auch leere Ephippien vom Grunde aufgetrieben und mit den neuen zugleich auf einen Haufen geworfen zu werden. Freilich finden sich 42 unter denselben aiicli leere und frische Statoblasteu der eben zu Grunde gegangenen Bryozoen und andere Organismen. An solchen Stellen bietet sich Gelegenheit so manches zu beobachten, das sonst dem Auge nur schwer zugänglich zu sein pflegt, hier aber in Menge angeschwemmt ist. Hauptsächlich gilt dies von den winzigen, oft nur sporadisch im Teiche vorkommenden pelagischen Algen, wie z. B. Limno- chlide oder Anabaena. Das Vorkommen der pel. Fauna der Jahreszeit nach wäre, soweit meine Beobachtungen reichen, etwa folgendermassen zu skizziren: In der kälteren Jahreszeit, schon im September, ist eine Abnahme der pelagischen Fauna wahrzunehmen, und es beginnen nur Individuen mit Wintereiern zahlreicher zu erscheinen. Diese Abnahme bedingen hauptsächlich zwei Factoren, erstens der immer grösser werdende Abgang an entwickelten Individuen, die theils natürlich absterben, theils von der Teichfauna als Nahrung aufgenommen werden, zweitens in dem Mangel an Nachwuchs, indem die sinkende Temperatur des Wassers die Entwickelung einer Reihe von Formen vom Ei, wie auch das Wachsthum des Thieres beeinträchtigt. Im Monate üctober findet man wohl noch Leptodora, doch nicht in solcher Menge und nur kleine, verkümmerte Individuen. Die Leptodoren und Daphnien sind es namentlich, die zusehend sich verlieren, so dass im No- vember keine Spur derselben zu finden ist. Die pelagische Fauna besteht um die Zeit hauptsächlich aus Rotatorien (Asplanchna), wenig Daphnien (Ceriodaphnia),Bosmina-und Cyclopsarten, Im Monate December bemerken wir, dass namentlich Cyclops zu dominiren beginnt und be- sonders ist um diese Zeit die Naupliusform desselben in Menge vorhanden. Doch die überwiegende Mehrzahl dieser Fauna hält sich nicht in dem freien Wasser, sondern mehr an der Grenze der litoralen Zone auf, wo sich ihr noch zahlreiche Uferrotatorien, Polyarthra, Anurea u. a. beimengen. Im Januar beginnen die aus der vorjährigen pelag. Fauna erübrigten Daphnien sich zahlreicher zu vermehren, des- gleichen auch fangen die Cypriden an, in grösserer Anzahl zu erscheinen und so dauert dies bis in die Monate März und April. Je nach der Zeit, wenn sich eine günstigere Witterung einstellt und das Wasser wärmer wird, richtet sich die Ent- wickelung der nicht überwinterten Formen, in diesem Falle also hauptsächlich der Leptodora. (In der Litoralfauna der Bryozoen u. a.) Die eigentliche Zeit der Entwickelung dieser Formen beginnt anfangs und in kalten Lagen erst Ende Mai, oft auch erst anfangs Juni. Was jedoch versäumt wurde, ersetzt die Natur regelmässig durch ihre reiche Schaffungskraft, so dass im Laufe Juni von einer verspäteten Entwickelung der Fauna nichts wahrzu- nehmen ist. In wirthschaftlicher Hinsicht ist der Municer Teich, was sein Wasser an- belangt, als ziemlich gut situirt zu betrachten und könnte daher bei rationeller Bewirthschaftung einen guten Ertrag liefern. Durch theilweise und regelmässig sich wiederholende Trockenlegung des- selben, geschieht in dieser Richtung doch etwas, doch wird in der Regel die trockengelegte Fläche weder weiter bearbeitet noch sonst befruchtet. Es wird so 43 "Wieder der nur wenig aufgelockerte und mit spärlicher Vegetation bedeckte Boden unter Wasser gesetzt, wodurch dem Teiche nur eine sehr geringe Befruchtung zu Theil wird. Der Teich Bezdrev. Dieser Teich gehört zu den schon einigemal durchforschten Gewässern. Vor Jahren bereits untersuchte Dr. B. Hellich seine Cladocerenfauna. Im J. 1887 machte ich selbst eine Excursion an diesen Teich, in einer Zeit, wo die obere Partie trocken lag, und einigemal besuchte ich dieses Wasser als ich am Munitzer Teich stationirt war. Seit der Zeit, als Hellich da war, geschahen an diesem Teiche mehrfache Veränderungen, namentlich duich Abtrennung einiger Partien. Durch die Bahn wurden, in der Nähe von Zliv, die seichteren Uferpartien abgeschnitten, so dass sie nur durch einen Kanal mit dem Teiche communiciren, und ausserdem sind sie noch durch die neue Strasse abgetrennt, somit eigentlich in drei Theile getheilt. Da diese Stellen nicht so heftigen Wellenschlägen wie die übrige ausgedehnte Wasserfläche des Teiches ausgesetzt sind, so wären dieselben eine gute Brutstätte der litoralen Fauna, wenigstens für die nächste Umgebung, wenn die Entwickelung derselben irgendwie gefördert würde. Neben dem schon früher abgetrennten Theile, welcher Zliver Teich genannt wird, und der einst offenbar mit dem Bezdrev Teiche ein Ganzes bildete, ist neuester Zeit bei Cesnowic noch ein ähnlicher Theil vom Hauptteiche abgetrennt worden, der aber noch keinen besonderen Namen führt. Das Ausmass des Teiches Bezdrev sammt den oben angeführten zu ihm gehörenden Theilen beträgt 856 Joch 1238 Kl. — 493-25 Ha. An seinen Ufern liegen zwei Dörfer, Zaluzice und Zliv, und unweit noch das Dorf Cesnowic; in seiner nordwestlichen Partie liegt eine grosse bewaldete Insel, die Kanincheninsel (so genannt wegen der hier einst betriebenen Ka- ninchenzucht, von der nur noch Überbleibsel da sind). Der Teichgrund ist zumeist sandig, nur in grösseren Tiefen lettig und schlammig, der Teich selbst liegt im Bereiche der tertiären Lettenzone. Bis zu der Insel hat der Teich eine Tiefe von 5—6 M., nur in der Richtung der Ufer sich verringend; an dem Haupt- damme reicht die Tiefe bei vollem Wasser bis auf 8 M. Seine offene Lage ist nur in dem Theile am Hauptdamme etwas geschützt, obzwar auch hierher die West- und Nordwestwinde freien Zutritt haben. — Dieser Umstand bewirkt, dass an den Ufern des Haupttheiles des Teiches sich keine Litoralvegetation ansiedeln kann (sogar künstlich angepflanztes Rohr nicht) und so werden die Ufer durch Wellen- schlag sehr ausgewaschen. In diesen Partien wird auch die Litoralfauna zu sehr beunruhigt, so dass sie daselbst nur spärlich ist. Wie sonst in Teichen, in die Spülwasser aus Dörfern gelangt, kommt auch in Bezdrev die pelagische Alge Limno- chlide flos aquae vor, die auch durch Trockenlegung des Teiches nicht zu Grunde geht, wohl deshalb, da der Teich nur zum Theil abgeschlagen wird. (Jede zwei Jahre die obere Hälfte). Diese Alge fand hier schon Prof. Dr. A. Fric im Jahre 1872, später auch Dr. Hellich und durch zwei Jahre konnte auch ich sie hier con- statiren. Im J. 1889 erhielt ich von dem Herrn Verwalter Stich die Nachricht, dass diese Alge sich auch im Munitzer Teiche in grosser Menge gezeigt hat. Ich 44 kann iiiclit anders annehmen, als dass sie nur durch das Hochwasser vom August 1888 hierher verschleppt wurde, bei welchem Elemeutarereignisse sehr viel Wasser aus dem Bezdrev in den Munitzer Teich gelangte. Unter normalen Verhältnissen lliesst das Wasser aus dem Bezdrev in die Moldau ab; die niedriger gelegenen Teiche, der Teich von Zwolehoves, der Mu- nitzer- und der Judenteich erhalten ihr Wasser durch Kanäle aus demselben, doch in diese gelangt diese Alge entweder gar nicht, oder nur im geringen Masse, da sie sich an der Oberfläche des Wassers vor der Schleusse in Menge ansammelt und daselbst zurückgehalten wird. Nur die ruhigeren Buchten in der Richtung gegen Zliv (hinter der Insel) und Cesnowic zu, haben eine Litoralflora — die erstere hat auch eine pelagische, aus Knöterich (Polygonum amphibium) bestehende Flora — doch auch die erwähnte Uferflora ist sehr karg an Zahl, indem dieselbe nur schütteres schwaches Röhricht, und hie und da schmächtige Teichsimse und etwas Seggen aufweist. In dieser, so im Juli und August gefundenen Vegetation, kommen einige kleine Mollusken häufig vor u. z. : Limnaeus pereger Müll., Planorbis complanatus Müll., Physa hypnorum L., ausserdem noch zahlreich: Hydrachna globosa. Von Larven, der Bestimmung des H. Fr. Klapälek nach: Leptocerus senilis Burm., Mystacides longicornis L., Triaenodes bicolor Curt, Cloe diptera, Lestes sponsa Hans. Scapholeberis mucrouata Müll., Ceriodaphnia pu Ichella Sars., Alona quadrangularis Müll., Alona costata Sars., Alona guttata Sars., Pleuroxus nanus Baird. Alona Leydigii Schödler und Chydorus globosus Baird. Von Würmern sind nur spärlich die Naiden. 5, Coelenteraten ziemlich selten Hydra fusca. Dr. B. Hell ich fand hier eine etwas zahlreichere Fauna, namentlich mehr von Alona (A. falcata und A. rostrata) dann Macrothrix laticornis Jurin. Die pelagische Fauna charakterisiren Leptodora Kindtii Pocke, Hyalodaphnia cucullata (var. Kahlenbergensis) Schödl. und Daphnella brachyura Lievin. Von Crustaceen: und am Grunde selbst 45 Diese Fauna gehört somit zum Typus der reiueu Teichfauna, in der keine Spur der Seefauna zu finden ist. Neben den hier gezüchteten Fischen u. z.: Karpfen, Schleihe, Zander und Hecht kommen da, nach Angabe des H. Verwalters Stich, noch vor: Carassius vulgaris, Perca fluviatilis, Scardinius erythrophthalmus, Leuciscus rutilus, Squalius dobula, Acerina vulgaris, Anguill a fluviatilis, Abramis sp. und Rhodeus amarus.*) Einige dieser Arten habe ich geangelt und konnte sie daher als hier vorkommend feststellen. Am Sommer pflegt der ßezdrev nicht viel von Vögeln bevölkert zu sein ; einige Enten und Krieckenten, dann Blässhühner kommen noch ziemlich häufig, seltener aber Möven vor, hie und da bemerkt man auch Taucher (Podiceps), während der Herbstzüge jedoch pflegt hier eine Menge Wasservögel anzuhalten. Dem faunistischen Bilde nach, sowohl mit Rücksicht auf die einzelnen Arten als auch was die Nahrhaftigkeit des Teiches überhaupt anbelangt, ist zu entnehmen, dass es dem Teiche an nöthigen Brutstätten der Litoralfauna mangelt und dass der häufige starke Wellenschlag ihr Vorkommen und ihre Entwickelung beeinträchtigt. Durch Trockenlegung des Teiches wird namentlich das Entstehen der pe- lagischen Fauna gefördert und es läge im Interesse der Sache, wenn durch Be- obachtung auch festgestellt werden könnte, welch' einen Einfluss die Trockenlegung auf das Wachsthum des Fisches hat. Dies zu erfahren ist mir nicht gelungen, da mir die Angabe der zu diesem Zwecke nöthigen Daten verweigert wurde. Dass die Folgen der Trockenlegung günstig sind, ist sehr wahrscheinlich, wohl aber nicht so günstig, als sie sein könnten und sollten. Eine nur massige Ufervege- tation würde gewiss eine Besserung dieser Verhältnisse hervorrufen; damit die Ufer nicht gar zu sehr durch Auswaschung leiden, empfiehlt es sich, dieselben mit einem Streifen Schilfrohr zu bepflanzen, doch freilich, wie schon oben bemerkt, will dies hier nicht gelingen, und es wäre demnach angezeigt, die Schilfcultur nur an besonders gefährdeten Stellen und unter besonderen Schutzvorrichtungen gegen Wind zu versuchen. Das Schilfrohr hätte hier wohl nur den Zweck das Ufer zu schützen, doch wenn es sich um eine Vegetation handeln sollte, welche für die Entwickelung der Uferfauna vortheilhaft wäre, so müsste für niedrigen Graswuchs oder sonst für einige kleine Wasserpflanzen mit schwimmenden Blättern (Laich- kräuter, Süssgras etc.) gesorgt werden. — Ein grasiger Unterwuchs wäre mehr zu empfehlen und es müsste, um denselben zu erzielen, Sorge getragen werden, wenn der Teich trocken liegt oder auch ausser dieser Zeit, die Uferpartien zu düngen und zu besäen und einen Theil der Vegetation bei der Spannung des Teiches dann unter Wasser zu setzen. Die Trockenlegung, in der Weise durchgeführt, wie ich im J. 1887 Gelegenheit hatte zu sehen, als nämlich sich diese nur auf die aus- gewaschenen, sandigen und pflanzenlosen Uferpartien beschränkte, dürfte wohl nur vom geringen Nutzen sein. *) Diese Angabe dürfte vielleicht auf Irrthniii beruhen, insoferne, als darunter Leu- caspius delineatus gemeint sein könnte. 46 Der Judenteich (auch Podhrader genannt). Dieser nicht grosse, nur eine Fläche von 12 Joch 760nKl. = 6*933 Ha, einnehmende Teich liegt in einer Höhe v. 374 M. ü. d. M. hart am Schlosse Frauenberg und dient als Streckteich einer Brut von 900 — 1200 Stück, die hier in bester Weise gedeiht. Derselbe ruht auf einer sandig-lettigen Bodenunterlage der Thalsenkung und empfängt sein Wasser ausschliesslich aus dem höher gele- genen Munitzer Teiche und gibt es z. Th. in die Heller z. Th. in den kleinen Teich „Dlouhy" ab, der durch Weiden und anderes Strauchwerk von allen Seiten ver- deckt, ganz verborgen liegt und zum grössten Theil auch mit Schilfrohr verwachsen ist. Die Tiefe des Judenteiches beträgt grösstentheils nur ^l^—^ji M. nur in der Richtung zum Hauptdamme und zum Podhrad senkt sich der Boden rasch auf 1 — 1^4 M. Tiefe. Der sandig-lettige Boden, an und für sich nicht sehr fruchtbar, empfängt reichliche Anschwemmungen aus der Umgebung und ausserdem entwickelt sich eine zahlreiche Fauna in der reichen pelagischen Pflanzendecke, die hier haupt- sächlich aus der, von den Thiereu sehr aufgesuchten Wassernuss (Trapa natans) besteht. Ausserdem kommt hier noch Limnanthemum und Seerose (Nymphaea) vor, und auch die schütteren Grasflächen am Ufer befördern das Entstehen und die Entwickelung verschiedener Thierarten ; es sind nur schmale Uferstreifen, na- mentlich in Südwest, die durch dichten Rohrbestand weniger günstig gedeckt sind. Stellenweise ist die Wasseirfläche in der Nähe des Ufers auch mit Wasserlinsen (Lemna gibba) bedeckt. Diese reiche, günstig vertheilte, die Entwickelung der Teichfauna in hohem Masse fördernde Teichvegetation bedingt zugleich, dass sich hier die eigentliche pelagische Fauna viel weniger als die Uferfauna ausbildete, so dass der grösste Theil der Fauna, auch noch in der Mitte des Teiches, aus Uferformen besteht.*) Was nun die einzelnen, an diesem Teiche vorkommenden Thiergruppen anbelangt, so mögen in dieser Beziehung nur folgende Thatsachen angeführt werden : Die geringe Ausdehnung des Wassers und die Nähe der menschlichen Wohnungen bringen es mit sich, dass an diesem Teiche nur wenig Vögel sein können; nur hie und da erscheint das Wasserhuhn. Von Fischen verdient die Grundel erwähnt zu werden, die auch in anderen kleineren Teichen der Umgebung vorkommt. Von Weichthieren sind daselbst drei Arten, doch sehr zahlreich zu finden: Physa fontinalis L., „ hypnorum L., Lymnaeus pereger Müll. Von Bryozoen nur : Cristatella ophidioidea Hytt. doch sehr häutig an den Trapasprossen. Die Uferfauna weist eine Menge Larven, zahlreich an Arten und an Indi- viduen auf, hauptsächlich findet man diese von Prof. F. Klapälek bestimmte Arten : *) Die pelagisclie Fauna dürfte früher mannigfaltiger gewesen sein, denn vor Jahren fand Prof. Dr. Frie hier auch sehr reichlich Ceratium tripos auf. 47 Polycentropusflavo-macii latus Pict, Cloe diptera, Ephemera, Corethra. Leptocerus cinereus Gurt., Oecetis lacustris Pict., Mystacides longicornis L., Triaenodes bicolor Curt., ausserdem die Vertreter der Gattungen: Chironomus, Culex, In der pelag. Flora und ihrer Umgebung treten reichlich auf: Notonecta glauca Naucoris cimicoides. Die übrige kleine Fauna ist in den Zonen so vertheilt: Ä. Pelagische Fauna: Hyalodaphnia cucullata var. Kahlbergensis Schödler, Leptodora Kindtii Pocke, Daphnella brachyura Lievin, Ceriodaphnia reticulata Jurin, Ceriodaphnia megops Sars., Ceriodaphnia pulchella Sars., Bosmina cornuta Jurin, Bosmina brevicornis Hell., Asplanchna priodonta Gosse, Volvox sp. Die reinsten pelagischen Formen dieser Fauna sind nur Hyalodaphnia und Leptodora, dann Asplanchna und Volvox. Die übrigen, wenn sie auch nicht in der pelagischen Flora am häufigsten vorkommen, halten sich doch zumeist in ihrer Nähe und ergänzen z. Th. so die Litoralfauna. B. Litoralfauna. Neben den regelmässig vorkommenden Arten u. z.: Sida crystalina Müll., Acroperus leucocephalus Koch, Eurycercus lamellatus Müll, und Cyclops serrulatus Claus. kommen noch vor: Simocephalus vetulus Müll., Simocephalus serrulatus Koch, Alona affinis Leydig, Alona CO stata Sars., Pleuroxus trigonellus Müll., Von Würmern auf Trapasprossen Lacinularia socialis Ehrnb., Vortex truncatus, Mesostomum sp., Nephelis vulgaris, Von Coelenteraten : und Infusorien Pleur. truncatus Müll., Scapholeberis mucronata Müll., Chydorus sphaericus Müll, und Cypris vidua Müll. Clepsine sexoculata, Nais sp. C h a e 1 0 g a s t e r sp. Hydra fusca E p i s t y 1 i s auf Cyclops und Daphnia schmarotzend. 48 Was nun den allgemeiuen Charakter der Fauua betrifft, so herrscht in dieser noch immer der Teichtypus vor, ihre pelagischen Formen treten jedoch was die Zahl der Individuen anbelangt, immer mehr zurück und nur Ceriodaphnia, Bosmina und Asplanchna, also jene kleine Formen, die namentlich für kleine Gewässer cha- rakteristisch sind, repraesentiren hauptsächlich die pelag. Fauna dieses Teiches. Wenn dieser Teich nicht dann und wann trocken liegen würde, so würde sich die schwimmende Flora desselben noch mehr vermehren, was zur Folge hätte, dass die typische pelagische Fauna ganz verschwinden möchte. Sonst ist diese Flora, namentlich an tieferen Stellen, dadurch von Nutzen, indem sie daselbst den häu- tigeren Formen der Uferfauna noch günstige Wohnstätten bietet. Der Zwolenover Teich. Auf seinem Hauptdamme durch hundertjährige Eichen bekränzt und auf beiden Seiten mit Abflussgiäben, die durch dichtes Baum- und Strauchwerk führen, versehen, liegt dieser Teich, durch Bäume verdeckt, in dem Parke unterhalb des Schlosses Frauenberg. Sein westliches Ende verliert sich zwar seicht in einem dichten Kohrbestand, doch auch von dieser Seite verdeckt ein mächtiges Weiden- gebüsch die Teichansicht. Wenn man den in den Schatten des Weidengebüsches führenden Pfad verfolgt, so macht das hier zu einer mächtigen Höhe aufschiessende Kohr förmlich den Eindruck eines Dschungels. Doch lauert hier nicht der blut- dürstige Tiger — sondern es befindet sich an dieser einsamen Stelle der — Fa- sanenfutter platz. Auch der grösste Theil der Wasserfläche ist durch Schilf- rohr verwachsen oder doch mit schwimmenden Limnanthemum und Laichkräutern, oder zum Theil mit den Blättern der Seerose und des Wasserknöterichs bedeckt, so dass verhältnissmässig nur wenig Wasserfläche, am meisten noch über der Fisch- grube frei bleibt. Der Charakter der hier angesiedelten Fauna ist von jener der des beschriebenen Muuitzer Teiches nicht verschieden, doch ist dieser Teich weit mehr verschlammt und sein Wasser daher oft trüb. Dieser Teich wird regelmässig nur auf eine Hitze mit 700—800 Stück grösseren Fischen besetzt und nur selten abgeschlagen. In dem offenen Wasser der Fischgrube und in deren Nähe, ist er bedeutend tief (2, 3 — 4 M.), doch an den verwachsenen Stellen meist seicht. Der- selbe weist einen ziemlichen Reichthum mannigfaltiger Thierformen auf. Die pelagische Fauna kennzeichnen: Leptodora Kindtii Focke, Hyalodaphnia cucullata Schödler, Daphnella brachyura Lievin, ausserdem kommen noch vor : Asplanchna p r i o d o n t a Gosse, Diaptomus gracilis Sars, Cyclops signatus Koch und eupelagisch sind häufig Ceriodaphnia pulchella Sars, „ m e g 0 p s Sars, sehr spärlich dagegen Ceratium hirundinella Ehrnb. (macroceros Sehr.). 49 Die Litoralfauna weist von Mollusken diese Arten auf: Limnaeus stagnalis L. Physa fontinalis L. Von Bryozoen: Plumatella repens L. F. fruticosa. 11 •)■> Ph. hypnorum L. P 1 a n 0 r b i s s p. j u v. Hyalinella vitrea Hyatt. Cristatella ophidioidea Hyatt. Sehr zahlreich kommen da verschiedene Insecten, namentlich ihre Larven vor, Chironomus- und Culex-Larven besonders häufig ; den Bestimmungen des Herrn Fr. Klapalek nach sind hier, ausser diesen, hauptsächlich noch diese Arten: Cloe diptera, L., Limnophilus rhombicus L., Leptocerus cinereus Curt, Leptocerus aterrimus Steph., Oecetis lacustris Pict., Oecetis furva Ramb., Mystacides longicornis L., Triaenodes bicolor Curt., Polycentropusflavo-maculatus Pict. Cyrnus trimaculatus Curt., Hydrophilus sp. (Larve). Von Crustaceen sind in der Litoralfauna namentlich diese Arten vertreten : Cypris vidua Müll., Cypris compressa Baird., Chydorus sphaericus Müll., Bcfsmina cornuta Jurin, Sida crystallina Müll., Simocephalus vetulus Müll., Eurycercus lamellatus Müll., Acroperusleucocephalus Koch, Scapholeberismucronata Müll, am Grunde finden sich noch Alona Leydigii Schödler, Pleuroxus truncatus Müll. Zahlreich am Ufer sind die Rotatorien: Polyarthra platyptera Ehrnb., Anurea aculeata Ehrnb., Anurea foliacea Ehrnb.; auf den Stengeln von Limnanthemum sind zahlreiche Colonien von Lacinularia socialis Ehrnb. und Würmer aus den Gattungen: Nais und Chaeto gaster; von Coelenteraten : Hydra fusca. Auf den Cyclopsarten lebt parasitisch: Epistylis. In dem Inhalte des Verdauungskaiials der Daphnien fand ich Ceratium macroceros. Übersicht der Teiche der Herrschaft Frauenberg. Das den Teichen dieser Herrschaft gemeinschaftliche Substrat ist ein lehmig-sandiger Boden, der bei grösseren Tiefen leicht verschlammt und dann gänzlich unfruchtbar wird; dem gegenüber werden die Uferpartien leicht ausge- 4 50 waschen, wodurch sie versanden und demnacli, wenn sie auch seichter sind, nicht an Fruchtbarkeit gewinnen. Wenn der nun steril gewordene Boden wieder fruchtbar gemacht werden soll, so genügt nicht, um diesen Zweck zu erreichen, die blose Trockenlegung des Teiches, sondern es muss eine gehörige Melioration des Bodens vorgenommen werden, Wo es an dieser fehlt und sogar der Teich nicht regelmässig trocken gelegt wird, da sinkt die Ertragsfähigkeit des Teiches, wie zahlreiche Beispiele lehren, sehr rasch. Der freien Manipulation mit den Teichen sollen die localen Wasserver- hältnisse hinderlich sein. Es ist wohl wahr, dass hier die für die Teichwirthschaft so wichtigen Einrichtungen, wie es z. B. auf der Herrschaft Wittingau der Gold- bach ist, nicht bestehen, doch mit Hilfe der modernen Technik könnte das System von, wenn auch zerstreuten, immerhin aber in einigen Zonen zusammen- hängenden Teichen wohl so reguliert werden, dass das Abschlagen und die Span- nung derselben nicht von dem zeitweiligen Überfluss oder Mangel an Wasser ab- hängen würde. In diesem Falle würde auch das Einführen des Systems Dubisch keine Schwierigkeiten verursachen, wohl aber die successive Spannung der Teiche in ihrer Reihenfolge im Frühjahr ermöglichen. Im Ganzen sind die zu dieser Herrschaft gehörenden Teiche, was die Beschaffenheit ihres Grundes und die ihnen zu Theil werdenden Anschwemmungen anbelangt, besser situirt als die Mehr- zahl der Teiche der Herrschaft Wittingau, und es könnte hier die rationelle Fisch- zucht wohl mit Erfolg betrieben werden. C. Die Teiche der Herrschaft Dymokur. Zum erstenmale, obzwar nicht ohne viele Hindernisse, gelang es mir im J. 1885 den Komarover- und Jakobteich sowie die Teiche Pusty und z. Th. Vrazda zu untersuchen. Zwei Jahre später wurde es mir durch die Güte und schätzbarste Opferwilligkeit des Herrn Oberförsters J. Silhavlcek ermöglicht, diese Untersu- suchungen specieller vornehmen zu können, wofür ich dem genannten Herrn den herzlichsten Dank zu sagen mich verpflichtet fühle. Einer dieser Teiche, der St. Jacobsteich, wurde schon früher durch Dr. B. Hellich auf Cladoceren untersucht. Es gehören demnach diese Teiche zu jenen, über die man ein genaueres Urtheil fällen kann. Der Komarover Teich. In der Thalsenkung zwischen zwei massigen Höhenrücken des Hochplateaus der Kreideformation, nördlich von Dymokur, zieht sich auf etwa V2 Stunde Weges in die Länge ein verhältnissmässig wenig breiter Wasserkörper, der Komarover Teich. Beiderseits ist derselbe von anmuthigeu Laubwäldern umgeben, die gegen Süden zu sammt dem Teiche, zu der Dymokurer Herrschaft des Grafen Depold Cernin, nach Norden hin, als fremder Besitz, zur Domaine Krinec gehören. 51 Das Wasser fliesst dem Teiche von Osten, aus dem höher gelegenen Vrazda-Teiche zu, der betreffende Bacli besteht aus zwei Armen, die sich theil- weise auch zwischen den Gebäuden des Dorfes Nouzow durchwinden. Die an den Ufern des Teiches sich ausbreitenden herrlichen Wälder beherbergen eine reiche und z. T. seltene Flora, Lathyrus pisiformis, Dianthus superbus u. a, und auch die Ufervegetation bietet nicht das monotone Pflanzenbild ähnlicher Localitäten, sondern zeichnet sich durch eine das Auge fesselnde Mannigfaltigkeit und einen grossen Blüthenreichthum aus. Die hohen Rohrbestände sind im Frühjahr mit den gelben Blüthen der gelben Schwertlilie untermischt, um später durch die ro- sigen Blüthen des Epilobium ersetzt zu werden; dazu gesellen sich in Menge Typhakolben ; das Wasser zwischen dem Schilf und auf den benachbarten Stellen bedecken zahlreiche Blätter und Blüthen des Froschbisses (Hydrocharis) und an- derwärts nimmt wieder die grosse Wasserlinse (Telmatophace gibba) grosse Flächen des Wasserspiegels in Anspruch. In der westlichen Partie pflegt die Wasserfläche von Pflanzen frei zu sein, nur hie und da breitet sich eine Gruppe Seerosen aus, die aber compacter mehr in der Mitte des Teiches sich angesiedelt haben; im östlichen Theile des Teiches musste jedoch die Nymphaea einer mächtigen submersen Vegetation, be- stehend vornehmlich aus Ceratophyllum und Potamogeton crispus, weichen, die in dichten Rasen das Wasser durchsetzt. Schon aus der Schilderung dieser pelagischen Flora ist zu entnehmen, dass der Teich quer in drei Zonen getheilt ist, die jedoch auch in anderer Hinsicht charakteristisch sind. Ich hatte Gelegenheit diesen, sowie andere zu Dymokur gehörende Teiche (Vrazda, St. Jacob und Pusty) dreimal und zu verschiedenen Jahreszeiten zu besuchen, und dabei die verschiedenen Ent- wickelungsphasen und Veränderungen ihrer Fauna und Flora verfolgen zu können. Ich fand, dass im Sommer, bei einem beständigeren niederen Wasserstande, sich am westlichen Ende des Komarover Teiches pelagische Algen, die sich als Ana- baena flos aquae erwiesen, anzusammeln pflegen; in der mittleren Partie nimmt die Zahl der Alge gegen Osten auffallend ab, so dass das Wasser am Ostende des Teiches klar und von dieser Alge ganz frei ist. Eine ganz andere Erscheinung waltet in diesen Verhältnissen im Frühjahr ob; in dem höher situirten Vrazda Teiche fand ich um diese Zeit in grosser Menge die pelagische Alge Aphanizomenon flos aquae und in der That war auch das Wasser des Komarover Teiches in seiner ganzen Ausdehnung mit dieser Alge an- gefüllt. Dies war Anfangs Juni. In den ersten Tagen des August war von dieser Alge keine Spur zu sehen, doch concentrirte sich in der westlichen Teichpartie in grosser Anzahl Anabaeua flos aquae. Unwillkürlich tritt uns die Frage entgegen, ob nicht zwischen diesen zwei Algen ein genetischer Zusammenhang be- steht. In Betreff der Alge Anabaena möge noch folgende Beobachtung angeführt werden: Die vertrocknete Alge hinterlässt auf der Oberseite der Blätter der Seerose prachtvoll blaue Flecke, eine Erscheinung, die auch auf dem am Rande wachsenden Schilfrohr, auf Steinen etc., zu Tage tritt. Mehrmals bemerkte ich, dass die ganze, von dieser Alge eingenommene Teichpartie, von den Wasservö- geln gemieden wurde; auch auf den mit dieser Alge behafteten Blüthen der See- rose waren nur geringe Spuren von Bryozoenkolonien und anderer, diese Blätter 4* 52 bewohnenden Fauna zu finden, wogegen dieselbe in dem anderen Theile des Tei- ches, wo die Alge nur in geringer Menge vorkam, sehr reichlich zu finden war. Ob nun diese Erscheinung mit irgendwelchen nachtheiligen oder etwa giftigen Ei- genschaften dieser Alge in Zusammenhang steht, konnte ich nicht ermitteln; dass dem aber in der That so sein könnte, dafür sprechen die Angaben auch von anderwärts, als nämlich Fische und Wassergeflügel durch diese Alge gelitten haben sollten. Mit der Vertheilung dieser Alge in den verschiedenen Partien des Teiches, stimmt auch die Verbreitung der Fauna, namentlich der pelagischen Fauna: Hyalo- daphnia cucullata und Daphnella brachyura, mit geringer Anzahl von Leptodora. Ein Theil dieser Fauna erstreckte sich in geringerer Menge auch in die zweite Abtheiluug des Teiches, doch in dem dritten, östlichen Theil, war alle Spur der- selben verschwunden. Hier nimmt das Wasser mehr den Charakter des fliessenden Wassers an, sei auch, dass es still steht, doch bleibt es aber klar dabei. Die pe- lagische Fauna vertraten hier nur spärlich Bosmina cornuta Jurin und Ce- riodaphnia pu Ichella Sars., deren Hauptsitz der mittlere Theil des Teiches war. Zahlreicher trat in dem klaren Wasser des östlichen Theiles Asplachna prio- douta auf. Die grosse Masse der in diesem Theile angesiedelten submersen pela- gischen Flora mag besonders erwähnt werden; neben den typisch litoralen Formen, Eurycercus lamellatus Müll., Sida crystallina Müll. u. ä. sowie von Würmern Nais und Chaeto gaster, haben sich an ihr auch eupelagische Formen, so die festsitzenden Infusorien aus der Gattung Vorticella, Epistilis und Zoothamnium dann von Räderthierchen Polyarthra platyptera und An Urea aculeata angesiedelt. Am Grunde des Teiches pflegt eine Menge dieser Florenreste, nebst verschiedenen Holzstücken und Gezweig zu liegen ; diese pflegen dann mit Spongien (Eusp. lacustris), Bryozoen (Plumatella fungosa) und den oberwähnten Würmern besetzt zu sein; von Crustaceen kommt hier nur Chydorus sphaericus und von Spinnen Argyroneta aquatica vor. Die Uferfauna selbst weist nebst den genannten Formen nur noch die Schlammschnecke, Limnaea stagnalis auf, doch hervorzuheben wäre, dass hier sehr häufig, namentlich an frischen Weidenzweigen, Plumatella fungosa vorkommt; (auf den Blättern der Seerose findet man zahlreiche Colonien dieser Bryozoenart in verschiedenen Entwickelungsstadien, wodurch mir Gelegenheit geboten wurde, die schon früher publicirte Beobachtung machen zu können, dass die als drei ver- schiedene Alcyonellaarten betrachteten Formen zu einer Art gehören). Im Ganzen herrscht in der hier hausenden Fauna, mit Ausschluss der Bryozoen, eine grosse Armut vor und dies sowohl was Zahl der Arten als auch was die M,enge der In- dividuen anbelangt. Vielleicht hängt dies mit der hier in Menge vorkommenden Anabaena zusammen. Nebst den hier gezogenen Karpfen und Hechten kommen hier noch die Karausche, die Schleihe, der Aal und der Flussbarsch vor; von Amphibien auch der grüne Wasserfrosch (Rana esculenta). Verlässliche Daten über den Ertrag an Fischen aus diesem Teiche konnte ich nicht erlangen und auch eine Untersuchung des Fisches, um dessen Ent- wickelung und seine Nahrung kennen zu lernen, nicht ausführen. 53 Immerhin kann aus den angegebenen Verhältnissen der Schluss gefolgert werden, dass die Ertragshöhe dieses Teiches, seiner Grösse und seiner geschützten Lage kaum entspricht. Der Hauptfehler dürfte darin zu suchen sein, dass der Teichgrund schon zu sehr ausgenützt ist, und es wäre ausser einer zeitweiligen Trockenlegung des Teiches auch eine entsprechende Bearbeitung seines Bodens, namentlich durch organische Düngung angezeigt, um den Ertrag zu heben. Kalk ist hier in Überfluss vorhanden, denn alle Streifen des Schlammes und der Abla- gerungen auch am Holz u. a. Gegenständen brausen in Säuren stark auf. Dieser Um- stand ist an und für sich der Entwickelung vieler Thiere, namentlich für Crustaceen nicht günstig, und es wäre wichtig die kalkigen Beimengungen des Bodens durch Humus zu binden und zu überbieten. Dass der Kalk, wenn auch die Teichfauna und Flora seiner bedarf, falls im Übermasse vorhanden, schädlich wird, davon habe ich mich vielfach an unseren, im Bereiche der Kreideformation gelegenen Teichen überzeugt ; so z. B. ist das Wasser im Teiche „Dlouhopolsky" so kalk- reich, dass an dessen Vegetation sich eine Kalkkruste ansetzt, in demselben kommen aber keine Crustaceen vor. Auch der Flusskrebs, obzwar derselbe eine gewisse Menge Kalk braucht, kann in einem mit Kalk übersättigten Wasser nicht fortkommen. Durch Austrocknung und Melioration des Teichgrundes, namentlich wenn dies auch auf dem höher gelegenen Vrazda-Teiche geschehen möchte, würde sich auch die Entwickelung der oben angeführten Algen, die auf die Vermehrung der Fauna sehr ungünstig einzuwirken scheinen, verringern. Da es an diesem Teiche keine Buchten mit stagnierendem Wasser gibt, in dem sich diese Algen an- häufen und da verwesen könnten, so konnte ich eine, bei ihrer Zersetzung etwa ent- stehende giftige Wirkung nicht beobachten. Auch die grosse Menge der pela- gischen Flora, hauptsächlich aus dem harten Ceratophyllum bestehend, ist als ein Übelstand in diesem Teiche zu betrachten. Diese Pflanze fördert zwar die Ent- wickelung einer gewissen Anzahl von Thieren in den oberen Wasserschichten, hin- derlich aber ist, dass sie wenn abgestorben, den Teichgrund für lange Zeit tief bedeckt und alle befruchtenden Einflüsse, die demselben zu Gute kommen würden, abhält. Der St. Jacobsteicli. Dieser Teich gehört zu den mehrmals untersuchten und am meisten durch- forschten Gewässern. Vor mir suchte da Dr. B. Hellich nach Cladoceren, doch geschah dies zu jener Zeit, als das Wasser des Teiches noch rein, d. i. nicht ver- giftet war. Selbst besuchte ich diesen Teich zum erstenmale im Jahre 1885, als die giftigen Einflüsse des aus den Zuckerfabriken in Königstadtl und Libnoves daher geführten Wassers, im Teiche noch im hohen Grade wahrzunehmen waren. Im Frühjahre 1887, wo die genannten schädlichen Einwirkungen in Folge der dauernden Arbeitseinstellung der Zuckerfabrik sich mehr und mehr vermin- derten, besuchte ich den Teich nochmals. Die Durchforschung dieses Teiches bietet daher einige neue und für ähn- liche Verhältnisse an anderen unseren Gewässern beachten swerthe Momente dar. 54 Der St. Jacobsteich, dessen Ausmass 74 Joch = 128-09 Ha. beträgt, liegt im Bereiche der Priesener Schichten an der südlichen Sohle eines niedrigen Kreideabhangs, an dessen Nordseite sich die Teiche „Komärovsky" und „Vrazda" befinden, Obzwar der St. Jacobsteich fast in derselben Meereshöhe (202 M.) wie die letztgenannten Teiche liegt, so wäscht sein Wasser die Schichten der Kreideformation nicht in dem Masse aus, wie dies am Komärover Teich geschieht, da dieser Teich unmit- telbar in der Rinne dieser Schichten liegt. Der St. Jacobsteich läuft in seiner südlichen Richtung in einen mehr humosen, wenn auch lettigen Boden aus, und es sind daher seine Verhältnisse, mit Rücksicht auf die Kalkhältigkeit des Wassers, viel günstiger als die des Komärover Teiches. Der St. Jacobsteich zieht sich in einer Entfernung von etwa einer halben Stunde in der Richtung nach Südost, entlang des obgenannten Abhanges, nirgends in der Breite eine grössere Dimension erlangend, so dass er den Eindruck eines breiten, malerisch gelegenen Flusses macht. Die Ufer der nordöstlichen Partie sind nur mit einem schmalen Schilfrohrbestand gesäumt, in dem südlichen Theil jedoch, hinter der „Insel", von welcher es heisst, dass sie vor vielen Jahren künstlich errichtet wurde, ist der grösste Theil der Wasserfläche entweder durch Schilf verwachsen oder mit Laichkraut (Potamogeton nataus und gramineus) und Seerosenblättern bedeckt. In den sich verjüngenden Zipfel dieses Theiles mündet ein Bach, der dem Teiche sein Wasser zuführt und mit dem auch die giftigen Stoffe aus den Zucker- fabriken in Königsstadtl und Libnowes hierher gelangten. In dieser östlichen Partie kommt neben den schon genannten Wasserpflanzen noch das Hornkraut (Ce- ratophyllum demersum) und an den Ufern Tannenwedel (Hippuris vulgaris) und Ampfer (Rumex maritimus) vor, ferner ist beim Dorfe Poust sehr zahlreich die pelagische Alge Limnochlide flos aquae. Durch die Untersuchungen Hellichs wurden hier nachfolgende Cladocereu constatirt : a) Pelagische Formen: Hyalodaphnia cucullata (var. Kahlberg ensis) Schödler, Daphnella brach yura Lievin, Leptodora Kindtii Focke; h) Uferformen: Sida crystallina Müll., Simocephalus vetulus Müll., Simoc. exspinosus Koch, Scapholeberis mucronata Müll, Ceriodaphnia megops Sars., c) Schlammformen: Alona affinis Leydig, AI. c 0 s tata Sars., AI. guttat a Sars., Ceriodaphnia pulchella Sars., Bosmina cornuta Jurin, Eurycercus lamellatus Müll., Acroperus angustatus Sars., Polyphemus pediculus De Geer; Pleuroxus aduncus Jurin, PI. truncatus Müll., C h y d 0 r u s s p h a e r i c u s Müll. 55 Von dieser Cladocerenfauua konnteu bei den zwei späteren Untersu- chungen (nach der Vergiftung des Wassers) nur noch diese Arten nachgewiesen werden, u. zw. bei der ersten Durchforschung (nicht lauge nach den Einwirkungen des Fabrikswassers): a)pelagische: Hyalodaphnia cucullata Schödlei , D a p h n e 1 1 a b r a c h y u r a Lievin ; b) 1 i t 0 r a 1 e : Sida crystallina Müll, Ceriodaphnia megops Sars., Ceriodaphnia pulchella Sars., Bosmina cornuta Jurin ; c) limose: Alona affinis Leyd. (sehr spärlich). Bei der zweiten Durchforschung, wo der Einfluss des Fabrikswassers viel schwächer war, fand ich noch diese Arten: a) pelagische: Leptodora Kindtii Focke (nicht häufig) ; b) litorale: Scapholeberis mucronata Müll. ; c) limose: Chydorus sphaericus Müll. Aus dieser Übersicht geht hervor, dass durch die giftigen Einwirkungen des Wassers aus den Zuckerfabriken, zumeist die am Ufer und im Schlamm sich aufhaltende Cladocerenfauna sowohl an Zahl der Individuen als auch an Arten ge- litten hat; die grösste Widerstandsfähigkeit erwiesen die kleinen Bosminen und Ceriodaphnien. Zugleich erhellt, dass beide diese Faunen, trotzdem dass ihre Keime sich in dem Boden des Teichgrundes vorfinden, sich nur schwer zu er- gänzen vermögen, und daher anzunehmen ist, dass die giftigen Stoffe sich noch immer im Schlamme des Teiches abgelagert befinden, wenn auch das Wasser von denselben schon ziemlich frei ist. Dafür spricht auch der Umstand, dass jene Thierformen, deren Existenz an den schlammigen Grund und an seichtere Stellen nicht so gebunden ist, also die pelagische Fauna, sich mit der Zeit wenn auch nicht an Zahl der Individuen, so doch an Arten dem früheren Zustande gemäss er- gänzt hat. Auch andere, mehr oder weniger auf eine pelagische Lebensweise ange- wiesenen Thierformen, haben an Zahl wieder zugenommen. Dies gilt namentlich von den an den Blättern der Seerose angesiedelten Arten u. zw.: Plumatella fungosa Fall., PI. r e pens L., Cristatella ophidioidea Hyatt., Paludicella Ehrenberg i V. Ben. Doch auch anderwärts hatte ich Gelegenheit bei einigen Bryozoen, na- mentlich den Plumatellaarten , eine grosse Resistenz gegen störende Einflüsse wahrnehmen zu können. Zu diesen Formen gesellen sich noch einige Rotatorien (A n u r e a a c u- 1 e a t a Ehrnb., Polyarthra pla typte ra Ehrnb., Asplanchna prio- donta) und einige widerstandsfähigere Würmer aus den Gattungen Nai's, Chae- togaster, Clepsine u. ä. Auch den Insectenlarven scheint es in diesen Yer- 56 hältnissen nicht schleclit zu ergehen, obzwar dieselben, wenn auch die Umgebung reich au lusecten ist, hier nicht gar zahlreich sind; hauptsächlich kommen hier Chironomus, Ephemera, Caenis u. ä. vor. Auch einige vorübergehende Erscheinungen aus der Giuppe der Protozoen und Coelenteraten, so Hydra f u s c a, V o 1 v o x, E p i s t y 1 i s g r a n d i s u. a. finden hier wenigstens zeitweise günstige Bedingungen zu ihrer Entwickelung. Die durch die unmittelbare Einwirkung des Fabrikswassers massenhaft absterbenden Fische, fanden hier auch später nicht die ihre Existenz bedingenden günstigen Verhältnisse. Dies gilt namentlich vom Karpfen, Hecht und dem Aal. Nur einige, durch ihre Resistenz bekannten Arten, überstanden die Cala- mität und erhalten sich da durch natürlichen Nachwuchs; so namentlich die Ka- rausche, die S c h 1 e i h e und der F 1 u s s b a r s c h. Die südöstlichen Partien, besonders die seichteren Buchten und die Ufertümpel, dienen auch der Unke (Bombinator igneus) und dem Wassermolche (Triton taeniatus) zum Aufenthalte. In Folge dieser Verhältnisse wird der Teich mit keiner Fischart besetzt, es müsste sein, dass die beiden Zuckerfabriken (Königstadtl und Libhoves) ihre Arbeit ganz einstellen oder gesetzlich gezwungen sein würden, ihr Abspülwasser zu reinigen, in welchen Falle man den Versuch machen würde den Teich vorder- hand mit einer dauerhafteren Fischait, z. B. der Schleihe zu besetzen. Einer radikalen Besserung der Verhältnisse, die wieder die Karpfenzucht hier ermöglichen würde, steht das Wasserrecht der am unteren Damm sich be- findenden Mühle als Hinderniss im Wege, infolge dessen der Teich nicht auf längere Zeit abgeschlagen werden kann; immerhin aber könnte vielleicht der grössere Theil des Teiches für längere Zeit trocken gelegt und so die Verbesserung des Grundes durchgeführt werden, für die erste Zeit würde die Trockenlegung und Sämerung desselben genügen, obzwar eine humose Düngung nebst der nöthigen Ackeruug auch hier sich bewähren dürfte. Der Teich „Pusty". Der etwas niedriger als der St. Jacobsteich gelegene Teich Pusty bei Dy- mokur, zieht sich, in Fortsetzung derselben Richtung, weiter nach Nordwest entlang des schon erwähnten Kreideabhangs und ähnlich wie der erstere verläuft er an seinem Südende in den lettigen Boden der Ebene. Sein Ausmass beträgt 48 Joch = 82-63 Ha. ; zur Zeit liegt er ganz brach, theils in Folge der Ein- wirkungen des aus dem St. Jacobsteiche auch hieher gelangten Fabrikswassers, theils deshalb, weil er auch in gewissem Grade den Einflüssen des Abfallwassers aus der Zuckerfabrik in Dymokur ausgesetzt ist. Obzwar diese Fabrik an dem unteren Ende des Teiches situirt ist, und das erwähnte Wasser durch einen nur am unteren Rande des Teiches geführten Abfluss abgeführt wird, reicht dieser Um- stand doch hin, dass namentlich bei West-, Südwest- und Nordwestwinden die giftigen Substanzen durch das Wellenspiel auch in der entgegengesetzten Richtung des Wasserabflusses, an entferntere Stellen des Teiches gelangen. In Folge dieses 57 Umstandes sind in der südöstlichen Partie des Teiches die Verhältnisse für die hier angesiedelte Fauna viel günstiger, wogegen am Hauptdamme das Wasser durch die wiederholten Einwirkungen der giftigen Stoffe fast ohne Leben ist, da nur einige sehr resistente Arten, z. B. Asellus aquaticus, Chiromuslarveu etc. hier ihre Existenz fristen können. Die pelagische und die litorale Fauna ist jedoch an diesen Stellen total vernichtet. In dem südöstlichen Theile, von dem auch die durch die Mühle verursachte Strömung die giftigen Stoffe abhält, ist das Leben viel reger und es kommen hier auch einige in Teichen überhaupt seltenere Formen vor. Von Protozoen kommt hier Volvox vor, von Würmern eine ganze Reihe Rotatorien; wie im St. Jacobsteiche finden wir auch hier: Asplanchna priodonta Gosse, Anurea aculeata Ehrnb., Polyarthra platyptera Ehrnb., und ausser diesen noch: Noteus quadricornis Duj., Synchaeta mordax Huds. Die beiden letzteren Arten gehören zu den regelmässigen Erscheinungen in dem von der Mühle fluthenden Wasser. Auch die Crustaceenfauna hat im Bereiche des Einflusses dieser Fluthung die meisten Vertreter aufzuweisen u. zw.: a) pelagische: Hyalodaphnia cucullata Schödler, Diaptomus gracilis Sars. b) litorale: Scapholeberis mucronata Müll., Bosmina longirostris Müll., B OS. cornuta Jurin, Ceriodaphnia pulchella Sars., Simocephalus vetulus Müll, und Acroperus leucocephalus Koch; c) limose: Chydorus sphaericus Moll., Asellus aquaticus. Obzwar die aus Nixblumen (Nuphar), Seerosen, Hornblatt und allen Arten von Wasserlinsen zusammengesetzte pelagische Flora hier sehr zahlreich ist, so finden sich doch an derselben nicht nur keine neue Thierformen, sondern sie ist im Gegentheile fast zur Gänze ohne alles Leben. Dies gilt auch von der Litoralflora, die hauptsächlich aus Schilfrohr be- steht, zwischen dem auch Schwertlilie, Ampfer und andere Uferpflanzen vorkommen. Nur in der s. g. Fischgrube, d. i. einer viereckigen Vertiefung hart unter dem Damme des Jacobsteiches (die Fangstelle, in die beim Al)fischen des St. Jacobs- teiches die Fische mit dem Ablassen des Wassers gelangten), die auch im Bereiche des Teiches „Pusty" liegt, gesellen sich zu dieser Vegetation noch zahlreiche Algen, unter welchen eine Menge Cyclops und Mollusken vorkommen, so Planorbis v ort ex Drap., j) corneus L. Limnaeus stagnalis L., Limnaeus auricularis Drap., Bythinia tentaculata L. 58 Die Grube mochte den Einwirkungen des Fabrikswassers am wenigsten ausgesetzt sein, da sie gewissermassen mehr abseits von der Fluthung liegt. Von Fischen kommen im Teiche Pusty auch nur die Karausche und die Schleihe vor, der Karpfen wird hier nicht eingesetzt. Wenn unter den Bedingungen, die schon bei der Besprechung des Jacob- teiches hervorgehoben wurden, es angezeigt wäre, die Verbessserung dieses Teiches vorzunehmen, so würde diese hier viel leichter auszuführen sein, theils dass die Gefahr der Wasservergiftung durch den Zufluss keine so grosse ist, theils Hesse sich dieselbe am unteren Theile ganz beseitigen, da hier keine Dienstbarkeiten bestehen, welche die Trockenlegung des Teiches auch für eine längere Zeit nicht zulassen würden. Anwendung würde hier dieselbe Meliorationsmethode finden wie am Jacobsteiche. In seinem heutigen Zustande verdient dieser sonst sehr malerisch gelegene Teich den ihm schon früher unbewusst gegebenen Namen „Pusty" (der Öde) mit vollem Rechte. Der Teich „Vra^da" bei Dymokur. Dieser Teich, dessen Ausmass 57 Joch =: 98' 131 Ha. beträgt, liegt über dem Komarover Teiche in einer gelinden Thalsenkung unter dem Dorfe Nouzow nordöstlich von Dymokur. Seine Ufer laufen meist in Hutweiden aus, auf denen namentlich Gänse gehalten werden, und von deren Excrementen sehr viel in den Teich gelangt. Ähnlichen Einfluss auf seine Befruchtung übt auch die Nähe des obgenannten Dorfes. Im Ganzen giebt es aber auch hier genug Übelstände; so ist die südöstliche Partie des Teiches gegen die nordwestliche zu sehr erhöht und bis auf einige unbedeutende Stellen mit Simse und Rohr ganz verwachsen, freiere Stellen sind wieder mit Laichkraut, Wasserknöterich, Wasserlinsen und mit dichten Klumpen von Fadenalgen bedeckt. Auch auf dem freieren Theile des Teiches nehmen die Rohrbestände viel vom Ufer ein; das Wasser zwischen der Rohrvege- tation pflegt von allen Arten der Wasserlinse bedeckt zu sein und an den von Schilfrohr freien Ufern in der Richtung gegen Nouzow und den Hutweiden zu nehmen die Stelle der Wasserlinse dichte Algenklumpen ein. Wie es an Teichen, die ähnlich situirt sind, zu sein pflegt, ist auch hier das Wasser von der pela- gischen Alge Aphanizomenon flos aquae erfüllt. Ausserdem beträgt in den Partien mit z. Th. freien Wasserflächen in der Richtung zum Damme die Tiefe 3 — 4 M- wogegen etwas weiter vom Ufer dieselbe nur 1 — 2 M. beträgt und an den Ufern die Wassersäule selbst auf V2 M. herabsinkt. Diese Verhältnisse verursachen, dass dieser Teich unter den übrigen Teichen mit Rücksicht auf seine Fauna eine Sonderstellung einnimmt, so hier die eigentliche Teichfauna durch die Tümpel und Pfützen kennzeichnenden Thierformen überboten wird. Charakteristisch in dieser Beziehung ist namentlich die hier ange- siedelte Crustaceenfauna. 59 Pelagisch treten namentlich diese drei Formen auf: Hyalodaplinia cucullata Schödler, Daphnella brachyura Lievin und Daphnia magna Strauss, von denen namentlich die lezte, in Teichen sonst seltene, vorwiegt. Die pelagische Fauna ergänzt noch in geringer Menge das Räderthierchen Asplanchna priodonta Gosse und Volvox. Die iitorale Fauna weist neben den gewöhnlichen Formen, als dasind, Eurycercus lamellatus Müll., Ceriodaphnia pulchella Sars. und Scapholeberis mucronata eine reiche Anzahl von Cypriden auf, die nur selten in Teichen vorkommen. Cypris puber a Müll., Cypris fasciata Müll., Notodromas monachus Müll. Junge Individuen von Cypris fasciata kommen auch pelagisch vor. Ergänzt wird noch die Iitorale Fauna durch zahl- reiche Cyclops serrulatus und interessant ist die Entdeckung des hier vorkommenden Moosthierchens Lophopus Trembleyi Jur. Ausser diesen Arten leben hier noch Plumatella repens L., ferner die Insectenlarven : Corethra und Mystacides longicornis, die Spinnenthiere Argyroneta aquatica, und eine Wassermilbe Diplodontus filipes. Von Würmern kommen hier noch zahlreiche N a i d e n vor. Nebst dem Karpfen, der hier gezüchtet wird, bewohnen den Teich noch der Flussbarsch und die Karausche; von Amphibien sehr zahlreich Raua es- culenta. Es wurde mir keine Gelegenheit geboten, um ziffermässigen Daten nach, die Nahrhaftigkeit des Teiches beurtheilen zu können. Doch ist aus den gemachten Beobachtungen mit Sicherheit zu schliessen, dass dieser Teich nahrhafter ist als die Teiche der Umgebung ; seine Nahrhaftigkeit, hauptsächlich durch die günstigere Lage und eine grössere Durchwärmungsfähigkeit unterstützt, wird jedoch nicht ge- hörig ausgenützt, da ein grosser, durch Schilf verwachsener Theil des Teiches, ganz brach liegt; diese Vegetation sollte so begrenzt werden, dass die Rohrbe- stände und die pelagische Flora nur an die Uferpartien beschränkt bleiben. Freilich würde auch hier eine Neubestellung des Teichgrundes sehr von Nutzen sein. 00 Übersicht der Teiche der Herrschaft Dymokur. Im Allgemeinen möge über die wenigen zu dieser Herrschaft gehörigen Teiche gesagt werden, dass sie einen bedeutend besseren Boden haben als die Teiche welcher Gegend Böhmens immer. Dem Boden fehlt nichts als dass er durch Anschüttung von Sand gelockert und durch organische Düngung befruchtet werden möchte, in welchem Falle diese Teiche einen vervielfältigten Nutzen abwerfen würden. Mit Rücksicht auf die Teichwirtschaft besteht jedoch hier der Übelstand, dass in der Nähe der meist grossen Wasserkörper keine kleinen Teiche sind; die- selben wurden schon vor langer Zeit sistirt, doch wäre dem Übelstande durch An- legung neuer Teiche leicht abzuhelfen, für die sowohl über dem Vrazda-Teiche, als auch zwischen diesem und dem Komarover-Teiche sich genug passender Stelleu finden würden. Hier könnte man durch Anwendung des Dubisch'schen Teichsystems glänzende Resultate erzielen; Beweis dessen ist ein kleiner, im Walde gelegener Himmelsteich, der sehr oft trocken liegt; wenn dieser Teich gespannt wird, so wächst in demselben der eingesetzte Fisch unverhältnissmässig rasch. Auch bei den gegenwärtigen Verhältnissen ist es von grossem Nachtheil, dass zum wenigsten eine regelmässige Trockenlegung der Teiche nicht durchgeführt wird, obzwar eine partielle, ja auch totale Trockenlegung (so am Vrazda-Teiche und am „Pusty") zulässig ist. In welchem Masse die im Gebiete der giftigen Einwirkung des Fabrik- wassers gelegenen Teiche verbessert und gegen die schädlichen Einflüsse geschützt werden könnten, wurde bei jedem der einzelnen Teiche bereits angeführt. D. Die Teiche der Herrschaft Chlum bei Wittingau. Südlich und theils südöstlich von Wittingau, erstreckt sich das durch die Lausnitz theilweise begränzte und durch die Luznicka zumeist erhaltene grosse Teichsystem, welches sich in seiner ziemlich natürlichen Begränzung als ein be- sonderer, selbstständiger Wasserkörpercomplex darstellt. Im Jahre 1887 wurde mir namentlich durch die Bereitwilligkeit des dortigen Herrschaftsdirektor Herrn J. Stehllk ermöglicht, eine Reihe dieser Teiche unter- suchen zu können. Für die vielfache Unterstützung, die so meinen Arbeiten zu Theil wurde, an dieser Stelle den besten Dank zu sagen, gereicht mir zur ange- nehmen Pflicht. Doch auch bei der genossenen Unterstützung konnte die Erforschung dieser Teiche im Ganzen nur durch Excursionen erfolgen, denn die meisten Teiche, die von mir untersucht wurden, sind von Chlum ziemlich weit entfernt. Der Teich Stailkov. Dieser Teich gehört zu den grössten Teichen Böhmens; es heisst, dass er mehr Wasser fassen kann als der berühmte Rosenberger Teich. In der That, was 61 ihm an Ausmass, das 339*21 Ha. beträgt, abgeht, das kommt ihm an Tiefe zu, die bei voller Spannung bis 16 M. misst. Seiner grossen Ausdehnung und seiner Tiefe wegen, kann derselbe nicht auf einmal abgeschlagen und abgefischt werden und ist deshalb durch vier Querdämme in 5 Theile getheilt. Sein südwestlicher Theil, der mit dem nordwestlichen durch eine schmale Wasserstrasse verbunden ist, ist breiter und in seiner nördlichen Partie durch eine mächtige Sandbank ab- geschlossen, wogegen an seinem südwestlichen Ende, an dem Stankover Damme, sein Wasser eine grosse Tiefe zeigt. Hinter der erwähnten Landenge zieht sich der Teich fast noch ^^ Stunden Weges entlang der Landesgrenze ; seine Breite beträgt da kaum Ys der Breite des Wassers im südlichen Theile; in seinem nördlichsten Zipfel mündet in denselben der Bach von Neumühlen, der auch das Wasser des Gatterschlager Baches (entspringend in dem Teiche gleichen Namens bei Neuhaus) aufnimmt. Ausserdem fliessen noch mehrere Waldbäche und Bächlein dem Teiche in dieser seiner Partie zu. Das westliche Ufer ist hier zumeist schroff, felsig und waldig und auch ist das Wasser hier tiefer als am östlichen Ufer, das von einer sandigen, bewaldeten Ebene gebildet wird und eine Menge Buchten und Einschnitte aufweist, in die zumeist die erwähnten Waldbäche einmünden. Die südöstliche Ab- theilung des Teiches hat, ausser dem Stankover-Damme, dieselben Ufer, nämlich flach und sandig. In Übereinstimmung mit dem Charakter der Ufer ist auch der Teichgrund rein sandig, den befruchtenden Einflüssen nur wenig ausgesetzt. Höchstens bringt der Bach von den Einschichten und den höher gelegenen Ort- schaften etwas Dungstoff, dessen Einfluss namentlich an der Entwickelung der pe- lagischen Algen, die aber im Ganzen nur sporadisch vorkommen, wahrnehmbar ist. In den oberwähnten sandigen Buchten pflegen sich diese Algen anzuhäufen und entwickeln dann, durch ihre Zersetzung, einen starken, widrigen Geruch. Hier ist kein anderes Leben zu finden als Infusorien, die aber auch anderwärts in faulenden Stoffen vorkommen. Bis auf einige Ausnahmen findet sich an dem nördlichen Ende dieses Teiches kein Pflanzenwuchs, wodurch sich erklärt, dass auch seine Litoralfauna sehr arm an Formen ist. Ausser Wassermilben, die namentlich im nördlichen Zipfel sehr häufig sind, und ihre Eier daselbst an Steine ablegen, kommen hier nur noch einige Cypriden vor u. zw.: Cypris vidua Müll., Cyclops serrulatus, an Steinen die Bryozoen : CristateUa ophidioidea Hyatt, Plumatella repens L. von Spongien : E p h i d a t i a M i 1 1 e r i, selten auch Insectenlarven : L i m n o p h i 1 u s sp., und Würmer : N a i s und Chaetogaster. Die pelagische Fauna wird charakterisirt durch: Holopedium gibberum Zaddach, ' Hyalodaphnia cucullata Schödler, Leptodora Kindtii Focke, Diaptomus gracilis Sars. Daphnella Brandtiana Fischer, 62 Die Vertheilung- dieser Fauna in der pelagischen Zone ist nicht tiberall gleichförmig ; das grösste Leben herrscht am nördlichen Ende, je mehr gegen Süden, destomehr nimmt die Zahl der Arten ab; am südlichen Ende linden wir nur noch Diaptomus, Leptodora und Daphnella. Offenbar ist dieser Teich aus einem See entstanden, heute jedoch ist seine Fauna venuengt, so die Teichtypen und die See- typen mit einander vorkommen. Die hier obwaltenden Verhältnisse, namentlich der Mangel an Uferthieren und die ungleiche Vertheilung der pelagischen Fauna, stellen den Teich zu den am wenigsten nahrhaften Gewässern. Aus diesem Grunde wird er in letzter Zeit mit einer nur verhältnissmässig geringen Anzahl Karpfen besetzt (nur 5 Kilo pro Hectar) und auch bei dieser kleinen Besetzung beträgt der Zuwachs kaum 21*71 Kg. am Schock für eine Hitze oder 0-36 Kg. pro Stück. Dieser Zuwachs würde wohl auch bei einer grösseren, dem Räume entsprechenderen Besetzung nicht geringer ausfallen, als nämlich die Besetzung eine solche wäre, dass der Zuwachs per Schock sich nicht verringern und pro Hectar dem Baume entsprechend wachsen würde. Meines Dafürhaltens könnte in diesem Sinne die Besetzung auf's vierfache erhöht werden, ohne dass der Zuwachs per Stück geringer wäre. Damit wäre ungefähr das Verhältniss erzielt, wie es an anderen Teichen zwischen Zuwachs per Schock und pro Hektar besteht, und zwar in Teichen, die auch nicht zu den nahr- haften gehören. Dieser Teich würde sich besser für die Zucht von Schielen als von Karpfen eignen, da denselben das tiefe klare Wasser sehr zusagen würde; nur ein Übel- stand würde hier obwalten, nämlich, der Mangel an kleinen Fischen, die dem Schiel zur Nahrung dienen. Die pflanzenfressenden Fische finden in diesen Teiche weniger Nahrung als Raubfische, doch die Vermehrung der letzteren würde wieder die Karpfenzucht schädigen, obzwar, wie gesagt, es schwer gehen dürfte, dieselbe hier überhaupt zu heben. Schon wegen seiner Ausdehnung und seiner Tiefe lässt sich der Teich schwer beherrschen; der sandige Boden würde zu seiner Befruchtung viel Humus erheischen, und auch die damit verbundene Arbeit wäre nicht ohne viel Schwierig- keiten auszuführen; nicht weniger Schwierigkeiten würde auch die Fütterung der Karpfen verursachen und wegen der grossen Tiefe fast illusorisch werden. Kurz, es ist dieser Teich für die Karpfenzucht so wenig geeignet, dass es besser wäre von derselben ganz abzulassen und um die Vermehrung verschiedener Weissfische zu sorgen um so den Teich mit Schielen und anderen edlen Raubfischen erfolgreich besetzen zu können. Die Vermehrung und der Wuchs der Weissfische müsste freilich wenigstens durch eine theilweise Befruchtung des Teichgrundes gefördert werden. Starö jezero. Dieser, in dem malerischen Schlossrevier der erzherzoglichen Herrschaft Chlum gelegene Teich, nimmt einen Flächenraum von 97-84 Ha. ein; im Ganzen nur wenig tief, ist derselbe zum grössten Theil mit Teichrohr verwachsen, in dem sich eine Menge Wassergeflügel aufzuhalten pflegt; auch grosse Heerden wilder 63 Gänse pflegen hier ihren Aufenthalt zu nehmen. Bis auf etwas Laichkraut findet sich hier keine pelagische Flora, doch treten einige aus den Rohrbeständen bei windigem Wetter durch Fluthung angetriebene Algen, Pediastrum, Desmidium u. ä. im freien Wasser in reichlicher Menge auf. Der Teich liegt in einer sandig-torfigen Anschwemmung, und die Höhe seines Wasserspiegels ist durch ein Wasserzeichen festgesetzt. — Früher war der- selbe noch dichter verwachsen, im Jahre 1879 wurden die Teichpflanzen theilweise doch entfernt und nebstdem wurde der Teich auch trockengelegt. Diesen Um- ständen ist zu verdanken, dass dieser Teich zu den besten der Umgebung gehört; der Zuwachs beträgt da am Schock für eine Hitze durchschnittlich 36-35 Kg. oder 0-605 Kg. per Stück (36-34 Kg. pro Hektar) u. z. bei einer Besetzung von 50 Stück im Gewichte von 17-3 Kg., was wohl mit Rücksicht auf die hiesigen Verhältnisse als sehr befriedigend betrachtet werden kann, doch wird dies wohl nicht lange so bleiben können, wenn nicht in Bälde eine Trockenlegung und Melioration des Teichbodens vorgenommen wird. Schon jetzt ist, der Fischnahrung nach, die ich bei zwei Karpfen untersuchte, zu erkennen, dass die Fische wegen Mangel an anima- lischer Nahrung gezwungen sind, oft auch eine unverdauliche oder nur wenig ver- dauliche, pflanzliche Nahrung aufzusuchen. Dafür spricht auch die körperliche Entwickelung des Fisches, da Stücke von 2 Kg. Schwere von wenig abgerundeter Form und sehr knochig waren. Dem sandigen Teichboden mangelt es offenbar an Humus, der hier auf natürlichem Wege von nirgends ersetzt werden kann. Neben der angesiedelten Crustaceenfauna kommt hier nur wenig anderer Fauna vor. Zwischen den Rohrbeständen finden sich Algen und darunter einige Rhizopoden, z.B. Difflugia pyriformis, und Chironomuslarven ; sonst ist hier, ausser einigen litoralen Crustaceen, nur wenig Leben zu finden. Es kommen hier vor: Ceriodaphnia megops Sars., I Eurycerus lamellatus Müll, Sida crystallina Müll, j Acroperus angustatus Sars., Acroperus leucocephalus Koch., Bosmina cornuta Jurin, Scapholeberis mucronata Müll, | Cyclops serrulatus Gl Auch die Schlammfauna ist hier sehr spärlich ; Alonaarten fehlen hier über- haupt, nur Chydorus globosus und die Egelgattung Nephelis fand ich hier. Die pelagische Fauna charakterisiren : Holopedium gibberum Zaddach (häufig), Leptodora Kindtii Focke (weniger häufig) Daphnella Brandtiana Fischer und Asplanchna priodonta Ehrnb. Nach diesen Arten zu schliessen würde die Fauna dieses Teiches einen Übergang von See- zur Teichfauna bilden. 64 Alter uud Neuer Kanzler. Beide diese Teiche sind nur durch einen schmalen Kanal verbunden, so dass der Wasserspiegel des einen Teiches in den des anderen fast übergeht. — Der Teich Alter Kanzler hat ein Ausmass von 46"42 Ha., der Neue 3r54 Ha. und beide sind Hauptteiche. Trotzdem dass diese Teiche fast zusammenhängen, sind sie doch nicht gleich, und speciell die hier obwaltenden Unterschiede liefern Beleg, welch' hohen Einfluss die Vegetation auf den Charakter der Fauna und die Nahrhaftigkeit des Teiches ausübt. Der Alte Kanzler ist zum grosser Theile mit Schilfrohr, Kalmus, Schachtelhalm, Segge, Binse, Laichkraut und Knöterich verwachsen, hie und da auch mit Seerosen bedeckt, so dass im Ganzen nur wenig freies Wasser bleibt. Obzwar auf dem Neuen Kanzler alle diese Pflanzen auch vorkommen, so sind sie hier doch anders vertheilt; die Rohr- und andere Pflanzenbestände be- schränken sich mehr auf die Nähe des Ufers oder fehlen da ganz, so dass die pflanzenfreien Stellen des Wassers bedeutend grösser sind ; nur im südlichen Theile ist eine aus Seerosen, Laichkraut und Knöterich bestehende pelagische Flora mächtig entwickelt. In Folge dieser Vegetationsverhältnisse ist die Fauna im Alten Kanzler viel ärmer als im Neuen. In dem ersteren ist die pelagische Fauna namentlich durch drei Arten chaiakterisirt; das grösste Percent fällt auf das Räderthierchen Asplanchna helvetica Imhof, ein geringeres auf Diaptomusgracilis Sars und das geringste auf Daphnella Brandtiana Fischer und Volvox. Die grosse Nähe der Pflanzen ist Ursache, dass in dieser Fauna auch Ceriodaphnia megops Sars häufig vorkommt. Die grössere Ausbreitung der freien Wasserfläche im Neuen bedingt da- gegen, dass sich zu dieser Fauna in dem genannten Teiche auch Holopedium gib- berum Zaddach beigesellt hat. Oftenbar dass diese Art früher dem Alten Kanzler angehört hat, doch durch den Einfluss der sich ändernden Verhältnisse hat sich diese im Neuen concentrirt, der am Abflüsse später künstlich errichtet wurde. Der Charakter der hier wohnenden pelagischen Fauna entspricht bisher dem reinen Seetypus, obzwar der Einfluss ungünstiger Verhältnisse sich in dem geringeren Vorhandensein oder im Abgang gewisser Arten, wie des Holopedium im Alten Kanzler bemerkbar macht, in Folge dessen sich nun mehr kosmopolitische Formen zu vermehren beginnen. Durch die all zu massige Vegetation im Alten Kanzler leidet auch die Litoralfauna ; in den dichten Rohrbeständen und den vielen Fadenalgen nnd ein- zelligen Algen kommen nur Chironomus-Larven, Hydrachna und hie und da ein kleiner Planorbis oder einige Colonien von Plumatella repensvor. Litorale Crusta- ceen sind an dieser Localität eine Seltenheit. — Dem gegenüber finden sich die genannten Arten im Neuen viel häufiger und ausser diesen noch die Crustaceen Polyphemus pediculus de Geer (es verdient erwähnt zu werden, dass diese 65 Art hier im Schilfrohr vorkommt) und Bosmina brevicornis Hellich. Die besseren faunistischen Verhältnisse basiren hauptsächlich, wie schon erwähnt, auf einer, für die Entwickelung der Thierwelt günstigeren Vertheilung der Vegetation ; geschaffen wurden jedoch diese Verhältnisse dadurch, als dieser Teich im J, 1884 trockengelegt wurde, was wohl für die Vermehrung gewisser Arten sehr förderlich sein konnte. Füglich muss noch ein Umstand, nämlich die Lage des Teiches, als günstig in Betracht gezogen werden. Während nämlich der Teich Alter Kanzler nach Norden eine zu offene Gegend hat und somit den Nordwinden ausgesetzt ist, biegt der Neue Kanzler mehr nach Südost ab und ist hier, da von Wäldern umgeben, den Winden nicht so preisgegeben. Der Gesammteinfluss aller dieser Umstände ist auch an dem Zuwachs der Fische wahrzunehmen; wenn auch der Unterschied nicht so gross erscheint, so ist seine Existenz schon deshalb von Be- deutung, weil die Teiche so zu sagen einen einzigen Wasserkörper bilden. Im Alten Kanzler beträgt der Zuwachs pro Hektar 28'85 Kg. und am Schock für eine Hitze 29*86 Kg., also am Stück durchschnittlich 0*474 Kg. — d. i. um V2 Kg- weniger als im Neuen. In diesem, der eine dreifach grössere Be- setzung verträgt, zeigt sich pro Hektar ein Zuwachs von 45*65 und per Schock in einer Hitze 31*64 Kg. oder am Stück im Durchschnitt 0*52 Kg. — d. i. Va Kg. mehr als im Alten, Nicht nur dass hier am Stück ein grösserer Zuwachs statt- findet, sondern es wirft dieser Teich schon durch seine grössere Besetzung einen Ertrag ab, der dem Alten Kanzler gegenüber um 38% besser ist. Es ist klar, dass trotz des sandigen Bodens und der ungünstigen Lage der Teiche, als nämlich dieselben nur wenig an befruchtenden Anschwemmungen empfangen, daselbst genug günstigen Bodens vorhanden ist, um die Karpfenzucht in denselben mit Erfolg zu betreiben ; es würde genügen nur durch Trockenlegung des Teiches die Teichflora auf geringere Flächen, namentlich auf die Uferpartien zu beschränken, und durch Sämerung und Humuszuführung die Befruchtung des Grundes anzustreben. — Meines Dafürhaltens wäre aber nicht angezeigt, die Teich- flora ganz zu entfernen, denn wie Beispiele an anderen sandigen Teichen lehren, werden dadurch auch dem grössten Theil der Litoralfauna die Existenzbedingungen entzogen und doch bildet dieselbe, wie im nächsten Kapitel gezeigt wird, das Hauptcontingent der Karpfennahrung. Im Neuen Kanzler wäre von Vortheil, am südlichen Ende die pelagische Flora (Seerose und Laichkraut) so zu lichten, dass dieselbe nicht in derart dichten Massen das Wasser ausfüllt, dass nämlich zwischen einzelnen Rasen doch auch grössere freie Wasserflächen entstehen möchten; so würde die pelagische Flora auf die Vermehrung der kleinsten Thierformen wohl den besten Einfluss ausüben, wogegen wenn sie sich bis zu einem fast undurch- dringlichen Dickicht vermehrt hat, sie zu viel Schatten wirft, und bilden sich dann, wie es bei dichten Rohrbeständen am Ufer zu sein pflegt, jene schattigen Stellen, an welchen alles Leben sich nur langsam entwickelt, wenn es nicht ganz zu Grunde geht. 66 Alter und Neuer Hospodäf. Zwischen diesen Teichen besteht dasselbe Verhältniss wie zwischen den im früheren Kapitel besprochenen zwei Wasserkörpern. Der „Alte Hospodär" ist der ursprüngliche Teich, der „Neue Hospodäf" wurde später u. z. auch an seinem Ausflusse errichtet. Der ältere, ursprüngliche Teich, hat ein Ausmass von 11 6" 94, der neue, viel kleinere, nur 20*98 Ha. Beide sind Hauptteiche und nicht lange vor meiner Durchforschung (im J. 1887) lagen sie trocken — der grössere im J. 1884, der kleinere 1883. Der „Stary Hospodäf" hat eine weniger zahlreiche Vegetation, u. z. besteht dieselbe neben Schilfrohr, aus Seerosen, verhältnissmässig vielem Laichkraut und Fieberklee (Menyanthes trifoliata), der namentlich zwischen dem Schilf am Ufer häufig ist. Zahlreich finden sich hier auch freischwimmende Algen, besonders Pedi- astrum, Micrasterias papillifera, Desmidium u. ä. Doch auch hier zeigt es sich, wie eine dichte Uferflora nachtheilig auf die Entwickelung der Uferfauna wirken kann, denn die Thierwelt ist hier nicht so zahlreich als sie sein könnte und an freien Stellen hat sich eher die Schlamm- fauna reichlicher entwickelt. Die Litoralfauna der beiden Teiche weist diese Arten auf: Ceriodaphnia megops Sars, Bosmina cornuta Jurin, Cyclops serrulatus Cl., Chydorus globosus Baird. Ausserdem finden sich da Chironomus-Larven und Wassermilben (Mideopsis depressa). Die pelagische Fauna behielt im Teiche „Alter Hospodäf" noch ihren See- typus; charakterisirt wird sie durch: Holopedium gibberum Zaddach, Daphnella Brandtiana Fisch, und Cyclops sign at US Koch. Dem „Neuen Hospodäf", der seine Fauna aus dem älteren Nachbarteiche erhielt, fehlt das Holopedium; seine pelagische Fauna stellen dar nur Daphnella Brandtiana Fisch. Daphnella brachyura Lievin und Cyclops signatus Koch. Diese Teiche, obzwar ihre Fauna nun nicht mehr so zahlreich ist wie kurz nach der Trockenlegung, liefern ein lehrreiches Beispiel über den Einfluss dieser Massregel, als der Zuwachs an Fischen hierauf in dem Masse stieg, wie dies in keinem anderen Teiche der Herrschaft der Fall war. In der kurz nach der Trocken- legung folgenden Periode, stellt sich derselbe im Alten Hospodäf pro Schock auf 30-36, und im Neuen Hospodäf auf 39 02 Kg. d. i. 0-62— 0*65 Kg. per Stück — eine Ziffer, die in keinem der Teiche der Umgebung noch erzielt wurde. Soll aber 67 der Zuwachs nicht wieder sinken, so ist eine, in regelmässigen Perioden wieder- holte Abschlagung dieser Teiche ein dringendes Bedürfniss. Auch die Fruchtbarkeit der meisten Teiche der Umgebung könnte durch blose Trockenlegung sehr gehoben werden, bei einigen würde die erhöhte Frucht- barkeit gewiss 60, bei anderen wenigstens 20—30% betragen, immerhin aber so viel, dass es der Mühe werth wäre diese Massnahme durchzuführen. An und für sich bedingen freilich die Verhältnisse dieser Wasserkörper, dass an denselben die Fütterung der Karpfen und ihre Übersetzung nach dem System Dubisch, dessen Praxis bei der hier vorhandenen reichlichen Wassermenge auf keine Schwierigkeiten stosseu würde, eingeführt werden möchte. Der Teich „Humlensky". Dieser Teich, der eine Fläche von 96-77 Ha. einnimmt, liegt bereits in dem Wassergebiete der Lausnitz, aus der mitunter das Stauwasser in denselben dringt, und so gelangen mit diesem einige Flussfische, z. B. Brassen, Döbel u. a. in den Teich. Obzwar dieser Teich dann und wann trocken liegt, (vor meiner Durchforschung geschah dies zuletzt im J. 1883), bewahrte er z. Th. noch seinen Seecharakter, wenn sich auch der Teichtypus seiner pelagischen Fauna hier stärker als an den anderen Teichen bemerkbar macht. Seine pelagische Fauna charakterisiren Holopedium gibberum Zaddach, zahlreich mit Leptodora Kindtii Focke, spärlicher, dann Daphnella Brandtiana Fischer, Cyclops signatus Koch., Asplanchna helvetica Imhof, und oft auch Ceriodaphnia megops Sars., in den Partien des offenen Wassers nahe an Pflanzen häufig auftretend. Nicht uninteressant ist, dass Acroperus leucocephalus Koch. und eine Naide unter diesen Verhältnissen auch pelagisch vorkonamen. In Vergleich zu anderen, südlicher in Wäldern sich befindenden Teichen, sind die mit Pflanzenwuchs bedeckten Uferpartien dieses mehr frei gelegenen Teiches von grösserer Durchwärmungsfähigkeit, was zur Folge hat, dass sich hier eine reichere Ufer- und Schlammfauna, bestehend aus Würmern (Naiden) und Larven (Chironomus), dann Rhizopoden (Difflugia corona Wall. Arcella vulgaris Ehrnb.) angesiedelt hat. Von Crustaceen trifft man hier: Cyclops serrulatus Cl., Acroperus leucocephalus Koch, Scapholeberis mucronata Müll., Pleuroxus striatus Schödler, Bosmina cornuta Jurin, Chydorus globosus Baird. .5* 68 Unmittelbar nach der im J. 1883 zuletzt erfolgten Trockenlegung betrug der Zuwachs am Schock durchschnittlich 30'35 Kg. oder am Stück 0*505 Kg. Den im J. 1887 vorgefundenen Verhältnissen nach, beträgt der Zuwachs wohl nun nicht mehr so viel wie damals, und gilt hier in Betreff dieses Umstandes das schon früher über die hiesigen Teiche Gesagte. Der Teich Burgraf. Das Ausmass dieses Teiches beziffert sich auf 49'95 Ha; derselbe ist ein Streckteich. Südlich von Chlum gelegen, ist dieser Teich theils von Wald um- geben, theils mit einem von Eichen beschatteten Damm begrenzt; die dem Walde zu gelegenen breiten Ufer sind durchwegs grasig, und wenn auch das Wasser in diesen Partien nur seicht und daher gut durchwärmbar ist, so hat dies nur wenig befruchtenden Einfluss, u. z. schon deshalb, als hier die Vegetation zumeist aus Seggen und fluthenden Schwaden (Glyceria fluitans) besteht, an welchen Pflanzen sich nur wenig Litoralfauna anzusiedeln pflegt; ausserdem mangelt es dem sandigen, erschöpften Boden an jedweder Befruchtung. In dem anderen, auch nicht tiefen Theile des Teiches, ist nebstdem auch der Umstand für die Entwickelung der Fauna von Nachtheil, dass sich der Boden mit abgefallenen Eichenzweigen dicht bedeckt, die durch ihre langwierige Verwesung zu der Fruchtbarkeit des Bodens nur wenig beitragen. Die geringe Tiefe des Teiches hat aber doch zur Folge, dass manche pelagische Formen sich hier in Überzahl entwickelt haben. Dieser Um- stand ist aber für die Ernährung des Karpfens nur von untergeordneter Bedeutung (wie in einem besonderen Kapitel darauf hingewiesen wird), und es darf nicht Wunder nehmen, dass trotz der verhältnissmässig grossen Individuenanzahl der pelagischen Fauna, der Zuwachs in diesem Teiche sehr klein ist, nämlich nur 11-355 Kg. per Schock oder 0"183 Kg. per Stück. Es handelt sich nur um die richtige Ausnützung der guten Eigenschaften dieses Teiches, nämlich seiner geschützten Lage und seiner geringen Tiefe, um durch zeitweilige Trockenlegung und Melioration seines Bodens einen weit höheren Ertrag zu erzielen. Die pelagische Fauna weist nur zwei Formen auf, u. z. Leptodora Kindtii Focke und Daphnella brachyura Lievin. Die erstere dominirt jedoch. Beide diese Arten stellen die reine Teich- fauna dar. Die Uferfauna weist ausser Ephemera- und Culex-Larven, die aber auch nicht sehr zahlreich sind, nur noch die Crustaceen Eurycercus lamellatus Müll, und Cyclops serrulatus Gl. auf. Erstere Art ist ziemlich selten, viel häufiger die zweite. — Die Litoral- auna ist fast nur auf die seichteren Partien in der Nähe der grasigen Ufer be- schränkt, da das Wasser an dem langen Damme den grössten Theil des Tages im Schatten steht und daher fast ohne Leben ist. G9 Der Teich Toöiiik. Derselbe ist ein Nachbarteicli des Teiches Burgraf und unterscheidet sich, was seine Lage anbelangt, von diesem nur dadurch, dass er offener liegt und an einigen Stellen am Damme wohl tiefer als der erstere ist. Bei seinem Ausmass von 18'45 Ha. wird er nur als Streichteich benützt, zu welchem Zwecke sich na- mentlich seine südlichen und östlichen Partien eignen, da sie reich mit Seggen und Binsen verwachsen und nur V4 — V2 ^^- tief sind. Dass dieser Teich dann und wann trocken liegt (dies geschah, vor meiner Untersuchung desselben, zuletzt im J. 1883), ist schon der zahlreicheren und mannigfaltigeren Fauna nach zu schliessen ; seine offenere Lage verursacht auch, dass mehrere Insectenlarven in seiner Litoral- fauna vorkommen, so Dytiscus sp., Ephemera vulgata, Culex sp., Corethra sp.. Triaenodes bicolor Curt., Chironomus sp., Corisa sp. u. a. Auch die übrige Litoralfauna ist hier zahlreicher und mannigfaltiger als in dem früher besprochenen Teiche; ausser vielen Wassermilben, gehörend zu Hydrachna globosa, kommen hier noch vor Sida crystallina Müll., Acroperus leucocephalus Koch, Eurycerus lamellatus Müll, und Ceriodaphnia pulchella Sars. Dem gegenüber ist die pelagische Fauna nur auf kleinere, tiefere Partien, auf welchen hie und da Seerosen sich angesiedelt haben, beschränkt, und nur spärlich traf ich hier Leptodora Kindtii Focke und Diaptomus gracilis Sars, Aus 16 Mutterfischen wurde hier im J. 1886 133 Schock Brut im Gewichte von 100 Kg. für eine Hitze erzielt. Dieses eine Beispiel möge als Massstab dienen, welch' ein Eesultat man aus den Teichen Tocnik und Burgraf erzielen würde, wenn man die Brut nach der Dubischen Methode aufziehen würde. Es würde genügen, die Mutterfische in irgend einem Teiche, eventuell in den Hältern auslaichen zu lassen und den Teich Tocnik, sowie den Burgraf ein Jahr zuvor abzuschlagen, anzubauen und w^enn nöthig, noch eine Melioration desselben durchzuführen. In der Streichzeit der Karpfen wäre der Tocnik zu spannen und mit der ausgeschlüpften Brut zu besetzen. Von der Brut, die uns 10 Rogner geben, würden wir auf die 18-45 Ha. der Teichfläche etwa 500.000 Stück einsetzen, wovon uns für andere Teiche oder Verkauf noch übrig bleiben würde. — Das Einfangen der Brut geschieht am Besten mittelst eines Gaz6netzes und zur Übertragung derselben bedient man sich der Kannen, in die man mittelst einer Blase Luft eintreiben kann und deren Wasser durch Eis, das im Halse des Gefässes in einem besonderen, mit Löchern ver- sehenen Halter angebracht ist, kalt gehalten wird. Etwa nach drei Wochen wäre 70 der Buigraf zu spannen und eine Woche darauf, also im Ganzen nach einem Zeitraum von vier Wochen, würden wir die Brut aus dem Tocnik in denselben übertragen und zwar auf die Fläche von 4995 Ha., d. i. auf sein Ausmass, im Ganzen 52.500 Stücke. Diese Zahl würde sich mit wenig Verlust bis in den Herbst erhalten und deren Gesammtgewicht würde dann wenigstens 120 M. Centner betragen. "ö^ Die kleinen Chlumetzer Teiche. Nördlich von den hier angeführten grossen Teichen liegen noch zahlreiche, wenig von einander entfernte kleinere Teiche im Ausmasse von 8 — 20 Ha., deren man sich als Streich-, Streck- und Hauptteiche bedient. Manche derselben sind Besitz der Landwirthe aus den nahegelegenen Ortschaften ; dieselben werden zumeist nur durch schon etwas grössere Fische besetzt, gewöhnlich nur auf eine Hitze, und werden nie oder nur selten trockengelegt. — Obzwar diese Teiche oft un- mittelbar an einander stossen, so ist doch ihr Charakter verschieden. Zwei dieser Teiche mögen als Beispiel angeführt werden: Der Teich Trävnicny hat ein Ausmass von 17-23 Ha. Vor dem J. 1887, wo ich denselben besuchte, lag er zuletzt im J. 1883 trocken. Aus der Zeit, die unmittelbar auf die Trockenlegung folgte, erhielt ich Daten über den Zuwachs, der sich in einer Hitze und pro Schock auf 26*55 Kg., oder auf 0*442 Kg. per Stück bezifferte. Im J. 1887, also vier Jahre darauf, hatte dieser Teich noch eine zahl- reiche Litoralfauna ; ich fand hier Bosmina cornuta Jurin, Ceriodaphnia megops Sars., Acroperus leucocephalus Koch, S capholeber i s mucronata Müll., Alona affinis, Cypris vidua Müll.; Difflugia vulgaris Ehrnb., Chironomus sp. Cyclops serrulatus Cl., am Grunde namentlich Pleuroxus striatus Schödler, Chydorus globosus Baird. und auf Schilf und Gestein fanden sich Arcella vulgaris Ehrnb., Arcella dentata Ehrnb., Centropyxis aculeata Ehrnb., Die pelagische Fauna war dagegen, was die Menge der Individuen an- belangt, spärlich und nur durch diese Arten vertreten: Leptodora Kindtii Focke, Daphnella brachyura Lievin, in Überzahl Asplanchna helvetica Imhof. Diese Fauna stellt den reinen Teichtypus dar. Der Teich Zebrakov, in grösster Nähe des Teiches Humlensky gelegen, hat ein Ausmass von nur 12*49 Ha. — Seine pelag. Fauna hat, wie die des grossen Nachbarteiches, einen gemischten Charakter, u. z. kommen da vor: 71 Daphnella Brandtiana Fischer, spärlicher mit dieser Diaptomus gracilis Sars., nicht zahlreich Leptodora Kiudtii Focke, mit häufigerem Cyclops signatus Koch, iu Menge Asplanchna helvetica Imh., und als Besonderheit auch Anurea longispina Kell., da sich diese Art, soweit ich konstatiren konnte, nirgends in der ganzen Umgebung mehr vorfindet. Die Litoralfauna war im J. 1887 sehr arm, neben Ceriodaphnia megops Sars., häufig auch pelagisch aufretend, waren hier keine litoralen Crustaceen, und die Fauna dieser Zone bestand nur aus Chironomus-, Culex- und Ephemera-Larveu. Dieser Teich wurde seit lange oder überhaupt nie trockengelegt und so sank der Zuwachs in demselben auf 0-397 per Stück. Dass derselbe nicht noch niedriger ist, erklärt sich nur dadurch, dass der grösste Theil des Teiches seicht ist, so dass sich zu günstigeren Zeiten immerhin etwas animalischer Nahrung daselbst ent- wickeln kann. Übersicht der Teiche der Chlumetzer Herrschaft. Die Teiche der Herrschaft Chlumetz stellen in ihrer Fauna zumeist einen Übergang von der Seefauna zur Teichfauna dar; zum geringen Theile ist die Fauna vom ausgeprägten Teichcharakter und hie und da übergeht sie bereits auch in den die Tümpel bezeichnenden Typus. Diese Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit des Teichcharakters bestimmen namentlich drei Factoren ; erstens die zeitweilige, wenn auch seltene und unregelmässige totale Trockenlegung, dagegen aber die öftere Trockenlegung der Uferpartien, zweitens der Umstand, dass mehrere dieser Teiche erst in neuerer Zeit entstanden sind, dass diese neuen Teiche mit den alten zumeist fast zu einem Wasserkörper verschmelzen und drittens die Unbeschränkt- heit, welche den hier angesiedelten Gewächsen in ihrer Ausbreitung gewährt wird. Den reinen Seecharakter behielt die Fauna an keinem Teiche mehr; es fehlt hier absolut der denselben bezeichnende Rotator Conochilus volvox und wo der See- charakter nur noch theilweise erhalten blieb, erscheinen nur Holopedium gib- berum Zaddach und Daphnella Brandtiana Fischer. Weit häufiger sind Localitäten mit gemischter Fauna, dagegen findet sich die reine Teichfauna nur an den kleineren Streich- und Streckteichen. Es ist hier überhaupt wahrzunehmen, dass die ursprünglichen, natürlichen Verhältnisse sich hier fast unverändert erhalten haben, sei auch dass einer der grossen Naturreize dieser schönen Gegend, das ist die grosse Menge des hier hausenden Sumpf- und Wassergeflügels sehr abge- nommen hat. Immerhin gehört diese Gegend zu den an Wasserwild reichsten Ge- genden Böhmens. Der Grund dieser Teiche ist grösstentheils torfig-sandig ; da wo es an Pflanzenvegetation mangelt, sinkt der Zuwachs per Schock bis auf 21 Kg. d. i. auf 0*3 — 0'35 per Stück herab. Dieser verhältnissmässig noch immer nicht zu geringe Zuwachs wird hauptsächlich durch die kleine Besetzung erzielt. So 72 z. B. ist von den Hauptteichen einer der ärmsten der Teich Stahkov, in dem der angeführte Zuwachs kaum 5*77 Kg. pro Hektar in einer Hitze beträgt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Besetzung, damit der Zuwachs am Schock sich nicht gar verringert, doch grösser sein, kaum aber jemals die normale Höhe er- reichen könnte. Dem gegenüber liefern doch die hiesigen, im Allgemeinen durch eine geschützte Lage sich auszeichnenden und mit einer massigen pelagischen Ve- getation bedeckten Teiche, wenn sie eine Zeit lang trocken lagen, einen bedeutend grösseren Zuwachs, der sich bis auf 39 Kg. pro Schock (bei einer Zunahme von 25 bis 50 Kg. pro Ha.) oder 0"65 Kg. per Stück beziffert. Im Durchschnitt wird der Zuwachs an diesen Teichen pro Hektar auf 25 Kg., per Schock auch auf ca, 25 Kg., somit auf 0*4 Kg. per Stück für eine Hitze veranschlagt. Stellenweise scheint der Zuwachs grösser zu sein (0*5), doch ist dies nur dann, wenn ein grosser Theil der Besetzung aus dem Teich verschwunden ist (7 — 18 Schock beträgt oft der Verlust!). Dann steigt freilich der Zuwachs per Schock und Stück, ohne dass aber dadurch der Ertrag des Teiches erhöht wird. Höchstwahrscheinlich wäre der Zuwachs im Ganzen beim Bestehen der vollen Be- setzung auch nicht grösser, doch würde er gewiss am Schock, resp. am Stück niedriger ausfallen. Die Ursachen dieses Verlustes sind nicht immer festzustellen; am häufigsten ist es Diebstahl, dem die Teiche durch die grosse Nähe von mensch- lichen Wohnungen sehr ausgesetzt sind; hie und da kann auch die Anwesenheit ausgewachsener Hechte, namentlich bei kleiner Besetzung, die Ursache des Ver- lustes sein. Im Ganzen ist in solchen Fällen ein grösserer Verlust kaum in Betracht zu ziehen, denn das Fehlende wird dann natürlicherweise durch das grössere Gewicht, das ist durch Zuwachs am einzelnen Fische ersetzt. In den hiesigen zahlreichen kleineren Teichen im Ausmasse von 1 — 50 Ha., von denen 24 als Sti'eck- teiche benützt werden, beziffert sich der Zuwachs in einer Hitze selten auf 50 Kg. pro Hektar, doch sind einzelne Teiche, in denen der Zuwachs auf 65 — 75 Kg. und im Ausnahmsfalle sogar auf 150 Kg. stieg — ein Beweis, dass auch Teiche mit geringerer Bodenqualität durch rationelle Bewirthschaftung mit Rücksicht auf ihre Ertragsfähigkeit sehr verbessert werden können. Freilich wird hier der Zuwachs bei einer sehr grossen Besetzung so erzielt, dass sich derselbe am Schock resp. am Stück sehr verringert, nämlich bis auf 0*19 Kg. für eine Hitze. Wenn in den zu stark besetzten Teichen der Besatz nur auf die Hälfte oder ein Drittel reducirt wäre, so würde der Zuwachs gewiss um ^g — ^4 ^S-i wenn nicht noch um mehr steigen. Obzwar also die Bodenverhältnisse dieser Gewässer für die Teichwirth- schaft nicht sehr günstig sind, so erhellt doch aus den angeführten grossen Unter- schieden, dass unter gewissen Umständen hier ein grosser Erfolg zu erzielen wäre. Die Möglichkeit desselben ist um so grösser, als sonst die hygrographischen Ver- hältnisse dieser Gegend recht günstig sind, so dass mit Benützung der, diesen Teichcomplex zumeist umfassenden Luznicka u. Lausnitz es nicht schwer wäre, die hiesige Teichwirthschaft durch ein passendes System so zu reguliren, dass die Spannung, Abschlagung, Trockenlegung und Melioration der einzelnen Teiche durch- führbar wäre. So würde dann in diesen Gegenden, die für den Landbau nicht besonders geeignet sind, die rationelle Teichwirthschaft einen schätzenswerthen 73 Ersatz für den sonst nur geringen Ertrag eines dürren Bodens in ausgiebiger Weise liefern können. Wie aber die bei der Durchforschung dieser Teiche ge- sammelten Erfahrungen lehren, ist für die Entwickelung und reichliche Vermehrung der kleinen Teichfauna, somit auch für das Wohlergehen des Karpfens von Wich- tigkeit, dass diese Teiche nicht ohne Pflanzenwuchs bleiben, ohne dass sich jedoch die Vegetation in solchen Massen verbreitet und so dicht wird, wie wir sie an anderen Teichen nur zu oft antreffen. Die für die Teiche dieser Umgebung ge- eignetste Vegetation wäre Glyceria fluitans, ein Streifen weichen Grases, z. B. entlang der Ufer, das nur da, wo der Wasserspiegel zu sehr vom Winde bewegt wird, durch Schilfrohr ersetzt werden sollte. Auf der Wasserfläche sollten in zer- streuten, eher zahlreichen als grösseren Gruppen auch Laichkräuter angesiedelt werden, so dass zwischen solchen Gruppen immer eine grössere Fläche freien Wassers bleiben würde; an seichteren Stellen, wo sich solche Laichkrau tgruppen, mitunter mit Seerosen, Knöterich und anderen pelagischen Pflanzen angesiedelt haben, pflegen sie gerne ein undurchdringliches Dickicht zu bilden, das dem Fische nur wenig oder gar keinen Nutzen bringt. £. Die Teiche in der Umgebung von Neuhaus und Neu-Bystric. Die Umgebung von Neuhaus und Neu-Bystric ist reich an grossen und kleinen Teichen, die schon seit lange für die Durchforschung sehr verlockend er- schienen, doch konnte dieselbe wegen der zeitraubenden Unbequemlichkeit, mit der ein Besuch dieser Gegend früher verbunden war, nicht leicht vorgenommen werden. Nicht lange ist es erst her, seit in diese Gegenden eine Bahn führt und noch jetzt sind diese Gewässer, theils wegen ihrer grossen Entfernung von solchen Orten, wo man den betreffenden Arbeiten obliegen könnte, theils deswegen, dass man nur in seltenen Fällen daselbst ein Boot verschaffen kann, schwer zugänglich. Trotz dieser Schwierigkeiten trachteten wir einigemal in diese Gegend zu gelangen. Im J. 1883 besuchte ich zum erstenmale mit (f) Dr. K. Taränek den Teich Vajgar bei Neuhof und die Teiche im Thiergarten; durch die Güte des Herrn Centraldirectors Dr. K. Jicinsky wurde uns damals ein Boot zur Verfügung gestellt, das wir uns an die betreffenden Teiche schaffen Hessen. Damals vei-folgten wir einen anderen Zweck als die gegenwärtige Teichdurchforschung vor Augen hat: Dr. Taränek sammelte Rhizopoden und ich Bryozoen, lediglich Material für unsere Arbeiten. Doch schon in Verfolg dieses Zweckes wurde auch die nebenbei ge- fundene Fauna berücksichtigt und dass die allgemeine Durchforschung dieser Teiche interessante Resultate liefern dürfte, dabei erkannt. Zum zweitenmale unternahm in dieser Gegend eine Reise H. Prof. J. Gregor in Gesellschaft des Herren Assistenten V. Vävra, die nebst den schon erwähnten Teichen auch noch etwa zehn andere in ihre Untersuchungen einbezogen. Freilich gelang es auch diesen Herren nicht immer, sich die nöthigen Hilfsmittel zu verschaffen, und so konnte auch die Untersuchung nicht allseitig durchgeführt werden, namentlich konnten dieselben nicht diejenigen Daten erlangen, die bei ge- nauer Durchforschung irgend welchen Teiches berücksichtigt werden müssen. 74 Erst boi einer dritten Reise gelang es mir durch gütige Unterstützung des Herrn Centraldirectors Dr. K. Jicinsky den Gatterschlager Teich genauer zu unter- suchen, wobei mir die schcätzenswerthen Dienste, die mir der Herr Teichverwalter Herr J. Vojta erwies, sehr zu Statten kamen. Beiden diesen Herren sei an dieser Stelle mein wärmster Dank ausgesprochen. Die an dem Gatterschlager Teiche vorgenommenen Untersuchungen hatten zumeist zum Zweck, sicherzustellen, ob es möglich und angezeigt wäre die über- tragbare zoologische Station an diesen Teich zu bringen und dass auch Daten, die aus der Zeit nach neuer Spannung des Teiches und überhaupt aus einem anderen Jahre herrühren würden, erlangt werden. Das Resultat dieser Durchforschung theile ich am Ende dieses Kapitels mit. Hier will ich gewissermassen nur eine Übersicht meiner Anschauungen in Betreff der durchforschten Teiche geben, die, da sie nur auf theilweisen Unter- suchungen basiren, freilich keinen Anspruch auf unbedingte Richtigkeit und Gil- tigkeit machen können. Dafür spricht schon der Umstand, dass z. B. im J. 1890, um welche Zeit die zoolog. Station an diesen Teich versetzt wurde, man hier auch Leptodora vorfand, von der im J. 1889 noch keine Spur war. Die Teiche der Umgebung von Neuhaus und Neu-Bystric liegen entweder auf einer aus Urgebirgsgestein herrührenden sandigen Anschwemmung oder in tor- figen Kesseln, die entweder mit Torf oder Sand angefüllt sind. Einige der unter- suchten Teiche haben ihrem Ursprung und ihrer Fauna nach vorwiegend einen Seecharakter, der sowohl durch die Beschaffenheit der Lage, als auch durch die Art der Bewirthschaftung — als nämlich fremde Einflüsse hier nicht zur Geltung kommen — denselben wohl in Zukunft erhalten bleibt. Zu solchen Teichen gehört eben der Gatterschlager Teich und desgleichen auch die Teiche Hellinger und Purkerteich. Die pelagische Fauna dieser Teiche ist vom gleichen Charakter; sie besteht namentlich aus Holopedium gibberum Zaddach, stellenweise Heterocope robusta, zeitweise auch Daphnella Brandtiana Fisch, und Daphnia longispina Leydig, zu denen sich auch pelagische Rotatorien beigesellen, u. z. Conochilus volvox und Asplanchna priodonta Ehrb. Die Litoralfauna enthält nebst den auch anderwärts gemeinen Formen Acroperus leucocephalus Koch, Eurycercus lamellatus Müll. u. ä., namentlich auch Sida elongata Sars. und in einigen Limnosida n. sp. ; im Gatterschlager Teich auch Polyphemus pediculus D. Geer. Eine andere Kategorie von Teichen stellt den Uibergangs-Charakter dar. Es sind dies zumeist grössere Wasserkörper, die zwar auch aus einem natürlichen See entstanden sind, doch aus der den See kennzeichnenden Fauna nur wenig Formen behielten, da durch Einfluss der Kultur und anderer Verhältnisse den ty- pischen Teichformen die nöthigen Existenzbedingungen geboten wurden. 75 Der Teich Gebharz, der Bystricer Teich und die Teiche im Thiergarten gehören zu dieser Kategorie. Dieselben besitzen eine gemischte p e 1 a g i s c h e F a u n a, zu der, neben H o 1 o p e d i u m auch schon LeptodoraKindtii Focke und nebst Daphnella Brandtiaua Fisch, auch einige Teichdaphnien, so D. galeata Sars., D. gracilis Hellich u. a. gehören. Conochilus kommt unter demselben gar nicht vor, nur Asplanchna findet sich in Gesellschaft mit Volvox. Den oberwähnten Durchforschungsresultaten seitens der zool. Station im J. 1890 nach, reiht sich neulich zu diesen Teichen auch der Gatterschlager Teich an, der meinen Funden nach noch zur Kategorie der seeartigen Gewässer gezählt wurde. Bei der Schilderung der an unseren Teichen im Allgemeinen herrschenden Verhält- nisse werde ich auf die nahe liegende Erklärung dieses Umstandes zurückkommen. Die dritte Kategorie von Teichen stellen jene Wasserkörper dar, deren pelagische Fauna sich bereits als die reine Teichfauna praesentirt. Das Holopedium wird hier durch Leptodora vertreten, zu der sich neben einigen Daphnien oder Hyalodaphnien (H. cuculata Schödler) höchstens die zur Seefauna ge- hörige Daphnella Brandtiana Fisch, untermischt mit D. brachyura Lievin beimengt. Von dieser Beschaffenheit sind der Neuhauser Teich Vaj gar und die zu Bystric gehörigen Teiche A s p a und Münichschlager. Diese Teiche haben in fau- stischer Beziehung ganz den Charakter der Mehrzahl der böhm. Teiche Füglich ist noch einer vierten Kategorie von Gewässern dieser Gegend zu erwähnen, zu der einige der kleineren Teiche so z. B. der Waldteich bei Neu-Bystric oder die Teiche Pollvky bei Neuhaus gehören. Ihre pelagische Fauna enthält weder die typischen Seeformen (Holopedium) noch die charakteristischen Teichformen (Lepto- dora), sondern nur einige teichstete Daphnien, zu denen sich häufig noch Asplanchna und Volvox beizumengen pflegte. An anderen Orten Böhmens fand ich in solchen Teichen mitunter auch Diaptomus (D. gracilis Sars). Die faunistischen Verhältnisse nach den Untersuchungen bis 1889 sind aus der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen: Teich 1. 2. 3. Gatterschlager Hellinger . . Puiker T. . Gebharz . . Bystritzer Im Thiergatten Vajgar . . . Aspa .... Münichschlager Waldteich Pollvky TS O + + o > + + + o o ■*^ 1^ .2 03 03 03 .2 «1 a "-S 'S " ^ o3 03 u 03 1=1 £? $3 g ■ & 03 Ö 03 W 'S + + + + + + + + + 76 Durch ihre pelagische Fauna sind diese Wässer hinlänglich charakterisirt. Di e litorale Fauna weist keine so auffallenden Unterschiede auf, obzwar in einigen dieser Teiche auch seltenere Formen constatirt werden konnten, so Polyphemus pediculus im Gatterschlager, Sida elongata Sars im Vajgar, Gatterschlager-, Gebharz-, Wald- und Purkerteich ; Monospilustenuirostris Fisch, im Münich- schlager und Purkerteich. Als eigenthümlich ist das Vorkommen einer neuen Limnosid a-Art im Vajgar- und Münichschlager Teich hervorzuheben. Ausser diesen selteneren Form en wird die Uferfauna bis auf einige unbedeutende Ausnahmen fast durchwegs durch gemeinere Arten repraesentirt, u. z. : Scapholeberis mucronata Müll., Sida crystallina Müll, Ceriodaphnia laticaudata Müll., Cer. reticulata Jurin, Cer. pulchella Sars., Acroperus leucocephalus Koch, Eurycerus lamellatus Müll., Simocephalus vetulus Müll., Bosmina longirostris Müll., Bos. brevicornis Hell., Cyclops serrulatus GL, Canthocamptus staphylinus, Cypris vidua Müll., Notodromas monachus Müll., Pleuroxus truncatus Müll., Alona testudinaria Fischer, AI. guttata Sars., AI. rostrata Koch, AI. affin is Leyd. Was die übrige Litoralfauna und die sonst hier angesiedelte Thierwelt an- belangt, so kommen hier von Weichthieren, doch nur selten, vor: Planorbis rotundatus Pair., PI. glaber Müll., PL complanatus Drap., oder auch Limnaeus ovatus Drap., Limnaeus pereger Müll., Physa fontinalis L. Von Bryozoen ist in kleineren Teichen stellenweise häufig Cristatella ophidioidea Hyatt., in grösseren ziemlich häufig PlumatellarepensL. und stellenweise findet sich PI. fungosa Fall. Von Insecten wurde auf dem Vajgarteiche der Käfer Galeruca oleracea in grosser Menge gefunden und zwai auf den Nymphaeablättern, die er abnagte, ander- wärts (auf dem Aspa) Gyrinus opacus; von entwickelten Insecten wurden noch beobachtet : Nepa cinerea Lin., Notonecta glauca Lin., C 0 r i s a sp., Chironomus. häufig die Larven von Fast überall die Larven von Cloe diptera, Corethra sp., Hyphydrus ferrugineus, Culex sp., Oecetis sp., Mystacides lougicornis Lin., 77 Triaeiiodes bicolor Curt., Limnophilus sp., Lestes sponsa Hans. lu manchen dieser Teiche finden sich Wassermilben (Hydrachnae) sehr häufig ; die näher bezeichnete Arten derselben sind namentlich beim Gatterschlager Teiche angeführt. Von Würmern treten namentlich diese Rotatorien auf: Brachyonus pala Ehrnb., Floscularia campanulata Dob., Lacinularia socialis Ehrnb., ferner die Vertreter der Gattungen: Nais, Chaetogaster, Chaetonotus, Von Protozoen wurden hier diese Rhizopoden constatirt: Difflugia Corona Wall., 1 Arcella vulgaris Ehrnb., Diffliigia acuminata Ehrnb., Centropyxis aculeata Stein, Anurea stipitata Ehrnb., Noten s quadricornis Duj. Salpina brevispina Ehrnb., Nephelis vulgaris, Clepsine sexoculata. Difflugia pyriformis Pertz., Arcella dentata Ehrnb.. Nebella colaris Leidy; ausserdem die Schwämme Euspongilla lacustris, Eusp. Jordanensis?, Ephydatia Milleri; und von Infusorien Ceratium macroceros Sehr. Diese Übersicht, obzwar nur auf partielle Beobachtungen sich stützend, veranschaulicht immerhin die faunistischen Verhältnisse der Teichwässer in dem südöstlichen Theile Böhmens und zeigt auch, zu welch interessanten Resultaten man daselbst durch genauere Untersuchungen gelangen würde. Als Beleg hiefür möge hier ein specieller Bericht über den Gatterschlager Teich folgen. Der Gattersclilager Teich. Dieser Teich liegt südlich von der Stadt Neuhaus in einer Höhe von 530 M. ü. d. M. in einem wenig breiten, durch niedrige, waldige Anhöhen gebildeten Thale. Wenn wir auf der Höhe des westlich vom Südende des Teiches sich erhebenden Schwarzen Berges stehen, so bietet der Anblick des Gatterschlager Teiches ein überaus malerisches Bild : dasselbe umfasst auch noch die Reihe jener Teiche, die von dem genannten Teiche nördlich liegen und mit diesem einen unübersehbaren, nur durch waldige Inseln unterbrochenen, einzigen See zu bilden scheinen, einen See, der in viele Buchten ausgezogen und durch malerische Halbinseln geziert ist. Dieser Teich lieg! zum Theil in reinem Torfboden, namentlich sein Nord- ende, zum Theile auf einer sandigen Anschwemmung, die in einem kleinen Theile des Teiches, dem tiefsten, südlichen verschlammt ist. Dieser Theil war stets unter 78 Wasser, wogegen der grössere, d. i. die ganze nördliche Partie, vor dem Beginne der zool. Untersuchu ngen 10 Jahre hindurch als Torfstich trocken lag. Im J. 1889 wurde der Teich zum erstenmal in seinem ganzen Umfang gespannt und mit Fischen besetzt. Die erste Durchforschung desselben, auf die sich mein Bericht bezieht, fällt in die Zeit vom 1. bis 12. Juni 1889; u. z. wurde dieses Unternehmen durch die grosse Bereitwilligkeit, mit der die löbliche Direction der Herrschaften des Grafen Cernin in Neuhaus dasselbe zu unterstützen die Güte hatte, sehr gefördert. Im Süden wird der Gatterschlager Teich durch einen festen, quer das Thal durchschneidenden Damm begrenzt; seine Wasserfläche ist auch in einige Partien eingetheilt ; die erste Partie theilt als solche, eine grosse waldige Halbinsel am Westufer, hinter der sich eine ziemlich grosse, doch seichte Bucht ausbreitet; die zweite Partie wird durch eine ziemlich grosse waldige Insel begrenzt; das zwischen dieser und dem östlichen Ufer sich befindende Wasser ist seicht und dicht mit Pflanzen, namentlich mit Seggen, Läusekraut, Wasserschwingel u. ä. ver- wachsen. Südlich von diesem Theile liegt die östliche Bucht des Teiches, in die der Forellenbach mündet. Ausser diesem Zufluss mündet in den Teich noch der aus den Torfmooren des höher gelegenen Rothwehrteiches herkommende Gatter- schlager Bach; derselbe verlässt den Teich durch das Thal gegen Cimer zu, wo er dann durch einige Seitenbäche verstärkt als Neumühlteich dem Stahkow-Teiche bei Chlumetz zueilt. Es ist höchst beachtenswerth, wie sehr die Verhältnisse in diesem Teiche, d. i. in seinen verschiedenen Theileu je nach Tiefe und Bodenbeschaftenheit und Zufluss verschieden sind. In dem südlichsten und tiefsten Theile des Teiches finden wir das Wasser klar, wenn auch etwas gelblich; Holopedium, Heterocope und Conochilus bezeichnen die pelagische Zone desselben. Diese Repraesentanten der Seefauna nahmen gegen Norden zu ziemlich rasch ab, was wohl auch schon in der Enge zwischen der Halbinsel und dem östlichen Ufer sich kundgab. Einen ganz anderen Charakter hatte die pelagische und auch die litorale Fauna im nördlichen, torfigen Teichtheile; obzwar ähnlich, so doch verschieden ist die torfige Enge zwischen der Insel und dem östlichen Ufer, und ganz verschieden von diesen ist die östliche Bucht mit ihrem klaren, durchsichtigen und verhältnissmässig kälteren Wasser des Forellenbaches. Nebst dem, was ich über die Beschaffenheit der Ve- getation im nördlichen Ende und in dem Theile hinter der Insel sagte, sei noch angeführt, dass die östliche Bucht grösstentheils mit Schilfrohr erfüllt ist. Die übrigen Ufer, sowie die Ufer der Insel und der Halbinsel sind meist nur schmal mit Schilfrohr gesäumt. Zur Zeit der Teichdurchforschung war an den Ufern noch Wiesengras z. Th. unter Wasser erhalten geblieben. In diesen Partien war die Litoralfauna nur im geringen Masse zu finden; ihre Hauptrepraesentanten waren Wassermilben, eine, wahrscheinlich neue Daphniaart und einige Cyclopen. Der Hauptsitz der pelagischen Fauna waren die tiefsten Stellen am Süd- ende des Teiches; je mehr gegen Norden, desto zerstreuter treten ihre Reprae- sentanten auf; am raschesten nahmen Heterocope und Holopedium ab, obzwar auch Conochilus sehr sporadisch zu werden begann. Auch dieser Umstand lässt sich dadurch erklären, als der Teich zuvor zu lange trocken lag, so dass die 79 Fruchtbarkeit seines Bodens um die Zeit noch nicht zur vollen Geltung kommen konnte. Wahrzunehmen war dies auch da, wo an seichteren Stellen die über- fluthete Landvegetation des Bodens den Wirkungen der Inundation noch nicht erlag. Im nächsten Jahre, wo die Durchforschung des Teiches fortgesetzt wird, wird es sich zeigen, inwiefern sich die Einflüsse der Befruchtung steigern werden. Namentlich wird dies dem Resultate nach, den die Abfischung des Teiches ergeben wird, zu beurtheilen sein.*) Die Untersuchungen der Fauna im Juni 1889 ergaben folgendes Resultat: A. L itor alf au na. Weichthiere : Planorbis g laber Müll., Planorbis complanatus Drap., Insectenlarven : Cloe diptera, Triaenodes bicolor Gurt., Chironomus sp., Gorethra sp., Anabolia laevis Zett., Limnophilus flavescens F., Spinnenthiere : Hydrachna globosa, Eylais extendens, Limnesia sp., Limnesia calcarea, Argyroneta aquatica Crustaceen : Sida elongata Sars., D a p h n i a sp. (vielleicht neu). Acroperus leucocephalus Koch., Simocephalus vetulus Müll., Eurycercus lamellatus Schödler, Alona affinis, Pleuroxus striatus Schödler, Würmer : M e s o s t o m u m sp., Asplanchna priodonta Ehrnb., Brachionus. Urthiere : V ol v o x. Physa fontinalisL., Lymnaeus pereger Müll. Oecetis lacustris Pict., Oecetis furva Ramb., Leptocerus cinereus Gurt., Limnophilus sp., P h r y g a n e a sp. Geriodaphnia megops Sars., Cypris fasciata Müll., Bosmina cornuta, Scapholeberis mucronata Müll, G y c 1 0 p s p u 1 c h e 11 u s, Polyphemus pediculus De Geer. *) Durch die in dem folgenden Jalire gepflogenen üntersucliungen wurde in der That auch die den Typus der Teichfauna darstellende Leptodora Kindtii in der pelagischen Zone fest- gestellt, eine Erscheinung, die entweder damit in Zusammenhang steht, als die Fruchtbarkeit des durch lange Zeit trocken gelegten Teichgrundes erst nun zur Geltung zu kommen beginnt, oder dass im ersten Jahre der neuen Spannung die Keime dieses Krebses aus den höher gelegenen und stets gefüllten Teichen herüberkamen. Das Vorkommen der Leptodora im Gatterschlager Teiche scheint den Beginn einer Umwandlung seines Seecharakters anzudeuten, wenn weitere Beobachtungen uns nicht eines anderen belehren werden. 80 Vielfach sind die Eigenthümlicbkeiteu dieser Uferfauna. Auifallend ist vor Allem die grosse Menge von Trichopterenlarven, die fast ausschliesslich auf dem steinigen Damme im Süden des Teiches vorkommen, ferner die ziemlich grosse Anzahl Wassermilben, denen die weichen, mit unter Wasser gesetztem Wiesengras und theilweise auch mit eigentlicher Wasserflora bedeckten Uferpartien der Nord- und Nordostseite zum Aufenthalte dienen. Die Crustaceenfauna hat, bis auf einige Ausnahmen, den Charakter einer an Alien reichen Teich-Uferfauna. Eigenthümlich ist hier das Vorkommen von Polyphemus pediculus. Nachdem ich mich von dem Seecharakter der in diesem Teiche hausenden Fauna überzeugi; habe, fahndete ich, mich an die bisherigen An- gaben haltend, nach diesem Krustenthiete, in der Nähe der vegetationsfreien Ufer- stellen. Meine Bemühungen waren lange fruchtlos, doch endlich fand ich die Art zwischen dem Pflanzendickicht, das die Enge zwischen der Insel und dem östlichen Ufer ausfüllt. Weitere Eigenthümlichkeiten dieser Fauna bestehen noch mit Rück- sicht auf einige, seltener vorkommenden Arten. Auffallend ist z. B. bei Würmern, dass Asplanchna, die sonst nur pelagisch aufzutreten pflegt, hier als solche durch Conochilus vertreten wird und nur auf die Uferzone, wo sie namentlich an Pflanzen- reichen Stellen sich hält, beschränkt bleibt. Sonst ist noch hervorzuheben, dass da neben den nicht zahlreichen Mollusken keine Bryozoen vorkommen und auch nur wenig Unkrautfische daselbst vorhanden sind, was wohl darin seine Erklärung findet, als der Teich, wie gesagt, zum grössten Theile abgelassen war und an den tieferen pflanzenfreien Stellen, wo das Wasser blieb, die Thiere nicht die für ihr Leben und ihre Entwickelung benöthigten Existenzbedingungen gefunden haben. B. Pelagische Fauna. Holopedium gibberum Zaddach, Heterocope robust a, Conochilus volvox Ehrnbg., Diaptomus gracilis Sars. Das Charakteristische dieser Fauna ist sehr hervortretend; sie besteht nur aus vier Arten, die gleich zahlreich und häufig sind. Heterocope wählt regelmässig die obersten Schichten zu ihrem Aufenthalte und ist schon dem blossen Auge wahr- nehmbar, denn Anfangs Juni, als ich am Gatterschlager Teiche weilte, waren es namentlich die grossen, bunt gefärbten Weibchen, die weit weniger durchsichtig sind als die schlankeren und kleineren Männchen. Holopedium gleicht in seinem Be- tragen ganz der Leptodora. An warmen sonnigen Tagen, wo die Temperatur der obersten Wasserschichten nur um wenig niedriger ist als die der Luft, hält sich das Holopedium in grösserer Tiefe auf und tritt nur in der Nacht, oder wenn sonst sich die Luft rasch abkühlt, so dass die Wanne des Wassers dann im Ver- hältniss zu der Temperatur der Luft grösser wird, in Massen an die Oberfläche des Wassers hervor. Conochilus volvox erscheint in allen Schichten klaren Wassers sehr zahlreich, in die Tiefe zu nimmt seine Menge ab. Wie oben bemerkt, hat sich zu diesen pelagischen Typen im J. 1890 auch Leptodora beigesellt, von der vor dieser Zeit keine Spur wahrzunehmen war. 81 F. Die südböhmischen Teiche der Umgebung von Tabor, Lomnitz und Wittingau. Genauer habe ich von diesen Teichen nur den Jordan durchforscht; von den Teichen Svet, Eosenberger und Opatowitzer, sowie von einigen Himmelsteichen konnte ich nur die Ufer untersuchen. Die eigentliche Durchforschung dieser Teiche, doch nur mit Rücksicht auf ihre Crustaceenfauna, wurde schon in früheren Jahren von Prof. Dr. A. Fric und Dr. Bohuslav Hellich ausgeführt. Die betreffenden Piesultate, weil schon bekannt, brauchen an dieser Stelle wohl nicht speciell an- geführt zu werden, doch möge die folgende, z. Th. auf den Untersuchungen von Hellich fusseude Tabelle den Charakter der in diesen Teichen hausenden pelagischen Fauna annähernd veranschaulichen Teich Seefauna Teichfauna a B • i-H Conochilus es o o Hyalo- daphnia Daphnella brachyura es a CS Novy Vdovec + Kaiiov Tisl Kaprüv Nekfteny Syn Pesäk + Bastyf Lipic 1 Jordan Rosenberger Svet Opatowitzer 82 Die Diirchforscliung dieser an Teichen so reichen Gegend, bezieht sich also nnr auf 14 Wasserkörper und, wie aus der vorstehenden Tabelle ersichtlich ist, sind in diesen nicht alle jene Typen vertreten, die wir in den Teichen der benachbarten Herrschaft Neuhaus gefunden haben. Es fehlt hier die typische Seefauna; wahrscheinlich ist sie an keinem der Wittiugauer Teiche zu finden, da an diesen die moderne Teichwirthschaft eingeführt ist. Der Teich Novy Vdovec repraesentirt hier die Gewässer mit gemischter Fauna; zur Zeit seiner Durchforschung waren in demselben noch alle zum Typus einer pelagischen Seefauna gehörenden Formen vorhanden, und neben denselben fanden sich auch die Vertreter einer typischen pelagischen Teichfauna. In welchem Verhältnisse diese beiden Faunen, was ihre Menge anbelangt, zu einander standen, ist mir nicht bekannt; es wäre sehr interessant diesen Teich wieder zu unter- suchen, denn seit seiner ersten Durchforschung vergiengen wohl schon 13, wenn nicht mehr Jahre, und es würde sich zeigen, welche Veränderungen seine Fauna seit dieser Zeit erlitten hat. Theilweise sind solche Veränderungen an anderen Teichen wahrzunehmen, so am Kahov, Tisl, Kaprüv, Nekfteny, Syn, Pesäk, Bastyr, und Lipic, in denen keine Seefauna mehr existirt; von dieser blieb nur als Rest, die Daphnella Brandtiana Fisch., erhalten. — Eine typische pelagische Teichfauna besitzen auch nicht alle Teiche; dieselbe hat nur der Lipic, Kahov und Syn, z, Th. auch Kaprüv und Nekfteny, wogegen sie in den übrigen Teichen sich nur auf das Vorhandensein von einigen Daphniaformen beschränkt. Der Jordau bei Täbor ist ein Teich, dessen Bestehen verhältnissmässig noch nicht alt ist. Die ihn umgebenden Verhältnisse sind für die Entwickelung der Teichfauna sehr günstig und thatsächlich dominirt dieselbe hier. Der Rosenberger, der Svet und der Opatowitzer Teich haben eine reine Teichfauna. Im Allgemeinen scheint es, dass sich die Mehrzalil der Teiche dieser Gegend in faunistischer Hinsicht am Ende eines Uibergangstadiums von der See- fauna zur Teichfauna befindet, obzwar dies nur durch Untersuchungen von noch einigen verschieden situirten Gewässern und z. Th. noch durch weitere Unter- suchungen der bereits früher durchforschten Teiche festgestellt werden könnte. Die letzteren würden wohl in die Frage, wie die äusseren Einflüsse eine Verän- derung der Teichfauna hervorrufen können und die ich in dieser Schrift mehrfach berührte und zu lösen versuchte, viel Licht bringen. Eine Reihe von Daten über andere Teiche dieser Gegend findet sich in Sustas „Ernährung des Karpfens". Es sind dies die Teiche Jansky, Tobolka, De- kanec, „Panensky za vrchy", Dvofiste, Vobojsky, Ober- und Unterpfesecky, Bosi- lecky, Schwarzenberg, Horusitzer, Spolsky, Nadeje, Gross-Tisy, Ruda, Svet, Cirk- vitzer, Domaniner und Kaiiov; bis auf den letzten, sind es also andere Teiche als die ich durchforscht habe. Aus den Berichten des Herrn Schusta ist möglich sich einen summarischen Begriff von der Beschaffenheit und der wirthschaft- lichen Qualification dieser Gewässer zu bilden, und obzwar die Daten in Bezug auf die Ernährung des Karpfens nur eine theilweise Darstellung von dem Haupt- charakter, insbesondere der Uferfauna, zulassen, bilden sie doch eine gute Basels 83 für die resultirenden Anschauungen über die Nahrung des Karpfens überhaupt. Der Boden der Wittingauer Teiche ist zumeist steril, unfruchtbar, so dass auch die Bestellung desselben mit Saat bei eventueller Trockenlegung nur einen schwachen Ertrag liefert. Hier ist nur durch Kalk- und Phosphorsäure ein günstiges Re- sultat zu erzielen. Bei einer Besetzung von 1^ — 2^3 Schock pro Hektar beträgt der durchschnittliche Zuwachs in diesen Teichen 34 Kg. pro Hektar (11 — 48) oder 20 Kg. per Schock (12 — 30) oder Vs Kg- an Stück für eine Hitze. Doch nur durch blosse Trockenlegung, ohne besondere Melioration des Bodens, wird der Zuwachs entsprechend bis auf 76 Kg. pro Hektar, oder 30 Kg. per Schock, oder ^/g Kg. per Stück erhöht. In Teichen, die meliorirt wurden, und bei künstlichem Fischfutter, kann dieser Zuwachs, nach Susta, verdoppelt werden. Obzwar diese Ziffern, denen nur ein unvollständiges Material, d. i. soweit es durch Druck veröffentlicht und zugänglich war, zu Grunde liegt, nicht als genau betrachtet werden können, so ist doch aus der Analogie der in der Nachbarschaft von Wittingau untersuchten Teiche zu entnehmen, dass die angegebenen Zahlen der Wahrheit nahe stehen und einen guten Beleg für die Beschaffenheit der Wittingauer Teiche liefern, zugleich aber auch als Beispiel dienen, in welch' hohem Grade ein rationell vorgehender Teichwirth die Ertragsfähigkeit des Wassers heben kann. III. Übersicht der an den durchforschten Teichen bestehenden natürlichen Verhältnisse. Die gegenwärtige Arbeit umfasst die Durchforschungsresultate von etwa fünfzig Teichen. Obzwar diese Zahl nur einen kleinen Theil unserer Teiche aus- macht, so repraesentirt sie doch alle Teichtypen, wie sie der Beschaffenheit des Bodens, des Wassers, der Flora und Fauna nach unterschieden werden. Die an unseren Teichen herrschenden Verhältnisse sollen in den folgenden Kapiteln kurz geschildert werden. 1. Der Boden. Der grösste Theil der böhmischen Teiche leitet seinen Ursprung von mo- rastigen Stelleu der Torfgründe und des lettigen Bodens ab. Das an solchen Stellen in natürlicher Weise sich ansammelnde und die Fruchtbarkeit des Bodens beein- trächtigende Wasser, erheischte künstlich eingedämmt zu werden, und so entstand der Teich. Der Boden in unseren Teichen ist also entweder lettig, so namentlich im Gebiete der silurischen Schiefer und der Kreideletten — oder in der Nähe von Torfen und Mooren sandig, wie es eben der grösste Theil der süd-, ost- und 6* 84 nordböhmischen Teiche ist, oder auch torf ig- sandig, beziehungsweise auch sandig -lettig. Als Ausnahme sind die rein torfigen Teiche zu betrachten, wo- gegen die torfig-sandigen und sandig-lettigeu Böden durch Auswaschung oft ganz sandig werden. Eine ähnliche Ausnahme bildet auch der Lehmboden, der beste Teichboden überhaupt, den wir nur in einigen Teichen im Gebiete des Granit- plateaus im mittleren Böhmen finden. Alle diese Teichgründe lassen sich durch Trockenlegung und Melioration sehr verbessern; doch das für die Teichwirthschaft günstigste Kesultat ist na- mentlich durch Melioration des Lehmbodens und dann des sandig lehmigen und lettigen Bodens zu erzielen; die so aufgebesserten Gründe liefern dann einen un- gewöhnlich grossen Ertrag. Dem gegenüber erheischt die Trockenlegung solcher Teiche einen weit grösseren Aufwand und bedeutendere Mühe, wenn nämlich der Teichboden in einen guten Acker- oder Wiesengrund verwandelt werden soll. Sehr oft ist es gar nicht möglich einen derartigen Boden vollständig zu entwässern und auch in günstigsten Fällen pflegen momentane Uiberschwemmungen, Fröste und die an solchen Stellen oft in Menge sich entwickelnden schädlichen Insecten viel Schaden zu verursachen. 2. Das Wasser. Das Wasser in unseren Teichen pflegt je seinem Ursprung, je der geo- logischen Lage des Teiches und den organischen Beimischungen nach verschieden zu sein. Dem Ursprung nach ist das Wasser bald Kegenwasser, Quell-, Grund-, Bach- oder Flusswasser. Durch Regen — eventuell auch Schneewasser — werden die s. g. Himmels- teiche, die bald gross bald klein sein können, gespeist; stets stellen aber solche Teiche nur massige Vertiefungen dar, in denen sich das Wasser je nach Jahres- zeit und Witterungsverhältnissen hält, sei es nur im Frühjahre bis zum Sommer oder auch während des ganzen Jahres. Solche Teiche werden hauptsächlich als Streichteiche benutzt. Das Wasser in denselben wird successive stark erwärmt, und der Teichgrund fängt an sich nach und nach mit mannigfaltiger Sumpfflora zu bedecken; am häufigsten pflegt da Alisma und Schilfrohr, oft auch Sium und Wasserschierling (Cicuta) zu sein. Später trübt sich dann das Wasser, dabei eine gelbliche bis braune Farbe an- nehmend, auf welche Eigenschaft auch der bei solchen Teichen sich öfters wieder- holende Name „Zärmutek" (Trübsal) zurückzuführen sein dürfte. Li der Fauna domi- niren Insectenlarven, Muschelkrebse und grosse litorale Cladoceren (Sida crystallina, Daphnia magna, Eurycerus lamellatus, Alona u. a.), doch nimmt diese Fauna gegen den Sommer zu, wenn die Kaulquappen, denen solche Wässer am meisten behagen, grösser zu werden beginnen, rasch ab. Quellwasser besitzen, in gewissem Grade, ziemlich viele unserer Teiche, reines Quellwasser jedoch nur wenige und zwar nur jene in höheren Lagen. Ein solches Wasser ist an seiner Klarheit und Durchsichtigkeit und an der geringen Temperatur leicht erkennbar, und es kommen die Fische der wärmeren Lagen, na- mentlich Karpfen, in demselben schlecht fort. 85 Grunätvasser besitzen einige Teiche mit undurchdringlichem Boden, vor- nehmlich in Schief ergegendeu, wo zur Ansammlung der Grundwässer an gewissen Stellen besonders die Lage viel beiträgt. Wo immer ich diese Erscheinung antraf, überall nahm ich wahr, dass in solchen Gewässern sich die winzigen und faden- förmigen Algen, Infusorien und Rhizopoden sehr vermehrt haben. Als Beispiel eines solchen Teiches möge der Bechyner Teich bei Zbirow angeführt werden, dessen Wasser durch Infusorien, besonders aber durch Ceratium macroceras förmlich impraegnirt ist; die Stengel des Schilfrohrs und die Schachtelhalme — überhaupt alle Wasserpflanzen ■ — sind von Algen umhüllt, und den Wasserspiegel zwischen den Pflanzen bedeckt das schwimmende Lebermoos Riccia nataus. Bach- oder Nusstvasser, mit welchem unsere meisten Teiche versehen werden, ist für die Fischzucht, namentlich aber für Karpfenzucht das geeignetste. Der Grund hiefür liegt in seiner Lebendigkeit, die theilweise verursacht, dass einem solchen Wasser mehr Luft zugeführt wird und dass sich dasselbe besser und regel- mässiger durchwärmt. Dass sich in einem derartigen Wasser namentlich die Fauna, deren Keime im Teichgrunde ruhen, besonders die Crustaceen, also der wichtigste Bestandtheil der Karpfennahrung, viel mächtiger entwickelt, ist selbstverständlich. Freilich gibt es solcher Teiche, die sich nur mit einer Art von Wasser speisen würden, sehr wenig ; gewöhnlich sind es Wässer verschiedenen Ursprungs, die sich da ansammeln und mengen, und von diesem Verhältnisse hängt z. Th. die grössere oder geringere Productivität des Teiches an Wasserthieren und die Möglichkeit diesen oder jenen Fisch da mit Vortheil züchten zu können, ab. Die Natur des Wassers je der geologischen Lage nach ändert sich wohl in ihrer chemischen als auch physikalischen Beschaffenheit. In ersterer Beziehung insoferne, als dem Wasser verschiedene mineralische Beimengungen zutheil werden, und in physikalischer Beziehung, als sich das Aussehen des Teiches mehrfach ändern kann. Von mineralischen Beimengungen sind Kalk und Eisen die wichtigsten; dieselben können im Wasser als aufgelöste Bestandtheile enthalten soin, oder sie verunreinigen es in mechanischer Weise. Gewässer, in denen sich viel Kalk oder Eisen anhäuft, sind in der Regel der Entwickelung der kleinen Teichfauna weniger günstig; namentlich gilt dies von Krustenthieren, die in sehr kalkigem Wasser ihr Leben kaum fristen können; in solchem Wasser aber, wo der Kalk in solcher Menge vorhanden ist, dass er die Pflanzen incrustirt, wie z. B. in dem Teiche Dlouhopolsky bei Königstadtl, fand ich überhaupt keine Krustenthiere. Andere organische Beimengungen, wie Sand, Thon, Gypskrystalle u. ä. gelangen nur in mechanischer Weise ins Wasser, sei es durch Wasserzulauf oder durch Wellen- schlag an die Ufer. Das Wasser trüben sie freilich; im ersteren Falle gereichen sie dem Teiche zum Vortheil, da sie am Grunde desselben eine günstige An- schwemmung bilden, im zweiten Falle zum Nachtheil, so sie von dem Teichufer weggeführt werden und dasselbe durch solche Auswaschungen immer mehr verarmt und unfruchtbarer wird. Das Wasser mit organischen Beimengungen^ wie es namentlich die mikros- kopischen Algen, Infusorien u. ä. Organismen sind, erhält in besonders physikalisch, SP) da grün gefärbt, einen anderen Charakter. Welch einen Einfluss dies in anderer Richtung ausübt, soll in dem folgenden Kapitel näher dargestellt werden. 3. Vegetation. Die Vegetation, die unseren Teichen einen verschiedenen Charakter verleiht ist fünffacher Art: a) rohrartig, b) seggenartig, c) grasig, d) schwimmend und e) aus Algen bestehend. a) Die rohrartige Vegetation beschränkt sich fast ausschliesslich auf die Nähe der Ufer, indem sie daselbst schmälere oder breitere Streifen bildet; nur stellenweise erstreckt sie sich bis in die Mitte des Teiches, und kleinere Teiche füllt sie fast, oder auch ganz aus. — Je grösser die Fläche ist, die sie einnimmt, desto nachtheiliger ist ihr Einfluss auf die Nahrhaftigkeit des Teiches, da das Wasser durch diese hohen Pflanzen zu sehr beschattet und in Folge dessen seine Productivität vermindert wird. Eine derartige Vegetation besteht hauptsächlich aus Schilfrohr, zu dem sich noch andere Pflanzen von gleichem Habitus, wie der Rohrkolben (Typha), Kalmus (Acorus calamus) und selten auch die Seesimse (Scirpus maritimus) beizugesellen und oft eigene Gruppen zu bilden pflegen. Zer- streut in solchen Pflanzenbeständen findet man noch andere Vertreter der Wasser- und Uferflora: so die gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus), Weiderich (Epilobium), hie und da einige hohe Seggen (Carex vulpina u. ä.) oder Schwaden (Glyceria aquatica) u. a., die jedoch an dem Hauptcharakter dieser Pflanzendecke nichts zu ändern vermögen. Die, sowohl durch die Untersuchungen der Fauna als auch durch die Praxis gemachten Erfahrungen sprechen dafür, dass es von Vortheil ist, diese Vegetation auf das geringste Mass zu beschränken und sie nur da zu belassen, wo es der Schutz der Ufer erheischt — also nur als Uferstreifen. b) Die Seggenvegetation schliesst sich oft an die Rohrvegetation an ; häufig jedoch, namentlich auf Torfboden, dann in seichten Teichen, sowie an seichteren Uferstellen tritt sie als ein eigener, ununterbrochener, oft hügeliger Pflanzenbestand auf. Gewöhnlich wird derselbe aus verschiedenen Carexarten (C. vulpina, acuta, riparia, vesicaria etc.) gebildet, untermischt mit Sumpfsimse (Scirpus lacustris) kleinen Binsenarten (Juncus) und stellenweise auch mit Comarum, Pedicularis pa- lustris, Eriophorum u. a. Sie pflegt der Lieblingsaufenthalt und oft auch der Nistplatz vieler Wasservögel zu sein; hauptsächlich da, wo es viele Wildenten gibt und grosse Jagden auf dieselben veranstaltet werden, sind solche Pflanzen- stellen gerne an Teichen gesehen. Sowie aber dieselben zu dichte Rasen zu bilden anfangen, so wirken si nachtheilig, weil sie die nöthige Durchwärmung des Wassers verhindern. Solange eine solche Vegetation schütter ist und zum grössten Theile unter Wasser steht, ist sie, namentlich an den Uferpartien, als nützlich zu be- trachten, da zwischen derselben sehr viele Insectenlarven günstige Lebensbedin- gungen finden. In Streichteichen ist sie mit Rücksicht auf die Eieral)lage auch nicht zu unterschätzen und namentlich da zu erhalten, wo in Ermangelung der- selben sterile Sandstellen, die nur dem geringsten Theil der Kleinthiere zum Auf- enthalt dienen, entstehen würden. Es ist daher Sorge zu tragen, dass derartige 87 Cariceta nicht zu dicht werden und die Rasen der glatten Pflanzen, Simse und Bimse womöglich entfernt werden, besonders wenn sie die rauhen Gräser über- wiegen sollten. Die glatten Pflanzen sind für die Ansiedelung der kleinen Teich- fauna weniger geeignet als die rauhen und pflegt die Umgebung der ersteren stets arm an Thieren zu sein. Dass die niedrigen, nicht gar zu dichten Seggenbestände für die Ernährung des Karpfens von Vortheil sind, ist schon bei oberflächlicher Betrachtung wahrzunehmen, indem man sehen kann, dass eine Menge von Fischen an solchen Stellen nach Nahrung sucht. c) Die Grasvegetation tritt in ähnlichen Formen auf wie die Seggenvege- tatiou, zumeist jedoch nur auf reinem Sandboden, selten auf Torfboden. Soweit die Bestände derselben niedrig und schütter sind, ist sie für die Entwickelung der Uferfauna ebenso günstig wie die Seggen Vegetation, namentlich gedeihen unter ihrem Schutze, weit mehr noch als unter der Seggenvegetation, viele Insecten und Crustaceen. Ihr Hauptrepraesentant ist das Mannagras oder fluthende Schwaden (Glyceria fluitans). Aus dem Gesagten geht hervor, dass die Grasvegetation, soweit sie nicht zu dichte Rasen bildet, dem Teichwirthe sehr willkommen und an Teichen mit öden Sandufern sogar zur Anpflanzung empfohlen werden kann. Durch dieselbe werden die Ufer theilweise geschützt und, indem sich zwi- schen dem Grase verschiedene Thiere ansiedeln können und die verwesenden Gras- reste den Boden befruchten, wird die Productivität des Teichbodens erhöht; ausser- dem vermindert sie die Durchwärmung der Wasserfläche nicht und den kleinen pflanzenfressenden Fischen, namentlich solchen, die wir zur Ernährung der Teich- fische brauchen, wird reiche Weide geboten. d) Die schwimmende Vegetation besteht aus Pflanzen, die ihre Wurzeln oft sehr tief in den Teichgrund einlassen, und deren submerse Stengel- und Blatt- organe, besonders aber die auf der Wasserfläche schwimmenden Blätter und Blüthen, dem Teiche einen verschiedenen Charakter geben können. Als der häufigste und zumeist typische Repraeseutant dieser Flora, ist an unseren Teichen die Seerose an- zusehen, die auf ihren grossen Blättern und dicken Stengeln für die wasserstete Fauna viel Raum zur Ansiedelung bietet . Dies gilt auch für die Nixblume (Nuphar), der wir jedoch in unseren Teichen verhältnissmässig nicht so häufig wie der See- rose (Nymphaea) begegnen. Im Allgemeinen lässt sich nicht sagen, dass diese Pflanzen überall gleich von kleinen Wasserthieren bewohnt wären ; so finden wir an manchen Orten riesige Mengen der winzigen Wasserfauna an ihnen angesiedelt und ihrer Keime da haftend (besonders Schneckeneier und Eier verschiedener Insecten), an anderen Stellen da- gegen verhältnissmässig nur wenig. Obzwar die unmittelbar unter diesen Pflanzen liegenden Wasserschichteu mehr durchwärmt als das sie umgebende Wasser zu sein pflegen, so beschatten die grossen Blätter, namentlich wenn sie dicht beisammen stehen, doch zu viel den Teichgrund und vermindern dessen Productivität. Neben der Seerose ist das Laich- kraut eines der häufigsten schwimmenden Teichgewächse. Einen ungünstigen Ein- fluss auf die faunistischen Verhältnisse üben diejenigen Laichkräuter, die unter- 8'8 getaucht und dicht beblättert sind ; zu solchen gehören die meisten unserer Arten, und nur die Laichkräuter mit schwimmenden Blättern, wie sie der gewöhnlichen Art, Potamogeton natans, eigen sind, haben auf die Wasserfauna, die sich auf den Blättern wie auf jenen der Seerose in Menge zu halten pflegt, einen günstigen Einfluss. Dabei trägt auch die schwimmende Laichkrautvegetation viel zur Durch- wärmung des Wassers bei, da sie den Grund nicht so beschattet, wie es bei den Blättern der Seerose der Fall ist. Wir finden daher, dass das schwimmende Laichkraut auch in Teichen, die den magersten Boden haben, auf die Entwickelung der Wasserfauna wohlthätig einwirkt, und es soll aus diesem Grunde diese Pflanze nicht nur geschützt, sondern dort, wo sie fehlt, auch angepflanzt werden. Solch weicher, und nicht zu grosse Flächen einnehmender schwimmender Wasserpflanzen gibt es noch mehrere ; so der fluthende Schwaden oder Manna- gras (Glyceria fluitans), mehr in der Nähe der Ufer wachsend, ferner der Wasser- oder ortswechselnde Knöterich (Polygonum amphibium), der mehr in der Uferregion sich haltende Froschbiss (Hydrocharis morsus ranae), die Seekanne oder Sumpf rose (Limnanthemum nymphaeoides), eine nur in wenigen, meist süd- böhmischen Teichen vorkommende Pflanze, und die bei uns seltene Wassernuss (Trapa natans). Von diesen Pflanzen kommen dem schwimmenden Laichkraute in seiner Eigenschaft den Kleinthieren des Wassers Schutz zu bieten, höchstens die zwei letzten gleich, die übrigen, auch das Mannagras nicht ausgenommen, pflegen weder eine zahlreiche noch mannigfaltige Fauna zu beherbergen, ja den Knöterich scheinen die Thiere sogar zu meiden. Kolonien des Laichkrautes, der Sumpfrose und der Wassernuss, wenn sie sich auch in der Mitte des Teiches befinden, be- herbergen stets eine zahlreiche Uferfauna, in geringerem Masse gilt dies jedoch von den übrigen hier genannten Pflanzen. An die schwimmende pelagische Vege- tation reiht sich die submerse Vegetation an, die nur ihre Blüthen und Früchte aus dem Wasser emportaucht; hierher gehören z. Th. einige Wasserranunceln (Batrachium), das Tausendblatt (Myriophyllum), das Hornkraut (na- mentlich Ceratophyllum demersum) und einige Laichkräuter (z. B. Potamo- geton crispus). Diese Pflanzen pflegen für gewöhnlich nur eine Wohnstätte der grösseren Thiere, namentlich Weichthiere, Würmer und Wasserasseln und dann der niedrigsten Fauna, Infusorien und Coelenteraten zu sein; ausserdem dienen sie auch verschiedenen Algen (Nostoc, Diatomaceen) als Substrat. Das Leben an diesen Pflanzen ist um so geringer, je dichter ihre Bestände sind. Namentlich sind es die Crustaceen, denen es zwischen diesen Pflanzen nicht zu behagen scheint, und auch an Stellen, wo sie in Massen vorkommen und wo sie mit den abgestor- benen Ptesteu auch den Teichgrund dicht bedecken, finden die Crustaceen nur in geringem Masse die für ihre Entwickelung nöthigen Bedingungen. Die schwimmende Vegetation unserer Teiche ergänzen noch die Wasser- linsen (Lemna minor und Telmatophace gibba). Die erstere bildet nur an einigen Teichen dichte, meist nur auf die Nähe des Ufers beschränkte Überzüge des Wasserspiegels, die in der Regel die Wohnstätte der kleinsten Wasserfauna (Infu- sorien, Pihizopoden, Coelenteraten) zu sein pflegen — seltener siedeln sich Bryo- zoen (Lophopus im Teiche Vrazda bei Dymokur) und kleine Cyclopen an Wasser- linsen au. Da auch diese kleinen Pflanzen sich an ihren Localitäten so vermehren 89 können, dass sie oft in compacten Massen den Wasserspiegel bedecken und den Teiclibodou dann zu sehr beschatten, so hat dann ihr Vorhandensein auf die Ent- wickelung der höheren Uferfauna keinen günstigen Eintiuss. Dies gilt auch von dem kleinen Lebermoose Riccia natans, das ich in einigen Teichen in der Um- gebung von Sobeslau und bei Zbirov zahlreich antraf und dessen Fauna noch dürftiger war. e) Die Älgenvegetation ist unter normalen Verhcältnissen in unseren Teichen nie vorherrschend, obzwar dieselbe mehr oder weniger zahlreich und mannigfaltig in jedem Teiche anzutreffen ist. In den meisten Teichen bilden die Algen nur zarte, zumeist aus Diatomaceen und einigen selteneren Fadenalgen (Bulbochaete etc.) bestehende Überzüge an Steinen, Därmnen, Wasserbauten u. a. Gegenständen. In einigen Teichen pflegen diese Überzüge mächtiger zu sein, so sich zu den er- wähnten Arten noch andere Algen aus der Gruppe der Oscillarien, Spirogyren, Conferven etc. gesellen. Derartige Algen vermehren sich ungemein, namentlich in solchen Teichen, in denen sich gewisse verunreinigende Stoffe anhäufen, besonders in der Nähe von Hutweiden und auch da, wo das Wasser durch die Abfälle aus Fabriken verunreinigt und vergiftet wird. Im letzten Falle beschränkt sich die in den Algenknäueln existirende Fauna zumeist nur auf die kleinsten Lebewesen (Rhizopoden, Infusorien etc.), im ersteren Falle herrscht da ein regeres Leben, als nämlich unter solchen Algen interessante Cladoceren, Cyclopsarten, viele Cypriden, die sonst in Teichen selten und nicht zahlreich zu sein pflegen, ferner eine Menge Wasserasseln, Naiden und Egel zu finden sind. In einer Richtung kann die Ver- mehrung solcher Algen als ein Zeichen der Armuth, in anderer Richtung aber als Zeichen des Reichthumes der hier hausenden Fauna aufgefasst werden. Wenn einige dieser Algen, z. B. die Oscillarien, sich im Übermasse ver- mehren, so kann dies von üblen Folgen sein, nachdem es erwiesen ist, dass diese Algen selbst in gewissem Grade das Wasser vergiften und für einzelne Thiere ver- derblich sein können. Ausser den erwähnten stabilen, ob nun einzelligen oder fadenförmigen Algen, kommen in den Teichen auch freie Algen vor. Mitunter treten diese nur sporadisch auf, einzelne Cosmarium, Desmidium, Closte- rium, Micrasterias, Euastrum, Arthrodesmus u. a., unter welchen man auch öfters Bruchstücke von Oscillarienfäden findet. Diese Algen vermögen dem Teiche keinen besonderen Charakter aufzuprägen, dagegen haben einige Teiche voll- ständig grünes Wasser, herrührend von den kleinen, frei herumschwimmenden Algen Limnochlide flos aquae und Aphanizomenon flos aquae. Limnochlide flos aquae ist eine Alge, die wir in unseren Teichen ziemlich oft antreffen. Massenhaft pflegt sie sich namentlich in den Dorfteichen und Angern, überhaupt in Gewässern, die sehr nahe an menschlichen Wohnungen liegen, zu vermehren. In zweiter Reihe kommt sie, freilich nur zerstreut, in solchen Teichen vor, die mit den ersteren irgendwie in Verbindung stehen, oder sonst von menschlichen Wohnungen entfernter liegen, beziehungsweise denselben sich nur mit einem Ufer nähern. In letzterem Falle sehen wir oft, dass in grösseren Teichen diese Alge nur in einer Bucht zu finden ist, so lange sie Wind und Wellenschlag nicht über den ganzen Teich zerstreuen. 90 So lange sich die Alge nur an einzelnen Stellen concentrirt, pflegt das Wasser bis auf V2 Meter Tiefe durch sie impraegnirt zu sein und zeigt dann eine lebhaft grüne Färbung. Freilich hängt diese Erscheinung von dem Grade der Eut- wickeluug der Alge ab. In der Regel ist im zeitlichen Frühjahr das Wasser noch klar und erst im Mai, wenn die zarten Flöckchen dieser Alge sich zu zeigen beginnen, fängt es an grünlich zu werden; Ende Mai und Anfangs Juni pflegt das Wasser diese aus vielen Fäden bestehenden Flöckchen in Masse zu enthalten und der Landmann sagt dann: „das Wasser blüht". Dieses Stadium hält den ganzen Monat Juni und oft auch den Juli hindurch an, doch um diese Zeit ist bereits eine Abnahme dieser Flöckchen in der pelagischen Zone wahrzunehmen, und es bilden sich Knäuel mit Sporenzellen ; diese Knäuel mehren sich und ziehen sich mehr in die Buchten zurück, so dass das Wasser sich wieder zu klären beginnt. Bei grossen Hitzen gehen die massenhaft in den Buchten angesammelten Algen in Verwesung über, das Wasser wird an solchen Stellen trüb, rostfarbig, und ver- breitet einen unangenehmen Geruch. Es ist bekannt, dass unter diesen Umstanden in kleinen Teichen auch erwachsene Fische zugrunde gehen; solch' ein massen- haftes Absterben von Fischen ist kaum durch etwas anderes, als durch den im Wasser vor sich gehenden Verwesungsprocess zu erklären, wenn wir auch noch keine directen Beweise über die schädlichen Einwirkungen dieser Alge auf die Ge- sundheit der Fische besitzen. Dass diese Algen, wie man früher glaubte, auch ein wichtiger Bestand- theil der Karpfennahrung sein sollten, ist kaum anzunehmen ; erstens spricht schon die Natur der Karpfennahrung dagegen, zweitens auch der Befund der Karpfen- nahrung in Teichen, wo diese Alge vorkommt und füglich auch der Umstand, dass diese Alge pelagisch aufzutreten pflegt und die pelagischen Organismen, ob nun pflanzlich oder thierisch, in der Karpfennahrung, wie später gezeigt wird, absolut nicht enthalten sind. Soüst kann eine zahlreiche Vermehrung dieser Alge im Teiche auch in der Hinsicht von Bedeutung sein, als dieselbe den pflanzenfressenden Fischen und ver- schiedenen Kleinthieren zur Nahrung dienen kann und iudirect zur Vermehrung der für die Raubfische nöthigen Nahrung beiträgt. Nur so lässt sich auch erklären, dass diejenigen Teiche, iu welchen diese Alge spontan (also nicht durch Verschleppung) vorkommt, in der Regel die nahrhaftesten Teiche zu sein pflegen. Anabaena flos aquae ist gleichfalls eine pelagische, in Form kleiner, kaum wahrnehmbarer Punkte erscheinende Alge, die sich unter dem Mikroskop als eine gedrehte Kette von Zellen darstellt. Das mit dieser Alge durchsetzte Wasser ist grün und macht den Eindruck, als wenn es klar wäre, im Glase aber bemerkt man staubartige Organismen, die eben diese Alge sind. In den von mir untersuchten Teichen fand ich sie nur einmal, u. z. im Juli und August in dem Komarover Teiche bei Dymokur. (Im Frühjahre war in diesem Teiche auch eine Menge der erwähnten Limnochlide, die aus dem höher gelegeneu Teiche Vrazda herübergeschwemmt war). Diese Alge füllte nicht den ganzen Teich, sondern, u. z. sehr intensiv, nur seinen mittleren Theil, und überall dort, wo sie die Wellen antrieben, sei es an den Stengeln der Wasserrose, 91 am Schilf oder an Steinen, verursachte sie prachtvoll blaue Spuren. Ihre Bedeutung im Teiche wird wohl dieselbe wie jene der anderen Algen sein, obzwar sie auf den Gesundheitszustand der Lebewesen keinen günstigen Einlluss auszuüben scheint. Die Bewirthsehaftung böhmischer Teiche. Im allgemeinen wird die Teichwirthschaft in Böhmen nach dem alten Systeme, mittels Streich-, Streck- und Hauptteichen betrieben. Nur auf der Herr- schaft Wittingau ist die Bewirthsehaftung der Teiche nach dem neueren Systeme von Dubisch, mit Streichteichen, Brutstreckteichen und Streckteichen eingeführt. Auch wird hier regelmässig eine Melioration des Teichbodens vorgenommen und die Teiche werden systematisch trockengelegt. Auf den übrigen böhmischen Teichen findet eine Verbesserung des Bodens nur durch Trockenlegung statt, doch geschieht dies nur selten und sehr unregelmässig, nur hie und da wird ein Teich regel massig trockengelegt und gesämert. Allein die Trockenlegung wird nicht immer so ausgeführt,, wie es die Beschaffenheit des Bodens erheischen würde. So entspricht auf Sandboden und thonigsandigem Boden, sowie überhaupt auf ausgespültem Boden die blosse Trockenlegung nicht ihrem eigentlichen Zwecke, denn nicht selten beein- trächtigt sie auch die obersten Erdschichten, wenn durch den durchlassbaren Boden wichtige Nährstoffe in die Tiefe geschwemmt werden können, so dass nach der Trockenlegung die Oberfläche nur mit einer ausgenützten, wenig productiven Sand- lage bedeckt bleibt. In dieser Weise wird zum grössten Theile der Zweck der Trockenlegung eines Teiches noch aufgefasst. Es ist geradezu eine Nothwendigkeit einen Boden, während er trocken liegt, anzubauen ; wird aber kein Dünger hiezu verwendet, so ist meines Dafürhaltens das Beste, die noch grüne Frucht, also vor ihrer Reife, bevor sie weniger auf- lösliche organische Stoffe gebildet hat, einzuackern und den Teich, sobald sich die eingeackerte Pflanzensubstanz zu zersetzen beginnt, zu spannen und recht bald mit Brut zu besetzen. Namentlich da würde sich dieses Verfahren als sehr nützlich erweisen, wo man einen derartigen Teich nach dem System von Dubisch als Brut- streckteich benützen und Ende Juni oder Anfangs Juli mit Brut besetzen würde. Der sandige Teichboden jedoch, obzwar diese Art von Melioration seine Fruchtbarkeit schon sehr unterstützt, erheischt eine noch viel wirksamere Be- fruchtung, die allerdings nur durch eine gehörige Düngung erzielt werden kann. Solchen Bodenarten mangelt es in der Regel an Humus, Kalk und Phosphorsäure. Die Humussubstanzen können als Mist und Jauche direct in den Teich geleitet werden, sei es nun dass derselbe schon unter Wasser oder kurz vor der Span- nung ist, wogegen die künstlichen Düngstoffe, nämlich Kalk und Phosphate, dem Boden schon früher mitgetheilt werden müssen und bevor der Teich gespannt wird, muss der Boden mit einer geeigneten Frucht angebaut werden. Die Wich- tigkeit des organischen Düngers ist in keinem Teiche zu unterschätzen, mag der Boden wie immer beschaffen sein; als absolute Nothwendigkeit erweist sich die Anwendung desselben namentlich bei kalkig-lettigem Boden, wo unter normalen 92 Umständen die für die Entwickelimg der Teicbfauna gegebenen Verhältnisse recht ungünstig sind, wenn es an organischen, befruchtenden Substanzen mangelt. Ich war bemüht, auch solche Daten zu erlangen, nach welchen es möglich wäre, die wirthschaftlichen Verhältnisse an unseren Teichen auch ziffermässig dar- stellen zu können. Die angestrebten Daten wurden mir nur von den löblichen Directionen der Herrschaften Zbirow und Chlumetz mitgetheilt ; einige diesbezügliche Angaben finden sich in Susta's „Karpfenet-nährung", im Ganzen aber sind diese Daten unvollständig, so dass ich von einer übersichtlichen Darstellung derselben ablassen muss. Nicht umhin will ich aber einige Erkenntnisse, die aus den An- gaben über Lage, Besetzung und Fang resultiren, hier doch hervorheben. Ver- hältnissmässig beträgt der geringste Zuwachs pro Hektar für eine Hitze II' — 15 Kg. Weniger als diese Norm beträgt nur der Ertrag am Stahkowteiche, da derselbe nicht mit einer dem Flächenraume angemessenen Brut versorgt wird. (Der Zu- wachs betrug da auch nur 5" 7 Kg.) Bei den meisten Teichen mittlerer Pro- ductivität, wenn die weder trockengelegt noch sonst meliorirt werden, beträgt der Zuwachs pro Hektar in einer Hitze 20 — 30 Kg. Die Höhe von 30 — 40 Kg. erreicht der Zuwachs unter Obwaltung von natürlichen Verhältnissen nur in Teichen, die günstig situirt sind, denen reichliche Anschwemmung, befruchtende Substanzen aus nahe gelegenen menschlichen Wohnungen etc. zu Theil werden, oder in Teichen, die von Natur fruchtbar oder wenn unfruchtbar, durch Sämerung verbessert werden. Bei von Natur aus besseren Teichen steigt ihre Productivität durch Trocken- legung auf 40 — 50 Kg. pro Hektar für eine Hitze, durch Melioration, Düngung etc. bis auf 90 und 100 Kg. Es gibt aber auch Teiche von natürlich gTÖsserer Productivität, welche 130 — 150 Kg. (ausnahmsweise auch 200 Kg.) beträgt. Auch dieser Ertrag kann durch Melioration noch bedeutend erhöht werden. Diese ZijEfern können besser praecisirt werden, wenn wir den Zuwachs per Stück in Vergleich ziehen : Am niedrigsten stellt sich derselbe auf 017 Kg. für eine Hitze; und steigt den oben angegebenen Verhältnissen gemäss, auf 0*2 — 0*3 Kg. in trockengelegten, ge- düngten und meliorirten Teichen beziffert sich der Zuwachs bis auf 0*7 — 0*8 Kg. für eine Hitze. Freilich hängt der Zuwachs per Stück nicht nur von der Nahr- haftigkeit des Teiches, sondern auch von der Grösse der Besetzung ab. Diese ist jedoch sehr verschieden. In Teichen, die nie oder nur selten trocken liegen, werden unter verschiedenen Verhältnissen 2 — 7 Schock Fischbrut eingesetzt ; der Zuwachs per Stück richtet sich z. Th. nach der Menge der Besetzung, jedoch nur bis zu einer gewissen Grenze. Als Beispiel hiefür möge nur der Stankover Teich angeführt werden, wo die Besetzung bis auf 13 Stück pro Hektar reducirt wurde ohne dass der Zuwachs per Stück mehr als 0-oG Kg. pro Hektar in einer Hitze betragen hätte. Es ist demnach bei Teichen, die im natürlichen Zustande erhalten und nicht künstlich befruchtet werden, die Productivität auf eine gewisse Norm beschränkt, auf welche die Höhe der Besetzung keinen Einfluss mehr hat. Nur diese totale Productivität, wie schon oben angeführt, kann durch Bewirthschaftung erhöht werden, wobei die, behufs Erzielung grösserer Fische verminderte Besetzung, nicht unter eine gewisse Norm gehen soll, da hiedurch die totale Productivität des Teiches leicht beein- tiächtigt werden jjann. 93 Solche Normen für den allgemeinen Bedarf in ZilTorn festzustellen, ist heute wohl noch nicht möglich; nur für eine gewisse Reihenfolge in der Be- wirthschaftung der Teiche z. B. nach dem System von Dubisch, kann der Umfang der Besetzung annähernd bestimmt werden; doch auch hier muss der Teichwirth immer die gegebenen Verhältnisse mit in Rechnung ziehen. Die Ausbreitung unserer Teiche ist sehr verschieden ; zu Streichteichen werden gewöhnlich Gewässer im Ausmasse von 2 — 20 Hk., zu Streckteichen von 4 — 50, oft auch grössere, zu Hauptteichen wenigstens 10 — 20, doch häufiger von 20 — 80 beziehungsweise bis zu 500 Ha. und mehr benützt. Wenn wir nun diese Masse in Betracht ziehen, so finden wir, dass namentlich die Wahl der Streich- teiche oft verfehlt ist ; da aber die moderne Teichwirthschaft für ihre Zwecke eher kleinere als grössere Teiche beansprucht, so würde ihr Betrieb bei uns ein sehr günstiges Terrain finden, namentlich wenn zur Theilung grösserer Teichflächen ge- schritten werden möchte. In Darlegung von rein wirthschaftlichen Details kann ich mich hier nicht einlassen, umsomehr, als die Regeln der Teichwirthschaft von praktischen Teichwirthen schon anderwärts festgestellt wurden. Ob sich nun der Teichwirth an das alte System der Streich-, Streck- und Hauptteiche oder an das System von Dubisch mit seinen Brutstreckteicheu und Streckteichen hält, dem der Vorzug gebührt, so hat er in beiden Fällen mit dem Teichboden so umzugehen, wie mit der Ackerkrume. Die in dieser Beziehung, namentlich von Director J. Susta praecisirten Regeln können immerhin noch ergänzt oder z. Th. verbessert werden, namentlich auf Grunde der bei der Durchforschung gesammelten Erfah- rungen, und würden in der Hauptsache folgendermassen lauten. 1. Der Pflanzenwuchs am Teich emöge imAll gemeinen nicht als ein Übelstand betrachtet und daher vernichtet werden. Es ist geboten die Teichflora da zu erhalten, wo es ihrer zur Beschützung der weichen Ufer nöthig ist und an anderen Stellen möge sie nur geduldet werden; hingegen möge die reiche, pelagische Vegetation (im offenen Wasser) nicht nur geduldet, sondern da wo sie fehlt, namentlich in grösseren Tiefen künstlich verpflanzt werden. Die Laichkräuter sind als die für diesen Zweck geeignetsten Pflanzen zu betrachten. 2. WährendderTrockenlegung desTeichesmöge seinBoden regelmässig angebaut werden. Namentlich empfiehlt sich bei Einführung des Dubisch'schen Systems der Gründünger*) für den Teichboden, der sowohl bei sandigen als auch bei lehmigen Böden vorzügliche Dienste leistet, dabei sich viel billiger stellt als die Zufuhr von Stalldünger und nebstdem dem Boden weit mehr Stickstoff als dieser zuführt. Diesem Verfahren möge je nach Bedarf auch Kal- kung und Phosphatdüngung vorangehen, wodurch der Boden für den Anbau von Hülsenfrüchten, beziehungsweise für die Gründüngung durch dieselben, günstig ge- macht wird. Für sandigen Boden eignen sich am besten Serradella, Lupine oder Meerstrandsplatterbse (Pisum maritimum), für Lehmboden die gemeine Erbse, Wicke oder Klee. *) Die Gründüngung ist auch so durchzuführen, dass man eine angemessene Futter- frucht anbaut, eine Fechsung derselben benützt, die nächste aber eingeackeit. 94 4. Die Fauna. Der Einfluss der Lage und der Umgebung des Teiches auf die Natur, die Entwickelung und die Menge seiner Fauna. Die Lage eines Teiches kann mehrfach unterschieden werden. Vor Allem geographisch, mit Rücksicht auf die Erhebung über den Meeresspiegel. In dieser Beziehung sind unsere Teiche verschieden situirt, doch der Einfluss der Höhenlage kommt nur dann zur Geltung, wenn sich die Wirkung der ungünstigen Witterungs- verhältnisse oder sonst die Ungunst der Localität an und für sich bemerkbar macht. Solcher Thiere, deren Vorkommen nur auf eine gewisse überseeische Höhe beschränkt wäre, gibt es in unserer Teichfauna nur wenig, und ausserdem sind es auch nicht solche Formen, die den Faunacharakter irgendwie bestimmen würden. Zu diesen gehören z. B. Daphnia caudata, Daphnia ventricosa, Scapho- leberis obtusa, Bosmina bohemica, Acantholeberis curvirostris, Alonopsis elongata. Formen, die in unseren Böhmerwaldseen bei ca. 1000 M. Höhe ü, d. M. anzu- treffen sind. Von denjenigen Arten, die für den See- oder Teichcharakter der pelagischen Fauna unserer Teiche bezeichnend sind, kommen die typischen Seeformen erst von 400 M. ü. d. M. an vor, wogegen die typischen Teichformen von den niedrigsten Lagen bis zu einer Höhe von 700 M. ü. d. M. und höher verbreitet sind. Zu den ersteren gehört Holopedium, Daphnella Brandtiana und Conochilus volvox, zu den letzteren Leptodora Kindtii, Hyalodaphnia cucullata und Daphnella brachyura. In übersichtlicher Weise veranschaulicht diese Verhältnisse die nachste- hende Tabelle: Verbreitung der pelagischen Formen der böhmisclien Teiclie nach der Höhe über dem Meere. Form Meter über dem Meere 200—300 300—400 400—500 500—600 600—700 700—1000 I Holopedium . . Daphnella Brandtiana . . Conochilus . . Heterocope Diaptomus . . Asplanchna . Leptodora . . Daphnella brachyura . . Hyalodaphnia cucullata . Anurea longispina .... Polyphemus 95 Insoferne es überhaupt möglich ist aus dieser Übersicht irgendwelche Schlüsse zu ziehen, so erhellt aus derselben, dass sich die typische See- und Teichfauna in ihrer verticaleu Verbreitung in der Höhenlage von 400 — 700 M. berühren, und die Behauptung, dass die Seefauna regelmässig nicht unter und die Teichfauna nicht über diese Höhenzone steigt, kann nur mit Beziehung auf unsere Verhältnisse aufgestellt werden. In Uibereinstimmung damit befinden sich die Teiche mit gemischter Fauna eben in dieser Höhenlage, wo dann der See- charakter der Fauna sehr oft durch die Teichformen verwischt wird oder den Teichcharakter gänzlich annimmt. Die Uferfanna weist nicht einmal diese Unterschiede auf, denn die Mehr- zahl ihrer Formen kommt in allen in der Tabelle angeführten Höhen vor und es haben in der That auch die eigentlichen, höchstgelegenen Seen in ihrer Uferfauna keine Formen, namentlich von Crustaceen, die von den Teichformen verschieden wären. Es ist also nur den pelagischen Formen nach möglich, den Charakter der stehenden Gewässer beurtheilen zu können. Die bisherigen Durchforschungsresultate berechtigen zu der Annahme, dass die Mehrzahl (wenn nicht alle) der in der Höhenzone von 400—700 M. ü. d. M. gelegenen Teiche ursprünglich einen Seecharakter hatte. Dies gilt namentlich von den vielen südböhmischen Teichen (Chlumetzer und Neuhauser), doch wurde die charakteristische Seefauna von der Teichfauna nach und nach verdrängt, und es scheint, dass die Verminderung der Seefauua auf Kosten der Teichfauna noch immer vor sich geht. Dabei ist nun eine Reihe verschiedener Übergänge wahrzunehmen : 1. Wo durch den Einfluss natürlicher Veränderungen, so z. B, durch mächtige Ausbreitung der Vegetation, die für die Existenz der pelagischen Formen, Holo- pedium, Conochilus und Daphnella Brandtiana, günstigen Bedingungen zu schwinden beginnen; da pflegt die Teichfauna noch durch keine typischen Formen vertreten zu sein und es zeigen sich nur einige, mehr die Uibergangsform darstellende Arten, wie z. B. Asplanchna; 2. Wo durch die Folgen der Bewirthschaftung (so z. B. durch häufige Trockenlegung, Sämerung etc.) die Seeformen unterdrückt und für das Eindringen und die Entwickelung der Teichformen günstige Verhältnisse geschalfen wurden. Sodann vermehren sich die früher nicht zahlreichen Arten, die vielleicht nur durch Zufall und Verschleppung (durch Vögel, Wasserfluthungen etc.) in den Teich gelangten; unter normalen, natürlichen Verhältnissen hätten sich solche Formen gegen die zahlreiche Seefauna nur schwer behaupten können und wären zum grössten Theile vielleicht wieder verschwunden, wenn die neuge- schaffenen Verhältnisse ihrer Vermehrung nicht förderlich gewesen wären. So finden wir Teiche, wo die ausgeprägte Seefauua wohl noch ihre Repraeseutanten aufweist, doch sehr bemerklich machen sich daselbst auch die Vertreter der ty- pischen Teichfauna, als z. B. neben Holopedium auch Leptodora und neben Daph- nella Brandtiana auch Daphnella brachyura zu finden ist. 3. Wo durch Steigerung der angeführten Einwirkungen fremder Elemente die Entwickelung und Vermehrung der Teichfauna in dem Masse unterstützt wird, dass füglich diese die Oberhand gewinnt und die Seefauna gänzlich unterdrückt; so finden wir in umittelbarer Nachbar- schaft von Teichen, die noch eine reine Seefauna oder eine gemischte Fauna be- sitzen, auch Teiche, wo bereits die reine Tauchfauna dominirt. Diese Einwirkungen 96 werden namentlich durch die Nähe der menschlichen Wohnungen bedingt, da der Zufluss von erdigen und organischen Anschwemmungen eine namhafte Veränderung des Teichgrundes und des Wassers sowohl in physikalischer als auch chemischer Beziehung hervorruft, wogegen bei Teichen, die von menschlichen Wohnungen und kultivirtem Land entfernt liegen, der Einfluss der fremden Elemente nur wenig oder gar nicht zur Geltung kommt. Ausser der Höhenlage des Teiches spielen bei solchen Veränderungen und Übergängen der Teichfauna zur Seefauna noch andere Verhältnisse eine grosse Rolle. In erster Reihe ist die Umgebung des Teiches oder Sees massgebend. Je weiter der Teich nicht nur von menschlichen Wohnungen, sondern auch von bel)autem Lande überhaupt entfernt ist, und je weniger Anschwemmungen er von solchen Stellen aus erhält, desto mehr bleibt dem Wasser sein ursprünglicher Cha- rakter, seine ursprüngliche Fauna erhalten u. z. in höheren Lagen der Seecharakter, in niedrigeren der reine Teichcharakter ; in solchen Fällen können die angeführten Verhältnisse nur durch zweierlei Faktoren hervorgerufen werden: entweder wird der Teich von zahlreichem Wassergeflügel besucht, wodurch leicht die Vei schleppung einer anderen Fauna bewirkt wird — doch bleibt in diesem Falle solch ein fremder Typus der ursprünglichen Fauna immer untergeordnet, oder, es wird der Teich- grund durch Menschenhände periodisch kultivirt (gesämert, gedüngt etc.), in welchem Falle sich die untergeordneten Arten leicht vermehren und durch ihre Überzahl dem Teich einen anderen faunistischen Charakter verleihen können. Wenn sich hingegen die Umgebung des Wassers irgendwie geändert hat, so z. B. dass der Wald einem cultivirten, gelockerten, bis an die Teichufer reichenden Boden weichen musste, ändert sich durch die Entfernung des Waldes nicht nur die Durchwärmungsfähigkeit des Wassers, sondern in Folge der Erdanschwemmung auch die Beschaflenheit des Bodens ; die neugestalteten Verhältnisse wirken auf die Entwickelung der hier ursprünglich ansässigen Fauna nachtheilig und diese wird dann von den zufällig hierher gelangten Formen (durch Zufluss etc.) zurück- gedrängt. Dieser Wechsel der Fauna wird auch durch die in Folge der veränderten Verhältnisse nicht selten vor sich gehende Veränderung der Flora unterstützt. Auf diese Art kann die reine Seefauna den Charakter einer gemischten Fauna an- nehmen, oder der Teichfauna ganz weichen; diese kann in gleicher Weise, wenn der Teich so vernachlässigt werden sollte, dass sich in demselben das angeschwemmte Erdreich anhäuft und die Sumpfvegetation überhand nimmt, durch die Fauna der Pfützen verdrängt werden, wobei sich die pelagische Fauna successive ganz verliert. Dies kann jedoch nur an solchen Loc alitäten stattfinden, wo wenigstens einige, die Entwickelung der Teichfauna begünstigende Factoren unverändert bleiben ; aber wenn sich auch schädliche Einflüsse beigesellen, so z. B. wenn das Wasser zu sehr verwächst und die Uferpflanzen zu viel Schatten werfen, oder wenn es zu seicht zu werden anfängt etc., so verschwinden nicht nur die pelagischen, sondern auch die litoralen Formen; unter die letzteren stellt sich anfangs eine grössere Mannigfaltigkeit ein, indem eine grosse Anzahl der meist verbreiteten Arten sich zu vermindern beginnt und an ihre Stelle andere Arten treten. Gewässer mit solch' einer Fauna gibt es sehr viele und dieses ihr Stadium ist nur als ein Symptom der beginnenden Verarmung des Wassers zu betrachten, in dem ausser 97 den kleinsten litoralen Crustaceen, Infusorien, Rliizopoden, Rutaturien etc. nicht mehr viel zu finden ist. Ein so verarmtes Wasser lässt sich durch blosse Trockenlegung des Teiches nicht verbessern; in demselben herrscht ein zu grosser Mangel an organischer Nahrung und es muss dieselbe daher auf andere Weise dem Wasser zugeführt werden. Die Trockenlegung des Teichbodens ist nur dann von gutem Erfolge be- gleitet, wenn der Teichboden überhaupt noch nicht aufgehört hat productiv zu sein, denn es wird dadurch nicht nur der Boden durch Austrocknung, Ijuftzutritt etc. verbessert, sondern auch die Eutwickelung der Keime der Teichfauna wesentlich unterstützt; dies gilt namentlich von jenen Thieren, die persistente, oder s. g. Wintereier haben, in denen der Keim eine längere Zeit ruhen muss, der Aus- Wcärmung und oft einer trockenen Periode bedarf,' wie durch Erfahrung hinlänglich erwiesen ist, um sich entwickeln zu können; so z. B, ist von den Eiern einiger Crustaceen bekannt, dass sie eine Zeitlang trocken liegen müssen, wenn sie über- haupt zur Eutwickelung gelangen sollen. Freilich werden durch die Trocken- legung des Teiches dagegen wieder solche Arten vernichtet, die nur Sommereier haben, oder die zu ihrer Eutwickelung eine längere Zeit beanspruchen. Zu diesen gehören, beziehungsweise werden durch Trockenlegung leicht vernichtet, die Weich- thiere, grössere Insecten, mehrjährige Larven u. ä. Als Ersatz dafür finden dann, nach der Trockenlegung, die Insecten für ihre Larven günstige Wohnsitze und hinreichende Nahrung, so dass diese Kategorie der Teichfauna sich bald und regel- mässig wieder ersetzt. Dem productiven Boden kommt also schon die blosse Trockenlegung sehr zu Nutzen. Dies zeigt sich auch bei veraltetem, nicht mehr productivem Boden, doch in geringerem Masse; durch Trockenlegung bessert sich wohl der erschöpfte Boden, indem er productiver wird, doch wenn demselben nicht zugleich ein Ersatz an organischen Nährsubstanzen zugeführt wird, so wird bald der kleine Erfolg durch den Mangel an letzteren wieder paralysirt, und in nicht langer Frist stellt sich der frühere Zustand wieder ein. Andere Verhältnisse wieder stellen sich da ein, wo der Teichboden durch mehrere Jahre trocken lag, weder gesämert, noch sonst mit anderen Pflanzen bewachsen war ; da wo es an Pflanzenwuchs (namentlich an Uferpflanzen) mangelte, ist im ersten Jahre in der Regel keine erhöhte Pro- ductivität wahrzunehmen, da diese sich bei einem solchen Boden erst später, ge- wöhnlich erst im zweiten Jahre einstellt. Soweit ich am Gatterschlager Teiche bei Neuhaus bemerken konnte, vermehrte sich bei dessen, erst nach 10 Jahren erfolgten Spannung, anfangs nur diejenige Fauna, die in den die ganze Zeit hindurch unter Wasser belassenen Teichtheilen erhalten blieb ; dass diese Fauna in den neu unter Wasser gesetzten Partien nicht ins Leben gerufen wurde, war schon daraus zu schliessen, als sie, je weiter von ihrer ursprünglichen Wohnstätte entfernt, immer spärlicher auftrat, an ihrem Ursprung aber am zahlreichsten vorkam. Nur diejenigen neu unter Wasser stehenden Teichtheile zeigten eine grössere Productivität an an- deren Thierformen, die bei geringer Tiefe mit niedrigem Rasen von Landpflanzen bewachsen waren, oder wenn die eigentlichen Wasserpflanzen (namentlich Manna- gras und stellenweise auch Schilf und verschiedene Repraesentanten der Torfflora) 7 98 sich da anzusiedeln begannen. Solch ein Resultat liefert die blosse Trockenlegung des Teiches namentlich bei erschöpftem Sandboden, der wenn trocken, nur wenige oder gar keine Pflanzen producirt. Hier stellt sich die Nothwendigkeit ein, diesem Mangel durch Bestellung des Bodens mit einer Feldfrucht abzuhelfen; damit aber diese gedeiht, so muss der Boden früher durch Pflug und Dünger gehörig be- arbeitet werden. Wenn wir dies jedoch nicht thun wollten, so ist rathsam, die Saat als Düngung dem Boden zu belassen, denn der Nutzen davon wird grösser sein, als wenn wir die Frucht ernten und so den Boden, statt ihn zu bereichern, um gewisse Substanzen berauben würden. Sehr oft geschieht es, dass von Teichen, die eine Reihe von Jahren trocken lagen und mit viel Schlamm sich anfüllten, der Schlamm für Composthaufen verwendet oder auf Felder geführt wird. In der Regel pflegen solche Teiche nur in ihrer Mitte verschlammt zu sein, an den Rändern sind sie dagegen steril und ausgewaschen. Wenn nun der in der Mitte an- gehäufte Schlamm gänzlich abgeführt wird, so wird dadurch die Productivität des Teiches wesentlich beeinträchtigt und viel verständiger wäre es, wie Director J. Susta dies thut, den Schlamm, wenn er trockener geworden ist, zu heben, denselben au die Ränder anzuführen, und dann die ganze Teichfläche zu düngen und zu besäen. Säugethiere und Vögel. Die an unseren Teichen vorkommenden Säugethiere und Vögel ziehen wir in das Gebiet unserer Betrachtungen nur insoferne ein, als ihre biologischen Be- ziehungen zu der übrigen Teichfauna berücksichtigt werden sollen. Diese Bezie- hungen sind zweierlei Art: 1. Diejenigen Vögel und Säugethiere, die lebelang oder nur für eine Pe- riode ans Wasser und dessen Ufer gebunden sind, suchen daselbst ihre Nahrung auf; 2. von einem Wasser auf das andere kommend, übertragen sie die Keime der Teichfauna und Flora, besonders aber der Algen. In ersterer Hinsicht sind Säugethiere und Vögel als schädlich zu betrachten, sei es dass sie direct von Fischen sich nähren, oder Insecten und andere kleine Wasserthiere aufsuchen, wodurch sie die Nahrung der Nutzfische schmälern; auch sind sie die Wirthe vieler Parasiten, die dann in Fische übergehen. In anderer Hinsicht sind es hauptsächlich Vögel, die an ihrem Gefieder die Gemulen der Spon- gien, die Statoblasten der Bryozoen, die Ephipien und Eier der Crustaceen, ja oft ganze Schnecken und die Sporen der Algen übertragen und auf die Art zur Ver- änderung der Fauna, wie ich in dem früheren Kapitel erwähnte, viel beitragen. Vielleicht ist diesem Umstände auch die auffallende Gleichartigkeit der Uferfauna an allen Orten zuzuschreiben, da im Gebiete derselben die meisten Vögel zu nisten pflegen. Amphibien und Reptilien. Grössere Teiche werden in der Regel nur von wenigen Arten und einer geringen Anzahl von Amphibien bewohnt. In kleineren Gewässern, so z. B. in 99 StreicMeicheu, gibt es deren oft in Überfluss. Hier fällt ihre Anzahl sehr ins Gewicht, denn ihnen werden die grossen Verluste an frisch ausgeschlüpfter Brut zur Last gelegt. Als ein Hauptschädling dieser Art ist der grüne Teichfrosch (Rana esculenta) zu betrachten ; derselbe pflegt auch in grösseren Teichen, in Gesellschaft von erwachseneren Fischen vorzukommen, wo er dann die Ursache einer eigen- thümlichen Erscheinung sein kann; wenn nämlich die Männchen an Zahl die Weibchen stark überwiegen, so geschieht es, dass sich die Froschmännchen an die Karpfen, und zwar an ihren Kopf festsetzen, und ihre Füsse in die Augen- gruben stemmen. Der so belästigte Fisch magert ab, und geht eventuell zu Grunde. In grösseren Teichen pflegen diese Frösche, namentlich im Frülijahr, zur Paarungszeit häufig zu sein ; wenn sie dann seltener zu werden beginnen, so wäre es ein Irrthum, anzunehmen, dass sie andere Gewässer aufgesucht haben, sondern sie fallen den sie verfolgenden Hechten zum Opfer. In kleineren Gewässern halten sie sich oft den ganzen Sommer hindurch in grosser Zahl auf, und wenn hier Fische, die animalischer Nahrung bedürfen, gezüchtet werden, so benachtheiligt sie die Menge von Fröschen ungemein, indem sie ihnen die Nahrung streitig macht; dies gilt namentlich von solchen Fischen, die ihre Nahrung auch aus der Luft holen, wie es z. B. die Forellen sind, denen die über dem Wasser schwebenden Insecten sehr zu Gute kommen. Von verwandten Arten halten sich in Teichen nur wenige und auch nur zur Paarungszeit auf; von den Kröten ist es nur die Unke, die den Sommer hindurch im Wasser bleibt. Eine verhältnissmässig seltene Erscheinung in unseren Teichen sind Molche. Die gemeinen Arten, Triton cristatus und Tr. taeniatus, sind selten und zumeist nur in kleinen schattigen Teichen an- zutreffen, und Triton alpestris kommt in den Böhmerwaldseen vor. Selten begibt sich auch eine Ringelnatter in den Teich, um daselbst einen Frosch oder einen kleinen Fisch zu erbeuten. Fische. Unsere Teiche werden gewöhnlich mit Karpfen, Schleihe, Hecht und Zander besetzt, seltener, u. z. erst in neuerer Zeit, auch mit Aal und Maraene. Auf der Wittingauer Herrschaft wurden auch mit amerikanischem Barsch, verschiedenen Maraenen, Saiblingen, Zwergwelsen und anderen Fischen Versuche angestellt. Ausser diesen Arten kommen in unseren» Teichen noch andere Fische vor, die V Director Susta mit Rücksicht auf ihre Biologie, treffend in Kleinthierfresser, Räuber und Pflanzenfresser eintheilt. Zu den ersten gehören die Karausche, der Grassliug, die Zärthe, der Uckelei, die beiden Bleie, die grundelartigen Fische und das Mo- derlieschen; sie suchen dieselbe Nahrung auf wie der Karpfen, die Schleihe und die Maräne, und da sie zumeist ganz werthlos sind, so werden sie in Teichen ungern gesehen. Freilich kommen diese Arten nicht überall vor ; das Moderlieschen beschränkt sich nur auf einen Theil der südböhmischen Teiche, doch dringt es überall gerne ein und kann namentlich in Streichteichen sehr schädlich werden ; der Grassling, die beiden Bleie und die grundelartigen Fische (Wetterfische, Schmerle 100 und StüingTundel) koiniueu nur in Teichen vor, die an fliessendem Wasser oder in der Nälie von Flüssen liegen, aus denen sie stromaufwärts in die Teiche steigen können. Als eigentliche Teichfische aus dieser Gruppe sind besonders die Ka- rausche, die Zärthe und der Uckelei zu betrachten ; der letztere ist das eigentliche Unkraut unserer Teiche, kommt fast überall vor und vermehrt sich sehr rasch. Schädlicher wirken auf die Karpfenzucht Bleie ein, wo sie in grösserer Anzahl vorhanden sind, wie dies in einem grossen Theile der südböhmischen Teiche im Flussgebiete der Moldau und ihrer Zuflüsse der Fall ist. Zu den Raubfischen gehören ausser dem Hecht, Zander und Aal noch der Flussbarsch, der Kaulbarsch, die Aalraupe und der Wels. Von den genannten ist nur der Flussbarsch überall zu finden ; derselbe vermehrt sich so rasch, dass durch ihn auch fischarme Gewässer bald und reich bevölkert werden können. In seiner Jugend verbraucht er zwar eine Menge jener Nahrung, die der Karpfen braucht, doch jagt er mehr nach grösseren, im Wasser frei schwimmenden oder ins Wasser gefallenen Thieren und sucht seine Nahrung nicht wie der Karpfen, also am Teichgrunde oder im Pflanzenwuchse auf. Die Nahrung des Flussbarsches, bei zahlreichen, aus verschiedenen Teichen stammenden Exemplaren untersucht, wies zumeist die Bestaudtheile von härteren Objecten auf, so die Reste von Landin- secten, Larven, die im Wasser schwammen, pelagischen Crustaceen u. ä. Obzwar der Flussbarsch durchaus nicht ein so arger Vertilger der Karpfennahrung ist, für den er früher gehalten wurde, so ist bei der Karpfenwirthschaft doch angezeigt, die Zahl der Flussbarsche zu beschränken. Die übrigen Raubfische kommen in un- seren Teichen nur ausnahmsweise vor ; am häufigsten trifft man noch die Aalraupe an ; der Kaulbarsch gelangt nur mit fliessendem Wasser in den Teich und der Wels wird in einigen tieferen Teichen mehr nur als Besonderheit gehalten. Als pflanzenfressende Fische haben wir die Rothfeder, die Plötze und den Döbling zu betrachten. In der Gruppe der „Weissfische" stellen diese drei Arten das Hauptcontingent dar. Da dieselben hauptsächlich Pflanzennahrung auf- suchen (obzwar der Döbel oft auch nach animalischer Kost jagt), so macheu sie den Kleinthierfressern nicht nur keine Concurrenz, sondern sind den in dem Teich gehaltenen Raubfischen selbst eine willkommene Nahrung. In dem Masse als es angezeigt ist, die angeführten werthlosen Fische vom Teich fern zu halten, so sehr empfiehlt es sich die Vermehrung der pflanzenfressenden Fische zu unter- stützen. — Es erübrigt nur noch einiger, auf die Biologie der Fische Bezug habenden Factoren Erwähnung zu thun. V^r Allem ist es die Beschaffenheit der Karpfen- nahruug, welche für den günstigen Betrieb der Teichwirthschaft von grosser Wich- tigkeit ist. Der Besprechung dieses Gegenstandes soll das nächste Kapitel ge- widmet werden. Nicht minder wichtig ist auch der Einfluss, den verunreinigtes Wasser auf das Leben der Fische ausübt. In den letzten Jahren haben einige Teiche durch den Zufluss von Fabrik- wasser sehr gelitten, so namentlich mehrere, an solchen Bächen gelegenen Teiche, in welche das Wasser aus Zuckerfabriken abfällt, stellenweise auch solche, die in der Nähe von Spiritusbrennereien oder der, in neuester Zeit entstandenen Fabriken auf Cellulose situirt sind. 101 Die Wirkung der giftigen Fabrikwässer macht sich im Teiche in dreifacher Richtung geltend: erstens durch Beschränkung der verschiedenen Kleinthieie, zweitens durch Vernichtnng der für das Wohlergehen, beziehungsweise das Leben des Fisches nöthigen Bedingungen, und ferner durch Hervorrufung neuer, die Ge- sundheit des Wassers schädigenden Organismen. Soferne es Regel ist, dass das giftige Abfallwasser nur im Frühjahr abge- lassen wird, so übt es seine verderbende Wirkung auf die Kleinthiere nicht direct, sondern auf die Art, als bei dem scheinbar sich klärenden Wasser ein zu Boden fallender, übel riechender Schlamm sich bildet, der mit einer Menge Pilze durch- setzt, alles Leben schon im Keime erstickt. Nur mehr zufälligerweise wo eine regere Strömung des Wassers den Boden gesünder erhält, vermag sich Leben zu entwickeln, und wenn in reineres Wasser gelangt, auch da zu existiren ; so kommen auch in verdorbenen Teichen, deren Wasser nur ein wenig beweglich ist, im Sommer doch einzelne Crustaceen und solche Formen von Thieren vor, deren Keime an der Oberfläche des Wassers, oder an Pflanzen zur Entwickelung gelangen. Es ist also nicht zu verwundern, wenn im Laufe des Sommers in einem solchen Teiche Bryozoen, Insectenlarven u. ä. sich zahlreich vermehrt haben. Unter den Fischen sind es der Zander, der Hecht und die pflanzenfres- senden Fische, die den giftigen Einwirkungen des Fabrikswassers zuerst unter- liegen; in zweiter Reihe kommt erst der Karpfen und der Aal, am meisten jedoch vermögen diesen Einflüssen die Schleihe und noch mehr die Karausche zu wider- stehen und dieser Eigenschaft wegen lässt sich die letztere Fischart auch in ganz vergifteten, von anderen Fischen verlassenen Teichen erhalten. Karausche und Schleihe sind demnach auch die ersten Fische, mit denen Teiche, bei welchen der Zufluss von Fabrikwasser beseitigt wurde, neu besetzt werden können. Wenn nun dabei eine radikale Melioration des Bodens nicht durchgeführt wird, so kann an eine Besetzung des Teiches mit Karpfen und anderen Fischen lange nicht gedacht werden. Es dauert überhaupt lange, bis durch eine natürliche Veränderung der Verhältnisse die niedere Crustaceenfauna an solchen Stellen sich wieder erholt. In diesem Falle beginnt früher die pelagische als die litorale Fauna sich zu vermehren, und wie wir weiter sehen werden, nimmt letztere als Karpfennahrung im Teich den ersten Rang ein. Aus dem Gesagten geht hervor, dass der Zufluss von aus Fabriken her- rührenden Wässern die regelmässige Teichbewirthschaftung nicht nur sehr stört, sondern sie zumeist auch ganz unmöglich macht, und es soll eben dieser Ver- nichtung von Privat- und öffentlichem Eigenthum mit allen zu Gebote stehenden Mitteln gesteuert werden, was namentlich mit Hilfe der bestehenden Gesetze und bei gehörigem Einschreiten der Interessenten, bei Eilheilung von Bewilligungen zum Baue von Fabriken etc. leicht durchführbar ist. Über die Nahrung des Karpfens. Die Frage, womit sich der Karpfen ernährt, wurde in der Hauptsache von Herrn J. Susta, Director der Herrschaft Wittingau gelöst, nachdem er auf 102 Grund sorgfälliger Beobachtimgeu deii Nachweis lieferte, dass die das Waclisthum des Karpfenkörpers fördernde Nahrung nur animalische Stoffe sind und solche, die in ihrer chemischen Zusammensetzung diesen gleichkommen. Dem ersten Eindruck nach würde man geneigt sein anzunehmen, dass dem biologischen Wissen und dem Teichwirth damit vollkommen gedient ist. Wenn wir uns aber mit diesem Gegenstande eingehender beschäftigt haben, so finden wir, dass sich die Sache nicht ganz so verhcält. Bei der Untersuchung der Karpfennahrung trachtete Herr Susta nur die angeführte Thatsache festzustellen, doch bei der Prüfung der Nahrung, aus was für Arten von Thieren dieselbe besteht, gelangte Herr Susta nicht zu dem sich hier bietenden Resultate, das sowohl für den Biologen als den Teichwirth nicht ohne Interesse sein dürfte. Herr Susta fand nämlich, dass die animalische Nahrung des Karpfens aus Weichthieren, Insectenlarveu, Crustaceen, Würmern u. ä. besteht, kurzwegs, welche Gruppen des Thierreichs dieselbe liefern. Mit den Details dieser Frage und, bei den schon erwiesenen Thatsachen bezüglich der Karpfenuahrung, mit der genaueren Untersuchung derselben mich auch befassend, fand ich, dass hier eine andere Eintheilung der Nahrungsfauna in Betracht gezogen werden muss, eine Eintheilung, welche die Fauna im Teiche, als in drei ■ natürliche Gruppen zerfallend, selbst bildet, nämlich die pelagische, die litorale- und die Schlammfauna. Demgemäss trat auch die Nothwendigkeit ein, die Frage zu lösen, aus welcher dieser Zonen der Karpfen hauptsächlich seine Nahrung nimmt? Diese Frage wäre wohl zum Theil schon durch die Untersuchungen von Susta gelöst, doch erübrigt es nur eine Schlussfolge zu ziehen, zu der er nicht ge- langte. Die meisten dieser Thiergruppen, die nach Susta dem Karpfen zur Nahrung dienen, leben in der litoralen Zone und im Teichschlamme. Nur zwei dieser Grup- pen, die Crustaceen und die Würmer, entsenden ihr Hauptcontingent auch in die pelagische Zone. Aus der zu diesem Zwecke verfassten Zusammenstellung, in der namentlich ])erücksichtigt wurde, ob die untersuchte Karpfennahrung aus der litoralen oder lielagischen Fauna besteht, ist zu entnehmen, dass sie ausschliesslich aus litoralen Arten besteht. Die pelagischen Arten finden sich im Ganzen nur selten und ent- schieden ausnahmweisse im Mageninhalt des Karpfens vor; hauptsächlich gilt dies von den rein pelagischen Arten, wie es Leptodora und Holopedium sind; andere, häufiger gefundene Formen, wie es z. B. Diaptomus ist, sind ihrer Natur nach nicht ausgesprochen pelagisch, denn sehr oft nähern sie sich auch Ufern, wo der Pflanzenwuchs nicht dicht steht. Auch finden sich unter den Nahrungsresten Fragmente von pelagischen Algen (Limnochlide), doch auch diese Algen durchsetzen das Wasser so dicht und in solcher Menge, dass sie in dieser Weise bis in die litorale Zona reichen. Hier könnte vielleicht die Einwendung gemacht werden, dass das seltene Vorhandensein 103 der pelagischen Arten im Mageninhalt des Karpfens wohl durch ihre Zartheit zu erklären ist, indem sie rascher verdaut als die gröberen Formen, nicht mehr wahr- genommen werden können. Dem ist jedoch nicht so, denn auch diese Thierchen besitzen trotz ihrer Zartheit gewisse schwer verdauliche Chitingebilde, die auch in dem bereits aufge- lösten Mageninhalt erhalten bleiben und die, namentlich in der frischen, noch un- verdauten Nahrung, die ich am häufigsten untersuchte, gefunden werden müssten, falls sich der Karpfen mit denselben ernähren würde. Zum Beweise hiefür möge angeführt werden, dass auch solche Formen, welche die pelagische Zone reichlich bewohnen, und deren Körper so beschaffen ist, dass ihre Überreste auch in der verdauten Nahrung conservirt bleiben müssen, wie z. B. jene von Ceratium macro- ceros, in der Karpfennahrung sich absolut nicht vorfinden, obzwar sie da vorhan- den sein müssten, wenn der Karpfen in der pelagischen Zone nach Nahrung suchen würde. Doch auch andere Umstände weisen darauf hin, dass es die Uferfauna ist, die den Hauptbestandtheil der Karpfennahrung bildet. Da ist vor Allem der Umstand in Betracht zu ziehen, dass sich in den Speiseresten des Karpfens auch pflanzliche und eidige Beimengungen vorfinden, die jedoch mehr durch Zufall als Absicht vom Fische verschluckt wurden. Dies hängt freilich damit zusammen, auf welche Art und Weise der Karpfen nach Nahrung sucht und sie aufnimmt. Nur selten sehen wir ihn, dass er im freien, offenen Wasser nach Nahrung schnappen oder jagen würde ; dies thut er, wenn ihn die Noth dazu zwingt oder, wenn an der Oberfläche grosse auffallende Bissen herumschwimmen. Eegelmässig jedoch sucht der Karpfen seine Nahrung am Grunde auf, an Blättern und Stengeln mit dem ausstülpbaren Rüssel so herumfahrend, wie es Susta richtig beschrieb. Es ist also ausser Zweifel gestellt, dass dem Karpfen ausschliesslich die s. g. Uferfauna zur Nahrung dient, und die pelagische Fauna für ihn fast keine Bedeutung hat. Unwillkürlich wirft sich da die Frage auf, wozu denn die pelagische Fauna im Teiche überhaupt vorhanden ist? Es ist natürlich, dass auch diese hier nicht unnütz ist, wenn sie auch dem Karpfen nicht zur Nahrung dient. Ihre kleineren Formen nämlich, wie die Infusorien und vielleicht auch die Rotatorien, dienen den grösseren Arten zur Nahrung, wie ich mich bei Daphnien überzeugte, in deren Nahrung ich Ceratium vorfand. Die grösseren, wie es Daphnien und Leptodoren sind, dienen wieder jenen Fischen zur Nahrung, die mehr ein pe- lagisches Leben führen und im freien Wasser nach Beute jagen. Doch was ist aus den angeführten Thatsachen im Interesse der Teich wirth- schaft, beziehungsweise der Karpfenzucht zu folgern? Dass die Vermehrung der Ufer- und Schlammfauna nach Möglichkeit zu unterstützen ist, nachdem wir er- kannt haben, dass sie hauptsächlich die Nahrung des Karpfens bildet. Wir gelangen somit auch zur richtigen Erkenntniss des Nutzens, den die empfohlene Trockenlegung und Melioration des Teichbodens auch für die Entwickelung der kleinen Thierwelt im Teiche hat, indem der verschlammte, wenig Luft und Nahrungsstoffe, doch sehr viel schädliche Gase enthaltende Boden, auf die thierische Existenz verderblich einwirkt. 104 Aus dem schon früher Angeführten, und der Feststellung der Localitäten, au welchen sich die litorale Fauna vornehmlich aufhält, geht hervor, dass für ihr gedeihliches Dasein ein massiger Bestand von Wasserpflanzen Hauptbediugung ist. Namentlich ist das Vorhandensein von reichen, fluthenden Pflanzen, oder weichem Rasen, der Entwickelung der Uferfauua sehr förderlich; hingegen wird sie durch dichten Pflanzenwuchs, der sie etwa nur hart am Ufer schützen kann, zumeist unterdrückt. Wenn ich allen Verhältnissen nach, wie ich sie kennen lernte, schliessen darf, so würde ich mir das Ideal eines, allen in dieser Hinsicht geäusserten Anfor- derungen entsprechenden Teiches so vorstellen, dass dessen Ufer entweder durch einen weichen Graswuchs, oder, wo dies nicht ginge, wenigstens durch einen schmalen Streifen Schilf geschützt wären, ferner, dass auf der Wasserfläche schwim- mende Inseln (von wenigstens 2 M. im Durchschnitt) u. z. bestehend aus Potamogetou natans (schwimmendes Laichkraut) angepflanzt wären. (Andere passende Schwimm- pflanzen, die jedoch z. Th. seltener sind, sind auch Limnanthemum, Trapa, Hydro- charis und Wasserlinsen, doch letztere nicht in zu dichten Überzügen, ferner andere Laichkrautarten u. ä. ; weniger eignet sich für diesen Zweck das fluthende Manna- gras, sei auch dass es ziemlich zart ist und nicht viel Schatten wirft, seine Blattflächen bieten jedoch keinen günstigen Ptaum zur Ansiedelung der Wasserfauua). Wenn ein so beschaffener Teich, der nebstdem nur am Hauptdamme eine auf den nöthig- steu Flächenraum beschränkte Tiefe hätte, gehörig bewirthschaftet, d. i. in regel- mässigen Perioden trocken liegen und sein Boden bei Lebenskraft erhalten bleiben würde, dann wären auch alle jene Verhältnisse, die ein günstiges Piesultat bedingen, vorhanden, und ein Leichtes wäre es, mit den übrigen wirthschaftlichen Arbeiten nachzuhelfen. Freilich bleibt noch in Betracht zu ziehen, wie sich die Wirkungen der verschiedenen fremden Einflüsse, von denen schon- früher gesprochen wurde, hier kundgeben würden. Die Weichthiere. Die geographische Verbreitung der Weichthiere in unseren Teichen bedingt theilweise das geologische Substrat, zum Theil hängt dieselbe von der Menge und der Beschaffenheit der Vegetation ab, und theilweise hat auch die Lage über dem Meere des betreffenden Wassers Einfluss auf dieselbe. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass die Mollusken, was die Menge der Individuen und die Zahl ihrer Arten anbelangt, am häufigsten im Gebiete unserer Kreideformation vorkommen; sehr arm an Weichthieren sind dagegen die Gewässer im unteren Silur, reicher sind schon die im Urgebirge und die im Gebiete der erruptiven Gesteine gelegenen Wasserkörper. Im Obersilur in Böhmen be- findet sich nur wenig Teichwasser, so dass aus diesem Gebiet nur sehr wenig Daten über die geographische Verbreitung der Wassermollusken vorhanden sind. Wenn man ihre Verbreitung den Landmollusken nach beurtheilen sollte, so würde man in den Gewässern des oberen Silur auch eine reichliche Anzahl von Mollusken vermuthen; diese Annahme wäre jedoch irrig, wie wir uns davon in den Flüssen 105 und Bächen dieser Formation leicht überzeugen können. Über die Ursache dieser ungleichen Vertheilung ist es schwer auch nur eine Vermuthung aufzustellen, denn aus den übrigen Daten erhellt, dass in gleicher Weise wie die Landmollusken kalkreiches Gestein aufsuchen, die Wassermollusken kalkreiches Wasser bevorzugen und im kalkarmen Wasser nur spärlich auftreten. Sowohl in den Gewässern auf älteren als auch auf jüngeren Anschwemmungen, richtet sich die Menge der vorhandenen Mollusken darnach, woraus diese Anschwem- mungen entstanden sind. Wo unsere Elbe nur eine den Mollusken halbwegs zusa- gende Bucht bildet, pflegt sie eine Menge derselben zu beherbergen, und namentlich sind es die Eibtümpel, die reichlich von Mollusken bewohnt sind ; dagegen ist die Moldau und ihre Zuflüsse an Mollusken arm zu nennen, namentlich im Gebiete der azoischen und silurischen Zone. Auch machte ich die Wahrnehmung, dass in pflanzen- armen Gewässern auch wenig Mollusken vorhanden sind, besonders wenig kommen sie in der schütteren Ufervegetation und zwischen den harten Rohr- und Simsen- bestäuden vor. Die dichten Bestände dieser Art, untermischt mit Kalmus, scheinen diesen Thieren besser zu behagen als die schütteren; ungleich mehr wird aber eine dichte, pelagische Vegetation, namentlich Laichkräuter, von ihnen bevorzugt. In Ermangelung von Uferpflanzen siedeln sich Mollusken nur selten an Steine und Hölzer an. Doch an diese Verhältnisse sind am allerwenigsten die Schlamm- mollusken, besonders Unio, Anodonta, Cyclas, Ancylus u. ä. gebunden. Die Nähe einer harten Uferflora scheinen besonders die grösseren Arten von Schlammschnecken (Limnaea peregra und stagnalis), doch auch einige kleinere Arten, die sich sonst in der reicheren pelagischen Flora aufzuhalten pflegen, auf- zusuchen. Die letzteren werden hauptsächlich durch die Gattung Planorbis und Limnaea repraesentiert, die zahlreichste pflegt jedoch Physa zu sein, seltener Bythinia. Zu den seltensten Erscheinungen in der Teichfauna gehört die vornehm- lich am Grunde sich aufhaltende Paludina vivipara, die mir nur aus dem Pocernicer Teich bekannt ist, sich aber mehr im Zuflüsse des Teiches als im Teiche selbst aufhält. Es scheint auch, wie schon oben bemerkt, dass die Verbreitung der Weich- thiere in unseren Teichen auch von der Höhenlage des Wassers beeinflusst wird, doch besitzen wir noch nicht so viel Daten, um aus denselben entnehmen zu kön- nen, inwieferne die geographische Lage hier eine Rolle spielt. Soviel kann jedoch mit Bestimmtheit angegeben werden, dass die an Mollusken reichsten Gewässer auf die niedrigsten Lagen vertheilt sind, wogegen die Gewässer mit ärmerer Molluskenfauna, durchschnittlich 300-400 M. über dem Meere situirt sind, und noch ärmer sind dann die AVasserkörper, deren Höhenlage 600 M. und mehr beträgt. So sind aus den in einer Höhe von 630 M. ü. d. M. sich befinden- den Padrfteichen nur Planorbis albus und Limnaea peregra bekannt, und aus den Seen im Riesengebirge nur eine Pisidiumart und das nicht zweifellos. Im ersteren Falle darf nicht unerwähnt bleiben, dass auch in den niedriger gelegenen Padrt- teichen keine anderen Molluskenarten vorkommen. In den böhmischen Teichen, soweit sie durchforscht wurden, und in dieser Arbeit angeführt erscheinen, kom- men nur 14 auf 7 Gattungen vertheilte Arten von Alollusken vor. Von diesen ist nur Anodonta mutabilis als der eigentliche Teichtypus /u betrachten ; zu den Aus- 106 nahmen gehört nebst der oben angeführten Palndina, noch Bythinia tentaculata, die reichlich vorhandenen Vertreter der Gattung Limnaea (besonders L. stagnalis und peregra, seltener L. ovata und L. auricularis), Planorbis (besonders PI. rotun- datus und vortex, weniger PI. albus und viel seltener PL corneus) und Physa (Ph. fontiualis fast überall, seltener Ph. hypnorum) ; füglich auch Ancylus lacustris, doch dieser nur selten. Moosthierchen (Bryozoa). Die Bryozoen sind in unseren Teichen ziemlich weit verbreitet. Obzwar die Mehrzahl der Arten auch im strömenden Wasser vorkommt, so sind doch die Teiche und die Seitentümpel der Flüsse als ihre hauptsächlichsten Wohnsitze zu betrachten. Die dem fluthenden Wasser eigentlich angehörigen, doch auch in Teichen vorkommenden Arten, sind: Plumatella repens und Plumatella lucifuga (Fredericella), in Teichen siedeln sie sich gern an denjenigen Stellen an, wo das Wasser am wenigsten stagnirt, also mehr in der Nähe des Zuflusses oder Abflusses, wo sie dann sehr zahlreich zu sein pflegen, wogegen, wenn sie sich an Stellen mit stehendem Wasser angesiedelt haben, ihi'e Zahl in der Regel eine viel ge- ringere ist. Auf Teiche und Tümpel fast ausschliesslich beschränkt sind Cristatella ophidioidea, Hyalinella vitrea, Lophopus Trembleyi, Paludicella Ehrenberg i und Plumatella fungosa. Von diesen hat Plumatella fungosa, da sie auf bestimmte Eigenschaften des Wassers nicht angewiesen zu sein scheint, die grösste Verbreitung. Ihre zahlreichsten Standorte befinden sich sowohl in Ostböhmen im Gebiete der Kreide, als auch in Südböhmen im Urgebirge. Angeführt sei, dass diese Art, wenn in den Uferpartien vorkommend, daselbst die schüt- teren Pflanzenbestände vorzieht, sich aber am liebsten an ins Wasser reichenden Wurzeln oder an Holzstücken, die ins Wasser fielen, ansiedelt; nur selten, und dann nur in kleinen Kolonien, kommt sie auch in dichteren Rohrbeständen vor. Einmal fand ich sie auch recht zahlreich an der Unterseite der Seerose angesiedelt. Über Cristatella ophidioidea gilt, was ihre Verbreitung anbelangt, dasselbe, was über die frühere Art gesagt wurde. Ihr Hauptsitz pflegt die Unterseite der Blätter der pelagischen Flora zu sein ; auch an den Stengeln dieser Pflanzen, am Rohr (meist am Rande der Rohr- bestände), seltener aber am Holz und an Steinen kann man sie finden. Die übrigen Arten sind nur von einigen Localitäten bekannt und so lange die Kenntniss über ihr Vorkommen nicht erweitert wird, ist es nicht möglich sich einen richtigen Begriff von ihrer geographischen Verbreitung in Böhmen zu machen. Insecten. Die Insecten sind in der Teichfauna sehr zahlreich vertreten, mehr jedoch als Larven als im geschlechtreifen Zustande. 107 Ausser einigen Arten aus der Klasse der Halbflügler (Naucoris, Notonecta, Corisa, Nepa, Ranatra) sind es ausschliesslich Käfer aus den Gattungen Hydro- philus, Gyrinus, Dytiscus und Verwandten, die ihr ganzes Leben im Wasser zu- bringen. Die grösste Zahl der Wasserbewohner weisen jedoch die Klassen der Zwei- flügler, Netz- und Geradflügler auf. Den bisherigen Untersuchungen nach, wären mehr als 30 Larven verschiedener Gattungen und Arten von Insecten in unseren Teichen sichergestellt, und da manche von ihnen periodisch in grossen Massen zu erscheinen pflegen, so haben sie als Fischnahrung nicht wenig Werth. Hauptsächlich sind es : Agrion sp., Agripnia pagetana Gurt., Allotrichia pallicornis Kat., Anabolia laevis Zett., Anax sp., Caenis sp., Cloe diptera, Corethra sp., Culex sp., Cyrnus trimaculatus Gurt., Ephemera div. sp., Holocentropus dubius Ramb., Hyphydrus ferrugineus, Chironomus div. sp., Leptocerus atterimus Steph., Leptocerus cinereus Gurt., Leptocerus senilis Burm., Libellulasanguinea, Lestes sponsa, Limnophilus rhombicus L., Limuophilus sp., Mystacides longicornis. L., Oecetis furva Ramb., Oecetis lacustris Pict., Oecetis ochracea Gurt., Polycenthro piis flavo-macula tus Pict., Tabanus sp., Tipula sp., Triaenodes bicolor Gurt. Diese Larven kommen fast ausschliesslich in der Uferzone vor und halten sich zumeist an solchen Stellen auf, wo es soviel am Boden verwesender Pflanzen- reste gibt, dass diese von den Larven als Versteck oder als Baumaterial für ihre Köcher etc. benützt werden können. Verhältnissmässig ist es nur ein kleiner Theil von Arten, die zu ihrem Aufenthalte im Teiche, freie, steinige, oder sandige Stellen zu wählen pflegen und in der Regel sind sie daselbst auch nicht zahlreich ; die meisten ziehen es vor zwi- schen der reichen Vegetation zu leben, sei sie nun litoral oder pelagisch. Spinnenthiere. Die Spinnenthiere sind in unseren Teichen durch drei Gruppen repraesen- tirt, doch nur die Gruppe der Wassermilben weist eine grössere Anzahl von Arten auf. Von ächten Spinnen kommt in unseren Teichen nur Argyroneta aquatica vor, u. z. in Teichen, die eine reichliche, aber weiche Vegetation besitzen; sonst ist noch hie und da, doch selten, auch Macrobiotus, aus der Gruppe der Bärenthier- chen anzutreffen. 108 Vor der Durchforschung der Teiche waren die Wassermilben in Böhmen überhaupt nicht studiert, es sind also die über diese Gruppe hier mitgetheilten Daten in dieser Beziehung als neu zu betrachten. In der Uferzone der Teiche kommen Wassermilben regelmässig vor, doch nicht überall gleich häufig und nicht in gleichen Arten; am meisten sagen ihnen Localitäten mit schütterem Pflanzen- ^YUchs zu, möge nun derselbe aus Wasser- oder Uferpflanzen, oder aus inundirten Laudpflanzen bestehen; am zahlreichsten fand ich sie an den gegen Süden oder Südosten zugewendeten Teichufern; auch in der pelagischen Zone tummeln sich noch die Wassermilben, doch viel spärlicher; zumeist sind es jüngere Stadien von Limnesia, analog wie bei einigen Cypriden-Arten, deren jüngere Stadien regelmässig pelagisch leben. Ferner möge nicht unerwähnt bleiben, dass es unter den Wasser- milben auch Schlammformen und Schmarotzer gibt; diese wurden bei uns bisher nur selten beobachtet. Im Ganzen weisen die in unseren Teichen gefundenen Wassermilben 10 Gattungen mit 13 Arten auf, zu deren Erkenntniss die, nur auf Grund vorläufiger Bestimmungen verfasste Übersicht dienen möge: I. Familie: Medioculatae. 1. Gattung: Limnochares. Limnochares holosericea Latr. Die einzige Art ihrer Gattung. Von den übrigen Wassermilben durch eine ganz andere Lebensweise verschieden: Sie schwimmt nicht, sondern kriecht am Boden und an Wasserpflanzen umher. Ich fand sie nur einmal im Teiche Starö Jezero bei Chlum. 2. Gattung: Eylais Latr. Eylais extendens Latr. Habituell erinnert diese Art an die gemeine Wassermilbe Hydrachna globosa; obzwar sie bisher nur aus wenigen Teichen bekannt ist, so dürfte sie, wenn dieser Thiergruppe in Zukunft mehr Beachtung geschenkt wird, wohl auch an vielen anderen Orten gefunden werden. IL Familie: Lateroculatae. 3. Gattung: Arrhenurus Dug. Arrhenurus globator (Müll.) C. L. Koch. Ist eine grüne Wassermilbe, die wir bisher nur aus dem Karezer und Tiser Teiche bei Strasic kennen. 4. Gattung : Limnesia Koch. Limnesia calcarea, auch aus dem Genfer See unter dem Namen Campognatha Foreli bekannt, kommt in einigen unserer Teiche vor, so im Oberen Padrt und Gatterschlager Teich. Limnesia sp., eine lichtgrüne Wassermilbe, die grösste und zahlreichste in unseren Teichen. Gefunden wurde sie im Gatterschlager, St. Jacob, Padrf, Munitzer Teich und im Stare Jezero bei Chlum. 109 5. Gattung : xl x o n a Kramer. 6. Gattung ; A X 0 n a viridis. Di ese zierliche und charakteristisclie Wasserniilbe fand ich nur einmal u. z. im jungen Stadium im Munitzer Teich. Diplodontus Dug. Diplüdontus filipes Dug. Diese, wie es scheint, über ganz Europa verbreitete Art, fand ich in Böhmen bisher nur im St. Jacobteich. Diplodontus s capularis erinnert sehr an die Wasser- milbe, die ich aus dem St. Jacobsteich erwähnt habe. 7. Gattung: Atax Bruz. Atax ypsilophorus (Bonz) Clap. ; eine parasitische Form, gefunden in Anodonten in Teichen der Umgebung von Bi'eznic. 8. Gattung: Nesaea C. L. Koch. 9. Gattung Nesaea mollis. Die böhmischen, mir nur aus dem Mu- nitzer und Podmyter Teiche bekannten Exemplare dieser Art, stimmen zwar nicht ganz mit der Diagnose überein, doch scheinen sie nur eine Varietät zu sein. Nesaea trinotata(?) Sehr nahe stehen dieser Art die ziemlich grossen, graugrünen und verhältnissmässig zahlrei- chen Wassermilben aus dem Padrt und Gatterschlager Teich. Obzwar es wahrscheinlich ist, dass diese Milbe eine neue, mit der angeführten Species verwandte Art ist, so will ich von der Untersuchung, inwiefern diese beiden Arten verschieden sind, hier absehen, mir die Lösung dieser Frage für eine spe- cielle Arbeit über die böhmischen Wassermilben vorbehaltend. Hydrachna Bruz. Hydrachna globosa Dug., diese in unseren Pfützen sehr verbreitete Art, ist mir, was ihr Vorkommen in Teichen an- belangt, mit Sicherheit nur aus dem Gatterschlager und Pod- myter Teich bekannt. 10. Gattung: Mideopsis. Mideopsis depressa Neum., diese, durch ihren linsen- förmig abgeflachten Körper charakteristische Art, fand ich im Teiche Holy und im Novy Hospodär bei Chlum. 110 Crustaceen. Die Crustaceen nehmen in unserer Teichfauna, schon in Anbetracht der grossen Menge ihrer Individuen, eine sehr hervorragende Stelle ein und viel ein- gehender als die übrigen Klassen der Teichfauna, wurde eben diese Thiergruppe bei uns studiert. Namentlich gilt dies von den Cladoceren, mit den uns schon früher, auf Grund der Untersuchung einer Reihe von Teichen, Prof. Dr. A. Fric bekannt machte und die später dann von Dr. B. Hellich speciell bearbeitet und theilweise von Dr. W. Kurz ergänzt wurden. Unsere Kenntnisse über die Clado- ceren Böhmens wurden seit der Zeit nur durch einen Fund des Herrn Jos. Gregor, als er zum erstenmale in Böhmen auch Limnosida, in einigen Teichen der Umgebung von Neuhaus vorkommend, nachwies, erweitert. Die in Rede stehende Limnosida soll eine neue Art sein, die leider bis heute als solche noch unbe- schrieben blieb. Ferner möge auch angeführt werden, dass man durch die Unter- suchungen dei' Teiche, in der Teichfauna auch einigen Cladoceren nachwies, die bisher nur aus Seen, Sümpfen oder Pfützen bekannt waren. Zu diesen gehört Sida elongata Sars., früher nur aus Seen bekannt, ferner der in Torfsümpfen vorkom- mende Streblocerus serricaudatus Fisch., die in Pfützen lebende D a p h n i a magna Strauss und von anderen Daphnien die Seeformen Daphnia microce- phala Sars. und D. penn ata Müll. In seiner Arbeit über die böhm. Cladoceren, erwähnt Hellich auch die Lebensweise der Cladoceren, des pelagischeu und litoralen Charakters der einzelnen Gattungen, und der Verbreitung der einzelnen Arten in Seen, Teichen und Tümpeln. Die Beobachtungen von Hellich wären in einigen Punkten noch zu vervollständigen. Durch Untersuchung einer grösseren Anzahl von Teichen wurde sicherge- stellt, welche Arten von Thieren die stehenden Gewässer charakterisiren und wie sie in dieser Hinsicht zu unterscheiden sind. Vor Allem wurde nachgewiesen, dass es nur die pelagische Fauna ist, die als Charakteristikon der einzelnen Ge- wässer betrachtet werden kann; die Litoralfauna dagegen ist mehr kosmopolitisch und mit ihrer Manigfaltigkeit und ihrem Reichthum der Individuen nur an die localen Vegetationsverhältnisse der Ufer und die Beschaffenheit des Teichbodeus gebunden, daher sie auch keine Arten aufweist, die für die einzelnen Gewässer bezeichnend wären. Die pelagische Fauna lässt sich wieder ihrem Charakter nach in eine See-, Teich- und Tümpelfauna eintheilen. Doch auch zwischen diesen Typen finden sich Übergänge, so dass man auch eine See- und Teich- und eine Teich- und Tümpel- fauna unterscheiden kann. Von Cladoceren, deren wir zuerst erwähnen wollen, sind es H o 1 o p e- dium gibberum und Daphnella Brandtiana, welche die Seefauna cha- rakterisiren. Die erste Art ist rein pelagisch, die zweite mehr tychopelagisch, ob- zwar sie auch in der eigentlichen pelagischeu Zone häufig vorkommt. Für die T eich f au na sind charakteristisch: Leptodora Kindtii, Hyalodaphnia cucullata, oder statt dieser, auch Daphnia (galeata, gracilis u. ä.) und Daphnella brachyura. 111 Leptodora Kindtii, obzwar in anderen Ländern auch aus einigen Seen bekannt, kommt bei uns nur in Teichen und allgemein in grösseren, bewirth- schafteten Gewässern vor. Hyalodaphnia oder irgend eine Daphniaart, pflegt regel- mässig in ihrer Gesellschaft zu sein, doch sind auch Beispiele bekannt, wo die pelagische Fauna nur aus Leptodora bestand. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist in solchen Gewässern auch Daphuella brachyura als vicarierende Species der see- liebenden D. Brandtiana anzutreffen; es gilt von ihr das schon früher gesagte. Wenn nun die Fauna irgendwelche Übergänge zeigt, so hängt ihr vorwie- gender Charakter hauptsächlich von dem Grade der Veränderung der physikalischen Verhältnisse ab. Es sind Fälle bekannt, wo die Mehrzahl der Teich- und See- formen neben einander vorkommt, also Leptodora neben Holopedium, beide Daph- uellen und vielleicht auch Hyalodaphnia oder irgend eine andere Daphniaart. Wenn nun der Seecharakter mehr zurücktritt, so verschwindet Holopedium gänzlich, und nur stellenweise erinnert noch Daphnella Brandtiana an den See. Durch ähnliche Veränderung der Verhältnisse eines Teiches können auch die Teichformen aus demselben verschwinden, und zwar betrifft dies zuerst Leptodora, nach ihr kommt Hyalodaphnia und überhaupt die pelagischen Daphnien, und zuallerletzt Daphnella brachyura. Die pelagische Fauna der Tümpel — soweit sie als solche überhaupt in Betracht gezogen werden kann — wird dann nur durch Ceriodaphnia und Bos- mina- Arten repraesentirt, die auch die offenen, von Pflanzenwuchs freien Stellen des Wassers füllen. Bezüglich der anderen biologischen Eigenschaften der teich- liebenden Cladoceren, möge auf das den Munitzer Teich behandelnde Kapitel (S. 27.) verwiesen werden. Von den übrigen Crustaceen spielen im Teichleben noch die C o p e p o d a eine grössere Rolle. Von diesen ist es H e t e r o c o p e r o b u s t a, die den Typus der Seefauna charakterisirt ; früher nur aus den Böhmerwaldseen bekannt, wurde sie später auch im Gatterschlager Teich gefunden. Eine sehr verbreitete pelagische Teichform, die in vielen Teichen sehr zahlreich vorkommt, ist Diaptomus gracilis Sars. Aus der Gattung Cyclops kommt häufig, doch nur in kleineren Gewässern, als pelagische Form, Cyclops signatus vor, am meisten da, wo sich die Alge Limnochlide flos aquae vermehrt hat. Sonst wählen die Arten von Cyclops mehr die tychopelagische Zone auf, am Rande einer reichen Vegetation oder auch an nicht zu dicht verwachsenen Ufern. Die Muschelkrebse (Cypriden) leben mehr in Tümpeln und Pfützen. In Teichen pflegen sie weder häufig noch irgendwie charakteristisch zu sein. Am häu- figsten sieht man sie da, wo es viele Algen, namentlich Fadenalgen gibt. Es sind dies: Cypris vidua 0. F. Müll, C. compressa Baird., C. pubera 0. F. Müll. C. Ovum 0. F. Müll, C. fasciata 0. F. Müll, und Notodromas mo- n ach US 0. F. Müll Pelagisch kommen die Jungen von C. fasciata oft vor. Als isolirte Erscheinung ist das Vorkommen von C. Jurinei Zaddach, die einmal u. z. nur im Winter im Munitzer Teiche gefunden wurde, zu betrachten. Sonst begegnen wir in unseren Teichen nur noch zwei Arten von Crusta- ceen, nämlich der Wasserassel, Asellus aquaticus und dem Flusskrebs, Asta- cus fluviatilis. Die Wasserasseln kommen nicht überall vor; zumeist halteq 112 sie sich da auf, wo viel Algeu vorkommen, oder wo es eine weiche, verwesende Vegetation gibt. Ihre Lebenszähigkeit ist erstaunlich gross, denn unter allen Krebs- thieren zeigen sie gegen aller Art Vergiftungen des Wassers die geringste Emp- findlichkeit. Dem gegenüber wird der, in den Höhlungen der Teichdämme sich aufhaltende und daselbst eine oft sehr bedeutende Grösse erlangende Flusskrebs immer seltener, offenbar aus dem Grunde, als der Flusskrebs gleichzeitig auch aus den fliessenden Gewässern, die auf Krebse sehr ausgeplündert sind, sich immer mehr verliert, und auch in Teichen, wo ihm nicht nur sehr viel Feinde nachstellen, sondern wo er auch durch Ablassen des Wassers oft vernichtet wird, findet er keinen günstigen Boden zu seiner Entwickelung und Vermehrung. Seiner künst- lichen Zucht, die in eigenen Krebshaltern betrieben wird, sollten gewiss die Teich- wirthe mehr Aufmerksamkeit zuwenden. Würmer. Unter den Würmern sind es nur die Räderthierchen (Rotatorien), die den Charakter der Teichfauna bestimmen. Namentlich gibt es unter denselben einige charakteristische pelagische Formen. Aus unseren Gewässern waren bis zur Zeit dieser Durchforschungen die Arten der Rotatorien nicht festgestellt, es sind dem- nach die über diese Thiergruppe in dieser Arbeit veröffentlichten Mittheilungen auch in faunistischer Hinsicht neu. Pelagisch kommen in unseren Teichen diese Arten vor: Conochilus volvox Ehrb., Lacinularia socialis Ehrnb. (junge Colonien), Asplanchna vulgaris (auch helvetica Imp.) und Anurea longispina Kell Als typische Seeform ist unter diesen nur Con. volvox zu betrachten ; diese Art bewohnt na- mentlich die Böhmerwaldseen, doch wurde sie auch im Gatterschlager Teich, im Novy Vdovec bei Lomnitz und in einigen Teichen in der Umgebung von Chlum nächst Wittingau gefunden. Lacinularia socialis Ehrnb. pflegt regelmässig in solchen Teichen zu finden sein, in welchen schwimmendes Laichkraut, Tausend- blatt, Wassernuss und überhaupt solche Pflanzen vorkommen, die lange, ausläufer- artige Stengel haben, auf denen sie sich gern ansiedelt; die jungen Colonien leben pelagisch, fügen jedoch auch durch ihre Menge dem Charakter der Fauna nichts Wesentliches bei. Asplanchna vulgaris ist eine der gewöhnlichen Formen unserer Teiche, soweit sie ihren ursprünglichen Teichcharakter behalten haben, und ähnlich wie der Conochilus für die pelagische Fauna der Seen, so bezeichnend ist sie für die pelagische Fauna der Teiche. A u u r e a 1 o n g i s p i n a Kell., die K e 1 1 i k o t in einem See bei Buffalo fand und die von Imhof in zahlreichen Seen der Schweiz und Oesterreichs (bis in einer Höhe von 1908 M. ü. M.), sowie von Zacharias in einigen Seen Deutschlands nachgewiesen wurde, tritt auch in einigen unserer Teiche pelagisch auf; am zahlreichsten in den Padrfteichen, weniger im Teiche Hluboky bei Zbirow und im Teiche Zebräk bei Chlum nächst Wittingau. Mehrere Arten der Rotatorien halten sich in der tychopelagischen Zone auf, hauptsächlich am Rande der Ufervegetatiou, oder in der Nähe der pelagischen Flora, von da dringen sie dann in die pelagische Zone. In unserer Fauna sind es 113 Polyarthra platyptera Ehrnb. und Triathra longiseta Ehrnb., die zu diesen gehören. Die erste ist in unseren Teichen zahlreich und an vielen Orten zu treffen, die zweite fand ich nur in kleineren Teichen, wo die Alge Linmochlide flos aquae häufig war. Die litorale Zone unserer Teiche pflegt noch durch viele Arten von Rotatorien bewohnt zu sein, unter denen mit Sicherheit diese Arten nachgewiesen wurden : Floscularia appendiculata Leyd., Br achionus mi- litaris Ehrb., Br. pala Ehrb., Salpina brevispina Ehrnb., Anurea aculeata Ehrnb., Anurea foliacea Ehrnb., Anurea stipitata Ehrnb., Anurea stricta, Notus quadricornis Dug., Melicerta ringens Ehrnb Ausnahmsweise wurde einmal (im Teiche Pusty bei Dymokur) auch Synchaeta mordax Huds. gefunden. Doch hat auch die Anwesenheit dieser Arten auf den Charakter der litoralen Fauna keinen Einfluss, Von den übrigen Würmern sind in unseren Teichen besonders die verschie- den Egel vertreten, so Nephelis vulgaris, Clepsine sexoculata und Piscicola geometra, dann die Gattungen Nais, Chaetogaster, Chaeto- notus, Tubifex, Anguilulla, ferner Turbellarien u. a, von deren specielleu Studium, da demselben andere Krcäfte obliegen, abgesehen wurde und ausserdem verleiht diese, nur auf die litorale Zone beschränkte Thiergruppe, der Teichfauna keine besondere Charakteristik, oljzwar sie als Fischnahrung ein wichtiger Factor im Teiche ist. Zumeist halten sich diese Würmer an Pflanzen auf, besonders sind es die pelagischen Pflanzeninseln, in denen sie sich massenhaft verborgen halten; verhältnissmässig ist es nur ein kleiner Theil, der im Schlamme lebt oder sich an den Wurzeln der Pflanzen angesiedelt hat. Pflanzenthiere und Urthiere. Die Pflanzenthiere (Coelenterata) sind im süssen Wasser überhaupt nicht zahlreich und die einheimischen Arten bewohnen hauptsächlich ruhige Wasser- tümpel; in Teichen sind sie um so weniger anzutreffen, je unruhiger das Wasser derselben zu sein pflegt. Eine der häufigsten Erscheinungen ist Hydra fusca; seltener ist Hydra pallens. Schwämme treten auch nur spärlich auf und es scheint, das ihr Vorkommen von gewissen Verhältnissen, deren Natur jedoch ken- nen" zu lernen bisher nicht gelang, abhängig ist. So erschien einmal im Teiche bei Pocernic Euspongilla lacustris in zahlloser Menge und umfangreichen Colonien (im selbem Jahre war daselbst auch Cristatella ungemein zahlreich), doch seit dieser Zeit vergieugen fünf Jahre, ohne dass diese Erscheinung sich wieder- holt hätte. (Auch bei der Bryozoe ist dies der Fall). Diese Art fand ich, jedoch sehr zerstreut, nur noch in den Teichen der Herrschafft Zbirow und im Komärover Teiche. In den übrigen Teichen wurden (durch Herrn Prof. J. Gregor) nur noch Euspongilla Jordanensis (?) und Ephydatia Mülleri in einigen Teichen bei Bystritz (südlich von Neuhaus) constatirt. Es scheint, dass sowohl die Coelen- terata als auch die Urthiere in den Teichen keine günstigen Wohnungsplätze fin- den können. Zahlreicher sind nur die stabilen, oder mehr an den Pflanzenwuchs gebundenen Infusorien und Rhizopoden ; doch weisen sie keine grosse Mannigfaltig- 8 114 keit an Formen auf. An den Überzügen von Steinen und Pflanzen finden sich regel- mässig Difflugiavul gar is,Arcellavulga ris und Centropyxisaculeata; seltener Difflugia Corona, Difl. pyriformis, Lecquereusia spiralis Ehrnb., Arcella dentala und in der Nabe von Torf Nebella collaris. In- fusorien pflegen neben diesen Arten von Ehizopoden nicht häufig zu sein, wie man anzunehmen geneigt wäre ; die häufigsten pflegen V o r t i c e 1 1 e n zu sein und überhaupt die festsitzenden Arten, wie z. B. Cothurnia crystallina Ehrnb. u. ä. Zeitweise erscheinen auch einige Epistylis-Formeu parasitisch auf Cladoceren, Co- pepoden u. ä. oder grosse Colonien Zoothamnium in der submersen Vegetation. Im Ganzen sind aber diese Erscheinungen im Teiche nur von untergeordneter Be- deutung. Charakteristisch pflegen zeitweise nur einige pelagische Formen aufzu- treten, soCeratium tripos und Ceratium hirundinella 0. F. Müll. (C. ma- croceros Schrank). Die erstere habe ich als eine regelmässige Erscheinung in der pelagischen Fauna nur im Jordan-Teiche bei Tabor beobachtet, die zweite ist häu- figer, zumeist jedoch nur einzeln, doch in dem Bechyher Teiche bei Zbirow fand ich sie in solcher Menge, dass sie das Wasser grün färbte. Ziemlich häufig tritt auch Volvox pelagisch auf; in der Kegel aber auch nur zerstreut; einmal, u. z. im Zehuher Teiche fand ich aber doch diese Art in solcher Masse, dass sie das Wasser dieses grossen Teiches förmlich durchsetzte. Die Thatsache, dass unter ge- wissen Umständen einige Arten so überhand nehmen, kann in unseren Teichen häufig beobachtet werden; meines Erachtens hängt diese Erscheinung entweder von der Beschaßenheit des Bodens, oder von der Art und Weise der Bewirthschaf- tung des Teiches ab, indem dadurch bald zum Vortheil oder auch zum Nachtheil der einen Art sich die natürlichen Verhältnisse ändern, und im ersteren Falle über- holt dann die betreuende Art in ihrer Vermehrung weit die übrigen. IV. Übersicht der ausgeführten Durchforschungen der böhm. Teiche. Der hier erstattete Bericht bezieht sich zu den Arbeiten, die: 1. im Ganzen die Durchforschung von 50 Teichen auf den Domainen Zbi- row, Dymokur, Chlum bei Wittiugau, Frauenberg, Neuhaus und Neubystritz um- fassen und mit welchen zugleich auch eine Übersicht der älteren Untersuchungen einiger Teiche in Südböhmen geboten wurde; 2. durch welche der Charakter der See- und der Teichfauna, sowie die Übergänge zwischen beiden und die diese Veränderungen hervorrufenden Ursachen sichergestellt wurden; 3. wurden theilweise durch diese Untersuchungen auch Belege für die geographische Verbreitung der Teichfauna überhaupt geliefert und sowohl die verticale als auch die horizontale Verbreitung der Thierformen im Teiche selbst constatirt ; 115 4. wurden festgestellt auch die den Charakter der Teichfauna bestimmenden Arten und ausserdem wurde eine Reihe von Thierformen, theils aus der Gruppe der Crustaceen, theils unter den Wassermilben, Rotatorien, Rhizopoden, Infusorien u. a., die bisher aus Böhmen nicht bekannt waren, in unserer Fauna nachgewiesen ; 5. wurden vielfache biologische Beobachtungen gemacht, die sowohl auf die Entwickelung der Thierwelt des Teiches und ihr Verhalten den verschiedenen Ver- hältnissen gegenüber, wie sie das Wetter, die Beleuchtung, die Wärme, die Ver- unreinigung des Wassers und andere Factoren bedingen, Bezug haben. 6. wurden die Vegetationsverhältnisse, die geologische und die geographische Lage der untersuchten Teiche und andere Verhältnisse, die irgend wie auf die Be- schaffenheit der Fauna und, mit Berücksichtigung der Teichwirthschaft, auf die Nahrhaftigkeit des Teiches von Einfluss sind, coustatirt; 7. wurde die Frage über die „Karpfennahrung" näher beleuchtet und im Interesse der Teichwirthschaft wurden aus den Untersuchungen neue Folgerungen gezogen ; 8. schliesslich wurde bei den einzelnen Teichen auf ihre Mängel und Nach- theile hingewiesen und soweit möglich, auch die Art und Weise, wie solchen Übel- ständen abzuhelfen wäre, näher erörtert. .-5^-0- INHALT. Seite Einleitung 3 I. Die Arbeiten der Teichdurchforscliung in ihrer Reiiienfolge 7 II. Die Durchforschung der einzelnen Teiche 15 A. Die Teiche der Herrschaft Zbirow 15 1. Obere Padrtteich 16 2. Untere Padrtteich 19 3. Untere Karezer Teich 21 4. Obere Karezer Teich 23 5. Bechyner Teich 24 6. Holoubkauer Teich 25 7. Lamanicer oder Hammerteich 26 8. „Podmytsky« 27 9. St. Stefansteich • . 29 10. Cekover Teich 30 Übersicht der Teiche der Herrschaft Zbirow . • 31 (11. Teich Tisy, 12. Dvorsky, 13. Hluboky, 14. Cäpsky, 15. Klein- oujezder) 32 33 ß. Die Teiche derHerrschaft Frauenberg 34 16. Municer Teich 35 17. Bezdrev 43 18. Judenteich 46 19. Zwolenover Teich 48 Übersicht der Teiche der Herrschaft Fraueuberg 49 C. Die Teiche der Herrschaft Dymokur 50 20. Komärover Teich 50 21. St. Jacobsteich 53 22. Teich „Pusty" 56 23. „ „Vrazda" 58 Übersicht der Teiche der Herrschaft Dymokur 60 Borne Max. v. d. Handbuch der Fischzucht und Fischerei. Berlin. Paul Parey. — Die Fischzucht (Thaer-Bibliothek). Berlin. 1885. Wiedersheim dr. E. Die Fischzucht mit einem Anhange über Krebszucht. Stuttgart. 1885. Kafka Josef. Ceskö rybniky. Archiv zemedelsky, Jahrg. I. 1886. Püchner Fr. Krebs und seine Zucht. Gerolds Sohn. Wien. 1888. Klapälek Frant. Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens. I. Die Metamorphose der Trichopteren. Archiv für die Landesdurchforschung v. Böhmen. Band VI. Nro. 5. n. Theil enthält: Dr. Em. Boficky: Petrogr apliische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens Preis fl. 3-50 Preis der ganzen ersten Hälfte des zweiten Bandes (I. und IL Abtheilung zusammen) geb. fl. 10" — Z "W EITEFIBAND. Zweiter Theil. in. Botanische Abtheilung. Dieselbe enthält: Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky (II. Theil) Preis fl. 2-60 rv. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Prof. Dr. Ant. Fric: Die Wirbelthiere Böhmens. b) „ „ „ „ DieFlussfischereiinBöhmen. c) „ r, „ „ Die Krustenthiere Böhmens. Preis fl. 3* — V. Chemische Abtheilung. Prof. Dr. Em. Boficky: Über die Verbreitung des Kali und der Phosphorsäure in den Gesteinen Böhmens. Preis 60 kr. Preis der ganzen zweiten Hälfte des zweiten Bandes (III., IV. u. V. Abth. zusammen) geb. fl. 5' — DFIITTEJR BAND. I. Topographische Abtheilung. Verzeichniss der in den J. 1877—1879 vom k. k. mil.-geogr. Institut trigonometrisch bestimmten Höhen von Böhmen herausgegeben von Prof Dr. Karl Kofistka und Major R. DaublebskyvonSterneck fl. 1*80 U. Geologische Abtheilung. I. Heft. Petrographische Studien an den Phonolithgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. 1'— IL Heft. Petrographische Studien an den Melaphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. l*— III. Heft. Die Geologie des böhmischen Erzgebirges (L Theil) von Prof. Dr. Gustav Laube. Preis fl. 2* — in. Botanische Abtheilung. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (III. Theil Schluss.) Preis fl. 2*40 IV. Zoologische Abtheilung. I. Heft. Die Myriopoden Böhmens von F. V. Rosicky. Preis 60 kr. IL Heft. Die Cladoceren Böhmens von Bohuslav Hellich. Preis fl. 1*60 V. Chemisch-petrologische Abtheilung, Elemente einer neuen chemis ch-m ikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse von Prof. Dr. Boficky. Preis . • fl. 1"40 VIEFtTEPt BAND. No. 1. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. Die Weissen- berger und Malnitzer Schichten von Dr. Anton Fric. Preis fl. 3" — No. 2. Erl äu terungen zur geologischen Karte der Umgebungen von Prag von J. Krejci und R. Helmhacker ^. ..fl. 4'50 No. 3. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (IV. Theil.) Nachträge bis 1880. Verzeichniss und Register fl. 2-40 No. 4. Petro 1 og ische Studien an den Porphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky fl. 1*80 No. 5. Flora des Flussgebietes der Cidlina und Mrdlina von Prof. Ed. Pospichal. fl. 1- No. 6. Der Hangcndflötzzug im Schlan-Rakonitzer Steinkohlenbecken von Carl Feistmantel fl. 2'— FÜNFTER. BAND. No. 1. Erläuterungen zur geologischen Karte des Eisengebirges (Zelezne hory) und der angrenzenden Gegenden im östlichen Böhmen von J. Krejci und R. Helmhacker fl. 2- — No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. III. Die Iser- schichten. Von Dr. Anton Fric . . . , fl. 3' — No. 3. Die mittelböhm. Steinkohlenablagerung von Carl Feistmantel . . fl. 1'20 No. 4. Die Lebermoose (Musci Hepaticj) Böhmens von Prof. Jos. Dedecek. fl. 1- — No. 5. Orographisch-geotektonis che Übersicht des silurischen Gebietes im mittleren Böhmen. Von Johann Krejci und Karl Feistmantel. . . . fl. 2 — No. 6. Prodromus der Algenflora von Böhmen. I. Th. Von Dr. A. Hansgirg. fl. 1*40 SEOHSTEFt BAND. No. 1. Über die Torfmoore Böhmens in naturwissenschaftlicher und national- ökonomischer Beziehung mit Berücksichtigung der Moore der Nachbar- länder. Von Dr. Fr. Sitensky. I. Abth. Naturwissenschaftlicher Theil. . . . fl. 2"80 No. 2. Die Süsswasserbryozoen Böhmens. Von Josef Kafka fl. 1"20 No. 3. Grundzüge einer Hyetographie des Königreiches Böhmen. Von Dr. F. J. Studnicka .... fl 1*50 No. 4. Geologie des böhmischen Erzgebirges. II. Theil. Von Dr. Gustav G. Laube. fl. 2-50 No. 5. Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens von Fr. Klapälek fl. 120 No. 6. Prodromus der Algenflora von Böhmen. I. Th. Forts. Von Prof. Dr. Anton Hansgirg fl- 3*— SIEBENTER- BAND. No. 1. Die Flechten der Umgebung von Deutschbrod von Jos. Noväk (in Vorbereit.). No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. IV. Die Teplitzer. Schichten. Von Prof. Dr. Ant. Fric fl. 3-— No. 3. Über die chemische Zusammensetzung verschiedener Ackererden und Gesteine Böhme n's und über ihren agronomischen Werth. Von Dr. Jos. Hanamann fl. 2' — No. 4. Die tertiären Land- und Süsswasser-Conchylien des nordw. Böhmen von Gottlieb Klika , fl. 2-40 No. 5. Die böhmischen Myxomyceten von Dr. Lad. Celakovsky (Sohn) (in Vorbereit.). No. 6. Geologische Karte von Böhmen. Section VI. Entworfen von Prof. Joh. Krejci. Mit Erläuterung von Prof. Dr. A. Fric. Preis fl. 2*20 AOHTEB- BAND. No. 1. Übersicht der Thätigkeit der naturw. Landesdurchforschung v. J. 1864 bis 1890 von Prof. Dr. K. Kofistka fl. —-30 No. 2. Untersuchungen der Fauna d. böhm. Gewässer. II. Fauna d. böhm. Teiche von Jos. Kafka fl. 1-20 No. 3. Monographie der Ostracoden Böhmens. Von Wenzel Vävra . . . .fl. 260 Druck von Dr. Ed. Grdgr in Prag 1692. — Selbstverlag MUS, COMP. ZOOL Ir^ o^— -«^ e_6N, ■'■>3 i^^\ MONOGRAPHIE DER OSTMCODEN BÖHMENS. VON WENZEL VAVRA, ASSISTENT AM ZOOLOGISCHEN INSTITUT DER? BÖHMISCHEN K. K. CARL-FEKDINANDS- UNIVERSITÄT IN PRAG. Mit 188 Original-Zeichnungen in 39 Textfiguren. ARCHIV DER NATURWISSENSCHAFTL. LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN. (Vin. Band, Nro. 3.) »s^i^^?* PRAG. In Commission bei FR. RIVNAC. ^'^1891. ^^1 ä^ ^^''^«Ä?!; -CT -r« •T DAS ARCHIV für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böhmen I. bis V. Band : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. J. Krejci, VI. Band u. s. w. : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. Dr. A. Fric, eothält folgende Arbeiten : ERSTEH BAND. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: a) Das Terrain und die Höh en Verhältnis s e des Mittelgebirges und des Sandsteingebirges im nördlichen Böhmen von Prof. Dr. Karl Kofistka. b) Erste Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt H.) von Prof. Dr. Kofistka. cj Höhenschichtenkarte, Section E., von Prof. Dr. Kofistka. Preis fl. 4' — Preis der Karte app , fl. 1*60 IL Die Arbeiten der geologischen Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Vorbemerkungen oder allgemeine geologische Verhältnisse des nörd- lichen Böhmen von Prof. Johann Krejci. b) Studien im Gebiete der böhm. Kreideformation von Prof. J. Krejci. c) Paläontologische Untersuchungen der einzelnen Schichten der böhm. Kreideformation u. s. w. von Dr. Anton Fric. d) Die Steinkohlenbecken von Rad nie, vom Hüttenmeister KarlFeistmantel. Preis fl. 4-50 in. Die Arbeiten der botanischen Abtheilung. Dieselbe enthält: o* Prodromus der Flora von Böhmen von Dr. Ladislav Celakovsky. (I. Theil.) Preis fl. 1-— IV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Verzeichniss der Käfer Böhmens vom Conservator Em. Lokaj. b) Monographie der Land- und Süsswassermollusken Böhmens vom Assi- stenten Alfred Slavik. c) Verzeichniss der Spinnen des nördlichen Böhmen vom Real-Lehrer Emanuel Barta. Preis fl. 2* — V. Chemische Abtheilung. Dieselbe enthält: Analytische Untersuchungen von Prof. Dr. Hoffmann. Preis 25 kr. Preis des ganzen I. Bandes (Abth. I. bis V.) geh fl. 9* — Z W EITER, BAND. Erster Theil. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: a) D a s Terrain und die Höhenverhältnisse des Iser- und des Riesen- gebirges und seiner südlichen und östlichen Vorlagen von Prof. Dr. Karl Kofistka. b) Zweite Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt HI.) von Prof Dr. Kofistka. c) Höhenschichtenkarte, Section IH., von Prof. Dr. Kofistka. d) Höhenschichtenkarte des Riesengebirges von Prof. Dr. Kofistka Preis dieser Abtheilung fl. 4-50 II. Die Arbeiten der geologischen Abtheilung. I. Theil enthält: a) Prof. Dr. Ant. Fric: Fauna der Steinkohlenformation Böhmens. b) Karl Feistmantel: Die Steinkohlenbecken beiKlein-Pfilep, Lisek, Stilec, Holoubkow, Mireschau und Le tkow. c) Jos. Vala und R. Helmhacker: Das Eisensteinvorkommen in der Gegend von Prag und Beraun. d) R. Helmhacker: Geognostische Beschreibung eines Theiles der Gegend zwischen Beneschau und der Säzava. Preis fl. 4'— MONOGRAPHIE DER OSTRACODEN BÖHMENS. VON WENZEL VÄVRA, ASSISTENT AM ZOOLOGISCHEN INSTITUT DER BÖHMISCHEN K. K. CÄRL-FERDINANDS-UNIVERSITAT IN PRAG. Mit 188 Original-Zeichnungen in 39 Textfiguren. ARCHIV DER NATURWISSENSCH. LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN. VIII. Band Nro. 3. PRAG. In Commission bei Fr. Rivnäc. — Druck von dr. Ed. Gregr. 1891. VORWORT. Von den Bewohnern unserer Gewässer sind es namentlich die niederen Crustaceen, die durch die Zahl ihrer Arten und die Menge der Individuen her- vorragen und unter diesen sind es vornehmlich die mit einer durchsichtigen Hülle versehenen Formen, welche mehr als andere Typen den Forschungsgeist anregten, von ihrer, dem Auge leichter zugtänglichen inneren Organisation Einsicht zu nehmen. Mit dem Reichthum und der Manigfaltigkeit der Formen der Cladoceren unserer einheimischen Fauna, machte uns B. Hellich bekannt, doch weniger be- achtet blieben die oft in ungeheuerer Menge erscheinenden Ostracoden, deren innere Organisation in einer undui'chsichtigen Schale verborgen liegt. Ich folgte daher, mich mit dem Studium der böhmischen Crustaceen be- fassend, dem Rathe meines hochgeehrten Lehrers Herrn Prof. Dr. Ant. Fric, und schenkte namentlich den mehr vernachlässigten Ostracoden eine grössere Auf- merksamkeit. Das erste Material erhielt ich zu diesem Zwecke von Herrn Prof. Dr. A. Fric, ferner von den Herren Gymnasialprofessoren J. Gregor in Chrudim und F. Klapälek in Prag, sowie vom Herrn J. Kafka, Assistenten amböhm. Museum zu Prag, welchen Herren hier meinen besten Dank zu sagen ich als angenehme Pflicht erachte. Mit der Zeit wuchs das gesammelte Material, namentlich durch ausgiebige Forschungen in der weitesten Umgebung von Prag sehr stark an. In dem genannten Gebiet waren namentlich die Fundorte bei Hloubetin und Elb-Kostelec und ferner die Umgebung von Pürglitz sehr ergiebig. Ausserdem unternahm ich zu diesem Zwecke Reisen in das böhmische Mittelgebirge, in's Riesengebirge und nach Chotzen, woselbst der todte Arm der Stillen Adler mir eine sehr reiche Ausbeute bot. Ferner machte ich zwei Reisen in den Böhmerwald ; die erste galt der Erforschung der Umgebung von Eisenstein, die zweite führte mich von Eisenstein nach Hohenfurth und Krummau und be- friedigte mich besonders durch die Funde in den Torfen um Maader. IV Die Repräsentanten der teichliebenden Ostracoden unserer Fauna kennen zu lernen, wurde mir vornehmlich durch meinen Aufenthalt auf der zoologischen Station des Comitets für die Landesdurchforschung von Böhmen ermöglicht u. zw. durch zwei Jahre, als die zool. Station an dem Teiche bei Unter-Po cernic nächst Prag stand und ferner, als die Station an den Gatterschlager Teich bei Neuhaus in Südböhmen übertragen wurde, wo ich in der That, eine über alle Erwartungen grosse Ausbeute machte. Bei der monographischen Bearbeitung des gewonnenen Materials gebot es die Nothwendigkeit, meine Arbeit mit zahlreichen Zeichnungen, namentlich von anatomischen Details zu versehen, da die Bestimmung der Arten nur der blossen Beschreibung nach oft schwierig und unsicher ist. Alle Zeichnungen sind mittelst der Abbö'schen Camera lucida und eines Zeiss'schen Mikroskops ausgeführt. Für die Beschaffung der nöthigen, oft schwer zugänglichen Literatur und überhaupt der nöthigen Hilfsmittel bin ich Herrn Prof. Dr. A. Fric sehr zu Dank verpflichtet. Einen schätzenswerthen Antheil an dieser Arbeit hat auch Rev. Herr Alfred M. Norman in Fence Houses, indem er die Güte hatte, einige zweifelhafte Arten zu revidiren. Für die gelungene Durchführung meiner Zeichnungen auf das zinkographische Kornpapier bin ich dem Herrn J. Blazka, der dieser Arbeit mit grossem Fleisse und Eifer oblag, sehr verbunden. Die anatomischen Zeichnungen wurden zumeist für die xylographischen Anstalt des Herrn J. Vi Um in Prag ausgeführt. PRAG, Mai 1891. Der Verfasser. Historische Einleitung. Die erste Erwähnung von der Existenz eines Muschelkrebses findet sich nach Baird, in Bakers Werke „Employment for the Mikroskop", woselbst der genannte Autor ein „Insect mit zweiklappiger Schale" beschreibt und dasselbe mit einer Teichmuschel vergleicht. Aus der beigefügten Abbildung ist jedoch klar zu entnehmen, dass dieses „Insect" ein Muschelkrebs ist u. z. ist derselbe von der Rückenseite dargestellt. Erst Linnö in seiner „Systema naturae", 1748 (1) benannte diesen Krebs dem ersten Eindrucke nach, den er auf den Beschauer macht, als „Monoculus concha pedata". Nach Linnö hat 0. F. Müller, der hervorragende Beobachter der Fauna Dänemarks und Norwegens, im J. 1785 (5) in seiner klassischen Arbeit „Entomo- straca seu insecta testacea" die damaligen Kenntnisse von dieser Thiergruppe nam- haft erweitert. Aus dem Linnö'schen „Monoculus," der collectiven Bezeichnung der nie- deren Crustaceen überhaupt, bildete 0. F. Müller mehrere Gattungen, und mit dem Namen Cypris bezeichnete er die Süsswasser-Muschelkrebse, von denen er 11 Species beschrieb und vorzüglich abbildete, zumeist Arten, die als solche bis heute aufrecht erhalten werden. Nach dieser, für jene Zeit nicht unbedeutenden Schrift, entstand in der betreffenden Literatur eine Pause von fast dreissig Jahren. Bloss Ramdohr (7), 1808, verdien': näher erwähnt zu werden. Derselbe lieferte eine ziemlich correcte Beschreibung und Abbildung der inneren Organe von Cypris incongruens und erkannte ihre beiden Geschlechter. Die in diese Zeit fallenden Arbeiten von Fabricius und Latreille beziehen sich hauptsächlich auf die Schaffung eines Systems der Gliederthiere im Allgemeinen. Als ein bedeutender Schritt nach vorwärts ist die 1820 erschienene Schrift Louis Jur ine's „Histoire des Monocles" (9) zu betrachten. Jurine kannte nur die Weibchen der Gattung Cypris, und ihre Entwickelung vom Ei verfolgend, ge- lang es ihm, mehrere parthenogenetische Generationen nach einander zu erziehen. Ausserdem erweiterte er in hohem Masse die systematischen Kenntnisse von den Muschelkrebsen überhaupt. 1 Fast gleichzeitig, im J. 1821, befasste sich mit der Erforschung ihrer inneren Organe HerculeEug. Strauss (10) und gelangte schon zu einer ziemlich richtigen Erkenntniss derselben. Die in den drei folgenden Decennien erschienenen kleineren Arbeiten sind zumeist nur systematischen Inhalts, so einige Artikel von W. Baird, das Werk von Koch, und Milne Edwards: „Hist. nat. d. Crust." (14), in dem nur die bisher bekannten Arten ohne Rücksicht auf ihre Synonyma angeführt werden, so dass das- selbe eben nicht als von Bedeutung für die Erforschung der Ostracoden betrachtet werden kann. Zaddachs Prodromusv. J. 1884 (15) weist sieben neue Arten auf. Mit dem Jahre 1850 beginnt eine neue Epoche in der Literatur der Ostra- coden auf Grund der Arbeiten von W. Zenker. In seiner Dissertation „De natura sexuali generis Cypridis" (18) hat genannter Forscher nachgewiesen, dass die Ge- schlechter bei den Muschelkrebsen getrennt sind und gab zuerst die richtige Be- schreibung sowohl der männlichen als auch der weiblichen Genitalien, den eigen- thümlichen, grossen Apparat, den er als eine Drüse, „glandula mucosa" auffasste, näher untersuchend. In demselben Jahre übergab W. Baird (22) der Öffentlichkeit sein pracht- volles Werk „The natural history of the British Entomostraca", in dem einige neue Gattungen und Arten beschiieben werden. Die Arbeit Seb. Fischers v. J. 1851 (23) „Ueber das Genus Cypris" hat nur in faunistischer Hinsicht Werth, doch sind des Autors anatomische Unter- suchungen, namentlich seine Ansichten über den Genitalapparat von keiner Bedeutung. Ein ähnliches Prachtwerk wie das von Baird, ist die im J. 1853 erschie- nene Arbeit „De Crustaceis ex ordinibus tribus" von W. Liljeborg (25). Da dieses Werk in schwedischer Sprache geschrieben ist, so blieb es lange Zeit un- beachtet, obzwar es eine grosse Anzahl richtiger anatomischer Details enthält. Auch bei der Bearbeitung des systematischen Theiles nahm der Autor auf die innere Organisation die nöthige Rücksicht. Fast zu derselben Zeit publicirte W. Zenker seine „Monographie der Ostracoden (26), in der er anstrebt ein klares Bild des inneren Baues der Ostracoden zu entwerfen, u. z. gelang dies ihm in dem Masse, als dieses Werk bis heute als die Hauptquelle der Kenntnisse über die Ostracoden zu betrachten ist. — Bei den einzelnen Species führt Zenker eine ungemein reiche Synonymik an, doch sind die meisten seiner Angaben in dieser Hinsicht nicht richtig. Im J. 1855 berichtigt Seb. Fischer (27) in einer kleineren Schrift die irrigen Angaben in seiner früher erschienenen oberwähnten Monographie, und be- schreibt daselbst einige neue Arten. Die complicirte Entwickelung dieser Krebse, über die man bis zu dieser Zeit nicht unterrichtet war, hat im J. 1865 Claus klar gestellt, u. z. durch seine Schrift: „Zur Kenntniss der Jugendform von Cypris ovum« (38) und später, 1868, durch seine „Entwickelungsgeschichte von Cypris" (42). Eine wichtige Schrift „ 0 versigt ofNorges marine Ostracoder" (37) erschien im J. 1865 von G. 0. Sars in der die Ostracoden schon in einzelne Gruppen vertheilt werden. Die Fauna Englands bearbeitete G. St. Brady (41) in seinem Werke: „A Monograph of the recent British Ostracoda" im J. 1868. Die in der folgenden Periode erschienenen Schriften basiren hauptsächlich auf den Untersuchungen der Geschlechtsverhältnisse und der Entwickelung der Ostra- coden. So untersuchte im J. 1880 W. Müller (57) ihre Entwickelung und ihre Geschlechtsorgane, Weissmann (56) gab eine kurze Nachricht über die Parthe- nogenesis derselben und Rehberg (70) studierte einige anatomische Details. Arbeiten über die männlichen Geschlechtsorgane besitzen wir von einigen Schülern Weissmanns: 0. Nordquist (74) lieferte im J. 1886 einen „Beitrag zur Kennt- niss der inneren männlichen Geschlechtsorgane der Cypriden" und gleichzeitig untersuchte F. Stuhlmann (75) den Bau der Hoden und die Entwickelung der Spermatozoen, L. G. Schwarz dagegen (83) versuchte den Bau und den Zweck der s. g. glandula mucosa zu erklären. Im J. 1887 wurden die embryologischen Kenntnisse über die Ostracoden durch Weissmann und Ischikava (78) bedeutend erweitert. Im J. 1889 erschien die umfangreiche Monographie „A monograph of the marine and fresh- water Ostracoda" (87) von G. S. Brady & Rev. A. M. Nor^ mann als Ergänzung von Brady's Monographie vom J. 1868. Durch diese Schrift wuchs die Zahl der bekannten Süsswasser-Muschelkrebse sehr an, und auch um die Klarstellung der Synonymie, in der bisher eine grosse Ungewissheit herrschte, haben sich die Verfasser, denen es möglich war von den Originalen von Zaddach, Sars, Liljeborg u. a. Einsicht zu nehmen, verdient gemacht. In neuester Zeit, 1890, publicirte C. Claus (90) einen vorläufigen Bericht über die Resultate seiner Untersuchungen betreffend die Organisation der Cypriden, durch welche Arbeit die in dieser Richtung herrschenden Kenntnisse z. Th. be- richtigt, z. Th. ergänzt werden. Weiter habe ich noch der Literatur über die Ostracoden der Fauna Böh- mens zu erwähnen. Zuerst, u. z. im J. 1868 werden die böhm. Ostracoden von Fric und Nekut in der Schrift „Korysi zeme ceskö" (43) bearbeitet und später im J. 1872 veröffentlichte Fric seine „Krustenthiere Böhmens" (48) aufweisend von Ostracoden nur 7 Arten. Im J. 1880 schrieb B. Hellich (60) „Über den Genitalapparat der Gattung Cypris". In demselben Jahre entdeckte F. Vejdovsky (59) bei seinen Untersuchungen der prager Brunnen Typhlocypris eremita, eine Art, die bisher nur in Prag und in Agram gefunden wurde. Verzeicliniss der benützten Literatur: 1. 1748. Linnö C, Systema naturae. VII. vyd. 2. 1761. Ledermüller, Microscopische Gemüths- u. Augenergötzungen. I. S. 141. Taf. 43. Fig. d. 3. 1764. Müller Otto Fridrich, Fauna insectorum Fridrichsdalina. 4» 1776. — Zoologiae Daniae Prodromus. 1* 5. 1785. Müller Otto Friedrich, Entomostraca seu Insecta testacea, quae in aquis Daniae et Norvegiae reperit, descripsit et iconibus illustravit. Lipsiae et Hawniae. 4°. c. tab. 21. 6. 1805. Ramdohr K. A., Beiträge zur Naturgeschichte einiger deutschen Monoculus- Arten. Mit 6 Taf. Halle. 7. 1808. Kam dohr K. A., Über die Gattung Cypris Müll, und drei zu derselben ge- hörige neue Arten, (In: Magaz. d. Gesellschaft naturforsch. Freunde in Berlin Jg. II. p. 83.-93., mit Taf. IIL) 8. 1816. Treviranus der beiden, Abhandlungen über den inneren Bau der ungeflü- gelten Insecten. In : Vermischte Schriften anatomischen und physiolo- gischen Inhalts. 9. 1820. Jurine Louis, Histoire des Monocles, qui se trouvent aux environs de Gen^ve. C. tab. 22. 10. 1821. Strauss Hercule Eugene, Memoire sur les Cypris, de la classe des Crustacös. Avec 1. pl. In: Extr. des Annal. du Museum d. bist, natur. Tom. VII. 11. 1835. Baird W. Trans. Berw. Nat. Club. vol. I. 12. 1836. "Wagner Dr. R., Beiträge zur Kenntniss der Saamenflüssigkeit der Thiere. In: Arch. für Naturg. von Wiegraann (Troschel) II. Jahrg. 1. B. p. 369. 13. 1837. Koch C. L., Deutschlands Crustaceen, Myriopoden und Arachniden. Ein Bei- trag zur deutschen Fauna. Herausg. von G. A. W. Herrich-Schäffer. Heft 1. — 40. Regensburg 1835 — 1841. Die die Ostracoden enthalt. Hefte sind 10., 11., 12. J. 1837. Heft 21. J. 1838. Heft 36. J. 1841. 14. 1840. Milne Edwards, Histoire naturelle des Crustac6s. Tome III. pag. 409. pl. 36. 15. 1844. 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Ilir in einer zweiklappigen, an den Seiten zusammengedrückten Schale ver- borgener Körper ist undeutlich gegliedert. Dieselben besitzen nur sieben Extremitätenpaare. Die fünf vorderen, zum Kopfe gehörenden, repraesentiren zwei Antennenpaare, die entweder als Schwimm- oder als Kriechorgane dienen, und drei Paare sämmtlich mit Tastern versehene Kiefern. Am Rumpfe befinden sich nur zwei als Füsse entwickelte Paare von Ex- tremitäten. Der Körper endigt mit paarigen, doch ungegliederten Anhängseln, den s. g. Furcalgiiedern. Im Folgenden gebe ich eine kurze Übersicht der anatomischen Verhält- nisse, wie sie bei der Gruppe der Muschelkrebse des süssen Wassers, den Cy- priden, obwalten. 1. Exoskelet. Wie schon hervorgehoben wurde, ist das ganze Thier in einer zweiklap- pigen, an den Seiten zusammengedrückten Schale verborgen. Dieselbe dient z. Th. auch als Stütze der inneren Organe, da die Muskeln derselben an ihr befestigt sind, und sie deshalb als Exoskelet bezeichnet werden kann. Dieses Exoskelet besteht, wie die Umhüllung der Arthropoden überhaupt, aus zwei Schichten. Die innere (hypodermis s. matrix) (Fig. 5, M.) wird durch das Epithel gebildet, dessen Zellen unverhältnissmässig hoch sind und einen deutlichen Zellkern besitzen ; an ihrer äusseren Fläche bildet sich die Chitiumembran (Cuticula) (C), an der sich dann kohlen- undjphosphorsaurer Kalk ablagert. In der Jugend bedingt dieser Process eine eigenthümliche Structur der Schale. Die kalkigen Verbindungen lagern sich in Form von kurzen Stäbchen ab, die sternförmig geordnet, der Schale eine reticu- lirte Structur geben. — Mit dem Alter und den Häutungen des Thieres ändert 10 sich diese Structur, so dass später die Oberfläche der Schale oft ganz glatt er- scheint. Am längsten hält diese reticulirte Structur der Schale bei Cypris reti- culata an, da sie noch nach der letzten Häutung eine Zeit lang wahrzunehmen ist. Am wenigsten verkalkt ist die Schale bei der Gattung C a n d o n a, und da sich bei derselben auch kein Pigment bildet, so ist sie rein weiss und porcellanartig. Am meisten verkalkt und fast so stark wie bei den marinen Muschelkrebsen ist sie bei Ilyocypris. Die Chitinmembran ist an ihrem Vorder- und Hinterrande oft frei von kalkigen Ablagerungen und stellt dann entweder eine hyaline Berandung dar, oder bildet am Rande grössere oder kleinere Zähnchen oder Dornen (Notodromas, C. pu- bera, clavata). Der inneren Schicht, matrix, entspringen auch Borsten, die durch Ka- nälchen in der Chitinmembran an die Oberfläche der Schale gelangen und daselbst an der Basis, mit einem kleinen, verdickten Wall umgeben sind, der, wenn die Borsten dann verloren gehen, als ein glänzender Höcker an der Oberfläche der Schale zurückbleibt. Nur bei wenigen Arten finden wir die Schale auch noch im späteren Alter beborstet (Candona pubescens, Cypridopsis, Cypris pubera). In der Regel bleiben Borsten, mehr oder weniger dicht, nur entlang des Vorder- und Hinterrandes, da- selbst zumeist in eigenen Kanälchen sich befindend. Zwischen den beiden Schichten, matrix und cuticula, liegen die Pigmentzellen. Die gegenseitige Verbindung der Schalen ist ganz ähnlich gebildet wie bei den Bivalven. Im mittleren Drittel des Oberrandes verbindet die Schalen ein ela- stisches Ligament, vermöge dessen sich die Schalen öffnen. Dem entgegen fungirt ein Schliessmuskel, der sich fast in der Mitte des Körpers befindet. Derselbe ist von garbenförmiger Gestalt, es treffen nämlich die Sehnen desselben in ihrer Mitte zusammen und laufen auf beide Seiten in 4 oder 5 Muskelsträuge aus ; dieselben sind unmittelbar an die Cuticula befestigt und ihre Abdrücke sind als vier oder mehr lichte oder dunkle Mackeln an der Oberfläche der Schale wahrzunehmen. Die Anordnung dieser Muskelabdrücke ist für einige Arten sehr bezeichnend. Neben denselben stehen noch zwei grössere Muskelabdrücke, herrührend von jenen Muskeln, mittelst welcher die Mandibeln an die Schale befestigt sind. (Fig. 1.) Die Schalen können fast hermetisch geschlossen werden. Namentlich in der Nähe des Mundes, entlang des unteren Ran- des finden wir oft Leisten, die in die entgegengesetzten Rinnen, Fig. 1. Muskelab- ^' ^- ^^^' zweiten Schale, einfallen oder ihren Rand umfassen. drücke der Cypris strigata. 0. F. Mül- Eine ähnliche Einrichtung bemerkt man oft auch am ler- V Vorderrande, wo den Höckerchen der einen Schale entgegen- stehende Grübchen an der zweiten Schale entsprechen. 11 2. Endoskelet. Als Stütze der Muskeln der inneren Or- gane dient hier, wie bei den meisten übrigen Cru- staceen, eine Chitinplatte, die wir als Endoskelet bezeichnen. Diese Platte ist breit, vor der Sehne des Schliessmuskels (SJ^ an die sie sich mit zwei hinteren Fortsätzen anlehnt, inserirt. Von beiden Seiten befestigen sich an dieselbe die Muskel- stränge aller Extremitäten des Eumpfes und des zweiten Antennenpaares. Claus (90, pag. 57) machte zuerst auf dieses innere Skelet auf- merksam. 3. Extremitäten. Fig. 2. Endoskelet von Cypris pu- bera. 0 F. Müller.) Mit Eau de Ja- vell geätztes Präparat.) ^ Die Ostracoden besitzen sieben Paare von Extremitäten und ausser diesen befindet sich am Abdomen noch ein Paar von Furcalgliedern. Die ersten zwei Extremitätenpaare stellen die Antennen dar, die folgenden drei Paare bilden die Kiefer, und hinter diesen stehen zwei Fusspaare. Alle diese Extremitäten sind aus chitinösen Gliedern zusammengesetzt, oft durch starke Leisten , namentlich an den Basalgliedern unterstützt. Am Ende dieser Glieder stehen in der Regel Borsten, die verschiedenartig beschaffen und angeordnet sind. Antennen. Die beiden Paare derselben dienen hauptsächlich zur Fortbewegung des Thieres. Dieselbe ist, vermöge des zweiten Antennenpaares, entweder kriechend, oder vei-mittelst beider Paare, schwimmend. Die schwimmende Bewegung geschieht in der Weise, dass das erste Paar in der Richtung nach der Rückseite, das zweite Paar aber entgegengesetzt bewegt wird. Das erste Autennenpaar. (Fig. 3. Ä-^^.) Dasselbe besteht aus 7 Gliedern. Das erste und grösste Glied entspringt dicht unter dem Auge und ein Bündel starker Muskeln dringt in dasselbe ein. Das zweite Glied ist klein; die folgenden fünf sind schmäler und werden gegen die Spitze immer kleiner. Die vier letzten tragen an ihrem Ende, u. zw. an der äusseren Seite, lange, gefiederte Borsten. An dem letzten, siebenten Gliede sitzt ausserdem noch die feine Sensitivborste. Dieses Antennenpaar ist bei den Cypriden durchaus gleichförmig gestaltet. Nur bei solchen Arten, die wegen Mangel der Schwimmborsten am zweiten An- tennenpaare nicht zu schwimmen vermögen, sind die Borsten am ersten Fühler- paare kurz und nicht gefiedert. 12 Das zweite Antennenpacar. (Fig. 3. Ä^.) Dasselbe besteht aus 5 oder 6 Gliedern. Das erste starke Glied entspringt unter dem ersten Antennenpaar. Auf dasselbe folgt das zu diesem im rechten Winkel stehende und nach aufwärts gerichtete zweite Glied. Das dritte ist im rechten Fig. 3. Cypris virens. Die linke Schalenklappe ist entfernt. Ob. A. oc. 1. V A^, A,2 Erstes und zweites Antennenpaar. L Oberlippe. Md Mandibel. Mx^ erstes, Mx^ zweites Maxillenpaar, mit der Athemplatte Rp. P,, P^ erstes und zweites Fuss- paar. Fu Furcalglieder. o Auge. Ma Muskelabdrücke. B Reibzeug. mB Magendarm. chD Chylusdarm. An After. Nb Nahrungsballen. H Leberscblaucb. Ov Eierstock. Winkel nach abwärts gerichtet. Diese drei Glieder sind unter einander sehr be- weglich verbunden. An der inneren Kante des dritten Gliedes ist bei allen Arten die s. g. Riechborste vorhanden. Vor dem Ende dieses Gliedes, u. zw. auf seiner inneren Fläche, sind bei den meisten Arten die Schwimmborsten inserirt, zumeist 5 an der Zahl, vor diesen pflegt noch eine kleine Borste, die sechste, zu stehen. Bei den meisten Arten sind diese Borsten zweigliederig, entweder bis an das Ende der Klauen reichend (Notodromas, Cypridopsis, Subgenus Eucypris), oder dieselben mitunter bedeutend überragend (Ilyocypris, Cypria, Cyclocypris). Im an- deren Falle sind sie kurz, steif, ungefiedert, zum Schwimmen nicht geeignet (Sub- gen. Erpetocypris) oder ganz fehlend (Caudona, Typhlocypris, Candonopsis.) Bemerkenswerth ist der Umstand, dass bei der typischen Form der Gattung Ilyocypris lange, gefiederte Seh wimmborsten vorhanden sind, wogegen bei der Varietät r e p e n s dieselben kurz und ungefiedert bleiben, demnach sich diese Formen zu einander verhalten, wie die Untergattung Eucypris zu Erpetocypris. 13 Bei der Gattung Notodromas ist in beiden Geschlechtern der Fühler ögliederig (Fig. 7. Nr. 4.)- Bei allen übrigen Gattungen finden wir diese An- tenne beim Weibchen fünfgliederig, beim Männchen, in Folge einer Thei- lung des vierten Gliedes, zumeist sechsgliederig. Eine Ausnahme von dieser Regel macht die Gattung Cypris, da bei dem Männchen derselben diese Antenne fünf- gliederig bleibt. Bei den Männchen pflegen sich am Ende des vierten Gliedes beson- dere Sensitivborsten zu entwickeln, mit Ausnahme der Gattungen Cyclocypris und Cypris. Das letzte Glied ist um die Hälfte schmäler als das vorangehende; diese beiden Glieder sind mit einer grösseren oder, kleineren Anzahl von Klauen be- waffnet, die sowohl zum Kriechen als auch zum Anklammern dienen. Das letzte Glied trägt ausserdem noch eine feine Sensitivborste. Die Kiefer. Derselben sind drei Paare. Sie bestehen aus drei Theilen: Dem Extremi- tätenstamm (Protopodit), welcher aus zwei Gliedern zusammengesetzt sein kann, und den mit diesem in Verbindung stehenden zwei Aesten, dem äusseren (Exopodit) in Form einer Athemplatte, und dem inneren (Endopodit) als Taster. Die Mandibeln. (Fig. 3, ilM) Der Basaltheil, den wir als P r o x i m a 1 g 1 i e d des P r o t o p o d i t e n (Fig. 8, Nr. 1. I.) bezeichnen, ist gedehnt und von schmal dreiseitiger Form. Der untere scheinbar durch eine starke Chitinleiste getrennte Theil, trägt an seinem Rande eine Reihe starker Zähne; der äussere und grösste derselben ist einfach, unge- theilt, die übrigen verkleinern sich allmälig und sind 2 — 3 zinkig. Auf der Mitte der äuseren Kante schliesst sich das breite Distalglied des Protopoditen (II) an, an dem die an ihrem Rande mit 5—7 gefiederten Borsten versehene Athemplatte {Ex) befestigt ist. Die folgenden drei, succesiv kleiner werdenden Glieder, bildenden Taster (1—3). Das erste Glied trägt an seiner inneren Kante in der Regel ein Bündel starker, einseitig gefiederter Borsten. Das letzte Glied endigt entweder mit starken Dornen oder Klauen. Bei manchen Arten pflegt der Taster sehr verlängert zu sein (Candonopsis, Cypria). Die Mandibel ist an ihrem schmalen Gipfel mittelst eines getheilten Muskels an die Schale befestigt (Fig. 8, Nr. i. m), an deren Oberfläche die Abdrücke des- selben als zwei helle Mackeln durchscheinen. (Siehe Fig. 1.) 14 Das I. Maxillenpaar. (Fig. 3 Mx^) (Fig. 14, Nr. 6.) Den Protopodit bildet hier eine breite, am Rande in 3 Abschnitte (i. 2. 3.) getheilte Platte (Kl.) Diese Abschnitte sind an ihrem stumpfen Ende beborstet, das erste derselben trägt oft auch starke Dornen. Bei Notodromas sind solcher 6 vorhanden, bei den übrigen Gattungen pflegen nur zwei zu sein, die auch gezähnt sein können*). An der äusseren Seite ist der zweigliederige Taster befestigt (en). Über demselben befindet sich die grosse, halbmondförmige Athemplatte (i?2j), an deren Hinterrande zweigliederige, langgefiederte Borsten strahlenförmig angeordnet stehen. Dem Unterrande entspringt ein Bündel weniger, nach abwärts gerichteter Borsten. Das IL Maxillenpaar. (Fig. 3, Mx^.) Ist beim Männchen und Weibchen verschieden. Beim Männchen einiger Arten ist dasselbe in eigenthümlicher Weise umgestaltet und zum Festhalten des Weibchens bei der Begattung eingerichtet, bei einigen ist die Fussform noch deutlich erkennbar. Der ursprüngliche Fuss blieb bei der Familie der Cytheridae erhalten, wo nur zwei Kieferpaare, aber drei Fusspaare vorhanden sind. (Siehe Limnicythere.) So besteht beim Männchen von Notodromas diese Maxille aus zwei Theilen u. zw. dem Basalglied und dem Taster, der mit einer langen Klaue ver- sehen, dadurch an die nächstfolgende Extremität erinnert. (Fig. 8. 4.) Ähnlich, u. zw. mit einem Haken von verschiedener Gestalt, endigt auch der Taster bei den Männ- chen der Gattungen Cypria, Cyclocypris und Cypris. Bei den Männchen von Candona ist der Taster ungegliedert und von ganz abweichender Form. Beim Weibchen bildet sich diese Maxille ganz abweichend von der Fuss- form aus. Der Taster ist entweder solid oder zweigliederig; im letzteren Falle ist das zweite Glied unscheinbar, oft undeutlich vom ersten getrennt (Notodromas, Candona); in der Jugend ist dasselbe bei manchen Arten Sgliederig. Bei der Gattung Ilyo cypris ist der Taster verkümmert, doch deutlich zweigliederig. Bei allen Arten endigt der Taster mit drei gefiederten Borsten, deren mittlere die längste ist, nur bei Notodromas sind zwei kurze Wimpern vorhanden. Die Athemplatte ist entweder klein, doch wohlentwickelt, in der Regel mit sechs gefiederten Borsten versehen oder dieselbe bleibt rudimentär und an ihrer Stelle entwickeln sich entweder drei gleiche, gefiederte Borsten (Candonopsis) oder zwei ungleich lange, unscheinbare Wimpern (Candona, Typhlo cypris). Bei der Gattung Notodromas fehlt sie vollständig. Paragnathae. Der Mund ist an seiner vorderen und hinteren Seite durch eigenthümliche Chitinbildungen begränzt, die wir als Paragnathae bezeichnen. Dieselben sind *) Dieses Merkmal hat aucli systematischen Werth- 15 analog der Ober- und Unterlippe bei den Copepoden. Obzwar dieselben nicht der Umwandlung einer Extremität entsprechen, so führe ich sie doch an dieser Stelle an. Die Oberlippe ist helmförmig (Fig. 3 L) nach vorne zu stark gewölbt und endet vor dem Munde mit einer scharfen Kante. Die Unterlippe ist paarig und mit der Oberlippe durch starke Leisten verbunden. An ihrem Anfang finden wir einen paarigen, zum Zermalmen der Nahrung eingerichteten Apparat (Zenkers „rechenförmige Kauorgane", „hypopharynx" Claus.) (Fig. 7. Nr. 6.), dessen bezähnte Theile in einander greifen. Füsse. Derselben sind zwei Paare. Beide sind durch Muskeln an das Endoskelet befestigt. Das erste Fusspaar (Fig. 3. P^.) Dasselbe ist 5-gliederig. Das erste Glied ist mit dem zweiten knieförmig, fast rechtwinkelig verbunden ; die folgenden zwei Glieder sind schmäler, gleich lang. (Bei Cypris pubera sind dieselben zusammengewachsen). Das letzte, fünfte Glied, ist klein, kegelföimig und endigt mit einer starken, nach vorne gerichteten Klaue. Dieses Extremitätenpaar ist sonst bei allen Arten fast gleichförmig gestaltet. Das zweite Fusspaar. (Fig. 3. P^.). In der Regel ist dasselbe 5-giiederig ; bei einigen Arten der Gattung C a n- dona ist das vierte Glied getheilt, so dass der Fuss dann 6-gliederig wird. Das erste und zweite schmale Glied ist nach rückwärts gerichtet, die übrigen Glieder wenden sich nach aufwärts, zum Rücken des Thieres. Die mittleren drei Glieder sind fast gleich lang. Das letzte Glied ist klein und endigt auf zweierlei Weise : Entweder stehen an seinem Ende drei Borsten, von denen in der Regel zwei nach vorwärts und eine nach rückwärts gerichtet sind (bei der Gattung Cyclocypris ist das letzte Glied verlängert und nur eine kurze Borste ist nach rückwärts und zwei nach vorne gerichtet und abwärts geneigt) — oder dasselbe ist, von der Seite besehen, schnabelförmig vorgezogen und scharf bespitzt. An der äusseren Seite des Gliedes steht eine starke, kürzere oder längere, nach rückwärts gerichtete Chitinklaue; neben derselben steht eine kleine an das Glied meist angedrückte Borste und etwas weiter eine zweite lange, die kurz gefiedert und nach vorne ge- richtet ist. Die hintere Kante des vorletzten Gliedes endigt stets mit einem chitinösen Gebilde, das an seiner inneren Seite ein nageiförmiges, gekörntes Plättchen trägt. Die äussere Kante am Ende dieses Gliedes ist abgerundet und trägt einen Fächer von grösseren oder kleineren Wimpern. Die innere Kante ist entweder bedoint oder glatt. 16 Das letzte Glied und die Seitenklaue an ihrer Wurzel sind — von hinten besehen — ausgehöhlt. Dieses Fusspaar, der s. g. Putzfuss, dient vermuthlich zum Reinigen der grossen Kiemenplatte am ersten Maxillenpaar. Die Furcalglieder. (Fig. 3 Fu.) Dieselben sind paarig und haben die Form eines ungegliederten Fusses. An ihrem Ende sind sie mit zwei, nach rückwärts gerichteten Klauen bewaffnet, vor welchen eine längere oder kürzere Borste steht. Eine ähnliche Borste ist auch auf der hinteren Kante, näher oder weiter von den Klauen inserirt. Dieselbe fehlt nur bei der Gattung Candonopsis. Bei Cypridopsis sind die Furcalglieder ver- kümmert und von peitschenförmiger Gestalt. Die Furcalglieder sind nebst den Antennen bei der Bewegung des Thieres h auptsächlich thätig. 4. Die Musciilatiir. Bei den Muschelkrebsen sind die Muskeln mächtig entwickelt, die Anord- nung derselben möge hier nur kurz angeführt werden. Wie schon bei der Beschreibung des Exoskeletes erwähnt wurde, geschieht das Schliessen der Schalen vermöge eines starken Schliessmuskels, der mittelst 5 — 6 kurzen Muskelfasern an die beiden Schalen, etwa in deren Mitte, befestigt ist. In alle Extremitäten dringen einzelne Muskelbündel ein. Die Muskeln der Extremitäten sind am Endoskelet befestigt. Dasselbe dient auch zur Stütze der Muskeln, die mit dem vorderen Theil der Verdauungsröhre, und zwar mit deren Bauchseite in Verbindung stehen, wo- gegen die Muskeln ihrer Rückenseite sich an die Oberlippe stützen. Ein starker Muskelbündel dient zur Bewegung der Fuscalglieder. Was die histologische Structur der Muskeln anbelangt, so sind dieselben deutlich quer gestreift. Die doppelt lichtbrechende Scheibe (Bowman's „discs") ist breit, am straffen Muskel tritt die lichte Hensen'sche Scheibe deutlich in der Mitte hervor. Die Nebenscheibe (Isotrop) ist sehr klar, in der Regel mit deutlich wahrnehmbarer Kraus'schen Quermembran. Von der Struktur der das Zenker'sche Organ umhüllenden Muskeln wird an anderem Orte Erwähnung geschehen. 5. Das Nervensystem und die Sinnesorgane. (Fig. 4.) Die Wahrnehmung und der Verfolg des Nervensystems bei den Ostracoden ist, da dasselbe unter den Extremitäten und den Chitintheilen vorborgen liegt, ziemlich schwierig. 17 Deshalb blieb dasselbe — abgesehen von einigen Angaben Zenkers — bis in die neueste Zeit, wo Claus (90) die Resultate seiner diesbezüglichen Studien in einem kurzen Bericht veröffentlichte, unbekannt. Das Nervensystem besteht aus dem Gehirn und einem fünf Ganglien zählenden Bauchstrang. Das Vorderhirn, welches von einer starken Schicht Nervenzellen umgeben ist, entsendet die Nerven zum Auge. Von dem Mittelhirn aus gehen die Nerven zu dem ersten Antennenpaar, wogegen die mit dem zweiten Antennenpaare in Ver- bindung stehenden Nerven, dem hier das Hinterhirn darstellenden Schlundring entstammen. Der Bauchstrang zieht sich bis zum Genitalapparat. Die ersten drei Ganglien stehen sehr gedrängt und die aus denselben tretenden Nerven führen zu den drei Kieferpaaren. Der nachfolgende Theil ist schmäler und aus dessen beiden Ganglien gehen die Nerven zu den zwei Fusspaaren. cfn \^ v^ji:,öf J. K't //n p!, Fig. 4. 1 — 2. Querschnitt durch die Ganglienmasse von Cypris virens: 1. In der Region der Mandibeln, 2. des Schalenmuskels. Ps Punktsubstanz, gn Ganglienzellenkerne. — 3. Das Auge von Cypris pubera von oben. — 4. Verticalschnitt durch das Auge von Cypris virens. (Parafiueinb.) 1 — 4. Ob. D. oc. 1. Cam. Abbe. *f^. — 5. Das Auge von Notodromas monacha. Ob. BB. oc, 3. '{^^ «j. «2 Nerven der paarigen Augen, n^ unpaares Auge. 1 Linse, c Vorderhirn. Dem letzten Ganglion entstammen auch die zum Hinterleib führenden Nervenfasern. Mein Befund der histologischen Structur des Nervensystems möge an dieser Stelle nur kurz angeführt werden. An den Schnittserien durch die zweifachen Ganglien bemerken wir, wie bei den meisten Evertebraten, zwei Schichten, nämlich die aus Ganglienzellen beste- hende Riudenschicht, und die mittlere Nervensubstanz, die Leydig als „Puukt- substanz" bezeichnet („Marksubstanz" Dietels und Ravitzs, „Centrales Nervennetz" 2 18 nach Bellonci und Haller). Die Ganglieuzelleu der Vorderganglieu beschränken sich nur auf die Veutralseite, (Fig. 1. ]. gn) wogegen sie au den hinteren Ganglien entlang der ganzen Peripherie des Ganglion auftreten und sich auch entlang der mittleren Linie lagern, so dass sie das Ganglion in zwei Theile theilen. (Fig. 4. 2. o >^ 1— 1 a3 GQ o 5- •rH CO o •rH 'S -rJ • • CO ■^ CO 03 cfl •w 03 . ' -tj a 'ö 1 r^ s 03 a CO ;h o PQ "ö; .2 Ä £ i=l .|3 ö a . i t • .^^ t- . 1 1 f^ 1 a 02 O 0; Cü I a (D a> a 6 T- •^ • rH axille o ■ a a bO fiH 03 'ö S? o *f-y « a T=i a N a d) > ri4 a a fH 03 !-4 bJO W 03 (-) bß i ■ o 03 CS CO a a • E/3 O P tS3 03 03 a 03 , a , CO ' - ^rH 03 1 03 03 a c3 1^ 3 a > rM ü •pH B a Ol 03 'P ^ß o CO pq -H 03 U 03 CO tH 03 Ö a 03 •rH 03 p: N3 I-H CS 03 a. a _03 ^-< bß 3 I-H 'Ö3 03 02 •rH 03 bß • I-H 03 N • rH 3 1 "^ '^ r= »T^ •- o a • rH 1 o t\ 1 c» «3 a 1 CO 'S CO 03 CO -^ 03 :c3 a 03 'Ö i 03 ' •I-H ■ O 1 a PR 1 .2 1 • i-H a^ •S S • t-H rH g i2 1 rH o Co •rH m %* O pq ^ o • rH rH 1 a •F-H o;) N CO rH o3 a ,a CO a a O) -4-3 a ■73" 03 •t— t 3 a 03 bß •I-H a i2 p; c3 -SS ja • •7^ (D 0) 02 ^ ^ 1 ^ :0 3 ^ *3 W E/3 ^'1 't '-' ö c3 -s a ^• ia bß % r— 4 as le s me mgse CQ en bi 1er K o M gen d h da Anbä 1 'S ^ a ^ § o QQ 2 1 ,0 o 'S : ^ o ' ö «3 •- • eben e de •es 02 CQ <1 CJ .2 'ö S 'Ö CS 1 'Ö w ö ' b C 0 lang Glie die Sp em 4. 2ten «3 03 CS 1 i (/ 3 «3 '^ 1 1 'bß •1— ( TS Die e Borste am ten Fuss-; gliede eilt Fuss- ederig) -t-s 0) 'S) 1 CO •*^ ii "bß bß _ *" bß C/J eö "3 eö Ol unter letz un (das paar vierte Glied des ten Fusspaares (M 42 rückwärts gericlitete Borste ist so lang, wie die drei letzten Glieder zusammen, "wogegen die untere nur so lang als das Endglied ist. Die nach vorne gerichtete Borste ist von der Länge der vier letzten Glieder, Die Furcalglieder sind stark, beim Männchen gerade, beim Weibchen schwach gebogen. Das Copulationsorgan und das „Zenker'sche Organ" ähnlich wie bei Can- dona pubescens. Fig. 10. Candona rostruta. 1. Die Schale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. V- — S. Ein Spürorgan von dem zweiten cT Antennenpaare Ob. F. oc. 1. *5''- — 4. Der Taster der zweiten Maxille der rechten Seite, 5. der linken Seite Ob. D. oc. 1. ^J\ —6. Drittes (3) bis sechstes (6) Glied des Fusses des zweiten Paares. Ob. D. oc. 1. 'f\ Diese Art fand ich bislier nur in den Torfen Südböhmens, doch immer in einer beschränkten, an Männchen und Weibchen gleicher Anzahl. Fundort: Gatterschlager-Teich bei Neuhaus (Zool. Station) IX., 1890. Torftümpel bei Hurkenthal im Böhmerwalde, VIII., 1887. Verbreitung: Bisher ausser Böhmen, nur in England und Norwegen gefunden. 43 3. Candona pubescens. (Koch.) (Fig. 11. 1-9.) 1837. Cypris pubescens, Koch (13) 146, 6. 1838. „ coinpressa, Koch (13) 161, 17. 1851. „ compressa, Fischer (23) pag. 144. Taf. II. Fig. 7—12, Taf. III. Fig. 1—5. 1853. Candona compressa, Liljeborg (25) p. 129. Taf. XXVI. Fig. 1—3. 1868. „ compressa, Brady (41) p. 382. pl. XXVI. Fig. 22—27. 1868. „ albicans, Brady (41) p. 381. pl. XXV. Fig. 20 — 25 (junior). 1889. „ pubescens, Brady & Norman, (87) p. 101, pl. XII. Fig. 32—37. Masse: Länge 1*0 mm. Höhe 0-6 mm. Breite 0*5 mm. An der Seitenansicht (Fig. 11. i.) ist diese Art der C. rostrata ziemlich ähnlich. Der Vorderrand ist niedrig, allmälig in den Oberrand übergehend; der letztere ist im mittleren Drittel gerade und erreicht die grösste Höhe im hinteren Drittel. Die hintere Kante ist regelmässig abgerundet, die untere etwa in der Hälfte leicht gebuchtet. Von oben (Fig. 11. 2.) ist die Schale eiförmig, mit grösster Breite in der Mitte, hinten abgerundet, nach vorne verschmälert. Die ganze Ober- fläche der Schalen ist kurz beborstet, am dichtesten entlang des Vorder- und Hinter- randes. Die Form der Schale beim Männchen ist von der des Weibchens nicht verschieden, nur der Hinterrand erscheint bei dem ersteren etwas höher. Das zweite Antennenpaar ist beim Weibchen 5-gliederig. (Fig. 11. 3.) Das vierte Glied trägt ungefähr in der Mitte der inneren Kante ein Büschel von vier feinen Borsten, am Ende drei schmale Klauen, von denen die erste nur zur Hälfte der beiden anderen reicht. Das letzte Glied ist um die Hälfte schmäler als das vorangehende, zweimal so lang als breit, an der Spitze mit zwei ungleich langen Klauen und einer Sensitivborste (s) versehen. Beim Männchen ist dieses Antennenpaar (Fig. 11. 4) 6-gliederig. Die Spürorgane (Fig. 11.4. sm) sind lang, (Fig. 11. 5.) fast bis zur Hälfte der Klauen reichend, schwach gebogen, am Ende mit einem unscheinbaren, membranösen An- hängsel (a). Die Klauen sind ähnlich angeordnet wie beim Weibdien, doch ist die erste Klaue länger und an der Basis derselben sitzt noch eine kleine Klaue. Beim Männchen ist das zweite Maxillenpaar ähnlich wie bei der vorigen Gattung gestaltet. Der rechte Taster (Fig. 11 6.) ist an seinem Ende helmförmig erweitert, seine hintere, senkrechte Kante ist ganz gerade und in eine feine, nadeiförmige, abwärts gerichtete Spitze ausgezogen. Unterwärts vor dieser Spitze ist der Taster bogenförmig ausgeschweift, am Anfange des Ausschnittes steht eine kleine steife Borste und über derselben, an der Aussenseite, noch eine zweite. Der linke Taster (Fig. 11, 7.) ist sanft gebogen, seine obere Contur neigt sich im regelmässigen Bogen nach abwärts. Gegen das Ende zu ist der Taster verschmälert und endigt dann jäh in einen kurzen Dorn. 44 Fig. 11. Candona pubesceus. 1. Die Schale von der liuken Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. \\ — 3. Die zweite Antenne vom Weibchen, 4. vom Männchen, o Riechborste, s Sensitivborste, sm Spür- organe. Ob. D. oc. 1. '^^ — 5. Ein Spürorgan mit dem membranösen Anhängsel a. Ob. F. oc. 1. tio, _ 6. Die Maxille des zweiten Paares vom Männchen der rechten Seite, 7. der linken Seite. ha rudimentäre Athemplatte. Ob. D. oc. 1. ^ ?■-. — 8. Drittes (3) bis sechstes (6) Glied des Fusses des zweiten Paares. Ob. D. oc. 1. 'J'^. — 9. Copulationsorgan. Ob. BB. oc. 3. ^j^ 45 Das zweite Fusspaar (Fig. 11, s.) ist G-gliederig, das dritte Glied ist so lang als das vierte und fünfte Glied zusammen. Die untere Borste am letzten Gliede reicht bis zur Mitte der oberen Borste, die so lang ist, als die drei letzten Glieder zusammen. Die Furcalglieder sind stark, die Klauen derselben scharf gesägt, die hintere Borste verhältnissmässig kurz. Das Copulationsorgan (Fig. 11, 9.) ist im Umrisse ziemlich viereckig; dasselbe besteht aus einem dreiseitigen Theile, (i) wo der in seinem Anfange zu einer höckerigen Chitinkapsel aufgedunsene Samenleiter führt, und aus zwei vier- eckigen, flügeiförmigen, an die Dorsalseite des ersten Theiles befestigten An- hängseln (2. 3.). Fischer's Cypris compressa ist der Abbildung des zweiten Fusspaares nach Candona pubescens. (Brady und Norman führen C. compressa Fisch, unter den Synonymen der Candona rostrata an.) Sowohl in kleinen Tümpeln als in Teichen in grosser Anzahl vorkommend, hält sich gern am Grunde auf und wühlt sich in den Schlamm ein, aus dem sie zeitweise hervorkriecht. Die Männchen dieser Art pflegen reichlich zu sein. Im Allgemeinen gehört sie zu den selteneren Arten. Fundort: Judenteich bei Frauenberg (VIII. 1887). Tümpel beim Dorfe Ofech (VII. 1890). Verbreitung: England, Schw^eden, Norwegen, Russland, Deutschland, Nord- und Westfrankreich. Fossil im Tertiär in England. 4. Candona fabaeformis. (Fischer.) (Fig. 6. 2. Fig. 12. 1—9. Fig. 13.) 1851. Cypris fabaeformis, Fischer 23 p. 146. Taf. III. Fig. 6—16. 1853. Cypris fabaeformis, Liljeborg (25) p. 207. 1870. Candona diapbana, Brady & Robertson (45) pl. V. F. 1 — 3. (9) pag. 18. 1889. Candona fabaeformis, Brady & Norman (87) pag. 103. pl. 14. Fig. 1 — 4. Masse: Länge 9 1'^ mm. (j* 1*2 mm. Höhe 9 0*52 mm. ^ 0*65 mm. Breite 0"50 mm. Die Schale des entwickelten Weibchens (Fig. 12, 1.) zeigt an der Seiten- ansicht eine , gestreckte Form; die obere Kante ist mit der unteren parallel; Vorder- und Hinterrand sind regelmässig abgerundet ; der Unterrand ist im ersten Drittel seicht ausgebuchtet. Die grösste Höhe zeigt die Schale im letzten Drittel. Die Muskelabdrücke schimmern in der Mitte der Schale deutlich durch, desgleichen der als schmaler, weisser Streifen zum hinteren Winkel sich ziehende Eierstock. Das unentwickelte Weibchen (Fig. 12. 2.) weicht in seiner Form von den entwic- kelten Individuen etwas ab. Der obere Rand ist nach hinten zu ziemlich jäh auf- steigend, und fällt dann, eine schiefe, etwas concave Linie bildend, nach abwärts (C. diaphana Brady and Rob.) 46 Die Schalen der Männchen (Fig. 12, 3.) sind durch ihre Form von jenen der Weibchen auf den ersten Blick erkennbar. Dieselben sind immer grösser, in ihrem letzten Drittel relativ höher; der obere Rand steigt allmälig und übergeht in regelmässiger Abrundung in den Hinterrand. Die untere Kante ist in der Mitte stark ausgebuchtet, im Übergang zum Hinterrand einen stark hervortretenden Bogen Fig. 12. Candona fabaeformis. 1. Die Schale des Weibchens, 3. des Männchens von der linken Seite. — 2. Umriss der Schale eines jüngeren Weibchens. — 4. Die Schalen von oben. 1—4. Ob. A. oc. 1. V- — 5. Viertes (4) bis fünftes (5) Glied der 9 Antenne. — 6. Viertes (4) bis sechstes (6) Glied der cT Antenne, s^—s^ Sensitivborsten, r—5' Klauen des fünften Gliedes beim J- Ob. D. oc. 1. '«^ — 7. Ein Spürorgan. Ob. F. oc. 1. "J«. — 8. Der Taster der zweiten cT Maxille der rechten Seite, 9. der linken Seite. Ob. D, oc. 1. 'I^ 47 bildend. In der zweiten Hälfte der Schalen schimmern die Hoden in Form von vier Bögen durch. Die Oberfläche der Schalen ist nur schwach beborstet, nur am Vorder- und Hinterraude stehen die Borsten etwas dichter. Von oben erscheinen die Schalen lang eiförmig (Fig. 12. 4.) mit fast paral- lelen Seiten und sind in der Mitte am breitesten. Das zweite Antennenpaar ist beim Weibchen 5-gliederig, in der Mitte und am Ende des vierten Gliedes, an dessen Innenseite, mit je einer Sensitivborste versehen (Fig. 12. 6. s^.sj, zwischen denen ein Büschel von vier Borsten steht. Das fünfte Glied ist kurz, so lang als breit, an der Spitze zwei Klauen und eine Sen- sitivborste (S3) tragend. Beim Männchen (Fig. 12. 5.) ist dieses Antennenpaar 6-gliederig, zwischen dem vierten und fünften Gliede stehen wieder zwei besondere Spürorgane, die aber so kurz sind, dass sie das letzte Glied nur mit dem membra- nösen Anhängsel überragen. Dieselben sind stark (Fig. 12. 7.), etwas gebogen, das am Ende sitzende membranöse Anhängsel (a) ist hier gross, fast ein Drittel der ganzen Borste einnehmend. Das vorletzte Glied ist durch seine starke Bewaff- nung ausgezeichnet; es trägt nämlich fünf Klauen, die eine Klaue ist stärker und länger als die vier übrigen, von denen zwei an der äusseren und zwei auf der inneren Seite stehen. Das letzte Glied trägt nur zwei schwache Klauen und eine Sensitivborste (s^), somit hat im Ganzen diese Antenne beim Männchen sieben, beim Weibchen nur fünf Klauen. Der Taster der J* zweiten Maxille der rechten Seite ist an seinem Ende kappenförmig erweitert, und hierauf rasch in eine membranöse Spitze ver- schmälert, vor der unterseits eine kurze, steife Borste steht und desgleichen eine an der Aussenseite. (Fig. 12. 8.) Der Taster der linken Seite ist walzenförmig, gegen die Spitze zu all- mälig verschmälert, an seiner oberen Seite sind zwei stumpfe Höckerchen zu bemerken. Die zwei Borsten an seiner Unterseite sind stark und lang. (Fig. 12. 9.) Das zweite Fusspaar ist 6-gliederig, ähnlich wie bei der vorigen Art gebildet. Die Furcalglieder sind stark, beim Weibchen gebogen, beim Männchen gerade (Fig. 13., Fig. 6. 2.), die über denselben endigende Dorsalseite des Körpers ist in einen kurzen Dorn zugespitzt. (Fig. 6. 2. sp.) Das „Zenkersche Organ" (Fig. 13. z) ist durchsichtig, an seiner mittleren Röhre befinden sich sieben, aus je etwa 35 Chitin- dornen gebildete Kränze; die Dornen des ersten und letzten Kranzes sind unterein- ander durch einige Chitinleistchen verbunden. Der Samenleiter (v. d.) ist zart und mündet direct in das Copulationsorgan. Derselbe ist ähnlich gebildet wie bei Fig. 13. CandonafabaeformiscT. Das Zenker- sche Organ (z) und das Copulationsorgan. C. pubescens. Der Haupttheil (1.) ist jedoch tj.cZ. vas deferens a Furcalglied. Ob. BB. oc. 2, 48 mehr viereckig, der Samenleiter durchzieht denselben in ähnlicher Weise wie bei der genannten Art, doch befindet sich hier ein starker knieförmig gebogener Chitinhaken. Der flügeiförmige Anhang (2.) ist hier gross und viereckig. Der zweite Fortsatz (3.) ist nur unbedeutend, von dem Haupttheile kaum getrennt. Das ganze Organ ist dicht reticulirt. Fundort: Diese Art fand ich bisher nur in den kleinen Wiesentümpeln zwischen Unter-Pocernic und Bechovic; schon Ende März und im April erscheint sie da in Menge; die Männchen sind so häufig, dass sie an Zahl die Weibchen übertreffen. Verbreitung: Russland, Schweden, England und Frankreich. 5. Candona Candida. (0. F. Müller.) (Fig. 14. 1-10.) 1785. Cypris Candida, 0. F. Müller ((5) p. 62. Taf. VI. Fig. 7—9. 1820. Monoculus candidus, Jurine (9) 176. pl. XIX. Fig. 7—8. 1835. Cypris pellucida, Koch (13) H. 11. 5. 1850. Candona lucens, Baird (22) p. 160. Taf. XIX. Fig. 1. 1850. „ similis, Baird (22) p. 162. Taf. XIX. Fig. 2, 2«. 1851. Cypris pellucida, Fischer (23) p. 149. Taf. V. Fig. II. 1—4. 1853. Candona Candida, Liljeborg (25) p. 127. Taf. XI. Fig. 19, 20. Taf. XXV. Fig. 13—15. 1854. Cypris Candida, Zenker (26) p. 76. Taf. 1. Fig. 1—10. 1868. Candona Candida, Brady (41) p. 383. pl. XXV. Fig. 1—9. pl. XXXVI. F. 13. pl. XXXVII. Fig. 1. 1868. Cytheridea zetlandica, Brady (41) p. 428. pl. XXVIII. Fig. 42—46. 1871. Candona Candida Heller (46) p. 94. 1872. Cypris Candida, Fric (48) p. 227. 1885. „ „ Nordquist (74) p. 25. F. 27. 1888. Candona Candida Sostaric (85) p. 49. 1889. „ „ Brady & Norman (87) p. 98. plate X. Fig. 1—2, 14—12. Masse: Länge 10 — 1-2 mm. Höhe 0*6 mm. Breite 0-5. Die Schalen des Weibchens sind an den Seiten sehr hoch; (Fig. 14. 1.) ihr oberer Rand ist im zweiten Drittel am höchsten, von da fällt er in fast gerader Linie zum abgerundeten hinteren Winkel ab ; der untere Rand ist etwa in der Mitte schwach ausgeschnitten. Brady beschreibt zwei Varietäten dieser Art u. z. var. tumida und var. clavaeformis. Bei uns fand ich bis jetzt nur die typische Form. Die Schale des Männchens (Fig. 14. 2.) ist von der des Weibchens wesentlich verschieden und der Form nach gleich erkennbar. Der Vorderrand und das hintere Drittel der Schale sind höher als beim Weibchen ; der untere Rand ist im mittleren Drittel tief eingeschnitten. Die hintere Hälfte der Schale ist stark gewölbt, daselbst 49 Fig. 14. Candona Candida. 1. Die Schale des Weibcliens, 2. des Männchens von der Seite. — 3. Die Schalen von oben. — 4. Die Schale eines jungen Weibchens. 1—4. Ob. A. oc. 1. i^. — 5. Ein Spürorgan. Ob. F. oc. 1. *?". — 6. Die Kieferfortsätze (1—3) iind der Taster (e) der ersten Maxille. — 7. Die weibliche Maxille des zweiten Paares. — 8. Die männliche Maxille des zweiten Paares der linken Seite. — 9. Der Taster desselben Paares der rechten Seite. 6—9. Ob. D. oc. 1. *!''. — 10. Zweites (2) bis fünftes (5) Glied des ersten Fusses. Ob. BB. oc. 3. '|-. 4 50 durchschimmern die Hoden in Form von vier Bögen und ober ihnen das Zenker'sche Organ. Auch ist die Schale des Männchens etwas grösser als die des Weibchens. Von oben besehen (Fig. 14. 3.) ist die Schale lang eiförmig, am vorderen Theile etwas verschmälert, hinten mehr abgerundet, die grösste Breite ist in der Mitte. Bei entwickelten Individuen ist die Schale fast glatt, nur an den Rändern, mit Ausnahme der Oberrandes, stehen kurze Borsten. Die Schale des unentwickelten Thieres zeigt an der Seitenansicht eine andere Form (Fig. 14. 4.): Der obere Rand ist zum unteren fast parallel, der Vorderrand und der Hinterrand sind regelmässig abgerundet. Die Oberfläche ist unregelmässig aber deutlich reticulirt. Das zweite Antennenpaar ist beim Weibchen ähnlich geformt, wie bei den anderen Arten. Beim Männchen ist dieses Antennenpaar wieder 6-gliederig, die zwei besonderen Spürorgane (Fig. 14. 5.) sind stark, etwas gebogen und überragen das letzte Antennenglied. Das erste Maxillenpaar ist bei allen Arten dieser Gattung von fast gleicher Form. Der Taster (Fig. 14. e. e) ist zweigliederig, das erste Glied trägt an seinem Ende, auf der äusseren Seite ein Büschel von drei gefiederten Borsten. Das zweite Glied ist klein, unterwärts tief ausgeschnitten und hier mit einigen längeren Borsten versehen. Die Kieferfortsätze (1. 2. 3.) sind dicht beborstet. Der erste Fortsatz, (1.) trägt ausser den Borsten noch zwei, der dritte (3.) Fortsatz vier starke, zweiglie- derige Dornen. Das zweite Maxillenpaar (Fig. 14. 7.) des Weibchens trägt eine rudimentäre Athemplatte (b.a.) aus zwei gefiederten Borsten, von denen die obere von der Länge des ersten Tastergliedes, die untere aber nur ganz kurz ist. Der Taster ist walzenförmig, gegen das Ende zu verschmälert und besteht aus zwei Gliedern ; das zweite Glied ist (2.) sehr klein und an seinem Ende mit drei gefiederten Borsten versehen ; die mittlere dieser Borsten ist die längste. Beim Männchen ist der linke Taster (Fig. 14. 8.) mächtig entwickelt, sehr gestreckt, knieförmig nach unten ge- bogen, gegen das Ende zu verschmälert und mit einer hyalinen Spitze endigend; unten, an der äusseren Seite desselben, stehen zwei über einander inserirte Borsten. Der rechte Taster (Fig. 14. 9.) ist kleiner, anfangs gedunsen, dann jäh eingeschnürt und fast im rechten Winkel nach abwärts geneigt; der nach abwärts gerichtete Theil ist in der Mitte verbreitet und wie der linke Taster hyalin zugespitzt. Die zwei an seiner Unterseite sich befindenden Borsten sind sehr lang. Das erste Fusspaar (Fig. 14. 10.) besteht aus fünf langen schmalen Gliedern; das zweite Glied trägt sowohl an seiner vorderen als auch an der hinteren Kante einige Borsteubüschel; das dritte und vierte Glied sind zweimal so lang als breit, das fünfte ist kegelförmig, eine lange, schmale Klaue tragend. Alle Glieder sind am Ende ihrer Vorderseite mit einer langen Borste versehen, nur das letzte Glied hat auch hinten noch eine kleine Borste. Das zweite Fusspaar ist fünfgliederig ; das vierte Glied ist nicht getheilt, das letzte kleine Glied trägt zwei nach rückwärts gerichtete Borsten, deren obere von der Länge der zwei vorletzten Glieder, die untere aber um die Hälfte kürzer 51 ist. Bei jungen, unentwickelten Individuen ist anstatt der unteren Borste am letzten Gliede ein keulenförmig aufgetriebenes Häkchen wahrzunehmen, das stets nach vorne gerichtet ist und erst am entwickelten Individuum sich zu einer spitzigen, nach rückwärts gerichteten Borste umformt. Das „Zenker'sche Organ" und das Copulationsorgan sind ähnlich gebildet wie bei Candona fabaeformis, der sie verhältnissmässig am nächsten steht. Zu ihrem Aufenthalte wählt diese Art klares Wasser, woselbst sie am Boden herumkriecht oder sich in den Schlamm desselben vergräbt. Am leichtesten lässt sich diese Art sammeln, wenn man den Schlamm in Gefässen aufbewahrt und so der zeitweise an die Oberfläche hervorkriechenden Thierchen habhaft wird. Diese Art kommt in ziemlich beschränkter Anzahl vor. Nur im Gatterschlager Teiche bei Neuhaus, auf der zoologischen Station, hatte ich Gelegenheit sie auf torfigem Grunde in grösserer Menge zu beobachten und daselbst auch Männchen zu finden, doch letztere in einer verhältnissmässig geringen Zahl, denn unter 180 Weibchen waren nur 13 männliche Individuen. Brady giebt dagegen an, dass letztere in grosser Anzahl zu erscheinen pflegen, was hier nicht der Fall war. An anderen Fundorten fand ich nur Weibchen, u. z. mit leerem Receptaculum seminis, wornach zu schliessen wäre, dass sich diese Art auch parthenogenetisch fortpflanzt. Prof. Dr. Vejdovsky fand sie auch in einem Brunnen in Smichov, doch auch nur Weibchen mit leerem Receptaculum. Fundorte: Basin im böhm. Museum (Juni 1888), bei der Mühle im Kunraticer Teich (April 1887), Klicany (Mai 1887), Pürglitz (Juni 1888 und Septb. 1887). Torfe bei Neuhaus, Smichov in Brunnen (Vejd.) Verbreitung: In ganz Europa; auch im Brackwasser. III. Gattung. Typhloeypris, Vejd. 1880. Cypris, Vejdovsky (59) pag. XLIX.— LVI. 1882. Cypris (Typhloeypris), Vejdovsky (66) pag. 64. Von der Gattung Candona hauptsächlich durch das Fehlen des Auges verschieden. In Folge des Aufenthaltes im Dunklen verkümmerte das Auge, und an seiner Stelle entwickelte sich das Sensitivorgan. Im übrigen mit der Gattung Candona übereinstimmend. Wie bei Candona, mangeln auch hier am zweiten Antennenpaare die am Ende des dritten Gliedes inserirten Schwimmborsten. Das zweite Maxillenpaar trägt eine verkümme.rte , aus zwei ungleichen, gefiederten Borsten bestehende Athemplatte. Das zweite Fusspaar ist 5-gliederig, das letzte Glied desselben trägt drei Borsten. Diese Gattung zählt nur eine Art 52 6. Typhlocypris eremita, Vejd, Fig. 15. 1-6. 1880. Cypris eremita, Vejdovsky (59) pag. XLII. — LVI. 1882. Cypris (Typhlocypris) eremita, Vejdovsky (66) pag. 64. Taf. VII. Fig. 1—6. 1888. Typhlocypris eremita, Sostaric (85) pag. 50. Masse: Länge 0.9 mm. Höhe 0*52 mm. Breite 0*45 mm. An der Seitenansicht zeigen die Schalen eine dreieckige Form (Fig. 15. i.) ; ihre grösste Höhe, die mehr beträgt als die Hälfte ihres Längenmasses, liegt in der Mitte. Vorder- und Hinterrand sind fast gleich hoch und treffen über der Mitte der Schale zusammen. Daselbst sind die Schalen, wie an ihrer Vorderkante, schwach hyalin berandet. Der untere Rand ist etwa in der Mitte schwach gebuchtet. Von oben besehen sind die Schalen eirund, in der Mitte am breitesten, hinten abgerundet, vorn etwas verschmälert (Fig. 15. 2.). Dieselben sind schneeweiss, bedeckt mit langen Borsten, die am dichtesten am Vorder- und Hinterrande stehen. In der Mitte der Schale schimmern die ähnlich wie bei Candona angeord- neten Muskelabdrücke durch. Dieselben sind klein und in zwei Reihen stehend. Die vier der ersten Reihe beschreiben in ihrer Anordnung einen schwachen Bogen und zwei stehen in der zweiten Reihe ; ihre Form ist unregelmässig, meist länglich und fast alle sind in zwei bis drei Felder getheilt (Fig. 15. 3.). Das zweite Antennenpaar ist 5-gliederig, ohne Schwimmborsten am Ende seines dritten Gliedes ; an der inneren Seite, in_.'der Nähe der Basis dieses Gliedes, befindet sich die Riechborste (Fig. 15. 4. 0). Das vierte Glied ist mit drei Klauen be- waffnet; die erste Klaue ist kurz, die beiden anderen sind schmal und dreimal länger als das sie tragende Glied. Das fünfte Glied (5.) ist klein, mit zwei Klauen versehen, die zweite Klaue ist etwas kürzer, neben ihr steht eine ausserordentlich lange Sensitivborste (s) von der Länge der letzten Klaue. Die Mandibeln sind an ihrem Kaurande lang, scharf gezähnelt. Das erste und zweite Maxillenpaar ist wie bei der Gattung Candona ge- bildet. Der Taster des zweiten Maxillenpaares ist zweigliederig, das zweite Glied ist klein, am Ende mit drei Borsten, von denen die mittlere die längste ist. Die Athem- platte ist verkümmert (Fig. 15. 5. &r), aus zwei gefiederten Borsten bestehend; die obere derselben reicht bis ungefähr in die Mitte des Tasters, die untere ist um die Hälfte kürzer. Die Glieder des ersten Fusspaares sind schmal, das zweite ist so lang als die drei folgenden zusammen; die Klaue am letzten Gliede ist schmal, um die Hälfte länger als die drei letzten Glieder. Das zweite Fusspaar (Fig. 15. 6.) ist 5-gliederig. Das zweite Glied trägt drei Borsten, das vierte Glied nur eine an der hinteren Kante. Das letzte, fünfte Glied 53 ist klein, viereckig (5.), drei Borsten tragend, wovon zwei nach rückwärts gerichtet sind. Die obere Borste ist stark, so lang als die zwei letzten Fussglieder, die unter ihr stehende ist kurz, hakenförmig, um wenig länger als das letzte Fussglied. Die dritte Borste ist nach vorne gerichtet, so laug als die drei letzten Fussglieder. Fig. 15. Typlilocypris eremita. 1. Die Schale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. Oc. 1. V- — 3. Die Muskelabdrücke. Ob. D. oc. 1. ' J\ — 4. Zweites (2) bis fünftes (5) Glied der «weiten Antenne. o Riechborste, s Sensitivborste. Ob. D. oc, 1. i?\ — 5. Die zweite Maxille. br rud . Athemplatte. Ob. D. oc. 2. 25». — 6. Zweites (2) bis fünftes (5) Glied des Fusses des zweiten Paares. Ob. D. oc. 1. 'J\ Die Furcalglieder, sowie ihre Klauen sind kräftig, letztere fein gesägt. Die hinten stehende Borste ist an den Anfang des letzten Drittels der hinteren Kante verschoben. 54 Das Männclien dieser Art wurde bisher noch nicht gefunden. Und da man auch das Receptaculum semiuis der bisher gefundenen Weibchen immer leer fand, so dürfte sich diese Art wohl nur parthenogenetisch fortpflanzen. Diese interessante Art entdeckte Prof. Dr. Vejdovsky bei der Untersuchung der prager Brunnen, an deren Grunde sie sich aufhält. In Ermangelung der Schwimm- borsten kann sie sich nicht schwimmend fortbewegen, sondern kriecht am Schlamme umher oder wühlt sich in denselben ein. Fundort: In den Brunnen der Stadt Prag zahlreich. Vejdovsky fand diese Art in den meisten der von ihm untersuchten prager Brunnen. — Ich erhielt sie in Menge bei der Reiniguug des Brunnens im Hause Nro. 22. in der Brenntegasse. Verbreitung: Bisher ausser Prag nur in Agram gefunden (Sostaric). IV. Gattung. Candonopsis. n. g. 1870. Candona, Brady & Robertson (45) pl. IX. F. 9—12. Das zweite Antennenpaar, ähnlich wie bei der Gattung Candona, bei dem Männchen 6-gliederig mit zwei besonderen Spürorganen zwischen dem vierten und fünften Gliede. Die Mandibeln sind mit einem ungewöhnlich langen Taster versehen. Das zweite Maxillenpaar trägt eine deutliche, aus drei gefie- derten Borsten bestehende Athemplatte. Die Furcalglieder sind schlank, die Borste der hinteren Kante fehlt. Die hervorgehobenen Merkmale weichen von den Merkmalen der Gattung Candona so ab, dass ich die betreffende Ai*t zu einer besonderen Gattung zu erheben für nöthig hielt. Das Weibchen blieb mir unbekannt. 7. Candonopsis Kingsleii (Brady & Robertson). Fig. 16. 1-10. 1870. Candona Kingsleii, Brady & Robertson (45) p. 17., pl. IX. Fig. 9—12. 1889. Candona Kingsleii, Brady & Norman (87) p. 102., pl. IX. Fig. 19—22., pl. XIII. F. 19. Masse: Länge 9-3 — 1*0 mm. Höhe 0*54 mm. Breite 0*35 mm. An der Seitenansicht (Fig. 16. i.) ist die Schale des Männchens länglich nierenförmig. Der Vorderrand ist niedriger als der regelmässig abgerundete Hinterrand; der Oberrand erreicht die grösste Höhe im zweiten Drittel, der Unterrand ist im ersten Drittel ausgebuchtet. I 55 Fig. 16. Candonopsis Kingslei i. — 1. Die Schale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. *{'. — 3. Drittes (5) bis sechstes {6) Glied der zweiten |-'. — 4. Ein Spürorgan. Ob. F. oc. 1. S^". — 5. Die Mandibel. /Proximales und //distales Glied des Protopoditen. 1—S Die drei Glieder des Tasters. — 6. Die zweite rj' Maxille der rechten, 7. der linken Seite. — 8. Drittes (5) bis fünftes (5) Glied des Fusses des zweiten Paares. Vergr. 5-8. Ob. D. oc. 1. 'f s. _ 9. Ein Furcalglied. — 10. Copulationsorgan der rechten Seite von aussen- Vergr. 9—10. Ob. BB. oc. 3. '1^ 56 Von oben besehen erscheint die Schale (Fig. 16. 2.) seitlich comprimirt, ihre grösste, etwa zwei Drittel der Schalenhöhe messende Breite, liegt im zweiten Drittel; hinten sind die Schalen abgerundet, vorne mehr verengt. Die Schale ist weiss, im trockenen Zustand mit etwas Perlmutterglanz ; beim Männchen durchschimmern die Hoden in Form von vier Bögen. Am Vorder- und Hinterrande stehen dichte, lange Borsten, sonst ist die Schale glatt und kahl. Die Muskelabdrücke sind klein, etwas nach vorne vorgeschoben, in zwei Reihen stehend, die erste Reihe zählt ihrer vier, die zweite zwei. Dem zweiten Antennenpaare mangeln, wie bei Candona, die Schwimmborsten am dritten Gliede. Die Riechborste ist sehr lang. (Fig. 16. 3. 0) Beim Männchen entspringen zwischen dem vierten und fünften Gliede zwei eigenthümlich geformte Spürorgane. Dieselben (Fig. 16. 3. s^ Fig. 16. 4.) reichen ungefähr bis zur Hälfte des sechsten Gliedes, sind stark, sanft gebogen, am Ende mit einem feinen, membra- nösen, löffeiförmigen Anhängsel. Das fünfte Glied hat am Ende drei schmale, sehr lange Klauen, das sechste Glied nur eine Klaue und eine kurze Sensitivborste (s^). Die Mandibeln bestehen aus einem verlängerten Kautheile (Fig. 16. 5. l.), der an seinem Rande schmale, mit Ausnahme des äusseren, zweiziukige Zähne trägt. Das erste Glied des Tasters (1.) ist sehr klein, mit drei einseitig gefiederten Borsten an seiner Unterseite; die folgenden zwei Glieder sind sehr verlängert, so dass das an seinem Ende mit fünf Borsten versehene zweite Glied die Spitzen der Kauzähne erreicht. Das dritte Glied (3.) ist verschmälert und ohne gelenkartige Verbindung in einen starken, am Ende etwas verbreiteten, an den Seiten gewim- perten Dorn, der so lang als das Glied ist, auslaufend. Das zweite Maxillenpaar ist namentlich durch das Vorhandensein einer aus drei starken, gefiederten Borsten gebildeten Athemplatte ausgezeichnet und dadurch hauptsächlich von der Gattung Candona verschieden. In der Nähe des Tasters steht eine lange, in ihrer zweiten Hälfte gefiederte Borste. Beim Männchen sind die Taster verschieden gestaltet. Der rechte Taster (Fig. 16. 6.) ist stark gedunsen, gegen das Ende jäh verengt, in eine schmale, stumpfe Spitze auslaufend. Der linke Taster (Fig. 16. 7.) ist schmäler, gegen das Ende zu eingeschnürt und dann wieder schwach verdickt. Bei beiden ist der Unterrand fein bewimpert und vor dem Ende mit einer kurzen Borste versehen. Das zweite Fusspaar (Fig. 16. 8.) ist verhältnissmässig klein. -Das vierte Glied ist kurz, gegen das Ende zu verbreitet. Das dritte und vierte Glied tragen an der hinteren Kante mehrere Borstenbüschel und am Ende kurze Wimpern, das letztere ausserdem noch an der vorderen Kante drei kleine Dornen. Am fünften Gliede stehen zwei nach rückwärts gerichtete Borsten, von denen die obere so lang ist als die beiden letzten Fussglieder zusammen, die untere dagegen um ein Drittel kürzer. Die Furcalglieder (Fig. 16. 9.) sind schmal, an der Basis knieförmig gebogen, am Ende zwei lange, schwache, sanft gebogene Klauen tragend, deren hintere etwas höher inserirt ist. Die vordere Borste ist kurz, die hintere fehlt gänzlich. Die männlichen Geschlechtsorgane sind ähnlich gebildet wie bei der Gattung Candona. Das „Zenker'sche Organ ist hier schmal, doch trägt es, wie bei der genannten Gattung, an der mittleren Röhi-e sieben Kränze von Chitindornen. 57 Das Copultationorgan ist jedoch von anderer Form als bei Candona. (Fig. 16. 10.) Dasselbe ist schmal, glasartig durchsichtig, stark reticuliert, aus drei Theilen bestehend. An dem ersten länglich viereckigen Theil (i.) führt der Samenleiter (vd); vorn an diesem Theile befindet sich ein kleiner flügelartiger Anhang (2.) und hinten der mit seinem Gipfel nach rückwärts gerichtete dreieckige dritte Theil. (8.) Fundort: Diese ausgezeichnete Art fand ich bisher nur im Judenteiche bei Frauenberg und zwar nur in einigen männlichen Individuen (August 1887). Verbreitung: War nur aus England, Schottland und Irland bekannt. Kommt auch im Brackwasser vor. V. Gattung. Ilyoeypris, Brady et Norman. 1820. Monoculus, Jurine (9) p. 177. 1838—1868. Cypris, Koch (13), Zaddach (15), Fischer (23), Liljeborg (25), Brady (41). 1889. Ilyoeypris, Brady et Norman (87) p. 106. Das zweite Antennenpaar 5-gliederig, am Ende des dritten GUedes mit einem Büschel von langen, die Klauen überragenden Schwimmborsten versehen. Bei der Varietät repens sind diese Schwimmborsten verkümmert, so dass sie das vierte Antennenglied nicht überragen. Charakteristisch ist das zweite Maxillenpaar; die Taster desselben sind verkümmert, deutlich 2-gliederig, die Athemplatte stark entwickelt, aus 6 gefiederten Borsten gebildet. Das zweite Fusspaar ist 5-gliederig, das letzte Glied desselben mit 3 Borsten versehen. Die Furcalglieder sind stark ; die hintere Borste steht, ähnlich wie bei der Gattung Candona, von den Klauen entfernt. Die Schale ist sehr stark, an die Schale der marinen Muschelkrebse erinnerd. Die Gattung zählt nur eine Art. 8. Ilyoeypris gibba (Ramdohr). (Fig. 17. 1—7.) 1808. Cypris gibba, Ramdohr (7) p. 91. T. III. Fig. 1.3—17. 1820. Monoculus puber, Jurine (9) p. 171, pl. XVIII. Fig. 1—2. 1820. Monoculus bistrigatus, Jurine (9) p. 177. pl. XIX. Fig. 12—13 (jun.). 1838. Cypris biplicata, Koch (13) H. 21. n. 16. 1841. „ bistrigata, Zaddach (15)_^ p. 37. 1851. „ bipUcata, Fischer (23) p. 150. pl. V. Fig. 5—8. 58 1853. Cypris bistrigata Liljeborg (25) p. 122. pl. XI. Fig. 17—18. 1868. „ gibba, Brady (41) p. 369. pl. XXIV. Fig. 47—54. pl. XXXVI. Fig. 2. 1889. Ilyocypris gibba, Brady and Norman (87) pag. 107. Platte XXII. Fig. 1 — 5. Masse: Länge 0-9 mm. Höhe 0'5 mm. Breite 0*4 mm. (ohne Dornen). Bei der Seitenansicht erscheint der obere Rand zum unteren fast parallel, der obere ist schwach, der untere stark in der Mitte gebuchtet. Vorder- und Hinterrand sind regelmässig abgerundet. Über dem Auge befindet sich stets eine kleine Erhöhung. Am höchsten ist die Schale im Vordertheile, so dass der hintere Theil etwas niedriger als jener erscheint. Hinter dem Auge, auf der Rückenseite, entspringen zwei tiefe, bis ungefähr in die Mitte der Schalen sich ziehende Rinnen ; selten sind dieselben undeutlich oder nur eine derselben wohl entwickelt. Häufig findet man die mit Höckern und Dornen verzierte Varietät (Fig. 17. i.). Im ersten und zweiten Drittel, ungefähr in der Mitte der Schale, ragen bei dieser Form zwei starke Höcker hervor, von denen der vordere und schwächere mit der Spitze nach vorne, der hintere stärkere nach rückwärts gerichtet ist. Ein viel kleinerer dritter Höcker befindet sich in der Nähe des unteren Randes. Ausserdem stehen in ungefähr drei Reihen entlang des Vorder- und Hinterrandes, kurze, hyaline Dornen und unter diesen einzelne kurze hervorragende Borsten, Sonst ist die Obei-fläche unbeborstet. Von oben besehen (Fig. 17. 2.) erscheinen die Schalen ziemlich schmal, nach vorne verengt, nach hinten abgerundet, am breitesten im letzten Drittel. Im ersten Drittel sind wieder zwei tiefe Rinnen wahrnehmbar. Bei der höckerigen Varietät sind auch die an den Seiten hervortretenden Höcker deutlich zu sehen, namentlich stark tritt der hintere Höcker hervor. Auch am Vorder- und Hinterrand sind wieder die Reihen kleiner Dorne bemerkbar. Charakteristisch ist die Structur der Schale (Fig. 17. 3.), deren ganze Oberfläche dicht mit kleinen Grübchen, die als dunkle Punkte erscheinen, bedeckt ist. Die Farbe der Schale ist hornbraun, oft gelblich oder auch rein weiss. Das Auge ist ziemlich gross, schwarz, in der vorderen oberen Ecke durch die Schale durchschimmernd. Die Muskelabdrücke sind klein, gedrängt, an der Ober- fläche der Schale kaum erkennbar. Dieselben stehen in zwei Reihen, und zwar die drei grösseren in der ersten, und die zwei kleineren in der zweiten Reihe. Das erste Antennenpaar ist 7-gliederig, die Glieder sind länger als breit. Das erste Glied ist das längste und breiteste, seiner inneren Seite entspringt eine Borste, deren Länge das letzte Antennenglied überragt. Die folgenden Glieder ver- schmälern sich allmälig, die vier letzten tragen am Ende ihrer äusseren Seite lange Schwimmborsten, die länger als die ganze Antenne sind; das letzte Glied ist mit einer starken Klaue bewaffnet und mit einer Sensitivborste versehen. Das zweite Antennenpaar ist 5-gliederig. (Fig. 17. 4.) Das dritte Glied ist an seiner äusseren Kante, nahe der an seiner Basis stehenden langen Borste, mit einem Kamme kurzer Wimperchen und in der zweiten Hälfte mit fünfWimperbüscheln geziert; ferner steht an der inneren Kante desselben^ungefähr in der Mitte, die starke Riech- borste (0) und am Ende eine lange, zweigliederige Borste, die bis an die Spitzen der 59 Klauen reicht. Nahe am Ende dieses Gliedes entspringt ein Büschel von sechs langen, in der zweiten Hälfte gefiederten Schwimmborsten (^^i), deren erste bis an die Spitze der Klauen reicht, die übrigen aber fast noch einmal so lang sind. Das vierte Glied Borsten trägt auf der Mitte der inneren Kante ein Büschel von vier ungleichen Fig. 17. Ilyocypris gibba. 1. Die Schale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. V- — 3. Die Schalenstructur. — 4. Zweites (2) bis fünftes (5) Glied der zweiten Antenne, pb die Schwimmborsten. — 5. Die zweite Maxille. 6iJ die Athemplatte. en der Taster. — 6. Erstes (1) bis fünftes (5) Glied des Fusses des zweiten Paares. — 7. Ein Furcalglied. Vergr. 3—7. Ob. D. oc. 1. 185 1 • und am Ende der äusseren Seite nebst drei starken langen Klauen noch zwei feine Borsten; die innere Hälfte nimmt das mit zwei etwas ungleich langen Klauen und der Sensitivborste (s) versehene kleine, schmale, letzte Glied (5.) ein. Bezeichnend für diese Gattung ist die Beschaffenheit des zweiten Maxillen- paares (Fig. 17. 5.) An der Spitze des Kaurandes stehen vier lange, 2-gliederige, 60 gefiederte Borsten, auf diese folgen an der unteren Kante 12 in zwei Reihen ste- hende, und hinter diesen noch zwei entferntere Borsten, von denen die längere 2-gliederig und gefiedert ist. Der Taster (en) ist verkümmert, doch deutlich 2-glie- derig; das zweite Glied ist schief abgeschnitten und am Ende mit 3 ungleichen Borsten versehen; von diesen ist die mittlere die längste und nebst der unteren gefiedert. Die Athemplatte (bp) ist stark entwickelt, aus sechs langen, an der Basis etwas verdickten und in der zweiten Hälfte gefiederten Borsten bestehend. Die Glieder des zweiten Fusspaares (Fig. 17. 6.) sind schmal und verlängert. Das vierte Glied ist gegen das Ende zu verbreitet, auf der vorderen Kante mit drei Wimperbüscheln und auf der hinteren mit zwei Borsten versehen, von denen die eine etwa in der Mitte, die andere nahe dem Ende steht. Der obere Rand dieses Gliedes ist kurz bedornt. Das letzte kegelförmige Glied trägt drei ungleich lange Borsten; zwei, wovon die eine länger ist als die zwei letzten Fussglieder zusammen, sind nach rückwärts und eine, an der Seite des Gliedes inserirte, nach vorn gerichtet und abwärts geneigt. Die Furcalglieder sind stark, schwach gebogen (Fig. 17. 7.) und an der Basis etwas erweitert. Die beiden Endklauen sind kräftig, gleich lang. Eine Borste sitzt an der Hinterseite ungefähr im Anfange des letzten Drittels und eine viel kürzere vor den Klauen. Nahe der Basis ist die vordere Kante mit drei Wimper- büscheln geziert und die hintere der ganzen Länge nach fein bewimpert. Das Männchen wurde bisher nicht gefunden, obzwar es mir gelang bei einem von Elbe-Kostelec herrührenden Exemplar das Receptaculum seminis angefüllt mit reifen Samenfäden zu entdecken. Die Schwere der Schalen bedingt, dass das Thier sich vornehmlich am Grunde der Gewässer aufhält, und zwar findet man diese Art recht zahlreich am Boden von kleineren Tümpeln, in deren Schlamm sie sich einwühlt, daher leicht zu übersehen ist. Mitunter verlässt sie den Boden und schwimmt dann rege, namentlich vermöge der langen Schwimmborsten am zweiten Antennenpaar, frei im Wasser umher. Fundort: Elhekostelec. 26. V. 1888 und 1889. In einer Pfütze in der Apus cancriformis alljährig vorkommt. — Bei Neratovic X. 1888. (Klapälek.) Verbreitung: England, Schottland, nördliches Frankreich, Deutschland, Schweiz, Ungarn und Russland. Fossil im Tertiär. 8. aj Ilyocypris gibba, var. repens, mihi. (Fig. 18. 1—3.) Diese Varietät unterscheidet sich von der Stammart schon durch ihre äussere Form. Bei der Seitenansicht (Fig. 18. i.) erscheint der obere Rand entweder ganz gerade, oder bei alten Exemplaren schwach gewölbt, so dass die Schale etwa vor ihrer Mitte am höchsten ist. Vorder- und Hinterrand sind gleichmässig abgerundet. Im ersten Drittel ziehen sich, wie bei der Hauptart, bis zur Mitte der Schalen zwei Rinnen. Auch die Structur der Schale ist nicht verschieden; entlang des Vorder- und Hinterrandes ragen, an den sonst kahlen Schalen, kurze Borsten empor. Von oben (Fig. 18. 2.) sind die Seiten der Schalen fast parallel, nach vorne sich verengend, nach hinten abgerundet Im ersten Drittel sind wieder zwei Rinnen. 61 Die Farbe der Schalen ist weisslich und immer sind dieselben grösser als an der früheren Form. Hauptsächlich aber unterscheidet sich diese Form von der früheren durch das anders gebildete erste und zweite Antennenpaar. Die Glieder des ersten Paares sind so breit als lang, so dass die Antenne viel kürzer ist als bei der vorigen Form. Auch sind die Borsten der vier letzten Fig. 18. Ilyocypris gibba var. repens. 1. Die Schale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. *i'. — 3. Drittes (5) bis fünftes (.5) Glied der zweiten Antenne. Ob. D. oc. 1. ^l''. Glieder kürzer, nur zwei Drittel der Fühlerlänge einnehmend. Die Klaue am letzten und vorletzten Gliede ist stark, die Sensitiv!) orste am Ende des Fühlers von der Länge seiner letzten drei Glieder. Entsprechend kleiner sind auch die Glieder des zweiten Autennenpaares (Fig. 18. 3.); die Schwimmborsten am Ende des dritten Gliedes sind stark ver- kümmert (ph). Die erste innere Borste reicht bis an's Ende des vierten Gliedes, die zweite ist etwas kürzer, und die übrigen, gleich langen, reichen nur bis zur Hälfte dieses Gliedes. Die Borsten sind relativ steifer, ungefiedert (ähnlich wie bei der Untergattung Erpetocypris Brady et Norman). Die Klauen am Ende der letzten zwei Glieder sind kürzer als bei der vorigen Form. In Folge der verkümmerten Schwimmborsten kann diese Form nicht frei herumschwimmen, sondern kriecht nur am Boden und an Wasserpflanzen umher. Die Verkümmerung der Schwimmborsten dürfte wohl aus der Lebensweise dieser Form resultiren. — Ich fand diese Varietät an zwei Orten und zwar in Quellen sehr kleiner Dimension, in welchen das Schwimmen dem Thiere nicht nöthig oder nicht vom Vortheil war. Ich kann nicht entscheiden, ob Plateau's Cypris Strausii vielleicht nicht hierher oder zur Untergatt. Erpetocypris gehört.*) Im Übrigen ist es mit der Hauptform übereinstimmend. Fundort: Radlic bei Prag L 1887, IIL 1888. — Roztok bei Pürgiitz 5, IX. 1887. *) Plateau (44) p. 55. „Antennes munies de soies tres-courtes," 62 VI. Gattung'. Cypria, Zenker. 1785 — 1854. Cypris, autorum, 1820. Monoculus, Jurine (9) p. 178. 1854. Cypria (e. p.) Zenker (26) p. 79. 1889. Cypria (e. p.) Brady et Norman (87) p. 68. (Char. emend.) Das zweite Antennenpaar beim Weibchen 5-giiederig, beim Männclien 6-gliederig, bei diesem mit zwei Spürorgauen am Ende des vierten Gliedes. Am Ende des dritten Gliedes stehen ungewöhnlich lange Schwimm- borsten. Der Taster der Mandibeln ist sehr verlängert. Desgleichen ist auch der Taster des ersten Maxillenpaares ausser- ordentlich stark entwickelt. Am zweiten Maxillenpaare befindet sich eine wohl entwickelte Athemplatte. Der Taster beim Weibchen ist ungegliedert, mit drei Borsten endigend, beim Männchen mit einem starken, beweglichen Endhaken versehen. Das letzte, fünfte Glied des zweiten Fusspaaresist klein, nicht länger als ein Drittel des vierten Gliedes, an demselben stehen zwei gleich lange, nach rückwärts gerichtete Börstchen. Die Furcalglieder sind stark, die hintere Borste fast bis in die Mitte der hinteren Kante verschoben. Das Auge gross. Vier Muskelabdrücke; drei in einer Keihe übereinander- stehend und der vierte hinter denselben. Der Eierstock schleifenförmig gewunden. Hepatopancreasschläuche kurz. Die Männchen erscheinen während des ganzen Jahres in grosser Anzahl, Das „Zenker'sche Organ" trägt an der mittleren Köhre, die an der Proximal- seite in Form eines walzenförmigen Fortsatzes hervorragt, sieben Kränze von Chitindornen. Die Bursa copulatrix ist dreieckig. Hierher gehören die kleinen Formen, deren Schale an den Seiten com- primirt ist. Zenker war der erste, der sie auf Grund der langen Schwimmborsten als Hauptmerkmals von der Gattung Cypris trennte. Später aber wieder mit Cypris vereinigt, haben nun Brady und Norman ihren Werth als selbstständige Gattung, wohl mit Recht, anerkannt. Diese Gattung zählt zwei Arten, Cypria exculpta (S. Fischer) und C. oph- thalmica (Jurine), doch nur die letztere wurde in Böhmen gefunden. 63 9. Cypria ophthalmica (Jurine). (Fig. 19. 1—6. Fig, 20. 1—4.) 1820. MoDOCulus opMlialmicus, Jurine (9) p. 178. pl. XIX, Fig. 16. 17. 1835. Cypris compressa, Baird (11) p. 100, pl. III. Fig. 16. 1837. „ punctata, Koch (13) H. 21. 1837. „ teuera, Koch (13) H. 12. 1850. „ compressa, Baird (22) p. 154. Taf. XIX. Fig. 14. u. a-c. 1851. „ elegantula, Fischer (23) p. 161. Taf. X. Fig. 12—14. 1853. „ compressa, Liljeborg (25) p. 112. Taf. X. Fig. 16—18. 1854. Cypria punctata, Zenker (26) p. 77. Taf. III. Ä. 1868. Cypris compressa, Brady (41) p. 372. pl. XXIV. Fig. 1—5. pl. XXXVI. F. G. 1868. „ Ovum, Fric und Nekut (43) p. 48. Fig. 30. 1872. „ Ovum, Fric (48) p. 213. Fig. 28. 1885. „ punctata, Nordquist (74) p. 150. 1888. „ punctata, Schwarz (83) p. 18. 1888. „ compressa, Sostaric (85) p. 47. 1889. Cypria ophthalmica, Brady und Norman (87) pag. 69. plate XL Fig. 5 — '9. Masse: Länge 0-7 mm. Höhe 0*5 mm. Breite 0-3 mm. An der Seitenansicht (Fig. 19. i.) ist die Schale bei beiden Geschlechtern hoch, mit stark gewölbtem Oberrande, der im zweiten Drittel die grösste Höhe erreicht. Diese ist grösser als zwei Drittel des Längemasses der Schalen. Der Unterrand ist fast gerade. Eine breiter hyaliner Saum umfasst den ganzen Vor- derrand und seinen unteren Winkel und endigt vor dem Auge. Ähnlich berandet ist auch hinten der untere Winkel. Die Schale ist durchscheinend, schwach gelblich, mit braunen Fleckchen bedeckt; dieselben stehen am dichtesten entlang des Vorderrandes und bilden hinter dem Auge ein dreiseitiges, sich bis zu den Muskelabdrücken ziehendes Feld. Vorder- und Hinterrand sind schütter, doch lang beborstet, der Unterrand kurz bewimpert; sonst ist die Schale kahl. In der Mitte der Schale durchschimmern die Muskelabdrücke. Das Auge ist gross, schwarz, deutlich unter der Schale wahrnehmbar. Von oben besehen (Fig. 19. 2.) sind die Schalen an den fast parallelen Seiten stark zusammengedrückt, vorne verschmälert, hinten abgerundet, etwa hinter der Mitte die grösste Breite erreichend. Das zweite Antennenpaar ist beim Weibchen 5-gliederig. Das dritte Glied trägt an seiner Innenseite eine sehr schmale, bis an das Ende des Gliedes reichende Riechborste. Die hier inserirten fünf Schwimmborsten zeichnen sich durch eine ungewöhnliche Länge aus ; dieselben sind dreimal so lang als der Abstand zwischen ihrer Insertionstelle und dem Ende der Klauen. In ihrer zweiten Hälfte sind diese Borsten ziemlich lang gefiedert. Am Ende des vierten Gliedes stehen vier Klauen. Das letzte fünfte Glied ist schmal, dreimal so lang als breit, am Ende mit zwei Klauen bewaffnet, von denen die innere etwas kürzer ist. Auf der hinteren Kante desselben, ungefähr in der Mitte, steht eine lange, feine Sensitivborste. 64 Beim Männchen ist dieses Antenuenpaar 6-gliederig ; am Ende des vierten Gliedes (Fig. 20. i.) befinden sich zwei Spürorgane; dieselben sind walzenförmig, und an ihrem Ende, ähnlich wie bei Candona, mit einem häutigen, löffeiförmigen Anhängsel versehen (s, s'). Die Klauen des letzten Gliedes sind schmächtiger als beim Weibchen. Charakteristisch sind die Mandibeln: Der Taster derselben ist stark ver- i. 2. en -k Fig. 19. Cypria ophthalmica. 1. Die Schale des 9 von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 2. p. — 3. Die Mandibel. // Distalglied des Protopoditen mit der Atbemplatte ex. (/) Erstes bis (5) drittes Glied des Tasters. Ob. D. oc. 1. ^f'^. — 4. Die erste Maxille. en Taster derselben. Ob. D. oc. 2. ^1". — 5. Drittes (5) bis fünftes (5) Glied des Fusses des zweiten Paares. — 6. Ein Furcalglied« Vergr. 5—6. Ob. D. oc. 1. ^f^ längert, so dass er den Kaurand überragt und an die ähnliche Tasterbildung bei Candonopsis erinnert (Fig. 19. 3.). Das Distalglied des Protopoditen ist zweimal so lang als breit. An seiner äusseren Seite trägt es die aus sechs gefiederten Borsten gebildete Athemplatte (ex). Das erste Tasterglied (i.) ist klein, innen mit einem Büschel von vier langen Borsten, von denen drei einseitig gefiedert sind. Am Ende des zweiten Gliedes (2), steht auf der äusseren Seite ein Büschel von vier Borsten, die untere 65 Kante und die ganze hintere sind kurz bewimpert. Das letzte, dritte Glied ist sehr lang und verschmälert, am Ende mit zwei gebogenen Dornen und zwei Wimpern, die den Kaurand der Mandibeln weit überragen, versehen. Auch der Taster des ersten Maxillenpaares ist im Verhältnisse zur Kau- platte sehr entwickelt. (Fig. 19. 4. en). Das erste Glied desselben ist sehr breit, am Ende seiner äusseren Seite entspringt ein Büschel von mehreren Borsten; das zweite ist klein, mit einigen Borsten endigend. Die Kieferfortsätze sind kurz gewimpert. Das zweite Maxillenpaar trägt bei beiden Geschlechtern die aus sechs ge- fiederten Borsten, die so lang als der Taster sind, gebildete Athemplatte. Der Taster ist beim Weibchen schmal, walzenförmig, mit drei Borsten endigend, deren mittlere die längste ist. Beim Männchen ist der Taster breiter als beim Weibchen und trägt an seinem Ende einen Chitinhaken, der mit demselben gelenkartig verbunden und daher beweglich ist. Auf der rechten Seite (Fig. 20. 2. obere Fig.) sind die beiden Tasterkanten fast parallel, die untere ist an ihrer Spitze in einen stumpfen Höcker vorgezogen. Der Endhaken ist gross, nach unten gebogen, an seiner unteren Kante Fig. 20. Cypria ophtlialinica. rf 1. Viertes {4) bis sechstes {6) Glied der Antenne des zweiten Paares, ss^ Spürorgane. 0 Sensitivborste. Ob. F. oc. 1. *f ••. — 2. Oben der Taster der zweiten Maxille der rechten, unten der linken Seite. Ob. D. oc. 3. ^40. — 3. Das Zenkerscbe Organ. 0 Mündung dos Samenleiters. Ob. D. oc. 2. ^jo. — 4. Das Copulationsorgan (einer Seite). Ob. D. oc. 1. 1?^ in der Mitte convexg mit einer membranösen Spitze endigend; die innere Hälfte des Hakens ist hornbraun. An der äusseren Seite, in der Nähe der Wurzel dieses Hakens, steht ein starker, gebogener Dorn, an dessen unteren Seite sich eine eigen- thümliche durchsichtige Membran anschliesst, die unten in eine hyaline Borste auslaufend, zugleich an die äussere Seite des Tasters befestigt ist. Die obere Kante des Tasters der linken Seite (Fig. 20. 2. untere Fig.) ist gerade, die untere stark convex. 6Q Der Endliaken ist an seiner Basis, die an der unteren Seite zwei Höckerchen hat, gedunsen, und dann rasch sich verschmälernd, endigt derselbe in eine schmale, membranöse Spitze. Die Klaue des letzten Gliedes des ersten Fusspaares ist stark, kurz, nur so lang als die zwei vorletzten Glieder. Das letzte Glied des zweiten Fusspaares ist klein, so lang als ein Drittel des vierten Gliedes (Fig. 19. 5.); an seinem Ende trägt es eine nach vorne gerich- tete, abwärts geneigte Borste, die so lang ist als die drei letzten Fussglieder zusammen und nebst dieser noch zwei gleichlange, unterseits fein bewimperte, nach rückwärts gerichtete Borsten von der Länge des betreffenden Gliedes. Das dritte Glied ist an der vorderen und hinteren Kante mit einigen Borstenbüscheln geziert. Ähnliche Borstenbüschel stehen auch auf der hinteren Kante des vierten Gliedes und auf dem Endrande desselben ist noch eine Reihe feiner Dörnchen bemerkbar. Die Furcalgiieder (Fig. 19 6.) sind kurz, doch stark, an der Basis erweitert, mit zwei fast gleich langen, schwach gebogenen Klauen versehen. Die vordere Borste ist sehr kurz, die hintere, fast in der Mitte der fein gewimperten hinteren Kante stehende Borste, ist ungefähr so lang wie die Hälfte der Klauen. Das „Zenker'sche Organ" (Fig. 20. 3.) trägt an der mittleren Röhre, ähnlich wie bei der Gattung Candona, sieben Kränze von Chitindornen, die schief zur Längs- achse befestigt sind. Der erste und der letzte dieser Kränze besteht aus stärkeren Dornen, die auf der Aussenseite durch einen einfachen Chitinring verbunden sind. Die mittlere Röhre ist auf der Proximalseite in eine walzenförmige Anschwellung verlängert, an der sich seitwärts die rosettenförmige Öffnung (oj befindet. Der Samen- leiter bildet an der Distalseite anfangs eine retortenähnliche Anschwellung und verschmälert sich dann in einen langen, in das Copulationsorgan mündenden Samenleiter. Das Copulationsorgan ist dreieckig (Fig. 20. 4.), der vordere Theil (1.), wo der Samen- leiter mündet (vd), ist schmal, nach hinten in zwei gleichfalls schmale, bewegliche Fortsätze verlängert. Der innere Theil (2.) ist breiter, der äussere (3.) pfriemen- förmig oder an der Seitenansicht hakenförmig endigend. Die ganze Kapsel ist durchsichtig, fein reticulirt. Dieser Muschelkrebs ist bei uns sehr gemein, u. z. das ganze Jahr hindurch in beiden Geschlechtern, nicht nur in kleineren Tümpeln, sondern auch in grösseren Teichen recht zahlreich zu finden. In der kälteren Jahreszeit sind jedoch die Männ- chen häufiger. Diese Art schwimmt sehr rege. Mit Vorliebe wählt sie zu ihrer Nahrung faulende thierische Stoffe, um die sie sich in grosser Menge, oft in Gesellschaft von Cyclocypris laevis, anzusameln pflegt. Fundort: Malvazinky bei Prag. (HL 1887.) Libusabad bei Prag. (HL 1887.) Tümpeln bei Bechovic. (IV. 1887.) Kllcany bei Prag. (IV. 1887.) Teich bei Zvole&oves. (VHI. 1888.) Judenteich bei Frauenberg. (VIII. 1887.) Verbreitung: Angegeben aus allen Ländern, wo Muschelkrebse gesam- melt und studiert wurden. 67 VII. Gattung. Cyeloeypris, Brady and Norman. 1787 — 1854. Cypris, autorum. 1820. Monoculus, Jurine (9) p. 179. 1854. Cypria, Zenker (26) p. 79. 1889. Gypria, (e. p.) Brady and Norman (87) p. 68. 1889. Cyeloeypris, Brady and Norman (87) p. 70. (Charact. emend.) Das zweite Antennenpaar beim Weibchen 5-giiederig, beim Männchen 6-gliederig, am Ende des vierten Gliedes befinden sich bei diesem keine Spürorgane; am Ende des dritten Gliedes stehen lange Schwimmborsten. Der Taster der Mandibeln und der ersten Maxille regelmässig entwickelt. Das zweite Maxillenpaar trägt die Athemplatte und einen Taster, der beim Weibchen ungegliedert, beim Männchen aber mit einem starken Haken versehen ist. Das letzte Glied des zweiten Fusspaares ist ungewöhnlich lang, von der Länge zweier Drittel des vierten Gliedes. Die Furcalglieder sind stark, die hintere Borste an denselben im Anfange des letzten Drittels der hinteren Kante inserirt. Vier Muskelabdrücke; di'ei stehen in einer Reihe übereinander und der vierte ist hinter denselben. Die Männchen erscheinen zahlreich. Das „Zenker'sche Organ" ist dem der Gattung Cypria ähnlich. Die mittlere Röhre endet aber an der Proximalseite flach und ist daselbst nicht verlängert. Die Lage der rosettenförmigen Mündung ist etwas excentrisch. Der Samenleiter ist lang, knäuelförmig gewunden. Das Copu- lationsorgan ist von vierseitiger Form. Diese Gattung ist zwar mit dem Genus Cypria verwandt, doch im Wesen- tlichen von der letzteren verschieden. Die Gattung Cyeloeypris stellte Brady nur für eine einzige Art, die C. globosa auf, von der er nur das Männchen kannte. Mir gelang es auch das Weib- chen zu entdecken, an dem ich noch weitere generische Unterschiede zwischen der Gattung Cypria constatiren konnte und so auch fand, dass einige Arten, die bisher zur Gattung Cypria gezogen wurden, entschieden zu Cyeloeypris gehören. Die ungewöhnliche Länge der Schwimmborsten am zweiten Antennenpaare, ist ein Merkmal, das beiden Gattungen gemeinschaftlieh ist; sie unterscheiden sich jedoch auch durch die verschiedene Bildung des ersten, und mehr noch des zweiten Fusspaares, durch die Form des Mandibel- und ersten Maxillentasters, und bei den Cyclocyprismännehen durch das Fehlen der Spürorgane am zweiten Antennenpaar, ferner durch die abweichende Form des zweiten Maxillenpaares, des „Zenker'schen Organs" und des Copulationsorganes. Die Schalen sind stets breit eirund. 6* G8 Von den bekannten drei Arten, u. z. Cyclocypris serena, laevis und globosa, leben die letzten zwei in Böhmen, die folgendermassen leicht zu unterscheiden sind : 1 Abdominalanhänge • zweimal so lang als ihre Endklaue dreimal so lang als ihre Endklaue 1 laevis. ! globosa. 10. Cyclocypris laevis (0. F. Müller). (Fig. 21. 1—6.) Fig. 7-9. 18—19. 1785. Cypris laevis, 0. F. Müller (5) p. 52. pl. III. 1820. Monoculus ovum, Jurine (9) p. 179. pl. XIX. Fig. 1835. Cypris minuta, Baird (11) p. 99. pl. III. Fig. 9. 1837. „ brunea, Koch (13) H. X. n. 5. 1837. „ lepidula, Koch (13) H. X. 6. 1844. „ vulgaris, Zaddach (15) p. 35. 1850. „ minuta, Baird (22) p. 155. pl. XVIII. Fig. 7-8. 1851. „ pantherina, Fischer (23) p. 163. pl. XI. Fig. 6—8. 1853. „ Ovum, Liljehorg (25) p. 113. pl. X. Fig. 13—16. 1868. „ Ovum, Brady (41) p. 373.pl. XXIV. Fig.31-34,43— 45,pl.XXXVI.Fig.8. 1868. „ Ovum, Claus (12) pl. I. Fig. 1 — 5. 1888. „ Ovum, Schwarz (83) p. 18. 1888. „ Ovum, Sostarid (85) p. 46. 1889. Cypria laevis, Brady et Norman (87) p. 69. Masse: Länge 0'52 mm. Höhe 0*35 mm. Breite 0*35 mm. Dieser kleinste Muschelkrebs zeigt an seiner Seitenansicht (Fig. 21. i.) eine seicht nierenförmige Gestalt. Vorder- und Hinterrand sind gleich hoch, regel- mässig abgerundet, in den schwach gewölbten Oberrand, der etwa hinter der Mitte am höchsten ist, übergehend. Am unteren Rande, etwa im ersten Drittel, ist eine schwache Einbuchtung. Die Schale ist schwach durchscheinend, gewöhnlich horn- braun, manchmal aber auch weiss (vom See Laka), mit vielen, oft aber undeutlichen Fleckchen. An der ganzen Oberfläche ist die Schale schütter, doch entlang des Vorder- und Hinterrandes dicht und ziemlich lang beborstet. Bei der Ansicht von oben (Fig. 21. 2.) sind die Schalen breit eiförmig, im zweiten Drittel am breitesten, so breit als die Schale hoch ist. Nach vorne zu sind die Schalen jäh verengt, nach hinten abgerundet. Das Auge ist deutlich, in Form einer viereckigen Mackel durchscheinend. 69 Reim Weibchen ist das zweite Antenneupaar ganz ähnlich gebildet wie bei der folgenden C. globosa. Beim Männchen ist dieses Antennenpaar 6-gliederig, am Ende des vierten Gliedes ohne Spürorgane und auch dadurch von der Gattung Cyprla verschieden. Die äussere Klaue am Ende des vorletzten und die innere Klaue am Ende des letzten Gliedes, beim Weibchen sehr lang, reichen beim Männchen blos zur Hälfte der übrigen Klauen. An der Aussenseite steht auch ein kleiner Dorn, der beim Weibchen fehlt. Fig. 21. Cyclocypris laevis. 1. Die Schale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 2. ^'. — 3. Der Taster der zweiten J* Maxille der rechten (obere Fig.) und der linken (untere Fig.) Seite. Ob. F. 00. 1. ^l". — 4. Drittes (J) bis letztes (5) Glied des Fusses des zweiten Paares. Ob. D. oc. 1. ^l-'. — 5. Ein Furcalglied. Ob. D. oc. 1. ^|^. — 6. Copulationsorgan (der einen Seite). Ob. D. oc. 2. 2fo. Der Taster der Mandibeln besteht aus kurzen, breiten Gliedern, so dass die Dorne am letzten Gliede den Kaurand der Mandibeln wohl erreichen, doch nicht überragen. Das zweite Maxillenpaar ist unbedeutend, so dass das Auspraepariren des- selben, namentlich beim Männchen, ziemlich schwierig ist. Das Endglied des Tasters beim Männchen ist anders gebildet als bei der Gattung Cypria. Rechterseits ist der Taster grösser als linkerseits (Fig. 3. oben), der Endhaken ist kappenförmig erweitert, mit einer durchsichtigen membranösen Spitze endigend. Der Endhaken des linken Tasters (Fig. 3. unten) ist jäh verengt, stark gebogen, am Ende schief 70 abgeschnitten. An beiden Tastern lauft die untere Kante in einen Höcker aus, vor dem eine kleine Borste steht. Die Endklaue des ersten Fusspaares ist schmal, schwach gebogen, so lang wie die drei vorletzten Glieder zusammen. Durch die Bildung des zweiten Fusspaares ist diese Art von den Arten der Gattung Cypria leicht kenntlich. Das letzte Glied (Fig. 21. 4.) ist so lang wie zwei Drittel des vierten Gliedes; die nach vorne gerichtete und abwärts geneigte Endborste, überragt an Länge die drei letzten Fussglieder. Von den zwei Borsten die bei den übrigen stets nach hinten und aufwärts gerichtet sind, ist hier die untere nach vorwärts gerichtet und abwärts geneigt und so lang wie das letzte Glied. Die obere, nach rückwärts gerichtete Borste, ist kurz und gebogen. Die Furcalglieder sind kurz, so dass die vordere Kante nur zweimal so lang ist als die Endklaue (Fig. 21. 6.). Die Klauen sind stark, schwach gebogen, in der zweiten Hälfte fein gesägt. Die vordere Borste ist kurz. Die hintere Kante ist mit fünf gedrängten Wimperkämmen geziert, am Anfang ihres letzten Drittels steht die zarte, sehr unscheinbare hintere Borste. (Bei Brady ist sie nicht abgebildet.) Das „Zenker'sche Organ" ist im Wesentlichen so gebildet, wie bei der vorangehenden Gattung. Die mittlere Röhre trägt sieben Kränze von Dornen, endigt aber an der Proximalseite flach, und ist blos schwach gewölbt. Die rosettenförmige Narbe liegt etwas excentrisch. Der Samenleiter ist im Anfang nur schwach gedunsen, doch sehr lang, und bevor er in das Copulationsorgan mündet, knäulartig gewunden. Dieses ist im Umrisse viereckig (Fig. 21. 6.); sein vorderer Theil (i.) ist breit, und hier befindet sich der Samenleiter, dessen Durchschnitt viel grösser ist als bei Cypria compressa; derselbe bildet anfangs eine unregelmässige Chitinan- schwellung und ist dann schleifenförmig gewunden. An dieser Stelle ist ein starker Chitinhaken befestigt, der Anfangs gerade, dann nach unten gebogen und auf der Aussenseite mit einem membranösen Anhängsel versehen ist. Die flügelartigen An- hänge (2. 3.) sind gleich gross, dreieckig, der zweite derselben ist unter dem dritten inserirt (2.). Dieser kleinste Muschelkrebs bewohnt vorzugsweise kleine, mit Wasser- pflanzen bewachsene Tümpel, in denen er mitunter massenhaft anzutreffen ist. Wenn man das Wasser auf die Schüssel giesst, so versammeln sich alsbald die Thiere um den Rand des Gefässes und bilden hier einen braunen Streifen. In ihren Be- wegungen sind sie rasch und unermüdlich. Beunruhigt ziehen sie alsbad ihre Extremitäten ein und fallen mit geschlossener Schale zu Boden, doch um gleich wieder den Reigen fortzusetzen. Was den Wohnort anbelangt, so ist die Art in dieser Beziehung nicht wählerisch, denn das Wasser grosser Teiche ist ihr ebenso zusagend, wie das der Tümpel und Lachen; Pavesi giebt an, sie sogar in schwefelhaltigen Quellen bei Stabio und Paraviso gefunden zu haben. Häufig ist in ihrer Gesellschaft Cypria compressa zu finden, doch stets in geringerer Anzahl. Nach F 0 r e 1 soll sie in den Schweizer Seen die Hauptnahrung der Sai- blinge bilden. 71 Fundort: In grosser Anzahl in stehenden Wässern überhaupt und fast in allen Teichen Südböhmens. Im See Laka im Böhmerwalde fand ich eine ganz weisse Varietät. Verbreitung: Verzeichnet aus allen Ländern, wo Muschelkrebse beobachtet wurden. Fossil im Tertiaer in England. 11. Cyclocypris globosa (G. 0. Sars). (Fig. 22. 1-9.) 1863. Cypris globosa, Sars G. 0. (34) p. 27. 1868. „ cinerea Brady (41) p. 374. pl. XXIV. Fig. 39—42. pl. XXXVI. Fig. 7. 1889. Cyclocypris globosa, Brady & Norman (87) p. 71. pl. XIV. Fig. 1 — 2. pl. XI. Fig. 10—18. Masse: Länge 0"80 mm. Höhe 0-56 mm. Breite 0"52 mm. An den Seiten (Fig. 22. i.) ist die Schale hoch, ihre, etwa hinter der Mitte liegende grösste Höhe gleicht zwei Dritteln der Länge der Schalen. Der stark gewölbte Oberrand umschreibt einen Bogen im Übergang zum Unterrand, senkt sich aber ziemlich jäh zu dem niedrigen Vorderrand. Die untere Kante ist fast gerade. Die wenig durchscheinenden Schalen sind hornbraun, kurz beborstet, dichter am Rande als an den Flächen. Von oben (Fig. 22. 2.) erscheinen die Schalen breit eiförmig, ungefähr in der Mitte am breitesten. Das zweite Antennenpaar (Fig. 22. 4.) ist beim "Weibchen ähnlich gebildet wie bei der vorigen Gattung (Cypria), die Schwimmborsten sind jedoch kürzer, das Ende der Klauen reicht fast bis zur Hälfte derselben. Der eigentlichen Schwimmborsten sind fünfe zu zählen, nur die vor diesen stehende sechste Borste ist kurz, wogegen Brady angiebt, dass nur eine oder zwei Borsten lang, die übrigen aber kurz sind. Dies gilt auch von der Gattung Cypria. Die auf der inneren Seite des dritten Gliedes stehende Riechborste (0) ist sehr lang. Das fünfte Glied (5.) ist klein, so lang als breit. Das vierte und fünfte Glied sind an ihrem Ende mit langen Klauen bewaffnet, von denen die vier inneren fast gleich sind, die äussere Klaue ist dagegen um ein Drittel kürzer. Beim Männchen zeigt diese Antenne dieselben Abweichungen, wie sie bei der früheren Art hervor- gehoben wurden. Das zweite Maxillenpaar ist beim Männchen viel stärker entwickelt als bei der vorigen Art, ähnlich ist jedoch bei beiden Arten die Bildung des Tasterendglieds. Die Athemplatte ist wohl entwickelt, ihre gefiederten Borsten reichen bis fast an das Ende des Tasters. In der Nähe der äusseren Kante steht eine starke, zwei- gliederige, in ihrer zweiten Hälfte gefiederte und das Ende des Tasters errei- chende Borste. Rechterseits (Fig. 22. 5.) endigt der Taster mit einem breiten kappen- förmigen Haken, an dessen Wurzel, an der äusseren Seite und an der unteren Kante, sich eine ziemlich lange Borste befindet ; linkerseits (Fig. 22. 6.) endigt der 72 4. Fig. 22. Cyclocypris globosa. 1. Die Schale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. V. — 3. Muskelabdrücke. Ob. A. oc. 3. Y- — 4. Die zweite Antenne, o Riecbborste. s Sensitivborste. Ob. D. oc. 1. ^Y'. — 5. Die zweite cT Maxille der rechten Seite. — 6. Der Taster derselben Maxille der linken Seite. Vergr. 5—6. Ob. D. oc. 2. 'f«. — 7. Ein Furcalglied. Ob. D. oc. 1. if\ — 8. Das Zenker'sche Organ. — 9. Copulationsorgan der einen Seite, vd vas deferens. Vergr. 8 — 9- Ob. BB. oc. 3. 1J-. 73 Taster mit einem stark verschmälerten, sauft gebogenen Haken, dessen Wurzel stark verbreitet und mit einem gebogen Zahn versehen ist, unter dem, d. i. an der hinteren Kante des Tasters sich ein starker, hornbraun gefärbter Höcker befindet. Die untere Kante des Tasters trägt an ihrem Ende eine kurze Borste. Das erste und das zweite Fusspaar sind wie bei der vorigen Art gebildet. Die Furcalglieder (Fig. 22. 7.) sind sehr lang, so dass die Vorderkante dreimal so lang ist als die Endklaue. Die vordere Borste ist ziemlich lang; die Klauen sind stark, fast gerade, erst gegen das Ende zu schwach gebogen und bedornt. An der Seitenfläche stehen einige Reihen von kammförmig geordneten Wim- pern, die hintere Kante ist deutlich bedornt. Die hintere, am Anfange des letzten Drittels stehende Borste ist, wie bei der vorigen Art, zart und membranös. Das „Zenker'sche Organ" ähnelt dem der vorigen Art, zeigt aber andere Dimensionen. Dasselbe (Fig. 22. 8.) ist auffallend gross, die mittlere Röhre unge- wöhnlich breit, die Dornen der inneren fünf Kränze sind fadenförmig und zahl- reicher als bei C. laevis. Der Samenleiter ist ebenfalls sehr breit. Im Übrigen stimmt das Organ mit jenem von C. laevis überein, gleichfalls auch was Form und Hauptanordnung des Copulationsorgans (Fig. 22. 9.) anbelangt. Die einzelnen Theile, an denen der breite Samenleiter sich zieht, sind hornbraun und durch viele plastische Unregelmässigkeiten charakterisirt. Der Chitinhaken ist sichelförmig gebogen, sein membranöser Anhang ist ziemlich gross. Die flügeiförmigen Anhänge sind ungleich ; der eine derselben (3.) ist regelmässig abgerundet und nimmt den ganzen hinteren Theil ein, wogegen der unter ihm befindliche (2.), an die innere Seite verschoben und äusserlich mit einem tiefen Einschnitt gekennzeichnet ist. Fundort: Diese interessante Art fand ich bisher nur einmal und zwar geschlechtsreife Männchen und Weibchen in einem torfigen Tümpel bei Hui'kenthal im Böhmerwalde. (IV. 8. 1887.) Verbreitung: Zur Zeit nur aus England, Schottland und Norwegen bekannt. In Schottland auch fossil im Post-tertiaer. VIII. Gattung. Cypridopsis Brady. Cypris, autorum. 1820. Monoculus, Jurine (9). 1868. Cypridopsis, Brady (41) p. 375. Das zweite Antennenpaar ist 5-gliederig, am Ende des dritten Gliedes mit einem Büschel von fünf gefiederten Schwimmb ersten versehen. Die Atheraplatte des zweiten Maxillenpaares besteht aus einer Platte, die fünf gefiederte Borsten trägt, oder sie ist nur auf zwei, direct am Kiefer sitzende Borsten reducirt. 74 Das zweite Fusspaar ist 5-gliederig, das letzte Glied desselben ist schnabelförmig und trägt eine unter der Spitze inserirte, nach rückwärts gerichtete starke Chitinklaue. Die Furcalglieder sind verkümmert, geiseiförmig, an der Basis gedunsen und daselbst, auf der hinteren Seite, eine kurze Wimper tragend. Diese Gattung lässt sich in zwei Gruppen trennen. In die erste Gruppe gehören diejenigen Arten, deren zweites Maxillenpaar mit einer fünf gefiederte Borsten tragenden Athemplatte versehen ist. Von oben besehen sind die Schalen bei diesen Arten im Umrisse breit eiförmig. In die zweite Gruppe kommen die- jenigen Arten, die am zweiten Maxillenpaare an der Stelle der Athemplatte nur zwei gefiederte Borsten besitzen. Von oben besehen erscheinen die Schalen dieser Arten an den Seiten comprimirt. Im Übrigen stimmen die Arten beider Gruppen so überein, dass sie als zwei verschiedene Genera nicht getrennt werden können. Auch ist C. Newtoni gewissermassen als Übergangform dieser beiden Gruppen zu betrachten. Der Athemplatte am zweiten Maxillenpaare und der äusseren Form nach würde diese Art zur zweiten Gruppe gehören, wogegen sie in der Form des ersten Ma- xillen- und ersten Fusspaares mit den Arten der ersten Gruppe übereinstimmt. In die erste Gruppe gehören: C. vidua, variegata und picta, von welchen bei uns nur die erste Art gefunden wurde. Aus der zweiten Gruppe, wohin C. acu- leata, Newtoni und villosa gehören, fand ich bei uns die beiden letzten Arten und eine neue Art, C. smaragdina. Die Männchen dieser Gattung sind unbekannt; bei den Weibchen wurde das Receptaculum seminis stets leer gefunden. Sie dürften sich also nur pailheno- genetisch fortpflanzen. Unsere Arten lassen sich nach den in der folgenden Tabelle angeführten Merkmalen leicht unterscheiden: Die Athemplatte des zweiten Maxillenpaares besteht aus fünf Borsten aus zwei Borsten. Die . Furcalglie- der sind an ihrer Wurzel 1 walzenförmig gedunsen, jäh in eine Geissei auslaufend erweitert, allmälig in eine Geissei über- gehend. Die Schwimmborsten am zweiten Antennen- paare reichen an das Ende der Klauen überragen die Klauen vidua Newtoni villosa smaragdina 75 12. Cypridopsis vidua (0. F. Müller.) (Fig. 23. 1—4.) 1785. Cypris vidua, 0. F. Müller (5) pag. 55. Taf. IV. Fig. 7—0. 1820. Monoculus vidua, Jurine (9) p. 175. pl. XIX. Fig. 5—6. 1837. Cypris maculata, Koch (13) H. 10. 2. 1841. „ strigata, Koch (13) H. 36. 19. 1844. „ vidua, Zaddach (15) p. 35. 1850. „ vidua, Baird (22) p. 152. PI. XIX. Fig. 10—11. 1850. „ sella, Baird (22) p. 158. PI. XIX. Fig. 5. 5a. 1851. „ vidua, Fischer (23) p. 162. Taf. XI. Fig. 1—2. 1853. „ vidua, Liljeborg (25) p. 111. 1854. „ vidua, Zenker (26) p. 79. 1868. „ vidua. Brady (41) p. 375. pl. XXIV. Fig. 27—36. Fig. 46. 1868. „ vidua, Claus (42) pl. I. Fig. 6—8. 1868. „ vidua, Fric & Nekut (43) p. 48. Fig. 29. 1870. Cypridopsis obesa, Brady & Robertson (45) p. 15. 1871. Cypris vidua, Heller (46) p. 24. 1872. „ „ Fric (48) p. 212. Fig. 27. 1888. „ „ Sostari(3 (85) p. 46. 1889. Cypridopsis vidua, Brady & Normann (87) p. 89. Masse: Länge 0*70 mm. Hohe 0*45 mm. Breite 0*52 mm. An der Seitenansicht (Fig. 23. i.) ist die untere Kante fast gerade, nur schwach in der Mitte gebuchtet. Der regelmcässig abgerundete Vorder- und Hinterrand übergehen allmälig in den Oberrand, der in der Mitte am höchsten ist. Die Schale ist nur wenig durchsichtig, dicht mit Grübchen bedeckt, kurz, aber dicht beborstet. In der Mitte durchschimmern vier Muskelabdrücke; drei derselben stehen über- einander und der vierte hinten denselben. Die Farbe der Schale ist gelblichweiss, von der Rückenseite ziehen sich drei schwärzliche, bis in die Mitte der Schalen reichende Striemen ; die erste erstreckt sich vor dem Auge entlang des Vorderrandes, die zweite beginnt hinter dem Auge und ist mit der im letzten Drittel befindlichen dritten Strieme mit einem breiten Band entlang des oberen Randes verbunden. Oft findet sich noch eine schwarze Mackel in der Mitte der Hinterrandes. Was die Intensität der Farbe und Grösse der Striemen anbelangt, so sind dieselben sehr variabel. Manchmal herrscht eine mehr grünliche Farbe vor und die Striemen sind dann weniger deutlich. Von oben besehen (Fig. 23. 2.) erscheinen die Schalen breit eiförmig, nach vorne zu verschmälert, hinten abgerundet, mit der grössten, die Höhe übertreffenden Breite nahe der Mitte. Das zweite Antennenpaar ist 5-gliederig. Das dritte Glied trägt nahe am Ende ein Büschel von fünf, die Spitzen der Klauen erreichenden gefiederten Schwimm- 76 borsten. Das vierte Glied ist am Ende der äusseren Seite mit drei gezähnten Klauen bewaffnet, auf der inneren Seite ist das letzte Antennenglied befestigt, das mit zwei ähnlichen Klauen endigt, von denen die innere etwas kürzer ist; neben derselben ist eine zarte Sensitivborste bemerkbar. Die Athemplatte an den Mandibeln ist deutlich entwickelt. Die Glieder des Tasters werden gegen das Ende schmäler, das letzte ist ganz kurz und endigt mit steifen Borsten. Cypridopsis vidua. Fig. 23. 1. Die Scliale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. *s. — 3. Die Kieferfortsätze (k) und der Taster (en) des ersten Maxillenpaares. Ob. D. oc. 1. »r 4. Das vierte (4) und fünfte (5) Glied des Fusses des zweiten Paares. Ob. D. oc. 1. 3 '■■0 1 • Der Taster und die Kieferfortsätze des ersten Maxillenpaares sind schmal und lang. Der Taster ist zweigliederig (Fig. 23. s. en) das zweite Glied ist um die Hälfte kürzer als das erste, dieses trägt am Ende der äusseren Seite ein Büschel von vier Borsten. Die folgenden drei Fortsätze des Kautheiles (kj sind ein wenig gebogen, an ihrem stumpfen Ende beborstet. Das zweite Maxillenpaar ist durch seine Athemplatte ausgezeichnet, die aus fünf gefiederten, die Länge des Tasters erreichenden Borsten gebildet ist. Der Taster endigt mit drei langen, halbgefiederten Borsten, von denen die mittlere die längste ist. 77 Die Glieder des ersten Fusspaares sind breit, die letzten vier sind au ihrem Ende mit langen Borsten versehen. Am letzten Gliede ist eine ziemlich starke Klaue befestigt, die anfangs gerade, später aber hakenförmig gebogen und von der Länge der letzten vier Glieder ist. Das zweite Fusspaar ist fünfgliederig. Das vierte Glied (Fig. 23. 4.) trägt in der Mitte seiner hinteren Kante eine Borste, die das mit einem kleinen Chitin- höcker abgeschlossene Ende des Gliedes ein wenig überragt. Das letzte Glied ist klein, schnabelförmig und mit der scharfen Spitze nach rückwärts gerichtet. An seiner vorderen Kante, etwas seitwärts, sitzt eine starke Klaue fwj, die an der Basis verbreitet, in der Mitte gerade und fein quer gestreift, am Ende kurz haken- förmig gebogen ist. Neben derselben steht eine feine, gleichfalls nach rückwärts gerichtete, das Ende des fünften Gliedes nicht überragende Wimper (b). Die Furcalglieder sind verkümmert, an der Wurzel verbreitet, daselbst hinten mit einer kurzen Wimper versehen, worauf sie jäh in eine feine Geissei auslaufen. Sonst sind sie von ähnlicher Bildung wie bei C. villosa. Der Wohnort dieses Muschelkrebses ist mannigfaltig ; man findet ihn sowohl in kleinen Tümpeln mit klarem Wasser und reichlichen Wasserpflanzen als auch in ausgedehnten Teichen, woselbst er beim Ufer sich aufhält. Fundorte: Das Wasserbasin im Hofe des böhm. Museum in Prag. In einer Quelle bei Pankraz nächst Prag. (Juni 1887). Blinder Moldauarm bei Krumau (August 1887). Lachen bei Elbekostelec, in welchen Apus cancriformis jährlich zu erscheinen pflegt (Mai 1888). Teich bei Zvolenoves, Judenteich bei Frauenberg; Padrtteich; Gatterschlager Teich bei Neuhaus (Zool. Station). Verbreitung. Ist, wie Cyclocypris laevis, eine der am meist verbrei- teten Arten, die überall, wo man nach Muschelkrebsen suchte, nachgewiesen wurde. Fischer fand sie auf Madeira, Moniez giebt sie von den Azoren an. 13. Cypridopsis Newton! Brady & Robertson. (Fig. 24. 1-5.) 1870. Cypridopsis newtoni, Brady & Robertson (45) p. 14. pl. VII. Fig. 14 — 16. 1889. „ „ Brady & Norman (87) p. 90. pl. VIII. Fig. 16—17. Masse: Länge 0*80 mm. Höhe 0*48 mm. Breite 0'38 mm. An den Seiten ist die Schale (Fig. 24. i.) verhältnissmässig hoch; die grösste Höhe liegt ungefähr vor der Mitte, von da an übergeht der Oberrand bogen- förmig in den Vorderrand, so dass der hintere Rand viel niedriger ist als der vordere. Der untere Rand ist im ersten Drittel stark concav, dann gerade. Der Vorder- und Hinterrand sind schmal hyalin gesäumt. Die ganze Oberfläche der dunkelgrünen Schale ist kurz und dicht beborstet. 78 Bei der Ansicht von oben (Fig. 24 2.) ist die Schale schmal, an den Seiten comprimirt, am breitesten ungefähr in der Mitte, von da an sich gegen die Spitze verschmälernd, hinten abgerundet. Das erste Maxillenpaar ist ähnlich wie bei C. vidua gebildet, obzwar diese Art in die zweite Gruppe gehört, deren übrige Arten sich durch eine andere Bildung dieses Maxillenpaares unterscheiden. Die beiden Tasterglieder sind gleich lang und überragen nicht die langen, schmalen Kieferfortsätze. Der erste derselben trägt zwei starke, zweigliederige, schwach gebogene Dorne ; das erste Glied derselben ist kurz, das zweite ist am Ende fein gezähnelt, an der äusseren Seite stehen zwei Fig. 24. Cypridopsis Newton i. 1. Die Schale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. V- — 3. Ein Dorn vom ersten Kieferfortsatze der ersten Maxille. Ob. F. oc. 1. *!". — 4. Der Fuss des ersten Paares. Ob. D. oc. 1. »fs. — Ein Furcalglied. Ob. D. oc. 1. i|^ dieser Zähnchen, die stärker sind als die etwa 6 allmälig sich verkleinernden Zähn- chen der inneren Seite. (Fig. 24. 3.). Das zweite Maxillenpaar ist namentlich durch die verkümmerte Athemplatte bemerkenswerth, die hier nur durch zwei gefiederte, direct am Basaltheil der Kiefer sitzende Borsten, ähnlich wie bei der Gattung Candona, repraesentirt ist. Der Taster trägt an seinem Ende drei gefiederte Borsten, von denen die obere die kürzeste, die mittlere die längste ist, so dass sie an Länge den ganzen Taster überragt. Das erste Fusspaar besteht aus ungemein starken breiten Gliedern; das zweite trägt auf der äusseren Kante fünf Borstenbüschel und die folgenden drei an ihren Enden starke Borsten. Die Klaue am letzten Gliede ist breit und stark, bloss von der Länge der letzten drei Glieder, innen fein bedornt (Fig. 24. 4.). 79 Das zweite Fusspaar ist ähnlich wie bei C. vidua, doch die neben der Endklaue stehende deutliche Wimper überragt die schnabelförmige Spitze des letzten Gliedes. Durch die Form der Furcalglieder unterscheidet sich diese Art wesentlich von den übrigen Arten. Fast bis zur Hälfte sind dieselben walzenförmig erweitert und dann jäh in eine Geissei verschmälert. (Fig. 24. 5.) Die hintere Borste steht in der Nähe des Endes der walzenförmigen Erweiterung. Fundort: Im Teiche bei Unter-Pocernic (an der zool. Station im Juli und Septemb. 1888), woselbst sie am Ufer in grosser Menge erscheint. Verbreitung: Mit Sicherheit bisher nur in England und Schottland nachgewiesen und auch in den jüngsten Anschwemmungen (Post-tertiaer) gefunden. 14. Cypridopsis villosa (Jurine). (Fig. 25. 1-3.) 1820. Monoculus viliosus, Jurine (9) p. 178. pl. XIX. Fig. 14—15. 1850. Cypris Westwoodii, Baird (22) p. 156. pl. XIX. Fig. 9. 1868. Cypridopsis villosa, Brady (41) p. 377. pl. XXIV. Fig. 11—15. pl. XXXVI. Fig. 9. 1871. Candona brachyura, Heller (46) p. 27. Taf. IL Fig. 1—8. 1889. Cypridopsis villosa, Brady & Norman (87) p. 90. Masse: Länge 0-75 mm. Höhe 0*42 mm. Breite 0-32 mm. In Fonn und Farbe der vorhergehenden Art ähnlich (Fig. 25. 1.). Der untere Rand ist jedoch in der Mitte concav, die hyaline Säumung des Vorder- und Hinterrandes ist sehr schmal, der Oberrand übergeht in sanftem Bogen in den Unterrand. Charakteristisch ist die Beborstung. Alle an der Schalenoberfläche ste- henden Borsten, schon vom Vorderrande angefangen, sind nach rückwärts gerichtet und unter einander parallel, was auch bei der Ansicht von oben wahrnehmbar ist. Die Muskelabdrücke sind klein und gedrängt. Die Farbe dieser Art ist ein lichteres Grün, in dem der durchschimmernde Eierstock als ein weissliches Band wahrnehmbar ist. Von oben besehen (Fig. 25. 2.) ist die Schale schmäler als an der vorigen Art, die grösste Breite ist in der Mitte, von da an verschmälern sich die Schalen nach vorne und hinten fast gleichmässig. Das erste Maxillenpaar unterscheidet sich in seiner Form wesentlich von jenem der zwei vorangehenden Arten, und ähnelt im Ganzen der folgenden Art, C. Smaragdina. Das zweite Maxillenpaar trägt wie die frühere Art statt der Athemplatte bloss zwei gefiederte Borsten. Das erste Fusspaar ist zart, seine Glieder sind schmal, die Endklaue ist dünn und so lang als die drei letzten Glieder zusammen. Das zweite Fusspaar ist ähnlich wie bei den beiden früheren Arten gebildet, die End- 80 klaue ist stark und die neben ihr stehende unscheinbare Wimper erreicht nicht das Ende des letzten Gliedes. Die Furcalglieder (Fig. 25. 3.) sind, wie bei C. vidua, an der Wurzel gedunsen und in eine Geissei verschmälert, die Wimper an der hinteren Kante ist jedoch höher vorgeschoben. Fig. 25. Cypridopsis villosa. 1. Die Schale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. *^. — 3. Ein Furcalglied. Ob. D. oc. 1. ^f\ Schon Ende März und Anfangs April legen die Weibchen, die ich schon im Winter fand, orangerothe Eier, die sie an abgefallenes Laub und verschiedene Gegenstände im Wasser ankleben. Diese Art hält sich besonders am Grunde der Gewässer auf, wo sie sich einwühlt und erscheint nur zeitweise an der Oberfläche um frei herumzuschwimmen. Fundort: Im Bassin im böhm. Museum in Prag fast das ganze Jahr hindurch. In einer Quelle bei dem Roztoker Bahnhof nächst Pürglitz (August 1887). Verbreitung: Bisher in England, Schweden, Belgien, Frankreich, in der Schweiz und in Tirol gefunden. 15. Cypridopsis smaragdina sp. n. (Fig. 26. 1—3.) Masse: Länge 0*68 mm. Höhe 0*48 mm. Breite 0 32 mm. Von den vorangehenden Arten schon durch die äussere Form leicht zu unterscheiden. (Fig. 26. 1.) Die Schale ist fast dreiseitig, im ersten Drittel, über dem durch die Schale durchschimmernden Auge am höchsten. Von da an neigt sich der Oberrand im sanften Bogen zum Vorderrand, verbindet sich aber mit dem Hinterrand in schiefer Linie, so dass derselbe viel niedriger als der Vorderrand ist. Vorder- und Hinterrand sind auffallend breit hyalin gesäumt, auf dem ersteren beginnt die Säumuug in der Nähe des Auges, und umfasst den vorderen und unteren 81 Winkel, hinten ist nui der untere Winkel gesäumt, so dass die Schale fast spitz- winkelig endigt. Der Unterrand ist gerade. Die Schalen sind grasgrün und ähnlich wie bei C. villosa beborstet. Alle Borsten, vom Vorderrand beginnend, sind zu einander parallel, nach rückwärts gerichtet und an die Schale angedrückt. Die Borsten sind ungemein steif, dicht aneinander gereiht. Ausserdem ist die ganze Schale mit kleinen Grübchen bedeckt. Von oben besehen ist die Schale stark an den Seiten comprimirt (Fig. 26. 2.) nach vom und hinten gleichförmig verengt, vom bildet die hyaline Berandung einen kleinen Kiel. Von den übrigen Arten unterscheidet sie sich hauptsächlich durch die Bildung des zweiten Antennenpaares, dessen am Ende des dritten Gliedes inserirte Schwimm- borsten sehr lang sind, so dass sie das Ende der Klauen um ein Drittel ihrer Länge überragen. Fig. 26. Cypridopsis smaragdina. 1. Die Schale von der Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. V« — 3. Die Kiefei-fortsätze (k) und der Taster (en) der ersten Maxille. Ob. D. oc. 1. 1 8! Der Taster des ersten Maxillenpaares (Fig. 25. 3. en) ist stark, sein zweites Glied ist klein, dreieckig, die Kieferfortsätze überragend und am Ende mit drei stärkeren und einigen zarten Borsten versehen. Die Kieferfortsätze (K) sind stark und kurz, der erste derselben ist mit zwei ungezähnten Dornen bewaffnet. Die Endklaue am letzten Gliede des zweiten Fusspaares ist klein, die neben derselben stehende zarte Wimper überragt das Ende des letzten Gliedes. Die Furcalglieder ähnlich wie bei der vorigen Art, an der Wurzel aber nur schwach verbreitet und ganz allmälig in eine Geissei übergehend. Vermöge der langen Borsten am zweiten Autennenpaare schwimmt diese Art sehr rege. Die reifen Eier sind zinnoberroth. Fundort: In einem kleinen Teiche bei Ober-Baumgarten in grosser Anzahl. Juli und August 1890. 82 IX. Gattung. Cypris, 0. F. Müller. 1785, Cypris, 0. F. Müller (5) pag. 48. 1820. Monoculus, Jurine (9) pag. 170. 1889. Erpetocypris (e. p.) Brady & Norman (87) p. 84. Das zweite Antennenpaar beim Männchen und Weibchen 5-glie- derig. Das dritte Glied trägt nahe am Ende ein Büschel von fünf (bis sechs) Schwimmborsten, die entweder so kurz sind, dass sie nicht das vierte Glied über- ragen (Untergattung Erpetocypris, Brady & Norman) oder bis an die Spitzen der Klauen des letzten Gliedes reichen und halbgefiedert sind (Untergattung Eucypris mihi). Der Taster an den Mandibeln überragt nicht ihren Kaurand. Die Athem- platte des ersten Maxillenpaares ist gross, mit steifen, gefiederten Borsten versehen. Der erste Kieferfortsatz ist mit zwei zweigliederigen Dornen bewaffnet, die ent- weder glatt oder gezähnt sind.*) Das zweite Maxillenpaar ist mit einer sechs gefiederte Borsten tragenden Athemplatte versehen. Sein Taster ist beim 9 ungegliedert, walzen- förmig, mit drei ungleichen Borsten endigend. Das zweite Fusspaar endigt ähnlich wie bei Cypridopsis. Das letzte Glied desselben ist schnabelförmig, mit einer starken, nach rückwärts ge- wendeten Klaue versehen, unter der eine lange, nach vorwärts gerichtete Borste steht. Die Furcalglieder sind walzenförmig, mit zwei, mehr oder weniger starken Klauen endigend; vor denselben steht eine kurze und hinter denselben eine längere Borste. Das Männchen ist bisher nur von einer einzigen Art, Cypris incongruens, bekannt, die demnach sich geschlechtlich fortpflanzt; alle anderen Arten vermehren sich parthenogenetisch. In der äusseren Gestalt besteht zwischen Männchen und Weibchen kein Unterschied. Der Taster des zweiten (j* Maxillenpaares ist umgestaltet, zweiglie- derig, das zweite Glied ist hakenförmig, auf dem rechten Taster mächtiger ent- wickelt als auf dem linken. Das „Zenker'sche Organ" ist schmal, j e d e r Ring der mittleren Röhre ist an seiner Peripherie mit Dornen versehen, ähnlich wie bei der Gattung Notodromas. Brady & Norman haben in ihrer Monographie (87) einige Arten als besondere Gattung, Erpetocypris getrennt und führen die kurzen Schwimm- borsten am zweiten Antennenpaare als Gattungscharakter an. Da aber Erpetocypris im Übrigen von der Gattung Cypris nicht verschieden ist, so fasse ich sie nur als eine Untergattung der letzteren auf. Die Alten dieser Gattung pflegen zumeist nur in der wärmeren Jahres- zeit, dann aber in der Regel in grosser Menge in Gewässern kleineren Umfangs zu erscheinen. In Teichen leben verhältnissmässig nur wenige Arten. Im Ganzen sind 22 Arfen bekannt. In Böhmen fand ich U Arten. In der folgenden Tabelle führe ich analytisch die Merkmale an, nach welchen die Arten am leichtesten zu unterscheiden sind: *) Dieses Merkmal vei"wertliete ich in der Systematik der Arten. 83 CS ö Co (X) cä eö Jh a a • ä • i : a •p^ • 03 •I— ( a • 03 •^ ö ^^ f-j CQ a ?-i N 03 m > fcß a o 03 © +J 03 03 ■^ bß a o C3 03 03 Ä 03 03 te a a 'S) 03 ^ a 'ö 03 •p-( i bß M C5l ü S-i <1"> a • I— t 1^ W a ^ 03 CO 'S &: 03 bß a 03 a a CQ a a 03 a 03 o o 03 bß •4-3 a :cä N 03 bß 03 a -*-J 1— I OQ 53 a 03 CQ 2 cö ^ 03 O) P. Ui r/1 CQ 03 a nS P=^ Cß bß .2 a -^ C« N ,S OS ^^ •r-H CO N 03 -4—1 tS3 -^^ 03 CQ CO 'Ö OQ «3 o c« bß 03 ^ 03 ü a a S [^ .2 ® .03 03 TS 03 "bß ^ a -^ ja a 1 '^'ä 'S o o o CQ 03 a ra :o3 N 03 bß -O o u bß ^" o3 CQ a :o3 N 03 bß -4-3 ra o a 03 03 rö a 03 03 ;_ -^ ►^ T^ T3 03 c3 O a 03 " 03 a "TJ a ^ 03 . 'S -s. a 03 a OQ ^ Oh faß . , V4J r- N CO a 03 a o P N 03 Ö eö a 5 <ü w O g^ cc a 03 ^ 03 ,2 2 3 =§ a '^^ a a ra Ü CO a 03 O rQ 1 a 03 03 tS3 I a 03 a a 03 a <1 03 6* 84 A. Untergattung Erpetocypris, Brady & Norman. 16. Cypris strigata, (0. F. Müller). (Fig. 1. Fig. 27. 1—5.) 1785. Cypris strigata, 0. F. Müller (5) p. 54. pl. IV. Fig. 4 — 6. 18.38. „ lutaria, Koch (13) H. 21. p. 15. 1844. „ Jurinii, Z ad dach (15) p. 36. 1851. „ Jurinii, Fischer (23) p. 152. pl. VI. Fig. 3—9. pl. VII. Fig. 1—4. 1853. „ Jurinii, Liljehorg (25) p. 125. pl. XL Fig. 24—26. pl. XII. Fig. 11—13. 1853. „ lucida, Lil'jeborg (25) p. 112. pl. XXV. Fig. 7—10. 1883. „ strigata, Liljeborg (67) p. 147. 1888. „ Jurinii, Sostarid (85) p. 45. 1889. Erpetocypris strigata, Brady & Norman (87) p. 85. pl. VIII. Fig. 14—15. Masse: Länge 270 mm., Höhe 1'30 mm., Breite I'IO mm. An der Seitenansicht ist dieser grösste Muschelkrebs unserer Fauna sehr gestreckt (Fig. 27. i.), da die Schalen doppelt so lang als hoch sind. Der untere Rand ist fast gerade, der Vorderrand ist höher als der Hinterrand, der obere Rand ist schwach gewölbt und erreicht die grösste Höhe in der Mitte und fällt von da etwas schief, eine kleine Ausbuchtung bildend, zum niedrigen Hinterrand. In der Nähe des oberen Randes durchschimmert das Auge als kleiner schwarzer Punkt und in der Mitte der Schalen treten die Muskelabdrücke als helle Mackeln hervor. Im Verhältniss zur Grösse des Thieres sind dieselben sehr klein. Die Anordnung derselben ist so, dass vier übereinander und zwei hinter denselben stehen. Diese Abdrücke gehören zu den Muskeln, welche die Schale schliessen, vor diesen stehen schief noch zwei grössere Abdrücke, herrührend von den Muskeln, mittelst welchen das obere Ende der Mandibeln an die Schale befestigt ist. (Fig. 1.) Die Schale ist zart, gelblichgrün, ziemlich durchsichtig, glasartig glänzend, kurz und schütter beborstet. An den Rändern stehen die Borsten dichter, in der Mitte ist die Schale kahl. Auf dem Rücken, hinter dem Auge, steht regelmässig eine dunklere grüne Mackel, die sich nach hinten verliert und einen schmalen Streifen entsendet, der sich zwischen dem Eierstock und den Hepatopancreasschläuchen hinzieht. Der Eierstock schimmert an dem reifen Thier orangeroth durch und ist Anfangs schleifenförmig gewunden. Bei der Ansicht von oben (Fig. 27. 2.) erscheinen die Schalen in der Mitte am breitesten, ihre Breite ist geringer als die Höhe, und sind gegen die Enden gleichmässig verschmälert. Das zweite Antennenpaar ist namentlich durch die sechs verkümmerten Schwimmborsten gekennzeichnet. (Fig. 27. 3. ij6.) Die äusserste Borste ist die kür- zeste, die folgenden zwei erreichen ungefähr die Mitte des vierten Gliedes, die inneren drei die Länge desselben. Alle diese Borsten sind steif, nicht gefiedert und können nicht als Schwimmorgane dienen. 85 Der kolbige Anhang der Kiechborste (o) ist an seiner Oberfläche fein granuliert. Das vierte Glied (4.) ist am Ende der äusseren Seite mit drei fein bedornten schmalen Klauen bewaffnet, deren erste ganz kurz ist, die zwei anderen aber um die Hälfte länger als das vierte Glied sind. Das letzte Glied (5.) ist klein und trägt eine ähnliche Klaue und eine zarte Sensitivborste (sj. 2. 2.', 1 Fig. 27. Cypris strigata. — 1. Die Schale von der linken Seite, 2. von oben. Ob. a.^. oc. 3. 3. Drittes (3) bis fünftes (5) Glied der zweiten Antenne, ijb Schwimmborsten. Ob. A. oc. 3. Y- — 4. Viertes {4) und fünftes (5) Glied des Fusses des zweiten Paares. Ob. D. oc. 2. -?". — 5. Ein Furcalglied, Ob. A. oc. 3. 7. 86 Der Taster und die Kieferfortsätze des ersten Maxillenpaares sind stark, der erste von diesen trägt zwei mächtige Dorne, von denen der erste auf der Mitte beider Seiten mit zwei bis drei, der zweite mit drei bis vier kurzen Stacheln versehen ist. Das erste Fusspaar endigt mit einer schmalen, langen, geraden, nur gegen das Ende schwach gekrümmten, fein gerieften Klaue. Das vierte Glied des zweiten Fusspaares (Fig. 27. 4.) trägt an dem Ende der äusseren Seite einen Fächer von halbki-eisförmig angeordneten steifen Borsten (vj. Die hintere Kante ist in einen walzenförmigen, mit einer nagelartigen, fein granulierten Fläche endigenden Stiel verlängert. Das letzte schnabelfönnige Glied (5.) ist ziemlich lang, am Ende stark verschmälert. Die Borste an der vorderen Kante ist so lang als das vierte Glied, die Klaue (u) ist schmal, quer fein gerieft, von der Länge des letzten Gliedes. Die neben dieser Klaue stehende Borste überragt nicht das Ende des betreffenden Gliedes. Die Klauen der Furcalglieder (Fig. 27. 5.) sind schmal, der Länge nach fein bedornt, die zweite Klaue ist um ein Drittel kürzer als die erste, die vor den- selben stehende Borste ist ganz kurz, die hintere reicht bis zur Mitte der zweiten Klaue, in deren Nähe sie inserirt ist. Die hintere Kante ist seicht ausgeschnitten, in diesem Ausschnitt stehen vier Kämme feiner Wimpern. Diese schöne Art pflegt sehr früh zu erscheinen, schon im Schneewasser im Beginn des Frühjahres findet man sie, jedoch mit Eintritt der wänneren Wit- terung verschwindet sie. Sie bewohnt vornehmlich kleine Tümpel, woselbst sie am Boden sich rege bewegt. Sie wächst und entwickelt sich ungemein rasch. Fundort: Im Graben an einem Feldweg bei Bechovic. (IV. 1887 — 88), Municer Teich (11. 1889), in einem Feldtümpel beim Dorfe Vofech (V. 1890). Verbreitung: Bisher bekannt aus England, Schottland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Russland, Deutschland und Ungarn. 17. Cypris reptans (Bah-d). (Fig. 28. 1—5.) 1850. Caudona reptans, Baird (22) pag. 160. Taf. XIX. Fig. 3, 3a. 1850. „ similis, Baird (22) pag. 162. Taf. XIX. Fig. 2, 2a. 1853. Cypris reptans, Liljeborg (25) pag. 123. Taf. XL Fig. 21—23. Taf. Xn. Fig. 7—9. 1868. Cypris reptans, Brady (41) pag. 370. pl. XXV. Fig. 10—14. pl. XXXVL F. 4. 1868. „ ornata, Fric und Nekut (43) pag. 46. Fig. 27. 1871. „ ornata, Heller (46) pag. 92. 1872. „ ornata, Fric (48) pag. 211. Fig. 24 a. 1889. Erpetocypris reptans, Brady & Norman (87) pag. 84. PI. XIII. Fig. 27. Masse: Länge 2-50 mm. Höhe I'IO mm. Breite 0*90 mm. 87 Nebst der früliereu Art, eine unserer grössten Arten. Von der Seite besehen, erscheinen die Schalen gestreckt (Fig. 28. i.), die Länge derselben ist grösser als die doppelte Höhe. Der obere Band ist mit dem unteren parallel, zum Vorderrand etwas schief abfallend, so dass dieser etwas nie- driger ist als der Hinterrand. Die untere Kante ist schwach ausgeschnitten. Die Fig. 28. Cypris reptans. — 1. Die Schale von der linken Seite, 2. von oben. Ob. o.,. oc. 3. V. — 3. Ein Dorn vom ersten Kieferfortsatz der ersten Maxille. Ob. D. oc. 3. ^1°. — 4. Zwei letzten Glieder des Fasses des zweiten Paares. Ob. D. oc. 2. -?". — 5. Ein Furcalglied. Ob. A. oc. 3. V*. Schale ist fest, undurchsichtig, glasartig glänzend, am erwachsenen Thier mit zer- streuten Höckerchen bedeckt, an denen beim jimgen Thier Borsten standen, die später sehr lang, nur entlang des Vorder- und Hinterrandes in dichten Reihen stehend, erhalten bleiben. Die Farbe der Schalen ist entweder ein lichtes Gelbgrün oder dunkles Olivengrüu, gewöhnlich befindet sich in der Mitte der Schale, um die Muskelab- 88 drücke, ein dreieckiges, gelbliches Feld und fast am Rücken zieht sich ein Streifen von ähnlicher Farbe, der ein dunkleres Feld einschliesst und sich entlang des Vor- derrandes fortsetzt, wo er dann im dunkleren Grundton sich verliert. Von den Muskel abdrücken ziehen sich schief nach rückwärts zwei hellere, durch ein dun- kleres Band getrennte Streifen, von dem durchschimmernden Hepatopancreasschlauch und dem über ihn stehenden breiteren Eierstock herrührend. Der Muskelabdrücke sind nur vier vorhanden und sind dieselben verhältniss- mässig gross. Bei der Ansicht von oben (Fig. 28. 2.) erscheinen die Schalen im zweiten Drittel am breitesten, ihre Breite ist geringer als die Höhe, von da an verschmälern sie sich rasch gegen die Spitze, hinten sind sie breiter und scharf beendet. Das zweite Antennenpaar ist ähnlich wie bei C. strigata, doch sind die Schwimmborsten etwas länger. Das letzte Glied ist mit längeren Klauen bewaffnet, die, wie die übrigen drei am vorletzten Gliede, scharf gesägt sind. Der zweigliederige Dorn an dem ersten Kieferfortsatz des ersten Maxillen- paares (Fig. 28. 3.) ist schwächer als bei der vorangehenden Art und endet stumpf, seine Seitendorne sind stärker und entspringen seiner Mitte. Das zweite Fusspaar (Fig. 28. 4.) ist namentlich durch die ungemein grosse Klaue, die mit ihrer erweiterten Basis am letzten Gliede sitzt, ausgezeichnet, die- selbe ist schwach sichelförmig gebogen, quer gerieft und fast dreimal so lang als das letzte Glied. Die vordere Borste ist fast so lang als das vorletzte Glied. Der Borstenfächer am Ende des vorletzten Gliedes ist sehr fein. Die Furcalglieder (Fig. 28. 5.) sind schmal, schwach gebogen; die Klauen derselben sind scharf gesägt, die hintere Klaue reicht bis zur Mitte der vorderen, die vor der letzteren stehende Borste ist ungemein lang, bloss um ein Drittel kürzer als die Klaue. Die hintere sehr kurze Borste sitzt dicht neben der Klaue. Die hintere Kante der Furcalglieder ist mit fünf Kämmen geziert, die aus kurzen, scharfen, successive an Grösse abnehmenden Dornen bestehen. Diese Ait bewohnt kleine Tümpel mit viel Wasserpflanzen und Algen, unter welchen sie behend herumkriecht und sich verbirgt. Fundort: Hloubetln bei Prag (IV. und V. 1888). (Dunkel gefärbte Exem- plare.) Chotzen (VIII. 1886). In dem mit Potamogeton verwachsenen todten Arm der Stillen Adler. (Hellgrüne Exemplare.) Tümpel entlang der alten Beraun bei Königsaal (Dr. A. Fric). Verbreitung: England, Schottland, Irland, Norwegen, Schweden, Deutsch- land, Frankreich, Tirol und Sicilien. Fossil in Tertiaer. 18. Oypris olivacea (Brady & Norman). (Fig. 29. 1—4.) 1889. Erpetocypris olivacea, Brady & Norman (87) pag. 89. Plate I. Fig. 3 — 4. Masse: Länge PSO mm., Höhe 0-70 mm.. Breite 0*60 mm. Diese Art ist um die Hälfte kleiner als die beiden früheren Arten. An der Seitenansicht (Fig. 29. 1.) ist der obere Rand schwach gewölbt, nach hinten etwas 89 schroffer abfallend. Die grösste, ungefähr der halben Länge gleichende Höhe, liegt in der Mitte. Der untere Rand ist schwach concav. Die Schale ist wenig durchsichtig, olivengrün, mit lichteren, gelblichen Stellen und dunkleren Feldern, die aus tiefgrünen Mackeln bestehen. Das in der Nähe des Vorderrandes durchschimmernde Auge ist klein. In der Mitte sind die als bleiche, gedrängt stehende Mackeln am dunkleren Grunde erscheinenden Muskel- abdrücke wahrzunehmen. Von diesen ziehen sich nach rückwärts zwei lichtere, durch ein dunkleres Band getrennte Streifen — der durchschimmernde Eierstock und die Hepatopancreasschläuche. i"ig. 29. Cypris olivacea. — 1. Die Schale von der linken Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. V- — 3. Ein Dorn vom ersten Kieferfortsatz der ersten Maxille. Ob. D. oc. 3. ^J". — 4. Ein Furcal- glied. Ob. BB. oc. 3. »J-. Die Schale ist schütter, doch lang beborstet, am längsten und am dich- testen sind die Borsten entlang des vorderen und hinteren Eandes gereiht. Von oben besehen (Fig. 29. 2.) sind die Schalen in der Mitte am breitesten, ihre Breite ist nur wenig kleiner als die Höhe, gegen beide Enden sind sie fast gleichmässig verschmälert. Das zweite Antennenpaar ist ähnlich wie bei C. reptans gestaltet ; die ver- kümmerten Schwimmborsten sind jedoch sehr kurz, vier derselben erreichen nicht die Mitte des vierten Gliedes, zwei sind etwas länger. Die Klauen am Ende der zwei letzten Glieder sind kurz, stark und fein bedomt. Die Dorne des ersten Kieferfortsatzes am ersten Maxillenpaar sind an den Seiten gezähnt, doch in anderer Weise als bei den vorangehenden Arten. (Fig. 29. 3.) Die Seiteuzähne befinden sich nahe der stumpfen Spitze des Dornes, die unteren 90 Zähne jeder Seite sind breit und auf diese folgen am ersten Dorn nocli drei, am zweiten vier kleinere Zälinclien. Die Klaue am letzten Gliede des ersten Fusspaares ist schmal und sehr lang, fast von der Länge der drei vorletzten Glieder. Das letzte Glied des zweiten Fusspaares ist klein, seine Klaue ist, wie bei C, reptaus, ungemein gross, zwei- und einhalbmal so lang als das letzte Glied, quer fein gerieft und sichelförmig gebogen. Der Fächer am Ende des vierten Gliedes ist undeutlich. Die Furcalglieder (Fig. 29. 4.) sind bei dieser Art besonders charakteristisch. Dieselben sind kurz und breit, mit starken, stumpfen, am Rande bedornten End- klauen ; die zweite Klaue ist um ein Drittel kürzer als die erste, die vor demselben stehende Borste reicht bis zu dessen Mitte. Die hintere Borste ist in eine kurze, stumpfe, wenig bedornte Klaue umgeformt. An der hinteren Kante stehen vier dicht neben einander stehende Kämme von kurzen, feinen Wimpern. Jeder dieser Kämme beginnt mit einer stärkeren Wimper. Fundort: Diese interessante Art fand Prof. Dr. A. Fric im April 1888 bei Obflstvl in einer Quelle, an deren Abfluss die Anstalt zur Befruchtung der Lachseier angelegt war. Verbreitung: Bisher nur aus England und Schottland bekannt. B. Untergattung Eucypris mihi. 19. Oypris pubera 0. F. Müller. (Fig. 2. Fig. 4. 3. Fig. 30. 1—8.) 1785. Cypris pubera, 0. F. Müller (5) p. 56. pl. V. Fig. 1—5. 1820. Monoculus ovatus, Jurine (9) p. 170. pl. XVII. Fig. 5—6. 1844. Cypris pubera, Zaddach (15) p. 34. 1844. „ striata, Zaddach (15) p. 32. 1850. „ cuueata, Baird (22) p. 255. pl. XVIIL Fig. 22—24. 1851. „ pubera, Fischer (23) p. 154. pl. VIII. Fig. 1—8. 1853. „ pubera, Liljeborg (25) p. 109. pl. X. Fig. 1—5. 1854. „ pubera, Zenker (26) p. 70. 1868. „ punctillata. Brady (41) p. 365. pl. XXVI. Fig. 1—7. pl. XXXXL Fig. 11. 1889. „ pubera, Brady & Norman (87) p. 74. Masse: Länge 2-60 mm. Höhe 1*50 mm. Breite 1-40 mm. An der Seitenansicht (Fig. 30. i.) zeigt die Schale die grösste Höhe im ersten Drittel und fällt von da dachförmig zu den beiden Flandern ab. Der regel- mässig abgerundete Vorderrand ist höher als der Hinterrand, an beiden Seiten stehen daselbst etwa zehn glänzende, glasartige Zähnchen. Der hintere, niedrigere Band bildet im Übergang zum Oberrand einen stumpfen Winkel. Hinten am Rande der rechten Schale befinden sich einige Höckerchen und an der Übergangsstelle 91 zum Unterrand befindet sich ein starker Dorn; der linken Schale fehlen diese Erhebungen. Der untere Rand ist zweimal sanft gebuchtet, sonst fast gerade. In der Mitte der Schale schimmern die in zwei Reihen stehenden fünf Muskelabdrücke durch. Fig. 30. Cypris pubera. — 1. Die Schale von der rechten Seite, 3. von oben. — 2. Der hintere Theil der rechten Schale von einer Varietät. Vergr. 1—3. Ob. a.j. oc. 3. p. — 4. Drittes (5) bis letztes (5) Glied der zweiten Antenne, ph Die Schwimmborsteu, Ob. A, oc. 3. 1". — 5. Der Taster (e«) und die Kieferfortsätze (1—3) der ersten Maxille. Ob. BB. oc. 3. 'J^. — 6. Ein Dorn vom ersten Kieferfortsatz der ersten Maxille. Ob. D. oc. 3. ^'J». — 7. Der Fuss des ersten Paares. 3+4 ver- wachsenes drittes und viertes Glied. — 8. Ein Furcalglied. Vergr. 7—8. Ob. A. oc. 3. f". 92 Die Schalen sind stark, undurclisiclitig, grasgrün ; von den Muskelabdrücken ziehen sich nach rückwoärts zwei lichtere Streifen, der durchschimmernde Eierstock und die Hepatopancreasschläuche. An der ganzen Oberfläche ist die Schale kurz, aber dicht beborstet. In Hloubetfn uud Kostelec a. E. fand ich Exemplare von dunkel oliven- grüner Farbe, an ihrem hinteren Rande waren keine Höckerchen, doch lauft derselbe in zwei Dorne aus, von denen der hintere sehr stark und lang, der vordere kurz uud stumpf ist. (Fig. 30. 2.) Von oben besehen (Fig. 30. 3.) sind die Schalen breit eiförmig, im zweiten Drittel am breitesten. Nach vom zu sind sie verschmälert, nach hinten abgerundet. Das zweite Antenuenpaar trägt nahe am Ende des dritten Gliedes ein Büschel von fünf langen, das Ende der Klauen erreichenden Schwimmborsten (Fig. 30. 4. ph). Dieselben sind zweigliederig, in der zweiten Hälfte lang gefiedert, die äussere sechste Borste ist kurz. An der inneren Kante, nahe der Wurzel, trägt dieses Glied eine lange kurz gefiederte Borste und vor derselben eine schmale Riechborste (0). Diese Kante ist ausserdem mit fünf kleinen Wimperbüscheln verziert. Das vierte Glied (4.) ist schmal, in der Mitte der inneren Kante ist ein Büschel von vier Borsten inserirt und am Ende befinden sich drei schmale, fein bedornte Klauen ; auch das letzte Glied (5.) ist mit ähnlichen zwei Klauen bewaffnet. Der Taster (enj und die Kieferfortsätze des ersten Maxillenpaares sind schmal, am Ende lang und fein beborstet (Fig. 30. 5.). Der erste Fortsatz (i.) trägt ausserdem am Ende noch zwei starke, zweigliederige, in der unteren Hälfte an beiden Seiten gezähnte Dorne. (Fig. 30. 6.) Dieselben endigen in drei gleich lange Zähne, nach welchen beim ersten Dorn drei, beim zweiten vier, nur wenig an Grösse abnehmende weitere Zähne folgen. Das erste Fusspaar besteht aus starken Gliedern, das kurze zweite Glied trägt an beiden Kanten einige Wimperbüschel. Die folgenden zwei Glieder, nämlich das dritte und vierte sind bei dieser Art stets ver- wachsen (Fig. 30. 7. 3. + 4.). Auf der äusseren Seite, in der Mitte, wo sich bei anderen Arten dieses Glied theilt, entspringt hier eine steife Borste. Das letzte, kleine Glied (5) ist mit einer starken Klaue bewaffnet, die in der zweiten Hälfte anfangs fein, gegen die Spitze dann gröber gesägt ist. Die Klaue am letzten Glied des zweiten Fusspaares ist borstenförmig, der Fächer am Ende des vierten Gliedes ist deutlich entwickelt. Die Furcalglieder (Fig. 30. 8.) sind schmal und sehr gestreckt, die End- klauen sind fast gerade, glatt, die hintere Klaue ist um die Hälfte kürzer als die vordere, die über derselben inserirte Borste ist nur um wenig kürzer. Die vordere Wimper ist sehr zart. Diese Art, schon seit 0. F. Müller bekannt, bewohnt mit Vorliebe seichte Tümpel, in welchen sie sich namentlich am Ufer herumtummelt und rege umher- schwimmt. Um die Nahrung, namentlich um todte Wasserinsecten, pflegt sie sich so massenhaft anzusammeln, dass sie das Object förmlich umhüllt und in kurzer Zeit, wenn die Nahrung mit den scharfen Kieferzähnchen vertilgt ist, zerstreuen sich die Thierchen, um neue Nahrung zu suchen. 93 Diese Art erscheint, namentlich Ende April und Anfangs Mai, oft in grosser Menge. Fundorte: Lobkowitz (V. VI. 1886 u. 1887), Vofech (V. 1890) Hloubetln Var. (V. 1887), Kosteletz a. E. Var. (V. 1888). Verbreitung: In allen auf Ostracoden erforschten Ländern nachgewiesen. 20. Oypris Fischeri (Liljeborg). (Fig. 31. 1-4.) 1851. Cypris fasciata Fisch. (23) p. 151. pl. V. Fig. 9—12. pl. VI. Fig. 1—2. pl. XI. Fig. 9. 1883. Cypris Fischeri, Liljeborg (67) p. 146. 1889. „ Fischeri, Brady & Norman (87) p. 81. pl. X. Fig. 3—4. pl. XIL Fig. 2. Masse: Länge 2*0 mm. Höhe 0*85 mm. Breite 0*80 mm. Von der Seite besehen, ist die Schale gestreckt, zweimal so lang als hoch (Fig. 31. 1.). Die grösste Höhe liegt im zweiten Drittel, so dass der Hinterrand höher als der Vorderrand ist. Der obere Rand ist nur schwach gewölbt. Der untere Rand ist etwa in der Mitte schwach gebuchtet. Der Vorderrand ist ziemlich breit hyalin gesäumt. Hinten ist dieser Saum nur an der linken Schale wahrzunehmen u. z. erstreckt sich derselbe entlang der hinteren und unteren Kante, deren hinteres Drittel er ganz umfasst. Die Schalen sind stark, undurchsichtig, glänzend, in der Nähe der Ränder schütter, doch lang beborstet, am dichtesten stehen diese Borsten entlang des vor- deren und hinteren Randes. Sonst ist die Obei-fläche der Schale kahl, mit glän- zenden Höckerchen besetzt, an welchen beim jungen Thiere Borsten stehen. Die gi'ossen Muskelabdrücke erscheinen als blasse Mackeln fast in der Mitte der Schalen. Die Farbe der Schalen ist ein lichteres oder dunkleres Blaugrün, am Vorderrande mehr gelblich. Zwei hellere Streifen, von den Muskelabdrücken nach rückwärts sich ziehend, kennzeichnen die Lage der Hepatopancreasschläuche und des Eierstockes. Bei der Ansicht von oben (Fig. 31. 2.) erscheinen die Schalen in der Mitte am breitesten, ihre Breite ist jedoch geringer als die Höhe. Nach beiden Enden hin sind sie fast gleichförmig verschmälert und ziemlich scharf zugespitzt. Die linke Schale ist hinten stets länger als die rechte und zwar um den hyalinen, von der Seite wahrnehmbaren Saum. Die Schwimmborsten des zweiten Antennenpaares erreichen das Ende der an den zwei letzten Gliedern stehenden Klauen. Das vorletzte Glied ist mit drei, das letzte mit zwei starken Klauen bewaffnet, von diesen ist die innere um die Hälfte kürzer als die scharf gesägten übrigen. 94 Beide Dornen des ersten Kieferfortsatzes am ersten Maxillenpaare sind gezähnt, der erste derselben trägt an beiden Seiten nur einige schwache Stachelchen, der zweite endigt in eine ziemlich lange lanzettförmige Spitze, und es stehen an der Aussenseite desselben drei grössere, au der inneren Seite fünf kleinere, gegen die Wurzel des Börnes an Grösse abnehmende Zähne (Fig. 31. 3). Das zweite Fusspaar endigt mit einer starken, sichelförmigen Klaue, die zweimal so lang als das letzte Glied ist. Die Furcalglieder (Fig. 31. 4.) sind schwach gebogen. Die Endklauen sind entsprechend stark, fein bedornt. Die vordere Wimper reicht bis zur Mitte der vorderen Klaue, die hintere Klaue ist um ein Drittel kürzer. Die hintere Wimper ist sehr zart; von ihrer Insertionsstelle angefangen ist die Hälfte der hinteren Kante fein, doch deutlich bewimpert. %^!*f '«faf^^i^ '"<*'•-'* '^^3gg^_^^^^'^T^ -^ Fig. 31. Cypris Fischer i. — 1. Die Schale von der linken Seite, 2. von oben. Ob, a.^ oc. 3. f'*. — 3. Ein Dorn vom ersten Kieferforts atz der ersten Maxille. Ob. D. oc. 3. — 4. Ein Furcalglied Ob. A. oc. 3. r. Diese grosse Art beschrieb ursprünglich Fischer als C. fasciata, mit der sie blos die gestreckte Form des Körpers gemein hat, sonst aber schon durch die äussere Gestalt von dieser unterscheidbar ist. .Die specifischen Unterschiede liegen hauptsächlich in der Bezahnung des Domes am ersten Maxillenpaare, in der verschiedenen Form des ersten Fusspaares, und der Art, wie das zweite Fusspaar endigt, besonders aber in den Furcalgliedern. 95 Ausser Fischer fand diese Art nur Liljeborg, der sie mit Namen C. Fischeri belegte. Fundort: In einem Tümpel an der Elbe, bei Kosteletz a. E. (22. V. 1888). Die Individuen waren vollkommen erwachsen und reichlich mit Eiern angefüllt. Verbreitung: Bisher war diese Art nur aus Kussland und Schweden bekannt. 21. Cypris incongruens (Ramdohr). (Fig. 32. 1-6.) 1808. Cypris incongrtiens, (Ramdohr (7) p. 86. Taf. III. Fig. 1—12, 15, 16, 18—20. 1820. Monoculus conchaceus, Jurine (9) p. 171. pl. XVII. Fig. 7—8. 1820. „ ruber, Jurine (9) p. 172. pl. XVIII. Fig. 3—4. 1820. „ aurantiacus, Jurine (9) p. 173. pl. XVIII. Fig. 3—4. Fig. 5—12. 1821. Cypris fusca, Straus (10) p. 59. Taf. I. Fig. 1—16. 1844. „ aurantia, Z ad dach (15) pag. 37. 1850. „ aurantia, Baird (22) pag. 159. Taf. XIX. Fig. 13. 1853. „ incongruens, Liljeborg (25) p. 119. Taf. IX. Fig. 6—7. Taf. XL Fig. 1—4. Taf. XII. Fig. 6. 1855. Cypris aurantia, Fischer (27) p. 650. pL 1. Fig. 29—31, 60, 61. 1868. „ incongruens, Brady (41) p. 362. pl. XXIIL Fig. 16—22. 1868. „ fusca, Fric & Nekut (43) pag. 47. Fig. 28. 1872. „ fusca, Fric (48) pag. 212. Fig. 26. 1889. „ incongruens, Brady & Norman (87) pag. 73. pl. XII. Fig. 8 — 9. Masse: Länge 1'4 mm. Höhe 0'8 mm. Breite 0*6 mm. Es ist die einzige Art aus der Gattung Cypris, von der mir auch das Mcännchen bekannt ist. Die Schale desselben ist in ihrer äusseren Form von der Schale des Weibchens nicht verschieden. Von der Seite besehen (Fig. 32. i.) ist dieselbe nierenförmig, der untere Rand ist in der Mitte concav, der Vorder- und Hinterrand gleich hoch, der Oberrand massig gewölbt. Die grösste Höhe liegt im zweiten Drittel. Der vordere Rand, doch nur an der linken Schale, ist breit hyalin gesäumt, ein ähnlicher Saum doch viel schmäler, ist auch an der unteren Hälfte des Hinterrandes wahrzunehmen. Die Schalen sind schwach beborstet, am dichtesten stehen die Borsten entlang des Vorder- und Hinterrandes. Von Farbe sind dieselben in der Regel gelblich oder rothbraun, schwach durchscheinend. Die in der Mitte der Schalen liegenden Muskelabdrücke sind unscheinbar. Bei der Ansicht von oben (Fig. 32. 2.) sind die Schalen im hinteren Drittel am breitesten, nach hinten abgerundet, nach vorne zu allmälig verschmälert, vor dem Ende an beiden Seiten seicht eingeschnürt. Die linke Schale überragt die rechte um die hyaline Säumung, vorn und hinten ist dieselbe ziemlich scharf zugespitzt, wogegen die rechte stumpf endigt. Das zweite Antennenpaar ist mit langen, das Ende der Klauen erreichenden Schwimmborsten versehen. Beim Männchen ist dieses Antennenpaar nur wenig von 96 dem des Weibchens verschieden. Bei den Männchen der früheren Gattungen war das vierte Glied an diesem Antennenpaare stets getheilt, hier bleibt es ungetheilt, blos die Klauen an den zwei letzten Gliedern sind anders angeordnet. Das vierte z.d-- 6. Fig. 32. Cypris incongruens. — 1. Die Schale von der linken Seite, 2. von oben. Ob. a^. oc. 3. |'. — 3. Ein Dorn vom ersten Kieferfortsatz der ersten Maxille. Ob. D. oc. 3. ^4"- — 4. d Die zweite cf Maxille der rechten Seite, s der Taster derselben Maxille derlinken Seite. Ob. D. oc. 1. '?■'. — 5. Ein Furcalglied. — 6. Das Zenker'sche Organ der rechten (Zd) und der linken (Zs) Seite (dieses als durchsichtig dargestellt) mit dem Copulationsorgan. vd der Samenleiter. Vergr. 5—6. Ob. BB. oc. 3. '5^ Glied ist beim Weibchen mit drei scharf gesägten Klauen bewaifnet. Die äussere Klaue ist um die Hälfte kürzer als die beiden übrigen. Das fünfte Glied trägt nur eine Klaue von gleicher Länge wie die zwei vorangehenden. Beim Männchen sind alle drei Klauen am vorletzten Gliede gleichlang. 97 Die Dorueu am ersten Kieferfortsatz des ersten Maxillenpaares sind an beiden Seiten deutlich gezähnt, die unteren zwei Zähnchen sind stark und stumpf, die übrigen drei bis vier sind schmal und scharf (Fig. 32. 3.) Der innere Dorn zählt immer um ein oder zwei Seitenzähnchen mehr als der äussere. Das zweite Maxillenpaar ist verhältnissmässig klein. Die Athemplatte ist bei beiden Geschlechtern entwickelt, dieselbe trägt sechs starke gefiederte Borsten. Der Taster ist beim Weibchen ungegliedert, walzenförmig, mit drei ungleich langen Borsten endigend. Beim Männchen endigt derselbe mit einem starken beweglichen Haken, der am rechten Taster anders als am linken geformt ist. Rechterseits (Fig. 32. 4. d) ist dieser Haken breit, kappenförmig,'seine hintere Kante ist abgerundet, die untere Kante in der Mitte convex; derselbe endigt mit einer membranösen, nach abwärts gerichteten Spitze. Am Ende der unteren Tasterkante steht eine feine Wimper. Linkerseits (Fig. 32. 4. s) ist dieser Haken sehr schmal, stark gebogen, so dass seine Spitze nach vorne gerichtet ist. Die untere Kante des Tasters endigt mit einem chitinösen Höcker, vor dem eine kurze Wimper steht. Das fünfte Glied des zweiten Fusspaares ist unscheinbar, der an demselben sich befindende Haken ist gerade, sehr schmal, quer fein gerieft, zweimal so lang als das letzte Glied. Die Furcalglieder sind sehr kurz, schwach und schmal, ihre Klauen sind gleich lang und erreichen fast zwei Drittel der Länge der Furcalglieder selbst. Die hintere Borste steht von den Klauen etwas entfernt und ist nur wenig kürzer als die vor ihr stehende Klaue. (Fig. 32. 5.). Obzwar diese Art sehr verbreitet ist und auch die Männchen derselben häufig zu erscheinen pflegen, so blieben doch die männlichen Geschlechts- organe bisher ganz unbeachtet. Dieser Umstand scheint darauf hinzuweisen, dass anderwärts die Männchen nicht vorkommen dürften, umsomehr als Weissmann (56) nachwies, dass diese Art sich parthenogenetisch fortpflanzt. Das „Zenker'sche Organ" erinnert durch seine Anordnung einestheils an die Gattung Notodromas und noch mehr an Cyprois. Das ganze Organ ist jedoch lang und schmal walzenförmig ; jeder Ring der mittleren Chitinröhre, deren die selbe etwa 32 zählt, trägt einen Kranz von Dornen (Fig. 32. 6. Z). Aus genanntem Organ führt ein kurzer Samen- leiter (vd) direct in das Copulationsorgan. Dasselbe ist chmal, gesreckt und duch seine Form sehr charakteristisch. Einer der flügeligen Anhänge (2.) ist winkelig gebogen und beweglich. Der zweite Anhang (3.) ist an den vorderen Theil (i.) befestigt, in den der rasch zu einer chitinösen Anschwellung erweiterte und dann (wie bei Cyclocypris) schleifenförmig gewundene Samenleiter führt und weiter innen in einen starken Chitinring mündet. Diese Art kommt namentlich im trüben Wasser und schon zeitlich im Frühjahr vor. In den schmutzigen Dorfweihern ist sie regelmässig anzutreff'en, daselbst entwickelt sie sich oft in so ungeheuerer Menge, dass sie einen gelblichen Saum am Ufer des Wassers bildet. Nur einmal fand ich sie auch in einer reinen Quelle und zwar am Prosik, wohin sie jedoch aus dem nahe gelegenen schmutzigen Teich, in den die Quelle abfliesst, gelangt sein dürfte. 98 Die Straus-Durklieimscbe Art, Cypris fusca, die Brady zu der folgenden Cypris fuscata zieht, gehört mit Sicherheit zu C. incongTuens, wie man sich aus der Ramdohr'schen Abbildung leicht überzeugen kann. Fundorte: Proslk (III. 1887), Dablicer Berg bei Prag (IV. 1887), Jungfer- Brezan (IV. 1887), Vysocan (V. 1886), Kostelec a./E. (V. 1886), Lobkovic (V. 1886), Mratln (V. 1886), Bechowitz (V. 1887), Klicany (VI. 1886), Chaloupky bei Pürglitz (VIII. 1886), Rozmitäl (IX. 1887). Verbreitung: Überall, wo man bisher Ostracoden suchte, gefunden. 22. Cypris fuscata (Jurine). (Fig. 33. 1—3.) 1820. Monoculus fuscatus, Jurine (9) p. 174. pl. XLK. Fig. 1—2. 1844. Cypris fuscata, Zaddach (15) p. 32. 1850. „ hispida, Baird (22) p. 161. Taf. XIX. Fig. 4. 1850. „ fusca, Baird (22) p. 154. Taf. XIX. Fig. 7. 1853. „ fuscata, Liljeborg (25) p. 114. pl. X. Fig. 6—9. pl. XII. Fig. 5. 1868. „ fusca, Brady (41) p. 362. p!. XXIII. Fig. 10-15. 1888. „ fusca, S ostarid (85) p. 47. 1889. „ fuscata, Brady & Norman (87) pag. 73. pl. XII. Fig. 3—4. Masse: Länge 1-45 mm. Höhe 0*80 mm. Breite 0*75 mm. An der Seitenansicht zeigt die Schale die grösste Höhe im ersten Drittel (Fig. 33. 1.), so dass der Vorderrand höher als der HinteiTand ist, zu dem die obere Kante schief abfällt. Der Unterrand ist fast gerade, nur mit einer undeut- lichen Ausbuchtung in der Mitte. Der ganze Vorder- und Hinterrand ist sehr schmal hyalin gesäumt. Die Schale ist nur wenig durchsichtig, schütter und kurz beborstet, braun, mit einer dunkleren Makel hinter dem Auge, die sich vom Rücken bis etwa in die Mitte der Schalen zieht und daselbst sich auflöst. Der Umfang und die Intensität der Färbung dieser Makel sind variabel, vorhanden ist sie jedoch immer. Unter typisch braun gefärbten Exemplaren fand ich auch welche von grünlicher Farbe und dunklerer, gleich gefärbter Makel. Von oben besehen ist die Schale (Fig. 33. 2.) lang eiförmig, in der Mitte fast so breit als sie hoch ist. Hinten ist sie abgerundet, nach vorne verschmälert und stumpf endigend. Die Dornen auf dem ersten Kieferfortsatz des ersten Maxillenpaares sind schmal, in der zweiten Hälfte deutlich gezähnt. Der Dorn selbst als auch seine seitlichen zwei Zähne endigen stumpf, die übrigen vier oder fünf sind stachelförmig (Fig. 38. 3.). Die Klaue am Ende des zweiten Fusspaares ist, ähnlich wie bei C. incon- gruens, schmal, zweimal so lang als das letzte Glied und fein quer gerieft. 99 Die Fiircalglieder sind ähnlich wie bei C. piibera gebildet. Dieselben sind schmal, schwach gebogen, mit einer Endklaue, die halb so lang als das Glied selbst ist; die zweite, dicht bei dieser stehende Klaue ist etwas kürzer; die hintere Wimper ist sehr kurz. Fig. 33. Cypris fuscata. — 1. Die Schale von der linken Seite, 2. von oben. Ob. a.^ oc. 3. V- — 3. Ein Dorn vom ersten Fortsatz der ersten Maxille. Ob. D. oc. 3. ^l^. Gehört zu den selteneren Arten unserer Fauna. Ich fand sie in Böhmen bisher nur an einer Stelle, in England dagegen soll sie, nach Brady, eine der ge- meinsten Arten sein. Fundort: Bechowitz. In Waldtümpeln im Frühjahr mit Branchipus Grubei. (V. 1887 u. 88). Verbreitung: Soll wie C. incongruens überall vorkommen. 1851. 1853. 1868. 1883. 1889. 23. Cypris reticulata (Zaddach). (Fig. 34. 1—2.) 1844. Cypris reticulata, Zaddach (15) p. 24. affinis, Fischer (23) p. 32. pl. X. Fig. 9—11. affinis, Liljeborg (25) p. 116. pl. XI. Fig. 8—14. tesselata, Brady (41) p. 366. pl. XXIII. Fig. 39—45. affinis, Liljeborg (67) p. 146. reticulata, Brady & Norman (87). p. 76. pl. VIII. Fig. 1—2. pl. XII. Masse: Länge 1*30 mm. Höhe 0'70 mm. Breite 065 mm. An der Seitenansicht (Fig. 34. i.) erinnert sie durch ihre Form an C. fus- cata; die grösste Höhe messen die Schalen im ersten Drittel, so dass der hintere Band etwas niedriger als der hyalin gesäumte vordere erscheint. Der untere Rand ist fast gerade. Die Schale ist schwach durchscheinend, kurz beborstet und behält die das Jugendstadium bezeichnende reticulirte Structur fast bis zur völligen 100 Reife. Die bei uns vorkommende typische Form ist blassgelb mit grauschwarzen Makeln, deren eine sich entlang des Rückens zieht und sich mit einer rundlichen, gewöhnlich tiefschwarzen Makel, die über den Muskelabdrücken steht, verbindet. Entlang des Vorder- und Unterrandes sind die Schalen grau gefärbt, die von den Muskelabdrücken nach rückwärts sich ziehenden weisslichen Streifen deuten die Lage des Eierstockes an. Von oben besehen hat die Schale eine eiförmige Gestalt mit der grössten Breite in der Mitte; nach hinten zu ist sie abgerundet, nach vorn nur wenig ver- schmälert, woselbst die linke Schale scharf endigt und die stumpfe rechte überragt. In dieser Lage stellen die dunklen Makeln ein Kreuz dar (Fig. 34. 2.). Die bei Neuhaus gefundene Form ist etwas grösser, von dunkelgrüner Färbung und mit dunkleren Makeln gezeichnet. Fig. 34. Cypris reticulata. — 1. Die Schale von der linken Seite, 2. von oben. Ob. o^. oc. 3. V. Die Dornen am ersten Kieferfortsatz am ersten Maxillenpaare sind nicht gezähnt. Die Klaue am Ende des zweiten Fusspaares ist ziemlich stark, gebogen, und zweimal so lang als das letzte Glied. Die Furcalglieder sind sehr schmal und lang, gegen das Ende zu schwach gebogen, ihre Klauen sind lang und gerade. Die vordere und die hintere Wimper sind sehr kurz. Die gelbliche Form mit dunkler Zeichnung erscheint zeitlich im Frühjahr in grosser Menge in Tümpeln mit reicher Vegetation, namentlich in der Eibgegend. Sie schwimmt sehr geschickt und versammelt sich in grossen Haufen nahe am Ufer. Fundorte: Neratovic (V. 1886). Kostelec a. E. (V. 1886). Hloubetfn (IV. 1888). Chotec (V. 1889, die grünliche Varietät). Tümpel bei Gatterschlag nächst Neuhaus (V. 1890). Verbreitung: Grossbritanien, Schweden, Deutschland und Russland. 10 i 24. Cypris clavata (Baird). (Fig. 35. 1-3.) 1850. Cypris clavata, Baird (22) p. 157: Taf. XVIII. Fig. 4. 1853. „ clavata, Liljeborg (25) p. 121. pl. XL Fig. 5—7. 1868. „ clavata, Brady (41) p. 367. 1889. „ clavata, Brady & Norman (87) p. 80. Platte IX. Fig. 15—16. Masse: Länge 2-70 mm. Höhe 1-20 mm. Breite 1*10 mm. Eine der grössten Arten; erreicht die Grösse von C. strigata. Durch ihre Form unterscheidet sie sich von den übrigen Arten auf den ersten Blick. An der Seitenansicht (Fig. 35. i.) ist die Schale gestreckt, mehr als zweimal so lang als hoch, am höchsten ist sie im ersten Drittel. Der regelmässig abgerundete Vorder- rand ist viel höher als der Hinterrand, zu dem die obere Kante in gerader Linie schief abfällt und, indem sie im zweiten Drittel jäh einen sehr stumpfen Winkel bildet, übergeht sie in den sehr niedrigen, schmal hyalin gesäumten Hinterrand. Der Unterrand ist im ersten Drittel seicht gebuchtet, im zweiten Drittel etwas convex und im letzten Drittel ein wenig ausgeschweift. Die Schalen sind glänzend, in der Mitte kahl, in der Nähe der Ränder und entlang der Kanten beborstet. Von Farbe sind dieselben grünlich, auf dem Rücken befindet sich regelmässig eine dunklere Makel, an den Rändern übergeht die Haupt- farbe ins Gelbliche. Der Eierstock schimmert als ein gelbrother Streifen durch. Von oben besehen (Fig. 35. 2.) sind die Schalen in der Mitte am breitesten, ihre Breite ist etwas geringer als ihre Höhe, gegen beide Enden sind sie gleich- massig verschmälert. An unentwickelten, bis 18 mm. langen Individuen ist der hintere Winkel des Unterrandes sägetörmig gezähnt, es stehen nämlich daselbst etwa 15 nach rückwärts gerichtete hyaline Zähnchen. Entlang des Vorderrandes stehen einige stumpfe Höckercheu und die Schale ist dichter als bei erwachsenen Individuen, auch auf der Mittelfläche beborstet. Auch erscheinen die Schalen an jungen Thiereu, von oben betrachtet, am vorderen Ende etwas kielförmig vorgezogen. Die Schwimmborsten am zweiten Antennenpaare erreichen das Ende der Klauen. Die zweigliederigen Dorne am ersten Maxillenpaare sind ganz glatt. Die Athemplatte auf dem zweiten Maxillenpaare ist ki'äftig, aus sechs ge- fiederten Borsten bestehend. Die Glieder des ersten Fusspaares sind schlank, die Endklaue derselben ist schmal, fein bedornt. Charakteristisch ist das zweite Fusspaar ; seine Endklaue ist nämlich ganz kurz, nur von der Länge des letzten Gliedes. Der Fächer am Ende des vierten Gliedes ist nur schwach angedeutet. 102 Die Furcalglieder sind schmäclitig und gerade, desgleichen ihre fein be- stachelten Klauen. Die zweite Klaue ist um ein Drittel kürzer als die erste, die vordere und die hintere Borste sind gleich lang, von der Länge eines Drittels der ersten Klaue. Gehört zu den selteneren Arten. Genie vergräbt sie sich in den Schlamm, aus dem sie zeitweilen hervorkriecht und dann herumschwimmt. Fig. 35. Cypris clavata. — 1. Die Schale von der rechten Seite, 2. von oben. Ob, a.^. oc. 3. V- 3. Die Muskelabdrücke. Ob. A. oc. 1. V". Fundorte: Kostelec a. E., auf dem Uibungsplatze , da wo Apus cancrifonnis vorkommt. Bei der in ihrer Gesellschaft in Massen lebenden C. pubera waren die Schalen mit einer Schicht von Algen und Diatomaceen bedeckt, wogegen die Schalen von C. clavata von diesen ganz frei und rein waren (22. V. 1888) (15. V. 1889). Chaloupkybei Pürglitz, im Dorfweiher (5. VIII. 1886). Verbreitung bekannt. Bisher war diese Art nur aus England und Schweden 25. Cypris virens (Jurine). (Fig. 3. Fig. 4. 1. 2. 4. Fig. 5. 1—2. Fig. 36. 1—4.) 1820. Monoculus virens, Jurine (9) pag. 174. pl. XVIII. Fig. 15 — 16. 1844. Cypris virens, Z ad dach (15) p. 35. 1844. „ pilosa, Zaddach (15) p. 36. 1850. „ tristriata, Baird (22) p. 152. Taf. XVIII. Fig. 1, la—i, 2-3. 103 1851. Cypris ornata, Fischer (23) p. 157. pl. IX. Fig. 7—10. 1853. „ virens, Liljeborg (25) p. 117. Taf. VIII. Fig. 16. Taf. IX. Fig. 4— 5. Taf. X. Fig. 23-25. Taf. XII. Fig. 5. Taf. XIX. Fig. 8. 1868. Cypris virens, Brady (41) p. 364. pl. XXIII. pl. XXXVI. Fig. 1. 1868. „ pubera, Fric et Nekut (43) p. 46. Fig. 26. 1870. „ ventricosa, Brady & Robertson (45) p. 12. pl. IV. Fig. 1 — 3. 1872. „ pubera, Fric (48) Fol. 226. 1887. „ helena, Moniez (82) p. 2. 1889. „ virens, Brady et Norman (87) p. 77. Masse: Länge 1-85 mm. Höhe i*15 mm. Breite TG mm. An der Seitenansicht (Fig. 36. i.) ist die Schale verhältnissmässig hoch, in der Mitte am höchsten, woselbst ihre Höhe grösser ist als die Hälfte ihres Längen- Fig. 36. Cypris virens. — 1. Die Schale von der linken Seite, 2. von oben. Ob. a^ oc, 3. V Furcalglied. Ob. A. oc. 3. \K — 4. Die Muskelabdrücke. Ob. A. oc. 1. V- 3. Ein masses. Der obere Rand übergeht breit bogenförmig in den hohen HinteiTand. Der untere Rand ist in der Mitte etwas ausgeschweift. Entlang des Vorderrandes zieht sich ein schmaler hyaliner Saum. Die Schale ist kurz beborstet, am dichtesten stehen die Borsten an den Rändern mit Ausschluss des obersten Randes. Von Farbe sind die Schalen lichter oder dunkler grünlich, vom Auge quer über die Schalen erstreckt sich eine gelbliche Makel. Auch der Eierstock und die Hepatopancreasschläuche schimmern als lichtere, durch einen dunkelgrünen Streifen getrennte Bänder durch. 104 Von oben betrachtet sind die Schalen (Fig. 36. 2.) breit eiförmig, die gi'össte Breite, die jedoch geringer als die Höhe der Schalen ist, liegt in der Mitte, nach vorne verschmälern sich die Schalen und endigen stumpf. Nach hinten sind sie bauchig und abgerundet. Das vierte Glied des zweiten Antennenpaares ist schmal und lang, die gchwimmborsten erreichen das Ende der Klauen. Die Dornen am ersten Kieferfortsatz des ersten Maxillenpaares sind stark, glatt. Die Klaue am Ende des zweiten Fusspaares ist schmal, nur wenig länger als das letzte Glied. Die Furcalglieder sind für diese Art besonders bezeichnend. Dieselben sind relativ kurz und schwach s-förmig geschwungen. Die Klauen derselben sind schwach, fast gerade, die hintere Klaue reicht nur bis zur Mitte der Endklaue. Die vordere und die hintere Wimper sind ganz kurz. (Fig. 36. 3.) Erscheint in kleinen Tümpeln mit klarem Wasser und reichlicher Vege- tation ziemlich häufig. Fundorte: Bechowitz, mit C. strigata (IV. 1887). Vysocan (V. 1886). Amalienberg b. Pürglitz, im kleinen Teich unter der Kirche (V. 1888). Chaloupky b. Pürglitz zugleich mit C. incongruens (V. 1888). Verbreitung: Allgemein verbreitet; auch fossil im Tertiaer. 26. Oypris fasciata (0. F. Müller). (Fig. 37. 1—3.) 1785. Cypris fasciata, 0. F. Müller (5) p. 53. pl. IV. Fig. 1—3. 1837. „ ephippiata, Koch (13) H. 12. Nro. 1—2. 1844. „ fasciata, Zaddach (15) p. 34. 1863. „ angustata, G. 0. Sars (34) p. 29. 1868. „ fasciata, Claus (42) pl. I. Fig. 9—11. pl. II. Fig. 12—21. 1871. „ fasciata, Heller (46) p. 91. 1889. Erpetocypris fasciata, Brady & Norman (87) p. 86. pl. IX. Fig. 13 — 14. pl. XII. Fig. XII. Fig. 1. Masse: Länge 1*30 mm. Höhe 0-45 mm. Breite 0-45 mm. An der Seitenansicht erscheinen die Schalen sehr gestreckt, dreimal so lang als hoch. Der obere Rand ist niedrig gewölbt, in der Mitte am höchsten, und ist vor dem Hinterrande, der um die Hälfte niedriger ist als der Vorderrand, seicht ausgeschweift. Der untere Rand ist im ersten und letzten Drittel etwas convex, in der Mitte schwach gebuchtet. Der Vorder- und Hinterrand sind breit hyalin ge- säumt. (Fig. 37. 1.). Die Schale ist ein wenig durchsichtig, schütter beborstet und mit glän- zenden Höckerchen bedeckt. An den Rändern stehen die zarten Borsten am dichtesten. 105 Von Farbe sind die Schalen gelblich, meist grünlich angeflogen. Hinter dem Auge pflegt eine dunkelgrüne Makel zu sein, die sich quer über die Schale bis zu den Muskelabdrücken erstreckt. Hinter denselben steht eine grünlich-gelbe Makel, die jedoch in Grösse und Färbung sehr varürt. Mitunter fehlen beide Makeln und die ganze Schale pflegt dann grünlich zu sein. Der Eierstock und die Hepatopancreasschläuche schimmern als lichte, von den Muskelabdrücken nach rückwärts sich ziehende Bänder durch. Bei der Ansicht von oben (Fig. 37. 2.) sind die Schalen im Umrisse lanzett- förmig, die der Höhe gleichkommende grösste Breite liegt in der Mitte. Gegen beide Enden zu verschmälern sich die Schalen gleichförmig und enden spitz. Fig. 37. Cypris fasciata. — 1. Die Schale von der linken Seite, 2. von oben. Ob. A. oc. 1. V 3. Ein Furcalglied. Ob. BB. oc. 3. '\^. Die Schwimmborsten am zweiten Antennenpaare erreichen das Ende der Klauen. Die zweigliederigen Dorne am ersten Kieferfortsatz des ersten Maxillen- paares sind stark, nicht gezähnt. Der Taster des zweiten Maxillenpaares endigt mit drei gefiederten Borsten, deren mittlere länger als der ganze Taster ist, die beiden anderen sind um ein Viertel kürzer. Das zweite Glied des ersten Fusspaares ist breit und länger als die zwei folgenden Glieder zusammen; seine vordere Kante ist convex. Die Endklaue am zweiten Fusspaare ist gerade, quer fein gerieft, zweimal so lang als das letzte Glied. 106 Sehr charakteristisch ist die Bildung der Furcalglieder. Dieselben sind kräftig und desgleichen ihre, am hinteren Rande mit groben Zähnchen bewaffneten Klauen. Die vordere Wimper und die zweite Klaue reichen bis in die Mitte der Endklaue; die hintere Wimper steht dicht an der Klaue und ist ganz kurz. Die hintere Kante ist in der unteren Hälfte mit einem Kamm kurzer, feiner Dörnchen versehen. (Fig. 37. 3.)- Brady und Norman stellen diese Art zur Untergattung Erpetocypris, wohin sie jedoch nicht gehören kann, da sie am zweiten Antennenpaare ein Büschel langer, das Ende der Klauen erreichender Schwimmborsten trägt. Mit Erpetocypris hat sie nur die kräftigen Furcalglieder und die gezähnten Klauen derselben gemein. Diese zierliche Art bewohnt nicht nur pflanzenreiche Tümpel, sondern auch ausgedehnte Teiche, an deren Ufern und auch am Grunde sie in grosser Menge, oft mit Candona, vorzukommen pflegt. Fundorte: Hloubetln (V. 1886. 87). Krumau, in den Tümpeln an der Moldau (VIII. 1887). Padrt-Teich (VIT. 1886). Judenteich bei Frauenberg (VIII. 1887). Gatterschlager Teich bei Neuhaus (VI. 1890). Verbreitung: In Norwegen, Schweden, Dänemark, Belgien, Nord- deutschland, Tirol und Ungarn. In England bisher nicht beobachtet. Familie II. Cytheridae. Die Schalen sind in der Regel stark und schwer, manchmal glatt, gewöhnlich aber durch zahlreiche Höcker an der Oberfläche unregelmässig. Die beiden Antennenpaare sind zum Schwimmen nicht geeignet. Das erste, 5 — 7-gliederige Antennenpaar trägt am Ende seiner letzten drei bis fünf Glieder starke Dornen oder Borsten. Das zweite Antennenpaar ist entweder 4- oder 5-gliederig. Am Ende des ersten Gliedes sitzt eine ungegliederte oder in der Regel 2 — Sgliederige, das Ende des letzten Gliedes erreichende Klaue, die Spinnklaue. In diese mündet die an der Basis der Antennen sich befindende Drüse. Dieselbe wurde früher als Gift- drüse betrachtet. W. Müller (71) wies jedoch nach, dass ihr Secret eine klebrige Substanz ist, die dem Thiere beim Klettern an glatte Flächen zu Statten kommt, daher wir diese Drüse als Spinndrüse bezeichnen. In ihrer Function entspricht jene Spinnklaue (Spinnborste W. Müllers) gewissermassen den Schwimmborsten der Cyprididen. Das letzte Glied ist mit starken Klauen bewafi'net. Von Kiefern sind nur zwei Paare vorhanden. Die Mandibeln sind ähnlich gebildet wie bei der Ordnung der Cyprididen. Das Distalglied des Proto- poditen trägt die Athemplatte ; dieselbe kann wohl entwickelt oder auch verkümmert sein. Der Taster ist dreigliederig. Das erste Maxillenpaar ist ähnlich wie bei der früheren Familie gestaltet, die Athemplatte ist in der Regel mächtig entwickelt. Der Füsse sind drei Paare. Dieselben sind 4-gliederig und ähnlich gebildet wie das erste Fusspaar bei den Cyprididen, nämlich mit einer nach vorn 107 p:erichteten Endklaue versehen. Das erste Fusspaar entspricht hier dem zweiten Maxillenpaare der C3^prididen. Die Furcalgiieder sind verkümmert, zwei grössere oder kleinere kegelförmige Fortsätze, die kurze Borsten tragen, darstellend. Die Augen sind zumeist getrennt, seltener vereinigt, bei einigen marinen Arten auch ganz fehlend. Der Eierstock und die HodenschLäuche dringen nicht in die Dupplicatur der Schale. Die männlichen Geschlechtsorgane sind complicirt, das „Zenker 's che Organ" ist hier jedoch nicht entwickelt. Bis auf wenige Ausnahmen gehören zu dieser Ordnung nur marine Gattungen. Da die Arten derselben nicht zu schwimmen vennögen, so halten sie sich am Grunde oder am Ufer auf, woselbst sie auf den Algen herumkriechen. Brady & Norman (87) zählen hierher 15 Gattungen mit 153 Arten. Von diesen bewohnen nur 3 Gattungen (Metacypris, Limnicythere und Cytheridea) mit 7 Arten das Süss- und Brackwasser. In Böhmen fand ich nur die Gattung Limnicythere Brady. Gattung I. Limnieythere, Brady. 1850. Cythere, Baird (22) pag. 163. 1868. Limnicythere, Brady (41) pag. 419. 1878. Acanthopus, Vernet (52) pag. 516. 1888. Limnocythere, Dahl (84) pag. 615. 1889. Limnicythere, Brady & Norman (87) pag. 170. Die Schalen sind stark. Die Extremitäten sind gelb gefärbt oder hyalin. Das erste Antennenpaar ist 5-gliederig, an der äusseren Seite mit kurzen Borsten versehen. Das zweite Antennenpaar ist 4-gliederig, die Spinnklaue ist zweigliederig oder ungegliedert. Die Athemplatte der Mandibeln ist mächtig entwickelt, wodurch sich diese Gattung von den übrigen Gattungen, bei welchen diese Athem- platte mehr oder weniger verkümmert ist, unterscheidet. Die Furcalgiieder sind verkümmert, blos als zwei kurze Borsten ent- wickelt. Die Männchen sind sehr selten ; bisher ist das Männchen nur von L. relicta Liljb. bekannt. Die fünf Arten dieser Gattung sind sämmtlich klein, sie gehören theils dem süssen, theils dem Brackwasser an: L. Sancti Patrici.i Br. & Rob. und C. mons- trifica Norman, wurden bisher nur in England gefunden, L. inopinata, Baird in England und Schweden, L. relicta Liljb. entdeckte Liljeborg bei Upsala in 108 Schweden und von Vernet wurde sie als Acanthopus elongatus aus dem Genfersee beschrieben. Dahl fand eine neue Art, L. incisa im Brackwasser bei Neustadt. Die von mir entdeckte Art unterscheidet sich von den genannten Arten sowohl durch die Grösse als auch durch den inneren anatomischen Bau und kann deshalb zu keiner derselben gezogen werden. 27. Limnicythere stationis n. sp. (Fig. 38. 1—4.) 1891. Limnicythere stationis, Vdvra (91). Masse: Länge 0*36 mm. Höhe 0*21 mm. Breite 020 mm An der Seitenansicht (Fig. 38. i.) ist die Schale an dem sanft gerundeten Vorderrande am höchsten. Der obere Rand ist gerade, allmälig zum hinteren Rande, vor dem zwei deutliche, hyaline, nach rückwärts gerichtete Zähne stehen, sich neigend. Der hintere Rand ist abgerundet und übergeht so in den zweimal seicht ausgeschweiften Unterrand. In der Nähe des oberen Randes stehen an den Seiten der Schale zwei knopfförmige und nahe am unteren Rande erheben sich zwei unregelmässige, durch eine tiefe Rinne von einander getrennte Höcker. Der erste derselben ist breit und beginnt am vorderen Rande, woselbst er allmälig sich aus den Schalen erhebt, der hintere ist an seiner Basis schärfer abgegi'änzt und tritt aus der Schalenfläche steiler hervor. Die Oberfläche der Schale ist mit kleinen Grübchen dicht bedeckt. Der vordere Rand ist schmal hyalin gesäumt, entlang dieses Saumes stehen sehr zarte, dicht aneinander gereihte Borsten, sonst ist die Schale nur ganz schwach beborstet. Von Farbe sind dieselben weiss oder blass gelblich. Das grosse Auge schimmert bei durclifallendem Lichte durch die Schalen durch. Von oben besehen erscheinen die Schalen so breit als hoch. (Fig. 38. 2.) Vorn sind sie kielförmig verschmälert, hinten sind sie breiter und abgerundet. An den Seiten der Schalen treten die unteren Höcker stark hervor, der erste derselben ist mehr in die Länge gestreckt, der zweite mehr kegelförmig. Uiber diesen stehen die beiden knopfförmigen Höcker der Rückenseite. Das erste Antennenpaar (Fig. 38. 3. l.) ist 5-gliederig. Das erste und zweite Glied sind viel grösser als die übrigen Glieder, erstere sind gelenkartig mit einander verbunden und beweglich, die übrigen folgenden viel kleineren sind kaum beweglich. Das dritte Glied ist das kürzeste, so lang als breit, am Ende seiner äusseren Seite trägt es eine steife Borste, die so lang als das folgende Glied ist. Die zwei letzten Glieder sind gestreckt, fast von gleicher Länge. Das vierte Glied trägt an seiner äusseren und inneren Kante etwa in der Mitte je eine Borste, ferner am Ende der äusseren Kante drei Borsten und der inneren eine Borste. Das letzte Glied ist sehr schmal und endigt in eine eigenthümliche, lange, zwei- spaltige Borste (s); ihr äusserer Theil ist in eine Sensitivborste umgewandelt, der 109 innere Tlieil ist scharf zugespitzt und länger als der cäussere. Etwa vor dem Ende dieses Gliedes, an seiner äusseren Seite stehen noch zwei steife Borsten. Die ganze äussere Kante des zweiten und vierten Gliedes ist dicht bewimpert. Fig. 38. Limnicytliere stationis. — 1. Die Schale vou der linken Seite, 2. von oben. Ob. BB. oc. 3. ^Y^. — 3. D.e Antenne des ersten (7.) und zweiten (77.) Paares. Erstes (/) bis fünftes (5) Glied. s besondere Sensitivborste, o Rieebborste. p Spinnklaue. Ob. D. oc. 3. ^i". — 4. Der Fuss des ersten (7), zweiten (77) und dritten (777) Paares. Erstes {1) bis viertes (4) Glied. Ä Die Furcal- glieder. Ob. F. oc. 1. 420 T • Das zweite Antennenpaar (Fig. 38. 3. 77) ist 4-gliederig; das erste Glied ist mit dem nächstfolgenden knieförmig und beweglich verbunden. An seinem Ende trägt es eine lange Spinnklaue (pj; dieselbe ist bei dieser Art ungegliedert und reicht bis zur Mitte der Endklauen. Das zweite Glied (2.) ist breiter als lang, auf 110 der Mitte seiner inneren Kante entspringt eine steife Borste. Das dritte Glied (3.) ist so lang als das erste. In der Mitte der äusseren Kante stehen zwei Borsten und ebenfalls so viele etwa über der Mitte der inneren Kante. Die eine dieser Borsten erreicht das Ende des Gliedes und ist gefiedert ; die zweite, nicht gefiederte, ist um die Hälfte kürzer und dicht an dieser steht eine blasse Riechborste (0). Am Ende dieses Gliedes stehen noch zwei ungleich lange Wimpern, die eine ist gefiedert. Das letzte Glied ist klein (4), so lang als breit, mit drei Klauen bewaffnet ; die eine längere befindet sich an der äusseren Hälfte, die beiden inneren stehen dicht neben einander. Die Füsse sind gleichförmig gebildet (Fig. 38. 4.), bloss in der Grösse verschieden, und zwar ist das zweite Paar {II) das grösste, das dritte das kleinste {III). Das erste Glied ist immer das grösste und mit den übrigen dreien stets knieartig und beweglich verbunden. An seiner vorderen Kante stehen stets zwei von einander entfernte Borsten, am Ende trägt das erste Fusspaar (I.) zwei dicht neben einander stehende Borsten, von welchen die längere an der Innenseite fein bestachelt ist. Die beiden anderen Fusspaare sind daselbst nur mit je einer Borste versehen. An allen drei Fusspaaren befindet sich an der inneren Kante, vor der Mitte, noch eine Wimper. Die folgenden drei Glieder sind walzenförmig, gleich breit, das zweite (2) ist so lang als das dritte und vierte zusammen und trägt an seinem Ende eine, bis zur Mitte des vierten Gliedes reichende Borste. Die Klaue des letzten Gliedes des ersten Paares ist die schwächste und die des zweiten die stärkste und längste. Der Hinterleib lauft (wie bei Candona) in einen Dorn aus, unter diesem befinden sich die Rudimente der Furcalglieder (Fig. 38. 4. A\ nämlich zwei, auf kleinen kegelförmigen Fortsätzen sitzende Borsten. Fundort: Diese interessante Art fand ich im August und September 1890 in dem Gatterschlager Teich bei Neuhaus, auf der zoologischen Station, u. z. in einem Material, das in der Mitte des Teiches gedredget war. Das Thier hält sich im Schlamme auf, in dem es sich ungeschickt fortbewegt. In Gesellschaft dieser Art fand ich stets den limicolen Wasserfloh, Ilyocryptus acutifrons, P. 0. Sars. Das Vorkommen dieses Muschelkrebses in Böhmen dürfte vielleicht durch eine Verschleppung zu erklären sein, da eine kleine Insel des benachbarten Roth- wehrteiches, dessen Abfluss in den Gatterschlager Teich mündet, alljährig von einer ziemlich grossen Colonie Möven bewohnt wird. ANHANG. 28. Candona elongata (Brady & Norman). (Fig. 39.) 1889. Candona elongata, Brady & Norman (87) pag. 100. pl. X. Fig. 24—27. Masse: Länge 1'2 mm. Höhe 0'6 mm. Im Mai dieses Jahres, als sich bereits diese Arbeit im Drucke befand, erhielt ich noch eine Candonaart aus Böhmen, deren Beschreibung und Abbildung ich nur als Anhang folgen lassen kann. In Form und Grösse ist diese Art der Candona elongata Brady & Norman am meisten ähnlich, mit Sicherheit kann ich jedoch nicht feststellen, dass es in der That die Brady & Norman'sche Art ist, da die Autoren wohl das ganze Thier, aber keine specifischen Details desselben abbilden. Aus diesem Grunde wage ich auch nicht diesen Muschelkrebs, den ich in beiden Geschlech- tern fand, als eine andere Art aufzufassen, und stelle denselben daher zu C. elongata, wohin er mit aller Wahrscheinlichkeit gehören dürfte. Die detailirten Zeich- nungen der anatomischen und specifischen Merkmale behalte ich mir für eine spätere Publication vor. Von der Seite besehen sind die Schalen des Weibchens gestreckt, zweimal so lang als hoch, im zweiten Drittel am höchsten. Der Vorderrand ist niedriger als der Hinterrand, der Unter- rand ist im ersten Drittel schmal gebuchtet. Fig. 39. Die Schale des Männchens unterscheidet sich von der des Weibchens haupt- sächlich durch die Form des Unterrandes, indem derselbe im ersten Drittel ziemlich stark convex ist. 112 Was nun den inneren Bau dieser Art anbelangt, so steht sie in dieser Beziehung der Caudona fabaeformis am nächsten. Die Länge des letzten Gliedes am zweiten Antennenpaare ist beim Weibchen grösser als die Breite desselben. Die Spürorgane am zweiten Antennenpaare des Männchens überragen das letzte Glied nur durch das hier kurze membranöse Anhängsel. Bezeichnend ist beim Männchen die Form des zweiten Maxillenpaares. Seine Taster sind verhältnissmässig klein und kurz; der rechte Taster (Fig. 39. d) ist kappenförmig gedunsen, die untere Kante ist vor dem Ende stark ausgeschnitten und daselbst, auf der äusseren Seite, stehen zwei kurze steife Borsten ; der linke Taster (Fig. 39. s) ist walzenförmig, gegen das Ende zu verschmälert und in der Richtung nach unten gebogen. Beide Taster endigen in eine membranöse Spitze. Das vierte Glied des zweiten Fusspaares ist getheilt und daher ist dieses Fusspaar sechsgliederig. Die untere Borste an letzten Gliede ist von der Länge zweier Drittel der Endborste. Das Copulationsofgan des Männchens ist ähnlich geformt wie bei C. fabae- formis (siehe Fig. 13.). Der flügeiförmige Anhang (2.) ist hier jedoch kleiner und an seinem hinteren Winkel sitzt ein starker Dorn. Fundort: Diese Art fand ich (V. 1891) im Gatterschlager Teich bei Neuhaus. Verbreitung: Bisher und blos im männlichen Geschlechte nur aus Irland bekannt. Alphabetisches Register. Synonyma sind mit liegender Schrift gedruckt. Seit« Äcanthopus 107 affinis 99 albicans 43 angustata 104 aurantia 95 binmricafa 32 bipUcata 57 bistrigata 57 brachyura 79 brunea 68 Candona 31 39 Candonopsis 31 54 Candida 41 48 cinerea 71 clavata 101 compressa (Candona) 43 compressa (Cypria) 63 conchaceus 95 cuneata 90 Cyclocypris 31 67 Cypria 31 62 67 Cyprididae 30 Cypridopsis 31 70 Cypris 31 82 Cyprois 31 32 Ci/there 107 Cytheridae 30 100 Seite Cytheridea 48 diaphana 45 elegantula 63 elongata 111 ephippiata 104 eremita 52 Eucypris 90 Erpetocypris 84 exculpta 62 fabaeformis 41 45 fasciata 104 fasciata 93 fischeri 93 fusca 95 98 fuscata 98 gibba 57 gibba var. repens 60 globosa 71 helena 103 hispida 98 Ilyocypris 31 57 incongi'uens 95 jurinii 84 kingsleii ... • 54 laevis 08 lepidula 68 leucomela . 32 8 114 Seite Liinnicytliere 107 lucens 48 lucida . 84 lutaria 84 maculata 75 minuta 68 monacha 32 Mouoculus . 32 48 57 G2 G7 73 82 newtoni 77 Notodromas 30 31 nubilosa 32 obesa 75 olivacea 88 opbthalmica 63 ornata 86 103 ovatus 90 Ovum 63 68 pantherina 68 pellucida 48 picta 74 pilosa 102 pubescens 41 43 puber 57 pubera 90 puhera 103 punctata 63 punctillata 90 Seite reptans 86 reticulata 99 rostrata 40 41 ruber 95 sella 75 serena 68 similis 86 smaragdin a 80 stationis 108 strausii 61 striata 90 strigata 75 strigata 84 tenera 63 tesellata 99 tristriata 102 Typblocypris 31 51 variabilis 22 variegata 74 ventricosa 103 vidua 75 villosa 79 virens 102 vulgaris 68 westwoodii 79 zetlandica 48 INHALT. Seite Vorwort III. Historische Einleitung Verzeicliniss der benützten Literatur 1 3 A. Allgemeiner Theil. 1. Exoskelet 9 2. Endoskelet , . 11 3. Extremitäten 11 4. Die Musculatur 16 5. Das Nervensystem und die Sinnesorgane 16 6. Verdauungskanal und die Drüsen 19 7. Die Respiration 21 8. Geschlechtsorgane und sexueller Dimorphismus .... 21 9. Die Entwicklung 25 10. Die Lebensweise und die geographische Verbreitung . . 26 11. Die Parasiten 27 12. Die Praeparation 27 B. Specieller Theil. I. Farn. Cyprididae. Analytische Tabelle der Gattungen . . . . ' 31 L Gattung. Notodromas, Liljeborg 30 1. Notodromas monacha (0. F. Müller) 32. II. Gattung. Candona Baird 39 Analytische Tabelle der Arten der Gattung Candona . . 41 2. Candona rostrata Brady & Norman 40 3. „ pubescens (Koch) 43 4. fabäeformis (Fischer) 45. 5. 28. „ Candida (0. F. Müller) 48 „ elongata Brady & Norman 111 III. Gattung. Typhlocypris (Vejd.) 51 6. Typhlocypris eremita (Vejd.) 52 IV. Gattung. Candonopsisn. g 54 7. Candonopsis Kingsleii (Brady et Rob.) 54 Textfigur. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. 1-5 Fig. 5. 1—2 Fig. 6. 1-2 Fig. 4. 5. Fig. 6. 1. Fig. 7. 1—7. Fig. 8. 1—5. Fig. 9. 1-5. Fig. 10. 1— G. Fig. 11. 1—9. Fig. 6. 2. Fig. 12. 1-9. Fig. 13. Fig. 14. 1—10 Fig. 39. Fig. 15. 1—6. Fig. IG. 1—10 V. Gattung. Ilyocypris Brady et Norman 8. Ilyocypris gibba (Ramdolir) 8a. „ „ var. repens mihi VI. Gattung. Cypria, Zenker 9. Cypria ophthalmica (Jurine) VII. Gattung. Cyclocypris, Brady et Norman. . . . 10. Cyclocypris laevis (0. F. Müller) 11. „ globosa (G. 0. Sars) VIII. Gattung. Cypridopsis Brady 12. Cypridopsis vidua (0. F. Müller) 13. „ Newtoni Brady et Robertson .... 14. „ villosa (Jurine) 15. „ smaragdina, sp. n IX. Gattung. Cypris, 0. F. Müller Analytische Tabele der Arten der Gattung Cypris . A. Untergattung : Erpetocy]jris Brady and Norman. 16. Cypris strigata (0. F. Müller) 17. „ 18. . reptans (Baird) olivacea (Brady and Norman) B. Untergattung Eucypris mihi 19. Cypris pubera (0. F. Müller) Seite 57 57 60 62 63' 67 68 71 73 75 77 79 80 82 83 84 86 88 90^ 20. « 21. n 22. » 23. n 24. n 25. Fischeri (Liljeborg) 93 incongruens (Ramdohr) 95 fuscata (Jurine) 98 reticulata (Zaddach) 99 clavata (Baird) 101 virens (Jurine) 102 , 26. „ fasciata (0. F. Müller) 104 H. Farn. Cytherldae 106 X. Gattung. Limnicythere, Brady 107 27. Limnicythere stationis, n. sp 108 Anhang. 28. Candona elongata (Brady and Norman) 111 Alphabetisches Register 113 Teitfigur Fig. 17. 1-7. Fig. 18. 1-3. Fig. 19. 1-6. Fig. 20. 1-4. Fig. 21. 1-6. Fig. 22. 1-9. Fig. 23. 1-4. Fig. 24. 1-5. Fig. 25. 1—3. Fig. 26. 1-3. Fig. 1. Fig. 27. 1-5. Fig. 28. 1-5. Fig. 29. 1-4. Fig. 2. Fig. 4. 3. Fig. 30. 1-8. Fig. 31. 1-4. Fig. 32. 1—6. Fig. 33. 1-3. Fig. 34. 1-2. Fig. 35. 1-3. Fig. 3. Fig. 4. 1. 2. 4. Fig. 5. 1. 2. Fig. 36. 1-4. Fig. 37. 1-3. Fig. 38. 1-4. Fig. 39. Bericiltigungen. Pag. 30. Zeile 7 von unten Cyprois statt Cypris. Pag. 42. Fig. 10. Abbild. 5. ist umgedreht. Pag. 46. Fig. 12. C. statt 5. und 5. statt 6. Pag. 57. Zeile 10, von unten errinnernd statt erinnerd. Pag. 48. Zeile 17. von oben. C. simiHs ist wegzulassen. Sieh pag. 8C. II. Theü enthält: Dr. Em. Boficky: Petrogr aphische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens Preis fl. 3-50 Preis der ganzen ersten Hälfte des zweiten Bandes (I. und IL Abtheilung zusammen) geb. fl. 10' — Z W EITEFt BAND. Zweiter Theil. in. Botanische Abtheilung. Dieselbe enthält: Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky (II. Theil) Preis fl. 2-60 IV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Prof. Dr. Ant. Fric: Die Wirbelthiere Böhmens. b) „ „ „ „ DieFlussfischereiinBöhmen. c; „ « r r, Die Krustenthiere Böhmens. Preis fl. 3'— V. Chemische Abtheilung. Prof. Dr. Em. Boficky: Über die Verbreitung des Kali und der Phosphorsäure in den Gesteinen Böhmens. Preis 60 kr. Preis der ganzen zweiten Hälfte des zweiten Bandes (HI., IV. u. V. Abth. zusammen) geb. fl. 5*— DFtITTEFt BAND. I. Topographische Abtheilung. Verzeichniss der in den J. 1877—1879 vom k. k. mil.-geogr. Institut trigonometrisch bestimmten Höhen von Böhmen herausgegeben von Prof Dr. Karl Kofistka und Major R. DaublebskyvonSterneck fl. 1"80 H. Geologische Abtheilung. I. Heft. Petrographische Studien an den Phonolithgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. l — n. Heft. Petrographische Studien an den Melaphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. l"— III. Heft. Die Geologie des böhmischen Erzgebirges (I. Theil) von Prof. Dr. Gustav Laube. Preis fl. 2" — HI. Botanische Abtheilung. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (HL Theil Schluss.) Preis fl. 2*40 IV. Zoologische Abtheilung. I.Heft. Die Myriopoden Böhmens von F. V. Rosicky. Preis 60 kr. U.Heft. Die Cladoceren Böhmens von Bohuslav Hellich. Preis fl. 1*60 V. Chemisch-petrologische Abtheilung. Elemente einer neuen chemisch-mikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse von Prof. Dr. Boficky. Preis . • fl. 1'40 VIEFtTER, BAND. No. 1. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. Die Weissen- berger und Malnitzer Schichten von Dr. Anton Fric. Preis fl. 3* — No. 2. Erl äuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen von Prag von J. Krejci und R. Helmhacker ^. . . fl. 4*50 No. 3. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (IV. Theil.) Nachträge bis 1880. Verzeichniss und Register fl. 2-40 No. 4. Petro logische Studien an den Porphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky fl. 1*80 No. 5. Flora des Flussgebietes der Cidlina und Mrdlina von Prof. Ed. Pospichal. fl. 1- No. 6. Der Hangendflötzzug im Schlan-Rakonitzer Steinkohlenbecken von Carl Feistmantel fl. 2 — FXJNFTEn BAND. No. 1. Erläuterungen zur geologischen Karte desEisengebirges (^elezne hory) und der angrenzenden Gegenden im östlichen Böhmen von J. Krejci und R. Helmhacker fl. 2*— No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. III, Die Iser- schichten. Von Dr. Anton Fric . . . . fl. 3* — No. 3. Die mittelböhm. Steinkohlenablagerung von Carl Feistmantel . . fl. 1*20 No. 4. Die Lebermoose (Musci Hepatici) Böhmens von Prof. Jos. Dedecek. fl. !• — No. 5. Orographi sch-geotektonis che Übersicht des silurischen Gebietes im mittleren Böhmen. Von Johann Krej ci und Karl Feistmantel. . . . fl. 2* — No. 6. Prodromus der Algenflora von Böhmen. I. Th. Von Dr. A. Hansgirg. fl. 1*40 SEOHSTEFIBANO. No. 1. über die Torfmoore Böhmens in naturwissenschaftlicher und national- ökonomischer Beziehung mit Berücksichtigung der Moore der Nachbar- länder. Von Dr. Fr. Sitensky. I. Abth. Natunvissenschaftlicher Theil. . . . fl. 2*80 Die Süsswasserbryozoen Böhmens. Von Josef Kafka fl. 12() Grundzüge einer Hyetographie des Königreiches Böhmen. Von Dr. F. J. Studnicka .... fl. 1*50 Geologie des böhmischen Erzgebirges. II. Theil. Von Dr. Gustav G. Laube. fl. 2-50 Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens von Fr. Klapälek fl. 120 Prodromus (Jer Algen flora von Böhmen. I. Th. Forts. Von Prof. Dr. Anton Hansgirg fl. 3-— SIEBENTER, BAND. No. 1. Die Flechten der Umgebung von Deutschbrod von Jos. Noväk (in Vorbereit.). No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. IV. Die Teplitzer, Schichten. Von Prof. Dr. Ant. Fric fl. 3-— No. 3. Über die chemische Zusammensetzung verschiedener Ackererden und Gesteine Böhmen's und über ihren agronomischen Werth. Von Dr. Jos. Hanamann fl. 2" — No. 4. Die tertiären Land- und Süsswasser-Conchylien des nordw. Böhmen von Gottlieb Klika ^ fl. 240 No. 5. Die böhmischen Myxomyceten von Dr. Lad. Celakovsky (Sohn) (in Vorbereit.). No. 6. Geologische Karte von Böhmen. Section VI. Entworfen von Prof. Job. Krejci. Mit Erläuterung von Prof. Dr. A. Fric. Preis fl. 2'20 AOHTEH BAND. No. 1. Übersicht der Thätigkeit der naturw. Landesdurchforschung v. J. 1864 bis 1890 von Prof. Dr. K. Kofistka fl. —-30 No. 2. Untersuchung der Fauna d. böhm. Gewässer. H. Fauna d. böhm. Teiche von Jos. Kafka (in Vorbereitung). No. 3. Monographie der Ostracoden Böhmens. Von Wenzel Vävra . . . . fl. 2*60 No. No. 2. 3. No. 4. No. 5. No. 6. Druck von Dr. Ed. Gr^gr in Prag 1891. — äe)bstverl8g c^ S' ;^-r "^j^ti; c?:s S?^ >^/ ;^^-^ 0: V ?€, ^-#1 PRODROMUS DER ALGENFLORA VON BÖHMEN. welcher die lilatiäriinefijipfi (lyKopftjceeo, Cyanopliyceefi), fielist iactilpäpo zum epsfen Tlieile der io ßöl und einer systematischen enthält. AUF KOSTEN DES OPITZ-FONDES. > VON Prof. Dr. AUTOK HÄKSGIRGf. ARCHIV DER NATURWISSENSCHAFTL. LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN VIII. Band, Nro. 4. (Botanische Abtheilung.) m PRAG. In Commission bei FK. RIYNAC. 1893. s^?"v^-- \J^f^il :m4 -c— ^' — V > ■*:/?W^^^ ^^Amm -~-^~ DAS ARCHIV für die Qatiirwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böhmen I. bis V. Band : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. J. Krejci, VI. Band u. s. w.: Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. Dr. A. Fric, eolliäit föigeode Arbeiten: EFISTER. BAND. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: ajDas Terrain und die Höh en ver h ältnis s e des Mittelgebirges und des Sandsteingebirges im nördlichen Böhmen von Prof. Dr. Karl Kofistka. b) Erste Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt H.) von Prof. Dr. Kofistka. cj Höhenschichtenkarte, Section H., von Prof. Dr. Kofistka. Preis fl. 4* — Preis der Karte app ü. 1'60 H. Die Arbeiten der geologischen Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Vorbemerkungen oder allgemeine geologische Verhältnisse des nörd- lichen Böhmen von Prof. Johann Krejci. ?>J Studien im Gebiete der böhm. Kreideformation von Prof. J. Krejci. c) Paläontologische Untersuchungen der einzelnen Schichten der böhm. Kreideformation u. s. w. von Dr. Anton Fric. d) Die Steinkohlenbecken von Radnic, vom Hüttenmeister KarlFeistmantel. Preis fl. 4-50 in. Die Arbeiten der botanischen Abtheilung. Dieselbe enthält: o- Prodromus der Flora von Böhmen von Dr. Ladislav Celakovsky. (I. Theil.) Preis fl. 1 — rV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Verzeich niss der Käfer Böhmens vom Conservator Em. Lokaj. h) Monographie der Land- und Süsswassermollusken Böhmens vom Assi- stenten Alfred Slavik. cj Verzeichniss der Spinnen des nördlichen Böhmen vom Real-Lehrer Emanuel Barta. Preis fl. 2* — V. Chemische Abtheilung. Dieselbe enthält: Analytische Untersuchungen von Prof. Dr. Hoffmann. Preis ..... 25 kr. Preis des ganzen I. Bandes (Abth. I. bis V.) geb fl. 9* — Z ^W EITER, BAND. Erster Theil. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: aj D a 8 Terrain und die Höhenverhältnisse des I s e r- und des Riesen- gebirges und seiner südlichen und östlichen Vorlagen von Prof. Dr. Karl Kofistka. b) Zweite Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt IH.) von Prof. Dr. Kofistka. c) Höhenschichtenkarte, Section III., von Prof. Dr. Kofistka. d) Höhenschichtenkarte des Riesengebirges von Prof. Dr. Kofistka Preis dieser Abtheilung fl. 4-50 II. Die Arbeiten der geologischen Abtheilung. I. Theil enthält: a) Prof. Dr. Ant. Fric: Fauna der Steinkohlenformation Böhmens. b) Karl Feistmantel: Die Steinkohlenbecken beiKlein-Pfilep, Lisek, Stile c, Holoubkow, Mireschau und Le tkow. c) Jos. Väla und R. Helmhacker: Das Eisensteinvorkommen in der Gegend von Prag und Beraun. d) R. Helmhacker: Geognostische Beschreibung eines Theiles der Gegend zwischen Beneschau und der Säzava. Preis . . . fl. 4* — PRODROMUS DER ALGENFLORA von BÖHMEN. ZWEITER THEIL, welcher die iiigfien Alien (lppti|ceee, Cfanoptifceen), iietist lactiMgee zi erstee Ttieile Bearkitij fcr in Biiiieii und einer systematischen verbreiteten saproplijtisclieii Bacterien und EugleDeü eiitlii. 3V1IT DEM OJflZ-P'ftKISK G-EICI4ÖNTK ARBEIT. AUF KOSTEN DES ÜPIZFONDES. Von Prof. Dr. Anton Hansgirg. ARCHIV FÜR NATURWISSENSCHAFTLICHE DURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN. VIII. THEIL, Nro. 4. (BOTANISCHE ABTHEILUNG.) PRAG. KOMISSONS-VERLAG VON FR. RIVNÄC. — DRUCK VON Dr. EDV. GREGR. 1892. VORWORT. Mo tto. Est igitur cognitio naturalis patriae praeferenda exterarum regionum contemplationibus. C. lAnne {Amocnit. acad. V. I. p. J). Im vorliegenden zweiten und zugleich letzten Theile des Prodromus der Algenflora von Böhmen sind ausser einer systematischen Bearbeitung der in Böhmen verbreiteten blaugrünen Algen (Myxophyceen), der saprophytischen Bacterien und Euglenen auch Nachträge zum ersten Theile dieses Werkes^) enthalten. Dass der Verf. die Euglenen und Bacterien hier zum ersten Male den Algen anschliesst, erklärt er dadurch, dass man in neuerer Zeit die Algennatur der Eu- glenen nachgewiesen hat^) und dass die meisten Botaniker auch die Bacterien (Spaltpilze) blos für chlorophyllfreie Schizophyten ansehen, welche mit den blau- grünen Algen (Spaltalgen) so nahe verwandt sind,^) dass man viele von ihnen noch A^or kurzer Zeit als chlorophyllfreie Nostocaceen bezeichnete^) und sie neben den phycochromhaltigen blaugrünen Formen im Systeme der Algen anführte/) ^) Im Archiv für naturwiss. Durchforschung Böhmens V. Band, Nr. 6 und VI. Band, Nr. 6. *) Ausser den in meinem Werke „Physiologische und algologische Studien" p. 120 namhaft gemachten Botanikern haben noch van Tieghem (Traite de botanique, 2 Edition, p. 1243, 1246), Schwarz (Berichte der deutsch, bot. Gesell. Berlin, 1884, p. 52), Schmitz (Die Chromato- phoren der Algen, p. 41), Itzigsohn (in Rbh. Alg. exs. Nro. 282 Nota) und viele andere Forscher in den letzten vier Jahren die Algennatur der Euglenen offen anerkannt. — Dangeard (Sur les Cryptomonadinae et les Euglenae, 1888) stellt die Euglenen in die Nähe der Desmidiaceen; Garcin (Sur le genre Euglena et sur la place dans la Classification, 1888) u. A. glauben wieder, dass die Euglenen und andere ähnliche Flagellaten den Volvocineen oder den Sciadieen am nächsten stehen. Nach Bütschli und De Bary (vergl. de Bary's „Vergl. Morphol. u. Biol. der Pilze", 1884, p. 513) sollen die einfacheren Formen der Flagellaten unverkennbare Anklänge und Yerwandschaftbeziehungen zu den sog. arthrosporen Bacterien zeigen. ^) Über die nahe Verwandschaft der Bacterien (Schizomyceten) mit den Spaltalgen (Schizophyceen) siehe mehr in meinem Werke „Physiol. u. algolog. Studien", dann in meinen Abhandlungen über Bacillus muralis Tom. im Botan. Centralblatt 1888 — 1889, ferner in Schröter's „Pilze", 1886, p. 141, Zopfs „Die Spaltpilze" 1884, p. 1, Falkenberg's „Die Algen im weitesten Sinne", 1881, p. 313 u. v. a. *) Siehe De Bary „Vergleichende Morphologie u. Biologie der Pilze", 1884, p. 513 und van Tieghem's „Traite de botanique", 2 Edition, p. 1189. °) So zählt noch 0. Kirchner in seiner Algenflora von Schlesien 1878 (in Cohn's Krypto- gamen-Flora) zu den Spaltalgen auch folgende Bakterien-Gattungen: Crenothrix, Beggiatoa, Lepto- thrix ex p., Spirochaete, Merismopedia ex p. und Clathrocystis. 1* Was die blaugrünen Algen und die in den Nachträgen angeführten Rhode-, Phaeo- und Chlorophyceen betrifft, so ist hier zunächst Folgendes zu bemerken. Nach dem Erscheinen des ersten Theiles dieses Werkes hat der Verf. die algologische Durchforschung Böhmens, welche er seit 1880 bis 1887 ununterbrochen fortgeführt hat, noch weiter fortgesetzt ; doch konnte er in den letzten vier Jahren nur einen Theil seiner freien Zeit der weiteren Erforschung der Algen- und Bac- terienflora Böhmens widmen, da er den grössten Theil seiner Musestunden theils zu pflanzenphysiologischen Studien,^) theils (so insb. die Sommer-Ferien) zur Er- forschung der bisher nur wenig bekannten Flora der Süsswasser- und Meeresalgen und Bacterien der österreichisch-ungarischen Küstenländer, insb. Istriens und Dal- matiens^) sowie der Algen- und Bacterieuflora von Tirol, Kärnthen, Krain, Süd- steiermark und Bosnien^) verwandte und ausserdem auch die ihm von Kustos des norwegischen Museums H. M. Foslie in den letzten drei Jahren zur Bearbeitung zugesandten norwegischen Meeresalgen und Bacterien bearbeitete.'*) Wie aus dem Nachfolgenden zu ersehen ist, hat der Verf. auch im Laufe der letzten vier Jahre in Böhmen eine nicht unbedeutende Anzahl von bisher aus Böhmen unbekannten oder ganz neuen (noch unbeschriebenen) Algen- und Bacterien- Arten entdeckt, so dass die Ergebnisse seiner von ihm allein und ohne jede nen- nenswerthe Unterstützung durchgeführten algologischen und bacteriologischen Durch- forschung seines Heimatlandes verhältnissmässig nicht minder erfolgreich sind, als die Resultate der seitens des Commit6s für die naturwissenschaftliche Durchfor- schung Böhmens seit vielen Jahren unterstützten, vom H. Prof, Dr. L. Celakovsky unter Mitwirkung zahlreicher Botaniker und Ptianzensammler geleiteten botanischen Durchforschung der Gefässpflanzen (haupt. der Phanerogamen-Flora) in Böhmen, Von neuen, in diesem zweiten Theile des Prodromus der Algenflora von Böhmen zum grossen Theil an der Hand von Abbildungen beschriebenen Gattungen, Arten und Varietäten von Süsswasseralgen sind zu den 138 im Schlussworte zum ersten Theile dieses Werkes ^) aufgezählten Gattungen, Species und Varietäten noch folgende neue Formen in Anschluss zu bringen. Von braunen Algen (Phaeophyceen) : 1. Phaeodermatium rivulare; von chlo- rophyllgrünen Algen (Chlorophpceen) : 2. Bertholdia (Chaetopeltis) orbicularis var. grandis, 3. Chaetonema irreguläre var. subvalidum, 4. Herposteiron globiferum, 5. Periplegmatium gracile (Entocladia gracilis olim), 6. Cladophora glomerata var. ^) Siehe des Verf.'s „Phytodynamische Untersuchungen", 1889 und seine pflanzenphy- siologischen Abhandlungen in der Oesterr. botan. Zeitschrift in Wien, 1890, in den Sitz.-Ber. der k. Gesell, d. Wissen, in Prag 1890, im Botan. Centralblatt, 1890 — 91, in den Berichten der deutsch, botan. Gesell, in Berlin 1891 und im Biologischen Centralblatt, 1891. ^) Siehe des Verf.'s diesbezügl. Abhandlungen in den Sitz.-Berichten der k. böhm. Gesell, d. Wissen. Prag, 1890—1892 und in der Oesterr. botan. Ztschr. 1889 und 1892. ^) Siehe des Verf.'s diesbezügliche Abhandlungen in den Sitz.-Ber. der k. böhm. Gesell, der Wissensch. in Prag, 1890—1892. *) Siehe „Museums Aaarshefter", Vol. XIII., 1890, Tromsö". '■') L. c. p. 7—9. petraea, 7. Microspora elegans (M. amoena var. tenuior olim), 8. M. amoena var. crassior, 9. Palmodactylon var. lainosum, 10. Scenedesmus quadricauda var. bicau- datus und 11. var. variabilis, 12. S. bideutatus, 13. Gloeocystis vesiculosa var. caldariorum, 14. G. crenulata, 15. Dactylothece macrococca, 16. Stichococcus bacil- laris var. duplex, 17. Pleurococcus miniatus var. virescens, 18. Trochiscia crassa, 19. T. psaminophila, 20. T. halophila, 21. Dactylococcus sabulosus, 22. Zygnema chalybeospermum, 23. Z. rhynchonema (Z. stellinum var. rhynchonema olim), 24. Spi- rogyra insignis var. fallax, 25. Mesotaenium micrococcum var. minus, 26. M. Endli- cherianum var. exiguum, 27. Spirotaenia closteridia var. elongata, 28. Dispbynctium globosum var. perpusillum, 29. Cosmarium aphanichondrum var. calcareum, 30. C. trilobulatum var. minus, 51. C. Kegnesi var. trigonum. 32. Euastrum ansatum var. emarginatum, 33. Staurastrum intricatum var. minus. Von blaugrünen Algen (MyxopTiyceen, Cyanophyceen) sind es folgende: 34. Scytouema Hofmannii var. calcicolum, 35. S. obscurum var. terrestre, 36. Nostoc cuticulare var. anastomosans, 37. Lyngbya (Oscillatoria) gracillima var. phormidi- oides, 38. L. tenuis var. phormidioides und 39. var. symplociformis, 40. L. Okeui var. fallax und 41. var. phormidioides, 42. L. rupicola mit 43. var. phormidioides und 44. var. tenuior, 45. L. nigra var. phormidioides, 46. L. intermedia var. phor- midioides, 47. L. (Hypheothrix) lateritia var. symplocoides, 48. L. nigrovaginata var. microcoleiformis, 49. Clastidium rivulare, 50. Pleurocapsa minor, 51. P. cuprea, 52. P. concharum, 53. P. rivularis (Cyanoderma rivulare olim), 54. Gloeothece ru- pestris var. cavernarum, 55. Aphanothece caldariorum var. cavernarum, 56. A. ni- dulans var. thermalis, 57. A. subachroa, 58. Coelosphaerium anomalum var. minus, 59. Merismopedium glaucum var. fontinale, 60. Dactylococcopsis rupestris, 61. D. rhaphidioides, 62. Aphanocapsa fonticola, 63. A. thermalis var. minor, 64. A. ano- dontae, 65. Chroococcus varius var. luteolus.^) Hiemit ist die Zahl der vom Verf. in Böhmen entdeckten neuen Formen von Süsswasseralgen von 135^) auf rund 200 gestiegen. Was die Gesammtzahl der in Böhmen verbreiteten Süsswasseralgen-Species betrifft, so ist diese, wie aus nachstehender Tabelle zu ersehen ist, auch diesmal nicht unbedeutend angewachsen. ^) Da der Verf. und andere Algologen eine grössere Anzahl von den oben aufgezählten, in Böhmen entdeckten Algen, auch in anderen Ländern wiedergefunden haben, so scheint es, dass Böhmen wie auch andere Länder in Europa nui* wenig oder keine endogene Algenarten besitzen. 2) Von den im Schlussworte zum ersten Theile dieses Werkes aufgezählten 138 neuen Algenformen hat der Verf. einige (auch Ch. fuscoater var. fuscoviolaceus olim =: Ch. fuscoviola- ceus), früher von ihm für Varietäten angesehene, später für gute Arten erklärt, folgende 4 aber eingezogen oder zu Varietäten degradirt : Stigeoclonium pygmaeum nob. = S. farctum Berth. var. pygmaeum, Inactis tornata var. muralis, JISTostoc. muscorum var. saxatile und Lyngbya princeps var. tenuior. Vergleichende Tabelle der aus Böhmen bekannten Algenarten (exl. Diatomaceen). Algenarten Böhmens (Rhouophjcecn) (Phaeophyceen) (Chlorophyceen) Cyaoophyceen (Myiophyceen) alle zusammen nach diesem „Prodromus" I. Theil, 1887 nach der Raben- horst'schen Artenbegrenzuiig 12 4') 603 1 414 1033 im Jahre 1892 (IL. Theü) 12 7 663 499 1181 Prodromus, I. Theil 1887 nach des Verf.'s' Artenbegrenzung 11 5 507 290 813 im Jahre 1892 (U. Theil) 11 72) 549 (559)3) 304*) 871 (881)3) Wenn man die in der vorstellenden Tabelle angeführten Zahlen der aus Böhmen bisher bekannten Algen mit dem im ersten Theile dieses Werkes ^) ange- führten Zahlen der aus Schlesien bekannten Süsswasseralgen vergleicht, so wird man finden, dass die Algenflora Böhmens, wenigstens was ihr Artenreichthum an- belangt, die Süsswasseralgenflora von Schlesien nach Kirchner's Bearbeitung und mit Zuzählung der nach Erscheinen der Kirchner' sehen Algenflora in Schlesien ent- deckten und für dieses Land neuen Algenarten, weit übertrifft und dass sie zur Zeit von allen bisher in Europa und am ganzen Continente näher erforschten ähn- lichen Algenfloren die artenreichste und auch bezüglich der Verbreitung einzelner Arten die bisher am besten erforschte Algenflora isf) Was die Zahl der vom Verf. bisher in Böhmen beobachteten und in diesem Theile des Prodromus beschriebenen Arten der saprophytischen Bacterien anbelangt, so ist diese wie aus nachfolgender vergleichender Tabelle sich ergibt, zwar noch um etwas geringer, als die Anzahl der aus Schlesien durch Schröter bekannt ge- wordenen Species der indifferenten Spaltpilze, aber doch verhältnissmässig gross genug, da der Verf. in Böhmen bisher nur die in der freien Natur, in Sümpfen und in anderen stehenden Gewässern sowie in feuchten und dunkeln Felsenhöhlen und in unterirdischen alten Kellern (Wein- und Bierkellern) verbreiteten sapro- phytischen Bacterien gesammelt hat, jedoch die in bacteriologischen Laboratorien, Krankenhäusern etc. vorkommenden Spaltpilzarten, von welchen letzteren Schröter unter den durch mehrjährige Beobachtungen aller bisherigen schlesischen Bacterio- logen bekannt gewordenen 62 Arten nicht weniger als 16 Species anführt, aus nahe liegenden Gründen gänzlich ausser Acht liess. ^) Vergl. des Verf.'s Abhandlung in den Sitz.-Ber. der k. böhm. Gesell, der Wissensch. 1889 p. 123. 2) Die aus Böhmen zur Zeit bekannten Diatomaceen-Arten sind hier selbstverständlich nicht zugezählt worden. 3) Mit Zuzählung der in diesem Theile beschriebenen Euglena-Arten. *) Zu den blaugrünen Algen hat der Verf. hier auch die beiden Asterothrix-Arten zugezählt. 8) L. c. p. 6. öj Früher galt ähnliches von der von einer grösseren Anzahl von Algologen näher durch- forschten Algenöora von Schlesien. Vergleichende Tabelle der saprophytischen Bacterien Böhmens und Schlesiens.^ Bacterien Gattungen Arten ^) Arten u. Yarietäten Böhmens nach diesem Prodromus, 1892 Schlesiens nach Schröter's „Pilze",») 1886 21 57 20 62 70 63 Von den vom Verf. bisher in Böhmen gesammelten saprophytischen Bacterien sind in diesem Werke folgende neue Gattungen, Arten und Varietäten beschrieben : 1. Cladothrix dichotoma var. leptochaeteformis, 2. C. cellaris, 3. Leptothrix cellaris, 4. L. subtilissima var. fontinalis, 5. Bacillus subtilis var. cellaris und 6. var. cal- dariorum, 7. B. Pfefferi, 8. B. vialis, 9. B. fenestralis, 10. Beggiatoa alba var. spi- ralis, 11. B. arachnoidea var. uncinata, 12. Schützia Lagerheimii var. subterranea, (Leuconostoc Lagerheimii var. subterraneum olim), 13. Ascococcus thermophilus (A. Billrothii var. thermophilus olim), 14. A. cellaris und 15. var. maior, 16. Kleb- siella (Mycothece) cellaris, 17. K. (Mycothece) urothece, 18. Chlamydatomus (Hyalo- coccus) cellaris und 19. var. minor und 20. var. ovalis, 21. Bacterium termo var. subterraneum, 22. Sarcina cellaris, 23. Leucocystis cellaris var. cavernarum und 24. var. minor, 25. L. fenestralis, 26. L. schizocystis, 27. L. urococcus, 28. Micro- coccus thermophilus, 29. M. oinophilus und 30. var. minor, 31. M. subterraneus, 32. M. cellaris, 33. M. ochraceus, 34. Mycacanthococcus cellaris, 35. Mycotetrae- dron cellare. Wenn man die Zahl der soeben angeführten neuen Bacterienformen aus Böhmen mit der Zahl der in Schlesien von Cohn, Schröter und anderen Bacterio- logen entdeckten neuen saprophytischen Spaltpilzformen vergleicht und bedenkt, dass von den letzteren viele nur in Zimmern (Krankenhäusern etc.) vorgefunden wurden, so wird man finden, dass die böhmische, vom Verfasser allein durchforschte, Bacterienflora schon jetzt um einige Formen (Arten und Varietäten) reicher ist, als die schlesiche, was auch beim Vergleich der Zahlen von Arten und Varietäten in der obigen Tabelle sich ergibt. In Betreff der Verbreitung einzelner Arten der saprophytischen Bacterien und Euglenen in Böhmen möge hier blos erwähnt werden, dass unsere bisherigen Kenntnisse darüber noch sehr lückenhaft sind, da diese microscopischen Pflanzen bisher von den Botanikern in Böhmen fast gänzlich vernachlässigt wurden, so dass über deren Verbreitung etc. bisher nur das, was in diesem Werke vom Verf. an- geführt wird, bekannt ist. 1) Eine ältere vergleichende Tahelle der aus Böhmen dem Verf. im J. 1889 bekannten Bacterienarten siehe in dessen Abhandlung in den Sitz.-Ber. der k. böhm. Gesell, d. Wissensch. vom 8. Feber 1889. ^) Nach des Verf.'s Artenbegrenzung und Classification. ») In Cohn's „Kryptogamen-Flora von Schlesien". 8 Mit Ausnalime der von C. A. Agardh und Corda ^) an den warmen Quellen und in der Umgebung von Carlsbad zuerst beobachteten Bacterien (Schizomyceteu), welche auch Opiz in seinem ältesten Verzeichnisse der ihm aus Böhmen bekannten microscopischen Kryptogamen anführt,^) sind alle anderen in diesem Prodromus mit Angabe der Localitäten angeführten Bacterienarten etc. erst vom Verf. in Böhmen entdeckt, resp. an den mit ! bezeichneten Standorten von ihm zuerst ge- sammelt worden. Aehnliches gilt auch von den in diesem zweiten Theile des Prodromus be- schriebenen Euglenaarten, von welchen Eugleua pisciformis var. minor und var. hyalina, dann Euglena acus var. minor neu sind. Doch muss hier noch erwähnt werden, dass so viel dem Verfasser bekannt, in den letzten 25 Jahren auch einige Zoologen und Aerzte theils den Euglenen, theils den in Böhmen verbreiteten saprophytischen Bacterien mehr oder weniger Aufmerksamkeit gewidmet haben und dass insbesondere vom Prof. F. von Stein, dessen Schüler der Verf. ist, viele seltene Euglena-Arten aus Böhmen beobachtet und in seinem berühmten Werke,^) jedoch leider ohne Angabe der böhmischen Lo- calitäten, abgebildet wurden; doch hat keiner von diesen Forschern versucht die ältesten Verzeichnisse der in Böhmen verbreiteten indifferenten Bacterien und Eu- glenen zu ergänzen. Aus dem soeben über die Durchforschung der in Böhmen verbreiteten sa- prophytischen Spaltpilze und Euglenen Mitgetheilten geht klar hervor, dass eine nähere Erforschung dieser niedrigsten Pflanzenorganismen in Böhmen noch der Zukunft vorbehalten bleibt, da der Verf. die in Böhmen verbreiteten indifferenten Spaltpilze und Euglenen nur nebenbei zum Gegenstande seines Studiums gemacht hat und sie bei seinen algologischen Durchforschungsreisen meist nur da sammelte, wo sie mit Algen zusammen vorzufinden waren. Dass auch unsere bisherigen Kenntnisse über die Verbreitung der blau- grünen und anderen Algen in Böhmen noch immer ziemlich lückenhaft sind, glaubt der Verf. — ■ indem er auf das im Schlussworte zum ersten Theil darüber Gesagte hinweist — hier nicht besonders hervorheben zu müssen. Aus dem im Nachfolgenden angeführten Verzeichnisse der Localitäten, an welchen der Verf. im Laufe der letzten vier Jahre in Böhmen Algen gesammelt hat, ergibt sich, wenn man dabei auch die im Schlussworte zum ersten Theil dieses Werkes verzeichneten 0 ertlichkeiten berücksichtigt, dass in Böhmen noch immer ganze Gebiete gar nicht oder nur flüchtig in algologischer (auch in bacteriologischer) Beziehung erforscht wurden, was nicht blos von den Grenzgebieten, sondern auch von vielen Gegenden im östlichen und nördlichen, dann auch im südlichen Theile Böhmens gilt. In der näheren und weiteren Umgegend von Prag hat der Verf. in Jahren 1887 — 1891 mit Vorliebe Algen und Bacterien in dem in botanischer etc. Beziehung *) Siehe Agardh's Abhandlung iu der Regensburger Flora, 1827 und Corda's Aufsätze im Almanach de Carlsbad par Ch. J. de Carro, 1834—1836. ^) Es sind: Beggiatoa alba, Leptothrix ochracea, Leptomitus niveus, L. incompositus nnd Gallionella ferruginea. ') Der Organismus der Infusionsthiere, III. Abth. „Die Naturgeschichte der Flagellaten". 9 besonders interessantem siliirischem Felsengebiete gesammelt und es gelang ihm hier, wie auch in der Umgebung von Berauu, in diesem Felsengebiete eine grössere Anzahl von bisher vom Verf. in Böhmen nicht beobachteten Algen zu entdecken und für eine grössere Anzahl von seltenen Algenarten neue Localitäten zu consta- tiren. Und zwar hat der Verf. in der Prager Umgebung insbesondere in reinen Bächen, Felsenquellen, kleinen Teichen und Sümpfen, an feuchten Felsen, kleinen Katarakten etc., im oberen Theile des Felsenthaies bei St. Prokop in der Nähe von Nova Ves, Klukovic und HoUn sowie im ganzen Gebiete der silurischen Kalkstein- felsen zwischen Hlubocep und Kepora, Radotln und Kosof, Öernosic, Solopisk und Roblln u. s. w. zu verschiedenen Jahreszeiten an verschiedenen, seltener an einer und derselben Stelle viele seltene Algen gesammelt. Wie an den so eben genannten, so hat der Verf. auch au vielen von nach- folgenden Fundorten meist reiches algologische Material vorgefunden; so insbeson- dere in Bächen, auf feuchten Felsen etc. im oberen Theile des Karllker Thaies nächst Dobrichovic, in Sümpfen, Wieseuquellen u. s. w. bei Modfan, am Dablicer Berge, bei Tachlovic, in Bächen, auf Felseuabhängen u. s. w., am Wege von Tetln gegen Koneprus, von Dusnik nachLodenic und von da über Sedlec nach St. Ivan und weiter über Hostin bis zur Mündung des Kacakbaches in die Beraun. Eine ausser- ordentlich reiche algologische Ausbeute lieferten auch die vom Verf. einigemal im Frühjahre und im Sommer besuchten feuchten Kalksteinfelsen, Bergbäche, Felsen- quellen, feuchten Höhlen u. s. w. im Beraunthale entlang der Westbahn zwischen den Bahnstationen Karlstein und Beraun, insbesondere unterhalb Korno, Koda und Tetln, dann in dem bewaldeten felsigen Terrain zwischen Srbsko, Hostfn und St. Iwan unter den Felsen. Nicht minder interessant ist auch die Algenflora der stellenweise ziemlich quellenreichen silurischen Felsen an beiden Ufern der Moldau zwischen Podhof, Selc, Roztok und Podmoxäh, dann zwischen Vetrusic, Dolan, Dolanky und Chva- terub gegenüber Kralup. Weniger reichhaltiges und interessantes Algenmaterial sammelte der Verf. weiter noch am Wege von Roztok nach Ounetic, zwischen Tu- chomefic, Statenic, Kovar und Zakolan, dann auch in der Umgebung von Mühl- hausen und Weltrus an der Moldau. Aehnliches gilt auch von der ganzen Gegend an der Beraun zwischen Alt- und Neuhütten, Zdic und Popowic. Im Elbthale hat der Verf. diesmal die Umgebung von Alt-Lissa, Pecek, Vellm, die algenreichen Elbetümpel und Wiesensümpfe bei Neudorf nächst Kolln, Libic nächst Podebrad, Elbeteinitz, Unter-Befkowic, Liboch, Aussig, Schön-Priesen, Pömmerle, Wesseln, Nestersitz und Maischlowitz algologisch näher untersucht und weiter auch bei Kostial, Oppolan, Schelchowitz und Clzkowitz nächst Lobositz Algen gesammelt. Eine grössere Anzahl von seltenen limnophilen sowie einige sphagnophile Algen ^) hat der Verf. in Tümpeln, Sümpfen, alten Teichen etc. nächst Libochowitz an der Eger, bei Johnsdorf nächst Brüx, Liptitz nächst Dux, in der Umgebung ^) Über die Formation der Bergalgen, dann über die crenophilen, limnoplxilen und sphagnopWlen Algen siehe mehr in des Verf.'s Abhandlung in der Oesterr. botan. Zeitschrift 1888, Nro. 2—5. 10 von Osseg, Mariaschein, Tellnitz, Eulaii und Bünaburg am Fusse des Erzgebirges gesammelt. Von Bergalgen hat der Verf. einige für Böhmen neue und viele seltene Arten auf feuchten Sandsteinfelsen, in Bächen und Sümpfen in der böhm. Schweiz, insb. im Bielagrunde, bei Rothberg, am Wege von Bodenbach über Peiperz nach Maxdorf und zurück nach Niedergrund, dann an beiden Ufern der Elbe zwischen Tetschen, Nieder-, Mittel- und Obergrund bis nach Herrenskretschen und am Wege von da in die Edmundsklamm und im Edmundsgrund, weiter noch auch auf Sand- steinfelsen etc. bei Dittersbach und am Wege von da über Hinter-Dittersbach bis zur sächsischen Grenze gesammelt. Aus östlichem, Süd- und nordöstlichem Theile Böhmens hat der Verf. in den letzten vier Jahren von folgenden Orten Algen und meist auch Bacterien unter- sucht, so aus der Umgebung von Josephsthal und Debr nächst Jungbunzlau, von Kopidlno, Rozdalowic und Jicin, wo auch die auf Algen ziemlich armen Prachower Sandsteinfelsen vom Verf. näher untersucht wurden, dann von Kuttenberg (na- mentlich aus den Teichen, Bächen etc. am Wege zur* städt. Schwimmschule, dann von Sedlec und Malln), Zleb nächst Caslau, Ronow, Biskupic, Tfemosnic, Hefman- mestec, Medlesic, Dfenic und Slatiuan nächst Chrudim; auch bei Deutschbrod, Schlappenz nächst Pfibislau, Pilgram, Patzau und bei Polna an der böhm.-mäh- rischen Grenze wurden diesmal zahlreiche Algen gesammelt. In Nordböhmen hat der Verf. in den letzten drei Jahren die Umgebung von Böhm. Kamnitz, Haida, Steinschönau, Habstein, Kreibitz, Warnsdorf, Sandau, Neustadtel, Brenn, Schiessnitz, Straussnitz, Liebisch und B. Leipa, dann die Strecke zwischen Leipa und Laugenau durchforscht und an der zuletzt genannten Localität an einer sumpfigen Wiese ganz nahe an der Eisenbahn auch einige halophile Algen in grösserer Menge entdeckt. Mehl* oder weniger algenreich fand der Verf. auch die Umgebung von Friedland, wo er auch in alten Teichen und auf sumpfigen Wiesen bei Schönwald viele limnophile Algenarten gesammelt hat, dann die Umgegend von Reichenberg, in welcher der Verf. namentlich in Sümpfen, Teichen und Wiesenquellen etc. bei Einsiedl, Reicheuau, Pulletschnei, Langenbruck und Liebenau viele Algen vorge- funden hat. Von sphagnophilen Algen lieferten die torfigen Sümpfe an der Nordwest- bahn bei Lipnitz nächst Königinhof die meisten vom Verf. auf seiner letzten algo- logischen Durchforschungsreise in Nordböhmen gesammelten Arten aus dieser Algen- formation. Weiter wurden vom Verf. im nördlichen und nordöstlichen Böhmen noch bei Reichstadt, Auscha, Drum, Graber, am Wege von Auscha nach Haber und Wessig bis zur Kuranstalt unter dem Geltschberg, dann bei Liebeschütz und Trnowan nächst Leitmeritz und bei Steblova und Ceperka nächst Pardubic Algen gesammelt. In Südböhmen besuchte der Verf. im Laufe der letzten vier Jahre behufs algologischer Durchforschung folgende Localitäten: die Umgebung von Senohrab, Mnichowic, Chotowin, Nächod, Kowafow und Mühlhausen nächst Tabor, Ceraz nächst Sobieslau, Vrbna nächst Vesell a. L., Steinkirchen nächst Budweis; viele seltene und einige für Böhmen neue Algenarteu fand der Verf. in den hochliegenden 11 Sümpfen und Teichen bei Sktidla in der Nähe der Bahnstation Weleschin-Krummau und bei Pocatek und Serowic au der böhm.-mährischen Grenze. Was die Bearbeitung des stets vom Verf. selbst gesammelten Algenmate- riales anbblangt, so sei hier erwähnt, dass der Verf. die auf seinen algologischen Durchforschungsreisen in Böhmen oder in anderen Ländern von ihm gesammelten Algen immer gleich am ersten oder am zweiten Tage microscopisch untersuchte, zu welchem Zweck der Verf. sich stets in einzelnen Stationen längere Zeit (einige Tage bis eine oder zwei Wochen lang) aufhielt und von da aus fast täglich seine Ausflüge in die nahe Umgebung unternahm, um Algen und wo möglich auch Bac- terien und Euglenen zu sammeln. Bezüglich der Oertlichkeiten, auf welchen man die in der freien Natur verbreiteten saprophytischen Bacterien und Euglenen sammeln kann, sei hier noch erwähnt, dass diese zu den niedrigst organisirten Phycophyten gehörenden Spalt- pilze und viele Euglenen, wie auch viele blaugrüne und chlorophyllgrüne Algen häufig an einem und demselben Standorte bald in überaus grosser Menge, bald nur vereinzelt unter anderen Algen vorkommen und dass auch die Vegetation der Spalt- pilze und Euglenen wie die der chlorophyllgrünen u. ä. Algen an einem und dem- selben Standorte (in Tümpeln, kleinen Teichen, Wassergräben, Sümpfen etc.) zu verschiedenen Jahreszeiten und nicht selten auch in einer und derselben Jahreszeit in verschiedenen Jahren, je nachdem die Jahreszeit mehr oder weniger warm und regenreich sich gestaltet, auffallende Veränderungen aufweist. Wie einzelne Algenarten, so treten auch einige Spaltpilze und Euglenen an ihren Standorten nur zu gewisser Jahreszeit in grosser Menge auf, um dann nicht selten in ziemlich kurzer Zeit wieder theilweise oder ganz zu verschwinden. Wie durch physikalische Veränderungen so erfolgen auch in Folge von chemischen Veränderungen des Wassers, in welchem die Spaltpilze vegetiren, öfters auffallende Veränderungen in der Spaltpilzvegetation. Solche Veränderungen habe ich im Laufe der letzten 10 Jahre in der näheren Umgebung von Prag wiederholt beobachtet und constatirte dabei, dass durch chemische Verunreinigung des Wassers allein die früher in reinen Bergbächen, Teichen, Sümpfen etc. z. B. im Sarkathale, bei Nusle, Dvorce, Hlubocep, Klecan u. a. meist üppig entwickelte Algenflora in kurzer Zeit gänzlich oder doch theilweise vernichtet, resp. durch eine schnell sich entwickelnde Spaltpilz-, Oscillarien- oder Euglenen-Vegetation vollständig ver- drängt wurde. Betreffs der Standorte der in der freien Natur verbreiteten blaugrünen Algen mögen hier noch folgende Bemerkungen Platz finden. Wie die Chlorophyceen so sind auch die Cyanophyceen der Mehrzahl nach im Wasser verbreitet, doch kommen auch zahlreiche blaugrüne Algen an der Luft, auf nassen Felsen, Mauern, Felswänden, Brettern und nassem Holz, am Grunde alter Bäume, Garten- u. ä. Mauern, auf feuchtem schattigen Boden, Strohdächern etc. vor. Wie viele chlorophyllgrüne Algen, so zeigen auch die im Wasser lebenden Spaltalgen in der Art ihres Vorkommens darin Unterschiede, dass verschiedene Arten nur in Gewässern von bestimmter chemischer und physikalischer Beschaffen- heit sich ansiedeln. 12 Während z. B. viele Oscillarien und ähnliche blaugrüne Algen schmutziges und schlammiges, an organischen Verbindungen reiches Wasser lieben, bevorzugen andere Spaltalgen (Plectonema-, Desmonema-, Hydrocoleum u. ä. Arten, Nostoc verru- cosum, Tolypothrix penicillata etc.) schnell fliessendes und klares Wasser, andere Alten treten wieder blos in klaren stehenden Gewässern in Tümpeln, Flussbuchten u. ä. auf, während viele an der Luft lebende Myxophyceen fasst ausschliesslich auf feuchten Felsen etc. vorkommen, einige wieder nur auf torfhaltigen Oertlichkeiten in höheren Gebirgen, andere hingegen blos auf Kalkstein- u. ä. Felsen oder auf Granit, Gneiss etc. im Urgebirge, andere auch auf feuchter Erde oder zwischen Moos und Lichenen u. s. w. Was die systematische Bearbeitung der blaugrünen Algen und der sapro- phytischen Bacterien betrifft, so hat der Verf. dabei dieselben Methoden befolgt, wie bei der Bearbeitung der im ersten Theile dieses Werkes publicirten Rhode-, Phaeo- und Chlorophyceen (in der Einleitung zum ersten Theile hat der Verfasser das nöthigste darüber mitgetheilt). Wie bei der Anführung von algologischen Werken und Abhandlungen, in welchen gute Abbildungen der in diesem Prodromus beschriebenen Algenarten ent- halten sind, so hat sich der Verf. auch bei Anführung von Synonymen blos auf die wichtigsten beschränkt und die Autoren-Namen sowie die sich wiederholenden Literatur-Angaben stets nur abgekürzt citirt. Bezüglich der in diesem zweiten, die blaugrünen und die erst nachträglich in Böhmen entdeckten Phaeo- und Chlorophyceen umfassenden Theile enthaltenen Abbildungen glaubt der Verf. an dieser Stelle bemerken zu sollen, dass er, da in diesem Prodromus blos Gattungs-Repräsentanten illustrirt werden konnten, vor allem die Bestimmung der von ihm in Böhmen entdeckten neuen Algenarten durch die von ihm gezeichneten Illustrationen zu erleichtern suchte und dabei wo möglich nur solche Abbildungen wählte, welche zugleich auch die wichtigsten anatomischen Merkmale illustriren, damit auch den in der Algologie und im Bestimmen der Algengattungen minder Bewanderten das Auffinden von Gattungen erleichtert wäre. Was weiter die Beschreibung der Arten und die Nomenclatur anbelangt, so hielt es der Verf. für angezeigt in nachfolgenden Nachträgen zum ersten Theile einige ältere Artennamen zu verändern, resp. diejenigen Veränderungen in der Nomenclatur durchzuführen, welche sich in Folge der vom Verf. oder von anderen Algologen in den letzten fünf Jahren fortgesetzten Untersuchungen als nöthig er- wiesen haben. So sind z. B. (in diesem Theile in den Nachträgen) die vom Verf. im ersten Theile dieses Werkes mit der Gattung Conferva und Ulothrix vereinigten Micro- spora-, Hormidium- und Schizogonium-Arten von den vorher genannten zwei Gat- tungen getrennt und zu der durch Lagerheim's, und Gay's Untersuchungen emen- dirten Gattung Microspora und Schizogonium gestellt worden ^) ; auch die vom Verf. im ersten Theile dieses Prodromus unter dem Gattungsnamen Polyedrium, Acan- thococcus und Ulothrix beschriebenen Algenarten sind aus Prioritätsrücksichten in den in diesem Theile enthaltenen Nachträgen unter den erst in neuerer Zeit ') Mehr darüber siehe in des Verf.'s diesbezüglicher Abhandlung in der Flora, 1888, Nr. 17. 13 wieder rehabilitirten älteren Gattungsnamen Tetraedron, Trochiscia und Hormiscia angeführt.^) Was die systematische Anordnung der im Nachstehenden aufgezählten Rhodo-, Phaeo- und Chlorophyceengattungen betrifft, so hat der Verf. aus nahe liegenden Gründen in den nachfolgenden Nachträgen zum ersten Theile dieselbe Reihenfolge der Familien und Gattungen beibehalten, welcher er sich im ersten Theile bediente. Auch im Systeme der Spaltalgen und der Bacterien ist der Verf. seiner schon früher an einem anderen Orte ^) publicirten Eintheilung der Gattungen gefolgt. — Bezüglich des verspäteten Erscheinens dieses zweiten Theiles des Pro- dromus der Algenflora von Böhmen möge hier blos bemerkt werden, dass die Ursache der verspäteten Publication der systematischen Bearbeitung aller in Böhmen ver- breiteten Cyanophyceen, welche schon im J. 1885 mit dem Opiz'schen botanischen Preise gekrönt wurde, der Umstand ist, dass die zur Deckung der Druckkosten etc. nöthigen Mittel aus den Zinsen des Opiz'schen Foudes früher nicht disponibel waren. Schliesslich möge hier auch noch erwähnt werden, dass auf die vom Verf. ursprünglich geplante Beigabe eines General-Registers, in welchem alle in diesem Werke beschriebenen Arten sowie die blos nebenbei citirten Gattungen, Species etc. aufgenommen werden sollten, dann eines Hilfsschlüssels zur leichteren Be- stimmung aller in diesem Prodromus beschriebenen Gattungen und des Hilfschlüssels zur Bestimmung von Arten einiger schwierigen und artenreichen Gattungen, haupt- sächlich aus dem Grunde verzichtet werden musste, um das Buch nicht allzusehr auszudehnen. Zuletzt fühlt sich der Verf. noch verpflichtet, allen jenen Herren, welche ihn durch Zusendung von getrockneten Algen oder neuer Publicationen oder sonst in irgend einer Weise bei seiner Arbeit unterstützt haben, seinen besten Dank zu sagen. PRAG, im Februar 1892. Prof. Dr. Anton Hansgirg. ») Siehe des Verf.'s betreflfende Abhandlung in der Hedwigia, 1888, Heft. 5 u. 6, und in der Flora 1888, Nro. 17. 2) Siehe Notarisia, 1888, Nro. 12 und 1889, Nro. 13 mit Nachträgen in La nuova Notarisia, 1892, Nro. 1 5 dann Oesterr. botan. Zeitschr. 1888, Nro. 7 und 8. IV. Klasse. Myxophyceae (Phycochromophyceae, Schizophyceae, Cyanophyceae).^) Blau- oder blaugrtine, nicht selten auch oliven- bis spangrtlne, indigoblaue, vio- lette, fleisch-, rosen-, blut-, bis purpurrothe, gold- bis orangegelbe, bräunliche bis braun- schwarze Algen, ^) welche in ihrem plasmatischen Zellinhalte einen dem Chlorophyll bei- gemengten und dieses meist gänzlich verdeckenden blaugrünen Farbstoff (Kyanophyll, Phycocyan, Phycochrom) enthalten.^) Dieser Farbstoff, welcher in Alkohol unlöslich ist, aus getödteten Zellen jedoch meist schon durch kaltes Wasser ausgezogen werden kann, ist bei den meisten Cyano- phyceen in dem peripherischen Theile des Cytoplasmas scheinbar gleichmässig vertheilt und blos bei wenigen Formen, bei welchen (bei einigen) auch Zellkerne nachgewiesen Avurden, an bestimmt ausgeformte Farbstoffträger (Cyanophoren), in welchen öfters kugel- förmige Pyrenoide eingeschlossen sind, gebunden.*) ^) Andere Synonymen sind in meinem Werke „Physiologische und algologische Studien, 1887, p. 5" angeführt. 2) Bei einigen frei und bei den meisten endophytisch lebenden Cyanophyceen verblasst der blaugrüne Farbstoff (Cyanophyll Schütt's) mehr oder weniger [z.B. bei Lyngbya (Leptothrix) gloeopbila (Ktz.), L. rigidula (Ktz.), Plectonema (Glaucothrix) puteale (Krch.), P. gracillimum (Zopf), einige Aphanothece-Arteu u. a.], ohne jedoch gänzlich zu verschwinden. Solche öfters fast farblose Schizophyceen nähern sich den ihnen entsprechenden farblosen oder röthlich ge- färbten Schizomyceten-Formen so, dass diese letzteren früher öfters (z. B. von Kützing, Raben- horst, Kirchner) mit den Spaltalgen vereinigt wurden (man vergl. auch des Verf. „Physiologische und algolog. Studien", p. 107 sowie dessen Abhandl. über Bacillus murahs Tom. in Botan. Cen- tralblatt, 1888—1889. ^) Dieser blaugrüne Farbstoff der Cyanophyceen ist nach Cohn (Beitr. z. Physiol. der Phycochromaceen etc. 1867) und Askenasy (Beitr. z. Kenntniss des Chlorophylls und einiger das- selbe begleit. Farbstoffe, 1867) aus einem im Wasser unlöslichen, grünen Farbstoff (Chlorophyll) und einem im Wasser löslichen blaugrünen (Phycocyan Cohn) zusammengesetzt, welcher letztere auch in einer orangefarbigen (Phycoxanthin Näg.) und einer röthlichen, purpurfarbigen oder vio- letten (Phycoerythrin Näg.) Modification vorkommt. Nach Kraus und MiUardet (Etudes sur la matiöre colorante des Phycochromacees etc., 1866—70) und nach Reinke („Beitrag zur Kenutniss des Phycoxanthins" 1876) ist in dem blaugrünen Farbstoffe der Phycochromaceen (Oscillarien etc.), neben den beiden soeben genannten Farbstoffen noch ein dritter brauner Farbstoff (Phycoxanthin Kraus und Mill.) enthalten. In den lebenden Zellen sind diese drei Farbstoffe zu einer Misch- farbe (Cyanophyll Schütt's, Phycochrom Rabenhorst's) innig verbunden; eine Trennung des Phy- cocyans von den übrigen Componenten des Phycochroms erfolgt meist nur beim Absterben der Zellen, wobei das Phycocyan in dem durch Endosmose eindringenden Wasser gelöst wird. Nach P. Richter (Über den Wechsel der Farbe bei einigen Süsswasseralgen, 1880) wird auch an lebenden Cyanophyceen unter gewissen Umständen (durch wechselnden Wassermangel und Wasserzusatz etc.) ein Farbenwechsel hervorgerufen. *) Über die Verbreitung der Chromatophoren, Pyrenoide, Zellkerne und der Grenzzellen (HeteroCysten) bei den blaugrünen Algen vergl. man meine Abhandlung in den Ber. der deutsch, botan. Gesell, in Berlin, 1885 und mein Werk „Physiol. u, algol. Studien", p. 120 f. auch Za- charias „Über die Zellen der Cyanophyceen", 1890. 16 Der Thallus der Spaltalgen ist ein- oder mehrzellig ^) ; im letzteren Falle bilden diese Algen meist einfache oder unecht, seltener auch echt verzweigte Zellreihen (ge- gliederte Fäden) oder Zellkörper. Bei den einzelligen blaugrünen Algen können die Zellen, nachdem sie sich von einander losgelöst haben, sich zerstreuen oder durch Gal- lerte in geringer Entfernung von einander festgehalten werden, wodurch meist rundliche, seltener längliche (schlauchartige), einfache oder gelappte, flächenartige oder formlose Zellfamilien entstehen. Die Cyanophyceen vermehren sich in der Regel durch normale Zweitheilung der vegetativen Zellen,^) die mehrzelligen auch durch Fragmentirung der Zellfäden, wobei der fadenförmige Thallus, nachdem in ihm vorher reichliche Zelltheilungen stattgefunden haben, durch Abknicken in zwei oder mehrere, kürzere oder längere meist mehrzellige Stücke, resp. Keimfäden (Hormogonien, Synakineten auch Schizosporen) zerfällt, welche bewegungsfähig sind und unter der Vermehrung günstigen Umständen zu neuen Thallusfädeu wieder heranwachsen, die sich später wieder weiter thcileu können. Seltener erfolgt die Vermehrung der Spaltalgen durch einzellige unbewegliche Gonidien (Vermehrungsakineteu) und durch besondere mehr oder weniger modificirte vegetative Zellen, sog. Dauerzellen oder Sporen (Kysten,^ Ruheakineten *). Geschlechtliche Fortpflanzung und Vermehrung durch Schwärmzellen (Zoogoni- dien) ist bei mehrzelligen blaugrünen Algen noch nicht nachgewiesen worden ; ^) auch unter den einzelligen Spaltalgen kommen Schwärmzellen viel seltener als bei den nahe verwandten Spaltpilzen vor.®) Die meisten mehrzelligen Cyanophyceen sind polymorphe Algen, welche unter Umständen wieder in einzellige Zustände übergehen, die sich zeitweise blos durch einige oder selbst durch viele Generationen hindurch rein erhalten können.'^) Durch die eigenthümliche Färbung und die Farbenmannigfaltigkeit, besonders aber durch die einfache Organisation der Zellen (das Fehlen von normal entwickelten Zellkernen *) und Chromatophoren) unterscheiden sich die meisten Algen aus dieser Klasse schon auf den ersten Blick von allen anderen Süsswasseralgen (also auch von denjenigen Süsswasser-Rhodophyceen, welche in ihrem Zellinhalte auch Phycocyan ent- halten und mitunter eben so wie die blaugrünen Algen gefärbt sind). Bei den meisten fadenförmigen Spaltalgen treten ausserdem auch noch besonders beschaffene, theilungs- unfähige Zellen (sog. Grenzzellen, Heterocysten) auf, welche den übrigen Süsswasser- algen fehlen. Auch durch die charakteristische Structur, chemische Beschaffenheit des Cytoplasmas und der Zellhaut, welche weich oder derb, farblos oder gefärbt,®) zur Bildung ^) Über die Unterschiede zwischen einzelligen und mehrzelligen Algen vergl. man Nägeli, „Mechanisch-physiol. Theorie der Abstammungslehre", 1884, p. 348, 358. 2) Mehr über diese ist in Zacharias vorher citirter Abhandlung in d. Bot. Ztg., 1890 nachzulesen. *) Man vergl. Bornet und Flahault „Revision des Nostochacees heterocystees", 1836, pag. 223, 335 f. *) Man vergl. Wille, Algolog. Mittheiliingen, 1887, p. 508 f. ^) Über die Phycochromaceen-Schwärmer vergl, man meine diesbezügliche Abhandlung im Botan...Centralblatte, 1885 und in meinem Werke „Physiolog. und algolog. Studien", 1887 auch Reinke „Über Monostroma bullosum Thr. und Tetraspora lubrica Ktz." Pringsheim „Jahrb. f. wiss. Bot. 1878, p. 531 und Lagerheim „Gloeochaete Lagrh. und Schrammia Dang." in Nuova No- tarisia, 1890. ^) Uiber die Asexualität dieser Algen etc. ist mehr in meinen „Physiolog. und algolog. Studien", p. 14 nachzulesen. '') Uiber den Polymorphismus dieser Algen hat der Verf. im „Botan. Centralblatt", 1885 und in seinem Werke „Physiolog. und algolog. Studien" ausführlicher abgehandelt. ^) Bei einigen Cyanophyceen sind jedoch gut entwickelte Zellkerne nachgewiesen worden; man vergl. mein Werk „Physiolog. und algolog. Studien", p. 10, 121, 125, Zacharias „Beiträge zur „Kenntniss des Zellkernes" etc. Bot. Zeitung, 1887, p. 301 f. „Über die Zellen der Cyanophyceen", 1890 und Scott „On nuclei in Oscillaria and Tolypothrix", 1888. Ich selbst be- obachtete Zellkerne in den vegetativen Zellen von Nostochopsis lobatus, des Nostoc coeriüeum, Scytonema javanicum, S. ocellatum, Tolypothrix aegagropila und. T. distorta. ^) Die bisweilen recht intensive Färbung der Membran ist wie bei einigen Scytonemeen durch Scytonemin, bei einigen Gloeocapsa- (excl. Xanthocapsa Nag.) Arten duixh Gloeocapsin _^____ 17 von blasigen Hüllen oder gcscbicliteteu Scheiden (zumal bei den sog. Zoogloea-Formeu) geneigt ist, nicbt minder aucb durcb die eigentbümliche Ernäbrungsweise, Vertheilung der Inbaltskörper iu den Zellen etc.^) sind die Cyanopbyceen vor allen anderen Algen ausgezeicbnet. Übersicht der Ordnungen. I. Ordnung. Gloeosipheae (Nostocaceae). Mehrzellige blaugrüne Algen, deren Tliallus meist aus seitlicli, echt oder falsch ver- zweigten, seltener einfachen (nicht verzweigten) Gliederfäden besteht, welche iu der Kegel von mehr oder weniger consistenten bis gallertig- schleimigen Scheiden umgeben (seltener nackt) sind und sich meist durch mehrzellige Keimfäden (sog. Hormogonien, Synakineten) bisweilen auch durch Dauerzellen (sog. Kuheakineten, Sporen, Kysten) oder einzellige unbewegliche Gonidien (Vermehrungsakineten) vermehren. Chromatophoren, Pyrenoide und Zellkerne sind nur selten deutlich ausgebildet, dagegen fehlen die Grenzzellen (Heterocysten) nur wenigen Algen aus dieser Ordnung. II. Ordnung. Chamaesiphonaceae (Cystogoneae). Einzellige oder mehrzellige epiphytische, microscopisch kleine blaugrüne Algen, deren Thallus oft nur aus einer einzigen, fast kugeligen, birn, keulen- oder walzenförmigen Zelle oder aus einer einfachen, von einer Gallertscheide umschlossenen Zellenreihe oder mehreren bis vielen solchen Zellenreihen besteht, die mit einer stielartigen Basis an ihrem Substrate festsitzen. Ver- mehrung erfolgt nie durch Hormogonien, sondern stets durch unbewegliche Gonidien (Vermehrungs- akineten), welche zu 2 bis 4 oder mehreren aus einer Mutterzelle durch wiederholte Theilung ihres Inhaltes entstehen und nachdem die Membran dieser Zelle am Scheitel sich aufgelöst bat oder quer aufgerissen wurde, frei werden (ausserdem vermehren sich die Chamaesiphonaceen zeit- weise auch durch vegetative Zweitheilung der Zellen). Grenzzellen (Heterocysten) und Dauer- zellen (Kuheakineten, Sporen, Kysten) fehlen. III. Ordnung. Chroococcoideae (Cystiphorae). Einzellige, microscopisch kleine, unbewegliche, seltener im Wasser frei herumschwär- mende blaugrüne Algen, deren Thallus aus einfachen, meist kugeligen, elliptischen, länglich-cylin- drischen, ei-, kegel- oder keilförmigen Zellen besteht, welche durch vegetative Zweitheilung in einer, zwei oder allen drei Richtungen des Raumes (nie durch Hormogonien und selten durch Dauerzellen) sich vermehren, wobei die beiden Tochterzellen sich meist gleich nach der Theilung der Mutterzelle, welche bei den frei beweglichen Formen im Ruhezustande erfolgt, von einander trennen und sich zerstreuen oder durch Ausscheidung von Gallerte zu microscopisch kleineu Zell- familien von bestimmter oder unregelmässiger Form verbunden bleiben. Besonders ausgestaltete Chromatophoren auch Pyrenoide und Zellkerne sind nicht selten vorhanden; Grenzzellen (Hetero- cysten) fehlen jedoch gänzlich. Dauerzellen (ruhende Akineten, Sporen, Kysten) sind erst bei einigen Gattungen .nachgewiesen worden. Die im Wasser frei beweglichen Formen der einzelligen blaugrünen Algen (Cryptogle- naceen) sind am Vorderende meist mit zwei geisselartigen Cilien, nicht selten auch mit einem rothen Pigmentfleck und mit contractilen Vacuolen versehen. I. Ordnung. Gloeosipheae (Nostocaceae, Hormogoneae, Nostochineae, Nemato- geneae).^) Mehrzellige, fadenförmige Cyauophyceen, deren Zellen nach der Theilung sich nicht von einander loslösen, sondern zu Fäden vereinigt bleiben, welche einfach oder durch falsche, seltener auch durch echte Astbilduugen verzweigt, in consistenten Scheiden in mehr weniger deutlich geschichteten, mitunter auch sehr zarten Gallerthüllen einge- schlossen (nur selten unter gewissen Umständen auch nackt) sind. Die vegetativen Zellen der Gloeosipheen sind entweder am ganzen Faden gleich gestaltet oder sie sind an den iu eine Haarspitze auslaufenden Fäden von verschiedeneu Dimensionen und öfters auch mit ungleich gekörntem und gefärbtem Inhalte versehen. verursacht (man vergl. auch Nägeli und Schwendener „Das Microscop", 2 Auflage, p. 505, Poulsen- MüUer „Botanische Microchemie" p. 82 f.). ') Mehr darüber ist in meinen „Physiolog. und algolog. Studien", p. 8 und f. in Borzi's „Le communicazioni intracellulari delle Nostochinee" 1886, Schmitz „Die Schizophyteu etc." 1883, Zacharias „Über die Zellen der Cyauophyceen", 1890 Macchiati's Abhandlung in Kuovo Giorn. botan. ital. XXII., N. 1, 1890 u. a. nachzulesen. =*) Andere Synonymen sind in Bornet's und Flahault's „Revision des Nostocacees h6te- rocystees", p. 337 vorzufinden. 2 18 Neben den veget. Zellen kommen bei den meisten Nostocaceen nocli auch sog. Grenzzellen (Heterocysten) und Dauerzellen (Ruheakineten, Sporen, Kysten) vor. Die HeteroCysten entstehen aus einzelnen normal entwickelten veget. Zellen, indem diese in- haltsarm (glasartig), theilungsunfähig, von einer gelblich gefärbten bis farblosen Flüssigkeit erfüllt und meist dickwandig werden. Die Dauerzellen sind erst nach einer bald kür- zeren bald längeren Ruheperiode keimfähig, mit plasmatischen Stoffen reich erfüllt, von dunkler, meist brauner Farbe und dicker, oft deutlich geschichteter, an der Oberfläche nicht selten rauher Membran. Bei der Keimung der Dauerzellen wird die äussere feste Haut (Exospor) ge- sprengt, nachdem die ersten Theilungen des Zellinhaltes durch 1 bis 4 parallele Scheide- wände noch in der geschlossener Spore erfolgten und die jungen Keimfäden wachsen dann, sich allmälig verlängernd, zu neuen theilungsfähigen Fäden heran. Ausser durch Dauerzellen erfolgt die Vermehrung auch durch mehrzellige Hormogonien (Synakineten) und durch einzellige unbewegliche Gonidien (Vermehrunsakineten). I. Unterordnung. Heterocysteae (Stiz.) Hansg.^) [Heterocystideae Stiz. ampl.^)] Die Fäden der Heterocysteen sind echt oder falsch verzweigt, selten unverästclt (einfach), an einem Ende oft in eine haarförmige, gegliederte Spitze (Endgeissel) aus- laufend und in entwickeltem Zustande mit wenigen Ausnahmen^) stets mit Grenzzellen (Heterocysten) versehen. Vermehrung erfolgt in der Regel durch Fragmentirung der Fäden in kürzere oder längere Fadenabschnitte (Hormogonien), welche Bildung von Synakineten jedoch blos in bestimmten Entwickelungsphasen stattfindet. Die bewegungsfähigen Hormogonien sind im Stande, nachdem sie in Freiheit gelangt sind (die Scheide ihres Mutterfadens verlassen haben) im Wasser oder auf feuchter Erde nach allen Richtungen aus dem Thallus sich auszubreiten. Zur Ruhe gekommene Keimfäden (Hormogonien) scheiden dann an ihrer Oberfläche eine mehr oder minder feste und dicke Gallertscheide aus und sind weiter wachsend fähig sich früher oder später wieder durch Fragmentirung, resp. durch Bildung von mehrzelligen Hormogonien oder durch Zerfall in einzellige, unbewe- gliche Gonidien zu vermehren. Die Verzweigung der Fäden erfolgt mit oder ohne Vermittelung von Grenz- zellen (Heterocysten). Bei den meisten Heterocysten wird nämlich durch die Grenzzellen die Coutinuität der Zellreihen unterbrochen, wobei der unter diesen Zellen liegende Fadentheil meist seitlich hervorwächst, resp. einen Scheinast bildet. Durch Heterocysten Averden auch nicht selten die in der Längsrichtung unbeschränkt weiter wachsenden ur- sprünglich geraden Fäden mehrfach gekrümmt und geben auch zur Bildung von hormo- gienartigen Bruchstücken Veranlassung. Ausserdem pflanzen sich viele Heterocysteen auch durch sog. Dauerzellen (Ruhe- akineten, Sporen, Kysten) fort, welche fähig sind dem Austrocknen und der Winterkälte zu widerstehen und meist erst nach einer längeren Ruheperiode (nach Überwinterung etc. keimen.^) ■ ■ Übersicht der Familien. ) I. Familie. Scytonemaceae. Die aus einer oder aus zwei bis mehreren (Sirosiphoniaceae Rbh.) Zellreihen bestehenden Thallusfäden sind echt oder falsch verzweigt, nur selten (Desmonema) unverästelt, einzeln, sel- tener zu mehreren in einer gemeinsamen, consistenten Scheide eingeschlossen, und laufen nie in ^) Man vergl. Bornet und Flahault „Revision des Nostocacees heterocystees", p. 337. ^) Rabenhorst's „Algen Sachsens", Decaden von Stizenberger, 1860, p. 20. 3) Die Grenzzellen fehlen nur einigen Calothrix-Arten, dann in den Gattungen Amphi- thrix, Leptochaete, Plectonema (incl. Glaucothrix) und den meisten Lyngbyaceen (Oscillariaceen). *) Mehr über diese Zellen sowie über die Organisation der Heterocysteen ist in Bornet's und Flahaiüt's „Revision des Nostocacees heterocystees" nachzulesen. ^) Bornet und Flahault (1. c. p. 337 f.) zählen zu dieser Unterordnung blos die Famihen Scytonemaceae und Sirosiphoniaceae, Rivulariaceae (Calothrichaceae nob.) und Nostoceae (Eu- 19 eine haarförmige, langgegliederte und farblose Spitze aus. Bei den echt verästelten Scytonema- ceen, mit terminalem oder iutercalarem Wachsthum, deren Verzweigungen durch veränderte Richtung der Zelltheilung einzelner Glieder der Fäden bedingt ist, sind die Seitenäste an den aus einer oder mehreren Zellreihen bestehenden Hauptfäden ein- oder mehrzellig angeordnet und bewahren meist noch den normalen Scytonema-Habitus. Bei den falsch verzweigten Scytonema- ceen entstehen die Scheinäste theils unter den Grenzzellen, welche nur selten fehlen (Plectonema) theils auch unabhängig von diesen einzeln oder paarweise an den älteren Fäden, indem sie meist rechtwinkelig von dem sie tragenden Faden abstehen. Vermehrung erfolgt durch Hormogonien und durch Dauerzellen, seltener auch durch Vermehrungsakineten.^) II. Familie. Rivulariaceae (Calothrichaceae).^) Die aus einer Zellreihe bestehenden Thallusfäden sind unecht verzweigt, seltener einfach, an beiden Enden ungleich ausgebildet, am Vorderende meist in eine haarförmige, langgegliederte, meist hyaline Spitze auslaufend, seltener ohne diese (Leptochaete, Amphithrix, Microchaete), an der Basis meist mit einer Heterocyste begrenzt, von einer an der Spitze offenen, derben, seltener schleimigen Scheide umgeben; ihr Wachsthum erfolgt blos am unteren, breiteren und gefärbten Theile, wo neue vegetative Zellen und HeteroCysten erzeugt werden. Grenzzellen sind an der Basis der Fäden und der Äste oder zwischen den vegetativen Zellen zersti'eut (intercalar, seltener basilar) oder sie fehlen. Scheinäste entspringen einzeln oder zu mehreren neben einander und verlaufen mit dem sie tragenden Hauptfaden öfters parallel oder fast parallel. Vermehrung erfolgt durch Hormogonien, welche blos aus dem mittleren und unteren Theile der Fäden hervorgehen und deren Anlage, Form und die Art des Ausschlüpfens aus der Scheide des Mutterfadens im Ganzen denen der Lyngbyaceen entspricht ; zeitweise vermehren sich die Rivulariaceen auch durch an die Heterocysten angrenzenden Dauerzellen oder durch chroococcusartige Gonidien, sog. Vermehrungsakineten (Leptochaete). III. Familie. Nostoceae. Die an beiden Enden gleich ausgebildeten Thallusfäden sind einfach (unverzweigt), meist perlschnurartig oder von rosenkranzförmigem Habitus (in Folge der abgerundeten Form der Zellen), nie in eine haarförmige Spitze auslaufend, und keinen Gegensatz zwischen Spitze und Basis zeigend, mit oder ohne consistente Scheide und mit ausschliesslich intercalarem Wachsthum, meist zu einem schleimigen oder gallertig-knorpeligen, kugeligen, traubenartigen etc. oder form- losen Lager vereinigt. Grenzzellen sind zwischen den veget. Zellen zerstreut. Vermehrung erfolgt durch Hormogonien und meist auch durch Dauerzellen. rv. Familie. Lyngbyaceae (Oscillariaceae). Die cylindrischen, nicht selten mehr oder weniger spiralförmig gewundenen oder stab- förmigen Thallusfäden sind einfach, aus gleichartigen, meist scheibenförmigen Zellen bestehend, welche sich alle durch Quertheilung theilen können, und nie in eine hyaline Haarspitze auslaufen (nur selten sind die Fäden an einem Ende leicht verdünnt;. Die Fäden der Lyngbyaceen sind einzeln oder zu mehreren in einer meist consistenten, mehr oder weniger dicken Scheide einge- schlossen oder ohne diese (scheinbar nackt), im gemeinsamen Gallertlager eingebettet, unbeweglich, seltener frei beweglich (Oscillaria, Spirulina). Vermehrung durch Hormogonien. Grenzzellen und Dauerzellen fehlen. I. Familie. Scytonemaceae [Stiz.^)] Bzi.^) (Scytonemeae Thr., Scytonemaceae et Sirosiphoniaceae Ebb.). Der Thallus der Scytonemaceeu besteht aus echt oder falsch verzweigten, selten (Desmonema) unverzweigten, gegliederten Fäden, welche meist einzeln, seltener zu mehreren in einer meist consistenten, oft stark verdickten und deutlich geschichteten, gefärbten nostocaceae nob.) mit Einschluss der heterocystenlosen Formen der ersten zwei Familien. Meiner Ansicht nach sind jedoch die heterocystenlosen Lyngbyaceen mit den mit ihnen in der Structur der Fäden etc. übereinstimmenden Formen der mit Grenzzellen versehenen blaugrünen Algen (He- terocysteen) aus denselben Gründen zu vereinigen, aus welchen die heterocystenlosen Calothri- chaceen neben den mit Heterocysten versehenen Formen gestellt werden. ^) Mehr über diese Akineten der Scytonemaceeu ist in Wille's „Algologischen Mitthei- lungen", 1887, p. 510 nachzulesen. 2) Thui'et hat in seiner Abhandlung „Essai de Classification des Nostochinees" diese Familie der Gloeosipheen von den drei übrigen separirt, indem er neben der Gruppe (Subtribus) „Psilouemeae", welche die drei Familien umfasst, die Calothrichaceen als eine zweite Gruppe „Trichophoreae" aufgestellt hat. 3) Vergl. Stizenberger, Algen Sachsens, 1860, p. 22. *) Vergl. Borzi, Note alla morfologia etc. 1878, p. 238. 2* 20 oder farblosen Scheide eingeschlossen sind. Die Thallusfäden sind au beiden Enden mit gleich grossen, abgerundeten Scheitelzellen versehen (zeigen keinen Gegensatz zwischen Spitze und Basis wie bei den Rivulariaceen), und sind im Stande sich nach beiden Seiten hin gleich zu entwickeln. Echte Astbilduug steht im innigsten Zusammenhange mit der veränderten Richtung der Zelltheilung in einzelnen Theilen der Fäden. Scheinastbildung erfolgt mit oder ohne Hilfe von Grenzzellen. Ästchen, welche einzeln oder paarweise an dem sie tragenden Hauptfaden entstehen und von diesem meist rechtwinkelig abstehen, sind gleich, seltener ungleich entwickelt. Vermehrung erfolgt durch Hormogonien und meist auch durch Dauerzellen (Sporen, Kysten), seltener auch durch chroococcusartige Gonidien (Vermehrungsakineten). Bei der Hormogonienbildung zerfallen die Fäden der normal entwickelten (sel- tener besonderen) Aestchen in kürzere oder längere Fragmente, welche meist durch Auf- lösung oder durch Aufreissen der Scheide frei werden. Bei der Dauerzellenbildung, welche meist am Ende der Vegetationsperiode be- ginnt, vcrgrössern sich einzelne vegetative Zellen und cncystiren sich, indem sie sich abrunden oder in länglich-elliptische Zellen umwandeln und indem ihr Inhalt dichter, ihre Membran dicker wird. Durch Destruktion der Scheide des Mutterfadens frei gewordene Dauerzellen zerstreuen sich oder bleiben zu 2 — 4, seltener zu mehreren haufenweise neben einander liegen, um erst nach einer Ruheperiode zu keimen, wobei die durch wiederholte Quer- theilungen entstandenen neuen Fäden durch Auflösung der Membran der keimenden Ruheakinete (Kyste) hervortreten. Unter gewissen Umständen gehen die Fäden der Scytonemaceen auch in ein- zellige Entwickelungszustände über-^) und vermehren sich auch durch chroococcusartige Gonidien. I. Subfamilie. Sirosiphoneae Stiz. (Sirosiphoniaceae Rbh.). Thallusfäden, welche in Folge fortschreitender Zelltheilungen nach allen drei Richtungen des Raumes aus mehreren, seltener Mos aus einer Zellreihe bestehen, sind mit wirklichen Seitenästen, die durch longitudinale Zelltheilung einiger Zellen angelegt werden, versehen und in cousistenten, oft deutlich geschichteten und dicken Scheiden eingeschlossen. Während in der folgenden Subfamilie (bei den Scytonemaceen) die Verästelung blos auf einer Scheinastbildung beruht, werden an den Fäden der Sirosiphoneen durch Zelltheilungen parallel der Längsachse der Fäden auch echte Zweige hervorgebracht, welche an den Hauptfäden meist einzeilig angeordnet sind. Die Seitenästchen der Siro- siphoneen sind meist einzeilig und bewahren auch was ihre Vermehrungsweise anbelangt, den ursprünglichen Charakter der Scytonemafäden ; seltener w^erden einzelne Seitenäste nach Art der Hauptfäden mehrzellig. Vermehrung erfolgt 1. durch Hormogonien, welche meist aus den einzeiligen, unverzweigten Seitenästchen entstehen und wie bei den Scytonemeen frei werden, 2- durch Dauerzellen (Sporen, Kysten), welche bei einigen Stigonemeen durch Encystirung ein- zelner veget. Zellen zur Ausbildung gelangen, 3. durch chroococcusartige Gonidien. Grenzzellen (Heterocysten) sind im Thallus zerstreut (intercalar, lateral oder terminal). I. Gruppe (Tribus). Stigonemeae (Bzi.) Bor. et Flah. Entwickelte Fäden sind mit cousistenten, deutlich abgegrenzten, oft geschichteten Scheiden versehen. 1. Untergruppe (Subtribus). Eustigonemeae nob. Thallusfäden frei, aus ZAvei oder mehreren (selten blos aus einer) Zellreihen bestehend, mit consistenten, meist dicken Scheiden. ^) Uiber diese Entwickelungszustände sowie über den PolymorjAismus dieser Algen, ist im Itzigsolm's, Borzis's, Zukal's, Zopfs, Wolle's, Verf.'s und anderer Algologen diesbezüglichen Wei'ken und Abhandlungen mehr nachzulesen. Stigonema. 21 1. Gattung. Stigonema Ag. Iilutwickelte Thallusfädeu frei zu einem büsclieligeu Lager gehäuft, aus doppelten, drei- oder mehrfachen Zellreihen, seltener aus einer einfachen Zellreihe bestehend, mit dicken, an älteren Fäden meist deutlich geschichteten, eng anliegenden oder ein wenig abstehenden, consistenten Scheiden. Seitenäste einzeilig. Grenzzellen wie die veget. Zellen kugelig oder zusammengedrückt, iutercalar oder lateral. Vermehrung erfolgt durch Hormogonien und durch Dauerzellen (Sporen, Kysten); diese letzteren sind meist mit dickem, glattem, braunem oder brauuschwärzlichen Exospor versehen.-^) Die an der Luft lebenden Arten sind meist braunschwarz, ihre Fäden rigid; die Fäden der im Wasser vegetirendeu Stigonema- Arten sind weicher, polsterartig gehäuft, von spangrüner, seltener von dunkelbrauner Farbe. ^) 1. Sect. Fischer ella (Bor. et Flah.) [Fischera (Schwabe) Bzi.]. Hauptfädeu horizontal verlaufend, gekrümmt, Seitenästchen oft zahlreich, unilateral, aufrecht, viel dünner, als die Hauptfäden, meist ziemlich lang, ihrer ganzen Länge nach fähig Hor- mogonien zu bilden. An der Luft (auf feuchter Erde, an Mauern etc.) lebende Algen. 1. S. thermale (Schw.) Bzi. [Fischera thermalis Schw. Tab. phycol. IV., T. 90, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 667! Bor. et Flah, Revision p. Qq\. Lager filz- oder polsterartig, ^/g bis 1 mm dick, oft ziemlich ausgebreitet, Oliven-, span- oder schwärzlichgrün. Hauptfäden kriechend, gekrümmt, meist dicht verflochten, aus zwei (seltener 3 oder 1) Zellreihen bestehend, 10 bis 13, seltener 14 bis 1^ II dick. Seitenästchen von der oberen Seite der Hauptfäden entspringend, aufrecht, einzeln oder zu meh- reren neben einander, 6 bis 9 /x dick, cylindrisch oder am oberen stumpf abgerundetem Ende verdickt, aus sub- quadratischeu, seltener rundlichen, mehr als an den Hauptfäden von einander entfernten Zellen bestehend. Die Membran der rundlichen oder ^/gmal so laugen als breiten Zellen der Hauptfäden ist hyalin oder gelb, ihr Inhalt spaugrün und meist dicht gekörnt. Die Scheiden eng anliegend, meist sehr dick, geschichtet, von braun- gelber Farbe. Heterocysten intercalar oder lateral. Dauer- zelleu unbekannt. Vermehrung durch Hormogonien und durch Vermehruugsakineten. An feuchten Mauern, Steinen, Hölzern etc. an der Mündung warmer Quellen (seltener auch au Felsen und auf feuchter Erde) daselbst (3 — 10). Bisher nur am Spitalbrunnen in Carlsbad 1836 von Schwabe entdeckt (Lin- naea 1837), Orig.-Exempl. (Exs. in Mus. !) sind von Schwabe am Zugloch der hölzernen Thüre und an dem von heissen Dämpfen befeuchteten nahen Felsen in grösserer Menge gesammelt worden. Später ist diese Alge daselbst nur noch von Opiz angetroffen (Mus. !) worden, seither ist sie aber, wie es scheint, gänzlich verschwunden. 2. Sect. Sirosiphon (Ktz.) Bzi. Hauptfäden und Seitenästchen einander ähnlich, kriechend oder aufrecht. Hormogonien an besonderen, kurzen Seiteuzweigen oder blos aus dem oberen Theile der normalen Seitenästchen entstehend, a) Hauptfäden aus zwei oder mehreren Zellreihen bestehend, a) Fäden meist 40 bis 90 fi dick. Fig. 1. Stigonema thermale (Schw.) Bzi. Bruchtheil eines verzweigten Fadens (etwa 250mal vergr.) ^) Mehr über die Hormogonien- und Sporenbildung dieser Algen ist in Bornet's und Flahault's „Revision d^s Nostocacees", in Borzi's „Morfolog. e biolog. delle alghe ficocromacee" nachzulesen. '■') Uiber den genetischen Zusammenhang der Stigonema-Arten mit einzelligen etc. Spalt- algen vergl. man Hantzsch in Rbh. Alg. exs. Nro. 1334, Kützing, Phycologia germanica p. 151, Phycol. generahs p. 173, Zopf, Zur Morphologie der Spaltpüanzen p. 58, Wolle's, Diibious Cha- rakter of some of the genera of fresh-water algae, Fresh-water Algae of the United-States, des Verf. Abhandlung „Uiber den Polymorphismus der Algen" etc. 22 Stigonema. 2. S. informe Ktz. (Sirosiphon rugulosus Ktz. Tab. pbycol. IL, T. 36, S. la- custris Rbh., S. vestitus Näg. cum aliis synonym, in Bornet et Flabault Revis. Nostocb. p. 75) Lager oft weit ausgebreitet, btischelig oder krustenformig, von brauner bis schwärz- licbbrauner Farbe, wenig schleimig. Hauptfäden 1 bis 2 mm hoch, anfangs niederliegend, dann aufsteigend, unregelmässig verzweigt, 40 bis 70 ft dick; Aestcben gerade oder gekrümmt, meist 45 ^ dick, auf der oberen Seite mit Seitenzweigcbeu, Hormogonien bildend, kürzer oder länger. Scheiden dick, gelbbraun, geschichtet, gelatinös. Veget. Zellen etwa 15 bis 18 fi dick, oft 4- bis 6-reihig. Heteroeysten lateral. Hormogonien etwa 18 ft dick, 45 jw lang, einzeln oder zu mehreren in einer Reihe; var. ß) coralloides Ktz. (Sirosiphon coralloides Ktz. Tab. phycol. IL T. 34). Lager polsterartig, filzig, von braunschwarzer Farbe ; Hauptfäden knorrig, meist reichlich (korallenartig) verästelt, mit den Scheiden 25 bis 145 /a dick. Seitenästchen kürzer oder länger, wie die Haupfäden öfters mit zahlreichen, am Ende stumpf abgerundeten, papillenförmigen Auswüchsen versehen. Veget. Zellen an den Hauptfäden 3- bis 8-, an den Seitenästchen meist 2- bis 4-reihig (selten einreihig), kugelig oder eckig, oft Gloeo- capsaartig eingeschachtelt, mit blaugrünem, meist gekörntem Inhalte ; Scheiden dick, gelb- braun oder goldgelb gefärbt, mehr oder weniger durchsichtig, meist uneben. Diese Stigonema-Art, welche in Bezug auf die Dicke, die Ausbildung der Seiten- ästchen etc. sehr variirt, kommt auch wie einige andere S.-Arten ^) im Lager einiger Flechten [Ephebe Fr., Thermutis Fr. (Gonionema Nyl.) etc.] vor und ist früher mit diesen unter verschiedenen Namen als Stigonema atrovirens Ag. "Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 485 ! Ktz. Tab. phycol. IL T. 37, Sirosiphon atrovirens, Rbh. (Opiz, Seznam p. 207) Stigonema mamillosum Ag., S. pannosum Ktz. etc. Tab. phycol. IL, T. 37, 38 etc.) ab- gebildet oder in Exsiccaten-Sammlungen vertheilt worden.^) Im höheren Gebirge auf feuchten Felsen, Steinen, zwischen Moosen und Li- chenen, seltener an alten, modernden Baumstämmen etc. verbreitet (4 — 10). Im Riesen- gebirge am Aupafall, am Südabhange der Schneekoppe, im Aupagrunde! (auch Kirchner Algenfl. p. 230 sub S. mamillosum Ag.^); bei Harrachsdorf am Mummelfall massenhaft,^) an feuchten Felsen bei den steinigen Wasserfällen zerstreut! Im Böhmerwalde nicht selten, so am Spitzberg, an den Ausflüssen des Teufelsees, des Schwarzensees, am Grossen Arber- See und noch in der Nähe von Eisenstein meist var. ß). In der böhm. Schweiz bei Prebischthor ! ß) Fäden meist 20 bis 35 fi dick. 3. S. turfaceum (Engl. Bot.) Cooke [Scytonema turfaceum Engl. Bot., Siro- siphon pulvinatus Br6b. Ktz. Tab. phycol. 11. T. 36, S. secundatus Ktz. 1. c. T. 37, Bornet et Flabault Revis. Nostocb. p. 74]. Lager polsterförmig, braunschwarz (trocken schwarz); Hauptfäden etwa 1 mw2 hoch, 27 bis 37 fi dick, gekrümmt, kriechend, später ansteigead, verzweigt; Aestcben oft dicht neben einander, den Hauptfäden gleich, blos am oberen Ende Hormogonien bildend; Scheiden dick, geschichtet, gelbbraun. Veget. Zellen 2- bis 4-reihig, etwa 9 bis 10 fi breit. Heteroeysten lateral. Hormogonien 12 (i dick, etwa 45 ft lang. Auf torfigem Boden, an feuchten mit Humus bedeckten Felsen, öfters mit Zy- gogonium ericetorum etc. gesellig, meist im höheren Gebirge verbreitet (4 — 10). So im Riesengebirge am Aupafall, im Zähgrund ! im Aupagrunde im Riesengebirge (nach Kirchner *) Man vergl. z. B. Zukal „Flechtenstudien", 1884, Bornet und Flabault Revis. Nostoch. p. 72 und andere. ^) An einigen oben verzeichneten Standorten hat der Verf. diese S.-Art im Flechtenlager gesammelt, was jedoch für die Verbreitung der Alge allein gleichgiltig sein dürfte. ^) Ob das echte S. mamillosum Ag., welches nach Boruet und Flahault (Revis. Nostoch. p. 77) blos im höheren Norden vorkommt, auch in Böhmen verbreitet ist, wird noch durch weitere algologische Forschungen festzustellen sein. *) Wird von diesem Standorte in der Flora austro-hung. exs. des H. Hofrathes R. v. Kerner vertheilt werden. Stigonema. 23 Algenfl. p. 229 sub S. mamillosum Ag. ampl., mit welchem Kirchner S. pulvinatus Bröb. vereinigt). 4. S. minutum (Ag.) Hass. [Scytonema miuutum Ag. incl. S. (Sirosiphou) crusta- ceum Bzi. cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 72]. Lager krusten- förmig oder polsterartig, braun bis schwärzlichbraun, brüchig. Hauptfäden niederliegend, später ansteigend, etwa 1 mm hoch, meist 18 bis 29 ^ dick, gekrümmt, mit zahlreichen, oft büschelig gehäuften Aestchen, welche bald den Hauptfäden ähnlich und lang, bald sehr kurz, einseitswändig und hormogonienbildend sind. Veget. Zellen dick- wandig, am basalen Fadentheile oft einreihig, am oberen Theile der Fäden meist 2- bis 4-reihig, kugelig oder bis ^j^mdl so lang als breit, mit blaugrünem Inhalte und nicht selten von gefärbten Hüllen umgeben; Scheiden geschichtet, gold- oder braungelb, am oberen Fadenende öfters fast farblos, meist glatt. Grenzzellen intercalar oder lateral. Hormogonien meist 12 bis 15 ft dick, 25 bis 35 fi lang; var. ß) saxicolum (Näg.) Bor. et Flah. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 669, 751 h) 1 (Sirosiphou saxicola Näg. Ktz. Tab. phycol. n. T. 35). Lager öfters ziemlich dünn, krusteuförmig. Fjg. 2. Stigonema mi- Fäden mit den Scheiden bis 21, oft kaum 15 ft dick. Veget. nutum (Ag.) Hass. var. Zellen meist niedergedrückt, kugelförmig, an den Hauptfäden 2, saxicolum (Näg.) Bor. 1 • . 1 fi ]• li 1 ■• i T7> 1 \ j? t, etFlah. ßrucütneil emes an den meist kurzen, oft dichtgedrängten, am Ende stumpf ab- verzwei<^ten Fadens gerundeten Aestchen in einer Reihe angeordnet. Scheiden braun (etwa 200mal vergr.). oder braungelb ; sonst wie die typische Form. Diese sehr variable S.-Art kommt an feuchten, bemoosten Felsen, Steinen, Mauern, seltener auch auf altem Holz oft mit Calothrix parietina (Näg.) Thr. vor (4 — 10). An Sandsteinfelsen in der böhm. Schweiz sehr verbreitet, so insb. zwischen Dittersbach und Hiuter-Dittersbach, bei Prebischthor und in der Edmundsklamm mehrfach massenhaft; im Riesengebirge bei der Spindelmühle, an Felsabhängen des Zähgrundes, am Südabhange der Schneekoppe, bei Harrachsdorf! in Südböhmen bei Pisek, Hohenfurth, Tursko nächst Krummau ; im Erzgebirge bei Zinnwald ; auf Kalksteinfelsen im oberen Theile des Kar- liker-Thales nächst Dobfichowic spärlich! h) Hauptfäden meist aus einer Reihe veget. Zellen bestehend; a) Fäden meist 24 bis 45 n dick, mit gelben bis gelbbraunen Scheiden. 5. S. panniforme (Ag.) Bzi. [Scytonema panniforme Ag., Sirosiphou panni- formis Ktz. Tab. phycol. IL, T. 36 in Orig.-Exs. Agardhi in herb. Mus. ! cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 71j. Lager büschelig oder filzig, ausgebreitet, Oliven- oder braunschwarz. Fäden etwa 1 mm hoch, niederliegend, gekrümmt, mehr oder w^eniger reichlich verzweigt, am oberen Ende verdünnt, 24 bis 36 ft dick. Ästchen aufrecht, einseitig, oft dicht büschelig neben einander, so dick wie die Hauptfäden, die hormogonienbildenden Aestchen 12 bis Ih ^ dick. Veget. Zellen meist einreihig, seltener in 2 — 3 Reihen, scheibenförmig oder niedergedrückt-kugelförmig, mit blaugrünem Inhalte, oft gloeocapsaartig eingeschachtelt. Scheiden compact, geschichtet gelb oder gelbbraun, an der Oberfläche rauh, an den Fadenenden meist heller gefärbt, Grenzzellen zerstreut. Hormogonien terminal, etwa 20 ^ breit und 100 ft lang ; var. ß) alpinum (Ktz.) nob. [Sirosiphou alpinus Ktz. Tab. phycol. IL, T. 35). Lager aus kleinen, oft dicht gedrängten Raschen bestehend. Hauptfäden reichlich ver- zweigt, Seitenäste mit den Scheiden oft 18 fi dick. Veget. Zellen ^2 ^^^ Vs"^^^ so lang, als breit, seltener fast kugelförmig. Grenzzellen cylindrisch, 2 bis 3mal so lang als breit. Scheiden dick, braun; sonst wie die typische Form; var. y) compactum (Ktz.) nob. [Stigonema compactum Bzi., Sirosiphou compactus Ktz. Tab. phycol. IL, T. 36 uon exacte exscus. Rbh. Alg. exs. Nro. 694 !]. Lager polster- 24 Sbigonenaa. förmig, ziemlich compact, Hauptfäden 14 bis 30 ft dick, mit zahlreichen, öfters büschelig gehäuften Seitenästchen, welche an den Endtheilen leicht verdünnt sind. Veget. Zellen 9 bis 15 f* breit, ^2 ^^^ ^li^^^^ so lang, seltener niedergedrückt kugelförmig, mit blau- grünem oder hellbräunlichem Inhalte. Heterocysten kugelig oder länglichelliptisch; sonst wie die typische Form. An feuchten Felsen, auf Steinen und Hölzern oft zwischen Moosen und Lichenen, meist in höheren Gebirgsregionen verbreitet (4 — 10). Im Riesengebirge bei der Spindel- mühle, an der Bergschmiede, im unteren Theile des Aupafalls mehrfach, unterhalb der Schneekoppe var. ß); in der böhm. Schweiz bei Bodeubach und am Wege von Herrns- kretschen zum Prebischthor mehrfach! im Jeschkeugebirge (Rbh. Kryptfl. p. 116), an Granitfelsen bei Reichenberg var. y) (Siegmund in Rbh. Alg. exs. Nro. 694!); im Erz- gebirge am Bärnstein (Rbh. Kryptfl. p. 116). 6. S. ocellatum (Dillw.) Thr. [Conferva ocellata Dillw., Scytonema ocellatum Moug., Sirosiphon ocellatus Ktz. Tab. phycol. IL T. 37, cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 70. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 668, 868, 869 !). Lager büschelig oder polsterförmig, filzig, braun. Hauptfäden 3 bis 8 mm hoch, niederliegend, später aufrecht, unregelmässig verzweigt. Seitenäste gerade, oft sehr lang, fast ebenso wie die Hauptfäden (35 bis 45 fi) dick, zerstreut, alle hormogonienbildend. Veget. Zellen ein- bis zweireihig, 20 bis 30 ^ dick, Y4 bis Imal so lang, niedergedrückt-kugelig, sel- tener fast kugelförmig, mit spangrüuem Inhalte und besonderer gefärbter Hüllenmembran. Sdeideu dick, geschichtet, gelbbraun, bis fast farblos,') glatt. Grenzzellen lateral, spärlich ; Hormogonien etwa 15 ^ dick, 50 bis 65 ft lang; var. ß) globosum Nordst. N. et Wittr. Alg. exs. Nro. 93! Lager meist polster- förmig, halbkugelig, 4 bis 12 mm breit, von dunkel spangrüner oder bräunlicher Farbe ; sonst wie die typische Form. Auf bemoostem, feuchtem Torf- und Haideboden ; am Rande der Torfsümpfe, auf Hochmooren, im Wasser oder an der Luft in höheren Gebirgsregionen nicht selten (5 — 10). So in torfigen Sümpfen an der Bahn zwischen Bechowic und Ouwal unter anderen Algen; bei Lomnic, Veseli a. L., Magdalena und Chlumec nächst Wittingau, Frauenberg und Steinkirchen nächst Budweis mehrfach ; im Böhmerwalde in Torfsümpfen häufig verbreitet, so am Schwarzen-, Teufel- und Arber-See, an Moorwiesen am Spitz- berg, nächst Eisenstein, bei Wiuterberg ; im Erzgebirge bei Franzensbad, in Sümpfen zwischen Tellnitz und Kleiukahn, bei Seegrund nächst Zinnwald; in der Edmundsklamm nächst Herrenskretschen ; im Riesengebirge häufig, so in torfigen Sümpfen und in Wasser- gräben bei den Krausebaudeu, bei der Spindelmühle, am Pantschefall, unter dem Eibfall, bei der Spindlerbaude, in den Siebengründen, an der Bergschmiede und am Südabhange der Koppe, im Zähgrunde sehr reichlich, noch in Sümpfen bei der Wiesenbaude; im Aupagrunde! (auch Kirchner Algenfl. p. 230) in den Eibquellen, auf der Mädelwiese (Schröter 1. c. p. 187); bei Wurzelsdorf, Neuwelt, Harrachsdorf, am Mummelfall, am Wege zu den Steinigen Wasserfällen nächst Harrachsdorf zerstreut! /3) Fäden meist nur 7 bis 15 |w dick, mit hell gelbbraunen, bis ganz hyalinen Scheiden. 7. S. hormoides (Ktz.) Hansg. Oesterr. botan. Ztschr. 1887 Nro. 3, Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 68 cum synonym. (Sirosiphon hormoides Ktz. Tab. phycol. IL T. 34, Rbh. Alg. exs. Nro. 1955!). Lager dünn, filzig, schwarzbraun. Fäden nieder- liegend, ziemlich lang, 7 bis 15 [i dick, dicht verflochten, unregelmässig und spärlich verzweigt. Seitenäste aufrecht oder ansteigend, gekrümmt fast ebenso wie die Haupt- fäden dick, an den Enden leicht verdünnt und stumpf abgerundet. Scheiden dick, eng ^) Die Farbe der Scheiden verändert sich je nachdem die Ftäden im Wasser oder an der Luft längere Zeit vegetiren ; nicht selten sind blos die äusseren Schichten der Scheiden heller gefärbt oder fast hyalin, die inneren gelblich bis gelbbraun Stigonenaa — Hapalosiplion. 25 anliegend, gelb bis gelbbraun oder liyaliu. Veget. Zellen kugelig oder ^2 bis 1 mal so lang als breit, einreihig (stellemveise auch 2-reihig), mit hell blaugrünem Inhalte. Grenz- zellen zerstreut ; var. ß) breve (Ktz.) nob. [Sirosiphon brevis Ktz. Tab. phycol. IL T. 34]. Scheiden meist hyalin, Fäden kurz ; var. y) rhizodes (Bröb.) nob. [Sirosiphon rhizodes Breb. Rbh. Alg. exs. Nro. 693!]. Lager schwcärzlichbrauu. Fäden mit den Scheiden 8 bis 12 ft dick. Aestchen einseitig, am oberen Ende bald leicht verdünnt, bald verdickt ; sonst wie die typische Form. An feuchten Felsen u. ä., meist auf torfigem Boden, oft mit Gloeocapsen etc. gesellig, nur in höheren Gebirgsregionen (5 — 10). So im Riesengebirge am Mummelfall, am Wege von Harrachsdorf zu den Steinigen Wasserfällen ! im Melzergrunde (Kirchner Algeufl. p. 231)! im Böhmerwalde am Lackasee nächst Eisenstein und bei Kuschwarda; an Sandsteinfelsen in der böhm. Schw^eiz bei Prebischthor, zwischen Dittersbach und Hiuter-Dittersbach mehrfach, meist var. y) ! y) Hassallia Berk.-^) Fäden blos aus einer Zellreihe bestehend, brüchig, öfters falsch verästelt. Verzweigungen einzeln, wie bei Tolypothrix durch seitliches Hervor- wachsen des Hauptfadens unter einer Grenzzelle, seltener wie bei Scytonema in der Mitte des von zwei Heterocysten begrenzten Fadentheiles entstehend, mit dünnen, gelb bis gelbbraun gefärbten Scheiden. An der Luft lebende, meist kleine Lager bildende Algen. 8. S. Bouteillei (Bröb. et Desmaz.) nob. [Hassallia Bouteillei (Br6b. et Desmaz.) Bor. et Flah., Sirosiphon Bouteillei Breb. et Desmaz. in Orig.-Exempl. exs. Mus., Ha- palosiphon Bouteillei (Bröb. et Desmaz.) Bzi.]. Lager klein, rundlich-polsterförmig, 1 bis 2 mm breit, schwarzbraun oder schwärzlichgrün, dünn, in kleinen Vertiefungen von Kalksteinfelseu u. ä. eingewachsen. Hauptfäden 5 bis 8 ^ breit, meist kurz (nach Bornet öfters bis 1 decimillim. lang) brüchig, gekrümmt, spärlich verästelt. Aestchen meist kurz, gebogen. Veget. Zellen 4 bis 5 ju dick, 1 bis ^f^mdl so lang, einreihig, mit oliven- oder gelblichgrünem Inhalte. Scheiden eng anliegend, dünn, goldgelbbraun, seltener fast farblos, glatt, oder an der Oberfläche zerfasert, sehr brüchig (öfters incrustirt). Hetero- Cysten basilar, einzeln goldgelb. Auf feuchten Kalksteinfelsen u. ä. selten (1 — 12). Bisher blos an einem feuchten Kalksinterblocke hinter dem Badhause oberhalb Kuchelbad nächst Prag spärlich ! 2. Untergruppe. Hapalosiphoneae nob. Thallusfädeu frei, in der Regel aus je einer (ausnahmsweise aus 2) Zellreiheu bestehend, meist mit dünnen, homogenen Scheiden. 2. Gattung. Hapalosiplion Näg. Völlig entwickelte Thallusfäden aus einer (ausnahmsweise aus 2) Zcllreihe zu- sammengesetzt, frei oder seitlich unter einander verwachsen, meist reichlich verzweigt, zu kleinen, büschelig-flockigen Raschen verflochten. Seitenästchen ansteigend, oft dicht neben einander, von dem kriechenden Hauptfaden wenig verschieden, nie in eine haar- förmige Spitze auslaufend,^) sondern am oberen Ende gleich oder fast gleich, dick und stumpf abgerundet. Scheiden homogen, ziemlich dünn, öfters ganz farblos. Veget. Zellen cylindrisch unter einander fest verwachsen, mit blaugrünem Inhalte. Grenzzellen einzeln, läuglich-cylindrisch, intercalar.^) ^) Die von Rabenhorst und anderen Algologeu kassirte Gattung Hassalh'a Berk., welche von Bornet und Flahault (Revis. Xostoch. heteroc. p. 115) wieder restaurirt wurde, enthcält meist Stigonema- und Tolypothrix-Formen. -) Dadurch unterscheidet sich diese Gattung von der nahe verwandten Gattung Masti- gocoleus Lagerh., deren Aestchen bald in eine haarförmige Geissei auslaufen, bald cylindrisch und am oberen Ende stumpf abgerundet sind. ^) Dadurch unterscheidet sich Hapalosiphon leicht von einigen habituell nicht unähn- lichen Tolypothrix-Arten. 26 Hapalosiphon. Fig. 3. Hapalosiphon pumilus (Ktz. Krch. Bruclitlieil eines verzweigten Fadens (etwa 300mal vergr.). Vermebruüg durch Hormogonien und bei einigen Arten auch durch Vermeh- rungsakineten und durch Dauerzellen (Ruheakineten, Sporen, Kysteu). Im "Wasser oder an fortwährend vom Wasser berieselten Steinen etc. lebende Algen. •1. Sect. Euhapalosi])hon nob. Hauptfäden 10 bis 24 fi dick, mit deutlichen, consistenten Scheiden. Aestchen überall gleich dick. HeteroCysten cylindrisch, meist dünner als die veget. Zellen, intercalar. 9. H. pumilus (Ktz.) Krch.?^) [Tolypothrix pumila Ktz. Tab. phycol. H. T. 31, incl. T. fuscescens Bröb. 1. c. T. 31 cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 61]. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 95, 390, 867! Lager flockig-büschelig, wenig schlüpfrig, leb- haft oder schmutzig spangrün bis bräunlich gefärbt, 1 bis 3 m7n hoch. Hauptfäden mit den Scheiden 18 bis 24 fe dick, gerade oder gekrümmt, kriechend, an der Oberseite dicht verzweigt, aus einer (selten stellen- weise aus 2 bis 3) Zellreihen bestehend. Aestchen aufrecht, 8 bis 12, seltener nur 5 }i dick, ziemlich lang, unverzweigt. Veget. Zellen der Hauptfädeu meist ebenso lang wie breit, öfters rundlich (insb. an stark verzweigten Fäden), die Zellen der Aestchen cylin- drisch, 1 bis 2mal so lang als breit, mit blaugrünem Inhalte. Scheiden der Hauptfäden ziemlich dick, der Aestchen dünn, eng anhegend, farblos oder gelblich, bis gelbbraun gefärbt, homogen. Greuzzellen inter- calar, meist 2mal so lang als dick, gelbbraun. Hormogonien etwa 6 u dick, 100 bis 300 ii lang2); var. ß) rhizomatoideus (Reinsch) nob. [Tolypothrix rhizomatoidea Reinsch Algenfl. T. 1). Lager 5 bis 10 mm breit, Hauptfäden mit den Scheiden meist nur 9 bis 12 iL dick, reichlich verzweigt. Aestchen 6 bis 8 /tt dick, meist parallel verlaufend und nicht selten wieder verzweigt; var. y) fischeroides nob. Lager von schwarzbrauner Farbe mit einem Stich in's Olivengrüne, dünn, kleine, meist punctförmige, seltener bis V2 cwi breite, rundliche, an Steinen etc. festgewachsene Flecken bildend. Hauptfäden aus 2 (seltener 1 oder 3) Reihen von über einander liegenden Zellen bestehend, meist nur 8 bis 12 ^ dick, Aestchen dicht gedrängt, parallel verlaufend, ohne Scheiden 5 bis 6, mit diesen 6 bis 8 ft dick, selten über 100 ^i lang, einfach (nicht verzweigt), von der obersten Zellreihe der Hauptfäden entspringend. Veget. Zellen meist viereckig, Vg bis Imal so lang als breit. Scheiden fast farblos. Grenzzellen an den Hauptfäden, seltener auch an den Aestchen zerstreut, quadratisch oder elliptisch bis länglichcylindrisch ; sonst wie die typische Form. In alten Teichen, Sümpfen, torfigeu Gewässern etc. meist an der Unterseite halb abgestorbener (seltener ganz frischer) Blätter verschiedener Wasserpflanzen oder an deren Stengeln, var. y) an Steinen u. ä. festsitzend, so insb. an schwimmenden Blättern von Nymphaea, Nuphar, Potamogeton, Hydrocharis u. ä. (5—11). So in Sümpfen an der Bahn bei Bechowic und Ouval, auch an Wassermoosen nicht selten ; in Elbetümpeln bei Raudnitz, Lobositz, Celakowitz (an der grossen Elbeinsel), Neratowic, Elbeteinitz, Pfelouc, Gross-Wossek, Podebrad, Libic, Rozd^lowic, Kopidlno, Pardubic, Königgrätz, auch in Tümpeln an der Adler häufig, in Teichen bei B. Leipa ; im Riesengebirge bei der Spindel- ^) Schon Kützing (Tab. phycol. IL, p. 9 in Anmerk.) hat richtig erkannt, dass diese Alge zur Gatt. Hapalosiphon Näg. gehört. ^) Uiber die Entwickelung etc. dieser H.-Art ist mehr in Itzigsohn's „Lebensgeschichte des Hapalosiphon Braunii Näg. — H. pumilus Ktz., nachzulesen. Hapalosiphon. 27 müble in einer sehr kräftig entwickelten Form, am Zähgrundwasser, in Sümpfen bei der Wiesenbaude; in der Edmundsklamm nächst Herrenskretschen, bei Deutschbrod, Pocatet, Neu-Bistritz, Grambach mehrfach, Magdalena und Chlumec nächst Wittingau sehr ver- breitet, in alten Teichen, Moostümpeln etc. bei Wittingau, Lomnic, Vesell a. L., Vrbnä nächst Veseli, Sobieslau, Ceraz, Kardas-Recic insb. in Sümpfen am Kardas-Teiche und bei Zahofi, bei Fraueuberg und Steinkirchen nächst Budweis reichlich, in Sümpfen bei Skfidla nächst der Bahnstation Weleschin-Krummau ; bei Kowafow, Mühlhausen, Stupcic, Plana, Tabor und Wotic mehrfach; in Tümpeln an der Male bei Kaplitz, bei Hohen- furth ; im Böhmerwalde am Lackasee bei Eisenstein spärlich, im grossen Arber-See ; in den Teichen bei Osseg, Krobitz nächst Franzensbad, in Sümpfen an der Bahn zwischen Tellnitz und Kleinkahn reichlich ; var. ß) bei Lomnic nächst Wittingau ; var. y) in alten Teichen bei Putim nächst Pisek, Schewetin nächst Veseli a. L., Chlumec nächst Wit- tingau, Neu-Bistritz bei Neuhaus mehrfach, bei Pocatek, Pilgram, Polna! 2, Sect. Mastigocladus (Cohn) nob. Hauptfäden 3 bis 6 /t* dick, mit dünnen, später nicht selten undeutlichen Scheiden. Aestchen am oberen Ende gleich dick oder leicht (nach Cohn bis haarförmig) verdünnt; HeteroCysten kugelig oder oblong, öfters dicker als die veget. Zellen. 10. H. laminosus (Ktz.) Hausg.^) [Merizomyria laminosa Ktz. Tab. phycol. IL, T. 45, Mastigocladus laminosus Cohn Abhandl. der schles. vater. Gesell. 1863 cum icone, Nostoc anisococcum Schwabe Linnaea, 1837 Tab. 1 =: Anabaena nodularia Ktz. Spec. alg. p. 288, cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 55. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 758—761!]. Lager hautartig, fleischig-schwammig, nicht selten von kohlensaurem Kalk durch- drungen (oben glatt und weich, in tieferen Schichten sandig), compact und ziemlich hart, rauh,^ bisweilen geschichtet, schmutzig blau oder olivengrün gefärbt, oft 2 bis 4 mm dick und weit ausgebreitet. Fäden im Lager stark verflochten, ungleich entwickelt; die jüngsten sind sehr dünn, undeutlich gegliedert lyngbya- (hypheothrix)-artig, unverästelt, ältere Fäden sind deutlich gegliedert und plectonema-(glaucothrix-) artig verzweigt. Völlig entwickelte Fäden sind 4 bis 6 ft dick, gekrümmt, aus einer, stellenweise auch 2 Zell- reihen bestehend, echt verästelt, mit deutlichen Scheiden versehen. Seitenzweige etwa 3 (i dick, einzeln oder paarweise neben einander, aufrecht abstehend.^) Veget. Zellen an den Hauptfäden tonnenförmig oder kurz cylindrisch, an den Seitenästchen länglich- cylindrisch. Grenzzellen intercalar, kugelig oder länglich, bis 6 — 6'5 ^ dick, einzeln oder zu 2 neben einander. An den 4 bis 8 fi dicken Hauptfäden runden sich später die veget. Zellen mehr und mehr zu, die dünne farblose Scheide wird undeutlich, die nun anabaenaartigen Fäden sind knorrig, gekrümmt, an beiden Enden nicht selten ver- dünnt, verzweigt oder unverzweigt. An solchen rosenkranzförmigen Fäden vergrössern sich einzelne Zellen, ihr Inhalt wird dichter, ihre Membran dicker und braun gefärbt, wie bei den Sporen (Dauerzellen, Kysten) anderer Spaltalgen. An der Mündung warmer Quellen (1 — 12). So in Carlsbad schon von Schwabe und Kützing gesammelt. Von Cohn 1862 am sog. kleinen Sprudel auf Kalksinter in einer Temperatur von 35" R. wiedergefunden. Von mir 1883 und 1886 und von Dr. Nordstedt 1884 daselbst, insbes. an der Sinterkruste im Bette der Tepel neben der Eisen- röhre, durch welche das Wasser des kleinen Sprudels unter der Sprudelbrücke heraus- spritzt in grosser Menge gesammelt (Wittrock et Nordstedt Algae exs. Nro. 758 — 760). Die Anabaena-Form (Anabaena bullosa Menegh.) fand ich auch an den Ufermauern am oberen Ende der Sprudelkolonnade, wo warmes Wasser aus den Röhrenleitungen her- ") Mehr über diese Alge ist in meinen „Bemerkungen .zur Systematik einiger Süss- wasseralgen" Österr. bot. Ztschr. 1884, in meiner Abhandlung „Über den Polymorphismus der Algen" undin Bornet's et Flahault's „Revision des Nostocacees heterocystees" p. 57 f. nachzulesen, ^) Nach Cohn (Über die Algen des Carlsbader Sprudels) kommen an den scheidenlosen, anabaenaartigen Fäden auch einzelne haarspitzauslaufende, lange, oft paarweise neben einander entspringende, aus zwei Zellreihen bestehende Aestchen vor. 28 Capsosira — Nostoohopsis. vorsickert. In Teplitz habe ich 1884 diese Alge an feuchten Mauern im grossen Wasserreservoire des Stadtbades entdeckt und in verschiedenen Eutwickelungszuständen gesammelt!^) 3. Untergruppe. Capsosireae nob. Thallusfädeu parallel verlaufend, unter ein- ander verwachsen, aus einer Zellreihe bestehend. 3. Gattung. Capsosira Ktz. Fäden seitlich verwachsen, halbkugelige, dem Substrat mit der unteren Fläche angewachsene, polsterartige, ziemlich harte Lager bildend, spärlich verzweigt, aus einer Zellenreihe bestehend, aufrecht, gerade oder leicht gekrümmt. Scheiden eng anliegend, farblos oder braun gefärbt. Grenzzellen lateral oder in- tercalar, kugelig oder halbkugelig, kleiner, als die veget. Zellen. Hor- mogonien nach Borzi aus 10 bis 20 Zellen zusammengesetzt. Dauer- zellen fast kugelig, mit dickem braunem Epispor. Wasserpflanzen (auch an vom Wasser berieselten Steinen etc. festsitzende Algen). 11. C. Bröbissonii Ktz. Tab. phycol. IL T. 84 (Stigonema zo- notrichoiiles Nordst. in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 183! Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 79). Lager halbkugelig, krustenförmig, öfters zusammenfliessend, ziemlich fest, schwach gelatinös, schwärzlich- blaugrün oder braunschwarz, etwa 1 bis 3 mm hoch, im Innern meist concentrisch gestreift, Fäden aufrecht, dicht gedrängt, unregelmässig verzweigt, öfters gekrümmt, mit der Scheide 7 — 13 (ohne diese 6 bis 8) fi dick. Aestchen den Hauptfäden angedrückt, am oberen Ende ab- gerundet, öfters gehäuft, ziemlich starr. Veget. Zellen einreihig, ku- gelig oder niedergedrückt-kugelförmig, etwa 4 bis 6 ft laug, 4 bis 5 (i breit, mit blaugrünem Inhalte. Scheiden eng anliegend, ziemlich dick, gelatinös, undeutlich geschichtet, hyalin oder gelb bis gelbbraun gefärbt. Grenzzellen lateral. In Torfsümpfen, Seen, an im Wasser untergetauchten Steinen, Hölzern, Wasserpflanzen etc. auch an vom torfigen Wasser berieselten Felsen festgewachsen (5 — 10). So im Riesengebirge am Aupafall und am Südabhauge der Schneekoppe; im Böhmerwalde bisher nur im Lackasee nächst Eisenstein an untergetauchten Aesten etc. reichlich ! IL Gruppe. Nostochopsideae Bor. et Flah. Thallusfädeu von öfters undeutlich begrenzten, an der Oberfläche verschleimenden Scheiden umgeben. Fig. 4. Capsosii'a Brebissonii Ktz. Theil eines Pol- sters aus meh- reren Fäden l)e- stehend (etwa 270mal vergr.). 4. Gattung. Nostochopsis Wood. (Mazaea Bor. et Grün.). Lager gelatinös, rundlich oder gelappt. Fäden aus einer Zellreihe bestehend, mehr oder weniger reichlich verästelt. Aestchen meist überall gleich dick. HeteroCysten lateral oder intercalar, Dauerzellen (Akineten) mit dicker Membran versehen, kurzgestielt oder sitzend, lateral. Vermehrung erfolgt durch Hormogonien und durch chroococcus- artige Zellen (Vermehruugsakineten).^) Wasserpflanzen. 12. N. lobatus Wood. (Mazaea rivularioides Bor. et Gruu. Mazaea Tab. 8, Wille Bidrag T. 1, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 578! Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 80). Lager sackig, kugelig oder gelappt, 1 mm bis 2 cm breit, hohl, blau- oder olivengrüu bis gelbgrün gefärbt. Fäden gekrümmt, etwa 1 mm lang, 4 bis 9 ^i ^) Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 761 vertheilt worden. Man vergl. auch meine Abhandlung „Beiträge zur Kenntniss der böhmischen Thermalalgenflora". '') Mehr über diese Gattung ist in Bornet imd Grunow „Mazaea" undinWille's „Bidrag til Sydamerikas Algflora", p. 7—9 nachzulesen. Nosfcoohop sis. 29 Fig. 6. Nostochopsis lobatus Wood. var. stagnalis uob. Die intracellulare Continuität des Protoplasmas ist nach An- wendung von Chlorzinkjod deutlich geworden. Fig. 5. Nostochopsis lobatus Wood. vai\ stagnalis nob. Theil eines ver- zweigten Fadens etwa 400mal vergr. breit, verzweigt, hell blaugrüu, au den Scheidenwäudeu oft eingeschnürt. Aestchen ein- seitig, am unteren Ende cylindrisch, oben öfters keulenförmig. Veget. Zellen 1 bis 2mal so lang, als breit. Grenzzellen lateral oder intercalar; var. ß) stagnalis nob.^) Lager compact, rundlich oder von uuregelmässiger Form, meist 2 bis 5 mm im Durchm. Hauptfädeu reichlich verzweigt, oft radiär ver- laufend. Aestchen ein- zeln oder zu 2 bis 3 neben einander. Veget. Zellen der Hauptfäden niedergedrückt kugelig oder tonnenförmig, sel- tener länglich elliptisch, meist 4 bis 6 ft dick, 1 bis 2mal so lang, oft fast rosenkranzförmig angeordnet, die der Äst- chen meist nur 2'5 bis 4 (W dick, und 2mal so lang als breit. (Gliede- rung der Aestchen nicht selten undeutlich). Grenzelleu elliptisch oder länglich cylindrisch, an den Aestchen meist 15 bis 18 ft lang; sonst wie die typische Form. In stehenden Gewässern, seltener auch in Flüssen auf untergetauchten Pflanzen festsitzend (var. ß) oder an der "Wasseroberfläche frei schwimmend (5 — 10). Bisher nur als var. ß) in einem algenreichen Tümpel an der grossen Elbeinsel bei Celakowic in Gesellschaft der Cyliudro- capsa geminella etc. in grösserer Menge ! . 2. Subfamilie. Scytonemeae (Stiz.) Bzi. (Scytonemaceae Rbh.) Thallusfäden aus einer Zellreihe bestehend mit Spitzenwachsthum und blos mit transversaler (nicht mit longitudinaler) Zelltheiluug, einzeln, seltener 2 oder mehrere (Desmonema, Hydrocoryne) in einer meist derben und oft geschichteten Scheide einge- schlossen, zu kleinen Büscheln verklebt oder Aveit ausgebreitete, polsterartige Lager bildend, falsch verzweigt, seltener (Desmonema) einfach (unverzweigt). Scheinästchen einzeln oder paarweise durch seitliches Hervorwachsen der Fäden mit Durchbrechung der sie umge- benden Scheide mit oder ohne Einschiebung von Heterocysten entstehend, ebenso Avie die Hauptfäden dick oder etwas dünner. Durch Zerreissen der die Aestchen zusammen- haltenden, oft sehr dicken Scheide werden diese von den Hauptfäden, deren Theile sie sind, getrennt und können zu neuen verzweigten Individuen heranwachsen. Grenzzellen intercalar oder basilar, einzeln oder zu 2 bis mehreren neben einander, seltener fehlend (Plectonema incl. Glaucothrix). Vermehrung erfolgt durch Hormogonion, seltener auch durch Dauerzellen (Sporen, Kysten) oder durch Vermehrungsakineteu. I. Gruppe. Euscytonemeae Bzi. Hauptfäden mit Scheinastbildung; jeder Faden in einer homogenen, meist consistenten, nicht selten deutlich geschichteten, gelb bis gelbbraun gefärbten, seltener fast farblosen oder hyalinen und gallertartigen Scheide ver- sehen; Fäden frei oder durch seitliche Verwachsung zu kleinen Bündeln vereinigt. 1. Untergruppe. Drüosiphoneae nob. Scheinäste meist ohne Vermittelung von Heterocysten einzeln oder paarweise neben einander entstehend. Grenzzellen unter den ^) Ist wahrscheinlich eine gute Art (N. stagnalis nob.). 30 Soyfconeina. vegct. Zellen zerstreut, seltener auch unter den Verzweigungen liegend. Fäden meist grössere baut-, polster-, flocken-, krusten-, oder wattenartige Lager bildend. 5. Gattung. Scytoiiema Ag. Tballusfäden falscb verzweigt, meist zu filzigen Räscben vereinigt, aus einer Reibe cylindriscber- oder scheibenförmiger Zellen bestehend. Aestcheu einzeln oder paar- Avcise neben einander, im ersteren Falle nicht selten wie bei Tolypothrix unter einer basilaren Heterocyste, im letzteren Falle in der Mitte eines von zwei Heterocysten be- grenzten Fadentheiles durch bruchsackartiges Hervorwachsen der Fäden aus ihren Scheiden entstehend, an der Austrittstelle stark (bis rechtwinkelig) gekrümmt, frei oder zum Theilc seitlich mit einander verwachsen. Scheiden consistent, oft dick und deutlich geschichtet, gelb bis gelbbraun gefärbt, im Wasser oft fast farblos und an der Oberfläche gallertig und schleimig werdend. Heterocysten meist viereckig, isodiametrisch oder etwas länger, seltener kürzer als breit, Vermehrung durch terminale Hormogonien und durch Dauerzellen (Sporen), welche kugelig oder eiförmig und mit dünnem, glattem Exospor versehen sind. An der Luft oder im Wasser lebende Algen. 1. Sect. Myochrotes Bor. et Flah. ampl. (incl. Sect. Petalonema Bor. etFlali.). Scheiden der gekrümmten, (seltener gerade verlaufenden) Fäden dick, deutlich geschichtet, Schichten divergirend, oft trichterförmig und verschieden gefärbt. Aestchen meist paar- weise (seltener kommen auch einzelne tolypothrixartige Aestchen vor), fast rechtwinkelig von den Hauptfäden abstehend. Fäden frei, nicht zu aufrechten Bündeln vereinigt und seitlich verwachsen. Der innere Faden meist ^2 (seltener "^f^ oder -^/g) so dick, wie der ganze Faden mit der Scheide, seine Gliederung oft undeutlich. Ä^^iPl Fig. 7. Scytonema myo- chrous (Dillw.) Ag. Theil eines verzweigten Fadens (etwa lOOmal vergr.). Aestchen meist heller länglich, einzeln oder 1. Subsect. Eumyochrotes nob. Der innere Faden etwa Vg so wie der ganze Faden sammt Scheide dick ; obere Aestchen doppelt oder einzeln ; Scheiden nur selten mit trichterförmiger Schichtung. 13. S. myochrous (Dillw.) Ag. [Conferva myochrous Dillw., Scytonema chlorophaeum Ktz. in Bor. et Thr. Not. algol. IL T. 34, Tabul. phycol. H., T. 25, incl. S. Heerianum Näg., S. salisbur- geuse Rbh. cum aliis synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 104, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 583, 673, 766, 879 !]. Lager meist 2 bis 3 mm dick, schwammig-filzig bis haut- artig, oft weit ausgebreitet, braunschwarz oder schwärzlichgrün, im Wasser ein wenig schleimig. Hauptfäden gekrümmt, dicht ver- flochten, 2 bis 15 mm lang, mit den Scheiden 18 bis 36 ft dick, meist ansteigend. Seitenäste paarweise neben einander, seltener einzeln, lang, meist dünner als die Hauptfäden (oft nur 16 |U dick). Veget. Zellen cylindrisch oder scheibenförmig (am Grunde der Fäden meist 2 bis 3mal so lang als dick, an den Endtheilen bis ^/gmal so lang als breit), 6 bis 12 ;[* dick, mit blaugrünem oder oliveugelbem Inhalte (die letzten 5 — 8 Zellen der Faden- spitze meist mit gelblich- bis rosenroth gefärbtem Inhalte). Scheiden mit divergirenden Schichten, gelbbraun, glatt (die der gefärbt, bis fast farblos). Heterocysten fast quadratisch oder zu 2 neben einander. Dauerzellen (Sporen) kugelig, braungelb. Auf feuchten Felsen, Mauern, nasser steiniger Erde, insbesondere in Gebirgen und in der Hügelregiou verbreitet (4 — 12). In der Prager Umgebung auf feuchten silurischen Kalk-, Schiefer- etc. Felsen nicht selten und stellenweise massenhaft, so bei Selc und Soy toneina. 3 1 Podmoraii ^) nächst Roztok an Felsen am Ufer der Moldau mehrfach in grosser Menge, bei Dolan, Dolanky, Chvaterub an Felsen gegenüber Libsic und Lettek an etwa 30 Stellen reichlich; bei Set. Prokop, an der Westbahn bei Slichow an Kalksteinfelsen spärlich, im Chotec-Thale bei Radotin, bei Karlstein und Set. Iwan, an Felsen unterhalb Korno, gegen- über Srbsko bis nach Tetin mehrfach zerstreut, doch meist nur spärlich, im Sucho- master-Thale bei Königshof; bei Stechowic und Brunsov an der Moldau an mehreren Stellen ; an feuchten Sandsteinfelsen zwischen Debf und Josephsthal nächst Jungbunzlau ; am Urkalk bei den Kalksteinbrüchen nächst Krummau spärlich, reichlicher an feuchten Felsen bei Turkowic nächst Krummau ! 14. S. figuratum Ag. (S. thermale Ktz. Tab. phycol. II. T. 18, in Bor. et Thr. Not. algol. II., p. 150 cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 101 f., Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 582, 878 !). Lager schwammig-filzig, rasenartig, weit ausgebreitet, von braunschwarzer, seltener dunkel olivengrünschwarzer Farbe. Hauptfäden gekrümmt, verflochten, 2 bis 4, seltener bis 12 mm hoch, 15 bis 21 jw dick, reichlich verzweigt; Aestchen am Grunde nicht mit einander verwachsen; Scheiden mit wenig divergirender Schichtung, gelbbraun (im Wasser öfters heller gefärbt bis fast farblos), an der Spitze ein wenig verdünnt, offen oder geschlossen. Veget. Zellen 6 bis 12 ^ dick, ^2 ^is l^/gmal so lang, cylindrisch oder scheibenförmig, mit gelb- oder blaugrünem Inhalte (die Endzellen, welche öfters aus den Scheiden hinausragen, sind meist rosen- roth gefärbt). Grenzzellen fast quadratisch oder länglich, gelbbräunlich; var. ß) Leprieurii Bor. et Flah. (Scytonema Leprieurii Mont. Tab. phycol. IL, T. 23, Not. algol. IL, p. 151). Die obersten Schichten der Scheiden sind farblos und gelatinös, sonst wie die typische Form. Diese S.-Art, Avelche sehr in der Farbe des Lagers, der Scheiden etc. variirt, kommt an feuchten Felswänden, zwischen Moosen und Lichenen auf nassem Haideboden, am Rande der Torfsümpfe auch in Moorsümpfen, oft mit Zygogonium ericetorum ge- sellig vor (5 — 10). So bei Chvaterub gegenüber Kralup a. M., bei Beneschau, Hofowic, Pürglitz ; bei Vesell a. L., Lomnic und Chlumec nächst Wittingau; im Böhmerwalde häufig, so bei den Eisenstein mehrfach am Lackasee, Spitzberg, am Schwarzen-, Teufel- und Arber- See mehrfach, bei Winterberg! bei Chotebof (Bayer!) im östlichen und nördlichen Böhmen bisher blos bei Hirschberg und Hohenelbe ; im Riesengebirge sehr verbreitet, so bei Krausebauden, Spindelmühle, unter dem Elbfall, am Aupafall, im Aupagrund! [auch Kirchner Algenfl. p. 226 als S. turfosum Ktz.^)?], auf der Mädelwiese Schröter (1. c. p. 187) ; im Zähgrunde mehrfach, am Südabhange der Koppe, am Kamme bei der Spindelbaude, in den Siebengründen; bei Wurzelsdorf, Neuwelt, Harrachsdorf, insb. am Mummelfall und am Wege zu den Steinigen Wasserfällen, bei Siehdichfür; Eulau nächst Bodenbach, Edmundsklamm nächst Herrnskretschen ! 15. S. tolypothrichoides Ktz. Tab. phycol. IL T. 22 Bor. et Thr. p. 150, Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 100, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 768 1 Lager flockig-büschelig, frei im Wasser schwimmend, rundlich, bis 1 cm breit, von braungrüner Farbe. Hauptfäden 10 bis Ib pb dick, bis 5 mm lang, oft wiederholt verzweigt. Ästchen strict, den Hauptfäden ähnlich. Scheiden hyalin oder bis gelbbraun gefärbt, geschichtet. Veget. Zellen 8 bis 12 ft dick, subquadratisch oder länglich, mit olivengelblichem oder blaugrünlichem Inhalte. Grenzzellen bald kürzer bald länger, mit blass rosenroth ge- färbtem Inhalte. In Sümpfen, torfigen Gewässern, selten (6 — 10). Bisher nur in Sümpfen an der Bahn zwischen Ouwal und Bechowic nächst Prag ! ^) Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nor dst. Alg. exs. Nro. 766 und in der Flora austro-hungar. exs. des H. Hofrathes R. v. Kerner Nro. 1595 mitgetheilt worden. 2) Könnte auch Scytonema clavatum Ktz. sein (man vergl. Bornet et Thuret Not. algol. n., p. 151). !^2 Scytoneina. 2. Subsect. Petalonema (Berk.) Bzi. em. Bor. et Flah.-^) Der innere Faden ist dünner als ^g des ganzen Fadens sammt der Scheide. Scheiden dick, gelatinös, mit trichterförmiger Schichtung. Aestchen doppelt (scytonemaartig) oder einzeln (tolypothrix- artig), meist mit einer basilaren Grenzzelle. 16. S. crustaceum Ag. (S. clavatum Ktz.^), S. pachj'siphon Ktz. Tab. phycol. IL, T. 25 cum aliis synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 106). Lager polster- förmig, schwarz, 0"5 bis 2 mm hoch; Hauptfäden 15 bis 30 ft dick, kurz, ansteigend, gehäuft, reichlich verzweigt, Aestchen oft ziemlich kurz, paarweise an der Basis ver- wachsen, oben frei, am oberen Ende nicht selten keulenförmig verdickt. Scheiden ge- latinös, gelbbraun, geschichtet, Schichten stark divergirend. Veget. Zellen 6 bis 8 (tt dick, subquadratisch oder niedergedrückt, mit blaugrünem Inhalte; Greuzzellen länglich. Var. ß) incrustans (Ktz.) Bor. et Flah. [Scytonema incrustans Ktz. Tab. phycol. II. T. 20 cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 107]. Aestchen paarig, von einer gemeinsamen Scheide bis zum oberen Ende umgeben. Dauerzellen (Sporen) kugelig oder eiförmig, mit braunem Exospor. Var. y) alatiim (Berk.) nob. [Petalonema alatum Berk., Scytonema alatum Bzi., Arthrosiphon Grevillei Ktz. Tab. phycol. II. T. 28, incl. S. densum Bornet =: Arthro- siphon densus A. Br. cum synonj^m. in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 109 ^) Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 880!]. Lager polsterförmig oder huschelig. Fäden 4 bis 8 mm lang oder kürzer, 24 bis QQ fi dick, mit sehr dicken, trichterförmig ge- schichteten Scheiden, an welchen die inneren Schichten gelbbraun gefärbt, die äusseren farblos sind. Veget. Zellen 6 bis 15 pu dick, meist etwas kürzer als breit. HeteroCysten subquadratisch oder rundlich, gelbbraun; sonst wie die typische Form. An feuchten Felsen, unter Katarakten, Mühlschleussen, seltener auch in Sümpfen (5 — 10). In der Prager Umgebung bisher nur an feuchten silurischen Felsen an der Moldau bei Chwaterub gegenüber Kralup und an Felsen gegenüber Libsic auch var. y); auf feuchten Felsen an der Doubrawka bei Zieh nächst Caslau ; bei Krummau am Urkalk ; in Nordböhmen bei Friedland ! im Riesengebirge und im böhm. Erzgebirge (Rbh. Kryptü. V. Sachsen p. 109). 17. S. involvens (A. Br.) Rbh. [Symphyosiphon involvens A. Br. Rbh. Alg. exs. Nro. 521 !], in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 108.*) Lager schwammig- gelatinös, ziemlich dick, zuerst schmutzig spangrün, später meist von brauner Farbe. Fäden dicht verflochten, öfters büschelig gehäuft, 2 bis 3 mm lang, 15 bis 30 [i dick, mit aufrecht abstehenden, paarigen Aestchen. Veget. Zellen 6 bis 12 (seltener weniger) ft dick, mit blaugrünem Inhalte. Scheiden gelatinös, geschichtet, die inneren Schichten gelbbraun gefärbt, die äusseren farblos, stellenweise bauchig aufgetrieben. Grenzzelleu länglich, seltener fast kugelig mit blassrothgelb oder gelblich gefärbtem Inhalte. In torfigen Sümpfen an Wasserpflanzen etc. (5 — 11). So im Böhmerwalde am Spitzberg ! 2. Sect. Euscytonema (Bzi.) Bor. et Flah. Scheiden der in der Regel gerade ver- laufenden Fäden aus parallelen (nicht trichterförmigen) Schichten bestehend. Der innere 0 Nach Correus (Flora 1889, p. 346) soll Petalonema von der Gatt. Scytonema durch ungleiche Ausbildung der Gallertsclieide sich generisch unterscheiden, '■*) Dass diese S.-Art dem S. myochrous Ag. sehr nahe steht, hat selbst Bornet (Notes algol. II. p. 151) durch folgende Anmerkung anerkannt: „II me semble fort douteux que le S. cla- vatum Ktz. (S. crustaceum Ag.) soit une espece reellement distincte „Ses caracteres sont les memes que ceux du S. Myochrous". Man vergl. auch mein Werk „Physiol. und algol. Studien", p. 162. ^) Schon Borzi (Note alla morfolog. e biolog. delle alglie ficocromacee IL, p. 373) hat S. densum mit S. alatum vereinigt, während Itzigsohn (Phycologische Studien, p. 105) diese beide Formen zu S. myochrous Ag. zählte. '*) Diese S.-Art verhält sich zu S. figuratum Ag. so wie S. crustaceum Ag. zu S. myo- chrous Ag., d. h. diese beiden Formen der 2. Subsect. unterscheiden sich von den ihnen entspre- chenden Formen der 1. Subsect. ledigüch durch ihre ungleich dicken und geschichteten Scheiden. Scytoneixia. 33 meist deutlich gegliederte Faden dicker, als die Hälfte des ganzen Fadens sammt Scheide (seltener nur so dick wie diese). 1. Subsect. Symphyosiphon (Ktz.) nob. Fäden ansteigend und durch seitliche Verwachsung der Scheiden zu pfriemenförmigeu Büscheln und Flöckchen vereinigt, nicht selten incrustirt. An der Luft (auch in Warmhäusern) lebende Arten. 18. S. Hofmanni (Ag.) Thr.-^) [Symphyosiphon Hofmanni Ktz., Symploca Hof- manni (Ag.) Crouan, cum aliis synonym, in Bor. et Thr. Not. algol. IL, p. 139, 148 Tab. 35, Bornet et Flahault Kevis. Nostoch. p. 97 f.]. a) genuinum Bor. et Thr. I^ager polsterförmig, aus kleinen, pfriemlichen, auf- wärts gerichteten, 1 bis 3 mm hohen Flocken, seltener aus filzigen Raschen von schwärzlich blaugrüner oder amethyst-, grau-, olivenblaugrüner, mitunter auch gelblichgrüner Farbe bestehend. Hauptfäden mit den Scheiden 7 bis 12 (seltener bis 15) ft dick, mit fast ebenso dicken, oft gehäuften oder nur spärlich auftretenden, ansteigenden Aestchen, nicht selten von kohlensaurem Kalke incrustirt. Veget. Zellen 5 bis 10 ft dick, -^/a ^is Imal so lang, an der Basis der Fäden cylindrisch, am oberen Fadenende kürzer, öfters bis halbkugelig werdend, mit span-, oliven-, grau-, oder bräunlichgrün gefärbtem Inhalte. Scheiden eng anliegend, derb, gelb bis braungelb, seltener fast farblos, mehr oder minder trüb oder fast hyalin. Grenzzellen meist einzeln oder zu 2 hinter einander, läuglich- cylindrisch, gelblich. Ändert sehr in Bezug auf die Färbung des Lagers, der Scheiden, des Zellin- haltes etc. Var. /3) symplocoides (Reinsch) Bor. et Thr. [Calothrix symplocoides Reiusch, cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 99]. Fäden spangrün oder ame- thystfarbig, 9 bis 12 /* dick, spärlich verzweigt, mit hyalinen Scheiden; var. y) Julianum (Menegh.) Bor. et Thr. Not. algol. IL, p. 149 [Scytonema Julianum Menegh., Drilosiphon Julianus Ktz. Tab. phycol. IL, T. 15. Hansgirg „Über den Polymorphismus der Algen" Tab. 1 — 2, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 765, 273!]. Fäden leicht zerbrechlich, von kohlensaurem Kalk mehr oder minder stark incrustirt, zu einem oliven-, grau- oder gelblichgrünem, seltener blaugrünem oder gelbbräunlichem, filzigem oder fast pulverigem Lager vereinigt. Veget. Zellen. 3 bis 10 ft dick, V^ bis ^f^, seltener eben so lang wie breit. Gliederung der Fäden oft undeutlich; var. d) Hansgirgianum (Rieh.) nob. [Scytonema Hansgirgianum Richter Hed- wigia, 1884, Nro. 5, Hansgirg „Über den Polymorphismus der Algen" T. 2, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 674 !]. Fäden zu einem netzförmig durchlöcherten, rostgelben, bis dunkel purpurbraunen, meist weit ausgebreiteten, tapetenartigen, filzigen Lager ver- einigt, mit den Scheiden meist 8 bis 9 (ohne diese 5 bis 7'5) fi dick. Scheiden braun- oder goldgelb, glatt. Grenzzelleu quadratisch oder fast kugelig, sonst wie die ty- pische Form; \2^v.s)calcicolum Hansgirg, Physiologische und algologische Mittheilungen, Tab. IIL, Fig. 35, Lager dünn, häutig, seltener fast gallertartig weich, oft mehrere cm^ weit aus- gebreitet, an feuchten Kalksteinfelsen dunkelbraune, bis schwarzbraune üiberzüge bildend. Hauptfäden mehr oder weniger reichlich verzweigt, gekrümmt, öfters dicht verflochten, mit den Scheiden 6 bis 9, seltener bis 12 /n breit. Aestchen etwas dünner als die Hauptfäden, einzeln oder zu zwei neben einander, unter einer oder zwischen zwei He- terocysten entspringend, meist aufi*echt abstehend. Scheiden eng anliegend, dünn, blos an älteren Fäden etwas verdickt, gelb bis goldgelb gefärbt, seltener fast farblos. Die ^) üiber den Polymorphismus dieser und anderer Scytonema-Arten ist mehr in meinen Abhandlungen, „Uiber den Polymorphismus der Algen" und in den „Bemerk, zur Systematik einiger Süsswasseralgen" nachzulesen. 34 Soybonenia. Hauptfäden und Aestclien sind öfters undeutlich gegliedert. Veget. Zellen 4 bis 6 /t breit, ^2 Ws Imal so lang, mit gekörntem, schmutzig blaugrün oder olivengelblich ge- färbtem Inhalte. Heterocysten einzeln oder zu zwei neben einander, viereckig, subqua- dratisch oder länglich, blos am Ende der Zweige abgerundet, fast so dick wie die veget. Zellen, ^4 bis l'^l^mal so lang als breit, mit blass gelb gefärbtem Inhalte. b) Javanicum (Ktz.) nob. [S. javanicum (Ktz.) Bor., Symphyosiphon javanicus Ktz. Tab. phycol. II., T. 43 cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 95, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 875 ! Lager 2 bis 4 mm hoch, satt spangrün oder schwärzlich-violett. Fäden meist zu pfriemlichen, vom Substrate abstehenden Flöckchen vereinigt, 12 bis 15 (seltener 18) ii* dick. Veget. Zellen mit violettem oder bräuulich- blaugrünem Inhalte, Scheiden gelblich gefärbt oder hyalin, von CaCOg nicht incrustirt, glatt. Heterocysten fast quadratisch oder etwas breiter als lang, sonst wie a). An feuchten Mauern, Felsen, Steinen, Hölzern, auf nasser, bemooster Erde in der freien Natur (4 — 10) sehr verbreitet, auch in Warmhäusern, a) var. y) und d), dann h) (1 — 12), h) meist an Moosen und auf der Oberfläche von Blättern verschiedener Warmhauspflanzen epiphytisch wachsend. a) In der Umgebung von Prag nicht selten, so in den Schanzgräben hinter dem gew. Kornthore, am Weissen Berge, bei Liboc, Podol, Hlubocep, Kuchelbad, Set. Prokop, Radotin, im Chotec-Thale, bei Solopisk nächst Cernosic, Karlik nächst Dobri- chowic; in Baumgarten, bei Troja, Selc, Podbaba, Roztok, Brnky, Klecan, Zalow, Pod- moraii, Libsic, Chvaterub, Kralup, Mühlhausen, Weltrus; bei Stechowic, Dawle, im Lib- sicer-Thal gegenüber Dawle, Wran an der Moldau, bei Nusle, Hrdlofez, Hodow, Ouwal, Böhm^ Brod; bei Roblin, Tachlowic, Dusnik, Hostivic, Herrnsdorf; bei fiican, Bfezl, StränciCj Ondfejow, Mnichowic, Sazawa, Poddubi, Doubrawic, Eule ; bei Cernosic, Budnan, Karlstein, Srbsko, Tetin, Set. Iwan, Beraun, Alt- und Neuhütten, Zdic, Königshof, Ho- fowic, Pürglitz, Rakonitz, Stadtl, Jinec, Dobfis, Mnisek, Woznic, Bradkowic, Breznic, Picin, Pfibram, Pisek, Putim, Protiwin; Bencschau, Konopist, Bystiic, Wotic, Olbra- mowic, Stfezmif, Stupcic, Plana, Tabor mehrfach, Klein-Hefmanic, Sobieslau, Kardas- ßecic, Neuhaus, Neu-Bistritz, Pocatek, Serowic, Pilgram; Lomuic, Wittingau, Chlumec, Veseli a. L., Schewetin, Bukowsko, Podhrad, Zamost, Budweis, Forbes, Steiukirchen, Kaplitz, Hoheufurth, Ruckendorf, Rosenberg, Ebenau, Krummau ; bei Strakonic, Wodnian, Winterberg, Kuschwarda ; Wolsan, Nepomuk, Blowic, Pilsen, Klattau, Neuern, Eisenstein mehrfach (auch am Spitzberg und am Wege zum Faulbaum) ; bei Plass, Mies, Franzens- bad, Carlsbad ! (auch nach Rbh. Kryptfl. p. 107), bei Eichwald, Teplitz, Tellnitz, Bünau- burg, Eulau, Bodenbach; bei Herrnskretschen, Osseg, Klostergrab, Niclasberg, Moldau im Erzgebirge; Bilin, Dux, Johnsdorf nächst Brüx,^ Jechnitz, Podersam, Laun, Citolib, Chlumcan, Chrabfic, Kozow, Peruc, Libochowic, Cizkowic, Sulowic, Lobositz, Aussig, Pömmerle, Leitmeritz mehrfach, Raudnitz, Westec, Rowne, Hofin, Melnik, Schlau, Swo- lenowes; bei Ouzic,^ Neratowic, Celakowic, Kostomlat, Kolin, Elbeteinitz, Pfelouc, Par- dubic, Doubrawic, Zieh nächst Caslau, Ronow, Gross-Wossek, Podebrad, Libic, König- grätz mehrfach, Smific, Hofic, Chotzen, Opocno, Jicin, Dymokur, Vrutic, Liblic, Jung- Bunzlau, Josephsthal, Bakow, B. Leipa, Sandau, Auscha, Reichstadt, Semil, München- grätz, Turnau, Sichrow, Eisenbrod, Liebenau, Langeubruck, Reichenau, Einsiedl nächst Reichenberg, Friedland, Tannwald, Swarow, Wostromef, Parschnitz, Starkoc, Nachod, Alt-Paka, Hohenelbe; im Riesengebirge noch bei Marschendorf, Dunkelthal, Petzer bei der Spindelmühle, bei der Baude unter dem Pantschefall, bei Neuwelt, Harrachsdorf, Wurzelsdorf; bei Steinschönau, Haida, Böhm. Kamnitz, Dittersbach, Kreibitz, Bodenbach, Peiperz, Waisswasser, Hirschberg, Habstein, Chlumec, Zehun, Libnowes; bei Deutschbrod, Chrudim, Hefmanmestec, Svetla, Polna, Pocatek, Pilgram; var. y) in Warmhäusern des k. k. botan. Gartens, gräfl. Kinsky'schen und Clam-Gallas'schen Garten am Smichow, des Prager Vereinsgartens,^) im k. k. Burggarten am Hradschin, am Hirschgraben, in ^) Ist von diesem Standorte in der Flora austro-hung. exs. des H. Hofrathes K. von Kerner Nro. 1597 zur Ausgabe gelangt. Soytoneina. 35 Baumgarten, im gräfl. Fürsteuberg'schen und Waldstein'schen Garten auf der Kleinseite, in einigen Privat-Warmliäuseru auf der Neustadt, im Heine'sclien Garten spärlich; in Warmhäusern des Walter'schen Gartens bei Gross-Kuchel, in Koth-Pecek bei Kolin, in Sichrow nächst Turnau, Opocuo, Tetschen, Reichstadt, im Hohenfurther Stiftsgarteu spärlich; var. d) im Vermehrungshause des Prager Vereinsgartens reichlich,^) im Heinc- schen Garten spärlich, im Schlossgarten in Tetschen und Reichstadt, dann in Warm- häusern in Sichrow und in Roth-Pecek nächst Kolin ; h) An der Oberfläche von Anthu- rium- und Philodendron- etc. Blättern in prächtig entwickelten Exemplaren bisher nur im Prager Vereinsgarten, ^) in Opocno auch an Begonia-Blättern spärlich, ebenso in Sichrow nächst Turnau I var. s). Bisher blos an feuchten Kalksteinfelsen an der Prag- Duxer Bahn bei Nova Ves im Set. Prokopi-Thale nächst Prag von mir gesammelt! 19. S. ambiguum Ktz. Tab. phycol. II. T. 26 cum synonym, in Bornet et Fla- hault Revis. Nostoch. p. 100, Rbh. Alg. exs. Nro. 596, 1048 ! sub Schizosiphone sabuli- cola Hilse, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 877! Lager rundlich-krustenförmig, öfters weit ausgebreitet, braunschwarz ; Fäden dicht verflochten, zu etwa 1 mm hohen, auf- rechten Büscheln vereinigt, mit den Scheiden 6 bis 10 ft dick, gekrümmt, oft undeutlich gegliedert. Aestchen oft gedrängt. Veget. Zellen meist isodiametrisch oder 72™^1 ^o lang als breit, mit blaugrünem oder gelblichem Inhalte, oft nur 2 bis 4 |w dick. Scheiden ziemlich fest bis gelatinös, gelbbraun oder fast hyalin. Gränzzellen länglich oder fast quadratisch; Hormogonieu sehr lang. Auf feuchter sandiger Erde zwischen Moosen und Lichenen u. ä. selten (5 — 10). So an feuchten Sandsteinen bei Liboch a. E., auf feuchtem Sandboden am Rande eines Teiches bei Hirschberg und Habstein, auf feuchten Sandsteinen zwischen Peiperz und Maxdorf nächst Bodenbach, ebenso bei Zic nächst Chlumec bei Wittingau; am Wege von Roztok nach Ounetic ! 2. Subsect. Inoconia (Libert) nob. Fäden einzeln, frei (nicht zu aufrechten pfriemenförmigen Büscheln gehäuft und unter einander seitlich verwachsen), leicht zer- brechlich, mit derben Scheiden. An der Luft lebende Arten. 20. S. ocellatum Lyngb. (Inoconia Micheli Libert, Scytonema Kützingianum Ktz. Tab. phycol. IL, T. 16) cum aliis synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 95, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 767! Lager polsterförmig, schwärzlichbraun oder grau-, Oliven-, bis dnnkelspangrün. Hauptfäden 1 bis 3 mm lang, 9 bis 20 ft dick, verflochten, brüchig, spärlich verzweigt. Aestchen kurz. Veget. Zellen 6 bis 14 {i dick, subquadratisch oder -^/^ bis 2mal so lang als breit, mit olivengrünem, oder schmutzig spangrünem Inhalte. Scheiden fest, braungelb gefärbt, selten fast farblos. Grenzzellen subquadratisch oder etwas kürzer als breit, gelblich. An schattigen Felsen, Mauern, Steinen, auch in Krypten auf feuchter Erde zer- streut (5 — 10). In der Umgebung von Prag an einem Felsenabhang bei Radotiu, an Felsen bei Solopisk nächst Cernosic, in einer Felsenschlucht bei Selc nächst Roztok, an Kalksteinfelsen unter der Burg Karlstein nächst Beraun; bei Sauerbrunn nächst Bilin und bei Bünauburg spärlich! 3. Subsect. Hydroscytonema nob. (Chrysostigma Krch. sub. gen.). Fäden im Wasser frei schwimmende Watten bildend oder an im Wasser untergetauchten Hölzern etc. festsitzende, fluctuirende Raschen und Büscheln bildend (ausnahmsweise auch auf feuchter Erde vegetirend var. terrestre). 21. S, cincinnatum (Ktz.) Thr. [Lyngbya cincinnata Ktz, Tab. phycol. IL, T. 89, Calothrix lanata Ktz., Oscillaria lanata Corda in Alm. de Carlsbad, 1836, p. 213 cum aliis synonym, in Hansgirg „Neue Beiträge zur Kenntniss böhmischer Algen, 1883, Tab. 1 et in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 89, incl. Lyngbya major Ktz. var. ^) Siehe die ') Anmerkung auf der vorigen Seite. ) Ist von diesem Standorte in den Algae exs. des H. Prof. Dr. Wittrock's und Dr. 0. Nordstedt's Nro. 875 mitgetheilt worden. 3* 36 Scytoneina — Tolypothrix. Kergueleusis Reinsch in Kerguelen Islands Algae p. 70. Wittr. et Nordst. Mg. exs. Nro. 274, 584, 764, 873 !]. Lager flockig-filzig, freischwimmende Watten oder ange- wachsene, rasenartige Büschel von schmutzig oliven-, his spangrüner oder grünlich- bis schwärzlichbrauner Farbe bildend. Hauptfäden 1 bis 3 cm lang, mit der Scheide 18 bis 36 m dick, starr, kraus, zuerst einfach, später (meist im Herbste) mit einzeln oder paar- weise hervortretenden, am Grunde mit einander nicht verwachsenen Aestchen, welche den Hauptfäden gleich gestaltet sind. Veget. Zellen 14 bis 24, seltener bis 30 /* dick, ^L bis -^/gmal so lang, mit blaugrünem oder bräunlich violettem, gekörntem Inhalte. Scheiden gelb bis gelbbraun gefärbt, ziemlich dick und fest, an jungen Fäden öfters hyalin und dünn. Heterocysten zerstreut, 14 bis 21 ^ breit, 18 bis 30 jtt lang, qua- dratisch kurz-cylindrisch oder elliptisch, einzeln oder zu 2 bis mehreren neben einander, von goldgelber Farbe. In Teichen, Tümpeln und Sümpfen an der Wasseroberfläche frei schwimmend, in Bächen, Wasserkanälen, Quellen etc. auch an Holzbalken etc. angewachsen (5 — 10). So in einem Tümpel an der grossen Elbeinsel bei Celakovic, in Tümpeln an der Adler bei Königgrätz reichlich, in Teichen bei Chlomek nächst Turnau, in einer Mühlschleussc bei Eisenbrod^) reichlich: in Südböhmen bei Strakonic; bei Bünauburg unter dem Erz- gebirge in einem Bache, der vom Schneeberg herabfliesst! bei Chotebof (E. Bayer!) 22. S. obscurum (Ktz.) Bzi. [Lyngbya obscura Ktz. incl. L. stagnina Ktz. Tab. phycol. I., T. 88, Ebb. Alg. exs. Nro. 557 !]. Fäden zu freischwimmenden (selten fest- sitzenden) Flöckchen und dünnen Watten von stahlblauer bis schwärzlich blaugrüner Farbe verflochten, mit der Scheide 9 bis 18 ft dick, zuerst unverzweigt (lyngbyaartig), später mit scytonemaartigen Verzweigungen. Veget. Zellen meist Vs l>is Vgmal so lang als breit, an den Scheidewänden nicht eingeschnürt, mit schmutzig span-, oliven- bis bräunlichgrünem Inhalte. Scheiden gelb, bis gelbbräunlich, glatt oder von incrustirendem kohlensaurem Kalk rauh, eng anliegend, nur an alten Fäden stelenweise erweitert, an jungen Fäden meist farblos, dünn und homogen. Grenzzellen 12 bis 14 ^ dick ; var. ß) terrestre nob. Fäden meist nur 9 bis 12 /i dick, mit wenig durch- sichtiger, nicht selten theilweise oder ganz incrustirter Scheide, auf feuchter Erde vege- tirend, sonst wie die typische Form. In stehenden Gewässern, Sümpfen, Wassergräben u. ä. (3 — 10). In der Um- gebung von Prag meist nur in der Lyngbyaform, so in den Schanzgräben hinter dem gew. Kornthore 1883 — 85 mehrfach von mir gesammelt auch var. ß); im Tümpel in den Saudgruben oberhalb Kuchelbad; in Gräben an der Bahn bei Aufinowes, bei Cela- kowic an der Elbe, Libic nächst Podebrad, bei Vrbua nächst Veseli a. L., bei Seidowitz nächst Bilin in Wassergräben an der Bahn (meist nur in der Lyngbya-Form) ! 2. Untergruppe. Tolypothrichoideae nob. Scheinäste meist unterhalb einer oder 2 bis mehreren Greuzzellen, aus der Scheide des Hauptfadens hervorbrechend, seltener auch in der Mitte des von zwei Heterocysten begrenzten Fadentheiles entstehend. Fäden meist kleine flocken- oder räschenartige Lager bildend. 6. Gattung. Tolypothrix Ktz. Thallusfäden flexil, wie bei der vor. Gattung falsch verzweigt, jeder mit einer meist eng anliegenden, mehr oder minder dicken, oft geschichteten Scheide versehen. Aestchen meist einzeln, mit basilaren (am Grunde der Verzweigungen liegenden) He- terocysten. Vermehrung erfolgt durch Hormogonien und durcli Dauerzellen (Sporen, Kysten), diese letzteren sind kugelig, eiförmig oder elliptisch, mit düuem, glattem Exospor, einzeln ^) Ist von diesem Standorte in der „Flora austro-hiing. exs." des H. Hofrathes R. v. Kerner l^vo- 1596 mitgetheilt worden. Tolyp othrix. 37 oder mehrere neben einander, meist erst nach einer Uiberwinterung auf gleiche "Weise wie die Sjjoren von Nostoc keimend. Wasserjiflanzen [nur T. distorta var. symplocoides, T. lanata var. Wimmeri zr T. Wimmeri (Hilse) Krch. und T. conglutinata Bzi. leben auch an der Luft an feuchten Felsen, Hölzern etc.]. 23. T. tenuis Ktz. Tab. phycol. IL, T. 31, Rorzi Note ficocrom. alg. IL, T. 9, cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 122, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 672, 763, 882 ! Lager flockig-büschelig, seltener polsterförmig, wenig schleimig, span- oder olivengrün, bia olivenbraun, anfangs festsitzende Raschen, später freischwim- mende Flocken und kleine Watten bildend. Fäden bis 2 cm lang, 8 bis 10 (junge auch nur 4 bis 6)/t dick, wiederholt falsch verzweigt, Aestchen aufrecht abstehend, gebogen, wenig dünner als die Hauptfäden. Veget. Zellen meist 5 bis 8 ft dick, ebenso lang oder etwas länger als breit, mit hell span- oder gelblichgrünem Inhalte, an den Ästchen oft mit undeutlichen Querscheidewänden. Scheiden eng anliegend, dünn, an der Basis der Aestchen öfters erweitert, farblos oder gelblich, glatt, Grenzzellen meist 1 bis 5 neben einander, rundlich, nicht selten fast farblos ; var. ß) pygmaea (Ktz.) nob. [Tolypothrix pygmaea Ktz. Tab. phycol. IL, T. 31]. Lager meist nur wenig ausgebreitet, spangrün oder bräunlich. Fäden mit den farblosen oder gelblichen Scheiden etwa 6 bis 8 |i* dick. Veget. Zellen ebenso lang als breit oder etwas kürzer, mit lebhaft blaugrünem Inhalte; var. y) Wartmanniana (Rbh.) nob. [T. Wartmanniaua Rbh. Borzi Note fico- crom. alg. IL, T. 9, Wittr. et Nordst. alg. exs. Nro. 186!]. Lager polsterartig, meist blau- oder gelblichgrün. Fäden 6 bis 9 ji* dick, dicht verflochten, oft undeutlich ge- gliedert. Veget. Zellen 1 bis 2mal so lang als breit. Grenzzellen oft einzeln, dick- wandig, sonst wie die typische Form. In Sümpfen, alten Teichen, Wassergräben auf Wasserpflanzen, seltener auch an untergetauchten Steinen, Hölzern etc. festsitzend oder frei schwimmend (5 — 10). So in Sümpfen bei Kolin a. E., Doubrawic nächst Pardubic; in Südböhmeu bei Pisek, Lomuic nächst Wittingau, Frauenberg und Steinkirchen nächst Budweis, bei Eisenstein mehrfach auch im Lackasee ; var. ß) in der Umgebung von Prag selten, so in Sümpfen an der Bahn bei Bechowic und Ouwal, an der Bahn zwischen Klomin und Auzic, bei Elbekostelec, Lissa a. E., Vsetat und Bisic, Pfelouc, Königgrätz, Hirschberg, Zehuü und Zizelic bei Chlumec an der Cidlina, Chotzen; bei Dux, Brüx, Franzensbad; in Südböhmen bei Wotic, Lomnic und Chlumec nächst Wittingau, Frauenberg nächst Budweis, Hohenfurth, Kaplitz; var. y) bei Auzitz nächst Kralup spärlich, an einem Waldbrunnen bei Plass nächst Pilsen auf einer hölzernen morschen Einfassung! 24. T. lanata (Desv.) Wartm. [Trichophorus la- natus Desv.- cum aliis synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 120]. Lager flockig-büschelig, seltener polsterartig ausgebreitet, von span-, oliven- bis braungrüner, -pj g_ Tolypothrix lanata später nicht selten schmutzig bräunlicher oder verblichener (Desv.) Wartm. Theil eines Farbe. Fäden bis 2 cm lang, mit den Scheiden 9 bis 13 verzweigten Fadens (etwa 400- (selten bis 18) jt* dick, wiederholt falsch verzweigt. Ästchen ^^^ vergr.). fast so dick wie die Hauptfäden, meist aufrecht abstehend, gebogen. Veget. Zellen etwa 10 ft dick, ebenso laug als breit, seltener etwas kürzer oder länger, mit blaugrünem Inhalte. Scheiden dünn oder verdickt, erg anliegend, an der Basis der Aestchen meist erweitert, farblos oder gelblich. Grenzzellen 1 bis 4 hinter einander, oft farblos, meist cylindrisch. Variirt sehr in der Farbe des Lagers etc. 38 Tolypothrix. Fig. 9. Theil eines ver- zweigten Tolypothrix- Fa- dens, mit Hormogonien- bildung (etwa 200mal ver- grössert). Var. ß) aegagropila (Corda) uob. [Oscillaria aegagropila Corda in Alm. de Carlsb. 1836 p. 214, Tolypothrix aegagropila (Ktz.) Krch. ex p. incl. T. muscicola Ktz. Tab. phycol. II., T. 31, T. coactilis Ktz. Tab. phycol. IL, T. 32, T. pulchra Ktz. 1. c. T. 32 Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 184, 580!]. Lager uicht selten bis 3 cm im Durchm., blau- oder oliveugrün. Fäden meist 8 bis 12 f* dick. Veget. Zellen öfters an den Scheidewänden unmerklich eingeschnürt, ^j^ bis l^/jmal so lang als breit. Scheiden dünn ; var. y) Wimmeri (Hilse) nob. [Symphyosiphon Wimmeri Hilse, Tolypothrix Wimmeri (Hilse) Krch. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 487 !]. Lager schwammig-faserig, gelbbraun bis braunschwarz, Fäden mit den Scheiden bis 18 ii dick. Veget. Zellen etwa 9 ii dick, ^/g bis Imal so lang. Scheiden zuerst fast farblos und dünn, später bis gelbbraun und dick werdend, sonst wie die typische Form. In Sümpfen, alten Teichen u. ä. stehenden Gewässern, an Wasserpflanzen fest sitzend oder frei schwimmend, var. y) meist auf feuchten Felsen, nasser Erde zwischen Steinen etc. (5 — 10). In der Umgebung von Prag nicht sehr verbreitet, so in Sümpfen an der Bahn bei Bechowic und Ouwal; bei Cela- kowic; in Südböhmen bei Stupcic, Sudomefic, Lomnic nächst Wittingau, Frauenberg nächst Budweis; bei Dux! in der Um- gebung von Reichenberg (Menzel als Calothrix lanata nach Plumert's „Curort von Liebwerda") ; var. ß) in Sümpfen bei Kunratic, oberhalb Kuchelbad und bei Vysocan nächst Prag, am Dablicer Berge^) und an der Bahn bei Aufinowes, früher auch in einem Tümpel auf der Kaiserwiese nächst Smichow, in Teichen bei Bfwe nächst Hostivic, im Teiche Podwinak bei Böhm. Brod meist T. pulchra; in Elbetümpeln bei Neratowic, Lissa, Celakowic, Kolin, Neudorf, Kowanic nächst Nimburg, Podebrad, Libic, Gross-Wossek ; bei Eozd'alowic, Kopidlno, Pardubic, 2ehun, Libhowes, Königgrätz in verschiedenen Formen, auch in Sümpfen an der Adler häufig; bei Chotzen, Pfelouc, Elbeteinitz, Raudnitz, Lobositz ; in Sümpfen bei Bisic, Vsetat und Kojowic, Jungbunzlau, Dymokur, Chlomek nächst Turnau, Dachow nächst Hofic, Hirschberg, Weisswasser, Steinschönau, Böhm. Kamnitz, Haida, Kreibitz, B. Leipa mehrfach; in der Edmunds- klamm nächst Herrnskretschen, bei Tannwald, bei Liebenau, Eiusiedl nächst Reichenberg, Schönwald nächst Friedland! liei Fugau (T. coactilis Karinach Rbh. Kryptfl. p. 111); im Rieseugebirge bei der Spindlerbaude! am Elbfall (T. pulchra Kirchner nach dessen Algenfl. p. 228), auf der Mädelwiese (Schröter 1. c. p. 187) im Bernsdorfer Teich in Böhmen (T. muscicola nach Rbh. Kryptfl. p. 111) ; bei Ronow nächst Caslau, Slatinan nächst Chrudim ; in Südböhmen bei Kamenic und im Teiche Markwart nächst Eule, in Teichen bei Konopist nächst Beneschau, Bystfic, Podoli und Olbramowic nächst Wotic, Stupcic, Plana, Tabor, Sobieslau, Kardas-^ßecic, Neuhaus, Pocatek mehrfach, Pilgram, Polna, Schlappenz nächst Pf ibislau, Neu-Bistritz, Veseli a. L., Vrbnä nächst Vesell, Lomnic, Wittingau, Chlumec, Schewetin, Frauenberg nächst Budweis, in Tümpeln an der Male bei Kaplitz, in den Teichen bei Kaltenbrunn etc. nächst Hohenfurth, bei Ebenau nächst Krummau; Skfidla nächst der Bahnstation Weleschin-Krummau ; bei Deutschbrod; bei Strakonic, Wodnian, Winterberg, Wolsan, Nepomuk, Blowic in Tümpeln au der Üslawal bei Weipernitz nächst Pilsen (Hora Flora v. Pilsen p. 11); bei Plass, Liptitz, Dux, Brüx, Osseg, Franzensbad, Tftic nächst Neu-Straschitz ; bei Bfeznic nächst Pfibram, Kowafow und Mühlhausen mehrfach, Putim nächst Pisek, Cimelic! var. y) bisher nur bei Hohenfurth in Südböhmen 1 ^) Daselbst sammelte ich auch Exemplare, deren Fäden neben den normalen auch mit Bcytonemaartigen Verzweigungen versehen waren. Tolypotlirix — IPleotonema. 39 25. T. distorta (Müll.) Ktz. Tab. phycol. II. T. 33 [Oscillatoria distorta Ag. Corda in Alm. de Carlsb. 1836, p. 213, Calothrix distorta Harv., cum aliis synonym, in Bornet et Flaliault Revis. Nostoch. p. 119] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 185, (762?)! Lager flockig-büschelig oder rasig-polsterartig, spau-, oliven- bis bräunlicbgrüu, öfters ausbleicbend. Fäden 1 bis 3 cm lang, 10 bis 15 fi dick, reichlich verästelt. Aestchen gebogen, meist aufrecht abstehend. Veget. Zellen 9 bis 12 ft dick, ^2 ^^^ Imal so lang, mit blaugrünem Inhalte. Scheiden dünn, eng anliegend, an der Basis der Aestchen meist erweitert, farblos, gelblich bis gelbbräunlich. HeteroCysten einzeln, sel- tener 2 oder 3 neben einander, oblong ; var. ß) symplocoides nob. Lager dunkel bis schwärzlich spangrün. Fäden zu aufrechten 2 bis 4 mm hohen pfriemlichen Flöckchen bündelweise (symplocaartig) ver- einigt; sonst wie die typische Form.^) In Sümpfen, alten Teichen etc. an Wasserpflanzen, Steinen u. ä. festsitzend oder frei schwimmend ; var. ß) an der Luft au feuchten Brettern, zwischen Töpfen mit Wasser- pflanzen (Algen etc.) in Warmhäusern (5 — 10). Var. ß) in einem Warmhause des k. k. botan. Gartens am Smichow in prächtig entwickelten Exemplaren; die typische Form in Sümpfen an der Bahn bei Bechowic und Ouwal, bei Celakowic, im Hirschgarten- Teiche bei Jechnitz, bei Dux; in Südböhmeu bei Bfeznic nächst Pribram, Chotowin nächst Tabor, Strakonic (in Teichen am Walde Hül reichlich, bei Chlumec und Magda- lena nächst Wittingau, Schewetin nächst Veseli a. L., Kuschwarda, Frauenberg und Steinkirchen nächst Budweis, Skfidla nächst der Bahnstation Weleschin-Krummau, Sudo- mefic, Stupcic, Wotic; bei Geiersburg nächst Mariaschein, Kammitz nächst Tellnitz, Eulau; bei Stechowic an der Moldau in derselben Form, welche in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 762! vertheilt ist!^) 3. Untergruppe. Plectonemeae nob. Fäden scytonemaartig verzweigt, jedoch ohne HeteroCysten, mit einzelnen oder paarigen, unechten Seitenästen. 7. Gattung. Plectonema Thr.^) Thallusfäden unecht verzweigt, jeder von einer besonderen consistenten Scheide umgeben. Aestchen einzeln oder paarweise durch seitliches Hervorwachsen des Haupt- fadens aus der Scheide entstehend, bald mit einander parallel verlaufend, bald sich x-förmig kreuzend. Veget. Zellen scheibenförmig oder länglich-cylindrisch, mit blau- oder olivengrünem, seltener schmutzig violettem Inhalte [selten fast farblos (Sect. Glaucothrix)]. 1) Bornet u. Flahaiilt (Revis. Nostoch. p. 119) hat mit seiner T. distorta auch Scyto- nema gracile Ktz., welches nach Rabenhorst (Kryptfl. p. 108) auch im böhm. Erzgebirge vorkommt, vereinigt. Unter dem Namen S. gracile Ktz. sind jedoch auch S. figuratum Ag. (man vergl. Bornet et Flah. Revis. Nostoch. p. 103, Not. algol. II., p. 150) und Tolypothrix gracilis Bzi (Note ficocrom. alg. II., p. 371) vertheilt worden. 2) Tolypothrix amphibica Zopf (Ber. d. deutsch, botan. Gesell. 1883 I., T. 9), welche Bornet et Flahault (Revis. Nostoch. p. 125) für eine unechte T.-Art ansehen, fand ich in beiden von Zopf beschriebenen Formen mit üibergansformen in eine Nostoc- und Ghroococcaceen-Formen in Sümpfen an der Bahn bei Aufinowes nächst Prag. Dadurch dass die Fäden dieser zweifel- haften Tolypothrix-Art, deren veget. Zellen nicht selten durch abnormale Zelltheilung zwei- und mehrreihig werden (einige Fäden resp. Zellenstränge waren bis 15—18 |ii dick), und öfters neben einander verlaufen, mitunter auch durch seitliche Verwachsung der Fäden eigenartige netzför- mige Zellfamilien bilden, erinnert diese blaugrüne Alge auch an gewisse Palmellaceen-Formen der chlorophylgrünen Algen (insb. an einige Hormospora- u. ä. Formen). 3) Diese von Thuret (Essai de Classif. d. Nostoch. p. 8) und neulich wieder von Gomont (Essai p. 5) und Kirchner (1891) zu den Lyngbyeen (Oscillarieen Ag.) gezählte Gattung hat Kirchner (Algenfl. p. 229, 1872) zu den Scytonemeen zugetheilt. Da die heterocystenlosen Plecto- nema-Fäden den Scytonema-Fäden sehr ähnlich sind und da bereits Bornet und Flahault einige heterocystenlose Rivulariaceen mit den mit ihnen verwandten, mit Ileterocysten versehenen Formen zu einer Gruppe vereinigten, so habe ich hier der Kirchner'schen Eintheilung den Vorzug vor der Thuret'schen und Gouiont'schen gegeben. 40 IPlecfconema. Fig. 10. Plectonema Tomasinianum (Ktz.) Bor. Theil eines verzweigten Fadens (etwa 220mal vergr.). Vermehrung erfolgt durch Hormogouien, welche wie die der Scytouemeen sich zu neuen Fäden entwickeln. Grenzzellen fehlen. Dauerzelleu (Sporen) unbekannt. 1. Sect. Euplectonema nob. Fäden mit den Scheiden 6 bis 40 ft dick, veget. Zellen ^2 ^'^ Vs™^^ ^^ ^^^S ^^s breit, meist scheibenförmig, mit blaugrtinem oder schmutzig violettem Inhalte. Scheiden meist dick, oft deutlich geschichtet, farblos oder gelblich bis gelbbraun gefärbt. 26. P. Tomasinianum (Ktz.) Bor. [P. mirabile (Dillw.) Thr. Calothrix Tomasiniana Ktz. cum sj'- nonym. in Bor. et Thr. Not. algol. p. 135, T. 33, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 586, 7701]. Lager flockig oder büschelig, schmutzig blau- oder oliven- grün, bis braungelb oder schwärzlichbraun. Fäden mit den Scheiden 11 bis 18 (seltener bis 24) ft dick, öfters nur spärlich verzweigt (fast lyngbyaartig). Veget. Zellen meist -^/g — 72 (seltener bis 172)111^1 so lang als breit, mit blaugrünem, gekörntem Inhalte. Scheiden ziemlich dick, eng anliegend, farblos oder gelblich, glatt ; var. ß) cincinnafum nob. Lager meist schwärz- lichviolett. Fäden mit den Scheiden bis 30 [i dick, spärlich verästelt. Aestchen paarig aufrecht abstehend. Veget. Zellen ^2 ^^^ Vs^^^ ^o lang wie breit, mit stahlblaugrüuem bis schmutzig vio- lettem Inhalte. Scheiden glatt oder mehr weniger rauh ; sonst wie die typische Form. In Bergbächen, Mühlschleussen etc. an Steinen, Hölzern u. ä. festsitzende fluthende Käschen und Büschel bildend (6 — 9). So in einem Bache bei Eisenbrod var. ß (in einer Mühlschleusse), bei Kaplitz in Südböhmen! 27. P. phormidioides nob. Lager dünnhäutig, ein wenig schlüpferig, von dunkel- bis schwärzlich-blaugrüner Farbe, wenig ausgebreitet. Fäden mit den eng anliegenden, farblosen Scheiden 6 bis 9 fi dick; veget. Zellen der aufrecht ansteigenden Aestchen sind ebenso wie die der Hauptfäden dick und meist ^2 ^i^ Vs^^^^ ^^ lang, mit blau- grünem oder schmutzig bis bräunlich violettem, fein gekörntem Inhalte. In Berg- und Waldbächen an vom schnell fliessenden Wasser bespüUten Steinen, Felsen in höheren Gebirgsregionen (6 — 10). So im Riesengebirge bei Siehdichfür nächst Neuwelt mit Hydrocoleum Bröbissonii Ktz. var. aerugineum (Phormidium fonticola Aursw.) gesellig ! 2. Sect. Glaucothrix (Krch.) nob.^) Fäden mit der Scheide 1 bis 5 (selten bis 8) II dick; veget. Zellen ^2 ^is 4mal so lang als breit, meist länglich cylindrisch, mit hell blaugrünem, oft fast farblosem Inhalte ; Scheiden dünn, nicht deutlich geschichtet, farblos, seltener bis gelbbraun gefärbt. 28. P. puteale (Krch.) nob. [Glaucothrix putealis Krch.^)] Fäden zu Mass bläulichen oder gelblichgrünlichen, seltener fast weisslichen kleinen Flöckchen vereinigt, mit den Scheiden 3 bis 5 (selten bis 8) ft dick, spärlich verzweigt. Aestchen meist kurz. Veget. Zellen 2 bis 4 ^ dick, mit an den Fadenenden deutlicher werdenden Quer- scheidewänden, 1 bis 4mal so lang als breit, mit sehr hell bläulichgrünem, öfters fast farblosem Inhalte. Scheiden meist farblos, dünn, 3 bis 8 ft dick, seltener gelblich, gelb- bräunlich bis gelbbraun gefärbt, verdickt und undurchsichtig. ^) Uiber die Gatt. Plectonema Thr. und Glaucothrix Krch. ist mehr in meinen „Physiol. Und algol. Studien" p. 107 f. nachzulesen. ^) Kirchner (Microscop. Pflanzenwelt d. Süsswassers, 1891) hat Glaucothrix putealis zu den Spaltpilzen zugereiht, trotzdem er sie früher selbst wegen ihrem „sehr hell bläulichem Inhalte" mit den Spaltalgen vereinigte. IPlecbonema — Desinoneiria. ^J^ In Bruuueu, Brunnenträge, seltener auch in kleineu Bächen an Steinen, Hölzern etc. festsitzend oder frei schwimmend (5 — 10). So in offenen Brunnen bei Branik und bei Modfan nächst Prag, Koda nächst Budnan an der Beraun, bei Kostelec a. E. ; in Südböhmen bei Stupcic und Pisek, bei Pocatek, Eisenstein im Böhmerwalde ; bei Chrabfic nächst Laun, Eichwald und Seegrund nächst Zinnwald im Erzgebirge! 29. P. gracillimum (Zopf) nob. [Glaucothrix gracillima Zopft, Zur Morphol. der Spaltpflanzen T. 6, Hansgirg, Uiber den Polymorph, der Algen, T. 1, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 593 !]. Lager dünnhäutig, nicht selten weit ausgebreitet, von blass bläu- licher, gelblich- bis graugrünlicher Farbe oder schmutzig gelblichgrau, in feuchtem Zu- stande meist schleimig. Fäden mit der Scheide 2 bis 4 /it dick, mit einfachen oder doppelten Seitenästchen, mehr oder minder deutlich gegliedert. Veget. Zellen 1 bis 3mal so lang als breit, mit hell bläulichgrünem, bis fast farblosem Inhalte. Scheiden dünn, eng anliegend, meist farblos.^) An feuchten Fensterscheiben, in Fensterritzen, an nassen Mauern auch an der Oberfläche von Blättern verschiedener Warmhauspflanzen in Gewächshäusern (1 — 12) seltener auch in der freien Natur (4 — 10). So in einem Vermehrungshause und im sog. Palmenhause des Prager Vereingartens reichlich, im Heine'schen Garten spärlich, im Ananashause des gräfl. Kinsky'schen Gartens, in Warmhäusern des k. k. botan. Gartens am Smichow, ebenso in Sichrow nächst Turnau, Opocno und Tetschen ! in der freien freien Natur bisher nur bei Schewetin nächst Veseli a. L. spärlich! 30. P. nostochorum Bor. et Thr. Not. algol. II., p. 137. Fäden sehr zart, mit den Scheiden 1 bis 1*5 ji* dick, meist undeutlich gegliedert, mehr oder weniger reichlich verzweigt, zu einem weisslichen, schleimigen Lager verflochten, seltener auch im schleimiger Lager anderer Algen vereinzelt vegetirend. Veget. Zellen 1 bis 2raal so lang als breit, mit sehr blass bläulichem, scheinbar farblosem Inhalte. Scheiden dünn, eng anliegend, hyalin. An inundirteu Steinen, feuchten Mauern, Felsen, seltener auch im Wasser oft, mit Nostoc-Arten gesellig (4 — 10). So im Gallertlager verschiedener blaugrüner Algen (Nostoc, Chroococcaceen etc.) von Set. Prokop, Selc, von den Felsen gegenüber Libsic nächst Prag ; bei Lomnic nächst Wittingau auch in einem Wassernostoe, bei Kuschwarda ! II. Gruppe. Coleodesmieae Bzi. Fäden einfach, meist ohne Scheinastbildung, zu mehreren (2 bis 6 — oo) von einer gemeinsamen, meist dünnen Scheide umgeben, seltener einzeln. 1. Untergruppe. Desmonemeae nob. Heterocysten basilar, Fäden an einem Ende nicht selten leicht (calothrixartig) verdünnt, jedoch stumpf abgerundet, nie haar- spitz endigend. 8. Gattung. Desmonema Berk. et Thwait. (Coleodesmium Bzi.). Thallusfäden zu 2 bis oo bündelweise von einer gemeinsamen Gallertscheide umgeben, parallel neben einander liegend, scheinbar subdichotom verästelt, seltener ein- zeln, an einem (nicht selten an beiden) Enden ein wenig verdünnt und stumpf abge- rundet. Veget. Zellen meist kürzer als breit, an der Querscheidewänden leicht eingeschnürt. Vermehrung durch Hormogonien und durch Dauerzellen (Sporen) ; diese letzteren sind grösser als die veget. Zellen, eiförmig oder elliptisch, einzeln oder zu mehreren neben einander, meist zerstreut, mit dickem Epispor. Grenzzellen einzeln an der Basis der Fäden, kugelig oder eiförmig, goldgelb, meist so gross wie die veget. Zellen. — Wasserpflanzen. ^) ^) Uiber den genetischen Zusammenhang dieser Spaltalge mit anderen höher entwickelten Cyanophyceen ist mehr in meiner Abhandlung „Uiber Polymorphismus der Algen" nachzulesen. '^) Mehr über diese Gattung ist in Borzi's „Note alla morfol. alg. ficocrom." 11., p. 348 f. zu finden. 42 üesinoneixia — Hydrocoryne. 31. D. Wrangelii (Ag.) Bor. et Flah. [Tlioreca Wraugelii Ag., Desmouema Dill- wyuii Berk. et Thwait., Coleodesmium Wraugelii Bzi. Note ficocliom. alg. II., T. 9, Calo- thrix caespitosa Ktz. Tab. phycol. II., T. 30, C. radiosa Ktz. 1. c. T. 29 ? Hydrocoleum calotlirichoides Grün, in Ebb. Flora alg. europ. IL, p. 152, cum aliis synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostocb. p. 127, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 675!] Lager büscbelig-flockig, von dunkel span- bis schwärzlicbgrüner Farbe. Flocken meist haardünn, 5 bis 6 mm lang, öfters strablig angeordnet. Fäden bündelweise gehäuft, gerade oder gekrümmt, scheinbar subdichotom verästelt, einzeln oder zu 2 — 6, seltener oo, von einer gemeinsamen, ziemlich eng anliegenden und dünnen, farblosen oder gelblichen bis gold- gelben Scheide umgeben. Veget. Zellen 9 bis 10 [i dick, ^2 ^^^ Va™^^ ^^ laug, mit blaugrüuem Inhalte. Grenzzelen einzeln oder 2 neben einander, selten fehlend, fast kugelig, ebenso dick oder etwas dünner als die veget. Zellen. In Bergbächen, schnell Hiessendeu Wässern, an Felsen, Steinen, Moosen etc. festsitzend, nur in Gebirgsregionen hie und da verbreitet (6 — 10). Im Riesengebirge am Mummelfall bei Harrachsdorf in grösserer Menge ; bei Eisenbrod ! ? bei Rei- chenberg (Siegmund als Calothrix radiosa nach Rbh. Flora alg. europ. IL, p. 272) ; in Südböhmen bei Hammern nächst Neuern und bei Kaplitz ! 2. Untergruppe. Cystocoleae nob. Heterocysten iutercalar. Fäden an beiden Enden gleich dick, öfters rosenkranzförmig. Fig. 11. Desmonema Wran- gelii (Ag.) Bor. et Flah. Theil eines kleinen Thallas, aus mehreren Fäden be- stehend (etwa ISOmal ver- grössert), daneben der ganze Thalhis in natürl. Grösse. 9. Gattung. Hydrocoryne Schwabe (Cystocoleus Thr., Hilsea Krch.). Fig. 12. Hydrocoryne spon- giosa Schwabe. Thallus- fäden (etwa 350mal vergr.). Thallusfäden zu 2 oder mehreren bündelweise vereinigt, / parallel neben einander verlaufend und von einer gemeinsamen /V^ Scheide umgeben, seltener einzeln, spärlich verzweigt (Seiten- Y zweige mit den Hauptfäden parallel verlaufend) oder einfach, aus elliptischen oder tonnenförmigen, oft rosenkranzförmig an- geordneten Zellen bestehend. Vermehrung durch Hormogonien und durch Dauerzellen (Sporen); diese letzteren länglich oder elliptisch. Grenzzellen einzeln unter den veget. Zellen. — Wasserpflanzen. 32. H. spongiosa Schwabe [Schizothrix spongiosa Grün., Hilsea tenuissima (A. Br.) Krch. Borzi, Note alg. ficocrom. IL, T. 9, cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 128, Wittr. et Nordst. alg. exs. Nro. 757 !]. Lager haut- artig, weiche, zerschlitzte, oft weit ausgebreitete, fetzenartige Uiberzüge von schmutzig- bis graubläulichgrüner Farbe an Wasserpflanzen etc. bildend. Fäden oft verflochten, 4 bis 6'5 /* dick, spärlich verästelt, Aestchen so dick wie die Hauptfäden, lang, meist mit den Scheiden der Hauptfäden verwachsen und nicht selten bis 30 ^i dicke Bündel bildend ! Veget. Zellen 3 bis 4 /:* dick, elliptisch oder niedergedrückt kugelförmig, mit blass blaugrünem, gekörntem Inhalte. Scheiden eng an- liegend, dünn, farblos. Heterocysten oblong, elliptisch oder niedergedrückt-kugelförmig, etwa 4 fi dick, 1 bis 2mal so lang, olivengelb bis fast farblos. Dauerzellen (Sporen) länglich oder elliptisch, 5 bis 7 fi dick, bis 2mal so lang, einzeln. In alten Teichen, Sümpfen u. ä. an Wasserpflanzen fest sitzend oder doch an diesen hängend, selten frei schwimmend (6 — 10). So in einem Teiche in der Nähe der Bahnstation Hydrocoryne — G-loeothricliia. ^g bei Stupcic nächst Tabor reichlich (ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 757 mitgetheilt worden), in Teichen bei Kowafow, Mühlhausen, Nepomuk, Pilgram, Mazic nächst Veseli a. L. ; bei Duchcow nächst Hofic, Zizelic und Chlumec an der Cydlina, Kammitz nächst Tellnitz ! IL Familie. Rivulariaceae (Stiz.) Kbh. (Calothrichaceae vel Calothricheae Thr.). Thallusfäden falsch verzweigt (selten einfach), an einem Ende in eine haar- oder peitschenförmige, langgegliederte Spitze auslaufend (diese fehlt nur in der Gatt. Micro- chaete, deren Fäden jedoch an einem Ende leicht verdünnt oder verdickt sind) mit einer an der Spitze offenen, oft deutlich geschichteten, farblosen oder gefärbten Scheide um- geben, an der Basis je eine Grenzzelle sog. Basilarzelle tragend [diese fehlt blos in der Gatt. Leptochaete und bei einigen Calothrix-Arten (Sect. Homoeothrix Bor. et Flah.)], zu rundlichen oder hautartigen, seltener büscheligen oder krustenförmigen Lagern, meist strahlig, seltener fast parallel neben einander vereinigt. Grenzzellen an der Basis der Hauptfäden und Aestchen, seltener intercalar oder zugleich basilar und intercalar. Vermehrung erfolgt 1. durch Hormogonien, 2. durch Dauerzellen (Sporen, Kysten), 3. durch Vermehrungsakineten d. h. durch chroococcusartige Gonidien (so z, B. bei Leptochaete, Calothrix und Rivularia). Die Hormogonien, welche blos aus dem mittleren und unteren Theile der Thal- lusfäden hervorgehen, wobei die Haarspitze vorher abgeworfen wird, sind im Habitus und im Ausschlüpfen den Hormogonien (Synakineten) der Lyngbyaceen (Oscillariaceen) ähnlich ; sie wachsen zur Ruhe gekommen durch veget. Theiluugen der Zellen zu neuen Fäden heran, wobei der Gegensatz zwischen dem oberen und unteren Fadenende sich schon frühzeitig merklich macht. Die Dauerzellen werden meist erst am Ende der Vegetationsperiode gebildet, zu einer Zeit, wo die Vermehrung durch Hormogonien aufgehört hat; sie entstehen meist aus dem basalen Theile der Fäden einzeln oder in Reihen (bis 22) neben einander aus einzelnen, neben den Heterocysten liegenden, veget. Zellen, welche sich bedeutend ver- grössern, abrunden, und mit einer mehr oder minder dicken, braunen oder gelbbraunen, glatten Membran umgeben. Diese ruhenden Akineten keimen auf ähnliche Art wie die Sporen der Scytonemaceen.^) Wie bei den meisten Scytonemaceen so gehen auch die Fäden vieler Calothri- chaceen unter gewissen Umständen in einzellige Entwickelungszustände über, d. h. es bilden sich aus der Fadenform durch Trennung der Fadenzellen, Vergallertung ihrer Membran etc. verschiedene Chroococcaceen-Formen aus, welche als das Endstadium der vegetativen Entwickelung aufzufasssen sind.^) I. Subfamilie. Rivularieae Ktz. Thallusfäden stets haarspitzig endigend, in einem freischwimmenden oder festsitzenden, kugeligen oder halbkugeligen (seltener flach krustenförmigen), im Alter im Innern nicht selten hohlen Lager strahlenförmig oder fast parallel angeordnet und von einer gemeinschaftlichen Gallertschicht umgeben. 1. Gruppe. Eurivularieae Bor. et Flah. Fäden mit basilaren Heterocysten.^) 10. Gattung. Gloeothrichia Ag, em. Thr.*) Thallusfäden radial angeordnet, von deutlichen oft geschichteten und sackartig erweiterten Scheiden umgeben, zu festen gallertartigen, rundlichen, im Alter oft hohl ^) Uiber die Entwickelung der Fäden der Calothrichaceen, über die Vermehrung durch chroococcusartige Gonidien etc. ist mehr in Borzi's „Note alla morfol. alg. licocrom." III. nachzulesen. ^) Uiber den Polymorphismus einiger Calothrichaceen vergl. man meine Abhandlung „Uiber den Polymorphismus der Algen" u, a. ^) Alle bisher beschriebenen Repräsentanten aus der zweiten Gruppe Brachythrichieae Bor. et Flah. (Gatt. Brachythrichia Zanard. :=: Ilormaetis Thr.j, deren Fäden mit intercalaren Heterocysten versehen sind, gehören zu den Meeresalgen. *) Crouan (Florule de Finistere, p. 117) hat diese Gattung mit der nachfolgenden Gatt. 44 Grloeothricliia. werdenden und gelappten Massen vereinigt, mit Sclieinastbildung. Aestcben entstehen durch seitliches Hervorwachsen der älteren Fadenstücke unter der Grenzzelle und trennen sich nicht selten von den Mutterfäden. Scheiden sind meist nur an der Basis der Fäden deutlich, am oberen Fadenende zerfliessen sie in der Regel. Greuzzellen an der Basis der Hauptfäden und Aestchen. Vermehrung erfolgt durch Hormogonien, welche in grösserer Zahl hinter ein- ander entstehen ^) und durch Dauerzellen (Sporen), welche aus der über der Grenzzelle liegenden veget. Zellen einzeln oder zu zweien (seltener in grosserer Anzahl) gebildet werden, wobei die übrigen veget. Zellen meist zur Zeit der Reife der Sporen zu Grunde gehen. — Wasserpflanzen. 1. Sect. Sclerothrichia nob. Lager hart. Dauerzellen (Sporen) cylindrisch, Epispor einschichtig. 33. G. pisum (Ag.) Thr. [Rivularia pisum Ag. cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 366, Bornet et Thuret Not. algol. II., p. 171. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 188, 7541 Phycotheca univ. Hauck et Richter Nro. 139!]. Lager kugelig, 1 bis 2, seltener bis 10 mm im Durchm., fest, meist schwärzlichgrün. Fäden dicht gedrengt, schwer von einander trennbar, in eine hyaline, langgegliederte Spitze auslaufend, mit eng anliegenden, farbiosen Scheiden. Veget. Zellen 4 bis 7 ^ dick, meist ebenso, seltener bis 2mal so lang, mit blau- oder olivengrünem Inhalte. Dauer- zellen (Sporen) cylindrisch, 9 bis 15 ft dick, 1 bis 4 decimillim. lang, ihr Exospor mit der Fadenscheide verwachsen. Grenzzellen kugelig, 11 bis 15 ^ dick (ein bis dreimal so dick als die untersten veget. Zellen). Variirt in der Grösse und Farbe des Lagers etc. Var. ß) lens (Menegh.) nob. [Rivularia lens Menegh., Gloeothrichia lens Endl.]. Lager linsenförmig, intensiv blau- oder olivengrün bis schwärzlichgrün ; var. y) solida (Rieh.) nob. [G. solida Rieh. Phycotheca univ. Nro. 83 !]. Lager stecknadelgross, untere veget. Zellen 7 ft dick, 7 bis 10 ft lang, Sporen 12 bis 14 f* dick, 60 bis 120 i« lang; var. d) villosa (Ktz.) Krch. [Rivularia villosa (Ktz.) Rbh., Physactis villosa Ktz. Tab. phycol. II. T. 60]. Lager an der Oberfläche nicht glatt, sondern zottig-rauh, sonst wie die tj'pische Form. In stehenden Gewässern, Tümpeln, Teichen, Wassergräben meist an Wasser- pflanzen etc. festsitzend, seltener frei schwimmend (5 — 10). In der Umgebung von Prag selten, so in Tümpeln an der Moldau bei Hlubocep spärlich, an der Beraun bei Radotin massenhaft; in Elbetümpeln sehr verbreitet, meist an Blättern, Stengeln etc. von Hottonia, Potamogeton, Myriophyllum, Ranunculus, Nymphaeaceen, Gramineen, Lemna u. ä., so bei Houska nächst Brandeis, Kostelec a. E.,^) Neratowic, Lissa a. E. mehrfach, Celakovic, Kostomlat auch var. y), Kowanic nächst Nimburg auch var. y), Libic, Podebrad und Gross-Wossek mehrfach auch 7), Kopidlno auch ß) und 7), Rozd'alowic, Königgrätz auch var. ß) und y) [diese letztere Form in Tümpeln an der Adler etc. reichlich, bei Smific, Doubrawic, Pardubic, Neudorf auch var. 7), Kolin, Cerhenic, Prelouc, Elbeteinitz auch var. y), Sadska, Raudnitz, Leitmeritz, Lobositz; bei Franzensbad; im Teiche „u Podoli" nächst Weisswasser, bei Hirschberg, Böhm. Kamnitz, B. Leipa, Straussnitz, Schiessnitz, Dachow nächst Hofic, Jicin, Zizelic und Libnowes an der Cidlina; bei Liebenau nächst Reichenberg, Schönwald nächst Friedland ; im Hirschgartenteiche bei Jechnitz, bei Libo- chowic, Laun, Tftic nächst Neu-Straschitz ; bei Ronow nächst Caslau; in Südböhmen bei Podoli nächst Wotic, Plana und Chotowin nächst Tabor, Hermanicky, Ceraz nächst Rivularia (Rbh.) Ag. vereinigt; Wolle (Algae of the United States p. 248) möchte dagegen auf Grund seiner Beobachtungen alle Rivularia-Arten zur Gatt. Gloeothrichia ziehen. ^) Mehr darüber in Beck's „Uiber die Hormogonienbildung von Gloiotrichia natans Thr.", 1886. — Uiber die Physactis- und Limnactis-Zustände der G. pisum var. solida ist mehr in P. Richter Phycotheca univ. Nro. 83 in Anmerk. nachzulesen. 2) Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 754 mitgetheilt worden. Grloeothriohiia. 45 Sobicslau, in den Teichen bei Lomnic, Magdalena, Cblumec und Wittingau mehrfach, ebenso bei Frauenberg nächst Budweis, bei Wodnian, Nepomuk, Wolsan, Blowic, Pilsen! (auch Hora Flora v. Pilsen p. 11), Strakonic, Putim nächst Pisek, Cimelic,-^) Kowafow und Mühlhausen mehrfach, bei Veseli a. L., Vrbnä nächst Veseli, Zahofi, Kardas-fiecic mehrfach, Neuhaus, Neu-Bistritz, im Teiche Sträz etc. bei Pilgram, Polna ; in Moldau- tümpeln bei Budweis auch var. d) ; bei Ebenau nächst Krummau, Skfidla nächst der Bahnstation Weleschin-Krummau , in den Teichen bei Hohenfurth mehrfach, in Tümpeln an der Male bei Kaplitz! 2. Sect. Malacothrichia nob. Lager weich. Dauerzellen (Sporen) cylindrisch oder an der Basis dicker als am oberen Ende, mit zweischichtigem Epispor. 34. G. natans (Hedw.) Rbh. (Tremella natans Hedwig, cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 369, Bor. et Thr. Not. algol. II., p. 170, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 753! Phycoth. uuiv. Hauck et Richter Nro. 140j. Lager meist erbsen- bis kirschengross, seltener bis 1 dm im Durchm., kugelig oder knollen- förmig, im Alter hohl werdend (sackig), gallertig, von schmutzig blau- oder olivengrüner, gelb- oder olivenbrauner Farbe, weich. Fäden leicht von ein- ander trennbar, 7 bis 9 ;* dick, von der Basis nach oben allmälig verdünnt, in eine lange hyaline Haarspitze auslaufend, mit dicken, an der Basis meist sackig erweiterten, deutlich geschichteten und meist quer eingeschnürten, farblosen, gelblichen oder gelbbräunlichen (seltener röthlichen) Scheiden. Veget. Zellen am Grunde der Fäden tonnenförmig, ^4 ^»is Imal so lang als dick, am oberen Ende bis 4mal so lang als breit, mit blau- oder Oliven- bis gelblichgrünem Inhalte. Grenzzellen kugelig oder fast kugelig. Dauerzellen (Sporen) cylindrisch oder ellipsoidisch, ohne Scheide 10 bis 18/4 dick, 40 bis 250 ft lang, mit dickem Exospor. Scheint zweijährig zu sein; var. ß) gigantea (Trent.) Krch. [Gloeothrichia gigantea ^^S- *^- ^^?|r^*i^^^N Rbh., Rivularia gigantea Ktz. Tab. phycol. IL, T. 67). Lager länglich- ^Rbh^^Der untere kugelig oder knollenförmig, öfters sackig, bis 1 dm lang. Dauer- Theil* eines Fadens Zellen 6 bis 13 fi dick, 3 bis 6mal so lang, olivenbraun; Grenz- (etwa 200inal vergr.), Zellen 6 bis 8 w breit; daneben ein fast ku- ■^ geliges Lager 73 der var. y) angulosa (Rbh.) Krch. [G. angulosa (Rbh.) Ag., natürlichen Grösse. Rivularia angulosa Roth Tab. phycol. IL, T. 67]. Lager bis kirschen- gross, rundlich eckig, Scheiden der Fäden weit, mit weniger deutlichen Quereinschnitten. Dauerzellen bis 14'5 ^t dick, 3 bis 10 mal so lang als breit, braungrün. Grenzzellen 9 bis 12 f* dick; var. ö) Brauniana (Ktz.) Krch. [G. Brauniana (Ktz.) Rbh., Rivularia Brau- niana Ktz. Tab. phycol. IL, T. 68, Wittr. et Nordst. alg. exs. Nro. 187!]. Lager etwa haselnussgross, olivenbraun. Dauerzellen 10 bis 12*5 [i dick, 8 bis 12mal so lang; sonst wie die typische Form. In stehenden Gewässern, Teichen, Tümpeln, torfigen etc. Wassergräben, jung an Wasserpflanzen festsitzend, später frei schwimmend (5 — 11). In der Umgebung von Prag nur von Opitz in Baumgarten gesammelt (sub Cylindrospermum hepaticum Opitz Mus !) ; in den Elbetümpeln nicht selten, so bei Raudnitz auch var. ß) in grosser Menge 1884, Neudorf nächst Kolin, Neratowic, Kowanic nächst Nimburg, Libic und Polabec nächst Podebrad, Pardubic und Doubrawic, bei Schiessnitz und Brenn nächst B. Leipa! im gew. Geperka-Teiche nächst Pardubic (sub Nostoc pruniforme Cenek Mus !), bei Roz- d'alowic, Bfezhrad nächst Königgrätz, in den Teichen bei Zehuii und Libnowes an der ^) Wird von diesem Standorte in den nächsten Fascikeln der Flora anstro-hung. des H. Hofrathes R. v. Kerner mitgetheilt werden. 46 Kivularia. Cidliua reichlich, in einem Teiche bei Liebenau nächst Reicheuberg ! var. y) im Berns- dorfcr Teiche in Böhmen (Rbh. Kryptfl. p. 102); var. y) und d) in den Teichen bei Frauenberg nächst Budweis ; in Tümpeln an der Uslawa bei Blowic, in Teichen bei Pilgram auch var. ß ! ^) 11. Gattung. Rivularia (Koth) Ag. em. Thr. Thallusfäden wie bei Gloeothrichia in rundlichen, soliden oder später innen hohlen Gallertlagern, welche öfters durch Zusammenfliessen mehrerer Exemplare höcker- artige Massen bilden, strahlenförmig augeordnet, meist reichlich verzweigt, mit oft blos am Grunde der Fäden deutlichen, weder sackartig erweiterten, noch quergefalteten, sondern eng anliegenden und am oberen Ende faserig zerschlitzten Scheiden. Vermehrung erfolgt durch Hormogonien und durch Yermehrungsakineten [ein- zellige chroococcusartige Gonidien*^)]- Dauerzellen (Sporen) unbekannt. — Wasserpflanzen. 35. R. minutula (Ktz.) Bor. et Flah. (Limnactis minutula Ktz. Tab. phycol. II. T. 63, Rivularia radiaus Thr., cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 348, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nr. 275 !]. Lager kugelig oder halbkugelig, oft mehrere zusammenfliesend, bis 8 mm im Durchm. (meist mohnkorn- bis erbsengross), weich oder vom Kalke incrustirt, blaugrün oder olivenbraun. Fäden leicht von einander trennbar, allmälig in eine farblose Haarspitze auslaufend. Veget. Zellen 9 bis 12' 5 (i dick, am unteren Fadenende ^/^ bis Imal, am oberen -^/g bis ^4''^^^ ^^ lang als dick, mit deutlichen Scheide- wänden und hell blaugrünem Inhalte. Scheiden weit, bis 27 fi breit, ge- schichtet, oben zerschlitzt und trich- terförmig erweitert, farblos oder bräunlich gefärbt. Grenzzellen halbkugelig bis länglich elliptisch, dicker als die untersten veget. Zellen; var. ß) flagellifera (Ktz.) nob. [R. radians Thr. d) genuina Krch. =: Limnactis flagellifera Ktz. Tab. phycol. IL, T. 65, incl. L. Schnurmanni Fisch. Tab. phycol. IL, T. 66]. Lager weich, bis erbsengross, veget. Zellen 5 bis 11 (^ dick, die untersten ^l^mdX so lang, sonst wie die typische Form. In torfigen Gewässern, Teichen, Wassergräben, Sümpfen u. ä., in stehendem, seltener auch in fliessendem Wasser an Wasserpflanzen, auf im Wasser liegenden Steinen, Hölzern u. ä. festsitzend (5 — 10). So in den Elbetümpeln bei Kostelec a. E., Brandeis a. E., Celakowic, Neratowic, Kostomlat, Neudorf nächst Kolin, Elbeteinitz, Kowanic nächst Nimburg, Pfelouc auch /3), Podebrad mehrfach (insb. in der „Skupice"), Libic, Fig. 14. Rivularia minutula (Ktz.) Bor. et Flah. Ein kleiner Theil des Lagei's, aus mehreren Fäden bestehend (etwa 200mal vergr.). ^) Gloeothrichia salina (Ktz.) Rbh. [Rivularia salina Ktz. Tab. phycol. IL, T. 67, cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 368], welche von der G. natans hauptsächlich durch die Structur der Scheiden und des Epispors der Dauerzellen sich unterscheidet, soll nach Corda auch in Böhmen (bei Franzensbad?) beobachtet worden sein. ^) Mehr über diese Gonidien, welche wie Chroococcus- und Gloeocapsa-Zellen sich ver- mehren und encystiren, um später zu neuen Rivularia-Fäden auszukeimen, ist in Borzi's „Note ficocrom. alg. III.", p. 295 nachzulesen. Eivularia. 47 bei Gross-Wossek (insb. in der „Toimice"); in Teichen bei Hasin nächst Rozd'aloAvic, Kopidlno; in Teichen bei Hirschberg, insb. im Heideteich (an Acorus) und im Grossen Teich auch var. ß); in den Teichen bei Chlomek nächst Turnau auch /?), in einem Teiche bei Liebenau nächst Reichenberg, bei Chotzen, insb. in Teichen bei Slatinan, im Teiche Podwinak nächst Böhm. Brod, bei Bhve nächst Hostiwic; in Südböhmen in den Teichen bei Kameuic, insb. im Markwart-Teiche nächst Eule, bei Podoli nächst Votic, Chotowin nächst Tabor, Mühlhausen, Kowafow, Stfezmif nächst Stupcic, in den Teichen bei Ceraz nächst Sobieslau, Lomnic, Magdalena, Chlumec, Wittingau mehrfach ; bei Pil- gram, Polna, Schewetin, Frauenberg nächst Budweis auch ß) mehrfach, bei Ebenau nächst Krummau, Skfidla nächst der Bahnstation Weleschin-Krummau, im Fischhofer Teich etc. bei Hohenfurth reichlich ; bei Putim nächst Pisek auch /3), Cimelic, Strakonic, Wolsan, Nepomuk, Kfimic nächst Pilsen! im grossen Teiche bei Pilsen (Hera Flora V. Pilsen p. 11), bei Wolsan nächst Plass reichlich auch ß), in Teichen bei Jechnitz, Tftic nächst Neu-Straschitz! 36, R. dura Roth [Limnactis dura Ktz. Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 347]. Lager winzig klein, etwa ^/g mm breit, schwärzlich blaugrün, hart, meist von kohlensaurem Kalke incrustirt. Fäden dichter als bei der vor., mit engen Scheiden, in eine lange Haarspitze auslaufend. Veget. Zellen 4 bis 9 /i dick, die untersten ebenso, die oberen bis ^j^mal so lang als breit, mit blaugrünem oder violettem Inhalte. Scheiden meist farblos, nicht deutlich geschichtet. Wie vor. in alten Teichen, Wassergräben an Wasserpflanzen (Chara etc.) und Steinen festsitzend (5 — 10). So in Elbetümpelu bei Neratowic und Celakowic, im grossen Teiche bei Hirschberg, bei Chlomek nächst Turnau ! 37. R. haematites (D. C.) [Batrachospermum haematites D. C, Rivularia calcarea Engl. Bot., Zonotrichia calcarea (E. Bot.) Rbh., cum aliis synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 350, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 199, 755, 860!]. Lager zuerst halbkugelig, später, wenn mehrere Lager zusammenfliessen, meist krustenförmig, oft ziemlich ausgebreitet, stark mit Kalk in- crustirt und hart, bis 1 cm, dick, blau- oder oliveugrün, seltener bräunlich, innen concentrisch geschichtet. Fäden dicht neben ein- ander, mit engen, hyalinen oder gelblichen, zerbrechlichen Scheiden, welche am oberen Fadenende trichterförmig erweitert sind und in eine lange Haarspitze auslaufen. Veget. Zellen 4 bis 7*5 fi dick, die untersten bis 2malj die mittleren ebenso, die oberen -^/gmal so laug als breit; var. ß) ßnviatiUs (Rbh.) Krch. [Isactis fluviatilis (Rbh.) Fig. 15. Rivularia Krch., Zonothrichia fluviatilis Rbh., Euactis fluviatilis Ktz. Tab. haematites (D. C.) phycol. IL, T. 79]. Lager flach ausgebreitet, blaugrüu, bräunlich oder röthlich. Fäden mit gelblichen bis bräunlichen oder farblosen, an der Spitze etwas erweiterten und zerfaserten Scheiden. Veget. Zellen nicht selten 6 bis 11 [i dick, mit blaugrünem Inhalte. Grenzzellen rundlich oder oblong, fast farblos, oft etwas dicker als die untersten veget. Zellen. An inundirten Felsen, in Bergbächeu, vorz. mit kalkhaltigem Wasser u. ä. (5 — 11). So var. ß) in einer Felsensehlucht bei Selc nächst Roztok an einem vom fliessenden Wasser stets berieselten Felsen,^) ebenso bei Dolanky und an Felsen gegen- über Libsic an der Moldau, dann bei Solopisk nächst Cernosic spärlich! Ag. var. fluviatihs (Rbh.) Krch. Theil eines Thallus aus mehreren Fäden be- stehend (etwa 200- mal vergr.). *) Wird von diesem Standorte in der Flora austro-hungarica exs. des H. Hofrathes R. V. Kerner zur Ausgabe gelangen. ^g Eivularia — Calothrix. II. Subfamilie. Mastichoihricheae Ktz. Thallusfädcu iu eine Haarspitze aus- laufend, einzeln, frei oder endopliytisch, meist aber zu einem haut-, polster- oder krusteu- förmigem, flachem Lager vereinigt, dichotom-doldenrispig verzweigt, nicht strahlenförmig angeordnet. 1. Gruppe. Eucalothricheae uob, Thallusfädcu mit eng anliegenden, cylin- drischen, glatten Scheiden.^) 12. Gattung. Calothrix Ag. em. Thr. et Bor. Thallusfäden einfach oder verzweigt, einzeln frei oder im schleimigen Lager anderer Algen endophytisch lebend, meist aber zu einem haut-, krusten-, polster-, räschen- oder filzartigem Lager, von bräunlicher, oliven- oder blaugrimer, roth-, bis schwärzlich brauner Farbe vereinigt, iu eine meist ziemlich lange und gegliederte, farblose Haar- spitze auslaufend. Verzweigungen nie dichotomisch, selten fehlend. Seitenästchen einzeln oder zu 2 bis 6 neben einander, von einer gemeinsamen Scheide umgeben (Sectio Di- chothrix). Scheiden farblos oder gelb bis gelbbraun, oft mehrschichtig und am oberen Ende zerschlitzt oder zerfasert. Grenzzellen intercalar oder basilar, seltener fehlend (Sect. Homoeothrix).^) Vermehrung erfolgt durch Hormogonien und meist auch durch Dauerzellen (Sporen); diese letzteren sind basilar, einzeln oder zu mehreren (bis 22) reihenweise angeordnet, seltener durch vegetative Zellen von einander getrennt, acropetal sich ausbildend.^) Unter gewissen Umständen zerfallen die Calothrix-Fäden auch in ein- oder mehrzellige Bnichstücke.*) 1. Sect. Eucalothrix Bor. et Plah. Thallusfäden mit Heterocysten, einfach ver- zweigt, seltener unverzweigt. 1. Subsect. Schizosiphon Ktz. ampl. (incl. Mastichonema Ktz.). Fäden zu einem haut-, krusten-, Scheiben- oder polsterartigem Lager dicht vereinigt. — An der Luft oder im Wasser lebende Arten. 38. C. parietina (Näg.) Thr. [Schizosiphon parietinus Näg. Tab. phycol. IL, T. 48, cum synonym, iu Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 366, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 659, 751! ? Schizosiphon rupestris Ktz.]. Lager krustenförmig, seltener haut- oder scheibenförmig, dünn, braun, bis schwarzbraun, oft weit ausgebreitet und mehr oder weniger durch CaCO^ incrustirt. Fäden nur selten einzeln und unverzweigt, meist dicht gehäuft, bis 1 mm laug, gekrümmt, aufrecht (seltener niederliegeud), reichlich verzweigt, 10 bis 12 fi dick (an der Basis nicht selten noch dicker). Veget. Zellen 5 bis 10 fi dick, meist 1 bis 3mal so lang als breit, mit spangrünem, an der Haarspitze öfters rosenrothem oder fast farblosem) Inhalte. Scheiden eng, meist ziemlich dick, nicht selten deutlich geschichtet, obere Schichten an der Fadenspitze erweitert und zerschlitzt, am unteren Fadenende gelbbraun, oft undurchsichtig und brüchig. Heterocysten basilar, sehr selten auch intercalar, halbkugelig, etwas dicker als die veget. Zellen. Hormogonien in geringer Anzahl hinter einander entstehend, etwa dreimal so lang als breit. Variirt sehr in der Grösse und Form des Lagers, der Länge der Fäden etc. ^) Aus der zweiten Gruppe Sacconevieae nob., deren Thallusfäden mit sackig erweiterten Scheide versehen sind, wird vielleicht in Böhmen Sacconema rupestre Bzi. noch entdeckt werden. 2) Aus der Section Homoeothrix Bor. et Flah., in welcher Galothrix-Arten enthalten sind, deren Fäden heterocystenlos sind, wird in Böhmen hoffentlich C. juliana (Menegh.) Bor. et Flah. (Lyngbya juliana Menegh.) noch entdeckt werden. 3) Mehr darüber in Borzi's „Morfol. e biolog. delle algha ficocrom." III., p. 274. *) Uiber den Polymorphismus einiger Calothrix-Arten ist mehr in Meyen's „Beiträge zur Physiol. und Systematik der Algen", 1829 p. 474 und iu meiner Abhandlung „Polymorphismus der Algen" u. a. nachzulesen. Calothrix. 49 Var. ß) salina (Ktz. ex p.) nob. [Schizosiphon salinus Ktz. ex p. Tab. pliycol. IL T. 47, Calothrix salina (Ktz.) Hansg. in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 696 una cum Chroothece Richteriana!]. Lager etwa 1 mm dick, wenig schleimig, schwärzlich- braun. Fäden öfters einfach oder verzweigt, am oberen Ende peitschenförmig verlängert, aus den farblosen, bis goldbraunen, deutlich geschichteten, am oberen Ende trichter- förmig erweiterten Scheiden hinausragend, 9 bis 18 ^ dick. Veget. Zellen 2 bis 4mal so breit als lang; var. y) sabulicola (A. Br.) nob. [Schizosiphon sabulicola A. Br. Tab. phycol. II., T. 47, Calothrix sabulicola (A. Br.) Krch.]. Lager gelb- bis schwarzbraun. Fäden spärlich verzweigt. Yeget. Zellen an den Fadenenden meist mit röthlichem Inhalte; Scheiden zuerst geschlossen, später an der Spitze offen und zerfasert; var. d) pluvialis (A. Br.) nob. [Mastigonema pluviale A. Br.]. Lager dünn. Fäden kurz, oft einfach und an der Spitze rosenroth; var. s) caespitosa (Ktz.) nob. [Mastichonema caespitosum Ktz. Tab. phycol. IL, T. 46, Rbh. Alg. exs. Nro. 871 !]. Lager meist rundlich, schwarzbraune Scheiben oder Iläutchen an Steinen etc. bildend. Fäden einfach, 4 bis 9 /» dick. Scheiden dünn, nicht deutlich geschichtet. Grenzzellen oft fehlend; var. ^) decolorata (Näg.) nob. [Schizosiphon decoloratus Näg. Tab. phycol. IL, T. 47]. Lager schmutzig rothbraun. Fäden meist mit decolorirten Scheiden, welche die Fäden oft weit überragen; sonst wie die typische Form. An feuchten Felsen, Steinen, Holzbalken, Mauern, seltener auch auf feuchter Erde, var. ß) auf salzhaltigem Boden und in Salzsümpfen, var. y) auf Sandsteinfelsen etc., var. d) in höherem Gebirge auf Granit-, Gneiss- u. ä. Felsen, an Mühlrädern, Schleussen u. ä., var. s) auf inundirten Hölzern, Brunneneinfassungen etc. (4 — 11). In der Umgebung von Prag ziemlich verbreitet, so an einer Mauer bei der Gartenrestau- ration in Baumgarten, an silurischen Felsen bei Selc, Roztok, Zalow, Brnky, Podmoran mehrfach, Podhof, gegenüber Lettek, Libsic, bei Dolan, Dolanky und Chwaterub häufig, stellenweise sehr reichlich, an Kalksteinfelsen bei Slichow, am Barrande-Felsen mehrfach, bei Hlubocep, im Set. Prokopi-Thale am reichlichsten an einem kahlen Felsabhange gegenüber Nova Ves, eine etwa 6 m^ grosse Felsenwand bedeckend^), spärlicher unter- halb der Kirche, auch unterhalb Klukowic und Holin etc., im Radotiner Thale am Wege nach Kosof und nach Lochkow mehrfach (spärlich), im oberen Theile des Solopisker- und des Karliker-Thales nächst Dobfichowic zerstreut; bei Karlstein, an Kalksteinfelsen unterhalb Korno, Koda und Tetin an der Westbahn gegenüber Srbsko bis nach Beraun mehrfach, bei Hostin und am Wege von Hostin zur Mündung des Kacakbaches, „vPänvich" nächst Srbsko, bei Set. Iwan unter den Felsen, bei Sedlec nächst Lodenic, im Sucho- master-Thale bei Königshof, bei Modfan am Ufer der Moldau auch in einer thermo- philen Form (so an der Mündung des warmes Wasser aus der Zuckerraffinerie ablei- tenden Kanals,^) bei Wran am Homole-Felsen, bei Mechenic spärlich, an feuchten Moldau- felsen gegenüber Mechenic nächst Truowa und bei Dawle, an beiden Ufern, ebenso nächst Stechowic und bei Brunsow mehrfach ; an feuchten Diabasfelsen nächst Kuchelbad spärlich, ebenso „na Klouzawce" gegenüber Budnan ; an der Sazawa an Felsen unterhalb Tfepsin, bei Zampach bis nach Kamenny-Priwoz mehrfach ; auch im Bahneinschnitte vor der Station Stupcic am Urkalk bei Krummau reichlich! bei Chotebof (Bayer!); Pecek, Elbeteinitz, Velim! Var. ß) auf salzhaltigem Boden und an Steinen etc. am Rande und in den Sümpfen bei Auzic nächst Kralup reichlich,^) bei Slatinan nächst Chotzen und zwischen ^) Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 751 vertheilt worden und wird auch in den nächsten Centurien der Flora austro-hungar. exs. des H. Hofrathes R. v. Kerner und in der Phycotheca universalis Dr. Hauck's und P. Richter's zur Ausgabe gelangen. ^) Man vergl. meine Abhandlung in der Österr. botan. Ztschr. 1888 Nro. 3. ') Ist in Wittr. et Nordst. Alg. exs, Nro. 696 von diesem Standorte vertheilt worden und wird auch in den nächsten Fascikeln der Flora austro-hungar. exs. des H. Hofrathes R. v. 4 50 Calothrix. B. Leipa und Langenau, auf feuchter salzartiger Erde und auf liölzerneu Röhren, durch welche das Bitterwasser bei Saidschitz nächst Bilin in die Wasserbehälter geleitet wird ; var. y) an Sandsteinfassung des sog. Libusa-Bades nächst Pankrac spärlich, an Sand- steinfelsen bei Bodenbach, Jicin (Prachower-Felsen), Weisswasser, in der Umgebung von Hirschberg, Habstein, B. Leipa, Reichstadt, Jung-Bunzlau, Bakow, Chlomek nächst Turnau, Chotzen ; auch an Sandsteinen der Parkmauer in Liboch und bei Kopidlno, an einer Brunneneinfassung in Podersam nnd in Osseg, am Rande eines Teiches bei Chlumcan nächst Laun, bei Zieh und Ronow nächst Caslau, Kuttenberg, Malin, Chrudim, Hefman- mestec, Josephsthal, Königiuhof; var. (J) in prächtig entwickelten Exemplaren im Riesen- gebirge in den Siebengründen auch Kirchner (Algenfl. p. 221), am Aupafall, am Mummel- fall häufig, im unteren Dunkelthal, auch in der typischen Form, bei der Bergschmiede im Riesengrunde, im Olafsgrunde, bei Harrachsdorf mehrfach, ebenso bei Wurzelsdorf. Bei Eisenbrod, Liebenau, Langenbruck, Reicheuau, Einsiedl nächst Reicheuberg, Fried- land, Tannwald, Johannisbad; an Mühlrädern, Mühlschleussen etc. bei PodchlumI nächst Opocno, insbes. am Goldbache, ebenso an einer Mühle bei Radotin, Set. Iwan nächst Karlstein bei Pürglitz; in Südböhmen bei Bj^stfic, Beneschau, Olbramowic, Tabor, Nachod, Chotowin, Sudomefic, Sobieslau, Ceraz, Veseli a. L., Schewetin, Steinkirchen nächst Budweis, Strakonic, Wodnian, Pilgram, Deutschbrod, Polna, Bfeznic nächst Pfibram, Holoubkau nächst Pilsen, Winterberg, Helmbach, Prachatitz, Kuschwarda mehrfach; bei Bistritz nächst Neuern, Eisenstein, am Wege von Deffernik zum Lackasee und an Felsen oberhalb diesem See, am Schwarzen See und am Wege zum grossen Arber-See meist var. d) ; bei Hohenfurth, Krummau ! Var. a) an Uiberfuhrschiffen, inundirten (halb unter- getauchten) Holzbalken u. ä. in Flüssen, Teichen etc., so in den Prager Schwimmschulen (insb. auf der Sofieninsel auch am Smichow) spärlich, an Flusswehren in der Moldau bei Smichow, Troja, in der Kaisermühle, Kralup, Mühlhausen; in Teichen bei Bfwe nächst Hostiwaf, Aufinowes, Senohrab, Kamenic, Eule, Doubrawic an der Sazawa, bei Mencic nächst Strancic, Pürglitz; Neudorf nächst Kolin, Elbeteinitz, Libic nächst Po- debrad, Raudnitz, Ctinowes, Leitmeritz, Lobositz, Auscha, B. Leipa, Podersam, Jechnitz, Tellnitz, Maxdorf nächst Bodenbach; bei Pardubic, Podebrad, Zizelic, Zehun, Chlumec an der Cidlina, Königgrätz, Rozd'alowic, Kopidlno, Hirschberg; in Südböhmen bei Ko- nopist nächst Beneschau, Bystfic, Wotic, Olbramowic, Tabor, Sobieslau mehrfach, Veseli a. L., Chlumec, Wittiugau, Kardas-ßecic mehrfach, Neuhaus, Pocatek, Neu-Bistritz, Polna, Strakonic mehrfach, Wodnian, Putim nächst Pisek, Cimelic, Kowafow und Mühl- hausen nächst Tabor mehrfach; bei Wolsan, Nepomuk, Kfimic nächst Pilsen, Mies, Klattau, Horazd'owitz, Steinkirchen nächst Budweis, bei Krummau, Hohenfurth; bei Lie- benau nächst Reichenberg, Schönwald nächst Friedland! Var. ^) bisher blos an Mergel- steinen in einem Wassergraben bei Liblic nächst Bisic ! 39. C. thermalis (Schwabe) Hansg. conf. Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p, 368 [Mastichonema thermale Schwabe Tab. phycol. H., T. 46, Oscillaria subulata Corda Alm, de Carlsb. 835 T. 6]. Lager filzig, etwas schlüpferig, blau- oder olivengrün, oft weit ausgebreitet. Fäden verworren, gekrümmt, bis 3 mm lang, dicht gedrängt, 8 bis 10 ft breit, an der Basis verdickt, in eine lange Haarspitze auslaufend. Scheiden ziemlich dick, farblos oder gelblich, zuerst geschlossen, später an der Spitze offen. Veget. Zellen 5 bis 8 fi dick, ■'/g bis Imal so lang, seltener länger, mit blaugrünem Inhalte. Grenz- zellen basilar, seltener auch intercalar, länglich oder fast kugelig. An warmen Quellen in Carlsbad auf Steinen etc. festsitzend (4 — 10). So am Set. Bernhards-Felsen von Corda 1834 entdeckt, von Schwabe (Liunaea 1837) und von Welwitsch (Mus. !) am oberen Rande des Sprudelkorbes angeblich in 68^ R. warmem Wasser vorgefunden; von mir 1883 und 1886 unter der Sprudelkolounade im Bette der Tepl an Steinen an der Ufermauer, wo diese von warmem Wasser stets bespritzt werden, dann am Set. Bernhardsbrunnen an der inneren Wand der Marmoreinfassung Kerner ausgegeben werden. Nebenbei bemerke irli hier, dass die Fäden dieser Calothrix-Art da- selbst oft mit 2 bis 5 dicht neben einander entspringenden Aestchen versehen waren. Calotlirix. 51 der warmen Quelle in grösserer Menge gesammelt ; vereinzelt auch im Lager der Lyngby£(, ampliibia und L. elegans au anderen Thermalbrunnen in Carlsbad mehrfach! 40. C. adscendens (Näg.) Bor. et Flah. ßevis. Nostoch. p. 365 [Mastichonema adscendeus Näg.]. Fäden einzeln oder gehäuft, blaugrün, 1 mm lang, 18 bis 24 fi dick, nach der Spitze allmälig verdünnt. Veget. Zellen in der Mitte der Fäden meist 12 ft dick, ^2 ^is Imal so lang. Scheiden dick, geschichtet, hyalin, oft zerfasert. Grenz- zellen basilar. An Wassermoosen, Steinen etc., in Sümpfen und Teichen u. ä. selten (5 — 10). Bisher blos bei Chlumcan nächst Laun ! 41. C. stellaris Bor. et Flah. Revis. Nostoch. p. 365, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 787 ! Fäden einzeln oder gehäuft, meist strahlenförmig angeordnet, gekrümmt, an der verdickten Basis 15 bis 21, in der Mitte 10 bis 12 ^ (mit der Scheide) dick, in eine dünne Haarspitze auslaufend ; veget. Zellen 6 bis 7 fi dick, '^j^m.dX so lang, mit blaugrünem Inhalte, an den Querscheidewänden kaum eingeschnürt. Scheiden hyalin, eng anliegend. Grenzzellen basilar, 1 bis 3. In stehenden Gewässern, Sümpfen etc. (6 — 10). Bisher blos in einem sumpfigen Teiche bei Wotic in Südböhmen spärlich ! 2 Subsect. Mastichothrix (Ktz.) nob. Thallusfäden einzeln, seltener zu meh- reren gehäuft, endophytisch im schleimigen Lager anderer Algen vegetirend. 42. C. solitaria Krch.^) Microscop. Pflanzenwelt, 1885, p. 37 [Ca- J lothrix fusca (Ktz.) Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 364, Mastigo- uema aerugineum (Ktz.) Krch., Mastigothrix aeruginea Ktz. et M. fusca Ktz. Tab. phycol. IL, T. 45, incl. M. articulata Reinsch et M. minuta Reinsch in Kerguelen Island Alg. p. 71 f.]. Fäden einzeln, seltener ge- häuft, einfach oder spärlich verzweigt, gerade oder gekrümmt, seltener eingerollt, 2 bis 3 decimillim. lang, 10 bis 12 fi dick, allmälig in eine peitschenförmige Spitze verdünnt, an der Basis zwiebelartig verdickt (bis 15 /i dick). Veget. Zellen in der Mitte des Fadens 7 bis 8 ft dick, kürzer als breit, mit blaugrünem oder bräunlichem Inhalte. Scheiden farblos, ziemlich dick, an der Spitze offen und zerfliessend. Grenzzellen basilar, 1 bis 2, halbkugelig, weniger dick als die untersten veget. Zellen. Kommt im schleimigen Lager verschiedener Süsswasseralgen (z. B. Schizochlamys, Tetraspora, Chaetophora, Gloeothrichia, Nostoc, Batracho- spermum u. ä.)^) vor (4 — 11). In der Umgebung von Prag, mehrfach, so an der Smichower Schwimmschule im Lager einer Lyngbya, am Da- blicer-Berge, bei Libsic und Selc nächst Roztok, in Tümpeln an der Beraun bei Radotin; in Sümpfen an der Bahn bei Ouwal, Aufiuowes, ebenso zwischen Bisic und Kojowic, bei Auzitz nächst Kralup, Chrbyne nächst Unhoscht ; im Teiche Markwart bei Kamenic nächst Eule ; in Sümpfen an der Bahn bei Cerhenic und Neudorf nächst Kolin, in Elbetümpeln bei Houska, Brandeis a. E., Kostelec a. E., Neratowic, Celakowic, Sadska, Nimburg, Kostomlat, Kolin, Ronow nächst Caslau, Malin nächst Kutten- berg ; ! bei Kacln (Peyl in Exsicc. Mus. !), bei Elbeteinitz, Pfelouc, Po- Fig. 16. Calo- thrix solitaria Krch. Ein Faden (etwa 220mal ver- grössert). 1) Da diese C.-Art nach Bornet (Revis. Nostoch. p. 3G5) von der im Meere und in Salz- sümpfen vorkommenden C. parasitica (Chauv.') Thr. (Rivularia parasitica Chauv.) sich nur durch die etwas dickere Basis der Fäden unterscheidet, so habe ich in meinen „Physiolog. und algolog. Studien", p. 153 mit ihr die oben angeführte Art vereinigt. -) Eine dieser C.-Art sehr ähnliche oder mit ihr identische Form fand ich auch im schleimigen Lager der an feuchten Felsen vegetirenden Chroothece rupestris vor; eine andere Form, deren etwa G ji dicke Fäden an der Basis nicht zwiebelartig verdickt waren, beobachtete ich im Lager des Batrachospermum vagum aus dem Schwarzen See im Böhmerwalde. Eine dritte der im Meere verbreiteten C. aeruginea Thr. ähnliche Calothrix-Foi'm habe ich in wenigen Exem- plaren unter anderen Algen aus den Salzwassersümpfen bei Ansitz nächst Kralup vorgefunden. 4* g2 Calothrix. debrad, Libic, Gross-Wossek, Rozd'alowic, Kopidluo mehrfach, Doubrawic, Pardubic, Königgrätz auch in Tümpeln an der Adler, bei Bfezhrad, Zizelic an der Cidlina, Chotzen, Hirschberg, "Weisswasser, B. Leipa mehrfach, in der Edmundsklamm nächst Herrns- kretschen; bei Liebenau nächst Reichenberg; bei Leitmeritz, Lobositz, Raudnitz; Tftic nächst Neu-Straschitz, Brüx, Dux, Osseg, Franzensbad; bei Mies, Plass, Pilsen, Blowic, Nepomuk, Wolsan, Strakonic, Wodnian, Putim nächst Pisek, Budweis, Frauenberg, Sche- wetin, Veseli a. L., Vrbna nächst Yeseli, Lomnic, Wittingau, Chlumec, Magdalena, Kardas-fiecic, Neuhaus, Pocatek, Pilgram, Polna, Neu-Bistritz mehrfach; bei Sobieslau mehrfach, Ceraz, Wotic, Stupcic, Sudomefic, Plana, Tabor, Chotowin, Mühlhausen und Kowafow nächst Tabor, Konopist und Bistritz nächst Beneschau; bei Picin und Breznic nächst Pfibram, Cimelic, im Böhmerwalde bei Prachatitz, Kuschwarda, Ebenau, Krummau, Skfidla nächst der Bahnstation Weleschin-Krummau, Kaplitz, Hohenfurth ! 2. Sect. Dichothrix [Bor. et Flah. pro gen.]-^) nob. Thallusfäden mit 2 bis 6, von einer gemeinsamen Scheide umgebenen, dicht neben einander entspringenden Aestchen, seltener mit einfachen Verzweigungen. 43. C. gypsophila (Ktz.) Thr. [Dichothrix gypsophila cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 377, Schizosiphon gypsophilus Ktz. Tab. phycol. IL, T. 51, S. Kützingianus Näg. 1. c. T. 50, Rbh. Alg. exs. Nro. 816! S. rufescens Ktz. 1. c. T. 47, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 858 ! Rbh. Alg. exs. Nro. 579 I]. Lager röthlichbraun, büschelig oder krustenförmig, öfters von kohlensaurem Kalke incrustirt und ziemlich hart. Fäden bis 2 mm lang, 15 bis 18 ft dick (auch die Aestchen) auf- recht, reichlich verzweigt. Seitenästchcn dem Hauptfaden angedrückt, unten von einer gemeinsamen Scheide umgeben. Veget. Zellen meist 6 bis 8 /* dick, die oberen, eine Haarspitze bildenden Zellen verdünnt und fast ebenso lang oder etwas länger als breit, mit Oliven- oder blaugrünem, am oberen Fadenende auch röthlichem Inhalte. Scheiden dick, geschichtet, glatt, gelb bis goldgelbbraun, die oberen Schichten zerfasert und erweitert. Grenzzellen basilar oder intercalar, fast kugelig oder länglich, fast so dick wie die veget. Zellen. An feuchten Sand- und Kalksteinfelsen, Mauern u. ä., seltener auch auf feuchter Erde in Gebirgswäldern (4 — 11). Bisher blos bei Stechowic an der Moldau und bei Tursko nächst Krummau ; in der Edmundsklamm nächst Herrnskretschen ! 44. C. Orsiniana (Ktz.) Thr. [Mastichonema Orsinianum Ktz. Tab. phycol. IL T. 47, Schizosiphon cataractae Näg., Dichothrix Orsiniana cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 376, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 389 !]. Lager büschelig- polsterförmig, wenig gelatinös, braun oder schwärzlichgrün, bis schwarzbraun, etwa 2 bis 4 mm dick. Fäden reichlich (büschelig) verzweigt, gekrümmt, aufrecht-strahlig, mit der Scheide 10 bis 12, seltener 18 /ti dick (auch die Aestchen). Seitenästchcn wie bei der vor. Art allmälig in eine Haarspitze auslaufend. Veget. Zellen 6 bis 7*5 ^ dick, mit blau- oder olivengrünem Inhalte, kürzer als breit. Scheiden ziemlich dick, eng anliegend, ge- schichtet, gelb oder gelbbraun, zuletzt an der Spitze offen und zerfasert. Heterocysten basilar, kugelig oder niedergedrückt-kugelförmig, meist etwas kleiner, als die untersten veget. Zellen; var. /3) intertexta (Grün.) nob. [Calothrix intertexta (Grün.) Krch., Schizosiphon intertextus Grün., Symphyosiphon intertextus Hilse Rbh. Alg, exs. Nro. 1177! Tab. phycol. IL, T. 42]. Fäden zu aufrechten, etwa 2 mm langen Flöckchen oder zu einem ^) Auch die Gatt. Polythrix Zanard., welche wie Dichothrix nur durch grössere (varii- rende) Zahl der Aestchen sich von der Gatt. Calothrix unterscheidet, habe ich in meiner Synopsis generum subgenerumque Myxophycearum (Cyanophycearum) mit dieser Gattung als eine zweite Section vereinigt. Dass die Eucalothrix-Arten mitunter auch 2 bis 3 Scheinästchen an einzelnen Hauptfäden tragen, hat vor mir schon Kützing an Calothrix fasciculata Ag. (Schizosiphon fasci- cu latus Ktz. Tab. phycol. II. T. 53) u. a. beobachtet. Calofchrix — Xieptooliaete. 53 rasenförmigen Lager vereinigt, an der Spitze fast farblos oder blass rosenrotli. Grenz- zelleu meist dicker als die untersten veget. Zellen; sonst wie die typische Form. An feuchten Felsen, Steinen etc. in höheren Gebirgsregionen selten (5 — 10), im Riesengebirge unter dem Eibfall ! im oberen Theile des Aupagrundes (Kirchner Algenfi. p. 219); am Aupafall und am Mummelfall bei Harrachsdorf! am Rande des Heide- teiches bei Hirschberg spärlich! var. ß) an vom Wasser bespülten Felsen in Aupagrunde (Kirchner Algenfl. p. 220). 45. C. Baueriana (Grün.) nob. [Schizosiphon Bauerianus Grün, in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 858, 581, 752! Phycotheca univ. Hauck et Richter Nro. 141! Dichothrix Bauerina cum synonym, in Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 375 non Mastichonema Baueriauum Grün.]. Fäden büschelig-rasig, oft zu einem blau- bis bräunlichgrünem, weit ausgebreitetem Lager ge- häuft. Fäden gekrümmt, bis 1 cm lang, 12 bis 15 (i dick (auch die Aestchen), meist reichlich verzweigt, allmälig in eine ziemlich lange Haarspitze auslaufend. Veget. Zellen 5 bis 7, seltener bis 9 ft dick, ^2 bis Imal so lang, an den Querscheidewänden leicht eingeschnürt, mit blaugrünem Inhalte. Scheiden eng anliegend, farblos oder gelblich gefärbt, an den Enden oft lange geschlossen, später zerfasert, weich, gelatinös. Grenzzellen meist halbkugelig oder fast kugelig. An im Wasser untergetauchten Steinen, Felsen, Hölzern, Mauern, am Rande von Teichen, Seen und Quellen, seltener auch an feuchten Felsen im Gebirge (5 — 10). Bisher blos auf Plänerkalkf eisen am Rande des Zehuner-Teiches nächst Chlumec in einer Form, deren Fäden meist nur 5 bis 10 [i dick, von kohlensaurem Kalke stark in- crustirt und mit paarweise neben einander verlaufenden dünnen Aestchen versehen waren (var. minor nob.) ! ■') IIL Subfamilie. Leptochaeteae Bor. et Flah. Thallusfäden ein- fach (seltener verzweigt), am oberen Ende verdünnt, jedoch nicht selten jpjg_ ^7^ Der un- ohne eine gegliederte Haarspitze, frei, dünn (2 bis 8 ft dick), aus einem tere Theil eines heteromorphen Lager hervorwachsend, ohne Greuzzellen, nur in der verzweigten Fa- Gatt. Microchaete mit Heterocysten und ohne heteromorphe Unterlage. ^^^^ Ißauerianä (Grün.) nob, var. 13. Gattung. Leptochaete Bzi.^) minor nob. (etwa GOOmal vergr,). Thallusfäden einfach, aufrecht, parallel, zu einem dünnem, oft weit ausgebreitetem, haut- oder krustenförmigem Lager dicht vereinigt, seltener im Lager anderer Algen nistend, ohne Heterocysten. Vermehrung durch Hormogonien und durch Vermehrungsakineten (chroococcus-^ ähnliche Zellen), welche acropetal aus den Fadenbasiszellen entstehen und sich zu neuen Fäden zu entwickeln im Stande sind.^) — Wasserpflanzen. ^) Zu den Mastichothricheen gehört wohl auch Arthrotilum thermale (Ktz.) Rbh. [Am- phithrix thermalis Ktz. Tab. phycol. I., T. 80], dessen Fäden zu einem haut- bis krustenförmigem, etwas schlüpferigem, blau- oder schwärzlichgrünem Lager vereinigt, von kohlensaurem Kalke oft incrustirt, mit den Scheiden etwa 4 bis 6 ;x. dick, am oberen Ende allmälig peitschenförmig en- digend, mehr oder weniger deutlich gegliedert sind. Veget. Zellen V2 ^is Imal so lang wie breit, mit blau- oder olivengrünem Inhalte. Scheiden eng anliegend, farblos. Grenzzellen (nach Kaben- borst Flora alg. europ. IL p. 231) fast so dick wie die veget. Zellen. Ausserdem sollen die A.-Fäden von einem Büschel dünner Hypheothrix-artiger Fäden umgeben sein. Diese Alge soll nach Cohns (Abhand. der schles. Gesell, f. vater. Kultur 1862, p. 39) auch an den warmen Quellen in Carlsbad vorkommen. Arthrotilum-artige, jedoch heterocystenlose Fäden beobachtete ich im Bette der Tepl unter der Sprudelkolonnade mit Calothrix thermaUs geselUg. '■') Durch das Substrat von chroococcus-artigen Zellen unterscheiden sich die Lepto- chaete-Arten von einigen, ihnen sonst sehr ähnlichen Amphithrix- und Leibleinia- Arten. Auch einige Galothrix-Arten sind in gewissen Entwickelungsstadien leptochaeteartig. ^) Mehr darüber in Borzi's „Morfolog. e biolog. delle alghe ficocrom. III.", p. 287 f< 54 Hieptochaete — Microcliaete. 46. L. stagnalis nob. Lager düuuliäutig, spangrün, rundliche, flache, scheiben- förmige Überzüge bildend. Fäden dicht neben einander, parallel aufrecht, an der Basis 3 bis 4'5 ^ dick, allmälig in eine haarförmige Spitze auslaufend, meist kurz (.80 bis 50 ii lang). Veget. Zellen ^2 (selten bis l)mal so lang wie dick, mit blaugrünem Inhalte. Scheiden farblos, eng anliegend, dünn. Chrooco ecusartige Zellen meist nur eine dünne Schicht an der Unterlage bildend. In stehenden Gewässern, Tümpeln u. ä. an untergetauchten Steinen etc. fest- sitzend, öfters mit Chaetophora elegans (5 — 10). Bisher blos in einem Wiesentümpel bei Cimelic in Südböhmen! 47. L. nidulans nob.^) Lager microscopisch klein. Fäden zu 5 bis 100 und mehr dicht gehäuft, zu kleinen oder grösseren Häufchen vereinigt, seltener einzeln im schleimigen Lager anderer blaugrüner Algen nistend, gerade oder leicht gekrümmt, an der Basis 2 bis 4*5 fi dick, am oberen Ende allmälig haarspitz verdünnt, kurz (15 bis 45 ft lang), meist undeutlich gegliedert. Veget. Zellen am unteren Fadenende so lang wie breit, an der Fadenspitze aus den Scheiden hervorragend, mit blaugrünlichem Inhalte. Scheiden eng an- liegend, nicht deutlich geschichtet, goldgelb bis gelbbraun gefärbt. In Teichen u. ä. im Lager der an der Wasserober- fläche eine blaugrüne Wasserblüthe bildenden Clathrocystis aeruginosa (Ktz.) Henfr. und Polycystis aquae Wittr. nistend (5 — 10). Bisher blos in einem Teiche an der Bahn bei Bystric nächst Beneschau 1885 reichlich, 1886 ver- schwunden ! Fig. 18. Leptochaete nidulans nob. Mehrere Fäden und ei- nige Vermehrungsakiueten (etwa 880mal vergr.). 48. L. rivularis nob. Lager meist sehr klein, dünn, krustenartig, an untergetauchten Steinen und Hölzern fest- sitzend, bräunlichgelb, im trockenen Zustande bis schwärz- lichbraun. Fäden dicht gehäuft, am unteren Ende 3 bis 4 fi dick, am oberen allmälig zugespitzt, meist kurz (12 bis 18, seltener mehr ^ lang) und undeutlich gegliedert, mit blass olivengrün gefärbtem Inhalte. Scheiden sehr dünn, eng anliegend, von goldgelber bis bräunlich gelber Farbe. In schnellfliessendem Wasser, in Gebirgsbächen etc. meist mit Hydrurus foe- tidus, Chantransien etc. gesellig (5 — 10). Bisher nur im Böhmerwalde am Wege von Deffernik zum Faulbaum und bei der Pampferhütte ! ^) 14. Gattung. Microchaete Thr. (Coleospermum Krch.).^) Thallusfäden einfach, seltener falsch verzweigt, aufrecht, mit der Basis fest- sitzend, einzeln oder zu kleinen Büscheln vereinigt, jeder von einer besonderen, am oberen Ende offenen und nicht selten etwas erweiterten Scheide umgeben, am unteren ^) Stellt der L. parasitica Bzi. am nächsten. ^) Von den von Bornet und Flahault (Revis. Nostoch. p. 343 f.) beschriebenen Amphi- thrix- Ktz. em. Bor. Arten, wird vielleicht in Böhmen A. ianthina (Ktz.) Bor. et Flah. (Leptothrix ianthina Ktz. und Amphithrix amethystea Ktz. Tab. phycol. I., T. 79) noch entdeckt werden. Der Verfasser hat bisher die von ihm in Böhmen beobachteten Amphithrix-Ktz. und Inomeria- Ktz. Formen nicht näher berücksichtigt, da sie, seinen Untersuchungen nach, blos gewisse Ent- wickelungszustände anderer fadenartiger Rivulariaceen-Formen sind; auch Thuret und Bornet (Notes algolog. Tl., p. 160) meint, dass diese Algen „doivent etre rayes de la liste des algues". ^) Da das Vorhandensein einer Haarspitze nicht immer als ein untrügliches Merkmal der zu den Calothrichaceen zu zählenden Algen sich erwiesen hat, so glaubt der Verf. nicht fehl zu gehen, wenn er diese noch von Thuret (Clasif. der Nostoch. p. 4, 7) und Kirchner (Algenfl. p. 239) zu den Nostoceen, von Bornet und Flahault (Revis. Nostoch. p. 83) und von Gomont Micro ch aete . 55 Ende mehr oder minder (bis zwiebeiförmig) verdickt, au der Spitze stumpf abgerundet, nie in eine gegliederte Haarspitze auslaufend. Grenzzellen basilar und intercalar. Vermehrung erfolgt durch Hormogonien, durch Chroococcoideen-Gonidien (Ver- mehrungsakineten) und durch Dauerzellen (Sporen) ; diese letzteren Zellen entstehen aus den veget. Zellen des unteren Fadentheiles und können nach einem längeren Ruhe- stadium zu neuen Microchaete-Fäden anwachsen, Wcährend die Chroococcoideen-Gonidien sofort, kaum ausgesäet, wieder keimen. — Wasserpflanzen.-') 49. M. tenera Thr. Not. algol. IL, T. 30 (Coleospermum Goeppertianum Krch. Microscop. Pflanzen T. 4, Bornet et Flahault Revis. Nostoch. p. 84). Fäden einzeln oder zu einem schwammig-hautartigem, schmutzig olivenblaugrünem Lager vereinigt, oft büschelig- strahlig angeordnet, bis 1 mm lang, 6 bis 7 (sel- tener bis 8'5) ft dick, leicht gekrümmt, mit zuerst an der Spitze geschlossener, später offener, eng anliegender, dünner, hyaliner Scheide. Veget. Zellen 5 bis 6 |U dick, am unteren Fadeuende 2 (seltener bis 3)mal, am oberen ^s ^is Imal so lang wie breit, mit blaugrünem Inhalte. Grenzzellen basilar und intercalar, die ersteren oblong, die letzteren cylindrisch, fast so wie die veget. Zellen dick, bis 2mal so lang, einzeln oder zu zwei neben einander. Dauerzellen (Sporen) nach Kirchner am unteren Fadenende durch eine oder zwei veget. Zellen von der Grenzzelle getrennt, seltener unmittelbar an dieser, cylindrisch 6 bis 7-5 ft dick, 13 bis 17 ft lang, einzeln oder zu 2 mit bräunlichem Inhalte; var. ß) minor nob. Fäden mit der Scheide nur bis 7 {i breit, die veget. Zellen nur 4 bis 5 ft dick, sonst wie die typische Form. In stehenden Gewässern, Sümpfen, "Wassergräben, Teichen u. ä., meist unter anderen Algen zerstreut, seiteuer an Wasserpflanzen festsitzend (5 — 10). So in einem Schanzgraben hinter dem gew. Kornthor nächst Prag var. /3; in einem Elbettimpel bei Neratowic und bei Celakowic, im Teiche Nadej bei Lomnic nächst Wittingau und bei Pocatek, spärlich! am Koppenplau im Riesengebirge (Schröter 1. c. p. 187). Fig. 19. Microchacte tenera Thr. Drei ungleich entwickelte Fäden (etwa 400- mal vergr.). IIL Familie. Nostoceae (Ktz.) Bor. et Flah. non Stiz. nee Bzi. [Nostochaceae Stiz. et Rbh.]. Fäden frei (nie mit einem Ende festgewachsen), einfach (unverzweigt), faden- förmig oder meist mehr weniger perlschnurartig, nie in eine haarförmige Spitze aus- laufend, mit intercalarem Wachsthum, iu cousistenten Gallertscheiden eingeschlossen oder ohne diese in einem gemeinschaftlichem Gallertlager von bestimmter oder unbestimmter Form, mit oder ohne Aussenhaut, eingebettet, meist mehr oder minder gekrümmt, seltener fast oder ganz gerade. Grenzzellen zwischen den veget. Zellen intercalar oder an den Enden der Fäden terminal. Dauerzellen (Sporen) sind bei den Nostoceen meist kugelig oder länglich, oft neben den Heterocysten, entweder centrifugal oder centripetal ^) ent- stehend. (Bull, de la Soc. bot. de France, XXXI, p. 209) zu den Scytonemeen gezählte Gattung, zu welcher nach Borzi (SuUo svillupo della Microchaete grisea, 1887) gewisse Entwickelimgsformen der Calo- thrix-Arten gehören, mit den Calothrichaceen (Leptochaeteen) vereinigt. ^) Vergl. Borzi, SuUo sviluppo della Microchaete grisea Thr. 1887. -) Mehr darüber sowie über die Organisation der Nostoceen ist in Bornet nnd Flahault „Revision des Nostocacees heterocystees" IV., p, 178 f. und Borzi, „Note alla morfolog. e biolog. delle alghe ficocromacee" 1878 nachzulesen. 5ß Microoliaete — Nostoc. Vermehrung erfolgt 1. durch mehrzellige Keimfäden (Hormogonien), welche durch Fragmentirung der erwachsenen Fäden entstehen und aus ihren Gallertscheiden, resp. aus dem gemeinsamen Gallertlager unter Zurücklassung der Grenzzellen entschlüpfen und durch fortgesetzte Zweitheilung der vegetativen Zellen, die an den zur Ruhe ge- kommenen Hormogonien vor sich geht, zu neuen Fäden, resp. Familien heranwachsen ; 2. durch Dauerzellen (Sporen), welche erst nach einer Ruheperiode durch fortgesetzte Theilungen des Zellinhaltes zu neuen Individuen sich ausbilden. I. Subfam. Änabaeneae Bor. et Flah. Scheiden der Fäden dick, gallertig, leicht zerfliessend (nie häutig), oft scheinbar fehlend. 1. Gruppe. Eunostoceae nob. Fäden gekrümmt, in gemeinsamem, meist von einer Aussenhaut umgrenztem Gallertlager liegend, nackt oder von gallertartigen Scheiden umgeben. 15. Gattung. IVostoc Vauch. (incl. Hormosiphon Ktz.).') Thallusfäden frei lebend, selten endophytisch,^) gekrümmt und unter einander verflochten, selten fast gerade, meist rosenkranzförmig, in einem gemeinsamem, solidem oder innen hohlem, festsitzendem oder freischwimmendem, schleimigem, gallertigem, bis fast krustenförmigem Lager, von kugeliger, elliptischer, knollenförmiger, länglicher, blatt-, seltener schnurartiger bis fast fadenförmiger oder unbestimmter Form eingebettet, der von einer festeren Aussenschicht umgeben ist. Veget. Zellen niedergedrückt-kugelförmig, tonnenförmig oder cylindrisch. Heterocysten intercalar oder terminal. Dauerzellen (Sporen) kugelig oder länglich, unter den Greuzzellen, mit dickem Epispor und dicht gekörntem Inhalte. Scheiden leicht zerfliessend, farblos oder gelb bis gelbbraun gefärbt, öfters quer eingeschnürt (wenn die Scheiden undeutlich sind, so liegen die Fäden in gemein- schaftlichem Gallertlager). Vermehrung erfolgt 1. durch Hormogonien, 2. durch kleinere oder grössere, frei werdende Fadencolonien und 3. durch Sporen.^) 1. Sect. Ämorpha Thr. et Flah. Fäden zu micro scopischen, rundlichen oder unregelmässigen, aphanocapsa-artigen, schleimigen Massen vereinigt, meist dicht unter einander verflochten. — Wasserbewohner, seltener auch auf feuchter Erde verbreitet. 50. N. hederulae Menegh. [Anabaena hederulae Ktz. Tab. phycol. I. T. 92 cum synonym, in Bor. et Flah. Revis. IV., p. 189]. Lager rundlich, klein, bis 2 deci- millim. breit, einzeln oder gehäuft, festsitzend, Fäden gekrümmt, dicht verflochten, mit eng anliegenden, farblosen Gallerthüllen, bläulichgrün oder satt spangrün, 3 bis 4 ^ dick. Veget. Zellen niedergedrückt-kugelförmig oder elliptisch. Grenzzellen 4*5 bis 5 [i ^) Uiber den Polymorphismus, den genetischen Zusammenhang der zu dieser Gattung gezählten blaugrünen Algen zu anderen höher entwickelten Myxophyceen, Kivulariaceen, Scyto- nemaceen etc.) siehe mehr in des Verf. Abhandlung „Uiber den Polymorphismus der Algen", dann in Zopfs, Itzigsohn's, Wolle's, Zukal's u. A. diesbezüglichen algologischen Publicationen. Uiber Nostocformen im Flechtenthallus, die Entwickelung von Nostoc-Colonien aus einigen Lichenen (Gollemaceen u. ä.) etc. haben J. Sachs, Kützing, Itzigsohn, Borzi, Zukal u. A. ausführlicher abgehandelt. ^) Endophytisch lebende Fäden von Nostoc entophytum, N. cuticulare, N. coeruleum u. a. hat der Verf. in Böhmen bei Ouzitz nächst Kralup, Kamnitz nächst Tellnitz etc. gesammelt. Auch von Cohn, Reinsch, Leitgeb, Walduer, Marchand, Janczewski u. A. sind endophytische Nostocfaden beobachtet worden. Uiber die Assimilation freien Stickstoffs und über den Parasi- tismus von Nostoc vergl. Brantl's Abhandlung in der Hedwigia, 1889. ^) Da die Unterschiede zwischen der Gatt. Nostoc Vauch. und der Gatt. Anabaena (Bory) Ktz., mit welcher schon A. Braun (Verjüngung, 1849, p. 156), Thuret (Essai de classif. Nostoch. 1875) und Wittrock (Algae aquae dulcis etc. exs. 1882, p. 60) die Gatt. Sphaerozyga (Ag.) Ralfs und Cylindrospermum (Ktz.) Ralfs vereinigten, geringfügig sind, so hat Verf. in seiner Abhandlung „Zur Systematik einiger Süsswasseralgen", 1885, p. 13 im Sep.-Abdr. die Gattungen Anabaena, Cylindrospermum und Sphaerozyga der Gatt, Nostoc als Sectionen untergeordnet. NosboC. 57 dick, fast farblos. Sporen rundlich oder oblong, 5 bis 6 ^ breit, 5 bis 8 ft laug, mit glattem, dickem Epispor und gekörntem, olivengelb gefärbtem Inhalte. An untergetauchten Blättern, Stengeln etc. von Wasserpflanzen (Lemna, Gra- mineen u. ä.), seltener auch auf feuchter Erde (5 — 10). So im Teiche bei Kunratic und bei der Kaisermühle nächst Prag, in Sümpfen bei Lomnic nächst Wittingau und bei Steinkirchen nächst Budweis ; in Sümpfen an der Bahn bei Zizelic nächst Chlumec a. C. ! 2. Sect. Cuticularia Bor. et Flah. Fäden zu einem Scheiben- oder warzen- förmigem, festsitzendem und an der Peripherie fortwachsendem Lager dieht vereinigt, ge- krümmt. — Wasserbewohner. 51. N. cuticulare ) Diese Gattung, in welcher Grenzzellen an gewissen Formen nachgewiesen wurden (vergl. Bornet und Flahault, Revision des Nostoch. heterocyst. p. 241) nnd welche demnach hier neben der Gatt. Anabaena Bory gestellt wurde, hat der Verf. früher mit Borzi zu den Isocysteen gezählt. 74 Nodialaria — .A_ulosira. 83. N. turicensis (Cram.) nob. [Spermosira tuiiceusis Cram. Hedwigia 1860, T. G] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 895 sub nom. N. Harveyaua!^) Lager schleimig, formlos, leicht zerfliesseud, schmutzig blaugrün. Fäden gerade oder schwach gekrümmt, nach den Enden öfters leicht verjüngt. Veget. Zellen niederge- drückt-kugelig oder elliptisch, 4 bis 5 .u dick, 72 ^i^ 1™^1 ^^ lang. Grenzzellen niedergedrückt-kugelig, kaum grösser als die veget. Zellen. Sporen 3 bis 8 hinter einander, selten einzeln, fast kugelig, gelbbräunlich, 6 bis 7 jw dick. Scheiden sehr dünn, eng anliegend, farblos, leicht zerfliesseud, an älteren Fäden fehlend. An alten Baumstämmen, auf der Rinde in ausgeflossenem Baumsafte selten (5 — 10). So an einer alten Weide bei Westec nächst Brandeis a. L., an Aesculus hippocastauum und Ulmus effusa auf der Elbinsel bei Lobositz, an Populus nigra bei Raudnitz, an alten Pappelbäumen am Ufer der Eger bei Libochowitz; bei Bfeznic nächst Pfibram ! II. Subfam. Aulosireae Bor. et Flah. Scheiden der Fäden consistent, nicht zerfliesseud. Fäden einzeln oder zu mehreren parallel neben einander liegend. ....V Fig. 27. Nodularia tu- ricensis (Cram.) Theil eines vegetativen und eines sporentragenden Fadens (etwa 400mal vergr.). 19. Gattung. Aulosira Krch. Thallusfäden wie bei Anabaena, jedoch in deutliche, con- sistente, eng anliegende Scheiden eingeschlossen, einzeln oder zu mehreren bündelweise genähert. Veget. Zellen tounenförmig oder cj^lindrisch; Endzellen abgerundet. Grenzzellen intercalar, von den cylindrischcn Sporen nicht oder durch veget. Zellen getrennt. — Vermehrung wie in der vor. Gattung. 84. A. laxa Krch. Die microsc. Pflanzenwelt Fig. 188, Bor. et Flah. Note sur le genre Aulosira T. 1, Bor. et Flah. Revis. IV., p. 256. Fäden gerade oder wenig gekrümmt, einzeln oder bündelweise gehäuft, 5 bis 8 /ü dick, mit enger, farbloser Gallertscheide. Veget. Zellen 5 bis 7 /it dick, nieder- gedrückt-kugelig oder cylindrisch. Grenzzellen 5 bis 8 /* dick, cylindrisch, gelblich. Sporen länglich cylindrisch, 5 bis 7 jtt dick, 20 bis 24 fi lang; var. ß) microspora Lagerh. Bidrag til Sverig. algflora T. 1. Veget. Zellen 4 bis Q ^ dick ; Grenzzellen 7 jw dick ; Sporen 8 fi dick, 14 bis 18 ft lang, von den Grenzzellen nicht oder blos durch einige veget. Zellen getrennt. In Sümpfen, Wassergräben, alten Teichen u. ä. selten (6 — 11). In Elbetümpeln bei Pfelouc und auf der grossen Insel bei Celakowic; bei Brenn nächst B. Leipa; in Teichen bei Podoli nächst Wotic, Picin und Bfeznic nächst Pfibram, Plana, Kowafow und Mühlhausen nächst Tabor, Schewetin nächst Budweis, Winterberg, Kuschwarda, Kalten- brunn nächst Hohenfurth, Skfidla nächst der Bahnstation Weleschin- Krummau, Neu-Bistritz ; im Teiche Podwinak nächst Böhm. Brod, bei Malin nächst Kutteuberg! Fig. 28. Aulosira laxa Krch. Theile zweier Fäden (etwa400malver- grössert). IV. Familie. Lyngbyaceae (Oscillariaceae). Thallusfäden unverzweigt, nie in eine Haarspitze auslaufend (nur selten sind die Endglieder der Fäden dünner als die übrigen veget. ^) Bornet und Flahault (Revis. IV., p. 244) haben diese aerophytisch lebende Spermosira- Art mit der maritimen Spermosira Harveyana (Thw.) Ktz.n: Nodularia Harveyana Thr. in Bor. et Flah. 1. c. p. 243 zu einer Art vereinigt. -A.u.losira — !M!icrooole\as. "JPf Zellen) aus lauter gleichen, lang-cylindrischen, bis scheibenförmigen Zellen bestehend, ohne Greuzzellen und Sporen (diese sind in der Gatt. Lyngbya nur ausnahmsweise vor- handen)^), gerade stabförmig oder mehr weniger spiralig bis korkzieherartig (Spirulina) gewunden, nackt oder mit gallertigen Scheiden, welche entweder dünn und leicht zer- fliessend oder consisteut, dick und geschichtet sind. In den Gallertscheiden sind die Thallusfäden einzeln oder zu mehreren eingeschlossen, unbeweglich oder langsam beweglich ; nackte Fäden führen schlängelnde, kriechende u. ä. Bewegungen mehr oder minder lebhaft aus und sind meist zu grösseren, schleimigen, formlosen Gallertmassen vereinigt, seltener vereinzelt, frei oder eudophytisch lebend; die mit Scheiden versehenen Fäden bilden meist dünnhäutige Lager. Vermehrung erfolgt 1. durch Hormogonien (Synakineten, Keimfäden), welche durch Fragmentirung älterer Fäden in mehrere, meist mehrzellige Stücke enf stehen, die bei den mit Scheiden versehenen Lyngbyaceen aus den Scheiden herauskriechen, seltener in ihren alten Scheiden heranwachsen und sich später wieder mit Specialgallerthtilleu oder Scheiden umgeben ; 2. durch einzelne Zellen (Akineten Wille's), welche unter ge- wissen Umständen (iusb. bei Ausbildung der einzelligen Entwickelungszustände) aus den Fäden oder aus deren Bruchstücken entstehen und sofort oder erst nach einer kürzeren oder längeren Periode wieder zu neuen Fäden heranwachsen und die man wie bei den arthrosporen Spaltpilzen (Bacterien) einfach Sporen nennen könnte.^) I. Subfam. Microcoleae nob. (Vaginarieae Gom,) Fäden zu zwei oder mehreren bis vielen bündelweise vereinigt (seltener einzeln), von einer gemeinsamen Gallertscheide umgeben, die an den Enden offen (selten geschlossen) ist und sich öfters in dünnere Aeste spaltet, büschelige, flockige, gehäufte, niederliegende, kriechende oder aufrechte, festgewachsene oder fluctuirende Bündel bildend. 20. Gattung. MierocoleuS Desmaz. (Chthoaoblastus Ktz., incl. Hydrocoleum Ktz, et Dasy- gloea Thw.). Thallusfäden wie in der Gattung Lyngbya entwickelt, zu mehreren oder vielen zu einem Bündel vereinigt (selten einzeln), von einer gemeinsamen, farblosen oder gelblich gefärbten, meist dicken und deutlich geschichteten Gallertscheide umgeben, gerade, pa- rallel neben einander liegend, meist deutlich gegliedert. Veget. Zellen cylindrisch fast ebenso lang wie breit oder etwas kürzer, an den Scheidewänden nicht eingeschnürtj mit blau- oder olivengrünem, bis bräunlichem Inhalte. Scheiden eng oder weit abstehend, meist an den Enden offen und unregelmässig verzweigt, d. h. in mehrere dünnere Aestchen (resp. mit Scheiden versehene Fadenbündel) sich theilend. Lager meist hautartig-faserig oder formlos, frisch gelatinös, trocken brüchig. -- Auf feuchter Erde, an inundirten Orten oder im Wasser lebende Algen. 1. Sect. Chthonohlastus (Ktz.) nob. Fäden 3 bis 14 ^ (seltener blos 2*5 (i) dick, meist zu mehreren, selten zu zwei oder einzeln in einer an den Enden wenig und nicht dichotomisch getheilten, gemeinsamen Gallertscheide eingelagert. — Erdbewohner. 85. M. lyngbyaceus (Ktz.) Crn. [M. lyugbyaceus (Ktz.) Thr. in Bor. et Thr. Not. algol. I. T. 2, Hydrocoleum lyngbyaceum Ktz. Tab. phycol. I. T. 51]. Lager dunkel blaugrün, klein, flockig, seltener hautartig, schleimig. Fäden 15 bis 14 ^ dick, zu meh- ') Der Mangel von echten Sporen (Dauerzellen, Ruheakineten Wille's) bei den an der Luft lebenden Lyngbyaceen ist vielleicht dadurch zu erklären, dass bei diesen blangrünen Algen, die Fäden während des Winters und bei völliger Austrocknung eine Art Encystirung erfahren. Es schützt sich hier der ganze Faden oder mehrzeUige Fadenabschnitte in ähnlicher Weise, wie es bei den Heterocysteen diejenigen Zellen thun, welche sich zu Ruheakineten (Sporen) ausbilden. Auch das Nichtvorhandensein, von Zoogonidien bei den Lyngbyaceen wie bei allen fadenförmigen blaugrünen Algen, kann vielleicht dadurch erklärt werden, dass die reproductiven Fadenabschnitte dieser Algen (sog. Hormogonien oder Synakineten Wille's) locomotorischer Bewegungen fähig sind. ^) Vergl. A. de Bary „Vergleichende Morphol. u. Biol. der Pilze", 1884, p. 500. fJQ Mioroooleus. reren, selten einzeln in farblosen, dicken und geschichteten Gallertscheiden eingeschlossen, welche bisweilen zu einer formlosen Gallertmasse zerfliessen. Veget. Zellen 2 bis 3mal kürzer als breit, mit feinkörnigem Inhalte. Am Kande von Salzwassersümpfen auf feuchter Erde selten (5 — 11). So bei Auzic nächst Kralup spärlich ! 86. M. terrestris (Desm.)^) Thr, Lager oft weit ausgebreitet, aus netzförmig anastomosirenden, haardicken Bündeln bestehend, selten hautartig-faserig, von schmutzig oliveubrauner bis braunschwärzlicher Farbe, matt glänzend. Fäden zu wenigen bis vielen in einer gemeinsamen, farblosen, nicht deutlich geschichteten Gallertscheide, 4 bis 6 ft dick ; veget. Zellen ungefähr so lang als breit, Endzellen stumpf abgerundet, meist etwas länger als breit; a) repens (Ktz.) Krch. [Chthonoblastus repens Ktz. Tab. phycol. L, T. 54]. Fäden 5 bis 6 /* dick, straff, mit nicht verdünnten Endzeilen, in grösserer Anzahl zu 30 bis 90 (i dicken Bündeln vereinigt, in einer gemeinsamen, ziemlich weiten Gallert- scheide eingeschlossen ; h) Vaucheri (Ktz.) Krch. [Chthonoblastus Vaucheri Ktz. Tab. phycol. I., T. 54]. Fäden 4 bis 5 /* dick, meist mit mez'klich verdünnten Endzellen in einer an den Enden sich öfters in Aeste theilenden gemeinsamen Gallertscheide. ^) Auf feuchter Erde, insbesondere auf Rasen- oder Exercirplätzen, an wenig be- tretenen Wegen in Gärten, Dörfern etc. durch ganz Böhmen verbreitet (4 — 11). In der Umgebung von Prag nicht selten, so im Stadtpark, im Heine'schen und im Yei*einsgarten, im k. k. botan. Garten am Smichow stellenweise massenhaft, hinter dem Strahower-Thor i), am grossen Exercirplatz bei dem Inwalidenhause &), bei Lieben, in der Kaisermühle nächst Baumgarten 6), bei Liboc 6), Wolsan mehrfach, Michle, Kunratic, Troja, Podbaba, Sclc, Roztok, Brnky 6), Zalow, Libsic, Kralup auch 6), Mühlhausen, Weltrus, ünter- Befkowitz, Raudnitz auch 6), Lobositz auch 6), Leitmeritz, Clzkowitz, Oppolan 6), Libo- chowitz auch 6), Budin, Aussig, Schön-Priesen, Maischlowitz, Bodenbach, Tetschen, Eulau, Bünauburg, Tellnitz, Mariaschein auch 6), Eichwald, Teplitz, Niclasberg, Osseg i), Liptitz, Dux, Brüx, Saaz 6), Laun auch &), Peruc, Schlan, Rakonitz, Pürglitz, Stadtl 6), Dusnik, Tachlowitz, Hostiwic, Okof, Herrndorf, Statenic, Ounetic, Lochkow, Roblin, Solopisk, Cernosic, Dobfichowic, Vsenor, Radotin, Chotec, Budhan i), Srbsko, Tetin, Mofln nächst Karlstein h) Beraun auch 6), Neuhütten, Popowitz, Zdic, Jinec, Hof owic 6), Pfibram, Bradkowic, Bfeznic, Dobfis, Woznic, Cimelitz 5), Mühlhausen, Kowafow nächst Tabor, Protivin auch 6), Pisek, Putim, Strakonic, Nepomuk &), Blowic J), Pilsen auch 6), Plass, Holoubkau h) ; bei Neuern, Klattau, Horazdowic, Wodnian, Winterberg, Kuschwarda, Prachatitz, Neu-Bistritz, Pocatek, Pilgram, Patzau, Neuhaus, Kardas-fi,ecic, Veseli a. L., Lomnic, Magdalena, Chlumec, Wittingau, Sobieslau, Ceraz, Bukowsko, Schewetin, Budweis auch 6), Forbes, Podhrad und Zämost 6), Steinkirchen, Kaplitz, Krummau, Ruckendorf, Rosenberg, Hohenfurth; bei Deutschbrod, Poina, Chrudim, Hefmanmestec, Kuttenberg, ^leb, Ronow nächst Caslau; bei Sudomefic, Stupsic, Beztahow, Martinic, Olbramowic nächst Wotic &), Plana auch 6), Tabor auch 6), Chotowin, Bystfic, Beneschau 6), fiican, Senohrab, Aufinowes ; bei Chwal, Bechowic, Ouwal, Böhm. Brod auch Z>), Pecek, Velim, Kolin, Cerheuic, Pfelouc, Pardubic auch &), Doubrawic, Steblowa, Ceperka, Königgrätz, Smific, Chlumec a. C, Libnowes 6), Jicin, Kopidlno, Rozdalowic, Dymokur, Kfinec, ^) Gomont (Essai p. 5) vereinigt diese Art mit Oscillaria vaginata Vauch. =: Microcoleus vaginatus (Vauch.) Gom., Chthonoblastus bryophilus Ktz. u. a. ^) Im Hofe der chemischen Fabrik in Kralup und am Rande des Wasserkanals, durch welchen warmes Wasser aus der Dampfsäge bei Kolin in die Elbe geleitet wird, fand ich eine in höherer Temperatur vegetirende Microcoleus-Form, welche von M. Vaucheri dadurch differirte, dass unter den 4 bis 5 ju. dicken Fäden sich noch dünnere, 2 bis 3 ft dicke Fäden untermischt befanden; ob diese Microcoleus-Form mit M. Plantae (Chthonoblastus Plantae Brügg.) identisch sei, konnte ich leider, da mir die letztere Art nicht nach Orig.-Exemplaren bekannt ist, nicht entscheiden. !Mioroooleu.s. 77 WIkawa, Juug-Bunzlau, Wrutic, Bakow, B. Leipa, Ausclia, Reichstadt, Müncbengrätz, Semil auch b), Turnau, Sichrow, Eiseubrod auch b), Starkenbach, Böhm.-Kamnitz, Haida, Steinschönau, Kreibitz; Liebenau, Reicheuau, Langeubruck nächst Reichenberg, Friedland; Alt-Paka auch 6), Parschuitz, Trauteuau, Arnau, Hohenelbe b), Nachod, Chotzen, Opocno, Neu-Bydzow ; im Riesengebirge noch l)ei einer kleinen Baude in der Nähe des Pantsche- falles b); bei Elbeteinitf;, Gross-Wossek, Podebrad, Pardubic, Königgrätz, Königinhof, Nimburg, Kostomlat, Lissa a. L., Brandeis a. E. b), Neratowic, Celakowic, Liblic; bei Hirschberg auch b), Weisswasser, Kaaden, Falkenau, Carlsbad, Osseg, Franzensbad, Mies ! 87. M. monticola (Ktz.) nob. [Chthonoblastus monticola Ktz. Tab. phycol. I., T. 56 ; Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 777]. Lager dünn, büschelig, feucht schmutzig blaugrüu, trocken braun bis schwärzlichbraun. Fäden zu 2 bis vielen, in meist 15 bis 94 fi dicken Bündeln, in einer gemeinsamen, dicken, farblosen oder gelblichen Gallert- scheide eingeschlossen, 3 bis 5 ft dick. Veget. Zellen 1 bis 2mal so lang als breit, an den Scheidewänden nicht eingeschnürt, Endzellen stumpf abgerundet. Auf feuchten, schattigen Bergabhängen, Felsen u. ä. stellenweise reichlich (4 — 11). So an silurischeu Kalksteinfelseu bei Hlubocep und im Felseneinschnitt der Bustehrader Bahn oberhalb Hlubocep mehrfach ^), am Barrande-Felsen und an einem Diabas-Felsen bei Vyskocilka, dann hinter dem Badehaus an der Waldquelle nächst Kuchelbad, bei Set. Prokop bei der Kirche, unter der Grotte und bei Nova Ves, bei Solopisk, im oberen Karliker-Thale ; bei Karlstein und Tetin mehrfach, vor Hostin am Kacakbache noch vor dessen Mündung in die Beraun, an Felsen an der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun häufig; an Moldaufelsen bei Selc, Podmoran, gegenüber Lettek bis nach Chwa- teiub mehrfach, ebenso bei Wran, Stechowic, Zampach an der Sazawa ; auf feuchten Felsen an der Doubrawka bei Zieh nächst Caslau ; an Urkalkfelsen bei Krummau ; am Aupafall im Riesengebirge ! 88. M. chthonoplastes (FI. dan.) Thr. [Oscillaria chthonoplastes Lyngb., M. saliuus (Ktz.) Crn., Chthono- blastus salinus Ktz., Ch. aerugineus Ktz., Ch. anguiformis (Harv.) Ktz. non Krch. Algen v. Schlesien p. 244 nr Mi- crocoleus anguiformis Harv.]. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 696 ! Lager dünn, seltener ziemlich dickhäutig, oft weit ausgebreitet, schmutzig blau- bis schwärzlichgrün. Fäden 2 bis 3, selten bis 4 ft dick, zu 2 — 8 oder vielen in einem meist 30 bis 140 ^ dicken Bündel vereinigt, welcher an beiden Enden verdünnt und von einer farblosen, im Alter öfters bräunlichen, mehr oder weniger dicken, geschichteten, an den Enden oft getheilten Gallertscheide umgeben ist. Veget. Zellen 1 bis 3mal so lang als dick, Endzellen konisch ; var. ß) Lyngbyei (Ktz.) Rbh. [Chthonoblastus Lyngbyei Ktz. Tab. phycol. L, T. 58]. Lager compact, oft geschichtet, spangrün ; var. y) stratificans (Fior. Mazz.) Rbh. [Micro- coleus stratificans Fior.-Mazz.]. Lager dünn, öfters fluctui- rend; Fäden bis 4 fi dick, sonst wie die typische Form. Am Rande von Salzwassersümpfen auf feuchtem, salzhaltigem Boden nicht häufig (4 — 11). So bei Ouzic nächst Kralup ^), bei Slatinan nächst Chotzen, am Abzugs- graben der Bitterwasserquelle beim fürstl. Schwarzenberg- schen Meierhofe bei Cizkowitz nächst Lobositz auch var. ß) und 7); bei den Said- schitzer Bitterwasserbrunnen, an einer kleineu Bitterwasserquelle bei Kozow nächst Laun ! ^) Ist von diesem Standorte in Wittr. et. Nordst. AI . exs. Nro. 777 vertheilt worden. ^) Ist von diesem Standorte in Wittr. et. Nordst. Alg. exs. Nro. 696 vertheilt worden. Fig. 29c. Microcoleus chtho- noplastes (Fl. dan.) Thr. Theil eines Fadenbündels mit der Scheide (etwa 200mal vergr.), daneben ein Faden mit der Specialscheide (etwa 600mal vergr). 78 Älioroooleus. 89. M. lacustris (Rbli.) uob. [Chthouoblastus lacustris RbL.]. Lager dünu, netz- artig-häutig, stablblaugrüu, matt glänzend. Fäden gerade, 3 bis 4 /u dick, zu 2 bis vielen, meist 30 bis 40, seltener 15 bis 60 ^ breiten Bündeln vereinigt. Veget. Zellen 1 bis 2mal so lang als breit, an den Scheidewänden nicht eingeschnürt, Endzellen konisch. Gemeinsame Scheide eng, dünn, farblos, nicht geschichtet. Auf schlammigem Boden am Rande von Teichen, Sümpfen u. ä. (4 — 11). So in einem ausgelassenem Teiche bei Chlumec a C. ; bei Lomnic nächst Wittiugau, bei Maxdorf nächst Bodenbach! 2. Sect. Schizothrix (Ktz.) nob.-^) Fäden 1 bis 2 (seltener bis 6) ii dick, in einer an den Enden meist wiederholt oft dicho- tomisch getheilten, gemeinsamen Gallertscheide zu zwei, seltener zu mehreren oder einzeln eingeschlossen. — Auf feuchten Felsen oder am Rande von Sümpfen lebende Algen. 90. M. aurantiacus (Ktz.) nob. [Schizothrix aurantiaca Ktz. Tab. phycol. IL, T. 39, incl. Hydrocoleum oligothrichum A. Br., Schizothrix variecolor Rbh. =: Microcoleus cruentus Lesp. et M. variecolor Krch.^) Rbh. Alg. exs. Nro. 851 !j. Lager dünn, ziemlich fest, fast krustenförmig, schwärzlichbrauu oder schmutzig rothbraun. Fäden meist gekrümmt. 4 bis 6 (it dick, einzeln, zu 2 oder meh- reren, oft fast parallel verlaufend, in einer 10 bis 50 ^ dicken, oft deutlich geschichteten, goldgelben, rosenrothen oder bräunlichen, selten farblosen, an den Enden oifenen Gallertscheide eingeschlossen. Veget. Zellen ebenso oder Y2 so laug, seltener etwas länger als breit, mit blass blaugrünem Inhalte. An felsigen Ufern, am Rande von Torfsümpfen u. ä. meist in Gebirgsgegenden (5 — 11). So an feuchten Sandsteinen am Ufer der Eger bei Saaz, bei Wurzelsdorf im Riesengebirge, am Arber im Böhmerwalde ! bei Reichenberg (Siegmund nach Rbh. Flora europ. alg. IL, p. 269). 91. M. hyalinus (Ktz.) Krch. [Schizothrix hyalina Ktz. Tab. phycol. IL, T. 40]. Lager dünn, krustenförmig, blaugrün, öfters durch CaCOg iucrustirt und weisslich; Fäden 1 bis 1*5 ^ dick, zu zwei oder mehrere (seltener einzeln) in farb- losen, öfters bis 7*5 ^ breiten, dichotom oder scheinbar dichotom getheilten, an den Enden geschlossenen und verdünnten, resp. in haarförmige Fetzen sich auflösenden Gal- lertscheiden eingelagert. Veget, Zellen fast so lang wie breit, mit hell blaugrünem In- halte, an den Scheidewänden leicht eingeschnürt; var. ß) calcilegus (A. Br.) nob. (Hydrocoleum calcilegum A. Br. Rbh. Alg. exs. 1771 !) Fäden 1 bis 2 ft dick, leicht gekrümmt, fast farblos, öfters undeutlich gegliedert, einzeln oder zu 2 bis 3, im einer gallertartigen, farblosen 2 bis 5 ft breiten, an der Oberfläche undeutlich ringförmig quer gestreiften Scheide eingeschlossen. Veget. Zellen 1- bis 2mal so lang als breit, sonst wie die typische Form. Auf vom Wasser berieselten Felsen insbesondere an Kalk- und Sandsteinfelsen u. ä. (5 — 11). Var. ß) an silurischen Kalkstein- etc. Felsen zerstreut, so an feuchten Kalksteinen am hohen Bahnviaducte bei Hlubocep nächst Prag, bei Radotln, bei Sedlec Fig. 29/?. Microco- leus hyalinus (Ktz.) Krch. var. calcilegus (A. Br.) nob. Stück der Scheide mit zwei Fäden (sehr stark vergr.). ^) Gomont (Essai p. 3) hat diese Section zur Gattung erhoben, mit welcher er als Unter- Gattungen Isactis Ktz., Hypheothrix Ktz. exp., Symjjhyosiphon Ktz. exp. und Chromosiphon Gomont vereinigte. 2) Wolle [Fresh-water algae of the United States, p. 304] hat diese Microcoleus-Art irrthümlich mit Dasygloea amorpha Berk.rr: Microcoleus amorphus (Berk.) Wolle vereinigt, welcher letzteren Art Schizothrix anglica Bennet (Fresh-water algae, 1889, \). 3 T. 1) und vielleicht auch Microcoleus thelephoroides (Mont.) Möbius in Hedwigia, 1888, Heft 9 u. 10 T. 9 nahe stehen. jVüiorocoleus. "^y nächst Lodeuic, an den Felsen gegenüber Srbsko nächst Berauu und vor Hostin an der Mündung des Kacakbaches in die Beraun, mehrfach unterhalb Koda au Moldaufelsen bei Selc und gegenüber Lettek bis nach Chvaterub häufig! die typische Form am Rande des Grossen Teiches und des Heideteiches bei Ilirschberg, an feuchten Sandsteinen am Ufer der Eger bei Saaz ! ebenso bei Weckelsdorf (Kirchner Algenfi. ji. 244). 92. M. fuscescens (Ktz.) Krch. (Schizothrix fuscescens Ktz.. Tab. phycol. H., T, 39.) Lager braun oder olivengrün, häutig-filzig P'äden 2*2 bis 3 (i dick, mehr we- niger gekrümmt oder fast gerade, meist undeutlich gegliedert, zu zwei, seltener mehrere oder einzeln in einer farblosen, oder gelb bis bräunlich gefärbten geschichteten, bis 16 ^i breiten, gemeinsamen, au den Enden peitscheuformig auslaufenden und meist wiederholt getheilten Gallertscheide eingeschlossen. An feuchten Felsen oder am Rande von Torfsümpfen u. ä. selten (5 — 11). So bei Weckelsdorf (Kirchner Algenfl. p. 245), am Rande der torfigen Sümpfe bei Habstein nächst Hirschberg! 93. M. furcatus (Rbh.) nob. (Schizothrix furcata Rbh.). Lager krustenförmig, schmutzig spangrün, später oft verblichen, und ziemlich hart werdend. Fäden gerade oder leicht gekrümmt, sehr dünn, mit blass blaugrünem Inhalte, zu zwei oder einzeln in an den Enden fast dichotom getheilten, öfters auch zerfetzten, farblosen, meist deutlich geschich- teten, bis 11 [i breiten, glatten Gallertscheiden eingeschlossen. An warmen Quellen (5 — 10). So in Carlsbad nach Rabenhorst (Flora europ. alg. IL p. 269).^) 3. Sect. Hydrocoleum (Ktz. nob.^) Fäden wie bei der 1. Sect. zu mehreren in einer gemeinsamen Gallertscheide eingeschlossen. — Wasserbewohner. 94. M. heterotrichus (Ktz.) Wolle [Hydrocoleum heterothrichum Ktz. Tab. phycol. L, T. 50., luactis heterothricha (Ktz.) Krch.]. Lager büschelig-raseuförmig, stahl- blau bis schwärzlichblaugrün. Fäden zu 2 bis vielen parallel verlaufend, gekrümmt, un- gleich (4'5 bis 10 ft) dick, mit 4'5 bis 6 n breiten und ebenso langen oder an dickeren Fäden mit 6 bis 10 (seltener mehr)/* dicken, ^3- bis Imal so langen, blau- oder oliveu- grüu gefärbten Zellen, in einer weiten, meist 25 bis 56 n breiten], farblosen, oft ge- schichteten und quer gestreiften Scheide eingeschlossen. Einzelne Bündel sind 2 bis 5 mm laug. In Bergbächeu, schnell fliessendeu Flüssen an Moosen etc. festsitzend, selten (6 — 10). So in einem Bache vor Tuchoraz nächst Böhm. Brod; bei Harrachsdorf, in der Spündelmühle, am Elbfall und bei der Petersbaude im Riesengebirge ! 95. M. Braunii (A. Br.) nob. (Hydrocoleum lacustre A. Br., Schizothrix la- custris Ktz., Tab. phycol. II. T. 39) Rbh. Alg. exs. Nro. 2564 ! Lager an Steinen fest- sitzend, polsterförmig, gelbbraun, an der Oberfläche grünlich. Fäden gekrümmt, fast farblos, zu zwei oder zu mehreren (bis 10) seltener einzeln, in einer farblosen, undeutlich ge- schichteten, nach den Enden peitschenförmig verdünnten und daselbst öfters geschlossenen, ziemlich weiten (19 bis 36 ft breiten) Gallertscheide eingelagert. Veget. Zellen 1 bis 2 /* dick, etwas länger als breit. Auf im Wasser liegenden Steinen in Seen etc. polster- oder krustenartige Über- züge bildend, selten (5 — 10). So bei Picin nächst Pfibram und bei Zinnwald im Erz- geliirge ! 96. M. Br^bissonii (Ktz.) nob. (Hydrocoleum Brebissonii Ktz. Tab. phycol. L, T. 50). Lager büschelig-rasig, stahlblau bis schwärzlichviolett gefärbt, einzelne Büschel bis 5 mm lang. Fäden leicht gekrümmt, zu zwei bis 8 oder einzeln in farblosen, eng an- ^) Nach Rabenhorst (.Deutschlands Kryptog.-FIora, 1847. II. Algen.) p. 84, soll auch Schizo- thrix velutina Ktz. in sumpfigen Bergabhängeu in Böhmen vorkommen. -) Schon Crouan (Florule de Finistere, p. 1 14) hat die Gatt. Hydrocoleum Ktz. wie auch später Thuret (Essai de classif. d. Nostoch.) und Wolle (Freshwater algae p. 304) mit der Gatt. Microcoleus Desmaz. vereinigt. 80 Miorocoleus — Inaofcis. liegenden Scheiden eingeschlossen. Veget. Zellen 9 bis 11 ft dick, ^3 — V2™^^ ^o lang, mit stahlblauem oder röthlichbräunlichem Inhalte; var. ß) aerugineus Rbh. (Phormidium fonticola Auersw.) Rbh. Alg. exs. Nro. 435 ! Lager blaugrün ; Fäden 7 bis 9 jt* dick, mit blaugrünem Inhalte, an den Scheiden öfters leicht eingeschnürt. Scheiden meist 12 bis 15 /* breit.^) In Quellen und Bächen selten (5 — 11). So var ß bei Siehdichfür im Riesenge- birge und bei Geiersburg nächst Mariaschein 1^) 21. Gattung. Inactis Ktz.') Thallusfäden meist parallel neben einander aufrecht verlaufend und mit einem Ende am Substrate basirend, wie bei Microcoleus zu zwei oder einzeln *) in cousistenten Scheiden, welche fast dichotom verzweigt sind, eingeschlossen, dicht gedrängt, büschelig gehäuft, aus einem Substrate von chroococcus-artigen Zellen entstehend. Vermehrung erfolgt 1. durch Hormogonieu, 2. durch Vermehrungsakineten. — Wasserbewohner. 97. I. tornata Ktz. Tab. phycol. I., T. 77 (incl. I. crustacea Ktz., I. vaginata Ktz., I. Kützingii Rbh. ex m. p.). Lager flach- halbkugelig, durch CaCOg stark incrustirt, fast steinhart, meist ^/j bis 2, seltener bis 6 mm im Durchm., schmutzig bis schwärzlichgrün, oft gehäuft und zusammenfliessend. Fäden parallel aufrecht verlaufend, 2 bis 4 /:* dick, in farblosen, eng anlie- genden, dünnen Scheiden eingelagert, oft undeutlich ge- gliedert. Veget. Zellen ebenso lang oder etwas länger, nach der Theilung etwas kürzer als breit mit blaugrünem Inhalte, welcher an den Scheidewänden nicht wie bei den Lyngbya- Arten deutlich gekörnt ist; Fig. 30. Inactis tornata Ktz. Meh- rere junge Fäden, unter welchen einige Vermehrungsakineten lie gen (stark vergr.). var. ß) crustacea (Ktz.) nob. (I. crustacea Ktz. Tab. phycol. I. T. 77). Lager krustenförmig, an der Ober- fläche fein granulirt, oliven-, seltener blaugrün. Fäden aus einem ziemlich dicken, fast gelatinösen Substrate von chroococcusartigen, meist 1 bis 2 j» dicken Zellen entstehend. Hormogonien meist 9 bis 12zellig, seltener auch aus 3 bis 9 Zellen bestehend; sonst wie die typische Form. In Bergbächen, Quellen an Steinen, Felsen u. ä. festgewachsen, blos in Gebirgs- regionen, selten (4 — 11). In der Umgebung von Prag blos im Gebiete der silurischen Kalkstein- etc. Felsen verbreitet, stellenweise aber massenhaft. So an einer Quelle im Walde oberhalb Kuchelbad reichlich, bei St. Prokop gegenüber Nova Ves spärlich, in Quellen und kleinen Bächen im Solopisker-Thale ebenso im oberen Karliker-Thale mehrfach, bei Sliwenec oberhalb Kuchelbad, im Radotiner-Thale an einem kleinen Felsenbrunnen spärlich, ebenso an einer Waldquelle zwischen Radotin und Cernosic, in Bächen zwischen Karlstein und Beraun stellenweise reichlich, auch unterhalb Korno, bei Tetin, vor Hostin und am Wege von da nach Set. Iwan, an einer Quelle „U dubu" und „v Pdnvich" in Bächen bei Karlstein häufig, in einem Bache nächst Hostivaf, in kleinen Bächen bei Selc ') Eine Microcoleus (Hydrocoleum) Form, deren blaugrüne Fäden 5 bis 7 |tt dick, zu 2 bis 6 oder einzeln, in eng anliegenden, 15 bis 30 (u. breiten, farblosen Scheiden eingeschlossen und deren Zellen meist 6 ja dick, 1 bis 2mal so lang waren, habe ich in einem Teiche bei Ro2- dalovic auf untergetauchten Wurzeln von Wasserpflanzen in geringer Menge gesammelt. '') Hoffentlich wird Microcoleus versicolor Thr. (Schizosiphon nigrescens Hilse, Hydro- coleum versicolor Rbh.) in Böhmen noch entdeckt werden. ^) Über das Verhältniss der Inactis-Arten zu den Leptochaete-Species vergl. Borzi Note alla morfolog. HL, p. 287 f. *) Junge Fäden sind immer einzeln in ihren Gallertscheiden eingeschlossen! Inaotis — Symploca. g]^ nächst Roztok, „v Mocidlech" gegenüber Podmoran an der Moldau reichlich,^) in einem Bache bei Roztok, Ounetic, ebenso vor Tuchoraz nächst Böhm. Brod; bei Pecek, Elbe- teinitz, Zleb, Ronow nächst Caslau, Kuttenberg, Hermanmestec, Chrudim ; am Wasserfall nächst Warkotsch bei Aussig, am Wasserfall in der Leym'schen Höhle nächst Schön- Priesen, im Bache bei Wesseln nächst Pömmerle, bei Eulau nächst Bodenbach ; an einer Quelle bei Podersam ; in Bächen bei Eisenbrod, Weisswasser, Bakow, Böhm. Kamnitz, Haida, Reichstadt ; in kleinen Bächen bei Mittel- und Niedergrund in der böhm. Schweiz ; bei LiebenaUj Einsiedl, Reichenau nächst Reichenberg, Friedland, bei Prachatitz in Süd- böhmen ! var. ß) im Bache bei Karlstein etwa 7* Stunde hinter der Burg blos an einer Stelle 1884 reichlich! 98. I. fasciculata (Näg.) Grün. [Hypheothrix fasciculata Näg. Tab. phycol. I., T. 70. Rbh. Alg. exs. Nro. 185 ! Schizothrix fasciculata (Näg.) Gomont]. Phycotheca univ. Hauck et Richter Nro. 30! Lager halbkugelig oder polsterartig, 1 bis 6 mm im Durchm., oft zusammenfliessend, hart, meist ganz mit CaCO^ incrustirt, blaugrün, braun oder olivenbraun, im Winter schmutzig röthlich'braun. Fäden IV2 ^is 2^1^ ii dick, öfters büschelig gehäuft, mit etwa 3 /» breiten, farblosen Scheiden. Veget. Zellen fast so lang wie breit. In Bächen, Quellen, auf untergetauchten Steinen und Felsen festgewachsen, selten (5 — 11). So am Abflüsse eines Felsenbrunnens gegenüber Nova Ves bei Set. Prokop, im Bächlein in einer Felsenkluft an der Westbahn gegenüber Srbsko nächst Beraun, am Wege vom Radotiner-Thal nach Kosof in einem reinem Bergbache reichlich, ebenso gegen- über Podmoran an der Moldau, im Bache vor Koneprus nächst Tetin, in einem Bächlein bei Kostomlat auf Plänerkalk, ebenso bei Podchlumi nächst Opocno ; bei Hinter-Ditters- bach in der böhm. Schweiz und im Dunkelthal im Riesengebirge! II. Subfam. Lynghyeae (Ktz.) nob. Jeder Faden von einer besonderen, festen und ziemlich dicken Scheide oder von einer dünnen, schleimigen, zerfliessenden Hülle umgeben. Fäden gerade oder mehr weniger bis spiralig und korkzieherartig (Spirulina) gedreht, unbeweglich oder (Oscillaria u. a.) mehr weniger lebhafte kriechende etc. Be- wegungen zeigend, zu haut- oder rasenartigen oder zu gallertig-schleimigen, formlosen Lagern vereinigt, frei, seltener einzeln oder büschelig gehäuft und mit einem Ende fest- gewachsen. a) Lynghyoldeae (Gom. ex p. nob.) Fäden meist in deutlichen, consistenten Scheiden eingeschlossen, nie korkzieherartig gewunden, meist unbeweglich (blos die Hor- mogonien bewegen sich einige Zeit lang). 22. Gattung. Symploca (Ktz.) Rbh. Thallusfäden in consistenten, seltener in gallertartigen (Symphyothrix Ktz.) Scheiden eingeschlossen,^) meist büschelig gehäuft und zuerst niederliegende, später auf- rechte Flöckchen oder Raschen bildend. Bisweilen sind die Scheiden zweier oder meh- rerer Fäden mit einander verwachsen (ausnahmsweise kommen auch zwei Fäden in einer gemeinsamen Scheide vor). Vermehrung erfolgt durch Hormogonien (Synakineten), welche aus ihrer Scheide oder aus der gallertartigen Hülle hervorkriechen und sonst wie Synakineten der nach- folgenden Gattung (Lyngbya) sich verhalten. — An der Luft lebende Algen. 1. Sect. Eusymploca nob. Scheiden consisteut, oft stellenweise leer, a) Fäden- bündel meist 2 — 5 mm, selten bis 1 cm hoch. 99. S. muralis Ktz. Tab. phycol. I. T. 73, Rbh. Alg. exs. Nro. 243 ex p.! Lager ausgebreitet, schmutzig blau oder stahlblaugrün, matt glänzend. Bündel aufrecht. ^) Wird von diesem Standorte in Hofraths R. v. Kerner „Flora austro-hung. exs." und in Prof. Dr. Wittrock's und Dr. Nordstedt's „Algae exs." mitgetheilt werden. 2) Nach Gomont (Essai p. 6) sollen die Fäden einiger Symploca-Arten unecht verzweigt sein, weshalb Gomont die Gatt. Symploca neben der Gatt. Plectonema gestellt hat. 6 g2 Syixiplooa. straff, an der Spitze verdünnt, etwa 2 bis 4 mm hoch, gehäuft oder vereinzelt. Fäden 2 bis 4 (seltener 5) /it dick, gerade oder leicht gekrümmt und unter einander ver- flochten. Veget. Zellen fast so lang wie breit oder etwas kürzer, mit blaugrünem In- halte. Scheiden eng anliegend, glatt, dünn. Auf feuchten Mauern, Brettern, Wasserleitungen etc. selten (5 — 10). So au einem alten Bretterzaume im Erzgebirge. (Siehe Kabenhorst Alg. exs. Nro. 243!) 100. S. minuta (Ag.) Rbh. Alg. exs. Nro. 395 ! Lager dunkel oder lebhaft spangrün, oft weit ausgebreitet, kurz-rasenartig, aus etwa 2 — 3 mm hohen, aufrechten, au der Spitze öfters getheilten Bündeln bestehend. Fäden meist 5 bis 9 /* dick, in farblosen, bis 12 /it breiten, ziemlich dicken, an der Oberfläche glatten oder rauhen, öfters zu zwei mit einander verwachsenen Scheiden eingeschlossen. Veget. Zellen ebenso lang wie breit oder etwas kürzer, mit blass blau- oder olivengrünem, in den Endzellen nicht selten blass rosenrothem oder gelblichem Inhalte; var. ß) Flotoiviana (Ktz.) uob. [S. Flotowiana Ktz. Tab. phycol. I. T. 76.]. Bündel 2 bis 5 mm hoch, an den Enden oft getheilt. Fäden 4'5 bis 6, seltener bis 8 jt (for. maior Rbh.) jü dick. Veget. Zellen ^2 ^^^ ^^^^ ^^ ^^^S wie breit, sonst wie die typische Form. Auf nacktem oder kurz begrastem, sandigem Boden, seltener auf hartem Lehm- boden, auf wenig betretenen Waldwegen, Viehtriften u. ä. zerstreut (6 — 11). So in Wäldern bei Johannesdorf und Rodowitz nächst Haida, Rabstein nächst böhm. Kamnitz, Eulau, Osseg und Moldau im Erzgebirge, am Wege von Peiperz nach Maxdorf nächst Bodenbach und bei Mittelgrund in der böhm. Schweiz; bei Siehdichfür und nahe am Mummelfall im Riesengebirge! bei Fugau (Karl in Rbh. Alg. exs. Nro. 395 !); in Wäldern bei Sudomefic in Südböhmen! var. ß) bei Seegrund nächst Eichwald; Eisenbrod; bei Grünbach im Riesengebirge und am Spitzberg im Böhmerwalde! 101. S. melanocephala Ktz. Tab. phycol. I. T. 75. Lager schwärzlichbraun, oft ziemlich ausgebreitet, aus dünnen, öfters pinselförmig gehäuften, geraden, 2 bis 6 mm hohen Bündeln bestehend. Fäden 4*5 bis 6 f« breit, leicht verflochten, in farblosen, 6 bis 9 j[* breiten, glatten, öfters zu zwei oder mehreren theilweise mit einander ver- wachsenen Scheiden eingeschlossen. Veget. Zellen ebenso lang oder etwas länger als breit, mit schmutzig blaugrtinem oder bräunlichem Inhalte, an den Scheidewänden nicht eingeschnürt ; var. ß) fasciculata A. Br. in Rbh. Alg. exs. Nrv. 493, 494! Bündel bis 8 mm hoch, büschelig gehäuft, sonst wie die typische Form. Auf Haiden, Waldwegen, Grasplätzen in Wäldern, meist in Gebirgsgegenden, jedoch ziemlich selten (6 — 11). Bisher blos in Wäldern zwischen Karlstein und Set. Iwan! h) Fädenbündel 1 bis IV2 c"^ lang (hoch). 102. S. Friesii (Ag.) Ktz. [Oscillaria Friesii Ag., Symploca Friesiana (Ag.) Ktz. Tab. phycol. I. T. 74, Microcoleus Friesii (Ag.) Thr. Scytonema Baugii Lyngb., Schizothrix Friesii (Ag.) Gomont (Essai p. 4 cum aliis synonym.). Lager lebhaft oder schwärzlich spangrün, aus 10 bis r^^'^^'^^!^^^i.:^£s^if^pi^^^^ 15 mm hohen, aufrechten, oft 5^|^S|lS^^JpSS:S;;^^ büschelig gehäuften Bündeln be- iS^^^^^SiS^S-^f^^^^^i^ stehend, welche am oberen Ende weniger straff aufrecht zugespitzt Fig. 31. Symploca Friesii (Ag.) Ktz. Mehrere Fäden (etwa "^^ öfters getheilt sind. Veget. '200mal vergr.), daneben die Alge in Vg der natürl. Grösse). Zellen ebenso lang oder etwas länger als breit, mit blaugrünem Inhalte. Fäden 3' 5 bis 6*6 ft breit. Scheiden 6 bis 10, seltener bis 15 ^ breit, farblos, bald eng anliegend, bald weit abstehend; Syinploca — Lyngbya. gg var. ß) Cesatiana (Rbh.) nob. [S. Cesatiana Rbh. Alg. exi. Nro. 492 !]. Veget. Zellen 1 bis 2mal, die röthlichen Endzeilen bis 3mal so lang als breit, an den Scheide- wänden leicht eingeschnürt; Scheiden ziemlich weit, sonst wie typische Form. Auf feuchter Erde, zwischen Moos, Gräsern etc. auf Haideboden, Waldwegen u. ä. meist in Gebirgsgegenden (6 — 11). So in Wäldern bei Karlstein, Molitorow nächst Koufim, Hirschberg ! bei Fugau (Karl. Mus. !) ; im Erzgebirge am Schneeberg (Rbh, Kryptfl. p. 94) ; bei Hohenfurth am Fusse des Böhmerwaldes ! 2. Sect. Symphyoihrix (Ktz.) Rbh. Scheiden dünn, gallertig und leicht zer- fliessend, oft undeutlich. Fäden zu aufrechten, öfters subdichotom getheilten, schleimigen Bündeln vereinigt. 103. S. Rabenhorstii Zeller in Rabenhorst Alg, exs. Nro. 1390. Lager frisch schmutzig, trocken schwärzlich blaugrün. Fäden gerade oder gekrümmt, zu 4 bis 8 mm, hohen, an der Spitze öfters getheilten Bündeln vereinigt, mit der dünnen, hyalinen, eng anliegenden, schleimigen Scheide 6 bis 8 f* dick. Veget. Zellen ebenso lang oder etwas kürzer als breit, mit Mass blaugrünem oder bräunlichem Inhalte, an den Scheidewänden oft fein gekörnt. Endzellen stumpf konisch. Auf feuchter Erde zwischen Moos, Vaucherien etc. oft am Grunde alter Bäume oder auf Grasplätzen (5 — 11). So am Rande der Sümpfe an der Bahn bei Ouzic nächst Kralup spärlich, auch im k. k. botan. Garten am Smichow zwischen Moos- Arten, welche in einigen Blumentöpfen mit anderen Pflanzen in Gewächshäusern cultivirt werden!^) 23. Gattung. lyngbya (Ag.) Thr.^) Thallusfäden in deutlichen, consistenten, festen oder weichen Gallertscheiden eingeschlossen und in diesen meist unbeweglich (Phormidium, Hypheothrix), zu einem meist dünnhäutigem Lager vereinigt oder nackt (Oscillaria), im schleimig-gallertigem, ge- staltlosem Lager liegend und meist lebhafte Bewegungen zeigend, gerade oder mehr weniger gekrümmt, doch nie korkzieherartig gewunden (wie bei Spirulina). Scheiden in der Regel stets nur einen Faden enthaltend (blos unter gewissen Umständen können sich die Fäden in der Scheide vermehren), eng anliegend, dünn oder ziemlich dick, meist undeutlich geschichtet, farblos oder gelblich, selten braun gefärbt. Fäden frei oder mit einem Ende festgewachsen (Leibleinia), oft büschelig gehäuft oder zu haut- oder gallertartigen Lagern verflochten, bez. vereinigt. Vermehrung erfolgt durch frei bewegliche, meist mehrzellige Hormogonien und durch ruhende Akineten. — Im Wasser und an der Luft lebende (selten auch endo- phytische oder entozoe) Algen. 1. Sect. Leibleinia (Endl. ex p.) nob. (incl. Leptothrix Ktz. ex p.). Fäden überall gleich dick, cylindrisch, seltener an einem Ende leicht (fast calothrix-artig) verdünnt, meist mit zarten Scheiden versehen, an Steinen, Hölzern, Muscheln, Faden *) Andere in Böhmen verbreitete, von älteren Autoren beschriebene Symploca-Arteu, bei welchen der Verf. den genetischen Zusammenhang mit den ihnen entsprechenden Lyngbya- Arten festgestellt hat, sind in diesem Werke mit diesen letzteren Species, als deren Varietäten (var. symplocoides oder symplociformis) vereinigt. 2) Schon Thuret (Essai de classif. d. Nostoch. 1875) hat mit der Gattung Lyngbya die Gattungen Phormidium Etz, Siphoderma Ktz., Leptothrix Ktz. exp., Hypheothrix Ktz. exp., Amphithrix Ktz. exp., Leibleinia Ktz. exp. vereinigt und auch die Gattung Symploca Ktz. ihr als ein Subgenus untergeordnet. Dass mit dieser Gattung Lyngbya auch die Gatt. Oscillaria (Bosc.) Ktz. vereinigt werden muss, hat der Verf. bereits 1883 (in seiner Abhandlung in der Botan. Zeitung Nro. 50) nachgewiesen. Später haben diese Ansicht des Verf.'s auch Gomont (Note sur le genre Phormidium Ktz. und Kecherches sur les envel, cellul. des Nostocacees filae menteuses, 1888) und Macchiati (Sulla Lyngbya Borziana e sulla opportunita di riunire le speci- dei generi Oscillaria e Lyngbya in au unico genere 1890) bestätigt. Des Verf.'s Ai-beit aber — aus Unkenntniss der Literatur — nicht citirt. Zopf hat mit der Gattung Lyngbya auch die Gattung Spirulina (Turp.) Link, Gomont auch die Gattung Spirocoleus Möbius vereinigt. 6* 84 Lyngbya. algen etc. mit einem Ende angewachsen, am anderen Ende frei und daselbst mit offener Scheide versehen, aufrecht, einzeln oder büschelig gehäuft und Raschen bildend, selten zu einem schleimig hautartigen Lager vereinigt.^) 104. L. Martensiana Menegh. [Leibleinia Martensiana Ktz. Tab. phycol. I. T. 82]. Fäden steif, gerade oder leicht gekrümmt, meist einzeln oder mehrere dicht neben einander, 2 bis 3*5 fi dick, oft ziemlich kurz, nicht selten blos 30 bis 70 (i lang; Scheiden eng anliegend, farblos, dünn. Veget. Zellen etwa ^2 ^^^ Vs ^^ ^^°S als breit, mit blass blaugrünem Inhalte. In Sümpfen, alten Teichen etc. in kaltem und in warmem Wasser auf Clado- phoren oder an anderen Fadenalgen festsitzend (5 — 11). So in der Umgebung von Prag in den Schanzgräben hinter dem gew. Kornthore, in einem Moldautümpel bei Hlu- bocep, im sog. Libusa-Bade nächst Pankrac, im Wolsaner Teiche, in Sümpfen bei Oufi- nowes ; bei Hodow nächst Ouwal, im Teiche bei der Vrsowicer Bierbrauerei, in Tümpeln an der Sazawa bei Zampach nächst Eule; in Sümpfen bei Neudorf nächst Kolin, Elbe- teinitz, Cerhenic, Pecek, Velim, Liblic, Kostomlat, Gross-Wossek, Steblova, Pardubic, Po- debrad, Libsic, Chotzen, B. Leipa, Liebenau, Einsiedl nächst Reichenberg ; ^ bei Pilsen, Wittingau, Lomnic, Tabor, Bistfic nächst Beneschau; bei Ronow nächst Caslau, Me- dlesic nächst Chrudim, Hefmanmestec, Polna, Pilgram ! 105. L. pusilla (Rbh.) nob. [Leptothrix pusilla Rbh.]. Fäden etwa 1 /* dick, oft nur 74 fi lang, undeutlich gegliedert, blass blaugrün, mit eng anliegenden^ dünnen, farblosen Scheiden. Veget. Zellen fast so lang oder etwas länger als breit, mit nicht deutlich gekörntem, blass blaugrünem Inhalte. In Sümpfen wie vor. an verschiedenen Fadenalgen festsitzend (5 — 11). So in der Umgebung von Prag im sog. Libusa-Bade nächst Pankrac, bei Elbeteinitz, Kolin ! (wahrscheinlich wie die vor. in Böhmen verbreitet, jedoch meist übersehen). 106. L. brevissima (Ktz.) nob. [Leptothrix brevissima Ktz. Tab. phycol. I. T. 60 uon exacte delineata]. Fäden gehäuft oder einzeln, gekrümmt oder fast gerade, etwa 3 fi dick, meist kurz, oft nur 30 bis 100 [i lang, blaugrün. Veget. Zellen fast so lang wie breit; var. ß) caespitosa Ktz. Tab. phycol. I. T. 60 [Leptothrix caespitosa Ktz. in Rbh. Flora alg. europ. IL, p. 74]. Fäden dicht gehäuft, oft fast parallel verlaufend, zu einem schleimigem, fast rasenartigem Lager vereinigt, 2 bis 3 /tt dick, mit dünnen, eng anliegenden, farblosen Scheiden. Zellen etwas länger als breit, mit blass blaugrünem, seltener gelblich- oder röthlich bräunlichem Inhalte. Auf Schalen von Lymnaeus stagnalis, Planorbis u. ä. festsitzend (5 — 10) so in einem Teiche bei Auscha, in Wiesengräben bei B. Leipa; var. ß) auf Innenwänden von Wasserbehältern, Mauern etc. (5 — 11). So in einem Bassin des k. k. botan. Gartens am Smichow reichlich! 107. L. rigidula (Ktz.) nob. [Leptothrix rigidula Ktz. Tab. phycol. I. T. 59 == Leptothrix divergeus Ktz. Alg. exs. Nro. 35 z= Hygrocrocis rigidula Ktz. = Oscillaria divergens Corda Alm. d. Carlsb. 1836 p. 204, T. 1].^ Fäden einzeln oder gehäuft, 1'5 bis 2 (seltener 2*5) ^ dick, gekrümmt, öfters auch um andere Algen gewickelt. Veget. Zellen V2 ^^s l^a^aal so lang wie breit, mit hell blau- oder olivengrünem Inhalte. In Sümpfen, alten Teichen, Wassergräben u. ä., an verschiedenen Fadenalgen festsitzend, in Böhmen, insb. in den unteren zwei Pflauzeuregionen nicht selten (3 — 11) ') Von den Lyngbya-Arten aus dieser Section sind fadenförmige Formen einiger Cba- maesiphoneen und junge heterocystenlose Fäden einiger Calothrichaceen, so z. B. einiger Amphi- thrix-, Leptochaete- und Calothrix-Arten gut zu unterscheiden. '■') Diese L.-Art, welche De Toni und Trevisan (Sylloge Schizomycetum, 1889, p. 13) irrthümlich zu den Bacteriaceen zugezählt haben, unterscheidet sich von der ihr ähnlichen L. te- uerrima (Ktz.) nob. (Oscillaria tenerrima Ktz.) dadurch, dass sie mit einem Ende festsitzt, während die letztere an beiden Enden frei ist. Lyngbya. 85 In der Umgebung von Prag häufig, so in Moldautümpeln bei Hlubocep, Branik, Hodko- vicka, Troja, bei der Kaisermühle, auf der Kaiserwiese, in Sümpfen in den Schanz- gräben hinter dem gewesenen Kornthor, im Tümpel und im Teiche oberhalb Kuchelbad, in Teichen bei Koslf, im sog. Libusa-Bade nächst Pankrac, in den aufgelass. Teichen im Heine'schen Garten, bei Hrdlofez, in Tümpeln bei Vrsowic, am Dablicer Berge; bei ßadotin, Chotec, im Kunraticer Mühlteiche, bei Jesenic, Modfan; in Sümpfen bei Be- chowic, Hodow nächst Ouwal, Oufinowes, Ziampach an der Sazawa; in Elbetümpeln bei Kostelec a. E., Houska nächst Brandeis, Neratowic mehrfach, Lobkowic, Celakowic, Neudorf nächst Kolin, Velim, Nimburg, Kostomlat, Lissa a. E., Podebrad, Libic, Gross- Wossek, Elbeteinitz, Pfelouc, Pardubitz, Stßblova, Königgrätz, Smific, Kolin ; bei Raudnitz, Leitmeritz, Lobositz, Aussig; bei Kralup, Ouzic, Rovn6 nächst Raudnitz, Budin, Libo- chowitz, Cizkowitz, Sulowitz, Saaz, Bilin, Brüx, Liptitz, Dux, Saidschitz, Teplitz, Eich- wald, Osseg, Mariaschein, Tellnitz, Falkenau, Kaaden, Carlsbad, Franzensbad, Mies; bei Chwal, Vsetat, Bisic, Liblic, Jung-Bunzlau, Bakow, B. Leipa mehrfach, Auscha, München- grätz, Semil, Turnau, Sichrow, Eisenbrod, Liebenau, Einsiedl, Reichenau, Schönwald, Trautenau, Tannwald, Hirschberg, Weisswasser, Böhm. Kamnitz, Haida, Wostromef, Hoi-ic, Nachod, Opocno, Chotzen, Neu-Bydzow, Jicin, Kopidlno, Rozdalowic, Dymokur, Wlkawa; bei Schlan, Rakonitz, Neu-Straschitz ; in Südböhmen bei ßican, Senohrab, Sträncic, Sazawa, Bystfic, Konopist nächst Beneschau, Wotie, Tabor, Chotowin, Plana, Stupsic, Wotic, Janowic und Nezdic nächst Wotic, Beztahow, Sudomefic, Hermanicky, Sobieslau, Vesell, Neuhaus, Pocatek, Pilgram, Polna, Lomnic, Wittingau, Chlumec und Magdalena nächst Wittingau, Budweis, Forbes, Frauenberg, Ebenau, Krummau, Hohen- furth, Klattau, Neuern, Eisenstein ; im Teiche bei Deffernik, im Grossen Arber-See auch an Batrachospermum vagum, auch im Schwarzen See; bei Kfimic und Bolewec nächst Pilsen, Holoubkau, Plass, Nepomuk, Wolsan, Horazdowic, Strakonic, Pisek, Putim, Ci- melic, Kowafow, Mühlhausen nächst Tabor, Bfeznic nächst Pfibram, Popowic nächst Zdic, Beraun; bei Deutschbrod, Chrudim, Hefmanmestec, Malin nächst Kuttenberg, Ronow nächst Caslau! 108. L. fontana (Ktz.) nob. [Leptothrix fontana Ktz. = Hypheothrix fontana (Ktz.) Rbh. Tab. phycol. I., T. 60, Hygrocrocis olivacea Ktz.^)] Fäden einzeln oder gehäuft und zu einem büscheligem oder flockigem, 4 bis 8 mm langem, fluctuirendem, schleimigem Lager von dunkel olivengrüner Farbe vereinigt, 2*5 bis 3*3 ft dick, oft unter einander verflochten. Veget. Zellen so lang als breit oder etwas kürzer, mit blass blau- oder olivengrünem Inhalte. Scheiden farblos, eng anliegend oder erweitert. In Brunnen, Bächen, Quellen u. ä. an im Wasser untergetauchten Steinen, Hölzern etc. festsitzend (5 — 10). So in einem Brunnen in der sog. Jeneralka nächst Prag, bei Mühlhausen und Hled'seb in Quellen mehrfach, ebenso bei Paseka nächst Cenkau, bei Laun, Geiersburg nächst Mariaschein, bei Tellnitz, am Wege nach Schön- wald; bei Elbeteinitz, Zleb nächst Caslau, Hohenelbe und Tannwald; Böhm. Kamnitz, in der Edmundsklamm nächst Herrnskretschen ! 109. L. lutescens (Menegh.) nob. [Calothrix lutescens Menegh. = Leptothrix lutescens Ktz. Tab. phycol. I. T. 63, Hypheothrix lutescens (Ktz.) Rbh.]. Fäden büschelig gehäuft, zu einem flockigem oder rasenartigem, 1 bis 1^/2 cm langem Lager, von blass oder schmutzig gelber Farbe vereinigt, 2*5 bis 3*3 ft dick, meist undeutlich gegliedert, mit engen, dünnen, farblosen Scheiden; var. ß) Streinzii Heufl. Fäden mit den eng anliegenden Scheiden blos 2 ^ breit, zu gelbbräunlichen Büscheln dicht gehäuft. Auf im Wasser untergetauchten Steinen, in Quellen, Bergbächen, an alten Brettern der Wasserleitungen in Gebirgsgegenden zerstreut, jedoch stellenweise häufig 1) Die von C. A. Agardh bei Carlsbad gesammelte Hygrocrocis olivacea (Alm. d. Carlsb.) 1834, p. 54) ist mit Hygrocrocis ochracea (vergl. Agardh's „Icones algarum europ." 1828, Nro. 35. identisch. 86 Lyngbya. (5 — 10). So im Kiesengebirge bei Harrachsdorf, aucli am Wege zu den Steinigen Wasser- fällen mehrfach, ebenso bei Seifenbach ; bei Doubrawic an der Sazawa ! 110. L. purpnrascens (Ktz.?) uob. [? Leptothrix purpurascens Ktz. Tab. phycol. I. T. 63 1= Hypheothrix purpurascens (Ktz.) Rbh., Phormidium purpurascens (Ktz.) Gomont]. Fäden dicht gehäuft, aufrecht, parallel neben einander verlaufend, gerade, zu einem dünn- häutigem, trocken fast krustenförmigem, an Steinen festsitzendem Lager von purpur- bis bräunlich-violetter Farbe vereinigt, 1'5 bis 2 /i dick, meist kurz, oft nur 30 bis 60 (i lang, undeutlich gegliedert. Veget. Zellen ^/^ bis Imal so laug wie breit, mit purpur- röthlichem oder amethyst-violettem, seltener in's Blaugrüne oder Olivenbräunliche über- gehendem Inhalte. Scheiden eng anliegend, dünn, farblos. Auf Steinen oder Hölzern in Gebirgsbächen, Katarakten, Schleussen u. ä. in höheren Gebirgsgegenden in schnell fliessenden Wässern verbreitet (5 — 10). In einem kleineu Bache bei Jinec und bei Cenkau spärlich, in einem Bache bei Eisenbrod und Tannwald mehrfach, in grösserer Menge bei Liebenau, Einsiedl nächst Reicheuberg ; im Riesengebirge sehr verbreitet, so bei Neuwelt, Seifenbach in der Mummel mehrfach, bei Harrachsdorf, Kaltenberg, am Wege zu den Steinigen Wasserfällen, bei Grünbach, im Zähgrund, Olafsgrund, bei Petzer mehrfach, und von da zum Riesengrund häufig; in Südböhmen bei Turkowitz nächst Krummau, bei Eisenstein sehr verbreitet, so im Regen- bache bei der Pampferhütte, in Bächen am Wege vom Faulbaum nach Eisenstein, von Deflfernik zum Lackasee und im Lackaseebach nicht selten, noch bei Hammern, Neuern und bei Bistritz in der Angel spärlich, auch am Wege von Eisenstein zum Arber; im Erzgebirge bei Geiersburg nächst Mariaschein und am AA''ege von Tellnitz nach Schönwald ! 2. Sect. Eulynghya (Ag.) nob. Fäden gerade oder leicht gekrümmt, an beiden Enden frei, meist zu einem hautartigem, seltener gallertartigem, krusten- oder rasenartigem Lager dicht verflochten, in deutlichen, öfters ziemlich dicken Scheiden eingeschlossen und unbeweglich (blos in jüngeren Entwickelungszuständen frei beweglich und nackt). 1. Subsect. Hypheothrix (Ktz.) nob. Fäden dünn, mit den Scheiden 1 bis 4 (ausnahmsweise mehr) ii dick. a) Lager blau- oder olivengrün, olivengelb, gelbbraun bis schwärzlichbraun oder stahlblauviolett, seltener stellenweise fast farblos oder röthlich, braunroth etc. werdend 111. L. tenuissima (Näg.) nob. [Leptothrix tenuissima Näg. in Ktz. Tab. phycol. I., T. 65 = Hypheothrix tenuissima (Näg.) Rbh. Flora europ. alg. II. p. 77 non H. tenuis- sima 1. c. p. 292]. Fäden 0*5 bis l'h ^i dick, leicht gekrümmt, zerbrechlich, zu einem dünnhäutigem Lager locker verflochten, mit blass blaugrünem Inhalte, undeutlich gegliedert. Auf feuchter Erde, am Grunde alter Bäume etc. nicht selten (5 — 11). In der Umgebung von Prag zerstreut, so z. B. in den Prager Schanzgräben, in Baumgarten, auf der Insel Gross-Wenedig ; bei fiican, Beneschau, Tabor, Sobieslau, Veseli a. I^., Lomnic, Wittingau, Neuhaus, Budweis; bei Kralup, Raudnitz, Libochowitz, Lobositz, Aussig, Schlan, Petersburg nächst Jechnitz ; bei Kolin, Elbeteinitz, Jicin, Königgrätz, Eisenbrod, Sichrow, Dittersbach, Maxdorf nächst Bodenbach und noch bei Wurzelsdorf und in der Spindelmühle im Riesengebirge! 112. L, foveolarum (Mont.) nob. [Leptothrix foveolarum Mont., Hypheothrix foveolarum (Mont.) Rbh. Hansgirg „Uiber den Polymorphismus der Algen T. 1"]. Fäden 0*5 bis bis 1'3 /«. dick, mit zarten, eng anliegenden Scheiden, zu einem sehr dünnem, schleimigem, blaugrünem Lager filzartig verflochten. Veget. Zellen 1 bis V-j^iddX so lang wie dick, mit blass blaugrünem Inhalte; var. ß) leptothrichoides nob. (Oscillaria foveolarum (Mont.) Hansgirg in „Poly- morphismus der Algen" p. 16, T. 1). Fäden nackt, in gemeinsamem Gallertlager liegend, mit an den Scheidewänden deutlicher gekörntem Zellinhalte, sonst wie die typische Form. Auf feuchten Kalk-, Plänerkalk- etc. Felsen oder auf nassen Kalkwänden, oft JLyngbya,. 37 mit Lyngbya calcicola^) gesellig, in der freien Natur (4 — 10) und in Warmhäusern (1 — 12). So auf feuchtem Kalksinter bei Kuchelbad hinter dem Badhause auch var. /3), bei Set. Prokop, Karlstein auch ß), Set. Iwan, Tetin, unterhalb Korno, im Suchomaster Thale bei Königshof; an Moldaufelsen bei Selc nächst Roztok, bei Raudnitz, Lobositz, Laun, Libochowitz, Harrachsdorf, Edmundsklamm nächst Herrnskretschen, bei Stupsic, Lomnic, Wittingau, Pisek, Hohenfurth; in einigen älteren Prager Warmhäusern häufig, so im k. k. botan. Garten und im gräfl. Kinsky'schen Garten am Smichow, im Vereins- garten etc. ! 113. L. olivacea (Ktz.) nob. [Leptothrix olivacea Ktz. Tab. phycol. I., T. 65 =r Hypheothrix olivacea (Ktz.) Rbh.]. Lager dünn, hautartig, olivenbraun gefärbt. Fäden gekrümmt, locker verflochten, 1 bis 1*8 (i dick, oft undeutlich gegliedert. Veget. Zellen fast ebenso lang wie breit, mit oliven- oder gelblich grünem Inhalte. Scheiden dünn, eng anliegend. In Wasserbehältern, Brunnen, stehenden Gewässern selten (5 — 11). So an einem Brunnen bei Kuchelbad nächst Prag, bei Ouzic nächst Kralup, Jicin ; bei Tabor in der Pintowka! 114. L. subtilissima (Ktz.) nob. [Leptothrix subtilissima Ktz. Tab. phycol. I., T. 65 =: Hypheothrix subtilissima (Ktz.) Rbh.]. Fäden gekrümmt, 1 bis 1'8 ^ dick, zu wenig compactem, schleimigem, lebhaft spangrünem Lager verflochten. Veget. Zellen fast so lang wie breit, an den Scheidewänden leicht eingeschnürt ; Scheiden dünn, farblos. Auf feuchten Mauern, Steinen, auf festgetretener feuchter Erde am Ufer von Flüssen etc. nicht selten (4 — 11). In der Umgebung von Prag mehrfach, so in den Schanzgräben, im sog. Hirschgraben am Hradsin, bei Wolsan, auf der Hetzinsel, bei Cibulka, in Baumgarten, bei Liboc; bei Chwal, Raudnitz, Leitmerita, Lobositz, Elbe- Kostelec, Kolin, Pardubic, Chlumec a. C, Königgrätz, Neu-Bydzow, Hirschberg, Auscha, Böhm. Kamnitz, Reichstadt, Weisswasser, Eisenbrod, Turnau, Semil, Jicin, Münchengrätz, Bakow, Jung-Bunzlau, Arnau, Trautenau, Alt-Paka, Hohenelbe; Friedland, Liebenau nächst Reichenberg, im Riesengebirge noch bei den Krausebauden und bei der Spindel- mühle ; bei Schlan, Laun, Saaz, Dux, Teplitz, Eichwald, Carlsbad, Osseg, Aussig, Tetschen ; bei Beneschau, Wotie, Olbramowic, Plana, Tabor, Pisek, Lomnic, Wittingau, Strakonic, Budweis, Kaplitz, Klattau, Neuern, Eisenstein ; bei Pilgram, Polna, Deutschbrod, Pocatek, Protiwin, Pfibram, Hofowic, Beraun, Karlstein, Sazawa, Kocerad, Rican ! 115. L, gloeophila (Ktz.) nob. [Leptothrix gloeophila Ktz. ex p. Tab. phycol. I., T. 7 zz Hypheothrix gloeophila (Ktz.) Rbh.]. Fäden 1*5 bis 2 ^ dick, einzeln oder büschelig gehäuft, meist leicht gekrümmt und verworren, undeutlich gegliedert, mit dünnen, eng anliegenden, leicht zerfliessenden Gallertscheiden und blass blaugrünem, bis fast farblosem Inhalte.^) Veget. Zellen 1 bis l^/gmal so lang als breit. Im schleimigen Lager verschiedener Chroococcaceen und Palmellaceen auch im Gallertlager von Mesotaenium in der freien Natur (4 — 11) und in Warmhäusern (1 — 12) nicht selten. In der Umgebung von Prag mehrfach, so an feuchten Sandsteinen am sog. Libusa-Bade nächst Pankrac, ebenso an einem Felsenbrunnen an der Nordseite des Zizkaberges und bei Chwal ; im Lager verschiedener Chroococcaceen von den Felsen bei Selc, Podhof, gegenüber Lettek, Chwaterub, Podmoran mehrfach, von den Kalkstein- felsen oberhalb Kuchelbad, bei Hlubocep, Set. Prokop, Sliweuec, Lochkow ; bei Solopisk, ') Uiber den genetischen Zusammenhang dieser L.-Form mit L. foveolarum etc. siehe mehr in des Verf.'s Abhandking „Uiber den Polymorphismus der Algen". ^) Auch die Thallusfäden von Lyngbya calcicola (siehe dort) und anderer L.-Arten werden, im schleimigen Lager anderer Algen vegetu'end, öfters fast ganz farblos und einigen fadenförmigen Schizomyceten ähnUch. Dasselbe gilt auch von Leptothrix rigidula Ktz. und von einigen Oscülaria-Arten, insb. von Oscillaria tenerrima =: Lyngbya tenerrima (siehe dort). Uiber die farblose Form von Leptothrix gloeophila Ktz., siehe auch Anmerk. bei Gattung Leptothrix unter den Schizomyceten. 88 Lyngbya, Srbsko, Hostin, Tetin, unterhalb Koda, an Felsen an der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun mehrfach, im Karliker-Thal bei Dobfichowic, bei Ounetic und Tuchomefic; auf feuchten Felsen an der Doubrawka bei ^leb nächst Caslau bei Debr nächst Jung- Bunzlau ; an Felsen im Bahneinschnitte vor der Bahnstation bei Stupsic und bei Wolsan nächst Nepomuk, in den Prachower Felsen bei Jicin, bei Mittelgrund, Bodenbach, Herrns- kretschen mehrfach, zwischen Dittersbaoh und Hinterdittersbach, Böhm. Kamnitz ; kommt auch in höherem Gebirge, so im Riesengrunde bei der Bergschmiede, bei Petzer und im Olafsgrund, auch auf Felsen bei "Wurzelsdorf und Harrachsdorf im Rieseugebirge, dann bei Eisenstein im Böhmerwalde vor! 116. L. subcyanea nob. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Art blos durch ihre etwas dickere (mit den Scheiden 2 bis 3*5 ft dicke), stahlblau gefärbte, seltener fast farblose, oft zu bläulichgraueu Büscheln gehäufte Fäden. Kommt im schleimigen Lager des Maesotaenium micrococcum (Ktz.) Krch. (Palmo- gloea micrococca Ktz.) u. ä. Algen vor (4 — 11). So an Felsen bei Selc nächst Prag reichlich ! 117. L. aeruginea (Ktz.) nob. [Leptothrix aeruginea Ktz. Tab. phycol. I. T. 65 =r Hypheothrix aeruginea (Ktz.) Rbh. Flora alg. europ. II., p. 78 non H. aeru- ginea Ktz. Rbh. 1. c. II. p. 88]. Lager dünnhäutig, lebhaft blau- bis smaragdgrün, schleimig. Fäden 1*7 bis 2'3 ft dick, gekrümmt, dicht verflochten. Veget. Zellen etwas länger als dick, mit blaugrünem Inhalte. Scheiden eng, farblos. In Sümpfen, Aquarien etc., in kaltem und in warmem Wasser, [for. ß) ther- malis Rbh.] (5 — 10). In Sümpfen an der Bahn bei Cerhenic nächst Kolin, bei Laun, Wolsan nächst Nepomuk, Mühlhausen nächst Tabor ! var. ß) in warmen Quellen in Carls- bad (Rbh. Kryptfl. p. 79). 118. L. compacta (Ktz.) nob. [Leptothrix compacta Ktz.^) Tab. phycol. L, T. 66 = Hypheothrix compacta (Ktz.) Rbh., incl. L, cyanea Ktz. Tab. phycol. I., T. 62 = H. cyanea (Ktz.) Rbh. Flora europ. alg. 11., p. 88 non H. cyanea Näg. in Flora europ. alg. IL p. 82]. Lager lederartig oder fleischig, compact, schmutzig blau- oder dunkel-olivengrün. Fäden 1*5 bis 2*5 ft dick, gekrümmt, dicht verflochten, undeuilich gegliedert, mit eng anliegenden, dünnen, farblosen Scheiden und blass blaugrünem Inhalte ; var. ß) symplociformis Grün. Lager derbhäutig, an der Oberfläche rauhzottig. Fäden zu aufrechten, pinselartigen, 2 bis 5 mm langen, von der Unterlage des Thallus abstehenden Bündeln vereinigt. Auf feuchten Mauern, Hölzern u. ä. an Fabriksgebäuden und in Thermen, wo heisser Dampf oder warmes Wasser an die Luft hervorkommen (4 — 11). So an den Mauern der Smichower Kattunfabrik an der Moldau, an der Papierfabrik in der Kaiser- mühle, an der Zuckerraffinerie bei Modfan, im Hofe der chemischen Fabrik in Kralup in der Nähe der Dampfmaschine, bei Kolin an der Elbe bei der Dampfsäge mehrfach, am Abflüsse des warmen Wassers aus der Maschinenfabrik bei Königgrätz, au einer Mauer unter dem Fenster des grossen Wasserreservoirs im sog. Stadtbade in Teplitz; var. ß) an der Ufermauer der Dampfmühle, auf der Schützinsel bei Leitmeritz, wo heisse Dämpfe an die Luft hervordringen, mit der typischen Form gesellig! 119. L. lamiuosa (Ag.) Thr. a) genuina [Oscillaria laminosa Ag. = 0. laby- rinthiformis Ag. z=: Leptothrix lamellosa Ktz. nr Hypheothrix laminosa (Ag.) Rbh. Phor- midium laminosum (Ag.) Gomont, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 771, 995!]. Lager lederartig, fleischig oder wenn mit CaCO^ incrustirt, brüchig, oft aus vielen häutigen Schichten bestehend, span- oder oliveugrün bis olivenbrauu, die unteren Schichten oft verblichen. Fäden 1*9 bis 2*5 |it dick, dicht verflochten, öfters spiralig gekrümmt, un- deutlich gegliedert, mit eng anliegenden, farblosen Scheiden. Veget. Zellen fast so lang wie breit, mit blaugrünlichem Inhalte; ^) Thuret (Essai de classif. d. Nostochin. 1875) vereinigte diese L.-Art mit der nach- folgenden [L. lamiuosa (Ag.) Thr.], Gomont (Essai p. 77 mit Phormidium corium rz Oscillatoria corium Lyngb. X,yngbya. g9 var. ß) symplociformis nob. [Symploca thermalis Ktz., Symphyothrix theimalis Ktz., S. fragilis Ktz., Oscillaria fragilis Menegh., incl. Hypheothrix thermalis Rbh. var. fasciculata Rbh.]. Fäden dicht zu aufrechten, pfriemen- oder pinselartigen, bis 5 mm langen, aus dem oft weit ausgebreitetem Lager emporragenden Bündeln vereinigt, sonst wie a). h) amphihia (Ag.) nob.^) [Oscillaria amphibia Ag. ^= 0. vivida Corda non Ag., 0. curvula Corda Alm. d. Carlsb. 1836, p. 204, T. 1, Tab. phycol. I., T. 39]. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 771, 995! Fäden 1*8 bis 2 (seltener bis 2-5) /t dick, fast gerade oder leicht gekrümmt, zu einem lebhaft span- bis fast smaragdgrünem, schlei- migem, kurzstrahligem Lager vereinigt, oft fast parallel verlaufend, zuerst lebhaft be- weglich und nackt, später unbeweglich und in die Form a) übergehend. Veget. Zellen ebenso lang oder etwas kürzer als breit. Endzellen abgerundet. An warmen Quellen in Carlsbad von C. A. Agardh im J. 1827 entdeckt, später auch von Schwabe, Corda, Cohn, vom Verf., Dr. Nordstedt (Wittr. et N. Alg. exs. Nro. 771, 775) u. A. daselbst gesammelt (1 — 12). a) Kommt meist an den Ufermauern unter der Sprudelcolonade vor, wo warmes Wasser hervorquillt, auch unter dem Cur- hause, am Stadthause, am sog. kleinen Sprudel,^) an der Felsenquelle, Parkquelle, Set. Bernhardsquelle ! früher auch am Sprudelkorbe etc. verbreitet ; var. ß) bisher blos an der Mündung eines in die Tepl mündenden Canals, aus welchem warmes Wasser aus dem Curhause abfliesst 1883! — h) am kleinen Sprudel, unter dem Curhause, am Stadt- hause, an der Set. Bernhardsquelle, Felsenquelle, an Ufermauern der Tepl unter der Sprudelcolonnade fast überall, wo diese von warmem Wasser bespüUt werden ! Nach Agardh meist in etwa 36 — 40^ R., nach Schwabe in bis 58 — 59° R. warmem Wasser. Verf. hat die Form h) jedoch auch in lauwarmem Wasser mehrfach beobachtet. 120. L. smaragdina (Ktz.) nob. a) genuina nob. [Phormidium smaragdinum Ktz., Oscillaria smaragdina Ktz. Tab. phycol. L, T. 49, Phormidium thermarum, Näg.].^) Fäden 3 bis 3*5 fi dick, gekrümmt, zu einem dünnhäutigem, lebhaft (seltener smutzig) blau- bis smaragdgrünem (trocken öfters schwärzlich blaugrünem) Lager verflochten, mit eng anliegenden farblosen Scheiden. Veget. Zellen 1 bis fast 2mal so lang als breit, Endzeilen öfters leicht gekrümmt; var. ß) thermarum (Näg.) Ktz. Spec. alg. p. 250. Lager meist geschichtet, blaugrün, die unteren Schichten oft entfärbt; var. y) symplociformis nob. [Symploca elegans Ktz. Spec. alg. p. 270, non S. elegans Ktz. (Blennothrix elegans Menegh.) Spec. alg. p. 272, Symploca Meueghiniana Ktz. Tab. phycol. L, T. 73]. Lager oliven- oder spangrün, hautartig, an der Oberfläche mit etwa 4 bis 6 mm langen, pinselartigen Fadenbündeln rauhzottig, sonst wie a). h) elegans (Ag.) nob. [Oscillaria elegans Ag. Tab. phycol. L, T. 38, Ktz, Alg. exs. Nro. 128! ?0. thrix Corda, 0. sphaerodesmus Corda Alm. d. Carlsb. 1836, p. 208, T. 1.]. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 775 ! Fäden 2-5 bis 3 (seltener bis 4 ft (var. crassior Rbh.) dick, nackt, in gemeinschaftlichem Gallertlager von blau- oder oliven- grüner Farbe vereinigt. Veget. Zellen meist ebenso lang wie breit oder etwas länger, Endzellen gerade oder leicht gekrümmt.*) ') In meiner Abhandlung „Über die böhm. Thermalalgen 1884" habe ich die Species Lyngbya laminosa nach der jüngeren Form benannt, resp. Lyngbya laminosa mit L. amphibia als L. amphibia 6) laminosa vereinigt, glaube nun aber, dass die Art richtiger nach der älteren Form benannt werden niuss. Dasselbe gilt auch von Lyngbya elegans und L. smaragdina. 2) Daselbst sammelte ich auch eine gelbbraune Lyngbya, welche ich für die decolorirte Form von L. laminosa halte; diese gelbbraune Lyngbya ist vielleicht mit der Hypheothrix lutea (Ktz.) Rbh. (Leptothrix lutea Ktz.) identisch. •■') Gomont (Essai p. 8) zieht zu dieser Art auch Oscillaria animalis Ag. *) Nach Schwabe (Linnaea, 1837, p. 20) steht 0, elegans Ag. mit Lyngbya laminosa (0. labyrinthiforrais Ag.) im genetischen Zusammenhange. 90 X.yngbya. An Avarmen Quellen in Carlsbad nicht selten (4 — 11). a) Am Abflüsse des warmen Wassers unter dem Curhause und am Stadthause; var. y) au kleinem Sprudel im Bette der Tepl 1883! h) am kleinen Sprudel, an den Ausflüssen des warmen Wassers unter der Sprudelkolonnade, am Stadthaus, Curhaus, an der Schlossquelle, Curhausquelle ; in lauwarmem Wasser im Bette der Tepl auch var. crassior Rbh. ! Früher auch am Sprudelkorbe (Rbh. Flora europ. alg. Tl., p. 97), an der Hygienen-Quelle, am Neu-Brunnen, Set. Bernhardsbrunnen und unter den Wasserleitungen (Schwabe, Linnaea, 1837); von A. Agardh 1827 in 35 — 36° R. warmem Wasser zuerst gesammelt (Mus.!) an der Mühl- brunn-Colonnade (Nordstedt in Wittr. et N. Alg. exs. Nro. 775). 121. L. cataractarum (Rbh.) nob. [Phormidium cataractarum Rbh. Alg. exs. Nro. 294 ! Hypheothrix cataractarum Näg.]. Lager haut- bis lederartig, öfters sehr dick (4 bis 12 mm), dunkel stahlblau gefärbt, in grösseren Lappen sich ablösend. Fäden etwa 2'5 bis 3 ii> dick, gerade oder leicht gekrümmt, oft undeutlich gegliedert, in farb- losen, 3 bis 4 /tt breiten Scheiden eingeschlossen. Veget. Zellen etwas kürzer oder ebenso lang als breit, mit blaugrünem Inhalte. An feuchten Felsen, in Katarakten u. ä. selten (5 — 10). So an einem Felsen bei Eichwald nächst Teplitz ! an der Kamnitz in Böhmen nach Rabenhorst Alg. exs. Nro. 294! 122. L. inundata (Ktz.) Krch. a) genuina nob. [Phormidium inundatum Ktz. Tab. phycol. I., T. 48] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 776 ! ^) Lager lebhaft blaugrün, dünnhäutig, die untere Schicht oft entfärbt und zerfasert. Fäden mit den Scheiden 3 bis 4 fi dick, gekrümmt, dicht verflochten, nicht selten bündelweise vereinigt. Veget. Zellen meist etwas kürzer als breit, mit blaugrünem Inhalte. Scheiden eng anliegend, farblos ; var. ß) symplociformis nob. Fäden an der Oberfläche des zottigen Lagers zu aufrechten, bis 8 mm langen, pinselartigen Bündeln vereinigt, sonst wie a). h) fluviatilis nob. Fäden büschelig gehäuft, zu einem dünnem, schleimig-häu- tigem, oft weit ausgebreitetem Lager von schmutzig oliven- oder blaugrüner Farbe ver- flochten, 2'5 bis 3 /* dick. Veget. Zellen ^/g bis Imal so lang, sonst wie a). var. y) symplocoides nob. Lager dünnhäutig, schlüpferig, an der Oberfläche mit abstehenden, 2 bis 6 mm langen, pinselförmigen Fadenbündeln, welche im Wasser flotiren, versehen, von dunkel-, oliven- oder blaugrüner bis olivenbrauner Farbe. Zellen mit oliven- oder blaugrüuem Inhalte. Auf feuchten Mauern, Steinen, Hölzern etc. meist an Pumpenröhren, Brunnen- und Wasserkästen, Wassei'leitungsrinnen u. ä. im ganzen Lande verbreitet; h) an inun- dirten Holzbalken in Flüssen, vorzüglich in Schwimmschulen, an alten Uiberfuhrschiffen u. ä. zerstreut (4 — 11). a) In Prag fast an allen älteren Pumpenröhren, früher auch an den nun meist kassirten hölzernen Wasserkästen in der Stadt und in Privathäusern sehr verbreitet, auch auf der Insel Gross-Venedig, in Baumgarten, am Teiche im gräfl. Kinsky'schen Garten, im k. k. botanischen Garten am Smichow spärlich; in Wasser- reservoiren oberhalb Krc, bei Michle, Set. Prokop; an Pumpenröhren bei Hlubocep, Branlk, Radotiu, Solopisk, Cernosic, Karlik nächst Dobfichowic auch var. /3), bei Srbsko, Hostin, Beraun; Alt- und Neuhütten mehrfach, Zdic; bei Troja auch var. /9), Roztok, Libsic, Hostiwic, Kneziwka, Tuchomefic, Ounetic, Kralup, Mühlhausen, Weltrus, Raudnitz, Unter-Befkowitz, Liboch, Melnik, Leitmeritz, Lobositz, Aussig, Pömmerle, Wesseln, Schelchowitz, Oppolan, Tschischkowitz, Kostial, Libochowitz, Bünauburg, Eulau, Tetschen, Bodenbach, Herrnskretschen, Dittersbach, Niclasberg, Klostergrab, Osseg, Tellnitz, Eich- wald, Teplitz, Mariaschein, i)ux, Johnsdorf, Liptitz, Bilin, Brüx, Carlsbad, Kaaden, Fal- kenau ; Podersam, KoUeschowitz, Jechnitz, Petersburg, Plass, Saaz, Laun mehrfach, Peruc, ^) Uiber die Beziehungen dieser Lyngbya-Form zu Lyngbya calcicola ivergl. Kützing „Phycologia generalis", p. 200 und des Verf.'s „Physiolog. u. algol. Studien", p. 36 in ') Anmerk. Lyngbya. 9^ Schlan, Swolenowes, TachloAvitz ; bei Chwal, Böhm. Brod, Kolin, Neudorf, Velim, Pecek, Elbeteinitz, Pfelouc, Pardubic, Königgrätz, Smific, Jicin, Kopidlno, Rozdalowic, Dymokur, Wlkawa, Jung-Bunzlau, Wrutic, Liblic, Bisic, Bakow, Münchengrätz, Sichrow, Turnau, Reichstadt, B. Leipa, Drum, Graber, Auscha, Geltschberg, Ober-Wessig, Haber, Liebe- schütz, Trnowan nächst Leitmeritz, Eiseubrod, Liebenau, Einsiedl, Reichenau, Reichen- berg, Friedland, Königinhof, Hirschberg, Weisswasser, Böhm. Kamnitz, Hasel, Neudörfel, Steinschönau, Haida, Kreibitz mehrfach; Warnsdorf, Niedergrund, Ober- und Mittelgrund, Tetschen, Tannwald, Arnau, Johannisbad, Starkenbach, Neu-Bydzow, Opocno, Ghotzen, Nachod, Gross- Wossek, Podebrad, Libic, Nimburg, Kostomlat, Lissa a. E., Celakowic, Kostelec a E., Brandeis a. E.; bei Dobfis, Mnisek, fiican, Schwarz-Buda, Senohrab, Mnichowic, Sträncic, Sazawa, Eule, Kamenic nächst Eule, Beneschau, Konopist, Bystfic, Tabor, Chotowin, Nachod, Mühlhausen, Kowafow nächst Tabor, Stupsic, Plana, Sudo- mefic, Hefmanicky, Sobieslan, Ceraz, Kardas-ßecic, Lzin, Neuhaus, Pocatek, Serowitz, Pilgram, Neu-Bystfic, Lomnic, Chlumec und Magdalena nächst Wittingau, Veseli a. L., Bukowsko, Schewetin, Budweis, Steinkirchen, Gutwasser, Forbes, Kaplitz, Krummau, Hohenfurth, Eisenstein, Neu-Hurkenthal, Bistritz, Hammern, Neuern; bei Holoubkau, Pilsen, Blowic, Nepomuk, Wolsan, Protiwin, Strakonitz, Horazdowitz, Klattau, Mies auch ß), Putim, Pisek, öimelic, Bfeznic nächst Pfibram, Jinec, Cenkau; bei Zleb, Ronow, Tfe- mosnic, Kuttenberg, Hefmanmestec, Chrudim, Medlesic, Slatinan, Deutschbrod, Polna, Schlapenz nächst Pfibislau; im Riesengebirge noch im Olafsgrunde und bei der Wiesen- baude ! — b) Bisher blos in der Moldau auf der Smichower Schwimmschule auch var. /?, in der Schwimmschule auf der Sofieninsel, dann in Kralup! 123. L. confervae (Ktz.) nob. [Hypheothrix confervae Ktz. Tab. phycol. I. T. GS]. Fäden zu kleinen Häufchen oder dünnhäutigen bis polsterförmigen, blaugrünen, kleinen Lagern verflochten, gekrümmt, 2 bis 3 ft dick, mit eng anliegenden, seltener erweiterten, 3 bis 35 (i breiten, gelblich gefärbten Scheiden, Veget. Zellen ^2 ^^^ Imal so lang als breit, mit blaugrünem Inhalte. In Bächen, alten Teichen auf Steinen, Felsen etc., öfters auch an den Basal- theilen von an Steinen festsitzenden Cladophoren u. ä. (5—10). So an Cladophora- Rhizoiden in einem Teiche bei Vrsowic und in der wilden Sarka nächst Prag, ebenso bei Satalka nächst Kunratic, bei Celakowic, Pfelouc und Haida, Reichenau und Liebenau nächst Reichenberg I 124. L. amoena (Ktz.) nob. d) genuina nob. [Phormidium amoenum Ktz. Tab. phycol. I. T. 45]. Fäden etwa 3 [i dick, blau- oder olivengrün, bündelweise ge- häuft, biegsam, undeutlich gegliedert, in gemeinsamem Gallertlager vereinigt. Veget. Zellen fast oder ebenso lang als breit, oft mit gelblichgrünem Inhalte. Scheiden dünn, farblos ; b) chlorina (Ktz.) nob.^) [Oscillaria chlorina Ktz. Tab. phycol. I. T. 39]. Fäden 3 bis 3*6 ft dick, gerade oder gekrümmt, vereinzelt oder in Bündeln, ohne deut- liche Scheiden, mit hell gelblichgrünem Inhalte; Endzellen stumpf abgestutzt, bisweilen gebogen. — In stehenden Gewässern, Teichen, Tümpeln u. ä. an untergetauchten Pflanzen- theilen. Blättern u. ä. schleimige Uiberzüge oder zarte Gespinnste bildend (5 — 10). So in Moldautümpeln bei Hlubocep und Troja, im Mühlteiche bei Neustraschitz, bei Skfidla nächst der Bahnstation Weleschin-Krummau ; bei Sudomefic, im Jordan-Teiche bei Tabor, bei Lomnic und im Opatowicer-Teiche bei Wittingau, in Tümpeln an der Moldau bei Budweis; bei Neu-Bistritz nächst Neuhaus, Polna, Ronow nächst Caslau, Bfeznic bei Pfibram, in Teichen bei Clzkowitz nächst Lobositz, in Teichen im Hirschgarten bei Jechnitz 6), bei Chotzen b) ; auch im k. k. botan. Garten am Smichow in einem Glas- gefässe, in welchem Wasserpflanzen das ganze Jahr hindurch kultivirt wurden! ^) Schon Kirchner (Algen v. Schlesien, p. 246) hat Phormidium amoenum Ktz. und Oscillaria chlorina Ktz. zu einer Art vereinigt. 92 Ly-ngbya. 125. L, halophila nob. Oesterr. botan. Ztschr. 1884, Nro. 10. Lager häutig, meist dünn und blaugrüu, später öfters bräunlich, seltener schwärzlichbraun, verdickt und runzelig. Fäden 1 bis 2 fi, mit den eng anliegenden oder etwas erweiterten, farblosen Scheiden 3 bis 5 /:* dick, gekrümmt, dicht verflochten, meist undeutlich gegliedert. Veget. Zellen 1 bis fast 2 mal so lang als breit, mit bläulichgrünem, seltener blass violettem oder fast farblosem Inhalte ; var. ß) fuscolutea nob. Lager hautartig, gelbbraun, trocken runzlich und oft durch Salzefflorescenzen verunreinigt. Fäden goldgelb bis gelblichbraun, mit den ähnlich gefärbten (seltener farblosen) Scheiden 3 bis 6 /:* dick, sonst wie die typische Form. Am Rande von Salzwassersümpfen u. ä. oft mit Calothrix parietina var. salina gesellig (4 — 11). So bei Ouzic nächst Kralup, an den Bitterwasserquellen bei Seidschitz nächst Bilin, im Abzugsgraben der Bitterwasserquelle bei Clzkowitz nächst Lobositz, bei Kozow nächst Laun spärlich; var. ß) zwischen B. Leipa und Langenau und an den Salzwassersümpfen bei Slatinan nächst Chotzen sehr reichlich.-^) 126. L. nigrovaginata nob.^) Lager dunkel stahlblau bis schwärzlichviolett, hautartig, trocken brüchig und schwärzlichbraun, rauh, oft mehrere cm"^ im Durchm. Fäden mehrweniger gekrümmt, öfters fast gerade, trocken leicht zerbrechlich, mit den eng anliegenden, schmutzig stahlblauen oder fast violetten (trocken schmutzig bis schwärzlich- violetten), von CaCO, öfters incrustirten, ziemlich dicken Scheiden 2 bis 4 (seltener ,5) ^t dick, undeutlich gegliedert, an den Enden nicht selten verdünnt. Veget. Zellen mit schmutzig blaugrünem Inhalte, fast so lang wie breit; var. ß) microcoleifoi^s nob. Fäden zu 2 bis 10, seltener mehrere microcoleus- artig zu dünnen, mit der gemeinsamen Scheide 4 bis 12, seltener 15 oder mehr ^ dicken Bündeln vereinigt, sonst wie bei der typischen Form. Auf feuchten silurischen Kalkstein- u. ä. Felsen ziemlich selten (4 — 11). Bisher blos in der Prager und Berauner Umgebung, so bei Solopisk nächst Cernosic, unterhalb Tetin an feuchten Kalksteinfelsen an einigen Stellen, ebenso an der Westbahn zwischen Karl- steiu und Beraun mehrfach, insbes. beim Wächterhaus Nro. 27, dann am Wege von Hostin zur Mündung des Kacakbaches ; im Set. Prokopi-Thale auch var. ß), an Moldau- felsen bei Selc mehrfach, ebenso gegenüber Lettek und Chwaterub zerstreut! 127. L. calcicola (Ktz.) nob.^) [Leptothrix calcicola Ktz. Tab. phycol. I. T. 66, incl. L. muralis Ktz. z=: Hypheothrix calcicola (Ktz.) Rbh. conf. Hansgirg „Über den Polymorphismus d. Algen" T. 1] Wittr. et Nordst. alg. exs. Nro. 772 — 774! Lager häutig, zuerst dünn und lebhaft spangrün, später oft ziemlich dick bis lederartig-fleischig, dunkel bis schwärzlich blaugrün. Fäden 2*5 bis bis 3*3 (seltener 1 bis 4) jtf dick, ge- krümmt, dicht verflochten, öfters undeutlich gegliedert und brüchig. Veget. Zellen 1 bis fast 2mal so lang als breit, mit hell blaugrünem Inhalte. Scheiden eng anliegend, farblos, dünn; var. ß) symplociformis nob. [Symploca fuscescens Ktz. Tab. phycol. I., T. 53]. Lager dunkel blaugrün, im Alter meist braun gefärbt, an der Oberfläche durch pinsel- artige, 3 bis 5 mm lange Fadenbündel rauhzottig; var. y) 'parietina Ktz. [Hypheothrix coriacea Ktz. h) parietina Stiz. z=. Lyngbya coriacea ß) parietina in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 490 ! =: Hypheothrix muralis (Ktz.) Richter in Phycotheca univ. Nro. 192!] Lager stellenweise röthlichbraun bis braunschwärzlich. Fäden oft mit ziemlich erweiterten Scheiden; ') Wird von diesem Standorte in H. Hofrathes R. v. Kerner „Flora austro-hung." mit- getheilt werden. ^) Lyngbya cyanea (Ktz.) nob. [Hypheothrix cyanea Näg,] unterscheidet sich von der oben beschriebenen L,-Art hauptsächlich durch ihre farblosen, bis 7 ii dicken Scheiden. ^) Gomont (Essai p. 4) hat Oscillaria calcicola Ag. mit der Gattung Schizothrix [S. calci- cola (Ag.) Gom.] vereinigt. Lyngbya. 93 var. d) violacea nob. Lager schmutzig violett bis fast karmiuroth, jung blaugrüu ; var. s) gloeophüa nob. Fäden mit zerfliessenden Scheiden und blass bläulich- grünem bis fast farblosem Inhalte, zu einem fast farblosem oder blass blaugrünem, schlei- migem Lager vereinigt oder auch vereinzelt oder haufenweise im Gallertlager anderer Algen vorkommend.^) Auf feuchten Mauern, Felsen, Steinen in der freien Natur (4 — 11) und in Warmhäusern (1 — 12) hautartige Überzüge bildend. In der Umgebung von Prag zer- streut.^) So am Sandsteinviaducte der Statsbahn auf der Insel Gross-Venedig, ebenso bei Cibulka, Podbaba, Roztok, Liboc, Kralup, Nimburg, Podebrad; an Kalksteinfelsen etc. bei Set. Prokop mehrfach, insb. bei der Eisenbahnbrücke und im Kellerbrunnen bei der Restauration, bei Kuchelbad, Solopisk, im Karliker-Thal, bei Dobfichowic, Ghotec, Karlstein, Set. Iwan, im Suchomaster-Thal bei Königshof, Beraun, Althütten, in einigen feuchten Grotten und Felsenhöhlen vor Hostin, bei Tetin und unterhalb Korno nächst Beraun auch var. s) ; ^) bei Dawle, Stechowic, fiican mehrfach'; bei Sazawa, Eule, Stf i- melic, Doubrawic, Beneschau, Stupsic, Wotic, Sobieslau, Lomnic, Wittingau, Chlumec Neuhaus, Kardas-fiecic, Schewetin, Podhrad, Budweis, Bistfic nächst Neuern; Polna, Chrudim, Kuttenberg, Zieh, Ronow nächst Caslau; an der Mündung des Tunnels bei Spitzberg im Böhmerwalde, in Krummau, Hohenfurth, bei Pilsen, Blowic, Nepomuk, Wolsan, Strakonic, Wodnian, Horazdowic, Protiwin, Bfeznic, Pfibram ; bei Sauerbrunn nächst Bilin, Lobositz, Aussig, Elbekostclec, Lissa a. E., Pardubic, Königgrätz, Pfeiouc, Chotzeu, Opocno, zwischen Debf und Josephsthal auch var. e), Jung-Bunzlau auch bei Gutwasser, Bakow, Münchengrätz, Kreibitz, Böhm. Kamnitz, Neudörfel, Steinschönau, Semil, Eisenbrod, Sichrow, Turnau, Liebenau, Reichenberg, Friedland, Königinhof, Tann- wald, Arnau, Johannisbad und noch im Petzer im Riesengebirge ; Herrnskretschen, bei Hinter-Dittersbach, Mittel- und Niedergrund, in der böhm. Schweiz ! bei Beraun, Pürglitz, Rakonitz, Schlan, Laun, Saaz, Dux, Libochowitz, Cizkowitz, Leitmeritz, Ctiuowes nächst Raudnitz, Auscha, B. Leipa, Neustadtel! Ausserdem kommt die typische Form fast in allen älteren Warmhäusern in Böhmen vor. So im Prager Vereinsgarten, im k. k. botan. Garten, in gräfl. Kinsky'schen, Clam-Gallas'schen Garten am Smichow, im fürst. Lobkowitz'schen und Fürstenberg'schen Garten auf der Kleiuseite, in Warmhäusern am Hirschgraben, in Baumgarten, im Heine'schen Garten auch var. ß) und var. «), im Walter's Garten bei Gross-Kuchel, in Roth-Pecek, Sichrow, Opocno, Hohenfurth, Osseg, Tetschen, Reichstadt; var. ß) im Ananashause des gräfl. Kinsky'schen Gartens; var. y) im Vermehrungshause des Prager Vereinsgartens und im Schlossgarten in Tetschen ; var. d) auf feuchten bemoosten Mauern bei Hefmanicky, Stupsic und Strakonic; var. s) in älteren Prager Warmhäusern nicht selten, in der freien Natur bei Hlubocep, Set. Prokop, Zalow nächst Roztok, in der Edmundsklamm nächst Herrnskretschen, bei Tannwald ! h) Lager roth (rosen-, ziegel-, fleisch-, fuchs- etc. roth) oder braunroth bis rothbraun, nicht selten geht jedoch die rothe Farbe mehr weniger deutlich aus derblau- grünen Farbe hervor. 128. L. roseola Rieh. [Hypheothrix roseola Rieh. Hausgirg „Uiber den Poly- morph, d. Algen T. 1", wo auch mehr über die Beziehungen dieser Alge zu L. calci- cola enthalten ist]. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 491 ! Lager sehr dünnhäutig und schleimig, oft weit ausgebreitet, zuerst von spangrüner, später von rosen- bis fleisch- 1) Neben den oben beschriebenen Formen habe ich L. calcicola in verschiedenen Warm- häusern in Böhmen an ungleich warmen, ungleich feuchten und beleuchteten Standorten noch in verschiedenen anderen Uibergangsformen angetroffen, deren Lager stellenweise auch oUveugelb, bis gelbbräunlich auch blaugrün mit einem Stich in's RöthHche gefärbt war; mehr darüber siehe in meiner Abhandlung „Uiber den Polymorphismus der Algen". -) Ist aus der Prager Umgebung von einigen Standorten in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 772—774 vertheilt worden. ') Siehe meine Abhandlung „Noch einmal über Bacillus muralis Tom. und über einige neue Formen von Grotteu-Schizophyten." 94 Lyngbya. rotlier Farbe, stellenweise auch entfärbt. Fäden meist 1'5 bis 3 (seltener bis 4'5) fi dick, mehr oder weniger dicht verflochten, undeutlich gegliedert, in farblosen, eng an- liegenden, leicht verschleimenden Gallertscheiden, mit blass blaugrüuem, seltener fast farblosem Inhalte! In Warmhäusern auf der Innenseite von Fensterscheiben, an Glasdächern u. ä. (1 — 12). So im Prager Vereinsgarten reichlich, im k. k. botan. Garten und im gräfl. Kinsky'schen Garten am Smichow, dann im Walter's Garten bei Gross-Kuchel spärlich ; in Warmhäusern des Bar. Hruby- Jeleni in Roth-Pecek bei Kolin, in Sichrow, Tetschen und Opocno! 129. L. lateritiä (Ktz.) Krch.^) [Hypheothrix lateritia Ktz. Tab. phycol. I. T. 69 in Rbh. Flora europ. alg. IL, p. 64] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 778 ! Lager haut- bis lederartig, oft weit (bis über m^) ausgebreitet, rauh, von ziegel-, rosen- oder fleischrother bis rothbräunlicher Farbe (die unteren Schichten pflegen oft entfärbt zu sein); Fäden 1 bis 2*5 (i dick, gekrümmt, selten fast gerade, dicht verflochten, meist undeutlich gegliedert, mit farblosen oder röthlich gefärbten, 2 bis 3*8 (i dicken Scheiden und blass blaugrünlichem, bis fast farblosem Inhalte ; var. ß) rosea (Ktz.) Rbh. [Leptothrix rosea Ktz. Tab. phycol. L, T. 62]. Lager blass ziegel- oder rosenroth. Fäden 1 bis 2 |tt dick, Scheiden eng, undeutlich; var. y) kermesina (Menegh.) Rbh. [Leptothrix kermesina Ktz. Tab. phycol. I. T. 62, Phormidium kermesinum Menegh.]. Lager dünnhäutig, fleischig bis schleimig, kermesin- bis fleischroth. Fäden mit eng anliegenden Scheiden 1 bis 1^2 #* dick, blass rosenroth ; var. d) suhtüis (Ktz.) Rbh. [Hypheothrix subtilis Ktz. Tab. phycol. L, T. 68] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 779 ! Lager derbhäutig, fleischfarbig oder röthlichviolett, runzelig; Fäden mit den Scheiden bis 4 y. dick; var. £) suhaeruginea nob. Lager derbhäutig, schmutzig blaugrüu, in's Rosen- rothe übergehend ; Fäden mit ihren dünnen Scheiden bis 4 ft dick, undeutlich gegliedert, sonst wie die typische Form; var. J) variegata (Näg.) Krch. [Hypheothrix variegata Näg., Leptothrix varie- gata Ktz. Tab. phycol. L, T. 64]. Lager fleischroth, braungelb bis schwärzlichbraun oder rothbraun, Fäden locker verflochten, mit den Scheiden 1'5 bis 3*5 fx dick; var. rf) calcarea (Näg.) Rbh. [Hypheothrix calcarea Näg. Tab. phycol. L, T. 69]. Lager rothbräunlich, oft theilweise schmutzig grauroth (verblichen). Fäden mit den farb- losen Scheiden bis 5 (seltener mehr) /* dick (die Scheiden sind öfters erweitert); var. Q) symplocoides nob. Fäden am Rande des Lagers zu pinselartigen Bündeln gehäuft, durch welche die Oberfläche des Lagers kurzzottig wird, sonst wie ^. Auf feuchten oder inundirten Felsen, Steinen, Holzbalken u. ä. meist in Ge- birgsgegenden und stellenweise in grosser Menge verbreitet, var. y) in warmem, alle übrigen Varietäten in kaltem Wasser oder an der Luft (3 — 11). In der Umgebung von Prag mehrfach, so an silurischen Kalkstein fei sen bei Hlubocep, an Kalksteinen des hohen Bahnviaductes daselbst,^) ebenso oberhalb Slichow, am Barrande-Felsen nächst Hlubocep, bei Set. Prokop und Kuchelbad in der typischen Form seltener auch var. ß); var. d) an einer feuchten Kalksteinwand bei Nova Ves im Set. Prokopi-Thale sehr reichlich;^) ') Zu dieser formreichen Art gehört höchst wahrscheinligh auch Lyngbya (Hypheothrix) Sauteriana (Grün.) nob. — Gomont (Essai p. 4) hat diese Hypheothrix- Art mit der Gattung Schizothrix als S. lateritia (Ktz.) Gem. vereinigt. ^) Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 778 vertheilt worden und wird auch in Kerner's Flora austro-hung. zur Austheilung gelangen. ^) Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. alg. exs. Nro. 779 und in R. v. Kerner's Flora anstro-hungar. exs. Nro. 1906 mitgetheilt worden. Lyngbya. 95 var. y) an der cementirten Einfassung des langen Abzugsgrabens, durch welchen warmes Wasser aus der Zuckerraffinerie bei Modfan in die Moldau geleitet wird; auf feuchten silurischeu Felsen bei Selc, Podhof (spärlich), bei Podmoran auch «), gegenüber Lettek bis nach Chwaterub stellenweise sehr reichlich meist var. r]) auch var. «); bei Libsic, Dolan, Dolanky; an der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun mehrfach, bei Hostin und Solopisk spärlich, bei Sedlec nächst Lodenic, Tetin mehrfach, im Radotiner Thale am Wege nach Lochkow und nach Kosof unter einem kleinen Katarakte iy), an Moldau- felsen „Homole" bei Wran, gegenüber Mechenic, bei Dawle, Set. Kilian, Brunsow und Stechowic mehrfach, auf Uferfelsen an der Sazawa unterhalb Trepsin mehrfach, ebenso zwischen ^ampach bis nach Kamenny Pflvoz, am Diabasfelsen „na Klouzavce" an der Beraun nächst Budnan, auf Felsen im Suchomaster-Thale nächst Königshof, an Felsen bei Pürglitz; auf Urkalkfelsen bei Krummau; an Felsen bei der Mühle „u Ctiboru" nächst Tabor, auf Felsen im Bahneinschnitte vor Station Stupsic, ebenso bei Wolsan nächst Nepomuk ; auf feucliten Felsen an der Doubrawka bei Zieh nächst Caslau ; var. ^) im Riesengebirge in Melzergrund (Kirchner Algenfl. p. 241), an Steinen in Mühlgräben und Wasserleitungen in Ober-Hohenelbe, bei den Krausebauden, Spindelmühle, Sieben- gründen, Dunkelthal, Petzer, Gross-Aupa, Riesengrund, Bergschmiede, Riesenbaude, Grün- bach, Wiesenbaude, Olafsgrund, bei Neuwelt, Harrachsdorf, Seifenbach, Wurzelsdorf, Siehdichfür sehr verbreitet; bei Mittel- und Niedergrund in der böhm. Schweiz; noch bei Eisenbrod und Steinschönau ; im Böhmerwalde bei Eisenstein häufig, noch bei der Pampferhütte und bei Deffernik auch als var. d')\ bei Neuern, Hammern, auch bei Kusch- warda, Winterherg, Prachatitz, bei Hohenfurth, Rosenberg; im Adlergebirge bei Wich- stadtl und Böhmerwald ; unter dem Geltschberg nächst Auscha ! bei Chotebof (E. Bayer 1). 130. L. dubia (Näg.) nob. [Hypheothrix dubia Näg., Leptothrix dubia Ktz. Tab. phycol. I. T. 61].^) Lager ziemlich compact, öfters bis 1 cm dick, Mass ziegel- roth oder schmutzig fleischfarbig, die unteren Schichten meist entfärbt, oft von kohlen- saurem Kalke mehr oder weniger incrustirt. Fäden gekrümmt, locker verflochten, un- deutlich gegliedert, mit den farblosen, ziemlich dicken und weiten Scheiden 4 bis 5 [i dick, Veget. Zellen etwas länger (1 bis 2mal so lang) als breit, mit blass blaugrüuem Zellinhalte. Auf feuchten Felsen, an Katarakten u. ä. (4 — 11). So auf siluriychen Kalk- stein- etc. Felsen in der Prager und Berauner Umgebung zerstreut, insb. bei Slichow, Set. Prokop, unterhalb Korno, Tetin nächst Beraun, bei Sedlec nächst Lodenic; auf silurischen Felsen bei Selc nächst Roztok, Zalow, Podmoran, gegenüber Lettek, bei Dolan, Dolanky und Chwaterub; auch bei Nieder-Rochlitz und Wurzelsdorf im Riesengebirge! 131. L. sudetica (Nave) Krch. [Hypheothrix sudetica Nave in Orig. Exempl. Mus. !]. Lager oft weit ausgebreitet, dickhäutig, zuerst von blaugrüner oder violetter, später meist von fleischrother Farbe; untere Lagerschichten oft entfärbt. Fäden 1 bis 2 ^ dick, dicht verflochten, und deutlich gegliedert, mit etwa 2*5 bis 3'7 [i dicken, fast farblosen Scheiden und hell blaugrünem oder violettem (fast amethystfarbigem) In- halte. Veget. Zellen fast so lang wie breit. Auf feuchter Erde zwischen Moosen, Lichenen etc. meist in höherem Gebirge selten (5 — 11). So im Riesengebirge in den Siebengründen spärlich, am Aupafall reich- licher, auch am Südabhange der Schneekoppe ; in einem Felsenthale gegenüber Mechenic nächst Dawle an der Moldau an einem Bächlein auf feuchtem Moos spärlich! 132. L. Regeliana (Näg.) nob. [Hypheothrix Regeliana Näg. Tab. phycol. I. T. 67]. Lager hautartig, ziemlich derb, von rothvioletter, blut- bis purpurschwärzlicher Farbe, die unteren Schichten oft entfärbt oder blaugrün. Fäden mit den farblosen oder ^) Diese Alge, welche der Lyngbya coriacea (Ktz.) am nächsten steht, ist von De Toni und Trevisan (Sylloge Schizomycetum, 1889, p. 9) unter dem Namen Detoniella dubia (Ktz.) Trer. irrthümlich zu den Bacteriaceen zugezählt worden. 96 ILyngbya. gelblichen, eng anliegenden Scheiden 2 bis 3 /i dick, gekrümmt oder fast parallel ver- laufend, undeutlich gegliedert. Veget. Zellen fast so lang wie breit; var. ß) calothrichoidea nob. Fäden mit den ziemlich dicken, constant gelb- bräunlichen und etwas erweiterten Scheiden 3 bis 5 jw dick, an einem Ende fast calo- thrix-artig verdünnt ; Lager gelblichroth bis fast lehmfarbig ; sonst wie die typische Form. Auf feuchten Kalkstein- und ähnlichen silurischen Felsen selten (3 — 11). So an Felsen an der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun auch var. ß, bei Selc nächst Roztok, Dolan und Dolanky an der Moldau auch var. ß) ; an Urkalkfelsen bei Krummau auch var. ß\ 132. L. coriacea (Ktz.) Krch.^) [Leptothrix coriacea Ktz., Tab. phycol. I. T. 69, Hypheothrix coriacea (Ktz.) Rbh.]. Lager lederartig, fest, runzelig, roth oder schmutzig blaugrün-rothwerdend, später meist braunroth bis schwärzlichbraun, die unteren Schichten oft entfärbt. Fäden 1*5 bis 2*5 ft dick, fast gerade und parallel oder leicht gekrümmt, mit den farblosen, engen oder ziemlich erweiterten Scheiden 3 bis 4 /* dick. Veget. Zellen so lang oder etwas länger als breit, mit blass blaugrünem Inhalte; var. ß) Meneghinn (Ktz.) Rbh. [Hypheothrix Meneghinii Ktz. Tab. phycol. I. T. 68). Lager fleischroth, Fäden oft nur 1 ^, mit den Scheiden 3 bis 4 /ii breit, sonst wie die typische Form. Auf feuchten Felsen, Mauern insb. an Steinmauern, am Rande von Sümpfen, Teichen zerstreut und stellenweise reichlich (3 — 11). So am Rande des Mühlteiches oberhalb Kuchelbad ^), Kralup, Mühlhausen, Raudnitz, Lobositz, Sulowitz, Leitmeritz, Trnowan, Auscha, Haber, Graber, Drum, B. Leipa, Reichstadt; bei Saaz, Laun, Podersam, Chlumcan, Osseg, Niklasberg, zwischen Peiperz und Maxdorf, bei Bodenbach, Herrns- kretschen, Mittel- und Niedergrund in der böhm. Schweiz ; auf Sandsteinfelsen zwischen Dittersbach und Hinter-Dittersbach reichlich; bei Kostelec a. E., Kolin, am Rande der Wassergräben an der Staatsbahn in der Nähe von Slatinan vor Chotzen auf Plänerkalk reichlich ; bei Pürglitz und Rakonitz ! 134. L. rufescens (Ktz.) Krch. [Leptothrix rufescens Ktz. Tab. phycol. L T. 63, Hypheothrix rufescens (Ktz.) Rbh.] Wittr. et Nordst. Alg. exs.. Nro. 782 ! Lager dünnhäutig, compact, uneben, oft weit ausgebreitet, zuerst von schmutzig blaugrüner, dann bis fleischrother bis zuletzt rothbrauner oder fuchsrother Farbe, öfters geschichtet. Fäden gekrümmt, dicht verflochten, blaugrün, röthlich oder fast farblos, etwa 2 ft dick, oft undeutlich gegliedert, mit eng anliegenden, dünnen Scheiden; var. ß) lardacea (Ces.) Rbh. [Leptothrix lardacea Ces. Rbh. Alg. exs. Nro. 758!]. Lager schmutzig blaugrün- oder gelbbraun, bis 1 cm dick; var. y) Hegetschioeileri (Näg.) Rbh. [Hypheothrix Hegetschweileri Näg., Lepto- thrix Hegetschweileri Ktz. Tab. phycol. I. T. 64]. Lager bis fingerdick, braungelb; Fäden 1 bis 2 |ü dick, mit den Scheiden 2 bis 5 ^ breit, sonst wie die typische Form. Auf feuchten Felsen, Mauern, auf torfiger und sandiger Erde, am Rande von Teichen, an Brunneneinfassungen, Pumpenröhren u. ä. auch im ganzen Lande häufig verbreitet (3 — 11). In der Umgebung von Prag mehrfach, auch in Prag an einigen alten Pumpenröhren var. /3), im Kuchelbad an einem Brunnentroge auch var. /3), im Sarkathale, Podbaba, Roztok, bei Radotin, Srbsko, Hostin, Beraun, Alt- und Neu-Hütten bei Hostiwic; var. y) auf feuchten Felsen bei Selc nächst Roztok; bei Senohrab nächst Mnichowitz, ßican, Konopist, Beneschau, Bystfic, Chotowin und Nachod nächst Tabor, Tabor auch /3), Wotic, Stupsic, Hefmanic, Ceraz nächst Sobieslau, Veseli, Podhrad, Zamost, Budweis, Steinkirchen, Schewetin, Kardas-Recic, Lzin, Neuhaus, Neu-Bistritz, ') Kirchner (Microscop. Pflanzenwelt des Süsswassers, 1891, p. 44) stellt diese und ähnliche Hypheothrix- und Phormidium- Arten irrthümlich zur Gattung Oscillaria. ^) Ist von diesem Standorte in der „Flora austro-hungar. exsicc. Nro. 1994" zur Ver- th eilung gelangt. Lyngbya. 97 Pocatek mehrfiich, Serowitz, Pilgram, Polna, Deutschbrod ; Chlumec und Zic nächst Wittingau; Holienfurth, Ruckendorf, Rosenberg, Ebeuau, Krummau, Kaplitz; Protiwin, Pfibram, Cimelic, Bfezuic, Mühlliausen und Kowafow nächst Tabor, Wodnian, Prachatitz, Strakonitz, Winterberg, Bistritz nächst Neuern, Eisenstein; bei Blowic, Nepomuk, Mies, Franzensbad, Falkenau, Kaaden, Podersam, Jechnitz, Johnsdorf nächst Brüx, Osseg, Niclasberg, Tellnitz, Tillisch, Klostergrab, Eulau, Bünauburg, Bodenbach, Obergrund, Herrnskretschen in der böhm. Schweiz, Aussig, Schön-Priesen, Pömmerle, Nestersitz ; bei Raudnitz, Mühlhausen, Weltrus, Kralup ; Schlan, Swolenowes, Laun ; Lobositz, Ciz- kowitz, Leitmeritz, Unter-Befkowic, Libochowitz, Liboch, Elbe-Kostelec, Pfelouc, Elbe- teiuitz, Kostomlat, Laucin, Jung-Bunzlau, Bakow, Münchengrätz, Eiseubrod, Sichrow, Chlomek nächst Turuau,-^) Hirschberg, Weisswasser, Böhm. Kamnitz mehrfach, Ditters- bach, Kreibitz; bei Friedland, Opocno, Chotzen, Dymokur, Kopidlno, Jicin, Liblic, Wrutic, Hodow nächst ^ Ouwal ; auf feuchten Sandsteinen des sog. Libusa-Bades nächst Pankrac spärlich; bei Zleb, Ronow nächst Caslau, Kuttenberg, Hefmanmestec ! 135. L. vulpina (Ktz.) [Hypheothrix vulpina Ktz. Tab. phycol. I., T. 67]. Lager compact, braun- bis fuchsroth oder schmutzig olivenbraun, runzelig. Fäden mit den farb- losen, eng anliegenden Scheiden 2*4 bis 2*8 fi dick, leicht gekrümmt, locker verflochten blass bräunlich. Veget. Zellen etwas kürzer als breit. Auf hölzernen Wasserrinnen u. a. selten (4 — 11). So im oberen Solopisker- Thale nächst Cernosic und bei Eisenbrod! 2. Subsect. Phormidium (Ktz.) nob.^) Fäden mit den Scheiden in der Regel mehr als 4 ^ dick (ausnahmsweise auch weniger). a) Im Wasser oder an vom Wasser inundirten Orten lebende Algen. 136. L. Boryana (Ktz.) Krch. [Phormidium Boryanum Ktz. Tab. phycol. I., T. 44]. Lager dünn-, seltener dickhäutig und dann compact und geschichtet, von blau- grüner, braun- bis schwärzlichgrüner Farbe. Fäden fast gerade, steif, seltener gekrümmt, mit den Scheiden 3 bis 4"5 (seltener bis 5) ft breit, mit undeutlichen, leicht zerflies- senden Gallertscheiden; Veget. Zellen ^2 ^^^ Imal so lang wie breit, Endzellen stumpf abgerundet oder zugespitzt, gerade; mit blass blaugrünem Inhalte. In schnell fliessenden Bächen, an untergetauchten Steinen, Hölzern u. ä. Mos im höheren Gebirge (5 — 10). So im Riesengebirge bei Ober-Hohenelbe, Spindelmühle mehrfach, unter dem Eibfall, bei der Petersbaude; bei Harrachsdorf, am Mummelfall, bei Seifenbach, im unteren Dunkelthal; noch bei Johannisbad (spärlich) und bei Tann- wald; im Adlergebirge bei Wichstadtl und Bärnwald; im Böhmerwalde am Spitzberg, bei Eisenstein, Hohenfurt (im Hammerleiterbach etc.), in einigen Bächen bei Rosenberg und Krummau ! 137. L. fonticola (Ktz.) Krch. [Phormidium fonticola Ktz. Tab. phycol. L, T. 45]. Lager lederartig, compact, geschichtet, lebhaft blaugrün, oft langstrahlig. Fäden fast gerade oder leicht gekrümmt, mit den farblosen, ziemlich dicken Scheiden 5 bis 5*2 fi dick. Veget. Zellen ^2 ^i^ ^^^^ ^^ ^^^S wie breit, mit blaugrünem Inhalte. End- zellen verdünnt, gerade. In Bächen, Quellen, Brunnenabflüssen selten (5 — 10). So im Sarkathale bei Prag, bei Podrsam, Johnsdorf nächst Brüx, bei Haida, Eulau, Mittel- und Niedergrund und Herrnskretschen in der böhm. Schweiz mehrfach! 138. L. membranacea (Ktz.) Thr. a) genuina (Ktz.) Krch. [Phormidium membra- naceum Ktz., incl. Ph. pannosum Ktz. Tab. phycol. I., T. 46, 48] Wittr. et Nordst. ^) Ist von diesem Standorte in Prof. Dr. Wittrock's und Dr. Nordstedt's „Algae exs." Nro. 782 mitgetheilt worden. ^) Schon Crouan (Florule de Finisterre, 1867, p. 113) hat vor Thuret die Gattung Phor- midium Ktz. als Subgenus mit der Gatt. Lyngbya (Oscillaria) vereinigt. — Gomont (Note sur le genre Phormidium, 1887) hat den Übergang der Phormidium-Formen in Lyngbya-Formen durch Cultiu'versuche nachgewiesen. 98 Lyngbya. Mg. exs. Nro. 96 ! Lager derbliäutig, meist weit ausgebreitet, blau oder dunkel oliven- grün bis scliwärzlicbbraun. Fäden ungleich dick (meist 2 bis 6, seltener 6 bis 9 /u dick), mit farblosen, eng anliegenden Scheiden. Veget. Zellen Vs ^is Imal so lang wie breit, mit blaugrünem Inhalte; var. ß) inaequalis Mg. Fäden von sehr ungleicher Dicke, einige 2 — 4, andere 4 — 6 (seltener 6 bis 9) ft dick. Lager bräunlichgrün, geschichtet; var. y) hiformU Ktz. Lager schmutzig blau- bis schwärzlichgrün. Fäden un- gleich dick, einige 2'5 bis 3*5 ft dick, mit 1 bis 2mal so langen als breiten Zellen, andere 5 bis 6*5 ft dick, mit -^/g bis Imal so langen als breiten Zellen. h) rivularioides Grun.^) Wittr, et Nordst. Alg. exs. Nro. 781 ! Lager hart, von CaCOg stark incrustirt, grau- oder oliven- bis bräunlich blaugrün. Fäden ungleich dick, aufrecht, neben einander fast parallel verlaufend, zu halbkugeligen, inactis-artigen Polstern, welche oft zu einer bis Y2 ^^ dicken, festen Kruste zusammenfliessen vereinigt, die Zellen der 2 bis 3 ft dicken Fäden sind 72 ^^^ In^dX so lang, die der 3 bis 6 /* dicken Fäden ■'/g bis Imal ' so lang wie dick, mit bläulichgrünem Inhalte, Scheiden eng an- liegend, meist incrustirt, farblos; c) papyrina (Bory) nob. [Oscillaria papyrina Bory, 0. papyracea Ag., Phor- midium papyrinum Ktz., P. papyraceum (Ag.) Ktz. Tab. phycol. L, T. 48, Rbh. Alg. exs. Nro. 265 !]. Lager leder-, trocken papierartig, oft kurzstrahlig und geschichtet, von spangrüner, später auch bräunlicher Farbe, die unteren Schichten oft verblichen und aus leeren Scheiden bestehend. Fäden ohne Scheiden 5 bis 6 fi, mit diesen 6 bis 9 ^ dick. Veget. Zellen V2 ^is Imal so lang wie breit, mit blaugrüuem Inhalte. Endzellen meist stumpf abgerundet, gerade. Scheiden dünn, farblos; var. d) Biasolettiana (Ktz.) Rbh. [Phormidium Biasolettianum Ktz. Tab. phycol. I., T. 48]. Lager stahlblaugrün, compact, lederartig. Fäden 8 bis 10 ft dick. Veget. Zellen Y3 l^is '^j^mzl so lang als breit, sonst wie c). In Bächen, Wasserleitungen, so insb. in Mühlrinnen, Schleussen, auf Mauern, Steinen, Holz etc. hautartige oder krustenförmige (6) Überzüge bildend, meist in schnell, seltener auch in langsam fliessendem Wasser im ganzen Lande verbreitet, stellenweise massenhaft (4 — 11). a) und c) In der Umgebung von Prag nicht selten, so in der Moldau an Ufermauern, Wehren, in einigen Mühlen, an Brückenpfeilern, in Schwimm- schulen, auch an den Moldauinseln mehrfach; bei Troja, Kaisermühle, Podbaba, im äarkathale mehrfach, bei Kajetanka, Liboc, Markyta, Selc, Brnky, Roztok, Podmoraii, Libsic, Dolan, im Maslowicer Thale gegenüber Libsic, Kamejk, Okof, Kneziwka, Herrn- dorf, zwischen Tuchomefic und Ounetic mehrfach, Hostiwic, Kowar, Zakolan, bei Kuchelbad, Radotin, Modfan, Cernosic, von Solopisk bis nach Kuchaf mehrfach, ebenso im Karliker Thale, bei Dobfichowic, Hlubocep, Set. Prokop, Klukowic, Lochkow, im Chotec-Thale mehrfach ; bei Budnan, Srbsko, Hostin, Set. Iwan, Lodenic, Beraun, Alt- und Neuhütten, Pürglitz, Stadtl, Rakonitz; bei Wran, Dawle, im liibsicer Thale; bei Hradistko, Ste- chowic, Tfepsln, Chotoun, Kamenic, Dnespek, Eule; an der Kunraticer Waldmühle, ^) bei Jesenic, Hostiwaf, Oufinowes, fi,icauj^ Sträncic, Mencic, Bfe^i, Mnichowic, Senohrab, Piskocel, Sazawa, Kocerad, Doubrawic, Cercan; bei Zdic, Popowic, Jinec, Cenkau, Ho- fowic, Dobfis, Mnisek, Woznic, Bfeznic, Pfibram, Bradkowic, Picin, Cimelic, Pisek, Putim, Protiwin, Strakonic, Wodnian mehrfach, Nepomuk, Blowic, Pilsen, Bolewec, Plass, ^) Ob diese Alge, welche Rabenhorst (Flora europ, alg. IL, p. 221) mit L. membranacea (Ktz.) Thr. vereinigte, blos eine Form von L, membranacea oder eine selbständige Ai-t ist, wird erst durch weitere Untersuchungen möglich sein zu entscheiden. ^) Daselbst sammelte ich 1882 L. membranacea auch in einem chroococcus-artigen Zu- stande (mehr darüber in meiner Abhandlung „Bemerkungen über die Bewegungen der Oscillarien", Bot. Ztg. 1883, 4. Anmerlc). Wie bei L. membranacea, so habe ich auch bei L. vulgaris und einigen anderen aerophytischen Lyngbya-Aiten ruhende Akineten Ijeobachtet. IL-yngbya. 99 Holoiibkau; bei Kouopist, Benescliau, Bistfic, Olbramowic, Pocloli, Wotic, Stupsic, Bez- tahow, Martinic, Nezdic, Mastnik, Hefmanic, Sudomefic, Chotowin, Nachod, Tabor, Plana, Müblhausen und Kowafow nächst Tabor, Sobieslau, Ceraz, Veseli, Mazic, Bukowsko, Schewetin, Zamost, Podhrad, Budweis, Frauenberg, Steinkircben, Kaplitz, Forbes, Lomnic, Wittingau, Cblumec, Pilaf, Kardas-fiecic, Lzin, Neubaus, Neu-Bistritz, Adams, Pocatek, Serowitz, Pilgram, Patzau, Polna, Scblappenz nächst Pfibislau, Svetla, Horazdowic, Klattau, Neuern, Pampferhütte, Neu-Hurkenthal, Bistritz, Eisenstein, Winterberg, Wolyn, Kuschwarda, Prachatitz, bei Hohenfurth, Rosenberg, Ebenau, Krummau; bei Bechowic, Hodow nächst Ouwal, Böhm. Brod mehrfach, Poficau, Pecek, Velim, Kolin a. E., Nim- burg, Podebrad, Elbeteinitz, Pfelouc auch /3), Gross-Wossek, Pardubic, Ceperka, Chlumec an der Cidlina, Zizelic, Königgrätz, Chotzen, Opocno, Nachod, Wichstadtl, Susic, Hofic, Parschnitz, Arnau, Trautenau, Alt-Paka, Hohenelbe ; bei Königinhof, Liebenau, Langen- bruck, Einsiedl, Reichenau, Pulletschnei nächst Reichenberg, Friedland; im Riesenge- birge noch bei den Krausebauden, in der Spindelmühle, bei Harrachsdorf, Seifenbach, Kaltenberg, Neuwelt, am Wege zu den Steinigen Wasserfällen ; bei Tannwald, Swarow, Eisenbrod, Semil, Turnau, Sichrow mehrfach, Habsteiu, Hirschberg, Weisswasser, Böhm. Kamnitz mehrfach, Rabstein, Kreibitz, Haida mehrfach, Steinschönau, Warnsdorf, Böhm. Leipa, Graber, Auscha, Geltschberg, Saudau, Neustadtel nächst B. Leipa, Reichstadt, Brenn, Starkenbach, Neu-Bydzow, Wostromer, Jicin, Prachow, Kopidlno, Rozdalowic, Dymokur, Kfinec, Wlkawa, Josephsthal, Jung-Bunzlau, Wrutic, Bakow, Münchengrätz ; bei Chwal, Lissa, Celakowic, Kostomlat, Neratowic, Brandeis a. E., Elbe-Kostelec, Melnik, Liboch, Unter-Befkowic, Weltrus, Mühlhausen, Raudnitz, Leitmeritz, Sulowitz, Lobositz, Schelchowitz, Cizkowitz, Budin, Libochowitz, Aussig, Schön-Priesen, Wesseln, Nestersitz, Pömmerle, Eulau, Bünauburg, Tetschen, Bodenbach mehrfach, Herrnskretschen, Mittel- und Niedergrund, Maxdorf, Tellnitz, Mariaschein mehrfach; Osseg mehrfach, Klostergrab, Niclasberg, Dux, Liptitz, Johnsdorf nächst Brüx, Bilin, Teplitz, Eichwald, Kaaden, Fal- keuau auch ß), Carlsbad, Franzensbad, Mies; bei Jechnitz, Podersam, Laun, Saaz, Neu- Straschitz, Peruc, Schlau, Swolenowes ; bei Zieh, Ronow, Tfemosnic, Kuttenberg, Chrudim, Medlesic, Hefmanmestec ; var. ß) auch im Riesengebirge, so im Petzer, am Wege von da zum Riesengrunde und in diesem selbst auch in einer Form mit wenig oder gar nicht entwickelten Scheiden (Oscillaria-Form) ; var. subaequalis Grün, nach Rabenhorst (Flora europ. alg. H. p. 121) bei Schluckenau von Karl gesammelt; — var. y) in warmem oder lauwarmem Wasser, so bei Karlsbad auf schlammigem Boden in der Tepel nicht selten, da wo warmes Wasser oder heisse Dämpfe den Boden, Steine etc. bis auf 30 — 40*^ R. erhitzen, seltener auch in kaltem Wasser von mir noch bei der Schwimm- schule am Ufer der Eger gesammelt ! auch von Schwabe als Oscillaria limosa bei Karlsbad (Linnaea 1837, p. 115 und Rabenhorst's Flora europ. alg. IL p. 121) beobachtet; in warmem Wasser, welches aus der Dampfsäge bei Kolin in die Elbe geleitet wird, insb. im unteren -^/g Theile des Abzugsgrabens häufig, auch an Mauern und an den Wänden des Wasserreservoirs für warmes Wasser im Hofe dieser Fabrik, bei Prag an der Ufcr- mauer der Smichower Kattunfabrik, wo heisse Dämpfe an die Luft hervordringen, ebenso bei der Papierfabrik in der Kaisermühle spärlich; bei Königgrätz am Abflüsse des warmen Wassers aus der Maschinenfabrik gegenüber dem Bahnhof; bei Johannisbad am Abflüsse der warmen Quelle aus dem Badehaus ; bei Leitmeritz, bei der Dampfmühle auf der Schützeninsel; in Teplitz am Stadtbade an einer Mauer unter dem grossen Wasserreservoir spärlich! — h) in Gebirgsbächen, vorzüglich im Gebiete der silurischen Kalksteinfelsen an Felsen, Steinen etc. polster- oder krustenartige, harte, an der Ober- fläche warzigrauhe Überzüge bildend. In der Umgebung von Prag nicht selten, so im Bache bei Hlubocep spärlich, im Hluboceper-Bache bei Set. Prokop bis gegen Jinonic und in Bächen zwischen Nova Ves, Klukowic und Holin stellenweise massenhaft,-^) im Chotecthale mehrfach, bei Gross-Kuchel, im Bache bei Sliwenec oberhalb Kuchelbad, im ^) Ist von diesem Standorte in Wittr. et. Nordst. AI;:;', exs. Nro. 781 imd in Ilofrath's R. V. Kerner's „Flora austro-hung. exs." Nro. 1997 mitgetheilt worden. 7* 100 I^yngbya. Radotiner Thale bis nach Lochkow und unterhalb Kosof reichlich, im Karliker Thale nächst Dobfichowic, bei Solopisk, im Modraner Bach, Woborni-Bach unterhalb Tfepsiu spärlich, bei Karlstein, Tetin mehrfach, Set. Iwan, Sedlec nächst Lodenic, im Sucho- master Thal bei Königshof, unterhalb Koda nächst Budnan an der Beraun; in Bächen bei Selc, Podhof, Roztok, Ounetic, Statenic, Zalow, Podmoran mehrfach, „v Mocidlech" gegenüber Libsic reichlich, bei Dolan und Dolanky; — var. ö) bisher blos in einem Bache bei Solopisk nächst Cernosic in grösserer Menge !^) 139. L. Retzii (Ktz.) nob. [Phormidium Retzii (Ag.) Ktz. Tab. phycol. I. T. 45 Oscillaria Retzii Ag., 0. laevigata Vauch. in specim. gallic. Mus. ! Rbh. Alg. exs. Nro. 414 sub nomine Phormidium corium!]^. Lager oft weit ausgebreitet, meist derbhäutig, braun oder schwärzlichgrün. Fäden mit den eng anliegenden, dünnen Scheiden 5 bis 6 {i dick, gleichförmig, wenig gekrümmt. Veget. Zellen ^2 ^^^ l^ial so lang als breit, mit blau- oder olivengrünem Inhalte; Endzellen stumpf abgerundet. Auf feuchten Felsen, in Mühlgräben, Katarakten u. ä. zerstreut (5 — 10). So bei Radotin nächst Prag, Kolin a. E., Bilin, Eichwald nächst Teplitz, in der Edmunds- klamm nächst Herrnskretschen, bei Gutwasser nächst Budweis, Mühlhausen, Zäluzl nächst Tabor, Hefmanmestec ! 140. L. corium (Ag.) nob. [Oscillaria corium Ag., Phormidium corium (Ag.) Ktz. Tab. phycol. I. T. 48, Oscillaria penicillus Corda, Alm. d. Carlsb. 1836 p. 209, T. 1 una cum Leptothrice (Ophryothrice) Thuretiana Bzi.^]. Lager meist lederartig, compact, schmutzig olivenbraun bis braunschwarz, seltener stahlblau oder spangrün. Fäden ungleich (6 bis 9 fi) dick, mit den farblosen Scheiden 9 bis 12 ft dick, gerade oder gekrümmt ; veget. Zellen ■'/g bis Imal so lang als breit, mit blau- oder olivengrünem bis gelbbräunlichem Inhalte, an den Scheidewänden oft deutlich granulirt. In Bächen, an von schnell fliessendem Wasser bespülten Felsen, Steinen, in Mühlgräben u. ä. meist in Gebirgsgegenden verbreitet (5 — 10). So bei Weisswasser, B. Leipa und Kaplitz! 141. L. Incida (Ag.) nob. [Oscillaria lucida Ag., Phormidium lucidum (Ag.) Ktz. Tab. phycol. I. T. 46, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 780!]*) Lager derb, haut-, bis lederartig, nicht selten geschichtet, stahlblauschwarz, in den unteren Schichten öfters entfärbt. Fäden mit den farblosen, eng anliegenden Scheiden 6 bis 8 |» dick, gerade oder schwach gekrümmt. Veget. Zellen -^/g bis ^l^msil so lang wie breit, an den Scheide- wänden nicht oder unmerklich eingeschnürt. Kommt nicht selten auch in einer Oscillaria- Form vor, bei welcher den Fäden deutliche Gallertscheiden fehlen. In Thermen, an Mauern, Lehmboden, Steinen etc., welche von warmem Wasser bespült werden (5 — 11). So an warmen Quellen in Karlsbad mehrfach, insb. am kleinen Sprudel im Bette der Tepl unter der Sprudelcolonnade, auch an kälteren Standorten (vergl. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 780) ! Früher auch an Mauern etc. von Privatbädern, im Abflüsse des Springers von C. A. Agardh 1827 entdeckt (Orig.-Exempl. Mus.!), später auch von Schwabe (Linnaea, 1837) u. A. daselbst beobachtet und gesammelt. 142. L. lyngbyacea (Ktz.) nob. (Phormidium lyngbyaceum Ktz. Tab, phycol. I. T. 46, Rbh. Alg. exs. Nro. 75). Lager lebhaft span-, schmutzig-, bis schwärzlichgrüu, nicht geschichtet, oft fluctuirend. Fäden gekrümmt, 4 bis 6 ft dick, mit eng anliegenden, ^) Wird von diesem Standorte in H. Hofrathes R. v. Kerner „Flora austro-hungar. exs." mitgetheilt werden. ^) Diese Art, mit welcher Gomont (Essai p. 7) auch Phormidium rivulare und Ph. marga- ritiferum Ktz. vereinigte, und die nachfolgende L.-Art sind kaum von L. membranacea specifisch verschieden. ^) Die früher für Cihen etc. der sog. bärtigen Lyngbya (Phormidium- und Oscillaria-) Arten angesehenen Fäden, sind epiphytische Spaltpilzfäden [Leptothrix (Ophryothrix) Thuretiana Bzi. n. ä.] ; vergl. meine Abhandlung „Neue Beiträge z. Kenntniss der böhm. Algenflora, 1883," *) Gomont (Essai p. 7) vereinigt mit dieser Lyngbya-Art auch Oscillaria Okeni Ktz. Lyngbya. 101 dünnen, meist farblosen, 5 bis 9 j» breiten Scheiden. Veget. Zellen 7a ^^^ ^ (seltener 73)mal so lang wie breit, mit blaugrünem Inhalte. Kommt auch in einer Oscillaria- Form vor. In stagnirenden Gewässern, Waldsümpfen, an Bachufern auf Wasserpflanzen zerstreut (5 — 10). So in Sümpfen an der Bahn bei Bechowic und Ouwal, bei Celakowic, Podebrad, Böhm. Kamnitz, Haida, Graber nächst Auscha, B. Leipa, Plana nächst Tabor, Mazic und Vrbna nächst Veself a. L., Neu-Bistritz nächst Neuhaus, in Waldsümpfen bei Plass nächst Pilsen ! 143. L. paludinae (Wittr.) nob. [Lyngbya Juliana Menegh. ß) Paludinae Wittr. W. et Nordstedt Alg. exs. Nro. 492 !]^) Lager blaugrün, dünn, auf Schneckenschalen festgewachsen. Fäden gekrümmt, mit den wenig dicken, eng anliegenden, farblosen Scheiden 5 bis 6 (seltener bis 8) fi breit; veget. Zellen ^3 ^is V2 (seltener 74)'^^! so lang als breit, mit blaugrünem Inhalte. In Teichen, Tümpeln, Sümpfen u. ä. an Schalen von Paludina | vivipara, Limnaeus stagnalis u. ä. zerstreut (4 — 10). So in Elbetümpeln Ij bei Kostomlat reichlich, bei Podebrad, Gross-Wossek, Libic, an Palu- ^Ij dina, ebenso bei Rozd'alowic nächst Jicin, Steblova nächst Pardubic; in einem Teiche bei Holoubkau nächst Pilsen an Lymnaeusl 144. L. phormidium Ktz. Tab. phycol. I. T. 86 [Phormidium amphibolum Rbh., Symploca phormidium Thr. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 996 !j Lager hautartig, compact, schmutzig blaugrün bis bräun- lich. Fäden gekrümmt, dicht verflochten, mit den eng anliegenden, un- deutlich geschichteten, farblosen Scheiden 7 bis 9'5 (i dick. Veget. Zellen 73 ^is Imal so lang als breit, mit blass blau- oder bräunlich- grünem, gekörntem Inhalte; var. ß) tenuis Wittr. Fäden mit der Scheide blos 4 bis 5 /« dick, sonst wie bei der typischen Form. In Sümpfen, Wassergräben, am Rande von Bächen an Moosen und Wasserpflanzen (5 — 10). So in einer sehr feuchten sumpfigen Felsenschlucht bei Selc nächst Roztok, bei Set. Prokop, Stechowic an der Moldau, im Schlossparke bei Liboch, Libic nächst Podebrad, Hef- manmestec, am Rande eines Teiches bei Mazic nächst Vesell a. E. an ^. „„ y i^ Ufersteineu fluthend; bei Pocatek, Polna; bei Kammitz nächst TeUnitz arenaria flS* nob. Stück eines Fadens mit der Scheide (sehr stark vergr.). unter dem Erzgebirge ! 145. L. subtorulosa (Breb.) Krch. [Phormidium subtorulosum Breb. Ktz. Tab. phycol. I. T. 49 non Ph. subtorulosum Ktz. =z Micro- coleus subtorulosus (Ktz.) Gomont Essai p. 4]. Lager hautartig, fest, spangrün, stahlblau. Fäden gerade oder leicht gekrümmt, blass blaugrün, mit den ziemlich dicken, farblosen, an der Oberfläche theilweise verschleimten Scheiden 6 bis 8 ft dick. Veget. Zellen ebenso lang wie breit oder etwas länger, an den Scheidewänden leicht eingeschnürt. An inundirten Steinen etc. in Thermen oder in Abzugsgräben von Fabriken, in welchen warmes Wasser fliesst (4 — 10). So am Abzugsgraben, durch welchen lau- warmes Wasser aus der Zuckerraffinerie bei Modfan am Ufer der Moldau in den Fluss geleitet wird! 146. L. arenaria (Ag.) nob. [Oscillaria arenaria Ag., Phormidium arenarium (Ag.) Rbh., Ph. thinoderma Ktz. Tab. phycol. I. T. 47]. Lager dünnhäutig, nicht ge- 1) Da Lyngbya Juliana Menegh. in Rbh. Flora europ. alg. II. p. 143) = Phormidium Julianum (Menegh.) Rbh. (Flora eur. alg. 11. p. 118) eine Thermalalge ist und von der oben be- schriebenen Lyngbya paludinae nicht blos durch ihren Standort, sondern auch durch viele andere wesentliche Merkmale sich unterscheidet, so hat der "Verf. diese letztere Lyngbya zu einer selb- ständigen Art erhoben. 102 X^ynshya. scliichtet, blaugrün. Fäden 6 bis 8 ^ dick, leicht gekrümmt, mit öfters ziemlich weiten, an der Oberfläche leicht verschleimenden, 7 bis 12 ft breiten Scheiden. Veget. Zellen 3 bis 4mal kürzer als breit, mit blaugrünem Inhalte. Endzellen abgerundet oder stumpf konisch, gerade. Auf sandigem, salzhaltigem Boden am Rande von Salzwassersümpfen etc. (4 — 11). So am Rande der Salzwassersümpfe bei Ouzic nächst Kralup, ebenso bei Slatinan nächst Chotzen, bei den Bitterwasserquellen nächst Saidschitz, im Abzugsgraben der Bitter- wasserquelle beim fürstl. Schwarzenberg'schen Meierhofe nächst Cizkowitz bei Lobositz, bei Kozow nächst Laun spärlich ! 147. L. Meneghiniana (Ktz.) nob. [Phormidium Meneghinianum Ktz. Tab. phycol. I. T. 49]. Lager derbhäutig, compact, oft geschichtet, von blau bis schwärzlich- grüner Farbe oder gelbbraun, die unteren Schichten oft entfärbt. Fäden rigid, mit den engen farblosen, ziemlich dicken Scheiden 7 bis 12 (i dick. Veget. Zellen ^/g bis '^l^mal so laug als breit, mit schmutzig oliven- oder bräunlichgrünem Inhalte ; Endzellen abge- rundet, gerade; var. ß) crassiuscula (Ktz.) Rbh. [Phormidium crassiusculum Ktz. Tab. phycol. I. T. 49. Rbh. Alg. exs. Nro. 35 !]. Fäden fast gleich dick, mit den Scheiden 10 bis 12 fi breit, sonst wie die typische Form. In schnell fliessendem "Wasser, vorz. in Bergbächen, an Wasserfällen, Mühl- schleusseu u. ä. (5 — 10). So bei Herrnskretschen, Mittelgrund und Prebischthor in der bühm. Schweiz ; bei Weisswasser, Eisenbrod, Tannwald ; im Riesengebirge bei Petzer, im Olafsgrund, Kaltenberg var. ß); in Südböhmen im Plammerleiterbach und einigen anderen Bergbächen bei Hoheufurth! 148. L. curvata (Ktz.) Rbh. [Siphoderma curvatum Ktz. Tab. phycol. I. T. 78, Rbh. Alg. exs. Nro. 2055 ! incl. Lyngbya salina Ktz.].^) Lager compact, hautartig, ge- schichtet, braun, olivengelb oder dunkel blaugrün, unten entfärbt. Fäden gekrümmt, dicht verflochten, ohne Scheiden 8 bis 14, mit diesen 12 bis 22 fi dick. Veget. Zellen ^/e bis -^/gmal so lang als breit, mit blaugrünem oder bräunlichem Inhalte. Scheiden dünn, seltener bis 4 ^ dick, farblos oder gelb bis braungelb, bei der auf feuchter Erde vegetirenden Form öfters an der Oberfläche rauh. In Sümpfen, oder am Rande dieser, in salzhaltigem, seltener auch in süssem Wasser (5 — 10). So am Rande der Salzwassersümpfe bei Ouzic nächst Kralup, auch bei Schelchowitz nächst Cizkowitz und zwischen B. Leipa und Langenau ! 6) An der Luft, meist auf feuchter Erde, auf nassen Felsen, Dächern, Moos etc. lebende Arten (blos Lyngbya rupestris kommt in der Form ß) rivularis auch in Bächen vor). 149. L, Kützingiana Krch. (Phormidium obscurum Ktz. Tab. phycol, I., T. 45, non Lyngbya Kützingiana Thr. =r Phormidium Kütziugiauum Le Jol.) Lager hautartig, meist compact blau-, schwärzlich- oder olivengrün, bis olivenbraun, trocken dunkelbraun, die unteren Schichten oft entfärbt und zerfasert. Fäden mit den Scheiden 3*6 bis 5 jw dick, gekrümmt. Veget. Zellen fast ebenso lang me breit oder etwas kürzer, mit blau- grünem Inhalte; Endzellen abgerundet oder kegelförmig; var. ß) symplocifornns nob. [? Symploca (Symphyothrix) radians Ktz. Tab. phycol. IL, T. 57]. Fäden meist mit weniger deutlichen, leicht verschleimenden Scheiden versehen, seltener fast nackt, gerade oder leicht gekrümmt, zu 2 bis 4 mm langen, auf- rechten, pfriemen- oder pinselartigeu Bündeln vereinigt, sonst wie die typische Form. 1) Thuret und Bornet (Notes algologiques, IL p. 132) und Ilauck „die Meeresalgen" 1885, p. 504 haben diese L.-Art mit der marinen Lyngbya aestiiarii (Jürg.) Liebm., zu der sie neben anderen Lyngbya- etc. Arten auch L. saHna Ktz. (Hauck auch L. obscura Ktz.) gezogen haben, vereinigt. Lyngbya. 103 Auf Strolidäcberu, Moos, am Grunde alter Bäume (Weiden, Pappeln u. ä.) zwischen Moos etc. unter alten Gartenmauern u. s. w. im ganzen Lande verbreitet, insb. in Dörfern in der Ebene und noch bei den Bauden im Hochgebirge; var. ß seltener (3 — 11). In der nächsten Umgebung von Prag nicht häufig; im Sarkathale, Gross- Kuchel, bei Lochkow, Radotiu, Chotec, Vsenor, Cernosic, Solopisk, Sliweuec; bei Budnan, Hostiu, Tetin, Srbsko, St. Iwan, Sedlec, Beraun (ZävodI), Alt- und Neuhütten, Zdic, Popowic; in Ober-Roztok, Zalow, Podmoran, Dolan, Dolauky, Kamejk, Herrndorf, Kne- ziwka, Tuchomefic, Stateuic, Ounetic, Kowar, Hostiwaf, Ourinowes, Senohrab, Mnichowic, Sträncic, Cercan, Mencic, BfezI, ßican, Stfimelic, Ondfejow, Kocerad, Doubrawic, Pfe- stawlk, Zampach, Borek, Tfepsln an der Sazawa, bei Dnespek, Babic, Teptin nächst Eule, Hradistko, Stechowic, Mnechenic, Modfan an der Moldau spärlich; bei Elbe- Kostelec, Celakowic, Kostomlat, Nimburg, Kowanic, Wlkawa, Lissa, Neratowic, Lobkowic, Hofin nächst Melnik, Ouzic nächst Kralup, Chwaterub, Weltrus, Mifowic, Liboch, Rowne und Ctinowes nächst Raudnitz, Calositz nächst Leitmeritz, Trnowan, Liebeschütz, Simer, Auscha, Haber, Ober-Wessig bei Geltschberg, Graber, Drum, Kosel, Liebich, Straussnitz, Neustadtel, Sandau, Langenau, Sulowitz, und Schelchowitz nächst Clzkowitz und in dieser Ortschaft selbst; bei Maischlowitz, Wesseln, Eulau, Bünauburg, Telluitz, Tillisch und Kammitz, Mariaschein, Osseg, Niclasberg, Moldau, Eichwald, in der Um- gebung von Teplitz, Tetschen, Mittel- und Niedergrund, Herrnskretschen, Dittersbach, Böhm. Kamnitz mehrfach, Kaaden, Falkenau, Johannesdorf nächst Haida, Steinschönau auch ß), Pärchen, KreibitJi, Warnsdorf, Carlsbad, Franzensbad, Mies; bei Bilin, Dux, Liptitz, Brüx, Johnsdorf, Saaz, Laun, Necich, Citolib, Neu-Straschitz, Peruc, Poplz, Libochowic, Jechnitz, Kolleschowitz, Swolenowes, Schlau, Rakonitz, Stadtl, Pürglitz ; bei Chwal, Hodow nächst Ouwal, in der Umgebung von Böhm. Brod, Kolin, Pecek, Velim, Neudorf, Elbeteinitz, Pfelouc, Libic, Polabec und Woskowrch nächst Podebrad, Gross- Wossek häufig, Pardubic, Ceperka, Doubrawic, Rosic, Zizelic, Zehuii, Libnowes, Chlumec a. C, Königgrätz, Smific, Hofic, Neu-Bydzow, Wostromef, Starkenbach; bei Eisenbrod, Sichrow, Turnau, Semil, Münchengrätz, Reichstadt, Brenn, Bakow, Jung-Bunzlau, Debf nächst Josephsthal, "Wrutic, Wsetat, Liblic, Jicin, Prachow, Kopidlno, Rozdalowic, Kfinec, Dymokur; bei Jinec, Cenkau, Hofowic, Pfibram, Picin, Bradkowic, Bfeznic, Dobfls, Mnisek, Woznic; bei Cimelic, Putim nächst Pisek, Protiwin, Strakonic auch im Schloss- hofe auf Moos, bei Podhrad, Zamost, Gutwasser, Steinkirchen und Rudolphstadt nächst Budweis, Forbes, Kaplitz ; bei Hohenfurth, Rosenberg, Ruckendorf, Ebenau, Krummau, Neuern, Bistritz, Hammern, Eisenstein, Holoubkau, Pilsen, Bolewec, Plass, Blowic, Ne- pomuk, Wolsan, Veseli a. L., Schewetin, Bukowsko, Mazic, Lomnic, Wittiugau, Chlumec, Magdalena, Neu-Bistritz, Grambach, Adams, Pocatek, Neuhaus, Kardas-ßecic, Lzin, So- beslau, Ceraz, Plana, Tabor, Chotowin, Kowafow, Mühlhausen, Nachod, Hefmanicky, Sudomefic, Stupsic, Podoli, Olbramowic, Wotic, Bystfic, Konopist, Beneschau ; bei Wolyn, Wodnian, Winterberg, Kuschwarda, Prachatitz; Zieh, Ronow, Tfemosnic, Malin nächst Kuttenberg, Medlesic, Slatiöan nächst Chrudim, Hefmanmestec, Schlappenz nächst Pfi- bislau, Pilgram, Patzau, Pocatek, Polna, Deutschbrod, Svetla; bei Tannwald, Swarow, Arnau, Trautenau, Alt-Paka, Parschnitz, Starkoc, Nachod, Belowes, Wichstadtl, Pastwin, Hohenelbe ; im Riesengebirge bei den Krausebauden, Spindelmühle, Eibfallbaude, Peters- baude, Spindlerbaude, am Hotel zu den Siebengründen, bei Schenkenhahn, Wurzelsdorf, Neuwelt, Harrachsdorf, Seifenbach, Kaltenberg ; bei Weisswasser, Haida, Böhm. Kamnitz, Hirschberg, Habstein, Böhm. Leipa! bei Reichenberg (auch Siegmund Mus!) Liebenau, Langenbruck, Reichenau, Pulletschnei, Einsiedel, Schönwald nächst Friedland ! var. ß auch bei Dittersbach und bei Plass nächst Pilsen am Fusse eines alten Baumes zwischen Moos ! 150. L. vulgaris (Ktz.) Krch. (Phormidium vulgare Ktz. Tab. phycol. I., T. 46, Wittr. et Nordst. Alg. exs. No. 291, Oscillaria autumnalis Ag., ? 0. Martensii Corda, Alm. d. Carlsb. 1836, p. 206, T. 1.) Lager dünnhäutig, ein wenig schleimig, von schmutzig olivenblau- oder gelblichgrüner, mäusefarbiger, bräunlicher, stahlblauschwärz- licher, seltener gelbbrauner oder purpurrothbrauner Farbe. Fäden fast gerade oder ge- 104 Lyngbya. krümmt, dicht verflochten, 4*5 bis 6*5 fi dick, mit den dünneu, farblosen Scheiden 6 bis 9 fi dick. Veget. Zellen ^/g bis Imal so lang wie breit, Endzellen meist verdünnt. a) publica (Ktz.) Rbh. (Phormidium publicum Ktz. Tab. phycol. I., T. 46, Oscillaria urbica Bory.) Lager blaugrün bis schwärzlichgrün, dünn, kurz, strahlend. Fäden ungleich meist 5 bis 7 ft dick; var. ß) myochroa Ktz. Lager mäusefarbig, Fäden mit blass stahlblaugrünem oder olivengrünem Inhalte ; var. y) ßisca Ktz. (Oscillaria fusca Vauch.) Lager braun bis braunschwarz; var. d) lutea Ktz. Lager gelbbraun, häutig; var. s) purpurascens Ktz. Lager schmutzig purpurrothbraun oder rothschwarz ; h) leptoderma Ktz. in Spec. alg. p. 252. [Phormidium leptodermum Ktz. Tab. phycol. L, T. 47, Lyngbya leptoderma (Ktz.) Krch. non L. leptoderma (Ktz.) Eichter in Phycotheca univ. No. 234.] Lager dunkel span-, oder olivengrün bis olivenbraun ; Fäden gerade oder gekrümmt, dicht verflochten oder fast parallel, meist 5 ft dick. Zellen ebenso lang wie breit oder etwas länger auch kürzer. Auf feuchter Erde zwischen Steinen in Schmutzwinkeln, am Grunde von alten Mauern, in Dach- und Wasserrinnen, unter Dachtraufen, var. ß) auch auf "Waldwegen, var. d), y) auf feuchten schattigen Felsen, h) in Dachrinnen u. ä. durch ganz Böhmen verbreitet, vorz. am Lande in der Nähe von Wohngebäuden, in kleineren Städten zwischen Pflastersteinen a) (3 — 11). In Prag zerstreut, so im Stadtparke, auf der Kleinseite und am Hradsin, am Fusse des Laurenziberges, im k. k. botan. Garten am Smichow, im Baumgarteu, bei Troja, Kaisermühle, auf den Moldauinselu (Gross-Wenedig und auf der Insel nächst der Kaisermühle bei Baumgarten), bei Nusle, Wrsowic, Modfan, bei Mechenic nächst Dawle var. d), Stechowic, Mnisek, Woznic, Dobfis, Kunratic, Unter-Krc, Cernosic, Dobfichowic, Roblin, Solopisk, Hostiwic, Kneziwka, Herrndorf, Brnky, Roztok, Ounetic, Zalow, Libsic ; var. y) im oberen Sarka-Thale nächst Prag und bei Tetin nächst Beraun ; bei Beraun, Budnan, Srbsko, Pürglitz, Rakonitz, Pfibram, Protiwin, Pisek, bei fiican, Beneschau, Bystfic, Hefmanicky, Tabor, Plana, Sobieslau, Vesell a. L., Lomnic, Wittingau, Chlumec, Kardas-Öecic, Neuhaus, Pocatek, Polna, Deutschbrod, Neu-Bistritz ; bei Forbes, Budweis, Steinkirchen, Podhrad, Kaplitz, Strakonitz, Nepomuk, Pilsen, Plass, Jechnitz, Holoubkau, Neuern, Eisenstein, auch an Waldwegen zum Fallbaum, Klattau, Mies, Fran- zensbad, Karlsbad, Kaaden, Falkenau, Pötsch nächst Bilin, Liptitz bei Dux, Teplitz, Mariaschein, Osseg, Tellnitz ; bei Aussig, Pömmerle, Libochowitz, Unter-Befkowitz, Leit- meritz, Raudnitz, Kralup, Elbe-Kostelec, Hofin nächst Melnik, Lobkowitz, Kolin, Wosko- wrch nächst Podebrad, Gross-Wossek, Nimburg, Kostomlat, Pardubic, Zizelic, Chlumec a. C, Königgrätz, Smific, Jicin auf Waldwegen an der Cefowka var. ß)\ bei Neu-Bydzow, Münchengrätz, Bakow, Jung-Bunzlau, Wrutic, Hirschberg, Weisswasser, Haida, Böhm. Kamnitz mehrfach, Dittersbach, Eulau, Bodenbach, zwischen Peiperz und Maxdorf; bei Eisenbrod, Sichrow, Chotzen; Wurzelsdorf und Harrachsdorf im Riesengebirge! 151. L. Welwitschii (Grün.) nob. (Phormidium Welwitschii Grün., Hansgirg „Uiber den Polymorphis. der Algen, T. 1, Wittr. et Nordst. Alg. exs. No. 783!) Lager dünnhäutig, grau-, oliven- oder bräunlichgrün, oft weit ausgebreitet. Fäden mit den farb- losen, ziemlich dicken und öfters zu mehreren mit einander verklebten Scheiden 6 bis 9 (junge blos 4 bis 6) fi dick, gekrümmt und dicht verflochten. Veget. Zellen fast so lang wie breit, mit schmutzig blaugrünem, fein oder grob gekörntem Inhalte. Auf feuchter Erde in Blumentöpfen in Warmhäusern verbreitet, durch einen ziemlich starken Modergeruch sich auszeichnend (1 — 12). So im k. k. botan. Garten, in gräfl. Kinsky'schen Garten am Smichow, insb. an Farnkräuter-Töpfen in grösserer Menge,^) im Prager Vereinsgarten, gräfl. Fürstenberg'schen Garten auf der Kleinseite, in Warmhäusern des Bar. Hruby-Jeleni in Roth-Pecek bei Kolin, ebenso in Sichrow im Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nonlst. Alg. exs. Nro. 783 vertheilt worden. Lyngbya. 105 ScMossgarteu in Tetschen, Keichstadt und in Opocno spärlich! ist von Welwitsch 1838 in Prag entdeckt worden (Rbh. Flora europ. alg. II. p. 131). 152. L. livida (Näg.) nob. [Pbormidium lividum Näg.]. Lager hautartig, weich, grau- oder stahlblaugrüu, Fäden 6 bis 7 ft dick, schmutzig oder blass blaugrün. Veget. Zellen ^l^mal so lang als breit ; sonst der vor. ähnlich ! Auf nasser Erde, auf nassen Kalksteinfelsen selten (4 — 10). So in einer Felsen- schlucht unter der Kirche bei Set. Prokop und an den Felsen an der Westbahn gegen- über Srbsko nächst Beraun ! 153. L. rupestris (Ag.) nob. [Oscillaria rupestris Ag., Pbormidium rupestre (Ag.) Ktz. Tab. phycol. I. T. 49, Ktz. Alg. exs. Nro. 15!].^) Lager haut- bis lederartig, compact, geschichtet, kurz strahlend, lebhaft blaugrün oder stahlblau bis schwärzlich- grün, die unteren Schichten meist entfärbt. Fäden gerade oder leicht gekrümmt, mit den leicht verschleimenden, dünnen Scheiden 6*8 bis bis 8 n dick. Veget. Zellen fast so lang wie breit, an den Scheide- wänden leicht eingeschnürt, mit blaugrünem Inhalte; Endzellen abge- rundet, heller oder rosenroth gefärbt; var. ß) rivularis Ktz. Wittr. et Kordst. Alg. exs. Nro. 785 f. ! Lager lebhaft blaugrün; Fäden 7 bis 9*5 ft dick, sonst wie bei der typischen Form. Auf feuchten Felsen, Steinen, an der Luft, nur var. ß) im Wasser in Bergbächen, an Katarakten u. an ä. Orten blos in Gebirgs- gegenden verbreitet (4 — 10). So auf silurischen Moldaufelsen bei Podhof, Podmorafi nächst Roztok, ebenso gegenüber Libsic und Lettek und bei Chwaterub; auf Kalksteinfelsen bei Karlstein, an einem Felsenbrunnen bei Sliwenec; bei Weisswasser; im Riesengebirge bei Wurzelsdorf, Seifenbach, am Mummelfall ! im Jeschkengebirge (Siegmund? nach Rbh. Kryptfl. p. 83). 154. L. Joanniana (Ktz.) nob. [Pbormidium Joannianum Ktz. Tab. phycol. I. 47] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 777 ! Lager dünn- häutig, feucht schlüpferig, trocken brüchig, olivenbraun bis braun- schwärzlich. Fäden gleichförmig, locker verflochten, mit den farblosen oder gelblichbraunen, eng anliegenden Scheiden 8 bis 9 f* dick. Veget. Zellen Vp bis fast Imal so lang wie breit, mit blau- oder olivenbläulich- rima (Ktz.) nob. •■ 4 X. M enthalten (etwa grünem Inhalte ; 200mal vergr-). var. ß) luteofuscescens Rbh. Lager gelblichbraun, Fäden 6 /* breit, sonst wie bei der typischen Form. Auf nassen Felsen, an vom Wasser berieselten Steinen, auch an Brunnenein- fassungen, Springbrunnen etc. (4 — 11). In der Umgebung von Prag an silurischen Felsen insb. an feuchten und schattigen Orten nicht selten, so im Einschnitte der Buschte- hrader Bahn oberhalb Hlubocep reichlich,^) am Barrande-Felsen vor Hlubocep, im Set. Prokopi-Thale unterhalb der Grotte und bei Nova Ves, an der Mündung dieses Thaies von Klukovic bis gegen fiepory mehrfach, an Felsen bei Chotec nächst Radotin, bei Solopisk nächst Cernosic, ebenso an der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun mehrfach, bei Tetin, Hostin ; auf silurischen Felsen bei Selc, Zalow und Podmoran nächst Roztok, gegenüber Libsic und Lettek, bei Chwaterub, Dolan und Dolanky! an einem steinernem Wasserkasten in Baumgarten, Kolin, Melnik, Pfelouc, bei Zieh nächst Caslau ; am Ziegenberg bei Pömmerle an der Elbe; auf Urkalk bei Krummau! Var. ß), welche sm Fig. 33. Stück eines Oedogo- nium-Fadens. In der unter einem endständigen Oogonium befind- lichen Zelle sind zahlreiche Fäden der Lyngbya (Oscillaria) tener- ') Gomont (Essai p. 7) vereinigt mit dieser Art Pbormidium uncinatum =z Oscillaria uncinata, australis ■=. Pbormidium australe und Ph. fonticola Ktz. -) Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 788 mitgetheilt worden. 106 ILyngbya. bei Karlsbad an inundirten Steinen in der Tepl (Rbb. Flora alg. europ. IL p. 125) vor- gefunden wurde, gehört vielleicht zu Lyngbya (Oscillaria) subfusca. 3. Sect. Oscillaria (Bosc.) nob.^) Fäden anfangs nackt, mehr weniger lebhaft kriechende etc. Bewegungen zeigend,^) scheinbar gerade oder leicht gekrümmt, später öfters unbeweglich und von dünneu, schleimigen, eng anliegenden, an beiden Enden offenen, farblosen Gallertscheiden umgeben, meist zu einem gestaltlosem, schleimigem Lager vereinigt, seltener vereinzelt, frei oder im Gallertlager anderer Algen lebend. Veget. Zellen mit blau-, oliven- oder bräunlichgrünem, seltener schmutzig violettem, an den Scheidewänden meist gröber gekörntem Inhalte.^) — In der freien Natur und in Warmhäusern, im Wasser, seltener auch an der Luft lebende Algen. 3. Subsect. Suhtilissimae Rbh. Fäden 1 bis 4 (ausnahmsweise mehr) ,u dick. Zellen meist 172 l^is 3mal so lang als breit, seltener ebenso lang wie dick. 155. L. microscopica (Ktz.) nob. [Oscillaria subtilissima Ktz. Tab. phycol. I. T. 38].*) Fäden 1 bis 1*5 ^ dick, zu dünnhäutigen, schleimigen Lagern vereinigt oder einzeln, gerade oder gekrümmt, öfters auch kreisförmig zusammengerollt, undeutlich ge- gliedert, mit bleichgelbgrünem Inhalte. In stehenden Gewässern, alten Teichen etc. meist unter anderen Oscillarien (5 — 10). So im Heideteich bei Hirschberg an alten Blättern und Stengeln von Acorus! 156. L. tenerrima (Ktz.) nob. a) genuina (Ktz.) nob. [Oscillaria tenerrima Ktz. Tab. phycol. L T. 38 Rbh. Alg. exs. Nro. 329! ?0. thrix Corda, Alm. d. Carlsb., 1836 p. 208 T. 1]. Fäden 1-8 bis 2-5 fi dick, einzeln oder zu Bündeln vereinigt, ge- rade oder leicht gekrümmt. Veget. Zellen V2 l>is 1^2™^! so lang als breit, mit blau-, oder olivengrünem Inhalte. Endzeilen öfters gebogen. h) Kützingiana (Näg.) nob.^) [Oscillaria Kützingiaua Näg., uou 0. Kützingiaua Corda] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 997! Fäden lebhaft blaugrün. Veget. Zellen meist etwas länger als breit, sonst wie a) ; c) nigricans nob. Fäden zu einem fast pechschwarzem, matt glänzendem, dünn- häutigem Lager dicht verflochten, 2 bis 2-5 ft dick, meist stark gekrümmt, seltener fast gerade, mit hell olivenbräunlichem Inhalte, nackt oder mit sehr zarten, leicht zerflies- senden Scheiden, sonst wie a). In sumpfigen Gewässern, Gräben, Teichen, Tümpeln auf Schlamm oder an fau- lenden Pflanzeutheilen dünne Uibeizüge bildend, auch vereinzelt unter anderen Oscilla- rien im Lager von Cylindrospermum, Sphaerozyga u. ä nicht selten, frei oder endo- phytisch^) lebend (3—11); h) an feuchten Felsen und Mauern zerstreut; c) in Warm- häusern (1 — 12). a) In der Umgebung von Prag nicht selten, so in Moldautümpeln bei Hlubocep, Troja, in den Prager Schanzgräben, in Wasserbasins des k. k. botan. Gartens am Smichow, in Wiesentümpelu bei Nusle, Vrsowic, Lieben, in Teichen bei Pankrac, Vysocan, Kunratic, Jesenic, Hloubetin, Bechowic, Hodow nächst Ouwal, bei Modfan, in ^) Nach Gomont (Fant il dire Oscillatoria ou Oscillaria, 1891) sollte diese Section aus Prioritätsrücksicbten Oscillatoria Vaiich. benannt werden. 2) Mehr über diese Bewegungen etc. ist in des Verf.'s Werke „Physiolog. und algolog. Studien" nachzulesen. ^) Die eudophytisch im Lager anderer Algen vorkommenden, seltener auch entozoischen Oscillarien pflegen von weniger intensiven Färbung als die frei lebenden zu sein (seltener sind sie fast farblos). *) Da im Vorhergehenden schon eine Lyngbya snbtihssima (Hypheothrix subtiHssima) beschrieben wurde, so hat der Verf. den früheren Speciesnamen in Lyngbya (Oscillaria) micro- scopica verändert. /) Schon Rabenhorst (Flora europ. alg. II. p. 96) bemerkt, dass Oscillaria Kützingiana wahrschemhch blos eine Form der 0. tenerrima Ktz. ist. ^^) tJiber das endophytische Vorkommen dieser Alge im Zellinnern von anderen Algen siehe meine Abhandlung „Neue Beiträge zur Algenkunde Böhmens". 188.3, p. 6. ILyngbya. ' 107 Sümpfen bei Hodkowicka, im Karliker Tlial, bei Dobfichowic, Wran, Wolesek gegenüber Dawle, Stechowic, Kosof, Radotiu, unterhalb Korno nächst Berauu, bei Hostiwai", Ouri- nowcs, fiicau, Mencic nächst Strancic, Zampach, Kameuic und Radlic nächst Eule, bei Zakolan, Kowar, Herrndorf, Okof, Ounetic, Roztok, Podmoran, Kralup, Neratowic, Ouzic, Raudnitz, Mühlhausen, Liboch, Melnik, Leitmeritz, Lobositz, Cizkowic, Sulowitz, Libo- chowitz, Laun, Chlumcan, Saaz, Dux, Liptitz, Brüx, Saidschitz, Schlan, Swolenowes, Rakonitz, Pürglitz ; bei Chwal, Celakowic, Neudorf, Velim, Kolin, Roth-Pecek, Cerheuic, Nimburg, Kowanic, Kostomlat, Gross-Wossek, Libic, Podebrad, auch im schleimigen Lager von Chaetophora, Schizochlamys und Gloeothrichia zerstreut, in den Elbetümpeln bei Houska nächst Brandeis, bei Elbeteinitz, Pardubic, Pfelouc, Königgrätz ; bei Auscha, Graber, B. Leipa, Reichstadt, Edmundsklamm nächst Herrnskretschen, Chlumec und Zi- zelic a. C, Jicin, Rozdalowic, Kopidlno, Dymokur; bei Beraun, Zdic, Cenkau, Jinec, Pfibram, Picin, Dobfis, Bfezuic, Cimelic, Kowafow und Mühlhausen nächst Tabor, Putim, Pisek, Protiwin, Strakonic, Nepomuk, Wolsan, Blowic, Pilsen, Holoubkau, Plass, Sechutic, Jechnitz, Petersburg, Falkeuau, Kaaden, Karlsbad, Franzensbad, Mies, Eichwald, See- grund nächst Ziunwald, Osseg, Mariaschein, Mclasberg, Tellnitz, Tillisch, Eulau, Podersam ; Bodenbach, bei Dittersbach, Niedergrund, Böhm. Kamnitz, Habstein, Steinschönau, Hasel, Neudörfel nächst Kreibitz, Haida; bei Beneschau, Konopist, Bistfic, Wotic, Olbramowic, Stupsic, Hefmanicky, Sudomefic, Tabor mehrfach. Plana, Beztahow, Martinic, Janowic, Sobieslau, Ceraz, Veseli a. L., Yrbnä nächst Veseli, Lomnic, Magdalena, Chlumec, Neu- haus, Kardas-JRecic, Neu-Bistritz, Pocatek, Pilgram, Patzau, Polna, Deutschbrod, Sla- tinan nächst Chrudim, Ronow nächst Caslau, Malin nächst Kuttenberg; bei Schewetin, Bukowsko, Budweis, Frauenberg, Steinkirchen, Kaplitz, Hohenfurth, Krummau, Skfidla nächst der Bahnstation Weleschin, Ebenau, Neuhurkenthal, Eisenstein, Pampferhütte, Neuern, Klattau, Mies, Woduian, Prachatitz, Kuschwarda; bei Aussig, Schön-Priesen, Büuauburg, Nestersitz, Tetschen, Böhm. Leipa, Hirschberg, Weisswasser, Neu-Bydzow, Opocno, Starkenbach, Eisenbrod, Tannwald, Liebenau, Einsiedl nächst Reichenberg, Schönwald nächst Friedlaud ; Parschnitz, Nachod, Chotzen ! auch in warmem oder lauwarmem Wasser, so bei der Modfaner Zuckerraffinerie an der Moldau, an Mauern der Smichower Kattunfabrik h), ebenso in der Kaisermühle bei Baumgarten, in Kralup im Hofe der chemischen Fabrik und bei der Dampfsäge nächst Kolin a. E. in einer der b) nahe stehenden Form ! — h) auf feuchten Kalksteinen am hohen Bahnviaducte bei Hlubocep, an nassen Moldaufelsen bei Selc nächst Roztok, bei Sedlec nächst Lodenic, an nassen Felsen hinter dem Curhause in Karlsbad, im Bahneinschnitte vor der Station Stupsic, an feuchten Sandsteinen des grossen Bahnviaductes auf der Insel Gross-Wenedig in Prag, ebenso an einem Yiaducte der Staatsbahn bei Raudnitz; bei Mittelgrund und in der Edmündsklamm in der böhm. Schweiz ! — c) bisher blos in einem seichten Wasserbe- hälter im Palmhause in Roth-Pecek bei Kolin ! ^) 157. L. leptothricha (Ktz.) nob. [Oscillaria leptothricha Ktz. Tab. phycol. I. T. 38, 0. geminata Schwabe, Linnaea, 1837, T. 1. p. 118, Rbh. Alg. exs. Nro. 161, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 290 ! incl. Plaxonema oscillans Tangl, vergl. meine Abband, in Ber. der deutsch, botan. Gesell. Berlin, 1885, YII. 1, p. 20]. Fäden zu einem schleimigem, formlosen blaugrüuem Lager vereinigt, 2 bis 3 (selten bis 4) ft dick, gerade oder leicht gekrümmt. Veget. Zellen 1^/2 bis 272^1^1 so lang als breit, mit hell blaugrünem Inhalte, an den Scheidewänden oft deutlich gekörnt ; Endzellen öfters schnabel- förmig verlängert und verdünnt, gerade oder gebogen.^) In stehenden Gewässern, Tümpeln, Wassergräben, Teichen etc. nicht selten (4 — 10). In der Umgebung von Prag zerstreut, so im k. k. botan. Garten am Smichow, ^) Wird von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. Alg. exs. mitgetheilt werden. 2) Mehr über den sog. Schnabel der Oscillarieu (0. leptothricha, 0. violacea u. ä.), welcher nicht immer, wie Gomont glaubt, wirklich existirt, sondern oft nur der leere Endtheil der Scheide ist, siehe in meiner Abhandlung in Ber. der deutsch, botan. Gesell. Berlin, 1885, VII. 1 p. 21. 108 Lyngbya. in den Prager Scbanzgräben hinter dem gew. Kornthore, in Moldautümpeln bei Hlu- bocep, anf der Kaiserwiese, bei Hodkowicka, Troja, in Wiesentümpeln beiNusle, Wrsowic, Dworce mehrfach; bei Radotin, Chotec, Modfau, Okof; in Teichen bei Kunratic, Je- senic, Hrdlofez, Bechowic, Oufinowes; in Elbctümpeln bei Kostelec a. E., Neratowic, Celakowic mehrfach, Kostomlat, Nimburg, Kolin, Neudorf, Elbeteinitz. Pfelouc, Pardubic, Rosic, Zizelic, Königgrätz, Smific, Gross-Wossek, Podebrad mehrfach, Libic, Lissa a. E., Brandeis a. E., Weltrus, Liboch, Raudnitz, bei Rovuö, Leitmeritz, Lobositz, Aussig, Libochowic, Laun, Neu-Straschitz, Petersburg, Jechnitz ; bei Rynholec, Rakonitz, Schlan, Saaz, Dux, Osseg, Telnitz, Bilin, Tetschen, Sümpfe bei Maxdorf nächst Dittersbach, Böhm. Leipa, Straussnitz, Drum, Reichstadt, Schiessnitz, Brenn, Jung-Bunzlau, Bakow, Münchengrätz, Liebeuau, Reichenau, Langenbruck, Einsiedl nächst Reichenberg, Schön- wald nächst Friedland, Königinhof; Böhm. Kamnitz, Hasel, Haida, Steinschönau, Kreibitz, Neu-Bydzow, Jicin, Kopidlno, Rozdalowic; bei Radotin, ßudiian, Berauu, im Sucho- master Thale bei Köuigshof, Zdic, Cenkau, Hofowic, Dobfis, Pfibram, Picin, Bfeznic, Cimelic, Putim, Pisek, Protiwin, Strakonic, Wodnian, Prachatitz, Nepomuk, Wolsan, Blowic, Pilsen, Kfimic, Plass, Holoubkau; bei fiican, Benescliau, Konopist, Bystfic, Wotic, Martinic, Beztahow, Plana, Tabor, Chotowin, Nachod, Mühlhausen, Kowafow nächst Tabor, Sobieslau, Ceraz, Veseli a. L., Vrbna nächst Veseli, Kardas-fiecic, Magdalena und Chlumec, Wittingau, Neuhaus, Pocatek, Neu-Bistritz, bei Pilgram, Polna, Deutsch- brod, Chrudim, Ronow, Hefmanmestec, Malin und Sedlec nächst Kuttenberg ; Schewetin, Budweis, Frauenberg, Steinkirchen, Krummau, Ebenau, Hohenfurth, Kaplitz! bei Kacleh (Prof. A. Fric); kommt auch in warmem und lauwarmem Wasser vor, so bei Kolin im Abzugsgraben der Dampfsäge !-^) bei Karlsbad von Schwabe als Oscillaria geminata mehr- fach beobachtet, so am Sprudelkorbe, unter den hölzernen Wasserleitungen in bis 75" R warmem Wasser; auch in kaltem Wasser in der Tepl etc. (Linnaea, 1837, p. 118). 158. L. leptothrichoides nob. [Oscillaria leptothrichoides Hansgirg, Ein Beitrag z. Kenntniss der Chromatophoren, T. 1 Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 784]. Lager schleimig, dünn, von lebhaft span- bis smaragdgrüner Farbe. Fäden 2 bis 2*5 fi dick, gerade oder leicht gekrümmt, an der Spitze meist mit einem geradem oder schnabel- förmig gekrümmtem, farblosem Fortsätze.^) Veget. Zellen etwa 2mal so lang als breit, an den Scheidewänden gekörnt, mit hell blaugrünem Inhalte. An feuchten Kalkwänden, Mauern in Warmhäusern (1 — 12), seltener auch in der freien Natur (4 — 10). So im Vermehrungshause des Prager Vereingartens, ^) im Heine'schen Garten, im k. k. botanischen u. gräfl. Kinsky'schen Garten am Smichow spärlich, in Warmhäusern des H. Bar. Hruby-Jeleni in Roth-Pecek nächst Kolin, ebenso im Schlossgarten in Tetschen, Reichstadt, Sichrow und Opocno spärlich ; an der Mündung des Kanals bei der Dampfsäge in Kolin an von warmen Dämpfen befeuchteten Steinen ; an feuchten Felsen bei Stechowic an der Moldau, an feuchten Sandsteinen zwischen Peiperz und Maxdorf nächst Bodenbach! 159. L. gracillima (Ktz.) [Oscillaria gracillima Ktz. Tab. phycol. I. T. 39]. Fäden 2'5 bis 3'5 fi dick, gerade oder leicht gekrümmt, seltener bis kreisförmig zu- sammengerollt (forma circinnata Ktz.), zu einem spangrünem, dünnhäutigem, schleimigem Lager vereinigt, seltener einzeln. Veget. Zellen so lang wie breit, mit blass blaugrünem Inhalte; Endzellen stumpf abgerundet, wenig verdünnt, öfters gebogen; var. ß) phormidioides nob. Fäden mit deutlichen, farblosen Scheiden, sonst wie die typische Form. In stehenden Gewässern, Tümpeln, Sümpfen etc. meist an Pflanzenüberresten (4 — 11). Inder Prager Umgebung in Moldautümpelu auf der Kaiserwiese, bei Hlubocep, ^) Im Lager der Lyngbya (Oscillaria) chalybea, welche von diesem Standorte in Kerner's „Flora austro-hungar. exs." mitgetheilt wird. '^) Siehe die ^) Anmerk. auf der vorigen Seite. ') Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 784 vertheilt worden. Lyngbya. 109 im Wolsaner Teich, in Sümpfen bei Bechowic, Ouzic nächst Kralup, Klomiu, bei Lob- kowic, öelakowic, Kostomlat, Nimburg, Hofin nächst Melnik, Liboch, Unter-Befkowitz, Lobositz, Libochowitz, Aussig, Osseg, Eulau, Königgrätz, Pardubic (auch J. Jahn !), bei Habstein, Böhm. Kamnitz, Haida, Kreibitz, Drum und Straussnitz nächst B. Leipa; im Riesengebirge noch bei der Petersbaude in einer Wasserleitungsrinne; im Böhmer- walde bei Eisenstein und im Arber See ; bei Pocatek ; in Tümpeln an der Luznic nächst Sobieslau, bei Steinkirchen nächst Budweis ! 160. L. spissa (Borj) nob. [Oscillaria spissa Bory, Tab. phycol. I. T. 38]. Fäden 3 bis 4 /i dick, zu einem schleimigem, blaugrünem Lager dicht vereinigt oder einzeln unter anderen Oscillarien, gerade oder gekrümmt. Veget. Zellen fast so lang wie breit, oder etwas kürzer, mit hell blaugrünem Inhalte. Auf schlammigem Boden am Rande von Sümpfen, Teichen etc. (4 — 11). In der Umgebung von Prag zerstreut, so bei Hrdlofez, Vysocan und Troja; an den Salzwasser- sümpfen bei Ouzic nächst Kralup, bei Öelakowic auf der grossen Eibinsel ; bei Pfelouc, Pardubic, Chotzen, Liboch, Aussig, Dittersbach, Böhm. Kamnitz, Bielagrund nächst Boden- bach, Langenbruck, Einsiedl nächst Reichenberg, Königinhof; Turnau, Starkenbach, Ryn- holec nächst Neu-Straschitz, Chotoun nächst Eule, Plana nächst Tabor, Bfeznic, Bez- tahow, Mazic nächst Veseli a. L., Schewetin, Strakonic, Pocatek, Pilgram, Polna, Deutsch- brod, Chrudim, Tfemosnic, Plass nächst Pilsen ! 4. Subsect. Limosae Ktz. ampl. Fäden 4 bis 8 (ausnahmsweise auch mehr oder weniger) ft dick. Veget. Zellen ebenso oder bis -^/g so lang wie breit (seltener kürzer oder länger). — Im Wasser und auf feuchter Erde lebende Arten. 161. L. violacea (Wallr.) nob. [Oscillaria violacea Wallr., 0. fenestralis Ktz. Tab. phycol. I. T. 38]. Lager schleimig, dünnhäutig, violett oder blaugrün, öfters lang- strahlig. Fäden 4 bis 47 ^ dick, gerade oder leicht gekrümmt, an den Enden oft schnabelförmig verdünnt. Veget. Zellen ^g ^^^ Imal so lang wie breit, mit wässerig blaugrünlichem Inhalte ; var. ß) scandens (Rieh.) nob. [Oscillaria scandens Rieh. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 678 ! Hansgirg „Über den Polymorph, der Algen" T. 1]. Lager schwärzlichviolett, öfters weit ausgebreitet. Fäden 4 bis 6 (seltener blos 3) [i dick, blaugrün, violett bis stahl- blauschwärzlich, öfters zu kleinen Bündeln vereinigt. Endzellen nicht selten gekrümmt, sonst wie die typische Form. In Warmhäusern auf feuchten Glasscheiben, var. ß) auf nassen Kalkmauern, seltener auch auf feuchter Erde (1 bis 12). So var. ß) im Vermehrungshause des Prager Vereins- gartens, im Heine'schen Garten, im k. k. botan. Garten am Smichow, in einem Warmhause des H. Bar. Hruby-Jeleni in Roth-Pecek nächst Kolin, ebenso in Reichstadt und Opocno!-^) 162. L. rupicola nob. Fäden einzeln oder in grösserer Menge zu kleinen Bündeln gehäuft, gerade oder leicht ge- kiümmt, an beiden Enden mit abgerundeten Endzellen meist im schleimigen Lager verschiedener auf feuchten Felsen le- benden Chroococcaceen und Nostocaceen lebend, 4 bis 5 (sel- tener 6) (i dick, gerade oder gekrümmt. Veget. Zellen 72 ^is Imal so lang wie dick, mit olivengelblichem oder oliven- bis blau- grünlichem Inhalte; var. ß) phormidioicUs nob. Fäden mit deutlichen. Fig. 34. Drei Fäden der Lyngbya rupicola nob. (etwa 900mal vergr.). ^) Eine der Oscillaria scandens Rieh, sehr ähnliche, wenn nicht mit ihr identische O.-Form habe ich auch in der freien Natur auf feuchten Kalksteinen hei Sazawa in Gesellschaft von Lyngbya calcicola gesammelt. 1 tO I^yngtoya. farblosen, eng anliegenden Sclieiden, mit diesen 6 bis 7 jtt breit, sonst wie die ty- pische Form. var. y) tenuior nob. Fäden blos 3 bis 4 ft dick, nackt, seltener mit undeut- lichen, hyalinen Gallertscheiden, an einem Ende oft leicht hackenförmig gekrümmt (End- zeilen abgerundet), einzeln unter anderen aerophytischen Oscillarien vorkommend, seltener zu einem dünnhäutigem, schwärzlichbraunem Lager vereinigt. Auf feuchten Felsen meist im Gallertlager anderer Algen (4 — 10). So bei Hlu- bocep auch am hohen Bahnviaducte mit var. ß) und bei Set. Prokop nächst Prag, an feuchten Kalksteinfelsen bei Hostin und unterhalb Koda und Tetin gegenüber Srbsko an der Beraun auch var. y); bei Zieh nächst Caslau; auch an Felsen im Bahneinschnitte vor der Bahnstation Stupsic ; var. y) an feuchten Felsen bei Selc nächst Roztok und bei Niedergrund und zwischen Peiperz und Maxdorf in der böhm. Schweiz! 163. L. Okeni (Ag.) nob. a) genuina nob. [Oscillaria Okeni Ag.^), uon Corda Alm. d. Carlsb. 1836, p. 215, T. 1]. Lager dünnhäutig, schmutzig blaugrün, strahlig. Fäden gerade oder leicht gekrümmt, 4'5 bis 8 /x dick. Veget. Zellen Vs ^^^ ^^^^ ^^ lang wie breit, mit hell blaugrüncm Inhalte. Endzellen oft kurz zugespitzt; h) terehriformis (Ag.) Schwabe^) [Oscillaria terebriformis Ag. Tab. phycol. I. T. 39]. Fäden 4 bis 6 ft dick, zu einem stahlblauschwarzem Lager vereinigt, an einem Ende oft wellig bis korkzieherartig gekrümmt und allmälig verdünnt. Veget. Zellen mit grau- oder stahlblauem Inhalte, sonst wie a). c) fallax nob. Lager schwarzbraun oder schwärzlichblaugrün, matt glänzend ; Fäden mit den sehr dünnen, leicht zerfliessendeu und öfters undeutlichen Scheiden 4 bis 4'5 [i dick, gerade oder leicht gekrümmt (an den Enden hackenförmig geki-ümmt oder gerade), mit stumpf abgerundeten oder kegelförmig verlängerten Endzeilen und mit blaugrünem, seltener schwärzlichbläulichem Inhalte; var. ß) phormidioides nob. Fäden mit eng anliegenden farblosen Scheiden bis 5 fi dick, dicht verflochten, sonst wie c). In Thermen meist in warmem, lauwarmem, seltener auch in kaltem Wasser (4 — 11). So im Carlsbad a) und h) von C. A. Agardh 1827 entdeckt, später a) noch von Schwabe an den Stäben des Sprudelkorbes, an hölzernen Leitungen des Sprudel- wassers und auf Kalksinter am Fusse des Set. Bernhard's Felsens, dann im Abflüsse der Spitalquelle beobachtet (Linnaea, 1837); in kaltem Wasser von Karl bei Schluckenau gesammelt (Rabenhorst Kryptfl. p. 87) ; — 6) am Fusse des Set. Bernhard's Felsens in 35 — 36° R warmem Wasser von Agardh gesammelt (Mus.!), von Schwabe (Linnaea, 1837) auch im Abflüsse der Spitalquelle angetroffen; vom Yerf. 1883 in Karlsbad nicht mehr beobachtet ; — var. ß) und c) am Abzugsgraben, durch welchen lauwarmes Wasser aus der Modfaner Zuckerraffinerie in die Moldau geleitet wird, in grösserer Menge ! 164. L. brevis (Ktz.) nob. [Oscillaria brevis Ktz. Tab. phycol. I. T. 39].^) Lager sehr dünn, satt blaugrün, matt glänzend ; Fäden brüchig, kurz, gerade oder leicht gekrümmt, 4'5 bis 5*5 ^ dick, am Ende verdünnt. Veget. Zellen ^3 ^is ^2 so laug als breit, mit blaugrünem Inhalte, an den Scheidewänden fein gekörnt; Endzellen leicht gekrümmt. In Gräben, am Rande von Teichen, in Pfützen auf inuudirtem, schlammigem Boden oder im Wasser schleimige blaugrüne Uiberzüge bildend, öfters mit Euglena viridis ^) Corda hat diese Alge mit Oscillaria anguina Bory identificirt (Alm. d. Carlsb. 1836 pag. 207). ^) Die Fäden der 0. terebriformis sind, wie ich an Orig. Exemplaren C. A. Agardh's Mus.! mich überzeugt habe, öfters blos hackenförmig gekrümmt und unterscheiden sich, wie schon Schwabe (Linnaea, 1837, p. 117) richtig erkannt hat, sonst nicht von 0. Okeni. ä) Dieser L.-Art steht Lyngbya (Hypheothrix) anguina Suriugar (Algae Japonicae, 1870, p. 19, T. III. B) sehr nahe. Lynigbya. 1 1 1 gesellig (4 — 10). In der Umgebuug von Prag mehrfach, so am Rande der Moldautümpel auf der Kaiserwiese, bei Hlubocep, Troja, am Mühlteiche bei^ Kunratic, bei Vysocan, Dobfichowic, Tuchomefic, Statenic, Ounetic; in Sümpfen im Sarkathale, an der Bahn bei Ouwal, ebenso bei Klomin nächst Neratowic, Raudnitz, Westec, Lobositz, Sulowitz, Cizkowitz, Oppolau, Libochowitz, Chlumcan nächst Laun, Saaz, Jechnitz, Dux, Brüx, Saidschitz, Eichwald, Mariaschein, Osseg, Tellnitz, Bodenbach, Tetschen, Aussig; Eisen- brod, Turnau, Bakow, Jung-Bunzlau, Jicin, Kopidlno, Rozdalowitz, Nimburg, Podebrad, Libic, Gross-Wossek, Königgrätz, Neu-Bydzow; Pardubic, Pfelouc, Elbeteinitz, Koliu, Zizelic und Chlumec a C, Habstein, Weisswasser, Böhm. Kamnitz, Hasel, Dittersbach, Haida, Kreibitz; Auscha, B. Leipa, Brenn, Maxdorf nächst Bodeubach; bei Senohrab, Mnichowic, Strancic, ßican, Bystfic, Wotic, Beztahow, Sudomefic, Chotowiu, Tabor, Plana, Stupsic, Sobieslau mehrfach, Veseli a. L., Chlumec nächst Wittingau, Kardas- fiecic, Neuhaus, Pocatek, Neu-Bistritz, Schewetin, Budweis, Frauenberg, Kaplitz, Pro- tivin, Putim, Pisek, Pfibram, Dobris, Bfeznic, Strakonic, Wolsan, Nepomuk, Pilsen; Prachatitz; bei Böhm. Brod, Mühlhausen, Kralup; bei Ronow, Kuttenberg, Chrudim, Hefmanmestec, Deutschbrod, Polna! 165. L. tenuis (Ag.) nob. [Oscillaria tenuis Ag. ampl. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 289, 394]. Lager dünn, schleimig, oder fast dünnhäutig, von spangrüner, stahl- oder olivenblaugrüner Farbe, kurz oder lang strahlig. Fäden 4 bis 8 fi dick, gerade oder an einem Ende gekrümmt. Veget. Zellen ^2 ^is Imal so lang wie breit, mit hell blaugrünem Inhalte, Endzellen oft verdünnt. a) aerugineo-coerulea (Ktz.) Krch. [Oscillaria aerugineo-coerulea Ktz, Tab. phycol. I. T. 39 incl. 0. euglenae Ktz. rr 0. tenuis c) Adansonii in Rbh. Flora europ. alg. II. p. 102]. Lager dünnhäutig, schleimig, lebhaft spangrün. Fäden 4 bis 5 ^ dick, nackt, seltener in deutlichen, dünnen Gallertscheiden (var. ß) phormidiotdes nob.). Zellen meist ^{2^^^ so lang als breit ; Endzellen gerade oder leicht bis hackenförmig gekrümmt und verdünnt [var. y) uncinata nob.] ; h) viridis Ktz. [Oscillaria viridis Vauch. Ktz. Tab. phycol. I. T. 41, incl. 0. ter- gestina Ktz. 1. c. T. 39 et 0. formosa Bory, Ktz. Tab. phycol. I. T. 41, Rbh. Alg. exs. Nro. 247!]. Lager intensiv blaugrün, langstrahlig, Fäden 5 bis 6*2 ft dick, ander Spitze öfters gekrümmt und verdünnt. Veget. Zellen "^j^ bis Imal so lang wie breit, au den Scheidewänden nicht selten deutlich gekörnt; c) rivularis nob. Lager intensiv, schmutzig oder olivenblaugrün, weich, wenig schleimig, an im Wasser untergetauchten Steinen rundliche oder gelappte, dünnhäutige Überzüge bildend, im kalkhaltigen Wasser öfters durch Incrustation von kohlensaurem Kalk compacter werdend, sonst wie b). d) limicola Ktz. [Phormidium limicola Ktz., incl. Oscillaria tenuis var. sordida Ktz. Tab. phycol. I. T. 41, 47, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 786!]. Lager bräunlich oder schwärzlich blau- oder olivengrün. Fäden bis 7 ^ dick, am Ende oft verdünnt. Veget. Zellen meist ebenso lang wie breit; var. (?) symplociformis nob. Fäden mit dünnen Gallertscheiden oder nackt, büschelig, zu etwa 2 bis 5 mm langen, pinselförmigen, aufrechten Bündeln gehäuft, schön spangrün, sonst wie d). e) limosa (Ag.) Krch. [Oscillaria limosa (Rbh.) Ag. in Rbh. Flora europ. alg. IL p. 104, Tab. phycol. I. T. 41] Wittr. et Nordst. alg. exs. Nro. 997! Lager lebhaft blaugrün (f. laete aeruginea Ktz.), bräunlich (f. fuscescens Rbh.), rothbraun (f. rufa Rbh.), stahlblauschwärzlich (f. chalybea Ktz.) gefärbt, dünnhäutig. Fäden 6 bis 8 (sel- tener 10) ^ dick, öfters lebliaft oscillirend [f. animalis (Ag.) Ktz., Oscillaria animalis Ag. Ktz. Tab. phycol. I. T. 40, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 677 = 0. Okeni Corda, non Ag. Alm. d. Carlsb. 1836, p. 21.5, T. 1]. Zellen V2 ^is Imal so lang als 112 Lyngbya. breit. Endzeilen gerade oder hackenförmig gebogen (f. uncinata Ag.) verdünnt und meist stumpf abgerundet. In stehenden oder langsam fliessenden Gewässern, am Rande von "Wassergräben, Sümpfen, Pfützen, sumpfigen Teichen, Bächen meist auf schlammigem Boden, seltener auf Pflanzenüberresten etc. festsitzend, später auch frei schwimmend, durch ganz Böhmen verbreitet; a) meist an unreinen Orten, in Strassengräben, Pfützen etc. in feuchten Jahreszeiten (im Frühjahr und Herbste) insb. in Dörfern (2 — 11). a) In der näheren und weiteren Umgebung von Prag nicht selten; in Prag unter 'einigen hölzernen, jetzt grössteutheils cassirten, Wasserkästen in der Stadt und in einigen Privathäusern; am Boticbache in Nusle und Wrsowic, bei Michle, an der Grenze zwischen K. Weinberge und Wrsowic, hinter Kuhstall, am sog. Libusa-Bade nächst Pankrac, bei Kuchelbad, Hodkovicka, Hrdlofez, Hlubocep, Kunratic, bei Cibulka, Kosif, Ober- und Unter-Krc, Modfan ; (0. euglenae Ktz. in Strassengräben vor Wolsan, Wrsowic, im Nuslethal etc.) ; a) bei Dusnik, Tachlowitz, Radotin, Chotec, öeruosic, Solopisk, Roblin, Karlik, Dobfi- chowic, Vsenor, Kosof, Sliwenec, Budnan, Srbsko, Tetin, Berauu, Set. Iwan, Lodenic, Alt- und Neuhütten, Mnisek, Woznic, Dobfis ; bei Hostiwaf, Oufinowes, Mecholup, Seno- hrab, Mnichowic, Sträncic, Bozkow, Mencic, Bechowic, Hodow, Ouwal ; in Baumgarten, bei Troja, Podhof, Selc, Podbaba, Brnky, Roztok, Ounetic, Zalow, Podmoran, Libsic, Lettek, Kralup, Ouzic, Dolan, Dolanky, Chwaterub; Kowar, Zakolan, Okof, Herrndorf, Hostiwic, Liboc; Dawle, Wran, Stechowic, Set. Kilian, Zampach, Tfepsin, Hradistko, Dnespek, Eule, Borek, Kamenic, Chotoun, Babic, Ladwec, Cercan, Piseli, Kocerad, Dou- brawic, Ondfejow, Sazawa mehrfach, ß,ican, Bfezi, Beneschau, Konopist, Bystfic, Wotic, Nezdic, Olbramowic, Beztahow, Martinic, Heimanicky, Sudomefic, Tabor, Chotowin, Ce- kanic, Mesic, Nachod, Plana, Stupsic, Sobieslau, Ceraz, Veseli a. L., Lomnic, Wittingau, Magdalena, Chlumec, Planina, Kardas-:ßecic, Lzln, Lhota, Neuhaus, Neu-Bistritz ; bei Adams, Pocatek, Serowitz, Pilgram, Patzau, Polna, Schlappenz nächst Pfibislau, Svetla, Deutschbrod, Hefmanmestec, Chrudim, Medlesic, Zleb ; Bukowsko, Schewetin, Mazic nächst Veseli, Budweis, Frauenberg, Zamost, Forbes, Steinkirchen, Kaplitz, Krummau, Ebenau, Rosenberg, Ruckendorf, Hohenfurth, Eisenstein, Neuern, Hammern, Bistritz; noch am Spitzberg (Hotel Prokop) und bei der Baude am grossen Arber-See; bei Kuschwarda, Winterberg, Wolyn, Prachatitz, Wodnian, Strakonic, Horazdowic, Silberberg, Klattau, Protiwin, Putim, Pisek, Oimelic, Kowafow und Mühlhausen nächst Tabor, Bfeznic, Pfi- bram, Picin, Bradkowic, Jinec, Cenkau, Hofowic; Königshof, Zdic, Popowic, Holoubkau, Pilsen, Plass, Blowic, Nepomuk, Wolsan; bei Mies, Franzensbad, Falkeuau, Kaaden, Karlsbad, Teplitz, Osseg, Klostergrab, Niclasberg, Moldau, Mariaschein, Telluitz mehrfach, Eulan, Bünauburg, Aussig, Schön-Priesen, Maischlowitz, Nestersitz, Wesseln, Lobositz, Cizkowitz, Sulowitz, Libochowitz, Peruc, Laun, Citolib, Chlumcan, Chrabfic, Saaz, Neu- Straschitz, Rynholec, Bilin, Saidschitz, Brüx, Johnsdorf, Dux, Liptitz, Bodenbach, Biela- grund, Tetschen, Edmundsklamm, Herrnskretschen, Niedergrund, Dittersbach mehrfach, Böhm. Kamnitz, Haida, Kreibitz, Warnsdorf mehrfach, Niedergrund, bei Jechnitz, Peters- burg, Podersam, Rakonitz, Stadtl, Pürglitz, Schlan, Swolenowes; bei Leitmeritz, Trnowan, Liebeschütz, Simmer, Auscha, Haber, Graber, Drum, B. Leipa, Straussnitz, Neustadtel, Sandau, Langenau, Reichstadt, Calositz, Klappay, Oppolan, Radowesic, Budin, Unter- Befkowic, Liboch, Mühlhausen, Weltrus, Kfiwenic, Melnik, Hof in, Neratowic, Kostelec a. E., Brandeis a. E., Pecek, Velim, Neudorf, Kolin, Celakowic, Lissa a. E., Nimburg, Kostomlat, Wlkawa, Laucin, Elbeteinitz, Pfelouc, Pardubic, Doubrawic, Podebrad, Libic, Gross-Wossek mehrfach, Steblowa, Ceperka, Königgrätz, Smific, Königinhof, Zizelic, Chlumec a. C. ; bei Geiersberg, Wichstadtl, Pastwin, Kronstadt, Bärnwald, Opocno, Nachod, Chotzen, Arnau, Trautenau, Johannisbad, Starkenbach, Alt-Paka, Hohenelbe; Liebenau, Langenbruck, Einsiedl, Reichenau nächst Reicheuberg, Friedland; im Riesengebirge noch bei den Krausebauden, Spindelmühle, Keilbauden; bei Tannwald, Swarow, Eisenbrod, bemil, Turnau, Sichrow, Münchengrätz, Parschnitz, Wostromef, Jicin, Rozdalowic, Ko- pidlno, Dymokur, Kfinec, Vsetat, Wrutic, Liblic, Bisic, Jung-Bunzlau, Josephsthal, Bakow, Habstein, IHirschberg, Weisswasser, Böhm. Eicha! var. ß) in der Umgebung von Prag ILiyngbya. 113 spärlich ; var. y in warmem Wasser, resp. auf feuchter, von warmem Wasser bespritzter Erde bei der Papierfabrik in Baumgarten-Podbaba, bei der Modfaner Zuckerraffinerie, bei der Dampfsäge in Kolin, am Abflüsse des warmen Wassers aus der Maschinenfabrik bei Königgrätz, an einer Fabrik in Nachod! — b) In der Prager Umgebung mehrfach, so in Schanzgräben hinter dem gew. Kornthor, in gew. Teichen im Heine'schen Garten, bei Podol, Wrsowic, im Sarkathale, bei Bechowic und Ouwal, Roztok, Libsic, Jenec, Unhoscht, Koufim, Zasmuk, bei Ouzic nächst Kralup (0. tergestina Ktz.), Raudnitz, Leit- meritz, Lobositz, Cizkowitz (0. tergestina Ktz.), Lissa, Kolin, Neu-Straschitz, Bilin, Brüx, Dux, Saaz, Franzensbad, Budweis, Veseli a. L., Mazic, Pisek, Pilsen, Tabor, Bistfic und Stupsic (0. formosa Bory), Beneschau ; bei Slatinan nächst Chotzen (0. ter- gestina Ktz.); bei Wichstadtl an der Adler; d) auf feuchtem Lehmboden, an Hölzern, Steinen, Bretterwänden von Mühlgerinnen, Schleussen, Wehren im ganzen Lande mit Ausnahme der höheren Gebirgsgegenden sehr verbreitet. In der Umgebung von Prag nicht selten, so an Wehren in der Moldau in Prag und bei der Kaisermühle, an einem Wehre im Sarkathale, am Teiche Seberak nächst Kunratic, bei Radotin, Zawist, Roztok, Ounetic, Libsic, Podhof, Selc, Brnky, Ober- und Unter-Krc, St. Prokop, Hostiwic, Herrndorf, Kneziwka, Kamejk, Tuchomefic, Statenic etc.^); auch in der Kamuitz bei Dittersbach und Herrnskretschen, bei Jung-Bunzlau var. d), und bei B. Leipa var. d), bei Zehun a.C! Fugau (Karl Mus!); bei Zieh nächst Caslau, Hefmanmestec, Chrudim! — e) In der Prager Umgebung zerstreut, so im Boticbache [&) uncinata Ag. in Rbh. Flora europ. alg. II, p. 105], bei St. Procop, Karlik nächst Dobfichowic, Rynholec nächst Neu-Straschitz; bei Nepomuk, Hohenfurth, Eisenstein (noch am Lackasee), Dux! bei Chotebof (E. Bayer!), Kuttenberg, Ronow nächst Caslau! Schluckenau (Karl nach Rbh. Kryptfl. p. 89); Oscillaria animalis Ag. =: 0. limosa g) animalis Ktz. in Rbh. Flora europ. alg. II, p. 106 ist 1827 von Agardh in Carlsbad auf schlammigem Boden, wo 22° R warmes Wasser stille steht, gesammelt worden (Mus !) ; _ vom Verf. ist diese Form der 0. tenuis auch in warmem Wasser im Abzugsgraben bei der Koliner Dampf- säge, dann bei der Modfaner Zuckerraffinerie und im Hofe der chemischen Fabrik in Kralup (spärlich) vorgefunden worden! — c) bisher blos in reinen Gebirgsbächen, so im Riesengebirge sehr verbreitet, insb. im Petzer, am Wege von Petzer zum Riesen- grunde, im Zähgrunde, Olafsgrunde, Grüubach mehrfach; ebenso im Böhmerwalde, so bei Eisenstein am Wege nach Neu-Hurkenthal, von Deffernick zum Lackasee vom Fall- baum nach Eisenstein, im Lackaseebach, bei der Pampferhütte etc.; im Erzgebirge bei Geiersburg nächst Mariaschein, Tellnitz und Schönwald; in einer mehr compacten, durch CaCOg incrustirten Form auch in einigen Bergbächen der silurischen Hügelregiou Mittel- böhmens zerstreut, so am Wege von Radotin nach Chotec, unterhalb Tetin und Korno nächst Beraun! 166. L. subfusca (Ag.) nob. a) genuina Krch. [Oscillaria subfusca Ag. Ktz. Tab. phycol. I, T. 40.] Lager dünnhäutig weich, etwas schleimig, kurzstrahlig, braun bis schwarzbraun, seltener oliven-, blau- oder stahlblaugrün bis violettbraun. Fäden 4-5 bis 6-8 ^i dick, gerade oder an den Enden gekrümmt und meist auch verdünnt. Veget. Zellen V2 bis Imal so lang wie dick, mit schmutzig blau- oder olivengrünem, feingekörntem Inhalte. h) phormidioides Krch. ['? Phormidium subfuscum (Ag.) Ktz. in Rbh. Flora europ. alg. II, T. 125.] Lager dick, faserig; Fäden mit deutlichen, farblosen Scheiden, sonst wie a). In schnell fliessenden Bächen, Mühlschleussen, Katarakten, an Mühlrädern, Steinen etc., meist im höheren Gebirge verbreitet (5—10). So im Riesengebirge bei 1) Da der Verf. Oscillaria limicola, welche aus Böhmen von Rakonitz und von Semil von ihm gesammelt auch in Wittr. und Nordst. Alg. exs. No. 786 vertheilt wurde, fast an allen Bächen und Flüssen Böhmens an den meisten sub a) oben angeführten Standorten gesammelt hat, so führt er hier um eine Wiederholung der langen Liste von gleichnamigen Localitaten zn vermeiden, blos einige wenige sub a) nicht angeführte Standorte an. 8 J [4 I^yngbya. Harrachsdorf, am Mummelfall, im Olafsgrunde ; im Adlergebirge bei Ober-Bärnwald und Kronstadt Läufig; bei Tannwald, Eisenbrod im Bache „Nohawice" ; Liebenau und Langen- bruck nächst Reichenberg, in Quellen bei Wrutic und Münchengrätz ; im Erzgebirge bei Eulau, Seegrund nächst Zinnwald ; im Bielagrund nächst Bodenbach ; im Böhmerwalde bei Eisenstein mehrfach, bei der Pampferhütte 6), am Spitzberg und am Arber, bei Hohenfurt im Hammerleiterbach und in einigen in die Moldau fliesseuden Bergbächen ebenso bei Rosenberg; in reinen Bächen bei Cenkau und Paseka spärlich, ebenso bei Doubrawic an der Sazawa, unterhalb Koda und Korno nächst Budiiau an der Berauu und bei Kuchelbad nächst Prag im Abzugsgraben der Waldquelle! 167. L. antliaria (Jürg.) nob. a) genuina Krch. [Oscillaria antliaria Jürg., 0. autumnalis Ktz. non Corda apud Sturm, „Flora Deutschlands", 0. parietina Vauch. Ktz. Tab. phycoL I, T. 40, Wittr. et Nordst. Alg. exs. No. 588 ! ^)] Lager schwarz- bläulich oder stahlblauschwärzlicli, schleimig-häutig, kurzstrahlig. Fäden 5 bis 6 ;[* dick, nackt oder fast nackt, gerade oder leicht gekrümmt. Veget. Zellen ebenso lang als breit oder etwas länger auch kurzer, als dick, mit oliven- oder stahlblaugrünem Inhalte. Endzellen abgerundet, öfters leicht gekrümmt; var. ß) repens (Ag.) Krch. [Oscillaria repens Ag. Tab. phycol. I, T. 40.] Fäden stahlblau-, bräunlich oder purpurroth-stahlblau , zu Bündeln vereinigt. Veget. Zellen Y2 bis Imal so lang wie breit, sonst wie a). h) phormidioides Ktz. (Phormidium affine Ktz. Wittr. et Nordst. Alg. exs. No. 676 !) Fäden mit deutlichen Scheiden, unbeweglich, zu einem häutigem, compactem, schwarz-stahlblauem Lager verflochten; var. y) symplociformis nob. Fäden zu etwa 3 bis 4 mm langen, aufrechten, pinselförmigen Bündeln vereinigt, sonst wie h). Auf feuchter Erde, am Grunde von alten Mauern, auf schattigen, unreinen Orten,' in Rinnsteinen u. ä., meist in Dörfern auch in kleineren Städten in Böhmen allgemein verbreitet (3 — 11). In Prag an unreinen Gartenmauern und auf feuchter Erde nicht selten, so in der oberen Neustadt, am Hradschin auch im Hirschgraben, an der Grenze von Weinberge und Wrsowic mehrfach, bei Karolinenthal, im k. k. botan. Garten am Smichow, am Wysehrad, im Nusler-Thale bei Wrsowic, Krawin, Lieben, auch 6), Hlou- betin, Holesowic, Troja, auf der Insel Gross-Wenedig, bei Hrdlofez, Zabehlic, Vysocan, Michle, Präc, Baumgarten, Podbaba, Troja, Selc, Krc auch h), im Sarkathale; bei Roztok, Klecau, Bruky, Zalow, Podmoran, Libsic, Lettek, Dolan, Chwaterub, Kralup, Ouzic; bei Gross-Chuchel, St. Prokop, NoväVes^), Cernosic, Solopisk auch i), Sliwenec, Roblin, Radotin, Kosof, Vscnor, Dobfichowic, Karlik, Zawist, Wran, Dawle, Stechowic, Holubow, Modfan, Budnan, Karlstein, St. Iwan, Lodenic, Srbsko, Hostin, Tetin, Zäwodi, Beraun, Alt- und Neuhütten, Zdic, Popowic, Dusnik, Tachlowic, Hostiwic, Herrndorf auch 6), Kneziwka, Tuchomefic, Statenic auch 6), Ounetic, Kowar, Zakolan, Hostiwaf, Ouiinowes, ßican, Bfezi, Senohrab, Mnichowic, Bozkow, Sträncic, Ondfejow, Sazawa, Kocerad, Doubrawic, Cercan, Dnespek, Babic, Kamenic, Teptin, Eule, Borek, Zampach, Tfepsin, Hradistko; bei Chwal, Unter-Pocernic, Bechowic, Hodow nächst Ouwal, Ouwal mehrfach, Böhm. Brod ; bei Pofican, Pecek, Velim,. Neudorf, Kolin, Koufim, Caslaw, Kostomlat, Nimburg, Wlkawa, Laucin, Libic, Podebrad, Pfelouc, Elbeteinitz, Gross- Wossek, Jicin, Karthaus, Kopidlno, Rozdalowic, Dymokur, Kfinec; bei Vsetat, Liblic, Bisic, Wrutic, Debf, Josephsthal, Juug-Bunzlau, Bakow, Münchengrätz, Turnau, Sichrow, Eisenbrod auch var. y, Semil, Tannwald, Alt-Paka, Wostromef, Hofic, Starkoc, Parschnitz, Nächod, Trautenau, Starkenbach, Johannisbad, Hoheuelbe ; Königinhof, Liebenau, Langen- und Ph fonMa Kt^^^^^^ ^* ''^ ^^^^™g' ^^<^ dieser Art auch Phormidium vulgare, allochroum R . ir.^l^v^'^.^no'i^^^^"^ Standorte in der „Flora austro-hungar. exsicc." des H. Hofrathes K. V, Körner No, 1993 mitgetheilt worden. JLyngbya. 115 brück, Einsiedl, Reichenau, Pulletschnei, Reichenberg, Fricdland; im Riesengebirge bei Freiheit, Neuwelt, Marschendorf, Gross-Aupa auch h), Petzer, Hofmannsbauden, Krause- bauden, Spindelmühle; Neu-Bydzow, Opocno, Chotzeu auch b), Weisswasser, Hirschberg, Habstein, Sandau, Politz, Neustadtl, Straussnitz, Liebich, Langenau, Reichstadt, Brenn; Böhm. Leipa, Drum, Graber, Kosel, Auscha, Haber, Ober-Wessig, Liebeschütz, Truowan ; Tetschen, Bodenbach auch 6), Herrnskretschen, Edmundsklamm, Niedergrund, Dittersbach mehrfach auch 6), Böhm. Kamnitz, Neudörfel 5), Haida, Steinschönau, Hasel auch 6), Kreibitz, Neudörfel, Warnsdorf, Obergrund auch 6), Peiperz, Maxdorf, Mittel- und Niedergrund mehrfach; Aussig, Schön-Priesen, Pömmerle, Wesseln, Nestersitz, Maischlowitz, Eulau, Bünauburg, Telluitz, Schönwald, Tillisch, Ebersdorf, Kammitz, Eichwald, Teplitz, Maria- schein, Osseg, Klostergrab, Niclasberg, Kaaden, Falkenau, Carlsbad, Franzensbad, Mies; Bilin, Saidschitz, Dux, Liptitz, Brüx, Johnsdorf, Püllna, Podrsam, Petersburg, Jechnitz, Kolleschowitz, Saaz, Laun, Chlumcan auch h), Schlan, Swolenowes, Pürglitz auch i), Stadtl, Rakonitz, Neu-Straschitz, Rynholec, Libochowitz, Peruc, Budin, Radowesic, Rauduitz auch 6), Rowne, Westec, Leitmeritz, Theresienstadt, Lobositz, Klappay, Tschischkowitz auch 6), Sulowitz, Oppolan, Schelchowitz, Unter^Berkowitz, Liboch, Weltrus, Mühlhauseu, Hled'seb, Hofin, Melnik, Neratowic, Lobkowic, Celakowic, Kostelec a. E., Brandeis a. E., Bad Houska, Lissa, Pardubic, Doubrawic, Zizelic, Zehun, Libiiowes, Ceperka, Chlumec a. C, Königgrätz, Smific, Josephstadt; bei Beneschau, Konopist, Bystric, Wotic, Olbra, mowic, Beztahow, Martinic auch 6), Nezdic, Stupsic, Sudomefic, Tabor, Cekanic, Mesic- Nachod, Chotowin, Hermanicky, Plana, Sobieslau, Ceraz, Yeseli a. L. auch b), Mazic, Sedlikowic, Bukowsko, Schewetin, Podhrad, Zämost, Budweis, Frauenberg, Steinkirchen, Kaplitz, Forbes, Wittiugau, Lomnitz, Magdalena, Chlumec, Zic, Planina, Kardas-ßecic, Kfin, Neuhaus, Pocatek, Serowitz, Pilgram, Patzau; Neu-Bistritz, Adams; Protiwin, Wodnian, Strakonic, Winterberg, Wolyii, Kuschwarda, Wallern, Eleonorenhain, Pra- ehatitz; Nepomuk, Horazdowic, Silberberg, Klattau, Wolsan, Blowic, Pilsen, Holoubkau, Plass, Bistritz, Neuern, Eisenstein, Deffernik, Neu-Hurkenthal, am Spitzberg (Hotel Prokop), Putim, Pisek, Cimelic, Kowafow und Mühlhausen nächst Tabor, Bfezuic, Pribram, Picin, Bradkowic, Cenkau, Paseka, Jinec, Hofowic, Polna, Schlappenz nächst Pfibislau, Svetla, Chrudim, Medlesic, Slatiuan, Hefmanmestec, Kuttenberg, Sedlec, Zleb, Rouow, Tfemosnic! b) Im Riesengebirge fast überall in der Nähe der Bauden verbreitet, auch bei Eisenstein im Böhmerwalde, bei Podhrad nächst Budweis, Tabor, bei Kuchelbad, im Hirschgraben am Hradschin, am Wysehrader Felsen in Prag ! — Var. y) Auf feuchtem Lehmboden am Rande von Teichen, Bächen, Flüssen etc., seltener auch an feuchten Felsen unter Moos; so bei Leitmeritz, Laun, Weisswasser, Habstein, Reichenau nächst Reichenberg, Eichwald, nächst Teplitz, Budweis, Klattau ! 168. L. Cortiana (Ktz.) uob. [Oscillaria Cortiana (Poll.) Ktz. Tab. phycol. I, T. 40, Wittr. et Nordst. Alg. exs. No. 677.] Lager dünn, schleimig, lebhaft spangrüu, trocken glänzend. Fäden 6 bis 8 fx dick, gerade, brüchig, am Ende verdünnt. Veget. Zellen fast so lang wie breit, an den Scheidewänden leicht eingeschnürt, mit blass blau- grünem Inhalte. Endzellen gerade oder gekrümmt. An warmen Quellen in Carlsbad (nach Rbh. Flora europ. alg. II, p. 103); in lauwarmem Wasser am Abzugsgraben der Modfaner Zuckerraffinerie an der Moldau! 169. L. natans (Ktz.) nob. [Oscillaria natans Ktz. Tab. phycol. I, T. 40.] Lager zuerst auf feuchtem Lehmboden im Wasser festsitzend, später frei schwimmend, blaugrün, laug strahlig. Fäden 6 bis 8 ii* dick, gerade oder leicht gekrümmt, an den Enden öfters leicht verdünnt. Veget. Zellen V2 ^^^ Imal so lang wie breit, an den Scheidewänden leicht eingeschnürt. Endzellen gerade, stumpf konisch. In stehenden Gewässern, Teichen, Tümpeln u. ä. blos in der Ebene häufiger verbreitet (4—10). So in Moldautümpeln bei Hlubocep, Troja und Hodkowicka nächst Prag, Klukowic, im oberen Theile des St. Procopi-Thales, Karlik nächst Dobfichowic, in Elbetümpeln gegenüber Unter-Befkowitz ; bei Libochowitz, Rakonitz ; in Teichen bei Dux, Brüx, Petersburg nächst Jechnitz ; bei Pardubic, Münchengrätz, Liebenau nächst Reichen- 8* berg, B)'stnc nächst Beneschau, Stupsic, Sobieslau, Veseli a. L., Budweis, Schewetin, Wittingau, Poina! 5. Subsect. Majusculae Ktz. Fäden 8 bis 75 ^i dick [ausnalimsweise (L. nigra) auch weniger ft dick]. Veget. Zellen ^/^ bis Vs^^^^ ^o lang wie breit [seltener (L. an- guiua) etwas länger]. — Meist im Wasser, seltener auch an der Luft lebende Arten. 170. L. nigra (Vauch.) nob. [Oscillaria nigra Vauch. in specim. gallicis cl. Lcnorraandi in Mus. ! Rbh. Alg. exs. No. 777 ! sub Oscillaria limosa var. chalybea, non 0. nigra in Rbh. Alg. exs. No. 89 ! et in Ktz. Alg. exs. No. 33 ! Tab. phycol. I, T. 42.] Lager hautartig, öfters ziemlich compact, oliven- oder schwarzbraun auch stahlblau- schwärzlich, öfters stark glänzend und lang strahlig. Fäden 6 bis 9 |it (seltener bis 10 /i) dick, gerade oder gekrümmt, an den Enden abgestutzt, nackt, seltener mit dünneu Gallertscheiden [var. ß) phormidioides nob.]. Veget. Zellen Ys ^^is Imal so lang wie breit, an den Scheidewänden leicht eingeschnürt, mit oliveublaugrünem Inhalte. End- zeilen abgerundet. In stehenden oder langsam fliessenden Gewässern selten (5 — 10). So im St. Prokopi-Thale nächst Klukowic, in einem Waldteiche bei der Klecaner Waldbräuerei gegenüber Roztok 1883 reichlich, im J. 1884, wo das Wasser durch faulende organische Überreste etc. verdorben war, gänzlich verschwunden, in einem Brunnen in Markersdorf bei Böhm. Kamuitz, in einem offenen Felsenbrunnen bei Turkowitz nächst Krummau auch ß) und bei Paseka nächst Cenkau ! 171. L. anguina (Bory) nob. a) genuina Krch. [Oscillaria anguina Bory. Tab. phycol. I. T. 40]. Lager dünn, schleimig-häutig, stahlblau-schwai'z oder schwärzlich- blaugrün, langstrahlig. Fäden 8 bis 14 (selten bis 16) ft dick, gerade oder gekrümmt. Veget. Zellen Y2 ^^s fast ebenso lang wie breit, an den Scheidewänden leicht einge- schnürt. Endzellen öfters verdünnt, stumpf abgerundet oder konisch. h) dtdcis (Ktz.) Krch. [Oscillaria subsalsa Ag. b) dulcis Ktz. Spec. alg. p. 246]. Lager spangrün; Fäden blos 9 bis 11 ^ dick, sonst wie a). In stehenden Gewässern, Tümpeln, Teichen wie L. natans (4 — 10). a) So in Moldautümpeln bei Branik, im sog. Libusa-Bade nächst Pankrac; in Sümpfen im Set. Prokopi-Thale bei Tuchomefic; in Elbetümpeln bei Neratowic, Lissa, Celakowic, Lob- kowic, Hofin nächst Melnik, Elbeteinitz, Pfelouc, Podebrad, Gross-Wossek, Brenn nächst B. Leipa; bei Cizkowitz nächst Lobositz, Kopidlno, Neu-Bydzow, Beraun, Liptitz nächst Dux, Karlsbad! in Südböhmen bei Bystfic nächst Beneschau, Stupsic, Sobieslau, Wit- tingau, Budweis ! h) bei Ouzic nächst Kralup ! 172. L. chalybea (Mert.) nob. a) genuina nob. [Oscillaria chalybea Mert. Tab. phycol. I. T. 40]. Lager dunkel bis schwärzlich stahlblau oder spangrün (forma Boschii Ktz.), meist stark glänzend. Fäden 8 bis 13 fc dick, gekrümmt, seltener gerade. Veget. Zellen V4 bis ^gmal so lang wie breit, an den Scheidewänden leicht eingeschnürt, mit blaugrüncm Inhalte. Endzellen stumpf abgerundet oder verdünnt (geschnäbelt); var. ß) luticola (Menegh.) Ktz. [Oscillaria luticola Menegh.]. Lager stahlblau- schwarz, Fäden 8 bis 9 ^ dick. Veget. Zellen Vgmal so lang wie breit, an den Scheide- wänden nicht oder undeutlich eingeschnürt. b) torfacea nob. Lager schmutzig gelb- oder olivenbraun, schleimig. Fäden nackt oder mit deutlichen, farblosen oder bräunlichgelben Gallertscheiden versehen, welche wie die veget. Zellen an den Scheidewänden leicht quer eingeschnürt sind, brüchig, 7 bis 10 (mit der Scheide 12 bis 15) ft dick. Veget. Zellen Vg bis Vgmal so lang als breit, mit schmutzig oliveubräunlichem oder blaugrtinem, oft ziemlich grobgekörntem Inhalte.^) T 1, 1 1 '^ ^^"^ FÄden der von mir bei Veseli a. L. und bei Libic nächst Podöbrad gesammelten Li. cüaJybea 6) torfacea gmgen öfters auch in einen einzelligen Entwickelungszustand über, indem Lyngbya. 117 In stehenden Gewässern wie vor., h) in Torfsümpfen oder sumpfigen Teichen selten (4 — 10). a) In Moldautümpelu bei der Kaisermühle nächst Baumgarten, Hlubocep, Tuchomefic, Ounetic, in Sümpfen bei Modfan, Radotin, im Set. Prokopi-Thale, bei Be- chowic, Celakowic auch in eisenhaltigem Wasser auf der grossen Eibinsel; Neudorf nächst Kolin, Elbeteinitz; bei Kostomlat, Nimburg, Podebrad, Libic, Gross-Wossek, Königgrätz, Neu-Bydzow, Jicin, Dymokur; in Sümpfen zwischen Bisic und Kojowic, Bakow, Jung-Bunzlau, Turnau, Haida, Böhm. Kamnitz, Kreibitz; Liebenau, Langenbruck, Einsiedl nächst ßeichenberg, Schönwald nächst Friedland, Königinhof; bei Ronov nächst Caslau, Malin nächst Kuttenberg, Chrudim; bei Konopist nächst Beueschau, Bystfic, Olbramowic, Janowic, Wotic, Tabor, Stupsic, Kowafow und Mühlhausen, Sobieslau, Ye- seli a. L., "Wittingau, Magdalena, Lomnic ; in Moldautümpeln bei Budweis, ebenso bei Ebenau nächst Krummau ; bei Kaplitz, Mies, Franzensbad, Karlsbad, Bilin, Dux, Osseg ; am Wege von Jechnitz nach Woratschen, Rakonitz, bei Kralup an der Moldau ; in Teichen bei Pfibram, Bfeznic, Kfimic nächst Pilsen, Nepomuk, Wolsan, Protiwin, Neu- haus, Pocatek, Neu-Bistritz ; bei Neuern ^) ; — var. ß) in warmem Wasser bei der Ko- liner Dampfsäge reichlich ^), auch bei der Modfaner Zuckerraffinerie an der Moldau spärlich ! — 6) In torfigen Sümpfen bei Veseli a. L. reichlich, bei Vrbna nächst Veseli spärlich, in torfig-sumpfigem Teiche bei Jesenic nächst Kunratic spärlich, ebenso in einem Tümpel bei Bfeh nächst Pfelouc, bei Gross-Wossek, Libic nächst Podebrad ! 173. L. Schröteri nob. [Oscillaria brevis Schrot, in Jahresber. d. schles. Ges. f. vat. Cultur, 1883, p. 187]. Fäden brüchig, kurz, meist nur 60 bis 80 fi lang, etwa 10 jtt dick. Veget. Zellen ^/^ bis '^j^ma.l so lang als breit, mit lebhaft blaugrünem In- halte und zarten Scheidewänden. Endzellen abgerundet; var. ß) rupestris nob. Fäden meist blos 30 bis 60 (selten bis 80 oder mehr) ft lang, mit schmutzig olivenblaugrünlichem Inhalte, sonst wie die typische Form. An feuchten Felsen etc. in Gebirgen sehr selten (4 — 10). Von Schröter im Riesengebirge auf der Mädelwiese entdeckt (1. c. p. 187); var. ß) auf feuchten Felsen bei Stechowic an der Moldau und bei Mittelgrund in der böhm. Schweiz, wo einzelne Fäden auch bis 100 (i lang waren! 174. L. sancta (Ktz.) nob. a) genuina [Oscillaria sancta Ktz. Tab. phycol. I. T. 42, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 888]. Lager dünn, schleimig-gelatinös, stahl- blauschwarz, glänzend. Fäden 10 bis 12 f* dick; gerade oder gekrümmt, leicht zer- brechlich. Veget. Zellen V4 bis ^/gmal so lang als breit, mit dunkel bis schwärzlich blaugrünem, gekörntem Inhalte. Endzellen abgerundet. Wasserbewohner. h) caldariorum (Hauck) Lagerh. [Oscillaria caldariorum Hauck, Hansgirg „Po- lymorph, d. Algen T. 2", Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 288! Phycotheca univ. Hauck et Richter Nro. 33]. Fäden 10 bis 15 (seltener bis 18) /ii dick, mit violett- oder schmutzig bräunlichblaugrünem, oft dicht gekörntem Inhalte. Erdbewohner; — var. ß) 'phormidioides Hansgirg „Polymorph, d. Algen, T. 2". Fäden mit deutlichen Gallert- scheiden, sonst wie h). h) Auf feuchter Erde in Blumentöpfen etc. in Warmhäusern (1 — 12). So im Vermehrungshause des k. k. botan. Gartens am Smichow, auf feuchten Steinen an einem Wasserbehälter im Vermehrungshause, an Blumentöpfen etc. im Ananashause des gräfl. Kinsky'schen Gartens am Smichow, im Heine'schen Garten auch var. /?), in Prager Ver- einsgarten spärlich, in Roth-Pecek nächst Kolin reichlich ^) auch ß), im Schlossgarten in Tetschen, Reichstadt, Sichrow und Opocno spärlich ! sich die Zellen der Fäden auf ähnliche Weise von einander trennten, wie es Bennet (Fresh.- water alg. II. p. 4. T. 4 im Sep.-Abdr.) an Oscillaria princeps beschrieben und abgebildet hat. ') Karl hat diese L.-Art auch in Nordböhmen (bei Fugau?) gesammelt (Mus.!). 2} Wird von diesem Standorte ia H. Hofrathes R. v. Kerner „Flora austro-huugar. exs." vertheilt werden. ^) Wird von diesem Standorte in Hofrath R. v. Kerner's „Flora austro-hungarica exs." mitgetheilt werden. llg Lyngbya, 175. L. Fröhlichii (Ktz.) uob. a) genuina (Ktz.) Krch. [Oscillaria Fröhiichii Ktz. Tab. phycol. I. T. 43, iucl. 0. percursa Ktz. (vergl. meine Abhandlung in der Botan. Ztg., 1883, p. 739 in Anmerk.^) Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 495 !]. Lager schleimig, häutig, schwarzblau oder schwarzbraun [var. ß) fusca Krch.] auch lebhaft Maugrün [var. y) viridis Zeller] oder schmutzig oliveugrün. Fäden 15 bis 18 ft dick, gerade oder an einem Ende ein wenig gekrümmt. Veget. Zellen ^/^ bis '^j^mdl so lang wie breit, mit olivenschwärzlichbraunem oder blaugrünem, oft dicht gekörntem Inhalte. Endzellen stumpf abgerundet. Fäden nackt, in warmem Wasser meist lebhafter als in kaltem beweglich und intensiver blaugrün gefärbt (f. thermophila nob.) ; b) dubia (Ktz.) Ebb. [Oscillaria dubia Ktz. Tab. phycol. I. T. 40]. Fäden 12 bis 13 (i dick, lebhaft spangrün, seltener schmutzig schwärzlichgrün (f. affinis Ktz.) oder braun bis schwarzbraun [var. d) fuscescens nob.] ; var. e) ornata (Ktz.) Rbh. [Oscillaria ornata Ktz. Tab. phycol. I. T. 42, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 287 !]. Lager blaugrün ; Fäden blos 10 ft dick, sonst wie a). c) 'phormidioides Rbh. Fäden mit deutlichen farblosen Scheiden, sonst wie a) oder b). In stagnirenden Gewässern, Tümpeln, Sümpfen, Teichen etc. auf der Wasser- oberfläche frei schwimmende, schleimige, läppen- oder hautartige Lager von verschie- dener Grösse (bis haudgross) bildend, seltener auf schlammigem Boden am Rande von stehenden Gewässern schlüpferige Überzüge bildend, in der Ebene und im Hügellande sehr verbreitet (4 — 10). In der Prager Umgebung häufig meist b), so in den Moldau- tümpelu bei Hlubocep, Troja, Hodkowicka, am Ufer der Moldau bei Selc, Roztok, Brnky, Kuchelbad mehrfach meist 6), Modfan a) und b) in lauwarmem Wasser bei der Zucker- raffinerie auch f. thermophila (diese auch bei Kolin und bei der Maschinenfabrik nächst Köuiggrätz) ; a) bei Radotin, Set. Prokop, im Sarkathale mehrfach, Lieben, Hloubetin, Zabehlic, Vysocan, Pocernic, Satalka nächst Kunratic, im Kunraticer Mühlteiche, bei Jesenic, Strasnic auch var. d), diese auch bei Podol, im Teiche oberhalb Kuchelbad, bei Libsic, Kunratic, Nusle und in der sog. Generalka ; bei Stechowic, Hradistko auch 6). Mechenic und Dawle an der Moldau, var. ß) im Libsicer Thale gegenüber Dawle und in Sümpfen unterhalb Kosof ^) ; bei Kuchelbad auch c) ; bei Zalow, Podmoran auch Z>), Libsic, Kralup, Ounetic, Okof, Tuchomefic, Zakolan, Slivenec, Karlik, Cernosic, So- lopisk, Dobfichowic, Budüan, Beraun, Zävodi auch /9), Zdic; in Elbetümpeln meist b) so bei Houska nächst Brandeis, Kostelec a. E., Neratowic mehrfach, Lobkowic, Liboch, Raudnitz, Leitmeritz, Lobositz, Aussig, Wesseln, Schön-Priesen, Auscha, Drum nächst B. Lcipa auch var. /3), bei Lissa a. E. auch a), Kostomlat; Nimburg, Podebrad, Libic, Gross-Wossek, Sadska, Pofican, Elbeteinitz, Neudorf nächst Kolin, Pfelouc, Pardubitz, Stcblova, Königgrätz ; bei Smific, Josephstadt, Königinhof, Neu-Bydzow a) und b), Hofic, Jicin, Kopidluo, Rozdalowic, Dymokur ; Wlkawa ; Wsetat, Wrutic 6), Libic, Liblic, Bisic, Jung-Bunzlau, Bakow, Münchengrätz, Turnau, Alt-Paka, Eisenbrod, Liebenau, Langen- bruck, Reichenau, Einsiedl nächst Reichenberg, Schöuwald nächst Friedland, Trautenau, Opocno auch c), b) bei Trnow, Chotzen, Nachod; bei Mühlhausen, Clzkowitz nächst Lobositz a) und 6), Sulowitz, Libochowic, Laun, Saaz, Podersam, Jechnitz &), Dux, Liptitz, Brüx, Osseg, Karlsbad, Mies; Bilin, Pecinow nächst Neu-Straschitz, Swolenowes, Schlan, Rakonitz, Peruc, Chlumcan, Osseg, Mariaschein, Eulau, Bünauburg, Bodenbach, Tetschen, Dittersbach, Hirschberg, Brenn, Reichstadt, Weisswasser, Böhm. Kamnitz mehi-fach, Haida, Kreibitz, B. Leipa auch var. /3), bei fiican, Bfezi, Senohrab, Strancic, Mencic, Bozkow, Mnichowic, Konopist, Beneschau, Bystiic, in Teichen und Sümpfen bei ■KT oo w''^^^^® L.-Art ist unter anderen Namen auch in Rbh. Alg. exs. Nro. 89, Ktz. Alg. exs. iNro. 33, Wittr. et Aordst. Alg. exs. Nro. 286 und 495 mitgetheilt worden. — Gomont (Essai p. 8) veremigt sie mit Oscillaria limosa Ag., 0. nigra Ag., 0. nigra Ktz. und 0. Fröhlichii Desmaz. ) ist von diesem Standorte in Kerner's Flora austro-hung. exs. Nro. 1995 vertheilt worden und wird uuch in ^Yittr. et Nordst. Alg. exs. mitgetheilt werden. Lyngbya. 1{Q Olbramovic, Wotic, Beztahow, Martinic, Janowic, Tabor, Chotowin, Kowafow, Mühlhausen nächst Tabor, Sudomefic, Sobieslau, Veseli a. L., Bukowsko, Mazic a) und 6), Lomnic, Wittingau, Chlumec, Magdalena, Kardas-fiecic, Lzin, Neuhaus, Pocatek auch 6), Neu- Bistritz, Serowitz, Pilgrani, Patzau ; Schewetin, Budweis, Steinkircheu, Krummau, Ebenau, Kaplitz in Tümpeln an der Male; bei Protiwin, Cimelic a)um\h), Putim, Pisek, Bfeznic, Pfibram; bei Holoubkau, Pilsen, Plass, Sechutic auch «), Blowic, Wolsan, Nepomuk, Strakouic, Wodnian, Winterberg, Prachatitz, bei Deutschbrod, Polna, Schlappenz nächst Pfibislau, Slatinan nächst Chrudim, Malin nächst Kuttenberg, Ronow nächst Caslau, Hefmanmestec ; h) auch in Kordböhmen (Fugau ? von Karl Mus. ! gesammelt) ; bei Leito- myschl (Klapälek!); var. e) bei Rosic nächst Pardubic, Wichstadtl und Lichtenau an der Adler ; bei Cizkowitz nächst Lobositz, Franzensbad, Rakonitz, Pfibram, Pisek 1 176. L. intermedia (Crouan) nob. [Oscillaria intermedia Crouan = 0. colubrina Thr. in Le Jol. Alg. mar. Cherb. T. 1]. Lager schmutzig blaugrün bis schwärzlich bläulich. Fäden 14 bis 16 {i dick, oft wellenförmig gekrümmt. Veget. Zellen '^l^msd so lang als breit, mit feinkörnigem Inhalte. Endzeilen abgerundet. var. ß) phormidioides nob. Fäden mit deutlichen, farblosen Gallertscheiden, sonst wie die typische Form. In salzhaltigem "Wasser selten (4 — 10). So in den Salzwassersümpfen bei Ouzic nächst Kralup unter anderen Algen auch var. ß) ^), dann zwischen B. Leipa und Langenau ! 177. L. maior (Vauch.) nob. [Oscillaria maior Vauch. Ktz. Tab. phycol. I. T. 43]. Lager schleimig-häutig, blaugrün oder dunkel stahlblau. Fäden 18 bis 24 fi dick, gerade, öfters an den Enden verdünnt. Veget. Zellen ^4 t)is ^/^mfd so lang wie breit, mit stahlblauem Inhalte. Endzeilen abgerundet; var. ß) tenuior Nordst. N. et Wittr. Alg. exs. Nro. 286 ! Fäden blos 16 bis 18 ft dick, sonst wie bei der typischen Form. In Teichen etc. selten (4 — 10). So bei Chotowin nächst Eule, Malin nächst Kuttenberg, und bei Steinkirchen nächst Budweis ! 178. L. princeps (Vauch.) nob. a) genuina Krch. [Oscillaria princeps Vauch. Tab. phycol. I. T. 44, incl. 0. Imperator Wood exp. in Rbh. Alg. exs. Nro. 2585, Wolle „Algae United States" T. 208 Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 393]. Fäden 30 bis 45 [i seltener (f. tenuior Rbh.) blos 24 — 27 (i dick, zu einem dunkel bis schwarz- blaugrünem, schleimigem, oft laugstrahligem, meist matt glänzendem Lager vereinigt, gerade oder leicht gekrümmt, am Ende nicht selten verdünnt, stumpf abgerundet und schw^ach gebogen. Veget. Zellen ^/^ bis -^/^mal so lang als dick, mit blau- oder stahl- blaugrünem, gekörntem Inhalte; h) maxima (Ktz.) Rbh. [Oscillaria maxima Ktz., Tab. phycol. I. T. 44, 0. crassis- sima Rbh., 0. Imperator Wood f. typ., Rbh. Alg. exs. Nro. 319! Phycotheca uuiv. Hauck et Richter 84 !]. Fäden 45 bis 70 ^ dick. Veget. Zellen Ys ^i^ ^l^rndl so lang als breit, sonst wie a). In Teichen, Tümpeln etc. stellenweise (in Gebirgsgegenden) reichlich (4 — 10). So a) im Mühlteiche bei Kunratic 1883 in grösserer Menge auch f. tenuior, in einem Tümpel in Feldern oberhalb Kuchelbad auch f. tenuior spärlich, im Chotecthale bei Ra- dotin reichlich, bei Skochowic nächst Wran, focan und Bfezi mehrfach, im Mühlteiche bei Chotoun nächst Eule 1887 massenhaft; bei Bfeznic nächst Pfibram, bei Pfibram selbst; bei Beneschau, Olbramowic nächst Wotic, Kowafow, Mühlhausen nächst Tabor, Sobieslau a) und h) ; in Torfsümpfen bei Mazic nächst Veseli a. L., Pocatek, Polna auch 6), Schlappenz nächst Pfibislau ; Wolsan nächst Nepomuk, Neuern, Adams nächst Neu-Bistritz ; bei Rozdalowlc nächst Jicin, in Teichen bei Chlomek nächst Turnau ; Lie- ^) Siehe meine Abhandlung „Beiträge zur Kenutniss der halophilen Algen". lOn Lyngbya — Spirulina. benau, Langenbruck und Reichenau nächst Reicbenberg, Scbönwald nächst Friedland! in Nordböhmeu (Fugau ? Karl als 0. maxima Ktz. Mus. !) ^) b) Spirulineae nob. Fäden nackt, spiralig bis korkzieherartig gewunden, schraubig sich vor- und rtlckwärts bewegend. 24. Gattung. Spirulina (Turp.) Link. 3) Thallusfädeu wie bei Oscillaria organisirt, jedoch nackt und spiralförmig bis korkzieherartig gewunden, schraubig sich vor- und rückwärts bewegend, biegsam, in gestaltlosem, schleimigen Lager eingebettet, seltener einzeln unter anderen Algen zer- streut. — Vermehrung bisher nicht näher bekannt. 1. Sect. EuspiruUna noh. Fäden nicht oder undeutlich gegliedert, 1 bis 4 fi dick. 179. Sp. subtilissima Ktz. Tab. phycol. I. T. 37. Fäden einzeln oder zu einem schleimig-dünnhäutigem Lager vereinigt, gekrümmt, mit dicht an einander liegenden Um- gängen, 1 bis 1*6 (i dick (scheinbar 2*4 bis 3 (i dick) ein Umgang auf je 2 /* ; var. ß) thermalis (Menegh.) Rbh. [Spirulina thermalis Menegh. Tab. phycol. L T. 37]. Lager lebhaft spangrün; Fäden scheinbar 3 ft dick, mit weniger dichten Windungen. In stehenden Gewässern, Teichen, Tümpeln u. ä. in kaltem und warmem (var. /3) Wasser (4 — 10). Bisher blos einmal in den Schanzgräben hinter dem gew. Kornthore mit L. obscura und L. (Oscillaria) leptothricha spärlich ; var. ß) in den warmen Quellen in Karlsbad nicht selten, so am kleinen Sprudel und an mehreren Stellen im Bette der Tepl an Ufermauern der Sprudelkolonnade, wo warmes Wasser hervorquillt meist mit Lyngbya elegans gesellig, oft in grösserer Menge oder vereinzelt unter anderen Lyngbya- (Oscillaria-)Arten ! 180. Sp. oscillarioides Turp. Ktz. Tab. phycol. I. T. 37. Fäden zu kleinen Flöckchen oder büscheligen Haufen vereinigt oder einzeln, mit dicht an einander lie- genden Umgängen, 1*4 bis 2 ft dick (scheinbar 2*8 bis 3"8 II dick). Ein Umgang auf etwa 2'5 bis 3 ft. Zellen mit blaugrünem Inhalte; var. ß) minutissima (Hass.) Rbh. [incl. Spirulina brevis Ktz. Tab. phycol. I. T. 37]. Fäden kurz, oft nur 90 ^ lang, mit weniger dichten Windungen, sonst wie die typische Form. In stagnirenden Gewässern, Teichen u. ä. wie vor. (4 — 10). So am Ufer der Moldau bei Modfan unter Oscil- Fig. 35. Spirulina oscillari- Marien, ebenso in einem Teiche bei Kunratic mit Lyngbya oides Turp. Ein Faden (etwa tenerrima spärlich, im Teiche bei der Zuckerfabrik in Dy- 400mal vergr.), darunter ein mokur; bei Bakow auch var. ß), Pfelouc, Chotzen, Libno- Faden der Spiruhna Jenneri ^^ps mi dpr Pi-flli-nsi t r/j i > var. platensis (stärker vergr.). ^^^^ ^^ ^^^ Udima! 2. Sect. Ärtkrospira (Stiz.) nob. Fäden deutlich ge- , gliedert, mehr als 4 ft dick. 1 1 T-i '^ ^ir ^'^^ ^^^^^ ^^ Almanach de Carlsbad 1836, p. 202—207 und im Sturm's „Deutsch- lands i\lora, IL Abth.« beschriebenen, in Böhmen verbreiteten Lyngbya- und Oscillaria- Arten, welche im Vorhergehenden nicht angeführt sind, hat der Verf., da sie als zweifelhafte Arten scüon von Kabenhorst u. A. nicht berücksichtigt wurden und da die Orig.-Exemplare Corda's nicht mehr vorhanden sind, hier nicht angeführt. T 1 /l ^\V?^^\^?^^' "^^* 2opf die Spirulina- Arten blos für gewisse Formen der Gattung ijyngüya (Ag.) iür. halt, so hat er die Gattung Spirulina in seiner „Synopsis generum subgene- rumque Myxophycearum" als eine Section der Gattung Lyngbya subordinirt. — Mehr über die isezienungen (ler Spirulina- Arten zu anderen fadenförmigen blaugrünen Algen ist in Zopf „Botan. Centialblatt 1882, IL p. 39« und „Zur Morphologie der Spaltpflanzen", p. 45, dann in des Verf.'s „Beitiageu z. Kenntniss der Therraalgenflora Böhmens« nachzulesen. Spirialina — Isocysfcis. 121 181. Sp. Jenneri (Hass.) Ktz. Tab. phycol. I. T. 37, Cohn „Nova acta", 1884 T. 14, Arthrospira Jenneri Stiz.^) Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 192 ! Fäden zu einem schleimig-dünnhäutigem, lebhaft blaugrünem Lager vereinigt oder einzeln, deutlich ge- gliedert, lose spiralig gedreht, so dass eine Drehung auf etwa 20 bis 24 fi kommt, 7'5 bis 8'3 fi dick. Veget. Zellen fast ebenso lang wie breit, oder etwas kürzer, mit hell blaugrünem Inhalte ; var. ß) platensis Nordst. in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 679 ! Fäden kurz, mit wenigen oder blos 1—2 Drehungen, jede Drehung auf etwa 30 bis 50 jw. Veget. Zellen ^f^ bis ^j^mvkl so lang als breit; var. y) temiior nob. Fäden blos 5 bis 6 /i dick, ungleich lang (mit 2 — 10, seltener mehr Umgängen). Eine Drehung auf etwa 20 — 24, seltener bis 30 ;*. Veget. Zellen ^/g bis Imal so lang als breit, sonst wie die typische Form. In stehenden Gewässern, Wassergräben u. ä. wie vor. selten (4 — 10). So bei Celakowic, iu einem Teiche bei Stfezmif nächst Stupsic mit Lyngbya (Oscillaria) natans gesellig ; bei Pocatek, im Wolsaner Thiergarten bei Plass, in einem Wiesentümpel bei Kfimic nächst Pilsen; var. y) im Hirschgarten-Teiche bei Jechnitz und bei Biskupic nächst Ronow! bei Fugau (Karl Rbh. Kryptfl. p. 78, Mus.!). II. Unterordnung Isocysteae Bzi.^) Die Fäden der Isocysteen sind einfach (uuverzweigt), nie in eine haarförmige Spitze auslaufend auch im entwickelten Zustande (Sporen bildend) ohne Grenzzellen (HeteroCysten). V. Familie. Isocysteae Bzi. Fäden neben einander liegend, von einer dünnen Gallertschicht umgeben, zu Flöckchen vereinigt oder dicht zu einem unregelmässig ausgebreitem, schleimigem Lager gehäuft, seltener vereinzelt. Sporen zwischen den veget. Zellen liegend. 25. Gattung. Isocystis Bzi. Thallusfäden zu einem kleinem, oliven- oder spangrünera, schleimig-häutigem Lager vereinigt oder einzeln, gerade, selten leicht gekrümmt, parallel oder fast parallel verlaufend, gleich dick, seltener an den Enden leicht verdünnt, zu kleinen Bündeln dicht gehäuft, deutlich (meist rosenkranz- förmig) gegliedert. Veget. Zellen elliptisch oder zusammengedrückt, kugelig, seltener eckig. Sporen kugelig, grösser als die veget. Zellen, gelb- bis goldgelbbraun, mit dickem, an der Oberfläche glattem oder rauhem Exospor, bald einzeln bald zu mehreren hinter einander. Vermehrung erfolgt durch ruhende Akineten und durch mehrzellige Keimfäden (Hormogouien). 182. I. infusionum (Ktz.) Bzi. [Anabaena infusio.™ ^^ ^ti^tn Ktz. Tab. phycol. I. T. 94, A. microscopica Menegh.J laden 1 bis Faden (etwa SOOmal 1'5 ]M dick, zu mehreren gehäuft oder einzeln, gegen die Enden vergr.), daneben ein hin ein wenig verdünnt. Veget. Zellen fast kugelig oder viereckig, sporentragender Faden rosenkranzförmig vereinigt, mit hellblaugrünem Inhalte. Dauer- ^ensis^Bz^'stärke'r^vei-- zellen (Sporen) kugelig, etwas dicker als die veget. Zellen, mit grössert). glattem Exospor. ') Diese Spirulina-Art hat Stizenberger, welcher die deutlich gegliederten Spirulina-Arten von den nicht oder undeutlich gegliederten generisch getrennt hat, Arthrospira Jenneri benannt (vergl. Hedwigia, I. Band, p. 32 f.). Gomout hat die von anderen Algologen cassirte Gattung Arthrospira Stiz. wieder als eine gute Gattung neben der Gatt, Spirulina Link aufgestellt. ^j Kirchner [Microscop. Pflanzenwelt des Süsswassers, 1891, p. 48] hat die Gatt. Isocystis Bzi. mit den Oscillarien vereinigt; Bornet und Flahault (Revis. Nostoch. p. 261) stellt sie wieder zu den Nostoceen. 122 Isocystis — Cliam.aesiplior».. In stehenden Gewässern, Sümpfen, Infusionen an untergetauchten Blättern, Steugehi etc. haftend, selten (4 — 10). So unter anderen Algen aus der Prager Um- gebung, welche durch längere Zeit im Zimmer kultivirt wurden ! IL Ordnung. Chamaesiphonaceae (Cystogoneae). Ein- oder mehrzellige, mit einem Ende festsitzende Algen, deren Thallus zur Zeit der Gonidienbildung meist fadenförmig verlängert, birnförmig oder fast kugelrund, seltener krusteu-, haut- oder warzenartig ist. Veget. Zellen kugelig, elliptisch, cylindrisch, seltener eckig, an der Basis oft stielartig verdünnt, mit blaugrünem, violettem, amethyst- u. ä. farbigem, seltener fast farblosem Inhalte. Vermehrung erfolgt durch einzellige unbewegliche Gonidieu (Vermehrungsaki- neten, Schizosporen), welche zu 4 oder in grösserer Anzahl, in der Regel aus dem Ge- sammtiuhalte der Mutterzelle, durch dessen wiederholte, meist basipetale Theilung ent- stehen und durch Auflösung der Membran am Scheitel der Mutterzelle frei werden (seltener reisst diese quer auf). Sporen (Kysten) und Grenzzellen (Heterocysten) fehlen. VI. Familie. Chamaesiphoneae. Thallus anfangs einzellig, später meist mehrzellig und oft aus einer einfachen Zellenreihe bestehend. Veget. Zellen kugelig, eiförmig, länglich-biruförmig, wie die Zell- reihen von einer Gallertscheide nmgeben und einzeln oder dicht neben einander gehäuft, mit einem (unterem) stielartigem Ende festsitzend, oft durch gegenseitigen Druck eckig, mit dünner, meist nicht deutlich geschichteter Membran und blaugrünem oder violett u. ä. gefärbtem Inhalte. Gonidien (Vermehrungsakineten Wille's) durch gleichzeitige Quertheilung des Inhaltes der Mutterzelle in grösserer oder geringerer Anzahl in einem Coccogonium meist basipetal entstehend. Grenzzellen und Dauerzellen nicht vorhanden. I. Subfam. Euchamaesiphoneae nob. Thallus zuerst einzellig, kugel-, birn- oder eiförmig, später meist mehrzellig und fadenförmig. Fäden aus einer einfachen Zellenreihe bestehend, mit einer am oberen Ende zuerst geschlossener, abgerundeter, seltener mit einer hyalinen, dünnen Borste versehenen (Clastidium) Scheide umgeben, welche später am Scheitel der Fäden offen wird. Coccogonien länglich-cylindriseh oder birnförmig. 2C. Gattung. Chamaesiphon A. Br. et Grün. Thallus microscopisch klein, oft blos aus einzelnen, birnförmigeu, länglich ei- förmigen oder kurz fadenförmigen Zellen oder aus einfachen Zellreihen bestehend, welche vereinzelt oder gruppenweise gehäuft vorkommen, mit einem Ende festsitzen und von einer dünnen, farblosen oder gefärbten, in der Jugend geschlossenen, später am Scheitel der Zelle (oder Zellreihe) offenen Scheide umgeben sind. Vermehrung erfolgt durch einzellige, unbewegliche, oft ungleich grosse Gonidien (Vermehrungsakineten), welche basipetal, öfters blos an der Spitze des Gonidangiums durch Quertheilung bisweilen auch durch Längstheilung des Inhaltes der ausgewachsenen Zellen, seltener durch Theilung des Zellinhaltes in allen drei Richtungen zu 2 — 4 bis 8 oder mehreren entstehen. Einzelne Gonidien können, wenn die Gallertscheide an der Spitze des Gonidangiums sich nicljt oder nur unvollständig auflöst oder nicht aufreisst in der Scheide eingeschlossen in basipetaler Reihenfolge keimen.^) ') Mehr über die Gonidien etc. dieser Gattung ist in Borzi „Morfol. e biolog. delle alghe ficocrom. IIL) p. 302 f." nachzulesen. Uiber das Öffnen der Scheiden in der Gattung Cha- maesiphon siehe auch Möbius „Über eine neue Süsswasserfioridee". 1887 (letzte Anmerkung). Ch.ainaesiph.orL. 123 1. Sect. Sphaerogonium Rfski. sub gen. Thallus aucli zur Zeit der Gonidieu- bildung, fast kugelig oder eiförmig, einzellig, seltener walzenförmig, aus wenigen Zellen bestehend. Veget. Zellen oft dicht gehäuft, blaugrüne, violette, braune u. ä. gefärbte, dünne, hautartige oder fast krustenförmige Überzüge oder Flocken an Steinen, Faden- algen etc. bildend. — a) Scheiden farblos. 183. Ch. incrustans Grün. [Sphaerogonium incrustans (Grün.) Rfski. Sphaerog. T, 5] Wittr. et Kordst. Alg. exs. Nro. 899 f. ! Veget. Zellen keulenförmig oder länglich cylindrisch, einzeln oder gehäuft, gerade oder leicht gekrümmt, an der Basis etwa 1 bis 3 fi, am Scheitel 4 bis 8 ^ breit, 7 bis 30 ft lang, mit einer farblosen, engen, zuerst geschlossenen, später an der Spitze offenen Scheide und mit blaugrünem Inhalte. Gonidien etwa 2 ;* im Durchm., spärlich. In stehenden und langsam fiiessenden Gewässern, meist in Gebirgsgegenden an verschiedenen Fadenalgen festsitzend, oft diese heerdenweise incrustirend (4 — 10). So an der Waldquelle oberhalb Kuchelbad mit Pleurocapsa minor u. ä. gesellig ; bei Ronow nächst Caslau ; im Rieseugebirge an Chantransia violacea etc., im Petzer, bei Grünbach, bei der Wiesenbaude und bei Spiudelmühle ; in Bächen bei Kronstadt an der wilden Adler ebenfalls mehrfach, meist an Chantran- sien ; bei Eisenbrod ; bei Eulau nächst Bodenbach, in Mittel- und Nieder- grund nächst Herrnskretscheu in der böhm. Schweiz; an Cladophoren bei Neu-Straschitz ; an Ulothrix valida bei Pisek, bei Rosenberg in Südböhmen ! Fig. 37. Chamae- siphon fuscus (Rfski.) nob. var. auratus nob.^) Ein entwickeltes Individuum (stark vergr.). 184. Ch. Rostafinskii nob.^) (Sphaerogonium gracile Rfski.). Veget. Zellen keulenförmig oder länglich cylindrisch, oft dicht gehäuft, am oberen Ende 2*5 fi dick, 13 bis 21 (seltener bis 40) ^ lang, mit blass rosenrothem Inhalte und farbloser, dünner Scheide ; var. ß) minor nob. Veget. Zellen 1 bis 2*5 ^ dick, 5 bis 9 fi lang, sonst wie die typische Form. An Oedogonien, Cladophoren und anderen Fadenalgen, sel- tener auch auf Steinen etc. festsitzend (5 — 10). Var. ß) in einem offenen Felsenbrunnen bei Set. Prokop gegenüber Nova Ves ! b) Scheiden gefärbt. 185. Ch. polonicus (Rfski.) nob. [Sphaerogonium polonicum Rfski. Sphaerogon. T. 5]. Veget. Zellen elliptisch, cylindrisch, sel- tener ei- bis birnförmig, 3 bis 6 fi breit, 8 bis 12, seltener 5 bis 15 fi lang, dicht gehäuft, mit blass röthlichem oder fast farblosem Inhalte und röthlich- bis rostgelb gefärbter, am oberen Ende meist offener und etwas erweiterter Scheide. Tochterzellen (Gonidien?) 2 bis 6 /i lang. In Bergbächen, Flüssen, an Steinen (Granit etc.) oder an Pflanzen festsitzend, meist in höherem Gebirge (5 --10). Bisher nur auf Kalksteinen im Bergbächlein unterhalb Koda nächst Karlstein ; im Riesengebirge am Mummelfall bei Harrachsdorf auf Granit!^) Fig. 37b. Chamae- siphon confervicola A. Br. Mehrere un- gleich entwickelte Individuen (etwa 440mal vergr. 186. Ch. fuscus (Rfski.) nob. [Sphaerogonium fuscum Rfski. Sphaerogon. T. 5]. Veget. Zellen cylindrisch, seltener keulenförmig, an beiden Enden ') Vergl. des Verf.'s „Physiol. u. algol. Studien", p. 164. 2) Mehr über diese Verietät siebe in des Verf.'s Abhandlung „Algologischeu. bacterio- logische Mittheilungen", 1891, p. 353. ^) Bei Grünbach nächst Petzer im Riesengebirge hat der Verf. eine diesem Chamae- siphon ähnliche Art gesammelt, deren Scheiden fast farl)los, dagegen der ZeUinhalt fast rostgelb gefärbt war. 224 ChaiTiaesiplion. stumpf abgerundet, 2*5 bis 4 ft breit, 5 bis 7 (seltener bis 21) ^ lang, dicht neben einander gehäuft, mit braun gefärbter, am oberen Ende offener Scheide und olivengelb, röthlich, seltener bläulichgrün gefärbtem Inhalte. In Bergbächen etc. wie vor. an Steinen etc. braunrothe, braune, bis schwärz- lichbraune, dünne Überzüge bildend (5 — 10). So in Südböhmen in einem Bächlein zwischen Pocatek und Katharinenbad ; dann bei Grünbach, am Pantschefall u. s. w. im Riesengebirge ! 2. Sect. Brachythrix A. Br. Thallus zur Zeit der Gonidienbildung mehrzellig, kurz-fadenförmig. Veget. Zellen öfters an den nicht selten nur wenig deutlichen Scheide- wänden leicht eingeschnürt. Gonidieu meist zahlreich, basipetal entstehend. 187. Ch. confervicola A. Br. [Oscillaria clavata Corda Alm. d. Carlsb. 1836, p. 203, T. 1, Brachythrix confervicola A. Br. in Borzi Morfol. e biolog. etc. III., p. 313, T. 17] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 293! Ausgewachsene Gonidangien (Coccogonien) 3 bis 4 /tt breit, 15 bis 38 fi lang, länglich cylindrisch, an der Basis stielartig verdünnt und öfters nur 1 bis 2 /i dick, am oberen Ende leicht keulenförmig verdickt. Gliederzellen ^g ^i^ 'Imal so lang wie breit. Gonidien zahlreich, 2 bis 4 jw breit. Scheiden dünn, farblos-, var. ß) Schiedermayeri (Grün.) Bzi. [Chamaesiphon Schiedermayeri Grün.] Gonid- angien gerade, oft bis 9 fi dick; var. y) curvatus (Nordst.) Bzi. [Ch. curvatus Nordst. De algis sandvic. T. 1 = Sphaerogonium curvatum (Nordst.) Rfski.] Gonidangien mehr oder weniger gekrümmt, 3 bis 10 fi breit, 20 bis 100 (i lang, sonst wie die typische Form; In stehenden und fliessenden Gewässern, Teichen, Bächen etc. an verschiedenen Fadenalgen (Cladophoren, Oedogonien, Conferven, Vaucherien, Chantransien, Lemanea u. ä,), an Fontinalis u. ä. Wasserpflanzen festsitzend (4 — 10). In der Umgebung von Prag zerstreut, so im sog. Libusa-Bade bei Pankrac, im Mühlteiche bei Kunratic, in Wiesentümpeln bei Nusle, in einem Teiche bei Vrsowic, an Cladophora fracta, auf der Kaiserwiese nächst Smichow, im Wolsaner Teiche; bei Statenic nächst Ounetic, Chwal, Zalow nächst Roztok, Elbeteinitz, Dou- brawic nächst Sazawa, Paseka nächst Jinec, Bfeznic nächst Pfibram, Gutwasser nächst BudAveis; bei Hohenfurth, Kaplitz, Deffernik nächst Eisenstein, Pocatek, Kuttenberg, Medlesic nächst Chrudim, bei Karlsbad, Mies, Brüx, Osseg, Mariaschein, Geiersburg, Maxdorf nächst Bodenbach, j. Nieder- und Mittelgrund, Herrnskretschen, Tellnitz, Niclasberg, Ditters- bach, Hinter-Dittersbach in der böhm. Schweiz, bei Böhm. Kamnitz, Haida, Steinschönau, Kreibitz ; bei Eisenbrod, Pfelouc, Chotzen, Kron- Fig. 37c. Cha- stadt an der wilden Adler ; im Rieseugebirge bei Neuwelt, Harrachs- maesiiohon gra- ([orf, Siehdichfür, Wurzelsdorf, am Mummelfall häufig, am Wege von Exemplar (stark Putzer zum Riesengrunde ; bei Liebenau und Langenbruck nächst Rei- vergr.). chenberg; bei Kostial nächst Lobositz, Bünauburg; bei Haber nächst Auscha, B. Leipa, Reichstadt! 188. Ch. gracilis Rbh.^) [non Sphaerogonium gracile Rfski.] Hausgirg „Pro- dromus" I. Fig. 4. Ausgewachsene Gonidangien gerade oder schwach gekrümmt, in der Mitte 1-5 fi (seltener bis 2-5) (i breit, 25 bis 30 n lang, seltener länger, an der Basis stielartig verschmälert, am oberen Ende zugespitzt oder abgerundet, öfters undeutlich gegliedert, einzelne Glieder etwa Imal so lang wie breit, mit blass blau- oder oliven- grünem Inhalte. Gonidien zahlreich, klein. ') Vielleicht ist diese Alge keine echte Chamaesiphon- Art, sondern eine Form der nach- folgenden Gatt. Clastidium Krch. — Falls Characium miiuitum, wie Rabenhorst (Flora europ. alg. III. p, IGJ angibt, nicht einen chlorophyllgrünen, sondern blaugrünen Zellinhalt enthält, dann gehört es zur Gatt. Chamaesiphon und nicht zur Gatt, Characium. Clastidiuin. 125 Fig. 38. Clastidinm se- tigerum Krch. Ungleich entwickelte Fäden, von welchen zwei in einzel- lige Gonidien zerfallen (etwa 400mal vergr.). "Wie vor. iu fliessenden Gewässern an verschiedenen Fadenalgen festsitzend (5 bis 10). So an Spirogyren aus einem Moldautümpel bei Prag, bei Hohenfurtb, Bfeznic nächst Pfibram und in Johannisbad am Abflüsse der warmen Quelle unter dem Badehaus an Chantransia chalybea spärlich.^) 27. Gattung. Clastidinm Krch. Thallus kurz-fadenförmig, aus einer einfachen, an einem Ende festgewachsenen, am anderen (an der Spitze) mit einer ungegliederten, aufgesetzten, hyalinen, dünnen Borste versehenen, scheinbar scheidenlosen (von einer undeutlichen Gallerthtille umgebenen) Zellreihe bestehend. Gliederung im Jugendzustand undeutlich, später sind einzelne Zellen cyliudrisch, zuletzt kugelig abgerundet. Vermehrung erfolgt durch einzellige Gonidien, in welche der ganze Faden zerfällt und die aus der an der Spitze sich öffnenden Hülle austreten. 189. C. setigerum Krch. Beitr. z. Algenfl. v. Würtemb. T. 1. Epiphytische, einzeln oder zu mehreren neben einander au ver- schiedenen Fadenalgen festsitzende, cylindrische, nach beiden Enden leicht verdünnte, gerade, öfters auch etwas gekrümmte, am Scheitel mit einer langen, zarten, aufgesetzten Borste ver scheue Algen, mit hell blaugrünem, fast homogenem Inhalte, 2 bis 4 fi dick, 9 bis 15 (seltener im ausgewachsenen Zustande 28 bis 38) fi lang; Borste bis 50 (i lang. In Teichen, Brunnen etc. an Cladophoren u. ä. Algen selten (5 — 10). So im sog. Libusa-Badc nächst Pankrac und in einem Elbetümpei bei Gross-Wossek. ! ^) 190. C. rivulare nob. (C. setigerum Krch. var. rivulare Hansgirg, Über neue Süsswasser- und Meeres-Algen und Bacterien, 1890, Tab. I, Fig. 16.) Lager dünne, bräunliche, an der Oberfläche schlüpferige, an im Wasser untergetauchten Steinen etc. festgewachsene Überzüge bildend. Fäden kurz, mit unterem Ende festsitzend, zu mehreren gruppenweise vereinigt, jung kegel-, oder fast birnförmig und undeutlich gegliedert, später länglich kegelförmig bis cylindrisch und meist deutlich gegliedert, gerade oder leicht gekrümmt, aus 2 bis 8 seltener mehr Zellen bestehend und dann 20 bis 45 ^ (junge, scheinbar einzellige Exemplare sind blos 3 bis 6 jw) lang, von undeutlicher, farbloser Gallerthülle umgeben (scheinbar scheidenlos), am Vorderende mit einem ungegliedertem, hyalinem, leicht abfallendem, dünnem, leicht zerbrechlichem, geradem oder gekrümmtem Borstenhaare versehen, welches an der Basis etwa 0*5 fi dick, 1 bis 6 seltener mehrmal so lang ist, als der die Borste tragende Faden. Veget. Zellen 2 bis 4 jw breit, 1 bis 2mal so lang, dünnhäutig, mit fein gekörntem, Mass olivengelblichem, bräunlichem, seltener bläulichem (blaugrünem) Inhalte. Junge, noch ungegliederte Fäden sind meist nur 6 bis 10 fi lang, gerade oder öfters leicht gekrümrat, nach der Spitze leicht verdünnt und mit einem kurzem Borsten- haare versehen. In kleinen Bergbächen, in Abflüssen der Felsenquellen u. ä. an von Quellwasser berieselten Steinen etc. festsitzend, sehr selten (5 — 10). Bisher blos in einer Felsen- quelle bei dem Wächterhause der Prag-Duxer Bahn vor Nova Ves im St. Procopi-Thale nächst Prag mit Chantransia, Inactis u. ä. von mir in grösserer Menge gesammelt ! ^) ') Wird mit dieser Chantransia- Art von dem oben angeführten Standorte in der „Flora austro-hung." des H. Hofrathes R. v. Kerner vertheilt werden. -) Da bei dieser Art der Modus der Vermehrung noch nicht festgestellt ist und da diese Species von allen Pleurocapsa-Arten durch besondere Strnctur des Lagers sich unterscheidet, so ist es noch fraglich, ob diese Alge wirklich zur Gattung Pleurocapsa gehört. ') Diese von mir zuerst in Istrien (1. c. p. 18) entdeckte Clastidium-Art unterscheidet sich von Clastidinm setigerum Krch., mit welchem ich sie früher vereinigte durch die meist kegel- förmige Form der Fäden, die Farbe des Zellinhaltes, den Standort etc. J26 I'leui'ooapsa. II. Subfam. Cystogoneae (Bzi.) uob. Coccogouieu kugelig, fast kugelig oder verkehrt eiförmig mit am Scheitel der völlig entwickelten Gonidangien sich auflösender oder aufreissender Membran. 28. Gattung Pleurocapsa Thr. em. Lagrh. Lager hydropbytisch, ^) au im Wasser untergetauchten Steinen etc. festsitzend (Sect. Myxoderma nob.) warzen- oder krusteuförmig, aus vegetativen Zellen und Cocco- gonien bestehen. Veget. Zellen rundlich oder fast viereckig, seltener eiförmig oder mehreckig, meist einreihig, seltener stellenweise zweireihig angeordnet. Zellreihen meist nur kurze Fäden bildend, fast parallel oder undeutlich strahlenförmig verlaufend, hie und da fast gabelig sich theilend. Zellinhalt blau- oder olivengrün, seltener schmutzig violett oder gelbbräunlich gefärbt, gekörnt, meist mit einem centralständigem, kernartigem, kugeligem Gebilde versehen. Zellhaut ziemlich dick, farblos. Gemeinsame Gallertscheide undeutlich (scheinbar fehlend). Vermehrung erfolgt: 1. durch einzellige, unbewegliche Gonidien (Vermehrungs- akineten), welche meist in grösserer Anzahl (zu 8 bis 32) durch successive Theilung des plasmatischen Inhaltes in endständigen Coccogonien entstehen (diese letzteren rundlich und bedeutend grösser als die veget. Zellen) ; 2. durch Zweitheilung der veget. Zellen ; 3. durch Zerfallen der Zellreihen in ein- oder mehrzellige Bruchstücke, welche zu neuen fadenartigen Individuen heranwachsen. Coccogonien entstehen aus einzelnen, sich nicht mehr theilenden, an Grösse zunehmenden und am Scheitel sich abrundenden Endzellen der fadenartigen Zellreihen. '•^) 191. P. (?) rivularis nob.^) [Cyanoderma (Myxoderma) rivulare nob. in Nota- risia 1889, No. 13. p. 658.] Lager dünnhäutig, an Steinen festsitzend, rundlich, punct- oder fleckenförmig, 1 bis 2, seltener 2 bis 4 mm im Durchm., öfters zusammenfliessend, von lebhaft blaugrüner Farbe. Veget. Zellen meist 3 bis 4 (seltener bis 6) ft dick, dicht neben einander rundlich oder eiförmig, durch gegenseitigen Druck eckig und zu einer dem pseudoparenchymatischen Gewebe ähnlichen Zellschichte vereinigt. Zelliuhalt hell blau- oder olivengrün, fast homogen oder fein gekörnt. Zellhaut und Gallertscheide farblos, ziemlich dick. In Gebirgsbächen auf im Wasser untergetauchten Steinen, meist auf Quarz selten (5 — 10). Bisher blos in einem kleinem Bache bei Pocatek am Wege nach Katharinenbad an der böhm.- mährischen Grenze mit Chantransia chalybea gesellig, dann bei Fig. 39. Pleurocapsa ri- Mittelgrund in der böhm. Schweiz ! vulaS "nJr^Stücrdes -^^^- P- »»inor Hansgirg, Physiolog. und algolog. Mit- La-T-ers in der Flächen- theilungen, 1890, Tab. I. Fig. 1 — 10. Lager dünn, zuerst punct-, ansieht (etwa SOOmal später krusteuförmig, von dunkel blaugrüner bis schwärzlich vergr,). brauner (trocken schwarzbrauner) Farbe, an im fliessenden Wasser liegenden Steinen etc. festsitzend. Veget. Zellen reihenweise an- geordnet, zuerst blos durch Quertheilung sich vermehrend, wodurch meist nur kurze, fadenartige, aufrechte Zellreihen entstehen. Später theilen sich einzelne Zellen auch der Länge nach, wodurch stellenweise Doppelreihen von Zellen gebildet werden und die Fäden, durch Längstheilung der Endzellen fast dichotomisch verzweigt erscheinen. Fäden ') Aerophytisch lebende Pleurocapsa- Arten (Sect. Cyanoderma Web. v. Boss. nob. z= Eucy- moderma nob. olim conf. Notarisia, 1888 No. 12, p. 588) sind in Böhmen nicht verbreitet. ^) Mehr über die Gattung Pleurocapsa Thr. em. Lagrh. ist in meinen „Physiolog. und algolog. Mittheilungen, 1890" nachzulesen. ^) Von anderen Ghamaesii^honaceen werden in Böhmen wahrscheinlich noch Cyanocystis versicolor Bzi. (Note alla morfol. e biolog. III. p. 314) und Godlewskia aggregata Janczewski (Ann. d. sc. nat. 6 Ser. T. XVI) entdeckt werden. Pleurocapsa 127 Fig. 40 a. Pleurocapsa minor uol». Verschiedene Entwickelungszustände (etwa GOOmal vergr.)- Daneben eine (Zellreihen) sind meist nur aus wenigen Zellen zusammengesetzt, 20 bis 50, seltener bis 100 oder mebr ^ lang, fast parallel neben einander verlaufend, dicht gedrängt, erst durch Druck von einander sich abtrennend, aus vier- eckigen, eiförmigen oder rundlichen, seltener länglich konischen, 3 bis 6 jw breiten, ebenso oder 1^2 bis ^^l^viol so laugen Zellen bestehend, deren plasma- tischer, blos in der wandständigen Schicht schmutzig blaugrün oder olivengrün, seltener bräunlichgelb ge- färbter Inhalt fein gekörnt ist und in der Mitte ein farbloses, kugeliges, kernartiges Gebilde einschliesst. Zellmembran ziemlich dick, farblos. Eine deutlich ent- wickelte, gemeinsame Gallertscheide ist nicht vor- handen. Vermehrung erfolgt durch unbewegliche, fast kugelige, etwa 1 bis 1*5 ^ breite Gonidien, welche meist zu 8 bis 16 in endständigen, 7 bis 10 ft ^ breiten, rundlichen oder halbelliptischen Coccogonieu gonidienbildende Zelle der Pleuro- entstehen. Endzellen junger Zellreihen sind nicht selten ^^^I^^^ ^"^^'^^ihs Lagrh. (stark vergr.) kurz schnabelförmig zugespitzt, seltener abgerundet. Auf im schnell oder langsam fliessenden Wasser liegenden Steinen etc., auf Marmor- u. ä. Einfassungen von Felsen-, Wald- u. ä. Quellen, in steinernen Wasser- leitungen, Abflüssen von Bergquellen etc. selten verbreitet (4 — 10). Bisher blos in einigen offenen Wasserleitungen in Prag spärlich, an einer Waldquelle oberhalb Kuchelbad reichlich (in Gesellschaft von Chantransia und Chamaesiphou), ebenso bei Radotin und Tuchomefic, dann in Kamitzer Grunde nächst Reichstadt ! ^) 193. P. fluviatilis Lagrh. Notarisia 1888, No. 10, Fig. 1—2; Hansgirg, „Physiol. u. algol. Mittheilungeu", 1890, Tab. I. Lager klein, zuerst halbkugelig oder fast kugelförmig und fest, später oft bis krustenförmig, an im fliessenden Wasser unter- getauchten Steinen, Pflanzen (insb. an Moos) etc. festsitzend und im Innern nicht selten huhl, von bläulichschwärzlicher oder dunkelbrauner Farbe. Veget. Zellen meist in strahlig angeordneten, seltener fast parallelen Reihen, die gegen die Oberfläche des Lagers sich fast dichotoraisch verzweigen, rundlich oder fast viereckig, mit dunkel blaugrün oder violett gefärbtem, öfters ziemlich grob gekörntem Inhalte und ziemlich dicker, fast farb- loser Membran, 4 bis 10, seltener bis 26 .u dick und fast ebenso laug oder etwas länger (auch kürzer). Zellreihen meist kurz. Coccogonieu endständig, rundlich, seltener elliptisch oder eckig, meist 14 bis 25 (i dick, in der Regel 16 bis 32 rundliche, etwa 2 bis 3 /M dicke Gonidien enthaltend. Auf Steinen, Wassermoosen u. ä. in Bergbächeu, kleinen Flüssen mit reinem Wasser etc. sehr selten (5 — 10). Bisher blos in einem Bergbächlein unterhalb Koda an der Beraun gegenüber Karlstein reichlich, in Gesellschaft von Phaeodermatium rivulare u. ä., dann bei Niedergrund nächst Herrnskretschen in der böhm. Schweiz! 194. P. concharum Hansgirg, Physiol. u. algol. Mittheilungen, 1890, Tab. I. Fig. 11 — 15. Lager sehr klein, an der Oberfläche der Schalen von Süsswasserschnecken festsitzend. Veget. Zellen 4 bis 17 ft breit, 1 bis 2mal so lang, rundlich, eiförmig, elliptisch oder durch gegenseitigen Druck leicht eckig, zu einer kurzen, öfters unregel- mässig dichotomisch sich theilenden Zellreihe ' vereinigt, welche aus wenigen (4 bis 10, seltener mehr) Zellen besteht (oft bilden die Zellen kleine rundliche Haufen). Zellinhalt schmutzig blau- oder olivengrün gefärbt, fein gekörnt. Zellhaut ziemlich dünn, farblos. Coccogonieu endständig, rundlich, 12 bis 20 ft breit, meist 8 bis 32, etwa 3 bis 4 (i breite, kugelige Gonidien (Vermehrungsakineten) enthaltend. 0 Über die diagnostischen Merkmale dieser Pleurocapsa- Art etc. siehe mehr in meiner Abhandlung in den Sitznngsber. der k. böhm. Gesell, der Wissensch. in Prag, 1890, vom 27. Juni, p. 89 f. 128 iPleurocapsa Auf alten Schalen von Anodonta, Lymuaeus, Planorbis u. ä. oft mit Trente- pohlia de Baryana und Aphanocapsa anodontae nob. gesellig, dunkel blaugrüne, dünne, krustenförmige Überzüge bildend, ziemlich selten (5 bis 10). So in einem Teiche bei Ounetic nächst Eoztok, Steblowa nächst Pardubic und bei Auscha, dann in Wiesen- gräben bei Böhm. Leipa! 195. P. cuprea nob. (incl. Chroococcus fuscoviolaceus Hansg. var. cupreofuscus Hansg. olim). Lager dünn, fast krustenförraig, kupfer-, seltener fast ziegelrothe Flecke und Überzüge an im Wasser untergetauchten Steinen etc. bildend. Veget. Zellen 3 bis 6 |it breit, rundlich oder durch gegenseitigen Druck fast viereckig, seltener länglich, meist so lang, seltener ^l^ bis l-^/g so lang als breit, mit kupfer- rothem, seltener fast bräunlichrothem Inhalte, in welchem 1 oder 2 kernartige, stark lichtbrechende, etwa 1 fi breite kugelige Gebilde enthalten sind, und dünner, farbloser Membran, einreihig, selten stellenweise zweireihig ange- ordnet, von einer eng anliegenden, dünnen, farblosen, meist undeutlichen Gallertscheide umschlossen. Zellen öfters in chroococcusartigem Zustande, meist zu 12 bis 15, seltener mehr fi breiten, rundlichen oder knollenförmigen etc. Zell- häufchen gruppirt. In Bergbächen, an Steinen etc. in schnell fliessendem ig- ^^ ^- Pleurocapsa cuprea j^einem Wasser kupferrothe, mehr oder weniger ausgebreitete nob. Verscmedene Entwicke- ^-j, .. ,.,, t /, \- \r^\ o • i m n -t j hmgszustände (etwa öOOmal Überzüge bildend (4 bis 10). So zwischen Tellnitz und vergr.). Schönwald im Erzgebirge ! 29, Gattung. Xenococcus Thr. ') Ausgewachsener Thallus Scheiben-, warzen- oder krustenförmig, festsitzend. Veget. Zellen dicht an einander gedrängt, seitlich zu einem pseudoparenchymatischem, ein- schichtigem Zelllager, später auch zu mehrschichtigen Zell- körpern vereinigt (verwachsen), eckig, am Scheitel abgerundet, von einer gemeinschaftlichen, farblosen oder gelblichen Gal- lerthülle umgeben, zu einem zuerst Scheiben-, später warzen- bis höckerförmigem Lager vereinigt, mit blaugrünem oder vio- lettem Inhalte. Vermehrung erfolgt: 1. durch vegetative Zweitheilung der Zellen, welche anfangs nur in verticaler Richtung, später aber öfters auch in horizontaler Richtung vor sich geht und 2. durch unbewegliche, kugelige oder fast kugelige Gouidien, welche in einzelnen sich stark vergrössernden Randzellen entstehen und wie in der vorigen Gattung frei werden. 196. X. Kerneri nob. Hansgirg, Physiol. u. algol. Studien T. 1, Flora austro-hungar. exs. No. 1596 auf Scytonema cin- cinnatum epiphytisch. Wittr. et Nordst. Alg. exs. No. 899 auf Cladophora. Veget. Zellen meist 4 bis 6 /x dick, ebenso oder bis 9 (i lang, zu einem unregelmässig ausgebreitetem, meist einschichtigem und scheibenförmigem, etwa 6 bis 9 ^ dickem, seltener zwei- oder mehrschichtigem, knoUen-, warzen- oder höckerförmigem, 9 bis 30 fi dickem Lager vereinigt, im opti- schen Querschnitt meist vier- bis sechseckig, am Scheitel abgerundet, mit schmutzig blaugrünem oder dunkel violett gefärbtem Inhalte und ziemlich dicker, farbloser, nicht Fig. 41. Xenococcus Ker- nen nob. An einem Faden- stücke von Scytonema cin- cinnatum sitzende, ungleich entwickelte, sterile Zell- lagen (stark vergr.). ') Mehr über die Gattung Xenococcus Thr. ist in des Verfassers „Pbysiolog. u. algolog. Studien", p. lli f. nachzulesen. Pleurocapsa — Oncobyrsa. 129 deutlich geschichteter Membran. Gonidieu kugelig, etwa 3 ft breit, meist zu 32 iu raud- ständigen Gonidaugien (Coccogouieu) entstehend.^) In Bergbächen, Mühlschleussen etc., in schnell fliessendem Wasser an Faden- algen und anderen im Wasser untergetauchten Gegenständen blaugrüne, krustenartige Überzüge bildend selten (5 — 10). So in einem Bache bei Eisenbrod reichlich, ^) ebenso in einem kleinen Bache bei Mittelgrund in der böhm. Schweiz an Chantransia violacea und Lemanea fluviatilis ! II. Subfam. Euchroococcaceae nob. Zellfamilien frei, nicht festgewachsen. Veget. Zellen von leicht zerfliessenden, selten deutlich begrenzten Gallerthüllen, welche nie schlauchartig verzweigt sind, umgeben, zu einem gemeinschaftlichem, meist formlosem oder kugeligem, elliptischem u. ä. Lager vereinigt. 1. Gruppe. Thecineae (Thece) nob. Veget. Zelltheilung erfolgt blos in einer Richtung des Raumes (transversal). 30. Gattung, Oncobyrsa Ag. Thallus im entwickelten Zustande macroscopisch, rundlich, polster- oder knollen- förmig, höckerig bis warzenartig, solid oder hohl, gallertartig- knorpelig, festgewachsen, aus rundlichen oder länglichen Zellen bestehend, welche von dicken, zusammenfliessenden Gallerthüllen umgeben (durch die Specialhüllen von ein- ander getrennt, durch die gemeinschaftlichen, nie wie bei Allogonium blindsackartig verzweigten HtiUen fest zu einer Zellfamilie vereinigt) und an der Oberfläche des Lagers scheinbar ordnungslos gelagert, im Innern jedoch in mehr weniger deutlich auftretenden, radialen Reihen angeordnet sind. Vermehrung erfolgt durch vegetative Zweitheiluug der Zellen und durch Gonidien wie in der vor. Gattung.^) 197. 0. rivularis (Ktz.) Menegh. [Hydrococcus rivularis Ktz. Tab. phycol. I. T. 32]. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 999 ! Lager fast kugelig, an der Ober- fläche höckerig, warzenartig, seltener glatt, etwa 1 bis 2 mm dick, solid, von braungrüner, trocken schwarz- brauner Farbe. Veget. Zellen kugelig, halbkugelig oder eckig, 2 bis 6 ft dick, 1 bis 2mal so lang, gegen die Oberfläche dichter, als im Centrum des Lagers gelagert und kleiner (meist nur 2 bis 4 ^ breit) werdend, zu 2 bis 4 genähert, reihenweise in strahlenförmig vom Centrum zur Peripherie des Lagers verlaufenden Längsreihen angeordnet, mit fast farblosen, leicht zerfliessenden, dicken Gallerthüllen und scheinbar homogenem, blaugrünem oder violettem Inhalte. In Bergbächen, Quellen u. ä. an Steinen, Wasserpflanzen, Holzwerk u. ä. fest- sitzend, meist in höherem Gebirge verbreitet (5 — 10). Im Böhmerwalde mehrfach, so an einer Waldquelle am Wege von Deffernik zum Lackasee reichlich ^), in einem Bache <^:^ Fig. 42. Oncobyrsa rivularis (Ktz.) Menegh. Theil eines Zweiges von Aueura pinnatifida mit mehreren Polstern der Alge (etwa lOmal vergr.), daneben ein Polster im Querschnitt (etwa ISOmal vergr.) und kleine Zellfamilien mit ihren Gallerthüllen (etwa 600mal vergr.). ^) Diese Xenococcus-Art nähert sich einerseits der Oncobyrsa Cesatiana Rbh. == Hy- drococcus Cesatii Rbh., von welcher sie sich durch die Grösse der Zellen und die nicht ver- gallertenden Zellmembranen unterscheidet, anderseits auch der Pleurocapsa rivularis Lagerh. ^) Ist von diesem Standorte an Scytonema cincinnatum in der „Flora austro-hungar." Nro. 1596 des H. Hofrathes R. v. Kerner vertheilt worden. ^) Mehr über die Gatt. Oncobyrsa Ag, siehe in des Verf.'s „Physiolog. und algologischen Mittheilungen", 1890. **) Ist von diesem Standorte in Wittr, et. Nordst, AI--, exs, Nro, 999! vertheilt worden (vergl. auch Möbius in den Ber. d, deutsch, botan. Gesell, Berlin, 1888, VI. 8, p. S58 f. und dessen Abhandlung „Über eine neue Süsswasserfloridee", 1887. 9 130 Onoobyrsa — -A-llogonmm. am "Wege von Fallbaum uach Eisenstein und am Wege von da zum Arber mit Chan- trausien, Nostoc verrucosum, Cbamaesiphon confervicola u. ä. gesellig ; im Rieseugebirge bei der Spindelmühle und bei Petzer vor Grünbach ; in der böhm. Schweiz in einem Bache bei Prebischthor ! ^) III. Ordnung. Chroococcoideae (Chroococcaceae, Coccogoneae Thr., Cysti- phoreae Rbli.).^) Einzellige, microscopisch kleine, blaugrüne Algen, welche meist zu grösseren (oft macroscopischen) Familien vereinigt, im Wasser oder an der Luft (auf feuchter Erde etc.), frei oder mit einem Ende festgewachsen leben und sich fast ausschliesslich durch vegetative Zweitheilung der Zellen vermehren. Veget. Zellen durch Ausscheidung von Gallerte zu kleineren oder grösseren Zellfamilien von bestimmter oder unbestimmter Form nie zu echten Zellfädeu vereinigt, kugelig, fast kugelig, elliptisch, herzförmig oder keulenförmig, nach der Theilung sich von einander trennend oder in einer gemeinsamen Gallerthülle eingeschlossen, in dieser sich durch wiederholte Zweitheilung in einer, zwei oder in allen drei Richtungen des Raumes vermehrend. Sporen (Rulieakineten Wille's), Kysten, Chromatophoren, Pyrenoide und Zellkerne sind bisher blos bei einigen Chroo- coccoideen nachgewiesen worden. Heterocysten fehlen. VI. Familie. Chroococcaceae.^) Der Thallus der Chroococcaceen ist einzellig.'*) Durch fortgesetzte Zweitheilung der veget. Zellen in einer, zwei oder drei Richtungen des Raumes und Ausscheidung von einer gemeinsamen Gallerthülle entstehen aus einer mehr oder weniger grossen An- zahl von Zellen zusammengesetzte trauben-, netz- oder tafelförmige, meist aber kugelige oder elliptische u. ä. Familien, jedoch nie echte Zellfäden. Durch den blau-, oliven- oder spangrünen, violetten, orangefarbigen oder kupfer-, rosen-, blut- bis purpurroth, bräunlich, roth-, gelb-, bis schwärzlichbraun, orangebräunlich oder goldgelb gefärbten, niemals aber rein chlorophyllgrünen und Stärke enthaltenden Zellinhalt unterscheiden sich die Chroococcaceen leicht von allen ihnen morphologisch ähnlichen einzelligen Chlorophyceen (Palmellaceen u. ä.). — Im Wasser oder an der Luft lebende Algen. I. Subfam. Chroocysteae nob. Veget. Zellen meist zu grösseren, oft macro- scopischen, an Fadenalgen, Steinen etc. festsitzenden Familien regelmässig angeordnet, von bestimmt begrenzten gallertigen oder gallertartig-knorpeligen gemeinsamen Scheiden oder Hüllen umgeben. 31. Gattung. AUogonium Ktz. (Asterocystis Gobi, Chroodactylon Hansg.)^] Thallus microscopisch, Zellfamilien einfach, fadenartig oder aus büschelig ver- zweigten, an Felsen, Steinen, Algen etc. mit einem Ende festgewachsenen Schlauchfäden be- ^) Oncobyrsa fluviatilis Ag., welche von C. A. Agardh in der Tepl bei Karlsbad (Flora, 1827, p. 629, Alm. d. Carlsb. 1834, p. 53) entdeckt wurde, soll nach Kützing (Phycologia gene- ralis, p. 172) mit Inoderma lamellosum Ktz. (siehe dort) identisch sein. — Linkia fragiformis Ptbh. (non Oncobyrsa Brebissonii Menegh.), welche Forster bei Prag (Mus. !) gesammelt hat, gehört nicht zur Gatt. Oncobyrsa Ag. ^) Andere Synonymen sind die in meiner „Synopsis generum subgenerumque Myxophy- cearum" Notarisia, 1888, Nro. 12 angeführt. ') Über die Beziehungen der in dieser Familie angeführten Algenformen zu anderen (fadenförmigen) blaugrünen Algen siehe mehr in Zopfs, Wolle's, Borzi's, Hicks', Itzigsohn's, Zukal's, Kützing's, des Verf.'s und anderer Algologen diesbezüglichen Werken und Abhandlungen. *) Über Unterschiede zwischen ein- und mehrzelligen Algen vergl. Nägeli „Gattungen einzelliger Algen" p. 2 f ^) Mehr über diese Gattung ist in des Verf.'s Werke „Physiol, und algolog. Studien" nachzulesen. -A-llogonium.. 131 stehend. Veget. Zellen läuglicb-cylindriscb, elliptisch oder fast kugelig, in einer Reihe augeordnet, von einer gemeinschaftlichen, scheidenartigeu Gallerthülle umgeben. Vege- tative Vermehrung erfolgt durch Tbeilung der Zellen blos in einer, zum Längsdurcb- messer der Zellen senkrechten, nie aber mit ihm parallelen Richtung, in der Regel blos in der Querrichtung, ausnahmsweise auch vermittelst schiefer Querwände, so dass die durch Aviederholte Theilungen entstandenen Tochterzellen reihenartig (einreihig) an- geordnet sind ; erst durch Verschiebung einzelner veget. Zellen aus der ursprünglichen geraden Richtung erfolgt eine Veränderung in der Theilungsrichtung, welche zu blind- sackartigen Verzweigungen der gemeinsamen Gallertbülle und zur büschelartigen Ver- zweigung des fadenartigen Thallus führen. Chromatophoren, Pyrenoide und Zellkerne meist vorhanden. Sporen unbekannt. 1. Sect. Chroodacti/lon nob. Veget. Zellen länglich elliptisch, elliptisch selten (blos nach der Tbeilung), fast kugelrund. 198. A. WoUeanum nob. a) genuinum nob. [Chroodactylon WoUeanum Hansgirg „Ein Beitrag zur Kenntniss der Verbreitung d. Chro- matophoren" T. 1, Asterocystis Wolleana (Hansg.) Lagrh. in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 769 !]. Lager halbkugelig oder warzenförmig, mohnkoru- bis erbsengross, von lebhaft spangrüner oder blass oliven-, blau- bis gelblichgrüner Farbe, weich. Veget. Zellen länglich-elliptisch, nach der Tbeilung kurz elliptisch oder fast kugelig, an beiden Enden bi-eit abgerundet, 9 bis 12 (seltener bis 15) /* breit, 1 bis 3mal so (meist 15 bis 24 fi) lang, mit zahl- reichen, kleinen, wandständigen, scheibenförmigen Chromatophoren, welche in älteren Zellen undeut- lich sind, [in solchen Zellen ist scheinbar je ein centralständiges, sternförmig gelapptes, blaugrün, seltener olivengelblich gefärbtes Cyanophor ent- halten, in welchem je ein etwa 4 bis 5 ft dickes, kugeliges, centralständiges, kernartiges Gebilde (Pyrenoid) eingeschlossen ist].^) Gemeinschaftliche, scheidenartige Hüllmembran dünn, meist eng an- liegend, farblos, 12 bis 18 ii breit und meist un- deutlich geschichtet ; ^) blindsackartige Verzwei- gungen mehr weniger zahlreich, gleich dick; Zell- haut 2 bis 3 fi dick, farblos ; h) Simplex nob. Bruchsackartige Verzwei- gungen fehlend, Chromatophoren oliven- bis gold- gelb (so im Winter), seltener auch blau- oder olivengrün gefärbt, pische Form.^) An feuchten Felsen, auf vom Wasser berieselten Felswänden, in Bergbächcu etc. meist auf Steinen, seltener auch auf Fadenalgen etc. festsitzend (5 — 10). So in einer Felsenschlucht bei Selc (auch var. ß) mehrfach, und bei Zalow nächst Roztok, an Felsen gegenüber Lettek (auch var. ß) und Libsic, bei Dolanky und Chwaterub mehrfach. Fig. 43a. Allogonium WoUeanum nob. Theil eines verzweigten Lagers. Zellen mit mehreren wandständigen Cyano- phoren und 1 (vor der Theilung2) kern- artigem Gebilde, durch Quertheihmg (eine Endzelle theilt sich durch eine schiefe Längswand) sich vermehrend (etwa 200mal vergr.). Fig. 435. Allogonium Wolleannm nob. Eine ältere veget. Zelle, in welcher der Kern strahlenförmig von deutlich ge- körntem, blaugrün gefärbtem Plasma umgeben ist (sehr stark vergr.). sonst wie die ty- ') In älteren Zellen ist das Pyrenoid von deutlich gekörntem (in Fig. 4), dunkler schat- tirtem Plasma strahlenförmig umgeben. ^) Bios an überwinternden Exemplaren von diesem Allogonium habe ich eine verhält- nissmässig dickere und deutlich geschiclitete, scheidenartige Hülle beobachtet. ^j Diese und alle anderen vom Verf. beobachteten Allogonium-Formen gehen unter Umständen auch in einen einzelligen chrootheceartigen Entwickelungszustand über. 132 .A-llo gonium. an Kalksteinfelsen in einer Felsensclilucht unterhalb Korno nächst Beraun, im Kacak- bache an dessen Mündung in die Beraun ; an berieselten Felsen an der Sazawa bei Zampach nächst Eule 1887 reichlich auch var, /3) ; an einer Kieselschieferwand bei Pürglitz vor der Mündung des zweiten Eisenbahntunnels in grösserer Menge ! ^) 199. A. smaragdinum (Reinsch) nob. a) genuiniim nob. [Callonema smarag- dinum Reinsch, Contrib. ad algol. etc. I. p. 41, T, 16]. Lager büschelig verzweigt. Veget. Zellen fast quadratisch, 9 bis 11 ft lang, fast ebenso breit.'') Fadenartige Zell- familien 0*7 bis 1 mm lang. Zellinhalt spangrün. Zellhaut undeutlich geschichtet; b) palustre nob. Veget. Zellen elliptisch, nach der Theilung fast kugelig, an beiden Enden abgerundet, 6 bis 9 |ii dick, 9 bis 15 ^ti lang, reihenweise angeordnet, mit blau- oder olivengrünem Inhalte, einem centralständigem, 3 bis 4 ^ dickem, kuge- ligem, kernartigem Gebilde (Pj^renoide) und ziemlich dicker, farbloser Zellhaut. Zell- familien spärlich blindsackartig verzweigt, öfters einfach; gemeinsame Gallerthülle bis 15 (selten 18) ju breit, undeutlich geschichtet. In Tümpeln, Sümpfen u. ä. unter verschiedenen blaugrünen Fadenalgen (Toly- pothrix, Calothrix etc.) vereinzelt oder gehäuft, ziemlich selten (5 — 10). So in Elbe- tümpeln bei Celakowitz a. E. &); bei Gross-Wossek und in Sümpfen bei Slatinan nächst Chotzen ! ^) 2. Sect. Aster ocystis (Gobi) nob.'*) Zellen niedergedrückt kugelförmig oder fast bis ganz kugelrund. 200. A. halophilum nob. Lager winzig klein, meist aus we- nigen, spärlich verzweigten oder einfachen, schlauchförmigen Familien bestehend. Veget. Zellen niedergedrückt kugelförmig, seltener fast kugelig, 9 bis 11 fx dick, etwa 6 bis 8 ft lang, einreihig, meist dicht an einander liegend, nicht selten fast rosenkranzartig ange- ordnet, von einer gemeinsamen, unregelmässig verzweigten oder un- verzweigten, farblosen oder durch Eisenverbindungen gelb bis roth- gelb gefärbten, stellenweise leicht quereingeschnürten, meist eng an- liegenden, seltener schlauchartig abstehenden Gallerthülle umgeben, die meist 12 bis 18 (selten 20) /tt breit ist. Zellinhalt olivengelb. Chromatophoren an der Peripherie nicht scharf abgegrenzt, mit je einem centralständigem, etwa 3 ^ dickem kernartigem Gebilde (Py- renoide) ; var. ß) stagnale nob. Veget. Zellen 5 bis 6 /» dick, kugelig oder niedergedrückt kugelförmig, mit olivengelbem Inhalte; Zell- familien kurz, oft nur 60 bis 90 [i lang, jedoch meist blindsack- artig verzweigt. In Salzwassersümpfen [var. ß) in süssem Wasser) zerstreut (4 — 10). So bei Ouzitz nächst Kralup an Fadenalgen und an an- deren Wasserpflanzen festsitzend, seltener auch (wahrscheinlich blos abgerissen) frei im Fig. 43c. Allogonium halophilum. Eine junge Zellfamilie (etwa 450mal vergr.). ^) Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 769 mitgetheilt worden. ^) Cellularum latitudo 0,041—0,084 mm in Reinsch 1. c. p. 41 ist wie aus Reinsch's Dia- gnose zu ersehen, wohl ein Druckfehler. ^) Eine diesem und mehr noch dem A. haloiihilum ähnliche^ unverzweigte A.-Form, deren kugelige, niedergedrückt kugelige oder ellii^tische Zellen meist 5 bis 9 i«. dick, mit oliven- oder gelbhchgrünem, ölartig glänzendem Inhalte versehen, von einer 9 bis 12 fi dicken, fast farb- losen, röhrenartigen, gemeinsamen Gallerthülle umgeben waren (die Zellen waren stellenweise durch Längstheilung auch zweireihig),^ fand ich an feuchten Sandsteinfelsen bei Chotzen und an Kalksteinfelsen bei Solopisk nächst Cernosic! ■*) Zu dieser Section hat der Verf. (Physiol. u. algol. Studien p. 109 f.) alle marine und submarine Allogonium-Arten gestellt, unter anderen auch A. ramosum [Goniotrichum ramosum (Thwait.) Hauck], welches er auch an Cladophora brachystelecha in Rabenhorst Alg. exs. Nro. G54! vorgefunden hat. Grloeoohaete — Ch.root.h.eoe. 133 Wasser schwimmend; in Salzwassersümpfeu bei Slatinan nächst Chotzen; var. ß) an Cladophoren etc. in einem Tümpel auf der grossen Elbiusel bei Celakowic und bei Bfeh nächst Pfelouc ! 32. Gattung. Gloeochaete Lagrh. (Schrammia Dang.). Thallus rundlich oder fast halbkugelig, aus 2 bis 8 kugeligen oder fast eiför- migen, neben oder über einander liegenden, von einer gemeinsamen farblosen, homogenen oder undeutlich geschichteten und mehr oder weniger dicken Gallerthülle umgebenen Zellen bestehend. Jede veget. Zelle mit 1 oder 2 langen, farblosen und ungegliederten Borstenhaaren versehen, in blaugrün bis lebhaft spangrün gefärbtem, fein gekörntem Inhalte, auch Cyanophoren mit je einem kugeligen Pyrenoide enthaltend. Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der ruhenden Zellen nach 2 Richtungen des Raumes und durch blaugrüne oval-cjdindrische Zoosporen. ^) 201. G. Wittrockiana Lagrh. ^) Bidrag tili Sveriges algflora T. 1, [Schrammia barbata Dangeard Mem. s. 1. Algues, T, 7]. Familien 2- bis 4zellig, 30 bis 70 ^ im Durchm. Jede veget. Zelle mit je einem bis 300 ^ langem, dünnem (an der Basis 1 bis 4 /tt dickem), aus der Gallert- hülle weit hervorragendem Borstenhaare ^), in welches die Membran sich allmälig verlängert, versehen, 5 bis 17, vor der Zelltheilung bis 21 (i breit, meist rundlich oder kugelig, in dem spangrün gefärbten Inhalte ein kugeliges central- ständiges Pyrenoid enthaltend; Gallerthüllen farblos oder röthlichbraun, hyalin oder undurchsichtig, öfters theilweise incrustirt. In Sümpfen, torfigen Gewässern u. ä. an Faden- algen (Oedogonien, Vaucherien, Mougeotien u. ä.) etc. fest- sitzend, selten (4 — 10). Bisher blos in Wiesensümpfen bei Vrbna nächst Vesell a L. und bei Libic nächst Podebrad!*) 33. Gattung. Chroothece Hansgirg. Veget. Zellen elliptisch, länglich-elliptisch, seltener fast konisch, an beiden Enden abgerundet, einzeln oder zu zwei von einer gemeinsamen, farblosen, oft deutlich, fast urococcusartig geschichteten Gallerthülle umgeben, zu einem schleimigem, blaugrünlichem, orangerothem, schmutziggelbem oder ockergelbem Lager vereinigt, mit je einem ceutral- ständigem (vor der Zelltheilung mit zwei excentrischen), oft sternförmig gelappten, au jungen Zellen spangrün, an älteren Fig. 44. Gloeochaete Wittroc- kiana Lagrh. Zwei- und vier zellige Familien mit ihren Gal- lerthüllen und Borsten (etwa 450mal vergr.). In der Mitte eine durch Zweitheilung sich vermehrende Zelle (etwa 600- mal vergr.). ^) Mehr über die Zoosporen dieser Alge siehe in Lagrheim's „Gloeochaete Lagrh. und Schrammia Dang.", Nuova Notarisia, 1890 und in Reinhard's Abhandlung über Gloeochaete Witt- rockiana Lagrh. Vielleicht gehören hierher auch die intensiv blaugrünen Schwärmsporen, welche Reinke (vergl. Pringsheim's „Jahrb. f. wiss. Bot. 1878, p. 531) beobachtet hat und die vor der Theilung in chroococcusartige Zellen übergehen, welche sich weiter theilend durch Gallerte ver- bundene Colonien bilden. ^) Höchst wahrscheinhch wird in Böhmen noch Gloeochaete bicornis Krch. entdeckt werden. ^) Nach Dangeard sollen die Borstenhaare mitunter auch verzweigt sein. Nach Rein- hard (Zur Entwickelungsgeschichte der Gloeochaete Wittrockiana, 1890) soll jede Zelle mit zwei langen Borsten versehen sein (Reinhard verwechselt G. bicornis Krch. mit G. Wittrockiana Lagrh. !). *) Der Verf. hat diese Alge früher öfters beim Präpariren anderer Algen, jedoch nur in einzelnen, von anderen Algen abgetrennten Zellen beobachtet; erst bei Veseli a. L. fand er ganze Zellfamilien. 134 Ch.i'ootilneoe. meist orange- bis goldgelb gefärbtem Chromatophore, in welchem ein kugeliges kern- artiges Gebilde (Pyrenoid) eingeschlossen ist. Zellhaut dick, farblos oder gelblich, meist undeutlich geschichtet. Dauerzellen von einer ziemlich festen Hüllmembran umgeben, aus welcher sie nach einer Überwinterung etc. frei werdend, sich durch vegetative Zwei- theilung weiter vermehren.^) 202. Ch. Richteriana Hansgirg, Bemerk, zur. System. T. 1, Botan. Central- blatt, 1888, Nro. 30, Fig. 1, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 696! Lager schleimig- gelatinös, 2 bis 4 mm dick, oft weit ausgebreitet, meist A von orange- bis bräunlichgelber, seltener schmutzig- oder grauspangrüner Farbe. Veget. Zellen länglich elliptisch oder cylindrisch, an beiden Enden abgerundet, seltener fast konisch, 18 bis 24 /ii (Zelllumen 6 bis 10 fi breit, 24 bis 33 ^ lang (Zelllumen 15 bis 18 /* lang), mit etwa 4 bis 6 (i dicker, farbloser, nicht deutlich geschichteter Membran, und einem centralständigem, orangefarbigem oder blau- grünem, 8 bis 10 fi breitem, meist sternförmig gelapptem Chromatophor, dessen strahlenförmige Ausläufer an der Peri- pherie des Cytoplasmas sich netzförmig ausbreiten. In jedem Chromatophor ein kugeliges, 4 bis 6 ft dickes, kernartiges Gebilde (Pyrenoid). Ältere Zellen sind von einer stielartig verlängerten, etageartig aufgebauten und deutlich geschich- teten GallerthtiUe umgeben; var. ß) aquatica nob. Vegetative Zellen ohne stiel- artig verlängerte Gallerthüllen, zu schleimigen, sulzartigen, orangegelben oder fast rostfarbigen, im Wasser frei schwim- menden, formlosen Gallertmassen vereinigt, sonst wie die typische Form. Auf salzhaltigem, feuchtem Lehmboden, zwischen Moos und Lichenen, oft mit Calothrix parietina var. salina und mit halophilen Microcoleus- und Lyngbya-Arten gesellig, selbst im Winter unter der Schneedecke (1 — 12) ; var. ß) auf der Wasseroberfläche mehr weniger ausgebreitete, frei schwimmende Gallertmassen bildend. So am Rande der Salzwassersümpfe bei Ouzic nächst Kralup massenhaft in der typischen Form und var. /3), ^) in Salzwassersümpfen an der Staatsbahn zwischen Slatinan und Chotzen auch var. ß) reichlich !^) 203. Ch. monococca (Ktz.) nob. a) genuina nob. [Gloeocapsa monococca Ktz. Palmogloea monococca Ktz. a) aeruginea Ktz. in Spec. alg. p. 229 cum synonym., Gloeo- thece monococca (Ktz.) Rabenhorst Flora europ. alg. IL p. 62]. Lager formlos, gallertig, blaugrün. Veget. Zellen einzeln oder zu zwei hinter einander, elliptisch oder oblong, mit der dicken, geschichteten, blass amethystfarbigen Gallerthülle 11 bis 12*5 [i (Zell- lumen 4 bis 5 fi) dick, 1 bis 2mal so lang, mit blaugrünem Inhalte. Zellfamilien 20 bis 25 fi dick ; Fig. 45. Chroothece Richte- riana nob. Eine veget. Zelle mit ihrer stielartig verlängerten Gallerthülle, daneben eine leere Hülle derselben Alge (etwa 300mal vergr.). ') Über die Gallerthülle, Chromatophoren, Pyrenoide etc. in dieser Gattung siehe mehr in des Verf.'s Abhandlungen in den „Ber. der .deutsch, bot. Gesell. Berlin, 1885, p. 19 T. 1" und im „Botan. Centralblatte 1888 Nro. 28—30". Über die Beziehungen der Chroothece-Arten zu an- deren blaugrünen Algen vergl. des Verf.'s : „Bemerkungen z. Systematik einiger Süsswasseralgen" 1884 u. a. ^) Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 696 mitgetheilt worden [var. ß) wird noch später vertheilt werden]. ^) Ist von diesem Staudorte in Hanck's und Richter's „Phycotheca univ." Nro. 144 ver- theilt Word: n. Clirootliece — Grloeotliece. ISÖ var. ß) mellea Ktz.^) Spec. alg. p. p. 229 [Gloeotheco mellea Ktz. 1. c. p. 223, an G. mellea (Menegli.) Rbb., Microcystis mellea Meueghini Nostoch. T. 12j. Zellinhalt gelb, rötblicb- bis bräuulicbgelb ; sonst wie die typische Form; 6) rupestris nob. [Chroothece rupestris Hansgirg, Oesterr. botan. Zeitschr. 1886, Nro. 4] Lager schleimig-gelatinös, formlos oder kleine, höckerartige, zuerst blass span- grtine, später meist blass orangegelbliche Massen bildend. Veget. Zellen einzeln oder zu 2, seltener mehrere (4 — 8) hinter einander liegend, von einer gemeinsamen, farb- losen GallerthtiUe umgeben, 12 bis 15 ^ dick (Zelllumen 5 bis 7 ft breit), 15 bis 25 fi (Zelllumen 9 bis 15 ft) lang, mit blass spangrünem oder gold- bis orangegelbem Inhalte. Chromatophoren stumpf sternförmig gelappt, oft undeutlich begrenzt. Zellhaut 3 bis 5 ;[* dick, farblos, undeutlich geschichtet. In der Mitte der Zellen je ein kugeliges, 3 bis 4*5 ^ dickes, kernartiges Gebilde (Pyrenoid). Auf feuchter Erde, Mauern, Felsen, h) an silurischen Kalkstein- etc. Felsen, auch auf feuchten Kalksteinen, an Brunneneinfassungen u. ä. selten (4 — 12). So h) an einem Felsenbrunnen im Radotiner Thale, am Rande des Teiches hinter dem Badhause in Kuchelbad, an feuchteh Felsen bei Selc nächst Roztok, gegenüber Lettek und Libsic, bei Dolanky und Chwaterub mehrfach! 34. Gattung. Gloeothece Näg.^) Veget. Zellen länglich-cylindrisch, seltener elliptisch, an beiden Enden abge- rundet, mit dicken, blasenartigen, meist deutlich geschichteten Gallerthüllen, einzeln oder mehrere, in eiförmige, längliche oder rundliche, seltener fast kugelige Familien ver- einigt, welche aus wiederholt in einander geschachtelten, von einer gemeinsamen, blasigen Mutterhülle umschlossenen Tochterzellen bestehen. Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der Zellen blos in einer Richtung des Raumes (transversal) und durch Sporen (Ruheakineten Wille's).^) 204. G. palea (Ktz.) Rbh. [Gloeocapsa palea Ktz. Tab. phycol. I. T. 20]. Lager schleimig-gelatinös, ziemlich fest, formlos, oliven- oder schmutzig blaugrün. Veget. Zellen 3 bis 4 ft dick, 2 bis 3mal so lang, einzeln, zu zwei, seltener mehrere von einer farb- losen, ziemlich weiten, gemeinsamen Gallerthülle umgeben, mit oliven- oder blaugrünem Inhalte ; var. ß) aeruginea (Ktz.) nob. [Gloeocapsa gelatinosa Ktz. var. ß) aeruginea Ktz. Spec. alg. p. 219, Tab. phycol. I. T. 20]. Lager schmutzig blaugrün, schleimig, trocken bis schwärzlich blaugrün. Veget. Zellen länglich-cylindrisch, nach erfolgter Theilung fast kugelig, 3 bis 5 |u dick, 1 bis 2mal so lang (mit den Hüllen 6 bis 12 f* dick), zu zwei oder vier, seltener mehrere in 15 bis 18 (seltener bis 30) ft dicken, 21 bis 24, seltener mehr pL langen Zellfamilien vereinigt. Gallerthüllen farblos, seltener gelblich, ziemlich weit und öfters deutlich geschichtet, sonst wie die typische Form. An feuchten Mauern, Steinen etc. an warmen Quellen (4 — 10). So in Karlsbad am Spitalbrunuen (Kützing Spec. alg. p. 217, Tab. phycol. I. p. 16); var. ß) an der Spitalquelle in Karlsbad von Dr. 0. Nordstedt 1884 gesammelt (vidi Orig.-Exempl. !). ^) Nach Meneghini (Monograph. Nostoch. p. 84 und 91) ist mit dieser Alge höchst wahr- scheinlich auch Cylindrocystis coerulescens zu vereinigen. ^) Wie Nägeli (Einzellige Algen), so hat auch der Verf. trotz seiner in den Bemerk, z. „Systematik einiger Süsswasseralgen" dargelegten, mit Nägeli übereinstimmenden Ansicht, ans Opportunitätsrücksichten diese Gattung und die Gatt. Aphanothece der Gatt. Chroothece (resp. Synechococcus Näg.) nicht subordinirt. ^) Schon Nägeli (1. c. p. 60) bemerkt, dass die Gatt. Gloeothece, Aphanothece und Sy- nechococcus und die mit diesen parallelen Gattungen aus der Gruppe Coccineae (Coccus) nämlich : Gloeocapsa, Aphanocapsa und Chroococcus blos durch ihre ungleich entwickelten Gallerthüllen, welche entweder dick und consistent oder dick und weich oder dünn sind, sich von einander unterscheiden. 136 Gloeofchece — A-phanotliece. Fig. 46. Gloeothece ruiiestris (Lyngb.) var. tepidariorum (A. Br.) nob. Kleine Zellfa- milieu (etwa 360mal vergr.). 205. G. rupestris (Lyngb.) Bor. a) genuina nob. [Palmella rupestris Lyngb. exp., incl. Gloeothece cystifera (Hass.) Rabenhorst Flora europ. alg. IL p. 61, Gl. clevia Näg. Einz. Alg. T. 1, Wittr. et Nordst. alg. exs. Nro. 399, 830!]. Veget. Zellen ohne Hülle 4 bis 5-5, mit dieser 8 bis 12 ft dick, IV2 bis 3mal so lang, zu 2 oder 4 sel- tener 8 in ovalen oder fast kugeligen, 25 bis 45 fi dicken Familien vereinigt, neben oder hinter einander liegend, mit spangrünem Inhalte und farblosen oder braungelben Gallerthüllen. Dauerzellen (Sporen) mit brauner, granulirter Membran; var. ß) cavernarum nob. Zellinhalt fast oder schein- bar ganz farblos, sonst wie die typische Form; h) tepidariorum (A. Br.) nob. [Gloeothece tepidari- orum (A. Br.) Lagrh. Bidrag p. 44, G. decipiens (A. Br.) Rieh, cum synonym, in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 594, 600 et 399 ! Hausgirg „Uiber den Polymorph, der Algen T. 1"]. Lager schmutzig oliven- bis biäunlichblau- grün, schleimig, oft ziemlich weit ausgebreitet. Veget. Zellen elliptisch oder länglich-cylindrisch, nach der Theilung fast kugelig, ohne Hülle 5 bis 6, seltener mehr ^ dick und 5 bis 15 ,u lang, einzeln, zu 2 — 4, seltener mehrere, in 21 bis 40 (W dicken, 30 bis 50 f/. langen Familien vereinigt, mit blaugrünem, fein gekörntem Inhalte, sonst wie a). a) Auf feuchten Felsen, nasser Erde blos in Gebirgsgegenden (4 — 10); h) auf feuchten Kalkwänden u. ä. in Warmhäusern, Bädern etc. (1 — 12). a) Auf feuchten Felsen im Libsicer Thale gegenüber Dawle an der Moldau,^) ebenso an Felsen bei Zampach und Kamenny Pflvoz an der Sazawa, auf feuchten Sandsteinen zwischen Peiperz und Maxdorf nächst Bodenbach, bei Mittel- und Niedergrund in der böhm. Schweiz; var. /3) in feuchten, wenig beleuchteten Grotten, so in einer kleinen Kalksteinhöhle unterhalb Korno gegenüber Srbsko an der Beraun und in der Edmundsklamm nächst Herrns- kretschen mit der t}'pischeu Form gesellig!^) h) in Warmhäusern des k. k. botan. Gartens und im Kinsky'schen Garten am Smichow, im Prager Vereinsgarten, im Heiue'schen, gräfl. Waldstein'schen, Fürstenberg'schen Garten auf der Kleinseite, in Warmhäusern am Hirschgraben am Hradsin, in Baumgarten ; in Roth-Pecek nächst Kolin, Sichrow, Opocno, im Schlossgarten in Tetschen, Reichstadt und in einem Gewächshause im Stiftsgarten in Hohenfurth spärlich, auch an von warmen Dämpfen befeuchteten Steinen an der Mündung des Wasserkanals bei der Koliner Dampfsäge spärlich! 35. Gattung. Aphanothece Näg. Veget. Zellen wie bei Gloeothece länglich, seltener elliptisch oder fast kugelig, mit dicken, zusammenfliessenden und dadurch undeutlich abgegrenzten Gallerthüllen, zu einem structurloseu, gemeinsamen Gallertlager vereinigt. Vermehrung wie bei Gloeothece. 206. A. caldariorum Rieh, a) genuina nob. [incl, Gloeothece inconspicua A. Br. et Aphanocapsa nebulosa A. Br. conf. P. Richter in Hedwigia, 1880, p. 192, Zopf „Spaltpflanzen, p. 47, T. 6", Hansgirg „Polymorph, d. Algen" T. 1, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 793 auch 593 !]. Lager schleimig, höckerig oder zerfliessend und formlos, von blass span- bis graugrünlicher, seltener blass wässerig violetter Farbe. Veget. Zellen länglich, nach der Theilung fast kugelig [Aphanocapsa-Zustand) etwa 2 /a dick, 2 bis 3mal so (4 bis 7 /i) lang, einzeln oder zu zweien, seltener 4 bis 8 hinter oder neben ') Ist von diesem Standorte mit Dysphinctium notabile var. pseudospeciosum, Cylindro- rystis (rassa etc. in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 974 vertheilt worden. ^) Vergl. des Verf.'s Abhandlung „Noch einmal über Bacillus muralis und über einige neue Grotten-Schizophyten" im Botan. Centralblatte, 1887." ^phanofcheoe. ^37 einander, von einer cyliudrischen, meist wenig deutlichen, etwa 5 (i breiten, 8 bis 16 jt langen, farblosen Gallertbülle umgeben; var. ß) cavernarum nob, Veget. Zellen länglich, elliptisch, nach der Theilung rundlich, 2 bis 2"5 (tt dick, meist 2 bis 2^J^mdiX so lang, mit fast farblosem (seltener mit scheinbar ganz farblosem) Inhalte, in welchem au beiden Enden der Zelle je ein stark glänzendes Körnchen liegt, von zerfliessenden, farblosen Gallerthüllen umgeben, resp. in gemeinsamem, blass rosenrothem, gelblichgrauem, bis fast farblosem Gallertlager liegend. Dauerzellen mit consistenter Membran, etwas kleiner als die veget. Zellen ; h) muralis (Tomaschek) nob. [Bacillus muralis Tom. Bot. Ztg. 1887, Nro. 41, Bot. Centralblatt, Bd. XXXIII. Nro. 3, Bd. XXXIV. Nro. 9, J. 1888, Nro. 28, Nro. 45 und Nro. 50]. Lager schleimig-gelatinös, von violetter oder grauer, iu's Violette über- gehender Farbe,^) an der Oberfläche oft traubig-warzig oder höckerig ; veget. Zellen meist 2'5 ft dick, 4 bis 6mal so lang, gerade oder bis fast hufeisenartig gekrümmt, an beiden Enden abgerundet, mit fast oder scheinbar ganz farblosem Inhalte und geschichteten, leicht zerfliessenden, farblosen Gallerthüllen; sonst wie a). In Warmhäusern an feuchten Kalkwänden (1 — 12) oder in der freien Natur an feuchten Felsen und in nassen Felsenhöhlen var. ß) ziemlich selten (4 — 12). So var. ß) in einer Kalksteinhöhle unter dem Katarakte im Felseuthale unterhalb Korno nächst Beraun; in der Edmundsklamm nächst Herrnskretschen und bei Tannwald, dann zwischen Debf und Josephsthal nächst Jungbunzlau! Im Vermehrungshause des Prager Vereinsgartens, in Warmhäusern des Heine'schen Gartens (spärlich), des k. k. botanischen und des gräfl. Kinsky'schen Gartens am Smichow, im gräfl. Fürstenberg'schen Garten auf der Kleinseite, in Roth-Pecek nächst Kolin, Sichrow nächst Turnau, im Schloss- garten in Tetschen! 207. A. nidulans Rieh. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 694! Veget, Zellen länglich cjlindrisch, nach der Theilung fast kugelig, gerade oder leicht gekrümmt, 1 bis 1*5 fi breit, 2-5 bis 3 ft lang, zu kleinen Familien dicht gehäuft, mit blau- oder lauch- grüuem Inhalte, im Lager von Protococcus grumosus Rieh, nistend, seltener frei lebend, mit farblosen, leicht zerfliessenden (nicht deutlich contourirten) Gallerthüllen. var. ß) thermalis nob. Veget. Zellen meist 1 ii dick, mit lebhaft blaugrünem Inhalte, zu kleinen, oft bis 90 n breiten Haufen vereinigt, sonst wie die typische Form. Auf feuchten Kalk- etc. Wänden in Warmhäusern selten (1 — 12); var. ß) an warmen Quellen unter anderen blaugrünen Algen (4-10). So in einem Warmhause des k. k. botan. Gartens am Smichow, im Schlossgarten in Tetschen und in Reichstadt! var. ß) an warmen Quellen in Karlsbad ! 208. A. saxicola Näg. [Palmella borealis Ktz. Tab. phycol. I. T. 7]. Lager schleimig-gelatinös, fast farblos oder gelblich. Veget. Zellen cylindrisch, an beiden Enden abgerundet, etwa 1-5 bis 18 jü dick, 2 bis 3mal so lang, einzeln oder zu zwei, seltener mehrere, von einer wenig deutlichen, leicht zerfliessenden, farblosen Gallerthülle umgeben, mit blass blaugrünem Inhalte; var. ß) aquatica Wittr. W. et Nordst. Alg. exs. Nro. 295 I Lager gelblich bis bräunlichgelb. Veget. Zellen 1-5 bis 1*6 ^ dick, 2 bis 4mal so lang, mit undeutlichen Gallerthüllen, sonst wie die typische Form. Auf feuchten Felsen, var. ß) auch in Teichen (5—10). So auf feuchten Kalk- steinfelsen bei Set. Prokop, Karlstein, an der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun, insb. unterhalb Korno und Tetin mehrfach; an Felsen bei Podmoran nächst Roztok; zwischen Debf und Josephsthal nächst Jungbunzlau! 209. A. Castagnei (Breb.) Rbh. Flora europ. alg. IL p. 64 [Palmella Castagnei Ktz. Tab. phycol. I. T. 11, incl. Aphanocapsa Castagnei Rabenhorst 1. c. IL p. 50, ') Höchst wahrscheinlich ist Gloeothece violacea Rbh. Flora alg. aquae dulcis etc. II. p. Gl eine intensiver gefärbte Form von Bacillus muralis. 2) Siehe des Verf.'s Abhandlung „Noch einmal über Bacillus muralis und über einige neue Formen von (Ti-otten-Schizophyten", „Bot. Centralblatt", 1889. 138 ^phanobhece. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 299 !]. Lager schleimig-gallertig, formlos, von blau- odcr olivengrüner oder gelblicliblaugrüner, seltener gelbbräiinlicher oder braungelber Farbe. Veget. Zellen elliptisch, nach der Theilung fast kugelig, 2 bis 3'5 (selten bis 4) /t dick, 1 bis 2mal so lang, dicht gedi"ängt, mit meist zusammeufliessendeu, undeutlichen Gallerthüllen und mit blass blaugrünem Inhalte. In Sümi)fen, Teichen u. ä. an untergetauchten Moosen, "Wasserpflanzen etc. ziemlich selten (5 — 10). So im Tümpel in den Sandgruben oberhalb Kuchelbad, in Waldsümpfen bei Plass nächst Pilsen reichlich, in Sümpfen an der Bahn zwischen Tellnitz und Klein-Kahn unter dem Erzgebirge; bei Steinkirchen nächst Budweis und bei Krummau in Südbühmen ; bei Neuwelt im Riesengebirge ! 210. A. microscopica Näg. Einz. Alg. T. 1. Lager gallertig, ^<-^~5-^ fast farblos, klein, V4 bis 1 mm gross, amorph, frei schwimmend. /^T^'4^^%\ Veget. Zellen länglich-cylindrisch, etwa 4*5 (i dick, 172 bis 2mal so i|i'/lf/''^0?®ll ^^°S' ^^^ blaugrünem Inhalte und undeutlichen Gallerthüllen im ge- meinsamen Gallertlager nistend. '^sS^^^ In Sümpfen, Wassergräben u. ä., seltener auf feuchter Erde Fiff 48. Aphano- (5 — 10). So bei Elbeteinitz, Liebenau nächst Reichenberg, Kammitz thece microsco- nächst Tellnitz! grössere eiför- ^11. A. pallida (Ktz.) Rbh. [Palmella pallida Ktz. Tab. phycol. mige Zellfamilie I. T. 14, Rbh. Alg. exs. Nro. 1813!]. Lager gelatinös, weich, 4 bis (etwasoomalver- 6, seltener mehr mm dicke Klümpcben von oliven- oder blass bläulich- grössert). grüner Farbe bildend. Veget. Zellen 3 bis 8 fi dicke, 1^2 bis 3mal so lang, zerstreut, mit leicht zerfliessenden, farblosen Gallerthüllen. Auf feuchten Felsen unter Moos etc. (4 — 10). So auf feuchten Kalksteinfelseu vor Hostin und an der Westbahn unterhalb Korno nächst Beraun, auf feuchten Sand- steinen am sog. Libusa-Bade nächst Pankrac spärlich, an Felsen bei Set. Kilian nächst Stechowic an der Moldau reichlich ^) ; an der Bergschmiede im Riesengrunde ! an Felsen im Aupagrunde (Kirchner Algenfl. p. 252). 212. A. microspora (Menegh.) Rbh. [Palmella microspora Ktz. Tab. phycol. I. T. 13,^) Palmogloea microspora (Ktz.) Crouan]. Lager schleimig, weich, formlos, öfters lappig, blass oliven- oder gelblichgrün. Veget. Zellen länglich 2 bis 3 (seltener bis 5) ^ dick, 2 bis 3mal so lang, einzeln oder zu zwei genähert, von leicht zerfliessenden, farb- losen Gallerthüllen umgeben, mit blass blaugrünem Inhalte. Am Rande von Sümpfen, Wassergräben, an Flussufern etc. zwischen Moos und Gräsern zerstreut (5 — 10). So am Rande von torfigen Waldgräben zwischen Veseli a. L. und Lomnic nächst Wittingau, dann bei Podchluml nächst Opocno! 213. A. subachroa nob. Lager schleimig-gallertig, formlos, klein. Veget. Zellen meist nur 1 fi dick, 2 bis 3mal so lang, mit sehr blass blaugrünem, fast farblosem In- halte und ziemlich weiten, gelb bis bräunlichgelb gefärbten, leicht zerfliessenden Gallert- hüllen, einzeln oder zu zwei hinter einander, öfters haufenweise im Gallertlager anderer Warmhausalgen zerstreut. Auf feuchten Hölzern, an hölzernen Wassergefässen u. ä. in Warmhäusern selten (1 — 12). So im k. k. botan. Garten am Smichow spärlich!^) ') Ist von diesem Standorte in der Flora austro-hungar. exsicc. des H. Hofrathes R. v. Kerner, Nro. 1999 ausgetheilt und wird auch in Wittr. et Nordst. Alg. exs. vertheilt werden. 2) Kützing (Species alg. p. 213) hat mit dieser Art als Varität ß) Palmella boreahs Ktz. z=: Ai)hanothece saxicola Näg. vereinigt. ^) Die grösste bisher beschrie])ene Aphanothece-Art A. pyriforrais (Bennet) nob. (Chroo- coccus pyriformis Rennet Freshwater algae, 1888, p. 3, T. 1) dürfte auch in Böhmen verbreitet sein. Syneohocoocus — Dactylococcopsis. 139 36. Gattung. Synechococcus Näg. (Athece Näg.). Veget. Zellen Länglicli cyliuclrisch oder elliptisch, einzeln oder zu 2 bis 4 (sel- tener mehrere) reihenförmig hinter einander, mit blaugrünem Inhalte und dünner, farb- loser Membran, ohne Galierthüllen. Vermehrung wie bei Gloeothece. 214. S. major Schrot. [? S. crassus Arch. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 792 !]. Veget. Zellen vor der Theilung elliptisch, 20 fi breit, bis 35 /u. laug, einzeln oder zu zweien hinter einander, mit lebhaft blaugrünem Inhalte und dünner Membran ; var. ß) crassior Lagrh. Zellen bis 30 (i breit, sonst wie die typische Form. Bisher blos auf der Mädelwiese im Riesengebirge von Schröter (1. c. p. 188) entdeckt. 215. S. aeruginosus Näg. Einz. Alg. T. 1. Veget. Zellen 7'5 bis 16 ft breit, IV3 bis 2mal so lang, an beiden Enden abgerundet, einzeln oder zu zwei hinter ein- ander, mit blaugrünem Inhalte. Auf feuchten Felsen, an nassem Haideboden in Wäldern etc., meist in Gebirgsgegenden (5 — 10). So im Riesengebirge bei der Spindlerbaude mit Chroococcus macrococcus, Zygogonium erice- torum u. ä., an feuchten Sandsteinfelsen zwischen Dittersbach und Hinter-Dittersbach, in der Edmundsklamm und bei Prebischthor nächst Herrnskretschen in der böhm. Schweiz ! Fig. 48. Synecho- coccus major Schrot. Mehrere Zellen (stark vergr.). 216. S. brunneolus Rbh. Veget. Zellen länglich-cylindrisch, an beiden Enden abgerundet, 5 bis 11 ^ dick, bis 3mal so lang, einzeln oder 2 — 4 hinter einander, mit bräunlich blaugrünem Inhalte. Auf feuchten Felsen, an nassem, humosem "Waldboden wie vor, (5 — 10). So an Sandsteinfelsen zwischen Dittersbach und Hinter-Dittersbach und bei Prebischthor in der böhm. Schweiz ! öfters mit Sirosiphon coralloides gesellig [auch von Rabenhorst (Kryptfl. p. 75) in der böhm. Schweiz beobachtet]. 37. Gattung. Dactylococcopsis Hansg. Veget. Zellen einzeln oder zu 2 bis 8 gehäuft, spindel- oder S-förmig, selten fast eiförmig-lanzettlich, gerade oder leicht sichelförmig, gekrümmt, an beiden Enden verjüngt und zugespitzt, mit blass blau- oder olivengrünem Inhalte, in welchem 1 bis 2 oder mehrere, grössere, stärker lichtbrechende Körn- chen enthalten sind. Zellhaut dünn, farblos, glatt. Vermehrung erfolgt durch veget. Zwei- theilung der Zellen blos in einer Richtung des Raumes. Fig. 49a. Dactylo- coccopsis rhaphidi- oides nob. Sechs un- gleich gekrümmte Zellen (stark vergr.). Fig. 49/?. Dactylo- coccopsis rupestris nob. Fünf veget. Zellen (stark vergr.). 217. D. rupestris Hansg. Veget. Zellen in der Mitte 1*5 bis 2*5 (i dick, 9 bis 15 ft lang, spindelförmig, leicht gekrümmt, seltener fast gerade, an beiden Enden ungleich verdünnt, resp. in eine fast farblose Spitze auslaufend, mit oliven- oder blass blaugrünem Inhalte. Auf feuchten Kalksteinfelsen meist mit anderen blaugrünen Algen gesellig, selten (5—10). So bei Karlstein! 218. D. rhaphidioides Hansg. Veget. Zellen spindel-, s- oder fast halbmond- förmig, fast gerade oder bis halbkreisförmig gekrümmt, in der Mitte 1 bis 3 ^ dick, 5 bis 6 (seltener 3 bis 8)mal so lang, an beiden Enden gleich lang, zugespitzt, resp. in eine farblose Spitze auslaufend, mit blass blaugrünem Inhalte. 140 Grlaucooysfcis — Cocoochloris. Auf feuchter Erde, an nassen Mauern, zwischen anderen blaugrünen Algen (5 — 10). So in den Schanzgräben von Prag! 38. Gattung. Glaucocystis Itzigs. Veget. Zellen elliptisch, eiförmig, seltener länglich-elliptisch oder zu 2 bis 8 in microscopischen, rundlichen oder elliptischen Familien vereinigt, von einer öfters ziemlich erweiterten, consisteuten, zuletzt jedoch sich auflösenden, gemeinsamen, dünnen, farb- losen Gallerthülle umgeben, mit blaugrüuem Inhalte (resp. mit blaugrünen band- oder fadenartigen, zuletzt rundlichen und kernartigen Chromatophoren).^) Vermehrung durch veget. Zweitheilung der Zellen in einer Richtung des Raumes. 219. G. nostochinearum Itzigs. [Lagerheim, Ber. d. deutsch, bot. Gesell. 1884 p. 304 Fig. 1—3] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 791 ! Veget. Zellen 10 bis 18 fi dick, 1^/2 bis 2mal so (18 bis 28 (i) lang, einzeln oder zu §^^^ 2 — 8 in länglich elliptischen oder fast kugeligen Familien ver- /^^^ einigt, mit lebhaft blaugrünem Inhalte und zarter Membran; \^^^W var. ß) minor nob. Veget. Zellen 6 bis 8 (seltener bis ^^ 10) ^ dick, 10 bis 14 (seltener bis 18) ft laug, elliptisch, g^ seltener fast kugelig, zu 2 bis 4, seltener 8, in etwa 24 bis ^^ 30 ^ breiten ebenso oder bis 36 [i langen Familien vereinigt, Fig. 50. Glaucocystis no- mit farbloser, seltener durch Eisenverbindungen gelblich ge- stochine anim Itzigs. Eine färbter Gallerthülle. St^phät'leit^'" e^oi . , I^ stehenden Gewässern, Sümpfen, Torfmooren etc. meist vergr.). Daneben 2- 4- und einzeln unter anderen Algen (5 — 10). So in torfigen Sümpfen Czellige Familien (schwä- in der Edmundsklamm nächst Herrnskretschen, an der Bahn bei eher vergr.). Zizelic nächst Chlumec a. C. in alten Teichen bei B. Leipa var. ß) ! im Riesengebirge auf der Mädelwiese (Schröter 1. c. p. 187). Die typische Form und var. ß) in Tümpeln an der Luznitz nächst Sobieslau und im Lackasee nächst Eisenstein; var. ß) bei Hohenfurth, Neuern, im Forellenteiche bei Neu-Bistritz nächst Neuhaus, Skridla nächst der Bahnstation Weleschiu-Krummau, bei Schewetin nächst Budweis; in Sümpfen bei Vrbua nächst Veseli a. L. zerstreut, im Teiche Straz nächst Pilgram, bei Kowafow, Mühlhauseu nächst Tabor; in Elbetümpeln bei CelakoAvic in Teichen bei Kopidlno ! 39. Gattung. Coccochloris Sprengel. Lager rundlich oder knollenförmig, gallertig, weich bis fast knorpelig, von hell blau-, Oliven-, laucli- bis bräuulichgrüner Farbe. Veget. Zellen kugelig, elliptisch, sel- tener länglich oder eckig, einzeln oder zu zwei genähert, dicht gehäuft, seltener zer- streut, im gemeinsamen Gallertlager eingebettet, mit blaugrünem, feiugekörntem Inhalte. Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der Zellen in einer Richtung des Raumes, seltener durch Zerbröckeln der grossen Gallertklumpen in mehrere kleinere Familien. 220. C. stagnina Spreng, a) genuina Rieh. [C. stagnina Spreng. Menegh. Nostoch. T. 8, Ktz. Tab. phycol. I. T. 18, Aphanothece stagnina (Spr.) A. Br. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 794]. Lager gallertig, kugelig, ellipsoidisch, erbsen- bis kir- schengross, ziemlich weich, öfters mit eingelagerten Kalkkry stallen, zuerst festsitzend, später an der Wasseroberfläche frei schwimmend, schmutzig oder bleich spangrün. Veget. Zellen 3 bis 5 ft dick, 5 bis 8 i^ lang, mit hell blaugrünem, feingekörntem Inhalte, dünnwandig, im gemeinsamen Gallertlager dicht gedrängt. ') Mehr über diese Cbromatophoren siehe in Lagerheim's „Ein neues Beispiel des Vor- kommens von Cbromatophoren bei den Phycochromaceen" und in den „Beiträgen z. Morphol. u. Biol. der Algen", 1892 von Hieronymus. Cooooohloris — Merismopediuin. |41 b) prasina (A. Br.) Rieh. Phycotheca univers, N. 91 ! [Aphanothece prasina A. Br., ■? A. Mooreana (Harv.) Lagrh. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 695 z=: Palmella Mooreana Harv.]. Lager lundlich-eckig, von Himbeergrösse, lauch-, apfel- oder bräuulichgrün, zuletzt öfters schwärzlich, nicht selten aus mehreren Stücken bestehend und leicht zerfallend, ohne Kalk- kry stalle. In stehenden Gewässern, Teichen etc. oft massenhaft auf- tretend (5 — 10). So a) in einem Teiche im Sarkathale nächst Prag (Welwitsch. Mus ! Rbh. Flora europ. alg II., p. 6&) ; im Teiche „u Farafstvi" bei Königgrätz 1881 reichlich, in einem "Waldteiche bei Stfezmif nächst Stupsic 1884 massenhaft,^) ebenso bei Chotowin nächst Tabor und bei Strakonic!^) Fig. 51. CoccocMoris 2. Gruppe. Phijllothecineae nob. Zelltheilung erfolgt in z'^ePfast kugdfge zwei auf einander senkrechten Richtungen der ebenen Fläche. Exemplare (V3 der natürl. Grösse), da- 40. Gattung. Merismopedium Meyen ex. p. Z^Hh'* /^" ^^^^^^^^ Veget. Zellen rundlich, nach der Theilung fast halbkugelig, ge^T^fetwa *^800mai zu 8 bis 64 oder vielen in tafelförmigen, einschichtigen, oft vier- vergr.). eckigen, seltener unregelmässigen ^) Familien vereinigt, in welchen die Zellen meist in regelmässigen Längs- und Querreihen, zu zwei genähert, angeordnet sind. Zellinhalt blau-, oliven- oder gelblichgrtin, seltener violett gefärbt (nie rosen- oder blutroth oder farblos.*) Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der Zellen in beiden Richtungen der ebenen Fläche. 221. M. elegans A. Br. Ktz. Tab. phycol. V., T. 38. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 401 ! Veget. Zellen kugelig oder oblong, vor der Theilung 5 bis 7 ^ dick, 6 bis 9 fi lang, mit lebhaft blaugrünem Inhalte, durch zu einer farblosen Gallerte auf- gelöste Membranen von einander getrennt, zu 8 — 16 — 32 bis vielen in zuerst regel- mässig viereckigen, im Alter unregelmässig hautartigen Familien vereinigt. In stehenden Gewässern, Teichen, Sümpfen etc. meist unter anderen Algen zer- streut (5 — 11). So in Teichen bei Franzensbad, Wolsan nächst Nepomuk, Schewetiu bei Budweis, Pocatek, im Lackasee bei Eisenstein! 222. M. glaucum (Ehrb.) Näg. Einz. Alg. T. 1, Tab. phycol. V, T. 38, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 300! Veget. Zellen kugelig oder oblong, 3 bis 6 f* breit, ziemlich genähert, mit blass blau- oder olivengrünem Inhalte, zu 4 bis 64, seltener mehrere in viereckigen, oft nur 45 /ii breiten Familien vereinigt; var. /3) fontinale nob. Veget. Zellen blos 2'5 bis 3 ft breit, mit lebhaft blau- grünem, meist ziemlich grob gekörntem Inhalte, in meist aus 8 bis 64, seltener mehr Zellen zusammengesetzten Familien, dicht neben einander im farblosen, gemeinsamen Gallertlager liegend. Kleinere, blos aus 32 Zellen zusammengesetzte Familien sind etwa ') Ist von diesem Standorte in Kerner's „Flora austro-hung. exsicc." Nro. 2000 und in Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 794 vertheilt worden (auch in der rhycotheca universalis Hauck's und Richter's Nro. 193). '^) Nach Opiz (Seznam p. 177) ist in Böhmen auch Coccochloris muscicola Menegh. entdeckt worden. — Coccochloris piscinalis (Rbh.) Rieht. Phycotheca univ. Nro. 240 wird in Böhmen hoffentlich noch entdeckt werden. ^) So in der Section Holopedium Lagrh. (Bidrag til Sveriges algtlora p. 42), aus welcher in Böhmen sicher Merismopedium irreguläre Lagrh. Bidrag. T. 1, Phycotheca univ. Nro. 146! verbreitet ist (ich habe diese Alge in meinen Algenkulturen einigemal beobachtet). *) Wie bei der früher zur Gatt. Merismopedium gezählten Sarcina Goods.-Arten (siehe unter den Spaltpilzen). 142 Merismopedmm. — • Coelosphaerium. 10 fi breit und 15 jit laug; 64zellige Familien meist 20 fi im Durcbm. ; sonst wie bei der typischen Form; var. y) ptinctatum (Meyen) nob. [Merismoiiedium punctatum Meyen, Tab. phycol. I. T. 38]. Zellen 3 fi breit, von einander mehr entfernt, zu etwa 60 {i breiten Familien vereinigt, sonst wie die typische Form. In Tümpeln, Sümpfen, Torflacben u. ä. wie vor. (5 — 11). So in Moldautümpelu bei Branik und Hodkowicka nächst Prag, in Sümpfen an der Bahn zwischen Bechowic und Ouwal, in Salzwassersümpfen bei Ouzic nächst Kralup ; bei Slatinan nächst Chotzeu, B. Leipa, Brenn nächst Reichstadt, Liebeuau nächst Reichenberg, Lichtenau an der Adler ; im Hirschgarten-Teiche bei Jechuitz, bei Seegrund nächst Zinnwald ; in Südböhmen in Sümpfen bei Lomnitz und Wittingau, in Teichen bei Kowafow, Mühlhausen nächst Tabor, bei Ceraz nächst Sobieslau, Frauenberg und Steinkirchen bei Budweis ; bei Po- catek, Pilgram, Polna und im Lackasee nächst Eisenstein ! var. y) am schlammigen Grunde in Felsenquellen und Felseubrunnen einen blau- grünen schleimigen Uiberzug bildend, bisher blos in einem Felsenbrunnen bei Set. Prokop nächst Prag und unterhalb Koda an der Beraun und in Mittelgrund in der böhm. Schweiz ! 223. M. thermale Ktz. Tab. phycol. V. T. 38. Veget. Zellen länglich oder rundlich, zu 2 oder 4 genähert, in grösseren, am Rande nicht selten ausgeschweiften, aus 4X16, 16X32, oder vielen Zellen bestehenden Familien, welche schleimige, meist 30 bis 104 jW breite Täfelchcn bilden. An warmen Quellen in Karlsbad unter Oscillarien selten (Rbh. Kryptfl. p. 77). 324. M. convolutum Br6b. Tab. phycol. V. T. 38. Veget. Zellen rundlich oder oblong, 4 bis 5 /* breit, ebenso oder bis 8 (i lang, zu blattartigen, 1 bis 4 mm langen, oft faltig zusammengeschlagenen, lebhaft oder gelblich blau- grünen Familien vereinigt.^) In stehenden Gewässern, Tümpeln, Gräben u. ä. unter anderen Algen (5 — 10). So in einem Tümpel bei Hlubo- cep nächst Prag und in Sümpfen an der Staatsbahn bei Slatinan nächst Chotzen! 3. Gruppe. Coccineae (Coccus) nob. Zelltheilung er- folgt anfangs in allen drei Richtungen des Raumes, später öfters nur in zwei und zwar meist in beiden tangentalen ®i Sil ©.' Fig. 52. Merismopedium con- volutum Breb. Bruchstück eines grossen Lagers mit ei- nigen Zellreihen (stark vergr.). Richtungen der Kugelfläche. 4L Gattung. Coelosphaerium Näg. (Coelocystis Näg.). Veget. Zellen kugelig oder länglich elliptisch von zusammenfliessenden Gallert- hüllen umgeben, an der Oberfläche von microscopischen, hohlen Gallertkugelu in einer einschichtigen Lage vertheilt, mit blaugrünem Inhalte, von einer gemeinsamem Gallert- hülle umgeben, welche farblos und au der Oberfläche öfters radial gestreift ist. Vermehrung erfolgt durch einzelne aus der Familie sich ablösende Zellen, welche sich durch veget. Zweitheilung zuerst in allen Richtungen des Raumes, später in den beiden tangentalen Richtungen der Kugelfläche vermehren oder durch Einschnürung und Furchung der ganzen Zellfamilieu.^) 225. C. Kützingianum Näg. Einz. Alg. T. 1 [Leitgeb „Uiber Coelosphaerium Nägelianum Ung." T. 1. Coelocystis Kützingiana Näg. in Ktz. Spec. alg. p. 200, incl. ^) Über die Anzahl der Zellindividiien in bis 2 Linien langen und eine Linie breiten Familien siehe mehr in Reinsch's „Algenflora" p. 39. '■') llber die Entwickelung neuer Familien aus einzelnen frei gewoi"denen Zellen, über die Struetur der Gallerthülle etc. siehe mehr in Leitgeb' s Abhandlung „Über Coelosphaerium Nägelianum üng." 18G1. CoelosphaeriuiTi — Grompliosphaeria. 143 C. "Wichurae Hilse et C. Naegeliauum Uuger nach Kirchner Algeufl. p. 254]. Wittr, et Nordst. Alg. exs. Nro. 524, 692 ! Veget. Zellen kugelig, eiförmig oder läuglicb, 2 bis 5 (i dick, ebenso laug oder etwas länger, in unregelraässigen Abständen an der Ober- fläche der Hohlkugeln vertheilt, oft zu 2 — 4 genähert, mit blau- grünem Inhalte und leicht zerfliessenden farblosen Gallerthüllen, in einer meist homogenen Gallertmasse eingebettet, kugelige, 30 bis 60 «ä^^^fe^ '^^ (seltener bis 120) ^ breite, hohle Familien bildend. f^^^^^^ ■•^^) In stehenden Gewässern, Teichen, Tümpeln unter anderen Algen zerstreut oder an der Wasseroberfläche eine blaugrüne Wasser- blüthe bildend (5 — 10). In Moldautümpeln bei Troja und an der ^^^ffiMt (ß\ Insel bei der Kaisermühle spärlich, ebenso bei Modfan, Kamenic '"'"^^ß^ ""^J nächst Eule, in Elbetümpeln bei Lobositz, Königgrätz ; bei Dymokur, Brüx, in Teichen bei Hirschberg, Weisswasser, Mies, Franzensbad, Fig. 53. Coelosphae- Jechnitz; Tftic nächst Neu-Straschitz, Dobfis; in Südböhmen bei ^^^ Eine^°?ö*sseJe Bystfic nächst Beneschau, im Jordan-Teiche und bei Chotowin nächst Zellfamilie vor der Tabor, bei Martinic und Beztahow nächst Wotic, Hefmanicky; in Querdurchsclinü- Tümpeln an der Luznic und bei Ceraz nächst Sobieslau ; bei Lomnitz, rung, mit an der Wittingau, Kardas-:ßecic im Teiche Kardas, in einer stillen Bucht Oberfläche radial der Luznic bei der Bahnstation Chlumec-Pilaf ; bei Neuhaus, in %y\\\Q daneben klei- Teichen bei Nepomuk 1887 reichlich, bei Strakonic, Kowafow, Mühl- ne Zellgruppen in hausen nächst Tabor, bei Bfeznic und Picin nächst Pfibram ! ihren Specialgallert- llüllen (etwa 240- 226. C. anomalum (Bennet) De Toni et Levi [Gompho- mal vergr.). sphaeria? anomala Bennet, Fresh-water Algae, II. T. 1].^) Zellfa- milien kugelig, 110 bis 120 ft im Durchm. Veget. Zellen an der Peripherie der Fa- milien 6 bis 10 fi breit und von einander ziemlich entfernt, die dem Centrum näher liegenden kleiner nnd einander genähert, mit hell blaugrünem Inhalte, von hyaliner ge- meinsamer Gallerthülle umgeben ; var. ß) minus nob. Zellen 2 bis 4 ft breit, meist an der Peripherie der kuge- ligen, etwa 14 bis 30 ^ breiten Familien gelagert, oft zu 2 oder 4 einander genähert und von dünner, farbloser, gemeinschaftlicher Gallerthülle umgeben, sonst wie die t}'- pische Form. In Sümpfen, Tümpeln u. ä. meist unter anderen Algen zerstreut (5 — 10). So var. ß) in einem Tümpel in den Sandgruben oberhalb Kuchelbad nächst Prag, bei Brenn nächst B. Leipa, bei Tabor und bei Chlumec nächst Wittingau ! 42. Gattung. Gomphosphaeria Ktz. Veget. Zellen keil- oder herzförmig, seltener rundlich, von farblosen oder gelb- lichen, meist dicken, leicht zerfliessenden, seltener an der Oberfläche radial gestreiften Gallerthüllen umgeben und zu kugeligen oder fast kugeligen microscopischen Familien fast traubenartig vereinigt, an der Peripherie der Familien von einander mehr entfernt, mit nach dem Kugelcentrum gerichteter, stielartig verschmälerter Basis und mit blau- oder oliven- grünem gefärbtem, oft grob gekörntem Inhalte. Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der Zellen, welche an dicho- tomisch nach auswärts sich theilenden, kurzen Gallertstielen festsitzen und sich bei einer Theilung der ganzen Familie gruppenweise von dieser ablösen. 227. G. aponina Ktz. a) genuina nob. [Sphaerastrum cuneatum Ktz. Tab. phycol. I. T. 31] Wittr. et Nordst Alg. exs. Nro. 524 ! Veget. Zellen keilförmig, 4 bis 5 ^ dick, bis 10 ^ lang, an der Peripherie von einander ziemlich weit entfernt, zu 4 — 32 ^) Da Gallertstiele bei den fast kugeligen (nicht keilförmigen) Zellen nicht vorhanden sind, so ist diese Alge i-ichtiger mit der Gattung Coelosphaeiiam, als mit der Gattung Gomphos- phaeria zu vereinigen. \AA Goinphosphaeria — I*olyoystis. oder vielen, in kugeligen oder fast kugeligen, etwa 50 bis 66 (seltener bis 91) fi breiten Familien vereinigt, mit schmutzig oder hell blaugrünem, öfters verbleichendem, in Dauerzuständen bis orangefarbigem [G. aurantiaca Bleisch] ^) In- <:5SlsS.- halte und farblosen, oft deutlich geschichteten Gallerthüllen; bj cordiformis Wolle [G. aponina Ktz. ß) cordiformis Wolle Fresh-water Algae VI. T. 13, Wittr. et Nordst Alg. exs. Nro. 498!]. Veget. Zellen herzförmig, flach, 6 bis 13 ^ breit, 9 bis 16 /i lang, meist zu vielen in etwa 60 (i dicken Familien vereinigt, mit blau- grünem Zellinhalte ; Fiff 54. Gompho- ^^^- ^) olivacea nob. Zellen 8 bis 9 ^ breit, etwa 4 y. dick, sphaeria aponina 10 bis 12 fi lang, zu 24 bis 60 pb dicken Familien vereinigt, mit Ktz. var. olivacea fahl olivengrüuem, seltener in's Gelbliche, Röthliche oder Biaugrüne °?Ji' t!;]^^ .i^l°® übergehendem Inhalte und ziemlich dünner, meist farbloser, seltener Zellfamihe mit ihrer n i- i -n/r i i. GaUerthülle (stark gelblicher Membran versehen. vergr.). In Sümpfen (auch in Salzwassersümpfen) selten (5 — 10). So in einem Tümpel in den Sandgruben oberhalb Kuchelbad nächst Prag; var. ß) bei Ouzic nächst Kralup reichlich,^) in Sümpfen an der Staatsbahn bei Slatinan nächst Chotzen und bei Tftic nächst Neu-Straschitz ! ' 43. Gattung. Polycystis Ktz. (incl. Anacystis Menegh. et Clathrocystis Henfr.). Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, in grosser Anzahl, zu kugeligen, zuerst soliden, später hie und da ausgehöhlten und gelappten Familien vereinigt, von einer ge- meinsamen, farblosen Gallerthülle umgeben, mit blaugrünem Zellinhalte. Zellfamilien einzeln oder traubeuförmig mit einander verbunden. Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der Zellen oder durch Zerfallen älterer Familien in mehrere Tochterfamilien. 1. Sect. Anacystis (Menegh.) nob. Familien kugelig oder später mannigfaltig gelappt, nie netzförmig zerrissen, einzeln oder traubeuförmig mit einander verbunden. 228. P. flos aquae Wittr. W. et Nordst. Alg. exs. Nro. 298, 599 f.! Lager gestaltlos, schleimig, blass oder gelblich spangrün. Familien oft dicht gedrängt, un- deutlich begrenzt. Veget. Zellen kugelig, 4 bis 6*5 ft dick, mit blass blaugrünem Inhalte ; var. ß) prasina Wittr. [Polycystis prasina Wittr. W. et Nordst. Alg. exs. Nro. 287 I]. Lager lebhaft spangrün, weniger schleimig, mit deutlicher abgegrenzten Familien. Veget. Zellen kugelig, 3'5 bis 4"5 ft dick, sonst wie die typische Form; var. y) scripta (Rieh.) nob. [Polycystis scripta Rieh. R. et Hauck, Phycotheca universalis Nro. 92!]. Lager oliven- oder gelbgrün bis schwefelgelb, schleimig, steck- nadelkopfgross, mannigfaltig gelappt, 20 bis 300 /i im Durchm., zuerst festsitzend, später auf der Wasseroberfläche frei schwimmend. Veget. Zellen kugelig, 5 bis 7 /i dick, mit blass blaugrünem Inhalte. In Teichen etc. meist als Wasserblüthe erscheinend, auch am Rande von ste- henden Gewässern inundirte Steine und andere feste Gegenstände überziehend (5 — 10). So in einem Moldautümpel bei Branik 1887 spärlich, in einem Teiche bei Michle nächst Prag var. /3), in Teichen an der Bahn bei Bystfic und bei Konopist nächst Beneschau reichlich, bei Martinic und Beztahow nächst Wotic, im Jordan-Teiche und bei Chotowin nächst Tabor (auch in einigen anderen Teichen in der Umgebung von dieser Stadt); in ^) Vergl. Lagerheim „Bidrag", p. 40. 2) Wird von diesem Standorte in der Flora austro-hungar. exs. des H. Hofrathes R. v. Kerner mitgetheilt werden. Folyoystis. ]^^5 Dorfteicheu bei Plauina und Zic nächst Chlumcc im Wittingauer Kreise ebenso bei Lzin und Lhota nächst Kardas-fiecic, bei Neuhaus ; in einer stillen Bucht der Luznic in der Nähe der Bahnstation Chlumec-Pilaf , in Teichen bei Nepomuk, Kowafow und Mtihlhausen nächst Tabor; var. ß) in einem Teiche bei Amalienhof nächst Pürglitz reichlich, auch in Teichen am "Wege von Jechnitz nach Woratschen mit der typischen Form gesellig! var y) im Teiche des Cimelicer Schlossparkes als Wasserblüthe 1887 reichlich! 229. P. elabens (Breb.) Ktz. [Microcystis elabeus Ktz. Tab. phycol. I. T. 8.]. Lager kugelig oder flach, hautartig, oliven- oder blaugrün, wenig schleimig. Veget. Zellen oblong, 3 bis 4"5 fi dick, ebenso oder bis 7 ft laug, zu etwa 80 ft dicken Fa-^ milien locker vereinigt; var. ß) ichthyoblahe (Ktz.) nob. [Polycystis ichthyoblabe Ktz., Microcystis ich-^ thyoblabe Ktz. Tab. phycol. I. T. 8, Rbh. Alg. exs. Nro. 210!]. Zellen rundlich, 2 bis 4 p, dick, mit blass blaugrünem Inhalte, zu 60 bis 110 fi dicken Familien dicht gedrängt, sonst wie die typische Form. In stehenden Gewässern wie vor., meist eine blaugrüne "Wasserblüthe bildend (5 — 10). So in einem Tümpel in den Sandgruben oberhalb Kuchelbad nächst Prag; var. ß) in Teichen bei Bystfic nächst Beneschau, Kamenic nächst Eule, in Teichen bei Nepomuk, Kardas-fiecic und Neuhaus mehrfach! 230. P. marginata (Menegh.) Richter^) [Anacystis marginata Menegh. Kostoch. T. 13, Microcystis marginata Ktz. Tab. phycol. I. T. 8]. Familien kugelig oder linsen- förmig, einzeln, zwei oder mehrere neben einander, oft zusammenfliessend, mit dicker, geschichteter, farbloser, gemeinsamer Hüllmembran, 80 bis 300 ft im Durchm. Veget. Zellen kugelig oder elliptisch, seltener durch gegenseitigen Druck eckig, 3 bis 4 ^ dick, mit blaugrünem Inhalte, dicht zusammengedrängt; var. j8) minor nob. Familien kugelig oder eiförmig, seltener unregelmässig gelappt, 25 bis 60 ^ im Durchm. Veget. Zellen etwa 3 ft dick, sonst wie die ty- pische Form. In stehenden GeAvässern wie vor. ; var. ß) in Sümpfen, auch in Salzwassersümpfen (5 — 10). So var. ß) bei Ouzic nächst Kralup und in Sümpfen bei Böhm. Kamnitz, Ditters- bach und in Sümpfen an der Staatsbahn zwischen Slatinan und Chotzen, bei Böhm. Leipa; Einsiedl und Liebenau nächst Reichenberg ; bei Ossek unter dem Erzgebirge, Tftic nächst Neu-Straschitz in der typischen Form! 231. P. pulverea ("Wood) Wolle [Anacystis pulverea (Wood) Wolle, Fresh-water Algae of the United States, ^■«^Wj^.f^Tv^rQäiT'-.s^' T. 210, A. glauca Wolle, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. '^^^^^"^^^^ 796 !, Pleurococcus pulvereus Wood.]. Veget. Zellen rundlich, oval oder eckig, 2 bis 3 ^ dick, mit blass blau- oder oliven- ^^|- Kleine^ Sf rö^"Se Zell* grünem Inhalte, zu Familien vereinigt, welche in grösserer familien (stark veror.). Anzahl neben einander liegen und öfters zusammenfliessen, von einer gemeinsamen farblosen Gallerthülle umgeben. An feuchten oder im Wasser liegenden Kalksteinen in reinen Quellen an Brun- neneinfassungen etc. stellenweise nicht selten (3 — 10). In der nächsten Umgebung von Prag mehrfach meist au feuchten silurischen Kalksteinen an Brunnen, auch in Kuchel- bad an der Waldquelle, bei Solopisk nächst Cernosic ; bei Mühlhausen, Sichrow, Opocno, Bolewec nächst Pilsen ! 232. P. fuscolutea nob. Veget. Zellen kugelig oder durch gegenseitigen Druck schwach eckig, etwa 3 bis 4 ft dick, einzeln oder zu zwei dicht neben einander liegend, ^) Vergl. Hedwigia, 1885. 10 J46 I'olyoystis — Grloeocapsa. gold- bis bräuulichgclb, seltener blassgelb, meist zu vielen in 15 bis 60, seltener mehr ^ dicken, kugeligen oder eiförmigen, oft unregelmässig traubig zusammengesetzten, von einer dünnen, leicht zerfliessenden, gelb oder bräuulichgelb gefärbten Gallerthülle um- gebenen Familien vereinigt. An feuchten Kalkstein- etc. Felsen, au marmornen u. ä. Brunneneinfassungen u. ä., welche von reinem Quellwasser befeuchtet werden (seltener auch an von lauwarmem Wasser befeuchteten Kalksteinen) (3 — 10). So am Abflüsse des lauwarmen Wassers unter der Modfaner Zuckerraffinerie an silurischen Kalksteinen, an Kalksteinfelsen bei Set. Prokop mehrfach, ebenso bei Hlubocep (auch an Kalksteinen des hohen Bahnvia- ductes), bei Radotin spärlich, im Karliker-Thal nächst Dobfichowic, bei Karlstein, un- terhalb Korno, Koda und Tetin, Srbsko, Sedlec nächst Lodenic und bei Neuhütten nächst Beraun ; bei Mühlhausen, Kostial nächst Clzkowitz, Auscha, Böhm. Leipa, Reichstadt, Edmundsklamm, Mittel- und Niedergrund nächst Herruskretschen ; bei Tellnitz unter dem Erzgebirge ; bei Kopidlno und Jicin ; auf Felsen zwischen Debf und Josephsthal nächst Jungbunzlau, bei Zieh nächst Caslau, Königinhof; an feuchten Felsen im Bahneinschnitte vor der Station Stupsic! 2. Sect. Claihrocystis (Henfr.) nob. Familien im Alter netzartig durchbro- chene und vielfach zerrissene Hohlkugeln darstellend. 233. P. aeruginosa Ktz. [Microcystis aeruginosa Ktz. Tab. phycol. I., T. 8, Clathrocystis aeruginosa (Ktz.) Henfr.] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 296, 795 ! Veget. Zellen rundlich, 3 bis 3*5 (seltener 4) ^ dick, mit hell blaugrünem, fein gekörntem Inhalte, von einer gemeinsamen, hyalinen Gallerthülle umgeben, zu 30 bis 130 |it breiten oder langen, meist gitterförmig durchbrochenen Hohlkugeln vereinigt, an deren Peri- pherie die Zellen unregelmässig angeordnet sind; var. ß) maior Wittr. Zellen 5 bis 6'5 fi dick, sonst wie die typische Form. In stehenden Wässern oft als eine mehr oder minder dicke blaugrüne Wasser- blüthe erscheinend auch an Ufermauern, Steinen etc. der Teiche u. ä. wenig schlüpfe- rige, Oliven- oder bläulichgrüne, abfärbende Überzüge bildend und einen intensiven Ge- stank verbreitend, seltener unter anderen Algen zerstreut (5 — 10). So in einem Teiche an der Franz-Joseph's Bahn bei Sträncic, bei Bystfic nächst Beneschau massenhaft, das Wasser noch weit vom Ufer bis in die Tiefe bläulichgrün färbend; bei Tabor, Frauen- berg und Steinkirchen nächst Budweis; bei Amalienhof nächst Pürglitz; in Teichen bei Dobfis, Jechnitz mehrfach, Osseg unter dem Erzgebirge, Tschausch nächst Brüx, im Teplitzer Schlossgarten ; bei Libochowitz var. /3) ; in einem Teiche bei Königgrätz ! ^) 44. Gattung. Gloeocapsa (Ktz.) Näg. (incl. Xanthocapsa Näg.).^) Veget. Zellen kugelig oder oblong (so vor der Theilung) mit dicken, meist deutlich geschichteten Gallerthüllen einzeln oder zu 2 — 4 bis vielen in kugeligen oder ellipsoidischen Familien derart vereinigt, dass die dicken, blasigen Hüllen oder Tochter- zellen von der Hülle der Mutterzelle umschlossen (eingeschachtelt) bleiben. Lager ge- staltlos, gelatinös-schleimig, trocken krustenartig, von verschiedener Farbe, mehr weniger ausgebreitet. Zellinhalt in verschiedenen Farbennuanzen blaugrün, roth, gelb, orangegelb bis bräunlich, meist wie die Gallerthüllen gefärbt, diese letzteren oft auch fast oder ganz farblos, geschichtet, ziemlich consistent (nicht zerfliessend). Erst nach wiederholter ^) Über die den Polycystis-Arten ähnlichen Microcystis -Arten siehe P. Richter's Ab- handlung „Microcystis Ktz. ein einzuziehendes Algengenus" Hedwigia, 1885. — Über Clathro- cystis roseo-persicina Cohn i= Lami)rocystis roseo-persicina (Ktz.) Schrot, siehe mehr unter den Spaltpilzen. Wie die Gattung Microcystis Ktz., so ist auch die Gatt. Polycoccus Ktz. (Rabenhorst Flora europ. alg. 11., p. 55) zu kassiren; Polycoccus punctiformis Ktz. Tab. phycol. I. T. 10 ist von Meneghini, Borzi (Note alla morfol. I. p. 247 in Anmerk.), P. Richter und vom Verfasser (siehe dessen Abhandlung in der Oesterr. botan. Zeitschr. 1884, Nro. 10 p. 8 im Sep. Abdr.) für eine einzuziehende Algenart erklärt worden. ^) Nach Kuntze (Revisio generum plantarum, 1891) soll diese Gattung mit dem älteren Namen Bichatia Turp. bezeichnet werden [Gloeocapsa montana Ktz. = Bichatia montana (Ktz.) Trev,, Gl. aeruginosa Ktz. — B. aeruginosa (Carm.) Trev. etc.]. Grloeocapsa. |47 Theilung der Tochterzellen lösen sich die älteren Hüllen der sich allmälig vergrösseruden Familien auf und die Tochterzellen werden frei. Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der Zellen und durch Sporen (Ruheakineten) von der Grösse und Gestalt der vegetat. Zellen, jedoch mit dickem, glattem oder rauhem Exospor. (Neben einfachen Sporen kommen in dieser Gattung auch sog. Doppel- und Vierlingssporen, mit dickem Exospor und verdickter Gallerthülle vor). 1. Sect. Rhodocapsa nob. Zellinhalt oder Gallerthüllen (öfters beide) roth, purpurfarbig oder violett, seltener braunroth oder oraugeroth gefärbt, a) Zellinhalt purpur- oder fleischroth. 234. G. purpurea Ktz. Tab. phycol. I. T. 22. Lager dünn, schleimig, von blut-, seltener rosenrother Farbe. Veget. Zellen 1"5 bis 2*5 ft dick, kugelig, zu 2—4, in etwa 5 bis 7*5 (i dicken Familien vereinigt, mit dünnen, blass rosenrothen oder farb- losen Gallerthüllen und purpur- oder fleischrothem Inhalte. An feuchten Felsen, Steinen etc. im Hochgebirge zerstreut (5—10). So am Kleinen Teiche im Riesengebirge (Rbh. Flora europ. alg. H. p. 45). b) Zellinhalt violett oder blaugrtin gefärbt; a) Gallerthüllen blut-purpur- oder kupferroth, seltener rothbraun, orangeroth oder die äussersten fast farblos. 235. G. magma (Breb.) Ktz.^) Tab. phycol. I. T. 22 Rbh. Flora europ. alg. IL p. 42, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 41, 500! Lager krustenförmig, kupferroth oder schmutzig purpurbraun, trocken schwarzbraun. Veget. Zellen kugelig, 4*5 bis 7 ^ dick, mit den geschichteten, oft undurchsichtigen, kupferroth oder schmutzig purpurbraun ge- färbten inneren Schichten und heller gefärbten, bis fast farblosen, früher sich auflösenden äusseren Schichten 6 bis 12 ^ dick, meist zu 30 bis 70 (seltener bis 300) ft breiten Familien vereinigt; var. ß) opaca (Näg.) Krch. [G. opaca Näg. Einz. Alg. T. 1, Rbh. Alg. exs. Nro. 544! Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 597!]. Die inneren Schichten der Gallert- hülle dunkel- oder rothbraun, undurchsichtig, die äusseren kupferroth und durchsichtig; var. y) pellucida Näg. Einz.' Alg. T. 1. Die äusseren Schichten der Hülle blass kupferroth, durchsichtig, die inneren aufgelöst; var. d) Itzigsohnn (Bor.) nob. [G. Itzigsohnii Bor. in Zopf, Spaltpflanzen, T. 7. Fig. 6 — 9, Rbh. Alg. exs. Nro. 2529!]. Lager braunroth. Veget. Zellen 4 bis 5 /Li dick, kugelig oder elliptisch, mit blaugrünem Inhalte und deutlich geschichteten Hüllen, deren innere Schichten schmutzig kupferroth, die äusseren heller gefärbt, bis farblos sind, zu vielzelligen, meist über 60 ^i breiten (zweizeilige Familien mit den Hüllen sind 9 bis 15 ft dick) Familien vereinigt. Auf feuchten Felsen und Steinen in Gebirgen ziemlich verbreitet (3 — 11). In der Umgebung von Prag selten, so an Felsen bei Solopisk nächst Cernosic var. /3), an Felsen bei Senohrab nächst Mnichowic spärlich! bei Mühlhausen var. y), hinter dem Geltschberg nächst Auscha; bei der Kuranstalt an feuchten Felsen an der Luznic nächst Tabor ß) ; im Riesengebirge häufig verbreitet, so z. B. bei der Spindelmühle, unter dem Elbfall, in den Siebengründen, am Südabhange der Schneekoppe; im Riesengrunde bei der Bergschmiede, im Aupagruude mehrfach, ebenso im unteren Theile des Aupafalles ! am Kleinen Teich (Kirchner Algenfl. p. 259); am Mummelfall auch (J), bei Harrachs- dorf mehrfach, Seifenbach, Wurzelsdorf, Nieder-Rochlitz ; bei Tannwald, Eisenbrod; in der böhm. Schweiz bei Bodenbach zwischen Peiperz und Maxdorf und an feuchten Sand- steinfelsen zwischen Herruskretschen und Prebischthor bei Mittel- und Niedergrund und in der Edmundsklamm mehrfach in allen Formen (auch d'), ebenso zwischen Dittersbach und Hinter-Dittersbach mehrfach ; bei Friedland, Einsiedl nächst Reichenberg ; im Erz- gebirge am Wege von Eichwald nach Zinnwald und oberhalb Mariaschein; im Böhmer- walde bei Kuschwarda, Winterberg, am Spitzberg, Arber, am Schwarzen- und Arber- See meist in der typischen Form und var. ß)\ an feuchten Felsen, bei Hohenfurth und ^) Nach De Toni (Flora algologica della Venezia IV. 1892, p. 92) ist Gl. magma = Bi- chatia alpicola (Lyngb.) Kuntze. 10* l^g Grloeocapsa. Krummau mehrfach; auf feuchten Felsen an der Doubrawka bei Zleb nächst Caslau reichlich ! 236. G. sanguinea (Ag.) Ktz. Tab. phycol. I. T. 22 [incl. Protococcus nivalis Corda, cum synonym, in Rbh. Flora II. p. 43, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 499 !]. Lager gallertig oder krustenförmig, blutroth bis schwarzbraun. Veget. Zellen rundlich, mit den inneren, eng anliegenden, nicht geschichteten, tief bluthrothen Schichten der Hülle, deren mittleren Schichten blässer roth gefärbt, die äusseren meist farblos und erweitert sind, 3*7 bis 9 [a, dick, zu 25 bis 50 (seltener bis 140) ^ dicken Familien vereinigt, oft paarweise genähert, mit blass blaugrünem, fein gekörntem Inhalte. An feuchten Felsen wie vor. in Gebirgsgegenden (3 — 11). An Kalksteinfelsen bei Kuchelbad (Corda in Sturm's Deutsch. Flora, II. 17 sub Protococcus nivalis); unter der Burg Karlstein! Im Riesengebirge am Mummelfall, bei Harrachsdorf und Wurzels- dorf mehrfach, an Felsen unter dem Elbfall, im Aupagrunde, im unteren Theile des Aupafalles im Riesengrunde, am Zähgrundwasser; bei Eisenbrod, Reichenberg auch von Siegmund mit Stigonema gesammelt (Mus. !) ; in der böhm. Schweiz bei Prebischthor ; im Erzgebirge bei Zinnwald ; im Böhmerwalde am Spitzberg nächst Eisenstein, bei Kusch- warda und Winterberg! 237. G. Shuttleworthiana Ktz. Tab. phycol. L, T. 23. Lager compact, gela- tinös, dunkel rothbraun. Veget. Zellen kugelig, klein, mit den sehr dicken, orange- rothen, au der Oberfläche blässer gefärbten, selten fast farblosen und leicht zerfliessenden GalerthüUen, 7*5 bis 13 (i dick und zu etwa 35 ft dicken Familien vereinigt. An feuchten Felsen u. ä. in Gebirgen selten (5 — 10). So im Riesengebirge (Kirchner Algenfl. p. 259). 238. G. rupicola Ktz. [Microhaloa rupestris Ktz. Tab. phycol. I. T. 7]. Lager bräunlich- oder röthlichschwarz, krumig bis krustenförmig, dünn. Veget. Zellen 4 bis 6 (i dick, fast kugelförmig oder elliptisch, zu 2 bis 4 oder mehreren in kleinen Häufchen vereinigt, diese öfters bis 74 (i im Durchm., mit eng anliegenden, nicht geschichteten, röthlich-bräunlichen Gallerthüllen. Von der äussersten, meist farblosen und oft zei^flies- senden Hülle sind oft zahlreiche kleine Zellfamilien umschlossen. Zellinhalt röthlich oder blass blaugrün. An feuchten Kalksteinfelsen auch auf Kalksteinmauern u. ä. ziemlich selten (4 — 12). In der Umgebung von Prag zerstreut; so am hohen Bahnviaducte auf feuchten Marmorsteinen bei Hlubocep massenhaft^), auf Kalksteinfelsen bei Kosof, an der West- bahn unterhalb Koda und Tetin, dann vor Hostin nächst Beraun mehrfach, auf Felsen am Wege von Roztok nach Ounetic ! 239. G. microphthalma Ktz. Tab. phycol. I. T. 36. Lager oft ziemlich aus- gebreitet, schlüpferig, schmutzig fleischroth oder bräunlich gefärbt. Veget. Zellen ein- zeln oder 2 bis 4 in kleinen Familien vereinigt, kugelig oder elliptisch, 2 bis 3 fi dick, von geschichteten, röthlich braunen oder farblosen (äusseren) Gallerthüllen umgeben. An feuchten Felsen etc. wie vor. oft mit Lyngbya (Hypheothrix) lateritia u. ä. gesellig (4 — 10). An feuchten silurischen Felsen in der Prager Umgebung zerstreut, so auf Moldaufelsen bei Selc, Podmoraii, gegenüber Lettek, bei Dolan, Dolanky und Chwa- terub nächst Kralup mehrfach ! ß) Gallerthüllen violett oder rosen- bis kupferroth, die äusseren Schichten blässer gefärbt bis fast farblos. 240. G. violacea (Corda) Rbh.''^) a) genuina (Corda) Rieh, in litt. [G. violacea, incl. G. liguicola in Rabenhorst, Flora europ. alg. II. p. 41, G. violacea Ktz. Tab. phycol. L T. 36, Rbh. Alg. exs. Nro. 2031 !J. Lager dünn, schleimig-gelatinös, schmutzig ^) Wird von diesem Standorte in der Flora austro-hungar. exs. des H. Hofrathes R. v. Kerner zur Ausgabe gelangen. ^) Nach Kuntze (Revis. p. 886) ist mit dieser Gl.-Art auch Gl. versicolor Nag. n: Bichatia versicolor (Näg.) Kuntze zu vereinigen. Gloeocapsa. 149 oder grauviolett, trocken schwärzlich, krustenförmig. Veget. Zellen 3 bis 4 jü dick, kugelig, mit den violett oder stahlblau, selten rosen- bis fast kupferroth gefärbten Gal- lerthüllen 10 bis 17 /Lt dick, zu etwa 100 i^ breiten Familien vereinigt. Sporen (Doppel- sporen) mit warzig rauhem Epispor sind von Itzigsohn^) beobachtet worden. h) compacta (Ktz.) Rieh, in litt. [G. compacta Ktz. Tab. phycol. I. T. 36, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 596 !]. Lager compact bis blutroth-bräunlich. Veget. Zellen etwa 2"5 fi dick, in kleineren, meist 12 bis 20 ^ breiten, ellipsoidischen Fa- milien vereinigt. Hüllen röthlich-violett. Zellinhalt schmutzig spangrün. An feuchten Mauern, Fensterscheiben u. ä. in Warmhäusern (1 — 12); auf Baum- rinde etc. in der freien Natur (4 — 10) selten. So in einem Warmhause im k. k. botan. Garten und im gräfl. Kinsky'schen Garten am Smichow spärlich ! 241. G. ianthina Näg. Einz. Alg. T. 1. Lager dünn, krustenförmig, schwärzlich. Veget. Zellen kugelig, 2 bis 4*5 ft dick, mit den durchsichtigen, manchmal sich auf- lösenden Hüllen von violetter oder violettrother Farbe 7"5 bis 12 n breit, in kugeligen, etwa 62 fi breiten Familien vereinigt. Zellinhalt blass spangrün. Auf feuchten Felsen selten (4 — 10). So an feuchten Moldaufelsen bei Selc nächst Roztok! 242. G. ambigua (Näg.) Krch. [G. ambigua h) violacea Näg. Einz. Alg. T. 1, Rbh. Alg. exs. Nro. 607 !]. Lager krustenförmig, schwärzlich-violett. Veget. Zellen ku- gelig, 1-8 bis 2"5 ft dick, mit dicken, undurchsichtigen, violett gefärbten Gallerthüllcn, 4 bis 8 |u dick, zu kugeligen, meist etwa 62 (i breiten Familien vereinigt, mit span- grünem Inhalte (die äusseren Schichten der Gallerthülle sind blass violett gefärbt und oft erweitert); var. ß) pellucida Näg. Zellen unmittelbar von einer röthlichen oder blass vio- letten, seltener fast farblosen, leicht zerfliessenden, durchsichtigen Gallerthülle umgeben, sonst wie die typische Form. An feuchten Felsen, Steinen u. ä. in Gebirgen (4 — 10). So an silurischen Kalkstein- etc. Felsen in der Prager- und Berauner Umgebung häufig, z. B. am sog. Barrande-Felsen nächst Hlubocep, am hohen Bahnviaducte in Hlubocep, bei Set. Prokop mehrfach, unterhalb Kosof nächst Radotin an einem kleinen Wasserfalle, bei Karlstein, an Felsen an der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun mehrfach, insb. unterhalb Koda, Korno und Tetin, an Felsen bei Sedlec nächst Lodenic ; an Moldaufelsen bei Selc und Podmoran nächst Roztok, gegenüber Lettek und Libsic, bei Dolan, Dolanky, Chwa- terub und bei Stechowic ; an Felsen bei Pürglitz, Krummau ; unter dem Geltschberg nächst Auscha; Zleb nächst Caslau, Friedland; im Riesengebirge am Aupafall und im Olafsgrund ! 243. G. nigrescens Näg. Rbh. Alg. exs. Nro. 629! Lager dünn, krustenartig, schwärzlich. Veget. Zellen kugelig, 3*3 bis 6*8 (i dick, mit den intensiv bis schwärzlich violetten, oft undurchsichtigen, seltener entfärbten Gallerthüllen 12 bis 13-5 (i dick, zu etwa 30 bis 125 ft dicken Familien vereinigt. Zellinhalt schmutzig blaugrün. An feuchten Felsen, Steinen etc. in Gebirgsregionen zerstreut (4 — 10). In der Umgebung von Prag an silurischen Kalkstein- etc. Felsen nicht selten, so bei Hlubocep (auch am hohen Bahnviaducte), Set. Prokop in feuchten Felsenschluchten unter der Kirche mehrfach, unter einem kleinen Katarakte am Wege vom Radotiner-Thal nach Kosof, bei Vyskocilka nächst Kuchelbad auf Diabasfelsen spärlich, im Karliker-Thale nächst Dobfichowic, bei Karlstein, Set. Iwan, Sedlec nächst Lodenic, an Felsen längs der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun mehrfach, vor Hostin nächst Beraun; an feuchten Moldaufelsen bei Zalow und Podmoran nächst Roztok und gegenüber Lettek *) Über die Sporenbildung bei Gloeocapsa, Sitzungsberichte d. Berl. natiuf. Gesellschaft 1876, p. 98. 150 Grloeocapsa. mehrfach, auch bei Chwaterub; au feuchteu Felseu im Bahneiuschuitte vor der Station Stupsic ; bei Krummau ; im Rieseugebirge bei Wurzelsdorf ! 244. G. alpina Näg. Rbh. Alg. exs. Nro. 869 ! Lager wie bei der vorigen Art oft schwärzlich oder von graulich- schwarzer Farbe. Veget. Zellen 4 bis 10 ^ dick, mit den beträchtlich weiten Gallerthüllen, deren innere Schichten violett, selten entfärbt, die äusseren farblos sind, 24 bis 28 ft dick, zu 26 bis 100 ft dicken, seltener grösseren Familien vereinigt, mit blaugrünem Inhalte; var. ß) saxicola (Wartm.) Rbh. [G. saxicola Wartm. Rbh. Alg. exs. Nro. 818]. Familien bis 140 ft dick, mit sehr erweiterten äusseren Hüllenschichten, sonst wie die typische Form. Auf feuchten Felsen wie vor., jedoch seltener (5 — 10). So an silurischen Kalk- steinfelsen an der Westbahn unterhalb Koda gegenüber Srbsko nächst Beraun ! 2. Sect. Chrysocapsa nob. Zelliuhalt oder HüUen (auch beide) gelb, goldgelb, gelbbraun oder braun gefärbt, seltener fast farblos ; a) Zellinhalt gelb bis goldgelb ge- färbt, Gallerthüllen farblos! 245. G. salina Hansgirg, Physiol. u. algol. Studien, T. 4. Lager schleimig- gelatinös, oft weit ausgebreitet, ockergelb, seltener orange- oder bräunlichgelb. Veget. Zellen kugelig, 3 bis 6 /it dick, mit den hyalinen, deutlich ge- schichteten Gallerthüllen 6 bis 10 (u dick, einzeln oder zu 2—4 — 8 in meist kugeligen, etwa 12 bis 24 ft dicken Fa- milien vereinigt, mit blass goldgelbem Inhalte. Auf feuchtem, salzhaltigem Boden selten (4 — 10). So am Abzugsgraben der Bitterwasserquelle in der Nähe des fürst. Schwarzenberg'schen Meierhofes bei Cizkowitz nächst Lobositz reichlich, am Rande der Salzwassersümpfe bei Ouzic nächst Kralup spärlich ! 246. G. Paroliniana (Menegh.) Breb. Ktz. Tab. phycol. I. T. 36, [Microcystis Paroliniana Menegh. Monogr. Nostoch. T. 10, Gloeocystis Paroliniana (Menegh.) Näg.] Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 797! Lager gelatinös, trocken knor- pelig, oft weit ausgebreitet, bis 2 mm dick, von röthlicher oder gelblicher, trocken bräunlicher Farbe. Veget. Zellen kugelig, 4 bis 6 /it dick, mit coucentrisch geschichteten, farb- losen Gallerthüllen und gelblichem, feingekörntem Inhalte, zu 2 — 8, in etwa 26 fi dicken Familien vereinigt; var. ß) Brehissonii (Menegh.) nob. [Gloeocystis Paro- liniana h) grumosa Breb. in Rbh. Flora europ. alg. III. p. 30, Microcystis Brehissonii Menegh. Nostoch. T. 12]. Lager von schmutzig gelber Farbe. Zellinhalt olivengelb, sonst wie die typische Form. An feuchten Mauern, Felsen u. ä. in freier Natur (4 — 10), auch in Warm- häusern (1 — 12). So an feuchten Sandsteinmauern bei Chwal,^) Raudnitz, Neu-Bydzow, Auscha, Haber, B. Leipa, Hofowic, Lochotin bei Pilsen, Wotic; an einem Brunnen im Hirschgrabeu am Hradcin var. ß)\ in Warmhäusern des gräfl. Kiusky'schen und Clam- Gallas'schen Gartens am Smichow (vergl. Hansgirg. Physiol. u. algol. Studien p. 78, Tab. 2) ; an feuchten Sandsteinen bei Hinter-Dittersbach in böhm. Schweiz ! h) Zellinhalt blaugrün, Gallerthüllen gelb, goldgelb oder gelbbraun, seltener dunkelbraun oder (die äussersten) oft fast farblos. 247. G. crepidinum Thr. Bor. et Thr. Not. algol. I. T. 1 [Protococcus crepi- dinum Thr. =: Pleurococcus crepidinum Rbh. in Flora europ. alg. III. p. 25. incl. Pla- Fig. 56. Gloeocapsa salina nob. Zwei- und vierzellige Zellfamilien (stark vergr.), darunter eine grössere Zellfamilie der Gloeocapsa atrata Ktz. (etwa 200nial vergr.). ^) Ist von diesem Standorte iu Wittr. et Nordat. Alg. exs. Nro. 797 mitgetlieilt worden. Gloeocapsa. 151 coma vesiculosa Scliousb. ex p.]. Lager gallertig, ziemlich weich, oliveubraun, trocken schwärzlich. Veget. Zellen kugelig, 3-5 bis 5 {i dick, bläulichgrün, mit etwa 1 — 2 fi dicken, nicht geschichteten, bräuulichgelben Gallerthtilleu, einzeln, zu 2 — 4 oder mehrere, in etwa 12 bis 24 ^ dicken, ovalen oder semmelförmigen Familien vereinigt; gemein- same Gallerthüllen farblos. Auf Steinen u. ä. am Rande von Salzwassersümpfen (3 — 10). So bei Ouzic nächst Kralup, ebenso in Salzwassersümpfen zwischen Slatinan und Chotzen ! 248. G. ocellata Rbh. Lager krumig, schleimig-gelatinös, schwarzbraun. Veget. Zellen 4 bis 6-5 ft dick, mit deutlich geschichteten, goldgelben oder braunen, seltener (so die äussersten Schichten) fast farblosen Gallerthüllen, zu 2 bis 24 oder mehrere, in bis 225 ^ dicken Familien vereinigt, mit blaugrünem gekörntem Inhalte. Auf feuchten Felsen, Steinen u. ä. selten (4 — 10). So an Moldaufelsen bei Selc nächst Roztok, ebenso gegenüber Lettek und bei Chwaterub ! 249. G. dermochroa Näg. Lager schleimig-gelatinös, trocken krustenförmig , schwarzbraun. Veget. Zellen 1*5 bis 3 [i dick, oft scheinbar farblos, zu 4 bis 16 in kugeligen, etwa 26 ^ dicken, gelblichen oder braungelben Familien vereinigt, mit gelb- lichen Gallerthüllen, deren äussere, oft farblose Schichten leicht zerfliessen. Zuweilen kleben mehrere Familien zu kleinen Klümpchen zusammen. An feuchten Felsen u. ä. wie vor. (2 — 11). So auf Moldaufelsen bei Selc nächst Roztok mehrfach, bei Dolanky und gegenüber Libsic ! 250. G. rupestris Ktz. Tab. phycol. L T. 22. Zopf Spaltpflanzen T. 7, Fig. 4, Rbh. Alg. exs. Nro. 2030! Lager krustenförmig, ziemlich fest, bis braunschwarz. Veget. Zellen rundlich, ohne Hüllen 6 bis 9 fi dick, zu etwa 15 bis 75 ft breiten Familien vereinigt, mit schmutzig blaugrünem, gekörntem Inhalte und sehr dicken, geschichteten, gelb oder goldbraun (die äussersten gelblich bis fast farblos) gefärbten GallerthtiUen. Auf feuchten Felsen, Steinen, Mauern, Felsblöcken u. ä. (4 — 40). So auf Felsen vor der Bahnstation Stupsic, zwischen Debf und Josephsthal nächst Jungbunzlau, bei Rosenberg, Hohenfurth, Eichwald nächst Teplitz ! im böhm. Erzgebirge (Rbh. Kryptfl. p. 72); in der Edmundsklamm bei Prebischthor nächst Herrnskretschen mehrfach, bei Mittel- und Niedergrund in der böhm. Schweiz! 251. G. fuscolutea Krch. [G. ambigua a) fuscolutea Näg.]. Lager krusten- förmig, schwärzlich. Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, mit den Hüllen 4*5 bis 5*6 /* dick, ohne diese 1*5 bis 2 fi dick, mit dicken, gelben oder gelbbraunen (die äussersten blos gelblichen), meist undurchsichtigen und ungeschichteten Gallerthüllen, dicht zu etwa 50 (i dicken, kugeligen oder eiförmigen Familien vereinigt, mit blass span- grünem Inhalte und gelblichen, eng anliegenden Gallerthüllen. Auf feuchten Felsen, Kalksteinen u. ä. meist mit G. ambigua gesellig (3 — 10). So an silurischen Kalkstein- u. ä. Felsen in der Prager und Berauuer Umgebung mehr- fach; insb. am Barrande-Felseu bei Slichow, und auf Felsen längs der Westbahn da- selbst, am hohen Bahnviaducte etc. bei Hlubocep, bei Set. Prokop, Karlstein, Set. Iwan, Sedlec nächst Lodenic, auf Felsen an der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun mehrfach, insb. bei Korno, Tetin, gegenüber Srbsko ; unterhalb Kosof und bei Lochkow. Auf Moldaufelsen bei Selc nächst Roztok, Dolan, Dolanky, gegenüber Lettek und Libsic, bei Chwaterub, Stechowic. Bei Pürglitz, Rakonitz, unter dem Geltschberg nächst Auscha ; bei Zleb nächst Caslau. Im Riesengebirge im Olafsgrund und amAupafall; bei Friedland. In Südböhmen bei Krummau! 252. G. Kützingiana Näg.^) Zopf, Spaltpflanzen T. 7, Fig. 5 ?, Rbh. Alg. exs, Nro. 630! Lager krumig oder krustenförmig, dünn, weich, braun bis braunschwärzlich. Veget. Zellen kugelig oder eckig, mit den Hüllen 4*5 bis 7*2 fi dick, dicht zusammen- *) Über die Beziehungen dieser und anderer GIoeocapsa-Arten zu anderen (höheren) Spaltalgen siehe des Verf.'s „Bemerkungen zur Systematik einiger Süsswasseralgen", p. 6. ig2 Grloeocapsa. gedrängt, iu etwa 150 jw dicke, kugelige oder eiförmige Familien vereinigt, mit braun gefärbten (die äussersten gelb oder fast farblos) Gallerthtillen . Auf nassen Felsen u. ä. wie vor. (4 — 10). Bisher blos am Mummelfall im Riesen- gebirge ! im Erzgebirge (Rbh. Kryptfl. p. 72). 253. G. aurata Stiz. Rbh. Alg. exs. Nro. 607 ! Lager dünn, krustenförmig, schwärzlich, Veget. Zellen kugelig oder eckig, ohne Hüllen 3'5 bis 5 ^ dick, zu etwa 20 bis 40, seltener bis 90 jW dicken Familien vereinigt, mit eng anliegenden, goldgelben (die äussersten öfters fast farblosen) leicht zerfliessenden Gallerthüllen ; var. j3) alpicola Brügg. Veget. Zellen bis 6 ft dick ; Gallerthüllen bis gelbbraun, sonst wie die typische Form. Auf nassen Holzbalken, Mühlrädern, an Schleussen u. ä., var. ß) auf feuchten Felsen (5 — 10). So bei Radotin nächst Prag, Leitmeritz, Lobositz, Opocno, Wotic, Bez- tahow, Veseli a. L., Hohenfurth, Bistritz nächst Neuem ; var. ß) bei Selc nächst Roztok, Dolanky und Chwaterub nächst Kralup; bei Set. Prokop, Set. Ivan nächst Beraun und Krummäu ! 254. G. stegophila (Itzigs.) Rbh. [Monocapsa stegophila Itzigs. Rbh. Alg. exs. Nro. 263 !^]. Lager krumig oder krustenförmig, schwärzlichbraun. Veget. Zellen mit den Hüllen 4*7 bis 8 (i, ohne diese etwa 3'3 ft dick, zu 4 bis 32 in etwa 50 bis 140 ft breite, kugelrunde oder rundliche bis unregelmässig gelappte Familien vereinigt. Gallert- hüllen gold- bis rothgelb oder entfärbt, ungeschichtet, die äussersten fast farblos, leicht zerfliessend. Dauerzelleu (Doppelsporen) mit glattem Exospor, von einer dunkelrothen Hülle umgeben.^) Auf alten Schindel-, Stroh- u. ä. Dächern zwischen Moos etc. (5 — 10). So bei Pürglitz ! 3. Sect. Eugloeocapsa nob. Zellinhalt blaugrün, seltener gelblich oder bräun- lichgrün. Hüllmembran farblos oder nur hell und undeutlich (gelblich oder bläulich) gefärbt, seltener bis schwarzbraun (G. nigra), a) Hüllen öfters bis schwarzbraun. 255. G. nigra (Menegh.) Grün. [Microcystis nigra Menegh. Nostoch. T. 9]. Lager gelatinös-krustenförmig, runzelig, schwarz. Veget. Zellen kugelig, schwarzbraun, einzeln oder zu 2 bis 4 (seltener mehrere) in Familien vereinigt, 5 bis 8'5 ^ dick, mit dünnen, hyalinen bis schwärzlichbraunen Hüllen und dunkel blau- oder graugrünem Inhalte ; var. ß) minor nob. Veget. Zellen 3 bis 5 ft dick, kugelig, mit eng anliegenden, braunschwarzen, meist undurchsichtigen Hüllen zu 2, 4 bis 8, seltener mehrere in Fa- milien vereinigt; 4zellige Familien 12 bis 15 fi im Durchm. An feuchten Mauern, Steinen wie vor. (5 — 10). So bei Sedlec nächst Lodenic; bei Eichwald nächst Zinnwald var. ß) ! h) Hüllen meist farblos, seltener hell violett, bläulich oder gelblich gefärbt; ci) Familien aus wenigen (1 bis 8 Zellen) bestehend. 256. G. montana Ktz. ampl. a) genuina (Ktz.) Krch. [G. montana Ktz. Tab. phycol. I. T. 19]. Lager gestaltlos, ziemlich dick, schleimig, blassgelb oder gelbgrün. Veget. Zellen kugelig, mit Hüllen 4 bis 9*8 ft, ohne diese 2 bis 4*8 ^ dick, meist einzeln oder zu zwei, in etwa 13 bis 28 ft dicken Familien, mit geschichteten, farblosen, oft leicht zerfliessenden Hüllen; var. ß) flavo-aurantia Ktz. Lager bis orangegelb, oft weit ausgebreitet, sonst wie die typische Form; ') Mehr über diese Spaltalge ist in Itzigsohn's Abhandlung in der Bot. Ztg. 1854, p. 649 nachzulesen. ^) Siehe Itzigsohn in Sitz.-Ber. d. Berlin, natnrf. Gesell. 1875. Grloeocapsa. ^53 b) caldarii Suriug. [G. caldariorum Rbh.]. Veget. Zellen meist einzeln, mit Hüllen 19 bis 39 fi, ohne diese 3 bis 6 (seltener bis 8) ft dick, sonst wie a). a) An feuchten Mauern, Felsen, Steinen, zwischen Moosen, besonders auf Um- fassungen von Brunnen, an feuchten Sandsteinen u. ä. (4 — 10). In der Umgebung von Prag zerstreut; so an feuchten Sandsteinplatten des Libusa-Bades bei Pankrac, an einem Brunnen an der Nordseite des Zizkaberges ebenfalls auf Sandsteinen, bei Kuchelbad an Wasserrinnen am Teiche hinter dem Badhause, ebenso oberhalb Slichow; an Brunnen bei Hlubocep, Set. Prokop, Selc nächst Roztok, Stechowic; Chwal; bei Hodow nächst Ouwal, Mühlhausen, Liboch, an einem Brunnen unter dem Donnersberg bei Ctinowes und bei Rovne nächst Raudnitz, ebenso bei Celakowic, in Leitmeritz, Lobositz, Schel- chowitz nächst Clzkowitz, Libochowitz, Klappay, Laun, Kozow, Citolib, bei Schlau, Bakow, Jung-Bunzlau (auch bei Gutwasser und bei Josephsthal); Turnau, Eisenbrod, Tannwald. In Südböhmen, bei Hofowic, Veseli a. L., Krummau, Rosenberg, Hohenfurth ; an einem Brunnentroge bei Eichwald nächst Teplitz ! h) an feuchten Mauern, seltener auch an Fenster- scheiben in Warmhäusern und in Bädern, so in Teplitz (Rabenhorst Flora alg. europ. II. p. 37). 257. G. muralis Ktz. Tab. phycol. I. T. 21, Rbh. Alg. exs. Nro. 121 ex p. ! Lager ziemlich ausgebreitet, dünn, gallertig, schmutzig oliven- bis braungrün. Veget. Zellen kugelig oder elliptisch, mit Hüllen 13 bis 26, ohne diese 5 bis 8 ft dick, 5 bis 9 (seltener bis 15) fi lang, einzeln, zu 2 bis 4 (seltener mehrere) in 15 bis 36 ^ dicken Familien. Hüllen farblos oder hellgelb (selten gelbbräunlich gefärbt, meist nicht deutlich geschichtet, ziemlich weit. An feuchten Mauern vorzüglich in Warmhäusern wie vor. (1 — 12). In Prag im Vermehrungshause des Prager Vereinsgartens, im Heine'schen, k. k. botan. und gräfl. Kinsky'schen Garten am Smichow ; in Warmhäusern des H. Bar. Hruby-Jeleni in Roth- Pecek bei Kolin, ebenso in Sichrow und Opocno spärlich, im Schlossgarten in Tetschen und Reichstadt ! 258. G. quaternata (Bröb.) Ktz. Tab. phycol. I. T. 20, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 598! Lager schleimig, mehr oder weniger ausgebreitet, schmutzig bis schwärzlich grün oder rothbraun. Veget. Zellen kugelig, mit den Hüllen 7 bis 11 ft, ohne diese 3 bis 4*5 ft dick, einzeln, zu 2 — 4 (seltener 8), in etwa 11 bis 22 y, dicken Familien. Hüllen ziemlich eng, geschichtet, farblos. An feuchten Felsen, auf nasser Erde wie vor. selten (4 — 10). So bei Leit- meritz und Lobositz; bei Habstein, Dittersbach und in Mittel- und Medergrund, bei Prebischthor und in der Edmundsklamm nächst Herrnskretschen ! 259. G. granosa (Berk.) Ktz. [Palmella granosa Berk., Gloeothece granosa (Berk.) Rbh.] Tab. phycol. I. T. 36, Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 595! Lager schmutzig gelb-, oliven- bis bräunlichgrün, schleimig-gelatinös, ziemlich ausgebreitet. Veget. Zellen kugelig oder oblong, mit Hüllen 7 bis 8 ;«, ohne diese 3 bis 5 ft dick, einzeln oder zu 2 — 4 (seltener mehrere), in etwa 18 bis 60 fi dicken Familien. Hüllen farblos, meist nicht deutlich geschichtet, ziemlich weit. An feuchten Mauern in Warmhäusern selten (1 — 12). So im k. k. botanischen Garten am Smichow, im Schlossgarten in Tetschen! ß) Familien meist aus vielen (mehr als 8) Zellen bestehend. 260. G. aeruginosa Ktz. Tab. phycol. I. T. 21. Lager krustenförmig, krumig oder schleimig, von blaugrüner bis grauspangrüner Farbe. Veget. Zellen mit Hüllen 4 bis 8-8 ^, ohne diese 2 bis 3 ft dick, kugelig, zu vielzelligen, 16 bis 50 ii dicken, kugeligen oder gelappten Familien vereinigt. Hüllen farblos, undeutlich geschichtet. An feuchten Felsen, Felsblöcken u. ä. (4 — 10). So an Kalksteinfelsen bei Set. Prokop, in Kuchelbad an einem Kalksinterblocke hinter dem Badhause, bei Karlstein, Set. Ivan, Sedlec nächst Lodenic, an Felsen längs der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun mehrfach, auf Felsen zwischen Debf und Josephsthal nächst Juugbunzlau; bei Bodenbach und Herrnskretschen! 2^54 Grloaooapsa — -A^phanocapsa. 261. G. punctata Näg. Einz. Alg. T. 1. Lager schleimig, schmutzig grau- schwärzlich. Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, 0'75 his 1'5 (selten 2'8) ft dick, zu 2 his 16, in kleinen his 23 ^ dicken Familien. Hüllen dick, farhlos, nicht deutlich geschichtet, im Innern leicht zerfliessend. Zellinhalt hlass spangrün gefärht, fast farhlos. An feuchten Felsen u. ä. (3 — 11). So an nassen Moldaufelsen hei Selc nächst Roztok auch in einer Chroococcus-Form, bei Chwateruh gegenüber Lihsic, auch an Kalk- steinfelsen längs der "Westbahn unterhalb Koda gegenüber Srbsko, ebenso unterhalb Korno und Tetin an der Beraun mehrfach! 262. G coracina Ktz. Tab. phycoL I. T. 21 [Protococcus atrovirens Corda, Microcystis atrovirens Menegh. Rbh. Alg. exs. Nro. 814!]. Lager krustenförmig, schwarz- braun oder fast pechschwarz. Veget. Zellen mit Hüllen 6 bis 14 fi, ohne diese 3 bis 4-5 fi dick, zu 1- bis vielzelligen, 9 bis 75 (i dicken Familien vereinigt, kugelig oder eiförmig. Hüllen geschichtet, weit, sehr hell violett (blos die inneren öfters intensiver) gefärbt. An feuchten Felsen, Steinen, seltener auch auf torfhaltigem Boden zwischen Moosen (4 — 10). So an feuchten Kalksteinfelsen bei Set. Prokop, an einem Kalkstein- blocke bei Kuchelbad, bei Solopisk nächst Cernosic, im oberen Karliker Thale nächst Dobfichowic, an feuchten Felsen bei Selc nächst Roztok mehrfach, gegenüber Lettek, Lihsic, bei Dolanky, Chwaterub, Mühlhausen ; bei Karlstein, Set. Ivan, unterhalb Tetin und Korno nächst Beraun, bei Sedlec nächst Lodenic; Kralup, Pürglitz, Rakonitz auch in der Nähe der Bergwerke „Morawia", bei Stech owic, Sazawa, Pecek, Elbeteinitz, Krummau! an feuchten Sandsteinen im Mittelgebirge (Corda, Sturm's Deutsch. Flora II. Abth.); bei Friedland! 263. G. livida (Carm.) Ktz. Tab. phycol. I. T. 21, Rbh. Alg. exs. Nro. 2029 ! Lager rundlich oder gelappt, schleimig, ziemlich ausgebreitet, von schmutzig-grüner oder olivenbräunlicher Farbe. Veget. Zellen mit Hüllen 6 bis 8 fi, ohne diese etwa 3*4 (i dick, in 16 bis 94 fi dicken Familien, mit sehr blass bläulichen, ungeschichteten Gal- lerthüllen. Auf feuchter, vorzüglich torfiger Erde, an Felsen, Mauern, Steinen, zwischen Moosen, Lichenen in gebirgigen Gegenden ziemlich selten (5 — 10). So bei böhm. Leipa, Reichstadt und Weisswasser, zwischen Debf und Josephsthal nächst Jungbunzlau, bei Königinhof, Liebenau nächst Reichenberg, Friedland; bei Chotzen, an feuchten Sand- steinen bei Liboch nächst Melnik, bei Zieh nächst Caslau! 264. G. atrata Ktz. Näg. Einz. Alg. T. 1. Rbh. Alg. exs. Nro. 173! Lager krustenförmig, schleimig, schwarz. Veget. Zellen 3-5 bis A'6 (i dick, mit den dicken, farblosen oder blass bläulichen, undeutlich geschichteten Gallerthüllen 9 bis 14-5 (i dick, meist zu vielen in 10 bis 83 fi dicke Familien vereinigt, mit blass spangiünem, ge- körntem Inhalte. An feuchten Felsen, Felsblöcken u. ä. in Gebirgsgegenden wie vor. (4 — 10). In der Prager Umgebung an silurischen Kalkstein- etc. Felsen mehrfach, so an Moldau- felsen bei Selc nächst Roztok, gegenüber Lihsic und Lettek und bei Dolanky mehrfach, bei Chwaterub und Steehowic; bei Karlstein, Bakow und Turnaul 45. Gattung. Aphanocapsa Näg. Veget. Zellen kugelig oder durch gegenseitigen Druck eckig, mit mehr oder weniger dicken, weichen und zerfliessenden Gallerthüllen, welche zu einem gemeinsamen structurlosen Gallertlager zusammenfliessen, in welchem die Zellen einzeln oder zu zwei genähert liegen. — Vermehrung wie bei Gloeocapsa. 1. Sect. Porphyridium (Näg.) nob. Zellinhalt blut- oder purpurroth, seltener rosenroth oder schmutzig violett. 265. A. cruenta (Ag.) nob. a) genuina nob. [Palmella cruenta Ag. Menegh. Nostoch. A. 6, Porphyridium cruentum (Ag.) Näg. Einz. Alg. T. 4, Hansgirg „Über -A-plianocapsa, 155 d. Polymorph, d. Algen" T. 2, Brit, Fresh.-alg. T. 5]. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 353 ! Lager oft weit ausgebreitet, hautartig-schleimig, bluthrotli (stellenweise auch dunkel- bis smaragdgrün). Veget. Zellen rundlich oder etwas eckig, 6*5 bis 9 ft dick, mit je einem sternförmigem, ein kugeliges Pyrenoid einschliessendem Chromatophor, in dessen grösserem Ausschnitt der Zellkern liegt ^) (in den Zwischenräumen der kurzen Fortsätze liegen kleine glänzende Tröpfchen).^) 6) Wittrockii (Rieh.) nob. [Porphyridium Wittrockii in "Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 440!]. Lager purpurfarbig bis rothbraun, hautartig- zähe oder weniger schleimig, mehr weniger ausgebreitet. Veget. Zellen 6 bis 10 ft dick, mit blass purpur- oder rosen- rothem Inhalte, sonst wie a). Auf feuchter Erde, am Grunde von alten Mauern, unter Dachtraufen, an un- reinen Orten in der Nähe von "Wohngebäuden in Dörfern etc. in der freien Natur [a), 4 — 10, und in "Warmhäusern [5), 1 — 12]! a) Durch ganz Böhmen zerstreut und stellen- weise häufig verbreitef. In Prag mehrfach, so z. B. an Mauern bei der Stephans-Kirche, am Aujezder-Thor, auf der alten Schlossstiege, an Grundsteinen des Prager Doms, im Heine'schen und k. k. botanischen Garten, an Gartenmauern bei Vysinka, an der Grenze von k. "Weinberge und "Wrsowic mehrfach (insb. bei der Villa Safafik), am Grunde des grossen Bahnviaductes auf der Hetzinsel, am "Westbahnhofe am Smichow, an Bahnvia- ducten unterhalb Zizkaberg; bei Troja, Kaisermühle, Podbaba, Sek, Libsic mehrfach (meist an Sandsteinmauern) ; bei Nusle, Michle, Strasnic, Malesic, Hrdlofez, Vysocan, Chwal, Roztok, Klecan, Podmoran, Zalow, Lettek, Kralup, Mühlhausen, Hled'seb, "Weltrus ; bei Krc, Kunratic, Branik, Hlubocep, Radotin, Chotec, Cernosic, Dobfichowic, Vsenor, Mnisek, Dobfls; bei Set. Prokop, Liboc, Hostiwic, Tachlowic, Tuchomefic, Statenic, Ounetic, Karlstein, Budnan, Set. Ivan, Lodenic, Tetin, Beraun, Königshof, Popowic, Zdic, Horowic, Jinec, Pürglitz, Stadtl, Rakonitz, Swolenowes, Schlan mehrfach ; bei Ho- stiwaf, Oufinowes, fi.ican, Bfezi, Sträncic, Mnichowic, Ondfejow, Sazawa, Kocerad, Dou- brawic, Cercan, Zampach, Eule, Stechowic; bei Böhm. Brod, Koufim, Koliu, Porican, Elbeteinitz, Lissa a. E., Neratowic, Lobkowic, Ouzic, Melnik, Liboch, Elbekostelec, Brandeis a. E., Raudnitz, Rowne, Budyn, Leitmeritz, Lobositz, Calositz, Libochowic, Clzkowitz, Sulowitz, Chlumcan, Laun, Peruc, Neu-Straschitz, Saaz, Bilin, Dux, Liptitz, Johnsdorf nächst Brüx, Teplitz, Eichwald, Osseg, Klostergrab, Mariaschein, Tellnitz, Eulau, Bünauburg, Dittersbach, bei Podersam, Jechnitz, Falkenau, Kaaden, Karlsbad, Franzensbad; bei Aussig, Schön-Priesen, Pömmerle, Tetschen, Peiperz und Bodenbach mehrfach, Herrnskretschen, Böhm. Leipa, Reichstadt, Hirschberg, "Weisswasser, Starkoc, Böhm. Kamnitz, Steinschönau, Haida mehrfach; Tannwald, Swarow, Eisenbrod, Semil, Turnau, Sichrow, Müuchengrätz, Bakow, Debf nächst Josephsthal, Jung-Bunzlau, Vsetat, "Wrutic; bei "Wlkawa, Kfinec, Dymokur, Kopidlno, Rozdalowic, Jicin, Wostromef, Hofic, Neu-Bydzow, Starkenbach, Alt-Paka, Parschnitz, Nachod, Belowes, Josephstadt, Smific, König- grätz, Doubrawic, Pardubic, Chotzen, "Wildenschwert, Politz, Opocno, "Wichstadtl und Bären- wald an der Adler; im Riesengebirge bei Ober-Hohenelbe, Krausebauden und noch in der Spin- delmühle ! im Reichenberger Gebiete (Menzel Beiträge) ; bei Zleb nächst Caslau, Chrudim, Hefmanmestec, Polna ; in Südböhmen bei Beneschau, Konopist, Bystfic, Tabor, Chotowin, Kowafow, Plana, Olbramowic, Wotic, Stupsic, Sobieslau, Kardas-ßecic, Neuhaus, Pilgram, ^) Vergl. Schmitz, Chromatophoren der Algen, p. 180. T. 1. 2) Mehr über die Entwickelung, den genetischen Znsammenhang dieser Alge mit Lyngbya antUaria sowie über die gelbUch- bis smaragdgrüne Varietät der Aphanocapsa cruenta ist in des Verf.'s „Physiol. u. algol. Studien, p. 80 f." nachzulesen. — Siehe auch meine Abhandlung in La uuova Notarisia, 1892, Xro. 1. Dass Porphyridium cruentum mit Pleurococcus oder Trente- pohlia im genetischen Zusammenhang nicht stehen kann, wie Borzi und P. Kichter glauben, hat schon Nebelung durch seine spectroscopischen Untersuchungen der Farbstoffe einiger Süsswasser- algen nachgewiesen (siehe Bot. Zeitung, 1878), denn das Absorptionsspectriim des Porphyridium stimmt in der Zahl der Absorptionsstreifen etc. mit dem von Phormidium am meisten überein (1. c. p. 23), so dass das Spectrum des rothen Pigments von Porphyridium als ein modificirtes Spectrum des Phox*midium-Farbstoffes aufgefasst werden kann (1. c. p. 24). J^gg .A^pliauocapsa. Pocatek, Veseli a. L., Lomnic, Wittingau, Zamost, Frauenberg, Gutwasser und Stein- kirchen nächst Budweis, Kaplitz, Zartlersdorf, Hohenfurth, Ruckendorf, Rosenberg, Ebenau, Krummau, Turkowitz; bei Protiwin, Putim, Pisek, Cimelic, Pfibram; bei Wodnian, Nepomuk, Blowic, Pilsen, Horazdowic, Klattau, Mies, Marienbad ! — 6) In Warmhäusern des gräfl. Kinsky'schen Gartens am Smichow (im Ananashause reichlich), ebenso im Schlossgarten in Tetschen und in Roth-Pecek; in der freien Natur bisher blos auf Steinen, welche von warmen Dämpfen befeuchtet werden an der Mündung des Abzugs- kanales unterhalb der Dampfsäge bei Kolin spärlich ! 2. Sect. Autaplianocapsa nob. Zellinhalt blaugrün, seltener oliven-, gelblich- oder bräuulichgrün. 266. A. membranacea Rbh. Lager hautartig-schleimig, oliven- oder schwärzlich- braun. Veget. Zellen kugelig oder länglich elliptisch, 4 bis 6 ju. breit, 7 bis 8 |W lang, einzeln oder zu zwei neben einander, mit öfters ziemlich deutlich begrenzten, zerflies- senden Gallerthüllen und blaugrünem, feingekörntem Inhalte. Auf feuchter Erde, am Rande von Sümpfen etc. selten (5 — 10). So bei Böhm. Leipa, Putim nächst Pisek und bei Steinkirchen nächst Budweis, Pardubitz! 267. A. testacea Näg. Rbh. Alg. exs. Kro. 1524. Lager formlos, gelatinös- hautartig, gelbbraun oder schmutzig röthlich. Veget. Zellen kugelig oder länglich-elliptisch, 7'5 bis 9*5 ft dick, einzeln oder zu zwei neben einander, mit gelblichem Inhalte und dünnen, leicht zerfliessenden Gallerthüllen. Auf feuchten Felsen, an nasser Erde, in Steinbrüchen etc. selten (4 — 10). So an feuchten Felsen an der Sazawa unterhalb Tfepsin nächst Eule! 268. A. biformis A. Br. Wittr. et Nordst. alg. exs. Nro. 600! Lager schmutzig oliveugrün, schleimig gelatinös, oft ziemlich ausgebreitet. Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, 4 bis 7 ft breit, einzeln oder zu 2 — 4 bis 8, von einer gemeinsamen, zerflies- senden Gallerthülle umgeben, auch nackt, kleine, etwa 14 jtt breite Familien bildend (seltener sind einzelne Zellen eiförmig, nackt oder schwach umhüilt), mit blass blaugrünem, stark lichtbrechendem Inhalte. An feuchten Kalkwänden etc. in Warmhäusern (1 — 12). So im Vermehrungshause des Prager Vereinsgartens, im k. k. botanischen Garten am Smichow, im Schlossgarten in Tetschen, Reichstadt und in Opocno ! 269. A. virescens (Hass.) Rbh. [Sorosporium virescens Hass. Freshwat. alg. T. 78, Aphanocapsa parietina Näg. Einz. Alg. T. 1]. Lager formlos, weich, gallertig-schleimig, mehr oder weniger Fig. 57. _ Aphano- ausgebreitet, schmutzig blaugrün oder olivenbräunlich. Veget. Zellen (Hass^ Rbh^'^^Ein kugelig, einzeln oder zu zwei neben einander, etwa 6 ^ breit, mit Stück des galiertigen blass spangrünem Inhalte, in welchem nicht selten ein kernartiges Lagers (etwa 200- Gebilde sichtbar ist, von massig weiten, meist nicht deutlich be- mal vergr.) ; daneben grenzten, zerfliessenden Gallerthüllen umgeben. ^''4oL^fYem-T^ ^^ feuchten Felsen u. ä. (4—10). So an Moldaufelsen bei Selc nächst Roztok! 270. A. fuscolutea nob, Lager formlos, gallertig, schmutzig gelb bis gelb" bräunlich. Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, 1 bis 1*5 ^ breit, einzeln oder zu 2 neben einander, dicht gehäuft, mit gelblich, seltener blaugrünlich gefärbtem Inhalte und farblosen, zerfliessenden Gallerthüllen. Auf feuchten Fensterscheiben u. ä. in Warmhäusern (11 — 12). So im Ver- mehrungshause des Prager Vereinsgartens ! 271. A. anodontae nob. Lager klein, formlos, gallertig, wenig schlüpferig' Veget. Zellen kugelig oder fast elliptisch, 1 bis 1*5 ft breit, einzeln, zu 2 oder mehreren -A-phanooapsa. J57 genähert, kleine, meist 10 bis 30, seltener mehr ^ breite Zellhaufeu bildend, mit blau- grlinem Inhalte, in farblosem Lager dicht neben einander liegend. An der Oberflcäche von alten Anodonta-, Planorbis- u. ä. Schalen, meist mit Trentepohlia de Baryaua u. ä. gesellig (4 — 10). Bisher blos bei Ounetic nächst Roztok, Libic nächst Podebrad, zwischen Steblova und Ceperka nächst Pardubic und bei B. Leipa! 272. A. brunnea (A. Br.) Alg. [Palmella brunnea A. Br., excl. Auacystis brunnea (Näg.) Wolle in Fresh-water Algae of the United-States, p. 329]. Lager gallertig- häutig, meist ausgebreitet, von brauner Farbe. Veget. Zellen kugelig, vor der Theilung länglich, 4'5 bis 5*5 ^ dick, einzeln oder zu zwei neben einander, mit oliven- oder bräunlichgrünem Inhalte und undeutlichen Gallerthülleu. Auf feuchter Erde, nassen Felsen etc. (4 — 10). So an feuchten Kalksteinfelsen bei St. Prokop gegenüber Nova Ves, am hohen Bahnviaducte in Hlubocep, bei Karlsteiu, auch an feuchten Felsenblöcken unterhalb Koda und Korno nächst Beraun ; bei Zieh nächst Caslau, Elbeteinitz! 273. A. flava (Ktz.) Rbh. (Palmella flava Ktz. Tab. phycol. I. T. 11.) Lager schleimig-gallertig, öfters weit ausgebreitet, von gelblichbrauner Farbe. Veget. Zellen kugelig oder länglich, durch gegenseitigen Druck auch eckig, 3 bis 6 (tt dick, im ge- meinsamen Lager dicht gedrängt, mit blass blau- oder gelblichgrünem Inhalte und un- deutlichen (aufgelösten) Gallerthüllen. Auf feuchten Mauern, Felsen und Hölzern u. ä. (4 — 10). So bei Kuchelbad nächst Prag, bei Ouzic nächst Kralup, B. Leipa, Bodenbach; Wolsan nächst Nepomuk, Prachatitz, Mies, Friedland! 274. A. Nägelii Rieh. Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 694. Lager gelatinös, trocken pulverig, dunkel blaugrün. Veget. Zellen kugelig, vor der Theilung länglich- elliptisch, 2'5 bis 4 fi dick, mit blaugrünem, in's Violette übergehendem Inhalte und leicht zerfliessenden undeutlichen Gallerthüllen. Auf feuchten Mauern etc. in Warmhäusern (1 — 12). So im Prager Vereins- garten und im k. k. botan. Garten am Smichow, im Schlossgarten in Tetschen, und Reichstadt ! 275. A. rufescens nob. [an Coccochloris sordida (Ktz.) Menegh. Nostoch. p. 67> Palmella sordida Ktz. Linnaea VIII. p. 377, T. 8].^) Lager formlos, schleimig-häutig, seltener gallertig - schleimig oder zerfliessend, von schmutzigoliven- oder gelbbrauner, seltener röthlich brauner Farbe. Veget. Zellen kugelig oder elliptisch, 2'5 bis 3*5 fi dick, einzeln oder zu zwei nebeneinander dicht gedrängt, mit olivengelblichem oder gelblich blaugrünem, seltener röthlichem Inhalte, und aufgelösten Gallerthüllen. Auf feuchten Mauern und Hölzern, insb. an Pumpenröhren, Wasserkästen etc. (4 — 11). So in Prag in einigen Privathäusern mehrfach auch auf der Insel Gross-Wenedig ; in Kralup, Mühlhausen, Lissa a. E., Kopidlno, Jicin, Opocno, Gross-Wossek, Podebrad, Nimburg, Unter-Befkowitz, Libochowitz, Leitmeritz, Tellnitz, Tillisch, Nestersitz, Schön- Priesen, Aussig, Bodenbach, Eulau ; noch bei der Wiesenbaude im Riesengebirge ; bei Srbsko, Hostin und Neuhütten nächst Beraun, Cimelic, Pilgram, Pocatek, Wolsan nächst Nepomuk, Blowic nächst Pilsen, Prachatitz, Winterberg, Beztahov nächst Wotic, Pilgram, Pocätek, Beneschau, Chrudim, Ronov nächst Caslau, Kuttenberg, Polna! 276. A. montana Cram. Lager gelatinös, von unregelmässiger Form, olivengelb, blassviolett oder graugelblich, bis fast farblos. Veget. Zellen kugelig, 3*5 bis 4 (seltener 5 j«) dick, in einer structurlosen Gallerte eingebettet, mit blassblaugrünem, fast homogenem Inhalte (die Gallerthüllen sind meist ganz aufgelöst); *) Verf. hielt früher die oben beschriebene A.-Form für eine Varietät der Aphanocapsa (Palmella) sordida, welche nach Kützing (Phycologia generalis p. 172) jedoch eine zweifelhafte Alge sein soll (Kützing [1. c] hält sie für einen Pilz). igg ^A-plianocapsa. var. ß) micrococca Cram. Veget. Zellen bloss 2 bis 3* 5 ^ dick, sonst wie die typische Form.^) Auf feuchten Felsen, Felsblöcken etc. zerstreut (4 — 10). Auf feuchten Felsen im St. Prokopi-Thale nächst Nova Ves, im Bahneinschnitte vor der Station Stupsic in der typischen Form, ebenso im Riesengebirge am Zähgrundwasser, an feuchten Felsab- hängen bei Petzer vor Grünbach ; var. ß) an silurischen Kalkstein- etc. Felsen in der Prager und Berauner Umgebung zerstreut, so bei St. Prokop unter der Kirche, gegen- über Nova Ves an einer feuchten Felswand mit Nostoc microscopicum etc. ; im Karliker- Thale nächst Dobfichovic, bei Karlstein, an Felsen längs der Westbahn zwischen Karl- stein und Beraun insb. unterhalb Korno, Koda und Tetin mehrfach,^ St. Ivan, Sedlec nächst Lodenic ; an Moldaufelsen bei Selc nächst Roztok, Chwaterub, Stechowic, bei Zleb nächst Caslau ; im Riesengebirge bei "Wurzelsdorf und Harrachsdorf; bei Turkowitz nächst Krummau in grosser Menge; bei Eichwald und Zinnwald im Erzgebirge; an feuchten Sandsteinfelsen zwischen Dittersbach und Hinter-Dittersbach, zwischen Peiperz und Max- dorf nächst Bodenbach bei Mittelgrund und in der Edmundsklamm nächst Herrnskretschen ! 277. A. fonticola nob. Lager dunkel span- bis schwärzlichblaugrün, dünn, wenig schleimig, formlos. Veget. Zellen kugelig, eiförmig oder elliptisch, 1'5 bis 3*5 seltener bis 4 jtt dick, 1 bis V-j^ (vor der Theilung fast 2)mal so lang als breit, mit blaugrünem Inhalte und dünner, farbloser Membran, einzeln oder zu 2 genähert, ziemlich dicht im gemeinsamen Gallertlager gehäuft.^) An im Quellwasser liegenden Kalksteinen, in offenen Felsenbrunnen, seltener auch in reinen Bergbächen etc. (5 — 10). So in einem Felseubrunnen vor Sliwenec ober- halb Kuchelbad, bei St. Prokop, im oberen Theile des engen Felsenthales, unterhalb Koda, am Kacakbache vor Hostin nächst Beraun, in Felsenthälern bei Solopisk und Karlik nächst Dobfichowic, in Quellen bei Mühlhausen, Tuchomefic, in einem Bache bei "Wesseln nächst Pömmerle, Haber, Kuranstalt Geltschberg nächst Auscha, Reichstadt; bei Elbe- teinitz, Zleb nächst Caslau; unter dem Wasserfall in der Leym'schen Höhle bei Schön- Priesen, bei Libochowitz, Böhm. Kamnitz und Kreibitz in Südböhmen ; bei Pilgram und Pocätek; Friedland, Liebenau, Langenbruck, Reichenau, Einsiedl nächst Reichenberg ! 278. A. pulchra (Ktz.) (Palmella pulchra Ktz.) Lager schleimig, weich ausgebreitet, oft höckerartige Klümpchen bildend, von blaugrüner Farbe. Veget. Zellen 3*5 bis 4"5 /it dick, kugelig oder etwas eckig, von einander entfernt, mit blass blaugrünem Inhalte und undeutlichen Gallerthüllen. In Sümpfen, am Rande von Teichen, Wassergräben etc., auch im Wasser schwimmend (4 — 10). So bei Malin nächst Kuttenberg, Kammitz nächst Tellnitz, Ko- wafow nächst Täbor mit Nostoc coeruleum! 279. A. salinarum nob, Veget. Zellen kugelig, 6 bis 8 |!* dick, zu zwei oder vier genähert (Zelltetraden sind 12 bis 21 /* dick), mit blass blau- oder olivengrünem Inhalte und massig erweiterten, undeutlich begrenzten (aufgelösten), farblosen Gallert- htiUen, zu einem wenig ausgebreiteten, formlosen Gallertlager vereinigt. In Salzwassersümpfen unter anderen Algen zerstreut (4 — 10). So bei Ouzitz nächst Kralup und bei Slatinan nächst Chotzen ! 280. A. thermalis Brügg. Lager gelatinös, formlos. Veget. Zellen kugelig oder elliptisch, 2*5 bis 4*2 ^ dick, mit blaugrünem Inhalte und aufgelösten Gallerthüllen, im gemeinsamen, farblosen Gallertlager dicht gehäuft; ') Zu den an der Luft lebenden A.-Arten dürfte auch die in diesem Werke (Prodromus, I. p. 139) als Palmella miniata var. aequalis beschriebene einzellige Alge = Aphanocapsa aequalis (Näg.) nob. zugezählt ■werden. 2) Diese A.-Form steht der A. virescens (Hass.) Ebh. am nächsten, unterscheidet sich jedoch von ihr durch die bedeutend kleineren Zellen, die Farbe des Lagers, den Standort, Form der Zellen etc. .A-phanocapsa — Chroococous. 159 var. ß) minor nob. Veget. Zellen etwa 1 (i dick, kugelig (puuctförmig), sonst wie die typische Form. An warmen Quellen in Carlsbad unter anderen Algen (4 — 11). So am sog. kleinen Sprudel etc. im Bette der Tepl unter der Sprudelkolonnade auch var. ß-, am Abfluss des warmen Wassers bei der Koliner Dampfsäge an der Mündung des "Wasser- kanals, ebenso bei der Königgrätzer Maschinenfabrik! 281. A. hyalina (A. Br.) nob. (Aphanothece hyalina A. Br.?, Palmella hyalina Bröb. rr Coccochloris hyalina Menegh.) Lager kugelig oder fast kugelig, gallertig, blau- oder olivengrün, von verschiedener Grösse, oft 4 mm bis 1^1^ cm im Durchm. Veget. Zellen 1*5 bis 2*5 dick, kugelig, elliptisch, oder eckig, mit blass blaugrünlichem Inhalte und aufgelösten Gallerthüllen, dicht gedrängt. In stehenden Gewässern selten (5 — 10). So in Nordböhmen bei (Fugau?) von Karl (Mus!) als Coccochloris stagnina Sprengel gesammelt! 46. Gattung. Chroococcus Nag. (Acapsa Nag.) Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, durch gegenseitigen Druck öfters auch etwas eckig, einzeln oder zu 2 — 4 (selten mehrere) nebeneinander stehende zu einer Familie vereinigt, mit dünner, selten dicker und deutlich geschichteter Zellhaut, ohne zusamraen- fliessende Gallerthüllen und Einschachtelung der Zellen und mit blau- oder olivengrünem, gelb-, orange- oder bräunlich-roth, seltener violett bis purpurroth gefärbtem Inhalte, ein schleimig-gelatinöses oder krustenfÖrmiges Lager bildend. — Vermehrung wie bei Gloeo- capsa. — 1. Sect. Rhodococcus nob.^) Zellinhalt purpurroth, violett oder grauviolett ge- färbt. Zellhaut dünn, blässer als der Zellinhalt gefärbt oder farblos. 282. Ch. caldariorum nob. (Rhodococcus caldariorum Hansg. Oesterr. botan. Ztschr. 1884, Nro. 10 und Wittr. et Nordst. Alg. exs. Nro. 697, 798!) Lager krusten- förmig, bröckelig, oft weit ausgebreitet, von schmutzig violetter Farbe. Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, ohne die äussere abstehende Schichte der Zellhaut 3 bis 6 fi, mit dieser 5 bis 15 ft dick, ein- zeln zu 2 oder 4 von einer dünnen, farblosen, abstehenden Membran umgeben, mit purpurroth oder violett gefärbtem Inhalte.^) Auf feuchten Mauern in Warmhäusern selten (1 — 12). So in einem Warmhause im Heine'schen Garten und im k. k. botan. Garten am Smichow reichlich,^) in Opocno und im Schlossgarten in Tetschen spärlich ! — 2. Sect. Chrysococcus nob. Zellinhalt gold-, orange-, oder Y\g. 58 a. Chroo- braungelb. Zellhaut farblos, oft dick und geschichtet. coccus caldariorum 283. Ch. macrococcus (Ktz.) Rbh. (Protococcus Ktz. Tab. Zellen und ZelTfa- phycol. I. T. 2 excl. Urococcus insignis (Hass.) Ktz., conf. Hansg. miUen (stark vergr.). Prodromus I. p. 144). Lager gelbbraun oder fahlgelb, schleimig, öfters ziemlich dick und weit ausgebreitet. Veget. Zellen kugelig, einzeln oder zu 2 bis 4 vereinigt, mit der farblosen, meist dicken und deutlich ge- schichteten Zellhaut 30 bis 82 (seltener bis 90) ii dick, ohne diese (Lumen) 25 bis 50 (seltener bis 80) f* breit, mit gelb, rothgelb oder gelbbräunlich gefärbtem Inhalte; *) Siehe des Verf.'s Abhandlung „Bemerkungen zur Systematik einiger Süaswasseralgen" p. 2 im Sep.-Abdr. ^) Diese Chrooeoccus-Form gebt wie viele andere nicht selten auch in eine Gloeocapsa- Form über. ■■') Ist von diesem Standorte in Wittr. et Nordst, Alg. exs. Nro. 697 vertheilt worden. IQQ Chroococons. var. ß) aureus (Ktz.) Rbh. (Protococcus aureus Ktz. Tab. pbycol. I. T. 2 excl. Ch. aureus Cienkowski „Über Palmellaceen etc." 1870, p. 423, T. 23). Veget. Zellen mit goldgelbem Inbalte, meist kleiner als wie bei der typiscben Form; var. y) aquaticus nob. Zellen mit gold- oder orangegelbem Inhalte, in dessen Mitte meist ein feurig rotber ölartig glänzender Tropfen enthalten ist, mit dünner, nur selten wie bei der Landform geschichteten Zellhaut.-^) Auf feuchten Felsen, nassem Torf- und Waldboden, am Rande von Sümpfen an der Luft und im Wasser (var. y) 3 — 11). In der Umgebung von Prag mehrfach, so in einem Wäldchen im Sarkathale, bei St. Prokop, Radotin, Chotec, im Libricer- Thale gegenüber Dawle, bei Stechowic, Mnisek, Dobfis, Karlstein, Srbsko, St. Ivan, Sedlec nächst Lodenic, Tetin, Hostin und Neuhütten nächst Beraun ; auf Felsen bei Selc, Roztok gegenüber Lettek und Libsic, bei Chwaterub; bei Bechowic und Ouwal, Kolin [auch von Veselsky (Mus !) mit Zygogonium ericetorum gesammelt], Elbe-Kostelec, Ouzic in den Salzwassersümpfen, an dem Rande derselben var. ß und y, ebenso in Sümpfen längs der Staatsbahn zwischen Slatinan und Chotzen in sehr grossen bis 90 [i dicken Exemplaren ; bei Kralup a. M., Jung-Bunzlau zwischen Debr und Josephsthal, Kopidlno, Rozdalowitz, in den Prachower-Felsen nächst Jicin, bei Böhm. Kamnitz, B. Leipa, Reich- stadt, Brenn, Eisenbrod, Tannwald, Swarow, Liebenau, Einsiedl, Reichenau nächst Rei- chenberg, Königgrätz, Königinhof, Pastwin nächst Wichstadtl reichlich, Lichtenau an der Adler, Nachod, Alt-Paka; im Riesengebirge unter der Spindlerbaude! (auf der Mädel- wiese und am Koppenplan Schrötter 1. c. p. 188), am Aupafall, im Aupagrunde, am Südabhange der Schneekoppe, im Riesengrunde, bei Harrachsdorf, Seifenbach, an den Steinigen Wasserfällen, bei Neuwelt, Wurzelsdorf, Starkenbach; in der böhm. Schweiz bei Dittersbach, Hinter-Dittersbach, Bodenbach, Peiperz, Edmundsklamm, Herrnskretschen ; bei Bünauburg, Aussig ; im Erzgebirge bei Moldau, Eichenwald nächst Teplitz, bei Osseg, Niclasberg, Geiersberg nächst Mariaschein, -Tellnitz, Podersam, Jechnitz, Carlsbad, Fran- zensbad; bei Libochowitz, Laun, Schlan, Swolenowes, Pürglitz, Rakonitz, Zdic, Cenkau, Hofowic, Pfibram, Bradkowic, Cimelic, Pisek, Protiwin, Strakonic, Nepomuk, Wolsan, Blowic nächst Pilsen, Klattau, Neuern, Bistritz, Eisenstein, Deffernik, am Lackasee und am Spitzberg; bei Prachatitz, Winterberg, Kuschwarda auch 7; bei Schewetin, Zamost, Steinkirchen und Frauenberg nächst Budweis, Forbes, Krummau, Hohenfurth, Rosenberg, Kaplitz; bei Veseli a. L. auch ß und 7, Kardas-fiecic, Neu-Bistritz, Neuhaus, Pocatck; bei Sobieslau, Lomnic, Wittingau, Beztahow, Janowic, Wotic, Plana, Tabor, Stupsic, Beneschau ; bei Sazawa, fiican ! 284. Ch. turicensis (Näg.) nob. (Ch. rufescens var. turicensis Näg. Einz. Alg. p. 46 T.). Lager gallertartig, schwach orange- farbig. Veget. Zellen kugelig, 19 bis 34 fi dick, einzeln oder zu 2 — 4 in Familien, mit ziemlich dicker, farbloser Membran und fein- körnigem, orangegelbem, selten in's Spangrüne übergehendem Inhalte. An feuchten Felsen etc. selten (4 — 10). So an Moldaufelsen bei Dolanky nächst Chwatebrub! ^c^'ccus tiiriceus?s°" ^^'^' ^^' "^^^^^^^^ nob.^) Lager schleimig-gallertig bis braun- (Nälasmatischen Zellinhalte. In warmen insb. schwefelhaltigen Quellen (1 — 12). In den Karlsbader Thermen nach Agardh (Alm. d. Carlsb. 1834, p. 55, Kützing, Phycologia germanica, p. 121, Cohn in den Abhandl. d. schles. Gesell, f. vater Cultur, 1862, p. 47). 2. ünterfamilie. Beggiatoeae nob.^) Fäden farblos,^) seltener rosen- oder pfirsich- roth, meist frei (seltener mit einem Ende festsitzend), öfters undeutlich gegliedert, mit lebhafter oscillarienartiger Bewegung, mit sehr zarten Scheiden oder (scheinbar) nackt, im plasmatischeu Inhalte Schwefelkörnchen enthaltend. 52. Gattung. Beggiatoa Trev.-^) Fäden frei oder blos in der Jugend mit einem Ende an Wasserpflanzen etc. angeheftet, cylindriscli, nicht verzweigt, mehr oder weniger deutlich gegliedert und un- gleich lang, steif, jedoch flexil, mit oscillarienartiger (kriechender etc.) Bewegung, nackt oder mit zarten, farblosen Scheiden, in plasmatischem, meist farblosem, seltener rosen- roth oder violett gefärbtem Inhalte, oft zahlreiche stark lichtbrechende Schwefelkörnchen enthaltend, seltener scheinbar nicht schwefelhaltig.'*) Vermehrung erfolgt durch Fragmeutirung der Fäden in ein- oder mehrzellige Fadenbruchstücke, welche zu neuen Fäden auswachsen.''') 1. Sect. Euheggiatoa nob.^) Fäden farblos, zu kreideweisen oder graugelb- lichen, schleimigen Massen vereinigt. 325. B. leptomitiformis (Menegh.) Trev.') [Oscillaria leptomitiformis Menegh. Ktz. Tab. phycol. I. T. 38, ? Ophiothrix sphaerocephalus Corda Alm. d. Carlsb. 1836, ^) Vergl. des Verf. Abhandlung in der Oesterr. botan. Ztschr. 1888, Nro. 7—8. 2) Rosenroth öder violett etc. gefärbte Beggiatoa-Arten aus der Section Chromobeggiatoa nob. (vergl. des Verf.'s Abhandlung in der Oesterr. botan. Ztschr. 1888 Nro. 7 und 8) sind mit Ausnahme der als Art zweifelhaften Beggiatoa roseo-persicina Zopf, welche nach Lankaster (Pleomorphismus der Bacterien, Biol. Centralbl. 188.5j p. 588) zu Bacterium rubens, nach anderen zu Rhabdomonas rosea Cohn gehören soll, in Böhmen nicht beobachtet worden. ^) Kützing (Species algarum p. 237) hat diese Spaltpilzgattung als eine Section der Spaltalgen-Gattung Oscillaria untergeordnet. *) Der Schwefelgehalt der kultivirten Beggiatoa-Fäden hängt einzig und allein von den Culturbedingungen (vergl. Winogradsky, Bot. Ztg. 1887, p. 503) ab. ^) Mehr über die Vermehrung etc. der Beggiatoen ist in Zopfs „Zur Morphologie der Spaltpflanzen" nachzulesen. "j Vergl. des Verf.'s Abhandlung in der Oesterr. botan. Ztschr. 1888, Nro. 7—8. ') Zopf (Spaltpilze, 1884, p. 70, *) Anmerk.) hält diese Beggiatoa- Art für eine Form von B. alba. 18ß Beggiatoa. p. 217 et Oscillaria punctata Corda 1. c. 1835, p. 210, Tab. 6] Rbh. Alg. exs. Nro. 1813. Fäden farblos, 1"8 bis 2*5 (i dick, einzeln oder zu dünnhäutigem, büscheligem, kreide- weissem, schmutzig bis gelblich grauem, schleimigem Lager oder zu fluctuirenden Flocken vereinigt, gegliedert.^) In stehenden oder langsam fliessenden Gewässern, "Wassergräben (4 — 10), Thermen, meist jedoch in schwefelhaltigen Quellen (1 — 12). In der Umgebung von Prag mehrfach, so in den Schanzgräben hinter dem gew. Kornthor, in Moldautümpeln bei Troja, Hlubocep, Branik, im Boticbache im trockenen Sommer 1886 — 1887 massenhaft, das Wasser verpestend, ebenso im Abzugsgraben der Modfaner Zuckerraifinerie am Ufer der Moldau im lauwarmen Wasser 1887; spärlich (meist nur vereinzelt unter anderen Algen) in Sümpfen bei Radotin, bei Beraun, Zakolan, im Mühlteiche bei Kunratic, bei Ouzic nächst Kralup, Kolin a. E. auch in lauwarmem Wasser bei der Dampfsäge, Velim, Pecek nächst Kolin; bei Rabstein, Chlumec a. C, Königgrätz, Königinhof, Johannisbad im Abflüsse der warmen Quelle, Elbekostelec, Lissa, Nimburg, Saidschitz, Bilin, Karlsbad in der Tepl mehrfach ! (von Corda, Schwabe u. A. als Oscillaria punctata am Fusse des Set. Bernhards-Felsens, im Abflüsse des Spitalbrunnens etc. beobachtet) ; bei Tabor, So- bieslau, Wittingau, Veseli a. L., Pilgram, Polna, Budweis, Pisek, Pfibram, Bfeznic! 326. B. alba (Vauch.) Trev.^) [Oscillaria alba Vauch. cum synonym, in Rbh. Flora europ. alg. IL p. 94, De Toni et Trevisan „Sylloge Schizomycetum", p. 937] Ktz. Tab. phycol. I. T. 38, Zopf, Spaltpflanzen T. 4, Fäden meist 3 bis 4 (seltener bis 5)^) fi dick, einzeln oder zu schmutzig, bis fast kreideweissen, schleimigen Massen oder fluthenden Flocken und Raschen dicht verflochten, gerade oder gekrümmt, oft Schlingen bildend, mit hyaliner, zarter, eng anliegender Gallertscheide, meist undeutlich gegliedert, farblos. Veget. Zellen 1 bis 2mal so lang als breit, meist viele Schwefel- körnchen enthaltend; var. ß) spiralis nob. Fäden blos an einem Ende, seltener der ganzen Länge nach spiralförmig gekrümmt oder schraubenartig eingerollt,*) mit der farblosen, öfters leicht abstehenden Scheide 3 bis 6 /ti breit, unbeweglich, sonst wie bei der typischen Form. In warmen und kalten, organische Substanzen enthaltenden Gewässern, in Ab- zugsgräben, Kanälen, warmen Quellen, Sümpfen, Abflüssen etc. von lauwarmem Wasser aus Fabriken u. ä. stellenweise massenhaft auftretend und öfters alle im Wasser liegende Gegenstände, auch die Mauern der Kanäle etc. in Form von weisslichen Schleimmassen überziehend und durch mehr oder weniger starken Schwefelwasserstofi"-Geruch sich be- merklich machend; var. ß) auch auf faulenden Fadenalgen, Blättern festsitzend (1 — 12). In der Umgebung von Prag mehrfach, so im Boticbache im Nuslethal 1887 im Sep- tember und October massenhaft, bei Modfan im Abflüsse des lauwarmen Wassers aus der Zuckerraffinerie, bei der Dampfsäge nächst Kolin spärlich, bei Ouzic nächst Kralup, Königgrätz, Chotzen, Chlomek nächst Turnau, Rozdalowic, B. Leipa, Johannisbad im Abflüsse der warmen Badequelle, bei der Zuckerfabrik nächst Chlumcan bei Laun; in den warmen Quellen von Karlsbad am schlammigen Boden im Bette der Tepl unter der Sprudelkolonnade und fast überall, wo Oscillarien in Desorganisation gerathen! (schon von Corda in Karlsbad beobachtet, Alm. d. Carlsb. 1836, p. 201); in Südböhmen bei Tabor, Stupsic, Wittingau, Neuhaus, Pocatek, Steinkirchen nächst Budweis, bei Pilsen, Klattau, Pisek! var. ß) in einem Tümpel bei Podol nächst Prag, in Sümpfen an der Bahn bei Oufinowes, bei Winterberg in Südböhmen! ^) Dass die Beggiatoen wie die Oscillarien gegliedert sind, hat Cohn (Untersuchungen über Bacterien, 1875, p, 179) nachgewiesen. '^) Schnetzler (Notice sur Beggiatoa alba Vauch., 1885) glaubt, dass diese Beggiatoa eine durch Parasitismus in der Ausbildung zurückgegangene Oscillaria ist. =•) Vergl. Zopf (Spaltpilze, 1884, p. 70). *) Ist mit ähnlich eingerollten, abgerissenen Stielen von Vorticellen u. ä. nicht zn ver- wechseln. Beggiatoa. X87 327. B. arachnoidea (Ag.) Rbh. [Oscillaria arachnoidea Ag., Leptomitus in- compositus Ag. cum aliis synonym, in De Toni et Trevisan „Sylloge Schizomycetum" p. 936j. Fäden 5 bis 6'5 fi dick, einzeln oder zu dünnhäutigen, schleimigen, spinn- webeartigen, kreideweissen oder graugelblichen Schleimhäuten vereinigt, deutlich gegliedert, meist lebhaft beweglich, farblos. Veget. Zellen ^2 ^^^ Imal so lang wie breit, mit ge- körntem Inhalte, Endzellen abgerundet; das Vorderende der Fäden nicht selten leicht bis hakenförmig [var. ß) uncinata nob.] gekrümmt. In Sümpfen, warmen Quellen, wie vor. jedoch seltener (1 — 12), var. /3) meist in kaltem Wasser (4 — 10). An warmen Quellen in Karlsbad von Agardh entdeckt (Flora, 1827, p. 634, Alm. d. Carlsbad, 1834, p. 58) meist in etwa 25'^ R. warmem Wasser auf schlammigem Boden ; in Sümpfen bei Ouzic nächst Kralup, Haida, Chotzen auch var. /3), zugleich mit einer Form mit undeutlichen Querwänden und ziemlich dicken Gallertscheiden ! 2. Sect. Chromoheggiatoa nob.^) Fäden frei, seltener mit einem Ende an fau- lenden Gegenständen etc. festsitzend, von rosen- bis pfirsichrother Farbe, ^) violette oder violettbräunliche, blutrothe Überzüge an im Wasser faulenden Substanzen bildend oder das Wasser roth färbend. 328. B. roseo-persicina Zopf „Zur Morphol. d. Spaltpflanzen" T. 5 [incl. Mante- gazzaea rosea (Cohn) Trev. Sylloge Schizomyc. p. 22].^) Fäden etwa 3 bis 4 fi dick, meist kurz und undeutlich gegliedert, gerade oder gekrümmt, an beiden Enden leicht verdünnt, von rosen-, violett- oder pfirsichrother Farbe; im Zellinhalte mit zahlreichen Schwefelkörnchen, welche oft in Querzonen an den Querscheidewänden gehäuft sind. In stagnirenden, stehenden oder langsam fliessenden Gewässern zerstreut (5 — 10). So bei Saidschitz nächst Bilin und bei Ouzic nächst Kralup spärlich! II. Ordnung. Eubacteria (Baculogenae Trev. 1885). Einzellige oder mehrzellige, meist Stäbchen- oder fadenförmige, gerade oder spiralig gekrümmte, ruhende oder frei bewegliche, einzeln oder zu grossen Haufen etc. im schleimigen Lager vereinigte Spaltpilze. Die einzelligen Formen wachsen später in langgegliederte Fäden ohne deutliche Scheiden aus, welche nie mit einem Ende festge- wachsen sind. Vermehrung erfolgt durch Zerfall der Fadenformen in Bruchstücke und durch Sporen (Endo- oder Arthrosporen), welche meist einzeln innerhalb der veget. Zellen ge- bildet werden und entweder diesen an Grösse gleich oder etwas grösser (seltener kleiner) als diese sind. Übersicht der Bacterien. XIII. Familie. Bacteriaceae (BaciUeae Trev.). Veget. Zellen oder Zellfäden cylindrisch, gerade oder mehr weniger bis schraubenförmig gewunden, lebhaft beweglich oder unbeweglich, einzeln oder in Familien, ohne bestimmt umgrenzte Schleimhüllen (Kapseln). XIV. Familie. Myconostocaceae (KlebsieUeae Trev.). Veget. Zellen oder Zellfamilien in bestimmt umgrenzte Gallertcysten eingeschlossen, unbeweglich. 1) Vergl. des Verf.'s Abhandlung in der Oesterr. botan. Ztschr. 1888. Nro. 7—8. 2) Nach Zopf („Zur Morphologie der Spaltpflanzen, p. 31") sind die festsitzenden Fäden am unteren Ende öfters fast farblos. ') Über die zum Formenkreise dieser zweifelhaften Spaltpilzait gehörigen Entwickelungs - formen vergl. P. Richter's Abhandlung in der Hedwigia, 1884, Nr. 12 und Zopfs obencitirtes Werk. 138 Spirillum. XIII Familie. Bacteriaceae Zopf (Bacilleae Trev.). Stäbchen- oder fadenförmige, unbewegliche oder mehr weniger lebhaft bewegliche (kriechende oder schwärmende), gerade, gekrümmte bis schraubenförmig gewundene Spaltpilze, ohne Special-Gallerthüllen und bestimmt umgrenzte Schleimkapselu. Vermehrung erfolgt durch einzelne veget. Zellen (Stäbchen oder Coccen) und durch Sporen, welche meist endogen gebildet werden (in der Gattung Bacterium durch Arthrosporen). 1. Unterfamilie. Spirobacteria Cohn 1872 (Spirillcae Trev.). Veget. Zellen oder Fäden spiralig gedreht, biegsam oder starr, meist mit lebhafter rotirender u. ä. Bewegung. 55. Gattung. Spii'illum Ehrb. ampl.i) (incl. Spirochaete Cohn et Thiospirillura Winogr.). Zellen oder Fäden cylindrisch oder schwach abgeplattet, spiralig gekrümmt oder schraubenförmig gewunden, wenig biegsam, in vegetativem Zustande lebhaft be- weglich (frei im Wasser herumschwimmend) oder ruhend, mit oder ohne Geissein. Vermehrung im Ruhezustande durch Quertheilung der Zellen, wobei die Tochter- zellen sich bald von einander trennen oder durch mehrzellige Fadenfragmente und durch endogene Sporen (Endosporen). — Auch Zoogloea-Zustände sind vorhanden. 1. Sect. Spirochaete (Ehrb.) Trev. Fäden oft sehr lang, schraubig gedreht (nicht selten mit ungleichartigen Windungen), meist lebhaft beweglich (bei S. Schröteri und S. ferrugineum unbeweglich), biegsam, farblos.^) Im Wasser seltener auch an der Luft (S. Schröteri) lebend. 329. S. plicatile (Ehrb.) Duj. [Spirochaete plicatilis Ehrb., Spiruliua plicatilis Cohn, Beitr. z. Biol. d. Pflanzen, I. 1872, T. 3, cum aliis synonym, in Winter's „Pilze", p. 61, ? Cochlyothrix vaga Corda Alm. d. Carlsb. 1839, T. 1, p. 219]. Fäden cylindrisch, meist nur 0*5 bis 1 (seltener bis 2) ^ dick, 110 bis 230 ^i lang, seltener länger, mit zahlreichen, engen Windungen, welche öfters eine zweifache Wellenlinie zeigen, wobei die primären Windungen gleich gross, die secundären aber oft ungleich sind. Endzellen stumpf abgestutzt. Bewegungen meist sehr lebhaft, blitzartig. Die frei herum vor- und rückwärts schwimmenden Fäden rotiren um ihre Längsachse, wobei sie auch Bewegungen und Schlängelungen verschiedener Art ausführen. In Sümpfen, Abflüssen aus den Fabriken etc. zerstreut, meist vereinzelt unter anderen Spaltpilzen und Algen (5 — 10). In der Umgebung von Prag bisher blos in den Schanzgräben hinter dem gew. Kornthor und in Tümpeln an der Moldau bei Hlubocep; in Sümpfen bei Chotzen ! 330. S. Schröteri Cohn (Spirochaete Schröteri Cohn). Hansgirg „Über neue Süsswasser- etc. Bacterien" T. 2, Fig. 17. Fäden farblos, sehr dünn, kaum 0*3 (scheinbar 0'7 bis 1) /t dick, oft nur 6 /u. lang, mit 3 bis 6 oder mehreren etwa 1 /ti hohen, steilen Windungen, korkzieherartig gewunden, gerade oder gekrümmt, unbeweglich,^) von einer ziemlich weiten, farblosen Gallerthülle umgeben, meist zu grossen Gallertmassen vereinigt, seltener vereinzelt im Gallertlager anderer Kellerbacterien zerstreut. An feuchten unterirdischen Mauern insb. in alten Weinkellern gallertige, grau- gelbliche, oft bis Y2 cm dicke und sclüeimige Überzüge bildend, meist in Gesellschaft von Leucocystis cellaris und anderer Kellerbacterien (1 — 12). So im Gürtler's Wein- ') Über die Beziehungen der Spirilhim- (Spirochaete-) Formen der Spaltpilze zu anderen Bacterienformen vergl. Zopf „Zur Morpholog. der Spaltpflanzen", p. 13 n. a. ^) Ul)er pliycochromhaltige Spirochaeten siehe Lagerheim's diesbezügl. Abhandlung in den Ber. d. deutsch, bot. Gesell. 1892, Heft 7. ^) Über das Verhalten dieser Spirillinn-Art, wenn sie dem Sonnenlichte ausgesetzt wird, siehe des Verf.'s Abhandlung in den Sitzungsber. der k. böhm. Gesell, der Wissenschaften in Prag, 189G, L p. 22. SpiriUum. 189 keller auf der Prager Neustadt reicblicli und in einigen Weinkellern auf der Altstadt spärlich ! 331. S. ferrugineum (Ktz.) De Toni [Spirochaete ferrugiuea nob. olim, Spiru- lina? ferrugiuea Krcb., Gloeotila ferruginea Ktz., Gloeospbaera ferruginea Rbh. Alg. exs. Nro. 387 ! Mettenbeimer „Über Leptotbrix ocbracea" T. 4, cum aliis synonym, in Sylloge Schizomycetum De Toni's und Trev. p. 87]. Fäden kurz, rostgelb, unregelmässig lose spiralförmig gewunden, undeutlicb gegliedert, unbeweglicb, einzeln oder zu mehreren verflochten, oft dicht zu rotbbraunen, gallertigen Massen vereinigt. In eisenhaltigen Gewässern, Sümpfen, Quellen u. ä. ockergelbe Flocken bildend, öfters mit Leptotbrix ocbracea gesellig (5—10). Bisher blos in einem Sumpfe bei Püllna nächst Brüx und bei Sulowitz nächst Lobositz ! 2. Sect. Euspirillum Trev. Zellen meist cylindrisch, kurz, regelmässig spiralig gewunden, rigid, im vegetativen Zustande lebhaft beweglich, mit Geissein versehen. 1. Subsect. Vibrio (Cohn) nob.^) Zellen farblos, mit fein punctirtcm, seltener grössere Schwefelkörucheu enthaltendem, plasmatischem Inhalte. 332. S. nigula (Müll.) Winter (Vibrio rugula Müll.) Cohn Beitr. z. Biol. I. 1872, T. 3. Zellen bogenförmig oder s-artig gekrümmt, meist nur mit einer einfachen Spiralwindung, O'ö bis 2-5 /t dick, 6 bis 18 ^ lang, einzeln oder dichte Schwärme bildend, zuweilen zu Ketten verbunden, an jedem Ende eine Geissei tragend, lebhaft um ihre Längsachse rotireud. Höhe der Windungen 5 bis 10 ju, Durchm. 05 bis 2 .u. Sporen kugelig, in dem vor der Sporenbilduug kugelig, anschwellendem Zellende ent- stehend. In sumpfigen Gewässern, Tümpeln, Infusionen, alten Algeukulturen u.a. (4—11). In der Umgebung von Prag mehrfach, so in Strassengräben bei Wolsan mit Eugleuen und Oscillarien, in Moldautümpeln bei Hlubocep, Hodkowicka unter Oscillarieu und Diatomaceen (auch in meinen Algeukultnren). Bei Sudomefic nächst Tabor in einer Form, deren sehr blass bläulichgrün gefärbte, bis 3 /x dicke und 18 ^ lange Zellen mit einer Windung versehen waren ! 333. S. serpens (Müll.) Winter [Vibrio serpens Müll.] Cohn. Beitr. z. Biol. L, 1872, T. 3. Zellen mit mehreren, meist 3 bis 4 Spiralwindungeu, etwa 0'5 bis 1 ft dick, 10 bis 28 ^ lang, einzeln oder zu Ketten verbunden, seltener lange Stränge oder Schwärme bildend, in welchen unzählige, lebhaft bewegliche oder zitternde Zellen dicht gedrängt sind. Die zur Ruhe gekommenen Zellen wachsen oft zu langen Fäden aus, an welchen die Windungen öfters ganz verschwinden und die zu dünnen, verfilzten Häutchen sich verflechten. In stagnirenden Gewässern, faulenden Flüssigkeiten etc. wie vor. (4 — 11). Unter Algen aus der Umgebung von Prag, Avelche ich längere Zeit im Zimmer kultivirte! 334. S. undula (Müll.) Ehrb. [Vibrio undula Müll. incl. V. prolifer Ehrb. nach Cohn Beitr. z. BioL I , p. 181, T. 3]. Fäden 1 bis 1*5 (x dick, 8 bis 16 (i lang, mit V2 bis 6 Spiralwindungen, jede Windung 4 bis 5 (nach Warmiug bis 10) (i hoch und fast ebenso lang, an jedem Ende mit einer Geissei, lebhaft beweglich, mitunter auch Zoogloea bildend. In sumpfigen Gewässern, Infusionen, wie vor. nicht selten (4 — 11). So in der Umgebung von Prag mehrfach, in den Prager Schanzgräben, bei Slichow, in meinen Algen kulturen ! 335. S. tenue Erb.^) Beitr. z. Biol. I. 2, T. 3. Zellen lebhaft beweglich, 1 bis 2V4 f* dick,^) 4 bis 15 ^i lang, mit 1^2 bis 4 Windungen, jede von 2 bis 3 (nach ^) Vergl. des Verf.'s Abhandlung iu der Oesterr, botan. Ztschr. 1888, Nro. 7—8. 2) Dujardin vereinigte diese S.-Art mit S. undula (Müll.) Ehrb. — Über die Ubergangs- formen dieser Spirillum-Art in andere etc. siehe Zopf „Zur Morpholog. d. Spaltpflanzen" p. 13. ') Nach Warming und Ehrenberg. 29Q Spirilluin — Bacillus. Cohn), 8 bis 10 (nach Warming) [i Höbe, einzeln oder in dichten Schwärmen und Haufen, auch unbeweglich und dann Zoogloea bildend. In Sümpfen, Infusionen etc. wie vor. (4 — 11). So unter Algen aus der Prager Umgebung, welche ich längere Zeit im Zimmer kultivirte! 336. S. volutans Ehrb. Beitr. z. Biol. I. 2, T. 3. cum synonym, in De Toni's et Trevisan's „Sylloge" p. 92. Zellen meist lebhaft beweglich, 1"5 bis 2 ft dick, 25 bis 30 (i lang, mit 2 bis 4 (seltener mehr) Windungen von 9 bis 13 (i Höhe und 6^2 f* Breite, an den abgerundeten, etwas verdünnten Enden mit einer Geissei, im farblosen plasmatischen Inhalte Schwefelkörnchen enthaltend. In stagnirenden Gewässern, Infusionen u. ä. wie vor. oft mit Beggiatoen ge- sellig (4 — 11). So in Algenkulturen unter Algen von Ouzic nächst Kralup spärlich! 2. Subsect. Ophidomonas (Ehrb.) nob.-^) [incl. Thiospirillum Winogr. ex p.]. Zellen rosen- oder blutroth, violett bis röthlichbraun, im plasmatischen Zellinhalte mit mehr oder weniger zahlreichen stark lichtbrechenden Schwefelkörnchen. 337. S. sanguinenm (Ehrb.) Cohn. Beitr. z. Biol. I. 3. T. 6.^) [Ophidomonas sanguinea Ehrb., Thiospirillum sanguineum Winogr.]. Zellen cylindrisch, meist 3 bis 4 |it dick, 3 bis 5 seltener mehrmal so (nach Warming bis 65 (i) lang, an einem (seltener an beiden) abgerundeten Enden mit je einer Geissei und 2 (seltener blos V2 oder 2^/2) Windungen. Höhe der Spirale 9 bis 12 [i, Durchm. etwa ^3 der Höhe. Im rosen- bis blutroth gefärbten Zellinhalte sind meist viele Schwefelkörnchen enthalten. In salzigen, sumpfigen Gewässern selten (5 — 10). So bei Saidschitz nächst Bilin, Püllna nächst Brüx und bei Cizkowitz nächst Lobositz in grösserer Menge! 2. Untergruppe. Microhacteria Cohn 1872 (Eubacilleae Trev.). Zellen oder mehrzellige Stäbchen gerade oder leicht gekrümmt, nicht spiralig gewunden, spontan beweglich oder bewegungslos. 56. Gattung. Bacillus [Sclerothrix Metschn.].^) Stäbchen cylindrisch, oft fadenförmig, undeutlich gegliedert, ^) gerade oder leicht gekrümmt, an den Enden abgerundet oder stumpf abgestutzt, meist zu dichten Schwärmen vereinigt oder in geraden Reihen (sog. Ketten von Stäbchen) angeordnet, seltener einzeln, unbeweglich oder lebhafte Bewegungen ausführend, an den Zellen oft mit je einer Geissei versehen. Vermehrung erfolgt durch Quertheilung der veget. Zellen, resp. der Stäbchen und durch Endosporen, welche in den veget. Zellen (resp. Stäbchen) ohne deren vor- herige Anschwellung gebildet werden. In einigen Bacillus-Arten wachsen die Zellen vor der Sporenbilduug zu langen Fäden aus (Streptobacter) ; bei anderen theilen sich die Zellen in kleinere, bis fast ku- gelige Glieder (Coccen); bei manchen Arten kommen unter gewissen Umständen auch abnorme (krankhaft deformirte) Gestaltveränderungen vor (sog. Involutionsformen). ^) 1. Sect. Euhacülus nob.^) Stäbchen mit farblosen, feinkörnigem Plasma ohne Schwefelkörnchen, zu farblosen oder grau- bis gelblichbräunlichen Schleimmassen (Zoo- gloeen) vereinigt.^) ^) Y^i'gl- des Verf.'s Abhandlung in der Oesterr. botan. Ztschr., 1888, Nro. 7—8. ") Über die Beziehungen dieser Spirillum-Art zur Beggiatoa roseo-persicina Zopf siehe Zopfs „Zur Morphologie der Spaltpflanzen % p. 35. ') Andere Synonymen sind in De Toni's und Trevisan's „Sylloge Schizomycetum" p. 23 enthalten. *) Dass die Bacillus-Stäbchen aus mehreren, kurzen Gliedern bestehen, welche erst nach Anwendung von wasserentziehenden und färbenden Reagentien deutlich werden, hat De Bary 1. c. p. 500 nachgewiesen. ^) Mehr über diese Formen siehe in Zopfs „Spaltpilze", 1884, p. 9 u. a. ^) Im Nachfolgenden sind blos einige in Böhmen verbreitete indifferente Bacillus-Arten berücksichtigt worden (alle pathogenen und zymogenen Formen sind ausgeschlossen worden). Bacillus. 191 338. B. (Streptobacter) subtilis (Ehrb.) Cohn ^) [Vibrio subtilis Ehrb. cum aliis synonym, in De Toni et Trev. „Sylloge", p. 44, Cohn Beitr. z. Biol. d. Pflanzen, I. 1872, T. 3, 1876, T. 11]. Veget. Zellen (Stäbchen) cylindrisch, 1 bis 1'5 [i dick, etwa 3 bis 6 ;it lang, an jedem Ende eine Geissei tragend, einzeln oder kettenförmig ver- bunden, lebhaft beweglich, vor der Sporenbildung zu längeren Fäden auswachsend, welche sich zu einem oft ziemlich dicken, an der Oberfläche der Näbrflüssigkeit schwimmenden Häutchen verflechten. In jedem Gliede der sporenbildenden Fäden entsteht in der Mitte je eine elliptische Spore, die 0*6 bis 0'8 /* breit, 1*2 bis 2*2 ju. lang, von einer festen Membran umgeben und mit stark lichtbrechendem, farblosem Inhalte versehen ist. Durch Auflösung der Fäden werden die Sporen frei und fallen zu Boden, wo sie auch später keimen, indem ihre Membran durch eine Querspalte gesprengt wird und der Keimfaden (Bacillus) durch die Spalte scheinbar seitenständig heraustritt; var. ß) cellaris Hansgirg, Über neue Süsswasser- und Meeres-Algen und Bac- terien, 1890, T. 2. Veget. Zellen (Stäbchen) cylindrisch, gerade oder leicht gekrümmt, 0*5 bis 1 (seltener bis 1"5) jw dick, meist 3 bis 6 (seltener 12) und mehr so lang, farblos, mit homogenem, stark lichtbrecheudem Inhalte, zu grau- oder gelblichbräunlichen, öfters ziemlich dicken, schleimigen, formlosen Lagern dicht gehäuft, unbeweglich,^) zoo- gloea-bildend oder im Gallertlager anderer Kellerbacterien zerstreut; var. y) caldariorum nob. Stäbchen etwa 0'5 ^i breit, meist 4 bis 5mal so lang, unbeweglich, nach ein- oder zweitägiger Kultur am Lichte aber in Schwärmzustand übergehend, sonst wie var. ß). In stehenden Gewässern, Infusionen, alten Algenkulturen u.a. (4 — 11), var. ;5) an feuchten Kellerwänden, insb. in alten Wein- und Bierkellern, var. y) auf feuchten unreinen Fensterscheiben in alten Warmhäusern oft weit ausgebreitete, klebrige Schleim- überzüge bildend (1 — 12). So in Prag (var. ß) in einigen alten Wein- und Bierkellern auf der Altstadt, im Gürtler's Weinkeller auf der Neustadt, Elsner's Weinkeller etc. auf der Kleinseite, meist in Gesellschaft anderer Kellerbacterien und des Khacodium cellare Pers. ; var. y) im Vermehrungshause des Prager Vereinsgartens. Die typische Form unter Algen aus der Prager Umgebung (aus dem sog. Libusa-Bade nächst Pankrac, aus Moldautümpcln bei Hlubocep etc.), welche ich längere Zeit im Zimmer kultivirte, in einigen alten Algenkulturen in den Gewächshäusern des k. k. bctan. Gartens am Smichow meist unter Oscillarien, unter Algen von Neudorf nächst Koliu, Libic nächst Podebrad, Einsiedl und Liebenau nächst Reichenberg, Schönwald nächst Friedland! 339. B. terrigenus Frank.^) Veget. Zellen cylindrisch, seltener fast eiförmig, gerade gestreckt oder kommaartig gekrümmt, 1 bis 1*8, seltener blos 0"6 oder 1 y, dick, bald lebhaft, bald träge beweglich, im Zoogloea-Zustande unbeweglich. Sporen in jedem Stäbchen blos eine oder zwei in der Nähe des Zellendes entstehend, kurz oval, sehr stark lichtbrechend. ^) Auf feuchter Erde, so in meinen Kulturen einiger auf feuchter Erde vegeti- renden Chlorophyceen [Hormiscia (Ulothrix) flaccida, Hormidium parietinum u. ä.], aus der nächsten Umgebung von Prag ! dann auf der Schneekoppe im Riesengebirge (Frank, Berichte der deutsch, botan. Gesell. 1886, p. CVX.). ^) Nach Winter (Pilze, p. 35) sind zwischen dieser B.-Art und B. ulna Cohn Beitr. z. Biol. I., 1872, T. 3., dessen Stäbchen 1 bis 2 /x dick, 3 bis 12 fi lang sind, Zwischenformen be- obachtet worden. ^) Über die Abhängigkeit der Schwärmbewegungen dieses Spaltpilzes vom Lichte siehe des Verf.'s Abhandlung in der Oesterr. botan. Ztschr. 1888, Nro. 7—8 im Sep.-Abdr. p. 6 ')Anmerk. 3) Ist höchst wahrscheinlich blos eine Varität der vor. Art, yergl. auch Maggiora in Ri- forma medica, 1887. *) Mehr über die Leptothrix-, Stäbchen- und Zoogloea-Form dieser Bacilkis-Art etc. siehe in der Abhandlung Frank's „Über die Microorganismen des Erdbodens", Berichte der deutsch, bot. Gesell. 1886, p. CXI. 192 BaoiUus. 340. B. vialis nob. Stäbchen kurz-cylindrisch, gerade, meist 3 bis 4 fi dick, etwa 1 bis 2mal so lang, farblos, sonst der vor. Art ähnlich. Auf feuchter, unreiner Erde, auf Wegen, in Strassengräben etc. (4 — 11). Unter Algen (Oscillarien u. ä.) an einem Strassengräben an der Wolsaner Strasse nächst Prag ! 341. B. megatherium De By.^) Vergl. Morphol. u. Biol. der Pilze, 1884, p. 500, Fig. 194. Stäbchen cylindrisch, etwa 1*3 bis 2*5 fi dick, 4 bis 6 (seltener bis 20)mal so (etwa 10 ^) laug, gerade oder in der Mitte leicht gekrümmt, mit abgerundeten Enden, lebhaft beweglich, einzeln oder mehrere, bis 10 in einer Reihe, mit homogenem, schwach lichtbrechendem oder feinkörnigem Protoplasma und dünner, farbloser Membran. Vor der Sporenbildung theilt sich die Zelle in 4 bis 5 Glieder und es entsteht im Innern der Zellen je eine Spore. Die Endosporen sind elliptisch, um ^3 l^is 72 schmäler und um etwas kürzer als die Mutterzelle, von einer Specialmembran umgeben, welche bei der Keimung abgehoben und gesprengt wird.^) In faulenden Flüssigkeiten, Infusionen u. ä. (5 — 10). So unter faulenden Algen aus dem Riesengebirge (Schröter, Kryptog.-Flora v. Schlesien, Pilze, III., 2, p. 160). 342. B. Pfefferi Hansgirg „Über neue Süsswasser- und Meeres-Algen und Bac- terien", Tab. 2. Stäbchen farblos, cylindrisch, etwa 0'3 bis 0*5 ft dick, meist 2 bis 6 (seltener bis 8) fi lang, gerade oder leicht, seltener fast s-förmig gekrümmt, unbeweglich oder öfters lebhaft beweglich^) (an beiden Enden ohne schwingende Cilien), farblos, meist dicht zu graugelblichen Schleimmassen vereinigt und in solchen klebrigen, form- losen Massen (Zoogloeen) unbeweglich. Auf feuchten unterirdischen Mauern, insb. in alten Weinkellern selten (viel sel- tener als B. subtilis var. cellaris nob.) (1 — 12). So in einem alten Weinkeller auf der Prager Altstadt unter uuderen Kellerbacterien spärlich! 343. B. fenestralis Hansgirg „Über neue Süsswasser- und Meeres-Algen und Bacterieu", 1890, T. 2. Stäbchen kurz-cylindrisch, etwa 2 ^ dick, 2 bis 3mal, nach der Theilung blos l^.^mal so lang, gerade oder leicht gekrümmt, farblos, von einer hya- linen, sehr dünnen Gallerthülle (ähnlich wie bei Bacillus muralis Tom.) umgeben, mit dieser 2-5 bis 3 fi breit, etwa 4 bis 5 ^ lang, einzeln oder zu 2 hinter einander, in jedem Polende der Stäbchen oft mit einem stark lichtbrechendem Körnchen, zu einer schleimigen, grauweisslichen Gallertmasse, oder zu dünnen, kahmhautartigen Überzügen vereinigt, unbeweglich. Auf feuchten, schmutzigen Fensterscheiben (blos auf der Innenseite) in Warm- häusern u. ä. (1 — 12). So in einigen alten Warm- und Vermehrungshäusern in Prag mit anderen Spaltpflanzen gesellig; auch in meinen Kulturen der an unreinen Fenster- scheiben gesammelten Warmhaus-Schizophyten mehrfach ! 2. Sect. Chromohacillus nob.') Stäbchen in grösserer Menge rosen- bis blut- roth, bräunlichviolett etc. gefärbt (einzeln fast farblos). 344. B. sanguineus Schrot.^) Stäbchen etwa Vg ^is 1 fi breit, 4 bis 6 ft laug, lebhaft beweglich, einzeln fast farblos, in Menge fast blutroth gefärbt, mitunter auch formlose Zoogloeamassen bildend und dann unbeweglich. 0 Mehr über diese Bacillus-Art siehe in dem oben augeführten Pilzwerk De Bary's. ^) Ausser dieser Art werden hoffentlich in Böhmen noch Bacillus fusisporus Schrot. 1. c. p. 161, B. tremulus Koch u. ä. entdeckt werden. Von zymogenen Bacilhis-Arten habe ich in Prag Bacillus aceti (Ktz.) Schrot. (Mycoderma aceti Pasteur, Bacterium aceti (Ktz.) Zoi)f) be- obachtet! \ J i j den Sitz.-Ber. der 3) jyjeijp ,j|jgj, jjjggg Bewegungen siehe in des Verf.'s Abhandlung in k. böhm. Gesell, d. Wissen , 1890, I., p. 22. ^) Vergl. des Verf.'s Abhandlung in der Oesterr, botan. Ztschr. 1878, Nro. 7—8. •') Steht dem Synechococcus roseo-persicinus Grün, sehr nahe; die Zellen der letzteren Spaltpflanzen sind jedoch etwas kürzer als die des B. sanguineus. Bactei'iuin. 193 In Sümpfen, zwischen faulenden Algen u. ä. das Wasser öfters fast blutroth fcärbend (4 — 10). So bei Chlumec und Magdalena nächst Wittingau, Vrbna nächst Ve- seli a. L., bei Neu-Bistritz nächst Neuhaus ! ^) 57. Gattung. Bacterium Ehrb.^) Veget. Zellen resp. (Stäbchen) kurz cylindrisch, elliptisch oder fast spindel- förmig, wenig länger als breit, einzeln, zu 2 oder mehreren kettenartig vereinigt auch Zoogloea bildend, aus welcher wieder die spontan bewegliche Form hervorgeht. Vermehrung erfolgt 1. durch Quertheilung der Zellen wie bei der Gattung Ba^ cillus; 2. durch Sporen. 345. B. termo (0. Müll.) Ehrb. [Zoogloea termo Cohn Beitr. z. Biol. I., 2, T. 3 cum aliis synonym, in De Toni et Trev. „Sylloge", p. 104]. Yeget. Zellen kurz, elliptisch-cylindrisch, in der Mitte oft leicht eingeschnürt, 0*5 bis 0'7 ft breit, etwa 1'5 bis 2 jtt lang, an jedem Ende mit einer Geissei, lebhaft beweglich oder unbeweglich, zu einer traubigkugeligen, gelappten Gallertmasse vereinigt; var. ß) subterraneum nob. Zellen farblos, unbeweglich, kurz cylindrisch, etwa 0*7 II breit, 1 bis 2mal so lang, mit stark lichtbrechendem Inhalte, zu schleimigen, formlosen, grauweisslicheu bis gelblichbräunlichen, kahmhautartigen Gallertmassen (Zoo- gloeen) vereinigt, jede von einer oft ziemlich dicken, meist farblosen Gallertschicht um- geben, im gemeinsamen Gallertlager mehr oder weniger dicht gehäuft, sonst wie bei der typischen Form. In unreinen Flüssigkeiten, Infusionen, in welchen organische Substanzen faulen u. ä. (4 — 10), var. ß) an feuchten unterirdischen Mauern, insb. in alten Weinkellern (1 — 12). So in meinen Algenkulturen unter Algen aus einigen öffentlichen Wasserlei- tungen in Prag, aus Tümpeln im Nuslethal und an der Moldau bei Hlubocep mit Myco- nostoc gregarium gesellig, aus Sümpfen bei Oufinowes nächst Prag, Koda nächst Budiian, bei Beraun, Neudorf nächst Kolin, Elbeteinitz etc. ; var. ß) in mehreren alten Wein- kellern auf der Prager Alt- und Neustadt unter anderen Kellerbacterien ! 346. B. lineola (Müll.) Cohn [Vibrio lineola Müll. Cohn Beitr. z. Biol. I., 2. T. 3, Bacillus lineola (Müll.) Schröter, cum synonym, in De Toni et Trevisan „Syl- loge" p. 103]. Veget. Zellen cylindrisch, in der Mitte oft leicht angeschwollen, bis 1-5 /x breit, 3 bis 5*25 ^ lang, lebhaft beweglich, mit 2 Geissein an jedem Ende, öfters Zoogloeamassen von rundlicher oder gelappter Form bildend, aus welchen die Zellen unter Umständen wieder herausschwärmen. In stagnirenden Gewässern, Infusionen, unter faulenden Algen etc. an der Wasseroberfläche oft dünnhäutige, schleimige Überzüge bildend (3 — 10) auch in alten Algenkulturen (1 — 12). So unter Algen aus dem Nuslethal, von Modfan etc., welche ich längere Zeit im Zimmer kultivirte ; in Sümpfen bei Dittersbach und Polna ! XIV. Familie. Myconosfocaceae (Cohn) nob.^) (Klebsielleae Trev.). Veget. Zellen oder Stäbchen von einer bestimmt umgrenzten Gallerthülle (Gal' lertcyste) umgeben, gerade oder gekrümmt, farblos. ') Über Bacilhis muralis Tom., welchen ich wie auch B. lacmus Schrot, in einigen alten Warmhäusern in Prag etc. beobachtet habe [siehe unter den Spaltalgen : Aphanothece caldariorum Rieh. 6) muralis (Tom.) nob.] ist mehr in meinen diesbezüglichen Abhandlungen im Botan. Central- blatte Nro. 3 etc. auch in der Oesterr. bot. Ztschr. 1888, Nro. 8 nachzulesen. ^) Nach Schröter (Pilze p. 155j ist diese Gattung von der vor. Gatt. Bacillus „nicht scharf zu trennen und vielleicht mit ihr zu vereinigen." ^) Vergl. des Yerf.'s Abhandlung „Beiträge z. Kenntniss der Kellerbacterien" etc. 1888, im Sep.-Abdr. p. 6 und Cohn im Jahresb. d, schles. Gesell, f. vat. Cultur, 1879, p. 286. 13 \QA 3SCyoonostoo — Kllebsiella, Vermehrung erfolgt 1. durch Zweitheilung (Querfurchung) der Gallertcyste sammt Inhalt, wobei die beiden Hälften nach kurzer Zeit sich von einander trennen und 2. durch Sporen. 1. Subfam. Myconostoceae Trev. Stäbchen (Fäden) spiralig gekrümmt. 58. Gattung. Myconostoc Cohn. Fäden cylindrisch, undeutlich gegliedert, verschieden spiralig gekrümmt, meist in geringer Zahl knäuelförmig oder lockenartig durch einander verschlungen, von einer farblosen, meist hyalinen, gemeinsamen Gallerthtille umschlossen. Im Zellinhalte oft stark lichtbrechende Körnchen. Vermehrung erfolgt durch Einschnürung und Zweitheilung der Gallertfamilien und durch Zerfall der Fäden in kürzere Stücke. 347. M. gregarium Cohn Beitr. z. Biol.L, 3. T. 5, Zopf, Zur Morphol. d. Spalt- pflanzen, T. 3.^) Familien kugelig oder rundlich, bei der Theilung elliptisch, 10 bis 17 oder mehr ^i im Durchm. Fäden bis 2 ^ dick, oft vielfach durcheinander ver- schlungen, farblos, unbeweglich, beim Zerdrücken der gemeinsamen Gallerthülle aus ein- ander rollend und in kurze, cylindrische Glieder zerfallend. In stehenden Gewässern, Tümpeln u. ä. (4 — 10) auch in unreinen Algenkulturen auf der Wasseroberfläche oder zwischen faulenden Algen, einzeln, seltener zu kleinen Schleimtröpfchen oder Häutchen vereinigt (1 — 12). So unter Algen aus den Moldau- tümpeln bei Hlubocep, Hodkowicka und aus Sümpfen bei Modfau, welche ich im Zimmer längere Zeit kultivirte ; in Sümpfen bei Tellnitz unter dem Erzgebirge ! 2. Subfam. EuMehsielleae Trey. Stäbchen (Zellen) gerade oder gekrümmt, nie spiralförmig gewunden. 59. Gattung, Klebsiella Trev. 1885 (Mycothece Hansgirg 1888).^) Veget. Zellen (Stäbchen) cylindrisch oder elliptisch, gerade, an beiden Enden abgerundet, ungegliedert, unbeweglich, seltener beweglich, mit farblosem, fast homogenem Inhalte, einzeln oder gehäuft auch kettenartig angeordnet, von kapselartigen, oft deutlich geschichteten, meist farblosen Gallerthüllen umgeben. Vermehrung erfolgt durch Quertheilung der Stäbchen (Zellen), welche öfters rosenkranzartig zusammenhängende Zellreihen bilden und durch Sporen (Endosporen). 1. Sect. Mycothece nob.^) Veget. Zellen von einer meist mehrschichtigen, deutlich begrenzten, gloeothece-artigen Gallerthülle umgeben, einzeln oder zu 2 bis 4 hintereinander, in länglich elliptischen Familien. Die durch Quertheilung der Stäbchen entstandenen Tochterzellen trennen sich meist bald von einander (Sporenbildung noch unbekannt). 348. K. cellaris (Hansg.) Trev. Sylloge Schizomycetum, p. 113 (Mycothece cellaris Hansgirg „Über neue Stisswasser- und Meeres-Algen und Bacterien", 1890, T. 2). Veget. Zellen cylindrisch, gerade oder in der Mitte leicht gekrümmt, meist 1 bis 1*5, seltener bis 3^ dick, 3 bis 6 (seltener nur 2)mal so lang, mit stark lichtbrechendem, farblosem, plasmatischem Inhalte von etwa 4 bis 5 ft dicken, oft deutlich geschichteten, hyalinen Gallerthüllen umgeben, einzeln oder in 2 bis 4zelligen Familien, unter anderen Kellerbacterien vereinzelt oder dicht zu gelblichen, weissgrauen oder gelbbräunlichen, formlosen, oft ziemlich dicken Gallertmasseu gehäuft. ') Über die verwandtschaftlichen Beziehungen dieses Spaltpilzes zu Cladothrix dichotoma Cohn siehe Zopf oben citirtes Werk p. 68 f. 2) Vergl. des Verf.'s Abhandhing in der Oesterr. botan. Ztschr. 1888, Nro. 7—8. ^) Zur 3. Section Eukhbsiella nob. gehören diejenigen Klebsiella-Arten, deren Zellen zu fadenartigen Familien vereinigt sind und endogene Sporen bilden. Klebsiella — Sohuetzia. jgg Auf wenig feuchten, ^) unterirdischen Mauern in alt6n Weinkellern oft in Ge- Seilschaft des Bacillus subtilis var. cellaris nob., Leucocystis cellaris u. ä. (1 — 12). So im Gürtler's Weinkeller auf der Neustadt, in zwei alten Lagerkellern auf der Altstadt in Prag in grösserer Menge ! 2. Sect. Urothece nob. Veget. Zellen wie bei der 1. Sect., jedoch mit uro- coccus-artig geschichteter Gallerthülle. 349. K. urothece nob. [Mycothece urothece Hansgirg „Über neue Stisswasser- und Meeres-Algen und Bacterien", 1890. Tab. 2]. Veget. Zellen elliptisch oder ei- förmig, mit der dicken, farblosen, urococcus-artig geschichteten Gallerthülle, 4 bis 8 /[* breit, 6 bis 10 ^ lang, einzeln, seltener mehrere reihenweise hinter einander, mit ge' körntem, farblosem Inhalte. Auf wenig feuchten, unterirdischen Mauern in alten Weinkellern selten (1 — 12). So in einem alten Weinkeller auf der Prager Altstadt unter anderen Kellerbacterien ! III. Ordnimg. Sphaerobacteria Cohn 1872 (Micrococcaceae 1879, Coccobacteria (Billroth) Schröter 1886, Coccogenae Trev. 1889). Einzellige Spaltpilze, deren veget. Zellen kugelig oder kurz elliptisch, nie zu einer Stäbchen- oder Fadenform auswachsen, einzeln oder zu kleinen oder grösseren Zellfamilien von bestimmter oder unregelmässiger Form vereinigt, von besonderen, oft bestimmt umgrenzten Gallerthüllen (Cysten) umgeben oder in gemeinschaftlichem Gallert- lager eingebettet. Vermehrung erfolgt durch Zweitheilung der Zellen in einer, zwei oder allen drei Kichtungen des Raumes und durch Sporen (Arthrosporen). XV. Familie. Mycococcaceae nob.^) (Coccaceae Zopf, 1883, Cryptococceae Ktz. ex p. 1843).') Charaktere dieser Familie wie der ganzen Ordnung (Sphaerobacteria). 1. Unterfamilie. Cystococcaceae nob.^) (Ascococceae Trev. 1889). Veget. Zellen oder Zellfamilien von bestimmt umgrenzten Gallerthüllen (Cysten) umschlossen. 1. Gruppe. Streptococceae Trev. Veget. Zellen reihenweise zu fadenförmigen oder rosenkranzartigen Familien vereinigt. Vermehrung erfolgt durch Quertheilung der Zellen und Familien und durch Sporen (Arthrosporen). 60. Gattung. Schuetzia Trev. (Leuconostoc v. Tiegh, ex p.). Veget. Zellen kugelig, vor der Theilung eiförmig, einzeln oder mehrere hinter einander in kettenförmigen Zellfamilien (sog. Coccenketten), welche von eng anliegenden, nicht geschichteten Gallerthüllen umgeben sind. Zellfamilien oft dicht neben einander, zähe Gallertklumpen von froschlaichartigem Ansehen oder kleinere, formlose Schleim- massen bildend. Vermehrung erfolgt 1. durch Zweitheilung der Zellen und Zerfall der Coccen- ketten in zwei oder mehrere Bruchstücke, 2. durch Sporen (Arthrosporen), welche aus einzelnen vor der Sporenbildung anschwellenden veget. Zellen in den keulenförmigen ^) Auf mehr feuchten Mauern beobachtete ich diesen Spaltpilz in einer Form, deren Gallerthüllen undeutlich geschichtet, scheinbar theilweise aufgelöst und deren Zellen nicht dicht gehläuft, sondern von einander entfernt waren. ^) Vergl. des Verf.'s Abhandl. in der Oesterr. botan. Ztschr. 1888, Nro. 7—8. ^) Phycologia generalis, p. 147. 13* l^QQ Streptoooccias Saroina. Zellfamilien entstehen, indem sich diese Zellen mit einer festen Membran umgeben. Bei der Keimung wachsen diese Sporen zu neuen gallertumhtillten Coccenketten aus. 350. S. Lagerheimii (Ludw.) Trev. Sylloge Schizomycetum, p. 132 [Leuco- nostoc Lagerheimii Ludwig, Ber. d. deutsch, bot. Gesell. Berlin, 1886, T. 18]. Veget. Zellen 0*6 bis 0"8 [i dick, zu langen meist gekrümmten, seltener fast geraden Coccen- ketten vereinigt, farblos. Cocceketten sind von schleimigen, eng anliegenden, farblosen, homogenen, nicht geschichteten Hüllen umgeben, welche zu kleinen, kugeligen oder linsen- förmigen Colonien (Schleimmassen) zusammenfliessen, mit den Gallerthüllen 4 bis 5 fi breit, 12 bis 15 und mehr ft lang; var. ß) subterranea nob. [Leuconostoc Lagerheimii var. subterraneum Hansgirg „Über Süsswasser- und Meeresbacterien" Sitz.-Ber. der k. böhm. Gesell, d. "Wissensch. 1890, I. Tab. IL Fig. non numerata inter Fig. 12 et 13 «]. Veget. Zellen sehr klein, etwa 0'5 bis 1 (seltener bis 1*5) fi dick, kugelig oder elliptisch, mit farblosem, stark lichtbrechendem Inhalte, meist mehrere, einreihig, seltener zweireihig (durch Verschiebung und weitere Theilung einzelner Zellen auch nur stellenweise zweireihig), in geraden oder gekrümmten Ketten, von einer gemeinschaftlichen, hyalinen, nicht geschichteten, eng anliegenden Schleimhülle umgeben. Die Coccenketten sind mit ihren Hüllen meist 4 bis 6 (seltener bis 8) (i dick, 12 bis 15 oder mehr ft lang, länglich oder elliptisch, gerade oder leicht (wurstförmig) gekrümmt, einzeln oder zu mehreren im schleimigen Lager anderer Kellerbacterien, öfters weisslich- oder gelblichgraue, formlose Schleimmassen bildend. Im Schaume frisch gährender Bäume (Eichen, Weiden etc.) selten (5 — 10); var./?) auf feuchten unterirdischen Mauern, insb. in alten Wein- und Bierkellern (1 — 12). So var. ß) in einigen alten Weinkellern auf der Prager Altstadt und im Gürtler's Wein- keller auf der Neustadt mit anderen Kellerbacterien gesellig. Die typische Form bei Roztok nächst Prag im aus einer alten Weide ausgeflossenen Safte am Grunde des Baumes mit schön entwickelten Exemplaren des formenreichen Pilzes Endomyces Mag- »usii Ludwig!^) 61. Gattung. Streptococcus (Billr.) Zopf. Veget. Zellen kugelig, vor der Theilung elliptisch, einzeln oder mehrere zu fadenförmigen, einreihigen, nackten Familien rosenkranzartig vereinigt. Vermehrung erfolgt 1. durch fortgesetzte Zweitheilung der Zellen blos in einer Richtung des Raumes (der Quere nach), 2. durch Sporen (Arthrosporen). 351. S. margaritaceus Schrot. Veget. Zellen kugelig, etwa 1 fi dick und fast ebenso lang, farblos, zu 10 bis 20 in perlschnurartigen Reihen ziemlich fest vereinigt. In sumpfigen Gewässern, faulenden Flüssigkeiten etc. in der freien Natur (4 — 10) und in Algenkulturen (1 — 12). So unter Algen aus der Umgebung von Prag, welche ich im Zimmer längere Zeit kultivirte! 2. Gruppe. Sarcineae Trev. Veget. Zellen zu ein- oder mehrschichtigen, rund- lichen oder würfelförmigen (nie fadenförmigen) Familien vereinigt, von einer gemeinsamen, mehr oder weniger dicken Gallerthülle umgeben. Vermehrung erfolgt 1. durch Theilung der Zellen in zwei oder allen drei Rich- tungen des Raumes und 2. durch Sporen. 62. Gattung. Sarcina Good. (incl. Thiosarcina, Winogr. et CJrosarcina Miq.). Veget. Zellen rundlich oder vor der Theilung eiförmig, zu würfelförmigen, regel- mässig packetförmig eingeschnürten, soliden, aus 8 bis vielen Zellen zusammengesetzten *) Die mit der Gattung Schützia nahe verwandte Spaltpilzgattung Leuconostoc v. Tiegh. ist in Böhmen durch die Art, welche die sog. Froschlaichgährung des Rübensaftes und der Me- lasse verursacht und unter dem Namen Leuconostoc mesenterioides (Cienk.) v. Tiegh. [Asco- occus mesenterioides denk.] beschrieben wurde, vertreten. Sarotna — IL.ainproped.ia. 197 Familien vereinigt, von einer gemeinschaftlichen, oft wenig deutlichen, eng anliegenden Gallerthülle umgeben. Vermehrung ez folgt durch Theilung der veget. Zellen in allen drei Richtungen des Raumes und durch Endosporen. 1. Sect. Eusarcina nob. Veget. Zellen mit farblosem Inhalte ohne Schwefel- körnchen. 352. S. cellaris Hansgirg „Über neue Süsswasser- und Meeres-Algen und Bac- terien", 1890, Tab. 2. Veget. Zellen rundlich, etwa 0*7 bis 1 (i breit, dicht zu kleinen Würfel- oder packetförmigen Familien vereinigt, diese an den Ecken abgerundet, farblos, die 16 zelligen etwa 6 [i breit und 6 bis 8 ^ lang, die grösseren (mehrzelligen) bis 20 ft breit und etwa 30 fi lang. Auf feuchten, unterirdischen Mauern, insb. in alten Weinkellern gelblichgraue, schleimige Überzüge bildend (1 — 12). So in einigen alten Weinkellern auf der Prager Altstadt unter anderen Kellerbacterien!^) 2. Sect. Thiosarcina (Winogr.) nob. Veget. Zellen rosenroth oder violettgefärbt, Schwefelkörnchen enthaltend. 353. S. rosea Schrot. (Sarcina sulphurata Winogr.). Veget. Zellen frisch rosen- roth, später bräunlich werdend, kugelig, mit der Gallerthülle etwa 2 fi breit, zu würfel- förmigen, bis 8 ^i breiten Familien, mit abgerundeten Ecken vereinigt. In Sümpfen unter anderen Algen zerstreut (4 — 10). So in Sümpfen bei Ouzic nächst Kralup spärlich ! 63. Gattung. Lampropedia Schrot, (incl. Thiopedia Winogr., Erythroconis Oerst., Merismopedium Meyen ex p.). Veget. Zellen rundlich, quaternär zu flachen, tafelförmigen, farblosen oder rosen- rothen Familien vereinigt und zu 4 von Gallerte umhüllt, (d. h. die vierzelligen Familien sind von einander durch die sie umgebende Gallerte getrennt). Vermehrung erfolgt durch veget. Theilung der Zellen blos in 2 Richtungen der ebenen Fläche. 1. Sect. Eulampropedia nob. Veget. Zellen farblos, ohne Schwefelkörnchen. 354. L. hyalina (Ehrb.) Schrot. [Merismopedia hyalina Ktz. Tab. phycol. V. T. 38, Sarcina hyalina (Ktz.) Winter, Pilze, p. 51 cum synonym, in De Toni et Tre- visan „Sylloge" p. 128.] Veget. Zellen kugelig oder elliptisch, 2 bis 2^/2 fi breit, mit farblosem, stark lichtbrechendem Inhalte, zu 4 bis 24, seltener mehrere in flachen tafel- förmigen Familien vereinigt, welche (8 bis IGzellige) 6 bis 8 /tt breit, ebenso oder bis 12 |t* lang oder (die mehrzelligen) 12 bis 21 ^ breit und 15 bis 30 fc lang sind. In stehenden Gewässern, Sümpfen, Schmutzwässern von Zuckerfabriken u. ä. (5 — 10). So bei Markersdorf nächst Böhm. Kamnitz und bei Pocatek an der böhm.- mähr. Grenze! 2. Sect. Chromolampropedia nob. Veget. Zellen mit rosenroth oder violett ge- färbtem, Schwefelkörnchen enthaltendem Inhalte. 355. L. violacea (Breb.) De Toni et Trev. „Sylloge" p. 128 [Merismopedia violacea (Br6b.) Ktz. Tab. phycol. V. 38]. Veget. Zellen kugelig, 0-7 bis l'ö ^ breit, mit homogenem, violett gefärbtem Inhalte, zu 2- bis 16zelligen, tafelförmigen Familien vereinigt. — In Sümpfen unter faulenden Algen etc. (5 — 10). Bei Steinkirchen nächst Budweis ! ^) Von ähnlichen Sarcina- Arten wird in Böhmen in sumpfigen etc. Gewässern hoffentlich noch Sarcina paludosa Schrot, entdeckt werden. jgg .A-Scoooocus — Laraprocystis. 3. Gruppe. Ascococceae Trev. Veget. Zellen zu kugelförmigen oder kugeligen, später oft sack-, blasen- oder netzartigen Familien vereinigt, von einer gemeinsamen Gallerthülle (Cyste) umgeben. Vermehrung erfolgt durch Theilung der Zellen in einer, zwei oder allen drei Richtungen des Raumes (Sporen unbekannt). 1. Untergruppe. Euascococceae De Toni et Trev. Veget. Zellen von einer ge- meinschaftlichen Gallerthülle (Cyste) umgebeji, ohne Specialgallerthüllen. 64. Gattung. Ascococcus Billr. ampl.') Veget. Zellen klein, meist in grosser Anzahl zu kugeligen, ovalen oder unregel- mässig gelappten auch knollenartigen Familien dicht gehäuft, von einer gemeinsamen,, nach Aussen scharf begrenzten Gallerthülle umgeben, farblos. Vermehrung erfolgt durch Theilung der vegetativen Zellen, welche nach der Theilung eng an einander liegen bleiben. Später werden durch Querfurchungen und Quertheilungen der kugeligen Zellfamilien unregelmässige, traubige Tochterfamilien ge- bildet, welche zuletzt von einander sich separiren. 356. A. thermophilus nob. [A. Billrothii Cohn Beitr. z. Biol. der Pflanzen, III. 3, T. 5. var. ß) thermophilus Hansgirg in Oesterr. botan. Ztschr. 1888 Nro. 3]. Veget. Zellen kugelig oder eiförmig, etwa 1 ^ dick, farblos, zu grösseren, etwa 30 bis 40 (seltener bis 60) ft im Durchm. oder kleineren blos 8 bis 15 /ti breiten und fast ebenso laugen, kugeligen, eiförmigen oder traubig gelappten, bis knollenförmigen Familien vereinigt, welche von einer gemeinsamen, farblosen oder gelblichen Gallerthülle um- geben sind. Auf von lauwarmem Wasser bespritzten Steinen an der Mündung des Abzugs--, kanals der Zuckerraffinerie bei Modfan nächst Prag am Ufer der Moldau unter anderen Spaltpilzen ! 357. A. cellaris Hansgirg „Uiber neue Süsswasser- und Meeres-Algen und Bacterien", 1890 Tab. 2. Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, 0'7 bis 1 fi breit, farblos, meist viele zu kugeligen oder rundlichen, soliden, 6 bis 20 ft breiten Familien mehr oder weniger dicht gehäuft bis fast zusammengepresst, mit einer gemeinsamen, nicht geschichteten, farblosen Gallerthülle umgeben; var. ß) maior nob. 1. c. Tab. 2. Veget. Zellen 1-5 bis 2 /* dick; Familien etwas grösser als bei der typischen Form, sonst wie diese. Auf feuchten, unterirdischen Mauern in alten Wein- und Bierkellern schleimige graugelbliche Uiberzüge bildend (1 — 12). So in einigen Weinkellern auf der Prager Neu- und Altstadt mit anderen Kellerbacterien gesellig! 65. Gattung. Lamprocystis Schrot. (Cohnia Winter). Veget. Zellen rundlich oder elliptisch, mit rosenrothem Inhalte, anfangs zu rund- lichen oder knolligen Zellhaufen vereinigt, welche später zu hohlen Kugeln oder unregel- mässig geformten Säcken, Netzen oder Blasen auswachsen, in welchen die Zellen blos auf der Peripherie einschichtig und ordnungslos liegen, von gemeinsamer Gallerthülle umgeben. Durch stellenweise Zerreissung der Hautschicht entstehen aus den kugeligen Blasen netzförmig durchbrochene, in kleinere Lappen eingetheilte Säcke. Vermehrung erfolgt durch wiederholte Zweitheilung der Zellen zuerst in allen, später blos in zwei Richtungen des Raumes sowie durch Furchung der Familien und Abgliederung der Tochterfamilien. ') Zu dieser Gattung gehört als Section die Schwefelbacterien-„Gattung" Thiopolycoccus Winogr. (siehe des Verf.'s Abhandlung in den Sitz.-Ber. der k. böhm. Gesell, d. Wissen. Prag, 1890, I. p. 24, 2) Anmerk.) ILiamprooystis — ILeucocystis. 199 358. L. roseo-persicina (Ktz.) Schrot.^) [Cohnia roseo-persiciua "Winter Pilze, p. 48 cum synonym., Protococcus roseo-persicinus Ktz. Tab. phycol. I. T. 4, Clathrocystis roseo-persicina Cohn Beitr. z. Biol. I., 3. T. 6, Zopf, Zur Morphol. der Spaltpflanzeu T. 5., Micraloa rosea Ktz. Linnaea VIII. p. 371, Cryptococcus roseus Ktz. Phycol. germ. 1845, p. 119, Species algarum, 1849, p. 146, De Toni et Trev. „Sylloge" p. 118]. Veget. Zellen kugelig, eiförmig oder elliptisch, durch gegenseitigen Druck bis vieleckig, mit rosenrothem oder violettem Inhalte,^) 1*5 bis 4 /* dick (meist jedoch nur 2 bis 2*5 ^ im Durchm.), einzeln oder in grosser Menge zu kleinen oder bis ^/g mm grossen, kuge- ligen oder eiförmigen, soliden Familien vereinigt, in welchen die einzelnen Zellen durch Gallerte verbunden sind und die ganze Familie ausserdem noch von einer gemeinsamen Gallerthülle umschlossen ist. Später werden diese, meist maulbeerförmig gehäuften Fa- milien hohl und blasenförmig und erreichen 660 bis 750 ^ im Durchm. Die Hohlkugeln, welche mit wässeriger Flüssigkeit gefüllt sind, werden zuletzt netzartig durchlöchert und stellen zierliche, vielmaschige Netze dar, welche sich schliesslich in unregelmässige lappen- oder fetzenartige Tochterfamilien auflösen. In stehenden Gewässern auf der Wasseroberfläche öfters als röthliche Wasser, blüthe oder zwischen Algen zerstreut, auch an abgestorbenen Pflanzenüberresten, Lemna- am schlammigen Boden in Wassergräben etc. schleimige, rosenrothe, dünne Überzüge bildend (4 — 10) auch in alten, unreinen Algenkulturen im Zimmer (1 — 12). In der Um- gebung von Prag selten, so in Sümpfen am Dablicer-Berge und an der Franz-Josephs- Bahn bei Oufinowes, an der Staatsbahn zwischen Bechowic und Ouwal mehrfach, bei Neudorf nächst Kolin, Elbeteinitz ; in Wassergräben und Sümpfen an der Bahn zwischen Kojowic und Bisic, Bisic und Vsetat, in Salzwasersümpfen bei Ouzic nächst Kralup spärlich, bei Klomin nächst Neratowic stellenweise reichlich, ebenso bei Rovne nächst Kaudnitz, Clzkowitz nächst Lobositz ; in Südböhmen bei Konopischt nächst Beneschau, Magdalena und Chlumec nächst Wittingau mehrfach, bei Lomnic und in der näheren Umgebung von Wittingau, bei Frauenberg und Steinkirchen nächst Budweis, Skfidla nächst der Bahnstation Weleschin-Krummau, Pocatek, Pilgram, Patzau, Polna, Kowafow und Mühlhausen nächst Tabor, Stupsic, Bradkowie nächst Pfibraml 66. Gattung. Leucocystis Schrot. Veget. Zellen kugelig oder kurz elliptisch, einzeln oder zu mehreren in gloeo- capsaartigen Familien, von dicken mehrschichtigen, bestimmt umgrenzten, oft ziemlich weiten Gallerthüllen umgeben. Zellfamilien zu mehr oder weniger dicken, formlosen Gallertmassen dicht gehäuft. Vermehrung erfolgt durch veget. Theilung der Zellen in allen drei Richtungen des Raumes, wobei die Tochterzellen nach der Theilung von der Mutterhülle umschlossen bleiben. Sporen unbekannt. 1. Sect. Euleucocystis nob. Gallerthüllen gloeocapsa-artig geschichtet. 359. L. cellaris Schrot. [Erebonema hercynicum Ktz. ex p.] Hansgirg „Uiber neue Süsswasser- und Meeres- Algen und Bacterien" T. 2. Veget. Zellen kugelig oder kurz elliptisch, 1 bis 1*5 m dick, 1'5 bis 2 ^ lang, mit farblosem, stark lichtbrechendem Inhalte und deutlich geschichteten, farblosen, oft ziemlich weiten Gallerthüllen, einzeln oder zu 2 bis 8, seltener mehrere zu etwa 15 /ii breiten Familien vereinigt, welche meist dicht gehäuft sind und anfangs farblose, dann fast milchweisse, graugelbliche bis bräunliche (durch Eisenocker verunreinigte) formlose oder höcker- bis zapfenartige Schleimmassen bilden ; ^) Über die Beziehungen dieses Spaltpilzes zur Beggiatoa roseo-persicina Zopf siehe Zopfs „Zur Morphol. d. Spaltpflanzen" p. 30 f., P. Richter's „Über die in den Entwickelungs- kreis von Beggiatoa roseo-persicina Zopf gehörenden seitherigen Algenspecies." ^) Die durch Bacteriopurpurin gefärbten Zellen enthalten auch nicht selten Schwefel- körnchen. 2Q0 X,eu.cooystis. var. ß) cavernarum uob. Veget. Zellen 2 bis S fi breit, von einer gemein- samen, oft ziemlich weiten Gallerthülle umgeben, mit dieser etwa 6 ft breit, sonst wie die typische Form; var. y) minor Hansgirg „Süsswasser- und Meeres- Algen u. Bacterien", 1890, T. 2. Veget. Zellen blos 0*4 bis 0"6 (i breit, einzeln oder zu 2 bis 4 familienweise vereinigt ; zweizeilige Familien mit den wasserhellen (wenig lichtbrechenden), schwach (meist aber deutlich) geschichteten, oft ziemlich weit abstehenden GallerthtiUen 3 bis 4 (i, vierzellige Familien bis 6 ^ breit; sonst wie die typische Form. An feuchten, unterirdischen Mauern, insb. in alten Wein- und Bierkellern auch in Gruben und Bergwerken, var. ß) in feuchten Felsenhöhlen und Kalksteingrotten ^) (1 — 12). In Prag in einigen alten "Wein- und Bierkellern auf der Altstadt und Neustadt, in Elsner's Weinkellern auf der Kleinseite mit anderen Kellerbacterien ^) ! var. ß) in einer feuchten Felsenhöhle unterhalb Korno an der Westbahn zwischen Karlstein und Beraun, ^) var. y) in Gürtler's Weinkellern auf der Prager Neustadt und in alten Wein- kellern auf der Altstadt! 360. L. fenestralis Hansgirg „Uiber neue Süsswasser- und Meeres-Algen und Bacterien", 1890. T. 2. Veget. Zellen kugelig, elliptisch, seltener kurzcylindrisch, ohne Gallerthülle 0"2 bis 0"5, mit dieser 2 bis 3 /it breit, einzeln oder zu 2 bis 4, in kleinen, 3 bis 4 ft breiten, 4 bis 5 ft langen (bei den cylindrischen Formen noch etwas längeren) Familien vereinigt, mit farblosem, fast homogenem Inhalte. Auf feuchten, unreinen Fensterscheiben in alteu Warmhäusern etc. (1 — 12). So im Vermehrungshause des Prager Vereinsgartens mit Bacillus fenestralis gesellig ! 2. Section. Schizocystis nob. Die äussersten Schichten der farblosen, deutlich geschichteten Gallerthülle werden wie bei der Algengattung Schizochlamys A. Br. in zwei meist ungleich grosse Stücke gesprengt, welche neben den weiter wachsenden Zellen in der gemeinsamen, farblosen Gallerte (im Gallertlager) eingebettet liegen. 361. L. schizocystis Hansgirg 1. c. Tab. 2. Veget. Zellen kugelig oder kurz elliptisch, ohne Hülle meist 1*5 bis 3 [i, mit dieser 5 bis 6 ft breit (Zellenlumen öfters nur 1 bis 1'5 f/ breit), mit farblosem, homogenem, sehr schwach lichtbrechendem Inhalte, welcher von dünner, oft undeutlich hervortretender Membran umgeben ist, einzeln oder in der Regel dicht gehäuft, nie zu 2 oder 4 in Familien vereinigt (stets einzellig), von deutlich geschichteten, kapselartigen Hüllen umgeben, deren Schichten oft weit von ein- ander abstehen und die äussersten schizochlamys-artig in zwei meist ungleich grosse Stücke gesprengt werden, welche neben den Zellen liegen und noch längere Zeit nach erfolgter Sprengung deutlich zu sehen sind. Auf wenig feuchten, unterirdischen Mauern in alten Weinkellern (1 — 12). So in einigen alten Weinkellern auf der Prager Altstadt mit anderen Kellerbacterien grau- weissliche oder gelblich graue, gallertige, formlose, öfters ziemlich dicke, schleimige Über- züge bildend ! 3. Sect. Mycurococcus nob. Die farblose Gallerthülle ist deutlich excentrisch (urococcusartig) geschichtet. 362. L. urococcus Hansgirg 1. c. Tab. 2. Veget. Zellen kugelig oder fast ku- gelig, an erwachsenen Exemplaren ohne Hülle 4 bis 8 ft, mit dieser 7 bis 15 fi (an jungen Exemplaren meist nur 5 bis 8 ^i) breit, einzeln oder zu 2 bis 8, in rundlichen oder länglichen Familien vereinigt, welche meist bedeutend breiter und länger als die ^) Vergl, des Verf.'s Abhandlung im Botan. Centralblatt, 1889 „Noch einmal über Bacillus muralis Tom. und über einige neue Formen von Grotten-Schizophyten." '^) Wird aus einem Prager Weinkeller mit Micrococcus subterraneus nob. und anderen Kellerbacterien in der Flora aiistro-hungar. exs. des H. Hofrathes R. v. Kerner mitgetheilt werden. ^) Vergl. des Verf.'s Abhandlung in den Sitz.-Ber. der k. böhm. Gesell, d. Wissen, Prag, 1889, p. 164. Myoaoaiith.ocoocu.s — Oh.larayd.atoinus. 201 vollständig erwachsenen Zellen sind. Im fein oder ziemlich grob gekörntem Inhalte ist oft ein centralständiges, 1 bis 3 fi dickes, dem Zellkern ähnliches Gebilde enthalten.-^) Die farblose Gallerthülle ist wie bei der Algengattung Urococcus deutlich ex- centrisch geschichtet, an einer Zellhälfte blos etwa 1 ft dick, mit eng anliegenden Schichten, an der anderen 1 bis 2 und mehr fi dick, mit von einander deutlich ge- trennten Schichten.^) Auf feuchten, unterirdischen Mauern in alten Weinkellern wie vor. selten (1 — 12). So in einem sehr alten Weinkeller auf der Prager Altstadt unter anderen Kellerbacterien ! 2. Untergruppe. Gaffkyeae Trev. Veget. Zellen mit Special-Gallerthüllen ver- sehen, ohne gemeinsame Gallertcysten. 67. Gattung. Mycacanthococcus nob. Veget. Zellen kugelig, im vegetativen Zustande mit glatter, in encystirtem Zu- stande (Dauerzellen) an der Oberfläche mit kurzen, stachel- oder warzenartigen Aus- wüchsen ähnlich wie bei der Algengattung Trochiscia Ktz. (Acanthococcus Lagrh.) ver- sehener Membran, einzeln oder zu 2 bis 8 in kugeligen Familien, welche meist trauben- artig neben einander gruppirt sind (in vierzelligen Familien sind die Zellen tetraedrisch angeordnet). Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der Zellen innerhalb der Mutter- kapsel und durch Sporen (Dauerzellen), deren Hülle an der Oberfläche nicht glatt, sondern mit stumpfwarzigen Auswüchsen versehen ist. 363. M. cellaris Hansgirg „Uiber neue Süsswasser- und Meeres-Algen und Bacterien", 1890, Tab. 2. Veget. Zellen kugelig, ohne Hülle 3 bis 6 (seltener bis 8 oder nur 1 bis 2) |ü, mit der Hülle 5 bis 15 ^ breit, einzeln oder zu 2 bis 8, in fast kugeligen, meist 15 bis 24 pu breiten Familien vereinigt, mit in der Regel homogenem, stark lichtbrechendem, dichtem, plasmatischem Inhalte, welcher erst zur Zeit der Sporen- bildung feinkörnig wird. Junge veget. Zellen ohne deutliche Specialhüllen, ältere Zellen mit bestimmt begrenzten, meist ziemlich weit abstehenden Hüllen (Cysten), welche an der Oberfläche glatt, im Dauerzustande aber mit zahlreichen stumpfwarzigen, kurzen Emergenzen versehen und weniger durchsichtig sind, als im vegetativen Zustande. Acan- thococcusartige Dauerzellen sind im Querprofil rundlich-achteckig, 6 bis 8 ^tt dick (Zell- lumen etwa 5 ^ breit), an der Oberfläche der etwa Yg i" dicken, meist farblosen Membran, mit ziemlich zahlreichen (im Querprofil der Zelle je 8) kurzen, stumpfen, farblosen Emergenzen versehen, ihr plasmatischer Inhalt ist stark lichtbrechend, feingekörnt, farblos (mit der diese Zellen umgebenden, öfters zweischichtigen, farblosen Gallerthülle bis 10 ft im Durchm.).^) Auf wenig feuchten, unterirdischen Mauern in alten Weinkellern selten (1 — 12). So in einem alten Weinkeller auf der Altstadt in Prag unter anderen Kellerbacterien! 68. Gattung. Chlamydatomus Trev. 1879 [Hyalococcus Schrot. 1886]. Veget. Zellen kugelig, vor der Theilung eiförmig, einzeln oder zu 2 bis 4 von einer einfachen, scharf umgrenzten, oft ziemlich weit abstehenden, nicht geschichteten, persistirenden Gallerthülle (Cyste) umgeben, meist im schleimigen Lager dicht neben ein- ander gehäuft. Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der Zellen in einer Richtung (der Quere nach). Sporen unbekannt. 1) Vergl. des Verf.'s Abhandlung in den Sitz.-Ber. der k. böhm. Gesell, der Wissensch. Prag, 1890, I, p. 25. 2) Mehr über diesen Spaltpilz ist in der ^) Anmerk. citirten Abdandlung des Verf.'s nachzulesen. 3) Mehr über diesen Spaltpilz siehe in des Verf.'s Abhandlung in den Sitz.-Ber. der k. böhm. Gesell, d. Wissensch., Prag, 1890, I., p, 28 f. 2Q2 OlilaiKLydatoixi-as — MioroooooTis. 364. Ch. cellaris (Hansg.) Trev. [Hyalococcus cellaris Hansgirg „Uiber neue Süsswasser- und Meeres-Algen und Bacterien" 1890, Tab. 2]. Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, seltener elliptisch, 2 bis 3 ^i* dick, mit farblosem, stark lichtbrechendem Inhalte, einzeln oder zu 2 von einer hyalinen, 4 bis 6 f* dicken, wenig abstehenden, scharf umgrenzten Gallerthülle umgeben, vereinzelt im Gallertlager anderer Keller- bacterien oder zu mehreren dicht gehäuft und nicht selten rundlich, 15 bis 30 ft breite Zellgruppen bildend; var. ß) minor Hansgirg 1. c. T. Tab. 2. Veget. Zellen ohne Hülle blos 1 bis 1"5 jw, mit dieser 3 bis 4 jw breit, einzeln oder zu 2 bis 8, in etwa 4 bis 8 ft breiten, kugeligen oder fast kugeligen Familien vereinigt ; ^) var. y) ovalis Hansgirg 1. c. Tab. 2. Yeget. Zellen eiförmig oder kurz elliptisch, ohne Hülle meist 1 bis 1*5 ft, mit dieser 2 bis 3 ^ti breit, ohne Hülle 1 bis 2 jw, mit dieser 3 bis 4 ft laug, einzeln oder zu zwei in fast eiförmigen oder länglich elliptischen, meist 4 bis 6 itt langen Familien vereinigt. An nur wenig feuchten Kellerwänden, meist in alten unterirdischen "Wein- und Bierkellern, seltener auch in Felsenhöhlen etc. graue oder gelblichgraue, formlose Schleim- massen bildend (1 — 12). So var. ß) und y) aus einem sehr alten Weinkeller auf der Prager Altstadt unter anderen Kellerbacterien ; die typische Form in mehreren Prager Weinkellern auf der Neustadt, Altstadt und Kleinseite, dann in einer feuchten Felsen- höhle unterhalb Korno zwischen Karlstein und Beraun ! 4. Gruppe. Eucoccaceae nob.^) [Micrococceae Trev. 1889]. Veget. Zellen und Zellfamilien nackt ohne bestimmt begrenzte Gallerthüllen, im gemeinschaftlichen schlei- migen Lager frei liegend, nie zu faden- oder perlschnurartigen Familien vereinigt, einzeln oder zu zwei neben einander. Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der Zellen, seltener auch durch Sporen. 69. Gattung. Micrococcus Cohn (Cryptococcus Ktz. 1845 ex p.). Veget Zellen meist sehr klein, kugelig, eiförmig oder kurz-elliptisch, einzeln, zu zwei oder zu vielen in kleinen traubenförmigen Gruppen oder zu verworrenen, schlüp- ferigen Haufen mehr weniger dicht vereinigt, unbeweglich, meist unregelmässig in einem gemeinsamen, farblosen oder gefärbten, schleimigen Lager eingebettet (ohne Spe- cialgallerthüllen). Vermehrung erfolgt durch veget. Zweitheilung der Zellen, wobei die Tochter- zellen entweder bald sich von einander trennen oder zu zwei bis mehreren längere Zeit vereinigt bleiben (Zoogloea bilden). Sporen unbekannt. 1. Sect. Eumicrococcus nob. Farblose (indifferente) ^) Arten. 365. M. crepusculum (Ehrb.) Cohn [Monas crepusculum Ehrb. Infusionsthr. T. 1., Protococcus nebulosus Ktz. Tab. phycol. L, T. 8, Cryptococcus nebulosus Ktz. et C. natans Ktz.]. Veget. Zellen kugelig oder eiförmig, bis 2 ^ im Durchm., einzeln oder zu Zoogloea vereinigt, welche schmutzig weisse oder graubräunliche, rahmartige Häutchen oder schleimige Überzlige auf der Wasseroberfläche bilden und beim Heraus- nehmen aus dem Wasser in kleine Flocken zerfallen. In Sümpfen, faulenden Gewässern u. ä. (4 — 10), in Infusionen, unreinen Algen- kulturen unter faulenden Substanzen nicht selten, öfters mit Bacterium termo gesellig (1 — 12). So unter Algen aus der Prager Umgebung (aus den Schanzgräben hinter dem *) Über abnorme Formen dieser und anderer Kellerbakterien vergl. des Verf.'s Ab- handlung in den Sitz.-Ber, d. k. böhm. Gesell, der Wissensch. Prag, 1890, L, p, 27, 33. 2) Vergl. des Verf.'s Abhandlung in der Oesterr. botan. Ztschr. 1888, Nro. 7—8. ^) Pathogene und zymogene farblose Micrococcus-Ai'ten, welche in Böhmen vorkommen, sind hier nicht berücksichtigt worden. • Miorooooou.s. 203 gew. Kornthor, aus Moldautümpeln nächst Hodkowicka etc.) ; bei Kowafow nächst Tabor, Neudörfel nächst Kreibitz ! 366. M. subterraneus nob, [Staphylococcus subterraneus (Hansg.) Trev.]. Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, 0"5 bis 2 }i dick, mit farblosem, stark lichtbrechendem Inhalte, einzeln oder zu 2 bis 4, seltener bis 16zelligen, bis 8 jtt breiten und fast ebenso langen Familien oder zu kleinen rundlichen oder traubenartigen, 18 bis 30 ^ breiten und fast ebenso langen Gruppen vereinigt (selten dicht gehäuft, meist im gemeinsamen, farblosen Gallertlager locker eingebettet) und kahmhautartige Schleimmassen (Zoogloen) bildend oder im schleimigen Lager anderer Kellerbacterien zerstreut. Auf feuchten unterirdischen Mauern, in alten Wein- und Bierkellern schmutzig graue oder gelblich bräunliche formlose Gallertmassen bildend (1 — 12). So in Prag in mehreren alten "Wein- und Bierkellern auf der Altstadt, in Gürtler's Weinkellern auf der Neustadt,-^) in Elsner's Weinkellern auf der Kleinseite unter anderen Kellerbacterien! 367. M. oinophilus Hansgirg „Über neue Süsswasser- und Meeres-Algen und Bacterien Tab. 2". Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, 2*5 bis 4 ft breit, einzeln oder zu 2 bis 4, seltener 8 familienweise vereinigt, mit farblosem, feingekörntem, plasma- tischem Inhalte, im gemeinsamen Gallertlager eingebettet. Die meist 5 bis 6 ^ breiten, rundlichen Familien sind öfters zu grösseren, gelappten Haufen vereinigt; var. ß) minor Hansgirg 1, c. Tab. 2. Veget. Zellen blos 0*5 bis 0*7 ^ breit, meist zu 2 bis 4 in kleinen Familien oder zu vielen, rundliche, bis traubenartige, 8 bis 25 ^ breite, 12 bis 26 ^ lange Gruppen bildend, sonst wie die typische Form, mit welcher er auch meist gesellig vorkommt. Auf feuchten unterirdischen Mauern, insb. in alten Wein- und Bierkellern, schleimige, graue oder gelblichgraue Uiberzüge bildend (1 — 12). So in einigen alten Weinkellern in der Prager Alt- und Neustadt mit anderen Kellerbacterien ! 368. M. thermophilus nob.^) Veget. Zellen kugelig oder fast kugelig, farblos, mit dünner, hyaliner Zellhaut, meist 3 bis 4 fi dick, einzeln oder zu 2 bis 4 zu kleinen, meist 6 bis 7 ^ breiten Familien vereinigt. In lauwarmem Wasser an im Wasser liegenden Steinen etc., welche mit anderen Spaltpilzen (Beggiatoen, Cladothrix etc.) bewachsen sind (4 — 10). So im Abzugsgraben aus der Zuckerraffinerie bei Modfan nächst Prag am Ufer der Moldau!^) 2. Sect. Chromococcus nob. Gefärbte (chromogene, indifferente) Arten. 369. M. prodigiosus Cohn Beitr. z. Biol. d. Pflanzen, I., 1872, T. 3 [Palmella prodigiosa Mont., Monas prodigiosa Ehrb., Bacillus marcescens (Bizio) Trev. in De Toni et Trev. Sylloge Schizomycetum, p. 56 cum synonym.]. Veget. Zellen elliptisch, etwa 0*5 jw breit und bis 1 fi lang, einzeln oder zu 2, seltener mehrere neben einander, rosen- oder bläulichrothe, später verbleichende Schleimmassen auf gekochten, amylum- haltigen Substanzen (Brot, Hostien etc.) bildend.^) Auf feuchter Erde, im Wasser und an der Luft verbreitet, meist aber nur in Kulturen auf stärkehaltigen Substanzen reichlich auftretend (1 — 12). In Böhmen schon von älteren Naturforschern einigemal beobachtet, einmal auch im hygienischen Institute in Prag mit anderen seltenen Bacterien kultivirt! 370. M. ? ochraceus nob.^) Vegetative Zellen fast kugelig, elliptisch oder bis länglich eiförmig, ohne Hülle 2 bis 3, mit der rost- bis braungelb gefärbter, mehr ^) Wird von diesem Standorte mit Leucocystis cellaris in der Flora austro-hungarica des H. Prof. Dr. R. v. Kerner's zur Ausgabe gelangen. ^) Vergl. des Verf.'s Abhandlung in der Oesterr. bot. Ztschr. 1888, Nro. 3. 3) Eine dieser Art sehr ähnliche M.-Form habe ich auch in Warmhäusern auf feuchten Fensterscheiben etc. in Prag beobachtet. *) Mehr über diese merkwürdige Spaltpilzart siehe in Winter's Pilze, p. 42 etc. °) Vergl. des Verf.'s Abhandlung in der Oesterr. bot. Ztschr. 1885, Nro. 4. Diese Bac- terienart gehört höchstwahi'scheinlich wegen der Gallerthülle zur Gatt. Chlamydatomus (Gh. ochra- ceus nob.). 2Q4. Müorocoocus — Mlycotetraedron. oder weniger dicker Gallerthülle 3 bis 9 ft breit, einzeln oder zu zwei, seltener mehrere, in 6 bis 9 fi dicken, 2 bis 16 /t langen, elliptischen oder eiförmig-länglichen Familien vereinigt, mit gelblich bis rothgelb gefärbtem, fein gekörntem Inhalte. In Strassengräben, sumpfigen und eisenhaltigen Gewässern rostgelbe, dünn- häutige, ziemlich schleimige Massen bildend, meist mit Leptothrix ochracea gesellig (4 — 10). So bei Plass nächst Pilsen, Plana nächst Tabor, Kaplitz, "Winterberg und Hohenfurth in Südböhmen ! 70. Gattung. Mycotetraedron nob. Veget. Zellen stets einzeln, rundlich-viereckig, die Ecken tetraedrisch gestellt, mit farblosem, fast homogenem Inhalte und dünner farbloser, an der Oberfläche glatter Membran, an den Ecken abgerundet und daselbst mit je einem kegelförmigen (stachel- artigen) Auswüchse versehen, welcher fast halb so lang zu sein pflegt, wie die ganze Zelle breit ist, Vermehrung noch unbekannt. 371. M. cellare Hansgirg „Über neue Süsswasser- und Meeres -Algen und Bac- terien", 1890, Tab. 2. Veget. Zellen ohne die farblosen, kegelförmigen Auswüchse 5 bis 6 fi breit, mit farblosem, fast homogenem, seltener spärlich feingekörntem Inhalte und dünner, an der Oberfläche glatter Membran, rundlich viereckig, mit tetraedrisch gestellten abgerundeten Ecken, an welchen je ein 1*5 bis 2 fi langer, gerader Stachel sich befindet.^) Auf feuchten, unterirdischen Mauern in alten Weinkellern sehr selten (1 — 12). Bisher blos in einem sehr alten "Weinkeller auf der Prager Altstadt unter anderen Keller- bacterien spärlich ! *) Diese Spaltpilzart erinnert durch ihre tetraedrische Form an einige Species aus der Algengattung Tetraedron Ktz. (Polyedrium Näg.) (vergl. auch des Verf.'s Abhandlung in den Sitz.- Ber. d. k. böhm. Gesell, d. "Wissensch. Prag, 1890, L, p. 28). Nachträge zum ersten Theile cataractarum 92 » n n calcicola 92 n )! 71 nigrovaginata 93 V J, n roseola 9£ V !? » sudetica 95 « )1 » dubia 268 Seite 96 schalte nach Lyagbya coviacea ein : (incl. Schizothrix coriacea Gom.). „ 96 „ „ „ rufescens „ (iacl. „ lardacea Gom). „ 106, Zeile 13 v. o. und ia *) Anmerk. lies: L. stenothricha (Ktz.) nob. statt L. inicroscopica nob. — Da schon Crouan (Florule de Finistere, p. 114) eine Lyngbya micro- scopica aufgestellt hat, so erlaubt sich der Verf. hier sowohl den Speciesnameu seiner L. microscopica =: L. stenothricha wie auch der von Heydrich (Berichte d. deutsch, botan. Gesell., 1892, Heft 8. p. 459 beschriebenen Lyngbya (Oscillaria) microscopica Heydr. =: L. (Oscillatoria) Novae Guineae (Heydr.) Hansg. zu verändern. „ 120, „ 6 von oben lies: Thallusfäden st. Thallusfädeu. „ 121, „ 19 V. 0. lies: (unverzweigt) st. uuverzweigt. „ 138 lies statt Fig. 48: Fig. 47. „ 141, ist bei der Gatt. Merismopedium Meyen folgende Anmerk. ausgelassen worden: Nach Goebel (Bot. Ztg. 1880, p. 496) kommt in dieser Gattung auch eine Vermehrung durch Zoogonidien vor. Nach Dangeard (Le Botaniste, 1892, p. 28) ist in den Zellen von Merismopedium convolutum Breb. auch ein Zellkern nachgewiesen worden. „ 173, „ 5 von unten lies: Lepocinclis st. Lepocinctis. „ 184, „ 4 in ^) Anmerk. lies: ferruginea st. erruginea. „ 188, „ 7 V. u. in Anmerk. lies: Beziehungen st. Beziehuugen. „ 190, „ 16 von oben lies: S. sanguineum st. sanguinenm. „ 209. „ 10 V. 0. lies : Chaetosphaen'dium minus nob. = Ch. globosum var. ß) minus Hansg. (excl. Aphanochaete globosa (Nordst.) Wolle =: Herposteiron globosum Nordst., welche Alge mit Ausschluss der mit wandständigen, plattenförmigen Chro- matophoren verseheneu var. ß) minus nob. mit der neulich von Borzi beschrie- benen Nordstedtia globosa (Nordst.) BzL. deren Zellen centralständige, stern- förmig gelappte Chlorophyllträger enthalten, zu vereinigen ist). „ 240, „ 20 V. u. lies: T. psammophila st. psammophi'la. „ 240, „ 6 V, u. setze zu Trochiscia crassa Hansg. in Phycotheca univ. Nro. 453. N. B. Der Verf. hält es für seine Pflicht anstatt eines längeren Schlusswortes hier blos kurz bekannt zu machen, dass er in Folge seines Entschlusses auf weitere botanische Durch- forschung Böhmens so lange Verzicht leisten wird, bis ihm die durch niedrigen Egoismus und Neid gewisser Personen vorenthaltene unparteiische Anerkennung seiner Leistungen zu Theil wird. II. Theil enthält: Dr. Em. Boficky: Petrogr aphische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens Preis fl. 3-50 Preis der ganzen ersten Hälfte des zweiten Bandes (I. und IL Abtheilung zusammen) geb. fl. 10' — Z ^W EITEFt BAND. Zweiter Theil. in. Botanische Abtheilung. Dieselbe enthält: Prodromus der Flora von Böhmen vonProf. Dr. LadislavCelakovsky (II. Theil) Preis fl. 2-60 IV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Prof. Dr. Ant. Fric: Die Wirbelthiere Böhmens. b) „ „ „ „ DieFlussfischereiinBöhmen. c) „ „ „ „ DieKrustenthiereBöhmens. Preis fl. 3" — V. Chemische Abtheilung. Prof. Dr. Em. Boficky: Über die Verbreitung des Kali und der Phosphorsäure in den Gesteinen Böhmens. Preis . . . . 60 kr. Preis der ganzen zweiten Hälfte des zweiten Bandes (IH., IV. u. V. Abth. zusammen) geb. fl. 5' — DFtlTTTEFt BAND. I. Topographische Abtheilung. Verzeichniss der in den J. 1877—1879 vom k. k. mil.-geogr. Institut trigonometrisch bestimmten Höhen von Böhmen herausgegeben von Prof Dr. Karl Kofistka und Major R. DaublebskyvonSterneck fl. 1*80 II. Geologische Abtheilung. I. Heft. Petrographische Studien an den Phonolithgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. 1'— II. Heft. Petrographische Studien an den Melaphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. 1'— III. Heft. Die Geologie des böhmischen Erzgebirges (I. Theil) von Prof. Dr. Gustav Laube. Preis fl. 2" — III. Botanische Abtheilung. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (III. Theil Schluss.) Preis .... fl. 2-4U IV. Zoologische Abtheilung. I. Heft. Die Myriopoden Böhmens von F. V. Rosicky, Preis 60 kr. IL Heft. Die Cladoceren Böhmens von Bohuslav Hellich. Preis fl. 1"60 V. Chemisch-petrologische Abtheilung. Elemente einerneuen chemisch-mikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse von Prof. Dr. Boficky. Preis . • fl. 1*40 VIEFtTEB. BAND. No. 1. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. Die Weissen- berger und Malnitzer Schichten von Dr. Anton Fric. Preis fl. 3' — No. 2. Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen von Prag von J. Krejci und R. Helmhacker ^. ..fl. 4*50 No. 3. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (IV. Theil.) Nachträge bis 1880. Verzeichniss und Register fl. 2*40 No. 4. Petro logische Studien an den Porphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky fl. 1-80 No. 5. Flora des Flussgebietes der Cidlina und Mrdlina von Prof. Ed. Pospichal. fl. 1- No, 6. Der Hangcndflötzzug im Schlan-Rakonitzer Steinkohlenbecken von Carl Feistmantel fl. 2' — No. 1. Erläuterungen zur geologischen Karte des Eisengebirges (Zelezne hory) und der angrenzenden Gegenden im östlichen Böhmen von J. Krejci und R. Helmhacker fl. 2- — No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. III. Die Iser- schichten. Von Dr. Anton Fric . . . . ü. 3- — No. 3. Die raittelböhm. Steinkohlenablagerung von Carl Feistmantel . . ü. 1*20 No. 4. Die Lebermoose (Musci Hepatici) Böhmens von Prof. Jos. Dedecek. fl. 1- — No. 5. Orographi seh -ge 0 tektonis che Übersicht des silurischen Gebietes im mittleren Böhmen. Von Johann Krejci und Karl Feistmantel . . . . fl. 2* — No. 6. Prodromus der Algen flora von Böhmen. I. Th. Von Dr. A. Hansgirg. fl. 1*40 SEOHSTEFt BAND. No. 1. Über die Torfmoore Böhmens in naturwissenschaftlicher und national- ökonomischer Beziehung mit Berücksichtigung der Moore der Nachbar- länder. Von Dr. Fr. Sitensky. I. Abth, Naturwissenschaftlicher Theil. . . . fl. 2*80 No. 2. Die Süsswasserbryozoen Böhmens. Von Josef Kafka fl. 1-20 No. 3. Grundzüge einer Hyetographie des Königreiche s Böhmen. Von Dr. F. J. Studnicka fl. 1-50 No. 4. Geologie des böhmischen Erzgebirges. II. Theil. Von Dr. Gustav G. Laube. fl. 2-50 No. 5. Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens von Fr. Klapälek fl. 120 No. 6. Prodromus der Algenflora von Böhmen. I. Th. Forts. Von Prof. Dr. Anton Hansgirg fl. 3*— SIEBENTER, BAND. No. 1. Die Flechten der Umgebung von Deutschbrod von Jos. Noväk (in Vorbereit.). No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. IV. Die Teplitzer. Schichten. Von Prof. Dr. Ant. Fric fl. S'— No. 3. Über die chemische Zusammensetzung verschiedener Ackererden und Gesteine Böhme n's und über ihren agronomischen Werth. Von Dr. Jos. Hanamann fl. 2' — Nö. 4. Die tertiären Land- und Süsswasser-Conchylien des nordw. Böhmen von Gottlieb Klika ^ fl. 2-40 No. .5. Die böhmischen Myxomyceten von Dr. Lad. Celakovsky (Sohn) (in Vorbereit.). No. 6. Geologische Karte von Böhmen. Section VI. Entworfen von Prof. Joh. Krejci. Mit Erläuterung von Prof. Dr. A. Fric. Preis fl. 2*20 AOMTEB BAND. No. 1. Übersicht der Thätigkeit der naturw. Landesdurchforschung v. J. 1864 bis 1890 von Prof. Dr. K. Kofistka fl. —-30 No. 2. Untersuchungen der Fauna d. böhm. Gewässer. IL Fauna d. böhm. Teiche von Jos. Kafka fl. 1*20 No. 3. Monographie der Ostracoden Böhmens. Von Wenzel Vävra . . . .fl. 2 60 No. 4. Prodromus der Algen flora von Böhmen. Zweiter Theil. Von Prof. Dr. Anton Hansgirg fl. 3"— Druck von Dr. Ed. Or^gr in Pniir 1893. — Selbstverlag. « Soeben sind die Titelblätter sammt Inhaltsangabe der Bände IV, Y, VI und VII des Archives er- schienen für Jene, welche sämmtliche Hefte eines Bandes besitzen, und können von der Commissions- Buchhandlung verlangt werden. DAS ARCHIV lür die naturwissenschaftliche Landesdiircliforschung von Böhmen I. bis V. Band : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. J. Krejci, VI. Band u. s. w. : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. Dr. A. Fric, enthält folgende Arbeiten : EFlSTEFt BAND. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: ojDas Terrain und die H ö h e n v e r h alt ni s s e des Mittelgebirges und des Sandsteingebirges im nördlichen Böhmen von Prof. Dr. Karl Kofistka. b) Erste Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt IL) von Prof. Dr. Kofistka. cj Höhenschichtenkarte, Section IL, von Prof. Dr. Kofistka. Preis fl. 4* — Preis der Karte app ü. 1'60 IL Die Arbeiten der geologischen Abtheilung. Dieselbe enthält: aj Vorbemerkungen oder allgemeine geologische Verhältnisse des nörd- lichen Böhmen von Prof. Johann Krejci. 5J Studien im Gebiete der böhm. Kreideformation von Prof J. Kreici. cj Paläontologische Untersuchungen der einzelnen Schichten der böhm. Kreideformation u. s. w. von Dr. Anton Fric. d) Die Steinkohlenbecken von Radnic, vom Hüttenmeister Karl Feistmantel. Preis . . fl. 4-50 ITT. Die Arbeiten der botanischen Altheilung. Dieselbe enthält: Prodromus der Flora von Böhmen von Dr. Ladislav Celakovsky. (I. Theil.) Preis fl. 1'— IV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Verzeichniss der Käfer Böhmens vom Conservator Em. Lokaj. b) Monographie der Land- und Süsswassermollusken Böhmens vom Assi- stenten Alfred Slavik. c) Verzeichniss der Spinnen des nördlichen Böhmen vom Real-Lehrer Emanuel Barta. Preis fl. 2" — V. Chemische Abtheilung. Dieselbe enthält: Analytische Untersuchungen von Prof. Dr. Hoff manu. Preis 25 kr. Preis des ganzen I. Bandes (Abth. I. bis V.) geh fl. 9' — Z ^V EITER, BAND. Erster Theil. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: aj D a s Terrain und die Höhenverhältnisse des I s c r- und des Riesen- gebirges und seiner südlichen und östlichen Vorlagen von Prof. Dr. Karl Kofistka. b) Zweite Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt III.) von Prof. Dr. Kofistka. c) Höhenschichtenkarte, Section IIL, von Prof. Dr. Kofistka. * mächtige Lehmschichte, welche keinerlei sichtbare Merkmale enthält, aus der sich ihre Färbung erklären Hesse. Dieselbe scheint eher eine Schichte zu sein, welche gleichsam die erste Periode dieser Schichten- gruppierung abschliesst und eine längere Zeit der andauernden Vegetation kenn- zeichnet; vielleicht war es auch die erste Oberfläche, welche sich dauernd 12 gebildet und auf der für längere Zeit eine Vegetation platzgegriffen hat, die mit Hilfe humoser Beimengungen ihrem Boden eine dunkle Färbung gab. Bis dahin zeigt die ganze Ablagerung einen Schichtencharakter, aus welchem hervorgeht, dass die Periode, in welcher die Bildung dieser Schichten vor sich gegangen ist, eine Periode des feuchten Klimas sein musste, durch dessen Einwirkung sei es durch den Einfluss von Regen, sei es durch schmelzende Schneemassen oder durch Wasserandrang, sich die hier angeführten Schichten abzulagern vermochten. Auf diese Periode folgt jene, die durch eine gewaltige Masse ungeschichteten Lehms charakterisiert wird. 6. Sandiger gelber Lehm (zlutka), der die Unterlage des ungeschichteten Lehms bildet und sich in einer Mächtigkeit von 3 bis 5 m durch das ganze diluviale Profil der Umgebung Prags hinzieht. Diese Schichte erscheint haupt- sächlich durch eine Menge kleiner Schneckenschalen gekennzeichnet (Succinea oblonga, Pupa muscorum, Helix tenuilabris, Helix hispida und Helix striata). Von diesen Schneckenarten sind besonders Succinea und Helix tenuilabris als jene Thierformen zu erwähnen, welche heute noch als charakteristische Typen auf den Orenburger Steppen vorkommen und auch noch von anderen, vermöge der übrigen Fauna einen Tundren- und Steppen- Charakter aufweisenden diluvialen Localitäteu her bekannt sind. Hieraus ergibt sich, dass diese sandige Schichte den Beginn einer ähnlichen Periode, nämlich der Steppenzeit in unseren Diluvialablagerungen kennzeichnet. Fragen wir jedoch nach marcanten Formen der Säugethier-Steppenfauna, so erhalten wir eine klare Antwort erst durch die nachstehende Schichte. 7. Gelber Ziegellehm (zlutka), compacter, eine mächtige, bis 11 m hohe Masse bildende Lehm, welcher in der Umgebung Prags ausschliesslich zur Ziegel- Brennerei verwendet wird. In der Lagerung dieses Lehms ist keinerlei Schichtung bemerkbar; in der starren Gesammtmasse desselben sehen wir auf den ersten Blick nur hie und da einen herabgewälzten, scharfen Block von Kieselschiefer, an welchem jedoch keinerlei Spuren einer Einwirkung von Wasser oder Eis wahr- nehmbar sind. Durch langjährige, von Prof. Dr. Anton Fric sorgfältigst durchgeführte und des öfteren auch von mir verfolgte Beobachtung des Bruches dieser Lehm- gattung kamen zahlreiche interessante Details zum Vorschein. In erster Reihe wurde in dieser Schichte die Localität von ausserordentlich zahlreichen Uiberresten der diluvialen Fauna erkannt. In dem untersten Theile fand man noch den Mammut und in den verschiedenen Höhen konnte man als stän- digen Begleiter das Renthier verfolgen. In den höheren Lagen zeigen sich zahl- reiche Reste der charakteristischen Steppenfauna, welche hier in zweifacher Art auftritt. Springmäuse und Zieseln (Alactaga und Spermophilus) kommen im Lehm zer- streut vor, und neben ihnen findet sich auch eine grössere Menge kleiner Knochen, woraus sich schliessen Hesse, dass sie in irgend einem, von dem Thiere in den Lehm gegrabenen Gange liegen. Uiberdies wurden des öfteren in diesem Lehme ausserordentlich tiefgehende Gänge mit einem Durchmesser bis ^1^ «* beobachtet, welche infolge der dunkelgefärbten, sie ausfüllenden Lehmmasse schon von weitem sichtbar sind. 13 Einer dieser Gänge wurde mit der Zeit der Quere nach durchgeschnitten und das in denselben eindringende Wasser schwemmte, wie dies an unserem Pro- file deutlich zu sehen ist, die weichere Füllmasse vollständig aus. Auf dem Grunde dieser Gänge finden sich in der Regel zahlreiche Uiberreste von Murmelthieren (Arcto- mys bobac), welche die vorderen Gliedermassen in ähnlicher Weise krampfhaft ange- zogen haben, wie dies bei Thieren, welche in Erdhöhlen durch Erstickung zugrunde gegangen sind, häufig der Fall ist. Hie und da zeigt sich in der Nachbarschaft dieser Murmelthiere auch das falbe Ziesel (Spermophilus fulvus), und die Füllmasse dieser Gänge in den höheren Lagen enthält eine Menge kleiner Knochen von Arvicola (insbesondere von A. amphibia, arvalis, ratticeps und agrestis) und eine sehr grosse Menge von Froschresten, denen mitunter auch Fischschuppen (Esox lucius) beigemengt waren. Die Lagerung dieser diluvialen Uiberreste lässt auf Zweifaches schliessen : a) dass die Bildung der hier beschriebenen Schichte des gelben Ziegel- lehms zum Theile in jener Periode vor sich gieng, in welcher einzelne der durch ihre Uiberreste hier vertretenen Thiere gelebt haben. Von charakteristischen Formen könnte man insbesondere den grossen Pferdespringer, den rothen und falben Ziesel und nach sporadischen Funden auch das Murmelthier hieherzählen; dieser gelbe Lehm würde daher in jene Zeit der Steppenperiode fallen, in welcher wir bereits die charakteristische Steppenfauna hatten. Auch der Charakter dieser Schichte deutet darauf hin, dass sie am ehesten vom Winde angeweht war und ihre Entstehung überhaupt subaerischen Einflüssen verdankt ; b) dass auch dann noch, nachdem sich diese Schichte des gelben Lehms bereits abgelagert hatte, die Steppenfauna bei uns weiter lebte, welchen Umstand zur Genüge die selbstverständlich vom Murmelthiere gegrabenen Gänge beweisen; hiernach kennzeichnet auch diese Schichte noch nicht das Ende der Steppenperiode in unserem Diluvium. Dass Murmelthiere auch weiter noch bei uns lebten, beweisen die viel jüngeren Uiberreste derselben in der Umgebung von Beraun, Podol und bei St. Prokop, von denen weiter unten die Rede sein wird. Uiber der gelben Lehmschichte lagerte sich wiederum eine ansehnliche Partie von geschichteten Lehmen; in erster Reihe 8. der Eothlehm (cervenice). Die unteren Schichten dieses Rothlehms ent- halten an einigen Stellen schütter zerstreute, grobe und scharfe Kieselschiefergeröll- Schollen, welche aus allernächster Nähe und wahrscheinlich durch Regengüsse angeschwemmt worden sind, so dass die Wirkungen des Wassers an denselben kaum sichtbar sind. Diese Rothlehmschichte pflegt nicht immer gleich vollkommen entwickelt zn sein, ja an manchen Orten fehlt sie sogar, und dann folgt sogleich die überall sich wiederholende, folgende Schichte: 9. Obere Humusschichfe (tabäkovä svrchnl). Gleich der unteren Humus- schichte scheint auch diese obere eine Periode ruhigerer Vegetation auf stabilen Schichten zu bezeichnen, eine Periode nämlich, in welcher sich hier eine, wie bereits oben erwähnt, mit der Steppenfauna belebte Steppenvegetation stabilisiert hat. 14 10. Der obere Rothlehn (cervenice), welcher zerstreute Bruchstücke von gleichfalls nur massig vom Wasser abgerolltenen Rotheisenerze trägt, die aus den zerstörten Silurschichten, nämlich der höher anstehenden Komorauer Schichten, herrühren und der Schichte auch die rothe Färbung verliehen. Die geschilderten Rothlehm- und Humusschichten sind wiederum arm an Thierresten; höchstens zeigen sich noch im Gebiete derselben hie und da Murmel- thiergänge. Vermöge ihres Charakters scheinen die Rothlehmschichten die zweite Periode der Wasserablagerungen und die mit derselben zusammenhängende Ver- änderung des Klimas zu bezeichnen, welche eine grössere Menge von Regengüssen und Schneefällen mit sich brachte. 11. Der jetzt folgende gelbe Dachziegellehm (ta§kovä) ist ein neuer, mas- siger, wenn auch nicht mehr so mächtiger und ungeschichteter Lehm wie der gelbe Ziegellehm. Auch sein Charakter besitzt eine grosse Ähnlichkeit mit dem des letzteren, nur dass hier immer seltener Überreste von älteren Steppen-Nage- thiereu, dafür aber um so häufiger Gänge mit zahlreichen Überresten von jüngeren Nagethieren, so hauptsächlich unseren gemeinen Zieseln (Spermophilus citillus), Wühlmäusen, zum Theile auch Mäusen, Hamstern und neben diesen auch Hasen, Kaninchen, Reptilien, Amphibien und Fischen vorkommen. Nach alledem reprä- sentiert diese Ablagerung bereits die Periode eines neuen, trockeneren Klimas, die Periode einer gewissen Cultursteppe. Unter der diese Schichten bedeckenden Ackerkrume finden wir in dem gelben Lehm praehistorische Gräber. Das Profil, wie wir es hier verfolgt haben, ist den mächtigsten diluvialen Lehmlocalitäten in der Umgebung Prags entnommen. So in jeder Hinsicht ent- wickelt könnten wir es anderswo nicht mehr finden, wiewohl Diluviallehme reichlich auch in dem Seitenthale der Särka und weiter nördlich in allen Seitenthälern der Moldau und Elbe hauptsächlich auf den Abhängen der Silur- und Kreide-Anhöhen abgelagert sind. Mächtige Ablagerungen von Diluviallehmen finden wir auch in dem ganzen Gebiete der Kreide- und Tertiär-, theilweise auch der Silurformation, seltener schon in den Gebieten der übrigen Formationen. Freilich sind die Schichten des in Rede stehenden Profils nicht überall vollkommen entwickelt. Im Gebiete der Kreideformation fehlen insbesondere die Rothlehme , und mächtige Bänke von gelbem Lehm pflegen einförmigere Ab- lagerungen zu bilden, welche lediglich von dunkelbraunen Kultur- (Humus-) Schichten und stellenweise auch von Ablagerungen gröberer Plänerschotter unter- brochen werden. Im Untergrunde pflegt stellenweise auch feines Gerolle vorzukommen und in der oberen Zone findet man auch helleren gelben Dachziegellehm. Die mittlere Zone enthielt ausschliesslich gelben Ziegellehm, charakterisiert hauptsächlich in den unteren und sandigeren Partien durch die Schalen von Succiuea oblong a, Pupa muscorum, Helix tenuilabris, Helix striata, Helix hispida und andere. In den unteren Schichten wurden in zahlreichen Localitäten der Mammut, das Nashorn, im ganzen Profile das Renthier, in den oberen Partien Gänge von Murmelthiereu mit zahlreichen Überresten dieser sowie auch noch anderer Steppen-Nagethiere angetrofifen. In den oberen Schichten finden sich häufig Löss- 15 kindel von mitunter staunenswerten Formen, an zahlreichen Orten in der Um- gebung Prags (bei Vysocan, Prosek u. a.) auch secundäre Mineralien, hauptsächlich Gypskrystalle, stellenweise auch Delvauxit und Diadochit u. a. Interessant sind auch die auf der Oberfläche der Silurformation abge- lagerten Diluviallehme. So füllen dieselben oberhalb Podol bei Prag riesige Schluchten zwischen den Braniker Kalksteinen aus, und in den Ablagerungen der- selben wechseln Schotterschichten mit compacten, ungeschichteten Massen gelben Lehms ab, in welch' letzterem Brekcien aus Pferdespringer- und Zieselknochen vor- gefunden wurden. In den unteren Lagen fand man auch den Mammut und das Nas- hornthier. Die Mehrzahl der übrigen Ablagerungen im Gebiete der Silurformation füllt Risse, Felsklüfte, theilweise auch Höhlen in Kalkbrüchen aus und wird weiter unten zur Behandlung gelangen. Nach vorläufig gepflogenen Erhebungen, welche jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, weist die Fauna der Diluviallehme in der Umgebung Prags folgende Arten auf: Elephas primigenius Bim. Atelodus antiquitatis Cuv. Atelodus Merckii Brndt. Sus enropaeus L. Equus caballus fossilis Rütm. Equus caballus fos. minor Woldf. Equus (asinus?) Rangifer tarandus Jard. Cervus elaphus L. Cervus sp. Leo spei ae US Filh, Lupus vulgaris foss. Woldf. Canis sp. Gulo borealis Nilss. Mustela martes Briss. Meles taxus Schreb. Foetorius putorius Keys. & Blas. Sorex sp. Talpa europaea L. Arctomys bobac Sehr. Alacta,ga jaculus Brdt. Spermophilus rufescens K.&Bl. Spermophilus fulvus Bl. Spermophilus citillus Bl. Arvicola amphibius Blas. Arvicola arvalis Blas. Arvicola ratticeps Keys. & Blas. Arvicola agrestis Blas. Arvicola subterraneus De Sei. Mus sp. Cricetus frumentarius Pall. Myoxus glis Blas. Lepus timidus Lin. Lepus cuniculus Lin. Hystrix (hirsutirostris?) Brdt. Strix aluco Lin. Turdus (musicus?) Esox lucius L. Rana sp. Succinea oblonga Drap. Pupa muscorum Lin. Helix tenuilabris A. Br. Helix hispida Lin. Helix striata Müller. Ablagerungen in Höhlen, Felsklüften und Felsspalten. Höhlenablagerungen wurden in Böhmen an vielen Orten constatiert und daselbst palaeontologisch auch ausgenützt; geologisch konnten dieselben nur an einem einzigen Orte detaillierter untersucht werden, u. zw. in der Höhle „Turskä 16 maätal" bei Beraun. Geologische Untersuchungen waren auch hinsichtlich der Höhlen in der Umgebung von Suchomast und Konöprus bei Beraun geplant, allein ein systematisches Fortschreiten war hier nicht möglich einerseits wegen localer Unzugänglichkeit, andererseits aber wegen Mangels an Geldmitteln, welche hier in viel grösserer Menge nothwendig gewesen wären als wo anders. Endlich wäre noch die St. Prokopi-Höhle bei Prag zu erwähnen, von der ebenfalls nur die allge- meine geologische Situation und ein ziemlich reichhaltiges palaeontologisches Ma- terial bekannt sind; die geologische Ablagerung des Aufschüttes in dieser Höhle konnte einer systematischen Untersuchung nicht unterzogen werden. Von den Ablagerungen in Felsklüften, welche in Böhmen die grösste Bedeu- tung haben, sind die von Zudslawitz, welche eingehend von Dr. Woldfich untersucht wurden, und die aus den silurischen Kalksteinfelsen in der Umgebung von Beraun die wichtigsten. Der Charakter dieser Ablagerungen ist sehr verschieden; hier offenbart er sich in einer einheitlichen, mehr oder minder einem gelben, frei lagernden Diluvial- lehme ähnlichen lehmigen Masse, dort wieder wechseln sandige Schichten mit lehmigen ab. Die älteste pleistocaene Fauna (Tundren-Fauna) wurde nur in den Ablagerungen bei Zudslawitz, dagegen nur Spuren derselben (der Steppenfauna) in dem Kalkbruche „Cerveny Lom" bei Suchomast vorgefunden. Die Funde aus „Turskä Mastal" und aus der St. Prokopihöhle, sowie auch die aus der Felskluft im Bruche „Cerveny Lom" äussern den Charakter der Höhlen-, Wald- und sog. Weidefauna, und nur in der Felskluft im Beraunthale wurde neben der Wald- und Weidefauna auch die Steppenfauna entdeckt ; dagegen dominiert in den Zudslawitzer Funden neben der Tundren- auch die Steppen-, Weide- und Waldfauna, während die sogenannte Höhlenfauna sich hier nur auf seltene Uiberreste beschränkt. Die geologischen Verhältnisse hinsichtlich der Lagerung dieser Thierreste äussern sich auf den erwähnten Fundorten in folgender Weise: a) Fundort bei Zudslawitz. Hier führt Dr. Woldfich^) zwei mit Lehmaufschütt ausgefüllte Felsspalten an; in der einen sollen Reste der glacialen (Tundren-) und der Steppenfauna, in der anderen vermengte Uiberreste der Wald- und Weidefauna vorkommen. Die Glacial-^ oder besser gesagt die Tundren- Periode charakterisieren in der L Spalte nachstehende Arten: Leucocyon lag opus foss. Woldf. Lagopus albus Vieill. Nyctea nivea Daudin. Myodes torquatus Pall. Myodes lemnus Pall. Lepus variabilis Pa,ll. Nebst diesen können der Glacial- oder Tundrenperiode aus dieser Spalte noch folgende Arten angerechnet werden: Rangifer tarandus Jord., Foe- ') Dr. Joh. Woldfich. Diluviale Fauna von Zuzlawitz bei Winterberg im Böhmei'walde. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. 1880, 1881, 1884. 17 torius erminea Keys, et Blas., Foetorius vulgaris Keys, et Blas., Vulpes vulgaris foss. Woldf., Arvicola am phibius Blas., Arvicolarat- ticeps Keys, et Blas., Arv. nivalis Martius, Corvus corax Lim. Freilich hat sich die Mehrzahl dieser Arteu auch noch bis in die nachfolgende Periode erhalten. Die Steppenperiode erscheint in den Funden aus der I. Spalte durch fol- gende Arten charakterisiert: Spermophilus rufescens Keys. & Blas. Lagomys pusillus Desm. Cricaetus (phaeus ? Fall.) Antilope (?) Equus caballus foss. minor Woldf. Ausser den hier angeführten, schon in der Tundrenperiode auftretenden Formen können in die Steppenperiode auch noch eingereiht werden zahlreiche Fledermäuse (Vespertilio Daubentonii Leisler, V. dasycnemus Boie, V. murinus Schreb., V. Nilssonii Keys. & Blas., Plecotus auritus Blas.), Insectenfresser (Sorex pygmaeus Fall, und Talpa europaea L.), von Marderarten Foetorius putorius Keys. & Blas., F. lutreola Keys. & Blas., Mustela (foina Briss?), von Nagethieren Cricetus frumentarius Fall., Arvicola arvalis Blas., Arv. gregalis Desm., Lepus timidus L. u. a. ; ferner konnten in dieser Periode auch noch Lepus variabilis Fall, und Lagopus albus Vieill. vorkommen. Viele dieser Arten haben sich bei uns bis in die recente Periode erhalten ; besonders charakteristisch ist aber der Umstand, dass sich in der ersten Spalte auch Arten zeigen, die auf den heutigen Tundren und Steppen nicht vorkommen, dafür aber ihre Repräsentanten in unserer Recentenfauna besitzen. Solche sind: Synotus barbastellus Keys. & Blas., Ar vicola agrestis Blas., Arv. cam- pestris Blas., HelixlapicidaL., H. rotun data Müll., H. strigella Drap, und Helix holoserica Stud. Hiernach befinden sich in dieser (I.) Spalte von Zudslawitz Arten der Tundren-, Steppen- und einer späteren (d. i. der jüngsten Diluvial-) Fauna beisammen. Die Fauna der 11. Spalte stellt Dr. Woldfich als ein Gemenge der Weide- und der Waldfauna hin. Die Weidefauna sollen insbesondere charakterisieren: Equus caballus foss. Rütm. Rangifer tarandus Jard., Atelodus antiquitatis Cuv. Bos priscus Rütm. Equus caballus f OS s. minor Woldf. ausserdem auch kleinere Arten der Familien Ovis und Sus und wahrscheinlich auch Leo (spelaeus Filh.) Canis ferus Bourg. u. a. Es darf nicht übersehen werden, dass das Renthier und das kleine Pferd auch schon in der L Spalte vorgefunden wurden und dass sich hier wahrscheinlich als Vertreter aus der Tundren- und Steppenzeit auch der Vielfrass (Gulo borealis) zeigt, obwohl in der L Spalte Überreste desselben nicht vorkommen. 18 Die Wäldfauna ist insbesondere durch folgende Arten vertreten Ursus arctos L. Felis minuta Bourg. „ catus Bourg. „ fera Bourg. „ magna Bourg. Alces palmatus foss. Nord. Cervus elaphus L. Sciurus vulgaris L. Myoxus glis Blas. Myoxus quercinus Blas. Sus scroplia L. Tetrao uiogallus L. Tetrao tetrix u. a. Überdies kommt aber in dieser Spalte auch noch eine ganze Reihe mehr oder minder charakteristischer, schon von der I. Spalte her bekannter Formen vor, als wie: Talpaeuropea, Vulpes vulgaris, Foetorius put o- r ius, Hy pudeus glar e olu s, Lepustimidus u.a. Endlich darf man nicht übersehen, dass ausser dem Vielfrasse noch die in dieser Spalte constatierten Arten: Mustela martes, Sorex vulgaris, Erinaceus europeus, Felis catus, Ursus arctos, Myoxus glis, Mus sylvaticus, Sus scropha, Alces palmatus auch auf den heutigen Tundren und Steppen anzutreffen sind. Hiernach kommen in der II. Spalte von Zudslawitz neben Vertretern der Weide- und Waldfauna auch Formen der Tundren- und Steppenf9,una vor, wenn auch letztere nicht immer die typischesten sind. Im ganzen führt Dr. Woldfich 144 in den beiden Zudslawitzer Spalten vertretene Thierformen an, deren detaillierte Aufzählung in dem 3. Theile seiner Abhandlung „Diluviale Fauna von Zudslawitz bei Winterherg im Böhmerwalde" ent- halten ist. In diesen 144 Formen erscheinen die Nagethiere durch nachfolgende Arten repräsentiert: Myodes torquatus Pallas „ obensis Brdt. Hypudeus glareolus Blasius Arvicola amphibius Blas. „ nivalis Martin „ ratticeps (Keys. & Blas.) „ agrestis Blas. „ arvalis Blas. „ campestris Blas. (?) „ subterraneus De Selys (?) „ gregalis Desmarest Mus rattus fossilis Cornalis Mus sylvaticus Linn6 Mus (kleine Form) Cricetus frumentarius Pall. Cricetus (phaeus?) Pall. Myoxus glis Blas. Myoxus quercinus Blas. Sciurus vulgaris Lin. Spermophilus rufescens Keys. & Blas. Alactaga jaculus Brdt. Lepus variabilis Pall. Lepus timidus Lin. Lepus cuniculus Lin. Lagomys pusillus Desm. Von fossilen (diluvialen) Nagethieren in Böhmen sind überhaupt 31, von fossilen und lebenden zusammen 39 Arten bekannt; der Fundort bei Zudslawitz weist 25 Arten, d. h. ^/g der diluvialen und ^/g aller böhmischen Arten, auf. 19 h) Der Kalkbruch „Cerveiiy lom" bei Suchoinast. Südwestlich von Beraun erheben sich die Anhöhen Kotyz, Zlaty Küii und Kobyla, welche in ihrem oberen Theile nahezu ausschliesslich aus weissem Silur- Kalkstein der Etage Ffg bestehen. In diesem Kalksteine kommen zahlreiche Höhlungen, Klüfte und Höhlen vor, die grösstentheils verschüttet und nur am Kande zugänglich sind. Die grösste von ihnen befindet sich auf der Anhöhe „Zlaty Kuh". Steil in die Tiefe abfallend, verzweigt sie sich und hat ihre Öffnung in unmittelbarster Nähe des Gipfels der genannten Anhöhe. Ich war bestrebt, in dieser Höhle durch Nachgraben den Charakter der Ablagerung sicherzustellen, Fig. 2. Cerveny lom bei Suchomast (südwestlich von Beraun). M rother Marmor der Zone Ff^. — H trichterförmige Schlucht, welche in die tiefer ge- legene Höhle J führte und mit Lehm und Knochen diluv. Säugethiere aus- gefüllt war. S röhrenförmige Felskluft im Kalkstein, gleichfalls mit Lehm ausgefüllt, in welcher aber Thierreste nicht vorgefunden wurden. allein bei den bescheidenen Mitteln, die mir hiebei zugebote standen, war es nicht möglich weiter als bis zum Rande vorzudringen, der einen mehr oder minder aluvialen Charakter und keinerlei bemerkenswerte Reste aufwies. Auf der gerade gegenüber sich erhebenden Kobyla sind die Höhlen, wiewohl gänzlich verschüttet, bedeutend zahlreicher; einige derselben besitzen eine seitliche Öffnung und sind bis an den 2* 20 ßaud ausgefüllt, so dass ein Eindringen in dieselben nicht möglich ist; andere sind in der Richtung nach oben hin offen und in der Regel gleichfalls mit Stein- und Lehmschotter ausgefüllt; seltener ist ein metertiefes Eindringen in dieselben möglich. Durch den Kalkbruch ,^Öerveny lom" wurde eine dieser Höhlen er- schlossen und der Untersuchung zugänglich gemacht, nachdem wir durch die von den Arbeitern uns überbrachten Funde aufmerksam gemacht worden waren, dass die Untersuchung eine interessante Ausbeute verspreche. Im Jahre 1885 fand ich daselbst folgende Verhältnisse vor: In der Mitte des Steinbruches öffnete sich der zum Theile mit Lehm verschüttete (J) Eingang in die Höhle, welcher das Ein- dringen in eine geräumige, 8 m breite und 16 m lange Aushöhlung ermöglichte, die nach rückwärts zu nicht durch festen Kalkstein, sondern durch eine immer noch über 1 m tiefe Lehmablagerung abgeschlossen war. Nach der Richtung des Ganges schien es, dass derselbe zu der Öffnung auf der anderen, nördlichen Seite des Felsens führe; ob dem so ist, konnte nicht einmal durch beiderseits abge- gebene Schüsse sichergestellt werden. Vor dem Eingange in die Höhle war im Bruche selbst eine hohe, trichterförmige, grösstentheils bereits abgebrochene und nur durch einen compacten, rothgelben, groben Lehm bezeichnete Schlucht zu sehen, welche bei der oberen Öffnung der Höhle endete und sich daselbst in zwei schmale Arme verzweigte. Diese zogen sich in Form von zwei ungefähr ^j^ m breiten Spalten zwischen horizontal lagernden Kalksteinen gegen Süden und Norden; das Ende derselben war aber nicht zu ermitteln. Eine mächtige Lehmmasse, welche die trichterförmige Schlucht ausfüllte, bestand aus einer sehr festen, in ihrem oberen, ausgetrockneten Theile steinharten Masse. Es war dies wahrscheinlich ein mit Kalk stark imprägnierter Lehm, in welchem sich stellenweise auch mächtige Haufen krystallisierten Gyps und Arragonits befanden. In diesem Lehme zerstreut lagerten sehr gut erhaltene, grösstentheils schön weisse Thierknochen, welche an den dem Wasser zugänglichen Stellen in eine seifenartige Masse übergiengen. Ganze Skelettheile wurden hier nicht vorgefunden, sondern nur stellenweise zer- streute Zähne und einzelne Knochen von zum grössten Theile kleineren Propor- tionen, was deutlich darauf hinwies, dass hier kein Lager wilder Thiere bestanden hat, dass vielmehr diese Reste durch Wasser, Schnee oder Wind von oben herab getragen worden sind. An der Hand dieser Thierreste wurde nachstehende Fauna constatiert : Gulo borealis Nilss. Atelodus antiquitatis Cuv. Alces palmatus Nordm. Bos primigenius Rütm. Cervus capreolus L. Ursus spelaeus Blmb. Hyaena spelaea Goldf. Lupus spelaeus Goldf. Lepus (variabi lis?) Goldf. Die Mehrzahl dieser Reste wurde in der tiefsten Lage der hier abge- lagerten Lehme und nur ein geringer Bruchtheil etwas höher vorgefunden; zum grössten Theile aber war der Lehm bis zu einer Tiefe von 2*5 m von Resten frei. Im allgemeinen hat diese Fauna den Charakter der Höhlen-, Weide- und Waldfauna mit Spuren der Steppenfauna. 21 c) Die Felskluft bei „Srbsko" im Beraunfliissthale. In den letzten Jahren wurden längs der böhmischen Westbahn im Thale des Beraunflusses zwischen Karlstein und Beraun, insbesondere in den Kalksteinen der Zonen E, F und G zahlreiche Brüche eröffnet, bei welcher Gelegenheit auch zahlreiche, kleinere und grössere, leere und auch mit Lehm ausgefüllte Spalten und Felsklüfte aufgedeckt worden sind; ein gemeinschaftliches Merkmal derselben bestand darin, dass sie in der Richtung gegen das Beraunthal ursprünglich ge- schlossen waren und erst durch den Abbruch von Kalkstein entdeckt worden sind, während die Öffnung, durch welche der Anschütt in dieselben gelangte, sich wahr- scheinlich auf dem Gipfel jener Anhöhe befindet und durch die Ackerkrume voll- ständig abgeschlossen ist. Dass dem so ist, beweist der analoge Fall bei der „Turskä mastal", von der weiter unten die Rede sein wird. Die Mehrzahl dieser Spalten und Klüfte bot ein palaeontologisches Mate- rial ; am häufigsten war es der Bär, der sich in denselben präsentierte, u, zwar nicht nur der Höhlenbär, sondern nicht selten auch der Bär aus der recenten Zeit, welcher sich in diesen Gegenden bis in die letzten Jahrhunderte erhalten hat, und dessen Reste in den obeisten Anschütten der Felsspalten allenthalben zu finden sind. Eine dieser Felsklüfte bot ein besonders reichhaltiges Material, und durch die liebenswürdige Unterstützung des Streckenchefs Hrn. Ing. J. Neumann hatte ich Gelegenheit, dieselbe persönlich zu untersuchen. Diese Kluft trat in dem Stein- bruche auf 32-0 km der böhmischen Westbahn, unweit des Dorfes Srbsko zutage, weswegen ich sie auch mit obigem Namen bezeichne. In einer Höhe von 40 m über dem Niveau der Bahnstrecke öffnete sich die Kluft in Form einer ungefähr nur 1 m breiten Höhlung und zog sich, immer enger werdend, im Innern des Felsens in der Richtung nach oben. Auf der entblössten Stelle war die Hauptmenge von Knochen angehäuft, die sowohl durch ihr Äusseres, als auch an der Hand der durch sie vertretenen Arten im ganzen eine verhältnismässig junge Fauna verriethen, wenn auch vereinzelte Formen den Schluss auf ein höheres Alter zuliessen. Ein Verzeichniss der hier gefundenen Arten publicierte Dr. Woldfich.^) Im allgemeinen stimmen meine Ansichten bezüglich der Bestimmung der Formen dieser Fauna mit denen des Prof. Dr. Woldfich^) überein, bis auf die Murmelthiere, hinsichtlich deren ich auf die bei dieser Art angeführten Details verweise. Über- dies muss gleich hier constatiert werden, dass die in Rede stehende Felskluft weder die Set. IvanshöJile (diese liegt überhaupt nicht im Beraunthale, sondern ungefähr eine Wegstunde von demselben entfernt im Thale des Baches Kacäk bei der Set. Ivanskirche), wie sie in der vorcitierten Abhandlung bezeichnet wurde, noch auch irgend eine anäere in der Nähe derselben sich befindliche Höhle ist. Hier handelt es sich lediglich um eine schmale Felskluft, oder besser gesagt, Felsspalte, welche durch den Abbruch von Stein in einer Höhe von 40 in über dem Geleise der böhmischen Westbahn aufgedeckt worden ist. •) Verhandl. d, k. k. geol. Keiclisanstalt 1870 Nr. 15. 22 Aus der ganzen localen Situation geht deutlich hervor, dass alle in dieser Spalte aufgefundenen Knochen nach und nach in dieselbe hineinfallen mussten oder durch Wasser, schmelzenden Schnee, Wind u. dgl. in dieselbe hineingetragen worden sind, dass jedoch diese unbedeutende Höhlung weder ein Mensch bewohnen konnte, noch dass die hier gefundenen Knochen von Raubthieren hieher ge- bracht worden sind, welche durch die kleine Öffnung hätten weder eintreten noch auch wieder hinauskommen können. Das einigermassen abweichende Äussere ein- zelner Knochen lässt sich damit erklären, dass einige derselben länger, andere wieder minder lang auf der Oberfläche lagen, bevor sie in das Innere der Kluft gelangten. Im ganzen aber lässt sich aus dem Äusseren aller dieser Knochen schliessen, dass keiner derselben allzu lange den Einflüssen der Luft ausgesetzt war, dass sie vielmehr frühzeitig in der Kluft einen hermetischen Abschluss fanden, so dass sie sich viel besser conservieren konnten als die Knochen jeder anderen diluvialen Localität. Constatiert wurden hier von Dr. Woldfich und mir nachstehende Arten: Felis lynx L. Felis magna Bourg. Vulpes vulgaris fossilis Wold. Vulpes (corsac?) Lupus Suessii Wold. Lutra vulgaris (ungewöhnlich zahl- reiche Reste) Mustela (foina) Briss. Ursus arctos L. Ursus spelaeus Rosnm. Talpa europaea L. Sorex vulgaris L. Arvicola amphibius Blas. Arvicola agrestis Blas. Sciurus vulgaris L. Arctomys bobac Sehr. Atelodus (Merckii) Brdt. Equus Gab. foss. Rüts. Equus Gab. foss. minor Wold. Equus asinus L. Bos primigenius Boj. Bos brachyceros foss. Rütt. Antilope rupicapra L. Gapra Ibex L. GervuscapreolusL. Cervus elaphus L. Rangifer tarandus Jard. Tetrao urogallus L. Aquila? Perdix saxatilis Mey? Anas sp. Helix lapicida (sehr zahlreich). Diese Reihe von Thierformen umfasst mehrere Gruppen: 1. Waldfauna (Felis magna, Felis lynx, Vulpes vulgaris, Ursus arctos, Sciurus vulgaris, Sorex vulgaris, Sus europaeus, Antilope rupicapra, Gervus elaphus, Gervus capreolus, Tetrao urogallus); 2. Steppenfauna (typischer Repräsentant Arctomys bobac und überdies ein kleiner, der gegenwärtig lebenden Steppengattui\g Vulpes corsac. sehr ver- wandter Fuchs), ferner Arvicola amphibius, Arvicola agrestis, Equus Gab. foss. minor Wold., Equus asinus, Bos brachyceros foss. Rütt.; 3. Weidefauna (Atelodus, Equus Gab. foss., Bos primigenius); 4. Höhlenfauna (Ursus spelaeus, Lupus Suessii u. a.). Diese Fauna stellt daher ein ziemlich bewunderungswürdiges Gemenge dar, dessen Ursprung auf den ersten Blick klarzustellen nicht leicht zu sein scheint. 23 Allein aus dem ganzen Charakter dieser Reste sowie auch aus der Art und Weise ihrer Lagerung geht hervor, 1. dass alle Thiere, denen diese Reste angehören, gleichzeitig, u. zw. in der späteren Diluvialzeit auf den Hochebenen des obersilurischen Plateaus über dem Beraunflusse gelebt haben mussten; 2. dass die Reste derselben, nachdem sie sich zerstreut auf der Oberfläche angesammelt hatten, durch Wind, Regen, Schnee und Eis in die Felsspalten und Felsklüfte hinabgetragen wurden, welche hier in grosser Menge vorkommen, kaum jedoch irgend jemals geeignet waren, einzelnen Raubthieren oder gar dem Menschen Unterkunft zu bieten. Der Umstand, dass hier gemeinschaftlich Reste der Steppen-, Wald- und Weidefauna vorkommen, steht mit den oben erwähnten Ansichten keineswegs im Widerspruche, sondern vielmehr in vollständiger Übereinstimmung mit den Funden der Steppenfauna in den unberührten Diluviallehmen aus der Umgebung Prags, welche Funde sämmtlich bezeugen, dass die Steppenfauna bei uns nicht nur kurz nach der Tundrazeit lebte, sondern dass ihre Repräsentanten sich hier auch noch bis zum Ende der Diluvialzeit erhielten. Dieser ganze Fund beweist ferner, dass das obersilurische Plateau lange Zeit hindurch eine Gebirgssteppe war, in deren Bereiche Waldungen und Weiden längs der fliessenden Bäche mit zahlreichen Schluchten und Thälern abwechselten. Einige Höhlen dienten in dieser Gegend auch als Wohnstätten für eine reiche 'Höhlenfauna. Von diesen Höhlen waren zwei der näheren Unter- suchung zugänglich, u. zw.: die im Steinbruche „Cerveny lom" und (siehe Seite 19) die Höhle „Turskä mastal." d) Die Höhle „Tiirska mastal". Diese Höhle ist ein Raum im Felsen, der vor langer Zeit durch Wasser aus- gehöhlt wurde, welches von der Oberfläche der Felsen (Etage Ff^ in der Umgebung von Tetin kommend, sich den Weg in das Innere derselben bahnte ; auf der Vorder- seite verursachte der Wasserstrom eine grosse Kesselgrube von 16 m Länge und ca. 8 m Breite und auf diese Weise von der Oberfläche bei Tetin bis zum Rande des Felsens oberhalb des Beraunflusses einen breiten Durchgang, welcher zum Theile offen blieb und den Namen „Turskä oder tureckä ma§tal" erhielt. Knapp an der Öffnung oberhalb des Beraunflusses stellte sich dem Wasserstrome ein härterer Felsen in den Weg {Ee.^, so dass sich der Strom in der entstandenen Schlucht theils zur Seite wandte, theils aber sich in die Tiefe Bahn brach und weitere Höhlungen und Schluchten bewirkte. Alle diese Höhlungen füllten sich dann allmählich mit Lehm und Sand, diese Ablagerung erhöhte sich auf dem Grunde der Höhle bis zu 3 m und verstopfte endlich auch die hintere Öffnung der Höhle, durch welche die Ge- wässer Eingang fanden und die noch vor einem Jahrhunderte, ja sogar noch vor 70 Jahren, bekannt war; damals konnten noch durch die allerdings schon kleine Öffnung Kinder in die Höhle kriechen. Nachdem diese hintere Öffnung verstopft war, blieb der Zutritt zur Höhle nur auf der Vorderseite erhalten. Die vordere 24 Fig. 3. Die Höhle „Turskä oder tureckä Mastal" bei Beraun zur Zeit der Unter- suchung im J. 1890. a Höhle; h Schlucht unterhalb der mit ihrer Höhlung verbun- denen und mit Lehm vertragenen Höhle; c Lehm, herausgeworfen aus der Hölile in den Kalksteiubruch, Die Öffnung der Höhle war früher durch einen vorstehenden Felsen gedeckt. Gegenwärtig ist beinahe die ganze Höhle abgebrochen. 25 Öffnung befand sich in einer Höhe von 50 m über der Oberfläche des Beraunflusses und war durch einen bereits oben erwähnten Felsenvorsprung gedeckt, weshalb der Zutritt zu derselben nur von oben über einen unwegsamen, im Felsen eingehauenen Steg möglich war. Die Höhle bot nicht selten Unterkunft auch Menschen (so schlugen Fig. 4. Schematisches Profil durch die Ablagerungen in der Höhle „Turskä Ma^tal." L Compacter diluv. Lehm, der das Untere der Höhle ausfüllt und sich durch eine Öffnung im Boden auch noch in die Schlucht unterhalb der Höhle fortsetzt; H, R, U Knochen der Hyäne, des Nashorns und des Bären, nebst denen hier auch herab- gefallene Felsblöcke bezeichnet sind; Ph sandiglehmige, geschichtete, verschieden gefärbte Ablagerung; p^ ältere unterbrochene Aschenschichte ; sr ältere aluviale Ab- lagerung mit archaeologischen Scherben und recenten Thierknochen; p^ jüngere unter- brochene Aschenschichte; r die jüngste aluviale Ablagerung mit recenten Knochen, modernen Scherben und Resten von eisernen Geräthen. während des Baues der böhmischen Westbahn die hiebei beschäftigten Bahnarbeiter in der Höhle ihr Nachtlager auf). Wie dem Menschen, so war nachher die Höhle auch den Thieren schwer zugänglich, welche vormals ohne Mühe in dieselbe gelangen konnten. Nichtsdestoweniger scheint die Thierwelt nur spärlich hier vertreten gewesen zu sein; als die hier vorgefundenen Reste weisen, wenn auch ziemlich mannigfach der Art nach, in Bezug auf Quantität keinen besonderen Reichthum auf. 26 Die Untersuchung der Höhle besorgte ich im Herbste des Jahres 1890 gemeinschaftlich mit H. Prof. J. Plc, u. zw. dieser hauptsächlich in archaeologischer und ich in geologischer und palaeontologischer Beziehung. Dadurch, dass ich die ganze Lehmschichte von der Oberfläche bis zum harten Grunde der Höhle in einer Gesammthöhe von 3 m durchbrechen Hess, erhielt ich das hier beigefügte Schichten- profil: Unterhalb der oberen, nur 40 cm mächtigen Schichte von dunklem Lehm fand sich eine unterbrochene Aschenschichte, über und in welcher zahlreiche Scherben und eine ganze Menge von Knochen recenten Charakters lagerten, welch' letztere hauptsächlich von Hausthieren herrührten. Unterhalb dieser folgte eine weitere Schichte von hellerem Lehm, welche 30 cm mächtig und von einer zweiten, gleichfalls unterbrochenen Aschenschichte gelagert war. Oberhalb der letzteren fanden sich gleichfalls zahlreiche Reste von Scherben und Knochen recenten Charakters, verschiedene Geräthe aus Eisen und a. Unterhalb dieser zweiten Aschenschichte fand sich eine mächtige und vorn bis Im hohe Ablagerung, welche aus zahl- reichen dünnen, sehr verschieden gefärbten und wellenförmig über einander ge- lagerten sandigen Lehmschichten bestand, in denen keinerlei Reste vorkamen. Offenbar ist dies eine gleichfalls aus neuerer Zeit stammende und allmählich zu- standegekommene Ablagerung. Die Wellung derselben ist am ehesten dadurch erklärlich, dass sich die Ablagerung einestheils zwischen zerstreuten und auf dem Grunde der Höhle liegenden Steinblöcken ungleichmässig in der Richtung bildete, in welcher die dieselbe bedingenden Wasserströme ihren Lauf nahmen, anderentheils aber wahrscheindlich auch dadurch, dass in einigen Partien der Ablagerung diese zeitweise sich wiederholenden Ströme sich neue Rinnen bildeten und dieselben mit einer anderen und auch anders gefärbten Ablagerung ausfüllten. Unter diesen Sandablagerungen befand sich endlich unmittelbar auf dem Grunde der Höhle eine mächtige Schichte von compactem gelbem Lehm, welche mit einer Mächtigkeit von 1 m durch eine Öffnung auf dem Boden der Höhle sich noch weiter in die Tiefe fortsetzte und eine tiefe und ziemlich breite Schlucht ausfüllte» In diesem Lehm wurden zahlreiche animale Reste vorgefunden, welche zum grössten Theile einen besonderen Charakter hatten, dunkelbraun, und was die Zähne betrifft bis schwarz gefärbt waren. Folgende Arten ^) wurden hier constatiert: Vulpes vulgaris foss. Woldf. Lupus spelaeus Goldf. Ursus spelaeus Rosm. Hyaena spelaea Goldf. Atelodus (Merckii) Capra Ibex L. Die ganze Art und Weise der Lagerung dieser Anschwemmung sowie auch die Formation der Felsenoberfläche im Innern der Höhle beweisen klar, dass diese Anschwemmung durch Wasser in die Höhle gelangte und abgelagert wurde, denn in den Wänden der Höhle sehen wir bedeutende Aushöhlungen, welche rund und ziemlich glatt vertieft sind und offenbar durch den Wassereinfluss entstanden sind, der sie mit Hilfe von Steinen oder Sand aushöhlte. ^) Seit der Herausgabe des böhmischen Originales dieser Arbeit wurde die Höhle „Turskä mastal" ein Gegenstand weiterer Forschung, deren Resultate in einer anderen Arbeit „Über die Raubthiere Böhmens" veröffentlicht werden sollen. 27 e) Set. Prokopihöhle. Im Set. Prokopithale 2 hm westlich von Hlubocep steht auf mächtigen Kalk- felsen der Etagen F^ und G die Set. Prokopikirche, unter welcher sich einstens der Eingang in die sogen. Set. Prokopihöhle befand. Der Boden dieser Höhle bestand, insoweit dieselbe zugänglich war, immer aus hartem Kalkstein; es wurden jedoch beim Beginn ihrer Abräumung verschiedene Knochenfunde gemacht, von denen das schon vor vielen Jahren vom Grundbesitzer Rlha dem Herrn Prof. Dr. Fric eingesandte Schienbein eines Mammut besondere Erwähnung verdient. Später, und zwar im Jahre 1883, führt Jos. Kofensky einige daselbst gemachte Funde an, so namentlich Equus caballus foss. Woldf. und Ursus spelaeus Rosm. In den Jahren 1887 und 1888 wurde die Höhle abgebrochen, und bei dieser Gelegenheit kam Fig. 5. Set. Prokopihöhle (a) im J. 1888 nach dem Abbruche der Hauptpartie. Bei 6 sind unterhalb derselben Risse zu sehen, welche mit einer Ablagerung und einer Travertinmasse mit Knochen diluvialer Thiere ausgefüllt waren. man auf Felsenrisse, in denen sich die eigentliche Ablagerung befand. Die obere Schichte bestand aus einer pulverartigen, aschförmigen Erde und enthielt kleinere Knochen subfossilen Charakters, von denen einige ziemlieh interes- sante Belege für die böhmische Fauna abgaben, so z. B. Myoxus quereinus, der bei uns zu den seltensten Erscheinungen der recenten Fauna gehört. Überdies wurden in dieser Schichte Überreste von Mustela martes sp., Foetorius (putorius?), Vespertilio sp., Sus scropha, Cricetus frumentarius, Mus sp,, Arvicola amphibius, Arvicola arvalis, Lepus timidus 28 a Sciurus vulgaris, Helix rotundata constatiert. Der interessanteste Fund in dieser oberen Schichte sind jedoch Murmelthierreste (Arctomys bobac), welche den Beweis liefern, dass sich das Murmelthier bei uns von der Steppen- bis zur Aluvialzeit erhielt. Damals, als sieh diese obere Schichte in der Höhle abgesetzt hatte, war letztere nicht mehr bewohnt und auch nicht einmal vom Menschen mehr besucht, vom welchen selbst und dessen Thätigkeit aus jener Zeit gar keine Spuren mehr vorliegen. Die auf unserer Abbildung dargestellte Spalte, die sich in den Felsen unterhalb der Höhle hinzieht, war nach den von H. J. Kofensky gepflogenen Er- hebungen 18 — 50 cm breit. Ausgefüllt war sie weder mit Erde, noch mit Lehm, sondern mit einer Travertinmasse, mit welcher die vielen hier abgelagerten Knochen zu Brekcien verschmolzen waren. Eine ganze Keihe dieser Funde rühren von Herrn Kofensky her, der hier^) folgende Arten constatierte : Equus caballusfoss. Eütm., Ursus spelaeus Rosen., Hyaena spelaea Goldf., Bos (priscus?), Rangifer tarandus Jar. a Homo sapiens. Ein geringerer Theil dieser Funde kam in das Museum am Schlosse „Ohrada" bei Frauenberg; in dieser Partie hat Dr. Woldfich^) folgende Arten constatiert: Ursus spelaeus Rosenm., Atelodus Merckii Brdt.? Equus caballus foss. Rütim., Equus cab. foss. minor Woldf., Rangifer tarandus und Homo sapiens. Die von H. J. Kofensky gemachten Funde wurden später dem böhmischen Museum einverleibt, dem es überdies gelang, auch noch eine ganze Reihe anderer zu erwerben, so dass in den Musealsammlungen diese leider schon zerstörte Loca- lität ziemlich gut vertreten erscheint. Indem ich diese Funde zum Zwecke dieser allgemeinen Skizze des böhmischen Diluviums einer Voruntersuchung unterzog, konnte ich folgende Arten constatieren : Equus caballus fossilis minor Woldf. Elephas primigenius Blmb. Atelodus Merckii Brndt. Bos (priscus?) Capra (cf. cenomanus Major) Equus caballus fossilis Rütm. Rangifer tarandus Jar. Ursus spelaeus Rosnm. Hyaena spelaea Goldf. Zu den interessantesten Funden gehört daselbst freilich der Mensch, dessen Reste sowohl durch ihren Charakter als auch durch ihre Lagerung auf einen Zeit- genossen der betreffenden Fauna, also auf den diluvialen Menschen, schliessen lassen. Im übrigen finden sich aber, ausgenommen einige zerstreute Überreste von Kohle, keinerlei Spuren seiner culturellen Thätigkeit vor. Einige der hier gefundeneu Knochen zeigen wohl verschiedene Furchen, allein dieselben sind offenbar patho- logischen Ursprungs oder entstanden sie durch Abnagen von Thieren. ') Kofensk;^: 0 diluvialni zvffenö jeskynö svatoprokopske. Berichte der kgl. böhm. Ge- sellschaft der Wissensch. 1883. 0 nov^ch nälezech z jeskynö svatoprokopske. Monatsberichte der kgl. böhm. Gesellsch. der Wissensch. 1888. 2) Dr. J. Woldfich : Beiträge ziir Urgeschichte Böhmens. Mitth. der anthrop. Gesellschaft Wien 1889. 29 Nach allem zu schliessen, war die Set. Prokopihöhle in der Diluvialzeit ein zahlreich besuchter Aufenthaltsort verschiedener Raubthiere, seltener ein Versteck und kaum jemals eine Wohnstätte des diluvialen Menschen. f) Der Lochower Steinbruch. Im Lochower Steinbruche in den Prachower Felsen untersuchte im J. 1884 H. L. Snajdr eine Spalte, welche ausser diluvialem Lehm auch noch Travertinmasse und zahlreiche Reste von diluvialen Thieren enthielt. Der interessanteste Fund daselbst war der Moschusochs Ovibos moschatusL. Im ganzen constatierte hier H. Snajdr in Gemeinschaft mit Dr. Woldfich^) nachstehende Fauna: Equus caballus foss. Rütm. Equus cab. foss. minor Woldf. Atelodus antiquitatis Brdt. Ovibos moschatus L. Rangif er tarandus (?) Jard. Elephas primigenius Blmb. Vulpes vulgaris foss. Woldr. Vulpes sp. oder Canis sp. Lepus timidus L. Lepus sp. (timidus?) Die Fauna einiger anderer und genauer untersuchter diluvialer Fundstätten Böhmens. Die zahlreiche diluviale Fauna, von der ein ziemlicher Theil auch in den Sammlungen des böhmischen Museums vorhanden ist, zeigen die Lehme aus der Umgebung von Türmitz, um deren Untersuchung sich ein Hauptverdienst der dortige Lehrer Herr Seehars erwarb. Im ganzen wurden daselbst constatiert (zum Theile nach der Bestimmung von Dr. J. Woldf ich): Elephas primigenius Blmb. Atelodus antiquitattis Brdt. Atelodus Merckii (?) Brdt. Equus caballus foss. Rütm. „ „ var. germ. Nehr. „ „ foss. minor Woldf. Bos primigenius Boj. Bos brachyceros foss. Woldf. Raugifer tarandus Jard. Cervus elaphus L. Sus spec. Ovis sp. oder Capra sp. Arctomys bobac Schreb. Spermophilus rufescens Keys.& Blas. Hyaena spelaea. Aus der Umgebung von Kuttenberg sind theils nach den Angaben Dr. Woldfichs, =^) theils nach den im böhmischen Museum deponierten Funden des H. Huda folgende Arten bekannt: *) Dr. J. Woldfich: Beiträge zur Urgesch. Böhmens. Mittheil. d. antbrop. Gesellschaft. Wien 1889. 2) Dr. J. WoldKch : Beiträge zur Urgeschichte Böhmens. Mitth. der anthrop. Geaellsch. Wien 1886—1887. 30 Elephas primigenius Blmb. Atelodus (Merckii?) Atelodus sp. Bos (priscus Boj?) Bos primigenius Rütm. ? Bos brachyceros Rütm. Rangifer tarandus Jard. Equus caballus foss. Rütm. Equus cab. foss. minor Woldf. Equus Stenonis affinis Woldf. Sus palustris Rütm. Ovis sp. (kleinere und grössere Art). Ziemlich zahlreiche diluviale Funde zeigt auch die nähere und weitere Umgebung von Raudnitz. Constatiert wurden dieselben von Prof. Vinc. Zahälka und veröffentlicht von Dr. J. Woldfich in den bereits oben erwähnten Publicationen. Bekannt sind folgende Arten: Elephas primigenius Blmb. (Aus Leitner's Ziegelei in Bezdekau, aus der Lukawitzer Ziegelei bei Lobositz, aus Chodoulitz und Dfemcitz), Atelodus sp. (Milchzähne von Chodoulitz, [Merckii?] aus der Ziegelei bei Clzkowitz und von Starä), Equus caballus foss. Rütm. (aus Chodoulitz, Dfemcitz, aus der Ziegelei Knlf bei Lobositz, aus Dlazkowitz und Tfiblitz), Equus cab. foss. minor Woldf. (aus Chodoulitz, aus der Ziegelei bei Cfzko- witz (?), aus Dfemcitz, Dlazkowitz und Tfiblitz), Bos primigenius Boz. (aus Leitner's Ziegelei in Bezdekau), Ursus spelaeus Cuv. (aus Dfemcitz), Sus sp. (kleine Art von Tfiblitz). Von einzelnen, nur durch bescheidene Reste hervorragenden Localitäten wären noch anzuführen: V CejkowiU hei Jicin, wo in der von Dr. Woldfich^) als Glacialschotter und Sand bestimmten Ablagerung der Mammut (Elephas primigenius Blmb.) vorgefunden wurde. An anderen Orten derselben Umgebung wurde der Mammut auch in jüngeren diluvialen Lehmen vorgefunden, gleichzeitig mit Resten der Arten: Equus caballus foss. Rütm. Bos (priscus oder primigenius) Bos brachyceros Rütm.? Sus sp. Dr. Woldfich hat hinsichtlich dieser Funde gut bemerkt, dass der Mammut offenbar zur vorglacialen Fauna dieser Gegend gehörte. Podersam weist eine Localität auf, in der wohl nur das Nashorn (Atelodus antiquitatisV), aber unter äusserst merkwürdigen Verhältnissen, vorgefunden wurde. Auf der Localität, die ich selbst untersucht habe, lagen Reste des Nashorns im Sande vergraben unter einem riesigen Blocke. Solche Blöcke finden sich in der dortigen Gegend in grosser Menge zerstreut : es sind dies offenbar von Eis aus einander getragene Blöcke, welche klar dafür zu sprechen scheinen, dass auch das Nashorn der vorglacialen Zeit in diesen Gegenden Böhmens ange- hört. — Daselbst wurde das Nashorn, u. zw. Atelodus antiquitatis auch ') Dr. J. Woldfich : Beiträge zur Urgeschichte Böhmens. Mitth, d. authrop. Gesellschaft. Wien 1884—85. 31 noch in Postelberg (Eisenbahn-Station) und Atelodus (Merckii?) in Leneäitz, Elephas primige nius BImb. in Radonitz bei Cittolieb und Equus caballus minor Woldf. bei Lenegitz vorgefunden. Aus den näher nicht bestimmten Localitäten zwischen Beraun und PürgliU coustatierte Dr. Woldf ich in den oben angeführten Beiträgen den Steinbock Capra ibex, das Pferd Equus (Stenonis affinis Woldf.) und das Rind Bos (priscus Boj.); aus Südböhmen aus der Umgebung von Schwarzbach und aus Bohäcek's Ziegelei bei Wolin ; Equus cab. foss. Rütm., Bos sp. und Atelodus (Merckii?). Aus den Localitäten in der Umgebung von Caslau wurden constatiert die Arten: Bos (primigenius Boj.?) Bos brachyceros foss. Woldf. Equus (Stenonis affinis Woldf. ?) Elephas primigenius Blmb. Cervus elaphus L. Rangifer tarandus Jard. In der Umgebung von Rakonitz widmete diluvialen Funden Aufmerksamkeit Prof. Ku§ta, der auch eine kürzere Abhandlung über die Station des diluvialen Menschen bei Lubna veröffentlichte.^) Als Zeitgenossen des Menschen wurden hier constatiert : Equus caballus foss. min. Woldf. Bos primigenius Boj. Antilope cf. rupicapra Pall. Antilope sp. überdies auch : Elephas primigenius Blmb., von welchem vermuthet wird, dass seine Reste bereits fossil auf die Station gelangten. Cervus elaphus L. Rangifer tarandus Jard. Atelodus antiquitatis Brdt.; Diluviale Säugethiere in Böhmen. Aus der vorangehenden Übersicht des böhmischen Diluviums kann man sich einen zieuilich klaren Begriff machen von der Mannigfaltigkeit und grossen Zahl der diluvialen Säuge thierfauna in Böhmen. Im ganzen weist dieselbe, wie aus nachstehender Übersicht (Seite 32^ — 34) hervorgeht, 100 Formen auf, darunter 7 Arten, welche für die Tundrenfauna bezeichnend sind, und überdies weitere 7 Arten, welche auch die Tundren der Jetztzeit noch beleben ; weitere 12 Arten sind für die Steppenfauna charakteristisch; letztere wird jedoch noch durch 48 andere Arten vervollständigt, welche zwar für die Steppe und deren Klima nicht direct bezeichnend sind, dessenungeachtet aber auf den Steppen vorkommen. Weitere 24 Arten bilden die sogenannte Weidefauna und 35 Arten die Waldfauna. Freilich sind einige Arten hinsichtlich ihres Charakters in dieser Beziehung nicht ganz massgebend und kommen beispielsweise auch auf Steppen, in Wäldern u. dgl. vor. Von allen Arten finden sich 43 in den im Freien abgelagerten Lehmen und diluvialen Geschieben, während die doppelte Anzahl (86) die Ablagerungen in Höhlen, Felsspalten und Rissen aufweisen. Genauer beleuchtet diese Verhältnisse nachstehende Übersicht : ') J. Kusta. Stanice diluv. cloveka u Lubne v Cechäch. Rozpravy ceske akademie. (Mitth. der böhm. Akad.) Jahrg. I, Cl. ü, Nr. 9. 32 Übersicht der diluvialen Säugethiere Böhmens. Charakte- ristisch für die Tundra Kommt auf der Tundra vor Charakte- ristisch für die Steppe Kommt auf der Steppe vor Ol Im tu « u • F-l •TS Stammt aus den im Freien ab- gelag. Lehmen Stammt aus den Ablag, in Höhlen und Felsklüften Chiroptera. ' Vesperugo serotinus Keys. & Blas, j • „ Nilsonii Keys. & Blas. • Plecotus auritus Blas • Synotus barbastellus K. & Blas. + Vespertilio dasycneme Boie. . . 1 + • „ Daubentonii Leisler . • „ murinus Schreb. . • Insectivora. Sorex pygmaeus Fall • • „ vulgaris L. . . . • • 1 „ alpin US Seh. . . . • • . + • Talpa europaea L. . . . . -- - + Erinaceus europaeus L. . • • i • Carnivora. Felis (Leo) spelaea Bourg. „ magna Bourg. . . • • + fera Boursr , - • „ catus Bourg. . . + ^ „ minuta Bourg. . . • -- „ lynx L + Hyaena spelaea Goldf. . + Canis Mikii Woldf. . . . • . „ hercinius Woldf. . • 1 • „ intermedius Woldf. • 1 • + « ferus Bourg. . . . • „ spelaeus Goldf. . . • Lupus vulgaris L. . . . • Lupus Suessii vulgaris Woldf • • • Vulpes vulgaris L -- „ meridionalis Woldf. • f m + „ moravicus Woldf. . . • » • Leucocyon lagopus foss. W '0l( if. ^ — t t • 33 Ü.22 « s s ^ T3 iM'Ö 11 -1^ lU u Cß M o 5 t-c 'S 'S c , a 3 a u «DJ ö g c "es e — u ■" ja c Ursus arctos . . . Ursus spelaeus Rosnin Meles taxus Schieb. Mustela martes Briss. Mustela foina Briss. Gulo borealis Nilss. Foetorius lutreola Keys. & Blas „ putorius Keys. & Blas „ erminea Keys. & Blas „ Krejcii Woldf. . . „ vulgaris Keys. & Blas „ minutus Woldf. Lutra vulgaris Erxl Glires. Sciurus vulgaris L. . . . Arctomys bobac Schreb. . SpermopMlus citillus Bl. „ rufescens K. & Bl „ fulvus Bl. Myoxus glis Blas. . . „ quercinus Blas. „ avellanarius L. Castor Fiber L. . . Alactaga jaculus Brdt. Cricetus frumentarius Fall „ (phaeus?) . . . Mus rattus foss. Com. (?) „ sylvaticus L. . . . „ (cf. agrarius) . . . „ sp. (kleine Art) . . Myodes torquatus Pallas „ obensis Brdt. . . Hypudeus glareolus Blas. „ nivalis Mart. . Arvicola amphibius Blas. „ ratticeps Keys. & Blas „ agrestis Blas arvalis Blas. + + -t- + + + + + + + + + + + + + + ~\" • • • • • • • • • • * + + + + + + + + + + + + 4- + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + 4- + + + + + + + + + + + + 34 05 .t-i O*^ CO ö eä'ö s a M i-s^ « -ai^ ^^ .2 ;S S ü.2-2vSs 0) Ol • pH V • 1-4 ■4-a ■TS 'S Bu . bn o S a ■nw2 Arvicola campestris Blas. . . . „ subterraneus De Selys „ gregalis Desm Lepus variabilis Pall „ timidus Lin „ cuniculus L Lagomys pusillus Desm Hystrix (hirsutirostris '?) . . . . Ruminantia. Cervus elaphus L. . . . „ capreolus Bl. . . « sp „ tarandus L. . . . Alces palmatus foss. Nord. Antilope Lin. sp Antilope rupicapra L. . . Capra ibex L Capra Lin. sp Capra (cf. cenomanus) Ovis L. sp. (grössere Art) Ovis L. sp. (kleinere Art) Ovibos moschatus Blainv. Bos priscus Rütm. . . . Bos primigenius Rütm. Bos brachyceros Rütm. . Solidungula. Equus caballus fossilis Rütm. . „ „ fos. minor Woldf. „ Stenonis affinis Woldf. . Asinus Gray sp Multungula. Elepbas primigenius Blmb. Atelodus antiquitatis Blmb. „ Merckii Jaeg. . Sus scropha L Sus palustris Rütm. . . + + + + + + + + + + + + + + + 12 i 48 + + + + 4- + + + + + + 4- + _± 24 |35 + + + + + + + + + + + + + + -r + + + + + + + H- 4- + + + + + + + + + + + + + -f 43 86 35 Aus der Aufeiuanderfolge, in welcher die Funde von diuvialen Thierresten bei uns vorkommen, und aus den in denselben vertretenen Arten erkennen wir, dass die Diluvialepocbe mit der Tundrazeit beginnt, d. i. mit einer Postglacialperiode, deren Spuren wahrzunehmen sind theils in den Gerollen der im Freien abgelagerten Lehme, theils in den Resten der charakteristischen Tundrenfauna, als da sind Lem- minge (Myodes), der Schneehase, der Eisfuchs (Leucocyon lagopus), die Schneeeule (Nyctea Nivea), das Schneehuhn (Lagopus albus) u. a. Wie es scheint, war diese Epoche von keiner langen Dauer; das Klima mässigte sich ziemlich rasch und ehemalige Tundren verwandelten sich in Steppen. Der erste Abschnitt der Steppenzeit ist in den im Freien abgelagerten Lehmen durch einige verschieden gefärbte Lehmschichten gekennzeichnet, welche theils durch Aufschwemmung (durch Schnee- und Eiswasser), theils, und dies nur zum geringen Theile, durch andere subaerische Wirkungen entstanden sind. Damals trat hier bereits die charakteristische Tundrenfauna in den Hintergrund, und an deren Stelle kamen zu uns oder vermehrten sich riesige Dickhäuter, das Pferd, das Elen- thier, später das Rind (Bos) und sonstige sogenannte Weidefauna, verfolgt von grossen Raubthieren (Leo spelaeus, Hyaena spelaea, Ursus u. a.). Dies beweisen insbesondere Funde in den unversehrten Lehmschichten der Umgebung Prags (siehe Seite 11), wo sich der Mammut, das Nashorn und andere oben bezeichneten Thiere in den untersten, auf dem während der Tundrazeit abgelagerten Kleinschotter ru- henden Lehmschichten vorfinden. Als Beleg hiefür diene die hier beigegebene Ab- bildung, welche durch Fürsorge des Herrn Prof. Dr. A. Fric den Fund des direct auf diesem Schotter ruhenden Stosszahnes eines Mammuts veranschaulicht (Fig. 6). Spuren dieser Fauna finden wir auch in einigen unserer Torfe. Die Torfe können ihrem Charakter nach wohl nicht als diluviale Ablage- rungen angesehen werden, allein manche in einigen derselben vorgefundene pa- laeontologische Reste und auch einige Arten ihrer relicten Flora sind für die Be- urtheilung der Diluvialepoche nicht ohne Bedeutung. So führt Dr. F. Sitensky^) sechs Gattungen von arktischen und subarktischen Kryptogamen und 13 Gattungen von Phanerogamen an, welche dermalen auf unseren Torfen wachsen, offenbar als Reste der Flora aus der Tundrazeit, mit welcher bei uns die Diluvialepoche begonnen hat. Ausser wenig charakteristischen Fossilresten des Pferdes, des gemeinen Hirsches, Schweines (Sus palustris Rütim.) und Rindes (Bos primigenius) wurden in unseren Torfen nach der oben angedeuteten Publication von Dr. F. Sitensky bei Merkelsdorf und Franzensbad auch Reste des Riesenhirsches (Gervus eury- ceros) vorgefunden. Nach Nehring^) fällt das Auftauchen dieser Gattung auf dem europäischen Continente in die Steppeuzeit der Diluvialepoche, offenbar in den Anfang dieser Zeit im Übergange aus der Tundrazeit, welche bei uns grosse Dickhäuter und Raubthiere aufwies ; mit der Mehrzahl derselben ist später auch dieser Hirsch wieder verschwunden. Zweifellos kommen diese Thiere thatsächlich auch anderswo entweder im Glacialgeschiebe ^) oder gemeinschaftlich mit dem Lemming und sonstigen Reprä- ^) Dr. Fr. Sitensk;^: Über die Torfmoore Böhmens. Archiv für d. Landesdurchforschung Bähmens. VI. Band Nr. 1, Seite 41. '^) AI. Nehring: Über Tundren und Steppen. S. 205. ^) Dr. J. Woldfich: Beiträge zur Urgeschichte Böhmens. Mitth. d. anthrop. Ges. Wien 1884—85 P. 203. g^ 36 sentanten der Tundrenfaima vor ; eine Erklärung dessen wird darin gesucht, dass diese Thiere hie und da auf den Oasen der vergletscherten Gegenden und auf den Tundren zum Vorschein kamen. Dass dem so ist, beweist der Umstand, dass diese Fauna in unberührten, im Freien abgelagerten Schichten bei uns überall am zahlreichsten in dem erwähnten Horizonte vorkommt und nach oben gegen die jüngeren Schichten zu stetig abnimmt. Nirgends ist wahrzunehmen, dass sie erst nach Ablauf der Steppenperiode massenweise aufgetreten wäre oder als besondere Weidefauna der Nachsteppenzeit eine giössere Verbreitung genommen hätte. Die oben angedeutete Aufeinanderfolge entspricht übrigens auch vollkommener einem natürlichen Verlaufe der Thatsachen. Mit Sicherheit ist diese Fauna nur als Überrest oder nächste Nachkommenschaft der tertiären Fauna zu betrachten, d. i. einer vorglacialen Fauna, welche wohl die ungünstige Glacialzeit auf günstigeren, unvergletscherten Oasen zubringen musste. Sie war da gewiss schon zur Zeit der Tundra und um so mehr zu Beginn der folgenden, günstigeren Steppenzeit vor- handen. Und dass dieser Fauna nicht nur der Mammut, sondern auch das Nashorn, das Elenthier, grosse Raubthiere und höheres Wild angehörten, wurde bereits im Vorangehenden durch mehrfache Erscheinungen dargethan. Der Einwand, dass grosse Säugethiere auf den Oasen in vergletscherten Gegenden oder auf den hernach entstandenen Tundren nicht genug Nahrung ge- funden hätten, wurde anderswo bereits, wie beispielsweise von Dr. AI. Nehring^) entkräftet, unter Hinweis darauf, dass z. B. der Mammut selbst lange Zeit hindurch auf den sibirischen Tundren gelebt haben mochte, dass das Nashorn auch heute noch genug Nahrung auf den dürren Savannen Afrikas findet u. a., ferner unter Hinweis auch darauf, dass weder die Oasen in vergletscherten Gegenden, noch die Tundren so arm an Vegetation sind, dass selbst eine grössere und reichere Fauna auf denselben nicht hinlängliche Nahrung finden würde. Und die Vorstellung, als ob unsere Gegenden während der Glacialzeit blosse Schotterhaiden gewesen wären, ist sicherlich nicht berechtigt; es ist vielmehr wahrscheinlich, dass damals, als in unseren Gebirgsgegenden die Vergletscherung schwand, in den Niederungen, insbe- sondere in der Mitte des Landes, bereits eine rege Vegetation herrschte. Erst später nach dieser Fauna hat sich die charakteristische niedere Steppenfauna eingestellt (Murmelthier, Ziesel, der grosse Pferdespringer), begleitet von zahlreichen auf die Steppe und deren selbst auch waldige Umgebung ange- wiesenen Thieren. In diese Zeit fällt die eigentliche Steppenperiode, charakterisiert durch mächtige, wellenförmig vom Winde aufgetragene Lehmmassen in freien di- luvialen Ablagerungen, in denen einestheils die Fossilreste dieser Thiere ein- geweht waren, anderentheils in den von ihnen selbst in den abgelagerten Lehmen vertieften Gängen auftreten. Wenn wir mit denselben auch die gleichzeitigen Funde anderer Thiere verfolgen, so finden wir, dass zahlreiche grosse Raubthiere, wie der Löwe und die Hyäne ziemlich rasch schwinden, während sich Mammut und Nashorn lange erhalten. Das Renthier, welches hier frühzeitig schon während der Tundrazeit auftiat, erhält sich ebenfalls ziemlich zahlreich und während der ganzen Steppenzeit. ') Dr. A, Nehring. Tundren und Steppen etc. 37 Zahlreiche Zeitgenossen der eigentlichen Steppenfauna sind viele Thiere, welche auf den Steppen bloss hie und da zum Vorschein kommen und auf eine nahe Nachbarschaft von Hainen, Wäldern u. dgl. hinweisen. Funde dieser Art zeigen, wie sich das Aussehen unserer Gegenden allmählich änderte, wie immer ausge- dehntere und höhere Bewaldungen entstanden, welche anfangs zahlreiche, hier ebene, dort hügelige Steppencomplexe abschlössen. Im Gefolge dieser Änderungen stellte sich bei uns fortschreitend die Waldfauna ein, welche sich zum grössten Theile bis zur recenten Periode erhielt. Damit lässt sich auch der Umstand erklären, ^ ^ ■► Fig. 6. Stosszahn des Mammuts, aufgefunden in Podbaba und abgebildet nach einer Photographie vom Univ.-Assist. H, Dr. W, Vävra auf der Localität, wo er un- mittelbar auf dem unteren Kleinschotter unterhalb der Lehme ruhte. dass wir in Gesellschaft von typischen Waldthieren des jüngeren Diluviums, wie z. B. Hirschen, Rehen u. dgl, auch Reste von Steppenmurmelthieren antreffen (in der Spalte bei Srbsko). Der Mensch, welcher ungefähr zu Beginn der Steppen- periode erschien, sowie auch die theilweise durch die Zunahme der Wälder eingetre- tenen klimatischen Veränderungen griffen mächtig in den Entwickelungsgang unserer Fauna ein. Infolge der klimatischen Veränderungen räumte die charakteristische Steppenfauna mehr oder minder der bis heute noch sich erhalteneu charakteristischen Fauna offener Landstriche den Platz. Zuerst dürften der Pferdespringer und die Ziesel verschwunden sein; am längsten erhielt sich das Murmelthier und am hart- 38 nackigsten widerstand die Steppenflora, welche hier noch zahlreiche typische, re- licte Formen zurückliess. Ebenso langsam wich das grosse Raub- und Weidewild vor den Verfolgungen des Menschen zurück, deren letzte Wirkungen bis in die jüngste historische Zeit hinreichen. Durch Zuthun des Menschen schwanden zuerst Renthier und Elen, hernach Pferd und Rind, am längsten leisteten Raubthiere Widerstand, so dass Wolf, Luchs, Bär u. a. erst in der jüngsten Zeit unterlagen. Aus der hier dargelegten Aufeinanderfolge der Schichten in den diluvialen Lehmen sowie auch der einzelnen Thiergruppen lässt sich Nachstehendes zu- sammenfassen : Während die Tundra, mit welcher die Diluvialepoche beginnt, verhältnis- mässig ziemlich rasch und allgemein in unseren Gegenden in Steppe übergieng, ist nicht anzunehmen, dass auch letztere sobald geschwunden wäre ; denn dieser Wechsel gieng sehr langsam vor sich und ist heute noch zur Gänze nicht beendet. Es giengen aber sehr langsam die charakterischesten Formen der Steppenfauna ein; dessen ungeachtet ist heute noch ein wesentlicher Theil unseres Vaterlandes eine blosse Cultursteppe, auf welcher theils Continentalklima mit Seeklima kämpft, theils neben einer für offene Gegenden immer noch charakteristischen Thierwelt (Ziesel, Hamster, Erdmaus) auch direct typische Arten von Steppenflora wachsen, welche von den Culturpflanzen freilich nur auf unbebaute Lehme und Schütte zurückgedrängt sind. Erwähnt seien hier nur die Flechte Parmelia prolixa var. ryssolea Ach. von den Zlichover Felsen und aus der Umgebung von Podbaba [Set. Matthias^)] sammt Frucht, ferner unsere Federgräser Stipa pen- nata und Stipa capillata. Aksakov charakterisiert, wie Nehring sagt, am besten und zutreffendsten die Steppe folgendermassen : „Jedes niemals geackerte, mit Federgras bewachsene Rudeland im Umfange von einigen hundert Wersten, manchmal auch in einem nur unbedeutenden Umfange heisst im Orenburger Gu- bernium Steppe." Nach diesem Begriffe wäre beispielsweise nur die Lehne Radobyls bei Lobositz zu erwähnen, welche heute noch eine wirkliche Steppe darstellt. Ferner ist hier deutlich zu sehen, dass die Steppenfauna keinerlei Weide- fauna Platz machte, sondern dass sie mit dieser sogen. Weidefauna gemeinschaftlich lebte und je nach den Umständen dieselbe auch überdauerte. Freilich machte sich für sie durch das Entstehen von Wäldern und später auch durch die Bodencultur eine Abnahme an freiem Boden bemerkbar, so dass sie zu schwinden begann und sich nur hie und da bald kürzere bald längere Zeit hindurch erhielt, und dies selbst in unmittelbarer Nähe der sogen. Waldfauna, welche in den entstehenden Wäldern Unterkunft fand. Dies beweist z. B. der Fund eines Steppenmurmel- thieres mit der jüngsten diluvialen (Wald-) Fauna in der Felsspalte von Srbsko bei Beraun und noch zutreffender ein Fund von Resten dieser Art im subfossilen Stande in der aluvialen Ablagerungsschichte der Risse der Prokopihöhle und der obersten Bodenschichten bei Welwarn. Wenn wir das bisher Gesagte kurz zusammenfassen, so können wir uns nachstehendes Bild der Diluvialepoche in Böhmen entwerfen: L Die Tundrazeit, gekennzeichnet theils durch die Geschiebe und Schotter- *) Nach den Funden des Dr. Edwin Bayer Vesmir, Jahrg. 18, S. 94. 39 ablagerungeu auf der Oberfläche älterer Formation, theils durch Ablagerungen in Felsspalten mit charakteristischer arktischer Fauna. II. Die Steppenzeit als Nachfolgerin der Tundrazeit ist gekennzeichnet anfangs durch geschichtete, später durch schichtenlose Lehme, welche wiederum von Schichteupartien unterbrochen sind, die vielleicht an einzelne klimatische Ver- änderungen erinnern, während welcher hie und da Wälder entstanden und welche hernach wieder dem reinen Steppenklima Platz machten. Auf diese Weise treten als untergeordnete und locale Erscheinungen der Tundren- und Steppenzeit auf: a) die Weidefauna (grosse Dickhäuter, Einhufer und Zweihufer, verfolgt von grossen Raubthieren) und später h) die Waldfauna, welche sich foitschreitend vermehrte und nachher die jüngste diluviale Fauna ausgebildet hat. Wenn wir den heutigen Stand der böhmischen Säugethierfauna erwägen, so finden wir, dass, wiewohl der Ursprung der Mehrheit unserer heutigen Säuge- thiere bis in die Diluvialepoche zurückreicht, doch nur kaum die Hälfte der da- maligen Säugethierfauna sich bis auf unsere Zeiten erhalten hat. Aus der hier beigefügten Übersicht ist zu ersehen, dass sich hier aus der ersten Periode der Diluvialepoche bis in das XIX. Jahrhundert erhalten haben: der gegenwärtig bereits ausgestorbene Bär (Ursus arctos), das Hermelin (Foe- torius erminea), das Wiesel (Foetorius vulgaris) und die Wasserratte (Arvicola amphibius). Das aus jener Epoche stammende Renthier (Cervus tarandus) und wahrscheinlich auch der Höhlenbär starben in der vorhistorischen Zeit aus. Eine grössere Zahl von Formen hat sich bei uns aus der Steppenzeit erhalten : mindestens sechs Arten von Fledermäusen, ferner unsere Spitzmäuse (Sorex pygmaeus und Sor. vulgaris), der Maulwurf, der Igel, die gegenwärtig vielleicht schon ganz ausgerottete Wildkatze, der unlängst erst ausgestorbene Luchs und Wolf, ferner der Fuchs, der Dachs, unsere Marder, der Iltis, der noch im Jahre 1843 bei Frauenberg an- getroffene Nörz, das gemeine Ziesel, der Siebenschläfer (Myoxus glis) und Hamster, einige Wühlmäuse (Hypudeus glareolus, Arvicola arvalis, vielleicht auch campestris), von Mäusen die gegenwärtig vielleicht auch schon ausgestorbene Hausratte, die Brandmaus (Mus agrarius) u. a., der gemeine Hase, das Kaninchen und das heut- zutage nur in Thiergärten gehaltene Wildschwein. Aus dem Ende der Steppenzeit, als schon bedeutendere Wälder einzelne Bezirke bedeckten, datiert hier die Existenz der Fischotter, des Eichhörnchens, des Gartenschläfers (Myoxus quercinus), des im freien Stande schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundertes ausgestorbenen Bibers, der Waldmaus (Mus silvaticus), vielleicht auch der Erdmaus (Arvicola agrestis), des Hirsches und Rehes. Alle übrigen Arten unserer heutigen Säugethiere, 18 an der Zahl, daher ein ganzes Drittel, kamen zu uns (vielleicht nur der Damhirsch wurde eingeführt) in späterer Zeit ; wenigstens verfügen wir über keinerlei Reste, welche darauf hin- weisen würden, dass der Ursprung derselben vielleicht nur in die späteste Diluvialzeit reichen könnte, wiewohl es scheint, dass einige von ihnen, wie einzelne Arten von Fledermäusen, vielleicht auch einige Spitzmäuse und kleinere Mäusearten schon zu Ende der Diluvialzeit hier waren. Als jüngster Zuwachs der heutigen Säugethier- fauna kam zu uns vielleicht im vergangenen Jahrhunderte die Wanderratte. Diese Verhältnisse veranschaulicht genauer nachstehende Übersicht: 40 Schematisclie Übersicht einer zeitlichen Verbreitung der Säugetliiere Bölimens vom Anfange des Diluviums bis in die jüngste Zeit. Diluvialepo che Recente Epoche Vorhist. Zeit- abschnitt Historischer Zeitabschnitt ^ , Steppe Tundra Wälder älterer XYUl.JalirL XIX. Jakh: Vesperugo serotinus j, Nilsonii . „ noctula . „ Leisleri . „ Nathusii „ pipistrellus „ discolor . Plecotus auritus . . Synotus barbastellus Vespertilio dasycneme „ Daubentonii „ murin US . „ Naterreri „ mystacinus Rhinolophus hippocr. „ ferr. equinum Sorex pygmaeus . . „ vulgaris . . . „ alpinus . . . Crossopus fodiens . Crocidura leucodon „ aranea . Talpa europaea . . Erinaceus euröpaeus Felis (leo) spelaea . „ magna .... „ fera „ catus .... „ minuta . . . H lynx Hyaena spelaea . . Canis Mikii .... „ hercynius . . „ intermedius . „ ferus . . . 1 1 1 1 1 ! 1 1 i ' 1 \ 1 1 1 1 11 |l 1 1 1 1 !1 ^^^^^^_ 1 i 1 ! ii - - - : 1 1 41 Diluvialepoche Recente Epoche Vorhist. Zeit- abschnitt Historischer Zeitabschnitt Tundra Steppe 1 Wälder älterer XVIILJahrh. XIX. Jahrh, Canis spelaeus . . „ lupus .... „ lupus Siiessii . Vulpes vulgaris . . „ meridionalis „ moraviciis . Leucocyon lagopus . Ursus arctos . . . „ spelaeus . Males taxus .... Mustela martes . . „ foina . . . Gulo borealis . . . Foetorius putorius . „ erminea . „ vulgaris . „ lutreola Krejcii . „ minutus . Lutra vulgaris . . . Sciurus vulgaris . . Arctomys bol)ac . . Spermophilus citillus „ rufesceus „ fulvus Myoxus glis .... „ quercinus . „ avellanarius Castor fiber .... Alactaga jaculus . . Cricetus frumentarius „ (phaeus) Mus rattus .... „ decumanus . . „ sylvaticus . . . „ musculus . . . „ agrarius . . . „ minutus . . . Myodes torquatus . „ obensis . . j 1 1 1 ii i 1 1 li 1 [ : '1 li - ^1 ! il II 11 m |i 1 1 [ - 1 '! l'" 1 i i i 42 Diliivialepoche Recente Epoche Vorhist. Zeit- abschnitt Historischer Zeitabschnitt Tundra Steppe 1 Wälder älterer XVin.Mrh. XIX. Jahrh. Hypudeus glareolus „ nivalis . Arvicola amphibius . „ ratticeps . „ agrestis . . „ arvalis . . „ campestris „ subterraneus gregalis . Lepus variabilis . . „ timidus . . . „ cuniculus . . Lagomys pusillus . Hystrix (hirsutirost. ?) Cervus elaphus . . „ capreolus . . „ euryceros . . Rangifer tarandus Jrd. Alces palm. foss. Nord Antilope Lin. sp. . . „ rupicapra L. Capra ibex .... „ Lin. sp. . . „ (cf. cenomanus) Ovis sp. (gross. Art) „ sp. (klein. Art) Ovibos moschatns . Bos priscus .... „ primigenius . . „ brachyceros Equus caballus foss. Eq. cab. foss. minor Eq. stenonis affiuis . Asinus Gray sp. . . Elephas primigenius Atelodus autiquitatis „ Merckii . . Sus scrofa .... „ palustris . . . t >' ■ 1 1 1 \ 1 1 !; ^_ I : ii - 1 1 1 : 1 1 1 1 i i 1, 1 i 1 1 1 1 1 1 i 1 1 ,' 1 ! Nagetliiere. Glires. Die Nagethiere sind schon durch ihr Äusseres charakteristisch. Im allge- meinen ist die hintere Körperhälfte, sowie auch die hinteren Extremitäten stärker entwickelt als die vorderen, womit auch die Art ihrer Fortbewegung zusammen- hängt: sie springen mehr, als sie laufen oder gehen. Ein weiteres Merkmal derselben ist ihr Gebiss : sie haben lediglich paarige, durch eine bedeutende Lücke von den Backenzahnreihen getrennte Schneidezähne. Die Schneidezähne, auch Nagzähne genannt, bestehen aus einer einfachen, nach vorn geschlossenen, nach hinten offenen Schmelzröhre von verschiedenem Durch- schnitte, welche tief in die Kiefer eingesenkt ist, sich beim Gebrauche auf der Kau- fläche sehr rasch abschleift und von hinten nachwächst. Daher kommt es auch, dass, wenn aus irgend einem Grunde das Abschleifen der Krone unmöglich gemacht wird, die Schneidezähne über einander wachsen und das Thier an der Aufnahme von Nahrung hindern. In der Regel sind sie nur zu je einem Paare in den Kiefern vertheilt. Nur bei den hasenähnlichen Thieren befinden sich im Oberkiefer hinter denselben in einer zweiten Reihe noch zwei kleinere Vorderzähne, hinter denen im embryonalen Zustande vorübergehend noch ein drittes Zahnpaar vorkommt. Die LücJce zwischen den Schneide- und Backenzähnen hat in dem Mangel an Eck- und Lückenzähnen ihren Grund, ist im Oberkiefer immer grösser und im Unterkiefer mindestens ebenso gross, wie die Backenzahnreihe. Die Zahl der Backenzähne wechselt zwischen 2 und 6; doch kommen in Europa keine Nager vor, die weniger als 3 Backenzähne hätten. Drei in jeder Kieferhälfte haben die mäuseartigen, 3 — 4 die Springmäuse, 4—5 die Eichhörnchen, Schläfer, Biber und das Stachelschwein, 6 die hasenähnlichen Nager. Diese Backen- zähne sind mit kleinen Höckern oder Schmelzwulsten versehen, deren Anordnung charakteristisch ist für die Eintheilung in Gruppen und Arten. Die Höcker und Schmelzwulsten liegen in Querreihen zur Längsachse des Kiefers ; dieser Umstand erhöht wesentlich die Kraft und Widerstandsfähigkeit der Kiefer ; denn die Gelenks- gruben der Condylen des Unterkiefers sind zu jener Richtung senkrecht, infolge dessen sich die Kiefer in der Richtung nach vor- und rückwärts bewegen. Die Wülsten sowie auch die Beschaffenheit der Krone bedingen die Eintheilung in mehrere Typen: 44 I. Typus der eichhörnchenartigen Backenzähne. Die unteren Backenzäliüe sind vierseitig mit einer grossen centralen Vertiefung und Seitenliöckern ; die oberen Backenzähne dreiseitig, auf einer Seite schmäler, mit Querleisten, welche bogig in Form von V zusammenlaufen. IL Typus der übergangsartigen Backenzähne. Die unteren und oberen Backenzähne vierseitig mit parallel laufenden Querleisten oder Schmelzbuchten. Sie zerfallen in drei verschiedene Formen: 1. Die Form der schläferartigen Backenzähne. Die Krone der unteren sowie auch der oberen Backenzähne ist mit massig vorspringenden, stumpfen, pa- rallelen und quer über die ganze Breite verlaufenden Schmelzleisten versehen. 2. Die Form der biberartigen Backenzähne. An Stelle der Leisten finden sich hier tief in die Kronenfläche eingreifende Schmelzbuchten. Die unteren Backen- zähne haben je drei innere bis nahezu an die äussere Wand reichende Schmelzbuchten und eine äussere Bucht, welche kaum in die Hälfte der Breite reicht. Die oberen Backenzähne bewahren denselben Typus, nur dass von den drei parallel laufenden Schmelzbuchten die mittlere die längste ist, die beiden seitlichen dagegen um ein Drittel, ja manchmal um die Hälfte kürzer sind und eine derselben mitunter fast unsichtbar wird. 3. Die Form der springmausartigen Backenzähne. Die unteren Backen- zähne haben je zwei tiefe Schmelzbuchten an der Lmen- und je eine an der Aussenseite, während bei den oberen gerade das Gegentheil der Fall ist. HL Typus der mäuseartigen Backenzähne. Die unteren und oberen Backenzähne haben je 2 — 3 Querreihen paariger Schmelzschlingen, die nicht ab- genutzten je 2—3 Querreihen paariger, hoher Höcker auf der Krone. IV. Typus der wühlmausartigen Backenzähne. Die unteren und oberen Backenzähne haben eine flache Krone mit scharf gezackten Rändern, die so ent- standenen Schnörkel fallen abwechselnd in einander ein. Form und Zahl der Schnörkel sind für die einzelnen Arten charakteristisch. V. Typus der hasenartigen Backenzähne. Dieselben sind kurz, eher breiter als länger; die unteren vierseitig, aussen mit 1—2 Einbuchten, mit denen auf der Oberfläche der Krone eine scharfe Querwulst corespondiert; die oberen Backenzähne sind oval und ihre Krone durch eine scharfe Querwulst in zwei Theile geschieden. VL Typus der stachelschweinartigen Backenzähne. Die Backenzähne sind oval, stosszahnartig, mit leistenförmig vorspringendem Rande und 2 bis 3 ungleich langen, divergierenden, entweder kurzen und geraden oder langen und bogen- förmigen ungebrochenen Leisten, welche schmale Höhlungen umranden. Die BeschaS"enheit des Gebisses stimmt auch mit einer charakteristischen Schädelbildung, mit deren Studium sich unter anderen sehr eingehend Brandt^) beschäftigte, welcher auf dieser heute noch geltenden Grundlage die Cha- ^) Brandt: Untersuchungen über die craniologischen Entwicklungsstufen und die davon herzuleitenden Verwandtschaften und Classifikationen der Nager der Jetztwelt mit bes. Beziehung auf die Gattung Castor. M6m. de l'acad. St. Petersburg. VI. Sc. nat. 7. 1855. 45 rakteristik des Nagethierschädels im allgemeinen und der einzelnen Nagetbier- gruppen im besonderen entwarf. Der Nagethierschädel ist in der Regel nacb vorn verlängert und verengt, oben massig gewölbt; die Stirn flacb, wenn nicbt wagerecbt, so massig in der Richtung nach vorn geneigt. Die Hinterhauptschuppe, unter welcher sich das grosse Hiuterhauptsloch befindet, steht senkrecht, seltener nach vorn oder nach hinten geneigt. Der vordere Theil des Schädels fällt durch paarige (im Oberkiefer selten doppelpaarige) Nagzähne auf. Die Stärke der Nagzähne ist die Ursache einer bedeutenden Grösse der Zwischenkiefer, welche sich an das Stirnbein an- fügen und die Oberkiefer wesentlich hinunterdrücken, so dass diese nicht wie anderswo in Verbindung mit den Nasenknochen stehen. Zwischen dem oberen Rande der Hinterhauptschuppe und den hinteren Rändern der Scheitelknochen zeigt sich ein kleiner Zwischenscheitelhnochen (Os inter parietale), welcher jedoch öfters frühzeitig mit den Knochen seiner Umgebung verwächst und un- sichtbar wird. Die Gelenksgruben für die Unterkiefer werden von den Jochfort- sätzen der Schläfenschuppen gebildet, zu denen in der Regel auch das hintere Ende des Jochbogens hinzutritt. Die Augen befinden sich zu beiden Seiten des Kopfes; die Augenhöhlen fallen mit den Schläfengruben zusammen, nur selten erscheint die Abgrenzung derselben angedeutet. Der Jochfortsatz des Oberkiefers ist manchmal in zwei Theile gespalten und bildet so eine grössere oder kleinere Unteraugenhöhle. Der Ober- kiefer umfasst auch die Enden der Nagzähne und bildet im Vereine mit den Thränen- und kleinen Gaumenknochen die Vorderwand der Augenhöhle. Pcd. fm. Fig. 7. Der Unterkiefer eines Nagetliieres. Fe. Proc. coronarius. Fcd. Proc. con- dyloideus. o. das Ende eines Nagzahnes, am. Proc. anguloideus. fm. Öffnung im Kieferwinkel. Der Unterkiefer ist nach hinten verlängert für die rückwärtigen Enden der in demselben eingefügten Nagzähne und endet mit drei Fortsätzen — in der Mitte liegt der Gelenksfortsatz (Proc. condyloideus), über diesem in mehr oder minder grösserer Entfernung und mannigfach geformt der Kronenfortsafz (Proc. coronarius) und nach rückwärts unter demselben verläuft der Winkelfortsatz (Proc. anguloideus). (Fig. 7.) Unter unseren Nagethieren sind nach den craniologischen Untersuchungen hauptsächlich Waterhause's und Brandt's vier Hauptschädeltypen zu unterscheiden : 46 I. der Eichhörnchentypus (Sciur omorphi), IL der Maustypus (Myoinorphi), welcher a) Mäuse (Murini), h) Feldmäuse (Arvicolini) umfasst, III. der HasenUjpus (Lagomorphi), IV. der Stachelschweintypus (Hystricliomorphi). Der Übergang zwischen diesen Typen bilden einige gemischte oder anor- male Formen. So wäre beispielsweise gleich hinter dem Eichhörnchentypus die gQm\%(MQ Schädelform der Schläfer (Myoxoi des) einzufügen, hinter dieser wieder die Schädelform der Biber (Castoroi des); denn auch diese zeigt, wenn auch weniger als die vorangehende, eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Schädel der Eich- hörnchen. Übrigens nähern sich die Schläfer auch vermöge anderer, theilweise sogar biologischer Merkmale den Eichhörnchen. Auf den Biber folgt in unserer Fauna die Schädelform der Springmäuse^ welche sich stark schon jener der Mäuse nähert und eher als anormale Abweichung derselben angesehen werden könnte. Hiernach können wir die Familien böhmischer Nagethiere auf Grund der Schädel- und Gebiss- Merkmale derselben folgendermassen zusammenstellen: I. Eichhörnchen (Sciurina), IL Schläfer (Myoxina), III. Biber (Castorina), IV. Springmäuse (Dipodidae), V. Mäuse (Murina), VI. Feldmäuse (Arvicolidae), VII. Hasen (Leporina), VIII. Stachelschweine (Hystricina). Diese einzelnen Gruppen bilden in craniologischer Beziehung keine un- unterbrochene Kette. So wäre beispielsweise nach Brandt zwischen die Biber und Springmäuse noch die Familie der Blindmäuse (Spalacoidae) einzureihen, die mit den Bibern durch eine Übergangsform verbunden sind, für welche Brandt eine eigene Gruppe (Sciurospalacoidae) geschaffen hat. Diese Details haben jedoch für unseren Zweck keine besondere Bedeutung und bedingen daher keine eingehendere Behandlung. L Sciurina. Eichhörnchen. Diese Familie unterscheidet sich von den übrigen Nagern durch einen typischen Schädel mit breitem Gaumen, gewöhnlich auch breiten Scheitel- und Stirnbeinen mit seitlichen, spitzigen Orbitalfortsätzen. Der Schädel besitzt überdies noch folgende Hauptmerkmale: die Jochfortsätze des Oberkiefers bilden einfache, breite Flächen; kleine, dreiseitige Unteraugenhöhlen, welche merklich nach unten und nach vorn bis an die Grenze zwischen dem Oberkiefer und dem Zwischen- kiefer gerückt sind; endlich ein Gebiss mit 4 — 5 Backenzähnen im Ober- und 4 Backenzähnen im Unterkiefer. Die unteren (siehe Fig. 8, III) sind schief vier- seitig und besitzen eine grosse Kaufläche oder Kauvertiefung und kleine, ge- 47 wölmlich paarige und der Quere nach parallel gruppi erte Höcker ; die oberen siud schief dreiseitig, aussen breiter mit nach innen bogig in Form eines V zum Gaumen zusammenlaufenden Querleisten. Die Nagzähne sind seitlich zusammengedrückt. Die Vorderbeine sind kürzer als die Hinterbeine. An den Vorderfüssen sind 4 Zehen mit einer Daumenwarze, an den Hinterfüssen 5 Zehen. Gattungen: Pteromys, Sciurus, Spermophilus und Arctomys. Pteromys Geoff. Die Flughörnchen, die eine Flatterhaut zwischen den vordem und hinteren Gliedmassen besitzen, sollen da lediglich nur der Art Pteromys volans wegen an- geführt werden. Pteromys volans Bis. Das gemeine Flughörnchen (Lntaga). (Syn. Sciuropterus Sibiriens Geoffr.). Die Angabe Amerlings, als ob das gemeine Flughörnchen als Seltenheit am Fusse des Riesengebirges auf der Domaine Semil vorkäme, wurde weder durch ein neuerliches Auftreten dieses Thieres bestätigt, wiewohl in den letzten Jahren viele Naturfreunde der böhmischen Fauna eine erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt hatten, noch durch irgend welche Funde von fossilen Resten in aluvialen oder diluvialen Ablagerungen. Für die Möglichkeit eines Auftretens des gemeinen Flug- hörnchens bei uns sprechen auch die Grenzen ihrer geographischen Verbreitung nicht, welche südwestlich höchstens bis nach Littauen und den russischen Osten- provinzen, südlich bis in die Umgebung von Moskau und nach Südsibirien reichen. Schliesslich wurden Fossilreste desselben bis allher auch nicht in den Ablagerungen der benachbarten Länder von Böhmen vorgefunden. Die Angabe Amerlings beruht daher offenbar auf einem Irrthume, der hiemit definitiv richtig gestellt erscheint. Sciurus L. Diese Nagergattung unterscheidet sich von den übrigen durch einen langen, dicht buschig und zweizeilig behaarten Schwanz, grosse vorspringende Augen, bald sehr lange, bald wieder auffallend kurze Ohren, welche manchmal mit Haarbüscheln versehen sind, und durch einen weichen, nur bei einigen afrikanischen Arten borstenförmigen Pelz von rother, weisser oder schwarzer Farbe, welcher häufig sogar bei Arten einer und derselben Gattung in der Farbe wechselt. Die Zehen besitzen lange, gebogene und feste Krallen. Die hieher gehörigen Thiere kommen schon im Eocaen vor und sind gegen- wärtig auf der nördlichen und südlichen Halbkugel mit Ausnahme Australiens ver- breitet. Angeführt erscheinen ungefähr 60 lebende Arten, die aber kaum zur Hälfte gehörig charakterisiert sind. Von diesen gehört in unsere Fauna das Eichhörnchen. 48 Sciurus vulgaris L. Das gemeiue Eiclihörncheii. Das Eichhörnchen, der „Affe unserer Wälder", ist ein flinkes, schlankes Thierchen, dessen Körperlänge durchschnittlich ca. 25 cm misst. Der Schwanz ist kaum um 2 — 3 cm kurzer. Der Pelz unterliegt hinsichtlich der Farbe ausser- Fig. 8. Das gemeine Eichhörnchen (Sciiuus vulgaris L.)- I- Der Schädel mit charakte- ristisch breitem Stirnbeine und kurzen, spitzigen Orbitalfortsätzen; obere Ansicht; II. Seitenansicht desselben; HI. der Unterkiefer mit der charakteristisch erweiterten Partie im Kieferwinkel (o) ; IV. obere Backenzahnreihe, 6fach vergrössert : 1 der erste Backenzahn verkümmert, l Querleisten, h äussere Seitenhöcker; V. untere Backenzahn- reihe, 6fach vergrössert, mit charakteristisch vertieften Kauflächen j und Höckern h. ordentlich grosser Variabilität; gewöhnlich ist er lebhaft rostbraun oder schwarz, manchmal auch braungrau, rothbraun, seltener auch weissgefleckt oder ganz weiss. Der zweizeilig behaarte Schwanz ist stark buschig, die Ohren sind lang, an den Spitzen mit langen Haarbüscheln besetzt, die Fusssohlen nackt. 49 Charakteristisch ist der rückwärts und an der Stirn sehr breite, nach vorn plötzlich sich verengende Schädel ; im Profil verengt sich derselbe nach vorn massig, im rückwärtigen Theile ist er stark gewölbt und fällt nach hinten in abschüssigem Bogen ab. Die Orbitalfortsätze sind kurz und nach hinten gerichtet, die Jochbogen verhältnismässig schwach und mit der Kante nach oben gewendet. Die oberen Backenzähne sind kurz und breit, haben an der Innenseite je einen Höcker, aus welchem die Querleisten in Form eines V auseinanderlaufen ; der erste Backenzahn ist verkümmert und von aussen nicht sichtbar. Der Unterkiefer ist kurz, insbe- sondere in der hinteren Partie erhöht und vollkommen flach. Die unteren Backenzähne haben einen schief vierseitigen Umriss und typische Höcker an den Rändern. Die Nagzähne sind seitlich stark zusammengedrückt und breit, die unteren noch breiter als die oberen und haben vorn eine pomeranzengelbe Färbung. Im übrigen Skelet kommt die besondere Schlankheit des Körpers namentlich in der Form und den Dimensionen der Gliedmassenknochen zur Geltung. So ist beispielsweise der Oberarm um 6 — 7 mm länger als der des grössten Ziesels. Auifallend ist ferner namentlich das Schienbein, welches in seiner Form an den grossen Pferdespringer erinnert, in dem oberen Theile aber bedeutend schmäler, durchschnittlich ungefähr um 16 mm länger als bei dem grössten Ziesel und um 18 — 20 mm kürzer als beim Pferdespringer ist. Diese Form des Schienbeines hängt offenbar mit der Springbewegung des Eichhörnchens zusammen. Auch muss bemerkt werden, dass im Gegensatze zum Pferdespringer das Pfeifenbein (/ Fig. 9) des Eichhörnchens sich mit dem Schien- beine (a) erst in der untersten Partie verbindet. Nach den Angaben Brandt's kommt das gemeine Eich- hörnchen in den Waldgegenden Europas und Nordasiens vor (vom atlantischen Ocean und von der Nordsee bis zum Ochot- ski'schen Meere und zum Mandschur'schen Meerbusen ausser Kamtschatka); südlich reicht dasselbe am weitesten bis zu den Mittelmeerländern, ausgenommen das nördliche Afrika, ferner bis zum Norden des Kaukasus, zum Altaigebiete, zum südöst- lichen Theile von Sibirien bis an den Amur und an die Insel Sachalin. (Nach Schrenk findet sich dasselbe auch noch süd- licher auf den Japan'schen Inseln; die von dort stammende und von Schrenk beschriebene Art Sc. 1 i s scheint mit unserem Eichhörnchen identisch zu sein.) Tertiäre Reste dieser Gattung sind aus dem Pariser Gips und jene einer verwandten, vielleicht sogar mit derselben identischen Art aus dem Miocaen in der Auvergne bekannt. Diluviale Reste kommen grösstentheils in Höhlen und Felsspalten vor. Für Böhmen wurden solche von Dr. Woldfich in Zudslawitz constatiert. (Spalte IL) Ausserdem fand man die- selben in der Felsspalte von Srbsko bei Beraun und in den jüngeren Ablagerungen der Set. Prokopihöhle vor. Bekannt sind sie auch aus mährischen u. a. Höhlen und aus den Pfahlbauten in der Schweiz. Bei weitem seltener sind die Reste in diluvialen Lehmen. Obwohl sie in Höhlen gemein- Fig, 9. Schienbein des Eichhörnchens in natürl. Grösse: a Schienbein (tibia), /Pfeifenbein (fibula). 50 scliaftlich mit dem Nashorn, dem Auerochse, dem Renthier u. a. auftreten, kommen sie im Vereine mit diesen in Lehmen äusserst spärlich vor. So wurden beispiels- weise nicht einmal in Russland, wo das gemeine Eichhörnchen allgemein vorkommt, ja nicht einmal in den Höhlen des Altai diluviale Reste desselben vorgefunden. Auch bei uns kennen wir dasselbe nicht aus Lehmen. Dieser Umstand scheint im Zusammenhange zu sein mit der Lebensweise des Eichhörnchens und das seltene Vorkommen desselben in diesen Ablagerungen lässt sich auf ähnliche Weise er- klären, wie das verhältnismässig spärlichere Auftreten von Vögeln oder anderen Luftbewohnern. Es könnte dies auch mit dem damaligen Charakter dieser Ge- genden zusammenhängen ; das Eichhörnchen kommt überhaupt auf waldlosen Steppen nicht vor, sondern des öftern nur in deren bewaldeter Umgebung. Die jetzige Um- gebung Prags war offenbar eine waldlose Steppe, während die Umgebung von Zudslawitz ziemlich viel Wald besass. Das Eichhörnchen findet sich bei uns in sehr grosser Menge in Nadel- und Laubwäldern, insofern ihm dieselben genug Nahrung, hauptsächlich Baum- samen, bieten. NamentKch liebt es lichtere Wälder und Waldränder. Arctomys. Schreb. Die Murmelthiere sind eichhörnchenartige Nager von plumpem Körperbaue, grossen abgerundeten Kopfe, kurzen Ohren und kurzem Schwänze. Der Schädel er- scheint von der Seite sehr massig gewölbt und die Superciliarränder der Augenhöhlen ragen über die Fläche der Schädelwölbung massig hervor. Charakteristisch ist die Stirngegend, deren Formation ungefähr den mittleren Typus zwischen derselben bei dem Eichhörnchen und dem Ziesel bildet. Die Nagzähne sind an der Vorder- fläche gefurcht und glatt, in der Jugend weiss, im Alter braungelb. Die Zahl der Backenzähne beträgt im Oberkiefer 5, im Unterkiefer 4. Der erste obere Backenzahn ist kleiner, pflockartig und mit einem scharfkantigen Querhöcker auf der wulstigen Kronenbasis, die übrigen ähneln jenen des Ziesels, der letzte ist der breiteste. Die Querl^eisten und Höcker auf der Kronenbasis der Backenzähne stimmen vollständig mit dem Typus der eichhörnchenartigen überein und ähneln eher den- jenigen des Ziesels als jenen des Eichhörnchens. Letzteres hat überhaupt in beiden Kiefern die verhältnismässig längsten Backenzähne, so dass die Breite nahezu der Länge gleichkommt, während der Ziesel die kürzesten hat, so dass die Breite der- selben die Länge bedeutend übertrifft. In dieser Hinsicht steht das Murmeithier in der Mitte. Die Merkmale des Schädels, die für die Murmelthiere charakteristisch und unterscheidend sind, behandle ich weiter unten. Hier bemerke ich bloss, dass unser fossiles Material sämmtliche Bestandtheile des Skelets enthält, von denen einige, welche häufiger vorkommen, hier abgebildet erscheinen, damit sie hiernach bestimmt werden können. Insbesondere die Gliedmassenknochen deuten auf stattliche, kräftige Thiere hin, welche weit grösser sind als die Alpenmurmelthiere. Ausser dem Hu- merus bieten uns dieselben aber keinerlei Gelegenheit zu einer ausführlicheren Beschreibung; der Humerus besitzt durchwegs die sogen. Knochenbrücke seitlich am unteren Ende, die einigen anderen fossilen IMurmelthieren, hauptsächlich jenen, die als Ar. marmota bestimmt wurden, gänzlich fehlt. 51 Diese Gattung ist überall in Mitteleuropa, Nordasieu und Nordamerika ver- breitet. Die einzelnen Arten, deren es sechs gibt, leben in selbstgegrabenen unter- irdischen Gängen, in denen sie auch überwintern. Arctomys bobac. Schreb. Stepp enmurmelthi er. Fig. 10. Das Steppenmurmelthier (Arctomys bobac). A der Schädel von oben, B dessen Unterseite, 0 dessen Profil in ^s der natürl. Grösse. Nach der Natur gezeichnet von J. Fric. Die Unterscheidung der einzelnen Arctomys - Arten im fossilen Material war bisher ziemlich schwierig. Von recenten Arten, denen unsere fossilen Reste angehören könnten, wären zwei zu erwähnen. Von diesen kommt am nächsten das Älpenmurmelthier vor (Arctomys marmota L.), welches nur oberhalb der Waldregion in den Alpen, Pyrenäen und Karpathen verbreitet ist. Dieses Thier kannten bereits 4* 52 die Eömer und nannten es Mus alpinus. Bis in die jüngste Zeit konnte man das- selbe häufig auch bei uns sehen, solange nämlich umherziehende Sawojarden zu uns kamen und verschiedene Kunststücke mit ihm ausführten. Seit altersher verfolgen es die Bergbewohner wegen seines Fleisches, fangen es in Fallen ein oder graben ganze Familien desselben aus seinem Winterverstecke heraus. In vielen Cantonen der Schweiz ist dieses Ausgraben verboten ; denn vielseitig drohte bereits ein voll- ständiges Ausrotten der Alpenmurmelthiere. Die zweite Art ist das Steppenmurmelfhier (Arctomys bobac), welches sich auf den Ebenen und in milden grasreichen Hügellandschaften des südlichen Russ- lands, des südlichen und östlichen Sibiriens aufhält. Die östliche Grenze seiner Fig. 11. Steppenmurmelthier (Arctomys bobac Sehr.), yl untere, B obere Backenzahn- reihe in natürl. Grösse. C Oberarm; D Schenkelknochen in Y2 "ier natürl. Grösse. Verbreitung ist nicht sichergestellt : im Westen soll letztere selbst bis nach Galizien und dem südlichen Theile von Polen reichen, was sich jedoch wahrscheindlich nur auf die Gegenden des westlichen Russlands bezieht. Im Ganzen unterscheiden sich diese beiden Arten äusserlich nur wenig von einander, was eine noch viel geringere Bedeutung für den Palaeontologen hat ; im Skelet gibt es im Allgemeinen noch bedeutend kleinere Unterschiede, so dass die Bestimmung einer Art an der Hand von fossilen Resten sehr schwierig ist, und dies um so mehr, als comparatives osteologisches Material, insbesondere solches vom Steppenmurmelthiere, in unseren Sammlungen eine grosse Seltenheit ist. Hieraus erklärt sich auch eine ganze Reihe irriger Ansichten über den Charakter dieser beiden Arten sowie auch die bisher ungenügende osteologische Charakte- ristik derselben. 53 -^ ^ )0 tO Tj< -«'S ' ,4 o K- 1 1—1 OS ^ "^ o8 <5 • • 25 CO l— 1 o lO CS 'i 05 1 T-l ^ CO i d 0) a BJia^g 1—1 05 05 1 ^ 1 .4 uj t>» «e 1 «o so 0 oS 5^ l> »o 1 X« •Suo ■>* l>- • vO lO CS 1 00 J^ 00 C5 CO :|J • '^ > CS 1—1 CO 00 OQ M t- OO lO TJH • ■l-l o PQ (N oo OS CO • • CS lO »: < M oo CS CO -* (M CO '=1< tH - t— CS 00 « >e5 CS o 1-1 co ^ (M CO • • • • 03 S * ^'5 © CQ •g§^ «5 M -.03 2 ,4 CJ ^ :0 © ) Fric Jos., Übersicht der diluvialen Säugethiere Böhmens. Sitzungsb. d. kön. Gesell. der Wissenschaften. 64 Elbeteinitz, bei Komofan in der Nähe von Prag u. a. Soviel ich mich neuerdings überzeugte, kommt er in der Budweiser Ebene nicht vor. Fossile Reste kenne ich aus den oberen Schichten des gelben Lehms in der Umgebung von Prag auf der Kotläfka und ätählavka, und sonst kommen hier überall auch subfossile Reste vor. Spermophilus rufescens Keys. & Blas. Der rötliliche Ziesel. (Fig. 15 u. 16.) Zahlreiche, bei uns vorgefundene diluviale Überreste des Ziesels stimmen vollständig mit denjenigen überein, welche früher Nehring^) als Sp. altaicus beschrieben und welche später Blasius ^) verglichen und in die Art Sp. rufescens Fig. 12. Der röthliche (Orenburger) Ziesel (SpermopMliis rufescens Keys. & Blas.). A der Schädel, von oben betrachtet, in natürl. Grösse mit deutlichen Wülsten in der Augengegend längs der Stirn und bedeutend erweiterten Nasenbeinen {os. ra.); B der Schädel, von der Seite aus betrachtet; C Unterkiefer. Keys. & Blas, eingereiht hatte. Nach Blasius ist diese Art noch mit einer ganzen Reihe anderer Arten identisch : mit Sp. superciliosus Kaup. und Sp. priscus Giebel-Hensel, welche Nehring schon mit seinem Sp. altaicus identificierte, ferner mit Sp. erythrogenoides Falc, welche Falconer in seiner „Cave Fauna of *) Dr. G. Nehring: Beiträge zur Kenntnis der Diluvialfauna. Zeitsch. f. d. ges. Naturw. Red. V. Dr. C. G. Giebel. Neue Folge 1876. B. XIH-XIV. ^) Dr. Wilh. Blasius: Spermophilus rufescens Keys. & Blas, (der orenburger Ziesel) fossil in Deutschland. Zool. Aug. 1882. G. 610. 65 England" anführt, und mit Sp. Richardsoui, welche Quenstadt in seinem „Handb. der Palaeontologie" abgebildet hat. Die Hauptmerkmale dieser Art, welche wir an dem Schädel nebst den grossen Dimensionen desselben vorfinden, sind folgende: ein nach vorn massig sich verengender Schädel, lang gestrechtere Nasen- heine, welche am vorderen Ende manchmal sogar hauchig enveitert sind und nach hinten zu in die Stirnheine tiefer eindringen (Fig. 15 os. n.). Die Superciliarränder sind starh wulstig^ und die Pau- henhnochen (Fig. 16 B) immer breiter als länger (Verhältnis ungefähr 9 : 11). Die Backenzähne im A. b. Oberkiefer sind etwas breiter und der Praemolar Fig. 16. Die Paukenknochen A des steht neben den anderen senkrechter als bei dem gemeinen Ziesels, B des röthlichen gemeinen Ziesel. Der untere Praemolar ist über- Ziesels in natürl. Grösse. dies auch mächtiger, was sich namentlich an den Backenzähnen selbst und der Länge der ganzen Reihe äussert. Auch die übrigen Skelettheile zeigen merkliche Unterschiede im Ver- gleiche mit jenen des gemeinen Ziesels; auffallend sind durchwegs die grösseren Dimensionen und die entwickelteren Formen derselben. Der röthliche Ziesel findet sich bei uns in diluvialen Lehmen, und zwar bereits in tieferen Lagen gemeinschaftlich mit dem Murmelthiere und dem grossen Pferdespringer vor. Bekannte Fundorte desselben sind: Podbaba, die Kotläfka, Stählavka, Juliska, die Ziegelei Mailbeck's, die Jenerälka, Podol und Türmitz. Im ganzen kennen wir aus diesen Fundorten 8 vollständige oder nahezu vollständige Schädel, zum Theile auch mindestens 9 — 10 andere Schädel nebst zahlreichen Bestandtheilen des übrigen Skelets. Nach Dr. Woldfich kommt der röthliche Ziesel gemeinschaftlich mit dem Lemming, dem grossen Pferdespringer u. a. auch in Zudslawitz vor. Spermophilus fiilvus Bl. Der falbe Ziesel. (Fig. 17.) Unter den aus der Umgebung von Prag (Juliska und Kotläfka) gesam- melten diluv. Resten fanden sich schon durch Grösse und stämmigen Knochenbau auffallende Zieselschädel vor, welche offenbar der Art Sperm. fulvus angehören. Es sind dies nicht nur die grössten, sondern auch durch ihre Merkmale cha- rakteristischen Schädel, die vermöge ihres Charakters eher an die Art Sp. citillus als an Sp. rufescens erinnern, von welcher letzterer sie sich auffallend unter- scheiden, trotzdem sie dieselbe an Grösse noch übertrefien. Sie kennzeichnen sich durch eine breite Stirn, eine grosse Schädelbreite und lange Nasenbeine, welche nach vorn nur unbedeutend breiter werden, so dass sie von allen drei hier angeführten Arten verhältnismässig am schmälsten aussehen. Der Schädel ist vermöge seines Charakters verwandter dem Schädel des gemeinen als jenem des röthlichen Ziesels, unterscheidet sich aber von jenem 5 66 dadurch, dass er bedeutend grösser breitere Stirn hat. (Fig. 17.) Fig. 17. Der falbe Ziesel (Spermophilus fulvus); der Schädel, vou oben aus be- trachtet, in nat. Gr. nach einem Exempl. von der Kotläfka, mit verhältnism. langen und wenig erweiterten Nasenbeinen («), verhält- nismässig ziemlich breiter Stirn und gerade convergierenden Scheitelnähten. und breiter, weniger gewölbt ist und eine Der falbe Ziesel, die grösste und flinkste aller lebenden Arten, lebt in den südlicheren Theilen der Wolgasteppen. Lehmann hat ihn am Ostufer des Caspischen Meeres beob- achtet. ^) Seine Gänge gräbt er sich senk- recht in die Erde, sucht sich einzeln seine Nahrung, mitunter sehr weit von seiner Wohnung und läuft er springend mit unge- wöhnlicher Geschwindigkeit. Es ist dies ein charakteristischer Nager der südlicheren Steppen, der iu der Umgebung von Prag während der Diluvialepoche neben dem röthlichen Ziesel auftrat. Nebst zahlreichen Gliedmassenknochen, Wirbeln und Unter- kiefern besitzt das böhmische Museum 2 vollständige und mehrere unvollständige Schädel von der Kotläfka und Juliska bei Podbaba. Schliesslich seien hier noch die durch die Messung der Schädel unserer drei Ziesel- arten erzielten Resultate angeführt: Spermophilus .15 bo 2 ö pq M 0.15 OJ S Breite der Nasenb. Schädel- exponnt Expon. d. Nasenb. cm, cm cm 1-0 4-3 2-1 1-0 2-2 0-73 4-98 2-05 0-7 5-1 2-1 0-75 4-8 2-17 0-95 4-0 2-0 1-0 4-5 2-1 1-0 5-4 1-8 1-1 5-04 1-68 fulvus Nr. 3 Juliska . fulvus Nr. 4 Kotläfka . citillus Nr. 5 Kotläfka citillus Nr. 6 Kotläfka citillus, recent .... citillus Nr. 2 Kotläfka rufescens Nr. 7 Kotläfka rufescens Nr. 1 Juliska rufescens Nr. 8 Türmitz cm cm cm 5-6 5-25 3-9 5-4 5-05 4-4 4-1 3-Ö 4-6 4-2 2-8 4-6 4-2 3-0 4-8 4-4 5-2 4-7 5-2 4-75 3-7 5-4 5-0 4-0 cm 1-3 1-4 0-9 0-9 0-95 1-2 1-15 0-95 1-07 cm 2-1 2-2 1-5 1-5 1-63 1-9 1-7 1-8 1-85 ') Nehring, Über Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit. Pag. 79 und 81. 67 Aus dieser Übersicht geht hervor : Den längsten Schädel hat Sperm. fulvus, den kürzesten Sperm. citillus; dasselbe Verhältnis waltet ob zwischen der Breite des Schädels und jener der Stirn. Die längsten Nasenbeine hat Sperm. fulvus, die kürzesten Sp. citillus, die breitesten Nasalia dagegen hat Sperm. rufescens, die schmälsten Sperm. citillus. Dies beweist deutlich auch der Exponent dieser Verhältnisse, u. zw. der niedrigste bei Sperm. rufescens, der höchste bei Sperm. citillus, dem in dieser Beziehung am nächsten Sperm. fulvus kommt. IL Myoxina Z. Schläfer. Die Schläfer sind kleine Nager, deren Körperbau jenem der Eichhörnchen ähnelt; äusserlich kennzeichnen sie sich durch lange Ohren, einen langen, dicht oder buschig behaarten Schwanz und einen langen, weichen Pelz. Die Vorderfüsse haben je vier Zehen mit nackter oder mit einem Nagel versehener Daumenwarze, die Hinterfüsse je 5 Zehen. In osteologischer Beziehung nähert sich der Schädel in seiner Form dem der Mäuse, hauptsächlich der Wühlmäuse, obwohl einige Merkmale auch auf die Eichhörnchen erinnern. Sie sind daher, wie Brandt ein- gehend darlegte, eine Übergangsform. Der ovale, in der Hirnschalengegend stärker gewölbte Schädel erinnert an den Schädel der Wühlmäuse durch die Formation der Stirn, durch die kaum merklichen Augenhöhlenränder, denen die hinteren, bei den Eichhörnchen entwickelten Fortsätze fehlen, ferner durch die Formation der Jochfortsätze, welche bei dem Oberkiefer in zwei Wurzeln auseinandertreten. Sonst kennzeichnet sich der Schädel durch das sehr stark und deutlich entwickelte Zwischenscheitelbein, welches ungefähr die Breite der Scheitelbeine erreicht, und durch das Gebiss, welches in jeder Reihe des Ober- und Unterkiefers vier mit parallelen Querleisten versehene Backenzähne enthält. Der Unterkiefer ist cha- rakteristisch durch die Formation des Kieferwinkels, welcher wie bei den Eich- hörnchen der Quere nach gerade abgeschnitten und manchmal auch (wie bei dem grossen Pferdespringer) mit einer Öffnung versehen ist. Die Nagzähne sind seitlich zusammengedrückt, ziemlich breit, im Durchschnitte dreiseitig und an der Vorder- seite gelb gefärbt. Die Schläfer gehören der alten Welt an. Es sind dies lebhafte Thierchen, welche jedoch wenig zu sehen sind, weil sie ihre Nester in Baum-, Erd- oder Mauerlöchern oder in Felsritzen fast ausschliesslich nur in der Nacht verlassen. Sie nähren sich von Früchten und Samen. Fossile Reste kommen schon in der Tertiärformation vor. Bei uns sind sie in der recenten Fauna durch drei Arten vertreten, deren einzelne Reste auch in unserem Diluvium vorgefunden worden sind. Myoxus glis L. Der Siebenschläfer. (Fig. 18.) Der Siebenschläfer ist unter unseren Schläfern der grösste, 13—16 cm lang und mit einem Schwänze versehen, der ungefähr die Länge des Körpers 5* 68 erreicht. Der flache, vorn zugespitzte Kopf mit kleiner, nackter Nase hat grosse, schwarze, vorspringende Augen, welche von einem dunklen, unregelmässigen Kreise umgeben sind, und über jedem derselben sowie auch auf den Backen je ein Borstenpaar; die feinen, schwarzen Backenhaare sind länger als der Kopf, die Ohren kurz, abgerundet und fein behaart, der Hals ist kurz und dick, der Rumpf gedrungen und die Beine sind kurz mit scharfen, weissen Krallen an den Zehen. Das Haar ist auf der Oberseite glänzend, mehr oder minder braungrau mit einem Stich ins Braune oder Schwarze; Backen, Kehle, Hals und Bauch sind gelblich- weiss oder auch ganz weiss. Die Farbe der übrigen Körpertheile zeigt einen Übergang von Braungrau bis Grau und Graubraun und wechselt bei den einzelnen Fig. 18. Der Siebenschläfer (Myoxus glis). A der Schädel, von oben, B von unten, C von der Seite aus betrachtet, D Unterkiefer, durchwegs in natürl. Gr ; El untere, 2 obere Backenzahnreihe, 6fach vergrössert {l Querleisten, welche über die ganze, l' nur über die halbe oder den dritten Iheil der Backenzahnbreite verlaufen). Arten. In osteologischer Beziehung zeigen sich von dem oben behandelten Typus keine besonderen Abweichungen. Zur Unterscheidung der Art kann vorzügliche Dienste leisten das Gebiss, dessen Backenzähne eine über 2 mm breite Reihe bilden und mit Querleisten versehen sind, die abwechselnd ziemlich regelmässig über die ganze oder die halbe Breite der Kronenbasis verlaufen. (Fig. 18.) Der Siebenschläfer lebt in Wäldern und auf Bäumen und kommt überdies zeitweilig auch in Steppen, wie z. B. nach Pallas an der Wolga östlich von Samara auf in der Steppe zerstreuten Felsen vor. Obwohl er gegenwärtig bei uns zu den häufigsten seiner Art gehört, so sind doch nur ziemlich wenige Localitäten bekannt. 69 Prof. Dr. A. Fric führt ihn in, der Umgebung von Prag aus dem ZävisC-Thale und der Karlsteiner Gegend, ferner aus der böhmischen Schweiz an und nach Dr. Schöbl ist er aus Piirglitz, Cerekwitz, Königgrätz und der Umgebung von Turnau bekannt. Bestimmte diluviale Reste dieser Thierart stammen von Zudslawitz und aus der Umgebung Prags von der Kotläfka. Myoxiis querciniis Bl. Der Gartenschläfer. (Myoxus nitela Sehr. Fig. 19 A.) Fig. 19. Ä Der Gartenschläfer (Myoxus quercinus). I. Unterkiefer, 6fach vergr. nach einem Orig. aus der Set. Prokopihöhle. 1 a und 4 a Alveolen nach dem 1. und 4. Backenzähne, welche bereits fehlen ; 2 s und 3 s zweiter und dritter Backenzahn, breiter als länger, ein jeder durch eine Querleiste in zwei Theile getheilt. 11. Unter- kiefer in natürl. Gr. mit der Öffnung / im Kieferwinkel. — B Die Haselmaus (Myoxus avellanarius L.); I. untere, 11. obere Backenzahnreihe; in dieser speciell gebrochene Leisten des zweiten Backenzahnes, in jener durchwegs parallel und über die ganze Breite verlaufende Querleisten . m. Unterkiefer, 2fach vergr., mit einer breiten Partie des Kieferwinkels ohne Öffnung. Diese Art, ehemals als besondere Gattung (Eliomys Wagn.) angeführt, steht zwischen den übrigen beiden Arten unserer Schläfer in der Mitte sowohl wegen ihrer Grösse als auch wegen einiger anatomischer Eigenschaften derselben. 70 Er hat verhältnismässig bedeutend längere Ohren und einen längeren, gleichmässig behaarten Schwanz. Von osteologischen Merkmalen ist besonders der Unterkiefer charakteristisch, welcher eine grosse Öffnung im Kieferwinkel besitzt, ferner auch die mittleren Backenzähne, welche zum Unterschiede von den beiden anderen Arten breiter sind als länger und Querleisten aufweisen, von denen die mittlere deutlicher hervortritt und jeden Backenzahn in zwei Theile theilt. In jeder dieser beiden Hälften tritt dann noch eine schwächere Leiste hervor. In der unteren Backenzahnreihe sind der erste und der letzte Zahn kleiner, dreieckig und haben zwei parallele Querleisten (Fig. 19 Ä). Am Schädel verlaufen die Stirnbeine in scharfen Winkeln in die sehr breiten Scheitelbeine. Die Länge des Körpers beträgt 12 — 13 cm, die des Schwanzes allein 10 cm. Der Kopf und die Oberseite des Körpers haben einen gelblichbraunen, mit grauen und schwarzen Haaren durch- mengten Pelz; Bauch, Seiten, Kehle, Brust und Beine sind weiss mit einem Stich ins Gelbe und Graue. An der Grenze dieser zweifachen Färbung zieht sich ein schwarzer Streif, der vor den Augen am Grunde der langen Bartborsten beginnt, sich um das Auge erweitert, das letztere rings einschliesst und unter dem Ohre bis an die Halsseiten sich fortsetzt. Vor und hinter dem Ohre befindet sich ein weisser, an der Schulter ein schwarzer Fleck. Der Gartenschläfer wohnt in Gärten, baut sein Nest aus Gras und Moos in Mauer- und Baumlöchern und lebt von saftigen Früchten und Samen. Bei uns ist er weniger zu sehen. Im fossilen Zustande wird er von Dr. Woldrich aus Zudslawitz angeführt. Subfossile Reste sind aus der Set. Prokopihöhle, recente Exemplare aus der Umgebung von Karlsbad (im böhm. Museum), von Dawle (Dr. Schöbl) und (nach Zimmermann) vom Bösig bekannt. Myoxus avellanariiis L. Die Haselmaus. (Fig. 19 B.) Diese Art ist von allen unseren Schläfern die kleinste; die Länge des Körpers beträgt höchstens 8 cm ; der Schwanz ist noch bedeutend kleiner. Äusserlich kennzeichnen sie anliegende, abgerundete Ohren, ein breiter, seitlich flacher Kopf, eine spitze Schnauze, eine vollständige Verkümmerung des Daumens an den vor- deren Gliedmassen und eine sehr kurze Innenzehe ohne Kralle an den Hinter- füssen. Die Backenhaare sind schwarz mit weissen Enden und länger als der Kopf, die Augen gross, vorspringend. Die Farbe des Pelzes ist gelblichbraun. Die Backenzähne bilden schmale, lange Reihen. Die unteren sind mit einer dichten Reihe von parallelen Leisten versehen, was im Oberkiefer nur bei den hinteren Backenzähnen der Fall ist, während die vorderen sich durch scharfe, gebrochene Leisten charakterisieren. (Fig. 19 B.) Der Schädel zeigt im Vergleiche zu jenem des Siebenschläfers mit Ausnahme der bedeutenderen Grösse keine wesentlicheren Abweichungen, nur der Unterkiefer ist in seinem hinteren Theile verhältnismässig breiter, mächtiger, was insbesondere an dem breiteren Auslaufen des Kieferwinkels wahrzunehmen ist, der keinerlei Öffnung aufweist. Dieser Schläfer lebt einzeln oder paarweise im Gebüschen, in denen er sich aus vegetabilen Resten, hauptsächlich aus Gras, Laub und Moos ein Nest 71 baut. In diesem schläft er den ganzen Tag und geht erst bei Anbruch des Abends auf Beute aus, die in verschiedenen trockenen Früchten, besonders Haselnüssen, besteht. Für den Winter — er schläft nur bei starken Frösten — sammelt er sich Vorräthe in Höhlen unter Gebüschen. In Böhmen ist er weder im fossilen, noch im subfossilen Zustande bekannt, und recent gehört er bei uns zu den Selten- heiten. Bekannt ist er aus der Umgebung von Karlstein (Dr. Ruda), Zävist, Kuchelbad (Dr. Schöbl) und Roztok (Dr. Brauner). III. Castorina. Biber. Die Biber sind grössere Nager von gedrungenem Körperbau mit breitem, kurzem Kopfe, verhältnismässig kleinen Augen und kurzen Ohren. Die Zehen sind durchwegs mit starken Krallen versehen und an den Hinterfüssen durch Schwimm- häute verbunden. Den Körper bedeckt ein dichter, seidenartiger Pelz mit schüttern, zähen Borsten; der Schwanz ist grösstentheils nackt und beschuppt. Der Schädel zeigt eine grosse Ähnlichkeit mit jenem der Wühlmäuse, ist nur in der Stirn- gegend etwas breiter, und das Zwischenscheitelbein in eine lange Spitze nach vorn verlängert. Des Gebiss besteht aus vier Backenzähnen in jedem Kiefer und starken, paarweise in den Kiefern vertheilten, im Durchschnitte fast dreiseitigen Nag- zähnen. Die Backenzähne haben eine flache Krone mit tiefen, leistenförmigen Schmelzbuchten (Fig. 20). Die Biber leben im nördlichen und mittleren Europa und in Nordamerika an den Ufern der Gewässer und bauen sich hier ihre künstlichen Wohnungen ; sie schwimmen und tauchen sehr flink. In unserer Fauna erscheinen sie durch den gemeinen Biber repräsentiert. Castor Fiber L. Der gemeine Biber. (Fig. 20.) Der Biber gehört in Böhmen vollständig der Vergangenheit an. Wie historische Daten berichten, lebte er einst an der Luznitz und Nezärka, wo er jedoch im freien Zustande schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundertes voll- ständig ausgestorben ist. Später wurde er in abgeschlossenen Thiergärten in Krumau und bei Wittingau gehalten, aber auch in diesem Zustande finden wir ihn in Böhmen nicht mehr; der letzte Biber gieng im Jahre 1882 zugrunde. Funde aus älteren Zeiten im fossilen oder subfossilen Zustande sind äusserst selten; es hängt dies oifenbar mit der Lebensweise des Bibers in der Nachbarschaft von Flüssen zusammen, welche für die Erhaltung seiner Reste nicht günstig genug war. Ein einziger Überrest, der sich in unseren Sammlungen vorfindet, wurde an der Elbe bei Lyssa gefunden (Fig. 20 Ä); andere Reste desselben deuten auf seine Existenz im Flussgebiete der Eger hin. IV. Dipodidae. Springmäuse. Die Springmäuse sind Nager mit verkümmerten Vorder-, dagegen langen, zum Springen geeigneten Hinterbeinen und einem langen, zu gleichem Zwecke 72 dienenden Schwänze. Die Mittelkiioclien des Hinterbeines sind zu einem einzigen starken Knochen (Metatarsus) mit 3 Gelenksflächen für die Zehen vereinigt, welche, lebhaft an den Fuss eines Vogels erinnern. Fig. 20. Der gemeine Biber (Castor Fiber). A Ein Theil des Unterkiefers von Lyssa a. d. E,, dessen fehlende Theile mittelst einer Skizze ergänzt sind ; B untere? C obere Backenzahnreihe, 2facb vergrössert. Siehe S. 71. Die Springmäuse leben auf grasreichen Steppen oder auch auf sandigen Wüsten. In der böhmischen Fauna erscheinen sie durch den grossen Pferde- springer, die einzige diluviale Species, vertreten. 73 Alactaga jaculiis Brandt Der grosse Pferdespringer.^) (Fig. 21 und 22.) Der grosse Pferdespringer unterscheidet sich von den eigentlichen Spring- mäusen hauptsächlich durch die Bildung des Hinterbeines, theilweise auch durch den Bau des Schädels und die Beschaffenheit des Gebisses. Die Mittelknochen des Hinterbeines sind zu einem starken Knochen, Hauptmetatarsus (Fig. 22, IV) vereinigt, welcher an seinem unteren Ende in drei Gelenksfortsätze für die Fig. 21. Der grosse Pferdespringer (Alactaga jaculus Br.). I. der Schädel, von oben betrachtet, nach einem recenten Exempl (die mit Buchstaben bezeichneten Theile sind einzeln auch in fossilen Eesten erhalten; t Scheitelbeine, /Stirnbeine, n na- salia, m Zwischenkieferknochen); IL der Schädel, von unten betrachtet (die schat- tierten Theile nach foss. Resten); III. der Schädel, von der Seite betrachtet; 17. der Unterkiefer mit grosser Öffnung im Kieferwinkel; V. Backenzähne: a die oberen, h die unteren, von oben aus betrachtet; I.— IV. in natürl. Grösse, V. 6fach vergr. ^) Dr. A. Nehring: Beiträge zur Kenntnis der Diluvialfauna. Zeitschr. f d. ges. Naturw. von Dr. C. G. Giebel. Neue F. 1876. Bd. XHI. Fric Jos.: Übersicht d. diluvialen Säugethiere Böhmens. Sitzb. d. kön. Gesellschaft der Wissensch. 1882. Dr. J. Woldfich: Diluviale Fauna von Zudslawitz bei Winterberg im Böhmerwalde. III. Theil. 88. Bd. d. Sitzb. d. k. Akad. der Wissensch. Wien. 74 Zehen ausläuft; längs dieses Knochens liegen aber noch zwei kürzere und schwache Beinchen, welche je eine Zehe besitzen, die allerdings bedeutend höher eingelenkt ist als die Hauptzehen. So ist bei dem grossen Pferdespringer auch der Hinterfuss fünfzehig. Diese Bildung des Hinterbeines, welche bei Säugethieren so selten vorkommt, ist für das Thier derart charakteristisch, dass dieselbe selbst aus den einzelnen, im diluvialen Lehme aufgefundenen Beiuchen der hinteren Gliedmassen leicht zu erkennen ist. Allein auch die übrigen Skelet- theile sind so marcant, dass ein Irrthum in der Bestimmang selbst bei den be- scheidensten Hilfsmitteln ausgeschlossen erscheint. Weil nun das Auftreten dieses Thieres in unserem Diluvium ziemlich bedeutungsvoll, für den einstigen Charakter unseier Gegenden sehr charakteristisch ist und sich auf neuen Fundorten noch wiederholen könnte, wollen wir uns mit demselben etwas eingehender befassen. Das Äussere des grossen Pferdespringers, welcher gegenwärtig noch auf der Halbinsel Krim, sowie überhaupt im südlichen Russland zwischen dem Don und der Donaumündung, an der Wolga, in den Kirkisensteppen und fern im Osten von Asien (vielleicht auch in China) lebt, macht den Eindruck einer langohrigen Maus, welche ebenso wie das Känguruh mit unverhältnismässig längeren hinteren Gliedmassen versehen ist. Der Schädel weist im allgemeinen einen zarteren Bau auf als jener der übrigen Nager. Dieser Umstand ist vielleicht auch schuld daran, dass wir den- selben nirgends vollständig sondern immer nur in einzelnen Theilen vorfanden. Von letzteren die grösste und interessanteste ist die Gaumenpartie des Schädels (Fig. 21 H.), welche zur Linken mit zwei, zur Rechten mit drei Backenzähnen versehen ist. Es wurden einzelne Bruchstücke dieses Schädeltheiles auch von einem anderen Individuum aufgefunden. Von den übrigen Theilen des Schädels kommen am häufigsten ganze Nasen^ und Schädelbeine vor. Besser erhalten finden sich die Unterkiefer (Fig. 21, IV.), von denen wir 4 Exemplare und 3 Bruchstücke besitzen, was auf ungefähr 4 — 5 Individuen hinweist. Backenzähne im Oherhiefer sind in der Zahl 4 vorhanden; der erste ist sehr klein und pflockartig. Ein wichtigeres Merkmal noch ist die Form der Haupt- Backenzähne (Fig. 21, V.). An der Fläche der Zahnkrone bemerken wir äussere seichte Schmelzbuchten im Kronenrande und tiefe Buchten in das Innere der Krone, welche leistenförmige Vorsprünge bilden. An sämmtlichen Backenzähnen des Oberkiefers zeigen sich typisch zwei tiefe Schmelzbuchten, welche am deutlichsten an den mittleren Backenzähnen {m^ und m.^ hervortreten ; auch an dem letzten Backenzahne {m^) sind sie noch deutlich genug zu sehen, und selbst an dem Prä- molare (Pi) ist eine Spur derselben wahrzunehmen. Zwischen diesen tiefen Buchten finden wir innen eine seichtere im Kronenrande, welche deutlich nur bei den beiden mittleren Zähnen zu sehen ist, die auch gegenüber auf der Aussenseite eine seichte Bucht besitzen. Hierin stimmen die Backenzähne der diluvialen Reste vollständig mit den recenten Zähnen von Alactaga jaculus überein. Der Unterkiefer (Fig. 21, IV.) ist niedrig, langgestreckt, mit einer Öffnung im Kieferwinkel (angulus mandibulae), der ebenso wie bei den recenten Exemplaren nach rückwärts in eine scharfe Spitze ausläuft. Oberhalb der erwähnten Öffnung ist ein röhrenförmiger Fortsatz zu sehen, in welchem der Schneidezahn endigt- 75 Beide Condylen (Cond. coronarius und cond. condyloideus) sind nur wenig über das Niveau der Backenzähne erhöht, und beide treten bis zu gleicher Höhe hervor. Die Länge bei unseren Exemplaren beträgt, insofern sie zu ermitteln ist, 29 mm, daher um 1 — 2 mm mehr als bei den fossilen Exemplaren Nehring's und bei den von ihm gemessenen recenten Stücken. Der Unterkiefer hat drei Backenzähne, welche sich gleichfalls durch Schmelzbuchten in der Krone cha- rakterisieren. :'■' F m. Fig. 22. Der grosse Pferdespringer (Alactaga jaculus). I. Schenkelknochen, A von hinten, B von der Seite, C Kniegelenk {t äussere, t' innere Troclianter, r Furche zwischen denselben, c Lendoncondylus, c' Kniecondylus ; s, s' Insertionsflächen der Muskel, T Trachlea). 11. Schienbein (F Wadenbein, j Muskelgrube, L Leiste). III. a Calcaneus, h Armknochen. IV. Haupt-Metatarsus. Alles in natürlicher Grösse. Der erste, längste hat vorn (Fig. 21, V h) eine tiefe, zu beiden Seiten ebenfalls je eine tiefe und eine seichte Bucht. An fossilen Backenzähnen, welche mehr abgewetzt sind, zeigen sich tiefe Buchten in Form von selbstän- digen grubenförmigen Inselchen in der Mitte der Krone, wie wir es auch auf unserem Bilde an der hinteren tiefen Bucht des mittleren Backenzahnes sehen, welcher innen (rechts) zwei tiefe und eine seichte, aussen zwei seichte Buchten besitzt. An dem hinteren Backenzahne finden wir (in Übereinstimmung mit Nehring) 76 eine tiefe Bucht innen im Stadium der ÜbergangScabwetzimg, aussen eine Bucht, welche seicht ist. Während tiefere Buchten an der Kronenfläche Leisten bilden, sind die seichten Buchten nichts anderes, als eine Vertiefung des Kronenrandes. Das Gebiss des grossen Pferdespringers ergibt nach der angedeuteten AJ AOl Ayi AM Zusammensetzung die Formel ^^ — ^ — ^, welche auch allgemein für dasselbe m^ m^ mg angenommen zu werden pflegt. Ob der obere kleine Backenzahn (p^) thatsächlich schon ausgewechselt oder noch ein Milchzahn ist, ist dermalen noch nicht entschieden. Bei seitlicher Ansicht äussert sich eine besondere Charakteristik der Backenzähne darin, dass die äusseren Buchten in der ganzen Höhe des Zahnes (daher auf jeder Stufe der Abwetzung) vorkommen, so dass die Zähne durch tiefere oder seichtere Furchen der Länge nach getheilt scheinen. Beide Backenzahnreihen sind zu einander vollkommen parallel und gleich lang. Die Abnützungsflächen der oberen Backenzähne sind nach aussen, die der unteren nach innen geneigt. Die Wirbelsäule des grossen Pferdespringers besteht aus 7 Halswirbeln 12 Rückenwirbeln mit den Eippen, 7 Lendenwirbeln (ohne Rippen), 4 Kreuz- und 31 Schwanzwirbeln. Von den Halswirbeln sind fossil nur ein ganzer und 2 un- vollständige erhalten. Brustwirbel besitzen wir fossil 11, Lendenwirbel 6 ganze, 2 unvollständige und Schwanzwirbel 35, wobei freilich bemerkt werden muss, dass nicht alle diese Wirbel von einem einzigen Individuum herrühren. Überdies sind auch zwei Exemplare des Kreuzbeines erhalten und der ungefähr dritte bis fünfte Halswirbel von dem Atlas angefangen, der sowie auch der Epistropheus in unserem Materiale vollständig fehlt. Die Oberfläche der Brustwirbel ist massig dachförmig und mit einem nach rückwärts gekehrten Stachel versehen. Von den Lenden- wirbeln, welche sich durch grosse, verflachte, stumpfe, nach vorn gerichtete Rücken- stacheln sowie auch durch grosse, gleichfalls nach vorn gerichtete Seitenstacheln kennzeichnen, besitzt der letzte an die Kreuzwirbel anliegende einen fast senkrecht stehenden Rückenstachel. Die vorderen Schwanzwirbel haben eine ebene, stachel- lose Rückenfläche, dafür jedoch grosse Seitenstacheln. Dieselben verkümmern aber allmählich, und der Wirbelkörper verlängert sich und wird bis zum Schwanzende immer schwächer. Dieser Bau des Schwanzes ist durch dessen Zweck bedingt. Der vordere Theil, der dem auf den Hinterbeinen stehenden Thiere häufig als Stütze dient, ist stark, besteht aus kurzen Wirbeln mit grossen Seitenstacheln, während der hintere Theil zum Zwecke einer möglichst grossen Beweglichkeit ein- gerichtet ist. Die Festigkeit des vorderen Theiles des Schwanzes unterstützen weiters kleine Knöchelchen, welche paarweise bei den ersten vier Schwanzwirbeln auf der Unterseite an der Grenze zwischen je 2 Wirbeln als kleine Körnchen auf- treten, bei den folgenden 6 Wirbeln aber sich vergrössern und in einen kleinen flachen Knochen verwachsen, welcher an dieser Stelle ein Beugen des Schwanzes nach unten nicht zulässt. Analog kommt ein derartiger Knochen auch bei anderen langschwänzigen Thieren vor. 77 Von deu Gliedmassen sind bis auf einige wenige nahezu alle hauptsäch- lichsten Knochen aufgefunden worden. Die vorderen Gliedmassen sind im Ver- hältnisse zu dem übrigen Körper kurz, sonst aber normal entwickelt. Der aufmerk- samere Beobachter findet an denselben eine Reihe charakteristischer Merkmale. Von fossilen Resten des Schultergürtels enthalten unsere Sammlungen folgeude Bestandtheile : Das Brustbein besteht aus 6 Theilen, von denen im fossilen Zustande nur der erste, d. sogen. Manubrium bei der Hand ist, welches die Form eines Y hat; die grösste Breite desselben beträgt 6 mm, die geringste am unteren Ende 2'5 mm (bei Nehring 5*3 mm und 2 mm). Die Schlüsselbeine sind nur durch ein Exemplar von vollkommen ent- wickelter Form vertreten; dasselbe ist nur ein wenig subtiler als bei den übrigen Nagern. Seine Länge beträgt 14-5 mm (bei Nehring 12-5, bei Pallas 13-5 mm). Ein Schulterblatt, welches eine sehr feine Structur besitzt, wurde fossil nicht vorgefunden. Der Oberarm (humerus) [3 Exemplare, Fig. 23, III &] ist verhältnismässig bedeutend kürzer als bei anderen gleich grossen Nagern. Nach den von mir durch- geführten Messungen beträgt das ungefähre Verhältnis des Humerus zur Ulna beim Ziesel 5 : 6, bei dem Pferdespringer 2 : 3. Seine Kante (crista humeri) bildet kein glattes Kämmchen, sondern läuft in einen verdickten Fortsatz {v) aus, der für den Deltoideus bestimmt ist. Das untere Ende ist fast symmetrisch ausgebildet und das Grübchen in demselben (fossa trochlaris) mit einer Öffnung versehen. Die Länge unserer Exemplare beträgt ohne die obere Gelenkskappe 20*5 mm, 21 mm uud 21-25 mm (bei Pallas 20*25, bei Nehring 20 und 20-5 mm). Der Unterarm, dessen beide Knochen eng an einander liegen, ohne jedoch irgendwo verwachsen zu sein, ist in unserem fossilen Materiale nur durch einen intacten Ellenknochen (Ulna), ferner durch zwei Bruchstücke desselben und eine ebenfalls intacte Speiche (Radius) vertreten. Der Ellenknochen, trotzdem viel länger als der Humerus, ist doch ver- hältnismässig noch kürzer als bei anderen gleich grossen Nagern. Die Länge des- selben beträgt beim Ziesel 36 mm, bei der Springmaus ungefähr nur 29 mm. An der Aussenseite besitzt er eine deutlich sichtbare Furche und in dem unteren Theile ist er ein wenig nach vorn gebogen. Die Länge desselben ohne die untere Gelenkskappe beträgt 29 mm (bei Nehring 27—28 mm). Der Radius ist seiner ganzen Länge nach fast gleich stark ; nur gegen das untere Ende verdickt er sich unbedeutend; das obere erweiterte Ende trägt eine elliptische Gelenksfläche. Die Länge beträgt 23*5 mm (bei Nehring 21—22-5 mm). Aus dem Beckengürtel haben wir nachstehende fossile Reste: Die Lendenknochen zeichnen sich theils durch ihre Mächtigkeit, theils durch eine besondere Form aus. Hie und da findet man neben einander die Becken eines Steppenziesels und eines Pferdespringers, allein beide lassen sich von einander ganz gut unterscheiden. In unserem Materiale (0 Exemplare) ist immer das dünne plattenförmige Schambein abgebrochen. Das Sitzbein bildet eine stark entwickelte Kante, an dem hinteren Ende läuft dasselbe in einen krallenförmigen Vorsprung aus, der bei recenten Skeletten gerade zu sein pflegt, bei unseren Fossilen aber 78 schnabelförmig gebogen ist und sich schaufeiförmig in die Fläche des Schambeines erweitert. Der Lendenvorsprung hat eine Seitenkante, welche sich oberhalb der Gelenkshöhle in eine massig gewölbte Fläche erweitert (während wir bei dem Ziesel über der Gelenkshöhle eine grosse Erhöhung sehen, von welcher eine ziemlich scharfe Kante herabläuft). Die Fläche des oberen Randes hinter der Seitenkante ist bedeutend enger als bei anderen Nagethieren, während die Seitenfläche sich wesentlich erweitert. In dieser Formation des Lendenknochens nähert sich der grosse Pferdespringer am ehesten noch dem Hasen, dem er auch hinsichtlich der Bildung des Schenkelgelenkes ziemlich ähnelt. Da diese Knochen bei allen unseren Resten an den Rändern beschädigt sind, so lässt sich eine verlässliche Messung derselben nicht vornehmen. Der SchenJcelknochen (femur) (1 vollst. Expl., 1 Expl. ohne Kniegelenk und 5 Expl. in Bruchstücken) ist ziemlich mächtig und doch schlank. Gut charakteri- sieren denselben die beiden Trochantere, von denen der äussere (Fig. 22, 1 1) den Condylus (c) um beinahe 2 mm überragt. Von seinem Gipfel läuft zum inneren Trochanter (t') eine scharfe Kante, welche eine tiefe Furche (r) begrenzt, die zwischen den beiden Trochantern und dem Hauptkörper des Schenkelknochens ent- steht und in welcher bei dem lebenden Thiere starke Bänder befestigt sind. Der Hauptkörper des Schenkelknochens, in der oberen Partie zart und oval, wird nach unten zu allmählich stärker und nach vorn bogenförmig, ähnlich wie bei dem Hasen gekrümmt. Von dem unteren Trochanter beginnend ist der Hauptkörper nach unten zu bis zu zwei Dritttheilen der Knochenlänge mit einer stumpfen Kante versehen. Von den beiden Längsstreifen, welche Nehring an dem Femur wahrgenommen hat, findet sich an unserem fossilen und recenten Knochenmaterial keine Spur. Auffallend entwickelt im Vergleiche zu dem Hauptkörper und dem zarten Schenkelgelenke ist das Kniegelenk, welches einem un verhältnismässig mäch- tigeren Schienbeine entspricht. Die Trochlea (T), in welcher sich die Knie- scheibe bewegt, läuft an der Vorderseite des Knochens schräg in der Richtung nach aussen, worin sich eine ziemlich auffällige Abweichung von der Mehrzahl der übrigen Nager äussert. Hiernach ist auch die Kniescheibe schräg und unsymme- trisch geformt. Oberhalb der Kniecondylen (c') sind an der Rückseite auch die Gelenksflächeu für die Sesambeine zu sehen. Die Länge (von dem Condyle ge- messen) beträgt 53 mm, bei Nehring foss. 52 — 53*5 mm. Das Schienbein ist ebenso wie bei den übrigen Springnagern geradezu liesig entwickelt. Die Form dieses Knochens veranschaulicht Fig. 22, IL An dem unteren Ende desselben treten besonders markant die Bändeleisten hervor, so dass diese Partie wie gefurcht aussieht. Vorn gerade über der Gelenkspartie ist eine Längsgrube (j) zu sehen, in deren Richtung nach oben hin eine scharfe Leiste läuft ; auf der Rückseite treten besonders auffallend zwei Leisten hervor. Mit dem Schienbeine vollständig verwachsen ist das Wadenbein (/), welches ungefähr in der Mitte der Höhe (unten in einer Höhe von 42 mm) von dem Schienbeine sich los- löst, welcher Umstand auf eine Schienbeinlänge von 72-4 mm hindeutet. Es waltet hier dasselbe Verhältnis ob wie bei dem Hasen. Wir kommen nun zu der Reihe der Fusswurzelknochen, deren es bei dem grossen Pferdespringer im Ganzen acht gibt: 79 1. Calcaneus; vor diesem liegt 2. das Cuboideiim, über dem Cal- caneus 3. der Astragalu s, vor diesem 4. das Naviculare, an dieses reiht sich 5. das Cunei forme primum. Mit dem Cuboideum bilden dann eine Reihe 6. das Cuneiforme secundum und 7. das Cun. tertium. Der letzte der Fusswurzelknochen ist hernach 8. ein kleines Knöchelchen, welches innen zwischen dem Fortsatze des Astragalus, dem Calcaneus und der rückwärtigen Partie des Naviculare liegt. Von diesen Knochen wurden fossil der Calcaneus (Fig. 23, III, a), der Astragalus, das Naviculare und das Cuneiforme primum aufgefunden. Die Tarsalpartie des Fusses besteht aus 1 Haupt- und 2 Nebenmetatarsen (Met. der inneren und äusseren Seitenzehe). In der Umgebung von Prag wurden 7 Haupt- und 8 Nebenmetatarsen vor- gefunden. Das Wesen des Hauptmetatarsus bedarf keiner weiteren Erörterung, denn wir haben schon eingangs über seinen Ursprung und seine Bedeutung ge- sprochen. Diese von uns gemessenen Metatarsen (vom Rande der Gelenksfläche für das Cuneif. tertium bis zum Gipfel des mittleren Zehenfortsatzes) weisen Längen von 47-3, 49, 49-5, 50, 50*5 mm auf, sind daher um 0-7 — 1 mm länger als die längsten von Dr. Nehring gemessenen. Diese Dimensionen, sowie auch jene der übrigen Skelettheile, wie wir sie früher bereits constatiert haben, beweisen durchwegs, dass unsere diluvialen Reste stattlichen und entwickelten Individuen angehören, von denen einige bedeutend grösser waren als die grössten, von anderen Forschern beobachteten Exemplare. Von den 8 Nebenmetatarsen gehören 5 der äusseren und 4 der inneren Seitenzehe an. Von Zehenknochen stellten sich 14 Stück durchwegs als Zehen- knochen des Hinterfusses dar. Nur 2 derselben sind etwas länger, gehören der Mittelzehe, 7 kürzere den beiden Haupt- und 5 schwächere den Nebenseitenzehen (den sogen. Fersenzehen) an. Der grosse Pferdespringer ist ein geselliges Thier, welches nur zur Nachtzeit sein unterirdisches, im Steppenboden angelegtes Versteck verlässt. Aus- schliesslich ein Steppenthier, sucht er hauptsächlich Steppen mit härterem Lehm- boden auf. Gegen Nordosten reicht seine Verbreitung bis zu 53° n. Br. Am zahlreichsten findet er sich auf den Südural-Steppen, auf dem Tschernosemgebiete im Saratower und Simbirischen Gubernium, in den südwestlichen Steppen von Si- birien längs des Irtisch und Ischim; auch längs des Oberlaufes des Ob wurde er beobachtet. Die Westgrenze seiner dermaligen Verbreitung bildet der Dnjeper, nach anderen Angaben auch die untere Donau. Die Existenz desselben zur Di- luvialzeit in Böhmen deutet auf den damaligen Steppencharakter unserer Ge- genden hin. Die Fundorte seiner diluvialen Reste liegen hauptsächlich in der Umgebung von Prag. Am ausgiebigsten waren in dieser Richtung die Lehme der Särka und einzelne Skelettheile wurden auch auf der Kotläfka, Juliska, in Podbabg, und Podol vorgefunden; ausserdem führt ihn Dr. Woldhch aus Zudslawitz an. 80 V. Murina. Mäuse. Die Mäuse sind zumeist kleine Nager, welche nur selten eine Länge von 35 — 40 cm erreichen, sich insbesondere durch einen schlanken Kopf mit schmaler, flacher, massig gewölbter Stirne und durch eine mehr oder minder zugespitzte Schnauze auszeichnen ; sie haben einen runden, kurz und dünn behaarten Schwanz, an den Hinterfüssen je 5, an den Yorderfüssen je 4 Zehen mit kurzer Daumenwarze. Fig. 23. Der Hamster (Cricetus frumentarius L.). I. Der Schädel eines diluvialen, sehr alten Exemplars, von oben, 11. von der Seite, IH. ein recenter Schädel, von unten betrachtet; IV. Unterkiefer, V. unt. Praemolar, von der Seite aus betrachtet, 20fach vergrössert, nach einem einheim. ausgewachsenen Exemplare. Auf dem ziemlich gestreckten Schädel sind die Zwischenscheitelbeine stark entwickelt, erreichen jedoch die Schläfenbeine höchstens mit den langausgezogenen Seitenspitzen. Im übrigen bilden ein typisches Merkmal des Schädels die schmalen Stirnbeine, welche keine seitlichen Fortsätze besitzen ; das vordere Augenhöhlenloch trennt den Jochfortsatz des Oberkieferknochens in einen schmalen oberen und einen breiten, plattenförmigen unteren Ast ; dieser verengt das Augenhöhlenloch zu einer schmalen nach unten verlaufenden Ritze, welche Verengung durch die gegen- überliegende rundliche Anschwellung des Oberkieferknochens noch erhöht wird. Die Knochenflüche des Gaumens ist ziemlich ausgedehnt und beginnt schon hinter 81 der Backenzahnreihe ; in dem Gaumen fallen die grossen Gaumenlöcher auf, welche ungefähr ebenso lang oder wenig kürzer sind als die Backenzahnreihe. Die Backen- zähne zeigen deutlich abgesetzte Zahnwurzeln und paarige Höcker auf der Krone, durch deren Abschleifen paarweise einander gegenüber liegende Schmelzbuchten oder Schmelzschlingen entstehen. In unserer Fauna sind nur typische Mäuse ver- treten, deren diluviale Beste ziemlich spärlich sind und nur selten, insbesondere was die einzelnen Arten der Gattung Mus anbelangt, ein vollständiges und rich- tiges Bestimmen zulassen. Nur die Gruppe der Hamster (Cricetus) weist eine charakteristische und viel verbreitete, zumal auch eine Steppenform auf. Cricetus Fall. Die Hamster haben einen plumpen Körperbau, der Kopf ist hinten ziemlich breit und mit grossen Backentaschen versehen, die Gliedmassen kurz mit 4 Zehen und einer Daumenwarze an den Vorder- und 5 Zehen an den Hinterfüssen. Der Schwanz ist sehr kurz, ziemlich dicht und fein behaart, die Oberlippe gespalten. Die langen Bartborsten stehen in fünf Längsreihen, die Ohrmuscheln sind unbe- deutend. Der massig gewölbte Schädel (Fig. 23) ist durch das nach vorn in der Mitte spitz ausgezogene Zwischenscheitelbein und wallförmig hervortretende Schädel- kanten gekennzeichnet, welche am Stirnende die grösste Verengung aufweisen und nach vorn und hinten aber divergieren. Das Gebiss (Fig 24) besteht aus 4 Schneide- und 12 Backenzähnen, von denen sich in jedem Kiefer jederseits drei befinden. Die Backenzähne haben je 2 — 3 Paar hoher Höcker, aus denen nach dem Ab- schleifen derselben paarige Schmelzbuchten entstehen. In unserer Fauna sind zwei Arten vertreten. Der Hamster. Cricetus frumentarius Fall. (Fig. 23 und 24). Ein bunt gefärbtes Thier von bis 27 cm Länge, in zahlreichen dunklen und hellen Varietäten. Der Schwanz erreicht eine Länge von 6 cm. An der Wolga kommen total schwarze Hamster vor. Bei den bunten Abarten ist die Oberseite des Körpers braungelb, die Unterseite braunschwarz. Die Kopfseiten sind gelblich, das Ohr, die Ohr- und Augengegend und die Umgebung der Schwanzwurzel bräun- lichroth, der Ohrrand, die Lippe, die Schnauzenspitze und die Füsse weiss. Über- dies finden wir einen weissen Längsstreif über die Gurgel, ein rostgelber, schmaler Streif unter den Ohren und zwei gelbliche, helle Flecke auf den Schultern. Die Fusssohlen sind hinten behaart; die Vordersohle hat 5, die Hintersohle 6 Wülste. Das Auftreten des Cric. frum. in Böhmen fällt, soviel bekannt ist, ungefähr in die Mitte der diluvialen Steppenzeit, von welcher Zeit angefangen er immer häufiger wurde und trotz eifriger Verfolgung auch jetzt noch in Böhmen ziemlich häufig vorkommt. Ein charakteristisches Thier waldloser Gegenden, sehr zahlreich z. B. auf den Steppen des östl. Russlands, und kam offenbar auch auf unseren diluvialen 6 82 Steppen ziemlich häufig vor. Fossile Eeste kenneu wir aus Zudslavitz und zahl- reichen Lehmablagerungeu der Umgebung von Prag (Kotläfka, Juliska, SCählavka, Bän, Vysocan). In den obersten Lehmschichten kommen nicht selten Reste von IL Ä B B Fig. 24. Der Hamster (Cricetus frumentanus L.). I. Backenzahnreihe eines einheim. ausgewachsenen Exemplars, A untere, B obere; ü. stark abgenützte Backenzähne eines diluv., sehr alten Exemplars, A untere, ß obere Reihe; 6fach vergrössert. recenten Hamstern vor. Bemerkens werth ist, dass die älteren, namentlich diluvialen Reste auf eine grössere Menge von stattlichen Thieren schliessen lassen, während wir unter den jüngeren Resten einer grösseren Anzahl von bedeutend kleineren Individuen begegnen. Cricetus (phaeus?). Der Reiss- oder Steppeu- hamster (Fig. 25). In den Funden von Zudslawitz constatierte Dr. Woldfich Reste eines kleinen Steppenhamsters, welche vielleicht der Art Cric. phaeus angehörten, einem jener kleineren Angehörigen dieser Gattung, welche gegen- wärtig in den Wolgasteppen unweit Sarepta, Zarizyu, Fig. 2.5. Reiss- oder Steppen- Orol (Cr. phaeus), Charkow, in den Steppen der Krim, hamster. Cric. (phaeus?) von an der Wolga (Cr. areuarius) u. a. vorkommen. Wenn- Woldfich (Dil. Fauna von Zud- gleich der Mangel an comparativem Material es nicht slawitz, II. Theil, T. in); A zuliess, die Identität der Art festzustellen, so tritt Unterkiefer; B obere, C un- ^ ■-,,-,• . . -n . ^ i i tere Backenzahnreihe, bier doch das interessante Factum zutage, dass auch 83 unsere diluvialen Steppen, ähnlich wie jene des östlichen Kusslands, ihre kleinen Hamsterarten aufwiesen. Behufs besserer Veranschaulichung füge ich hier eine Copie der Abbildung von Dr. Woldfich bei (Fig. 25j. M u s L. . Die Mäuse sind Nager von schlankerem Körperbaue mit länglich eirundem, hinten ziemlich breitem Kopfe, zugespitzter Schnauze und gespaltener Oberlippe, die durch ein nacktes Häutchen verbunden ist. Die Hinterbeine verhältnismässig zu den vorderen sind verlängert, der Schwanz nahezu so lang wie der ganze Körper, sehr spärlich und kurz behaart, so dass hier deutliche Schuppenringe hervortreten. Das Fell ist grau oder graubraun, das Ohr tritt deutlich aus demselben hervor, und längs der Schnauze sitzen 5 Längsreihen von Bartborsten. Von den Hamstern, die wir in erster Reihe im Auge haben müssen, unterscheidet sich die Maus in der Schädelbildung (Fig. 26) dadurch, dass die Zwischenscheitelbeine breit sind und eine quer nahezu ovale, nur in eine kleine Spitze nach vorn ausgezogene Form haben, dass ferner die vorstehenden und viel schärferen Stirnkanten in der Mitte der Stirn viel weiter von einander entfernt sind, als bei dem Hamster, und sich nach hinten zu längs des Randes der Stirn-, Scheitel- und Schläfenbeine erweitern, so dass sich Stirn und Scheitel bei den eigentlichen Mäusen viel breiter und flacher gestaltet als bei den Hamstern. Überdies läuft der untere Ast des vorderen Joch- beinfortsatzes, plattenförmig erweitert, bedeutend nach vorn aus, während er bei dem Hamster gleichzeitig mit dem oberen schwächeren Aste abschliesst. Bis auf geringe Ausnahmen leben und nisten die Mäuse in Erdlöchern und legen mehr oder minder einen kosmopolitischen Charakter an den Tag. Jene Arten, welche ihrer Lebensweise nach nicht an die Nähe der menschlichen Wohnungen ange- wiesen sind, halten sich grösstentheils in freien, waldlosen Gegenden auf. In die Diluvialepoche reichen im ganzen nur wenige und grösstentheils auch schwer be- stimmbare Arten. Unsere Arten zerfallen in zwei natürliche Abtheilungen: 1. Ratten, 2. Mäuse. 1. Gruppe. Ratten. Die Ratten sind die grössten unserer Mäuse. Die Hauptmerkmale derselben sind: Die Gaumenfalten sind in der Mitte ungetheilt; der Schwanz hat 210 bis 260 Schuppenringe ; die Füsse sind dick und plump, die letzte oder sechste Sohlen- wulst der Hinterfüsse langgestreckt, nach innen hohl. Eine Ratte im ausgewach- senen Zustande misst 32 cm. In unserer Fauna gibt es zwei Arten. Mus decumanns Fall. Die Wanderratte (Fig. 26). Sie gehört zu den kurzohrigen Ratten. Das Ohr erreicht ungefähr den dritten Theil der Kopflänge und ragt, an den Kopfseiten angedrückt, nicht bis 84 zum Auge vor. Das Fell ist zweifarbig, die Oberseite des Körpers bräunlichgrau, die Unterseite grauweiss, scharf abgesetzt. Der Schwanz ist kürzer als der übrige Körper; die Gaumenfalten sind gekörnelt. In Europa trat die Wanderratte erst Fig. 26. Die Wanderratte (Mus decumanus). I. und ü. der Schädel von oben und von der Seite aus betrachtet; III. der Unterkiefer (alles in natürl. Grösse); IV. Backenzehnreihe, T'/anial vergr.; z untere, s obere Reihe; l V l" stufenförmig abge- nutzte Höcker. zu Beginn des 18. Jahrhundertes auf; wann sie nach Böhmen kam, ist nicht be- stimmt; allein es scheint, dass dies erst zu Ende des 18. oder zu Beginn des 19. Jahrhundertes der Fall war. Mus rattus L. Die Hausratte. Sie gehört zu den langohrigen Hatten. Das Ohr erreicht ungefähr die halbe Kopflänge und ragt, an den Kopfseiten angedrückt, bis zum Auge vor. Die Hausratte ist etwas kleiner als die Wanderratte, das Fell ist einfarbig, dunkel- braun, allmählich in die nur wenig hellere grauschwarze Unterseite übergehend. Der Schwanz ist länger als der Körper, die Gaumenfalten sind glatt. Die osteolo- 85 gischen Unterschiede sind imbedeutend, und wegen Mangels au comparativem Ma- terial konnte ich sie auch nicht verfolgen. In Europa war die Hausratte noch bis zum Ende des vorigen Jahrhundertes ziemlich häufig, gegenwärtig aber ist sie nahezu vollständig von der Wanderratte verdrängt. Die ältesten und bestimmteren Daten über ihr Auftreten in Mitteleuropa stammen ungefähr aus dem 12. Jahrhunderte. Über ihr Vorkommen in Böhmen sind bestimmte Daten nicht vorhanden; die von Dr. Woldfich in Zudzlawitz vorgefundenen Reste (Mus rattus foss. Cor.) deuten auf die Existenz der Hausratte in Böhmen schon zur diluvialen Steppen- zeit hin, obwohl die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass dies auch Reste von Mus alexaudrinus Geoflfr. sind. Die Verbreitung der Hausratte in Europa konnte jedesfalls nur von Asien aus erfolgen. n. Gruppe. Mäuse. Die Mäuse sind kleinere Nager, welche nach Blasius folgende Merkmale aufweisen: Die Gaumenfalten sind von der zweiten oder dritten an in der Mitte getheilt. Der Schwanz hat 120 bis 180 Sshuppenringe. Die Beine sind schlank, die Sohlenwülste der Hinterfüsse durchwegs rundlich, nicht bogig. Sie zerfallen ebenso wie die Ratten in kurz- und langohrige; zu jenen gehören die Arten : Mus agrarius und M. minutus, zu diesen M. musculus und M. sylvaticus. In osteologischer Beziehung bieten diese Arten nur wenig Unterschiede, so dass ein genaues Bestimmen der ohnehin nur selten vorkommenden diluvialen Reste sehr schwierig und öfters sogar unmöglich ist. Die Backenzähne nützen sich ähnlich ab wie bei den Hamstern. Ein Schlüssel zur Unterscheidung der lebenden Arten bieten ungefähr folgende Merkmale: 1. Das Ohr erreicht ungefähr den dritten Theil der Kopflänge und ragt, an den Kopfseiten angedrückt, nicht bis zum Auge vor — kurzohrige Mäuse 3 2. Das Ohr erreicht ungefähr die halbe Kopflänge und ragt, an den Kopf- seiten angedrückt, bis zum Auge vor — langohrige Mäuse 4 3. aj dreifarbig (oben braunroth, mit schwarzen Längsstreifen, Unterseite und Füsse scharf abgesetzt weiss) ; der Schwanz kürzer als der Kopf, oben braun, unten weiss Mus agrarius; b) zweifarbig (oben gelblich braunroth, Unterseite und Füsse scharf ab- gesetzt weiss); der Schtvanz hat ungefähr die Länge des übrigen Körpers Mus minutus; 4. a) einfarbig (oben dunkelgrau, ins Gelbliche, der Rücken schwärzlich, allmählich in die etwas hellere Unterseite übergehend, Füsse und Zehen gelblichgrau); der Schtvanz erreicht die Länge des übrigen Körpers Mus musculus; bj zweifarbig (oben gelblichgrau bis rostfarben, Unterseite und Zehen vollständig weiss, von der Oberseite des Körpers scharf abgesetzt); der Schwanz etwas kürzer als der übrige Körper . .Mus sylvaticus. 86 Mus musculus L. Die Hausmaus. Eine ausgewachsene Hausmaus erreicht eine Länge von 9 cm, hat einen ebenso langen spärlich behaarten Schwanz mit 180 Schuppenringen. Zu den oben angeführten Merkmalen wäre noch hinzuzufügen, dass die Bartborsten das Ohr überreichen, die Füsse schlank, die Fusssohle nackt und die Hinterbeine verlän- gert sind. Auf der vorderen Fusssohle fünf, auf der hinteren sechs rundliche Knorpelwülste. Das einfarbige Fell stimmt mit der oben gegebenen Beschreibung überein, allein es kommen auch weisse Abarten vor. Die Hausmaus ist ein Kosmopolit, welcher sich von seiner ursprünglichen Heimat aus, welche Mitteleuropa und Asien gewesen sein dürfte, über die ganze bewohnte Erdoberfläche verbreitet hat; diluviale Reste sind uns bis allher nicht bekannt, so dass es nicht feststeht, wie weit in die Vergangenheit ihr Auftreten zurückreicht. Bei uns kommt sie allgemein in Gebäuden und deren nächster Um- gebung vor. Mus sylvaticus L. Die Waldmaus. Dui'chschnittlich grösser als die Hausmaus, erreicht die Waldmaus eine Länge von 12 cm mit etwas kürzerem Schwänze (11 cm), welcher an 150 Schup- penringe besitzt; das Fell ist zweifarbig und die Hinterbeine stärker verlängert als bei der Hausmaus ; in der Bildung der Ohrmuscheln und Fusssohle stimmt sie jedoch mit dieser vollkommen überein. Die Waldmaus ist heute über ganz Europa und in einem bedeutenden Theile von Sibirien verbreitet. Bei uns kommt sie häu% auf Waldrändern und in Gärten vor, verbreitet sich zahlreich auch über Getreidefelder und dringt bei Wintersanbruch auch in die menschlichen Wohnungen. Nich selten ist sie auch in den Steppen des östlichen und südlichen Russlands und Sibiriens. Reste der- selben sind auch aus dem Diluvium bekannt, bei uns führt sie Dr. Woldfich aus Zudslawitz an (1 Exemplar). Mus agrarius L. Die Braudmaus. Die buntfarbigste unserer Mäuse, ungefähr ebenso gross oder wenig grösser (10 cm) als die Hausmaus mit einem Schwänze, der kürzer als der übrige Körper ist (8 cm) und an 120 Schuppenringe besitzt. Die weisse Färbung der Unterseite und der Beine ist scharf abgesetzt von dem braunrothen Rücken mit schwarzen Läugsstreifen. Der Schwanz ist bloss zweifarbig, oben rothbraun, unten weisslich. Die Ohrmuscheln von der Länge eines Drittels des Kopfes ragen angedrückt bis zum Auge nicht vor. So weit bekannt, ist die Braudmaus eine sehr verbreitete Art in offenen, feldreichen Lagen des mittleren Europas und Russlands, auf dessen östlich gele- genen Steppen sie eine allgemein bekannte Erscheinung ist. Die wenigen bei uns vorgefundenen diluvialen Mäusereste [Granatschotter, ZudsLawitz] können am ehesten dieser Gattung beigezählt werden. Bei uns lebt die Brandmaus seit der 87 diluv. Zeit bauytsächlicli in Feldern, verl)orgeii in Gebüsch, unter Schobern, auf Waldsäumen u. dgl., und dringt zur Winterszeit auch in Viehstallungen ein. Mus miuutus Fall. Die Zwergmaus. Um die Hälfte kleiner als die Waldmaus und um ein Drittel als die übrigen bei uns vorkommenden Mäusearten, erreicht sie eine Länge von 6*5 cm und hat einen ebenso langen Schwanz mit ungefähr 130 Schuppenringen. In der Bildung der Ohrmuscheln stimmt sie mit der Brandmaus überein, die Farbe des Körpers ist aber zweierlei: die scharf abgesetzte Unterseite ist weiss, manchmal etwas rostfarben, die Tatzen ebenfalls weiss, während die Oberseite gelblich roth- braun, auf dem Rücken am dunkelsten, an den Seiten hingegen heller ist. Die schlanken Füsschen haben nackte Fusssohlen, die vorderen mit 5, die hinteren mit 6 Knorpelwülsten; die Hinterbeine sind etwas verlängert. Diese Gattung ist über ganz Mitteleuropa bis nach Russland und Sibirien verbreitet; sie lebt in Feldern, auf Waldrändern u. dgl. und kommt im Winter auch in die Gebäude. Sie baut sich ein künstliches, pfahlförmiges Nest, welches über der Erdoberfläche an Getreidehalmen und Gräsern hängt. Ein derartiges Nest ist in unserer Musealsammlung aus Miröschau bei Pilgram vorhanden. VI. Arvicolidae. Wühlmäuse. Plumpe Nager mit | Backenzähnen, welche wurzellos sind und sich durch gezackte Leisten an der Kaufläche auszeichnen. Von den eigentlichen Mäusen unterscheiden sie sich durch den gedrängten Körperbau, einen dickeren Kopf mit stumpfer Schnauze und ganz verborgene oder nur wenig hervorragenden Ohren. Der Schwanz erreicht nur ^3 der Körperlänge, ist jedoch häufig kürzer, gleich- massig und kurz behaart und manchmal auch mit Schuppenringen versehen. Die Tatzen gleichen denen der übrigen Mäuse, nur die Krallen sind etwas stärker, die Fusssohlen nackt, manchmal auch wenig behaart oder mit Schwimmborsten versehen. Diese Familie umfasst die Gattungen : Myodes, Arvicola und Castor, deren Angehörige die gemässigte und kalte Zone der nördlichen Halbkugel bis zur Schneegrenze bewohnen. Sie halten sich in unterirdischen Höhlen auf und leben hauptsächlich von Pflanzeunahrung. Myodes Pall. Die Lemminge sind, soweit die osteologischen Merkmale in Betracht kommen, welche für uns hier die grösste und auch ausschliessliche Bedeutung haben, am besten durch ihr Gebiss gekennzeichnet, welches im allgemeinen den Charakter des Wühlmausgebisses besitzt und sich von demselben nur durch die 88 Bildung der gezackten Schraelzschlingen unterscheidet, welche jedoch selbst bei den einzelnen Arten variiert. In der Bildung des Skelettes bewahren sie vollständig den Charakter der Wühlmause. Der Schädel ist verhältnismässig etwas kürzer, in der Schädelpartie, insbesondere vorn bauchiger, in der Gegend der Stirnjoch- fortsätze (Fig. 27. /) stärker gewölbt, nach vorn dann auffallend verengt; von der Seite aus betrachtet, erscheint der Schädel sehr flach und in der Stirngegend wie gebrochen. Die Jochbögen sind sehr breit. Die Lemminge bewohnen bis auf we- nige Ausnahmen (Myod. lagurus aus den uralkaspischen Steppen) nördliche Ge- genden und gehören der Tundren-Fauna an. Als solche traten auch bei uns zu Beginn der Diluvialepoche zwei Arten derselben auf. Myodes obensis Brts. Der obische Lemming. Der norwegische Lemming (Fig. 27), den Dr. J. Woldfich aus Zudslawitz anführt, ist vom palaeontologischen Standpunkte^) sehr verwandt mit der cirkumpo- laren Art Myodes obensis Brts. Auch die gegenwärtig unbedeutende geo- Fig. 27. Der norwegische Lemming (Myodes lemmus Fall.). A der Schädel, von oben aus betrachtet, in natürl. Gr. (/ vorspringende Stirnpartie, l bauchige Schädelpartie), B Unterkiefer in natürl. Gr., C sechsfach vergr. Backenzahnreihen ; I. obere, 11. untere Reihe. Gezeichnet nach einem recenten Exempl. IH. Myodes obensis. 2. der mittlere Backenzahn des Unterkiefers. Copie nach Woldfich. (Dil. Fauna von Zud- slawitz, n. TL. T. n. Fig. 23.) *) Alf. Nehring (Die ehem. geogr. Verbr. der Lemminge in Europa. Gaea 1879 und „Über Tundren und Steppen" S. 27) sagt, dass bei der Unterscheidung der fossilen Reste der beiden Lemmingarten beinahe nur die Grössenunterschiede massgebend sein können, so dass der norwegische Lemming (L. lemnus) vom palaeontologischen und phyllogenetischen Stand- punkte als eine gut charakterisierte Abart des M. obensis angesehen werden kann. 89 graphische Verbreitung dieser Art, welche bloss auf Skandinavien und das nord- westliche Russland beschränkt ist, spricht für die Ansicht Nehring's, dass diese Art blos localer Natur ist und seit der diluvialen Grlacialepoche mit der Abart M. obensis datiert. Hieraus lässt sich deducieren, dass die Reste, welche bei uns als M. lemnus bestimmt worden sind, auf ein chaiakteristisches Thier der postgla- cialen Tundra hindeuten, und eher als Myodes obensis Brts. als Myod. lemnus Fall, anzusehen sind. Mehr als alles andere scheint dafür der Umstand zu sprechen, dass der zweite Backenzahn des Oberkiefers, den Dr. Voldfich aus Zudslawitz ab- bildet und dessen Copie ich hier beifüge (Fig. 27, G III.), grundverschieden ist von dem analogen, nach einem recenten Exemplare streng abgebildeten Backen- zahne des M. lemnus. Da ich leider das Skelet von Myod. obensis nicht zur Hand habe, kann ich diese Frage definitiv nicht lösen. Im Vergleiche zu der nachste- henden Art kamen die Reste von Myod. obensis auf dem Zudslawitzer Fundorte in nur untergeordneter Menge vor. Myodes torqiiatus Fall. Der Halsbaud-Lemmiii er Dieser Lemming ist stattlicher als der vorgenannte, von welchem er sich hauptsächlich durch die Bildung der Backenzähne unterscheidet. Die einzelnen Backenzähne endigen dort, wo sich einer an den andern anfügt (Fig. 28 A, B, C) Fig. 28. Der Halsbandlemming Myodes torquatus Fall). A Ein Theil des Schädels, B Unterkiefer (beide Copien nach Dr. J. Woldfich's „Diluviale Fauna von Zudsla- witz" I. Th., T. II. Fig. 1 und 5), G untere Backenzahnreihe (nach einem wirkl, E empl. aus Zudslawitz), 6fach vergrössert, a h c letzte Schmelzbucht des 1.; 2. und 3. Backenzahnes. mit einer kleinen, beiderseits sich ausbreitenden Schmelzbucht, während sie bei der vorgenannten Art mit einer einseitigen, unpaarigen Schmelzbucht abschliessen. Der erste Backenzabn des Unterkiefers (Fig. 29, a) ist an seinem vorderen 90 Ende stumpf und hat um zwei Paar Schmelzbuchten mehr als bei der vorge- nannten Art. Dieser Lemming ist der eigentliche Typus der nördlichsten Säugethiere, und als solcher ist er die charakteristischeste Form für die postglaciale Zeit zu Beginn des Diluviums oder für die Tundrenzeit und gleichzeitig auch eine Art, Fig. 29. Der erste Backenzahn des Unterkiefers der böhmischen Wühlmäuse (Arvicola). Gruppe I. Hypudea. 1. Hypudeus glareolus Wagn.; 2 a b Hyp. nivalis Mart.; Gruppe n. Paludicola. 3. Arvicola amphibius Desm. ; Gruppe ITI. Nivicola; 4. Arv. gregalis Desm.; i>. Arv. ratticeps Keys. & Blas.; Gruppe IV. A gricola; i', a b Arv. agrestis BI.; 7. Arv. arvalis De Sei.; 8. Arv. campestris Bl. ; Gruppe V. Microta; 9 a b Are. subterraneus De Sei. — Durchwegs 20fach vergr. welche auf den nordischen Charakter der als Myodes lemnus bestimmten Exem- plare und eine grössere Verwandtschaft, wenn nicht Identität derselben mit der Art Myodes obensis hindeutet. Aus Böhmen ist der M. torquatus bisher nur aus Zudslawitz bekannt. In Mitteleuropa aber sind aus der analogen Zeitepoche mindestens 29 und von der 91 vorangehenden Art ungefähr 28, daher überhaupt 39 Lemmingfundorte '^) bekannt; auf einigen derselben fanden sich bis 50, bei Thiede, Zudslawitz und Neutitschein in Mähren sogar einige Hundert Exemplare vor. Aus diesem Umstände, sowie auch aus der Art und Weise, wie die Lem- mingreste in diluvialen Ablagerungen vorkommen, deducierte Dr. Nehring, dass es keinem Zweifel unterliegt, dass die Lemminge in Mttteleuropa eine gewisse Zeit hindurch dauernd lebten, keineswegs aber, dass sie nur gelegentlich zufälliger Züge hieher vorgedrungen wären. Interessant sind auch die Ausführungen Nehring's, insofern sie den Charakter der heutigen Lemmingwohnungen betreffen, welche den Charakter von subalpinen Tundragegenden aufweisen, in denen niedriges Wach- holdergestrüpp und die Zwergbirke (Betula nana) wachsen. Aus diesen Ausfüh- rungen ergibt sich auch der Charakter unserer ehemaligen Diluvialgegenden in jener Zeit, in welcher die Lemminge bei uns vorkamen, welcher kein anderer als der TundrencJiaraJcter sein kann. Einige Zweifel in dieser Beziehung rief der Umstand hervor, dass gemein- schaftlich mit den Lemmingen auch Beste von Thieren, sei es späteren, sei es süd- licheren Charakters oder auch solche Thierreste vorgefunden wurden, deren Cha- rakter wenigstens als derartiger angesehen wurde. Dies findet zum Theile seine Erklärung darin, dass das nähere Wesen derartiger Funde nicht kritisch genug geprüft wurde, theils aber auch in mehreren neueren Funden, aus denen klar her- vorgeht, aus welchem Grunde beispielsweise Reste von Lemmingen und anderen nordischen Thieren gemeinschaftlich vorkommen können mit Resten des Mammuts, des Nashorns oder auch des Löwen u. dgl. Übrigens weist eben Dr. Nehring in dem bereits angeführten Werke darauf hin, dass es nicht ausgeschlossen und nicht unmöglich erscheint, dass der Mamuth und das Nashorn schon in den mitteleuropäischen Tundrengegenden während der Diluvialzeit existiert hat. Das Podbabaer Profil sowie auch andere Localitäten beweisen deutlich, dass der Mamuth, das Nashorn u. a. Säugethiere bei uns zum Theile auch schon der vorglacialen Epoche angehörten und zum Theile sich während der Tundrenzeit ausbreiteten. Diese Thiere, als Reste oder unmittelbare Nachkommen der tertiären Fauna, konnten wohl, durch elementare Veränderungen dazu gezwungen, von einem Orte zum andern überlaufen und sich für einige Zeit z. B. auf freieren Vegetationsflächen in der Mitte von vergletscherten Gegenden niederlassen, aber nichts deutet darauf hin, dass sie dann verschwunden und erst nach Ablauf der Steppenzeit als Weide- fauna wieder aufgetreten wären; im Gegentheil sehen wir, wie sich fortschreitend mit der Vermehrung des Weidelandes auf den Tundren und den späteren Steppen auch die sogen. Weidefauua sowohl mit Bezug auf die Zahl der Arten als auch mit Bezug auf die Menge überhaupt vermehrte, später jedoch allmählich wieder abnahm und von der Bildfläche verschwand, so dass einzelne Arten derselben, die einen früher, die anderen später, ausstarben und von zahlreichen Arten der Step- penfauna sogar überlebt wurden. ') Eine Übersicht dieser Fundorte bot A. Nehring in seinem Buche „Über Tundren und Steppen der Jetztzeit und Vorzeit," Seite 147, 92 Arvicola Lacp. Der Schcädel, wiewohl verhältnismässig kurz, ist doch länger als bei der vorangehenden Familie, im Umrisse oval und in der Schädelpartie weniger bauchig, im Profil flach, nach vorn hin geneigt in einem massigen Bogen (Fig. 32). Das Gebiss f, %, | ; die Schneidezähne sind vorn gelblich gefärbt, die Backenzähne ohne deutlich geschiedene Wurzeln und seitlich parallel gefurcht; diese Furchen treten auf der ebenen Kaufläche der Krone in Form von winkligen, leistenförmigen Einbuchten oder Schnörkeln hervor, deren Form, Breite, Länge und Zahl für die einzelnen Arten charakteristisch sind. Äusserlich unterscheiden sich die Wühl- mäuse von den eigentlichen Mäusen durch einen kürzeren und breiteren Kopf mit stumpferer Nase, einen kürzeren und gedrängteren Körper mit einem Schwänze, der kaum die Hälfte der übrigen Körperlänge überragt und mit kurzen Härchen bewachsen ist. Wiewohl auch hier die Hinterbeine verlängert sind, so sind sie doch verhältnismässig kürzer als bei den eigentlichen Mäusen. Die einheimischen lebenden Arten zerfallen nach Massgabe ihrer äusseren Merkmale in zwei Gruppen : 1. Hypudaeus mit Ohrmuscheln von halber Kopflänge und einem Schwänze, der an seinem Ende mit längeren Härchen versehen ist ; 2. Arvicola mit unansehnlichen Ohrmuscheln und einem Schwänze, der durchwegs mit gleich langen Härchen bewachsen ist. Diese Merkmale genügen allerdings zur Unterscheidung fossiler Arten nicht und müssen wir in dieser Richtung hauptsächlich das Gebiss in Betracht ziehen. Der charakteristischeste Theil des Gebisses ist der erste Backenzahn im Unter- kiefer durch die Zahl und theilweise auch die Bildung der Schmelzschlingen auf der Kaufläche der Krone. Die vordere Partie dieser Kaufläche ist mit einer un- paarigen, mannigfach gebildeten Schmelzschlinge mit einem oder zwei Ausläufern abgeschlossen. Wenn wir diese Partie als eine einzige Schlinge ansehen und her- nach die einzelnen Schlingen paarweise abtheilen, wie dies in Fig. 29 angedeutet ist, so erübrigt uns die unpaarige vordere Schmelzschlinge entweder für sich allein oder mit der untergeordneten Seitenschlinge, manchmal auch mit einem Paare von nicht abgesetzten Schlingen. In Verfolgung dieser Verhältnisse bei 9 Arten von Wühlmäusen unserer Fauna lassen sich dieselben in 5 Gruppen eintheilen: 5V2 Paar abgesetzte Schlingen (Fig. 29, L, 1, 2). Gruppe I. Hypudea. Die erste unpaarige Schmelzschlinge zweispitzig. Aussen hat der erste Backenzahn 4, innen 5 Kanten. Untergattung Hypu- deus. Arten: Hyp. glareolus Wagn. Die Spitzen der Schmelzschlingen verlängert, schmal, die vordere Schmelzschlinge bogenförmig abgeschlossen, nach innen geneigt. Hyp. nivalis Mart. Die Spitzen der Schmelzschlingen kürzer, stumpf; die vordere unpaarige Schlinge mannigfach, unregelmässig^ gebuchtet. 93 5^/2 Paar Schlingen, von denen das dritte offen ist (Fig. 29, IL 3). Gruppe II. Paliidicola. Die vordere Schmelzschliuge in Verbindung mit dem 3. Paare offener Schmelzschlingen; zu beiden Seiten läuft dieselbe in eine Kante aus, so dass der Backenzahn aussen 4, innen 5 Kanten hat. Einzige Art: Arvicola amphibius Derm. 4 Paar Schmehschlingen, von denen das 4. Paar aus einer unpaarigen vorderen und einer unpaarigen seitlichen besteht. Gruppe III. Nivicola. Die erste Schmelzschlinge mit der unpaarigen Schlinge der Innenseite verbunden; der Backenzahn hat aussen 3, innen 5 Kanten (Fig. 29, III. 4, 5). Arten: Arvicola gregalis Derm. Das vordere Schlingenpaar stumpf ab- geschnitten und von der 4. inneren Schmelzschlinge abgeschieden. Arv. ratticeps Keys. & Blas. Das vordere Schlingenpaar buchtig, mit der 4. inneren Schmelzschlinge breit verbunden. 4^2 -P««»' SchmeUschlingen, das 4. offen und mit der unpaarigen vorderen Schlinge in Verbindung. Gruppe IV. Agricola. Die vordere Schmelzschlinge regelmässig, mehr oder minder symmetrisch zweileistig, d. h. mit dem ganzen seitlichen Schlingenpaar verbunden, so dass der Backenzahn aussen 5, innen 4 Kanten besitzt (Fig. 29, IV. 6, 7, 8). Drei Arten: Arv. arvalis De Sei. Die seitlichen Schmelzschlingen langge- streckt, die vorderen stets mehr oder minder verkümmert. Arv. agrestis Bl. Die Schmelzschlingen stumpf, kurz, manchmal sehr breit, die vorderen breit ausgewölbt. Arv. campestrisBl. Die vordere Schmelzschlinge abgerundet, das 4. Schlingenpaar, welches mit der vorderen verbunden ist, gleicht in Bezug auf Grösse der übrigen, während es bei den vorgenannten Gruppen kleiner ist. 4^2 i^aar abgesetzte Schlingen (die vordere unpaarige Schmelzschlinge ist von den übrigen abgetheilt). (Fig. 29, V. 9.) Gruppe V. Die vordere Schmelzschlinge in Form einer kleinen, in zwei Seitenleisten auslaufenden Schmelzbucht, so dass der Backenzahn aussen 5, innen 6 Kanten besitzt. Die einzige Art: Arv. subterraneus De Sei. Die weitere Unterscheidung der einzelnen Arten richtet sich theils nach der Beschaffenheit der zweiten Backenzähne, theils nach habituellen Merkmalen. 94 Gruppe I. Hypudea. Untergattung Hypiideus 111. Die Wühlmäuse dieser Gruppe bilden zum Theile den Übergang von den eigentlichen Mäusen zu den übrigen Wühlmäusen, insbesondere durch die äusserlich sichtbaren Ohrmuscheln von halber Kopflänge und durch die Bildung des Gebisses, dessen Backenzähne in der Jugend wohl ebenso gebildet sind, wie bei den übrigen Wühlmäusen, im Alter aber sich schliessen und ziemlich deutlich die Wurzel von der Krone scheiden, welch letztere durch fortgesetzte Abnützung ihren ursprüng- lichen Charakter einbüsst und sich eher dem eines Mäusegebisses hinneigt. Der zweite Backenzahn im Unterkiefer hat 3 getheilte Schmelzschlingen und aussen und innen je 3 Längskanten. Hypudeiis glareolus Wagn. Die Waldmühlmaiis. (Fig. 30.) Die Länge des Körpers beträgt 10 cm, die des Schwanzes 4-5 cm. Das Fell ist auf der Oberseite rothbrauu, zu beiden Seiten heller mit einem Stich ins Graue, die Unterseite weiss, scharf abgesetzt, die Tatzen und Lippen ebenfalls weiss. Die Ohrmuschel ist innen und aussen in der Endhälfte mit feinen gelb- rothen und braunen Härchen besetzt, aussen längs des Vorderrandes bis zur Mitte lang behaart; auch an den Kopfseiten ist das Haar länger, der Schwanz oben mit dunkelbraunen und gelbröthlichen Härchen dunkel, unten weiss behaart. Die nackte vordere Fusssohle hat 5, die hintere 6 Knorpelwülste und beide sind in der Fer- seupartie behaart. Der erste Backenzahn im Unterkiefer hat 7 Schmelzschlingen mit verlängerten Fortsätzen. Die vordere unpaarige Schmelz- schlinge ist bogenförmig abgeschlossen, nach innen geneigt, so dass der Backenzahn aussen 5, innen 4 Fortsätze und eine gleiche Anzahl convexe Kanten besitzt (siehe Fig. 29 u. 30). Der 2. Backenzahn im Unterkiefer hat zu jeder Seite 3 Kanten (5 Schmelzschlingen), der dritte 5 Schmelzschlingen, von denen die äusseren minder deutlich zu sehen sind (zu jeder Seite drei Kanten). Im Oberkiefer: der erste Backen- zahn mit 5 Schmelzschlingen (zu jeder Seite 3 Kanten), der 2. mit 4 Schmelzschlingen (innen 2, aussen 3 Kanten), der 3. mit 5 Schmelzschlingen (aussen 3, innen 4 Kanten). Die hintere Schmelzschlinge hat nach innen einen scharfen Fort- satz. — Die Waldwühlmaus lebt in Wäldern, hauptsächlich an den Bändern von buschigem Dickicht. Ihre Verbreitung erstreckt sich über ganz Mitteleuropa, gegen Norden bis nach Dänemark, Schweden und Finnland, gegen Osten bis zur Wolga, wo er aus den Wäldern von Kasan und Simbir angeführt wird. Bei uns wurde sie in der Umgebung von Prag und bei Frauenberg vorge- funden. Im fossilen Zustande führt sie Dr. Woldfich aus der I. Feldspalte bei A. B. Fig. 30. Hypudeus gla- reolus Wagn. A untere, B obere Backenzahn- reihe, Gfach vergr. 95 Zudslawitz an. Vermöge ihres Charakters deutet sie auf die Existenz vou Be- ständeu (buschigem Dickicht, Wäldern) hin. Hipiideiis nivalis Mart. Die Alpenratte. (Fig. 31.) Das Ohr derselben ist kürzer als bei der vorgenannten, erreicht ein Drittel der Kopflänge und tritt wenig aus dem Pelze hervor. Die Ohrmuschel ist innen und aussen in der Endhälfte mit feinen, weisslichgrauen Härchen besetzt, aussen längs des Vorderrandes bis zur Mitte desselben lang be- haart Der Schwanz hat an der äussersten Spitze ein Bü- schelchen längerer Haare, welche jedoch kürzer sind als bei der vorgenannten Art. Der Schwanz selbst ist ebenso lang wie bei der früheren Art (Va Körperlänge) und einfarbig. Das Fell ist zweifarbig, die Oberseite hell braungrau, die Seiten etwas heller (gelblichgrau), die Unterseite grauweiss und ziemlich scharf abgesetzt. Das Gebiss zeigt sowohl hin- sichtlich der unteren, als auch der oberen Backenzähne den- selben Typus. Der erste Backenzahn des Unterkiefers hat wie bei der vorangehenden Art 3 Paar Schmelzschlingen, von denen die vordere zweispitzig und unregelmässig ge- buchtet ist, so dass aussen 4, innen 5 Kanten sichtbar sind. Die Fortsätze der Schlingen sind kürzer, breiter und stumpfer ; der 2. Backenzahn im Unterkiefer mit 5 Schmelzschlingen, so dass er jederseits drei Kanten hat; ebenso auch der 3. Backenzahn im Unterkiefer (5 Schlingen) mit je 3 Kanten aussen und innen. Der 1. Backenzahn im Oberkiefer hat 5 Schmelzschlingen (je 3 Kanten aussen und innen), der 2. Backenzahn 2 Paar Schmelzschlingen mit 3 Kanten aussen und 2 Kanten innen, der 3. Backenzahn 5 Schlingen, deren hintere jedoch keinen Fortsatz besitzt, so dass zu jeder Seite 3 Kanten bestehen. Die Alpenratte lebte bei uns in Böhmen zur Glazialzeit (Zudslawitz) und zog sich später in die Alpen zurück, welche ausser den Pyrenäen bisher auch den einzigen Verbreitungsbezirk dieser Art bilden. Aus Zudslawitz führt Dr. Woldfich ausser der typischen Art auch die Varietäten Arv. leucurus Gerb, und Arv. petrophilus Wagn. an. A B Fig. 31. Hypudeus ni- valis Mart. A untere, B obere Backenzahn- reihe, 6fach vergr. Gruppe IL Paludicola. Untergattung Arvicola Lacp. Diese Giuppe umfasst die grössten und kräftigsten Arten, welche einzig und allein durch die Art Arvicola amphibius L. vertreten und vor allem durch ihr Gebiss charakterisiert erscheinen, dessen erster Backenzahn im Unterkiefer nur 5 Schmelzschlingen aufweist. Die vordere derselben hat beiderseits je 2 Kanten, so dass die Krone auf der Innenseite 4, auf der Aussenseite 3 Fortsätze besitzt. Der Backenzahn selbst hat zu jeder Seite um eine Kante mehr, weil die vordere 96 Schraelzschliiige überdies noch in zwei zugestumpfte Kanten ausläuft. Mitunter nähern sich beide Fortsätze der vorderen Schmelzschlinge in der Mitte derart, dass sie ein drittes Paar Schmelzschlingen bilden und hernach eine kleine vordere Schlinge mit nur zwei Seitenkanten erübrigt. Der zweite untere Backenzahn hat 5 Schmelzschlingen (aussen und innen je 3 Kanten) ; der dritte untere Backen^^ahn ist wesentlich verengt und hat eine gleiche Anzahl von Schmelzschlingen und Kanten. Der 1. obere Backenzahn mit 5 Schmelzschlingen hat gleichfalls jederseits 3 Kanten, der 2. obere Backenzahn nur 4 Schmelzschliugen, daher innen nur 2 und aussen 3 Kanten, der 3. obere Backenzahn 3, seltener 4 Schmelz schlingen, Fig. .32. Arvicola amphibius Desm. 4 Oberseite des Schädels in natürl. Gr.; J5 Seiten- ansicht des Schädels, C Unterkiefer in natürl. Grösse, D untere Backenzahnreihe, E obere Backenzahnreihe, beide 6fach vergr. ; die beigesetzten Ziffern zeigen, wie die einzelnen Backenzähne an einander gereiht sind. gewöhnlich nur eine kappenförmige hintere Schmelzschlinge (ähnlich der vorderen Schlinge des ersten unteren Backenzahnes) mit 2, seltener nur 1 Seitenfortsatze, so dass der Backenzahn jedesmal zu jeder Seite 3 Kanten aufweist. Die lange Be- haarung der Kopfseiten zieht sich an der Basis des Ohrs in einem starken und deutlichen Haarstreifen bis auf die innere Ohrfläche, bis zwischen die Basis des Aussenrandes und die innere Ohröffnung hinein; übrigens ist die Innenseite des Ohrs an der Basis nackt, die äusserlich nicht sichtbare Ohrmuschel in der End- hälfte mit ziemlich kurzen braunen Härchen besetzt. Die Behaarung der Schwanz- spitze ist ebenso lang wie die der Schwanz wurzel. Die Backen Zahnwurzeln sind manchmal von der Krone deutlicher geschieden. 97 Arvicola amphibius Desm. Die Wasserratte. (Fig. 32.) Eine stattliche Wühlmaus von dunkelbrauner, manchmal auch roth- bis schwarzbrauner Farbe mit helleren, gelblichgrauen Ohrmuscheln und weisslicher Unterseite. Das Ohr erreicht ungeföhr ^4 der Kopflänge und tritt nicht aus dem Pelze hervor. Die Ohrmuscheln sind an der Oberfläche mit rostgelben Härchen bedeckt und haben innen an der Wurzel einen kurzen Streifen dichter, langer Haare. Der Schwanz (8 cm 1.) erreicht die halbe Körperlänge (16 cm)^ ist oben schwarz oder braun, unten heller. Die Fusssohlen haben fünf Knorpelwülste, die vorderen sind nackt und die hinteren haben knapp an der Ferse einen Haarstreifen. Die Wasserratte ist der älteste Typus unserer Nagethierfauna und ihr Auftreten reicht sicherlich wenigstens bis in den Beginn des Diluviums zurück. Wiewohl sie gegenwärtig über ganz Europa und Nordasien bis zum Eismeere ver- breitet ist, so kann man sie doch als eine typische Erscheinung der Tundren und Steppen ansehen, welche von derselben schon während der Diluvialzeit bei uns belebt waren. Woldfich führt die Wasserratte schon aus der I. Felsspalte von Zudslawitz an ; eine häufige Erscheinung ist sie in den Lehmen der Umgebung von Prag (Podbaba, Kotläfka, Särka, Vysocan, Juliska u. a.) von den ältesten bis zu den jüngsten Schichten (in Koälf). Gruppe III. Nivicola. Der erste Backenzahn im Unterkiefer hat 372 Paar Schmelzschlingen; die vordere kappenartige Schlinge mit unpaariger Spitze auf der Innenseite, so dass die Krone innen 5, aussen 3 Fortsätze und die Backenzahnwände eine gleiche Anzahl von Kanten besitzen. Zwei Arten: Arv. gregalis und Arv. rattieeps, welche in der Beschaffenheit der übrigen Backenzähne vollkommen mit einander überein- stimmen und sich von einander lediglich durch die vordere Schmelzschlinge des 1. Backenzahnes im Unterkiefer unterscheiden, welche bei Arv. gregalis kantig, durch eine gerade Kante abgeschlossen ist und einen scharfen Fortsatz aufweist, während dieselbe Schmelzschlinge bei Arv. rattieeps bogenförmig oder in eine Spitze ausläuft, einen stumpfen oder unbedeutend spitzigen Fortsatz hat und mit der 4. inneren Schmelzschlinge in Verbindung steht. Übrigens bilden beide Arten in dieser Richtung zahlreiche Übergänge. Bei beiden hat der 2. untere Backenzahn 2^/2 Paar Schmelzschlingen (jederseits drei Kanten, der 3. untere Backenzahn 2^/2 Paar Schmelzschlingen (jederseits 3 Kanten), von denen die äusseren klein sind; der erste obere Backenzahn 2^1^ Paar Schmelzschlingen (jederseits 3 Kanten), der 2. obere 2 Paar Schmelzschlingen (aussen 3, innen 2 Kanten) und der 3. obere 3 Paar Schmelzschlingen, deren hinterste kappenartige zwei Fortsätze (jederseits 4 Kanten) besitzt. Beide Arten gehören nur unserer fossilen Thierwelt an. Arvicola gregalis Desm. (Fig. 33.) Der erste Backenzahn im Unterkiefer hat 3V2 Paar Schmelzschlingen, von denen die vordere mit einer unpaarigen scharfen Spitze versehene auf der Innen- 7 98 Seite mit einer geraden Leiste abgeschlossen zu sein pflegt und von der 4. inneren Schmelzschlinge abgeschnitten ist. Übergänge zu den verwandten Formen der Arten Arv. ratticeps und Arv. arvalis. Die sehr zahlreichen in Zudslawitz vorgefundenen Reste lassen erkennen, dass diese Art zu den zahl- reichen ihrer Zeit auf dieser Localität gehörte. Ihrem Charakter nach ist dies eine nordische Art, welche dermalen in den hohen Gebirgslagen von Ostsibirien am Ob vorkommt und der ältesten diluvialen Fauna Böhmens (der Tundrenfauna) angehört. Fig. 33. Arvicola gregalis Desm, Ä obere, B untere Backenzahn- reihe, 6fach vergr. — Theil- weise eine Copie nach Wol- dfich's Dil. Fauna von Zudsl. unpaarigen stumpfen oder 4. inneren Schmelzschlinge stattlicheren Körperbau als Arvicola ratticeps Keys. & Blas. (Fig. 34.) Der erste Backenzahn im Unterkiefer mit SVa Paar Schmelzschlingen, von denen die vordere stumpf, bogenförmig oder mit einer Spitze abschliesst und einen unbedeutend spitzigen Fortsatz besitzt, der mit der in enger Verbindung steht. Diese Art hat einen viel die vorangehende. Die in Zudslawitz vorgefundenen Reste beweisen, dass diese Art auf dieser Localität seinerzeit viel sel- tener war als die vorangehende. Eine gleichfalls nor- dische Wühlmaus, welche gegenwärtig in Schweden, um den finnischen Meerbusen herum, im Lapplande, im nördlichen Russland und dem nördlichen Sibirien vorkommt. Gruppe IV. Agricola. Der erste Backenzahn im Unterkiefer hat im ganzen 4^2 Paar Schmelzschlingen, von denen 3 Paar geschlossen sind, das 4. hingegen offen ist und un- mittelbar mit der inneren Fläche der vorderen unpaa- rigen Schmelzschlinge zusammenhängt. Im ganzen hat dieser Backenzahn immer 5 Kanten auf der Innen- und 4 Kanten auf dei Aussenseite. In der gesammten Anreihung der Backenzähne treten bei drei Arten kleine Unterschiede zutage, u. zw. bei Arv. agrestis, Arv. arvalis und Arv. campestris, zwischen denen in dieser Beziehung zahlreiche Übergänge bestehen. Im ganzen bewahrt sich das Gebiss bei allen diesen Arten einen ähnlichen Charakter: Arv. campestris unterscheidet sich von den beiden ersteren durch den 3. oberen Backenzahn, welcher bei diesen je 3 Paar Schmelzschlingen, daher aussen je 3, innen je 4 Kanten besitzt, während bei Arv. campestris um Schmelzschlinge (3V2 Paar) mehr vorhanden ist, so dass jederseits 4 Kanten zutage treten. Während daher nach dem Gebisse Arv. cam- A B Fig. 34. Arvicola ratticeps Keys. & Blas. A untere, B obere Backenzahnreihe, 6fach vergrössert. 99 pestris von den beiden anderen gut unterschieden werden kann, lassen sich diese beiden Arten sowohl nach dem Gebisse, als auch nach den äusseren Merk- malen gut auseinanderhalten (hauptsächlich nach den Ohrmuscheln). In der re- centen Fauna ist bei uns nur die Art Arv. arvalis bestimmt bekannt, es ist jedoch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass auch die beiden anderen Arten bei uns vorkommen, indem sie der lebenden Fauna der nächsten Nachbarschaft angehören. Fig. 35. Arvicola arvalis De Sei. A untere, B obere Backen- zahnreihe, 6fach vergr. Arvicola arvalis De Sei. Die Feldmaus. (Fig. 35.) Ungefähr 10 cm lang; der Schwanz erreicht nicht einmal ein Drittel der Körperlänge (ungefähr 3 cm) und ist an der Spitze mit massig längeren Härchen bewachsen. Die Ohrmuscheln erreichen den dritten Theil der Kopflänge, treten aus dem Pelze massig hervor, sind innen oberhalb der Wurzel kahl und im oberen Theile mit kurzen, braunen Härchen bewachsen. Das Fell ist undeutlich zwei- farbig, oben gelblichgrau, an den Ohrmuscheln heller, beinahe rostfarben, unten und an den Beinen weisslich ; die Ohrmuscheln aussen mit bräunlichen und rostfar- benen, der Schwanz mit weisslichen, oben ein wenig mit dunkelbraunen abwechselnden Härchen bedeckt. Die vordere nackte Fusssohle hat 5, die hintere etwas be- haarte 6 Knorpelwülste. Der 1. untere Backenzahn hat 3 Paar geschlossener Schmelzschlingen, 1 Paar offen und mit der vorderen unpaarigen Schlinge zusammen- hängend; die vordere immer mehr oder minder ver- kümmert, nach vorn verengt, manchmal sogar zugespitzt ; die Schiingenfortsätze sind lang, verhältnismässig schmal und spitzig. Der 2. untere Backenzahn von gewöhnlicher Form mit 2^2 Paar Schmelzschlingen (jederseits 3 Kanten), der 3. untere von gewöhnlicher Form mit 2^2 Paar Schmelzschlingen, von denen die äusseren undeutlich sind; der 1. obere hat 2V2 Paar Schmelz- schlingen (jederseits 3 Kanten), der 2. obere von gewöhnlicher Form 2^/2 Paar (jederseits 3 Kanten), der 3. obere sehr charakteristisch (ähnlich jener bei Arv. agrestis) 2 Paar geschlossener Schmelzschlingen; das 3. Paar bildet eine breite, abgerundete Schlinge mit einer seitlichen spitzigen Schmelzschlinge. Die Feldmaus findet sich zahlreich in der Ebene, hauptsächlich auf Feldern, Wiesen, Kaineu und dgl. ; unter Schobern und in Stallungen richtet sie grossen Schaden an. Über ganz Mitteleuropa vom atlantischen Ocean bis zum Ural verbreitet, geht sie gegen Norden bis zur Nord- und Ostsee, gegen Süden bis nach Mittelfrankreich, Nord- italien, Dalmatien, der Balkauhalbinsel und dem südlichen Russland, gegen Osten bis zu den Steppen Sibiriens. Wiewohl sie kein Steppenklima erfordert, ist sie ihrem Charakter nach doch ein Steppenthier, welches von den ältesten bis zu den jüngsten diluvialen Ablagerungen bekannt ist. Dr. Woldfich führt die Feldmaus aus Zudslawitz an, in den Lehmen der Umgebung Prags kommt sie allgemein vor und lässt sich selbst aus zahlreichem Materiale sehr gut bestimmen. 7* 100 Arvicola agrestis Bl. Die Erdmaiis. (Fig. 36.) Etwas grösser als die vorangehende Art (ungefähr 11 cm); der Schwanz erreicht ein Drittel der Körperlänge (circa 4 cm). Von der vorangehenden Art unterscheidet sich die Erdmaus durch die aus dem Pelze nicht hervorragenden Ohrmuscheln, welche innen an der Wurzel einen schwachen Streif langer Härchen besitzen. Das Fell ist zweifarbig, oben dunkel graubraun, an den Seiten heller, unten und an den Beinen weisslich- grau ; der Schwanz oben dunkelbraun, unten weisslich. Die vordere nackte Fusssohle hat 5, die hintere rückwärts be- haarte 6 Knorpelwülste. Im Gebisse zeigt sich gegenüber der vorangehenden Art ein Unterschied bei dem 3. Backen- zahne im Unterkiefer und dem 2. im Oberkiefer; der 3. untere Backenzahn hat um eine Schmelzschlinge, daher auf der Aussenseite auch um 1 Kante mehr (jederseits 3 Kanten). Der 2. Backenzahn im Oberkiefer hat dagegen um 1 Schlinge weniger als bei der Feldmaus, so dass der Backenzahn innen um eine Kante mehr (jederseits 3 Kanten) besitzt. Die Erdmaus lebt an Gewässern, auf Waldrändern und im Dickicht und ist über ganz Mittel- und Nordeuropa (in ganz Skandinawien, Nordrussland) bis zum 66" n. Br. verbreitet. Ein recentes Exemplar wurde bei uns bisher nicht constatiert; es scheint jedoch zweifellos zu sein, dass die Erdmaus auch hier, wenn auch seltener vorkommt; fossile Spuren dieser Art reichen bis in die Steppen- und vielleicht auch bis in die Glacialzeit zurück (Zudslawitz). Eig. 36. Arvicola agrestis Bl. Ä untere, B obere Backenzahnreihe, 6f. vergr. Arvicola campestris Bl. Die braune Feldmaus. (Fig. 37.) Durchschnittlich ebenso gross wie die gemeine Feld- maus. Der Schwanz erreicht über ein Drittel der Körper- länge (3*5 cm), ebenso auch die Ohrmuscheln, welche innen an der Wurzel einen kleinen Streifen längerer Haare besitzen. Das Fell ist zweifarbig, die Oberseite grau- braun, die Unterseite weiss, ein wenig rostfarben, ebenso auch die Seiten. Die Oberseite des Schwanzes ist dunkel- braun, die Unterseite weisslich. Die vordere Fusssohle hat 5, die hintere 6 Knorpelwülste und hinter diesen ein Büschel dichter Härchen. Im Gebisse unterscheidet sich diese Art von den beiden vorangehenden durch den 3. rückwärtigen Backenzahn im Oberkiefer, welcher um eine kleine Schmelzschlinge auf der Aussenseite, d. i. um einen Fortsatz auf der Endschlinge mehr besitzt, so dass dieser Backenzahn aussen und innen je 4 Kauten aufweist und mehr dem Backenzahne von Arv. oeconomus ähnelt. Mit der Art Arv. arvalis Fig. 37. Arvicola campestris Bl. A die untere, B die obere Backenzabnreihe, 6- fach yergrössert. 101 stimmt die braune Feldmaus in Bezug auf die übrigen Backenzähne vollständig überein, weshalb von Arv. agrestis auch der 3. untere (um 1 Schmelzschlinge mehr) und der 2. obere Backenzahn um 1 Schmelzschlinge weniger) abweicht. Die braune Feldmaus lebt in feuchten waldigen Gegenden und gehört unter den recenten Wühlmäusen zu den seltensten in Europa. In Böhmen wurde die- selbe in der recenten Fauna bisher nicht constatiert, wiewohl die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass sie dermalen auch hier vorkommt. Das Auftreten der- selben in Böhmen fällt in die diluvialle Steppenzeit (Zudslawitz). Gruppe V. Microta. In der Bildung des Prämolars steht diese Gruppe auf der äussersten morphologischen Grenze. Von der vorangehenden Art unterscheidet sie sich da- durch, dass die Fortsätze der vorderen Schmelzschlinge vollständig geschlossen sind und auf diese Weise ein neues Paar geschlossener Schmelzschlingen bilden, so dass die ganze Krone dieses Backenzahnes 4^2 Paar Schmelzschlingen besitzt, von denen 4 geschlossen sind. Vorn läuft eine unpaarige, mehr oder minder ab- gerundete Schlinge mit jederseits einer zugestumpften Kante aus, weshalb der Backenzahn aussen 5, innen 6 Kanten aufweist. Zahlreich sind die Übergänge insbesondere in den ausgebildeten vorderen 3 Schmelzschlingen. In unserer Fauna kommt als einzige Art Arv. subterraneus vor. Arvicola subterraneus De Sei. Die kurzohrige Erdmaus. (Fig. 38.) Ungefähr 11 cm lang. Der Schwanz erreicht nicht einmal ein Drittel der übrigen Körperlänge (3-5 cm). Das Ohr ist sehr kurz, kaum V4 so lang wie der Kopf und im Pelze vollkommen verborgen. Die Ohrmuscheln sind über der Wurzel innen kahl, sonst aber in der oberen Hälfte innen und aussen mit sehr feinen, kurzen, weisslich rothfarbenen Härchen bewachsen. Das Fell ist oben asch- grau mit einem Stich ins Rostrothe, an den Seiten heller grau, unten und an den Beinen grauweiss. Der Schwanz hat an der Spitze nur unmerklich längere Härchen und ist zweifarbig ; die weisslichen Härchen desselben sind auf der Oberseite mit schwarzbraunen untermengt. Die vorde- ren und hinteren Fusssohlen haben 5 abgerundete Knorpel- wülste, die vorderen sind vollständig nackt, die hinteren zwischen den Wülsten dicht behaart. In der Bildung der Backenzähne stimmt diese Art bis auf einige unbedeu- tende Abweichungen vollständig mit Arv. arvalis überein. Diese Art kommt in der lebenden Fauna Belgiens, Nord- frankreichs, der Auvergne, des Rheinlandes, Westphalens, Sachsens und Baierns vor; wiewohl sie bei uns bisher nicht constatiert worden ist, ist es doch möglich, dass sie auch hier existiert. Foss. Reste sind bei uns aus der Podbaba vorhanden. Fig. 38. Arvicola subterra- neus De Sei, A die untere, B die obere Backenzahn- reihe, 6facb vergr. 102 Dr. Woldfich reiht hieher Eeste aus Zudslawitz ein, von denen einzelne an die südfranzösisehe Gebirgsabart Arv. Selysii Gerb, mahnen. Vll. Leporina. Hasen. Die hasenähulichen Thiere zeichnen sich durch einen stattlichen oder auch ganz kleinen, seitlich zusammengedrückten Körper und einen über der Nase hohen und abgerundeten Kopf aus. Die Ohrmuscheln der bei uns vorkommenden Arten sind sehr lang, der Familie Lagomys hingegen kurz, die Lippen fleischig und sehr beweglich. Die Hinterbeine sind bedeutend verlängert, bei Lagomys hingegen bei- nahe ebenso lang wie die Vorderbeine. Der Schädel ist schmal, langgestreckt, nach hinten stark abwärts geneigt, ebenso auch die Nackenschuppe. Li der Wurzel der Nasenkuochen, welche sich nach vorn rasch verengen, ist der Schädel verhältnis- mässig sehr breit. Bei der Gattung Lepus sind die Superciliarränder der Stirn- beine stark entwickelt, welche bei der Gattung Lagomys ganz fehlen. Auf der Unter- seite sehen wir grosse Gaumenhöhlen, so dass die knöcherne Gaumenplatte an und für sich eine mehr oder minder schmale Querbrücke zwischen den beiden Backen- zahnreihen bildet. Die Öffnungen der Paukenknochen sind aufwärts gerichtet. Im Unterkiefer stehen 2 vierkantige, vorn vollkommen glatte, im Oberkiefer 2 grössere, aussen längsgefurchte Schneidezähne vorn und 2 kleinere Vorderzähne hinten. Die Backenzähne sind in der Zahl 5 — 6 in jeder Reihe vorhanden. Es gibt 2 Gat- tungen : Lepus und Lagomys. Lepus L. Grosse Nager mit Ohrmuscheln, welche so lang sind wie der Kopf, bedeu- tend verlängerten Hinterbeinen und kurzem, buschigem und aufgerichtetem Schwänze. Im Oberkiefer 6, im Unterkiefer 5 Backenzähne in jeder Reihe. Der erste und letzte Backenzahn des Oberkiefers sind die kleinsten in der Reihe; der erste hat eine flache, nach vorn buchtig auslaufende Kaufläche, so dass die äussere Vorder- wand mehr oder minder deutlich gefurcht erscheint; auch der letzte stöckeiförmige und schräg gestellte Backenzahn des Oberkiefers besitzt eine flache Kaufläche. Die 4 mittleren Backenzähne des Oberkiefers sind bedeutend breiter als länger, und jeder derselben ist durch eine hervortretende Leiste der Breite nach in 2 mehr oder minder rinnenförmige Partien getheilt. Im Unterkiefer ist der erste Backen- zahn der grösste, die übrigen sind fortschreitend kleiner und der letzte schräg stehende der kleinste. Breite und Länge derselben stimmen beinahe überein; der erste hat 3 Seitenleisten (2 Furchen) und ist in der Kaufläche durch 2 hervor- tretende Leisten in 3 Partien geschieden; von diesen beiden Leisten pflegt die vordere mehr oder minder abgenützt zu sein ; die übrigen 4 Backenzähne sind nur durch eine einzige Leiste in der Kaufläche in 2 stufenförmig an einander gereihte Partien geschieden und haben seitlich 2 hervortretende Leisten mit einer einzigen Furche in der Mitte. 103 Lepus timidiis L. Der gemeine Hase. (Fig. 39 uud 40.) Die äusseren Unterscheidungsmerkmale beschränken sich auf die Länge der Ohrmuscheln, des Schwanzes und auf die Färbung des Felles. Die Ohrmuscheln sind länger als der Kopf; an diesen angedrückt ragen nach vorn über die Schnau- zenspitze hinaus. Die Spitzen derselben sind schwarz; die schwarze Farbe geht auf der Rückseite des Ohres am tiefsten am Aussenrande, auf der Innenseite am tiefsten am Innenrande abwärts. Der Schwanz nur wenig kürzer als der Kopf, zweifarbig, oben schwarz, unten weiss. Dei Körper ist mit doppeltem Haare be- deckt. Dem Körper anliegend sehen wir ein reich gekräuseltes Wollhaar und über diesem ein längeres und stärkeres Grauenhaar. Die Farbe der Oberseite ist gelblich- grau, der Seiten und Schenkel, sowie auch der Vorderläufe rostbraun, der Hinter- läufe heller blassgelb, der Unterseite an der Kehle, am Bauche und der Innenseite der Läufe weiss. Überhaupt pflegt die gesammte Färbung manchmal dunkler (bräunlich), manchmal wieder heller (gräulich bis weisslich, mehr ähnlich dem Ka- ninchenhaare) zu sein. Der Schädel ist verhältnismässig breiter als bei dem Ka- ninchen, die Nasenbeine sind kurz, in der Richtung gegen die Stirn zu wesentlich erweitert und ragen nicht bis über den Rand des Oberkiefers vor; die Stirnbeine in Berührung mit den Scheitelknochen sind eher nach vorn zu massig ausgeschnitten ; die vorn breitere Stirn wird nach hinten zu schmäler, die Superciliarränder sind breit. Die Gaumenbrücke ist schmal und nach hinten zu durch eine sehr breite Zwischengaumenhöhle abgeschnitten. Das Foramen magnum ist höher als breiter, nach abwärts mittels eines tiefen Bogens ausgeschnitten, nach aufwärts konisch sich verengend und durch eine horizontale Kante abgegrenzt. Die hinteren Schneide- zähne im Oberkiefer convergieren. Die Backenzähne sind verhältnismässig breiter als bei dem Kaninchen. Die Unterschiede, welche in der Formation des oberen Prämolars (Fig. 39, D 1 p) gesucht wurden, wechseln bei einzelnen Individuen derart, dass diesbezüglich nichts Bestimmtes aufgestellt werden kann; nur soviel könnte gesagt werden, dass bei dem gemeinen Hasen deutlich 2 grössere und 2 kürzere, nach vorn gerichtete, oder 3 in die innere Fläche der Krone verlaufende Schmelzbuchten hervortreten. Nicht selten aber kommt die äussere Schmelzbucht an Grösse den mittleren Schmelzbuchten gleich. Ebenso besteht auch kein con- stanter Unterschied in der Form und Anordnung des letzten Backenzahnes. Der gemeine Hase lebt in ebenen, gebirgigen und sumpfigen Gegenden, auf Feldern und in Wäldern und zieht hauptsächlich freiere Lagen vor, welche ihm in kleineren Vegetationsbeständen einen angemessenen Schutz gewähren. In der- artigen Lagen ist er über ganz Mittel- und Südeuropa verbreitet. Das Gebiet seiner Verbreitung reicht gegen Osten bis zum Kaukasus, zum Ural und dem West- rande von Asien, gegen Norden bis zu den Gebirgen von Schottland, in Russland bis zum Ladoga- und Onega-See, gegen Süden bis nach Südfrankreich und dem nördlichen Italien. In Schweden und Norwegen kommt der gemeine Hase nicht vor. Seinem Charakter nach ist der gemeine Hase thatsächlich ein Steppenthier, welches in allen Steppen vom Kaspischen Meere ^) bis zu den Tschernosem-Steppen ') Dr. AI. Nehring: Die Geographische Verbreitung der Säugethiere in den Tschernosem- Gebiete etc. Zeitschr. der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin XXVI. Band Nro. 4. 104 y- Fig. 39. Lepus timidus L. Der gemeine Hase. A Der Schädel von oben, h die unter den Nasenbeinen («) hervorragenden Zwischenkieferknochen und Schneidezähne, / die breite nach rückwärts zu sich verengende Stirn, s die zickzackförmig durch- laufenden Nähte der Stirn- und Scheitelbeine, j kurzer Fortsatz der Jochbögen, t der im Scheitel vertiefte Nacken; B der Gaumen von unten mit breiter Gaumen- höhle (m), schmaler Gaumenbrücke (2?) und breiten Nasengaumenöffnungen {d). O Hinterhauptsschuppe mit der Schädelöffnung (for. magnum /) ; muntere Partie; s obere, in eine scharfe Leiste auslaufende, verhältnismässig niedrige und an dem Ende der Leiste ausgehöhlte Partie. D Backenzahnreihen, 6fach vergr. ; 1. obere, 2. untere Reihe, l Leisten, welche die Kronenhälften scharf abgrenzen. 105 im sibirischen Guberuium vorkommt. Von Jahr zu Jahr wird er in diesen Ge- genden immer zahlreicher, und wie Eversmann und neuerer Zeit auch Bogdanow ^) bestätigt, schreitet er daselbst immer weiter gegen Norden vor, so dass er heute beispielsweise in Mengen dort vorkommt, wo er vor 40 Jahren zu den Seltenheiten gehörte. Bogdanow führt aus dem Gubernium Kasan schwarze Abarten des ge- meinen Hasen an, welche gegenwärtig auch aus Böhmen bekannt sind (Biowitz, Schinkau), so dass es keinem Zweifel unterliegt, dass auch der gemeine Hase ebenso wie der Schneehase dem Melanismus unterworfen ist. Sä'ißCÖDfKl Fig. 40. Die geographische Verbreitung des Hasenwildes in Böhmen. Photographisch verkleinert nach einem von der Forstsection des Landesculturrathes für das König- reich Böhmen verfassten Originale. Die Verbreitung des gemeinen Hasen in Böhmen veranschaulicht die bei- gefügte Reproduction einer Karte, welche durch Fürsorge der Forstsection des Landesculturrathes für das Königreich Böhmen zusammengestellt wurde. Durch ihre Schattierungen auffallend sind vor allem 3 Bezirke am dun- kelsten gekennzeichnet, u. zw. als erster die einstmals berühmte Hasenkammer in ') Modest Bogdanow. Ptäci a ssavci na Cernozemi krajin povolzskych a v üdoli stfedni a dolni Volhy. Kazan 1871. / 106 ' der Umgebung von Welwarn, Sclilan und Neu-Strascliitz, als zweiter die Umgebung von Ledec nordwestlich von Deutschbrod und als dritter die Umgebung von Jicin, In diesen Bezirken wurden jährlich im Durchschnitte 10.000 12.800 Hasen ge- schossen. Es sind dies Gegenden mit massig gewellter Oberfläche, in denen Wälder, Haine, Äcker und Wiesen ziemlich häufig abwechseln ; so wie hier der Hase einen genügend freien Raum auf Feldern findet, so bieten ihm andererseits genügenden Schutz die Ränder grasreicher Haine und Wälder. Von diesen hügeligen Land- schaften in der Richtung gegen das Gebirge und tiefe Waldungen nimmt der Hase zusehends ab. Ähnlich, wenn auch minder rapid, wird der Hase in der Richtung gegen minder waldige Ebenen oder gegen Hügellandschaften mit weniger ausge- dehnten Waldungen seltener. So werden 7—10.000 Hasen jährlich in der Gegend von Jungbunzlau über Benatek und Brandeis gegen Prag und von hier in dem Streifen über Königsaal, Eule, Beneschau und Vlaschim gegen Wozitz, Tabor, Pacov und Pilgrani geschossen. Denselben Charakter weisen diesbezüglich die klei- neren Bezirke um Böhm.-Leipa, Dux, Podersam (südl. von Saaz) und Mies auf. Die grössten Complexe umfassen die Bezirke mit einem durchschnittlichen Hasenwildabschusse von 5 — 7, 3—5 und 2 — 3 Tausend Stück jährlich. 5—7 Tau- send werden jährlich im Mittelgebirge und in den Gegenden südlich von demselben in der Richtung gegen Melnik geschossen, ferner in dem grossen östlichen Rayon in der Umgebung von Königgrätz nördlich bis Neupaka, östlich bis Neustadt, südlich über Pardubitz, Chrudim gegen Hlinsko, südwestlich und westlich gegen Kutten- berg, Kohljanowitz, Koufim, Kolin und Neubydzow. Einen gleichen Reichthum weist der kleinere Bezirk um Komotau und Saaz, ferner die Gegend um Pilsen, Pfestitz, Horazdowitz, Hostomitz, Pisek und Budweis sowie auch der unbedeutende Bezirk um Neuhaus auf. Ein Jahresabschuss von 3 — 5 Tausend Stück Hasen verzeichnen die Gegenden um Zbirow, Hofowitz, Selcan, Wotitz, ferner die Umgebung von Klattau, Bischofteinitz, Winterberg, Pra chatitz, Netolitz, Lomnitz und Wittingau, Böhm.-Brod, Nimburg, Podöbrad, Cho- tebof, Hohenmauth, Braunau, Münchengrätz, Tetschen, Aussig und Laun. Dieser Bezirk umfasst einen grossen Theil des Böhmerwaldes und die böhmische Schweiz. Einen Hasenwildabschuss von 2—3 Tausend Stück jährlich weisen nur wenige Bezirke auf; so in dem südlichen Zipfel des Landes die Um- gebung von Hohenfurt und Kaplitz, nördlicher die Gegend von Bechyh und Mni- chowitz, im Böhmerwalde die Gegend von Taus und Tachau, ferner die Umgebung von Karlsbad, Luditz und Kralowitz und ein kleiner Strich um Trautenau und Königinhof, Reichenau a. d. Kn. und Leitomischl. Eine noch kleinere Abschuss- ziffer zeigen die Gegenden mit tiefen Waldungen um Pürglitz, Rozmital, im Böh-, merwalde die Gegend südlich von Schüttenhofen, ferner die Umgebung von Deutsch- brod, Hlinsko, Policka, Landskron, Senftenberg, Hohenelbe, Reichenberg, Schluckenau und im westlichen Böhmen der Egerer Kreis südlich bis gegen Tachau. Bezirke mit einer Jahresabschussziffer von 500 — 1000 Stück finden wir am Fusse des Riesengebirges bei Semil, Gablonz, Friedland, Warnsdorf und im Böhmerwalde bei Krumau und Plan. Weniger als 500 Stück Hasenwild werden jährlich im Erzge- birge bei Joachimsthal, Neudeck und Graslitz geschossen. Fossile Reste sind aus Zudslawitz und den Lehmlagern in der Umgebung von Prag bekannt. 107 Lepus variabilis Pal. Der Schneehase. (Fig. 41 und 42.) Äussere Unterscheidungsmerkmale haben hier für uns keinerlei Bedeutung. Im Skelette ähnelt diese Art am meisten der vorangehenden; wegen Mangels an comparativem osteologischem Materiale sind jedoch bisher die Merkmale in ihren Details nicht durchgearbeitet. Überdies wurde von mehreren Seiten die Vermu- thung ausgesprochen, dass der Alpenhase und der Lep. variabilis des Nordens keineswegs identische Arten, oder doch wenigstens identische Formen sind; aus demselben Grunde kann auch als definitiv entschieden die Frage nicht angesehen werden, zu welcher dieser beiden Arten oder Formen unser fossile Hase, den wir hier als Lepus variabilis anführen, in Wirklichkeit gehören würde. Daher können wir auch den nachstehend angeführten Merkmalen nur die Bedeutung von Hilfs- merkmalen zur Unterscheidung des receuten und fossilen gemeinen Hasen und des fossilen Tundrenhasen beilegen. Der Schädel unterscheidet sich in seinem ganzen Charakter nur wesentlich von jenem des gemeinen Hasen. Die Formation des Fig. 41. Der Schneehase (Lepus variabilis). A Gaumenpartie des Schädels mit breiter Zwischenganmenöflfnung (m), mit Nasengaumenöffnungen (cü) und einer schmalen Gaumenbrücke (p). B Hinterhauptschuppenpartie mit der SchädelöflFnung (/); m untere, s obere, sehr niedrige und in einer scharfen Kante in den überragenden Gipfel auslaufende Partie. Copie nach Zeichnungen von Dr. Woldfich. Gaumens, im ganzen ziemlich variabel, kann bei beiden als übereinstimmend an- gesehen werden; die Unterschiede in der Breite und Formation der Gaumen- öffnungen, der Gaumenlücke und der Gaumenbrücke sind ganz und gar unbedeu- tend ; nur die beiden oberen Backenzahnreihen sind verhältnismässig etwas breiter. Das Foramen magnum ist wie bei dem gemeinen Hasen höher als breiter, verengt sich jedoch mehr nach abwärts, und die Hinterhauptschuppe läuft im oberen Ende in einen kleinen, scharfen Fortsatz aus, der hernach in eine abwärts gegen das Foramen magnum gerichtete Kante übergeht, während bei dem gemeinen Hasen und dem Kaninchen die Hinterhauptschuppe an dieser Stelle ausgehöhlt ist. Das Ge- biss ähnelt sehr jenem des gemeinen Hasen ; die von Blasius ^) aufgestellten Unter- ') Blasius ,T. H. Fauna der Wirbelthiere Deutschlands p. 412. 108 Scheidungsmerkmale hinsichtlich des ersten Backenzahnes im Oberkiefer und des letzten im Unterkiefer variieren sehr, wie bereits zum Theile Nathusius und zum Theile Woldfich ^) dargethan hat. Ein charakteristischeres Meikmal des Gebisses ist der Umstand, dass die oberen Backenzähne auf der Innenseite 2 stumpfe, auf der rückwärtigen Seite 2 schärfere und deutlichere Leisten besitzen, während sie bei dem gemeinen Hasen auf der Innenseite zu einer einzigen Leiste abgerundet erscheinen. Die unteren und auch oberen Schneidezähne sind überhaupt weniger gebogen und der ganze Unterkiefer im Condylenfortsatze stärker und senkrechter als bei dem gemeinen Hasen. Dr. Woldfich bestimmte die in Zudslawitz vorgefundenen Reste als solche des Schneehasen, welcher einen ganz charakteristischen Typus der Tundrenfauna dar- stellt. In seiner gegenwärtigen Verbreitung stimmt der nordische Hase mit dem Rennthiere überein ; überdies kommt er jedoch ähnlich wie das Schneehuhn (Lagopus 'Ji-Jl ^'mmii y^ ,A*.- Fig. 42. Der Schneehase (Lepus variabilis Pall.). Unterkiefer aus Zudslawitz, Copie nach Woldfich's „Dil. Fauna von Zudslawitz," II. Th., Taf. H. albus) |über der Waldregion der Alpen vor. Ob beide Arten identisch oder, wie viele dafür halten, verschieden sind, ist nicht constatiert, allein soviel scheint doch wahrscheinlich zu sein, dass der Tundrenhase der Diluvialepoche ihr beider- seitiger Vorfahr sein konnte. Lepus cimiculus L. Das Kaninchen. (Fig. 43.) Die Ohrmuscheln sind kürzer als der Kopf, die Spitzen derselben grau- braun, die Kanten schwarz, und diese dunkle Färbung reicht tiefer an dem Innern als an dem äusseren Rande. Der Schwanz ist zweifarbig, oben schwarz, unten weiss, an der Spitze rostfarben, das Fell oben graubraun mit einem Stich ins Gelb- liche, an der Kehle, am Bauche und an der Innenseite der Läufe weiss, am Kopfe ') Dr. Woldfich: Dihiviale Fauna von Zudslawitz. I. Theil. p. H. 109 gelblichgrau, an den Kopfseiten heller und in der Augengegend weisslich. Im Winter ist die Färbung eine hellere, weissliche. Der Schädel ist enger, langgestreckter als bei dem Hasen, insbesondere erweitern sich die Nasenbeine weniger nach rück- wärts, und vorn reichen sie bis über die Enden der Zwischenkieferknochen; nach hinten zu sind sie tief ausgeschnitten ; die schmale Stirn hat parallele Bänder und Fig. 43. Das Kaninchen (Lepus cuniculus L.). A. der Schädel in natürl. Grösse von oben, h das vord. Ende der Nasenbeine (?i) über dem Rande der Zwischenkiefer- knochen; /das Stirnbein mit parallelen Rändern und breiten Superciliarrändern ; 5 gerade durchlaufende Nähte der Stirn- und Scheitelbeine ; J Jochbeinfortsatz, t Enden der ausgehöhlten Hinterhauptschuppe. B Gaumenpartie des Schädels von unten mit schmaler Zwischengaumenhöhle (m), mit schmalen Nasengaumenöffnungen [d) und breiter Querbrücke (p). C Hinterhauptschuppe mit dem niedrigen und ab- gerundeten Foramen magnum (/), der merklich hohen oberen Partie (s) mit einer Vertiefung am Ende der Leiste, welche durch diese Partie zur Öffnung verläuft m die untere Partie. engere Superciliarränder als bei dem Hasen. Das Foramen magnum ist kleiner als bei dem Hasen, eher abgerundet, so dass die über demselben gelegene Partie der Hinterhauptschuppe bedeutend höher ist und eine hervortretende Kante trägt, welche an ihrem oberen Ende wie bei dem gemeinen Hasen mit einer Grube ab- 110 schliesst. Ein sehr charakteristisches Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Ka- ninchen und dem Hasen ist der Gaumen des Kaninchenschädels. Die Gaumen- üönungen sind verhältnismässig enger und langgestreckter, die Gaumenbrücke we- sentlich breiter und die Gaumenlücke nur halb so schmal (während sie bei dem Hasen zweimal so breit ist wie der 3. Backenzahn, ist sie bei dem Kaninchen nur ebenso breit). Die Backenzahnreihen sind verhältnismässig schmäler. Das Gebiss stimmt mit jenem des Hasen überein. Die Merkmale, welche zur Unterscheidung angeführt zu werden pflegen, variieren derart, dass sie in keinerlei Weise ver- lässlich sind. Beste von Kaninchen führt Dr. Woldfich aus Zudslawitz an und auch in unseren diluvialen Lehmen kommen ältere und jüngere Beste vor, so dass es fest- steht, dass das Kaninchen nicht erst in der jüngeren vorhistorischen oder histo- rischen Zeit zu uns eingeführt wurde, sondern dass es eine Originalform unserer einheimischen Fauna ist. Das Kaninchen ist südeuropäischen Ursprungs; wiewohl es in den mittel- europäischen Ländern in der Becentzeit mit Absicht verbreitet wurde, so ist es doch auch klar, dass es ebenso wie einige südlicheren Steppenthiere einige Zeit hindurch bei uns auch im ursprünglichen wilden Zustande auftrat. Wenigstens scheinen dies die erwähnten, in Zudslawitz vorgefundenen Beste sowie auch mehrere ältere Überbleibsel aus den diluvialen Lehmen der Umgebung von Prag zu be- stätigen. In diesem ursprünglichen Zustande sind sie wahrscheinlich hernach voll- ständig wieder ausgestorben und haben sich erst aus einem absichtlich eingeführten Stamme wieder vermehrt, und dies in einem verwilderten Zustande, wie er an manchen Orten Böhmens heute noch zutage tritt. Lagomys Cuv. Kleine hasenartige Nager mit kurzen Ohrmuscheln; die Hinterläufe der- selben sind nahezu ebenso lang wie die Vorderläufe ; der Schwanz kurz, äusserlich nicht sichtbar. Das Gebiss zählt in jeder Beihe 5 Backenzähne. Lagomys pusillus Desm. Der Zwerg-Pfeifhase. (Fig. 44.) Im Skelette unterscheidet sich der Zwerg-Pfeif- hase ausser durch wesentlich kleinere Dimensionen, einen auffallend kurzen Schwanz und kürzere Hinter- Fig. 44. Lagomys pusillus Desm. laufe von dem gemeinen Hasen und dem Kaninchen Der Zwergpfeiftase. A Unter- hauptsächlich dadurch, dass der Schädel der Super- kiefer in natürl. Gr. aus Zudsla- -,• .. , , o^- i. • x, i i^ ■, ^ i /•.. Witz, B 4 untere Backenzähne, ciliarrander der Stirnbeine entbehrt und dass dafür Copie nach WoldHch's „Dihiv. ^^^ hintere Ende der Jochbeine einem langen Fort- Fauna von Zudslawitz" ü. Th. satz besitzt, der beinahe bis zu den Paukenknochen reicht. Der Oberkiefer ist nicht netzförmig gelocht, sondern hat nur eine einzige Öffnung, welche zum Theile von einer besonderen 111 kleineu Platte gedeckt ist. Das Gebiss besteht lediglich aus 5 Backenzähnen in jeder Reihe ; diese Backenzähne zeichnen sich durch ungewöhnlich tiefe Seiten- furchen aus und sind sonst ähnlich gebildet wie bei den Hasen. Der Ma,ngel an comparativem osteologischem Materiale gestattet mir keine detailliertere Schil- derung, welche diese Art auch schon mit Rücksicht darauf verdienen würde, dass Dr. Woldfich nebst der näher bestimmten Art Lag. pusillus Desm. aus Zud- slawitz auch noch Reste anführt, welche an die viel stattlichere Art Lag. alpinus Cuv. zu mahnen scheinen, sowie auch mit Rücksicht darauf, dass Nehring ge- neigt ist, viele als Lag. pusillus bestimmte Reste eher als Lag. hyporboreus anzusehen. Nichtsdestoweniger hat die Constatierung sowohl der einen als auch der anderen Art für die diluviale Fauna eine grosse Bedeutung; denn der Zwerg- Pfeifhase gehört auch zu den interessantesten Nagethieren der Jetztzeit. Während er in der Diluvialzeit selbst im westlichen Europa vorkam, beschränkt sich sein gegenwärtiges geographisches Verbreitungsgebiet lediglich auf Mittel- und Nord- asien sowie zum Theile auch auf den Norden, Nordwesten und Westen von Amerika. Als westliche Grenze der geographischen Verbreitung der Art Lag. pusillus während der Re Centzeit in der alten Welt gab Pallas das rechte Ufer der Wolga an, wo jedoch dieses Thier in neuester Zeit von vielen Beobachtern, z. B. von Bogdanow, nicht mehr angetroffen ward. Allerdings ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die Angabe Pallas' auf Irrthum beruhte, es ist aber auch möglich, dass seit den Forschungen Pallas' der Zwerg-Pfeifhase vom rechten Ufer der Wolga mittler- weile verschwand, und Nehring schliesst auch die Möglichkeit nicht aus, dass der Zwerg-Pfeifhase in den genannten Gegenden auch von neueren Beobachtern über- sehen worden ist. VIIL Hystricina. Stachelschweine. Diese grossen Nager mit ihrer borsten- oder stachelartiger Körperbe- deckung bilden einen ganz neuen, besonderen Typus unter den Nagern der böhmi- schen Thierwelt nicht nur durch ihren Habitus, sondern auch durch ihren Schädel und durch ihr Gebiss. Der Schädel erscheint durch eine verhältnismässig be- deutende Breite der Nasen- und Stirnbeine, durch eine sehr grosse Wölbung dieser Partien, durch kurze, nach vorn breit verzweigte Jochbögen, sowie auch durch eine merkliche Länge der Nasenbeine charakterisiert, welche tief in die Stirnbeine eindringen und dieselben sichelförmig ausschneiden. Der niedrige, langgestreckte Unterkiefer ist an seinem hinteren Ende gerade abgeschnitten, so dass der Kiefer- winkel einen rechten Winkel bildet. Das Gebiss besteht aus 16 Backen- und 4 Schneidezähnen ({, [], |), die unteren Backenzähne sind bogenförmig nach innen geneigt, während die oberen in derselben Weise sich auswärts beugen; die Ab- nützung derselben geschieht in ebenen, glatten Flächen, in denen kleine, mit Schmelzsubstanz ausgefüllte Höhlungen sichtbar sind ; diese Höhlungen sind scheinbar unregelmässig zusammengestellt ; allein es ist doch möglich zu verfolgen, dass sich der Quere nach in jedem Backenzahne drei unterbrochene, lange Höhlungen zeigen, welche sich hernach infolge der Abnutzung in mehre kleine Partien theilen. 112 Hystrix (hirsutirostris Brd.?) Das (Steppen-?) Stachelschwein. (Fig. 45.) In diluvialem Lehm auf der Kotläfka wurden ein Theil des Oberkiefers und zwei Schneidezähne des Stachelschweines vorgefunden. Mehr war aus den Funden nicht zu ermitteln und zu retten. Im Ganzen reicht jedoch dieser Fund hin, um das Vorhandensein des Stachelschweines in Böhmen zu constatieren. Ob diese Reste der südeuropäischen Art Hystrix cristata L. oder vielleicht eher der Steppenart Hystrix hirsutirostris Brd. angehören, kann an der Hand dieser Reste zuverlässig nicht entschieden werden. Einzelne Abweichungen von dem Charakter der Backenzähne der Art H. cristata, welche an den beiden vor- handenen Backenzähnen beobachtet werden können, scheinen dafür zu sprechen, dass diese fossilen Reste einer anderen Art angehören. Wiewohl die Backenzähne von einem verhältnismässig kleinen Thiere herrühren, so deuten sie doch infolge ihrer bedeutenden Abnützung auf ein grösseres Alter hin. Es fehlt ihnen voll- ständig die seitliche Furche, welche auf der Innenseite in der oberen Partie der Krone den Backenzahn von H. cristata charakterisiert. Fig. 45. Das (Steppen-?) Stachelschwein Hystrix (hirsutirostris?). A Partie des Oberkiefers mit 2 Backenzähnen von der Kotläfka, in nat. Gr. ; B Kauflächen beider Backenzähne, 2fach vergr. ; C Schneidezahn, aus demselben Funde herrührend, in natürl. Gr. ; O Querdurchsrhnitt desselben. Reste von H. hirsutirostris sind auch von anderen Orten des mittel- europäischen Diluviums bekannt, so von Saatfelden, Pottenstein und Neumühl und, wie Nehring ^) angibt, auch noch von anderen Localitäten des mittleren und west- lichen Europas, welch' letztere als H. cristata angeführt werden, thatsächlich jedoch der Art H. hirsutirostris angehören. Dies erfordert freilich neue Bestimmungen und Vergleichungen mit einem entsprechenden osteologischen Mateiiale, welches jedoch ausserordentlich selten ist; so viel mir bekannt ist, findet sich nur in München ein Skelet des Steppenstachel.schweines. Inzwischen können wir als wahrscheinlich hinstellen, dass die bei uns vor- gefundenen Reste von der Art H. hirsutirostris herrühren. 1) Nehring: „Tundren und Steppen", S. 202. 113 Ihr seltenes Vorkommen findet seine Erklärung darin, dass auch auf den heutigen Wolga-Uralischen und Ural-Kaspischen Steppen dieses Thier nur äusserst spärlich anzutreffen ist. Ein fossiles Nagetliier der Tertiärformation. Damit die Erörterung der böhmischen Nagethierfauna eine vollständige sei, müssen wir auch noch des Restes eines tertiären Nagethieres erwähnen, welcher, in Waltsch vorgefunden, von Meyer ^) beschrieben worden ist. Wiewohl in dem diesbezüglichen Gesteine eine ziemlich bedeutende Skeletpartie steckt, so wurde die Art doch nicht näher constatiert. Vermöge seiner Grösse und des äusseren Habitus seines Skelets gemahnt dieses Nagethier am ehesten den Schläfer, wiewohl das Gebiss, sofern erhoben werden konnte, mit jenem eines Schläfers nicht über- einstimmt. Nur soviel steht fest, dass die Reste von einem langschwänzigen, Omni- voren Nagethiere herrühren. Nach Meyer's Angaben ist dieses Petrefakt Eigen- thum des Fürsten Schönburg- Waidenburg. ') HeiTmann von Meyer, Ueber den Nager von Waltsch in Böhmen. Palaeontographica. Herausg v. W. Dunker et H. v. Meyer. Cassel 1856 IV. B. o^^ INHALT. Seite Vorwort 3 Kurze Übersicht des bölimischeu Diluviums . 7 Die im freien abgelagerten Diluviallehme 9 Ablagerungen in Höhlen, Felsklüften und Felsspalten 15 a) Fundort bei Zudslawitz 16 b) Der Kalkbruch „Cerveny Lom" bei Siichomast .19 c) Die Felskluft bei „Srbsko" im Beraunflussthale 21 d) Die Höhle „Turskä Mastal" 23 e) Set. Prokopihölile 27 /) Der Lochower Steinbruch . . . , 29 Die Fauna einiger anderer und genauer untersuchten diluvialer Fundstätten Böhmens ... 29 Türmitz 29 Kuttenberg 29 Raudnitz mit Umgebung 30 Cejkowitz bei Jicin 30 Podersam o 30 Postelberg 31 Beraun und Pürglitz 31 V Caslau 31 Rakonitz mit Umgebung 31 Diluviale Säugethiere in Böhmen 31 Übersicht der diluv. Säugethiere Böhmens 32 Schematische Übersicht einer zeitlichen Verbreitung der Säugethiere Böhmens ... 40 Nagethiere. Glires 43 I. Sciurina. Eichhörnchen 46 Pteromys volans Bis 47 Scirurus vulgaris L 48 Arctomys bobac Schreb. . . 51 Spermophilus citillus Bl 62 Spermophilus rufescens Keys. & Blas 64 Spermophilus fulvus Bl 65 n. Myoxina. Schläfer . 67 Myoxus glis L 67 Myoxus quercinus Bl 69 Myoxus avellanarius L. . 70 in. Castorina. Biber 71 Castor Fiber L 71 IV. Dipodidae. Springmäuse 71 Alactaga jaculus Brdt 73 Seite V. Murina. Mäuse 81 Cricetus frumentarius Pall 81 Cricetus (phaeus?) 82 Mus decumanus Pall 83 Mus rattus L 84 Mus musculus 86 Mus sylvaticus 86 Mus agrarius L 86 Mus minutus Pall 87 VI. Arvicolidae. Wühlmäuse 88 Myodes obensis Brdt 88 Myodes torquatus Pall 89 Arvicola .92 Gruppe I. Hypudea 94 Hypudeus glareolus Wagn 94 Hypudeus nivalis Mart . . 95 Gruppe IL Paludicola 96 Arvicola amphibius Desm 97 Gruppe III. Nivicola 97 Arvicola gregalis Desm 97 Arvicola ratticeps Keys. & Blas 98 Gruppe IV. Agricola 98 Arvicola arvalis De Sei 99 Arvicola agrestis Bl 100 Arvicola carapestris Bl 100 Gruppe V. Microta 100 Arvicola subterraneus De Sei 101 VII. Leporina. Hasen • .102 Lepus timidus L 103 Lepus variabilis Pall 107 Lepus cuniculus L 108 Lagomys pusillus Desm 110 Vin. Hystricina. Stachelschweine lll Hystrix (hirsutirostris Brd.?) 112 Ein fossiles Nagethier der Tertiärformation 113 II. Theil enthält: Dr. Em. Boficky: Petrographisclie Studien an den Basaltgesteinen Böhmens Preis fl. 3-50 Preis der ganzen ersten Hälfte des zweiten Bandes (I. und IL Abtheilung zusammen) geh, fl. 10' — Z ^W EITER BANO. Zweiter Theil. III. Botanische Abtheilung. Dieselbe euthält: Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky (II. Theil) Preis fl. 2-60 IV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Prof. Dr. Ant. Fric: Die Wirbelthiere Böhmens. ft; „ „ „ „ Die Flussfischerei in Böhmen. c) „ „ „ „ DieKrustenthiereBöhmens Preis fl. 3* — V. Chemische Abtheilung. Prof. Dr. Em. Boficky: Über die Verbreitung des Kali und der Phosphorsäure in den Gesteinen Böhmens. Preis 60 kr. Preis der ganzen zweiten Hälfte des zweiten Bandes (III., IV. u. V. Abth. zusammen) geb. fl. 5' — DFIITTER BAND. I. Topographische Abtheilung. Verzeichniss der in den J. 1877—1879 vom k. k. mil.-geogr. Institut trigonometrisch bestimmten Höben von Böhmen herausgegeben von Prof Dr. Karl Kofistka und Major K. DaublebskyvonSterneck fl. 1*80 II. Geologische Abtheilung. I.Heft. Petrographis che Studien an den Phonolithgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. 1'— IL Heft. Petr ographische Studien an den Melaphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. 1" — HL Heft. Die Geologie des böhmischen Erzgebirges (I. Theil) von Prof. Dr. Gustav Laube. Preis fl. 2* — III. Botanische Abtheilung. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (III. Theil Schluss.) Preis fl. 2'4ü IV. Zoologische Abtheilung. I. Heft. Die Myriopoden Böhmens von F. V, Rosicky. Preis 60 kr. II. Heft. Die Cladoceren Böhmens von Bohuslav Hellich. Preis fl. r60 V. Chemisch-petrologische Abtheilung Elemente einer neuen chemis ch-m ikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse von Prof. Dr. Boficky. Preis . • fl. 1*40 VIEB,TER. BAND. No. 1. Studien im Gebiete der böhmischen Kr e ide formation. Die Weissen- berger und Malnitzer Schichten von Dr. Anton Fric. Preis fl. 3' — No. 2. Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen von Prag von J. Krejci und R. Helmhacker ^..fl. 4*50 No. 3. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (IV. Theil.) Nachträge bis 1880. Verzeichniss und Register fl. 2-40 No. 4. Petrologische Studien an den Porphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr Em. Boficky fl. l'SO No. 5. Flora des Flussgebietes der Cidlina und Mrdlina von Prof. Ed. Pospichal. fl. 1- No. 6. Der Hangcndflötzzug im Schlan-Rakonitzer Steinkohlenbecken von Carl Feistmantel fl. 2" — No 1 Erläuterungen zur geologischen Karte des Ei sengebirges (Zelezne hory) " ' und der angrenzenden Gegenden im östlichen Böhmen von J. Krejci und R. Helmhacker • , • • -rr * •* , ' r ' ' 1- " " * tW " i; •" ^\^'~ No 2 Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. III. Die Iser- schichten. Von Dr. Anto n Fric. 'r.- \-^ ■'/ ' ,\' ' '^\^>^ No 3 Die raittelböhm. Steinkohlenablagerung von Carl Feistmantel . . ü 1'20 No 4 Die Lebermoose (Musci Hepatici) Böhmens von Prof. Jos. Dedecek. fl. 1-— No öl Orographisch-geotektonische Übersicht des silurischen Gebietes im mittleren Böhmen. Von Johann Krejci und Karl Feistmantel . . . . fl. 2*— No. 6. Prodromus der Algenflora von Böhmen. I. Th. Von Dr. A. Hansgirg. fl. r40 SEOHSTEFl BAlVr>. No. 1. Über die Torfmoore Böhmens in naturwissenschaftlicher und national- ökonomischer Beziehung mit Berücksichtigung der Moore der Nachbar- länder. Von Dr. Fr. Sitensky. I. Abth. Naturwissenschaftlicher Theil. . . . fl. 2'80 No. 2. Die Süsswasserbryozoen Böhmens. Von Jo sef Kafka fl. r20 No 3 Grundzüge einer Hyetographie des Königreiches Böhmen. Von Dr. F. J. Studnicka k" ;, • • • •^■? V^^ No. 4. Geologie des böhmischen Erzgebirges. II. Theil. Von Dr. Gustav C. Laube. fl. 2*50 No. 5. Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens. I. Metamorphose der Trichopteren. L Serie. Von Fr. Klapälek fl. 1-20 No. 6. Prodromus der Algenflora von Böhmen. I. Th. Forts. Von Prof. Dr. Anton Hansgirg fl- •^* SIEBEIVTEFI BAND. No. 1. Die Flechten der Umgebung von Deutschbrod von Jos. Noväk . . . fl. 1.— No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. IV. Die Teplitzer. Schichten. Von Prof. Dr. Ant. Fric fl. 3-— No. 3. Über die chemische Zusammensetzung verschiedener Ackererden und Gesteine Böhmen's und über ihren agronomischen Werth. Von Dr. Jos. Hanamann fl- 2" — No. 4. Die tertiären Land- und Süsswasser-Conchylien des nordw Böhmen von Gottlieb Klika fl. 240 No. 5. Die Myxomyceten Böhmens von Dr. Lad. Celakovsky (Sohn) fl. 1'20. No. 6. Geologische Karte von Böhmen. Section VL Entworfen von Prof. Job. Krejci. Mit Erläuterung von Prof. Dr. A. Fric. Preis fl. 2-20 AOIITEFl BATVD. No. 1. Übersicht der Thätigkeit der naturw. Landesdurchforschung v. J. 1864 bis 1890 von Prof. Dr. K. Kor istka fl. —SO No. 2. Untersuchungen der Fauna d. böhm. Gewässer. II. Fauna d. böhm. Teiche von Jos. Kafka fl. 1*20 No. 3. Monographie der Ostracoden Böhmens. Von Wenzel Vävra . . . . fl. 260 No. 4. Prodromus der Algenflora von Böhmen. Zweiter Theil. Von Prof. Dr. Anton Hansgirg . . . . fl. 3" — No. 5. Recente und fossile Nagethiere Böhmens. Verfasst von Josef Kafka, fl. 2.20 No. 6. Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens. I. Metamorphose der Trichopteren. IL Serie. Von Prof. Fr. Klapälek fl. — • — TVEUNTEI^ BAIVD. No. 1. Studien im Gebiete der böhmischen K rei de form ati on. V. Priesener Schichten. Von Prof. Dr. Ant. Fric fl. 3 — Druck von Dr. Ed. Groi^T in Prag 1S93. — Selbstverlag. DAS ARCHIV für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böhmen I. bis V, Band : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. J. Krejci, VI. Band u. s. w. : Redaktion von Prof. Dr. K. Kofistka und Prof. Dr. A. Frie, eoMH folgende Arbeiten: EP?-STEFl BAND. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: a) Das Terrain und die Höh en ver h ältnis s e des Mittelgebirges und des Sandsteingebirges im nördlichen Böhmen von Prof. Dr. Karl Kofistka. h) Erste Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt H.) von Prof. Dr. Kofistka. cj Höhenschichtenkarte, Section H., von Prof. Dr. Kofistka. Preis fl. 4' — Preis der Karte app . . . fl. 1'60 n. Die Arbeiten der geologischen Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Vorbemerkungen oder allgemeine geologische Verhältnisse des nörd- lichen Böhmen von Prof. Johann Krejci. 6j Studien im Gebiete der böhm. Kreideformation von Prof. J. Kre.ici. c) Paläontologische Untersuchungen der einzelnen Schichten der böhm. Kreideformation u. s. w. von Dr. Anton Fric. d) Die Steinkohlenbecken von Radnic, vom Hüttenmeister Karl Feistmantel. Preis fl. 4-50 HI. Die Arbeiten der botanischen Abtheilung. Dieselbe enthält: Prodromus der Flora von Böhmen von Dr. Ladislav Celakovsky. (I. Theil.) Preis fl. !•— IV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Verzeichniss der Käfer Böhmens vom Conservator Em. Lokaj. h) Monographie der Land- und Süsswassermollusken Böhmens vom Assi- stenten Alfred Slavik. cj Verzeichniss der Spinnen des nördlichen Böhmen vom Real-Lehrer Emanuel Barta. Preis fl. 2" — V. Chemische Abtheilung. Dieselbe enthält: Analytische Untersuchungen von Prof. Dr. Hoffmann. Preis 25 kr. Preis des ganzen I. Bandes (Abth. I. bis V.) geh fl. 9* — Z ^W EITEFt BAND. Erster Theil. I. Die Arbeiten der topographischen Abtheilung und zwar: aj D a s Terrain und die Höhenverhältnisse des Iser- und des Riesen- gebirges und seiner südlichen und östlichen Vorlagen von Prof. Dr. Karl Kofistka. h) Zweite Serie gemessener Höhenpunkte in Böhmen (Sect.-Blatt IH.) von Prof. Dr. Kofistka. c) Höhenschichtenkarte, Section IH., von Prof. Dr. Kofistka. d) Höhenschichtenkarte des Riesengebirges von Prof. Dr. Kofistka Preis dieser Abtheilung fl. 4-50 II. Die Arbeiten der geologischen Abtheilung. I. Theil enthält: a) Prof. Dr. Ant. Fric: Fauna der Steinkohlenformation Böhmens. h) Karl Feistmantel: Die Steinkohlenbecken bei Klein-Pf ilep, Lisek, Stilec, Holoubkow, Mireschau und Letkow. c) Jos. Väla und R. Helmhacker: Das Eisensteinvorkommen in der Gegend von Prag und Beraun. d) R. Helmhacker: Geognostische Beschreibung eines Theiles der Gegend zwischen Beneschau und der Sazava. Preis , . . . fl. 4*— UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE ■I II FAUNA DER GEWASSER BÖHMENS. I. METAMORPHOSE DER TRICHOPTEREN. IL SERIE. VON PROF. FR. KLAPÄLEK. MIT 38 ABBILDUNGEN. ARCHIV FÜR NATURWISSENSCHAFTLICHE LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN. (BAND VIII. Nro. 6.) PRAG. IN COMMISSION bei FR. RIVNÄC. — DRUCK VON DR. ED. GREGR. 1893. VORWORT. Jbjrmuntert durch die Gunst, mit welcher man, besonders ausserhalb der Gränzen unseres lieben Vaterlandes, die erste Serie meiner Metamorphosen der Trichopteren aufgenommen hat, wage ich es nach fünfjähriger unermüdlicher Arbeit der Öffentlichkeit die zweite Reihe der Metamorphosen zu bieten, welche die Beschreibung der Entwicklung von 36 Trichopteren-Arten sammt dem bei ihnen vorkommenden Parasiten Agriotypus armatus enthält. Obwohl ich mehrmals hören musste, dass meine Arbeit nicht in den Eahmen der Publicationen des Komitös für Landesdurchforschung von Böhmen passt, habe ich doch die Spalten des Archivs wieder in Anspruch genommen, da ich der Meinung bin, mit dieser Arbeit auch zur Kenntniss der Fauna von Böhmen beigetragen zu haben. Ich glaube nämlich, dass ich in beiden Serien zweimal 53 Thierformen beschrieben habe, die nicht nur für Böhmen neu, sondern auch überhaupt sehr wenig, oder gar nicht bekannt waren. Ich brauche noch nur das zu betonen, was ich im Vorworte zur ersten Serie angedeutet habe, dass die Insektenlarven (besonders jene der Neuropteren) einen grossen Theil der Fauna unserer Gewässer ausmachen, ja in dem fliessenden Wasser findet man fast nur sie allein. Das Material zu dieser Arbeit habe ich natürlich selbst zusammengebracht und besonders in der Umgebung von Prag gesammelt; kurze Reisen habe ich, unterstützt von dem Komitö für Landesdurchforschung von Böhmen und dem königl. Nationalmuseum in Prag, in das Erlitzer Gebirge unternommen. Einiges Material einer Reihe von Arten hatte mir gütigst mein Freund Herr K. J. Morton zur Vergleichung mitgetheilt. An einem Theile des Materiales habe ich die Gelegenheit gehabt in den Laboratorien des Museums zu arbeiten, wofür ich dem Herrn Prof. Dr. Ant. Fric verbunden bin. 1* Die Bearbeitung selbst geschah nach demselben Plane wie die erste Serie und ich habe in mancher Sache mich überzeugt, wie nothwendig es ist bei det Beschreibung möglichst ins Detail zu gehen, so lange die Anzahl der bekannten Arten klein ist. Da ich in den einzelnen Familien nebst den hier vollständig beschriebenen Metamorphosen auch eine Anzahl von einzelnen Entwickelungsstadien kenne, so machte ich, um die Bestimmung der gesammelten Larven und Nymphen zu erleichtern, den Versuch, schon hier die Familiencharaktere zu geben. Natürlich ist damit nicht alles schon ins Reine gebracht worden und es wird möglicherweise nothwendig sein, hie und da etwas zu ändern. In der Familie der Sericostomatiden, welche mir am besten bekannt ist, habe ich auch allgemeine Merkmale der ein- zelnen Sectionen gegeben. Die Zeichnungen, welche ich alle mittelst Camera lucida selbst gemacht habe, sind photozinkographisch reproducirt worden ; ich hoffe, dass sie, soweit diese billige Reproduction sie wiedergibt, vollkommen dem Zwecke entsprechen werden. PRAG, am 1. Jänner 1893. Franz Klapälek. I. Farn. Phryganeidae. Larve subraupenförmig mit tiefen Stricturen zwischen den Abdominalseg- menten. Der Kopf länglich elliptisch, nur wenig nach unten geneigt. Nur Pronotum hornig, die übrigen Thorakalsegmente häutig. Die hinteren Fusspaare nur wenig länger als die Vorderfüsse. Erstes Abdominalsegment mit deutlichen konischen Höckern. Kiemen fadenförmig, die Fäden einzeln. Die Seitenlinie deutlich, stark. Nachschieber stark, zweigliediig. Nymphe stark, cylindrisch. Fühler kürzer als der Körper. Die Mundtheile auf der Vorderfläche des Kopfes. Die Oberlippe länglich viereckig. Mandibula stark, mit einem Höcker auf dem Rücken, auf welchem die Fühlborsten sitzen. Die Maxillar- taster des (5* 4gliedrig, länger als die Labialtaster. Erstes Abdominalsegment trägt auf dem Rücken einen starken Fortsatz, dessen Ende schief zugeschnitten ist. Kiemen und Seitenlinie wie bei der Larve. Das letzte Abdominalsegment ist in zwei flache rhombische Anhänge verlängert. Das Gehäuse beweglich, cylindrisch, gerade, hinten kaum enger, aus Pflanzen- stücken mehr oder weniger regelmässig gebaut, die gewöhnlich gleich lang und in eine Spirale geordnet sind. Das Gehäuse ist immer viel grösser und weiter als die Larve. Das Larvengehäuse ist an beiden Enden offen, das Nymphengehäuse hat beide Öffnungen durch Pflanzenpartikeln verdeckt und durch weitmaschige Siebmembranen verschlossen. Sie werden zwischen den Wurzelfasern von Wasser- pflanzen befestigt. Neuronia ruficrus, Scop. (Fig. 1.) Phryganea ruficrus, Scopoli, Ent. Car., 266. Neuronia ruficrus, Brauer, N. A., 44; Hag., Ent. Ann., 1859, 68; Mc. Lach., Tr. Er., 19, Taf. II, Fig. 1. u. 17., und IX., Fig. 5., Rev. a. Syn., 16.; Hag., Verh. Gesell. Wien, 1873, 381. Phryganea analis, F., Syst. Ent., 306 (1775) etc. Oligostomis analis, Kol., G. et Sp., Taf. L, 80. Neuronia fusca, Steph., Hl., VI., 234, Taf. XXIV., Fig. 2., nee L. Phryganea striata, Burm., Handb., 936, nee F. Die Larve wurde von Kolenati, Walser, Hagen und Mc. Lachlan etc. beschrieben. Die Larve raupenförmig, am 1. Abdominalringe am breitesten, etwa 22 mm lang und 4 mm breit, nach vorne und hinten verschmälert. Im Ganzen erinnert sie dui-ch ihre tiefen Stricturen zwischen den Abdominalsegmenten, ihren wenig nach unten geneigten Kopf und durch die mächtig entwickelten Nachschieber an die campodeoiden Larven. Kopf proportionirt, länglich elliptisch, ziemlich flach. nur wenig nach unten geneigt. Seine Grundfarbe ist gelbbraun ; von der Mandibel- basis zieht sich über den Augen nach hinten jederseits eine schwarze Linie; auf der hinteren Hälfte der Wangen ist ein Streifen von dunkleren Punkten und die untere Fläche des Kopfes ist ebenfalls mit solchen Punkten gezeichnet. Die Mund- theile nur massig prominent. Die Oberlippe quer elliptisch mit einem seicht aus- geschnittenen Vorderrande, welcher nur spärlich beborstet ist; jeder Seitenrand trägt zwei kurze starke Borsten und eben so viele Borsten stehen im ersten Dritt- theile der oberen Fläche. Mandibeln messerförmig, stark schwarzbraun, mit einer starken Spitze, entweder 2 kleineren oder einem grossen, starken Zahne auf der Schneide und 2 kurzen Basalborsten. Die Maxillartaster fingerförmig, 4gliedrig; der Kiefertheil der Maxillen ebenfalls fingerförmig bis zum Ende des dritten Taster- gliedes reichend und ohne besondere Beborstung. Der Basaltheil der Maxillen Fig, I. Neuronia ruficrus, Scop. 1.— 3. Larve: 1. Labrum ^»/j. 2. Mandibula ^'/i» ^- Maxilla und Labium ^7i« 4. — 7. Nymphe: 4. Labrum ^7i- 5. Mandibula ^"/i« 6- ^- Fortsatz des 1. Abdominal- segmentes ^7i' 7. D. Körperende des cf von nnten ^"/i' 8. D. Nymphengehäuse Yj. trägt auf seiner inneren Seite nebst zahlreichen, einfachen auch 3 kurze, stäbchen- artige Borsten. Das kegelförmige Labium trägt jederseits einen zweigliedrigen Taster, dessen erstes Glied niedrig und breit, zweites länger und schmäler (cylin- drisch) ist. Hypopharynx spärlich beborstet. Die Thorakalsegmente nach hinten allmählich breiter, so dass Metathorax um ^/3 breiter ist als Prothorax. Nur Pronotum ist durch einen hornigen, halbmond- förmigen Schild gedeckt, die übrigen Segmente haben nur eine festere Haut. Die Grundfarbe aller Thorakalsegmente ist jener des Kopfes gleich. Ueber alle drei zieht sich jederseits eine dunkelbraune Linie, welche dort beginnt, wo die Linie des Kopfes endet und verliert sich als eine leichte Spur auf dem 1. Abdominal- segmente. Die Füsse verhältnissmässig lang; das dritte Paar ungefähr nur um die Hälfte länger als das erste. Ihre Farbe dieselbe wie auf dem Kopfe, nur die Ränder der Chitintheile auf den Coxalgliedern schwarzbraun. Die Klauen, beson- ders jene der Hinterfüsse, schlank und lang, nur wenig gebogen, mit einem schwachen, auf dem dritten Paare fast nur borstenförmigen Basaldorne. Das Tibienende aller über Auf Unter der Seitenlinie 1 ^• 1 1 °- ^ ^TTT. 1 1^- 1 1 ^• 1 1^- 1 1^°- vm. Füsse ist auf der inneren Seite mit einem Dorne versehen, welcher auf dem 1. Fusspaare sehr stark, auf dem letzten dagegen nur schwach ist. Die innere Kante des Trochanter ist auf allen Füssen mit zahlreichen Borsten besetzt; jene des Femur trägt eine Reihe von langen Spitzen, welche kammartig nebeneinander senkrecht auf die Kante geordnet sind. Die Mittel- und Hinterfüsse tragen noch ähnliche Kämme von schief gestellten Spitzen auf der inneren Kante der Tibial- und Tarsalglieder. Nebst dem sind alle Glieder der Füsse mit spärlichen, steifen, langen Borsten versehen. Die Abdominalsegmente sind, wie schon oben gesagt, durch sehr tiefe Stricturen von einander ge- schieden; ihre Farbe ist beim Leben grün. Erstes Ab- dominalsegment ist mit grossen Höckern versehen, von denen besonders der Rückenhöcker sehr weit hervorge- stülpt werden kann, wobei seine Spitze nach hinten gekrümmt wird. Die Oberfläche der Höcker ist durch sehr kleine Spitzen, welche aber auf dem Scheitel der Seitenhöcker länger werden, rauh. Die Seitenlinie be- ginnt schon auf dem 2. Abdominalsegmente, ist nur mit ziemlich spärlichen, aber sehr langen und feinen schwar- zen Härchen besetzt. Kiemen fadenförmig, stark, lang, nach beiliegendem Schema geordnet. Nachschieber sehr mächtig entwickelt, 2gliedrig, mit einer starken Klaue, welche noch einen Rückenhaken trägt. Über der Basis der Nachschieber stehen je 3 lange, schwarze Borsten. Die Mitte des letzten Segmentes trägt auf dem Rücken ein Schildchen in der Form eines symmetrischen Pentagons, dessen vordefe Hälfte dunkelbraun, hintere gelbbraun ist und auf welchem in der Mitte des Hinterrandes 2 lange schwarze Borsten und in jeder Hinterecke eine kurze Borste steht. Die Nymphe stark, cylindrisch, 14 — 18 mm lang, circa 4 mm breit. Kopf querelliptisch, mit einem ziemlich hoch gewölbten Stirnumrisse. Auf älteren Nym- phen zieht sich von der Basis der Oberlippe eine breite, braune Binde über die Stirn bis auf den Scheitel. Fühler fadenförmig, stark, gegen die Spitze hin sehr verdünnt; ihr Basalglied kurz und wenig von den übrigen verschieden; bei der (5* Nymphe reichen sie bis an das Ende des 6. Abdominalsegmentes. Die Oberlippe viereckig, mit einer etwas breiteren Basis. In den Vorderecken stehen je 5 steife schwarze Borsten ; näher der Mitte des Vorderrandes ist jederseits noch eine etwas kleinere Borste. Im zweiten Drittheile befindet sich auf jeder Seite dem Seiten- rande genähert ein Paar von schwächeren Borsten, von denen die äussere noch kleiner ist. Auf der inneren Fläche der Oberlippe stehen nahe dem Vorderrande je zwei kleine Borsten, von denen die kleinere mehr nach innen sich inserirt. Man- dibeln sensenartig, auf der Schneide, nur gegen die Spitze hin fein gezähnt und auf dem Rücken nahe der Basis mit einem grossen Höcker, welcher zwei starke Borsten trägt. Palpi maxillares des ^ 4gliedrig, stark, kurz, die ersten 2 Glieder zusammen nur so lang, wie jedes folgende; beim 9 5gliedrig, das dritte Glied am längsten, das 1., 2. und 5. am kürzesten. Palpi labiales sehr kurz und dick, was Schema der Kiemen der Larve von Neuronia ruficrus, Scop. 8 Über Auf Unter der Seitenlinie besonders von den 2 ersten Gliedern gilt, die auch zusammen nur die Länge des dritten Gliedes erreichen. Die Flügelscheiden fast genau gleich lang, bis in die Mitte des 6. Abdominal- segmentes reichend. Die Spornzahl 2 4 4, Sporne kurz, stark, gleich. Tarsi der Vorder- und Hinterfüsse nur spärlich behaart ; jene der Mittelfüsse sind etwas mehr mit kurzen Wimpern besetzt, doch nicht so dicht, wie es bei den anderen Arten gewöhnlich ist. Der Haftapparat ist sehr stark entwickelt. Der HinteiTand des ersten Abdominalsegmentes ist auf dem Eücken in einen starken, chitinisirten Fortsatz verlängert, dessen Spitze dreieckig zugeschnitten ist und welcher sich schief über dem folgenden Segmente erhebt; seine Länge ist gleich der Länge des zweiten Segmentes. Das dritte Segment trägt vorne jederseits ein Chitinplättchen mit in der Regel 4, ausnahmsweise 5 oder selten 6 nach hinten gerichteten Häkchen; das Plättchen des vierten und fünften Segmentes hat 4 oder 5 (jede von beiden Zahlen kommt gleich oft vor), jene des sechsten 5 oder 6, selten 4 oder 7, des siebenten gewöhnlich 5, weniger oft 6, selten 4 solche Häkchen. Der Hinterrand des 5. Abdominalsegmentes ist mit 2 quer, länglich viereckigen Chitinplättchen bewehrt, deren Hinterrand eine Reihe von 6, gewöhnlich gleichen, star- ken, nach vorne gerichteten Haken trägt. Kiemen faden- förmig, stark, nach beiliegendem Schema geordnet. Die stark bewimperte Seitenlinie beginnt mit dem sechsten Segmente und bildet auf der unteren Fläche des achten Abdomin alsegm. einen starken, durchbrochenen Kranz. Den charakteristischen Theil der Analanhänge bilden 2 flache, rhombische Verlängerungen des letzten Segmentes, deren hinterer schiefer Rand ungefähr in der Mitte auf der unteren Seite 4 lange, schwarze, steife Borsten trägt; eine schwächere Borste steht auf der oberen Seite des inneren Randes. Unter diesen Theilen befindet sich jederseits ein stumpf dreieckiger Lobus, der an der Spitze 2, auf der unteren Fläche 2 und auf dem äusseren Rande nahe der Basis eine schwache Borste trägt. Mehr nach hinten unter ihnen findet man bei der (J Nymphe die Anlage des Penis. Das Gehäuse frei, cylindrisch aus Föhrennadeln gebaut, welche in Stücke von circa 4 mm Länge abgebissen und der Länge nach in eine von rechts nach links oder umgekehrt in 6 oder 6 '/o Windungen gehende Spirale geordnet sind. Die Larve lässt beide Öffnungen offen. Vor der Verpuppung verhüllt die Larve beide Öffnungen mit unregelmässig der Länge nach gelegten Stücken von Grasblättern, so dass zwischen ihnen das Wasser immer freien Durchgang findet. Die Länge der Gehäuse beträgt 24 mm und die Vorderöffnung hat 4 mm im Durchmesser. Die Larven leben in Tümpeln mit reinem, still stehendem Wasser, die mit Wasserpflanzen bewachsen sind. Die Nymphengehäuse findet man zwischen Wurzeln der Wasserpflanzen in den Ufern. Die vollkommenen Insekten kommen in Juni heraus. I. 1 1 ^■ 1 1^- 1 1^- 1 1 '^• 1 1^^- Jvn. ^VTTT Schema der Kiemen der Nymphe von Neuronia ruficrus, Scop. IL Farn. Limnophilidae. Larve raupenförmig mit seichten Stricturen zwischen den Abdominalseg- menten, gewöhnlich cylindrisch, seltener wenig nach hinten verengt. Kopf oval bis rundlich: Pronotum und Mesonotum hornig, seltener auch Metanotum (Enoicyla nach Siebold). Die hinteren Füsse bedeutend länger als die Vorderfüsse (gewöhnlich um die Hälfte.) Das erste Abdominalsegment mit deutlichen, aber nur stumpfen Höckern. Die Seitenlinie deutlich. Kiemen fadenförmig, die Fäden manchmal dicht nebeneinander in kleinen Büscheln stehend. Nachschieber kurz, zweigliedrig. Nymplie cylindrisch. Fühler kürzer oder so lang wie der Körper; ihr erstes Glied wenig voq den übrigen verschieden. Die Oberlippe hat die Form eines symmetrischen Fünfeckes, dessen zwei Seiten parallel und die drei Vorderecken abgerundet sind. Mandibulae kurz, stark, dreieckig. Die Maxillartaster des (^ Sgliedrig, länger als die Labialtaster. Das erste Hinterleibssegment am Hinterrande sattel- förmig. Die Seitenlinie und Kiemen wie bei der Larve. Das letzte Abdominal- segment trägt zwei stäbchenartige stumpfe Fortsätze, deren Spitzen etwas nach aussen gekrümmt sind. Das Gehäuse beweglich, meistentheils aus Sand und Steinchen, oder Vege- tabilien seltener aus Molluskenschalen gebaut, cylindrisch oder konisch, massig bis ziemlich stark gekrümmt, seltener gerade. Die Oberfläche desselben in der Regel rauh, uneben, seltener glatt. Die Nymphengehäuse sind durch Steinchen, Sandkörnchen oder Vegetabilien geschlossen und auf Steine und Pflanzen befestigt oder in den Bachboden eingesenkt. Es ist mir bisher die Metamorphose von verhältnissmässig wenigen Arten dieser Familie bekannt und darum würde es unnütz sein eine systematische Über- sicht und Eintheilung derselben zu geben. Limnophilus extricatus, Mc. Lach. (Fig. 2.) Phryganea suhpunctulata, Zett., Ins. Lap., 1065 (1840). Desmotaulius hirsutus Kol., G. et Sp., I Th., 57, nee Pict. Limnophilus hirsutus, Hag., Ent. Ann., 1859. 87. Lim. extricatus, Mc. Lach., Tr. Br., 49, Taf. X., Fig. 11, 12, Rev. u. Syn., 91; A. Meyer, Stett., Zeit., 1867, 163. Die Larve ist von Koleaati, Walser und A. Meyer beschrieben worden. Za/ve raupenförmig, cylindrisch, schlank 12-9— 14-16 mm lang, 2-17— 2-37 mm breit. Kopf proportionirt, eher etwas klein als gross, sehr kurz elliptisch, gelb- braun, fein schwarz chagrinirt und mit zalhreichen braunen, scharf contourirten Punkten verziert. Auf dem Clypeus bilden diese Punkte auf dem Scheitel eine 10 A-förmige Gruppe, deren Spitze nach vorne gekehrt ist; eine grosse Gruppe bilden sie beiderseits von der Hinterhau ptssutur und an den Schläfen zwischen den Augen und dem Seitenraude des Hinterhauptsloches; eine undeutliche Gruppe ist auch auf der Kehle an jeder Seite des unteren Randes des Hiuterhauptsloches. Auf dem ganzen Kopfe sind spärliche kurze, schwarze und goldgelbe Borsten zer- streut. Antennen eingliedrig, auf einer breiten stark hervorspringenden Basis zwischen den Augen und den Mandibeln, und zwar näher den ersteren gestellt. Die Ober- lippe halbkreisförmig, vorne stark ausgeschnitten, im terminalen Drittheile stehen auf ihrer Oberfläche jederseits in einer Reihe drei kurze Borsten und vor ihnen zwei gebogene, kurze, stumpfe, stäbchenartige Borsten, und an dem Vorderrande selbst in dem Ausschnitte ein kleines Höckerchen. Mandibeln meisselförmig, stark schwarzbraun, in situ von oben gesehen subtriangulaer, in der Seitenansicht breit an der Schneide mit vier deutlichen starken, halbkreisförmigen Zähnen versehen; die obere Kante trägt eine kleine Bürste von goldgelben Borsten und der Rücken nahe der Basis zwei ziemlich kurze, schwarze Borsten. Unterlippe stark und kurz. Maxillartaster stark, viergliedrig, der Kiefertheil kurz und stark, etwa bis zur Mitte des 3. Tastergliedes reichend; Labium breit konisch, durch den stark be- borsteten Hypopharynx besonders an den Seiten überragt, mit eingliedrigen Tastern, welche ein zweigliedriges Börstchen tragen. Die Thorakalsegmente sind stufenweise breiter, so dass das Metathorax fast zweimal so breit ist wie Prothorax. Pronotum und Mesonotum hornig, mit zahlreichen schwarzen Borsten besetzt; das erstere trägt besonders auf der vor- deren Partie zahlreiche goldgelbe Börstchen, Pronotum in der Ansicht von oben viereckig, in der Seitenansicht aber zeig-t es abgerundete Seitentheile ; Mesonotum querviereckig. Die Grundfarbe beider Plättchen ist gelbbraun. Auf dem Pronotum zieht sich im vorderen Drittheile eine quere rauchfarbige Binde und das Plättchen ist daselbst vertieft; auf der hinteren Hälfte ist an der Mittelnaht eine x-förmige Gruppe von 10 braunen Punkten und in jedem Seitentheile eine grosse Gruppe derselben nahe an der Mitte des Hinterrandes. Auf dem Mesonotum zieht sich auf jedem Seitentheile eine längliche Gruppe etwa von der Mitte gegen die Vor- derecke, und auch näher dem Hinterrande sind spärliche kleine Punkte zerstreut. Füsse stark, das 2. Paar das längste (etwa um ein Drittel länger als das erste) das dritte Paar länger als das erste aber kürzer als das 2., doch am schlanksten von allen. Die Farbe gelbbraun, nur an den Gelenken zwischen Coxa und Tro- chanter, und Femur und Tibia ist eine schwarze Makel. Alle Füsse mit recht zahl- reichen schwarzen, langen Borsten besetzt. Die Innenkante des Trochanter und Basis des Femur trägt weissliche Fiederborsten, die Innenkante des Femur ist mit einer Reihe grösserer, fast senkrechter Spitzen bewehrt; die Innenkante der Tibia und Tarsus mit kleinen schiefen Spitzen besetzt, die aber nur an dem hinteren Paare deutlich sind. Das Tiebenende trägt 2 starke Sporne. Klauen stark, nur massig gebogen, mit einem starken Basaldorne. Die Höcker des 1. Abdominalsegmentes massig gewölbt, halbkugelig, die Bauchfläche des Segmentes mit schwarzen Borsten besetzt. Die Seitenlinie deutlich, obwohl nicht zu stark entwickelt; sie beginnt mit dem 3. Segmente und besteht aus graubraunen Wimpern. Über ihr 2 — 4 Chitinpunkte. Die Kiemen fadenförmig. 11 über Auf Seitenlinie Unter stark entwickelt, nach beiliegendem Schema geordnet; ihre Anzahl sehr variabel. Nachschieber gelbbraun, kurz, 2gliedrig, mit einer kurzen, starken Klaue, die einen kleinen Kückenhaken trägt. Das hintere Ende des letzten Segmentes etwas chitinisirt und mit starken schwarzen Borsten besetzt. Nymphe cjlmärisch 10"8 — 12*16 mm lang, 2'3bis 2*5 mm breit. Kopf querelliptisch, mit einem ziemlich geraden Stirnumrisse. Fühler stark fadenförmig, eben- solang wie der Körper, oder kaum merklich länger. Ihr Basalglied von den übrigen wenig verschieden. Die Ober- lippe auf einer deutlich abgesetzten Basis halbkreis- förmig, mit einem im stumpfen Winkel gebrochenen Vorderrande ; die Basis trägt jederseits 3 schwarze Bor- sten, von denen die äusseren die kürzesten sind ; vorne auf jeder Seite ist eine Gruppe von 5 starken, schwarzen Borsten, deren Spitzen gewöhnlich hakenföimig gebogen sind. Die Maxillartaster des (5" 3gliedrig, ihr Basal- glied das kürzeste, die beiden übrigen ziemlich gleich lang ; jene des 9 ögliedrig, das Basalglied das kürzeste, dann das 4., das 2., das 5. und das längste das dritte. 3 2 3 2 3 ^^• 3 (3) 2 3 2 (1) 3 ^^^• 3 (1) 0—2 |iv. 2 ^(l)Y. 1 (2) l-^I. 1 (0) Ifoi^n. Schema der Kiemen der Larve von Limnophilus extricatus, Mc. Lach. Flg. 2. Limnophilus extricatus, Mc. L. l.— 5. Larve: 1. D. Fühler "Vj. 2. Labrum *%. 3. Man- dibula von innen ^7i- *• Mandibula von oben ^"/i- ^- Maxiila und Labium '^i- 6« — 10. Nymphe: G. Labrura *7i' 7. Mandibula *7i- 8. D. Körperende des cT voQ unten ■*7i. 9. Dasselbe von der Seite. 10. Dasselbe von oben. 11. D. Larvengehäuse Yi- über Auf Unter der Seitenlinie 12 Die Flügelscheiden gleich lang, abgerundet, das vordere Paar weit schmäler als das zweite ; sie reichen an den Anfang des 5. Segmentes. Sporne 13 4, wohlent- wickelt, besonders die auf dem hinteren Fusspaare, lang und spitzig; ihre Paare ungleich. Die Vordertarsi kahl, die Mitteltarsi stark, die Hintertarsi schwach bewimpert. Der Haftapparat massig entwickelt; der Hinterrand des 1. Segmentes sattel- förmig in zwei Warzen erhoben, welche mit feinen Spitzen besetzt sind. Die Chitin- platten auf dem Vorderrande des 3. Segmentes tragen zwei bis drei, des vierten und fünften : 3 — 4, des sechsten : 3 — 5, des siebenten gewöhnlich 4, seltener 3 nach hinten gekehrte, schlanke, spitzige Häkchen. Die querlänglichen Platten auf dem Hinterrande des fünften Segmentes haben 7 — 11 ziemlich grosse nach vorne gekehrte Spitzen. Die Seitenlinie stark entwickelt, beginnt mit dem 6. Segmente und bildet auf dem Hinterrande der Bauchseite des 8. Segmentes einen durchbrochenen Kranz ; sie ist mit graubraunen Här- chen dicht besetzt. Kiemen fadenförmig, stark entwickelt, an den seitlichen Suturen der Segmente dicht an ein- ander gedrängt, so dass es sehr schwer ist, bei einzelnen Büscheln zu bestimmen, wohin sie eigentlich gehören. Übrigens nach beiliegendem Schema geordnet. Das letzte Hinterleibssegment trägt bei dem 9 ii^r zwei starke lange Chitinfortsätze, deren Enden ein wenig gebogen sind. Bei dem (^ ist oben d. 8. Hinterleibsegment in zwei stumpfe Lobi verlängert, zwischen welchen ein sattelförmiger Ausschnitt ist. Auf der Bauchseite des 9. Segmentes sind zwei subdreieckige, breite Lobi mit einer abgesetzten Basis ; zwischen den Lobi ist die zweilappige Anlage des Penis. Das Gehäuse fast ganz cylindrisch, nur sehr wenig nach hinten verschmälert, stark gebogen aus Sandkörnchen gebaut — 16 mm lang, 3*7 mm breit. Am Larvenge- häuse ist das hintere Ende abgerundet, mit einer verhältnissmässig grossen, runden Öffnung in der Mitte. Am Nymphengehäuse sind beide Enden abgerundet, hinten mit einer unregelmässigen kleinen Öffnung , vorne mit einer kleinen Siebmembran mit nicht zu zahlreichen, verhältnissmässig kleinen Löchern versehen. Die Larven leben in reinen langsam fliessenden Bächen. 3 3—2 3 2 3°- 3 2 3 1-2 3^- 3 (1) 1—2 2 IV 2 1 2y 2 ^• 2 1(0) 2 yr 1 (0) ^^• 1 (1)^- Schema der Kiemen der Nymphe des Limnophilus extricatus, Mc. L. Anabolia laevis, Zett. Fig. 3. Phryganea laevis, Zett., Ins. Lap., 1065 (1840). Stathmophorus fuscus. Kol., G. et Sp., 1. Th., 61, pariim (nee L.) Limnophilus fuscus, Brauer, Verh. GeseU. Wien, 1855, 705, Taf. I. Anabolia furcata (Hag.), Brauer, N. A., 48, Fig. 62., 63. (1857); Hag., Stett. Zeit., 1859, 139; Mc. Lach., Key. u. Syn., 105. An. laevis, Mc. Lach. Rev. u. Syn., Sup. XXV. Larve raupenförmig, cylindrisch, überall gleich breit, nur gegen den Kopf hin rasch verschmälert, 16 -20 mm lang, 3— 4 mm breit. Kopf ziemlich klein, fast 13 senkrecht nach unten gerichtet, oval, oben etwas abgeflacht, unten gewölbt. Seine Grundfarbe ist hellgelbbraun ; zahlreiche dunkelbraune Punkte sind entweder einzeln zerstreut oder fliessen in grössere Striche und Makeln zusammen. Auf dem Scheitel, wo die Äste der Gabellinie nach aussen umbiegen, ist ein querer, hinten ausge- buchteter Fleck. In dem Winkel der Gabellinie ist eine Querbinde, welche nach vorne einen Winkel bildet, zwischen dessen Schenkeln und jenen des Winkels der Gabellinie eine kleine Makel liegt. Zahlreiche grössere zu Makeln zusammentlies- sende Punkte sieht man längs des Hinterastes der Gabellinie. Auf den Seitenflächen des Hinterhauptes, hinter den Augen bilden die Punkte unregelmässige Striche. Fig. 3. Anabolia laevis, Zett. l.— 3. Larve: 1. Labrum ^o/^. 2. Mandibeln 2»/^. 3. Maxiila uud Labim '"'"j^. 4.-7. Nymphe: 4. Labrum ^»/i- 5. Mandibula ^Vi- 6- D. Höcker des 1. Abdominal- segmentes "/j. 7. D. Körperende des cf von unten ^o/^. 8. Junges, 9. Vollkommenes Larven- gehäuse Vi« 10. D. Verschlussmembran %. Bei den jüngeren Larven sind die Farben heller, die Grundfarbe ist blassgelb und die Punkte dunkelbraun, mit bestimmten Contouren. Die Augen sind sehr gewölbt, hell, auf der oberen Seite durch einen dunkeln Strich gesäumt. Die Fühler sehr klein; sie bestehen aus einem halbkugeligen Basalgliede, welches ein sehr kurzes schwarzes Endglied trägt. Oberlippe quer elliptisch, mit einem in der Mitte ausge- schnittenen Vorderrande und kurzen Seitenbürsten. Ihre Oberfläche trägt fast in der Mitte der Länge eine Reihe von 6 kui-zen steifen Borsten; z^Yei ähnliche Borsten stehen in der Mitte zwischen dieser Reihe und dem Vorderrande. Mandibeln schwarzbraun, meisselförmig, sehr stark; ihre stumpfe Schneide mit 4 kleinen, ab- gerundeten, höckerartigen Zähnen. Auf der inneren Seite tragen sie eine kurze Bürste und auf der Rückenseite, nahe der Basis 2 kurze Borsten. Die einzelnen Theile der verwachsenen Maxillen und Labium kurz und dick. Palpi maxillares 14 4gliedrig, konisch, etwas gebogen; der Kiefeitheil der Maxillen niedrig, stumpf kegelförmig, ungefähr die Mitte des dritten Tastergliedes erreichend. Der Basaltheil der Maxillen trägt auf der Aussenseite ein Büschel von starken kurzen abge- stumpften Borsten. Die innere Fläche der Maxillen mit nicht zu zahlreichen Borsten besetzt. Labium breit, kegelförmig, jederseits mit einem Taster, dessen Basalglied sehr breit und niediig, das Endglied kurz und dünn ist. Hypopharynx mit zahl- reichen Borsten und Härchen besetzt. Die Thorakalsegmente nach hinten allmählich breiter, so dass Metathorax fast zweimal so breit ist wie der Kopf. Bios Pro- und Mesonotum hornig; Meta- notum hat nur einzelne, mit festerer, derberer Haut gedeckte, Stellen. Pronotum quer viereckig, vorne etwas breiter als hinten; seine Ecken abgerundet. Die Grundfarbe ist jener des Kopfes gleich ; im ersten Drittheile zieht sich eine rauchfarbige Quer- binde; nebstdem ist das ganze Schildchen besonders auf den Partien hinter der Querbinde dunkelbraun gesprenkelt. Mesonotum ist auch querviereckig, aber schmäler als Pronotum ; die Farbe wie auf Pronotum, nur fliessen hier einzelne Punkte mehr zu Makeln zusammen. Über die Farben dieser Chitintheile bei der jungen Larve gilt dasselbe wie bei dem Kopfe. Füsse allmählich länger so, dass die Hinterfüsse etwa um ''/g länger sind als die Vorderfüsse (91 : 151 : 163). Die innere Kante der Tibien und Femora mit einem Kamme von schrägen kurzen Spitzen, und jene des Trochanter mit zahlreichen feinen gelben Borsten besetzt. Auf allen Gliedern sind nebstdem lange, steife, schwarze Haare zerstreut. Die Enden der Tibien sind mit 2 Dornen bewehrt. Die Klauen wenig gebogen, ziemlich stark mit einem starken und kurzen Basaldorne. Die Farbe der Füsse ist jener des Kopfes gleich; die Ränder der Chitintheile schmal schwarz gesäumt. Die innere wie die äussere Seite der Coxalglieder ist mit unregelmässigen Gruppen von rauchfarbigen bis dunkel- braunen Punkten gezeichnet. Parallel mit der äusseren Kante ziehen sich auf beiden Seiten der Femora und Tibien aller Füsse mehr oder minder deutliche Reihen von ähnlichen Punkten. Über Auf Unter der Seitenlinie 3 2(-3) 3 2(-3)n 2-(3) 3 ^• 3 3(-2) 3 ^ TTT 2 3^- 3 2 2(-3) 3 T Y 1 3^^- 2 l(-2) 2 2(-3) V 1 3 ^• 2 (1) 2(-l) 2 yy (1) 2(.3) ^^• 2 l(-2) Iyu. (1) (i)vni. Schema der Kiemen der Larve von Anabolia laevis, Zett. Das Abdomen ist walzenförmig, nur das letzte Segment ist enger als die übrigen ; die Stricturen zwischen den Ringen sind zwar deutlich, aber seicht. Erstes Abdominalsegment ist mit einer derberen Haut gedeckt; seine Höcker nur niedrig. Die Seitenlinie mit schwarzen Härchen besetzt ; sie beginnt mit dem dritten Segmente und endet mit dem achten. Neben derselben, mit ihr parallel zieht sich auf der vorderen Hälfte des dritten bis siebenten Segmentes auf der Rückenseite eine Reihe von 7 — 9 kleinen Chitinpunkten. Kiemen fadenförmig, nach beiliegendem Schema, in welchem die Ziffern in Klammern die minder häufig vorkommende Fadenzahl bezeichnen, geordnet. Auf der Rückenfläche des letzten Abdominalsegmentes befindet sich eine quer- viereckige Chitinplatte mit abgerundeten Hinterecken, deren Hinterrand 4 lange und 5 kürzere Borsten trägt ; 15 sie nimmt ein Drittel der Rückenbreite des Segmentes ein. Ihre Farbe ist dieselbe wie auf dem Kopfe und sie ist ebenfalls auf der vorderen Hälfte durch dunklere Punkte gezeichnet. Ähnliche Plättchen unterstützen die Nachschieber; sie tragen auf ihrem Hinterrande je 4 lange schwarze Borsten und auf ihrer Fläche noch eine bogenförmige Reihe von 5 kürzeren Borsten. Nachschieber kurz, 2gliedrig, stark, mit einer starken Klaue, welche einen kleinen Rückenhaken trägt. Nymphe cylindrisch 17 — 21 mm lang, 3*7— 4*6 mm breit. Kopf querelliptisch mit massig gewölbtem Stirnumrisse. Fühler stark, fadenförmig, beim (^ an das Ende des achten, beim 9 ^^ das Ende des siebenten Abdominalringes reichend; ihr Basalglied nur wenig von den übrigen verschieden. Mundtheile auf der vor- deren Fläche des Kopfes gestellt. Die Oberlippe stark gewölbt, mit einem halb- kreisförmigen, in der Mitte etwas stumpf vorgezogenen Vorderrande und parallelen Seiten; ihre Breite ist gleich ihrer Länge. Bei reiferen Nymphen ist ihre Basis und die vordere Hälfte mit Ausnahme von jederseits einer blassen gi'ossen Stelle gelbbraun gefärbt und chagrinirt. Jede der ungefärbten vorderen Stellen trägt 5 lange, starke, schwarze Borsten. In dem basalen Drittheile steht jederseits eine Reihe von 3 schwächeren Borsten, von welchen die äussere und zugleich schwächste auf dem Seitenrande der Oberlippe sich inserirt. Mandibulae stark, aus einer brei- teren Basis dreieckig zugespitzt, mit einer scharfen, fein gezähnten Schneide und 2 Rückenborsten, von denen eine so lang wie die Mandibel selbst, die andere aber kürzer ist. Palpi maxillares des (^ Sgliedrig; das 1. Glied ist kurz, die übrigen zwei gleich lang und länger als das 1. Jene des 9 ögliedrig; nur das Basalglied ist kürzer. Die Labialtaster sehr kurz und stark ogliedrig, das letzte Glied am längsten. Flügelscheiden abgerundet, alle ganz gleich lang, kaum an das Ende des 4. Abdominalsegmentes reichend. Spornzahl 13 4; Sporne stark und kurz. Die Tarsalglieder der Vorder- und Hinterfüsse kahl, jene der Mittelf üsse bewimpert. Der Haftapparat ziemlich schwach entwickelt. Auf dem 1. Abdominalringe trägt er auf der Rückenseite eine sattelförmige Erhöhung, deren Seitenwarzen schwarz und mit kleinen Spitzen besetzt sind. Die Häkchen auf dem Vorderrande des dritten Segmentes sehr mannigfaltig entwickelt : manch- mal fehlen sie auf einer oder auf beiden Seiten gänzlich ; Über Auf Unter 1 1J51 -li.- -u'j- 11- der Seitenlinie manchmal finden wir dort ein, zwei bis drei ganz kleine Häkchen. Der Vorderrand des vierten Ringes trägt ge- wöhnlich 3, selten 2 oder 4 kleine Häkchen. Der Vor- derrand des fünften trägt gewöhnlich auch nur 3 Häk- chen, öfters aber als auf dem vorigen Ringe sind 4 ent- wickelt, selten nur 2. Der Vorderrand des sechsten gleich oft 4 oder 3, minder oft 2 oder 5. Der Vorderrand des siebenten gleich oft 4 oder 3, seltener 2 Häkchen. Der Hinterrand des fünften Segmentes trägt zwei quer läng- liche Chitinplättchen, die mit 10 bis 17 kleinen, nach vorne gerichteten Häkchen besetzt sind. Die Seitenlinie beginnt auf dem Ende des fünften Segmentes und bildet ^^^^^^ ^^^ ^.^^^^ ^^^ auf der Bauchfläche des achten einen unvollkommenen Nymphe der Kranz; sie ist deutlich entwickelt und mit nicht zu Anabolia laevis, Zett. 3 2 3 2—3 3 ^• 3 3 3 ^ TTT 2 2—3 ^^■ 3 2 2 2-3 jy 1 3^^' 2 1 2 2y 3 ^• 2 2 2 VI 2 ^^• 2 2—1 1-2^- (1) VIU. 16 sehr laugen Härchen besetzt, welche unten duukelbraun, gegen die Spitze aber fast grau gefärbt sind. Kiemen fadenförmig, nach beiliegendem Schema geordnet. Appendices anales sind als 2 stäbchenartige Chitinfortsätze entwickelt, deren Spitzen etwas nach auswärts gebogen und wie das letzte Abdominalsegment mit kleinen Spitzen, besonders auf der Aussenseite besetzt sind. Ausserdem trägt jedes eine Borste auf der oberen Seite nahe der Basis, eine auf dem zweiten Drittheile, eine nahe der Spitze und eine auf der Spitze selbst. Die untere Fläche des letzten Segmentes trägt vier kleine, rundliche Lobi, die neben einander in einer Reihe stehen ; die zwei inneren sind ein wenig grösser als die seitlichen. Das Gehäuse der jungen Larven ist cylindrisch aus Vegetabilien gebaut; kleine und grössere Stücke von Grashalmen, Rinde, Blättern, Fichtennadelu u. s. w. sind unregelmässig der Länge nach, oder etwas schräg aneinander gefügt, so dass einzelne Stücke die Hinteröffnung überreichen. Zum eigentlichen Gehäuse ist bei der Mundöffnung ein Zweigchen, welches so abgebissen ist, dass es die Länge des Gehäuses hat, zugefügt ; es ist in der Regel in seiner Mitte an das vordere Ende des Gehäuses befestigt und seine vordere Hälfte ist frei und überragt das Gehäuse. Das Gehäuse der vollkommen entwickelten Larve ist 17 — 25 mm lang, 4*5 — 5'2 mm breit, aus Sandkörnchen gebaut, cylindrisch, gerade oder kaum merklich gebogen; es hat eine unebene, rauhe Oberfläche und trägt auf der einen oder auf beiden Seiten befestigte Holzstückchen, welche manchmal viel länger sind als das Gehäuse selbst, doch die Vorderöffnung nicht überragen; gewöhnlich sind diese Hölzchen auf einer Seite grösser als auf der anderen. Nebst ihnen sind auch oft eine, oder mehrere kleine Pflanzenpartikeln auf der Oberfläche des Gehäuses befestigt. Vor der Verpuppung befestigen die Larven ihre Gehäuse einzeln auf die untere Fläche von grösseren Steinen, oder auf die im Wasser kriechenden Wurzeln der am tifer stehenden Bäume, oder auch auf die im Wasser liegenden Äste, so dass sie ihrer Unterlage fest anliegen und verschliessen beide Öffnungen mit Sandkörnern und einem kleinen Gitter mit wenigen aber grossen unregelmässigen Löchern. Die aus- schlüpfende Nymphe macht eine unregelmässige Öffnung in die Wand des Gehäuses am Kopfende. Die Larven leben in Teichen, Flussarmen mit stehendem Wasser, aber auch in kleineren Flüssen und sogar Bächen mit fliessendem Wasser. Stenophylax rotundipennis, Brauer. (Fig. 4.) Stenophylax pilosus, Kol., G. et. Sp., I. Th., nee F.; Walser, Tr. Bavar., 40. Änabolia ratundipennis, Brauer, N. A., 49, Fig. 54, 55. Slenophjlax rotundipennis, Mc. Lach., Rev. u. Syn., 126. Die Metamorpliose von Walser (op. cit.) beschrieben. Larve raupenförmig, cylindrisch, bloss gegen den Kopf hin verschmälert, — 19 mm lang und 4 mm breit. Kopf etwas klein breit elliptisch, stark nach unten geneigt, auf der oberen Fläche mit ziemlich zahlreichen, langen schwarzen Borsten besetzt. Seine Grundfarbe gelbbraun mit zahlreichen braunen Punkten ; diese bilden 17 auf dem Clypeus auf der Stirn eine A-förmige Gruppe; grosse Gruppen derselben sind auf den Pleuren neben der Hinterhauptsnaht, auf den Schläfen und unten bei den Eändern des Hinterhauptsloches. Bei den einspringenden Winkeln der vorderen Äste der Gabellinie sind helle, braun gesäumte Flecke. Fühler klein, zwischen den Augen und der Mandibelbasis gestellt. Sie bestehen aus einem starken Basalgliede, welches ein kleines warzenförmiges Endglied trägt. Augen sehr stark gewölbt. Mundtheile wenig prominent. Labrum quer elliptisch, vorne mit einem kleinen, aber tiefen halbkreisförmigen Einschnitte. Etwa in der Mitte der freien Fläche steht eine Reihe von 6 kurzen starken Borsten, von denen die randständigen gold- gelb, die übrigen schwarz sind. Vor ihnen steht auf jeder Seite eine kurze, stäbchen- Fig. 4. Stenophylax rotundipennis, Br. l.— 4. Larve: l. Labrum *%. 2. Mandibula von oben *%. 3. Mandibula von innen *7i' ^- Maxilla und Labium ^^/j. 5. — 8. Nymphe: 5. Labrum ^Vi- 6. Man- dibula *7i« 7. D. Körperende des cT von unten ^Yi- 8. Dasselbe von der Seite "/j. 9. D. Lar- vengehäuse Vi« förmige, etwas gebogene goldgelbe Borste ; eine ähnliche Borste steht jederseits an dem Vorderrande. An den Seitenrändern der Einkerbung steht jederseits eine ganz kleine, höckerartige Borste. Die Seitenränder tragen eine dünne Bürste aus längeren Borsten. Mandibeln meisselförmig, stark in der Ansicht von oben subtriangulaer, mit einer scharfen Schneide, die mit 4 starken Zähnen versehen ist; der Rücken trägt ganz nahe der Basis zwei ziemlich kurze Fühlborsten und die obere Innen- kante ein Büschel von goldgelben Börstchen. Maxillen sehr stark, aber verkürzt. Der Basaltheil derselben sehr breit und auf ihm sitzt der kurze, breit konische Kiefertheil und der viergliedrige, starke, gebogene Palpus. Labium sehr stark nach unten gebogen, so dass es fast im rechten Winkel nach unten absteht und sein Scheitel mit der Öffnung der Sericterien sich fast ganz auf der unteren Seite des Labium befindet. Es ist niedrig halbkugelig mit kleinen eingliedrigen Tastern. Alle in den Mund gekehrten Partien der Maxillen und des Labium sind stark beborstet. 18 Vüu ilcu Tiiorakalsegiuenten ist nur Pronotum und Mesonotum hornig. Beide sind quer länglich, von gelbbrauner Grundfarbe, mit zahlreichen braunen Punkten. Diese bilden auf dem Pronotum eine x förmige Gruppe an der mittleren Naht und eine grössere kreisförmige Gruppe jederseits etwa in der Mitte der hinteren Hälfte eines jeden Seitentheiles und eine kleinere näher dem Seitenrande. Die Anordnung der Punkte auf dem Mesonotum ist jener auf dem Pronotum ziemlich ähnlich; einige kleine Punkte sind etwa in der Mitte an der Mittelnaht, eine grössere Gruppe in der Mitte jeden Seitentheiles und von ihr zieht sich eine un- regelmässige Keihe gegen den Vorderrand, eine doppelte Reihe kleiner Punkte gegen die Vorderwinkel und eine bogenförmige Reihe von 4 Punkten gegen das hintere Ende der Mittelnaht. Pronotum und Mesonotum sind mit ziemlich zahl- reichen schwarzen Borsten besetzt. Der Vorderrand des Pronotum trägt nebstdem kürzere goldgelbe Borsten. Das Metanotum fast zweimal so breit wie Pronotum, mit vier Gruppen von schwarzen Borsten, um deren Basis die Cuticula etwas chi- tinisirt und gelbbraun ist. Die Mittel- und Hinterfüsse fast gleich lang und um die Hälfte länger als die Vorderfüsse Sie sind, besonders Coxae, mit starken, langen, schwarzen Borsten versehen, die aber nur auf den Coxalgliedern zahlreich sind. Auf der Innenkante des Femur und Tibia des 1. Paares und Femur, Tibia und Tarsus des zweiten und dritten Paares sind zahlreiche, kurze Spitzen, die einen Kamm bilden. Das Ende des Trochanter und Basis des Femur trägt längere graue Fiederborsten. Das Tibienende trägt zwei starke Sporne. Klauen stark und ziemlich lang, mit einem starken Basaldorne. Die Farbe der Füsse ist gelbbraun, doch sind sie mit Reihen von braunen Punkten verziert und zwar sind auf der äusseren Seite mit der Aussenkante parallele Reihen derselben auf dem Femur und Tibia, einige Punkte auf dem Trochanter und eine Gruppe auf den Coxen, wo sie auf den Vorderfüssen am deutlichsten sind; auf der Innenseite auf der Tibia des ersten Paares, Femur und Tibia des zweiten und dritten Paares; auf den Coxal- gliedern sind nur undeutliche Gruppen. Die Cuticula des ersten Abdominalsegmentes derber als jene der übrigen. Die Höcker sehr flach. Die Seitenlinie fein, mit grauen Härchen besetzt, beginnt mit dem dritten Segmente. Parallel mit und über der Seitenlinie zieht sich auf dem dritten bis siebenten Segmente eine Reihe von 3 — 6 Chitinpunkten. Kiemen fadenförmig nach beiliegendem Schema geordnet, ziemlich schwach. Die Mitte der Rückenseite des letzten Segmentes mit einer kleinen gelbbraunen Chitinplatte, die hinten bogenförmig begränzt ist, vorne aber in die übrige Cuticula allmählich über- geht und mit zahlreichen schwarzen Borsten besetzt ist, von welchen jene auf dem Hinterrande die längsten sind. Nachschieber sehr kurz, gelbbraun mit einer starken Klaue, die einen Rückenhaken trägt. Nymphe stark, cylindrisch 16 — 19 mm lang, 3*5—4 mm breit. Kopf verhältnissmässig klein, quer- Schema der Kiemen der elliptisch, mit einem gleichmässig, aber ziemlich schwach Larve von Stenophylax ..,, , ^i.- • . , „ , . rotundipennis, Br. gewölbten btirnumrisse. Antennae stark, fadenförmig, Über Auf Unter der Seitenlinie 1 } n. 1 1 1 >• 1 1 1 >■ 1 ^• 1 ^^• 1 vn. 19 an das Ende des achten Hinterleibsringes reichend. Die Oberlippe länger als breit, mit einer deutlichen Basis, im ganzen Umrisse halbkreisförmig, vorne mit zwei seichten Ausschnitten. Die Basis trägt jederseits zwei starke, schwarze, lange Borsten und an dem Rande ein kurzes goldgelbes Börstchen. Vorne steht jeder- seits eine Gruppe von fünf langen schwarzen, starken Borsten und an dem Vorder- rande ein kurzes goldgelbes Börstchen. Mandibeln ziemlich kurz, stark, dreieckig, mit einer fein gezähnten Schneide und zwei kleinen Borsten auf dem Rücken. Maxillartaster des (^ dreigliedrig, das basale Glied ganz kurz, das zweite und dritte lang, untereinander fast gleich ; beim 9 fünfgliedrig, basales Glied ganz kurz, zweites und viertes etwas länger, unter einander gleich, fünftes noch länger, drittes aber am längsten. Die Labialtaster dreigliedrig, ihre Glieder stufenweise länger; sie reichen beim (^ etwa in die Mitte des dritten Gliedes, beim 9 f^st an das Ende desselben Gliedes. Beide Tasterpaare sind im schwachen Bogen nach hinten gerichtet. Flügelscheiden abgerundet, breit, beide Paare gleich lang, reichen etw^a an die Mitte des vierten Hinterleibsringes. Spornzahl 13 4. Sporne stark, lang und spitzig; ihre Paare fast gleich. Die Tarsalglieder des 1. Paares kahl, jene des zweiten stark, und des dritten schwach bewimpert Auch die Coxalglieder tragen auf ihrer Unterseite spärliche schwarze Haare. Haftapparat ist zwar mit einer kleineren Zahl von Häkchen versehen, diese sind aber desto stärker. Die Plättchen auf dem Vorderrande des dritten bis siebenten Segmentes tragen je 2 oder 3, ausnahmsweise 4 oder nur 1 Spitze, neben M'elcher dann eine oder zwei kleinere Spitzen stehen. Die Plättchen des Hinter- randes des fünften Segmentes tragen je 8 — 12 ziemlich starke, nach vorne gekehrte Spitzen Der Hinterrand des ersten Segmentes ist sattelförmig erhoben und die bei- den warzenförmigen Höcker sind mit spärlichen kleinen Spitzen besetzt. Die Seiten- linie stark entwickelt und mit dichten, grau schwarzen Härchen besetzt; sie be- ginnt auf dem Hinterrande des fünften Segmentes und bildet auf dem Hinterrande des achten einen starken Kranz. Kiemen stark, fadenförmig, wie bei der Larve geordnet. Das letzte Abdominalsegment ist beim 9 stumpf mit zwei starken gelb- braunen Chitinfortsätzen, die eine stumpfe, nach aussen gebogene Spitze haben und einige kleine Börstchen tragen; beim (^ finden wir nebstdem auf der unteren Seite zwei starke stumpfe Lobi, zwischen welchen sich eine kurze, etwas ausge- schnittene Anlage von Penis befindet. Das Larvengehäuse cylindrisch 15 — 19 mm lang, 4'2— 4*8 mm breit, nach vorne und hinten wenig, doch kenntlich verschmälert, etwas von oben und unten compress, gebogen, aus Sandkörnchen mit Schlammpartikeln gemischt gebaut, auf der Oberfläche fast glatt. Die Vorderöff'nuug ist schief. Das Hinterende schön ab- gerundet, mit einer kreisförmigen Öffnung. Das Puppengehäuse ist ebenso lang wie ein vollständiges Larvengehäuse, mit dem hinteren Ende auf grössere Steine und andere Gegenstände auf dem Bachboden so befestigt., dass es mit seiner ganzen Länge nach der Unterlage anliegt. Das Vorderende abgerundet, mit Sand und Schlammpartikeln geschlossen, die eine kleine unregelmässige, oft dreitheilige Öffnung lassen. Das Hinterende gewöhnlich etwas schief rundlich abgeschnitten, 20 theilweise durch Schlamm- und Sandpartikeln verschlossen, die auf einer Chitin- membran angeklebt sind, welche in ihrer oberen Hälfte zahlreiche kleine Poren hat. Die Larven leben in reinen Bächen um Prag, Leitomischel. Stenophylax nigricornis, Pict. (Fig. 5.) Phryganea nigricornis, Pict., Recherch., 136, Taf. VI, Fig. 4. ('1834) cf. Hag., Stett. Zeit., 1859, 135. Phryganea testacea, Zett, Ins. Lap., 1065, var. (1840). Stenophylax areatus, Kol., Verh. Gesell. Wien, 1856, 165. Anaholia areata, Brauer, N. A., 48, Fig. 52, 53; Kol., G. et Sp., Th. 11, 279. Stenophylax stellatus, Hag., Ent. Ann., 1859, 94, nee Gurt. Stenophylax nigricornis, Mc. Lach., Rev. a. Syn., 127. Die Metamorphose von Pictet beschrieben. Larve raupenförmig, cylindrisch, sehr stark, 23 mm lang, 4V2 iimü breit, gegen den Kopf hin rasch verschmälert. Kopf breit eiförmig, oben ziemlich flach. Seine Grundfarbe ist gelbbraun, vorne etwas dunkler, mit zahlreichen Punkten, welche dunklere Contouren haben und dünnere Stellen der Cuticula bezeichnen. Alle seine Chitintheile diese Punkte ausgenommen sind mit feinen braunen Punkten chagrinirt. Die Gruppirung der Punkte ist nicht ganz beständig, obwohl sie immer demselben Grundplane folgt. Am dichtesten sind sie neben der hinteren Sutur der Gabellinie, hinter den Augen, und bei unteren, das Hinterhauptsloch begränzenden Kändern der Pleuren. Auch zwischen beiden vorderen Ästen der Gabellinie findet man auf dem Clypeus eine kleinere Gruppe aus 3 Reihen von Punkten, die ein mit dem Scheitel nach vorne gerichtetes Dreieck bilden. Fühler sehr rudimentär, zwischen der Basis der Mandibeln und den Augen, aus zwei Gliedern bestehend, von denen das erste niedrig und breit ist, das zweite auf dem ersten als eine kleine Spitze sitzt. Mundtheile wenig prominent. Die Oberlippe querelliptisch mit einem tief ausgeschnittenen Vorderrande. Etwa im ersten Drittheile steht auf ihrer Ober- fläche eine bogenförmige Reihe von kurzen Borsten, von denen die äusseren auf dem Rande selbst stehen. Der Vorderrand ist mit 2 Paaren von sichelförmig ge- krümmten starken Dornen bewehft, von denen das innere Paar kürzer ist als das äussere. Ein ähnlicher Dorn wie jene des äusseren Paares steht jederseits auf der oberen Fläche zwischen den zwei Borsten und dem Vorderrande. Die Seitenwinkel tragen kurze Bürsten. Mandibeln schwarzbraun, stark, meisselförmig ; die Schneide trägt 3 stumpfe niedrige Zähne, die Innenkante eine kleine gelbbraune Bürste, der Rücken zwei ungleich lange, ziemlich kurze Borsten. Palpi maxillares 4gliedrig, ko- nisch, gebogen und niedrig ; der Kiefertheil niedrig und breit, unter seiner Spitze mit zwei kurzen Dornen bewehrt. Der Basaltheil trägt auf der äusseren und der Mund- öffnung zugekehrten Seite starke, stäbchenartige Borsten, auf der inneren Seite schwache, dichte Borsten. Labium niedrig, halbkugelig, mit kleinen eingliedrigen Tastern. Sein Scheitel ist mehr nach unten gekehrt, so dass sich die Mündung der Sericterien nicht in den Mund, sondern ausserhalb desselben öffnet. Die Thorakalsegmente sind stufenweise breiter, so dass das Metanotum genau zweimal so breit ist wie Pronotum. Dieses ist ziemlich schmal, quer elliptisch, 21 gelbbraun ; sein Vorderrand und Seitenrand ist dunkler gesäumt, Hinterrand glänzend schwarz gesäumt. Etwa im ersten Drittheile zieht sich über den Prothorax eine kurze, rauchfarbige Querbinde und der Theil hinter ihr ist wie der Kopf mit dunk- leren Punkten besäet, welche oben an der Sutur eine x-formige Zeichnung und jederseits bei dem Hinterrande eine grössere Gruppe bilden. Mesonotum quer viereckig, mit dem Pronotum gleichfarbig, vorne etwas dunkler, an der Seite und hinten glänzend schwarz gesäumt. Vorne etwa im ersten Drittheile an der Sutur jederseits mit zwei Punkten ; in der Mitte eines jeden Halbschildchens eine grössere Gruppe von Punkten, von welcher sich eine Keihe derselben zu den Vorderecken zieht. Nebstdem sind auf der übrigen Fläche einige Punkte zerstreut. Die Chitin- schildchen des Pronotum und Mesonotum sind sehr fein chagrinirt. Auf dem Meta- Fig. 5. Stenophylax nigricornis, P. l.— 4. Larve: l. Labrum .^7i- 2. Mandibula von innen ^'Vi 3. Mandibula von oben ''»/j. 4. Maxiila und Labium ^Vj. 5.-7. Nymphe: 5. Labrum ^o/^. 6. Man- dibula ^%. 7. D. Körperende des cf von unten ^'/i* 8. D. Larvengehäuse Y, 9. D. Nymphen- gehäuse Vi« notum sind vier quer längliche, schwach chitinisirte, mit kurzen steifen Borsten be- setzte Stellen, von denen die vorderen zwei auf der vorderen Hälfte in der Mitte oben auf dem Piücken einander genähert sind. Pronotum und Mesonotum sind mit zahlreichen schwarzen Borsten besetzt, welche in der Mitte der Schildchen am kürzesten, an den Rändern am längsten sind. Füsse stark, die hinteren etwas mehr als um die Hälfte länger als die vorderen. Sie sind nur wenig beborstet, die innere Kante der Femora aller Füsse ist mit einem Kamme von senkrechten, kurzen Spitzen bewehrt; auf der Innenkante der Mittel- und Hinter-Tibien ist ebenfalls eine solche Reihe, die Spitzen sind aber schief. Die Innenkante des Trochanter ist auf allen Füssen mit blassen feineren Borsten besetzt. Die Coxalglieder sind besonders auf den Rändern der Chitintheile des Gelenkes mit dem Trochanter auf 22 Über Auf Unter der Seitenlinie der Rückenseite mit steifen schwarzen Borsten besetzt. Das Tibienende trägt zwei starke Dornen und die starken Klauen je einen Basaldorn. Die Farbe der Füsse ist dieselbe wie auf dem Kopfe, doch gegen die Klauen wird sie mehr dunkel und die Gelenke sind schmal schwarz gesäumt. Die Femora und Tibien sind auf der Innen- wie Aussenseite je mit einer Reihe von dunkleren Punkten verziert; diese sind auf den Vorderfüssen und Aussenseite deutlicher als auf den Hinter- füssen und Innenseite. Auch die Coxalglieder haben Gruppen von ähnlichen Punkten. Die Abdominalsegmente sind durch deutliche Stricturen von einander ge- schieden. Das erste Segment mit drei niedrigen Höckern, von welchen die seitlichen grösser sind ; die Bauchseite ist ebenfalls gewölbt und mit steifen schwarzen Borsten besetzt. Seine Haut ist mit feinen Punkten chagrinirt und deshalb dunkler als auf den übrigen Segmenten, Die Seitenlinie deutlich; sie beginnt auf dem Anfange des dritten Segmentes, zieht sich bis auf das Ende des achten und ist mit schwarzbraunen kurzen Härchen be- setzt. Kiemen fadenförmig, stark, nach beiliegendem Schema geordnet. Das letzte Abdominalsegment ist oben mit einem schwach chitinisirten gelbbraunen Plättchen bedeckt, welches zahlreiche schwarze Borsten trägt, welche nach hinten länger werden, so dass diejenigen, welche auf dem bogenförmigen Hinterran'de des Schildchens stehen, am längsten sind. Nachschieber kurz, zweigliedrig mit einer einfachen Klaue. Die Stützplatte auf dem Rücken trägt auf ihrem Hinterrande vier und auf ihrer oberen Fläche nebst einigen kürzeren noch eine starke schwarze, lange Borste. Nymphe cylindrisch, stark, 17 — 20 mm lang, 4"2 - 5 mm breit. Kopf verhältnissmässig klein, querelliptisch mit einem gleichmässig gewölbten Stirnumrisse. Antennen stark, fadenförmig, mit dem Körper gleich lang. Die Oberlippe aus einer etwas breiteren Basis halbkreisförmig, mit einem im stumpfen Winkel gebrochenen Vorderrande. Auf der Basis stehen jederseits drei längere und eine kürzere Borste; vorne etwa im ersten Drittheile steht jederseits eine Gruppe von fünf starken schwarzen Borsten und auf dem Vorderrande ein kurzes, gelbbraunes Börstchen. Mandibeln verhältnissmässig klein, aus einer breiteren Basis dreieckig zugespitzt, mit einer scharf gezähnten Schneide und zwei fast gleich langen Fühl- borsten auf dem Rücken. Maxillartaster bei (^ dreigliedrig, erstes Glied sehr kurz, die zwei übrigen gleich lang; bei 9 fünfgliedrig, die Glieder gegen die Spitze länger, aber dünner. Labialtaster dreigliedrig, das letzte Glied gleich lang wie die beiden vorhergehenden zusammen. Flügelscheiden abgerundet, reichen etwas über die Mitte des vierten Abdo- minalringes ; beide Paare gleich lang. Spornzahl 13 4. Sporne spitzig, stark, ihre Paare ziemlich gleich. Tarsi der Vorderfüsse kahl, jene der Mittelfüsse stark, aber doch nicht so viel wie gewöhnlich, behaart, Tarsi der Hinterfüsse tragen auf ihrer unteren Seite spärliche Härchen. Haftapparat sehr stark entwickelt. 1 1 1 °- 1 1 Jm. 1 (0) 1 (1) }iv. 1 l-(0) 1 ^' (1) }iv. l-(0) }vn. (^^vrn, Schema der Kiemen der Larve von Stenophylax nigricornis, Pict. Der Hinterrand des ersten Hinterleibs- 23 ringes trägt zwei erhobene, mit kleinen Spitzen besetzte Warzen. Die Vorder- ränder des dritten bis siebenten Segmentes sind je mit einem Paare von Chitin- plättchen versehen, welche 6 — 7, selten nur 3 oder 4 starke, nach hinten gekehrte Haken tragen; diese sind in einen Halbkreis geordnet. Der Hinterrand des fünften Segmentes trägt zwei Platt chen mit 7 — 12 kleinen Häkchen; der Hinterrand des Plättchens selbst ist mit sehr kleinen Spitzen besetzt. Kiemen fadenförmig, ähnlich wie bei der Larve geordnet. Die Seitenlinie stark schwarzbraun behaart, beginnt auf dem Ende des fünften Segmentes und bildet auf dem achten einen Kranz. Das letzte Abdominalsegment trägt bei 9 iiur 2 kurze, starke, stäbchenartige Chitin- fortsätze, welche eine stumpfe, nach auswärts gekrümmte Spitze haben. Beim (^ findet man nebst den Fortsätzen auf der unteren Seite zwei seitliche, stumpf drei- eckige Lobi, zwischen welchen die herzförmige Anlage des Penis liegt, deren Ende mit den Enden der seitlichen Lobi eine Linie bildet. Das Larvengehäuse 23 mm lang, 5 mm im queren Durchmesser. Das Ge- häuse ist etwas nach hinten verschmälert, von oben und unten etwas zusammen- gedrückt und gebogen. Die vorderen ^4 sind aus kleinen Steinchen gebaut, das letzte Viertel aus Blattstücken, und zwar ist oben ein Stück und unten ein Stück, und das Hinterende ist auch mit einigen kleinen Blattstückchen verschlossen und in der Mitte ist eine grosse Öffnung ausgebissen. Das Puppengehäuse fast cylindrisch, nur wenig nach hinten verschmälert; vorne aus grösseren Steinchen, hinten aus gröberen Sandkörnern gebaut. Die vordere Öffnung theilweise durch die überragenden Steinchen, theilweise durch einige grosse Maschen der Siebmembran verschlossen. Ähnlich die Hinteröffnung, nur vertreten die Sandkörner hier die Stelle der Steinchen. An das Hinterende sind ein bis. einige grosse Steinchen befestigt. Man findet die Nymphengehäuse in die sandigen oder nur mit kleinen Steinchen bedeckten Stellen des Bodens in den Gebirgsbächen und Quellen senkrecht eingesenkt, so dass das obere Ende des Gehäuses in einer Ebene ist mit dem Boden selbst. Stenophylax steUatus, Gurt. (Fig. 6.) Limnophilus stellatus, Curt., Phil. Mag., 1834, 125. Halesus stellatus, Steph., Hl., 210. Stenophylax stellatus, Mc. Lachl., Tr. Ent. Soc, ser. 3, I. 238; Tr. Br., 61, Taf. VI. Fig. 4, XI, Fig. 7, 8, Rev. a Syn. 128; Meyer-Dür, Mitth. schw. ent. Gesell., FV, 391. Phryganea pantherina, Pict., Recher., 137, Taf. VI. Fig. 1. (1834). Limnophilus pantherinus, Burm., Handb., 933. Stenophylax pantherinus, Kol., G. et. Sp., 67 {partim); Hag., Ent. Ann., 1859, 94. Phryganea guttifera, Zett., Ins. Lap., 1067, (1840). Die Metamorphose von Pictet beschrieben. Larve wie bei St. luctuosus, 22 mm lang, 5 mm breit. Kopf wie bei St. nigricornis. Seine Farbe unter der Loupe dunkel bis schwarzbraun, auf dem hinteren Theile der Schläfen rothbraun ; erst bei stärkerer Vergrösserung und besonders auf macerirten Präparaten oder auf den Exuvien kann man die Punkte, welche ähnlich wie bei St. nigricorais gruppirt und nur hinten auf den lichteren Stellen auf den 24 Schläfen deutlicher sind, beobachten. Die Vertheilung der Borsten auf dem Kopfe ist dieselbe wie bei St. nigricornis. Auch die Fühler sind ähnlich. Die Chagrinirung ist noch gröber wie bei St. luctuosus. Labrum wie bei St. nigricornis. Mandibeln der Form nach ganz ähnlich, nur etwas schlanker; die Zähne auf der Schneide sind schärfer. Auch Maxillen und Labium ähnlich, aber schlanker. Über Auf Unter der Seitenlinie Flg. 6. Stenophylax stellatus, Ct. l. — 3. Larve: 1. Mandibula von innen ^Vi- 2. Mandibula von oben ^7i. 3. Maxilla und Labrum ^Vi- ■*• "°d 5. Nymphe: 4. Labrum ^Vi- 5« ^- Körperende des J* von unten ^Vi- Pronotum, Mesonotum und Metanotum ganz ähnlich wie bei St. luctuosus. Die Vertheilung der Borsten ist auch fast dieselbe wie bei dieser Art. Die Farben sind dunkler. Auf dem Pronotum sind die Punkte sehr deutlich und gross. Das Mesonotum erscheint unter der Loupe dunkelbraun, jederseits mit zwei lichten Flecken : nämlich in der Mitte oben an der Sutur beim Vorderrande und in den Hinterecken nahe dem Hinter- rande. Bei näherer Untersuchung finden wir, dass die Vertheilung der dunklen Punkte fast gleich ist, wie bei St. luctuosus, aber die Contouren der derselben ver- schwommen sind. Füsse ganz gleich gebildet wie bei St. luctuosus, nur die Farbe ist rothbraun und die Ränder und Kanten der Chitintheile breiter schwarz- braun bis braun gesäumt. Die Punkte auf dem Tro- chanter sind minder deutlich. Die Stricturen zwischen den Abdominalsegmenten, das erste Segment und die Seitenlinie wie bei St. nigri- cornis. Kiemen fadenförmig, weit stärker entwickelt als bei St. nigricornis. Das Schildchen auf dem letzten Hinterleibssegmente wie bei St. nigricornis, aber weit mehr chitinisirt, rothbraun, vorne dunkelbraun, noch 1 1 1 1°- 1 1 1 >• 1 1 1 \ I^- 1 (0)1 1 (0) 1 ^• (1) i^^- Jvn. {vm. Schema der Kiemen der Larve von Stenophylax stellatus, Curt. 25 stärker beborstet als bei St. luctuosus. Nachschieber wie bei St. nigricornis, aber stärker und rothbraun; die Klauen schwarzbraun. Nymphe cylindrisch, stark, 16 — 23 mm lang, 4*1 — 5 mm breit. Kopf quer- elliptisch, ziemlich klein, mit einem gleichmässig gewölbten Stiruumrisse. Antennen stark, fadenförmig, reichen an den Anfang des siebenten bis an das Ende des achten Hinterleibssegmentes. Ihr erstes Glied bedeutend stärker und länger als die übrigen. Die Oberlippe kürzer und mehr abgerundet, aber mit derselben An- ordnung von Borsten wie bei St. nigricornis. So auch die Mandibeln, die Maxillar- und Labialtaster. Die Flügelscheiden, Füsse, Sporne wie bei St. luctuosus. Haftapparat weit schwächer entwickelt als bei St. nigricornis und doch stärker als bei St. luctuosus. Die Plättchen auf dem VordeiTande des dritten bis siebenten Segmentes tragen 3 bis 4, seltener 2 oder 5 Häkchen; jene auf dem HinteiTande des fünften Segmentes je 9 — 14, gewöhnlich tJber Auf ^ Unter aber 11 — 12 Häkchen. Die Seitenlinie wie bei St. nigri- cornis. Kiemen fadenförmig, nach beiliegendem Schema geordnet. Die Chitinfortsätze des letzten Segmentes sind stärker als bei St. luctuosus, aber nicht so stark wie bei St. nigricornis. Die seitlichen Lobi der (j* Nymphen sind breit und stumpf, die Penisanlage klein, weit kürzer als die Seitenlobi. Die untere Fläche des neunten Seg- mentes ist bedeutend mehr behaart als bei St. nigricornis und luctuosus. Das Larven- U.Pttpjöen^eMwse (21— 24mmlang) Schema der Kiemen der ist ähnlich wie bei St. luctuosus, aber die Steinchen ^"^stellatus, CurtI scheinen kleiner zu sein und die Oberfläche minder rauh. Diese Art lebt in denselben Gewässern wie St. luctuosus, doch sie er- scheint später, nämlich erst Ende August und im September. Stenophylax luctuosus, Piller. (Fig. 7.) Phryganea luctuosa, Piller et Mitterpacher, Iter per. Poseganam, 85, Taf. VI, Fig. 6 (1783); c Borkhausen in Scriba's Journal, 111, Hag., Stett. Zeit. 1859, 135. Stenophylax pantherinus, var. geometrina und Brittingeriana, Kol., Gen. et Sp., I. Th., 67 (1848) Anabolia geometrina, Kol., op. cit., 11. Th., 280. Anabolia gigantea, Brauer, N. A., 48, Fig. 50, 51 (1857). Stenophylax luctuosus, Mc. Lach. Rev., a Syn., 130. Larve raupenförmig, cylindrisch, sehr stark, 21 mm lang, 4*4 mm breit, gegen den Kopf hin rasch verschmälert. Kopf wie bei St. nigricornis, nur die Chagri- nirung ist oben und unten gröber und darum ist die Farbe auch etwas dunkler und die Punkte weniger kenntlich ; diese verlieren dadurch die Bestimmtheit ihrer Contouren; nur auf den Schläfen haben die Punkte ebenso scharfe Umrisse. Die 1 1 1 1°- 1 1 1 >• 1 1 1 \^- 1 (1) 1 ;^- } VI. }vn. 26 Fühler, Labrura, Maudibeln, Maxillen und Labiiim wie bei St. nigricornis ; die Ma- xillen und Labium scheinen nur stärker zu sein. Pronotum und Mesonotum von derselben Form und Farbe wie bei St. ni- gricornis ; auch die Zeichnung ist ähnlich. Aber beide Schildchen sind weit weniger beborstet als bei der genannten Art. Auf dem Pronotum sind auf dem Vorderrande 5 steife, schwarze Borsten, eine in der Vorderecke und vier in der Mitte nebst einigen wenigen auf der Seite; zwischen je zwei schwarzen Borsten des Vorder- randes steht immer eine kurze gelbe, schwache Borste. Auf dem Mesonotum sind nebst einigen kurzen nur fünf längere Borsten. Auch die chitinisirten Plättchen des Metanotum sind sehr wenig beborstet. Füsse etwas schlanker und länger als bei St. nigricornis; die hinteren auch etwas mehr als um ein Drittel länger als die vorderen. Die Beborstung ähnlich wie bei St. nigricornis, aber die Tibien aller Fig. 7. Stenophylax luctuosus, Pitter. 1. Labrum d. Nymphe ^Vj. 2. D. Körperende des cT "^on unten ^"j^. 3. D. Nymphengehäuse Vj. Über Auf Unter der Seitenlinie Füsse bleiben unbewehrt, und die Spitzen auf der Innenkante der Femora nur kurz und spärlich. Die Farbe gelbbraun, gegen die Spitze hin dunkler. Tibien und Femora mit bogenförmigen Reihen und die Coxalglieder mit Gruppen von dunkleren Punkten verziert. Auch die Trochanter sind auf der Aussenseite mit Punkten gezeichnet, welche weit dunkler und schärfer contourirt sind als auf den Femora. Die Stricturen zwischen den Hinterleibssegmen- ten, das erste Abdominalsegment, die Seitenlinie wie bei St. nigricornis. Kiemen fadenförmig, weit stärker als bei St. nigricornis, nach beiliegendem Schema geordnet. Das Schildchen auf dem Rücken des letzten Abdominalseg- mentes ähnlich wie bei St. nigricornis, doch stärker be- haart. Nachschieber wie bei St. nigricornis. Nymphe wie bei St. nigricornis, nur grösser und stärker, 19— 25 mm lang, 4-8— 5 2 mm breit. Kopf querelliptisch, ziemlich klein, mit einem gleichmässig gewölbten Stirnumrisse. Antennen stark, fadenförmig, reichen bis auf den Wimperkranz. Ihr erstes Glied be- Schema der Kiemen der deutend stärker und länger als die folgenden. Die Ober- ^Tnctuo8uf!pnfe''n'^'' üppe ganz ähnlich wie bei St. nigricornis, aber weit 1 1 1 U'- 1 1 1 >■ 1 1 1 >' 1 (0)1 1 (0) 1 ^• J VI. Jvn. 27 grösser. Auch die Beborstung derselben analog, aber es fehlt manchmal jederseits die vierte Borste in der Gruppe bei der Basis ; auch die Gruppen an den Vorder- ecken variiren sehr viel ; manchmal finden wir in der Gruppe alle fünf Borsten wie bei St. nigricornis, andersmal wieder, uud zwar sehr häufig nur drei. Die Mandi- beln bieten keine Unterschiede dar. Die Maxillartaster des J' Sgliedrig, des 9 ögliedrig, das vierte Glied kürzer als das vorhergehende und das folgende. Labial- taster Sgliedrig kurz, bis an das Ende des dritten Gliedes der Maxillartaster reichend ; ihr drittes Glied so lang wie die beiden vorhergehenden zusammen. Flügelscheiden wie bei St. nigricornis, nur ein wenig kürzer, so dass sie nur bis zur Mitte des vierten Segmentes reichen. Spornzahl, Sporne und Füsse wie bei St. nigricornis. Die Behaarung aber weit stärker, so dass sie auf den Hinter- füssen schon fast so stark ist, wie auf den Mittelfüssen von St. nigricornis; auch sind die Tarsi der Mittel- und Hinterfüsse weit mehr erweitert. Haftapparat viel schwächer entwickelt als bei St. nigricornis. Die Plättcheu auf dem Vorderrande des dritten bis siebenten Abdominalsegmentes tragen nur 2 bis 3, selten 4 Häkchen, jene auf dem Hinterrande des fünften 9 bis 13, gewöhnlich 11 bis 12. Kiemen Über ^^^ g^^g^jj^jg^"*^^' nach beiliegendem Schema geordnet. Die Chitinfoitsätze auf dem letzten Abdominalsegmente sind schlanker und länger als bei St. nigricornis ; die seitlichen Lobi haben breitere, auf der inneren Seite etwas ausgeschnittene En- den und sind von der mittleren Penisanlage durch tiefe Einkerbungen abgesondert. Das Larvengehäuse 20 mm lang, 5*3 mm breit in der Vorderöffnung, cylindrisch, gebogen, von oben und unten bedeutend zusammengedrückt, besonders die Bauchfläche recht flach aus kleineren Steinchen gebaut. Das Hinterende abgerundet mit einer rundlichen Öffnung Schema der Kiemen der T^. r^, n.. , 1 1 j 1 T^• Nymphe von Stenophylax versehen. Die Oberflache sehr uneben und rauh. Die luctuosus, Piller. Puppengehäuse 23-27 mm lang ; übrigens wie das Larven- gehäuse. Die vordere und hintere Öffnung abgerundet, theilweise durch Steinchen, theilweise durch ein kleines, grossmaschiges Sieb verschlossen. (In der Vorder- öftnung stellt uns dieses Sieb nur ein Kreis rosettenartig gestellter kleiner Löcher vor.) Die Gehäuse sind an dem Hinterende auf die untere Fläche von Steinen manch- mal schaarenweise angeheftet. Micropterna nycterobia, Mc. Lach. (Fig. 8.) Phiyganea pilosa, Pict., Recherch., 134, Taf. VI, Fig. 2, nee F.; c/. Hag., Stett. Zeit., 1859, 131 Mc. Lach., Tijds. v. Entomol., XVm. 23. Anoholia pilcsa, Brauer, N. A., 48, Fig. 60, 61; KoL, G. et Sp., E. Th., 175, Taf. V, Fig. 55. Stenophtjlax striatus, Kol., G. et Sp., I. Th., 64, partim, nee L, Micropterna nycterobia, Mc. Lach., Rev. a. Syn., 139. Die Metamorphose von Pictet beschrieben. Larve raupenförmig, cylindrisch, 16— 19 mm lang, 3-2— 4 mm breit, ziemlich stark, am dritten Thorakal- und ersten Abdominalsegmente am breitesten, gegen 1 1 1 Jn. 1 1 1 >■ 1 1 1 1 1^- 1 (1) 1 ;^- J VI. (1) JVIL 28 den Kopf hin stark verschmälert. Kopf stark nach unten geneigt, eiförmig, fast elliptisch, fein chagrinirt und auf seiner oberen Fläche mit ziemlich zahlreichen, schwarzen, seltener gelbbraunen, steifen Borsten besetzt. Das Hypostomum sphärisch dreieckig, nach hinten sehr lang zugespitzt. Das Hinterhauptsloch sehr schief, so dass es gleich hinter dem Hypostomum beginnt. Die Grundfarbe ist braun bis dunkelbraun, an drei Stellen hell gelbbraun und zwar in dem hinteren Winkel des Clypeus, auf dem Scheitel und an den Schläfen von den Augen bis zu dem Hinter- hauptsloche. Auf dem hinteren Theile des Kopfes sind zahlreiche schwarze Punkte zerstreut; auf dem Scheitel auf der hellen Stelle bilden sie eine symmetrisch drei- Flg. 8. Micropterna nycterobia, Mc. Lach, l.— 4. Larve: 1. Labrum "/j. 2. Mandibula von oben "/j. ?>. Mandibula von der Seite ^'/i« 4. Maxilla und Labium *7i. 5. — 8. Nymphe: 5. Labrum ^Vr 6. Mandibula "/j. 7. D. Körperende des J" '^on unten "/j. 8. Dasselbe von der Seite '7i« 9- Das Larvengehäuse Vi- 10. Das Nymphengehäuse. 11. Die hintere Verschlussmembran. eckige Gruppe; eine grosse Gruppe ist jederseits auf den hellen Stellen auf den Schläfen und kleinere Gruppe unten an dem Rande des Hinterhauptsloches. Augen glänzend, dunkelbraun, hellgelb gesäumt und stark gewölbt. Antennen zwischen der Mandibelbasis und den Augen, und zwar der ersteren näher gestellt, zwei- gliedrig, wenn wir auch die cylindrische, stark chitinisirte, von der Kopfkapsel sich abhebende Basis als ein Glied rechnen; das andere Glied ist klein konisch. Vor den Antennen steht eine starke schwarze Borste. Mundtheile wenig prominent. Die Oberlippe querelliptisch, mit einem tief ausgeschnittenen Vorderrande. Fast in der halben Länge steht auf ihrer Oberfläche eine bogenförmige Reihe von sechs kurzen schwarzbraunen Borsten, von denen die äusseren an dem Seitenrande stehen. Zwischen dieser Reihe und dem Vorderrande ist ein Paar starker, stäbchenartiger Borsten von goldgelber Farbe. Nahe dem Vorderrande ist auf jeder Seite eine kurze sichel- förmig gebogene Borste; und an dem Vorderrande, näher der Mitte zwei ganz kurze Höckerchen. Die Seitenränder tragen kurze, dichte Bürsten. Mandibeln stark, 29 schwarzbraun, meisselföruiig ; die Schneide hat vier niedrige stumpfe Einkerbungen ; ihre obere Innenkante hat eine goldgelbe schräge Bürste und der Rücken trägt fast an der Basis zwei kurze, steife, schwarze Borsten. Palpi maxillares kurz und stark, viergliedrig ; der Kiefertheil sehr niedrig und breit, oben mit einigen Spitzen bewehrt. Der Basaltheil sehr breit und niedrig und dicht beborstet. Labium niedrig halbkugelig, mit kleinen eingliedrigen Tastern ; es wird durch den stark entwickelten und dicht beborsteten Hypopharynx überragt. Pronotum und Mesonotum chitinisirt. Pronotum quer elliptisch gelbbraun, vorne und hinten schmal, an der Seite breit, schwarz gesäumt, fein, schwach chagri- nirt. Die hintere Hälfte ist durch braune Punkte verziert ; an der Mittelnaht bilden die Punkte von beiden Hälften eine x-förmige Gruppe ; näher dem Hinterrande sind sie in eine unregelmässige, kreisförmige Gruppe geordnet und an dem Seitenrande bilden sie ebenfalls eine kleine Gruppe. An dem Vorderrande stehen einige lange, starke, schwarze Borsten und der Vorderrand selbst trägt zahlreiche goldgelbe kurze Borsten. Über die ganze Oberfläche sind zahlreiche schwarze Borsten von verschiedener Länge zerstreut, um deren Basis das Pronotum braun gefärbt ist, was auch die Punktirung desselben erhöht. Das Mesonotum ist quer länglich, be- sonders an den Seiten und dem Hinterrande breit glänzend schwarz gesäumt; an der Mittelnaht ist ebenfalls eine x-förmige Gruppe von braunen Punkten und ähn- liche Punkte sind auf der Oberfläche zerstreut, unregelmässige Gruppen bildend. Die Borsten sind nicht so zahlreich wie auf dem Pronotum und lassen die hintere Ecke ganz frei. Metanotum ist etwa zweimal so breit wie Pronotum, hat vier hellbraune, quer längliche, schwach chitinisirte, mit kurzen steifen Borsten besetzte Stellen; von ihnen sind die zwei kleineren auf der vorderen Hälfte mehr einander genähert, als die zwei grösseren auf der hinteren Hälfte. Die Hinterfüsse sind um die Hälfte länger als die Vorderfüsse. Die Füsse sind ziemlich schwach beborstet, Borsten steif, stark schwarz; die Innenkante des Femur mit einem Kamme senkrechter, kurzer Spitzen bewehrt ; auf dem Trochanter nahe dem distalen Ende ein Büschel von grauen gefiederten Borsten. Tibia trägt am Ende zwei starke Sporne. Die Klauen sind stark, etwas stumpf, mit einem starken Basaldorne. Die Farbe der Füsse ist gelbbraun; innere Seite hat folgende Zeichnungen: Basis der Coxen eine Gruppe, Femur nahe dem distalen Ende und der oberen Kante vier bis fünf Punkte in einem kurzen Bogen, Tibia eine mit der oberen Kante parallele Pieihe von kleinen dunkleren Punkten ; auf der Aussenseite finden wir : auf der Basis der Coxen eine kleine Gruppe, auf dem Femur eine bogenförmige, mit der oberen Kante parallele Reihe von Punkten und auf den Tibien einige Punkte etwa in der Mitte nahe der oberen Kante und zwei Punkte näher der unteren Kante. Die Abdominalsegmente durch deutliche Stricturen von einander gesondert. Das erste Segment mit drei Höckern, von denen die seitlichen grösser sind. Die Bauchfläche des Segmentes ebenfalls gewölbt, mit zahlreichen schwarzen Borsten besetzt und vielen chitinisirten kleinen Flecken versehen. Die Farbe des Metanotum und des ersten Abdominalsegmentes ist dunkler als auf den übrigen Segmenten. Die Seitenlinie deutlich; sie beginnt auf dem Ende des dritten und zieht sich bis an das Ende des achten Segmentes. Sie ist mit kurzen, schwarzbraunen Härchen 30 1 1 1 In. 1 1 1 ;m- 1 I 1 >■ 1 1 1 l"- w 1^- (1) }vn. Schema der Kiemen der Larve von Micropterna nycterobia, Mc. Lach. Über Auf Unter besetzt. Kiemen fadenförmig, stark, nach beiliegendem der Seitenhnie Schema geordnet. Das letzte Abdorainalsegment ist oben mit einem Chitinplättchen von gelbbrauner Farbe mit einigen dunkelbraunen Punkten bedeckt, welches zahl- reiche schwarze Borsten trägt; diese sind, je näher sie dem Hinterrande stehen, desto länger. Nachschieber stark zweigliedrig, mit einer starken Klaue, die einen Rückenhaken trägt. Ihre Stützplatte trägt an dem Hinter- rande 4 starke, lange, schwarze Borsten, und auf ihrer Fläche noch einige kürzere Borsten. Nymphe cylindrisch, sehr stark, 16 — 18 mm lang, 3"5 — 4 mm breit Kopf verhältnissmässig klein, querelliptisch mit einem gleichmässig, ziemlich stark gewölbten Stirnumrisse. Antennae stark fadenförmig, an das Ende des siebenten Segmentes reichend. Die Oberlippe länger als breit, hat eine breite Basis und ist im ganzen Umrisse fast halbkreisförmig mit einem im stumpfen Winkel gebrochenen Vorderrande. Auf der Basis stehen zwei lange schwarze und an ihrem Seitenrande eine kurze goldgelbe Borste. Vorne auf jeder Seite ist eine Gruppe von 5 sehr langen und starken Borsten, die senkrecht auf die Oberlippe gestellt sind und ihre Spitzen gewöhnlich hakenförmig gebogen haben. An dem Vorderrande ist jederseits eine kurze goldgelbe Borste. Mandibeln ziemlich kurz, stark, triangulaer, mit einer geraden scharf gezähnten Schneide und scharfer Spitze; auf dem Rücken stehen zwei starke Borsten. Maxillartaster des (J drei- gliedrig, das basale Glied ganz kurz, die übrigen zwei weit länger und einan- der fast gleich; jene des 9 fünfgliedrig, erstes Glied ebenfalls ganz kurz, das dritte das längste. Labialtaster dreigliedrig, die ersten zwei Glieder kurz, einan- der fast gleich, das dritte fast so lang wie die beiden vorigen zusammen; sie reichen bei dem (^ in die Mitte, beim 9 ^^ <^^s Ende des dritten Gliedes der Maxillartaster. Flügelscheiden abgerundet, beide Paare gleich; sie reichen an die Mitte des vierten Abdominalsegmentes. Spornzahl (J 0 3 3, 9 ^ 3 3. Sporne sehr klein besonders die mittelständigen; diese sind nur als kleine konische Höcker ent- wickelt. Das erste Tarsalglied der Vorderfüsse des (^ ist kürzer als das zweite. Tarsi der Vorderfüsse kahl, jene der Mittel- und Hinterfüsse stark behaart. Die Coxalglieder tragen auf der Unterseite spärliche schwarze Borsten. Der Haftapparat ist stark entwickelt. Der Hinterrand des ersten Segmentes bildet eine sattelförmige Erhöhung, deren Seitenwarzen mit Spitzen besetzt sind. Die Spitzen des dritten Segmentes sind klein, gewöhnlich 4—5; jene 7 — 10 des vierten etwas grösser, und zwar je mehr nach hinten sie auf dem Plättchen ge- stellt sind, desto stärker ; des fünften 7 — 10 noch etwas grösser ; jene des sechsten alle fast gleich gross, lang und spitzig, 6 — 9; des siebenten 8 — 10 (gewöhnlich acht oder neun) am längsten. Auf dem Hinterrande des fünften Segmentes sind zwei grosse, quer längliche Plättchen mit sehr zahlreichen (11—20) nach vorne gekehrten Spitzen besetzt. Die Seitenlinie stark schwarzbraun behaart; sie be- ginnt an dem Ende des fünften Segmentes und bildet auf dem achten einen starken 31 Über Auf Unter der Seiteulinie 1 1 1 ;«• 1 1 1 >■ 1 1 1 >■ 1 1 1 jv. } VI. }vn. Kranz. Kiemen fadenförmig stark, nach beiliegendem Schema geordnet. Das letzte Abdominalsegment ist beim 9 stumpf mit zwei starken Chitinfortsätzen, die stumpfe nach auswärts gebogene Spitzen haben und einige kurze Börstchen tragen. Beim (^ finden wir nebstdem auf der Unterseite 2 breite stumpfe Lobi, zwischen welchen eine verhältnissmässig kleine Anlage von Penis liegt, deren Ende elliptisch und wie schief abgeflacht erscheint. Das Larvengehäuse konisch, gebogen — 25 mm lang, in der Vorderöfifnung wenig mehr als 4 mm, in der Hinteröffnung etwa 3 mm breit. Sein vorderer Theil ist aus gröberen Steinchen gebaut und dadurch sehr uneben, der hintere aus gröberen Sandkörnchen, manch- mal aber auch aus Pflanzentheilchen, Rinden und Blatt- stücken gebaut, die unregelmässig mit ihren Flächen angeklebt sind; darum ist der Hintertheil mehr eben und nur wenig rauh. Die Hinteröffnung ist durch eine Chitinmembran, die in der Mitte eine grosse runde Öffnung hat, verschlossen. Das Nymphengehäuse von sehr verschiedener Grösse (20 — 30 mm lang), aus Steinchen gebaut, die stark hervorstehen und die Gehäusewand sehr uneben machen. Es ist fast gerade und cylindrisch, nach hinten nur wenig verjüngt, aussen bis 7 mm breit. Beide Öffnungen sind durch Steinchen, deren Zwischenräume mit einer gross- maschigen Siebmembran ausgefüllt sind, verschlossen. Die Gehäuse sind auf grossen Steinen und zwischen ihnen in den Boden des Baches meist senkrecht einge- senkt befestigt. Die Larven leben in kleinen, rasch fliessenden Bächen. Schema der Kiemen der Nymphe von Micropterna nycterobia, Mc. Lach. Apatania fimbriata, Pict. (Fig. 9.) Apatania fimhriata, Pict. Recherch., 159, Taf. XI, Fig. 11, (1834). c/ Hag., Stett. Zeit., 1861, 117- Apatania fimhriata^ Mc. Lach., Stett. Zeit., 1867, 58, Rev. a. Syn., 214. Apatania Hagenii, Kol., G. et Sp., II. Th., 248, (1859), Fauna des Altvaters, 36, Wiener ent. Monatsch., IV, 384. Larve raupenförmig, cylindrisch, ziemlich dick — 7 mm lang und 1'8 näm breit, nach hinten etwas verschmälert. Kopf verhältnissmässig kleiner als bei A. muliebris, sehr breit oval, aber die Kopfkapsel selbst fast kugelig, dunkelbraun, stark chagrinirt, mit zwei dunkleren Flecken auf den einspringenden Winkeln der Vorderäste der Gabellinie, welche über den Augen stark, fast im rechten Winkel gebrochen sind. Zwischen den Vorderästen der Gabellinie ganz in dem Winkel sind zwei dicht neben einander stehende blasse Punkte und vor ihnen eine Gruppe von ähnlichen kleinen Punkten ; auf den Pleuren finden wir in dem einspringenden Winkel keine Makel ; auf dem Hinterhaupte zwischen dem Hinteraste der Gabel- iinie, den Augen und den Seitenwinkeln des Hinterhauptsloches ist eine grosse unregelmässige Gruppe von blassen Punkten. In der Ansicht von unten sind auf 32 den Pleuren keine Makeln und die Punkte an den Seitenwinkeln des Plinterhaupts- loches sind sehr undeutlich. Der Kopf ist sehr stark nach unten gebogen, das Hinterhauptsloch sehr schief und das Hypostomum kurz, dreieckig. Der Kopf ist auf dem Scheitel mit ziemlich zahlreichen blassen Borsten besetzt. In der Mitte zwischen der Mandibelbasis und den Augen inseriren sich die eingliedrigen An- tennen. Sie stehen auf einem kurzen niedrigen Ansatzgliede und tragen am Ende eine feine Borste. Die Mundtheile recht prominent. Die Oberlippe mit einer breiten Gelenkmembran, fast viereckig, an der Basis ein klein wenig schmäler mit abge- rundeten Vorderecken und massig ausgeschnittenem Vorderrande. Näher dem Vorder- Fig. 9. Apatania fimbriata, P. 1. — 3. Larve: l. Labrum. 2. Mandibula. 3. Maxilla u. Labium. 4. — 7. Nymphe: 4. Labrum. 5. Mandibula. 6. D. Körperende des cT "^on unten. 7. Dasselbe von der Seite. rande sind an der Seite je eine, in dem mittleren Felde 5 steife, braune, kurze Borsten; ganz vorne ist jederseits ein Paar von kurzen blassen Borsten, die mit ihren Spitzen gegen einander gerichtet sind. Mandibeln stark, meisselförmig, ohne Zähne; die obere Schneide mit einem Borstenkamme. Die Rückenborsten sind 2, stehen an der Basis selbst nebeneinander, sind ungleich lang, die obere längere schwarz, die untere kürzere blass. Die Maxillen stark, aber niedrig ; der Kiefertheil 33 breit, mit steifen Borsten dicht besetzt, an der Aussenseite mit einem Büschel von steifen, längeren, gebogenen Borsten, auf dem Scheitel mit einigen kegelförmigen Warzen. Taster viergliedrig, stark, kurz kegelförmig, an der Spitze mit mehreren kleinen Fühlwarzen. Labium kegelförmig, mit deutlichen eingliedrigen Tastern ; Hy- popharynx stark, mit kleinen Borsten besetzt und etwas erhoben. Pronotum hornig, quer elliptisch, chagrinirt, dunkelgelbbraun, auf dem hinteren Theile jederseits mit einer Gruppe von blassen, scharf umschriebenen Punkten. Mesonotum hornig, quer länglich, chagrinirt, von derselben Farbe wie Pronotum, mit einer Gruppe von scharf umschriebenen blasseren Punkten. Metanotum häutig, theil weise auf dem Vordertheile chagrinirt. Alle drei Thorakalsegmente mit steifen schwarzen Borsten besetzt. Die Füsse ziemlich stark, die hinteren Paare wenig länger, dunkelbraun, au dem Gelenke zwischen Coxa-Trochanter und Femur-Tibia mit einer schwarzen Makel. Das Tibienende trägt zwei schwache Dornen. Auf der Innenkante des Trochanter und des Basaltheiles des Femur sind auf den Vorderfüssen weisse Borsten; auf den Mittelfüssen sind diese Borsten sehr spärlich und auf den Hinterfüssen fehlen sie gänzlich. Überhaupt sind die Beine mit zahlreichen schwarzen Borsten versehen. Klauen kurz, stark, gebogen mit einem borstenförmigen Basaldorne. Der Hinterleib nach hinten etwas verschmälert, mit deutlichen Stricturen. Die Höcker des ersten Hinterleibssegmentes deutlich entwickelt und die seitlichen mit feinen Spitzen dicht besetzt. Die Seitenlinie deutlich, beginnt mit dem zweiten Segmente und endet mit dem siebenten und ist mit feinen grauen Härchen besetzt. Kiemen stark fadenförmig, nach beiliegendem Schema geordnet. Das letzte Hinter- leibssegment viel schmäler als das achte, mit einer quer länglichen Chitinplatte versehen, deren hinterer Rand mit steifen, schwarzen Borsten besetzt ist. Die Nach- schieber klein, doch deutlich entwickelt, 2gliedrig ; ihre Stützplatte mit vier schwarzen Borsten, von denen die zwei äussersten am kürzesten, und von den zwei mitt- leren die obere die längste und stärkste ist. Die Klaue stark, ohne Rückenhaken. Die Nymphe von einer bei den Limnophiliden über der Auf Unter Seitenlinie (1) I. (2) 1 ,n. 1 (\) m. 1 jIV. (1) 1 '^• ^YI. gewöhnlichen Form, cylindrisch, doch nach hinten rasch Schema der Kiemen der verschmälert, so dass sie oft ein wenig spindelförmig wird, Apatania' fimbriata, Pict. besonders bei den (^. Die (^ sind 6 mm lang, 1-1 mm breit, die 9 5'5— 7 mm lang, 0*9 — 1*3 mm breit. Kopf quer elliptisch mit einem gleich- massig gewölbten Stirnumrisse. Fühler fadenförmig, an das Ende der Analanhänge reichend; ihr Basalglied nur wenig stärker als die nächstfolgenden. Die Oberlippe halbkreisfönnig, an der Basis jederseits mit drei Borsten, von welchen die äussere blass gelbbraun und kurz ist, die beiden inneren schwai'z und lang sind ; vorne ist sie jederseits mit fünf fast gleich langen, steifen schwarzen Borsten und an dem Seitenrande mit einer ganz kurzen blassen Borste versehen. Mandibeln verhältniss- mässig gross und stark, mit einer im stumpfen Winkel vorspringenden und grob gezähnten Schneide, die von der Basis bis zu dem Vorsprunge mit kurzen Börstchen 3 34 Über Auf Unter der Seitenlinie besetzt ist. Die Rückenborsten stehen nebeneinander; sie sind kuiz, ungleich; die obere ist etwa zweimal so lang wie die untere. Die Maxillaitaster des (5* drei- gliedrig, ziemlich kurz, das erste Glied am kürzesten, das dritte am längsten; jene des 9 fünfgliedrig, verhältnissmässig kurz ; ihr erstes Glied am kürzesten und dann folgt der Länge nach das 4., 5., 2. und das längste dritte ; Labialtaster dreigliedrig, stark, sehr kurz ; die zwei Basalglieder zusammen fast nur so lang, wie das letzte. Mesonotum bei reiferen Nymphen mit vier blassen elliptischen Makeln, auf welchen unter der Nymphenhaut gelbliche Haare wachsen. Die Flügelscheiden breit, abge- rundet, beide Paare fast gleich lang, beim (^ in die Mitte des fünften, beim Q an das Ende des vierten Hinterleibsringes reichend. Spornzahl 12 4. Sporne mit einer scharfen, schwach chitinisirten Spitze, die Paare fast gleich ; erstes und drittes Fusspaar kahl, die Tarsalglieder des zweiten stark bewimpert. Haftapparat schwächer entwickelt als bei A. muliebris. Auf dem Hinter- rande des ersten Abdominalsegmentes sind zwei schwarzbraune, mit kleinen Spitzen besetzte Warzen. Am Vorderrande des dritten bis sechsten Segmentes in der Regel nur zwei, des siebenten zwei bis drei nach hinten gerichtete Haken, an dem Hinterrande des fünften vier bis sechs nach vonie gerichtete Spitzen. Die Seitenlinie beginnt in der Mitte des fünften Segmentes, ist mit feinen grauen Härchen besetzt und bildet am Hinter- rande des achten einen in der Mitte durchbrochenen Kranz. Kiemen fadenförmig, nach beiliegendem Schema geordnet. Appendices anales sind zwei gelbbraune, stäbchenartige Chitinfortsätze, deren Basis etwas verdickt und das Ende erweitert, nach aussen gebogen und mit feinen Spitzen besetzt ist. Bei den 9 Nymphen ist das letzte Hinterleibssegment konisch, oben in der zweiten Hälfte, unten fast der ganzen Länge nach mit einer tiefen Furche. Bei der (^ Nymphe erhebt sich jeder- seits unten ein starker, länglicher, nach innen gekrümmter und an der Spitze schief abgestutzter Lobus, der auch von oben sichtbar ist; zwischen diesen Lobi ist kurze, massig ausgeschnittene Penisanlage. Das Gehäuse 7 — 8"5 mm lang, vorne 3 mm, hinten 2 mm breit, konisch, stark nach hinten verengt, gebogen, auf der Bauchseite ziemlich flach, aus gröberen Sandkörnchen gebaut. Das Nymphengehäuse mit beiden Enden auf die Steine ge- wöhnlich haufenweise befestigt. Das vordere Ende ist durch eine feine, schiefe Membran verschlossen, welche ganz an dem Rückenrande mit einer Reihe von 3—4 groben Löchern versehen ist. Das Hinterende ist ebenfalls durch eine Mem- bran verschlossen, die aber durch einige Sandkörachen verdeckt ist; sie hat ent- weder 3 im Dreiecke, oder 4 kreuzweise stehende Löcher. Die Larven leben in Quellen und Bächen der subalpinen Region sebr häufig. — 1 1 1°- \ , 1^' ,IV. 1 V. ,VI. Schema der Kiemen der Nymphe von Apatania fimbriata, Fict. 35 Apatania muliebris, Mc. Lach. (Fig. 10.) Apatania muliebris, Mc. Lach. (Tr. Br.;;74, 75), Ent. Mon. Mag., m., 113 (1866), Rev. a. Syn., 215. Ich habe die Metamorphose in Ent. Mont. Mag., Vol. XXV. beschrieben. Die Larve raupenförmig, cylindrisch, ziemlich dick, 7 mm lang, 1*8 mm breit, nach hinten etwas verschmälert, trägt aber den Limnophiliden-Larven eigen- thümlichen Charakter. Der Kopf verhältnissmässig gross, sehr breit oval, die Kopf- kapsel selbst etwas breiter als lang, fast kugelig, dunkelbraun, sehr stark chagri- nirt mit zwei dunkleren Flecken auf den einspringenden Winkeln der Vorderäste der Gabellinie, welche über den Augen stark, fast im rechten Winkel gebrochen Fig. 10. Apatania muliebris, Mc. L. l.— 3. Larve: 1. Labrum *%. 2. Mandibula*"!,. 3. Maxillaund Labium '"Vi. 4.-6. Nymphe: 4. Labrum *%. 5. Mandibula. 6. D. Körperende von unten. 7. D. Larvengehäuse von der Seite. sind. Zwischen den Vorderästen der Gabellinie ist eine längliche Gruppe von ziemlich grossen blassen Punkten; auf den Pleuren in dem einspringenden Winkel der Gabelliuie ist jederseits eine unregelmässige blasse Makel ; auf dem Hinter- haupte zwischen dem Hinteraste der Gabellinie, den Augen und den Seitenwinkeln des Hinterhauptsloches ist eine grosse unregelmässige Gruppe von blassen Punkten. In der Ansicht von unten ist vorne auf jeder Pleura eine grosse, längliche, un- regelmässige blasse Makel; zwischen derselben und den Seitenwinkeln des Hinter- hauptsloches ist eine Gruppe von blassen Flecken und Punkten. Der Kopf ist sehr stark nach unten gebogen, so dass das Hinterhauptsloch sehr schief ist und unten einen sehr scharfen Winkel bildet; in Folge dessen ist Hypostomum sehr kurz, dreieckig. Der Kopf ist auf dem Scheitel mit ziemlich zahlreichen blassen Borsten besetzt. In der Mitte zwischen den Augen und der Mandibelbasis inseriren sich die eingliedrigen Fühler ; sie stehen auf einem kurzen niedrigen Ansatzgliede und tragen am Ende eine feine Borste. Die Mundtheile 3* 36 ziemlich promiuent. Die Oberlippe mit einer breiten Geleukmembran, fast viereckig, an der Basis ein klein wenig sclimäler, mit abgerundeten Vorderecken und massig ausgeschnittenem Vorderrande. Näher dem Vorderrande sind an der Seite je eine, in dem mittleren Felde fünf steife, braune, kurze Borsten ; ganz vorne ist jederseits ein Paar von kurzen, blassen Borsten, die mit den Spitzen gegeneinander gerichtet sind. Die Mandibeln stark, meisselförmig, ohne Zähne; die obere Innenkante mit einem Borstenkamme. Die Rückenborsten zwei, an der Basis selbst nebeneinander stehend, ungleich lang: die obere länger, schwarz, die untere kürzer, blass. Die Maxillen stark aber niedrig : der Kiefertheil breit, mit steifen Borsten dicht besetzt, auf der Aussenseite mit einem Büschel von steifen, längeren, gebogenen Borsten, auf dem Scheitel mit einigen kegelförmigen Warzen. Taster viergliedrig, stark, kurz, kegelförmig, an der Spitze mit mehreren kleinen Fühlwarzen. Labium kegelförmig, mit deutlichen eingliedrigen Tastern ; Hypopharynx mit starken kleinen Borsten be- setzt, etwas erhoben. Pronotum hornig querelliptisch, chagrinirt, dunkelbraun, auf dem hinteren Theile jederseits mit einer Gruppe von blassen, scharf umschriebenen Punkten. Mesonotum hornig, querlänglich, chagrinirt, von derselben Farbe, wie Pronotum, mit einer Gruppe von scharf umschriebenen blasseren Punkten. Metanotum weich, theilweise auf dem vorderen Theile chagrinirt. Alle drei Thorakalsegmente sind mit steifen schwarzen Borsten besetzt. Die Füsse ziemlich stark, die hinteren Paare wenig länger, dunkelbraun an dem Gelenke zwischen Coxa-Trochanter und Femur- Tibia mit einer schwarzen Makel. Auf dem Tibienende sind zwei schwache Dornen. Auf der Innenkante des Trochanter und des basalen Theiles des Femur, auf den Vorderfüssen sind weisse Borsten; auf den Mittelfüssen sind diese Borsten sehr spärlich, auf den Hinterfüsseu fehlen sie gänzlich. Überhaupt sind die Beine mit zahlreichen schwarzen Borsten versehen. Klauen stark, kurz, gebogen mit einem borstenförmigen Basaldorne. Der Hinterleib nach hinten etwas verschmälert, mit deutlichen Stricturen. Die Höcker des ersten Hinterleibsringes deutlich entwickelt; die seitlichen mit feinen Spitzen dicht besetzt. Die Seitenlinie deutlich ; sie beginnt mit dem zweiten Segmente und endet mit dem siebenten und ist mit feinen grauen Härchen besetzt. Kiemen stark, faden- förmig, nach beiliegendem Schema geordnet. Das letzte Hinterleibssegment viel schmäler, als das achte, oben mit einer querlänglichen Chitinplatte versehen, deren hinterer Rand mit steifen schwarzen Borsten besetzt ist. Die Nachschieber klein, doch deutlich entwickelt, zweigliedrig; ihre Stützplatte mit vier schwarzen Borsten versehen, von denen die 2 äussersten am kürzesten, von den zwei mittleren die obere die längste und stärkste ist. Die Klauen stark ohne Rückenhaken. Ich habe lauter nur weibliche Nymphen vor mir. Sie haben die bei den Limnophiliden gewöhnliche Larve von Ad t ' ^^ Form, sind cylindrisch, ziemlich stark, doch nach hinten muliebris Mc. Lach. rasch schmäler, so dass sie ein wenig spindelförmig Über Auf Unter der Seitenlinie 2 1 (J) IL 2 1 im. 1 1 i^- 1 1 v- (1) 1 ^^i- (1)^°- 37 werden. Sie sind 6 mm lang, 18 mm breit. Kopf querelliptisch, gleiclimässig ge wölbt. Fühler fadenförmig, an das Ende der Analanhänge reichend; ihr Basal- glied nur wenig stärker als die nächst folgenden. Die Oberlippe halbkreisförmig, an der Basis jederseits mit drei Borsten, von welchen die äussere blass gelbbraun und kurz ist, die beiden inneren schwarz und lang; vorne jederseits mit fünf fast gleich langen, steifen, schwarzen Borsten und an dem Seitenrande mit einer ganz kurzen blassen Borste. Mandibulae messerförmig, verhältnissmässig gross und stark, mit einer grob gezähnten Schneide. Sie diiferiren von den Mandibeln der Ap. fim- briata darin, dass ihre Basis stärker und dem zu Folge auch der mittlere Theil mehr gegen die Basis erweitert ist, so dass der obere und untere Umriss nicht so parallel sind. Nebst dem bildet die Schneide keinen so scharfen Vorsprung und ist mehr schief. Die Rückenborsten neben einander stehend, kurz, ungleich lang : die obere etwa zweimal so lang, wie die untere. Die Maxillartaster fünfgliedrig, ver- hältnissmässig kurz ; das erste Glied am kürzesten, dann der Länge nach folgt das vierte, fünfte, zweite und das längste dritte. Labialtaster stark, sehr kurz ; die zwei Basalglieder zusammen fast nur so lang wie das letzte. Mesonotum zeigt bei reiferen Nymphen vier blasse, elliptische Makeln, auf welchen unter der Nymphenhaut gelbliche Haare wachsen. Die Flügelscheiden breit, ab- gerundet, beide Paare fast gleich, bis auf das 6. Hinterleibssegment reichend. Sporn- zahl 12 4. Sporne mit einer scharfen schwach chitinisirten Spitze ; die Paare fast gleich. Erstes u. drittes Fusspaar nackt, die Tarsalglieder des zweiten stark bewimpert. Haftapparat bei A. muliebris stärker entwickelt als bei A. fimbriata. Auf dem Hinterrande des ersten Abdominalsegmentes zwei schwarz- braune, mit kleinen Spitzen besetzte Warzen. Am Vor- derrande des dritten bis fünften Segmentes jederseits 2 — 3, an dem sechsten und siebenten in der Regel 3 starke nach hinten gerichtete Haken. Am Hinterrande des fünften Segmentes sind jederseits 5 — 7 nach vorne gekehrte Spitzen. Die Seitenlinie beginnt in der Mitte des fünften Segmentes, ist mit feinen grauen Wimpern besetzt und bildet am Hinterrande des achten einen in der Mitte unterbrochenen Kranz. Kiemen fadenförmig, auf dem Rücken sehr klein, nach dem beiliegenden Schema, welches von jenem der Larvenkiemen wenig abweicht, geordnet. Appendices anales sind zwei stäbchen- förmige Chitinfortsätze, deren Basis etwas verdickt und das Ende etwas erweitert, nach aussen gebogen und mit kleinen Spitzen besetzt ist. Das Gehäuse konisch, gebogen, von der Bauch- und Rückenseite ein wenig zu- sammengedrückt, aus Sandkörnchen gebaut; nur an den Seiten sind etwas gröbere Sandpartikeln angeklebt. Die Nymphengehäuse sind vorne mit Sandkörnchen, hinten durch eine unter Sandkörnchen verborgene Membran verschlossen, welche entweder mit einer grossen einfachen, oder mit einer dreilappigen (was auf die Entstehung aus drei einzelnen Löchern zeigt) Öffnung versehen. Die Gehäuse sind an beiden Enden auf die Seiten und untere Fläche der Steine manchmal schaaren weise befestigt. Die I;arven leben in Quellen der Gebirgsgegenden. Über Auf Unter der Seitenlinie ,n. 2 1 Jm. 2 1 ;iy. 1 iV- jVI. Schema der Kiemen der Nymphe der Apatania muliebris, Mc. Lach. III. Farn. Sericostomatidae. Larve raupenförmig, mit sehr seichten Stricturen zwischen den Abdominal- segmenten, konisch oder cylindrisch, Kopf breit oval bis rundlich. Pronotum und gewöhnlich auch Mesonotum hornig, seltener letzteres nur mit zwei Paaren von Chitinschildchen bedeckt. Die Hinterfüsse gewöhnlich etwa zweimal so lang wie die Vorderfüsse. Die Seitenlinie sehr fein. Kiemen fadenförmig entweder einzeln oder zu 2 bis 4 mit der Basis verwachsen; seltener fehlend. Nachschieber sehr kurz, zweigliedrig. Nymphe cylindrisch. Fühler kürzer oder nur so lang wie der Körper ; ihr erstes Glied manchmal von den nächstfolgenden stark verschieden. Die Mundtheile ziemlich hoch gestellt. Labrum von verschiedener Form, halbkreisförmig, abgerundet dreieckig, viereckig bis fünfeckig, doch immer an der Basis breiter, als vorne. Mandibulae stark, kurz. Die Maxillartaster des (^ Sgliedrig, oft von einer sonder- lichen Gestalt, kürzer oder höchstens so lang, wie die Labialtaster. Der Hinter- rand des ersten Abdominalsegmentes trägt jederseits eine mit Spitzen besetzte Warze. Die Seitenlinie schwach, manchmal sehr kurz. Kiemen wie bei der Larve. Das letzte Hinterleibssegment trägt zwei entweder starke, nach oben gekrümmte, stark beborstete oder schwache, seitwärts gekrümmte, stäbchenartige Chitinfortsätze, oder diese fehlen gänzlich und das Segment ist auf der Rückenseite in zwei flache, dreieckige, stark beborstete Theile verlängert. Die GeMuse von sehr verschiedener Form: konisch, gebogen oder gerade, quadrangulaer, oder flach an den Seiten mit Steinchen versehen, aus feinem Sand oder Vegetabilien gebaut, in der Regel sehr glatt und der Larve eng angepasst. Das Nymphengehäuse hat beide Enden durch Membranen verschlossen, die mit Spalten, Löchern oder zierlichen Sieben versehen sind. Sie werden auf die Steine und Pflanzen befestigt, seltener in den Bachboden eingesenkt. 1. Section. (Sericostoma, Oecismus, Notidobia.) Larve stark, konisch, nach hinten verschmälert. Der Kiefertheil und Taster der Maxillen deutlich entwickelt, konisch. Pronotum quer länglich viereckig ; die Vorderecken spitzig, die Hinterecken abgerundet. Mesonotum nur schwach chitinisirt. Die Hinterfüsse zweimal so lang, wie die Vorderfüsse. Die Höcker des ersten Abdominalsegmentes niedrig und breit. Die Seitenlinie sehr schwach, nur auf den 39 letzten Segmenten entwickelt. Kiemenfäden einzeln, oder zu zwei bis vier mit der Basis verwachsen. Nachschieber kurz; Klauen mit 2 Rückenhaken. Nymphe. Das basale Glied der Fühler ist auf der gegen den Scheitel ge- kehrten Seite in einen Höcker erweitert. Labrum abgerundet dreieckig. Die Ma- xillartaster des (^ undeutlich gegliedert, stark erweitert, viel kürzer als die Labial- taster. Spornzahl 2 2 4. Die Mitteltarsi kahl, oder nur schwach bewimpert. Der Haftapparat stark entwickelt. Die Seitenlinie höchstens vom 5. bis zum 8. Segmente. Der Hinterrand des letzten Segmentes trägt zwei kurze, stäbchenartige, nach hinten gerichtete, etwas nach oben gekrümmte und stark beborstete Anhänge. Die Bauch- seite der (5* Nymphe trägt jederseits einen stumpfen, starken Lobus und zwischen ihnen die zweilappige Anlage des Penis. Das Gehäuse konisch, stark nach hinten verjüngt, gebogen, mit einem kreis- runden Querschnitte, aus feinen Sandkörnchen gebaut, mit recht glatter Oberfläche und dünnen Wandungen. Das Hinterende des Larvengehäuses ist durch eine feste Membran geschlossen, die in der Mitte eine kreisrunde und etwas erhöhte Öffnung hat. Das Nymphengehäuse auf beiden Enden mit Pflanzenpartikeln oder Steinchen und Sandkörnchen und mehr nach innen durch Membranen verschlossen, von welchen die vordere mit einer horizontalen, der concaven Seite des Gehäuses genäherten und die hintere, mit einer vertikalen schlitzförmigen Öffnung versehen ist. Die Ge- häuse werden entweder zwischen die Wurzelfasern im Ufer versteckt oder in den Bachboden eingesenkt. Sericostoma pedemontanum, Mc. Lachl (Fig. 11.) Sericostoma personatum, Mc. LacUan, Rev. a Syn., 226. Sericostoma collare, Pict., Recherch., 176, Taf. XIV., Brauer, N. A., 43. Sericostoma m,emorahile, Mc. Lach., Rev. a. Syn., 229. Sericostoma multiguttatum, Pict., Recherch., 178. Sericostoma pedemontanum, Mc. Lachl., Rev. a. Syn., 229, L Ad. Sup. 20. Larve raupenförmig, nach hinten stark verschmälert, so dass sie am Meta- thorax am breitesten ist, 14 mm lang, an dem Metalhorax etwa 3 mm, an dem letzten Segmente 2 mm breit. Kopf proportionirt, stark nach unten gebogen; von oben gesehen breit oval, sehr flach. Seine Grundfarbe ist kastanienbraun, wird aber nach unten blass, so dass er unten hinter der Unterlippe weissgelb ist; die Augen befinden sich auf blassen, stumpf dreiwinkligen Makeln. Auf dem Scheitel, den Schläfen und unten bei den Rändern des Hinterhauptsloches sind zahlreiche gelbbraune Punkte, welche sich auf den blassen Stellen allmählich verlieren. In den vorderen Winkeln der Gabellinie sind zwei dicht bei einander stehende, grössere Punkte; vor ihnen bei den Ästen der Gabellinie jederseits ein kleiner Punkt, und mehr nach vorne, dort, wo die Äste der Gabellinie ein wenig nach innen gebogen sind, ist in der Mitte wieder ein grosser Punkt. Auf den Pleuren sind jederseits grosse, quer längliche Flecke, welche in der Biegung der Äste der Seitenlinie be- ginnen, nach hinten kleiner werden, so dass auf dem Hinterhaupte jederseits von dem hinteren Aste der Gabelliuie sich eine Gruppe von zahlreichen kleinen Punkten 40 befindet. Die grosse Gruppe auf den Schläfen beginnt hinter den Augen und zieht sich zu den Seitenwinkeln des Hinterhauptsloches. Antennae eingliedrig, nahe hinter der Mandibelbasis stehend. Ihre Basis ist durch einen Vorsprung des Chitinskeletes der Kopf kapsei gebildet und das Antennen glied, welches konisch endet, trägt auf einer Seite ein feines Börstchen. Bei der Basis des Vorsprunges steht eine starke, schwarze Borste. Mundtheile nur massig prominent. Oberlippe breit herzförmig; auf ihrer Oberfläche etwa im vorderen Drittheile stehen vier schwarze kurze Borsten und auf dem Vorderrande in derselben Linie mit ihnen jederseits eine gelbbraune Borste. Der Vorderrand ist vorne mit drei Paaren von kurzen starken, stumpfen, sichelförmig gebogenen Borsten bewehrt, und die Seitenwinkel mit ansehnlichen Borstenbürsten versehen. Die Verbindungsmembran ist sehr breit, so dass sie das ganze basale Drittel bedeckt und demnach die Oberlippe weit schmäler erscheinen lässt. Mandibeln meisselförmig, in der Seitenansicht breit dreieckig. Wenn man sie von innen betrachtet, so sieht man, dass die Schneide neben der Spitze jederseits zwei stumpfe, grosse Zähne trägt ; unter der oberen Innenkante ist nahe der Basis ein Büschel von goldgelben Borsten. Der Kücken trägt zwei kurze, schwarze Borsten. Maxillen schlank. Ihr Kiefertheil schmal, das Ende des dritten Tastergliedes er- Fig. II. Sericostoma pedemontanum, Mc. L. l.— 5. Larve.: 1. D. Fühler "Yj. 2. Labrnm *"/ • 3. Man- dibnla von unten ^"/i- ^- Mandibula von innen '"/i- ^' Maxiila undLabium *Yj. 6. — 9. Nymphe 6. Labrum ^'/i- 7. Mandibula *7r 8- ^- Körpe"ende des ^T "^on unten ^7i' 9. Dasselbe von der Seite ^Yi- 10. Die vordere und 11. die hintere Verschlussmembran ^7i' reichend, innen stark beborstet und auch auf der Aussenseite auf seiner Basis ein Büschel von langen gelbbraunen Borsten tragend; seine innere Kante trägt eben- falls jene mannigfaltig modificirte Fühlborsten, wie sie bei Ser. personatum be- schrieben worden sind. Taster viergliedrig, konisch, gebogen. Labium breit, stumpf, kegelförmig, Taster, wenn wir das breite und niedrige Ansatzglied mit hinein- zählen, zweigliedrig. Die Thorakalsegmente stufenweisse breiter; von ihnen ist nur Pronotum hornig. Dieses ist quer länglich mit abgerundeten Hinterecken und in eine kurze Spitze vorgezogenen Vorderecken. Es ist vorne kastanienbraun, nach hinten all- mählich ins gelbbraune übergehend. Nebst zwei länglichen Punkten an der Sutur 41 ist jederseits am Hinterrande eine Gruppe von dunkelbraunen Punkten und nahe dem Seitenrande ein heller rmikt. Die vordere dunklere Partie ist mit zahlreichen schwarzen Borsten besetzt. Mesonotum trägt auf jeder Seite eine Gruppe von drei grösseren und einigen kleineren, chitinisirten, gelbbraunen Makeln. Nebst einer dichten Keihe etwa im hinteren Drittheile ist die ganze vordere Partie mit zahl- reichen feinen Borsten besetzt. Das Mesonotum hat eine gelbliche Farbe. Meta- notum trägt ebenfalls feine, schwarze Borsten in zwei Querreihen geordnet, die durch eine gelbe Färbung der Haut bezeichnet sind. Füsse ungleich lang (im Ver- hältniss 5:8: 10) und stark, das erste Paar ist das kürzeste und stärkste. Die Farbe ist gelbbraun, aber auf dem ersten Paare weit dunkler, als auf dem übrigen; auf dem ersten und zweiten Paare ist auf dem Gelenke zwischen Coxa-Trochanter und Femur-Tibia, auf dem dritten nebst dem noch auf der Basis des Femur ein schwarzer Fleck. Alle Füsse sind mit zahlreichen, langen, schwarzen Borsten be- setzt. Trochanter und Femur des ersten Paares trägt auf der Innenkante zahlreiche gefranste Borsten, welche auf den übrigen Füssen auf dem Femur gänzlich fehlen, auf dem Trochanter nur spärlich sind. Die Tibien und Tarsi tragen auf der Innen- kante kleine Spitzen. Das Tibienende ist mit einem Dorne bewehrt. Die Klauen sind gross, aber nur wenig gekrümmt mit einem Basaldorne. Die Abdominalsegmente durch seichte, aber deutliche Stricturen von ein- ander geschieden. Die Höcker des ersten Abdominalsegmentes niedrig und breit. Die Seitenlinie fehlt gänzlich. Die Reihen von Chitinpunkten, welche gewöhnlich über der Seitenlinie sich befinden, sind auf dem dritten bis achten Segmente ent- wickelt, aber nur auf dem letzteren deutlich. Kiemen fadenförmig, nach beiliegendem Schema geordnet. Nach- schieber kurz, zweigliedrig, mit dem letzten Abdominal- segmente verwachsen, so dass ihre Glieder nur durch Chitinplättchen angedeutet sind. Klauen stark, aus drei auf einander gestellten Häkchen gebildet. Über den Nachschiebern ist das Segment mit zahlreichen schwar- zen, langen Borsten besetzt. In der Vertiefung zwischen beiden Hälften des letzten Segmentes zieht sich jeder- seits eine Reihe von gleichen Chitinpunkten wie über der Seitenlinie. Nymphe cylindrisch, ziemlich stark, 12 — 15mm lang, 2*6 — 3mm breit; die weiblichen Nymphen sind grösser als die männlichen. Kopf querelliptisch, kurz. Der massig gewölbte Stirnumriss erhebt sich über jeder Mandibel in einen hohen, spitzigen, konischen Höcker. Fühler stark, fadenförmig, bei dem Männchen fast eben so lang, wie der Körper; bei den Weibchen blos auf den Anfang des neunten Hinterleibssegmentes reichend ; ihre Basalglieder sind über dem Scheitel jedes in einen starken Lobus erweitert und diese stossen über der Mitte des Scheitels eine weite Strecke zusammen und haben einen abgerundeten Gipfel. Die Mundtheile bedeutend hoch, auf die Stirn gestellt, so dass die Mandibeln gerade nach oben zielen. Die Oberlippe verhältniss- Über Auf Unter der Seitenlinie 1 1 I. 3 2 ^n. 3 3—4 ^m. 2 ^IV. 1 ^v. •^vi. ^vn. ^vin. Schema der Kiemen der Larve von Sericostoma pedemontanum, Mc. Lach. 42 massig klein, halbkreisförmig, der Vorderrand deutlich in zwei stumpfe Winkel gebrochen; ihre Oberfläche chagrinirt. Über der Basis der Oberlippe stehen vier Borsten, die so gestellt sind, dass die Entfernung zwischen den zwei, dem Labrum näheren Borsten grösser ist, als zwischen den zwei höher stehenden, und die In- sertionen der vier Borsten also ein Trapez bilden. Im basalen Drittheile stehen jederseits in einer Reihe 3 starke, schwarze, gleich lange Borsten; im terminalen Drittheile sind ebenfalls jederseits 3 Borsten, die fast in einer Linie stehen und ebenfalls stark und alle gleich lang sind. An dem Vorderrande selbst stehen in einer Linie gestellt drei Borsten, von welchen die innere mehr als halb so lang und die zwei äusseren fast gleich lang sind wie die Borsten der vorhergehenden Reihe, die gewöhnlich gelbbraun, manchmal aber auch schwarzbraun sind. Mandibeln gross, aus einer breiten Basis in die ein wenig gebogene Spitze verschmälert; sie sind weniger gebogen als bei Oecismus und Notidobia. Die Schneide ist grob, etwas unregelmässig gezähnt. Die Rückenborsten sind nebeneinander gestellt, gleich stark, schwarzbraun, etwa halb so lang wie die Mandibel selbst, die obere ein klein wenig länger. Die Maxillartaster des J* sehr breit, mit einem geraden Vorderrande und bogenförmigem Hintetrande. Auf dem Vorderrande ist ein stumpfer breiter Höcker, so dass der Vorderrand in einem stumpfen Winkel gebrochen er- scheint. Sie divergiren auf beide Seiten, so dass sie das Gesicht bedecken. Sie sind dreigliedrig, aber nur die Strictur zwischen dem zweiten und dritten Gliede ist deutlich ; das erste Glied ist sehr klein und durch eine sehr seichte Einschnü- rung angedeutet. Jene des 9 fünfgliedrig, an das Ende der Vordercoxen reichend, stark; das dritte Glied ist am längsten, das letzte am kürzesten. Die Labialtaster des (J reichen kaum über die Mitte der Coxalglieder der Vorderfüsse, des 9 nur an den ersten Drittheil der Vordercoxen. Sie sind dreigliedrig, ihr erstes und zweites Glied am stärksten, das dritte weit schwächer. Die Flügelscheiden massig zugespitzt, das erste Paar um eine Segment- länge länger, beim (^ bis an das Ende des siebenten, beim 9 an den Anfang des sechsten Segmentes reichend. Spornzahl 2 2 4. Sporne stark, ihre Paare gleich. Vorder- und Hintertarsi kahl, Mitteltai-si schwach bewimpert. Der Haftapparat stark entwickelt. Der Hinter- rand des ersten Segmentes erhoben und stärker chitini- sirt ; an dem Vorderrande des dritten bis siebenten Seg- mentes sind auf jedem Plättchen zwei starke, nach hinten gerichtete Zähne, welche manchmal zu einer Gabel zu- sammenwachsen und zwischen welche sich auf dem sech- sten und siebenten Segmente noch zwei oder ein kleines Häkchen einschalten. Auf dem Hinterrande des fünften Segmentes sind die Plättchen länger als breit und tragen auf ihrem Hinterrande zwei grössere, nach vorne gerichtete Zähne, zu welchen sich manchmal noch ein oder zwei kleine Häkchen gesellen. Die Seitenlinie be- ginnt auf dem Hinterrande des fünften Segmentes und Schema der Kiemen der endet auf dem achten, ohne einen Kranz zu bilden. Nymphe von Sericostoma ^. . ^ r ^ r- - r ^ ^r a a pedemontanum, Mc. Lach. Kiemen stark fadenförmig, nur auf dem Vorderrande über Auf der Seitenlinie Unter 3 3 ^n. 3 3 ^m. 2 1 ^IV. 2—1 (0) 1 ^v. (1) 1 3- -2 VI. 1 3- ^vn. 1- "^vm. 43 der Segmente entweder einzeln oder zu zwei bis drei verwachsen. Ihre Zahl variirt ungemein, aber die durch das beiliegende Schema angegebene Anordnung kommt am häufigsten vor. Die Kiemen an der Seitenlinie auf dem vierten bis siebenten Segmente sind sehr klein. Appendices anales bestehen aus zwei starken, aber kurzen stäbchenförmigen Chitinfortsätzen, welche sich aus einer breiten Basis in eine stumpfe, etwas nach oben gebogene Spitze verjüngen. Ihre obere und äussere Seite ist auf der Basalportion mit kleinen Höckerchen besetzt, welche kleine Borsten tragen. Mit eben solchen Borsten ist auch die ganze Unterseite besetzt. Bei der (^ Nymphe finden wir nebst dem auf der Unterseite des Segmentes eine auf ihrem Ende gabelförmig ausgeschnittene Anlage des Penis, jederseits eine stumpf konische, starke Anlage der unteren Anhänge und unter der Penisanlage zwei kleine, kaum hervortretende Läppchen. Bei den 9 Nymphen ist das Ende des letzten Segmentes sehr niedrig konisch und in zwei Lobi getheilt. Das Larvengehäuse konisch, gebogen, 18 mm lang, vorne 3*4 mm, hinten 2-16 mm breit, glatt, aus feinen, gewöhnlich verschiedenfarbigen Sandkörnchen ge- baut. Nahe dem hinteren Ende verschliesst das Gehäuse eine gelbbraune Membran, welche in der Mitte eine kreisförmige Öffnung hat, deren Durchmesser ein Drittel von dem Durchmesser der ganzen Membran beträgt. Das Nymphengehäuse ist ein wenig kürzer, etwa 16 mm lang. Seine beide Öffnungen sind durch kleine Pflanzen- theile verdeckt und weiter nach innen durch gelbbraune Deckel verschlossen, welche mit Querspalten versehen sind Diejenige in dem vorderen Deckel ist kleiner, mehr der konkaven Seite des Gehäuses genähert und dem queren Durchmesser der Öffnung parallel, wogegen diejenige des hinteren Deckels grösser und vertikal ist und durch die Mitte des Deckels geht. Die Larven leben in kleinen und grösseren Bächen der Gebirgsgegenden. Die Nymphengehäuse werden zwischen den Wurzeln im Ufer, oder in den san- digen Theilen des Bachbodens versteckt und in letzterem Falle an den Enden mit gröberen Sandkörnchen und kleineren Steinchen belastet. Notidobia ciliaris, Kol. (Fig. 12.) Phryganea ciliaris, L., F. S., ed. E., 380 (1761), S. N., ed. XH., 910; (Schaff., Icon., U, Taf. CLVII., Fig. 5, 6); Müller, Faun. Fr., 64; Gmel., S. N., 2634; Vill., Lin. Ent. m., 32; Zett., Ins. Lap., 1070. Notidobia ciliaris, Kol., G. et Sp., I. Th. 91; Brauer, N. A., 43; Hag., Ent. Ann., 1859, 101; Mc. Lach., Tr. Br., 79, Taf. V., Fig. 1, XL Fig. 20, 21, Rev. a. Syn. 238 ; Walser Tr. Bav., 25 ; Meyer Dür, Mitth. schw. ent. Gesellsch., IV., 401. Phryganea atra, Fourc. Ent. Par., 358 (1785); Oliv., Encyc. Meth., 358. Phryganea atrata, F., Ent. Syst., H., 78 (1793); Coqb. Icon., I., 6, Taf. I. Fig. 6 ; Latr., H. N., XIH., 89- Sericostoma atratum, Pict. Recherch., 178, Taf. XTV., Fig. 5 ; Burm., Handb., 927 ; Ramb., Nevrop., 497. Notidobia atrata, Steph., 111., 186. Die Larve von Walser beschrieben. Die Larve raupenförmig, nach hinten stark verschmälert, am Metathorax am breitesten ; sie ist bis 15 mm lang und am Metathorax etwa 3 mm breit. Kopf 44 proportionirt , stark uacli unten gebogen; seine Stirn und Scheitelregion sehr tiach. Die Grundfarbe ist kastanienbraun bis schwarzbraun ; die Partie um das Hinterhauptsloch herum ist fast reinweiss, und dieser blasse Rand ist nach unten breiter, so dass er auf dem Unterkopfe bis zu dem Hypostomnm reicht. In der dunklen Farbe sind zahlreiche gelbbraune Flecke zerstreut. Auf dem Scheitel hat der Clypeus fünf solche Flecke, die kreuzweise gestellt sind, da in dem Winkel der Gabellinie zwei einander genähert stehen; neben den vorderen Aesten der Gabellinie sind auf den Pleuren je 4 längliche Flecke und bei dem hinteren Aste Gruppen von zahlreichen kleinen Punkten; grosse Gruppen von Flecken sind auf den Schläfen hinter den Augen; bei den unteren Seitenrändern des Hinterhaupts- loches sind drei bis vier kleine gelbbraune Flecke. Diese Flecke bezeichnen die Flg. 12. Notidobia ciliaris, Kol. 1.— 4. Larve: l. Labrum ^7i- 2. Mandibula von unten ^7i- 3. Mandibula von innen »^j. 4. Maxilla und Labium ^"/i- 5.— 11. Nymphe: 5. D. Kopf von vorne »^j. 6. Derselbe von der Seite 'Vi- 7. Labrum ^7,. 8. Mandibula ^7i- 9- D- Körperende des cT TOD der Seite '^i- 10- Dasselbe von oben. 11. Dasselbe von unten. Stellen, wo die Cuticula von einer anderen Beschaffenheit ist; auf dem blassen Rande hinter der Schläfengruppe sind noch Makeln durch schwache Umrisse an- gedeutet. Auf der Oberfläche des Kopfes sind spärliche kurze, aber steife Borsten zerstreut. Die eingliedrigen Antennen stehen nahe hinter der Mandibelbasis ; sie stehen auf einer erhobenen Basis, die durch einen Vorsprung der Kopfkapsel ge- bildet ist; das konische Ende der Fühler trägt ein wenig auf der Seite ein kurzes 45 Börstchen. Bei der Basis des Vorsprunges steht eine starke schwarze Borste. Mund- theile massig hervorragend. Die Oberlippe breit herzförmig; etwa im ersten Drit- theile stehen auf ihrer Oberfläche quer in eine Linie geordnet, sechs kurze steife Borsten, von denen die zwei, welche an dem Seitenrande stehen, gelbbraun, die übrigen schwarz sind. Der Vorderrand trägt jederseits drei sehr ungleich lange, steife Börstchen, von denen die äussersten am längsten und gegen die Mitte des Vorderrandes sichelförmig gebogen sind; die innersten sind die kürzesten und haben die Form von ganz kurzen Stäbchen. Die Gelenksmembran ist sehr breit und bedeckt das basale Drittel der Oberlippe. Mandibeln sehr stark, schwarzbraun, meisselförmig, in der Seitenansicht breit dreieckig. Die Schneide trägt neben der stumpfen Spitze jederseits zwei ganz niedrige, stumpfe Zähne. Unter der oberen Innenkante ist ein Büschel von goldgelben Borsten. Der Rücken trägt zwei starke schwarze Borsten. Maxillen schlank ; der Kiefertheil reicht an das Ende des dritten Tastergliedes, ist auf der oberen und unteren Seite stark beborstet und seine Innenkante trägt die mannigfaltig modificirten Borsten. Die Taster viergliedrig, stark. Labium stumpf, kegelförmig, mit einer grossen Öffnung der Sericterien und zweigliedrigen Tastern, deren basales Glied breit und niedrig, das terminale schmal stäbchenartig ist. Hypopharynx stark beborstet. Die^Thorakalsegmente stufenweise ein wenig breiter; von ihnen ist nur Pronotura hornig, Mesonotum halbhornig. Pronotum ist quer länglich ; die vorderen Ecken sind in kurze Spitzen vorgezogen ; die hinteren sind abgerundet. Die Grund- farbe ist dunkel- bis schwarzbraun, nach hinten etwas lichter ; in der hinteren Partie ist jederseits eine Gruppe von gelbbraunen Flecken, von denen einer bis neben der Mittelnaht sich befindet. Die vordere Hälfte ist mit kurzen, steifen Borsten besetzt. Mesonotum blassbraun, vorne kastanienbraun, mit einigen dunkleren Flecken, der vordere und hintere Theil mit langen schwarzen Borsten besetzt. Das Metanotum trägt ebenfalls in zwei Querreihen zahlreiche, schwarze Borsten, die auch an den Seiten eine Gruppe bilden. Füsse ungleich lang (im Verhältniss 3:4:6) und stark; das erste Paar das kürzeste und stärkste; und zwar so, dass das Femur ebenso breit, wie lang ist. Die Farbe ist gelbbraun, aber auf dem ersten Paare weit dunkler, als auf den übrigen; auf der äusseren Fläche der Coxa der Vorderfüsse sind drei längliche blasse Makeln. Auf dem ersten und zweiten Paare ist auf dem Gelenke zwischen Coxa und Trochanter, Femur und Tibia, auf dem dritten nebst dem noch auf der Basis des Femur ein schwarzer Fleck. Alle Füsse sind mit zahlreichen schwarzen Borsten besetzt. Trochanter und Femur des ersten Paares trägt auf der Innenkante nebst einigen starken Dornen zahlreiche feine Borsten, welche im auf- fallenden Lichte blass bräunlich grau erscheinen und bei starker Vergrösserung kleine Seitenhärchen zeigen; auf den übrigen Füssen fehlen sie auf dem Femur gänzlich, auf dem Trochanter sind sie nur spärlich vorhanden. Die Tibien und Tarsi tragen unter dem Ende auf der Innenkante kurze Spitzen und das Tibienende ist mit einem Dorne bewehrt. Klauen gross, nur wenig gekrümmt, mit einem Basaldorne. Die Abdominalsegmente durch seichte, aber deutliche Stricturen von ein- ander geschieden. Die Höcker des ersten Abdominalsegmentes niedrig und breit. Die Seitenlinie fast nur durch die Reihen von Chitinpunkten, welche auf dem dritten bis achten Segmente sich ziehen, angedeutet; die Reihe auf dem achten 46 1 1 I. 3 ^n. 3 2 ^m. 2 2—3 ^IV. 1 ^v. 1 ^VI. ^vn. i-^vm. Schema der Kiemen der Larve von Notidobia ciliaris, Kol. Über Auf Unter Segmente ist die deutlichste. Kiemen fadenförmig, zu der Seitenlinie ^^^j ^^^ ^^^^ ^^^ ^^^ g^^-g yerbunden Und nach bei- liegendem Schema geordnet. Nachschieber kurz, zwei- gliedrig, mit dem letzten Abdominalsegmente verwachsen, so dass ihre Glieder nur durch die Chitinplättchen an- gedeutet sind. Klauen stark, aus drei auf einander ge- stellten Häkchen. Über den Nachschiebern ist das Segment, wie auch der Rücken desselben mit zahlreichen schwarzen langen Borsten besetzt. Auf der unteren Seite des letzten Segmentes zieht sich jederseits von der mittleren Vertiefung gegen die Nachschieber tragenden Lobi eine Reihe von Chitinpunkten. Die Nymphe cylindrisch, die 9 viel grösser als die (5*, 9 — 12mm lang, 2 — 25 mm breit. Kopf quer elliptisch, kurz. Stirn massig gewölbt ; über jeder Mandi- belbasis erhebt sich ein hoher spitziger Höcker. Fühler stark, fadenförmig, bei dem (J etwas länger als der Körper, bei dem 9 an den Anfang des letzten Abdominalsegmentes reichend. Ihre Basalglieder auf den gegen einander gekehrten Seiten in einen Höcker erweitert, die über der Mittellinie des Scheitels sich nicht berühren und einen abgerundeten Gipfel haben. Die Mundtheile bedeutend hoch gestellt, so dass die Mandibeln ge- rade nach oben gerichtet sind. Die Oberlippe halbkreisförmig, massig vorgezogen. Über der Basis derselben stehen vier Borsten, die feiner sind als bei Sericostoma und so stehen, dass die Entfernung zwischen zwei Borsten in jedem Paare gleich ist, und die Basis aller vier ein rechtwinkliges Viereck bildet. Die drei Basal- borsten feiner als bei Sericostoma und ungleich lang: die mittlere ist die längste, die innere etwas kürzer und die äussere etwa halb so lang, wie die mittlere. Die drei terminalen Borsten deutlich in ein Dreieck gestellt, schwächer als bei Seri- costoma, die äussere ist die kürzeste, die zwei inneren bedeutend länger, unter einander fast gleich. Die Vorderrandsborsten klein, sehr fein im rechtwinkligen Dreiecke gestellt ; die innere und die vorderste am längsten, untereinander gleich lang, die äussere am kürzesten. Nebstdem stehen am Vorderrande einige feine bofstenförmige Spitzen. Mandibeln stärker gebogen als bei Sericostoma, besonders an der Spitze, feiner und gleichmässig gezähnt. Die Borsten auf dem Rücken un- gleich lang, die obere länger, etwa Vs der Länge der ganzen Mandibel. Die Maxil- lartaster des (^ schmal, mehrmals länger als breit, gegen das Ende verjüngt; im zweiten Drittheile des Vorderrandes ein deutlicher kleiner Höcker. Die Maxillar- palpi des 9 fünfgliedrig, bis zum zweiten Drittheile der Vordercoxen reichend, ziemlich stark, das erste Glied das kürzeste, die 2 folgenden unter einander gleich und am längsten und die 2 letzten auch unter einander gleich, etwas kürzer. Labialtaster bei beiden Geschlechtern dreigliedrig, (alle Glieder gleich lang), bei (^ etwas über die Mitte, jene des 9 kaum an das erste Drittel der Vordercoxen reichend. Die Flügelscheiden massig abgerundet, das 1. Paar länger, beim (^ bis zur Mitte des sechsten, beim 9 über die Mitte des fünften Segmentes reichend. Spornzahl 2 2 4, Sporne fast gleich. Alle Tarsi ganz kahl. 47 über der Auf Unter Seitenlinie 4 2 ^n. 4—5 4 ^nr. 4—5 1 *-^iv. 4 1 4-5 y 3 1 ^-' VI. 1 '^-^ VII. ^ ^vm, Schema der Kiemen der Nymphe von Notidobia ciliaris, Eol. Haftapparat nicht so stark entwickelt, wie bei Sericostoma ; auf dem Vorderrande des 3. — 7. Segmentes trägt jedes Plättchen 2 oder auf den hinteren Segmenten manchmal drei nach hinten gerichtete, stark gebogene Häkchen und das Ende des fünften trägt zwei mehr längliche Plättchen, deren jede Hinterecke ein nach vorne gekehrtes Häkchen trägt. Die Seitenlinie ist sehr schwach entwickelt; sie beginnt auf dem Ende des sechsten und endet auf dem achten Segmente ohne einen Kranz zu bilden. Die Bauchpartien der Segmente sind an den Seiten durch schwarze starke Striche abgegränzt. Kiemen stark, fadenförmig, nur auf der Vorderseite der Segmente, entweder einzeln oder zu zwei bis fünf, mit der Basis verwachsen. Ihre Zahl variirt sehr viel. Die Kiemen an der Seitenlinie des 4. bis 6. Segmentes sehr klein. Der Hinterrand des achten Segmentes ist auf der Bauchseite in zwei stumpfe Höcker vorgezogen. Appendices anales bestehen aus zwei stäbchenförmigen Chitinfortsätzen, die aus einer breiteren Basis sich etwas nach oben erheben und an der oberen und unteren Seite mit starken Borsten be- setzt sind. In dem hinteren Drittheile des letzten Segmentes ist auf der Oberseite eine Vertiefung, welche sich bis zwischen die Chitinfortsätze zieht. Auf der unteren Seite sind bei dem (^ zwei seitliche stumpf konische Lobi und zwischen ihnen die Anlage des Penis. Bei den 9 ist das letzte Segment konisch und in die zwei Chitin- fortsätze verschmälert und oben und unten mit einer Rinne, die sich zwischen die Fortsätze zieht. Das Larvengehäuse konisch, gebogen, 17 mm lang, vorne 3'5mm, hinten 2*3 mm breit, glatt, aus feinen Sandkörnchen gebaut. Das hintere Ende ist durch eine Membran verschlossen, die in der Mitte mit einer etwas erhobenen, kreisför- migen Öffnung versehen ist. Das Nymphengehäuse ist länger (etwa 14 mm lang). Beide Öffnungen sind durch Pflanzentheile, besonders Wurzelfasern verdeckt und durch Membranen verschlossen, welche schlitzförmige Öffnungen haben, und zwar, wenn wir das Gehäuse so stellen, dass die concave Seite nach unten kommt, die vordere eine der concaven Seite des Gehäuses genäherte horizontale und die hintere eine verticale Querspalte. Wir finden die Larven und Nymphen in Bächen, grösseren Wiesengräben mit fliessendem Wasser, ja sogar in Teichen, an den Ufern, welche der Brandung des Wassers recht ausgestellt sind. Die Nymphengehäuse sind entweder zwischen den Wurzeln im Ufer oder unter den Steinen versteckt. 2. Section. (Goera, Silo, Lithax.) Larve stark, cylindrisch, nach hinten ganz wenig verschmälert. Kopf breit oval, seine obere Seite ganz flach. Der Kiefertheil der Maxillen ganz niedrig, 48 uur sehr wenig gewölbt und die Taster kurz, stark. Die Labialtaster ebenfalls sehr klein. Pronotum querrelliptisch, aber vorne tief ausgeschnitten, so dass der Vorderrand an jeder Seite einen starken, spitzigen, dreieckigen Vorsprung bildet. Das Mesouotum, nicht ganz chitiuisirt, sondern mit 4 kleineu Chitinschildchen be- deckt. Das Stütz plättchen der Mittelfüsse bildet einen scharfen, dreieckigen Fort- satz. Füsse stark, kurz, die hinteren nur wenig länger. Die Abdominalsegmente durch deutliche Stricturen geschieden. Die Höcker des ersten Abdominalsegmentes deutlich, oft konisch. Die Seitenlinie zwar fein, aber deutlich vom 3. bis zum 8. Hinterleibssegmente. Kiemen stark, fadenförmig, zu 2 bis 4 verwachsen. Nach- schieber klein, mit einer einfachen Klaue. Nymphe stark, fast spindelförmig; erstes Glied der Antennen stärker und etwa so lang wie der Kopf. Labrum gross, viereckig trapezoid, an der Basis breiter. Die Maxillartaster des (^ deutlich dreigliedrig, kürzer, oder höchstens so lang (Goera), aber nicht stärker, wie die Labialtaster. Spornzahl 2 4 4. Die MitteL tarsi stark bewimpert. Haftapparat massig entwickelt. Die Seitenlinie wohl ent- wickelt, vom 4. oder 5. Segmente bis auf das 8. Das letzte Hinterleibssegment trägt zwei sehr schwache, oft unregelmässig gebogene, an der Spitze hakenartig gekrümmte, stäbchenartige Chitinfortsätze. Die Lobi auf der Bauchseite der (^ Nymphe klein und niedrig. Das Gehäuse besteht aus einem konischen, massig gebogenen Röhrchen, welches einen etwas querelliptischen Querschnitt und ziemlich ebene Oberfläche hat und an jeder Seite 2 oder 3 hintereinander stehende flache Steinchen trägt, so dass es geflügelt erscheint. Das Hinterende ist durch eine Membran verschlossen, die in der Mitte eine kleine, kreisförmige, etwas erhöhte Öffnung hat. Das Nym- phengehäuse hat entweder nur das Vorderende, oder beide Enden mit einem Stein- chen verschlossen. Im ersteren Falle verschliesst das Hinterende eine feste Membran, welche auf der Bauchseite einige spaltförmige, in eine Reihe geordnete und radiär gestellte Öffnungen hat. Die Gehäuse werden auf Steine an beiden Enden manch- mal schaarenweise befestigt. Goera pilosa, F. (Fig. 13.) Phryganea pilosa, F., Syst. Eni, 306 (1775); Gmel., S. N., 2635; Vill., Liu. Ent, III., 40; cf., Mc. Lach., Tijds. y. Entomol., XVUI., 26. Goera pilosa, Curt., Phil. Mag., 1834, 215; Steph., III., 187; Mc. Lach., Kev. a. Syn. 241. Potamaria vulgata (Geoffr., H. J., 11., 247); Fourc, Ent. Par., 354 (1785); Oliv., Encyc. Meth., VI, 546; Latr., H. N., XHI., 91. Lasiostoma vulgatum, Kol., G. et Sp., U. Th., 181. Golra vulgata, Wallengr., Öfv., 1870, 163. Silo flavipes, Gurt., Ent. Mag., I. 189 (1833). Goera flavipes, Gurt., Phil. Mag., 1834, 215; Steph., 111., 187; Mc. Lach., Tr. B., 80, Taf. U., Fig. 3 und 30, V. Fig. 2, XL, Fig. 22, 23; Meyer-Dür, Mitth. schw. ent. Gesell., IV., 402. Trichostoma capillatum, Pict., Recherch., 173, Taf. XIII., Fig. 8. (1834), cf. Hag. Stett. Zeit., 1859, 144, Mc. Lach., Tijds. v. entomol., XVm, 26; Burm., Handb., 926, cT; Braner N. A., 43; Imhoff u. Labram, Ins. Schweiz. Spathidopteryx capillata, Kol., G. et Sp., I. Th., 95. 49 Goera capillata, Hag., Ent. Ann., 1850, 102. Trichostoma fuscicorne, Pict, op. dt. 174, Taf. XIII., Fig. 10 (1834) ; cf. Hag., Stett. Zeit., 1859, 144. Goera fuscicornis, Hag., Ent. Ann., 1859, 102. Trichostoma auratum, Burm., op. dt., 926 (1839), 9- Lasiostoma fulvum, Kamb., Nevrop., 492 (1842). Die Larve von Kolenati, Walser, Pictet etc. beschrieben. Die Larve raupenförmig, ziemlich dick, walzenförmig, nach hinten ganz wenig verschmälert, 13 mm lang, 3 mm breit. Kopf proportionirt, senkrecht nach unten gebogen und in dem ersten Thorakalschilde fast gänzlich verborgen. Von oben gesehen hat der Kopf einen breit ovalen Umriss; seine obere Seite ist aber ganz flach, und der ganze Kopf von oben und unten stark zusammengedrückt. Die Grundfarbe ist gelbbraun, aber unregelmässig schattirt mit zerstreuten schwarzen Pünktchen ; bloss jederseits von der mittleren Naht am Hinterhaupte ist eine kleine Gruppe von dunkelbraunen Punkten. Augen gross, auf einer dunklen, niedrigen Fig. 13. Goera pilosa, F. l.— 5. Larve: 1. D. Fühler "7i. 2. Labrum "/i. 3. Mandibula "/j- 4. Maxilla u. Labium "/j. 5. D. Thorax von der Seite '7i- 6- — ^- Nymphe: 6. Kopf des cj von vorne ^^i- 7. Labrum *7i- 8. Mandibula *7i- 9. Das Körperende des cT von unten *7i. 10. D. Nymphengehäuse Vi- Erhöhung sitzend und ziemlich weit nach hinten gerückt. Antennen sehr ver- kümmert, als ein kleines, schwaches, fast in der Mitte der Linie zwischen der Mandibelbasis und den Augen sitzendes Glied angedeutet. Die Mundtheile be- deutend hervorragend. Die Oberlippe quer trapezoid, mit einem seicht ausge- schnittenen Vorderrande und abgerundeten Vorderecken. Die chitinisirte Oberfläche verhältnissmässig klein und mit sehr kleinen schwarzen Punkten chagrinirt. Sechs starke kurze Borsten, die auf der oberen Fläche stehen, sind zu 3 in zwei Reihen 4 50 geordnet, die von den Vorderecken nach Innen in einem stumpfen Winkel con- vergiren ; näher dem Vorderrande steht jederseits noch eine kleinere Borste. Der vordere Theil der unteren Fläche ist mit dichten Börstchen, die auf dem Vorder- rande der Vorderecken am längsten werden und dort kleine Bürsten bilden, besetzt. Die Mandibeln sind schwarzbraun, messerförmig, mit einer scharfen, zahnlosen Schneide, auf welcher eine Bürste steifer, kurzer Borsten sich befindet, und mit zwei kurzen Rückenborsten, die ganz nahe der Mandibelbasis sitzen. Der Kiefer- theil der Maxillen fast gänzlich verkümmert, bloss durch drei stumpfe Höcker an- gedeutet. Der Basaltheil trägt auf der Aussenseite ein Büschel von dicken, stumpfen, stäbchenföi-migen Borsten. Die Maxillartaster kurz, konisch, dick und dreigliedrig. Die Unterlippe ist halbkugelig und trägt auf ihrem Scheitel gleich dicht neben der mittle- ren kleinen Warze mit der Ausführungsöffnung der Spinndrüsen kleine eingliedrige Taster. Die innere Fläche der Maxillen und der Unterlippe ist dicht mit Spitzen und Borsten besetzt. Von den Thorakalsegmenten ist bloss Prothorax etwas enger als die zwei folgenden, deren Breite derjenigen der Abdominalsegmente genau gleich ist Nur Pronotum ist ganz hornig; sein Schild ist querelliptisch, vorne ausge- schnitten, so dass er zwei scharfe Seitenecken bildet. Mesonotum mit 4 Schildchen gedeckt, von denen die zwei grösseren oben neben einander liegen; die zwei klei- neren je ein an jeder Seite der vorigen. Diese 4 Schildchen sind auf Metanotum durch 4 ganz kleine Chitinplättchen vertreten, die dieselbe Lage haben. Die Mittel- füsse sind durch ein Chitinplättchen gestützt, welches einen scharfen, dreieckigen, nach unten gerichteten Fortsatz bildet. Das die Hinterfüsse unterstützende Plättchen ist ohne diesen Fortsatz. Die Farbe dieser Chitintlieile, welche spärlich beborstet sind, ist dieselbe wie die des Kopfes. Füsse stark, nach hinten unkenntlich länger, licht gelbbraun, nur an dem Ende der Tibia und Femur schwarzbraun gesäumt und die Krallen ein wenig dunkler. Nur die Coxalglieder stärker beborstet, die anderen Glieder tragen hie und da spärliche lange, steife Borsten. Die Innenseite des Tibienendes mit zwei schwachen Dornen versehen. Die Klauen stark gebogen, sichelförmig, mit einem schwachen, langen, borstenförmigen Basaldorne. Über Auf Unter der Seitenlinie Die Abdominalsegmente sind durch deutliche Stricturen von einander ge- schieden. Das erste Segment, welches durch eine bräun- liche, derbere Haut gedeckt ist, trägt drei kleine stumpfe Höcker und auf dem Rücken zwei Reihen von langen Borsten. Kiemen fadenförmig, je drei in ein Büschel verbunden, auf dem 2. — 7. Segmente, nach dem beilie- genden Schema geordnet. Die Seitenlinie sehr fein ; sie zieht sich von der Mitte des 3. bis auf das Ende des 8. Abdominalsegmentes. Bei einigen von den untersuchten Larven trug auch die Bauchfläche des 7. Segmentes eine schmale chitinisirte Querplatte. Die Nachschieber klein, 2gliedrig mit einer starken, einfachen Klaue versehen. Die Nymphe fast spindelförmig, vorne abgestutzt, 10 — 12 mm lang, 2-5— 3 mm breit, und zwar sind die 2 3 3 In. 3 3 3 ni. 3 3 >■ 3 3 ^• 3 3 Itl. 3 3 ^vn. Schema der Kiemen der Larve von Goera pilosa, F. 51 weiblichen Puppen immer länger und stärker als die männlichen. Kopf quer vier- eckig, sehr schmal, mit einem ein wenig ausgebuchteten Stirnumrisse. Antennen sind fadenförmig und reichen bei (^ bis an das Ende des Körpers, bei dem 9 an das Ende des 6. Abdominalsegmentes ; ihr erstes Glied stärker und eben so lang wie der Kopf. Die Mundtheile sitzen auf der Vorderfläche des Gesichtes. Die Oberlippe quer viereckig, gegen die Basis hin etwas erweitert und mit einem seicht dreilappig ausgeschnittenen Vorderrande. Dieser trägt jederseits 5 starke, lange, braune und auf dem Ende hackig gebogene Borsten Näher der Basis ist die Ober- lippe mit zahlreichen kleineren und schwächeren Borstenhaaren besetzt. Mandibeln länglich dreieckig, mit einer fein gezähnten Schneide und zwei kleinen Börstchen auf der Rückenbasis. Taster beim (^ Sgliedrig, ihr erstes Glied kurz, stark, das 2. ebenso stark, aber sehr lang und wenig gekrümmt, das 3. klein und schmal. Die ganzen Taster reichen bis zum Gelenke des Trochanter der Vorderfüsse und sind divergirend nach hinten gerichtet. Die Maxillartaster des 9 ögliedrig, länger als die männlichen, nach hinten allmählich verjüngt; ihr 1. und 2. Glied kurz, die übrigen fast gleich lang. Die Labialtaster Sgiiedrig, gegen die Spitze hin schwächer ; das 1. Glied kurz, die zwei folgenden gleich lang. Sie liegen zwischen den Coxal- gliedern der Vorderfüsse und ihre Spitze erreicht das Gelenk des Trochanter des ersten Fusspaares. Die Flügelscheiden dreieckig, zugespitzt, bis zum Anfange des 5. Abdominal- ringes reichend. Die Spornzahl 2 4 4. Sporne kurz, stark, auf den Vorderfüssen ungleich. Tibien und Tarsi des 1. Fusspaares schwach, die des 2. stark beborstet, jene des 3. kahl. Die Abdominalsegmente deutlich abgeschnurrt. Der Hinterrand der Rücken- fläche auf dem 1. Abdominalsegmente trägt zwei schiefe, schwarzbraune, chitinisirte Höcker, welche mit zahlreichen kurzen Spitzen besetzt sind. Der Vorderrand des 3., 4. und 7. Segmentes, trägt je 1 Paar kleiner Chitinplättchen, mit zwei nach hinten gerichteten Haken, der Vorderrand des 6. trägt jederseits 3 Haken, und der des 5. entweder 2 oder 3 solche Haken, was auf einem und demselben Individuum variirt. Der Hinterrand des 5. Abdominalsegmentes hat auf den Chitinplättchen drei Reihen von kurzen, nach vorne gekehrten Spitzen. Bei der 9 Nymphe sind die vorderen Plättchen des 3. — 7. Segmentes je mit zwei Haken bewehrt. Die wohlentwickelte Seitenlinie ist mit Über Auf Unter dichten braunen Wimpern besetzt ; sie beginnt auf dem ^^^ Seitenlinie Ende des 5. Abdominalsegmentes und bildet auf dem Hinterrande der Bauchseite des 8. Segmentes einen durchbrochenen Kranz. Kiemen wie bei der Larve drei- ästig und nach beiliegendem Schema geordnet. Das letzte Abdominalsegment endet stumpf kegelförmig und trägt zwei lange, manchmal viel gekrümmte, borstenförmige Fortsätze, deren Enden etwas hakenförmig gekrümmt sind. Bei der (^ Puppe zeigt auf der Bauchfläche das vorletzte Segment in einem kreisförmigen Ausschnitte seines Hinterrandes die Anlage des Penis. Der abgerun- Schema der Kiemen der dete und flachgedrückte Hinterrand des letzten Abdominal- Goer a^pilosa^^F. 4* 2 3 3 >■ 3 3 Im. 3 3 IV. '' V O 3 yy 3 ^^• ^ vn. 52 Sef^meutes, sowie auch des vorletzten, ist auf dem Rücken mit dichten feinen Spitzen bewehrt. Das Gehäuse der Larve 13 — 15 mm lang und in der Vorderöffnung 2*7 mm im Durchmesser. Das innere Röhrchen konisch, schwach gekrümmt, aus gröberen Sandkörnchen gebaut; es trägt aber jederseits 2—3 Steinchen, die so geordnet sind, dass ein grösseres oder 2 kleinere nahe der Vorderöffnung sich befinden, und ein kleineres bei der Hinteroffnung, so dass das Gehäuse 2- oder 31appig ge- flügelt erscheint. Die Hinteröffnung ist durch eine feste braune Membran verschlossen, in welcher sich eine kleine, ninde, wenig erhobene Öffnung, und zwar etwas aus der Mitte in das 1. Drittel nach oben gerückt, befindet. Das Puppengehäuse hat jedes Ende mit einem Steinchen verschlossen, die aber mit dem Röhrchen nicht fest verbunden, sondern durch kurze Stränge, welche zwischen einander kleine Öffnungen lassen, an das Ende des Röhrchens angeheftet sind. Die Puppengehäuse finden wir auf der unteren Fläche von Steinen meist einzeln befestigt. Die Larve liebt grössere Bäche und kleinere nicht zu rasch fliessende Flüsse, Agriotypus armatus, (Walker), Curtis. (Fig. 14.) Agriotypus armatus, Curtis, Brit. Entomol. Nro. 389 (1832); Walker, Entom. Mag, 1835, Vol. III, p. 412; von Siebold, Amtl. Ber. d. Versamml. d. Naturf. in Carlsruhe 1858, p. 211, Stett, Ent. Zeit, 1861, p. 59; Kol., G. et Sp., I. Th. 21., V. KoUar, Verh. d. Wien. zool. bot. Ver. 1857, 189, Westwood, Trans. Ent. Soc. Lond., Ser. 3, Vol. 1, Proc. 170); Dours, Cat. Syst. d'Hym., 52; Fitch, Entom., Vol. XVH, (1884); Klp., Ent. Mont. Mag., Vol. XXV, 339, Vesmlr, Jlirg. XIX, 7. Crotopus abnormis, Holmgren. Öfvers. K. Vet. Acad. Forh. 1869, 354. Der Agriotypus aimatus ist als vollkommenes Insekt ähnlich einzelnen Arten aus der Familie Proctotrupidae, welche er mit den echten Ichneumoniden verbindet. Der Kopf ist kurz, querelliptisch; die Fühler fadenförmig bei (5* etwas länger aus 31, bei Q nur aus 24 Gliedern. Augen klein, stark gewölbt; auf dem Scheitel drei Nebenaugen. Thorax schmal, Schildchen länglich dreieckig und in einen schief nach oben und hinten gerichteten Dorn auslaufend. Hinterleib kurz, eiförmig mit einem kurzen, starken, wenig gekrümmten Stiele. Beim (^ endet er mit zwei kleinen Anhängen, beim Q in eine kurze Legeröhre. Die Vordei-flügel haben ein ovales Pterostigma und ein kleines dreieckiges Randfeld; die Areola fehlt. Die Hinterflügel haben eine deutliche Nervatur. Füsse lang, schlank; Tibien lang, am Ende mit Spornen versehen; Tarsi lang, ihr erstes Glied das längste, das vierte das kürzeste. Die Klauen sehr gross. Der Körper ist glänzend schwarz, mit feinen, ziemlich dichten und sehr kurzen gelblichen Härchen und fein punktirt; Postscutellum und Hinterleibsstiel mattschwarz. Die Flügel durchsichtig, beim (J schwach bräunlich mit einem schwarz- braunen Pterostigma und Nervatur, Flügel des 9 gelbbräunlich, dunkler, mit drei Querstreifen. Die Grösse variirt sehr stark, die 9 sind 6*5 mm lang und haben 12 mm Flügelspannung; die (^ sind kleiner. 53 Die vollkommen erwachsene Larve ist 6*5 mm lang, madenförmig mit einem deutlichen hornigen Kopfe, welcher an den Seiten kleine Augen trägt, auf welchem ich aber keine Fühler entdecken konnte. Die Mundtheile beissend und wohl ent- wickelt ; oberflächlich sind sie den Mundwerkzeugen von Raupen nicht unähnlich. La- brum häutig, sehr breit und kurz, an der Basis breiter als am Ende. Mandibeln sehr stark und in der Ansicht von oben dreieckig mit einer grob gezähnten Schneide. A. E. F. Fig. 14. Agriotypus armatus, Walker. A. Imago. B. Nymphe. C. Subnymphe. D. Larve. B. Agrio- typirtes Gehäuse von Silo. F. Die Mundtheile der Larve von Agriotypus: Lr Labrum, If Man- dibulae, Mx Maxiila, Li Labium, Pm Palpi maxillares, PI Palpi labiales. G. Schem. Durchschnitt des Gehäuses: v^ vorderer, w^ hinterer Deckel von Silo, v^ vorderer und w^ hinterer Deckel von Agriotypus, s Überste der Larve von Silo, ag die Nymphe von Agriotypus, k Exkremente, e die Exuvie der Larve von Agriotypus. Maxillen rudimentär, mit einem häutigen Kiefertheile und warzenförmigen Tastern. Labium breit konisch, mit einer grossen Öffnung der Spinndrüsen und mit rudi- mentären Tastern an den Seiten. Die dreizehn Körpersegmente sind häutig, mit sehr deutlichen Stricturen. Sie sind sehr ungleich breit, so dass sie bis zum dritten stufenweise breiter, das vierte und fünfte viel kleiner, das sechste bis achte die breite- 54 sten von allen und das neunte bis dreizehnte stufenweise schmäler sind. Das letzte Segment trägt an dem Ende zwei anliegende schwache Haken. Bevor sich die Larve in die Nymphe verwandelt, nimmt sie eine neue Form an. Der Kopf wird in die nächstfolgenden Segmente, deren Stricturen schief werden, so weit zurückgezogen, dass er kaum sichtbar ist. Der vordere Theil des Körpers (1. — 8. Segment) ist cylindrisch, vorne gerade abgestuzt; die folgenden Segmente sind allmählich kleiner, so dass der hintere Theil zugespitzt erscheint. Die Haken auf dem letzten Segmente sind gerade nach hinten gerichtet. Dieses Stadium Hesse sich am passendsten Subnymphe nennen. Die eigentliche Nymphe ist dem Imago sehr ähnlich und unterscheidet sich nur durch die kürzeren Flügelscheiden und stärkeres erstes Abdominalsegment. Die Gehäuse des Wirthes, wenn sie den Parasiten enthalten, tragen an dem Kopfende ein langes, bandartiges Anhängsel, welches aus dem Sekrete der Sericte- rien gesponnen ist. Es ist dunkelbraun und ist oft viel länger als das Gehäuse selbst (bis 30 mm lang und 1 mm breit). Das Gehäuse selbst ist auf beiden Enden so verschlossen, wie es gewöhnlich auf gesunden Gehäusen vorkommt, durch je einen membranösen Deckel (v-^ und w-^) ; vorne finden wir auch das Steinchen, welches der Membran anliegt. Die Larve oder Nymphe des Parasiten ruht in einem braunen, starken Cocon, dessen Seiten mit der Wand des Gehäuses fest verbunden sind, und welches hinten einen kurzen freien Raum lässt, wo wir die Überreste der Larve des Wirthes (s) finden. Mit der vorderen Wand des Cocons (v^) ist das bandartige Anhängsel fest verbunden, welches durch die vordere Membran zwischen dem Steinchen und der Gehäusewand nach aussen hinausragt. In dem hinteren Theile des Cocons liegen die Excremente (k) und letzte Larvenhaut des Parasiten (e). Den vollkommenen Agriotypus finden wir in den ersten schönen Frühlings- tagen des April und Mai an den Gebirgsbächen oft in grosser Anzahl schwärmend. Beide Geschlechter fliegen sehr lebhaft im Sonnenscheine, oder sitzen auf den Blättern der an dem Ufer wachsenden Sträucher und Gräser. Ich hatte die Gele- genheit das Weibchen auf ihrem Spaziergange unter dem Wasser zu beobachten, wobei es immer mit einer kleinen Luftschicht umgeben ist, und fand auch mehrere Weibchen auf den aus dem Wasser, aus einer Tiefe von etwa 3 dm geholten Steinen, doch die Weise, in welcher sie die Trichopterenlarven inficiren, konnte ich nicht erforschen. Im Juni findet man schon völlig ausgewachsene Larven des Parasiten, die schon im Cocon verschlossen sind; im Juli verwandeln sie sich in die Sub- nymphen und im September habe ich nur Nymphen gesammelt. Aus meinen bis- herigen Beobachtungen leuchtet hervor, dass die Larve des Parasiten die Larve des Wirthes, wenn sie schon alles für eigene Verwandlung vorbereitet hat, auffrisst, den mit dem bandartigen Anhängsel versehenen Cocon spinnt, in welchem sie die weitere Metamorphose durchmacht. Die ausschlüpfende Wespe öffnet vorne den Cocon und stösst das Steincheu ab. Ich habe bisher die Gehäuse von Silo nigricornis, S. pallipes, Goera pilosa und Odontocerum albicorne (dieses sehr selten) agriotypirt gefunden. 55 3. Section. (Brachyceutrus, Oligopletrum, Micraseina.) Larve nach hinten mehr oder weniger deutlich verengt. Kopf eiförmig bis rundlich, die Stirnfläche ganz eben. Der Kiefertheil der Maxillen stumpf konisch; Taster stärker und länger als bei der 2. und 4. Section. Pronotum schmal, quer länglich, in der Mitte oben schmäler als an den Seiten (am Hinterrande etwas ausgeschnitten), durch eine feine, schwarze, bogenförmige Querlinie in zwei Felder getheilt, nur spärlich beborstet. Mesonotum gewöhnlich mit vier Schildchen bedeckt, die nicht so hart hornig sind, wie das Pronotum. Die Hinterfüsse zweimal so lang, wie die Vorderfüsse. Auf dem ersten Abdominalsegmente keine Höcker. Die Stric- turen deutlich, aber seicht. Die Seitenlinie fehlt oder sehr fein. Kiemen entweder fehlen oder auf dem Rücken in Büscheln, unten einzeln fadenförmig. Die Nach- schieber kurz; ihre Klauen mit einem oder zwei Rückenhaken. Nymphe cylindrisch. Die Fühler fadenförmig, kürzer als der Körper; ihr erstes Glied wenig von den übrigen verschieden. Labrum abgerundet dreieckig bis halbkreisförmig. Die Maxillartaster des (5" deutlich dreigliedrig, kürzer (Brachy- ceutrus, Oligoplectrum), oder so lang wie die Labialtaster (Micrasema), aber nicht stärker wie dieselben. Spornzahl nach dem Genus verschieden. Die Mitteltarsi stark bewimpert. Der Haftapparat stark entwickelt ; am Hinterrande des fünften Segmentes sind die Häkchen in eine lange Reihe geordnet. Die Seitenlinie deutlich, vom 5. bis an das 8. Segment. Kiemen wie bei der Larve. Das letzte Segment trägt zwei schwache, kahle, nach oben gekrümmte, zugespitzte Chitinfortsätze, die etwas kürzer sind als das Segment; die Bauchfläche desselben Segmentes trägt zwei breite kurze, wenig vorragende Lobi. Das Gehäuse von verschiedener Fonn : regelmässig viereckig, gerade, schön glatt und scharfkantig, aus quer gelegten Pflanzenpartikeln gebaut, durchscheinend (Brachyceutrus), gerade, sehr lang konisch und schmal, aus feinen Sandkörnchen gebaut (Oligoplectrum), oder konisch, gekrümmt, vom zweiten Drittel stark verengt, aus der Gespinnstmasse verfertigt, der oft sehr feine Sandkörnchen beigemischt sind. Die Hinteröffnung ist durch eine Membran verschlossen, die eine grosse kreisförmige, oder dreistrahlige Öffnung hat. Das Nymphengehäuse kürzer auf bei- den Enden durch eine Membran verschlossen, von denen die vordere in der Mitte ein helleres Sieb oder einige Öffnungen, die hintere ebenfalls ein Sieb oder rundes Loch hat. Die Gehäuse werden auf Wasserpflanzen oder Steine befestigt. Die aus- schlüpfende Nymphe stösst den vorderen Deckel ab. Brachycentrus montanus, Klp. (Fig. 15.) Brachycentrus montanus, Klp., Trieb, v^zk. Cech. 1891. S. 10. Die Larve raupenförmig, ziemlich stark, nach hinten ein wenig verengt, 11 — 12 mm lang, am Metanotum 2-3 mm breit. Kopf verhältnissmässig klein, kurz, eiförmig, von oben und unten stark zusammengedrückt; seine obere Fläche fast 56 ganz eben. Die Grundfarbe ist kastanienbraun, auf dem Hinterhaupte und den Schläfen mit zahlreichen blassen Makeln; auch in dem Winkel der Gabellinie ist eine Gruppe von sechs solchen Flecken. Das Chitin ist unregelmässig runzelig. Die Äste der Gabellinie massig gebogen. Augen recht gross und schwarz. Die obere Fläche des Kopfes mit kurzen, nicht zu zahlreichen schwarzbraunen, oder, wenn sie feiner sind, gelbbraunen Borsten besetzt. Hinterhauptsloch bedeutend schief; Hypostomum schmal, trapezoid. Die Fühler bis auf ein winziges Rudiment hinter der Mandibelbasis verkümmert. Die Mundtheile massig prominent. Die Ober- Fig. 15. Brachycentrus montanus, Klp. 1. — 4. Larve: 1. Labrum "/j. 2. Mandibula von unten ^^i« 3. Mandibula von aussen ^Vi- 4. Maxilla und Labium ^7i- 5. — 9. Nymphe: S.D.Kopf von vorne "/,. 6. Labrum ^Yi- 7. Mandibula ^7i- 8. D. Körperende des cf von unten *7i- 9- Dasselbe von der Seite *%. 10. D. Nympbengehäuse Vs- H- I^ie vordere Verschlussmembran Kl- uppe quer länglich, viereckig, mit abgerundeten Vorderecken, vorne etwas breiter, an dem Vorderrande und Vorderecken mit starken Bürsten; nahe dem Vorderrande stehen auf der oberen Fläche derselben in eine Reihe geordnet jederseits drei starke, gelbbraune, kurze Borsten. Mandibeln meisselfönnig, schwarz, stark, auf der Schneide näher der unteren Kante mit zwei starken, spitzigen Zähnen; auf der oberen Kante mit einem Borstenbüschel. Die Rückenborsten gelbbraun, beide gleich lang; sie stehen nahe nebeneinander unten nahe der Basis. Maxillen stark, mit viergliedrigen starken Tastern und einem konischen starken, dicht beborsteten 57 Kiefertheile. Labium stumpf konisch, mit kurzen, eingliedrigen Tastern. Hypopha- rynx stark und lang beborstet. Die Thorakalsegmente nach hinten stufenweise breiter, so dass der Meta- thorax fast 2^loma\ so breit ist wie Prothorax. Pronotum hornig, so breit wie der Kopf, schmal, quereiliptisch (von oben gesehen quer länglich, viereckig), braun, an dem Vorderrande und in der Mitte etwas dunkler. Etwa über den hinteren Dritt- theil der Sutur zieht sich eine, nach jeder Seite schief nach vorne gebogene schwarze Linie, so dass das Pronotum wie gebrochen erscheint. An dieser Linie steht auf jeder Hälfte des Pronotum eine starke schwarze Borste in der Mitte und einige kurze Börstchen an dem Ende. Der Vorderrand trägt nur an den Seiten mehrere Borsten. Auf der hinteren Partie ist parallel mit der schwarzen Linie eine Gruppe von blassen, deutlich contourirten Punkten. Mesonotum aus vier Plättchen zusammengesetzt, von welchen die mittleren regelmässig länglich vier- eckig, die äusseren aber schmäler und hinten an der Aussenseite abgerundet sind. Mesonotum ist dunkelbraun, mit undeutlichen blasseren Flecken auf den mittleren Plättchen. Diese tragen zwei Borsten nebeneinander an dem Vorderrande, in der Nähe der mittleren Sutur und eine Reihe von drei bis vier solchen Borsten vor dem Hinterrande; nebstdem stehen nur 2 — 3 kleine Borsten auf der Fläche der- selben. Die seitlichen Schildchen haben in der äusseren Vorderecke eine Gruppe von Borsten, von welcher sich eine dichte Reihe gegen die innere Hinterecke zieht, Metathorax, so wie die übrigen weichen Theile des Körpers schön bläulich grün, nur zwei Paare von dreieckigen, dunkelbraunen Chitinplättchen ausgenommen; alle vier Schildchen stehen in einer Reihe, die inneren tragen je eine Reihe von 6 Borsten in einer quer über die Mitte sich ziehenden Linie; die äusseren eine dichte Reihe von ungleich langen Borsten an dem VordeiTande. Die Füsse ziemlich stark; die Mittel- und Hinterfüsse untereinander gleich lang und etwas mehr als zweimal so lang, wie die Vorderfüsse. Das Stützplättchen der Vorderfusse bildet einen schnabelförmigen Vorsprung, der mit einer Borste versehen ist. Die Coxa und Femur der Vorderfüsse sind auf der inneren Fläche mit sehr feinen, kurzen Spitzen spärlich besetzt. Trochanter und Femur tragen auf der Innenkante zahl- reiche blasse Fiederborsten, Tibie und Tarsus kurze, schiefe Spitzen; auf der Innenfläche der letzteren zwei Glieder ist vor dem Ende eine dichte Bürste von kurzen, steifen Borsten. Bei den übrigen zwei Paaren ist Femur auf der Innen- kaute mit zahlreichen, senkrecht inserirten Spitzen bewehrt, welche durch längere Spitzen in eine Reihe von abgerundeten Kämmen getheilt sind; die einzelnen Kämmchen haben desto mehrere Zähne, je näher sie der Mitte des Femur stehen. Tibia und Tarsus sind auf der Innenkante mit einem Kamme von schiefen Spitzen bewehrt. Die Tibien aller Füsse sind vor dem Ende in einen Vorsprung verlängert, der auf den hinteren Füssen länger ist und 2 Sporne von ungleicher Länge trägt. Klauen stark, wenig gekrümmt, gleich lang wie der Tarsus, mit einem schwachen Basaldorne. Die Farbe der Füsse ist gelbbraun, auf den äusseren Kanten braun. Die Hinterleibssegmente durch deutliche, aber seichte Stricturen von ein- ander geschieden. Das erste Segment schmäler als die übrigen, ohne deutlich ent- wickelte Höcker. Die Seitenlinie fein, mit braunen Wimpern besetzt, zieht sich über das 3. bis 6. Segment; am Vorderrande jeden Segmentes ist über derselben 58 6 1 °- r, ^TTT. G jIV. r. 1 ^• G j VI. 3 vn. Schema der Kiemen der Laxve von Brachycentrus montanus, Klp. Über Auf Unter eine Gruppe von Chitinpimkten ; eine grosse Gruppe der Seitenlinie derselben ist an den Seiten des 7. Segmentes. Kiemen schwach entwickelt, auf dem Rücken in Büscheln auf den Stricturen, auf dem Bauche einzeln am Hinterrande der Segmente. Auf der zweiten (zwischen dem zweiten und dritten Segmente) bis sechsten Strictur zählt jedes Büschel 6, auf der siebenten nur 3 Fäden. Auf der Bauchseite des 2. bis 6. Segmentes, nahe dem Hinter- rande jederseits je ein Faden. Der Rücken des neunten Segmentes ist oben mit einer halbmondförmigen braunen Platte bewehrt, deren Hinterrand mit zahlreichen schwar- zen Borsten besetzt ist. Die Nachschieber zweigliedrig, mit starken Klauen, welche mit zwei Rückenhaken ver- sehen sind. Der Hinterrand des Stützplättchens ist mit schwarzen Borsten besetzt, die desto länger sind, je näher sie dem Rücken stehen. Der Hinterrand des Segmentes ist zwischen den Nachschiebern jederseits in einen kleinen, fingerförmigen, häutigen Fortsatz verlängert. Nymphe cylindrisch, stark, vorne gleichmässig breit, nach hinten verschmä- lert, die (5* 7-14 — 7-5 mm lang, 1-51 — 1-6 mm breit, die Q — 8-5 mm lang und — 196 mm breit. Kopf kurz, fast so breit wie Thorax mit einem geraden, ein wenig ausgeschnittenen Stirnumrisse. Die Fühler fadenförmig, reichen bei der (^ Nymphe an das Körperende, bei der 9 an das Ende des 8. Abdominalsegmentes. Ihr Basalglied wenig stärker und länger, als die nächstfolgenden. Die Mundtheile auf der Vorderfläche des Kopfes gestellt. Die Oberlippe subtriangulär, an den Seiten vor der Spitze stumpf gebrochen; vorne nahe der Spitze steht jederseits eine schwache Borste, etwa in der Mitte jederseits eine Gruppe von 5 und nahe der Basis 2 starken, gelbbraunen Borsten. Mandibulae breit, dreieckig, massig gebogen, mit einer sehr fein gezähnten Schneide und zwei neben einander stehen- den, gelbbraunen Fühlborsten, die entweder gleich sind, oder die obere etwas länger ist. Die Maxillartaster des (^ dreigliedrig, mit ziemlich undeutlichen Stricturen, fingerförmig, gegen die Spitze allmählich verjüngt, kurz, etwa die Mitte des zweiten Gliedes der Labialtaster erreichend ; jene des Q fünfgliedrig, stark, über die Vorder- coxen reichend. Die Labialtaster dreigliedrig, stark, gegen die Spitze verjüngt. Die Flügelscheiden ziemlich breit, zugespitzt ; die vorderen reichen an das Ende, die hinteren in die Mitte des sechsten Segmentes. Spornzahl 2 3 3. Sporne kurz, stark, die Paare etwas ungleich. Tibien und Tarsi des ersten Paares schwach, jene des zweiten Paares stark bewimpert, die des dritten Paares kahl. Der Haftapparat sehr stark entwickelt. Der Hinterrand des ersten Abdominal- segmentes trägt zwei schwarzbraune, mit starken Spitzen besetzte Warzen, wodurch er eine sattelföimige Form annimmt. Der Vorderrand des dritten Segmentes trägt jederseits 5-8, des vierten 6—10, des fünften 5—10, des sechsten 7—10, des siebenten 6—12 starke, stumpfe, nach hinten gerichtete und gewöhnlich in zwei alternirenden Reihen gestellte Haken. Der ganze Hinterrand des fünften Segmentes ist bei (^ Nymphen auf dem Rücken mit starken, nach vorne gerichteten Haken besetzt ; bei den 9 Nymphen ist diese Reihe durch einen kurzen, freien Zwichenraum 59 Über Auf Unter der Seitenlinie 7 1 ,n. 6—7 1 jTTT. 6 1 ^IV. 1 (1) (1) ^' VI. Schema der Kiemen der Nymphe von Brachycen- trus montanus, Klp. in der Mitte des Rückens in zwei Reihen getheilt. Die Seitenlinie beginnt auf dem fünften Segmente und bildet auf dem achten einen breit unterbrochenen Kranz; sie ist mit braunen, feinen Wimpern besetzt. Kiemen faden- förmig, auf dem Rücken in Büschel verbunden. Bei der 9 Nymphe ist das letzte Hinterleibssegment konisch, rasch gegen die Spitze verschmälert und trägt an dem mit feinen Spitzen besetzten Ende zwei schmale, schlanke, nach oben gekrümmte, stäbchenaiiige, zugespitzte An- hänge; der Rücken ist in der Mitte mit nicht zu zahl- reichen Borsten besetzt. Bei der (^ Nymphe treten dazu noch zwei nahe der Basis stehende, breite, hinten abge- rundete Lobi und zwischen ihnen, doch undeutlich von ihnen geschieden, ein runder, niedriger Höcker. Das Larvengehäuse ist regelmässig viereckig, 13 mm lang, jede Seite vorne 2 mm, hinten 1 mm breit, aus schmalen, länglichen Stücken von Blättern und Rinde gebaut, welche so zugeschnitten sind, dass keins die Kante überragt und dass die Kanten scharf und die Flächen glatt sind. Da das Material nicht überall gleich ist, erscheint das Gehäuse schwarz und in allen Abstufungen braun gestreift. Die hintere Öffnung ist durch eine feine, etwas nach aussen gewölbte und mit einem grossen runden Loche versehene Membran verschlossen. Das Nymphengehäuse ist 9 — 12 mm lang, vorne 2 mm breit, hinten etwas schmäler. Das vordere Ende ist durch eine blass braune Membran verschlossen, welche in der Mitte einen dunkleren Ring zeigt, der 6 — 11 kleine, unregelmässige Öffnungen umschliesst, die so geordnet sind, dass eine die Mitte einnimmt, die übrigen aber um dieselbe einen Kreis bilden. Das Hinterende ist ebenfalls durch eine Membran verschlossen, welche in der Mitte 5 — 7 kleine Öffnungen hat, die ähnlich wie vorne, doch nicht immer (manchmal fehlt die mittlere Öffnung) geordnet sind. Nebstdem sind beide Öffnungen durch kleine Holzpartikeln, manchmal auch Sandkörnchen und Konferven verdeckt, und an dem Vorderrande des Gehäuses sind Fichtennadeln, Stücke von Pflanzen- stengeln und ähnliches angeklebt. Die Gehäuse werden, manchmal mehrere bei- sammen auf die Steine mit beiden Enden befestigt. Die ausschlüpfende Nymphe schneidet die vordere Membran ab, so dass sie wie ein Deckel abfällt. Die Larven leben in Gebirgsbächen und Flüssen. Oligoplectnim maculatum, Fourc. (Fig. 16.) Phryganea maculaia, Fourc, Ent. Par., 355 (185); Oliv., Encyc Meth., 543. Sericostoma maculatum, Pict., Recherch., 180, Taf. XTV, Fig. 4, cf Hag., Stett. Zeit, 1859, 151 ; E. Pict., Nevrop. d'Espagne, 93, Trichostoma maculatum, Burm., Handb., 925. Basystoma maculatum, Brauer, N. A., 44; Kol., G. et Sp., U. Th., 288; Hag., Stett. Zeit, 1868, 268; Mayer-Dür, Mitth. schw. ent. Gesell., IV. 404. 60 Hydronautia maculata, var. undata, Kol., G. et Sp., I. Th., 93. Rhyacophila nehulosa, Pkt., Recherch., 190, Taf. XVI, Fig. 11, (1834), c/ Hag., Stett. Zeit., 1859, 160, Mc. Lach., Tijdr. t. entomol., XVHT, 30. Basysloma pulchellum, Ramb., Nevrop., 491 (1842). Oligoplectrum maculatum, Mc. Lach., Rev. a Syn., 258. Die Larve raupenförmig, ziemlich schmal, nach hinten deutlich verschmä- lert, 8 — 9 mm lang, am Metanotum TS mm, am letzten Segmente 0*8 mm breit. Kopf verhältnissmässig klein, eiförmig, von oben und unten zusammengedrückt. Die Grundfarbe ist braun ; über den Scheitel zieht sich eine kastanienbraune Quer- binde, welche sich jederseits über den Schläfen nach hinten erweitert. Auch die Basis des Clypeus und die Wangen kastanienbraun. Die obere Fläche des Kopfes mit kurzen, nicht zu zahlreichen, gelbbraunen Borsten besetzt. Die Äste der Gabel- linie stark gebogen. Hinterhauptsloch bedeutend schief, das Hypostomum trapezoid. Fühler, wie bei Brachycentrus verkümmert, Mundtheile massig prominent. Oberlippe quer elliptisch, vorne stark ausgeschnitten; der Vorderrand an den Seiten mit starken Bürsten ; die Oberfläche ist mit 6 kurzen, aber starken gelbbraunen Borsten Fig. 16. Oligoplectrum maculatum, Fourc. 1. — 4. Larve: l. Mandibula "/j. 2, Mandibula von unten "/i. 3. Mandibula von aussen "/j. 4. Maxiila u. Labium "/j. 5. — 9. Nymphe: 5. D. Kopf von vorne ^Vi« 6» Labrum "/j. 7. Mandibula ^'/j. 8. D. Körperende des cf von unten *7i- 9« Dasselbe von der Seite *2/^. 10. D. Larvengehäuse V*« H« D. vordere Verschlussmembran 7i- besetzt, welche in einer fast quer, über die Mitte der Oberlippe gehenden Linie stehen. Näher dem Vorderrande stehen jederseits noch 2 kürzere solche Borsten« Mandibulae stark, schwarz, meisselförmig ; die scharfe Schneide ist mit 4 starken Zähnen versehen ; die obere Kante trägt ein Borstenbüschel ; die Fühlborsten sind gelbbraun, stark, die obere ein klein wenig kürzer und stehen nahe der Basis nebeneinander. Maxillen stark, kurz, mit 4gliedrigen starken Tastern und einem ziemlich niedrigen, stark beborsteten Kiefertheile. Labium fast halbkugelig, mit kleinen eingliedrigen Tastern; Hypopharynx stark und lang beborstet. Die Thorakalsegmente nach hinten stufenweise breiter; Metathorax fast zweimal so breit wie Prothorax. Pronotum hornig, so breit wie der Kopf, von oben 61 gesehen, wie aus zwei rechtwinkligen Trapezen zusammengesetzt, die mit den kür- zeren, parallelen Seiten gegen einander und mit den schiefen nach hinten gekehrt sind. Über das hintere Drittheil der Sutur geht wie bei dem Brachycentrus eine bogenförmig nach vorne gekrümmte schwarze Linie, welche das Pronotum in zwei ungleiche Felder theilt. Das vordere Feld, die Ränder ausgenommen, ist gelbbraun, die Ränder desselben und das hintere Feld sind dunkelbraun. Der ganze Hinter- rand ist sehr breit schwarz gesäumt. An dem Vorderrande stehen spärliche Bor- sten, eine steht auf jeder Hälfte des Pronotum an der schwarzen Linie, etwa in dem äusseren Drittheile (wenn man das Pronotum von oben ansieht) und einige kurze an dem Ende derselben. Metanotum besteht aus vier Hornplättchen ; die inneren haben die Form von Trapezen, die mit den kürzeren, parallelen Seiten gegen einander gestellt sind; die äusseren sind schmal, länglich, viereckig, mit abgerundeten Ecken. Die vordere Hälfte aller vier Plättchen und der Hinterrand ist braun, mit spärlichen, unregelmässigen, blassen Flecken; die hintere Hälfte ist gelbbraun. An dem Vorderrande der grösseren Plättchen, näher der Mittelsutur steht eine Borste und nahe dem Hinterrande 3 Borsten in einer Reihe. Auf den kleineren Plättchen ist eine Gruppe von Borsten in der äusseren Vorderecke, von welcher sich schief nach hinten und gegen die Mitte des Rückens wieder eine Reihe von ungleich langen Borsten zieht. Metanotum fast ganz häutig, vier dreieckige Plättchen ausgenommen, von denen die inneren sehr schwach chitinisirt sind. Quer über die Mitte der inneren sind in einer Reihe 3—4 Borsten gestellt und an dem Vorderrande der äusseren ist eine dichtere Reihe von ungleich langen Borsten. Die Füsse ziemlich stark, Mittel- und Hinterfüsse untereinander gleich lang, zwei- mal so lang, wie die Vorderfüsse. Das Stützplättchen der Vorderfüsse kaum in einen Vorsprung verlängert, an der vorderen Seite abgerundet, mit einer kleinen und einer grossen Borste. Trochanter und Femur mit zahlreichen weissen Fieder- haaren; Tibia und Tarsus auf der Innenkante mit schiefen Spitzen bewehrt; die Innenfläche des Tarsus ist spärlich mit kurzen Börstchen besetzt. Bei den zwei übrigen Paaren ist die Rückenkante der Coxa an der Basis mit einer Reihe von 3 — 4 starken, schiefen Zähnen versehen. Femur ist auf der Innenkante mit einer Reihe von senkrechten, fast gleich langen Spitzen besetzt, die nur auf dem distalen Ende in kleinere Kämmchen durch längere Spitzen getheilt sind; dafür sind vor dem Ende zwei lange Spitzen interpolirt. Tibien und Tarsi tragen auf der Innen- kante eine Reihe von schiefen Spitzen. Das Tibienende ist besonders auf den Mittel- und Hinterfüssen stark vorgezogen und trägt zwei ungleiche Sporne. Auf den letzteren zwei Paaren ist auch das Tarsalende stark vorgezogen und mit starken spornartigen Spitzen versehen. Klauen stark, massig gebogen, besonders auf den Vorderfüssen etwas länger als das Tarsalglied ; jene des ersten Paares mit einem starken Basaldorne, auf den übrigen mit einer schwachen, fast borstenför- migen basalen Spitze. Die Farbe der Füsse ist gelbbraun, nur der basale Theil der oberen Kante der Coxen ist schwarz. Die Hinterleibssegmente durch deutliche aber seichte Stricturen geschie- den. Das erste Segment, welches ein wenig schmäler ist als die übrigen, ohne deutlich entwickelte Höcker. Die Seitenlinie zieht sich vom dritten bis auf das sechste Segment, doch ist sie eigenartig entwickelt; es ist nämlich die Seite 62 der oenannten Segmente vorne mit zahlreichen Chitinpunkten besetzt und erst hinter diesen ist ein Stückchen der Seitenlinie durch spärliche, dafür aber ver- hältnissmässig starke und steife Wimpern angedeutet. Die Seiten des siebenten Segmentes sind nur mit Chitinpunkten besetzt. Kiemen sind schwach entwickelt; ich habe sie nur auf dem Rücken gefunden und konnte auf der Bauchseite keine Spur von denselben entdecken; doch ich habe nur ein älteres, obwohl sehr gut conservirtes Material zur Verfügung und es wird vielleicht möglich sein, auf einem frischen doch einige Fäden zu entdecken. Die Kiemen auf dem Rücken meiner Exemplare waren wohl erhalten; sie bilden kleine Büschel zu 3—5 und stehen auf den Stricturen zwischen den Segmenten, und zwar auf der zweiten bis vierten zu 5, auf der fünften zu 4—5, auf der sechsten zu 3 und auf der siebenten zu 2—3 Fäden in einem Büschel. Der letzte Ring ist oben mit einem quer länglich viereckigen, braunen Chitinschildchen bewehrt, dessen Hinterrand mit zahlreichen schwarzen, steifen Borsten besetzt ist. Die Nachschieber zweigliedrig, die Stütz- platte am Hinterrande mit zahlreichen schwarzen Borsten besetzt, die, je näher sie dem Rücken stehen, desto länger sind. Die Klaue stark, mit einem starken Rückenhaken. Die Bauchseite des Segmentes trägt zwischen den Nachschiebern, und zwar gleich neben ihnen jederseits einen kiemenartigen Faden, welcher grösser ist als bei Brachycentrus. Nymphe cylindrisch, schlank. Ihre Grösse ist nach dem Geschlechte sehr verschieden, die J 6 mm lang, 1-1 mm breit, die 9 7-41— 8-5 mm lang, 1-34— 1*4 mm breit. Kopf kurz, sehr breit, mit einem geraden Stirnumrisse. Die Fühler faden- föimig; sie reichen an den Vorderrand des sechsten Segmentes; ihr erstes Glied kaum von den folgenden verschieden. Die Mundtheile ziemlich hoch, doch aber noch auf die vordere Fläche des Kopfes gestellt. Labrum breit, dreieckig, an den Seiten im stumpfen Winkel gebrochen. Vorne nahe den Seiten steht jederseits eine kurze Borste. Hinter der Mitte ist jederseits eine Gruppe von fünf gleich langen Borsten und an der Basis stehen auf jeder Seite zwei Borsten, die fast zweimal so stark und lang sind, wie die vor ihnen stehende Borste. Mandibeln dreieckig, aus einer starken Basis scharf zugespitzt, massig gebogen, mit einer fein gezähnten Schneide und zwei kurzen Fühlborsten, die nebeneinander stehen und von welchen die untere etwas länger ist. Die Maxillartaster des (^ dreigliedrig, mit ziemlich undeutlicher Gliederung, stark, gegen das Ende wenig verjüngt, etwas über die Mitte des zweiten Gliedes der Labialtaster reichend; beim 9 fünfgliedrig, kurz, kaum die Basis der Vordercoxen erreichend. Die Labialtaster dreigliedrig, stark und kurz. Die Flügelscheiden ziemlich scharf zugespitzt; das erste Paar an das Ende des fünften Segmentes reichend; das zweite Paar um eine halbe Segmentlänge kürzer. Spornzahl 2 2 2. Sporne klein, konisch, die Paare gleich. Tibien und Tarsi des ersten Paares massig, die des zweiten Paares stark bewimpert und jene des dritten Paares kahl. Der Haftapparat verhältnissmässig schwächer entwickelt als bei Brachy- centrus. Der Hinterrand des ersten Abdominalringes trägt zwei schwarzbraune, mit starken Spitzen besetzte Warzen, wodurch er eine sattelartige Form bekommt. Der Vorderrand des dritten und vierten, sechsten und siebenten Segmentes trägt 63 jederseits 4 — 6, jener des fünften 5—7 nach hinten gerichtete Spitzen, gewöhnlicli in zwei alternirenden Reihen. Der Hinterrand des fünften Segmentes ist mit einer Reihe von Haken besetzt, deren Spitzen nach vorne gerichtet sind. Die Seitenlinie beginnt auf dem Ende des fünften Segmentes und bildet auf dem achten einen unterbrochenen Kranz ; sie ist mit feinen bräunlichen Wimpern besetzt. Kiemen fadenförmig zu 4 — 5 in Büschel verbunden nur auf dem Rücken, auf den Stricturen zwischen dem 2. — 3. und 3. u. 4. Segmente entwickelt. Das letzte ^egment der 9 Nymphe ist verhältnissmässig klein, konisch und trägt am Ende zwei stäbchen- artige, stark nach oben gekrümmte einfache Anhänge, welche, so wie die Rücken- fläche und das Ende des Segmentes mit feinen Spitzen besetzt sind. Der Rücken trägt nebstdem eine ungefähr über die Mitte quer gehende Reihe von Borsten und vier ähnliche Borsten stehen jederseits vor der Spitze, aber mehr auf der Bauchseite. Die (^ Nymphe hat nebstdem ganz nahe der Basis jederseits einen kaum abstehenden, abgerundeten kleinen Lobus und zwischen den beiden eine runde, hinten etwas ausgeschnittene Anlage des Penis. Das Larvengehäuse schmal konisch, gerade, bis 20 mm lang, vorne 1*8 mm, hinten 0-86 mm breit, aus sehr feinen Sandkörnchen gebaut, so dass die Oberfläche glatt ist. Die hintere Öffnung des Gehäuses ist durch eine ringföimige schmale Membran nur etwas verkleinert. Das Nymphengehäuse wird auf 13 — 16 mm ver- kürzt, vorne durch eine gelbbraune feste Membran verschlossen, welche in der rothbraunen Mitte mit 7—15 kleinen Öffnungen versehen ist. Der Vorderrand wird durch eine braune Membran erweitert. Die hintere Öffnung ist wie im Larvenge- häuse. Die Gehäuse werden mit dem Vorderrande auf Steine und die Fontinalis befestigt. Die entschlüpfende Nymphe öffnet das Gehäuse, indem sie die vordere Membran abwirft. Die Larven leben in Gebirgsflüssen (mir bisher nur aus der Otava bekannt). Micrasema longulum, Mc. Lach. (Fig. 17.) Micrasema longulum, Mc. Lach., Rev. a Syn. 263. Die Larve raupenförmig, schlank, nach hinten deutlich verengt — 10 mm lang, am Metanotum 1-3 mm, am Körperende — O'S mm breit. Kopf proportionirt, sehr breit eiförmig, von oben und unten zusammengedrückt, oben stark abgeflacht, stark chagrinirt. Die Farbe ist heller oder dunkler kastanienbraun, oben auf dem Scheitel, neben der Gabellinie, hinter den Augen und auf den Schläfen mit zahl- reichen, scharf contourirten, dunkleren oder blasseren Flecken. Die Börstchen auf der oberen Fläche des Kopfes kurz, blass und spärlich. Die Äste der Gabellinie massig gebogen. Das Hinterhauptsloch sehr schief, fast ganz auf der unteren Fläche des Kopfes; Hypostomum quer länglich, viereckig. Die Fühler, wie bei M. mini- mum, bestehen aus einem kleinen, doch deutlich entwickelten Gliede. Mundtheile massig prominent. Die Oberlippe quer länglich, viereckig, mit abgerundeten Ecken und ziemlich tief ausgeschnittenem Vorderrande. Der Vorderrand besonders an den 64 Seiten mit starken Bürsten versehen. Etwa im ersten Viertel der Oberfläche stehen in einer Linie jederseits drei kurze, starke, gelbbraune Borsten, hinter und zwischen den zwei nach einwärts stehenden ist ein starkes Büschel von weisslichen Fieder- borsten. Mandibeln stark, schwarz, meisselförmig, auf der Schneide mit vier scharfen Zähnen und auf der oberen Kante mit einem Borstenbüschel versehen. Die Fühl- borsten gelbbraun, länger als die Mandibel selbst und zwar die obere etwas länger als die untere. ; sie stehen nahe bei einander fast an der Basis des Kiefers. Maxillae stark, mit viergliedrigen Tastern und konischem, stark beborstetem Kiefertheile. Labium stumpf, konisch, mit deutlich entwickelten eingliedrigen Tastern. Hypopha- rynx massig gewölbt, mit kurzen Börstchen besetzt. Die Thorakalsegmente wenig erweitert und Metathorax fast nur so breit wie Mesothorax. Pronotum halbmondföraiig, hinten massig ausgeschnitten. Hinter der Mitte zieht sich eine feine schwarze, bogenförmige, nach vorne gekrümmte Fig. 17. Micrasema longulum, Mc. L. l.— 4. Larve: 1, Labrum "/j. 2. Mandibula von unten ^Vi- 3. Mandibula von aussen '^Vi* 4- Maxilla u. Labium "/j. 5. — 9. Nymphe: 5. Kopf des J" von vorne '"/i. 6. Labrum ^Vi- 7. Mandibula "/j. 8. D. Körperende des cT von unten *Vi- 9. Dasselbe von der Seite *Yi. 10« D. Nymphengehäuse %. 11. Das Hinterende des Larvengehäuses. Linie, welche das Pronotum in zwei Felder theilt. Das vordere ist stark chagrinirt, dunkel rothbraun, an den Seiten schwarzbraun ; das hintere ist fein chagrinirt, blass rothbraun, mit zahlreichen gelbbraunen Flecken. Der Vorderrand ist mit zahlreichen feinen weisslichen Wimpern besetzt ; erst hinter der Einmündung der bogenförmigen Linie in den Vorderrand stehen an dem Seitenrande zahlreiche schwarze, steife Borsten, an der bogenförmigen Linie steht eine schwarze Borste etwa in der Mitte und eine andere vor dem Ende. Mesonotum aus zwei, durch die mediane Rücken- sutur getrennten Schildchen bestehend, halbmondförmig, hinten gerade abgestutzt, stark chagrinirt, gelbbraun, an dem Vorderrande jederseits mit einer schwärzlichen Stelle und auf der Fläche mit einigen undeutlichen, blassen Makeln. Die schwärz- liche Stelle des Vorderrandes und eine ihr entsprechende am Hinterrande sind 65 mit steifen, braunen Borsten besetzt; eine Keihe von ähnlichen Borsten zieht sich von der Vorderecke, wo sie sich ein wenig an dem Seitenrande nach aussen um- biegt, bogenförmig fast zu der Gruppe an dem Hinterrande. Metanotum fast ganz häutig, so wie alle übrigen weichen Körpertheile, schön bläulich grün. Nur eine schwach chitinisirte Makel befindet sich jederseits oben auf dem Rücken und trägt eine oder zwei Borsten und ein dreieckiges, gelbbraunes, an seinem Vorderrande dicht mit Borsten besetztes Plättchen an den Seiten. Füsse stark, besonders die Vorderfüsse, welche die kürzesten sind; die Mittelfüsse sind Vj^mal und die Hinter- füsse zweimal länger als die Vorderfüsse. Die Stützplatte des ersten Paares bildet keinen vorspringenden Fortsatz, sondern ist einfach abgerundet und trägt eine Borste. Die Innenkante der Vorderfüsse ist mit feinen Spitzen besetzt, auf dem Trochanter ist sie am apicalen Theile und auf dem Femur der ganzen Länge nach mit weisslichen Fiederhaaren besetzt. Die äussere Kante des Femur und Tibia ist mit anliegenden kleinen Borsten versehen. Auf den übrigen Füssen ist die innere Kante des Trochanter, die innere und äussere Kante des Femur und Tibia, mit anliegenden kurzen Borsten besetzt. Das Tibienende der Vorderfüsse trägt zwei Sporne, jenes der übrigen Füsse nur einen schwachen Sporn. Dafür sind die Mittel- und Hintertarsi an dem Ende in einen starken, konischen, stumpfen Höcker ver- längert, neben welchem noch ein ganz kurzer Dorn steht. Die Klauen der Vorder- füsse sind länger als das Tarsenglied, mit starkem Basaldorne. Die Länge der Klauen der Mittelfüsse beträgt ^3 und der Hinterfüsse '/g der zugehörigen Tarsi ; sie tragen nur einen ganz kurzen Basaldorn. Alle Klauen sind stark und scharf gekrümmt. Nur die Coxalglieder tragen lange, schwarze Borsten. Die Farbe ist gelbbraun; Basis der Coxalglieder, die Gelenke zwischen Coxa und Trochanter, Trochanter und Femur schwarz. Die Hinterleibssegmente durch seichte, doch deutliche Stricturen geschieden. Die normalen Höcker des ersten Segmentes sind nicht entwickelt; dafür ist die Bauchseite etwas höckerartig gewölbt. Die Seitenlinie ist nur durch eine sehr feine, vom 2.-8. Segmente sich ziehende Reihe von Chitinpunkten vertreten. Kiemen fehlen. Letzter Ring ist oben mit einem trapezoiden Chitinschildchen bewehrt, dessen Hinterrand mit steifen, schwarzen Borsten besetzt ist; seine Farbe ist blassbraun mit einigen dunkelbraunen Flecken. Nachschieber stark zweigliedrig; der Hinter- rand der Stützplättchen ist mit steifen Borsten besetzt, die desto länger und stärker sind, je näher dem Rücken sie stehen. Klauen stark, mit zwei Rückenhaken. Die Nymphe cylindrisch, schlank. Die Grösse variirt viel nach dem Ge- schlechte. Die (5* sind etwa 6*25 mm lang, 1mm breit, die 9 8 mm lang, 1'33 mm breit Kopf breit, quer elliptisch mit einem geraden Stirnumrisse. Die Fühler faden- förmig bei (^ an das Ende des 8. Segmentes, beim 9 in die Mitte des 4. Segmentes reichend; ihr Basalglied wenig von den folgenden verschieden. Die Mundtheile auf der Vorderfläche des Kopfes gestellt. Die Oberlippe trapezoid, vorne abge- rundet. Etwa im basalen Drittheile stehen in einer Reihe jederseits drei steife Borsten und ganz am Rande der Basis ebenfalls drei solche Borsten, von denen aber die 2 inneren fast zweimal so lang und stark sind wie die äussere, welche ebenso stark und lang ist wie die auf der Fläche stehenden. Mandibeln dreieckig, aus einer starken Basis rasch in eine etwas gebogene, fein gezähnte Schneide ver- ö 66 schmälert; die Fühlborsten gelbbraun, die obere etwas länger, doch nicht so lang, wie die Hälfte der Mandibel. Maxillartaster des (^ dreigliedrig, stark, das letzte Glied am längsten gegen das Ende verjüngt; sie reichen nicht über die Labialtaster. Bei 9 sind sie fünfgliedrig, kurz, um klein wenig länger als die Labialtaster ; das dritte Glied ist am längsten. Die Labialtaster dreigliedrig, stark ; ihr drittes Glied ist das längste. Flügelscheiden zugespitzt, das erste Paar bei (^ Nymphen an den Vorder- rand des sechsten, bei den 9 i^i die Mitte des fünften Segmentes reichend. Das zweite Paar um mehr als eine halbe Segmentlänge kürzer. Sporne nur als niedrige, breit konische Höcker entwickelt, die an dem Tibienende stehen und sehr ungleich sind ; besonders auf den Vorderfüssen ist der kleinere Höcker nur durch eine kleine Erhöhung angedeutet, so dass sie eigentlich nicht nach der Formel 2 2 2 geordnet sind. Vorder- und Hintertibien u. Tarsi kahl, die Mitteltibien undTarsi lang bewimpert. Der Haftapparat recht stark entwickelt. Das erste Hinterleibssegment trägt zwei halbkreisförmig hervorstehende Warzen, die an dem Rande mit einer Reihe von schwarzen, schwächeren und stärkeren Zähnen besetzt sind und dem Rande des Segmentes die Form eines Sattels geben. Am Vorderrande des dritten und vierten Segmentes sind jederseits 5—6, des fünften bis siebenten Segmentes 6 — 8 (ge- wöhnlich 7), nach hinten gerichtete Spitzen von verschiedener Grösse. Am Hinter- rande des fünften Segmentes sind zwei in der Mitte des Rückens weit unterbro- chene Reihen von 14—18 schwachen, nach vorne gerichteten Häkchen. Die Seiten- linie fängt am Hinterrande des sechsten Segmentes an, ist mit grauen Wimpern be- setzt und bildet auf dem achten einen weit unterbrochenen Kranz. Kiemen fehlen. Das letzte Hinterleibssegment ist bei den 9 Nymphen schief konisch, an der Spitze in zwei kleine, nach oben gekrümmte und mit starken Spitzen besetzte Läppchen gespalten, zwischen welchen die zwei Anhänge von der in diese Gruppe gewöhn- lichen Form neben einander stehen. Der Rücken ist ziemlich spärlich beborstet und die Bauchseite trägt auf jeder Seite vor der Spitze vier starke Borsten. Die Lobi der (^ Nymphe sind kurz (reichen bis zum ersten Drittheile des Segmentes), schief, stark divergirend und heben sich kaum von der Bauchfläche ab; zwischen ihnen ist kleine rundliche Anlage des Penis. Das Larvengehäuse von derselben Form, wie bei M. minimum, konisch, anfangs massig, im zweiten Drittheile stärker gebogen, bis 13 mm lang, vorne l'S, hinten 0*86 mm breit, aus grünlich brauner Gespinnstmasse gewoben, durchschei- nend. Das Hinterende ist abgerundet und hat eine dreistrahlige Öffnung. Das Nymphengehäuse 6—9 mm lang, kaum gekrümmt, nach hinten wenig verjüngt (vorne 1'25 — 1*3 mm, hinten 0*98 — 1mm breit. Die vordere Öffnung ist durch einen ge- wölbten Deckel verschlossen, welcher in der Mitte 2—3 kleine Öflftiungen hat. Die hintere Öffnung ist durch eine Membran verschlossen, die ähnlich, wie bei M. mi- nimum in der Mitte eine kreisförmige, durch viele kleine Öffnungen maschenartig durchlöcherte Stelle hat. Die Gehäuse sind einzeln, oder auch viele neben einander auf der Oberfläche von Steinen, in deren Winkeln, auf Wassermoos, besonders Fonti- nalis befestigt. Der vordere Deckel lässt sich sehr leicht von dem Gehäuse trennen und die ausschlüpfende Nymphe stösst ihn ab. Die Larven leben in klaren, rasch fliessenden Gebirgsbächen. 67 Micrasema minimum, Mc. Lach. (Fig, 18.) Micrasema minimum, Mc. Lach., Rev. a Syn., 264. Die Larve raupenförmig, schlank, nach hinten wenig verengt, 5'5— ß-ömm lang, am Metanotum 0-8 — 1 mm, am Körperende 0-65 — 0*8 mm breit. Kopf pro- portionirt, von oben gesehen mit einem fast kreisförmigen Umrisse, oben ganz flach, stark chagrinirt. Die Farbe ist kastanienbraun, über den Augen fast schwarz ; auf dem Scheitel und über den Schläfen der Gabellinie entlang blassere oft un- deutliche Flecke. Die obere Fläche mit spärlichen Borsten. Der hintere Ast der Gabellinie sehr kurz, die vorderen massig gebogen. Die Hinterhauptsöffnung sehr schief und Hypostomum quadratisch. Fühler rudimentär, doch aus einem deutlichen Gliede bestehend und verhältnissmässig grösser als bei Brachycentrus u. Oligoplectrum. Mundtheile wenig prominent. Oberlippe querelliptisch, vorne massig ausgeschnitten, mit sehr starken Bürsten. Etwa im ersten Drittheile stehen in einer Reihe, jederseits Fig. 18. Micrasema minimum, Mc. Lach, l.— 5. Larve: l. D. Fühler "Yj. 2, Labrum '^Vi. 3. Man- dibula von unten '^7i- 4. Mandibula von aussen ^'7i- 5- Maxiila u. Labium ''Vj. 6. — 10. Nymphe: 6, Kopf des cT von vorne »»/i. 7. Labrum ^Vi- 8. Mandibula ^Vi« 9. D. Körperende des rf von unten ^Vi- 10. Dasselbe von d. Seite ^7j. 11. D. hintere Verschlussmembran des Nymphenge- häuses ^7i' 12. D. Larvengehäuse *'7i. drei starke, kurze, gelbbraune Borsten. Mandibeln sehr stark, schwarz, auf der Schneide mit drei stumpfen Zähnen und auf der oberen Kante mit einem Borsten- büschel. Die Fühlborsten länger als die Mandibel selbst, stark, gelbbraun ; sie stehen neben einander sehr nahe der Basis und die obere ist ein wenig länger. Maxillae stark, mit viergliedrigen kurzen Tastern und einem stumpf konischen, mit Borsten und kurzen Spitzen besetzten Kiefertheile. Labium stumpf konisch, mit einglied- rigen Tastern. Hypopharynx stark beborstet. 6* 68 Die Tliorakalsegmente allmählich breiter, so dass der Metathorax wenig breiter ist als Prothorax. Pronotum hornig, quer länglich, vierwinklig, hinten schwach ausgeschnitten. Über die Mitte der Sutur zieht sich quer eine nach vorne bogenförmig gekrümmte, eingedrückte Linie. Die Farbe ist schwarzbraun, hinten etwas lichter und neben der Sutur vor dem Hinterrande mit einigen, oft undeutlichen helleren Makeln. An dem Vorderrande nebst zahlreichen feinen, weisslichen Wimpern steht eine Keihe von starken, schwarzbraunen Borsten. Metanotum mit vier hornigen Plättchen bedeckt ; die mittleren sind breiter, unregelmässig viereckig, die seitlichen schmäler, länglich, vorne und hinten abgerundet. Die Farbe ist dunkelbraun, hinten etwas heller. Der Vorderrand der grösseren Plättchen ist nebst zahlreichen blassen Wimpern mit einer Gruppe von stärkeren, braunen Borsten besetzt. Eine Gruppe von solchen Borsten ist auch vor dem Hinterrande. Über die hintere Hälfte der kleineren Schildchen zieht sich ein schiefer blasser Streifen, auf welchem eine Borste steht ; nebstdem ist eine Gruppe von Borsten auf dem Vorderrande und vier Borsten neben dem gegen das Mittel schildchen gekehrten Rande. Das Meta- notum fast ganz häutig und so wie der übrige Körper grünlich. Auf dem Rücken sind zwei quer längliche, schwach chitinisirte Stellen, jede mit einer Reihe von 4 Borsten und an jeder Seite ein dreieckiges, braunes Schildchen, dessen Vorder- rand mit zahlreichen Borsten besetzt ist. Die Füsse ziemlich stark; die Vorder- füsse am kürzesten, aber auch am stärksten; die übrigen zwei Paare schlanker und länger, doch erreichen die Hinterfüsse nicht die doppelte Länge des ersten Paares und die Mittelfüsse sind wenig kürzer als die Hinterfüsse (im Verhältnisse 12:20:21). Das Stützplättchen der Vorderfüsse ist einfach abgerundet und bildet keinen merklichen Fortsatz, doch ist dieser durch eine Borste bezeichnet. Die Vorder- füsse haben Femur so breit wie lang ; Trochanter und Femur tragen auf der Innen- kante viele Fiederborsten, das letztere nebstdem noch einige stumpfe Dorne. Femur und Tibia sind auf der Aussenkante mit kleineu anliegenden Borsten besetzt. Auf den übrigen zwei Fusspaaren trägt Trochanter auf der Innenkante ein Büschel von Fiederborsten, Femur und Tibia sind auf der Innen- und Aussenkante mit anlie- genden kurzen Borsten besetzt. Nur die Coxen aller drei Fusspaare tiagen lange, schwarze Borstenhaare, die übrigen Fussglieder entbehren so langer Borsten. Die Tibien tragen vor dem Ende einen schwachen Sporn. Die Klauen sind auf den Vorderfüssen etwa so lang wie die Tarsi; auf den Mittelfüssen sind sie etwas länger und auf den Hinterfüssen so lang wie die Hälfte der Tarsi. Sie sind stark, massig gebogen, mit einem starken Basaldorne. Die Farbe ist gelbbraun, die Basis der Coxen und eine Makel auf dem Gelenke zwischen Coxen und Trochanter schwarz. Die Abdominalsegmente sind durch seichte doch deutliche Stricturen ge- schieden. Auf dem ersten Segmente sind keine Höcker entwickelt, da aber der Hinterleib einen kreisförmigen Durchschnitt hat, und Thorax unten mehr flach ist, so scheint das erste Abdominalsegment auf der Bauchseite erweitert nud sein Vor- derrand höckerartig vorgezogen. Die Seitenlinie fehlt; sie ist durch eine an den Stricturen unterbrochene vom zweiten bis zum achten Segmente reichende Reihe von Chitinpunkten vertreten. Kiemen fehlen gänzlich. Der letzte Ring ist oben mit einem braunen, quer länglich viereckigen Chitinschildchen bewehrt, dessen Hinter- rand mit schwarzen, steifen Borsten besetzt ist. Die Nachschieber zweigliedrig, 69 stark. Der Hinterrand des Stützplättcliens ist mit zahlreichen schwarzen Borsten besetzt, die desto länger und stärker sind, je näher sie dem Rücken stehen. Die Klauen stark, mit zwei Rückenhaken. Nymphe cylindrisch, schlank; die weiblichen Nymphen etwas grösser, da- gegen sind die männlichen etwas stärker, (^ 4*46 — 5 mm lang, 0*9 mm breit, die 9 5'18— 5*83mm lang und 0-8 mm breit. Kopf kurz, sehr breit, mit einem geraden Stirnumrisse. Die Fühler fadenförmig, ihr erstes Glied wenig von den folgenden verschieden; bei (j* reichen sie bis an das Ende des achten Ringes, bei den 9 iiur des sechsten. Die Mundtheile stehen auf der vorderen Fläche des Kopfes. Labrum trapezoid mit etwas abgerundetem Vorderrande ; etwa in der Mitte stehen jederseits drei steife, gelbbraune Borsten. Am Rande des Clypeus über der Basis der Ober- lippe stehen jederseits drei steife, gelbbraune Borsten. Am Rande des Clypeus über der Basis der Oberlippe stehen jederseits ebenfalls drei ähnliche, aber viel längere und stärkere Borsten. Mandibulae verhältnissmässig gross, stark, dreigliedrig, aus einer starken Basis in eine scharfe Spitze verjüngt, etwas gebogen, mit einer fein gezähnten Schneide und zwei kurzen, nebeneinander stehenden, gleichen Fühlborsten. Maxillarpalpi des (5* dreigliedrig, stark, das erste Glied am kürzesten, das dritte am längsten und etwas zugespitzt; sie sind länger als die Labialtaster. Beim 9 fünfgliedrig, das letzte Glied am längsten. Labialtaster dreigliedrig, stärker als die Maxillartaster ; das letzte Glied ist ebenfalls das längste. Die Flügelscheiden zugespitzt; das erste Paar bei dem (5* ^^ das Ende des sechsten, bei 9 ^^ das Ende des fünften Segmentes reichend ; das zweite Paar um mehr als eine halbe Segmentlänge kürzer. Sporne in dem eigentlichen Sinne des Wortes sind hier nicht zu finden; statt dessen sind an jedem Tibienende zwei Höcker entwickelt, die die Spornzahl 2 2 2 andeuten ; einer in dem Paare ist deutlich, stumpf konisch, doch der andere ist sehr klein, besonders auf den Vorderfüssen nur als eine kleine Erhebung sichtbar. Die Tibien und Tarsi des ersten und zweiten Paares sind kahl, jene des zweiten stark bewimpert. Der Haftapparat stark entwickelt. Der Hinterrand des ersten Segmentes trägt zwei Warzen, deren Rand mit einer Reihe von schwarzen, stärkeren und schwächeren Zähnen besetzt ist, und welche dem Segmentiande die Form eines Sattels geben. Am Vorderrande des dritten Segmentes sind jederseits 5 — 8, des vierten bis siebenten Segmentes 7 — 9 starke, nach hinten gerichtete Haken. Am Hinterrande des fünften Segmentes ist jederseits eine Reihe von 16 — 25 (gewöhnlich 18 — 22) feineren Häkchen, deren Spitzen nach vorne gerichtet sind. Die Seitenlinie deutlich entwickelt, mit grauen Härchen besetzt; sie zieht sich vom Hinterrande des fünften Segmentes bis auf das achte, wo sie einen weit unterbrochenen Kranz bildet. Kiemen fehlen. Das letzte Segment der 9 Nymphe ist einfach konisch und trägt an der Spitze auf jeder Seite ein kleines, nach oben gekrümmtes und mit starken Spitzen besetztes Läppchen; zwischen ihnen inseriren sich dicht neben einander zwei Anhänge von der in dieser Gruppe gewöhnlichen Form. Der Rücken ist nur spärlich mit Borsten besetzt; dafür stehen auf der Bauchseite vor der Spitze des Segmentes jederseits drei starke, schwarze Borsten. Die zwei gewöhn- lichen Lobi der (5* Nymphe sind stark entwickelt, so dass ihr abgerundetes Ende 70 bis in die Mitte des Segmentes reicht. Die Bauchfläche des Segmentes ist zwischen und hinter ihnen erhoben. Das LarvengeMuse konisch, anfangs massig, etwa vom zweiten Drittheile stärker gebogen, bis 7 mm lang, vorne l'OSmm, hinten O'ö mm breit, aus sehr feinen Sandkörnchen gebaut, ziemlich glatt, am hinteren Theile schwarzbraun. Das Hinterende ist abgerundet und hat eine runde Öffnung. Das Nymphengehäuse ist auch ungefähr 7 mm lang, doch minder nach hinten verengt und schwach ge- bogen. Die vordere Öffnung ist durch eine, gewöhnlich weit nach innen befindliche Membran verschlossen, welche in der Mitte eine kreisrunde Stelle hat, welche maschenförmig durch zahlreiche Öffnungen durchbrochen ist. Die hintere Öffnung ist durch einen ähnlichen Deckel verschlossen, wo aber die durchbrochene Partie dünner und heller ist, als die übrige Membran. Die Gehäuse werden haufenweise zwischen Moos, auf Steine etc. befestigt, und zwar gewöhnlich nur am Hinterende ; wenn es aber nöthig ist, geschieht es auch an beiden Enden. Die entschlüpfende Nymphe stösst den vorderen Deckel heraus. Die Larven leben in der Gesellschaft des M. longulum. 4. Seotion. (Crunoecia, Lepidostoma, Lasiocephala.) Larve raupenförmig, cylindrisch. Kopf breit elliptisch, oder breit oval bis rundlich, mit einer flachen Stirn. Der Kiefertheil der Maxillen sehr niedrig und breit; die Taster stark und kurz. Pronotum quer länglich, viereckig, mit abgerun- deten Vorderecken und noch mehr so den Hinterecken. Mesonotum nur vorne gut chitinisirt, hinten nicht so hart. Der vordere Rand des Pronotum und Mesonotum stark beborstet. Mittel- und Hinterfüsse etwa zweimal so lang, wie die Vorderfüsse. Von den Höckern des ersten Segmentes nur die seitlichen entwickelt. Die Stricturen deutlich, massig tief. Die Seitenlinie kaum sichtbar, mit sehr feinen Wimpern besetzt. Kiemen fadenförmig, einzeln, wenigstens an dem Hinterrande des 2. bis 6. Segmentes entwickelt. Nachschieber zweigliedrig, kurz; ihre Klaue mit einem Rückenhaken. Nymphe cylindrisch. Fühler fadenförmig, beim (^ länger als der Körper; beim 9 f^st so lang wie derselbe; ihr erstes Glied stark, länger als der Kopf (beim (^ gewöhnlich länger als bei Q). Die Oberlippe klein, halbkreisförmig, vorne im stumpfen Winkel gebrochen. Die Maxillartaster des (5* undeutlich gegliedert (nur eine Strictur sichtbar), gewöhnlich viel kürzer als die Labialpalpi, manchmal stark erweitert. Spornzahl 2 4 4. Die Mitteltarsi entweder wenig bewimpert, oder schwach erweitert und mit langen Wimperu zweiseitig stark besetzt. Die Seiten- linie massig entwickelt. Kiemen wie bei der Larve, oder fehlend. Das letzte Segment ist in zwei dreieckige flache Lobi verlängert, welche entweder zahlreiche, an den Rändern und der Rückenfläche derselben stehende, oder spärliche, an dem inneren Rande der Spitze inserirte steife, schwarze Borsten tragen. Die Lobi auf der Bauch- fläche gross und länglich. Das Gehäuse entweder aus Sandkörnchen gebaut, konisch, etwas gebogen 71 (Lasiocephala) oder vorne aus kleinen quergelegten Pflanzenpartikeln, ziemlich unregel- mässig viereckig und hinten aus Saudkörnchen, cylindrisch (junge Crunoecia), oder ganz aus kleinen, gleich langen, quergelegten Pflanzenpartikeln, regelmässig vier- eckig, nach hinten verschmälert (erwachsene Crunoecia und Lepidostoma). Das Gehäuse ist nicht so eng, wie jene der vorigen drei Sectionen. Das Nymphen- gehäuse ist kürzer als das Larvengehäuse ; das vordere Ende ist durch ein kleines Steinchen, Pflanzenpartikeln oder Siebmembran, das hintere immer durch eine Siebmembran verschlossen. Crunoecia irrorata, Curt. (Fig. 19.) Ooh'a irrorata, Curt,, Phil. Mag., 1834, 215. Mormonia irrorata, Hag., Ent. Ann., 1859, 104; Mc. Lach., Tr. Br., 87, Taf. XII., Fig. 7; Meyer- Dür, Mitth. schw. ent. Gesell., IV,, 403. Sericostoma Urtum, Pict, Recherch., Taf. XTV., Fig. 3, nee Curt. Mormonia minor, Steph., 111., 189 (1836); Hag,, Statt, Zeit., 1859, 151. Crunoecia irrorata, Mc. Lach., 271. Die Larve raupenförmig, ziemlich stark, 6^4 — 7 mm lang, am Metanotum 1-6— 1-8 mm breit, nach hinten kaum verschmälert, nur das letzte Segment deut- lich schmäler. Kopf proportionirt, breit elliptisch, gelbbraun, unten und an den Seiten stark chagrinirt, oben fast ganz glatt; auf dem Scheitel und Hinterhaupte, auf den Schläfen hinter den Augen und in den Hinterecken der Pleuren neben dem Hinterhauptsloche sind Gruppen von blasseren Punkten, von welchen aber jene auf dem Scheitel nur undeutlich sind. Die vorderen Äste der Gabellinie sind fast gerade und der Gabelwinkel klein. Die spärlichen Borsten auf dem Kopfe sind kurz, gelbbraun. Hypostomum eiförmig. Antennae rudimentär, doch deutlich, aus einem niedrigen, breit kegelförmigen und einem dünnen, cylindrischen Gliede zu- sammengesetzt; sie stehen gleich vor den Augen. Mundtheile ziemlich wenig pro- minent. Labrum quer länglich, vorne etwas breiter als an der Basis; der Vorder- rand ziemlich tief ausgeschnitten. Auf der Oberfläche sind jederseits fünf starke, kurze Borsten gestellt, und zwar die drei stärkeren in einer Reihe und vor ihnen zwei schwächeren, die sichelförmig gebogen sind. Die Seitenwinkel sind mit starken Bürsten versehen. Mandibeln stark, meisselförmig. Die Schneide zeigt vier stumpfe Zähne, von welchen der (von oben gezählt) dritte der stärkste ist. Die obere Innenkante hat ein Büschel von goldgelben Borsten. Die Rückenborsten stark, fast so lang wie die Mandibel selbst, unter einander gleich; sie stehen nebeneinander nahe der Basis. Maxillen niedrig, ihr Kiefertheil breit, wenig erhoben, stark, mit ziemlich langen Borsten besetzt. Die innere Seite des Basalgliedes ist auf dem oberen Ende mit einem Büschel von stärkeren, gekrümmten Borsten versehen. Die Taster kurz, stark, viergliedrig, Labium niedrig, halbkugelig, stark, nach unten gekehrt, nach innen in einen wohl entwickelten und dicht mit kurzen Borsten be- setzten Hypopharynx übergehend. Um die Öffnung von Spinndrüsen herum stehen vier kurze stilletförmige Borsten. Die Taster bestehen aus einem wohl entwickelten Gliede, welches auf einer breiten Basis steht und an der Spitze noch ein kleines stilletaitiges Glied trägt. 72 Die Thorakalsegmente allmählich und wenig nach hinten erweitert. Pro- notum hornig, quer länglich, vorne dunkelbraun, nach hinten hellei-, auf der hin- teren Hälfte jederseits mit einer Gruppe von unregelmässigen blassen Makeln. Fast die ganze vordere Hälfte trägt zahlreiche schwarze, steife Borsten, die je näher dem Vorderrande desto länger sind. Der Vorderrand selbst ist dicht mit feinen weisslichen Börstchen besetzt. Mesonotum nur halbhornig, vorne chitinisirt, nach hinten aber allmählich mehr häutig, vorne dunkelbraun, hinten so wie Me- tanotum blass gelbbraun. Nahe dem Vorderrande sind ganz unregelmässige, un- deutliche, blasse Makeln; der Vorderrand und jederseits eine Stelle nahe dem Hinterrande ist mit starken, schwarzen Borsten besetzt. Metanotum häutig, doch Fig. 19. Crunoecia irrorata, Gurt, l.— 4. Larve: l. Labrum '7i- 2. Mandibula von unten ''^|^. 3. Mandibula von innen '^i- *. Maxiila und Labium ^^Yi- 5- — 10. Nymphe: 5. D.Kopf des cT von vorne "%. 6. Labrum ^7r 7. Mandibula ^Vi- 8. D. Körperende des cf von unten *7i. 9. Dasselbe von der Seite *7i- 10. Dasselbe von oben *7i- H- Larvengehäuse Y^. von dunklerer Farbe als der übrige Körper, die schwarzen Borsten bilden jeder- seits zwei grössere Gruppen. Die ziemlich starken Füsse zeigen ein abnormales Verhältniss, was ihre Länge anbelangt, so dass nicht das dritte Paar, sondern das zweite das längste ist und zwar nach dem Verhältniss 5 : 11:9. Die Vorder- füsse besonders stark. Ihre Farbe ist gelbbraun, nur die Basis der Coxalglieder ist schwarz gesäumt und das Gelenk zwischen Coxa und Trochauter mit einem schwarzen Punkte gezeichnet. Die Coxalglieder des ersten und zweiten Paares 73 Über Auf Unter der Seitenlinie sind spärlich, jeue des dritten Paares stark mit schwarzen, steifen Borsten besetzt. Die Innenkante des Trochanter und Femur des ersten Paares, Trochanter des zweiten Paares, und Trochanter, Femur und Tibia des dritten Paares stark mit weisslichen Borsten besetzt. Nebstdem ist die Innen- und Aussenkante der Tibia und Femur des ersten Paares, Tarsus, Tibia und Femur des zweiten und dritten Paares mit kurzen Börstchen besetzt, und die Flächen aller Glieder sind mit kleinen schwachen Spitzen, die in kleine Gruppen gestellt sind und oft kleine Kämmchen bilden, bewehrt. Die Aussenfläche der Coxa des dritten Paares trägt vor dem Ende ein längliches Büschel von anliegenden, steifen Härchen. Das Ende derVor- dertibie trägt zwei starke Sporne, jenes der Mittel- und Hintertibie nur einen Sporn. Die Klauen stark, massig gebogen; jene der Vorderfüsse fast so lang, wie der Tarsus, mit einem starken Basaldorne; jene der Mittelfüsse kürzer als der Tarsus und die der Hinterfüsse etwa so lang wie die Hälfte des Tarsus ; beide letztere nur mit einem borstenförmigen Dorne. Der Fortsatz des Stützplättchens der Vorderfüsse ist nur kurz, konisch mit einer kurzen, starken, schwarzen Borste. Die Abdominalsegmente durch deutliche tiefe Stricturen gesondert. Von den Höckern des ersten Segmentes sind nur die seitlichen massig entwickelt; sie sind mit feinen, weisslichen Wimpern dicht besetzt. Die Seitenlinie sehr fein, kaum sichtbar, vom dritten bis auf den Anfang des achten Segmentes, mit sehr feinen, weisslichen Wimpern. Über der Seitenlinie ist, parallel mit derselben, auf dem 3. — 7. Segmente näher dem Vorderrande eine Keihe von vier deutlichen Chitin- punkten. Kiemen sehr stark, fadenförmig, oberhalb und unter der Seitenlinie am Hinterrande des zweiten bis sechsten Segmentes jederseits ein Faden. An dem Hinter- rande des Rückens des letzten Segmentes sind zwei Gruppen, von je vier schwarzen, sehr ungleichen Borsten. Die Nachschieber stark, zweigliedrig. Das Stützplättchen trägt am Hinterrande vier starke, aber sehr ungleiche Borsten. Die Klaue stark, mit einem sehr schwachen Rückenhaken. Nymphe cylindrisch, massig stark, 5— 6*34 mm lang, 0-95— 1-25 mm breit. Die 9 Nymphen grösser. Kopf proportionirt, querelliptisch, mit gleichmässig ge- wölbtem Stirnumrisse. Die Fühler fadenförmig, des J um Vi länger als der Körper, des 9 kaum länger als derselbe. Ihr erstes Glied stark und etwas länger als der Kopf. Die Oberlippe halbkreisförmig, vorne in drei stumpfe Winkel gebrochen. Über der Basis stehen jederseits drei Borsten: die äussere ist die kürzeste, fein und blass ; die übrigen sind zweimal so lang, schwarz und stark. An dem Vorder- rande selbst stehen jederseits fünf blasse Borsten, die in eine sehr feine Spitze enden; die zwei äussersten stehen dicht neben einander. Über dem Vorderrande stehen jederseits zwei sehr starke, lange, schwarze Borsten. Mandibeln ziemlich schmal, mit einer fein gezähnten Schneide, die allmählich in die Basis übergeht. Die Rückenborsten sind länger als die Hälfte der Mandibel, stehen nahe der Basis dicht neben einander. Maxillarpalpi des cJ dreigliedrig, kurz, erstes und zweites 1 ^• ^m. jIV. 1 ^* ^ YI. Schema der Kiemen der Larve von Crunoecia irrorata, Curt. 74 Glied, schwach von einander geschieden, das dritte deutlich abgesetzt und stark zugespitzt; sie reichen kaum über die Mitte der Labialtaster. Bei der 9 Nymphe sind die Taster fünfgliedrig ; ihr erstes und zweites Glied sehr kurz, schwach von einander geschieden, das dritte und fünfte Glied fast gleich lang, etwas länger als das vierte. Labialtaster dreigliedrig, ihre Glieder deutlich geschieden ; das erste Glied ist am kürzesten, letztes das längste; bei der 9 Nymphe sind sie verhältnissmässig viel kürzer, als bei der (^ und reichen nur über das zweite Drittel des vierten Gliedes der Maxillartaster. Flügelscheiden ziemlich breit, zugespitzt, beide Paare gleich lang, bei der ^ Nymphe fast an das Ende des sechsten, bei der 9 an das Ende des fünften Segmentes reichend. Spornzahl 2 4 4; die Paare, mit Ausnahme der Vorderfüsse gleich. Die Sporne stark, massig zugespitzt. Die Vorder- und Hinterfüsse ganz kahl; von den Mittelfüssen ist nur das erste Tarsalglied spärlich beborstet, die übrigen Glieder kahl. Der Haftapparat ist ziemlich stark entwickelt. Der Hinterrand des ersten Abdomiualsegmentes ist jederseits in einen stumpfen, kurzen Fortsatz verlängert, der auf der Aussenseite mit feinen Spitzen besetzt ist. Am Vorderrande des 3. bis 7. Segmentes ist jederseits ein längliches Chitinplättchen, welches auf dem dritten und vierten 4—6, auf dem fünften bis siebenten 4 — 7 nach hinten gerichtete Häkchen trägt. Auf den hinteren Segmenten werden diese Häkchen immer stärker. Am Hinterrande des fünften ist jederseits ein rundliches Chitinplättchen, welches 4—7 schwache, nach vorne gerichtete Spitzen trägt. Die Seitenlinie fängt mit dem dritten Segmente an und bildet auf dem achten einen starken Kranz. Die Wimpern sind stärker wie gewöhnlich und auf den hinteren Segmenten allmählich dunkler, graubraun. Kiemen fehlen. Das letzte Hinterleibssegment des 9 ist nach hinten verjüngt, an der Spitze aber in zwei konische Theile gespalten, die in eine kurze, aber scharfe, nach aufwärts gebogene Spitze enden. Auf dem Rücken näher der Basis ist jederseits eine Gruppe von fünf Borsten, von denen zwei stark und lang, die übrigen drei schwächer und kürzer sind ; auf der Bauchseite stehen vor jedem von den konischen Fortsätzen zwei schwächere Borsten und auf der Innenkante der Fortsätze vor der Spitze stehen vier sehr starke und lange schwarze Borsten. Bei der (^ Nymphe trägt die Bauchseite zwei starke, längliche, hinten abgerundete, etwas divergirende Lobi, deren hinteres Ende mit einer schwachen Borste ver^ sehen ist. Das Larvengehäuse ist 7—8 mm lang, vorne 1*9 — 2 mm, hinten 1 mm breit, also nach hinten verengt, doch so, dass erst vom zweiten Drittel das Gehäuse enger wird. Es ist regelmässig viereckig aus gleich langen, quer gelegten Stückchen von Rinde und dünnen Pflanzenfasern gebaut. Jüngere Gehäuse sind hinten noch in eine kurze, runde Röhre von Sand verlängert, was wahrscheinlich macht, dass die jungen Gehäuse überhaupt nur aus Sandkörnchen gebaut werden. Die hintere Öffnung ist durch eine feine Membran verschlossen, die in der Mitte mit einer verhältnissmässig grossen, runden Öffnung versehen ist. Die Nymphengehäuse 7— 8 mm lang, vorne 2 mm breit, nach hinten aber schwächer verjüngt als die Larvengehäuse. Beide Enden sind durch Pflanzenfasern verdeckt und durch eine gitterartig durchlöcherte Membran verschlossen ; die vordere Membran ist schwächer 75 als die hintere. Man findet die Gehäuse zwischen dem an Ufern von kleinen Wald- bächen wachsenden und vom Wasser benetzten Moose, oder zwischen den feinen Wurzeln der am Ufer wachsenden Pflanzen. Die Larven leben in Quellen. Lepidostoma hirtum, F. (Fig. 20.) Phryganea hirta, F., S. J., I. 391 (1781); Gmel., S. N., 2635; Vill., Linn. Eni, IE., 40; Oliv., Encyc. Meth., 547; Zett, Ins. Lap., 1069. Ooera hirta, Gurt, Phil. Mag., 1834, 216, $; Kol., G. et Sp., I. Th., 99, Taf. IL, Fig. 21. Mormonia hirta, Steph., 111. 189, 9; Hag., Stett. Zeit., 1859, 150, Ent. Ann., 1859, 104; Mc. Lach., Tr. Br., 86, Taf. V., Fig. 4, XII., Fig. 5, 6; Kol., op. dt., H. Th. Taf. V., Fig. 61; Meyer- Dür, Mitth. schw. ent. Gesell., IV., 404. Mormonia gracilicornis und maculicornis, Gurt., l. c. (^. Mormonia nigromaculata, Steph., op. dt., 189, Taf. XXXII., Fig. 2. (1836), rf. Goera nigromaculata, Brauei", N. A., 42. Mormonia immacutata, Steph., op. dt. 189, 9. Lepidostoma squamulosum, Ramb., Nevropt., 493, (^ (1842), c/. Hag., Ann. Soc. ent. Belg. IV. 74, Mc. Lach., l. c. XVI., 150. Lepidostoma villosum und sericeum, Ramb., op. dt., 494. 9, cf. Mc. Lach. l. c. Lepidostoma vir tum, Mc. Lachl., Rev. a. Syn. 274. Die Larve raupenförmig, schlank, 11 mm lang, 2 mm breit, nach hinten etwas verschmälert. Kopf proportionirt, sehr kurz oval, fast kugelförmig, mit einer flachen Stirn, ihre Grundfarbe ist rothbraun, die Ränder der Chitintheile schmal schwarz gesäumt, welche Farbe dann allmälich in die Grundfarbe über- geht. Die Suturen und zahlreiche, scharf contourirte Punkte gelbbraun; auf dem Scheitel in dem Winkel der Gabellinie ist eine bogenförmige Reihe von 4 Punkten, von denen die mittleren grösser sind und vor welchen noch ein Punkt steht. Vom Hinterhaupte ziehen sich nach vorne auf den Pleuren neben der Gabellinie zwei Reihen von grossen länglichen Punkten; auf den Schläfen von den Augen gegen den Seitenwinkel des Hinterhauptsloches ziehen sich parallel 5 unregelmässige Reihen und unten neben dem mittleren Winkel des Hinterhauptsloches ist jederseits eine Gruppe solcher Punkte. Die Augen befinden sich auf einer noch blasseren, grossen Makel. Das Chitin, alle Punkte und die Augenmakeln ausgenommen, ist grob chagrinirt. Hypostomum ist länglich, fast herzförmig. Antennen rudimentär, doch ziemlich deutlich; sie bestehen aus einem breiten Grundgliede, welches noch ein kurzes stäbchenartiges Glied trägt. Die Mundtheile massig prominent. Die Oberlippe quer länglich, gegen den Vorderrand hin etwas erweitert, mit abgerun- deten Vorderecken. Auf ihrer Oberfläche stehen vorne jederseits 2 Borsten auf dem Vorderrande, je eine in den Seitenecken und zwei stark gekrümmte Borsten nahe der Mitte. Die innere Fläche ist stark beborstet und auf den Seitenecken werden die Börstchen länger. Mandibeln sehr stark, meisselförmig, in der Seiten- ansicht dreieckig; die Schneide ist neben der Spitze gegen die obere Kante in zwei niedrige, wellenförmige Zähne ausgeschnitten; gegen die untere Kante ist nur ein aber deutlicher Zahn. Die obere Kante trägt ein Borstenbüschel; der 76 Rücken ist mit zwei kurzen Borsten versehen. Maxillen niedrig; ihr Kiefertheil wenig erhoben, mit zahlreichen Borsten besetzt. Die Taster fingerförmig, stark, viergliedrig. Auf der inneren Seite ist auf der Basis der Maxillen ein starkes Büschel von gekrümmten Borsten. Labium konisch, mit deutlichen Tastern. Diese bestehen aus einem breiten Basalgliede, einem cylindrischen Mittelgliede und einem schwachen Endgliede. Hypopharynx stark beborstet. Die Thorakalsegmente nach hinten allmählich weiter. Pronotum und Meso- notum hornig. Die Grundfarbe und Chagrinirung auf beiden Schildchen dieselbe Fig. 20. Lepidostoma hirtum, F. l.— 5. Larve: 1. D. Fühler '^ä/^. 2. Labrum *7i. 3. Mandibula von unten *Yi. 4. Mandibula von innen *7i- 5- Maxiila u. Labium "/j. 6.— 14. Nymphe: 6. Kopf des cT von vorne ^7i- '^' Derselbe von d. Seite ^7i- 8. Labrum *7i- 9- Mandibula ■'Vi- 10. Höcker des 1. Abd.-segmentes *7i' H* ^- Körperende des (^ von unten ^'/i« 12. Dasselbe von oben ^Vj. 13. Dasselbe von d. Seite. 14. D. Körperende des $ *7i- 15- Zur Verpuppung fertiges Larven- gehäuse. 16. Die Verschlussmembran. wie auf dem Kopfe. Pronotum viereckig, etwas breiter als lang, mit abgerundeten Hinterecken. Die gelbbraunen Punkte nehmen auf dem Pronotum nur die hintere Hälfte ein und sind grösstentheils in eine bogenförmige Reihe, welche oben in der Mitte des Hinterrandes beginnt und gegen die Mitte des Seitenrandes sich zieht, geordnet. Der vordere Rand trägt eine Reihe von starken, schwarzen Borsten und auf den Vorderecken stehen Gruppen von stärkeren und schwächeren Borsten. Nebstdem sind auf der Fläche Borsten zerstreut. Mesonotum quer länglich, vier- 77 eckig, mehr als zweimal so breit als lang. Die Punkte sind in zwei Reihen ge- ordnet; die vordere ist breit, S-förmig, die hintere bildet einen Bogen, welcher sich von dem hinteren Drittel der Sutur gegen die Hinterecken zieht. Nahe bei dem Hinterrande sind auf jeder Hälfte 4 starke, schwarze Borsten, welche eine Eeihe bilden. In den Vorderecken sind Gruppen von einigen starken und mehreren feinen Borsten; nebstdem sind einige Borsten auf der Fläche zerstreut. Auf dem Metanotum sind nur 4 isolirte, chitinisirte, gelbbraune Makeln, von denen jede eine starke Borste trägt. Füsse ziemlich schwach; das erste Paar fast nur kahl, so lang wie die anderen zwei Paare, dafür aber weit stärker. Die Trochanteren erscheinen aus 2 Gliedern zusammengesetzt. Ihre Farbe ist gelbbraun; die Coxal- glieder bräunlich angeraucht, jene des ersten Paares auf der Aussenseite mit drei blassen Flecken und einigen dunkleren Punkten; jene des zweiten Paares nur mit einer blassen Fläche an der Basis. Auf dem Ende der Femora aller 3 Paare ist auf der Aussenseite ein grosser, schwarzer Punkt. Femur und Trochanter des 1. Paares mit nicht zu zahlreichen dunklen Punkten. Die Coxalglieder wenigstens an der Basis chagrinirt. Das Tibienende des ersten Paares trägt 2 Dorne, jene des 2. und 3. Paares je einen schwachen Dorn. Die innere Kante des Femur und Trochanter des 1. Paares mit zahlreichen Borsten ; Tibia und Femur des 2. Paares nur mit ganz kurzen, spitzenähnlichen Börstchen, auf dem 3. Paare hat Femur und Trochanter längere, Tibia aber nur kurze Borsten. Nebstdem sind einige schwarze, steife Borsten auf allen Füssen zerstreut. Tarsus des 1. Paares mit einer Reihe kleiner Zähne auf der Innenkante. Die Klaue des 1 . Paares stark gekrümmt, mit einem borstenförmigen Basaldorne; die Klauen der übrigen Füsse schwach, wenig gekrümmt, mit einem kurzen und schwachen Basaldorne. Die Stricturen zwichen den Hinterleibssegmenten sind zwar deutlich, aber seicht. Die Höcker des 1. Hinterleibssegmentes verkümmert; man kann nur die seitlichen deutlich erkennen. Die Seitenlinie undeutlich, obwohl sie schon auf dem 2. Hinterleibssegmente be- ginnt und erst auf dem 7. endet; sie ist mit sehr feinen und blassen "Wimpern besetzt. Neben der Seitenlinie ist auf dem vorderen Theile des 3. — 7. Segmentes eine Reihe von feinen, gelbbraunen Chitinpunkten, von denen jeder 2 sehr feine Wimpern trägt. Kiemen fadenförmig, stark, lang und einzeln stehend, nach beiliegendem Schema geordnet. Die Rückenseite des letzten Segmentes kaum chitinisirt; auf dem hinteren Ende stehen jederseits zwei starke, schwarze Borsten, zwischen welchen noch je zwei schwächere Borsten sich befinden. Nachschieber stark, deutlich abgesetzt, gelbbraun mit einer starken Klaue, die einen starken Rückenhaken trägt. Ihre Stützplatte trägt auf ihrem Rande vier starke, schwarze Borsten. Nymphe cylindrisch, schlank, 7—8 mm lang, 2 mm breit. Kopf proportionirt, quer elliptisch, sein Stirnumriss ziemlich stark gewölbt, oben aber rinnenartig ver- tieft. Über der Oberlippe erhebt sich auf der Stirn ein breiter, niedriger, höcker- artiger, von der Basis der Oberlippe gegen die Vertiefung des Scheitels sich ziehen- tjber Auf Unter der Seitenlinie 1 ^• Jm. Jiv. 1 ^• 5 VI. 1 ,m Schema der Kiemen der Larve von Lepidostoma hirtum, F. 78 der Wall, zu dessen Seiten je eine Borste steht. Antennen fadenförmig, bei ^ um 2/3 länger als der Körper; jene des 9 ein wenig kürzer. Das erste Glied stark und etwas länger als der Kopf; es trägt auf seinem basalen Theile eine quere Eeihe von feinen Börstchen. Das zweite Glied noch etwas länger als die folgenden, aber dünner. Die folgenden breit und kurz. Die Oberlippe halbkreisförmig, einen stumpfen Winkel bildend. Ihre Basis trägt jederseits eine Gruppe von 6 starken, schwarzen und sehr langen Borsten. Jederseits näher der Basis stehen auf der Oberlippe selbst in einer schiefen Reihe 5 eben solche Borsten; auf dem Vorder- rande bei der Spitze sind jederseits vier gelbbraune, feine, kurze Börstchen. Man- dibeln messerförmig, mit einer sehr fein gesägten Schneide und 2 kurzen Borsten auf dem Rücken. Die Maxillartaster des (5* haben eine sehr eigenthümliche Form; sie sind flach und sehr breit ; sie erreichen etwa die Mitte des 2. Gliedes der Labial- taster. Ihre äussere Seite ist zweimal in abgerundete Läppchen erweitert, von denen das erste nur klein, das zweite aber stark entwickelt ist. Das Ende der Taster ist dreieckig zugespitzt. Die Maxillartaster des 9 sind ögliedrig, gegen das Ende hin allmählich verjüngt; das 5. und 3. Glied lang, die übrigen kurz. Die Labial- taster Sgliedrig, bei den (^ länger, aber schlanker als bei 9- Flügelscheiden schmal, sehr lang, gewöhnlich etwa das Ende des 7. Abdominalringes, manchmal aber bis den Wimperkranz am Hinterrande des 8. Segmentes erreichend. Beide Paare gleich lang, zugespitzt. Sporne 2 4 4, stark und kurz. Die Paare der Endsporne auf den Vorder- und Hinterfüssen ungleich. Die Vorder- und Hintertarsi gänzlich kahl; die Mitteltarsi ein wenig erweitert und mit langen weisslichen Wimpern zweiseitig besetzt. Der Haftapparat massig entwickelt. Der Hinterrand des 1. Abdominal- scgmentes verlängert sich jederseits in 2 starke, konische, mit ihrer Spitze nach hinten gerichtete Fortsätze, welche auf ihrer oberen und äusseren Seite einen Chitinkamm tragen, dessen Rücken zackenartig ausgeschweift ist. Auf dem Vorder- rande des 3.-6. Segmentes sind jederseits 3, selten. 2— 4 kleine, auf dem Vorder- rande des 7. 4 grössere Häkchen. Das Paar der querviereckigen Schildchen auf dem Hinterrande des 5. Segmentes trägt in zwei Reihen 6 oder 7 nach vorne gekehrte Spitzen. Die Seitenlinie beginnt mit dem 3. Segmente und bildet auf dem achten einen fast vollkommenen Kranz; ihre Härchen sind anfangs weissgrau, werden nach hinten dunkler, so dass der Kranz braun ist. Die Kiemen fadenförmig, stark und lang, nach beiliegendem Schema geordnet. Appendices annales jenen von Lasiocephala basalis ähn- lich. Das obere Paar ist dreieckig, ziemlich flach und an der Spitze abgerundet. Ihre obere Fläche ist be- sonders an den Seiten mit Höckerchen besetzt, die An- sätze für Borsten bilden ; von diesen finden wir 4 starke, schwarze Borsten, die am längsten sind, an der Spitze, die übrigen sind feiner, braun und nehmen gegen die Spitze hin an Länge zu. Das untere Paar ist stark und breit, Schema der Kiemen der am Ende fast walzenförmig, mit einer abgestumpften Nymphe yon Lepidostoma ^ -t. j • i x r r- • i -xx • hirtum, F. Spitze und zweimal stufenförmig ausgeschnittenen inneren Über Auf Unter der Seitenlinie 1 °- Jm. Jiv. 1 ^• J VI. 1 }vn. 70 Coutoiir. Zwischen beiden Paaren liegt die Anlage des Penis, welche mit den Anlagen der Penisscheiden zu einem Stücke verwachsen ist. Der vordere Theil des Segmentes ist durch eine seichte Strictur, auf dem Rücken abgesetzt und trägt daselbst nebst 4 starken, schwarzen, noch zahlreiche, braune und feinere Bor- sten. Bei dem 9 finden wir nur das obere Paar von Anhängen in derselben Foim wie bei (^ entwickelt. Das Gehäuse schön viereckig, wie eine sehr schmale Pyramide nach hinten allmählich verengt, 17 mm lang, 2-5 mm breit, aus Vegetabilien gebaut. Es sind nämlich zurecht abgebissene Rinden- und Blattstücke in der Regel quergelegt. Die Kanten sind scharf. Das Nymphengehäuse kleiner, etwa 1 1 mm lang. Das Vorderende ist mit kleinen Pflanzenpartikeln bedeckt, welche auf einem dünnen, gewölbten Deckel befestigt sind. Die hintere Öffnung ist durch eine fein gegitterte Siebmembran verschlossen, welche ebenfalls von Pflanzenstücken überragt wird. Die Larve lebt in Gebirgsflüssen. VI. Farn. Leptoceridae. Larve in der Regel schlank, raupenförmig, mit seichten Stricturen zwischen den Abdominalsegmenten, cylindrisch. Kopf elliptisch, seltener oval. Die Fühler deutlich. Pronotum und Mesonotum hornig. Die Hinterfüsse gewöhnlich bis dreimal so lang, wie die Vorderfüsse; ihre Klauen lang und schlank (mit Ausnahme von Molanna und Molannodes). Die Höcker des ersten Abdominalsegmentes deutlich konisch. Die Seitenlinie sehr fein ; Kiemen fadenförmig, einzeln oder zu kreisförmig ausgebreiteten und dem Körper anliegenden Büscheln verbunden. Nachschieber kurz, zweigliedrig. Nymphe cylindrisch, schlank. Fühler fadenförmig, dünn, in der Regel viel länger als der Körper und ihr Ende um das Körperende umwickelt. Die Mundtheile hoch, auf die Stirn gestellt, so dass die Mandibeln gerade nach oben zielen. Man- dibulae schmal, an der Schneide manchmal mit starken, vorspringenden Zähnen. Die Maxillartaster ögliedrig, viel länger als die Labialtaster. Das erste Hinterleibs- segment ist an den Seiten des Hinterrandes mit Warzen bewehrt, die mit Spitzen besetzt sind. Das letzte Segment trägt entweder kurze, schwache, stäbchenartige, oder starke, an dem Ende mit starken Dornen besetzte, oder dünne, die Länge des Segmentes viel übertreffende Chitinfortsätze. Molanna und Molannodes ausgenommen ist das Gehäuse konisch, schmal, stark nach hinten verjüngt, gerade, oder gewöhnlicher gebogen, länger als die Larve, aber eng angepasst, in der Regel aus feinen Sandkörnchen, seltener aus Vegetabi- lien oder purer Gespinnstmasse verfertigt. Das Nymphengehäuse kürzer, auf bei- den Enden durch Membranen verschlossen, von welchen die vordere fast immer eine kreisrunde, die hintere manchmal spaltförmige Öffnung haben. Sie werden auf Steine und Pflanzen durch kleine Tellerchen befestigt. Jedes der zu dieser Familie gehörenden Genera zeichnet sich auch in den Entwickelungsstadien durch sehr wichtige Merkmale aus, die hinreichend bei einzelnen Arten beschrieben sind. Es ist mir bisher die Metamorphose von Beraea, Homilia, Erotesis, Adicella, Parasetodes, Setodes und Calamoceras unbekannt. Die Gattung Leptocerus selbst lässt sich in einige sehr distincten Gruppen theilen. Beraeodes minuta, L. (Fig. 21.) Phryganea minuta, L., F. S., ed. 11., 381 (1761). Silo viiimtus, Kol., G. et Sp., I. Th., 101, jjartim. Beraeodes minuta, Eaton, Ann. and Mag. Nat. Eist, Ser. III., XIX., 400 ; Mc. Lachl., Rev. a. Syn., 500. Beraea minuta, Hag., Stett. Zeit., 1868, 60. Die Larve von Brauer und K. J. Morton beschrieben. 81 Die Larve raupenförmig, sehr schlank, 9"3 mm lang, vorne 1'2 mm, hinten 0-56 mm breit, und demnach stark nach hinten verschmälert und der ganzen Gestalt nach konisch. Kopf proportionirt , kurz elliptisch, gegen das Mundende oben und unten stark abgeflacht und zusammengedrückt. Seine Grundfarbe ist -weiss ins gelbliche übergehend, doch derjenige Theil der oberen Fläche, welcher, wenn der Kopf ins Gehäuse eingezogen wird, die Aussenfläche bildet, ist schwarzbraun; wir finden also diese Färbung auf dem Clypeus, die Spitze des Gabelwinkels aus- genommen und jederseits oben auf den Pleuren eine breite Binde über den Augen parallel mit den vorderen Ästen der Gabellinie. Hinter diesen Binden sind auf dem Hinterhaupte jederseits 4 kleine, braune Punkte in einem nach vorne offenen Halbkreise geordnet, und hinter ihnen ganz an dem Hinterrande des Hinterhauptes, Flg. 21. Beraeodes minuta, L, l.— 5. Larve: 1. Labrum 3. Mandibula von innen "7i. 4. Maxilla und Labium "Yi 6. Labrum '7i. 7. Mandibula "%. 8. Das Körperende des J" von unten ^7i der Seite. 10. D. Larvengehäuse Yi- 1 ^Vi» 2. Mandibula von unten "'/i« 5. D. FüMer "Vj. 6,-9. Nymphe: 9. Dasselbe von jederseits ein grösserer brauner Punkt. Die beiden vorderen Äste der Gabellinie sind in dem grössten Theile ihres "\'erlaufes fast parallel. Die Stirn ist mit zahl- reichen feinen, braunen Härchen besetzt. Die Fühler im Yerhältniss zu anderen Trichopterenlarven gross, eingliedrig, stäbchenartig, mit einem feinen Börstchen am Ende und auf einem starken Ansatzgliede inseriit; sie stehen gleich hinter den Mundwinkeln. Mundtheile nur massig prominent. Die Oberlippe quer vier^unklig, mit einem zweimal sehr seicht ausgeschnittenen Vorderrande; auf ihrer oberen Fläche stehen im ersten Drittheile jederseits drei kurze Borsten, von denen die äusserste auf dem Rande steht; an dem Vorderrande steht jederseits über dem Ausschnitte je ein Börstchen und zwischen ihnen zwei ganz kurze Spitzen. Die abgerundeten Seitenwinkel tragen kurze Borstunbürstchen. Mandibeln stark, meissel- förmig, auf der etwas schiefen Schneide mit drei deutlichen Zähnen, neben welchen oben ein kleiner, unten ein grösserer Zahn steht. In der Aushölung auf der inneren 6 82 Über Auf Unter der Seitenlinie Seite befindet sich unter der Schneide ein Büschel von steifen, kurzen Stäbchen und unter ihnen ein grosses Borstenbüschel. Die Mandibeln dieser Art sind be- sonders dadurch ausgezeichnet, dass sie, nebst den zwei langen basalen Rücken- borsten, noch ganz unter der Schneide auf dem Rücken ein Borstenbüschel tragen. Maxillen stark und kurz. Der Kiefertheil stark, konisch, bis an das Ende der Taster reichend ; er trägt zahlreiche einfache und modificirte Borsten. Taster stark, konisch, viergiiedrig. Labium abgerundet konisch, mit eingliedrigen Tastern. Hypopharynx stark beborstet. Von den Thorakalsegmenten nur Pronotum und Mesouotum hornig. Beide Plättchen quer vierwinklig, fast gleich breit. Pronotum blass, gelblich, in den ersten zwei Dritteln dicht mit unregelmässigen, schwarzen Flecken besetzt, auf dem zweiten Drittel sind einige unregelmässige, grosse Flecke zerstreut; in der Mitte eines jeden Fleckes steht eine starke Borste. Mesonotum rauchfarbig, mit sehr wenigen braunen Flecken. Das Stützplättchen der Vorderfüsse trägt einen kurzen, dreieckigen Fortsatz, der auf der Spitze und einer Kante mit einem feinen Börst- chen versehen ist. Die Füsse sehr ungleich lang (im Verhältnisse 15 : 20 : 33) ; die Vorderfüsse am stärksten, die Hinterfüsse am schlanksten. Die Füsse sind gelblich und nur mit spärlichen langen Borsten besetzt; auch nur das Femur der Vorderfüsse trägt ein wenig mehrere Spitzen. Die Klauen lang, spitzig; massig gebogen, mit einer Basalborste. Der Hinterleib stark nach hinten verjüngt, die Stricturen sehr seicht und wenig deutlich. Kiemen sehr klein, in kleinen Büscheln nach beiliegen- dem Schema geordnet. Die Seitenlinie gänzlich fehlend; an ihrer Stelle auf dem 3. bis 8. Hinterleibssegmente eine Reihe von kleinen Chitinpunkten. Die Nachschieber ziemlich stark entwickelt, nach hinten abstehend, zwei- gliedrig, mit einer starken Klaue, die auf dem Rücken zwei kleine Rückenhaken trägt. Die Chitinleiste, welche das Basalglied stützt, zieht sich an der Seite bis über die Mitte des letzten Segmentes. Nymphe cylindrisch, sehr schmal, 4*3— 6mm lang, 0*9 — 1mm breit; die (5* Nymphen sind immer kleiner als die 9- I^op^ proportionirt, querelliptisch, mit einem stark gewölbten Stirnumrisse. Antennen schwach, fadenförmig, bei (j* wenig länger als der Körper, beim Q an das Ende des 6. Abdominalringes reichend ; das erste Glied wenig von den übrigen verschieden, etwa halb so lang wie der Kopf. Die Mundtheile nicht wie bei den übrigen Leptoceriden-Nymphen hoch auf die Stirn gestellt, sondern wie gewöhnlich in der Mitte der vorderen Seite des Kopfes gestellt. Die Oberlippe subtriangulär, vorne abgerundet ; auf jeder Seite nahe der Basis stehen drei starke, doch kurze Borsten und zwischen ihnen zwei Paare kurzer, feiner Börstchen ; der Vorderrand trägt zwei Paare kurzer, gelber Börstchen. Man- dibulae haben eine aufgedunsene, starke Basis, aus welcher sich die eigene Schneide säbelförmig verlängert. Die Basis trägt zwei kurze Borsten und die Schneide ist grob und scharf gezähnt. Auch die Palpi sind verhältnissmässig kürzer als bei den übrigen Leptoceriden. Die Maxillartaster bei beiden Geschlechtern ögliedrig, die 6 2 L 6 2 ^n. 5 ^m. 3 2 IV. 1 ^v. Schema der Kiemen der Larve von Beraeodes minuta, L. 83 über Auf Unter der Seitenlinie 8 4 *n. 7 ^m. 3 ^IV. 2—3 ^v. 2 VI. ^ ^vn. Schema der Kiemen der Nymphe von Beraeodes minuta, L. drei letzten Glieder fast gleich lang, die zwei basalen sehr kurz. Die Labialtaster Sgliedrig, die letzten zwei Glieder fast gleich lang. Die Flügelscheiden schmal, sehr scharf zugespitzt ; bei männlichen Nymphen reichen sie an das 6. Abdominalsegment, bei den Q an das Ende des 5. Segm. Sporne 2 2 4, ziemlich stumpf, auf den Vorderfüssen klein, die Paare ungleich. Die Vordertarsi schwächer, die Mitteltarsi stark bewimpert, die Hintertarsi ganz kahl. Abdomen schmal, grünlich, die Seitenpartien der Segmente sind an der Rücken- und Bauchseite durch schwarze Chitinleisten getrennt. Der Haftapparat ziem- lich schwach entwickelt. Auf dem Vorderrande des 3. bis 6. Abdominalsegmentes gleich neben der Chitinleiste ist auf jeder Seite ein ovales Plättchen, welches gewöhn- lich ein, selten zwei Häkchen trägt ; auf dem Hinterrande des 5. Segmentes ist jederseit ein quer ovales Plättchen, welches 2 nach vorne gerichtete Häkchen trägt. Die Seitenlinie fehlt gänzlich. Kiemen sehr schwach ent- wickelt, nach beiliegendem Schema geordnet. Das letzte Hinterleibssegment gegen das Ende stumpf zugespitzt, von oben und unten zusammengedrückt; in der Seiten- ansicht sehen wir jederseits vor dem Ende des Segmentes eine warzenförmige Erhebung, die mit wenigen steifen Borsten besetzt ist. Es endet in zwei starke stäbchenartige Chitinfortsätze, die manchmal etwas ungleich lang und an der Spitze nach aussen gekrümmt und vor derselben auf der Innenseite etwas ausgeschnitten und dort mit einer kurzen steifen Borste versehen sind; jeder trägt auf der Dorsalseite eine steife Borste an der Basis, eine in der Mitte und eine vor der Spitze. Beim (^ trägt die Bauchseite etwa in der Mitte des Segmentes auf jeder Seite einen kleinen Lobus und zwischen ihnen ein Paar von kurzen Höckern. Alle 4 Erhebungen stehen in einer Linie. Das Larvengehäuse 10 mm lang, konisch, stark gebogen und nach hinten verschmälert. (Die Breite vorne l^g mm, hinten ^s T^va.) Die Farbe ist rostgelb, oft ist sie aber schwarz. Die Oberfläche glatt. Die Gehäuse sind aus kleinen Sand- körnchen gebaut, doch ist zwischen einzelnen Körnchen viel Gespinnstmasse, besonders in den rostgelben Gehäusen, bei welchen auch etwas blassere Körnchen benutzt worden sind. Das Puppengehäuse ist etwas kürzer und vorne durch eine Membran, welche mit einem excentrischen, der Bauchseite genäherten Schlitz versehen ist, verschlossen. Das Hinterende, welches schon recht schmal ist, hat auch eine Ver- schlussmembran, doch da sie in der Mitte eine verhältnissmässig grosse Öffnung hat, so beschränkt sie sich auf eine schmale Umsäumung des nach innen gebogenen Randes. Die Larven überwintern und zeitlich im Frühjahre, in der zweiten Hälfte April, verwandeln sie sich in Nymphen. Die Gehäuse werden dabei oft zwischen die Wurzeln in einer überraschenden Menge befestigt; jedes Gehäuse ist an dem Vor- derrande durch ein kurzes Band gehalten. Auch die Larven halten sich gerne zwischen den Wurzeln auf und da suchen sie besonders die in das Wasser rei- chenden, freien Erlenwurzeln auf, denen sie in der Farbe sehr gleichen. Merk- 84 würdig ist, tlass die leeren Gehäuse, aus welchen die Nymphen durch Abreissen des Vorderdeckels entwichen sind, ganz schwarz werden, so dass ich mich beim Suchen der Larven auch nach der Farbe der Gehäuse richten konnte. Die rostgelben Ge- häuse waren immer voll. Das Imago fliegt in der Mitte Mai und es erscheint, so weit meine Erfahrung reicht, nur eine Generation jährlich. Die Larven leben in kleinen Bächen. Molanna angustata, Gurt. (Fig. 22. u. 23.) De Geer Mem., 11., 571—578, Taf. XV., Fig. 15—18. (Die Larve und das Gehäuse). Molanna angustata, Gurt., Phil. Mag., 1834, 214, Brit. Ent., Taf. DCCXVI; Steph., Dl., 203; Burm., Handb., 922; Kol., G. et Sp., 11. Th., 246, Taf. TV., Fig. 46; Hag., Ent. Ann., 1860, 68, Stett. Zeit,, 1864, 223 (d. Gehäuse); Mc. Lach., Tr. Br., 100, Taf. 11., Fig. 5. (Larve), Fig. 32 (d. Gehäuse), VI., Fig. 2, XH., Fig. 10, Rev. a. Syn. 284. Molanna nigripalpis, Steph., op. dt., 203, Taf. XXXTTT., Fig. 3 (1836); Kol., op. dt., 246. Phryganea vestita u. P. albicans, Zett., LlS. Lap., 1071 (1840), cf. Wallengr., Öfy. 1870, 149, 150. Nais plicata, Ramb., Nevrop., 504 (1842), ef. Mc.Lachl., Ann. Soc. ent. Belg., XVI, 152. Die Larve mehrmals von verschiedenen Autoren beschrieben. Die Larve raupenförmig, von oben und unten etwas zusammengedrückt, auf dem 2. Abdominalsegmente am breitesten, nach beiden Seiten etwas verschmä- lert, sehr schlank, 17 mm lang, 2-7 mm breit. Kopf proportionirt, eiförmig, von oben und unten schwach compress, stark nach unten geneigt. Die Grundfarbe hell gelbbraun, die Äste der Gabellinie breit dunkelbraun gesäumt, so dass die Gabel- linie selbst sehr deutlich hervortritt ; zwischen ihren vorderen Ästen auf dem Scheitel eine unregelmässige Gruppe von undeutlichen blassbraunen Punkten. Zahlreiche ähnliche Punkte finden wir auf den Schläfen, insbesondere auf ihrem hinteren Theile. Hypostomum trapezoid, länger als breit, dunkelbraun ; es bildet durch sein hinteres Ende einen Theil des Randes des Hinterhauptsloches. Auch die Pleurae sind an den Suturen mit dem Hypostomum breit braun gesäumt. Der vordere Rand des Clypeus bogenförmig ausgeschnitten. Der Kopf ist oben, besonders auf der Gegend über den Augen mit zahlreichen steifen, schwarzen Borsten besetzt. Antennen sitzen gleich hinter der oberen Ecke der Mandibelbasis. Sie bestehen aus einem breit konischen Grundgliede, welches noch ein schwaches, etwas gekrümmtes, kurzes Glied trägt. Die Mundtheile prominent, was besonders dem bogenförmigen Aus- schnitte des Vorderrandes des Clypeus und der breiten Gelenkmembran zuzuschreiben ist. Die Gelenkmembran ist fast V^^m2^. so breit wie Labrum. Labrum querelliptisch, vorne etwas enger, sein Vorderrand gerade abgeschnitten ; er trägt drei Paare von gelbbraunen Borsten, von denen die zwei äusseren bogenförmig gegen seine Mitte gekrümmt sind. Auf jedem der Seitenränder steht eine kurze Borste, auf der oberen Fläche sind drei Paare, nach der Länge der Oberlippe in zwei Reihen geordneter Borsten, von denen in jeder Reihe die mittlere die kürzeste ist. Die Oberfläche des Labrum ziemlich schwach chitinisirt. Mandibeln stark, meisselförmig, mit einer sehr scharfen Schneide, welche auf dem rechten Kiefer nebst der Spitze, auf der oberen Kante noch zwei, anf der unteren noch einen Zahn trägt. Auf dem linken 85 Kiefer ist auf jeder Seite unter der Spitze nur noch ein Zahn. Der Rücken trägt 2 ziemlich lange Borsten. Labium ist auf seinem basalen Theile stark beborstet. Maxillartaster konisch, gebogen, 4-gliedrig, aber die 2 Endglieder kurz und schwach von einander abgesetzt. Der Kiefertheil an die Taster angedrückt, schwach, konisch, das Ende des dritten Gliedes erreichend. Das Grundglied der Maxillen trägt auf seiner inneren Seite drei hinter einander stehende, starke Chitindorne, welche auf der Spitze erweitert und zerfranst sind. Labium lang konisch, besonders gegen die Spitze hin schwächer; es trägt jederseits einen deutlichen dreigliedrigen Taster; erstes Glied ist breit und niedrig, zweites walzenförmig und lang, und das End- glied ganz klein und fast warzenförmig. Fig. 22. Molanna angustata, Gurt. l. — 6. Larve: 1. Labrum ^7i- 2. Mandibula halb von unten und innen ^"/i- ^- Mandibula von innen ^7i. 4. Maxiila u. Labium *7r 5. D. Vorderfuss ^"/i« 6. Die Klaue der Hinterfüsse "%. 7.— 10. Nymphe: 7. Labrum ^o/^. 8. Mandibula =*%. 9. Das Körperende des cf von unten ^Yi- 10. Dasselbe von d. Seite. Pronotum quer vierwinkling, vorne dreieckig ausgeschnitten, sein Hinter- rand bogenförmig. Die Grundfarbe wie auf dem Kopfe; der hintere Drittheil eine blasse, halbmondförmige Makel in jeder Hinterecke ausgenommen, glänzend braun bis schwarzbraun, mit einzelnen, undeutlichen, schwarzen Punkten. Bei den Seiten- rändern ist jederseits eine Gruppe von 3—4 blassbraunen kleinen Makeln. Meso- notum weit schwächer chitinisirt, so dass seine Seitenränder fast unmerklich in die übrige Haut übergehen. Es ist etwa in der Mitte durch eine bogenförmige quere Linie in zwei Theile geschieden. Beide sind mit nicht zu sehr zahlreichen braunen bis glänzend schwarzbraunen Punkten verziert und blassbraun angeraucht Jeder- seits von dem Mesonotum ist eine Gruppe von feinen Borsten. Mesonotum weich, nur mit einigen derberen Punkten auf seinem Rücken. Auf jeder seiner Seite ist eine blasse, etwas erhöhte Stelle, welche mit feinen, strahlenförmig auseinander- gehenden Borsten besetzt ist. Füsse sehr ungleich lang ; die Vorderfüsse am kürze- sten und stärksten, die Hinterfüsse am längsten und schwächsten. (Ihre Länge im Verhältnisse 11:13:18). Ihre Farbe gelb, nur die Rückenkanten der Coxen und Femora schwarzbraun gesäumt. Trochanter der Vorderfüsse trägt auf der inneren Kante einen starken gelbbraunen Dorn. Die innere Kante des Femur der Vorder- 86 füsse trägt 3 steife Dornen; ebenso ein Dorn sitzt auf seiner inneren Fläche nahe vor dem Ende. Tibie der Vorderfüsse ist auf der inneren Seite unter der Spitze in einen lang konischen Ansatz für einen starken Dorn verlängert ; auf ihrer inneren Seite zieht sich eine schräge Keihe von Dornen, von denen derjenige, der dem distalen Ende des Gliedes am nächsten steht, der längste ist ; die übrigen nehmen stufenweise an der Länge ab und der letzte in der Reihe ist der kleinste. Tarsus trägt auf der inneren Seite auch einen langen und starken Dorn. Auf den Mittel- füssen ist ein starker Dorn an der Spitze des Trochanter, in der Mitte des Femur, auf der inneren Kante unter dem Ende auf der Tibie (dieser sitzt ebenfalls wie jener der Vorderfüsse auf einem besonderen Ansätze) und auf der inneren Fläche der Tibia und Tarsus. Nebstdem trägt die innere Kante des Femur zahlreiche kleinere Dornen, welche entweder einzeln oder einige beisammen gruppenweise sitzen. Die Klauen der Vorder- und Mittelfüsse lang, schwach gekrümmt, mit einem starken Basaldorne. Die Hinterfüsse unterscheiden sich darin von den Vorder- und Mittelfüssen, dass ihre Tarsi aus 2 Gliedern bestehen. Auf den Hinterfüssen ist nur die innere Kante der Femora mit kleinen Spitzen bewehrt. Am interessantesten sind dabei ihre Klauen. Sie sind kurz und mit zahlreichen kleinen, sehr blassen Börstchen, welche gegen die Spitze hin länger werden, besetzt, so dass es aussieht, als ob die Klaue auf ihrer Oberfläche in lauter Börstchen zerzupft wäre. Alle Füsse, insbesondere aber das dritte Paar sind mit zahlreichen Haaren besetzt. Die Abdominalringe durch sehr deutliche, tiefe Stricturen von einander geschieden, so dass sie in dieser Hinsicht an die Phryganea-Larven erinnern. Das erste Abdominalsegment trägt 3 grosse Höcker. Der Rücken- höcker ist sehr breit, so dass er den grössten Theil des Rückens einnimmt. Die Seitenhöcker sind etwas auf die Bauchseite gerückt und ihre Scheitel sind mehr nach unten als gegen die Seite gerichtet. Die Seitenlinie be- ginnt mit dem 3. Abdominalsegmente und endet mit dem siebenten; sie ist mit dichten, ziemlich steifen, graubraunen Wimpern besetzt. Auf dem 8. Abdominal- ringe bildet die Verlängerung der Seitenlinie eine etwas bogenförmig gekrümmte Reihe von Chitinpunkten, von denen jeder zwei kurze, steife, glänzend gelbbraune Börstchen trägt, welche der Haut anliegen und mit ihren Enden wechselseitig so verbunden sind, dass sie eine zickzackförmige Linie bilden. Kiemen fadenförmig, nur auf dem vorderen Ende der Segmente entwickelt; sie sind meistentheils mit ihrer Basis zu 2 — 4 in kleine Büschel verwachsen; übrigens nach beiliegendem Schema geordnet. Das letzte Hinterleibssegment auf dem Rücken, auf einer halbmondförmigen Stelle etwas chitinisirt und nebst einigen kurzen mit sechs langen schwarzen Borsten versehen ; die Chitinhaut ist gelbbraun, blassbraun angeraucht, mit einigen dunklen Punkten. Hinten ist das Segment in stumpfe Ecken ausgezogen, welche mit zahlreichen schwarzen, kurzen, starken, stachelförmigen und 6 oder 7 langen schwarzen Borsten Über Auf Unter der Seitenlinie 4—3 I. 4 2 ^n. 4 2 ^m. 4 1 ^IV. 3 1 ^v. 3 1 2- ~^VI. 3 1 2- ^ vu. 3—2 vm Schema der Kiemen der Larve von Molanna angustata, Curt. 87 besetzt sind. Die Nachschieber gut entwickelt, unter die Hinterecken des letzten Segmentes gekehrt, 2gliedrig mit einer starken, einen Rückenhaken tragenden Klaue. Nymphe schlank cylindrisch, in ihrem Habitus der Nymphe von Odonto- cerum albicorne sehr ähnlich; 11 — 15 mm lang, 2-6 — 3 mm breit. Kopf proportionirt, querelliptisch; sein Stirnumriss fast gerade, nur in der Mitte etwas gewölbt. Der Scheitel trägt auf einer breiten Erhebung einen niedrigen hornigen und mit kleinen Spitzen besetzten Höcker. Fühler fadenförmig, beim (^ etwas länger als der Körper, beim 9 an das Ende des 6. Abdominalsegmentes reichend. Ihr Basalglied nur wenig stärker und länger als die übrigen. Die Glieder des Fadens sind auf ihrem Ende auf der inneren Seite mit einem starken Höcker versehen. Die Mundtheile hoch oben inserirt, so dass die Mandibeln gerade nach oben gerichtet sind. Die Ober- lippe aus einer breiteren Basis halbkreisförmig, in zwei Seitenwinkel und einen vorderen Winkel schwach gebrochen. Ihre Basis trägt jederseits drei lange, schwarze Borsten. Auf dem Vorderrande jederseits 4 und oben ganz nahe dem Vorderrande je eine schwache, kurze Borste. Mandibeln sehr gross, messerförmig, gegen die Spitze etwas gekrümmt, auf der Schneide sehr scharf gezähnt, auf der Basis mit zwei Borsten versehen. Maxillartaster ögliedrig, gegen die Spitze hin etwas dünner, erstes und 2. Glied sehr kurz, die drei übrigen fast gleich lang, nur das letzte etwas länger. Die Labialtaster Sgliedrig, 1. Glied kurz, die übrigen länger; diese Taster reichen etwa in die Mitte des 4. Gliedes der vorigen. Beide Taster im Bogen nach hinten gerichtet. Flügelscheiden schmal, in die Mitte des 5. Abdominalsegmentes oder etwas darüber reichend, die vorderen etwas länger als die hinteren ; ihre Spitze ein wenig zugespitzt. Spornzahl 2 4 4. Sporne kurz stumpf, ihre Paare gleich. Tarsi der Vor- derfüsse und besonders jene der Mittelfüsse stark behaart; jene der Hinterfüsse nur spärlich behaart. Auf dem Hinterleibe sind die Seitenpartien gegen die Rücken- und Bauchseite durch etwas bogenförmige, schwarzbraune Chitinleisten abgegränzt, welche auf dem ersten Segmente beginnen und auf dem 8. enden. Der Haftapparat ziemlich schwach entwickelt. Das 1. Hinterleibsegment hat in der Mitte der Rückenfläche eine quere Erhöhung, deren Seite mit einer Chitinleiste versehen ist und in jedem der durch die -^^^^ ^^^^ jjniev seitlichen Chitinleisten und den Hinterrand des Segmen- der Seitenlinie tes gebildeten Winkel ist eine warzenförmige, mit zahl- reichen feinen Spitzen besetzte Erhöhung. Nebst dem ist der Hinterrand desselben Segmentes gegen den Rücken jederseits etwas gewölbt und mit feinen Spitzen besetzt. Die Plättchen auf dem 3. — 6. Segmente sind zwar gut entwickelt, aber ihre Häkchen sind in der Regel sehr klein, manchmal kaum kenntlich und zwar vorne 2 — 3, nach hinten gerichtete und hinten auf dem 5. Segmente 3 — 4, nach vorne gekehrte Häkchen auf dem Hinterrande der Plättchen, welche sehr gegen ein- ander gekehrt sind. Die Seitenlinie sehr stark, mit dichten, graubraunen Härchen besetzt ; sie beginnt mit Schema der Kiemen der dem 3. und bildet auf dem 8. einen vollkommenen Kranz. Molann a^angustata, Curt. 4 2 «n. 4 2 ^m. 4 1—2 ^IV. 3 1 ^v. 3 1 ^VI. 2—3 1 ^ ^VII. 2—3 VIII. 88 Kiemen fadenförmig, ähnlich wie bei der Larve, nach beiliegendem Schema ge- ordnet. Das letzte, halbkugelförmige Segment trägt zwei auf seiner Rückenseite entspringende, stäbchenförmige Chitinfortsätze, welche mit zahlreichen kleinen Borsten und auf dem Rücken noch mit einer Reihe stärkerer, kleiner Zähne versehen sind. Sie tragen auf der Rückenseite näher dem Ende eine gelbbraune, etwa in der Mitte 3 schwarze, kurze und auf ihrem Ende ein längeres und ein kürzeres, aber sehr starkes Börstchen. Bei der (^ Puppe sind auf der unteren Seite noch zwei längliche, walzenförmige stumpfe und etwas im Bogen convergirende Anhänge. Das Gehäuse hat eine von den eigenthümlichsten Formen, die bei den Trichopteren vorkommen. Es besteht aus einem konischen, 15—19 mm langen und in der Vorderöffnung 2"8 — 3*5 mm breiten, etwas nach unten gebogenen Röhrchen welches von unten und oben etwas zusammengedrückt und nach hinten verschmälert ist; dieses ist aus sehr feinen Sandkörnchen gebaut. Die Seiten und der Ober- rand der vorderen Öff'nung sind aber verlängert, so dass das Gehäuse mehr als um ^/g verlängert und um 2 seine Breiten erweitert ist. Diese Flügel sind aus gi'öberen, aber gewöhnlich ganz durchsichtigen Sandkörnchen ge- bildet. Wenn sich die Larve zur Verpuppung vorbereitet, so beisst sie ganz den verlängerten Vorderrand ab, so dass nur noch die Seitenflügel, welche manchmal auch sehr verschmälert sind, bleiben; dann befestigt sie das Gehäuse an die untere Fläche von Steinen oder zwischen die Pflanzenwurzeln, ver- schliesst die vordere Öff'nung durch kleine vegetabilische Partikeln und einen ge- wölbten Deckel, auf welchem auf der Aussenseite einige Sandkörnchen angeklebt sind und die hintere Öffnung, welche dadurch entstanden ist, dass die Larve den hinteren, früher verschlossenen Theil des Gehäuses abgebissen hat, durch Sand- körnchen, lässt aber mehr an der unteren Seite eine längliche Spalte. Die Larven leben in Teichen, am liebsten auf sandigen Stellen. Fig. 23. Molanna angustata, Curt. 1. D. Larvengehäuse, 2. D. Nymphengehäuse in na- türl. Grösse. Leptocerus annulicornis, Steph. (Fig. 24.) Leptocerus annulicornis, Steph., Hl., 199 (1836); Mc. Lach., Tr. Br., 105, Taf. XII., Fig. 14, 15, Rev. a. Syn., 301. Leptocerus annulatus, Steph., op. dt., 197, nee Gmel.?; Hag., Ent. Ann, 1860, 70. Mystacides perfusus („perfuscus", Steph.), Kol., G. et Sp., U. Th., 254, partim, nee Steph. Die Larve raupeuförmig, stark konisch am Metanotum am breitesten, nach hinten und vorne rasch verjüngt. Länge 6 mm, Breite am Metanotum l"5mm, am letzten Hinterleibssegmente 0*75 mm. Kopf breit oval, ziemlich flach, sehr blass gelbbraun, besonders am Scheitel, an dem Gipfel des Winkels der Gabellinie fast ganz weiss mit zwei mit der Hinterhauptssutur und den Ästen der Gabellinie parallelen Reihen von Punkten ; auch hinter den Augen auf den Schläfen scheint die gelbbraune Färbung von undeutlichen kleinen Flecken herzurühren. Die obere Seite des Kopfes ist mit spärlichen kurzen schwarzen Borstenhaaren besetzt. Die Gabel- 89 äste parallel und zwischen den Augen kaum nach Innen gebogen. Das Hinter- hauptsloch schief, stumpf, dreiwinklig. Antennen im Verhältniss zu den übrigen Leptoceriden massig entwickelt, aus einem stärkeren Ansatzgliede und aus einem schlanken Gliede, welches am Ende eine feine Tastborste trägt, zusammengesetzt. Die Mundtheile ziemlich prominent. Labrum mit einer sehr breiten Gelenkmembran, elliptisch, mit einem seicht ausgeschnittenen Vorderrande. Im ersten Drittheile jeder- seits mit drei starken Borsten, auf dem Vorderrande jederseits mit zwei gegen die Mitte gekrümmten und nahe der Mitte an dem Vorderrande mit zwei kurzen Börst- chen. Mandibeln schmal, messerförmig, mit drei grösseren Zähnen auf der oberen Schneide und einem stumpfen, niedrigen auf der unteren Schneide. Der Rücken trägt zwei hintereinander stehende, feine Tastborsten, von denen die vordere länger ist als die hintere; doch beide sind sehr kurz. Maxillae schlank, der Kiefertheil Fig. 24. Leptecerus annulicornis, Stepli. l.— 5. Larve: l. Labrum ^Vj. 2. Mandibula "/j. 3. Ma- xiila und Labium "/,. 4. Fortsatz des Stützplättchens der Vorderfüsse. 5. Kiemenbüschel. G._9. Nymphe: 6. Labrum '^j. 7. Mandibula "/i- 8. D. Körperende des cJ" von unten. 9. Das- selbe von der Seite. 10. und 11. D. Nymphengehäuse. schmal, konisch, an das Ende des 2. Tastergliedes reichend, mit drei stumpfen, kurzen stachelartigen Spitzen. Auf der Innenfläche mit zahlreichen steifen Borsten ; die Taster 3-gliedrig, fingerförmig, Labium halbkugelig, an den Seiten mit kurzen eingliedrigen Tastern, vorne mit ziemlich langen Borsten besetzt. Die Thorakalsegmente nach hinten stufenweise breiter, so dass Metathorax etwa 2mal so breit ist wie Prothorax. Pronotum hornig, quer elliptisch, kurz, ganz blass, nur der Rand gelblich gesäumt, vorne mit spärlichen Borsten besetzt. Mesonotum und Metanotum häutig, ersteres hinten mit zwei schwarzbraunen, bogen- förmigen, chitinisirten Strichen und jederseits vorne mit einer Gruppe von langen 90 feinen Borsten. Die Stützplättchen des ersten Fusspaares tragen einen keilförmigen Fortsatz, der vor der Spitze auf der oberen Kante eine schwarze feine Borste trägt. Die Füsse schlank, im Verhältniss 1 : Vl^: 2^/3. Ihre Farbe ganz blass- gelblich, die Basis der Coxen, die concave Seite der Gelenke zwischen Femur und Tibia, Coxa und Trochanter mit einer schwarzen Makel. Auf den Vorderfüssen ist die Innenkante des Femur und Trochanter mit blassen, gebogenen, rauhen Borsten und jene der Tibie mit kurzen Spitzen besetzt. Übrigens tragen die Füsse nur spärliche lange Borstenhaare. Nur auf den Vorderfüssen trägt das Tibienende einen borstenförmigen Sporn. Die Klauen der Vorderfüsse kaum so lang wie der Tarsus, jene der übrigen zwei Paare haben etwa Vs der Länge der Tarsi. Nur die Klauen der Vorderfüsse haben einen deutlichen Basaldorn, auf den hinteren ist derselbe verkümmert. Die Stricturen der Hinterleibssegmente deut- lich. Die Höcker wohl entwickelt; die Seitenhöcker mit feinen Spitzen besetzt und durch eine schwarze Chitin- leiste unterstützt, die in einem fast rechten Winkel nach unten gebogen ist. Die Seitenlinie zwar deutlich, doch nur mit sehr feinen weisslichen Wimpern besetzt; sie zieht sich vom 2. Segmente bis auf das 8. ; auf dem letzteren zieht sich eine Reihe von sehr feinen Chitin- punkten. Die Kiemen zu 5 — 9 in Büschel vereinigt und die Büschel nach beiliegendem Schema geordnet. Das letzte Hinterleibssegment oben stumpf dreieckig hervorgehoben, an den Seiten mit wohl entwickelten Nachschiebern. Diese sind zweigliedrig, gelbbraun, auf dem Basalgliede mit 4 starken, schwarzen Borsten. Die Klaue stark und mit 2 kleinen Rückenhäkchen. Die NympJie cylindrisch Q-Q — 8 mm lang, 1*3 — 1*7 mm breit. Kopf trans- versal, mit einem massig gewölbten Stirnumi'isse. Die Fühler beim (5* 4V2^fil um das Körperende umwickelt, beim (5* 2V2nial, beim 9 174^^^^ länger als der Körper. Ihr Basalglied stark, etwa halb so lang wie der Kopf. Die Mundtheile hoch auf die Stirn hinauf geschoben, doch nur die Spitzen der Mandibeln von oben sichtbar. Die Oberlippe klein, halbkreisförmig; auf jedem Basalwinkel stehen 3 starke Borsten von ungleicher Länge, auf dem distalen Drittel jedefseits fünf kurze Borsten, von denen 3 etwa im ersten Drittheile in einer Reihe, die übrigen näher dem Vorderrande stehen. Mandibeln stark, gelbbraun, dreieckig, mit einer starken ungezähnten Spitze; die Schneide ziemlich grob gezähnt; auf der Rückenbasis stehen hintereinander 2 ungleich lange, starke Fühlborsten. Die Maxillarpalpi sehr lang, bis zum Ende der Mittelcoxen reichend, fünfgliedrig, das erste Glied das kürzeste, das zweite das längste, die übrigen drei ziemlich gleich lang ; alle Glieder allmählich gegen das Ende schwächer. Die Labialpalpi dreigliedrig, kurz, kaum an das Ende des 2. Gliedes der vorigen Palpi reichend. Die Flügelscheiden zu- gespitzt, beide Paare gleich lang, an das Ende des 6. Hinterleibssegmentes reichend. Die Spornzahl 2 2 2, die Sporne der Vorderfüsse sehr kurz, die Paare auf Mittel- und Hinterfüssen sehr ungleich. Die Vorder- unn Hintertarsi kahl, die Mitteltarsi mit langen grauen Haaren besetzt. über Auf Unter Seitenlinie 00 0 0 00 °- 0 0 0 OOOm 00 "• 0 0 0 '^• 0 0 ^• 0 0 ^• 0 0 ''^ Schema der Kiemen der Larve von Leptocerus annulicornis, Steph. 91 Über Auf Unter der Seitenlinie Die Rückenfläche des 1. Abdominalsegmentes trapezoid, die Hinterecken iu chitinisirte und mit kleinen Spitzen besetzte Höcker verlängert, neben welchen sich noch eine ebenfalls mit feinen Spitzen besetzte Stelle befindet. Der Haft- apparat sehr schwach entwickelt. An dem Vorderrande des 3. — 7. Hinterleibs- ringes sind auf dem Rücken jederseits je 2 — 3, seltener nur 1 kleines, nach hinten gebogenes Häkchen. An dem Hinterrande des 5. Hinterleibssegmentes sind zwei Plättchen, die mit 2 Reihen von 7 — 12 kleinen, nach vorne gerichteten Spitzen besetzt sind. Die Seitenlinie undeutlich, mit sehr feinen Wimpern besetzt; sie beginnt mit dem 4. Segmente und bildet auf der Bauchseite des 8. einen vollkom- menen Kranz. Kiemen strauchförmig, sehr fein in drei Reihen geordnet; 2 Reihen ziehen sich zwischen den Chitinleisten, welche die Körper- seiten begränzen, eine oberhalb, die andere unter der Seitenlinie; die dritte Reihe ist auf den Bauchtheilen des 3. und 4. Segmentes durch ein Büschel von 5, resp. 4 Kiemenfäden angedeutet. Appendices anales bestehen aus 2 starken, gelbbraunen Chitinfortsätzen, deren Ende etwas nach oben und auswärts gebogen ist, so dass es einen stumpfen Winkel bildet, welcher mit zwei kurzen Zähnen versehen ist; nebstdem steht nahe der Basis eine kurze Borste auf der Aussen-, die andere auf der Innenseite. Die Rückenseite des 9. Segmentes trägt 2 niedrige Läppchen, die mit 3 starken, schwarzen Bor- sten versehen sind. Beim ^ trägt das 9. Hinterleibs- segment auf der Bauchseite zwei konische, etwas gegen einander gebogene Lobi, zwischen welchen zwei kleine Lobi hintereinander sich erheben; der vordere grössere ist in der Seitenansicht halbkugelig, von vorne gesehen in der Mitte etwas ausgeschnitten; der andere ist niedrig. Das GeMuse konich, gebogen, aus feinen Sandkörnchen gebaut, jenen von Apatania sehr ähnlich. Die Grösse derselben sehr variabel, Länge 6—10 mm. Breite vorne 2— 3 mm, hinten 1— 1*5 mm, die Höhe vorne 1-66— 2*33 mm. Die Farbe gelbbraun, etwas röthlich. Das Puppengehäuse vorne durch eine schiefe, gelbbraune Membran ge- schlossen, welche nahe dem oberen Rande des Gehäuses durch einen queren Schlitz gespalten ist; das hintere Ende verschliesst eine kreisrunde oder nur wenig schiefe Membran mit einer ebenfalls horizontalen Spalte nahe dem Rückenrande. Die Ge- häuse werden sehr fest an grössere Steine, besonders in Risse und hinter Ecken derselben mit kurzen Bändern befestigt. In Flüssen mit steinigem Boden und genug reinem Wasser. 5 4 6 > 4 9 TTT. 11 5 4 8 IV. 10 4 3 6 9^- 3 5 gVI. ,vn. Schema der Kiemen der Nymphe von Leptocerus annulicornis, Stepli. 92 Leptocerus bilineatus, L. (Fig. 25.) Phryganea hilineata, L., S. N., ed. X, 549 (1759), ed. XII, 910, F. S., ed. 11, 380; Gmel., S. N., 2635; Vill., Linn. ent., III, 34; F., Syst. Eni, 307, u. and. Werke. Phryganea gallata, Fourc, Ent. Par., 358 (1785). Phryganea bifasciata, Oliv., Encyc. Meth., 558 (1791). Mystacides lifasciata, Pict., Recherch., 166, Taf. XII, Fig. 3; Brauer, N. A., 41. Leptocerus bifasciatus, Hag., Ent. Ann., 1860, 73; Mc. Lach., Tr. Br., 108, Taf. XII, Fig. 21, 22; Wallengr., Öfv., 1870, 165; Mayer-Dür., Mitth , schw. ent. Gesell, IV., 408. Leptocerus affinis (Leach.), Steph., Hl. 198 (1836). Myst. affinis, Kol., G. et Sp., H. Th., 258, Taf. m. Fig. 30. Leptocerus bilineatus, Mc. Lach., Rev. a. Syn., 308. Die Larve raupenförinig, im Verhältnisse zu übrigen Leptoceriden-Larven ziemlich stark, etwas konisch (7"33 — 8*66 mm Länge, 1*3 — 1*4 mm Breite an dem 3. Thorakalsegmente und 0-5 mm am letzten Hinterleibssegmente). Kopf lang, eiförmig, klein, gelbbraun, an der Gabellinie dunkler, mit einigen undeutlichen braunen Punkten; fünf solche Punkte auf der Stirn und 4 vorne über dem Labrum; der Vorderrand des Clypeus überhaupt dunkelbraun. Die Unterseite des Kopfes braun, besonders Hypostomum. Der Kopf mit feinen Haaren besetzt. Gleich hinter der Basis der Mandibeln stehen die Antennen, auf einem kurzen, breiten Ansatzgliede in der Form eines sehr schwachen, kurzen Gliedes, welches vor der Spitze ein Börstchen trägt. Mundtheile wenig prominent. Labium breit querelliptisch, vorne seicht ausgeschnitten. An dem Vorderrande in dem Ausschnitte steht ein Paar, vorne an jeder Seite 5 kurze, starke Borsten. Mandibeln stark m eisseiförmig, auf der Schneide mit 4 stumpfen grossen Zähnen, welche in beiden Kiefern in einander passen; der Rücken trägt 2 hinter einander stehende, starke Borsten. Maxillae ziemlich schlank; Palpi 3gliedrig, der Kiefertheil schmal konisch, bis an das Ende des 2. Tastergliedes reichend, an der Spitze und etwa in der Mitte mit feinen Tast- höckerchen versehen ; auf der Innenseite der Basis trägt er 4 kurze, steife Börstchen. Labium stark nach unten geneigt, konisch an der Seite mit eingliedrigen deutlichen, schmalen Tastern. Der Hypopharynx besonders an den Seiten stark beborstet. Das Mentum ist auf der Aussenseite mit kleinen Chitinpunkten dicht besetzt. Die Tho- rakalsegmente stufenweise breiter, so dass Metathorax gerade zweimal so breit ist wie Prothorax. Pronotum querelliptisch, gelbbraun, in der vorderen Hälfte mit längeren, schwarzen Borsten massig dicht besetzt. Mesonotum ist ebenfalls quer- elliptisch, doch es übergeht hinten in die übrige Haut, die auch etwas chitinisirt und an den Seiten durch schwarzbraune Linien begränzt ist. Vorne ist dasselbe auch mit schwarzen Borsten besetzt. Metanotum häutig, jederseits über den Coxen mit einer Gruppe von langen Borsten bewehrt. Das vordere Stützplättchen der Vorder- füsse bildet einen dreieckigen, von den Seiten comprimirten Fortsatz, der vor der Spitze mit einer feinen Borste versehen ist. Die Füsse schlank, hell gelbbraun. Die Basis der Coxen, die convexe Seite des Gelenkes zwischen Coxa und Trochanter und zwischen Femur und Tibia mit einem schwarzen Fleck. Ihre Länge ist im Verhältnisse 1 : ^2 • 2' I^i^ Vorderfüsse sind kurz und stark mit einem scheiben- förmig erweiterten Femur. Die Füsse sind mit langen Haaren besetzt. Die Innen- kante der Vorderfüsse ist auf dem Tarsus und Tibia mit einer Reihe von feineu 93 Spitzen, auf dem Trochanter und Femur mit einer Reihe von blassen, rauhen, gebogenen Borsten versehen, die sehr dicht nebeneinander stehen. Auf den beiden übrigen Beinpaaren ist die Innenkante der Tarsi und Tibiae mit einer Reihe von spitzenartigen, festen Borsten bewehrt; die Innenkante des Femur und Trochanter ähnlich wie die übrige Fläche mit langen, feinen Haaren besetzt. Das Ende der Vordertibien mit einem Sporne; auf den anderen Tibien konnte ich keinen ent- decken. Die Klauen stark lang, massig gebogen, die Vorderklauen länger als der Tarsus, die der übrigen Füsse etwas kürzer als die dazu gehörenden Tarsi; alle mit einem Basaldorne, der auf den beiden hinteren Paaren schwach, fast borsten- Fig. 25. Leptocerus bilineatus, L. l.— 5. Larve: l. D. Fühler ^^Vi« 2. Labrum ^Vi« 3. Mandibula "/,. 4. Maxilla u. Labium "/j. 5. Fortsatz des Stützplättchens der Vorderfüsse. 6.-9. Nymphe: 6. Labrum. 7. Mandibula. 8. D. Körperende des cf von unten. 9. Dasselbe von d. Seite. 10. D. Larvengehäuse (vergrössert). 11. D. Nymphengehäuse. förmig, ist. Die Stricturen zwischen den Hinterleibssegmenten seicht, doch deutlich. Die Höcker des 1. Hinterleibsegmentes gut entwickelt; die Seitenhöcker an der Spitze mit zahlreichen, feinen Spitzen besetzt und mit einer schwarzen, im rechten Winkel nach unten gebogenen Chitin leiste bewehrt. Die Seitenlinie kaum sichtbar, mit sehr feinen grauen Wimpern besetzt; sie beginnt mit dem 3. Segmente und lässt sich bis auf das 7. verfolgen, auf dem achten ist sie durch eine Reihe von feinen Chitinpunkten vertreten. Kiemen kurz, fadenförmig, zu 5 — 9 in Büschel ver- bunden, welche dem Körper dicht anliegen. Auf dem 1. Segmente sind am Vorder- rande auf der Bauchseite zwischen den Seitenhöckern jeder Seite 3 fingerförmig mit der Basis verbundene und nach vorne gerichtete Kiemenfäden. Vor jedem Seitenhöcker ist je ein nach vorne gekehrter Kiemen- faden. Auf der Seitenlinie ist an dem Vorderrande des 2. Segmentes ein Büschel. Übrigens sind die Kiemen- büschel nach beiliegendem Schema geordnet. Die Nach- schieber 2gliedrig, gut entwickelt ; ihr Basalglied auf ^ ^^ d K' m n der der Rückenseite mit 4 starken, schwarzen Borsten be- L^^ye von wehrt und auf der Bauchfläche mit zahlreichen, feinen Leptocerus bilineatus, L. Über Auf Unter der Seitenlinie 1 ^n. o o oo o o o o o o o o o Oiv. 94 Spitzen besetzt. Der Rücken des letzten Segmentes ist in der Mitte erhoben und unten mit zahlreichen, schwarzen Borsten besetzt. Die Klaue stark, schwarzbraun, mit einem Rückenhaken. Nymphe cylindrisch, schlank, 7"5 — 8*2 mm lang, 1-4 mm breit. Kopf trans- versal, elliptisch, mit einem massig gewölbten Stirnumrisse. Der Fühler des (j* 2V2mal, des 9 172^^^^ ^^ ^^^ Körperende umwickelt, beim (J* 2mal, beim 9 IV2 so lang, wie der Körper. Ihr erstes Glied stark, etwa halb so lang wie der Kopf. Die Mundtheile hoch gestellt, doch nicht von oben sichtbar. Die Oberlippe halb- kreisförmig, vorne im stumpfen Winkel schwach gebrochen. An der Basis jederseits mit einer Gruppe von 3 ungleich langen, schwarzen Borsten. Näher dem Vorder- rande sind jederseits 6 kürzere Borsten, von denen 4 in einer Reihe etwa im ersten Viertel stehen. Die Mandibeln dreiwinklig, etwas gebogen, länger und schwächer als bei den bisher beschriebenen Arten ; auf dem Rücken des Basaltheiles mit 2 sehr ungleich langen Fühlborsten versehen. Die fein gezähnte Schneide ist vom Basaltheile deutlich durch einen stumpf vorspringenden Winkel geschieden. Die Maxillartaster ögliedrig; das I.Glied das kürzeste, das dritte das längste, das 2., 4. und 5. etwas kürzer, als das dritte, untereinander fast gleich lang; übrigens nehmen die Glieder gegen das Ende allmählich an Stärke ab. Die Maxillartaster reichen bis zwischen die Mittelcoxen. Die Labialtaster Sgliedrig, kurz, etwa den Anfang des 3. Gliedes der vorigen erreichend. Die Flügelscheiden schmal zugespitzt, die Paare ungleich. Die vorderen reichen bis an das Ende des 6., die hinteren des 5. Segmentes. Die Spornzahl 2 2 2; die Sporne klein, besonders jene der Vorderfüsse, nur als niedrige Höcker an dem Tibienende entwickelt. Die Paare auf den Mittel- und Hinterfüssen sehr ungleich. Die Vordertarsi mit spärlichen Wimpern, die Mitteltarsi lang und dicht bewimpert, die Hintertarsi kahl. Der Haftapparat sehr stark entwickelt. An dem Hinterrande des 1. Hinter- leibsegmentes bildet die Rückenfläche jederseits einen breiten, stumpfen Höcker, welcher auf der Oberfläche mit einigen Reihen von Spitzen besetzt ist, und da- neben gegen die Rückenmitte ganz an dem Hinterrande befindet sich eine mit feinen Spitzen bewehrte Stelle. An dem Vorderrande des 3. — 7. Segmentes sind 2 grosse, mit der Basis verwachsene, divergirende, nach hinten gerichtete Haken. An dem Hinterrande des 5. Segmentes sind 2 ovale Chitinplättchen, die 3 bis 5 kleine, nach vorne gerichtete Spitzen tragen. Die Seitenlinie beginnt mit dem 3. Segmente und bildet auf dem 8. Hinterleibsegmeute einen vollständigen Kranz; sie ist zwar mit sehr feinen grauweissen Wimpern besetzt, doch ziemlich deutlich. Die Kiemen stark entwickelt auf dem 2. und 3. Segmente, nur an der Seitenlinie zwischen den Chitinleisten, welche die Seitenfelder der Über Auf Unter Segmente begränzen und auf der Bauchfläche des 2. - und 3. Segmentes, nach beiliegendem Schema geordnet. 00^* ^^^ bilden zu 9—16 starke Büschel, welche der Ober- O O O O O in fläche des Körpers dicht anliegen. Von denen auf der -Q Bauchseite sind die zwei an dem Vorderrande einander Schema der Kiemen der sehr genähert. Die Büschel auf der Bauchseite enthalten Leptocerus^bUineatus, L. weniger Fäden, als die an der Seitenlinie. Das 9. Hinter- 95 leibssegment konisch, mit zwei schlanken Chitinfortsätzen versehen, die etwa gleich lang sind wie das Segment selbst. Diese sind vor dem 2. Drittheile auf der Bauch- seite mit zwei kurzen Zähnen, auf der Innenseite im 2. Drittel und vor dem Ende mit einem starken Zahne bewehrt; im ersten und zweiten Drittel steht je eine, vor dem Ende 2 kurze, starke Borsten. Der Rücken des 9. Segmentes hat jeder- seits etwa in der halben Länge eine kleine höckerartige Erhöhung, die 4 ungleich lange, starke, schwarze Borsten trägt. Etwas feinere Borsten stehen auch auf der Bauchseite, vor den Chitinfortsätzen. Bei dem (5* finden wir auf der Bauchseite des 9. Segmentes 2 breite, gegen einander in eine stumpfe Spitze auslaufende Appendices. Unter ihnen vor dem Ende des Segmentes ist ein breiter, massig ge- wölbter Lobus. Das Larvengehäuse schlank, konisch, etwa 9-5 mm lang, vorne 2-6 mm, hinten 1 mm breit, also stark nach hinten verengt, gebogen, mit einem kreisrunden Durchschnitte, aus Schlamm und feinen Sandpartikeln gebaut, graugelb und schwarz gefleckt, doch meistens der Farbe des Schlammes ähnlich. Das Puppengehäuse etwas kürzer, vorne und hinten durch eine Membran verschlossen, welche in der Mitte erhoben ist und vorne eine kreisrunde, hinten eine längliche, verticale Öffnung hat. Nebstdem sind an beiden Enden grössere Sandkörnchen und kleine Steinchen (diese besonders hinten) angeheftet. Das Gehäuse findet man in einer verticalen Lage in den Boden des Baches, besonders unter flachen Steinen eingesenkt. Mystacides nigra, L. (Fig. 26.) Phryganea nigra, L., S. K, ed. X, 549 (1759), ed. XII, 909, F. S., ed. II, 379, cf. Wallengr., Ölv., 1870, 151; Müller, Faun. Fridr., 64, Prodr., 144; Gmel., S. N., 2631; F., Syst Bat, 307 5 Vill., m., 31 ; Schrk., Faun. Boica, H. Th., 183. Mystacides nigra, Ramb., Nevrop., 511; Walser, Fr. Bavar., 15, (Larve u. Gehäuse); Mc. Lach., Rev. a. Syn., 314. Leptocerus nigricans, Steph., 111., 195 (1836). Mystacides atra, Pict., Recherch., 169, Taf. XII, Fig. 4; Burm.. Handb., 919; Brauer, N, A., 41; Hag., Ent. Ann., 1860, 75; Mc. Lach., Tr. Br., 114, Taf, XII, Fig. 27, 28; A. Mayer, Stett. Zeit., 1867, 158, (Larve); Meyer-Dür., Mitth., schw. ent. Gesell., IV. 410. Die Larve von A. Meyer beschrieben. Die Larve raupenförmig, cylindrisch, schlank, 8 5 — 11 'S mm lang, 1'3 bis 1*5 mm breit, nach hinten nur sehr massig verschmälert. Kopf verhältnissmässig klein, lang oval. Seine Grundfarbe ist blassgelb, doch ist er mit zahlreichen, schwarzbraunen Makeln verziert. Jederseits über dem Auge an der Gabellinie ist eine längliche Makel, hinten ihr ist eine zweite Makel, die etwas deutlicher aus 3 kleineren Makeln zusammengesetzt erscheint. Neben dem Hinteraste der Gabel - linie zieht sich jederseits eine Binde, welche auch aus einzelnen Makeln zusammen- gesetzt ist. Es scheint hier eine Assymmetrie zu walten, da die rechte Binde breiter und dunkler ist als die linke. Zwischen den einspringenden Winkeln der Gabellinie ist noch eine Binde, welche V-artig gebi-ochen ist. Vorne über der 96 Basis der Oberlippe sind zwei Punkte, um welche zahlreiche kleinere Pünktchen zerstreut sind. Von den Wangen bis zu dem Seitenrande des Hinterhauptes zieht sich eine Gruppe von Punkten und andere Gruppe finden wir unten neben dem Hypostomum, Dieses ist länglich viereckig und dunkelbraun; hinter ihm ist jeder- seits ein schwarzbrauner Punkt. Der Kopf trägt kleine, eingliedrige Fühler, die gleich hinter der Mandibelbasis sitzen; das einzige Glied steht auf einer stumpf konischen, vom Kopfe sich erhebenden Basis, ist stäbchenartig, gegen das Ende zugespitzt und dort mit einer feinen, kurzen Borste versehen. Die Augen sind sehr deutlich mit einem schwarzen Pigmente, wodurch sie den Flecken auf dem Kopfe sehr ähnlich aussehen. Die Mundtheile massig prominent. Die Ober- lippe mit einer sehr breiten Gelenkmembran, quer elliptisch, mit einem ziemlich tief ausgeschnittenen Vorderrande. Auf der oberen Fläche stehen im ersten Dritt- theile fast in einer Linie auf jeder Seite drei steife, schwarze Borsten; ein Paar Flg. 26. Mystacides nigra, L. l.— 5. Larve: 1. D. Fühler '32/^. 2. Labrum ^Vi- 3. Linke. 4. Rechte Mandibula von unten ^Vi- 5. Maxiila u. Labium ^7i- 6- — 9. Nymphe: 6. Labrum "Vi- 7. Mandibula '^Vi- 8. D. Körperende des J" ^^^ unten ^'/i» 9- Dasselbe von d. Seite ^%. von kleinen Borsten steht über dem Ausschnitte des Vorderrandes und auf dem Vorderrande selbst stehen jederseits zwei stark gegen den Ausschnitt gekrümmte, blasse Borsten. Auch die Unterseite der Oberlippe ist in den Vorderecken mit kurzen Borsten besetzt. Mandibulae stark, schwarzbraun, meisselförmig, mit einer scharf gezähnten Schneide. Der linke Kiefer hat 5 grössere Zähne, der rechte 4 kleinere. Der Rücken trägt ziemlich weit von der Basis zwei hinter einander stehende Borsten. Der Kiefertheil der Maxillen ist schmal, konisch und auf der Spitze und der Innenseite mit starken und modificirten Borsten besetzt ; die Maxillar- palpi Sgliedrig, fingerförmig, schlank. Der Kiefertheil reicht bis an das Ende des 2. Gliedes. Labium konisch und mit deutlichen eingliedrigen Tastern versehen. Pro- und Mesonotum hornig, quer, vierwinklig, wenig breiter als der Kopf. Meta- notum häutig. Die Grundfarbe des Pro- und Mesonotum dieselbe, wie auf dem Kopfe. Das Pronotum hat eine grosse, aus einigen kleinen zusammengesetzte x-förmige Makel an der Mittelsutur und jederseits eine Gruppe von sieben Punkten. 1 1 ^• 1 Jm. 1 ^IV. 97 P^ine ähnliche Anordnung liat die Zeichnung des Mesonotum, doch ist die Makel zu einer breit biscuitförmigen Form roducirt und die 5 übrigen Punkte sind klein ; nebstdem finden wir auf jeder Hälfte des Mesonotum je eine Doppelmakel an dem Vorder- und Hinterrande. Füsse lang und schlank, im Verhältniss 2:3:6. Tibia und Tarsus undeutlich in zwei Glieder getheilt. Die Füsse weiss, gelblich, jedes Glied hat an dem Ende, auf der concaven Seite des Gelenkes eine grosse, schwarz- braune Makel. Die Klauen schwach, lang, wenig gekrümmt, auf den Plinterfüssen wenig kürzer als der Tarsus. Alle drei Fusspaare sind mit spärlichen langen, feinen Borsten besetzt. Das Stützplättchen des ersten Paares trägt einen ziemlich langen, stumpfen Fortsatz, der vor dem Ende ein feines Börstchen trägt. Hinterleib nach hinten etwas verschmälert; die Stricturen deutlich. Das 1. Segment trägt auf dem Rücken einen starken, konischen Höcker. Die Seiten- höcker niedrig, an der Spitze chitinisirt und mit zahlreichen, feinen Chitinpunkten besetzt, wie wir sie auch statt der Seitenlinie finden. Die Seitenlinie fehlt gänzlich; sie ist nur durch eine Über Auf Uuter ,p. T-' j j. I. i?i ii.i. o der Seitenlinie sehr lerne Lmie angedeutet; auf dem vorletzten Seg- mente ist sie durch eine Reihe von feinen Chitinpunkten vertreten. Die Kiemen fadenförmig, auf dem 2. bis 4. Segmente nach beiliegendem Schema entwickelt. Nach- schieber kurz, zweigliedrig, mit einer starken Klaue, die 2 Rückenhaken trägt. Die Mitte des Hinterrandes „ i, j ir- a ° Schema der Kiemen der des Rückens auf dem letzten Segmente ist durch em Larve von gelbbraunes, quer längliches Plättchen gedeckt, hinter Mystacides nigra, L. welchem 3 Paare starker und langer, 1 Paar mittel- starker und ein Paar ganz kurzer Borsten steht, und zwar in folgender Ordnung: in der Mitte ein Paar der stärksten Borsten, neben ihnen jederseits eine kürzeste, dann die mittlere und dann wieder ein Paar der stärksten Borsten. Neben der Basis der Nachschieber ist jederseits eine Reihe kleiner, starker Borsten und neben der Mittelfurche ist die Bauchseite mit sehr feinen Spitzen besetzt. Nymphe schlsink, cylindrisch, 8-3 — 9*75 mm lang, 1-2— 1*5 mm breit. Da die Gesichtsregion stark erhoben und die Mundtheile gerade nach oben gerichtet sind, so erscheint der Kopf in der Ansicht von oben subtriangulär. Antennen bei dem (5* etwas mehr als 2mal so lang, wie der ganze Körper sammt den Analan- hängen und bei dem 9 1V2^^1 so lang. Beim (^ ist das Antennenende 4mal, beim 9 2mal um das Hinterleibssegment umwickelt. Das 1. Glied bedeutend stärker aber nicht länger, als die Hälfte des Kopfes. Die übrigen Glieder sehr lang und schmal. Die Oberlippe sehr klein, vorne breiter als auf der Basis, fünfeckig. Der Vorder- rand ist 5mal ausgeschnitten und auf jedem der 6 so gebildeten Vorsprünge steht eine starke Borste ; zwei Paare noch längerer Borsten stehen ganz vorne über dem mittleren Ausschnitte; über dem ersten, seitlichen Ausschnitte steht eine kurze Borste. Etwa im 2. Drittheile des Seitenrandes steht jederseits auf dem Seiten- rande eine kleinere Borste und nahe demselben eine lange Borste. Mandibeln stark, mit einer erweiterten Basis und einer zugespitzten, ziemlich grob gezähnten Schneide. Der Basaltheil trägt zwei kurze Borsten. Die Maxillartaster sehr lang, fast bis zum Ende der Coxen des 2. Fusspaares reichend; ögiiedrig, gerade nach 7 98 Über hinten gestreckt; das 1. und 2. Glied am kürzesten, das 3. am längsten, die übrigen zwei allmählich kürzer. Die Labialtaster schwach, Sgliedrig, kaum an das Ende des 2. Gliedes der vorigen reichend. Die Flügelscheiden schmal, zugespitzt, die vorderen bis in die Mitte des 6. Abdominalsegmentes, die hinteren an das Ende des 5. Segmentes reichend. Die Füsse sehr ungleich. Spornzahl 0 2 2; Sporne sehr klein, stumpf. Die Vordertarsi massig, Mitteltarsi stark bewimpert, die Hintertarsi kahl. Die Seitenpartien der Segmente sind auf der Bauch- wie Rückenseite durch Chitinleisten begränzt; die beiden Rückenleisten sind auf jedem Segmente durch eine Querleiste verbunden, welche sich nahe dem Vorderrande des Segmentes zieht. Die beiden Bauchleisten sind ebenfalls durch solche Querleiste verbunden. Bei jungen Nymphen sind die Längs- und Querleisten durch dreizackige Chitinstrahlen bezeichnet. Haftapparat massig entwickelt. Der Hinterrand des ersten Segmentes trägt auf jeder Seite einen stumpf konischen, nach hinten abstehenden Höcker, dessen Rand mit einigen Reihen von feinen Spitzen besetzt ist. Die Rückenpartie desselben Segmentes ist dreieckig. Auf dem Vorderrande des 5. bis 6. Segmentes ist jeder- seits ein ovales Chitinplättchen mit 2 — 5 kleinen, nach hinten gekehrten Haken; diese Haken sind am stärksten auf dem 6. Segmente entwickelt. Auf dem Hinter- rande des 5. Segmentes ist ein quer längliches Plättchen, welches in zwei alternirende, nahe bei einander stehende Reihen geordnete, kleine Spitzen in der Zahl 7 — 10 trägt. Die Seitenlinie fein, mit sehr. feinen grauen Wim- pern besetzt; sie beginnt mit dem 3. Segmente und bildet auf dem 8. einen fast vollständigen Kranz. Kie- menfäden ziemlich stark, nach beiliegendem Schema ge- ordnet. Das Hinterleibsende trägt zwei starke, lange, im 2. Drittheile etwas knieförmig auswärts und am Ende hakenartig wieder einwärts gebogene Chitin- foiisätze, welche auf der Innenseite in der Biegung mit einigen feinen, kurzen, ein wenig hinter derselben je mit einem stärkeren Börstchen versehen sind. Die Rücken- seite des letzten Segmentes trägt jederseits ein flaches Läppchen, welches an der Spitze mit 4 — 5 steifen Borsten versehen ist. Von den Borsten ist die vorderste am längsten, die hinteren stufenweise kürzer, die hinterste, ist die kürzeste. Beim 9 ist das letzte Segment einfach konisch, von unten und oben etwas zusammen- gedrückt ; beim (^ trägt dasselbe auf der Bauchseite hinten zwei divergirende, starke, stumpf vorspringende Lobi. Das GeMuse ist von derselben Form und Grösse und aus demselben Mate- riale wie bei der früher beschriebenen M. longicornis. Auch da wird das Puppen- gehäuse wie dort an den Enden durch feste, in der Mitte mit einer kreisförmigen Öffnung versehene Deckel verschlossen. Die Larven leben in rasch fliessenden Gebirgsbächen auf dem Boden krie- chend; zum Verpuppen suchen sie ruhigere Stellen auf und heften das Gehäuse Auf Unter Seitenlinie 1 1 °- 1 Jm. 1 Jiv. 1 1 ^- Schema der Kiemen der Nymphe von Mystacides nigra, L. 99 besonders gerne auf die Wasserpflanzen und die feinen Wurzeln der am Ufer stehenden Bäume an; seltener befestigen sie dieselben auf die Steine. Die An- heftung geschieht durch ganz kurze Bänder an beiden Enden des Gehäuses, Oecetis ochracea, Gurt. (Fig. 27.) Phryganea filosa, L., S. N., ed. X, 548 (1759), ed. Xu, 910, F. S., ed. 11, 380?; Oliv., Encyc Meth., 547? Phryganea pilosa, Müll,, Zool, Dan. prodr., 145 (1779)? Mystacides pilosus, Brauer. N. A,, 41. Leptocerus pilosus, Hag., Ent. Ann., 1860, 74. Leptocerus ochraceus, Gurt,, Brit,, Ent,, Taf. LVII (1825); Steph,, 111,, 195. Setodes ochracea, Mc, Lach., Tr, Br., 117, Taf. VI, Fig. 6. Phryganea hectica. Zeil., Ins. Läpp., 1072 (1840). Mystacides hecticus, KoL, G, et Sp., II, Th,, 251, Taf. V, Fig. 54. Mystacides ohsoleta, Ramb,, Nevi-op., 509 (1842); cf. Mc. Lach., Ann. Soc ent. Belg., Xm, 11. Oecetis ochracea, Mc. Lach,, Rev. a. Syn., 331. Die Larve raupenförmig, schlank, fast cylindrisch, nach hinten nur wenig verschmälert, 13*2 mm lang, 1-83 mm breit. Kopf proportionirt, stark, nach unten geneigt, länglich oval, oben recht flach. Die Grundfarbe ist hell, gelblich, aber mit zahlreichen dunkelbraunen Flecken, welche durch hellere Schattirungen zu Binden verbunden sind; so finden wir auf dem Clypeus vorne auf der Stirn, in einem halbkreisförmigen Bogen gereihte sechs Punkte; auf dem hinteren Theile des Glypeus, seiner Scheitelpartie nämlich, ist ein mittlerer Fleck und 4 kleinere um ihn herum, welche alle zusammen zu einer grossen Makel verbunden sind; eine lange hellbraune Binde mit zerstreuten dunkelbraunen Flecken zieht sich bei- derseits neben den Ästen der Gabellinie, von der Mandibelbasis, bis auf das Hinter- haupt. Eine grosse Makel ist jederseits auf den Schläfen und eine kleinere vor ihr bei der Basis der Maxillen und eine kleine, jederseits neben den unteren Rändern des Hiuterhauptsloches. Bei schwacher Vergrösserung sind die dunkelbraunen Punkte undeutlich und wir sehen nur die grossen Makeln und Binden, was diese Larve von jener der Oe. furva unterscheidet. Antennae weit kleiner als bei Oe. furva, eingliedrig, mit einer Borste an der Spitze; sie inseriren sich gleich, hinter der Mandibelbasis. Mundtheile stark prominent. Die Oberlippe mit einer kleinen Gelenk- membran, quer elliptisch, vorne mit einem halbkreisfönnigen kleinen Ausschnitte, in welchem 4 zahnartige Einkerbungen sind. Der Vorderrand trägt 2 Paare stark gebogener Borsten, die vordere Partie ist mit zahlreichen feinen Härchen besetzt. Mandibeln stark, schwarzbraun, messerförmig, ziemlich schmal, unter der schnabelförmigen Spitze mit einem kleineren und einem grösseren Zahne, hinter welchem die Schneide gekerbt gezähnt ist; der Rücken trägt 2 hinter einander stehende schwarze Borsten. Die Unterlippe und Maxillen sehr rudimentär. Auf den Maxillen ist der Kiefertheil ganz verkümmert, so dass der den Stipiten entsprechende Theil, nur einen dreigliedrigen, schlanken Palpus trägt; dieser ist stark gegen die Spitze verjüngt, sein erstes und letztes Glied ist kurz, das zweite lang. Die Maxiila trägt nur einige schwache Börstchen. Labium konisch, stark 7* 100 nach unten geneigt, mit eingliedrigen aber deutlichen Tastern; seine Seiten tragen je eine Reihe kurzer, steifer Börstchen. Die Thorakalsegmente sind stufenweise nach hinten breiter, so dass Meta- thorax um die Hälfte breiter ist als der Prothorax. Pronotum und Mesonotum hornig, Metanotum weich. Pronotum schmal, quer elliptisch, vorne tiefet, hinten seichter ausgeschnitten. Die Grundfarbe ist blass gelb, aber über die Mitte zieht sich eine breite rauchfarbige Querbinde und das hintere Drittel und die Seitenpartien sind mit dunkelbraunen Flecken gezeichnet. Der Vorderrand und besonders die Seiten- Fig. 27. Oecetis ochracea, Curt. l.— 4. Larve: 1. D. Fühler '^i- 2. Labram ^»/i- 3. Mandibula "/i. 4. Maxilla ii. Labium "/j. 5.— 12. Nymphe: 5. Labrum ^Yj. 6. Mandibula ^»/i. 7. D. Höcker des 1. Abdominalsegmentes ^^i« 8. Das Körperende des cT von unten ^Vj. 9. Dasselbe von der Seite *7i' 10. Dasselbe von oben *7i« H- ^^s Körperende des 9 von unten ^Vi- 12. Dasselbe von der Seite ^Yi* 13. D. Nymphengehäuse Yj. 14. D. Verschlussmembran ^Yi- ränder tragen zahlreiche lange Haare;' spärliche Haare sind auf seiner Fläche zerstreut. Das Mesonotum ist quer elliptisch, vorne und an der Seite hellbraun, in der Mitte gelblich, mit einigen dunkelbraunen Punkten geziert. Auf jedem Ende des Mesonotum sind Gruppen von Haaren, und spärliche Haare sind auf der Fläche und dem Vorderrande desselben zerstreut. Die Bauchfläche des Metathorax ist mit zahl- 101 reicheu schwarzen, steifen Haareu besetzt. Die Stützplättclieu des 1. Fiisspaares tragen einen schmalen Chitinfortsatz, der von unten dornartig zugespitzt, von der Seite länglich 4eckig, mit in eine kurze, breite Spitze vorgezogenem vorderen oberen Winkel. Sein oberer Rand trägt etwa in der Mitte eine lange, braune Borste. Die obere Voiderecke ist mit einem kurzen, steifen Börstchen versehen. Füsse sehr ungleich lang und stark; das erste Paar das kürzeste und stärkste, das 2. mehr als iVgmal so lang, aber weit schlanker; das dritte Paar mehr als 2mal so lang, aber sehr schlank. (Das Verhältniss ist: 14:22:31.) Trochanter des zweiten und dritten Paares ebenso lang wie Femur. Die innere Kante des Trochanter, Femur, Tibia und Tarsus ist mit Spitzen besetzt, die aber auf dem zweiten und dritten Paare fast borstenartig aussehen. Die Tibia des 1. Paares trägt nebstdem kleine kamm- artige Spitzen. Übrigens sind alle 3 Paare mit vielen Haaren versehen. Die Klauen sehr lang und schlank, länger als der Tarsus. Sie tragen nur auf dem 1. Paare einen Basaldorn. Die Farbe ist hellgelb, die Gelenke zwischen Coxa und Trochanter, Femur und Tibia sind mit einer grossen, jenes zwischen dem Trochanter und Femur mit einer kleinen, minder deutlichen, schwarzbraunen Makel gezeichnet. Die äusseren Flächen der Coxalglieder aller 3 Paare tragen je 3 braune, scharf contourirte Punkte. Das erste Hinterleibsegment trägt drei grosse Höcker, von denen die seit- lichen mehr nach unten gerichtet sind. Die Seitenlinie sehr schwach angedeutet; sie beginnt mit dem dritten Segmente, verliert sich aber nach hinten allmählich, so dass sie auf dem achten Segmente kaum kenntlich ist; sie ist mit seht feinen grauen Wimpern besetzt. Kiemen fadenförmig, lang, besonders auf den ersten drei Segmenten stark entwickelt; übrigens sind sie nach beiliegendem Schema geordnet. Nachschieber klein, zwei- Über Auf Unter gliedrig, mit gelbbraunen Chitinplättchen und rothbrauner Klaue, die 2 nebeneinander gestellte Rückenhaken trägt. Das Hinterende des letzten Segmentes trägt auf der Rückenseite zwei Gruppen von je neun bis zwölf starken, schwarzen Borsten. Nymphe cylindrisch, lO'ömm bis 11-5 mm lang, 2 mm breit. Der Kopf querelliptisch, proportionirt. An- tennae sehr fein fadenfönuig, bei dem (^ etwas mehr, als dreimal so lang wie der Körper, und 5mal um das Körperende gewunden, bei dem 9 sind sie wenig länger als der Körper und machen nur wenig mehr, als eine halbe Windung um das Hinterende des Körpers. Das Schema der Kiemen der erste Glied sehr stark und eben so lang wie der Kopf. Larve von Die Mundtheile sind hoch auf die Stirn gestellt, so ^ecetis ochracea, Gurt, dass die Mandibeln gerade nach oben gerichtet sind. Die Oberlippe verhältnissmässig klein, abgerundet ; vierwinklig, vorne in eine ziemlich lange, stumpfe, schnabelförmige Spitze verlängert. Der Vorderraud ist unregelmässig gezähnt. Nahe der Basis trägt der Seitenrand jederseits eine und etwa in der Mitte zwei längere, hellbraune Borsten. Die vordere Partie der Oberfläche ist mit zahlreichen kürzeren Börstchen besetzt. Mandibeln schmal, von der Basis gegen die Spitze allmählich verjüngt, etwa in der Mitte kuieförmig gebogen. Die Schneide 1 In. ^m. ^IV. ^ V. lyi. ^vn. ^vm. 102 hat in der Biegung drei grosse scharfe Zähne, die aber keinen besonderen Vor- sprung bilden, und von ihnen gegen die Spitze wird die Bezahnung der Schneide allmählich feiner. Der Rücken trägt zwei kurze, hinter einander stehende Borsten. Palpi fast gerade nach hinten gestreckt; Palpi maxillares sind beim (^ merklich grösser als bei dem 9- Sie sind ögliedrig; und das 1. Glied am kürzesten, das 2. länger, das 4. und 5. einander gleich und etwas länger als das 2.; das 3. am längsten. Palpi labiales Sgliedrig, das dritte Glied am längsten; sie reichen an den Anfang des 3. Gliedes der Maxillartaster. Die Flügelscheiden lang und schmal, besonders die hinteren zugespitzt. Beide Paare ungleich lang, so dass das erste Paar an den Anfang des 7., das 2. an den Anfang des 6. Segmentes reicht. Spornzahl 12 2. Sporne sehr klein, stumpf, besonders der Endsporn des Vorderschenkels. Die Paare stark ungleich. Die Tarsalglieder und Ende der Tibie des ersten Paares ziemlich stark bewimpert. Tarsus und die ganze Tibia des 2. Paares sehr stark bewimpert. Die Hinterfüsse ganz kahl. Das 1. Hinterleibsegment ist auf dem Rücken mit zwei nach hinten divergirenden Chitinleisten versehen; jede von ihnen ist auf dem Hinterrande des Segmentes in einen stumpf konischen, abstehenden Höcker verlängert, dessen hintere Fläche mit zahlreichen, gelbbraunen, kleinen Spitzen besetzt ist. Nebstdem finden wir neben diesen Höckern, der Mitte des Rückens genähert, auf dem Hinterrande desselben Segmentes, jederseits eine länglich elliptische, mit ähnlichen Spitzen wie die Höcker besetzte Stelle. Auf den übrigen Segmenten ist der Haftapparat recht schwach entwickelt. Auf dem 3. und 4. Segmente sind jederseits regelmässig 2, auf dem 5. 2 — 3, auf dem 6. gewöhnlich jederseits 3, auf dem 7. 2 oder 3 nach hinten gekehrte, kleine, gelbbraune Häkchen. Die Plättchen auf dem Hinterrande des 5. Segmentes sind quer länglich, gelb und tragen 'an ihrem Hinterrande eine Reihe von 7 — 8 kleinen, gelbbraunen, nach vorne gerichteten Spitzen. Die Seiten- linie sehr fein, doch deutlich, mit feinen grauen Wimpern besetzt; sie beginnt mit dem 3. Segmente und bildet auf dem achten einen vollkommenen Kranz. Die Kiemen lang und gut entwickelt, nach demselben Schema wie bei der Larve ge- ordnet. Das letzte Segment trägt zwei lange, schlanke, stäbchenartige Chitinfort- sätze, deren Basis etwas verdickt ist, und die auf ihrem Ende etwas nach aussen gebogen sind. Sie tragen auf ihrer Rückenseite und vor der Biegung auch auf der Innenseite kleine, stachelartige Spitzen und einige sehr kleine Börstchen. Der Rücken desselben Segmentes trägt zwei kurze und breite Anhänge, die mit 9—12 starken, steifen, gelbbraunen Borsten versehen sind. Der Hinterrand ist etwas erhoben und seicht sattelförmig ausgeschnitten. Die untere Seite des 9. Segmentes trägt beim 9 einen halbkugeligen Höcker, dessen hinterer Rand seicht zweilappig getheilt ist. Beim (^ finden wir daselbst zwei stumpfe Lobi und zwischen ihnen die verkehrt herzförmige Anlage des Penis; hinter ihnen ist eine halbkugelige Erhöhung, die auf jeder Seite in einen stumpfen, stachelartigen Fortsatz ausläuft. Da ich bis jetzt nur die ältesten Larvenstadien gesammelt habe, so ist mir die eigentliche Form des Larvengehäuses unbekannt. Es ist so wie das Puppen- gehäuse aus feinen Sandkörnchen gebaut, mit einer ziemlich glatten Oberfläche- Seine Farbe ist gewöhnlich eine grauröthliche, oft aber sind auch schwarze Sand- körncheu oder Rindenpartikelu beigemischt und dieses schwarze Baumaterial ist 103 in der Regel auf dem Rücken des Gehäuses angebracht. Das Puppengehäuse: Länge l"4mm, Breite vorne 28mm, hinten 2mm (nicht sehr variabel); es ist konisch, schwach gebogen. Seine beide Enden sind mit Pflanzentheilchen verdeckt, und durch gelbbraune Membranen verschlossen. Die vordere Membran ist mit einer kreisförmigen, die hintere aber mit einer länglichen queren oder etwas schiefen Öffnung versehen. Die Puppengehäuse sind mit ihren beiden Enden durch grosse einfache Tellerchen auf Wasserpflanzen befestigt. Die Larven leben in Teichen. Oecetis furva, Ramb. (Fig. 28.) Mystacides filosus, Burm., Handb., 920, nee L. Mystacides furva, Ramb., NeVTOp., 512 (1842), (^. Setodes intaminuta, Mc. Lach., Tr. Br., 117 (1865), $. Oecetis furva, Mc. Lach., Rev. a Syn., 332. Larve raupenförmig, 7*2 — 9'66mm lang, 1*5 — l'83mm breit, stark, nach hinten verschmälert, so dass sie an dem letzten Thorakal- und 1. Abdominalsegmente am breitesten ist; übrigens die Grösse recht variabel. Kopf proportionirt, länglich oval, oben recht flach, hell blassgelb, mit zahlreichen sehr markanten, aber nicht scharf contourirten Makeln; und zwar finden wir auf dem Clypeus vorne auf der Stirn 6 Makeln, zu drei in 2 Reihen geordnet ; in dem hinteren Winkel des Clypeus auf dem Scheitel sind zwei querlängliche Makeln, von denen jede aus zwei besteht. Neben den vorderen Ästen der Gabellinie sind auf jeder Pleura 4 grosse Makeln und auf dem Hinterhaupte an jeder Seite von der hinteren Sutur 4 Flecke. Eine grössere Gruppe bilden sie jederseits auf den Schläfen, und kleinere neben den unteren Seitenrändern des Hinterhauptsloches. Die Augen sind nur durch die dunklere Farbe des Pigmentes und die hellen Linsen von den übrigen Flecken zu unterscheiden. Auf der oberen Fläche des Kopfes sind feine Haare zerstreut. Gleich hinter der Mandibelbasis stehen die Fühler ; sie sind sehr deutlich, schlank, eingliedrig, mit einer starken Borste auf der Spitze; die Mundtheile stark promi- nent. Die Oberlippe querelliptisch, vorne mit einem recht tiefen halbkreisförmigen, gekerbten Ausschnitte; der Vorderrand trägt 2 Paare starker, gebogener, stäbchen- artiger Borsten und die Seitenränder und besonders die obere Fläche des ersten Drittels sind mit ziemlich zahlreichen feinen Börstchen besetzt. Mandibeln messer- förmig, schlank, unter der abgestumpften, aber schmalen Spitze mit einem kleineren und einem grösseren Zahne und hinter diesem letzteren gekerbt gesägt; die Farbe ist gelbbraun, auf der Spitze und den Zähnen dunkler. Der Rücken trägt zwei hinter- einander stehende Borsten, von denen die hintere weit kürzer ist. Maxillen und Labium schlank, das letztere schief nach unten gekehrt. Von den Maxillen ist der Kiefertheil gänzlich verschwunden und auf dem dem Stipes entsprechenden Theile finden wir einen fingerförmigen Anhang, dessen 1. Glied der Basis des Kiefertheiles aequi- valent ist und den dreigliedrigen Taster trägt. Die Taster sind konisch, stark gegen die Spitze hin verjüngt, das letzte Glied ist das kürzeste, das erste ist länger und das zweite ist länger als das erste und dritte zusammen ; auf der inneren Seite der Ma- 104 xillea sind einige feine Härchen zerstreut. Labium konisch, mit zwei kleinen Tastern, die eingliedrig sind und nur einen kleinen Anhang auf ihrer Spitze tragen; auf jeder Seite des basalen Theiles des Labium ist eine Reihe von steifen Börstchen. Die Thorakalsegmente allmählich breiter, so dass das Metanotum um die Hälfte breiter ist als Pronotum. Pronotum und Mesonotum hornig. Pronotum sehr schmal, querelliptisch, vorne tiefer, hinten seichter ausgeschnitten. Die Grundfarbe blassgelb auf der hinteren Hälfte mit braunen Makeln gezeichnet. Der Vorderrand und die vordere Fläche mit ziemlich spärlichen Härchen besetzt. Die Chitiuplättchen Fig. 28. Oecetis furva, Ramb. l.— 4 Larve: 1. D. Fühler =^7i. 2. Labnim ^Vi- ^'- Mandibula "/,. 4. Maxiila u. Labium ^^j. 5.— 12. Nymphe: 5. Labrum ^%. 6. Mandibula *7i. 7. D. Höcker des 1. Abdominalscgmentes °7i. 8. D. Körperende des cT von unten "/j. 9. Dasselbe von d. Seite *7i' 10. Dasselbe von oben *7i. 11. D. Körperende des 9 von unten 'Vi- 12. Dasselbe von der Seite ^Vi. 13. D. Larvengehäuse 7r 14. D. Nymphengehiiuse Yi- des Mesonotum schwach, subtriangulär mit abgestumpften Winkeln, gelbbraun mit einigen wenig dunkleren Flecken. Die Härchen sehr spärlich. Das Stützplättchen des 1 . Fusspaares ist mit einem Chitinfortsatze versehen ; dieser ist von den Seiten abgeplattet, so dass er von oben schmal, spitzig erscheint, in der Seitenansicht, 105 aber breit ist mit parallelen Seiten und einem schräge zugespitzen Ende. Etwa im 2. Drittheile seiner oberen Kante steht eine ziemlich lange, steife, schwarze Borste und seine obere Vorderecke trägt ein kurzes steifes, helles Börstchen. Die Länge der Füsse ist sehr verschieden; das 1. Paar ist das kürzeste, aber auch das stärkste, das zweite ist fast zweimal so lang, aber weit schlanker, das dritte ist etwas mehr als 2V2Di^1 so lang und am schlanksten von allen; auf den 2 hin- teren Paaren ist der Trochanter ebenso lang und schmal wie das Femur. Ihre Farbe blassgelblich, an dem Gelenke zwischen Coxa und Trochanter, Trochanter und Femur, und Femur und Tibia mit einer schwarzen Makel. Auf der äusseren Fläche der Coxalglieder sind drei blassbraune Makeln angedeutet, die aber sehr undeutlich sind. Die innere Kante der Tibia und Tarsus und auf dem 1. Paare nebstdem des Femur ist mit spitzenartigen Borsten besetzt, die auf dem 1. Paare mehr spitzenartig, auf den übrigen dagegen mehr borstenförmig sind. Die Tibia des 1. Paares trägt nebstdem kleine kammartige Spitzen. Nebstdem sind alle Paare mit ziemlich zahlreichen langen und steifen Haaren besetzt. Die Klauen sind lang, schlank, nur wenig gebogen, mit einem Basaldorne. Nur die Klauen des 1. Paares erreichen die Länge des Tarsalgliedes, jene der übrigen Füsse sind kürzer als die sie tragenden Tarsi; die Klaue des 3. Paares hat etwa die Länge des Metatarsus. Die Höcker des 1. Abdominalsegmentes stark entwickelt, konisch, die seit- lichen sind mit ihren Scheiteln mehr nach unten ge- richtet. Die Seitenlinie sehr fein mit grauen, kurzen Wimpern besetzt ; sie beginnt mit dem 3. Segmente und endet mit dem siebenten. Kiemen, besonders auf den ersten drei Segmenten stark entwickelt, lang, fadenförmig nach beiliegendem Schema geordnet. Nachschieber klein, 2gliedrig mit dem letzten Segmente eng verwachsen. Die Klaue ist klein, mit zwei neben einander gestellten Rückenhaken. Das Ende des letzten Segmentes trägt zwei Gruppen von 3 längeren und 2 kürzeren, schwarzen steifen Haaren. Nymphe cylindrisch, sehr schlank, cf 7 — 7-2 mm lang, 1-25— l"5mm breit, 9 9—9-55 mm lang, l'ö — 1*66 mm breit. Kopf querelliptisch, proportionirt. Antennen sehr fein, fadenförmig, bei (^ 5mal um das Hinterende gewunden, mehr als ?>^j^mdl so lang wie der Körper; beim 9 2mal um das Körperende gewunden und 2mal so lang wie der Körper; ihr erstes Glied viel stärker als die übrigen und so lang wie der Kopf; das 2. Glied sehr kurz. Die Mundtheile hoch auf die Stirn gestellt, so dass die Mandibeln gerade nach oben gerichtet sind. Die Oberlippe sehr klein, etwas länger als breit, mit parallelen Seiten und vorne in eine stumpfe Spitze drei- eckig verlängert; etwa in der Hälfte stehen jederseits zwei längere Börstchen und das letzte Drittel ist mit zahlreichen kurzen Börstchen besetzt; alle Börst- chen sind sehr fein und goldgelb. Mandibeln stark, aus einer breiteren Basis bis etwas über die Mitte gerade, etwas verschmälert, dann stark knieförmig gebogen und fein zugespitzt; die Schneide ist fein gesägt, doch trägt sie in der Biegung Über Auf Unter der Seitenlinie 1 '°- ^m. ^IV. ^ V. ^IV. ^vn. (1) 1 (O)yin. Schema der Kiemen der Larve von Oecetis furva, Eamb. 106 3—4 starke, scharfe Zähne. Die Basis ist auf dem Rücken mit zwei ziemlich kurzen Borsten versehen. Die Maxillartaster sehr lang, ihr erstes Glied am kürzesten , das 2. Glied wenig länger als das erste, das 3. am längsten. Die Labialtaster klein, dreigliedrig; die Glieder alle ziemlich gleich lang; sie reichen kaum bis zum Ende des 2. Gliedes der Maxillartaster. Die Flügelscheiden schmal, stark zugespitzt; das 1. Paar länger als das zweite ; jenes reicht bis über die Mitte des sechsten, dieses an das Ende des fünften Segmentes. Spornzahl 0 2 2 ; die Sporne lang und spitzig, die Paare sehr ungleich. Die Vorder- und Mitteltarsi stark behaart, die Hintertarsi ganz kahl. Haftapparat ziemlich schwach. Das 1. Hinterleibssegment hat auf dem Rücken zwei schwarzbraune starke Chitinleisten, welche von vorne nach hinten, wie die zwei schiefen Seiten eines Trapezes divergiren; jede von ihnen endet in eine länglich eiförmige, aus einer schmalen Basis zuerst sich verbreitende und dann wieder zugespitzte Warze, deren hintere Seite mit zahlreichen Spitzen besetzt ist. Die Warzen stehen von dem Hinterrande des 1. Segmentes nach den Seiten ab. Das 3. Segment trägt vorne auf jeder Platte zwei, das 4. drei bis vier, das 5. drei, das 6. drei bis vier, das 7. drei nach hinten gerichtete kleine gelbbraune Häkchen. Die die Häkchen tragenden Plättchen haben einen länglich elliptischen Umriss. Die Plättchen auf dem Hinterrande des 5. Segmentes sehr schmal, quer länglich. Die Spitzen auf ihnen sind in zwei alternirenden Reihen geordnet, von denen die Spitzen der ersteren grösser, jene der hinteren kleiner sind, und zwar finden wir auf einer Seite 7 — 9 grössere und 8—9 kleinere Spitzen. Die Seiten- linie sehr fein mit grauen Härchen besetzt. Sie beginnt mit dem 3. Segmente und bildet auf dem 8. Segmente einen vollkommenen Kranz. Kiemen fadenförmig, lang, be- sonders auf den ersten drei Segmenten sehr stark entwickelt, nach demselben Schema wie bei der Larve geordnet. Das letzte Abdominalsegmet des Q ist, wenn wir es von oben oder unten betrachten, nach hinten verschmälert und mit einem seichten Einschnitte auf dem Hinterende. Die untere Seite ist in einen niedrigen Lobus erhoben, der in der Ansicht von unten nach hinten halbkugelig abgerundet erscheint. Das Hinterende trägt zwei sehr schlanke Anhänge, welche fast zweimal so lang sind, wie das letzte Segment; ihre Enden sind etwas nach aussen gebogen, die Basis und Ende mit kleinen Spitzen und einigen sehr kurzen Börstchen besetzt. Die Rückenseite des letzten Segmentes trägt zwei stäbchenförmige Anhänge, welche je drei kleine schwarze Borsten tragen. Bei der ^ Nymphe trägt die Bauchseite des 9. Segmentes jederseits von der zweilappigen subtriangulären Anlage des Penis einen stumpfen, nach hinten verschmälerten Lobus. Weiter nach hinten ist eine längliche massige Erhebung, welche auf ihrem Hinterende zwei stäbchenartige, gegen die Spitze zu verjüngte Anhänge trägt. Die Rückenseite trägt vorne auf zwei halbkugeligen Erhebungen je einen stäbchenartigen Fortsatz, dessen Ende 2 kurze und 2 längere Börstchen trägt. Über der Basis beider Chitinfortsätze ist das Ende des Segmentes in der Form eines Trapezes erhoben und etwas aus- geschnitten. Das Larvengehäuse konisch, stark nach hinten verjüngt und ein wenig gebogen, 7'5 — 9-15 mm lang, 22 — 2*5 mm breit. Das hintere Ende hat nur eine kleine Öffnung. Das Nymphengehäuse variirt, wie die Nymphen selbst sehr viel 107 in der Grösse. Es ist fast regelmässig cylindrisch, oder nach beiden Enden etwas verjüngt, so dass es oft abgestumpft spindelförmig erscheint, Sie sind aus Vegeta- bilien gebaut, es werden dazu unregelmässige kleine Pflanzenstücke benützt, die schief quergelegt werden. Nach der Art des Baumaterials richtet sich auch die Ober- fläche, welche entweder durch die abstehenden Enden der Pflanzenstückchen sehr uneben oder fast glatt ist. Dieses letztere ist besonders dann der Fall, wenn zum Baue kleine Blattstückchen oder überhaupt ganz flache Stückchen benützt werden. Die Gehäuse sind oft sehr fest, manchmal aber, und das insbesonders die Gehäuse der (j* sehr fein und etwas durchsichtig, gewöhnlich ist ihre Farbe gelblich, wenn aber die Gehäuse aus Rindenstückchen gebaut sind, ist sie braunschwarz ; oft finden wir beides Material vermischt und dann tragen die Gehäuse auch beide Farben. Beide Enden der Nymphengehäuse sind durch gelbliche Membranen verschlossen, welche in der Mitte eine rundliche, etwas erhobene Öffnung haben. Die Gehäuse sind auf beiden Enden durch breite gelbliche Gespinnstplättchen auf die Halme und Blätter der Wasserpflanzen befestigt. Die Larven leben in Teichen. Oecetis lacustns, Pict. (Fig. 29.) Mystacides lacustris, Pict. Reclierch., 171, Taf. XIII, Fig. 7 (1834). Setode'} lacustris, Brauer, N. A., 42; Kol., G. et. Sp., II. Th., 226, partim; Mc. Lach., Tr. Br., 118, Taf. Xm, Fig. 3; Wallengr., Öfver. 1870, 166; Meyer-Dür., Mitth. schw. ent. Gesell, IV, 411. Setodes testaceus, Hag., Ent. Ann., 1860, 77, nee Gurt. Oecetis lacustris, Mc. Lach., Rev. a Syn., 333. Die Larve raupenförmig, cylindrisch, nach hinten etwas verjüngt., 5*83— 7*5 mm lang, 1-08— 1-42 mm breit. Kopf proportionirt, stark nach unten geneigt, länglich oval, oben recht flach. Die Grundfarbe ist hell gelblich mit zahlreichen dunkel- braunen Punkten, die ziemlich scharf contourirt sind ; auf dem Clypeus sind vorne auf der Stirn sechs solche Punkte, die in zwei mit ihren concaven Seiten gegen einander gekehrte Bögen geordnet sind ; auf der Scheitelpartie des Clypeus ist ein grösserer Fleck, der in der Mitte heller ist und auf seinem Umrisse eine Zu- sammensetzung aus 5 nicht immer deutlich zu unterscheidenden Punkten zeigt; vor diesem Flecke ist eine rauchfarbige Schattirung mit zwei kleinen blassen Punkten in der Mitte. Über jedem Auge ist ein halbmondförmiger, dunkelbrauner Fleck, welcher nach vorne in eine hellere bis rauchfarbige Schattirung übergeht. Auf jeder Pleura finden wir auf dem Scheitel neben den vorderen Ästen der Gabel- linie 2 Punkte. Auf dem Hinterhaupte bilden . die Punkte an der hinteren Naht eine halbkreisförmige Gruppe, auf den Schläfen unregelmässige grössere Gruppen und bei den unteren Seitenrändern des Hinterhauptsloches sind ziemlich undeutliche Punkte in zwei Reihen geordnet. Bei dunkelgefärbten Exemplaren sind die Stellen, wo grössere Gruppen von Punkten stehen, bräunlich; die Schattirung über den Augen wird zu einer dunkelbraunen Makel und die Schattirung vor der Gruppe auf der Scheitelpartie des Clypeus ist auch dunkelbraun und verbindet diese Gruppe mit jener auf der Stirn. Die obere Kopffläche ist mit nicht zu zahlreichen, feinen 108 Härchen besetzt. Antennen deutlich entwickelt, verhältnissmässig kleiner als bei Oe. furva, aber grösser als bei Oe. ochracea; sie bestehen aus einem schlanken, stäbchenartigen Gliede, das an der Spitze eine feine Borste trägt. Mundtheile stark prominent. Die Oberlippe querelliptisch mit einer breiten Gelenkmembran. Der Vorderrand hat in der Mitte einen kleinen halbkreisförmigen Ausschnitt mit vier kleineu Zähnen; er trägt zwei Paare von sichelförmig gebogenen, blassgelb- lichen, starken Borsten. Die vordere Partie der oberen Fläche der Oberlippe ist mit sehr zahlreichen feinen Borsten besetzt. Mandibulae messerförmig, schwarz- braun, gegen die Spitze heller; sie haben unter der schnabelförmigen Spitze einen kleinen und einen grösseren Zahn, hinter welchem die Schneide gekerbt gezähnt ist; der Rücken trägt zwei hintereinander stehende Borsten. Die Maxillen und die Unterlippe sehr rudimentär. Den Maxillen fehlt der Kiefertheil gänzlich, so dass Flg. 29. Oecetis lacustris, Pict. 1.— 3. Larve: 1. Labrum ^7r 2. Mandibula ^^j. 3. Maxiila u. Labium ^Vj. 4.— 10. Nymphe: 4. Labrum '^Yj. 5. Mandibula ^Vi- 6. Das Körperende des J" von unten *7i. 7. Dasselbe von oben *%. 8. Dasselbe von d. Seite *7i- 9. D. Körperende des $ von unten '7i- ^0. Dasselbe von der Seite 'Yj. 11. D. Larvengebäuse 7r 12. D. Nymphengebäuse '/i« dem basalen Theile ein tasterartiger, konischer, etwas gebogener, schlanker, vier- gliedriger Anhang aufsitzt, dessen, erstes Glied aber der Basis des Kiefertheiles entspricht; von den 3 eigentlichen Tastergliedern ist das 1. und 3. kurz, das 2. weit länger. Auf der Innenkante des Basalgiiedes sind drei, auf der unteren Fläche nahe dem Ende ein feines Börstchen; ein sehr kurzes Börstchen trägt auch das 1 . Tasterglied nahe dem Ende der Innenseite. Labium spitzig, konisch, stark nach unten geneigt, mit eingliedrigen, aber deutlichen Tastern, deren jeder noch eine kleine Spitze trägt. Die Seiten der Unterlippe tragen eine Reihe von kurzen, steifen Borsten. 109 Die Thorakalsegmeiite stufenweise uacli hinten breiter, so dass der Meta- thorax um die Hälfte breiter ist als der Prothorax, rronotuni und Mesonotum hornig, Metanotum weich. Pronotum quer elliptisch, vorne tiefer, hinten seichter ausgeschnitten. Die Grundfarbe ist blassgelb ; im hinteren Drittel zieht sich pai-allel mit dem Hinterrande eine dunkel rauchfarbige, breite Binde, die an den Seiten etwa in der Mitte umbiegt, aber die mittlere Naht nicht erreicht. In dieser Binde sind einige dunklere Flecke und Punkte, von denen aber nur auf jeder Seite einer bei der mittleren Naht und zwei auf jeder Seite deutlicher sind. Bei stärker ge- färbten Exemplaren ist die ganze hintere Hälfte des Pronotum braun und die dunkleren Punkte sind kaum kenntlich. Der Vorderrand und die vordere Partie der Oberfläche ist mit nicht zu zahlreichen feinen bräunlichen Haaren besetzt. Das Mesonotum quer elliptisch; bräunlich mit helleren Stellen; einige dunklere, aber nicht zu deutliche Punkte sind zerstreut. Der Vorderrand und besonders die Seiten- ränder sind mit feinen Härchen besetzt ; einige sind auch auf der Fläche zerstreut. Füsse sehr ungleich lang (4 : 8^13 : lOVis-) Zweites Paar etwas mehr als 2mal, drittes wenig mehr als 2^l^ma\, so lang wie das erste. Auf dem 3. Paare Tro- chanter ebenso lang wie Femur; auf den zwei vorderen ist Femur länger. Die innere Seite des Trochanter, Femur, Tibia und Tarsus ist mit steifen Spitzen be- setzt, die aber auf den zwei hinteren Paaren schwächer und dadurch mehr borsten- förmig sind; Tibia ist nebstdem an ihrem Ende mit kleinen kammartigen Spitzen versehen; übrigens sind alle drei Paare mit zahlreichen langen Haaren besetzt. Die Klauen sind lang nur wenig gebogen; alle drei Paare sind länger als ihre Tarsi; nur die Vorderklauen sind mit einem Basaldorne versehen. Die Farbe ist hellgelb; auf den Gelenken zwischen Coxa und Trochanter, Femur und Tibia sind schwarzbraune Flecke. Die äussere Fläche der Vordercoxa ist mit 2, jene der Mittel- und Hintercoxa mit drei deutlichen hellbraunen Punkten gezeichnet. Das Stütz- plättchen des 1. Fusspaares trägt einen Chitinfortsatz, der von den Seiten abge- flacht ist, so dass er von oben konisch, dornartig, von der Seite aber länglich viereckig erscheint; er trägt auf seiner oberen Vorderecke eine feine kurze helle Fühlborste, und ist auf seiner äusseren Fläche mit zahlreichen braunen Börstchen besetzt. Die Höcker des Über Auf Unter 1. Abdominalsegmentes stark entwickelt, konisch, die seitlichen mehr nach unten gerichtet, abgestumpft, auf ihrem Scheitel mit einer schmalen Chitinleiste und zahlreichen feinen Spitzen versehen. Die Seitenlinie sehr undeutlich; sie beginnt auf dem dritten Segmente und lässt sich nur in schwachen Spuren auf dem achten erkennen; sie ist mit sehr feinen graulichen Wimpern besetzt. Kiemen fadenförmig, stark, nach beiliegendem Schema geordnet. Nachschieber klein, zweigliedrig, gelb- braun; die Klaue mit zwei kleinen Rückenhaken. Der Hinterraud des letzten Segmentes trägt auf der Rücken- seite zwei Gruppen von je 4—5 ziemlich schwachen g^hema der Kiemen der Haaren. Larye von Nymphe cylindrisch, sehr schlank, (^ 6*16 mm Oecetis lacustris, Pict. 1 In. ^m. ^ IV. 1 ^ V. ^ VI. ^vn. Vm. HO lang, 1 imn breit, 9 8-17 mm lang, 1-35 mm breit. Kopf querelliptisch, proportio- nirt. Antennen sehr fein, fadenförmig, länger als der Körper, bei den weiblichen Nymphen 2mal so lang wie der Körper, 2V2nial um das Körperende gewunden; bei den männlichen Smal so lang wie der Körper und 3mal um das Körperende gewunden. Ihf erstes Glied viel stärker als die übrigen und so lang wie der Kopf. Die Mundtheile hoch auf die Stirn gestellt, so dass die Mandibeln gerade nach oben gerichtet sind. Die Oberlippe sehr klein, etwas länger als breit, abgerundet viereckig, nach vorne etwas verschmälert, auf dem Vorderrande mit einer breiten dreieckigen, aber deutlich abgesetzten Spitze; näher der Basis trägt die obere Fläche drei lange schwarze Borsten, auf dem vorderen Drittel ist sie mit zahl- reichen, kleinen, gelbbraunen Börstchen besetzt. Mandibeln stark, schmal, dreieckig, etwas knieförmig gebogen, auf der Schneide in der Biegung mit drei bis vier grossen scharfen Zähnen, von welchen gegen die scharfe Spitze die Bezahnung allmählich feiner wird ; der Rücken trägt zwei kurze, hintereinander stehende Borsten. Die Maxillartaster lang, fünfgliedrig, der Länge nach gehen die Glieder in fol- gender Reihe hintereinander: das 1. ist das kürzeste, dann kommt das 4, das 2., das 5. und das 3. ist das längste. Die Labialtaster verhältnissmässig sehr kurz, dreigliedrig, ihr letztes Glied ist das längste. Beide Tasterpaare gerade nach hinten gestreckt. Flügelscheiden schmal, zugespitzt, ungleich lang; beim Q reicht das 1. Paar an das Ende, das 2. Paar auf den Anfang des 6. Segmentes; beim (J reicht das 1. Paar an den Anfang des 7. Segmentes. Die Spornzahl 0 2 2, doch zeigt die vordere Tibia einen höckerartigen, rudimentären Sporn. Sporne stumpf, die Paare von sehr ungleicher Länge. Vorder- und Mitteltarsi stark behaart, die Hinter- tarsi kahl. Das 1. Hinterleibssegment hat auf dem Rücken zwei nach hinten divergi- rende gelbbraune Chitinleisten, deren jede auf dem Hinterrande in einen stumpfen, konischen, an der Seite nach auswärts vorspringenden Höcker ausläuft. Die hintere Fläche des Höckers ist mit feinen Spitzen besetzt. Nebstdem ist neben jedem Höcker, mehr der Mitte des Rückens genähert eine kleine Stelle, welche ebenfalls mit feinen Spitzen besetzt ist. Übrigens ist der Haftapparat äusserst schwach entwickelt. Auf dem Vorderrande des 3. bis 7. Segmentes sind 2, seltener (auf dem 6.) 3 sehr kleine Häkchen. Auf dem Hinterrande des 5. Segmentes sind 3—4 kleine, nach vorne gekehrte, auf dem Hinterrande des sie tragenden Plätt- chens in eine Reihe geordnete Häkchen. Die Seitenlinie ist schmal, doch deutlich mit sehr feinen grauen Wimpern besetzt. Sie beginnt mit dem 3. Segmente und bildet auf dem 8. einen vollkommenen Kranz. Kiemen stark, fadenförmig, nach demselben Schema wie bei der Larve geordnet. Das Hinterleibsende trägt 2 lange, stäbchenartige Chitinfortsätze, deren Basis stark verdickt und die Enden etwas nach aussen gebogen sind; die Fortsätze sind auf dem Rücken der basalen Hälfte und auf der inneren Seite vor der Biegung mit einer Reihe von feinen Spitzen besetzt; nebstdem tragen sie einige kleine Börstchen. Der Rücken des letzten Segmentes trägt zwei kurze, flache Anhänge, deren jeder 2 längere und 2 kürzere gelbbraune Borsten trägt; der Hinterrand des Segmentes ist oben fast gerade, nur sehr seicht ausgeschnitten. Die Bauchfläche desselben Segmentes ist bei dem 111 Weibchen in einen niedrigen Lobus erhoben, der vorne in das Segment unkennt- lich übergeht, hinten aber halbkreisförmig begränzt erscheint und sehr seicht aus- geschnitten ist. Beim (j* trägt die Bauchfläche 2 stumpfe dreieckige Lobi, und zwischen ihnen die zweilappige Anlage des Penis. Hinter und unter ihnen ist ein halbkugeliger stark gewölbter Höcker, der auf jeder Seite einen schmalen, dorn- artigen Fortsatz trägt. Das GeMuse aus sehr feinen Sandkörnchen gebaut, so dass die Oberfläche schön glatt und die Wandungen durchscheinend sind. Seine Farbe ist rostig gelb- braun bis braun. Das Larvengehäuse ist konisch, gebogen, auch nach vorne etwas verjüngt; das sehr schmale Hinterende bleibt offen. Das Puppengehäuse fast cylin- drisch, sehr wenig nach hinten verjüngt. Beide Enden sind durch Vegetabilien verdeckt und durch gelbbraune Membranen verschlossen. Die vordere Membran hat eine kreisförmige, die hintere eine spaltförmige, quere Öffnung. Die Gehäuse sind auf beiden Enden durch einfache Tellerchen auf die Stengel und Blätter der Wasserpflanzen befestigt. Das Larvengehäuse: Länge 14mm, die breiteste Stelle 1-76 mm, die vordere Öffnung 1-5 mm, hinteres Ende 0*7 mm. Das Puppengehäuse: Länge 7*7 — 10*66 mm, vorne 1-3 — 1*66 mm, hinten 0*96 — 1*2 mm breit. Die Larven leben in Teichen. V. Farn. Hydropsychidae. Larve campodeoid, mit tiefen Stricturen zwischen den Abdominalsegmenten ; sie ist entweder gleichmässig stark, schlank, oder in der Mitte am stärksten. Kopf lang oval oder elliptisch. Entweder nur Pronotum, oder alle Thorakalsegmente hornig. Alle Füsse ziemlich gleich. Die Höcker des ersten Abdominalsegmentes fehlen. Die Seitenlinie fehlt. Kiemen entweder strauchartig, die Bauchseite der Segmente bedeckend, oder fehlend. Dafür sind die Analdrüsen deutlich vorhanden. Nachschieber lang, beinartig, 2 — Sgliedrig, mit einer grossen Klaue. Nymphe spindelförmig, stark. Fühler fadenförmig oder schnurförmig, kürzer, seltener etwas länger als der Körper. Labrum von verschiedener Form. Mandibulae schlank, entweder mit grossen Zähnen auf der Schneide, oder sichelartig gebogen, oder in eine feine am Ende erweiterte und gezähnte Spitze verlängert. Taster ögliedrig, das letzte Glied lang. Der Haftapparat auf dem 2. bis 8. oder 3. bis 8. Segmente entwickelt. Die Seitenlinie fehlt. Kiemen büschelförmig, oder fadenförmig, oder fehlend. Das letzte Segment trägt entweder zwei starke, chitinisirte, knieförmig gebogene Anhänge, oder verschiedene Lobi, welche die Lage der Appendices anales des Image bezeichnen. Die Larve baut kein Gehäuse \ sie lebt in losen Gängen, die sie aus dem Schlamme, Steinchen, Sandkörnchen u. a. auf der Oberfläche der Steine und Wasser- pflanzen baut. Vor der Verpuppung verfertigt sie ein festes Gehäuse, welches einem Häufchen von Steinchen oder Sandkörnchen ähnelt und innen mit der Gespinnstmasse ausgefüttert ist, so dass diese ein mit der Gehäusewand fest verbundenes graues Kokon bildet. Philopotamus montanus, Donor. (Fig. 30.) Phryganea montana, Donovan, Brit. Ins., XVI, Taf. DXLVm, Fig. 1. (1813). Hijdropsijche montana, Pict, Recherch., 210. Taf. XVm, Fig. 5 ; Giierin, Iconog., 395, Taf. LXV, Fig. 7. Philopotamus montanus, Steph., 111., 170; Mc. Lach., Rev. a Syn., 382. Philopotamus scopulorum, Leach., Ed. Encyc, IX, 136 (1815); Steph., op. cit., 169; Kol., Gr. et Sp., n. Th., 210, Taf. II, Fig. 15; Hag., Stett. Zeit., 18G0, 277, Ent. Ann., 1861, 8; Mc. Lach., Tr. Br., 138, Taf. VH, Fig. 6, XIH, Fig. 21 ; Meyer-Dür., Mitth. schw. ent. Gesell , IV, 416, Girard, Entom. II, 561, Taf. LXIV, Fig. 7. Philopotamus variegatus, Steph., op. cit., 170, nee Scop. Phryganea Charpentieri, Zett., Ins. Lap., 1068 (1840). Philopotamus tigrinus, Brauer, N. A., 39., Fig. 27 (1837). Die Metamorphose von K. J. Morton in Ent. Mon. Mag , Vol. XXV. beschrieben. 113 Die Larve campodeoid, sehr schlank, 22 mm lang, 2-6 mm breit, bloss der Kopf, Prothorax und das letzte Hinterleib ssegment etwas enger; alle übrigen Segmente gleich breit, von oben ein wenig zusammengedrückt. Kopf lang, oval, proportionirt, von oben und unten stark zusammengedrückt, scheinend gelbbraun, um die Mundöffnung schwarzbraun; die Augen, welche sehr nach vorne gerückt sind, stehen auf blassen Flecken. Auf dem Clypeus auf dem Scheitel bilden 2 grössere und 2 kleine, nur schwach dunklere Punkte eine quere Linie, vor welcher noch 2 kleine Punkte sich befinden Diese Zeichnungen sind nur auf den Exuvien deutlich. Ganz nahe dem Kande des Hinterhauptsloches ist jederseits eine kleine, braune Makel. Die Kopfkapsel trägt nur hie und da eine schwarze Borste. Die Fühler ganz rudimentär; auf einer breiten Erhöhung, gleich hinter der Mandibel- basis sind neben einander zwei kleine, Stäbchen artige Glieder. Mundtheile stark, prominent. Die Oberlippe entbehrt gänzlich eines chitinisirten Schildchens, wie wir Fig. 30. Phiiopotamus montanus, Donov. 1. — 7. Larve: 1. D. Fühler "/.j 2. Labrum ^Vi- 3. u. 4 Rechte u. linke Mandibel ^Vi- 5. Maxilla u. Labium ^"/i- ^' ^^-s Stützplättchen des Vorderfusses ^7i- 7. Die Nachschieber u. Analdrüsen ^7i- 8. — 14. Nymphe: 8. Labrum ^Yi- 9- Mandibula ^7i 10. Das Körperende des J" von unten ^7i* H* Dasselbe von der Seite ^7i' 12. Dasselbe von oben ^7i- 13. Das Körperende des 9 von Seite ^°/^. 14. Dasselbe von unten ^Vj. solche auf ihrer Oberfläche bei den meisten Larven finden, sie ist schön weiss und ganz weich. Sie besteht aus zwei Theilen, welche wie zwei Trapeze mit ihren kürzeren parallelen Seiten verbunden sind. Der basale Theil ist als die Gelenk- membran zu betrachten. Der vordere Theil ist auf jeder der convergirenden Seiten rechtwinklig ausgeschnitten, so dass vorne jederseit ein runder Lappen entsteht. Der Vorderrand ist gerade, nur in der Mitte etwas ausgeschnitten ; er ist mit kurzen Härchen besetzt. Die Seitenlappen tragen besonders auf ihrer unteren Seite längere, feine Härchen. Mandibeln haben die Form eines Vogelschnabels. Jeder Kiefer ist 8 114 asymmetrisch , so dass die obere gegen die Oberlippe gekehrte Kante weit stärker entwickelt ist als die untere. Jene trägt unter der scharfen Spitze 2 grosse scharfe Zähne, dann eine längere, scharf und fein gezähnte Erhöhung und endlich einen stumpfen, niedrigen Zahn. Die untere Kante hat nebst der Spitze noch zwei einfache, scharfe, grobe Zähne. Der Kieferrücken trägt in der Mitte 2 kurze, gelbe Borsten, die in einer Entfernung hinter einander stehen. Die Maxillen schlank, ihre Taster 4gliedrig, wohl entwickelt. Der Kiefertheil stumpf, konisch, auf der Innen- seite mit feinen Härchen besetzt; er reicht bis auf den Anfang des 3. Tasterglie- des. Labium stumpf, konisch ; es trägt an der Spitze jederseits einen rudimentären Ta- ster, die als niedrige, einige Tastbörstchen tragende Basalglieder entwickelt sind. Das Hypostomum ist schmal quer dreieckig. Pronotum trapezförmig, vorne breiter als hinten, gleich breit wie lang. Die Farbe dieselbe wie auf dem Kopfe, ohne jede Zeichnung. Auf dem Hinterrande ist ein glänzend schwarzer, breiter, in der Mitte getheilter Saum. Mesonotum und Metanotum häutig. Mesonotum ist das grösste Körpersegment; es ist vorne etwas höher, so dass es sich in der Seitenansicht buckelartig über das Pronotum erhebt. Füsse gleich lang; die vorderen zwei sind mit dem Pronotum gleichfarbig, die übrigen vier blasser. Ihre Stützplatten schwarz gesäumt, auch die Bänder der Chitintheile dunkler. Die innere Kante der Tarsal- glieder der Vorderfüsse ist mit einer Beihe von kurzen, schiefen Spitzen besetzt. Übrigens tragen alle Füsse nur spärliche, kurze Borsten. Klauen sehr klein, nur wenig gekrümmt, mit einem starken Basaldorne. Das Tibienende trägt auf der inneren Seite zwei Dorne, An die Stützplatte der Vorderfüsse stützt sich vor der Coxa noch ein stumpfer von einer breiteren Basis verjüngter Fortsatz. Auf dem Hinterleibe fehlt die Seitenlinie und Kiemen gänzlich. Nachschieber stark entwickelt, zweigliedrig, die Glieder walzenförmig, das erste ist lang, das zweite kurz und knieförmig nach unten gebogen. Klaue einfach, sehr stark. Aus der Afteröffnung ragen 4 kurze, fadenförmige, stumpfe Bectaldrüsen. Npmphe spindelförmig, 11 — 13 mm lang, 2'5 — 3 mm breit. Die weiblichen Puppen sind grösser und stärker als die männlichen. Kopf verhältnissmässig etwas klein, fast kugelförmig, gewöhnlich sehr deutlich von den folgenden Brustringen abgesetzt. Antennen fein fadenförmig, beim (^ in die Mitte des 6., beim 9 fast an das Ende des 5. Abdominalringes reichend; ihr erstes Glied von den übrigen wenig verschieden. Die Oberlippe halbkreisförmig ; auf ihrem Bande sind zahlreiche schwarze, steife Borsten und zwar jederseits auf dem Vorderrande näher der Mitte eine Gruppe von 5 Borsten, auf den vorderen Seitenecken je eine Borste und näher der Basis eine lange und eine kürzere Borste; auf ihrer oberen Fläche ganz nahe der Basis stehen noch zwei schwache gelbbraune Börstchen. Mandibeln sehr stark und lang, sie reichen bis über die Augen. Sie sind von einer breiteren Basis knie- förmig gebogen und tragen auf der Schneide, nebst der Endspitze noch drei wie die übrige Schneide fein gezähnte Zähne. Der Rücken ist mit zwei schwachen Borsten versehen. Die Taster sind in einem Bogen nach hinten gerichtet. Die Maxillartaster ögliedrig, sehr lang und verhältnissmässig schlank. Ihr Endglied durch seine Länge die übrigen weit übertreffend. Die Labialtaster auch sehr gross, Sgliedrig, letztes Glied so lang wie die zwei ersten zusammen. Flügelscheiden sehr kurz, zugespitzt, ungleich lang, das erste Paar reicht auf den Anfang, das zweite 115 etwas über die Mitte des dritten Abdominalringes. Spornzalil 2 4 4. Sporne schlank und lang, die Paare sehr ungleich. Die Tarsalglieder der Vorder- und Hinterfüsse kahl, jene der Mittelfüsse auf den Seiten mit schwarzbraunen dichten Wimpern besetzt. Die Tibien und Tarsi stark erweitert, besonders bei den Weibchen. Der Haftapparat ziemlich schwach entwickelt (bei den 9 stärker als bei den (J'). Das 1. Hinterleibssegment trägt überhaupt keine solchen Vorrichtungen. Auf dem Vorderrande des 3. Segmentes sind 4 — 5, seltener 3 oder 6 kleine stumpfe Häkchen, auf dem 4. Segmente 4 — 5, seltener 3, oder 6 bis 7 solche Häkchen, die aber stärker sind als auf dem vorhergehenden Segmente. Auf dem 5. vorne meistens 4, seltener 3 oder 5 Häkchen; auf dem Hinterrande eine unregelmässige Reihe von scharfen, nach vorne gekehrten Häkchen, deren Anzahl sehr variirt, gewöhnlich findet man 2 oder 3 grössere, und neben ihnen mehrere kleine Häkchen. Auf dem Vorderrande des 6. Segmentes ist ebenfalls eine solche Eeihe von 8 (seltener 6, 7 oder 9) schlanken, scharfen, nach hinten gekehrten Häkchen. Auf dem Vorder- rande des 7. 3 — 4 (seltener 5) sehr schwache, scharfe Häkchen. Nebstdem tragen die Hinterleibssegmente spärliche Borsten, deren Vertheilung sehr konstant bleibt. Der Rücken hat auf dem 1. Segmente jederseits zwei starke Borsten, eine vorne, eine hinten, auf dem 2. — 5. näher der Mitte 1 kleine und 1 starke Borste. Auf dem 6.-8. Segmente sind um die Segmente herum regelmässig starke, schwarze Borsten vertheilt. Auf der Seite der Segmente sind gewöhnlich 3 starke Borsten, welche entweder im Dreiecke oder in einer schiefen Linie gestellt sind. Die Kiemen und Seitenlinie fehlen gänzlich. Anstatt der letzteren finden wir auf 1. — 8. Segmente einen chitinisirten Punkt, ohne Zweifel die Anlagen der Stigmen. Appendices anales erinnern sehr an jene des vollkommenen Insektes. Der obere Rand des 9. Segmentes trägt zwei seitliche, rundliche Erhöhungen, von denen die vordere vier, die hintere fünf starke, schwarze Borsten trägt. Oben auf dem Rücken ist dasselbe Segment jederseits noch in ein rundliches Läppchen verlängert. In der Mitte bemerkt man bei der Rückenansicht einen stumpf konischen Lobus, dessen Spitze von unten von dem zweilappigen Ende des Penis überragt wird. Die unteren Appendices sind jenen des vollkommenen Insektes ähnlich. Sie sind etwa bis zu der Mitte gespalten, der obere Theil ist etwas kürzer und breiter als der untere, welcher an der Spitze abgerundet ist. Das Ende des oberen Theiles ist schräg zugeschnitten. Beim Weibchen ist das letzte Hinterleibssegment kurz, stumpf, konisch und trägt nur die Läppchen, welche wir bei dem (J auf dem Hinterrande des Segmentes finden. Die Larven leben auf der unteren Fläche der grossen Steine in den Gebirgsbächen, in losen Gespinnstmassen, welche viel Schlamm enthalten und oft die ganze untere Fläche des Steines bedecken. Wenn sie sich zur Verpuppung vorbereiten, bauen sie längliche, elliptische, feste Gehäuse aus kleinen Steinchen, Diese finden wir auf der unteren Seite der Steine oft massenhaft dicht an ein- ander gedrängt. Im Inneren des Gehäuses liegt die Puppe in einen durchsichtigen, sehr feinen gelbbraunen Kokon gehüllt. 116 Plectrocnemia conspersa, Curt. (Fig. 31.) Philopotamus conspersus, Cui't., Phil. Mag., 1834, 213. Plectrocnemia conspersa, Hag., Ent. Ann., 1861, 2; Mc. Lach., Ent. Mont. Mag., I. 26, VÜL, 144, Tr. Br., 145, Taf. VH!., Fig. 1, Xm., Fig. 26 u. 27, Rev. a. Syn., 394; Meyer-Dür, Mitth. schw. ent. Gesell., IV. 418. Sydropsyche senex, Pict., Recherch., 216, Taf. XIX., Fig. 1 (1834), cf. Mc. Lach., Tijds. v. Entom., xvin, 31. Polycentropus senex, Burm., Handb., 913. Plectrocnemia senex, Brauer, N. A., 39. Crunophila torrentium, Kol., G. et Sp., 11. Th., 159, Taf. I, Fig. 2., n6c Pict. Die Larve von Pictet beschrieben. Die Larve campodeoid, 22 mm lang, auf dem 2. Abdominalsegmente 3"5 mm breit, nach vorne und nach hinten ein wenig verschmälert und von der Kücken- und Bauchseite etwas zusammengedrückt. Kopf verhältnissmässig sehr gross, wo- durch sich junge Larven, von denen des Polycentropus augenfällig unterscheiden; von oben gesehen breit elliptisch, von unten und oben zusammengedrückt. Die Grund- farbe ist unten blass, oben dunkel gelbbraun, mit sehr zahlreichen dunkelbraunen Punkten. An dem vorderen Rande des Clypeus sind jederseits 4 Punkte; auf der Stirn sind 14 Punkte in einen regelmässigen Kreis geordnet. Ein Punkt steht jederseits auf dem vorspringenden Seitenwinkel und eine grosse Gruppe derselben auf dem Hinterhaupte und auf den Schläfen; auf der Unterseite bilden die Punkte drei, gegen den Seitenwinkel des Hinterhauptsloches convergierende Reihen, von denen die hinterste aus kleinsten Punkten besteht. Nebstdem finden wir auf der oberen Fläche 8 helle Punkte und zwar je einen in dem Seitenwinkel des Clypeus, je einen über dem Auge auf dem Clypeus, je zwei bei dem hinteren Theile der Seitennaht hinter dem vorspringenden Seiten winkel des Clypeus. Kleine, schwarze Augen stehen auf grossen blassen Flecken. Auf dem Kopfe sind spärliche, sehr feine Haare zer- streut. Antennae ganz rudimentär ; ihre Stelle ist doch durch einen kleinen, blassen weichen, elliptischen Fleck, der sich gleich hinter der Mandibelbasis befindet, 3 Börstchen und ein kleines, konisches Höckerchen trägt, bezeichnet. Die Oberlippe quer elliptisch, vorne mit einem seichten Einschnitte ; ihre Gelenkmembran ist ebenso breit, wie die Oberlippe selbst und ist mit drei breiten, nach vorne convergirenden Strichen gezeichnet. Nahe dem Vorderrande der Oberlippe stehen jederseits 5 schwache Borsten und der Vorderrand selbst trägt nebst einer gebogenen längeren Borste zahlreiche kurze Wimpern. Mandibeln messerförmig, mit einer scharfen Spitze, auf der oberen Schneide mit drei, auf der unteren mit zwei schwächeren Zähnen; auf dem Rücken sind 2 schwache, gleich lange Börstchen, auf der inneren Seite ist ein Bürstchen, welches aus einem längeren und 4 kurzen Börstchen besteht. Maxillae schlank, der Kiefertheil fingerförmig. Die Taster 4gliedrig, das 1. und 2. Glied sehr kurz, das dritte lang, das 4. wieder kurz. Auf der Oberseite, bei der Basis der Taster ein kurzes Börstchen. Das Labium schlank, konisch mit sehr kleinen eingliedrigen Tastern. Pronotum etwas schmäler als der Kopf, nach hinten noch mehr verschmälert, so dass es bei der Ansicht von oben eine trapezoide Form hat. Seine Farbe ist 117 dieselbe wie auf dem Kopfe. Auf der hinteren Hälfte sind spärliche, braune Punkte zerstreut, von denen 4 oben bei der Mittelnaht sind, die übrigen auf jeder Seite eine bogenförmige Gruppe bilden. Der Vorderrand ist mit feinen Haaren besetzt, auf der Oberfläche sind sehr spärliche feine Borsten zerstreut. Mesonotum und Metanotum weich. Das Stützplättchen der Vorderfüsse bildet eine kurze, gegen den Kopf hin gerichtete Spitze. Füsse kurz und stark; das erste Paar am kürzesten, das zweite am längsten, aber der Unterschied ist nur klein (Verhältniss 7 : 10 : 9). Die Farbe blass gelb. Alle drei Paare sind mit langen, aber nicht sehr zahlreichen Haaren und ganz kurzen anliegenden Börstchen besetzt. Nur die Vordertarsi sind auf ihrer unteren Kante mit dichten, kurzen Borsten versehen. Die Klauen scharfi Fig. 31. Plectrocnemia conspersa, Curt. l.— 6. Larve: 1. D. FüUer ^^Vj. 2. Labrum "/j. 3. u. 4. Rechte u. linke Mandibula ^Vi- 5- Maxilla u. Labium ^Vi- 6- Nachschieber 7i- 7.— 12. Nymphe : 7. Labrum ^"/i- 8. Mandibula "/j. 9. D. Körperende des cT von unten ^7:« 10- Dasselbe von oben i^i- 11« Dasselbe von der Seite ^^i« 12. D. Körperende des 9 von unten ^7i. 12. D. Nymphengehäuse Vi« ziemlich gross und nur sehr wenig gebogen und mit einem starken Basaldorne, um dessen Basis kleine Spitzen gestellt sind, versehen. Der distale Rand der Tarsal- glieder trägt verschieden modificirte Borsten und zwar steht um den unteren Gelenk- theil herum eine halbkreisförmige Reihe von längeren Borsten, von denen die äusseren stärker und kammartig, die inneren schwächer und fiederartig sind. Um 118 den oberen Gelenksraud stehen kammartige Gruppen von kurzen Spitzen. Nebstdem stellt auf der inneren Tarsenfläche nahe dem Rande eine kurze gefiederte, starke Borste. Alle diese Borsten unterscheiden sich durch ihre gelbbraune Farbe von den übrigen schwarzen Borsten und Haaren. Die Farbe der weichen Körpertheile ist rosenroth, die Seitentheile der Segmente sind von der Rückenseite durch eine Reihe von kleinen weissen Punkten abgeschieden; eine ebensolche Reihe zieht sich über den hinteren Theil des Meso- und Metanotum. Die Seitenlinie und Kiemen fehlen. Die Seiten der Segmente sind mit zahlreichen, feinen, aber ungleich langen Haaren besetzt. Nachschieber gross, Sgliedrig, die ersten zwei Glieder weich, nur durch eine seichte Strictur von einander geschieden, das dritte ist chitinisirt, und trägt eine grosse, starke, gebogene Klaue. Das 1. und 2. Glied ist nur auf der Bauchseite behaart, das dritte dagegen trägt zahlreiche lange Haare. Nymphe sehr stark und stumpf spindelförmig von einer sehr variirenden Grösse, 8 — 13 mm lang und 3 — 4 mm breit. Kopf querelliptisch, ziemlich schwach und verhältnissmässig klein; sein vorderer Umriss kaum gewölbt. Antennae dick, schnurförmig, an ihrem Ende schwach gesägt, bei dem (^ das Körperende, beim 9 das Ende des 8. Segm. erreichend. Labium halbkreisförmig; es trägt an dem Vorder- lande jederseits ein Paar von langen steifen Borsten und zwei Paare von kurzen Börstchen und nahe der Basis ein Paar langer Borsten und neben ihnen nach aussen ein kurzes Börstchen. Mandibeln sichelförmig, sehr lang, so dass ihre Spitzen bis über die Mitte der Augen reichen ; ihre Schneide ist schmal, die Spitze ziemlich stumpf und der Rücken trägt nahe der Basis 2 kurze Börstchen. Palpi maxillares fünfgliederig, ihre ersten 2 Glieder sehr kurz, drittes und viertes etwas länger und das letzte und schlankste ebenso lang wie alle vorigen zusammen. Palpi labiales 3gliedrig, das letzte Glied auch so lang wie die ersten zwei zusammen. Flügelscheiden stumpf zugespitzt, breit, die vorderen an das Ende, die hinteren über die Mitte des 4. Abdominalsegmetes reichend. Spornzahl 3 4 4; Sporne stark und lang, jene des 2. und 3. Fusspaares sehr ungleich. Nur das 1. Glied der Mitteltarsi fein bewimpert. Die Mittelschienen und Mitteltarsi des 9 schwach erweitert. Der Haftapparat ist schwach entwickelt. Das Vorderende des 3. Hinter- leibsegmentes trägt jederseits 4 — 5, des 4. fünf, des 5. fünf bis sechs, des 6. sechs bis sieben, des 7. 4 — 5, des 8. 3 — 5 kleine, nach hinten gerichtete Häkchen. Der Hinterrand des 5. Segmentes trägt ein Paar von breiten, löffeiförmig vertieften und auf dem abgerundeten Hinterrande eine Reihe von 7 — 9 feinen, nach vorne ge- richteten, Spitzen tragenden Plättchen. Die Seitenlinie fehlt und ist nur durch die Insertionsstelle die Kiemenfilamente angedeutet. Diese befinden sich zu zwei vorne auf dem 2. — 6. Segmente und ist ein Faden nach oben, ein nach unten gekehrt; der Vorderrand des 7. Segmentes trägt noch einen nach unten gekehrten Kiemen- faden. Die Filamente sind stark. Appendices anales der (^ Nymphe bestehen aus zwei seitlichen starken Theilen, die in der Seitenansicht von einer subkonischen Form sind, von oben nach unten gesehen die äussere Contour abgerundet haben ; ihre Aussenfläche ist mit zahlreichen, starken, schwarzen, langen Borsten besetzt. Der obere Rand des 9. Segm. ist sattelförmig ausgeschnitten. Die untere Fläche ist in zwei stumpfe konische Lobi verlängert, über welchen sich in der Mitte bei 119 der Ansicht von unten die halbkugelförmige Anlage des Penis erhebt. Bei der weiblichen Puppe ist die untere Seite des letzten Segmentes als ein breiter, nie- driger, abgerundeter Kegel ausgebildet; über ihm erheben sich die seitlichen be- borsteten Lobi und der ausgeschnittene obere Rand. Die Larven leben in rasch fliessenden Bächen und Quellen frei auf der unteren Fläche der Steine, nur im Nothfalle in ein unregelmässiges loses Gewebe mit eingeflochtenen Sand- und Schlammpartikeln sich flüchtend. Die Puppenge- häuse unterscheiden sich von denen der Hydropsyche dadurch, dass sie mehr länglich und nicht so fest sind. Sie sind aus Schlamm, vegetabilischen Partikeln, aus grobem Sande und Steinchen gebaut und die Theilchen sind nur locker zusammengehalten. Die Gehäuse, welche ich in der St. Antons Quelle bei Leitomischl gesammelt habe, wurden oft gänzlich nur aus den Schalen der Paludinella, oder kleinen Cyclas gebaut; manchen wurden die Gehäuse des Drusus trifidus zugefügt. Ich habe alle Stadien im September 1889 in dem Cibulkabache bei Prag und in der St. Antons Quelle bei Leitomischl gesammelt. Ecnomus tenellus. Ramb. (Fig. 32.) Philopotamus tenellus, Ramb., Növrop., 503 (1842), cf. Mc. Lach., Ann. Soc. ent. Belg., XHI, 10. Ecnomus tenellus, Mc. Lach., Ent., Month. Mag., I. 30, Tr. Br., 151. Taf. VIH, Fig. 4, XIV, Fig. 5, Rev. a Syn., 411; Wallengr., Öfv., 1870, 171. Polycentropus concinnus, Hag., Ent. Ann., 1861, 5, nee Steph. Die Larve campodeoid, schlank, 8 mm lang, 1*16 mm gleichmässig breit, bloss gegen den Kopf zu etwas verschmälert, von oben und unten stark zusammenge- drückt. Kopf lang elliptisch, verhältnissmässig gross, von unten und oben stark zusammengedrückt. Seine Farbe ist gelb, doch zieht sich auf dem Clypeus jeder- seits neben dem vorderen Aste der Gabellinie eine blassbraune Binde bis über die Augen und von hier bis auf den Anfang der Hinterhauptssutur eine breite Binde auf den Pleuren neben dem hinteren Theile der vorderen Äste der Gabellinie. In den Binden auf den Pleuren sind auf dem Scheitel in einer Reihe parallel mit den Gabellinieästen drei blassgelbe Punkte und hinter den Augen ebenfalls drei solche Punkte. Dem unbewehrten blossen Auge oder unter einer schwachen Vergrösserung erscheint die obere Fläche des Kopfes gelb mit blassgelbem Hinterhaupte, grossen Flecken derselben Farbe und zwar jederseits einem zwischen der Mandibelbasis un.l den Augen und zwei auf dem Clypeus und mit drei kleinen Punkten parallel mit der Gabellinie. Die Seitenwinkel des Hinterhauptsloches sind durch schwarz- braune Makeln bezeichnet, und der untere Rand des Hinterhauptsloches ist schmal angeraucht. Die obere Fläche des Kopfes ist mit spärlichen, blassbraunen, kurzen Borsten besetzt. Mundtheile stark prominent. Die Oberlippe querelliptisch, vorne seicht ausgeschnitten und unter dem Vorderrande jederseits mit einer gebogenen Borste und nahe demselben mit 5 steifen braunen Borsten. Mandibeln schmal, zweischneidig (schnabelförmig) mit einer kurzen Spitze ; die untere Schneide ist mehr gerade und trägt zwei kleine Zähne. In der Bezahnung der oberen Schneide ist eine Asymetrie zwischen der rechten und linken Seite; denn auf dem rechten Kiefer sind zwei 120 grobe Zähne entwickelt, auf dem linken steht vor jedem von den zwei grossen Zcähnen noch ein kleiner. Maxillen und Labium haben zwar die basalen Theile recht stark entwickelt, doch die eigentlichen Kiefertheile und Taster sind sehr schlank. Maxillartaster konisch, schlank, Sgliedrig ; ihr basales Glied am kürzesten, aber auch am breitesten, das Endglied ist etwas länger, aber am schwächsten, das zweite Glied ist fast so lang wie diese beiden zusammen. Der Kiefertheil schmal, konisch, an das Ende des 2. Tastergliedes reichend; er trägt auf der Spitze ein starkes und ein schwaches Anhängsel. Labium schlank, konisch, bei der Basis der Flg. 32. Ecnomus tenellus, Ramb. l.— 7. Larve: 1. Labrum *7i' 2. Linke Mandibel von oben *7i 3. Dieselbe von unten *7i. 4. Rechte Mandibel von unten *7i- S« Maxiila u. Labium ^Yi« 6. Nacli- schieber "/i. 7. Die Klaue der Nacbschieber ^'"j^. 8.— 14. Nymphe: 8. Labrum 'Yi- 9. Mandibula "/j. 10. D. Zörperende des 9 von unten *7i- H- ^- Körperende des J" von oben *7i' 12. Dasselbe von Seite *7i« 13- Dasselbe von unten *7i' l^- ^- Körperende des $ von Seite *7i- Palpi rasch verschmälert, so dass das die Sericterien-Öffnung tragende Ende stillet- artig aussieht. Labialpalpi eingliedrig, lang, aber schlank; sie tragen an ihrem Ende ein kleines, rundiraentäres Glied, welches wieder mit einer kurzen Spitze versehen ist. 121 Alle drei Thorakalseginente chitinisirt, die Schildchen trapezoid, vorne breiter, hinten etwas enger, mit abgerundeten Vorderecken. Die Farbe ist wie auf dem Kopfe gelb mit einer blassbraunen rauchfarbigen Querbinde vor der Mitte und mit schwarzem Saume an den Seiten- und Hinterrändern. Pronotum nur wenig kürzer als breit, fast regelmässig viereckig in der Ansicht von oben, nur mit einer blassrauchfarbigen Querbinde etwa im ersten Drittheile. Mesonotum ebenfalls nur wenig kürzer als lang, nach hinten deutlich enger; die Querbinde ist in der Mitte durchbrochen und hat jederseits eine Gruppe von blassen Punkten. Metanotum etwa zweimal so breit wie lang; die Querbinde ebenfalls durchbrochen und mit hellen Punkten. Alle drei Fusspaare gleich lang und stark, blassgelb, mit spärlichen schwarzen, steifen Borsten besetzt. Die Tarsalglieder auf der Innenkante mit schiefen Spitzen besetzt und auf dem Ende der Rückenkante mit einer dornartigen Spitze versehen. Klauen stark, eben so lang wie die Tarsi, nur wenig gekrümmt, mit einem borstenförmigen Basaldorne. Das Stützplättchen der Vorderfüsse in einen dorn- artigen Fortsatz verlängert, dessen Spitze zwei kleine Fühlbörstchen trägt. Auf dem Abdomen fehlt die Seitenlinie und Kiemen gänzlich. Die Analdrüsen sind deutlich und stark entwickelt. Nachschieber walzenförmig, lang, zweigliedrig, das erste Glied weich, das zweite chitinisirt. Die Klaue ist sehr stark, gebogen, innen mit einem Kamme von kurzen Spitzen versehen. Die Chitinfläche des zweiten Gliedes mit einigen langen schwarzen Borsten besetzt. Nymphe stark spindelförmig, (das 9 viel robuster), 5'83 — 6*4 mm lang, 1'33 — 1*4 mm breit. Kopf proportionirt, breit elliptisch, mit einem stark gewölbten Stirnumrisse. Antennae stark, schnurförmig, kurz, beim 9 ^'^ das Ende des 4., beim (J in die Mitte des 7. Segmentes reichend. Die Mundtheile auf der vorderen Fläche des Kopfes. Die Oberlippe etwa zweimal so breit, wie lang, vorne mit einem bogenförmigen Umrisse, mit zahlreichen langen, schwarzen Borsten versehen : nahe der Basis sind jederseits 2 lange und 1 kurze, etwa in der Mitte der Oberfläche jeder- seits 2 lange und auf jedem Seitenrande 3 lange und eine kurze Borste. Mandi- bulae kurz, mit einer sehr breiten und starken Basis, allmählich in eine gerade Spitze verschmälert. Die Schneide ist sehr fein gezähnt und der Rücken trägt zwei gleich lange Fühlborsten. Palpi maxillares ögliedrig, die ersten vier Glieder stark, kurz, fast alle gleich lang, das fünfte schlank, aber ebenso lang wie alle vorher- gehenden zusammen. Palpi labiales 3gliedrig, etwa an das Ende des 4. Gliedes der Maxillartaster reichend ; das letzte Glied ist ebensolang wie die zwei ersten zusammen- Das erste Paar ist stark, gebogen, das zweite gerade nach hinten gestreckt. Die Flügelscheiden schmal und zugespitzt, das vordere Paar nur wenig länger an das Ende des 5. Abd.-Segmentes reichend. Spornzahl 3 4 4. Sporne stark, sehr lang und spitzig, die Paare sehr ungleich. Die Vorder- und Hinter- tarsi kahl, die Mitteltarsi behaart, doch nicht so stark wie gewöhnlich. Der Haftapparat sehr stark entwickelt und zwar bei 9 stärker als beim C^. Die Häkchen auf dem Vorderrande des 3. — 8. Segmentes sind an jeder Seite in eine bogenförmige Reihe geordnet und entbehren der basalen Chitinplättchen gänzlich; wir finden sie in grosser Zahl, die aber auf den hinteren Segmenten ge- ringer wird; sie beträgt auf dem 3. und 4. Segm. 8 — 12, auf dem 5. — -1. 6 — 9; auf dem achten 5 — 7. Die Spitzen sind schlank und gerade, so dass ihre Reihen 122 ein kauimartiges Aussehen haben. Auf dem Hinterrande des 5. Segmentes ist auf jeder Seite eine sehr lange Reihe von 12 — 20 solchen Spitzen, die nach vorne ge- richtet sind. Die Seitenlinie fehlt gänzlich. Dafür sind die Seiten des 6.— 8. Segmentes mit starken, steifen, schwarzen Haaren dicht besetzt. Kiemen fehlen. Das 8. und 9. Segment sind fast gleich breit und weit schmäler als das vorher- gehende siebente; das 8. ist kurz, viel breiter als lang, das neunte verlängert, walzenförmig. Das letzte Segment trägt bei beiden Geschlechtern auf dem Hinter- rande jederseits einen starken, stumpfen, walzenförmigen, mit zahlreichen schwarzen langen Borsten besetzten Höcker, der bei dem 9 viel stärker entwickelt ist. Bei dem Weibchen erscheint das Hinterende des Segmentes zwischen beiden Höckern in zwei flache Lobi getheilt, von denen jeder auf der Bauchseite einen niedrigen, stumpfen, kleineren Lobus trägt. Beim (^ ist das Ende des 9. Segmentes auf der Rückenseite tief ausgeschnitten; auf der Bauchseite trägt es in der Mitte zwei Lobi, welche zusammen als eine in der Mitte gespaltene Halbkugel erscheinen; zwischen ihnen und den behaarten Seitenhöckern ist jederseits ein stumpfer, auf dem Ende etwas nach Aussen abgeschnittener Lobus sichtbar. Die Larven leben frei in losen Gängen auf der Oberfläche von Steinen in langsam fliessenden Bächen in den Ebenen. Die Puppen sind in ziemlich festen und elastischen Gehäusen, gewöhnlich aus gleich grossen Sandkörnern gebaut; manchmal sind kleine Vegetabilien- und Schlammpaitikeln beigemischt. Die Ge- häuse sind länglich oval, 7—9 mm lang, 2 — 3 mm breit. Tinodes Rostock!, Mc. Lach. (Fig. 33.) Tinodes, No. 11, Hag., Stett. Zeit., 1860, 284. Tinodes Bostocki, Mc. Lach., Rev. a. Syn. 420. Larve campodeoid, gleichmässig breit, nur der Kopf, Prothorax und das letzte Abdominalsegment etwas schmäler. Kopf elliptisch, etwas von oben und unten zusammengedrückt. Seine Farbe ist hellbraun, Clypeus ist dunkler, besonders auf dem vorderen Theile und in dem Winkel der Gabellinie sind drei hellere Punkte. Auf jeder Pleura ist hinter der Mandibelbasis eine hellgelbbräunliche, grosse Makel, die besonders bei schwacher Vergrösserung auffallend ist. Auf den Schläfen ist jederseits ein dunkelbrauner Punkt und eine grössere Gruppe von hellen Punkten, welche sich zu den unteren Rändern des Hinterhauptsloches ziehen. Antennen fehlen gänzlich, doch ist ihre Stelle durch einen kreisrunden, chitinfreien, blassen und etwas erhöhten Fleck gleich hinter der Mandibelbasis angedeutet; er trägt eine lange und zwei kurze Borsten. Mundtheile massig prominent. Die Oberlippe quer elliptisch mit einem sehr seicht ausgeschnittenen Vorderrande ; sie trägt jeder- seits an dem Vorderrande 5, und mehr auf der Oberfläche näher der Mitte 3 kurze, steife, gelbbraune Borsten; nebstdem sind die abgerundeten Seiten mit zahlreichen kurzen Börstchen besetzt. Mandibeln stark schwarzbraun ; sie haben von oben oder unten gesehen einen breit dreieckigen Umriss, und tragen etwa in der Mitte des Rückens zwei starke, gelbbraune Fühlborsten. Doch finden wir hier eine Asym- metrie in der Form von beiden Kiefern. Der linke ist schnabelförmig, mit zwei 123 deutlich entwickelten scharfen Schneiden, welche mit unregelmässig wellenförmigen Zähnen versehen sind ; zwischen beiden Schneiden ist oben ein Büschel von kurzen stäbchenartigen und unten eine Bürste von längeren, gefiederten Borsten. Der rechte Kiefer hat nur eine einfache schiefe Schneide, mit sehr niedrigen, wellen- förmigen Zähnen ; die Borsten fehlen. Auf den Maxillen ist der Kiefertheil niedrig, halbkugelig, mit zahlreichen kurzen, einzelnen Börstchen, und auf der Innenseite mit einer dichten Reihe von längeren Börstchen besetzt; auch seine äussere Seite trägt zahlreiche längere Borsten. Palpi stark, viergliedrig. Ihre ersten zwei Glieder kurz, drittes länger und viertes ist das kürzeste von allen. Labium ist nur als ein schmaler, langer, konischer Fortsatz entwickelt und entbehrt der Taster gänzlich. Fig. 33. Tinodes Rostocki, Mc. Lack 1.— 7. Larve: 1. Labrum '"/j. 2. Die linke Mandibel 'Yj. 3. Die rechte Mandibel "/i- *. Maxiila u. Labium i^7r 5. D. StützpLätchen der Vorderfüsse ^Yj. 6. Die Fussklaue '^7i- '''• Nacliscliieber u. Analdrüsen *%. 8.— 13. Nymplie: 8. Labrum "/j. 9. Mandibula 'Yi« 10. D. Körperende des cT von unten *%. 11. Dasselbe von Seite *7r 12. D. Körper- ende des 9 ^on unten *7i' 1^' Dasselbe von Seite *7i- Nur Pronotum hornig, vierwinkelig, wenig breiter als lang, bräunlich, mit einer grossen Gruppe von hellen Punkten auf jeder Hälfte und zwei solchen Punkten an der Mitte der Mittelnaht. Der Vorderrand ist mit starken, gelb- braunen Borsten besetzt. Die Oberfläche trägt nur einige kurze Börstchen. Füsse kurz, stark, nur das Vorderpaar etwas kürzer als die übrigen, dafür aber auch 124 viel stärker. Die Vordertarsi sind auf der Innenkante mit zahlreichen kleinen Spitzen besetzt. Übrigens tragen alle drei Fusspaare nur spärliche, schwarze Haare. Klauen sehr stark, kurz, mit einer viel breiteren Basis, welche neben dem Basal- dorne noch eine kurze starke Borste trägt. Die Farbe der Füsse ist blassgelb, die Klauen dunkler. Auf dem Stützplättchen der Vorderfüsse ist eine Gruppe von 5 blassen Punkten. Dasselbe Stützplättchen trägt einen nach vorne gekehrten Chitinfortsatz, der von der Seite breit dreieckig, von oben stark, spornartig erscheint ; derselbe trägt an der Spitze und unter der Spitze je ein kurzes, feines Börstchen. Die Abdominalsegmente, das letzte ausgenommen, sind gleich breit, durch tiefe und breite Stricturen geschieden. Die Seitenlinie und Kiemen fehlen gänzlich. Nachschieber mittelmässig lang, dem Baue nach den Nachschiebern der Hydro- psyche-Larven am ähnlichsten. Ihr erstes Glied weich, kurz, zweites chitinisirt, hellgelbbraun, auf der Rückenseite des distalen Endes sechs starke, schwarze Borsten tragend. Klaue stark, hakenförmig gebogen. Die 5 Analfäden oft weit hinaus- ragend, schwach. Nymphe stark spindelförmig, fast länglich oval, 4"25 — 4"41 mm lang, 1'16 mm breit. Kopf proportionirt, breit elliptisch, mit einem stark gewölbten Stirnumrisse. Antennae stark schnurförmig, gezähnt, beim Q an das Abdominalende, beim (j" auf den Anfang des 9. Segmentes reichend. Die Mundtheile auf der Vorderfläche des Kopfes. Die Oberlippe halbkreisförmig, kurz ; nahe der Basis trägt sie jederseits drei und auf dem Seitenrande fünf kurze, starke, schwarze Borsten. Mandibeln aus einer sehr schiefen, breiten Basis verschmälert, im zweiten Drittheile etwas ge- bogen und von da sehr fein gezähnt; am Ende hakenartig gebogen, erweitert und in vier Spitzen getheilt; vor dem Ende stehen zwei deutliche und eine undeutliche niedrige Spitze ; der Rücken trägt etwa im ersten Fünftheile zwei dicht bei einander stehende und gleich lange Borsten. Palpi maxillares fünfgliedrig, die ersten 4 Glieder fast gleich lang, das fünfte fast so lang wie die 3 ersten zu- sammen. Zwischen dem vierten und dritten Gliede sind die anfangs gerade nach hinten gerichteten Palpi nach innen gebogen, und das letzte Glied ist wieder ge- rade nach vorne gekehrt. Die gerade nach hinten zielenden Labialtaster sind drei- gliedrig, die ersten zwei Glieder kurz, subaequal, das letzte etwas länger als die beiden vorhergehenden zusammen. Die Flügelscheiden mittelmässig breit, zugespitzt; sie reichen beim (^ an das Ende des 5., beim Weibchen an das Ende des 6. Segmentes, Spornzahl 2 4 4, Sporne stark, zugespitzt. Die Paare auf den Vorder- und Mittelfüssen stark ungleich; auf den Hinterfüssen sind sie fast gleich und die Sporne mehr stumpf. Die Tarsalglieder der Mittelfüsse stark, mit gelbbraunen Haaren besetzt. Der Haftapparat sehr stark entwickelt, auf dem 2. Segmente jederseits 4—5, auf dem 3. und 4. 5—6, auf dem 5. öfters 6 als 5; auf dem 6. sind 6, seltener bis 8 Spitzen n förmig (in der Form eines umgekehrten u) auf dem Rande des Plättchens geordnet; auf dem 7. 5—6, auf dem 8. 4—5 Spitzen. Auf allen Segmenten, das 6. ausgenommen sind die Spitzen kammartig geordnet. Auf dem Hinterrande des 5. Segmentes ist jederseits ein sehr langes schmales Chitin- plättchen, auf dessen hinterem Rande eine grosse Zahl (gewöhnlich 18—20, seltener so wenig wie 12 oder 13) von abwechselnd grösseren und kleineren, nach vorne ge- 125 richteten Spitzen in eine Keihe geordnet ist, deren Ende sich an das Ende des äusseren Schenkels von der n förmigen Reihe auf dem Anfange des 6. Segmentes eng an- schliesst, so dass sie als eine Fortsetzung der letzteren erscheint. Die Seitenlinie und Kiemen fehlen gänzlich. Bei der J* Nymphe ist der obere Theil des letzten Abdominalringes weit über den unteren verlängert, und tief in zwei Hälften ge- spalten; jede Hälfte besteht aus einem kürzeren, aber stärkeren inneren Lobus und einem längeren, auf dem Ende 7 starke, schwarze Borsten tragenden äusseren Lobus; beide Lobi sind abgerundet und auf dem Ende mit zahlreichen kleinen, nach vorne gekehrten Zähnchen bewehrt. Der untere Theil des Segmentes ist in fünf kleine, durch seichte Einschnitte von einander geschiedene, fast gleich lange Lobi getheilt. Bei der 9 Nymphe ist das letzte Segment sehr verlängert, auf dem Ende etwas abgeplattet, und durch einen tiefen Einschnitt in zwei Hälften getheilt, die wieder durch seichtere Einschnitte in zwei Lobi geschieden sind; der äussere ist kleiner, trägt 7 schwarze, steife Borsten und ist mit kleinen Zähnchen besetzt, der innere dagegen ist ein wenig länger und stärker. Die Larven leben in rasch fliessenden Gebirgsbächen in langen Gängen die auf den Steinen aus feinen Sandkörnchen lose gebaut sind. Die Nymphen-Gehäuse 5'5 — 6 mm lang, 2-05 — 2*12 mm breit, lang elliptisch, fest aus feinen, gleich grossen Sandkörnchen gebaut. Die frischen Gehäuse sind noch mit einer losen Hülle von Sandkörnchen bedeckt, welche später sich verlieren. VI. Farn. Rhyacophilidae. Larve campodeoid, in der Mitte am stärksten, mit sehr tiefen Stricturen zwischen den Abdominalsegmenten. Kopf lang oder kurz oval. Nur Pronotura hornig; es umfasst die ganze Rückenseite des Segmentes von einem Fusse bis zum anderen. Die hinteren Fusspaare ganz wenig länger als die Vorderfüsse, Die Höcker des ersten Abdominalsegmentes und die Seitenlinie fehlen. Kiemen entweder in kreisförmig ausgebreiteten Büscheln an der Seite der Segmente oder fehlend. Nachschieber fussartig, stark, zweigliedrig, mit einer grossen Klaue. Nymphe spindelförmig, stark. Fühler kürzer als der Körper, stark faden- förmig. Labrum abgerundet, fünfeckig bis halbkreisförmig. Mandibulae stark, ge- bogen, mit 2 bis 3 grossen Zähnen auf der Schneide. Maxillartaster fünfgliedrig, das letzte Glied kurz. Nebst den bei allen Larven vorkommenden Plättchen des Haftapparates ist auch der Hinterrand des 4. Segmentes bewehrt, oder (Agapetus) finden wir die Plättchen auf dem Hinterrande des vierten anstatt des fünften Segmentes. Kiemen und Seitenlinie fehlen. Das letzte Segment deutet durch seine Form die Form der Appendices anales des Imago an. Die Larve baut entweder gar kein Gehäuse, oder sie hat ein Gehäuse in der Form eines halben Ellipsoids, welches vorne und hinten auf der unteren Seite eine Öffnung hat und aus Sandkörnchen gebaut ist. Die Nymphe hat ein festes Gehäuse ebenfalls in der Form eines halben Ellipsoids aber länger, niedriger und unten ganz offen. Es ist auf die Steine unbeweglich befestigt. Es enthält einen festen, braunen, spindelförmigen, durchscheinenden Cocon, welcher nur am Hinterrande an das Gehäuse befestigt ist. Rhyacophila septentrionis, Mc. Lach. (Fig. 34.) ? Phryganea ferruginea, Scop., Ent. Carn., 266 (1763). Rhyacophila ferruginea, Hag., Stett. Zeit., 1859, 153. Rhyacophila septentrionis, Mc. Lach., Tr. Br., 157 (1865), Rev. a. Syn., 444; Tr. Ent. Soc. Lond., 1868, 305, Taf. XIV, Fig. 15. Die Larve stark, campodeoid, nach vorne und nach hinten vei schmälert, ( — 22 mm lang und —4 mm breit), von oben und unten zusammengedrückt, so dass der Körper unten fast flach ist. Kopf verhältnissmässig klein, sehr lang elliptisch, stark von oben und unten compress. Die Grundfarbe ist blassgelb, die Ränder um den Mund herum stark rothbraun gefärbt. Oben auf der Stirn dort, 127 wo sich die Äste der Gabelliuie theilen, sind drei von einander deutlicli abgeschie- dene, dunkelbraune Makeln. Die Makel in dem vorderen Winkel der Gabellinie zeigt 4 lichtere, in einen Bogen gestellte Flecke. Die Makeln in den Seitenwinkeln erscheinen aus kleineren verschwommenen Punkten zusammengesetzt. Auf dem Hinterhaupte ist jederseits von dem hinteren Aste der Gabellinie eine unregel- mässige Gruppe von braunen Punkten. Auf den Schläfen, vor der glänzend schwar- zen Makel auf dem hinteren Rande der Pleura, ist eine Gruppe von verschwom- menen, lichtbraunen Punkten. Die Augen wie bei Rh. nubila. Antennen sehr rudimentär, so dass sie, wenn man nicht mit besonderer Aufmerksamkeit sie sucht, dem Auge des Beobachters gänzlich entgehen und erst bei einer stärkeren Ver- grösserung sichtbar sind. Sie inseriren sich zwischen den Augen und der Mandibel- basis und bestehen aus einem sehr kleinen Gliede auf einer breiten Basis. Die Mundtheile sehr prominent. Die Oberlippe quer breit elliptisch, mit einet breiten Gelenkmembran. Jederseits vorne mit fünf, auf der Seite mit zwei kurzen Börst- chen. Von den vorderen ist die äusserste, von den seitlichen die innere länger und Fig. 34. Rhyacophila septentrionis, Mc. Lacli. Nymphe: l. Labrum *%. 2. Mandibula "/j. 3, D. Körperencle des cT von unten ^o/^. 4. Dasselbe von Seite ^y^. 5. Dasselbe von oben 20/^. q. D. Körperende des 9 von unten *7i- schwarz. Mandibulae stark, schwarzbraun, in der Seitenansicht dreieckig, mit einem starken Zahne auf der Schneide ; wenn wir aber die Kiefer von der inneren Seite betrachten, so können wir beobachten, dass der vordere, die Spitze bildende Theil, rinnenartig ausgehöhlt ist. Der Rücken mit zwei Borsten. Labium und Maxillae wie bei R. nubila. Pronotum quer vierwinklig, mit abgerundeten Hinterecken. Die Grundfarbe gelbbraun, die Seitenränder und Hinterrand glänzend schwarz ge- säumt. In der hinteren Hälfte längs der mittleren Sutur ein blass brauner, rauch- farbiger Strich. Auf den Seiten in den Hinterecken eine grosse Gruppe von braunen Punkten. Auch die bogenfönnige Reihe von kleinen Punkten ist auf stark gefärbten Exemplaren sichtbar. Füsse wie bei R. nubila. Die Hinterleibsegmente durch tiefe Stricturen von einander geschieden, so wie die häutigen Thoiakalsegmente grünlich. Auf den Alcoholexemplaren ist die Farbe blasser als jene der Alcoholexemplare ■von R. nubila. Auf dem Meso- und Metathorax über der Basis der Coxalglieder und an den Seiten des 1.— 8. Abdominalsegmentes starke Büschel fadenförmiger Branchialfilamente. Das letzte Hinterleibssegment trägt auf dem Rücken eine quer längliche Chitinplatte. Die Nachschieber wie bei R. nubila, nur der Seitenhaken etwas kürzer. Die stumpfen Dorne auf der inneren Seite der zweigliedrigen Klaue kleiner. 128 Nymphe breit spindelförmig, 12 — 14 mm lang, 3 — 3*5 mm breit. Kopf quer, breit elliptisch, mit ziemlich zahlreichen, schwarzen Borsten besetzt. Seine Stirn nur sehr wenig gewölbt. Antennen fein fadenförmig, beim 9 auf den Anfang des 4., beim (^ an das Ende des 6. Abdominalsegmentes reichend; ihr Basalgiied wenig von den übrigen verschieden. Oberlippe halbkreisförmig in 3 stumpfe Winkel ge- brochen, mit einer deutlich abgesetzten Basis. Die Basis trägt jederseits 3 Borsten, in jedem Seitenwinkel sind 2 Borsten und in der Mitte jeder von den vorderen Seiten 3 schwarze, steife Borsten. Mandibeln sehr stark, sensenförmig mit einer scharfen Spitze und gezähnter Schneide, die auf dem rechten Kiefer 3, auf dem linken 2 grosse, fein gesägte Zähne trägt. Der Rücken ist mit 2 Borsten versehen. Palpi maxillares ögiiedrig; 1. und 2. Glied sehr kurz, das letztere am stärksten; das 3. am längsten, das 4. kürzer als das 3. und das 5. ein wenig länger als das 4. Vom 2. Gliede nehmen die Glieder an Stärke ab. Palpi labiales 3gliedrig, das 1. Glied etwas kürzer als die übrigen, welche unter einander gleich lang sind. Die Maxil- lartaster sind im Bogen nach hinten gerichtet. Der Vorderrand des Pronotum mit einigen schwarzen Borsten besetzt. Flügelscheiden ziemlich abgerundet, sehr kurz, auf den Anfang des vierten Segmentes reichend. Füsse wie bei E. nubila, die Tarsalglieder tragen spärliche, schwarze Borsten. Der Haftapparat ziemlich schwach, aber doch etwas stärker, als bei R. nu- bila. Das 3. — 7. Segment trägt vorne, das 3. — 5. noch hinten ein Paar Plättchen, welche mit feinen Spitzen besetzt sind, von welchen jene am Vorderrande des Segmentes nach hinten, jene am Hinterrande nach vorne gerichtet sind. Die Seiten- linie und Kiemen fehlen gänzlich. Das Hinterleibsende des Weibchens läuft all- mählich, stumpf, konisch zu ohne besondere Anhänge zu tragen. Die Anlage der oberen Appendices hat 2 nur massig erhabene Höcker, so dass die sattelförmige Auskerbung ganz seicht bleibt; auch in der Seitenansicht sind beide Höcker nur wenig erhoben. Die Anlagen der unteren Appendices sind mehr nach unten gebogen und ihre untere Ecke mehr vorgezogen als bei R. nubila. Die Anlage des Penis und der Penisscheiden ist hier stärker und in der Seitenansicht erscheint sie unten im stumpfen Winkel gebrochen. Die Gehäuse und Cocons wie bei der R. nubila, Zett. Glossosoma Boltoni, Gurt. (Fig. 35.) Olossosoma Boltoni, Gurt., Phil. Mag., 1834, 216; Steph., Hl, 161; Kol., G. et Sp., U. Th., 200; Hag., Ent. Ann., 1860, 82; Mc. Lach., Tr. Br., 161, partim?, Rev. a. Syn., 471; Meyer-Dür., Mitth., schw. ent. Gesell. IV, 421. Glossosoma fivibriata, Brauer, N. A., 37, nee Steph. Die Larve campodeoid ; sie ist aber mehr gieichmässig breit, der Kopf ist rundlicher und mehr nach unten gebogen, wodurch sie an die raupenförmigen Larven erinnert; die Stricturen zwischen den Segmenten sind aber recht tief und deutlich. Sie ist 9 — 9*6 mm lang, 1*66 — 1-86 mm breit, demnach recht stark. In ihrem Äusseren ist sie mehr den Agapetus als Rhyacophilalarven ähnlich. Kopf 129 proportionirt, breit oval, sehr wenig von unten und oben zusammengedrückt, auf der Stirn und um die Augen mit steifen, schwarzen Borsten besetzt. Die Grund- farbe dunkel braun, die Augen sitzen auf grossen, weissen Makeln, welche unten unregelmässig zackige Contour haben. Auch auf der Stirn zwischen den Seitenwinkeln der vorderen Äste der Gabellinie sind zwei blasse Stellen, von welchen in jeder 3 lichte Punkte bemerkbar sind. Auf dem Hinterhaupte neben dem hinteren Aste der Gabellinie sind hinten auf den Schläfen Gruppen von undeutlichen Punkten, welche Stellen andeuten, wo die Cuticula eine andere Beschaffenheit hat. Fühler sehr rudimentär, doch grösser als bei Ehyacophila ; sie haben dieselbe Form, wie bei Ag. fuscipes. Auch die Fühlborste über und hinter ihnen ist hier ent- wickelt. Mundtheile prominent, denen des Agapetus sehr ähnlich. Die Oberlippe querviereckig, mit einer breiten Gelenkmembran und einer ziemlich kleinen, braunen Chitinplatte, welche auf ihrem Vorderrande drei Paare von steifen, kurzen, schwarzen Borsten trägt. Die innere Fläche und der Vorderrand mit den Seitenecken ist mit zahlreichen feinen Börstchen besetzt. Mandibeln stark, auf der Spitze rinnenartig 'W»4~=^J-«iw«V' Fig. 35. Glossosoma Boltoni, Curt. l.— 6. Larve: 1. Labrum ^Vj. 2. Mandibula von unten "Vi 3. Mandibula von oben "/j, 4. Maxilla u. Labium "2/^. 5. Die Fussklaue "Vj. 6. NachscMeber *Vi- 7.— 11. Nymphe: 7. Labrum ^"/i. 8. Mandibula »"/j. 9. D. Körperende des cT von unten ^o/^. 10. Dasselbe von d. Seite ^Vi- H. I>. Körperende des 9 von d. Seite ^% ausgehöhlt. In dieser Kinne liegt ein Büschel von stäbchenartigen Borsten, von denen drei länger, gebogen und gefranst sind. Auf der inneren Kante ist eine Reihe von gebogenen und gefransten Borsten, von denen die meisten zu zwei ge- nähert sind, und zwar immer eine längere und eine kürzere. In der Seitenansicht sind die Mandibeln breit, dreieckig. Auf dem Rücken sind zwei Borsten, eine lange und eine kurze. Maxillae und Labium sehr eng verwachsen. Die Maxillartaster klein, nur wenig höher als breit, dreigliedrig. Der Kiefertheil niedrig, warzenförmig, stark beborstet; Labialtaster sehr verkümmert, zweigliedrig. Labium stumpf, kegelförmig. Hypopharynx mit zahlreichen, kleinen Borsten besetzt. Pronotum sehr stark entwickelt; es deckt den Prothorax von einem Fusse bis zum anderen. Von oben gesehen erscheint es trapezoid und ist vorne breiter 9 130 als hinten. An den Seiten ist es für die Vorderfüsse ausgeschnitten. Seine Farbe ist braun, hinten etwas blasser, vorne gelbbraun. Bei den Ausschnitten für die Füsse ist jederseits eine dunkle Makel. In der hinteren Hälfte sind jederseits zwei schiefe, etwas gekrümmte helle Streifen, die mit kleinen Börstchen besetzt sind. Zwischen ihnen sind noch vier kleine, minder deutliche Streifen ohne Borsten. Von der mittleren Sutur zieht sich in jedei" Hälfte eine bogenförmige Reihe von helleren Punkten. Drei ähnliche Punkte sind jederseits neben der hinteren Sutur "anz an dem Hinterrande, und zwei grössere zwischen dem Hinterrande und den hinteren beborsteten Streifen. Der Vorderrand ist mit steifen, langen, schwarzen Borsten besetzt. Auch die untere Seite des Prothorax ist mit einem schmalen, braunen Schildchen besetzt. Füsse stark, nach hinten allmählich etwas länger, blassgelbbraun, nur die Coxa mit einigen dunkleren Punkten und schwarz gesäumt. Die Tibienenden tragen zwei erweiterte, an den Rändern gefranste, flache Dome; au dem Ende des Trochanter sind auf der Rückenseite 2 starke, schwarze Borsten, auf der Bauchseite eine starke, kurze Spitze und jederseits von derselben eine Borste. Die Klauen kurz und stark; der Basaldorn ist entwickelt in der Form eines starken Ansatzes, welcher eine starke, helle Borste trägt. Übrigens die Füsse nur zerstreut beborstet. Die Seitenlinie und Kiemen fehlen gänzlich. Das letzte Segment ist oben durch ein queres, symmetrisch fünfwinkliges Schildchen bedeckt; die Farbe des- selben ist dunkelbraun und zahlreiche unmerklich blassere, scharf contourirte Punkte sind zerstreut. Nebstdem ist das ganze Schildchen fein chagrinirt; an dem hin- teren Rande stehen jederseits 4 starke, schwarze Borsten. Nachschieber wohl ent- wickelt, dreigliedrig, das erste Glied sehr lang, ganz mit Chitin bedeckt und mit feinen Spitzen besetzt. Das zweite Glied auf der Bauchseite mit Häkchen besetzt, das dritte Glied klein, wenig chitinisirt. Nymphe breit spindelförmig, fast cylindrisch, sehr stark, 6—8 mm lang, 1'9 — 2-5 mm breit. Kopf quer elliptisch, mit einem gleichmässig gewölbten Stirn- umrisse. Fühler stark, fadenförmig, beim Männchen ebenso lang wie der Körper, bei 9 wenig kürzer, ihr erstes Glied von den übrigen kaum verschieden. Auf dem Kopfe einige kurze, schwarze Borsten zerstreut. Die Oberlippe quer elliptisch, mit einer, durch einen tiefen Einschnitt abgeschiedenen Basis. Diese trägt jederseits drei steife, schwarze Borsten. Auf der Oberfläche der Oberlippe steht etwa in der Mitte jederseits eine, auf den Seiten je zwei, und vorne auch je zwei, steife, schwarze Borsten; nebstdem ist mehr gegen die Mitte an dem Vorderrande jederseits ein kleines Börstchen. Mandibeln stark sensenförmig, unter der scharfen Spitze mit einem grossen und einem kleinen Zahne auf der Schneide ; diese ist wie auch die äussere Kante der Zähne fein gesägt. Auf dem Rücken sind 2 kleine Börstchen. Palpi maxillares im Bogen nach hinten gerichtet, ögliedrig; die ersten zwei Glie- der kurz, drittes und fünftes länger als die zwei ersten zusammen, viertes etwas kürzer als das dritte. Die Glieder gegen die Spitze allmählich schlanker. Die Labialpalpi dreigliedrig, die Glieder ziemlich gleich lang. Die Flügelscheiden breit, zugespitzt ; die vorderen an den Anfang des 5., die etwas kürzeren hinteren an das Ende des 4. Abd. -Segmentes reichend. Spornzahl 2 4 4. Sporne stark, sehr spitzig, die Paare ungleich. Vorder- und Hintertarsi 131 kahl, die Mitteltarsi bedeutend erweitert und mit dichten, feinen, blassen Wimpern auf der äusseren und inneren Seite besetzt. Haftapparat ist auf dem 3.-7. Segmente vorne, auf dem 4. und 5. hinten als ein Paar Plättchen entwickelt, welche mit feinen Spitzen besetzt sind, von denen die auf den vorderen Plättchen nach hinten, die auf den hinteren nach vorne gerichtet sind. Nebst dem findet man beim (j* auf dem 8. und 9. Segmente, beim 9 auf dem achten zwei, etwas erhöhte Stellen, die dicht mit feinen, nach hinten ge- richteten Spitzen besetzt sind. Die Anhänge auf der Bauchseite des 6. und 7. Segmentes sind nur durch flache, breite Erhöhungen angedeutet. Der hintere obere Theil des neunten Segmentes in der Ansicht von unten quer elliptisch, in der Mitte etwas ausgeschnitten, in der Seitenansicht in der Form eines stumpfen Läppchens nach unten gebogen; auf seiner unteren Seite trägt er jederseits drei, sehr starke Borsten, welche nach unten gebogen sind, und über den übrigen An- hängen sich kreuzen. Der untere Theil bildet einen breiten, am Ende nach oben gebogenen Konus, welcher aus 4 Lobi besteht ; das unterste Läppchen, die Anlage der Penischeiden konisch, gegen die Spitze zu schnell verjüngt; die seitlichen An- hänge stumpf konisch ; in der Mitte auf diesen Anhängen ruht die zweilappige An- lage des Penis. Das Abdomen der Q Puppe rasch verschmälert; das 9. Segment lang walzenförmig, nach unten zurück gebogen; es trägtauf der Rückenseite jeder- seits drei steife schwarze Borsten und bildet zwei niedrige, konische, stumpfe, auf der Bauchseite deutlich abgesetzte Lobi, so dass es von der Rückenseite etwas ausgeschnitten erscheint. Das Larveng ehäuse von derselben Form wie bei Agapetus fuscipes, 9 mm lang, 6 mm hoch und ebenso breit, aus grösseren Steinchen gebaut, welche be- sonders auf der Rückenseite bedeutende Zwischenräume lassen. Das Puppenge- häuse 9—11 mm lang, 6V2 — 7 mm breit, 5—6 mm hoch, aus grösseren und klei- neren Steinchen fast ohne jede Öffnung gebaut, und an die untere Fläche der Steine unbeweglich angeheftet. Kokon 6-7 — 7-5 mm lang, 2-2— 2'3 breit, walzen- förmig, auf beiden Enden abgerundet, aus einer ziemlich festen, durchsichtigen, dunkelgelbbraunen Membran gesponnen. Die Larven leben in Gebirgsflüssen. Agapetus fuscipes, Curt. (Fig. 36.) Ajapetus fuscipes, Ciirt., PMl. Mag., 1834, 217; Steph., 111., 156; Mc. Lach., Tr. Br., 163, Taf. Vm. Fig. 8, XIV, Fig. 13, Rev. a. Syn., 477; Meyer-Dür., MUh. scliw. ent. Gesell., IV, 422, partim ? Agapetus ochripes, Curt., ibid?, $. Agapetus funereus, Curt, ihicl;2 nee Fourc; Stepk, 111., 156; Hag., Ent. Ann., 1860, 81. Bhyacophila tomentosa, Pict., Recherch., 189, Taf. XVI, Fig. 9. (1834). Agapet^is tomentosus, Hag., Stett. Zeit., 1859, 162, 1868, 18. Ehyacophila incolor, Pict. op. cit., 192.? Bhyacophila lanata, Pict., op. cit, 194, Taf, XVI, Fig. 18. Agapetus lanatus, Hag., Stett. Zeit., 1859, 162? Agapetus comatus, Steph., op. cit., 157, nee Pict. Potamaria Pictetii, Kol., G. et Sp., I. Th., 100 (1848). Diplectrona Pictetii, id., op. cit., TL, Th., 229. 9* 132 Die Larve campodeoid, der Form nach der Larve des A. comatus sehr ähnlich, doch etwas grösser und verhältnissmässig stärker und erst auf dem 4. Abdominal- segmente am stärksten, 6*6 mm lang, 1-5 mm breit. Die Farbe des Kopfes gelb- braun, auf der hinteren Hälfte mehr rauchfarbig. Auf dem Clypeus sind sechs Paare von etwas dunkleren, aber erst auf Exuvien deutlichen Punkten, welche in drei Keihen geordnet sind; die erste zieht sich in einem nach hinten gekehrten Bogen über die engste Partie des Clypeus, die zweite in einem nach vorne ge- kehrten Bogen über den breitesten Theil des Clypeus, und die letzte in seinem hinteren Winkel; diese ist bei lebendigen Larven durch eine vor ihr stehende lichte Makel bezeichnet. Ähnliche dunkle Punkte sind auch auf dem hinteren Theile der Pleuren und jederseits von der mittleren Naht auf der Unterseite des Kopfes. Hypostomum sehr klein, nur als ein enger, dreieckiger Chitinstreifen unter der Unterlippe entwickelt. Die grossen Augen stehen auf blasseren Stellen. Antennen rudimentär, sie stehen nahe hinter der Basis der Mandibeln. Sie bestehen aus einem breiten, niedrigen Grundgliede, auf welchem zwei 2gliedrige schlanke Äste stehen. Hinter den Augen ein wenig höher inserirt sich eine starke gelbbraune Fiederborste. Mundtheile sehr prominent, der Fonn nach jenen des A. comatus gleich. Bei den Mandibeln, welche bei dieser Art etwas breiter sind, ist der Büschel von Stäbchen auf einer Erhöhung in dem ausgehöhlten Ende verborgen. Unter den Stäbchen sind 2 kurze gebogene und mit kleinen Börstchen besetzte Stäbchen und dann drei gefiederte Borsten. Maxillen und Labium vfie bei A. co- matus ; wenn wir nach der Anzahl der Chitinplättchen, welche von der Seite gesehen werden können, urtheilen, so bestehen die Maxillartaster aus 2 Gliedern. Pronotum hornig, abgerundet sechseckig, derselben Farbe wie der Kopf und in seiner, hinteren Partie mit ähnlichen, aber undeutlichen Punkten verziert. Der Vorderrand, theilweise der Seitenrand und die hintere Partie mit einer Reihe steifer, schwarzer Borsten besetzt. Mesonotum und Metanotum häutig, blos auf zwei Stellen schwach chitinisirt. Füsse fast gleich lang, die hinteren nur wenig länger als die vorderen. Ihre Farbe etwas blasser als jene des Kopfes, nur die Artikula- tionen schwarz gesäumt. Femur trägt auf der inneren Kante eine kurze und eine starke Fiederborste. Das Tibienende trägt jederseits von dem Enddorne ein gefiedertes Plättchen. Klauen sehr stark und kurz, stumpf, mit einem kurzen und starken Basaldorne. Die Stricturen der Hinterleibsringe sehr tief und deutlich. Die Farbe der Bauchseite weiss röthlich, der Rückenseite röthlich braun. Die Seitenlinie und Kiemen fehlen. Auf den Segmenten sind spärliche, lange und schwarze Borsten regelmässig vertheilt. Der Rücken des letzten Segmentes mit einem Chitinplättchen, hinter welchem 6 lange uud 2 kurze, steife, schwarze Borsten sich inseriren, bewehrt. Die Nachschiebel- wie bei A. comatus, aber die Gliederung weit deutlicher, so dass man erkennen kann, dass das 1. Glied eigentlich aus 2 Gliedern besteht und demnach die Nachschieber Sgliedrig sind; das 1, Glied trägt auf seinem Ende 4 Borsten. Nymphe spindelförmig, 5 — 6 mm lang, 1'5 — l*75mm breit. Kopf propor- tionirt, transversal, breit elliptisch, sein Stirnumriss massig gewölbt. Antennae stark, fadenförmig in die Mitte, oder bis an das Ende des 4. Abdominalsegmentes reichend. 133 Ihr erstes Glied wenig von den übrigen verschieden. Die Oberlippe wie bei A. comatus, aber stärker beborstet ; an der Basis sind 4, bei dem Seitenrande 5 Borsten, an dem Vorderrande eine lange und eine kurze und im ersten Drittheile der Ober- fläche eine lange, schwarze Borste. Mandibeln wie bei A. comatus; die Borsten stehen hinter einander und zwar die vordere gut entwickelt, die hintere näher der Basis stehende kurz, stachelförmig. Palpi maxillares ögliedrig, knieförmig, die ersten zwei Glieder am kürzesten und einander gleich, das 4. kurz und das 5. etwas länger. Palpi labiales kurz, stark, 3gliedrig, alle drei Glieder fast gleich. Flügelscheiden scharf zugespitzt; die vorderen kaum länger als die hin- teren, in die Mitte des 5. Abdominalsegmentes reichend. Spornzahl 2 4 4 ; die Sporne der Vorderfüsse kurz, jene der übrigen stark, gross und spitzig ; die Paare ungleich. Die Tibien und Tarsi des 2. Paares stark erweitert. Die Tarsalglieder der Vorder- füsse und Hinterfüsse kahl, jene der Mittelfüsse stark behaart. Fig. 36. Agapetus fuscipes, Curt. l. Mandibula "Vi- 2. FüMer der Larve '^Vi- 3. D. Körperende des cT von der Seite ^"/i- 4. Dasselbe von oben ''"/r ö. Das Körperende des $ von d. Seite *7i' 6. Dasselbe von oben ^7i- 7. Das Larvengehäuse von d. Seite. 8. Dasselbe von unten. Der Haftapparat stark; auf dem Vorderrande des 4. — 7. Segmentes ein Paar von grossen rundlichen Plättchen, die mit nach hinten gekehrten Spitzen be- setzt sind, auf dem Hinterrande des 4. Segmentes ein Paar von noch grösseren, quer elliptischen Plättchen mit Spitzen, die nach vorne gerichtet sind. Diese Spitzen, insbesondere jene der Schildchen auf dem Hinterrande sind sehr fein. Die Kiemen und Seitenlinie fehlen. Auf der Bauchfläche des sechsten Segmentes der (^ Nymphe erhebt sich ein stumpfer, walzenförmiger Fortsatz, welcher bis in die Mitte des 7. Segmentes reicht und zwei starke schwarze Borsten trägt. Auf derselben Stelle der weiblichen Nymphe ist ein niedriger starker Höcker. Die Appendices anales sind nach demselben Plane gebaut wie bei A. comatus. Die oberen Anhänge sind in der Ansicht von oben breit, stumpf, durch eine Einkerbung von einander ge- trennt; in der Seitenansicht sieht man, dass das Ende derselben höckerartig erhoben ist. Die unteren Anhänge sind in der Seitenansicht stumpf, gegen die Spitze hin etwas verschmälert; von unten gesehen erscheinen sie als eine Platte, die unten etwas 134 rinnenförmig ausgehöhlt ist und am Ende durch eine kleine Einkerbung den Ursprung aus 2 Theilen andeutet. In der Mitte zwischen den oberen und unteren Anhängen liegt die stumpfe Anlage des Penis. Bei der weiblichen Nymphe trägt das letzte Segment, welches oben in zwei kleine Läppchen endet, auf jedem von ihnen zwei steife schwarze Börstchen. Unten ist das Segment stark gewölbt, so dass es aussieht, wie wenn das verlängerte walzenförmige Ende desselben nach unten umgebogen wäre. Auf dem Ende des Segmentes sind 2 kegelförmige, etwas nach unten gerichtete Anhänge. Das Larvengehäuse elliptisch, 6*5 mm lang, 4 mm breit, 3 mm hoch. Es ist unten flach, etwas gebogen, oben aber gleichmässig stark gewölbt. Es ist aus kleineren Steinchen und gröberen Sandkörnchen gebaut ; besonders auf dem Rücken und an den Seiten sind die Steinchen grösser. Zwischen den Steinchen bleiben einzelne kleine Öffnungen, welche besonders auf der oberen Seite zahlreich sind. Nebstdem befindet sich unten auf der vorderen und hinteren Seite je eine kleine Öffnung. Vor der Verpuppung verwandelt die Larve ihr Gehäuse in ein festes, unbewegliches, welches unten keine Wand von Steinchen hat. Es ist aus kleinen Steinchen gebaut, breit elliptisch oder oval, 8 mm lang, 5 mm breit. Im Innern liegt ein heller, gelbbrauner, durchsichtiger Cocon, welcher hinten an das Gehäuse befestigt ist. Wir finden die Puppengehäuse manchmal schaarenweise an die Steine, besonders auf ihre Seitenflächen angeheftet. Die Larven leben in Gebirgsbächen und Quellen. VII. Farn. Hydroptilidae. Larve campocleoid ; das Abdomen ist viel stärker als Thorax und Kopf, mit sehr tiefen Stricturen. Kopf länglich eiförmig. Alle drei Thorakalsegmente oben hornig. Die hinteren Füsse entweder nur massig oder viel länger als die Vorderfüsse. Die Höcker, Seitenlinie und Kiemen fehlen. Die Nachschieber sehr kurz, zweigliedrig. Nymphe spindelförmig. Die Fühler stark, schnurförmig, viel kürzer als der Körper. Mandibulae stark, mit einer starken Basis und einer schmalen spitzigen Schneide, ohne Fühlborsten. Maxillartaster fünfgliedrig. Der Haftapparat auf dem 3. bis 6. oder 7. Segmente vorne, und 3. bis 5. hinten. Kiemen und Seitenlinie fehlen. Das letzte Segment stumpf, oder mit Lobi, die die Lage der Appendices anales des Image bezeichnen. Die Gehäuse frei beweglich, bedeutend grösser als die Larve, von sehr ver- schiedener Form: nierenförmig, dem Kümmelsamen ähnlich, flaschenförmig, subcy- lindrisch und auf beiden Enden abgerundet etc. Sie sind aus der Gespinnstmasse verfertigt, auf der Oberfläche oft mit mikroskopischen Sandkörnchen bedeckt; ihre beide Enden sind offen. Das Nymphengehäuse ist dem Larvengehäuse gleich, hat aber beide Offnungen verschlossen, und wird an beiden Enden auf die Steine oder Pflanzen befestigt. Hydroptila Mac Lachlani, Klp. (Fig. 37.) Hydroptila Mac Lachlani, Klp., I. dodatky ku seznamu ceskych Trichopter za rok 1890. (V6st. kr. c. spol. nauk.) Die Larve campodeoid, in ihrer Gestalt von der bei den Trichopteren ge- wöhnlichen Larvenform sehr abweichend. Die Körpersegmente werden bis zum fünften Abdominalringe allmählich dicker, und von diesem nehmen sie wieder rasch ab. Die gesammte Körperlänge beträgt circa 3 75 mm und die Breite am fünften Abdominalsegmente gemessen 0'75 mm. Kopf verhältnissmässig sehr klein, kurz, oval, gelb, oben etwas bräunlich, mit dichter, grauer, kurzer Behaarung. Die Mund- theile gross, stark hervorragend. Die Oberlippe quer vierwinkling, ihr vorderer Rand schwach ausgeschnitten, mit dichten, steifen Härchen besetzt ; auf der chitini- sirten Platte derselben stehen vorne jederseits sechs steife Borsten, nebst einem kleinen Haarbüschel. Mandibeln stark, braun, dreiwinklig, asymmetisch ent- 136 wickelt; die rechte ist messerförmig, von der Seitenansicht dreiwinklig mit einem breiten Kücken und einem stumpfen Zahne auf der Schneide ; die linke ist meissel- förmig an dem Ende rinnenartig ausgehöhlt; der Rücken von beiden trägt zwei ziemlich lange Fühlborsten. Die beiden Maxillenpaare wie gewöhnlich verwachsen ; der dem Kiefertheile des ersten Maxillenpaares entsprechende Kegel sehr stark, mit dichten Börstchen besetzt; die Maxillartaster kegelförmig, viergliedrig, ebenso lang wie der Kiefertheil. Die Spinnwarze, welche das zweite Maxillenpaar oder Labium repräsentirt, halbkugelförmig, glatt, jederseits mit einem Taster, dessen erstes Glied kurz und dick, zweites cylindrisch, bedeutend lang ist. Die Thorakalsegmente schmal, alle drei oben hornig. Die Chitinplatten gleich, quer vierwinklig, gelb, sehwach bräunlich mit dichter, grauer, kurzer Be- haarung, hinten und an den Seiten breit, glänzend schwarz gerandet. Füsse kurz. Fig. 37. Hydroptila Mac LachlanI, Klp. 1—6. Larve: 1. Die Larve 'Vi. 2. Labrum ^oo/^. 3. Dio linke, 4. die rechte Mandibel von unten ^""/j. 5. Maxiila und Labium '^Yj. 6. Das Körperende von der Seite ^3%. 7. — 8. Nymphe: 7. Labrum und Mandibula ^^Vj. 8. Das Körperende des J* von unten ^^-/i- 9- Das Gehäuse mit der Larve 'Vi* stark, alle drei Paare ziemlich gleich, mit den Thorakalplatten gleichfarbig, nur ihre Stützplatten und Coxalglieder schwarz gerandet. Alle Glieder derselben stark beborstet; das Ende der Tibien mit zwei starken Dornen auf der Innenseite ver- sehen; die Klaue lang, schmal, mit einem Basaldorne. Tibia der Vorderfüsse auf- fallend und rasch auf der Innenseite verbreitert. Die Abdominalsegmente mit sehr tiefen Stricturen; die Seitenlinie und Kiemen fehlen gänzlich. Nachschieber sehr kurz, hakenförmig, mit einer kurzen, starken Klaue, die drei Rückenhaken trägt. Das letzte Hinterleibssegment trägt drei säbelförmige Anhänge, von denen zwei untere, die nach oben gebogen sind, bei den Nachschiebern stehen, und der dritte nach unten gebogene und der längste oben in der Mitte des Hinterrandes des Segmentes sich inserirt. Die Grösse der Puppen ist nach dem Geschlechte verschieden: die weibliche Puppe ist fast 4 mm lang und ^4 ^^ breit, die männliche 2-75 mm lang und fast 137 0-75 mm bi'eit. Kopf proportionirt, fast kugelig, Auteuüeu kurz, fadenförmig, bei reiferen Exemplaren schimmert schon die perlschnurförmige Antenne des Imago durch. Bei dem Männchen sind sie 32-gliedrig, bei dem Weibchen 24-gliedrig; die ersten zwei Glieder etwas grösser und stärker als die folgenden. Die Ober- lippe und Mandibeln sehr hoch, auf der Stirn gestellt und schräg nach aufwärts gerichtet. Die Oberlippe halbkreisförmig und jederseits ein kleines Borstchen aus- genommen vollkommen kahl und glatt. Mandibeln rothbraun, gross, aus einer breiten und starken Basis sichelförmig in eine scharfe Spitze zulaufend. Die Taster bei beiden Geschlechtern gleich; Palpi maxillares fünfgliedrig, die ersten zwei Glieder kurz und dick, die letzten drei ziemlich gleich, lang und schmal. Palpi labiales dreigliedrig, die ersten zwei Glieder ebenfalls kurz, das dritte länger und schmal. Die Flügelscheiden sehr schmal und scharf zugespitzt, bei der weiblichen Puppe bis in die Mitte des siebenten Hinterleibssegmentes, bei der männlichen bis an das Ende des Abdomen reichend. Erstes und drittes Fusspaar kahl, zweites au den Tarsalgliedern stark mit langen feinen Borsten besetzt. Spornzahl 0 2 4; die Paare ungleich lang und dünn. Der Haftapparat auf der Rückenseite des Abdomen eigenthümlich ent- wickelt. Auf dem ersten und zweiten Segmente sind chitinisirte Leisten, welche auf jedem ein Trapez bilden. Die übrigen Theile des Haftapparates bei der weiblichen Puppe weit schwächer entwickelt als bei der männlichen. Bei dieser finden wir auf dem dritten bis sechsten Segmente jederseits eine Chitinplatte, die vorne sich erhebt und mit starken nach hinten gerichteten Haken, deren Zahl am dritten Segmente die kleinste, am sechsten die grösste ist, versehen ist; auf dem fünften und sechsten Segmente ist gleich hinter jedem Haken eine schwach chiti- nisirte mit kleinen Spitzen besetzte Stelle, die auch auf dem siebenten Segmente vorkommt. Auf dem dritten, vierten und fünften Segmente und zwar auf dem Hinterrande, in einer Linie mit dem grossen, vorderen Haken, ist eine stark chiti- nisirte kleine Warze, die mit nach vorne gerichteten Häkchen besetzt ist. Seit- wärts von diesen zieht sich der Länge nach auf jedem Segmente eine Chitinleiste, die am vorderen Rande des Segmentes mit dem Haken zu einer Art von Gerüst durch eine Querleiste verbunden ist. Bei der weiblichen Puppe sind die Platten mit den Haken nur in Form einer chitinisirten Warze, und die mit Wider- häkchen besetzten Warzen auf dem dritten, vierten und fünften Segmente bloss als Chitinpunkte entwickelt. Die Seitenlinie und Kiemen fehlen gänzlich. Auf der Bauchseite der männlichen Puppe auf dem sechsten Segmente befindet sich ein langer, gebogener Dorn, der in dichte Haare verhüllt ist und zwei kleine, stäbchen- förmige Anhänge trägt. Das Abdominalende des Weibchens ist einfach zuge- spitzt; bei dem Männchen ist dasselbe gegen die Spitze allmählich veschmälert, diese ist aber im stumpfen Winkel ausgeschnitten ; auf der Bauchseite ist jederseits ein flacher Lobus, der einen kurzen, konischen Höcker trägt. Über dem Winkel des Ausschnittes ragt die Anlage des Penis heraus. Sowohl die Larve, als die Puppe ehe sie reif ist, ist schön smaragdgrün. Das Gehäuse grün, oder schmutzig graugrün (je nachdem ob die Larven auf der Oberfläche der Steine oder zwischen den Algen leben), länglich nieren- oder bohnenförmig auf jedem Ende mit einer breiten Spalte. Seine Grundsubstanz 138 besteht in Gespinnstmasse, in welche auf der Oberfläche sehr feine Sandkörnchen eingebettet sind. Das Gehäuse ist viel grösser als die Larve, so dass sich die- selbe in ihm frei bewegen, umkehren und ihren Vordertheil beliebig durch die vor- dere oder hintere Spalte hervorstrecken kann. Beim Umherkriechen trägt die Larve das Gehäuse nicht horizontal, sondern so, dass es auf der etwas concaven Kante steht. Die Puppengehäuse haben beide Endspalten verschlossen und sind auf seichten Stellen, in ruhigem Wasser und nahe der Oberfläche desselben, entweder auf den Algenfäden, oder auf den Steinen haufenweise mit ihren beiden Enden befestigt. Ich habe die Larven und Puppen in dem kleinen Bache in St. Prokop bei Prag am 2. October 1886 gesammelt und zu Hause gezüchtet. Oxyethira costalis, Gurt, (Fig. 38.) Eyclroptüa costalis, Curt., Phil. Mag,, 1834, 218; Steph., III,, 153; Hag., Ent. Ana., 1859, 108; Mc. Lach., Tr, Br,, 96. Oxyethira costalis, Eaton, Trans. Ent. Soc. Lond,, 1873, 144; Taf. 11, Fig, 5, III, Fig. 8; Mc. Lach., Hey. a. Syn., 521, Eydroptila sparsa, Steph., III,, 152, nee Curt, ? Eydroptila flavicornis, Pict. Recherch., 225, Taf. XX, Fig. 11 (1834). Die Gehäuse, Larven u, Nymphen mehrmals beschrieben unter den Namen Lagenopsyche; Fr. Müller, Über die von den Trichopterenlarven der Provinz Santa Catharina verfertigten Gehäuse (Zeitschrift f. wiss. Zool., Bd. XXXV, S. 47.); derselbe, eine deutsche Lagenopsyche (Ent. Nachr., Jahr Xin, Nro. 22.); K. J. Morton, On the cases etc. of Oxyethira costalis, Curt., an another of the Hydroptilidae (Ent. Mon. Mag., Vol. XXIII, February) ; Fr. KlapdleJc, die Metamorphosestadien der Oxyethira costalis, Curt. (Lagenopsyche Fr. M.) Sitzgsber. d. k. böhm. Gess. d. Wiss. 1890.) Die Larve ist campodeoid, durch die Form ihres Körpers stark an die trächtigen Termitenweibchen erinnernd. Sie hat eine schmale, verhältnissmässig kleine Brust und ein stark erweitertes Abdomen; schon der erste Abdominalring ist etwa zweimal so breit wie Metathorax, die übrigen aber werden stufenweise noch stärker, so dass das 5. Abdominalsegment, an welchem der Hinterleib am stärksten ist, mehr als dreimal so breit wie Metathorax ist. Vom 5. Abdominal- segmente wird der Hinterleib wieder allmählich schwächer. Die vollkommen er- wachsene Larve ist 3"1 — 3"26 mm lang, am Metathorax 0*23 mm, am 5. Abdominal- segmente 0-77 — 0-79 mm breit. Kopf verhältnissmässig klein, lang eiförmig, blass gelblich, bloss hinten an dem Foramen occipitale bräunlich ; auch an der Gabellinie, gerade über den Augen befindet sich jederseits ein bräunlicher Fleck, auf welchem eine sehr starke und lange Borste steht. Übrigens ist der Kopf auch auf seiner Stirn- und Scheitelfläche spärlich mit verhältnissmässig starken Borsten besetzt. Foramen occipitale ist nur massig schräg und nur mit einem seichten Ausschnitte auf der unteren Seite. Augen braun, gross. Antennae inseriren sich vor den Augen gleich am Rande der Chitinkapsel des Kopfes und bestehen aus einem starken kurzen Ansatzgliede, welches ein schlankes, einigemal längeres Glied trägt; dieses ist auf der Innenseite etwas oberhalb der Mitte und an der Spitze mit einer langen 139 Fühlborste versehen. Die Mundtheile massig prominent. Die Oberlippe quer länglich, viereckig, etwa zweimal so breit wie lang mit abgerundeten Vorderecken ; die vordere Partie trägt jederseits 5 kurze starke Borsten, von denen 4 an dem Rande und eine auf der Fläche, etwa im vorderen Drittheile steht; auf den Vorderecken sind Bürsten aus kurzen Börstchen, die von dem Vorderrande auf der unteren Fläche des Labrum nach innen einbiegen. Maudibulae stark, rothbraun, von der Fläche gesehen dreieckig. Die Schneide ist auf der rechten und linken Seite asymmetrisch entwickelt; der linke Kiefer trägt an der Spitze zwei Zähne, unter welchen die Fig. 33. Oxyethira costalis, Gurt. 1. — 7. Larve: 1. Larve im Gehäuse. 2. Labrum. 3. Die rechte 4. die linke Mandibel. 5. Maxillae und Labium. 6. Antenna. 7. 1. u. 3. Fusspaar. 8. — 9. Nymphe: 8. Labrum. 9. Mandibel. 10. Das Körperende des cT von unten. 11. Die Nymphengehäuse auf einem Stücke des Blattes von Nymphaea befestigt. doppelte Schneide nur seicht wellenförmig ausgeschnitten erscheint ; d. rechte Kiefer hat eine einfache Spitze, unter welcher jederseits zwei ziemlich kleine Zähne sich erheben. Der Rücken trägt zwei starke Borsten von ungleicher Länge. Maxillen kurz und stark; die Taster fingerförmig, Sgliedrig, das letzte Glied an der Spitze mit zwei starken Sinneshöckern versehen und das basale Glied trägt an der äusseren Seite zwei starke Borsten. D. Kiefertheil stark, an das Ende der Palpi reichend, mit zahlreichen, starken Sinnesstäbchen versehen; Labium stark, breit konisch, mit eingliedrigen Tastern, die an der Spitze einige Sinnesstäbchen tragen. Hypo- pharynx stark behaart. Alle drei Brustsegmente auf der Rückenseite mit Chitinschildchen ver- sehen. Die Schildcheu sind quer länglich, viereckig, die hinteren stufenweise schmäler, blass gelblich, mit schwarzbraunem Hinterrande und Vorderecken und einem bräunlichen Anstriche auf der hinteren Hälfte. Füsse sehr ungleich. Die 140 Vorderfüsse sehr stark; ihr Femur dreieckig, breit; Tibia auf der Innenseite mit einem starken Ansätze, der zwei kurze Borsten an der Spitze trägt. Das 2. und 3. Paar mehr als zweimal so lang wie die Vorderfüsse, dafür aber sehr schlank. Alle Klauen sind fein zugespitzt, nur massig gebogen und mit einer Basalborste versehen. Die Farbe der Füsse ist gelblich; dieselben sind nur mit spärlichen Borsten besetzt. Die Abdominalsegmente sind wulstig, so dass die Stricturen zwischen ihnen sehr tief und deutlich sind. Kiemen und die Seitenlinie fehlen gänzlich. Die Nach- schieber sind sehr kurz, so dass sie gar nicht abstehen, und tragen eine kleine Klaue. Der Rücken des letzten Abdominalsegmentes ist mit einer quer länglichen, bräunlichen Chitinplatte versehen, deren hinterer Rand mit starken Borsten be- setzt ist. Nymphe spindelförmig, etwa am 1. Abdorainalsegmente am breitesten, von oben und unten etwas zusammengedrückt, 3 — 3"1 mm lang, an der breitesten Stelle 0-79— 0-86 mm, in den Schultern 0-6— 0-62 mm breit. Die Grösse beider Geschlechter ist ziemlich gleich. Kopf proportionirt, quer elliptisch mit einem stark gewölbten Stirnumrisse. Antennae stark, schnurförmig, beim (^ 43gliedrig, an den Anfang des 7. Abdominalringes reichend, beim Q 25gliedrig an den Anfang des Metathorax reichend. Mundtheile ziemlich hoch auf die Stirn gestellt. Die Oberlippe dreieckig mit einer deutlich durch einen seichten Einschnitt abgesetzten Basis. Mandibulae sensenartig, proportionirt mit einer fein gezähnten Schneide. Die Maxillarpalpi ögliedrig, die ersten zwei Glieder unter einander gleich lang. Labialpalpi sehr kurz, kaum an das Ende des 3. Gliedes der vorigen reichend, 3gliedrig ; das End- glied ist selbst so lang wie die zwei vorigen Glieder zusammen. Flügelscheiden sehr schmal, spitzig, die vorderen an das Körperende reichend, die hinteren wenig kürzer. Spornzahl 0 3 4; die Sporne gross und zu- gespitzt, die Paare aber sehr ungleich lang. Die Tarsalglieder des zweiten Fuss- paares stark auf der Innenseite behaart. Haftapparat ziemlich stark entwickelt und zwar finden wir auf dem Vorder- theile des 3.-7. Hinterleibsringes je zwei kurze, nach hinten divergirende Reihen von 4—8 starken nach hinten gekehrten Häkchen und nahe dem Hinterrande des 3. — 5. Segmentes je zwei kleine rundliche Plättchen, die mit 8 — 10 feinen nach vorne gerichteten Spitzen besetzt sind. Kiemen und Seitenlinie fehlen gänzlich. Das Hinterleibsende ist beim 9 einfach stumpf zugespitzt, beim Männchen ist es abgestumpft und trägt einen kurzen Lobus als Anlage des Penis. Das Gehäuse ist schon mehrmals beschrieben worden, doch will ich es der Vollständigkeit wegen noch einmal unternehmen. Es ist in der Seitenansicht flaschenförmig, von beiden Seiten zusammengedrückt, 3*16— 3-67 mm lang, hinten 1 mm, oder sehr wenig darüber breit, von der Mitte nach vorne, wie der Hals einer Flasche bis auf 0 4 — 0*5 mm verschmälert ; der die Vorderöffnung bildende Vorderrand ist bedeutend stärker und ein wenig nach aussen gebogen. Von vorne nach hinten sind die Wandungen des Gehäuses dünner. Die Vorderöffuung ist kreisförmig, da das Gehäuse aber von den Seiten zusammengedrückt ist, erhält sein Lumen nach hinten eine immer schmälere Form, bis die Hinteröffnung schmal rhombisch mit abgerundeten Ecken erscheint. Das Gehäuse ist ledergelb nur aus 141 der Gespiunstmasse der Serikterien verfertigt, sehr fein, vorne durchscheinend, hinten aber ganz durchsichtig. Von der Larve wird das Gehäuse an einer Kante geschleppt. Wenn sich die Larve zur Verpuppung vorbereitet, schliesst sie die beiden Öffnungen, befestigt das Gehäuse an jedem Ende durch zwei Bänder, welche tellerförmig ausgebreitet sind, auf die Blätter der Wasserpflanzen (Teichrosen, Wasseraloe etc.) und nimmt in dem Gehäuse eine umgekehrte Lage ein ; denn alle Nymphen ruhen so, dass ihr Kopf in dem breiteren Theile des Gehäuses liegt. Die entschlüpfenden Nymphen, welche zur letzten Häutung eilen, öffnen die Hin- teröffnung. Fr. Müller beschreibt in seiner Arbeit auch die Gehäuse von ganz jungen Larven, die ich nicht hatte. Sie sollen kurz konisch sein, ohne den verdickten Vorderrand, weit durchsichtiger und dünner. Nach demselben Autor sollen die jüngsten Stadien ganz frei leben. Die erwachsenen Larven zeigen in der grossen Länge der zwei hinteren Fusspaare grosse Ähnlichkeit mit den Leptoceriden. Seit der Veröffentlichung meiner Beobachtungen über die Metamorphose der Ox. costalis, die ich an dem mir von Herrn K. Kräpelin, Director des Naturhisto- rischen Museums in Hamburg und von H. Dr. M. v. Brunn ebendaselbst gütigst geschickten Materiale machte, habe ich die Larven und Nymphen in den alten Flussannen der Elbe bei Libisch gefunden und die Larven auch von Herrn Prof. Ant. Fric aus dem Katschenschlager Teiche bei Neuhaus erhalten. II. Theil enthält: Dr. Em. Boficky: Petrogr aphische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens Preis fl. 3-50 Preis der ganzen ersten Hälfte des zweiten Bandes (I. und IL Abtheilung zusammen) geb. fl. 10* — Z AV EITER, BAND. Zweiter Theil. in. Botanische Abtheilung. Dieselbe enthält: Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky (II. Theil) Preis fl. 2-60 IV. Zoologische Abtheilung. Dieselbe enthält: a) Prof. Dr. Ant. Fric: Die Wirbelthiere Böhmens. b) „ „ „ „ DieFlussfischereiinBöhmen. c) „ n n « Die Krustenthiere Böhmens. Preis fl. 3* — V. Chemische Abtheilung. Prof. Dr. Em. Boficky: Über die Verbreitung des Kali und der Phosphorsäure in den Gesteinen Böhmens. Preis 60 kr. Preis der ganzen zweiten Hälfte des zweiten Bandes (III., IV. u. V. Abth. zusammen) geb. fl. 5" — DFtlTTEFt BAND. I. Topographische Abtheilung. Verzeichniss der in den J. 1877 — 1879 vom k. k. mil.-geogr. Institut trigonometrisch bestimmten Höhen von Böhmen herausgegeben von Prof Dr. Karl Kofistka und Major R. DaublebskyvonSterneck fl. 1'80 II. Geologische Abtheilung. I.Heft. Petrographische Studien an den Ph onolithgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. l"— IL Heft. Petrographische Studien an den Melaphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky. Preis fl. T— III. Heft. Die Geologie des böhmischen Erzgebirges (I. Theil) von Prof. Dr. Gustav Laube. Preis fl. 2* — in. Botanische Abtheilung. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (HL Theil Schluss.) Preis fl. 2'4ü IV. Zoologische Abtheilung. I. Heft. Die Myriopoden Böhmens von F. V. Rosicky. Preis 60 kr. n. Heft. Die Cladoceren Böhmens von Bohuslav Hellich. Preis fl. 1'60 V. Chemisch-petrologische Abtheilung. Elemente einer neuen chemisch-mikroskopischen Mineral- und Gesteinsanalyse von Prof. Dr. Boficky. Preis . • fl. 1*40 VIEB,TEB, BAND. No. 1. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. Die Weissen- berger und Malnitzer Schichten von Dr. Anton Fric. Preis fl. 3* — No. 2. Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen von Prag von J. Krejci und R. Helmhacker ^. ..fl. 4*50 No. 3. Prodromus der Flora von Böhmen von Prof. Dr. Ladislav Celakovsky. (IV. Theil.) Nachträge bis 1880. Verzeichniss und Register fl. 2*40 No. 4. Petro logische Studien an den Porphyrgesteinen Böhmens von Prof. Dr. Em. Boficky fl. 1-80 No. 5. Flora des Flussgebietes der Cidlina und Mrdlina von Prof. Ed. Pospichal. fl. 1- No. 6. Der Hangcndflötzzug im Schlan-Rakonitzer Steinkohlenbecken von Carl Feistmantel fl. 2* — FtJTNFTEFl BAND. No. 1. Erläuterungen zur geologischen Karte desEisengebirges (Zelezne hory) und der angrenzenden Gegenden im östlichen Böhmen von J. Krejci und R. Helmhacker .. . fl. 2* — No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. III. Die Iser- schichten. Von Dr. Anton Fric fl. 3' — No. .3. Die mittelböhm. Steinkohlenablagerung von Carl Feistmantel . . ü. 1-20 No. 4. Die Lebermoose (Musci Hepaticj) Böhmens von Prof. Jos. Dedecek. fl. 1' — No. 5. Orographisch-geotektonis che Übersicht des silurischen Gebietes im mittleren Böhmen, Von Johann Krej ci und Karl Feistmantel. . , . fl. 2« — No. 6. Prodromus der Algenflora von Böhmen, I. Th. Von Dr. A, Hansgirg. fl. 1*40 SEOHSTER BAND. No. 1. Über die Torfmoore Böhmens in naturwissenschaftlicher und national- ökonomischer Beziehung mit Berücksichtigung der Moore der Nachbar- länder, Von Dr. Fr, Sitensky, I. Abth. Naturwissenschaftlicher Theil. . . . fl. 2*80 No. 2. Die Süsswasserbryozoen Böhmens. Von Jo sef Kafka fl. 1"20 No, 3, Grundzüge einer Hyetographie des Königreiches Böhmen. Von Dr. F. J. Studnicka fl. l'SO No, 4. Geologie des böhmischen Erzgebirges. II. Theil. Von Dr. Gustav C, Laube. fl, 2-50 No, 5, Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens. I, Metamorphose der Trichopteren. I. Serie. Von Fr. Klapälek fl, 1-20 No. 6, Prodromus der Algenflora von Böhmen, I. Th. Forts. Von Prof. Dr. Anton Hansgirg fl. 3* — SIEBENTEM BAND. No. 1. Die Flechten der Umgebung von Deutschbrod von Jos. Noväk (in Vorbereit,). No. 2. Studien im Gebiete der böhmischen Kreideformation. IV. Die Teplitzer. Schichten. Von Prof. Dr. Ant, Fric fl. 3-— No. 3. Über die chemische Zusammensetzung verschiedener Ackererden und Gesteine Böhmen's und über ihren agronomischen Werth. Von Dr. Jos. H anamann , , , fl. 2' — JNo. 4. Die tertiären Land- und Süsswasser-Conchylien des nordw. Böhmen von Gottlieb Klika , fl. 2-40 No. 5, Die böhmischen Myxomyceten von Dr. Lad. Celakovsky (Sohn) (in Vorbereit.), No. 6, Geologische Karte von Böhmen. Section VI, Entworfen von Prof. Joh. Krejci. Mit Erläuterung von Prof. Dr. A. Fric. Preis fl. 2*20 AOHTEFl BAND. No. 1. Übersicht der Thätigkeit der naturw. Landesdurchforschung v, J, 1864 bis 1890 von Prof. Dr, K. Kofistka ". fl. —-30 No, 2. Untersuchungen der Fauna d. böhm. Gewässer, IL Fauna d. böhm. Teiche von Jos, Kafka fl, 1-20 No. 3. Monographie der Ostracoden Böhmens. Von Wenzel Vävra . . , , fl. 2*60 No. 4, Prodromus der Algenflora von Böhmen, Zweiter Theil. Von Prof, Dr, Anton Hansgirg fl. 3*— No. 6. Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens. I. Metamorphose der Trichopteren. H. Serie. Von Prof. Fr. Klapälek fl. — • — Druck von Dr. Ed. Gregr in Prag 1893. — SeJbstTerlag. 6